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A. RZEHAK K. SCHIRMEISEN SCHULRAT E. SOFFE _ BRÜNN DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER 1914. we v r Pu Pi aa k m À OT Z Ve 0 E | = Se AS Cf T A — + X Zur Beachtung! Da die „Mährische Museumsgesellschaft“ die Rechtsnachfolgerin ist sowohl der ehemaligen „K. k. máhr.-schles. Gesellschaft zur Be- förderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ als auch der späteren „K. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“ und der „Museumssektion der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“, so sind alle Sendungen von Büchern und Zeitschriften nur an die „Mährische Museumsgesellschaft“ (Landesbibliothek) zu adressieren. Hingegen sind die für die ehemalige „Historisch- statistische Sektion“ der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft be- stimmten Sendungen an den „Deutschen Verein für die Geschichte Mährens und Schlesiens“ zu richten. Für das Kuratorium: Dr. A. Fischel, Präsident. ZEITSCHRIFT DES MÄHRISCHEN LANDESMUSEUMS HERAUSGEGEBEN VON DER MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT REDAKTIOK : PROF. A. RZEHAK K. SCHIRMEISEN SCHULRAT E. SOFFE XIV. BAND. BRUNN VERLAG DER MÁHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT. DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER 1914. Inhaltsverzeichnis. Seite Schram Wilhelm, Dr., Der Brünner Maler Franz Richter (1774—1860) 1 Landrock Karl, Die Pilzmücken Máhrens, III. Teil... . . . . . S Richter Oskar, Beiträge zur Kieselalgenflora von Mähren, III . . . . 94 Tuppy Johann, Schichtenfolge der Kreide im Osten des Schönhengst- ERDE LE D Ce BET RA OPR Ono) o os De POR Be A) Schram W., Dr. und Jarník H., Dr, Die laufenden periodischen Druckschriften der mährischen Landesbibliothek . . . . . . . . . 142 Schenk Ferdinand, Beiträge zur Rubus-Flora der mährischen Sudeten KUDOS OLO ne de ee MS ee and Ch) Rzehak A., Prof., Das Alter des Brünner Diabasvorkommens . . . . . 173 Sitzungsberichte für das Jahr 1913 . . . . . . o ee LE er 0, 207 Der Brünner Maler Franz Richter (1774—1860). Eine biographische Skizze, zumeist nach handschrift- lichen Quellen verfaßt vom Landesbibliotheksdirektor Kais. Rate Dr. Wilh. Schram. Unter den Malern aus der ersten Hälfte des 19. Jahr- hunderts hat uns keiner so viele und interessante Ansichten von Mährens Burgen, Kirchen, Städten und Naturszenen hinterlassen, als der wackere ehemalige Chirurg Franz Richter, über dessen Leben und Schaffen nur ganz ungenügende und ‘spärliche ge- druckte Nachrichten vorhanden waren, so daß ich mich entschließen mußte, aus Matriken, Archiven und alten Registraturen das Fehlende _herauszusuchen, um wenigstens die wichtigsten Daten zu erlangen und eine kleine Lebensskizze des hochverdienten vaterländischen Künstlers zu entwerfen. Franz Richter wurde am 29. August 1774!) als Sohn des bürgerlichen Silberschmiedes Franz Richter auf dem Krautmarkte in Brünn in jenem Hause geboren, das gegenwärtig die Orien- tierungsnummer 8 trägt und dem Lande Mähren gehört. Hier, in diesem alten Eckbau nächst dem Bischofshofe (jetzt Franzens- museum) brachte Richter die ersten Jugendjahre zu. Nach Ab- solvierung der Normalschule wollte er Chirurg werden und trat 1) Diese Geburtsdaten sind der Taufmatrik der Stadtpfarre von St. Jakob entnommen, und es wurden mir dieselben vom Herrn Dechant und Stadtpfarrer Monsignore Cyrill Riedl in freundlichster Weise zur Verfügung gestellt. Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XIV. 1 2 zu diesem Behufe im Jahre 1791 als Zögling beim allgemein ge- schätzten bürgerlichen Wundarzte Ernst Rincolini ein, der der Brünner Freimaurerloge angehörte und einen Sohn Ernst Karl Rincolini hinterließ, welcher im Jahre 1867 als ausgezeichneter Arzt, Fachschriftsteller und Sammler in unserer Stadt starb. Am 14. März 1794 kam unser Richter in die Wiener Josefs- akademie, wurde jedoch schon am 15. April desselben Jahres als Unterarzt assentiert und bei einem Feldspitale der Hauptarmee eingeteilt. Genau vier Jahre später legte das böhmische General- kommando dem Hofkriegsrate das Entlassungsgesuch des Unter- arztes Franz Richter vor, dem angeblich irgendwo eine Anstellung als Stadtchirurgus zugesichert worden war. Von diesem Zeitpunkte an finden sich im Wiener Kriegsarchiv, dem ich diese Angaben verdanke, keine weiteren Daten über ihn vor. Aus dem bei dem Aktuariate der theologischen Fakultät in Olmütz aufbewahrten „Verzeichnis der geprüften Wundärzte und Hebammen auf dem kais. königl. Lyzeum in Olmütz (1783—1803)“ erfahren wir, dab er an dieser Schule am 9. April 1802 aus der Wundarznei und Geburtshilfe examiniert und approbiert wurde. Noch in demselben Jahre heiratete er ein kaum achtzehnjähriges Mädchen, namens Anna Merkmayer, und ging als herrschaftlicher Arzt nach Namiest, wo ihm in der Zeit von 1803—1806 drei Kinder geboren wurden, bei deren Taufe der Haushofmeister und Musikdirektor des Grafen von Haugwitz als Pate fungierte !). Im Jahre 1807 bat er noch von Namiest aus das mähr.- schles. Gubernium um Bestimmung eines jährlichen Betrages auf Medikamente für die armen Untertanen und um eine Belohnung für sich selbst; doch noch in demselben Jahre reichte er ein Ge- such ein, sich als Wundarzt auf der Brünner Josefstadt nieder- lassen zu dürfen. Da der dortige Wundarzt die Vorstädte Josef- stadt und Graben?) mit dem Vorsatze, nicht mehr zurückzukehren, verlassen hatte, so erhielt Richter vom Gubernium die gewünschte Erlaubnis, zumal er auch schon dem Brünner chirurgischen Gremium als inkorporiertes Mitglied angehörte und sich mit der Nieder- lassungsbewilligung des Königsfelder Oberamtes ausweisen konnte. Seine Beeidigung erfolgte am 24. Dezember im Bureau des Proto- 1) Gefällige Mitteilungen des Herrn Pfarrers Tenora. 2) Die Vorstädte Josefstadt und Graben (letztere heute Karlsglaeis und ein Teil vom Theresienglacis) gehörten damals zur Staatsherrschaft Königsfeld. o [3] medikus!). Im Jahre 1815 war er einem Feldspital in Boskowitz zugeteilt, wo er als ehemaliger Militärarzt freiwillig Dienste leistete. Er nannte sich damals Oberfeldarzt. Standesakten über dieses Feldspital sind leider nicht erhalten und es ist daher nicht auf- zuklären, was Richter berechtigte, sich als Oberfeldarzt zu fertigen. In den Protokollen des Hofkriegsrates wird er in der in Betracht kommenden Zeit nicht genannt’). Von Boskowitz aus bewarb er sich um die freigewordene Stelle eines Stadtwundarztes in Brünn, welche er aber nicht erhielt, obgleich er sich in mehreren Feld- zügen freiwillig dem Dienste des Vaterlandes gewidmet hatte und im Jahre 1809 vom mähr.-schles. Landespräsidium durch ein Be- lobungsdekret ausgezeichnet wurde). Das vergebliche Bemühen, als Chirurg eine sichere und genug einträgliche Stellung zu er- ringen, bestimmte nun unseren Franz Richter, der bereits das 40. Lebensjahr überschritten hatte, seinen ärztlichen Beruf ganz aufzugeben und sich durch Zeichnen und Malen und Unterricht in diesen Künsten sein Brot zu verschaffen. Schon frühzeitig zeigte er künstlerische Neigung und Begabung. Er bildete sich als Auto- didakt nach Kupferstichen und nach der Natur. Das Gebiet, auf dem er sich schon während seines Aufenthaltes in Namiest erfolg- reich betätigte, war die Landschaftsmalerei. Ein genügendes Aus- kommen scheint Richter anfangs auch in der Kunst nicht gefunden zu haben. In dem Manuskript „Personalia“ (Eigentum des Deutschen Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens) schreibt J. E. Horky, der bekannte Historiker und Herausgeber des „Briinner Wochenblattes“: „Richter nährte sich vom Unterricht im Zeichnen, während seine Gattin und seine drei Töchter Spitzen klóppelten.“ Im Jahre 1828 lenkte Franz Richter durch ein großes, figurenreiches Ölgemälde, welches die feierliche (Grundsteinlegung des Obelisken auf dem Brünner Franzensberg durch den Kon- prinzen Ferdinand zur Darstellung bringt, die Aufmerksamkeit der höchsten Kreise auf sich. Um das Bild zu verkaufen, richtete unser Künstler folgendes Schreiben an die mährischen Stände®): 1) Nach Akten des Statthaltereiarchivs (fasc. 103). 2) Nach gefälligen Mitteilungen des Kriegsarchivs in Wien. 3) Nach Akten der Brünner städtischen Registratur, welche ich dem freund- lichen Bemühen des Herrn Recistratursvorstandes Heinrich Prokupek verdanke. +) Dieses und die folgenden auf das Bild bezüglichen Aktenstücke wurden in der Landesregistratur aufgefunden und vom Herrn Registraturs- direktor Filla bereitwilligst zur Verfügung gestellt. 1* 4 „Es sind nun ungefähr zwei Jahre, daß ich Sr. Excellenz dem vormaligen Herrn Landeshauptmann und Landtagsdirektor, nun- mehrigen ersten Hofkanzler Anton Friedrich Grafen von Mitt- rowsky die Skizze eines groben Tableaux iiber die erhabene Feier- lichkeit der Grundsteinlegung am Franzensberge unterlegte. Hoch- derselbe billigte meine Idee, diesen der vaterländischen Geschichte angehörenden und eines festgestellten Andenkens höchst würdigen Moment durch ein Ölgemälde, in welchem die damals fungierenden höchsten und hohen Personen herausgehoben wurden, zu fixieren und die Erinnerung daran, soviel als der Mensch es vermag, gegen Vergessenheit und Fall der Zeit zu sichern. Nach einem Zeitraum von beinahe zwei Jahren mühsamer Arbeit ist es mir gelungen, dieses vielumfassende Gemälde zu Stande zu bringen und es sowohl Sr. Excellenz dem obgenannten Herrn Hofkanzler bei seiner heurigen Durchreise, als auch Seiner des dermaligen Herrn Landes- hauptmannes und Landtagsdirektors Grafen von Inzaghy Excellenz mit Ihrer hohen Erlaubnis zur Ansicht zu präsentieren. Der Beifall, mit dem diese beiden hochverehrten Staatsmänner dieses mein Be- mühen aufzunehmen geruhten, ermuthigt mich, das ausgefertigte Gemälde denen hochlöblichen Herren Ständen in Ehrfurcht anzu- bieten, falls Sie es zur Aufbewahrung in Ihren Sälen, besonders in der Beziehung als vaterländisches Denkmal würdig erachten sollten. Ich unterlege in Unterthänigkeit eine Belohnung der hohen Beurtheilung und dem Kunstsinne der hochlöblichen Herren Stände und lebe in der mich tröstenden Hoffnung, dass hochdieselben die äußerst mühsame Zusammensetzung dieses Tableaux, wobei ich, wenn ich anders dieses geringe Wahrzeichen meiner Vaterlands- liebe zu Stande bringen wollte, durch so eine geraume Zeit meinen täglichen Broterwerb bei Seite setzen musste, ein Entgang, den ich bei den Verhältnissen eines mit Kindern gesegneten Familien- standes auf 400 Gulden Conv. Münze mit gutem Gewissen vor- schlagen darf, mit der Ihnen angestammten Großmuth zu berück- sichtigen allerhuldreichst geneigt sein werden.“ Brünn, den 29. Sept. 1828. Unterthänigster Diener Franz Richter, Landschaftsmaler. Die Stände beschlossen den Ankauf des Richterschen Bildes und richteten an den Landesausschuß folgende Zuschrift: ox Der Landes-Ausschuss wird dem hiesigen Landschaftsmaler bedeuten, dass die diätaliter versammelten Stände beschlossen haben, das ihnen von ihm angebotene Ölgemälde, die Feierlichkeit der Einweihung des Franzensberges darstellend, gegen ein Honorar von 450 fl. Conv. Münze abzulösen, die ihm alsbald würden flüssig gemacht werden, wie bald der diesfällige Beschluss höchstortig sanktioniert worden sein wird, um was man sich unter Einem ver- wendet. Übrigens wünschen die Herren Stände, die nicht in der Lage sind, derlei Anbote anzunehmen, dass er eine ähnliche Zeit und Mühe kostende Arbeit nicht ohne ausdrückliche Bestellung der Stände für sie unternehme. Der Landesausschuss wird gleich- mäßig sorgen, dass für das fragliche Ölgemälde eine anständige schwarze Rahm mit schmaler Goldleiste aus dem Kanzleikosten- fond herbeigeschafft und selbes an einem anständigen Platze auf- gestellt werde. Ex Consilio Dominorum Statuum Marchionatus Brunae die 17. Octobris 1828. Inzaghi. Zugleich erging an den k. k. Gubernator Karl Grafen von Inzaghi, der zugleich Landeshauptmann und Direktor der mährischen Stände war, nachstehendes Schreiben: „Hochgeborner Graf! Der von hier gebürtige und auch hier wohnhafte Landschaftsmaler hat den diätaliter versammelten Ständen ein Ölgemälde angeboten, welches er aus Liebe und Anhänglichkeit zum Vaterlande an- gefertigt hat, um den der vaterländischen Geschichte angehörenden erhabenen Moment der Feierlichkeit, mit der am 4. Oktober des Jahres 1818 der Grundstein des Monuments vom Franzensberge durch Seine kaiserliche Hoheit den Allerdurchlauchtigsten Erz- herzog Kronprinzen gelegt wurde, bildlich darzustellen und dadurch diesen interessanten Akt auch den Nachkommen anschaulich zu bewahren. Die versammelten Stände haben es ihrer Würde an- semessen befunden, dieses Gemälde dem Anfertiger abzulösen und seinen Umfang von 7‘6* Breite, dann 4°7“ Höhe, den Fleiß und die Mühe der zweijährigen Arbeit, die gegen 1100 Figuren und Köpfe umfasst und die höchsten und hohen Personen, die bei jener Feierlichkeit wirkend einschritten, herausgeholt, in Betracht ziehend, glaubten sie den Künstler, der seine Belohnung ganz ihrer Grof- mut anheimstellte, mit nicht weniger als 100 Stück Dukaten oder 450 Fr. Conv. Münze honorieren zu können. Die Stände glauben zwar, dass sie nach denen ihnen vom Monarchen Aller- gnädigsten gewährten Rechten und Freiheiten, sowie nach der Tendenz ihres Diätalbelangens vom 18. Okt. 1826 und des darüber herabgelansten Hofkanzlei-Ministerial-Schreibens vom 13. April 1827, Z. 9079, berechtigt wären, diesen Beschluss ohne Rückfrage zu realisieren. Um aber zu Rügen von der Art, wie sie das ihnen vorgebrachte Hofkanzlei-Indorsat über das Geschäften- Protokoll des Monats Oktober 1827, Z. 3516, ausgesprochen hat, nicht weiter Anlass zu geben, so erlauben sich die diätaliter ver- sammelten Stände Euere Excellenz als ihren Landeshauptmann und Landtagsdirektor ehrfurchtsvoll zu bitten, diesen Beschluss zur Allerhöchsten Kenntnis zu bringen und sie werden selben nicht eher realisieren, als bis sie wissen, dass höheren Orts darüber nichts eingewendet werde. Ex consilio Dominorum Statuum Marchio- natus Moraviae Brunae die 17. Octobris 1828.“ Johann Kunz, Landschaftssekretär. Nachdem die Allerhöchste Genehmigung eingelangt war, wurde das Richtersche Bild von den Ständen angekauft und im sogenannten Kommissionssaale des k. k. mähr.