EEE . A ur ZorTE RE rn TE Na Felle hal Dean je ? 2 a ; z. ne E EIER: > eye > " N AT r = Nr 0. EEE = w = . Zn NE ‚ ge n - un ü E s = BETEN ia en Ne AR = RE TE nn Tassen Sk > “ en = er x A wenn er = \ A e Ey TE Ben FETT AT De A Fee 5 = ; * EEE WEL es. 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Band — 1912/13 Mit 1 Karte, 2 Tafeln und 26 Figuren im Text 226905 1913 Verlag von Quelle & Meyer in Leipzig ” ge * r h 6: Inhalt des 84. Bandes. Originalaufsätze und kleinere Mitteilungen. H. Scupin, Eine einfache Formel zur Berechnung der Schichten- mächtigkeit in gebirgigem Gelände. Mit 3 Figuren . W. Ebert, Die Flora des Hakels und seiner Umgebung (Pha- nerogamen und Gefäßkryptogamen). Mit Karte R. Amthor, Über Prehnit im thüringischen Mesodiabas . Erich Gramzow, Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. Mit ıı Textfiguren Ludwig Spöttel, Coleopterologische leisten. Mit 3 Text. figuren 2 Karl Bbernau, Ein erhob et menschlichen. Be spuren aus diluvialen Ablagerungen der Umgegend von Halle 233 Mit einer Pisur En RT ee A. Kobelt, Die höhere Reife (rückschrittliche oder Frühreife) und ihre Tätigkeit EreKersten,..Die De ehenihysische Tee Baulg ri “2 Zufallslehre SEE N Se Ey N ER Aug. Schulz, Beiträge zur Flora und Pflanzendecke des Saale- bezirkes. I. Mit einer Tafel und 3 Textfiguren K. Bernau, Beiträge zur Flora des Passes von Vilzavona aut Korsika, mit besonderer Berücksichtigung der Moose i Georg Schein, Untersuchung über die chemische Zusammen- setzung des Knochens an verschiedenen Körperstellen und bei verschiedenen Behandlungsmethoden EIN MW. Gebhardt, Ein kritisches Objekt Ei die Nies der Feuersteinbänderung im Sinne der rythmischen Nieder- schläge in Kolloiden. Mit einer Tatel und 5 Textfiguren . Aug. Schulz, Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide und ihrer Geschichte. I. Die Abstammung des Roggens . E. Roth, Die erste wissenschaftliche Erforschung eines Natur- schützgebietes . : Aug. Schulz, An nz Be ars Shaker Aug. ur Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide und ihrer Geschichte. II. Über die Abstammung des Weizens Seite 144 147 150 161 197 206 241 326 339 401 407 414 IV Inhalt - Seite Aug. Schulz, Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide und ihrer Geschichte. III. Über einige Getreide und Getreide- stammarten aus dem westlichen Persien „27, Fer er J. Stickers, Können wir Energie fühlen? .. I FE M. Naumann, Die deutschen Zechsteinsalzlager Een Sitzungsberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins für Sachsen und Thüringen -:::...:.:%, zes en... ee Literatur-Bespreehungen. . . . .„ 2 2... . 27233 303450 Een ON 4 in: C egenwart } und’ v OTZEIE Von u En ah . a ! en HER : Des Ri Fon ne SEE ni en ‚verfaßte Werk, ‚das so mandıe reologisch-g. ographische Diskussion angeregt ‚hatte, : wat seit a ahren vergriffen, weil der ‚Ver t fasst .. für die neue Auflage erst die ‚behandelten ‚Probleme. ‚auf. einer neuen | Reise nachprüfen wollte, Im vergangenen ‚Frühja ie bereiste, Walther I Ägypten, Nubien und den östlichen Sudan, ‘und bietet jetzt in der fast 1. ‚um das Doppelte vermehrten und völlig umgearbeiteren ‚Aufla | e: Resultate seiner erneuten ‚Forschungen. , ‚ Um das Verständnis der so I “abweichenden und verwicelten geologischen Vorgänge in der Wüste „mehr zu erleichtern, ist jetzt der Text in. 32 Kapitel gegliedert. Viele ‘Probleme und Tatsahen werden zum ersten Male ‚behandelt, und . | etwa 120 photographische: Aufnahmen des Verfasserssindals Erläuterung | dem Text eingefügt. Besonders ausführlih wird die ‚Verwitterung 1 ‚ altägyptischer. Da Ba und en so, dab auch Be mr Agyptologen hier mandı I schnitte über das unterirı fische Wasser die et in de Wüste, die EN % Grenzen ‚der Wüste, ‚die‘ Hartrinde,. die, Panzerung und. besonde ers über die Wüste der Vorzeit. "Hier ‚werden ‚der Klimawechsel, die Pluvialperiode, die Kennzeihen ‚der fossilen Wüsten und die eigen- ‚artigen Wüstenerscheinungen ‚am Rand der. diluvialen. Bisdeke aus» I führlich behandelt und manches neue Problem aufgeworfen. So entsteht I ein eigenartiges und’ umfassendes Bild der Wüste in allen ihren. Ab« | Raten und in ihren Beziehungen zu den Problemen der a Morpholokie, allgemeinen Be und u Erdgescichte. Be "Ausführliche Prospekte Imemgcich und 1postrel A Eine einfache Formel zur Berechnung der Schich- tenmächtigkeit in gebirgigem Gelände Prof. Dr. H. Seupin, Halle a. S. Mit 3 Figuren. Der Geologe, der die Schichtenmächtigkeit in gebirgigem Gelände berechnen will, benutzt hierfür wohl meist die kon- struktive Methode; auch Keilhack erwähnt in seiner prak- tischen Geologie!) nur diese.: Naturgemäß aber werden einem auf mehrfachen Abtragungen und Abmessungen beruhenden Verfahren Mängel anhaften, die bei Anwendung einer Formel nicht in dem Maße hervortreten. Jedenfalls müssen sich die Fehlerquellen mit jeder Abmessung häufen. Es sind bei der graphischen Methode nicht nur wie bei Anwendung einer Formel horizontale und vertikale Entfernungen abzutragen, sondern auch der Einfallswinkel, es ist ein Lot zu fällen, und schließ- lich wieder dieses Lot zu messen. Vergrößert man den Maßstab der Karte in der Konstruktionsfigur, so wird sich bei Winkel- fehlern der Gesamtfehler ebenfalls vergrößern, während die Fehler, die durch schlechte, lineare, Bruchteile von Millimetern betreffende Schätzungen entstehen, geringer werden. Immer- hin wird die durch Fehler ersterer Art bedingte Vergröße- rung des Gesamtfehlers hierdurch nicht aufgewogen, wie ich an mir selbst sowie bei praktischen Übungen an einigen meiner Schüler feststellen konnte. 1) Praktische Geologie, 2. Aufl., 1908, S. 188. Zeitschr. f. Naturwiss. Halle a. S. Bd. 84. 1912/13. I 2 H.. Scupın, [2] Bei sorgfältiger Einzeichnung sind die bei der graphischen Methode vorkommenden Abweichungen von dem berechneten Ergebnis allerdings sehr gering. Sie betrugen bei mir selbst unter Annahme eines Iooo m breiten Ausstreichens, einer Vertikal- differenz der beiden Grenzpunkte von Ioo m und eines Einfall- winkels von Io® durchschnittlich nur 8 m, das sind 3% der berechneten Mächtigkeit, und zwar waren sie teils positiv, teils negativ, so daß sie sich schließlich wieder ausgleichen würden. Es sind das ja auch Beträge, die natürlich keinerlei Rolle spielen und innerhalb der allgemeinen Fehlergrenzen liegen, immerhin aber werden sie bei dem Ungeübten größer werden und sich auch, soweit kleine Winkelfehler die Ursache der Ungenauigkeit sind, vielleicht mit infolge der Dicke des Striches, bei ganz kleinen Fallwinkeln steigern. Vor allem aber ist nur bei sehr sorgfältiger Eintragung, die doch einen gewissen Betrag an Zeit in Anspruch nimmt, eine annähernde Genauigkeit zu erreichen, so daß mitunter, besonders im Felde zwecks schnelleren Schätzens eine Formel erwünscht sein dürfte. Zu einer solchen kam schon Fritsch in seiner Allgemeinen Geologie!) bei der Aufgabe, die Mächtigkeit einer Schicht zu berechnen, wenn zwei Punkte der liegenden und hangenden Grenzfläche ihrem gegenseitigen Vertikalabstand nach sowie Streichen und Fallen bekannt sind; sie enthält außer der Verti- kal- und Horizontalentfernung der Punkte und dem Sinus bzw. Kosinus des Fallwinkels noch den Sinus des Winkels, um den die Verbindungslinie beider Punkte von der Streich- richtung abweicht. Diese Formel, die wenig bekannt scheint, liefert recht gute Resultate — ist aber durch die beiden Sinus- werte für eine schnelle Schätzung im Felde nech etwas zu wenig handlich; auch würde es für den Gebrauch noch nötig sein, die Formel, die je nach dem Fallen der Schicht gegen die Böschung oder in der Richtung derselben, in letzterem Falle wieder bei steilerer oder flacherer Lagerung eine etwas ver- schiedene Gestalt annimmt, auf eine einheitliche, für jeden Fall leicht zu modifizierende Form zu bringen. Dagegen sind 1177388, S. 067 und 168. [3] Formel zur Berechnung der Schichtenmächtigkeit. 3 aus den Berechnungen selbst schon einfachere (je nach den verschiedenen Fällen dem Vorzeichen nach etwas verschieden lautende) Werte für die Aufgabe herauszulesen, in einem Profil senkrecht zum Streichen die Mächtigkeit durch Fallwinkel, Horizontal- und Vertikalentfernung der Grenzpunkte auszu- drücken, ohne daß übrigens Fritsch seine Berechnungen in diesem Sinne weiter verfolgt, Werte, zu denen man indes auch auf dem unten dargestellten anderen, wie ich glaube, noch etwas anschaulicheren Wege gelangen kann, der dann auch ganz von selbst eine Verallgemeinerung des Ergebnisses für die einzelnen Fälle (wie sie übrigens auch für die Endformel Fritschs möglich ist), also zu einer durchweg passenden Grundformel führt. Allerdings wird bei dieser Aufgabe die Profillinie ja nur in seltenen Fällen so liegen, daß die Grenzpunkte auf ıhr gerade auf zwei Höhenlinien der Karte fallen, in welchem Falle allein eine vollständig genaue Ablesung des Höhenunterschiedes mög- lich wäre. Indes wird auch dann, wenn, wie meist, der eine Grenzpunkt zwischen zwei Höhenlinien liegt, und man auf Schätzung der Höhenlage innerhalb des Abstandes zweier Höhenlinien angewiesen ist, falls es sich nicht gerade um Steil- gehänge handelt, der Fehler nur unbedeutend sein, zumal der Betrag stets cos (p = Fallwinkel), also einen echten Bruch als Koeffizienten hat, so daß die Ungenauigkeit erst bei söhliger Lagerung ( = 0°) den vollen Betrag der falschen Schätzung erreichen kann, deren Fehler bei mäßiger Böschung überhaupt kaum ın Betracht kommen dürfte. Man wırd daher gut tun, in solchem Falle Profile durch möglichst flache Böschungen, jedenfalls solche, die noch 5 m-Linien enthalten, der Berechnung zugrunde zu legen. Es sind naturgemäß drei Fälle zu unterscheiden: I. Die Schicht fällt widersinnig gegen die Böschung, der hangende Grenzpunkt liegt höher als der liegende und erscheint in der Fallrichtung vorgeschoben. 2. Die Schicht fällt gleichsinnig mit der Böschung und steiler als diese; der hangende Grenzpunkt liegt tiefer als der liegende, aber erscheint ebenfalls in der Fallrichtung vorge- schoben. 1 * 4 ER CH. Seupm, | [4] 3. Die Schicht fällt gleichsinnig mit der Böschung und flacher als diese, der hangende Grenzpunkt liegt höher als der liegende, aber letzterer erscheint in der Fallrichtung vor- geschoben. Betrachten wir zunächst den ersten Fall. Sei die Horizontal- entfernung des liegenden Grenzpunktes vom hangenden in einem Profil senkrecht zum Streichen = e, der Vertikalabstand des hangenden Grenzpunktes über dem liegenden = h, der Fall- winkel = », die Mächtigkeit = m, so ist in Figur I Bierr. AU =e Der DE=m /0AD=BCE=o. Es ist dann m =DC+(CE m=esinp-+h cos p. Zieht man im zweiten Falle wieder durch den Schnitt- punkt von e und h eine Senkrechte auf die Schichtgrenzen, so ist AC=h OB=e DE=m ZOBR MACD —o Es ist dann f m=CE—-CD m=esine —hcosv. Im dritten Fall sei 0(A=e a0, = [5] Formel zur Berechnung der Schichtenmächtigkeit. 5 DE=m DAC —= BCD 0, so ist m=Ü0E—CD m=h cos g —e-sin ®. Ganz allgemein läßt sich die Formel also ausdrücken: m=-zesinp=zhcosg. Es ist dabei der liegende Grenzpunkt (hier durch- weg mit A bezeichnet) als Nullpunkt aufzufassen; A ist Big. 2. deum positiv in der Richtung nach oben, also wenn der hangende Grenzpunkt sich über dem liegenden befindet (Fall r und 3), negativ, wenn er tiefer liegt (Balr2)=e erhält positiven Wert in der Richtung des Fallens (Fallrund 2), negativen in der Richtung. gegen das Fallen (Fall 3). ‚Grenzwerte sind die söhlige Lagerung und die seigere Stellung der Schichten; im ersteren Falle wird sing =0,; cos —= I, es verschwindet der erste Summand und der letzte wird = Ah, in letzterem Falle wird sin g = I, cos o = 0, es verschwindet der zweite Summand und es wird m = e, beides Resultate, die sich 6 H. Scupin, [6] von selbst verstehen. Wird h = 0, so ergibt sich die gewöhnliche Formel für ebenes Gelände, bei e = o die für Steilabfälle. Für die Praxis wird bei kleinen Winkeln bis zu I5°, wie sie ja in unseren Mittelgebirgen gerade besonders häufig sind, die Formel insofern eine Vereinfachung erfahren können, als cos © sich dann nur wenig von der Einheit entfernt; der Wert von 0,98, den er bei I2°, von 0,97, den er noch bei 15° hat, kommt für die Praxis nicht in Betracht, so = dann die Formel ein- fach sein würde m=tesno-th. Fig. 3; Bringt man dann noch auch den ersten Summanden auf eine einfachere Form, entsprechend der Maclarenschen Formel, in der Erwägung, daß die Sinuswerte unter 30° annähernd proportional den Winkelwerten abnehmen!), so wird die Formel] für derartige kleinere Winkel m ch 60 Es wird indes auch noch bei etwas größeren Winkeln der Betrag cos » vernachlässigt werden können, wenn der Wert h ım Verhältnis zu e nicht zu groß ist, d. h. nicht zu steiles Ansteigen vom liegenden zum hangenden Grenzpunkt vor- handen ist. Der Fall 3 kombiniert sich natürlich mit Fall ı oder 2, wo- durch sich unter Voraussetzung gleichbleibender Mäch- 1) Keilhack a. a. ©. S. 189. Keilhack gibt sogar noch 45° als Grenz-. wert für Anwendung der Maclarenschen Formel an, auch hier erreicht der Fehler erst etwa 5,6% [7] Formel zur Berechnung der Schichtenmächtigkeit. 7 tigkeit der Schicht auch noch ein Weg ergibt, die Mächtig- keit ohne Winkelmessung zu ermitteln bzw. den Fallwinkel zu berechnen, wenn auch die Ermittelung desselben in einer Karte sich ebenso bequem mit Hilfe des Böschungsmaßstabes voll- ziehen lassen wird. Berechnet sich in Fig. 3 die Mächtigkeit der Schicht auf der Beehiten Seite, mit m —=hcosp —esino, so würde ebenso unter der Voraussetzung vollständiger Parallel- flächigkeit und Ebenheit der Schichten zu setzen sein m=esino-+ h,cosp, wo e, und h, den Horizontal- und Vertikalabstand der Grenz- punkte auf der linken Seite der Figur bedeuten würde, woraus folgen würde: hcosp —esing=e,sing + h,coso. Durch cos @ dividiert ergibt sich h—egp=atgp+t h - Kombiniert sich Fall 3 mit Fall 2, so ergibt sich in ganz ähn- licher Weise h+h Sur zwei Formeln, die sich übrigens auch sofort aus der Figur ab- lesen lassen, sobald man durch den Schnittpunkt von e, und h, eine Parallele zu der unteren Grenzlinie und in letzterem Falle noch eine Hilfslinie horizontal durch B zieht. Hat man keine Tabelle zur Hand, so ergibt bei Werten unter !/, Multiplikation mit 60 angenähert den Winkel selbst in Graden. Für die Berechnung der Mächtigkeit wird bei kleinem Einfallswinkel wegen der in solchem Falle annähernden Gleich- heit des Tangens und Sinus (bei I2° noch in der zweiten Dezimale gleich) das Einsetzen der erhaltenen Resultate an Stelle von sin 9 der obigen Formel genügen. Flora des Hakels und seiner Umgebung .(Phanerogamen und Gefäßkryptogamen) von W. Ebert, Lehrer in Bernburg. Mit Karte. zızun Seite 7. Morwerti Ben. en zu Naer Naturgerualde des Hakelı nach, as Schneider. E a) Die Domburg als Glanzpunkt des Hakels a [4] b) Der Frühling im Hakel Be... 0.005 c) Der Sommer im Hakel . .:. . ne . [20 d) Eine Winterlandschaft des ae een. 022 3.. Die. Beschreibung des Hakels 7... 2... 2 we 4. Botaniker im Hakel . ... . Sr Ä FIR LO) 5. Charakteristik der Vegetation de ala im "Vergleich u der des benachbarten Hohen Holzes. . . . [18] 6. Systematische Zusammenstellung der Pilänzen des Has a SseinerUmechuns rer Be: 0. 2. 7. Erklärungen und Ale en re 8. ‚Register"der Pilanzennamen MIST Er No [80] 1. Vorwort. Im Jahre 1907 und Igo®S hat der Eokelgeaikl neben seinem Domburgplatze, rechts am Wege nach Heteborn einen botanischen Garten erhalten, wo sich alle seine schönen und seltenen Pflanzen zusammenfinden sollen. Dadurch werden so manche Seltenheiten vor dem Untergange bewahrt, oder es wird der modernste Zweck der botanischen und naturkund- lichen Vereine erreicht, daß man sich nämlich den Schutz der ım Gebiete befindlichen und als Naturdenkmäler zu betrachten- [2] Flora des Hakels und seiner Umgebung. 9 den, besonders seltenen Pflanzen angelegen sein läßt. Dies ıst auch die Veranlassung zur Anlage des botanischen Gartens ım Hakel gewesen. So teilten mir Lehrer Puritz in Haus-Nein- dorf und Lehrer Becker ın Hedersleben mit, als sie Richard Meißner, Bernburg, und mich zu einer Vorbesprechung wegen der Anlage des Gartens im Herbst 1906 nach Aschersleben einluden. Angeregt durch diese Zusammenkunft, habe ıch das systematische Verzeichnis aller Hakelpflanzen ausgearbeitet, und der Garten ist danach im folgenden Frühjahre angelegt. Den schön blühenden und häufigen Charakterpflanzen des Waldes haben wir auf:den in der Mitte des Gartens angelegten großen Beeten einen besonderen Platz angewiesen. Sie sollen uns zu allen Zeiten der Vegetation vom Frühjahr bis zum Spätherbst im engen Rahmen ein Abbild des Waldes vor Augen führen. Die ganze Anlage des Gartens ist mit vieler Mühe und großem Gesehick vom Förster Kuhfahl in Heteborn ausgeführt, der leider Igro nach Thale am Harz versetzt wurde. Nur ein großes Schild fehlt noch über der Eingangstür, damit nicht mancher botanisierende Gast auf der Domburg denkt, dort hinten sei ein gewöhnlicher Pflanzgarten, und vorübergeht, wie es tat- sächlich schon geschehen ist. Bemerken will ich auch, daß man den Schlüssel zum Garten vom Wirte der Domburg erhalten kann. Viele Naturfreunde werden den Garten mit großer Freude begrüßen; ist es doch selbst dem Botaniker: nicht leicht, diese oder jene für den Hakel angegebene Pflanze in dem 5307: Morgen großen Walde ausfindig zu machen. Dazu kommt, daß manche Pflanzen infolge von Witterungs- und anderen Verhältnissen, besonders aber durch übermäßige Beschattung, oft jahrelang ausbleiben. So ist es erklärlich, daß wir manche Pflanze ge- funden haben, von welcher der bekannte Botanıker Schneider sagt, sie scheine ım Hakel zu fehlen, während wir umgekehrt manche von Schneider entdeckte Pflanze trotz allem Suchen noch nicht wieder zu sehen bekommen haben. Ich botanisiere im Hakel seit 1894, um für den Verein für Anhaltische Landes- kunde zu seiner neuen Flora von Anhalt Forschungen über die Verbreitung der Pflanzen auch in den an Anhalt grenzenden Grebieten anzustellen. So habe ich mit den Herren Meißner, TO W. Ebert, [3] Hermann und Zschacke aus Bernburg alle im Kreise Bern- burg mit Umgegend, also auch die im Hakel angetroffenen Pflanzen sorgfältig notiert und in ein systematisches Verzeichnis alle Standorte übersichtlich eingetragen. Endlich vor einigen Jahren, als wir mit unserer Arbeit schon fertig waren, erhielt ich bei meinem Suchen nach aller vorhandenen floristischen Literatur unserer Gegend in der Zusammenstellung der- selben von August Schulz, Halle 1888, davon Kenntnis, daß vor nunmehr 46 Jahren der größte Botaniker unserer Gegend, Ludwig Schneidert), seine ausgedehnten botanischen Wanderungen im Hakel, besonders in den Jahren 1866 und 1867, in den bekannten Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg in den Jahrgängen 1868 und 1869 in der Form eines Reiseberichts veröffentlicht hat. Diese wertvollen Aufzeichnungen ließen mich mit einem Schlage tiefer eindringen in den Reichtum des Hakels. Bisher hatte mich niemand darauf hingewiesen, soviel ich auch mit großen Botanikern zusammen- gekommen war. Damit nun diese sachkundigen. Forschungen jeden Botaniker wieder von neuem erfreuen und zuverlässig im Hakel führen mögen, habe ich sie hier ausgiebig verwertet. Schneiders Aufzeichnungen verdienen es, daß sie nach fast 50 Jahren einer neuen Generation als Muster aus dem Versteck der Bibliotheken hervorgeholt werden. Aber so schön sich jene Schilderungen als Reisebericht lesen, so sind sie doch zum Nach- schlagen, worauf es dem Botaniker bei seinen Aufzeichnungen häufig ankommt, wenig geeignet. In den genannten Verhand- lungen, Jahrgang X, 1868, S. 76 sagt Schneider selbst: „Da ich mir vorbehalte, sobald ich den Hakel zu allen verschiedenen Blütezeiten der Vegetation durchforscht habe, ein vollständiges Verzeichnis seiner sämtlichen Pflanzen unter genauer Angabe ihrer Verbreitung, ihrer Blütezeit und ihres Standortes und seiner Beschaffenheit aufzustellen, so werde ich alsdann auf meine Einteilung des Hakels (Bezirk I—VI) mit Bezeichnung 1!) Ludwig Schneider, geb. 26. Juni 1809, gest. 9. Februar 1889, war von 1844—56 Bürgermeister von Schönebeck und 1861—66 Mit- glied des Abgeordnetenhauses. 14] Flora des Hakels und seiner Umgebung. II seines sehr verzweigten Wegenetzes näher zurückkommen.“ Diese Arbeit hat Schneider jedenfalls infolge der Herausgabe seiner umfangreichen Flora von Magdeburg, Bernburg und Zerbst im Jahre 1878 aufgegeben. Darum will ich sie an der Hand seiner Aufzeichnungen und auf Grund meiner Erfahrungen und sonstiger Literatur auszuführen versuchen. Ich würde mich freuen, wenn diese kleine Flora eine Grundlage zu weiteren Forschungen würde und manchen Botaniker anregte. Zuerst will ich aber die schönsten Stellen von Schneiders allgemeinen Schilderungen im Auszuge wiedergeben, da sie von hohem und bleibendem Werte sind. Ich habe mich daran oft und gern erbaut; denn sie lassen in uns die Sprache der Blumen erklingen, wie sie nur der Meister verständlich machen kann. Wir wollen diese Schilderungen die vier Naturgemälde des Hakels nennen, mit denen sich Schneider ein unvergängliches Denkmal gesetzt hat. 2. Die vier Naturgemälde des Hakels. (Nach Ludwig Schneider.) a) Die Domburg als Glanzpunkt des Hakels. (Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Branden- bares, _1868,.9:79 ff.) Diese schöne Stätte wird von Schneider mit folgenden Worten verherrlicht: ‚Sıe ist der wahrhaft romantische und malerische Schmuck des Hakels. Eine alte Burgruine mit noch erheblichen Mauerresten, umgeben von zwei, teilweise ver- schütteten und überall wıld bewachsenen Burggräben, erscheint die Domburg auf dem höchsten Punkte des Hakels im Versteck der hohen Eichen. Man muß nahe herangetreten sein, bevor man sie sieht; deshalb überrascht sie stets selbst den, der sie kannte und suchte. An der Südwestseite dieser romantischen, sagenreichen Burg befindet sich eine Rasenbank im Halbkreise um einen einfüßigen, runden, steinernen Tisch (Muschelkalk), und von diesem Punkte genießt man die schönste Aussicht im ganzen Magdeburger Florengebiete. Der Hakel senkt sıch hier am Aussichtspunkte der Domburg von seiner höchsten Höhe 12 Me Eberr | [5] schnell herab, so daß der süd-südwestliche Teil des Waldes, die Bischopie und Giessel, zu den Füßen der Domburg liegt, und trotz seiner hohen Eichen dem freien Blicke kein Hindernis bietet. Giessel und Bischopie mit der Abdachung des Domburg- haues geben der Aussicht den prächtigsten grünen Vordergrund; um diesen zieht sich im Halbkreise ein weites, fruchtbares Tal mit den Städten Aschersleben, Quedlinburg und Halberstadt und mit einer großen Anzahl freundlicher, lachender Dörfer; den Schluß aber bildet im blauen Äthergewande der Harz in seiner ganzen Ausdehnung, zunächst der Unterharz mit der Viktorshöhe im Mittelpunkte und hoch darüber hinaus der Oberharz mit seinem ‘domartigen 'Kuppelgewölbe, dem alten Brocken. Er ist bezaubernd, dieser:Blick, wo Vorder-, Mittel- und Hintergrund sich um den Preis der Schönheit streiten. Lange erquickte ich mich an ihm; dann kehrte ich von .dem Großartigen der Natur zu dem Lieblichen zurück, zu meinen Pflanzen und Blumen.“ Diese schöne Schilderung bedarf heute, 'näch fast 50 Jahren, einiger nüchterner Zusätze. Von der erwähnten Rasenbank und dem Tischfuße ist jetzt nur noch eine Andeutung auf einem kleinen, runden Platze am Wege rechts vor der Ruine vor- handen, und von einer Aussicht an dieser Stelle kann heute keine Rede mehr sein, denn die nächsten Bäume sind seit jener Zeit gewaltig gewachsen. Die kalksteinerne, runde Tischplatte, an welcher Schneider so oft getafelt hatte, ist verschwunden. Aber von älteren Leuten, wie dem Holzhauermeister Treite in Heteborn, der Schneider noch mit der großen, grünen Botanisiertrommel gesehen hat, erfuhr‘ich, daß diese steinerne, runde Tischplatte zum Pflaster vor der Küchenfeuerung ın die hier später,. vor etwa 25 Jahren erbaute Wald- schenke gewandert war. Dort mußte sie jedoch nun, ver- anlaßt durch obiges Dokument und mit Hilfe des Herrn Försters Kuhfahl in Heteborn, den ich dafür interessierte, wieder ans Tageslicht, und so bildet jetzt diese steinerne, runde Tischplatte als Tisch vor der schönen Naturholzbank im neuen botanischen Garten ein wahres Denkmal. Um die herrliche Aussicht bei der Domburg aber weiter zu erhalten, ist dann [6] Flora des Hakels und seiner Umgebung. SR links hinter der Ruine eine geschlossene, hohe Veranda auf- geführt, worin man bei bösem Wetter zugleich Schutz hat. An dieser Veranda ist außen eine Treppe, die auf das mit Eisen- stangen umgebene Zinkdach führt, wo man heute dieselbe aus- gedehnte Aussicht über die Bäume hinweg wieder ebenso wie früher vom runden Tische aus genießen kann. Zu wünschen wäre nur, daß die Gebüsche vor den Fenstern der Veranda entfernt würden, damit man sich auch an geschützter Stelle über das schöne Panorama erfreuen kann. Auf dem großen, freien Platze bei der Domburg ist später die etwas sehr einfache Waldschenke erbaut, die aller I2 Jahre verpachtet und jetzt von Herrn Brennecke in Heteborn aufs beste bewirtschaftet wird. Auch am nördlichen Ende des Hakels ist seit 8 Jahren noch eine zweite Waldschenke entstanden. Sie führt den Namen Waldfrieden und liegt im Gebüsch versteckt am Ende des Warte- weges zur rechten Seite im Jagen 57, also am Ausgange des Hakels nach Hakeborn zu. Erwähnen will ich hier noch, daß das breite Tal, welches wir von der Veranda bei der Domburg nach Aschersleben hin erblicken, die See genannt wird. Da ich in dieser Flora außer den Pflanzen des Hakels auch die der Umgegend angeben will, so muß es doch von Bedeutung sein, etwas von dem zu erfahren, was diese Niederung im Laufe der Zeit gesehen hat. Darüber schreibt Prof. Dr. Weyhe in Dessau in seiner neuen anhaltischen Landeskunde von 1907, Teil I, S. 37 folgendes: ‚Das anhaltısche Harzvorland ragt im Nordosten bis in die Niederung hinein, die sıch zwischen den Ortschaften Wilsleben, Königsaue, Schade- leben, Friedrichsaue und Gatersleben erstreckt und von den Anwohnern die See, sonst auch Aschersleber- oder Gatersleber See genannt wird. Dies moorige Alluvialbecken, in dem heute | noch, freilich im beschränkten Maße, Torf gestochen wird, größtenteils von weiten Wiesenflächen und teilweise durch Moor- kultur dem Boden abgerungenen Feldern eingefaßt, war in der ersten Hälfte des I5. Jahrhunderts durch Abdämmung der Selke bei Gatersleben in eine große Wasserfläche verwandelt worden. Anfang des Id. Jahrhunderts hat man den alten Zu- stand wieder herbeigeführt.‘‘ — Also hat diese See wohl an I4 W. Ebert, [7] 300 Jahre bestanden und ist seit 200 Jahren aufgehoben, aber noch heute sind manche Wiesenwege in feuchten Sommern wirk- liche, schaukelnde Moorwege. — ‚Die im Besitz der Erben der 1902 verstorbenen Herzogin-Witwe Friederike von Anhalt- Bernburg befindlichen sog. Seeländereien decken sich annähernd mit der ehemaligen Wasserfläche und nehmen etwa eine Größe von I200 ha ein. (Der ganze Hakel hat 1300 ha.) Doch gehört von den Seeländereien nur ein kleiner Teil zu Anhalt, der größte liegt in Preußen.‘ — Wie sehr mag dieser See einst das Pano- rama von unserer Domburg aus noch bedeutend verschönert haben! Wir kommen zum zweiten Schneiderschen Naturgemälde des Hakels, es soll den Namen erhalten: b) Der Frühling im Hakel. (Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Branden- burg, 1868, S.7, 1) Seit 1856 waren Schneiders Exkursionen in den Hakel immer wie die meinigen nur Streifzüge gewesen, und wenn er sie auch noch so oft wiederholt hatte, so konnten sie ihm nach seinen eigenen Worten nie die Überzeugung gewähren, daß er alles kennen gelernt oder ein untrügliches Bild von der Verbreitung der einzelnen Pflanzenarten erhalten hätte. Zur gründlichen Durchforschung des Hakels blieb er deshalb in den Jahren 1866 und 1867 zu verschiedenen Zeiten je 2—3 Wochen in Heteborn, und über die ersten dieser großen Exkursionen vom 3. bis 2I. Juni 1866 und vom 2ı. Mai bis 3. Juni 1867 hat er uns folgendes zweite Gemälde hinterlassen. Er schreibt darüber: „Am 3. Juni 1866 in der Frühe begann ich bei dem herrlich- sten Sonnenschein meine Wanderungen in den !/, Stunde von Heteborn gelegenen Hakel. Es war Sonntag. Ich trat in den Wald. Ruhe, sanfte Ruhe, Friede, holder Friede überall. Wundervoller Zauber der gotterfüllten Natur. Die Einsamkeit und Schönheit des Waldes taten mir unendlich wohl. Um nicht einem Sonntagsfuhrwerk oder einem Wanderer zu begegnen, bog ich von dem Fahrwege links ab und folgte einem einsamen Fußwege weiter durch den Wald.‘ (Siehe Karte, Teil Nr. 80.) [8] Flora des Hakels und seiner Umgebung. 15 ” „Es begrüßten mich das duftende Maiblümchen mit seinen weißen und das nickende Perlgras mit seinen bunten Glöckchen, . als wollten sie mir den Frieden entgegenläuten. Beide liebliche . “ Pflanzen, sowohl Convallaria majalis als auch Melica nutans sind charakteristisch für den Hakel, denn sie bedecken überall seinen Waldboden. Die Maiblume erscheint hier in solcher Menge und blüht in solcher Fülle und Pracht, daß Wochen hindurch Mädchen und Kinder die Blumen körbe- und kiepen- weise sammeln und in die Städte zu Markte bringen. Und trotz dieses massenhaften Sammelns der Blüten wird man immer und überall noch mit Leichtigkeit für sich selbst, wenn man es wünscht, genügend viel Blumen zu seinem Strauße finden. Es scheint, als ob die Maiblume vorzugsweise unsere deutsche Eiche liebe, unter deren frei und weithin sich ausbreitenden Zweigen, die überall Licht und Luft hindurch lassen, sie prächtig gedeiht. Unter der Buche habe ich sie nicht entfernt in dieser Blüten- menge angetroffen; dort wuchert zwar auch das Kraut, aber Blüten findet man unter den engverzweigten, dichtschattigen Laubkronen der Buchen nur sehr vereinzelt. Die Maiblume ist eine Schattenpflanze, die aber auch das Licht nicht entbehren kann. Zuviel Schatten und zuviel Licht sind ihr gleichmäßig | zur Blütenentwicklung nachteilig. An den Seiten meines Wald- weges begleitete mich ein bunter Blütenteppich. Da erschienen | die drei Orobus, echte Charakterpflanzen des Hakels, in ıhm | überall und in Menge verbreitet. Orobus vernus, der am frühe- | sten sich zeigt und schon mit jungen Früchten, aber auch noch ın Blüte stand, fand ich auch weiß blühend. Orobus tuberosus | warin seiner besten Blütenfülle, und der spät erscheinende Orobus ‚ niger hatte rote Knospen. Galium cruciata zeigte sich überall | und reich mit seinen goldgelben Blütenquirlen. Viola mirabilis hatte die bunten Frühjahrsblüten abgelegt und erschien im ein- fachen Sommerblütengewande. Alchemilla vulgaris mit den | gelbgrünen Blütensträußen und dem schönen Mantilleblatt lag als weicher Fußteppich zu meinen Füßen. Beide, das Wunder; veilchen und der Frauenmantel, sind wie die vorgedachten Orobus-Arten, durch ihr reiches Auftreten im Hakel charak- | teristisch für unseren Wald, ebenso der stolze Türkenbund, “ 16 W. Ebert, [9] Lilium Martagon, der prächtige Diptam, Dictamnus Fraxinella, und der schöne gelbe Fingerhut, Digitalis grandiflora, die alle drei noch in Knospen standen. Einige Schritte links vom Wege fand ich in einem kleinen Teiche (siehe Karte der Stellstedten- hau in Nr. 7I) Alopecurus fulvus mit den schönen orangesselben Antheren, neu für den Hakel. Der Weg führte über den Stein- weg hinüber. Die Cariceen hatten durch starke Frühjakrsfröste mehr oder weniger gelitten. Die zierliche Carex montana, wiederum eine stark verbreitete Charakterpflanze des Hakels, ließ sich nur an ihren feinen hellgrünen Blättern mit den pur- purnen Blattscheiden erkennen, die Blüten waren verkümmert. Besser hatte die nahe verwandte Carex tomentosa, hier eine treue Nachbarin der montana, der Kälte wıderstanden, sie blühte und hatte kaum gelitten. Ich gelangte ins Teufelstal. Hier fand ich Rubus saxatilis, Potentilla alba und Phyteuma ‚spicatum, letzteres im Knospenzustande. Die Herbstpflanze Aconitum variegatum, von den beiden Standorten im Hakel hier am reichsten vertreten, zeigte erst ihren Blätterschmuck. Ich wandte mich, als ich aus dem Walde ins Freie trat und mich an dem lieblichen Blick auf das Städtchen Cochstedt erfreut hatte, links und beging den östlichen Waldsaum in der Richtung nach Norden.“ (In der Nähe der jetzigen Wald- schenke zum Waldfrieden.) ‚Das Pfaffenhütchen, Evonymus europaeus, blühte, und der Hartriegel, Cornus sanguineus, war in Knospen, beide Sträucher im Hakel stark vertreten und nach „Unger“ kalkfest. Beim Wartewege bog ich wieder in den Wald, um den Standort von Cypripedium Calceolus, dem Frauenschuh, aufzusuchen, welchen ich im Hakel bisher nur im Frucht- zustande und noch nicht zur Blütezeit gesehen, und von dem | ich hoffte, ihn in der schönsten Blütenpracht zu finden. Allein die bösen Maifröste hatten die Knospen getötet, welk hingen sie am schön beblätterten Blütenstengel herab. Ähnlich wie dieser Prachtpflanze mochte es den übrigen Orchideen ergangen sein, ich fand in diesem Frühjahr ungemein wenige.“ — Um unserem Gemälde den Glanzpunkt zu geben, greife ich hier denselben aus dem nächstjährigen Bericht seiner Wanderungen heraus. Es heißt dort: ‚Dagegen zeigten die Orchideen, welche | [10] Flora des Hakels und seiner Umgebung. E77 FE im Jahre 1866 wegen der Frühjahrsfröste fast gänzlich aus- geblieben waren, im Jahre 1867 die schönste und reichste Blüten- pracht. Von den im vorigen Jahre ausgebliebenen Orchideen - fand ich zuerst die schöne Orchis fusca, dann an der vorhin erw3' aten Stelle unweit des Warteweges, Bezirk I und ver- einzelt auch Bezirk I!, die schönste deutsche Pflanze Cypri- pediun? Calceolus, den Frauenschuh. An dem Hauptstandorte stehen (muß jetzt heißen standen) auf dem kleinen Raume von wenigen Quadratruten in einzelnen Irupps wohl 100 Exemplare, von denen am 30. Mai 1867, gerade am Hımmaelfahrtstage, gegen 40 Stück in schönster Blüte standen. Die Botaniker Banse und Ebeling, die mich an diesem Tage besuchten, waren gleich mir entzückt über die Pracht dieser Gruppe von seltener Schön- heit. Überhaupt war unsere Exkursion an diesem Tage, be- | günstigt von dem herrlichsten Wetter, eine wahre ‚„Himmel- fahrts-Exkursion‘. Es strahlten im Walde hunderte von großen, | braunbunten Blütentrauben der Orchis fusca (jetzt auch nur ‚ einzelne), im Wassertale glänzte der Trollius mit seinen goldigen Rosenblüten (scheint ganz verschwunden), vielfach leuchtete | der purpurblaue Steinsame, und überall blickten aus ihrem | grünen Blätterschmucke die Silberglöckchen der lieblichen Mai- | blume. Von den Orchideen blühte Ende Mai außer Orchis fusca | und Cypripedium noch Listra ovata, Platanthera bifolia und | Orchis maculata, alle drei überall im Hakel und reichlich zu linden. Das folgende dritte Naturgemälde wollen wir im Anschluß | hieran nennen: eo) Der ommer im THakel. | (Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Branden- base, 1869, 5. rg.) Schneiders erste große Exkursion im Hakel war 1866 vom | 3. bis 2I. Juni, die zweite vom 22. bis 28. Juli. Auch von dieser | zweiten Exkursion hat er uns ein Gemälde hinterlassen, wie es | kaum besser gezeichnet werden kann. Er schreibt: ‚Meinen schönen Wald fand ich, wie ich ıhn vor vier Wochen verlassen, | ım bunten Blütenschmucke und dennoch die Vegetation ganz Zeitschr. f. Naturwiss. Halle a.S. Bd.84. 1912/13. 2 I8 . .#W. Ebert, | | [11] verändert. ‚Weiß, gelb, rot und blau leuchtete es mir noch buntfarbig entgegen, nur hatten die Pflanzen fast alle gewechselt. Das Weiß der zarten Maiblume, der zierlichen Schattenblume, der kriechenden Erdbeere und: der schönen Potentilla alba waren verschwunden, die bunten Glöckchen des nickenden Perlgrases fehlten wie die leuchtenden Blüten des purpurblauen Stein- samen, das glänzende Gelb des deutschen Ginster und die :gol- denen Quirle des kreuzblättrigen Labkrautes waren nıcht mehr zu sehen, Günsel, Kreuzblume, Sanikel und die ährige Rapunzel | hatten abgeblüht, die: herrliche Vicia tenuifolia schmückten nicht mehr den Wald, und der Diptam deutete nur noch in Spätlingen auf die Pracht, die er est dem Walde gewährt hatte. | | Statt ihrer waren ‘andere Pilanzen mit die Blütenfülle _ erschienen, und die Üppigkeit der Sommervegetation des Waldes, die Gras und Kraut mit Macht emporgetrieben und Blätter und Zweige dicht verwoben, bedingte, daß statt der lieblichen Pflänzchen kräftigere, höhere, staudenartige mit ihren reichen Blüten hervorgetreten waren. An Stelle des zierlichen Perlgrases stolzierte das stattliche rauhe Trespengras;" das zarte Blüten- weiß leuchtete nicht mehr am Boden, es flatterte hoch über dem Grase an der zierlichen Rispe des Wald-Labkrautes, oder es erschien in schönen Radblüten auf dem hohen Gestell des schirmförmigen . Chrysanthemum corymbosum. Jetzt zeigten sich die stolzen Umbelliferen, die Bärenklau mit ihrer großen Dolde, die Laserpitien und das schöne Peucedanum Cervaria. An Stelle des gelben, deutschen Ginster ist die noch schönere goldige Traube des Färberginsters getreten, und mit ihr ver- golden die Hieracien, der weidenblättrige Alant, die Färber- Anthemis, die Goldrute, der Wiesenwachtelweizen und die feurige feine Dolde des Bupleurum falcatum ringsum den Wald, und zu ihnen treten überall die langen Glocken des großblütigen gelben Fingerhutes. Zwischen gelb und weıß drängt und mischt sich das Rot und Blau. Da erscheint statt der Vicia tenuifolia die Vogelwicke, zwar nicht so schön, doch ebenso reich und mit ihr die reizende, blauweiße Waldwicke und die rote, blühende Heckenwicke, da blüht noch in seiner Schönheit der hohe Orobus - | I12] Flora des Hakels und seiner Umgebung. Ig niger und der stolze Türkenbund, da glänzt noch schöner als ım Juni der blaue Wachtelweizen, da erscheinen die blauen Glockenblumen und die schönen roten Blütenköpfe des Tri- folium medium und des rubens; aber vor allen leuchtet die schöne Betonie, die sich, wie der Wirbeldost und die Färber- scharte, in großem Reichtum überall im Hakel findet. Schön blühte der Wald, prächtiger fast als im Juni, aber seine Jugend war vorüber, der Frühlingsduft der Veilchen und Maiblumen geschwunden und der herrliche Gesang der Vögel verstummt.“ Als viertes und letztes Gemälde will ich die von Schneider gezeichnete Winterlandschaft vorführen. d) Eine Winterlandschaft des Hakels. (Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Branden- burg, 1869, S. 35 ff.) Schneider schreibt: ‚Aus jener Zeit meines Aufenthaltes im Hakel habe ich noch ein seltenes Naturereignis zu erwähnen, den großen Schneefall am 24. Mai 1867. Nach einem Gewitter am 2I. Mai hatte sich die Luft sehr abgekühlt, an den folgenden Tagen war es regnerisch und kalt, und am 23. Maiabends mischte sich mit Regen der Schnee. In der Nacht zum 24. war so viel Schnee gefallen, daß die blühenden Sträucher des Gartens der Oberförsterei vor meinen Fenstern, der Goldregen und der Flieder, vollständig in Schnee gehüllt und von den Blüten und Blättern nichts mehr zu sehen war. Die große, prächtige Linde im Garten war dergestalt mit Schnee bedeckt, daß der grüne schöne Blätterschmuck der Zweige nur am Rande aus dem Schnee hervorsah und so der Baum den prachtvollen Anblick eines in reichster Blütenfülle stehenden riesigen Birnbaumes gewährte. Im Walde hatte die Wucht des Schnees mächtige Zweige der Eichen abgebrochen, ja ich fand junge kräftige Bäume, deren Stamm unter der Krone in der Mitte gespalten, beide Hälften des Stammes nach außen gebogen und geknickt, und die vom Schnee belastete Laubkrone mitten in den ge- spaltenen Stamm hinein gebrochen war. Das Getreide auf den Feldern lag wie in Schwaden darnieder. Das Thermometer zeigte 2* 20 W. Ebert, 3313. am Morgen ı® Wärme und stieg ım Laufe des Tages nur auf 2°. Auch an den folgenden Tagen blieb es kalt. Dennoch hat dieser _ große und späte Schneefall den Pflanzen nichts geschadet. Die Kornfelder richteten sich vollständig wieder auf, und die Ernte sowohl des Getreides als des Obstes wurde vorzüglich. Der Grund, daß Kälte und Schnee gar nichts schadeten, lag un- streitig in der Wärme des Erdbodens. Diese Bodenwärme zeigte sich in jenen kalten Tagen im Hakel so auffällig, daß mir, wenn ich in den Wald trat, eine völlig warme Luft entgegenkam, gleich als ob ich in einen geheizten Raum träte; und wenn ich eine Pflanze mit der Wurzel aus der Erde nahm, fühlte sich die Erde ganz warm an. Es ist mit den Pflanzen wie mit den Menschen, solange ihre Wurzeln (Füße) warm bleiben, können sie mit Leichtigkeit Kälte und Unwetter ertragen.‘ 3. Die Beschreibung des Hakels. (Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Branden- burg, 1808, 5. 7. 1,) Diese gibt uns Schneider in folgender ausführlicher Weise: „Der Hakelwald umfaßt 5307 Morgen Ioz Quadratruten oder 1327 ha, er liegt zwischen den Ortschaften Heteborn, Hake- born und Kochstedt, ı!/, Stunde südöstlich von Gröningen, ®/, Stunde südlich von Kroppenstedt, ı!/, Stunde südwestlich von Egeln.‘‘ — Für uns Bernburger ist er von der Bahnstation Gatersleben an der Linie Aschersleben, Frose und Halberstadt in I Stunde und bis zur Domburg in I1, Stunden zu erreichen. — ‚Der Hakel ist der höchste Punkt im Magdeburger Floren- gebiete, er erreicht eine Höhe von 638 Fuß oder ca. Igo m. Sein Boden besteht aus Muschelkalk, der hier überall zutage tritt, aber dergestalt stark zerklüftet und so reich mit Damm- erde vermischt und durchsetzt ist, daß die Vegetation auf ihm sich üppig entfaltet. Geognostisch ist der Boden dieses Waldes also ganz einförmig, überall reiner Muschelkalk, in physikalischer Beziehung ist er jedoch mannigfach, weil sich bei der großen Unebenheit des Terrains mit dem beständigen Wechsel von Berg und Tal alle Übergänge des Bodens vom Nassen zum ’ [14] Flora des Hakels und seiner Umgebung. 21 Trocknen und vom Lockeren zum Festen herausbilden. Der Hakel, der ein sehr wellenförmiges Terrain zeigt, enthält dreı sich hinziehende und tief hinabsteigende Täler, die deshalb vor- zugsweise den Namen Tal führen. Sie heißen das Teufelstal, Edas kalte Tal und ‘das Wassertal.“ (Siehe Karte.) ‚Diese Täler sind besonders günstig für die Vegetation und ent- halten eine Fülle und eine große Mannigfaltigkeit von Eılanzen Das Teuwielstal erscheint ın Form einer drei- zackigen Gabel, indem drei Talschluchten von Nordwest, West und Südwest sich zu einem Talgrund vereinigen, welcher dann in nordöstlicher Richtung den Wald bis zu seinem Ausgange durchschneidet. Diese dreizackige Gabelform mag dem an sıch lieblichen Tale den diabolischen Namen gegeben haben. Kleinere Täler sind noch der Märzgrund, der Lindengrund und Kloster- grund. Einen Wasserreichtum enthält übrigens der Hakel nicht. Nur hin und wieder ist ein kleiner Teich oder Kulk an ver- einzelten Stellen zu finden, und an fließendem Wasser fehlt es eigentlich ganz. Kein Bach durchfließt oder berührt den Wald, und bloß in ganz besonders günstigen Jahren, also nur aus- nahmsweise, treten zwei Quellen zutage, eine im Wassertal und eine in der Nähe der Domburg am Schmerlenteich. Es herrscht in der Gegend der Glaube, daß diese Quellen lediglich in einem ganz heißen und trockenen Sommer flössen, ein Glaube, der wohl nicht ganz richtig ist.“ (Beweis der Sommer von IGII, trocken und heiß, aber kein Tropfen Wasser.) Schneider schreibt: „Ich sah diese Ouellen nur einmal fließen und zwar im Sommer 1867. In diesem Jahre hatten wir: von der zweiten Hälfte des Sommers, von Mitte August ab sehr beständiges und trockenes Wetter; aber sowohl Frühling als Frühsommer waren sehr naß, und diesem letzten Umstande allein möchte wohl das Laufen der Quellen zuzuschreiben sein. Beide Quellen flossen übrigens im Sommer 1867 reichlich und enthielten ein sehr klares, kühles und gesundes Wasser.‘ — ‚In meteorologischer Beziehung ist für die Vegetation des Hakels mit seinem an sich trockenen Kalkboden, der die Nässe durchläßt, der Umstand günstig, daß sich um den isoliert und hochgelegenen Wald gern die Gewitter sammeln und über ihm sich entladen. Daher ist der Boden 22 W. Ebert, [15] | überall da, wo ihn die Bewaldung gegen Wind und Sonne | schützt, nie trocken. Die Temperatur des Hakels ist wegen der | Höhe und Isoliertheit des Bergrückens rauher und kälter als in | der Ebene, und die Ernten in den umliegenden Orten treten hier oben um Wochen später ein als in der Börde. Auch die | Waldpflanzen, obgleich geschützt, kommen im Hakel später zur Blüte. So, beobachtete ich, daß z. B. die a hier erst im Juni zu blühen beginnen.“ | „Für das Studium der Pflanzengeographie ist dieser Wald | besonders günstig, gerade weil sein Boden nur ein Gestein, den | Muschelkalk hat. Dieser, an sich aus Ton und Kalk bestehend, enthält im Hakel überall eine große Menge kohlensaurer Kalk- | erde, und es ist deshalb bei dem gewaltigen Kalkgehalte des Bodens evident, daß den Pflanzen, die auf ihm überhaupt ge- deihen, jedenfalls der Kalk nicht schädlich ist, und daß ferner alle die Pflanzen, die hier stark le vorkommen, min- destens kalkliebend sein müssen.‘ „im Hakel, wo die Pflanzen an den men Stellen einen fruchtbaren und durch das vielfach zerklüftete Gestein einen sehr gelockerten Boden finden, erscheint die Pflanzenwelt in großer Üppigkeit, und da der Wald reich an schön blühenden Kräutern und Stauden ist, so gewährt er zu allen Zeiten der Vegetation vom frühen Frühjahr bis zum Spätherbst das Bild eines ewig blühenden Waldes. Und nicht alleın an schönen, sondern auch an seltenen Pflanzen ist der Hakel reich.“ „Behufs planmäßiger, vollständiger Begehung und gründ- licher Durchforschung teilte ich mir jetzt den Wald in sechs Bezirke. Ich führe sie hier an, weil ich mich:ıhrer zur näheren Bezeichnung des Standortes der Pflanzen bedienen werde. — Die heutige Einteilung des Hakels mit den Zahlen der ver- schiedenen Jagen oder Distrikte ist erst I8gI gemacht. Siehe am Ende die Karte mit der alten und neuen Einteilung. Die alte Einteilung von Schneider, Bezirk I—VI genannt und dick umrahmt, ist für den Botaniker zur Orientierung übersichtlicher, und die neue ist bei genauen Angaben von Vorteil. — „Die Bezirke I und II umfassen den nördlichen Teil des Waldes, der nördlich vom Heteborn-Kochstedter Wege gelegen ist. Der von [16] Flora des Hakels und seiner Umgebung. 28 Norden nach Süden laufende Warte- und Steinweg schneidet diesen Teil in einen westlichen, den Bezirk I, und in einen östlichen, den Bezirk II. Die Bezirke III und IV liegen zwischen dem Cochstedter Wege und dem großen Kalkwege. Sie sind wiederum durch den Steinweg geschieden in den westlichen III. Bezirk und in den östlichen :IV. Bezirk. Der südlich vom großen Kalkwege gelegene Teil des Hakels, die Bischopie und Giessel, bilden den Bezirk- V: der: kleine Hakel, der isoliert gelegene östliche Teil des Hakels, den Bezirk VI.‘ — Seitdem ich mir diese Einteilung in sechs Bezirke fest gemerkt habe, ist von einem Verlaufen im Hakel keine Rede mehr gewesen, während es früher oft vorgekommen ist. 4. Botaniker im Hakel. (Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Branden- burg, 1868, S. 75 ) Darüber berichtet Schneider: ‚Was die Leiherige Durch- forschung des Hakels betrifft, so muß erwähnt werden, daß Schatz und Jerxen die ersten waren, welche dieses inter- essante Gebiet für die Botanik aufschlossen.‘“ (Schatz, Flora von Halberstadt, ist aus dem Jahre 1854.) Schneider sagt weiter: ‚‚Ich selbst habe seit dem Jahre 1856, in welchem ich den Hakel zuerst besuchte, kein Jahr, mit Ausnahme der Zeit, die ich in der Schweiz lebte, vergehen lassen, ohne nicht min- destens eine Exkursion in den Hakel zu unternehmen. Auf meinen Exkursionen begleiteten mich wiederholt Banse und Ebeling, auch hatte ich ın den ersten Zeiten meines Besuches des Hakels an dem damals in Egeln wohnenden Förster Stein- horst einen vorzüglichen Führer, dem ich die Kenntnis des Standortes mancher interessanten und seltenen Pflanze ver- danke. Ferner bemerke ich, daß O. Engel sowie Ascherson den Hakel besucht und durchforscht haben. In neuerer Zeit (1866) sind es die in der Nähe des Hakels wohnenden Dr. med. Rohde in Egeln und Lehrer Fettback in Hakeborn, welche die Flora dieses schönen Waldes mehr und mehr zu ermitteln bestrebt gewesen sind. : Letzterer ist der Entdecker unserer 24 W. Ebert, 7 schönsten deutschen Pflanze, des Frauenschuh, im Hakel.“ — Heute sind nur noch vereinzelte Exemplare zu finden, während die schönsten im botanischen Garten bei der Domburg prangen. — „Dr. med. Rohde hat Cephalanthera rubra einmal in einem Exemplare im Hakel angetroffen, aber später nicht wieder ge- funden. Ascherson hat Sorbus torminalis und Veronica lati- folıa daselbst beöbachtet. Niemand möchte aber bis 1866 den Wald so vollständig begangen und durchforscht haben, wie dies zur Kenntnis seiner Pflanzen nötig ist. Deshalb blieb Schneider, wie er selber erzählt, I866 und 1867 zu den ver- schiedenen Zeiten je 2—3 Wochen im Hakel und logierte in Heteborn, wo es ihm ım Gasthofe zum Fürsten Blücher sehr gefallen hat.“ Denn er schreibt darüber: ‚Ich fand bei Herrn Krause ım Fürsten Blücher ein geräumiges, freundliches Logis, gefällige, aufmerksame Wirtsleute, prompte und gute Bedienung, ‘schmackhafte, gesunde Kost und einen durchaus zivilen Preis. Wie ich den Botanikern den Hakel, gewiß einen der interessan- testen Wälder im ganzen nördlichen Deutschland für ihr Studium, ebenso kann ich ihnen den Gasthof des Herrn Krause als Logis empfehlen.‘ — Heute ist Herr Brennecke der freundliche Wirt auf der Domburg, und seinem Gasthofe in Heteborn kann ich aus Erfahrung dasselbe Lob sagen. In Heteborn wohnt auch der Förderer und Leiter des botanischen Gartens auf der Dom- burg, der Forstmeister Zeißig. Als tätige Freunde des bota- nischen Gartens muß ich noch die Lehrer Puritz im nahen Haus Neindorf und Becker, früher in Hedersleben nennen; ersterer ist durch seinen Artikel über den Schutz der Natur- denkmäler der Veranlasser zum botanischen Garten, und letz- terer, der Entdecker von Viola Domburgensis, ist als Veilchen- kenner sehr bekannt, was auch sein Veilchenbeet im dortigen botanischen Garten bezeugt. Von Bernburg aus ist der Hakel außer mir sehr viel besucht worden von den Botanikern Meißner, Hermann und Zschacke. Bei meinen Exkursionen traf ich auch zusammen mit Herren aus Magdeburg, Halberstadt, Aschersleben, Ouedlinburg usw. Ein Kollege aus Quedlinburg erzählte mir, daß er jedes Jahr am Tage vor Pfingsten den Hakel besuche, weil es in dieser Zeit dort am herrlichsten sei. ’ [18] Flora des Hakels und seiner Umgebung. 25 Aus eigener Erfahrung kann ich schon wegen der Cypripedien- blüten im botanischen Garten den Tag vor Himmelfahrt als noch geeigneter bezeichnen. 5. Charakteristik der Vegetation des Hakels im Vergleich mit der des benachbarten Hohen Holzes. (Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Branden- bure, 1868, >. 08.11.) Von seinem Standquartier in Heteborn am Hakel wanderte Schneider 1866 und 1867 auch nach dem 4 Stunden entiernten Eggenstedt, um das 7000 Morgen große ‚Hohe Holz oder . Brandsleber Holz‘, welches ®/, Stunden nördlich von Oschers- leben liegt, zu durchforschen. So bringt er uns auch einen Vergleich der Vegetation des Hakels mit der des Hohen Holzes, der sehr interessant ist. Er nennt die Pflanzen S. g6, die nur dem Hakel angehören, und S. 97, die dem Hohen Holze eigen- tümlich sind. I. Die nur dem Hakel angehörenden Pflanzen heißen: Triticum caninum, Carex ampullacea, Allium ursinum, Epipact. lat., Cypriped. Calc., Stachys recta, Teucrium Botrys, Digitalis granditl., Melamp. crist., Orobanche Galli, Pulmonaria angust., Lithosp. purp. coerul., Cynanch. Vincetox, Inula salic. und Conyza, Anthemis tinct., Centaurea Phrygia, Lactuca stricta, Crepis succi, Scabiosa ochrol., Asperula galioides, Galium paris., Aethusa Cynap., Peucedanum Cerv, Laserpitium lat. und prut., Hedra Helix, Aquilegia vulg., Aconit. varieg., Sisymbrium Soph. und Alliaria, Alyssum calyc., Reseda lutea und luteola, Geranium sanguineum, Lavathera thuring., Dictamnus Frax, Potentilla tragar, Pyrus communis und Malus, Sorbus torminalıs, Vicia dumetor, Orobus vernus, Elymus europ., Carex digit., Con- vallarıa Polygon, Cephalanthera pallens, Origanum vulg., Pru- nella grand., Crepis praemorsa, Pimpinella magna, Thalictrum - flex., Malachium aquat., Fragaria elatior. II. Die nur dem Hohen Holze eigentümlichen Pflanzen heißen: Botrychium lunaria, Pteris aquilina, Avena flavesc. (ist doch im Hakel), Avena caryoph. und praecox, Nardus stricta, 26 W. Ebert, [19] : Sceirpus setac, Ereophor. ang., Carex brizoides (ist doch im Hakel), remota, leporina, pilulif., humilis und panicea, Juncus conglom. und glauc., Paris quadr. (ist doch im Hakel), Orchis incarn., Cephalanthera ensifol. (ist doch ım Hakel), Neottia nidus av. (ist doch. im Hakel), Pinus sylv., Larix und Abies, Humlus lup., Asarum europ., Rumex congl. und obtusif., Poly- | gonum dumet., Trientalis eUTOP., Centunculus min. kit doch ım Hakel), Pinguicula vulg., Stachys germanica, Nepeta catar., Veronica prostr., Limosella aquat., Verbascum Schrad. Mn 1 nigrum, Gentiana camp., Pyrola secunda und minor (ist doch ım Hakel), Campanula patula (ist doch im Hakel), Pulicaria dysentr., Gnaphalium luteo album, Arnica mont., Senecio eruci- ‚fol. und aquatic., Cirsium erioph., Centaurea Scabiosa, Hiera- cium auric. und umbc«llat., Galium saxat., Scabiosa columb,., Adoxa moschat., Berula ang., Hypericum humif., quadrang,, 'tetrapt. und pulchrum, Geranium columb. und dissec., Oxalis acetos. und stricta, Stellaria ulig., ‘Cerastium glom., Radiola linoid., Peplis Portul., Alchemilla arvens (ist doch: im Hakel), Rubus Idaeus, Sarothamnus vulg., Lotus. uligin., Astragalus Gieer; Er ir ort ' Schneider sagt. a selbst: ‚Hier wird sich noch manches . berichtigen lassen.‘“ Dann schreibt er: ‚Rosa tomentosa ist im Hakel häufig, aber im Hohen Holze weniger; Rosa rubiginosa ıst im Hakel.selten, aber im Hohen Holze überall.‘“ Zuletzt vergleicht Schneider S. 98 den Vegetationscharakter beider Wälder mit folgender großen Schilderung: ‚Bei Beurteilung des Vegetationscharakters des Hakels kommen die seltenen Pflanzen in Betracht, welche in ihm stark verbreitet vorkommen, nicht aber die seltenen Pflanzen, welche sich nur VerEinae In dieser Beziehung merken wir: Erstens den Holzbestand. Im Hall ist nur Tara im Hohen Holze auch Nadelwald. Im Hakel dominiert die Eiche, im Hohen Holze Eiche, Birke und Rotbuche. Die Edel- tanne fehlt beiden. | | | £ Zweitens das Unter- und. Sirätekihelen Dis ist im Hakel ın größerer Menge vorhanden. Der Kellerhals ist nur im Hakel. Im Hakel fehlt Rubus Idaeus, die aber im Hohen Holze | [20] Flora des Hakels und seiner Umgebung. 27 ist. Im Hakel kommen nur an sehr wenigen Stellen Heıdekraut und Lonicera Periclymenum vor, dagegen sind diese Pflanzen in Menge, ganze Strecken überziehend, im Hohen. Holze. Drittens die Vegetationsunterschiede in Gräsern. Herrschende Gräser im Hakel sind das reizende Perlgras und der stolze Bromus asper, die beide dem Hakel zum wahren Schmuck gereichen. Sie sind im Hohen Holze nur vereinzelt. Dagegen sind im Hohen Holze als Charaktergräser Aıra flexuosa und Triodia decumbens. Diese beiden kommen wieder im Hakel nur in sehr geringer Menge vor. Von den Halbgräsern sınd für den Hakel charakteristisch: Carex montana und tömentosa. Beide sind im Hohen Holze selten. Die im Hohen Holze aber allgemein verbreitete Carex pilulifera ist bis jetzt im Hakel nicht gefunden. Viertens die Kräuter. Im Hakel ist überall verbreitet: Mercurialis perennis, Viola mirabilis, Alchemilla vulgaris, Orobus vernus. Dagegen fehlt im Hohen Holze Orobus vernus, und die anderen drei sind dort sehr vereinzelt.“ Ferner sind im Hakel von Schneider noch nicht beobachtet: ‚Adoxa moscha- telina, Asperula oderata (ist doch da), Oxalis Acetosella, Trien- talis europaea und Arnica montana. Diese sind dagegen im Hohen Holze allgemein und zum Teil massenhaft vertreten.“ — Zu Asperula odorata muß ich bemerken, daß er wohl ım Hakel gefunden wird, aber nur an kleinen Stellen, weshalb der Holzhauermeister Treite in Heteborn sehr vorsichtig auf mein Befragen nach Waldmeister erklärte: ‚Der Waldmeister ist da, aber meine Stelle zeige ich Ihnen nicht; doch einen Strauß davon will ich Ihnen alle Jahre abgeben. Damit Sie aber sehen, daß die Pflanze im Hakel ist, vll ach Ihnen eine weniger gute Stelle verraten in Nr. 55 und. 71.“ Fünftens die Stauden. ‚Der Hakel zeichnet sich durch seinen Reichtum an Dolden aus. Von den Hakeldolden fehlen im Hohen Holze: Peucedanum Cervaria, Aethusa Cynapium, Laserpitium latifolium und prutenicum. Ferner hat nur der Hakel als charakteristische Pflanzen: Lithospermum purpureo coeruleum, Dictamnus Fraxinella, Digitalis grandiflora, Cen- taurea Phrygia, Aconitum variegatum. Diese fehlen wieder im 28 W. Ebert, [2 ı} Hohen Holze. Das Hohe Holz hat aber die schönste deutsche Distel Cirsium eriophorum, die dem Hakel fehlt.“ „Hinsichtlich der Schönheit der Pflanzenwelt im allgemeinen übertrifft zum Schluß der Hakel das Hohe Holz bei weitem. In der Schönheit der Waldbestände ist das Hohe Holz besser. Darum habe ich den Hakel vorzugsweise einen blühenden Wald genannt, dagegen gewährt das Hohe Holz durch seine herr- lichen Buchenbestände den Anblick eines erhabenen, schönen Waldes.‘ 6. Systematische Zusammenstellung der Pflanzen des Hakels und seiner Umgebung. (System Engler.) (Nach der Flora des Nordostdeutschen Flachlandes von Ascher- son und Graebner, 1898—99.) Erklärungen und Abkürzungen dazu siehe S. [80]. I. Athyrıum filız jemina. [I.] 6—9. Stellenweise reichlich. Er kommt vor in den Formen dentatum und fissidens. (DbM. 1897, S. 12.) Im Hakel. (BVB: 1868 523) Ta Wassertale reichlich. (BVB. 1869, S. 66.) Auch im März- grunde und besonders viel in Nr. 56. 2. Aspidium montanum. |7.] 7—8: Sehr selten. Im Teufels- tale. (Schr. 325.) ‚Diesen Farn fand Schneider 1866 im Hohen Holze bei Oschersleben und im nächsten Jahre auch im Hakel ım Teufelstale, wo er ıhn kaum erwartet hatte. Dieser schöne Farn kommt fast immer in Gesell- schaft der beiden ihm ähnlichen Aspidium filix mas und Athyrıum filix femina, besonders zwischen letzteren vor und ist deshalb leicht zu übersehen.“ (BVB. 09, 5. 29, 30.) „Am 6. Oktober 67, sagt Schneider, beobachtete ich diesen Farn in der Mittelschlucht des Dreizacks des Teufelstales in drei Examplaren, was mich um so mehr überraschte, weil der Hakel nicht eben reich an Farnen ist. Im Wassertale, dem günstigsten Standorte für die Farnkräuter, möchte dieser Farn ebenfalls zu finden sein, wenn ich auch damals unter der großen Zahl von Büschen [22] Flora des Hakels und seiner Umgebung. 29 der weiblichen und männlichen Farne vergeblich suchte.‘ (BVB. 69, S. 66.) . Aspidium filix mas. |8.] 7—9. Selten. Im Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Im Wassertale. (BVB. 69, S. 66.) Vereinzelt im Märzgrunde, besser noch in Nr. 56 am Mittelwege von West nach Ost. (4.) Asplenıum ruta muraria. [Ig.) 6—ı10. In der Umgebung OSONT des Hakels z. B. an Mauern des Klosteramtes in Egeln. (Schr. 326.) In Kroppenstedt an der alten Umfassungs- mauer der sog. neuen Tränke und zwar in schönen Exem- plaren. (BVB. 68, S. 86.) . Abies alba. |47:.] Einzeln angepflanzt. . Abies Douglasi und Abies Nordmanniana. [47, Si Beide auch einzeln angepflanzt. . Picea excelsa. |48.] In einzelnen Trupps angepflanzt. . Larix decidua. [48,0] Mehrfach in Trupps angepflanzt. . Ginkgo biloba. [48,0] Nur zwei Stück angepflanzt und zwar ım Pfianzgarten in 56 und am Fußwege von der Domburg zum Steinwege, neben der Douglastanne. (10.)Zanichellia palustris, A. typica. [83.] 6—8. In der Um- gebung des Hakels: Hakeborn ım See. (Nachtrag zu Schn793..Dk+ A.«T,. 668.) (ILI.) Triglochin maritima. |88.] 5—7: In der Umgebung des 12. 53. Hakels, z. B. Wiesen bei Schadeleben. Gern auf Salz- boden. (A. Schulz.) Phalarıs arundinacea. [roL.] -6—8:. Im Graben am Stein- wege. Anthoxanthum odoratum. |102.| -5—6. Reichlich im großen und kleinen Hakel, auch Umgegend auf Wiesen im See zwischen Nachterstedt und Friedrichsaue. Die Formen sılvaticum und tenerum beide im Hakel. (BVB. 1903, S. I92.) Auch var. umbrosum und sirietum ım kleinen Hakel (Meißner), ferner var. vellosum im Hakel. (Biermann, BVB:. 1903; :5.192;) (14.) Panicum verticillatum. |[108.]| 7—8. In der Umgebung des Hakels: In Gärten in Hedersleben und Schadeleben. (Schr. 294.) 30 15. I6. 17: I8. W. Ebert, [23] : Milium effusum. [112.] 5—7. Hakel. (BVB. 68, 73) Zerstreut im großen und kleinen Hakel. Phleum pratense.. [116.] 6—9-. Die Form nodosum Wald- | rand bei Heteborn. | | Alopecurus pratensis. [I20.]|] 5—6. Hakel. (BVB. 68, 3.2722) | Alopecurus fulwus. [123.] 5’—o-. Teichartige Vertiefung im Stellstedterhau. (BVB. 68, S. 78 als neu.) Ferner an den drei Teichen des Hakels im Bezirk I, II, III. (BVB. 68,8. 88.) IQ. 20. Agrostis alba. [|124.]| 6—7. / Calamagrostis lanceolata. [128.] 6-7. Selten. In der teichartigen Vertiefung im Stellstedtenhau. (Schr. 298.) 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27: 28. Calamagrostis villosa. [I29.] 7—8. Selten. Am Wege zum Dornköpfchen empor linker Hand, wo Erytraea centau- reum ist. Ebenso im Stellstedterhau. (Meißner.) Calamagrostis epigea. [I31.] 6—7. Stets und reich- lich... Hakel. (BVB.'68; S!'73;) Calamagröstıs arundinacea. [133.] 7—8. Reichlich im Hakel. (Schr. 299.) ©Hakel:'.(BV.B: 68, SZ Holcus mollis. [136.] 7—8. Selten. Im Hakel. (Schr. 302.) Im Hohen Holze bei Oschersleben und auch im Hakel, und zwar Ende Juli 1866 zuerst gefunden im Bezirk I und 11. (BVB. 69,S12!undize)/ Avena pubescens. [I40.] 5—6. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Avena pratensis. [I4I.] -6—7. Reichlich im Hakel und Steinbrüche weit um den Hakel. (Schr. 303.) Hakel (BVB. 68, S. 73.) Sie findet sich vielfach am Saume und Grenzwalle des Hakels, namentlich des kleinen Hakels, sie steht auch im alten Steinbruche nach Schadeleben zu. (BVB..68, 18.88.) Trisetum flavescens. |142.] 6—9. Im Hakel. (Schr. 304.) Im BVB. 68, S. 97 sagt Schneider: ‚Kommt im Hohen Holze bei Oschersleben vor, aber im Hakel wahrscheinlich nicht.‘ Ist aber doch im Hakel. Aera flexuosa. [|145.] 6—7. Selten. Im Hakel. (Schr. 301.) Auch trockene Stellen in der See bei Aschersleben. (Gr. 9.) 29. 30. SI: 32: 33. 34. 35. 36. Flora des Hakels und seiner Umgebung. SE ‚Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Kommt im Hakel nur in sehr geringer Menge vor, gehört dagegen im Hohen Holze bei Oschersleben zu den Charaktergräsern. (BVB. 68, S. 99.) Aera caespitosa. [I47.]| 7—8. Im Hakel reichlich. - Steglingia decumbens. |149.] 6—7. Sehr selten. Kommt im: Hakel nur in sehr geringer Menge vor, gehört dagegen ım Hohen Holze bei Oschersleben zu den Charaktergräsern. (BVB. 68, S. 99.) Vom Hakel sagt Schneider in seiner Flora nichts. Molinia coerulea. [I52.] 7:—9. Sehr selten. Im Hakel. (Sehr. 568.) Hakel. .(BVB. 68, S. 73.) Melica nutans. [153.] '5—6. Im Hakel reichlich. (BVB. 68, S.73.) Für den Hakel charakteristisch. (BVB. 68, S. 77.) Überall bei der Domburg das buntglockige, nickende Perlgras. (BVB. 68, S. 80.) Herrschende Gräser im Hakel sind z. B. das reizende Perlgras, das dem Hakel zum wahren Schmuck gereicht. (BVB. 68, S..99:) Dies Gras ist im Hohen Holze bei Oschersleben nur vereinzelt. (BVB. 68, S. 99.) ie | Melica picta. [153,0.] Bei der Domburg reichlich, auch am Randwege ın 77, 78, 79. Auch im kleinen Hakel. ‚Nur im Hakel bei der Domburg.‘‘ (Ascherson-Graebner S. IO4.) Diese Pflanze hat Schneider nicht in seiner Flora, weil er sie mit nutans verwechselte. Aber picta fällt schon durch die rasenförmigen Büschel und straffen, nicht schlaffen Stengel auf. Bemerkung: Melica uniflora, das einblütige Perlgras fehlt im Hakel wie auch im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 69, S. 62.) Also ıst es in Anhalts neuer Flora 1905, Teil I, S. XV für den Hakel zu streichen. Briza media. [157.]| 5—7. Spärlich. Dactylis glomerata. [158.] 5—9. Reichlich. Auch die var. pendula und celiata im Hakel. (Meißner; Neue Flora von Anhalt 1907, Teil II, 4r.) Dactylıs Aschersoniana Graebner. Im Hakel (nach Ascher- son-Graebners Synopsis II, 381). Auch die var. puberula (mit oberwärts kurzhaarigen Blattscheiden, Hermann, 32 42. W. Ebert, [2 5] BVB. 1903, 5. 192) und die var. violascens (ganze Pflanze lebhaft violett gefärbt). (Hermann und Meißner.) . Poa nemoralis. [161.]| 6—7. Reichlich, auch die var. tenella. (BVB. IgoI, S. 148.) . Poa compressa. |163.] 6—7. Hakel (BVB. 68, S. 73). . Poa trivialis. |164.] 6—7. Auch die Form sirieta. (BVB. 1903827193) . Poa remota. |165.] -6—-7. Spärlich. Im Mittelhau, im Domburgshau und im Wassertal. (Schr. 307.) . Poa pratensis. |166.]| 5—6. Reichlich. Hakel. (BVB. 68, I 5.72.) ai Glyceria fluitans. [168.] 5-9. Kulk am Kochstedter Wege. | (43.) Festuca distans. [173.]| 5>—7'. In der Umgebung des 44. 45- 46. 47: 48. 49. Hakels: Hakeborn am See. (BVB. 60, S.ı59 Deike.) Gern auf Salzboden! (A. Schulz) Festuca arundinacea. |[1I76.| 6—8. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Im Hakel und Umgebung, z. B. Chausseegraben bei Schadeleben und Winningen. (Schr. 311.) Festuca gigantea. |177.| 7—9:. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Festuca ovina.. [I79.| 5—7:. Hakel. (BVBr6875. 72.) Auch die Formen: eu Vallesiaca (Nachtrag Schr. 204). Die var. pseudovina und subvar. parviflora am Feldraine zwischen Friedrichsaue und dem großen Hakel (Meißner), wie subvar. typica am Wege vom Stationsgebäude Gaters- leben nach dem großen Hakel. (Meißner; Neue Flora von AnhaltiliiNigoz, S050.57) | Festuca heterophylla. |180.] 6—7. Im Hakel reichlich. (Scht. SroN) Haken a(BVBroSeSr 28 Uynosurus eristatus. |I84.]| 6—7- Bromus asper. |185.]| 6—7. Im Hakel reichlich (Schr. 313), Charakterpflanze im‘ Hakel?> (BVB. 68, Sy a) Een schende Gräser im Hakel sind z. B. der stolze Bromus asper, der dem Hakel zum wahren Schmuck gereicht. (BVB. 68, S. gg.) Dies Gras ist im Hohen Holze bei Oschersleben nur vereinzelt. (BVB. 68, S. 99.) Im Hakel meist die Form: ramosus oder serotinus. (BVB. 68, S. 73.) 54- 56. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 33 Bromus inermis. [187.] 6—8. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Auch in der Umgebung, z. B. Trifthöhe mit Kalkstein- bruch südlich von Dalldorf. (BVB. 68, S. 92.) . Bromus commutatus. [193.] 5—7. Am 20. Juni 1866 ge- funden in der Nähe der Domburg, nur im Bezirk III. (BVB. 68, S. 88.) . Bromus mollıs. [1I95.] 5>-—7: Hakel. (BVB. 68, S. 72.) . Brachypodium pinnatum. [196.| 6 —7'. Reichlich im Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Auch in der Umgebung, z.B. am Wege Heteborn nach Gröningen an einem rechts- abgehenden Trifthohlweg und auch Trıfthöhe mit Kalk- steinbruch südlich von Dalldorf. (BVB. 68, S. 92.) Brachypodium silwvaticum. |[197.| '7—9:. Reichlich im Brakel. (BVB. 68, S. 73.) . Triticum canınum. [198.] 6—7. Reichlich im Hakel (BVB. 68, S. 73.) Zwar im Hakel, aber nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Die Form subtrıflorum im Hakel auf dürftigem Boden. (Meißner, Neue Flora vonsAnhalt II, 1907, 5:77.) Hordeum Europaeum. [203.] 6—7. Im Hakel spärlich. (Schr. 315.) Im Jahre 1867 neu für den Hakel gefunden von Schneider. Er schreibt darüber: ‚Als ich ım Jahre 1867 die Bartensleber Forst näher durchforscht hatte, fand ich ım östlichen Teile an und in der Nähe des Behndorf- Hörsinger Fußweges Elymus europaeus in hunderten von Exemplaren. Dieses für Norddeutschland seltene Gras habe ich im Alvensleber Höhenzuge, dann nicht weiter angetroffen, dagegen fand ich es im Herbst 1867 ın zwei Exemplaren im Hakel, und zwar im Domburgshau am Steinwege zwischen Brachypodium silvaticum und Triti- cum caninum.“ (BVB. 69, S. 25, 26.) Dagegen kann ich mit Meißner berichten: ‚Im feuchten Sommer 1906 stellen- weise reichlich zu Hunderten, und zwar erstens die Stelle Domburg zum Steinweg, kurz vor dem Steinweg rechts, ebenfalls am Steinwege selbst im Busche, auch viel im Busche hinter dem Schießstande im Walde bei Hete- born 56, auch am Wege im darangrenzenden Dornköpf- Zeitschr. f, Naturwiss. Hallea. S. Bd. 84. 1912/13. 3 34 W. Ebert, [27] ; chen, ebenso in Nr. 20, am meisten aber auf dem Gras- wege an Nr. 72. Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, Se) (57.) Lolium temulentum. |205.] 6—7. In der Umgebung, z.B. Äcker bei Heteborn und Hakeborn. (Schr. 317.) | (58.) Lolium perenne. |207.] 6—9. Umgebung, an Wegen. Die var. cristatum auf einem Wege am Hakel. (Neue Flora .0Nnhalt, #1 121907 52853 (59.) Scirpus paluster, var. unıglumis. 215,0.] 5—8. Umgebung: Schadeleben24(Schr 2439): 60. Scirpus silvatıcus. |231.] 5-— 7: Selten, Teich im Hakel. (Schr 92782) 7 (BV B68 5973) (61.)Carex disticha. [347.] "5—6. Umgebung: Gräben der Wiesen Nachterstedt zu Friedrichsaue. 62. Carex praecox Schreberi. 350.] 4—5: Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Hakel und Umgebung, z. B. Chausseegraben Hete- born zu Kroppenstedt, Egeln und zu Langenweddingen. (Scht. 281.) 63. Carex brizordes. |351.] 5—6. Zwar im Hohen Holze bei Oschersleben, aber wahrscheinlich nicht im Hakel. (BVB. 68, S. 96.) Und doch ist sie da, und zwar im großen und kleinen Hakel, aber spärlich und selten. (64.)Carex vulpına. |[|352.] 5—7. Umgebung: Wiesengraben Nachterstedt zu Friedrichsaue. 65. Carex murvcata. |[353.] -5—7: Reichlich, im Hakel. (BV BE 68:28. 739 (66.)Carex panniculata. [356.] Umgebung: Viel in Gräben der See bei Aschersleben (Hermann). (67:)Carex acutiformis. [396.]| 5—6. Umgebung: Aschers- leber See zwischen Nachterstedt und Friedrichsaue. 68. Carex tomentosa. |371.] 4—5'. Im Hakel stellenweise reichlich. (Schr. 285.) Im Hakel Ende Mai blühend, sie ist eine treue Nachbarin der Carex montana. (BVB. 69, >. 33.) (BVB. 68, S. 78.) Von den Halbgräsern ist dieses für den Hakel charakteristisch, kommt dagegen im Hohen Holze bei Oschersleben selten vor. (BVB. 68, S. 99.) Fr [25] 69. 79. a 12, Flora des Hakels und seiner Umgebung. 35 Carex montana. [372.] -4—5: Im großen und kleinen Hakel reichlich. (Schr. 286.) Diese stark verbreitete Charakterpflanze des Hakels läßt sich schon an ihren feinen, hellgrünen Blättern mit den purpurnen Blatt- scheiden erkennen. (BVB. 68, S. 78.) Von den Halb- gräsern ist dieses für den Hakel charakteristisch, kommt dagegen im Hohen Holze bei Oschersleben selten vor. (ES. 68, >. 99.) Carex umbrosa. |[375.]|] 4—5: Selten. Im Hakel ım Hartenholz. (Schr. 286.) Umgebung, z. B. Egeln. (Ascher- son-Graebner 158.) Carex glauca. [378.] 4+—5.: Selten. Hakel. (BVB. 68, SE) Carex pallescens. [381.] -5—6. Reichlich im großen und kleinen Hakel. (BVB. 68, S. 73.) (73.) Carex humilis. 1383.] 3—5. Umgebung: Steinbrüche 74. 29- 76. zwischen Heteborn und Hakeborn. (Schr. 286.) Ferner an der Cochstedter Plantage. Wahrscheinlich nicht im Hakel, aber im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, >. 97.) Carex digitata. [384.] 4—5: Selten, im großen und kleinen Hekel (Schr 287) "Diese Pilanze entdeckte, Schneider in Früchten am 28. Mai 1867 an einer Stelle im Wasser- tale unter Buchen. Diese seltene Gebietspflanze fand er in diesem Jahre noch am hohen Ufer des Krautwiesen- baches in der Erxleber Forst. (BVB. 69, S. 34.) Ist nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 06.) Carex silvatica. [391.] 5—6. Reichlich im großen und deinen Hakel (BVB. 68, >. 73) Carex rostrata. [394:| 5—6. Selten, Hakel. (BVB. 68, S773) Zusam ameklakel- aber nieht im-klohen'Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) (77.)Carex hirta. |400.| 5—6. Umgebung: Wiesengräben 78. Nachterstedt, Friedrichsaue. Arum maculatum. [404.]| 4—5. Sehr selten im Hakel. (Sel2470222 % sollöim Tlakel’iehlen. 2 (BVB.'69, S. 62.) - 2 36 79: 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. gI. W. Ebert, [29] : Juncus conglomeratus. [4II.] 6—8. Wahrscheinlich nicht im Hakel, aber im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. . 68, S. 97.) Ist doch ım Hakel, aber spärlich. Juncus effusus. [|4I2.] 6—8. Sehr selten. Juncus alpinus. [426.] 7—8. Sehr selten, im Hakel im nassen Waldwege im vordern Schmerlenteiche. (Schr. 263.) Luzula pilosa. [430.] ‘4—5. Reichlich im großen und kleinen Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Luzula nemorosa. [431.] -6—7. Reichlich im Hakel. (Schr 265. )Kund (BVB268, 85.733 Luzula campestris. [433.] ‘4—5: Spärlich im großen und kleinen Hakel. Luzula multiflora. [433,0.] 4—6. Spärlich im großen und kleinen Hakel. Colchicum auctumnale. [436.] 9—ıo. Selten. Im Hakel (Schr. 260) und (BVB. 68, S. 73). In Nr. 51 auf der west- lichen Seite. Anthericus liiago. [437:.] 5’— 7. Sehr selten im Hakel. (Hampe 273.)? Anthericus ramosus. [438.] 6°—8. Sehr selten im Hakel (Hampe 273) und (Schr. 254) und’ (BVBFre2 2735 Spärlich gefunden am alten Steinbruche in Nr. 61 am Wartewege. Soll auch in Nr. 29 sein. Gagea silvatica. [444:] 3>—4'. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Allium ursinum. [445.] 5—6. Nur eine reichliche Stelle und zwar Domburgshau am Fahrwege vom Pferdeschuppen der Domburg nach dem Steinwege. (Schr. 257.) Im Hakel Ende Mai blühend. (BVB. 69, S. 33.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Alium acutangulum. [447.] &—9. (92.) Allvum Jallax. [448.] 7—9. Umgebung: Alter Steinbruch 93- nördlich von Friedrichsaue. (Schr. 257.) Allium scorodoprasum. [449.] © —7. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Im Hakel und im Hohen Holze bei Oschersleben ist Allium vineale von Allium oleraceum und scoro- doprasum begleitet, die, obgleich ebenfalls keine eigent- lichen Waldpflanzen, noch reicher in unsern Wäldern [30] 94. 96. 97- 98. 99. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 37 als vineale auftreten. (BVB. 69, S. 20.) Allium scoro- doprasum gehört mehr dem Alluvium an und ist hier in Wäldern, auf Wiesen und im Gesträuch, sowie am EIb- und Bodeufer häufig; in den Wäldern des Flötzgebietes beobachtete Schneider den Sand-Lauch im Hakel, im Sauern Holze und ım Hohen Holze bei Oschersleben, doch nicht im Alvensleber Höhenzuge. (BVB. 69, S. 20.) | Allium vineale. |450.] 6—-8. Ende Juli 1866 zuerst im Hakel in Bezirk I gefunden. (BVB. 69, S. 20.) Der Wein- bergslauch ist in unserem Florengebiete nicht häufig, kommt jedoch zerstreut überall vor. Obgleich eine Acker- und Hügelpflanze, findet er sich in unserm Gebiete wieder- holt auch in Wäldern, so ım Hakel und im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 69, S. 20.) . Allium oleraceum. [451.] -7—8. Hakel. (BVB, 68, S. 73.) Begleitet von vineale und scorodoprasum, obgleich keine eigentliche Waldpflanze, doch reicher ın unsern Wäldern als vineale. Namentlich in den Elb-Waldungen, ım Hakel, im Sauern und Hohen Holze. (BVB. 69, S. 20.) Lilium martagon. |452.] 6 —7'. Im großen und kleinen Hakel reichlich. Auch in der Vogelremise bei Heteborn. (Schr. 254.) Der stolze Türkenbund ist charakteristisch erden Hakel.-(BVB: 68; S.'73, 74.) Majanthemum bifolium. [457.] 5’—6. Reichlich ım großen und kleinen Hakel. (BVB. 68, S. 72, 73.) Polygonatum officinale. [458.] 5—6. Sehr selten. Im Hakel. (Schr. 252.) Zwar im Hakel, aber nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Schneider fand sie am 25. Mai 1867 auf dem Höhenrücken der Domburg, Bezirk III und sagt dazu: ‚Ascherson führt unter den Standorten dieser seltenen Gebietspflanze schon den Hakel und das Hohe Holz auf und nennt als Beobachter Ebeling, was auf einem Druckfehler beruhen möchte, da Ebeling weder hier noch im Hohen Holze die Pflanze gesehen hat. (BVB. 69, S. 34.) Polygonatum multiflorum. [459.] *5—6. Reichlich ım großen und kleinen Hakel. (BVB. 68, S. 73.) 38 W. Ebert, [31] ; 100. Polygonatum vertieillatum. [460.] Sehr selten. Im Hakel TIOJ: IO2. Io3. im Teufelstale an einer sumpfigen Stelle. (1883 Reide- meister, 1892 Gottfried, BVB. 35, I5.) Convallarıa majalis. [461.] 5—6. Im großen und kleinen Hakel am reichlichsten als Charakterpflanze. Aus eigener Erfahrung kann ich von dem Reichtum an Maiblumen folgendes berichten: ‚Am schönen Himmelfahrtstage, den 28. Mai 1908, waren die Maiblumen gerade in schönster Entfaltung, und schon morgens 8 Uhr traf ich im Walde überall eifrige Sammler, welche die Sträußchen in Körben und Bündeln trugen. Am Nachmittage, wo auf der Dom- burg bei starkem Besuche acht Kellner tätig waren, wurden viele Sträußchen zum Kauf angeboten, und ich habe beobachtet, daß auch jeder Besucher sein Sträußchen hatte. Als ich zu meinem selbst gesammelten Sträußchen einer armen Frau noch einen großen Strauß abkaufte, erzählte sie, daß sie schon über 3 Mark heute dafür ge- löst hätte.“ Paris quadrıfolius. [462.]| -5— 6. Im Hakel spärlich. (Schr. 252.) Wahrscheinlich nicht im Hakel, aber im. Hohen. Holze bei Oschersleben. : (BVB687 Se FE also doch da, aber selten. (Schr. Abhandlungen des Naturwissenschaftl. Vereins zu Magdeburg 1873 Seite II.) Leucoium vernum. |464.] ‘3—4: Sehr selten. Im Hakel spärlich. (Schr. 251.) (I04.)Irıs pseudacorus. [466.]| 5-—7';: Umgebung: Wiesen- 105. gräben Nachterstedt-Friedrichsaue. Uypripedium calceolus. [470.] 5’—6. Sehr selten. Im Hakel. (Schr. 249.) Eine der schönsten heimischen Pflanzen und wegen ihrer Schönheit sehr gesucht und deshalb mehr und mehr verschwindend. Aber sie ver- mehrt sich leicht und breitet sich an verborgenen Orten schnell aus. (Schr. 249.) ‚Sie findet sich unweit des Warteweges (57, 58, 59) im Bezirk I und vereinzelt auch im Bezirk II. An dem Hauptstandorte standen nach Schneider auf dem kleinen Raume von wenigen Quadrat- ruten in einzelnen Trupps wohl Ioo Exemplare, von denen ', Bel Io6. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 39 1867 am 30. Mai gegen 40 Stück in schönster Blüte standen. Der Entdecker dieser Stelle war Lehrer Fettback in Hake- Bemas) 2(BVB: 69,:-5::33.) .„Nichtsim Hohen’Holze bei Oschersleben.‘“ (BVB. 68, S. 96.) Um der Ausrottung im Hakel vorzubeugen hat z. B. im Jahre 1908 Forst- meister Zeißig in Heteborn an obiger Stelle nur noch 7 blühende Exemplare äbgepflückt oder abpflücken lassen und zwar schon am I5. Mai, während ich am 28. Mai 1908 dort nur noch I blühendes Exemplar im Versteck fand. Also muß die Ausrottung stark vorgeschritten sein, und es ıst ein Segen, daß uns der botanische Garten bei der Domburg diese schönste aller deutschen Pflanzen für den Hakel erhält. Am 28. Mai 1908 besuchte eine Magde- burger Schule den botanischen Garten, und ich konnte beobachten, wie alle Schüler und andere zahlreiche Be- sucher gerade vor dem blühenden Frauenschuh im bota- nischen Garten am längsten verweilten. Also Schutz den Naturdenkmälern! Dieser Schutz wird aber nicht durch das absichtliche Abpflücken aller Blüten erreicht. Im Gegenteil, so berichtete Prof. Dr. Aug. Schulz im bota- nischen Verein zu Halle (IgI2), dadurch wird die Aus- rottung befördert; denn wo kein Samen ausgestreut wird, findet keine Vermehrung statt. | Ophrys muscifera. [471.]| 5—6. Sehr selten. ‚Vergeblich bemühte ich mich, sagt Schneider, die an Gräben und Wällen bei der Domburg von O. Engel früher entdeckte Ophrys wieder aufzufinden, auch habe ich sie im Mai des nächsten Jahres, wo ich meine Nachforschungen wiederholte, nicht ermitteln können.‘ (BVB. 68, S. 81.) Meißner und ich waren Igo3 desto glücklicher, denn wir fanden sie erstens am südlichen Rande von Nr. 53 und noch mehr am 15. Juni I9o3 in Nr. 55, also im Dom- burgshau, und zwar aus dem Kraute von Mercurialis perennis einzeln und unscheinbar hervorblickend, einige Minuten von der Domburg am Fahrwege nach Heteborn links vom Wege. Jetzt sind an dieser Stelle die Büsche wieder üppig gewachsen, weshalb wir schon später einige- 40 107. W. Ebert, [33] mal dort vergeblich gesucht haben. So wird es mit mancher andern seltenen Pflanze auch sein. Wird dort, besonders um die Domburg herum, wieder einmal etwas mehr Unter- holz abgehackt, was sehr zu wünschen wäre, so kann manches wieder ans Tageslicht kommen. Deshalb dart man nie sagen, die Pflanze ist nicht mehr. Orchis purpureus. [473.] 5—6. Jetzt spärlich und selten. Im Hakel reichlich. (Schr. 242.) Auch im Wassertal. (Ascherson-Graebner 207.) ‚Von den im Jahre 1866 wegen der Frühjahrsfröste ausgebliebenen Orchideen fand ich 1867 am 2ı. Mai Orchis fusca bereits in Blüte. Sie kommt im Hakel in großer Zahl und auf einem ziemlich ausgedehnten Terrain vor. Ich fand sie nicht nur ım Wassertal und im Voß bei Bezirk IV, wo ich sie schon früher beobachtet hatte, sondern reichlicher noch im Domburgshau, Bezirk III und überhaupt ım III. Bezirk, so in den Lehnkuhlen am Hedersleber Wege, im vorderen Schmerlenteichhau am Cochstedter Wege und im Mittel- hau am Steinwege; ferner im Stellstedtenhau Bezirk I und im Ziegenhorn am Schrotwege Bezirk II. In den Bezirken V und VI kommt sie nicht vor. Überhaupt erscheint Orchis fusca nur in den genannten Revieren der Bezirke I—IV, die einen zusammenhängenden Kom- plex von dem Umfange einer halben Ouadratmeile bilden, der nördlich vom Stellstedtenwege, südlich vom großen Kalkwege, westlich vom Hedersleber und östlich vom Froser Wege begrenzt wird. Am 30. Mai 1867 strahlten hier im Walde hunderte von großen, braunbunten Blüten- trauben der Orchis fusca.‘“ (BVB. 69, S. 32, 33.) » Außer ım Hakel findet sich Orchis fusca nur noch im Hohen und Sauern Holze bei Oschersleben, wo sie Banse und ich 1857 in hunderten von Exemplaren unter Schwarz- dorn in herrlichster Blütenpracht sahen. Als wir nach Jahren die Stelle wieder aufsuchten, fanden wir nur eine Anzahl großer Löcher unter den Dornen und keine Orchis mehr. Der Eigennutz vandalischer Gärtner hatte die Prachtpflanze vollständig ausgerottet. Noch jetzt sieht F [34] 108. 109. IIO. PrL. II2. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 4I man die alten Löcher, und Orchis fusca ist an dieser Stelle bis heute verschwunden. Zu meiner Freude ermittelte ıch sie im Juni 1866 an andern, nicht leicht aufzufinden- den Stellen des Bocklerberges im Hohen Holze bei Oschers- leben.“ (BVB. 69, S. 33.) Also wieder einmal, Schutz den Naturdenkmälern ! Örchis masculus. |479.]| 5—6. Spärlich und sehr selten. Im Domburgshau. (Ascherson, aber bis 1868 von Schneider noch nicht aufgefunden.) (BVB. 68, S. 74.) Im Dom- burgshau 3 Exemplare, Zschacke 1897. (DbM. 1897, 12.) Örchis sambucinus. [481.] 4,—-6. Sehr selten. Nur im kleinen Hakel, hier rot und gelb blühend. (Schr. 244.) Von uns noch nicht gefunden, aber sehr oft gesucht. Orchis maculatus. [484.] *6—7. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Überall im großen und kleinen Hakel reichlich. Auch die var. comosus, Schur. (DbM. 1897, 12.) Aufder Linie 79, 80o etwas oben, mitten im Wege vom Förster Kuhfahl 1907 eine Varietät von maculatus mit auffallend langen und ganz schmalen Blättern gefunden. Wir haben sie ın den botanischen Garten gepflanzt, wo sie Igo8 schön blühte. Platanthera bifolia. |489.] 5—7. Stellenweise reichlich. Im großen und kleinen Hakel (Schr. 245) und (BVB. 68, Se): Öephalanthera grandiflora. [494.]| 5—6. Spärlich und len Iın Teufelstale sparlich. (Schr. 247.) Weiter hinab im Teufelstale, nachdem sich die drei Schluchten bereits zu einer großen vereinigt haben an der östlichen Tallehne mit Epipactis latifolia zusammen. (BVB. 09, 5.66.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Unsere schönste Steller von dieser !bflanze ist ım Domburgshau 53:55 oben unter hohen Buchen links vom Wege nach Heteborn unterhalb der ersten Diptam- stelle daselbst. Die Stelle heißt der Buchenwald unter den 9 Morgen am Heteborner Wege. Hier ziemlich reichlich. 42 II3. II4. 115. 10008 ZZ me 770. I20. I2T, I22. W. Ebert, : [35] ; Üephalanthera xziphophyllum. [495.]| 5—6. Sehr selten. Wahrscheinlich nicht im Hakel, aber im Hohen Holze . bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 97.) Und ist doch da, nur einmal gefunden beı der Domburg (Meißner). Cephalanthera rubra. [496.] 6—7. Sehr selten. Von. Dr. Rohde vor 1868 ein Exemplar gefunden. (BVB. 68, 9.:74.): An’ der Domburg. (1892, Faber Eis apa | Ks. DbM. X 56.) In neuerer Zeit nicht wieder beobachtet. (Schr. 247.) Epipactis latifoia. [497.]| 7—8:. Im Hakel reichlich. (Schr. 247; BVB. 68, S. 73.) Weiter hinab im Teufelstale an der östlichen 'Tallehne. (BVB. 69, '’5.766)5 Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Epipactis latifolia var. varıans. |497,0.] 7—8-. Zerstreut, spärlich. Am steilen Steinwege vor der Domburg sowie überall vereinzelt, auch am Wege nach Cochstedt, ebenso im Wassertal. Oft erst anfangs August blühend. Dieselbe Pflanze mit sehr schmalen Blättern gefunden im Buchenwald unter den g Morgen am Heteborner Wege 55 an der Cephalanthera pallens-Stelle. Auch vorher oben direkt am Fußwege nach Heteborn, nahe der Domburg unter dichtestem Gebüsch,. blühte 23. 7. 1907. Sıe ıst | jetzt im botanischen Garten mit dem Namen Epipactis microphylla, kleinblütiger Sumpfwurz. Neottia nidus avıs. [501.]| 5— 7. Im Hakel. (Schr. 248.) Wahrscheinlich nicht im Hakel, aber im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 97.).. Und st desb 423 aber spärlich, selten (Ebert, Meißner). Listera ovata. [502.] '5—7: Überall im großen und kleinen Hakel reichlich. (BVB. 68, S.'72, 73 und Bseaı 3 Salız fragilis. [51I1I.] 4—5. An der teichartigen Ver- tiefung im Stellstedtenhau. Salız caprea. [519.] 3-—4'. Zerstreut. Populus tremula. [526.] 3—4. Zerstreut. Corylus Avellana. [529.] "3—4. Viel im großen und kleinen Hakel. „161 123 124. 125. 126. #27. 128. 120. 130. #31. 732. 133. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 43 Carpinus betulus. [5330.] 4—5: Zerstreut im großen und kleinen Hakel. Betula verrucosa. |531.] 4—5. Zerstreut im großen und kleinen Hakel. Alnus glutinosa. [535.] "3— 4. Zerstreut. Fagus silvatica. [35337.] *5'° Zerstreut im großen und kleinen Hakel. Quercus robur. [5338.] ‘5°. Zerstreut. Sie tritt nur hin und wieder untermischt mit der folgenden auf. (BVB. 68, >. 72.) Quercus sessiliflora. [539.] ‘5°: Diese Eiche bildet den Hauptwaldbestand des Hakels. (BVB. 68, S. 72.) Im Hakel dominiert die Eiche. (BVB. 68, S. 98.) Am öst- lichen Außenrande von Nr. 4I der Bischopie ist eine große Eiche mit auffallend tiefer gelappten Blättern. Ulmus campestris. |540.] 3’—4'. Zerstreut. Humulus lupulus. [5342.] 7—9: Z. B. in Nr. 56 und am Dornkopfe in Nr. 54. Von dort angepflanzt an die Tür des botanischen Gartens. Urtica dioeca. [344.] 6—ı10. Z. B. bei der Domburg, reichlich. Thesium montanum. |[547,0.] 6°—7': Sehr selten. Im Hakel. (Hampe 238. Nachtrag Schneider 178.) Rumez sanguineus. [556.] 6—8. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Erscheint in zwei Formen, grün und rot: viridıs und genuinus. (134.) Polygonum bistorta. [562.] -5— 8. Umgebung: Egelnscher Forst und Wiesen bei Egeln. (Schr. 222.) Seewiesen zwischen Frose, Nachterstedt und Friedrichsaue. (135.) Polygonum amphibium. |563.] *6—8. Umgebung: See bei Aschersleben. (Große 33.) (136.) Polygonum versicaria. [566.] 7-—9:. Umgebung: Um den Elikel: (Schr..223,) 137. Polygonum minus. [569.] 7—ı0. „Ende Juli 1866 zuerst im Hakel und zwar nur am Schmerlenteiche Bezirk III gefunden. Er zeigt sich bei uns namentlich in Wäldern, 44 138. 130. W. Ebert, [37] \ im Alluvium vorzugsweise am Rande der Teiche und auf feuchten Grasstellen des Waldgebietes und im Flötz an : morastigen Orten der Waldwege. Im Hohen Holze bei Oschersleben tritt er schon häufiger auf und am häufig- sten im Alvensleber Höhenzuge. Dort geht er auch auf die Äcker und findet sich besonders auf Stoppelfeldern zwischen P. Hydropiper, welch letzterer die Felder oft sanzfüberzieht: „(BVB. 69,527) Sılene inflata. |606.] -6*—ıo. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Auch Umgebung: Gatersleben am Wege zum Hakel. Stlene nutans. [607.| 6—7'. Im Hakel. (Schr. 36.) Am Cochstedter Wege Bezirk Il. (BVB.68, 5.87.) Auch Bezirk Il ’und I1.7-(BVB::68, 528833 (140.) Melandrium album. |[614.] 5-—ıo. Umgebung: Gaters- leben am Wege zum Hakel. (141.) Melandrium noctiflorum. [616.] *—ıo.. Umgebung: Auf 142. 143. 144. 145. 146. Äckern unter und nach der Saat, auch an Wegen und auf Grasstellen, Acker zwischen Heteborn und Hakel, zwischen Hakel und Croppenstedt. (BVB. 68, S. gı.) Lychnis flos cuculi. [618.] 5>-—6- und 8—ıo. Im großen und kleinen Hakel, auch im Teufelstale.. Umgebung: Auch Wiesen Nachterstedt zu Friedrichsaue. Dianthus armeria. |623.] -7—ıo. Spärlich, selten. Im Hakel. (Schr. 34.) Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Dianthus Carthusianorum. |624.] -6—ıo-. Reichlich. Dianthus deltoides. |625.] -6—ı0. Selten. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Am äußeren Waldrande 79, 78 nach Heteborn , zu. Auch ın der Giessel am Südostrande. Dianthus superbus. |628.] 7—9:. Selten. Im Hakel reich- lich. (Schr. 35 und BVB. 68, S. 74.) Ist eine Zaerderde Hakels. (BVB. 69, S. 64.) Von uns nur einzeln gefunden, z. B. am Cochstedter Wege, ferner Außenrand Nr. 77 und auf dem innern Randwege in Nr. 77 und 78. | Auch Dranthus armeria x swperbus, zwei Exemplare 1897, Zschacke (Ascherson-Graebner S. 305; DbM. 1897, S. 56.) TEE ..- E [38] 147. Sagına procumbens. |[631.] 5-—g:. Fahrweg im Hakel. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 45 Umgebung: Auch Wiesenweg zwischen Nachterstedt und Friedrichsaue. (148.) Sagina apetala. [632.] 5>—9. Umgebung: Acker am Hakel. (Schr. 40.) (149.) Alsine tenuifolia. [635.] 5—8. Umgebung: Äcker südlich vom Hakel. (Schr. 39.) 150. Moehringia trinervia. [638.] Hakel. (BVB. 68, S. 74.) (151.) Stellarıa pallida. [642,0.] 3—5. Selten. Umgebung: Gras- hang am Wege Gatersleben nach Hakel, nahe Gatersleben. (Meißner, Neue Flora von Anhalt III, S. 107.) : Stellaria holostea. [643.] *5—6'. Reichlich im großen und kleinen Hakel. (BVB. 68, S. 74.) . Stellaria graminea. [645.] 5-—9:: Reichlich im Hakel. (BVB. 68, S. 74.) . Malachium aquatıcum. |[656.] 5-—ıo-. Spärlich, selten. Zwar im Hakel, aber nicht im Hohen Holze bei Oschers- leben. (BVB. 68, S. 96.) Ende Juli 1866 zuerst im Hakel gefunden und zwar am Schmerlenteiche Bezirk III. Es kommt vor an Flußufern, Bächen, Wassergräben, an schattigen, feuchten Orten der Haine und Wälder im Ge- biet auf Alluvium, Diluvium und Flötz ziemlich häufig, aber keineswegs gemein. (BVB. 69, S. 22.) (155.) Spergularia campestris. [660.] s—ı0. Umgebung: Äcker am großen und kleinen Hakel. (156.) Seleranthus perennis. |670.] 5—ıo. Umgebung: Am Hakel 157. 8. auf dem Philipps-Galgenberge. (Schr. 96.) Trollius Europaeus. [678.] 5—7. Sehr selten, scheint ver- schwunden. Im Hakel im Wassertale. (Schr. 10.) Am 30. Mai 1867 glänzte im Wassertale der Trollius mit seinen goldigen Rosenblüten. (BVB. 69, S. 33.) (BVB.68, S. 74.) Aquilegia vulgarıs. [681.] 5-—7. Sehr selten. Im Hakel spärlich. (Schr. Iı.) ‚Im Hakel nur am südlichen Ende des Quastweges ın Bezirk I. Diese von Schatz für den Hakel angegebene, aber zeither nicht wieder ermittelte seltene Gebietspflanze fand ich am 13. Juni 1866 in drei Exemplaren. Zahlreicher oder noch an anderen Stellen 46 150. 160. I6I. 162. W. Ebert, [39] \\ habe ich weder in diesem noch im nächsten Jahre die Pflanze auffinden können. Sıe blüht hier hellrosenrot; : nicht violett. (BVB. 68, S. 87, 88.) Nicht im Hohen .Holze | bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Ich fand 1906 und 1908 im Juli je ein Exemplar und zwar am Wege Hete- | born nach dem Stellstedtenhau, kurz vor dem alten Teiche, | aber rechts am Wege. Dies ist der Weg, welcher vom | Quastweg rechts abgabelt. (Ebert.) | Aconitum variegatum. [684.] -8—9. Spärlich und selten. Im Hakel im Teufelstale, am Cochstedter Wege und im Wassertale. (Schr. ıı.) Oppensches Holz und am vor- deren Schmerlenteich. (Schtz. 40; Ascherson-Graebner 326.) Diese Herbstpflanze ist im Teufelstale am reichsten vertreten. (BVB..'68, 'S. 79.) Nicht!im’Hohenekleizerbei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96, 99.) Von mir 1907 noch gefunden in der Grund in Nr. 54, und zwar nahe an Nr. 51, auch in Nr. 74 und 75. (Ebert.) Unter den Exemplaren im botanischen Garten befindet sich merkwürdigerweise eins von Aconitum ‚Napellus. Thaliectrum flexuosum. |690.] 6—8. Selten. Zwar im Hakel, aber nicht ım Hohen: Holze bei Oschersleben. | (BVB. 68, S. 96.) „Ende Juli 1866 zuerst im Hakel ge- funden, sehr zerstreut in unserem Florengebiete vorkom- mend, steht am Quastwege, Bezirk I. In den übrigen Gebirgswäldern des Gebiets habe ich es noch nicht ge- funden. (BVB. 69, S. 22.) Auch Umgebung: Kalkbruch nördlich von Friedrichsaue. Hepatica triloba. [695.] 3—"5. Überall im Hakel reichlich. - (Schr."57 ‚BVB: 68,397 71) Anemone silvestris. [700.] 5—6. Sehr selten. Nur an dem Außenrande von Bezirk IV im Hakel. Dort fand ich sie blühend z. B. am 28. Mai 1908. Diese kleine Stelle kennt Schneider gar nicht, denn er sagt in seiner Flora: „Nur Abhänge zwischen Alsleben und Nelben.‘“ Aber dort ist sie nach meinen Erfahrungen leider verschwunden, doch ich fand sie eine Stunde davon in einem seitlichen Tale, genau: erstens wenig und zwar oben am hohen, linken E40] 163. 164. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 47 Rande des alten Hohlweges von Strenznaundorf nach Ilewitz, nahe bei Strenznaundorf, und zweitens sehr reich- lich zu mehreren hundert in einer kesselartigen Schlucht dicht unterhalb der nahen Windmühle bei Strenznaun- dorf. Diese Stelle verdient im hohen Maße vom Staate geschützt zu werden. Also wieder Schutz den Natur- denkmälern! Amemone nemorosa. |701.] 4—5'. Überall reichlich im großen und kleinen Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Auch die var. purpurea im kleinen Hakel. (Meißner.) Anemone ranunculoides. [702.] 4—5. Überall reichlich im ‚großen und kleinen Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Auch die var. subintegra im großen und kleinen Hakel. (Meißner.) (165.) Adonis aestivalıs. |703.| 5— 7: Umgebung: In allen Feld- marken um den Hakel häufig. (Schr. 6.) Auch auf Äckern am Wege Heteborn nach Gröningen. (BVB. 68, S. 92.) Ebenso Äcker bei Gröningen (S. 92). In den weiten Um- gebungen des Hakels vielfach und reichlich z. B. auf den Brachfeldern des Pelitzschen Grundes südöstlich vom Hakel, wie gesät, auch Feldmark von Hadmersleben und Gröningen. (BVB. 69, 5. 68.) (166.) Adonis flammeus. [703,0.] 6—7. Umgebung; Auf Acker am Kalkhüttengrund zwischen Schadeleben und dem Eakel- (Schr. 6.) Dort von uns einzeln Pfingsten 1906 geiumden (Meißner, Ebert.) Diese Pflanze schon von Schatz am Hakel angegeben, fand Schneider mit aestivalıs auf einem Brachfelde am Kalkhüttengrunde zwischen Schadeleben und dem Hakel in ziemlicher Menge. (BVB. 09.2.0608.) (167.) Adonis vernalis. |704.]| 4—6. Umgebung: Hakelberg und andere Anhöhen und Abhänge um den Hakel. (Schr. 6.) Auch bei Börnecke, ferner bei Schadeleben im langen Grund: (Schtz. 5; Schneiders Nachtrag 80.) Auch am Lausehügel (das heißt stets Auslughügel) bei Schadeleben, am Wege zum kleinen Hakel. (Meißner, Ebert.) Überall auf Irifthöhen und Triftabhängen in der Umgebung des Hakels, z. B. am Hakelberg, am Lindengrund, Kalkhütten- 48 W. Ebert, [47] | grund, Pelitzschen Grund, Nesseltal und am Wege nach | Gröningen auf einem Ackerrücken. (BVB. 69, S. 69.) (168.) Ranunculus aquatilis, var. paucistamineus. |707,0.] 4-—ıo. | (Sämtliche Blätter untergetaucht und borstlich, die Blüten sehr klein.) Umgebung: Gräben im See bei Schadeleben. (169.) Ranunculus fluitans. [710.] 5-—-9. Umgebung: Schneider | schreibt darüber hochinteressant: ‚Von Gröningen aus | beging ich das rechte Ufer der Bode und suchte vor allem | den von Schatz in der Bode bei Krottdorf angegebenen | Ranunculus fluitans, den ich lebend noch nicht beobachtet | hatte. Schon an der ersten Buhne hinter Gröningen er- f blickte ich diesen weit dahinflutenden, im Wellenschlag sich schaukelnden, seltenen Wasser-Ranunculus in großer Zahl. Zwischen Gröningen,Krottdorf und Hordorf findet sich | in der schnell fließenden, klaren Bode diese eigentümliche Pflanze mit ihren klafterlangen, bindfadenartigen Stengeln, | den haarförmig geteilten schwarzgrünen Blättern und den | schneeweißen Blütenrosetten überall in Menge, wo Buhnen | am Ufer oder seichte, kiesige Stellen und Inseln im Fluß- | bette ihr einen festen Ankergrund bieten. Auch bei der | Bodemühle in Oschersleben fand ich sie noch, jedoch in | geringer Anzahl. Der von mir beobachtete R. fluitans ist die Abart Lamarkır, mit langen Blütenstielen und 9—12 | Blütenkronenblättern. Er liebt schnelles, klares und | seichtes Wasser mit kiesigem, reinem Untergrunde.‘‘ (BVB. 68, >.92)) (170.) Ranunculus lıngua. [|713.] 6 —9:. Umgebung: Im Aschers- | IT. 102. 178. 174. 175. leber See. (Garcke I, S. ıı), im See ber sehadeebe 1 (Schatz 2I und Große 42.) ' | kanunculus auricomus. [714.] 4—5: Reichlich im großen und kleinen Hakel. (BVB. 68, S. 74.) | Ranunculus bulbosus. [721.| "5— 7. Reichlich, Hakel. (BVB. 68, S. 74.) | kanunculus sceleratus. |724.| 5—ıo. Selten. Ranunculus ficarva. |725.]| 3—5. Reichlich. Berbervs vulgarıs. [726.] 5—6. Selten, Rand von 76. \ [42] I%7: Flora des Hakels und seiner Umgebung. 49 . (176.) Papaver hybridum. [727,0.| 5—6. Umgebung: Acker zwischen Hecklingen und Börnecke. (Nachtrag zu Schnei- der-Andr. BVB. VIII, 108.) Corydalis pumila. [734.] ‘4. Spärlich, selten. Südlicher Rand des kleinen Hakels am Walle. Bemerkung: Corydalis cava ist nicht im Hakel. (Schr. Abhandlungen des Naturwissenschaftl. Vereins zu Magdeburg, 1873, S. II.) - (178.) Fumaria Varllantu. [736.] *5—7. Umgebung: Egeln und weit um den Hakel. (Schr. 15.) ‚Eine kalkliebende Acker- pflanze, die sich in den Umgebungen des Hakels reichlich findet. Auf Äckern, namentlich an Weg- und Ackerrändern zwischen Hakel und Hakeborn, am alten und neuen Stein- bruche bei der Hakeborner Warte; zwischen Hakeborn und Egeln, zwischen Egeln und Langenweddingen, zwischen Hakeborn und Heteborn, zwischen Hakel und Croppen- stedt und Egeln, zwischen Hakel und Cochstedt, im Nesseltal, im Pelitzschen Grunde, am Gipsbruche bei Westeregeln. (BVB. 68, S. gı.) (179.) Nasturtium officinale. |737.] -65—9. Umgebung: Seegräben bei Schadeleben. (180.) Nasturtium amphibvum. [739.] 5— 7. Umgebung: Wiesen Nachterstedt zu Schadeleben. (181.) Barbarea vulgarıs. [745.] "5— 6. Umgebung: Klee am 182. 183. 184. Frakel: (Schr. 17.) Turritis glabra. [748.] -5s—7. Spärlich, selten. Hakel. (BVB68, 2.74.) 2.B. Außenrand von 78, Riehtung Heteborn zu Hakeborn. Arabis hirsuta. |750.] 5— 7‘. Spärlich, selten. Im Hakel. (Schr. 18.) An dem hohen Abhange des gegenüber links aufwärts vom Wartewege gelegenen Teiches. (BVB. 68, S. 79.) Auf den wildbewachsenen Wällen der Domburg. (BVB. 68, S. 80, 85.) In den Bezirken I—IV. (BVB. 68, S. 88.) Auch Umgebung: Im See bei Frose und Wiesen Nachterstedt zu Schadeleben. Sisymbrium sophva. |762.] 5—9. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 50.) Zeitschr. f. Naturwiss. Hallea.S. Bd. 84. 1912/13. 4 50 W. Ebert, [43] Auch Umgebung: Stadtmauer in Croppenstedt. (BVB. 68, S. 86.) 185. Alliaria officinalis. |765.] 4— 7. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Nicht im-Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) (186.) Erucastrum Pollichii. [769,0.] -5—1o. Umgebung: Äcker Heteborn, Hakeborn, Dalldorf, Egeln, Börnecke. (Schr. 22.) Wiıe Diplotaxis muralis mit fremden Samen eingeführt, tritt auf und an Äckern vorzugsweise in den Umgebungen des Hakels auf: Zwischen Heteborn und Hakeborn, am Steinbruch der Hakeborner Warte, zwischen Hakeborn und Egeln, Trifthöhe mit Steinbruch südlich von Dalldorf, Äcker bei Gröningen. (BVB.68, S.92.) Auch Acker zwischen kleinem Hakel und Cochstedt, auch an der Straße Königsaue nach Schadeleben, auch Feldwege im See zwischen Frose und Nachterstedt. (187.) Diplotaxis muralis. [771.] 6—9. Umgebung: Äcker und Steinbrüche bei Heteborn, Börnecke, Dalldorf. (Schr. 22.) Stadtmauer in Croppenstedt. (BVB. 68, S. 86.) 188. Alyssum calycınum. [773:] 4+—6. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Umgebung: Auch am Chausseegraben Hoym zu Frose. (189.) Berteroa ıncana. [774:] 5-—ıo. Umgebung: Hügel bei Schadeleben und am Chausseegraben Schneidlingen zu Cochstedt. (190.) Thlaspi perfohiatum. .[785.] 4—:5- Umgebung: Am Hakel. (Hampe 28.) (Nachtrag zu Schneider g.) (191.)Lepidium draba. [788,0.] 5—6'. Umgebung: Chaussee- graben Langenweddingen zu Egeln und wieder Winningen zu Königsaue. (Schr. 25.) (192.) Lepidium campestre. [789.] 5—6:. Umgebung: Hakeborn am Papenhoch auf Acker. (Schr. 26.) (193.) Leprdium ruderale. |790.]| 5—8. Umgebung: Stadtmauer in Croppenstedt. (BVB. 68, S. 86.) (194.)Coronopus Ruellüi. [793.] 6—ıo. Umgebung: Gatersleben am Wege zum Hakel. Auch an der Vogelremise bei Hete- born. | . al E Flora des Hakels und seiner Umgebung. 5ı (195.) Rapıstrum perenne. [796,0.] 7—8. Umgebung: Umgegend 197. 198. 199. 200. ZOT. 202. des Hakels. (Schr. 27.) Auf Äckern, Triften, an Wegen, in Grasgräben, an Steinbrüchen, auf Walddämmen, z.B. am Hakelwall der Heimshoren, Äcker zwischen Hakel und Cochstedt, Trift im Nesseltal und Acker daselbst, Hake- born, Steinbruch zwischen Heteborn und Croppenstedt, Trifthohlweg zwischen Heteborn und Gröningen, Trifthöhe mit Steinbruch südlich von Dalldorf. (BVB. 68, S. gı.) Auch am Wege Heteborn nach Gröningen an einem rechts abgehenden Trifthohlweg. (BVB. 68, S. 92.) . Reseda lutea. [799.] 5-—ıo. Im Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Umgebung: Auf Äckern am Wege Heteborn nach Grö- ningen, ebenso Trifthöhe mit Kalksteinbruch, ziemlich in der Mitte zwischen Heteborn und Gröningen, und südlich von Dalldorf. (BVB. 68, S. 92.) Auch im See zwischen Frose und Friedrichsaue. Reseda luteola. [800.] 6—ı0o. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Waldrand des Hakels in Richtung nach Gatersleben. Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Umgebung: Auf Äckern am Wege Heteborn nach Grö- ningen, ebenso Trifthöhe mit Kalksteinbruch, ziemlich in der Mitte zwischen Heteborn und Gröningen und südlich von Dalldorf. (BVB. 68, S. 92.) Sedum maximum: [807.] 8—9:. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) An der Linie Nr. 78, 79 gefunden, auch Vogelremise bei Heteborn. Spärlich, selten. Sazifraga granulata. [816.] 4-—6-. Spärlich, selten. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Gefunden am Rande des kleinen Hakels. Prunus spinosa. [824.] 4—5- Prunus avium. [825.] 4+—5. Auffallend reichlich als hohe Bäume und sogar mitten im Waldbestande als Waldbaum, z.B. Domburgshau. Reichlich im großen und kleinen Eiakel. (Schr. 73.) Filipendula ulmaria. [828.] -—ıo. Spärlich, selten. Hakel (EVB208 358 745) A: W. Ebert, [45] | . Filipendula hexapetula. [829.] -6—8. Sehr selten. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Am Außenrande von Nr. 78 und 74 in der Richtung Heteborn zu Hakeborn, ebenso Außenrand von Nr. 76 unterm Speierlingbaume. . Geum urbanum. |830.] 5-—ıo. Reichlich. Hakel. (BVB. 68,592 723) 205. Rubus suberectus. [833.] 6—7. Im Hakel. (Schr. 76.) 22I. 222. . Rubus sulcatus. |837.| 6—8. (DbM. 1900, 5, 6.) . Rubus sulcatus x thyrsanthus. (DbM. 1900, 5, 6.) | . Rubus thyrsordeus. [844.] -—8: Hakel. (BVB. 68, S. 74.) . Rubus thyrsoideus var. candıcans. |[844,0.] Im Hakel. (Schtz. 296.) „Im. Hakel reichlich. (Scehe277) ee tehlıch auf Kalk. (Nachtrag zu Schneider 112.) . Rubus thyrsoideus, var. thyrsanthus. (DbM. 1900, 5, 6.) . Rubus thyrsoideus, var. Grabowski. (DbM. 1900, 5, 6.) . Rubus villicaulis. [846.]| 7—8. Im Hakel. (Schr. 77.) . Rubus pyramıdalıs. [858.] 7—8: (DbM. Igoo, 5, 6.) . Rubus radula. |862.]| 6—7. Im Hakel. (Schr. 77.) . Rubus fasciculatus. [870.] (DbM. 1900, 5, 6.) . Rubus nemorosus B. Fischüu. |[871.] (DbM. 1900, 5, 6.) . Rubus oreogeton. [874.] (Becker.) . Rubus caesius D. praecurrens. |877.] (DbM: 1900, 5, 6.) . Rubus caesius x thyrsanthus. (DbM. 1900, 5, ©.) . Rubus sazatılis. |879.] 5—7. Stellenweise reichlich, sonst selten. Im Hakel. (Schr. 78.) Im Teufelstale, besonders in dem zweiten, rechts am Wartewege aufwärts gelegenen alten Steinbruche in Menge. Hier der am leichtesten auf- zufindende Standort. (BVB. 68, S. 79.) Auch gefunden Schlag 60—61I, 62, 69—70. Fragaria vesca. |881.] 5—8. Reichlich. Hakel. 072 68, >. 74 und 69, S. 33, IQ.) Fragaria moschata. |882.| 5—6. Spärlich, selten. Im Hakel. (Schr. 79.) Nicht im Hohen Holze bei Oschers- leben. (BVB. 68, S. 96.) ‚Im Hakel entdeckte ich, sagt Schneider, diese seltene Erdbeere am ı. Juni 1867 am östlichen Waldsaume des Haues ‚zwischen den Kalk- wegen‘, Bezirk V, den Blüten nach fruchtbare und un- F [40] 223. 224. 295. 226. 227; 228. Flora des Hakels und seiner Umgebung. x.98 fruchtbare Exemplare untermischt. An beiden folgenden Tagen fand ich sie noch an vier anderen Stellen, und zwar ım Voß am Südende des Froser Weges, Bezirk IV, im Steinkuhlenhau am nördlichen Ende des Steinweges, Be- zirk I, im Wassertalhau am Steinwege, Bezirk IV, und endlich an zwei Stellen des östlichen Saumes des kleinen Hakels, unweit der Steinbrüche, Bezirk VI. Den Blüten nach war sie an diesen Standorten, mit Ausnahme des- jenigen im Steinkuhlenhau, unfruchtbar. Im Steinkuhlen- hau dagegen, wo sie zugleich am reichlichsten auftritt und einen Raum von mehreren Quadratruten vollständig mit weißen Blüten überdeckt, waren die Staubgefäße nicht länger als das Fruchtknotenköpfchen, und hielt ich an diesem Standorte hiernach die Pflanze für fruchtbar. Ich freute mich schon auf die prachtvollen Erdbeeren, die ich zur Zeit der Fruchtreife in großer Menge hier würde pflücken können. Doch ich kam um jene Zeit nicht in den Hakel, der Lehrer Fettback ın Hakeborn aber, dem ich den Standort zeigte, hat ihn zur Fruchtreife auf- gesucht und auf dem ausgebreiteten Felde auch nicht eine einzige Erdbeere gefunden. Alle Pflanzen erwiesen sich trotz der kurzen Staubgefäße als unfruchtbar. Somit möchte die Länge der Staubgefäße kein untrügliches Zeichen für die Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit der Pflanzen angeben. (BVB. 69, S. 35.) Fragaria viridis. |883.] 4°—7: Spärlich, selten. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Potentilla argentea. [889.] -6—ıo. Im Hakel und in der Vogelremise bei Heteborn, auch am Außenrande von Nr.+78. Potentilla argentea var. incanescens Opiz. Am Hakelrande. (DbM. 1899, 4, 5.) Potentilla incana. |891.] 4—5‘: Im kleinen Hakel Tritt- weg am südlichen Rande. Potentilla Tabernaemontani. |892.] ‘4—6. Hakel. (BVB. 6,:5:174,) Potentilla rubens. |893.] 4—5: Im Hakel. (Schr. Sr.) 54 229. 230. 237 232. 2588 234. 235. 236. 237. 238. 239. W. Ebert, [47] Potentilla reptans. [895.] 6—ıo. | Potentilla silvestris. [897.] 5—9. Stellenweise reichlich im großen und kleinen Hakel. Potentilla alba. [898.] 4-—6. Stellenweise reichlich. Hakel. (Schr. 81.) und (BVB. 68, 5.74.) Im Teufelstale. (BVB. 68, 5. 79.) Im Hakel Ende Mai blühend. (BVB. 69, S. 33.) Potentulla sterilis. [899.] ‘4—5- Stellenweise reichlich. Im Domburgshau reichlich. (Schr. 81.) Auch Vogelremise bei Heteborn. (Schr. 81.) und (BVB. 68, S. 74.) Nicht im Hohen | Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Alchemilla vulgaris. [900.] 5—8. Im Hakel reichlich. (Schr. 83.) ‚Durch reiches Auftreten charakteristisch für den Hakel, und diese Pflanze lag mit den gelbgrünen Blütensträußen und dem schönen Mantilleblatt als weicher Fußteppich zu meinen Füßen. (BVB. 68, S. 78.) Ist im Hakel überall verbreitet. (BVB. 68, S. 99.) Ist im Hohen Holze bei Oschersleben sehr vereinzelt. (BVB. 68, S. gg.) Formen sind noch festzustellen. Alchemilla arvensis. [90L.] -6—9. Spärlich, selten. Wahr- scheinlich nicht im Hakel, aber ım Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 97.) Und ist doch da, und zwar zwischen dem großen und kleinen Hakel. Poterium officinale. [902.]| 6—9: Z. B. in Nr. 54, wo Aco- nıtum variegatum steht. Selten. Potervum sanguisorba. [903.]|] 5—7: Hakel. (BVB. 68, Sa) | Agrimonia Eupatoriae. [904.]| 6—9. Hakel. (BVB. 68, . >. 74.) Rosa canına. |906.]| 5’— 7. Auch die Var. dumetorum. (DbM. 1898, 2.) Rosa rubiginosa. [gIL.] 6— 7: Selten. Im Hakel. (Schr.83) Im Hakel selten, aber im Hohen Holze bei Oschersleben überall. (BVB. 69, S. 2.) Ende Juli 1866 neu im Hakel gefunden, doch meist nur in winzigen, in der Regel nicht blühenden Exemplaren, und zwar in den Bezirken I, III, IV BVBR68, 8.22%) 1 I [48] 240. 241. 242. 243. 244. 245. 246. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 55 Rosa tomentosa. [913.] 6— 7. Im Hakel reichlich. (Schr. 83.) und (BVB. 68, S. 74.) Im Hakel häufig, im Hohen Holz bei Oschersleben weniger häufig. (BVB. 69, S. 2.) Crataegus oxyacantha. |9I5.]| :5— 6. Im Hakel, er blüht inmanchen Jahren reich, aber bei ungünstigen Vegetations- verhältnissen sehr spärlich. (BVB. 69, S. 32.) Ob auch monogynus, ist noch festzustellen. Pirus communis. [917.] 4+—5'. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Wild im großen und kleinen Hakel zerstreut. Brrus malus. |918.| -55:.. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Wild im großen und kleinen Hakel zerstreut. Pirus torminalis. [gIQ.] 4—5. Hakel vielfach, auch vor der Domburg. (Schr. 86.) Hakel. (Ascherson BVB. 68, S. 75.) und (69, S. 32.) Blüht in manchen Jahren reich, aber bei ungünstigen Vegetationsverhältnissen ein Jahr gar nicht. (BVB. 69, S. 32.) An Gräben und Wällen bei der Domburg, und zwar nicht sowohl strauchartig, wie von Ascherson gefunden, sondern auch als Baum in mehreren Exemplaren. (BVB. 68, S. 8ı, 85.) In Bezirk I—IV. (BVB. 68, S.88) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Ein großer Baum steht in Nr. 51, dicht an der Heteborner-Cochstedter Straße. Viel mittlere Bäume sind am Fußwege Domburg nach Heteborn. Alle diese Bäume fallen anfangs Oktober wunderbar schön auf durch ihre rötere Laubfärbung gegen- Hbersden selblichen der Bichen. s(Ebert.) Pirus aucuparva. |921.| 5— 6. Zerstreut. Hakel. (BVB. 08, 3.74.) Ende Mai: blühend2.(BVB.69;, 5:33:) Pıirus domestica. |921,0.] Sehr selten, nur vier große Bäume und ein kleiner im botanischen Garten. Den Speierling nennt Schneider weder in seiner Flora noch ın dem BVB. Der erste Baum steht in Nr. 76, nahe dem Außenrande, und ist freigehauen. Der zweite ist in Nr. 68, nördlich der Märzgrund, und ist schwer zu finden. Der dritte ist in Nr. 58 nahe der Linie 58—59, zwischen dem ’ 56 247. 248. 249. 250. 251. 252. 253. 254. 255. 256. 257. 258. 259. W. Ebert, [49] Steinwege und dem Wartewege und ist freigehauen. Der vierte ist in Nr. 27, nahe der Linie 27—28, vom Teufels- tale ab halben Berg hoch und dann 30 Schritt links in 27 hinein. Dies ist der dickste Baum von den vieren, er ist im Herbst reichlich mit Früchten in kleiner Apfelform versehen. Er wurde zuletzt Igo7 von dem Holzhauer- meister Treite in Heteborn entdeckt. Ich besuchte den Baum Igo8. Siehe die Kreuze auf der Karte! Genista tinctoria. [924.| 6—9:. Stellenweise reichlich. Hakel.' (BVB. 68; S. 74.) ZB. Aubenrand von SR 77. Genista @ermanica. : [925.] 5— 7. Im Hakel reichlich. (Schr. 56.) und (BVB.68, S.74.) Ende Mai 1867 in Knospen. (BVB. 69, S. 34.) | Ononis repens. |930.] *7—9:. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Waldrand am großen Hakel, Nr. 79, 80, an der Stelle von Dianthus deltoides. Auch Steinbrüche am kleinen Hakel bei Cochstedt. Anthyllis vulneraria. |932.] -6—8. Medicago macrocarpa var. falcata. |933,0.] 6—10. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Auch Vogelremise bei Heteborn. Melilotus officwnalıs. [938.] 6—ıo. Hakel. (BVB. 68, S:742) 3 | Trifolvum alpestre. [|941.] 6—7'. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Trifolium rubens. |943.] 7—8. Reichlich, aber zerstreut. Hakel reichlich. (Schr. 61.) und (BVB. 68, 5.74.) Am Cochstedter Wege. (Schtz. 240.) Trifoium medium. [944:| © —8. Hakel. (BVB. 68, S...7Arumd 16975.:20.) Trifoium montanum. |[949.] 5’—ıo. Spärlich, selten. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Trifolium agrarıum. (953.] 6—8. Spärlich, selten. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Umgebung: Auch zwischen Nachter- stedt und Cochstedt. Lotus corniculatus. |956.] 5—ıo. Astragalus glyeyphyllus. |963.] &—8-. Reichlich. Hakel. BVB:68575:.74)) , Bo] Flora des Hakels und seiner Umgebung. 57 (260.) Astragalus Danicus. [964.]| 5’-— 7. Spärlich, selten. Umgebung: Trifthöhen, Triftwege, Steinbrüche und Chausseegraben weit um den Hakel. (Schr. 65.) Am Rande der Trifthöhe südlich von Dalldorf. (BVB. 68, S2592:) (261.) Hippocrepis comosa. |[967,0.]| 5—7. Sehr selten. Um- gebung: Steinbrüche nördlich von Friedrichsaue. 262. Vicia tetrasperma. [969.] 5>-—ıo. Hakel. (BVB. 68, S.74.) 263. Vicia silvatica. [|971.] 6:—9. Im Hakelreichlich. (Schr. 69. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Hier die reizende, blauweiße Waldwicke (BVB. 69, S. 20), z. B. oben ım großen Wassertale. 264. Vieia Cracca. [973.] 6:-—9. Reichlich. „Blühte Ende Juli ebenso häufig im Hakel als im Juni die folgende tenuifolia.“ (BVB. 68, S. 82.) „Zwischen gelb und weiß drängt sich heute das Rot und Blau. Da erscheint statt der Vicia tenuifolia (folgende Nummer) die Vogelwicke, zwar nicht so schön, doch ebenso reich. (BVB. 69, S. 20.) 265. Vieia tenuifolia. [974:]| -6—7.: Im Hakel reichlich. (Schr. 67.) Auch Umgebung: Auf Äckern, Wiesen, in Grasgräben und Steinbrüchen in der weiten Umgebung des Hakels, z. B. bei Königsaue, Schadeleben, Gaters- leben. (Schr. 67.) Auch Kleefeld am Hakel, im Chaussee- graben bei Heteborn, auf Brachacker am Kalkhütten- grund, auf Acker zwischen Hakel und Croppenstedt, in Esparsette zwischen Heteborn und Gröningen, stellen- weise reichlich. (BVB. 68, S. 83 und 92.) ‚Zuerst fand ich sie, sagt Schneider, im Domburgshau, sie blühte 9. Juni 1866; ich sah sie in den nächsten Tagen in ge- waltigen Mengen in allen sechs Bezirken des Hakels. Ja, diese schöne Wicke bildet in der zweiten Hälfte des Juni trotz der großen Rivalität prächtig blühender Nachbar- pflanzen unstreitig den schönsten Schmuck dieses blühen- den Waldes. Wie konnte es aber geschehen, daß diese reizende und für unser Gebiet seltene Pflanze bis dahin im Hakel unbekannt geblieben war? Ebeling meinte, daß Vicia cracca, die unseres Wissens ım Hakel stark ver- 58 W. Ebert, [51] breitet war, die wır jedoch jetzt nirgends fanden, nicht Cracca gewesen, sondern tenuifolia sei, und daß Cracca | im Hakel gar nicht vorkomme. Dem ist aber nicht so. | Als ich Ende Juli wieder in den Hakel kam, blühte Vicia | cracca ebenso häufig ım ganzen Walde, wie im Juni | tenuifola, und letztere war, wenigstens anscheinend, | gänzlich verschwunden. Erst nach sorgfältigem Suchen und zwar an Standorten, wo im Juni Vicia tenuifolia | alles blühend überzogen hatte, fand ich sie mit ihren noch | grünen Früchten zurückgezogen im Gesträuch, welches sie früher überrankt und von dem sie jetzt bedeckt war. Es ist eine Beobachtung, die man an vielen Pflanzen, namentlich Schlingpflanzen, machen kann, daß sie zur Blütezeit Licht und Sonne suchen und mit ihren Knospen und Blüten, soweit sie vermögen, sich hervorwagen, daß aber nach der Befruchtung sie sich zurückziehen und im | schatten und’ ım Verbergenen die Hrucht vne Roc! bringen. So gibt hier die Natur an den Pflanzen ein Muster auch für die übrige lebende Weit. Der Wechsel beider Vicien im Hakel machte mich auf den Unterschied ihrer Blütezeiten aufmerksam. Auch meine Beobachtungen des nächsten Jahres haben ergeben, daß Vicia tenul- folia ungefähr 14 Tage bis drei Wochengieuher blüht als Craeeca, indem erstere Anamnese letztere dagegen erst Ende Junı zuebbisen De ginnt. Vicia tenuifolia steht überdies nur 5—6 Wochen in Blüte, also bis Mitte Juli, Cracca dagegen blüht bis Ende August. Die Angaben in den botanischen Werken, | nach denen die Blütezeit für beide Wicken dieselbe zu sein scheint (Koch und Garcke nennen für beide Juni— August, Ascherson für tenuifolia Juni— Juli, für Cracca Juni— August), zeigen, da diese in Wirklichkeit eine ver- schiedene ist, daß man die Blütezeit genauer angeben muß. Denn es ist, wie unsere Vicien beweisen, schon ein erheblicher Unterschied, ob eine Pflanze im Anfange oder am Schluß eines Monats zu blühen beginnt oder zu blühen aufhört, und die Bezeichnung des ganzen Monats für den 62] 266. 