-schles. Gubernialgebäudes unter- gebracht. Heute befindet sich dieses heitere, bunte Gemälde im Landhause im Bureau Sr. Exzellenz des Herrn Landeshauptmannes Otto Grafen Serenyi. Im Jahre 1829 erschienen nach Richters Zeichnungen Brünns Ansichten in 16 lithographierten Blättern, jedes Blatt samt weißem Vorschlag 25“ breit und 18“ hoch. Eine Ansicht kostete koloriert 2 f. C. M., die schwarzen Blätter wurden zu 48 kr. ©. M. ab- gegeben. Die lithographische Ausführung durch die Brüder Trassler in Brünn und Jos. Trentsensky in Wien ist leider nicht besonders gelungen. Die ganze Kollektion!) gehört heute zu den größten Selten- heiten und ist in Brünn vollständig wohl nur noch in der mährischen Landesbibliothek und im Stadtmuseum zu sehen. In Dr. Schrams „Buch für jeden Brünner“ sind 8 Blätter der Richterschen Litho- 1) Nr. 1. Ansicht der k. Stadt Brünn von der Zderadsäule an der Zwittawa. Nr. 2. Ansicht der k. Stadt Brünn von der Iglauerstraße. Nr. 3. Ansicht der k. Stadt Brünn vom Plateau des Augartens. Nr. 4. Ansicht der k. Stadt Brünn vom Schimitzer Weinberge. Nr. 5. Das Brünnertor samt Umgebung. Nr. 6. Das Judentor samt Umgebung. Nr. 7. Aufgang zum Franzens- berg von der Mittagsseite. Nr. 8. Eintritt auf den Franzensberg vom Peters- berge. Nr. 9. Eintritt auf den Franzensberg vom Brünnertore. Nr. 10. Ansicht der Abendseite vom Plateau des Franzensberges. Nr. 11. Aussicht vom Plateau graphien von Angerer und Góschl gut reproduziert, und zwar im 1. Bande (1901): Das Judentor, der Große Platz, das Brünner- tor, das Fröhlichertor, im 2. Bande (1902): Der Krautmarkt mit dem Parnaß, der Franzensberg mit dem Obelisk, der Petersberg mit dem Dom und den ihn umschließenden Gebäuden (von dem Platze bei der ehemaligen Lampelmühle aus gesehen) und eine Ansicht der Stadt von der Zderadsäule an der Zwittawa. In der Zeit seiner Rüstigkeit, die wohl über das Jahr 1845 nicht hinausreichte, hat Franz Richter die interessantesten Gegenden Mährens aufgenommen und eine überaus zahlreiche Sammlung von Skizzen (zumeist Aquarelle) zustande gebracht, an denen wir die treue Auffassung und den angenehmen, wahren Farbenton her- vorheben können. Diese vielen Blätter hat seinerzeit der bekannte Kunstfreund und Kunstförderer Abbé Friedrich Graf Sylva-Tarouca (+ zu Brünn am 23. Juni 1881) der „Matice moravská“ gespendet. Letztere verwahrt sie unter den Schätzen ihrer wertvollen Bücher- sammlung, die in den Räumen der Landesbibliothek separat auf- gestellt und wie diese allgemein benutzbar ist. Aus dieser überaus interessanten Skizzensammlung, die weit über 200 Blätter zählt, seien folgende Aquarelle besonders hervorgehoben: Ansichten der Stadt Brünn von verschiedenen Seiten (1816—1828), diverse An- sichten des Franzensberges und Blicke vom Franzensberg aus, darunter Weihe des Friedensdenkmals auf dem Franzensberge am 4. Oktober 1818), Eintritt auf den Franzensberg vom Petersberg und vom Brünnertor (1826), der Gesundheitsbrunnen auf dem Franzensberge (1826), ferner das Rathausportal (1833), das Juden- tor (1829); das Altbrünnertor (1828), das Gouvernementsgebäude und der Kiosk am Fröhlichertor (1529), der Große Platz (1829), das k. k. Montursökonomiegebäude auf dem Dominikanerplatz, An- sicht der Jakobskirche (1821), Nordseite der Domkirche St. Peter (1833), Blick auf den Petersberg von dem Platze bei der Lampelmühle, das Kapuzinerkloster (1827), das Ritter von Mannersche Haus in der des Franzensberges gegen die Abendseite. Nr. 12. Aussicht von dem Rondeau des Franzensberges gegen Morgen. Nr. 13. Das Gouvernementsgebäude und der Kiosk am Fröhlichertor. Nr. 14. Der Parnaß auf dem Krautmarkte. Nr. 15. Der Große Platz. Nr. 16. Das k. k. Montursökonomiegebäude auf dem Domini- kanerplatz. Von Jos. Trentsensky stammen die besser lithographierten Blätter (die Nummern 7, 8, 10, 11, 12). !) Größe dieses Blattes: 101 cm x 66 em. Fröhlichergasse (1829), die Königinklosterkirche zu Altbrünn (1853), Eisgang der Schwarzawa bei der Langen Brücke am 17. März 1830, das Briinner k. k. Magazin, zerstört durch Gewittersturm am 26. Mai 1830, der städtische Kirchhof (1823), Grabstätte des Jos. Dobrowsky (1831), die Zderadsäule (1825), Ankunft der ersten Fahrt von Wien nach Brünn auf der Ferdinands-Nordbahn am 6. Juli 1839, die Fahnenweihe des Brünner Bürgerkorps auf dem Krautmarkte am 15. August 1815 (dieses Blatt erschien auch lithographiert in der Größe von 40°5 em X 21'5 cm), die durch Grewitterstürme am 26. Mai 1830 zerstörte Steinmühle bei Brünn, Talweg von der Steinmühle nach Sebrowitz (1830), das Sebro- witzer Tal (1830), Řečkowitz (1823), Daubrawnik (1824), Kegel- bahn und Schloßteich bei Rozinka (1821), Adamstal (1828), die Jakobshöhle in Adamstal (1828), die Kolonnade in Adamstal (1833), der Hochofen bei Blansko (1821), Nowyhrad im Adams- taler Tiergarten (1823), das Riesentor oder die sogenannte Teufels- brücke im Dürren Tal unweit Jedownitz (1833), zwei Ansichten der Mazocha (1830), St. Katharein (1828), die Wallfahrtsorte Kiritein (1831) und Wranau, das Stift Raigern, der Fürst Liechtensteinsche Markt Posoritz bei Brünn (1828 und 1829), das Posthaus bei Posoïitz (1827), die Burgen und Schlösser Buchlau (1834), Cernahora, Eichhorn (1823 und 1833), Eulenburg (1833), Fulnek (1824), Frain (1824), Helfenstein (1834), Hochwald (1853 und 1834), Lettowitz (1831), Lomnitz (1815), Meseritsch (1833), Mürau (1823), Namiest a. d. Oslawa (1804), Napagedl a. d. March (1854), Nikolsburg (1832), Pernstein (1822 und 1824), Ratschitz (1845 und 1846), Rossitz (1824), Sokolnitz (1831), Sternberg, Stramberg (1820 und 1834), Telnitz (1831), Teltsch, Vöttau (1832), 8 Ansichten von Znaim und Umgebung, darunter Znaim mit dem Tränktor (1823)!), das Kaiser- tor, die Dominikanerkirche und Promenade zu Znaim (1824), das untere Tor mit der Spitalskirche (1824), das Erziehungshaus zu Znaim (1824), die Steinmühle und das Wirtshaus zum Grünen Baum bei Znaim (1824), der Rabenstein bei Znaim (1825), ferner die St. Maurizkirche und die Metropolitankirche in Olmütz (1831), das Kaiser-Josef-Denkmal bei Raußnitz (1827), das Schlachtfeld von Austerlitz (1825 und 1834), die Propstei Pöltenberg (1824) und Kloster Bruck, das Bad Teplitz bei Weißkirchen (1825), 1) Nach dem Büchlein: Znaim und seine Umgebungen (1871) wurde das gcenannte Tor schon im Jahre 1817 demoliert. endlich Ansichten von Feldsberg (1832), Troppau (1834) und Teschen (1826 und 1833). Nach diesen Skizzen hat Richter eine große Anzahl von Burgen, Schlössern und Ortschaften in prächtigen Aquarellen, die mit Deckfarben gehöht sind und sich durch besondere Farben- frische auszeichnen, äußerst sorgfältig ausgeführt. Diese wertvollen Blätter, voll Naturtreue und landschaftlicher Reize, auch mit lebendiger, köstlicher und reicher Staffage ausgestattet, waren ver- einigt in irgendeinem Herrensitze wohl länger als 6 Jahrzehnte ver- borgen und kamen erst heuer in den Handel. Das bekannte Kunst- antiquariat Gilhofer u. Ranschburg in Wien brachte zu Anfang des Monates März 16 Stücke, die in der Zeit von 1807 bis 1833 geschaffen wurden, zur Versteigerung, darunter Austerlitz, Burg Hardegg, Burg Kunstadt, Ruine Lamberg, die Höhle Eniodis bei Ostrov und die Höhle Kotouč bei Stramberg, Tollstein an der Schwarzawa, das Kaiser-Josef-Denkmal bei Raußnitz, die Burg Vöttau und den Rabenstein bei Znaim. Die durchschnitt- liche Größe dieser Blätter beträgt 315::440 mm. Das Kunstantiquariat S. Kende in Wien offerierte in seinen Kunstkatalog Nr. 71 nicht weniger als 19 gleich vorzüglich ausgeführte Aquarelle Richters aus der Zeit von 1812—1833 zu hohen Preisen (360 bis 450 K pro Stück), darunter Alttitschein, Buchlau, Eichhorn, Frain, Fulnek, Hochwald, Landstein, Groß-Meseritsch, Mittrow, Mürau und Pern- stein. Von den Pernsteiner Ansichten besaß die genannte Firma ursprünglich 7 Blätter, die seinerzeit im Erzherzog-Rainer-Museum kurze Zeit hindurch ausgestellt waren. Die Stadt Brünn erwarb von S. Kende das Aquarell: „Der Eisgang der Schwarzawa bei der langen Brücke in Altbrünn am 17. März 1830.“ Richter hat auch einige kleinere Ölgemälde gemalt. So wird in der Zeitschrift „Moravia“ (1840, S. 364) eine von ihm auf Lein- wand in Öl gemalte Landschaft „Die Kirche zu Kiritein samt Umgebung“ (2' hoch und 2!/,‘ breit) erwähnt. Ernst Karl Rincolini schreibt mit Bezug auf dieses Bild: „Herr Richter hat diese Gegend von Kiritein treu aufgefaßt und sie ohne Hinzufügungen in einem angenehmen, wahren Farbenton wiedergegeben und das Ganze mit besonderem Fleiße ausgeführt. Diese Landschaft, welche als ein Moravikum schon ein besonderes Interesse darbietet und über die gewöhnlichen Leistungen der Mittelmäßigkeit hinaus ist, zeigt, daß der Bildner immer mehr vom Guten zum Bessern nach 10 höheren Stufen ringt.“ Im Jahre 1841 waren im Besitze des Kunst- freundes J. C. Lauer, Sekretärs der mähr.-schles. Ackerbau- gesellschaft, zwei von Richter auf Holz gemalte und effektvoll aus- geführte Bilder, die brennende Dörfer und die mit Löschen und Rettung der Gerätschaften und Haustiere beschäftigten Bauern darstellten. Im Franzensmuseum wird eine Landschaft mit Burg- ruine, von unserem Künstler im Jahre 1820 gemalt, aufbewahrt. Herr kais. Rat Alexander Suchanek von Hassenau besitzt ein Ol- bild mit der Signatur: Franz Richter pinx. 1829. Es stellt, wie aus der Beschreibung auf der Rückseite ersichtlich ist, den Haupt- eingang der St. Jakobskirche und Umgebung nach dem Zustande vom Jahre 1784 dar. Auch auf anderen Gebieten war Richter tätig. Im Jahre 1822 wurden drei Tableaus von ihm „Die Zderadsäule bei Brünn“, wie Prof. Albert Rille in seiner ausgezeichneten Geschichte des Brünner Stadttheaters mitteilt, dem Publikum vorgeführt. Sieben Jahre später wurde unser Künstler von dem Fürsten Lubomirski mit dem Auftrage betraut, von dem prächtig emaillierten Waschbecken des Königs Sobieski (Eigentum des Franzensmuseums) eine genaue Abbildung in Farben anzufertigen. Vgl. Mitteilungen der k. k. mähr.-schles. Ackerbaugesellschaft 1829, S. 240. Daß Richter auch Porträts ausführte, ist wohl zweifellos; doch ist mir nur das lebensvolle Bildnis des Gubernialrates und mähr.-schles. Staatsgüteradministrators Joh. Nep. Sedlaczek von Harkenfeld bekannt, das unser Künstler für eine Wiener litho- graphische Anstalt zeichnete. Auf der fein ausgeführten Litho- graphie lesen wir: Richter del. Lanzedelly in lap. del. In den Jahren 1824—1826 beschäftigte sich Richter. eifrig mit dem Studium der vaterländischen Geschichte und er entwarf in dieser Zeit zunächst 67 Skizzen (Tuschzeichnungen) zu einer Geschichte von Mähren in Bildern. Das von ihm illustrierte Titel- blatt dieses Werkes, zu welchem er auch den Text aus Büchern und Zeitschriften kurz zusammenstellte, beschreibt er selbst in folgender Weise: „An dem Opferaltar, auf dem eine heilige Flamme lodert, steht opfernd Moravia. Mit Schwesterliebe hält Austria sie umschlungen. Am Fuße des Altars steht das Wappen- schild Mährens, liegt Helm und Lanze. Gefesselt liegt die alte Zwietracht. Beide Göttinnen treten die glimmende Fackel der Furie aus. Über dem Opferherde erhebt sich die Religion und 11 eine Sonne flammt über das gesegnete Land empor. Die Abgötter Perun, Radigast und Swantowit liegen in Trümmern.“ Rechts in der Ecke auf einem Steine liest man: F. R. inv. et f. 1825. Alle diese Entwürfe sind in bezug auf Komposition und Darstellung des Figuralen leider recht mangelhaft. Sie illustrieren historische und sagenhafte Stoffe aus der Zeit vom Jahre 10—1818, von Armin dem Cheruskerfürsten bis zur feierlichen Grundsteinlegung des Obelisken auf dem Franzensberge. Ferner zeichnete Franz Richter 45 biidliche Skizzen zu Franz X. Richters Abhandlung „Das großmährische Reich und dessen Bekehrung zum Christentum“ (Wolnys Taschenbuch, I. Jahrgang, 1826, S. 1—92). Auch diese Bilder sind gleich den früheren ver- fehlte Arbeiten, für welche unseres Malers Befähigung nicht aus- reichte. Sie befinden sich in der Bibliothek der Matice moravskä. Mährischen Künstlern könnten sie immerhin für historische Dar- stellungen nützliche Anregung und Hilfe gewähren. Von Richters Hand stammen auch einige Grabstichelarbeiten, denen jedoch gleichfalls kein höherer Wert zugesprochen werden kann und die nur als gut gemeinte Versuche und wegen der be- handelten Objekte unser Interesse erregen. Es sind dies zwei der Landesbibliothek gehörige Brünner Bilder (Ansicht der kgl. Stadt Brünn von Norden und von Süden) in der Größe von 43 cm X 23 cm ohne Datum, und der Kupferstich mit der Inschrift: Parnassus. Musenberg. Ansicht des Sehenswürdigen und Merkwürdigen Wasser Kunst-Werk in der kgl. Stadt Brünn. F. Richter inv. et fecit. Dieses seltene der Matice moravská gehörige Blatt (33°2 cm X 267 em) ist gleich den vorhergehenden in dem Trappschen Verzeichnisse der Brünner Ansichten und Pläne (1871) nicht angeführt. Sehr geschätzt war Richter als Zeichenlehrer. In Brünn ge- wann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Liebe zur freien Handzeichnung besonders im Mittelstande großen Anhang. Man fand damals selten eine Familie, die Anspruch auf Bildung machte, ohne ihren Kindern in dieser Kunst Unterricht geben zu lassen. Daher war die von unserem Maler rühmlich geleitete Zeichenschule gut besucht. Mit lebhafter Anerkennung gedenkt derselben im Jahre 1841 der verdienstvolle mährische Kunst- historiker Ernst Hawlik. Am 27. September 1848 lesen wir im Intelligenzblatt für Mähren (Beilage der Brünner Zeitung) folgende Bekannt- machung: „Franz Richter, Landschaftsmaler und Privat-Zeichnungs- lehrer in allen Kunstfächern, wohnt gegenwärtig am Krautmarkt (Verbrüderungsplatz) im Bohm’schen Hause Nr. 298 im I. Stock, erstattet den Bewohnern Brünns für das ihm seit 32 Jahren ge- schenkte Vertrauen den wärmsten Dank und empfiehlt sich zu ferneren gefälligen Aufträgen.“ Das genannte Haus ist das schon früher erwähnte Geburtshaus Richters, der in den Zwanzigerjahren und später in dem Hause „Zum goldenen Herzen“ in der unteren Brünnergasse (jetzt Dominikanergasse Nr. 13) wohnte. Das Talent Richters ging auch auf seine Tochter Karoline über, die, an den Sokolnitzer Arzt Pauer verehelicht, sehr schöne Blumenstücke in Öl malte; doch schuf sie auch andere Arbeiten, so z. B. das Bild „Maria vom Rosenkranze“ für die im Jahre 1833 von dem Straßenbauer Franz Klein am südlichen Ende der Gasse Maria Zell zu Kumrowitz erbaute Kapelle. Der Lebensabend des Malers Franz Richter muß ein recht trüber gewesen sein. In der letzten Zeit — er wurde 87 Jahre. alt — konnte er wohl weder unterrichten noch malen. Die Frau und sämtliche Kinder schieden vor ihm aus der Welt und als er am 12. Mai 1860 in dem Hause der Krapfengasse Nr. 48 (jetzt Nr. 31) an Altersschwäche starb, trauerten 5 schlecht oder noch nicht versorgte Kinder seiner verstorbenen Tochter Karoline Pauer, die bei ihm Schutz, Hilfe und Wohnung gefunden hatten, um ihn. Es ist schade, daß wir kein Porträt von unserem überaus fleißigen vaterländischen Maler besitzen, der uns mehr als 200 mährische topographische Ansichten hinterlassen und sich dadurch um unsere Markgrafschaft hochverdient gemacht hat. Eine bei- läufige Vorstellung von seiner Persönlichkeit verschaffen uns je- doch einige Aquarelle, auf denen er sich selbst in der Landschaft malend oder ausruhend und betrachtend dargsstellt hat. Um einen deutlichen Begriff von dem Schaffen des fleißigen Künstlers zu ermöglichen, hat der Schreiber dieser Zeilen in den Räumen der Landesbibliothek eine Franz-Richter- Ausstellung ver- anstaltet, die wohl auf eine rege Teilnahme der weitesten Kreise rechnen darf. Die ausgestellten Blätter sind Eigentum der Matice moravskä und der mährischen Landesbibliothek. Ein großes prächtiges Aquarell (Brünn von der Wienergasse aus gesehen, aus dem Jahre 1819) stellte Herr Dr. Stephan Freiherr v. Haupt freund- 13 lichst leihweise zur Verfügung. — Die Ausstellung des imposanten Ölgemäldes, welches die feierliche Grundsteinlegung des Friedens- denkmals!) auf dem Franzensberge in Gegenwart des Kronprinzen Ferdinand darstellt und in unserer Abhandlung ausführlich be- sprochen wurde, verdanken wir der Güte Sr. Exzellenz des Herrn Landeshauptmannes Otto Grafen Serényi. Das genannte Bild wird gerade in unseren Tagen wegen der Erinnerung an die Be- freiungskriege lebhaftes Interesse wachrufen. 