267. 268. 269. 270. ZN. 2. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 59 Beginn oder das Ende der Blütezeit einer nicht den ganzen Monat blühenden Pflanze ist daher zu allgemein und ungenügend. Meine Beobachtungen über die verschiedene Blütezeit von Vicia tenuifolia und Cracca werden durch Rapin und Reuter bestätigt, welche in ihren Werken für erstere Mai und Juni, für letztere Juni— August als Blüte- zeit für die südliche Schweiz anführen. Die Gründe übrigens, weshalb Vicia tenuifolia im Hakel bisher un- bekannt geblieben war, sind dieselben, welche ich bei Crepis succisifolia angebe. (BVB. 68, 5. 82 und 88.) Vicia dumetorum. [976.| ‘— 9. Im Hakel reichlich (Schr. 67) und (BVB. 68, S. 74). Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) ‚Und mit den andern im Hakel erscheint heute die rot blühende Heckenwicke.“ (BVB. 69, S. 20.) Auch am Schmerlenteich im Hakel. Vieia sepium. [977.]) 4 — 9. Reichlich, Hakel. (BVB. 68, >. 74.) Lathyrus silvester. [981.] -7—8. Spärlich, selten. Im Hakel zwischen dem ersten und dritten Bischopieschlage. (Schtz. 279.) Am ı3. Juni 1866 fand ich diese Pflanze in Knospe in der Giessel, Bezirk V. (BVB. 68, S. 87.) In den Bezirken III und V. (BVB. 68, S. 88.) Lathyrus silvester var. platyphyllos. [981,0.] *7—8'. SpPär- her selten. Im Hakel: (Sehr. 7r:) Lathyrus vernus. [988.] 4+—5:- Im großen und kleinen Hakel reichlich. (Schr. 71.) Eine echte Charakterpflanze des Hakels und überall in Mengen. (BVB. 68, S. 78.) Ist im Hakel überall verbreitet, fehlt aber im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 99.) Lathyrus niger. [989.] -6—7. Im großen und kleinen Hakel reichlich. (Schr. 72.) Eine echte Charakterpflanze des Hakels. (BVB. 68, S. 78.) Ende Mai 1867 in Knospen. (BVB. 69, S. 34.) Am 22. Juli 1866 blühte noch in seiner Schönheit der hohe Orobus niger. (BVB. 69, S. 20.) Lathyrus montanus. . [990.| "5—8:. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Eine echte Charakterpflanze des Hakels. (BVB. 68, 5. 78.) Reichlich im großen und kleinen Hakel. 60 W. Ebert, [5 3] (273.)@Geranium pratense. |991.| 5-—ıo. Umgebung: Gaters- 274. 275. 270: leben am Wege zum Hakel. Geranvum palustre. |993.] 6—9:. Selten. ‚Auf sumpfigen Grasstellen der Wälder und auf den Waldwiesen des | Alvensleber Höhenzuges, namentlich an Waldsäumen | sehr verbreitet, ist im südlichen Flötzgebiete selten, kommt wieder häufiger vor im Sanddiluvium, fehlt aber gänzlich im Alluvium. Im Hakel fand ich diesen Sumpf- Storchschnabel im südlichen Teile des kleinen Hakels, _ BezirkAV 1. (BVB269, 3:2223 'Geranium sanguineum. |994:] 6—7'- Sehr selten. Im Hakel (Schr. 50) und (BVB. 68, S. 74). Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Geranium columbinum. |997.]| 6—10. Selten. Vogel- remise bei Heteborn. (277.)Geranıum molle. [998.]| 5—9. Umgebung: Zwischen 28. 279. Friedrichsaue und dem Hakel. Linum catharticum. [1006.] -6—ı0o-. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Dictamnus alba. [1008.] -6-—-7:. Im Hakel reichlich, ebenso ın der Vogelremise bei Heteborn. (Schr. 53.) Z. B. am Wege zum vorderen Schmerlenteiche, ferner in der Lichtung in der Nähe der Domburg links am Wege nach Heteborn, auch auf dem Dornkopf zwischen Dom- burg und Heteborn, ebenso in Nr. 59, auch an der ganzen Seite von Heteborn nach Hakeborn, besonders in großen Mengen in Linie 79 bis 78. ,‚‚Der prächtige Diptam ist charakteristisch für den Hakel.‘“ (BVB. 68, S. 78.) ‚Nicht ım Hohen Holze bei Oschersleben, aber im Sauern Holze 20 Minuten östlich daneben.‘ (BVB. 69, S. 3, 96, 99.) „Heute am 22. Juli 1866, sagt Schneider, deutete der Diptam nur noch in Spätlingen auf die Pracht, die er vorher dem Walde gewährt hatte.‘ (BVB. 69, S. IQ.) „Auf dem von der Domburg nach Heteborn sich hin- ziehenden Bergrücken blühte am ıo. Juni 1866 bereits in vielen prachtvollen Exemplaren der Diptam und ge- währte mit den pyramidenförmigen, rotgestreiften Blüten- & Al 280. 281. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 61 sträußen im Schmuck seiner glänzenden Eschenblätter einen wahrhaft köstlichen Anblick.“ (BVB. 68, S. 85.) Der Diptam ist im Domburgshau, Bezirk III, und im Bezirk I, also im nordwestlichen Teile des Hakels sehr verbreitet, an einigen Stellen in Gruppen von hunderten von Exemplaren, auch findet er sich im Revier Voß, Bezirk III; aber in den andern Bezirken II, V und VI habe ich ıhn nicht angetroffen. In den gedachten drei Bezirken aber und namentlich in den Bezirken I und III trıtt der Diptam so zahlreich auf, daß er, wie im Stein- holze bei Quedlinburg, schwerlich ausgerottet werden könnte. Dort im Steinholze läßt ein Apotheker von Quedlinburg alle zwei Jahre die Wurzeln zu pharma- zeutischen Zwecken sammeln. Ein Arbeiter rodet dort mehrere Tage hindurch weite Strecken, um kiepenweise die Wurzeln nach Ouedlinburg zu transportieren. Dessen- ungeachtet wird man im Steinholze von einer Abnahme der Pflanze kaum etwas merken. Als Blütezeit des Diptam wird in den botanischen Werken Mai und Juni angegeben, im Hakel beginnt sie Anfang Juni und dauert bis Ende Jule 2 BVB: 68,:5.:85.) Polygala vulgare. [1009.] ‘s—:7 und 8—9. Reichlich, Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Findet sich im Hakel und im Hohen Holze bei Oschersleben in allen 3 Farben, blau, tot und weiß.. (BVB. 60, S. 3.) Polygala comosum. [10o1I0o.] 5—6. Im Hakel reichlich. (Schr. 33.) Am Waldwege von der Domburg direkt nach Heteborn. (BVB. 68, S. 80.) ‚Ein Begleiter Schneiders, Dr. Gerland, fand am Wege von der Domburg nach Hete- born diese Pflanze mit violetten Blüten. Diese niedliche Pflanze, sagt Schneider, hatte ich zeither nur mit rosen- roten und ausnahmsweise mit weißen Blüten gefunden, so auch im Hakel. Koch und Ascherson bezeichnen die Farbe der Blüte rosenrot, seltener weiß oder blau. Die von Dr. Gerland in mehreren Exemplaren gefundene comosa hatte, wie gesagt, violette Blüten, nicht blaue; die Farbe war namentlich nicht das Blau der vulgaris, 62 282. (283.) Mercurialis annua. [1014.] :6—ıo. Umgebung: Unkraut | 284. 285. 286. 287. W. Ebert, Ä [55] sondern ein violett, wie es aus gleicher Mischung von blau und rot entsteht. (BVB. 68, S. 86.) Bezirk I—IV, im Bezirk III violett. (BVB. 68, S. 88.) Auch Umgebung: Im See zwischen Frose und Nachterstedt. Mercurvalis perennis. |IOI3.| ‘4—5. Im großen und kleinen Hakel reichlich. (Schr. 229) und (BVB. 68, S. 73.) Ist im Hakel überall verbreitet. (BVB. 68, S. gg.) Ist im Hohen Holze bei Oschersleben sehr vereinzelt. (BVB. 68 SE 010.) ın Gärten und auf Schutthaufen bei Hakeborn, Cochstedt, Schneidlingen. (Schr. 230.) Auf Äckern bei Gröningen. (BVB:268552 623) Euphorbia dulcıs. [1I0I8.] 4,—6. Früher selten, jetzt stellenweise reichlich. Im Hakel. (Schr. 228.) ‚Schneider entdeckte mit Dr. Gerland am Io. Juni I866 zwei Frucht- exemplare von Euphorbia dulcis, welche, da- ich glaubte, die Pflanze auf meinen ferneren Forschungen noch ander- weit anzutreffen, die Magdeburger Freunde mit sich nahmen. Ich habe sie jedoch nirgends weiter gesehen, und erst Dr. Rohde und Lehrer Fettback, die durch mich von unserm Funde Kenntnis erhielten, haben im nächsten Frühjahre wiederum ein Exemplar entdeckt, das nunmehr konserviert wird, um die Pflanze dem Hakel zu erhalten.‘ (BVB. 68, S. 83.) Ein Muster für manchen Botaniker! ‚Schneider fand sie nur im Bezirk I.“ (BVB. 68, S. 88.) Dagegen habe ich sie stellenweise reich- lich gefunden im Bezirk III, und zwar an einem engen Fußwege in Nr. 55 und auch in 56 an dem Fußwege von der Domburg nach Heteborn nach Überschreitung des Weges zum Dornköpfchen, auch am letzten Fahrwege ın 56 nach der Cochstedter Straße zu. (Ebert I907—11.) Evonymus Europaeus. [|1031.] Im Hakel stark vertreten und nach ‚Unger‘ kalkfest. (BVB. 68, S. 74 und 79.) Acer pseudoplatanus. |[I034.]| ‘5. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Acer platanordes. [1035.] 4—5. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) 156] » 288 289. 290. 291. 292. 293. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 63 Acer campestre: :[1036.] 5. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Auch Var. dasycarpum ist ım Hakel (Hermann). Rhamnus cathartica. |1039.]| 5—6. Hakel (BVB. 68, Se 72),2. B. am Südrand.der!Giessel: Frangula Alnus. [1040.] Selten, Hakel (BVB. 68, S. 74), z. B. außen am Kirchenholze Nr. 19. Tiha cordata. |1041.| 7. Stellenweise reichlich, und zwar als Waldbaum, ebenso wıe die Süßkirsche. Hakel. (eier 68, 53 745). Große Bäume;'z. Bin Nr. 25,73, 74 und. T5,516;):22; Tilia platyphyllos. |1042.] 6—7. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Mit voriger an den gleichen Stellen. Zur Blütezeit geben hier die Bienen Konzert. Malva alcea. [1043.] 7—9:. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Westrand des großen Hakels. (Schr. 45.) Umgebung! Steinbruch nördlich von Friedrichsaue. (294.) Malva rotundifolia. [|I047.]| —ıo. Umgebung: Schade- 295. leben nach Königsaue im Seewiesengrunde, ferner zwischen Egeln und Hakeborn. (BVB. 1861.) Lavatera Thuringiaca. [1048.] -7—8:. Selten. Hakel. BVB. 68, S. 74.) Am Hakel Ost- und Nordrand. Am Rande des kleinen Hakels nach Cochstedt zu. ‚‚Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben.‘ (BVB. 68, S. 96.) Umgebung: Weg zwischen Egeln und Hakeborn. (Schr. 46.) Chaussegraben zwischen Egeln und Schneidlingen. (Schr.46.) (296.) Althaea officinalis. [1049.] 7—9°. Umgebung: Wiesen 297. 298. 299. 300. zwischen Egeln und Schneidlingen. (Schr. 45.) Hypericum acutum. |I05I.] -7—9:. Selten. Am Schmer- lenteiche und im Wassertale. (Schr. 47.) Hypericum montanum. |[I055.] '7—8:. Hakel reichlich. (DM B:5.68, 8. 74:) Hypericum hirsutum. |[1056.] 6—8. Reichlich, Hakel. (EV B4:68,5: 74.) Helianthemum vulgare. |1062.] 5—8:. Selten, stellenweise reichlich. Hakel. (Schr. 28.) An der nordwestlichen Spitze des Bezirkes I neu für den Hakel. (BVB. 68, S. 81.) Am Waldsaume Bezirk I, IV und VI. (BVB. 68, S. 88.) 64 301. 302. W. Ebert, [57] | Nach jetzigen Nummern am Außenrande von 78, 74, 73 (hier viel) und am Außenrande von Nr. 18. | Viola hirta. [1066.] ‘4—5:. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) | Siehe im botanischen Garten des Hakels auf dem Veilchen- beete Nr 0. | | Viola hirta var. umbricola. [1066,0.] Siehe auf dem Veilchenbeete Nr. 8. (303.) Vrola hirta var. fraterna. [1066,0.] Umgebung: Kalkbruch 304. 305- 306. 307: über Börnecke und Plantage bei Cochstedt. (Zschacke.) | Viola odorata. [1068.] 3—5. Siehe auf dem Veilchen- | beete Nr. Iı. | Viola hirta x odorata; V. domburgiensis. (W. Becker, Lehrer in Hedersleben, der das Veilchenbeet ım bota- nischen Garten angelegt hat.) Dieses hirta x odorata gibt schon Schneider 5. 29 an der Domburg an. Siehe auf dem Veilchenbeete Nr. Io. | Viola canına. [107I.]| 4:—6. Selten. Hakel. (BVB. 68, 5. 74.) Siehe auf dem Veilchenbeete Nee Viola mirabilıs. [1073.] 4—5: Im Hakel reichlich. (Schr. 30.) Durch reiches Auftreten charakteristisch für den Hakel, im Hakel überall verbreitet. (BVB. 68, S. 74, 78, 99.) Ist im Hohen Holze bei Oschersleben sehr ver- einzelt. (BVB. 68, S. 99.) „Legt die bunten Frühjahrs- blüten ab und erscheint dann im einfachen Sommer- | blütengewande.‘“ (BVB. 68, S. 78.) Siehe auf dem | Veilchenbeete Nr. 7. . Viola mirabilis x silvestris f. axıllıflora. Siehe auf dem Veilchenbeete Nr. 6. . Viola silvatica. [1074.]| '4—-6 und 8—9. Reichlich ım großen und kleinen Hakel. Siehe auf dem Veilchenbeete NESS. . Viola silvatica var. Reviniana. |[1074,0.] Reichlich im großen und kleinen Hakel. Siehe auf dem Veilchen- beete Nr. 4. (3II.) Viola arenarıa. [1074,0.] 4—5: Selten. Umgebung: Hakelberg bei Heteborn. (Schr. 29.) Kalkbruch über | Börnecke. (DbM. 1898, 2.) | [58] Flora des Hakels und seiner Umgebung. 65 (312.) Viola tricolor arvensis. |[IO75,0.| 4—9. Umgebung: Äcker am Hakel. Ist auch auf dem Veilchenbeete. 313. Viola Riviniana x silvestris. Hakel. (DbM. 1898,2.) Siehe auf dem Veilchenbeete Nr. 3. 314. Viola canına x Riviniana. Siehe auf dem Veilchen- Beeter Nr. 2 315. Daphne mezereum. |1076.]| '3—'5. Reichlich im großen und kleinen Hakel. (Schr. 225 und BVB. 68, S. 73.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, 9.598.) 316. Epilobium angustifolium. [1082.] -7—9. Reichlich. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) (317.) Epilobium parviflorum. [1084.] *7—-9:. Umgebung: Königs- aue und Schadeleben. 318. Epilobium montanum. |[1085.] -6—9:. Selten. Hakel. | (BVB..68, S. 74.) 319. Ovrcaea Lutetiana. |1094.]| :7—9:. Sehr selten. Hakel. (BVB.:68,.5: :74:) (320.) Myriophyllum verticillatum. [1098.] *7—9°. Umgebung: Gräben im See bei Schadeleben. (Große 69.) Gatersleber See bei Frose. (Schtz. 349.) Im Aschersleber See. (Garcke I, 165.) | (321.) Hippuris vulgaris. [IIOL.] 5-—6. Umgebung: Seegräben bei Königsaue. (Große 3.) Bei Aschersleben. (Hampe.) 322. Hedera helıw. [|1102.] 9—ıo. Reichlich. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, 9.096.) | (323.) Hydrocotyle vulgarıs. |IIO3.]| 7—9. Umgebung: Torf- haltıger Boden im Aschersleber See. (Garcke I, 180.) Bei Schadeleben. (Große 23 und Schtz. 384.) 324. Sanıcula Europaea. [1IIOA.]| 5’—7':: Reichlich im großen und kleinen Hakel, ist eine allgemeine Pflanze des Hakels. (BVEB768,752742Uund. 83;) 325. Eryngium campestre. |I106.]| -7—.ıo. (326.) Helosciadium repens. |III2.| 7—9. Umgebung: Sumpfige Stelle im Aschersleber See häufig. (Garcke I, 184.) Bei Schadeleben im See. (Große 23.) See bei Frose und Zeitschr. f. Naturwiss. Hallea. S. Bd. 84. 1912/13. 5 66 W. Ebert. 159] Aschersleben häufig. (Schtz. 390.) Bei Aschersleben. (Flora, Zeitschrift 1832. Hornung.) Scheint verschwunden. (327.) Falcaria Rivimi. [III3.] -7—ıo'. Umgebung: z. B. Äcker bei Cochstedt am Hakel. | 328. Aegopodium podagraria. [III4.] *6—7. Reichlich. 329. Aegopodium podagraria var. subsimplex. Selten. Im ' Hakel. (Ascherson-Graebner 521.) £ 330. Pimpinella magna. [1116.] -—8-. Stellenweise reichlich. Im Hakel. (Schr. 103). Nicht im Hohen Holz bei Oschers- leben. (BVB: 68, S. g6.) „Ende Juli ’78662212 2 Hakel gefunden, eine seltene Dolde unseres Gebiets: ich fand sie am Grundwege, hier auch rosenrot blühend, am Hohlwege der Bischopie und im Teufelstale.‘“ (BVB.69, S. 22.) Ich fand sie mit Selinum carvifolia im Pflanz- garten in Nr. 54, und zwar vom Eingange aus hinten hnks. (A. Ebert:) (331.) Berula angustifolia. [1118.] *7—19:. Umgebung: Wasser- gräben Schadeleben und Königsaue. (332.) Sium latifowum. |[ıIIg.] -7—ıo. Umgebung: Gräben im See bei Aschersleben. (Große 23.) 333. Bupleurum falcatum. |11I20,0.] 7-—ıo. Stellenweise reich- lich. Im Hakel reichlich, auch Vogelremise bei Hete- born. (Schr. Io4.) ‚Die. feurige, "feme”Deoidarde 7Bu- pleurum falcatum vergoldete am 22. Juli 1866 ringsum den Wald.“ (BVB. 69, S. 20.) Sie ist ein Herbstschmuck des Hakels und hier fast allgemein verbreitet, nur dem Bezirk V scheint sie zu fehlen. (BVB. 69, S. 64.) (334.) Oenanthe fisiulosa. [IT22.] 6-—ıo. Umgebung: Im See bei Aschersleben. (Große 24.) (335.) Oenanthe aquatica. [1124.] 6-—ıIo-. Umgebung: Im See | bei Aschersleben. (Große 24, Garcke I, IYo.) 336. Aethusa cynapium. [1I25.] 7—8:. Stellenweise reich- lich, z. B. bei der Domburg. (BVB. 68, S. 74.) Nicht tm Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96 und 99.) (337.) Sesen hippomarathrum. [1125,0..] 7-10. Umgebung: Hügel bei Cochstedt und bei Egeln. 338. Stlaus pratensis. [II29.] 6-—-9. Hakel (BVB. 68, S. 74.) [60] 339: 340. 341. 342. 343. 344- Flora des Hakels und seiner Umgebung. 67 Selinum carvifolia. [II30.] 7—9. Selten. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Im Hakel, Schadeleben. (Große 24 und Schtz. 410.) Am 24. Juli I908 in schönen Exemplaren gefunden im alten Pflanzgarten in Nr. 54 vom Eingange aus hinten links, zugleich mit Pimpinella magna. (W.Ebert.) Angelica silvestris. [|1132.] -7—9. Spärlich, selten. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Großer Hakel am Cochstedter Wege. Peucedanum cervaria. [1135.] 8—9. Selten. Im Hakel. (Schr. 108 und BVB. 68, S. 74.) ‚Am 22. Juli 1866 zeigten sich von den stolzen Umbelliferen z. B. das schöne Peuce- danumıvcervania. (BVB. 69, S.'19.):: ‚Zahlreich. in der nordwestlichen Spitze des Hakels, an einer Diptamstelle, wo auch Orobanche Galii auf Galium verum und mollugo war. (BVB.68, S.87.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben, aber im Sauern Holze, 20 Minuten östlich dameben. 2 (BVB:. 69, S. 3.) Heracleum sphondylvum. [II39.] 7—ı0. Reichlich. ‚Am 22. Juli 1866 zeigten sich die stolzen Umbelliferen, z. B. die Bärenklau mit ihrer großen Dolde. (BVB. 69, S. 19.) Laserpitium latifolium. [II4L.] 7—8. Spärlich, selten. Im Hakel und in der Vogelremise bei Heteborn. (Schr. 109.) Im Voß, im Steinwegshau und vorderer Schmerlenteich. (Schtz. 99.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96, 99.) Laserpitium Pruthenicum. [1142.] 6—8. Reichlich ım großen und kleinen Hakel. (Schr. 109 und BVB. 68, S. 74.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96, 99.) (345.) Caucalis daucoides. [1144.] 5— 9. Umgebung: Äcker und Steinbrüche weit um den Hakel, z. B. Hakeborn, Schade- leben, Börnecke, Schneidlingen und Cochstedt. (Schr. IIO.) „Unter der Saat und an Ackerrändern, vielfach auf Äckern um den Hakel, z. B. Hakelberg, Galgenberg, nach Croppen- stedt, nach Heteborn, nach Schadeleben, Lindgrund, Nesseltal, am Steinbruch bei der Hakeborner Warte, zwischen Hakeborn und Croppenstedt, zwischen Heteborn und Gröningen, an der Trifthöhe nebst Steinbrüche süd- Si 68 346. W. Ebert, [61] lich von Dalldorf, am Gipsbruche bei Westeregeln. (BVB. 68,5.:190, 91/0923) Torilis anthriscus. [II45.] 7—10:. Z. B. bei der Domburg. (347.) Scandix pecten Veneris. [|1147.] 5—6. Umgebung: Äcker 348. 349. 339. 351. 352. 333: um den Hakel. (Schr. ııı.) Felder Börnecke, Schneid- lingen, Cochstedt. ‚Äcker bei Gröningen.“ (BVB. 68, 9.292.) Chaerophyllum bulbosum. [I152.] 6— 7. Hakel. (BVB. VS 7 | Cornus sanguinea. [1II37.] -6—0:. Im Hakel stark ver- treten und nach ‚‚Unger‘ kalkfest. (BVB. 68, S. 74, 79.) Pyrola rotundifolia. [t159.] 6—7:. Sehr selten. Im Hakel. (Schr. 167.) ‚Am 15. Juni 1866 in der Giessel, Bezirk V, schön blühend aber in wenigen Exemplaren, auch im Wassertal, Bezirk IV.“ (BVB. 68, S. 88.) Pyrola minor. [1162.]| 6—7. Sehr selten. Im Hakel. (Schr. 167.) Wahrscheinlich nicht im Hakel, aber im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 97.) Und ist doch da, aber sehr selten. Monotropa Hypopitys. [|1166.] 6°—7:. Sehr selten. Hakel. (Schr. 168.) und zwar unten im Teufelstale. Vaccinium Myrtillus. [1I68.] 4+—5. Spärlich und selten. Hakel spärlich. (Schr. 165.) ‚Am 26. Mai 1867 wurde ich, sagt Schneider, durch eine kleine Gruppe dieser Pflanze am Hedersleber Wege, Bezirk I, überrascht. Bisher war, meines Wissens, die Heidelbeere noch von keinem Bota- niker im Hakel gefunden. Ich beobachtete sie ferner am westlichen Walle des Bezirks I und am östlichen des Bezirks II, sowie am Mittelwege der Giessel, Bezirk V, an allen diesen Stellen immer nur spärlich. Im Hohen Holze bei Oschersleben findet sich die Heidelbeere in allen Bezirken, namentlich unter den hohen Buchen, Birken und Kiefern, an manchen Stellen ausgebreitete Teppiche bildend. (BVB. 69, S. 34.) . Calluna vulgaris. [|1I74.] -8—g-. Spärlich und selten. Im Hakel nur an sehr wenigen Stellen, dagegen im Hohen Holze bei Oschersleben in Menge und ganze Strecken über- ü [62] 359- 356. 957: Flora des Hakels und seiner Umgebung. 69 Aiehend. (BVB.68, S. 98.) Im Hakel’7:B. Außenrand von Nr. 78, aber wenig. Dagegen viel am Walle des Lerchenwinkels und zwar in der Nordwestecke 43 und 35, desgleichen aber wieder wenig am Kalkwege an Nr. 50. Centunculus minimus. [1077.+] 6—9. Wege und Dämme des Hakels und Acker am Hakel. (Schr. 210.) Wahr- scheinlich nicht im Hakel, aber ım Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 97.) Und ist doch im Hakel. Lysimachia vulgarıs. |1080.+] 6—7. Lysimachia nummularia. |I0o8I.+] 6—8-. Reichlich. (358.) Andorsaces elongatum. [1084.+] 4°—5'. Umgebung: Trıft 339: 360. 361. am alten Kochstedter Kalksteinbruche, nordöstlich neben dem kleinen Hakel am Jagen Nr. 4. (Meißner, neu am .5. Mai 1912.) Primula officinalıs. [|T088.+] ‘4—5'. Reichlich im großen und kleinen Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Hier also als Wald- blume. | Ligustrum vulgare. |1094.+] 6—7. Reichlich im Hakel und in der Vogelremise bei Heteborn. (Schr. 169 und BNB3:685. 5:73.) Fraxinus excelsior. |1095.+] 4—5: Hakel. (BVB. 68, S. 73.) (362.) Menyanthes trifoliata. |T096.+] "5—6. Umgebung: Niede- 363. 364. 365. rung beı Egeln. (Schr. 171.) See bei Schadeleben und Frose. (Schtz. 646.) Aschersleber See. (Garcke I, 309.) Geantina germanica. [IIO2,0.4+] 8—ıo. Sehr selten. Trift- weg am Hakel, Philipps Galgenberg. (Schr. 171.) Auch am Lerchenwinkel. Gentiana ceviliata. [IIO3,0.+] -8s—9-. Sehr selten. Hakel. (Schr. 172.) Steinbrüche bei Heteborn 1861. (Nachtrag Schneider 156.) Nur im südlichen Teile des Voß und hier nur in wenigen Exemplaren. (BVB. 69, S. 66.) Reichlich im ganzen südlichen Teile des Hohen Holzes bei Oschers- leben: »(BVB: ’69;-8.:65.) Erythraea centaurıum. |[II05.+] -7—10. Reichlich im großen und kleinen Hakel, auch weiß blühend. (Schr. 172.) und (BVB. 68, S. 73.) 709 W. Ebert, [63] 366. Vinca minor. [1IIO8.+] 4-5. 367. Vincetoxicum offieinale. [IIOog.+]| -6—7'. Reichlich im - großen und kleinen Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Auch Kalk- steinbruch nördlich von Friedrichsaue. (Schr. 170.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben (BVB. 68, S. 96), aber | im Sauern Holze, 20 Minuten östlich daneben. (BVB.69, | Sa) i (368.) Asperugo procumbens. [ııı8.+] ‘5—7. Umgebung: Chausseegraben vor Egeln. (Schr. 175.) Steinbruch nörd- lich von Friedrichsaue. (369.) Echinospermum Lappula. [IIIg.+] 5’—ıo. Umgebung: Stadtmauer in Croppenstedt. (BVB. 68, S. 86.) 3y0. Cynoglossum offiewnale. [II20.+] -5—7'. (371.)Nonnea pulla. [1124.+] -5—9. Umgebung: Äcker zwischen Heteborn und Gröningen, ebenso Trifthöhe mit Kalksteinbruch südlich von Dalldorf. (BVB. 68, S. 92.) Auch Acker zwischen dem kleinen Hakel und Cochstedt. 372. Pulmonarvia offieinalıs. [11I28.+] ‘4—5°. Reichlich im großen und kleinen Hakel. (BVB. 68, S. 73.) 373. Pulmonarva angustifolia. [II29.+] ‘4—5'. Spärlich, selten. Hakel. (Schr. 178.) und (BVB. 68, S.73.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Nur Rand des kleinen Hakels am Cochstedter Wege, und zwar am Nord- westrande von Schlag Nr. 5 und 9. 374. Lithospermum officinale. [tz30.+] Reichlich. Hakel und Vogelremise. (Schr. 178.) und (BVB. 68, S. 73.) An dem hohen Abhange des gegenüber, links aufwärts vom Warten- wege gelegenen Teiches, vereint mit der folgenden. (BVB. 68, S. 79.) In der nordwestlichen Spitze des Hakels an einer Diptamstelle. (BVB. 68, S. 87.) 375. Lithospermum purpureo-coeruleum. [II31.+] *5— 7: Reich- lich und Charakterpflanze. Hakel. (Schr. 178.) Hakel bei der Domburg. (Ascherson-Graebner 579.) ‚Vielfach leuch- tete am 30. Mai 1867 der purpurblaue Steinsame.‘ (BVB. 69, S. 33.) In großer Menge ist diese prächtige Pflanze mit ihrem doppelfarbigen, blau und rot leuchtendem Blütenschmucke zu finden am hohen Abhange des gegen- I [641 376 377- 378. 379: 380. 381: 382. 383. 384. 385. 386. 387. 388. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 7: über aufwärts links vom Wartewege gelegenen Teiches. (BVB. 68, S. 79.) Auf den wildbewachsenen Wällen der Domburg in Fülle. (BVB. 68, S. 80.) Den direkten Wald- weg von der Domburg nach Heteborn begleitete mich auch diese Pflanze. (BVB. 68, S. 80.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96 und 99.) M yosotis versicolor. [|II36.+] 4-—6. Selten. Am Hakel. (Schr. 179.) M yosotis intermedia. [1I39.+] 4—10:.. Reichlich. Verbena officinalıs. [II4I. +] 6—9. Mentha arvensis. [II46.+] 7—ı0. Lycopus europaeus. [II49.+] 6—8. Origanum vulgare. [II5I.+] 7—9. Spärlich, selten. Hakel. (Schr. 198.) Ende Juli 1866 zuerst gefunden und zwar auf dem Walle der Domburg, Bezirk III, und am Quast- wege, Bezirk I. Der Dost ist im Magdeburger Floren- gebiete selten. (BVB. 69, S. 21.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Calamintha acınos. [II53.+] 5-—ıo. Reichlich. Hakel. (BVB:,68;,.5::73.) Olinopodium vulgare. |1154.+] -7—ıo. Reichlich. Überall im Hakel. (BVB. 69, S. 20.) Auch in der Vogelremise bei Heteborn. Salvia pratensis. [1I55.+] 5—7: Glechoma hederacea. [|II58.+] ‘4— 7: Reichlich im großen und kleinen Hakel. Galeobdolon luteum. [1165.+] :5—6. Spärlich, selten. Soll im Hakel, fehlen. (BVB..69, 5.62.) Und ist doch da, sparsam. (Abhandlungen des Naturwissenschaftl. Vereins zu Magdeburg 1873, S. II. Schr.) Aber Eamium macu- latum ist nicht im Hakel. (Abhandlungen des Natur- wissenschaftl. Vereins zu Magdeburg 1873, 5. II. Schr.) Galeopsis tetrahit. |1167.4+] -7—9.. Selten. Domburg. Stachys silwaticus. [|II7I.-+] 6—9:. Stellenweise reichlich. Hakel:-, (BVB. 68,,5:.73;) (389.) Stachys arvensis. [II73.+] '7—10. Umgebung: Acker Dalldorf nach Heteborn und um den Hakel. (Schr. 203.) 390. 391. 392. W. Ebert, [65] Auch Acker am kleinen Hakel in der Richtung nach Coch- stedt. | | Stachys rectus. |1175.+] -6—9. Nur an Gräben und Wällen der Domburg. (BVB. 68, S. 8ı und 88.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Auch in der Vogelremise bei Heteborn. Betonica officinalis. |1176.] 6—ı0. Stellenweise reichlich. „Aber vor allen leuchtete am 22. Juli 1866 die schöne | Betonie, die sich in großem Reichtum überall im Hakel | findet. (BVB. 69, S. 20.) Im großen und kleinen Hakel, auch in der Vogelremise bei Heteborn, auch viel an der Linie 79—78. | Ballota nigra. [|1I77.] 6—ıo. Hier auch die vier Formen: vulgaris, Ortmannı, Rotheri und urticıfolia. (DbM. 1896, 0) (393.) Seutellaria galericulata. |t182.] 6—-9. Umgebung: See 394 395- bei Schadeleben. (Schtz. 188.) Brunella vulgaris. |I185.] -7—ıo. Im Hakel und auch Gatersleben, am Wege zum Hakel. Brunella grandiflora. |1I86.] -7—ı0. Trift zwischen kleinem Hakel und Cochstedt. Hakelberg, südlicher Saum des Hakels und Steinbrüche um den’ Hakel’ (Schr 286) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben, aber im Sauern Holze daneben. (BVB. 69, S. 3 und 68,506) Ende Juli 1866 zuerst im Hakel gefunden, eine Hügel- und keine Waldpflanze, fand ich sie nur am Saume des kleinen Hakels, Bezirk VI. Die große Braunheil erscheint in unserem Gebiete auf Muschelkalk, am Saume des Hakels, auf dem Hakelberge, am Steinbruch nördlich vom Hakel, auf dem Höhenrücken mit Steinbruch zwischen Langen- weddingen und Sülldorf und am Steinbruche auf der Höhe bei Belsdorf; auf Zechstein am Papenteiche bei Emden und auf dem nahegelegenen Priesterberge; auf Keuper am Sauern Holze und am reichsten auf den aus Anhäu- tungen des nordischen Grand mit vielem. kalkhaltigen Geschiebe bestehenden Hügelketten der Mühlinger, Froser und Sohlsehen Berge.‘ “(BVB. 69, -S. 2r.) : [66] Flora des Hakels und seiner Umgebung. 3 : 396. Ajuga reptans. |1I87.] *5—-6 und S—-9. Reichlich. Hakel. (BVB. 68, 35: 73.] 397. Ajuga Genevensis. |II8g.] *5— 7. Stellenweise reichlich. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Auch Vogelremise beı Heteborn. (398.) Ajuga chamaepitys. [1189,0.] 7—10. Umgebung: Acker und Steinbruch am Warterücken beı Hakeborn. (Schr. 207.) Oder Steinbruch unweit der Hakeborner Warte. (Gerland; Ascherson-Graebner 612.) ; 399. Teucrium botrys. [II9O,O.] 7—9:. Sehr selten. Südlicher Waldrand des Hakels und Steinbruch nördlich von Friedrichsaue. (Schr. 207.) Hakel am Grenzgraben des Wassertales. (Schtz. 799.) Hakel. (Ascherson-Graebner 613.) und (BVB. 68, S. 73.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) | (400.) Teuerium scordium. [ııgI.]| 7—9:. Umgebung: See bei Schadeleben. (Schtz. 798.) (401.) Teuervum montanum. [IIgI,o.] 6—9. Umgebung: In den Steinkuhlen nordnordwestlich von Friedrichsaue, 3,2 km von der Domburg, auf den Muschelkalkschutthalden zer- streut, stellenweise Rasen bildend. 1908. (Erwin Schulze, Zeitschrift für Naturwissenschaft, Bd. 80 (Igo8), S. 437.) Das ist in der Nähe der Stelle von Cineraria oder Senecio campester, also am obersten, alten Steinbruche nördlich von Friedrichsaue. (402.) Datura stramonium. [IIQ7.] 7—9. Umgebung: Häufig bei Schadeleben. (Schtz. 692.) (403.) Hyoscyamus niger. [IIg6.]| 6—ı0o. Umgebung: Schutt- stellen. Auch Hyosc. pallidus. Schuttstelle bei Gaters- leben. (DbM. IgoI, 9.) (404.) Verbascum thapsıforme. |IIgg.] *7—ıo:. Umgebung: Stei- nıge Hügel zwischen Königsaue und Schadeleben. (Schtz. 694; Große 18.) 405. Verbascum nigrum. |1202.] -7—ıo. Spärlich, selten. Vogel- remise bei Heteborn. Umgebung: Auch zwischen Königs- aue und Schadeleben. 406. Scrophularia nodosa. |I205.]| *6—8:. Reichlich im großen und kleinen Hakel. Ä 74 NW. JEbert, [67]: 407. Linaria vulgaris. [I2I3.] 6—ıo. Gatersleben am Wege zum Hakel. | (408.) Linaria minor. [1215.] 5’—ıo:. Umgebung: Auf Acker- und kultiviertem Boden verbreitet in der Gegend des Hakels, z. B. Feldmark Cochstedt, Hakeborn, Egeln, Heteborn und Gröningen. (BVB. 68, S. 88 und 92.) =: 409. Digitalis ambigua. [1219.] 6°—8-. Im großen und kleinen Hakel reichlich. (Schr. 185.) und (BVB. 68, S.73.) Der schöne, gelbe Fingerhut ist charakteristisch für den Hakel. (BVB. 68, S. 78.) Überall treten die langen Glocken des großblütigen gelben Fingerhutes dazu. (BVB. 69, S. 20.) Viel z. B. an der Linie 79—78, ebenso am nördlichen Ende des Steinweges und Täler in Bezirk IV an der Cochstedter Straße. ‚Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben.‘ (BVB. 68, S. 96 und 99.) Aber im Sauern Holze, 20 Minuten östlich daneben. L(BVB 00, 2733 (410.) Veronica scutellata. |1220.] 5-—8-. Umgebung: Gräben im See bei Nachterstedt. 41I. Veronica anagallis. |1221.] 5-—9:. Spärlich, selten. 412. Veronica chamaedrys. [|1224.]| "5— 7‘. Im großen und. kleinen Hakel. 413. Veronica officinahs. [I225.]| 5 — 7: 414. Veronica teucrium oder latifolia var. major. [1227,0.]| 5”—7- Im Hakel. (Hampe.) Kalksteinbruch nördlich von Fried- richsaue. (Schr. I8g.) Hakel. (Ascherson ; BVB. 68, S. 75.) Gräben und Wälle der Domburg. (Von Ascherson bereits beobachtet. BVB. 68, S. 81 und 85.) An der Domburg, Bezirk III, und am östlichen Saume des kleinen Hakels, Bezirk VI, (BVB03 5.355 415. Veronica serpyliifolia. [1I23I.] 4—9.: (416.) Veronica praecox. [1236.] *4—6. Umgebung: Stadtmauer in Croppenstedt. (BVB. 68, S. 86.) Auch auf Äckern am Wege Heteborn nach Gröningen. (BVB. 68, S. 92.) Viel am Wege Gatersleben zum Hakel. (417.) Veronica Tourneforti. [1237.]| 4—10. Umgebung: Acker Heteborn. (Schr. Igr.) Ich fand ihn reichlich auf dem [68] ) e- Flora des Hakels und seiner Umgebung. | 75 Acker dicht an der Nordwestecke des Hakels an Nr. 73, 74, 75. (Ebert.) - (418.) Alectorolophus major. [1247.] 5—8'. Umgebung: Wiesen im See Nachterstedt, Schadeleben. 419. Alectorolophus minor. [1248.] 5—7: 420. Melampyrum ceristatum. |[1252.] 6—"9. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, 5.96.) Sehr»selten. (421.) Melampyrum arvense. |1253.] 6—9. Sehr selten. Um- 422. 423. gebung: Alter Steinbruch am Warterücken bei Hakeborn. (Schr; 792:) Melampyrum nemorosum. |[1I254.| 5’—ıo. Stellenweise reichlich, im großen und kleinen Hakel. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Da glänzte am 22. Juli 1866 noch schöner der blaue Wachtelweizen. (BVB. 69, S. 20.) Melampyrum pratense. [1255.] 5—9'. Reichlich im großen und kleinen Hakel. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Ende Mai 1867 in Knospen. (BVB. 69, S. 34.) Am 22. Juli 1866, und der Wiesenwachtelweizen vergolden ringsum den Wald. «(BVB. 69, S: IQ.) (424.) Utrieularia vulgarıs. [1258.] -7—9. Umgebung: See bei 425. 426. Schadeleben und Aschersleben. (Schtz. 802 und Garcke I, 379.) | Orobanche Galii. |1267.] -6. Sehr selten. Vogelremise bei Heteborn. (Schr. 194.) ‚In der nordwestlichen Spitze des Hakels auf einer lichten Stelle, wo viel Diptam ist, ent- deckte ich, sagt Schneider, Orob. Galii in einigen Exem- plaren auf Galium verum und mollugo, die charakteristisch sich dadurch unterschieden, daß die Exemplare auf Galium verum schwefelgelb, sowohl Stempel als Blüten, die auf mollugo dagegen weißrötlich gefärbt, und daß letztere ungleich robuster und größer als die ersteren waren. (BVB. 68, S. 87.) Nur an dieser Diptamstelle im Bezirk I. (BVB.68, S. 88.) Nicht im Hohen Holze bei Oschers- leben. (BVB. 68, S.'06.) Lathraea squamarva. [1275.] 3—5. Sehr selten. Soll ım Hakel fehlen. (BVB. 69, S. 62.) Und ist doch da, ın 427. 428. 429. 430. 431. W. Ebert, [69] : der Nähe der Domburg gefunden. (Meißner und Her- mann.) Asperula glauca. [1284,0.] "5—9. Zerstreut, spärlich. | Hakel. (Schr. 1I7.) Nur am südlichen Grenzwalle, Be- zirk IV. (BVB. 68, S. 8ı und 88.) Nicht im Hohen Holze | bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Aber im Sauern Holze 20 Minuten östlich daneben. (BVB. 69, S. 3.) Auch Um- gebung: Steinbruch zwischen Hakeborn und Heteborn und alter Steinbruch Friedrichsaue. (Schr. II7.) = Asperula tinctoria. [1284.] 6—7:. Hakel, stellenweise reichlich. (Schr. 1I7.) Am Wartewege neu für den Hakel. (BVB. 68, S. 83.) In der nordwestlichen Spitze des Hakels an :der . Diptamstelle reichlich. (BVB268 5.83) ii Bezirk I reichlich, ferner in Bezirk V und VI. (BVB. 68, S. 88.) Südlicher Rand des Hakels. Asperula cynanchica. |1285.] -6—9-. Reichlich. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Vielfach am Saume und Walle des Hakels und auf Höhen, Triften, an Wegen und Stein- brüchen, in seinen Umgebungen, Triftweg, zwischen großem und kleinem Hakel, Anger bei der Mühle des Hakelberges, Nesseltal bei Cochstedt, Steinbrüche östlich am Hakel, Steinbrüche zwischen Hakel und Schadeleben, Kalkhütten- grund bei Schadeleben, Weg zwischen Heteborn und Gröningen, Trifthöhe mit Steinbrüchen südlich von Dall- dorf. (BVB. 68, S. 90.) Auch Feldrain am Hakel, in der Richtung nach Gatersleben. Asperula odorata. |1286.] 5—6. Sehr selten. Hakel spär- lich. (Schr. 117.) Bis 1868 von Schneider im Hakel noch nicht beobachtet. (BVB. 68, S. 99.) Im Hakel sehr spär- lich gefunden. (BVB. 69, S. 67.) Ist im Hohen Holze beı Oschersleben dagegen massenhaft. (BVB. 68, S. 99.) Im Hakel ca. 100 Schritt vom Steinweg in Nr. 7I, und zwar am Wege Nr. 70 entlang vorn links. (Holzhauermeister Treite in Heteborn, seine noch bessere Stelle in Nr. 55 | will er für sich behalten.) Galium eruciata. |1287.] -5— 7. Reichlich. Hakel. (BVB. 68, 5.74.) Zeigt sich im Hakel überall und. reich mit [70] Flora des Hakels und seiner Umgebung. | 77 seinen goldgelben Blütenquirlen. (BVB. 68, S. 78.) Auch bei der Domburg umgab mich überall das goldblütige Pflänzchen. (BVB. 68, S. 8o.) W432. )Galium tricorne. [1289.] 5>-—-9. Umgebung: Äcker weit um den Hakel bis Gröningen, Croppenstedt, Egeln, Coch- stedt, Schadeleben, Königsaue. (Schr. 118.) ‚„Kalkliebend und eine reine Ackerpflanze, denn obgleich sie rings um den Hakel und nahe bei den Dörfern der Umgegend vor- kommt, so sah ich sie doch nie von den Äckern weichen und in den Saum des Waldes oder ın die Hecken und Straßen der Dörfer eindringen; vielmehr fand ich am Walde und an Zäunen und Hecken der Dörfer statt tricorne stets Galium aparine. Da nun aparine bekanntlich auch auf die Äcker geht, so findet man hier wohl tricorne mit aparine vermischt, nie aber am Waldsaume oder an Dörfern. Ich beobachtete Galium tricorne auf Äckern zwischen Hakel und Hakeborn, zwischen Hakeborn und Egeln, zwischen Hakel und Croppenstedt, am Hakelberge, zwischen Hakel und Schadeleben, ebenfalls im Pelitzschen Grunde am Hakel. (BVB. 68, S. 90.) | " 433. Galium aparine. [1290.] 5—ı0. Am Waldrande des Hakels | und an Zäunen und Hecken der Dörfer um den Hakel. (BVB. 68, 'S. 90.) 434. Galium Parisiense, var. anglicum (Huds.) oder var. leio- carpum (Tausch.). [I290,0.] 6—9. Am Walddamm des Hakels. (Schr. 118.) Kiesgrube bei Friedrichsaue. (Schr. 118.) Nur am Walle der Heimshoren neben dem Coch- Stedter Wege, Bezirk VI. (BVB. 68,5. 87, 88.) Nicht ım Hohen Holze beı Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) (435.)Galium uliginosum. [1291.] 6—8. Umgebung: See bei Schadeleben, Frose und Aschersleben. (Garcke I, 215.) 436. Galium boreale. [1293.] -$—8. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) In der nordwestlichen Spitze des Hakels an einer Dip- tamstelle. (BVB. 68, S. 87.) Im Hakel im Kalkstein- bruche zwischen Steinweg und Warteweg. Auch kleiner Hakel. 78 437- 438. 439. 440. 44T. 442. 443. 444: W. Ebert, | [71] Galium verum. -[1295.] 6—ı10. In der nordwestlichen Spitze des Hakels an einer Diptamstelle mit Orobanche Galii auf Galium verum. (BVB. 68, S. 37.) Galium mollugo. [1296.] -*6—ı0. Reichlich z.B. in der nordwestlichen Spitze des Hakels an einer Dipamtstelle ' mit Orobanche Galil auch auf Galium mollugo. (BVB. 68, Sr 87) Galwum silvaticum. |[1I297.]| -7—9. Reichlich. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Im großen und klemen Hakel- ‚Dass | zarte Blütenweiß flatterte am 22. Juli 1866 hoch oben über dem Grase an der zierlichen Rispe des Waldlab- krautes. (BVBr 09... 19%) Galvum silvestre. |1300.] -6—8. Hakel. (Schr. ııg.) ?ob Irrtum. Sambucus nigra. |[I30I.] 6— 7. Viburnum opulus. [1303.] 5-—6. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Ende Mai 1867 in Knospen. (BVB. 69, S. 34.) Lonicera periclymenum. [1304.] 6—o:. Hakel spärlich. (Schr. ı15.) Im Hakel nur an sehr wenigen Stellen, aber im Hohen Holze bei Oschersleben in Menge. (BVB. 68, S. 98.) Ende Juli 1866 zuerst im Hakel gefunden, sie ist im Hohen Holze bei Oschersleben und im Alvensleber Höhenzuge sehr verbreitet, auch in unserem Diluvium, aber ım Hakel war sie bisher unbekannt. Ich fand sie nördlich am großen Kalkwege, Bezirk III, und im Bezirk V am kleinen Kalkwege. (BVB. 69, S. 22.) Ich fand sie am Hedersleber Wege, abwärts links in 43 und in 50. (Ebert.) Ist auch an die Tür des botanischen Gartens im Hakel gepflanzt. Valeriana offiernalis. |1308.] -6—-9. Spärlich, selten. Im großen Hakel und in der Vogelremise bei Heteborn. Im Hakel. (BVB. 68, 5. 74.) Ende Mai in Knospen. (BVE: 69, S. 34.) (445.) Valervana dioeca. [1310.] '5—6. Umgebung: Im See Nachterstedt zu Frose. Wiesengräben Nachterstedt zu Schadeleben. E) | E [72] Flora des Hakels und seiner Umgebung. 79 | (446) Valerianella carinata. [1312,0.] 4—5: (Fehlt in Schneiders 447: 448. 449. 450. Flora.) Umgebung: Im Graben an der Landstraße zwischen Cochstedt und Schneidlingen. (Ascherson-Graebner 675, aus DbM. XVI, 27.) Knautia arvensis. |I318.] -6—ıo. Reichlich im großen und kleinen Hakel, z. B. außen am Rande von Nr. 74. Succisa pratensis. [1319.] 7-—ıo-. Spärlich, selten. Hakel. BENVB262.5.74.) Z. B. am Cochstedter Wege. Scabiosa columbaria. zone 0, nm Hakel- (Schr. 122.) Wahrscheinlich nicht im Hakel, aber im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 97.) Nach Ascher- sons Flora soll sie im Hakel selbst vorkommen. (BVB. 69, S. 65.) Schneider fand sie auf den Trifthügeln des alten Steinbruches am Heteborn-Hakeborner Wege, unweit des Waldes. (BVB. 69, S. 65.) Scabiosa ochroleuca. |1320,0.| 7—ıo. Hakel. (BVB. 68, 5. 74.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) Aber im Sauern Holze, 20 Minuten östlich daneben. (BVB. 69, S.3.) Überall am Walddamme des Hakels. (BVB. 69, S. 65.) Auch kleiner Hakel und Vogelremise bei Heteborn. | (45£.) Bryonia alba. |1322.] 6—7. Umgebung: Cochstedt und 452. 453- 454: 455. 456. Königsaue. Jasione montana. [1324.| 6—ıo. Sehr selten. Hackel. (Hampe I6g.) ? | Phyteuma spicatum. |1326.] 5-—6*.. Reichlich im großen und kleinen Hakel. (Schr. 162.) Im Teufelstale. (BVB. 68, 5279.) Ende Mai 186, n Knospen. (BVB. 69, S.34.) Campanula Do [1329.] 7—ıo. Hakel. (BVB. 68, 5. 73.) Campanula trachelium. |1330.] *7—ıo. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) ; Campanula patula. |1332:]| 5-—9-. Selten in der Hakel- gegend. (Schr. 163.) Wahrscheinlich nicht im Hakel, aber ım Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 97.) Und ist doch da, aber spärlich, selten. 80 437. 458. 499: 460. 461. 462. 463. 464. W. Ebert, Wal | Campanula persicifolia. [1334.| 6—ıo. Reichlich ım großen und kleinen Hakel. Hakel reichlich und Vogel- remise bei Heteborn. (Schr. 163.) | Eupatorium cannabınum. |1341.] 7—9. Sehr selten. Hakel im Wassertal. (Schr. 125.) Solidago virga aurea. [1342.] -8$—ıo. Reichlich. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Und die Goldrute usw. vergolden am 22. Juli 1866 überall den Wald. (BVB. 69, S. 19.) Erigeron acer. [1351.] -6—ı0. Hakel. (BVB. 68, S. 73.) Filago germanica. [1353.] -—o. Selten. Hakel. (BVB. 08, 8.72.) Gnaphalium diovcum. [1356.] 5—6. Selten. Hakel. (BVB. 68, 5.73.) Z.B. an der Einie Nr 38, 58 Gnaphalium silvaticum. [1357.] —ıo. Reichlich. Hakel. (BVB.:08, 5. 2, Gnaphalium uliginosum. [1358.] 7—ı10. Zerstreut, spärlich. (465.) Inula - germanica. |[1361.] 7— 9. Umgebung: Königs- 466. 467. 468. 469. aue. (Hornung.) Inula salieina. |[1362.] -„—-9. Stellenweise reichlich. Hakel, besonders vorderer Schmerlenteich, auch Voß und >Steinwegshau. (Schtz. 493.) Hakel. (BVB. 68, 5. 73.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, >. 96.) Am 22. Juli 1866, und der weidenblättrige Alant usw. vergolden ringsum den Wald. (BVB. 69, S. 19.) Viel z. B. an der Linie 79—78. Inula conyza. [1365.] 7—9. Reichlich, Hakel und Vogel- remise bei Heteborn. (Schr. 129.) Hakel. (BVB. 68, 5. 73.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, 3:00;) Anthemis tinctoria. |[1376.]| -7—ıo. Reichlich. Hakel im Domburgshau, reichlich. (Schr. 137.) Hakel. (BVB. 68, 5. 74.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, 5. 96.) Am 22. Juli 1866, und die Färber Anthemis usw. vergolden ringsum den Wald. (BVB. 69, S. ıg.) Anthemis arvensis. [1377.]| 5’-—ıo. Hakel. BVB. 68, 5. 74.) Auch Stadtmauer in Croppenstedt. (BVB. 68, 2:00.) 1% [74] Flora des Hakels und seiner Umgebung. 81 470. Achillea ptarmica. [1380.] +7—ıo.. Selten. Hakel. (Seh7. 516.) Hakel.' (BVB. 68, S. 72.) - 471. Achillea mullefolium. [ı381.] 6—ıo. (472.) Achillea nobilis. [1381,0.] *7—9. Umgebung: Trifthöhe mit Steinbruch zwischen Gröningen und Dalldorf. (Schr. 136.) Wege zwischen Croppenstedt und Hakel. (Schr. 136.) Mauer in Cochstedt. (Schr. 136.) Mauer des Amtsgartens in Egeln. (Schr. 136.) Stadtmauer in Croppenstedt, be- sonders auf dem westlichen und nördlichen Teile der Mauer reichlich. (Schr. 136 und BVB. 68, S. 86.) Der Standort auf einer Gartenmauer in Cochstedt ıst durch Erneuerung der Mauer verschwunden, dagegen wächst die Pflanze reichlich auf der Stadtmauer in Croppenstedt, auch fand ich sie auf der Umfassungsmauer des Amtes in Egeln, ferner in der Nähe des Hakels am Kommuni- kationswege zwischen Heteborn und Hakeborn. (BVB. 68, S. 89.) 473. Chrysanthemum leucanthemum. [1382.] 5—8. 474. Uhrysanthemum corymbosum. [1384.] 6—9. Reichlich und Charakterpflanze im großen und kleinen Hakel. „Hakel reichlich und Vogelremise bei Heteborn, auch Steinbrüche bei Friedrichsaue. (Schr. 138.) Am 22. Juli 1866, und das zarte Blütenweiß erschien in schönen Rad- blüten auf dem hohen Gestell des schirmförmigen Chry- santhemum corymbosum. (BVB. 69, S. IQ.) (475) Matricarıa discoidea. [1386.] 6—8. Umgebung: Nur i Dorfstraße in Gatersleben, und zwar an der Ecke der Zuckerfabrik am Wege vom Bahnhof zum Hakel. (476.) Tussilago farfara. [1395.] -4+—'5-: Umgebung z. B., Wiesengraben Nachterstedt zu Schadeleben. (477.) Senecio campester.‘ [|I40I.] 5—6. Sehr selten. Umgebung: Oberster alter Kalksteinbruch nördlich von Friedrichsaue. (Schr. 139.) Friedrichsaue. (Ascherson-Graebner 735.) 478. Senecio campester var. spatulifolwus. Sehr selten. Hakel. (Nachtrag zu Schneider 139.) Hakel. (Hornung, DbM. MIX) BOTH SHEZZ) Zeitschr. f. Naturwiss. Hallea.S. Bd. 84, 1912/13. 16) 82 W. Ebert, [751 | (479.) Senecio paluster. |1402.]| -5—-6. Umgebung: Toristiche | 480. bei Frose und Schadeleben. (Hornung 1832.) Hakeborn. ° (Hampe 145.) An sumpfigen Stellen im See bei Königsaue und Schadeleben. (Große 64.) Senecio silvaticus. [1405.] -6—8-. Hakel. (Schr. 140.) „Ende Juli 1866 zuerst im Hakel. Sie liebt trocknen und namentlich Sandboden und ist deshalb ın den Kiefer- wäldern unseres Diluviums und in denen des Alvensleber Höhenzuges häufig. In unsern Alluvialwäldern fehlt die Pflanze gänzlich, und auch im Hakel war sie bisher nicht angetroffen; ich fand sie nur an einer trocknen Stelle auf dem Walle der Giessel, Bezirk V, am großen Kalkwege. (BVB. 69, S. 21.) Auch am Bahndamme Königsaue- Schadeleben. (481.)Senecio vernalis. [1406.] 4-— 6. Umgebung: Acker am 482. 483. Hakel. Acker Schadeleben zum Hakel. Senecio Jacobaea. |I408.] -7—ıo:. Spärlich, selten. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Z. B. am Kirchenholz außen Nr. I9.; desgleichen am Voß außen Nr. I8, 17, auch am Südrande der Giessel. Auch im kleinen Hakel. Senecio Fuchsii. [|I4II.] 7— 9. Reichlich im großen und kleinen Hakel und als Charakterpflanze. Hakel reichlich. (Schr. 142.) Hakel verbreitet. (BVB @&, Sy ee 69 S. 64.) . Carlına vulgarıs. [1414.] 7-—9. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Umgebung: Königsaue zu Cochstedt, Richtung kleiner Hakel. . Lappa macrosperma. |I417.] 7—8. Reichlich und Cha- rakterpflanze. ‚‚Hakel reichlich und Vogelremise bei Hete- born. (Schr. 147.) „Ende Juli 1866 erkannte ich, sagt Schneider, diese Pflanze im Hakel als neu für das Magde- burger Florengebiet. Diese schöne Klette, die in Kochs Synopsis noch nicht aufgeführt ist, also von ihm als Art nicht anerkannt war, lernte ich zuerst durch Aschersons (süte kennen, der sie mir vor einigen Jahren in der Bre- dower Forst bei Berlin zeigte. Sie kommt dort und über- 487. 488. 489. 499. 491. I 492- | (493.) Centaurea calcıtrapa. |1442.] 7—ı0. Umgebung: z. B. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 83 haupt im Berliner Florengebiet nicht eben häufig vor, dagegen ist sie im Hakel überall und in Menge verbreitet und bildet eine Zierde des Waldes. Auch fand ich sie reich- lich im Hohen Holze bei Oschersleben und im Alvensleber Höhenzuge. Sie ist mithin eine charakteristische Pflanze unserer Gebirgswälder. Unserm Alluvium scheint sie nicht anzugehören. Die charakteristische Klettenart für unser Alluvium ist Lappa major, sie ist in den Wäldern des Alluviums zu finden, wogegen Lappa tomentosa und Lappa minor sich mehr als Wege-, Schutt- und Dorf- pflanze zeigen, namentlich kommt minor ın Wäldern fast gar nicht vor. Bei Lappa major und minor sind die Zweige erstens gerade und ohne jede Biegung, zweitens etwas geneigt sind sie bei großen Exemplaren von tomentosa, und drittens sind die Zweige bei macrosperma stark und in schönen regelmäßigen Bogen zur Erde geneigt. Also ist sie eine besondere Art und kein Bastard oder eine- Waldform. (BVB. 69, S. 23, 24.) (486.) Lappa minor. [1418.] 7—9. Umgebung: Z. B. Weg Gatersleben zum Hakel. Cirsium silvaticum [1425] 6—ro oder Cirsium lanceolatum var. nemorale. (Schr. 143.) Cirsium oleraceum. [1426.] 7—ıo. Spärlich, selten. Cirsivum acaule. |1427.] —ıo. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Serratula tinctoria. [I435.] 7—ı0. Reichlich im großen und kleinen Hakel. ‚Überall im Hakel.“ (BVB. 69, >20.) Centaurea pseudophrygia. [1437.] 7-—ıo. Spärlich, selten. Hakel. (BVB. 68, 5.74.) Hakel. (Schr. 149.) und (Ascher- son-Graebner 753). Nicht im Hohen Holze bei Oschers- leben, (BVB68 5. 06, 09.) Aber im Sauern Holze, 20 Minuten östlich daneben. (BVB. 69, S. 3.) Genau, im Hakel am Cochstedter Wege bei Nr. 22, 23 oder 24. Centaurea maculosa. |I441.| 7—ı0:. zwischen Egeln und Hakeborn. (BVB. 1861-62, S. 244.) 6* 84 W. Ep [77] | (494.) Hypochoeris glabra. [1446.] 6—ı0. Umgebung: Acker | am Hakel und beim Hakelberg. (Schr. 154.) | 495. Hypochoeris radıcata. [1447.| -6—ı0. Selten. Hakel. (BVB.168,75..729 | 496. Leontodon hispidus var. hastılis. [1450,0.] 5°—10. Reich- lich. 2, ,Hakelr a BVB268 Se | 497. Thrincia hirta. [1451.] 6—ıo-. Selten. Hakel. (BVB.68, S. 74.) Auch am Rande der Trifthöhe mit Kalksteinbruch | südlich von Dalldarf. (BVB. 68, S. 92.) | 498. Pieris hieracioides. [1452.] 7 Spärlich, selten. „Ende Juli 1866 zuerst im Hakel gefunden. Sie ist in Wäldern bisher selten beobachtet, ich fand sie im Hakel am Grundwege nach der Domburg, Bezirk III, und am Hohlwege der Bischopie, Bezirk V. Sonst erscheint diese Pflanze im ganzen Gebiete, wenn auch zerstreut, doch ziemlich häufig, und zwar auf Wiesen, in Grasgräben, an Wassergräben, Bächen, Flußufern und an Wegen. (BVB. 09,75. 222) (499.) Tragopogon major. [1453.] -6—8. Umgebung: Stein- brüche und Chausseegräben bei Heteborn, Hakeborn und Steinbruch bei Dalldorf. (Schr. 153.) Auch Chaussee- graben und Steinbruch zwischen Heteborn und Croppen- stedt, Chausseegraben zwischen Heteborn und Hadmers- leben, zwischen Hakeborn und Egeln. (BVB. 68, S. 89.) 500. Tragopogon pratensis. |1454.] 5-—ıo'. Hakel. (BVB. 68, ZA) | (501.) Podospermum lacınaitum. [1455.] 5’—ıo. Umgebung: „Höhen, Wege, Äcker und Steinbrüche weit um den Hakel, nördlich bis Dalldorf, Croppenstedt, Egeln, südlich bis Friedrichsaue, Schadeleben und Königsaue.‘“ (Schr. 154.) Oder: ‚In der Umgegend des Hakels an Weg- und Acker- rändern, in Kalksteinbrüchen und namentlich in Espar- sette, am Hakelberg in Esparsette und zwischen Hakel und Schadeleben, Steinbrüche bei Heteborn und Croppen- stedt, Hohlweg bei Croppenstedt, Ackerdamm am Hete- | born-Hakeborner Wege, Feldgraben am Wege nach dem Gipsbruche bei Westeregeln und Trifthöhe mit Steinbruch | hi | E j j | j | | | | | | | I j ! f Ü h | | \ [78] 502. 504. Flora des Hakels und seiner Umgebung. 85 südlich von Dalldorf, und zwar an dieser Trifthöhe so- wohl am Rande als im Acker selbst.‘ (BVB. 68, S. 89, 92.) Auch Ackerrand am Hakel am Wege nach Gatersleben. Lactuca quercina. [1461,0.] 7—8‘. Zerstreut, spärlich, Hakel, Domburg. (Schr. 156.) und (Ascherson-Graebner 766.) und (BVB. 68, S. 74). Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) . Lactuca muralis. |1462.] 6—ıo:. Stellenweise reichlich. Hakel. (BVB. 68, S. 74.) Z. B. am Wege von der Dom- burg nach Heteborn, auch am Wege zwischen Nr. 48 und 49. Orepis praemorsa. [1468.] 5:-—6-. Selten. Nur im Hakel, aber dort an verschiedenen Stellen. (Schr. 158.) Hakel. (Ascherson-Graebner 770.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben. (BVB. 68, S. 96.) ‚Diese Pflanze, von - Schatz bereits für den Hakel angegeben, sah ich zuerst, sagt Schneider, im Knospenzustande am 23. Mai 1867 in ca. 20 Exemplaren am Steinwege im Wassertalhau, Bezirk IV; später im Teufelstale, Bezirk II, und am reichsten ca. 87 Exemplare am Gatersleber Hohlwege der Bischopie, Bezirk V, hier in Gemeinschaft mit Crepis succif. Unsere Crepis praemorsa ist bisher noch an keinem andern Orte unseres Gebietes gefunden, ist also bis jetzt eine nur dem Hakel eigentümliche Pflanze. Sie gehört nach Koch zu den Kalkpflanzen.““ (BVB. 69, S. 34.) . Crepis succisaefolia. [1472.] -6— 7. Selten, stellenweise reichlich, Hakel überall. (Schr. 159.) und (Ascherson- Graebner 771.) Im Hakel in allen sechs Bezirken. (BVB. 05.088.) Ist nach Unger kalkiest. (BVB. 68,5. 88.) Nicht im Hohen Holze bei Oschersleben, aber im Sauern Holze, 20 Minuten östlich daneben. (BVB. 68, S. 96 und 69, S. 3.) „Der interessanteste Fund für mich war diese Pflanze, die ich in einem Dutzend Exemplaren zuerst rechts vom Cochstedter Wege in den sogenannten Lehm- kuhlen, Bezirk III, am 7. Juni 1866 fand. Diese in den meisten botanischen Werken nur als Wiesenpflanze, Garcke bezeichnet sie indes auch als Waldpflanze, auf- 86 W. Ebert, [791 I geführte, im ganzen seltene Crepis beobachtete ich hier zum erstenmal im lebenden Zustande. Schatz nennt für ! unser Gebiet als Standorte: am Gänsefurter Busche und Hecklingen, und Garcke führt (nach Hornung) den Hakel an. Aber keiner von den Magdeburger Botanikern hatte sie bisher gefunden. Und doch ist sie im Hakel vielfach verbreitet und, wie ich mich bald im nächsten "Jahre, wo die Pilanze sehr üppig auftrat, überzeugte, habe ich sie jetzt in allen sechs Bezirken des Hakels angetroffen, | an manchen Stellen sogar reichlich, wie ım Hohlwege an der Bischopie. Der Grund, weshalb sie trotz ihrer Ver- breitung im Hakel zeither so unbekannt geblieben, liegt in der kurzen Blütezeit und dem schnellen Absterben des Stengels dieser Pflanze. Im Monat Juni hatte ich bis | dahin im Hakel noch nicht botanisiert, und Crepis succisae- | folia fängt Anfang Juni an zu blühen und ist wahrschein- ' lich Anfang Juli verblüht. Denn als ich Ende Juli d. J. wieder in den Hakel kam und sie von neuem aufsuchte, um sie mit Früchten zu sammeln, fand ich von ihr nicht die geringsten Überreste, nicht mehr die Spur.“ (BVB. 08,9: 87.) 506. Hieracium pilosella. [1474:]| 5—®. (507.) Hieracium praealtum var. fallax. [1477,0.] -6—9:. Um- | gebung: Stadtmauer in Croppenstedt, besonders auf dem | 508. 509. 5Io. westlichen und nördlichen Teile der Mauer reichlich. (Sehr. 759) und‘ (BVB. 63,5 20) | Hieracium murorum. [1482.] 5-—6-. Reichlich. Hakel. IBVB2108,.5.774,) Hieracium silvestre. [|1485.] 7:—ıo. Reichlich im großen und kleinen Hakel. ‚‚Hakel.‘ BVB. 68, S. 74.) Hieracium laevigatum. [1486.] 6—-8. (Hat geringere An- zahl Blätter und frühere Blütezeit als voriges.) „Hakel.“ (BVB 0825, 725) Sa. 5ıo Pflanzen abzüglich 105 der Umgebung (—). Bleiben 405 für den Hakel. + | ] | u x [80] Flora des Hakels und seiner Umgebung. 87 7. Erklärungen und Abkürzungen. Die Systematik (System Engler) und die Namen sind nach der Flora von Ascherson und Graebner 1898. Vor den Pflanzen steht zuerst die laufende Nummer; ist diese z. B. (1o.) eingeklammert, so will dies sagen, die Pflanze wächst nicht im Hakel, sondern in der Umgebung. Hinter dem Namen der Pflanze befindet sich zuerst eine Nummer mit Eekiser Klammer, z. B.: [48.] = die Pflanze hat diese Nr. 48 in Ascherson-Graebners Flora 1898. x [48,0] = die Pflanze hat im Ascherson-Graebner keine Nummer, steht aber kurz hinter dieser Nummer. [1158+] = die Nummern von 1077—1173 sind im Ascherson-Graebner zweimal, das + bedeutet zweitemal. Die kleinen Zahlen hinter dem Namen der Pflanze geben den Blüten- monat an, dabei bedeutet ein Punkt oben davor den Anfang und ein Punkt oben dahinter das Ende des Monats. Die häufigsten Abkürzungen sind folgende: (Schr.) = nach Schneiders Flora von Magdeburg, Bernburg und PERBSt, 1877. (Schtz.) — Schatz, Elora von Halberstadt, 1854. (BVB.) = Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Bran- denburg. (DbM.) = Deutsche botanische Monatsschrift von Leimbach. Außerdem sind aufgenommen einige Angaben aus: Garcke, Flora von Deutschland, 1898. Garcke I, II, Flora von Halle, I, 1848; II: 18506. Ascherson-Graebner, Flora des nordostdeutschen Fischlandes, 1898. Nachtrag zu Schneiders Flora von Ascherson, 1894. Große, Flora von Aschersleben, 1861. Elampe, Flora Hercynica, 1873. Zobel, Vorarbeiten zur Flora von Anhalt, 1905, 1907, 1909. Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Magdeburg, 1873. Zuletzt finden sich im alphabetischen Register der lateinischen Pflanzennamen zum leichteren Aufsuchen der betreffenden Pflanzen auch die Synonymen-Namen, und die Nummer dahinter weist auf die laufende Nummer der richtigen Pflanze hin. 8. Register der lateinischen Pflanzennamen. (Die Zahlen beziehen sich auf die laufende Nummer vor den Pflanzen.) Abies alba 5. | Acer platanoides 287. — Douglasi 6. ' — Pseudoplatanus 286. — Nordmanniana 6. ' Achillea Millefoliium AUT. | Acer campestre 288. I Nobilise72. 88 Achillea Ptarmica 470. Aconitum variegatum I59. - Adonis aestivaliıs 165. — flammeus I66. — vernalis 167. Aegopodium Podagraria 328. — Pod. var. subsimplex 329. Aethusa Cynapium 336. Agrımonia Eupatoria 237. Agrostis alba 19. — stolonifera IQ. Aera caespitosa 29. — flexuosa 28. Ajuga Chamaepitys 398. — genevensis 397. — reptans 396. Alchemilla arvensis 234. ' — vulgaris 233. Alectorolophus major 418. — minor 419. Alliaria officinalis 185. Allıum acutangulum 91. — fallax 92. — oleraceum 95. — Scorodoprasum 93. —- ursinum 90. — vineale 94. Alnus glutinosa 125. Alopecurus fulvus 18. — pratensis 47. Alsine tenuifolia 149. Althaea officinalis 296. Alyssum calycinum 188. Androsaces elongatum 358. Anemone Hepatica 161. —- nemorosa 163. — ranunculoides 164. — silvestris 162. Angelica silvestris 340. Anthemis arvensis 469. — tinctoria 468. Anthericus Liliago 87. — ramosus 88. Antoxanthum odoratum 13. W. Ebert, Anthyllis Vulneraria 250. Aquilegia vulgaris 158. Arabis hirsuta 183. Arenaria rubra 155. — trinervia 150. Arum maculatum 78. _ Asperugo procumbens 368. Asperula cruciata 431. —- cynanchica 429. — galioides 427. — glauca 427. — odorata 430. —- tinctoria 428. Aspidium Filix mas 3. — montanum 2. Asplenium Filix femina 1. — Ruta muraria 4. Astragalus danicus 260. —- glycyphyllos 259. — Hypoglottis 260. Athyrium filix femina I. Avena flavescens 27. — pratensis 26. — pubescens 25. Ballote nigra 392. Barbaraea vulgaris 181. Batrachium aquatilis 168. —- paucistamineus 168. Berberis vulgaris 175. Berteroa incana I18g. Berula angustifolia 331. Betonica officinalis 391. Betula alba 124. — verIrucosa 124. Brachypodium pinnatum 53. —- silvaticum 54. Briza media 34. Bromus asper 49. —- commutatus' zT.‘ —- inermis 50. — mollis 52. Brunella grandiflora 395. — vulgaris 394. [82] Bryonia alba 451. Bupleurum falcatum 333. Calamagrostis arundinacea 23. — epigeia 22. — lanceolata 20. — silvatica 23. — villosa 21. _ Calamintha Acinos 382. ee Bee Calluna vulgaris 354. Campanula patula 456. en pessielalia 457... — rapunculoides 454. — TFrachelium 455. Carex acutiformis 67. — ampullacea 76. —- brizoides 63. — digitata 74. — disticha 61. — flacca 71. — glauca 71. — hirta 77. — humilis 73. — intermedia 61. — montana 69. —- muricata 65. — paniculata 66. — palleseens 72. — paludosa 67. -— polyrrhiza 70. — praecox Schreberi 62. — rostrata 76. — silvatica 75. _— spadicea 67. —- tomentosa 68. —- umbrosa 70. — vulpina 64. Carlina vulgaris 487. Carpinus Betulus 123. Caucalis daucoides 345. Centaurea Calcitrapa 493. -— maculosa 492. — 'paniculata 492. re pbryeiar4g1. Flora des Hakels und seiner Umgebung. Centaurea pseudophrygia 491. Centunculus minimus 355. Cephalanthera ensifolia 113. — grandiflora 112. — pallens 112. — rubra 114. — Xiphophyllum 113. Chaerophyllum bulbosum 348. Chrysanthemum corymbosum 474. — Leucanthemum 473. Cineraria campestris 477. — palustris 479. Circaea lutetiana 319. Cirsium acaule 489. ——- lanceolatum 487. — nemorale 487. — oleraceum 488. —- silvaticum 487. Clinopodium vulgare 383. Colchicum auctumnale 86. Convallaria majalis IoI. —- multiflora 99. — Polygonatum 98. Cornus sanguinea 349. Coronaria flos cuculi 142. Coronopus Ruellii 194. Corydalıs pumila 177. Corylus Avellana 122. Crataegus Oxyacantha 241. Crepis praemorsa 504. — succisifolia 505. Cucubalus Behen 138. Cynanchum Vincetoxicum 367. Cynoglossum officinale 370. Cynosurus cristatus 48. Cypripedium Calceolus 105. Dactylis glomerata 35. — Aschersoniana 36. Daphne Mezereum 315. Datura Stramonium 402. Dianthus Armeria 143. — Carthusianorum 144. — deltoides 145. 90 W. Ebert, | [83] Dianthus superbus 146. Fragaria viridis 223. Dictamnus albus 279. Frangula Alnus 290. — Fraxinella 279. Fraxinus excelsior 361. Digitalis ambigua 409. Fumaria Vaillantii 178. — grandiflora 409. i Diplotaxis muralis 187. Gagea lutea 89. — sılvatica 89. Echinospermum Lappula 369. Galeobdolon luteum 386. Elymus europaeus 56. Galeopsis. Tetrahit 387. - Epilobium angustifolium 316. Galium Aparine 433. — montanum 318. — borealis 436. — parviflorum 317. — cruciata. 431. Epipactis latifolia 115. — mollugo 438. — varians 116. — parisiense 434. Erica vulgaris 354. — silvaticum 439. Erigeron acer 460. — silvestre 440. Erucastrum Pollichii 186. — tricorne 432. Ervum silvaticum 263. — uliginosum 435. — tetraspermum 262. — -verum 437: Eryngium campestre 325. Genista germanica 248. Erythraea centaureum 365. — tinctoria 247. Eupatorium cannabinum 458. - Gentiana ciliata 364. Euphorbia dulcis 284. - | — germanica 363. Evonymus europaea 285. Geranium columbinum 276. — molle 277. Fagus silvatica 126. — palustre 274. Falcaria Rivini 327. — pratense 273. — vulgaris 327. — sanguineum 273. Farsetia incana 18g. Geum urbanum 204. Festuca arundinacea 44. Ginkgo biloba 9. — distans 43. Glechoma hederacea 385. — duriuscula 47. Glyceria distans 43. — gigantea 45. — fluitans 42. — heterophylla 47. Gnaphalium dioicum 462. — ovina 46. — silvaticum 463. Ficaria ranunculoides 174. — uliginosum 464. — verna 174. Hedera Helix 322. Filago germanica 461. Helianthemum Chamaecistus 300. Filipendula hexapetala 203. — vulgare 300. — Ulmaria 202. Helosciadium repens 326. Fragaria collina 223. Hepatica triloba 161. — elatior 222. Heracleum Sphondylium 342. — moschata 222. Hieracium boreale 509. — vesca 221. — fallax 507. ee [841 Hieracium laevigatum 510. — murorum 508. — pilosella 506. — praealtum 507. — rigidum 510. — silvestre 509. Hippocrepis comosa 261. Hippuris vulgaris 321. Holcus mollis 24. Hordeum europaeum 56. Humulus Lupulus 130. Hydrocotyle vulgaris 323. Hyoscyamus niger 403. Hypericum acutum 297. — hirsutum 299. — montanum 298. — quadrangulare 297. — berrapiLer um, 297. Hypochoeris glabra 494. — radicata 495. Jasione montana 452. Inula Conyza 467. —- germanica 465. — salicina 466. Iris Pseud-Acorus 104. Juncus alpinus 81. — conglomeratus 79. — effusus 80. Knautia arvensis 447. Lactuca muralis 503. — quercina 502. — stricta 502. Lappa macrosperma 485. —- minor 486. — nemorosa 485. Lappula Myosotis 369. Larix decidua 8. Laserpitium latifolium 343. — prutenicum 344. Lathraea Squamaria 426. Lathyrus montanus 272. Flora des Hakels und seiner Umgebung. Lathyrus niger 271. — platyphyllos 260. — silvester 268. — vernus 270. Lavatera thuringiaca 295. Leontodon hastilis 496. — hispidus 496. Lepidium campestre 192. — Draba ıgı. —- ruderale 193. Lepigonum rubrum 155. Leucanthemum vulgare 473. Leucoium vernum Io3. Ligustrum vulgare 360. Lilium Martagon 96. Linaria minor 408. — vulgaris 407. Linum catharticum 278. Listera ovata II8. Lithospermum officinale 374. — purpureo coeruleum 375. Lolium temulentum 57. — perenne 58. Lonicera Periclymenum 443. Lotus corniculatus 258. Luzula albida 83. — angustifolia 83. — campestris 84. — multiflora 85. — nemorosa 83. —- pilosa 82. Lychnis flos cuculi 142. —- vespertina I40. Lycopus europaeus 380. Lysimachia Nummularia 337. — vulgaris 356. Majanthemum bifolium 97. Malachium aquaticum 154. Malva Alcea 293. — borealis 294. —- pusilla 294. — rotundifolia 294. Matricaria discoidea 475. OI 92 W. Ebert, Medicago falcata 251. Melampyrum arvense 421. —- ceristatum 420. — nemorosum 422. — prarense, 2423. Melandryum album. 140. — noctiflorum I41. Melica nutans 32. — picta 33. Melilotus officinalis 252. Mentha arvensis 379. Menyanthes trifoliata 362. Mercurialis annua 283. —- perennis 282. Milium effusum 15. Moehringia trinervia 150. Molinia coerulea 31. Monotropa Hypopitys 352. Myosotis intermedia 377. — versicolor 370. Myriophyllum verticillatum 320. Myrrhis bulbosa 348. Nasturtium amphibium 180. — officinale 179. Neottia Nidus avis 117. Nonnea pulla 371. Oenanthe aquatica 335. — fistulosa 334. Ononis repens 249. Ophrys muscifera 106. — myodes 106. Orchis fusca 107. — maculatus IIo. —- masculus 108. —- purpureus 107. — sambucinus Io0g. Origanum vulgare 381. Orobanche caryophyllacea 425. — Galii 425. Orobus niger 271. — tuberosus 272. — vernus 270. Panicum verticillatum 14. Papaver hybridum 176. Paris quadrifolius 102. Peucedanum Cervaria 341. Phalaris arundinacea 12. Phellandrium aquaticum 335. Phleum pratense 16. Phyteuma spicatum 453. Picea exceler 7 Picris hieracioides 498. Pimpinella magna 330. Pinus Abies 7. — Larix 8. — Picea 5. Pirola minor 351. — rotundifolia 350. Pirus aucuparia 245. — communis 242. — domestica 246. — Malus 243. — torminalis 244. Platanthera bifolia ııı. Poa Chaixi 40. — compressa 38. — nemoralis 37. — pratensis 41. — TemotarAo: — 'silvatica 40, — sudetica 40. — trivialis 39. Podospermum laciniatum 501. Polygala comosa 281. — vulgaris 280. Polygonatum multiflorum 99. — officinale 98. — verticillatum Ioo. Polygonum amphibium 135. — Bistorta 134. — mus Tag — Persicaria 136. Polystichum Filix mas 3. — montanum 2. — ÖOreopteris 2. Populus tremula 121. [85] ı BERLTE [86] Potentilla alba 231. —- arenaria 226. — argentea 224. — arg. var. incanescens 225. —- cinerea 226. — Fragariastrum 232. —- incana 226. — opaca 228. E reptans 229. — rubens 228. — silvestris 230. — sterilis 232. — Tabernaemontani 227. — Tormentilla 230. — verna 227. Poterium Sanguisorba 236. — officinalis 235. Primula officinalis 359. Prunella s. Brunella 394, 95. Prunus avium 201. —- spinosa 200. Pulmonaria angustifolia 373. — officinalis 372. Pyrola s. Pirola 347, 348. Quercus pedunculata 127. — Robur 127. —- sessiliflora 128. _ Ranunculus aquatilis 168. —- auricomus I7I. — bulbosus 172. — Ficaria 174. — fluitans 109. — Lingua 170. — sceleratus 173. 'Rapistrum perenne 195. Reseda lutea 196. — Luteola 197. Rhamnus cathartica 289. — Frangula 290. Rhinanthus = Alectorolophus 418, 41Q. Rosa canina 238. Flora des Hakels und seiner Umgebung. Rosea rubiginosa 239. — tomentosa 240. Rubus caesius 218. — caes. praecurtens 215. — caes. thyrsanthus 219. —- candicans 209. — fastigiatus 205. — fasciculatus 215. — Grabowskii 211. —- nemorosus 2I6. — SEE, FT. — pyramidalis 213. — Radula 214. — saxatilis 220. — suberectus 205. — sulcatus 206. — sul. x thyrsanthus 207. — thyrsanthus 210. — thyrsoideus 208. — villicaulis 212. Rumex sanguineus 133. Sagina apetala 148. — procumbens 147. Salıx Caprear 120: — fragilis 119. Salvia pratensis 384. Sambucus nigra 441. Sanguisorba minor 236. — officinalis 235. Sanicula europaea 324. Saxifraga granulata 199. Scabiosa Columbaria 449. — ochroleuca 450. Scandix Pecten Veneris 347. Scirpus palustris 59. — silvaticus 60. —- uniglumis 59. Scleranthus perennis 156. Scorzonera laciniata 501. Scrofularia nodosa 406. Scutellaria galericulata 393. Sedum maximum 198. — Telephium 198. 93 94 Selinum Carvifolia 339. Senebiera Coronopus IQ4. Senecio campester 477. — Fuchsii 483. Jacobaea 482. nemorensis 483. paluster 479. —- silvaticus 480. spathulifolius 478. vernalis 481. Serratula tinctoria 490. Seseli Hippomarathrum 337. Setaria verticillata 14. Sieglingia decumbens 30. Silaus flavescens 338. — pratensis 338. Silene inflata 138. — noctiflora I41. — na) AESO)- — vulgaris 138. Sisymbrium Alliaria 185. — Sophia 184. Sium angustifolium 331. — latifolium 332. Solidago Vjrga aurea 459. Sorbus aucuparia 245. — domestica 246. — torminalis 244. Spergularia campestris 155. — Srubrasıımn se Spiraea Filipendula 203. — Ulmaria 202. Stachys arvensis 389. — teela#300. — silyatıcay388 Stellaria graminea 153. — sklolostear 17,2: —„pallida 15T. Succisa pratensis 448. Tanacetum corymbosum 474. Teucrium Botrys 399. —- montanum 401. —- Scordium 400. W. Ebert, [87] | Thahetrum flexuosum 160. — Jacquinianum 160. Thesium montanum 132. Thlaspı perfoliatum I1go. Thrincia hirta 497. Tilia cordata 2g1. = Terandırolar 29 — microphylla 291. — parvifolia 291. — platyphyllos 292. —- ulmifolia 291. _ Torilis Anthriscus 346. Tragopogon major 499. —- pratensis 500. Trifoium agrarium 257. alpestre 253. aureum 257. medium 255. montanum 256. — rubens 254. Triglochin maritima 11. Triodia decumbens 30. Trisetum flavescens 27. Triticum caninum 55. - Trollius europaeus 157. Turritis glabra 182. Tussilago Farfara 470. Ulmaria Filipendula 203. — palustris 202. —- pentapetala 202. Ulmus campestris 129. Urticaxdioeea en 3% Utricularia vulgaris 424. Vaccinium Myrtillus 353. Valeriana dioica 445. — officinalis 444. Valerianella carınata 446. Verbascum nigrum 405. — thapsiforme 404. Verbena officinalis 378. Veronica Anagallıs 411. — Buxbaumii 417. ° (881 3 Veronica Chamaedrys 412. latifolia 414. officinalis 413. praecox 416. scutellata 410. serpyllifolia 415. - Teucrium 414. Tournefortii 417.- z Viburnum Opulus 442. E Vicia Cracca 264. dumetorum 266. sepium 267. silvatica 263. tenuifolia 265. tetrasperma 262. Vinca minor 366. - Vincetoxicum officinale 367. Viola arenaria 311. Flora des Hakels und seiner Umgebung. Viola arvensis 312. canına 306. can. x Riviniana 314. hirta 301. - hir. var. umbricola 302. hie, var. Iraterna, 303 mirabilis 307. mir. x silvestris 308. — f. axilliflora 308. odorata 304. ‚hirta x odorata = 305. — = Domburgiensis 305. Riviana 310. Riva Ssilyeschs7313: - silvatica 309. - silvestris 309. Zanichellia palustris Io. 95 Kleinere Mitteilungen. Über Prehnit in thüringischem Mesodiabas. Von R. Amthor. Nahe dem Spitterfall im nordwestlichen Thüringer Wald findet sich auf schmalen Klüften des Mesodiabas ein weißes Mineral sekundärer Entstehung, das bis jetzt meines Wissens von dieser Gegend noch nicht erwähnt worden ist. — In Salz- säure ist das Mineral nicht oder nur sehr schwer löslich; beim Glühen am Platindraht schwillt es blasig auf und gibt eine weiß- bis gelbbraune Masse, die bei Behandlung mit HCl Kiesel- gallerte zurückläßt. Die Flammenfärbung ist äußerst schwach; im Spektroskop zeigen sich die gelbroten Linien des Ca. Das spezifische Gewicht beträgt im Mittel 2,88; die Härte ist über 6. Im Dünnschliff beobachtet man eine feinfaserige Struktur. Die meisten Fasern stehen in wellig gebogenen Zügen senkrecht auf den Kluftflächen. Die Räume zwischen den Faserreihen werden ausgefüllt durch Faserbüschel verschiedener Richtung. Die Durchschnitte des Minerals erscheinen farblos. Die Fasern sind stark licht- und doppelbrechend und zeigen gerade Aus- löschung mit negativem Charakter der Hauptzone. An einigen Schnitten ließ sich der Austritt der ersten Bisektrix und der positive Charakter des Minerals bei einem nicht sehr großen Achsenwinkel feststellen. Nach alle dem darf das fragliche Mineral wohl als Prehnit bezeichnet werden, der ja auf Klüften und Hohlräumen kristalliner, besonders der weniger kieselsäure- reicheren Gesteine vorzukommen pflegt. Noch sei erwähnt, daß sich der Prehnit des Mesodiabas außer auf Klüftflächen in parallelfaseriger Ausbildung auch sonst noch in kugelschaligen, lichtgrünen Massen mit radial gestellten Fasern, und zwar mit Calcit vergesellschaftet vorgefunden hat. Gotha, den 21. Juli 1912. 25000 | 00 000 Meter = = Schritt N 1000 Maßstab 1:25000 5 0 0 Metern 1000 500 [2 00 7006 Schritt Der Hakel,. Kal. Forst Heteborn. NG r oy _ 9ach//Hakeborn nach Kochstedt w Fr GeRel ", £ 39 \ 93B.6. = Derbotenische Garten. 19 K. = Kinchenholz. #6.RG= Pelitsche Grund. St. = Stellstedtenhauteich, 49 Sch.= Sohmerlenteich. #7 Qu. = Quelle im Wassertal. 61 St.B.= Alter Steinbrucham Wartewege. I-VI = Die sechs Bezirke nach Schneiden alte Einteilung. 7-80 = Die neue Einteilung. von Schade; 3 Y 73 Weg: „Domburg bis 32” bester Weg nach Bafersleben Zu. AR 2 ®_ XBT0x2Y je ein Speierlingbaum GR Ss N ’ RS = ZZ Haltestelle am Kl.Hakel. Uth Anst K Rawiel Bernburg. x n > x u % $ 7 3 SE SEE BR ; SE h N : Se VERTTTIRR 2 ex br: KUH a j ey. > EEE EAN TR REED OR RSS REN ERST Rn pie a 4 „Belag von Duelle & an in SKI Geologie D euf | lands ER la in die erflärende Sandfhafte 3 ‚ kunde für Lehrende und Lernende eg Bon Prof. Dr. Job. Walther a 2 Aufl. 441 Seiten. Mit 242 Abbildungen fowie einer gen. ogifchen Karte. Brof fchiert M. 8.40, in Reinendand mM. 9, 40. „Sigenattig und Walthers . Aupsserbenlähen RE Snftinkt entfprechenb. ie der ganje Aufbau des Buches. In dem Kapitel. „Geftaltende Kräfte“ fhafft er zunächit in leituers fändlicher und intereffanter Art ben notwendigen Grundftod’von geologilhen Kenntniffen. 09090206 GREOHHERELHOR FH FOR “BRSRLESEVDREELUERÜROFRERLBOREHPELPETDELOLDOEROEROFFPERDEHDEHERR WROLERPLELREOOHREOGFERSH FFC STR, DE Es . »* Daran fihließt: er die „„Seologifhe Gedichte von Deutfhland“ in -fo fehelnder Darftelung, daß - i 2‘. ber jcheinbar flarre Boden iwie mas ea Gewordenes. uns mienfchlich näher zu teten [Sein } se ? Blätter A b. baper. Spmmafalfgulejen. ‚set Een Ru ss PEERRRTERETFERFEFFERRFSTFFETETFRRRERSERFEHFEERPEFFFEFFFFPRR EHRE isn r Stp=22 ZSRREEER zazzzas wesezes ze BIOLOGIE DER TIERE Von Prof.Dr.R.v.Hanstein ‚420 Seiten mit 4 farb. und 10 schwarzen Tafeln sowie zahlreichen Abbildungen, | Broschiert M.8.— In Originalleinenband M.: a ae si D>. Buch bietet, ohne, besondere edikemitnise voralıszusetzen, dem: a ein i Gen bild des Tierlebens. Nachdem in einem einleitenden Abschnitt die wesentlichen. gemeih- samen Züge. der lebenden Organismen, und die charakteristischen. Verschiedenheiten tierischei W und pflanzlichen Lebens behandelt sind, folgt eine Erörterung aller der Erscheinungen, die u das Leben des’einzelnen Tieres zeigt. Bewegung, Stoffwechsel und Reizbarkeit, Stütz ind -Schutzvorrichtungen, ‘Fortpflanzung, Entwicklung und Regeneration in den’ verschiedenen Formen, wie sie die verschiedenen: Stämme und Klassen des Tierreichs uns erkennen ; S werden besprochen. ‘Den Schluß dieses ersten -Hauptteils ‚bildet ‚ein Kapitel über. 'Fart | n und. Leuchtorgane. ‚Der zweite Hauptteil behandelt das ‘Tier als Glied der Gesaminatur Es folgen weitere Abschnitte, die die Beziehungen‘ zwischen Tier, und Pflanzenwelt, sowie zwischen Tieren gleicher und verschiedener Art behandeln. ' Gattenverhältnis und Brutpflege, Herdengemeinschaft und Staatenbildung einerseits, die verschiedenen als Kommensali mus, Parasitismus und Mutualismis bekannten Formen tierischer Symbiose andererseits werden an ‚Beispielen erörtert: Vom Begriff der Biocönose ausgehend, werden. diejenigen tierischen. Eigentümlichkeiten behandelt, die ein biologisches Verständnis der geographischen Verbr ermöglichen. ; Ein: Schlußkapitel, ‚gibt einen Ausblick 'auf das Gebiet. der SiReichalpeit VERLAG vVoN QUELLE & MEYER. IN LEIPZIG Al j SEREEESTREEREETREESERSSEFSEGEISEG u: werner m: — = 7 nn 7 2 en os 2 ET IST TZICEE - EORETERE T ee EN = TER — - = BZ > x Ron ae Tr - - — - b’ 5 = > f = E < x { er er pe i SR et FR x B = 3 2 % EN I - 2 2 E x \ ee . 2 } 5 I e $ U RESET i \ \ RE 5 ER ne Se T “ < 2 er cn 4 4 c . r n x I ! F, ] e = “ L > ‚ mx r IE er e 1e 4 Y Le = x ee c S J 5 f = ee er Ri x ei = f he Br x Voss se nen Iran mnmennene.inormenarnanns une uni marc mann Sn nn an aa mn a nn Anne non ai Fun nannte namen ann armen msn reiner ne nt a Be ar. nennen nummer nn Tante min Sm erento nn mise nn. en en rem nenn, ee er TT————ä—äöä 66 ee} 5 BT 2 en t ; Ä für Sachl & eins Ss pin a. u Se er ıen \ Halle li zu { a 2 Han ilfenfe hüring natu des n { Von Erich Gramzow.. Mit u Texttiguren) Eu e DE Kleinigkeiten. Von. Ludwig, Spöttel. 2 (Mit,3. ‚Textfiguren), en Er, re Ein Geweihsproß mit menschlichen Ban ren "n, aus iluvialen. ‚Ablagerungen der ‚Umgegend „von. & “Halle a. Ss „Von Karl Bernau. ne einer Tax üg En Tätigkeit, ‚Von Dr. Br Kobelt. At Eine gemeinverständliche Darstellung. u, kritische Übersicht der verschiedenen Theorien. Von Dr. P, G. BUEKERS, 8°. 350 Seiten mit zahlr. Abbildungen. | N “Broschiert. M.4.40. In Originalleinenband. M.5.— 0 32. Das Bier Buch füllt eine Lücke aus. Es ist ein Buch von akt De pulären Schriften selten zu findenden Reife und Gründlichkeit. Ohne vielschöntönende And dabei nichtssagende Phrasen zu machen, läßt der Verfasser alle Theorien, die bisher # in Verbindung mit der Deszendenztheorie aufgestellt worden sind, Revue passieren, und zwar in so bewunderungswürdiger objektiver Weise, mit einer so vornehmen Kritik ge« | paart, daß sich selbst der Fachwissenschaftler, dem ” naturgemäß die einzelnen Theorien | vertraut sind, nur schwer von dem Buche trennt. ... ein wahrer en Disch, ‚Rev; Mai 1910. z Verlag von . FERDINAND ENKE in Stuttgart = f ‚Soeben erschienen: Mit- 55 ee, ‚Lex. 8°. ren x "der F Brig Geh. M..7.=; fein in Leinw, geb. M. 9.— h er “ (Einzelausg. a. „Eilzheimer, Handbuch d, Biologie‘ der Wirbeltiere“.) Hilaheimer, rg" Handbuch der Bi- ‚logie der Wirbeltiere. Yan 1 1. Hälfte. „Mit 245. Taztabbildungen, Lex. Be 1912. Geh, MI Be NER, ae ED . u om! pi ir r S = ai " . ae Er 5 LE Ye A N “ a AN ET OR ee rare Se, a ee ee TER BEN a er ar PR Era? ee er EL RE HERE: 2 RE Sr ER ER N RER ı © i MD: { EB ne LT Re RR TEE TE ET ER a N a ee ET Mana Ne RER ARTE | Die re re| = Pr 4 SR M = Geomorphologische Untersuchungen im Monte | Gargano. Von Erieh Gramzow, -4Mst- 11 Textfiguren. Inhalt. Seite Eimlerung‘. . ... za : ME LIE NERGT Geologische u hälktnisse! des te CArbano A ee 1 a 10 Die Oberflächenformen . . . NER IE ER TE RT ie I. Die Abtragungsfläche de ano RTL Tram 2. Versuch einer Altersbestimmung der A en sHäche 22 45426 Babe Bandeebiete des Gargano . .- . .. 2... 2. .2..2...2..127 Eee RN - N T27 Bee seandaın are BE ER RTL SEEN UN 128 ©) Der; Nordrand.. =; ER T reeL29 Der Lago di eins, a: ee 329 Der Kesselbruch des ro ei Ne N 2 E32 Pr Kustengebiet von Rodı bis'S. Menaio. . . .- . "135 Das Eozängebiet von Peschici und Vieste . . .... 137 d) Die Ostküste des’Gargano' '. , . 138 Zusammenfassung: Überblick über die Erde esehiehiliche: it le MEAN ee a Re hend AL Einleitung. Das Gebirge des Gargano, das an der Ostküste Italiens als - Halbinsel ins Adriatische Meer vorspringt, erscheint auf den ersten Blick als ein fremdes Glied der Apenninhalbinsel, und über seine geologische Stellung herrschen noch verschiedene Meinungen. Nachdem sich die früher angenommene Gabelung des Apennin in einen kalabrischen und einen apulischen Zweig - Zeitschr. f. Naturwiss. Halle a.S. Bd.84. 1912/13. 7 re N 98 Erich Gramzow, [2] als nicht vorhanden erwiesen hatte, machte sich die Anschauung geltend, der Gargano und das ihm geologisch sehr nahestehende | Apulien seien Teile der Dinariden, im Miocaen durch den Ein- | bruch der Adria von diesem Gebirgssystem getrennt und im Quartär mit der heutigen Apenninhalbinsel verbunden. Dieser Anschauung gibt Sueß in seinem ‚‚Antlitz der Erde” Ausdruck.!) : \ | . In der Tat findet sich längs der italienischen Ostküste eine Reihe von Vorkommnissen, welche als Bruchstücke der eingesunkenen dalmatinischen Tafel aufgefaßt werden können. Die erste dieser Schollen ist der Monte Conero bei Ancona. Das zweite, viel bedeutendere Stück ist das breite und vielfach ge- gliederte Vorgebirge des Monte Gargano. Dasselbe erhebt sich in einzelnen Teilen über 1000 m, bricht steil gegen den Apennin ab und ist durch eine von jungen Meeresablagerungen erfüllte ' . Niederung von demselben getrennt. Seine steil geneigten Schichten bestehen nach Buccas Angaben aus tithonischen, kretazischen und eozänen Kalksteinen und aus eozänen Mergeln. Endlich sind hierher die ausgebreiteten Vorkommnisse von Kreidekalkstein zu rechnen, welche in den Murgien von Bari und unter den jüngeren Ablagerungen Apuliens bis Otranto hinaus bekannt sind. Der Gegensatz all dieser Strecken gegen den Apennin ist so groß, daß de Giorgi vorschlug, dieselben als ein besonderes orographisches System, als Apulo-Garganische Gruppe abzuscheiden.?) Zur Bekräftigung der Ansicht, daß hier ein Zusammenhang quer über die heutige Adria stattgefunden habe, macht Neu- mayr aufmerksam, daß nach Kobelt die heutige Land- schneckenfauna des Monte Gargano nicht italienischen, sondern dalmatinischen Charakter an sich trägt.“ S. 353. „Bei Ancona, am Monte Gargano und in Apulien ragen Reste des gesunkenen Adrialandes hervor. Wenn die früher gestellte Frage, wo denn eigentlich der von Verona gegen Südost nach Este ziehende Rand der Alpen seine Fortsetzung SER Ned. Br1,S. 3x0. | 2) de Giorgi, Note stratigr. e geol. da Fasano ad eu Boll. d. R. Com. geol. 1881, p. 187—203. j “ [3] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. 99 finde, eine tiefere Berechtigung besäße, wenn man überhaupt berechtigt wäre, einen solchen einheitlichen Rand vorauszu- setzen, müßte man sagen, daß die Fortsetzung von Este in derselben Richtung gegen Südost an der Westseite des Monte Conero bei Ancona und weiter an der Westseite des Gargano zu suchen sei.“ Theobald Fischer widerspricht in seinen ‚‚Mittelmeer- - bildern‘“!) dieser Ansicht und bezeichnet den Monte Gargano und die apulische Kreidetafel als Teile eines vormiozänen Apennin; hauptsächlich auf Grund petrographischer und päläon- tologischer Ähnlichkeiten, die zwischen den apulisch-gargani- schen Kalksteinen und den Kalksteinen des neapolitanischen Apennin bestehen. „solange man nur den benachbarten Tertiär-Apennin und das früher erforschte Dalmatien zum Vergleich heranzog, schienen der Gargano und Apulien dem letzteren näherzustehen, zumal ja beide auch durch eine inselreiche, unterseeische Schwelle auf einer Linie verbunden sind, in welcher G. Stache die Süd- küste des ehemaligen adriatischen Festlandes sieht. Man glaubte daher den Gargano als ein durch Bildung der Adria von Dal- matien losgelöstes, in der Ouartärzeit dann durch Hebung mit dem Apenninenlande verbundenes Stück der dalmatinischen Tafel ansehen zu müssen. De Giorgi meinte ein eigenes, nur noch in diesen Resten enthaltenes apulisch-garganisches Hebungs- system annehmen zu müssen.“ | „... E. Cortese und M. Canavari?) heben ausdrücklich hervor, daß die Hippuritenkalke des Gargano solchen der Apenninen durchaus ähnlich sind. Das gleiche behauptet der Petrograph Bucca von den Jurakalken, indem er dieselben speziell mit denen von Giffoni Sette Casalı in der Provinz Salerno ver- gleicht. Ferner hat P. Moderni?) auf die Übereinstimmung der Nummulitenformation der Majella, eines jener apenninischen Kalkmassive, mit derjenigen des Gargano hingewiesen, und SMEischer, Mittelmeerbilder IL, S. 227. 2) Boll. d. R. Com. geol. d’Italia. 1884, p. 295. roll dB. Com. geolrd THrala 1881, Bd) 1272932: As RE u u Be 2 We U lade rn ee ee EEE _. " nn VER u ne u Er Dei IOoOo Erich Gramzow, [4]: | de Giorgi,!) der beste Kenner Apuliens, hebt hervor, daß die il weißen Kalke der mittleren Kreide, aus deren nur wenig ge- neigten, nicht gefalteten Schichten der Alburno, ein anderes dieser apenninischen Kalkmassive im Gebirgslande des Cilento, % aufgebaut ist, mit den gleichaltrigen der Murgie, also Apuliens, % übereinstimmen und die Kalkformation Apuliens im Alburno wiederkehrt. Ebenso hat G. di Stefani die Tatsache betont, daß die Kreide der Murgie keineswegs, wie behauptet worden ist, eine lithologisch und paläontologisch von der Kreide der Apenninen verschiedene Fazies besitzt. Dazu haben neuerdings C. Viola und L. Baldacci triassische Schichten an der Punta delle pietre nere nördlich vom Gargano nachgewiesen, und nach | M. Cassetti?) stimmt die konkordante Lagerung der urgoni- schen Kalksteine auf den Dolomiten im Matese, einem andern Kalkmassiv der Apenninen, und im Gargano überein, ebenso der allmähliche Übergang der einen in die andern, so daß man sie nicht trennen kann. Andererseits vermag A. Tellini?) aus seiner Untersuchung der TIremitischen Inseln, bei welcher er auch der Frage nach der Entstehung der Adria nähertritt: keine zwingenden Gründe für die Annahme beizubringen, daß diese nur einseitige Beziehungen zu Dalmatien haben sollen... „Wir glauben uns daher nach dem heutigen Stande der Erforschung dahin aussprechen zu sollen, daß der Gargano und Apulien Teile des vormiozänen Apennin sind und sich zu dem- selben ähnlich verhalten wie Malta zu Sizilien oder der von der Faltung des Schweizer Jura nur noch in geringem Maße er- griffene und daher die etwas öden Hochflächen der Franche Comte bildende Gürtel an der Außenseite desselben... Wir glauben daher die ganze eigenartige Stellung Gargano- Apuliens am besten zu kennzeichnen, indem wir es als adria- tisches Apenninvorland bezeichnen.‘ Über die geologischen Verhältnisse des Monte Gargano liegen vier Arbeiten vor: u) ED, Bd. 12,59:.309. 2). Boll,.d. R. Com. gzeol;7r893,,P333: 2) Ebd, 1890, „Bd. 21,7p.21442, [5] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. IOI I. Tschihatschoff, Geognostische Schilderung des Monte Gargano in den Jahren I839—ı840 (Neues Jahrb. f. Min. I84I). 2. Bucca, Appunti geologici sui monti del Gargano (Boll. del R. Comit. geol. d’Italia 1881), S. 556. 3. Cortese e Canavari, Nuovi appunti geologici sul Gar- gano. Roma: I884. 4. Viola e Cassetti, Contributo alla geologia del Gargano. (Boll. del R. Comit. geol. d’Italia 1893), S. 309. Die drei ersten Arbeiten sind in der letzten berücksichtigt und durch diese überholt. Die Arbeit von Vıola und Cassetti enthält eine ziemlich eingehende geologische Untersuchung des Gargano und bildet eine genügende Grundlage für die morpho- logische Bearbeitung. Eine geologische Karte im Maßstab 1:300000 ist der Arbeit beigegeben. Auf Veranlassung meines verehrten Lehrers, Herrn Prof. Dr. Philippson, unternahm ich es, den Monte Gargano morpho- logisch zu untersuchen. Meine erste Reise, auf der ich besonders die Abtragungsfläche des Gargano studierte, unternahm ıch von Anfang August bis Mitte September IgIo. Leider war ich genötigt, wegen der in Apulien herrschenden Cholera und der Unannehmlichkeiten, die sich für mich daraus ergaben, meine Arbeit schon Anfang Sep- tember abzubrechen. Von Mitte März bis Ende Mai ıgıı hielt ich mich zum zweiten Male in Süditalien auf und studierte hauptsächlich die Randgebiete des Gargano. Beide Reisen wurden mit Unterstützung der Alfred Kirchhoff-Stiftung aus- geführt. An Kartenmaterial liegt meiner Arbeit zugrunde: I. Viola und Cassetti, Geologische Karte des Gargano im Maßstab I: 300000. 2. Die topographischen Karten des Gebietes im Maßstab I:50000 der italienischen Landesaufnahme. . Da vor mir weder morphologisch noch länderkundlich im Gargano gearbeitet worden ist, ist es erklärlich, daß meine Arbeit nicht erschöpfend sein kann. Es ist mir gegenwärtig noch nicht möglich, eine vollständige Landeskunde des Gargano Io2 Erich Gramzow, [6] zu veröffentlichen, da besonders über die Pflanzen- und Tier- welt, über die klimatischen und volkswirtschaftlichen Verhält- ' nisse im Gargano bis jetzt sehr wenig Exaktes bekannt ist und mir das Material zum größten Teil in der mir zur Verfügung stehenden Zeit nicht erreichbar war. Erschwerend war für - meine Arbeit noch der Umstand, daß, besonders während meiner zweiten Reise, die italienischen Behörden sehr wenig entgegen- kommend waren und daß mir bei der Bearbeitung der Küsten- gebiete erhebliche Schwierigkeiten gemacht wurden. Der Monte Gargano bietet sich dem Beobachter als eine mächtige, in ihren Umrissen ziemlich einförmige Kalkscholle dar, die mit hohen Steilrändern ım S. und W. zum Tavoliere di Puglie, mit weniger hohen im N. und E. zum Adriatischen Meer absinkt. Die Länge des Gebirges beträgt in west-östlicher Richtung etwa 60 km, die Breite in nord-südlicher Richtung etwa 35 km. Die Oberfläche ist eine fast ebene Abtragungs- fläche, die von einigen flachen Kuppen überragt und von einigen Steilrändern durchzogen wird. Sie ist im SW., in der Gegend des Monte Nero am höchsten und senkt sich von dort aus nach N. und NE. Die beiden höchsten Erhebungen des Gebirges sind der Monte Calvo, der sich bis IO56 m, und der Monte Nero, der sich bis IoII m erhebt. Östlich vom Monte Calvo, aber durch mehrere Senken von ihm getrennt, erheben sich der lang- gestreckte Rücken des Monte Spigno (IoIo m) und der Monte Sacro (874 m). Diese Gipfel liegen ungefähr auf einer west- östlich verlaufenden geraden Linie, von der aus sich das Gebirge nach N. und S. senkt. Südlich von dieser Linie der höchsten Erhebungen erstreckt sich quer durch den Gargano eine breite Senke, die von steilen, auf der Nordseite bis 300 m hohen Felswänden begleitet wird. Dieser breite Talzug läßt sich in drei Teile gliedern, die durch quer zur Längsrichtung des Tales verlaufende Schwellen von- einander getrennt sind. Einige Höhenangaben mögen dies näher erläutern: 7] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. IO3 SeeNlarco: in Lamis >... . 2. 55 on; 3 km westlich vom S. an Fe zn, Boyannı Rotondo .... .. Fur 2.2 557% Ben Giovanni: ..... 2... Bea Er staneh Cassanol ..2) arten... Un! 220208, Regione Carbonara, =ukmaiob= Monte S.2Angele::..,°.%; 52055, Nach S. zu steigt man von dieser Senke anfkte eine 650 m hohe ebene Fläche, die sich sanft nach S. senkt und dann mit einem 450—500 m hohen Steilabfall zum Tavoliere di Puglie absinkt. Im östlichen Teil des Gargano erhebt sich südlich vom Valle Corbonara der Monte degli Angeli bis zu 886 m. Vom Monte Nero dacht sich das Gebirge nach NW. all- mählich ab, es sinkt von 900—400 m, welche Höhe es unmittel- bar südlich der Straße Apricena-S. Nicandro erreicht. Der _ Westrand wird von dem schmalen Rücken des Monte Castello gebildet, dem mehrere kleine Gipfel aufsitzen, deren höchster 684 m erreicht. Vom Monte Calvo nordwärts sinkt das Gebirge an mehreren staffelförmig aufeinander folgenden Steilrändern zum Lago di Varano ab (s. S. II6). Im östlichen Teil des Gargano geschieht die Senkung nach N. und E. allmählich, abgesehen von einem Steilrand der das Gebirge bogenförmig von Ischitella über Coppa di Masaniello, Regione Grottamarina, Regione Vallecoppa durchzieht. Zur näheren Erläuterung seien folgende Höhenangaben gemacht. Senkung nach Norden: Pe O ir Tr 800m DIES ac z708 aan 68zii,, Boppapdellai Grardiata ne} 85. U 12825775237), Blanc Calenasıss Ze sinn Zen, | | — Steilrand Bopparsastaemen: ei Deore „= 300:Mm Monte Doppio Kossoharız #5 „pa 0 in22 3007 ,; Er schreit aD SR 1 IRO. „ Sen nach Osten: Montes lacntenente +, Brendan eaellaon 1... ee a... 782P}, IO4 Erich Gramzow, [8] R. di: Saero 2.2... 22m 2 Pen e Coppa Trattorital..z.y2&:.2.2o ige Monte -S. Salvatore. !:. .. aus) ern Lar@&uardela 2 en 9 Ig6 „, Der größte Teil des ber (S. Ken ist eine öde, an Dolinen und Höhlen reiche Karstlandschaft, die sehr dünn besiedelt und streckenweise völlig vegetationslos ist. Wo es der Boden irgend gestattet finden sich dünn und lückenhaft stehende Buschwälder, die durch die zahlreichen Ziegenherden arg verwüstet werden. Der nordöstliche Teil des Gebirges ist dichter als die übrigen Gebiete bewaldet. Es kommen hier in 600—800 m Meereshöhe Waldungen mit durchaus mittel- europäischem Charakter vor. (Bosco d’Umbria, Bosco Jacotenente.) Die menschlichen Siedelungen des Gebirges sind, wie im übrigen südlichen Italien, sehr gedrängt gebaute Ortschaften von zum Teil erheblicher Einwohnerzahl mit kleinen, schmuck- losen Häusern und winkeligen, schmutzigen Straßen. Ent- scheidend für die Anlage der Ortschaften ist das Vorhanden- sein einer anbaufähigen Bodendecke, das Vorkommen von Trinkwasser und der Schutz vor der Malaria gewesen. Eine einigermaßen fruchtbare Verwitterungsdecke von Terra rossa kommt im Gargano in zwei größeren Gebieten vor, in der das ganze Gebirge in west-östlicher Richtung durchziehen- den breiten Senke und im nordöstlichen Teil. An diese beiden Gegenden sind die Siedelungen des Ge- birges gebunden. In der Nähe der meisten Ortschaften sind Reste alter Burgen erhalten, die teils aus der Normannen-, teils aus der Stauferzeit stammen. In dem erstgenannten Gebiet liegen die Orte: I. Mattinata in 60 m Meereshöhe mit 2000 ee }) 2. Monte S. Angelo, 843 m hoch. mit 24200 Einwohnern; 3. S. Giovanni Rotondo, 557 m hoch, mit 9900 Einwohnern; 4. S. Matteo, in 700 m Meereshöhe, ein kleiner, erst in den 1) Die Einwohnerzahlen sämtlicher Orte sind auf volle Hunderter abgerundet. IE ’ [9] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. IO5 letzten 1o Jahren entstandener Ort, dessen Anlage sich auf das Vorkommen eines weißen Marmors mit Kalk- spateinlagerungen gründet; 5. 5. Marco in Lamis, 550 m hoch gelegen mit 18200 Ein- wohnern. Von den erwähnten Orten liegt der bedeutendste, Monte S. Angelo, 300 m. über dem Talboden auf dem Monte degli Angeli. Monte S. Angelo ist als Wallfahrtsort in ganz Süd- italien bekannt und berühmt. In den ersten Tagen des Mai kommen alljährlich Tausende von Pilgern, selbst aus den ent- legensten Gegenden Süditaliens nach Monte S. Angelo. Und zwar gründet sich die Berühmtheit des Ortes auf eine nach dem Glauben des Volkes wundertätige Ouelle in einer unterirdischen Kirche, der Chiera di S. Michele. Diese Ouelle befindet sich in einer geräumigen Höhle im Kalkgebirge in 843 m Meeres- höhe etwa 20 m unter Tage. Die Höhle ist mit großer Pracht ausgestattet und wird von Kerzenlicht schwach erhellt. Nach übereinstimmenden Angaben mehrerer an der Chiesa di S. Michele tätiger Priester soll die Quelle niemals versiegen, was geologisch allerdings sehr schwer erklärbar ist, denn es ist kaum vorstellbar, wie gerade hier in 843 m Höhe, 20 m unter der Erdoberfläche in stark zerklüftetem Kalkstein selbst im Sommer Wasser vorkommen soll, wo alle andern der zahl- reichen Höhlen und Klüfte des Monte degli Angeli vollständig ausgetrocknet sind und andere Quellen in weitem Umkreise des Ortes nicht vorkommen, so daß die Bevölkerung auf Zisternen- wasser angewiesen ist. Eine andere Gruppe von Siedelungen findet sich im N. und NE. des Gargano, dort, wo das Gelände oberflächlich ent- wässert wird und eine dichte Terra rossa-Decke den Anbau von Getreide, Wein, Oliven, Mandeln, Feigen, Zitronen und Orangen gestattet. Hier sind erwähnenswert: 6. S. Nicandro, 220 m hoch gelegen, 13100 Einwohner; 7. Cagnano, in I5o m Höhe, 5500 Einwohner; 8. Carpino, in I46 m Höhe, 6400 Einwohner. 9. Rodi, am Meer, auf einem 46 m hohen Hügel, 6000 Ein- wohner; 106 Erich Gramzow, [Io] 1o. Ischitella, in 310 m Höhe, 5100 Einwohner; ıI. Vico, 469 m hoch gelegen, mit 9500 Einwohnern; 12. Peschici, unmittelbar an der See, auf einem 190 m hohen Felse gelegen, mit 3500 Einwohnern; 13. Vieste, mit kleinem künstlichen Hafen in 20 m Höhe, mit g9Ioo Einwohnern. Als vierzehnter Ort ist noch das überaus ärmliche Dort Rignano mit 1900 Einwohnern zu erwähnen, das in völlig un- fruchtbarer Gegend an der SW.-Ecke des Gebirges in 600o m Meereshöhe liegt und von Hirten und Landarbeitern bewohnt wird, die um zu ihren Arbeitstätten zu gelangen zur apulischen Tiefebene hinabsteigen müssen. Was das Vorkommen von Wasser anbetrifit, so ist zu be- merken, daß das Trinkwasser besser ist, auch etwas häufiger ‚vorkommt als in den übrigen Teilen Apuliens, das ja bekannt- lich sein Trinkwasser aus Neapel bezieht. Wirklich gutes Wasser haben nur die Orte Vico, Ischitella und Rodi, in deren näherer Umgebung 2ı Quellen entspringen. Das Wasser der meisten anderen Orte ist stark durch organische und anorganische Substanzen verunreinigt und von fadem, zum Teil fauligem Geschmack. Das Wasser wird in kleinen Fässern vom Brunnen, | der stets außerhalb des Ortes liegt, in die Stadt gefahren und hier zum Preise von 5—ıI5 Centesimi für 30 Liter verkauft. Da einige Brunnen im Sommer austrocknen ist die Einwohner- schaft in manchen Gegenden, namentlich in Monte S. Angelo, S. Giovanni und S. Marco in Lamis auf Zisternenwasser an- gewiesen. Unter der Malaria hat der Ort Cagnano stark zu leiden, in geringerem Maße S. Nicandro, Carpino, Vieste und Matti- nata, alle übrigen Orte sind malariafrei. Zwei fahrbare Straßen ziehen in westöstlicher Richtung durch den Gargano und verbinden die einzelnen Ortschaften untereinander und mit der Eisenbahnlinie Mailand— Ancona — Foggia—Brindisi—Lecce. Die nördliche Straße geht von der Eisenbahnstation Apricena aus nach S. Nicandro—Cagnano (hier Abzweigung nach Rodi—Peschici), Carpino—Ischitella— Vico—Peschici—Vieste, die südliche Straße von der Bahn- R [II] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. 107 station S. Severo nach S. Marco—S. Giovanni Rotondo—Monte S. Angelo—Mattinata. Eine andere Fahrstraße durchzieht das Gebirge in nord- südlicher Richtung, und zwar geht sie von Manfredonia über Monte S. Angelo und Vico nach Peschici. ‚Geologische Verhältnisse. ostlicher ABeis mit ! Neon Nslnr | ; NNuryon NN Turor GeologischeKarte desMonteG argano nach Viola- Cassetti EEocaen. [3 Pocaen im Maßstab 1:750 000. Alguar- ]gung;,, Fig. 1. i Am Aufbau des Gargano beteiligen sich mesozoische und in geringem Grade tertiäre Ablagerungen. Sämtliche For- mationen sind als Kalksteine ausgebildet. Die ältesten zutage ! tretenden Gesteine gehören dem oberen Jura an. Der Jura bildet eine etwa 30 km lange und im Mittel 8 km breite Zone, die sich in südost-nordwestlicher Richtung quer durch den Gargano von Mattinata bis zum Lago di Varano erstreckt. Die jurassischen Ablagerungen sind ausgebildet als weiße und Io8 Erich Gramzow, a3 [12] hellgraue, harte, halbkristallinische Kalke, die zur Bildung äußerst schroffer Formen neigen. Über dem Jura tritt zwischen dem Monte Sacro und dem ei. dei Francesi Dolomit zutage, der dann unter den kreta- zischen Kalken verschwindet, die die Hauptmasse des Gargano zusammensetzen. Man kann zwei Verbreitungsgebiete der Kreide unterscheiden, die durch die Zone des Jura voneinander getrennt werden. Die Kreideablagerungen im Gargano sind wie im übrigen Mittelmeergebiet ausgebildet. Sie lassen sich in drei Horizonte scheiden: in Neocom, Urgon und Turon. Zwischen den apulisch-garganischen kretazischen Kalken und denen Dalmatiens einerseits und des Zentralapennins, Veneziens, <3 EodJurgon Fr Jura Neocom BlEoca en Profil[etwas shematish] durch denMonte Gargano ım leer 1: 600000, Sfach überhöht Fue2 Toscanas und Siziliens andererseits besteht hinsichtlich ihrer petrographischen und. palaeontologischen Ausbildung voll- kommene Analogie. Das Verbreitungsgebiet des Neocoms ee sich als breiter sichelförmiger Streifen, etwa parallel zur Küste ver- laufend, von Mattinata bis Rodi. An der Innenseite lagert das Neocom konkordant auf Jura oder Dolomit; an der Außen- seite tritt es stellenweise unmittelbar ans Meer oder wird von jüngeren Bildungen überlagert. Die Neocomkalke sind ziemlich weich, weiß, grau oder gelblich gefärbt, sehr regelmäßig dünn geschichtet und reich an erdigen Beimischungen. Sie neigen zur Bildung sanfter Formen und tragen üppige Vegetation, im Gegensatz zu den harten, schroffe Formen bildenden, wenig bewachsenen Jurakalken. Es bestehen also zwischen Jura und Neokom nicht nur geologische, sondern auch auf den ersten Blick auffallende morphologische Unterschiede. Zwischen den Kalkschichten des Neokom sind mit großer = l [13] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. IOQ Regelmäßigkeit 3—Io cm mächtige Lagen von Kiesel ein- geschaltet, die das Material für die zahlreich zu findenden, in früh-neolithischer Zeit bearbeiteten Feuersteine geliefert haben. Das Urgon ist als harter, weißer bis hellgelber, zuweilen auch roter Kalkstein ausgebildet, der, ähnlich wie die Jura- kalke, zur Bildung äußerst schroffer Formen neigt. Häufig finden sich Einlagerungen von Kalkspat. Wegen der großen Fossilarmut ist es schwer, die sehr mächtigen Urgonablagerungen weiter zu gliedern. Viola und Cassetti stellen folgende Tabelle als einen Versuch zur Gliederung des Urgons im Gargano auf: Kalksteine des Valle Carbonara 3 K. des Monte Ividoro K. des Monte > R. Castelli. S. Giovanni d’Elio K. der Coppa K. von S. Marco in + Guardiola Lamis K. oberhalb Apricena K. der Regione Zazzara westlicher (oberer) Dolomit iR! Der unterste Horizont des Urgons ist als grauer kristal- linischer Dolomit ausgebildet, der besonders im westlichsten Teil des Gargano zutage tritt. Dieser Dolomit ist nicht zu parallelisieren mit dem vorher erwähnten, der in der Nähe des Monte Sacro konkordant auf Jura und unter Neokom lagert. Das Urgon ist die verbreitetste Formation im Gargano. Es nimmt die ganze westliche Hälfte des Gebirges ein. An der Westgrenze der Jurazone transgrediert Urgon mit leichter Diskordanz direkt über Jura. Die obere Kreide, das Turon, ist im Gargano nur noch ın zwei kleinen Gebieten erhalten. Man findet es am Südabhang zwischen Monte S. Angelo und Manfredonia und außerdem in geringem Maße noch in der Gegend von Vico erhalten. Das EEO Erich Gramzow, [14] : Turon von Monte S. Angelo ist stratigraphisch die Fortsetzung des Urgons. Es ist ein weißer, sehr feiner, regelmäßig geschich- . teter Kalkstein, in dem Feuersteinknollen vorkommen. Er wird in zahlreichen Steinbrüchen gebrochen und zu Bauzwecken verwandt. An manchen Stellen steckt er voller Hippuriten und Radiolithen, die jedoch alle sehr schlecht erhalten sind. Das Turon fällt steil von Monte S. Angelo nach Manfredonia zu ein und liegt im Tavoliere di Puglie, unmittelbar am Süd- rand des Gargano, horizontal. Von dem Turon in der Gegend von Vico ist nur zu erwähnen, daß es diskordant auf Neokom lagert. | Alle bisher genannten Ablagerungen sind schwach gefaltet. Die Streichrichtung ist SE.-NW. Zahlreiche junge, lokale Brüche stören jedoch die Regelmäßigkeit des Faltenbaues. Das auf die Kreide folgende Eozän ist nicht mehr gefaltet, lagert also diskordant auf den kretazischen Kalken. Jn größerer Ausdehnung tritt das Eozän zwischen Peschici und Vieste auf. Es ist als Nummulitenkalk ausgebildet, und zwar treten von den, von Hauer!) unterschiedenen Stufen (unterer Nummu- litenkalk mit kleinen Nummuliten, Alveolinenkalk, Haupt- nummulitenkalk) nur die I. und 3. auf, während im Gegensatz zum dinarischen Gebiet der Alveolinenkalk fehlt. Wie schon erwähnt, lagert der Nummulitenkalk diskordant, und zwar in flacher Lagerung auf dem gefalteten Neokom. An der Grenze zwischen diesen beiden Formationen tritt eine Breccie auf, in der man kretazische Fossilien (Rhynchonella peregrina und verschiedene Hippuriten) und Nummuliten durcheinander findet. Viola und Cassetti deuten das Eozän als küstennahe Bildung. — Ein anderes Vorkommen des Eozäns ist noch am Monte Sara- ceno, in der Nähe von Mattinata zu erwähnen. Der Nummu- litenkalk lagert hier diskordant auf Turon. Außerdem finden sich noch zwei kleine Eozänreste am Mt. Gennaro und in der Regione Vallecoppa, wo sie bis 300 m hoch vorkommen. | !) Hauer, Die Geologie und ihre Anwendung auf die Kenntnis der Bodenbeschaffenheit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Wien 1878, S.2.571. j ı 25 Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. III |. 2 Buuloz g Ablagerungen des mittleren Tertiärs sind im Gargano und . in den Nachbargebieten nicht vorhanden. Pliozäne Meeresablagerungen kommen am Süd-, West- und Nordrand des Gebirges vor; außerdem bedecken sie einen großen Teil des Tavoliere di Puglie. Sie bestehen aus Kalktuft und Sanden, die durch ein kalkiges Bindemittel verfestigt sind, _ und stecken voller Fossilien, die jedoch zum größten Teil schlecht erhalten sind und sich deshalb schwer bestimmen lassen. Viola und Cassetti erwähnen u. a.: Ostrea lamellosa, Pecten inflexus, Pecten flexuosus, Cardıum mucronatum, Arca tetragona. Quartäre Meeresablagerungen, lockere und verkittete Sande und Konglomerate finden sich am Süd-, West- und Nordabhang des Gargano. Sie liegen auf den eben erwähnten pliocaenen Sedimenten, zum Teil auch direkt auf älterem Kalkstein und bilden den größten Teil der Oberfläche der apulischen Tief- ebene, die sich südlich und westlich vom Gargano ausdehnt. Auf dem Gargano selbst ist das Quartär in der Form mäch- tiger Terra rossa-Ablagerungen ausgebildet; zuweilen kommen auch Kalkkonglomerate vor. Diese Ablagerungen finden sich hauptsächlich in tief gelegenen Becken und Tälern; sie sind meist ungeschichtet und erreichen nach meinen Beobachtungen eine Mächtigkeit von 30—40 m. Viola und Cassetti geben die Mächtigkeit sogar bis auf 8o m an. In diesen Terra rossa-Ab- lagerungen kommen an zahlreichen Stellen (Valle Carbonara unterhalb Mt. S. Angelo, bei Vico, an der Straße von Carpino nach Rodi usw.) roh bearbeitete Feuersteine vor, die höchst- wahrscheinlich neolithisch sind. Alluviale Meeressande kommen an der Nord- und Öst- küste vor, am Lago di Lesina, Lago di Varano, in zahlreichen kleinen Buchten im Nordosten und Osten. Aus dieser kurzen geologischen Übersicht geht hervor, daß die Auffaltung des Gargano am Ende der Kreidezeit erfolgt ist und daß er sich den miozänen Faltungen des Apennin und des dinarischen Gebirges gegenüber als starre Scholle verhalten hat. In der petrographischen und paläontologischen Ausbildung stimmen die Kalksteine des Gargano, Apuliens, und der Kalk- II2 Erich Gramzow, Rt [16] : massive des Zentralapennins, wie schon erwähnt, überein. Ob jedoch die im Gargano ganz auffällige Diskordanz an der unteren . Grenze des Eozäns auch in den andern genannten Gebieten vorhanden ist, habe ich in der mir zugänglich gewesenen Literatur | nicht feststellen können. Es bleibt also die Frage nach der räumlichen Ausdehnung der jungkretazischen Faltung noch offen.) Anmerkung: In einigen Gebieten Dalmatiens ist die Diskordanz vorhanden; vgl. Katzer, Geologischer Führer durch Bosnien und die Herzegowina, S. 29,. und, Sueß, A..d..E I, > 353 Die Frage, ob der Gargano ein Teil des Systems der miozänen Dinariden sei, glaube ich nach den obigen Ausführungen ver- neinen zu können. Die Auffassung Th. Fischers!), daß der Gargano ein Teil eines vormiozänen Apennins sei, ist möglicher- _ weise zutreffend, jedoch bevor nicht in größeren Gebieten des Apennin jungkretazische Störungen nachgewiesen sind, steht auch diese Ansicht auf schwachen Füßen. Völlig verfehlt wäre es, die Frage nach der geologischen Stellung des Gargano von tier- oder pflanzengeographischen Gesichtspunkten aus beantworten zu wollen. Man hat versucht, die Zugehörigkeit unseres Gebietes zu Dalmatien mit dem vor- wiegend dalmatinischen Charakter der Molluskenfauna im Gargano zu beweisen. Das Vorkommen aus Dalmatien stammen- der Molluskenarten kann höchstens auf einen in junger geo- logischer Zeit vorhandenen Landzusammenhang zwischen dem Gargano und Dalmatien hinweisen, jedoch niemals irgendwelche Schlüsse über die geologische Stellung des Gebirges gestatten. Kobelt bemerkt in seiner „Verbreitung der Tiere‘ zu dieser Frage: „Ich werde leider in den meisten bezüglichen Arbeiten als Autorität dafür zitiert, daß der Gargano zu Dalmatien gehöre und eine dalmatinische Molluskenfauna besitze. Ich habe aber nur darauf aufmerksam gemacht, daß dem ‚Südabhang des Gargano die Charakterschnecken des Apennin fehlen, und daß seine Molluskenfauna eher einen dalmatinischen als apennini- = DER. Rischer, -Mittelmeerbilder' Ir xcH den Aufsatz „ Gargano- Apulien 452227. I » [17] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. IIZ schen Charakter habe, und weiter möchte ich auch heute noch nicht gehen.“ „Anmerkung: Nach einer brieflichen Mitteilung Polloneras hat er unter einer Sendung Mollusken vom Gargano keine einzige nicht italienische Art gefunden.“ Auf Grund der bisherigen geologischen Forschung läßt sıch nur sagen, daß der Monte Gargano eine am Ende der Kreide- zeit leicht gefaltete Scholle ist, die in späterer geologischer Zeit nur von vertikal gerichteten Störungen betroffen wurde. Diese jungen Bodenbewegungen werde ich im folgenden Abschnitt näher darzustellen versuchen. Die Oberflächenformen. 1. Die Abtragungsfläche des Gargano. Das am Ende der Kreidezeit gefaltete Gebirge würde während oder gleich nach der Auffaltung bis auf einen niedrigen Sockel abgetragen. Die Oberfläche dieses alten Sockels läßt sich heute noch im Gargano verfolgen. Sie ist eine fast ebene Abtragungs- fläche, die jedoch nicht völlig bis zu einer Peneplain ausgereift war, sondern noch schwache Niveauunterschiede aufwies und von einigen flachen Kuppen überragt wurde. Ich vermeide es deshalb, im folgenden von einer ‚Peneplain‘ oder ,‚Rumpffläche‘“ zu sprechen und gebrauche für die Oberfläche des Gargano den etwas allgemeineren Ausdruck ‚Abtragungsfläche‘“. Da sich der Gargano aus leicht gefalteten, stark zerklüfteten Kalk- steinen zusammensetzt, so ist anzunehmen, daß die Abtragung ' des Gebirges nach seiner Auffaltung am Ende der Kreidezeit nach den Gesetzen des Karstphänomens geschehen sein wird. Das Karstphänomen ist Gegenstand zahlreicher Arbeiten von Cvijiö, Grund, Katzer, v. Knebel u. a. gewesen; für das be- sondere Verständnis der morphologischen Verhältnisse im Gar- gano kommt jedoch außerdem noch eine Arbeit von L. v. Sa- vicky in Betracht: ‚Ein Beitrag -zum geographischen Zyklus = ım. Karst.‘‘1) 1) Geogr. Z. 1909, S. I85— 204 und 259— 281. Zeitschr. f. Naturwiss. Halle a. S. Bd.84. 1912/13. 8 ee zug I II4 Erich Gramzow, [18] . In dieser Arbeit wird zum ersten Male die große Bedeutung der Karstverschmierung durch Terra rossa hervorgehoben. Die für das besondere Verständnis der Oberflächenformen im Gargano wichtigen Überlegungen sind kurz folgende: In der Karstlandschaft bildet das Grundwasserniveau die Denu- dationsbasis. (Ich gebrauche diesen Ausdruck ım Anschluß an Grund, Pet. Mitt. IgIo p. 333 f., statt des von v. Savicky hierfür vorgeschlagenen Namens ‚Evolutionsniveau“.) Hier. | hört die chemische Lösungsfähigkeit gänzlich und die mecha- nische Transportfähigkeit nahezu auf. Von der Lage der Denu- dationsbasis zur Karstoberfläche hängt nun die Intensität der Verkarstung ab. Bei relativ tiefer Lage der Denudationsbasis ist der Verkarstungsprozeß intensiv, die Entwässerung geschieht in vertikaler Richtung. Je geringer der Abstand der Denudations- 'basıs von der Karstoberfläche wird, desto mehr erlahmt der VerkarstungsprozeßB wegen der Anhäufung von unlöslichen Rückständen in den Hohlräumen und an der Oberfläche. Die horizontale, oberirdische Entwässerung wird sich neben der vertikalen allmählich Geltung verschaffen, bis sie endlich überwiegt und schließlich die allein herrschende wird. Je größere Ausdehnung die oberflächliche Entwässerung annımmt, desto mehr kommt für die Abtragung des Karstes außer dem Grundwasserspiegel, der Denudationsbasis, noch ein anderes Niveau in Betracht, nämlich die Erosionsbasis, das Niveau der Mündung der das Gebiet entwässernden Flüsse. Der Verkarstungsprozeß muß in dem abgetragenen Gebirge nahezu oder ganz unterbunden gewesen sein. Die Oberfläche war mit einer Terra rossa-Decke überzogen, die heute zum Teil noch erhalten, zum Teil nach den jüngeren Hebungen wieder | abgetragen und in den Tälern und Becken zu mächtigen Ab- lagerungen zusammengeschwemmt worden ist. Die oberirdische Entwässerung herrschte vor. Einige alte, breite Talzüge lassen sich deutlich, teilweise auf weite Strecken lückenlos verfolgen. Betrachten wir die heutigen Verhältnisse: Der Westrand des Gargano wird von dem langgestreckten Dolomitrücken des Monte Castello gebildet, der sich- steil aus der apulischen Tiefebene zu einer Höhe von 684 m erhebt. Die E [19] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. II5 Gehänge des Monte Castello fallen mit Verwerfungen zusammen. _ Westlich vom Monte Castello liegen in der Tiefebene die Urgon- kalke horizontal. Der Westabhang wird bis 150 m Meereshöhe von geflaltetem Urgon gebildet. Darüber tritt der westliche Dolomit auf, der die höheren Teile des Berges zusammensetzt. Am E.-Abhang des Monte Castello ist eine kleine Scholle von Urgon auf Dolomit lagernd ın 500 m Höhe erhalten (s. Profil). An den Mt. Castello schließt sich östlich eine weite, fast völlig ebene Landschaft: die alte Abtragungsfläche, die die Schichten der verschiedenen Kalksteine schneidet. In der Gegend des Monte Nero und des Monte Calvo, nördlich von S. Giovannı Rotondo ereicht die Ebene ihre größte Meereshöhe von goo m. Von dort senkt sie sich stetig nach NW. bıs 350 m (2 km südlich ven S. Nicandro). Heute herrscht in den höher gelegenen Teilen durchaus der Verkarstungsprozeß. Zahlreiche Dolinen und Höhlen, sowie der völlige Mangel an jungen ober- irdischen Flußläufen sind charakteristisch für das Landschafts- bild. Am S.-Fuße des Monte Calvo liegt ein periodischer Sec, der Lago S. Giovanni in 449 m Meereshöhe, der zur Regenzeit Wasser führt, das ihm aus dem unmittelbar nördlich 500 m höher gelegenen Kalkgebirge zufließt. Die Entwässerung des Sees geschieht unterirdisch. Im Sommer ist er wasserfrei, der Boden jedoch, besonders ım östlichen Teil, ziemlich sumpfig. - Nach NW. zu verliert der Verkarstungsprozeß allmählıch an Intensität. Die Dolinen werden seltener, oberirdische Bach- läufe entwickeln sıch auf der Oberfläche und schneiden sich in den Boden ein, die Terra rossa-Bedeckung wird dichter; nur an der Oberfläche herrschen an vielen Stellen dıe Karstklein- formen: Karren und Schratten. Die Täler konvergieren nach S. Nicandro zu. Die kleineren von ihnen haben keine besonderen Namen, was bei der außerordentlich dünnen Besiedelung dieser Gegend nicht wunder nimmt. Von den größeren Tälern seien das Valle Stretta und Valle Majari genannt. Jedoch auch im südlichen, jetzt verkarsteten Teil der Ebene finden sich Anzeichen für eine frühere oberirdische Entwässe- rung. Zwei alte Talzüge, Canale della Fuca und Canale delle Nocelle, lassen sich deutlich verfolgen. Die Boden dieser Täler 8* II6 Erich Gramzow, er [20] sind eben, die Gehänge flach geböscht, im Gegensatz zu den jüngeren Tälern. Drei Gipfel, der Monte Castello (684 m), der Monte Nero (r0II m) und der Monte Calvo (I0o56 m), überragen die Ab- tragungsfläche. Der Ostabhang des Monte Castello fällt mit einer Verwerfung zusammen (s. Fig. 3); der Monte Nero ist ein rings von Urgonkalken umgebener Block aus sehr hartem kristallinischen Dolomit, so daß durch die petrographische Verschiedenheit des Gipfels und seiner Umgebung seine Er- w Mt Castello > 0 =. Ir IST” zur ıoe == zur um un me m a, Mars Bee '$ sn: Pliocaen BH /Urg 55 west!-Dolomit u.Guartär Fig. 3 hebung über die Abtragungsfläche bedingt ist. Beim Monte Calvo ist solche Verschiedenheit nicht vorhanden, auch fehlt jede Spur von Brüchen. Die Oberfläche ist zum größten Teil mit sehr lückenhaft stehendem, sommergrünem Buschwald bedeckt; die we Teile der Ebene sind vegetationslos. | Die Abtragungsfläche nımmt vom Monte Calvo nach E. zu einen flachwelligen Charakter an. Einige Steilränder durch- ziehen sie in w.n.w.-e.s.e.-licher Richtung, so daß das Absinken vom Monte Calvo nach Cagnano zu treppenförmig geschieht (s. Fig. 4). | Der erste Steilrand bildet eine Stufe von 900— 700 m Meeres- höhe. Er beginnt südlich von der Punta la Rampa und zieht sich nach E. durch die Regione Coppa di Mezzo, R. Vesce bis in den westlichen Teil des Bosco di Manfredonia hinein. In der Regione S. Egidio wird die Gefällsstufe 900—700 m ven zwei dicht hintereinander liegenden Steilrändern gebildet. Der - [21] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. II7 erste bildet einen Abfall von 920 auf 780 m Meereshöhe. Daran schließt sich eine 4, km breite horizontale Fläche, auf die ein zweiter Abfall von 780—700 m folgt. Der zweite Steilrand bildet eine Gehängestufe von etwa 700 auf 500 m Meereshöhe, Er verläuft dem ersten in einer Entfernung von 2 km annähernd parallel und erstreckt sich vom Monte Rosella über die Coppa Ferrata, Punta la Rampa, R. di Romancello bis zur Coppa Ingarello.. In der Nähe der Coppa Ferrata fallen beide Steilabhänge in einen zusammen, so daß hier eine Stufe von 400 m gebildet wird. An den zweiten Steilrand schließt sich eine 3 km breite ebene Fläche, deren 300 IITTIIN ru NIQ III 250 NUIER „L.di Varano Fig.