1) Als im Jahre 1815 Anton Graf Mittrowsky Gouverneur wurde, schritt man zur Umgestaltung des Kalvarienberges in eine blühende Anlage und machte Vorbereitungen zur Errichtung des Friedensdenkmals. Eine in Mähren und Schlesien zu diesem Zwecke eingeleitete Sammlung ergab ein überaus elänzendes Resultat. Noch in demselben Jahre wurde die kahle Fels- masse des Kalvarienberges, den man nun Franzensberg nannte, in einen eng- lischen Garten verwandelte, und der Hauptplatz (Franzensplatz) geebnet. Der Obelisk, nach dem Entwurfe des Hofarchitekten Alois Pichl vom Brünner Steinmetzmeister Misel erbaut, gelangte 1818 zur Vollendung. Zu diesem schönen Monument wurden 8780 Zentner Tischnowitzer Marmor verwendet. Das ganze Kunstwerk kostete 120.000 fl. Von dem Patriotismus der damaligen Zeit zeugen die vier Inschriften: „Franz I., dem Befreier, dem Wieder- hersteller, dem Vater des Vaterlandes!“, „Österreichs tapferem Heere!“, „Seinen beharrlichen Bundesgenossen!“, „Des treuen Mährens und Schlesiens Dank“. Vgl. Schram, Ein Buch für jeden Brünner, I. Bd. (1901), S. 146 ft. (Der Franzensberg einst und jetzt.) Die Pilzmücken Mährens. PIERRE Von Karl Landrock, Brünn. Vorwort. Anschließend an die beiden in der „Zeitschrift des mährischen Landesmuseums““ (Bd. XII, 1912, S. 273 und Bd. XIII, 1913, S. 1—41) veröffentlichten Teile der mährischen Pilzmücken lasse ich hiermit den III. Teil, die Fungivorinae, folgen. Da diese Subfamilie zu umfangreich ist, mußte eine Teilung Platz greifen; es erscheinen daher in diesem Teile nur die Gat- tungen Gnoriste Meig. bis einschließlich Allodia Win. behandelt, während die übrigen Gattungen einem IV. Teile vorbehalten bleiben, der voraussichtlich im nächsten Jahre erscheinen dürfte. Die systematische Anlage ist dieselbe, wie sie der bekannte Fungivoridenforscher O. A. Johannsen in seinem III. Teil der „Mycetophilidae of North America“ (Bull. the Maine agric. exper. stat., Orono, 1911, p. 249—328) einhält. Als Ergänzung der bisher angeführten Literatur wäre noch anzugeben: O. Johannsen: The Mycetophilidae of North-America. Mycetophi- linae. Part. IV. Bull. d. Maine agric. exper. stat. Orono, 1912, p. 57—146 (mit 7 Tafeln). Dr. G. Enderlein: Zur Kenntnis der Zygophthalmen. Zool. Anzeig. Bd. XL, Nr. 10/11, 1912, 262. (In dieser Arbeit wird p. 264 die flügellose Dahlica larviformis. End. zu den Pilzmücken gestellt.) 15 K. Landrock: Zur Monographie der Gattung Bolitophila Meig. B. E. Z. 1912, p. 33 (mit 2 Figurentafeln). — Zwei neue Arten der Fungivoridengattung Trichonta Win. Zeitschr. f. wissenschaftl. Insektenbiologie, 1913, p. 87 (mit 8 Figuren). VII. Fungivorinae. Tabelle zum Bestimmen der Gattungen. 1. Costa über den Cubitus mehr oder weniger, immer aber deutlich hinausragend . . 2 Costa nicht über den Cubitus hinaus- PASEM An LS RO. 397 2. Discoidalis und Pis ah „© Azana Walk. Discoidalis immer, meist auch die Posti- eabsssevabelet.-.°... "2 6 le se 28 3. Posticalis einfach 4 Posticalis gegabelt. . . . . 29) . Mediastinalis lang, in die Handkders mün- dend; Mediastinalquerader vorhanden . Acnemia Win. Mediastinalis kurz, nach abwärts ge- schwungen; Mediastinalquerader fehlend Sceptonia Win. 5. Mediastinalis vollständig und immer in den Flügelvorderrand mündend . . . . 6 Mediastinalis kurz und rudimentär, oder wenn verlängert, immer in die Subcosta mündend oder frei sich in der Flügel- fläche verlierend . . . . . 16 6. Die obere Zinke der S TÍ oft nh die der Untergabel an der Basis un- vollständig . . : DS 14 OSV 7 Beide Gabeln Follstiinidig! Eh 9 7. Nur die obere Zinke der Shilsenääklel unvollständig '. <. -. -. 28 Die obere Zinke der Sie und die der Untergabel an der Basis unvollständig Rondaniella Johann. 8. Costa weitüber den Cubitus hinausragend; Axillaris rudimentär, fast fehlend . . Paraneurotelia Land. 16 10. 14. 15. 1:6. Costa nur wenig über den Cubitus reichend; Axillarıs zart, aber deutlich . . . . . Neurotelia Rond. . Rüssel schnabelartig verlängert . . . . Gnoriste Meig. Rüssel von gewöhnlicher Bildung . . . 10 Mediastinalquerader vorhanden . . . . 11 Mediastinalquerader fehlend . . . . . 13 . Basıs der Untergabel deutlich jenseits o e der Basis der Spitzengabel legend. . Phthinia Win. Basis der Untergabel unter oder vor der Spitzengabelbasis gelegen . . . . 12 2. Costa nur wenig über den Cubitus Lee ausreichend, Beine lang und schlank, Vordermetatarsus länger als die Schiene Leptomorphus Curt. Costa weit über den Cubitus hinaus- reichend, Beine von gewöhnlicher Bildung Boletina Staeg. p. t. . Basis der Untergabel vor oder unter der Spitzensäbelbasise 2... 2 OUI Basis der Untergabel weit hinter der Basis der Spitzengabel liegend. . . . 15 Mediastinalis lang, weit hinter der Basis des Cubitus in die Costa mündend; Stiel der Spitzengabel etwa halb so lang wie die obere Zinke . . . . . . Allocotocera Mik. Mediastinalis vor, über oder nur wenig hinter der Cubituswurzel in die Costa mündend; Spitzengabelstiel höchstens ein Viertel der Länge der oberen Zinke erreichend <, Auen) 284. 42-100 11 Balaeoanaelama Meun. Die Entfernung von der Wurzelguerader bis zur Mündung der Mediastinalis läßt sich von dieser Stelle bis zur Spitze der Subcosta öfter als zweimal auftragen . Phronia Win. p. t. Diese Entfernung läßt sich höchstens zweimal auftragen . . . Coelosia Win. Mediastinalis lang, an der Querade a gebrochen; 4,1... . « . Syntemna Win. p. t. Mediastinalis kurz, ly wenn verlängert: dann fehlt stets die Mediastinalquerader 17 Fi: 18. 19, 20. 21. 23. Mediastinalis verlängert, wenigstens bis zur Mitte der Basalzelle reichend, frei, meist aber in die Subcosta mündend , Mediastinalis kurz, oft nur rudimentär . Zweiter Abschnitt der Costa (von der Wurzelquerader bis zur Spitze der Sub- costa) höchstens zweimal so lang als der dritte; Discoidalquerader fast hori- zontal liegend und scheinbar sich als Wurzel des Cubitus darstellend Zweiter Costaabschnitt wenigstens dreimal so lang als der dritte; Discoidalquer- ader und Cubitus einen deutlichen Winkel bildend j Basis der Untergabel wenig ie des Mitte der Basalzelle liegend; Analis derb; seitliche Punktaugen vom Netz- augenrand entfernt stehend . Basis der Untergabel nur wenig vor der Spitzengabelbasis liegend; Analis zart; seitliche Punktaugen dicht am Netz- augenrande . 3 Basis der Untergabel vor oder une de Spitzengabelbasis Basis der Untergabel dsuilich ee der Spitzengabelbasis . Mediastinalis aufwärts A cbvungesl oe frei; Untergabel sehr spitz, schmal, die Zinken im ganzen Verlaufe nur wenig divergierend; Axillaris geschwungen Mediastinalis abwärts gebogen; Unter- gabel von gewöhnlicher Bildung; Axil- laris gerade . . Basis der Untergabei vor Her ie da, Spitzengabelstieles č Basis der Untergabel jenseits dě Bas des Spitzengabelstieles Subcosta über der Basis der Enitzen“ gabel in die Costa mündend Zeitschrift des mähr, Landesmuseums. XIV. 18 20 Docosia Win, 19 Syntemna Win. p. t. Trichonta Win p. t, 21 25 Epicypta Win. p. t. 24 Megophthalmidia Dz. 2 13 24. 25. 26. 27. 28. 29. 31 Subcosta jenseits dieser Stelle in den Flügelrand einlenkend; hehe im Basalteile sehr spitz ; i Basalstück der Cubitalader in ade vor der Mitte der Subcosta stehend . Basalstück der Cubitusader nahe der Spitze und stets weit hinter der Mitte der Subcosta stehend Axillaris ganz fehlend; Analis lang “oi derb, fast bis zur Basis der EN reichend : Axillaris vorhanden, oft Allerdings nur rudimentär; Analis kurz und zart Mediastinalis sehr kurz, abwärts gerichtet und in die Subcosta mündend; Costa weit über den Cubitus hinausreichend . Mediastinalis länger als die Wurzelquer- ader, aufwärts geschwungen; Costa nur wenig den Cubitus überragend . Posticalis gegabelt . Posticalis einfach aus Mediastinalis kurz oder lang, immer Pipes in die Costa mündend Mediastinalis rudimentär, wenn verlängert, dann immer in die Subcosta mündend oder frei endigend . 524. RE Basis der Cubitalis vor oder in der Mitte der Subcosta stehend . k Basalteil des Cubitus immer hinter der Mitte der Subcosta und gegen die Spitze derselben gerückt . Basis der Untergabel vor, unter, Höchstens kaum merklich hinter der Basis der Spitzengabel i Basis der Untergabel due nd. weit hinter der Basis der Spitzengabel Mediastinalis verlängert,so lang oder länger als die Hälfteder Basalzelle, entwederfrei Rutrophora Schnuse. Anatella Win. p. t. Parastemma Grzeg. Macrobrachius Dzied. 26 Anatella Win. p. t. Phronia Win. p. t. 28 Zygomyia Win. 29 ol 30 Leia Meis. Boletina Staeg. p. t. Phronia Win p. t. endigend oder in die Subcosta mündend 32 33. 34. 3. 36. 37. 38. 39. 40. 41. Mediastinalis kurz, kürzer als ein Drittel der Bazalzelle, meist nur rudimentär . 2. Mediastinalis frei endigend!) . Mediastinalis in die Subcosta mündend . Drei Punktaugen vorhanden i Nur zwei Punktaugen, das mittlere fehlend . Drei Punktaugen ke Zwei Punktaugen : Basis der Untergabel vor Le unter de Basis der Spitzengabel liegend Untergabelbasis deutlich jenseits dieser Stelle i Untergabel sehr kit ee rl he Zinken im ganzen Verlaufe nur wenig divergierend; Axillaris geschwungen Untergabelzinken deutlich divergierend, die Gabel höchstens an der Basis schmal Fühlerglieder ringförmig, dicht anein- ander gedrängt AU Fühlerglieder zylindrisch . Analis derb . Analis zart oder gänzlich end? Männliche Geschlechtsorgane hülsenartig, auf den Bauch eingeschlagen; sechster Bauchring des Weibchens mit langen Borstenhaaren besetzt Genitalien anders gebildet a: Spitze des Basalzelle stets vor der Basis der Spitzengabel liegend : Spitze der Basalzelle über oder hu der Spitzengabelbasis . : Hinterschenkel auffallend breit able Hinterhüften ohne hintere Basalborste, Schienenborsten kräftig . 19 34 Telmaphilus Beck. 33 Trichonta Win. p. t Dynatosoma Win. 35 42 36 40 Epicypta Win. p. t 37 Brachypeza Win. 38 Rymosia Win. 39 Opistoloba Mik. Allodia Win. Phronia Win. p. t. 41 Mycothera Win. 1) Trichonta aberrans Lundst. hat auch eine frei endigende Mediastinalis, doch liegt bei ihr die Untergabelbasis fast unter der Basis der Spitzengabel und nie weit jenseits dieser Stelle wie bei Telmaphilus. . 0% a 20 Hinterschenkel nicht auffallend breit, Basalborste auf den Hinterhüften vor- vorhanden, Schienenborsten schwach . Exechia Win. 42. Mediastinalis in die Subcosta mündend; zweites Tasterglied stark verbreitert, flach oder eiförmig . . . Polyxena Meig. Mediastinalis meist frei, pète von ge- wöhnlicher Bildung . . . . . . . . Fungivora Meig. 1. Gattung: Gnoriste Meig. S. B. I. 1818. 243, Kopf klein, rund, tiefstehend. Netzaugen länglich, oben innen etwas ausgerandet. Drei Punktaugen vorhanden, in flachem Drei- ecke auf der Stirne stehend. Rüssel schnabelartig verlängert, auf die Brust umgeschlagen. Taster viergliederig, erstes Glied klein, zweites verdickt und am längsten. Fühler 2 + 14 gliederig, Wurzel- glieder napfförmig, kahl, Geißelglieder walzig, seitlich etwas zu- sammengedrückt. Mittelleib hochgewölbt, Schildchen klein. Beine lang, Schienen gespornt und mit Seitendornen versehen, Flügel (Fig. 1) länglich, mikroskopisch behaart. Costa über den Cubitus hinausreichend, die Flügelspitze aber nicht erreichend. Mediastinalis lang, in den Vorderrand mündend, mit der Subcosta durch eine Querader ver- bunden. Spitzengabel lang, kurzstielig, Basis der Untergabel vor der Spitzengabelbasis liegend. Analis unvollständig, derb, Axil- laris zart. Hinterleib lang und schlank, siebenringelig. Tabelle zur Bestimmung der Arten. Rüssel gelb, über die Hinterhüften hinausragend . trilineata Zett. Rüssel schwarz oder schwarzbraun, bis zu den Mittel- hüften reichend 13348 01 in atelier, niotaniCateMen 21 1. Gnoriste apicalis Meig. 79. 7—8 mm. SUB M1818172431 Rüssel und Taster braun, Stirne und Scheitel schwarz, etwas grauschimmernd. Fühler braun. Mittelleib schwarz, gelbhaarig. Thoraxrücken beim Männchen fast einfärbig schwarz, nur mit kleinem gelben Schulterfleck; beim Weibchen ist dieser Schulterfleck groß und man erkennt deutlich drei glänzend schwarze Längsstriemen, Brustseiten und Hinterrücken schwarzbraun, beim Weibchen besonders die ersteren lichter, oft ganz gelb; Schildchen gelb, oft stark verdunkelt oder ganz schwarz, Rand- borsten gelb. Hüften gelb; meist sind die Mittel- und Hinterhüften (besonders bei S) von der Basis her stark verdunkelt. Schenkel und Schienen gelb oder bräunlichgelb, Tarsen braun. Bei dem Männchen zeigen oft auch die Vorderhüften eine braune Fleckung an der Basis. Schienendorne schwarz, Sporne gelb. Flügel grau getrübt, mit gelb- licher Wurzel und dunkler Spitze; Wurzel des Cubitus schwach braun umsäumt. Costa etwas über den Cubitus hinausragend. Mediastinalis lang, in den Vorderrand mündend, mit der Subcosta durch eine Querader verbunden. Basis der Untergabel vor der Spitzengabelbasis liegend. Analis derb, unvollständig, Axillaris äußerst zart. Hinterleib schwarzbraun, gelbhaarig, etwas glänzend. Beim Weibchen finden sich lichter gefärbte, schmale Hinterrandssäume. Hypopygium braun, Haltzange und Lamellen der weiblichen Lege- röhre rostgelb. Czernowitz, 16. Mai; Ullersdorf, Aug. (Czižek); Obratal, 22. Mai. Winnertz und Schıner bezeichnen die Art als selten; ich habe die Art im Jahre 1908 in der Au bei Czernowitz ziemlich häufig gefangen, seither allerdings nicht wieder beobachtet. Abbild.: S. B. 1818 t. IX, f. 1—4 (Mücke, Fühler, Kopf und Rüssel). Genera insect. 1909, t. I, £.S (Rüssel). 2. Gnoriste trilineata Zett. 2 8 —81/, mm. + Dipt. Scand. XI. 1852. 4095. bilineata Zett., Dipt. Scand. XI. 1852. 4094. bivitiata Schum. in litt. Übers. d. Arb. u. Veränd. schles. Ges. f. väterl. Kult. 1831. 74. (vergl. Röder, W. E. Z. 1887. 155). Kopf gelb, Stirn und Scheitel verdunkelt. Rüssel gelb, nur an der Spitze verdunkelt, ungewöhnlich lang, weit über die Spitze der Hinterhüften hinausragend. Fühler braun, Wurzelglieder gelb. Thoraxrücken gelb, gelbhaarig, etwas glänzend, mit drei schwarzen Längsstriemen; bei einem zweiten Exemplare sind jedoch nur die seitlichen Striemen deutlich, während die mittlere nur als feine, rotbraune, am Halskragen etwas verbreiterte Linie vor- handen ist. Schwinger, Schildchen und Brustseiten gelb, Hinter- rücken mit breiter, schwarzbrauner Mittelstrieme. Hüften und Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen verdunkelt. Hinterhüften mit blaßbraunem Fleck auf der Vorderseite. Schienendorne schwarz- braun, Sporne gelb. Flügel schwach graulich getrübt, mit gelblicher Wurzel und ebenso gefärbtem Vorderrande. Die äußerste Spitze bei einem Exemplare mit schwachem Schatten. Adern gelb. Geäder wie bei der vorigen Art. Hinterleib lang, seitlich etwas zusammengedrückt, erster Ring gelb mit braunem Rückenfleck, die folgenden schwarzbraun mit lichteren Hinterrändern. Legeröhre gelbbraun. Zwei Weibchen aus dem Zwittatale bei Adamstal, November (Czizek) und 4. Juni. 2. Gattung: Acnemia Win. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 798. Agaricobia Phil., Verh. zool. bot. Ges. 1865. 626. Leia Meig., Curt. — Doletina Staeg., Zett. Kopf rund, vorn wenig flach, tiefstehend, Netzaugen länglich, innen oben etwas ausgerandet. Drei Punktaugen vorhanden, ent- weder im Dreiecke oder in gerader Linie hoch oben auf der Stirne stehend. Taster viergliederig, erstes Glied klein, Endglied ver- längert, fadenförmig. Fühler 2 + 14gliederig, Wurzelglieder becher- förmig, borstig, Geißelglieder walzenförmig. Fig. 2. Mittelleib hochgewölbt, Schildchen klein. Beine kräftig mit breit- gedrückten Schenkeln. Schienen gedornt, mit Endsporne. Flügel (Fig. 2) so lang oder länger als der Hinterleib, mikroskopisch be- 23 haart. Costa weit über den Cubitus hinausragend. Mediastinalis in den Vorderrand mündend, mit der Subcosta durch die Mediastinal- querader verbunden. Basalzelle kurz. Spitzengabel kurzstielig, Posti- calis einfach. Analis rudimentär oder ganz fehlend. Hinterleib sechsringelig, beim Weibchen etwas zusammen- gedrückt. 1. Acnemia nitidicollis Meig. 9 S. 21/,—3 mm. S. B. I. 1818. 255. (Leia). Kopf, Mittel- und Hinterleib einfärbig schwarz oder schwarz- braun. Taster weißgelb, Fühler schwarzbraun. Thoraxrücken gelbhaarig, Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen mehr oder weniger verdunkelt. Schenkelringe mit schwarzer Spitze. Schienendörnchen schwarz, Sporne gelb. Flügel fast glashell, mit gelblicher Wurzel. Cubitus an der Spitze bogig. Analis fehlt. Hinterleib weißgelblich behaart. Hypopygium und Legeröhre schwarzbraun, an letzterer die Lamellen gelb. Die Larven leben nach Winnertz in Pilzen und in faulem Holze. Billowitz, 4. Juni; Bachschlucht bei Kohoutowitz, 21. April. Abbild.: Dipt. Neerl. 1877, t. III, f. 19. 3. Gattung: Azana Walk. Ins. Brit. III. 1856. 26. Boletina Staeg., Zett. Kopf klein, länglichrund, vorn flach, tiefstehend. Netzaugen länglichrund, innen etwas ausgeschweift. Drei Punktaugen vor- Fig. 3. handen, in flachem Dreiecke hoch auf der Stirne stehend. Taster viergliederig. Fühler 2 + 14gliederig, erstes Wurzelglied walzig, zweites becherförmig, Geißelglieder zylindrisch, seitlich etwas zu- sammengedrückt. 24 Mittelieib hochgewölbt, Schildchen klein. Beine kräftig, Schenkel breit, zusammengedrückt; Schienen gespornt und mit Ausnahme der vorderen schwach bedornt. Flügel (Fig. 3) länger als der Hinterleib, mikroskopisch behaart. Costa über den Cubitus hinaus- ragend, Mediastinalis rudimentär, nur als kleines Zähnchen vorhanden. Discoidalis und Posticalis einfach, Analis und. Axillaris fehlend. Hinterleib sechsringelig. 1. Azana anomala Staeg. 2 S. 41/,—5 mm. Naturh. Tidsskr. III. 1840. 238. (Boletina). Scatopsoides Walk., Ins. Brit. III. 1856. 26. Kopf, Rüssel und Taster schwarzbraun. Fühler schwarzbraun, zweites Wurzelglied an der Spitze gelblich. Mittel- und Hinterleib einfärbig glänzend schwarz, gelb- haarig. Schwingerstiel gelb, Knopf schwarzbraun. Hüften und Schenkel bräunlichgelb, Schienen heller; Tarsen und Sporne braun, Schienendorne schwarz. Flügel etwas graulich getrübt. Discoidalis an der Basis sehr blaß. Billowitz, 24. Mai; Schreibwald, 11. Mai. Abbild.: Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863, t. XX, f. 22 (Flügel). 4. Gattung: Rondaniella Johanns. Genera insect. 1909. 66. Leia Meig. (Win.). Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 729. Kopf eirund, vorn flachgedrückt, tiefstehend. Netzaugen länglich; drei Punktaugen vorhanden, im Dreiecke oben auf der breiten Stirne stehend. Taster viergliederig, erstes Glied klein, Endglied am längsten. Fühler 2 + 14gliederig, die Wurzelglieder becherförmig, die Geißelglieder walzig. I, Fig. ue Mittelleib hochgewölbt, Hinterrücken stark entwickelt; Schildchen klein. Beine kräftig, Schenkel breitgedrückt. Schienen 25 gespornt und mit Seitendörnchen. Flügel (Fig. 4) länger als der Hinterleib, mit abgerundeter Basis, mikroskopisch behaart. Costa weit über den Cubitus hinausragend, die Flügelspitze nicht er- reichend. Mediastinalis in den Vorderrand mündend, mit der Sub- costa durch eine Querader nicht verbunden. Basalzelle lang. Spitzen- und Untergabel vorhanden, doch ist an beiden die Wurzel der oberen Zinke unvollständig. Analis nur als Rudiment vorhanden. Hinterleib siebenringelig. Tabelle zur Bestimmung der Arten. 1. Rückenschild mit zwei schwarzen Striemen (S) oder striemenlos (©). . . . . . . . . . . elegans Win. Rückenschild mit drei schwarzen, oft ganz zu- sammengeflossenen Striemen . . . 2 2. Hinterleib gelb, mit dunklen, oft es en Hinterrandsbinden; Thoraxstriemen meist ganz zusammengeflossen . . . . . . variegata Win. Hinterleib schwarzbraun, die ie ne die Spitzenhälfte des sechsten Hinterleibsringes gelb ; Thoraxstriemen meist deutlich getrennt . terminalis Meig. 1. Rondaniella elegans Win. 4 9. 3—3!/, mm. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 793. Taster, Untergesicht und Stirn gelb, Scheitel bräunlich. Fühler schwarzbraun, die Wurzelglieder und vier bis sechs Greibel- glieder gelb. Thoraxrücken gelb, gelbhaarig, mit zwei braunen bis schwarzen Längsstriemen. Brustseiten gelb, braun gefleckt; Schildchen und Hinterrücken schwarzbraun. Schwinger weißgelb. Beim Weibchen ist der Mittelleib meist einfärbig gelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen verdunkelt. Schenkelringe, Hinterschenkel und Hinterschienen an der Spitze schwarz, Schienendorne schwarz, Sporne gelb. Flügel etwas gelblich, mit breit brauner Spitze. Untere Zinke der Untergabel braun gesäumt. Hinterleib gelb, mit schwarzen Hinterrandsbinden auf dem ersten bis dritten (S) oder bis vierten (©) Ringe. Vierter Ring beim Männchen meist ganz gelb oder mit dunklem Rückenfleck, fünfter und sechster schwarz. Endring und Hypopygium gelb, Halt- 26 zangenspitze schwarz. Beim Weibchen sind die drei letzten Ringe so wie die Legeröhre gelb; der fünfte und sechste Ring tragen meist dunkle Seitenflecken. Winnertz zog die Art aus Polyporus nidulans, v. Heyden aus dürrem Waldholze. Selten. Billowitz, 14. Juni. 2. Rondaniella variegata Win. S. 3'/, mm. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 794. Rüssel, Taster und Untergesicht gelbweiß), Stirn und Scheitel schwarzbraun. Fühler schwarzbraun, Wurzelglieder und das erste Geißelglied gelb. Rückenschild gelb, mit drei glänzend schwarzen, meist voll- ständig zusammengeflossenen Striemen. Brustseiten vorn gelb, hinten schwarzbraun. Schildchen und Hinterrücken schwarz. Schwinger weißgelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsenglieder an der Spitze bald mehr bald weniger verdunkelt. Schenkelringe und Spitze der Hinterschenkel und Hinterschienen meist geschwärzt. Sporne gelb. Flügel gelblich, mit schwarzbrauner Spitze und braun angelaufener Posticalis. Hinterleib gelb, mit schwarzbraunen Hinterrandsbinden, die besonders beim Männchen oft so breit sind, daß nur gelbe Ein- schnitte übrig bleiben. Vierter Ring mit gelben Seitenflecken; fünfter und sechster Ring schwarz, Endglied und Hypopygium gelb; Zange schwarz. Beim Weibchen sind der vierte bis siebente Ring gelb, der fünfte und sechste mit dunklen Seitenflecken. Lege- röhre gelb. Die Larven leben in Boletus scaber. Billowitz, 4. Juni; Königsfeld, 22. Juni (Czižek). 3. Rondaniella terminalis Meig. ©. 3'/, mm. S. B. I. 1818. 254. Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirn und Scheitel ver- dunkelt. Fühler schwarzbraun, Wurzelglieder und drei Geißel- glieder gelb. Thoraxrücken gelb, mit drei glänzend schwarzen, meist ge- trennten Striemen. Brustseiten gelb, braun gefleckt. Schildchen und Hinterrücken schwarz. Schwinger weißgelb. Hüften, Schenkel und 27 Schienen gelb, Tarsen verdunkelt. Schenkelringe, Spitze der Hinter- schenkel und Hinterschienen und die Schienendorne schwarz, Sporne gelb. Flügel bräunlich getrübt, mit schwarzbrauner Spitze und braun gesäumter Posticalis. Hinterleib schwarzbraun, gelbbraunhaarig, erster und die Spitzenhälfte des sechsten Ringes sowie der Endring und die Lege- röhre gelb. Nur 1 2 aus Billowitz, 8. September. Zbpilds: 9- B 1818, t IX, f. 13 u. 14 (Kopf und Flügel). 5. Gattung: Neurotelia Rond'). Prod. 195. 1856. Anaclinia Win., Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 770. Mycetophila Meig. — Lea Stann., Macq., Meig. — Boletina Staeg., Zett., Walk. Kopf klein, tiefstehend. Netzaugen eirund, innen etwas aus- gerandet, die drei Punktaugen in fast gerader Linie auf der Stirne. Taster viergliederig, erstes Glied klein, die folgenden an Länge zunehmend. Rüssel etwas vorstehend. Fühler 2 + 14gliederig, Wurzelglieder napfförmig, Geißelglieder höher als breit, zylindrisch, seitlich etwas zusammengedrückt. Mittelleib kurz, hochgewölbt. Schildchen klein. Beine lang und schlank, Schienen gespornt und mit winzigen Seitendörnchen versehen. Flügel (Fig. 5) etwa so lang als der Hinterleib, mikro- skopisch behaart, an der Basis abgerundet. Costa etwas über den Cubitus hinausragend, die Flügelspitze nicht erreichend. Media- stinalis lang, in die Costa mündend, mit der Subcosta durch eine Querader verbunden. Cubitus wellig geschwungen. Obere Zinke der Spitzengabel unvollständig, mit der Discoidalis nicht zusammen- 1) Rondani und Johannsen schreiben Neuratelia, was entschieden unrichtig ist. 28 hängend. Posticalis gegabelt, Basis dieser Gabel etwas jenseits der Cubitalquerader liegend. Analis derb, unvollständig, Axillaris zart, aber deutlich. Hinterleib lang und schlank, seitlich etwas zusammengedrückt, siebenringelig. 1. Neurotelia nemoralis Meig. 4 9. 6—7 mm. S. B. I. 1818. 265. (Mycetophila). - Kopf schwarz. Fühler schwarzbraun, die Wurzelglieder lichter, gelbbräunlich, erstes, oft auch das zweite Geißelglied rötlichgelb. Taster gelb, oft verdunkelt. Mittelleib schwarzbraun, Rückenschild glänzend, gelb behaart, meist mit kleinem, gelblichen Schulterfleck, zuweilen auch der Halskragen gelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, zweites Hüftglied gebräunt, Hinterschienen an der Spitze meist verdunkelt. Tarsen braun, an der Wurzel lichter. Sporne gelb, die schwarzen Seitendörnchen sehr klein. Flügel etwas bräunlich getrübt, am Vor- derrande gelblich. Geäder wie in der Gattungsdiagnose angegeben. Hinterleib lang, schwarzbraun, anliegend blaßgelb behaart. Die Art ist von Mai bis August an Waldbächen gar nicht selten. Billowitz; Thayaauen; Lomnabachtal (Beskiden); Ullersdorf. Abbild.: W. E. Z. 1911, S. 164, f. 5 u. 6 (Hypopygium). Anmerkung: Die von F. Meunier im Jahre 1904 auf- gestellte Gattung Anaclileia ist der Gattung Neurotelia Rond. nahe- stehend, unterscheidet sich aber durch das Flügelgeäder. Es fehlen nämlich die Mediastinalquerader und die Analis vollständig, die Costa reicht weit über den geraden Cubitus hinaus und die Unter- gabel ist kürzer. Anaclileia anacliniformis Meun., die einzige Art dieser Gattung, gehört der baltischen Bernsteinfauna an. Abbild. W. 22. 191178. 162,1. PL (Rigel 6. Gattung: Paraneurotelia Land. W. E. Z. 1911. 161. Kopf klein, tiefstehend. Netzaugen länglich, drei Punktaugen in gerader Linie auf der Stirn. Taster viergliederig, Rüssel etwas vorstehend. Fühler 2 + 14gliederig, Basalglieder klein, napfformig, Geißelglieder walzig. 29 Mittelleib hochgewölbt, Hinterrückenstarkentwickelt.Schildchen klein. Beine einfach, Schienen kurz gespornt, mit äußerst zarten Seitendörnchen, fast kahl erscheinend. Flügel (Fig. 6) etwas kürzer als der Hinterleib. Costa weit über den nur wenig welligen Cubitus Fig. 6. hinausragend. Mediastinalis lang, in die Costa mündend und durch eine Querader mit der Subcosta verbunden. Obere Zinke der Spitzengabel an der Basis unvollständig. Untergabel kurz und weit offen. Analis lang und kräftig, Axillaris fast gänzlich fehlend und nur als kaum wahrnehmbares Wurzelrudiment vorhanden. Hinterleib schlank, siebenringelig. 1. Paraneurotelia Dziedzickii Land. 2 2. 4—41/, mm. NW. EB. 7. 1911, 162, Kopf, Mittel- und Hinterleib einfärbig schwarz. Taster gelb- bräunlich, Untergesicht mit gelbbraunen Borstenhaaren besetzt. Fühler schwarzbraun, zweites Basalglied und erstes Fühlergeißel- glied gelb. Thoraxrücken glänzend, blaßgelblich behaart. Schwinger weiß- gelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb. Mittel- und Hinter- hüften an der Basis deutlich geschwärzt; zweites Hüftglied mit schwarzem Punkt. Sporne gelbbraun, Tarsen verdunkelt, Flügel fast glashell. Geäder wie in der Gattungsdiagnose angegeben. Hinterleib glänzend, blaßgelblich behaart, beim Weibchen sparsamer. Hypopygium und Legeröhre schwarz. 5 dd und 2 99 an Waldbächen. Billowitz, Mai. Abbild.: W. E. Z. 1911, f. 1—4 (Flügel, Hypopygium). 7. Gattung: Leptomorphus Curt. Brit. Ent. 1831. 365. Kopf klein, schmal, tiefstehend. Netzaugen eirund, innen etwas ausgerandet. Drei Punktaugen in flachem Dreiecke auf der Stirne vorhanden. Taster viergliederig, erstes Glied klein, zweites 30 halb so lang als das dritte, das Endglied am längsten. Fühler 2 + 14 gliederig, Wurzelglieder deutlich abgesetzt, erstes napfförmig, zweites becherförmig, beborstet. Geißelglieder höher als breit, walzenförmig. Mittelleib hochgewölbt. Beine verlängert, schlank, Schienen mit langem Sporne und kurzen Seitendörnchen. Flügel (Fig. 7) länglich, kürzer als der Hinterleib, deutlich behaart. Costa nur wenig über den Cubitus hinausragend. Mediastinalis vollständig, in die Costa mündend, durch eine Querader mit der Subcosta ver- bunden. Spitzengabel mäßig lang gestielt, Basis der Untergabel vor, fast unter der Cubitalguerader liegend. Analis derb, Axillaris fehlend. Hinterleib siebenringelig, sehr lang, seitlich etwas zusammen- gedrückt. Die einzige Art dieser Gattung (L. Walkeri Curt.) habe ich auf mährischem Boden noch nicht gefangen. Ich besitze aber ein Männchen dieser seltenen Art, das Kollege Czižek aus Nieder- österreich (Pernitz) mitgebracht hat. Abbild.: Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1875, f.5 (Flügel) und 1912, S. 776, f. 3 (Hypopygium). 8. Gattung: Allocotocera Mik. W. E, Z. 1886; S. 102. Enrycera Dzied. Pam. Fix. 1885. S. 6 (sep.) Augen länglich; drei Punktaugen vorhanden. Taster vier- gliederig. Fühler 2 + 14 gliederig. Flügel (Fig. 8) oval; Costa deutlich über den Cubitus hinaus- ragend. Mediastinalis vollständig, in die Costa mündend; Querader vorhanden oder fehlend'); Cubitus vor der Mitte der Subcosta aus dieser abzweigend, fast gerade. Discoidalis und Posticalis ge- 1) Dziedzicki zeichnet (Pam. Fiz. 1885, t. 4, f. 9) keine Mediastinal- querader, während Johannsen (Gen. insect. 1909, t. 5, f. 7) diese Querader deutlich abbildet. | 91 gabelt; Obergabel lang gestielt, schmal, Untergabelbasis weit vor der Basis der Discoidalgabel gelegen. Analis lang, Axillaris zart und kurz. Fig. 8. Hinterleib siebenringelig. Allocotocera flava Dzied. (Pam. Fiz. 1885) wurde bisher in Mähren nicht beobachtet. Abbild.: Pam. Fiz. 1885, t. 4, f. 8—15 (Mücke, Flügel, Taster, Geschlechtsorgane). 9. Gattung: Boletina Staeg. Naturh. Tidsskr. 1840. 233. Fungina und Agaromya Rond. Prod. 1856 respektive 1861. Mycetophila Meig., Zett., — Leia Meig., Walk., Zett., Mace. Kopf klein, flachgedrückt, tiefstehend. Netzaugen länglich, innen etwas ausgerandet. Drei Punktaugen in flachem Dreiecke auf der Stirne stehend. Taster viergliederig, erstes Glied klein, das Endglied am längsten. Fühler 2 + 14gliederig, Wurzelglieder becherförmig, Geißelglieder zylindrisch, etwas zusammengedrückt. Fig. 9. Mittelleibhochgewölbt, Hinterrůckenstarkentwickelt,Schildchen klein. Beine schlank, Schienen gespornt und mit schwachen Seiten- dörnchen. Flügel (Fig. 9) so lang oder länger als der Hinterleib, Costa bald mehr oder bald weniger, oft kaum über den Cubitus hin- ausragend; Mediastinalis vollständig, lang, in die Costa mündend, mit der Subcosta durch eine Querader verbunden, die aber oft 92 verblaßt ist. Spitzengabel lang, kurzstielig, Basis der Untergabel unter oder vor der Spitzengabelbasis, selten kaum merklich jen- seits desselben. Analis unvollständig, Axillaris sehr zart. Hinterleib schlank, siebenringelig. Tabelle zur Bestimmung der Arten. 1. Mediastinalis deutlich und weit vor der Wurzel des Cubitus in die Costa mündend . 2 Mediastinalis kaum vor, meist aber über oder hinter dieser Stelle mündend . . .3 2. Zweites Basalglied der Fühler gelb; Flügel- spitze lichtbraun gesäumt . . . . . . . Anderschi Stann. Fühler ganz schwarzbraun; Flügelspitze hell . trivittata Meig. 3. Alle Hüften gelb Re, 00. BT S Wenigstens die beiden Hnftefsfen Hüften ganz oder teilweise schwarzbraun. , . . 4 4. Größere Art; Hypopygium (Fig. 10) . . . nigricoxa Staeg. Kleinere Art; Hypopygium (Fig. 12) . . . gripha Dzied. 5. Fühler an der Basis deutlich gelb. . . . 6 Fühler ganz schwarzbraun, höchstens das zweite Basalglied an der Spitze, das erste Geißelglied an der Basis schmal gelblich . 7 6. Erstes Basalglied gelb... .:. ... ..:.ns „nitida Grzes. © Basalglieder schwarz, ein oder zwei Geißel- glieder deutlich gelb .;.:. <. , + +, basalis Meig- 7. Fühler einfarbig schwarzbraun; Hypopygium (Be. 12) 20e, sr „ BClarina IAE Die Verbin dungsrtelle der teen Basal- und des ersten Fühlergeißelgliedes mehr oder weniger gelb . . . . . .: "6 - 8. Costa weit über den Cubitus ne Bi zur Mitte zwischen Subcosta und Ober- zinke der Spitzengabel gehend . . . . .9 Costa nur wenig über den Cubitus hinaus- ragend, höchstens ein Dritteil obiger Ent- fernung erreichend; Hypopygium (Fig. 15). Grzegorzeki Dzied.. 9. Hypopygium (Fig. 13) . . . . . 2.2.2. Lundstroemi Band: Hypopygium (Fig. 14) 00002 M) D moravica Hand. 99 1. Boletina trivittata Meig. S 9. 6—6!/, mm. >. B2 1221818. 528. (Leia). Kopf, Mittel- und Hinterleib schwarzbraun. Stirn und Scheitel etwas grau schimmernd. Taster gelb. Fühler schwarzbraun. Thoraxrücken aschgrau, mit drei schwarzen Längsstriemen, die mittlere geteilt. Die Behaarung sparsam, gelb. Brustseiten und Schildchen etwas grau schimmernd. Schwinger, Hüften und Schenkel gelb, zweites Hüftglied verdunkelt. Schienen bräunlich, mit schwarz- braunen Spornen und Seitendörnchen. Tarsen braun. Flügel etwas grau getrübt, mit kaum über den Cubitus hinausragender Costa. Mediastinalis deutlich vor der Wurzel des Cubitus in die Rand- ader mündend, durch eine Querader mit der Subcosta verbunden. Analis unvollständig, Axillaris zart. Basis der Untergabel etwas vor oder auch unter der Spitzengabelbasis. Hinterleib schwarzbraun, gelbhaarig; beim Weibchen sind die Hinterränder der Ringe oft lichter. Hypopygium gelbbraun, Legeröhre schwarzbraun. Heyden zog die Art aus altem Holze (Sack., Fauna v. Frank- furt, Ber. d. nat. Ges. Frankf. 1907, 12). Adamstal, 7. und 13. Mai. Abbild.: Pam. Fiz. 1885, t. IV, f. 22—24 (Hyp. u. forceps) ur tar Ve, 1, (app: nt.) 2. Boletina Anderschi Stann. G. 4 min. Observ. Mycetoph. 1831. 20 (Mycetophila). Kopf schwarzbraun, Taster gelb. Fühler schwarzbraun, zweites Basalglied und die Basis des ersten Fühlergeibelgliedes gelb. Mittelleib schwarz, T'horaxrücken stark glänzend, namentlich an den Seiten lang, gelb behaart. Schildchen und Brustseiten schwarz. Schwinger gelb. Hüften und Schenkel blaßgelb, Schienen gebräunt, Füße dunkel. Zweites Hüftglied schwarzbraun, die hintersten Hüften an der Basis geschwärzt; Hinterschenkel an der Spitze schmal, aber deutlich schwarzbraun. Schienendorne schwarz. Sporne gelb. Flügel fast glashell, mit deutlich gebräunter Spitze. Costa kaum über den Cubitus hinausragend. Mediastinalis gelblich, deutlich vor der Wurzel des Cubitus in die Costa mündend, durch Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XIV. 3 34 eine blasse Querader mit der Subcosta verbunden. Untergabel- basis deutlich vor der Basis der Spitzengabel, fast unter der Basis des Stieles liegend. Analis unvollständig, Axillaris zart. Hinterleib schlank, schwarzbraun, glänzend, anliegend und kurz gelblich behaart. Hypopygium gelbbraun, klaffend, von dem Typus der Boletina-Hypopygium abweichend. Ein Männchen aus Hobitschau, 17. April. Abbild.: Annal. Mus. nat. hung. 1911, 1. XL. 7 S (Hypopygium). 3. Boletina basalis Meig. © S. 5—5!/, mm.. S. B. I. 1818. 257. (Leia). humeralis Zett., Ins. Lapp. 1938. 862. — nigra Zett., Ins. Lapp. 1838. 862. (Leia). Kopf schwarzbraun, Rüssel und Taster gelb. Fühler schwarz- braun, erstes Geibelglied ganz, zweites ganz oder wenigstens unter- seits gelb. Mittelleib schwarzbraun, gelbhaarig; Thoraxrücken beim Männchen fast einfärbig, höchstens mit kleinem gelblichen Schulter- fleck; beim Weibchen ist dieser Schulterfleck bedeutend größer und reicht seitlich bis zu der Flügelwurzel, so daß die Thorax- mitte wie von drei vollständig zusammengeflossenen Striemen be- deckterscheint. Schildchen bräunlich, der Rand oft lichter. Schwinger, Hüften und Schenkel gelb, zweites Hüftglied braun, Schienen ver- dunkelt, Sporne gelb, Seitendorne schwarzbraun. Tarsen braun. Flügel fast glashell. Costa deutlich über den Cubitus hinausragend, die blasse Mediastinalis über oder kaum vor der Wurzel des Cubitus in die Costa mündend und durch eine Querader mit der Subcosta verbunden. Hinterleib des Männchens einfärbig schwarzbraun, etwas glänzend, blaßgelb behaart, beim Weibchen ist nur der erste Ring ganz schwarzbraun, die übrigen haben deutliche gelbe Hinter- randsbinden. An Waldbächen in der mährischen Schweiz. Billowitz, 15. und 31, Mai; Adamstal, 27. Mai. Abbild.: Pam. Fiz. 1885. t. V, f. 6—9 (Hyp., forceps und app. int.). Ot 4. Boletina nitida Grzeg. 2. 4'/, mm. B. E. Z. 1885. 204. Kopf schwarz, Rüssel und Taster gelb oder licht bräunlich. Fühler schwarzbraun, erstes Basalglied gelb. Mittelleib schwarz, glänzend, auch die Brustseiten und der Hinterrücken. Thoraxrücken gelbhaarig. Schwinger, Hüften und Schenkel gelb, Schenkelringe schwarz; Schienen bräunlich, Sporne gelbbraun, Seitendorne schwarz: Tarsen schwarz. Flügel bräunlich- grau. Costa weit über den Cubitus hinausragend. Mediastinalis über der Cubituswurzel in die Costa mündend; Querader vor- handen. Untergabelbasis etwas über die Mitte des Stieles der Spitzengabel reichend. | Hinterleib glänzend schwarz, mit breiten, die Spitzenhälfte einnehmenden gelben Binden auf dem zweiten bis vierten Ringe. Der Bauch auf den vier ersten Ringen gelb. Legeröhre schwarzbraun. Billowitz, 4. Juli; nur ein einziges Weibchen. Abbild.: Annal. Mus. nat. hung. 1911, t. XL, f. 15 (Hypopygium). 5. Boletina nigricoxa Ntaeg. 2 S. 4—41/, mm. Naturh. Tidssk. 1840. 236. Kopf, Mittel- und Hinterleib schwarz. Fühler schwarzbraun. Taster braun. Mittelleib etwas glänzend, gelbhaarig. Schwinger gelb. Vor- derhüften an der Spitze oder auf der ganzen Vorderseite gelb, die Fig. 10. Basis sowie die Mittel- und Hinterhüften schwarz. Schenkel gelb, meist aber verdunkelt, gelbbräunlich. Schienen bräunlich, Tarsen 3* 36 schwarz. Vorderschenkel gewöhnlich mit braunem Wisch an der Basis der Unterseite. Sporne gelbbraun. Flügel grau getrübt, mit braunen Adern und gelblicher Mediastinalis. Costa mäßig über den Cubitus hinausragend. Mediastinalis etwas jenseits der Wurzel des Cubitus in die Costa mündend, mit der Subcosta durch eine Querader verbunden. Basis der Untergabel bald mehr, bald weniger vor der Spitzengabelbasis liegend. Hinterleib schwarzbraun, kurz und anliegend gelb behaart. Hypopygium und Legeröhre schwarzbraun, Hypopygium (Fig. 10). Das in Winnertz nicht beschriebene Weibchen gleicht dem Männchen vollständig, nur sind die Beine mehr verdunkelt, der Hinterleib flachgedrückt. Hobitschau, 31. März. À Abbild.: W. E. Z. 1912, S. 179, f. 8—9 (Hypopygium). 6. Boletina sciarina Staeg. 29. 3—4 mm. Naturh. Tiddsk. 1840. 236. obscurella Zett., Ins. Lapp. 1838. 866. (Mycetophila). Kopf schwarzbraun, ebenso der Rüssel, die Taster und Fühler. Mittelleib einfärbigschwarzbraun, Thoraxrücken etwas glänzend, gelbhaarig. Hüften und Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen braun. Schenkelringe braunschwarz. Schenkel unterseits an der Basis gewöhnlich mit braunem Wisch. Schienendorne schwarz, Sporne gelb. Flügel kaum getrübt. Costa weit über den Cubitus reichend. Mediastinalis über der Cubituswurzel in den Vorderrand 37 mündend; Querader vorhanden. Untergabelbasis mehr oder weniger vor der Basis der Spitzengabel liegend. Hinterleib schwarzbraun. Hypopygium (Fig. 11). Eine im ganzen Gebiete besonders im Frühlinge gemeine Art. Abbild.: Pam. Fiz. 1885, t. V, f. 10—13 (Hyp. forceps und app. int.). 7. Boletina gripha Dzied. 2 S. 3—3!/, mm. Pam, Fiz. 1885. 9. (sep: p.). Sie gleicht der vorigen Art, unterscheidet sich aber von ihr nach Dziedzicki durch längere Fühler und anderes Hypopygium. Alle 30 Exemplare, die ich besitze, unterscheiden sich aber auber- dem durch stark verdunkelte, fast schwarzbraune Mittel- und Hinterhüften; auch die Vorderhüften sind größtenteils, wenigstens aber an der Basis verdunkelt. Hypopygium (Fig. 12). Fig. 12. Ich glaube, daß die von Winnertz angegebenen Färbungs- varietäten der sciarina mit dunklen (Winnertz sagt pechfarbigen) Hüften ebenfalls zu dieser Art gehören, wenigsten zeigen alle meine sciarina-Stücke keine oder wenigstens keine deutliche Ver- dunkelung der Hüften. Ebenso halte ich die von Strobel beschriebene Varietät trebevicensis (Wiss. Mitt. Bosnien, 1900, 103) für Boletina gripha Dzied., doch könnte nur die Untersuchung der Hypopygien hier- über Klarheit verschaffen. Nicht selten und weit verbreitet, doch nur im Frühlinge. Billowitz, 21. April; Hobitschau, 16. April; Schreibwald, 19. April. Abbild.: Pam. Fiz. 1885, t. VI, f. 2—5 (Hyp., forceps und app. int.). 38 8. Boletina Lundstroemi Land. S. 3 mm. W. E. Z. 1912, p. 30. Eine Art, die ebenfalls der Boletina sciarina Staeg. voll- ständig gleicht und sicher nur durch die Untersuchung des Hypo- pygiums von ihr getrennt werden kann. Die Fühler sind aber nicht einfärbig, sondern es ist das zweite Basalglied an der Spitze, das erste Geißelglied an der Wurzel mehr oder weniger gelblich. Das Hypopygium ist ent- schieden anders gebildet (Fig. 13). Fig. 13. Das Weibchen kenne ich nicht oder kann wenigstens die vielleicht hierher gehörigen Stücke von dem Weibchen der sciarina nicht trennen. Billowitz, 20.Mai; Schreibwald, 14. April; Hobitschau, 16. April; mit der Boletina sciarina, doch seltener. Abbild.: W. E. Z. 1912, p. 30, f. 5—6 (Hypopygium). 9, Boletina moravica Land. S. 3 mm. W. 2.2.1912,95 2% Eine dritte Art, welche auch nur auf Grund des Hypopygiums von sciarina mit Sicherheit getrennt werden kann. Sie gleicht voll- kommen der vorigen, da auch bei ihr die Verbindungsstelle des zweiten und dritten Fühlergliedes mehr oder weniger gelblich er- scheint. Das Hypopygium gleicht aber mehr dem der Sciarina (Fig. 14). 39 Fig. 14. Ein Männchen aus dem Obratale. 28. April. Abbild.: W. E. Z. 1912, p. 29, f. 3—4 (Hypopygium). 10. Boletina Grzegorzeki Dzied. Z2. 41/,—5 mm, Pam. Fiz. 1885. 10 (sep. p.) Kopf schwarzbraun. Taster gelblich. Fühler schwarzbraun, zweites Basalglied an der Spitze, erstes Geißelglied am Grunde gelb. Mittelleib einfärbig schwarzbraun. Thoraxrücken etwas glän- zend, gelbhaarig. Beim Weibchen, das von Dziedzicki nicht be- Fig. 15. schrieben wird, zeigt der Thoraxrücken einen kleinen, schmutzig- gelben Schulterfleck. Schwinger, Hüften und Schenkel gelb, Schienen gelbbräunlich, Tarsen verdunkelt. Zweites Hüftglied geschwärzt, Schienendorne schwarz, Sporne schwarzbraun. Flügel etwas grau- lich getrübt. Costa mäßig, beim Weibchen etwas mehr über den Cubitus hinausragend; Mediastinalis blaßgelb, etwa über der 40 Wurzel des Cubitus in die Costa mündend, durch eine Querader mit der Subcosta verbunden. Basis der Untergabel etwa unter der Mitte des Spitzengabelstieles liegend, selten bis zur Basis des- selben reichend. Hinterleib des Männchens einfarbig schwarzbraun, blaßgelb- lich behaart, der des Weibchens mit schmalen, linienartigen, schmutziggelben Einschnitten. Hypopygium Fig. 15. Adamstal, 13. Mai; Billowitz, 4. und 20. Mai. Abbild.: Pam. Fiz. 1885. t. VI, f. 10—13 (Hyp., forceps und app. int.). 10. Gattung: Leia Meig. S. B. I. 258. 1818. Glaphyroptera Win., Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 781. Lejmoya Rond., Prodr. I. 1856. 145. Lejosoma Rond., Prodr. I. Corr. 1856. Neoglaphyroptera Ost.-Sack., Cot. N. Amer. 1878. 10. Mycetophila Meig., Macqg.— Leia Lehm., Curt., Staeg., Zett., Walk. Kopf länglich, tiefstehend. Netzaugen länglich, oben innen etwas ausgerandet. Die drei Punktaugen in einer flachen Bogen- linie auf der Stirne stehend, die seitenständigen nahe am Augen- rande. Taster viergliederig, erstes Glied klein, Endglied am längsten. Fühler 2 + 14gliederig, erstes Wurzelglied becherförmig, zweites napfförmig, beide an der Spitze mit längeren Borsten versehen. Greibelglieder walzenförmig, seitlich etwas zusammengedrückt. Sm NES = es Sa G, B Le P A Fig. 16. Mittelleib hochgewölbt. Schildchen klein. Beine mäßig lang, Schienen mit Seitendörnchen und kräftigen Spornen. Flügel (Fig. 16) etwas länger als der Hinterleib. Costa nicht über den Cubitus hin- ausragend. Mediastinalis kurz, vor der Flügelmitte in die Costa mündend, meist durch eine Querader mit der Subcosta verbunden. Cubitus nahe an der Spitze der Subcosta abzweigend, Basalzelle infolgedessen weit über die Flügelmitte reichend. Spitzen- und 41 Untergabel vorhanden, obere Zinke der letzteren an der Basis oft unvollständig, mit der Posticalis nicht zusammenhängend. Basis der Untergabel stets vor der Wurzel der Cubitalquerader liegend. Analis unvollständig. Hinterleib schlank, siebenringelig, beim Weibchen etwas plattgedrückt. Tabelle zur Bestimmung der Arten. 