‘2. ' südlicher Teil in 450—500 m und deren nördlicher Teil in 480 bis 600 m Meereshöhe liegt. Die Fläche ist also schräg gestellt, und zwar liegt der westliche Teil höher als der östliche. Hieran schließt sich ein dritter Steilrand, der eine Gehängestufe von 500 (im W. 600) bis 250 m Meereshöhe bildet. Er verläuft vom Monte lo Sfrizzo in südöstlicher Richtung bis südlich von Cagnano. Diese quer zur Streichrichtung des Gebirges verlaufenden Steilränder fallen mit Verwerfungen zusammen, die jünger als die Abtragungsfläche sind. Die zwischen den Steilrändern liegenden ebenen Flächen weisen die charakteristischen Merk- male der Abtragungsfläche auf. Die Oberfläche ist völlig un- abhängig von der Tektonik. Zwei alte, breite Talzüge, der Canale S. Pasquale und das Valle del Mascicco in der Regione Tungarella, verlaufen auf der Fläche zwischen dem zweiten und dritten Steilrand in ostwestlicher Richtung, also schief- winklig zum Streichen der Schichten. Das Valle Mascicco setzt 118 Erich Gramzow, ?.222]9 8 sich talaufwärts auf der nächsthöheren Fläche ım nördlichen | Teil des Bosco S. Egidio fort. Beide Talstücke sind durch eine | enge, den dazwischen liegenden Steilrand durchsetzende Schlucht |J verbunden. Jüngere Talbildung beginnt erst beim Durchbruch des letzten der erwähnten Steilränder in 500 m Meereshöhe. Die jüngeren Täler sind eng und steilwandig, oft bis 22omin ihre Umgebung eingeschnitten; sie konvergieren nach Cagnano | zu und münden in den Lago dı Varano. | Vom Bosco di Manfredonia ostwärts geschieht die Senkung | der Abtragungsfläche nach Norden wieder allmählich. Die Region bis zum Westabhange des Monte Spigno ist ein leicht welliges, bewaldetes Gelände, das von flachen, sich in SE-NW- Richtung erstreckenden Rücken und zwischen diesen sich hin- ziehenden breiten Tälern gebildet wird. Die Böden dieser Täler ‚sind mit Terra rossa und Kalkgeröllen bedeckt. Heute werden sie von Bächen nicht mehr benutzt, da hier der Verkarstungs- prozeB herrscht und das wenige, an der Oberfläche bleibende Wasser sich wegen des geringen Gefälles nach N. in großen Pfützen ansammelt und verdunstet. Von den drei größeren Talzügen in dieser Gegend setzen sich die beiden westlichen nach NW. fort. Das westlichste Tal läßt sich durch den Bosco Ss. Egidio verfolgen und setzt sich als Valle del Mascicco bis - südlich von Cagnano fort (s. oben). Der mittlere Talzug läßt sich als Valle Percente nach NW. bis in das flache Becken des. Canale S. Pasquale hinein ver- folgen. Das Valle Ceresaldi, zwischen der Coppa della Scarpa und dem Monte Spigno, ist heute ein I km breites und 5 km langes abflußloses Becken. Der Boden ist mit einer mehrere Meter mächtigen Terra rossa-Decke überzogen. Das Wasser sammelt sich in zahlreichen Tümpeln und verdunstet dort. Ob ein unter- irdischer Abfluß vorhanden ist, habe ich nicht feststellen können. Im südlichen Teil des Valle Ceresaldi läßt sich in 630 m Meeres- höhe eine Felsterrasse beobachten, die sich ins Valle Carbonara hinein fortsetzt und sich hier bis 4 km westlich von Mattinata verfolgen läßt, wo sie bei 520 m Meereshöhe ihre tiefste Stelle erreicht. “ [23] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. IIQ E ‚Im Osten des Valle Ceresaldı erhebt sich der langgestreckte . Rücken des Monte Spigno. Die Abhänge des Berges werden von “ Steilrändern gebildet, die in der Richtung NW.-SE. an Höhe zunehmen. Der höchste Punkt liegt im südlichen Teil, wo sich der Berg mit IoIOo m Meereshöhe um 300 m über seine Um- gebung erhebt. Der Il, km breite Rücken des Berges ist ziem- lich eben. Seine Form steht in auffallendem Gegensatz zu den schroffen Abhängen, die bis 300 m hoch sind und eine mittlere Gehängeneigung von 24° haben. Der Monte Spigno liegt in seiner ganzen Ausdehnung im Gebiet des Urgons; die Kalk- steine, die ihn bilden, stimmen mit denen ihrer Umgebung in jeder Beziehung überein; Brüche ließen sich nicht nach- weisen. Der NE-Abhang des Monte Spigno fällt annähernd mit der Grenze zwischen Urgon und Jura zusammen. Was die Ober- flächenformen anbetrifft, so besteht zwischen dem Urgon- und Juragebiet kein Unterschied. Die Abtragungsfläche läßt sich auch hier verfolgen. Die Landschaft wird hier vom Monte Sacro beherrscht, der sich etwa I2o m in schroffen Formen über seine Umgebung bis zu einer Meereshöhe von 874 m erhebt. Er hat einen annähernd elliptischen Umriß. Seine Länge beträgt in der Richtung NNW.- SSE. 21, km, seine Breite Il, km. Auch er weist die im Gar- gano so häufig vorkommenden charakteristischen Formen auf: steile Abhänge nach allen Seiten und schwach gewölbten, fast ebenen Rücken. Mehrere kleine Gipfel, die dem Rücken des Berges, rings um den Rand gruppiert, aufgesetzt sind, stellen die Form des Berges in lebhaften Kontrast zu den ausgereiften Formen seiner weiteren Umgebung. Im Norden und Osten wird der Monte Sacro von einem kleinen, halbmondförmigen Ein- bruchsbecken umgeben, Piano di S. Martino, dessen Boden mit bis 30 m mächtiger, ungeschichteter quartärer Terra rossa, ın der sich roh bearbeitete Feuersteine finden, bedeckt ist. Nördlich und nordwestlich vom Monte Sacro ist die Abtra- gungsfläche fast völlig eben. Sie liegt hier in 750—770 m Meeres- höhe und senkt sich vom Bosco d’Umbria ab sanft und stetig nach N. und NE. Westlich vom Monte Sacro sind die Niveauunter- I20 Erich Gramzow, [24] \ schiede nicht völlig so ausgeglichen. Es sind hier einige Becken | von unregelmäßigen Umrissen in die Abtragungsfläche einge- brochen. Die Böden dieser Becken sind eben und mit quartärer Terra rossa bedeckt. Die beiden größten sind die Ebene von S. Vito, die I20 m unter die Abtragungsfläche eingebrochen und allseitig von Steilrändern umgeben ist, und die Spianata Gio- | vannı, die go m unter der Abtragungsfläche liegt und eine aus- gesprochene Längserstreckung in der Streichrichtung der Schich- |} ten besitzt. | Daß die Spianata Giovanni tektonisch bedingt ist, Keane ich nicht feststellen; sie ist möglicherweise auch als Erosions- form aufzufassen. Der nordöstliche Teil des Gargano, das Verbriu des Neokoms, weist völlig andere Oberflächenformen auf als die bisher geschilderten Gebiete. Die weichen, sehr unreinen, dünn _ geschichteten und stark zerklüfteten Neokomkalke werden vom Wasser in viel stärkerem Maße angegriffen, als der Dolomit und die Kalksteine der Jura- und Urgonformation und liefern erheb- lich mehr Verwitterungsrückstände als diese. Daraus erklären sich das völlige Fehlen des Karstphänomens, die starke Zer- talung und die für ein Kalkgebirge auffallend sanften Gelände- formen in diesem Gebiete. Die Abtragungsfläche geht ohne scharfe orographische Grenze aus dem Gebiet des Jura in das des Neokoms über und senkt sich regelmäßig sanft nach N. und NE. Von Steilrändern wird sie in diesem Gebiete nicht durchsetzt. Reste alter Flußterrassen sind hier, im Gegensatz zu den übrigen Teilen des Gebirges, selten, was sich aus der geringen Widerstandsfähigkeit der Neokomkalke erklärt. Erschwerend für die Beobachtung kommt hier die starke Bewaldung in Be- tracht. Deutliche Reste einer alten Felsterrasse habe ich nur in dem Talzuge südlich von. Vico in 400o m Meereshöhe be- obachtet. Die Abtragungsfläche ist von zahlreichen jungen Tälern tief zerschnitten. Das Vallone Grande verläuft von der Coppa Tre Confini in einem nach W. offenen Bogen nach der Regione Tartareto. Das Tal ist 200 m tief in die Abtragungsfläche ein- € [25] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. -I2I geschnitten. Die Gehänge sind oben steiler als unten; 40—50 m . über dem Talboden läßt sich eine deutliche Gehängeknickung beobachten. Die Gehängeknickung beträgt: bis 5om bis zur Ab- über den tragungs- Talboden. fläche. Torderiresıone KHardinettier..!: .o. 22.00 DEP 18° he ae ee 272 Am.Bube:der Punta Sbergno Fr: .-..'.ı:= .::'+I0® 2% & & ü 3; E l. (bis 30 m) 80 20° Kinder 25 sıone Soloenesrwe.. 340.3 2 Sue? 228 Im Gefäll des Tales sind ebenfalls Knickungen vorhanden. Es beträgt: | | Von Coppa Tre Confini bis R. Giardinetta 1320 For RK Giscdinetta bis: R. Sologne . . 40% Beim Duschbruch dJurch’den Steilrand . 66% Bra aso di Varando .. .. . ...,,30% Nördlich vom Vallone Grande erstreckt sich das Tal des - Torrente Romandato, das größte zusammenhängende Talsystem ım Gargano. -Das Haupttal führt in seinen einzelnen Teilen verschiedene Namen: Valle Umbria, Valle Chianca, Valle di Romandato. Der Talzug kommt aus dem Bosco Umbria, nimmt von rechts das Valle Gambadoro auf. Zwischen diesen beiden Tälern liegt der Monte Yacovizzo, dessen Gipfel mit 682 m im Niveau der Abtragungsfläche liegt. Vom Monte Jacovizzo ab führt das Tal den Namen Valle Chianca. Mit diesem Tal ver- einigt sich in der Regione le Frange das Valle del Melaino. Von hier ab führt das Tal den Namen Valle Romandato. Die Ge- hänge des ganzen Talzuges sind regelmäßig flach V-förmig, ihre Neigung beträgt I4—ı7°. Das Tal ist in seinem mittleren Teile 280 m in die Abtragungsfläche eingeschnitten. Deutliche Reste einer älteren Felsterrasse habe ich nur südlich von Vico in 400 m Meereshöhe, I5o m über dem heutigen Talboden, nach- weisen können. Das Gefäll ist aus folgenden Zahlenangaben ersichtlich: 722 Erich Gramzow, [26] : Vom Ursprung bis zur Vereinigung mit dem V. Gam- badore a3 2 5 50 Bis zur Vereinigung Bit dert v del Meline, 273045100 Bis zur’ Rocea la-Pieha rare as u Beim Durchbruch durch den SteRrand. en 220 Bis zur Mündung 2.2. Zn DE Der Boden und die unteren Teile der Gehänge sind mit wenig | mächtiger Terra rossa bedeckt. Talabwärts wird die Terra rossa- Anhäufung dichter, so daß in der Gegend von Ischitella ein ausgedehnter Obst-, Wein- und Gemüsebau ermöglicht wird. Von der Regione le Frange abwärts führt das Valle Roman- dato bis Anfang Juli, zuweilen das ganze Jahr hindurch Wasser, da ihm von 2I. nie versiegenden Ouellen- in der Gegend von Vico und Ischitella die meisten tributär sind. Nach N. und E. zu sind eine ganze Anzahl längerer Täler gerichtet, die zum größten Teil bis in den Sommer hinein Wasser führen, da sie aus stark bewaldeten Gebieten kommen. In das Gebiet der Abtragungsfläche gehören jedoch nur die stark ver- zweigten oberen Teile der Täler. Das Gebiet des Neokoms stellt sich also als eine durch Zertalung in zahlreiche Kuppen zer- schnittene Landschaft dar, in der das Karstphä- nomen fehlt. Keine der Kuppen erhebt sich um einen nennenswerten Betrag über die Abtragungs- fläche. Die Gegend ist, im Gegensatz zu den übri- gen Teilen des Gebirges, stark bewaldet. Die Nordgrenze der alten Abtragungsfläche ist schwer genau zu bestimmen. Aus dem Vorhandensein einer alten Felsterrasse ım Valle Romandato, südlich von Vico, folgt, daß sie tiefer als 400 m anzusetzen ist. Aus den kleinen Nummulitenkalkschollen am Monte Gennaro (bis 300 m), in der Regione Vallecoppa (bis 280 m), am Monte Saraceno (bis 250 m) und am Monte Doppio Fosso (306 m) läßt sıch schließen, daß die Ablagerungen des Eozäns den heutigen Ost- und Nordrand des Gargano bis über 300 m Meereshöhe bedeckt haben werden. Diese Eozänreste werden, wie erwähnt, | [27] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. I23 von Viola und Cassetti als Strandbildungen gedeutet. Der Ver- lauf der Küste des Eozänmeeres ist dann annähernd durch eine Linie bestimmt, die etwa von Ischitella über Coppa di Masaniello, Coppa Carnovale, Regione Grottamarina, Regione Vallecoppa, Regione Marsanello und von dort nach SE verläuft. Diese Linie fällt nun zusammen mit einem im ganzen Neocom- gebiet deutlich zu verfolgenden Steilrand, der nicht durch Ver- werfungen bedingt ist. Er bildet in 450—350 m Meereshöhe eine deutliche Stufe, in der die Flüsse eine kräftige Tiefenerosion entwickeln (vgl. die Angaben des Gefälls im Vallone Grande und Valle Romandato). Ich möchte den Steilrand als Abrasionsküste des Eozänmeeres deuten und hier die Nordgrenze der Abtragungsfläche ansetzen. Dasavalle Earbonara. Ein morphologisch sehr interessantes Gebiet des Gargano ist das Valle Carbonara, ein breiter und tiefer Talzug, der sich durch den südlichen Teil des Gargano in westöstlicher Richtung von der Regione Cassano bis Mattinata erstreckt. Im Valle Carbonara läßt sich ein alter Talboden in Form einer stellenweise bis 500 m breiten Felsterrasse beobachten, die besonders deutlich an der nördlichen Talseite ausgebildet ist. Die Terrasse läßt sich talaufwärts bis ins Valle Ceresaldi hinein verfolgen. Im südlichen Teil dieses Tales liegt sie 630 m hoch; von dort senkt sie sich stetig talabwärts, bis sie 4 km westlich von Mattinata bei 520 m ihr Ende erreicht. Die Terrasse ist also disloziert und zwar in ihrem westlichen Teil stark ge- hoben. In diesen Talboden ist ein jüngeres Tal eingesenkt, dessen Boden 400—500 m breit ist und ungefähr Ioo m unter der Fels- terrasse liegt. Dies jüngere Tal setzt sich talaufwärts nicht ins Valle Ceresaldi hinein fort, sondern nach der Regione Cassano zu, wo es allseitig von steilen Gehängen abgeschlossen wird. Der Talboden ist dicht mit quartärer Terra rossa bedeckt, in deren oberen Horizonten sich roh bearbeitete Feuersteine finden. Die Terra rossa ist teilweise geschichtet und enthält faust- bis 124 Erich Gramzow, ER [28] ' kopigroße Kalkgerölle. Der Boden des Tales liegt in der Regione Cassano in 560 m Höhe, in der Regione Carbonara in 530 m || und unmittelbar nördlich von Monte S. Angelo in 470 m Höhe. ı km östlich von Monte S. Angelo erreicht der Talboden sein Ende. Er wird hier von einem Querriegel nach Osten abge- schlossen. Aus den angegebenen Zahlen geht hervor, daß der jüngere Talboden annähernd parallel dem älteren verläuft, und | daß auch er in derselben Weise disloziert ist. | Monte degli Angeli. Pie ne Die Dislozierung ist aus der Tatsache zu schließen, daß beide Talböden auf einer Strecke von 7 km ein Gefäll von rund Ioo m haben. Bei einem solchen Gefäll wäre die Bildung derartig breiter und ebener Talböden nicht möglich gewesen. (ai In dies jüngere Tal ist ein noch jüngeres kanonartig bis 20 m tief eingeschnitten (s. Fig. 5). | Der Boden dieses jüngsten Tales liegt in der Terra rossa, das darunterliegende anstehende Gestein ist noch nicht ange- schnitten. Dies jüngste Tal durchbricht in enger Schlucht den Riegel, der den zweiten Talboden nach E. abschließt und setzt sich bis zum Meere fort. Das Wasser entwickelt besonders beim Durchbruch durch den Riegel eine kräftige Tiefenerosion. Das Gefäll ist in den einzelnen Abschnitten des Tales folgendes: Bier ', [29] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. I25 VonsRrEassano“bis:Monte S='Angelo: 4:2... 7. 21 324% oo Von Monte S. Angelo bis zum Ende des Querriegels 66/0 Vom Ende des Riegels bis zum Eintritt in die Ebene Be Maktmata nassen ae ee In der Ebene von Maikkitiae A NE 3.0, Zu der höchsten Terrasse (Felsterrasse) des Valle Carbonara ‘ läßt sich nun sehr gut eine Terrassenfläche in Beziehung setzen, die sich am ganzen Südrand des Gargano in deutlicher Aus- prägung lückenlos verfolgen läßt. Im östlichen Teil ziemlich schmal, stellenweise nur als eine allerdings stets deutliche Linie ausgeprägt, verbreitert sie sich westlich vom Monte degli Angeli zu einer mehrere Ioo m breiten Fläche, nach W. an Breite zu- nehmend. Die Terrassenfläche schneidet die hier steil nach SW. fallen- den Urgon- und Turonkalke ab. Brüche sind am Nordrande der Terrasse nicht vorhanden. Ich möchte sie deshalb als Abrasions- terrasse deuten. Ihre Höhenlage ist aus folgenden Zahlen- angaben ersichtlich: Südlich vom Monte S. Angelo . . . 500o m Br some Castelleron - . .. .....2...570,,, Südlich vom S. Marco Bar RO Außer dieser Terrasse laßt sich am Südrande des Gargano noch eine andere Abrasionsterrasse in tieferem Niveau deutlich verfolgen. Auf ihr liegen pliozäne und quartäre Meeresablage- rungen, die an zahlreichen Stellen neben der Straße, die von > Giovanni Rotondo nach Manfredonia führt, zu finden sind (vgl. S. ıro). Diese Terrasse ist eine völlig ebene Fläche, die von E. nach W. ansteigt. Pliozäne und quartäre Meeresablagerungen kommen vor: Nördlich von Manfredonia bis 80 m Meereshöhe, südlich von S. Giovannı AO. N in der Regione Calderose 200 & Beide Terrassen verlaufen annähernd parallel, beide sind ın ihrem westlichen Teil mehr als im östlichen gehoben. Aus diesen Beobachtungen folgt zunächst eine vorpliozäne Hebung des Gargano um etwa 400 m und dann eine quartäre 126 Erich Gramzow, [30] Schrägstellung derart, daß der östliche Teil um mindestens 8o m, der westliche um mindestens 220 m gehoben wurde. Die sich aus der Beobachtung der südlichen Randterrassen des Gargano ergebenden Resultate finden eine Stütze in den morphologischen Verhältnissen des Gebirges selbst. Mit der vor- pliozänen Hebung des Gebirges mußte ein Wiederaufleben der Erosion verbunden gewesen sein. Eine lebhafte junge Tiefen- erosion ließ sich auch in allen Teilen des Gebirges nachweisen. In den höheren Teilen kam der Verkarstungsprozeß wieder zur Geltung, u. a. im Valle Carbonara, wo der zweite, mit geschich- teter Terra rossa bedeckte, allseitig von stellen Gehängen be- grenzte Talboden vermutlich ein Polje darstellte. Der dies Polje nach E abschließende Riegel wurde von einem jungen Tal durch rückschreitende Erosion durchschnitten, und das Polje selbst ‚angezapft, so daß eine Verbindung nach dem Meere hergestellt wurde. Da sich in den obersten Horizonten der Terra rossa des Valle Carbonara roh bearbeitete Feuersteine finden, ist an- zunehmen, daß die Anzapfung erst in ganz junger geologischer Zeit, nach der quartären Hebung, stattgefunden haben wird. 2. Versuch einer Altersbestimmung der Abtragungsfläche. Aus dem Auftreten turonischer Tiefseeablagerungen südlich von Monte S. Angelo und in der Gegend von Vico und aus den Hippuritenfunden im Basalkonglomerat des Eozäns in der Gegend von Peschiciı und Vieste läßt sich folgern, daß mindestens der größte Teil des heutigen Gargano von den Ablagerungen des Turonmeeres bedeckt gewesen sein muß. Diese Turondecke muß vor der Ablagerung des Eozäns zum größten Teil schon entfernt gewesen sein, da ja die Nummulitenkalke von Peschici und Vieste direkt auf Neokom lagern. Aus dem Vorkommen von unterem Nummulitenkalk in der Regione Vallecoppa in 300 m Meereshöhe auf Neokom mit Turonfossilien im Basalkonglomerat läßt sich schließen, daß ım Früheozän eine positive Strandverschiebung von mindestens 300 m stattgefunden haben muß. Hiermit war naturgemäß eine bedeutende Herabsetzung der Denudation verbunden. Daß nun die heute zu beobachtende Abtragungsfläche in E [3I] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. I27 der Hauptsache mit der früheozänen Oberfläche des Gargano [ identisch ist, läßt sich nur mit einiger Wahrscheinlichkeit be- haupten. Erstens war mit der positiven Strandverschiebung ım Eozän eine bedeutende Verminderung der Denudation ver- bunden, und zweitens ist der durch die Transgression des Eozän- meeres geschaffene Steilrand noch erhalten. Andererseits läßt sich geltend machen, daß die Abtragungsfläche des Gargono durchaus nicht den greisenhaften Charakter einer ‚Peneplaine‘ hat, sondern noch recht beträchtliche Niveauunterschiede auf- weist, so daß es wahrscheinlich ist, daß die Denudation während des Eozäns bis zum Beginn der jüngeren Dislokationen noch fortgeschritten ıst. Die Abtragungsfläche war beim Wieder- beginn der Erosion und ist auch heute noch nicht in das End- stadıum ihrer Entwicklung eingetreten, wie etwa die präoligo- zane Landoberfläche in Mitteldeutschland, so daß ich behaupten möchte, daß trotz der Schwächung der Denudation im Eozän und trotz des heute noch erhaltenen durch das Eozänmeer ge- schaffenen Steilrandes die Ausbildung der Abtragungstläche im Alttertiär noch fortgeschritten ist. Allerdings gebe ich zu, daß die Abtragungstläche des Gargano in der Hauptsache schon im Früheozän vorgebildet war, jedoch ihre heutige Form im ein- | zelnen erst zu Beginn der ersten posteozänen Dislokationen er- halten hat. Wann’ diese anzusetzen sind, läßt sich nicht un- mittelbar bestimmen, da ım Gargano Ablagerungen des mittleren Tertiärs völlig fehlen. Es läßt sich mit einiger Wahrscheinlich- keit nur sagen, daß die frühesten posteozänen Hebungen alt- | pliozän (pontische Stufe) sind, da diese Zeit durch eine intensive Erosion in weiten Gebieten des Mittelmeeres charakterisiert ist. | 3. Die Randgebiete des Gargano. i | a) Der Südrand. Der Südrand des Gargano ist durch Brüche bedingt, jedoch fällt die Hauptbruchlinie nur im östlichen Teil mit dem heutigen Rand des Gebirges zusammen. Bei Manfredonia liegt Turon horizontal, desgleichen östlich und nördlich davon, soweit es unter den jüngeren Ablagerungen zutage tritt. Direkt am Ab- 128 Erich Gramzow, [32] hang des Gebirges beginnt die Störung der Schichten. Die | Turonkalke sind hier steil gestellt, das Fallen der Schichten schwankt zwischen 25° und 40° und ist meist senkrecht zur | Küste gerichtet. Zahlreiche Verwerfungen, jedoch alle nur von geringem Ausmaß, lassen sich am Südabhang des Gebirges an der Straße von Manfredonia nach Monte 5. Angelo nach- weisen. Westlich von Manfredonia sind die Kalksteine des Nord- | randes des Tavoliere di Puglie gestört, und zwar beginnt die Störung an dem Südrande der erwähnten unteren Terrasse. Dieser Terrassenrand ıst als I00—150 m hohe Steilstufe aus- gebildet, die mit einer quartären Verwerfung zusammenfällt. Die quartären Kalkkonglomerate, die durch kalkhaltige Sande verkittet sind, sind gestört (Südabhang des Monte Chilone nord- . westlich der Stazione Fontanarosa). Der Steilrand erstreckt sich von der Regione Pattini über Monte Chilone, Regione le Coste- relle, R. Cicerone bis zur Pianura della Madonna. Südlich von dieser Steilstufe liegen die Urgonkalke, die sich mit denen des Valle Carbonara parallelisieren lassen, in ungestörter Lagerung. Die unter den quartären Meeresablagerungen der Terrasse liegen- den Kalke sind gestört, doch ıst das Streichen und Fallen der . Schichten durchaus unregelmäßig. Brüche durchziehen die Terrasse in den verschiedensten Richtungen. Der genaue Ver- lauf der Hauptbruchlinie des Südrandes ist nicht festzustellen, wahrscheinlich sind mehrere solcher Linien vorhanden, die in das Gebiet der unteren Terrasse fallen. Der heutige Abhang des Gargano westlich von Manfredonia scheint nicht durch eine Verwerfung bedingt zu sein, er ist also wahrscheinlich als Ab- rasıonsrand zu deuten. b) Der Westrand. Der Westrand des Gargano ist sehr einförmig gestaltet. Die Hauptbruchlinie fällt mit dem Abhang zusammen und verläuft in etwa I5o m Meereshöhe (vgl. S. 25). ee Terrassen sind am Westrande, abgesehen von‘ der Volta Pianezza an der Südwestecke, die die Fortsetzung ‘.der unteren Terrasse des Südrandes bildet, nicht zu beobachten. \ [33] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. I29 Unmittelbar an den Westrand des Gargano schließt sıch die apulische Tiefebene, die von E. nach W. regelmäßig von 50 bis _ 200 m Höhe bis zum Torrente Fortore ansteigt. Der Boden wird von ungestört lagernden Urgonkalksteinen gebildet, die von plio- zänen und quartären Meeresablagerungen bedeckt sind. Der nördliche Teil der Ebene wird von einer flachen, ost-westlich streichenden Antiklinale durchzogen, die sich bei der Coppa Dorinello an den Gargano anschließt, die jedoch geologisch nicht zum Gargano gehört. Die Streichrichtung der Antiklinale ver- | läuft fast rechtwinklig zu der des Gargano. | Die regelmäßig geschichteten, durch ein kalkıges Bindemittel | verfestigten quartären Meeressande liegen konkordant auf Urgon | und fallen auf der Südseite nach S., auf der Nordseite nach N. ein. Diese Antiklinale ist also eine quartäre Aufwölbung, die den Meeresarm, der den Gargano vom Apennin noch im Quartär trennte, im Norden abschloß. Der Anstieg ist von Süden steiler als von Norden, die Ober- fläche fällt mit den Schichtflächen annähernd zusammen. Die Höhe des Rückens beträgt nördlich von Apricena I46 m, im W. geht er in den am Torrente Fortore gehobenen Rand des Tavo- liere über. Junge Meeresablagerungen kommen im N. bis IOo m (südlich und südwestlich von Poggio Imperiale an vielen Stellen), an der Südseite bis I07 m (Regione Besanese, Eisenbahn) vor. Aus ihrer Lagerung läßt sich schließen, daß sie den ganzen Rücken bedeckt haben werden. Nördlich von Poggio Imperiale verschwinden die pliozänen und altquartären Meeressande in 30o m Höhe unter alluvialen Bildungen. | | E c) Der Nordrand. Der ago .dı Lesina. Im N. sind dem Gargano zwei Lagunen vorgelagert, der Lago di Lesina und der Lago dı Varano. Die westlichste der beiden, der Lago di Lesina, so genannt nach dem am Südufer des Sees gelegenen kleinen Städtchen, ist 29km lang und im Mittel | 21, km breit. Die südliche Umrandung des Sees wird von | sumpfigem Gelände gebildet, das im Sommer einen gefährlichen | Malariaherd bildet. Etwa I%, km südlich vom Ufer. treten die Zeitschr, f. Naturwiss. Halle a.S. Bd. 84. 1912/13. 9 I30 Erich Gramzow, Be ehe [34] mehrfach erwähnten quartären Meeressande auf, die bis IOO m, südlich von Poggio Imperiale, vorkommen. Auf der die apu- lische Tiefebene nach N. abschließenden Antiklinale liegen die Sande konkordant auf Urgon, von der Regione Santannega ab ost- wärts dagegen diskordant auf Dolomit und unterem Urgonkalk. Von S. Nicandro ostwärts werden die Sande häufig von Terrarossa bedeckt, die vom Gargano heruntergeschwemmt sind. In be- sonders reichem Maße kommt die Terra rossa in dernäheren Um- gebung des Ortes S. Nicandro vor, so daß die Anlage und Ent- wicklung dieses Städtchens in erster Linie hierdurch bedingt ist. : Pliocaen Erlurgen EEEBwestt Dotomit =, FAuartan Fig. 6. Das Gelände steigt vom Spiegel des Lago di Lesina aus bis 140 m gleichmäßig und sanft an. Dann folgt ein Steilrand von 60—70 m Höhe, der sich in mehr oder weniger deutlicher Aus- prägung an der ganzen Nordseite des Gargano westlich vom Monte d’Elio verfolgen läßt. Dieser Steilrand geht bei 220 m in eine breite ebene Fläche über, an die sich jenseits der Straße von Apricena—S. Nicandro—Cagnano ein zweiter, 250—300 m hoher Steilrand schließt, der zu der Abtragungsfläche des Gar- gano hinaufführt (s. Fig. 6). Von diesen beiden Steilrändern ist der erste offenbar durch Abrasıon gebildet, denn Brüche sind hier nicht vorhanden und Meeressande kommen bis wenige Ioo m vor dem Steilrand vor. Das nach dem Lago di Lesina zu sanft geneigte Gelände ist also als Abrasıonsterrasse aufzufassen. Der zweite Steilrand fällt mit einer Verwerfung zusammen, und zwar treten auf der 220 m-Fläche westlicher Dolomit und konkordant darüber weißer, halbkristallinischer Kalk, also die [35] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. IZI untersten Horizonte des Urgons auf. Der Steilrand wird wieder von Dolomit gebildet, und erst in 350 m Höhe tritt der weiße, - halbkristallinische Kalk wieder auf. Vom Meere ist der Lago di Lesina durch eine etwa I km _ breite Nehrung, die in ihrem nördlichen Teil aus Dünensand, in ihrem südlichen aus humusreichen Alluvionen gebildet wird, getrennt. Durch eine schmale Rinne, die die Nehrung 5 km vom Ostende des Sees durchsetzt, besteht eine Verbindung mit dem Meere. Einige andere Rinnen lassen sich auf der Nehrung in süd-nördlicher Richtung verfolgen, erreichen jedoch das Meer nicht. 2 An der Nordseite der Nehrung, nördlich vom Orte Lesina, an der Punta delle pietre nere ist ein interessantes Vorkommen eines Eruptivgesteins zu erwähnen. Die in dieser Gegend sehr einförmige Dünenküste nimmt hier auf eine kurze Strecke, etwa auf 500 m, einen felsigen Charakter an. I—5 m hohe Klıip- pen eines basischen, sehr biotitreichen Eruptivgesteins, ‚Gar- ganit, ragen aus dem Meere auf. Der Garganit wird am Strande von steil nach S. 15° W. fallenden, durch Kontakt stark meta- morphosierten Kalken überlagert, die nach einigen schlecht erhaltenen Fossilresten von Cassetti als triadisch gedeutet werden. Zwischen dem Lago di Lesina und dem Lago di Varano erhebt sich der Monte d’Elio bis 252 m Meereshöhe. Seine Gehänge werden an allen Seiten von einem 80 m hohen Steil- rand gebildet (in 70—150 m Höhe), dem eine flach gewölbte Kuppe aufgesetzt ist. Von der Hauptmasse des Gargano ist der Monte d’Elio durch eine ebene Senke getrennt, die sich in einer Meereshöhe von I20—I30o m in westöstlicher Richtung von der Regione Finocchieta nach dem W.-Ufer des Lago di Varano erstreckt. Die den ganzen Berg zusammensetzenden Urgonkalke sind. streckenweise mit Terra rossa bedeckt, die in der soeben erwähnten Senke so dicht ist, daß sie dem Boden dieses ganzen Gebietes eine intensiv rote Farbe verleiht. Pliozäne und quartäre Meeressande kommen an der Westseite bis fast an den Fuß des Steilrandes, also etwa bis 70 m vor, an der Ost- seite bis 50 m. g* 132 Erich Gramzow, [36] ° Die oben erwähnte I4o m-Terrasse setzt sich deutlich an den Gehängen des Monte d’Elio fort. Sie geht ın der R. Fino- cchieta in die sich südlich vom Monte d’Elio sich hinziehende Senke über und ist dann in besonders deutlicher Ausprägung wieder in der R. Smagnone in I50 m Höhe zu beobachten. Der Kesselbruch des Lago di Varano, Der Lago di Varano ist ein im W., S. und E. von Steilrändern umgebenes postpliozänes Einbruchsbecken, das in ganz junger : | Eocaen Pliocaen CET Biezz geologischer Vergangenheit vom Meere abgeschlossen worden ist. Am S.-Ufer des Sees wird Urgon diskordant von steil auf- gerichtetem Nummulitenkalk überlagert, der bis 200 m gehoben ist. Hierüber liegen, ebenfalls steil aufgerichtet, geschichtete pliozäne Meeressande, die bis 50 m hoch am Gehänge vorkommen. (Das Profil Fig. 7 veranschaulicht die Lagerung der Gesteine am Südufer des Sees westlich von Cagnano.) In der Regione S. Agata tritt der Bruchrand vom Ufer des Sees zurück und zieht sich in ostsüdöstlicher Richtung südlich von Cagnano hın. Bemerkenswert ist, daß diese Verwerfung parallel den Steilrändern verläuft, die bei der Beschreibung der Abtragungsfläche (S. 000) erwähnt sind. Südöstlich von Carpino stößt diese Bruchlinie auf eine andere, annähernd senk- recht zu ihr verlaufende, die sich ın südnördlicher Richtung ji [37] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. I33 bis zum Meere erstreckt. Die Tektonik des Gebietes östlich vom Lago di Varano wird durch Fig. 8 veranschaulicht: (Pıano di Carpino-Coppa Saraceno Fig. 8.) Die Umgebung des Lago di Varano ist also ein Gebiet heftiger Störungen. Daß die Bodenbewegungen noch nicht zur Ruhe | gekommen sind, beweisen die hier häufig auftretenden, jedoch meist schwachen Erdbeben. In der folgenden Skizze sind die Hauptbruchlinien der Umgebung des Sees nach meinen Beob- achtungen eingezeichnet. | Nördlich von Cagnano schließt sich an den Bruchrand eine | sanft nach N. geneigte Fläche, die in die Ebene von Cagnano | Coppa Saracenav | PranodiCarpino Pt Postramele 7 —| : 5 Bj Neocom 6553 Jura 3: Quartär Fig. 8. übergeht. Diese besteht aus jungem Schwemmland, das durch die nach Cagnano zu konvergierenden Gebirgsbäche ange- schwemmt worden ist. Die Ebene bildet eine Halbinsel von der Form eines stumpfwinkligen Dreiecks und ist I km weit ı ın den Lago di Varano vorgeschoben. Das Gelände ist sehr sumpfig und stellenweise unpassierbar. Diese Ebene geht nördlich von der Chaussee nach Carpino in die „Ebene von Carpino“ über, die ebenfalls von jungen Flußanschwemmungen gebildet ist. In der Nähe des Ufers ist auch dies Gelände sehr sumpfig und unpassierbar. Die beiden Orte Cagnano und Carpino haben daher stark unter Malaria zu leiden. Nördlich der Mündung des Vallone Correntino, der Fort- . setzung des Vallone Grande, wird das Ufer des Sees auf einer 134 IE ‚irös Erich Gramzow, [38] Strecke von 2% km von anstehendem Neokomkalk gebildet, der bis zu einer Höhe von 50 m mit quartären Meeressanden . bedeckt ist. Der Neokomkalk bildet eine Bodenschwelle von go m Höhe, die das flache Gelände östlich des Lago di Varano in zwei Becken zerlegt. Das südliche, die Ebene von Cagnano und Carpino ist soeben erwähnt, das nördliche, Piano Muschia- tura, ist von der gleichen Beschaffenheit und Größe Die Terra rossa-Ablagerungen ziehen sich über den Neokomrücken 1:300000 . a | x Monte dl; ni x var - "M*lospizzö“. „eb un R.S.Egidio I Beschliaes x J Fig. 9. hinweg, so daß der darunter liegende Kalk nur an wenigen Stellen zutage tritt. In dieser vom Gargano stammenden Terra rossa kommen sehr häufig bearbeitete Feuersteine vor. Als besonders ergiebige Fundstellen möchte ich erwähnen: die Straße von Carpino nach Rodi bis zur Abzweigung nach Ischi- tella und die Regione Capriozzi. Zu beiden Seiten der genann- ten Straße kommen die bearbeiteten Feuersteine so zahlreich vor, daß ich in etwa 1, Stunde 20 gute Schaber und Messer gefunden habe. Quartäre Meeressande habe ich in der Regione S. Barbara bis 45 m Höhe beobachtet. [ 39] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. 135 Der das Einbruchsbecken umgebende Steilrand ist von jungen Tälern stark zerschnitten. Die vom Gargano kommen- den Bäche entwickeln beim Durchbruch des Randes eine leb- hafte Tiefenerosion und sind hier 200 m, einer, südlich von Carpino, sogar 300 m in ihre Umgebung eingeschnitten. Alle diese Täler konvergieren nach der SE.-Ecke des Lago di Varano, nur das Valle Romandato mit seinen großen Nebentälern' ist nach der NE.-Ecke des Sees gerichtet. Hierdurch ist die außer- ordentlich dichte Terra rossa-Bedeckung des OÖstufers bedingt und dadurch wieder die trotz der Fiebergefahr sehr dichte == siedelung dieses Gebietes. Das nach der E.-Seite des Lago di Varano entwässerte Gebiet des Gargano wird durch eine Linie begrenzt, die etwa folgenden Verlauf hat: Punta la Rampa — Regione dı Roman- cello — Coppa Ingarello — Coppa del Monaco, — Nordabhang des Monte Spigno — Monte dell’ Edera — Coppa Tre Confini — Coppa d’Umbria — Monte Yacovizzo — Coppa della Guardia = Coppa di Masaniello — Regione Parco bei Rodıi. Vom Meere ist der Lago di Varano durch eine !/,—?/, km breite Nehrung geschieden, die im E. von einer schmalen Rinne durchbrochen wird. Die Nehrung besteht in ihrem nördlichen Teil aus Dünensand, der mit lückenhaft stehendem Wacholder bewachsen ist. Die Südseite ist sumpfig und unpassierbar. ‚Die Nehrung erhebt sich an keiner Stelle um mehr’ als 5 m über den Meeresspiegel, sie wird von N. nach S. von einigen Rinnen durchzogen, die jedoch außer einer das Meer nicht erreichen. Jedenfalls ist die Schließung dieser Rinnen erst in historischer Zeit erfolgt; denn der mittlere Teil der een ‚führt noch heute den Namen Regione !’Isola. Die Küste ist vom Monte d’Elio bis zum’ Orte Rodi eine einförmige, fast geradlinig verlaufende Flachküste. Das Küstengebiet von Rodi:bis S. Menaio. ‘Von Rodi aus ostwärts tritt der Neokomkalkstein an die Küste heran und bildet einen Steilrand, der sich mit 20° mittlerer Neigung bis 80. m erhebt. Weiter landeinwärts wird die Neigung der Oberfläche gegen das Meer ‚geringer, nämlich 6--7°. Mit 136 'Erich Gramzow, [40] dieser Neigung steigt das Land bis 250 m, weiter östlich bis | 30o m an. Dann folgt ein Steilrand der zu der Abtragungs- fläche hinauf führt. Diesen Steilrand, der nicht durch Brüche bedingt ist, fasse ich als Küste des Eozänmeeres und zugleich als Grenze der Abtragungsfläche des Gargano auf. Der Verlauf der Küste ist bis S. Menaio fast geradlinig. Vor dem Steilabfall ist ein schmaler, etwa 50 m breiter Sand- streifen gelagert. Stellenweise sieht man sich die Neokomkalke unter den Meeresspiegel fortsetzen. Das Meer hat hier eine | Abrasionsterrasse geschaffen, die sich unter dem Meeresspiegel gut verfolgen läßt, besonders deutlich an der Punta delle Pietre Nere, 4 km östlich von Rodi. (Nicht zu verwechseln mit der Stelle gleichen Namens nördlich von Lesina.) Hier sind die nach N. einfallenden Schichten des Neokoms abradiert, und es Ist eine ebene Fläche geschaffen worden, die nur wenige Zentimeter unter dem Meeresspiegel liegt. (rIoo m von der Küste beträgt die Wassertiefe erst 60 cm.) Auf dieser Abrasions- terrasse liegen zahlreiche große Kalkblöcke, die sich bis 50 m weit ins Meer erstrecken und über den Wasserspiegel aufragen. | Sie sind dicht mit Algen bewachsen und daher dunkel gefärbt | (pietre nere). Die am weitesten landwärts liegenden Blöcke sind ın Dünensand eingebettet und werden selbst bei Sturm nicht mehr vom Meere erreicht. Das Vorkommen dieser Kalkblöcke läßt auf eine ganz junge, vermutlich noch jetzt andauernde Hebung der N.-Küste des Gargano schließen. Das zwischen der Grenze der Abtragungsfläche und dem Meere liegende Gebiet wird von einigen kleinen Tälern durch- zogen, die von nie versiegenden Quellen gespeist werden und deshalb bis in den Spätsommer, zum Teil das ganze Jahr hin- durch Wasser führen. Wasser ist in dem eben besprochenen Gebiet verhältnismäßig reichlich vorhanden, und darauf, sowie auf die dichte Terra rossa-Anhäufung gründet sich der intensive Anbau und die dichte Besiedelung dieser Gegend. Hierzu kommt noch als günstiges Moment der Umstand, daß das Ge- biet, welches durch die Orte Rodi—Ischitella— Vico—S. Menaio begrenzt ist, fast völlig fieberfrei ist. Fr [41] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. 137 Das Eozängebiet von Peschici und Vieste. Vom Monte Pacci, westlich von Peschici, an weist die Küste plötzlich völlig andere Formen auf. Zahlreiche kleine, schroff ins Meer vorspringende Sporne aus anstehendem Gestein wechseln mit flach geschwungenen Bogen Sandstrandes ab. Die Küstenlinie hat einen durchaus unruhigen Verlauf. Die Höhe der ins Meer vorspringenden Sporne schwankt zwischen 20 und Igo m. Zahlreiche ganz kleine Inseln und Haufen von losgelösten Steinblöcken sind der Küste vorgelagert. Sie sowohl, als auch die unruhige Form der ganzen Küstenlinie lassen auf ein ganz jugendliches Alter dieser Küste schließen. An die, die einzelnen Sporne verbindenden Partien von flachem Sand- strand schließen sich landeinwärts tief gelegene Buchten an, die zwei und mehr Kilometer weit ins Gebirge eindringen. Der Boden dieser Senken ist mit Terra rossa angefüllt, deren Mächtigkeit mehr als Io m beträgt. Unter der Terra rossa treten quartäre Meeressande auf, die ich in der R. Spinale bis go m _ hoch gefunden habe. In mehreren dieser Becken kommen Strandseen vor, die durch schmale Nehrungen vom Meere ab- geschlossen sind. Ob diese Strandseen im Sommer austrocknen, oder ob sie dann mit Meerwasser gefüllt bleiben, war mir nicht möglich festzustellen. Ich habe diese Seen nur im Frühjahr (Anfang Mai) gesehen, wo ihnen Wasser aus dem Gargano zu- floß. Die Angaben Einheimischer über diesen Punkt waren ungenau und widersprechend. | Der Boden der Becken ist bis zu einer Meereshöhe von 40 bis 50 m völlig eben und steigt sanft vom Meere aus an, die Umrahmung wird von überall deutlich ausgeprägten Steil- rändern gebildet. Trotzdem ich in den von mir genauer untersuchten Becken (östlich und westlich des Monte Pacci, südlich von Torre di Calalunga, westlich von Torre di Spinale) an den Rändern keine tektonischen Störungen habe beobachten können, glaube ich sie doch als Einbruchsbecken auffassen zu müssen; denn mit der Annahme von Erosion durch fließendes Wasser steht die Form dieser Becken in Widerspruch und ihre Entstehung durch Verkarstung (Poljenbildung) hat auch wenig Wahrscheinlich- 138 Erich Gramzow, | [42] : keit für sich; denn im ganzen Neokomgebiet des Gargano fehlt der Verkarstungsprozeß, und es ist eine fast unmögliche Vor- | stellung, in so geringer Meereshöhe eine intensive ee anzunehmen. Die Beobachtung der Ike ist wegen der en | Terra rossa, die das anstehende Gestein auf weite Strecken verhüllt, in diesem Gebiet sehr schwierig, und daher hat wohl der Schluß von der Geländeform auf die Tektonik in diesem Falle einige Berechtigung. Gleichfalls möchte ich wegen der ini Formen die Küste als eine ursprüngliche, von der Abrasion noch wenig angegriffene, junge Bruchküste deuten. Die Westgrenze dieser unruhigen Küstenform liegt dort, wo die Nummulitenkalke ans Meer herantreten. Jedoch ist . diese Form nicht auf den Nummulitenkalk beschränkt, sondern die ganze E.-Küste des Gargano, die von Neokomkalk gebildet wird, hat einen ähnlichen Charakter. d) Die Ostküste des Gargano. Südlich von Vieste lagert dem anstehenden Gestein ein 3 km langer und 1, km breiter Sandstreifen, Spiaggia del Castello, vor. Weiter südlich ist die Küste steil; schroffe bıs Ioo m hohe, kahle, fast senkrechte Wände wechseln mit be- waldeten, weniger steilen Gehängen ab. Bei’ Torre Portogreco und am Monte Harone habe ich im Felsen bis 8o m Meereshöhe durch Bohrmuscheln herausgearbeitete Löcher gefunden. Das anstehende Gestein tritt fast überall direkt ans Meer heran; ein Sandstreifen ist der Küste von Testa del Gargano bis zum Monte Saraceno, im Gegensatz zu den nördlich und südlich davon gelegenen Gebieten, nicht vorgelagert. Diese Erscheinung erklärt sich aus dem Vorherrschen der N.-, S.- und W.-Winde gegenüber den E.-Winden. Nur an ganz vereinzelten Stellen kommen kleine, unbedeutende Anlagerungen von sandigen Anschwemmungen vor, und zwar nur dort, wo sich die Küste auf eine kurze Strecke den N.- oder S.-Winden als stauendes Hindernis entgegenstellt. Die eine Stelle ist in der Regione dı Campi, 2 km südlich von Testa del Gargano, sie wird durch = [43] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. I3Q zwei kleine Inseln, die Isole di Campi geschützt. Die andere Stelle ist die SE.-Küste des Monte Scapone. Bei Mattinatella und Mattinata tritt das anstehende Gestein von der Küste zurück. Die kleine Ebene von Mattinata ist geologisch ein Einbruchs- becken. Eine Bruchlinie verläuft in ostwestlicher Richtung und setzt sich ins Valle Carbonara hinein fort, eine andere recht- winklig zu dieser längs des die Ebene nach W. abschließenden 10 fach überhöht Mt. Saraceno Steilrandes. An der Nordseite ber Ebene tritt Jura auf, der von Neokom überlagert wird. Der Ort Mattinata selbst liegt dort wo die Jurakalke unter der Terra rossa verschwinden. Der Südrand der Ebene wird von oberen Urgonkalken gebildet, die konkordant von Turon überlagert werden. Die Schichten fallen mit einer Neigung von 20—25° nach SE. ein. Der Gipfel des Monte Saraceno besteht aus unterem Nummulitenkalk, der horizontal liegt, das Basalkonglomerat fehlt hier jedoch (Fig. 10). Die Ebene selbst ist mit alluvialer Terra rossa angefüllt, die direkt ans Meer tritt und hier einen senkrechten Steilrand von 4—5 m Höhe bildet. Der Südabhang des Monte Saraceno wird von I70 m hohen, senkrecht ins Meer abstürzenden Wänden gebildet, die voller Ba Pe ten > 1 er en REEEEEROE IE KEREEEEn Sn rE I40 ‘ Erich Gramzow, [44] Bohrmuscheln stecken. Die Bohrmuscheln sind vom Meere aus bis etwa 25 m Höhe deutlich zu sehen, wie weit hinauf sie sich erstrecken, konnte ich nicht feststellen, da der Südabhang des Berges nicht passierbar ist. Nach SW. zu nimmt die Höhe des senkrechten Absturzes allmählich ab; sie sinkt auf einer Strecke von: 3 km von I70o—50 m. In der Regione Chianca Masillo trıtt Terra rossa an die Küste und bildet einen IO—20o m hohen Steilrand. Anstehendes Gestein, und zwar horizontal lagernder Turonkalk tritt erst wieder bei Manfredonia ans Meer heran. OQuartäre Meeressande treten unmittelbar an der Küste nicht auf, weiter landeinwärts findet man sie unter der Terra rossa an zahlreichen Stellen. Die NE.-Grenze der Abtragungsfläche habe ich auf S. I22 festzulegen versucht. Das Gelände zwischen der Abtragungs- fläche und der Küste ist eine dicht bewaldete, stark zertalte Landschaft, die sich ganz sanft nach dem Meere zu senkt. Jedoch geschieht die Senkung nicht ganz regelmäßig, sondern wird mit größerer Annäherung an die Küste stärker. In der Nähe der Küste treten auch wieder stärkere tektonische Störungen auf. Langgestreckte Senken, mit I—Il, km breitem Boden, an beiden Seiten von steilen Rändern begrenzt, ziehen sich durch das Gelände. Es sind fünf solche Senken vorhanden. Je eine westlich und östlich vom Monte Paccı: I. die westliche 3 km lang, I km breit; | . die östliche 5 km lang, I km breit (im südlichen Teil nur 1, km breit); 3. die Regione Piano grande, 5 km lang, von unregelmäßigem Umriß, 1—ıl, km, an einer Stelle 3 km breit; 4. die Regione Piano piccolo, 4 km lang, I km breit; beide vereinigen sich in der R. S. Maria; 5. die Senke westlich von Vieste, 6 km lang, 1—ı%, km breit. Die Form dieser Senken, steile Gehänge und sehr breite Talböden, macht ihre Entstehung durch Erosion unwahrschein- lich, so daß man genötigt ist, zu ihrer Erklärung junge tektonische Störungen anzunehmen. Junge Meeresablagerungen habe ich in ihnen nicht beobachten können. | Die E.-Grenze der Abtragungsfläche ist schwer zu bestimmen, D [45] Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. I4I da hier keine Eozänreste vorhanden sind, auch keine Unter- schiede in den Geländeformen irgendwelche Anhaltspunkte geben. Aus den Terrassenbeobachtungen im Valle Carbonara folgt, daß die Grenze im S. wenig tiefer als 520 m anzusetzen ist. Im NE. des Gargano liegt sie zwischen 300 und 400 m. Hieraus folgt ein allmähliches Ansteigen der Grenze nach S. Diese Angaben gestatten wenigstens eine ungefähre Festlegung der Grenze. Sie wird etwa in 3—4 km Entfernung der Ost- küste parallel laufen. Die Abdachung des Gargano nach E. geschieht Ba 300 m allmählich, von dort bis zur Küste steiler. Der unruhige Ver- lauf der Küstenlinie, sowie das Vorhandensein zahlreicher kleiner Inseln und Gesteinsblöcke lassen auf.ein sehr geringes Alter der heutigen Ostküste des Gargano schließen. Zusammenfassung. Überblick über die erdgeschichtliche Entwicklung des Gargano. Die ältesten im Gargano nachweisbaren Bodenbewegungen haben am Ende des Neokoms stattgefunden. Sie werden be- wiesen durch die Transgression des Urgons über Jura und durch die Diskordanz zwischen Turon und Neokom in der Gegend von Vico. Die Auffaltung des Gargano geschah am Ende der Kreide- zeit. Während der Auffaltung begann die Abtragung des Ge- birges, die sich bis ins Früheozän intensiv fortsetzte. Im Früh- eozän erfolgte eine positive Strandverschiebung von mindestens 30o m, wodurch die Intensität der Denudation vermindert wurde. Die Hauptmasse des Gargano lag über dem Eozän- meere und wurde weiter denudiert. Die Abtragung, die nach der Auffaltung vermutlich nach den Gesetzen des Karstphänomens erfolgt war, nahm mit fort- schreitender Erniedrigung des Gebirges allmählich den für eine undurchlässige Landschaft geltenden Charakter an. Eine von der Tektonik unabhängige Abtragungsfläche, die jedoch nicht völlig zu einer ‚„Peneplain‘‘ ausgereift war, zog sich über das Gebirge hin. 142 - Erich-Gramzow, [46] .Der Beginn der jüngeren Erosion ist wahrscheinlich ins Unterpliozän zu setzen (pontische Stufe), wo das Mittelmeer seinen tiefsten Stand erreichte. Mit dem Aufleben der Erosion war in den höher gelegenen Teilen des Gargano der Wieder- beginn der Verkarstung verbunden. Im Mittelpliozän ist wieder ein Vordringen des Meeres nach- zuweisen, dessen Ablagerungen an der Nordseite des Gargano bis IOoO m, an der Südseite bis 220 m hoch vorkommen. Die letzte Dislozierung des Gargano ist ins Quartär zu setzen, und zwar hat hierbei eine Schrägstellung des Gebirges stattgefunden in .der Weise, daß der südliche Teil am stärksten etwa 220 m, der nordöstliche am wenigsten (sicher über 40 m) gehoben worden ist. Über die geologische Stellung des Gargano im Mittelmeer- ‚gebiet sei zusammenfassend folgendes bemerkt: Da der Gargano weder an der Faltung der Dinariden noch an der des Apennin beteiligt ist, liegt kein Grund vor, ihn zu einem dieser Gebirgs- systeme zu rechnen. Er ist als Rest eines am Ende der Kreide- zeit entstandenen Gebirges aufzufassen, dessen Grenzen noch nicht festzulegen sınd, das jedoch wahrscheinlich einen Teil der heutigen Dinariden umfaßt haben wird (vgl. Suess. Antl. d. E. II. S. 378: ‚‚Bei Sebenico sieht man eine erodierte Ober- fläche des kretazischen Kalksteins als Unterlage des (eozänen) Süßwasserkalkes‘‘). Der jüngeren Faltung gegenüber hat sich der Gargano als starre Scholle verhalten. Die Verbindung mit der heutigen Apenninhalbinsel geschah im Quartär, und zwar wurde der sich zwischen dem Apennin und dem Gargano hinziehende quartäre Meeresarm zunächst durch die Aufwölbung einer Antiklinale im Norden abge- schlossen. Darauf folgte die Hebung des heutigen Tavoliere dı Puglie über den Spiegel des Meeres. % 143 Geomorphologische Untersuchungen im Monte Gargano. 5 [47] 7 h 4 NUR ef, s = 22 ZU L EN | & x Y \ 2 } OMDWaJUOW)WOY A150 ‚OC Coleopterologische Kleinigkeiten. von Ludwig Spöttel. Mit 3 Figuren I. Leptura rubra L. Dieser Bockkäfer ıst in den Monaten Julı und August in . der Dölauer Heide bei Halle a. S. einer der häufigsten Käfer. Er ist ein Bewohner der Kiefernwälder und macht seine Ent- wickelung in dem oberen Teil der Kiefernstümpfe durch. Be- kannt ist, daß das Männchen dieser Bockkäferart einen schwar- zen Halsschld und blaßbräunlichgelbe Flügeldecken hat, während bei dem Weibchen Halsschild und Flügeldecken von schön roter Farbe sind. Das Männchen wurde daher zuerst auch für eine besondere Art gehalten und als testaces von Linne& beschrieben. Am 13. August Igog fing ich nun in der Dölauer Heide ein Tier, das eine abweichende Färbung der Flügeldecken hat. Der Käfer trägt in der Hauptsache die Geschlechtsmerkmale des Männchens, nämlich er hat die kleinere, schlankere Gestalt der Männchen, und der Halsschild ist schwarz. Ebenso hat auch die rechte Flügeldecke die blaßbräunlichgelbe Färbung wie bei den Männchen. Die linke Flügeldecke hat jedoch die rote Farbe wıe bei den Weibchen, außerdem ist sie um ein Ge- ringes breiter und um I mm länger, sowie etwas mehr ab- gestutzt als die rechte Flügeldecke. 2. Propylaea quattuordecimpunctata L. Es ist allgemein bekannt, daß die Coccinelliden sehr er- | heblichen Abänderungen in bezug auf die Zeichnung des Hals- | [2] Coleopterologische Kleinigkeiten. I45 schildes und der Flügeldecken unterliegen; sehr selten kommt es aber wohl vor, daß eine Coccinellide auf den beiden Flügeldecken eine verschiedenartige Zeichnung trägt, wie es bei einer am I4. Mai Igıo in der Dölauer Heide auf dem Langenberge von Kiefern geklopften Propylaea quattuordecim- punctata L. der Fall ist. Bei der Normalform ist der Halsschild schwarz, der Seiten- und Vordergrund gelb, der Vorderrand greift mit 3 gelben Spitzen nach hinten in das Schwarze ein. Die Flügeldecken sind gelb mit schwarzer Naht und 7 mehr oder weniger vier- eckigen schwarzen Flecken, von denen der letzte an der Spitze steht. Eine große Zahl von Farbenabänderungen entsteht da- Kia >. durch, daß die schwarzen Flecke mehr oder weniger unter- einander und mit der schwarzen Naht zusammenfließen. Bei dem am 14. Mai 1IgIo gefundenen Stück ist auf der linken Flügeldecke Punkt 3 mit der Naht, Punkt 5 mit 6 und dieser wieder mit der Naht, und der an der Spitze vorhandene Punkt 7 mit der Naht verbunden. Punkt I, 2 und 4 stehen i{rei. Die rechte Flügeldecke zeigt folgendes Bild. Punkt I, 2, 4 und 5 stehen frei. Punkt 5 ist mehr an 4 herangerückt, der mehr dreieckige Form hat. Punkt 3 ist in Form eines Hakens mit der Naht verschmolzen. Punkt 6 ist kaum noch zu erkennen, die schwarze Naht ist an dieser Stelle nur etwas verdickt. Punkt 7 ist mit der Naht verbunden und zu einer langen Spitze ausgezogen. “ Die vorstehenden 3 Abbildungen geben vielleicht ein klare- res Bild als die vorstehenden Ausführungen. Fig. 2 soll nur die Numerierung der Flecken zeigen. Zeitschr. f. Naturwiss, Halle a.S. Bd. 84. 1912/13. Io Sn Benennung 146 Ludwig Spöttel. [3] 3. Hedobia imperialıs L. Nach der mir zur Verfügung stehenden Literatur lebt die Larve dieses zur Familie der Anobiiden gehörigen Käfers in totem Holz der Buchen, Nußbäume, Akazien, Zwetschen und Linden. Ich erzog ihn aus einem trockenen Rüsternzweige. Im September 1908, bei einem Besuch der Rabeninsel bei Halle a. S., nahm ich von dort einen abgestorbenen, voll- ständig trockenen, aber noch am Baum hängenden Ast einer Rüster mit, der eine Länge von 30 cm und einen Durchmesser von 31, cm hat, weıl er, wie die Untersuchung ergab, mit Käferlarven besetzt war. Das Holz war nicht morsch, sondern ganz fest. Im Januar fanden sıch bereits die Puppenkokons vor und in ihnen die entwickelten Käfer. Die Fraßgänge der Larven, die mit denen von Pfinus große "Ähnlichkeit haben, liegen nicht in der Rinde, sondern in der obersten Holzschicht. Die Gänge sind regellos, im allgemeinen jedoch in der Längsrichtung des Zweiges angelegt. Zur Zeit der Reife geht die Larve etwas tiefer in das Holz, 5—7 mm. Das weiße, innen bräunliche, pergamentartige Puppengehäuse ist lang eiförmig, hat eine Länge von 6—7 mm und einen Durchmesser von 3%,—4 mm. Der Zweig lieferte 5 Käfer. Einige Larven hatten sich Ende Januar noch nicht verpuppt und gingen ein. Es ist daher nicht ausgeschlossen, daß die Generation eine zweijährige ist. Ein Geweihsproß mit menschlichen Bearbeitungs- spuren aus diluvialen Ablagerungen der Umgegend von Halle a. S. Von Karl Bernau, Halle a. S, (Mit ı Figur.) Nördlich vom Stadtteil Trotha befinden sich in geringer Ent- fernung vom rechten Ufer der Saale Kieselablagerungen, die sich bis fast IO m über den Wasserspiegel erheben und nach Wüst (Ule, Heimatkunde des Saalkreises S. 485) der vierten Eiszeit angehören. Die Kiese sind in mehreren Gruben auf- geschlossen, von denen aber die größte, die sich an der rechten Seite der Kreisstraße befand, seit mehreren Jahren nicht mehr in Betrieb ist und kürzlich zugeschüttet und in Bauterrain um- gewandelt wurde. Trotzdem die Kiesablagerungen unmittelbar vor den Toren der Stadt liegen, war es bis fast vor einem Jahr- zehnt unbekannt, daß sıe zahlreiche Reste von Lebewesen eines kalten Klimas enthalten, im Gegensatz zu den gleichaltrigen, aber völlig fossilfreien Kiesen am linken Saalufer nördlich von Cröllwitz. Im Jahre 1898 bemerkte ich nämlich in den tiefsten aufgeschlossenen Schichten zahlreiche Knochenbruch- stücke, und weitere Nachforschungen ın den folgenden Jahren ergaben bald ein reiches Material von Knochen und Zähnen, die zum Teil im hiesigen mineralogischen Institut aufbewahrt werden (vgl. Bernau, Die geologischen Verhältnisse von Halle a. S. S. 25). Erkundigungen bei den Besitzern und den Arbeitern ergaben, daß in früheren Jahren schon Knochen- reste massenhaft gefunden worden waren, aber keine Beachtung gefunden hatten, mit Ausnahme eines Geweihsprosses mit Bearbeitungsspuren, der in den Besitz des Herrn Wenzel- To% 148 Oberes und unteres Ende des Sprosses in natür- licher Größe. Karl Bernau, „Der ganze Sproß verkleinert. [2] I Gutenberg gelangt sei. Ich habe erst eine An- zahl Jahre später Ge- legenheit gehabt, den Fund zu besichtigen und, weil das wertvolle Objekt nicht erworben werden konnte, kürz- lich eine photographi- sche Aufnahme davon machen lassen. — Der SproB stammt aus den Saalkiesen an der Kreisstraße, und zwar aus mittlerer Tiefe der Grube. Er rührt her von einer Hirschart, die dem Wapiti (Cer- vus canadensis) nahe zu stehen scheint. Er hat eine Länge von 0,36 m, der Umfang beträgt an der stärk- sten Stelle etwas über 0,IOo m, am oberen Ende etwa 0,02 m. Von Bedeutung sind besonders die Spuren menschlicher Be- arbeitung und Be- nutzung, diesich am unterenundoberen‘ Ende befinden. Das untere Ende weist zahlreiche größere und kleinere, kerbartige Schnitte auf, die von ' [3] Geweihsproß mit menschlichen Bearbeitungsspuren usw. I4Q Steinmessern herrühren und wohl zur Abtrennung des Sprosses vom ganzen Geweih gedient haben. Sie reichen an einer Seite 8 cm weit hinauf, durchtrennen die äußere harte Schicht und zum Teil auch die innere poröse, mit Ausnahme der Mitte, die durchbrochen worden ist. Die Spitze des Sprosses zeigt an den oberen 6 cm zahlreiche, scharf und tief eingeschnittene Spiralrinnen, die sich zum Teil kreuzen, größtenteils aber parallel nebeneinander herlaufen. Das obere Ende scheint also zum Hineinbohren in harte Gegenstände benutzt worden zu sein. — Der Fund ist deshalb von Bedeutung, weil aus diluvialen Ablagerungen hiesiger Gegend Beweise für das Vor- kommen des Menschen und für seine Tätigkeit bisher kaum vorhanden sind. Die höhere Reife (rückschrittliche oder Frühreife) und ihre Tätigkeit. Von Dr. A. Kokelt. In meiner Studie über Zeichnung und Farbe (dse. Z., Jg. IQIT) wurden S. 398 ff. die Stadien kurz angedeutet, welche die Sinnes- zelle durchläuft, wenn sie das Ende ihrer organischen Ent- wicklung erreicht. Zu besserem Verständnis sollen dieselben hier noch eine nähere Beleuchtung finden, die indes auf sämt- liche Elemente der Oberfläche auszudehnen ist, da dieselben alle unmittelbar die Reize der Außenwelt empfangen, in dieser Hinsicht somit unter einen gemeinsamen Gesichtspunkt fallen. Während die fortschrittliche oder Spätreife (Studie S. [137], Bathysma, Aktinom, Anm. ı1ı7)!) dadurch gekenn- zeichnet ist, daß das Element dem Reiz sich fortgesetzt mehr und mehr unterwirft?) (Spezialisation) und so allmählich die Fähigkeit erwirbt, auch die stärkste Einwirkung desselben zu ertragen (positive Atrophie, Anm. II2, S. [I0oo] u. Anm. 148, S. [144]), bis letztere endlich doch einmal absolut oder relativ (= durch Schmälerung der Nahrungszufuhr) überhand nimmt !) Die durch Einwirkung schwacher Reize und reichliche Nah- rungszufuhr (und daher bessere Gewöhnung, geringe Reizbarkeit, wes- halb mit Vorliebe aus späteren Entwicklungsstadien) entsteht (ver- zögerte, animale [körperliche] Entwicklungsrichtung: die untergeord- neten Glieder eines Organismus, einer Kolonie, vgl. Anm. 4). 2) Optimum der Reizung (Stud., Anm. ıı2), Dehnung, Austritt von Nerven- (und Drüsen-)substanz, Entleerung, Absonderung, leb- hafter Stoffwechsel. Genuß. [2] A. Kobelt, Die höhere Reife und ihre Tätigkeit. I5I (starke Überreizung), worauf dann schnelle Rückbildung?) (amphigenes Eurysma, Anm. 117, a. Sphärom, negative Atro- phie, vgl. S. [97] u. Anm. 148) eintritt, die wegen ihrer Heftig- keit dauernd ist oder nur sehr langsam wieder ausge- glichen wird — kommt es bei der rückschrittlichen oder - Frühreife (polygenes [Mono-]Eurysma, S. [158], p. Sphär.)t) schon bald zu einer Rückbildung, die aber geringer ist (Reak- tion) und daher auch rasch vorübergeht. Beide Zustände sind durch Übergangsstufen miteinander verbunden: Bathy- smoide—Eurysmoide, jene gegen einen kleinen Kreis von Reizen in großen Intervallen, diese gegen einen großen Kreis in kleinen Intervallen reagierend (s. auch Naturwiss. Wschr. 1898, S. 39; Studie, Anm. 165, S. [159]). Bei ihnen allen aber wech- seln zwei Phasen miteinander ab: LI. die Phase der Lockerung, Dehnung, Streckung, in welcher der (dispersive) Verbrauch stattfindet, die Aufzehrung, der Abbau, sie ist destruktiv (catabolism n. englischer Bezeichnung), erzeugt aber die Aspi- ration (Hungergefühl. S. Naturwiss. Wschr. 1897, S. 569), welche die Zufuhr von Nahrung bewirkt; 2. die Phase der Verdichtung, Schrumpfung, Kontraktion, in welcher diese Vorgänge still stehen, wogegen ein kombustiver Verbrauch stattfindet. Vor allem jedoch wird bei ihr in zweifacher Weise Neues geschaffen: durch die Kontraktion wird das Proto- plasma höher konstituiert (Muskelsubstanz, Pigment), und durch die Abtrennung und Zurücklassung der oberflächlichen 3) Überreizung, Belastung, Vergiftung, Schrumpfung, Stockung der Absonderung, träger Stoffwechsel. Entsagung, Opfer (eigentlich: 'Genuß-mit baldiger Überreizung infolge Mangels an Gewöhnung [durch Nahrungsentziehung)). - *#) Die durch Einwirkung starker Reize und spärliche Nahrung (und daher ungenügende Gewöhnung, große Reizbarkeit, weshalb mit Vorliebe aus frühen, jugendlichen oder selbst kindlichen Stadien [weibliche Individuen]) entsteht (beschleunigte, vegetative [geistige] Entwicklungsrichtung: der Kopf eines Organismus, einer Kolonie). — (Das Wort vegetativ wird ebenso auch bei primärer, kindlicher Aplasie, Agenesie gebraucht [z. B. für die hintere Körperhälfte], was aber trotz der Ähnlichkeit eigentlich erst dann richtig, wenn, was aller- dings häufig, wirklich Überreizung eingetreten ist.) 152 A. Kobelt, . [3] Körperschicht?) — wie bei der Bildung einer Zyste — orga- nisches Material abgelagert und (bei häufiger Wiederholung) angehäuft (Hypertrophie; R. Arndt).) Es findet also Auf- bau statt, die Phase ist konstruktiv (anabolism der Eng- länder). | | Der typische Vertreter der regressiven Reife ist in der organischen Schöpfung die assimilierende Pflanzenzelle, die bei dem durch die häufige Wiederkehr der konstruktiven Phase (Oszillationen)’) verringerten Nahrungsbedürfnis (vita minima)®) einerseits in den bei ilfr so ausgeprägten Zellulose führenden Hautschichten die Hülle baut, andererseits aus den gasförmigen Bestandteilen der Luft durch Synthese, höhere Konstitution das Protoplasma des Zell-Leibes schafft (Assimi- lation). Diese Tätigkeit tritt bei ihr noch dadurch besonders klar hervor, daß dieselbe nur zur Zeit der stärksten Licht- einwirkung stattfindet, d. h. am Tage, während zur Nachtzeit, der Periode schwacher Reizung Wachstum, Streckung, 5) Bei der Involution der Spätreife unterbleibt natürlich diese Schichtung, die Bildung einer namhaften Hülle, weil die Kontraktion zu stark, zu anhaltend, die Dehnungsphasen, die das Material für letztere hefern, zu”selten Sind. *) Die Ablagerung erfolgt hauptsächlich an den neben der ver- schwindenden Geißel oder Wimper gelegenen Stellen der Oberfläche, auf welche mit dem Fortschreiten der Involution der zyklische Erregungs- zustand der ersteren allmählich übergeht. Obwohl der Zustand der „Hypertrophie‘‘ durch Atrophie des Fortsatzes entsteht, ist er doch, weil letztere keine absolute, noch immer positiv (eine verminderte Atrophie) und daher kein Widerspruch zu dieser ‚Atrophie‘. ”) Diese sind — der starken Involution bei der Spätreife gegenüber — gleichsam nur noch schwache Fluchtversuche. Die Exkursionen werden immer kleiner, bis die Ortsveränderung aufhört (negat. Statosom, Stud., Anm. 165, S. [159], Synthema, S. [159]). — Dem Polybathysma, der vielfachen oder allgemeinen (= von den verschiedenen Individuen des Verbandes -gepflegten) Einseitigkeit entsprechend gibt es auch ein Polyeurysma, Polysynthema, eine vielfache oder allgemeine Viel- seitigkeit. Hier werden die Individuen aber einander immer ähnlicher: das Polyeurysma wird zum einfachen (polyg.) Eurysma. 8) Die Verbrennung, der in den konstruktiven Phasen stattfindende kombustive Verbrauch erzeugt kein Nahrungsbedürfnis (vgl. Natur- wiss. Wochenschr., a. a. ©., Anm. 37). mn > I [4] Die höhere Reife und ihre Tätigkeit. 153 Verbrauch, Abbau (also übereinstimmend mit der Spätreife, der anımalen Entwicklungsrichtung, s. unten) vor sich gehen. Übrigens scheint ja auch beim Tier das grelle Tageslicht den Hunger zu vermindern,?) die Nacht ihn zu fördern. Obgleich wohl noch andere Ursachen im Spiel sind, dürfte doch die oft ausschließliche Benützung der Nacht zum Erwerb der Nahrung (auch der pflanzlichen, z. B. bei vielen Raupen) hierin begründet sein. Bekanntlich ist selbst bei manchen Menschen das Nahrungsbedürfnis abends größer wie am Tage. Da die regressive Reife meist eine Frühreife ist, dürfte auch die assimilierende Pflanze vorzugsweise aus jugendlichen oder kindlichen Organismen hervorgegangen sein oder noch hervorgehen (s. Anm. 4). Den erwähnten ganz ähnliche heat | kom- men nun aber, wie bekannt, ebenso in der Tierwelt vor, wo sie über ganze Klassen verbreitet sind und gleichfalls als Zeichen einer gewissen Reife gelten müssen, so bei Würmern und Arthropoden (zum Teil auch Weichtieren), deren chitinöses außeres Hautskelet wie den Chitinüberzug der Darm- wände sie herstellen. Auch hier bietet der Mutterboden, die Hypodermis die Merkmale einer mehr oder weniger starken Verdichtung; das Protoplasma ihrer Zellen ist opak, körnerreich, oft pigmentiert!?) (Synthese aus der auf- 9) Auch die tierische Zelle muß Phasen des Aufbaues, einer ge- wissen Synthese haben, wenn sie auch schwieriger nachzuweisen sind wie bei der assimilierenden Pflanze, die man das Tagtier par excellence nennen könnte (vgl. auch unten Kutikula und Sinnesschwielen). Ob- schon das Stadium der Imago, in welchem letztere allmählich sehr stark geworden, oft noch äußerst gefräßig ist, sind es doch die Larven durch- weg in noch höherem Maße, und ist dort ja häufig das Darmrohr bedeu- tend zurückgebildet (flüssige Nahrung, Leckzunge von Lucanus cervus, Kot bei Geotrupes und anderen Mistkäfern, Krabben, entoparasitischen Würmern, mit welchem diese Tiere vorlieb nehmen wie der Saprophyt und die assimilierende Pflanze). 10) Dies ist besonders bei vielen Insekten der Fall, wo häufig alle Teile die Dunkelung bis Schwarzfärbung zeigen. Da die letztere neben der dicken Kutikula namentlich an den Sinnesorganen (s. gleich nach- her) auf eine Entwöhnung der Sinneszellen von ihren Reizen hinweist, 154 A. Kobelt, [5] genommenen Nahrung?). ‘Die Umrisse derselben sınd ab- gerundet, nicht selten undeutlich, fast an ein Syncytium er- innernd. Auch in den Sinnesorganen kommt es zur Bildung von Schichtungen oder Schwielen, wie man kurz sagen Könnte, durch Rückbildung der Epithelelemente, der Sinneszellen. Dahin rechnen im Gehörorgan die geschichteten Otolithen, der Hörsand (Otokonien),+) im Auge Linse und Glaskörper (Krystallkegel?) — alles lediglich Kutikularbildungen, deren morphologische Besonderheit nur dadurch entstand, daß sie als Auskleidung kugliger‘ Hohlräume die Gestalt von dick- wandigen Blasen (oder Kugelschalen) erhielten,!?) die in ihrem Innern wohl minimale, von den erregenden Körpern der Außen- welt, den Reizquellen, abgestoßene Teilchen enthalten.) Wie ‚an der allgemeinen Chitindecke müssen hier ebenso die Elemente des Mutterbodens, die Sinneszellen Zeichen der Rückbildung erkennen lassen. In der Tat sind dieselben kaum jemals so so ıst vielleicht an die Möglichkeit zu denken, daß die Lichtscheu man- cher dieser Dunkeltiere, d. h. eben der besonders dickfelligen keine puerile (vgl. Stud., Anm. 145), sondern eine erworbene, senile Überreizung des gesamten Epithellagers sei. 11) Die in der Studie erwähnten (kurzhaarigen) Flimmerepithelien in Hörzysten (auch Sehgruben) niederer Tiere sind wohl Vorstufen derselben, vgl. die große Neigung der Infusorien zur Einkapselung, ferner unten, Anm. 13. — Die Sandhaufen entstehen vermutlich zu Beginn, die ein- fachen Hörsteine bei vorgeschrittener Rückbildung, da die absondern- den Hörzellen anfangs noch stärker getrennt sind als später. — In den hochentwickelten Sinnesorganen finden sich wohl eben deshalb keine derartigen Stadien, weil hier der Übergang zur regressiven Reife selten (wie er bei unreifen, jugendlichen Sinnen häufig sein muß). Statt dessen dürften Elemente mit starker Involution, amphig. Eurysmen anzu- treffen sein. Über den Wechsel von Öffnung und Abschluß des Nerven- endes s. Leydig, Zelle und Gew., S. 99 u. Io3. 12) Eine weitere Übereinstimmung ist die häufige Einlagerung von Mineralstoffen. 13) Ein Seitenstück sind vielleicht auch die ‚„Nahrungsvakuolen“ (= Fremdkörper mit Sekrethülle) der Infusorien (Ciliaten), ausnehmend frühreifer Organismen, vgl. Anm. II; ebenso die überzogenen Kotballen, Ss. z. B. Claus, Copepoden. ! £ [6] Die höhere Reife und ihre Tätigkeit. 155 % schlank und schmächtig, und so limpid, so stark aufgehellt zur der oliener Verbindung mit der. Außenwelt ‘stehenden Empfindungselemente (Aktinome), sondern mehr plump (polyg. Sphärom, Synthema, negat. Statosom), ge- trübt, ähnlich den Hypodermiszellen (vgl. die Untersuchungen von Grenacher an Arthropoden [Augen]), wodurch die Schärfe der Empfindung verloren geht, die Feinheit derselben zunimmt '(Hyperästhesie).*) Danach fällt nun auch ein helleres Licht auf das Verhalten der allgemeinen äußeren und inneren Haut- decke, insofern dieselbe ebenso als Sinneswerkzeug aufgefaßt werden kann, das indes mehr der allgemeinen Gefühls- und Tastempfindung sowie dem Geschmacke dient, weshalb ihr Chitinüberzug wohl auch als Tast- und Geschmacksschwiele gelten mag.”) Das Bild der in eine sensorielle Pıgmentschale eingebetteten Augenlinse (Sehschwiele) hinwiederum ruft unwillkürlich ein Vorkommnis bei der assimilierenden Pflanzenzelle ins Gedächtnis, nämlich das ein- oder mehrfache, ebenfalls ge- schichtete, eine zentrale Lücke mit Einschlüssen bergende Stärkekorn nebst seiner Hülle aus Blattgrün (Chlorophyll- korn). Eine gewisse Übereinstimmung ist unverkennbar, und der Gedanke kaum abzuweisen, daß es sich hier gleichfalls um eine sensorielle Einrichtung handelt, die vielleicht ebenfalls optischer Natur ist,!%) in welchem Falle die Haufen der Stärke- 12) 5. hierzu Stud., Anm. ıı7. Vgl. die englische Bezeichnung callous; ferner die Schwerfälligkeit dickhäutiger Insekten, Käfer, besonders Lamellicornier. Wiegen bei diesem Reifetypus die Männchen vor? Bekanntlich glaubten die alten Ägypter, der Ateuchus sacer sei nur männlichen Geschlechtes.. — Solche Rückbildungsstadien an den Sinnen, wie am Darmrohr müssen, wie zu vermuten ist, bei ge- schlechtsreifen, brünstigen und alten Tieren in weitem Umfange auf- zufinden sein. 15) Die Schichtenbildung kann auch am Empfindungselement selbst stattfinden (Pacinische Körper), wohl ein Zeichen besonders starker (grober) Überreizung. 16) Die Empfindung würde aber von derjenigen der typischen Seh- zelle der Tiere (Aktinom) gänzlich verschieden sein: die Pflanze wäre gewissermaßen fortwährend vom Tageslicht geblendet, wie 156 A. Kobelt. | [7] körner, dem Hörsand entsprechend, eine Art ‚Sehsand‘ dar- stellen würden. | Mit der äußeren Schwielenbildung kann, wie es scheint, auch eine solche an der Basis des Empfindungselementes ein- hergehen. Hier erhebt sich der bisher unterdrückte hintere, innere Faktor, der gangliöse Endpol der Sinneszelle, jedoch nur bis zu der Selbständigkeit, die sein vorderer Faktor besitzt, d. h. ebenso bis zur Hüllbildung ([innere] Sklerose, Induration, Cirrhose), wodurch ein Analogon der ja gleichfalls allseitigen Einkapselung entsteht. Ja, die innere Sklerose kann vielleicht noch häufiger allein eintreten, also ohne daß die Überreizung des vorderen Faktors so stark war, daß es bei ihm zur Ein- hüllung kam. Beiläufig ist noch zu erwähnen, daß auch tiefer- liegende, bindegewebige Elemente Hüllbildungen zeigen können (Knorpel, Knochen, wie bekannt). | Ist die lebende Substanz an Haut und Sinnesorganen In der bezeichneten Weise zur Erstarrung gelangt, in Fesseln geschlagen (Frühreife, namentlich ihr Senium), so ist damit indes noch kein unabänderlicher Zustand geschaffen; das im Innern verdichtete Protoplasma (Muskelsubstanz, Pigment usw.) kann sich wieder lockern (Entlastung, Entgiftung), die Hülle wir solches annähernd beim Tier von der plump gewordenen, rückgebilde- ten, entwöhnten Sehzelle unter einer dicken Sehschwiele annehmen müssen (senile und hysterische Hyperästhesie). Einigermaßen verwandt muß diese Art der Empfindung ferner mit derjenigen bei Hypogenesie sein, z. B. beim Tastsinn, wo dieselbe unsin der Tat nie gerade angenehm, sondern gleichgültig oder eher unangenehm ist (vollends, wenn wirklich Überreizung hinzutritt) und wo sie nur durch besondere Pflege und Er- ziehung (Einwirkung schwacher Reize, leisen Druckes) mehr und mehr zu der eines ‚„Aktinoms‘, eines genußfähigen Sinnes (vgl. z.B. den Geschlechtssinn) erhoben wird. Jedenfalls dürfte es verkehrt sein, zu glauben, daß Gefühlsnerven mit derbwandigen Endkörpern, so- lange diese Eigenschaft vorhanden, einer Lustempfindung fähig seien. Eine Ähnlichkeit bestünde auch mit der Empfindung des Ge- ruchs- und Geschmackssinnes von Tieren, Kindern und Frauen, weiter- hin mit der der höheren Sinne bei licht- und schallscheuen Tieren, wobei an die Schmerzäußerungen z. B. von Hunden, Affen bei starken und gellenden Tönen zu erinnern ist. [8] Die höhere Reife und ihre Tätigkeit. 157 sich wieder verflüssigen; die träge bis stockende!’) Absonderung, die Entleerung, die Strömung, der Stoffwechsel wird von neuem beschleunigt bis die frühere Höhe wieder erreicht ist (Erstarkung, Verjüngung),*®) und dies um so leichter, je geringer die Erstarrung, Involution und Überreizung war, die, wie wir wissen, bei der Spätreife (und den ihr verwandten Stufen, den Bathysmoiden) am stärksten, bei der Frühreife aber (wo sie sich namentlich in einer Beschleunigung der Reaktions- akte aussprechen wird) in dem Maß ihrer Ausprägung geringer bis unbedeutend ist {vgl. Stud., S. [157]). Die Umwandlung, welche das Empfindungselement erleidet, ist selbstredend ganz von der umgebenden Außenwelt ab- hängig. Nun wissen wir, daß letztere in den meisten Fällen eine mehr oder minder große Wandlung erfährt, insofern das kindliche Tier wie der Mensch zuerst in einem beschränkten Gesichtskreis lebt (Welt der schwachen und einförmigen Reize), der sich im Lauf der Zeit, wenn schon nur subjektiv, allmählich erweitert (Welt der starken und mannigfachen Reize). Mit dieser Erweiterung, mit der Vermehrung der äußeren Eindrücke (Erfahrungen) kann nun aber das körperliche wie das psychische Leben des Individuums niemals ganz gleichen Schritt halten, um so weniger, je enger der Kreis bisher gewesen: auch psychisch trifft es unter den Eindrücken, die ihm begegnen, eine gewisse Auswahl, beschränkt sich auf eine geringe Anzahl derselben, um so mehr, je fremder sie ihm sind. Je mehr es jedoch Frem- des aufnimmt,!?) desto mehr sprechen wir von einer auf- 17) Die Stockung ist hier natürlich keine ‚absolute‘, wie bei der Spätreife, die Strömung ist nur sehr verlangsamt (wobei das Material zu den Schichten geliefert wird) und außerdem rhythmisch unter- brochen. 18) Das von der Frühreife (vita minima) aufgespeicherte Material kann somit als Vorratskammer für Zeiten der Verjüngung, der Wieder- belebung dienen. 19) Dies geschieht mit jedem Reaktionsakt, z. B. dem Wimperschlag: das Element wendet sich von dem alten Eindruck ab (Repulsion) und einem neuen zu. NRezeptiv, aufnehmend, forschend verhält sich auch das konservative Element — aber nur für das ihm schon einigermaßen Bekannte (rückständige Kultur). 158 A. Kobelt, [9] bauenden, schöpferischen (produktiven — originalen, bahn- brechenden) Tätigkeit seiner Psyche, die man der physiologischen (s. oben, konstruktive Phasen) an die Seite setzen könnte. Solche Sammlungen, Zusammenstellungen, Kombinationen, Kompo- sitionen, Konstruktionen machen die gesamte Kulturarbeit im engeren Sinne aus — auch die unvollkommene der Tiere. Sie liefern die Entwürfe der künstlerischen Tätigkeit, der Dichtkunst, Tonkunst, Malerei, Bildhauer- und Baukunst, der technischen Verbesserungen (Erfindungen), die wissenschaftlichen Lehr- | gebäude (Systeme), mit einem Wort, die praktische Verwertung der durch flüchtige Anschauung wie durch gründliche Unter- suchung gewonnenen Ergebnisse für die durch die herkömm- liche Übung (Schablone) unbefriedigten Bedürfnisse, sowohl diejenigen der ganzen Menschheit oder größerer Kreise als die ‚individuellen im alltäglichen Leben. Ihrer ausgesprochen weiterschreitenden Natur wegen ist diese Tätigkeit auch vorzugsweise die des reifen Mannes, im Gegensatz zu dem Heer ungeachtet ihrer ‚Kräfte‘ zaghafter, feiger, spätreifer, zurückgebliebener, mehr jugendlicher und weiblicher Individuen; und da sie sich meist auf die Anordnung der nötigen Maßnahmen, welche unausgesetzt die größte Auf- merksamkeit und Umsicht erfordert, beschränken, die Aus- führung aber in andere Hände legen muß, wird ihr Träger außerdem — ebenso dem körperlichen Organismus entsprechend, s. Anm. 3 — zum leitenden Führer, zum befehlenden Kopf (Monoeurysma. Oberhaupt, caput, chef)2°%) und Herrscher ‚*) im Gegensatz zu der blinden Körperkraft und der fast rein mechanischen, automatischen, schablonenhaften Geistestätig- 20) Überreizungen bei der rückschrittlichen Reife, Reiz im Über- gewicht (Stud., Anm. 112). 21) Wohl zu unterscheiden von dem Unterdrücker, dem ‚Despoten“ (Emporkömmling) in der rückständigen Kultur, der im physiologischen Sinn dem Aktinom (Monobathysma. Absolutismus der Sinneseindrücke. Reflextätigkeit) entspricht (s. Anm. 2), gegenüber dem Pariah, der das amphig. Sphärom darstellt (Anm. 3), hier aber gleichfalls eine andere Rolle spielt, insofern er sich der Frühreife nähert (s. unten). |) Bi © [ro] Die höhere Reife und ihre Tätigkeit. I59 E keit (Tretmühle)??®) der breiten Massen, die bloß das voll- ziehende Werkzeug, die dienenden Glieder darstellen, und '" deren Arbeit allmählich anderen Faktoren mit den Eigenschaften der Spätreife (rückständige Menschenrassen, Tiere, zuletzt die elementare Natur — Maschine, Automat, oft mit Ausartung: Hyperspezialisation) übertragen wird. Wie nämlich im Natur- leben beim Larventypus die Weibchen, beim Reifetypus dagegen die Männchen an Zahl überwiegen, so wächst auch bei der Werterentwieklung der Kultur die Zahl der Früh- reifen,*) sinkt die der Spät- und Unreifen, da auch die Jugend schon reifer ist. Hier wird somit das Stadium der Jugend und das (unreife) weibliche Element unterdrückt, wäh- rend bei rückständiger Kultur (Urzustand), beim Typus der Spät- und Unreife (wohin u. a. auch der Bienenstaat gehört), der um- gekehrt bei Rückgang der höheren Kultur wieder zunimmt, die Unterdrückung des (reifen) männlichen Elementes und des rüstigen Alters, des „green old age‘ der höheren Reife sehr bezeichnend ist. Die steigende Empfindlichkeit der letzteren gegen alle widrigen und verderblichen Eindrücke bringt es end- lich mit sich, daß alle Übelstände möglichst frühzeitig be- kämpft werden: es wird Prophylaxe geübt gegenüber der schwerfälligen, träge reagierenden Korrektion der niederen Kultur. Je enger der Gesichtskreis noch geblieben, desto sicherer werden nur wirklich verwandte oder zusammengehörige Vorstellungen miteinander in Verbindung gebracht; je weiter 22) Optimum der Reizung bei der fortschrittlichen oder Spätreife, die aus der Unreife des Larvenstadiums hervorgeht, wo die Materie im Übergewicht ist (Stud., Anm. 112). 23) Mit dem Eintritt der schöpferischen Tätigkeit entfernt sich das Individuum immer mehr von der Spätreife (der Jugend), womit der Vorzug der letzteren, die verbrauchende mechanisch tätige Kraft — wie überhaupt die durch Einübung (Abhärtung) erworbenen Fertig- keiten — von Körper und Geist immer mehr zurückgehen (Enthalt- samkeit von jedem Reiz: Verzicht auf Arbeit [Müßiggang], aber auch auf Genuß [= leichte Arbeit, die wegen der zunehmenden Hyper- | äasthesie ebenfalls als schmerzhaft, als schwer empfunden wird], Entnervung, Verweichlichung, Vergeistigung). cs 160 A. Kobelt, Die höhere Reife und ihre Tätigkeit. [11]! hingegen derselbe geworden, desto mehr wächst die Gefahr, daß Vorstellungen ganz entgegengesetzter Art zusammengefaßt werden. In der Tat endet ja, wie bekannt, die hohe Begabung geistreicher, witziger, genialer Menschen nur zu häufig in | geistiger Umnachtung, vollständiger Verwirrung und Ver- | blödung, die großenteils in diesem sprungweisen Vordringen ihren Grund hat. Daher ist mit Recht vor einer übermäßigen Ausdehnung des Wirkungskreises zu warnen, wenn es auch andererseits natürlich ebenso verfehlt sein würde, denselben | allzusehr einzuschränken und jede ungewöhnliche Erweiterung des Blickes (comparaison n'est pas raison) sofort als geistige Entartung zu brandmarken. Noch droht ein anderes Verhängnis. Je mehr Eindrücke aufgenommen werden, desto mehr häufen sich schließlich die Überreizungen, ein Zustand, dessen physiologischer Aus- druck das extreme Synthema, die Überreife (vgl. Anm. 23) ist, in der Kultur die Überfeinerung *) — eine abschüssige Bahn, vor welcher nur ein Rettungsmittel schützen kann: die Mäßi- gung der Schritte. 2) Ein monströser Auswuchs dieser Richtung ist die übertriebene Verachtung des ganzen bathysmatischen Prinzips als eines veralteten, überwundenen Zustandes, wie sie oft in Republiken, beim Ultra- sozialismus sich findet. Berichtigungen zu der Studie Jg soıı za, S. 244, Z. 12 v. o. nach Säugetiere), ist einzuschalten: des schotti- schen Blackheadschafes. — S. 271, Z. 5 v.o. lies: Sylvien. — S. 209, Z. 6 v. o. nach Deilephila ist einzuschalten: und’ CatecalaTeleeiz, promissa). — S. 358, Z. ı9 v. u. lies: trotzdem selbst. — S. 365, Z. I5 v.o. und weiterhin lies: Oltmanns. — S. 367, Z! 14 v. 0. lies: PIEPERS. — S. 389, Z.7 v. u. lies: —, als. — S. 393, Z. ı8 v. o. lies: Haliaötus. — 5.398,’Z. ıo v. o. lies: polygenes"Eurysma; Z’ rr%v. m. hesen die —9.401/:Z. 7.v:) u.0lies2 Vorgang, was. " Von. ‚Professor Dr. A NATHANSOHN Broschiert Mark 9.— In Öriginalleinenband. Mark a E ‚der Organe erst in einem späteren. Teil’des Buches erhält;:und so muß: ihm‘ viel von den schönsten Erfolgen des wissenschaftlichen Fortschritts‘ vorenthalten bleiben. 'Dadurch, :daß' | ferner die ‚Ökologie nicht abgetrennt, sondern in das Ganze hineinverwoben wird, erhält 4 Re der bei seinem Unterrichte " "seinen Schülern ‚nicht mehr eine Menge von Einzelkenntnissen vermitteln, sondern ihnen - das Verständnis für das Leben der Pflanze in der Natur erschließen soll. ‚Aus diesem ‚Pro-- " gramm hat sich die Disposition des Stoffes von selbst ergeben. Das Pflanzenleben ist ziemlich. 7 Kr ‚scharf i in zwei Phasen gegliedert: vegetatives Leben und Fortpflanzung, und.diese Phasen sind in getrennten Abschnitten 'behandelt. Einem jeden von ihnen geht die ‚Darstellüng' ‘der dafür wesentlichen Funktionen: voraus.: ‚Daß. diese Darstellung. namentlich beim: „vege-: - auch der in der Schule‘ ‚tätige Lehrer vielfache: * un Leben“ etwas ausführlicher würde, ‚war ‚unbedingt nötig, denn ohne, vertiefte s 4 DIE HEFEPILZE ihre FE Orpauisntioie Physiologie, Bi ologie und Systematik, sowie ihre | Be „Das ee ereichnete. Birch erleichtert. es jedem. sich ‚eingeherider mit! er Adam ‚Erscheinungen. ihrer. Biologie‘ und Ph 'siologie. Zu befassen. ' Das Werk bietet ‚eine ein- Hefen an das Tageslicht gefördert: haben: Bei der großen Bedeutung, welche die Hefe. cu Eee ww be "a ”’% n ri - ar SE TER Fe ER N Es nn SE ap DI SET u x ot 2 1 ” y - a; ” “ E zu ze c 2 12 x) aA & N “ da ln ar nn u Et en ea nee PT EINE gi A c BISERtEN, und‘ erhöhen den Wert desselben.” Hopfen- und ‚Brauerzeitung. Nr. 32, R AH, Zentralblatt für: Pharmazie und: Chemie. Nr.. 17: » IV. Jahrg: » sing des er ‚Gebietes geliefert wird.“ ‚Berlin. G. Lindau. Deutsche Diterakzeihing. Nr as. 11908. auch für den Gärungstechniker: bezeichnet werden.“ RER | ms Seiten und: 394. Abbildungen mit: 3 farbigen und 5 schwarzen Tafeln In en Lehrbnck der: allgemeinen Botanik ‘hat Verfasser- sich: ‘von. dem seit langem fest- 6 * gehaltenen Gebrauch entfernt, den ‘Stoff in Anatomie, Morphologie und Physiologie ein- Be Ada und die Ökologie, die die Beziehungen. ‚der Pflanze zur Außenwelt behandelt, ab- FE zutrennen.. Diese Einteilung hat vor der getrennten Darstellung von Anatomie, Morphologie , FB “und hysiologie vieles voraus. Denn bei dieser Trennung. wird unvermeidlich der Ban der Pflanze: fast rein. deskriptiv behandelt, weil:der Lernende eine tiefere Einsicht in die Funktion - insicht in die Art. und Weise, wie "Kohlensäure, Wasser und. Mineralsalze. erworben‘ 2 Ss verarbeitet wird, ist jedes, Nerständnis für Bau und Leben, der Paasaet anagNeh, | u nn senenesueonoenennsannnee DONDNOHO Booonsnesunsnneennannene _VERLAG von QUELLE ® MEYER, Leiezie | 3 I ..der Flefepilze, ihrer‘ en und ihrer Entwicklung und: den überaus interessanten | e . heitliche Darstellung aller Errungenschaften, welche die modernen Arbeiten über die. A ; für die tägliche Praxis und für die Wissenschaft besitzt, ist dies em ‘sehr verdienstyolles N "Unternehmen. Auch eine Reihe eigener Versuche des -Verfassers sind in dem Buche’ 4 „Wir können aeR Theoretikern ‚wie den Praktikern das Buch‘ aufs beste empfehlen,“ et weil hier zum ersten Male eine‘ ‚umfassende und: zusammenhängende Dar-, 1 „Däs EEE Buch kann als wertvoller Behelf‘ sowohl, ‚Aür. den ‚Mykologen, als ; i ir din: Zeitschrift ‚für das: iahıdwirtschaftliche Versuchswesen. in Jahrg, oe * a,“ Ma LOL ERS EB OTTO BET RATE RES A OB AERO TR ERLASSEN ACTA en | „so... os yuunn FIRE EIEN U En nn E55 ar A ch enoeseen 2 .o Bedeutung als Gärungsorganismen. » Von Prof. Dr. F.G. KOHL |9 va u. 343 Seiten. 8 Taf. ‚Zahlr. Abbild. ‚Brosch, M.ı12— ‚Geb. M.13.— 19 Ar ee - Be oe 8 RUspRang 126 ©. u. 99 Abb. im Tert Gh. M. 1.80. Sn we Es ift eine bekannte Crfaheung, daß wir befonders von. ben Produkten über: feeifcher Fänder oft nur die ‚Namen Fennen, aber nichts von Ihrer Herkunft, Gewinnung und Verwertung. Diefem. Mangel fucht Die vorliegende Arbeit ‚abzuhelfen. Sie bietet Schilderungen wichtiger ausfändiicher Kultur- und Nupflanzen, befchreibt die Gewinnung, Verarbeitung und wirtfchaftliche Be ‚Deutung der von diefen Gemächfen ftammenden. Produkte. u. dgl. mehr. Unfere - Kolonien, die fich ja erfreulichermeile in fteigendem Maße an der Lieferung wertvoller Pflanzenprodußte beteiligen, find befonders berücfichtigt. So ine diefes Buch Dazu: beittagen, den großen Wert von Kolonien für das Mutter- I Jans: u, zeigen. und Da. bie eamen, RUN. Beftrebungen. a Kat 4MA ans mo am as zu same De zesyuumes: vr N BIOLOGIE DER TIER Von Prof. Dr. R. v. Hanstein 420 Seiten mit 4 farb. und 10 schwarzen Tafeln sowie ahlrichbit ae ge ‚Broschiert M: d ‚In ‚Originalleinenband M. a N . Ds Buch bietet, ohne besondere Fachkenntuiese vorauszusetzen, er ‚Leser. a -. bild des Tieriebens. ‚Nachdem in einem einleitenden Abschnitt die wesentlichen. gemein- samen Züge, der lebenden Organismen und die charakteristischen Verschiedenheiten. berisch und pflanzlichen Lebens behandelt sind, folgt eine Erörterung aller der Erscheinungen, di ‚di das Leben des einzelnen Tieres zeigt. "Bewegung, Stoffwechsel und ‚Reizbarkeit; Stütz- ' Schutzvorrichtungen, Fortpflanzung, Entwicklung und Regeneration. in den. verschie : Formen, wie sie die verschiedenen Stämme. und: Klassen. des Tierreichs uns erkennen Is werden besprochen. Den. Schluß dieses ersten -Hauptteils bildet ein ‚Kapitel über Fa und Leuchtorgane. Der zweite Hauptteil behandelt das Tier als Glied der Gesamtr Es folgen weitere. Abschnitte, | die die’ Beziehungen zwischen Tier- ‚und ‚Pflanzenwelt ; zwischen Tieren gleicher und verschiedener Art behandeln, Gattenverhältnis und Bru fle; Herdengemeinschaft und: Staatenbildung. einerseits, die verschiedenen als Kommensali Parasitismus und Mutualismus bekannten Formen tierischer. ‚Symbiose andererseits. we an Beispielen erörtert. "Vom Begriff der Biocönose ausgehend, werden. diejenigen. tie Eigentümlichkeiten behandelt, die ein biologisches Verständnis der geographischen Verbie ermöglichen. : Ein Schlußkapitel gibt. einen Ausblick auf das ‚Gebiet der. Kalaıkı VERLAG VON QUELLE & MEYER IN LEIPZIG GESEWRERSRS-USCHREEFERERRRGR m Da Neumann Alb. Hi Leinzie, RE er Lu Su END \EHEEKGEEEEN. \OHERSEHEEED \OEEENGEENGED VERDIENEN VORNE EEE CD EN SITE - IE 3 ee | Koran mit besonderer I a e ‚Sitgungsberichte. des Natu Dan senschaftlichen " R "Sachsen. und. ie a ae & I } | HeMeen ne ala s - Von Dr. N N :C. MÜLLER Prof. ger, Botanik a. .d, Kal Forstakademie in. Münden ® u va ist nicht möglich, EN nur "annähernd a Bil von dem’ BR a ‘2 der scharfsinnigen Arbeit zu geben. ' Der allgemeine Gesichtspunkt, De ‚den Verfasser leitet, ist der, die Methoden ausfindig zu machen, wonach. si ein. vollständiges Bild der" ‘Bakterienflora eines Wassers; Leichenteiles ı USW (Verfasser nennt. diese Ausgangssubstanzen „Ursubstanz“) ermitteln. 1äß Dazu bietet,sich nun hauptsächlich ’die Fraktionierung. Dies ‚der Ursubstanz auf mehrfache Art vorgenommen werden, z, Närme, Alkoholzusatz usw: Besofidere ‚Beachtung‘ verdient die e Stichii Impfung mittels. Glasnadeln, wobei die Nadeln im Kultursubstrat verbleiben. Dies laßt s auch bei Untersuchungen, Fin nicht von den Gesichtspunkten des Verfassers ‚ausgehen, in Anwendung ‚bringen; Weiter verdient Ben ‚die Kultur IF "auf. “gezerrten. Gelatinestreifen und. die 'sich anschließende nn lariskopisch Fi Untersuchung. ‚Über das Wachstum der’ Kolonien und die Einwirkung der Bakterien auf das. Nährsubstrat stellt Verfasser ‚theoretische ‚Betrachtungen . ‚an, die.auf physikalischer Grundlage beruhen. ‚Der größte, Teil d "Arbeit 1 ist der praktischen Durchführung der entwickelten Gesichtspunkte an vielen‘ ‚Beispielen gewidmet.‘ Diese zum Teil äußerst mıihevollen Untersuchunge "werden durch ‚dje 40 Tafeln‘ mit ihren zahlreichen Figuren wirksam illustri % EN E "Justs Jahresberich i Gegebene Method ederF aktioni durch die. Wärme — Aus dem Inhalt: dem Inhalt: Gene en Moden Matte Leichenpartikel imd Gesteinstrümmer. Wasseruntersuchung: : Be der. NAROIEDI Eng HEIER, Abwechsiung der. Nährsubstrate, Parallelversuch über das Fortschrei en ein u Bazillen Verdrängung des Bacillus monachae durch. Bacterlam ‚monachae, - Dan und ZooJöa, } Die von. Sachs’schen Emulsiönsfiguren. Der Kulturbelag: der: ‚Rein- ‚und "Mise kulturen. Di- agnose des ei ‚oder Zoolöa. : Durchführung einer. een ‘E eS , mehr ‚Betrachtu tungen. N, 08 en ck v7 Zeitschrift für Naturwissenschaften. Bd. 84. Tata | Die Wohnstätten von Arabis alpina bei Ellrich. | fi: [4 5 u, nn, Die psychophysische Teleologie Paulys und die Zufallslehre. Von H. Kersten. Schier proteusartig erscheint die Gestalt des Vitalismus, mit dessen Charakteristik wir uns wiederholt in dieser Zeit- schrift beschäftigt haben. An die Stelle der vis vitalis, welche der ältere Vitalismus annahm, haben die Vitalisten unserer Tage andere und wieder andere Prinzipien zur Erklärung der Lebenserscheinungen gesetzt; wir erinnern nur an die ‚„Ente- lechien“ von Driesch und an Reinkes ‚Dominanten‘“. Gemeinsam bleibt indes allen vitalistischen Theorien die teleo- logische Tendenz. Das heißt, diese Theorien repräsentieren ebenso viele Arten von Teleologie. Die neueste Form nun, in der sich der Vıitaliısmus darstellt, ist die, welche ihm der Münchner Zoologe Pauly gegeben hat.!) Pauly ist Neovitalist, sofern er es als „logische Nötigung‘ ansieht, die organische Zweck- mäßigkeit durch ein ‚„animistisches Prinzip“ zu erklären; er ist Teleologe, sofern er dieses Prinzip als ‚zwecktätige Ursache‘ im Organismus wirksam sein läßt. Und wie er in der Physiologie die mechanistische Auffassung des Lebens nicht gelten lassen will, so bekämpft er in der Entwicklungslehre den Darwinismus und tritt für eine Erneuerung resp. Weiterbildung der Theorie von Lamarck ein. Aus letzterem Grunde ist er Neolamarckianer. Die Tendenz seines Buches über ‚„‚Darwinismus und Lamarckis- mus‘ kündigt sich schon durch den Untertitelan: ‚Entwurf einer psychophysischen Teleologie“. Wie aber vorweg bemerkt sein 2) Darwinismus und Lamarckismus. Entwurf einer psychophysischen Teleologie von Dr. August Pauly, ao. Prof. der angewandten Zoologie an der Universität München. München 1905. Zeitschr. f. Naturwiss. Hallea.S. Bd. 84. 1912/13. II 162 H. Kersten, [2]. mag, unterscheidet sich diese Teleologie in mehreren Stücken sehr wesentlich von dem, was man sonst unter Teleologie ver- steht oder was sich dafür ausgibt. Wir werden hierauf bei der näheren Besprechung der Lehre Paulys an den betreffenden Stellen zurückkommen. | I. Pauly nimmt seinen Ausgangspunkt von dem Begriff der Zweckmäßigkeit. Dieser Begriff, sagt er, umfaßt „als das | wahre Abzeichen des Lebens in steigender Manifestation von unten bis oben die ganze organische Natur, uns selbst mit allen unseren Werken“. Er unterscheidet dabei ein natürliches Zweckmäßiges: Organe des Körpers, physiologische Leistungen, Handlungen und Gedanken, und ein künstliches: die mannig- fachen Erzeugnisse menschlicher (und zu einem kleinen Teile auch tierischer) Tätigkeit, welche zu bestimmten Zwecken hergestellt sind.!) Beides, das natürliche und das künstliche Zweckmäßige, fällt für ihn unter einen Begriff, sofern er auch das natürliche Zweckmäßige seinem Dasein nach durchgängig als bezweckt ansieht. | : Nun ist freilich die Ansicht nichts Neues, nach der die mancherlei Einrichtungen am Organismus, die seine Existenz unter bestimmten Lebensbedingungen ermöglichen, hierzu eigens durch eine zwecktätige Ursache geschaffen sein sollen. Aber so oft diese Ansicht aufgestellt wird, so oft fragt es sich auch wieder, ob sie wirklich berechtigt oder gar notwendig ist. Dieses allgemeine Problem, das uns hier entgegentritt, aus- führlich erörtern wollen, hieße nichts anderes, als die ganze Streitfrage zwischen Vitalısmus und Mechanismus aufrollen. Das liegt nicht in unserer Absicht, uns interessiert diese Streit- frage jetzt nur soweit, als Paulys Theorie einen eigenartigen Lösungsversuch darstellt. Zudem haben wir zu der qu. Kontro- verse in dieser Zeitschrift wiederholt Stellung genommen; wır 1) Streng logisch genommen müßten bei einer Unterscheidung von verschiedenen Arten des Zweckmäßigen die Handlungen, die Gedanken und die künstlichen Erzeugnisse auf die eine Seite zu stehen kommen, auf die andere Seite aber die Organe und deren physiologische Leistungen. Denn der Begriff des Zweckmäßigen bezieht sich ursprünglich auf die erste Kategorie und ist dann von dieser auf die zweite übertragen worden. I | [3] Die psychophysische Teleologie Paulvys. 163 fanden, daß den Gründen, die der Vitalismus zu seinen Gunsten geltend macht, die angeblich zwingende Logik keineswegs innewohnt. Zunächst werden wir den Begriff der Zweckmäßigkeit, der für die Wissenschaft vom Leben, wie Pauly mit Recht bemerkt, „das Zentrum der Frage‘ ist, etwas näher ins Auge fassen müssen. Man hat den Organismus soundso oft mit einer Ma- schine verglichen, und das ist ebensowohl von teleologischer wie von mechanistischer Seite geschehen. Während dieser Ver- gleich in gewissen Punkten ganz zutreffend ist, läßt er sich doch in anderen nicht durchführen; letzteres gilt z. B. hin- sichtlich der Ernährung, des Wachstums und der Fortpflanzung, . die ja für eine Maschine nicht in Betracht kommen. Und dann wissen wir von den Teilen einer Maschine, daß jeder einzelne durch menschliche Intelligenz zu dem speziellen Zwecke, den er im Getriebe des Ganzen erfüllen soll, erdacht und geschaffen ist. Erfüllt er diesen Zweck, funktioniert er also seinem Zwecke gemäß, so nennen wir ıhn eben zweckmäßig. Ebenso nennen wir dann die von ihm ausgeführten Verrichtungen zweckmäßig. Unsere Gewißheit über die Entstehungsart dieses künstlichen Zweckmäßigen ist eine solche, ‚die durch keine Hypothese aus den Angeln gehoben werden kann,‘ darin hat Pauly gewiß recht. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Daß dagegen irgend- ein solcher Teil des Organismus, den man als Organ zu be- zeichnen pflegt, in dem gleichen Sinne zweckmäßig sein soll, daß er mit seiner Funktion im Dienste des Ganzen dem be- sonderen Zwecke entspricht, für den ihn eine ‚zwecktätige Ursache‘ geschaffen hat, das ist bestenfalls eine Hypothese, und diese kann durch eine andere Hypothese aus den Angeln gehoben werden. Wenn also der Begriff des Zweckmäßigen in einwandfreier Weise auf das Organische angewendet werden soll, so muß er jedenfalls so gefaßt werden, daß er nur Tat- sächliches zum Ausdruck bringt. Dies tut er aber nur, wenn | unter „zweckmäßig“ einfach etwas verstanden wird, was ge- eignet ist, die Existenz des Individuums oder der Spezies zu sichern. Zweckmäßig bedeutet dann soviel wie nützlich. Erst wenn der Begriff der organischen Zweckmäßigkeit in diesem EL> 164 H. Kersten, [4] : rein beschreibenden Sinne gefaßt wird, wobei über die Ursache der Zweckmäßigkeit eben gar nichts ausgesagt wird, kann er objektive Geltung beanspruchen. Auch der Mechanist bestreitet natürlich nicht die Tatsache, um die es sich hierbei handelt, daß die Organe mit ihren Funktionen den Organismus unter gewöhnlichen Umständen existenzfähig zu erhalten vermögen. Diese Tatsache ist eine solche, die sich im Grunde von selbst versteht. Denn wenn die Organe das nicht vermöchten, könnte es einfach einen Organismus, wie er einmal ist, nicht geben. | Mit der Tatsache, daß der Organismus existiert, ist ohne weiteres die andere gegeben, daß die Organe seine Existenz zu sichern vermögen. Was einmal tatsächlich existiert, gleichviel wie es entstanden ist, muß natürlich eo ipso existenzfähig sein. Daraus also, daß die Organe mit ihren Funktionen die Eigen- schaft haben, das Leben des Organismus zu erhalten, folgt noch nicht, daß sie durch eine ‚„zwecktätige Ursache‘ geschaffen sind; sie müssen diese selbstverständliche Eigenschaft auch haben, wenn sie rein mechanisch entstanden sind.!) Der Gebrauch des Wortes „‚Zweckmäßigkeit‘“ ist ja in der mechanistischen Biologie einigermaßen verpönt und wird gern umgangen. Aber schließlich ıst dies Wort nur ein kurzer und auch ganz prägnanter Ausdruck, um die besprochene Eigen- schaft der Organe zu bezeichnen, und man hat nicht nötig, auf den Gebrauch desselben deswegen zu verzichten, weil so vielfach mit seiner Bedeutung die Idee einer finalen Ursache der Zweckmäßigkeit verbunden worden ist. Selbst ein so streng mechanistisch denkender Forscher wie der Botaniker Sachs nimmt das Wort in Schutz gegen solche ‚Fanatiker“, die es „womöglich ganz aus der Sprache verbannen möchten“. 2. Wir kommen jetzt auf die Stellung zu sprechen, die Pauly der Darwinschen Zufallslehre®) gegenüber einnimmt. Für 1) Vgl. den Artikel des Verf.: Die ‚postvitale‘‘ Erklärung der orga- nischen Zweckmäßigkeit im Darwinismus und Lamarckismus. Bd. 74 (5-44 a)kdieser? Ztsehr: 2) Den Ausdruck ‚‚Zufallslehre‘‘ zur Bezeichnung der Selektions- theorie, den Pauly anwendet, gebraucht auch der Zoologe Boveri. | [5] Die psychophysische Teleologie Paulys. 165 Pauly steht von vornherein fest, daß das organische Zweck- mäßige auch ein Bezwecktes ist. Daher seine heftige Polemik gegen die Selektionstheorie Darwins. Mit dieser, meint er, hat unsere Zeit fälschlich eine Lösung des Lebensrätsels zu empfangen geglaubt, und zwar eine solche in ihrem Sinne, ‚durch die das Lebendige, welches durch den Vernunftgehalt seiner Erschei- nung jeder mechanischen Auflösung widerstrebt, als ein Mecha- nisches erkannt, in das automatische Getriebe des Weltganzen eingestellt schien.“ Sein Kampf gilt der Selektionslehre vor allem deshalb, weil sie den Zufall ‚als Baumeister‘ des Organismus, „als Produzent des Zweckmäßigen und somit als Weltkünstler‘‘ auftreten läßt, ihn, ‚dem bisher,‘ wie er sagt, „niemand auch nur die kleinste Kunstfertigkeit zugetraut hatte‘. Ohne auf die Details der von Pauly an der Selektionstheorie geübten Kritik hier eingehen zu können, fassen wır nur das Allgemeine und Grundsätzliche ins Auge. Pauly gehört nicht zu denjenigen Antidarwinianern, die sich auf irgendwelche metaphysischen Annahmen stützen und den Zufall als solchen überhaupt nicht gelten lassen wollen, er zeigt sich vielmehr als reinen Empiristen; aber er gehört zu denjenigen, die die Be- deutung des Zufalls unterschätzen und verkennen. Hat indessen der Zufall wirklich so wenig zu bedeuten in der Welt? Wenn man sich auf den rein empirischen Standpunkt stellt und unter ‚„Zu- fall“ das nicht beabsichtigte und nicht vorausbe- stimmte Zusammentreffen von Tatsachen versteht, die verschiedenen und untereinander nicht zusammen- hängenden Kausalreihen!) angehören, die sich also Bezusagen von Haus aus gar nichts angehen, die dann aber in irgendwelche Beziehungen zueinander treten und dadurch bestimmte Wirkungen im Ge- folge haben, so gibt es jedenfalls in jedem Moment des Welt- 1) Unter einer Kausalreihe ist eine Reihe von kausal verknüpften Tatsachen zu verstehen, derart, daß jedes Glied der Reihe als die Wirkung eines vorhergehenden und als die Ursache eines nachfolgenden Gliedes erscheint. 166 a: Kersten, [6] verlaufes eine unbegrenzte Zahl. von Zufälligkeiten.!) Denn unzweifelhaft vermögen wir ın unzähligen Fällen bei Tatsachen, die zeitlich und örtlich zusammentreffen, irgendwie in Konnex. treten und dadurch bestimmte Folgen haben, auf empirischem \Wege keine Absicht zu erkennen, durch die sie zusammen- geführt würden, noch ein kausales Verhältnis zu entdecken, durch welches ıhr Zusammentreffen von vornherein schon be- dingt wäre. Kurz gesagt, es ist keinerlei Zusammenhang er- sichtlich.?2) Und nach der Anschauungsweise, die sich bloß an das empirisch Erkennbare hält, wırd eben einem Urteil soweit, aber auch nur soweit objektive Geltung zugeschrieben, als es auf sicherer Erfahrungserkenntnis beruht. Danach kommt auch dem Zufall ın dem angegebenen Sinne Realität zu. Die in jedem Augenblick eintretenden Zufälligkeiten nun, und das ‚Ist hier das Wichtigste, sind ın ihrer Gesamtheit jedesmal mit- bestimmend für den Folgezustand des Weltganzen und tragen das Ihrige zur Gestaltung des stets wechselnden Weltbildes bei. Diese Überlegung aber speziell auf die Organismenwelt bezogen, zeigt uns jedenfalls, welch großen Einfluß der Zufall auf das organische Geschehen haben kann, und läßt immer- hin die allgemeine Möglichkeit erkennen, daß der Zufall auch eine Rolle in dem Sinne spielt, wie Darwin will. Wir haben da die Organismen mit ihren Eigenschaften einerseits, mit ıhren Existenzbedingungen andererseits. Die Eigenschaften sind unter normalen Verhältnissen den Existenzbedingungen t) Bei dieser Definition handelt es sich gewissermaßen um einen werk- tätigen Zufall. Der Begriff des Zufalls ist damit nicht erschöpft. In- dessen brauchen wir uns auf eine weitere Erörterung desselben hier nicht einzulassen. Wir halten uns an die oben gegebene Definition, die für unseren Zweck allein in Frage kommt. Wir denken auch, daß dieselbe der Auffassung Paulys entspricht, die er vom Zufall hat. Er selbst hat es ja unterlassen, eine Definition zu geben. Gleichwohl muß es im Interesse einer exakten wissenschaftlichen Untersuchung liegen, den Zufallsbegriff genauer zu bestimmen und sich nicht damit zu beruhigen, daß derselbe allbekannt und jedermann geläufig sei. Es gilt auch, etwaigen Mißverständnissen vorzubeugen. 2) Wir werden uns noch öfter kurz in dieser Weise ausdrücken, wenn wir vom Zufall zu reden haben. P: [7] Die psychophysische Teleologie Paulys. 167 angepaßt. Aber die einen sowohl wie die anderen können sich ändern. Die Abänderungen der Eigenschaften, die Variationen, entstehen teils am fertigen Organismus, teils sind sie angeboren. Und speziell die letzteren sind es, welche für die Selektions- theorie in Betracht kommen. Unter diesen wieder sind es die „individuellen Verschiedenheiten‘,!) denen Darwin die größte Bedeutung beimißt, ‚‚weil sie oft vererbt werden“. Trifft es sich nun, daß dauernde Änderungen der Lebensbedingungen stattfinden, und daß zugleich solche angeborene Variationen auftreten, die. ihren Besitzern unter den neuen Verhältnissen den konkurrierenden Artgenossen gegenüber irgendwelche Vor- teile im Kampfe ums Dasein gewähren, so vollzieht sich die natürliche Zuchtwahl: ‚die Erhaltung günstiger individueller Verschiedenheiten und Abänderungen, und die Zerstörung jener, welche nachteilig sind‘“. Die vorteilhaften, zur Sicherung der Existenz geeigneten und in diesem Sinne zweckmäßigen Eigenschaften bleiben von selbst übrig, da alle unvorteilhaften, unzweckmäßigen, sich einfach unmöglich machen. Auf die Weise stellt sich das gestörte Anpassungsgleichgewicht ganz mechanisch wieder her. Ein Werk des Zufalls aber ist das Zweckmäßige soweit, als der Eintritt neuer Lebensverhältnisse und das Auftauchen von Variationen, die unter diesen Ver- hältnissen nützlich werden, in keinerlei Zusammenhang stehen und nur zeitlich und örtlich zusammenttreffen. = Nun braucht man freilich nicht alles Zweckmäßige auf Rechnung des Zufalls zu setzen und die natürliche Auslese als einzigen Weg gelten zu lassen, der zur Entstehung des Zweck- mäßigen führt. Darwin selbst hat dies nicht getan, wie er durch Aufstellung mehrerer Hilfsprinzipien neben dem Hauptprinzip der Selektion bewiesen hat. . Und Boveri fragt:?) ‚Ist es wirk- | lich eine so untrügliche Stimme, welche nach einem einheitlichen Erklärungsprinzip verlangt?“ In der Tat ist der Nachweis bis 1) Darwin bezeichnet damit die Charaktere, bezüglich deren die von gleichen Eltern abstammenden Individuen von Geburt an untereinander mehr oder weniger verschieden sind. | 2) Boveri, Die Organismen als historische Wesen. Akademische Festrede. Würzburg 1906. 168 H. Kersten, ; [8] : heute noch nicht erbracht, daß die Entstehung der organischen Zweckmäßigkeit nur auf eine einzige Art zu erklären sei.!) Von : der Selektionstheorie hat sich nachgerade herausgestellt, daß sie allerdings in vielen Fällen zur Erklärung zweckmäßiger Einzelheiten unzulänglich erscheint. Auch lassen sich gewiß | mancherlei theoretische Bedenken allgemeinerer Art gegen sie geltend machen. Aber deswegen braucht man sie noch nicht in Bausch und Bogen zu verwerfen. Falls man nicht überhaupt die Existenz des Zufalls grundsätzlich bestreitet, so ist gewiß i kein „logischer Zwang‘ ersichtlich, die Theorie etwa lediglich schon wegen der Rolle, die sie dem Zufall zuteilt, für unannehm- bar zu erklären. Dazu wäre man erst dann genötigt, wenn sich die völlige Unmöglichkeit dieser Rolle erweisen ließe. Und das dürfte schwer halten angesichts des Umstandes, daß der Zufall ‚tatsächlich in unendlich mannigfaltiger und vielseitiger Weise bei dem organischen Geschehen mitwirkt. Um einen Fall anzu- führen, der diese Mitwirkung gut illustriert, erinnern wir an die durch den Wind vermittelte Bestäubung bei den windblütigen (anemophilen) Pflanzen. Beispielsweise bei einer diöcischen Art, etwa einer Pappelart. Was muß da nicht alles nach Ort und Zeit zusammentreffen: vor allem müssen männliche und weib- liche Bäume da sein, die sich in solcher Entfernung und Stellung zueinander befinden, daß überhaupt der Blütenstaub von den ersteren zu den letzteren gelangen kann; dann müssen sich auf den männlichen Bäumen genügend viele Antheren öffnen, und es muß eine hinreichende Menge von Blütenstaub entlassen werden; auf den weiblichen Bäumen muß eine entsprechend große Zahl von Blütennarben zum Empfang des Blütenstaubes bereit sein; der Wind muß wehen, und zwar in bestimmter Richtung und Stärke, dabei darf es nicht zugleich regnen. Irgendein bestimmter Zusammenhang zwischen diesen vielerlei 1) Hier sei an ein Wort E. v. Hartmanns erinnert, welches "auf unseren Gegenstand Bezug hat: ‚‚Sehr oft wirken ja in der Natur mehrere Erklärungsprinzipien zum Zustandekommen einer konkreten Erschei- nung zusammen, und die Einheitlichkeit (des Prinzips) im Sinne eines Ausschlusses solcher Kooperation verstehen wollen, heißt sie völlig miß- verstehen.‘‘ Wahrheit und Irrtum im Darwinismus. Berlin 1875. [9] Die psychophysische Teleologie Paulys. I6g notwendigen Bedingungen ist nicht zu erkennen. Und sofern die Bestäubung ganz von dem richtigen Zusammentreffen der- selben abhängt, werden wir sagen dürfen, daß sie dem Zufall preisgegeben ist. Trotzdem sehen wir, daß sie im ganzen ge- sichert ist und vielfach sogar in sehr ausgiebiger Weise statt- findet. Ja, wir haben hier zugleich ein lehrreiches Beispiel dafür, daß derselbe Zufall sich selbst mit Regelmäßigkeit wiederholen kann. Daß im übrigen durch die Selektion nicht bloß zweckmäßige Eigenschaften erhalten, sondern auch kombiniert und gehäuft werden können, und daß die Kombination einer großen Zahl solcher Eigenschaften ‚sehr gut als Zufallswerk denkbar‘ ist, dies wird sehr treffend von Boveri (l. c.) ausgeführt. Hier mag nur noch eine allgemeinere Bemerkung eben dieses Forschers angeführt werden, die er zugunsten der Darwinschen Lehre macht. ‚Sobald man überhaupt“, sagt er (l. c.), „Abänderungen an den Organismen zugibt, die nicht von einem Zweck bestimmt sind, mag man sie nun Variationen oder Mutationen nennen, muß man auch die Wirksamkeit des Darwinschen Prinzips zu- geben.!) Und es gibt eine Menge zweckmäßiger Einrichtungen im Organischen, für die ich keine andere Erklärungsmöglichkeit sehe, als nach diesem Prinzip. Warum sollte auch der Zufall im Darwinschen Sinne nicht eine Rolle bei der Vervollkomm- nung der Organismen spielen, wo wir ihn doch bei ihrer Er- haltung gar oft als einen Faktor einbezogen sehen? So bei den Fortpflanzungsverhältnissen gewisser Parasiten, bei denen !) In einer Anmerkung hierzu weist Boveri auf die Bedeutung hin, welche neben den Variationen auch die Mutationen für die Selektions- theorie haben. Er meint, daß die ersteren die letzteren einschließen. Und das wird zutreffen. Denn die Mutationen, d.h. die größeren, „sprungweise‘ auftretenden angeborenen Abänderungen, durch welche de Vries die Umwandlung der Arten erklären will, und die derselbe scharf von den Variationen unterscheidet, sind jedenfalls von den Varia- tionen nur dem Grade nach, nicht dem Wesen nach verschieden, wie schon Reinke (Einleitung in die theoretische Biologie, Berlin 1901) hervorhebt. Boveri sagt inbezug auf die Mutationen sehr richtig, daß dem Selektionsprinzip eine Abänderung nur um so willkommener sei, je größer sie sei. F 170 H. Kersten, [10] nicht ein Vermögen ausgebildet ist, die richtige Wohnstätte für die Nachkommen aufzufinden, sondern dieses Ziel- durch die Produktion unermeßlicher Mengen von Keimen erreicht wird, von denen durch Zufall doch einer oder der andere dahin gelangt, wo er gedeihen kann.‘ Boveri kommt zu dem Schlusse: ‚Nicht darum also handelt es sich, wie mir scheint, ob die von Darwın aufgedeckten Agentien überhaupt zu einer zweckmäßigen Um- gestaltung der Organismen führen können, sondern nur darum, | wieviel von der Fülle organischer Zweckmäßigkeit sie zu er- klären vermögen.“ 3. Wir haben uns nunmehr näher mit der Lehre Paulys zu beschäftigen und müssen zunächst die Frage untersuchen, welcher Art denn seine Teleologie eigentlich ist. Er unterscheidet zwei sich scharf gegenüberstehende Hauptformen der Teleologie: ‚eine äußere, altruistische, welche die Ursache der organischen Zweckmäßigkeit außerhalb des Organismus sucht,!) und eine innere, welche diese Ursache in den Organismus hinein verlegt, so daß der Besitzer zweckmäßiger Einrichtungen auch deren Erzeuger ist. Von dieser zweiten Art ist nun seine eigene Teleo- logie, von der er meint, daß sie wohl am zutreffendsten eine psychologisch-egoistische oder subjektivistische ge- nannt werde.?) Er bezeichnet sie zugleich auch als eine empi- rische, da von ıhr nur eine erfahrungsmäßig bekannte, reale Ursache für die Entstehung der Zweckmäßigkeit angenommen werde. Mit ihr verglichen, sagt er, erscheinen alle anderen bisher versuchten Teleologien als ‚Fiktionen‘. Das ist auch insofern richtig, als seine Teleologie in der Tat mit einer vera causa, für die sie sich auf die Erfahrung berufen kann, rechnet, was sich von den anderen Teleologien eben nicht sagen läßt. Diese Ur- sache ıst nichts anderes als das dem Organismus immanente Vermögen zu empfinden, vorzustellen und zu wollen, welches wir aus der Erfahrung unter dem Namen der Seele kennen. !) Altruistisch, so erklärt Pauly, heißt eine Teleologie, ‚„‚deren Ur- sache nicht für sich selbst, sondern für einen andern sorgt‘. 2) „„Egoistisch in dem Sinne, daß bei ihr die Ursache in die Empfin- dung eines konkreten Subjekts gelegt wird.‘ 4 R [II] Die psychophysische Teleologie Paulys. ZI Die Seele ist es, die den Körper baut, das ist die eigentliche Quintessenz der ganzen Paulyschen Lehre. Die Seele modifiziert alte Organe und schafft neue zum Zweck der Befriedigung konkreter Bedürfnisse, und dies geschieht durch zweckent- sprechende Einwirkung auf bereits vorhandene Teile des Körpers. Es’ ist also ein psychophysisches Geschehen, dem das Zweck- mäßige seine Entstehung verdankt. Daher auch die Bezeich- nung ‚„psychophysische Teleologie‘, die Pauly für den Untertitel seines Buches gewählt hat, um auszudrücken, daß das Problem der Zweckmäßigkeitsentstehung eine ‚„psychophysische Lösung“ verlange. Eine solche Lösung erstrebt nun Pauly im Anschluß an Lamarck, dessen ganzes Verdienst er zu charakterisieren glaubt, wenn er sein Prinzip ein psychophysisches nennt. Das Lamarck- sche Prinzip, wie es gewöhnlich aufgefaßt wird, will Abände- rungen der Organisation durch die Wirkung des Gebrauchs und Nichtgebrauchs!) der Organe erklären. Aber Pauly hält diese Auffassung für unvollkommen; nach ihm ist der eigentliche Kern der Lamarckschen Lehre dieser: die Funktion bestimmt das Organ und seine Gestalt, und nicht umgekehrt das Organ die Funktion; die Funktion ist das Prius, und sie wird ihrerseits verursacht durch das Bedürf- nis. Unter Funktion ist hier ganz allgemein eine auf Be- friedigung des Bedürfnisses gerichtete Tätigkeit zu verstehen. Für Pauly handelt es sich dann in seiner eigenen Theorie um die allgemeinste Anwendung dieses Grundgedankens. Was die Anschauung Lamarcks betrifft, so denkt sich derselbe z. B., daß ein Vogel, den das Bedürfnis nach Beute auf das Wasser zieht, die Zehen seiner Füße auseinanderspreizt, um auf die Weise das Wasser zu schlagen und sich auf der Oberfläche des- selben fortzubewegen. Die Haut, welche die Zehen an ihrer Basis verbindet, soll zufolgedessen bei Wiederholung des Vor- ganges die Gewohnheit annehmen, sich auszudehnen, und soll 1) Der Nichtgebrauch der Organe hat eine negative Wirkung, die sich in der Rückbildung derselben äußert. Ein besonderer Abschnitt in Paulys Buch handelt von den rudimentären Organen als Beweis- mitteln für den Lamarckismus. > se EEE 172 H. Kersten, [12] sich so mit der Zeit zu einer breiten Schwimmhaut ausbilden. Und von den höheren Tieren im allgemeinen sagt er: Sie empfin- den Bedürfnisse, und jedes empfundene Bedürfnis, indem es ihr inneres Gefühl erregt, leitet alsbald ‚‚die Fluida und die Kräfte“ (les fluides et les forces) nach dem Punkte des Körpers hin, wo es durch eine Handlung befriedigt werden kann.) Besteht nun an dem Punkte ein besonderes Organ für diese Handlung, so wird es bald zur Tätigkeit angeregt; besteht ein solches Organ nicht, und ist das empfundene Bedürfnis dringend und sich gleich bleibend, so erzeugt sich das Organ allmählich und ent- wickelt sich entsprechend der Dauer und der Energie seines Gebrauches.?) Indem also Lamarck einen psychischen Faktor, das Bedürfnis, als die Ursache von körperlichen Vorgängen hin- stellt, die zur Umbildung vorhandener oder zur Entstehung neuer Organe führen, charakterisiert sich sein Erklärungsversuch als ein psychophysischer. Während nun aber Lamarck in seine Theorie die Pflanzen und gewisse niedere Tiere (les animaux apathiques), denen er ebenso wie den Pflanzen keinerlei Seelen- vermögen zuerkennt, nicht mit einbezieht, sondern bei ihnen das Zweckmäßige auf eine andere, mechanische Weise zustande kommen läßt, unternimmt es Pauly, diese Theorie zu erweitern und auf das ganze organische Reich auszudehnen. Daß Pauly hierbei moderne wissenschaftliche Anschauungen in Anwendung bringt, und daß er dementsprechend die Theorie im einzelnen vielfach modifiziert, erscheint nur selbstverständlich. Übrigens mıßt er der Theorie schon in ihrer ursprünglichen Gestalt solchen Wert beı und rühmt ihr solche Vollständigkeit nach, daß er sagt, wir seien, wenn wir die Elemente gleicher Richtung aus unserer eigenen Zeit sammeln und in einer Lamarckschen Schlußreihe anordnen, in diesem Augenblick an Tiefe der Vor- stellung noch nicht über Lamarck hinausgekommen. 1) Das heißt, es findet eine vermehrte Blutzufuhr statt mit einer stärkeren Ernährung an der betreffenden Stelle, wie bei jeder Tätigkeit eines Organs eines höheren Tieres, und ein erhöhter innerer Reiz zur Funktion. 2) Histoire naturelle des animaux sans vertebres. Introduction p. 186. Zitiert nach Pauly. ’ #3] Die psychophysische Teleologie Paulys. 173 Nach diesen allgemeineren Betrachtungen verfolgen wir Paulys Lehre jetzt mehr ins einzelne. Pauly behauptet von dem organischen Zweckmäßigen, wie es durch die Körperorgane mit ihren Funktionen”repräsentiert wird, daß es gleichermaßen wie das künstliche Zweckmäßige ‚‚den Charakter der Vernünftig- keit habe und in analoger Weise entstanden sei. Um nun die Entstehung desselben näher zu erklären, versucht er im zweiten Kapitel seines Buches die ‚Psychologie des künstlichen Zweck- mäßigen‘ darzustellen und den Vorgang der willkürlichen Zweck- mäßigkeitserzeugung zu analysieren. Diese Analyse soll den Nachweis erbringen, den sie in Wahrheit freilich schuldig bleibt, „daß es nur ein einziges Vermögen in der Welt geben kann, Zweckmäßiges zu erzeugen, und daß dieses Vermögen der physischen Welt immanent sein muß.‘ Es wird da unter- schieden: ı. das Bedürfnis, das ist ein aus einem äußeren oder inneren Reiz hervorgehender Gefühlszustand, welcher mit dem Trieb eines Begehrens oder einer Abwehr verbunden erscheint; 2. die Assoziation zwischen der Empfindung des Bedürfnisses und der Vorstellung des Mittels, welches das Bedürfnis be- friedigt; sie wird abgeschlossen durch das Urteil, d.h. „durch den Schluß von der Wirkung des Mittels auf seine Zulänglich- keit zur Befriedigung‘; 3. die Verwendung des Mittels zur physischen Herstellung des Zweckmäßigen durch eine Willens- leistung. Der Ursprung des ganzen Vorganges der Zweck- mäßigkeitserzeugung, in dessen Verlauf also die drei Seelen- vermögen des Empfindens, Vorstellens und Wollens in Tätigkeit treten, und zwar so, daß ihre Leistungen zusammen einen ein- heitlichen Akt bilden, liegt in dem durch den Reiz veranlaßten Bedürfnis. Der Vorgang selbst wird, weil er auf einen Zweck gerichtet ist, nämlich auf die Befriedigung des Bedürfnisses, und etwas erzeugt, was dem Zwecke gemäß ist, von Pauly als „teleologischer Akt‘ bezeichnet. Diesem Vorgang der willkürlichen Zweckmäßigkeitserzeugung ist nun nach Paulys Ansicht der Vorgang analog, dem das organische Zweckmäßige seine Entstehung verdankt. Das heißt, in analoger Weise, wie der Mensch zur Befriedigung eines Be- dürfnisses etwas Zweckmäßiges herstellt und sich dazu passender 174 H. Kersten, [14] : Mittel bedient, soll der Organismus zur Befriedigung eines Be- dürfnisses sich ein geeignetes Organ schaffen und dazu zweck- entsprechende Mittel verwenden. Pauly geht bei dieser Ansicht von der Annahme aus, daß das ganze physiologische Geschehen, das Reagieren des Organismus auf Reize, in teleologischen Akten besteht. In den einzelnen Reaktionen sieht er zweckmäßige Handlungen, welche durch bestimmte Bedürfnisse verursacht werden und die Befriedigung eben dieser Bedürfnisse zum Zweck haben. Ausgeführt werden die Reaktionen durch die dazu geeigneten Organe. Hierbei kommt für jedes Organ immer wiederkehrend nur ein gleichartiges Bedürfnis in Frage. Trıtt nun aber dauernd irgendein neuartiges Bedürfnis ein, zu dessen Befriedigung kein geeignetes Organ vorhanden ist, so sucht der Organismus auch diesem Bedürfnis, so gut es geht, ‚zu genügen, indem er mit Hilfe passender Mittel ein bereits vorhandenes Organ umgestaltet oder ein ganz neues sich schafft. Es handelt sich hier gleicherweise um einen teleologischen Akt. Sehr eingehend beschäftigt sich Pauly mit dem Begriffe des Mittels, der, wie er bemerkt, in seinem Buche ‚als eine der Biologie neue Vorstellung‘ entwickelt werden sol. Was kann Mittel oder Material des Zweckmäßigen sein? Für den Menschen, sagt Pauly, bei der Herstellung des künstlichen Zweckmäßigen jedes mögliche Ding, als Ganzes oder in einzelnen seiner Eigen- schaften; für den Organismus aber bei der Erzeugung des natür- lichen Zweckmäßigen die eigene Substanz mit ihren Qualitäten, und die Qualitäten der Substanzen, die er sich aus seiner Um- gebung anzueignen vermag. Greifen wir auf das oben zitierte Beispiel Lamarcks zurück von dem Vogel, der durch das Be- dürfnıs nach Beute auf das Wasser getrieben die Zehen seiner Füße auseinanderspreizt, um das Wasser zu schlagen. Hier haben wir uns zu denken, daß der Vogel in seinem Bestreben unterstützt wird durch das zufällige Vorhandensein eines kleinen Hautansatzes zwischen der Basis der Zehen. Dieser Ansatz würde also das Mittel vorstellen, das zuerst nur in schwacher Anlage da ist, dann aber durch andauernden Gebrauch sich weiter ausbilden, immer besser zur Befriedigung des Bedürfnisses dienen und schließlich zu einer richtigen Schwimmhaut werden [15] Die psychophysische Teleologie Paulys. 773 kann. Das Mittel soll hier, wie in jedem anderen Falle, nicht im voraus zur Befriedigung des Bedürfnisses geschaffen, sondern „zufällig“ gegeben sein und nur benutzt werden, weil es gerade da ist. Auf dieses ‚koinzidentelle Wesen‘ des Mittels wird von Pauly besonderes Gewicht gelegt, und es wird sich später zeigen, welche Bedeutung dasselbe für seine ganze. Theorie gewinnt. Pauly denkt sich also den Vorgang, durch den das organische Zweckmäßige entsteht, in analoger Weise verlaufend wie den Vorgang der willkürlichen Zweckmäßigkeitserzeugung. Beide Vorgänge fallen ihm unter den Begriff des teleologischen Aktes. Daher ist ihm auch die ‚Dynamik‘ beider ım Prinzip die gleiche. Er stellt sich dieselbe in der Hauptsache etwa so vor. Die Empfindung eines konkreten Bedürfnisses wird von der Ur- sprungsstelle desselben durch das Vehikel der Energie allseitig fortgeleitet und trifft im Körper mit Erfahrungen oder Wahr- nehmungen aller Art zusammen. Befindet sich unter diesen auch die Wahrnehmung von einem Befriedigungsmittel, so erregt der von jener Ursprungsstelle ausgegangene Strom der ‚Be- gehrungsspannung‘“ einen Rückstrom, durch den von dem Sitze des Befriedigungsmittels Nachricht über letzteres an den Sitz des Bedürfnisses gelangt. Diesem Rückstrom muß eine höhere Spannung innewohnen zufolge der Erschütterung, in die das Subjekt gerät, wenn es den Wert des Befriedigungsmittels empfindet. ‚Es wäre also die unmittelbare Empfindung des Subjekts in dem Zusammentreffen der Empfindung des Bedürf- nisses mit jener des Befriedigungsmittels, welche den Schluß, d. i. das Urteil erzeugt.‘‘ Vorauszusetzen als Bedingung für die Möglichkeit der Assoziation zwischen der Empfindung des Be- dürfnisses und der des Befriedigungsmittels ist ‚eine im allge- meinen identische Subjektsempfindung‘“‘, welche an dem Orte der Vorstellung des Bedürfnisses und an dem der Vorstellung des Mittels fungiert und ebenso in jedem von diesen Orten ausgehenden Strom bzw. Rückstrom fortgeleitet wird. Nur so kann dann auch eine Urteilsverknüpfung zustande kommen. Die Konzeption des Urteils bedeutet die Erkenntnis des zuläng- lichen Mittels. Und diese Erkenntnis wird schließlich zur Ur- sache der tatsächlichen Ausführung des Zweckmäßigen; sie ver- 176 H. Kersten, >Yaolı, anlaßt eine Willensleistung, durch welche die organischen zur Verwirklichung geeigneten Mittel (Muskelkontraktionen, Blut- zufuhr, Atmung usw.) in Tätigkeit gesetzt werden. Dieses Schema gilt indes nur für eine sehr elementare Form des teleologischen Aktes. In der Form, die derselbe in den zweckmäßigen Handlungen des Menschen und der höheren Tiere hat, gestaltet er sich weit komplizierter. Im allgemeinen wird er um so komplizierter sein, sowohl hinsichtlich der Assoziation zwischen der Empfindung des Bedürfnisses und der Vorstellung des Mittels als auch hinsichtlich der Verwendung des Mittels, je vollkommener der Organismus ist; und er wird sich um so mehr vereinfachen, je tiefer der Organismus steht. ‚Wenn wir‘, sagt Pauly, ‚das Wissen um die Qualität eines Mittels, welches auf der höchsten Stufe ein bewußtes, ein wissenschaftliches ist, in Harmonie mit dem abnehmenden Vorstellungsinhalt immer kleiner setzen, so gelangen wir zu einer Stufe, auf der der teleo- logische Akt aus dem Innewerden der Wirkung eines Mittels und der unmittelbaren Benützung dieser Wirkung besteht. Es ist hieraus die Ausdehnung ersichtlich, welche der Anwendung des Prinzips gegeben werden kann.“ Was den Anteil des Bewußtseins am teleologischen Akt betrifft, so kann derselbe nach Paulys weiteren Ausführungen ein sehr verschiedener sein. Als das für jeden teleologischen Akt eigentlich charakteristische und wichtigste Moment sieht er das Urteil an. Ja, er nennt die teleologischen Akte auch geradezu ‚„Denkakte‘‘. Denn er meint, mit der Konzeption des Urteils sei ein teleologischer Akt schon zu einem gewissen Ab- schluß gekommen, und in dem Urteil liege ‚ein psychologisch Elementares‘‘ vor, das für sich vollständig sei, so daß durch den Übergang zur äußeren Tat ‚nichts psychologisch Neues“ ge- leistet werde, sondern unter der Fortdauer des Bedürfnisses sich der Vorgang nur mit der Vorstellung der Verwirklichungsmittel wiederhole. Umgekehrt bezeichnet er alle Denkakte im Gehirn als echte teleologische Akte; soweit sich die Denkakte auf die Befriedigung rein geistiger Bedürfnisse beziehen, käme also als Zweck das Urteil selbst in Betracht, und die Mittel wären geistige. Das Urteil nun braucht nach seiner Ansicht nicht immer so mit \ [17] Die psychophysische Teleologie Paulys. 177 Bewußtsein verbunden zu sein, wie in den großen verwickelten Denkakten im Gehirn. Es gestaltet sich einfacher in den teleo- logischen Akten, dıe sich in und zwischen den Körperzellen, auch außerhalb jedes Nervensystems, abspielen, und zwar, so- weit die Denktätigkeit dabei in Frage kommt, in sehr elemen- tarer Weise. In je einfacherer Form wir uns aber das Urteil vorstellen, um so mehr erscheint es ‚als eine ganz unmittelbare Verknüpfung der Empfindung des Bedürfnisses mit der Empfin- dung der Wirkung eines ihm abhelfenden Mittels“, es verliert also um so mehr an Bewußtsein, „je weiter zurück wir es in seiner Abstufung zum Einfachsten verfolgen.“ Soll durch einen teleologischen Akt. zur Befriedigung irgend eines Bedürfnisses ein Organ geschaffen werden, so handelt es sich vor allem um die, Entdeckung eines geeigneten Mittels. Pauly bezeichnet diese Entdeckung eines Mittels, die erste Wahrnehmung von der bestimmten Wirkung desselben, als „organische Erfindung‘. Die gemachten einzelnen Erfindungen, sagt er, können auf alle Art in Kombination treten, und eben die Kombination derselben führt zu höheren Stufen von Zweck- mäßigkeit. ‚Die Summe der Erfindungen des Organismus ist gleich der Summe seiner stammesgeschichtlichen Lebenserfahrungen und umschreibt somit seine teleologische Leistungsfähigkeit.“ Pauly dehnt die Anwendung seines Erklärungsprinzips nicht nur auf die niedersten Tiere, sondern auch auf die Pflanzen aus, indem er dem oben besprochenen Lamarckschen Grundgedanken, wie er ıhn auffaßt, eine ganz allgemeine Geltung beilegt und damit über Lamarck selbst hinausgeht. Was die Pflanzen be- langt, so deutet er sich das Verhalten derselben bei ihren Reak- tionen ebenfalls als etwas dem zweckmäßigen Handeln des Menschen Analoges, und er folgert, daß dieses Verhalten auch von einer analogen Ursache bestimmt werden müsse. Mittels dieses Analogieschlusses stellt er eine Pflanzenpsychologie auf in ähnlicher Weise, wie dies der Botaniker France tut.!) Er !) Vgl. R. H. France&, Grundriß einer Pflanzenpsychologie, als einer neuen Disziplin induktiv forschender Naturwissenschaft. Ztschr. f. d. Ausbau der Entwicklungslehre, herausgeg. von R. H. Franc&e-München, Bd. I Heft 4. Stuttgart 1907. Verlag des Kosmos. Zeitschr. f. Naturwiss.. Halle a.S. Bd.84. 1912/13. I2 178 H. Kersten, co} [18] \ schreibt dem pflanzlichen Organismus eine Seele zu und läßt in ihm teleologische Akte sich vollziehen, bei denen in elemen- : tarer Art durch ein primitives Urteil die zur Befriedigung konkreter Bedürfnisse geeigneten Mittel erkannt und zweck- dienlich verwendet werden. Sehr charakteristisch für seine Auf- fassung von der psychischen Tätigkeit der Pflanze ist folgende Stelle in dem Kapitel über ‚‚Pflanzenpsychologie‘“: ‚Der in der Pflanze sich abspielende Schluß steht in vollkommener Analogie zu den im Nervensystem von Tieren sich vollziehenden Denk- akten, und sogar zu den höchsten Denkakten des Menschen, welche alle nach dem gleichen Vorbild verlaufen und sich nur durch die größere Verwicklung der Ursachen und die dadurch bedingte größere Verwicklung der Befriedigungsmittel von ihm unterscheiden.“ — ‚Bedürfnis und Befriedigung, die sich als Ursache und Wirkung gegenüberstehen, bilden den allen gemein- samen Kern, so mannigfaltig auch ıhr Inhalt, so verwickelt ihre Zusammensetzung und so ausgedehnt ihre Verkettungen sein mögen. Das Besondere dieses Denkaktes in der Pflanze ist, daß er sich in Körperzellen und nicht in Nervenzellen abspielt.“ In der Pflanze soll übrigens der teleologische Akt gerade am leichtesten zu begreifen sein, da er in ihr in einer sehr ursprüng- lichen Form vorliege, in Korrespondenzen zwischen aneinander- gereihten Zellen ablaufe, und das Verhältnis zwischen Empfin- dung des Bedürfnisses und zweckmäßiger Reaktion ein einfaches und leicht zu durchschauendes sei. 4. Eine besondere Beachtung verlangt die Vorstellung, welche sich Pauly von der Natur seines teleologischen Agens, (der Seele, macht. Wer da meint, daß ein teleologisches Agens überhaupt nur von immaterieller und spiritueller Art sein könne, | und daß dies eigentlich für jede Teleologie eine selbstverständ- liche Voraussetzung sei, der wird sich in dieser Meinung bei Pauly sehr enttäuscht finden. Denn dessen teleologisches Agens ist keineswegs etwas Immaterielles. Es ist vielmehr eine reale Ursache ‚von unleugbar physikalischem Charakter, d.ı. mit Energiegehalt‘‘. Die Seelenvorgänge gehen den physischen nicht bloß parallel, sondern sind selbst solche, ‚also Manifestationen physischer Energie‘. An einer Stelle verwahrt er sich dagegen, [19] “ Die psychophysische Teleologie Paulys. 179 als ob es eine unerlaubte Ausschweifung ın die Metaphysik seı, und als ob es sich nicht um eine vollkommen korrekte, rein erfahrungsmäßige Kausalverknüpfung handle, die man jeden Augenblick an sich und anderen erproben könne, wenn die Seele zur Ursache physischer Vorgänge gemacht werde; ‚und es ist ebensowenig richtig‘, fährt er fort, ‚daß wir Psychisches nur aus Psychischem begreifen können, sondern es deutet vielmehr alles, was wir an Erfahrung über Seelisches durch Beobachtung zu gewinnen vermögen, darauf hin, daß alle seelischen Vorgänge und alle Vermögen, in die wir diese Vorgänge zerlegen, ener- getischer Art sind und nichts anderes sein können, und daß wir demnach, wenn wir Physisches aus Psychischem erklären wollen, in Wahrheit Physisches aus Physischem erklären, und zwar mit dem einzig richtigen vom Physiker zu billigenden Mittel der Energie, welche allein Ursache sein kann.“ In dieser Auffassung des Psychischen als eines Physischen weiß er sich auch eins mit Lamarck. Er weist auf die wiederholte Versicherung Lamarcks hin, daß der Gedanke ein durchaus physisches Phänomen sei, aus der Funktion eines Organes ent- - springend, welches die Fähigkeit habe, ıhn zu erzeugen. Und wie er mit Lamarck den ‚Kernpunkt der Frage‘ in der ‚ursäch- lichen Bedeutung‘ von psychischen Vorgängen für organische Vorgänge sieht, so möchte er andererseits mit ıhm auch, eben durch die nachdrückliche Behauptung von der physischen Natur des Seelischen, dem Vorwurf des Mysticismus begegnen, der daraus entstehen könnte, daß ein ‚„Unsinnliches‘, die Psyche, zum theoretischen Erklärungsgrund für das organische Ge- schehen erhoben werde.!) Ä 1) W. von Schnehen (Psycho-energetischer Vitalismus, Preuß. Jahrb. 1907, S. 427 ff.) sagt von Paulys Theorie, sie sei der entschiedenste Versuch einer „psychologisierenden‘ Erklärung des Lebens, der bisher hervorgetreten; ‚ein Versuch, die Ursächlichkeit des Seelischen mit der Alleingültigkeit der unorganischen (mechanischen oder ener- getischen) Kräfte und Gesetze auch für die organische Natur zu ver- einen und den Lamarckismus durch Zurückführung der mit Recht von ihm betonten unmittelbaren Anpassung der Organismen auf deren eigene bewußte Zwecktätigkeit zu einer wirklichen Theorie des Lebens 12" I8o ; H. Kersten, 2 [20] : Wir haben also bei Pauly wie bei Lamarck eine durchaus materialistische Auffassung von dem Wesen des Seelischen. . Kann man bei Lamarck von einem mechanistischen Materialis- mus sprechen, so bei Pauly von einem energetischen. In letzterer Gestalt vermag der Materialismus freilich ebensowenig seine wissenschaftliche Existenzberechtigung zu erweisen wie in ersterer,; dies auch dann nicht, wenn, wie von Ostwald ge- schieht,!) noch eine besondere psychische Energie angenommen | wird. Pauly macht übrigens diese Annahme nicht, für ihn gilt es durch ‚‚die Analyse des teleologischen Aktes‘“ als ausgemacht, „daß die Seele nichts anderes sein kann als physische Energie‘. Speziell inbezug auf das Bedürfnis argumentiert er bei dieser Analyse so, daß er sagt: ‚Dieses — nämlich das Bedürfnis — zeigt den Charakter einer Art von Spannung, da es zu einer gewissen Höhe anschwellen muß, um Folgen auszulösen; und diese Spannung sowohl, als auch die als Arbeitsleistung auf- tretende Folge lassen es erkennen, daß dieser seelische Zustand nicht ohne die Anwendung des Begriffes physikalischer Energie verstanden werden kann, welcher Begriff auch dann nicht zu entbehren ist, wenn der ganze Vorgang nicht über das vor- bereitende Stadium des rein Gedankenhaften hinausgelangen sollte, da auch Assoziation, als Verbindung zweier nicht an identische Orte gebundener Vorstellungen, Leitung und Ant- wort, also Energie erheischt.‘“ Pauly stellt also den seelischen Zustand des Bedürfnisses als einen energetischen hin, indem er den im psychologischen Sinne gebrauchten Begriff der Spannung auszugestalten.‘‘ Aber obwohl Pauly, so bemerkt er weiter, gleich den Neovitalisten ein intelligentes psychisches Prinzip zur Erklärung der Lebensvorgänge fordert, so will er doch von irgendwelchen unmecha- nischen oder überenergetischen Ursächlichkeiten nichts wissen. Das Leben muß sich restlos auf ein physiko-chemisches Geschehen zurück- führen lassen. Alle Seelenvorgänge sind energetischer Art, sind Äuße- rungen physischer Energie. Materielle und psychische Kausalıtät sind identisch. Die Lebenserscheinungen sind auch nicht auf eine besondere Nerven- oder Vitalenergie zurückzuführen, wie Ostwald will, sondern ihre Ursache ist in einer der auch sonst in der unorganischen Natur vorhandenen Energiearten (z. B. Elektrizität) zu suchen. 1) Ostwald, Vorlesungen über Naturphilosophie. Leipzig 1902. a 5 [21] Die psychophysische Teleologie Paulys. I8I mit dem im energetischen Sinne (und speziell, wie wir gleich ' sehen werden, im Sinne der Elektrizitätslehre) gebrauchten ein- '“ fach identifiziert. Und wenn ferner die bei einer Zweckhandlung auftretende Arbeitsleistung als energetischer Vorgang allerdings eine energetische Ursache erfordert, so trägt Pauly kein Be- denken, das Bedürfnis, welches zunächst nur als Motiv zur Zweckhandlung erscheint, ohne weiteres zur energetischen Ur- sache für die Arbeitsleistung zu machen. Soll aber durch solche Begriffsmanipulationen dem Leser wirklich begreiflich gemacht werden, wie ein psychischer Zustand ein physischer sein kann? Für Pauly selbst scheint es ja ziemlich leicht zu sein, sich das Psychische als ein Energetisches auszumalen und in allem Psychischen nichts als eine ‚Manifestation‘ physischer Energie zu erblicken. Was aber die hierbei in Frage kommende besondere Form der Energie betrifft, so vermutet er, ‚daß es sich um elektrische Kräfte handelt‘‘. Hierfür sprechen nach seiner Mei- nung ‚‚die allseitige Ausbreitung‘ der in den psychischen Phäno- menen sich manifestierenden Energie, ‚die Steigerung ihrer Spannung im Reiz, ihre Entladung im Willen, der Stromkreis, in welchem ıhre Aktivität verläuft, die Fähigkeit, sich über die Peripherie der organischen Körper hinaus auszubreiten.”“ _ Verdient nun aber eine Teleologie, wie sie Pauly will, den Namen einer psychophysischen? Die Antwort ist wohl nicht schwer zu geben. Es ist zunächst vom erkenntnistheoretischen Standpunkt aus festzuhalten, daß von Zwecken und Zweck- bestimmungen nur gesprochen werden kann, wenn eine Intelli- genz und ein Wille vorausgesetzt werden, welche die Zwecke setzen und realisieren. ‚Alle Zweckerklärungen‘, sagt König,!) „sind, wie schon Kant entschieden ausgesprochen hat (Kritik der Urteilskraft), Erklärungen nach Analogie unserer eige- nen zielbewußten Willenshandlungen, welche dabei als etwas Bekanntes, als vera causa betrachtet werden.‘‘ Wer also die organischen Vorgänge als bezweckt ansieht, der muß folge- richtig auch in den Organismen ein zwecktätiges Agens mit der 1) König, Kant und die Naturwissenschaft (Braunschweig 1907), S. 192. Vgl. ebd. die Darlegung und Kritik der Paulyschen Theorie. i 182 H. Kersten, fe27). Fähigkeit des Vorstellens und Wollens annehmen, dem jene | Vorgänge ihren Ursprung verdanken. Dies tut ja nun Pauly, wie wir gesehen haben, indem er eben die Seele zur Ursache des organischen Geschehens macht. Sonach nennt er anscheinend mit Recht seine Teleologie eine psychophysische. Wenn er dann aber die Seele nichts anderes als physische Energie sein läßt, so ist die Bezeichnung ‚‚psychophysisch‘ jedenfalls nicht mehr berechtigt. Will man eine wirkliche psychophysische Teleo- | logie aufstellen, so hat man zu ihrer Begründung vor allem zu i zeigen, wie Vorstellung und Wille alsselbständige psychische Faktoren mit den physischen Kräften des Organismus in Wechsel- wirkung zu treten und die körperlichen Vorgänge zu beeinflussen vermögen. Ob diese Aufgabe überhaupt lösbar ist, das ist eine andere Sache. Man bekommt es hier mit einem allgemeineren Problem zu tun, welches sich auf das Verhältnis von Leib und Seele bezieht. Besteht dieses Verhältnis in einer psychophysi- schen Kausalität oder in einem psychophysischen Parallelismus? Das ıst die Frage. Und die Möglichkeit einer psychophysischen Teleologie hat jedenfalls das Stattfinden eines Kausalnexus zwischen psychischen und physischen Vorgängen zur Voraus- setzung. Aber dieses alles kommt für Paulys Theorie gar nicht in Betracht. Denn für diese ist, wie gesagt, das Psychische nicht ein Selbständiges neben dem Physischen, sondern es wird zu einer bloßen Begleiterscheinung desselben. Als solche kann aber das Psychische in kausaler Hinsicht keinerlei Bedeutung für die körperlichen Vorgänge haben, es kann dieselben nicht beein- flussen, sondern diese bestimmen und regeln einander voll- ständig selbst. Paulys ganze Annahme von der Tätigkeit des Psychischen bei der Erzeugung des Zweckmäßigen ıst danach reine Illusion; das Zweckmäßige verdankt seine Entstehung lediglich einem physischen Geschehen. Kann dann aber über- haupt noch von irgendwelcher Teleologie die Rede sein? Übrigens kommt Pauly in dem vorletzten Kapitel seines Buches, welches von der teleologischen Reaktionsfähigkeit der Vogelfeder handelt, auf Grund längerer Deduktionen zu dem weiteren Resultat, daß nicht nur die ganze organische, sondern ebenso auch die anorganische Materie als beseelt anzunehmen [23] Die psychophysische Teleologie Paulys. 183 sei, und daß das Leben eine ‚Welteigenschaft‘‘ sei. Wenn er von dieser allgemeinen Beseelung erklärt, sie sei kein meta- physischer Begriff, sondern sie sei durch ihr energetisches Wesen physisch erforschbar und falle in das Arbeitsgebiet des Physikers, wie sie andererseits ihrem psychologischen Erscheinungsgehalt nach der Philosophie angehöre, so überträgt er damit nur die Auffassung, dıe er von der Natur der lebendigen Substanz hat, auf die leblose Substanz. Die letztere soll der ersteren im Grunde nicht als ein Totes einem Lebendigen gegenüberstehen, sondern als ein Lebendes einem Lebendigen. Es ist für unseren Zweck nicht nötig, auf die Jdee Paulys von der Geltung der ‚‚teleo- logischen Kausalıtät‘ auch im Bereiche des Anorganischen ein- zugehen. Nur kurz bemerkt sei noch, daß für die Begründung seiner Teleologie nichts gewonnen wäre, wenn die Weltbeseelung etwa im hylozoistischen Sınne verstanden werden sollte. Denn der Hylozoismus ist, wie schon Kant in seiner Kritik der Urteils- kraft dargetan hat, eine unhaltbare Annahme. 5. Die Betrachtungen der beiden letzten Abschnitte geben uns noch kein vollständiges Bild von der Paulyschen Teleologie und ihrer ganzen Eigenart. Um ein solches zu gewinnen und dabeı die Frage genügend klarzustellen, die wir bei unserer Auf- gabe besonders im Auge haben, nämlich die Zufallsfrage, müssen wir uns jetzt noch speziell mit der Auffassung beschäftigen, die Pauly von der aufsteigenden Entwicklung und der Vervoll- kommnung der Organismen hat. Sie hängt aufs engste zusammen mit den Annahmen, die er bezüglich der allgemeinen Eigen- schaften des Mittels macht. Überall da, so meint er, wo eine neue Zweckmäßigkeit entstand, lag für den Organismus ein Material vor, welches das auszubildende Mittel abgab zur Be- friedigung eines konkreten Bedürfnisses. Und zwar verhält sich das Mittel in allen seinen Eigenschaften zu dem Vermögen des Organısmus, über diese Eigenschaften zu verfügen, ebenso, wie die künstlichen Mittel sich zu dem Vermögen des Menschen verhalten, Zweckmäßiges mit und aus ihnen zu schaffen. Es ist nun eine der ersten Eigenschaften des Mittels, ‚daß es für seinen Zweck nicht vorausbestimmt ist, sondern nur durch ein zufälliges Zusammentreffen mit ihm in Verbindung gebracht 184 H. Kersten, [24] wird‘; seine nutzbaren Qualitäten also ‚zielen nicht auf ihre künftige Verwendung, sondern erfahren dieselbe als ein ihnen selbst fremdes Ereignis.‘“ Hier besteht völlige Übereinstimmung mit dem Charakter des künstlichen Mittels, zu dem ohnehin ein natürlicher Übergang vorhanden ist. Das ‚„koinzidentelle Wesen‘ des Mittels, seine Zufälligkeit in Hinsicht auf den Zweck, dem es dienstbar gemacht wird, „macht das aus ıhm erzeugte Zweckmäßige zu einem nicht voraus bestimmten, sondern zum Produkt einer Einzelhandlung, die demnach als Einzelerscheinung analysiert und natürlich aufgelöst werden kann, wobei Zufall und Notwendigkeit, innere und äußere Be- dingungen, Mittel und Ursache auseinander gelöst werden können.‘ Dies ist für Pauly ‚ein fundamentaler Satz der Zweck- mäßigkeitslehre, durch welchen sie jede konkurrierende, mit einem prädestinierenden Prinzip arbeitende Teleologie aus- ‚schließt, und wodurch der Begriff der Handlung als einer aus immanenten Fähigkeiten entspringenden Leistung zum Element der Weltentwicklung gemacht wird“. | Zu beachten ist hier vor allem die Rolle, die Pauly dem Zufall zugedacht hat. Und der Zufall ist darin zu sehen, daß zwischen dem Auftreten eines Bedürfnisses und dem gleich- zeitigen Vorhandensein eines passenden Befriedigungsmittels kein Zusammenhang besteht. Denn das meint doch Pauly jedenfalls, wenn er von der Zufälligkeit des Mittels ‚seinem Zusammentreffen nach mit dem Zweck‘ spricht, dem es dienen müsse. | Ä Eine weitere Eigenschaft des Mittels ist diese, daß die Ver- wendbarkeit desselben in jedem Einzelfalle von dem Organis- mus nur auf dem Wege der Erfahrung ermittelt werden kann, indem sein Inneres von der Wirkungsweise des Mittels affiziert wird und er so eine Empfindung davon im befriedigenden oder nicht befriedigenden Sinne erhält. Das aus dem Mittel sich gestaltende zweckmäßige Gebilde hat daher einen rein empi- rischen, d. i. erfahrungsmäßigen Charakter und ist nicht irgend- wie prädestiniert; es verdankt seine Entstehung keinem anderen und größeren Intellekt als dem eigenen des Organismus, dieser reicht zur Erschaffung des Zweckmäßigen aus. [25] 5 Die psychophysische Teleologie Paulys. ; 185 Ferner gehört zu den allgemeinen Eigenschaften des Mittels, daß die Wirkung desselben nur im Augenblick der Funktion, der Verwendung, empfunden werden kann, und daß die Aus- bildung seiner nutzbaren Qualitäten in einer bestimmten Rich- tung nur während der Funktion selbst oder während ihrer Nach- wirkung geschehen kann. Die an einem Mittel auszubildenden Qualitäten stehen nicht a priori fest. Die Funktion allein be- stimmt jedem einzelnen Teilchen eines Mittels seine Aufgabe, und diese Bestimmung der Aufgabe ist nur im Augenblick der Arbeitsleistung möglich. Kein „urteilendes Wesen‘ außerhalb des Organismus ist es, ‚welches diesem alles recht machen könnte, was in jedem solchen Teilchen geschehen muß, um die Funktion des Ganzen zu erfüllen‘; das heißt, eine neue zweck- mäßige Einrichtung kann nur zustande kommen, wenn die be- sondere Art des Bedürfnisses im konkreten Falle von jedem arbeitenden Elemente empfunden wird, ‚und sie kann von ıhm nicht früher empfunden werden, als im Augenblick der tatsäch- lichen Beanspruchung seiner Leistungsfähigkeit‘. Es ist vom Standpunkt seiner inneren empirischen Teleologie aus nur konsequent gedacht, wenn Pauly seinem Mittel allge- meine Eigenschaften beilegt, wie wir sie eben kennen gelernt haben. In dieser Theorie der völligen Selbstbestimmung. des Organismus ist natürlich kein Platz für eine apriorische und metaphysische Bestimmung des fraglichen Mittels und des durch dasselbe geschaffenen Zweckmäßigen. Es muß daher für Pauly auch von vornherein unzulässig erscheinen, für die Fortbildung des Zweckmäßigen ‚in aufsteigenden Reihen‘, das heißt für die ganze Entwicklung des Pflanzen- und Tierreiches irgendeine außerhalb des Organismus gelegene transzendente Ursache anzu- nehmen, durch welche die Entwicklung und die damit einher- gehende Vervollkommnung der organischen Wesen von Anfang her vorausbestimmt wäre. Insbesondere lehnt er jede Annahme eines spontanen Vervollkommnungstriebes ab. Es ist dies ein Punkt, woersich in bewußtem Gegensatz befindet zu Lamarck. Er rügt es ausdrücklich, daß Lamarck und andere die Vervoll- kommnung der organischen Körper für einen teleologischen Vor- gang erklären, ‚innerhalb dessen jedes frühere Glied das Mittel 186 - H. Kersten, [26] für ein späteres wäre und eine von Anfang her wirkende treibende Macht die Entwicklung vorwärts dränge.“ Nicht von einem Trieb zur Vervollkommnung, sagt er, sind die einzelnen Schritte, die in der Entwicklung vorwärts und aufwärts getan werden, abhängig, sondern lediglich von konkreten Erregungen neu- artiger Bedürfnisse und den Nötigungen, sie zu befriedigen. Fehlt es an solchen Bedürfniserregungen, so kann der Fort- schritt unbegrenzte Zeit hindurch unterbleiben. Und für einen Stilltand in der Entwicklung liefern die beiden organischen Reiche eben so viele Beispiele wie für den Fortschritt. Dieser Stilltand beweist aber, daß jeder Fortschritt unabhängig ist von irgendwelcher vorausbestimmenden Ursache, daß die der Entwicklung zugrunde liegenden teleologischen Akte allein ab- hängig sind von konkreten Erregungen und konkreten Bedin- gungen, daß jeder solche Akt kein anderes Ziel hat als sich selbst und nicht die beabsichtigte Vorstufe vorstellt für den nächsten Schritt aufwärts. Hier zeigt sich das, ‚‚was die völlige Freiheit des Schicksalsganges aller aufsteigenden Entwicklung genannt werden kann.“ | In der Tat ist ja nun die Auffassung des Entwicklungstheore- tikers diese. Ganze Gruppen von Pflanzen und Tieren haben in früheren Perioden der Erdgeschichte eine bestimmte Höhe der Organisation erreicht, über die sie, wie sich das an ihren heutigen Vertretern zeigt, bis zur Jetztzeit wenig oder gar nicht hinausgekommen sind. Andere Gruppen wieder lassen einen teilweisen kontinuierlichen Fortschritt und daneben einen Still- stand erkennen, in der Art, daß bestimmte Unterabteilungen derselben eine Weiterentwicklung bis zur Gegenwart erfahren haben, während die übrigen Unterabteilungen auf einem früheren Entwicklungsstadium Halt machten und auf diesem verblieben sind. Ganze Gruppen resp. einzelne ıhrer Unterabteilungen sind auch nach kürzerem oder längerem Entwicklungsgange aus- gestorben, ohne überhaupt die Gegenwart erreicht zu haben. Eben dadurch, daß die Organismen zum Teil sich in aufsteigen- der Richtung beständig fortentwickelt haben, zum Teil aber auf den verschiedensten Stufen der stammesgeschichtlichen Ent- wicklung stehen geblieben sind, erklären sich die graduellen [27] Die psychophysische Teleologie Paulys. 187 Unterschiede in dem System der Formen, welches die Organismen in ihrer Gesamtheit bilden. Auch ein Rückschritt bei verschie- denen Organismen kommt noch hinzu. Und dieser Rückschritt wird von Pauly ebenfalls gegen die Annahme eines Vervoll- kommnungstriebes geltend gemacht. Daß Rückbildungen so- undso oft stattgefunden haben, das ist für den Entwicklungs- theoretiker auch als ausgemacht zu betrachten. Es ist unzweifel- haft, sagt Boveri (l. c.), „daß von den uns bekannten Organismen manche von dem Zustand, den ihre Vorfahren erreicht hatten, zu viel größerer Einfachheit herabgesunken sind‘, eine Erschei- nung, die am klarsten bei den Parasiten zutage tritt.) Gewiß wird also jeder unbefangen urteilende Anhänger der Entwicklungslehre im Hinblick auf die Beispiele von Stillstand und Rückschritt in der Entwicklung zugeben müssen, daß von einer allgemeinen Vervollkommnungstendenz des Organischen nicht die Rede sein kann. Und es ist unseres Erachtens auch vollständig richtig, wenn Pauly die Annahme eines spontanen Vervollkommnungstriebes überhaupt verwirit. Daß freilich dieser Paulysche Standpunkt ein solcher ist, wie man ıhn von einem Teleologen gerade nicht erwartet, das ist eine Sache für sich. Doch sehen wir weiter. Wir haben auf der einen Seite die Lebewesen mit ihrer Reaktionsfähigkeit, auf der anderen Seite die ganze Mannigfaltigkeit der äußeren Lebensverhältnisse mit ihren tausendfältigen Veränderungen. Das Dasein eines pflanz- lichen oder tierischen Individuums an einer bestimmten Stelle der Erdoberfläche und der gleichzeitige Eintritt einer Verände- rung der Lebensumstände daselbst ist, wie Pauly sagt, etwas Koinzidentelles. Das heißt, das hier stattfindende Zusammen- treffen ist ein Zufall. Ein Zufall, insofern irgend ein Zusammen- hang zwischen den fraglichen Tatsachen nicht besteht. Hier 1) Auch Boveri kommt zu dem Schlusse,. daß die Annahme eines spontanen Vervollkommnungstriebes hinfällig ist. In ganz ähnlicher Weise wie Pauly spricht er sich dahin aus, daß die Organismen nur aufwärts steigen, solange dieses Aufsteigen einen Vorteil für sie bedeutet, und daß sie sich selbst auf der einmal erreichten Stufe nicht dauernd zu erhalten vermögen, wenn die zwingende Lebensnot fortfällt. 188 H. Kersten, [28] tritt uns also der Zufall wieder in bester Form entgegen. Und er hat wichtige Folgen nach sich: Veränderungen der Lebens- umstände, und zwar sind damit dauernde gemeint, wirken als äußere Reize auf den Organismus ein und erregen in ıhm neu- artige Bedürfnisse; diese aber verursachen zum Zweck ihrer Befriedigung bestimmt gerichtete Reaktionen, Anpassungen an die neuen Existenzbedingungen, bestehend in bedürfnismäßigen und zweckmäßigen Um- und Neugestaltungen von Funktionen und Formen. Lediglich aus diesem Verhältnis des organischen Individuums zur umgebenden Welt, ohne Zuhilfenahme eines weiteren Prinzips, will Pauly den teleologischen Charakter der Entwicklung deduziert wissen. ‚Da ist also‘, sagt er in Hinsicht hierauf, ‚Leben Selbstzweck, Selbstzweck jede Form, ob hoch oder nieder, vollkommene Gleichwertigkeit aller Individuen, in welche keine ihnen fremde Macht eingreift, um die Entwick- lungsrichtung einiger von ihnen zu bevorzugen, die uns wert- voller erscheinen als die anderen, weil sie auf uns zuführen.“ Die Fähigkeit des Organismus, Bedürfnisse zu empfinden und diese durch zweckmäßige Reaktionen zu befriedigen, und das Vorhandensein von Momenten, welche Bedürfnisse erregen, das sind die beiden notwendigen Vorbedingungen für den auf- steigenden Gang der Entwicklung. Vor allem wichtig sind jene Momente, welche die jedenfalls ältesten und elementarsten Be- dürfnisse, nämlich diejenigen nach ‚‚fremder Substanz‘, nach Nahrung, hervorriefen und noch hervorrufen. Diese Bedürfnisse verurteilen Pflanzen und Tiere zu ‚‚ewiger Arbeit“, und die Arbeit ist es, die Ausführung zweckmäßiger Reaktionen zur Bedürfnisbefriedigung, ‚durch welche die Organisation in beiden Reichen in so vielen .noch lebenden und ausgestorbenen Zweigen des organıschen Stammbaums auf so mannigfaltige Höhen ge- hoben wurde.“ Kein anderer Trieb bringt nach Paulys Über- zeugung die Organisation auf höhere Stufen als der ‚Zwang zur Arbeit‘. Soweit sich die lebenden Wesen vervollkommnet haben, haben sie jeden technischen Gewinn erarbeitet, und zwar nicht aus innerem Antrieb, sondern durch die Lebensverhältnisse dazu gezwungen. Für die Erhaltung einer einmal erreichten Ent- wicklungsstufe muß auch die ursprüngliche konkrete Nötigung } |% [29] Die psychophysische Teleologie Paulys. 189 zur Arbeit fortdauern; fällt sie weg, so vereinfacht sich die Organisation wieder, wie beim Parasitismus zu sehen ist. Nach allem Gesagten erscheint auch der Mensch nicht als das beabsichtigte höchste Glied der organischen Entwick- lung, sondern nur als ein besonderer Fall unter vielen anderen Fällen des Aufsteigens der Organisation, und zwar.als ein Fall vor allen anderen dadurch begünstigt, daß Erwerbungen von besonderer Tragweite für die Entwicklung des Intellekts ım Verlauf der Stammesgeschichte gemacht wurden. Der Mensch erscheint als ein natürliches Produkt der Besonderheiten unseres Planeten. Auf einem anderen Planeten, unter entsprechend anderen Verhältnissen, kann die höchste Blüte organischer Ent- wicklung ausgefallen sein, das heißt, sie kann durch andere, „niemals zu einer Kultur gelangende Organismen vertreten sein, oder sie kann in einer ganz anderen Form, welche der des Menschen höchst unähnlich ist, ‚zum Gipfelpunkt der dortigen Organismenwelt‘“ geworden sein. 6. Wir haben oben die schroff ablehnende Haltung Paulys gegenüber Darwin und seiner Zufallslehre kennen gelernt. Der vorige Abschnitt aber hat uns offenbart, daß in Paulys Theorie selbst, aller Teleologie zum Trotz, auch eine Art Zufallslehre als integrierender Bestandteil enthalten ist. Es erscheint einiger- maßen verwunderlich, wo nicht paradox, daß Pauly so heftig gegen die ganze Verwendung des Zufalls als Erklärungsprinzip bei Darwin eifert, während der Zufall in seiner eigenen Theorie eine höchst wichtige Rolle spielt. Nach dem, was er von der „Ohnmacht“ des Zufalls sagt, — er nennt sie geradezu dessen „Kennzeichen“! — sollte man überhaupt meinen, daß derselbe für ihn bei seinem Erklärungsversuch gar nicht in Betracht kommen könnte. Da bleibt doch nur die Frage, ob und inwie- weit etwa der Zufallsbegriff bei Pauly ein anderer ist als bei Darwin. Und diese Frage wollen wir uns jetzt noch beant- worten. Der Zufall tritt uns bei Pauly als ein doppelter entgegen: Zufall ist es, wenn sich ein Lebewesen an einer bestimmten Erdstelle gerade zu einem Zeitpunkt befindet, in welchem dort irgend eine Veränderung der Existenzbedingungen eintritt, die 190 H. Kersten, [30] als Reiz auf das Lebewesen einwirkt und ein neuartiges Bedürf- nis in ihm erregt; und Zufall ist es ferner, wenn sich bei der Entstehung eines solchen Bedürfnisses gerade ein passendes Mittel bietet, durch welches dasselbe befriedigt wird. Von diesen beiden Zufälligkeiten erscheint jede Um- und Neubildung von Funktionen und Organen, jede Erzeugung einer neuen Zweck- mäßigkeit, mithin jeder neue Schritt in der Entwicklung not- wendig abhängig. Pauly stellt als die eigentliche ühe direkte Ursache aller Zweckmäßigkeitserzeugung und aller Entwicklung das Bedürfnis hin. Da der Organismus selbst keinerlei spontane Vervollkomm- nungstendenz haben soll, so tut er demnach aus sich heraus nichts zu seiner Weiterentwicklung, er muß jedesmal erst durch die Erregung eines Bedürfnisses einen Anlaß hierzu erhalten. Wird ein Bedürfnis erregt, so verlangt es Befriedigung, das liegt in seinem Wesen begründet, und dazu ist wieder ein Mittel nötig. Zugestanden nun, daß der Organismus aus einem geeigneten Mittel das, was bedürfnismäßig und zweckmäßig ist, durch eigene Tätigkeit selbst zu schaffen vermag, so wie Pauly will, so ist doch nicht nur die Ursache für die ganze Tätigkeit des Organismus, das Bedürfnis, in concreto jedesmal durch den Zufall gegeben, sondern es ist auch ganz eine Sache des Zufalls, wenn sich gerade ein zur Befriedigung des Bedürfnisses geeignetes Mittel findet. Das ist also eine doppelte Mitwirkung des Zufalls, ohne welche die ganze ‚Aktivität‘ des Organismus für die Er- zeugung des Zweckmäßigen und für die Entwicklung gar nichts bedeuten kann. Diese Mitwirkung ist eine durchaus notwendige Bedingung dafür, daß der Organismus seine Aktivität auch wirk- lich entfaltet. Pauly meint nun, und er betont dies beibnder) daß es sieh mit dem Zufall bei der nützlichen Variante Darwins ganz anders verhalte als bei seinem Mittel. Die Variante trete an einzelnen Individuen gelegentlich auf, sei also ‚ihrem Erscheinen nach“ zufällig, das Mittel aber sei nicht seinem Erscheinen nach zufällig, sondern nur „seinem Zusammentreffen nach mit dem Zweck‘, dem es dienen müsse.. Es bestimme durch seine besonderen Eigenschaften das Produkt, das aus ihm ge- =elst] Die psychophysische Teleologie Paulys. IgI staltet werde, berge also technische Konsequenzen in sıch und erscheine von diesen aus rückläufig betrachtet wie ein Fund, wie eine Entdeckung, daher zufällig in seinem Zusammentreffen mit dem Zweck. Es gehöre zu dem normalen Besitz aller Individuen der gleichen systematischen Kategorie, oder zu dem normalen Lebensbereich derselben, zu dem Lebensbezirk, über welchen das Individuum Verfügung habe. Hierzu möchten wir folgendes bemerken. Nach der Selek- tionstheorie kommen für alles Varlieren zwei Faktoren in Be- tracht: die Natur des Organismus und die Natur der äußeren Lebensbedingungen. Die letzteren mit ihren vielfältigen Modi- fikationen und Schwankungen können entweder von direkter Wirkung sein, auf den ganzen Organismus resp. einzelne Teile desselben, und haben dadurch einen umgestaltenden Einfluß auf den Organismus selbst, oder von indirekter Wirkung, nur auf das Reproduktionssystem, und rufen dann erst an den Nach- kommen Abänderungen hervor. Wie schon früher erwähnt, sind es eben die letztgenannten, angeborenen Abänderungen, und unter diesen besonders die ‚individuellen Verschiedenheiten, um die es sich für die Selektionstheorie ganz eigentlich handelt. Befindet sich nun ein Organismus gerade unter solchen Existenz- bedingungen, die eine indirekte Wirkung auf ihn in der Art ausüben, daß an dem einen oder andern seiner Nachkommen eine bestimmte Variation hervorgerufen wird, so hat man es auch hier mit dem Zufall und einem Werke desselben zu tun. Denn es ist kein Zusammenhang ersichtlich zwischen dem Um- stand, daß sich der Organismus zu irgend einer Zeit unter diesen oder jenen Lebensbedingungen befindet, und dem andern, dab gerade zu derselben Zeit die betreffenden Bedingungen geeignet sind, den Anlaß zum Auftreten einer bestimmten Variation zu geben. Man wird danach von jeder auf die genannte Art ent- stehenden Variation sagen dürfen, daß sie durch eine zufällige, gelegentliche Ursache hervorgerufen wird und somit ihrem Er- scheinen nach zufällig ist.!) Ganz in dem gleichen Sinne läßt !) In entsprechender Weise gilt dies auch von den infolge direkter Wirkung der Lebensbedingungen entstehenden Variationen; nur inter- essieren diese hier nicht weiter. IQ2 I1.1Kersten- Tr [32] : sich nach dem oben Erörterten auch von jedem Bedürfnis sagen, daß es seinem Erscheinen nach zufällig ist. Denn das einzelne . Bedürfnis hat, wie wir sahen, seinen Ursprung in einem beson- deren Zufall. Der Zufall im Erscheinen tritt uns also in der Paulyschen Theorie ebenso entgegen wie in der Darwinschen. Führen wir aber den Vergleich zwischen beiden Theorien weiter. Für die Selektionstheorie kommt es natürlich darauf an, daß eine Variation gerade dann erscheint, wenn sie im Sinne dieser Theorie etwas zu bedeuten hat. Findet nun für irgendwelche beisammen lebende Artgenossen eine bleibende Änderung der Lebensbedingungen statt, und es tritt gerade an diesen oder jenen Individuen eine solche Variation auf, die ihren Besitzern unter den neuen Verhältnissen im Konkurrenzkampf einen Vorteil gewährt, so ist das eben für diese Variation der Zeitpunkt, wo sie die fragliche Bedeutung gewinnt. Das Zu- sammentreffen, um welches es sich hier handelt, ist ein Zufall. Genau in demselben Sınne. ist es nun auch ein Zufall, wenn sich irgendein neuartiges Bedürfnis einstellt, und es bietet sich gerade ein geeignetes Mittel dar, welches zu seiner Befriedigung dient. Denn zwischen dem Eintreten einer Änderung der Lebensbedingungen und dem gleichzeitigen Vorhandensein einer nützlichen Variation besteht kein Zusammenhang, und zwischen dem Eintreten eines Bedürfnisses und dem gleich- zeitigen Vorhandensein eines Befriedigungsmittels besteht ebenso- wenig einer. Wie die nützliche Variation durch den Kampf ums Dasein zu den veränderten Lebensbedingungen in Be- ziehung gesetzt wird, für die sie paßt, und unter denen sie ebendeshalb nützlich wird, so wird das Mittel durch den teleo- logischen Akt mit dem Bedürfnis in Verbindung gebracht, zu dessen Befriedigung es sich eignet. Der Kampf ums Dasein ist ein mechanisches bzw. mechanisch wirkendes Verhältnis,!) und der teleologische Akt ist, wie wir sahen, ein energetischer Vorgang, bei dem das Psychische, als bloße Manifestation der !) Häckel spricht in seiner Natürlichen Schöpfungsgeschichte von dem Kampfe ums Dasein als von einem ‚„unbewußt und planlos wirken- den mechanischen Verhältnis‘. " 133] Die psychophysische Teleologie Paulys. 193 Energie, keine selbständige Rolle spielt. Wenn Pauly von dem Mittel sagt, es sei zufällig in Hinsicht auf den Zweck, so läßt sich von der nützlichen Variation sagen, sie ist zufällig in Hin- sicht auf den Nutzen, und von beiden zugleich läßt sich sagen, sie sind zufällig hinsichtlich des aus ihnen entstehenden Produktes. Vorausbestimmt ist das Mittel so wenig für den Zweck wie die nützliche Variation für den Nutzen. Das Mittel erscheint als Mittel erst, wenn es von dem Produkt aus ‚rückläufig‘ betrachtet wird, welches aus ihm entstanden gedacht ist, so wie die nützliche Variation als nützlich erst erscheint, wenn man sie von dem Produkt aus beurteilt, von dem man annimmt, daß es aus ihr hervorgegangen ist. Es ist für unsere ganze Frage im Grunde unwesentlich, ob dıe nützliche Variation erst plötzlich hervortritt, und das Mittel vielleicht schon lange da ist. Denn etwas Zweckmäßiges kann aus beiden doch nur zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt ent- stehen, wie wir das oben gesehen haben, und es fragt sich bei beiden nur, ob sie gerade zu diesem Zeitpunkt landen sind, alles andere ist nebensächlich.!) Auch macht es keinen prinzipiellen Unterschied, ob die nützliche Variation nur an einzelnen Individuen einer Art auftritt, und das Mittel allen Individuen zukommt. Denn dies ist ansich kein Hindernis, daß beide doch in dem gleichen Sinne zufällig sein können. Übrigens ist es entschieden eine irrige Ansıcht, wenn Pauly behauptet, für die Selektionstheorie sei die Annahme unerläßlich, daß ihre Variante nur einzeln und „nicht gleichzeitig in Vielzahl‘‘ auftreten könne, da sie sonst „nicht mehr zufällig, nicht mehr richtungslos‘“ wäre. Aller- dings rechnet die Selektionstheorie mit einer unbestimmten Variabilität nach allen möglichen Richtungen, aber damit ist nicht gesagt, daß nicht etwa eine bestimmte äußere Ursache, die auf viele beisammen lebende Individuen einer Art zugleich 1) Das Einzige, was Pauly hier etwa für sich geltend machen könnte, wäre dieses, daß sein Mittel mehr Zeit zur Verfügung hätte, auf den Eintritt des Zufalls zu warten, und daher mehr Aussicht, durch den Zufall zur Verwendung zu kommen. Zeitschr. f. Naturwiss. Halle a. S. Bd. 84. 1912/13. 13 I94 H. Kersten, : [34] eine indirekte Wirkung in dem oben besprochenen Sinne aus- übt, an mehreren oder selbst vıelen Nachkommen derselben die nämliche Variation hervorrufen könnte, wenn auch vielleicht mit verschiedenen Nuancen. Einfach, weil die Genossen einer Art doch eine im ganzen gleiche Konstitution und gleiche Reaktionsfähigkeit besitzen. Auch der andere Fall ıst denkbar, daß eine Ursache zwar nur auf ein einzelnes Individuum ein- wirkt, daß dasselbe aber mehr oder weniger zahlreiche Nach- kommen auf einmal produziert, und daß dann an mehreren von diesen zugleich die nämliche Variation hervortritt. Das gleichzeitige Auftreten einer Variation in Vielzahl braucht im übrigen nicht mit Regelmäßigkeit zu erfolgen und schließt jedenfalls die allgemeine Richtungslosigkeit des Variierens nicht aus. Andererseits scheint uns für die Theorie Paulys die An- ‚nahme gar nicht unbedingt erforderlich, daß das Mittel bei allen Individuen da sei. Denn auch wenn dies so wäre, So würden doch im ganzen wohl immer nur gewisse Individuen zufolge eines empfundenen Bedürfnisses von dem Mittel Ge- brauch machen. Man kann sich nun aber sehr wohl denken, daß das Mittel, mag es auch „geschichtlich gewonnen‘ seın, nur bei einem Teil der Individuen vorhanden ist resp. genügend ausgebildet ist, und daß gerade von diesen Individuen irgend- welche in die Lage kommen, sich desselben zu bedienen. Höch- stens wird die Wahrscheinlichkeit dafür, daß etwas als Mittel verwendet werden kann, geringer, wenn es sich im Besitz nur einiger oder vielleicht auch vieler, als wenn es sich im Besitz aller Individuen befindet. Wenn also Pauly das Mittel allen Individuen beilegt, so könnte er allenfalls diese Annahme insofern zu seinen Gunsten Darwin gegenüber ins Feld führen, als dadurch die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt des Zufalls größer wird, er kann aber nicht etwa behaupten wollen, daß dadurch der Zufall selbst einen anderen Charakter gewinnt. Fassen wir alles zusammen, so läßt sich kurz sagen, daß der Zufall seinem ganzen Begriffe nach bei Pauly kein anderer ist als bei Darwin, wenn er auch in anderer Weise zum schließlichen Effekt beiträgt. Auch ist das, was er bei Pauly zu leisten hat, keineswegs gering, wie wir sahen. vr hi; [35] Die psychophysische Teleologie Paulys. 195 In dem rechten Lichte aber erscheint seine Bedeutung beı Pauly erst, wenn man bedenkt, daß die ganze Aktivität des Organismus, auf die sich Pauly Darwin gegenüber beruft, und die ihm als eigentliche Erzeugerin des organischen Zweck- mäßigen gilt, in einem rein energetischen Geschehen bestehen soll. Dieses Geschehen, und speziell handelt es sich dabei um den teleologischen Akt, geht mit dem Zufall Hand in Hand. Ist aber dieses Zusammengehen in gewissem Sinne nicht etwas Ähnliches wie das Zusammengehen, welches wir bei Darwin zwischen demKampfe ums Dasein,diesem ganz mechanisch tätigen Faktor, und dem Zufall haben? Wir wollen indessen diese Frage hier nicht weiter verfolgen, uns interessiert im wesentlichen nur die Mitwirkung des Zufalls überhaupt. Und wenn nun Darwin dem Zufall und seiner Leistungsfähigkeit soviel zutraut, daß er ihn mitwirken läßt bei der Erzeugung des organischen Zweckmäßigen, so hat Pauly seinerseits eigentlich recht wenig Grund, mit Darwin darüber rechten zu wollen. Der Lamarckis- mus operiert so gut mit dem Zufall wie der Darwinismus. Wir kommen zum Schlusse. Wer die Existenz des Zufalls wohl anerkennt, aber doch prinzipiell bestreitet, daß derselbe an dem Zustandekommen des organischen Zweckmäßigen und an der Entwicklung des Örganischen irgendwelchen Anteil haben könne, der wird aus diesem Grunde die Paulysche Theorie nicht minder verwerfen müssen wie die Darwinsche. Wer da- gegen den Standpunkt vertritt, daß der Zufall ein Faktor ist, mit welchem, wie beim Weltgeschehen im allgemeinen, so beim organischen Geschehen im besonderen in weitgehender Weise gerechnet werden muß, der wird darin gar keine Schwäche der Paulyschen Theorie erblicken, daß der Zufall in ihr eine so bedeutende Rolle spielt. Und diesen Standpunkt vertreten wir hier. Unseres Erachtens liegt die Schwäche der Theorie ganz wo anders, wie wir das im 4. Abschnitt glauben nachgewiesen zu haben. So brauchbar nämlich für die Entwicklungslehre gewiß an sich der Gedanke ist, daß eine Veränderung der Lebens- bedingungen eine Umbildung des Organısmus zur Folge haben kann, indem die Veränderung als Reiz auf den Organısmus einwirkt und ihn zu einer zweckmäßigen Reaktion, zu einer I 2° 196 H. Kersten, Die psychophysische Teleologie Paulys. [36] : Anpassung an die neuen Verhältnisse, veranlaßt, so verfehlt ist es jedenfalls, wenn Pauly, um diesen Vorgang verständlich : zu machen, zwischen den Reiz und die Reaktion gewisse psy- chische Faktoren sich einschieben läßt, welche die Reaktion zu einer Zweckhandlung gestalten sollen, dabei jedoch, wie sich _ gezeigt hat, von durchaus problematischer Natur und Wirkungs- weise sind. Was aber zuletzt noch den Zufall betrifft, so wird unserer Überzeugung nach eine jede empirische Entwicklungs- theorie, die sich ganz auf den Boden der Tatsachen stellen und der Erfahrung in jeder Hinsicht gerecht werden will, auch den Zufall und sein Wirken gebührend berücksichtigen müssen. ee Beiträge zur Kenntnis der Flora und Pflanzen- decke des Saalebezirkes. |. Von Prof. Dr. August Schulz. Mit Tafel II und drei Abbildungen im Text. Berigabıs alpına LE. ım Zechsteingebiete am Süd- rande des Harzes. | Die beiden im Zechsteingebiete am Südrande des Harzes in der Nähe der ehemaligen Eilricher Papiermühle dicht bei- einander gelegenen Wohnstätten von Arabis alpına L. habe ich bereits zweimal eingehend beschrieben.!) Ich finde jedoch erst jetzt Gelegenheit, eine bildliche Darstellung dieser beiden Wohnstätten zu veröffentlichen. Eine solche Darstellung ist meines Erachtens aber durchaus nötig, weil, wie ich schon früher gesagt habe, offenbar beide Wohnstätten in abseh- barer. Zeit durch den Gypsbruchbetrieb zerstört werden werden. Das erste Bild auf Tafel II stellt die westliche der beiden !) Schulz, Entwicklungsgeschichte der phanerogamen Pflanzen- decke des Saalebezirkes (Halle 1898) S. 31—32, und Ders., Über die Wohnstätten einiger Phanerogamenarten (Salix hastata, Gypsophila vepens, Avabis alpina und A. petraea) im Zechsteingebiete am Süd- rande des Harzes und die Bedeutung des dortigen Vorkommens dieser Arten für die Beurteilung der Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands, Mit- teilungen des thüringischen bot. Vereins N. F. Heft 29 (1912) 5. I—20 (II—13). 198 Dr. Augusb Schulz, [2] | Wohnstätten dar. Sıe liegt auf der Felsschutthalde etwas westlich von dem am rechten Rande des zweiten Bildes sıcht- baren isolierten Felsen, dicht hinter der ehemaligen Papier- mühle — oberhalb des Kreuzes am Rande des Bildes —. Das zweite Bild auf dieser Tafel stellt die östliche Wohnstätte dar. Sie liegt auf der Felsschutthalde etwas östlich von dem W isolierten Felsen — oberhalb des Kreuzes am Rande des Bildes —.!) | Wie ich?) dargelegt habe, wird die Ellricher Arabıs alpına meist zur ‚‚Varietät‘ crispata Willd. gerechnet. Ihre Blätter | sind verhältnismäßig lang und schmal, und am Rande meist mit zahlreichen — auf jeder Seite mit bis zehn und vereinzelt mit noch mehr — Zähnen besetzt. . Die Blätter der Arabıs alpina-Individuen vom Basalt der Kleinen Schneegrube im Riesengebirge sind hinsichtlich ihrer Länge und Breite und ‘der Anzahl ihrer Zähne den der Ellricher Individuen sehr ähnlich, ihre Zähne — namentlich die der Stengelblätter — scheinen jedoch immer kürzer zu sein als die dieser. Und außerdem pflegt der Grund der Stengelblätter der Ellricher Individuen ausgeprägt herz- oder pfeilförmig zu sein, während die Blätter der von mir gesehenen Riesengebirgsindividuen einen undeutlich herzförmigen Grund haben oder sich allmählich nach der Ansatzstelle hin verschmälern.?) Außer?) in der Kleinen Schheegrube "und ‚Dei Plieichzır Arabıs alpına in Norddeutschland, d. h. in dem nördlich von dem Nahe- und Maingebiete sowie der Nordgrenze Böhmens und Mährens gelegenen Teile Deutschlands, nur noch an den Bruchhauser Steinen im westfälischen Sauerlande beobachtet !) Die beiden Bilder sind nach Photographien angefertigt, die Herr Mittelschullehrer Gustav Müller auf einer gemeinschaftlichen Ex- kursion am ıı. April Igım — bei ungünstiger Witterung — aufge- nommen hat. 2) Über die Wohnstätten a..a.O. S.ıog. ®2) Figur I stellt ein von mir am Io. Mai 1908 gesammeltes Exemplar der Ellricher Arabis alpina dar; Figur 2 stellt ein im Juni 1850 von Garcke in der Kl. Schneegrube gesammeltes Exemplar dar. 4) Vgl. Schulz, Entwicklungsgeschichte der phanerogamen Pflan- zendecke Mitteleuropas nördlich der Alpen (Stuttgart 1899) S. 13. wi] Beiträge zur Kenntnis der Flora des Saalebezirkes. I. I99 Bier (9, nat. Große:) worden. Hier, und zwar an der Nordseite des Bornsteins, des größten der Bruchhauser Steine, hat sie H. Müller am 18. April 200 Dr. August Schulz, Be [4] 1862 entdeckt.!) Später ist sie auch noch an einem anderen dieser Felsen, am Rabensteine, gefunden worden.?) Die Arab:s- alpina-Individuen des Bornsteins?) weichen in ihrer Blattform recht erheblich von den übrigen norddeutschen Individuen ab. Die Blätter sind meist sehr breit im Verhältnis zu ihrer Länge, zum Teil kurzelliptisch, vereinzelt fast kreisrund. Sie tragen am Rande nur wenige Zähne, vielfach an jeder Seite nur zwei, vereinzelt sogar nur einen. Der Grund der Stengelblätter ist ausgeprägt herzförmig, doch kürzer als der der Ellricher In- dividuen.*) - Mit den westfälischen Arabis-alpina-Individuen übereinstimmende habe ich nur aus Lappland gesehen. In- dividuen, die mit den Individuen des Harzrandes und des Riesengebirges übereinstimmen, kommen sowohl im Norden Europas und in Nordamerika als auch ın den südlich von Norddeutschland gelegenen Gebirgen, vorzüglich in den Alpen vor. | 2. Pinguicula gypsophila Wallr. Pingureula gypsophrla ıst von Wallroth ım Jahre 1840 in seinem Scholion zu Hampes Prodromus Florae Her- cyniae°) als selbständige Art aufgestellt und eingehend be- schrieben worden. Sie wächst nach seiner Angabe: „Auf quel- ligen Moosplätzen zwischen Gypsfelsenklüften des südlichen und südwestlichen Harzes hier und da, sich aber von da aus nicht weiter auf die naheliegenden Sumpfwiesen verlaufend.‘‘®) Einen bestimmten Fundort gibt er nicht an. Bis zum Jahre 1898 1) Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins der preuß. Rhein- lande und Westfalens Jahrg. 21 (1864) S. 175; vgl. auch Jahrg. 30 (1873), Correspondenzbl- >. 70. 2) Fünfter Jahresbericht des Westfälischen Provinzial-Vereins für Wissenschaft und Kunst pro 1876 (1877) S. 117. In Beckhaus’ Flora von Westfalen (Münster 1893) S. 155 wird dieser Fundort nicht er- wähnt. 3) Vom Rabenstein habe ich keine Exemplare gesehen. 4) Figur 3 stellt drei von mir zusammen mit Otto Koenen am 21. Mai ıgıo am Bornstein gesammelte Exemplare dar. 5) Linnaea Bd. 14 (1840) S. ı u. f., 529 u. f. (533—536). 8: rar O5555i zur Kenntnis der Flora des Saalebezirkes. I. Bine, nat Große.) war Pinguicula gypsophila am Alten Stolberg bei Stempeda, am Kohnstein bei Niedersachswerfen und am Sachsenstein bei 202 Dr. August Schulz, | [6] Sachsa aufgefunden worden. In jenem Jahre habe ich!) die Art ihres Auftretens am Alten Stolberg und am Kohnstein eingehend geschildert. Später habe ich sie noch am Nord- abhange eines — auf Blatt Nordhausen der Geologischen Spezialkarte von Preußen und den Thüringischen Staaten nicht benannten — ungefähr südlich von Woffleben beı Nieder- sachswerfen gelegenen Hügels beobachtet. Wahrscheinlich ıst dieser Fundort identisch mit dem am Hagenberge, der von Oßwald?) angegeben wird. In seiner Flora von Südhan- I nover?) nennt Peter auch eine von ihm als ‚Wiedaer Teich“ bezeichnete Örtlichkeit als — von ihm entdeckten — Fundort von Pingurcula gypsophila. Ich habe im Zechsteingebiete am Südrande des Harzes einen Teich, der diesen Namen führt oder den man so bezeichnen könnte, weder auf der Karte auf- gefunden, noch erfragen können. Bei dem Orte Wieda ist zwar — in der Nähe der Zündholzfabrik — ein Teich, doch liegt dieser nicht im Gypsgebiete; ich konnte an ihm keine Pinguicula auffinden. Auf die Art des Auftretens von Pinguicula gypsophila will ich hier nicht näher eingehen; ich habe sie, wie schon gesagt wurde, an der oben angegebenen Stelle ausführlich beschrieben. Bemerken möchte ich nur,?) daß es mir nicht geglückt ist, 1) Entwicklungsgeschichte der phan. Pflanzendecke des Saalebezirkes (HEialle 1898). 9.-38. ®) Mitteilungen des thüringischen bot. Vereins N.F. Heft 27 (IgIo)S. 30. 32) I. Teil (Göttingen ıigo1) S. 252. | *) Wein sagt (All."bet.: Zeitschrift Jahre. 18, 1912,85 soo, u fällig ist der Standort unserer Pflanzen (d. h. von Pinguicula gypsophila) auf sonnigen Gipsfelsen.‘‘ Auf Gypsfelsen, die man als ‚sonnig‘“ be- zeichnen könnte, habe ich Pinguicula gypsophila nicht gesehen, son- dern nur an der unteren Partie von gegen Norden, Nordosten und Osten gerichteten, zum Teil sehr steilen Abhängen und an schattigen Stellen am Fuße eines gegen Westen gerichteten steilen Abhanges. An allen diesen Stellen war ehemals die Talsohle bis an den Fuß der Hänge sehr naß. Daß Pinguicula gypsophila dem Kiffhäusergebirge fehlt, ist nach meiner Meinung durchaus nicht, wie Wein meint, auffällig. In diesem Gebirge fehlt ja ein großer Teil der Arten, die gleichzeitig mit der Individuengruppenreihe von Pinguicula vulgaris (im weiteren Sinne), von der P. gypsophila abstammt, in das Zechsteingebiet am südlichen Harzrande eingewandert sind. Vgl. hierzu Schulz, a.a.O. [7]. Beiträge zur Kenntnis der Flora dcs Saalebezirkes. I. 203 | | | | Freltz.2 (2), nat. Größe.) 204 & Dr. August Schulz, | [8] Pinguicula gypsophila bei Stempeda an den „schwer erreich- baren Felsen‘“ — oberhalb des Weges neben dem Krebsbache —, wo sie nach Vocke reichlich wachsen soll, aufzufinden. Die Mehrzahl der Individuen wächst dort dicht — bis etwa 2 m hoch — über der Talsohle, die zweifellos ehemals bis an den Fuß des Felshanges — an dem jetzt ein Weg entlang führt — sehr naß war;!) weiter oben habe ich nur vereinzelte Individuen gesehen.?). Die meisten Individuen von Pingurcula gypsophila wachsen auf lebenden oder abgestorbenen Algen-, Moos- und Flechtenpolstern, durch die ihre Wurzel hindurch in den Boden dringt; doch tritt Pinguicula gypsophila auch nicht selten auf dem nackten Fels oder der nackten, dem Felsen aufliegenden Feinerde auf. Ihre Blattrosetten schmiegen sich allen Uneben- heiten des Untergrundes an. | Ich habe schon früher?) darauf hingewiesen, daß in den Alpen der Pinguicula gypsophila im Aussehen sehr ähnliche Exemplare von Pingwicula vulgaris (mit Ausschluß von P. gypsophila) vorkommen. Ich habe seitdem Gelegenheit gehabt, ein reiches Material von Pinguicula vulgaris (im weiteren Sinne) zu untersuchen und habe aus verschiedenen Gegenden, vorzüglich aus den südlichen Ostalpen, wo Pinguicula vulgaris viel auf Felsboden wächst, Exemplare gesehen, die sich im Aussehen nicht von Pinguicula gypsophela unterscheiden lassen.*) Diese kann somit nicht als selbständige Form angesehen wer- den, mag man diese Form nunals Art oder Unterart oder sonst- wie bezeichnen. Sie hat aber eine bedeutende physiologische Selbständigkeit, da sie ausschließlich den Gyps der mittleren !) Durch die Anpflanzung von Fichten dicht am Fuße des Fels- hanges hat sich die Individuenanzahl von Pinguicula gypsophila schon erheblich vermindert und wird sie sich noch weiter vermindern. ®?) Auch an der Nordostseite des Kohnsteins und an dem erwähnten Hügel südlich von Woffleben habe ich Pinguicula gypsophila fast nur am Fuße des Abhanges gesehen. NO 1) A. a. O. hat auch Wein darauf hingewiesen, daß sich Pinguicula gypsophila nicht spezifisch, d. h. auf Grund morphologischer Eigen- schaften, von P. vulgaris (mit Ausschluß von P. gypsophila) trennen ließe. [9] Beiträge zur Kenntnis der Flora des Saalebezirkes. I. 205 Zechsteinformation — den sog. Älteren Zechsteingyps — bewohnt!) und nicht auf den angrenzenden Sumpfboden der Talsohle, der für die Hauptmasse der Individuen von Penguicula vulgaris (im weiteren Sinne) sehr geeignete Wohnstätten darbietet und vorzüglich in früherer Zeit darbot, übergesiedelt ist und noch jetzt übersiedelt. Man muß Pinguicula gypsophila deshalb als selbständige Rasse?) von Pinguicula vulgarıs betrachten, die man als Pinguicula vulgaris * gypsophila bezeichnen kann. 1) Es ist nicht bekannt, daß Pingurcula vulgaris (im weiteren Sinne) sich auch außerhalb des Zechsteingebietes am südlichen Harzrande irgendwo an den Gyps angepaßt hätte und ausschließlich auf ihm wüchse. 2) Eine Individuengruppe einer Art, die — nur — in physiologi- scher Hinsicht selbständig ist und deren Individuen ihre Eigenschaften vererben, bezeichnet man am besten als Rasse dieser Art. Beiträge zur Flora des Passes von Vizzavona auf Korsika, mit besonderer Berücksichtigung der Moose. Von K. Bernau in Halle a. S. Die Insel Korsika stellt eine große, hauptsächlich aus Granit bestehende Gebirgsmasse dar, die von den Küsten nach dem Innern steil aufsteigt und Gipfel trägt, die im Mt. Cinto bis über 2700 m ansteigen, und die die Ursprungsstätte der im Frühjahr wasserreichen und reißenden Flüsse bilden. Zahl- reiche Seitenketten strahlen nach Westen und Osten von der etwa in Meridianrichtung sich durch die ganze Insel ziehenden Haupterhebungsmasse aus, springen an der Westseite weit ins Meer vor und erzeugen hier eine klippenreiche Steilküste mit vielen Kaps und dazwischenliegenden fjordähnlichen Buchten, während an der Ostseite eine etwa 2 bis 3 km breite, vielfach mit Flugsand bedeckte und mit Lagunen durchsetzte Küsten- ebene dem Gebirgslande vorgelagert ist. Durch die Haupt- kette wird die Insel in zwei natürlich abgegrenzte Landschaf- ten geteilt: in das Land diesseits und jenseits der Berge (,,En- deca des Monts et au-delä des Monts‘‘), eine Einteilung, die uralt historisch ist und auch auf die Bewohner von Einfluß gewesen ist, insofern als an der Italien zugekehrten Ostseite von jeher mehr Kultur und Wohlstand, jenseits dagegen mehr Ursprünglichkeit und Wildheit herrschte. Verbunden werden die beiden in vieler Hinsicht verschiedenen Teile durch mehrere Pässe, von denen der weitaus bequemste und wichtigste der Paß von Vızzavona (la foce de Vizzavone) ist. Infolge der geringen Urbarmachung des Bodens zeigt Korsika in bezug auf Vegetation mehr Ursprünglichkeit als irgend ein De ze; [2] Beiträge zur Flora des Passes von Vizzavona. 207 anderes Gebiet des westlichen Mittelmeerbeckens. Den ver- schiedenen, schnell aufeinanderfolgenden Höhenlagen der Insel entsprechend, unterscheidet Rıkli (Botan. Reisestudien, Zürich 1903) mehrere, klimatisch ganz verschiedene Regionen, zunächst den Küstenstreifen mit den Strandpflanzenge- nossenschaften, sodann die niederen Höhen mit der Macchien-Vegetation, oder wo diese gerodet ist, die Kul- turen und Kastanıenwälder, die größeren Höhen mit den Hochwäldern und schließlich die baumlose Hochgebirg- region des Inneren. Die Strandpflanzenformationen,. die besonders auf dem sandigen von Lagunen durchsetzten Küstenstreifen der Ostküste auftreten, zeigen trotz der Feuchtigkeit des Unter- grundes oft Anpassungen, wie wir sie sonst von sehr trockenen Standorten kennen, nämlich Zurückbildung des Laubes, Wasser- speicher und filzige Behaarung, doch ist hierbei zu bedenken, daß bei hohem Salzgehalt des Bodens, selbst wenn dieser stark durchnäßt ist, die Wasseraufnahme der Pflanze sehr erschwert wird und im Boden, dem die Pflanze kein Wasser entnehmen kann, ist für sie gleichbedeutend mit völlig trockenem Boden. Die tonangebende Pflanzengenossenschaft Korsikas sind die Macchien, die von der Küste bis zum Innern alle niederen Höhen bis zu etwa 80o m mit dichtem Grün bekleiden. Diese eigentümlichen Gestrüppwälder, die früher im Mittelmeergebiet weıt verbreitet waren, jetzt aber meist ausgerottet sind, be- decken noch heute etwa vier Fünftel des Bodens Korsikas, sie bestehen meist aus immergrünem, oft stark dornigem Strauch- werk und vielen Schlingpflanzen. Charakterpflanzen der Mac- chien sind die Myrthe (Myrthus communis), der Erdbeerbaum (Arbutus unedo), mehrere Ginsterarten (@enista corsica, Caly- cotome spinosa), die Baumheide (Erica arborea), mehrere Lianen wie Tamus communis, Smilax aspera, ferner Asparagus acuti- folıus und besonders mehrere Crstus-Arten, auf denen oft ein faustgroßer, auffallend gefärbter Schmarotzer, Oytinus Hypo- cıstus, die einzige Rafflesiacee Europas, schmarotzt. Die meisten dieser Gewächse der Macchien sind durch lederartiges, oder stark zurückgebildetes Laub vor der hier herrschenden trockenen 208 K. Bernau, | [3] Hitze geschützt und enthalten vielfach auch ätherische Öle, die stark aromatische Gerüche erzeugen, und die nach Tyndalls Untersuchungen auch ein Schutzmittel gegen zu starke Ver- dunstung bilden sollen. Diese Düfte sind so kennzeichnend für Korsika, daß sie sich oft schon in einiger Entfernung. von der Insel auf dem Meere bemerkbar machen, worauf sich Na- poleons I. Ausspruch bezieht: ‚Les yeux fermes, ä& l’odeur seul je reconnaitrais la Corse.‘ Die Höhen oberhalb der Macchien bis beinahe "1800 m sind mit vielfach noch urwaldartigen Hochwaldungen be- deckt, die früher ziemlich zusammenhängend längs der Ge- birgsachse das Innere der Insel durchzogen, aber leider immer mehr durch Feueranlegung der Hirtenbevölkerung, trotz der strengen Strafen, die darauf gesetzt sind, gelichtet werden. Die Aufeinanderfolge der Bäume ist umgekehrt als in unseren Gebirgen, nämlich zuerst kommt der Nadelwaldgürtel und weiter oben dann der Laubwaldgürtel. Diese merkwürdige Erscheinung erklärt sich einerseits daraus, daß der Nadelwald aus Kiefernarten besteht, die an größere Wärme gewöhnt sind als dıe unsrigen, nämlich zuunterst aus der Meerstrandkiefer (Pınus pinaster Solander) und etwas höher aus einer Abart der österreichischen Schwarzkiefer (Pinus Larvcio var. Poire- tiana), die sich von der Hauptart besonders durch den schönen pyramidalen Wuchs unterscheidet, andererseits dadurch, daß die Buche das ihr entsprechende Klima und die nötige Luft- feuchtigkeit erst in größerer Höhe findet. Die meisten der Waldungen sind, weil im unwegsamen Inneren gelegen, nur schwer zu erreichen, am bequemsten ist - der Zugang zu den Waldungen am Paß von Vizzavona, weil eine uralte Heerstraße, die den Osten der Insel mit dem Westen verbindet, diesen überquert. Der Paß liegt innerhalb der Buchenwaldzone, auf der Westseite erreicht die Buche auf der Paßhöhe ihre obere Baumgrenze und bildet hier nur noch, hauptsächlich durch Wind erzeugte, Krüppelformen, an der Ostseite dagegen ziehen sich die Waldungen noch weıt über den Paß an den Abhängen des den Paß begrenzenden Mt. Renoso und Mt. d’Oro hinauf. Die Wälder Korsikas sind von x [4] Beiträge zur Flora des Passes von Vizzavona. . 209 einer Ursprünglichkeit, wie man sie jetzt selten in Europa findet. Umgestürzte Baumriesen, herabgefallene Äste und mächtige Granitblöcke liegen wild durcheinander und bilden zwischen den stattlichen, aber häufig unregelmäßig gewachsenen und oft von unten verzweigten Bäumen wahre Verhaue, die ein Eindringen schwierig, ja stellenweise unmöglich machen. Während die Strandpflanzengenossenschaft und die Mac- chienformation rein mediterranes Gepräge tragen, erinnert der Buchenwald hinsichtlich seiner Begleitflora sehr an mittel- _ europäische Gebirgswaldungen. Viele Gewächse unserer heimat- lichen Buchenwälder treten auch im korsischen Buchenwalde auf oder haben dort nahe verwandte Vertreter. Phanerogamen, die vom Verfasser gleich nach der Schneeschmelze an den erst . wenige Tage zuvor schneefrei gewordenen Stellen in unmittel- barer Nähe des Passes in Menge beobachtet wurden, sind: Mercurialis perennis, Rannuculus Ficarıa, Erophila verna, Corydalıs pumila, Gagea sasatilis, Crocus biflorus, Helleborus Iınidus Art., Oyclamen repandum Sibth. Während diese Pflanzen mehr die lichteren Stellen und die Ränder des Waldes aufsuchen, herrschen in den dichtesten Teilen des - | Waldes, in denen sich vielfach auch Unterholz von Iles aqur- | folum findet, die Cryptogamen vor, unter denen besonders die Moose und Flechten eine ungeheure Üppigkeit entfalten. | Moose überziehen nicht nur den Boden in fußhohen, im Früh- | jahr von Wasser triefenden Polstern, sondern bedecken auch die Felsblöcke, steigen an den Stämmen empor und hängen gemeinsam mit meterlangen Usneaarten, mit Cetrarien und Evernien im Geäst alter Bäume. Diese Üppigkeit ist eine | Folge der starken Luftfeuchtigkeit, denn die Winde, woher | sie auch kommen mögen, sind mit Wasser beladen, das sie infolge der Abkühlung beim Emporsteigen an den steil auf- | steigenden Höhen des Inneren der Insel fallen lassen. Die Moose des Buchenwaldes am Paß von Vizzavona sind fast durchweg Arten, die auch in deutschen Bergwaldungen auf- treten, aber aus dem Süden Europas vielfach nicht bekannt sind, oder doch nur selten dort vorkommen. Sie unterscheiden sich außer durch Größe, Üppigkeit und reiche Sporenbildung, Zeitschr. f. Naturwiss. Halle a.S. Bd. 84. 1912/13. IA 210 3 K. Bernau, [5] häufig noch durch kleine Variationen von den heimischen Arten, eine Erscheinung, die vielfach der korsischen Flora und Fauna eigentümlich ist. Typische Mittelmeermoose er- reichen den Paß nicht, sondern halten sich mehr in den nie- deren Regionen, scheinen aber auch hier nicht sehr zahlreich zu sein. Häufig unter diesen ist Hypnum aureum Lag., das in kleinen Gehölzen mit sandigem Untergrund in der Strand- zone und in der Macchien-Region auftritt, oft gemeinsam mit dem kosmopolitischen Hypnum cupressiforme var. uncinatulum. | In schattigen Tälern des Kastanienwaldbezirks ist Pogonatum urnigerum meist vorhanden, an trockenen sonnigen Stellen Polytrichum pelhferum. Im Buchenwalde in unmittelbarer Nähe des Passes überziehen folgende Arten massenhaft den Boden und die Granitblöcke: Hylocomium triquetrum L., Hy- locomium loreum L., Hypnum splendens L., Hypnum cupressi- forme Hedw., Plagviothecium denticulatum L., Brachythecium rutabulum L., Mnium undalatum L., Mnium punctatum L., Neckera crıspa L., Neckera complanata L., Thamnium allo- pecurum L., Dicranum scoparıum L., Dicranum longifolium Hdw., Batramia pomiformis L., Eurhynchium Stokesiı Turn. (noch in I200 m Höhe sehr häufig!), Tortula ruralıs L. (in einer auffallend großen und im Habitus sehr abweichenden Form!), Diplophyllum ulbicans L. Im feuchten Felsspalten wächst Wedera cruda Sechpr., überrieselte, stark schattige Felsen be- deckt Madotheca rwvularıs Nees., umgestürzte vermodernde Stämme, Baumwurzeln und die Basıs alter Bäume überzieht Hypnum reptile Rich. Die Stämme der Buchen sind dicht bewachsen mit Pterigynandrum filiforme Timm. und Frullanıa tamarvsci. Leucodon sciuroides L. und Hypnum cupressiforme L., beide sehr reich fruktifizierend, steigen in den feuchtesten Teilen des Waldes bis in die Kronen der Bäume. Antitrichia curtipendsla (Hedw.) hängt in 1, m langen Exemplaren ge- meinsam mit Usneaarten von den Ästen herab.!) Auf humus- 1) Ich möchte an dieser Stelle nicht versäumen, den Herren Mönke- meyer-Leipzig und Janzen-Eisenach herzlichen Dank zu sagen für die freundliche Kontrolle einer Anzahl zweifelhafter Arten. [6] Beiträge zur Flora des Passes von Vizzavona. DIET armen Waldboden in der Nähe des kleinen Gasthauses am Paß, wo der Boden aus trockenem Granitgrus besteht, über- zieht diesen auf weite Strecken als alleinige Pflanze Racomi- trium canescens (Weiss.). Feuchte quellige Stellen am Wald- rande beherbergen Bryum alpinum Huds., Phrilonotis marchica (Willd.), schattige Felsen am Waldrande überzieht Dryptodon Hartmannı (Schimp.), sonnige Blöcke Grimmia commutata (Hüben.). In Schmelzwasserbächen und Rinnen flutet überall am Paß eine lebhaft kupferrot gefärbte, glänzende Varietät von Fontinalis antipyretica, die der Form Heldreichws (C. Müll.), die in Hochgebirgen Thessaliens beobachtet wurde, nahe zu stehen scheint. Merkwürdigerweise kommen auch einige Moose, die sonst Kalkboden lieben, hier auf Granit vor, zu diesen ge- hören Bryum torquescens (Br.), Encalypta contorta (Wulf), Tortula montana N. v. E., Tortella tortuosa (Ehrh.). Da sich am Paß ein altes zerfallenes Genuesenfort befindet und diese Arten nur in dessen Nähe von mir beobachtet wurden, so wäre es möglich, daß der Boden an manchen Stellen durch verwitterten Mörtel einen gewissen Kalkgehalt besitzt, woraus sich dann dieses Vorkommen erklären würde, falls nicht eine weitere Verbreitung der betreffenden Arten in Korsika nachge- wiesen würde. Schließlich wären auch noch einige Allerwelts- moose zu erwähnen, die wie überall so auch am Paß von Vizzavona auf jeglicher Unterlage verbreitet sind, nämlich Tortula muralis (L.), Ceratodon purpureum (L.) und Bryum argenteum (L.). An den Buchenwaldbezirk schließt sich oberhalb des Passes eine Gestrüppformation, die einige Ähnlichkeit mit dem - Knieholz der Alpen hat, aber aus Zwergwacholder (Juniperus nana) besteht, zu dem sich stellenweise Stachelgestrüpp einer niedrigen, aber sehr dornigen Berberitze (Berberis aetnensis) und kleine stachelige Kugelbüsche von Astragalus sirınvcus gesellen. An den Gebirgsbächen steigt eine Erlenart mit stark harzigen Knospen (Alnus suaveolens) hoch hinauf ins Hoch- gebirge, auf dem schließlich die Gebirgsmatten beginnen, über deren Phanerogamen-Flora die Arbeit von Briquet, Recherches sur la flore des montagnes de la Corse et ses * 14* a a, 77" T, N b 212 K. Bernau, Beiträge zur Flora des Passes von Vizzavona. [7] originines (Geneve IgoI), Aufschluß gibt. Sicher beherbergt das Hochgebirge aber auch eine reichhaltige Flora von Cryptogamen, leider konnte es Anfang Mai, als Verfasser diese Gegend bereiste, noch nicht besucht werden, da oberhalb des Passes noch die ganze Landschaft mit hohem Schnee bedeckt war. Sitzungsberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins für Sachsen und Thüringen. muendentliche!sitzune vom. ıı. Januar I1g9r2. In der ersten Sitzung des neuen Geschäftsjahres führte Herr Dr. Heinrici eine kostbare Zusammenstellung von Meteori- ten vor, die teils ihm selbst, teils Herrn Bergdirektor Geipel in Eisleben gehörten. Der Vortragende führte etwa Folgendes aus: Meteoriten sind bekanntlich selbständige Körper, die den Weltenraum durchfliegen und gelegentlich in den Anziehungsbereich unserer Erde gelangen. Durch die Reibung an der Luft erhitzen sie sich, explodieren auch wohl und überziehen sich mit schwarzer, schlackiger Rinde. Meist sind es Steinmeteoriten, die aus Sili- katen, wie Olivin, Augitmineralien oder Anorthit. bestehen; weit seltener sind Eisenmeteore, die neben anderen Metallen hauptsächlich aus einer Eisennickellegierung bestehen. Auch Mischformen kommen vor, wie schöne Stücke mit Olivinein- sprengungen beweisen. Außer Ganzstücken waren sehr an- sehnliche Durchschnitte in Form von polierten Platten aus- gestellt, die auch die kristallinische Struktur hervorragend zeigten. Ätzt man nämlich den polierten ebenen Anschnitt eines Stückes Meteoreisen mit Salpetersäure schwach an, dann treten die schmalen Leisten der nickelreichen Eisen- legierung, die von der verdünnten Säure nur wenig angegriffen werden, in glänzenden Linien hervor und bedingen je nach der Schnittlage zum oktaedrischen Aufbau eine verschiedene Zeichnung, die bekannten Withmannstättenschen Figuren. 214 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. ‚Thüringen. [2] Weiter sprach unter Vorlegung eines interessanten An- schauungsmaterials Herr Dr. Fromme über das schädliche Prinzip de Kalle Dieses wird meist im Koffein gesucht, einem Alkaloıd, das im Kaffee zu 0,8—1,5 %, im chinesischen Teer zus2275 2193 Paraguaytee zu 0,9—2,5 %, im Kakao (als Theobromin) zu 1,5 % und in der Kolanuß als Kolanin zu I,5—2,5 % vVor- kommt. Man hat Ersatzgetränke eingeführt, man hat vor y j allem den Koffeingehalt zu beseitigen versucht, und doch | scheint das Alkaloid nicht allein die Ursache der schlech- ten Bekömmlichkeit des Kaffees zu sein, über die so mannig- fach geklagt wird. An beigemengten schlechten Substanzen, verdorbenen Bohnen usw. kann es wohl auch nicht liegen; denn die Kaffeeindustrie wendet der sorgfältigen Reinigung ‚vor und nach dem Brennen ganz besondere Aufmerksam- keit zu. Nun entstehen aber beim Röstprozeß in der Bohne eine ganze Reihe von Stotten, wıe "Azeton, Furfurol, Fur- furan, Ammoniak, Resorzin, Hydrochinon, Pyrrhol, Pyridin und Kaffeon, und einigen von diesen Röstprodukten wird wohl die Schuld an den physiologischen Störungen beizu- messen sein. Sodann besprach Herr Haupt den Bau des Zikaden- flügels, der sehr interessante Probleme aufweist. Es ist ein wenig bebautes Gebiet und doch ın der Zeit der beginnenden Avıatik doppelt interessant. Sind doch in dem zarten Geäder der Zirpenflügel auch noch Flächengelenke angebracht, die dem Fluge eine eigenartige und zweckmäßige Zusammensetzung verleihen. Neben einer Skizze wurde eine Sammlung von Zikaden vorgeführt, die an Pracht mit einer Schmetterlings- sammlung wetteifern konnte. T. au berordentliche Sıızunae Herr Prof. Dr. Heck (Berlin) sprach unter Vorführung zahlreicher kinematographischer Lichtbilder über „Lebende Tierbilder von nah.undsfTern””. [3] Sitzungsberichte. 215 ee neralversammlune vom 25. Januar rer2, Elere Lror Dr, Seupin sprach über die Vebensweise der Ammoniten. Während man früher allgemein die Ammoniten als Schwim- mer aufgefaßt hatte, kam man später zu der Ansicht, daß wenigstens ein Teil derselben Grundbewohner gewesen seien; ihre Schalen sollen dann nach ]J. Walther nach dem Tode des Tieres pseudoplanktonisch vertrieben worden sein; für einige Formen gestatten Einzelbeobachtungen, wıe das Aufwachsen einer Auster bei Lebzeiten des Tieres, einen Wahrscheinlichkeits- schluß. Weiterhin ist in dieser Beziehung auch die Auffindung eines Ammoniten durch Solger bemerkenswert, dem einzelne Luftkammern offenbar noch zu Lebzeiten des Tieres eingedrückt wurden, eine Verletzung, die ein Schwimmer kaum ohne merk- lichen Nachteil ertragen hätte, während hier der Ammonit noch weiter gewachsen war. Redner glaubt nun auch auf Grund der Form in manchen Fällen einen Schluß wagen zu dürfen. Merkmale für Grundbewohner sind nach ihm Scheiben- os weten Nıpbel, Vermehrung der Kammeı enekdeszinde und der von letzteren ’sebildeten Brake bBoben), sowie betraichtliche Fänge der Dielen mer bzw. Große des eigentlichen Tieres, während die gegenteiligen Merkmale für Freischwimmer spre- chen. Natürlich gilt das nur insoweit, als eine Reihe solcher Merkmale zusammentreffen, so daß gewisse Extreme gebildet werden, während durch Kombination gegenteiliger Merkmale oder durch Zurücktreten des einen oder anderen Mittelformen entstehen, über die ein Urteil nicht abzugeben ist. Redner führte eine Anzahl von Gattungen auf, die mit größter Wahr- scheinlichkeit für die eine oder andere Lebensweise in Anspruch genommen werden können. 20 dentlıche Sitzung vom 1,Eebrwar 1L9L2, Ders Pritzsehe "sprach über Teslaströme unter Vor- führung einer Reihe zum großen Teil selbstgebauter Apparate. Am Eingang wurde mit Hilfe des Telephons das Grund- 216 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [4] prinzip der Induktion demonstriert. Dann wurden die wesent- lichen Bestandteile der Induktionsapparate kurz aufgeführt; beim Funkeninduktor wurde insbesonders des Kondensators gedacht, der zum Auffangen des Extrastromes dient. Dieser hat eine viel stärkere Spannung als der ursprüngliche Speise- strom; das hellere Brennen einer Glühlampe bewies dies augen- scheinlich. Dann setzte Redner die Herstellung und die Be- sonderheiten des von ihm gebauten Funkeninduktors auseinan- der; der durch Stöpselung abstufbare Kondensator und ein sehr fein durch Federdruck regulierbarer Unterbrecher haben dabei Verwendung gefunden. Die Sekundärspule ist unter der Glocke der Luftpumpe mit Paraffin durchtränkt worden. Nun hat man schon vor längerer Zeit versucht, die Induk- tionsströme in Ströme dritten Grades mit noch höherer Span- nung umzusetzen, und da ist besonders Teslas Prinzip von er- folgreicher Wirkung gewseen. Der amerikanische Erfinder benutzte zur sehr schnellen Unterbrechung des Sekundär- stromes die oszillatorischen Funkenentladungen von Leydener Flaschen und erzielte mit diesen Hochfrequenzströmen außer- ordentliche Induktionswirkungen. Der Vortragende hatte einen Teslatransformator konstruiert, der Grundsätze und Wirkungen. recht deutlich zeigte. Insbesondere ıst die gut einzustellende Funkenstrecke zu erwähnen. Die sehr hoch- gespannten Ströme dringen bei ihrer enormen Wechselzahl nicht ın das Innere des Körpers ein, sind wenig fühlbar und schaden nıcht. So kann man mit ihnen Geißler- und Röntgen- röhren in der Hand zum Aufleuchten bringen. Schöne Licht- effekte geben auch Blitztafel und Blitzröhre, und ausgebrannte Glühlampen erstrahlen in mildem Schein. Wunderbar sind auch die Erscheinungen der elektrischen Resonanz. Ähnlich den mitschwingenden Stimmgabeln können auch zwei Drahtspulen in Resonanz versetzt werden. Die Spulen stecken nicht wie beim Induktionsapparat ineinander, sondern sie sind räumlich getrennt, nur durch einen Draht ver- bunden. Bei passender Abstimmung der Windungszahl der ersten Spule kommt die angehängte zweite in heftige Schwin- gungen, was durch Büschelentladungen zum Ausdruck kommt. Er] Sitzungsberichte. 217 Die 2m hohe Seibtsche Resonanzröhre wurde vorgeführt. Auch kam als praktische Verwendung der elektrischen Schwin- - gungen die drahtlose Telegraphie in einfacher Versuchsform zur Darstellung. Serzume vom © Pebruar 1912. Herr Dr. Rübenstrunk sprach über neuere Beobach- zunscen san den thürineischen Bryozoenriffen der 2Zeesteinzeitiin der Gegend. von Pößneck. Nach einer allgemein-geologischen Einleitung über die frühe- ren erdgeschichtlichen Perioden bis zur Zechsteinzeit wurde die spezielle Frage erörtert, welche Organismen für den Aufbau der Riffe von Bedeutung sind. Sind es wirklich Bryozoen, welche am Aufbau eines Riffes hervorragend beteiligt sind? Für die Hauptmasse eines Riffes ist die Frage zu bejahen. Doch sind die Bryozoen in einem anderen Sinne ‚„Gesteinsbildner‘ zu nennen, als etwa die rezenten Korallen. Während letztere die Gesteinsmasse selber hervorbringen, funktionierten die Bryo- zoen mehr als ‚„Fänger‘ von allerlei chemischen und mecha- nischen Niederschlägen des Meeres und halfen so am Aufbau eines Riffes. Leider fehlen Beispiele rezenter Bryozoen-Rifte. Am Aufbau sämtlicher Rifformen sind indessen nicht nur Bryozoen beteiligt. Die nackten Culmklippen wurden zuerst von Brachiopoden besiedelt. Es entstanden Brachiopodenriffe. Erst auf diesen siedelten sich die Bryozoen an. Als auch diese ihre Lebensfähigkeit einbüßten, tritt ein dritter Riffbildner, eine Stromarla, auf. Dieser Wechsel hinsichtlich der Riffbildner hängt zusammen mit einer fortschreitenden Veränderung der Lebensbedingungen im Zechsteinmeer. Anfänglich ist es noch normal gesalzen ; noch existiert eine Brandung: Siedlungszeit der Brachiopoden. Es folgt ein Abschluß des Meeres vom Welt- meer und Hand in Hand damit zunehmende Versalzung: An- siedlung der Bryozoen. Endlich höchster Salzgehalt: nur die Stromaria ist noch existenzfähig. Eine andere Frage ist die, wie sich die Riffe, seit ihrer Bil- dung bis heutzutage, abtragenden Kräften gegenüber verhalten haben. Mit großer Wahrscheinlichkeit haben sich die Riffe im DEE Tr Te a a a a en —. m, ne 218 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [6] wesentlichen so erhalten, wie sie ursprünglich aussahen, d. h. sie “ sind weder in horizontalem noch in vertikalem Sinne wesent- lich denudiert. Doch ist hervorzuheben, daß die Ebene, welche bei den meisten Riffen den oberen Abschluß bildet, keine primäre Eigenschaft ist. Nicht zu übersehende Tatsachen sprechen dafür, daß die Riffe ursprünglich nicht eben, sondern eingesenkt waren. Die Ebenheit ist vielleicht eine Folge gewisser tektonischer Vorgänge. Hinsichtlich der Gesteinszusammen- setzung ist zu erwähnen, daß in einem Falle das Riffgestein als aus relativ reinem kohlensauren Kalk bestehend gefunden wurde. Aber auch sonst ist man schwerlich berechtigt, wie oft geschieht, von einem ‚‚Riff-Dolomit“ zu reden. Es handelt sich fast immer um einen mehr oder weniger verunreinigten Kalk. Schließlich verdienen noch die ım Riffgebiet massenhaft verbreiteten lockeren ‚Aschen‘‘ besondere Aufmerksamkeit. Es steht fest, daß sie zum Teil Residuen präexistierender fester Gesteine sind. Sodann sprach Herr Bernau unter Vorlegung eines von Herrn Huth-Wörmlitz erlegten großen Sägetauchers (Mergus merganser) über ornithologischinteressanteBeobach- tungen während der verflossenen starken Kälte- periode. / Es hatten sich zahlreiche nordische Vögel eingefunden und zwar besonders in dem Augebiet zwischen Elster und Saale, an eisfreien Stellen in der Nähe der Elstermündung und der Rabeninsel. Zu den interessantesten gehört der große Säge- taucher auch Gänsesäger (Mergus merganser) genannt. Die Tiere sind heimisch im hohen Norden der alten und neuen Welt, sie sind in Nordamerika, Nordasien und Nordeuropa gleich- mäßig verbreitet. Ihre nördliche Verbreitungsgrenze geht über den nördlichen Polarkreis hinaus. In Deutschland tritt er als Brutvogel nur ganz einzeln in Schleswig und an den mecklen- burgischen Seen auf. (Diese Tiere konnte man in vergangener Woche in Scharen von 40—50 Stück auf offenen Stellen der Saale fischen sehen). In kalten Wintern geht nämlich der Vogel [7] Sitzungsberichte. 219 weit nach Süden und zwar besonders elbaufwärts bis in die Nebenflüsse der Elbe und auch rheinaufwärts dort mitunter bis zum Bodensee. Die Tiere sind in kalten Wintern öfters schon einzeln in hiesiger Gegend beobachtet worden, in diesem Jahre sind Scharen von 40—50 Stück vorgekommen. Das Tier gehört zu den Schwimmvögeln und zeichnet sich in frischem Zustande durch sein auffallendes Gefieder aus. Länge 80 cm. Die Nahrung besteht ausschließlich aus Fischen, die die Vögel gemeinsam jagen, sie tauchen dabei in bewunderungswürdiger Weise, bleiben bis 2 Minuten unter Wasser. Man konnte hier beobachten, wie die Vögel sogar unter das Eis gehen. Es sind scheue, sehr vorsichtige Vögel, wodurch sie glücklicherweise unnötiger Nachstellung leicht entgehen. Weiter legte Herr Pritzsche Stereophotogramme eines Blumenkohlkopfes vor, der einen ungewöhnlichen, wunderbar zierlichen Aufbau im ganzen wie auch analog in den einzelnen Blütengruppen zeigte, nämlich eine aufsteigende Schnecken. linie, eine wirkliche Kunstform der Natur. Endlich demonstrierte Herr Dr. Lange zwei Unterkiefer von Guanchen, den ausgestorbenen Urbewohnern der Kana- rischen Inseln. Die sehr seltenen Fundstücke stammen von Puerta d’Orotawa. Die Guanchen, die: einer aus Afrıka ein- :gewanderten Rasse angehörten, sind im 14. Jahrhundert aus- gerottet worden. Die Langschädel haben vielfach Narben und trepanierte Stellen. Die vorliegenden, kräftig ausgebildeten Unterkiefer sind sehr klein und rund gebogen; die Zähne sind stark abgenutzt, vorn spitz. A ordentliche Sitzung vom 1L5.rebruar IQL2. Herr Tatzelt hielt einen Projektionsvortrag über photo- graphische Tieraufnahmen, wobei er ausschließlich eigene, wunderbar schön gelungene Bilder zur Anschauung brachte. Äußerst mühevoll ist freilich der Weg, etwas derart Vollkommenes herzustellen, und mancher der Anwesenden wird es dem Redner Dank gewußt haben, daß er auch auf Fehler und Mißerfolge | 220 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [8] aufmerksam machte, die sich bei solch schwierigen Objekten einstellen können. Das idealste Hilfsmittel zum Festhalten biologisch wertvoller Momente ist der Kinematograph, und der Vortragende hat auch damit bereits einige Versuche angestellt, bei denen allerdings eine ganze Reihe von Hindernissen zu überwinden sind, wie anschaulich geschildert wurde. Zimmer- aufnahmen lassen sich ohne künstliches Licht nicht machen, wenn biologische Momente aus dem Leben der Terrarien- und Aquarientiere auf die Platte kommen sollen. Die vorzüglichen Einzelaufnahmen sind mit Spiegelreflexkamera und Doppel- anastigmat (f. 5,4) hergestellt worden, unter Kombination von Tages- und Magnesiumblitzlicht. Letzteres wird elektrisch ge- zündet; eine vom Redner konstruierte Vorrichtung ermöglicht das Aufflammen des Blitzes in dem Augenblick, wo der Ver- schluß sich öffnet. Gute orthochromatische und lichthoffreie Platten sind ebenfalls erforderlich. Zum Schluß boten die .Herren Tatzelt und Pritzsche noch farbenprächtige Autochromprojektionen, ersterer besonders Stilleben und Blumenstücke, letzterer einige Gruppen und eine Reihe von Mikrophotogrammen, von denen solche im polari- sierten Licht die Vorzüge der Lumi£ereplatte in der Feinheit der Farbenwiedergabe treffend dartaten. 5..ordentliche Sitzung am 22. Februas 007 Herr Professor Dr. Aichel demonstrierte eine sehr voll- ständige Sammlung sog. „Lochsteine‘ aus Chile. Die Lochsteine sind ein Erzeugnis der Steinzeit. Man hat sie bei den verschiedensten Urvölkern gefunden und ihnen nicht ımmer die gleiche Anwendung zugeschrieben. Da aber der Typus der Lochsteine in einer Gegend immer der gleiche zu sein scheint, so nimmt man an, daß jedes Volk die Loch- steine nur einem besonderen Zweck bestimmt hatte. Im Verhältnis zu der gefundenen Zahl anderer Erzeugnisse der Steinzeit, wie Äxten und Pfeilspitzen, bilden die Lochsteine im allgemeinen immerhin einen seltenen Fund. Um so auf- fallender ist es, daß in einem beschränkten Gebiet wie Chile [9] Sitzungsberichte. D2T die Lochsteine ın außerordentlichen Mengen gefunden werden. Herr Prof. Aichel besprach eingehend die verschiedenen Fundorte in Chile, das verschiedene Material, aus dem die Lochsteine bestehen, und die Mannigfaltigkeit in Größe und Form, auch die Art der Anfertigung wurde an unvollendeten Exemplaren erläutert. Nach einer Übersicht über die sicher feststehenden Anwendungsweisen bei Völkern, deren Steinzeit in die geschichtliche Zeit hineinreicht, und über die Hypothesen, die aufgestellt sind, weist Redner einzelne Auffassungen durch Demonstration der entsprechenden Werkzeuge aus Chile zu- rück, wenigstens soweit sie die Hauptbestimmung der Loch- steine erklären sollen. Es bezieht sich dieses auf die Benutzung der Lochsteine als Geld, Spindelwirtel, Webstuhlsteine, Netz- beschwerer, Mahlsteine, Hammer und Schleudersteine. Dagegen begründet er die Auffassung, welche die Lochsteine als Keulen und als Grabstöcke zu landwirtschaftlichen Zwecken in An- wendung bringen läßt, sowie die Benutzung der kleinsten Loch- steine zu Schmuckzwecken. DaB die Lochsteine sekundär für mannigfache Vorrichtungen im täglichen Leben in Anspruch genommen wurden, erklärt ihre handliche Form und Ver- schiedenheit der Größe. Es entwickelte sich der Lochstein zu einem Universalinstrument, ohne daß er primär für diese oder jene Anwendungsweise bestimmt gewesen wäre, und so ver- stehen wir, daß auf einem kleinen Bezirke wie Chile die Loch- steine in solchen Massen gefunden werden. Weiter sprach Herr Dr. Rabes über Schwarzfärbung (Melanismus), besonders beim Rehwild. Zur Veranschau- lichung der beachtenswerten Erscheinung führte er Kopf und Hals eines im Drawehn (Ostrand der Lüneburger Heide) von ıhm erlegten Rehbocks vor. Unter einem Bestande von etwa Ioo Rehen finden sich 20 bis 30 schwarze Stücke. Diese hohe Prozentzahl ist nur der zielbewußten Hegung zu verdanken. Über dıe Herkunft dieser schwarzen Rehe läßt sich kaum eine einwandfreie Auskunft geben. Es wird sich wohl um ein sporadisches Auftreten von Schwarzfärbung — mag es auch Mutation genannt werden — handeln, die 222 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [TO] sich energisch weitervererbte. Für die Mehrzahl ähnlicher Fälle glaubt man eine Antwort gefunden zu haben, indem der größere Feuchtigkeitsgehalt der Luft mancher Gegen- den mit dem Auftreten schwarzgefärbter Tiere in Beziehung gebracht wird. Besonders eifrig wurde diese Hypothese von Lönnberg vertreten, wie an einer ganzen Reihe von Säuge- tieren nachgewiesen wurde. Es darf hinwieder aber nicht ge- folgert werden, daß alle Tiere in feuchten Klimaten dunkel ge- färbt sein müssen; denn viele Tiere bedürfen einer Schutz- färhung, und zu dieser eignet sich schwarz ebensowenig wie weiß. Eintöniges Kolorit kann (abgesehen ven nordischen und Wüstenformen) nicht als Schutzfarbe dienen, sondern Striche, Punkte, Flecke bilden in der freien Natur, bei der es größere einförmige Flächen selten gibt, einen weit besseren Schutz gegen die Feinde. Daß starke Beleuchtung den Melanismus nicht verursacht, geht daraus hervor, daß Wüsten- und Steppen- tiere, die der direkten Sonnenbeleuchtung am meisten aus- gesetzt sind, vorwiegend blasse Färbung zeigen. Der Trocken- heit analog scheint auch Kälte blassere Farben hervorzurufen. Der vorliegende Fall des schwarzgefärbten Rehes wie auch der vom Redner angeführte eines solchen Kaninchens paßt aller- dings nicht in das Lönnbergsche Schema, das nur auf solche Tiere Bedacht nimmt, bei denen Schwarzfärbung häufiger auftritt als bei diesen beiden Tierarten. Wie weit das Auftreten des Melanismus durch Einwirkung äußerer Reize hervorgerufen wird, ist zurzeit noch nicht endgültig entschieden. Nach einer sehr. angeregten Besprechung der Melanose bei Tieren berichtete unter Vorlegung von Photographien Herr Professor Dr. Gebhardt über einen seltenen, von Tietze beschriebenen Fall menschlicher Melanose, der in der Breslauer chirurgischen Klinik 1894—95 klinisch behandelt wurde. Ab- norme Pigmentierungen sind auch sonst, z. B. beim sog. Bronze- stein (nach Nebennierenerkrankung) beobachtet. Es fand in besagtem Falle von einer bösartigen Geschwulst aus, eine ge- waltige Pigmentproduktion statt, die sich über den ganzen Körper verbreitete. Große und kleine dunkelgefärbte Knoten Be Sitzungsberichte. 223 E . in allen Organen und ebensolche Hautanschwellungen durch- setzten dichtgedrängt den ganzen Organismus. Schließlich “ nahmen alle Absonderungen des Körpers eine schwarze Färbung an (Melanidrosis, Melanurie). Drordentliche Sitzung vom 29. Bebruar 1912. HerssBrofessor Dr. Holdefleiß sprach über die Witte- Bamesgechaltnisse der letzten Zeit. Die Ausführungen galten besonders dem verflossenen Jahre 19II. Von Interesse ıst ein Vergleich der verschiedenartigen Diagramme dieses Jahres mit denen des normalen Durch- schnittes, der aus einem Beobachtungsresultat von 55 Jahren gezogen war. Zur besseren Vergleichung wurden auch die vorhergehenden Jahre einzeln herangezogen. Die mittlere Lufttemperatur beträgt in normalen Jahren für Halle 8,9°; das vorige Jahr hat ı1,° mehr, eine sehr beträchtliche Ver- schiebung, gebracht. Es stieg die mittlere Lufttemperatur im vergangenen Juli und August etwa 21,° über den höchsten Stand des 55jährigen Mittels, während andererseits die kürz- lichen Kälteperioden einen fast 115° tieferen Stand im Januar _ als den des Durchschnitts hervorriefen. Weiter war es von Interesse, die Mitteltemperatur der Jahreszeiten vergleichs- | weise durch die Jahre von der Wende des Jahrhunderts an zu verfolgen. Normaldurchschnittstemperaturen für Halle sind: Frühling 8,3%, Sommer 17,9°, Herbst 9,1°, Winter 0,30 Wärme. | Ebenso. interessante Daten bot eine Vergleichung der Nieder- | schläge. Besonders deutlich tritt der Kontrast zwischen IQIO und IgII in die Erscheinung. Der 55jährige Durchschnitt der Regenmenge beträgt für Halle 490 mm. In anormalen Jahren sind schon 245, andererseits aber auch 745 mm gemessen worden; es sind alsc Differenzen von 500 mm entstanden. Die stärkste Regenmenge fiel in den letzten Jahren am 22. Mai 1908 mit 87 mm an einem Tage. Bezüglich der Sonnenscheindauer, gemessen durch den Campbell-Stokeschen Sonnenscheinauto- graphen, kamen auf das ebenfalls heiße Sommerhalbjahr 1904 7,13 Stunden, IgII dagegen nur 6,3 Stunden Sonnenschein 224 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [12], durchschnittlich auf den Tag. Hohe Temperatur braucht durch- | aus nicht immer mit sonnenklarem Wetter Hand in Hand | zu gehen, wie Redner näher darlegte. Über den Luftdruck ' ließ sich im Mittelwert für 1grı keine Besonderheit aufstellen; | er hielt sich um die Normalzahl, 753 mm. Schließlich berührte | der Vortragende noch die Wirkungen der abnormen Hitze und Trockenheit des Vorjahres auf die Pflanzenwelt, besonders auf die Kulturpflanzen. Besonders die Hackfrüchte und Futter- pflanzen litten von Anfang an, während die Getreidegräser in- folge ihres Steppencharakters den Wassermangel besser er- trugen. Worin die Abnormität des Jahres ıgıı ihren Grund haben mag, über diese Frage läßt sich natürlich keine er- schöpfende Antwort geben, so viele Vermutungen, etwa Periodi- zität der Sonnenflecke usw., auch darüber geäußert sınd. Nach einer angeregten Erörterung des Vortrages sprach so- dann Herr Haupt unter Vorweisung interessanten Anschau- ungsmaterials über Zikadinen als Pflanzenschädlinge. Nicht alle Zıkaden schädigen unsere Nutzpflanzen, und so griff Redner nur einige wichtige Arten heraus, besonders sprach er über die Zwergzikade Cicadula sexnotata, auch Jassus sexnotatus genannt. Die Zwergzikade ist ein gefährlicher Feind des Ge- treides, erscheint im Frühling auf den Sommersaaten in Schwär- men von zahllosen Tieren, welche auf den Blättern, den Saft saugend, still sitzen, beim Herannahen einer Gefahr aber mit flohähnlicher Geschwindigkeit entfliehen. Das Tierchen wird nur 31, mm lang, aber das Saugen in so großer Anzahl hat doch zur Folge, daß die Blätter zunächst rot oder gelb werden und allmählich vertrocknen, so daß oft schon die jungen Pflanzen wie verbrannt aussehen; ganze Felder können zerstört werden, ja Hungersnot kann entstehen, wie in Japan: Besonders scheint das Tier Länder mit dem sog. sarmatischen Klima zu bevor- zugen. Redner ging auf Abwehr- und Bekämpfungsmittel dieser und verwandter Tiere näher ein. Am Schluß der Sitzung wurde auf Anregung von Herrn Haupt noch die vor kurzem erfolgte Meteorerscheinung am westlichen Tageshimmel besprochen. [13] | Sitzungsberichte. 225 7or:dentliche Sitzung'wom 7.Maärz-r7g922. Es sprach zunächst Herr G. Böttcher über Gipse des südlichen Harzrandes, unter Vorlegung eines reichen, besonders zu diesem Zwecke gesammelten Materials. Gipse kommen bekanntlich in verschiedenen Formationen der Erd- geschichte vor. So werden sie im Untertertiär am Montmartre bei Paris, im Muschelkalk bei Schraplau, im Buntsandsein in der Gegend von Halle, im Zechstein endlich am Rande des Harzes gefunden. Im vorliegenden Falle interessierten besonders die Fundstellen des südlichen Harzrandes in den Gegenden von Osterode, Niedersachswerfen, Uftrungen und dem Steiger- tale. Als eine Varietät, die höchst dekorativ wirkt, lag der Schlangenalabaster aus der Barbarossahöhle vor. Zum Schluß schilderte Redner zwei Gipshöhlen des südlichen Harzrandes, denen die Funde zum Teil entstammen, die Diebeshöhle und die Heimkehle in der Stolberger Gegend. Weiter trug Herr Professor Dr. Baumert das interes- sante Resultat einer von ihm ausgeführten Analyse vor. In einem als Bleifahlerz bezeichneten Minerale fand der Vortragende neben den Hauptbestandteilen (Schwefel, Blei und Eisen) eine Substanz, die einerseits dem Antimon (dessen Reaktionen vorgeführt wurden) ähnlich ist, andererseits aber wesentliche Verschiedenheit zeigt. Da sie in dem vorliegen- den Fundstücke nur in geringer Menge vorhanden ist, konnte ihre chemische Natur vorläufig nicht aufgeklärt werden. Jedenfalls ist das untersuchte Mineral, wie auch Herr Rektor Haase auf Grund der Kristallformen feststellte, kein Fahlerz, da sonstige Fahlerzbestandteile (Antimon, Arsen, Kupfer, Zink, Silber und Quecksilber) darin nicht nachgewiesen werden konnten, sondern nur ein Bleiglanz, dem die oben erwähnte fragliche Substanz beigemengt ist. Ein Bleiglanz von dem- selben Fundorte (Schmiedefeld) enthielt diese Substanz nicht, sondern erwies sich nur als Schwefelblei. Redner legte weiterhin vor: I. ein Stück künstlichen Periklas. Dieses in der Natur seltene Mineral ist kristallisiertes Magnesiumoxyd und bildet sich als technisches Nebenprodukt bei der Salzsäurefabrikation Zeitschr. f. Naturwiss. Halle a.S. Bd. 84. 1912/13, 15 + un 226 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [I4] aus Chlormagnesium: 2. Drei rundlich abgeschliffene Feuer- steine aus Heinrichs ı. Thür., welche oben aufliegend in einem Garten gefunden worden sind und aus einer Porzellan- farbenmühle stammen sollen. Ferner machte Herr Plettner eine kulturgeschichtlich | interessierende Mitteilung über das Einmauern von Tieren beim Hausbau, ein merkwürdiges Beispiel des Aberglaubens ver- gangener Jahrhunderte. | 2. außerordentliche Sitzung vom I5. Marz 1912. In der letzten Sitzung, die als außerordentliche im Audi- torium maximum der Universität stattfand und recht gut be- sucht war, sprach Herr Professor Dr. Gebhardt über das in mehrfacher Beziehung hochinteressante Thema: „Die natür- liche Verkörperung technisch leistungsfähiger Bauweisen in den Hartgebilden der Tiere. Der Vortrag fand eine fortlaufende Illustrierung durch über hundert prächtige Lichtbilder, sämtlich nach Original- aufnahmen des Vortragenden. Dieser ging von den: Ver- schiedenheiten im Verhalten der anorganischen Versuchs- körper gegenüber dem des Knochengewebes aus, von denen die ersteren höchstens in den sog. Fließlinien eine (sehr mittelbare und häufig gestörte) Ausprägung der durch die Be- anspruchung entstandenen inneren Spannungen aufweisen können, während die Architektur der schwammigen Knochen- substanz nach der v. Meyer-Culmannschen Entdeckung be- kanntlich eine Verkörperung der. maximalen Zug- und Druck- spannungen darstellt. Vorübergehend führte der Vortragende die von ihm entdeckten funktionellen Strukturen im Zahnbein an, die nach abweichenden Prinzipien zustandekommen, und von denen für die Linien im Elfenbein bereits von Kollmann eine funktionelle Bedeutung angenommen worden war. Herr Prof. Gebhardt konnte seinerzeit als eigentliche funktionelle Struktur sowohl hierfür, wie für eine ganze Reihe anderer Zahnbeinstrukturen das Vorhandensein eines gesetzmäßigen und teilweise recht komplizierten Richtungswechsels der Grund- N Fr REREIL, I > [15] ' Sitzungsberichte. 227 substanzfibrillen nachweisen, wodurch ähnliche Vorteile wie durch die ehemals viel angewendete technische ‚Damascierung‘ entstehen. Historisch gelangten dann die großen Verdienste Julius Wolffs und Roux’ um die theoretische und praktische Verwertung dieser Entdeckung zur Erwähnung. Redner führte eine Anzahl solcher Architekturen in Wort und Bild vor, geordnet nach den Beanspruchungen auf Druck, Biegung, Strebfestigkeit und Torsion, immer unter Vergleich des Be- anspruchungsschemas und des natürlichen Objektes. Danach ging der Vortragende auf die Verwertung leistungsfähiger tech- nischer „Profile im Aufbau des natürlichen Objektes über. Durchgängig wird auch hier zur Erzielung größerer Biegungs- steifigkeit in den auf Biegung beanspruchten Teilen der Quer- schnitt in der Hauptbiegungsebene verlängert. Der technische Grundsatz: ‚Material aus der Mitte‘ erscheint besonders in der mannigfachen Verwendung des Hohlbaues berücksichtigt, dessen verschiedene Formen in ihren Beziehungen zur Wider- standsfähigkeit und Leichtigkeit sowie zu einigen ganz hetero- genen Verhältnissen durch Beispiele erläutert wurden. Es folg- ten einige Beispiele für das Vorkommen vielgebrauchter tech- nischer Trägerprofile: Winkel-, T-, —-Profil, sowie einige kompliziertere Profile. Darauf wurden Prinzip und Vorkommen der Wölbungen und Verrippungen und im Anschluß daran auch die dem Wellblech analogen Strukturen erörtert. Es folgte der Nachweis der verbreiteten Anwendung des Prinzipes der ‚Kör- per gleicher Festigkeit“. Den Schluß bildete das Eingehen auf diejenigen Punkte der feineren Struktur des Knochengewebes, aus denen sich Erklärungen für die Auswahl gerade der Zug- und Druckspannungen in der Architektur, für die hohe Wider- standsfähigkeit der konzentrisch geschichteten Lamellensysteme, für die Entstehung der lamellären Schichtung u. a. m. unter entwickelungsmechanischen Gesichtspunkten ergeben. & wedenutliche Sıtzung am 21. März 1912. Die Sitzung wurde zu einem Projektionsabend ausgestaltet, an dem zunächst Herr Bernau über seine Reise nach Tu- nesien, Algier und die nördliche Sahara, sodann Herr En 228 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [16] Huth über seine ägyptischen Reiseeindrücke sprach; kinematographische Bilder aus dem Tierleben, insbesondere vom Chamäleon, brachte Herr Kniesche, weitere biologische Bilder Herr Tatzelt. 3. außerordentliche Sitzung am 28. März 1912. In dieser Sitzung sprach Herr Prof. Wempe über: Der Kinematograph im Dienste der Wissenschaft, unter Vorführung zahlreicher kinematographischer Lichtbilder. 9. ordentliche Sitzung.am 25. Apıl a9, Herr Osterwald hielt ein Referat über Krall, Denkende Tiere (Leipzig 1912, Friedrich Engelmann). Der Verfasser be- richtet zunächst über die von Ostenschen Versuche mit dem „Klugen Hans‘, die auch nach dem abfälligen Gutachten der 'wissenschaftlichen Kommission (Stumpf, Pfungst) noch weiter fortgesetzt wurden, da der Besitzer des Pferdes sich mit der Erklärung der Kommission, daß das Tier bei seinen Leistungen durch unabsichtlich gegebene Zeichen geleitet würde, nicht zu- frieden gab. Diese unabsichtlichen Hilfen sollten in Kopf- bewegungen bestehen, die der Experimentator unwillkürlich mache, wenn das Pferd die Aufgabe gelöst hätte. Um nun diese Fehlerquellen zu vermeiden, wurden dem Pferde Scheuklappen angelegt, es wurde in der Nacht gearbeitet und es wurden sog. „unwissentliche Versuche“ angestellt. Das sind Versuche, bei denen der Experimentator die Lösung der Aufgabe selbst nicht kennt. Auch bei den neuen Versuchen soll das Pferd nicht ver- sagt haben. Krall hat diese Experimente nach von Ostens Tode mit dem „Klugen Hans‘ und 2 Araberhengsten fortgesetzt. Die Pferde sollen lesen und rechnen können und selbständige Äuße- rungen geben. Die Berichte über die Leistungen der Tiere und Protokolle einzelner Übungsstunden nehmen den größten Teil des Buches ein. Als Ausdrucksmittel dienen den Pferden Be- wegungen des Kopfes und Klopfen mit dem Huf. (Und zwar werden die Einer mit dem rechten, die Zehner mit dem linken, die Hunderter wieder mit dem rechten Fuß usw. geklopft.) Der Verfasser kommt auf Grund seiner: Erfahrungen zu. dem Er- | | E [17] Sitzungsberichte, 229 gebnis, daß irgendwelche beabsichtigten oder unbeabsichtigten Hilfen ausgeschlossen seien, daß vielmehr die Pferde selbständig denken. Ein Urteil über die Richtigkeit dieser Behauptung ist wohl nicht nach der Lektüre des Buches möglich, sondern dazu gehören eine sehr kritische Beobachtung der Versuche und eigene längere Beschäftigung mit den Tieren. Weiter sprach Herr Professor Dr. v. Nathusius über den merkwürdigen Fall von Mehrzehigkeit bei Pferden. Innerhalb des letzten Jahres sind dem Vortragenden zwei solcher Fälle, einer aus Württemberg, der andere aus Mecklen- burg, zugegangen. Die höchst merkwürdigen Fußskelette, die vorgelegt wurden, bieten mehr als ein bloßes Naturspiel. Ist es doch aus der Paläontologie bekannt, daß die Ahnen unserer jetzigen Pferde mehrzehig waren. Sodann legte Herr Pritzsche einige Landschaften vor, die während der größten Verfinsterung der Sonne von ihm aufgenommen worden waren, ferner auch den Verlauf der Sonnenfinsternis, der von Herrn K. Kästner ın I2 Phasen vortrefflich auf die Platte gebracht war. Generalversammlung am 2. Mai 1912. Die Sitzung beschäftigte sich zunächst mit der Neugestal- tung der Bibliothek und der regelmäßigen Beifügung von Ver- handlungsberichten zu der Zeitschrift. Sodann hielt zunächst Herr Pritzsche einen Demonstrationsvortrag über Um- omaenerelektrischer Energie. Die Ausführungen wurden an selbstgefertigten Appa- raten erläutert. Der Vortragende zeigte zunächst die Um- formung von niedriggespanntem Gleichstrom in hochgespannten Wechselstrom an einem Funkeninduktor, dessen sekundäre Wickelung senkrecht, in Scheibenform, gegliedert war. Das Phänomen der steigenden und dann abreißenden Funken nach Art des Hörnerblitzableiters war gut zu erkennen. An weiteren Apparaten wurde der Nutzen der Hochspannung bei langer Fort- leitung der Energie (Überlandzentralen) verdeutlicht. Der Gleichstrom eines Akkumulators setzte sich zunächst in hoch- 230 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [18] gespannten Wechselstrom um, und dieser gelangte durch eine sehr"”dünne Drahtleitung zur Verbrauchsstelle, wo er durch einen zweiten Transformator wieder in die Form gebracht wurde, die geeignet ıst, Glühlampen zu speisen. Die wirklichen Maßverhältnisse der Spannung und Menge sowie der Verluste des elektrischen Stromes wies ein Volt-Amperemeter nach. Es sprach weiter Herr Dr. Rabes über Regenerations- versuche, und zwar erstreckten sich seine Ausführungen auf die Würmer, besonders auf die Regenwürmer. Bei diesen Versuchen ist Redner selbst mit tätig gewesen. Am sichersten gelingen die Experimente mit jungen Tieren. Diese regenerleren verlorengegangene Stücke des Körpers schon darum leichter, weil sie sich im Wachstum befinden. Ältere Zellen, deren Struktur durch ihre längere Funktion endgültig festgelegt ist, sind weit weniger plastisch und umbildungsfähig. So läßt sich nicht nur der Hautmuskelschlauch erneuern, sondern dieses ist auch mit inneren Organen (z. B. Darm und Bauchmark) möglich. Selbst abgeschnittene Körperteile, z. B. Vorder- und Hinterende, werden in weitem Umfange regeneriert. Ein Regen- wurm kann bis auf drei Körperabschnitte reduziert werden; auch dann findet noch eine Ergänzung statt. Die Regeneration kann auch wiederholt beim gleichen Tier erfolgen; so wurde Neubildung des Kopfendes über 2omal an Lumbriculus, einem Verwandten unseres Regenwurmes beobachtet. Sehr interessant sind auch die Transplantationen, bei denen abgeschnittene Teile wieder künstlich vereinigt, ja sogar gegeneinander verlagert werden können. Weiter legte Herr Penßler ein blühendes Exemplar der wilden Tulpe (Tulipa silvestris) vor, die hin und wieder in unserer Gegend gefunden wird und eine gelbe, wohlriechende Blüte besitzt. Endlich zeigte Herr Tatzelt ein hübsches von ihm aufge- nommenes Fischgruppenbild in natürlichen Farben, und machte ferner auf die im Handel erschienenen Chromoplastbilder auf- merksam, die Körperlichkeit und Farbe in sich vereinigen. 3 > [19] Sitzungsberichte. 