1. Flügel ungefleckt und ohne Binde vor der Spitze 2 Flügel mit Flechen Pau lee Binde vor der Spitze oder wenigstens Spuren der- selben vorhanden . . . . EE LS 20 2. Hinterleib einfärbig, Fühler ei gegen die Spiize verdunkelb ,... 900 ee =. .unicolor Win. Hinterleib mit schwarzbraunen Binden, Fühlergeißelglieder braun geringelt. . . . alternans Win. 3. Größtenteils schwarz gefärbte Mücken . . . bimaculata Meig. Größtenteils rostgelb gefärbte Tiere . . . . 4 4. Obere Zinke der Untergabel mit der Posticalis zusammenhängend; wenn unterbrochen, so Flügelbinde in Flecke aufgelöst. . . . . Winthemii Lehm. Obere Zinke der Untergabei an der Basis nicht mit der Posticalis zusammenhängend . 5 5. Hinterleib mit großen, dreieckigen, auf dem Rücken meist Ss a schwarz- braunen Flecken. . . . . x . .„ subfasciata Meig, Hinterleib einfärbig gelb a mit HS braunen Hinterrandsbinden oder Ein- ZÁDA AO k (OPPO Soon- 6. Hinterleib einfärbig gelb, höchstens mit schmalen, dunklen Einschnitten . . . . . fascipennis Meig. Hinterleib mit deutlichen, schwarzbraunen Finterssndabindem . „20er. dei 117 7. Erster Hinterleibsring einfärbig gelb . . . pieta Meig. Erster Hinterleibsring am Hinterrande deut- helivsehwärzbraun). =... „14 Ju 8 usd: 1 fasciola Meig. 1. Leia faseipennis Meig. 9. 5—6 mm. Se BOE1818:1259. crucigera Zett., Ins. Lapp. 1838. 861 (Leia). Havicorms Meig., S. B. I. 1818. 255 (Leia). Einfärbig ockergelb, die Farbe des Leibes im Tode oft ver- dunkelt. Fühler gelb, Geibel gegen die Spitze dunkler werdend, oft fast ganz gelb. Punktaugen auf einem schwarzen Fleck stehend. Rückenschild gelbhaarig, Borsten am Rande des Schildchens schwarz. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen verdunkelt. Schenkelringe mit dunkler Spitze. Schienensporne gelb. Flügel gelblich, mit blaßbrauner Binde vor der Spitze, die bei unaus- gefärbten Stücken oft nur als schwacher Schatten vorhanden ist. Sie beginnt am Vorderrande, füllt hier fast die ganze Spitzen- hälfte der Subcostalzelle aus und verläuft, blasser werdend, bis zum Flügelhinterrande. Auch an der Posticalis liegt oft ein braunes Fleckchen. Obere Zinke der Untergabel an der Wurzel un- vollständig. Hinterleib gelbhaarig; manchmal finden sich dunklere Ein- schnitte vor. Nicht selten. Obratal, 30. Mai; Hobitschau, 4. September; Schreibwald, 11. Juni; Adamstal, 16. Juni; Rožnau, August. 2. Leia unicolor Win. ©. 5—5!/, mm. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 784. Ganz ockergelb. Behaarung des Körpers gelb, die Borsten am Schildchenrand hellbraun. Fühler gelb, die Spitzenhälfte der Geibel und die Tarsen braun. Flügel bráunlichgelb, ohne Binde vor der Flügelspitze. Cubitus bogig, Spitzengabel enge. Ich besitze zwei Weibchen, auf welche die von Winnertz gegebene, allerdings kurze Beschreibung passen würde. Beide Tiere unterscheiden sich von dem Weibchen der vorigen Art nur durch hellere Schildchenborsten, durch das Fehlen des Punktaugentleckes und durch den Mangel der Flügelbinde Die Angaben: „Cubitus bogig, die Spitzengabel enge“ können nach meinem Dafiirhalten kein sicheres Erkennungszeichen abgeben, da auch bei fascipennis Meig. der Cubitus bogig ist und die Spitzengabel entschieden 43 nicht breit erscheint. Da die Flügelbinde bei fascipennis Meig. oft undeutlich ist oder bloß als schwacher Schatten auftritt, scheint es mir sehr wahrscheinlich zu sein, dab unicolor Win. nur ein unausgefärbtes Stück oder eine Varietät von fascipennis darstellt. Winnertz kennt nur das Weibchen, Schiner, der die Art auch anführt, erwähnt über das Geschlecht nichts, von anderen Autoren wird unicolor nicht aufgezählt. Billowitz, 14. Juni. 3. Leia fasciola Meig. ©. 4—5'/, mm. D. B. L 1818. 256 (Leia). Kopf gelb, Hinterstirn und Scheitel verdunkelt. Taster gelb. Fühler braun, Wurzelglieder und ein bis drei Geibelglieder gelb. Mittelleib gelb, gelbhaarig, Schildchenrand mit schwarzen Borsten. Vor der Flügelwurzel unter dem Rande des Rücken- schildes ein braunes Fleckchen. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun; Schenkelringe mit braunem Striche an der Spitze, Spitze der Hinterschenkel gebräunt. Flügel gelbbräunlich getrübt, mit brauner, am Vorderrande intensiver gefärbter Binde vor der Spitze. Unter der Posticalis ein braunes Fleckchen. Obere Zinke der Untergabel unvollständig. Hinterleib gelb, erster bis fünfter Ring mit schwarzen Hinter- randsbinden, die aber oft nur sehr schmal sind. Sechster und siebenter Ring ganz schwarz, letzterer beim Männchen sehr klein und unter dem sechsten vorbergen. Hypopygium schwarz, Lege- vöhre schwarz mit gelben Lamellen. Die Larven lebennach Winnertz in Pilzen und in faulem Holze; auch Heyden zog sie im Mai und Juni aus Schwämmen (Sack). 21. Juni, ein Weibchen auf dem Fenster meiner Wohnung. Frain (Siebeck). 4. Leia subfasciata Meig. 39. 41/,—5 mm. S. B I. 1818. 270 (Mycetophila). Marklini Zett., Ins. Lapp. 1838. 861 (Leia). Kopf gelb, der rückwärtige Teil der Stirne, Scheitel und Hinterkopf gebräunt. Taster gelb, Fühler braun, Wurzelglieder und ein bis drei Geißelglieder (besonders beim Weibchen) gelb. 44 Mittelleib rostgeib, gelbhaarig, meist mit dunklem Fleck an der Flügelwurzel. Oft zeigt der Thoraxrücken, besonders wieder beim Weibchen, mehr oder weniger deutliche Striemen. Schildchen gelb, oft verdunkelt bis schwarz. Hinterrücken mit mehr oder weniger breiter, schwarzbrauner Makel oder Strieme. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun. Schenkelringe und die Spitze der Hinterschenkel schwarzbraun. Schienensporne gelb. Flügel gelblich, mit brauner Binde vor der Spitze. Obere Zinke der Untergabel an der Basis unvollständig. Hinterleib rostgelb, gelbhaarig, mit breiten, dreieckigen, auf der Mitte zusammenhängenden Rückenflecken. Die Breite dieser Flecken ist jedoch verschieden, oft sind sie bloß als breite, in der Mitte erweiterte Hinterrandsbinden vorhanden. Die zwei letzten Ringe meist schwarzbraun. Hypopygium und Legeröhre gelb, letztere auch verdunkelt und nur die Lamellen gelb. Billowitz, 20. Mai und 11. Juni: Tracht, 17. Mai; Czerno- witz, 15. Mai (Czižek). o. Leia picta Meig. S 2. 3—3!/, mm. S. B.V I 1830. 296 (Leia). bifasciata Gimm., Bull. Soc. Imp. Nat. Mosc. 1846 (Leia). Kopf, Rüssel und Taster gelb. Fühler braun, die Wurzel- glieder und das erste Geißelglied gelb. Mittelleib rostgelb, gelbhaarig, mit schwarzen Schildchen- borsten. Thoraxrücken oft mit drei schwachen Längsstriemen, von denen die mittlere häufig kaum angedeutet erscheint. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen verdunkelt. Hinterschenkel und meistens auch die Hinterschienen an der Spitze schwarzbraun. Flügel gelblich, mit breiter, schwarzbrauner Binde vor der Spitze, die aber oft, besonders beim Männchen, sehr verblaßt ist. Hintere Posticalzelle im Spitzendrittel ebenfalls braun. Obere Zinke der Untergabel an der Basis unvollständig. Hinterleib gelb, zweiter bis vierter Ring mit mehr oder weniger breiter, schwarzbrauner Hinterrandsbinde, die folgenden Ringe, das Hypopygium und die Legeröhre schwarz oder schwarzbraun. An Waldbächen ziemlich häufig. Billowitz, 4. Juni; Mohra- tal, August; Rožnau, August. 45 6. Leia alternans Win. G9. 4—5 mm. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 788. Kopf gelb, Fühler gelb, alle Geibelglieder an der Spitze schwarz geringelt. Mittelleib rostgelb, gelbhaarig, auf dem Rückenschilde über der Flügelwurzel ein schwarzbrauner Punkt, der aber oft voll- ständig fehlt. Brustseiten und Hinterrücken einfärbig gelb, oder es ist der Hinterrücken und die Hinterseite des Schwingerwulstes braun, oft auch ein lichtbrauner Fleck über den Mittelhüften. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen verdunkelt. Schenkelringe mit schwarzem Punkte an der Spitze, Hinterschenkel mit schwarz- braunem Ringe dicht vor der Spitze. Schienensporne gelb. Flügel gelblich, ohne Binde. Die Mediastinalis ist sehr blaß, oft ist ihre Einmündungsstelle in die Costa kaum wahrnehmbar; auch die Querader, die sie mit der Subcosta verbindet, ist vielfach undeut- lich, oder fehlt vollständig. Hinterleib gelb, erster Ring mit schwarzbraunem Hinterrande, zweiter bis fünfter Ring mit schwarzbrauner Hinterrandsbinde. Bei dem Männchen, das Winnertz nicht beschreibt, ist die Binde am vierten und fünften Ringe sehr breit, so dab insbesondere der fünfte Ring oberseits fast ganz schwarzbraun erscheint. Sechster und siebenter Ring gelb, letzterer beim Männchen verkümmert, kurz und unter dem vorletzten verborgen. Hypopygium und Lege- röhre rostgelb oder bräunlich. Tracht (Südmähren), 4. Juni und 2. August; Königsfeld bei Brünn, 22. Juni (Czizek). 7. Leia Winthemi Lehm. S. 41/,—5 mm. Insect. spec. non. ť. aego. Hamb. capt. 1822. 39 (Leia). maculipennis Say, Lonyÿs Exped. to St. Peters Piver 1824. 365. trifasciata Walk., List. Dipt. Brit. Mus. I. 1448. 93 (Leia). Rüssel, Taster, Untergesicht und Vorderstirne gelb, die übrigen Partien des Kopfes verdunkelt. Fühler schwarzbraun, Wurzelglieder und ein oder zwei Geißelglieder ganz oder teil- weise gelb. Thoraxrücken glänzend, gelb, mit drei deutlich getrennten, schwarzbraunen Striemen, die mittlere durch eine feine gelbe Linie 46 gespalten. Schildchen gelb, mit schwarzem Mittelfleck. Brustseiten gelb, meist braun gefleckt, Hinterrücken mit breiter, schwarzbrauner, etwas glänzender Mittelstrieme. Schwinger gelb. Hüften und Schenkel blaßgelb, Schenkelringe und Hinterschenkel mit schwarzbrauner Spitze. Schienen bräunlich, Sporne gelbbraun; Tarsen braun. Flügel etwas bräunlich getrübt, mit schmaler, blaßbrauner, geschlängelter Binde vor der Spitze, die aber fast immer in der Mitte verblaßt oder wirklich unterbrochen ist und in zwei Flecke aufgelöst er- scheint; auch an der Spitze der Cubitalis liegt ein braunes Fleckchen. Stiel der Spitzengabel und Basis der Cubitalquerader fleckenartig braun gesäumt. Spitzenteil der hinteren Posticalzeile lichtbraun. Die obere Zinke der Untergabel hängt bei den meisten Stücken mit der Posticalis deutlich zusammen, doch kommen auch Stücke vor, bei denen diese Zinke an der Verbindungsstelle mit der Posticalis sehr verblaßt ist oder wirklich, wenn auch nur schmal, von ihr getrennt erscheint. Hinterleib gelb, mit breiten schwarzbraunen Hinterrands- binden und gleichfarbiger, nicht immer deutlicher Rückenstrieme. Sechster Ring meist ganz schwarzbraun. Selten sind die Binden so breit, daß nur gelbe Flecke am Vorderrand der Ringe übrig- bleiben. Siebenter Ring beim Männchen verkümmert. Hypopygium und Legeröhre schmutziggelb. Billowitz, 20. Mai und 4. Juni; Mohratal, 9. August; nur Männchen. Abbild.;' Dipt. Neerl: 1877, 1: T 8. Leia bimaculata Meig. ©. 4 mm. Klass. I. 1804. 92 (Mycetophila). stigmatella Wulp., Tijdskr. v. Ent. 1858. 173. Rüssel, Taster und Untergesicht, Stirne, Scheitel und Hinter- kopf schwarzbraun. Fühler schwarzbraun, Wurzelglieder gelb. Mittelleib glänzend schwarz; Thoraxrücken mit großem gelben Schulterfleck; Behaarung gelb. Schwinger weißgelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun. Spitze der Hinterschenkel schwarzbraun, Schienensporne gelbbraun. Flügel kaum getrübt, mit blabbrauner, ziemiich breiter Bogenbinde vor der Spitze. Obere Zinke der Untergabel an der Basis unvollständig. 47 Hinterleib schwarzbraun, mit gelber Behaarung. Legeröhre schwarz mit gelben Lamellen. Ein Weibchen aus dem Josefstale bei Adamstal, 18. Mai. 11. Gattung: Phthinia Win. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 779. Kopf klein, tiefstehend; Netzaugen rund, etwas vorgequollen. Drei Punktaugen vorhanden, in einer Reihe auf der Stirne stehend. Taster viergliederig, das Endglied am längsten. Fühler fadenförmig, 2 + 1{gliederig, das erste Wurzelglied walzig, das zweite napf- förmig, Geißelglieder zylindrisch. Fig. 17. Mittelleib klein, hochgewölbt, Schildchen klein. Beine sehr lang, dünn, Schienen mit schwachen Dörnchen und kleinen Spornen. Flügel (Fig. 17) kürzer als der Hinterleib, mikroskopisch behaart. Costa über den Cubitus hinausragend; Mediastinalis in den Vorderrand mündend, mit der Subcosta durch eine Querader verbunden. Spitzen- gabel kurzstielig, Untergabel kurz, weit offen, ihre Basis weit jenseits der Spitzengabelbasis liegend. Analis unvollständig, Axillaris fehlt. Hinterleib sehr verlängert, sehr dünn, siebenringelig. Tabelle zur Bestimmung der Arten. 1. Hinterleib einfärbig braun . . . : Cut Hinterleib mit schwarzen EN An AE 4 Winnertzi Mik. 2. Cubitalquerader mehr als doppelt so lang als der Basalteil der Cubitalis . . . . . . . . humilis Win. Cubitalguerader höchstens 11/,mal so lang als der Basalteil des Cubitus . . . . . . . . thoracica Win. 1. Phthinia humilis Win. 32. 61/,—71/, mm. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 780. Kopf schwarzbraun, Taster gelbbräunlich. Fühler braun, Wurzelglieder lichter, Geißelglieder zweimal so lang als breit. 48 Mittelleib schwarzbraun, Schwingerknopf braun, der Stiel ganz oder teilweise lichtgelb. Hüften, Schenkel und Schienen blaG- gelb, oft verdunkelt, Tarsen braun. Schenkelringe mit brauner Spitze. Schienendörnchen und Sporne winzig klein. Flügel bräun- lich. Mediastinalquerader blaß, vor der Mitte der Medistinalis stehend. Hinterleib braun, dünn und stark verlängert; Hypopygium braun, Legeröhre des Weibchens gelblich. Die Larven leben in faulem Holze. (Carpinus betulus.) Die Mücken sind sehr selten. Adamstal, 27. Mai. 2. Phthinia thoracica Win. S. 3!/, mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 780. Fühler braun, Wurzelglieder heller. Taster gelb. Thoraxrücken gelb, mit drei schwarzbraunen, hinten zu- sammengeflossenen Längsstriemen. Schildchen braun. Brustseiten mit braunen Flecken, Hinterrücken braun. Schwingerstiel gelb, Knopf verdunkelt. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen bräunlich. Schienendörnchen und Sporne gelbbraun. Hinterschenkel mit braunem Punkt an der Spitze. Flügel getrübt. Costa weit über den Cubitus reichend; Mediastinalis vor der Cubituswurzel in die Costa mündend, Querader jenseits ihrer Mitte stehend. Cubital- querader kürzer als bei humilis, höchstens 1'/„mal so lang als die Cubituswurzel. Hinterleib braun, die Hinterränder der Ringe etwas lichter. Hypopygium gelbbraun. 1 3. Adamstal, 15. Juni; sehr selten. 3. Phthinia Winnertzi Mik. 32. 6—71/, mm. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1869. 