231 4. außerordentliche Sitzung am 9. Mai 1902. Herr Professor Dr. Tornier sprach unter Vorführung eines reichen Belegmaterials über die Einwirkung äußerer Ein- tlüsse auf den Bau des Tieres. Zunächst berührte Redner eine Frage, deren Lösung eine ganze Reihe von Forschern in An- griff genommen haben, zum Teil mit gutem Erfolge. Es ist die Hervorrufung der embryonalen Entwicklung in unbefruchteten Eiern durch mechanische oder chemische Reize mannigfacher Art. Weiter wurde die heterogene Befruchtung, d.h. eine solche mit dem Samen fremder Tierarten, erwähnt. Häufig traten bei diesen Versuchen abnorme Zellfurchungen, meist mit der Ent- stehung von Mißbildungen ein; in einigen Fällen haben sich aber auch normale Ausbildungen des Volltieres ergeben. Die Natur- forscher haben nun die Zwangsparthenogenese zu ergründen ver- sucht; die verschiedenen Haupttheorien wurden in den Grund- zügen erörtert. Als besonders lohnende Versuchsobjekte haben sich die Eier von Seeigeln und Seesternen sowie von Fröschen und Fischen erwiesen; die Resultate beı letzteren sind die ‚wichtigeren. Abenteuerliche Gestalten zeitigten die Versuche Torniers mit Frosch- und Axolotteiern. Durch Dotterverquel- lung, die der Embryo in mäßiger Lösung von chemischen Stoffen erhält, verbildet sich die Leibeshöhle mit ihren Organen; Kopf und Schwanz der Larven heben sich; ‚„Mopsköpfe‘“ mit weit offenbleibendem Munde bilden wohl den Gipfel der Entartung, letztere Erscheinung wurde auch beim Schellfisch wie auch bei Säugetieren (Schwein und Pferd) beobachtet; merkwürdig ferner sind dabei der Zwergwuchs, die öfters auftretenden Teleskopaugen und der sonderbare Schleierschwanz, der eine Verdopplung nur des unteren Teiles der Schwanzflosse darstellt. In bezug auf Kopfbildung des Schweines sieht der Vortragende die abnorme Verkürzung des Tränenbeines als ein charakteristisches Merkmal der Haustierform gegenüber der Wildform an; dies lasse sich so- wohl bei den europäischen wie bei den indischen Schweinerassen nachweisen. Weiter wurde die Einwirkung von Hitze und Kälte auf die Weiterentwicklung von Larven mit Selbsternährung, auf die Puppen und Volltiere besprochen. Auch die Versuche von Kam- merer in Wien fanden zum Schluß Erwähnung und Beurteilung. - “ 232 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [20] 10. ordentliche Sitzung am’ 23. Maıssgr2 Nachdem Herr Professor Oels über seine Studienreise nach Istrien, vor allem die zoologische Station von Rovigna berichtet hatte, sprach Herr Dr. Pringsheim über seine Versuche, Algen rein zu kultivieren, unter Vorlegung einer Anzahl von Züchtungen in Reagenzgläsern und Petrischalen, sowie einer Reihe ausgewählter instruktiver Lichtbilder. Algen rein zu züchten ist nicht leicht. Erstlich gehört dazu die Kenntnis der Nährstoffe für diese niederen Pflanzen, sodann aber vor allem das Beherrschen der Ernährungs- physiologie, denn die Pflänzchen nehmen nicht nur Stoffe auf, sondern geben andere auch wieder an das Wasser ab. Bei der künstlichen Züchtung sind auch die natürlichen Be- leuchtungsverhältnisse zu berücksichtigen; das ist eine weitere Schwierigkeit. Recht schwer ist endlich, das geeignete Substrat für das Wachstum zu finden. ‚Wasser‘ ıst im ernährungs- physiologischen Sinne durchaus kein einfacher Begriff. Die chemische Analyse des Meerwassers z. B. genügt für biologische Versuche längst nicht; da gibt es noch manches über Gehalt an Gasen u. dgl. zu erforschen. Auch das Isolieren der einzelnen Algenformen ist nicht leicht; viel besser geht dies mit den Bakterien, bei denen nach der bewährten Kochschen Methode abgeimpft wird. Als Nährboden für Algen wird meist Agar-Agar verwandt, der von Meeresalgen gewonnen wird. Durch Waschen wird er zunächst von Nährstoffen befreit, d.h. ein kleiner Rest davon bleibt immer noch darin, und dann werden geringe Mengen von Stoffen hinzugefügt, die dem Wachstum der Algen förderlich sind, wie Salpeter, Ammoniumphosphat oder Asparagin. Auch Abkochungen von Erde sind oft dienlich. So gewonnene Kulturen wurden in Natur und Lichtbild de- monstriert, und zwar von Desmidiazeen, Flagellaten, Zygnema- zeen und Diatomeen. Einige Züchtungen wurden auch noch unter dem Mikroskop betrachtet. Endlich legte Herr Professor Dr. Wagner einen Königs- farn (Osmunda regalis) vor, bei dem der Übergang der un- fruchtbaren Wedel in fruchtbare wahrzunehmen war. Literatur-Besprechungen. E. Kayser, Lehrbuch der Geologie. I. Teil: Allgemeine Geologie. Vierte Auflage. Verlag von Ferdinand Enke, SER er Mit Orr Dexttieuren. Lex. 80. 1912, Geh. 22,40 M,, melemw geb 4M. Der dritten Auflage des beliebten, allgemein verbreiteten Lehrbuchs vom Jahre 190g ist schnell eine weitere gefolgt, die mancherlei Ergänzungen und Verbesserungen gegenüber der älteren bringt. Neu eingefügt ıst ein Abschnitt über geologische Zeitrechnung, der besonders auch die neueren vom Helium- gehalt der Gesteine ausgehenden Berechnungen Stratts mit ihren ungeheuren Jahreszahlen weiteren Kreisen bekannt macht. Eingeschaltet ist ferner ein Abschnitt über geologische Fazies, von denen die marine eine eingehendere Behandlung erfährt. Neu disponiert und umgearbeitet ist der Abschnitt über Dislokationsmetamorphose, der in der vorigen Auflage eine etwas engere Begrenzung gehabt hatte. Vermehrt sınd die Abschnitte über Geysire, Verwitterung und Zersetzung der Gesteine, Bergrutsche und Rippelbildungen. Das vornehm ausgestattete, alle Fragen der allgemeinen Geologie in fesseln- der Darstellung aufs gründlichste behandelnde Buch wird nach wie vor nicht nur unter den Lernenden seine Freunde finden, sondern auch immer mehr jedem Fachmann zur Orientierung über speziellere Fragen unentbehrlich werden. Er Seupin F. Kloekmann, Lehrbuch der Mineralogie mit 562 Text- figuren und einem Anhang: Tabellarische Übersicht (Be- stimmungstabellen) über die 250 wichtigsten Mineralien. Fünfte und sechste Auflage. Stuttgart, Ferdinand Enke. E22 1972. ‚Geh. 15, WM, nm Halbfrz. geb. 77:69 .M. Das Klockmannsche Buch, das sich nach seinem Erscheinen in erster Auflage im Jahre 1892 bald einen hervorragenden 234 Literatur-Besprechungen. Platz unter den mineralogischen Lehrbüchern erworben hat, war 1907 bereits in vierter Auflage erschienen, der jetzt eine neue Doppelauflage gefolgt ist. Die Abweichungen gegenüber der letzten Auflage sind ım allgemeinen mehr redaktioneller Art und beziehen sich im wesentlichen auf Umstellungen im | Text, Fortfall der Naumannschen Zeichen im speziellen Teil, während sıe im allgemeinen Teil ihren Platz behalten haben, u. &. Auf Einzelheiten einzugehen erübrigt sich nach den ausführ- lichen Besprechungen, die frühere Auflagen des ausgezeichneten, anschaulich geschriebenen Lehrbuches in dieser Zeitschrift erfahren haben. ° Hr. Sesapan. Schmidt, Heinrich, Dr., Jena. Wörterbuch der Biologie. Leipzig, Alfred Kröner. Preis geh. ro M., geb. 12 M. Schon mancher wird es als Bedürfnis empfunden haben, sich schnell über irgendeinen biologischen Begriff orientieren zu können und ein Buch zu besitzen, das ıhn in den Stand setzt, wenigstens das Wichtigste hierüber nachzuschlagen. Diesem Bedürfnis soll das vorliegende 5383 Seiten starke Buch Schmidts abhelfen. Es sind hier nicht nur biologische Begriffe der Zoologie und Botanik, Anatomie und Physiologie, sondern auch solche der Paläontologie, Erdgeschichte, Prähistorie, der Pflanzen- und Tiergeographie berücksichtigt unter Zugrunde- legung einer sehr großen Zahl namentlich aufgeführter, einschlägiger Werke. Ebenso sind einzelnen Artikeln auch charakteristische Abbildungen beigegeben. Das Buch kann jedem, der für Biologie Interesse besitzt, zur Anschaffung empfohlen werden. | H. Seupin. Sehumann, Emma, Heimatkundliche Streifzüge in die Umgegend von Halle a. S. Ein Taschenwanderbüchlein für Naturfreunde. Halle a. S., Verlag von Otto Thiele. Preis I,zo M. | Ein anmutiges, aus Heimatsfreude geborenes Büchlein, ein Wanderbüchlein, kein eigentlicher Exkursionsführer, aber doch Ei EU PR Literatur-Besprechungen. 235 geeignet die Freude an der Natur zu beleben, mit stimmungs- vollen Naturschilderungen, in denen auch das zu Papier ge- brachte Liedchen des Vogels nicht fehlt, daneben historische Erinnerungen und darüber hinaus erdgeschichtliche Betrach- tungen auf Grund des geologischen Bildes, das sich bei einigen Streifzügen, besonders einer Saalefahrt nach Wettin entrollt. Ebenso sind gelegentlich einer Wanderung nach dem Peters- berg (dem Hallischen Sprachgebrauch entsprechend in freund- licher Übertreibung auch hier als Saalkreisriese bezeichnet) die geologischen Grundlagen der heimatlichen Landschait in einer der Allgemeinheit verständlichen Weise erläutert, während in den anderen Abschnitten mehr die zoologische und botanische Betrachtung in den Vordergrund tritt. Das Buch, das sich in bequemem Format leicht überallhin mitnehmen läßt, wird manchem aufrichtige Freude bereiten. He seupın. Die Technik im zwanzigsten Jahrhundert unter Mitwirkung hervorragender Vertreter der technischen Wissenschatten herausgegeben von Geh. Reg.-Rat Dr. A. Miethe, Professor an der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin. Braunschweig, Georg Westermann. Bd. I: Die Gewinnung der Roh- materialien. Preis geb. 15 M. | Das prächtig ausgestattete Buch verdankt sein Entstehen dem Zusammenwirken einer Reihe bedeutender Fachgelehrter. Einem Grundriß der technisch geschichtlichen Entwicklung von C. Matschoß-Charlottenburg folgt ein Abschnitt von A.Macco über die technisch wichtigen Brennstoffe, Torf, Braun- kohle und Steinkohle, ihr Vorkommen, ihre Gewinnung, die Gefahren des Abbaues und die Sicherheitsmaßregeln. Der nächste Abschnitt von W. Mathesius behandelt die Gewin- nung von Eisen aus Erzen, die Schmiede- und Gußeisen- sowie Stahlerzeugung, der nächste von R. Beck-Freiberg i. 5. und R. Hoffmann-Clausthal die anderen wichtigen Metalle und ihre Erze, das Vorkommen und die Gewinnung des Schweiels sowie die nichtmetallischen Mineralien und Gesteine, soweit sıe 236 Literatur-Besprechungen. für die Technik von Bedeutung sind, insbesondere Kalksteine, Schiefer, Tonlager, die Steinsalz- und Kalisalzlagerstätten, die . Salpeter- und Phosphatlager. Ein letzter Abschnitt von Otto Johannsen-Reutlingen ist dem Holz, den pflanzlichen, | tierischen und mineralischen Faserstoffen gewidmet. Eine große Zahl schöner, zum Teil farbiger Bilder schmückt das Buch, das wıe das Vorwort sagt, eine Würdigung der technischen Wissen- schaft und der Technik selbst im Rahmen der Kulturentwick- lung der Neuzeit bieten soll, eine Aufgabe, die ihm in jeder Beziehung gelungen sein dürfte. . H.Seupin. Benecke, W., Bau und Leben der Bakterien. Leipzig und Berlin 1912, 650 S. mit I0o5 Abbildungen im Text. geb. 15 M. sep DRAHT Das Beneckesche Buch kommt einem wirklichen Bedürt- nisse nach, da die letzten ausführlichen Werke über botanische Bakteriologie schon zu veralten beginnen, und auch zu den Aus- führungen im Lafarschen Handbuch maricherlei zu ergänzen ist. Gegenüber diesem hat das vorliegende Buch zudem noch den für viele Zwecke wesentlichen Vorzug der einheitlichen und zusammenhängenden Darstellung. Das Buch von Benecke umfaßt so ziemlich alles, was über Bakterien zu sagen ist, abgesehen von allem Medizinischen, das in de Barys Vorlesungen und auch noch den Fischerschen, die ihre Erbschaft angetreten haben, eine gewisse Rolle ge- spielt hat. Der Verfasser geht in diesem Ausschluß ziemlich weit, indem er nicht nur über Bakterien als Krankheitserreger, sondern auch über die Darmflora fast nichts sagt. Diese Be- schränkung hat ihren Grund in der Gewissenhaftigkeit des Verfassers. Es ist eben heut für einen einzelnen kaum mehr möglich, das ganze Gebiet der Bakteriologie auch nur einiger- maßen zu übersehen. Vielleicht läßt aber der Verlag ein nach dieser Seite ergänzendes Werk schaffen? Die hervorgehobene Gewissenhaftigkeit des Verfassers kommt im übrigen dem Buche sehr zugute. Man wird wird es in vollem Vertrauen heranziehen können. Die Literatur ist bis zur neuesten Literatur-Besprechungen. 237 Zeit benutzt und kritisch gesichtet, wobei ein gewisses Streben nach Vollständigkeit auffällt, das vielleicht manchmal die Dar- stellung etwas schleppend macht, beim Nachschlagen aber sehr nützlich sein wird. Mit der Scheidung zwischen zuverlässigen und unzuverlässigen Angaben kann. ich mich überall einver- standen erklären. Im ganzen ruht der Verfasser, wie er sagt, auf den Schultern seiner Vorgänger und, wie ich hinzufügen möchte, auch der Einzelbearbeiter. Manches erfährt aber doch eine interessante Beleuchtung und manche unbeachtet gebliebene Tatsache wird hervorgehoben, so daß das Buch ‘auch für denjenigen eine lohnende Lektüre abgeben dürfte, der die Literatur einiger- maßen zu verfolgen imstande ıst. Für den Fachmann ist es aber eigentlich nicht bestimmt, sondern hauptsächlich für solche, ‚denen biologische Einzelkenntnisse abgehen“. Die Rücksichtnahme auf solche Kreise ist ja stets eine beträcht- liche Erschwerung der Arbeit, wenn die vorzutragenden Tat- sachen an sich nicht ganz einfach sind. Die Schwierigkeiten sind fast überall glücklich überwunden. Nur bei der Erklärung der Bedeutung von Rein- und Einzellkultur scheint mir das Zurückgreifen auf reine ‚Linien nicht glücklich. Erstens wird der, welcher so weit in die Erblichkeitslehre eingedrungen ist, um das zu verstehen, auch von der Bedeutung der Rein- kultur schon etwas wissen, zweitens sind die experimentellen Bedingungen, auf die es hier, bei der Besprechung der ‚Kultur- methoden der Bakteriologie‘‘ ankommt, so ganz verschiedene, und endlich gilt ja die größte Schwierigkeit, die uns bei der Erzielung reiner Linien von Samenpflanzen entgegentritt, näm- lich die ‚reines Blut‘ zu schaffen, gerade für Bakterien nicht. Sonst aber ist die Darstellung sehr geschickt und klar. Nach einer „Einführung in die Lehre von den Bakterien“, in der die natürlichen Standorte mit ibrer Mikrofauna und -flora so wie einige allgemeine Fragen behandelt werden, kommen die „Kulturmethoden‘“ zur Darstellung. Es folgt eine sehr ein- gehende Darstellung der ‚Morphologie der Bakterienzelle‘ ın vier Kapiteln auf über Ioo Seiten, dann die „Systematik der Bakterien“, in der Benecke eine vermittelnde Stellung ein- 238 Literatur-Besprechungen. nimmt und alle Fortschritte der Vorgänger zu nutzen sucht. | Hierbei wird die systematisch nicht recht brauchbare Familie der Rhodobakteriaceae beibehalten, die in systematischer Hin- sicht unter den Bakterien etwa die Rolle spielt, die eine Familie der chlorophyllarmen Parasiten und Saprophyten unter den Phanerogamen spielen würde. Gleichwohl lassen sich sclche Hilfsmittel in der Bakteriensystematik heute schwer ertbehren, wie der Verfasser sehr richtig darlegt. Erfreulich ist hier wie an anderen Stellen die Berücksichtigung der Myxobakterien, jener interessanten Gruppe, die in ihrer systematischen Stellung unklar, in ihrer Fruchtkörperbildung äußerlich an die Myxo- myzeten erinnert. Die ‚Variabilität und Stammesgeschichte der Bakterien‘ ist ein etwas schwieriges Kapitel, sowohl für den Verfasser wie für den Leser. Sehr anregend und klar sind wieder die Darlegungen über die ‚allgemeinen Lebensbedin- gungen” und ‚die Reizbewegungen der Bakterien“. Auf dem Gebiete der Stofiwechselphysiologie der Bakterien ist ja Be- neckes Sachkunde von eigenen Untersuchungen her ausrei- chend bekannt. Die Erwartungen, die sich daran knüpfen, werden nicht enttäuscht. Die Aufrollung der verwickelten Ver- hältnisse, die Betonung .der wegen ihrer Allgemeinheit und der wegen ihrer Besonderheit wichtigen Ernährungsweisen ist sehr gelungen. Schließlich folgt dann in drei Kapiteln gewisser- maßen eine ökologische Bakteriengeographie, und zwar ‚„Vor- kommen und Verbreitung der Bakterien auf der Erde“, „Die Bakterien des Ackerbodens, der Wiesen und der Wälder‘, ‚Die Bakterien des Meeres‘ und ‚Bakterien als Bewohner von ande- ren Lebewesen‘, wobei, wie gesagt, die Krankheitserreger und Darmbakterien nur knapp berücksichtigt sind. Eine solche Dar- stellung wie in diesen letzten Kapiteln, in ihrer Präzision und Kürze, besitzen wir noch nicht. Das Buch kann sehr empfohlen. werden. Ernst G. Pringsheim. Börner, C., Eine Flora für das deutsche Volk. Mit Unter- stützung von L. Lange und P. Dobe.. VIII u. 864 S., 8. Buchschmuck, 6 farbige und 6 Silhouetten-Tafeln von EDobe, 812 Textfiguren von €. Börner. Leipzig, R. Veist- länders Verlag, 19I2. Preis geb. 6,80 M. Literatur-Besprechungen. 239 : Der Verf. hat sich in seinem Buche die Aufgabe gestellt, die Bestimmung der Gefäßpflanzen Deutschlands in bisher _ nicht bekannter Weise zu erleichtern. Die Bestimmungstabellen wurden deshalb so eingerichtet, daß sie keine botanischen Kenntnisse voraussetzen; es wurden in ihnen nur jederzeit leicht und sicher. erkennbare Merkmale verwendet. Die Ein- teilung in Sporen- und Samenpflanzen, nackt- und bedeckt- samige Samenpflanzen, Monokotylen und Dikotylen ist ver- mieden worden, da hierdurch der Anfänger leicht irregeführt wird. Die Gattungen der Holzgewächse können nach den Tabellen ohne Zuhilfenahme von Blüten und Früchten im belaubten und im unbelaubten Zustande bestimmt werden. Der erste Teil der Tabellen dient der Bestimmung der Gat- tungen, der zweite der der Arten. Da in den Gattungstabellen die Verwandtschaftsverhältnisse häufig außer acht gelassen werden mußten, werden im zweıten Teile der Tabellen die Gattungen in natürlicher Familien- und Ordnungsfolge auf- geführt. In diesem Teile sind auch die Merkmale der Fa- milien, Ordnungen und Klassen unter Hinweis auf ihre mut- maßlichen verwandtschaftlichen Beziehungen kurz angegeben. In diesem Teile sind alle in Deutschland indigenen und die meisten der hier wildwachsenden nichtindigenen Arten nebst ihren wichtigsten Abarten, außerdem zahlreiche Zier- und Nutzpflanzen des Freilandes beschrieben. Ein einleitendes Kapitel orientiert den Anfänger über die angewandten botani- schen Kunstausdrücke und über einige Fragen aus der Lebens- geschichte der Pflanzen, und gibt auch einige Winke für den Pflanzensammler. Am Schlusse findet sich ein Verzeichnis der in dem Buche erwähnten Schriftsteller mit kurzen bio- graphischen Notizen sowie eine Zusammenstellung der in ıhm beschriebenen Gift- und Arzneipflanzen. Der Verf. hat mehrfach größere Gattungen in kleinere — besonders benannte — Gattungen und in Untergattungen zerlegt, so z. B. die Gattung Carex. Hierdurch ist manchmal Verwandtes getrennt, Nichtverwandtes vereinigt. In den Be- 240 Literatur-Besprechungen. schreibungen der. Arten finden sich zahlreiche Irrtümer, Die schwächste Seite des Buches ist aber die Darstellung der Ver- breitung der einzelnen Arten. Die Tafeln haben nur dekorativen Wert. | ee: Schulz. F. Hermann, Flora von Deutschland und Fennoskan- dinavien sowie von Island und Spitzbergen. 524 S. 8°. Leipzig, Theodor Oswald Weigel, I9I2. Pr. ıı M. Das in dieser Flora behandelte Gebiet umfaßt außer Island, Spitzbergen und der Bäreninsel die ganze skandinavische Halb- insel, Finland und den anstoßenden Teil Rußlands östlich etwa bis zum Onegatale und zum Onegasee, also etwa bis zur West- grenze des uralo-timanischen Waldlandes; dann von Rußland das Gelände der Ostseeflüsse und die ganze Provinz Nowgorod; Galizien östlich bis zum Saugebiete; Böhmen; die Alpenländer, soweit ihre Gewässer dem Inn und Rhein zuströmen; das Deutsche Reich, Holland, Belgien und Dänemark; endlich das französische Mosel- und Maasgebiet. Die Grenzen bilden also im Osten etwa die Onega- und die Weichsel mit ihren Neben- flüssen, ım Süden das Quellgelände von Bug, Sau, Weichsel, Oder und Elbe und das Gebiet des Inn, im Westen das Rhein- und Maasgebiet und die norwegische Westküste. Diese Grenzen sind jedoch nicht immer ganz streng innegehalten worden. Beschrieben sind die Gefäßpflanzen, und zwar nur die wilden, die in größeren Gebietsteilen eingebürgerten und die verbrei- teten Ackerunkräuter. Um .das Buch nicht unhandlieh zu machen, sind nur die ‚Arten aufgenommen unter Zugrunde- legung eines ziemlich weiten Artbegriffes. Von Unterarten und Rassen sind nur wenige erwähnt. Aus den Gattungen Rubus und -Hieracium sind nur die ‚wichtigsten Arten auf- geführt. Die Verbreitung der beschriebenen ale ist in großen Zügen angegeben. | Das handliche Werk dürfte vorzüglich für die zahlreichen deutschen Pflanzenfreunde von Wert sein, die alljährlich Fenno- skandinavien sowie Island und Spitzbergen besuchen und die die schwedisch oder dänisch geschriebenen Floren jener Länder wegen Unkenntnis dieser Sprachen nicht benutzen können. Schulz. | n an le sind die Fische ausfü rlich Hehandeit.q 2 ach der ar “ a ee. BERIRGeN., S Di ie irtsehaiähe | Bing, en en Teil. elweinnge. . Stör. , Sterlet. ui Flußaal Großer Stichling, Kleiner Stichling, ‚Quappe. ‚Barsch. Zander. : Wolgazander: Kaulbarsch. ’Schrätzer, .. .Zingel. Streber. ‚Forellenbarsch, : Schwarzbarsch.. ‘Groppe.- Lachs. Bächtorelle, Seeforelle,. Meerforelle, ‚Regen- 1 . bogenforelle. Huchen. Seesaibling. ‚Bachsaibling, Kleine Maräne. Schnäpel. Blaufelchen. Gangfisch.. ‚Kilch. Aesche. Stint "Maifisch. Wels. Zwergwels. Hecht. Hundsfisch. Schlammpeitzker, . 'Schmerle. ‚Steinbeißer. Karpfen, i Karausehe: ‚Sehleie.. ‚Barbe. ‚Semling. Gründling. Steingreßling, ‚Bilterling.: ‚Brachsen. Zährte. Zope. Zobel. Güster. ‚Sichling.., ‚Ucklei, Schneider. &\ Mairenke. ; ‚ Rapfen: Moderlieschen. Aland, Rotfeder. ‚Plötze, ‚Frauenfisch. ul ‚Döbel, a ie | sr De al Goldvarläten. vr; Diesen Hefte ld ein Prospekt. der Hahnschen. Bürchhandiung, Hannover, | ; a) N wir no Beachkäng, ash and FIHSINeN. a Dre ee oder wirtschaftlichen Seite hin eine weit- | TE RE — = =: == 57 REN er= | " olaloreleleae TETTETTERIEEE gezaasznE Jeder. Band: 9 enthält 30—; ‚80 EN IE en m Te) ‚In Originallbd. oder in Leinenmappe m mit losen Tafeln je “ A = steHung, diese Atlanten mit einem ‚Stabe: von Naturforschern und K ‚lern ‚geschaffen. Jede Tafel, ist das Ergebnis. eingehendster' ‚ ‚durchgearbeitet und von a Beten: in der technischen 2 Herstellung. Bde $ Reptilien und Ami DHIBIeh Mitteleuropas. : auf 30 farbigen Tafeln in ‚größter Naturtreue dargestellt. ‚Hierzu ..Süßwasserfische. Von Dr. E. Walter. 50 farbige "mit: Text: In. Originalleinenband‘ oder. Mappe ‘Mark. 5.40: ‚und Farbenvarietäten sind berücksichtigt, -Die Pflanzen der Heimat. Von re Dr. 0: Schmeil ‚und ]. Fitschen. 80 farbige Tafeln mit Text ‚In ‚Originalleinen seinen Spaziergängen mit den lieblichen K indern Ploras bekannt zu ma ‚mit den in..der. Nähe wachsenden ‚Begleitpflanzen, re | Die Singvögel der Heimat. vono. Ra, so ” nn SERDEEEEREnEnEEREn zuna VERLAG von: Y QUELLE & MEYER ni Li WERTE In jahrelanger Arbeit hat Schmeil,. der Altmeister biologischer D schaftlicher Beobachtung, ‚künstlerisch bis ins ‚fein R. Sternfeld, 30 farbige en mit 80 ‚Seiten ‚Text, ‚2 leinenband ‘oder Mappe Mark 5.40. Se ee Berücksichtigt sind. alle Arten, die a ie tritt ein. Text, der alles Wissenswerte bietet, so daß das Büchlein besonders au Terrarien- und Aquarienfreunden. ‚hochwillkommen. ‚sein dürfte 3 . Die Fische werden in ihrem natürlichen Element, in der auf die Lebens- 5 weise der einzelnen Arten abgestimmten Umgebung, i in ihren Geselligkeits- verhältnissen usw. dargestellt. Auch die ee enieen N die, band’ oder Mappe Mark 540 2 Der Atlas soll dem Pflanzenfreunde ei a Mittel, ie sich auf en Den dargestellten Arten ist ein ‚kurzer. ‚biologischer. Text: ‚gewidmet, Pilze der Heimat. ‚Von E. ‚Gramberg.. 130: Pilze auf ‚116. farbigen Tafeln mit Text: 2 Bände j je ‘Mark 5.40. ° | Die einzelnen Gruppen zeigen die Pilze in ihrer natürlichen id jeder Pilzart die ee ee ia ich geben Ss die praktische Verwertbarket need re a Ferner heine nen ca. 20 ’schwarze Tafeln mit Text. In Originalleinenband 'M. 5.40 Das Werk bietet trotz seiner Kürze dem Leser eine nahezu ‚vo ständige Übersicht liber die heimische Vogelwelt in Wort und Bild, Es treten: uns. die bekatintesten Klein-Vögel: unserer ‚Heimat lebe swahr 2 entgegen und werden im ‚Texte a N und, EebeIUeRr ‚kurz und: anschaulich geschildert... nee Ausführliche Prospekte unentgekdlich ung a nos u, Kaumanr G. m. b. Ha de en ER REL N EEE UN Ka | EL N 3x h PB ES. u Per A r a a Fr a 7 IE aA KERN = ® | ®. A. m. W. Gobfardi. Ein kritisches Fe Be | Inhalt, Originalautsitze and Sleine, lee { m n “ BER) „der Feuersteinbänderung im Sinne der rhythm. ischen Niede | a in, in mit, Tafel. L.ul und 5 Re | Ausgegeben I im Fun, ” er BE ERS Non. Prof. Dr. R. v. HANSTEIN 420 Sciien mit 4: farbigen und 10 schwarzen Saar 1 zahlreichen Abbildungen. In Originalleinenband M. Tr Zeigt ‚sich schon. im: ‚ersten Teile ‚der N erfasser als völliger Beherrscher des aus- . gedehnten Stoffes ... so fühlt er sich, in der zweiten Hälfte offenbar besonders in “seinem Elemente, Dieser: vorwiegend ökologische Teil umfaßt sechs ‚Kapitel: ‚Wohn /stätten und Lebensbezirke, ‚Beziehungen der Tiere zur Pflanz: nwelt, "zu. Tieren. gleicher "Art, zu solchen verschiedener Art, Bedingungen. der' Tierver jreitung, Tierpsychologie. _ Mit vollendeter. Meisterschaft, wie sie nur eine lebenslange Beschäftigung‘ mit.der ‚ Materie verleiht, sind hier die großen Richtlinien- gezögen und aus der‘ üngeheuren ‚Fälle des Se die. eharakteristischen ‚Erscheinungen 'herausgegriffen, in. fein durch- I “dachter künstlerischer Anordnung durch die Reihe der Kapitel sich en en erläuternd. ‚Auch. für, den, dem | ‚inhaltlich darin. nicht, ‚allzuviel. ‚Neuen | ten Notwendigkeit, zu sckuchendin Streitfragen Stellung: zu, Er ut ‚dies. ehetat ‚mit; vornehrner, Sachlichkeit und denkbar größter Objektivität, ohne dabei doch seinen eigenen Standpunkt zu verleugnen. In dieser Hinsicht ist besonders das letzte Kapitel ‚geradezu mustergültig, die verschiedenen‘ Richtungen der modernen ‚Tierpsyehologie. dürften sich’kaum. klarer. und knapper in allgemeinverständlicher Form darlegen lassen. ‚Der philosophische. Standpunkt des; Verfassers selbst ist offenbar der des Positivism! der für den zum naturwissenschaftlichen. Denken: Veranlagten “und: Erzogenen der ad guateste zu sein scheint. ‘Im ganzen betrachtet, stellt die Hansteinsche ‚Tierbiologie „ein klar durchdachtes, vortrefflich ‚geschriebenes und in. sich ‚geschlossenes ‘Werk dar; das zur Einführung in diesen Stoff außerordentlich. geeignet. ist und weiteste Ver- I breitung: verdient: — Die Ausstattung. des EIEIEN nen er © Ausführung der: a 2 duktiönen, ist AuEhNee vorzfiglich.“ " ER RN EN EN "Die, Natürwissenschäften. N j ; / % a 3% E ’ in \ e r Re ER Be % ; ip? £ “ fi 2% 1a Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung des Knochens an verschiedenen Körperstellen und bei verschiedenen Behandlungsmethoden. Von Dr. Georg Schein, Halle a; S. an" Jun 27, ra Te a A ES Te Zn Inhaltsverzeichnis. Seite a4 Rinleitung ..... ee A 24T 1. Allgemeines über des te ee re 242 2. Die chemischen Hauptstoffgruppen der Kenn a 3. Eiteraturangaben . . . aber een se Te Be Die/Untersuchung der Köche ONE La SEHR. N 0DAO Erbanennng des Materials‘. ; 2. near. ia te rn 246 a) Praparation .-;.:: Bi 210 b) Probenahme und le eine St noceı Mer 2 €) Beseireibung der Mazerationsmethoden .. . !.. .. 251 Pr Die Knochenmazeration in der Literatur °.'..”. 251 IP Die, Kınochenmazeration!in der Praxis...’ 2: „2 255 III. Die hier. angewandten Mazerationsmethoden . . . 261 2. Untersuchung der Substanz :. ... ger. 1208 a) Die chemischen Bestandteile er Sub le 27270 EB Pre spraparierten Knochen . . .... er 270 Die Zusammensetzung der Diushyden AN. 270 Die Zusammensetzung der Epiphysen im espleich zu. den Diaphysen.. .... 280 Die Zusammensetzung der Een ziel, und Bippen 284 II. Die chemische Zusammensetzung der mazerierten Knochen im Vergleich mit den präparierten . . 287 wrZussmmentassung der Ergebnisse‘. . . „2... 2.2.22 296 Anhang: Tabellen I—XII. A. Einleitung. Bei den zahlreichen neueren Arbeiten, die sich mit der _ Festigkeit und sonstigen physikalischen und chemischen Be- - schaffenheit der Knochen unserer Haustiere beschäftigen, scheint es von Wichtigkeit, die Untersuchung der Knochen | Zeitschr. f. Naturwiss. Hallea.S. Bd.84. 1912/13. 16 242 G. Schein, [2] noch nach zwei Richtungen hin vorzunehmen, nämlich einmal in bezug auf die chemische Zusammensetzung der verschie- denen Skeletteile eines Körpers und sodann in bezug auf die ' Einwirkung, die eine verschiedene Mazeration und Bearbeitung in chemischer Hinsicht ausübt. Über diese Fragen soll im nachstehenden, auf Grund von Untersuchungen des Verfassers, berichtet werden. Allgemeines über das Skelettsystem. Der Tierkörper hat in seinem Knochenskelett eine feste und ihm gleichzeitig formgebende Grundlage, die aus einer großen Anzahl einzelner Knochen besteht. Diese Skelettstücke sind teils unbeweglich, teils beweglich miteinander verbunden. Da- durch bilden sie nicht nur die Stütze für die einzelnen Teile des Körpers, sondern sie stellen auch Höhlen zur Aufnahme innerer Organe her. Sie dienen ferner den Muskeln als Angriffs- punkte, um die Bewegung zu ermöglichen. Die Knochen des Skeletts sind ursprünglich nun nicht als feste und harte Ge- bilde angelegt, sondern ihren Ausgangspunkt nehmen sie von einem weichen Bindegewebe, in welchem an den gegebenen Stellen später Knorpelbildung eintritt. Erst bei definitiver Fertigstellung des Körpers erfolgt Knochenbildung in der | letzten Zeit der Entwicklung des Jungen im Mutterleibe und nach der Geburt. Die Form des Knochens ergibt sich meistens aus seiner Verwendung. Deshalb sehen wir lange Knochen dort gebildet, wo es auf Erzielung ausgiebiger Bewegungen ankommt. Kurze Knochen entstehen dort, wo neben einer möglichst großen Festigkeit eine gewisse beschränkte Beweglichkeit das Ziel ist. Die dritte Art von Knochen, die wir noch finden, sind die platten Knochen, die nicht allein zur Herstellung von Höhlen dienen, sondern auch günstige Ansatzstellen für besonders massige und kraftvolle Muskeln ganzer Skelettabschnitte ab- geben. | | | Was nun die äußere Oberfläche der Knochen betrifft, so ist ihre Gestaltung abhängig von der Wirkung äußerer Umstände, z. B. derjenigen von Zug und Druck der mit dem betreffenden Knochen in Verbindung tretenden oder in seiner Nachbarschaft [3] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 243 befindlichen Teile. Was die innere Einrichtung, das Knochen- gefüge oder die Architektur der Knochen betrifft, so tritt, wenn wir einen Röhrenknochen der Länge nach durchschneiden, uns die Knochensubstanz in zwei verschiedenen Erscheinungsformen entgegen. Es zeigt sich uns eine dichtgebaute Knochensubstanz, die ‚„Substantia ossea dura oder compacta‘, die die mehr oder weniger dicke Außenlage aller Knochen bildet und durch äußerst massive Beschaffenheit ausgezeichnet ist. Dann sehen wir noch ım Innern des Knochens die sog. schwammige Knochensubstanz, die „Spongiosa‘‘, die netzförmig angeordnete Knochenbälkchen darstellt. Man glaubte früher, daß diese nur als Stütze für das Knochenmark eingerichtet seien. H. Meyer hat aber schon im Jahre 1867 durch Untersuchungen festgestellt, daß die Ein- richtung der spongiösen Knochensubstanz mit den Gesetzen der Statik und Mechanik, insbesondere der Druck- und Zugfestig- keit einer- und der Biegungsfestigkeit andererseits zu vergleichen ist. In dieser Anordnungsweise der schwammigen Knochen- substanz oder Spongiosa trägt die Natur gleichzeitig dem Ge- sichtspunkte der Rücksichtnahme auf möglichste Leichtigkeit der Knochen Rechnung. Sie bildet also nicht massive Säulen, sondern dort, wo es die Regeln der Druck- und Zugfestigkeit gestatten, stellt sie ein poröses Knochengefüge her zur Aul- nahme leichteren Materials, wie des Knochenmarks bei den Säugetieren und der Luft in zahlreichen sog. Luftknochen bei den Vögeln, die ihrer Bestimmung gemäß noch leichter gebaut sein müssen. Wir finden hier auch den Grund für die Ver- wendung von röhrenartigen bzw. im Innern reichlich porös ge- bauten Knochen. Die nötige Festigkeit und Widerstandsfähig- keit wird nun dadurch erreicht, daß die Knochenbälkchen und Lamellen der Spongiosa sich überall in der Richtung des maxi- malen Zuges und Druckes oder den sog. Spannungstrajektorien anordnen und sich dort am dichtesten, also zur kompakten Masse zusammendrängen, wo das Maximum des Zuges und Druckes besteht.!) !) Eichbaum, Beiträge zur Statik und Mechanik des Pferdeskeletts, Berlin 1890. 16* 244 G. Schein, [4] Betrachten wir nun weiter die Knochensubstanz in chemi- scher Hinsicht, so sehen wir, daß sie sich aus zwei Hauptstoff- gruppen zusammensetzt, nämlich aus der organischen Substanz und aus den in ihr eingelagerten oder mit ihr verbundenen Kalksalzen, der sog. Knochenerde. Die organische Grundsubstanz besteht nun zum allergrößten Teil aus Ossein, welches man allgemein als mit dem Kollagen des Bindegewebes identisch betrachtet. Das Ossein wird auch, entsprechend seinem Verhalten beim Kochen mit Wasser, als leimgebende Substanz bezeichnet. Nach Hammarsten, Lehr- buch der physiologischen Chemie, haben Hawk und Gies außer dem Össein noch Mukoid und Albumoid in der organischen Substanz nachweisen können. Was nun die anorganischen Bestandteile des Knochen- gewebes, die sog. Knochenerde betrifft, welche nach dem voll- ‚ständigen Verbrennen der organischen Substanz als eine weiße bis gelblich-weiße Masse zurückbleibt, so besteht sie über- wiegend aus Kalk und Phosphorsäure. Sie enthält aber auch gewisse Mengen Kohlensäure, nebst untergeordneten Teilen von Magnesium, Chlor und Fluor. Das Fluor soll aber nur ein Be- standteil des Zahngewebes sein. Das Eisen, welches auch in der Knochenasche in Spuren festgestellt wurde, gehört wahr- scheinlich den Blutresten, die beim frischen, nur präparierten Knochen, immer in ihm noch eingeschlossen bleiben, an. Die dritte Hauptgruppe der Grundsubstanz bildet das Fett; doch ist dieses mehr im Interesse der Haltbarkeit vorhanden und auch nicht in direkter chemischer Verbindung mit den beiden anderen Bestandteilen, den organischen und anorgani- schen, die miteinander in physiologischer Verbindung stehen.!) Bei dem Streben nun der physiologischen Chemie, teils klare Anschauungen über die Vorgänge im Organismus über Umwand- lung und Neubildung der denselben zugeführten Stoffe zu ge- winnen, teils aber auch die den Organismus aufbauenden Mate- rialien einer genauen Untersuchung zu unterziehen, hat von 1) P. Holdefleiß, Allgemeine Tierzucht, II. Fütterungslehre. Hannover 1907. S. 26, EREWEEN WENE EE [5] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 245 jeher die chemische Untersuchung der Knochen einen hervor- ragenden Platz eingenommen. Jedoch gilt bei diesen Unter- suchungen die Einschränkung, daß die Analysen noch aus einer älteren Zeit stammen, in der die Methoden noch nicht so voll- kommen und genau waren, wie wir es wohl von den heutigen sagen können. So sind nun in den letzten 30—40 Jahren die Knochen nach verschiedener Richtung analysiert worden. Es liegen mir zwei Arbeiten vor, die in den siebziger Jahren von Schrodt und Wildt ausgeführt sind. Ersterer machte seine Untersuchungen an einem zweijährigen Hunde und versuchte ein Bild zu geben von der Zusammensetzung der verschiedenen Knochen im Tierkörper. Er dehnte seine Untersuchungen aus auf den Gehalt des frischen Knochens an Wasser, Fett, organi- scher und anorganischer Substanz. In der letzteren bestimmte er Kohlensäure, Kalk, Magnesia und Phosphorsäure. Auch zog er die Knochensubstanz mit kaltem Wasser aus und bestimmte die in Wasser lösliche Substanz. Die gleichen Untersuchungen führte Wildt an Kaninchen aus, und zwar in verschiedenen Altersstadien, um festzustellen, wie sich die Zusammensetzung der Knochen bei Tieren verschiedenen Alters gestaltet. An dieser Stelle seien auch die Untersuchungen genannt, Biere Hloldefleiß!) in Breslau an einem, Pferde und an einem Rinde ausführen ließ, um eine klare Grundlage für die Beurteilung des Knochenmehls als Düngemittel zu gewinnen. Hierbei wurden in der Zusammensetzung der verschiedenen Knochen an den bestimmten Bestandteilen teilweise erhebliche Unterschiede festgestellt. Die hierbei gewonnenen Zahlen sollen später, soweit sie mit den meinigen vergleichbar sind, noch näher angegeben werden. Doch wird wohl bei den wenigsten Zahlen ein direkter Vergleich möglich sein, da ich die von mir verarbeiteten Knochen unter anderen Verhältnissen untersuchte. Ich habe nämlich nicht einwandsfrei den Wassergehalt der frischen Knochen feststellen können, wodurch sich die anderen Bestimmungen auch verschieben. Ferner wurden auch von mir 1) F. Holdefleiß, Das Knochenmehl, seine Beurteilung und Ver- wendung, Berlin 1890. '246 G. Schein, [6] nicht die ganzen Knochen untersucht, wie das von den ange- führten Autoren geschehen ist, sondern ich habe bestimmte Stellen am Knochen analysiert. Es war dabei meine Absicht, festzustellen, ob etwa verschiedene Beziehungen in der Zu- sammensetzung der Diaphyse der Röhrenknochen zur Epi- physe, derselben Knochenteile der Hinter- und Vorderextremi- täten, der Wirbelkörper zu dem zugehörigen Dornfortsatz und der mit dem Wirbel verbundenen Rippen und auch der Rippen unter sich beständen. Weiterhin hatte ich es mir auch zur Aufgabe gemacht, festzustellen, ob die verschiedenen Knochen und Knochenteile bei der Mazeration, wie letztere in sehr ver- | schiedenen Methoden bei den skelettsammelnden Instituten zur Anwendung kommt, eine stärkere Veränderung erfahren. Über diese Frage soll im nachstehenden eingehend berichtet werden, auf Grund von Untersuchungen, die der Verfasser auf _ Anregung von Prof. Dr. S. von Nathusius ausführte. Daß dabeı ıhm die Räume und Laboratoriumseinrichtungen des land- wirtschaftlichen Instituts der Universität Halle zur Verfügung standen, dafür sei auch hier dem Direktor des Instituts Herrn Geheimrat Prof. Dr. Wohltmann der Dank des Verfassers aus- gesprochen. B. Die Untersuchung der Knochen. I. Gewinnung des Materials. a) Präparation. Bevor ich auf meine Untersuchungsergebnisse eingehe, ist es wohl wichtig oder sogar notwendig, eine nähere Angabe zu machen, wie ich die Knochen, die ich zur Untersuchung heran- zog, gewonnen und vorbereitet habe. Das Knochenmaterial stammt von zwei Eseln, weiblichen Geschlechts, die beide gleich alt waren, ca. 20 Jahre. Sie waren im Haustiergarten des hiesigen landwirtschaftlichen Instituts der Universität lange Zeit gehalten worden und wurden mir von dem Leiter der Abteilung für Tierzucht und Molkereiwesen, Herrn Prof. Dr. S. von Nathusius, für die Zwecke dieser Arbeit gütigst zur Ver- fügung gestellt. Die beiden Tiere wurden geschlachtet, nicht gleichzeitig, sondern das zweite Tier erst einige Tage später, [7] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 247 nachdem die Knochen des ersten fertig vorbereitet waren. Hierzu gehörte das Präparieren und das Ansetzen der zu den betreffenden Methoden ausersehenen Knochen zur Mazeration. Erst nachdem die Knochen des ersten Tieres soweit fertig waren, wurde auch der zweite Esel geschlachtet und dessen Knochen in derselben Weise behandelt. Was nun die erwähnte Präparation und Mazeration der Knochen betrifft, so will ich zunächst feststellen, was ich unter Präparation verstehe, und welche Knochen ich präparierte. Bei der Präparation handelt es sich nur darum, das Fleisch und die ehnen von den Knochen so sorgfältig wie möglich mit einem scharfen Gegenstand, Messer oder Löffel, abzuschneiden und abzuschaben. Es wurde aber bei dem Abkratzen des Fleisches und der Sehnenansätze auch zugleich das Periost mit weg- genommen, welches aber, wie wir später sehen werden, auch bei der Mazeration mit verloren geht. Ferner wurde peinlich darauf geachtet, daß die Knochensubstanz selbst nicht verletzt wurde. Um nun auch ein möglichst genaues Gewicht der frischen Knochen, so wie sie sich im Tierkörper frei von allen Fleisch- - teilen und ohne Wasserverlust finden, zu erhalten, wurden die- jenigen Knochen, die nicht an demselben Tage noch präpariert werden konnten und über Nacht liegen bleiben mußten, mit einem Tuch, das gut mit Wasser durchtränkt war, überdeckt, damit dem normalen Wassergehalt derselben möglichst Rech- nung getragen würde. Von den beiderseitigen Teilen, wie Gliedmaßen und Rippen, wurden nur die Teile einer Seite, und zwar hier der linken Seite, verwandt. Von den medial verlaufenden Skeletteilen, wie Rückenwirbel, wurden nur die geraden Zahlen zur Präparation herangezogen. Die rechten Knochen der Skelette und die un- geraden Zahlen der Rückenwirbel wurden zu den später zu besprechenden Mazerationen herangezogen. Ausgeschlossen von der Untersuchung wurden die Kopfknochen, Halswirbel, Lenden- wirbel, Schwanzwirbel, das Brustbein und die Zwischengelenks- knochen, da mir die hier angeführten, zur Präparation heran- gezogenen Knochen ausreichend schienen, um den Zweck meiner Untersuchung zu erfüllen. 248 = G. Schein, | [8] Von den einzelnen ganzen Knochen wurde jeder, sobald er sorgfältig präpariert war, d.h. mit einem Messer die Fleisch- teile gut abgeschabt waren, in einem Eimer mit warmem Wasser abgespült und mit einem Tuche wieder getrocknet. Hierauf wurde der Knochen, so wie er war, sofort, also noch ganz frisch, ge- wogen auf einer Wage, die auf !/ g noch deutlich reagierte. Dann wurden sie im Laboratorium auf Filtrierpapierbogen gelegt und so oft täglich gewogen, bis sie keine Gewichtsabnahme mehr zeigten. Die Gewichtskonstanz zeigte sich bei den Knochen des Tieres Nr. 17 nach ca. Io Tagen, bei denen des Tieres Nr. I8 nach reichlich 14 Tagen. Den zahlenmäßigen Beleg hierfür bringe ich in einer besonderen Tabelle I A, deren Besprechung erst dann erfolgen soll, wenn ich meine Analysenergebnisse selbst betrachten werde. Auch wurden dann die einzelnen Knochen gemessen und die Maße an den markantesten und deutlich be- zeichneten Stellen genommen. Jedoch sollen letztere Zahlen nicht mit zu dieser Arbeit herangezogen werden, sondern werden noch zu einer besonderen Arbeit zurückgestellt. Soweit die Vor- bereitung der ganzen präparierten Knochen. Das zu den Ana- lysen bestimmte Knochenmaterial bereitete ich in folgender Weise vor. b) Probenahme und Zerkleinerung der Knochen. Zu den wesentlichsten Punkten meiner Arbeit gehört die Feststellung der chemischen Zusammensetzung der Knochen an verschiedenen Stellen. An den Röhrenknochen beabsichtigte ich die chemische Zusammensetzung der Diaphysen mit der der Epiphysen zu vergleichen. Die Rückenwirbel wurden dazu in Körper und Dornfortsatz getrennt, von den Rippen wurde die ganze Rippe, jedoch ohne Rippenköpfchen und Rippenhöcker, ver- wandt. Das Diaphysenmaterial wurde auf folgende Weise gewon- nen: Die Gliedmaßenknochen wurden quer in der Mitte mit einer Bandsäge auseinander gesägt, und von da nach oben ca. !/,, gleich 25%, der Gesamtlänge des ganzen Knochens zur Unter- suchung verwandt, mit Ausnahme des Oberschenkelbeins, wo ich entsprechend der Gesamtlänge des Knochens von 270,2 mm ca. zo mm von der Mitte der Diaphyse nach oben hätte nehmen Ber " [9] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 249 müssen, aber nur 40 mm genommen habe; dies aus dem Grunde, weil die Compacta nicht so hoch im Knochen reichte, sondern schon bis ca. 40 mm über der Mitte des Knochens die Spongiosa einsetzte, so daß die Vergleichbarkeit der Analysen sonst gestört wäre. Weiter wurde aus den Röhrenknochen das Markrohr mit der darin befindlichen Spongiosa, so gut es ging, entfernt, um eine möglichst reine, kompakte Knochensubstanz zu erhalten. Die Epiphysen, d. h. der obere oder proximale und der untere oder distale Gelenkkopf, wurden jeder für sich analysiert, auch von jedem Gliedmaßenknochen. Die Epiphysen wurden so von den Diaphysen getrennt, daß die Schnittfläche sich immer möglichst nach der Grenzfuge von Diaphyse und Epiphyse rich- tete. Diese Grenzlinie war natürlich bei so alten Tieren voll- ständig verwachsen und oft nicht mehr zu sehen. Bei den Epi- physen wurde aber die Spongiosa, die ja da die Hauptmasse ausmacht, natürlich nicht entfernt; auch wurde das einge- schlossene Fett darin gelassen. Es wäre wohl auch schwierig oder unmöglich gewesen, dieses quantitativ herauszupräparieren. Eichbaum!) gibt in seinem Buche eine kurze Inhaltsangabe einer im Jahre 1867 im ‚Archiv für Anatomie und Physiologie‘ von Reichert und Du Bois-Reymond erschienenen Abhand- lung von G. Hermann Meyer ‚Die Architektur der Spon- giosa“ ; darin bezeichnet Meyer die kompakte Knochensubstanz oder, wie er sie noch nennt, die Dura, als eine ganz dichte Zu- sammendrängung der Elemente der Spongiosa, oder die Spon- giosa erscheint als sukzessive Abblätterung der Dura. Aus diesem Grunde glaubte ich auch berechtigt zu sein, die Epi- physen ohne irgendwelche Veränderung zur Untersuchung zu verwenden und ohne Zweifel mit der kompakten Knochen- substanz vergleichen zu können. Zur Untersuchung selbst wurde das Knochenmaterial in ge- pulvertem Zustande, d. h. gemahlen, benutzt. Bei von anderer Seite ausgeführten Knochenuntersuchungen ist das Material entweder gröblich zerstoßen, oder auch gemahlen, oder aber mit 1) Eichbaum, Beiträge zur Statik und Mechanik des Pferdeskeletts, Berlin 1890. 5 250 G. Schein, [10] einer sog. Feile zerkleinert worden. Ich verwandte zur Her- stellung meines Knochenmaterials eine Knochenmühle. Von Knochenmühlen gibt es. wohl eine große Menge der verschieden- sten Arten. Doch glaube ich, daß wohl keine davon den An- sprüchen für die Zerkleinerung zur analytischen Untersuchung so gut entsprochen hätte, als wie die von mir benutzte. Es war das System ‚„Heureka‘ der Jonitzer Gasapparate- und Maschinenfabrik, Jonitz bei Dessau. Ich gewann damit ein fast staubfeines Material, wenigstens bei der Diaphysensubstanz. Auch ging das Mahlen der Epiphysen noch sehr gut, obgleich oft fast die Hälfte der Substanz Fett war. | Es ist beachtenswert, wenn man möglichst feines Material erhalten will, den Hebel zum Andrücken der Knochen nicht zu stark zu gebrauchen, hauptsächlich bei den weichen und platten Knochen, wie auch bei den fettreichen Epiphysen, Rücken- wirbeln und Rippen. Bei den Rippen ist noch zu bemerken, daß da schon ein Eindrücken der Knochen mit der Hand genügt. Die Anwendung des Klappdeckels und des Hebels ist hier am besten zu unterlassen, da ein zu starker Druck Veranlassung zum Ausbrechen der dünnen, kompakten Wände gibt. Damit wäre dann der Zweck einer möglichst feinen Zerkleinerung des Ma- terıals verfehlt und damit im Zusammenhang eine schlechte Probe- nahme die Folge. Übt man aber bei dem Mahlen der weichen und platten Knochen nur etwas diese Vorsicht, so erhält man ein zur Probenahme ganz vorzügliches Material. Die Knochen- mühle läßt sich auch leicht mit einer Drahtbürste und hinterher mit einer Haarbürste reinigen, da die Walze mit den Säge- blättern bequem sich aus dem Hauptgestell herausnehmen läßt. Für jede Probesubstanz wurde die Mühle natürlich erst sorg- fältıg gereinigt. Zu bemerken ist noch, daß sich in dem Knochen- pulver nur geringe Mengen von Eisensplittern befanden, die ich mit einem kleinen Magneten ganz leicht entfernen konnte, Letzteres bezieht sich aber nur auf das Pulver von den Dia- physen der Gliedmaßen. Bei den sehr fettreichen Epiphysen, ebenso bei den Rückenwirbeln und Rippen war mit dem Magnet nichts festzustellen. Es geht daraus wohl hervor, daß beim Mahlen der weichen Epiphysen usw. überhaupt kein Eisen- fr] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 251 splitter von den Zähnen der Knochenmühle in die gemahlene Knochensubstanz gekommen ist. Ich habe wenigstens bei einer qualitativen Prüfung auf Eisen mit Rhodanammonium auch keine merklich größeren Mengen Eisen nachweisen können als in den Diaphysen nach der Behandlung mit dem Magneten, und auch hier waren es nur Spuren. c) Beschreibung der Mazerationsmethoden. Unter Mazeration der Knochen verstehe ich folgendes: Die Knochen werden nur roh entfleischt und dann mit chemischen Mitteln, z. B. Wasser, warm oder kalt, Sodawasser, Benzin zum Entfetten oder auch anderen entfettenden Mitteln und even- tuellen Bleichmitteln, wie vorzugsweise dazu Wasserstoffsuper- oxyd (H,0,) angewandt wird, nacheinander behandelt und zwar so lange, bis der gewünschte Erfolg erreicht ist. Um nun zunächst einen Überblick zu erhalten, auf welche Weise an den verschiedenen zoologischen und anatomischen Instituten die Mazeration der Skelette erfolgt, fragte ich bei fast allen Anstalten der deutschen Universitäten darum an. Es wurde mir auch durch deren Präparatoren bereitwilligst die erbetene Auskunft erteilt, wofür ich den betreffenden Herren auch an dieser Stelle meinen besten Dank aussprechen möchte. I. Die Knochenmazeration in der Literatur. Bevor ich jedoch die von mir angewandten Mazerations- methoden beschreibe, sei einiges über das in der Literatur Be- findliche über Knochenmazerieren hier vorausgeschickt. Suß- dorf!) gibt in seinem Buche einen kurzen Überblick der von verschiedenen Forschern auf dem Gebiete der Mazeration ge- machten Erfahrungen. Als erster, der sich näher mit Knochen- mazeration beschäftigte, ist, soweit ich in der Literatur fest- stellen konnte, wohl Teichmann anzusehen, der auch eine Methode ausgearbeitet hat, die er im ‚„‚Anatomischen Anzeiger 1887, II. Bd., S. 461 ff., 495 if. beschreibt. Gegenüber der von 1) Sußdorf, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der Haustiere, 1. Bd., Stuttgart 1895. 252 G. Schein, [12] altersher üblichen Art und Weise, die Knochen im kalten Wasser der Fäulnismazeration zu überlassen, was oft mehrere Wochen, ja im Winter mehrere Monate dauerte, wendet er warmes Wasser an, möglichst weiches oder gar destilliertes, und zwar empfiehlt er eine Temperatur von 30—40°-R. Dabei sei nach 5—6 Tagen die Mazeration so weit erfolgt, daß zur Verseifung des Fettes die Knochen in eine Io %ıge Sodalauge gebracht werden können, worin sie einige Minuten langsam zu kochen sind. Er sagt noch, daß ein Kochen mit der Soda nicht unbedingt erforderlich sei, ja schon bei gewöhnlicher Temperatur fände die Verseifung statt, nur müßten dann die Knochen dementsprechend längere Zeit in der Sodalauge liegen gelassen werden. Hierauf kocht er nochmals, um nun wieder die Fettseifen zu entfernen, die Knochen mit reinem Wasser, spült mit reinem, warmem Wasser nach, dann findet ein Trocknen und, wenn nötig, Bleichen statt. Pfitzner!) vervollkommnet das Teichmannsche beschleu- nigte Warmwasser-Mazerationsverfahren, indem er die bei 38 bis 40° behandelten und dann bei 40° getrockneten Knochen, die er aber vor dem Einbringen in das Mazeriergefäß auch noch möglichst von allen Fleischteilen gereinigt wissen will, da da- durch die Mazeration erheblich gefördert werde, in mit Salz- säure angesäuertem Wasser abkocht, darauf eine Entfettung im Benzinapparat folgen läßt und dann noch ein einmaliges Auf- kochen in 5—Io %iger Sodalauge ausführt. Die Mazeration der Knochen mit Kalilauge ist nach Teich- manns Mitteilungen auch schon lange im Gebrauch. Zander?) hat diese Methode zu einem System ausgearbeitet. Er ver- wendet 5 %ige Kalilauge bei einer Temperatur von 55—65°C. Die so behandelten Knochen werden teilweise sehr schnell von ihren Weichteilen befreit, nur ist bei den weichen Knochen dabei mit größter Vorsicht und unter fortwährender Beobachtung zu verfahren. Vorteilhaft ist diese Methode dadurch, daß dabei nicht wie bei der Kalt- und Warmwasserbehandlung so üble Gerüche auftreten und die Mazeration in jedem Raum vorge- nommen werden kann. ‘) Pfitzner, Anatomischer Anzeiger 1889, S. 690. 2) Zander, Anatomischer Anzeiger 1886, S. 25. [13] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 253 Sußdorf!) bedient sich auch der Warmwasser-Mazeration bei 38—40° C und spritzt dann größere Knochen nach Verflüssigung des Markfettes mit heißer Sodalösung von 5—Io %iger Konzen- tration aus, nachdem beide Knochenenden mit genügend weiten Bohrlöchern versehen sind. Nach der Mazeration werden die Knochen schnell in Sodalösung aufgekocht, getrocknet und ge- bleicht, oder vor letzterer Maßnahme noch in Äther entfettet. An der Anatomischen Anstalt in Berlin ist neuerdings eine Mazerationseinrichtung ausgeführt, auch mit einem eigens hierzu gebauten feuersicheren Benzinentfettungsapparat. Eine genaue Beschreibung der Einrichtung findet sich im Anatomischen Anzeiger 1907, Bd. 31, S. 246 ff. Diese hier zu wiederholen, würde zu weit führen, und ich verweise auf obige Quelle. Er- wähnen möchte ich, daß hier anstatt der reinen Soda ein Fabri- kat ‚„‚Henkels Bleichsoda‘‘ und zum Bleichen der Knochen dann zum Schluß Wasserstoffsuperoxyd angewandt wird. Auch noch eine Kalilaugenmethode wird im Anatomischen Anzeiger IgIo, Bd. 36, S. 314—3I6 beschrieben, wie sie im Tau- rischen Naturhistorischen Museum in Simferopol gehandhabt wird. Hierbei sind vielleicht folgende Hauptpunkte hervor- zuheben: Nach dem Entfleischen und Entbluten der Tiere folgt ein Kochen des Objekts, bis alle Weichteile gut durchgekocht sind; dabeı werden a) dıe großen Tiere in Eau de Javelle gekocht, wodurch die Weichteile zum Teil zerstört werden, während b) die kleineren Tiere in kochende Sodalösung kommen und c) die sehr kleinen und jungen Tiere in reinem Wasser gekocht werden; jedoch soll das Kochen unterbrochen werden, sobald sich die Weichteile von den Knochen abzulösen beginnen. Nachdem das gekochte Objekt abgekühlt ist, kommt es zur weiteren Be- arbeitung in eine alkoholische Kalilaugenlösung, deren Konzen- tration sich nach der Größe des Tieres richten muß. Die stärkste Lösung für große Tiere darf 20og Kali caust. auf 300 ccm 70 %igen Alkohol enthalten. Bei kleineren und kleinen Tieren 1) Sußdorf, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der Haustiere, ı. Bd., Stuttgart 1895. 254 G. Schein, [14] soll die Konzentration dementsprechend geringer sein. Man soll auf diese Weise sogar ganz alte, sehr fettreiche und schon schwarz gewordene Knochen gut entfettet und gebleicht er- halten. Das so mazerierte Objekt kommt nun in reines Wasser, das alle 12 Stunden zu wechseln ist, bis es nicht mehr trübe wird. Hiermit ist diese Mazeration beendet. Ich halte die Methode für etwas gewagt, da bei dieser Konzen- tration die weichen und spongiösen Knochen doch wohl zu leicht angegriffen werden könnten, ehe man es recht gemerkt hat. Ich möchte die Kalilaugenmethode nicht besonders zur Mazeration empfehlen, da man doch immer bei noch so großer Aufmerksam- keit zu leicht der Gefahr eines Mißlingens ausgesetzt ist, wenn auch die Lösung noch so schwach ist. | Bei meiner Umfrage betreffs der Mazeration an den ver- schiedensten deutschen Universitätsinstituten, war nur in einem Falle Kalilauge angegeben, was doch auch ein Beweis dafür ist, daß ıhre Verwendung nicht so recht Anklang gefunden hat. Dagegen findet man die Natronlauge öfter angewandt, und zwar hat man sich dabei auch schon ganz nennenswerter Konzen- trationen bedient, bis ca. 4%. Doch hat sich das Knochen- material schon bei einer 4 %igen Lösung nachher nicht haltbar gezeigt. Es beginnt nämlich schon nach nicht allzulanger Zeit ein Zerfallen des so behandelten Knochens einzutreten, er wird bröcklig und zerfällt schließlich zu Pulver. In der Literatur!) ist nun auch noch die Methode erwähnt, die Herstellung eines Skeletts unter Mithilfe von Lebewesen zu erreichen. Da die Mazerationsarbeit nicht gerade appetitlich ist. und die hierbei entwickelten Gase sehr unangenehm werden können, so hat man schon in frühester Zeit versucht, Lebewesen, die Aas fressen, in den Dienst der Sache zu stellen, allerdings mit nicht gerade ermutigendem Erfolge. Gewöhnlich sind es Ameisen und Mehlwürmer, allenfalls auch Fliegenlarven (Fleisch- maden), denen man die Aufgabe des Skelettierens stellt, indem man das zu mazerierende kleine und abgehäutete Tier in eine 1) Leonhardt und Schwarze, Das Sammeln, Erhalten und Auf- stellen der Säugetiere und Vögel, ı. Teil, Neudamm. [15] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 255 feste Holzschachtel mit entsprechend durchlöcherten Wänden legt und das Ganze in einen Ameisenhaufen, eine Mehlwürmer- kiste usw. stellt. Die Hauptgefahr bei dieser Methode besteht nun aber darin, daß auch die Bänder, die die Gelenke zusammen- halten, von den gierigen Tierchen nicht verschont werden, so daß man, wenn man öfteres Nachsehen versäumt, nur die sauber abgefressenen Knochen vorfindet. Aber auch wenn man den Zeitpunkt richtig trifft, wird das Skelett niemals schön weiß, es behält stets einen dunklen Ton und bildet keine Zierde der Sammlung. Im allgemeinen kann man daher dem Abifressen- lassen der Weichteile das Wort nicht reden, der geringe Erfolg hängt zu sehr vom Zufall ab, auch eignet sich das Verfahren nur für kleine Tiere, wie Mäuse usw., oder auch kaum noch für einen einzelnen Knochen von einem größeren Tier, so daß man für ein Skelett von letzterem schon eine ganze Anzahl Ameisen- haufen oder Mehlwürmerkisten zur Verfügung haben müßte, was doch etwas viel Umstände und Schwierigkeiten veranlassen könnte. Aus allen diesen Gründen ist man wohl auch von diesem Verfahren abgekommen und hat sich ausschließlich der Maze- ration zugewandt, das ist eben, wie ich oben beschrieben habe, die Erweichung der Weichteile durch Flüssigkeiten und Ent- fernung derselben auf mechanischem Wege. IE. Die Knochenmazerationen in der Praxis. Die mir bei meiner Umfrage mitgeteilten Methoden der Maze- ration sind in folgender Reihe zusammengestellt, geordnet nach den vorkommenden Hauptmomenten, der Erweichung der Fleischteile und der Entfettung mit Benzin.!) A. Kaltwasser-Mazeration. a) Ohne Benzin: Wurde nirgends ausgeführt. !) Die Entfettung geschieht nicht allein mit Benzin, sondern es wurden mir auch andere fettentziehende Stoffe mitgeteilt, als da sind: Xylol, Äther, Schwefelkohlenstoff, und dann wird auch durch kaustische Mittel schon das Fett zum Teil verseift. Ich habe die anderen fett- entziehenden Stoffe mit unter Benzin gruppiert, da letzteres doch am häufigsten vorkommt. 256 G. Schein, [16] b) Mit Benzin: I. Gießen, 2. München. B. Warmwasser-Mazeration. a) Ohne Benzin: I. Marburg, 2. Berlin, 3. Königsberg. b) Mit Benzin: I. Leipzig, 2 end 3. Greifswald. C. Kaustische Mittel. a) Ohne Benzin: I. Greifswald, 2. Breslau. 3. München, 4. Greifswald. b) Mit Benzin: . Würzburg, . Göttingen, Heidelberg, Berlin, . Berlin. vr PP w DD H D. Pankreas-Mazeration. Hallesa. dr Saale. Prüfen wir nun die Zusammenstellung dieser Mazerations- methoden näher, so sehen wir zunächst, daß eine Methode in der Praxis überhaupt nicht mehr gebraucht wird, und das ist die einfache Kaltwasser-Mazeration, d. h. die einfache Fäulnis- mazeration unter Wasser, wie sie zuerst gehandhabt wurde und aus der sich heraus allmählich die verschiedensten Methoden entwickelt haben. Bei der nächstfolgenden Gruppe findet eine gewöhnliche Mazeration in kaltem Wasser statt, der in Gießen ein Entfetten in Xylol folgt, und daran anschließend Bleichen durch Wasserstoffsuperoxyd, dagegen läßt man in München [17] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 237 anstatt des Bleichungsprozesses mit Wasserstoffsuperoxyd nur die Sonnenstrahlen auf die Knochen einwirken, wobei diese immer mit Wasser übergossen werden, um ein Rissigwerden bei dem scharfen Austrocknen zu vermeiden. Diese Gruppe kommt also nur noch an zwei Instituten zur Ausführung. Was nun weiter die Warmwassermazeration betrifft, so wird hier auch wieder eine Unterscheidung zwischen solcher ohne und der mit Benzinbehandlung gemacht. So wird das Objekt in Marburg nur in warmem Wasser von 40° R mazeriert und dann an der Luft getrocknet, ın Berlin findet eventuell noch ein Blei- chen in Wasserstoffsuperoxyd statt, und in Königsberg bohrt man die Knochen an, spritzt das Mark aus und bleicht an der Sonne durch Übergießen mit Wasser wie in München. Ich habe selbst diese Methode ausgeführt und gefunden, daß das Material sehr gut aussah, wenn es auch nicht so weiß war,.als wenn ich es noch mit Wasserstoffsuperoxyd behandelt hätte, aber trotz- dem sah es nicht schlecht aus im Vergleich mit den mit Wasser- - stoffsuperoxyd behandelten Knochen. Die Warmwassermazeration mit Benzinentfettung hat mir nun am meisten gefallen; so behandeltes Knochenmaterial sah am besten aus. Ich benutzte für die mir zur Verfügung stehen- den Eselsknochen die Methode, wie sie in Leipzig gehandhabt wird. Nämlich Warmwassermazeration, dann Trocknen an der Luft und Entfetten im Benzinentfettungsapparat, und zuletzt fand noch Bleichen in Wasserstoffsuperoxyd statt. Dasselbe Verfahren wird in Jena und in Greifswald ausgeübt, nur wird in letzterem Orte nicht in Wasserstoffsuperoxyd gebleicht, sondern dort werden wieder die Sonnenstrahlen dazu heran- gezogen. Jedoch ziehe ich Wasserstoffsuperoxyd vor, da es bequemer ist; wenn die Knochen hineingebracht sind und dafür gesorgt ist, daß sie gut untertauchen in der Flüssigkeit und die Flüssigkeit genügend verdünnt ist, dann braucht man sich nicht mehr darum zu kümmern, der Bleichungsprozeß geht ohne weiteres Zutun vor sich. Bei der Sonnenbleiche ist es etwas schwieriger; die Sonne scheint nicht immer, wenn man sie gern haben will, und dann ist es sehr notwendig, daß man die Knochen immer zur richtigen Zeit mit Wasser übergießt, Zeitschr. f. Naturwiss. Hallea. S. Bd. 84. 1912/13. 17 258 °-G. Schein, [18] damit sie nicht Risse bekommen. Das Übergießen mit Wasser muß dann öfter, womöglich alle paar Stunden geschehen, wenn die Sonne stark scheint. Ja es findet schon ein Reißen der Knochen statt, wenn sie bloß an der Luft im Schatten liegen und man nicht genügend Obacht dabei gibt. Die Knochen werden aber nach meiner Erfahrung auch nicht so schön weiß als in Wasserstoffsuperoxyd; doch kann dies aber auch an meinem Knochenmaterial gelegen haben, und ich glaube, daß es mit anderen Knochen, z. B. mit jungen Tieren an der Sonne fast ebensogut geht, als in Wasserstoffsuperoxyd; doch hat man immer eine viel größere Aufmerksamkeit auf das Material zu richten, wenn es in der Luft oder in der Sonne liegt. Zu den Mazerationsmethoden mit kaustischen Mitteln ist zuerst zu bemerken, daß diesem Verfahren meist noch eine Behandlung in kaltem oder warmem Wasser vorausgeht, worauf die Einwirkung der kaustischen Mittel folgt, die bei dieser Rubrik (Ca) ohne Ben- zin gleichzeitig eine Entfettung herbeiführen sollen. Dies wird ja auch tatsächlich damit erreicht, wenn auch nicht so vollkommen als bei der Behandlung im Benzinapparat. So wird in Greifs- wald erst das Objekt in kaltem Wasser mazeriert. Es wird hier Wert darauf gelegt, Bänderskelette zu erhalten, d. h. die natür- lichen Bänder, die die Gelenke zusammenhalten, dürfen bei der Mazeration nicht mit entfernt werden. Deshalb wird hier wohl auch das Skelett möglichst sauber von allen anhaftenden Fleisch- teilen befreit und dann in Wasser gebracht und unter steter Beobachtung, daß sich die Bänder nicht lösen, der Mazeration ausgesetzt. Hierauf wird mehrere Tage hintereinander mit soda- freier Seife und Wasser zum vollständigen Entfernen aller Fleischreste gut abgebürstet und hier anstatt mit Wasserstoff- superoxyd mit Chlorkalk gebleicht. Danach kommt noch ein Trocknen und Bleichen in Luft und Sonne. In Breslau wird nach der Mazeration in kaltem Wasser das Material in Soda- lösung gekocht, mit kaltem, reinem Wasser einen Tag gewässert und dann an der Luft getrocknet. In München wird anstatt der Sodalösung etwas Kali causticum dem Wasser zugesetzt, sonst ist das Verfahren dasselbe. In Greifswald werden kleine Tiere meist in konzentrierter ‚„kaustischer‘‘ Soda, je nach der [19] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 259 Temperatur 3—8 Tage lang mazeriert. Hierher gehört auch die bei der Literaturbesprechung schon erläuterte Methode des Taurischen naturhistorischen Museums in Simferopol. Doch muß wohl, sowie bei letzterer Behandlung, auch bei der mit konzentrierter kaustischer Soda, große Vorsicht geübt werden, um ein Mißlingen zu verhüten. Bei der Behandlung der Knochen mit kaustischen Mitteln und Benzin stehen auch wieder fünf verschiedene Methoden zur kurzen Erörterung. In Würzburg folgt der Kaltwassermazeration eine Behandlung mit Ammoniakwasser und darauf eine Ent- fettung mit Schwefelkohlenstoff oder Benzin und noch zuletzt Bleichen mit H,O,.: An Stelle des Schwefelkohlenstoffs möchte ich doch lieber Benzin vorziehen, da Schwefelkohlenstoff im Geruch noch unangenehmer ist. In Göttingen werden die Knochen nach Entwässerung mit grüner Seife oder Sodawasser gekocht, bis sich die Weichteile loslösen, dann im Benzinapparat entfettet und mit Wasserstoff- superoxyd gebleicht. In Heidelberg geht eine Warmwasser- mazeration voraus, darauf wird das Material getrocknet und im Entfettungsapparat mit Benzin behandelt, mit 5 %iger Soda- lösung abgebürstet und an der Luft und Sonne gebleicht und getrocknet. Nun folgen als letzte noch zwei Institute in Berlin, von denen das eine Institut das von Pfitzner im Anatomischen Anzeiger 1889, S. 690 ff. beschriebene Verfahren anwendet, das andere Institut gebraucht ein chemisches Fabrikat: ‚Henkelsche Bleichsoda“. In beiden Fällen wird auch ein Benzinapparat zum Entfetten benutzt. Bei dem ersten Verfahren werden die Knochen mit 5—ıo %iger Sodalösung gekocht und an der Luit getrocknet und gebleicht, während bei dem zweiten das Bleichen mit Wasserstoffsuperoxyd, wenn nötig unter Zusatz von etwas Henkelscher Bleichsoda, und daran anschließenden Auswässern und Trocknen erfolgt. Zum Schluß der Aufzählung der ver- ' schiedensten Mazerationsmethoden, wie ich sie eben. nur ganz kurz zu skizzieren versuchte und von denen fast keine einzige mit einer anderen übereinstimmte, habe ich eine Methode beim Mazerieren der Knochen mit benutzt, die auch im hiesigen land- wirtschaftlichen Institut in Gebrauch ist und bis jetzt ganz vor- 17 260 G. Schein, [20] treffliche Dienste geleistet hat, das ist die sog. Pankreas-Maze- ration. Es wird nämlich eine Bauchspeicheldrüse in das Wasser, in dem das Skelett behandelt werden soll, so wie sie im Tier ist, : hineingetan. Das in fließendem Wasser gut gewässerte Skelett wird dann durch Kohlenfeuerung zum Kochen gebracht und dann ca. 24 Stunden, währenddem sich das Wasser abkühlt, darin gelassen, wonach die Mazeration beendet ist. Alle Weich- teile und Sehnenansätze sind von dem Knochen losgelöst und auch das Fett teilweise entfernt. Das Skelett wird dann heraus- genommen, mit warmem Wasser, dem etwas Soda zugesetzt ist, sorgfältig abgebürstet und dann getrocknet. Beim Trocknen wurde das Skelett weiß, wenigstens war .das Aussehen eines Kuhskeletts, das auf diese Weise mazeriert war, ganz ausge- zeichnet. Diese schnelle Mazeration ist vielleicht so zu erklären, daß die Pankreas, die eine Eiweiß auilösende und gleichzeitig - fettspaltende Wirkung hat, in der Zeit, in der das Wasser die für die Einwirkung des Pankreasfermentes günstigste Tempe- ratur erlangt hat, sehr intensiv auf die noch an den Knochen ansıtzenden Fleisch- und Muskelreste einwirkt. Dabei beginnt schon ein Loslösen der Fleischreste, das schließlich durch das zum Sieden gebrachte Wasser vervollständigt wird. In der Literatur wird die Pankreasmazeration schon von Pfitzner!) erwähnt. Er sagt hier: „Eine noch weit kräftigere Mazerationskultur (als die in einem Wasser von 38—40°) ent- wickelt sich, wenn man etwas Trypsin oder getrocknete, prä- parierte Pankreas zusetzt (d. h. zu dem warmen Wasser). Die derbsten Sehnen sind nach 3—4 Tagen nicht nur vom Knochen abgelöst, sondern, wie auch alle anderen Weichteile, vollständig verflüssigt. Die Zeitdauer ist also fast auf die Hälfte der Zeit reduziert und die Mazeration absolut sicher. Trotzdem kann ich die Methode nicht empfehlen, da sich dabei entsetzliche, wahrhaft mephitische Düfte entwickeln, die sich namentlich beim Reinigen der Knochen, aber auch noch nachher am ge- trockneten Knochen bemerkbar machen.‘‘ Dieser hier geschil- derte Geruch ist mir bei der im hiesigen Institut bis fast zum 1) Pfitzner, Anatomischer Anzeiger 1889, 4. Jahrgang, S. 690 ff. | | | [21] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 261 Kochen erhitzten Mazerationsflüssigkeit nicht aufgefallen. Pfitz- ner hat aber die Flüssigkeit auch bloß bis auf 38—40° erwärmt und die Mazerationsdauer war auch mehr als noch einmal so lang, als bei der im hiesigen Institut benutzten Methode, worin natürlich der Grund für seine Angaben zu suchen ist. II. Die hier angewandten Mazerationsmethoden. Ich führe nun in einer Tabelle die Methoden an, die ich zur Mazeration der für meine Untersuchungen bestimmten Knochen, die gleichfalls neben der zugehörigen Mazeration aufgeführt werden sollen, benutzte. Bei näherer Betrachtung der vorstehenden Tabelle S. 262/265 fällt zuerst auf, daß die mit b bezeichnete Warmwassermaze- ration der Knochen, die vom Tiere Nr. 18 stammen, 18 Tage - dauert, während die in d rselben Weise behandelten Skeletteile des Tieres Nr. 17 nur 6 Tage zur völligen Mazeration brauchten. Dieser Unterschied ist nun nicht etwa in der Beschaffenheit des Skelettmaterials des Tieres Nr. Id zu suchen, da es ja auch die gleichen Skelettstücke wie beim Tier Nr. I7 waren, sondern die Ursache liegt in der nicht gleichmäßigen Erhaltung der Tempe- ratur in dem Mazeriergefäß bei Nr. 18; die Temperatur im Gefäß war nämlich am siebenten Tage,. wohl infolge einer zufälligen Verstärkung des Gasdruckes, von 40° auf 48°C gestiegen. Nun verkleinerte ich natürlich die Gasflamme, um ein noch weiteres Steigen zu vermeiden. Über Nacht war aber der Gasdruck wieder geringer geworden und die Heizung auch durch das Kleinschrauben noch geringer, so daß die Temperatur stark sank, bis auf 25°C. Pfitzner!) sagt aber, daß Temperaturen über 45° und unter 35° für den Fortgang der Mazeration störend seien. Die Mazeration beruht sicher auf der Tätigkeit von Mikroorganismen, die bei der Temperatur von 38—40° C, d. 1. bei der von Pfitzner angegebenen, ihr Optimum finden. Bei Temperaturen über 45° und unter 35° sollen sie absterben, und es treten, wenigstens in letzterem Falle, dann andere Arten an ihre Stelle, die aber die Mazeration viel weniger gut besorgen, 1) Anatomischer Anzeiger 1889, 4. Jahrgang, S. 690 ff. 262 G. Schein, Kurze Bezeich- nung d. Methode | Danach Beschreibung der Mazerations- methode Nähere Bezeichnung der behandelten Knochen von Nr. 17 Knochen v.Nr. 18 Bei dieser Methode wurden die Knochen in kaltes Lei- tungswasser gebracht und am anderen Tage mit frischem Wasser übergossen, mit dem sie zur Mazeration stehen blieben. wurden die Fleisch- teile mit warmem Wasser ab- gebürstet, die Knochen ge- trocknet, ;8. Tage zur‘ Ent fettung in kaltes Benzin ge- legt und dann wieder ge- trocknet und bis zur Unter- suchung aufbewahrt. Rechtes Armbein, erster Halswirbel, erster Rückenwirbel, dritter Rücken- wirbel, erste rechte Rippe, dritte rechte Rippe. fünften Tage Die Knochen wurden in kaltes Wasser gelegt; das Wasser an den vier folgenden Tagen täglich erneuert und am mittags zur Mazeration erwärmt durch eine Gasflamme. Die Röhren- knochen waren vorher an den Gelenkköpfen angebohrt. Nach der Mazeration wurden die Knochen von den anhaf- tenden Fleischresten möglichst befreit und an der Sonne öfter mit Wasser übergossen und dann getrocknet bis zur Ver- arbeitung zu den Analysen. Dieselben Knochen wie bei Nr. 1% Rechter Vorarm, fünfter Rücken- wirbel, siebenter Rücken- wirbel, fünfte rechte Rippe, siebente rechte Rippe, zweiter Halswirbel. ce. Die Knochen wurden in kaltes Wasser gelegt und bald, ohne vorherige Wässerung, üb. einer Flamme zurWarmwassermaze- ration angesetzt, nach deren Beendigung im Zimmer ge- trocknet und dann eine Ent- fettung im Benzinapparat vor- genommen, ca. 24 Stunden lang. Nach dem Verdunsten des Benzins an der Luft folgte ein Bleichen in einer ca. vier- prozentigen Wasserstoffsuper- oxydlösung, ungefähr 2 Tage "lang, und dann wurden die ı Knochen wieder getrocknet. Rechter Vorder- mittelfuß, neunter Rücken- wirbel, elfter Rückenwirbel, neunte rechte Rippe, elfte rechte Rippe, dritter Halswirbel. Dieselben Knochen wie bei, Nr.17% Dieselben Knochen wie beiNegsr a x [23] R iangewandten Mazerationsmethoden. Chemische Zusammensetzung des Knochens. ‚itdauer der netr. Maze- xzation bei fier Nr. 18 18 Tage. 263 Temperaturangaben bei Tier Nr. 17 Die Flüssigkeitstempera- turen wurden dreimal täg- lich gemessen und zwar morgens 7 h, mittags ı2 h, abends 6h. Es war nun die mittlere Temperatur in den 82 Tagen morgens: I4,6° C, mittags: -18,30C, abends: 20,30€. Die Temperaturmessungen ergaben wie bei a im Mittel morgens: 40,8° C, mittags: 41,80 C, abends 2141,60 GC, Besondere Bemerkungen bei Tier Nr. 18 Die Flüssigkeitstempera- turen wurden dreimal täg- lich gemessen und zwar morgens 7 h, mittags ı2h, abends 6h. Es war nun die mittlere Temperatur in den 78 Tagen morgens:" 14,50 G, mittags! 2 77,9%, abends: '20,4%C, Die Knochen fühlten sich nach der Behandlung noch fettig an. Die Farbe war gelblich. Temperaturmessen wie bei a ausgeführt, ergaben MOorgens7739,4% €; mittags: 40,99 C, abends#»AT,o:G. Die Temperatur war ein- mal am siebenten Tage bis auf 48° C gestiegen. Die Röhrenknochen waren in der Mitte ziemlich weiß, wäh- rend die Gelenke einen gelblichenTon behielten. Die Kno- chen waren nicht mehr so fettig wie bei a. 4 Tage. Temperaturmessungen wie | Temperaturmessungen wie vorher ausgeführt: morgens:.38,10:C, mittags: ‚41,20 G, abends; 39,80% C. vorher ausgeführt: morgens: 37,73. €, mittags; .39,0%C; abends. ,.42.0L. €. Die Knochen waren schön weiß und nicht mehr fettig anzufühlen nach d. Mazeration. 262 G. Schein, [22] Tabelle der verschiedenen hier | Kurze Bezeich- nung d. Methode | Danach Beschreibung der Mazerations- methode Nähere Bezeichnung der behandelten Knochen von Nr. 17 Bei dieser Methode wurden die Knochen in kaltes Lei- tungswasser gebracht und am anderen Tage mit frischem Wasser übergossen, mit dem sie zur Mazeration stehen blieben. wurden die Fleisch- teile mit warmem Wasser ab- gebürstet, die Knochen ge- trocknet, 8 Tage zur Ent- fettung in kaltes Benzin ge- |legt und dann wieder ge- trocknet und bis zur Unter- suchung aufbewahrt. Rechtes Armbein, erster Halswirbel, erster Rückenwirbel, dritter Rücken- wirbel, erste rechte Rippe, dritte rechte Rippe. || kaltes Die Knochen wurden in Wasser gelegt; das Wasser an den vier folgenden Tagen täglich erneuert und am fünften Tage mittags zur Mazeration erwärmt durch eine Gasflamme. Die Röhren- knochen waren vorher an den Gelenkköpfen angebohrt. Nach der Mazeration wurden die Knochen von den anhaf- tenden Fleischresten möglichst befreit und an der Sonne öfter mit Wasser übergossen und dann getrocknet bis zur Ver- arbeitung zu den Analysen. Rechter Vorarm, fünfter Rücken- wirbel, siebenter Rücken- wirbel, fünfte rechte Rippe, siebente rechte Rippe, zweiter Halswirbel. c. Die Knochen wurdenin kaltes Wasser gelegt und bald, ohne vorherige Wässerung, üb. einer Flamme zurWarmwassermaze- ration angesetzt, nach deren Beendigung im Zimmer ge- trocknet und dann eine Ent- fettung im Benzinapparat vor- genommen, ca. 24 Stunden lang. Nach dem Verdunsten des Benzins an der Luft folgte ein Bleichen in einer ca. vier- prozentigen Wasserstoffsuper- | oxydlösung, ungefähr 2 Tage ‚lang, und dann wurden die | Knochen wieder getrocknet. Zeitdauer del- Rechter Vorder- mittelfuß, neunter Rücken- wirbel, elfter Rückenwirbel, neunte rechte Rippe, elfte rechte Rippe, dritter Halswirbel. betr. Maze:] ration bei] Knochenv.Nr. ı8| Tier Nr. | Dieselben 82 Tage} Knochen wie | bei: Nr, 172 Dieselben 6 Tagel! Knochen wie | bei, Nr 172 Dieselben 6 Tagel Knochen wie | ber Nez2u7 vorher ausgeführt: morgens: 38,1° C, 1,20, 39,8% C. mittags: abends: vorher ausgeführt: morgens: 37,7° C, mittags: 39,6% C, abends: 42,0 C. [23] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 263 angewandten Mazerationsmethoden. sitdauer der Jetr. Maze- Temperaturangaben rnilere ration bei Bemerkungen fier Nr. 18 bei Tier Nr. 17 bei Tier Nr. 18 78 Tage. Die Flüssigkeitstempera- Die Flüssigkeitstempera- Die Knochen turen wurden dreimal täg- | turen wurden dreimal täg- || fühlten sich nach lich gemessen und zwar |lich gemessen und zwar | der Behandlung morgens 7 h, mittags ı2 h, morgens 7 h, mittags ı2 h, | noch fettig an. Die abends 6h. Es war nun | abends 6h. Es war nun || Farbe war gelblich, die mittlere Temperatur in | die mittlere Temperatur in den 82 Tagen den 78 Tagen morgens: 14,00€, morgens: 14,50 C, mittags: 18,30. C, mittags: 17,99°C, abends: 20,30.C. abends’ 20,10.C. 18 Tage. || Die Temperaturmessungen | Temperaturmessen wie bei || Die Röhrenknochen ergaben wie bei a im Mittel | a ausgeführt, ergaben waren in der Mitte morgens: 40,8% C, morgens: 39,4° C, ziemlich weiß, wäh- miLtagss 41,8. €C, mittags: 40,9% C, rend die Gelenke abends: 41,6°C, abends: 41,00°C. einen gelblichenTon Die Temperatur war ein- | behielten. Die Kno- mal am siebenten Tage bis | chen waren nicht auf 48° C gestiegen. mehr so fettig wie bei a. + Tage. || Temperaturmessungen wie | Temperaturmessungen wie | Die Knochen waren schön weiß und nicht mehr fettig anzufühlen nach d. Mazeration. 264 G. Schein, Bezeich- || Beschreibung der Mazerations- - || . methode Nähere Bezeichnung der behandelten Knochen von Nr. 17 \ Die Knochen wurden in kaltes Wasser gelegt und dieses an den vier folgenden Tagen täglich erneuert. Am fünften ı Tage begann die eigentliche ı Kaltwassermazeration. Nach ' Beendigung der Mazeration wurden die Knochen für 5 Mi- nuten in kochendes Soda- ı wasser von 21%, prozentiger " Konzentration gebracht und ı dann sofort in kaltem Wasser ı gewässert und schließlich ge- | trocknet. | | Rechter Hinter- mittelfuß, dreizehnter Rücken- wirbel, fünfzehnter Rücken- wirbel, dreizehnte rechte Rippe, fünfzehnte rechte Rippe, fünfter Halswirbel, rechte Beckenseite. ı Die Knochen wurden in "kaltes Wasser gelegt, an den sechs folgenden Tagen ‚unter täglicher Erneuerung des Wassers gewässert und dann in Wasser getan, dem | war, ca. 2 %; nun wurde auf ı 80—90° C erhitzt. Nach dieser ı Behandlung fand ein Trock- nen der Knochen an der Luft statt und darauf ein Entfetten ıım Benzinapparat. Nach dem Verdunsten des Benzins folgte ein Bleichen im Wasserstoff- superoxvd und dann Trocknen. I Die Knochen wurden in | kaltes Wasser gelegt und die- ses vom fünften Tage an täg- ı lich erneuert bis zum siebenten ı Tage. Dann wurden die Kno- chen in Wasser, dem ein Stück einer Bauchspeicheldrüse zu- gesetzt war, gebracht und er- hitzt. Nach dieser Mazeration ı wurden die Fleischreste durch ' Abbürsten entfernt und dann ı die Knochen getrocknet. | Rechtes Schulter- blatt, rechter Unter- schenkel, sechster Halswirbel, zweiter Lenden- etwas grüne Seife zugesetzt | ı vierter Lendenwirbel, ‚siebzehnter Rücken- wirbel, wirbel, siebzehnte rechte Rippe. Rechter Ober- schenkel, achtzehnter Rücken- wirbel, achtzehnte rechte Rippe, erster Lendenwirbel, siebenter Halswirbel. Zeitdauer der | Knochen v.Nr. 18 Knochen wie Knochen wie Knochen wie [25] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 265 ‚EE Zeitdauer der : betr. Maze- Temperaturangaben 2 3 Besondere ration bei Bemerkungen ‚Tier Nr. 18 bei Tier Nr. 17 bei Tier Nr. 18 . 78 Tage. || Temperaturmessungen wie | Temperaturmessungen wie | Die Knochen waren vorher ausgeführt: vorher ausgeführt: | fast weiß; sie fühl- morgens: 15,7°.C, morgens: 16,0° C, ı ten sich nicht mehr Bags. 1g.1°°C, | mittags: 19,30% GC, \ fettigan nach dieser abends: 20,9° C. | abends: 227, 3€: | Behandlung. | | | I | ca. 45 Die Knochen kamen in | Die Knochen kamen in | Die Knochen waren Stunden ' Wasser von gewöhnlicher Wasser von gewöhnlicher || sehr schön weiß und Temperatur mittags ı2h, Temperatur, mittags bis | fettfrei nach dieser bis abends war die Tempe- abends stieg dieselbe auf | Behandlung. ratur- auf 67° C gestiegen, | 71° C, am nächsten Morgen | am anderen Morgen war die | war die Temperatur 65° C, Temperatur. ...::.: 732: Mittags 2 ana 70, N u N SEC. eNbend.. 2... RISSE: INDeness..t. 87°C, am nächsten am nächsten Morgen er... RS Meoz2en ... ....,.- 85°C. Dann war die Mazeration Dann war die Mazeration ; beendet. beendet. ca. 45 Die Knochen kamen in | Die Knochen kamen eben- | Die Knochen waren Stunden ||kaltes Wasser mit Pan- falls in kaltes Wasser mit | noch fettig nach kreas, mittags. Abends war | Pankreas, mittags. Abends || dieser Behandlung, die Temperatur .. 63°C, war die Temperatur 72°C, nächsten Morgen . 85° C, | nächsten Morgen . 88°C, | IVERLERON 2 reket: 86%, Mittag ars se- gg C, h> Q' (@) B Au (®) © QD h> e & |=) au (0,0) [0 0) © a nächsten Morgen . 78°C, | nächsten Morgen . 88°C. Niktag en... nr. 85° C. , Damit beendet. Damit beendet. 266 G. Schein, [26] ja es tritt Stillstand im Fortgang der Mazeration ein. Es ist dann sehr schwer diese richtig wieder in Gang zu bringen. Dieser Stillstand ist nun scheinbar bei Nr. 18 eingetreten, ein- mal bei der Erhöhung der Temperatur auf 48° und das andere Mal bei dem Sinken derselben auf 25° C. Weiter sagt Pfitzner noch an derselben Stelle, daß ein Wechseln der Flüssigkeit beim normalen Verlauf der Mazeration vollständig überflüssig, ja außerdem schädlich ist, wenn auch das Wasser vorher auf 38—40° C erwärmt sei. Das hängt doch sicher auch wieder mit den Mikroorganismen zusammen, die beim Weggießen der Mazerierflüssigkeit mit verloren gehen und in dem neuen Wasser sich erst wieder so kräftig entwickeln müssen, was natürlich für den Fortgang der Mazeration eine Unterbrechung bedeutet. Im allgemeinen soll die Mazeration nach Pfitzner bei dieser Temperatur am 5. bis 6. Tage vollendet sein. Bei mir war dies bei Nr. 17 auch am 6. Tage der Fall. Die mittleren Temperaturen der beiden Mazerationen schwankten von morgens bis abends von 40,8—41,6° C bei Nr. I7b; bei Nr. I8b waren dieselben 39,4—41,0° C, also im Durchschnitt schon etwas niedriger, was durch die einmalige starke Erniedrigung der Temperatur auf 25° C, zu erklären ist. Die zweite Warmwassermazeration c Nr. 17 und I8 hat die Behauptung Pfitzners vollauf bestätigt, denn bei Nr. I7 waren die Knochen ebenfalls am 6. Tage wieder soweit mazeriert, daß sich die noch anhaftenden Fleischteile mit einer weichen Bürste ohne Schwierigkeit entfernen ließen, während bei c Nr. I& der Zeitpunkt schon bereits nach 4 Tagen eingetreten war. Die Temperaturmittel waren im wesentlichen die gleichen wie bei der Mazeration b. Sie schwankten von 38,1—41I,2° bei c Nr. 17 und zwischen 37,7—42,0° bei c Nr. 18. Diese mittleren Tempera- turen entsprechen auch den Angaben des betreffenden Instituts, dem ich diese Mazerationsmethode verdanke. Es wurde hier ca. 330 R, also 40—4I° C als die beste Temperatur angesehen, was auch mit Pfitzner übereinstimmt. Daher möchte ich, wenn eine Warmwassermazeration ausgeführt werden soll, entschieden befürworten, die Temperatur nicht zu viel über 40° C und nicht zu stark unter 40° C zu wählen; nur dann ist die beste und auch ER [27] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 267 schnellste Mazeration gewährleistet. Das Einhalten der Tempera- tur ist, wenn keine unvorhergesehenen Fälle eintreten, gar nicht schwierig, denn während der ganzen Dauer der beiden Mazera- tionen b und c, mit Ausnahme von Nr. I8b, lag die größte Abweichung nach unten, die immer über Nacht eintrat, auch noch verstärkt durch das Sinken der Außentemperatur, zwischen 6—8° C, was aber keinen Einfluß auf den Fortgang der Mazera- tion hatte. Die beiden Kaltwassermazerationen weichen in bezug auf die Dauer nicht voneinander ab, und die Temperaturen sind auch die gleichen. Hier haben die Fäulnisbakterien bei der niedrigeren Temperatur eine erheblich längere Zeit zur Einwirkung ge- braucht als bei b und c, wo die Temperatur ca. 20° C höher war. Es sind also bei der niedrigeren Temperatur andere Arten der kleinen Lebewesen, die wohl auch gründlich aber viel lang- samer arbeiten. Die beiden letzteren Mazerationsmethoden e und f beruhen aber wohl nicht hauptsächlich auf der Bakterien- tätigkeit, sondern hier ist nach meiner Ansicht durch die hohen Wärmegrade, annähernd 90° C, die Schnelligkeit des Erfolges bedingt. Durch den Zusatz der grünen Seife tritt bei der Ma- zeration e eine Verseifung des im und am Knochen, ebenso im noch anhaftenden Muskelfleische befindlichen Fettes ein, und weiter wird durch die hohe Temperatur das Fleisch weich und vom Knochen abgelöst. Das Fleischeiweiß wird aber auch noch auf eine besondere Weise aufgelöst. Die grüne Seife ist ein fettsaures Salz des Kaliums, das sich mit viel Wasser spaltet in freie Fettsäure und Kalilauge; letztere bewirkt nicht nur Ver- seifung des Fettes sondern auch die Auflösung des Fleisch- eiweißes. Die Verseifung und Auflösung des Fleischeiweißes wird hier auch noch durch die hohe Temperatur begünstigt. Bei der Mazeration f, bei der Pankreas mit verwandt wurde, wird wohl sobald die geeignete Temperatur erreicht ist, das Eiweiß und Fett des Fleisches, ebenso das Fett des Knochens durch die Pankreas aufgelöst. Was nicht von dieser erreicht wird, das vollendet das heiße, fast kochende Wasser, woraus wohl auch die Schnelligkeit des Verfahrens, hier 45—50 Stunden, zu erklären ist. 268 G. Schein, [28] Aus der Tabelle (S. 262/265) ist ferner zu ersehen, daß von den 3 Hauptgruppen, in die man die Knochen des Körpers ein- teilt, bei den verschiedenen Mazerationsmethoden jede Gruppe zur Verwendung kam. Ich habe hierfür die Knochen ein- geteilt ın Röhrenknochen, wozu die Gliedmaßen gehören, in kurze Knochen, das sind die Wirbel, und in platte Knochen, zu denen außer den Kopfknochen auch die Rippen, das Schulter- blatt und das Becken gehören. Über die zweite Rubrik in der Tabelle, Beschreibung der Mazerationsmethoden, ist wohl keine weitere Erklärung nötig, ebenso soll über die Spalte „‚besondere Bemerkung‘ erst bei der Besprechung der Analysenergebnisse noch näher berichtet werden. Eine Hauptarbeit bei der Mazeration ist auch das Entfetten der Knochen, nachdem diese nach einer der bisher beschriebenen Methoden völlig von den Weichteilen gesäubert sind. Es fand eine besondere Entfettung mit Benzin nicht bei allen Behand- lungen statt, sondern nur bei a, c und e. Beia wurden die be- treffenden Knochen in ein großes Glasgefäß gelegt und mit Benzin übergossen, so daß alle Knochenteile bedeckt waren, und 8 Tage der Einwirkung überlassen. Bei c und e wurde zu dieser Arbeit ein besonderer Benzinentfettungsapparat benutzt. Ein solcher Apparat befindet sich im anatomischen Institut der hiesigen Universität. Der Direktor der Anatomie, Herr Geheimrat Pro- fessor Dr. Roux stellte denselben auf meine Bitte in freund- licher Weise zur Verfügung. Ich möchte nicht versäumen da- für meinen besten Dank an dieser Stelle auszusprechen, gleich- zeitig auch meinen Dank für die gütige Erlaubnis, die Bibliothek im anatomischen Institut zu benutzen. Die Anlage des Entfettungsapparates ist kurz folgende: Eın oben offenes Gefäß wird mit Benzin beschickt. Zum oberen Abschluß dient eine siebartig durchlöcherte Platte, auf die die zu entfettenden Knochen gelegt werden. Es schließt sich nun ein zylinderförmiges Gefäß, der sog. Knochenbehälter, an. Der Verschluß dieses Behälters erfolgt durch einen mit kaltem Wasser gefüllten und mit Zu- und Abfluß versehenen Deckel. Der Deckel schließt dadurch luftdicht ab, daß er in eine rund [29] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 269 um den Knochenbehälter laufende und mit Wasser gefüllte Rinne eintaucht, und verhindert ein Entweichen der Benzindämpfe nach außen, was zur Vermeidung der Explosions- und Feuers- gefahr sehr wichtig ist. Auf die Ausdehnung der Gase beim Erwärmen des Apparates ist auch durch ein nach außen füh- rendes und dann durch eine Kühlschlange gehendes Rohr Rück- sicht genommen. Die Erwärmung und Vergasung des Benzins erfolgt in einem Wasserbade. Die Benzindämpfe gelangen durch den Siebboden nach oben, kondensieren sich an dem mit kaltem Wasser gefüllten Deckel und fallen in Tropfen zurück auf die Knochen, aus diesen das Fett extrahierend. Ein ganz explo- sıionssicherer Apparat ist, wie schon früher angedeutet, in der Anatomischen Anstalt zu Berlin aufgestellt. Im Gegensatz zu dem eben kurz beschriebenen sei nur hervorgehoben, daß die Heizungsanlage und der Entfettungsapparat in Berlin sich in zwei verschiedenen durch eine Mauer getrennten Räumen befinden. Ein mit Wasser gefüllter Kessel ist mit einem Rohr mit dem Benzinapparat verbunden und die Erwärmung des Benzins geschieht durch eine Dampfschlange, während bei dem von mir benutzten Apparate die Feuerung direkt unter dem- Wasserbade mit dem Benzinbehälter sich befand. | Nachdem die betreffenden Knochen auf eben beschriebene Weise behandelt und mazeriert waren, wurde die Probenahme und Zerkleinerung für die weitere Untersuchung in derselben Weise ausgeführt, wie ich sie bei den präparierten Knochen beschrieben habe. 2. Die Untersuchung der Substanz. Die in der oben erwähnten Mühle zerkleinerte Knochen- substanz wurde, bevor die einzelnen Mengen zu ben betreffen- den Bestimmungen abgewogen wurden, nach der Beseitigung etwaiger Eisenteile durch den Magneten, noch durch ein 2 mm-Sieb gegeben, um Sehnen und Blutgefäßreste, die durch das Mahlen: nur. in; Stücke oder Fasern ' zerrissen wurden, möglichst von der wirklichen Knochensubstanz zu trennen. Es blieben denn auch immer auf dem Sieb faserige Reste zurück. Das Sieben war nur bei den nicht allzu fett- 270 G. Schein, : | [30] reichen präparierten Knochenteilen möglich, wie den Diaphysen der Röhrenknochen. Ebenso ließen sich die gemahlenen Epi- physenteile der Vorder- und Hintermittelfußknochen noch durch das 2 mm-Sieb bringen, da sie nicht zu viel Fett enthielten. Ein Sieben der Rückenwirbel, Körper und .Dornfortsätze, sowie der Rippensubstanz, soweit es nicht durch die Fettmenge unmöglich gemacht war, fand auch statt. Das eben Gesagte gilt nur von der Substanz der präparierten Knochen, während das Sieben der mazerierten fast ohne Ausnahme ausgeführt werden konnte, bis auf die Epiphysensubstanzen der nach Methode a mazerierten Knochen, die noch sehr fettreich waren. Um nun für jeden Knochen im Moment der Zerkleinerung gleich- mäßiges und lufttrockenes Material zu erhalten, wurden die für die betreffenden Bestimmungen notwendigen Mengen sofort nach. dem Mahlen und dem darauf folgenden Sieben hinter- einander abgewogen; denn durch die Zerkleinerung war ein noch weiterer Verlust an Wasser und besonders an Fett zu er- warten. Die auf obige Weise hergestellte Substanz war bei den Diaphysen der einzelnen Knochen ein gelblich weißes Pulver, während die Farbe der Epiphysen, sowie der Wirbel- und Rippensubstanz eine mehr dunklere bis braune Farbe zeigte, die wohl durch den höheren Fettgehalt oder auch durch die in der spongiösen Substanz noch enthaltenen Blutgefäße bedingt war. Die nun weiter folgenden, chemischen Bestim- mungen wurden sämtlich doppelt ausgeführt. Die Parallel- versuche ergaben überall übereinstimmende Resultate. Auf den am Schluß befindlichen Tabellen sind die berech- neten Prozentzahlen der festgestellten chemischen Bestand- teile verzeichnet; die Kopfbezeichnungen werden wohl öhne weiteres verständlich. a) Die chemischen Bestandteile der Substanz. I. Die präparverten Knochen. Die Zusammensetzung der Diaphysen. Auf Tabelle IA sind die bereits auf Seite 248 erwähnten Gewichte der frischen präparierten Knochen zusammengestellt. Die Spalte 2 zeigt die Gewichte im frischen Zustande und PN [31] Chemische Zusammensetzung des Knochens. DIA Spalte 3 gibt die Verluste an, die die Knochen erfuhren, während sie bis zur Gewichtskonstanz lagerten. Spalte 4 führt den Verlust in Grammen an und in der nächsten Spalte 5 werden diese Zah- len in Prozenten des Gewichts des frischen Knochens ausgedrückt. Nun ist aber der bei dem Lagern eingetretene Verlust nicht allein Wasser, sondern bei den röhrenführenden Knochen lief auch etwas Fett heraus, das auf der Unterlage zu bemerken war, doch glaube ich, daß dies hauptsächlich dem Mark entstammte, das nicht mit zur Untersuchung herangezogen wurde. Dagegen sah man bei den Rippen und Rückenwirbeln kaum eine größere Fettmenge auf dem untergelegten Filtrierpapier, so daß die hier eingetretenen Verluste wohl im wesentlichen nur als Wasser anzusehen sind. Die auf Tabelle IA in Spalte 5 angegebenen Zahlen können nun aber nicht auf absolute Genauigkeit An- spruch machen, und ich will deshalb auch nicht zu sichere Schlüsse auf den Gesamtgehalt der frischen Knochen ziehen. Auf eines sei mir aber gestattet hinzuweisen, nämlich daß der Verlust bei den fetthaltigen Röhrenknochen geringer war als bei den Rückenwirbeln und Rippen. Der Fettgehalt der Knochen ist aus Spalte Io und II derselben Tabelle zu ersehen, und zwar sind für die Röhrenknochen die Fettmengen der Diaphyse, des proximalen und distalen Gelenkkopfes, bei den Rücken- wirbeln die für den Körper und Dornfortsatz unterschieden. Die Zahlen für die Rippen geben uns die wirkliche Fettmenge für die verwandte Substanz. Die Verlustprozente enthalten bei den Röhrenknochen hauptsächlich das verloren gegangene Wasser, während das Fett etwa höchstens 2 % der Menge aus- macht. Es ließe sich also aus dieser Tabelle der Schluß ziehen, daß die fettreichen Röhrenknochen erheblich weniger Wasser enthielten als die Rippen und Rückenwirbel. Bei den beiden letzteren ist außerdem noch zu bemerken, daß der Wasser- gehalt!) im allgemeinen von vorn nach hinten abnimmt, während der Fettgehalt zunimmt. So schwankt der Verlust bei den Röhrenknochen des Tieres Nr. 17 von 4,59—5,63 % und bei 1) Hier darf der Verlust wohl als Wasser bezeichnet werden, da die mit als Verlust zu berechnende Menge des Fettes ganz gering ist. 272. G. Schein, [32] Tier Nr. I8 von 3,9I—5,79%. Die Unterschiede sind also nicht erheblich und sind jedenfalls in den verschiedenen Fettver- lusten zu suchen. Was nun die Verlustzahlen, wofür man hier wohl auch die Bezeichnung ‚Wasserverlust‘ gelten lassen kann, bei den Rückenwirbeln und Rippen betrifft, so ist derselbe hier bedeutend größer und schwankt zwischen 20,99—10,4I % resp. zwischen 24,9I—II,0oI % bei den Rückenwirbeln des Tieres Nr. 17 resp. Nr. 18. In diesen ungefähren Grenzen bewegen sich auch die Verlustprozente der Rippen beider Seiten und beider Tiere, so daß also erhebliche Unterschiede in dem Wasser- gehalt der Rippen und Rückenwirbel unter sich zu konsta- tieren sind. Fr. Holdefleißt) fand bei dem von ıhm analysierten Pferde- skelett auch einen erheblich größeren Wassergehalt bei den Rippen und Rückenwirbeln als bei den Röhrenknochen. In den Tabellen I—XII sind nun die Zahlen der ge- nauen chemischen Analysen verzeichnet. Auf Tabelle I fin- den wir die chemischen Bestandteile der Diaphysen von den präparierten Röhrenknochen der beiden Tiere. Um zu er- fahren, ob durch das Lagern ein ziemlich gleichmäßiges und trockenes Material erhalten war, wurde zunächst die absolute Trockensubstanz bestimmt. Dazu wurde von der nach obiger Weise hergestellten feinen Knochensubstanz I g Im gewogenen Filtergläschen im Wassertrockenschrank bei ca. 97° C bis zum konstanten Gewicht getrocknet. Der prozentische Gehalt an Trockensubstanz schwankt bei Nr. 17 ın den verschiedenen Vorder- und Hinterextremitäten zwischen 92,68 % bis 93,61 % und ist im Mittel 93,08 %; bei dem Tier:Nr. 18. von 92,59:% bis 93,47 %, im Mittel9307 55: Bei beiden Tieren bewegt sich also der Trockensubstanzgehalt in fast denselben Grenzen und ist im Durchschnitt gleich. Dementsprechend ist auch der prozentische Gehalt an Wasser bei beiden Tieren gleich. Er beträgt bei dem Tier Nr. 17 ım Durchschnitt 6,92% und bei Nr. I8 6,93 %. Es zeigt sich also, 1) Fr. Holdefleiß, Das Knochenmehl in seiner Beurteilung und. Verwendung, Berlin 1890. [33] Chemische Zusammensetzung des Knochens. 273 daß durch verschieden langes Lagern ein genügend gleiches und lufttrockenes Material gewonnen wurde. Zur Fettbestimmung wurden meistens 2 g Substanz abge- wogen, nur in Ausnahmefällen ı g. In einer Fettextraktions- hülse wurde diese Substanz im Extraktionsapparat nach Soxhlet 2 Tage lang der Einwirkung des Äthers überlassen. Im übrigen führte ich die Bestimmung genau nach der Vorschrift durch, wie sie sich in J. König, Untersuchung landwirtschaftlicher und gewerblicher wichtiger Stoffe, Berlin 1906, beschrieben findet. Die Resultate, die in der Tabelle I verzeichnet sind, weichen nun bei den verschiedenen Knochen und Tieren sehr weit voneinander ab. Was den Vergleich der einzelnen Dia- physen unter sich betrifft, so ist wohl zu bemerken, daß der Metatarsus bei beiden Tieren den geringsten Fettgehalt Aikweist, mamlıch'\ 2,10%, resp. 1,95%, den. größten der Oberasm. Bei ‘Tier Nr. 17: enthält der Zr IN urerojun Joyurg Doro %e | Gor|ce:oC or bo eist Sobh | 0Coh oki | 12 gel Ziggh | 9 Zi 'ıN wIeisgo IOyUurT SION Po 208 027 zz nie 0200 zn 102 Zone 100.5 zirn Aare 6272| 22 20 SIND eonTogarUTonuLET ro>eren escı |orE| ze | Zioz |o‘oh |hS |16°E |Z'igı |1664 |g‘llr ||EES | 1/92 | g°1Igr | L‘Zgh | °°° Zu can Pyluoyasısyun AOyurT LzeE\v6E| ır |Hioh gb dv 62°C |g'gE org 8'699 | ErS | g‘ZE |E‘ZSg | 1569 | °°°° ZI IN PyUSYISIagO IOyUurT U nn, in | ‘oI | “ + “€ z :G + € Sr 7 D. 3 ° 2 3 H | € u | 3u) ı %u Zu | 3ur 3 ul ale ee s Punen. Linker Hintermittelfuß Nr. 17; Diaphysensub- Stanz, prap. er Linker Unterschenkel Nr. 17; Diaphysensub- stanz, prä Linker Oberschenkel Nr. 17; Diaphysensub- S8207,:PIAD. „2.5... 2 _ Mittel: Linker Vordermittelfuß Nr. 18; Diaphysensub- Stanz, DIAP- EIER :. 2.0. Linker Unterarm Nr.18; Diaphysensubstanz, präp. Linker Oberarm Nr. 18; Diaphysensubstanz, N RT, Linker Hintermittelfuß Nr. 18; Diaphysensub- Sbanz, “präp. =. 2. Linker Unterschenkel Nr. 18; Diaphysensub- S[anzAptap., „ee ‘Linker Oberschenkel Nr. 18; Diaphysensub- Stan, PIap. „re... Mittel: er 020010108 10.080. Linkes Schulterblatt Nr. 17; aus der vor- deren Mitte, präp. .. Linkes Schulterblatt Nr. 18; aus dersvor- deren Mitte, präp. Mittel: Linkes Schulterblatt Nr. 17; Gelenkköpf; Drau. 2 re Linkes Schulterblatt Nr. 18; Gelenkkopf, präp. BE a Ve a a CR Mittel: | Trockensub- stanzin % der Substanz Wasser in % der Substanz 6,94 6,94 6,60 6,53 6,93 92,18 || 7,82 8,11 7,97 91,89 92,03 93,50 | 6,50 92,88 7,12 93,19 | 6,81 “Det (Atherauszug) % Trockensubst. & 7,41 6,25 3,49 495 | 9,77 1,95 3,27 4,Io 4,59 17,86 14,63 16,24 28,22 20,38 24,30| [0) (0} — Fett febtfreie Trockensubst. Asche in der Substanz 61,56 60,60 56,41 63,18 61,04 61,28 60,68 62,55 61,31 58,49 63,18 62,47 63,20 61,37 74,32 || 47,89 77,26 | 48,97 75,79 | 48,43 65,28 | 41,17 72,50 || 46,54 68,89 || 43,85 % Asche in || der fettfreien Trockensubst. 69,84 68,67 70,41 69,75 69,62 71,09 69,90 70,20 69,75 79,22 69,34 69,31 19:72 69,92 64,44 63,38 63,91 63,07 64,19 Glühverlust SI 31,28 32,55 36,65 29,50 32,10 32,33 32,40 30,04 31,54 34:34. 29,88 | 30,93 SsZR 31,20 44,29 42,92 | 63,63) 43,60 52,33 40,34 49,33 J Phosphorsäure = P,O. in % der Substanz in % der fettfreien Trocken- substanz in.% der Asche = un) 5 9. | 24,15 | 27,40 | 39,23 24,59 | 27,86 | 40,581 22,54 | 28,14 | 39,97 24,63 | 27,19 | 38,98 24,11 27,50 | 39,50 24,40 | 28,31 | 39,82 24,07 | 27,73 | 39,68 24,93 | 27,27 | 39,86 24,37 | 2772| 395 22,80 27,37 | 38,98 25,20 | 27,66 | 39,89 24,91 | 27,64 | 39,87 25,14 | 28,13 | 39,79 24,56 | 27,63 | 39,69 18,74 | 25,21 | 39,13 18,96 | 24,54 38,72 18,85 ur 38,92 15,96 | 24,45 | 38,77 17,98 | 24,80 | 38,62 16,97 | 24,62 | 38,69 a r® mn 80 BORER® ] I 2 = 6:97 EN Bgın = ss PRr +8 ER 285 85 jss85| © ea 25 | 884 | 8x8 885 Es: |=882| «3 gs3| 53 | "se | 887 1828 errlesn:| g* Se S ee in = irre n | = 2 es #1. |v 2. 23. "ae 1% 18. 19. 20. || 52,14 | 36,46 |. 52,21 || 4,05 | 6,58 | 4,05 || 22,63 || 22,53 || 17,98 || 4,59 032,53 | 36,86 | 53,68 || 4,32 | 7,11 || 3,88 | 21,68 || 23,33 | 16,63 || 4,40 ir 29,26 36,52 | 51,88 || 3,87 | 6,36 | 3,405] 19,02 19,84 77,16. || 2,25 {032,27 | 35,63 | 51,09 | 4,58 | 7,25 || 4,01 || 22,40 || 22,82 || 17,57 || 4.43 | 0.97 1 53:20 || 4,39. | 7,19 | 3,897 21,77 || 22,24 || 17,52 || 4,445 | | ) | 82,00 | 37,12 | 52,21 | 4,27 | 6,97 | 3,43 | 19,16 || 20,65 | 16,61 || 3,98 8781,77 | 36,59 | 52,36 | 4,25 | 6,99 | 3,78 | 21,11 || 21,90 || 17,24 || 4,35 3,09 | 37,14 | 52,90 || 4,32 | 6,91 | 3751 20,88° 122.23” 70,78 | 4,19 1732,94 | 37,47 | 53,73 || 4,22 | 6,88 | 3,79 || 21,17 | 22,37 || 16,94 || 4,31 (51,32 | 37,60 | 53:55 || 4,10 | 7,01 | 3,49 || IQ,50 || 20,70 || 16,86 || 4,19 (533,48 | 36,74 | 52,99 | 4.45 | 7,04 || 3,84 || 21,45 || 23,48 || 16,36 || 4,21 ME3.34 | 36,99 | 53,37 || 4,50 | 7,20 | 3,87 | 28,62, |, 23,10 | 16,7E 14,29 (533,91 | 37,94 | 53,65 || 4:47 | 7,07 || 3,46 || 19,33 || 21,70 || 15,94 || 3,87 (83,01 | 37,31 | 53,36 | 4,34 | 7,02 | 3,70 || 20,65 || 22,27 || 16,60 || 4,18 | | | | (E26,32 | 35,41 | 54,96 || 3,50 | 7,31 || 3,98 | 22,24 || 22,93 || 17,36 | 5,35 | | / | | | | | P7.13 | 35,11 | 55,40 || 3,69 | 7,53 || 4,06 || 22,68 || 24,60 | 16,50 | 5,26 11 26,72 | 35,26 55,18 | 3,59 7,42 4,02 | 22,46 | 23,76 | 16,93 | 5,30 | | | | | | | | 22,54 | 34,53 | 54,75 || 2,97 | 7,21 || 3,42 || 19,05 || 21,14 || 16,13 | 5,22° | | | | 1 | Be 24, 57 | 33:75 | 52,79 || 3.47 | 3,73 || 20,84 || 22,49 || 16,58 || 5,14 | 23,55 | 34,14 | 53,77 3,22 | == 1 3,57 | 19,94 || 21,81 || 16,35 || 5,18 ’ 4 Schulterblatt präpariert.) Ändere Mineralstoffe u N Fan 35 ce ”a Fer) sa | 5“ 21 22 5,27 | 8,47 3,48 | 5,74 4,612. |78,25 6,28 9,93 4,52 | 7,40 4,88 | 7,97 4,84 | 7,94 4,53 | 7,24 4,00 | 6,52 4:37 | 747 4,50, 117,22 4,22 |.0,78 4,15 | 6,56 4,29 | 6,94 2,83. | 5,98 2,88 | 5,88 2,85 | 5,89 2.07: |, 06,48 | 3,99 | 8,59 333 758 4 Tabelle II (proximaler & SE =: ® 3.8 5 238 E Phosphorsäure a Namen des Rush g3= _ S Er 2852 a2 Ss 2 B rE SErE 8a | und Bezeichnung sn gan es Sieg) JR | 5% = 2r 8ES% 2n Bo, H4 re) Sl: au © rn = Sa75 < ee] < FR Al“ |“täl © | ea Beil I 2. 2 | 4- 5. 6. 7 | 8. 9. | 10. Linker Vordermittelfuß Nr. 17; prox. Gelenk- | kopf, Prap-s:z «es 92,70 || 7,30 || 19,66 || 73,04 | 49,16 | 67,30 || 43,54 || 19,83 | 27,15 | 40,34 Linker Unterarm Nr.17; prox. Gelenkkopf, | | PAPIERE 94,43 | 5,57 || 33,03 || 61 > 37,04 | 60,33 || 57,39 || 14,84 | 24,17 | 40,06 Linker Oberarm Nr. 17; prox. Gelenkkopf, | Paper een 94,36 || 5,64 || 50,81] 43, 55| 26,96 || 61,90 || 67,40 || IO,9I | 25,05 | 40,47 Linker Hintermittelfuß Nr.217;Pr0ox. Gelenk- | | Kopf, '"PraD: Set. rt 93,74 || 6,26 || 22,42 || 71, 32 48,00 || 67,30 || 45,74 || 18,83 | 26,40 | 39,23 Linker Unterschenkel Nr. 17; prox. Gelenk- | kopf, -Prap. rm 94,18 || 5,82 | 40,07 | 54,11 || 33,81 || 62,48 || 60,37 || 12,95 | 23,93 | 38,30. Linker Oberschenkel | Nr. 17; prox. Gelenk- | koph, Prapsee-sr 94,79 u ||9679 || 528 | 4427| 5652| 32,37] 3,95 | FF 21 44,27 | 50,52 || 32,31 || 63,95 || 62,48 || 12,31 | 24,37 | 38,10 Mittel: || 94,03 | 5,97 || 35,04 | 58 ‚99 37,88 63,88 | 56,15 | 14,94 | 25,18 Mittel: | 94,03 | 5,97 | 35,04| 58,99 | 37,88] 63,88 | 56,15 14,94 | 25,18 | 39,42 „a2 Linker Vordermittelfuß | Nr. 18; prox. Gelenk- | | kopf, :Prapı..2.5r ..:.; 93,20 || 6,80 || 21,08 72,12| 46,81 164,91 | 46,39 || 18,17 | 25,19 | 38,82 Linker Unterarm | | | | | Nr. 18; prox. Gelenk- | | | kopf, PIAP. I. .7.7.,.. 94,05 || 5,95 || 31,36 62,69. 39,90 ‚63,65. 54,15 || 15,16 | 24,18 37,99 Linker Oberarm Nr. 18; | | | ‚ Prox. Gelenkkopf, | | | Prap. DENN. 93,88 || 6,12 || 44,94 | 48,94 || 31,76 | 64,90 | 62,12 || 12,02 | 24,56 | 37,85 Linker Hintermittelfuß | | Nr. 18; prox. Gelenk- kopf, prap:.... Tr 93,14 || 6,86 || 20,55 || 72,59 | 47,70 | 65,71 | 45,44 || 18,55 | 25,55 | 38,89 Linker Unterschenkel | Nr. 18; prox. Gelenk- kopf, Prap. Ne R-: 94,19|| 5,81 || 34,05 || 60,14 | 37,52 | 62,39 | 56,67 || 14,45 | 24,03 | 38,51 Linker Oberschenkel Nr. 18; prox. Gelenk- | | kopf, BEapssHmeeen 93,87 | 6,13 | 39,41) 54,46 || 34,60 | 63,53 || 59,97 || 13,66 | 25,08 | 39,48 " " Mittel: || 93,72 | 6,28 , 31,90 61,82 || 39,71 64,13 | 54,08 | 15,33 | 24,76 38,59 Gelenkkopf präpariert). u Kalk = Ca0 Kohlensäure | N BaoıN 5 Ba ri sen 18552 ®2 | en | 8 sa |s26B5| 4& eg“ D | .- .— zu. 20 12. | Ber rar | £ | | 27,02 36,99 | 54,96 | 3,36 | 6,88 ‚20,13 | 32,78 | 54,35 || 2,65 | 7.15 14,89 | 34,19 | 55,23 || 2,04 7,41 24,89 | 34,90 | 51,85 13,38 7,04 | | n | ES.46 | 34,11 | 54,60 | 2,74 | 8,10 | | | | | | | 17,23 | 34.12. | 53,33 || 2,27. | 7,03 | 20,44 | 34,51 | 54,05 | 2,74 | 7,27 | | | «24,95 | 34,59 | 53,30 || 3,41 | 7,28 | 21,50 | 34,30 | 53,88 | 2,95 | 7,39 6,54 | 33,80 | 52,08 || 1,92 6,04 25,36 | 34,94 | 53,17 || 3,30 | 6,92 19,85 | 33,01 | 52,91 || 2,77 | 7,38 | | | ' 19,02 | 34,02 | 54,97 | 2,62 | 7,57 | 21,20 | 34,11 | 53,38 | 2,83 | 7,10 u N| in es:| 8% GH=I74 A E7 = 208 1 3,84 || 21,45 | 3,23 | 18,05 | 2,43 || 13,58 Pal 2994 2,95 | 16,48 | 2,65. || 14,80 3,11 | 17,36 3,53 | 19,72 a 17,82 2,66 | 14,86 3,50 | 19,55 ve 17,82 2,77 || 1547 3,14 | 17,54 | 19,28 || 16,33 | Zeitschr. f, Naturwiss. Hallea.S. Bd.84. 1912/13. Ei DE+ | Andere > 28. |132=* || Mineralstoffe E x =” = 2-9 Denen S2+ | 887 288 55 Sg SH a.E Ass Sa a en TETEE: 18. 19. 20. Zp: 2 20,52 | 18,42 || 5,26 | 2,31 | 4,70 23,72. FA4,88 '|| 5,26 | 2,07: 4,59 14,55 || 16,70 | 5,58 | 1,16 | 4,30 19,94 17,90 | 5,0I || 4,28 | 8,92 17,56 || 16,80 | 5,4511 2,40°1' 7,10 | 15,94 || 16,62 || 5,24 || 2,77 | 8,57 18,37 | 17,37 | 5,30 || 2,50 | 6,53 | 21,90 FOHT2 | 4,89 || 3,69 | 7,88 IQ,84 || 16,08 || 5,09 || 3,24 | 8,13 15,26 || 17,43 | 5,43 || 3.20 |10,07 21,59 || 16,21 || 4,82 || 3,79 | 7:94 | 19,85 | 16,07 || 5,30 || 3,22 | 8,58 17,24 || 16,07 || 5,09 || I,92 | 5,55 5,10 | 3,18 | 8,02 20 Namen des Knochens und Bezeichnung Trockensub- stanzin % der Substanz Linker Vordermittelfuß Nr. 17; dist. Gelenk- kopf, PLEAD- u. res Linker Unterarm Nr. 17; dist. Gelenk- kopf, PIap: 4.82 5. Linker Oberarm Nr. 17; dist. Gelenkkopf, präp. Linker Hintermittelfuß Nr. 17; dist. Gelenk- kopf; Pran-.„e. 2.2: 0% Linker Unterschenkel Nr. 175. dist, Gelenk- kopl,.1prap. get Linker Oberschenkel Nr. 17; dist. :Gelenk- kopt Prapı 2.0.02. Mittel: Linker Vordermittelfuß Nr. 18; dist. Geienk- Kopf, zPrap. 2 ......8> Linker Unterarm Nr. 18; dist. Geienk- KOpb.spPrap. 2... Linker Oberarm Nr. 18; dist. Gelenkkopf, präp. ‚Linker Hintermitteifuß Nr. 18; dist. Gelenk- kopf,-PrAp.- 22.2. Linker Unterschenkel Nr. 13; dist. Gelenk- kopf, "PIAPE A te Linker Oberschenkel Nr. 18; dist. Gelenk- kopf, 1prapı. 2... 8 92,52 93,55 93:77 92,93 93,07 94,25 91,76 92,23 der Substanz > ‚= 4 ® 7) 7) z 6,45 028 1.397 7.44 6,34 6,84 7.42 6,93 5,75 8,24 777 Fett % Trockensubst. || (Ätherauszug) — Fett fettfreie Trockensubst. w ar 23,72 397. 40,54 | 81,81 22,50 | 70,08 29,07 || 64,00 30,79 || 63,46 19,86 || 71,90 15,33 || 706,90 53,20 Be. Tabelle III (distaler a | „8 |»3$ = = Pa = P.0. | “2 | a2] 2 Immer 22 |383| % 53 |bges 8 7 e58 2 o5 385 oe, Ss I18“8| 5 | 8% 8382| 89} <2 |<32| © | 35 essa 8“ 5. 6. Be | 8. \ Io. 44,85 | 65,17 || 47,67 | 18,10 | 26,30 | | ı 40,36} 35,35 || 60,97 || 58,20 || 13,94 24,04 | 39,43] 35,46 || 66,62 | 58,31 || 13,85 | 26,02 39,06 42,59 | 64,66 | 50,34 || 16,53 | 25,10 | 38,82] 45,55 | 63,406 | 47,01 || 17,60 | 24,55 | 38,68 33:33 || 02 65 60,33 ” 24,64 | 39,33 44,45 | 63,38 || 48,13 40,23 | 62,86 || 52,84 40,96 || 64,54 || 53,29 45,40 || 63,35 || 46,20 48,76 || 63,41 ba: 93,18|| 6,82 || 32,71 || 60,47 | 38,47 || 63,62 || 54,71 39,52 | 63,92 | 53,64 15,52 | 25,11 | 39,28 | 16,91 | 24,73 | 38,04 15,38 | 24,03 | 38,23 15,99 | 25,20 39,04 17,46 | 24,28 | 38,41 19,19 | 24,95 | 39,36 15,13 | 25,02 | 39,33 Mittel: || 92,84 | 7,16 | 25,04 || 67,80 43,05 | 63,53] 49,77 | 16,68 | 24,60 | 38,73 [m ce } Kalk = CaO Kohlensäure || Z [N | eo HS Andere 0 — — CO, 1885| 4% ; =| 88, | 8%2|| Mineralstoffe ni ı 14 Is 908 go = 7) NE ea. 88 |32 |e=2]| SS | 38+ ex: 855 85°| 8. Eee ei |e2 nn |oaal © | Zelanlan|ee|e sn |2826» 38 sa) 3“ |ö = Sy 2 2288| 85 | 8 er. 012, E37: 14. Be I6. 17. 18. TO) 20. 21 22 23,79 34,57 | 5307.11 3281| 73% 1 3,934) 25,96 ||*20,609: || 78,99. || 5,71 ...2,96, ||! 6,60 18,75 | 32,34 | 53,04 || 2,56 | 7,24 | 3,18 |) 17,77 || 20,07 || 15,84 || 5,48 || 2,66 | 7,53 19,16 | 36,00 | 54,04 || 2,68 | 7,56 | 2,54 || 14,19 || 15,09 | 16,83 || 4,77 || 2,45 | 6,90 21,74 | 73014 51,05 3.26 | 7,65 .|| 3,62 20,22 || 20,02 | 18,08° | 5,49 I 4,32 |IO,I3 ı 24,40 | 33,99 | 53,57 || 3,35 | 7,35 || 3,81 | 21,29 | 22,88 || 16,65 | 5,31 | 3,53 | 7,75 | 33,66 2,042 2.7592 16,702.1017523 | 17,35 | 5,62 12,31 | 6,94 20,96 | 33,93 | 53,08 | 2,96 7,50 || 3,34 | 18,69 || 19,33 | 17,29 | 5,40 || 3,04 | 7,64 | | | Beeren | 52,91 | 3,20°| 7,20 || 3,69 || 20,62.) 22,43 | 16,45: ||5,26:14,020: 9,05 =2,33 | 34,89 | 55,50 || 3,04 | 7,56 || 3,44 || 19,22 || 20,73 | 16,59 || 5,37 | 2,52 | 6,27 21,78 | 34,32 | 53,17 || 2,42 | 5,91 || 3,14 || 17,54 || 20,08 | 15,64 || 4,95 || 3,19 | 7,79 BE 20,394,922 55,17 || 3,09 | 6,78. || 3,72'|| 20,78 || 23,25: || 10,00:''5,17' || 2,99 | 0,48 | a 26,59 | 34,58 | 54,55 || 3,81 | 7,81 | 397. 22,78: 1724533 76,32 | 5,16 || 2,98 | 6,09 20,95 34,65 54,46 || 2,66 | 6,91 || 3,06 || 17,10 19,34 15,82 5,06 | 2,39 | 6,21 23,38 | 34,49 | 54,28 | 3,04 | 7,03 || 3,50 || 19,57 || 21,69 || 16,13 || 5,18 || 3,01 | 6,98 ‘Gelenkkopf präpariert). 20* Tabelle IV (Rückenwirbel Mittel: 3. Rückenwirbelkörper Dir. 77,/maz. arme 7. Rückenwirbelkörper Tr. 17, MD = 9. Rückenwirbelkörper Nr. 17, 2maz. 0222 13. Rückenwirbelkörper Nr. 77, ma2. da 17- Rückenwirbelkörper Nr. an maz. e 18. Nr’'ı17, maz. Bis wide E Mittel: || 93,021 6, ’ ‚ \ ‚88)| 46,31 | 18,90 | 23,44 | 40,35 | el 61,62 50,25 | 16,54 | 23,97 | 38,91 Y2® 41,05 57,50 45,64 57,84 41,00 46,71 | 57,88 | | IE S #3 a | a N: = 38 S 2 E PR: = = 2 2 Phosphorsäure =P, 4 2 2 .o| 5% a. |EB55| 8a |esa| © EN.Esıansıch Namen des Knochens 552 nalen & 35 |SB858| 80 “sa 35 |B5 |2,82 2 |228| 3 2 Is885 © und Bezeichnung Sa ar = 8 | "s| 5. 1828| 2 24 ©3852 a Rrs3le3| < GB | es oo. 22 02. Se re E E E al en II 12 | 13% 14. 15; 1E{0). E8.22 29,42 | 22,907 |12,27.|06,42 4,16 18,63 30,92 | 56,06 || 2,29 | 6,89 || 3,87 7852013278 | 54,09 || 1,88 | 5,49 || 3,20 17109. 31,12 | 50,80. ||| 2,01 | 5,97 || 3,26 18,11 | 31,06 | 53,48 || 2,10 | 6,19 || 3,62 20,25 | 30,45 | 53,19 | 2,41 | 6,33 || 4,14 20,65 | 32,13 | 54,91 || 2,47 | 6,57 || 3,996 21,69. | 34,21 | 55,56 || 2,55 | 6,53 || 3,75 21,23 | 33,30 | 53,75 || 2,62 | 6,60 || 3,54 20,95 | 32,52 | 54,35 | 2,51 | 6,51 | 3,87 23,76 | 30,95 | 53,17 || 2,93 | 6,56 || 4,64 19,98 | 33,74 | 5545 || 2,34 | 6,49 || 3,44 = >= —_ | ee || 21,87 | 32,34 | 54,31 | 2,69 | 6,72 || 3,94 24,30 | 31,83 | 52,86 || 3,57 | 7,76 || 4,43 Zanı 32,83 |'54,22 | 3,03 | 7,33 3,91 23,22 | 34,92 | 55,76 || 2,96 | 7,11 || 3.54 22,25 | 34,15 | 54,13 || 3,22 | 7,83 |] 3.72 "23,04 | 33,43 | 54,24 | 3,19 | 7,51 | 3,90: 29,85, | 25,43 | 53,36. | 1,70 | 4,57 | 3,13 22,06 | 29,75 | 53,71.|| 2,02 | 4,92 3,48 3033 133.41 52,75 | 2,77 | 475 | 485 23,99 | 29,75 | 52,54 || 2,91 | 4,18 || 3,89 31,15 | 34,32 | 53,85 | 2,97 | 5,13 || 4,604 22,33 | 33,49 | 54,46 || 2,38 | 5,80 || 3,69 24,95 | 31,02 | 53,44 | 2,29 | 4,89 | 3,94 21,99 Protein (Faktor 5,587) 23,24 27,62 17,88 TOR 2 20,24 23,13 22,33 20,95 19,78 21,55 | 25,92 19,22 20,84 25,03 21,84 19,78 20,73 21,84 17,49 19,44 27, TO 20,73 272 20,69 22,03 Leim Spalte 4 — GER) Ei Du4| Andere E&u | 223 Mineralstoffe e ©: 3% = @) = Ü © ler Ems a.s Maeo| 8,0 er, Z zehl Sa | 5° 19.4120 21 22 10,43; 110,72. 2,34 0,80 95,04..1# 0,42 1.1,35 |94,20 75,70:.|05566 12,34. 10,85 10,92 || 5,94 || 3,06 |10,79 16,17 | 6,18 | 2,42 7,13 75,92:1.0,23 |:2,09 27,0% 16,52 |"6,22 |. 2,15 5509 17,19 || 5,91 || 2,52 | 6,45 16,49 || 555 || 3,26 | 7,97 16,53 | 5,98 | 2,65 | 6,79 25,92. 110,04. 3,21 1,0518 16,50.) 5,812 |. 2,01 | 5,58 a | DER 16,73 | 5,93 | 2,61 | 5,88 10.53,.|,5,80 103673, | 812 16,37 || 5,73 | 2,64 | 6,39 16,76,11.5324101,85 KEASAS 17,81 || 5,69 | 3,47 | 8,43 16,72 | 5,63 2,92 ı 6,85 7,998] 4,01 | 2,77 7,45 11,20 || 4,69 || 2,30 | 5,58 15,89 || 5,34 || 3,06 | 5,32 71,76 | 4,82 | 2,93° | 0,42 255377, 5:07 3,42 75590 15,84 || 5,53 || 2,68 | 6,54 13,01 | 4,91 || 2,86 | 6,230 ee a aan Tabelle V (Rippen prä | I; f ji 7 2 N ä 2 e e .2 "5 “3 2 = Phosphorsäure = PO « an a, 5285| 980 san = SE S Namen des ae 3#2 5 E Eee EEE 35 = 5 F a 3553 und Bezeichnung °E, 2 £ E S | 1: 3 . Ep ®) = 2 3 83 Frl ES = Sl = ee a 39; 53 L Mittel 92, 37 7, 63 20,97| 71,40 43, 54 61,04 48, 83 17, 06 23, 94 39, 18 | 2.Clinke Rippe Nr. 18, I Präp. ......nuncece 92,25 | 7,75 | 15,44| 76,81 | 46,73 | 60,84 | 45,52 | 17,97 | 23,39 | 38,45 | 6. linke Rippe Nr. 18, |’ PIäP. .... 22202... 93,35 | 0,65 || 20,44 || 72,91 || 44,72 | 61,33 | 48,63 | 17,62 | 24,17 | 39,40 12. linke Rippe Nr. 18, | PIAP. ....eeeceneen. 92,87 | 7,13 | 17,23 || 75,64 || 47,40 62,80 || 45,37 || 18,80 | 24,85 | 39,58 F 16. linke Rippe Nr. 18, I PRAp-, „ir: ea 92,68 | 7,32 || 19,08 || 73,60 || 46,83 || 63,63 45, > 18,36 | 24,95 | 39,21 | Mittel: 92,79 || 7,21 | 18,05 74,74 | 46,42 | 62,15 46, 34 18,19 | 24,34 39,16 2. xechte. Rippe Nr.T8, PTIP. 524. le 93,30 6,70 || 16,41 76,89 | 46,66 | 60,86 | 46,64 | 15,39 | 23,92 | 39,41 | 6.rreehte Rippe Nr.18, PIaP. ad ae 93,03 || 6,97 | 19,90 || 73,13 || 45,18 || 61,78 || 47,85 | 18,13 | 24,79 | 40,13 | 12. rechte Rippe Nr. 18, I} PFäP. ......222200.. 92,36 | 7,64 || 17,53 | 74,83 47,38 | 63,32 | 44,98 | 18,55 | 24,79 | 39,16 |° 16. rechte Rippe Nr. 18, | 2 92,17 || 7,83 || 18,04 || 74,13 || 46,64 | 62,92 || 45,53 || 18,22 |24,56 | 39,06 #° Mittel: || 92,71 | 7,29 | 17,97 | 74,74 | 46,46 || 62,22) 46,25 | 17,57 | 24,51 | 39,44 3. echte Rippe Nr. 7, Maz. a... .2eenunenn 92,45 || 7,55 | 10,53 || 81,92 || 45,38! 55,39 || 47,07 || 17,81 | 21,74 | 39,25 | 7. rechte Rippe Nr. 17, | maz: bieten ie 92,21 || 7,79 | 12,85 || 79,36 | 47,98 || 60,46 | 44,23 || 19,19 | 24,18 |39,996 I ° 9. rechte Rippe Nr. 17, | mMaz. Ice se 92,14 || 7,86 | 0,87 || 91,27 | 58,57 || 64,17 || 33,57 || 23,70 | 25,97 | 40,46 13. rechte Rippe Nr. 17, . | maz. d......20.2...0 92,35 | 7,65 | 7,28) 85,07 | 49,93 58,69 |42,42 19,95 |24,63 | 39,97 V° 17. rechte Rippe Nr. Tr7, ||: | ma2. el NA 91,55 |8,45 | 0,61 || 90,94 | 537,49! 63,22 \| 34,06 || 22,83 | 25,10 | 39,71 | 18. rechte Rippe Nr. 17, | 1192. 140,2. Pa. 91,90 || 8,10 || 7,41 | 84,49 || 53,06 || 62,80 | 38,84 || 21,11 | 24,98 | 39,78 I Mittel: | 92,10 | 7,90 | 6,59 | 85,51 | 52,07 | 60,79 | 40,03 || 20,76 | 24,43 | 39,86 pariert und mazeriert). I Kalk = CaO Ss: 3383| 33 „aa 0 |wa3S%4| x. sa \sear| 5° 1208, 02. 13. | W343 | 35,50 | 53,93 ‚ 23,22 | 33,90 | 54,38 ‚ 23,22 | 33,56 | 53,76 123,62 | 34,35 | 54,54 | 23,37 | 33,34 | 54,15 23.090 3073 | 54,01 23,08 | 32,48 | 53,38 ı 23,16 | 33,41 | 53,83 205219272 152553-| ı 28,27 | 32,61 | 53,44 1E24,60..| 32,03: |1:52;64 23,16 92,70. 151,79 | 25,64 | 33,90 | 53,98 , 25,23 | 34,28 | 53,88 ' 24,66 -32,99 | 53,07 23,99 31,20 51,41 23,85 32,08 1152,79 25,36 | 33,89 | 53,52 25,50 | 34,40 | 54,68 24,67 | 33,02 | 53,10 24,54 | 29,96 | 54,08 2.929 7.32;0606, 1254,02 31,57 | 34,59 | 53,90 27452 32,40 * 55,22 35,57. 34,7%2.|.5491 28,95 | 34,26 | 54,56 28,34 | 32,76 | 54,45 | Kohlensäure ||Z ER Ä an 244] Andere - = > 183 2 ! Wie 88 2 ER ee Ss | 82 |g82l &8 | a8+| Ewa 535 ©: | 88 22 | | 834 #% See sa | s“ |ö 2 22 2 jlastejlede ne 14. 25. 16. | 1% IK, IQ. 20. ZI 22 3,02 | 6,95 | 4,46 || 24,92 || 27,79 | 16,05 || 6,01 | 3,20 | 7,35 2,84 | 6,65 || 3,95 22,02. 22,05 | 275227 0507710259 007 503° 1.7,03235702)1.2501 22,96 16,38 || 5,43 ‚| 2,67 | 6,19 3,07 | 7,09. || 3,75 20,95 || 22,38 | 16,76 || 5,45 || 2,68 | 6,19 2,99 | 6,92 | 3,98 | 22,22 || 24,02 || 16,60 || 5,66 | 2,78 | 6,45 35007 0,78 4,171. |024,64 || 28,06 |. 15,724 5580: 3,017 .0081 292, 6,75 || 4,06 || 22,68 |.24590 || 16,31 | 5,77 | 2,86 |. 0,01 2103| 10,80 103,83 21,40 ||, 23,37. || 106,390 .5.52.10.2:52. 18,18 3,02 | 6,75 || 3,99 || 22,29 | 23,21 | 17,19 || 5,71 || 3,47 | 7,94 2,97 | 6,77 | 4,07 | 22,75 | 24,88 | 16,40 | 5,70 | 3,21 | 7,38 Sa 7231,08, 33)| 246.109) || 126,70. 16,22, || 5,04.|64,10: 78,91 2,93 | 6,55 || 4,06 22,68 25,202 | 10,074 5.572 13594. 8,87 3,35 | 7,05 || 4,01 || 22,40 || 24,79 || 16,18 || 5,30 || 3,06 | 6,44 3,04 | 6,49 || 3,99 || 22,39 || 23,73 || 16,81 || 5,42 || 3,24 | 6,91 3,17 | 6,83 | 4,10 | 22,91 | 25,12 | 16,32 || 5,48 | 3,60 | 7,77 2,98 | 6,39 || 4,45 || 24,86 || 27,25 | 16,33 | 5,79 | 4,28 | 9,18 2,96 | 6,55 || 4,13 || 23,07 || 24,99 | 16,53 || 5,65 | 3,20 | 7,08 3,16 | 6,67 | 4,02 | 22,46 | 24,29 | 16,55 || 5,37 | 3,47 | 7.32 3,33 7,14 || 4,09 a 24,16 | 16,94 Di 24924 0,20 3,11 | 6,69 | 4,17 || 23,31 || 25,17 || 16,59 | 5,58 | 3,47 | 7,46 233 5,24 3,30 121,23 034,120 | 11,127,4,04 123,03 120,07 2,75.| 5,73.) 3,80. 22,23 || 28,65, | 13,27 || 4,70) 2,877 | 5,98 3,34 | 5,70 || 4,67 || 26,09 || 29,36 || 15,91 | 5,12 | 3,30 | 5,64 285 5,72 413 23,07 | 3220 | 2,79 | 489. 1242 a1 3,64. 0,332 || 4,88: || 27,26 || 20,81 | 6,37. | 5,37 | 3,09 5,38 21325 70,206) 14.500 025,48 | 28501 16,22 || 5,40 | 3,00 | 5,66 3,05 | 5,83 || 4,31 | 24,06 || 30,39 || 14,28 || 5,03 | 2,95 | 5,69 | Tabelle VI (Diaphysensubstanz mazariert, IB: Phosphorsäure = P,;O | S ||PSo & : S Si oR- ausl®5| 2 |E oa 85 |88R| 3 0 \ des Knochens 2a @R 82 2545 58 | Asa 9 8 |8dıs| 8,11: Namen des Kno E38 u Berges Pr 258 © S5 SEE sa und Bezeichnung 35 * a” 2 |8 | r | 8, De = aa 3 S= 2 N arsles| < 5 8 «3 |<35| © Ba das: Ss’ IM T* 2 2, 4- 5. | 6. TB 8. 9. zo. 0 Rechter Vordermittel- ‘| fuß Nr. 17; Diaphysen- | substanz, maz. c..... || 94,03 | 5,97 | 2,05 || 91,98|| 63,78 | 69,34 || 30,25 | 26,10 | 28,37 | 40,92} Rechter Unterarm 1 Nr. 17; Diaphysensub- | stanz, maz.b ...... 93,53 || 6,47 | 1,34 92,19 | 63,48 || 68,86 || 30,05 || 25,30 | 27,44 | 39,85] 3 Rechter Oberarm Nr. 17; Diaphysensub- | Stanz ma Mara 92,44 || 7,56 || 5,82 || 86,62 | 59,91 || 69,16 | 32,53 || 24,02 | 27,73 | 40,09| 3 Rechter Hintermittel- | 1 fuß Nr. 17; Diaphysen- substanz, maz. d 92,42 | 7,58 || 2,03 | 90,39 || 63,45 | 70,19 || 28,97 | 25,84 | 28,59 | 40,72] Rechter Unterschenkel | Nr. 17; Diaphysensub- | | Stanz, Mmazı eir.a.y.% 93,78|\ 6,22 || 0,65 || 93,13 || 65,26 | 70,07 | 28,52 | 26,29 | 28,23 | 40,28 Rechter Oberschenkel | Nr. 17; Diaphysensub- | Stanz, maz. Im. 93,76) 6,24 | 2,41 || 91,35 || 65,63 || 71,84 || 28,13 | 26,29 | 28,78 | 40,061. Mittel: | 93,33 | 6,67 | 2,38 || 90,94 || 63,58 || 69,91 || 29,74 | 25,64 | 28,19 40,321 Rechter Vordermittel- fuß Nr. 18; Diaphysen- | substanz, maz. c.... ||93,89||6,II || 0,49 | 93,40 | 65,70 || 70,30 || 28,19 || 26,42 | 28,29 | 40,21 Rechter Unterarm | Nr. 18; Diaphysensub- | Stanz, "maz ba. 2... 92,89 |7,ı1 | 1,12 || 91,17 || 63,93 || 70,12 | 28,96 | 25,87 | 28,40 | 40,47] Rechter Oberarm | Nr. 18; Diaphysensbu- 1 stanz, Maz. a..;..... 93,55 || 6,45 | 5,04 || 88,51 || 60,56! 68,42 || 32,99 | 24,40 | 27,59 | 40,29 Rechter Hintermittel- | fuß Nr. 18; Diaphysen- | | substanz, maz. d ... || 92,74 |7,26|\| 0,96 || 91,78 | 64,30 || 70,06 | 28,44 || 26,32 | 28,68 | 40,93 } Rechter Unterschenkel | Nr. 18; Diaphysensub- Stanz. amaz en ul: 93,72| 6,28 | 0,38 93,34 | 65,21|| 69,86 | 28,51 | 26,38 | 28,26 40,45 | ‚Rechter Oberschenkel Nr. 18; Diaphysensub- stanz,. maz. I nr. 94,11 || 5,89 || 2,77 || 91,34 || 65,20 || 71,38 || 28,91 || 26,41 | 28,91 | 40,51 | Mittel: | 93,48 6,52 | 1,79 91,59|| 64,15 | 70,02 || 29,33 || 25,97 | Rechtes Schulterblatt Nr. 17; aus der vor- | deren Mitte, maz.e.. |}91,92|| 8,08 | 0,76|| 91,16|| 58,05 | 63,68 | 33,87 || 22,80 | 25,01 | 39,28 | Rechtes Schulterblatt | Nr. 18; aus der vor- | deren Mitte, maz.e.. |92,24 |7,76|| 1,34 | 90,90 || 59,47 | 65,42 || 32,77 || 23,25 | 25,58 | 3909 | Mittel: | 92,08 || 7,92 || 1,05 | 91,03 || 58,76 || 64,55 || 33,32 || 23,02 | 25,29 39,18 } Rechtes Schulterblatt | Nr. 17; Gelenkkopf, 1 Mmaz. Eure ne 92,37 \\7,63 || 0,82 | 91,55 | 59,98 || 65,52 | 32,29 || 23,63 | 25,81 | 39,40 Rechtes Schulterblatt | | Nr. 18; Gelenkkopf, || NEE RER | 92.73 Be 0,66 || 92,07 || 60,30 || 65,49 || 32,43 |] 23,38 | 25,39 | 38,77 Mittel: | 92,55 | 7,45 || 0,74 || 91,81 || 60,14 || 65,50 || 32,36 || 23,50 | 25,60 | 39,08 | m Schulterblatt mazeriert). h Kalk = CaO Kohlensäure | Z I En DHr ‚ Andere FT Er. = OÖ, 8 = er A ie: ER: en ae Mineralstoffe ı 223 ee EIER ee on ie ea Er er nn. „es | O8 | "2l8 5) 22 | HS Bee | See Ener le S zZ, zer 85 | TI. 2. 13: AR 15. 16. 10778 18. IQ. 20. 22 22. 34.70 | 37,79 | 54,50 || 4,33 | 6,79 || 3,94 || 22,01 || 23,87 || 16,38 | 4,28 || 2,92 | 4,58 34,24 | 37,14 | 53,94 | 4,50 | 7,09 || 4,09 || 22,85 || 24,21 || 16,89 | 4,44 || 3,94 | 6,21 N Bese or, 53,18 | 4,04 | 6,74 || 3,67 || 20,50 | 22,67 | 16,28 "4,24 | 4,03:.10,73 Kr 34,15 | 37,78 -| 53,82 || 4,28 | 6,74 | 3,94 || 22,01 ‘|| 22,66 | 17,39 || 4,36 || 3,46 | 5,40 034,83 | 3740 | 53,37 || 4,28 | 6,56 | 4,08 || 22,79 || 23,59 || 17,29 | 4,38 | 4,14 | 6,35 DE 34,83 | 38,133 |. 53,07 | 4,29 0,542 03.025 1720,22 | 217.43 | 10,89,|.3,902 457. 15:87 t 34,11 | 37,50 | 53,65 | 4,29 | 6,74 | 3,89 | 21,73 | 23,07 || 16,85 || 4,28 || 3,83 | 5,86 35,23 | 37,72 | 53,62 | 4,24 | 6,45 | 3,99 || 22,29 || 23,46 |) 17,01 | 4,27 || 4,05 | 6,17 5 33,90 | 37.18 | 53,03 || 4,29 | 6,71 || 3,997|| 22,33 || 22,95 | 17,41 || 4,38 || 4,16 | 6,50 32,67 | 36,91 | 53,95 | 3,92 | 6,47 || 3,75 | 20,95 || 24,03 || 15,60 | 4,24 || 3,49 | 5,76 oo or, 52,25 |023 | 0,58 || 3,38 | 21,68 | 23,25 | 16,69 || 4,23 || 4,38 | 6,82 E 34,74 | 37,22 | 53,27 || 4,08 | 6,26 || 4,07 || 22,74 | 24,05 || 16,92 || 4,79 || 4,09 | 6,28 1 34,88 | 38,19 | 53,50 | 4,13 | 6,33 || 3,53 || 19,72 || 22,01 || 16,04 || 3,86 || 3,97 | 5.99 34,17 | 37,30 | 53,27 | 4,15 6,46 | 3,87 | 21,62 | 23,29 || 16,61 || 4,29 | 4,01 | 6,25 31,70 | 34,77 | 54,61 || 3,68 | 6,34 || 4,82 | 26,93 | 29,43 || 16,38 || 5,29 || 3,55 | 6,11 32,12 | 35,33 | 54,01 || 4,00 | 6,73 || 4.47 || 24:97 || 27,43 || 16,30 || 4,92 || 4,10 | 6,90 ii 31,91 | 35,05 | 54,31 || 3,84 | 6,53 || 4,64 || 25,95 || 28,43 | 16,34 | 5,10 | 3,82 | 6,50 32,53 | 35,53 | 54,23 || 3,60 | 6,00 | 4,63 || 25,87 || 27,97 || 16,55 || 5,06 || 3,82 | 6,33 | | | 32,53 | 35,33 |"53,95 |] 3,92 | 6,50 || 4,70 || 26,65 || 27,85 || 17.13 || 5,18 || 4,39 | 7,28 329,53 | 35,43 | 54,09 || 3,76 | 6,25 | 4,66 || 26,26 || 27,91 | 16,84 | 5,12 | 4,10 | 6,80 Tabelle VII (proximaler Ik ä De €: Sn F m N N as E ® N er = = 7 7 2 se 5 2 = 80 $ o® SE 2.8 2 9 Phosphorsäure = P,O, N - = lee ee 00 5 Namen des Knochens Sale e 20532 He) es 5 os 8588| do Una 05 | eSS | oRE0| 093 er» > Da. vos E San|ı ?2o \ec3 areäı aan) 20% „ES Saga oO; und Bezeichnung DS 0 > u aa = 2 825% 2 = » = 5 ® 9 — 25 BrslezEs| < | 8 “SS |"üi| © En last II I 2 3: 4 5 6. 7 8 9 Io | Rechter Vordermittel- tuß Nr. 17; prox. Ge- 2 lenkkopf, maz. c.... ||92,98|| 7,02) 1,03 || 91,95 || 60,83 | 66,15 | 32,15 | 25, 02) 27.21 42,8 | Rechter Unterarm j Nr. 17; prox. Gelenk- | | kopi, Hmaz..Br 2-20 93,52) 6,48 | 21,03 | 72,49 | 46,20 | 63,87 || 47,32 | 18,26 | 25,19 | 39,52 } Rechter Oberarm | | Nr. 17; prox. Gelenk- | kopf maz. ar... 90,27 || 9,73 || 37,06||| 53,21 | 30,49 57,30 | 59,78 || 11,93 | 22,42 | 39,13 [1 Rechter Hintermittel- fuß Nr. 17: prox.. Ge- lenkkopf, maz. d ... |\91,59|| 8,41 || LO,20 || 81,39 || 50,16 || 61,63 || 41,43 || 20,31 | 24,95 | 40,49 Rechter Unterschenkel | Nr. 17; prox. Gelenk- | kapb..maz mc 91,861 8,14 || 0,60 || 91,26. 59,54 || 65,28 32,32] 23,73 1 26,00 |-39,85 |; | Rechter Oberschenkel | Nr. 17; prox. Gelenk- | kopf, maz un... 92,80 | 7,20 117,43 75,37 | 49,08|| 65,12 || 43,72 || 19,06 | 26,62 | 38,83 Ih Mittel: | 92,17 | 7,83 | 14,56 | 77,61 | 49,38| 63,22||42,79 | 19,72 | 25,40 39,82 Rechter Vordermittel- fuß Nr. 18; prox. Ge- lenkkopf, maz. c .... | 92,75|7,25 || 0,84 | 91,91 || 60,62 | 65,95|| 32,13 | 24,17 120622. 02905 |. Rechter Unterarm | Nr. 18; prox. Gelenk- | kopf, mare pi.s..e 92,27 || 7,73 | 11,45 |) 80,82 || 52,45 || 64,90 || 39,82 || 20,97 | 25,95 | 39,98 I Rechter Oberarm Nr. 18; prox. Gelenk- | ı kopf, "maz a... 93,04 || 6,96 || 32,97 || 60,07 || 34,63 | 57,65 || 58,41 || 13,60 | 22,64 | 39,27 | Rechter Hintermittel- | fuß Nr. 18; prox..Ge- lenkkopf, maz. d . . ||91,81||8,ı9 | 6,79|| 85,02 || 56,54 | 66,50|| 35,27 | 22,19 | 26,10 | 39,25 | Nr. 18; prox. Gelenk- Rechter Unterschenkel ä kopf, maz. ea. 3% 92,16||7,84 || 0,43 | 91,73 | 59,76 || 65,14 || 32,40|| 23,57 | 25,69 39,44 Rechter Oberschenkel | Nr. 18; prox. Gelenk- | kopf, ınaz sa 193,45 6,55 13,26 || 80,19) 51,56 64,30 || 41,89 21,04 | 26,24 | 40,81 | Mittel: | 92,58| 7,42 | 10,96 | 81,62] 52,59 | 64,07] 39,99 | 20,91 | 25,47 | 39,75 | I Gelenkkopf mazeriert). Balkı C30 Kohlensäure | N | = Hr Andere =: ern 2 ae 28=| Mineralstoffe Eur, DE Se een Fa re |&5| 8458 SS | ar een le. 35 SE 85583 82 | 282 | 3 |SER| A& Le || dar lare|l xt | 8 Be -; salo<ıs = u | sel mi alte - = _ un < Z zZS6H| 8o = & 14. 15 16. 17. 18 19 20: ZA 22 133.58 | 36,52 | 55,20 | 3,74 | 6,15 | 4,55 || 25,42 || 27,38 || 26,61 || 4,95 || 2,23 | 3,67 25,36 | 34,98 | 54,85 | 2,76 | 5,97 || 3,59 || 20,06 || 23,53 | 15,26 || 4,95 || 2,58 | 5,65 e:7022 35.99 55,82. | 1,63 | 5,34: 2,48 || 13,86 || 21,09 || 11,76 || 4,66 || 1,54: | 5,05 | P7200, 35.05 1:53,83 2,84. 5,66 || 3,64.) 20,34 || 28,39 || 12,82 | 4,47 || 2,85. 5,68 132,26 | 35,35 | 54,18 | 3,86 | 6,48 | 4,55 | 25,42 || 27,80 || 16,37 || 4,99 || 3,95 | 5,97 | a je 15523794 | 599 || 36°] 295° || 2335| 35.76 | #88 | 2,89 | 589° 36, 990,155: 28 || 2,94 5:99 | 3: 68 | 20 2 23:35 | 15» 40 u 2 => | 5,89 { 27,06 34, ‚65 54, 86 "27,06 | 34,85 | 54,86 || 2,96 5,93 | 3,75 | 20,94 | 25,26 | 14,76 | 4,82 | 2,67 | 5,32. = ‚93 3, 75 20, 94 95, 26 14, 76 4, 82 2, ‚67 5,32 32,67 | 35,54 | 53,89 || 3,68 | 6,07 | 4,64 || 25,92 || 27,61 | 16,80 || 5,05 | 3,84 | 6,34 305 | 30.7: | 5348 || 3,13. | 5,97 || 3,97:| 22,18 | 25,24 || 15,73 || 4,92 | 3,43: | 6,54 BB 27735452 |,1,78 5,14 || 2,75 |. 25,36 || 23,66, L1,62 | 4,58 || 2,15, | 6,21 29,10 | 34,23 | 51,47 || 3,39 | 5,996 4,21 | 23,52 || 25,08 || 16,79 | 4,95 || 5,25 | 9,28 52, 39 215020, 1254,20. |.4,07.| 6,87 || 4,67 || 26,09 27,90 10,70 5,092 3,807 0,36 27,98 | 34,89 | 54,27 | 3,45 | 669 |] 3,80 || 21,23 | 25,18 | 15.09 || 4,74 | 2,54 | 4,92 28,18 | 34,35 | 53,64 | 3, 25 6,11 | 4,01 | 22,38 | 25,78 | 15,45 | 4,89 | 3,50 | 6,61 Tabelle VII 4 e Namen des Knochens 87s 42 Sf ER Ss B 8 = Fri 2. und Bezeichnung Ss alen 3 S| = 24 378 3 22 2322 : Assles5| < |E 8“ |» |Srn.0 Ho) >>» ı © eh OOo NL Ian ll. u * ISgN| oo |Ho (O8 = ae! DE ) = eiglesı = z T 2 3 92,98 | 7,02 || 1,03 92,75 17,251 0,84 92,71 || 7,29 || 0,80 91,86 | 8,14 || 0,78 92,06 7,94 | 1,27 92,14 || 7,86 er 192,80 7,20] 1o2]jen,ze 93,53 || 6,47 || 1,34 92,891 7,174] 2,12 93,52 || 6,48 || 21,03 92,274 7:73 2545 92,59 || 7,41 || 7,66 91,59 || 8,41 || 6,66 93,34 || 6,66 || 19,20 Trockensubst. | — Fett fettfreie || Trockensubst. |} der Substanz Asche in % Br 87 91,98 || 63,78 91,95 |) 60,83 91,91 || 60,62 91,91 || 59,66 91,08 | 58,55 90,79 || 57,50 91,27 3 92,19 | 63,48 91,77 | 63,93 72,49 | 46,20 80,82 | 52,45 84,93 || 53,72 84,93 || 53,09 74,14 | 41,05 93,40 || 65,70 || 70,30 Asche in % der fettfreien || . Trockensubst. | Glühverlust in % der Substanz Ben... = P.0. N in % der fettfreien Trocken- = 69,34 66,15 65,95 64,91 64,28 | 63,33 64,17 68,86 69,66 63,87 64,90 63,25 62,51 93537 ven 0) 30,25 || 26,10 | 28,19 | 26,42 32/15 |25,02 32,731 24008 33051 2% 33,31|| 23,31 34,50 || 24,11 33:57 | 23,70 30,05 || 25,30 28,96 | 25,87 47,32 || 18,26 39,82 | 20,97 38,87 || 21,04 38,50 || 21,33 52,29 | 16,69 > 27,23 26,23 20,12 25:39 26,56 substanz 39,81]; 41,93 \ 25 97 40,46 |; 27,44 28,19 25,19 25,95 N! 7 22,51 | 92,21 || 7,79 || 12,85 || 79,36 || 47,98 || 60,46 || 44,23 || 19,19 | 24,18 | 39,99 Mittel: || 92,74 | 7,26 | 10,16 | 82,58] 52,74 || 64,61 || 40,00 | 21,08 | 25,42 | 39,98 F 60,65 | 86,05|| 32,15 | 24,60 | 26,79 | 40,56 N 39,17 2 49,18 4 49,711, Andere N] Kalk = CaO Kohlensäure — 7 N = on eG: (7) S | = CO, lo& 28 „ | 2%22!|| Mineralstoffe Su HEAN u S O8 go ER ie ea er a oe Oo Ho u Sr 5) g omg ED kB 5 388 es oB- ee 288 28 38 E- 2 FLO 0 ©) (2377) e) —_ n [> >» sr: ee ns SR Rn allein = a88| 2% 22 in sacnn ee Z Seal ee - - | .- .-i .-— IT. T2. 13. TAN 15. 16. 5 s IQ. 29% ZA ZaR 34,76 | 37.79 | 54,50 || 4,33 | 6,79 || 3,94 || 22,01 || 23,87 || 16,38 | 4,28 | 2,92 | 4,58 | W233 | 37,72 | 53,62 | 4,24 6,45 ||:3,99 || 22,29 | 23,46 || 17,01 || 4,27 || 4,05 | 6,17 3,58 | 36,52 | 55,20 || 3,74 | 6,15 || 4,55 || 25,42 | 27,38 || 16,61 || 4,95 || 2,23 | 3,67 132,67 | 35,54 | 53,89 || 3,68 | 6,07 || 4,64 || 25,92 || 27,61 || 16,80 | 5,05 || 3,84 | 6,34 123,07 | 35,98 | 55,43 || 3,66 | 6,13 || 4,64 | 25,92 || 28,59 || 16,23 || 5,05 || 2,58 | 4,33 EEE 3587 255,80: 3,75 | 6,4021 4,70. || 26,26 || 28,78 | 16,32 || 5,16 || 2,57 | 4,39 Weassıs3Aur 052,75 || 2,77 | 4,75 || 4,85 | 27,10. .|| 30,52 || 75,89 || 5,34 | 3,06 | 5,32 131,57 | 34,59 | 53,90 || 3:34 | 5,70 || 4,67 || 26,09 | 29,36 | 15,91 | 5,12 | 3,30 | 5,64 1132,98 34,24 | 37,14 | 53,94 || 4,50 | 7,09 || 4,09 || 22,85 || 24,21 || 16,89 || 4,44 || 3,94 | 6,21 33,90 | 36,94 | 53,03 || 4,29 | 6,71 || 3,997|| 22,33 || 23,55 | 16,97 || 4,35 || 4,10 | 6,50 125,36 | 34,98 | 54,85 || 2,76 | 5,97 || 3,59 || 20,06 || 23,53 || 15,26 | 4,95 || 2,58 | 5,65 \28,05 | 34,71 | 53,48 || 3,13 | 5,97 || 3,97 || 22,18 || 25,24 | 15,73 | 4,91 || 3,43 | 6,54 | 29,70 | 34,97 | 55,29 || 3,27 | 6,09 | 4,19 | 23,41 || 27,94 || 15,00 || 4,93 || 2,98 | 5,54 28,05 | 33,03 | 52,83 .| 3,28 | 6,18 | 4,15 | 23,19 | 28,56 || 14,53 || 4,89 |) 3,71 | 6,99 22,06 | 29,75 | 53,71 || 2,02 | 4,92 || 3,48 || 19,44 || 31,07 || 11,20 || 4,69 || 2,30 | 5,58 5,73 || 3,80 21,23 | 28,63 13,27 ı 4,79 | 2,87 5,98 6,08 | 3,91 | 21,84 | 26,59 || 14,86 | 4,74 | 3,25 | 8,12 25,92 | 32,66 34:02 N 2,75 28,41 | 34,27 | 53,89 || 3,25 | Namen des Knochens en ee ax S 3sal 80 |u8 und Bezeichnung 85 allen . 3 Beslea| = T: 2 2. Rechter Oberarm Nr. 17; Diaphysensub- Stanz, mazı aBı.....% 92,44 || 7,56 | 5,82 Rechter Oberarm Nr. 18; Diaphysensub- Stanz, maz are... ..: 93,55 6,45 | 5,04 Rechter Oberarm Nr. 17; prox. Gelenk- kopf, "maz: a Fe 22:4 90,27 || 9,73 || 37,06 Rechter Oberarm Nr. 18; prox. Gelenk- kopf, mazı a zur =...2 93,04 || 6,96 || 32,97 Rechter Oberarm Ne 177; Kdiser.Gelenk- kopf mazı a zo... e 92,35 || 7,65 || 24,81 Rechter Oberarm Nr. 18; dist. Gelenk- kopf, mazı.a ar 2.4 93,26 || 6,74 | 18,53 3. Rückenwirbelkörper Nr ar dmaz. ap 94,00 || 6,00 | 15,95 3stechte Rippe Nr. 17, mar A een 92,45 || 7,55 | 10,53 Mittel: || 92,67 || 7,33 || 18,84 Rechter Hintermittel- fuß Nr. 17; Diaphysen- substanz, maz. d ... ||92,42 [7,58 | 2,03 Rechter Hintermittel- fuß Nr. 18; Diaphysen- Substanz, maziıd; ...7202,74|7:26:| 0,98 Rechter Hintermittel- fuß Nr. 17; 'prox- Ge- lenkkopf, maz. d ... ||91,59 | 8,41 || 10,20 Rechter Hintermittel- fuß Nr. 18; prox. Ge- lenkkopf, maz. d ... ||91,81|| 8,19 || 6,79 Rechter Hintermittel- fuß Nr. 17; dist. Ge- lenkkopf, maz. d ... ||91I,07||8,93 || 6,06 Rechter Hintermittel- fuß Nr. 18; dist. Ge- lenkkopf, maz. d ... || 90,93 ||9,07 || 5,07 13. Rückenwirbelkörper NE 517,682. De 93,40 || 6,60 || 12,76 13. rechte Rippe Nr. 17, Mmaz Ark Migeis,0 192,35 || 7,65 || 7,28 Mittel: || 92,04 |7,96 || 6,39 || 85,65 — Fett fettfreie Trockensubst. Asche in % : der Substanz ' Trockensubst. 90,39 91,78 81,39 85,02 85,01 85,86 80,64 || 45,66 85,07 149,93 54,15| Asche in % ON || der fettfreien Trockensubst. 69,16 68,42 37230 57,65 60,66 62571 47,66 55:39 99,87 79,19 70,06 61,63 66,50 59,63 61,08 56,62 58,69 !| 42,42 Gluhverlust E 32,53 32,99 59,78 58,41 51,38 46,40 56,80 17207, 48,17 28,97 28,44 41,43 III. 40,38 38,49 47,74 in % der Substanz in % der fettfreien Trocken- substanz 25,84 26,32 20,31 22,19 20,43 20,66 18,74 19,95 27:73 | 49,0 21.39 2d w 402 22,42 | 34} 22,64 39,2) 2, 23,96 39 39,2. ) 0, 24,61 18,68 39,1 21,74 | 39,2. 23,67 | 39,44° 28,59 | 40,7: h A 28,68 40,9: 3 40,41" 24,95 26,10 | 39,2.” « 24,03 | 40,3" 39,4 B, 24,06 23,24 | 41,0: 24,63 139,97 63,05] 37,89 | 21,80 | 25,53 | 40,2€ -« mazeriert a und d). Kalk = CaO Kohlensäure |Z S Eu 5 co, I Re S u En ons mama en sen NS 8 a [0285| 53 | 85 | 82 |8»2 282623 =2 22 | a8 (482 a |88H5| 48 an ee gagı 12; 13: AR 15. 1K0) 132,86 | 36,77 | 53,18 || 4,04 | 6,74 || 3,67 | | N 36,91 | 53,95 || 3,92 | 6,47 || 3,75 ‚7,02 | 31,99 | 55,82 || 1,63 | 5,34 | 2,48 en 31,43 | 54,52 || 1,78 | 5,14 || 2,75 020737558, 555,36 2,22 5,42 | 323 3,09 | 33,57 | 53,54 || 2,62 | 5,59 || 3,69 "985 | 25,43 | 53,36 || 1,70 | 4,57 || 3,13 454 | 29,96 | 54,08 || 2,38 | 5,24 || 3,30 74,07 | 32,45 | 54,23 || 2,54 | 5,56 || 3,31 | „33,60 s065 5225 4,23 6,58 || 3,88 pe 1 3,05°153,85 2,84 | 5,06 | 3,64 9,10 | 34,23 | 51,47 | 3,39 | 5,996] 4,21 ia 32,08 | 53,80 || 2,74 | 5,40 || 4,01 | / 2,060 52414..1252,63 13,23, 6,162,4,30 3,99 | 29,75 | 52,54 | 1,91 | 4,18 || 3,89 121 32,40 | 55,22 || 2,85 | 5,71 1'4,13 8,78 | 33,50 | 53,19 || 3,18 | 5,80 || 4,00 Zeitschr. f. Naturwiss. Halle a. S. Bd. 84. Sa = S3 | a8+ A u 2.0 = n 17% 18 20,50 || 22,67 20,95 | 24,03 13,86 || 2I,0g9 15,36 23,66 18,05 | 24,35 29,62. 225,25 17,49 || 39,15 21,23 34,16 | 18,51 || 26,79 22,01 22,66 21,08 | 2325 20,34 || 28,39 23,52. 25,08 22,40 || 31,58 24,02 || 30,19 21,73 || 33,97 ZH De | 22,35 || 28,31 xg12/F3: Er DH 77 Andere 38 „| 28% Mineralstoffe SE Sy ES) 6) S ie) © ERS os DI ,g a are | = Z zsel So | &$ 19. 20. 21 22 16,19 || 4,24 || 4,03 | 6,73 15,60 || 4,24 | 3,49 | 5,76 11,76 || 4,66 || 1,54 | 5,05 27.02 114,58 | 285 7027 13,20 ..4.78 02,17 E05 14,61 | 4,94 || 3,38 | 7,22 2397, 2022, 2.770 7:49 12,72 04K090| 3,031 |, 0:07 | 12,78 | 4,51 | 2,81 | 6,28 17,39 || 4,36 | 3,46 | 5,40 70,698 114.23.11.4,38 10,82 12,824 4.47 | 2,85 | 5,08 16,79 || 4,95 || 5,25 | 9,28 12,70. | 4,72 | 2,99 15,90 14,24 | 5,01 | 4,18 | 7,97 11,70..04,82 |.2.93) 0.42 12,795 4585,02, 41.54,81 14,40 || 4,68 || 3,56 | 6,54 DV 2 u Tabelle XI! 1 S SS m » = = SQ $ Rz N des Knochens En Er: 23 ER er: Pr = Namen des Sen Sur Beil 05 |or&t > und Bezeichnung so AR mo 173 = 3.3 = assles| <= 5 al“ | © | en € 20 | 2 3. 4- 5. | 6. 72 Rechter Unterschenkel Nr. 17; Diaphysensub- | | Stanz maz. el... 93,781 6,22 || 0,65 || 93,13 || 65,26 || 70,07 || 28,52 Rechter Unterschenkel Nr. 18; Diaphysensub- stanz, mazle..2 ar 93,72|| 6,28 || 0,38 || 93,34 || 65,21 | 69,86||| 23,51 Rechter Unterschenkel Nr. 175 Prox. Gelenk : kopf, mazie rn... 91,86,|8,14 || 0,60 191,26] 59,54 || 65,24 | 32,32 Rechter Unterschenkel Nr. 18; prox. Gelenk- kopf, anaz em... 2.2. 92,16 || 7,84 || 0,43 || 91,73 || 59,76 || 65,14 |] 32,40 Rechter Unterschenkel Nr. 17; dist. Gelenk- kopf,kmaz teren 92,79 || 7,21 || 0,43 || 92,36 || 60,39 | 65,38 || 32,40 Rechter Unterschenkel Nr. 18; dist. Gelenk- kopi,.maz. era... 92,78 || 7,22|| 0,53 || 92,25 || 60,15 || 65,20 || 32,63 Rechtes Schulterblatt Nr.17; Gelenkk.,maz.e || 92,37 || 7,63 || 0,82 || 91,55 || 59,98 | 65,52 | 32,39 Rechtes Schulterblatt Nr.18; Gelenkk. 'maz.e | 92,73 || 7,27 | 0,66 || 92,07 || 60,30 | 65,49 || 32,43 Rechtes Schulterblatt E Nr. 17; aus der vor- deren Mitte, maz. ee... ||91,92 || 8,08 || 0,76 | 91,16|| 58,05 | 63,68 || 33,87 Rechtes Schulterblatt NE: 18; aus der vwor- deren Mitte, maz. e.. |92,24 |7,76 | 1,34 || 90,90 || 539,47 || 65,42 || 32,77 17. Rückenwirbelkörper DR 017, smazee ren 91,64 | 8,36 | 0,88|| 90,76 | 57,84 63,73] 33,80 17. rechte Rippe Nr. 17, ANaZE BE er 91,55} 8,45 | 0,61 || 90,94 | 57,49 | Mittel: || 92,46 | 7,54 | 0,67 | 91,79 | 60,29 | 65,66 | 32,17 Rechter Oberschenkel Nr. 17; Diaphysensub- SCAEVZ na En 93,76||6,24 | 2,41 || 91,35 | 65,63 || 71,84 || 28,13 Rechter Oberschenkel Nr. 18; Diaphysensub- Stanz, mazat zn... 94,11 || 5,89.|| 2,77 || 91,34 | 65,20 || 71,38 || 28,91 Rechter Oberschenkel Nr. 17; prox. Gelenk- kopf, Imaz Re 92,80 || 7,20 | 17,43 || 75,37 || 49,08 || 65,12 || 43,72 Rechter Oberschenkel Nr. 18; prox. Gelenk- kopf amazAt. 222 93,45 | 6,55 | 13,26 | 80,19 | 51,56 || 64,30 || 41,89 Rechter Oberschenkel j Nr. 17; dist. Gelenk- kopi Smaza tn ee 93,08 || 6,92 | 25,47 || 67,61 || 43,70 || 64,63 || 49,38 Rechter Oberschenkel Nr. 18; dist- Gelenk kopf, mazi 12,00: 93,40 || 6,60 | 12,55 || 80,85 | 52,56 || 65,01 || 40,84 18. Rückenwirbelkörper Nr. 37, "Maz: 1.3088 93,68 || 6,32 | 27,01 || 66,67 || 41,00 | 61,50 || 52,68 18. rechte Rippe Nr. 17, mar I. 91,90 | 8,10 | 7,41 || 84,49 || 53,06 || 62,80 | 38,84 Mittel: || 93,27 || 6,73 || 13,54 | 79,73 | 52,72 | 8 23,38 Phosphorsäure = P,O' in % der Substanz in % der fettfreien Trocken- substanz 26,29 28,23 26,38 23,73 23,57 28,26 26,00 25,69 23,73 | 25,09 23,73 | 25,72 23,63. 625,84 25,39 22,80 | 25,01 23,25 | 25,58 23,28 25,65 22,83 23,88 | 26,01 25,10 26,41 | 28,91 19,06 | 26,62 21,04 | 26,24 16,99 25,07 26,02 26,29 | 23,78 21,04 15,99 | 23,98 2I,II | 24,98 39,24% e 39,4% 394% 38,7. 39,231 39,04% 404 al 397 3l 39,6'% N, 40,014 49,5 14 38,80 40,8 2], 38,713 2 40,08 39,01, A 39,718, 65,82 | 40,55 | 20,99 | 26,32 | 39,78 l mazeriert e und f). Kalk = CaO Kohlensäure | Z S WE =) Hr Andere ur en N — 89; A 8 an BR. 28 z 28 2 || Mineralstoffe ae Se lnsın,. a8 8. | 45, \ 9.002 5] ee SEE S Sc. ae 99 Ss Da vo2ı oe | on IR 2392 7) 52 So ra: Kur u) u) ooSs Rz a® a3 PR-32 et 0 an S a A .- Meo| 0 = eo sean| ae, 5 2 Z 2806| 30 | 4 IE 12. 3% 14. 15. 10. 7ER 18. 19. 20. ZI 22 34,83 | 37,40 | 53,37 || 4,28 | 6,56 || 4,08 | 22,79 || 23,59 || 17,29 || 4,38 || 4,14 | 6,35 W322 153,27 | 4,08 0,26 || 4,07 | 22,74 | 24,05 | 16,62 | 4,36 || 4,09: | 6,23 12 35,35 | 54,18 || 3,86 | 6,48 | 4,55 | 25,42 || 27,80 | 16,37 || 4,98 | 3,95 | 5,97 32,39 55294 57,201\ 4,07 | 0,812 | 4,067 | 26,09 | 27,90. 126,70: | 5,09 |. 3,802 0,36 132,67 | 35,37 | 54,10 | 3,96 | 6,56 | 4,57 || 25,33 || 28,01 || 16,31 || 4,95 | 3,99 | 6,61 eo Nor 5,03 | 4,22 | 7,011 4,69 || 26,20 | 27,88 | 76,82 || 5,08 | 4,10 | 6,91 132,53 | 35,53 | 54,23 | 3,60 | 6,00 || 4,63 || 25,87 || 27,97 || 16,55 | 5,06 || 3,82 | 6,33 132,53 | 35,33 | 53,95 || 3,92 | 6,50 || 4,77 || 26,65 | 27,85 ,| 17,13 || 5,18 || 4,39 | 7,28 eo 277 057,07 || 3,08 | 6,34 || 4,82. | 20,93 || 29,43 || 10,38 || 5,29 | 3,55 | ©,1T 132,12 | 35,33 | 54,01 || 4,00 | 6,73 | 4,47 | 24,97 | 27,43 || 16,30 || 4,92 || 4,10 | 6,90° 31,15 | 34,32 | 53,81 | 2,97. 05,123 | 9604 25,72 | 29,05 | 15,37 | 5,07 | 3.42 | 5,90 131,57 | 34,71 | 54,91 | 3,64 | 6,33 | 4,88 || 27,26 || 29,81 || 16,37 || 5,37 || 3,09 | 5,38 132,56 35,48 | 54,02 || 3,86 | 6,39 | 4,57 || 25,51 || 27,64 | 16,52 || 4,98 | 3,87 6,37 BER2E W230, 55,07 1.4.29 0,54 |3.62 | 20,22 || 21,43 || 16,89. | 3,96. | 4,51 | 6,87 34,88 | 38,19 | 53,50 || 4,13 | 6,33 | 3,53 || 19,72 || 22,01 || 16,04 || 3,36 | 3,91 | 5,99 la | 236.00 | 55,28 || 2,94 | 5,99 | 3,68 || 20,56 | 23,35 | 15,76 || 4,88 | 2,89 | 5,89 27,98 | 34,89 | 54,27 | 3,45 | 6,69 | 3,80 | 21,23 || 25,18 || 15,09 || 4,74 || 2,54 | 4,92 f 23,76 | 35,14 | 54,37 || 2,84 | 6,50. || 3,37 || 28,83 || 21,07 | 15,99 || 4,98 || 2,99 | 6,84 28,53 | 35,29 | 54,28 || 3,61 | 6,87 || 3,91 || 21,84 | 24,68 || 15,84 || 4,84 | 2,99 | 5,69 122,33 | 33,49 | 54,46 || 2,38 | 5,80 || 3,69 || 20,62 || 23,29 || 15,84 || 5,53 || 2,68 | 6,54 ] IEreEE 2020, 0 22050.1232 | 6,20 2502 25,48 | 2857120 16,22 |. 5,40 ,3,00 5,00 28,55 | 35,67 | 54,22 | 3,37 | 6,37 || 3,77 | 21,06 || 23,64 | 15,96 || 4,77 || 3,19 | 6,05 27% ass $ Namen des Knochens 252 8 5 2 e ; I Solace und Bezeichnung 5 u > a SH > ers|lss| < 11 2 23 Mittelzahlen der Dia- physen Nr. 17, präp. ||93,08|| 6,92 | 6,25 Mittelzahlen der Dia- physen Nr. 18, präp. |93,07 ||6,93 | 4,59 Mittelzahlen d. proxim. Gelenkköpfe Nr.17, pr. || 94,03 || 5,97 || 35,04 Mittelzahlen d. proxim. Gelenkköpfe Nr. ı8, pr. || 93,72 || 6,28 || 31,90 Mittelzahlen d. distalen Gelenkköpfe Nr.17, pr. || 93,16 | 6,84 || 31,35 Mittelzahlen d. distalen Gelenkköpfe Nr.ı8,pr. || 92,84 | 7,16 | 25,04 Mittelzahlen d. Rücken- wirbelk. Nr. 17, präp. |94,21| 5,78 | 35,81 Mittelzahlen d. Rücken- wirbelk. Nr. 18, präp. || 93,85 | 6,15 |) 29,37 Mittelzahlen der Dorn- fortsätze Nr. 17, präp. || 93,18 | 6,82 || 26,82 Mittelzahlen der Dorn- fortsätze Nr. 18, präp. || 92,76|| 7,24 || 23,70 Mitteizahlen der linken Rippen Nr... 17,, prap! |92,42177,58. 2225 Mittelzahlen der rechten Rippen Nr.:ı7, präp. || 92,37 |.7,63 || 20,97 Mittelzahlen der linken Rippen Nr. 18, präp. ||92,79 || 7,21 | 18,05 Mittelzahlen der rechten Kappen. Nr. 13, Prap% |92,7217,29)| 177.97 Mittelzahlen der linken Schulterblättermitte Ne 72und.a8, prapı 2 02,03 7,971| 10,24 Mittelzahlen der linken Schulterblättergelenk- köpfe Nr.17 u.18, präp. || 93,19 | 6,81 |) 24,30 Mittel: || 93,09 | 6,91 | 23,10 WarmesWasser, Benzin- apparat, Wasserstoff- superoxyd. Mittelzah- len der Mazerationen c | 92,80|| 7,20 | 1,02 Warmes Wasser, Über- gießen an der Sonne m. Wasser. Mittelzahlen der Mazerationen b.. |) 92,74 || 7,26 || 10,16 Kaltes Wasser, kaltes Benzin. Mittelzahlen der Mazerationen a.. | 92,67 | 7,33 || 18,84 Kaltes Wasser, kochen m.2%,%er Soda.Mittel- zahlen der Mazerat. d || 92,04 || 7,96 | 6,39 Kochen m. grüner Seife, Benzinappar., Wasser- stoffsuperoxyd. Mittel- zahlen der Mazerat. e .| 92,46 || 7,54 | 0,67 Kochen mit Pankreas. Mittelzahlen der Maze- zationen; F-.. WER 93,27. 073 23.54 Trockensubst. — Fett fettfreie Trockensubst. 91,79 7973 Asche in % der Substanz Asche in % Trockensubst. Glühverlust in % der in % der Substanz e 2 ar Tabelle XII (Mittelzahlen der | fettfreien Trocken- substanz Phosphorsäure = P,O 60,68 61,87 37,88 39,63 39,52 43:05 33,88 18.60 40,01 42,51 143,16 43,54 46,42 46,46 48,43 43,85 44,34 60,65 52,74 44,50 534,15 60,29 SEN: | der fettfreien 69,90) 69,92 63,88 64,18 63,92 63,53, 58,14 59,89 60,45 61,62 61,57 61,04 62,15 62,92 63,91 63,63 63,12 66,05 64,61 59,87 63,05 65,66 65,82 || 40,55 || 20,99 | 26,32 | 39,7: = 7: 32,40 | 24,07 31,20 || 24,56 56,151 14,94 54,08) 15,33 15,52 16,68 53,64 49,77 60,34 || 13,34 55, 28|| 14,99 53,18 || 15,65 50,25 || 16,54 49,26 || 17,00 48,83 || 17,06 46,34 || 18,19 46,25 || 17,57 43,60 || 18,85 16,97 17,33 49,33 48,75 32,15 || 24,60 40,00 || 21,08 48,17 | 17,61 37,89 || 21,80 32,17 || 23,881 24,26 23,94 | 39,18 26,79 25,42 26,01 39,4< kabellen I, II, BIT. INN IX. X, _ Kalk = CaO Kohlensäure | 4 S | = HH ‚Andere i = ns : — co, un = Sie 2 43 je 5 383 Mineralstoffe 1 8 Beoh| go Be Be ° 7 en Tb) 3.8 | Su: DS 5 =% San al ee men Sem see Baal ee 8 SHS2 a 2 sa | Sn 8aH | To| 9 RS RZ er PR-FSIr ES 0 2 2.50 S Io m mo Dr 2 SE in Eko en & Ne zsE| 88 | 8 FE | 12 13. 14. 15. 16. TR 18. 19. 20% 2 22 131,77 | 36,59 | 52,36 || 4,25 | 6,99 || 3,78 | 21,11 || 21,90 || 17,24 | 4,35 | 4,84 | 7,94 139,01 Eure 553560 4,34 | 7502. || 3,70..20,05 || 22,27 |) 16,60 | 4,18 1.4.29 | 6,94 144 | 34,52 | 54,05 || 2,74 | 7,27 | 3,11 || 17,36 || 18,37 | 16,89 | 5,30 || 2,50 | 6,53 121,20 BR ,338 ,2°3 2.10, 31% | 17,54 | 19,28 || 106,33. 5,10 | 3,18 | 8,02 Man 32.08 | 206 | 7.50 | 3,34 18,69 | 19,33 |) 17,29 | 5,40 || 3,04 | 7,64 23.38 | 34,49 | 54,28 | 3,04 | 7,03 || 3,50 || 19,57 21,097 | 10,23. 5,185 or 10,93 |. 510890053748 | 2,10 0,19 || 3,02 | 20,22 22,42 KON | O8 102,402 20 a 54,05, 251 6,51 3587, 22,55. 25571, 1053. 7598| 2,05 0.79 121,87 | 32,34 | 54,31 | 2,69 | 6,72 || 3,94 || 21,99 || 23,66 | 16,73 || 5,93 | 2,61 | 5,88 3375424 |.3.19 | 757 || 3,90 21,84 || 23,35 | 16,72 || 5,63 || 2,92 | 6,85 123,37 | 33,34 | 54,15 || 2,99 602 | 308 122.22 21021 1000 5.66 2735| 045 | 207 | 077 | »o7. | 22.75 24,88 | 16,40 | 5,70 | 3,21 | 7,38 eo Bereen 2,07 3,107 5683 || 4.20 | 22,97 | 25,12 || 10,32 || 5,48 | 3,60 | 7,77. Bro 202,310 |31ı 669| 417 123,317 || 25,17 | 16,59 || 558. 3,47 | 7,46 IN 2 2a | 3,59. 7,42 | 4,02 22,46: | 23,76 | 16,93.| 5,30 |. 2,85 5,85 | > 7322| 733 | 3:57. 19,94 || 21,80 76,35 | 5.28 | 3.33 | 753 13,81 | 33,85 | 53,73 | 3,11 | 6,99 || 3,74 || 20,88 | 22,52 | 16,61 | 5,38 | 3,17 | 7,07 | | 2,98 | 35,93 ‚| 54,39 || 3,69 | 6,05 || 4,50 || 25,13 || 27,44 || 16,49 || 4,90 | 3,07 | 5,05 B 8,11 | 34,27 | 53,89 | 3,25 | 6,08 | 3,91 || 21,84 || 26,59 || 14,86 | 4,74 || 3,25 | 6,12 N Bo 2ı 5423 | 254 5,50 | 3,3120 28,57 20,79 | 12,78 | 451 2,81.1.0,28 8,78 | 33,50 | 53,19 | 3,18 | 5,80 || 4,00 || 22,35 || 28,31 | 14,40 | 4,68 | 3,56 | 6,54 N 2,56 | 35,48 | 54,02 || 3,86 | 6,39 || 4,57 || 25,51 || 27,64 || 16,52 || 4,98 | 3,87 | 6,37 y 8,55 | 35,67 | 54,22 || 3,37 | 6,37 || 3,77 || 21,06 || 23,64 || 15,96 || 4,77 || 3,19 | 6,05 Ein kritisches Objekt für die Auffassung der Feuersteinbänderung im Sinne der rythmischen Niederschläge in Kolloiden. Von F. A. M. W. Gebhardt, Halle a. S. Mit Tafel III und 5 Textfiguren. Es ist bereits von Geinitz-Rostock vor einiger Zeit die Ansicht ausgesprochen worden, daß die sog. gestreiften Feuer- steine in ihrer Struktur Analogien zu den von R. E. Liesegang bei Niederschlägen in Kolloiden beobachteten Erscheinungen darbieten, daß also wohl ähnliche Entstehungsbedingungen für diese Struktur anzunehmen sind, wie für diejenige der Achate. Wenn ıch mir als Nichtfachmann erlaube, in dieser Angelegen- heit das Wort zu ergreifen, so geschieht es, weil mir ein glück- licher Zufall bei meinem diesjährigen Sommeraufenthalt in Helgoland ein ganz ausgezeichnetes Exemplar eines gestreiften Feuersteins unter einer Anzahl anderer des gewöhnlichen Typus in die Hände spielte, welches diese Frage mit einem Schlage zugunsten der Geinitzschen Ansicht, also im Sinne des Zu- treffens der Liesegangschen Achattheorie, freilich wohl mu- tatis mutandis, zu beantworten scheint. Ich war andererseits durch meine speziellen Arbeitsgebiete der Hartgebildestruk- turen und der Pigmentverteilungsursachen bereits seit einiger Zeit genötigt, mich mit den Liesegangschen Niederschlägen eingehend zu beschäftigen, so daß ich auch in dieser Beziehung eine Veröffentlichung des ausgezeichneten Objektes wohl wagen darf, um so mehr als mir zu seiner Beurteilung durch das liebens- würdige Entgegenkommen Liesegangs noch von früheren [2] Ein kritisches Objekt für Feuersteinbänderung. 327 Arbeiten her eine Anzahl seiner Original-Niederschlagspräparate zur Verfügung stehen. Das fragliche Objekt (Taf. III Fig. ı u. 2) besteht aus einer ca. 275 g schweren Feuersteinknolle von 91,5 mm Länge, 64,5 mm größter Breite und 40o mm größter Dicke, von einer Gestalt, die ziemlich genau beurteilen läßt, wo und in welcher Ausdehnung sie bei ihrer Reise aus ihrer ursprünglichen Lagerstätte bis auf die Höhe der Helgoländer Düne (Nordseite) Substanzverluste erlitten hat. Sie stellt danach ein inneres, etwas seitlich vom Zentrum gefallenes Hauptbruchstück einer im ganzen schät- zungsweise vielleicht I kg schweren Feuersteinknolle, wahr- scheinlich mit etwas unregelmäßigen seitlichen Abflachungen dar, wie man solche zahlreich in der nächsten Umgebung noch ziemlich unzerstört finden kann. Unser Objekt zeigt nun eine höchst charakteristische Zeich- nung. Im Grunde handelt es sich übrigens, wie wir gleich noch weiter einsehen werden, dabei um viel mehr als um eine bloße Oberflächenzeichnung. Man erkennt nämlich sowohl durch das Gesicht wie durch das Gefühl, daß die helleren Streifen vertieft, die dunkleren erhaben ausgeprägt sind, mit steilerem Abfall gegeneinander dort, wo die Färbung scharfe Grenzen zeigt, mit ganz allmählichem Ineinanderverlaufen der beider- seitigen Oberflächen, wo hellere und dunklere Färbung sich gegeneinander abschattiert zeigen. In den dunkleren Partien tritt die charakteristische dunkelgraue Färbung der meisten vom Sande abgeschliffenen Feuersteinknollen der Helgoländer Düne hervor. Die hellen Partien bestehen, wie schon eine ein- fache Härteprüfung zeigt, keineswegs etwa aus Kreide, sondern stellen erhaltene Streifen derselben typischen weißen Verwitte- rungsrinde dar, wie sie so viele Knollen in allerdings meist äußer- lich mehr oder weniger gleichmäßiger Weise überzieht. Ja, man sieht sogar, daß diese Rinde auch hier eine gewisse Sprödig- keit besitzt und deshalb beim stattgefundenen Abschleifen im Sande an vielen Stellen eng begrenzte Abblätterungserschei- nungen aufweist. Der aus diesem Verhalten zu ziehende nächst- liegende Schluß ist somit der, daß es sich bei unserem Objekt um ein Knollenbruchstück handelt, dessen Masse den bekannten 328 F. A. M. W. Gebhardt, [3] an Feuersteinen zu beobachtenden Verwitterungsprozessen in gesetzmäßiger Verteilung quantitativ verschiedenen Wider- stand entgegengesetzt hat, wodurch diese Verwitterungsprozesse durch ihr verschieden tiefes Eindringen die Zeichnung und das Relief der Oberfläche hervorbringen konnten, — letzteres mit Hilfe der nachherigen Sandabschleifung wegen der geringeren Widerstandsfähigkeit der (vertieft herausgearbeiteten und an den weiß gebliebenen Stellen tiefer eindringenden) verwitterten Rinde. Dieses Verhalten kommt der Streifung der von der Helgo- länder Düne stammenden gebänderten oder gestreiften Feuer- steine ganz allgemein zu. Die weißen Partien können gar keine partiellen Oberflächenbedeckungen mit heterogenem Material sein, weil ja die Spaltstücke gestreifte Feuersteine, soweit es sich um frei gefundene Objekte handelt, erst nach der Auslösung aus der Kreide entstanden und von da an lediglich einem Abschleifprozesse und Verwitterungsvorgängen ausgesetzt waren. Andere gestreifte Exemplare lehren im übrigen durch gelegentliche frische natürlich oder künstlich erzeugte muschelige Ausbrüche, daß für den Bruch ein wesent- licher Unterschied der mechanischen Widerstandsfähigkeit der leichter und der schwerer verwitterbaren Partien kaum vor- handen ist, denn alle Leisten und Vertiefungen dieser Aus- brüche nehmen nicht die geringste Rücksicht in ihrem Ver- lauf auf den äußerlich kenntlichen dieser Schichten. Man sieht dabei auch, daß es sich wirklich nur um einen Wider- standsunterschied gegen die Verwitterung handelt insofern, als bei allen meinen Exemplaren im Inneren nichts von einer der äußeren Streifung entsprechenden Schichtung mit bloßem Auge zu erkennen ist, es sich also nur um chemische oder allenfalls mikroskopisch nachweisbare, jedenfalls für die mechanischen Eigenschaften vor eingetretener Verwitterung ziemlich be- deutungslose Unterschiede handeln kann. Inzwischen bin ich durch die Liebenswürdigkeit des Herren cand. phil. Joh. Weigelt hier in den Beistz einer größeren Anzahl Feuersteinbruchstücke gekommen, die auf ihren frı- schen Bruchflächen ohne jede voraufgegangene chemische Ein- wirkung eine teilweise sehr schöne Bänderung erkennen lassen. Zeitschrift für Naturwissenschaften. Bd. 84. Fat. IEI. Konzentrisch geschichtetes Feuersteinbruchstück von der Helgoländer Düne. [4] = Ein knitisches Objekt für Feuersteinbänderung. 329 Grade an diesen Stücken kann man sehr deutlich erkennen, daß die die Bänderung hervorbringende Einwirkung von außen her stattgefunden haben muß. Denn in allen diesen Fällen nimmt der Abstand und die Breite der darbei immer ver- waschener werdenden Bänder von außen nach innen in gesetz- mäßiger Weise zu. Wir sind beide der Ansicht, daß diese Bände- rung mit feinst verteilten Niederschlägen von kohlensaurem Kalk in der Kieselsäuremasse wenigstens ursprünglich zu- sammenhängt. Meiner Ansicht nach dürfte es sich um ein Wiederniederschlagen von Material handeln, welches bei der Kieselsäuregelbildung seine organische Struktur durch tem- poräre Auflösung einbüßte und dessen kohlensaurer Kalk nach einem gewissen, in den Liesegangschen Versuchen regelmäßig beobachteten Weitertransport an anderer Stelle in gesetz- mäßig konzentrischer Anordnung zur Ablagerung gelangte. Nach Vollendung des Manuskripts erhalte ich von Herrn Liesegang noch folgende Angaben: „Nachträglich fällt mir noch ein Experiment ein, welches Ihre chemische Ansicht stützen könnte: Läßt man Chlor- kalzium in eine etwas sodahaltige Kieselsäuregallerte ein- diffundieren (oder umgekehrt), so lagert sich der kohlensaure Kalk tatsächlich sehr schön gebändert ab.“ — Ferner: (Zeitschrift für Chemie und Industrie der Kolloide. Hersg. MorOstwald, Dresden. Bd. XS. 274. The. Steinkopff): „Beim Eindiffundieren von Kalziumnitrat in eine durch Soda aus Kieselsäuresol gebildete Gallerte entstehen leicht feine Schichtungen von Kalziumkarbonat, die durch niederschlags- freie Zonen von Kieselsäure voneinander getrennt sind . . .“ Indem ich die feinere mineralogische Prüfung, namentlich auch der betreffenden Mikrostrukturen berufeneren mineralo- gischen Händen überlasse, möchte ich noch erwähnen, daß mir außer diesem, wahrscheinlich diluvialen Material aus der hiesigen Umgebung auch noch ganz zuletzt eine ‚„knochen- förmige‘“ mehrfach angeschlagene und oberflächlich stark ver- witterte Feuersteinknolle durch Herrn stud. rer. nat. Bött- cher gleichfalls aus der hiesigen Umgebung zuging, welche genau wie die Helgoländer Feuersteine lediglich durch ober- 330 F. A.M. W. Gebhardt, [5] flächliche Verwitterungsvorgänge eine übrigens sehr schöne konzentrische Struktur erkennen läßt, während der frische Bruch in Färbung und Form durchaus auf ein homogenes Material schließen lassen würde. Daß es sich aber trotzdem um eine die ganze Masse durch- dringende Schichtung handelt, wird durch die auf allen Seiten der Objekte durch die Verwitterung in streng korrespondieren- der Weise entstehende Streiftung unwiderleglich bewiesen. Gleichzeitig liegt darin ein bei einiger Aufmerksamkeit nie trügender Unterschied von solchen Stücken, bei denen äußer- liche und nachträglich verwitterte gestreifte muschelige Aus- sprünge eine innere Schichtung nur vortäuschen. Überdies werden solche durch die gleichmäßig alle Vorsprünge und Ver- tiefungen (mit Ausnahme leicht erkennbarer sekundärer Ab- schleifungsstellen exponierter Stellen) überziehende Verwitte- rungsrinde leicht erkannt. Es bedarf aber bei einiger Übung in der Beurteilung der Natur der hier vorliegenden Streifungen überhaupt kaum besonderer Kriterien für deren Unterscheidung — schon ihre Anordnung ist völlig charakteristisch. Ein so auffälliges Objekt, wie das vorliegende, dessen Ober- flächenzeichnung auf den beiden Breitseiten die Fig. ı u. 2 Taf. III veranschaulichen, fordert nun ohne weiteres dazu auf, sich auch eine möglichst präzise Vorstellung von dem wirklichen inneren Schichtenverlauf zu machen, der in jener auffälligen Oberflächenzeichnung seinen Ausdruck findet. Für denjenigen, welchem die morphologischen Erscheinungen der rhythmischen Niederschläge in Kolloiden einigermaßen geläufig sind, ins- besondere die Wechselwirkungen, welche mehrere Nieder- schlagszentren aufeinander ausüben, scheint das vorliegende Problem zunächst kaum Schwierigkeiten zu bieten. Er wird ohne Zweifel zunächst beim Anblick von Taf. III Fig. ı an die Interferenzwirkung von zwei oder vier Gebieten konzentrischer rhythmischer Niederschläge denken. Ein Vergleich des natür- lichen Objekts würde ihn dann alsbald die erste Annahme, also die zweier Zentra, bevorzugen lassen, weil der Weiterverlauf der Linien auf den Schmalseiten des Objektes der Annahme von vier Zentren widerspricht. Er käme dann, wie das mir [6] Ein kritisches Objekt für Feuersteinbänderung. 331 auch zuerst so gegangen ist, ganz von selbst zur Analogisierung der Oberflächenzeichnung unseres Objektes mit einem Schema, wie etwa Textfig. I, welches nach den an Liesegangschen Nieder- schlagspräparaten gemachten Erfahrungen ganz roh den Kurven- verlauf wiedergibt, der bei gegenseitiger Einwirkung zweier Niederschlagszentra auf- einander die Anordnung der Niederschlagslinien andeutet. Da Liesegang den Beweis erbracht hat, daß sich die Erscheinun- gen an seinen gewisser- maßenzweidimensionalen Niederschlagsplatten zu den analogen Erscheinun- gen in dreidimensionalen - Massen etwa wie deren Durchschnittsbilder verhalten, so können wir auch in Textfig. 2 direkt ein einschlägiges Bild aus dem mir For. augenblicklich noch zur Verfügung stehenden Liesegangschen Plattenmaterial zum Vergleich heranziehen. Manche Einzel- heit der an unserem Objekt zu beobachtenden Erschei- nungen wird, so z. B. das Kurvenverhalten zwischen den beiden supponierten, in derBıe. Tr u. 2 rechts; und links zu denkenden Zentren, auch noch besser durch an- dere Niederschlagsbilder mit zwei Zentren analogisiert, z. B. durch die Fig. 12 meiner Arbeit über das Schmetterlingsflügelpigment (Vers. d. D. Zoolog. Ges. zu Halle a. S., Pfingsten IgI2, Leipzig, in Kommission bei W. Engelmann). Man wird so eine ganze Reihe morphologischer Einzelzüge der Oberfläche in recht befriedigender Weise erklärt finden, um so mehr, als auch die Schichten offenbar in ungefähr den schematisch zu stellenden Anforderungen entsprechender Weise die ganze Dicke des Objektes zu durchdringen scheinen. 332 F. A. M. W. Gebhardt, [7] Es läßt sich aber gar nicht verkennen, daß für denjenigen, der eine Reihe von Achaten und auch von gestreiften Feuer- steinen in Händen gehabt hat, die obige Auffassung von der Struktur des Objektes einige wunde Punkte besitzt. Zunächst sind zwar sowohl aus Achaten wie aus Feuersteinen (vgl. unten) kleine in sich konzentrisch gebaute Sondergebiete sehr wohl bekannt (Punktachate, ferner die unten erwähnten ‚‚einge- sprengten‘‘ kleinen Gebiete dieser Art in Feuersteinen). Eine gelegentliche größere Ausdehnung solcher Sondergebiete kommt auch gelegentlich vor. Aber eine derart typische Interferenz zweier sehr fein- und vielschichtiger Gebiete, deren Größe nach den Krümmungsradien zudem sehr erheblich gewesen sein müßte, würde aus dem Objekt doch ein geradezu unerhörtes Unikum machen, so selten schon an sich noch immer über- haupt eine so klare und reiche Zeichnung bei Feuersteinen ist. Ist man aber einmal in der Annahme obigen Struktur- schemas.unsicher geworden, dann ergeben sich rasch noch andere von dessen idealer Ausgestaltung abweichende Einzelheiten. Da ist zunächst das Verhalten der Kurvendistanzen zwar wie auf den Niederschlagsplatten ein vom Zentrum nach außen gesetzmäßiges Größerwerden der Kurvenabstände, aber sowohl auf den Schmalseiten des Objektes, wie auch in der Mitte zwischen den supponierten Zentren zeigen sich da ganz andere als die zu erwartenden Distanzfortschritte. Endlich zeigen die voneinander am weitesten entfernten Oberflächenpunkte des Objektes die für derartige Feuersteinknollen der eigent- lichen Knollenoberfläche eigentümlichen Skulpturierungen, wäh- rend nach den Krümmungsradien der Schichten hier diese Oberfläche der Gesamtknolle noch lange nicht erreicht sein könnte. Ferner muß es auffallen, daß gerade in der Mitte zwischen den supponierten Zentren die Schichten offenbar sehr schräg zur Oberfläche auslaufen, im Interzentrum dieser sogar offenbar parallel stehen, während sie doch theoretisch senk- recht zu ihr oder doch annähernd so stehen müßten. Ich empfehle nun in allen ähnlichen Fällen, auch in denen falsch angeschliffener Achate, zur Orientierung eine solche Haltung des Objektes zur Blickrichtung, daß die gegenseitigen [8] Ein kritisches Objekt für Feuersteinbänderung. 333 Schichtabstände dadurch möglichst gleichzeitig alle ein Mi- nimum gegenüber anderen Betrachtungsrichtungen werden. Wendet man diese Regel hier an, so ergibt sich eine auffallend einfache Lösung für das Problem der vorliegenden Schichten- struktur: Betrachtet man nämlich das Objekt unter Wahrung dieser Regel von den beiden längsten Kanten aus, so sieht man alsbald, während sich zugleich eine überraschende Ähn- lichkeit mit den typischen Achaten ergibt, daß es sich um eine von den Oberflächen einer nur um weniges größeren Knolle ringsum ganz gleichmäßig ausgegangene, übrigens auffallend deutliche und regelmäßige, für Feuerstein zugleich selten scharf und fein ausgeprägte Schichtung handelt, welche an der am auffallendsten gezeichneten Objektfläche flach angebrochen und ähnlich wie die Holzjahresringe in einem Tangentialbrett aus einem krummen Stamm zu einer charakteristischen, die obige falsche Erklärung provozierenden Maserung geworden ist. Diese neue Auffassung hat sich mir dem Wesen nach inzwischen durch eine ganze Reihe unzweifelhaft so beschaffener, durch Zer- schlagen erschlossener Zeichnungen in diluvialen Feuerstein aus der Umgebung Halles bestätigt, die mir Herr cand. phil. Weigel hier freundlichst zutrug. Quantitativ sind wir allerdings wohl darüber einig, daß ein so schönes und typisches Objekt, wie das vorliegende, immerhin recht selten sein dürfte. Ganz wie bei den Achaten bildete also die Oberfläche der Gelmasse die Ausgangsfläche für die rhythmische Strukturierung. Fig. 5 versucht in ganz roher Weise eine Andeutung zu geben, wie sich die konzentrische, von der Oberfläche ausgehende Schich- tung der ursprünglichen Knolle zu dem von der einen langen Kante her gesehenen, ein Bruchstück darstellenden Objekte verhält. a und b bezeichnen die Stellen, an denen die in starker Verkürzung gesehenen Breitseiten desselben der Schichtung parallel werden und dadurch die Maserungszeichnung erhalten, die in den Photogrammen sichtbar ist. Die Art des Umbiegens der Schichten ist in der angenommenen Stellung übrigens auch unmittelbar am natürlichen Objekt direkt zu sehen. Die hier gegebene morphologische Analyse hat übrigens, abgesehen davon, daß somit das beschriebene Objekt eine 334 E.-A.'M. W: Gebhardt, [9] außerordentlich weitgehende Analogie mit den morphologi- schen Verhältnissen der Achate aufweist, noch weiterhin das Gute, daß es auch nicht nötig ist, im Innern des Kieselsäuregels an zirkumskripter Stelle zwei so intensive Reaktionszentren annehmen zu müssen, noch dazu zwei so gleich intensiv wirk- same, wie sie die vorhandene Schichtung erfordern würde. Dagegen hat die tatsächlich zu machende Annahme einer Reaktion, ausgehend von der äußeren Oberfläche, ringsum mit gleicher Intensität w.rksam, ja sowohl ım künstlichen Ver- such, wie im Verhalten anderer konzentrisch strukturierter Mine- ralien die meisten Chancen. Immerhin muß, wenn es auf | il diese Weise auch außerordentlich } wahrscheinlich ist, daß analoge physikalische Verhältnisse bei der Strukturerzeugung eine Rolle ge- spielt haben, wie bei den Liese- gangschen Niederschlagspräpa- raten und den Achaten, die Frage nach der speziellen che- mischen Natur dieser Vorgänge vor genauerer mikroskopischer und chemischer Untersuchung eines ausgedehnteren Materials, als mir zurzeit zur Verfügung steht, noch offen bleiben. Nur soviel soll vermutungsweise schon heute darüber gesagt sein, daß es die eigentümlichen Wechselbeziehungen zwischen Kalk und Kieselsäure bei der Feuersteinbildung selbst gewesen sein dürften, welche zu konzentrischen Niederschlagsbildungen kohlensauren Kalkes ın der Kieselsäuregallertmasse und dadurch zu der charakteristi- schen Struktur der echten gestreiften Feuersteine geführt haben dürften. Diese Niederschläge müssen, falls sie überhaupt noch selber, und nicht etwa nach ihrer Wiederauflösung nur Zonen abwechselnd größerer und geringerer Porosität der Masse vor- handen sind, außerordentlich fein verteilt sein, quantitativ auch wahrscheinlich sehr gering, da sie anscheinend zwar die Verwitterung und Abschleifung zonenweise beeinflussen, sonst = [4 AEG ve 14) ni 1 15 | MM Ai [10] Ein kritisches Objekt für Feuersteinbänderung. 335 aber in keiner Weise in der groben mechanischen Widerstands- fähigkeit Veränderungen hervorbringen (vgl. das Verhalten muschliger Ausbrüche, die nicht die geringste Rücksicht auf die Streifenstruktur nehmen; s. oben). Es dürfte zur Entstehung der rhythmischen Niederschläge auch eine gewisse Homogenität der Gallertmasse erforderlich gewesen sein. Das scheint gegen die Entstehung dieser speziellen Feuersteine aus organisiertem Material zu sprechen — jedoch ist das nicht nötig. Denn erstens ließe sich durch einen ev. wiederholten Auflösungs- prozeß derartige Homogenität entstanden denken, bevor die Niederschlagsbildung statthat, zweitens aber haben wir, wie ich noch an anderem Orte ausführlich zeigen werde und wie bereits Liesegang ausgesprochen hat, unter Umständen eine auffällige Rücksichtslosigkeit im Verlauf der rhythmischen Niederschläge gegenüber chemisch indifferenten Strukturierun- gen des Gels zu verzeichnen. Es befinden sich sogar mehrere Objekte von gestreiften Feuersteinen in meinem Besitz, ın denen sehr bestimmt geformte Bezirke beim Abschleifungs- prozeß in der Brandung sich als prägnantes Relief heraus- gearbeitet haben, ohne daß die geringste Abweichung der Streifen im Gebiet dieser doch immerhin wenigstens mechanisch differenten Partien stattgefunden hat. (Fig. 4b.) Es erhebt sich nun ganz von selbst die Frage, ob sich außer dem Rhythmus auch noch andere charakteristische morpholo- gische Erscheinungen der Liesegangschen Niederschläge an den Feuersteinen nachweisen lassen. Das scheint mir nun in der Tat, und zwar mit einer ganzen Reihe solcher Erscheinungen der Fall zu sein. Da wir einmal von den rhythmischen Er- scheinungen ausgegangen sind, so sei zunächst erwähnt, daß in der Deutlichkeit der rhythmischen Erscheinungen alle Ab- stufungen zur Beobachtung gelangen. In dieser Beziehung sind namentlich kleinere rundliche, den Knollen gewissermaßen implantierte Bezirke von undeutlichem verwaschenem oder doch nur wenige, weich begrenzte und in der Breite wech- selnde Zonen aufweisendem konzentrischem Bau zu erwähnen, die man in sehr ähnlicher Weise im sog. Punktachat und im Malachit beobachten kann. (Auf die Untersuchung des Mala- 336 F. A. M. W. Gebhardt, [2] chits möchte ich von dem hier entwickelten Gesichtspunkt aus überhaupt als auf ein dankbares Objekt hinweisen.) Genau wie inden Liesegangschen Niederschlagspräparaten sich kleine Gebiete gegen eine Umgebung ähnlichen chemischen Verhaltens durch einen hellen, niederschlagsfreien Hof absetzen, so sieht man auch in den Feuersteinknollen diese ‚implantierten‘‘ Ge- biete durch eine der Verwitterung offenbar andere Verhältnisse bietende weiße oder fast weiße Zone von der Hauptknolle ab- gesetzt. Und genau wie die lokale fleckweise Färbung mit einem in die Reaktion nicht eingreifenden Farbstoff von jener bezüglich des morphologischen Effektes gewissermaßen ignoriert wird, so sehen wir unregelmäßige fleckweise Färbungen (z. B. Rotfärbungen), die sogar von günstigem Einfluß auf die mecha- nische Widerstandsfähigkeit des gefärbten Gebietes sein können, auch im natürlichen Objekt ohne jede Grenzzone reaktionslos im Innern mancher Knollen auftreten. Auch die durch solche Grenzzonen von der Hauptmasse getrennten ‚implantierten“ Knöllchen zeigen übrigens häufig neben differenter Färbung etwas größere, die Trennungsschicht fast immer geringere mechanische und auch Verwitterungswiderstandsfähigkeit als die Hauptmasse. Daß in jedem Falle ihre Unterscheidung von Versteinerungen und von durch Kreidezone abgetrennten Separatknollen notwendig wird, ist selbstverständlich. Außer den eben beschriebenen in sich konzentrisch gebauten und im ganzen eingeschlossenen Gebieten kommen aber merk- würdigerweise noch eingesprengte Felder vor, die nach dem Verlauf ihrer Bänderung, die an ihrer Grenze scharf abge- schnitten aufhört, nur als Teile von größeren, konzentrisch gebänderten Massen aufgefaßt werden können. Diese Gebiete, besonders schön enthalten in den mir aus der Umgebung von Halle von Herrn cand. phil. Weigel freundlichst besorgten diluvialen Feuersteinen, zeigen sich nicht durch eine besondere Trennungszone gegen die Umgebung abgesetzt, sondern schließen sich ihr lediglich mit scharfer Grenze unmittelbar an, als wenn sie künstlich mit großer Sorgfalt ohne jedes Bindemittel ihr eingesprengt wären. Es bleibt kaum etwas anderes übrig, als anzunehmen, daß sie als Teile von größeren Ganzen in die noch [12] Ein kritisches Objekt für Feuersteinbänderung. 337 in der Entstehung begriffene Hauptmasse miteingeschlossen worden sind. Dabei lassen ihre Konturen, die bei einigen Stücken, welche von ihnen ganz durchdrungen werden, offenbar zu Kör- pern mit ziemlich regelmäßiger und glatter Oberfläche gehören, fast vermuten, daß diese Einschlüsse bereits Rollsteine dar- stellten, als es zu ihrem Einschluß in noch weiche Kieselsäure- gelmassen kam. Jedenfalls scheinen mir gerade diese Ein- schlüsse ganz eigentümliche Streiflichter auf die Entstehung des Feuersteins zu werfen. Eine der interessantesten von Liesegang beobachteten Er- scheinungen ist die Fortsetzung des Rhythmus über die Grenzen der eigentlichen Niederschlagsgebiete hinaus in das umgebende Gel, wohl ein Effekt rhythmischer fortgeleiteter Schwankungen im Flüssigkeitsgehalt desselben (durch rhythmischen Verbrauch im Niederschlagsgebiet o. dgl.). Auch diese Erscheinung scheint mir völlig analog an manchen gestreiften Feuersteinen aufzu- treten. Fig. 4a u. 4b geben ein Beispiel davon nach einem mir vorliegenden gleichfalls dieses Jahr in Helgoland eingetragenen Objekt. Die eigentliche Grenze der rhythmischen Struktur ist hier durch ein sehr scharfes körperliches Vorspringen des letzten, äußersten Streifens deutlich markiert. Nach außen von diesem erkennt man aber, genau wie an entsprechenden Liesegangschen Präparaten, auch hier noch einige weitere konzentrische, aber doch in ihrem Verlauf offenbar viel freiere verwaschene Schlieren. In diesem Gebiet ist zwar Verfärbung (durch partielle Verwitterung in Form der Schlieren) aber kaum ein deutlich wahrnehmbares Streifenrelief, wie etwa im Haupt- gebiet, vorhanden (die mechanische und Verwitterungswider- standsfähigkeit durch die Verfärbung also kaum beeinflußt). Zeitschr. f. Naturwiss.. Hallea.S. Bd. 84. 1912/13. 22 338 F. A. M. W. Gebhardt, Ein kritisches Objekt usw. [13] Man wird also wohl kaum irren, wenn man dem verschiedenen Verhalten der beiden Gebiete analoge Verhältnisse zugrunde legt, wie sie im künstlichen Niederschlagsobjekt vorhanden sind, d. h. wirkliche rhythmische Niederschlagsvorgänge nur im Gebiet der eigentlichen als Relief ausgearbeiteten Streifung, im Gebiet der Schlieren aber etwa auch hier rhythmische Zonen verschiedenen Wassergehaltes im ursprünglichen Kieselsäuregel annimmt. In ähnlicher Weise lassen sich noch mehrere Kriterien für die Analogieverwandtschaft der Feuersteinerscheinungen mit den Verhältnissen der Niederschlagserscheinungen in Kolloiden erheben, ich habe dabei z. B. die eigentümlichen Oberflächen- zeichnungen der noch nicht stark abgeschliffenen Knollen, ein- seitige Streifenverschiebungen durch Risse, die einen weich- elastischen Zustand für das Zustandekommen der dazu nötigen Verbiegung voraussetzen, u. a. m. im Auge. Für den Zweck der vorliegenden Zeilen dürfte aber die Verfolgung dieser Er- scheinungen, die auch wohl besser berufeneren Fachleuten überlassen bleibt, viel zu weit führen. Ich begnüge mich hier mit dem, wie ich hoffe, zu sehr großer Wahrscheinlichkeit ge- brachten Nachweis der Analogie der Feuersteinstreifung mit den Liesegangschen Niederschlägen, den das hier beschriebene Hauptobjekt ja eigentlich ganz von selbst führt. Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide und ihrer Geschichte. 1. Von Prof. Dr. August Sehulz. I. Die Abstammung des Roggens. Es wird jetzt ziemlich allgemein angenommen,!) daß der Roggen, Secale cereale L., nicht spontan entstanden, sondern in der Kultur aus Secale montanum Gussone (im weiteren Sinne) hervorgegangen ist. Dieses Secale wird neuerdings ge- wöhnlich in vier Formen gegliedert, die als Arten oder Unter- arten oder Abarten oder Varietäten betrachtet werden. Diese vier Formen sind: Das eigentliche Secale montanum {Gussone, Index sem. horti r. Boccadif., 1825),?2) S. dalmaticum (Visiani, Flora dalmatica I, 1842), 8. anatolicum (Boissier, Diagnoses plant. orient. nov. Ser. I, 5, 1844) und 8. crliatoglume (Boissier, Flora orientalis 5, 1884). Ascherson und Graebner,?) die Secale dalmaticum, S. anatolicum und 8. cevlvatoglume als Abarten von 8. montanum (im weiteren Sinne) betrachten, ?) unterscheiden sie von diesem in folgender Weise: 1) Vgl. hierzu Schulz, Die Geschichte des Roggens, 39. Jahres- bericht des Westfälischen Provinzial-Vereins für Wissenschaft und Kunst FurrorO/TT (IgLE) S. 353 103. 2) Im folgenden ist mit S. montanum Guss. ohne Zusatz stets das eigentliche S. montanum gemeint. 3) Synopsis der mitteleuropäischen Flora Bd. 2, Abt. ı (1898 bis 1902) S. 715— 717. 4) Es kommen nach ihrer Angabe vor: S. möntanum (ohne seine Abarten) in Südspanien, Süditalien, auf Sizilien, auf der Balkanhalbinsel, in Vorderasien bis zum Kaukasus und zum westlichen Persien, sowie in Nordafrika, S. dalmaticum in Dalmatien und der Herzegowina, S. anatolicum und S. ciliatoglume im Orient. Zu rn TR ae 340 Dr. August Schulz, [2] S. montanum | ee S. dalmati- | S. anatolı- S. ciliato- ohne seine Ab- cum cum glume arten Ganze graugrün |deutlichbläu-| graugrün graugrün Pilanze lich bereift IHalm meist etwas | meist etwas zierlicher ? zierlich kräftig ? auch ober- oberwärts ? wärts kahl | weichhaarig Hüllspelzen | kahl, auf dem| wie S. mont. | wie S. mont. | bewimpeit Kiele rauh ? ganz erheb- ? ? lich mehr als halb so lang als die Deck- spelzen Deckspelzen || an der Spitze | mit Grannen, | länger be- ? mit einer bis | die höchstens grannt über 1,5 cm| die Länge langen derselben er- Granne reichen Von Secale dalmaticum habe ich nur — zahlreiche — Exem- plare von dem lange bekannten Fundorte am Castellberge von Cattaro, sowie aus von diesem Fundorte stammenden Früchten gezogene Exemplare gesehen. Bei allen diesen tritt der bläu- liche Reif an den Blättern, vorzüglich an ihrer Unterseite, und an den Halmen sehr auffällig hervor. Deutliche Spuren von Reif habe ich aber auch an kleinasiatischen Exemplaren von S. montanum (im weiteren Sinne) beobachtet, z. B. an solchen vom trojanischen Ida mit oben ziemlich locker be- haarten Halmen,!) die von Boissier?) zu seinem 8. anatolicum gerechnet werden. An den Exemplaren von Cattaro und den aus von dort 11, Sıntenis‘, Iterttojanum7833 a Nrs5 13: :2) Flora orientalis, Bd. 5 (1884) S. 763. [3] Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide. 1. 341 stammenden Früchten gezogenen Exemplaren, die ich gesehen habe, ist der Halm oberwärts unbehaart. Dasselbe ist der Fall bei allen übrigen von mir untersuchten europäischen Exemplaren!) von S. montanum (im weiteren Sinne). In Asıen überwiegen dagegen die Exemplare mit oberwärts behaartem Halme bedeutend. Schon an der Westküste Klein- asiens — in der Iroas und in Lydien — scheint dies der Fall zu sein. Doch kommen hier auch, z. B. im Sipuli-Dagh (Sipylus) und im Boz-Dagh (Tmolus) in Lydien, neben Individuen mit oberwärts behaarten Halmen Individuen vor, deren Halme un- behaart sind... Von Boissier?) werden auch die Individuen aus Lydien mit unbehaarten Halmen zu 8. anatolicum gerechnet, wenigstens haben die von mir gesehenen Exemplare von Ba- lansa, Plantes d’Orient 1854, Nr. I38 (vom Boz-Dagh), die Boissier für S. anatolicum erklärt, sämtlich unbehaarte Halme. Dagegen hat das von Boissier im Boz-Dagh gesammelte und als S. anatolicum bezeichnete Exemplar im Herbarium Haußknecht zu Weimar oberwärts behaarte Halme. Individuen mit unbehaarten Halmen finden sich auch weiter im Osten und Südosten: in Armenien, Syrien, Persien und Turkestan. Doch kommen wohl überall daneben auch Individuen vor, deren sämtliche Halme behaart sind, und solche, deren Halme zum Teil behaart, zum Teil unbehaart sind.°) Die Behaarung der oberen Halmpartie ist recht verschieden. Vielfach stehen an dieser, meist unmittelbar unter dem Ansatz der Ähre, nur wenige Haare, vielfach ist der Halm bis weit hinab dicht wollig behaart. Zwischen diesen beiden Extremen sind alle Übergänge vorhanden. Im allgemeinen scheint die Dichte der Behaarung nach Osten hin zuzunehmen. Ascherson und Graebner behaupten, daß bei 8. mon- 1) Aus Serbien und Bulgarien habe ich leider keine Exemplare gesehen. DEN 2 206.0:9...670. 3) Solche sind z. B. von Bourgeau bei Baibout in Armenien ge- sammelt und in Plant. armeniacae 1862, Nr. 256 als Secale montanum Guss. ?.var. breviaristatum (Boiss.) ausgegeben worden. In seiner Flora orientalis erwähnt Boissier diese Varietät nicht wieder; er rechnet hier die von Bourgeau gesammelten Exemplare zu S. monlanum Guss. 342. - © Dr. August Schulz, en. - [4] tanum (mit Ausschluß der von ihnen unterschiedenen Abarten S. dalmaticum und 8. anatolicum) die Hüllspelzen kahl und auf dem Kiele rauh seien. Dies ist nicht der Fall, die Hüllspelzen sind vielmehr vielfach recht dicht mit kurzen Haaren besetzt. S. ciliatoglume soll nach Boissiert) eine ‚„gluma carina ciliata“ haben. Es kommen in Europa und Asien zahlreiche Individuen vor, bei denen der Kiel der Hüllspelzen nicht wie Ascherson und Graebner angeben ‚‚rauh‘‘ ıst, sondern mit gutem Auge ohne Vergrößerung sehr deutlich sichtbare Haare trägt. Hüll- spelzen, deren Kiel man als ‚bewimpert‘‘ bezeichnen könnte, habe ich nicht gesehen. Das Herbarıum von Haußknecht, der 8. cilvatoglume am Berge Zagros in Kurdistan entdeckt hat,?) enthält kein Exemplar von 8. ciliatoglume. Nach Ascherson und Graebner sollen bei Secale dal- maticum die Grannen der Deckspelzen höchstens deren Länge erreichen. Ich habe aber eine Anzahl Exemplare von Cattaro gesehen, bei denen die Grannen erheblich länger, vereinzelt fast doppelt so lang als die Deckspelzen sind. Auch Visianı sagt?) von seinem Secale dalmaticum: ‚„Glumellae ... .. valva exteriore arista ipsi aequali vel longiore munita.‘‘ Die Grannen der Deckspelzen der übrigen von mir gesehenen europäischen Exemplare von Secale montanum (im weiteren Sinne) erreichten nicht dıe Länge der längeren Grannen von S. dalmaticum; zum Teil waren sie bedeutend kürzer als diese. Die Hüllspelzen der von mir untersuchten Exemplare von Cattaro waren so wie es Ascherson und Graebner angeben, ‚ganz erheblich mehr als halbsolang als die Deckspelzen‘; vereinzelt reichte ihre kurze Grannenspitze bis zur Basis der Deckspelzengranne. So kurz wie Visiani sie abbildet?) habe ich sie nicht gesehen. - In Asien sind die Grannen der Deckspelzen von 8. montanum (im weiteren Sinne) im allgemeinen länger als in Europa; doch kommen stellenweise recht kurze Grannen vor, so z. B. am )Ar:2:0.254670} uBieissierdaga 207 Sy 77 3) Memorie del reale instituto Veneto, Bd. 16 (1871), S. 56. 4) A. a. ©. Taf. ı, Fig. 2. Die Abbildung von S. dalmatıcum ist auch im übrigen recht ungenau. .. De 1 [5] Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide. I. 343 bithynischen Olymp, in Cappadocien, Armenien!) und Syrien. Die Halme. dieser Individuen sind oberwärts meist — zum Teil stark — behaart. Von den von mir untersuchten vorder- asiatischen Exemplaren hatten die vom Boz-Dagh (Tmolus) in Lydien die längsten — bis 45 mm langen — Deckspelzen- grannen. Eins von diesen Exemplaren ist von Boissier,?) die übrigen sind von Balansa°) gesammelt. Sie werden von Boissier für 8. anatolicum erklärt. Dieses soll sich nach ihm) von „sS. montanum Guss.‘ durch ‚glumella longius ciliata in aristam ea duplo longiorem abiens‘“ unterscheiden. Außer den Exemplaren vom Boz-Dagh bezeichnet er in seiner Flora orien- talis nur die von Sintenis im trojanischen Ida gesammelten Exemplare als S. anatolicum Boiss., alle übrigen ihm bekannten Exemplare Vorderasiens, die meist oben behaarte Halme haben,°) gehören nach ihm zu ‚sS. montanum Guss.“ Da nun die von Sıntenis gesammelten Exemplare nicht sehr lange Deckspelzengrannen haben — diese sind meist nicht doppelt so lang als die Deckspelzen, und kürzer als z. B. die der Individuen mancher Fundorte Kurdistans, die von Boissier zu ‚Ss. montanum Guss.‘“ gerechnet werden®) —, und da auch manche von Boissier zu „Ss. montanum‘“ gezogene Exemplare länger bewimperte Deckspelzen haben als die Exemplare vom Ida, so läßt sich nicht erkennen, welche Eigenschaften Boissier damals — 1884 — als charakteristisch für sein S. anatolicum angesehen hat. Ursprünglich, bei der Aufstellung von S. anatolicum als Art im Jahre 1844, sah er außer den langen Deckspelzengrannen auch den oberwärts behaarten Halm als für dieses charak- teristisch an. E. Regel erklärt’) die flaumige Behaarung der DaVeB:S- 37T’ Anm. 3. SMVELNS. 341. >) >Diantes d’Orient T85g, Nr. 138: ) Flora orientalis Bd. 5 (1884) S. 670. 5) Betreffs der Behaarung der Halme der Exemplare vom Boz-Dagh und Ida vgl. S. 341. 6) Vgl. weiter unten. ”) Bulletin de la societe imp£riale des naturalistes de Moscou Bd. 4: Teil 2 Nr. 4, 1868 (1869) S. 286, und Descriptiones Bea novarum et minus cognitarum Fasc. 8 (1831) S. 39. 4 ee 7 Tue N n-— 344 Dr. August Schulz, [6] Halmspitze — ‚caule apice pubescente‘‘ — für das Haupt- kennzeichen von 8. anatolicum Boiss. Er unterscheidet dieses, das er S. cereale ß anatolıcum nennt, hierdurch von dem von ihm 8. cereale « typicum genannten — turkestanischen — Roggen, dem er einen an der Spitze unbehaarten Halm — „caule ad apicem glaberrimo‘“ — zuschreibt. Nächst den vom Boz-Dagh haben von den von mir gesehenen vorder- asiatischen Exemplaren von sSecale montanum (im weiteren Sinne) die Exemplare die längsten Deckspelzengrannen, die Haußknecht 1867 am Pir Omar Gudrun im türkischen Kur- distan gesammelt hat. Ihre Deckspelzengrannen sind bis 35 mm lang. Der Halm dieser Exemplare ist oberwärts dicht behaart. Obwohl nicht nur die Grannen, sondern auch die Wimpern ihrer Deckspelzen erheblich länger als die der Exemplare der Troas sind, werden sie, wie schon angedeutet wurde, von Boissier!) für ‚„S. montanum Guss.‘ erklärt. Zwischen den Exemplaren vom Boz-Dagh und Pir Omar Gudrun einerseits, den vom bithynischen Olymp und von Baibout in Armenien anderer- seits sind alle Abstufungenin der Deckspelzenlänge vorhanden. Im westlichen Zentralasien scheinen vorzüglich langbegrannte Individuen mit oben dicht behaarten Halmen vorzukommen.?) Es läßt sich Secale montanum (im weiteren Sinne) somit, wenn auch nicht sehr scharf, in drei Unterarten gliedern. Wahrscheinlich?) haben alle Individuen Europas und Nord- afrıkas unbehaarte Halme. -Die Individuen Dalmatiens®) und wohl auch die der Herzegovina haben durchschnittlich längere Deckspelzengrannen als die Individuen der übrigen europäl- IA. a: 2) Auch bei der anderen — einjährigen — Art von Secale, S. sıl- vesive Host (= S. fragile M. B.), scheint die Länge der Deckspelzen- grannen nach Osten hin zuzunehmen. 3) Serbische und bulgarische Exemplare habe ich leider nicht ge- sehen. Sie werden von Ascherson und Kanitz (Catalogus cormophy- torum et anthophytorum Serbiae, Bosniae, Hercegovinae, Montis Scodri, Albaniae hucusque cognitorum, 1877, S. ı2), Velenovsky (Flora bulgarica, 1891, S. 627) und Adamovic (Die Vegetationsverhältnisse der Balkanländer, 1909) für ,„S. montanum Guss.‘ erklärt. SuNgl 2342, —— — I Ben a GE [7] Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide. I. 345 schen und die der nordafrikanischen Wohnstätten, sowie einen bläulichen Reif, der diesen fehlt. Sıe bilden das Secale dalmaticum Visianı, während die übrigen europäischen und die nordafrika- nischen Individuen das eigentliche S. montanum Guss. bilden.!) Die Individuen Vorderasiens und des westlichen Zentral- asiens haben meist oberwärts behaarte Halme. Wahrschein- lich treten in diesen Gegenden überall, wo Individuen mit ' oberwärts unbehaarten Halmen vorkommen, in deren Gesell- schaft auch Individuen mit behaarten Halmen auf. Die Deck- spelzengrannen sind in Asien strichweise, vorzüglich im Osten, erheblich länger als die der europäischen und nordafrikanischen Individuen, doch treten in anderen Strichen, wahrscheinlich ausschließlich, Individuen auf, deren Deckspelzengrannen nicht länger als die dieser, ja vielfach erheblich kürzer als die von 8. dalmaticum sind. Stellenweise haben die Individuen einen schwachen bläulichen Reif. Die asiatischen Individuen bilden eine dritte Unterart, die man als Secale anatolicum Boissier (erweitert) bezeichnen kann. Diese Unterart, die aus Klein- asien, Syrien, Armenien, Kurdistan, Persien, Afghanistan, der Turkmenensteppe, Turkestan, der Dsungarei und der Kirgisen- steppe bekannt ist, zerfällt wahrscheinlich in eine Anzahl Formen mit größerem oder kleinerem Areal, die sich vonein- ander in der Länge der Deckspelzengrannen und der Behaarung: des Halmes unterscheiden. S. ciliatoglume Boissier ist wohl auch nur eine Form dieser Unterart. Der Roggen, Secale cereale L., stammt wahrscheinlich nur von 8. anatolicum Boiss. (erweitert) ab, und zwar von östlichen, durch lange Deckspelzengrannen und dichte Behaarung der oberen Partie des Halmes ausgezeichneten Formen dieser Unterart.) Er unterscheidet sich von S. anatolicum im wesent- lichen nur dadurch, daß die Glieder seiner Ährenachse bei der Reife sich nicht von selbst oder bei unbedeutendem Schlag oder 1) Dieses wächst in der Sierra Nevada in Südspanien, auf Sizilien, im südlichen Teile der Apenninhalbinsel, auf der Balkanhalbinsel sowie in Nordafrika, überall in höherer Lage. 2) E. Regel war der erste, der S. anatolicum Boiss. (erw.) bestimmt für die Stammart des Roggens erklärt hat. KT EEE DEN Wa Gab in nn 346 Dr. August Schulz, [8] Druck auf die Ähre voneinander lösen, sondern fest miteinander verbunden bleiben,t) sowie durch größere Früchte, die im reifen Zustande nur locker von der Deckspelze und der Vorspelze umgeben sind, während die reifen Früchte von 8. anatolicum von den Spelzen, die im allgemeinen derber als die von 8. cereale sind, fest eingeschlossen werden.?) In den meisten Gegenden pilegen die Individuen des Roggens nach der Fruchtreife ab- zusterben, während 8. anatolicum — und 8. montanum (im weiteren Sinne) überhaupt — ausdauernd ist.?) Doch schlagen wohl überall, auch in Deutschland, in günstigen Jahren die Stoppeln einzelner Individuen, wenn sie lange genug im Boden bleiben, wieder aus. In manchen Gegenden Rußlands ist dies sogar die Regel.*) Es bestehen also hinsichtlich der Lebensdauer keine scharfen Gegensätze zwischen dem Roggen und $. ana- tolicum. Bei den meisten Roggenindividuen ist der Halm- oberwärts, vielfach nur unmittelbar unter der Ansatzstelle der Ähre, mehr oder weniger behaart. Doch kommen wohl — in Deutschland — auf jedem Roggenfelde auch Individuen mit ganz unbehaarten Halmen vor. Wahrscheinlich gibt es sogar Roggensorten, bei denen fast alle Individuen unbehaarte Halme haben.?) Wie sich 8. anatolicum Boiss. (erweitert) in dieser Hinsicht verhält, habe ich vorhin dargelegt. 1) Die Behaarung der Kanten der Ährenachse ist beim Roggen meist ebenso dicht und lang oder sogar noch dichter und länger als bei S. anatolicum Boiss. (im weit. Sinne). ®?) Nach Willkomm und Lange, Prodromus florae hispanicae Bd. ı (1861) S. 105, soll die Deckspelze bei S. cereale ‚ad marginem externam et carinam ciliata‘‘, bei S. montanum Guss. (im eng. Sinne) „non nisi ad carinam ciliata‘‘ sein. Dies ist nicht der Fall. Auch bei S. montanum (im weit. Sinne) ist die Deckspelze meist am äußeren Rande bewimpert, vorzüglich bei S. anatolicum Boiss. (erw.), doch auch bei dem eigentlichen S. montanum. ®) Grisebach erklärt freilich in Ledebours Flora rossica Bd. 4 (1853) S. 335, S. anatolicum Boiss. für zweijährig, und Visiani be- hauptet (a. a. ©. S. 55), daß S. dalmaticum eine ‚„radix annua‘' habe. In der Kultur sind beide Unterarten ausdauernd. 2). Vgl. hierzu Schulz, a. 28/8358 5) Nach E. Regel soll der turkestanische Roggen einen ganz haar- losen Halım haben; vgl. oben S. 343. [9] Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide. I. 347 Man muß somit den Roggen, Secale cereale L., als eine Kulturformengruppe von 8. anatolicum Boiss. (erweitert) be- zeichnen. Ascherson und Graebner bilden aus Secale montanum Guss. (im weiteren Sinne) und 8. cereale L., die sie als Rassen bezeichnen, eine Gesamtart, die sie Triticum —- sie ver- einigen Secale mit Tritieum — cereale nennen. Meines Erachtens ist es aber unzulässig, die Gesamtart — wenn man den aus 8. montanum (im. weiteren Sinne) und 8. cereale gebildeten Formenkreis so bezeichnen will — nach dem Namen der Kultur- formengruppe einer Ihrer Unterarten zu benennen, wenn dieser Name auch älter als der Name dieser Unterart und der anderen Unterarten ist. Allerdings scheinen Ascherson und Graebner es nicht für ausgeschlossen zu halten,!) daß der Roggen spontan entstanden und in Turkestan und Afghanistan indigen ist.?) DEN 0, 5.788. 2) Betreffs E. Regels Vereinigung des mit S. anatolıcum Boiss. unter dem Namen S. cereale vgl. das oben Gesagte. Sitzungsberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins für Sachsen und Thüringen. 11..ordentliche Sitzung am & Juni segr2 Herr Professor Dr. Walther sprach über das unter- irdische Wasser in der Wüste. Redner schilderte zunächst das hydrographische System eines regenreichen Landes, um die Bewässerung der Wüste als Gegenbeispiel recht klarzustellen. In wasserreichen Land- strichen vollzieht sich der Kreislauf des Wassers in folgender Weise: Regen fällt, fließt ab, führt durch Erosion mancherlei Veränderungen der Erdoberfläche herbei, verdunstet, wird zum Teil von der Pflanzenwelt aufgenommen, ein anderer Teil end- lich versickert, wiıkt auf die Mineralbestandteile lösend ein und sorgt für die Durchlüftung des Bodens. Als Überschuß des unterirdischen Wassers tritt das Quellwasser mit Überdruck zutage. Was man gemeinhin als Grundwasser bezeichnet, ist die Oberschicht einer innerhalb der Erdrinde verteilten Wasser- masse, die man Lithose nennen könnte. Die Herkunft dieses unterirdischen Wassers von oben oder von unten ist unbestimmt, indes lassen sich seine Bewegungsvorgänge gut überschauen. Versickerndes Regenwasser gleitet als Gehängestrom tal- abwärts und als Auenstrom neben dem Flusse weiter. In lockerem Boden bilden sich Grundwasserseen. Das Grund- wasser ergänzt sich, bewegt sich also, wie in der vorjährigen Trockenperiode auch bei uns beobachtet werden konnte. — In den Wüstengürteln fällt die Vadose, der eigentliche Regen, fast weg. Der Grundwasserspiegel liegt tief. Die Regenfälle [2] Sitzungsberichte. 349 der Nachbargebiete bilden Flüsse, aber sie verdampfen und versickern, und erreichen daher das Meer nicht. Die starke Sonnenglut trocknet den Boden und wirkt auf die Lithose. Das Grundwasser wird von oben her abgesaugt, es trägt allerlei mineralische Bestandteile nach oben: Salz blüht aus, eigenartige Kristallgruppen von Gips oder Baryt, mit Sand durchsetzt, entstehen. Der Boden wird aufgelockert; hart- rindige, innen dagegen sehr mürbe Kalkblöcke entstehen; die Oberfläche seltsamer Rillensteine wurde durch aufsteigende Salzlösungen angeätzt; andere Steine tragen wieder in ihrer dunkeln Rinde die Spuren des eigenartigen Wüstenklimas. Wenn an einem altägyptischen Bauwerk ein Steinblock be- trächtlich herausgetrieben ist, scheint auch dies mit unter- irdischen Wasserbewegungen zusammenzuhängen. So werden der Boden und die Felsen ın einem regenarmen Wüstenland be- ständig von unten nach oben von chemisch differenten Lösungen durchzogen, und hierbei alle Gesteine verändert. Sodann hielt Herr Pritzsche einen Demonstrationsvortrag über elektrische Ströme von hoher Spannung und Wechselzahl sowie elektrische Resonanz. Zu den Vor- führungen, die sämtlich gut gelangen, benutzte der Vortragende selbstgebaute Apparate, wie einen Teslatransformator mit ver- stellbarer Selbstinduktion, ferner eine Seibtsche Röhre zur Demonstration der Resonanz durch Strahlungserscheinungen stehender Wellen. Auch die elektrischen Schwingungen in luftverdünnten Röhren traten im verdunkelten Saale schön in Erscheinung. 72 08denmtliche Sit zume am 2; jun 7972 Herr Professor Dr. von Nathusius sprach über die Kara- kulfrage. Die interessanten Ausführungen gewannen allge- meinstes Interesse durch die Vorlegung einer ganzen Reihe ausgesucht schöner Lammifellchen, die zum Teil unter dem Namen Persianer im Pelzhandel eine wichtige Rolle spielen. Es handelt sich beim Karakul um eine fettschwänzige Schaf- rasse aus Buchara. An den Lammfellen sind die Schwärze, die 350 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [3] durch Färbung noch intensiver gemacht wird, und die natür- liche, eigenartige Lockung charakteristische Eigenschaften. Die Lämmer werden nach höchstens I4 Tagen geschlachtet, sonst löst sich das schöne Gelock des Pelzes auf. Das Karakul ist auch bereits in Deutschland gezüchtet worden, und im Land- wirtschaftlichen Institut unserer Universität sind bereits unter Julius Kühn Züchtungs- und Kreuzungsversuche angestellt worden, die jetzt noch fortgesetzt werden. Ist doch die ganze Karakulfrage von eminent praktischer Bedeutung, insonderheit für unsere Kolonie Südwest-Afrika. Man nahm früher an, daß die Kräuselung der Haare von Ernährung und Klima beein- flußt werde. Indes neigt man jetzt mehr zu der Ansicht, daß man es mit individuellen Erscheinungen, mit einer Art von Mutation zu tun hat, und so ist begründete Aussicht vorhanden, daß sich die wertvolle Schafrasse auch außerhalb ihres Heimat- landes gut züchten läßt. Allerdings wird die Produktion nicht billig werden, da das Karakul jährlich nur ein Lamm bringt. Die Kreuzungsversuche mit dem sonst minderwertigen weißen Schafrasse von Südwest geben schon erfreuliche, zu Hoffnungen berechtigende Ergebnisse, wie vorgelegte Halbblutfelle be- wiesen. Die Nebennutzung des Karakuls ist leider noch wenig erforscht. Bisweilen wird auch das Fell ungeborener Lämmer — aber durchaus nicht bei jedem Persianerpelz, wie vielfach die Meinung ist — verwendet; es geht unter dem Namen Breit- schwanz im Fellhandel. Für den Persianer bietet das Fell süd- amerikanischer Schafe, naturfarben weiß, oder auch schwarz gefärbt und geschoren, einen bescheidenen Ersatz. Auch Astrachan- oder Treibelfelle wurden gezeigt, die einer anderen Schafrasse entstammen. Weiter legte Herr Dr. Henseler ein vielzehiges Fohlen (hannöversches Halbblut) vor. Der Zwillingsbruder des Tieres hatte normale Vorder- und Hinterfüße, dieses dagegen nur normale Hinterextremitäten. Beide Vorderbeine waren ver- kürzt und wiesen Vielzehigkeit auf. Dabei waren keine Hufe, sondern klauen- oder krallenartige Gebilde vorhan- den. Die Hyraciden oder Klippdachse, die vielfach zu den [4] Sitzungsberichte. 351 Huftieren gerechnet werden — die Stellung der Tiere im System ist noch zweifelhaft —, sind vorn vier- und hinten dreizehig. Hinten sind die inneren Zehen von einem krallenartigen Nagel umhüllt, während alle anderen Zehen hufartige Nägel tragen. Bei den vorgewiesenen Fohlenfüßen war auch etwas Krallen- artiges zum Vorschein gekommen. — Weiter legte Herr Dr. Henseler sein soeben erschienenes Buch ‚‚Untersuchungen über die Stammesgeschichte der Lauf- und Schrittpferde und deren Knochenfestigkeit‘ vor, sowie eine gut gelungene Lebend- aufnahme eines Makropoden in Naturfarben. = ordentliche Sıtzung am 20. Juni IQI2. Herr Professor Dr. Gebhardt sprach über pathologische Erscheinungen an Elefantenzähnen unter Vorlegung reichen Materials. Zunächst wurde die (nur scheinbare) mehr- fache Anlage der Stoßzähne besprochen, ein Bildungsfehler, der zuerst vonMurrayim Jahre 1825 beschrieben worden ist. Außer- dem können auch während des Wachstums Störungen innerhalb des Pulpakegels vorkommen, die sich dann auch auf die Ouer- schnitte und die Außenseite des Zahnes projizieren. Die Quer- schnitte, die normal sich elliptischen nähern, können groteske Verzerrungen erleiden; auch Leistenbildung kommt gelegentlich vor. Die Zahnfäule (Karies) kann Wucherungen hervorrufen; interessant waren dabei Stalaktitenbildungen des Zahnbeins. Aus- gewachsene Elefantenzähne haben keine Schmelzschicht, sondern nur eine Zementhülle. Sonderbare Erscheinungen sind die sog. Erbsen- oder Wirbelkugeln von bräunlicher Färbung im weißen Zahnbein. Weiter wurde ein im Innern ganz gesetzlos gebauter Zahn mit dünner Zahnbeinrinde demonstriert. — Ferner zeigte Herr Professor Dr. Gebhardt ein Zahnstück vom hiesigen Elefanten des Zoologischen Gartens, das einem Milchzahn ent- stammen soll. Der jugendliche Zahn hat einen Schmelzbelag an der Kuppe. Milchzähne des Flußpferdes gehen im Handel viel- fach als ‚Tigerzähne“. Eine Sammlung wirklicher Milchzähne von in Afrika geborenen Elefanten und Rhinoceronten legte Redner in photographischer Abbildung vor. Die Backenzähne werden wohl mehrmals gewechselt. ent ee innen EEE TEE ENT Er u a ng ng ng | | \ ! 352 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [5] Ferner zeigte Herr Professor Dr. Aichel einen Mastodonten- zahn aus Chile vor. Dieser ist in dem starken Geröll von 8 bis ıo m Mächtigkeit gefunden worden, das sich zwischen der Haupt- und der Küstenkordillere abgelagert hat. Der mächtige Backenzahn hat 5 Ouerjoche,. die in zwei Längsschnitte ge- trennt werden. Die Wurzel ist zum größten Teile verschmolzen, nur an einem Joch ist sie getrennt, in der OQuerrichtung ist keine Teilung vorhanden. Die Schmelzschicht ist ziemlich stark ausgebildet. Der Vortragende ging auf die Gestaltung der Zähne bei den Gruppen der Stegodonten, Mastodonten und Elephantiden kurz ein. Herr G. Böttcher demonstrierte zwei Mammutbacken- zähne. Der eine entstammt der Trothaer Kiesgrube, in der auch Herr Bernau früher Funde gemacht hat; der andere Zahn ist bei Rössen in der Nähe von Merseburg gefunden worden. Redner legte des weiteren interessante prähistorische Artefakte vor, wie ein Steinbeil, einen Schaber, einen Trinkbecher (Grab- beigabe) mit fein angebrachten slawischen Ornamenten, endlich auch eine Nadel aus der älteren Bronzezeit. Eın Menschen- gebiß aus der Steinzeit interessierte durch die hochgradige Abnutzung der Kauflächen und gab zu einer näheren Be- sprechung Anlaß. Hauptversammlung am 22. und 23. Juni IgI2. Die Versammlung hatte sich eines außerordentlichen Zu- spruches zu erfreuen. Am Sonnabend den 22. Juni vormittags fand eine mehrstündige Besichtigung der optischen Werk- - stätten von Zeiß statt, die einen Stadtteil für sich bilden. Man sah die feinmechanischen Betriebsstätten mit ihren mannig- fachen Spezialmaschinen in voller Tätigkeit, weiter die optischen Schleifsäle mit der Fabrikation und genauen Prüfung der Linsen und Prismen. Zum Schluß fand noch ein instruktiver Pro- jektionsvortrag statt, in dem besonders die Vorzüge des Epidia- skops und eines Miniaturprojektionsapparates dargestellt wur- den. Im Ausstellungsraume fand zum Schluß auch noch die Vorführung des Ultramikroskops statt. Danach besichtigte [6] Sitzungsberichte. 353 man das Volkshaus mit seinem Leseraum und den geräumigen Sälen, weiter auch das Denkmal des Philanthropen Ernst Abbe, dem das Zeiß-Werk seine heutige Blüte verdankt. — Nach dem Mittagessen im ‚„Weimarischen Hof‘ stattete man der Schöpfung Ernst Häckels, dem „‚Phyletischen Mu- seum‘, einen Besuch ab. Es wurden den Besuchern interessante Reihen vor Augen geführt, die die Stammesgeschichte der Lebe- wesen, also auch des Menschen, nach der Absicht des Stifters erläutern sollen. Der Abend war der Erholung gewidmet. Eine fröhliche Wanderung nach dem Fuchsturm und ein zwang- loses Zusammensein auf dem Marktplatze bildeten den Ab- schluß des ersten Tages. Am Sonntag folgte ein geologischer Ausflug nach der bei Kahla so reizvoll gelegenen Leuchtenburg. Herr Dr. Meinecke übernahm dabei die Führung. Die Leuchtenburg liegt auf einem Muschelkalkzug, der seine Umgebung beträchtlich überragt. Er stellt, geologisch betrachtet, einen Grabenbruch dar, der die Fortsetzung des Tannrodaer Sattels bildet. Ein Vergleich der heutigen morphologischen Verhältnisse mit den ursprüng- lich durch die Grabenbildung geschafienen zeigt eine Um- kehrung des orographischen Reliefs, indem in der Leuchten- burg-Störung der geotektonische Graben zum orographischen Horst geworden ist. Der Muschelkalkrücken stürzt im Dohlen- stein jäh zur Saale ab; sein Fuß wird umsäumt von mächtigen Schutthalden, die durch Bergstürze in den beiden letzten Jahr- hunderten (zuletzt 1881) entstanden sind. Bei dem Aufstieg zur Leuchtenburg bot sich Gelegenheit, Versteinerungen im Muschelkalk zu sammeln und mehrfach Verwerfungen mit horizontalen Rutschstreifen zu beobachten, die erkennen lassen, daß hier ausnahmsweise nicht eine vertikale, sondern eine horizontale Verschiebung der Gesteinsschollen er- folgt ist. | Von dem Turme der Leuchtenburg bot sich ein umfassender Rundblick über die aus Buntsandstein und Muschelkalk be- stehenden Berge der Saale-Ilmplatte. Sehr deutlich war der Gegensatz zwischen den sanft geböschten und meist bewaldeten Buntsandsteinflächen und den hellen, weithin leuchtenden Zeitschr. f. Naturwiss. Halle a.S. Bd. 84. 1912/13. 23 354 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [7] Muschelkalkbergen mit ihren jähen Abstürzen. In den Ober- flächenformen der Saale-Ilmplatte ließen sich leicht die Spuren einer alttertiären Fastebene erkennen, die sich nach Süden bis zu den Höhen des Frankenwaldes verfolgen ließ. Im Saaletal war eine Reihe von gut ausgebildeten Terrassen zu beobachten, die bezeugen, daß die Saale allmählich und stufenweise ihr heutiges breites Tal geschaffen hat, indem Zeiten der Tiefenerosion, in denen der Fluß sein Tal vertiefte, abwechselten mit Zeiten der Breitenerosion, in denen es sich mächtig verbreiterte. Bei herrlichstem Wetter fand auch der zweite Tag einen | für alle Teilnehmer befriedigenden Abschluß. I4. ordentliche Versammlung am A. Jaxlı 1912. Herr Haupt sprach über eigenartige Schmarotzer an Zikaden. Es handelt sich um Tiere, die der Familie der Betylidae und deren Unterfamilie Dryininae (Hymenoptera) angehören. Das ın Rede stehende Tier ist äußerlich als farbiger Beutel am Zikadenkörper wahrnehmbar. Mik in Wien, der genauer darüber gearbeitet hat, hielt den Schmarotzer für eine Seltenheit, doch konnte Vortragender aus seiner Erfahrung das Gegenteil bezeugen, er hat ihn häufig in der Umgebung Halles gefunden. Es gibt sogar eine Reihe solcher Hymenopteren, die an Ziıkaden hausen. Sie müssen springen können, weil ihres Wirtes Bewegung auch vorwiegend die springende ist. Die Tiere kommen auch in West-Australien vor und sind dort besser untersucht worden als bei uns. Sie heften ihre Eier an ver- schiedenen Stellen des Zikadenleibes.. Gewöhnlich ist es nur ein Ei, mitunter sind aber auch zwei, ja bis sechs Schmarotzer an einem Tiere sind beobachtet worden. Was als Beutel er- scheint, ist die Larvenhaut. Der Schmarotzer sitzt nur mit dem Kopfende in der Zikade und hat sich an deren Blutkreis- lauf angeschlossen. Viel Merkwürdiges bietet die Häutung; besonders auffällig ist die Zunahme des Tieres nach der ersten Häutung. Der Halsteil wird bei jeder Häutung auch größer. Redner hat das Ausschlüpfen des entwickelten Schmarotzers [&] Sitzungsberichte. 355 genau beobachtet. Der Körper des Wirtes wird von dem Räuber bis in die Beine hinein vollständig ausgeräumt. Weiter sprach Herr Haupt über das interessante Problem der Schaumbildung bei den Schaumzikaden (Philaenus spumarius). Wie schon der Volksname ‚„Kuckucksspeichel“ andeutet, waren früher allerhand abergläubische Vorstellungen mit der rätselhaften Erscheinung verbunden. Wie bei manch anderem Unfaßbaren wurde der Teufel auch dabei heran- gezogen. Auch eine Pflanze hat den Namen nach der Schaum- bildung erhalten, das Wiesenschaumkraut, obwohl auf Gräsern und anderen Wiesenpflanzen der Schaum ebenso häufig ist wie bei ihr. Von manchem ist die Deutung des Problems ver- sucht worden. Schon Degeer hat es vor 150 Jahren zu er- gründen versucht, in der Neuzeit der bekannte französische Insektologe Fabre; von Gruner sind manche Beobachtungen hierüber angegeben worden, die Redner trotz aller aufge- wandten Mühe zu finden sich vergeblich bemüht hat und die Ergebnisse deshalb wohl mit Recht anzweifelt. Neuerdings hat ein mährischer Arzt, Karl Schulz, sich eingehender mit der Frage beschäftigt. Der Vortragende hat gleichfalls recht genaue Beobachtungen angestellt. Besonders ist ıhm der Querschnitt des Hinterleibes der Schaumzikade aufgefallen. Die Tergitwülste legen sich nach innen. Dadurch wird ein Kanal gebildet. In ihm endigen die Tracheen. Ein wasser- klarer Tropfen tritt aus dem After, feuchtet “das Tier ein wird durch die ausgeatmete Luft verschäumt. Ptyalin, das von Gruner vermutet wurde, hat Schulz nicht darin finden können. Wachsartige Abscheidungen scheinen indes eine Rolle bei der Blasenbildung zu spielen. Der Schaum wird ein Schutzmittel für die Larven der Zikade sein; andere Tiere werden dadurch abgeschreckt. Natürlich ist die Schutzwirkung nicht absolut; einige Wespenarten nehmen durchaus keinen Anstoß daran, das Tier zu überfallen. Die fertige Zikade springt beim Ausschlupfen mit einem Satz aus dem Schaume hervor. | Zum Schluß berührte Herr G. Böttcher noch einmal die Abkauungserscheinungen an den Gebissen verschie- 23* | i | 356 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [9] dener Volksrassen, wie er sie an Material der hiesigen Ana- tomie beobachtet hat. An den Backenzähnen findet sich die Abkauung verhältnismäßig wenig; beträchtlicher ist sie an den Schneidezähnen wahrzunehmen. 15. ordentliche Sitzung am IQ. September 1997. Nach der Begrüßung der Mitglieder nach den Ferien und einem kurzen Bericht über die Salzburger Hochschulferialkurse sprach Herr Professor Dr. Gebhardt über Entstehung der sog. „gestreiften Feuersteine‘. Der Inhalt des Vortrages ist ın einem besonderen Aufsatze behandelt. Vgl. S. 326. Weiter führte Herr Bernau lebende Taranteln vor, die er aus Rußland mitgebracht hat. Sie sind in der Gefangenschaft mit Fliegen ernährt worden. In der Heimat wohnen sie in Erdlöchern an trockenen, sonnigen Stellen. Nachts jagen sie auf Insekten. Man fängt die Tiere leicht durch Wachskügelchen, die man, an einem Faden befestigt, vor der Höhle hin und her bewegt. Der Biß der Spinne ist zwar schmerzhaft, in der Wir- kung etwa einem Hornissenstiche gleich; früher schrieb man ihm indes ungleich heftigere Wirkungen zu, die man durch phantastische Mittel zu verhüten suchte. So sollte z. B. der Tarantella-Tanz die Heilung begünstigen. 16. ordentliche Sitzung am 26. September 1912. Herr Professor Dr. von Nathusius sprach über inter- essante vorgeschichtliche und jetzige Rinderschädel. Die Ausführungen wurden durch Anschauungsmaterial illustriert, das dem hiesigen Landwirtschaftlichen Institut der Universität und der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin entstammte. Des weiteren wurden auch instruktive Photographieserien und Kraniogramme (Schädelzeichnungen) vorgelegt. Zuerst wurde ein prachtvoll erhaltener Schädel des Auerochsen (Bos primi- genius) demonstriert, dessen Jagd bei den alten Deutschen als besonders rühmlich galt. Das Tier ist im 17. Jahrhundert in [ro] Sitzungsberichte. 357 Polen zum letzten Male lebend beobachtet worden. Geschicht- liches Interesse bot ferner auch der Schädel des Apisstieres. Kolossal ıst die Hornbildung der Sangakuh in Afrika. Ge- zahmte Wildrinder entwickeln in der Gefangenschaft bisweilen ein verändertes Wachstum der Hörner. In Züchterkreisen legt man beim Milchrind jetzt Wert auf ein kleines und zierliches Horn. Sonderbar mutet der Schädel eines hornlosen Rindes an. Beim Yak geht sowohl die Körpergröße als auch die Horn- bildung bereits nach einigen Generationen in der Gefangen- schaft so zurück, daß die Tiere unansehnlich werden. Ein- seitige Entwicklung des Hornes, die durch künstlichen Eingriff entstanden ist, gibt dem ganzen Schädel einen recht eigen- artigen Ausdruck. Durch die Kastration der Bullenkälber wird das Hornwachstum sehr begünstigt; bei den Merinoschafen hört es dagegen nach der gleichen Operationen völlig auf. Beim Ochsen- wie auch beim Wallachenschädel läßt sich ein be- sonderer Typus feststellen. An diese Ausführungen schloß sich ein Vortrag des Herrn Dr. Staudinger über Bos primigenius, mit dessen Studium er sich seit Jahren beschäftigt hat, an. Das vorliegende pracht- volle Fundstück aus der Sammlung der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin ist das zweite seiner Art. Das erste ist, durch Goethe geborgen, in Jena aufgestellt und von Bojanu beschrieben worden. Das der Versammlung demonstrierte Stück ist im Mai 1887 auf der Sohle eines Tortlagers bei Goyatz am Gr. Schwieloch-See (nördlich vom Spreewalde) gefunden wor- den und weist einen ganz vorzüglichen Erhaltungszustand auf. Über sein geologisches Alter läßt sich nach Umstürzung der Erdschichten leider nichts mehr feststellen, auf jeden Fall ist es postglazialen Ursprungs. Weiter wurde von Herrn Dr. Stau- dinger eine reichhaltige Sammlung von Auerochsenschädeln aus dem Neolithikum der Wormser Gegend vorgelegt. Sie sind aus Wohngruben zutage gefördert und zeigen den deutlichen Übergang vom wilden Ur zur domestizierten Form; so werden die Hörner bei der fortschreitenden Zähmung stark zurück- gebildet. Auch das @@Sthlecht der Tiere läßt sich an den Maß- 358 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [II] verhältnissen der Schädel noch nachweisen. Glücklicherweise ist auch die Ausbildung des ganzen Hornes durch einen im sibirischen Eise konservierten Fund klargelegt worden. Für die vergleichende Schädelbetrachtung hat Herr Dr. Stau- dinger ein ausgezeichnetes Hilfsinstrument konstruiert, den Kraniographen, der im hiesigen Landwirtschaftlichen Institut ausgiebige Verwendung findet. Er gibt durch seine Aufzeich- nungen ein wesentlich anschaulicheres Bild von den Maß- verhältnissen der Schädel als die nackten Zahlenreihen, die selbstverständlich aber dadurch nicht überflüssig werden. Wundervoll klar bieten die Kraniogramme nicht nur die Pro- jektion der äußeren Form des Schädels, die ja mechanischen Veränderungen unterworfen ist, sondern auch die inneren Maßverhältnisse als das viel Charakteristischere lassen sich da- “ mit veranschaulichen. Durch einen zweiten, bekannteren Hilfsapparat, einen Präzisions-Pantographen, läßt sich der. Maßstab der Schädelbilder in weiten Grenzen verändern, ein Umstand, der für die direkte Vergleichung von Wichtigkeit ist. Eine lebhafte Besprechung folgte beiden Vorträgen. 17. ordentliche Sitzung am 3. Okfober 13-2 Herr Professor Dr. Holdefleiß sprach unter Vorlegung reichen Materials über einen prähistorischen Fund aus der Nähe unserer Stadt, nämlich zwischen Klein-Kugel und Canena. Es handelt sich um eine vorgeschichtliche Siede- lung, die durch zwei Bäche, Reide und Kabelske, nach zwei Seiten hin geschützt ist. Es werden dort einige Sand- und Kies- gruben ausgebeutet. Die nicht allzu mächtige, 30—70 cm starke Humus- und Lehmschicht wurde weggeräumt, darunter befindet sıch diluvialer Sand und Kies in größerer Mächtigkeit. Man fand nun dort eine Anzahl von reihenweisen Vertiefungen, sog. Feuergruben, von I—2 m Durchmesser und bis zu 60 cm Tiefe. Der Umfang ist kreisförmig; der Raum hat die Form eines Kugelabschnittes oder eines Kegels. Die Erde in diesen Löchern zeichnete sich durch mürbe, weiche Beschaffenheit aus; nur in einigen Fällen war bindiges Material vorhanden. Tierische [12] Sitzungsberichte. 359 Knochen und Scherben fanden sich in großer Zahl; vollständige Gefäße waren dagegen nicht dabei. Streifenverzierungen deuten auf die Bronzezeit hin. Die keramischen Erzeugnisse sind grob und wenig fest hergestellt. In Menge wurden auch hier die bereits bekannten, leider aber noch nicht hinreichend gedeuteten Tonstäbchen gefunden, die an einem Ende oft flächenförmig gestaltet sind. Knochen von Haustieren wurden auch aus- gehoben; ein Mittelfußknochen vom Pferde zeichnet sich durch besondere Kleinheit aus. Zwei Skelette vom Menschen, beide außerhalb der Siedelung begraben, nehmen besonderse Interesse in Anspruch. Die Schädel, die leider nicht ganz vollständig sind, haben sehr schmale Form. Der eine Schädel ıst ganz auffallend unsymmetrisch; die starke Abnutzung der Kau- flächen der Zähne deutet auf ein ziemlich altes Individuum hin. Es sind auch Knochenartefakte gefunden worden, z. B. ein Pfeil, der vielleicht als Haarpfeil gedient hat. Auch Bronzeringe wurden vorgelegt. Zum Schluß wurde noch ein Versuch erwähnt, der angestellt ist, um auf chemisch-ana- lytischem Wege die Altersbeschaffenheit von Knochen zu er- gründen. Anschließend an: diese Ausführungen machte Herr Pro- fessor Dr. Aıchel eine interessante Mitteilung über einen andersartigen vorgeschichtlichen Fund in der Gegend des Berersberees. Nach einer sehr angeregten Besprechung referierte sodann Herr Honigmann über Erwerbung und Vererbung des musikalischen Talentes im Anschluß an eine Abhandlung des Wiener Zoologen Dr. Kammerer. Über den Inhalt gibt eine Besprechung des Redners in diesen Heften Aufschluß. 7a Jowdentliche Sırzung am ro. Oktober 1972. Herr Prof. Dr. Oels sprach über den Bau der Vogel- schwungfeder (insbesondere der Taube), ‚‚da dieser in den meisten zoologischen Lehrbüchern nur mangelhaft erörtert und durch Abbildungen erläutert zu werden pflege“. Von | | l | j 360 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [13] Wichtigkeit für den Flug ist zunächst die Asymmetrie der | Fahne — vorn schmaler, hinten breiter Saum — und die Drehbarkeit der ganzen Feder um ihre Achse. Dadurch legen sich beim Niederschlag des Flügels die Federn zu einer geschlossenen Fläche aneinander, beim schnellen Heben dagegen bilden sich zwischen den Federn Durchtrittsstellen für den Luftstrom. Vom Schaft (scapus) zweigen sich unter spitzen Winkeln zahlreiche Äste (rami) ab, die trotz ihres lockeren, großmaschigen Innengewebes eine bedeutende Trag- kraft und Haltbarkeit besitzen, weil sie senkrechte Platten dar- stellen und daher wie I-Träger wirken. Das größte Interesse beanspruchen die fast unzähligen Strahlen (radii), die annähernd unter Winkeln von 45° an beiden Seiten der Äste sitzen. Sie bestehen aus je einem langgestreckten Hornplättchen mit an . der Innenseite verdicktem Rande und einer mindestens ebenso langen Granne. Die Horntäfelchen einer Seite bedecken ein- ander dachziegelig und verhalten sich gegen den Luftstrom wie die ganzen Federn; sie öffnen und schließen sich ventilartig. Im übrigen sind die oberen und unteren Radien verschieden. Die oberen tragen an ihren Grannen Häkchen und nach den Enden zu paarige Seitengrannen. Beides dient zur Befestigung an den gegenüberliegenden Radien, deren Grannen ohne diese Seitenteile sind, sich aber den oberen Radien durch entspre- chende Krümmung anschmiegen, so daß eine doppelte Befesti- ‘gung, nämlich durch Häkchen und Verschränkung, vorhanden ist. Da die Häkchen bei eintretendem Zug leicht an den Gegen- grannen entlang gleiten, und die Grannen beim Nachlassen des Zug elastisch in ihre vorige Lage zurückschnellen, so erklärt sich die elastische Nachgiebigkeit der ganzen Fahne. Die Ausführungen wurden durch Zeichnungen und mikro- skopische Präparate wirksam unterstützt. Weiter trug Herr Kniesche über die auffallenden Fär- bungen der Vogelfeder, insbesondere die Blau- und Grün- färbung, einige Resultate seiner Forschung vor. Farbenpracht findet sich am meisten ausgeprägt bei ausländischen Vogelarten; doch ıst auch unsere Fauna keineswegs gering damit ausgestattet, [14] Sitzungsberichte. 361 man denke nur an Eisvogel und Pirol. Der blauen Färbung liegt kein eigentlicher Farbkörper zugrunde; der farbgebende Faktor ist vielmehr ein trübes Medium. Grün entsteht, wenn eine blau erscheinende Struktur von einer gelben Farbschicht überlagert wird. Von dieser Regel sind bis jetzt zwei Ausnahmen bekannt: Eidererpel und Helmvogel (Turako). Höchst merk- würdig ist dıe unechte Färbung der roten Federn des Helm- vogels, deren Farbe teilweise vom Wasser gelöst wird; in kurzer Zeit indes ist die Nachfärbung des Gefieders wieder erfolgt. Die Besprechung gestaltete sich recht lebhaft; sie wendete sich der mechanischen Funktion wie auch der Färbung des Gefieders mit gleichem Interesse zu; zuletzt verweilte man bei den optischen Erscheinungen des trüben Mediums und der Interferenz. Ä 29 .0rdentliche-Sitzung:am 17,0ktober: 1912. Herr Kniesche sprach über Bohrdiamanten und Dia- mantbohrwerkzeuge, wozu die Kontinentale Tiefbohrgesell- schaft, vorm. H. Thumann, hier, in entgegenkommender Weise ein schönes Demonstrationsmaterial zur Verfügung gestellt hatte. Es sind kostspielige Werkzeuge, deren sich die moderne Tief- bohrung bei ihrer mühseligen Arbeit bedient. Die Allgemein- heit bekommt im ganzen wenig davon zu sehen; handelt es sich doch um Wertstücke von vielen Tausenden, die dementsprechend sorgsam gehütet werden. Die Hauptteile am Bohrzeug, die die reibende, fräsende Wirkung ausüben, sind Diamanten, die ent- weder dun (Carbons) oder durchscheinend bis durchsichtig, aber als Schmuckstein unbrauchbar (Borts) sind. Diese tech- nisch verwerteten Steine haben durch die starke Nachfrage auf dem Markte in den letzten Jahrzehnten enorm an Wert gewonnen, während man sie früher meist zu Schleifpulver zertrümmerte. Zum Bohren werden Steine von körniger Struktur bevorzugt. Im allgemeinen sind kleinere Steine gün- stiger für Bohrwerkzeuge zu verwenden. Natürlich wird das kostbare Material bis auf die kleinsten Stücke ausgenutzt; geht doch ohnehin schon mancher Stein bei der Arbeit durch Aus- brechen und Lockerung verloren. Die Verluste zählen meist 362 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [15] nach Tausenden von Mark bei größeren Bohrungen. Besonders sorgsam muß daher das Einsetzen der schneidenden Diamanten in die Bohrkrone geschehen. Diese besteht aus einem Zylinder besten schwedischen Eisens; die Steine werden unten, innen und außen befestigt, so daß im Innern des Bohrzylinders ein Kern des Gesteinmaterials stehen bleibt. Die Bohrkronen sind an das natlose Mannesmannrohrgestänge angeschraubt und mit den rotierenden Antriebsmaschinen in Verbindung gesetzt. Von oben eingeleitetes Wasser befördert den Bohrstaub in die Höhe, und der Bohrkern wird durch eine sinnreiche, ringförmige Klemme gefaßt, dann abgerissen und in die Höhe geholt. Die Diamant- bohrkronen lassen einen weiten Spielraum des Bohrdurchmessers zu, der gewöhnlich I7—23 cm beträgt. Will man Salzkerne gewinnen, so leitet man an Stelle des Spülwassers Chlorma- gnesiumlauge ein, die in gesättigtem Zustande das Salz nicht löst. Die Diamantbohrer sind in ihrer heutigen Vollkommenheit viel- fach den anderen üblichen Methoden des Schnellschlages und Freifalles überlegen, besonders in größerer Tiefe und in festem Gestein. Ihre Vorteile bestehen in der Raschheit der Arbeit, der einfachen Handhabung der Maschine und des Bohrers, der nur eine drehende Bewegung ausführt; auch kann man geringe Durchmesser der Bohrer auf größere Tiefen verwenden. In der Besprechung gab besonders Herr Ingenieur Neu- meyer wertvolle Aufschlüsse über die Methoden des Bohrens. Weiter legte Herr Weigelt eine Sammlung gebänderter Feuersteine vor, bei denen es sich vermutlich nicht um rhythmische Niederschläge, sondern um Wolken noch nicht völlig gelösten kohlensauren Kalkes handelt. Endlich demonstrierte Herr Prof. Dr. Gebhardt den sog. Giebichensteiner Marmor, einen Sandstein, in dem eisenhaltige Lösungen charakteristische Zeichnungen hervorgebracht haben, sowie eine Zinkblende, die angeschliffen achatartige Muster zeigt. Literatur-Besprechungen. Dr. Th. Zell, Wie ist die auf Korfu gefundene Gorgo zu vervollständigen? Der Gorgonen- und Chimairamythus auf wissenschaftlicher Grundlage. Berlin Igı2. Borussia- Druck und Verlagsanstalt.. Preis brochiert 5 M. Beim Lesen des Haupttitels würde man zunächst kein natur- wissenschaftliches Buch vermuten, wenn nicht der Name des bekannten Verfassers schon darauf hindeutete, der zur Beant- wortung des oben gestellten Problems zunächst die Frage auf- wirft: Wie ist die Gorgo überhaupt zu deuten? und zwar die der ältesten Darstellungen bis Homer einschließlich, während die späteren Darstellungen mancherlei Ausgestaltungen und Zusätze hineingebracht haben. Im Gegensatz zu der von philologischer Seite vielfach vertretenen Auffassung, welche die Gorgo als eine Personifikation des Mondes oder des Gewitters ansieht, vertritt Zell den Standpunkt, daß die Gorgo ein Gorilla gewesen sei. Die Begründung ist meisterhaft und erscheint völlig überzeugend. Ausgehend von der getreuen Naturbetrachtung Homers, die gegenüber den meisten modernen Dichtern geradezu unerreicht dasteht (wofür eine Reihe sehr interessanter Beispiele gegeben wird), andererseits von den verschiedensten Berichten über Lebensweise und Kampfesgewohnheiten des Gorilla wird der Vergleich zwischen diesem und der Gorgo, wie sie uns nach den Berichten der Alten erscheint, bis ins einzelne durchgeführt. Von übereinstimmenden Merkmalen sei hier nur auf folgende hingewiesen: Der Gorilla lebt im tiefsten Urwalddunkel, in gleicher Weise wird berichtet, daß die Gorgo an einem Ort lebe, der nicht von Sonne und Mond beschienen werde, die eisernen Hände der Gorgo passen durchaus zu der gewaltigen Armkraft des Gorilla, mit der er seine Gegner niederschlägt, } j 1 f '® | 364 Literatur-Besprechungen. das entsetzliche Gebrüll des angreifenden Gorilla — nach Be- richt einzelner Jäger der furchtbarste Ton des Urwaldes —, es stimmt ebenso zu den Berichten der Alten, wie ja auch der Name Gorgo ethymotologische Hinweise in dieser Beziehung gibt. Weiter sind für den Vergleich zu nennen das Fallenlassen der Unterlippe, aus der die alte bildliche Darstellung eine herab- hängende Zunge gemacht hat, dıe aber bemerkenswerterweise hier vor den Zähnen liegt, die starken Eckzähne der Gorilla- und der Gorgodarstellungen, der Knielauf der Gorgo auf älteren Darstellungen, sowie endlich das Sträuben der Kopfhaare des Gorilla beim Angriff entsprechend den Schlangen auf dem Gorgo- haupte, die aber erst in späteren Darstellungen erscheinen usw. In ähnlicher Weise werden die Graeen als Drille und Mandrille erklärt. Aus diesen Erwägungen heraus werden die Vorschläge betreffs Ergänzung der Gorgogruppe von Korfu einer Kritik unterzogen und entsprechende. andere Vorschläge gemacht, die nach dem Gesagten jedenfalls als folgerichtiger anerkannt werden dürften. Anschließend hieran wird auch auf die Chimära ein- gegangen, die nach Zell als Wisent zu deuten ist, weiter auf die Zentauren und Satyrn, welch letztere der Autor als Menschen- affen ansieht, ganz entsprechend der Nomenklatur des Plinius, der die Orang-Utans als satyrı bezeichnet. Das geistreiche, leicht und flüssig geschriebene Buch fesselt dauernd das Interesse des Lesers und wird jedem Freunde des klassischen Altertums und der Natur, gleichgültig ob Philologe | oder Naturforscher, dieselbe Freude bereiten. H. Scupin. Prof. Dr. F. Frech, Schlesiens Heilquellen in ihrer Be- ziehung zum Bau der Gebirge. 8° mıt 2 Karten. Berlin 19I2. Allgemeine medizinische Verlagsanstalt, G. m. b. H. Preis geh. 2,50 M. Wie die Frage nach dem Zu ammenhange zwischen dem Vulkanısmus und den Spaltensystemen eines Gebirges die Geo- logie schon seit langer Zeit beschäftigt, so gehören auch: die Beziehungen zwischen Mineralquellen und Tektonik zu den interessantesten Problemen dieser Wissenschaft und jeder Bei- Literatur-Besprechungen. 365 trag zu dieser Frage muß als höchst willkommen begrüßt werden. Der bekannte Verfasser, Professor der Geologie in Breslau, der durch langjährige Gutachtertätigkeit reiche Erfahrung auf diesem Gebiete erworben, behandelt nach einer kurzen Darstellung der Tektonik des schlesischen Gebirges nacheinander die einzelnen schlesischen Quellen bzw. Ouellgruppen, wobei sich ergibt, daß die besonders in der Grafschaft Glatz entspringenden Kohlen- säuerlinge auf zwei Spaltensystemen N—S und NW-—-SO auf- treten und sich vor allem in der Kreuzung dieser häufen, während auffallenderweise der ostsudetische Randbruch und die Lausitzer Überschiebung keine Mineralquellen aufweisen, offenbar wohl deshalb, weil der Druck der bewegten Scholle die Spalten wieder verschloß. Dagegen ist im Innern der Sudeten das Gesteins- gefüge mehr gelockert, und so sehen wir hier aut den tektonischen Spalten allenthalben Mineralquellen heraustreten. Der heute im Mittelpunkte des Interesses stehenden Frage nach dem Radiumgehalt der Quellen ist das Schlußkapitel gewidmet. Offenbar steht die Radioaktivität in Beziehung zu dem Vor- kommen vom Erguß und Tiefengesteinen. Während sie in den bekannten Reinerzer Quellen nur unbedeutend ist, erreicht sıe in der Landecker Georgenquelle den gewaltigen Betrag von 206 Mache-Einheiten, der die Quellen von Gastein mit 125 bis 150 Einheiten und sogar Joachimsthal mit 185 noch erheblich übertrifft. HaiSeupin: Prof. Dr. Krusch, Die Untersuchung und Bewertung von Erzlagerstätten, Dozent für Erzlagerstätten an der Kgl. Bergakademie zu Berlin. Zweite neubearbeitete Auflage. Lex.-8°. 569 S. mit I25 Textabbildungen. Verlag von Ferdi- nand Enke. Stuttgart IgII. Preis geh. 17 M., in Leinwand geb. I8,40 M. Das in erster Auflage im Jahre 1907 erschienene Buch ver- dankt seine Entstehung einem Bedürfnis, da, wie der Verfasser mit Recht hervorhebt, der Ingenieur bei gutachtlicben Äuße- rungen über Erzlagerstätten meist nur auf deren Form und In- halt eingeht, ohne Berücksichtigung des geologischen Verbandes 366 Literatur-Besprechungen. und der sich daraus ergebenden Aussichten für die Fortsetzung der Lagerstätte, während der Geologe wieder das geologische Vorkommen in den Vordergrund stellt, oft ohne die Gesetze der Erzlagerstätten, die Rentabilität usw. genügend zu berücksich- tigen. Ausgehend von dem Begriffe ‚Erz‘ schildert der Ver- fasser, der ja als Gutachter in Erzfragen allgemein bekannt und geschätzt ist, die Gang- und Lagerarten sowie die Struktur der Lagerstättenteile, um dann in einem Hauptabschnitt des Näheren auf die Grundlage der Lagerstättenlehre, die ver- schiedene Art der Mineralbildung und die Entstehung der Erz- lagerstätten aus Schmelzfluß, durch Pneumatolyse und Aus- scheidung aus Lösungen (Ascension, Descension, Lateralsekre- tion) einzugehen, Abschnitte in denen, ebenso wie im folgenden, die Einteilung der Lagerstätten betreffenden, der Geologe und Mineraloge in anschaulicher Weise zu uns spricht. Von größter praktischer Bedeutung ist der Abschnitt über die Merkmale der Erzvorkommen auf Tage, die besonders in der Gelände- gestaltung oder einer charakteristischen Farbe zum Ausdruck kommen kann, während man in anderen Fällen, wo etwa die Erzlagerstätte an eine Verwerfung gebunden ist, durch Kar- tierung der die letzten begleitenden Gesteine oder Verfolgung von Quellenlinien zu guten Ergebnissen gelangt, und in anderen Fällen wieder gewisse Leitpilanzen (z. B. Galmeiveilchen) oder die Auffindung von linear verteilten Bruchstücken eines Erzes schließlich auch in manchen Fällen der Magnetismus, gute An- haltspunkte gibt. Eine Besprechung der bildlichen Darstellung der Erzlagerstätten schließt den ersten großen Abschnitt über „Erzlagerstättenkunde‘“. Weitere Hauptartikel mehr berg- männischer Art behandeln die praktischen Methoden der Auf- suchung, das Schürfen, ferner die Aufbereitung der Erze und die dazu nötigen Werkzeuge und schließlich die Bewertung der erschürften Lagerstätten, wobei zunächst die Methoden der Probeentnahme, dann die Feststellung der Ausdehnung und des Gehaltes der Erzvorkommen und schließlich die verschiedenen wirtschaftlichen Faktoren einschließlich der Metall- und Fracht- preise besprochen werden. Willkommen wird auch manchem die Zusammenstellung der wichtigsten Münzen, Maße und Ge- Literatur-Besprechungen. 367 wichte in den verschiedenen Ländern sein, die den allgemeinen Teil beschließt. Der zweite Teil des Buches behandelt nach- einander die einzelnen Erze, auch die neuerdings bedeutungs- voll gewordenen Radium- und Vanadiumerze sind nicht ver- gessen. Der dritte Teil ist der Statistik gewidmet, er be- handelt die Erzproduktion, Erzein- und -ausfuhr und die Metallproduktion und Metallein- und -ausfuhr der einzelnen europäischen und außereuropäischen Länder. Ein Orts- und Sachregister beschließt das ausgezeichnete Werk, das jedem, der sich mit Erzlagerstätten beschäftigt, unentbehrlich sein dürfte. H. Scupin. Höfer, Dr. Hans von, em. Prof. an der montanistischen Hochschule in Leoben, Das Erdölundseine Verwandten. Geschichte, physikalische und chemische Beschaffenheit, Vorkommen, Ursprung, Auffindung und Gewinnung des Erdöls. Dritte vermehrte Auflage mit 33 Abbildungen im Text und einer Tafel. Verlag Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig. Geh. 12 M., in Leinwand geb. 13,50 M.- Das jetzt in dritter Auflage vorliegende Buch ist im Jahre 1888 zum ersten Male erschienen. Der Verfasser hat die amerI- kanischen und galizischen Petroleumgebiete persönlich besucht und kann als einer der berufensten Kenner dieses wichtigen Naturproduktes gelten. Nach einer kurzen Besprechung der Nomenklatur der natürlichen Kohlenwasserstoffe (Bitumina) be- handelt Verfasser zunächst die Geschichte der Verwendung der- selben von den ältesten Zeiten (Noah) bis heute und bespricht sodann die physikalischen und physiologischen Eigenschaften des Erdöls, seine Dichte, Entzündungstemperatur, seine op- tischen Eigenschaften usw. Ein Hauptabschnitt beschäftigt sich mit der Chemie der Bitumina, des Erdöls, der Erdgase, des Erd- wachses und Asphalts. Von besonderem Interesse ist der Ab- schnitt über das Vorkommen der Bitumina in den genannten “Modifikationen, in dem der Verfasser, selbst Geologe, den Boden seines speziellen Fachgebietes betritt und der zu der wichtigen Frage der Entstehung des Erdöls überleitet. Nach Erörterung ar — a 268 Literatur-Besprechungen. = der sog. Emanationshypothesen, die entweder wie die einzelner älterer Forscher einen rein vulkanischen Ursprung vertreten, oder wie auch noch manche neuere Chemiker eine andere, un- organische Entstehungsursache, Einwirkung von Gasen auf die Mineralien der Erde annehmen, faßt Höfer seine An- schauungen in einer Reihe von Thesen zusammen, die sich ganz auf den Boden einer organischen Entstehung aus Tieren oder auch Pflanzen stellen. Von großer, praktischer Bedeutung für die Aufsuchung von Erdöl ist der Abschnitt über das Schürfen, in dem die große Erfahrung des Verfassers auf diesem Gebiete in beredter Weise zum Ausdruck gelangt. Eine Statistik der Erdölerzeugung in den verschiedenen Ländern beschließt das Werk, das jedem Fachmann, ob Geologe, Chemiker oder Inge- nieur, ebenso wie jedem Laien, der sich über diese Fragen leicht orientieren will, nur empfohlen werden kann. H. Seupin. Zschokke, Prof. J., und Steinmann, Dr. P,, Die Tierwelt der Umgebung von Basel. Basel ıgıı, Helbing u. Lichtenhahn. 1,8o M. Es ist eine leider nicht fortzuleugnende Tatsache, daß die Mehrzahl unserer heutigen wissenschaftlichen Zoologen, die kaum mehr vom Mikröskope fortkommt, für systematische und auf diese sich aufbauende faunistische Untersuchungen nur einen mitleidigen oder gar nichtachtenden Blick übrig haben. Ist ihnen doch nicht mehr das Tier die Hauptsache, sondern sein in die einzelnen Bestandteile zerlegter Kadaver, nicht mehr das lebende Wesen, sondern das tote Gewebe bildet die Grund- lage der meisten Untersuchungen, nicht mehr der Organısmus in seiner Umgebung, sondern seine Reste in Alkohol oder sonst einer Konservierungsflüssigkeit machen das Wesen solcher For- schungen aus. Das mag zum großen Teil daran liegen, daß die Freude am systematischen Forschen der heutigen Zoologen- generation durch den öden Schuldrill vollständig vergällt worden ist. Bestand doch die Naturbeschreibung, wie sie damals hieß, in fast weiter nichts als dem geistlosen Auswendiglernen mehr oder weniger künstlicher Tabellen ohne die großen Zusammen- Literatur-Besprechungen. 