22. Untergesicht gelb, Stirne und Scheitel schwarzbraun. Taster verdunkelt. Fühler schwarzbraun mit gelben Wurzelgliedern; Geißel- glieder dicht fahlgelb behaart. Thoraxrücken gelb oder gelbbraun, ungestriemt; Brustseiten, Schildchen und Hinterrücken gelbbraun. Hüften und Schenkel gelb, Schenkelringe an der Spitze braun; Schienen bräunlich, Tarsen schwarzbraun. Sporne und Schienendorne klein. Flügel stark grau- braun getrübt; Mediastinalquerader jenseits der Mitte der Media- 49 stinalis liegend. Basis der Cubitalader klein, schräg und jenseits der Spitzengabelbasis liegend. Hinterleib gelbbraun, mit breiten schwarzbraunen Hinter- randsbinden auf dem dritten bis sechsten Ringe; erster, zweiter und siebenter Ring ganz schwarzbraun. Behaarung des Hinterleibes bráunlich. Hypopygium bräunlich mit gelben Zangen, Liegeröhre mit gelben Lamellen. Häufiger wie die erste Art. Adamstal, 27. Mai; Schreibwald, 25. Mai. Abbild.: Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1869, t. VI, f. 7—9. (Hinterleibsende und Flügel). 12. Gattung: Palaeoanaclinia Meun. Monogr. Mycet usw. 1904, p. 143. Diese Gattung gleicht vollständig der Gattung Boletina Staeg., doch zeigt das Flügelgeäder insofern eine Abweichung, ais die Mediastinalquerader immer fehlt. < à : P 4 >< N = = 4 M à ax IN > Fig. 18. Von den europäischen, bisher zur Gattung Boletina gestellten Arten müssen dispar Win. und Reuteri Lundst. hierher gerechnet werden. Auf mährischem Gebiete habe ich nur die letztere Art beobachtet. Flügel Fig. 18. 1. Palaeoanaclinia Reuteri Lundst. S. 5 mm. Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1907, p. 16. Kopf schwarzbraun, Stirn und Scheitel grau schimmernd. Untergesicht und Rüssel gelblich, Taster gelb. Fühler schwarz- braun, die beiden Wurzelglieder und das erste Fühlergeißelglied gelb. Thoraxrücken gelb, mit drei schwarzen, ganz zusammen- geflossenen Striemen, so daß eigentlich nur ein größerer Schulter- feck von der Grundfarbe frei bleibt. Schildchen und Hinter- Zeitschrift des mähr, Landesmuseums. XIV. 4 50 rücken schwarzbraun. Brustseiten gelb mit schwarzbraunem Fleck. Schwinger, Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen und Schenkelring braun; auch die Schienen zuweilen etwas verdunkelt. Schienendörnchen schwarz, Sporne gelb. Flügel bräunlich getrübt. Costa weit über den Cubitus hinausragend, die Flügelspitze aber nicht erreichend. Mediastinalis gelb, deutlich vor der Wurzel des Cubitus in den Vorderrand mündend. Mediastinalquerader fehit. Basis der Untergabel unter der Basis der Cubitalquerader liegend. Analis unvollständig, sehr kurz, Axillaris fehlend. Hinterleib gelb, gelbhaarig mit großen, dreieckigen, schwarzen, mit der Spitze nach hinten gerichteten Rückenflecken auf den vier ersten Ringen, so daß an den Seiten vier gelbe, dreieckige Flecke von der Grundfarbe frei bleiben. Bauch gelb, die drei letzten Ringe schwarzbraun. Die an dem eigentümlichen Hypopygium und den gelben Seitenflecken am Hinterleibe leicht kenntliche Art, .die bisher nur aus Finnland bekannt war, erbeutete ich in einem männlichen Exemplare in Hobitschau, an einem morschen Baumstumpfe, (Carpinus betulus) 4. Juni. Anmerkung: Mein Tier stimmt vollständig mit der Be- schreibung Lundströms überein, nur reicht die obere Zinke der Untergabel auf beiden Flügeln deutlich bis zum Flügelrande und ist nicht, wie Lundström beschreibt und abbildet, etwas vor dem- selben abgebrochen. Abbild.: Act. soc. p. fauna. et flor. fenn. 1906, t. I, f. 9—11 (Hyp. nicht präpariert und Flügel). — W. E. Z. 1912, p. 30, f. 7 (Hyp. präpariert). 13. Gattung: Coelosia Win. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 796. Boletina Staeg., Zett, Walk., Rond. Kopf rund, vorn flach, tiefstehend. Netzaugen eirund, innen oben etwas ausgerandet. Punktaugen drei, im Dreiecke auf der Stirne stehend. Taster viergliederig, erstes Glied klein, das End- glied am längsten. Fühler 2 + 14gliederig, die Wurzelglieder becher- förmig, die Geibelglieder walzig. Mittelleib hochgewölbt, Schildchen klein. Beine lang und schlank, Schienen gespornt und mit Seitendornen. Flügel (Fig. 19) länglich, so lang oder länger als -der Hinterleib. Costa weit über den Cubitus hinausragend, die Flügelspitze nicht erreichend. Media- stinalis in den Vorderrand mündend, mit der Subcosta durch eine Querader nicht verbunden. Spitzengabel lang, kurzstielig, Unter- gabel kurz, ihre Basis weit jenseits der Spitzengabelbasis liegend. Analis nur rudimentär. ae Hinterleib sechsringelig, schlank, beim Weibchen etwas platt- gedrückt. 1. Coelosia flava Ntaeg. S 9. 41/,—5 mm. Naturh. Tiddkr. IIL 1840. 237 ( Boletina). Rüssel, Taster und Untergesicht gelb oder bräunlichgelb, Stirn und Scheitel schwärzlich. Fühler braun, Wurzelglieder und ein bis zwei (reißelglieder gelb. Mittelleib gelb, gelbhaarig. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Schenkelringe an der Spitze und die Tarsen braun. Schienen- dorne schwarzbraun, Sporne gelb. Flügel etwas getrübt, am Vor- derrande gelblich mit gelben Adern. Geäder wie in der Gattungs- diagnose angegeben. Hinterleib gelb, gelbhaarig, beim Männchen mit vier schmalen, schwarzbraunen Längsstriemen, eine auf dem Rücken, je eine an der Seitennaht, eine auf dem Bauche, doch sind diese Striemen oft nur angedeutet; beim Weibchen ist der Hinterleib meist ein- färbig gelbbraun. Hypopygium groß, birnförmig, gelb, Legeröhre bräunlich. Czernowitz, 4. Juni; Tracht, 8. Juni; Ullersdorf, August (Czizek). Abbild.: Annal. Mus. nat. hung. 1911, t.XV,f 18 (Hypopygium). 14. Gattung: Syntemna Win. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 767. Kopf rund, tiefstehend. Netzaugen rund, oben innen etwas ausgerandet. Drei Punktaugen vorhanden, in krummer Linie auf 4* der Stirne stehend. Taster viergliederig, Endglied dünn, faden- förmig. Fühler 2 + 14gliederig, Wurzelglieder deutlich abgesetzt, das erste becherförmig, das zweite napfförmig, an der Spitze be- borstet. (Greibelglieder walzenförmig. Fig. 20. Mittelleib hochgewölbt. Beine mäßig lang, alle Schienen mit Endspornen und Seitendörnchen. Flügel (Fig. 20) mit abgerundeter Basis, haarig. Costa über den Cubitus hinausragend. Mediastinalis an der Querader abgebrochen oder bogenförmig in die Subcosta mündend. Spitzengabel kurzstielig. Untergabelbasis vor der Basis der Spitzengabel liegend. Analis unvollständig. Hinterleib siebenringelig, an der Wurzel verengt. Keine der hierher gehörigen Arten (morosa Win. und alpi- cola Strobl) wurden bisher auf mährischem Boden gefangen. 15. Gattung: Rutrophora Schnuse. Zeitsch. f. wiss. Hym. u. Dipt. 1901. 149. Kopf länglich. Drei Punktaugen vorhanden. Taster vier- gliederig. Fühler 2 + 14gliederig, die Geißelglieder scheibenförmig, zusammengedrückt, etwas verdickt und kurz behaart. Rüssel an der Spitze flach und breit. PL R Fig. 21. Flügel (Fig. 21) länglich. Costa weit über den Cubitus hin- ausreichend; Mediastinalis kurz, in die Subcosta mündend; Cubitus fast gerade; Cubitalguerader lang. Discoidalis und Posticalis gegabelt, Basis der Untergabel weit vor der Obergabelbasis, fast senkrecht unter der Mitte der Basalzelle. Analis mäßig lang, Axillaris fehlend. ČT jel) Hinterleib siebenringelig. Die einzige Art (rufina Schnuse) dieser Gattung ist nur aus Korsika bekannt. Abbild.: Zeitsch. f. wiss. Hym. u. Dipt. 1901. 149. 16. Gattung: Megophtalmidia Dzied. Hor. soc. ent. ross. 1889. 525. Kopf tiefsitzend. Taster dreigliederig, Endglied am längsten. Netzaugen länglichrund, innen etwas ausgerandet; drei Punktaugen vorhanden, das mittlere am größten. Fühler 2 + 14oliederig, Wurzelglieder becherförmig. Thorax hochgewölbt; Schildchen groß, beborstet. Beine kurz und kräftig. Mittel- und Hinterschienen mit zwei Reihen von Seitendornen. Flügel (Fig. 22) länglich eiförmig. Costa sehr weit über den Cubitus hinausragend. Mediastinalis rudimentär, ein kurzes, zur Subcosta geneigtes Zähnchen bildend. Cubitus im letzten Drittel der Subcosta entspringend. Discoidalis und Posticalis ge- gabelt, Untergabel weit vor der Basis der Querader, fast unter der Mitte der Basalzelle gelegen. Analis nur als ganz kurzes Wurzel- rudiment vorhanden, Axillaris fehlend. Hinterleib sechsringelig. Hypopygium auf der Unterseite der letzten Hinterleibsringe. Meg. Zugmayeriae Dzied. wurde bisher nur in Schlesien (Freiwaldau, Gräfenberg) gefunden. 17. Gattung: Parastemma Grzeg. B. E. Z. 1885. 199. Kopf tiefstehend. Netzaugen rundlich. Drei Punktaugen in gerader Linie auf der Stirne. T'aster viergliederig, Fühler 2 + 14glie- derig, Wurzelglieder deutlich abgesetzt, borstig, Geißelglieder kurzstielig. Mittelleib gewölbt, Schildchen klein. Beine von gewöhnlicher Bildung, Schienen gespornt und mit Seitendornen versehen. Flügel (Fig. 23) etwas länger als der Hinterleib. Costa weit über den Cubitus hinausragend. Mediastinalis rudimentär. Cubitus weit jen- seits der Mitte der Subcosta entspringend. Basis der Untergabel vor der Spitzengabelbasis liegend. Analis nur rudimentär. = N SSI en. ee. De rag a UL, RN = Fi o. 23. Hinterleib siebenringelig. Von den hierher gehörigen Arten wurde bisher keine auf mährischem Boden gefangen. Abbild.: B. E. Z. 1885, t. IX (ambiguum Grzeg.). 18. Gattung: Docosia Win. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 802. Mycetophila Meig., Staeg., Stan., Zett. Kopf länglichrund, vorn flach, tiefstehend. Stirn vorn im Dreiecke vorgezogen. Netzaugen fast kreisrund, drei Punktaugen vor- handen. Taster viergliederig, Endglied verlängert. Fühler2 + 14glie- derig, erstes Wurzelglied becherförmig, zweites napfförmig, borstig; Geißelglieder walzig. Fig. 24. Mittelleib stark entwickelt, hochgewölbt, Schildchen klein. Beine kräftig, Schenkel breitgedrückt, Schienen etwas keulig, ge- spornt und mit Seitendornen versehen. Flügel (Fig. 24) breit, länger als der Hinterleib, mikroskopisch haarig. Costa über den Ut St Cubitus hinausragend. Mediastinalis schwach, in die Subcosta mündend (Fig. 24a) oder frei sich in der Flügelfläche verlierend (Fig. 24b). Basis der Untergabel unter oder nur wenig vor der Spitzengabelbasis liegend. Analis zart, rudimentär. Hinterleib sechs- (S) oder siebenringelig (2). Tabelle zum Bestimmen der Arten. Mediastinalis aufwárts geschwungen, frei, sich in der Flügelfläche verlierend . . . . . . . .sciarina Meig. Mediastinalis in die Subcosta mündend . . . valida Win. 1. Docosia sciarina Meig. 49. 3—41/, mm. S. B. VI. 1883. 300. (Mycetophila). giluipes Walk., Ins. Brit. III. 1856. 29 (Leia). Kopf und Fühler einfärbig schwarzbraun, Taster oft lichter, gelblich. Mittelleib schwarzbraun, Thoraxrücken gelbbraun behaart, Schildchen schwarz; Schwingel gelb. Hüften und Schenkel gelb, Schenkelringe, Schienen und Tarsen verdunkelt. Hinterschenkel mit schwarzbrauner Spitze und ebensolchem Strich auf der Unter- seite. Hinterhüften mit schwarzbrauner Basis. Oft sind Hüften und Beine stark verdunkelt, heller oder lichter gelbbraun. Flügel glashell (S) oder bräunlich getrübt (©), oft stark verdunkelt, be- sonders an der Spitze. Die Adern auf dem Vorderrande derb, schwarzbraun, die übrigen zart und blaß. Mediastinalis frei. Basal- stück des Cubitus in der Mitte der Subcosta liegend, Basalzelle vor der Basis der Spitzengabel. Hinterleib schwarzbraun, graugelblich behaart, oft die vor- deren Ringe lichter, gelbbraun, oder es sind alle Ringe auf dem Vorderrande von dieser Farbe. Haltzange und Liegeröhre gelb oder gelbbraun. Die Larven leben in verschiedenen Pilzen (Boletus edulis, und scaber, Hydnum repandum) und in faulem Holze. An Waldbächen, doch nicht häufig. Schreibwald, 14. April; Hobitschau, 31. März. Abbild.: Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1883, t. XX, f. 235 (Flügel). 56 2. Docosia valida Win. S. 3—4"/, mm. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 806. sciarina Meig., S. B. VI. 1830. 300. p. p. (Mycetophila). Gleicht der vorigen Art vollständig, ist aber an dem Ver- lauf der Mediastinalis und den gelben Schildchenborsten leicht von ihr zu trennen. Die Färbung der Hüften ist jedoch kein sicheres Unterscheidungsmerkmal, da dieselbe, wie schon Strobl erwähnt (Dipt. Steierm. III, 1894, 155) vom Gelb bis Schwarzbraun variiert. Basalstück des Cubitus jenseits der Mitte der Subcosta liegend, Basalzelle über die Basis der Spitzengabel hinausreichend. Die Larven leben in Boletus scaber und in faulem Holze (Winnertz). Viel häufiger als die vorige Art, fast gemein. Billowitz, Mai bis Juni; Czernowitz, 23. April; Schreibwald, 11. Mai. Abbild.: Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863,t. XX f. 23a (Flügel). 19. Gattung: Anatella Win. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 854. Kopf rund, vorn flach, tief am Mittelleibe sitzend. Netzaugen kreisrund, Punktaugen drei vorhanden, das mittlere klein. Taster viergliederig, erstes Glied klein, Endglied am längsten. Fühler 2—+-14gliederig, Wurzelglieder an der Spitze beborstet, Geißel- glieder zylindrisch, flaumhaarig. SIERT Fig. 25. Mittelleib und Hinterriicken hochgewölbt, Schildchen klein. Beine kräftig, Hinterschenkel etwas breitgedrückt, Schienen gespornt und mit Seitendörnchen versehen. Flügel (Fig. 25) mikroskopisch behaart. Costa weit über den Cubitus hinausreichend; Mediastinalis rudimentär, Discoidalis und Posticalis gegabelt, Basis der Unter- gabel vor, unter oder jenseits der Spitzengabelbasis liegend. Analis unvollständig, Axillaris deutlich. DEN V TT ort -I Hinterleib sechs- (S) oder siebenringelig (2). Arten dieser Gattung wurden von mir bisher in Máhren nicht beobachtet. 20. Gattung: Trichonta Win. Verh. zool.-bot. (res. 1863. 847. Mycetophila Staeg., Zett. Kopf breit eirund, tief am Mittelleibe sitzend. Netzaugen kreisrund; drei Punktaugen vorhanden, das mittlere klein. Taster viergliederig, eingekrümmt, erstes Glied klein, Endglied am längsten. Fühler 2 + 14gliederig, das erste Wurzelglied becher-, das zweite napfförmig, beide am Spitzenrande beborstet. Geißelglieder walzen- förmig, seitlich etwas zusammengedrückt, kurz und fein behaart. Mittelleib hochgewölbt, Hinterrücken kräftig entwickelt. Schildchen halbkreisig, an der Spitze beborstet. Beine mäßig lang, Schenkel etwas verbreitert, besonders die hintersten. Schienen ge- spornt und mit Seitendörnchen versehen. Flügel (Fig. 26) den Hinterleib etwas überragend, mikroskopisch behaart. Costa wenig, meist kaum deutlich über den Cubitus hinausragend. Mediastinalis lang, in die Subcosta mündend. Untergabel etwas vor der Basis der Spitzengabel gelegen. Analis unvollständig, oft rudimentär. Axil- laris zart. Hinterleib sechs- (3) oder siebenringelig (2). Tabelle zum Bestimmen der Arten. 1. Basis der Untergabel nur wenig vor der Basis der Spitzengabel . . . . . 7 Basis der Untergabel weit vor der en: gabelbasis, bis unter die Cubitalquerader reichend . . . : s 19 2. Flügel an der Spitze nr Ann leuke submaculata Staeg. Blüsckiunselleckt 14.17: nlesswder aa 58 . Mediastinalis in die Subcosta miindend .4 Mediastinalis frei, sich in der Flügelfläche verlierend: © <- 28 . . . aberrans Lundst. 4. Thoraxrücken schwarz oder N mit oder ohne gelben Schulterfleck; Brust- seiten vorherrschend schwarzbraun . . .5 Thoraxrücken vorn gelb, hinten mit zu- sammengeflossenen dunklen Striemen; O2 Brustseiten „gebo o, Unterpesichtvelb „em DD Untergesicht braun . . . DIRE 6. Zwei bis drei Fühlereeihelsireder seib . . atricauda Zetk. Nur das erste Geißelglied gelb . . . . . falcata Lundst. 