369 hänge, die uns die heutige Wissenschaft so schön aufzuzeigen beginnt. Aber mit dem Mangel systematischen Wissens war natürlich jeder Möglichkeit fruchtbaren faunistischen Studiums Tür und Tor verschlossen, es blieb dem Forscher einfach nichts anderes übrig, als zu mikroskopieren, womit aber beileibe kein Vorwurf ausgesprochen werden soll. Daß es aber immer noch Zoologen gibt, die den weiten Blick für das Lebendige und seine Äußerungen in seiner Umwelt und seine Abhängigkeiten von dieser nicht vergessen haben, das zeigen uns Zschokke und Steinmann in ihrem Buche über die Tierwelt von Basel. Die Verfasser haben sich ihre Aufgabe so geteilt, das Zschokke den faunistischen und tiergeographischen, Steinmann den biologischen Teil übernommen hat. Es hätte keinen Zweck, hier auf Einzelheiten einzugehen. Der Buch ist durchweg so gut und klar geschrieben, daß es nur jedem, der für dieses For- schungsgebiet Interesse hat, zum angelegentlichen Studium empfohlen werden kann. Es wäre nur zu wünschen, wenn durch Zschokke und Steinmann Anregung gegeben würde, auch für ähnliche interessante Gebiete gleiche Untersuchungen anzustellen. Honigmann. Rausch, M., Die gefiederten Sängerfürsten des euro- päischen Festlandes. 2. Aufl. Mit 3 Farbentafeln und 16 Textabbildungen. Magdeburg, Creutz’sche Verlagsbuch- handlung, brosch. 2 M., geb. 2,60 M. Dieses Buch ist nicht nur für den Vogelwirt, für den es ja geschrieben ist, sondern auch für den experimentell arbeiten- den Zoologen von Wichtigkeit, zeigt es ihm doch, wie er sich vor dem Fehlschlagen von Zuchtversuchen bewahren kann. Der erste Teil des Werkes behandelt allgemein praktische Ge- sichtspunkte, wie Einkauf, Versand und Einwöhnung, schildert darauf praktische Vogelkäfige und beschäftigt sich so dann be- sonders eingehend mit der Fütterung und Verpflegung. Im zweiten Teil, der auch das Interesse des Systematikers und Biologen verdient, beschäftigt sich der Verfasser mit den ein- zelnen Sängern, zuerst mit den Angehörigen der Gattung Sylvia Zeitschr. f. Naturwiss. Hallea. S. Bd.84. 1912/13. 24 379 Literatur-Be5sprechungen. im weiteren Sinne, dann dem Edelfink, den Turdusarten und schließlich dem Pirol. Ein Abschnitt über die Krankheiten | der Vögel und ein Kalendarium mit den Aufgaben des Züchters für die einzelnen Monate beschließen das Buch. Die Ausstattung ist eine dem Zwecke entsprechende. Honigmann. Bretscher, Dr. K., Die Deszendenztheorie und die so- zialen Probleme. Brackwede i. W. ıgıI. Verlag von Dr. W. Breitenbach. geh. 0,80 M. In diesem kurzen Büchlein gibt der Züricher Privatdozent Dr. K. Bretscher eine zusammenfassende Übersicht über das, was die Deszendenztheorie mit den sozialen Problemen zu tun hat und erfüllt damit eine recht dankenswerte Aufgabe, denn gerade über diese Beziehungen herrschten und herrschen noch die merkwürdigsten Ansichten, die auch ım politischen Kampfe manchmal eine Rolle gespielt haben. Der Verfasser schildert zunächst kurz das Wesen der Deszendenztheorie und die ein- zelnen Vererbungstheorien, ohne sich unnötigerweise in Einzel- heiten oder Polemik einzulassen. Die sozialen Anlagen der Menschen werden besprochen und dann der Einfluß der Kultur auf die generative Entwicklung der Menschheit einer genaueren Betrachtung unterzogen. Der Verfasser weist dabei besonders darauf hin, daß unsere humanitären Bestrebungen nicht Ge- sellschafts-, sondern Individualethik darstellen und damit der Degeneration viel zu viel freien Spielraum lassen. Man muß Bretscher vollständig recht geben, wenn er das Interesse des Individuums dem der Gesamtheit untergeordnet wissen will, eine recht alte Weisheit, an die aber nicht oft genug erinnert werden kann. Das Ziel der Entwicklungsethik liegt darin, die soziale Leistungsfähigkeit des einzelnen und damit die der Ge- samtheit zu steigern. Die qualitative Bevölkerungspolitik soll dahin streben, ungeeignete Elemente von der Fortpflanzung auszuschließen, und die quantitative dahin, den Malthusianis- mus auf das energischste zu bekämpfen. An Stelle der dog- matischen Moral stehe die Entwicklungsethik, aber nicht wirt- schaftliche Gleichheit als antisozial und entwicklungshemmend, Literatur-Besprechungen. 371 sondern Ausgleichung sei ıhr Ziel, so ist z. B. auch der Kosmo- politismus vom Entwicklungsstandpunkt aus strikt zu ver- werfen. Noch viel steht auf den 57 Seiten dieses Buches, was zu regem Nachdenken anspornt und wohl verdient, eifrig ge- lesen zu werden. Honigmann. Bölsche, Wilhelm, Der Hirsch und seine Geschichte. Tierbuch III. Band. Berlin, Georg‘ Bondi. brosch. 1,50 M., geb. 2,50 M. In diesem neuesten Bande seines Tierbuches hat es Bölsche versucht, eine Geschichte unseres Hirsches zu schreiben. Es ist ihm dies, soweit es sich auf dem Boden so mancher hypothetischer Anschauungen, über die unsere Paläontologie noch nicht das letzte Wort gesprochen hat, tun ließ, nach An- sich des Referenten auch gelungen. Das Programm dieses Buches ist ‚vom Rätsel des Hirschs in der Geschichte seines Geweihes zu handeln“, und das tut der Verfasser in seiner frischen, manchmal fast zu temperamentvollen Art in ı3 Ka- piteln, von denen besonders das achte interessiert: Das Hirsch- geweih und der Begriff des Ornamentalen in der Natur. Hier weist Bölsche darauf hin, daß neben den nützlichen Organen, wenn wir sie so nennen wollen, die Natur auch eine ganze Menge indifferenter Luxusanlagen geschaffen hat, die sich weiter erhalten, was bei der ungeheuren Variationsbreite des organischen Lebens ja auch ganz verständlich ist. Ob man aber für die Entstehung dieser Luxusanlagen die Mutätions- theorie als Erklärung heranziehen kann, ist doch wohl sehr fraglich. Daß auch die geschlechtliche Zuchtwahl, wie Darwin will, keine ausschließliche Rolle spielt, weist Bölsche nach an der ausgesprochenen Tendenz tierischer und pflanzlicher Körper- bildungen zum Ornamentalwerden. Auch die Erklärung, warum das Hirschgeweih gerade am Kopfe entstand, weiß er recht ansprechend durch Anwendung des Kompensations- und Kor- relationsgesetzes zu geben. So führt der Verfasser uns vom Nilpferd über das Schwein zum Hirsch und streift dabei einige interessante Seitenzweige am Stammbaum des Hirsches, das 24* u — Ten num 372 Literatur-Besprechungen. Kamel, das Hirschferkel, das Moschustier und die Giraffen. Die Ausstattung des Buches macht bei seinem billigen Preise dem ‚Verlage zalle/Ehreun 9 | Honigmann. Göldi, E. A., Der Ameisenstaat. Seine Entstehung und seine Einrichtung, die Organisation der Arbeit und die Natur- wunder seines Haushaltes. Leipzig und Berlin. Druck und Verlag von B. G. Teubner, IgII. geb. 0,80 M. _ Die Insekten spielen in der gegenwärtigen geologischen Periode unter den Tierstämmen, was Gesamtmasse, Verbreitung und Arbeitsenergie betrifft, die größte Rolle. Verf. legt dar, wie diese Erscheinung durch die Schnelligkeit des Wachstums und die Kleinheit der Dimensionen der Insekten sich erklärt. Das wunderbarste aber, was die Insektenwelt geleistet hat, das sind die Staatenbildungen, die der Verf. schon früher durch sein Gesetz vom ‚sexuellen Prokuraverhältnis“ oder der „Gonepitropie‘“ klar zu machen versucht hat. Als treibende Agentien wirken Bauarbeit, Brutpflege und Nahrungssorge, und diese dienen wie bei den sozialen Verbänden der Menschen der Vermehrung der Volkskraft. Nach einer Definition des Begriffes ‚Arbeit‘ kommt Goeldi zuerst auf die Bewohner des Ameisenstaates zu sprechen, deren meiste den ergatoiden Habitus, das Arbeitskleid aufweisen. Das Problem des Poly- morphismus wird eingehend behandelt und auf seine Grund- lagen zurückgeführt. Die einzelnen Formen, wie Arbeiter, Soldaten usw. werden besprochen, dann geht der Verf. ein auf die Nestbauten der Ameisen, wobei sich besonders bei den Baumnestern interessante stammesgeschichtliche Probleme auf- rollen. Die Nahrung der Ameisen und ihre Bequemlichkeits- einrichtungen, wie Sklavenhaltung, Nutzvieh und Genußmittel- lieferanten, Pılzbau und Verwendung der Larven zum Weben schildert Goeldi auf den nächsten Seiten, und mit einem Rück- blick auf die Ansichten der Alten über die Ameisen schließt er seine durchaus interessanten, erschöpfenden und doch knappen Ausführungen. Honigmann. Literatur-Besprechungen. 323 Worgitzky, G., Lebensfragen aus der heimischen Pflan- zenwelt. Biologische Probleme. 300 S. mit I5 schwarzen und 8 farbigen Tafeln sowie 70 Textfiguren. Quelle u. Meyer, Leipzig, ıgII. Preis geb. 7,80 M. In diesem Buche haben wir ein Werk vor uns, das in der Darstellung der biologischen Tatsachen ganz meisterhaft durch- geführt ist und uns in die Probleme, die sich bei der Bespre- chung dieser Tatsachen aufrollen, auf vorzügliche Weise ein- führt. So zeigt uns der Verfasser im ersten Kapitel an dem Beispiel der Zwiebel- und Knollenpflanzen Darwins Lehre von der Auswahl des Passendsten, in einem der nächsten die Geheimnisse des Anthozyans, dann weiter, um noch etwas herauszugreifen, die funktionellen Anpassungen der Getreide- halme und der Kletterpflanzen und ähnliches mehr. Was dem Referenten an dem sonst so vortrefflichen Buche mißfallen hat, das ıst die durchaus überzeugte teleologische Betrachtungs- weise des Verfassers, in die hin und wieder so etwas wie die: Lebenskraft hineinspielt, was in einem populären Buche lieber hätte vermieden werden sollen. Doch stehen sich hier zwei Lager der modernen Naturwissenschaft so schroff gegenüber, daß man dem Verfasser daraus weiter keinen großen Vorwurf machen kann, zumal diese theoretischen Exkurse den geringsten Raum in einem Buche einnehmen. Die Ausstattung des Buches, besonders was die hervorragend guten photographischen Natur- aufnahmen der Tafeln anbetrifft, ist vorzüglich. Honigmann. Reinhardt, I eRulturgeschichte ‚der Nutztiere -, Mün- chen ıgı2. Verlag von Ernst Reinhardt. 760 Seiten mit 67 Bildern im Text und 70 Kunstdrucktafeln. geb. Io M. Als dritten Band des Sammelwerkes ‚Die Erde und die Kultur‘‘ veröffentlicht der Verfasser seine ‚Kulturgeschichte der Nutztiere‘‘, nachdem ihr in zwei Bänden die der Nutzpflanzen voraufgegangen war. Das Gebiet der Wissenschaft, in das Reinhardt uns einführt, ist erst ungefähr ein halbes Jahr- hundert alt und dabei so umfangreich, daß es außerordentlich zahlreiche Bearbeiter gefunden hat, darunter solche mit den 374 Literatur-Besprechungen. klangvollsten Namen. Daß es dabei nicht an einem recht regen Widerstreit der Meinungen gefehlt hat, läßt sich unschwer denken und ebenso, daß es nicht leicht ist, hieraus das Richtigste herauszufinden und in Zusammenhang zu bringen. Das ist Reinhardt mit möglichster Objektivität gelungen, und zwar in einer wirklich ansprechenden und auch weiteren Kreisen recht verständlichen Form, ohne sich von der Basis strenger Wissenschaftlichkeit weit zu entfernen. Die Aufgabe des Ver- fassers, uns eine Kulturgeschichte der Nutztiere zu geben, ist demnach als im möglichsten Grade gelöst zu betrachten. Den größte Teil des Buches nimmt natürlich die Geschichte der Haustiere ein, die vom Hund, dem ältesten, angefangen in chronologischer Reihenfolge, je nachdem sie in den Haus- halt des Menschen eingeführt sind, besprochen werden. Ihnen schließen sich an die übrigen Nutztiere, wie Muscheln und Schnecken, Honigbiene und Seidenspanner; die Geschichte der Jagd wird kurz umrissen, die wichtigsten Jagdtiere werden ge- schildert; dann kommen die nützlichen wilden Vögel, die Pelz-, Schmuckfedern- und Schildpattlieferanten und die Transpender an die Reihe, und die Tiere als Spielzeug machen den Beschluß. Die Ausführungen des Textes werden durch ein zum Teil sehr gutes Bildermaterial wirksam unterstützt. Selbstverständlich findet sich in einem so umfassenden Buche auch manches, was zum Widerspwuch herausfordert. Zu einzelnen Kapiteln möchte ich folgendes bemerken: Ob sich dıe Entstehung der gekrümmten Beine der Dachshunde mit Keller wirklich auf vererbte Rhachitis zurückführen läßt, möchte ich sehr bezweifeln, denn eine Vererbung derartiger Krankheiten ist bis jetzt noch in keinem Falle sicher erwiesen. Bei der Besprechung der Abstammung der wilden Schweine- rassen, wie auch anderswo, wäre es wohl sehr verdienstlich ge- wesen, die Schädel von Stamm- und domestizierter Form neben- einander abzubilden, was mehr sagt, als viele Worte. Der asiatische und afrikanische Gepard heißen nicht beide Cynailurus guttatus, sondern der Tschita heißt C. jubatus. Wenn der Verfasser meint, daß über das Freileben der Makropoden nichts bekannt ist, so irrt er. Der Stammvater des Makropoden, Literatur-Besprechungen. 525 Macropodus opercularis, lebt in den Reisfeldern Mittelchinas und ist mir selbst durch Exemplare des British Museum und des Museums für Natur- und Heimatkunde zu Magdeburg be- kannt. In einem längeren Aufsatze, in dem auch Stücke aus dem British Museum abgebildet werden, hat sich W. Köhler!) darüber ausgelassen. Daß die Pectenarten zu feinen Ragouts verwendet werden sollen, ist wohl nur ein Schreibfehler, ich habe bis jetzt nur feine Ragouts in ihre Schalen füllen sehen. Die Holothurien sind keine Weichtiere, sondern Echinodermen. Woher der Verfasser den schönen Namen Spongia usitatissima für den Badeschwamm hat, weiß ich nicht, wissenschaftlich heißt er Euspongia officinalis. Reinhardt hätte auch ver- meiden können, in dem Kapitel ‚Geschichte der Jagd‘ und auch noch später wiederholt von der Fischotter zu sprechen, zumal er bei der speziellen Behandlung dieses Tieres den rich- tigen männlichen Artikel anwendet. Auf S. 689 sagt der Ver- fasser, wohl infolge eines Schreibfehlers ‚‚Zelloidin“ statt Zellu- loid als Ersatz für Schildpatt. In einer zweiten Auflage, die dem Buche wohl zu wünschen ist, werden sich diese Kleinig- keiten leicht abstellen lassen. Besonders erfreulich wirken noch die Auslassungen des Ver- fassers über die Schießerei, in die unsere Jagd heutzutage so leicht ausartet, über die Vertilgung der Singvögel zu Eßzwecken und die ans Wahnwitzige streifende Ausrottung der Schmuck- vögel zum Hutputz der Damen, die angeführten Zahlen geben ein deutliches Beispiel von dem schauderhaften Unverstand eines Teils unserer weiblichen Bevölkerung. Honigmann. Kammerer, Dr. P., Über Erwerbung und Vererbung des musikalischen Talentes. Theod. Thomas Verlag, Leipzig 7912, r.M. Von der Behauptung des Geigenvirtuosen Hubermann, es gäbe keine speziellen Talente, sondern nur eine allgemeine Begabung,?) geht Kammerer in seinem Vortrage aus. K. 1) Blätter für Aquar.- u. Terrarienkunde, 1906. 2) Neues Wiener Tageblatt ıgıı, Nr. 22, S. 7. 376 Literatur-Besprechungen. stimmt mit Hubermann darin überein, daß es eine solche allgemeine Begabung gibt, verneint aber dessen zweite Behaup- tung, indem er auf das Beispiel Anton Bruckners hinweist, dessen glänzende musikalische Begabung in krassem Gegen- satze stand zu seiner sonstigen Bildung. Daß in der Schule derartige Beobachtungen jeden Tag angestellt werden können, weiß ein jeder, und ebenso, daß es sich mit körperlichen Eigen- schaften gleich verhält. Auf diese Tatsachen hin stellt K. die Behauptung auf: es gibt eine spezifisch musikalische Begabung!!) und fragt weiter: kann diese durch Übung erworben und dann vererbt werden? K. bemerkt gleich offen, daß sich eine bestimmte Beantwortung dieser Fragen wegen der Unmöglichkeit eines Zuchtexperimentes nicht erzielen läßt. Er unterzieht im Laufe seiner Ausführungen besonders Weismanns Ansichten aus seinem Vortrage „Gedanken über Musik bei Tieren und bei Menschen‘?) einer näheren Analyse. Im Kampfe ums Dasein hat die musikalische Begabung augen- fällig keinen besonderen Wert, kann also nicht durch natürliche Zuchtwahl gesteigert worden sein. Daß sie durch geschlecht- liche Zuchtwahl weitergebildet werden könne, widerlegt Weis- mann durch das Argument, daß beim Menschen, was K. auch auf die Tiere ausdehnt, einem unmusikalischen Männchen es im allgemeinen doch immer gelingt, ein ihm zusagendes Weib- chen zu finden. Weismann kommt deshalb zu der Ansicht, daß der musikalische Sinn von Anfang der Stammesgeschichte an immer derselbe geblieben ist und sich nur sein Produkt, die Musik selbst, bei den einzelnen Völkern usw. ungleich hoch entwickelt habe, und zwar auf Grund dreier Faktoren: der Verfeinerung der Sinne, der Erhöhung der Intelligenz und der Wirkung der Tradition. Nach ihm muß also bei allen Menschen die musikalische Begabung vorhanden sein. Wie sind aber die gänzlich unmusikalischen zu verstehen? Weismann hält solche Menschen für gehörpathologisch oder geistig minder- wertig. Er ist also derselben Ansicht wie Hubermann, daß 2 E9:49: 2) Aufsätze über Vererbung, Jena 1892, S. 5387 —637. ek ER Literatur-Besprechungen. SAT es ein spezifisches musikalisches Talent nicht gibt, also auch nicht erworben werden kann und es deshalb auch nicht vererbt wird. Diese Ansicht Weismanns, jeder unmusikalische Mensch litte an Gehörstörungen, widerlegt K. dadurch, daß äußerst feinhörige Kulturmenschen und die noch feinhörigeren Naturmenschen und Tiere Musik, die uns noch angenehm er- scheint, direkt schmerzhaft empfinden. Ich führe hier aus meiner Erfahrung einen bekannten Zoologen an, der jeden Vogel an seiner Stimme erkennt, aber jede Art von Musik auf das energischste meidet. Trotz dieser Verschlechterung des Gehörsinns aber ist der Kulturmensch noch musikalischer ge- worden und wird es noch immer mehr, wie K. an dem Beispiel Beethovenscher Musik zeigt, die von der zeitgenössischen Kritik als lärmend bezeichnet wurde, während sie ihre ganze herrliche Wirkung auf uns jetzt nur noch bei doppelter Be- setzung ausübt. Der Wunsch nach Tonfülle und Stärke ist also bei uns intensiver geworden. Es muß also doch eine spezi- fische Begabung und damit eine Steigerungsmöglichkeit der- selben geben. Das zweite sagt Weismann von sich selbst, dem als dreizehnjährigen Knaben die Pastoralsymphonie Beethovens nicht überall Sinn und Verstand zu haben schien und die ihm heute als ganz klar und einfach erscheint.!) So kann es auch kein Autoritätsglaube, keine bloße Massen- suggestion gewesen sein, sagt K.?), was den ehemals verkannten Genies schließlich oft zur Anerkennung verhilft. Er fragt jetzt: Kann die musikalische Begabung vererbt werden? Beispiele dafür anzuführen ist unnötig, man könnte aber den Einwand machen, sie sei vom Elter erlernt, aber nicht vererbt. Diesen Einwand beantwortet K. mit dem Beispiel von Edelfinken, Stieglitzen und Grasmücken, die als ganz junge Nestlinge in den Käfig gesteckt ohne je ihresgleichen kennen zu lernen, dennoch deren Lied singen, wenn auch nicht so laut und schön. Warum ist aber nicht jedes Kind eines Musikers abermals musikalisch tätig? Das kann einmal daher kommen, nr Mio Sons. 2) S. 20-21. 378 Literatur-Besprechungen. daß es aus materiellen Rücksichten überhaupt niemals dazu gelangt, Musik auszuüben, die erblich erworbene Fingerfertig- keit z. B. kann dann auf andere Gebiete übertragen werden. Daß aber eine Steigerung der Geläufigkeit durch konsequente Übung erreicht werden kann, unterliegt Kammerer gar keinem Zweifel, nur zwei Beispiele: Die auch von Weismann genannten Klaviervirtuosen Pauer in London, wo der Sohn größer war als der Vater, und der klassische Fall des jungen Wolfgang Amadeus Mozart, der als dreijähriges Kind ohne Übung Melodien spielen konnte und es zu einer meisterhaften Beherrschung seines Instrumentes fast ohne Übung brachte, hier ist der Einfluß des ebenfalls pianistisch tätigen Vaters Leopold Mozart ganz deutlich. Noch zwei weitere schwer- wiegende Faktoren treten hinzu: Die Beeinflussung und Schwä- chung der Keimzellen durch die intensive, meist nervenzer- rüttende Beschäftigung des musikalischen Vaters im schädlichen Sinne, und schließlich die Bastardbildung zwischen einem musikalischen Vater und einer meist mehr oder minder musikali- schen Mutter, die sich nach den Mendelschen Vererbungsregeln richtet: Wir erhalten demnach zum allergrößten Teile Inter- mediärformen, die schwächer begabt sind als der eine Elter. Als Beweis für die Steigerungsmöglichkeit des musikalischen Talents in diesem Sinne zieht K. die Familie Bach heran, deren meiste Mitglieder Verbindungen mit Musikerfamilien ihrer vormaligen Lehrer oder Amtsvorgänger eingingen‘‘!) und die es so zu über 300 musikalischen Angehörigen brachte, von denen „während einer Zeitdauer von 250 Jahren (I550—ıI8oo) nicht weniger als 22 hervorragende Musikkünstler ihren Ursprung nahmen‘. Bode?) macht darauf aufmerksam, daß zur Zeit der Herzogin Amalie von Weimar der Ausdruck: die Bache gerade so viel bedeutete wie Stadtpfeifer oder Berufsmusiker. K. behauptet demnach mit allem Nachdruck:?) die musi- 1) Büchner, Die Macht der Vererbung, 2. Aufl., Leipzig 1909, S. 38 (zit. nach Kammerer). 2) Bode, W., Der Musenhof von Weimar, Berlin 1908 (zit. nach Haecker, Allgemeine Vererbungslehre, 2. Aufl., Braunschweig 1912, S. 5). 2) 927 Literatur-Besprechungen. 379 Balische: Begabung ist "in: der. Tat -eine: 'erbliche Bieenschaft,..denn sie-vermags-,von.den ‚Elternsauf die Kinder im Wege der Keimzellen überzugehen. Jetzt kommt K. dazu, die ursprüngliche Entstehung und Erwerbung des musikalischen Talentes nachzuweisen. Ein- gangs sind bei der Besprechung des Weismannschen Vor- trages verschiedene Möglichkeiten erörtert, aber alle zurück- gewiesen worden, K. bleibt nichts übrig als mit Herbert Spencer (und dessen Vorgängern) anzunehmen, daß das ' musikalische Talent durch fortgesetzte und vermehrte Übung hervorgebracht worden sei. Er führt eine große Anzahl mehr oder minder zutreffender Beweise für die Vererbung erworbener Eigenschaften an, die er früher schon einmal zusammenstellte ;t) eine der auffälligsten und für unser Thema sehr wichtigen und, wie es scheint, gänzlich einwandfreien Tatsachen ist die Beob- achtung Exners,?) daß, als ein junger, zum ersten Male vor das Wild geführter Jagdhund den ersten Schuß in seinem Leben fallen hörte, er sofort daran ging, das Huhn zu suchen, das gar nicht getroffen worden war, er also auch nicht hatte herunterfallen sehen. Die Eigenschaft, auf einen Gewehrknall hin ein Huhn zu suchen, haben die Hunde aber erst seit der Erfindung des Schießpulvers erworben, und sie hat sich dem- nach sicher vererbt.?) Leider lassen sich bisher auf unserem Ge- biet direkte Beweise nicht erbringen, daß die Künste aber in hohem Grade milieubedingt sind, das versucht K. an einer Beobachtung zu zeigen, die er in Ägypten gemacht hat.*) Er glaubt mit Sicherheit behaupten zu können, daß der eintönige 1) Beweise für die Vererbung erworbener Eigenschaften durch plan- mäßige Züchtung. ı2. Flugschrift d. Deutsch. Ges. f. Züchtungskunde, Berlin 1909. 2) Bemerkungen zur Frage nach der Vererbung erworbener psychi- scher Eigenschaften. Ber. IV. Kongr. f. exper. Psychologie in Innsbruck I9Io, S. 203—210 (zit. nach Kammerer). ®) Einen ganz gleichen Fal!, aber mit anderer Deutung beschreibt schon Weismann in seinem Aufsatze: Über die Vererbung (1883) usw. 1892,29. 105. 4) Eine Naturforscherfahrt durch Ägypten und den Sudan, Braun- schweig 1906. | j # | 380 Literatur-Besprechungen. Gesang der Neger jener Gegenden dem Knarren der felder- bewässernden Schöpfräder abgelauscht ist, von dem er sagt: In Wahrheit kann man es kaum mit diesem für das Geräusch ungeölter Räder gebräuchlichen Ausdruck bezeichnen, sondern muß es ein Tönen, ein Singen nennen. Ähnliche Beeinflussungen lassen sich auch für Malerei und Bildhauerei sowie für die Bau- kunst aufzeigen. Daß durch dieses Knarren ein Komponist unserer Tage nicht ebenso beeinflußt wird wie ein Neger ist klar, für die Anfänge der Musik gilt das aber noch in vollem Umfange. Alle Eindrücke, die von außen an unser Ohr treten. bleiben aufbewahrt in unserer Großhirnrinde und, wie Mehnert nachzuweisen das Verdienst hat, auf dem Wege der Assoziationen werden die rohen Einzelheiten zu Kunstprodukten verknüpft. Und diese gehen mit dem Tode des Individuums nicht ver- loren. Es gibt ein Gedächtnis über die individuellen Grenzen des Lebens hinaus, die Mneme Semons, das ist die Vererbung. Immer wieder versuchten die Menschen, die ursprünglichen, durch Assoziationen verknüpften Sinneseindrücke wiederzugeben schließlich mit Instrumenten. Sie übten sich darin, sagt K.,!) und auch für die Übung gibt es aller Wahrschein- lichkeit nach ein Erbgedächtnis, das den Nachkommen gestattet, die Fertigkeiten der Vorfahren als Talent zu über- nehmen, zu benutzen und darauf weiterzubauen. Bei meinen Ausführungen bin ich dem Gedankengange K.s genau, oft wörtlich gefolgt, um ein möglichst objektives Bild von seinen Ansichten zu geben. .Es ist auch in diesem Buche K.s Bestreben gewesen, seiner Ansicht von der Vererbung erworbener Eigenschaften zum Siege zu verhelfen. Wenn ich diese seine Ansicht auch in vielen Fällen als erwiesen betrachte, so scheint mir in diesem Falle seine Beweisführung nicht unwidersprochen bleiben zu müssen. Es ist zwar recht schön, möglichst viele Erscheinungen des Lebens aus demselben Prinzip erklären zu wollen, aber immer geht das doch nicht so ganz glatt. So schön K.s Beobachtungen in Ägypten auch sind und von was für einem tiefen Naturgefühl sie auch zeugen, eine Erwerbung des ') S. 37. win Literatur-Besprechungen. 381 musikalischen Talents auf diesem Wege kann ich mir nicht vorstellen. Sollten die Neger wirklich erst seit Einführung der Schöpfräder singen gelernt haben? So viel Einfluß ich auch dem Milieu in bezug auf Umänderung der physischen Kon- stitution zuschreibe, auf höhere psychische Funktionen, wie Auffassungsfähigkeit für Musik, möchte ich diesen doch nicht ausdehnen, ehe wir nicht auf diesem so schwierigen Gebiete erst einmal sichere Tatsachen dafür ins Feld führen können. Da ist doch Weismanns Annahme von einer allgemeinen Ver- breitung des Musiksinnes überzeugender. Wenn er sagt, der Musiksinn ‚ist einfach ein Nebenprodukt unseres Ge- hörorganes‘',t) so kann man dagegen besonders vom physio- logischen Standpunkt aus, worauf K. überhaupt viel zu wenig Gewicht gelegt hat, nichts einwenden. Vor allem aber hat K. eins vergessen, worauf Weismann schon 1883?) hingewiesen hat, daß nämlich Talente nichts einfaches, sondern aus oft sehr vielen einzelnen Komponenten zusammengesetzte Größen sind, wobei man nur an Goethes bekannte Verse zu erinnern braucht: Vom Vater hab’ ich die Statur usw. Es müßte doch ein großer Zufall sein, wenn sich alle diese Komponenten kon- sequent zusammen weiter vererben würden. Auch Weismanns Behauptung von der Macht der Tradition ist unerschüttert. Der Satz: ‚Die Geschichte der Musik ist ebenso gut eine Ge- schichte der Erfindungen, wie die des elektrischen Telegraphen‘‘?) ist von K. nıcht widerlegt worden. Wenn Weismann ferner sagt, „daß nämlich ein und dasselbe Gehörorgan samt der dazugehörigen Hörsphäre eine ganz verschiedene Wirkung auf die ‚Seele‘ hervorbringen muß, je nach- dem diese selbst niedriger oder höher geartet ist,‘*) und dies auch auf die verschiedenen Entwicklungsstufen der mensch- lichen Seele ausdehnt,?) so steht auch diese seine Behauptung noch ebenso fest da wie früher. Eins ist aber sicher, K. hat die DT 6323.:077. 2, Über die Vererbung (1883), Aufsätze usw. 1892, S. 109. 1.#C. ‚3.002. Me Seo32. e #) 1 al: IeNS.633; 382 Literatur-Besprechungen. sich gestellte Aufgabe mit viel Geschick durchgeführt, sie wird manche Anregung bringen und verdient deshalb recht viel ge- lesen zu werden. Honigmann. Stridde, Allgemeine Zoologie in Verbindung mit Mi- kroskopie und Sezierübungen. Zum Selbstunterricht und zur Vorbereitung auf die Mittelschulprüfung. Mit 310 Ab- bildungen im Text. Stuttgart, Francksche Verlagsbuchhand- lung. Preis geb. 7 M. Inhalt: A. Allgemeine Anatomie der Tiere: I. Die Bau- elemente des Tierkörpers; II. Das Gewebe des tierischen Kör- pers; III. Organologie, die Lehre von den Organen. B. Allgemeine Entwicklungsgeschichte der Tiere: I. Onto- genie, die Keimesgeschichte; II. Phylogenie, die Stammes- geschichte. C. Überblick über das System in Verbindung mit prakti- schen Untersuchungen an Einzelvertretern der verschiedenen ° Klassen. D. Technik für Sezier- und Mikroskopierübungen. — Das Werk, das auf 344 Seiten den wichtigsten Stoff der allgemeinen Zoologie auf Grund der neuesten Ansichten und Forschungen bietet, unterscheidet sich von anderen Zoologie- werken dadurch, daß es hauptsächlich durch Selbsttätigkeit und eigene Beobachtung den angehenden Naturwissenschaftler zu gründlichem Wissen verhelfen will. Über der Einleitung stehen als Leitsatz Huxleys Worte: ‚Das bloße Erlernen aus Büchern bedeutet in den Naturwissenschaften eine Schmach und Verirrung. Wirkliches Wissen entspringt nur aus dem unmittelbaren Bekanntwerden mit den Tatsachen.“ Am Ende jedes größeren wissenschaftlichen Abschnittes befinden sich deshalb eine Menge von Beobachtungs- und Untersuchungs- aufgaben in Gestalt mikro- und makroskopischer Übungen, die jedem Zoologielehrer eine Fülle von Anregungen bieten und im Unterricht besonders bei praktischen biologischen Übungen mit Nutzen verwendet werden können. In erster Linie soll aber das Buch Lehrern dienen, die sich zur Mittelschulprüfung in Literatur-Besprechungen. 383 Naturwissenschaften vorbereiten, denn diese sind ja leider meist genötigt, wenn sie nicht zufällig in einem Universitätsort angestellt sind, sich den umfangreichen Stoff auf autodidakti- schem Wege anzueignen. Allerdings gehören zur Durcharbeitung des Werkes außer gewissen Vorkenntnissen in der Zoologie und einer allgemeinen naturwissenschaftlichen Vorbildung, besonders Verständnis der Handhabung des Mikroskopes und der Anferti- gung von Präparaten. Bemerkt seı deshalb, daß es sich für den Autodidakten empfiehlt, das Buch in umgekehrter Reihenfolge durchzuarbeiten, nämlich mit der Technik der Sezier- und Mikroskopierübungen zu beginnen, dann zuerst die Sektion des Säugetieres vorzunehmen und weiter im System abwärts fortzuschreiten, also den entgegengesetzten Weg einzuschlagen, . als das Werk ihn bietet. Der Verfasser hat besonderen Wert auf eine eingehende Be- handlung der Protozoen gelegt, weil seiner Meinung nach am besten durch Beobachtungen an der lebenden Zelle der Proto- zoen ein klares und sicheres Verständnis für die Gewebelehre der Metazoen und für die gegenseitige Beeinflussung und funk- tionelle Anpassung der Organe angebahnt werden kann. Wegen der Fülle von Anregungen, die das Buch bietet, kann es jedem Fachlehrer und jeder Schulbibliothek zur An- schaffung empfohlen werden. KzBermau, Halle ars: Von den bekannten kurzen naturwissenschaftlichen Lehr- büchern der Sammlung Göschen (Leipzig, G. J. Göschensche Verlagshandlung) sind jüngst (IgImr und 1IgI2) wieder fünf, die botanische Disziplinen behandeln, neu oder in neuer Auflage erschienen: ı. A. Hansen, Pflanzenphysiologie, 154 S.; 2. G. Lindau, Die Pilze, eine Einführung in die Kenntnis ihrer Formenreihen, 128 S.; 3. H. Miehe, Zellenlehre und Anatomie der Pflanzen, 142 S.; 4. W. Migula, Pflanzenbiologie. I. All- gemeine Biologie (3. verbesserte und vermehrte Auflage), 127 S.; 5. M. Nordhausen, Morphologie und Organographie der Pflanzen, 126 S. Preis jedes Bandes in Leinwand gebunden 80 Pf. In allen ist in Kürze das Wichtigste über den behan- 384 Literatur-Besprechungen. delten Gegenstand gesagt. Sie sind zum Teil recht reich illu- striert und mit ausführlichen Registern, die ein bequemes Nachschlagen ermöglichen, versehen. Schulz. W. Gothan, Aus der Vorgeschichte der Pflanzenwelt. Naturwissenschaftliche Bibliothek für Jugend und Volk, herausgegeben von Konrad Höller und Georg Ulmer. 184 S., mit zahlreichen Abbildungen. 8°. Leipzig, Verlag von Quelle u. Meyer. Ohne Jahr. Preis geb. 1,8o M. Als „Vorgeschichte der Pflanzenwelt‘ wird hier das be- zeichnet, was man gewöhnlich Palaeobotanik oder Palaeo- phytologıe nennt. Das Buch behandelt somit die aus den früheren Perioden der Erdgeschichte bekannten Pflanzen. Zu- nächst werden die geologischen Formationen und die Ent- wicklung der Pflanzenwelt kurz besprochen; dann folgt ein Kapitel über die Art der Erhaltung der fossilen Pflanzen- reste und über die scheinbaren Pflanzenversteinerungen. Hier- auf werden die wichtigsten der aus den früheren Erdperioden bekannten Pflanzen in systematischer Ordnung behandelt, am ausführlichsten die Pteridophyten und die gymnospermen Phanerogamen. In einem Schlußabschnitte wird die Frage nach dem Klima der vergangenen Erdperioden und die vor- weltliche Pflanzengeographie kurz besprochen. Sekhulz. L. und K. Linsbauer, Vorschule der Pflanzenphysiologie. Eine experimentelle Einführung in das Leben der Pflanzen. Zweite, umgearbeitete Auflage. XV und 255 S. mit gg Ab- bildungen. 8° Wien, Verlagsbuchhandlung Carl Konegen (Ernst Stülpnagel), ıgıı. | Die Verf. wenden sich mit ihrem Buche zunächst an einen Leserkreis aus gebildeten Laien, ‚‚welchen das in unseren Mittel- schullehrbüchern über Pflanzenphysiologie Mitgeteilte zu wenig sagt, denen aber das bekannte Praktikum Detmers zu viel bietet. Unsere Schrift will eine Vermittlerrolle zwischen beiden Kategorien von Büchern einnehmen. Wir glauben darum Literatur-Besprechungen. 385 einerseits, daß es auch auf der Mittelstufe des Botanikunter- richtes an Gymnasien, Realschulen und verwandten Schul- gattungen mit Nutzen gebraucht werden kann, sei es, daß der Lehrer ein oder das andere Kapitel daraus zu eingehenderer Besprechung und Durchführung auswählt, sei es, daß er das- selbe mit strebsamen Schülern direkt praktisch durcharbeitet. Es wäre damit die Möglichkeit geboten, auch auf naturhistori- schem Gebiete die Schüler zur Selbständigkeit, ähnlich wie auf chemischem oder physikalischem Gebiete anzuleiten, wofür chemische oder physikalische Experimentierbücher bereits in Menge vorhanden sind.‘ Ihr Buch soll im Gegensatz zu den meisten der modernen popularisierenden naturwissenschaft- lichen Schriften, die das Interesse des Lesers an einer ernst- haften praktischen Beschäftigung mit der Natur geradezu ertöten, zur ernsten praktischen Beschäftigung mit den Lebens- vorgängen der Pflanzen anregen. Sie haben in ihm deshalb nicht die Ergebnisse der Erforschung dieser Lebensvor- gänge vorgetragen, sondern sie haben die Lebensvorgänge in 298 Versuchen behandelt, die der Benutzer des Buches nach ihrer Anleitung im Laboratorium ausführen soll. Die hierzu nötigen — einfachen — Geräte sind in einem Anhange zu- sammengestellt und kurz beschrieben. Zu den 298 Versuchen fügen die Verf. noch zahlreiche Aufgaben hinzu, die der Benutzer des Buches selbstständig lösen soll. ' Das Buch kann allen Lehrern der Naturwissenschaften emp- fohlen werden. Schulz R. Meißner, Die Schutzmittel der Pflanzen. Natur- wissenschaftliche Wegweiser. Sammlung gemeinverständ- licher Darstellungen, herausgegeben von Prof. Dr. Kurt Baampei t..,.Ser: A," Bd::25..: Vlll u..94 5; kli82:-,Stutt- gart, verlegt bei Strecker u. Schröder. Ohne Jahr. Preis geh. I Mk. Die vorliegende Schrift zerfällt in drei Abschnitte. Der Verf. behandelt im ersten Abschnitte die Schutzmittel gegen den Tierfraß, im zweiten Abschnitte die Schutzmittel gegen Zeitschr. f. Naturwiss. Halle a. S. Bd. 84. 1912/13. 25 ——— ne — - --. — . ® 386 Literatur-Besprechungen. pflanzliche Feinde, und im dritten Abschnitte die Schutz- mittel gegen ungünstige klimatische und Bodenverhältnisse. Der dritte Abschnitt umfaßt sechs Unterabschnitte, von denen der erste die Schutzmittel gegen zu starke Verdunstung, der zweite die Schutzmittel gegen zu große Feuchtigkeit der F Luft und des Bodens, der dritte die Schutzmittel gegen Er- | nährungsstörungen, der vierte den Schutz gegen Verbren- nung durch chemische Stoffe, der fünfte den Schutz gegen unliebsame Verbreitung von Samen, und der sechste die Schutzmittel der Blüten gegen die Unbilden der Witterung behandelt. In jedem Abschnitt sind zahlreiche Beispiele be- trachtet, die zum Teil durch Abbildungen erläutert sind, von | denen einzelne aber nicht sehr deutlich sind. Beschlossen wird die Schrift durch ein sehr ausführliches Register. Schulz. A. Nathansohn, Allgemeine Botanik. VII u. 471 S. mit 4 farbigen und 5 schwarzen Tafeln und 394 Abbildungen im Text. 8%. Leipzig; Verlag, von: Ouelle u, Meyer 1072. Preis.geh. 9.M., geb. 10. M. Die Anlage dieses Lehrbuches der allgemeinen Botanik weicht von der bisher üblichen nicht unwesentlich ab. Der Verf. sagt hierüber im Vorwort: ‚In diesem Lehrbuch der allgemeinen Botanik habe ich mich von dem seit langem fest- gehaltenen Gebrauch, den Stoff in Anatomie, Morphologie und Physiologie einzuteilen und die Ökologie, die die Be- ziehungen der Pflanzen zur Außenwelt behandelt, abzutrennen, entfernt; dies bedarf einer eingehenden Begründung. Jene Einteilung wurde zur Notwendigkeit, als die botanische Wissen- schaft zu umfangreich geworden war, als daß -der einzelne sich forschend auf dem Gesamtgebiete hätte betätigen können; eine Trennung der Arbeitsgebiete trat ein, und fand ihren Aus- druck auch in der Einteilung der Lehrbücher. Diese Arbeits- teilung ist erfolgreich gewesen. Die Teildisziplinen haben sich nicht gegenseitig entfremdet, sie haben sich vielmehr, von ent- fernten Punkten ausgehend, einander immer mehr genähert, und immer engere Berührungen gefunden: Die vergleichende Literatur-Besprechungen. 387 Anatomie hat der physiologischen Platz gemacht, die die innere Struktur der Pflanzenorgane aus ihrer Funktion er- klärt; die Organographie, die neben die deskriptive Morphologie getreten ist, versucht das gleiche für den äußeren Bau der Pflanze, und die Physiologie hat uns immer deut- licher erkennen lassen, in welch engem Zusammenhange die Lebensfunktionen der Pflanze zu den Bedingungen der Außen- welt stehen und hat auf diese Weise Fühlung mit der Ökologie gewonnen. Der heutige Stand dieser Teildisziplinen erlaubt den Versuch, deren Ergebnisse auch in einem wissenschaft- lichen Lehrbuch zu einem einheitlichen Gesamtbild von Bansand Pebenserscheinungen der Pflanze zu ver- einigen. Gelingt ein solcher Versuch, so hat er zweifellos vor der getrennten Darstellung von Anatomie, Morphologie und Phy- ı siologie vieles voraus. Denn bei dieser Trennung wird unver- meidlich der Bau der Pflanze fast rein deskriptiv behandelt, weil der Lernende eine tiefere Einsicht in dıe Funktion der Organe erst in einem späteren Teil des Buches erhält; und so . muß ihm viel von den schönsten Erfolgen des wissenschaft- lichen Feortschrittes vorenthalten bleiben. Daß ferner die Ökologie nicht abgetrennt, sondern in das Ganze hineinge- woben wird, erscheint mir unbedingt nötig in einem Buche, daß auch dem angehenden Lehrer Anregung bieten will; soll doch jetzt der botanische Schulunterricht dem Schüler nicht mehr eine Menge von Einzelheiten vermitteln, sondern ihm das Verständnis für das Leben der Pflanze ın der Natur er- schließen. So habe ich mich denn auch bemüht, mit meiner Darstellung nicht nur ein Lehrbuch für Studierende zu schaffen, sondern gleichzeitig auch ein Handbuch, das der Lehrer beim Schulunterrichte zu Rate ziehen kann. Aus diesem Programm hat sich die Disposition des Stoffes von selbst ergeben. Das Pflanzenleben ist ziemlich scharf ın zwei Phasen gegliedert: vegetatives Leben und Fortpflanzung, und diese Phasen sind in getrennten Abschnitten behandelt. Einem jeden von ihnen geht die Darstellung der dafür wesent- lichen Funktionen voraus.‘ ZEE 388 Literatur-Besprechungen. Jeder der beiden Abschnitte des reich illustrierten, schön ausgestatteten Buches gliedert sich wieder in mehrere Unter- abschnitte, die in eine größere Anzahl von Kapiteln zerfallen. Anführung der Literatur hat der Verf. nach reiflicher Über- legung unterlassen; auch geschichtliche Angaben fehlen voll- ständig. Auf Einzelheiten will Ref. nicht eingehen, nur möchte er bemerken, daß die wissenschaftlichen Pflanzennamen recht viele Druckfehler aufweisen. Schulz. M. Nußbaum, G. Karsten und M. Weber, Lehrbuch der # Biologie für Hochschulen. X u. 329 S. mit 186 Ab- bildungen im Text. 8°. Leipzig, Verlag von Wilhelm Engel- mann, IOIE Preis r2 Mer eeb. 2.2518 Seitdem die ‚Biologie‘, d. h. die Lehre vom TFeben der Tiere und Pflanzen, als Lehrfach in die Oberklassen der Höheren Schulen eingeführt worden ist, sind verschiedene diesen Gegen- stand behandelnde Lehrbücher erschienen. In dem vorliegenden, das sich speziell an die Studierenden der Hochschulen wendet, hat Nußbaum (S. I—I62) die experimentelle Morpholo- gie der Pflanzen und vorzüglich der Tiere, Karsten 10; bis 325) die Biologie der Pflanzen, und Weber (S. 327—504) die Biologie der Tiere behandelt. Jedem dieser drei Ab- schnitte sind ausführliche Literaturzusammenstellungen bei- gegeben. Den Schluß des Buches bildet ein ausführliches Register zu den drei Abschnitten. Sehulz. H. Prahn, Pflanzennamen. Erklärung der lateinischen und der deutschen Namen der in Deutschland wildwachsenden und angebauten Pflanzen, der Ziersträucher, der bekann- testen Garten- und Zimmerpflanzen und der ausländischen Kulturgewächse. 2. (wesentlich erweiterte) Auflage. IV u. 176.S.. kl: 8°. Berlin. W, ‚Schnetter. und. De Enden Verlagsgesellschaft m. b. H. Ohne Jahr. Preis geb. 1,60 M. Das Buch zerfällt in vier Abschnitte. Im ersten Ab- schnitt werden die: wissenschaftlichen Gattungsnamen, im zweiten Abschnitt werden die wissenschaftlichen Artnamen Literatur-Besprechungen. 389 der bezeichneten Gewächse übersetzt und erklärt. Der dritte Abschnitt enthält ein Verzeichnis der ‚Namen der Personen, welche Pflanzen benannt haben, und derjenigen, nach welchen Pflanzen benannt worden sind.“ Im vierten Abschnitt wer- den die deutschen Pflanzennamen erklärt. Am besten von diesen vier Abschnitten ist der zweite. Der erste und der dritte enthalten zahlreiche Mißverständnisse und Uhnrichtigkeiten, namentlich der erste, wo der Verf. auch die der lateinischen und der griechischen Sprache entlehnten Gattungsnamen sprach- lich zu erklären versucht; hier finden sich wunderliche Aus- sagen wie die folgende: ‚Avena f. Hafer; lat. advena Fremd- ling; die Kelten lernten ihn durch die Germanen kennen.‘ . E Schulz. Roß, H., Die Pflanzengallen (Cecidien) Mittel- und Nodeuropas, ihre Brveser und Biolosie und Be- stimmungstabellen. VIII u. 350 S:, 8°, mit 233 Figuren “auf Io Tafeln nach der Natur gezeichnet von Dr. G. Dun- Pziveer, München, und 24 Abbildungen mit Text. Jena, Verlag von Gustav Fischer, 1912. Preis 9 M. Das stattliche, schön ausgestattete Werk zerfällt in zwei Teile. Im ersten Teile (S. 1—80) wird zunächst der Begriff Galle erklärt: ‚Als Galle im weitesten Sinne des Wortes bezeichnet man jede durch einen fremden, parasitisch oder sym- biotisch lebenden Organismus am Pflanzenkörper hervor- gebrachte aktive Bildungsabweichung‘ und die Gallennomen- klatur besprochen. Dann werden die Gallenerreger aus dem Tier- und Pflanzenreiche, die Verteilung der Gallen am Pilanzen- körper, die Einteilung der Gallen, die Bedingungen. für die Entstehung der Gallen und die Gallen erzeugenden Stoffe, die Beständigkeit der Gallenformen, die Anzahl der Tiere und der Bau ihrer Wohnräume in der Galle, die Schutzeinrichtungen und das Überwintern der Gallen, die verpilzten Tiergallen, die Milbenhäuschen, die Fasziationen, die Untersuchungsmethoden, die Zucht und die Aufbewahrung der Gallen, die Hilfsmittel für das Studium der Gallenbildungen und endlich der Nutzen u N 390 Literatur-Besprechungen. und die Ziele der Gallenkunde und Gallenforschung behandelt. | Der zweite, umfangreichere Teil des Werkes enthält die Be- stimmungstabellen, die es ermöglichen, den tierischen oder pflanzlichen Erreger (falls er bekannt ist) jeder bis jetzt aus dem bezeichneten Gebiete beschriebenen Pflanzengalle fest- zustellen. Erleichtert wird das Bestimmen durch die schönen Abbildungen auf den Io Tafeln. Von großem Wert für die Benutzung: des Buches sind die ausführlichen Register zum ersten und zum zweiten Teile. Schulz. Zimmermann, Walther, Die Formen der ÖOrchidaceen Deutschlands, Deutsch-Österreichs und der Schweiz. Kurzer Bestimmungsschlüssel. 92 S., Kl.-8°. Berlin, Selbst- verlag des Deutschen Apothekervereins, I9I2. Preis I,50o M. Der Verfasser hat in dem vorliegenden handlichen Büchlein auf Grund der neueren ausführlichen Schriften von M. Schulze, Ascherson, Graebner und Hegı über diesen Gegenstand sowie eigener Untersuchungen eine eingehende Beschreibung der Formen der .Orchidazeen des bezeichneten Gebietes ge- liefert, die sowohl für den Anfänger wie für den Fortgeschrit- tenen auf Exkursionen und im Studierzimmer von Wert ist. Die Verbreitung der einzelnen Formen ist nur kurz dargestellt. Schulz. Lindau, G., Spalt- und Schleimpilze. Eine Einführung in ihre Kenntnis. 1I6 S. mit ıı Abb., Kl. 80. Berlin und Leipzig, G. J. Göschensche Verlagshandlung G. m. b. H. ıgı2. Preis geb 90h Der größte Teil des Buches (bis S. 95) ist den Spaltpilzen oder Schizomyzeten gewidmet. Die Darstellung, dıe der Verf. von diesen gibt, soll nach seinen Worten ‚mehr ein Führer als ein Übermittler ausgedehnter Kenntnisse sein, sie soll anregend und fördernd wirken, aber kein Lehrbuch darstellen“. Das Hauptgewicht ist auf die Darstellung des Baus und des Lebens dieser Organismen — z. B. ihrer Bedeutung als Erreger mensch- Literatur-Besprechungen. 391 licher und tierischer Krankheiten — gelegt; ihre Systematik ist kürzer, doch für die Kreise, für die das Buch bestimmt ist, ausreichend behandelt. Die Schleimpilze oder Myxomyzeten werden in diesem Buche zum ersten Male einem größeren Leserkreise zugänglich gemacht. Schulz Migula, W., Die Grünalgen. Ein Hilfsbuch für Anfänger bei der Bestimmung der am häufigsten vorkommenden Arten. (Handbücher für die praktische naturwissenschaftliche Ar- beit X.) 74 S. und 8 Tafeln. G. 8%. Stuttgart, Franckhsche Verlagsbuchhandlung, o. J. Preis geh. 2 M., geb. 2,80 M. Der Verf. läßt hier seiner Bearbeitung!) der Desmidiaceen (mit Einschluß der Mesotaeniaceen) die Bearbeitung der übrigen von ihm zu den Grünalgen (Chlorophyceen) gerechneten Algen, nämlich der zu der Ordnung der Konjugaten gehörenden Familie der Zygnemaceen sowie der Ordnungen der Protococcoideen, der Siphoneen und der Confervoideen, folgen. Wie in jener, so sind auch in dieser im allgemeinen nur die häufiger vor- kommenden Arten behandelt. Beigegeben ist eine von G. Stehli “ verfaßte Anleitung zum Aufsuchen, Sammeln und Präparieren der Algen. Schulz. Neuberger, Joseph, Flora von Freiburg im Breisgau (Schwarzwald, Rheinebene, Kaiserstuhl, Baar). 3. und 4. ver- mehsre Aufl XXIV u. 319 S. mit rr4 Abb... Kl. 8%. Frei- burg ı. B., Herdersche Verlagshandlung, IgI2. Preis geh. 220. M., zeb. 3,60: M. Das vorliegende Buch soll ein bequemes Hilfsmittel beim botanischen Unterricht und auf Exkursionen sein. Das in ihm behandelte Gebiet wird im Westen durch den Rhein, im Süden durch den Unterlauf der Wiese und eine Linie gebildet, welche auf Granit und Gneis von Schopfheim über Todtmoos nach St. Blasien zieht. Die Ostgrenze wendet sich dem Schwarzatal DENel. das7Rer. in dieser Zeitschrift Bd. 33, S. 465. 392 Literatur-Besprechungen. entlang bis Schluchsee, dann über Lenzkisch nach Neustadt, weiter über Hammereisenbach, Vöhrenbach, Triberg und der Gutach entlang zur Kinzig, welche bis zu ihrer Mündung die Nordgrenze bildet. Aus praktischen Gründen sind auch die wenigen Arten des nördlichen Schwarzwaldes, die dem süd- lichen fehlen, sowie die charakteristischen Arten der Baar und des Hegaus mit aufgenommen. Im Interesse des Schutzes der Pflanzen des behandelten Gebiets hat der Verf. es vermieden, die Fundorte der selteneren Pflanzen so genau zu bezeichnen, daß jeder Liebhaber sie auffinden kann. Im Anhange werden die Morphologie, die Biologie der Blüten und Früchte, die Anatomie und Physiologie, eine Anzahl empfehlenswerter botanischer Ausflüge, von denen jeder in höchstens einem Tage von Freiburg aus gemacht werden kann, sowie die Adventiv- pflanzen des Gebietes kurz behandelt. Schulz. August Garckes illustrierte Flora von Deutschland. Zum Gebrauche auf Exkursionen, in Schulen und zum Selbst- unterricht. Einundzwanzigste, verbesserte Auflage, heraus- gegeben von Dr. Franz Niedenzu. VI] w So 23777 mit etwa 4000 Einzelbildern in 764 Originalabbildungen. Berlin, Verlagsbuchhandlung Paul Parey, 1gI2. Preis geb. 5,40 M. Die vorliegende 21. Aumise von Garckes allbekannter Flora von Deutschland ist die zweite seit dem Tode des Verf. Wie in der vorigen Auflage so hat auch in dieser der Heraus- geber Niedenzu zahlreiche Änderungen vorgenommen. ‚Meh- rere große Gattungen haben unter Berücksichtigung der neuesten Errungenschaften ausgiebige Umarbeitungen erfahren, so Carex, Rubus, Rosa, auch Potamogeton, Juncus usw.“ Auch sonst ist vieles gebessert worden. Die Darstellung der Verbreitung der einzelnen Arten bedarf aber noch einer gründlichen Durch- arbeitung. Auf Einzelheiten will Ref. nicht eingehen. Schule Literatur-Besprechungen. 393 Potonie, H., Grundlinien der Pflanzenmorphologie im Erehrerden: Balaontologie: »VIN uw’ 259 5. 8072 Mit 175 Abb. im Text. Jena, Verlag von Gustav Fischer, IgI2. ePreis'7 M. Das vorliegende Werk ist eine stark erweiterte Bearbeitung einer im Jahre 1903 erschienenen, im wesentlichen aus zwei früher (1902) veröffentlichten Abhandlungen des Verf. bestehen- een sehn Bın“ Blick in’’die ‘Geschichte der’ botanischen Morphologie und die Perikaulomtheorie. Es ist in ihm nur das aus dem Gebiete der pflanzlichen Morphologie, d. h. der Lehre von den Wechselbeziehungen zwischen den Gestaltänderungen der Organe und dem Funktionswechsel derselben bei den auf- einander folgenden Generationen behandelt, was sich aus einer Beeinflussung dieser Disziplin durch paläontologische Tatsachen ergibt, und zwar auch dies nur — in kritisierender Form — ın Grundlinien, nur um den Weg zu weisen, der dem Verf. förder- - lich zu sein schien für die einheitliche Erfassung der Pflanzen- gestaltung. | Es ist ganz unmöglich, auf kurzem Raume eine Besprechung und Würdigung des Inhalts von Potonies gedankenreicher Schrift zu geben, die jeder, der sich selbständig mit pflanz- licher Morphologie beschäftigt, studieren muß. Den Kern des Werkes bilden das Kapitel 5, in dem die Gabel- oder Über- gipfelungstheorie dargestellt ist, und das Kapitel 7, das eine Darstellung der Perikaulomtheorie enthält. Über die Gabel- theorie sagt Potonie kurz folgendes: Nur zwei wesentliche Stücke: I. das Archaiokaulom (die Zentrale, der Urstengel) und 2. das Archaiophyllom (das Urblatt) sind es, die durch Umbil- dung im Verlauf der Generationen die Gesamtheit aller Form- gestaltungen der höheren Pflanzenwelt bedingen, und da diese beiden Stücke phylogenetisch aus Gabelästen von Thallus- pflanzen sich herleiten lassen, so ist schließlich das eine und einzige morphologische Grundorgan aller höheren Pflanzen ein thallöses Gabelglied: ein Kolosom. Ein Perikaulom entsteht nach Potonie& durch das Bedürfnis, einen festen Zylinder für die aufrechten Stengel der zum Luftleben gelangten Wasser- pflanzen zu haben; das wird eben in Anknüpfung an das Ge- ! 394 Literatur-Besprechungen. gebene am besten durch Verwachsung bzw. Zusammenauf- wachsen der Blattbasen — oder genauer gesagt — zunächst der Urblattbasen, erreicht. Da aber dann diese basalen Teile die Leitung der Nahrung in Richtung der Stammlänge besorgen, wird das ursprüngliche Zentralbündel überflüssig, dessen schließ- liches Verschwinden überdies dadurch unterstützt werden muß, daß die mechanische Konstruktion im Zentrum der Stengel fester Elemente, die bei den in Rede stehenden Pflanzen an die Leitbündel angeknüpft sind, nicht bedarf. Schulz. Rikli, M., Lebensbedingungen und Vegetationsverhält- nisse der -Mittelmeerländer .und der atllanjı cha Inseln. XI u. 171 S. 8°, Jena, Verlag von Gustay Fecber, 1912.« Br. 9, M: Das vorliegende Werk soll eine Einführung in die Floren der Mittelmeerländer und der atlantischen Inseln bieten und ist in erster Linie für Teilnehmer an botanischen Studienfahrten nach diesen Ländern geschrieben. Es zerfällt in zwei Abschnitte. Der erste Abschnitt behandelt die ‚„Mediterranäis“, d.h. das gesamte Mittelmeerbecken im engeren Sinne des Wortes, also unter Ausschluß der inneren Teile der vorderasiatischen Länder; der zweite Abschnitt behandelt die gewöhnlich unter dem Namen Makaronesien zusammengefaßten Inselgruppen: die Kap- verden, die Kanarischen Inseln, die Madeiragruppe und die Azoren. | | | Der erste Abschnitt zerfällt wieder in neun Kapitel. Von diesen behandelt: das erste die Umgrenzung des mediterranen Florenreiches, das zweite die Lebensbedingungen der Mittel- meerflora (das Klima der Mediterranäis), das dritte die wich- tigsten Lebensformen der Mittelmeerflora, das vierte die Phänologie, das fünfte die natürlichen Pflanzenformationen der Küstengebiete, a) die Wälder (immergrüne Laubwälder, Nadelholzwälder), b) die Macchien oder Maquis (d. h. die immer- grünen Buschwälder oder Hartlaubgehölze), c) die Garigues oder Felsenheiden, d) die Strandformationen, das sechste die Höhengliederung, a) die immergrüne, mediterrane Höhenstufe, Literatur-Besprechungen. 395 b) die mediterrane Bergstufe (A. Nadelhölzer, B. Laubhölzer), c) die Orophytenstufe (d.h. die ‚Alpentlora‘ oberhalb der Baumgrenze), das siebente das Kulturland (namentlich die Bewässerungsanlagen), das achte die pflanzengeographische Gliederung, a) mediterrane Steppengebiete, b) mediterrane Sub- tropengebiete, im neunten endlich ist die wichtigste Literatur über die in den vorausgehenden Kapiteln behandelten Gegen- stände zusammengestellt. Der zweite Abschnitt umfaßt ebenfalls neun Kapitel. Von diesen behandelt: das erste die allgemeinen Verhältnisse des Gebietes, namentlich seine endemischen Arten, das zweite die Klimatologie, das dritte den: allgemeinen Vegetations- charakter und die Biologie der vorkommenden Arten, das vierte die Kapverden, das fünfte die Kanarischen Inseln, das sechste die Madeiragruppe, das siebente die Azoren, das achte die makaronesischen Florenbestandteile Südwesteuropas und der Mediterranäis, das neunte enthält eine Zusammen- ‚stellung der wichtigsten Literatur über die in den Kapiteln des zweiten Abschnittes behandelten Gegenstände. Das Werk, das ein ausführliches Register beschließt, ist durch 32 Tafeln in Autotypie und 27 Karten und Abbildungen im Text illustriert. Schulz Späth, H.L., Der Johannistrieb. Ein Beitrag zur Kenntnis der Periodizität und Jahresringbildung sommergrüner Holz- gewächse. XII u. gı S. 8°. Mit 29 Abb. auf Tafeln und im Text. Berlin 1912, Verlagsbuchhandlung Paul Parey. Pr. 4,50 M. Der Verf. faßt am Schlusse seiner interessanten Arbeit die Resultate seiner Untersuchungen in folgender Weise zusammen: Die bisher unterschiedslos für jede proleptische Knospen- entfaltung gebrauchte Bezeichnung ‚ Johannistrieb“ vermengt verschiedenartige und scharf unterscheidbare Erscheinungen. Wir müssen streng auseinanderhalten: I. Sylleptische Triebe, die zum normalen Triebsystem bestimmter Pflanzen gehören. 396 Literatur-Besprechungen. 2. Johannistriebe (echte und verkappte), die einer auf inneren Ursachen beruhenden ererbten Periodizität ihren Ursprung verdanken und daher ebenfalls als eine normale Er- scheinung aufzufassen sind. | ! 3. Proleptische Triebe, die wohl bei allen sommer- | grünen Holzgewächsen, aber immer nur unter anormalen Wachs- tumsbedingungen auftreten können. N Die bisher vertretene Ansicht, daß jedes bei unversehrter j h Belaubung erfolgende Austreiben von im gleichen Jahre ange- legten Knospen auf anormal günstige Wachstumsbedingungen N zurückzuführen sei, ist, wie sich aus all unseren Versuchen ergibt, N unrichtig. | | Die scharfe Unterscheidung zwischen den einzelnen Aus- [r triebsarten läßt sich auch in anatomischer Beziehung durch- f führen: Sylleptische Triebe und Johannistriebe bringen | keinerlei Abweichung der Holzstruktur von der normalen zu- stande, die anormalen proleptischen Triebe dagegen immer. Nur infolge von proleptischem Austreiben ist die Bildung ' falscher Jahresgrenzen möglich, die den echten zwar sehr N" ähneln können, diesen aber wohl nie völlig gleichen. Schulz. Mi Rikli, M. und Schröter, C.,, Vom Mittelmeer zum Nord- N rand der Sahara. Eine botanische Frühlingsfahrt nach N Algerien. Mit Beiträgen von Hartwich, Rübel, Rütimeyer und Schneider-v. Orelli. 1785. 8°. Mit 25 Tafeln. Zürich, Verlag des Art. Instituts Orell Füssli, 19I2. Preis 3,20 M., geb. 4 M. | 5 Das vorliegende Werk ist ein durch allgemeine Kapitel über die Natur des behandelten Gebiets erweiterter Bericht über [i eine von den Verfassern vom I4. März bis zum Ig. April IgIO in Begleitung von 40 naturwissenschaftlich interessierten Per- " sonen ausgeführte Reise in Algier, der vielen als bequemer bi Führer für botanische Exkursionen in diesem jetzt verhältnis- mäßig leicht erreichbaren Lande sehr willkommen sein wird. i Voraus geht eine kurze Darstellung des geologischen Aufbaus, h des Klimas (namentlich des Lichtklimas) und des einstigen und #' “ = Literatur-Besprechungen. 397 jetzigen Kulturzustandes des bereisten Gebietes. Dann wird dessen Vegetation eingehend geschildert. Zunächst die des Litoralgebietes und des Tellatlas, darauf die des inneralgerischen Hochlandes, namentlich seiner Steppenwüsten, des Sahara- atlas und der Wüste. Alle Kapitel sind durch Tafeln illustriert. In dem der algerischen Wüste gewidmeten Kapitel, das eine etwas umgearbeitete Wiedergabe eines von Schröter gehaltenen Züricher akademischen Rathausvortrages bildet, ist auch die Vegetation der Wüsten ım allgemeinen behandelt und eine Einteilung der Wüsten nach pflanzengeographischen Gesichts- punkten gegeben. In einem Anhange sınd algerische Farb- stoffe behandelt, einige Beobachtungen über parasitische Pilze und Pflanzengallen Algeriens mitgeteilt und verschiedene ethno- graphische und prähistorische Gegenstände, namentlich Fels- zeichnungen im Südoranais besprochen. Beschlossen wird das Werk durch eine Aufzählung der Literatur über die behandelten Gegenstände, ein ausführliches Register und ein Verzeichnis der Tafeln und der Textfiguren. Schulz. Marzell, ER Die hoheren Pilanzen unseren Gewässer. Eine gemeinverständliche Schilderung. VIII u. 143 S. K1.-8°. mit 9 Tafeln und 23 Abb. ım Text. Stuttgart, Verlag von reckeı & Schröder, 1912. Preis 2,40.M., geb. ;3 M. Der Verf. schildert zunächst den Aufbau und die Lebens- verhältnisse der höheren Wasserpflanzen im allgemeinen, be- schreibt dann diese Verhältnisse bei einer Anzahl untergetaucht lebender Wasserpflanzen und Schwimmpflanzen eingehender und gibt zum Schluß Tabellen zum Bestimmen der einheimischen Wasserpflanzen. Schulz. Keller, C., Im Hochgebirge. Tiergeographische Charakter- bilder. Leipzig, Verlag von Quelle & Meyer, 144 S. mit 27 Abb. Preis sb 1,80 M. Wenn ein Mann, der so vertraut mit. der alpinen Faunistik ist, wie Professor Keller, es unternimmt, uns die Probleme der Hochgebirgstiergeographie näher zu bringen, so ist auf 398 Literatur-Besprechungen. jeden Fall etwas vorzügliches zu erwarten, und diese Erwartung ist auch in diesem kleinen populären Buche nicht getäuscht worden. Der Verf. beschäftigt sich aber nicht nur mit den Ver- hältnissen der Alpen, sondern zieht sämtliche Hochgebirge der Erde, soweit man sie eben genauer kennt, in den Kreis seiner Betrachtungen, so daß das Bild, das er uns von diesem Teile der Tiergeographie gibt, umfassend und abgerundet und zur Orientierung sehr gut brauchbar ist. Honigmann. Dr. Ferdinand Henrich, a. o. Professor a. d. Universität Erlangen, Theorien der organischen Chemie, zugleich zweite Auflage der neueren theoretischen Anschauungen # | auf dem Gebiete der organischen Chemie. 8°. 401 S. b Braunschweig, Friedr. Vieweg & Sohn. Geh. Io M., geb. N" T1CM- ! Es ist ein sehr wesentliches Verdienst des Erlanger Gelehrten in seinem vorliegenden Buche zum erstenmal eine zusammen- H IM hängende Darstellung der neueren wichtigsten Theorien der W organischen Chemie gegeben zu haben. In 17 einzelnen Kapiteln F werden die Anschauungen der führenden Forscher auf den be- treffenden Gebieten historisch entwickelt und bis zu ihrem heutigen Ausbau besprochen. Der Verf. hat sorgfältig in dieser | zweiten Auflage seinen Stoff dem neuesten Stand der Forschung entsprechend ergänzt. Neu sind die Kapitel über den Sub- stitutionsprozeß, insbesondere bei Benzolderivaten und über physikalisch-chemische Einflüsse. Das sehr interessante Kapitel über Farbe und Konstitution ist gänzlich umgearbeitet worden und das Schlußkapitel ‚‚Neuere elektrochemische Ansichten“ ist wesentlich erweitert worden, indem die Theorien von Stark u. a. Berücksichtigung gefunden haben. In dem mit großer Sachkenntnis und Geschicklichkeit ge- schriebenen Buche stellt jedes einzelne Kapitel ein in sich ab- geschlossenes Werk dar, daß dem Lehrer nicht nur reiche Be- lehrung, sondern auch eine sehr anregende Lektüre bietet. Die Absicht des Verfassers, den Studierenden in die Theorien der organischen Chemie einzuführen und dem Fachmann ein Nach- —— u - EN - — ” - —— = 2 Literatur-Besprechungen. 399 schlagewerk ın die Hand zu geben, dürfte wohl erfüllt sein. Es ist indessen zu vermuten, daß der Fachmann, der dieses Buch besitzt, sich nicht mit dem bloßen Nachschlagen begnügen wird. F. Marshall. Roald Amundsen, Die Eroberung des Südpols. Die nor- wegische Südpolfahrt mit dem Fram 1910-1912. Übersetzt von Pauline Klaiber. Mit 900 Abb., 8 Vierfarbendruck- bildern nach Ölgemälden von Prof. Dr. L. Lehmann und 15 Karten und Plänen. L.F. Lehmanns Verlag. München 2082 Preis geb. in Lwd. 22 M. In zwei für weiteste Kreise bestimmten Bänden hat Amund- sen seine Reise behandelt, die zur Erreichung des Südpols führte. Die Einleitung ist von Fridtjof Nansen selbst ge- schrieben, und gerade jetzt nach dem Untergange der Scott- schen Expedition wird man den Ausdruck der Hoffnungen, die er an diese knüpft, nur mit neuer Teilnahme lesen können. Eine einleitende Übersicht über das letzte siegreiche Vordringen bis zum Pol gibt der erste Drahtbericht aus Queensland. Nach eingehender Behandlung der Geschichte der Südpolarforschung wird der Plan und die Ausrüstung zur Reise behandelt, die ur- sprünglich dem Nordpol gelten sollte, aber nachdem dieser nun von anderer Seite erreicht, aufgegeben wurde. Am 15. Januar 1gII sollte der Berechnung nach der Fram am Rande der antarktischen großen Eisplatte in der Walfischbucht eintreffen, bereits am ı8. war sie erreicht und hier soll nun die Über- winterung stattfinden. Die nächste Zeit ist mit den Vorberei- tungen für das Winterlager ausgefüllt und am Io. Februar schon beginnt der erste Vorstoß nach Süden zur Errichtung von Vor- ratslagern. Ganz neu ist die Methode, diese so zu bezeichnen, daß ein Verfehlen derselben vermieden wird. Der Winter wird zur Umarbeitung der Ausrüstung, zu wissenschaftlichen Arbeiten, insbesondere meteorologischen Beobachtungen benutzt. In an- mutigem Plauderton werden Freuden und Leiden der Über- winterungszeit geschildert. Endlich am 20. Oktober erfolgt der Aufbruch zum Pol; vorbei an den Vorratslagern auf dem 8o., u a u en Fa rin nn 400 Literatur-Besprechungen. 81. und 82. Grad geht es weiter geradeswegs nach Süden, wobei | zunächst weiter auf jedem Grad ein Vorratslager errichtet wird, hinweg über Gletscherspalten und Gebirge mit Höhen bis 5000 m, wobei selbst 3280 m erstiegen werden. Am I7. Dezember war das Ziel erreicht, nach den Messungen ein Punkt so dicht am Pole, als mit Instrumenten überhaupt feststellbar e_ am 26. Januar war man wieder im Winterlager angelangt. Während Amundsen mit 4 Gefährten nach dem Pol vor- drang, wandte sich Leutnant Christian Prestrud mit 2 Be- gleitern nach König-Eduard VIl.-Land, über welche Reise er in besonderem Abschnitt berichtet; ein Kapitel ist dabei auch dem Tierleben der Walfischbucht gewidmet. Diesen Reise- schilderungen selbst sind einige weitere Abschnitte angehängt, in denen zuerst der Kapitän des Fram noch einmal über die Reise von Norwegen bis zur Eisplatte, dann Kommandeur- kapitän Chr. Blom über den Fram selbst berichtet. Die nächsten Abschnitte enthalten vorläufige Mitteilungen über meteoro- logische Beobachtungen und die mitgebrachten Gesteine von Birkeland und Scheteling. Vom Betty-Gipfel stammen helle Granite und kristalline Schiefer, vom Scottfelsen ein heller Granit sowie ein Diorit- und Quarzdioritschiefer. Die ozeano- graphischen Untersuchungen des Fram von IgIo und IgII behandeln Björn Helland Hansen und Fridtjof Nansen. Den Schluß bildet ein Abschnitt, in dem Oberlehrer Alexander den Beweis antritt, daß Amundsen den Südpol wirklich er- reicht hat. Das ganze Werk ist leicht und flott geschrieben, prächtig ausgestattet und en jedem Leser einen auf- richtigen Genuß. H.-Seupin: eEEESNEEIIEEEE Prof. Dr. Schmeils tree An | = u Jeder Band 8° enthält 30 — — Bo farbige Tafeln mit erläuterndem Text. —# u Originallbd. ‚oder in Leinenmappe "mit losen Tafeln je. M: 5.40 - In jahrelanger Arbeit "hat Schmeil,. der: Altmeister biologischer‘ Dar- a ee ER ET RESET I a RE a N ERREHETER F n kr e ET ERS r RN Da X ey w er Pe a SA 4 ge RE RE a ENTER ERS ar Hi Fe as yon r em ( n E 2 stellung, diese Atlanten mit einem: ‘Stabe von Naturforschern und Klinst- BR ‚lem haffen. jede Tafel ist das Ergebnis eingehendster wissen- - 1 schaftlicher Beobachtung, ‘künstlerisch bis .ins feinste Detail - VE durchgearbeitet 2ns von Beuieaer. Sorgtalt ii in der ISSHnIEHeR., m ‚Herstellung, Rep tilien and Kurshiblon. Miteleuropas. VonDe. RR. Sternfeld. ‚30 farbige Tafeln mit 30 Seiten uns In Orginal BE ‚leinenband oder Mappe Mark 540° n -Berücksichtigt sind alle Arten, die Wittlennope en Sie sind. auf 30 farbigen Tafeln in größter Naturfreue' ae Büchlein Hierzu tritt ein Ö S :. Text, der alles Wissenswerte bietet, so daB das üchlein besonders auch 3 Terrarien- und ‚Aquarienfreunden hochwillkommen. sein, dürfte. Süßwasserfische. Von Dr. E; Walter. 50. Harbige Tafeln: NEL aefahe rg en 2 yigg Be Seid.) A nd a DET RE EN a EEE. Si EU IT BEER Er WEL TAER IT EEE EERTEn [E [ L EEE EEN nit "Text In Originalleinenband oder Mappe. Mark 5.40° ne —E ‚Die Fische werden in’ihrem natürlichen Element, in der auf die Lebens- % weise der einzelnen Arten abgestimmten Umgebung, in ihren Geselligkeits- R . verhältnissen usw. dargestellt Auchdie ee en Ren Ki "und. Farbenvarietäten sind berücksichtigt. an 7 ET Sr ee a RE TAREER, TATEN Re a 37 em a EN ee Se e ge 2 Pflanzen der‘ Heimat. Von: Piofeisor. Dr. N) Schmeil ‘und J; Fitschen. 80 farbige Tafeln mil „In Originalleinen- x band oder. Mappe Mark 540: Der Atlas soll dem Praieeinde ein änfaches Mittel bieten. eich Et "seinen eh mit.den lieblichen Kindern Floras bekannt zu Er Den dargestel ten Arten ist ein. kurzer a 4 ext. ‚gewidmet, - Pilze der Heimat. von E Gramberg. 130 Pilze auf, 116, . farbigen. Tafeln mit Text: 2 Bände ie Mark 5.40 -Die einzelnen. ET zeigen die Pilze in ihrer natürlichen Umgebeug mit ar in .der Nähe wachsenden Begleitpflanzen, berücksichtigen bei N Izart die verschiedenen: a und geben durch die eileus geeigneter Schnitte usw. auch die Möglichkeit, die betreffende - - "Art sicher zu bestimmen. Jeder Pilz ist ausführlich BESSHEIEDER und seine $ praktische Verwertbarkeit Eingehend ‚erörtert; is } BERATER KORB Fe r n e r er SC h i ce n: RR u Die Singvögel der Heimat. Von 0, Kleiuschmidt, 86 farb, -. 14 schwarze Tafeln mit T ext. In ‚Originalleinenband M. 5.40: . Das Werk "bietet trotz seiner: Kürze. ‚dem: Leser eine nahezu volK- “ständige Übersicht über die heimische Vogelwelt in Wort und Bild. - ber treten. uns. die bekanntesten Klein- Körpe unserer Heimat lebenswahr Nah ‘und werden im er a K eh und Hebentweie kurz anschaulich geschildeft Ssenenanseraumenmeueaumme ZZ en en (el [E | Das Gesetz | Sr " vermehrten und völlig umgearbeiteten ‚Auflage die ‚Resultate seiner erne | uten Fo FE und umfassendes Bild der Wüste in allen ihren ‚Abweichungen ı und in VERLAG von, SVELLE 3 nee == ER m | N a in Gegenwart in. Ve Te: Mon ‚Professor, EB et ale Auflage. ‚300 Seiten mit nt | $) N ge | Dee. auf rund‘ Busen denen 5 in dreh, BR. erk so manche. geologisch-geographische ‚Diskussion, angeregt. hatte, 21 Jahren, vergriffen, ‚weil der Verfasser. für die neue ‚Auflage. erst die behan, ‚auf einer neuen Reise nachprüfen wollte, Im vergangenen Frühjahr hr .bere ‚Ägypten, Nubien und den östlichen Sudan, und. bietet jetzt in der‘ ‚Um, das Verständnis der s0 abweichenden und ‚verwickelten ‚geologischen ' ‚Vorg in der Wüste mehr zu ‚erleichtern, ist jetzt, der ‘Text.in 32 Kapitel gegl © Probleme und Tatsachen werden zum ersten Male behandelt, und etw graphische ‚Aufnahmen des ‚Verfässens 'sind als Erläuterung. dem Te xt.‘ “sonders! ausführlich. ‚wird die Nerwitterung. altägyptischer ‚Denkmäler illustriert, so daß ‚auch die ‚Ägyptologen hier manches "Neue eriah x en sin “die Abschnitte über das. ınterirdische Wasser, ‚die Kultur in ‚der Wüste Ei Grenzen: ..der: Wüste, die Hartrinde, die Panzerung und. besonders über ‚die Wüste der Vorzeit Hier. ‚werden. der ‚Klimawechsel, die ‚Pluyialperiode, die Kennzeichen der fo il und: die: eigenartigen Wüstenerscheinungen ‚am Rand ‚der ‚diluvialen ‚lich behandelt und manches: neue Problem aufgeworfen. So ‚entsteht in zu she Problemen ‚der heller ‚igemeinen er Su de Brape ei | oh“ Dr: tl a [ Rrakenpor a. .d 1 Univeraitt Laipig ER Dies Busch. ist; aus de Babe eier zu. bien Malen 'versität ug ‚abgehaltenen Vorlesung über den Stoffwechsel: | ‚hervorgegangen. Seiner Entstehung entspricht sein Zweck und die Art der Ab: fassung. Das Werk will bei'm he geringen Seal, dem Leser 'v "Augen führen, vor welchen Aufgaben ‚unsere Wissens etzt ste \ über: welche Methoden sie verlust — Dementsprechend ist a licher Hinsicht weniger die unendliche Mannigfaltigkeit der chemischen Verbin dungen in den Vordergrund gestellt, als das, was den Stoffwechsel aller Pflanze beherrscht: die beiden Hauptsätze der mechanischen Wärmelehre, die uns sager welche Vorgänge unter bestimmten Bedingungen möglich sind; und Selt ‚lation des lebenden Organismus, die Wilhelm Pfeffer uns-in allen. ‚ebe rungen der Pflanze hat erkennen lassen, die Selbstr ulation, die, ‚bedin, b< unter: ‚den EDENIEHEN ‚Vorgängen fast stets die abla in die Kai ‚ Bedürfi SSeı | des Organismus entsprechen. RN ‚Die 30 Kapitel des Buches sind auf folgende Ab Uniie verteilt t: I..Einleiten ‚Betrachtungen... I. Der Stoffaustausch. III. Die sche verein agen des Stoffumsatzes. IV. Die Assimilation der Kohlensäure, ‘V. Baustoffwechse und Speicherung. VI. Der Nahrungserwerb der‘ heterotrt Be PR M Atmung. VI. Der Stoffwechsel r SAURUNN Be ö EN all IC a en zu üring iffen hü R T ) | und v rgan 10 D Roc, ‚Die erste ont Krtorschung eines 1 atu 2% |Die Abstammu | ung der: verschiedenen Theo» ‚Von. D 8 350 Seiten mit: | zahlreichen 14 x x 2 | ® r Pa und. dabei a dan zu ee { ass 1 die bisher: in. Verbindung. mit ‘der Deszendenztheorie aufgestellt: worden s passieren, ‘und zwar in. so 'bewunderungswürdiger: (objektiver Weise, mit einer so nehmen Kritik gepaart,. daß. sit selbst der, ‚Fachwissenscaftler, dem ee AIEOSER, vertraut I eindr Di ERDE von un Dune, ennt.-. egen! N... „Das. Bud eibt e einen 1 Aufklsjchöeh Oberblick über Be Stand de | Es führt den Leser ein in die, Ideen Lamards, Dat "und. Haedkels, R er schied der. Auffassungsweise der 'Monisten’ und des Kepfer-Bundes und. gewinnt ‚einen allseitigen, Standpunkt. ‘Der Verfasser selber ist ein überzeugter Ant Mutationstheorie von de Vries und bringt diese Meinung auch wiederholt zum Aksdrik . 4. Wir können das Buch bestens e 2 Ralenoub insbesondere auch wegen seiner geme y verständlichen Darstellung dem Be “das. Be ea theorefis 1 Vorbildung Hal ra KR a ARD VEN ENTER ER ee Lem ER Die erste wissenschaftliche Erforschung eines Naturschutzgebietes. Von Prof. Dr. E. Roth, Halle a. S. Langsam aber sicher hat sich die Erkenntnis durchgerungen, daß unsere Naturdenkmäler mindestens desselben Schutzes be- , dürftig sind, welche die sonstigen Denkmäler bereits seit ge- raumer Zeit genießen. Dabei verstehen wir unter Naturdenk- mälern charakteristische Gebilde der heimatlichen Natur, vor- nehmlich aber solche, welche sich noch an ihrer ursprünglichen Stelle befinden und yon Eingriffen der Kultur nahezu un- berührt geblieben sınd. Es fallen also in diese Kategorie bei- spielsweise Teile einer Landschaft, Pflanzen und Tiergemein- schaften, einzelne Formen und Arten, aber auch Gestaltungen des Bodens, erratische Blöcke und dergleichen. Während ım kleinen so gut wie jeder Besitzer Naturdenk- malschutz treiben kann, indem er hier einen merkwürdig ge- wachsenen Baum schont, dort ein Stück Moor erhält oder eine Insel zum Nisten der Vögel bereitstellt, einen erratischen Block unversehrt läßt und was dabei Einzelheiten mehr sind, so wird es sich bei der Erklärung eines Geländes zum Natur- schutzgebiet in der Regel um Behörden städtischer oder staat- licher Natur handeln, wenn auch nicht in Abrede zu stellen ist, daß auch Privatleute in dieser Hinsicht bahnbrechend vor- gegangen sind. Die ersten Reservate wurden in Nordamerika geschaffen, als man mit Schrecken wahrzunehmen begann, welche Ver- wüstungen der Mensch und die Kultur unter den Schätzen Zeitschr. f. Naturwiss. Hallea.S. Bd.84. 1912/13. 26 402 E.' Roth; [2] der Natur anrichteten, als die Überzeugung dämmerte, daß sonst binnen kurzem der letzte Büffel über die Prärie galoppiert sei, die Fauna unrettbar ihrem Untergang entgegengehe und selbst die Felsen und Quellen dem Untergang geweiht seien. In Deutschland rang sich diese Erkenntnis erst etwas später durch, dafür ging man aber der Sache zum Teil auch gleich gründlich auf den Grund. Es ist nämlich nicht damit abgetan, daß man ein Gelände zum Naturschutzdenkmal erklärt, daß man es zum Reservat stempelt, wo Nutzung jeder Art ruht und wo die Natur sich selbst überlassen bleibt. O nein! Um wissenschaftlich vor- zugehen, gehört vor allem dazu, daß man auch weiß, wie es in solch einer geschützten Landschaft aussieht, damit nach einer Reihe von Jahren festgestellt werden kann, welche Ver- änderungen die Natur selbst hervorgerufen hat, wie sich Fauna und Flora geändert haben, welche Arten sich in ıhrem Be- stande vermehrt haben, welche zurückgegangen oder gar ver- 'schwunden sind und welche neue Bürger sich angesiedelt haben. Denn das gibt wohl jeder Mensch unumwunden zu, daß nur durch den Einfluß des homo sapiens derartig dauernde Umwälzungen in der Natur vor sich gehen konnten, wie wir sie in unseren Landen erlebt haben, während die natürlichen Verhältnisse ım allgemeinen sich nur langsam ändern und zwangsweise sich den Eingriffen anpassen: wo Jagd und Fisch- fang. gänzlich ruhen, wird sich eine andere Zusammensetzung der Fauna zeigen und bilden, als wenn der Mensch diese Art pflegt und hegt, jene aber auszurotten beginnt; unterbleibt die forstliche Nutzung und Beaufsichtigung, so werden sich die Bestände ändern, und hier gilt es, das Wie zu ergründen. Da ist es denn interessant, auf die erste wissenschaftliche Durchforschung eines deutschen Naturschutzgebietes!) hinzu- weisen, die gleichsam ein Schulbeispiel bietet. 1) Beiträge zur Naturdenkmalpflege, Bd. 3: Das Plagefenn bei Chorin. Ergebnisse der Durchforschung eines Naturschutzgebietes der preußischen Forstverwaltung von H. Conwentz usw. Berlin I1g12. Gebrüder Bornträger. 8° XVI, 683 S. mit 25 Textabbildungen und 3 Tafeln. [3] Wissenschaftliche Erforschung eines Naturschutzgebietes. 403 Unweit der Tore der Reichshauptstadt gelegen, sollte man denken, daß hier selbst eine planmäßige Durchforschung nichts Neues zutage fördern könnte, da die Mark Brandenburg und namentlich die Umgebung Berlins von jeher von Naturforschern aller Art und zahllosen Liebhabern der Naturwissenschaften emsig durchforscht schien. Aber weit gefehlt! Diese Ergeb- nisse zeigen nun, daß daselbst nicht nur neue Formen und Arten, ja selbst neue Gattungen aufgefunden werden konnten, von deren Dasein man bisher nichts ahnte. Und das auf einer Fläche von 167 ha! Dieses Reservat, das Plagefenn, ist ein noch jugendliches Moor. Es gehört in die Gruppe der Verlandungsmoore und zeigt in seinen einzelnen Teilen sehr instruktiv, auf welche verschiedene Weise die Verlandung eines stehenden offenen Gewässers durch Vertorfen geschehen kann. Dabei sehen wir noch eine sehr große Mannigfaltigkeit in der Ausbildung der einzelnen Zonen. In botanischer Hinsicht zeigt die Darstellung der einzelnen Pflanzengemeinschaften des Naturschutzgebietes, daß die Flora sich durch Artenarmut und im Gegensatz dazu . durch Individuenfälle auszeichnet. Vielfach begegnet man riesigen, fast völlıg artenreinen Beständen einer Pflanzenart wie Carex, Typha, Phragmites d. h. Seggen, Igelkolben, Rohr usw., namentlich in den Erlenbrüchen. Vergleichen wir aber mit den Moorformationen die der angrenzenden Gebiete, so begegnet uns mit Ausnahme weniger Stellen auch in den Wald- gebieten bis zur Endmoräne hinauf dieselbe Erscheinung: Individuenreichtum, aber Artenarmut. Als Erklärung für die Artenarmut des Gebietes muß man auf die große Jugend der Pflanzengemeinschaften des Reservates hinweisen, auch der fehlende Kalk dürfte das Seinige dazu beigetragen haben, daß so manche Pflanze fehlt, die man den sonstigen Umständen nach hätte erwarten dürfen. So finden wir denn hauptsächlich solche Gewächse, die vermöge ihrer Verbreitungseinrichtungen leicht verschleppt werden können. Besitzen diese dann noch eine große vegetative Vermehrungsfähigkeit, so können sie in kurzer Zeit ganze Strecken Neulandes besiedeln, wie es für dieses geologisch so junge Gelände zutrifft. Dann konnte der große 226: AOA E. Roth, [4] Reichtum des Reservates an Wasser und Wasservögeln, nament- lich Enten, nicht ohne Einfluß auf die Zusammensetzung‘ der Pflanzengemeinschaften bleiben, ein Austausch der Wasser- flora mußte sich mit den umgebenden Seen einstellen, wie denn auch manche Landpflanze durch die Wasservögel ein- geschleppt sein mag. Ist nun auch die Zahl der vorhandenen Gewächse nicht gerade übermäßig groß zu nennen, so gewährt doch das Plage- fenn eine Fülle von Anregungen für pflanzengeographische und biologische Studien und es ist mit Freude zu begrüßen, daß ein in jeder Hinsicht der Erhaltung wertes Gebiet vor weiterer Zerstörung durch die immer fortschreitende Kultur bewahrt bleibt, zumal das Ende der Grunewaldmoore mit ihrer so be- deutsamen Flora wohl unabwendbar bevorsteht. Und nun zur Tierwelt! Da finden wir zunächst die Klage von F. Dahl, daß die bisherigen Versuche ein Gebiet faunistisch zu schildern sämtlich als nicht ausreichend bezeichnet werden müssen, denn meist sind sie einseitig, indem sie nur wieder- geben, was dem Sammler aufgefallen und zufällig in die Hände gelangt war. Nun vermag auch ein einzelner selbst ein kleines Gebiet kaum zu erforschen, es gehören bei der Fülle des Materials wohl Jahrzehnte dazu und ein Verzeichnis der Tierarten mit genauen Angaben über die Art ihres Vorkommens würde dicke Bände füllen. Da muß man sich bescheiden. So handelt es sich zunächst darum, soll man der Wasser- oder Landfauna die größere Aufmerksamkeit schenken. Die Fauna der Ge- wässer ist entschieden weit individuenreicher als die des Landes. Die Lebensbedingungen sind im Wasser viel günstiger als auf dem Lande, die Temperaturen sind im Wasser gleichmäßiger, die Nahrung wird dauernd feucht gehalten und ein Austrocknen des Tierkörpers ist ausgeschlossen, soweit die Gewässer von dauerndem Bestande sind. An Arten freilich ist die Fauna der Gewässer weit ärmer als der Tierbestand des Landes, weil die Lebensbedingungen hier weit wechselvoller als im Wasser sind. Diese Verschiedenheit der Lebensbedingungen aber dürfte gerade Anlaß zur Bildung der Arten und stetes Hervorbringen [5] Wissenschaftliche Erforschung eines Naturschutzgebietes. 405 neuer Formen geben. So läßt denn der größere Artenreichtum des festen Landes den faunistischen Charakter einer Gegend weit schärfer hervortreten als die einförmigere Fauna seiner Gewässer. Die Landtiere weisen auch immerhin noch Be- ziehungen zum feuchten Element auf, ja machen wie manche Insekten und Amphibien bekanntlich die ersten Entwicklungs- stadien im Wasser durch. Aber selbst dıe Beschreibung und Aufzählung der Land- fauna begegnet großen Schwierigkeiten. Es ist klar, daß beim Sammeln durchschnittlich nur diejenigen Tiere vollständig eingesammelt werden können, welche unter eine bestimmte Größe nicht hinabgehen, die kleinen entgehen dem unbewaff- neten Auge vollständig, für sie haben beim Beobachten be- sondere Maßnahmen Platz zu greifen. Dahl sammelte nun zu verschiedenen Jahreszeiten im Detritus aller Art, unter Moos und Steinen und zwar an Orten verschiedener Beschattung, verschiedener Feuchtigkeit und Bodenbeschaffenheit je eine bestimmte Zeit. Bei allen Fängen wird diese genau abgelesene Zeit innegehalten und während derselben alles eingesammelt, was an lebendem Ge- tier sich zeigt. Dadurch kam unser Zoologe zu dem Ergebnis, daß er zehn Tiere gewissermaßen als Charaktertiere des Plage- fenns hinstellen konnte; es sind fast ausschließlich individuen- reich vorkommende Arten, da häufige Spezies natürlich ein Gebiet am besten charakterisieren. Eine Ausnahme nahm dabei nur der Kranich und die Sumpfschildkröte unter jener Zehnzahl. Aber mit der Aufzählung der Arten des Plagefenn ist Dahl’s Arbeit nicht erschöpft. Sie soll erstens dem Zoologen moderner, anatomisch-entwicklungsgeschichtlicher Schulung und dem naturwissenschaftlich gebildeten Laien die Möglichkeit geben, das von ihm entworfene Bild des Plagefennreservates in jeder Beziehung zu verstehen, d. h. sich unter den vielen ın der Arbeit gebrauchten Tiernamen etwas Bestimmtes vorstellen zu können, dann aber den Weg weisen, diese Arbeit leicht und bequem in anderen Gegenden Mitteleuropas nachzumachen. Hierin liegt wohl der Hauptwert der Dahlschen Darstellung. 406 E. Roth, Erforschung eines Naturschutzgebietes. [6] Zu diesem Zwecke hat denn auch unser Zoologe besonderen Wert darauf gelegt, die Gegensätze in dem Bestimmungs- schlüssel nach Maß und Zahl, d. h. nach handgreiflichen Merk- malen zu geben, so daß die Bestimmung der Tiere danach ein leichtes ist. Als Bestimmungsmerkmale sind stets unter den bequem verwendbaren die systematisch wichtigsten ausgewählt worden, freilich nicht immer in der Reihenfolge, wie das System es verlangt, sondern so, wie die Praxis zum. Erkennen des Tieres dieses vorschreibt. Man sieht, wir haben es in diesen Ergebnissen mit einem Buche zu tun, das nach den verschiedensten Seiten hin Klar- heit schafft und doch genug neue Fragen aufstellt, welche der Bearbeitung und Beantwortung harren. Anregung gibt das Buch ın Hülle und Fülle. Abstammung und Heimat des Saathafers. Von Prof. Dr. August Schulz. (Nach einem Vortrage in der Sitzung des Naturwissenschaft- lichen Vereins für Sachsen und Thüringen zu Halle am 23. Januar IgQI3.) Die zahlreichen Saathaferformen lassen sich in 7 Gruppen zusammenfassen, die zum Teil recht erheblich voneinander ab- weichen. Obwohl es keinem Zweifel unterliegt, daß keine der Saathaferformen spontan entstanden ist, daß sie vielmehr sämt- lich ın der Kultur aus spontan entstandenen Avena-Formen hervorgegangen sind, kann man die 7 Saathaferformengruppen doch mit den Namen bezeichnen, die sie zu einer Zeit erhalten haben, wo man sie noch für spontan entstandene Formen, für Arten, hielt: Avena sativa Linne!) (Rispenhafer), A. orvientalvs Schreber (Fahnenhafer), A. strigosa Schreber (Rauhhafer, nieder- deutsch Swaarthawer), A. brevis Roth (Kurzhafer, niederdeutsch Korthawer, Kortkoorn), A. abyssinica Hochstetter (Abessini- scher Hafer), A. byzantıina C. Koch (Mittelmeerhafer) und A. nuda Linne (Nackthafer). Allerdings hat sich der Umfang der meisten dieser Formengruppen seit der Zeit, wo sie als Arten aufgestellt wurden, durch Hinzukommen neuer Formen er- weitert. | Die 7 Saathaferformengruppen unterscheiden sich haupt- sächlich durch den Bau des Blüten- und Fruchtstandes und 1) Da in neuerer Zeit. von verschiedenen Schriftstellern, z. B. von Fr. Koernicke, der Name ‚Avena. sativa L.‘‘ zur Bezeichnung des gesamten Saathafers benutzt worden ist, so ist er zweideutig geworden. Es ist deshalb vielleicht besser, den Rispenhafer mit dem jüngeren Namen A. diffusa Neilreich zu bezeichnen. | 408 August Schulz, [2] seiner Teile. Der Blüten- und Fruchtstand des Saathafers ist eine Rispe, deren Hauptachse und deren Zweige mit einem Ähr- chen abschließen. An der Achse des Ährchen stehen unten zwei Hüllspelzen — die keine Blüten in ihren Achseln tragen — und darüber zwei oder drei, seltener bis sechs Deckspelzen. Jede Deckspelze trägt in ihrer Achsel eine sehr kurze, mit einer Blüte abschließende Achse, an der dicht unterhalb der Blüte eine mit dem Rücken gegen die Ährchenachse gewandte Spelze, die Vorspelze, steht. Bei den beschalten Hafern sind bei der Reife die Deckspelze und die Vorspelze unten mit der Frucht verwachsen, bei den nackten Hafern sind die Spelzen nicht mit der Frucht verwachsen. A. sativa und A. orientalis stehen sich sehr nahe. Bei A. satıva ist die Rispe nach allen Seiten hin ausgebreitet, bei A. orientalüs dagegen ist sie einseitwendig zusammengezogen. Auch A. stri- gosa und A. brevis stehen einander nahe. Sie unterscheiden sich von A. sativa und A. orientalis durch den Bau der Deckspelze, die bei diesen Formengruppen oben zwei, vielfach an der Spitze etwas eingeschnittene Zähne trägt, bei A. strigosa und 4. brevis aber in zwei Grannenspitzen ausläuft. A. sirigosa hat eine lan- zettliche, sich nach der Spitze hin verschmälernde Deckspelze und ziemlich lange Grannenspitzen, A. brevis hat dagegen eine stumpfe Deckspeize und kurze, manchmal nur zahnartige Grannenspitzen. Bei A. sirigosa und A. brevis tragen fast stets die Deckspelzen der beiden — oder wenn das Ährchen mehr als zwei Blüten enthält, mindestens die der beiden unteren — Blüten je eine Rückengranne, während bei A. sativa und A. orientalis meist nur die Deckspelze der untersten Blüte eine Granne trägt, oder auch diese Deckspelze unbegrannt ist. A. abyssinica ist mit A. strigosa und A. brevis näher verwandt als mit den übrigen Formengruppen. Sie ist an den vier Grannenspitzchen oder Zähnchen an der Spitze der Deckspelze kenntlich. A. byzantına steht isoliert; die meisten ihrer Formen gleichen im Aussehen ungefähr A. sativa. A. byzantina unterscheidet sich von dieser aber dadurch, daß sich auf Druck oder Schlag die Achse des Ährchens dicht über den Ansatzstellen der Hüllspelzen von ihrer Basis bei A. byzantina durch einen schrägen — unter 45° gegen [3] . Abstammung und Heimat des Saathafers. 409 die Achse gerichteten oder noch steileren — Bruch, bei A. sativa durch einen quer verlaufenden Bruch abtrennt, sowie dadurch, daß bei A. byzantina meist die Deckspelzen der beiden — oder wenn das Ährchen mehr als zwei Blüten enthält, die der beiden unteren — Blüten eine Rückengranne tragen, während, wie schon gesagt wurde, bei A. sativa meist nur die Deckspelze der unter- sten Blüte, oder auch nicht einmal diese begrannt ist. A. nuda unterscheidet sich von den übrigen Formengruppen nicht nur durch nackte Früchte, sondern auch dadurch, daß ihre Ährchen- achse so verlängert ıst, daß die Spelzen der oberen der in der Regel vier bis sechs Blüten des Ährchens, seltener die Spelzen aller Blüten des Ährchens die Hüllspelzen mehr oder weniger überragen, während bei den anderen Formengruppen die Hüll- spelzen meist das ganze Ährchen mit Ausnahme der Rücken- grannen der Deckspeizen überragen, und dadurch, daß ihre Deckspelzen bei der Reife häutig wie die Hüllspelzen, nicht wie bei den übrigen Formengruppen pergamentartig sind. A. sativa wird wahrscheinlich von allen Saathaferformen- gruppen am längsten als Getreide angebaut. Schon in Über- resten bronzezeitlicher Siedelungen Savoyens, der Westschweiz, Schwabens und Dänemarks sınd Haferfrüchte gefunden worden, die offenbar von Formen dieser Formengruppe stammen. Jetzt ist sie im nördlicheren Europa — und so auch in Deutschland — von allen Formengruppen am meisten in landwirtschaftlicher Kultur. A. orientalis läßt sich erst im Jahre 172I nachweisen. Damals wurde sie nach Buxbaums Angabe in der Gegend von Halle und in Thüringen angebaut. Sie führte bei den Land- leuten den Namen Türkischer Haber, woraus man wohl auf eine späte Einführung von 4. orientalis aus dem südöstlichen ‘Europa schließen darf. Ihren heutigen wissenschaftlichen Namen hat sie erst 1771 von Schreber erhalten. Sie wird gegenwärtig im ganzen Anbaugebiete von 4. sativa kultiviert, doch weniger als diese Formengruppe. Avena strigosa und A. brevis sind ebenfalls zuerst in Deutsch- land wissenschaftlich unterschieden und benannt worden, A. strr- gosa 1771 von Schreber, A. brevis 1787 von Roth. Sie spielen solange wie sie bekannt sind ın Deutschland eine untergeordnete 4Io August Schulz, ; [4] Rolle als Kulturpflanzen. A. strigosa wird noch gegenwärtig auf armem, namentlich sandigem Boden in verschiedenen Strichen Westdeutschlands angebaut und tritt in ganz Deutschland als Ackerunkraut, namentlich unter anderem Saathafer auf. A. bre- vis ist gegenwärtig wohl nur noch in der weiteren Umgebung von Bremen in landwirtschaftlicher Kultur; dort ist sie auch, ebenso wie an wenigen anderen Punkten Nordwestdeutschlands, als Ackerunkraut beobachtet worden. Mehr als in Deutschland werden beide Formengruppen im atlantischen Westeuropa von der Iberischen Halbinsel bis Frankreich (und Belgien) und — A. strigosa — bis zu den Hebriden angebaut. | Avena byzantına kann man als Mittelmeersaathafer bezeich- nen, da dieser Hafer nur im weiteren Mittelmeergebiete von Spanien und Algerien bis Mesopotamien — in welchem Land- striche er auch als Ackerunkraut auftritt —, und zwar, wie es scheint, überall nur wenig, angebaut wird. Offenbar kannten und kultivierten ihn schon die Römer und Griechen. Columellas avena,Plinius’avena graeca sowie der Jo@uog oder Boowuog (bromos) der griechischen Schriftsteller gehören offenbar zu dieser Formengruppe. Der Saathafer diente bei den Römern und Griechen fast nur als Viehfutter. A. byzantına ist zwar schon im Jahre 1848 wissenschaftlich unterschieden und benannt worden, sie wurde aber später allgemein für eine Zwischenform zwischen A. sativa und A. fatua angesehen, und es wurde der im Mittelmeergebiete kultivierte Hafer bis in die letzten jahre ausschließlich für A. sativa gehalten, die in diesem Gebiete nur wenig, am meisten, wie es scheint, in Südfrankreich an- gebaut wird. Erst durch Thellung wurde A. byzantina richtig gedeutet und erkannt, daß der meiste im Mittelmeergebiete angebaute Saathafer, der kurz vorher von Trabut von A. sativa unterschieden worden war, zu A. byzantina gehört. Avena abyssinica wird nur wenig in Abessinien und Süd- arabien — als Futterpflanze — angebaut, kommt hier aber viel als Ackerunkraut vor. | In China wird mindestens &ine Form von Avena nuda seit über I000 Jahren angebaut. In der europäischen Literatur wird eine Form dieser Formengruppe erst 1566 erwähnt. Nackt- [5] Abstammung und Heimat des Saathafers. 4II hafer wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in England als menschliche Nährpflanze kultiviert. Später wurde er auch anderwärts in Europa zu diesem Zwecke angebaut; gegenwärtig scheint er in diesem Erdteile nirgends mehr als Kulturpflanze Bedeutung zu haben. Bisher ist keine Saathaferform in ursprünglich wildem — nicht verwildertem — Zustande gefunden worden. Man nimmt deshalb, wie schon gesagt wurde, an, daß alle Saathaferformen in der Kultur aus spontan entstandenen Avenaformen hervor- gegangen sind, und zwar sieht man, vorzüglich auf Grund von Thellungs Untersuchungen, Avena fatua Linne, A. barbata Pott, A. Wiestww Steudel und A. sterelis Linne als die Stamm- formen an. Es stammen von A. fatua A. sativa, A. orientalıs und A. nuda, von A. barbata A. strıgosa und A. brevis, von A. Wiestivn A. abyssinica und von A. sterilis A. byzantına ab. Die Stammformen unterscheiden sich von den Saathaferformen- gruppen im wesentlichen nur durch zwei Eigenschaften: Bei den Stammformen löst sich zur Zeit der Fruchtreife die Ährchenachse von selbst von ihrer basalen Partie ab, die als winzige, steil aufwärts gerichtete, ungefähr elliptische oder länglich-elliptische, konkave Schuppe, an deren Grunde die Hüllspelzen stehen, an der Spitze des Rispenzweiges haften bleibt. Bei den Saathaferformen löst sich die Ährchenachse nicht von selbst los; sondern sie bricht erst bei einem — viel- fach allerdings schon bei einem unbedeutenden — Schlag oder Druck auf das Ährchen ungefähr an der Stelle von ihrer Basis ab, wo sie sich bei den Stammformen von selbst loslöst. Der Bruch erfolgt entweder ungefähr senkrecht zu der Ährchenachse oder — bei A. byzantina — schräg zu dieser, ungefähr unter 45° oder noch steiler. Außerdem unterscheiden sich die Stamm- formen von den Kulturformen durch die Behaarung der Deck- spelzen und der Ährchenachsen. Es sind bei den Stammformen die Deckspelzen im unteren Teile und die Ährchenachsen dicht mit ziemlich langen, geraden, grauweißen, graugelben, gelben, braungelben oder braunen Haaren besetzt, bei den Kultur- formen diese Teile wenig behaart oder — vorzüglich die Deck- spelzen — ganz unbehaart. Die Bastarde zwischen den Stamm- 4I2 . August Schulz, [6] formen und den Kulturformen nehmen hinsichtlich dieser beiden Eigenschaften eine mittlere Stellung ein. Die vier Stammformen lassen sich in zwei Gruppen zu- sammenfassen. Zu der einen von diesen gehören A. Jatua, A. barbata und A. Weestir, die andere wird allein von A. sterilis gebildet. Bei A. sterilis bleibt die Partie der Ährchenachse, die sich.bei der Fruchtreife ablöst, also die Gesamtheit der Blüten des Ährchens, im Zusammenhange, bei den drei anderen Formen- gruppen trennen sich die Blüten durch spontanen Zerfall der abgelösten Partie der Ährchenachse. A. barbata und A. Wiestis unterscheiden sich von A. fatua durch den Bau der Deckspelze. Diese läuft bei jenen in zwei Grannenspitzen aus, während sie bei A. fatua oben nur zwei Zähne trägt. Bei A. Wiestii laufen die beiden außen an die Grannenspitzen angrenzenden Nerven der kurz zugespitzten Deckspelze in zwei deutliche Spitzen aus; bei A. barbata, deren Deckspelze sich nach der Spitze hin länglich verschmälert, fehlen diese Spitzen oder sie sind nur schwach ausgebildet. A. sterilis ist nur im weiteren Mittelmeergebiete indigen, d. h. wirklich einheimisch, in ihre übrigen Wohngebiete erst ın der Neuzeit durch die Kultur gelangt. A. byzantina kann somit nur im Mittelmeergebiete — in der Kultur — entstanden sein. A. barbata ist offenbar im ganzen weiteren Mittelmeergebiete von Persien, Mesopotamien und Transkaukasien bis Portugal, sowie in den atlantischen Gegenden Europas bis zu der Bretagne und den Kanalinseln nach Norden hin indigen. A. strigosa und A. brevis sind aus ihr wohl im atlantischen Europa, und zwar an verschiedenen Stellen und aus verschie- denen Formen, hervorgegangen. 4. Wiestii scheint nur in den Wüstengebieten Nordafrikas und Arabiens indigen zu sein. Hier ist aus ihr A. abyssinica entstanden. A. fatua wächst gegenwärtig im größten Teile Europas, Nordafrikas und des gemäßigten Asiens, sowie in verschiedenen Gegenden Amerikas und Australiens, meist als Ackerunkraut. Indigen ist sie jedoch nur in Osteuropa und im westlichen Zentralasien, sowie viel- leicht auch in den Steppengegenden Nordafrikas und in Nord- und Ostasien. A. sativa und A. orientalis sind wahrschcinlich Far > SA Abstammung und Heimat des Saathafers. AZ aus zwei verschiedenen Formen von A. fatua in verschiedenen Gegenden des westlichen Zentralasiens — in der Kultur — hervorgegangen. Die unter dem Namen A. nuda vereinigten Formen stammen wohl alle von A. fatua ab. Wahrscheinlich sind sie aber erst aus A. sativa und A. orientalis entstanden; wahrscheinlich müssen sie als konstant gewordene Mißbildungen dieser Formengruppen angesehen werden. Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide und ihrer Geschichte. 1. Von Prof. Dr. August Schulz. Über die Abstammung des Weizens. Die unter dem Namen Weizen vereinigten zahlreichen Kulturformen lassen sich!) in drei Reihen anordnen: in die Einkornreihe, die Emmerreihe und die Dinkelreihe. Die beiden letzten Reihen umfassen Spelzweizen- und Nackt- weizenformengruppen, die erste Reihe besteht nur aus einer Spelzweizenformengruppe. Jede Reihe stammt nach meiner Meinung von einer be- sonderen — spontan entstandenen '— Art ab. Die Stamm- art?) der nur aus Tritscum monococcum bestehenden Einkorn- reihe ist Tr. aegılopordes Link (erw.), das in zwei selbständige Unterarten Tr. aeg. boeoticum Boissier und Tr. aeg. Thaoudar Reuter zerfällt. Die aus der Spelzweizenformengruppe Tr. dicoccum und den Nacktweizenformengruppen Tr. durum, Tr. polonicum und Tr. turgidum bestehende Emmerreihe stammt von Tr. dicoccoides Koernicke ab. Als Stammform der aus der Spelzweizenformengruppe Tr. Spelta und den Nacktweizen- formengruppen Tr. vulgare, Tr. compactum und Tr. capıtatum 1) Vgl. hierzu meine Ausführungen in, dieser "Zeitschrde Pd OEL ZRBIESSEES : 2) Vgl. Schulz, Die Abstammung des Einkorns (Triticum mono- coccum L.), Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle a...d. SL Bdii2, 19172471973 )752227 16; [2] Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide. 415 bestehende Dinkelreihe wird neuerdings von Stapf!) Ae- gilops eylindrica angesehen.) | Es ıst m. E. aber ganz ausgeschlossen, daß Triticum Spelta — und damit die ganze Dinkelreihe des Weizens — von Aegrlops cylindrica?) abstammt. Denn diese Art weicht von jenem ganz erheblich ab. Bei Triticum Spelta lösen sich bei der Fruchtreife®) die Glieder der Ährenachse unmittelbar ober- halb der Insertionsstelle der Ährchen voneinander ab; das losgelöste Achsenglied bildet gleichsam einen Stiel seines scheinbar endständig an ihm sitzenden Ährchens. Bei Aeg:lops cylındrica lösen sich die Achsenglieder unmittelbar unter dem Ährchen voneinander ab; das losgelöste Achsenglied steht also neben dem zugehörenden — mit ihm gleichlangen — Ährchen und bildet mit diesem einen cylindrischen Körper. Die Hüll- spelzen von Triticum Spelta — und von Eutriticum überhaupt — sind gekielt, die von Aeg:lops cylindrica sind nicht gekielt, und außerdem ist sowohl der obere Rand als auch die Nervatur der Hüllspelzen bei Triticum Spelta wesentlich anders als bei Aegilops cylindrıca. | Tritveum dicoccordes ist bereits im Jahre 1855 von Th. Kot- schy in Syrien bei Raschaya im Hermon aufgefunden, aber von ihm von dem ebendort vorkommenden Hordeum spon- taneum GC. Koch nicht unterschieden worden. Wenigstens lag das einzige von Kotschy 1855 bei Raschaya gesammelte Exemplar von Tr. dicoccordes im Wiener Herbarıum, als Fr. Koernicke ım Jahre 1873 dessen Getreide durchsah, ohne PD Stapf, Ihe fistory of the wheats, Report-of’the 79. meeting of the British association for the advancement of science, Winnipeg Igog (IgIo) S. 799-808 (805). Stapf sagt, daß Aegilops cylindrica „comes structurally so near to the Spelt that I feel almost convinced that it is the primitive ferm of the latter.” 2) Stapf sieht A. cylindrica allerdings nur als Stammart von Tr. Spelta an. Die Nacktweizen dieser Reihe leitet er von einer ‚‚still unknown species, either in Syria or in Mesopotamia‘ ab. );Kürdie Überlassung von Untersuchungsmaterial von Aegilops cylindrica und von verwandten Arten bin ich Herrn A. Kneucker in Karlsruhe sehr verbunden. Slekerel Schulz, diese’Zeitschritt Bd. 83 (r9rr);S33. AI6 August Schulz, [3] Bestimmung in der Mappe von H. spontaneum.‘) Koernicke erkannte sofort die Bedeutung von Kotschys Fund für die Geschichte des Weizens, vergaß aber offenbar später seine Entdeckung, denn in seinem 1885 erschienenen Werke über „Die Arten und Varietäten des Getreides‘‘ erwähnt er sie mit keinem Worte. Erst in der Sitzung der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde vom II. März 1889?) machte er darüber eine Mitteilung. In dem offenbar nicht von Koernicke selbst verfaßten Bericht über diese Mit- teilung heißt es: ‚Eine Stammform der zweiten und viel wich- tigeren Art [d. h. der Emmer- und der Dinkelreihe des Weizens] war bisher nicht bekannt. Er [Koernicke] fand sie in einer Pflanze, welche Kotschy am Antilibanon 1855 in einer Höhe von 4000’ sarhmelte. Diese gehörte zum Emmer und er nannte sie daher Tr. vulgare Vill. var. dicoccoides. Er glaubte aber, daß es noch mehrere gäbe, namentlich eine, welche dem Spelz naheysteher- | Koernickes Mitteilung fand zunächst wenig Beachtung, weil Tr. vulgare Vill. var. dicoccoides Kcke., oder,?) wie es richtig heißen muß, Tr. dicoccordes Kcke. offenbar seit 1855 weder im Hermon noch sonstwo wieder gefunden worden war und auch nach 1889 zunächst nicht wiedergefunden wurde. Erst A. Aaronsohn?) gelang es, dieses Tritiecum nicht nur 1) Nach einer brieflichen Mitteilung von Fr. Koernicke an C.Hauß- knecht. ?) Bericht über den Zustand und die Tätigkeit der Gesellschaft während des Jahres 1888 (1889) S. 21. 3) Es ist, worauf ich schon mehrfach hingewiesen habe, unlogisch, die spontan entstandene Stammform einer Kulturform oder Kultur- formengruppe als Varietät (oder Unterart oder Form) dieser Kultur- form oder Kulturformengruppe zu bezeichnen, wobei es ganz gleich ist, ob die Stammform erst nach der Kulturform oder Kulturformen- gruppe oder schon vor dieser beschrieben und wissenschaftlich be- nannt worden ist. 4) Vgl. Aaronsohn, Über die in Palästina und Syrien wildwachsend aufgefundenen Getreidearten, Verhandlungen der k. k. zoologisch- botanischen Gesellschaft in Wien Bd. 59, Igog (IgIO) S. 485 — 509, sowie Schweinfurth, Über die von A. Aaronsohn ausgeführten [4] Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide. 417 im Hermon wieder aufzufinden, sondern auch in anderen Strichen Syriens — bei Rosch-Pinah unweit Ssafed und im Lande Gilead — zu entdecken. Es ist hier sicher indigen. „Es ist eine Pfianze des Felsbodens und vermeidet in den untersuchten Gebieten die weiten Ebenen und Steppen.‘!) Es tritt beinahe nirgends in den Kulturen selbst auf, sondern es „entwickelt sich erst dort, wo jede Kultur aufhört, ja es fühlt sich am wohlsten an Stellen, wo sie ganz und gar un- möglich ist. Auf den Abhängen steiniger, von heißer Orient- sonne durchbrannter Hügel gedeiht es vorzüglich. Wo die Erdkrume unglaublich dünn ist und eine einjährige Vegetation schon nicht mehr bestehen kann, da ist es zu finden.‘'?2) Zusammen mit Treitieum dicoccoides Kcke.?) beobachtete Aaronsohn Individuen, ‚die infolge ihres Aussehens als Übergangsform [von Tr. dicoccoides in Tr. aegilopoides] ge- deutet werden können.‘*) Solche Individuen traten nament- lich bei Arny, einem am Ostabhange des Hermon gelegenen Dörfchen, in 1600—ı1800o m Höhe ü. M. auf. ‚Hier hatten die Pflanzen bald ganz schwarze Ähren, bald lediglich schwarze Grannen, bald weiße Grannen mit schwarzen Hüllspelzen oder zeigten auch vollständig weiße Färbung. Auch die Art ihrer Behaarung war mannigfaltig und die Form der Hüllspelzen sehr verschieden. Bald zeigten die Hüllspelzen ein ähnliches Aussehen wie bei Tr. vulgare, bald war der Seitenzahn der Hüllspelze derartig entwickelt, daß man unwillkürlich an Tr. monococcum denken mußte. Aber bald wurde die Sache noch verwickelter. Ich hatte das Tr. monococcum var. aegilo- poides angetroffen, und ich muß gestehen, daß ich mich nicht Nachforschungen nach dem wilden Emmer (Triticum dicoccoides Kcke.), Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft Bd. 264 (1908) S. 309 bis 324. x) Aaronsohn, a.22..0..9. 500; 2) Aaronsohn, a. a. O.S. 494; vgl. auch Schweinfurth, a.a. °. 5.3106... 3) Meines Wissens hat Fr. Koernicke Try. dicoccoides nicht be- schrieben, so daß sich ohne Untersuchung des von Kotschy gesammel- ten Exemplares nichts Sicheres über Koernickes Art sagen läßt. a Naronsohn, a. a. ©. S. 480, vgl. auch S. 507. Zeitschr. f. Naturwiss. Halle a.S. Bd. 84. 1912/13. 27 418 August Schulz, [5] mehr auskannte.‘!) ‚‚Die Mannigfaltigkeit der Formen, die ich gelegentlich dieser Reise von 1907 feststellte, ist so außer- ordentlich groß, daß Koernicke sie — wie er sich ausdrückte — „„verblüffend‘““ fand. Besonders zahlreich waren die Formen einerseits von Tr. dicoccoides, dessen Hüllspelzen einen gut ausgebildeten Seitenzahn aufweisen, wodurch sie morphologisch dem Tr. monococcum nahe kommen, andererseits des Tr. aegılo- pordes, bei denen der Seitenzahn der Klappe so auffallend kurz ist, wie Koernicke Ihn früher bei Tr. monococcum nie gesehen hatte. Ich hatte sogar wegen dieser Formen Kontroversen mit Koernicke. Schon auf einigen meiner Etiketten von I906 hatte er meine Bestimmungen von Tr. dicoccoides in Tr. aegilo- poides verbessert und vice versa... Ich bestand jedoch auf meinen Bestimmungen vom Jahre 1907. Es lag mir aber selbstverständ- lich ferne, mich in Widerspruch mit unserem Nestor zu setzen. Nur wollte ich darauf hinweisen, daß seine Bestimmungen, die auf Grund einer kleinen Anzahl von Herbarexemplaren gemacht waren, mich nicht befriedigen konnten, da ich lebende und zahlreiche Exemplare selbst gesehen und auch die Über- gangsformen zu betrachten Gelegenheit hatte. Schließlich hatte ich noch die große Freude, ihn zu überzeugen. Bei näherer Prüfung der von mir erhaltenen Exemplare erkannteK oernicke?) gerne an (zuerst in seinem Briefe an Schweinfurth vom 3I. Dezember 1907?) und dann in einem langen, seinem letzten Briefe an mich, den er mir einige Tage vor seinem Tode schrieb), daß meine Bestimmungen richtig seien.‘“*) In einem Briefe an Fr. Koernicke°) sagt Aaronsohn bezüglich des Zusammen- vorkommens von Tr. dicoccoides und Tr. aegilopoides Thaoudar ım östlichen Teile des Hermon: ‚Das Tr. monococcum aegilopoides hat nicht sein gewöhnliches Aussehen. Während ich dasselbe früher stets von weitem und vom Pferde aus erkennen konnte, !) Aaronsohn, a. a. ©... 493. ?) Koernicke hat auf Grund des ihm von Aaronsohn mitgeteilten Materials 16 Formen unterschieden; vgl. Aaronsohn, a. a. O. S. 504. 3), Vgl-»auch Schweinturth, a.2. © S. 12 31% 4) Aaronsohn, a. a. OÖ. S. 495 — 496. 5) BeirSchweintiurth, ar.2%0.,5: 328 [6] Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide. 419 hatte es hier in so hohem Maße die Tracht von Tr. dicoccoides angenommen, daß ich, um es zu unterscheiden, mich tief hinab- beugen, ja daß ich vom Pferde steigen mußte, um die betref- fenden Arten nach ihren botanischen Merkmalen in Vergleich ziehen zu können.“ Aaronsohn hat es zweifelhaft gelassen, ob die von ihm gefundenen zwischen Tr. dicoccoides und Tr. aegilopordes Thaoudar stehenden Individuen zu einer nicht hybriden Übergangsform zwischen diesen beiden Arten gehören oder Kreuzungsprodukte darstellen.) Wegen der Vielgestaltigkeit der von Aaronsohn als Tr. dicoccordes Kcke. bezeichneten wildwachsenden Pflanze, und weil auch aus den von ıhm versandten Früchten derselben in der Kultur sehr voneinander abweichende Individuen her- vorgingen, wurde es vielfach bezweifelt, daß Triticum dvcoccordes Kcke. eine spontan entstandene Form und die Stammform von Tr. dicoccum — und damit die der ganzen Emmerreihe des Weizens — sei. Man hielt es für verwilderten Emmer oder für einen Bastard zwischen einem Nacktweizen und einer verwandten ursprünglich wilden Grasart.) Doch durchaus mit Unrecht. Tr. dicoccordes Kcke. (im eigentlichen Sinne)?) ist eine spontan entstandene Form und die Stammform von Tr. dicoccum.*) Es unterscheidet sich von manchen Formen 1) „Es wird die Aufgabe weiterer Kreuzungsversuche sein, nachzu- weisen, ob hier nur morphologische Zwischenformen vorliegen oder ob eine intime sexuelle Affinität zwischen diesen beiden wild vorkommen- den Arten existiert,‘ Aaronsohn, a. a. ©. S. 507. 2) So sagt E. H. L. Krause, Die Weizenarten Elsaß-Lothringens und der umliegenden Länder, Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 41 (1911) S. 337 u.f. (354): „Das von Aaronsohn aus dem Orient gebrachte Try. dicoccoides, die jetzt bereits in der Tagespresse als neuentdeckter Urweizen gepriesene Pflanze, lieferte in botanischen Gärten so variable Nachkommen, daß ich vermute, es handelt sich hier um einen Bastard, ähnlich den südfranzösischen Aegilops triticoides und speltaeformis.‘ SE Neleraber dass. 417 Anm. 3 Gesagte: 4) Triticum dicoccoides ist aber, wie schon eingangs hervorgehoben wurde, nicht auch die Stammform der Dinkelreihe — und natürlich auch nicht die der Einkornreihe — des Weizens, also nicht der, Ur- weizen xar’ &£oxiw, wie es zur Zeit der Aaronsohnschen Entdeckungen selbst in wissenschaftlichen Publikationen genannt wurde. ZT 420 August Schulz, [7 ] dieser Formengruppe im wesentlichen nur dadurch daß seine Früchte leichter als die jener sind, daß seine reife Ähre von selbst in ihre Vesent) zerfällt, während bei jenen die Glieder der Achse der reifen Ähre sich erst bei einem — leichten — Schlag oder Druck auf die Ähre voneinander lösen und oft an den Ablösungsstellen deutliche Bruchspuren zeigen, sowie dadurch, daß seine Ährenachse an den Kanten und vorn in der Mitte unterhalb der Ansatzstelle der Ährchen stärker als. bei jenen behaart ist. Die Hüllspelzen des Seitenährchen von Tr. dicoccoides gleichen denen der meisten Emmerformen im wesentlichen. Der Außenrand ihres Kielzahnes ist stark konvex gebogen, der Innenrand ihres Kielzahnes ist entweder gerade oder — vorzüglich oder ausschließlich an der Spitze — konkav gebogen. Der Zahn ragt in letzterem Falle oft hakig über den bedeutend kleineren Vorderzahn hinweg. Dieser steht gewöhnlich dicht an der Basis des Kielzahns; der in ihn aus- laufende Nerv konvergiert mit dem des Kielzahnes. _Triticum dicoccoides. wird — aus Aaronsohnschen Früch- ten — im Botanischen Garten zu Poppelsdorf gezogen. Ich habe es aus von dort durch Herrn Professor M. Koernicke erhaltenen Früchten mehrere Jahre in Halle kultiviert. Die Hallischen Exemplare wichen nur unerheblich voneinander ab. In der Ausbildung der Hüllspelzen zeigten sie keine Unterschiede. Auch Tr. aegilopoides Thaoudar variiert in dieser Hinsicht sowohl im wilden als auch im kultivierten Zustande nur unerheblich. Außer Tr. dicoccordes Kcke. hat nun Aaronsohn unter diesem Namen aber auch — wahrscheinlich sogar vorzüg- lich — Früchte von Tr. aegilopordes Thaoudar X dicoccordes ver- sandt. Die aus diesen Früchten hervorgegangenen Individuen?) 1) Vgl. hierzu Schulz, diese Zeitschrift Bd. 83 {1gıı) S. 6. 2) Durch die Liebenswürdigkeit des Herrn A. Kneucker in Karls- ruhe konnte ich zahlreiche getrocknete Ähren von Individuen unter- suchen, die Kneucker aus ihm von Aaronsohn gesandten Früchten gezogen hatte. Vgl. hierzu Schulz, Triticum aegilopoides Thaoudar x dicoccoides, Mitteilunge nder Naturforschenden Gesellschaft zu Halle a. d. S. Bd. 2, I9I2 (1913) S. 17—20. In Poppelsdorf wird, wie man mir auf meine Anfrage mitteilte, dieser Bastard nicht kultiviert. [8] Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide. 421 weichen zum Teil recht bedeutend, namentlich in der Ausbildung der Hüllspelzen, voneinander ab. Doch stehen die Hüllspelzen der meisten der von mir gesehenen Ähren in ihrer Gestalt den von Tr. aegilopoides Thaoudar näher als den von Tr. dicoccordes. Die Hüllspelzen gleichen allerdings nur selten denen jener Art; in diesem Falle ist meist nur eine Hüllspelze des Ährchens so ausgebildet. Häufiger gleicht allein der Kielzahn dem von Tr. aegilopoides Thaoudar, während der Vorderzahn mehr oder weniger verkleinert ist. Bei den meisten Hüllspelzen ist aber der Kielzahn verkürzt und oft auch verbreitert. Der Vorder- zahn dieser Hüllspelzen hat entweder dieselbe Größe wie bei Tr. aegilopoides Thaoudar oder er ist — meist — verkleinert. Diese Verkleinerung kann so weit gehen, daß an Stelle des Zahnes der in ıhn auslaufende Nerv kaum merklich über den von der Basis des Kielzahnes ab schräg abfallenden oberen Spelzenrand vorspringt. Der Kielzahn kann so erheblich ver- kleinert sein, daß er nicht größer, wenigstens nicht länger als der Vorderzahn ist. Der Kielzahn hat meist gerade Ränder, seltener sind seine Ränder gekrümmt. Die Krümmung kann so bedeutend sein, daß der Zahn fast halbkreisförmig wird. Wenn in diesem Falle der Vorderzahn sehr klein ist, so ist der ganze obere Spelzenrand abgerundet. Gewöhnlich ist jedoch der Außenrand des Kielzahns stärker als sein — nach dem Vorderzahne hin gerichteter — Innenrand gekrümmt. Wenn in diesem Falle der in den Vorderzahn auslaufende Nerv stärker mit den Kielnerven konvergiert, so verkleinert sich die Ein- buchtung zwischen den beiden Zähnen und die Hüllspelze ähnelt dann der von Tr. dicoccoides. Die Anzahl der Ähren mit solchen Hüllspelzen war in dem von mir gesehenen Material nicht erheblich. Bei diesen Hüllspelzen ist der in den Vorder- zahn auslaufende Nerv oft nicht sehr stark und die äußere Partie der Spelze konvex gewölbt. Je mehr sich die Bezahnung der von Tr. aeg. Thaoudar nähert, desto stärker wird der Nerv und desto mehr ist die Spelze an ihm winklig gebogen, bis sie bei den Spelzen, deren Bezahnung der von Tr. aeg. Thaoudar gleicht, wie bei diesem ungefähr rechtwinklig gebogen ist. Die normal ausgebildeten Seitenährchen des Bastardes sind 422 August Schulz, [9] größer als die von Tr. aeg. Thaoudar und gleichen hierin den von Tr. dicoccordes. Sie enthalten meist zwei fruchtbare, lang- begrannte Blüten, deren Vorspelze in die Mittelrinne der Frucht mehr oder weniger tief eingepreßt ist und sich bei der Reife nicht wie bei Tr. aeg. Thaoudar der Länge nach spaltet. Die reifen Früchte sind bis Io mm lang, schmal, weniger von der Seite her zusammengedrückt als die von Tr. aeg. T’haoudar und vielfach schlecht ausgebildet. Ein Teil der Ährchen trägt keine normal ausgebildeten Früchte. Die unversehrten Ähren des Bastardes, die ich untersuchen konnte, trugen wie die von Tr. dicoccoides ein Endährchen, das allerdings meist ohne normal ausgebildete Frucht war und nur eine lange Granne oder zwei kurze, vielfach mißgestalte Grannen hatte. Zu diesem Bastarde gehören nicht nur die von Aaronsohn als Zwischenformen zwischen Tr. dicoccoides und Tr. aegilopordes Thaoudar bezeichneten Individuen, sondern auch zahlreiche, vielleicht die meisten der von ihm zu Tr. dicoccordes gerechneten Individuen. Die Existenz dieses Bastardes, der recht fruchtbar ist, ist deswegen von besonderem Interesse, weil gegenwärtig auf Grund von Beijerincks Beobachtungen!) fast allgemein an- genommen wird, daß die Bastarde zwischen Tr. aegelopoides boeoticum Boissier, der europäischen Unterart von Tr. aegtlopoides, und dem wahrscheinlich nicht von diesem, sondern von Tr. aegilopoides Thaoudar, der asiatischen Unterart von Tr. aegilo- poides, abstammenden Engrain double (doppelten Einkorn) der französischen landwirtschaftlichen Schriftsteller (im eigentlichen Sinne) ?) einerseits, Tr. dicoccum?) andererseits absolut steril sind. 1) Beijerinck, Über den Weizenbastard Triticum monococcum ® x Triticum dicoccum &, Nederlandsch kruidkundig Archief, S. 2, Teil 4 (1886) S. 189— 201, mit Taf. 3, und Ders, Über die Bastarde zwischen Triticum monococcum und Triticum dicoccum, Ebendaselbst S. 455 —473- 2) Die meisten übrigen Einkornformen, die man unter der Be- zeichnung Gewöhnliches Einkorn zusammenfassen kann, stammen meines Erachtens aber von Tr. aegilopordes boeoticum ab; vgl. Schulz, Die Abstammung des Einkorns, a. a. O. 3) In meiner S. 420 Anm. 2 zitierten Abhandlung steht S. 20 in- folge eines Druckfehlers statt dicoccum dicoccoides. [ro] Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide. 423 Außer Tr. aegilopoides Thaoudar und dicoccordes scheint!) Aaronsohn in Syrien auch einen Bastard zwischen Tr. dicoc- coides und Tr. durum aufgefunden zu haben, der ebenfalls im Poppelsdorfer Botanischen Garten kultiviert worden ist. Diesen habe ich nicht gesehen. sr Vvel> Stapf, a. a. ©. S.' 802. Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide und ihrer Geschichte. Il. Von Prof. Dr. August Schulz. Über einige Getreide und Getreidestammarten aus dem westlichen Persien. Vor kurzem übersandte mir Herr J. Bornmüller in Weimar eine kleine Sammlung von Getreiden und Getreidestammarten zur Bearbeitung, die der am 28. Dezember IgII verstorbene englische Vizekonsul in Sultanabad in Persien, Theodor Strauß, in den Jahren 1908 bis Igio im westlichen Persien gesammelt hat. | Über die wichtigste Pflanze dieser Sammlung, das bis dahin nur aus Syrien bekannte Triticum dicoccoides Kcke., das Strauß am I4. Mai IgIo in dem Noa-Kuh, einem Teile des schwer zu- gänglichen, noch wenig erforschten Grenzgebirges bei der an der Karawanenstraße Kermanschah-Bagdad gelegenen west- persischen Stadt Kerind gesammelt hat, habe ich schon an anderer Stelle berichtet.!) Ich will hier nur erwähnen, daß sich das persische Triticum dicoccoides etwas von dem syrischen unterscheidet; man kann jenes als Tr. dicoccordes forma Straussiana, dieses als Tr. dicoccordes forma Kotschyana be- zeichnen. 1) Vgl. Schulz, Über eine neue spontane Eutriticumform: Triticum dicoccoides Kcke. form. Straussiana, Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft Bd. 31 (Igız3) S. 226—230 und Taf. X. [2] Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide. 425 Hordeum. Von Hordeum spontaneum C. Koch, der Stammart von .H. distichum .L., das schon aus Persien bekannt war,!) enthält die Sammlung mehrere Exemplare, die Strauß im Mai IgIo im Kuh-i-Mar-ab (bei Pain-takht) und im Kuh-i-Kerind in Westpersien gesammelt hat. Die Ährchen sind nicht größer und die Grannen sind nicht länger und dicker als die der von mir aus kurdistanischen Früchten im Hallischen Botanischen Garten gezogenen Individuen von Hordeum vschnatherum Cosson. Es bildet also, worauf ich schon an anderer Stelle hingewiesen habe,?) die Länge und die Dicke der Granne kein Unterscheidungsmerkmal zwischen Hordeum spontaneum und H. ischnatherum. In den von mir untersuchten Ährchen der persischen Pflanze waren die reifen Früchte nicht mit den Spelzen verwachsen. Secale. Secale anatolicum. Boissier (erweitert), eine der drei Unter- arten von S. montanum im weiteren Sınne, die Stammform des Roggens,?) ist schon mehrfach in Persien beobachtet worden. Strauß hat es im Juni und Juli 1908 an zwei Stellen zwischen Sultanabad und Kermanschah in Westpersien: auf Feldern bei Khane-Mirun im Kuh-i-Sefid-Khane und bei Fereidun im Kuh-i-Douime, gesammelt. sSecale anatolicum scheint unter normalen Verhältnissen immer perennierend zu sein. Die Individuen des erstgenannten Fundortes, wo 8. anatolicum als Unkraut unter Weizen auftritt,*) sind aber wohl hapaxan- tisch; sie sind jedoch kräftig und stark bestockt. Die Halme 1) Vgl. Schulz," Die Geschichte der Saatgerste, Zeitschrift für Naturwissenschaften Bd. 83 (IgII) S. 197—233 (200). 2). Schulz, Geschichte der Saatgerste. a. a. OÖ. S. 203. 3) Vgl. hierzu Schulz, Die Geschichte des Roggens, 39. Jahres- bericht des Westfälischen Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst für ıgıo/Iı (IgIı) S. 153—ı163, und Ders., Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide und ihrer Geschichte. I. Die Abstammung des Roggens, Zeitschrift für Naturwissenschaften Bd. 84 (1913) S. 339— 347. .*4) Auch in anderen vorderasiatischen Gegenden tritt Secale ana- tolicum als Ackerunkraut auf. 426 August Schulz, En [3] der Individuen des erstgenannten Fundortes sind oben mehrere Zentimeter weit behaart, doch ist die Behaarung der ver- schiedenen Halme der einzelnen Individuen recht verschieden stark. Die Halme der Individuen des anderen Fundortes sind meist nur dicht unter der Ähre — wenig — behaart.!) Die Ähren der persischen Individuen sind ohne Grannen bis I5 cm lang. Von den von mir bisher untersuchten sehr zahlreichen vorder- asiatischen Individuen von sSecale anatolicum Boissier (erw.) hatten die vom Boz-Dagh (Tmolus) in der kleinasiatischen Land- schaft Lydien die längsten — bis 45 mm langen — Deckspelzen- grannen.”) Die Grannen der von Strauß gesammelten west- persischen Individuen sind durchschnittlich länger als die dieser lydıschen Individuen, sie haben eine Länge bis zu 70 mm. Die von Strauß gesammelten Individuen gleichen in dieser Hinsicht — und auch im übrigen — den meisten der von mir gesehenen zentralasiatischen Individuen von sSecale anatolicum. Doch kommen in Persien, z. B. in der südwestpersischen Provinz Laristan, auch Individuen von 8. anatolicum Boissier (erw.) vor, deren Deckspelzengrannen kurz, meist nicht länger als die von 8. montanum Gussone (im engeren Sinne) sind. Tritieum. Triticum aegilopordes Thaoudar Reuter (als Art), die asiatische Unterart von Tr. aegvlopordes Link (erw.), war, wie es scheint, bisher in Persien noch nicht beobachtet worden. Wohl aber war es aus dem angrenzenden türkischen Kurdistan bekannt, wo es z. B. von J. Bornmüller — im Jahre 1893 — im Kuh- Sefin in der Gegend von Erbil (Arbeia) gesammelt worden ist. Strauß hat Triticum aegilopordes Thaoudar nun — im Mai 1909 — auch bei Saouch (Sauch) im angrenzenden persischen Kurdistan gesammelt. Die persische Pflanze ist typisch aus- gebildet.) Die Deckspelzen der beiden Blüten der Seiten- 2) Vgl hierzu Schulz, Beiträge. 1.2.4.0 2) Vgl. hierzu Schulz a. a. O. 3) Vgl. hierzu Haussknecht, Symbolae ad floram graecam, Mit- teilungen des Thüringischen botanischen Vereins, N. F., Heft 13 und 14 [4] Beiträge zur Kenntnis der kultivierten Getreide. 427 ährchen oder, falls diese drei Blüten enthalten, die der beiden unteren Blüten sind lang begrannt. Wie fast überall, so variiert auch hier die Behaarung der Hüllspelzen und der Deckspelzen sehr bedeutend, von völliger Kahlheit bis zu dichter Behaarung. Außerdem enthält die Straußsche Sammlung noch Triticum durum Desf. und Tr. vulgare Vill., Kcke. (mit begrannten Deck- spelzen). (1899) S. 18 — 77 (66 —68) und Schulz, Die Abstammung des Einkorns (Triticum monococcum L.), Mitteilungen der Naturforschenden Gesell- schaft zu Halle a. d. S. Bd. 2, 1912 (1913) S. 12 — 10. | \l | Können wir Energie fühlen? Von J. Stickers. Die anscheinend so einfache Frage: „Können wir Energie fühlen?‘“, wird, glaube ich, von den allermeisten Menschen mit einem lebhaften ‚aber natürlich!‘ beantwortet; indessen ist das bei näherem Zusehen doch eine recht verfängliche Ge- schichte. In seinen energetischen Schriften sagt W. Ostwald: „Fühlen wir beim Schlag mit einem Stock den Stock oder die Energie? Natürlich doch letztere; denn der Stock ist ja das harmloseste Ding von der Welt, solange er nicht geschwungen ist.“ Ich bitte den Leser, sich selbst auf diese Ostwaldsche Frage von sich aus eine Antwort zu geben, welche er mir nicht mitzuteilen braucht; dann wollen wir daran gehen, „hinter“ die Sache zu kommen. Ich behaupte ernstlich: ‚Energie ist nichts!), ist nichts Existierendes.‘“ ‚Oho! soli denn vielleicht die ganze Energetik auch nichts sein?‘ Das gewiß nicht; sie ist von der allergrößten pragmatischen Bedeutung, aber ihre jetzige erkenntnistheo- retische Grundlage taugt nichts. Die Erkenntnistheorie bedeutet, im Gegensatz zur for- malen Logik, die Lehre vom Verhältnis unseres Erkennens zu seinen Gegenständen; sie untersucht, ob und innerhalb welcher Grenzen wir die Wahrheit zu erkennen vermögen und wie im besonderen die Beziehungen unseres Bewußtseins zu einer wirk- !) Vgl. meine Broschüre ‚Was ist Energie? Eine erkenntniskritische Untersuchung der Ostwaldschen Energetik. Verlag H. Schnippel, Berlin-Wilmersdörf. 222 Seiten, erscheint Mitte Juli. Brosch. 2.75 M., geb. 3.75 M. E21 Können wir Energie fühlen? 429 lichen Welt kritisch zu begründen sind; sie ist gerichtet auf die Grundmomente des Wissens und nicht auf die des absoluten Seins. In der Gegenwart ist sie zu einer kritischen Prüfung aller Wissenschaften in ihren Grundlagen geworden. Energie wird als rein abstrakter, transzendentaler Begriff anzusehen sein. Wir kennen drei Arten von Begriffen: konkrete, abstrakte und rein abstrakte. Konkret heißt allgemein jeder unmittelbar aus der Anschauung gewonnene Begriff, dessen Gegenstand für ein Naturselbständiges, ein zusammenhängen- des Ganze bildendes Ding angesehen wird. Der Gegensatz des Konkreten ist das Abstrakte. Abstrakt heißt im Sprach- gebrauche der Logik ein Begriff, welcher durch Abstraktion, d.h. durch Ausschließung des Individuellen und Beibehaltung des Wesentlichen und Allgemeinen gebildet ist, also von dem Individuellen und Zufälligen des Einzelobjektes durch Ver- gleichung mit anderen Einzelobjekten befreit ist und nur die einer Mehrheit von konkreten Dingen und Vorstellungen ge- meinsamen, wesentlichen Merkmale enthält. Wir sehen hier die Grundform der Begriffsbildung überhaupt, und Abstrakt in diesem Sinne ist mit Begrifflich identisch. Mit Ausnahme der Eigennamen bezeichnen alle Begriffe unserer Sprache abstrakte Begriffe; sie können aber von dem Sprechenden in gelegent- licher Anwendung überall auch als konkret gebraucht werden. Das führt natürlich zu vielen Mißverständnissen und unnützen Streitereien. Es kann da nur helfen, daß der jedesmalige Sinn speziell angegeben wird, falls er sich nicht schon aus dem Zu- sammenhange eindeutig ergibt. Im Gegensatze zu den ab- strakten Begriffen, welche also auch gelegentliche konkrete Anwendung zulassen, stehen die rein abstrakten Begrifie, die letzten Endergebnisse der Abstraktion. Sie bedeuten etwas, das konkret, empirisch, erfahrungsgemäß überhaupt nicht exi- stiert, sondern als selbständig nur gedacht wird, ein reines Denkfaktum; es ist der Gegensatz von empirisch und transzen- dental. len konkret-abstrakte Begriffe nun einmal leider eine gewisse landläufige Berechtigung zu einer Doppelsinnigkeit haben, so ist eine solche bei rein abstrakten Begriffen absolut nicht vorhanden. Zu letzteren gehören zweifellos diejenigen 430 J. Stickers, 131 Begriffe, welche das ewig unerkennbare ‚hinter allen Erschei- ' nungen“ stehende oder angenommene letzte Substrat bezeichnen, z. B. Bewegung, Kraft, Energie u. dgl. Es ist ein Kardinalfehler eines wissenschaftlichen Systems, wenn diese verschiedenen Begriffsgebiete nicht strenge aus- einandergehalten werden. Solches hat in der Energetik Ost- walds zu einem heillosen Begriffswirrwarr geführt, und der Schlüssel dazu ist, daß er konkret-abstrakte Begriffe nicht von rein abstrakten, transzendentalen unterscheiden kann oder will. Er sagt zwar ausnahmsweise einmal ‚‚ein so abstrakter Begriff, wie Energie ist‘, aber das genügt doch offenbar nicht; es muß heißen: ‚ein so rein abstrakter Begriff“. Durchgehends gilt ihm sonst Energie als das Wirkliche, Wahrnehmbare, Meßbare usw., sogar Fühlbare, wie wir gesehen haben: Ostwald vermag eben nicht zu unterscheiden, ob eine Aussage in der Realwissenschaft oder in der Idealwissenschaft steht — ideal hier im Sinne von begrifflich —, deren Begriffe um so exakter sind, je weniger sie vom sinnlichen Wahrnehmungsgehalt bewahrt haben und deren ganzes Streben auf logisch-matbematische Formulierung, in letzter Linie speziell auf Fixierung quantitativer Beziehungen hingeht. Er vermag offenbar nicht zu unterscheiden, ob der betreffende Ausdruck etwas Reales oder etwas nur Ideales, bloß Begriffliches bedeutet, ob sinnliche Eigenschaften oder nur begrifflich wissenschaftlich gesetzte Eigenschaften, empirisch- phänomenale oder transzendentale Besonderheiten, ein wirk- liches Ding bzw. Vorgang oder einen bloßen Begriff, einen greifbaren Körper oder lediglich eine gedankliche Konstruktion, eine Perzeption oder eine bloße Konzeption, ein Sinnesfaktum oder ein reines Denkfaktum bedeutet; er wirft den transzenden- talen Begriff der Energie fortwährend untereinander mit empi- rischen Energieübergängen; er glaubt mit einem Bein im Physischen und zugleich mit dem anderen im Metaphysischen stehen zu können. Diese Standpunktslosigkeit wird noch krasser, wenn der große Naturforscher sich auf philosophisches Gebiet hinauswagt. Ich stellte mir deshalb in meiner Broschüre die Fragen, ob denn bei Ostwald die Energie ı. für den naiven Beurteiler sittliche Willenskraft bedeuten soll, 2. im Sinne [4] Können wir Energie fühlen? 431 der traditionellen Logik als Abstraktionsbegriff mit üblicher Objektivierung eine Fähigkeit, 3. im Sinne der Transzendental- philosophie das letzte Substrat sein soll, 4. ob potentielle Energiearten im Sinne des transzendentalen Realismus als rein gedachtes Prinzip, 5. ob aktuelle Energiearten im Sinne des Empirismus als Sinnesfakta gemeint sind, 6. ob Energie im Sinne des naiven Realismus die unmittelbare Wirklich- keit ist, 7. ob Energie im Sinne der modernen Logik einen bloßen Maßbegriff, eine Maßzahl, ein Skalar bedeutet. Das alles zu dem Zwecke, für die Ostwaldsche Energetik eine neue, einwandfreie, erkenntnistheoretische Grundiegung zu versuchen. Es sei in aller Kürze noch erwähnt, daß ‚„Maßzahl‘“ den QOuotienten aus der zu messenden Größe und einer zweiten gleichartigen bedeutet; sie sagt also nichts über eine Beschaffen- heit an sich, sondern ist ein reines Relationsverhältnis, ein Quotient, eine bloße Proportion. Solche ‚Größen in uneigent- lichem Sinne‘ nennt man seit Hamilton Skalare. Das Skalar gibt also lediglich an, wie oft ein als Einheit gewähltes Maß derselben Art in ihm enthalten ist. Wir wären nun so weit im Klaren, daß wir einen transzenden- talen Begriff wie Energie nicht fühlen können. Auf die Frage, „was fühlen wir denn bei dem Schlag mit dem Stock?“, ist die naheliegendste Antwort: Wir empfinden einen Schmerz. Der ursprüngliche Vorgang der Empfindung beruht auf der Unter- scheidung äußerer Reize. Diese sind durchaus physikalisch. Draußen in der Welt gıbt es nur eine in molekularer Bewegung schwingende ‚Materie‘. Unsere Nervenapparate greifen diese oder jene Bewegungsformen der ‚Materie‘ heraus; unsere sensiblen und sensorischen Nerven setzen sie in ihre Sprache um, in die ihnen geläufige Nervenerregung, den physiologi- schen Prozeß, genauer chemischen Vorgang, welcher sich nun zentripetal der Nervenbahn entlang fortpflanzt und schließlich in der Hirnrinde eine ähnliche Erregung auslöst. Dieser Er- regung entspricht dann erst das psychische Element der Empfindung. Wollten wir nun versuchsweise in dieses allgemein anerkannte Schema die ‚Energie‘ als Veranlassung des Emp- findungsprozesses einstellen, so erleben wir gleich im Anfange 432 J. Stickers, Können wir Energie fühlen? [5! den Eklat. Denn, ist Energie ein äußerer Reiz? Nein, weit entfernt davon; sie ist ja nichts Empirisches, nichts in der Außenwelt Vorkommendes, sondern lediglich ein rein abstrakter, ein transzendentaler Begriff. Wir fühlen (!) also beim Schlag mit dem Stock gewiß nicht ‚die Energie‘, sondern den durch den Schlag verursachten Schmerz} oder, wie man sich kurz auszudrücken pflegt, den Schlag. Inwiefern kann nun ein Schlag die Veranlassung zu einem Empfindungsprozeß abgeben? Doch nicht etwa, weil er ‚Energie‘, ein transzendentaler Begriff, ist, sondern im Gegenteil nur deshalb, weil er ein empirischer Vor- gang ist; er ist das Übergehen der schnelleren Intensitätsformen des geschwungenen Stockes — welche meist, obgleich wir nicht wissen, was Bewegung an sich ist, Bewegungsformen genannt werden — auf den ruhenden Körper. Diese Bewegungsüber- gänge sind ein empirischer Begriff; sie stehen in der Empirie; wir können sie wahrnehmen, messen usw. Diese Bewegungs- erscheinungen Energieübergänge zu nennen, dagegen könnte ıch meinerseits nichts einwenden, als daß es eben nicht viel Sinn hat, das qualitätslose, ewig unerkennbare letzte Etwas mit speziellem Namen zu versehen; jede Benamsung ist hier rein beliebig, eine rein terminologische Frage, nach willkürlichem Übereinkommen oder nach Üblichkeit zu erledigen. Ostwald vermeidet es natürlich peinlichst, von Bewegungserscheinungen zu sprechen, oder gar solche mit Energieübergängen als identisch zu bezeichnen. Für ihn gibt es ja, wie es scheint, keine Be- wegung, keine Kraft, keine Materie usw., mit einem Worte: nichts als sein Idol, die Energie. Dieses Idol hat aber unter anderem die schauderhafte Eigenschaft, empirisch und zugleich transzendental sein zu wollen!! Wenn ich früher sagte: Ostwald kann Ding von Begriff nicht unterscheiden, so bezieht sich ein solcher Vorwurf ganz im speziellen darauf, daß er empirische Energieübergänge nicht von einem transzendentalen Begriff zu unterscheiden vermag. Dieser erkenntnistheoretische Grund- fehler entwickelt sich in seiner Energetik zu einem Kunterbunt von Begriffsvermengungen ganz sondergleichen. Die deutschen Zechsteinsalzlager von M. Naumann in Halle a. S. (Vortrag, gehalten am 28. November 1912 im Naturwissenschaftlichen Verein für Sachsen und Thüringen zu Halle a. S.) Die Steinsalz- und Kalisalzlager des Zechsteins, die volks- wirtschaftlich für das Deutsche Reich recht bedeutsam sind und zurzeit im Vordergruna des Interesses stehen, verdienen auch wissenschaftlich die größte Beachtung, da sie das Produkt eines geologischen Vorgangs sind, wie er sich wohl in demselben Maße an keiner anderen Stelle und zu keiner anderen Zeit der Erdgeschichte abgespielt hat. Am Aufbau der Salzlager sind vor allem einerseits Na, K, Mg, Ca, andrerseits Cl und SO, sowie große Mengen H,O als Kristallwasser beteiligt. Die wesentlichen als Minerale vor- kommenden Verbindungen sind: Steinsalz NaCl]; Sylvin KC]; Carnallit KCl. MgCl,.6H,O; Kainit KCl.MgSO,.3H,0; Kieserit MgSO,. H,O; Anhydrit: CaSO,; Bolyhalit.K,SO, : MeSO,. 2CaSO,. 2H,0. Außerdem kommen, meist nur lokal, vor: Tachhydat €a@l, -2MeC], .1721,0: Bischofit MgCl,.. 6H,O; Langbeinit K,SO,.. 2MgSO,; Löweit 2MgSO, . 2Na,S0O,.5H,0; Vanthoffit 3Na,SO, . MgSO,; Zeitschr. f. Naturwiss. Halle a.S. Bd.84. 1912/13. 28 434 M. Naumann, [2] Astrakanit Na,SO, . MgSO,.4H,0; Schonit "MeSO, 2R,sO,. 0.50, Glauben: C350,.N3 07 Rınneif Reel, RE ZNSECH Ein ständiger Begleiter der Salzlager ist ferner Ton, als färbender Gemengteil tritt häufig Eisenglanz Fe,O, auf, lokal finden sich von Eisenverbindungen auch Pyrit FeS, und Magnetit Fe,O, vor. Von Bormineralen ist besonders der Borazit Mg,C1l,B,.03 bemerkenswert, der in einzelnen Kristallen oder in dichten Partien angetroffen wird. Nur mikroskopisch sind häufiger nachgewiesen worden: Quarz, Rutil, Zirkon. In kleinen Mengen sind den Salzmineralen die Elemente Br, Rb, Cs in isomorpher Vertretung beigemischt. Außerdem sind Bi, Cu, NH,, Au festgestellt worden. In Einschlüssen spielen zu Gase und bituminöse Stoffe eine Rolle. Die Salzminerale treten zu Gesteinen verbunden auf. Der Begriff Salzgestein ist aber früher nicht richtig gewürdigt worden, was sich vor allem in der Nomenklatur ausspricht. Hauptsächlich von bergmännischer Seite sind Gesteine, in denen ein Mineral vorherrscht, auch mit dem Namen des Minerals belegt worden. Enthält ein Gestein z. B. auch nur ca. 50 % Carnallit, im übrigen Steinsalz und Kieserit bzw. Anhydrit, so wird es doch als Carnallit bezeichnet. Ebenso ist für den Bergmann Kainit schlechthin nicht das betreffende Mineral, sondern das aus den Hutzonen geförderte Salzgestein. Zum Teil unwillkürlich, zum Teil in der richtigen Erkenntnis, daß wissenschaftliche und bergbauliche Interessenten am besten Hand in Hand gehen, sind jene zum Teil inkonsequenten Aus- drücke auch in den Gebrauch für wissenschaftliche Zwecke übergegangen und werden aus der Literatur wohl nie wieder verschwinden. Immerhin ist bei petrographischen Erörte- rungen eine bessere Bezeichnung geboten, die von F. Rinne vorgeschlagen worden ist. Er bezeichnet z. B. ein Gestein, das ım wesentlichen aus Steinsalz und Carnallit besteht, als Carnallit- halit. Adjektivisch läßt sich noch ein dritter charakteristischer Gemengteil hinzufügen, z. B. Kieserit: kieseritischer Carnallit- “ Bi Die deutschen Zechsteinsalzlager. 435 halit. Entsprechend ist Hartsalz ein kieseritischer oder an- hydritischer Sylvinhalit. In Zukunft wird man am besten die Rinnesche Nomenklatur neben der alten Bezeichnung verwenden. Die hauptsächlichsten Salzgesteine sind die folgenden: Am häufigsten: I. Steinsalzgesteine. Meist grobspätig und geschichtet durch Schnüre von Anhydrit, Polyhalit, Kieserit oder Ton. Die Farbe ist weiß, grau oder rötlich. Hauptsäch- lich das Liegende der Kalisalzlager wird aus Steinsalz- gesteinen gebildet, gelegentlich finden sich dieselben auch inmitten oder an Stelle von Kalisalzgesteinen (,,Ver- ‚taubungen‘). Technisch am wichtigsten: 2. Hartsalze bzw. Sylvinite je nach dem Gehalt an KCJ, der zwischen ca. Io und 50 % schwankt. Die Hartsalze sind meist deutlich geschichtet durch Wechsellagerung von Steinsalz, Sylvinhalit und Kieserit bzw. Anhydrit. Die Farbe ist häufig rot. Sylvinite oft grobspätig und weiß, ohne deutliche Schichtung. 3. Carnallitgesteine. Grobspätig, oft geschichtet durch Bänke von Kieserit, Anhydrit oder Steinsalz. Zumeist aber eigentümlich zu Breccien deformiert, die früher als sedimentäre Konglomerate angesprochen wurden; es handelt sich aber um eine nachträgliche Zertrümmerung (,, Irümmercarnallit“ ; vgl. S. 439). Farbe meist rot; sehr zertlieBlich. 4. Kainitgesteine. Sind metasomatisch aus Carnallit- gesteinen hervorgegangen und zeigen noch deren Schicht- oder Breccienstruktur. Feinkörnig. Ferner sind noch zu erwähnen: 5. Anhydritgesteine, die als älterer Anhydrit, zum Teil als Salzton, ferner als Hauptanhydrit, Pegmatitanhydrit usw. in ziemlich mächtigen Schichtkomplexen auftreten und verschiedene Struktur aufweisen. 6. Tongesteine kommen als „grauer“ und ‚roter Salzton vor und schließen die Salzlager nach oben ab. Vielfach 28% 436 M. Naumann, [4] sind die als ‚„Salzton‘‘ angesprochenen Gesteine keine Tongesteine, sondern haben anhydritischen Charakter, wie gewisse Horizonte des ‚grauen‘ Salztons. Wenn der Ton überwiegt, sind die Gesteine bröckelig und hygro- skopisch (,‚Ouellen‘“ des Salztons). Wie sind nun diese eigentümlichen Ablagerungen zustande gekommen? Sie bilden die Horizonte des mittleren und oberen Zechsteins, gehören somit dem Ende des Paläozoikums an und leiten zum Mesozoikum hinüber. | Steinsalzlager sind dem Geologen nicht seltsam. Fast in allen Formationen kommen sie vor und werden als marine Aus- scheidungsprodukte aufgefaßt. Auch heute noch können wir z. B. am Karabugas ihre Bildung verfolgen. Dort ist die Ver- dunstung in der Bucht so stark, daß immer neues Salzwasser aus dem Kaspischen Meer durch einen seichten Kanal einströmt. Dadurch ist der Sättigungsgrad an Salz erreicht, und es scheidet sich ständig Steinsalz ab. Auch für unsere ausgedehnten Zech- steinsalzlager nahm man ganz analoge Entstehung an, und die bekannte Ochseniussche Barrentheorie arbeitet mit einem vom Zechsteinmeer durch eine Barre abgeschnürten Meeres- becken. Die Barre ist gerade so hoch, daß ebensoviel Wasser, wie in dem Becken verdunstet, aus dem offenen Ozean nach- strömt und die schwerer und schwerer werdende Salzlauge nicht zurückfließen kann, während sich auf dem Beckengrunde periodisch Steinsalz ablagert. Als schließlich auch Sättigung an Kalium- und Magnesiumsalzen erreicht ist, tritt eine Hebung der Barre ein: das abgeschnürte Meeresbecken verdampft zur Trockne und schlägt die Edelsalze nieder. Mit Recht sind hauptsächlich von geologischer Seite Einwände gegen diese Vor- stellung erhoben worden, und besonders J. Walther hat neue Gesichtspunkte eingeführt. Nach ihm ist die Geschichte des Zechsteins ein Kampf des Meeres mit dem Land: Als die ge- waltigen Trümmerablagerungen des Rotliegenden den deutschen Boden eingeebnet hatten, drang durch eine nach Rußland hin liegende Pforte das Zechsteinmeer, zunächst nur in einzelnen Rinnen, ins Land und lagerte das Zechsteinkonglomerat ab. [5 ] Die deutschen Zechsteinsalzlager. 437 -Doch noch versuchte das Land den Sieg davonzutragen, und die Verbindung mit dem Meere wurde noch einmal unterbrochen, als sich der Kupferschiefer als Faulschlamm ablagerte. Doch dann öffnet sich die Pforte von neuem, und weithin über das Land brandet das Meer mit einer reichen Fauna zur mittleren Zechsteinzeit. Da wird eine gewaltige Meeresbucht vom nor- dischen Zechsteinozean abgeschnitten, und ein Binnenmeer er- streckt sich von Rußland bis Frankreich, von Böhmen bis Eng- land. Unter dem Einfluß eines Steppenklimas tritt starke Ver- dunstung ein; die verdampften Wassermengen überwiegen die Zuflüsse, die von den Randgebirgen in das Becken führen. So muß sich der Salzsee einengen. Die Salzablagerungen, die er auf den preisgegebenen Gebieten zurückläßt, werden ihm gelöst wieder zugeführt, und mehr und mehr zieht er sich nach dem tief- sten Senkungsgebiet zusammen. Erst in der letzten Periode fallen auch die Edelsalze als Anreicherungsprodukte aus den ge- waltigen Mengen verdampften Salzwassers aus und krönen das Steinsalzfundament mit einem Kalisalzlager. So erklärt sich ihre große Mächtigkeit: wohl fünfzigmal größer als ihr Ver- breitungsgebiet war die Wasserfläche, durch deren Einengung sie entstanden. So erklärt sich auch hier viel besser als bei Ochsenius die meist so scharfe Schichtung des Steinsalzes (,, Jahresringe‘‘) durch die Zuflüsse, welche, vielleicht periodisch, die Konzentration veränderten, so daß z. B. Steinsalz mit An- hydrit wechsellagernd zur Ausscheidung kam. Die soeben in kurzen Zügen geschilderte Walthersche Theorie ist ohne Zweifel eine ausgezeichnete Grundlage für die genetische Erklärung unserer Salzlager, doch läßt sich zurzeit wohl nicht entscheiden, ob ihr auch bis in alle Einzelheiten zu folgen ist. In jüngster Zeit hat die Durchforschung der deutschen Salzlager Resultate gefördert, die noch weiter verfolgt werden müssen und geeignet sind, auch auf die genetischen Verhältnisse neues Licht zu werfen. Jedenfalls war der Vorgang ein einheitlicher und großzügiger und hat ein und dasselbe Becken alle unsere Zechsteinsalze ausgeschieden; denn es hat sich herausgestellt, daß überall die gleiche Salzfolge zum Niederschlag gelangte, nämlich Carnallit auf einem Steinsalzfundament. Wo Ab- 438 M. Naumann, [6] weichungen von diesem Normalprofil vorliegen, haben die Salzgesteine erst lange nach der Zechsteinzeit durch Um- kristallisation und mechanische Wirkungen ihren Charakter verändert. Bisher erklärte man sich das starke Abweichen der Profile in den einzelnen Bezirken durch ‚„deszendente“ Vor- gänge; d. h. man nahm an, daß in allen Gebieten mit anormaler Ausbildung das Salz zur Zechsteinzeit selbst zum Teil abgetragen und wieder aufgelöst sei und daß sich dann eine neue ‚‚des- zendente‘ Salzfolge auf die. Denudationsfläche abgesetzt habe. Das ‚konglomeratische‘“ Carnallitgestein und das Hartsalz waren solche ‚‚deszendente‘“ Bildungen. Die Ungültigkeit dieser Deszendenztheorie, die sich an Everding knüpft, steht aber jetzt wohl außer Zweifel, da im Gegensatz zu ihr festgestellt worden ist!), daß gerade die Einheitlichkeit des Bildungs- prozesses zu betonen ist und lokale Abtragung und Umlagerung zur Zechsteinzeit nicht stattgefunden haben. Keine deszenden- ten Vorgänge haben uns so abwechslungsreiche Profile ge- schaffen, sondern Lösungsumsatz und Gebirgsdruck führten die Metamorphose herbei. In langen Zeiträumen zirkulierten Wässer bzw. Laugen in den leichtlöslichen Gesteinen; oft ent- zogen sie ihnen das MgCl,: das Carnallıtmineral wandelte sich _ inSylvin um, und aus einem Carnallitgestein entstand ein Hart- salz. Was also heute in der Chlorkaliumfabrik auf Carnallit- werken geschieht, das hat die Natur dort schon ausgeführt, wo Hartsalze oder Sylvinite angefahren sind. Die Durchtränkungs- prozesse, die in großem Maße anzunehmen sind, haben also zumeist veredelnd gewirkt. In seltenen Fällen führten sie allerdings auch zur Vernichtung der Schätze an Kali, wenn ungesättigte Lösungen auch das KClI entzogen (,Vertau- bungen‘). So wie z. B. Hartsalze und Sylvinite nur metasomatische Umbildungen des primären Carnallitgesteins sind, so ist auch das problematische klastische Carnallitgestein, das in großen !) M. Naumann, Die Entstehung des konglomeratischen Car- nallitgesteins und des Hartsalzes sowie die einheitliche Bildung der deutschen Zechsteinsalzlager ohne Deszendenzperioden, Kali VIT. Jahrg. 1913 (4) S. 88—92. Sa Die deutschen Zechsteinsalzlager. 439 Mengen gefördert wird und bisher als ‚Konglomeratcarnallit‘‘ angesprochen wurde, nur metamorphes Muttergestein. Es war in der Deutung als Konglomerat eine gute Stütze der Deszen- denztheorie, da es die Annahme erheblicher Denudations- vorgänge zur Zechsteinzeit zu rechtfertigen schien. Doch allein die Tatsache, daß man dieses carnallitische Gestein bei auf- merksamer Beobachtung vornehmlich an Stellen größter tekto- nischer Inanspruchnahme findet, beweist, daß es sich nur um einen deformierten primären und ehemals geschichteten Carnallit handelt. Man bezeichnet es deshalb zweckmäßig als Trümmer- carnallit. Die spezifischen Eigenschaften des Carnallitmine- rals sind der Grund dafür, daß Zertrümmerung der Salzlager dort eingetreten ist, wo sie carnallitisch sind. Vor allem ist an die mangelnde Plastizität des Carnallits gegenüber Steinsalz und Sylvin zu denken. Doch auch nach der Hartsalzbildung und Deformation zu Trümmercarnallit fanden noch Veränderungen statt, die auch Everding als posthume zusammenfaßt. Sie sind vor allem in die Zeit der starken Gebirgsbildung zu verlegen, die zur Tertiär- zeit ihren Höhepunkt erreichte und die Salzlager verändernden Einflüssen stellenweise leicht zugänglich machte. Ein typisches Beispiel hierfür bilden die Kainithüte (ganz analog den „eisernen Hüten‘ des Eisenbergbaus), innerhalb derselben das aufgefaltete Carnallitlager unter völliger Erhaltung seiner Struktur zu einem Kainitgestein umkristallisiert ist. Die untere Grenze des Hutes ist dabei sehr scharf, die Bankung des Mutter- lagers läßt sich in den Hut hinein leicht verfolgen. In den hangendsten Partien kommt es natürlich auch zu Auflösungen, und dort finden sich gelegentlich mit Lauge angefüllte Hohl- räume vor, die dem Bergbau verhängnisvoll werden können. Zum großen Teil sind sie indessen wieder ausgefüllt und treten uns als Nester von Sylvin, blauem Steinsalz, Schönit usw. vor- nehmlich in den obersten Hutzonen entgegen. — Wo die Salz- lager ganz ihrer schützenden Decke beraubt sind, zeugt oit noch ein Residuum der schwerlöslichen Bestandteile. in Gestalt von weißen Gipsbergen von ihrem Vorhandensein, so am Harz und Kyffhäuser. 440 M. Naumann, £ [8] Eine seltsame Ablagerung, der graue Salzton, breitet sich über den Edelsalzen aus. Die Bezeichnung Salzton ist in petro- graphischem Sinne nur für einzelne Horizonte gültig, ein großer Teil des ‚Salztons‘“ besteht aus Anhydritgestein. Er ist das erste Anzeichen für eine neue Überflutung, und auch der Fund von Fossilien!) deutet auf seine marine Entstehung hin, äolische Vorgänge dürften eine sehr geringfügige Rolle gespielt haben. Der Salzton wird überlagert vom Hauptanhydrit, der in den meisten Gebieten zu jüngeren Salzfolgen überleitet. Nur kurz seien die Lagerungsverhältnisse der Salzflöze erwähnt. Wohl liegen sie in einzelnen Bezirken schwebend und ungestört. Doch, wenn wir die einzelnen Schnüre und Lagen speziell betrachten, werden wir fast immer wenigstens eine leichte Fältelung als Folge horizontalen Zusammenschubs er- blicken. Und diesen können wir in gestörten Gebieten auch im Großen überall wahrnehmen. Ungleichmäßig hat er die einzel- nen Schichtenglieder deformiert: während die eine Bank noch schwebend liegt, zeigt die folgende die kompliziertesten Ver- schlingungen. Mit Staunen betrachten wir oft an einem Strecken- stoß die tektonisehen Gebilde und suchen vergebens ihre Rätsel zu lösen. Doch so gewaltig die Störungen im Salzgebirge häufig auch sind, über Tage finden wir meist keine Spur davon. Das Salz nimmt eine Sonderstellung bei der Gebirgsbildung ein. Es erlaubt viel mehr Druckreaktionen und ist weit be- weglicher als andere Schichten. Das hat vor allem seinen Grund in der experimentell bestätigten hohen Plastizität der meisten Salzminerale, vor allem des Steinsalzes und Sylvins. Die verschiedene Zusammensetzung der einzelnen Bänke be- dingt auch verschiedene Plastizitätsverhältnisse, und je nach den Materialeigenschaften sind die einzelnen Bänke auch in verschiedene Grade deformiert. So finden wir Faltungen in . Steinsalz und Hartsalz, aber Zergrusung zu ‚„Trümmercarnallit“ in Carnallitgestein. 1) E. Zimmermann, Marine Versteinerungen aus der Kaliregion des norddeutschen Zechsteins, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 56, 1904, S. 47—52. ee u Fe ee I a [9] Die deutschen Zechsteinsalzlager. 44I Bei Erwähnung dieser Deformationen ist auch einer neueren Theorie zu gedenken, die sich besonders an die Namen Arrhe- nius und Lachmann!) knüpft. Diese beiden Autoren wider- sprechen der tektonischen Auffassung der Faltungen und Zer- trümmerungen, leiten vielmehr die Druckkräfte her aus Um- setzungen unter Volumänderung, die die Salzlager unter dem Einfluß der Erdwärme erlitten haben. Sie nehmen auch teil- weise Verflüssigung an. Dieser Theorie fehlen exakte Beweise. Die Bezirke, in denen Zechsteinsalze angetroffen und auf- geschlossen sind, gruppieren sich naturgemäß vornehmlich um die mitteldeutschen Gebirgsstöcke. Hauptsächlich aus geographisch-petrographischen Gesichts- punkten unterscheidet man zurzeit folgende Salzbezirke:?) I. Magdeburg-Halberstädter Mulde (mit Staßfurt- Egelner Sattel) zwischen Flechtinger Höhenzug und Nord- rand des Harzes; 2. Südharz-Bezirk am Südost- und Südrand des Harzes mit Mansfelder Mulde; 3. Werra- und Fuldagebiet zwischen Thüringer Wald und Vogelsberg; 4. Hannoversches Faltungs- und Schollengebiet; 5. Norddeutsches Flachlandgebiet östlich des Flech- tinger Höhenzugs. Die einzelnen Gebiete sind voneinander nicht streng zu scheiden, und die verschiedenen Profiltypen sind erst ‚posthum““ aus der einheitlichen Ablagerung entstanden. Betrachten wir nur kurz die einzelnen Bezirke! Ä I. Magdeburg-Halberstädter Mulde. Die Ablage- rungen sind am besten aufgeschlossen auf dem Staßfurt-Egelner Sattel, der ja auch der Ausgangspunkt für den blühenden deut- schen Kalibergbau und für die wissenschaftliche Durchforschung 1)S. Arrhenius u. R. Lachmann, Die physikalisch-chemischen Bedingungen bei der Bildung der Salzlagerstätten, Geol. Rundschau III G >: 139 157. 2) Bei den in neuerer Zeit aufgeschlossenen tertiären Kalisalzvor- kommen im Elsaß handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um umgelagerte Zechsteinsalze. 442 M. Naumann, - PRO] der Salzlagerstätten gewesen ist. Vor allem knüpfen sich an die Vorkommen von Staßfurt die Untersuchungen van’t Hoffs, und glaubte man in der hier angefahrenen Salzfolge das ‚Normal- profil‘ vor sich zu haben. Die insgesamt im Minimum 500 m mächtige ältere Salzfolge besteht hauptsächlich aus dem ‚‚älteren Steinsalz‘‘, das nach dem Charakter der darin auftretenden Schnüre (,, Jahresringe‘‘) in eine Anhydrit-, Polyhalit- und Kiese- ritregion eingeteilt worden ist. Dieses Steinsalz geht allmählich in die Carnallitregion über, die aus einem 30—40 m mächtigen abbauwürdigen Lager von Halitcarnallit besteht. Außer dem „Kainithut‘ (vgl. S. 439) spielen metasomatische Veränderungen im Gegensatz zu den bisherigen Anschauungen eine große Rolle, und sind z. B. die im Berlepschschacht aufgeschlossenen schüssel- förmig eingelagerten Hartsalze nicht deszendenter, sondern post- humer Natur. | Ä 2. Südharz-Bezirk. In dem Spezialgebiet der Mansfelder Mulde zunächst finden wir im allgemeinen die Staßfurter Ver- hältnisse wieder; auf ein Fundament von älterem Steinsalz lagert sich ein relativ mächtiges, stark deformiertes Carnallit- lager auf. Im eigentlichen Südharzbezirk gewinnt das Hartsalz an Bedeutung. Das Profil der Werke Bleicherode und Sonders- hausen zeigt z. B. 2 Hartsalzlager, zwischen welche batzenförmig „lIrümmercarnallit‘ eingelagert ist. 3. Das Werra- und Fuldagebiet weist 2 durch ein ziemlich mächtiges Steinsalzmittel getrennte Kalisalzlager auf, die aus primärem Carnallit und daraus no Sylvinit bestehen. 4. Der Hannoversche Bezirk ist tektonisch recht kom- pliziert. Das Salzgebirge ist hier im höchsten Grade deformiert und läßt sich Hangendes und Liegendes oft nicht mehr identifi- zieren. In tektonischer Hinsicht aufklärend haben die Arbeiten Stilles gewirkt. Die Kalisalzlager bestehen aus ‚Trümmer- carnallit“ und Hartsalz; außerdem spielen der häufigen Störungen wegen Hutsalze (Kainit usw.) eine große Rolle. Im Anschluß an dieses Gebiet und Eg 5. an das norddeutsche Flachlandgebiet ist eine interessante Erscheinung zu erwähnen, nämlich das Aufsteigen [IT] Die deutschen Zechsteinsalzlager. 443 des Salzgebirges. An vielen Stellen, z. B. in der Lüneburger Heide, treten sog. Salzstöcke aus den viel jüngeren Deck- schichten hervor; an ihr Auftreten hat sich eine umfangreiche zum Teil polemische Literatur geknüpft, wobei besonders Stille, Harbort und Lachmann zu erwähnen sind. Eine gewisse Einigung ist durch das Eingreifen Arrhenius’ erzielt worden, der das den Deckschichten gegenüber geringe spezifische Gewicht der Salzgesteine zur Erklärung heranzieht und die Salzhorste demnach als Folge der Isostasie in der Erdrinde an- gesehen haben will. Das Aufsteigen dürfte dabei hauptsächlich dort erfolgt sein, wo tektonische Kräfte bereits das Hangende gelockert hatten. — i Die wissenschaftliche Erforschung der Zechsteinsalze ist erst in neuerer Zeit rege betrieben und zu diesem Zwecke vor allem durch F. Rinne und van’t Hoff eine Organisation, der Verband zur wissenschaftlichen Erforschung der deutschen Kalisalzlagerstätten, gegründet worden, wodurch die Salz- literatur gegenwärtig ziemlich produktiv geworden ist. Als Me- thoden werden bei mineralogisch-petrographischen Unter- suchungen ebenso wie in der Silikatpetrographie die beschreibend analytische und die synthetische’ Methode verwendet. Bei der ersteren hat sich vor allem das Studium von Dünnschliffen als sehr fruchtbringend erwiesen und ist zurzeit besonders wichtig, da die Schliffe nicht nur über die im Gestein vorliegende Mine- ralkombination, sondern auch über Umbildungsvorgänge und Strukturen Aufschluß geben. Auch Trennung der Gesteins- gemengteile mittels schwerer Flüssigkeiten und sich anschlıe- Bende optische Untersuchung der Trennungsprodukte wird mit gutem Erfolg ausgeführt. Wichtig ist natürlich auch die quanti- tative chemische Analyse der Salzgesteine. Für synthetische Untersuchungen sind die Arbeiten van't Hoffs vorbildlich, wenn sie auch mehr methodischen Wert be- sitzen als die volle Klärung des Naturvorkommens enthalten. Sie wurden mit zäher Energie lange Jahre hindurch ausgeführt und bestanden hauptsächlich in Löslichkeits- und Tensionsbestim- mungen sowie Kristallisationsversuchen. Das Ergebnis der letzteren ist abhängig von der Temperatur, und van’t Hoff hat A4A M. Naumann, Die deutschen Zechsteinsalzlager. 2] für die einzelnen Mineralkombinationen eine ‚untere Bildungs- | temperatur‘‘ bestimmt, die z. B. für Sylvin-Kieserit zu 72° ge- funden wurde. Da diese Paragenese im Hartsalz vorliegt, schloß man, solange man noch die ‚‚deszendente‘‘ Entstehung annahm, auf eine mindestens ebenso hohe Temperatur in der Mutterlauge und ganz absonderliche klimatische Verhältnisse zur Zechstein- zeit. Indessen deutet das Vorkommen von Hartsalz auf Grund der van’t Hoffschen Untersuchungen nur auf den Einfluß der Erdwärme bei den Durchtränkungsprozessen hin. H. E. Boeke!) hat die van’t Hoffschen Ergebnisse an der Hand eines Dreieckschemas übersichtlich in eine graphische Darstellung gebracht, die den Kristallisationsverlauf einer ein- trocknenden Lösung leicht abzulesen gestattet. 1) H. E. Boeke, Eine einfache graphische Anwendungsmethode der Zahlenergebnisse bei van’t Hoffs Untersuchungen usw., Zeitschr. für Krist. XLVII (3) S. 273—283. Sitzungsberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins für Sachsen und Thüringen. 21. ordentliche Sitzung am 31. Oktober 1912. Herr Privatdozent Dr. Kahle sprach über Orientalische Schattenspiele, gewissermaßen den Vorläufer unserer jetzt so hochentwickelten Lichtbildprojektion, bei dem durch eine Lichtquelle schablonenartig fein ausgeschnittene Lederfiguren auf eine ausgespannte Leinwand projiziert und auf einfache Art bewegt werden. Der Vortragende besprach dabei die wichtigsten Völkerschaften des Orients in ihrer Beziehung zum Schattenspiel. =2soxdenrliehe sırzunga am 7. November 1912. Herr Haupt sprach über die geschichtliche Entwick- lung des Feuerzeuges. Redner erörterte die erste künst- liche Erzeugung des Feuers durch Reiben zweier ungleich harter Holzstücke, die Kunst des Feuerschlagens mit Stein, Stahl und Zunder, ferner die sog. Tunkhölzer, die Congreveschen Streich- hölzer aus chlorsaurem Kali und Schwefelantimon, das Döbe- reinersche Feuerzeug, die Phosphor- und die schwedischen Streichhölzer, sowie das moderne Cer-Eisenfeuerzeug. Der Vor- trag wurde durch eine Reihe von Versuchen und Apparaten er- läutert. Es folgten einige weitere kleinere Vorweisungen der Herren Kniesche, Böttcher und Huth. 5.außerordentliche Sitzung vom I4.NovemberIg12. Herz» Ingenieur G: Tatzelt sprach über Elektrische Überlandzentralen und die Anwendung der Elek- trizität in Landwirtschaft und Haushalt. 446 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [2] Die Überlandzentralenbewegung ist etwa erst ein Jahrzehnt alt, und wohl noch nie hat eine Industrie eine derartig rapide Verbreitung gefunden wie die Elektrotechnik auf dem platten Lande. Expansionsbedürfnisse der Elektroindustrie begegneten sich mit den Bedürfnissen der Landwirtschaft. Allbekannt ist es ja, daß die Leutenot die Landwirtschaft schon lange dazu drängte, die teuren animalischen Kräfte durch geeignete Hilfsmaschinen zu ersetzen. Als idealstes Hilfswerkzeug trat der Elektromotor in dem Augenblick auf den Plan, als es der Elektroindustrie gelungen war, den elektrischen Strom in praktischer und wirtschaftlich brauchbarer Form auf weitere Entfernungen, Ioo km und mehr, zu leiten. Unter einer Überlandzentrale versteht man bekanntlich ein Unternehmen, das die Ortschaften eines oder mehrerer Kreise oder schließ- lich sogar ganzer Provinzen mit Elektrizität versorgt. Der erforderliche Strom wird entweder in einer besonderen Zentrale selbst erzeugt, oder er wird von einem städtischen oder industriellen Elektrizitätswerk bezogen. Der Strom wird fast ausschließlich in der Form hochgespannten Drehstroms mittels besonderer Hochspannungsfernleitungen den einzelnen Ort- schaften zugeführt. Die angeschlossenen Ortschaften erhalten je eine Transformatorenstation, in der der hochgespannte Drehstrom in den Gebrauchsstrom von niedriger Spannung umgeformt wird. Von dem Transformator aus wird dann durch Niederspannungsleitungen — die Ortsnetze — der Strom den einzelnen Verbrauchern direkt zugeführt. Die Bilder zeigten zunächst Wasser- und Dampfkraftwerke, die der Elektrizitätsbereitung dienen. Wasser- und Dampf- turbinen, stationäre und lokomobile Kolbenmaschinen sowie der stets bereite Dieselmotor dienen als Antriebskraft für die Drehstromdynamos. | Besonders kräftig sind die Hochspannungsfernleitungen mit ihren mannigfachen interessanten Einrichtungen. Es handelt sich fast nur um Freileitungen, da die Anlage von Kabeln leider zu teuer ist. Als Stützen verwendet man imprägniertes Holz oder Eisengittermassen. Als Isolatoren haben sich Porzellanglocken gut bewährt. Der Leitungsdraht besteht BES em rn nn a yet ur [3] Sitzungsberichte. 447 aus hartgezogenem Kupfer. Die Schutzvorrichtungen gegen das Herunterfallen der Drähte, sogenannte bruchsichere Auf- hängungen, wurden gleichfalls demonstriert, ebenso auch die Wirkungen des Überspannungsschutzes (Hörnerblitzableiter) und des Blitzschutzseiles erörtert. Abschmelzsicherungen und Mastausschalter wurden erläutert. | Weiter ging der Redner zu den Transformationsstationen über, erklärte die technische und betonte auch die ästhetische Seite der Anlagen, die sich baulich der Umgebung zwanglos einfügen sollen. Den Schluß des allgemeinen Teiles machten die Elektrizitätszähler. Nach einer Würdigung des Einflusses der Elektrizität auf ‚das gesamte Verkehrsleben (Telegraphie mit und ohne Draht, Telephonie, Hilfs-.und Sicherheitsmittel der Eisenbahn, Elektri- sierung der Vollbahnen) und auf das neue Werte schaffende Berufsleben in Industrie, Handel und Kunst ging der Vor- tragende auf die besonderen Anwendungen der modernsten Naturkraft in der Landwirtschaft ein. Neben Beleuchtung der menschlischen und tierischen Wohnungen sowie des Hofes, ist besonders der elektrische Strom als stets bereite Antriebs- kraft für die mannigfachen maschinellen Einrichtungen des heutigen landwirtschaftlichen Betriebes geschätzt. Der Elektro- motor ist so kompendiös und leicht, daß er sich überall hin- schaffen und aufstellen, von ungeübter Hand bedienen läßt, da er einer speziellen Kenntnis und Pflege nicht bedarf. Der Motor treibt: Dreschmaschinen kleiner und großer Art, Stroh- presse und Klapper, Häcksel- und Rübenschneidemaschine, Heu- und Sackaufzug, Schrotmühle, Wasser- und Jauche- pumpe, Schermaschinen, Melkapparate, Milchseparator, Butter- faß und die verschiedenen Arbeitsmaschinen der Gutsschmiede, wie Blasebalg, Bohrmaschine, Schleifstein. Interessant sind auch die Fernanschlüsse zum Dreschen und zum Pflügen nach dem Einmaschinensystem mit Ankerwagen. Für größere Be- triebe kommen auch elektrische Feld- und Anschlußbahnen ın Betracht. Im Haushalt verwendet man im allgemeinen die elektrische Energie fast nur zur Beleuchtung; Heiz- und Kraftwirkung 448 Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen u. Thüringen. [4] werden noch zu wenig gewürdigt. Und doch kann die be- queme Naturkraft selbst ım einfachen Haushalt des Arbeiters Verwendung finden, wie Bilder aus dem Leben ungekünstelt bewiesen. 23. ordentliche Sitzung am 2I. November 1912. Herr Prof. Schulz sprach unter Vorlage von getrocknetem Material über die Erscheinung der Hygrochasie im Pflanzenreich. Er behandelte besonders eingehend die hygro- chastischen Erscheinungen bei Selaginella lepidophylla, Ana- statica hierochuntica, Odontospermum pygmaeum, msn spinosum und Ammiı Visnaga. Generalversammlung am 28. November 1912. Es wurde zunächst der Vorstand für das Geschäftsjahr I9I3 gewählt. Die Wahl fiel auf folgende Herren: Vorsitzender: Prof. Dr. Aichel, Stellvertreter: Prof. Dr. Oels ; Schriftführer: Direk- tor Dr. Staudinger (Geschäftsführer), Lehrer Pritzsche und. Ingenieur Tatzelt; Kassierer: Rentier Dr. Staute; Bibliothe- kare: Prof. Dr. Taschenberg und Mittelschullebrer Haupt. Redakteur der ‚Zeitschrift für Naturwissenschaften“: Prof. Dr. Scupin. Im wissenschaftlichen Teile sprach Herr Dr. Naumann über deutsche Salzlagerstätten im Zechstein. Der Inhalt des Vortrages ist als besonderer Aufsatz in dieser Zeitschrift ab- Bedzuekt ver 132 24. ordentliche Sitzung am 5. Dezember 1972 Herr R. Plettner sprach über mechanische Reproduk- tıonsverfahren, speziell für wissenschaitliche Zwecke. Der Redner behandelte nach Erörterung des Einteilungsprinzips in Hoch-, Flach- und Tiefdrucke oder in Strich- und Korn- verfahren einerseits, Halbtonverfahren andererseits, nach- einander Holzschnitt, Zinkätzung, Autotypie, Lichtdruck und Heliogravüre unter Vorlegung reichen Anschauungsmaterials. u ee EEE TES?TUEREEEE EEE EEE N er | - mn ’ ie = [5] Sitzungsberichte. 449 Sodann gab Herr Dr. Meinecke ein Referat einer Arbeit von Räfler: Über die Entstehung der Braunkohlen- lager zwischen Weißenfels und Zeitz. Weitere Aus- führungen über das Thema behielt sich Redner für einen späteren Vortrag vor. 6.außerordentliche Sitzung am I2. Dezember 1912. In dieser Sitzung sprach Herr Prof. Dr. zur Straßen über das Penen der Fiefiseetiere, besonders auf Grund der Ergebnisse der Valdivia-Expedition. Zeitschr. f. Naturwiss. Hallea.S. Bd.84. 1912/13. 29 Literatur-Besprechungen. — Adolf Friedrich, Herzog zu Mecklenburg. Vom Kongo zum Niger und Nil. Berichte der deutschen Zentralafrika- Expedition IgIo/II. Mit 512 bunten und einfarbigen Ab- bildungen nach Photographien und Zeichnungen sowie 6 Karten. Leipzig, Brockhaus, 1912. Preis in Lwd. geb. 20 M. Die große Expedition des Herzogs Adolf Friedrich von Mecklenburg setzte sich aus einer Reihe von Einzelexpeditionen zusammen, die sich unter verschiedenen Führern nach und nach voneinander trennten. So sind auch die Reiseberichte, aus denen das vornehm ausgestattete Buch besteht, von einer ganzen An- zahl von Forschern geschrieben. Den ersten Teil der Reise des Herzogs durch den Ozean, den Kongo und Ubango hinauf bis Fort de Possel, dann größtenteils zu Fuß bis Fort Lamy schildert Hauptmann von Wiese und Kaiserswaldau. Von hier aus be- ginnt nach einem vierwöchigen Abstecher ins Gebiet der Mus- gum, den Maler Heims schildert, die Fahrt des Herzogs nach dem Tschadsee, von wo aus die Reise weiter nach Bagirmi geht. Nach Überquerung des Schari wird Lai am Logome erreicht und weiter abwärts Bangor, das als Teil des ‚„Enten- schnabeis nun an Frankreich gefallen ist. Am 20. Juni ist Garua erreicht, das Endziel der Teilexpedition des Herzogs, von dem aus auf dem Benue die Heimreise angetreten wird. Während der Herzog vom unteren Schari zu Wasser vorstößt, dringt Heims, dessen Schilderungen den Künstler nicht ver- leugnen, gleichzeitig zu Lande gegen den Tschaadsee vor, um von hier aus durch Bornu vorbei am Mandaragebirge Garua am Benue zu erreichen, wo die Expedition wieder den Anschiuß an die des Herzogs gewinnt. In Fort Lamy zweigt die Ex- Literatur-Besprechungen. 451 pedition von Wiese ab, die zunächst wieder zum Ubangi zurück- kehrt, dann diesen aufwärts über die Wasserscheide des Kongo- und Nilgebiets nach dem Bahr el Ghazal und durch den Sudan vordringt, um über Chartum und Omdurman zurückzukehren. Von Fort Archambault am Schari geht die Expedition des Zoologen Dr. Schubotz aus, der dann zunächst am Ubangi und Uelle hinauf, dabei auch das Gebiet des so interessanten Okapi kreuzend, den Nil erreicht, um in Chartum sich wieder mit von Wiese zu vereinigen. Die Südkameruner Expedition wird von Dr. Schultze vom Kongo aus den Ssanga hinauf zunächst durch das neu- erworbene deutsche Gebiet nach Molundu geführt. Weiter geht es nordwärts bis Yukaduma, dann westlich über Asso- bam nach der Küste bei Kribi. Über Fernando Po und die kleine Insel Annobon berichtet Dr. Milbraed.. Den Schluß des mit zahlreichen Bildern geschmückten Werkes bildet ein Abschnitt von Dr. Thilenius, der die wissenschaftlichen Er- gebnisse übersichtlich zusammenfaßt. H. Seupin. Holtermann, C., In der Tropenwelt. Leipzig, Verlag von W. Engelmann, 1912, VI u. 210 S. mit 38 Abb., geh. 5,80 M., geb: 7,40: M. Als Hauptaufgabe dieses Buches stellt sich der Verf. die Darstellung der Wechselbeziehungen von Bau und innerem Leben der äquatorialen Pflanzen zum Klima. Er beginnt mit der Mangrovenformation und den interessanten Anpassungs- erscheinungen der hierher gehörigen Pflanzen und schildert dann die wichtigsten klimatischen Faktoren der Tropen und ihren Einfluß auf die Ausbildung der morphologischen Pflanzen- gestaltungen. Eingehender befaßt er sich mit dem Urwald des tropischen Tieflandes und den bei uns nur in ganz verschwinden- dem Maße auftretenden, in den Tropen desto häufigeren Epi- phyten. Den Palmen, den mit der südlichen Landschaft in unserer Vorstellung untrennbar verbundenen Charakterpflanzen der Tropen ist das folgende Kapitel gewidmet. Interessant besonders in ökologischer Hinsicht, ist der nächste Abschnitt 29* 452 ‚Literatur-Besprechungen. über die pilzbauenden Termiten, wobei namentlich auch die Hypothese von einer Symbiose zwischen Ameisen und Ameisen- pflanzen einer näheren Kritik unterzogen wird, die in fast durch- aus verneinendem Sinne ausfällt. Dann führt uns der Verf. hinauf in die tropischen Nebel- und Alpenregionen und macht uns bekannt mit der Vegetation der Wüsten, um mit einer kurzen Übersicht über die Früchte und vegetarischen Genuß- mittel der Tropen zu schließen. Das Buch dürfte für jeden, der sich einen schnellen und sicheren Überblick über die Vege- tationsformen der Tropen verschaffen will, sehr gut zu ge- brauchen sein, insbesondere möchte ich es als botanische Er- gänzung zu Günthers „Einführung in die Tropenwelt‘ des- selben Verlages, die ich im 83. Band dieser Zeitschrift besprochen habe, empfehlen, wenn es auch dessen Höhe nicht ganz erreicht. Die Ausstattung, auch hinsichtlich der Abbildungen, ist hervor- ragend gut. Ä Honigmann. Janchen, Erwin, Die europäischen Gattungen der Farn- und Blütenpflanzen. Nach dem Wettsteinschen System geordnet. Zweite, verbesserte Auflage. IV und 60 S. 8%, Leipzig und Wien, Franz Deuticke, 1913. Preis 2 M. Die vorliegende Schrift — deren erste Auflage I908 erschienen ist — will ein vollständiges und nach einem modernen System geordnetes Verzeichnis jener Gattungen der Gefäßpflanzen bieten, die in Europa durch ursprünglich wildwachsende oder gänzlich eingebürgerte Arten vertreten sind. Ein solches Ver- zeichnis dürfte für jeden, der sich eingehender mit der euro- päischen Flora beschäftigt oder ein europäisches Herbarıum anlegen will, ein Bedürfnis darstellen. Die Anordnung der Familien erfolgte nach R. v. Wettstein, Handbuch der syste- matischen Botanik, 2. Aufl. (Igır), die Anordnung der Gat- tungen zum Teil nach diesem Werke, vorwiegend aber nach C. G. de Dalla Torre et H. Harms, Genera Siphonogamarum ad Systema Englerianum conscripta (T900—1907); in seltenen Fällen wurde auf Grund neuerer Arbeiten oder eigener An- schauungen hiervon abgewichen. Auch die Umgrenzung der | Literatur-Besprechungen. 453 Gattungen folgt im allgemeinen dem Werke von Dalla Torre und Harms. Den verschiedenen Ansichten über die Fassung des Gattungsbegriffes und.der vielfach schwankenden Nomen- klatur wurde durch Anführung der wichtigeren Synonyme und Untergattungen Rechnung getragen. Insbesondere wurde auf C. F. Nyman, Conspectus tlorae Europaeae (1878—1882) stets Rücksicht genommen und wo nötig, auf dieses Werk ganz speziell verwiesen. Die Abgrenzung des Gebietes gegen Asien wurde aus Zweckmäßigkeitsgründen so vorgenommen, daß die in S. Korshinsky, Tentamen florae Rossicae orientalis (1898) und W. J. Lipsky, Flora Caucasica (1899) berücksichtigten Gegenden noch mit einbezogen wurden. Die Nomenklatur der Gattungen folgt den Beschlüssen der internationalen Kongresse von 1905 und IgIo. Bei den Familien sind stets die üblichen Bezeichnungen vorangestellt, prioritätsberechtigte aber unge- bräuchliche- Namen in Klammern gesetzt. Die Bezeichnung der. Reihen und höheren Einheiten nn stets dem Handbuche von Wettstein. Schulz. Jacobi, Hans Bernhard, Die Verdrängung der Laubwälder durch die Nadelwälder in Deutschland. VIII u. 187 S. G= 82 Wübingen, Verlag der H. =aupp.chen Buchhandlung, 1082 Preis’ 6 M. Der Verf. sagt im Vorwort seines Buches: ‚Nicht eine neue Stellungnahme zu der seit Jahrhunderten stattfindenden Ver- . drängung unserer Laubwälder durch die Nadelwälder ist in der. vorliegenden Arbeit beabsichtigt — es wäre dies auch kaum möglich bei der schon immer so verschiedenen Beurteilung dieser Frage durch unsere tüchtigsten Fachmänner —, sondern es soll vielmehr auf Grund geschichtlicher Studien in großen Zügen der Werdegang dieser unsere Forstwirtschaft so sehr beein- flussenden und unser Landschaftsbild so sehr verändernden Er- scheinung aufgezeichnet werden, um so der Forstwissenschaft und Forstwirtschaft behilflich zu sein, diese Erscheinung recht zu erkennen und zu würdigen. Groß und mannigfaltig wie das Gebiet unseres deutschen 454 Literatur-Besprechungen. Vaterlandes ist die Geschichte seiner Wälder, und um Jahr- tausende mußte in der Forschung zurückgegriffen werden, um einen Gesamtüberblick zu dieser Frage zu gewähren, und des- halb gerade bin ich mir bewußt, daß diese Arbeit auf Voll- ständigkeit keinen Anspruch erheben darf, wenngleich es stets mein Bemühen gewesen ist, aus möglichst vielen der so zahl- reich fließenden Quellen zu schöpfen. | Viele längst unter grünem Rasen ruhende Freunde des Waldes kommen so zu Worte neben jetzt noch lebenden Männern der Forstwirtschaft und Wissenschaft. Nicht ohne Absicht wurde der Stimme aller dieser einst wirkenden und der jetzt noch tätigen Freunde des Waldes ein breiter Raum in dieser Arbeit gewährt, um einmal ein möglichst unverfälschtes, un- mittelbar wirkendes, geschichtliches Bild zu geben, und dann auch, weil gerade dem ausübenden Forstwirt die einschlägige Literatur nur schwer zugänglich ist; aber selbst dem wissen- schaftlichen Forscher hoffe ich durch einen zusammenhängen- den geschichtlichen Überblick einen Dienst zu leisten. Wissen- schaft und Praxis aber möchte ich zur Vertiefung ihrer Stellung- nahme zu dieser Frage anregen. Sollte es mir weiter gelingen, über den Kreis der Fachmänner hinaus zur Förderung der geschichtlichen Kenntnis unseres deut- schen Waldes — und so zur Erhöhung der Freude am Walde — beizutragen, so wäre das der schönste Lohn für die Mühen einer Arbeit, bei welcher bei aller angestrebten Sachlichkeit, im tief- sten Grunde doch die Liebe zu unserem herrlichen deutschen Walde die Feder geführt hat.“ | Das Studium des klar und frisch geschriebenen Jacobischen Werkes kann allen, die Interesse am deutschen Walde, an seiner Geschichte und seinen Wandlungen haben, warm empfohlen werden. Sechul7, K. Zepf, Professor an der Großherzogl. Baugewerkschule ın Karlsruhe .i. B,, Experimentelle Einführung az die ° Grundlehren der Chemie, mit besonderer Berück- sichtigung ihrer Anwendungen im täglichen Leben, Literatur-Besprechungen. 455 nebst kurzen Anleitungen zum Anstellen von Schulversuchen mit einfachen Hilfsmitteln. G. Braunsche Hofbuchdruckerei und Verlag, Karlsruhe ı. B. Mit zahlreichen Abbildungen, 22 vermehrte «und: verbesserte: Auflage; 8% «XV u 384 5: Preis geb. 5 M. Es handelt sich hier um ein Lehrbuch, welches der Verf. in erster Linie für den Baugewerkelehrerkandidaten geschrieben hat, aber wegen der Fülle des Stoffes, den es enthält, ist es auch für jeden Studierenden ein interessantes und lehrreiches Einführungswerk. Dies gilt besonders in bezug auf die vielen Hinweise auf die Chemie des täglichen Lebens, die dem Chemiker in seinen Speziallehrbüchern oft nur in sehr geringem Maße geboten werden, obwohl sie für ihn sehr wissenswert sind. Das Buch vereinigt in sich anorganische und organische Chemie, experimentelle Chemie und chemische Technologie. Gebiete, die für den Schüler zu speziell sind, werden wenigstens kurz charak- terisiert. Dabei geht der Autor, der offenbar ein hervorragendes Lehrtalent besitzt, mit großer Geschicklichkeit zu Werke. Was z. B. auf drei Seiten von den Kolloiden gesagt ist, ist in meister- hafter Weise skizziert. — Bei der dritten Auflage, die dem Werke als eingeführtem Lehrbuch wohl nicht fehlen wird, wäre zu wünschen, daß mit den in besonderer Seite berichtigten und nicht berichtigten Druckfehlern etwas aufgeräumt und statt des überall ,‚Gay-Lüssac‘ geschriebenen Namens die richtige Schreib- weise „Gay-Lussac‘ eingeführt wird. FR Marshall: Samee, Dr. Max, Professor in Wien, Studien über Pflanzen- kolloide I. Die Lösungsquellung der Stärke bei Gegenwart von Kristalloiden. Sonderausgabe aus Bd. III der Kolloid- chemischen Beihefte. Verlag von Theodor Steinkopff, Due sem: und» leipzie: 1,Gr.580, "42,5. Da die Pflanzenkolloide auf Grund des modernen Standes der Wissenschaft noch wenig studiert worden sind, hat die dem engeren Fachgenossenkreis wohlbekannte Arbeit des Wiener Gelehrten berechtigtes Interesse gefunden. Um sie auch weiteren wissenschaftlichen Kreisen zugänglich zu machen, hat sie der 456 Literatur-Besprechungen. Autor kürzlich in Buchform erscheinen lassen. Die Kenntnis- nahme dieser Arbeit ist nicht nur Chemikern und Physikern, sondern auch Botanikern sehr zu empfehlen, zumal auch die als Fußnoten beigefügten Literaturangaben den Wert des Heft- chens noch erhöhen. F. Marshall. Cassuto, Dr. Leonardo, Privatdozent der Physik an der Universität Pisa, Der kolloide Zustand der Materie. Autorisierte deutsche Übersetzung von Johann Matula, Assistent an der physikalisch-chemischen Abteilung der biologischen Ver- suchsanstalt in Wien. Verlag von Theodor Steinkopff, Dresden und Leipzig. Gr. 8°. VIII u. 252 S., mit I8 Abbildungen. Geh. 7,50 M., geb. 8,50 M. | Der Autor gibt hier eine Darlegung von den den Kolloiden eignen allgemeinen Erscheinungen und läßt vorsätzlich alle speziellen Erscheinungen unberücksichtigt. Zunächst wird der Stoff möglichst allgemein und objektiv behandelt; in den letzten vier Kapiteln finden dann die verschiedenen Theorien über kolloiden Zustand und Kolloide Platz, sowie kritische Betrach- tungen und die persönlichen Anschauungen des Verf. Das ganze Buch zeichnet sıch durch knappe und klare Darstellung aus, wobei auch die Geschicklichkeit des Übersetzers voll zur Geltung kommt. Demjenigen, der das Studium der Kolloidchemie gründ- lich und nutzbringend betreiben will, kann aufs wärmste emp- fohlen werden, sich zunächst den Inhalt von Cassutos Buch zu eigen zu machen, um dann gut vorbereitet Wo. Ostwalds Grund- rıBß der Kolloidchemie um so besser verarbeiten zu können. F. Marshall. Rüdisüle, Dr. A., Professor an der Kantonschule in Zug, Nach- weis, Bestimmung und Trennung der chemischen Elemente. PBd.I: Arsen, Antimon, Zinn, Tellur, Selen. Akademische Verlagsbuchhandlung von Max Drechsel, Bern. Gr. 8°, .-543.:9: ‚Preis; ‚brosch.. -21,90..M., ‚geb; 24,405 Mr. Der Verf. geht mit seinem Werke von der Absicht aus, dem Chemiker nicht sowohl ein Lehrbuch, als vielmehr ein Nach- mn nn Literatur-Besprechungen. 457 schlagewerk in die Hand zu geben, in dem nach Möglichkeit sämtliche Methoden der analytischen Chemie enthalten und einer kritischen Sichtung unterzogen sind. Dieser Riesenarbeit widmet sich der Schweizer Gelehrte mit ebensolchem Fleiße und der äußersten Sorgfalt. Schon die erste große Schwierig- keit, die Anordnung des Stoffes, ist in sehr geschickter Weise gelöst. Zunächst werden die qualitativen Reaktionen und Nach- weise eines Elementes gebracht, dann folgen die quantitativen Methoden, und zwar so, daß gegebenenfalls die geringere Wertig- keitsstufe den Anfang macht. Die quantitativen Methoden sind angeordnet nach: Gewichtsanalyse, Maßanalyse, ev. Elektrolyse, Kolorimetrie, den speziellen Methoden ist ein besonderes Kapitel eingeräumt, in dem auch die gasometrischen Methoden ihren Platz finden. Vom zweiten behandelten Element ab werden auch die Nachweise neben dem vorhergegangenen Element, resp. den vorhergegangenen, sowie die qualitativen und quantitativen Trennungsmethoden behandelt. — Der Grundgedanke wie die bisherige Gestaltung des Werkes verdienen großes Lob, prak- tische Chemiker wie in metallurgischen und Hüttenbetrieben, Farbwerken, Brauereien, toxikologische und forensische Chemi- ker, Pharmazeuten, alle kommen in Rüdisüles Buch in gleicher Weise zu ihrem Rechte. — Das abgeschlossene Werk soll neun Bände umfassen, auch die Behandlung der seltenen Elemente ist in Aussicht genommen, der Schlußband soll sich der Analyse von Natur- und Kunstprodukten speziell widmen. Es sei auch noch auf den besonderen Wert hingewiesen, den das Buch durch seine gründlichen Literaturnachweise erhält. Äußere wie innere Ausstattung sind praktisch, gediegen und elegant, Autor wie Verlagshandlung haben: ihr bestes getan, und es wird dem schönen Werke, zumal ein solches längst nottat, nıcht an reicher Verbreitung fehlen. F. Marshall. Kedesdy, Dr. E., Einführung in die chemische Labora- toriumspraxis. Hilfsbuch für Techniker und Laboranten. Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S. Gr. 8°. 184 5. 1913. Preis geh. 6,80:M., geb. 7,55 .M. 458 Literatur-Besprechungen. Der Verf. verfolgt die Absicht, jungen Leuten, die als Labo- ranten in einen Laboratoriumsbetrieb eintreten wollen, eine praktische Anleitung in die Hand zu geben. Infolgedessen ist das ganze Buch möglichst einfach und leichtverständlich ge- halten. Der Leser wird zunächst in die Kenntnis der Reagenzien eingeführt, sowie in den Gang der Analyse und in die ver- schiedenen Manipulationen beim Wägen, Messen u. dgl. Im zweiten Teile werden die Grundzüge der Chemie kurz behandelt. Das Buch gibt dem von ihm gewünschten Leserkreise beste Gelegenheit, sich nicht nur zu rein mechanischen Arbeitern, sondern zu tüchtigen, umsichtigen Laboranten auszubilden, an deren Denkvermögen einige Anforderungen gestellt werden können und denen man auch schwierigere Arbeiten getrost an- vertrauen darf. In der Umgrenzung des Leserkreises möchte ich noch einen Schritt weiter gehen als der Verf., das Buch ist meiner Ansicht nach auch recht wertvoll für die Studierenden ın den ersten Praktikumssemestern. Freilich bringen auch manche analytische Bücher, wie A. Claßen u. a. einen prak- tischen Teil, aber doch nicht so ausführlich und umfassend wie Dr. Kedesdy. Da sein Werk in erster Linie für Laboranten geschrieben ist, könnten in einer Neuauflage vielleicht die Reinigungsmethoden für Glasgeräte umfassender behandelt werden. F. Marshall. Ostwald, Dr. Wo., Die neuere Entwicklung der Kolloid- chemie. Vortrag gehalten auf der 84. Versammlung deut- scher Naturforscher und Ärzte zu Münster i. W. Verlag von Theodor Steinkopff, Dresden und Leipzig, 1912. Gr. 8°. 23 5. Preis ı M. Wenn eine anerkannte Autorität uns über die Entwicklung ihrer Wissenschaft berichtet, so dürfen wir und mit Recht etwas Wertvolles erwarten. Die Geschichte einer Wissenschaft soilte ein jeder, der sich mit ihr beschäftigt, vor allen Dingen kennen, und zumal bei ihren jüngsten Zweigen ist diese Geschichte besonders kurz und besonders wichtig. Das von v. Lippmann zuerst angewandte Goethesche Wort: „Die Geschichte der Literatur-Besprechungen. 459 Wissenschaft ist die Wissenschaft selbst‘, gilt gerade bei den schwierigen Lehren der Kolloidchemie in erhöhtem Maße. Es ist unmöglich, die Theorien dieser Wissenschaft völlig zu ver- stehen, wenn man nicht mit ihrer Entwicklung vertraut ist. Es ist daher sehr dankenswert, daß Wo. Ostwalds Vortrag durch die Herausgabe in Buchform in weiteren Kreisen zugänglich geworden ist. F. Marshall. Biltz, Wilhelm, Ausführung qualitativer Analysen. Aka- demische Verlagsgesellschaft m. b. H., Leipzig. Gr. 8°. 139 S. i0r.. Preis brosch. 5 M., geb. 6,50 M. Der Verf. ist ein Schüler des großen verstorbenen Chemikers Clemens Winkler in Freiberg, und es ist eine gute Einführung für sein Buch, daß er darin dem Stil des Analysierens, wie er denselben im wesentlichen bei seinem Meister erlernt hat, eine weitere Verbreitung schaffen will. — Ein bedeutender Vorzug des Biltzschen Werkes ıst, daß auch auf die Analyse auf trocke- nem Wege, der das erste Kapitel (S. 6—42) eingeräumt ist, speziell auch auf die Lötrohrproben der gehörige Wert gelegt wird. Mit dem vielfach gebräuchlichen Ausdruck ‚Vorprüfung‘ für diese Manipulationen sucht der Verf. aufzuräumen, weil derselbe geeignet ist, den Studierenden zu einer Unterschätzung dieses hochwichtigen Teiles der Analyse zu verführen. — Es ist ferner sehr wichtig, daß eine gewisse Vertrautheit mit allgemeiner und anorganischer Chemie, sowie mit den Reaktionen ausdrück- lich vorausgesetzt wird, denn ein Analysierenwollen ohne diese Kenntnisse ist ein Unfug, weil es ohne jedes Verständnis aus- geführt würde. — Das.zweite Kapitel (5. 43—ıı4) beschäftigt sich mit der Analyse auf nassem Wege. In klarer, leicht faßlicher Weise werden die Methoden der Lösung und Aufschließung dar- getan, und hieran schließt sich die Prüfung auf Basen in den bekannten sechs Gruppen. — Kapitel III (S. 1I5—ı28) enthält die Prüfung auf Säuren nebst einem Anhang über den Nach- weis bestimmter Wertigkeitsstufen und Verbindungsformen. Weiterhin finden wir im dritten Kapitel eine Kritik der Stil- widrigkeiten beim Analysieren, die sehr beherzigenswert ist, 460 Literatur-Besprechungen. sowie eine Anleitung zur Führung von Analysenprotokollen. — Dem Buche ist noch eine Tafel mit Photogrammen von Caesium- aluminiumsulfat und Ammoniummagnesiumphosphat beige- geben. Den Schluß bildet ein sehr sorgfältig ausgearbeitetes Inhaltsverzeichnis. — Das Buch, das sich durch seine flott- gefällige Schreibweise sehr vorteilhaft von dem Rezept- und Kochbuchstil mancher Bücher gleichen Gebietes abhebt, wird sıch auf den Arbeitsplätzen von Anfängern wie Fortgeschrittenen rasch beliebt machen, zumal für den Gebrauch technischer Hoch- schulen scheint es mir besonders wertvoll zu sein. F. Nansnall Röhm, Dr. Otto, in Darmstadt, Maßanalyse, 2. Aufl. G. ]J. Göschensche Verlagshandlung, Berlin und Leipzig. 96 S. mit 14 Textfiguren. Band 221 der Sammlung Göschen. 1912. Preis 0,90 M. : Trotz des beschränkten Raumes von 6 Bogen ist es dem Verf. gelungen, in vorliegendem Bändchen eine, wenn auch knappe, so doch inhaltlich vollständige und sehr anschaulich geschriebene Darstellung des umfangreichen Gebietes der Maß- analyse zu geben. — Das Büchlein enthält zunächst einen all- gemein gehaltenen Teil, der mit den Gerätschaften, Apparaten, Manipulationen und Chemikalien, die für die Maßanalyse nötig sind, bekannt macht. Sodann werden die vier Hauptkategorien der Maßanalyse behandelt, wobei auch für die Praxis wichtige Methoden beschrieben werden. Originell für das Werkchen, zu- gleich aber ein Vorzug ist, daß unter die Oxydationsmethoden auch die Diazotierung aufgenommen ist. Da es sıch in dem Buch aber um Maßanalyse handelt, wäre ein Hinweis am Platze, daß es sich bei der Diazotierung nicht um eine analytische Methode handelt. — Einer Atomgewichtstafel Sauerstoff —= I6 zugrunde zu legen, ist für analytische Zwecke vielleicht nicht gerade praktisch, wenn auch ebenso berechtigt, wıe die Basis Wasserstoff = I. Wenn aber Sauerstoff = I6 gewählt wird, so muß konsequenterweise bei Berechnungen auch der Wert I,008 für Wasserstoff eingehalten werden, was in dem Buche nicht EEE a EEE - u ae Literatur-Besprechungen. 461 geschieht, aber bei wasserstoffreicheren Verbindungen wie Ammoniak und Ammoniumverbindungen schon von einiger Bedeutung ist. — Abgesehen von diesen nur geringfügigen Mängeln ist aber das Röhmsche Buch recht brauchbar und kann allen, die die kostspielige Anschaffung eines größeren maß- analytischen Werkes scheuen, warm empfohlen werden. F. Marshall. Samter, Dr. Victor, Berlin, Analytische Schnellmethoden. Zugleich Bd. XV der ‚Laboratoriumsbücher für die chemische und verwandte Industrien“. Verlag von Wilhelm Knapp, Belle > Gr 8% 237 5! ı011. Preis broseh. ro M., geb. TEM, | | | Für den Praktiker heißt es bekanntlich ‚‚Zeit ist Geld‘, und daher sind die Arbeitsmethoden für ihn die wertvollsten, die bei hinlänglicher Genauigkeit am raschesten zum Ziele führen. Die Absicht des Verf. ist es nun, dem Chemiker solche Methoden in die Hand zu geben, wobei er mit sehr lobenswerter Gründlich- keit zu Werke geht. Man kann in dem Buche tatsächlich kaum über etwas Auskunft suchen, worüber einem dieselbe versagt bliebe, ob es sich um die häufigsten technisch wichtigen Stoffe oder um seltene Elemente handelt. Von der Gründlichkeit des Verf. bekommt man ferner einen Begriff, wenn man bedenkt, daß allein zur Bestimmung von Fluoriden 7—8 Methoden mit- geteilt werden. Hierdurch erhält sein Werk aber noch einen weiteren hohen Wert, nämlich als Nachschlagebuch oder gar Handbuch. Stets ist der Einfluß anderer Bestandteile auf den Gang der Analyse gebührend berücksichtigt, auch der modern wissenschaftliche Standpunkt ist sorgfältig gewahrt. — Samters Buch gehört entschieden zu den Büchern, deren Besitz Freude macht, und es ist ihm die verdiente Verbreitung zu wünschen. F. Marshall. Maas und Renner, Einführung in die Biologie. Mün- chen und Berlin, Oldenbourg, I9I2. 394 Seiten. 197 Abbil- dungen. Preis 8 M. 462 Literatur-Besprechungen. Das Buch ist als Lehrbuch für den biologischen Unterricht an den Mittelschulen gedacht, soll aber auch gleichzeitig ein Handweiser für den Lehrer sein und zum Selbstunterricht dienen. Dadurch, daß der botanische Teil von dem Botaniker Renner, der zoologische von dem Zoologen Maas bearbeitet ist, wurde die Gefahr umgangen, daß eins der beiden Gebiete der Biologie zu kurz kam, und daß die Darstellung aus zweiter Hand statt aus den Quellen schöpfte. Trotzdem haben die Verfasser natür- lich nach gemeinsamem Plan gearbeitet, aber den Hauptteil ihrer Gebiete getrennt dargestellt. Der botanische Teil, mit dem das Buch beginnt, fängt mit der Besprechung der Zelle an (1. Kapitel), um dann zum Bau und Leben der Algen und Pilze überzugehen (2. Kapitel); Morphologie der Moose und Farne (3. Kapitel) und der Samenpflanzen (4. Kapitel) folgt. Im 5. und 6. Kapitel wird die Ernährung der Pflanzen besprochen, im 7. die Wechselbeziehungen zwischen lebenden Organismen (Schmarotzerpflanzen, Gallenbildung, Symbiose), im 8. die Wohnstätten der Pflanzen, deren Abhängigkeit von Licht, Sauerstoff usw. Das Bewegungsvermögen und die Veränderlich- keit der Pflanzengestalt (9. und Io. Kapitel) schließen den bo- tanischen Teil ab. Der zoologische Teil beginnt auch wieder mit der Besprechung der Zelle (Ir. Kapitel), der naturgemäß die Protozoen (12. Kapitel) folgen. Als Typus der ‚„Gewebstiere‘“ werden die Coelenteraten (I3. Kapitel), als Typus der niedrig- sten „Organtiere‘‘ die Würmer (I4. Kapitel) behandelt. Eine kurze Besprechung des Systems der Tiere und seiner Bedeutung bildet das 15. Kapitel. Die vegetativen Organsysteme — Darm- system, Blutgefäßsystem und Atmungsorgane, Exkretions- system und Genitalorgane — werden ziemlich eingehend im 16. Kapitel besprochen. Die animalen Organe — Muskulatur und Nervensystem — folgen im 17., die Sinnesorgane im Id. und 19. Kapitel. Einen kurzen Abriß der tierischen Entwicklung bringt das 20. Kapitel, während mit der Regeneration (2I. Ka- pitel) und Befruchtung und Vererbung (22. Kapitel) das Buch schließt. | Die Darstellung ist durchweg klar und flüssig, und als Ein- führung in die Biologie ist das Buch sicher zu empfehlen; aller- Literatur- Besprechungen. 463 dings scheint es Ref. fraglich, ob es für die Hand des Schülers nicht doch etwas zu ausführlich und ob vor allem der Preis von 8 M. für ein Schulbuch nicht ein zu hoher ist. Als Handweiser für den Lehrer dagegen dürfte es nützlich sein. Die zahlreichen Abbildungen erleichtern das Verständnis des Textes, doch ist es bedauerlich, daß die Autotypien des zoologischen Teils wohl infolge eines vıel zu groben Rasters ziemlich verschwommen sind. Das ist im botanischen Teil, wo durchweg Zinkotypien gewählt sind, nıcht der Fall. Arnold Japha, Halle. Curie, Mme. P., Die Entdeckung des Radiums. Rede, gehalten in Stockholm bei Empfang des Nobelpreises für Chemie. Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., 732.926 „seiten. Die Entdeckerin des Radiums schildert hier in knapper, fesselnder Darstellung den Weg, der sie zur Isolierung des Ra- diums und seiner Charakterisierung als neues chemisches Ele- ment geführt hat, und legt daran anschließend die Bedeutung ihrer Hypothese von der atomaren Natur der Radioaktivität und der Rutherfordschen Theorie der radioaktiven Umwand- lungen und, ihrer experimentellen Bestätigung als Wendepunkt in den grundlegenden Anschauungen der Chemie dar. Die Darstellung ist so klar und einfach gehalten, daß das Heftchen auch dem Fernerstehenden, der einen raschen orien- tierenden Blick in diesen bedeutungsvollen Zweig physikalisch- chemischer Forschung gewinnen möchte, angelegentlichst zur Lektüre empfohlen werden kann. Tubandt. Planck, Max, Professor der theoretischen Physik an der Uni- | versität Berlin. Über neuere thermodynamische Theo- rien (Nernstsches Wärmetheorem und Quantenhypothese). Vortrag, gehalten in der Deutschen Chemischen Gesellschaft in Berlin. Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., 1912. 34 Seiten. Preis 1,50 M. 464 "Literatur-Besprechungen. Durch die vor einigen- Jahren erfolgte Aufdeckung eines dritten Prinzips der Thermodynamik durch W. Nernst, und das fast gleichzeitige Eindringen der von M. Planck geschaffe- nen Quantentheorie in die physikalische Chemie ist für diese eine neue schöpferische Periode eröffnet worden. Mit unübertreff- licher Meisterschaft in der Darstellung und Beherrschung des Stoffes werden in dem vorliegenden zusammenfassenden Vor- trage die auf diesem Gebiete bisher erreichten Resultate weiteren Kreisen zugänglich zu machen versucht. In einem ersten Teil werden die Entwicklung der klassischen Thermodynamik und die Grenzen dessen, was sie zu leisten vermag, behandelt und dann die Fortschritte aufgewiesen, die ihr gegenüber das Nernstsche Wärmetheorem bringt. Im zweiten Teil wird des näheren auf den tieferen physikalisch-chemischen Sinn dieses Theorems und seine atomistische Bedeutung, sowie auf die bisherigen Erfolge der Quantenhypothese eingegangen. Die Darstellung kann naturgemäß nicht elementar sein, ist aber so unvergleichlich klar und übersichtlich gestaltet, daß sie den Stoff auch dem Fernerstehenden nahe bringen und jeden von der Richtigkeit und Fruchtbarkeit der entwickelten Anschau- ungen überzeugen wird. Tubandt. Joh. Plotnikow, PhotochemischeVersuchstechnik. Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., 19I2. XVI und 372 Seiten mit I8g Figuren, 50 Tabellen und 3 Tafeln. Preis II M. . Auf dem Gebiete der eben in lebhaftester Entwicklung be- Sen Photochemie ist in den letzten Jahren eine ziemlich umfangreiche Literatur erschienen. Es fehlte darunter aber bis- her ein Buch, das, ähnlich wie auf anderen Gebieten der physi- kalischen Chemie die Werke von Kohlrausch, Ostwald u.a., bei der experimentellen Bearbeitung photochemischer Probleme als Ratgeber dienen konnte. Da hier häufig besondere Arbeits- methoden mit oft recht komplizierter Apparatur benötigt wer- den, in deren Handhabung nur die wenigsten überall eingeweiht sein dürften, hat wohl mancher bei seinen Arbeiten das Fehlen * Literatur-Besprechungen. 465 eines solchen Werkes vielfach empfunden. Diesem Mangel sucht der Verfasser, einer der erfolgreichsten Pioniere auf dem noch etwas chaotischen Gebiete der Photochemie, mit vorliegen- dem Werke abzuhelfen. Und zweifellos ist ihm die Lösung der gestellten Aufgabe in recht glücklicher Weise gelungen. Natur- gemäß sind die eigenen reichen Erfahrungen des Verfassers, der gerade um die Konstruktion photochemischer Apparate sich be- sonders verdient gemacht hat, stark in den Vordergrund ge- rückt. In den einzelnen Abschnitten werden ausführlich beschrieben die verschiedenen Lichtquellen unter Angabe ihres photochemi- schen Wirkungsbereiches; die Lichtthermostaten, welche die er- forderliche Konstanz der Lichtintensität und Temperatur sowie Monochromasie verbürgen, und die verschiedenen optischen Meßinstrumente. Daran anschließend werden eine Reihe photo- chemischer Vorlesungsversuche behandelt. Es ist dabei nicht versäumt worden, durch ausgiebige Literaturangaben eine rasche, eingehendere Orientierung zu ermöglichen. Zahlreiche photochemische Tabellen über die Temperaturkoeffizienten der Lichtreaktionen, das Spektrum der strahlenden Energie, Zu- sammenstellung der Lichtquellen, Spektren der Elemente usw. geben dem Werke einen erhöhten Wert. Knappe, dabei klare Darstellung und übersichtliche Anordnung machen seine Be- nutzung noch besonders angenehm. Das Buch kann jedem an photochemischen Fragen Interes- sierten nur wärmstens empfohlen werden; es wird dem auf dem Gebiete der Photochemie Arbeitenden und nicht minder dem Lehrer überall ausgezeichnete Dienste leisten. Tubandt. Küster, E., Über Zonenbildung in kolloidalen Medien. Beiträge zur entwicklungsmechanischen Anatomie der Pilan- zen. Erstes Heft. X und IIı Seiten. Gr. 8°. Jena, Gustav Fischer, 1913. Brosch. 4 M. Der Verf. wendet das Liesegangsche Phänomen der Niederschlagsringe (Liesegang, ‚Über Schichtungen bei Dif- fusionen‘, Leipzig I90o7) an, um eine Reihe von Prozessen aus Zeitschr. f. Naturwiss. Halle a. S. Bd. 84. 1912/13. 30 466 Literatur-Besprechungen. der Ontogenie der Pflanzen zu erklären. Es werden zunächst die | von R. Liesegang beobachteten Erscheinungen besprochen, sowie die Erklärungsversuche verschiedener Autoren. Das Wesentliche daraus ist, ‚daß auf einer Gallertplatte, die be- stimmte Stoffe in sich gelöst und zunächst gleichmäßig verteilt enthält, ein kontinuierlich und stetig fortschreitender Vorgang, wie es die Diffusion eines wasserlöslichen Salzes, das auf die Gallertplatte aufgetragen worden ist, durch Niederschlags- erzeugung abwechselnd helle und dunkle Zonen, die unter Um- ständen sehr komplizierte Struktur aufzuweisen haben, hervor- zurufen vermag.‘ Verf. ıst nun der Ansicht, daß dieses Liese- gangsche Phänomen und ähnliche Schichtungserscheinungen auf die Entwicklungsmechanik sehr zahlreicher an Tieren und Pflanzen wahrnehmbarer Strukturen Licht zu werfen geeignet ist und untersucht diese Tatsache speziell für die Pflanzen. Die Ausbildung paralleler Schichten, konzentrischer Ringe wird zu- nächst an panaschierten Pflanzen behandelt. Im zweiten Kapitel geht der Verf. zu komplizierteren Formen über, wie die Aus- bildung von doppelten Systemen von konzentrischen Ringen, anastomosierenden Ringen, geknickten Ringen, tigroiden und maschigen Zeichnungen, Spiralbildungen, Wirkungen von Fremdkörpern, von mechanischen Spannungen in der Gela- tine, radiale Streifungen der Diffusionsfelder und Kristallı- sationszonen. — Diese Betrachtungen werden entwicklungs- mechanisch angewendet bei der Membranverdickung der Ge- fäße und Tracheiden, bei schraubigen Zellen und Zellenorganen, bei gestreiften Blättern, gefiedertem Mark, Auftreten und Ver- teilung von Kalziumoxalatkristallen, Zonen in Phloem und Xylem, bei der Bildung der Jahresringe, ja sogar bei der Ent- stehung der sog. Hexenringe der Pilze u.a.m. — Auch die Kulturplatten mancher ringbildender Mikroorganismen er- innern unbedingt an die Liesegangschen Ringe. — Im dritten Kapitel ist die Entstehung exzentrischer Ringsysteme und poly- zentrischer Diffusionsfelder zugrunde gelegt. Hierher gehörig behandelt Verf. die Zeichnung der Bohnen, die Tüpfelgefäße und deren Hofbildungen, Zellenteilung und Zellennetz, Sphaero- kristalle, Stärke-, Paramylonkörner, Zellulose- und Gallert- Literatur-Besprechungen. 467 schichten, Dickenwachstum von Sprossen und Ringen, noch- mals die Hexenringe und die Membranskulptur der Diatomeen. — Im vierten Kapitel stellt Verf. zoologische Betrachtungen an. Tierische Schichtungsphänomene, wie gestreifte Muskelfasern, Zonenbildung im Knochengewebe, Perlmutterstruktur, sind bereits ätiologisch auf eine Stufe mit den Liesegangschen Sy- stemen gestellt worden. Verf. führt noch eine ganze Anzahl andrer Erscheinungen an, so die Spiralfasern in Insekten- tracheen, die Struktur der „geformten Sekrete‘, Zeichnung der Schmetterlingsflügel, Zeichnung von Schnecken, Fischen und Reptilien, Vogelfedern und Säugetierhaaren. — Die Schluß- betrachtungen sind dem ‚inneren Rhythmus” in der Ent- wicklungsmechanik gewidmet; rhythmische Strukturen können auch ohne rhythmische Einwirkung der Außenwelt bereits durch einfache Diffusionsvorgänge entstehen, wie Liesegangs Phä- nomen beweist. Die in vorliegender Arbeit behandelten Rhyth- men sind alle morphologischer Natur. Jedoch spielen dyna- mische Rhythmen eine eben nicht geringere Rolle im Leben der Pflanze (rhythmische „pulsierende“ Reaktionen). — Dem Hefte sind 53 Textabbildungen beigegeben, die den schon an sich klar gehaltenen Text noch mehr erläutern. Die Arbeit kann vielleicht als grundlegend für einen ganz neuen Wissen- schaftszweig betrachtet werden und muß das höchste Interesse aller Naturforscher erwecken. ; F. Marshall. Müller-Pouillets Lehrbuch der Physik und Meteoro- logie. Io. Auflage. Herausgegeben von L. Pfaundler. IV. Band (Fünftes Buch): Magnetismus und Elektrizi- tät von Walter Kaufmann. Zweite Abteilung. Mit 412 Abbildungen. VIII S. und S. 623—976. Gr. 8°. 1912. Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschweig. Preis 9 M. Nach dreijähriger Pause ist vom vierten Bande der zehnten, umgearbeiteten und vermehrten Auflage des bekannten ‚„Mül- ler-Pouillet‘ auch die zweite Abteilung erschienen, die mit der ersten zusammen eine abgerundete Darstellung der Faraday- Maxwellschen Theorie mit ihren Folgerungen gibt. Im ein- 3% 468 Literatur-Besprechungen. zelnen enthält dieser zweite Teil: Kapitel VIII: Elektro- magnetismus und Elektrodynamik; Kapitel IX: Induk- tionsströme; Kapitel X: Gleichstromtechnik (Erzeugung, Fortleitung und Verwendung des elektrischen Stromes im Groß- betrieb); Kapitel XI: A. Wechselstrom, B. Elektrische Schwingungen, C. Drahtlose Telegraphie und Tele- phonie. Dabei beschränkt sich, wegen der ungeheuren Aus- dehnung des Gebietes, das zehnte Kapitel ‚auf die Klarlegung der den wichtigsten Apparaten zugrunde liegenden physikali- schen Prinzipien. Auf Einzelheiten wird nur so weit ein- gegangen, als zum Verständnis derjenigen Vorrichtungen nötig, welche auch im physikalischen Laboratorium und Hörsaal all- gemeine Anwendung finden.“ (Vgl. Vorbemerkung des Verf. S. 809). Die Darstellung geht im allgemeinen den historischen Weg, mit Ausnahme der Fälle, in denen der sachlichen Reihenfolge durch die historische Gewalt angetan würde, wie bei den Wechsel- strommotoren. (Vgl. Vorbemerkung des Verf. zu $ 264 S. 894.) Alles wird durch Beispiele und besonders durch Experimente erläutert, diese selbst wieder durch zahlreiche vortreffliche Ab- bildungen veranschaulicht. Auch die wichtigeren Apparate wer- den im Bilde vorgeführt. Die mathematischen Hilfsmittel sind durchweg möglichst elementar und leichtverständlich gehalten, wobei sich jedoch die infinitesimalen Betrachtungen natürlich nur in der Form der Darstellung vermeiden ließen. Über die 3. Abteilung, welche die Elektronenlehre, den Erd- magnetismus und die Erdelektrizität behandeln und das Re- gister enthalten wird, wollen wir seinerzeit berichten. E. Everling. Kähler, Karl, Dr. phil., wissensch. Hilfsarbeiter am königl. preuß. Meteorologisch-Magnetischen Observatorium Potsdam, Luftelektrizität. Mit ı8 Abbildungen. (Sammlung Gö- schen Nr. 649.) Berlin und Leipzig, G. J. Göschensche Ver- lagshandlung G. m. b. H., 1913. Preis in Leinwand gebunden 90 Pf. Literatur-Besprechungen. 469 Selten findet man ein Buch, das in gleicher Weise dem Laien verständlich und dem Fachmann nützlich ist. Das vorliegende Bändchen über Luftelektrizität vereinigt beides, eine leicht- faßliche Darstellung eines noch jungen und deshalb wenig be- kannten Grenzgebietes der Meteorologie und Physik und eine wesentliche Ergänzung der beiden vor etwa fünf Jahren er- schienenen zusammenfassenden Lehrbücher von Gockel und von Mache und v. Schweidler. . Der Verf. behandelt nach einer historischen Einleitung, unter weitgehender Berücksichtigung der neueren Forschungsergeb- nisse, in sechs Abschnitten das elektrische Feld der Erde, das elektrische Leitvermögen, die elektrischen Ströme und die radio- aktiven Vorgänge in der Luft, weiter die elektrischen Wirkungen des Sonnenlichtes und die theoretischen Vorstellungen über den Ursprung der Luftelektrizität. Die Apparate und Beobach- tungsmethoden werden ausführlich beschrieben und durch wohlgelungene, aber leider zu wenige Abbildungen veranschau- licht. Vor allem aber werden an Hand der vielseitigen und lang- jährigen Potsdamer Registrierungen die engen Beziehungen zwischen den luftelektrischen und anderen meteorologischen Elementen eingehend diskutiert und durch zahlreiche Kurven- bilder erläutert. Der Ref. vermißt jedoch einen Hinweis auf die funkentelegraphischen Reichweitenänderungen und Störungen, sowie die Erwähnung der sog. ‚mechanischen Elektrode‘, die auf Influenzwirkung beruht, zur Messung des Potentialgefälles. Dagegen wurden die radioaktiven Erscheinungen gebührend be- rücksichtigt, auch die zu ihrem Verständnis und zur Erläuterung der luftelektrischen Verhältnisse notwendigen Formeln in aller Kürze mitgeteilt. Das Büchlein ist daher jedem, der sich über dieses Gebiet orientieren möchte oder eine kurze und dabei mög- lichst vollständige Zusammenstellung der wichtigsten Tatsachen zu besitzen wünscht, auf das wärmste zu empfehlen. PirEwerline. Leiß, Carl, Das Zielfernrohr, seine Einrichtung und Anwendung. Mit 35 Abbildungen im Text. Neudamm, Verlag von J. Neumann, 1913. Preis I,8o M. 470 Literatur-Besprechungen. Im engen Rahmen von 67 Seiten versucht ein Fachtechniker, zugleich praktischer Jäger, eine gemeinverständliche und möglichst zusammenfassende Darstellung der Einrichtung und des Wesens eines Zielfernrohres zu geben. Die einzelnen Teile dieses für den Waidmann wichtigen Hilfsmittels, seine Wir- kungsweise, Handhabung und Montierung auf dem Gewehr werden ausführlich, dabei knapp und vor allem für den Laien verständlich, behandelt und durch klare Abbildungen erläutert. Die Schrift wird deshalb manchem Jäger sehr willkommen sein. E: Everlineg; Groth, Hugo, Dr. med., Physikalische Prinzipien der Naturlehre und Isaak Newtons Mathematische Prinzipien: ' Kiel, Verlag’ von Lipsius & Arch ea Preis 4 M. Die folgenden Sätze (auf Seite IA): „Die festen Bestandteile sind diejenigen, welche sich langsamer durch die kosmische Kraft bewegen lassen... Die schweren Teile der Erde werden, sobald ihnen ein gasförmiges oder flüssiges Medium die Be- wegung gestattet, an denjenigen Punkt (!) getrieben, welcher die langsamere Bewegung in der Revolution macht“ kenn- zeichnen den Charakter dieser Schrift zur Genüge. E. Everline Mahler, G., Professor am Gymnasium in Ulm, Physikalische Formelsammlung. Mit 73 Figuren. 208 S. Sammlung Göschen Nr. 136. 4. verbesserte Auflage. G. J. Göschensche Verlagshandlung G. m. b. H., Berlin und Leipzig 1912. Preis ın Leinwand gebunden go Pf. Die neue Auflage der ‚„Physikalischen Formelsammlung“ ist in wesentlichen Punkten vervollständigt worden. Hin- zugekommen sind im III. Abschnitt (Optik) die Paragraphen: Brechung von Zentralstrahlen, strengere Linsentheorie, sphä- rische Aberration, Bestimmung der Wellenlänge und mecha- nisches Äquivalent der Lichteinheit; in der Wärmelehre: Kinetische Gastheorie und verschiedene Fassungen des Entropie- Literatur-Besprechungen. 471 satzes. Auch der VI. Abschnitt, der die Elektrizitätslehre be- handelt, erfuhr manche Erweiterung; er schließt mit 22 Sätzen aus der Radioaktivität und einer Tabelle der radioaktiven Substanzen. Leider sind die Dimensionen der physikalischen Größen nicht berücksichtigt. Die Lichtgeschwindigkeit z. B. ist auf S. 100 f. in Kilometern anstatt in Kilometer/Sekunden angegeben. Auch würde die Hinzufügung eines alphabetischen Sach- registers die Brauchbarkeit des Werkchens als Nachschlagebuch noch bedeutend erhöhen. PR Everune Börnstein, R., Einleitung in die Experimentalphysik, Gleichgewicht und Bewegung, gemeinverständlich dargestellt. Mit go Abbildungen. ‚Aus Natur und Geistes- mei bdr 71 Teipzie, B.G. Teubner, 1912. Preis geheftet ı M., in Leinwand gebunden 1,25 M. Die kleine ‚Einleitung in die Experimentalphysik‘ ist hervor- gegangen aus sechs volkstümlichen Vorträgen des inzwischen leider verstorbenen Verfassers und hat auch die Form der mündlichen Übermittlung beibehalten. Vor allem wurde Wert darauf gelegt, durch möglichst viele und vor allem einfache Versuche und zahllose Beispiele aus dem täglichen Leben den Stoff dem Zuhörer bzw. Leser angenehm und verständlich zu gestalten. Ein beträchtlicher Teil der Experimente und Apparate ist im Bilde wiedergegeben, auch einige Zahlentabellen werden mitgeteilt. Die hauptsächlichsten Versuche und die Tabellen sind auf Seite IV (nicht ‚am Schluß‘ !) zusammen- gestellt. Die sechs Kapitel des Werkchens behandeln auf 116 Seiten: Die Kräfte, Schwerkraft, Gravitation und Energiegesetz, tropf- bare Flüssigkeiten, Gase, Molekularerscheinungen. Es wäre zu wünschen, daß auch die anderen Gebiete der Physik in gleicher Weise dargestellt würden. Das Büchlein vermag alle, die einen Kreis wenig vorgebildeter Hörer in die Physik einzuführen haben, also vor allem Lehrer, Leiter von Arbeiter- unterrichtskursen und andere mannigfach anzuregen, zu fördern und — zu ermutigen. E! Evenlins: 472 Literatur-Besprechungen. Warburg, E., Dr., Professor an der Universität Berlin, Lehr- buch der Experimentalphysik für Studierende. Mit 437 Originalabbildungen im Text. XXIV, 459 S. Gr. 8°, 12. und I3. verbesserte und vermehrte Auflage. Tübingen, J. €. B. Mohr (Paul Siebeck), 19T2.' Preis gehefrer u 5 Leinwand gebunden 8,20 M. Welcher Beliebtheit sich das Lehrbuch der Physik von Warburg erfreut, wohl vor allem unter den Studierenden, das zeigt die rasche Folge der Auflagen. Die uns vorliegende weist gegenüber der elften (vom Jahre 1ıgIo) folgende neue Artikel auf: Lummer-Brodhunscher Würfel, Fresnels Theorie der Zirkularpolarisation, Elektrische Kraftlinien, Hitzdraht- instrument, Thomsonscher Schwingungskreis, Erzwungene elek- trische Schwingungen, Resonanzinduktoren, Quecksilberdampf- gleichrichter, Spezifische Ladung und Zeemanneffekt. . Wegen seiner knappen Darstellung in kurzen Abschnitten von durch- schnittlich einer halben Seite Umfang und wegen des sehr voll- ständigen Sachregisters eignet sich das Buch nicht nur als Hilfsmittel bei der Experimentalvorlesung und dem physikali- schen Praktikum, sondern auch zur schnellen Orientierung. E:Everhne: Böttger, H., Prof. Dr., Oberlehrer am Dorotheenstädtischen Realgymnasıum zu Berlin, Physik. Zum Gebrauch bei physikalischen Vorlesungen in höheren Lehran- stalten sowie zum Selbstunterricht. Vollständig in zwei Bänden. Erster Band: Mechanik, Wärmelehre, Akustik. XIII, 983 Seiten. Gr. 8°. Mit 843 Abbildungen und 2 Tafeln. Braunschweig, Friedr. Vieweg & Sohn, IQI2. Preis I5 M., in Leinenband 16,50 M. Das Lehrbuch, dessen erster Band uns vorliegt, bildet die zweite Abteilung des dritten Teiles von Dr. Friedr. Schoedlers Buch der Natur, eines umfassenden, ‚allen Freunden der Naturwissenschaft, insbesondere den höheren Lehranstalten“ gewidmeten Sammelwerkes. Dementsprechend wendet sich auch die „Physik“, wie der Untertitel zeigt und wie auch im Vor- Literatur-Besprechungen. 473 wort (Seite V) betont wird, vor allem an ‚‚reifere Schüler höherer Lehranstalten, die ein besonderes Interesse für die Physik zeigen“, und will ‚ihnen während der letzten Schuljahre, sowie während der ersten Zeit ihres akademischen Studiums neben dem Unterricht und den Vorlesungen als Ratgeber dienen‘. Daher wurde neben dem Experiment auch der mathe- matische Apparat gebührend berücksichtigt, wobei der Verf. sich nicht scheute, auch den Differentialquotienten ein- zuführen, der in den meisten derartigen Lehrbüchern in elemen- tarem Gewande auftritt, der sich jedoch aus den Begriffen der Geschwindigkeit und Beschleunigung (vgl. S. 43 ff. $ 36) leicht und äußerst anschaulich entwickeln läßt. Auch darin weicht dieses Buch von manchen ähnlichen ab, daß es die systematische Darstellung der historischen vor- zieht. Im einzelnen ist es reichhaltiger und vollständiger, als das (bereits 7 Seiten umfassende) Inhaltsverzeichnis — ein alphabetisches Register besitzt der erste Band leider nicht — vermuten laßt. Es ist daher dem Schüler, der tiefer in die Physik eindringen will, als es die beschränkte Unterrichtszeit gestattet, sodann dem Studierenden zur Wiederholung und Erweiterung dessen, was die Experimentalvorlesung ihm gab, überhaupt jedem, der ein leichtfaßliches und doch ausführliches physi- kalisches Lehrbuch zu besitzen wünscht, warm zu empfehlen. ErEverlme Zoologische Annalen, Zeitschrift für Geschichte der Zoologie, herausgegeben von Geh. Reg.-Rat Dr. Max Braun, o. ö. Pro- fessor der Zoologie in Königsberg. Würzburg, Curt Kabitzsch (A. Stubers Verlag). Preis des Bandes broschiert 15 M. Die im Jahre 1904 begründeten ‚„Zoologischen Annalen“ sind der Pflege der Geschichte der Zoologie im weitesten Sinne gewidmet; neben geschichtlichen Darstellungen sowohl der Tierkunde, einzelner Tierarten oder Gruppen, wie der ihnen gewidmeten Anstalten und Sammlungen bringen sie Biographien und behandeln ferner die Fragen der zoologischen Nomenklatur und was damit zusammenhängt (Nomenklaturregeln, Nachweis 474 Literatur-Besprechungen. von Iypen, Feststellung der Synonyma und ersten Beschrei- bungen). Ferner werden in den Literaturberichten die ander- wärts zerstreuten einschlägigen Arbeiten besprochen. Während der zweite Teil des Programms für den Fachmann, speziell den Systematiker, von einschneidendster Wichtigkeit ist, ohne aber das Interesse weiterer Kreise zu erregen, dürfte der erste Teil auf die Beachtung aller Freunde der Biologie Anspruch erheben können. Der 1912 abgeschlossene vierte Band (die Zoologischen Annalen erscheinen in zwanglosen Heften, von denen ungefähr vier einen Band von 320 bis 400 Druckseiten gr. 8° bilden) bringt zunächst von W. A. Schulz eine mit acht Textbildern versehene umfängliche Arbeit über „Zwei- hundert alte Hymenopteren‘. Es werden hier die Typen einer Anzahl von Gribodo, Magretti und Spinola auf- gestellter, aber noch ungenügend bekannter Hymenopteren untersucht, die aus den Museen von Genua und Turin stammen, sowie die Hymenopterenschätze des Genfer Museums mit den Henri de Saussureschen Typen. Die zweite Arbeit ist von August Steier:: ‚Die Einteilung der’ Tiere in ‘der Netrrale Historia des Plinius.“ Hier wird gewissermaßen eine Ehren- rettung des Plinius vorgenommen und nachzuweisen versucht, daß er nicht nur der kritiklose Kompilator war, für den er im allgemeinen gilt, und wenn er auch den Sinn des aristotelischen Tıiersystems nicht verstanden hat, überhaupt den Wert eines auf wissenschaftlichen Prinzipien gegründeten Systems nicht zu schätzen wußte, so hat er die Tiere doch nicht planlos und ohne logische Ordnung aufgezählt, sondern war bestrebt, wie ım einzelnen gezeigt wird, sie nach seiner Einsicht in gewisse Gruppen zu bringen. Nach Seb. Killermann, ‚der Waldrapp Gesners“, ist es zweifellos, daß dieser interessante Vogel, der schon von Plinius für die Alpen erwähnt wird (Geronticus eremita L.), ehemals in Mitteleuropa einheimisch war. K. kann einige neue Zeugnisse und Bilder, die reproduziert sind, hierfür aus dem I6. Jahrhundert anführen; das Tier, das jetzt nur noch in der äthiopischen Region vorkommt, dürfte bereits am An- fang des I7. Jahrhunderts aus unseren Gegenden verschwunden sein. Der Biographie nebst einem Bilde eines Vorläufers Darwins Literatur-Besprechungen. 475 ist der vierte Aufsatz dieses Bandes gewidmet: ‚Darwin und Patrick Matthew“ von Walther May. In seinem ISd3I er- schienenen Buche ‚über Schiffsbauholz und Baumkultur‘ bringt Patrick Matthew schon einen Abrıß der Evolutions- theorie neben einer Fülle anderer Probleme, was Darwin seiner- zeit entgangen war; wer hätte aber auch in einem Buche über Schiffsbauholz etwas ähnliches vermuten sollen! Das Vor- kommen der europäischen Sumpfschildkröte in der preußischen Provinz Schlesien untersucht Carl Zimmer genauer und kommt zu dem Ergebnis, daß dieses Tier ın Schlesien allgemein ver- breitet und auch nicht einmal selten ist; die versteckte Lebens- weise ist wohl der Hauptgrund, daß es so selten gesehen wird, und die Annahme, daß die Schildkröten ın Schlesien früher häufiger waren, ist wohl eine ırrige. Auf die Bedeutung Schel- lıings für den Entwicklungsgedanken weist Ernst Scheitel in dem vorletzten Aufsatze hin. Den Abschluß des Bandes macht Karny mit seiner Revision der von Serville aufge- stellten Thysanopteren-Genera. Arnold Japha, Halle. Warburg, Prof. Dr. Otto, Die Pflanzenwelt. Erster Band: Protophyten, Ihallophyten, Archegoniophyten, Gymnospermen und Dikotyledonen. XII und 619 Seiten. Mit g farbigen Tafeln, 22 meist doppelseitigen schwarzen Tafeln und 216 Text- figuren von H. Busse, H. Eichhorn, M. Gürke u. a. Leipzig und Wien. Bibliographisches Institut. 1913. Jeder der 3 Bände in Halbleder gebunden 17 M. Eine Neuerscheinung aus dem Verlage des Bibliographischen Instituts bedarf eines besonderen Lobes nicht; aber doch kann man mit der Anerkennung nicht zurückhalten, wenn man den äußerlich mit gewählter Einfachheit und innerlich mit berücken- der Pracht ausgestatteten Band auch nur oberflächlich durch- blättert. Ein volles Werturteil kann man dagegen erst abgeben, wenn man die Absicht des Verfassers mit dem tatsächlich Ge- botenen vergleicht. Und der Autor meint’s ehrlich. Er will eine volkstümliche Pflanzenkunde bieten, die in systematischer Anordnung die gesamte Pflanzenwelt der Erde behandelt. Populär — systematisch — umfassend; wie reimt sich das? Wenn man den Stil betrachtet, so kommt der Leser freilich wenig auf seine Rechnung, der etwa blühende Phantasien sucht. Nichts von alledem; klare, verständnisvolle, tiefgehende Dar- legung des Tatsächlichen ist für wahre Volkstümlichkeit — sofern sie wirklich nach Wissenschaft strebt — gerade das Haupterfordernis. Für den ernst nach Erkenntnis der Natur | strebenden Mann aus dem Volke wird auch die Systematik nicht den Charakter eines Schreckgespenstes tragen. Kann doch nur durch ein System, das freilich der rein äußerlichen Kunst entbehren muß, eine gewaltige Ahnung und eine tiefere Einsicht in die großen Zusammenhänge der Pflanzen- und der | Lebewelt überhaupt geweckt werden. Entwicklungsgeschicht- liches Verständnis wäre ohne systematischen Aufbau des Stoffes unmöglich. Endlich soll das Werk ein Kompendium der aus- ländischen Handels- und Kulturgewächse wie auch der deutschen Flora darstellen. Ein gar umfassendes Ziel, das gute Auswahl und gedrängte Behandlung des umfangreichen Stoffgebietes erfordert. Einem so bewährten Verfasser wie Prof. Warburg darf man es schon zutrauen, daß er seinen Stoff meistert und auch dem zweiten und dritten Bande dasselbe harmonische Gepräge geben wird, das er beim ersten so glücklich getroffen hat. Von dem reichen Inhalte des letzteren seı nur die Haupt- gruppierung erwähnt. Der erste Kreis behandelt die Urpflanzen, nämlich Spalt- und Schleimpflanzen (Pilze und Algen), der | zweite die Lagerpflanzen (höher organisierte Algen und Pilze sowie die Flechten als Lebensgemeinschaft von Pilzen und Algen). In der dritten Abteilung sind von den Embryopflanzen die Archegonienpflanzen (Moose, Farne und Bärlappe), dann die nacktsamigen Gewächse in ihrer Gesamtheit und eine Reihe von bedecktsamigen Pflanzen betrachtet. Die illustrative Aus- stattung ist. -musterhaft. Die Künstler sind dem Verfasser mit verständnisvoller Hingebung gefolgt, und die Wiedergabe der Bilder steht selbstverständlich auf der Höhe der Technik. Nicht nur die farbenglühenden Buntdrucke befriedigen das ästhetische Interesse, sondern auch die Schwarzdrucktafeln sind bestens } 476 Literatur-Besprechungen. N En Literatur-Besprechungen. 477 geraten. Neben den morphologisch differenzierenden Zusammen- stellungen sind auch z. B. von unsern deutschen Waldbäumen prächtige Individuen durch Photographie so charakteristisch dargestellt, daß man seine Freude daran haben muß. Natürlich findet auch die Welt der ausländischen Gewächse gebührende Berücksichtigung; so kommt jeder Interessent auf seine Rech- nung. Der zweite Band soll die Dikotyledonen fortsetzen, der dritte sie beenden, und die Einkeimblättrigen werden den Ab- schluß bilden. So viel ist gewiß, daß das Werk die große Be- achtung, die es verdient, auch in weiten Kreisen unseres Volkes finden wird. Kıprıtzsche; Halleıı9S. Frobenius, Leo, Und Afrika sprach. Bericht über den Ver- lauf der dritten Reiseperiode der deutschen Innerafrikanischen Forschungs-Expedition in den Jahren I9I0— 1912. 669 S. mit 68 ganzseitigen Bildern, über 200 Textillustrationen, einem bunten Bild, 4 Plänen und Tafeln. Volkstümliche Ausgabe. Vita, Deutsches Verlagshaus, Berlin-Charlottenburg. Preis geb. 12 M. Ein großangelegtes, umfangreiches Werk, das mit dem stolzen Wort fiat lux beginnt und in poesievoller Sprache zu uns redet. Allerdings macht es die Fülle des Ausdrucks nicht immer leicht, sich in dem Ganzen zurecht zu finden und das eigentliche Tat- sachenmaterial zu übersehen, um so mehr als auch die Über- schriften der einzelnen Kapitel im Inhaltsverzeichnis vielfach recht unbestimmt gehalten sind. Gleichwohl wird die wirklich schöne Sprache auf niemanden ihren Eindruck verfehlen. Wie der Autor in einem Geleitwort sagt, will das Buch mehr sein als ein gewöhnliches Reisewerk mit Schilderungen von Gefahren, Abenteuern und sonstigen Erlebnissen. Es soll ‚dem Leser einen Einblick in die Seele und Kultur der Menschen geben, die heute den gewaltigen Block Nord- und Westafrika bewohnen, will die eigenartigen und zum Teil sehr schönen Funde erklären, die dem Schoße des dunklen Erdteils entrissen werden konnten‘. Zugrunde liegt dem Werk der Gedanke, daß der Islam hier ——— v 478 Literatur-Besprechungen. überall schon ältere, zum Teil bedeutende Kulturen angetroffen hat, deren Erforschung das Ziel der von Frobenius geleiteten Expedition war und die nach Frobenius bisher stets falsch beurteilt, „durch die Brille des Islam‘“ angesehen worden waren. So findet sich auch in dem als ‚Die Brille des Islam‘“ bezeich- neten Kapitel der Entwurf des Arbeitsplanes, wie er auch schen in den früheren Kapiteln ‚Fiat lux‘‘ und ‚Das Rätsel eines Erdteils‘“ angedeutet ist. Über die Ergebnisse ist in den Kapiteln ‚Atlantis‘ und „Byzanz“ berichtet. Die übrigen, weitaus den größten Teil des Werkes bildenden Kapitel füllen Reisebeschrei- bungen und Schilderungen der Sitten, Traditionen und Kultur- denkmäler. Diese Art der Stoffverteilung ist in dem Geleitwort mit Anführung der einzelnen Kapitel zur Orientierung für den Leser angegeben, um ihm zu ermöglichen, sich das ihn besonders Interessierende herauszusuchen. Die Ausstattung des Werkes ist eine vorzügliche, vielfach künstlerische. HJ. Scupin. Stahl, Alfred, Die Verbreitung der Kaolinlagerstätten ın Deutschland. Archiv für Lagerstättenforschung, Heit 12. Herausgegeben von der königlich preußischen Geologischen Landesanstalt. 135 S. mit 8 Profilen, 4 Übersichtsskizzen und I Übersichtskarte der Verbreitung des Kaolins in Deutsch- land. Preis 5 M. Wie der Verfasser in der Einleitung hervorhebt, hat er es sich zum Ziel gesetzt, die Verteilung des Kaolins in den einzelnen Gebieten Deutschlands festzustellen, um aus dieser Verteilung Schlüsse auf die Entstehung zu ziehen. So werden zunächst alle wesentlichen Kaolinvorkommen Deutschlands nacheinander besprochen, besonders die des Königreichs Sachsen, der Pro- vinz Sachsen, Thüringens, Schlesiens, Bayerns, Württembergs, Hessens und der Rheinprovinz in ihren jeweiligen Beziehungen besonders zur oligozänen oder miozänen Braunkohlenformation, zum Carbon, zu Erzgängen oder rezenten Säuerlingen. Diesem speziellen Teil folgt ein allgemeiner, der nach einer Einteilung der Kaolingesteine in autochthone und allochthone des näheren m — Literatur-Besprechungen. 479 auf die Ursachen der Kaolinbildung eingeht. Genetisch werden je nach den von außen oder aus der Tiefe her wirkenden Agen- tien exogene und endogene Kaoline unterschieden. Zu ersteren gehören Kaolıne, die durch Einwirkung der Kohlensäure der Moore auf feldspathaltige Gesteine entstanden sind, besonders die der Braunkohlenmoore oder auch der karbonischen und rezenten, zu den endogenen Kaolinen die durch Säuerlinge ent- standenen, wıe besonders die im Basaltgebiet des südlichen Fichtelgebirges und der nördlichen Oberpfalz, die sich durch langgestreckte, schmale Gestalt, sowie das Hinunterreichen bis in große Tiefen kennzeichnen. Ein allgemeiner Abschnitt über Kaolinbildung, sowie eine kurze Schlußbetrachtung faßt noch einmal das Gesagte übersichtlich zusammen. Dem interessanten Werke ist ein ausführliches Literaturverzeichnis beigegeben. H2Seupan Credner, Hermann, Dr. Prof., Elemente der Geologie. 8IIS. mit 636 Abb. im Text. ıı. neubearbeitete Auflage. Leipzig, Nedar von Wilhelm Enselmann. Preis geh. 16 M., geb. 17,50 M. Schon lange vermißte der Geologe, der sich an das die gesamte Geologie, Petrographie, allgemeine und historische Geo- logie, umfassende und dabei doch knapp gehaltene Lehrbuch Credners gewöhnt hatte, eine neue Auflage des geschätzten Werkes, das gerade für den Studierenden von ganz besonderem Werte ist, da es ihm eine sichere Grundlage seines ganzen Wissensgebietes vermittelt, ohne ihn allzusehr durch speziellere Ausführungen in Anspruch zu nehmen, ein Lehrbuch im aller- besten Sinne des Wortes. Um so freudiger ist diese neue Auflage zu begrüßen; ist doch die vorhergehende zehnte ım wesentlichen nur ein Neudruck der bereits im Jahre 1902 erschienenen neunten Auflage. Der umfangreichen in diesen IO Jahren erschienenen Fachliteratur entsprechend haben die einzelnen Abschnitte Er- gänzungen und Veränderungen erfahren, im Abschnitt über all- gemeine Geologie besonders das Kapitel über Erdbeben sowie das über das organische Leben als geologisches Agens, ın dem > u a u a 1 TEE EEE ee Pe DE a a TEE Ten 480 Literatur-Besprechungen. ein neuer Abschnitt über Erdöl eingeschaltet ist, das in den besserungen und Zusätze weist der Abschnitt über historische Geologie auf. Das Buch wird nach wie vor jedem Geologen ein zuverlässiges, rasch orientierendes Hilfsmittel bleiben. H.) Sewpin. älteren Auflagen nur nebenbei erwähnt war. Zahlreiche Ver- ; VERLAG von QUELLE ®& MEYER, LEIPZIG. | DIE HEFEPILZE | “ | ihre ne Örgändnniion, Physiologie, Biologie und Systematik, sowie ie + = ‚ Bedeutung. als ‚Gärungsorganismen.. » Von Prof. Dr. F.G. KOHL E ‚Vin. 343 Seiten. 8 Taf. ‚Zahlr. Abbild. „Brosch. M: 12 — Geb, M. 14 n en \ Das ausgezeichnete ‚Bach erleichtert es jedem, sich eingehender mit dem Studium { ‚'# . der Hefepilze, ihrer. Organisation und ihrer Entwicklung und den überaus interessanten. - Erscheinungen ihrer Biologie und Physiologie zu befassen: Das Werk bietet eine ein- } 4 Heitliche Darstellung aller Errungenschaften, welche die miodernen Arbeiten über die: ''# Hefe an das Tageslicht gefördert. haben, Bei der großen Bedeutung, welche die Hefen - für die tägliche Praxis und für die Wissenschaft besitzt, ist dies ein sehr verdienstvolles | Unternehmen. Auch eine. Reihe eigener Versuche. des ‘Verfassers sind in dem Buche ' rt und erhöhen den Wert desselben. ER RN Hopfen« und ‚Bräuerzeitung, '„Wir können den ‚Theoretikern. wie. dem Praktikern® das. Buch ‚aufs beste empfehlen.“ a a ‚ A. H,. Zentralblatt für Pharmazie und Chemie, HH BR a hier zum ten Male eine umfassende und zusammenhängende Dar- . | S stellung des ganzen Gebietes geliefert‘ wird.‘ ker Berlin, 'G. Lindau. Deutsche Literaturzeitung. „Das SE "Buch kann.als’ Mervalle: Beheif sowohl für den Mykologen, als. 5 “auch ‚für den a bezeichnet werden.“ : z | = HR Köck, SCHBE Bar das Iandwirtschaftliche Versichswesen, | | VG: ERBETEN 4 | s SS —& ZA A f Se Ir SS | Set ® et] © D y' —S © & I & Sant © N & ID Fe EI von SITE & Be in un | Ma Ba Ausländifche Rultur und Ruspfangen Bon Dberlehrer & TrinEwalter me. im. 59 Abb. im Tert Geh. M.1.8O. In Deptiks. M. en &8 ift eine bekannte Erfahrung, daß wir befonders non den. Produkten übers » “ feeifcher Länder oft nür die Namen Fennen, aber nichts von. ihrer Herkunft, Ä Sewinnung und Verwertung. Diefem Mangel fucht die vorliegende Arbeit | 8 - abzubelfen. Sie bietet: Schilderungen’ richtiger ausländiicher Kultur und 21. Nußpflanzen, befchreibt Die Gewinnung, Verarbeitung und wirtfchaftliche Bes a deutung der. von Diejen Oewächfen ftamımenden Produkte. u, dgl, mehr. Unfere | Al Kolonien, die fich ja erfreulicherweife in fleigendem Maße an der Lieferung RE 4 1 wertvoller Pflonzenprodufte beteiligen, find-befonders berückfichtigt. Sp wir 1 © .Diefeg' Buch dazu ‚beitragen, den großen Wert von Kolonien für das Mutter 1 NL ; land zu eigen. und za. die en ea , a fire. N en von - = = ne PROFESSOR DR. MB vVoN ASTER 2 Bände zu je, 320: ‚Seiten: mit 8 Porträts in. , 23.2 Mark 16 = Rn ‚In ‚Halbfranzband : Bene ; Mark. Bu . BAND Is Die: Verne Privatdozent Dr. A; Fischer f. Sokrates Ze die Son hi X fessor Dr: R. Richter / Plato, Professor ‘Dr. P. Natörp f ‚Aristoteles, ‚Professor- Der F. Brentano ;> - "Helenistisch-römische Philosophie, Professor Dr. Schmekel / Augustinus, Professor Dr..M, Baum # gatiner / Thomas v.' Aquin, Professor Dr. M. Baumgartner‘ / Giordano Bruno, Professor Dr. E ”_= S Hönigswald / Descartes, Privatdozent. Dr, Frischeisen-Köhler. ° ie BAND HE: 'Spinoza, Privatdozent Dr; O. Baensch / Leibniz, Professor Dr, W. Kinkel./, u! Hume, Professor Dr. E. v. Aster / Kant, Professor Dr, P; Menzer / Fichte, Professor Dr.. FB Medicus / Hegel, Dr. H,F aikenheim / Schelling, Privatdozent Dr. O. Braun / Herbart-Sch en ® ag ng Dr. R. Lehmann / Nietzsche, Professer Dr. A. Pfänder Je FE der, = 3 | ı GEgen Wär, Professor Dr, Windelband. “ RZ A 5 7 Ee Äbsicht dieses Büches ist, an diejenigen Philosophen de Verena en zuführen, in denen sich die Möglichkeiten einer allgemeinen Weltanschauung. dar- gestellt haben und deren Studium unerläßlich für den ist, der sich in dem Gewirre F der heutigen T heorien zurechtfinden. will: denn. ‚das. ist doch selbst heute, wo de ,.8 4 Naturwissenschaft beginnt, sich ‚mit einer. ‚gewissen Selbstgerechtigkeit' der at # sophie‘ zu bemächtigen ‘oder vielleicht auch ihr. entgegenzutreten, bei’allen’ Tie i gerichteten eine durchdringende Erkenntnis, daß der befriedigende Seandpankt nicht ohne eine "historische- ‚Orientierung gewonnen werden kann, Das, Werk. ent- „rollt. uns in einer großen. Folge; von ausgezeichneten” Abhandlungen, die alle so- wohl in ihrer Gedankenfolge als auch in ihrer stilistischen Fassung das individuelle Gepräge, der verschiedenen Autoren tragen, ein Bild der. sich folgenden, sich De- - ‘ kämpfenden, sich vereinigenden und sich . vervollkommnenden Anschauungen von. Gott, Welt und Menschen, Als ein besonders zu rühmendes Verdienst dieser Bände erscheint mir, daß sie den. Begriff ‚der Philosophie nicht zu eng gezogen, sondern ‚auch: zum Beispiel den heiligen Augustinus und Thomas von Aquino mit‘ herangezogen ‚haben. . Wir empfehlen das: ‚Werk ‚ganz. besonders den! werdenden Öberlehrern,; es wird sie aus ‘der Dürte des. Lehrbücher wesens erfreulichst herausheben.“ re ‚Die Frauenbildung. Jakob Wrchgram, „Die vornehme Pracht ‚dieses, eigen. stattlichen Werkes, ‚dieser‘ lebhaft ud. doch diskret wirkende feine Leinenieinband, dieses starke ‚Papier mit dem klaren, scharfen Drück, vorallem auch das. geschmackvolle buchtechnische Arrangement, alles dies drückt den wissenschaftlichen Wert. des Werkes 'heineswegs _ ‚herab, sondern es ‘hebt ihn im Gegenteil, hebt ihn zum mindesten in den Augen der großen, weiten Kreise, für ‚die, das Buch‘ ‚nicht minder ‚bestimmt ist als für den Gelehrten.“ | Bi Kr & A v en, 7 Phil. ar ‚Pacd, Dr. ‚Hans. Zimmer, | ” As “ ER bi ER y 0% Diesen Fett eg ein Prospekt des Eneppaigten Fe in ‚Leipzig bei, er wir a unserer Fee besonders REN, A z * | a —— ih BE oo. . > 0 ® Y . v R . " . 4 d . re 2 ar EUR, im . ey eg nr ET “ ” 3 EP LA Nee . w 3 U iu : : PR 2 ’ REN? 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