7. Hinterhüften ganz gelb . . . . +. . . funebris Win. Hinterhüften an der Basis zase et . . vernalis Land. 8. Zweiter und dritter Hinterleibsring vor- herrschend gelb gefärbt . . . . . . . . bicolor Land. Zweiter und dritter Hinterleibsring schwarz, mit gelben Hinterrandsbinden . . . . . Bezzi Land. 9. Hypopygium auffallend groß . . . . . . spinosa Lundst. Hypopygium nicht auffallend groß. . . . 10 10. Thoraxrücken mit deutlichen, schwarzen Lánesstriemen tre EN vm PAPE Thoraxrücken mit undeutlichen, nicht schwarzen Striemen . . . Girschneri Land. 11. Zwei bis drei nee ele STD . melanopyga Zett. Nur das erste Geißelglied gelb . . . . . hamata Mik. 1. Triehonta atricauda Zett. S. 3'/, mm. Dipt. scand. XI. 1852. 4219. Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirn und Scheitel schwarzbraun. Fühler braun, Wurzelglieder und zwei bis drei Geibelgliedern gelb. Thoraxrücken schwarzbraun, mit gelblichem Schulterfleck. Hinterrücken und Schildchen braun, Schwinger gelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen gegen die Spitze dunkler. Schenkel, besonders die hintersten, an der Basis der Unterseite und auch an der Spitze schwärzlich. Flügel hellgraulich getrübt. me 46 Z, 29 Hinterleib schwarzbraun, mit gelben Hinterrandsbinden an den einzelnen Ringen. Hypopygium schwarzbraun. Billowitz, 4. Mai; Schreibwald, 21. April. Selten. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1909, t. IV, Fig. 42 (Hypopygium). 2. Triehonta hamata Mik. S. 4 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1880. 604. Rüssel und Taster gelb. Untergesicht gelblich, gegen den Mund- rand dunkler werdend, Stirn und Scheitel schwarzbraun. Fühler doppelt so lang als Kopf und Mittelleib zusammen, schwärzlich, Wurzelglieder und das erste Geißelglied gelb. Thoraxrücken gelbbraun, mit drei schwarzen, nur selten zu- sammengeflossenen Striemen. Behaarung gelbschimmernd. Brust- seiten, Hinterrücken und Schildchen rostbrauu, oft stark ver- dunkelt. Hüften und Schenkel bleichgelb, Schienen und insbesondere die Tarsen verdunkelt. Schenkel unterseits an der Basis mit braunem Strich, Hinterschenkel mit schwarzem Spitzenpunkt. Flügel blab gelblichgrau, am Vorderrande braungelb. Hinterleib schwarzbraun. Zweiter und dritter Ring mit breiten, gelben Seitenflecken, die übrigen mit gelben Hinterrandssäumen. Hypopygium stark entwickelt, rostgelb, an der Basis und Unter- seite meist schwarzbraun. Billowitz, 25. Mai; Adamstal, 27. Mai. Abbild.: Zool.-bot. Ges. 1880, t. XVII, Fig. 9—12 (Hypo- pygium und Flügel) und Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1909, t. V, Fig. 44 (Hypopygium). 3. Triehonta melanopyga Zett. S. 4 mm. Dipt. scand. XI. 1852. 4222. Untergesicht, Rüssel und Taster gelb. Fühler braun, Wurzel- glieder und zwei bis drei Geißelglieder gelb. Rückenschild gelb, mit drei deutlichen, schwarzbraunen Längs- striemen. Schildchen gelbbraun. Brustseiten gelb, braun gefleckt, oft stärker verdunkelt. Hinterrücken braun. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen dunkler. Flügel schwach gelblichgrau getrübt. Hinterleib schwarzbraun, mit gelben Hinterrandsbinden, die an den vorderen Ringen breiter, an den hinteren schmäler sind. 60 Die vorderen Bauchringe gelb. Hypopygium schwarzbraun, an der Basis meist schmal gelb. Billowitz, 24. Mai und 4. Juni. — Selten. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1909, t. V, Fig. 45 (Hypopygium). 4. Trichonta submaculata Staeg. S. 3!/, mm. Naturh. Tidschk. III. 1840. 251 (Mycetophila). Taster und Untergesicht gelb, letzteres oft verdunkelt. Stirne, Scheitel und Hinterkopf braun. Fühler braun, Wurzelglieder und die Basis des ersten Greibelgliedes gelb. Thoraxrücken schwarzbraun, Schulterflecken gelb. Schildchen braun. Brustseiten vorn gelblich, hinten schwarzbraun. Hinterrücken braun. Behaarung des Rückenschildes gelb. Schwinger gelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun. Hinterschenkel und meist auch die Hinterschienen mit deutlich verdunkelter Spitze. Flügel etwas getrübt, mit dunklerem Vorderrande. In der Spitze der Subcostalzelle ein blaßbraunes, aber doch deutliches Fleckchen. Hinterleib schwarzbraun, etwas glänzend, mit gelben Hinter- randsbinden an den ersten vier Ringen, die in der Breite sehr varlieren, oft sich seitlich zu großen Flecken erweitern, nicht selten aber so schmal sind, daß der ganze Hinterleib fast ein- färbig schwarz erscheint. Hypopygium gelbbraun. Schreibwald, 14. April. — Selten. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1909, t. V, Fig. 46 und 47 (Hypopygium). | 5. Trichonta spinosa Lundst. S 9. 5—6 mm. Acta. soc. p. faun. et flor. fenn. 1907. 24. Gesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirn und Scheitel dunkel, grauschimmernd. Fühler doppelt so lang als Kopf und Mittelleib zusammen, schwärzlich, die beiden Wurzelglieder und ein bis zwei Geibelglieder gelb. Thoraxrücken gelb, mit drei getrennten, schwarzbraunen, matten Längsstriemen. Brustseiten und Hinterrücken rostgelb, meist, besonders der letztere, stark verdunkelt, schwarzbraun. Schildchen schwarzbraun, auf dem Rande gelb. Hüften und Schenkel gelb, Schienen und Tarsen dunkler. Schenkelringe mit schwarzbraunem 61 Strichelchen. Hinterschenkel und -schienen an der Spitze bräun- lich. Zweites bis viertes Glied der Vordertarsen beim Weibchen unterseits etwas bogenförmig erweitert. Flügel etwas gelblich tin- giert. Mediastinalis lang. Hinterleib schwarz; erster Ring einfärbig, die folgenden mit schmalen gelben Hinterrandsbinden, Bauchschienen an den vor- deren Ringen gelb. Das Hypopygium auffallend groß und breit angeschwollen. gelb, gegen das Ende schwarzbraun. oberseits auf- geschlitzt und weit klaffend. An Waldbáchen häufig. Billowitz, 24. Mai; Schreibwald. 9. Juli; Mohratal, 10. August. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1906, t. I, Fig. 15—18 und L c. 1909, t. V, Fig. 48 (Hypopygium). 6. Triehonta funebris Winn. 22. 3 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 852. Taster und Rüssel blabgelb, Untergesicht braun. Fühler braun, zweites Basalglied und erstes Geißelglied gelb. Beim Weibchen sind meist beide Wurzelglieder gelb. Thoraxrücken braun, grauschimmernd, mit gelbem Schulterfleck. Brustseiten, Hinterrücken und Schildchen braun, die Behaarung des Rückenschildes gelb. Spitze des Schildchens mit gelben Borstenhaaren. Hüften und Schenkel gelb. Schienen bräunlich. Füße braun. Schenkel unterseits an der Basis mit braunem Strich, die hintersten mit dunklem Punkt an der Spitze. Flügel lichtgrau getrübt. Hinterleib schwarzbraun, etwas glänzend. mit schmalen, gelben an den vorderen Ringen seitlich ‘etwas erweiterten Hinterrands- © binden. Hypopygium breiter als der letzte Ring, braun. Legeröhre des Weibchens kurz, gelbbraun. Im ganzen Gebiete überall häufig. Mai bis August. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1909, t. VI, Fig. 59 und 60 (Hypopygium). 7. Trichonta aberrans Lundst. S. 3 mm. Annal. Mus. nat. hung. 1911. 402. Taster und Untergesicht gelb, Stirn und Scheitel schwarz- braun. Fühler schwarzbraun, Wurzelglieder und die ersten zwei Greibelglieder gelb. 62 Thoraxrücken gelb, mit drei schwarzbraunen Längsstriemen, von denen die mittlere vorn oft stark verblaßt ist. Brustseiten gelb, braunfleckig. Hinterrücken und Schildchen braun. Schwinger gelb. Hüften und Schenkel gelb, Schienen gelbbräunlich, Tarsen braun. Hüften an der Spitze mit braunem Pünktchen. Flügel schwach gelblich tingiert. Mediastinalis über der Mitte der Basalzelle frei sich in die Flügelfläche verlierend. Hinterleib gelb, mit großen schwarzbraunen Rückenflecken auf den ersten vier Ringen; die beiden Endringe schwarzbraun. Hypopygium schwarzbraun. Billowitz, 20. Mai, 18. Abbild.: Annal. Mus. nat. hung. 1911, t. XII, Fig. 12, 13 (Hypopygium) und 14 (Flügel). 8. Triehonta faleata Lundst. S 2. 3°5 mim. Annal. Mus. nat. hung. 1911. 401. Taster und Untergesicht gelb, Rüssel, Stirn und Scheitel braun. Fühler doppelt so lang als Kopf und Mittelleib zusammen, beim © kürzer, braun, die Wurzelglieder und das lange erste Geißelglied gelb. Thoraxrücken schwarzbraun, mit gelbem Schulterfleck. Brust- seiten, Schildchen und Hinterrücken braun. Schwinger gelb. Be- haarung des Rückenschildes gelb. Beine ganz gelb, höchstens die Spitzen der Tarsenglieder gebräunt; auch die Spitzen der Hinter- schenkel und -schienen tragen nicht selten ein dunkles Pünktchen. Flügel schwach bräunlich tingiert. Hinterleib schwarzbraun, mit schmalen gelben Hinterrandsbinden oder einfärbig braun. Hypopygium braun, Legeröhre kurz, gelbbraun. Schreibwald, 30. April; Adamstal, 19. April. Abbild.: Annal. Mus. nat. hung. 1911, t. XII, Fig. 9, 10 (Hypopygium) und 11. (Legeröhre). 9. Trichonta Girschneri Land. S. 9'/; mm. W BZ 1239: Untergesicht und Taster gelbbraun, Stirne und Hinterkopf schwarzbraun, gelbgrau behaart. Fühler länger als Kopf und Mittel- leib zusammen, schwarzbraun, M: und der Basalteil des ersten Geißelgliedes gelb. Thoraxrücken gelb, dicht und anliegend gelb behaart, mit drei nicht scharf begrenzten braunen Längsstriemen. Brustseiten gelb, über den Mittelhüften schwach gebräunt. Hinterrücken mit breiter, schwarzbrauner Mittelstrieme. Schildchen gelbbräunlich, Schwinger gelb. Hüften und Beine gelb, Tarsenglieder verdunkelt. Schenkel an der Basis der Unterseite mit braunem Wisch. Flügel fast glashell. Hinterleib schwarzbraun, etwas glänzend, mit schmalen gelben Hinterrandsbinden. Hypopygium gelbbraun. Thayaauen bei Tracht, 17. Mai. Abbild.: W. E. Z. 1912, Fig. 8 und 9 (Hypopygium). 10. Trichonta vernalis Land. Z. 5 mm. Zeitsch. f. wiss. Insektenbiol. 1913, p. 87. Kopf schwarzbraun, Untergesicht und Taster gelb. Fühler länger als Kopf und Mittelleib zusammen, schwarzbraun, die Wurzelglieder gelb. Thoraxrücken schwarz, etwas glänzend, mit gelben Schulter- flecken, die bis zu den Vorderhüften hinabreichen. Schildchen, Brustseiten und Hinterrücken schwarzbraun. Schwinger gelb. Hüften gelb, die hintersten an der Basis deutlich geschwärzt. Schenkel blaßgelb, Schienen und Tarsen gebräunt. Hinterschenkel mit schwarzbrauner Spitze und braunem Fleck an der Basis der Unterseite. Flügel schwach graulich getrübt. an der äußersten Spitze etwas dunkler. Costa nur wenig über den Cubitus hinausreichend; Mediastinalis jenseits der Mitte der Basalzelle in die Subcosta mündend. Untergabelbasis fast unter der Basis der Obergabel liegend. Analis zart. Hinterleib schwarzbraun, die Ringeinschnitte und der Bauch gelb oder gelbbraun. Behaarung gelblich. Hypopygium gelbbraun. Billowitz, 4. Mai. — Selten. Abbild.: Zeit. f. wiss. Ins.-Biol. 1912, p. 89, f. 1—3 (Hyp.): 11. Triehonta Bezzii Land. G. 3 mm. Zeit. f. wiss. Ins.-Biol. 1915, p. 89. Untergesicht und Taster gelb, Stirn und Hinterkopf schwarz- braun. Fühler schwarzbraun, die Wurzelglieder und das erste 64 Greibelglied gelb. Geißelglieder doppelt so lang als breit, gelb- grau behaart. Thoraxrücken gelb, mit drei zusammengeflossenen, schwarz- braunen Längsstriemen, die vorn alle verkürzt sind, so daß das vordere Drittel und die Seiten des Rückenschildes breit gelb er- scheinen. Brustseiten gelb, Hinterrücken braun. Beine ganz gelb, nur die Tarsen braun; Schenkelringe mit schwarzbraunem Punkt. Flügel fast glashell. Costa den Cubitus nur wenig überragend; Mediastinalis über die Mitte der Basalzelle hinausreichend. Unter- gabelbasis vor der Basis der Spitzengabel liegend. Analis zart. Hinterleib schwarzbraun, die Ringeinschnitte, die Bauchseite der Ringe und schmale Seitenfleckchen gelb oder bräunlichgelb. Hypopygium gelbbraun. Adamstal, 27. Mai. — Nur &. Abbild.: Zeitsch. f. wiss. Ins.-Biol. 1912, p. 90, f. 4—6 (Hyp.). 12. Triehonta bicolor Land. S. 4 mm. We B22791912.018% Untergesicht und Taster gelb, Stirn und Hinterkopf schwarz- braun, gelbgrau behaart. Fühler lichtbraun, die Wurzelglieder und zwei bis drei Geißelglieder gelb. Thoraxrücken gelb. mit drei Längsstriemen, von denen jedoch nur die seitlichen schwarzbraun gefärbt sind, während die mittlere blässer, gelbbräunlich erscheint und sich besonders vorn von der gelben Grundfarbe des Rückenskaum abhebt. Schildchen und Brust- seiten gelb, Schwingerwulst und Hinterrücken braun, Schwinger gelb. Hüften, Schenkel und Schienen blaßgelb, arsen etwas ver- dunkelt, Sporne gelb. i Flügel glashell. Costa den Cubitus etwas überragend; Media- stinalis blaB, über die Mitte der Basalzelle hinausreichend. Unter- gabelbasis nur wenig vor der Basis der Spitzengabel liegend. Analis zart. Hinterleib: Erster Ring oberseits schwarzbraun: zweiter und dritter Ring gelb, mit großen, schwarzbraunen Rückenflecken; die folgenden Ringe ganz schwarzbraun, etwas glänzend. Behaarung des Hinterleibes anliegend, gelb. Hypopygium gelb, gegen die Spitze schwarz. 65 Nur dd. — Adamstal, 17. Mai; Hobitschau, 25. Juni. Abbild.: W. E. Z. 1912, 183, f. 15—16 (Hypopygium und forceps). 21. Gattung: Polyxena Meig. Nouv. Class. 1800. 16. Cordyla Meig. lig. Mag. 1803, p. 262. Pachypalpus Macq. Suit à Buff. 1834, 144. ? Protepalpus Rond. Prod. 1856, 196. Kopf länglichrund, vorn flachgedrückt, tief am Mittelleibe sitzend. Netzaugen länglichrund. Zwei Punktaugen vorhanden. Taster viergliederig, erstes Glied sehr klein, zweites verbreitert, meist sehr dick, drittes und viertes dünn, fadenförmig, mit den zwei voran- gehenden Gliedern einen Haken bildend. Fühler kurz, 2 + 10, 2 +12 oder 2 + 14gliederig, die Wurzel- glieder verlängert, becherförmig, die Geißelglieder scheibenförmig, dicht aufeinander liegend. Mittelleib hochgewölbt, den Kopt meist etwas überragend. Schildchen verhältnismäßig groß. Hinterrücken gewölbt. Schenkel breitgedrückt, Schienen gespornt, Tarsen lang. Fig. 27. Flügel (Fig. 27) kürzer oder so lang als der Hinterleib, mikro- skopisch behaart. Costa den Cubitus nicht überragend. Mediastinalis ein kurzes, abwärts geneigtes Zähnchen bildend. Discoidalis und Posticalis gegabelt. Basis der Untergabel vor, unter oder etwas jenseits der Obergabelbasis gelegen. Analis unvollständig, Axil- laris kräftig. Hinterleib siebenringelig, der siebente Ring meist sehr klein und eingezogen. Tabelle zum Bestimmen der Arten: 1. Zweites Tasterglied stark verdickt, schwarz, höchstens auf der Oberkante gelblich .2 Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XIV. 5 66 Zweites Tasterglied nur wenig verbreitert; alle vier Glieder gelb . . . . * <% „flaviceps Staeg. DÍ Thorax glänzend schwarzbraun . . . . .8 Thorax gelb oder gelbbraun, mit oder ohne Längsstriemen, wenn schwarzbraun, dann immer matt und meist grauschimmernd . 4 3. Fühler des Männchens 2 + 14gliederig . nitens Win. Fühler des Männchens 2 + 12gliederig . moravica nov. spec. 4. Fühler des Männchens 2 + l4gliederig .5 Fühler des Männchens 2 + 12gliederig : crassicornis Meig. Die ersten drei bis vier Hinterleibsringe vorherrschend gelb. mit schwarzbrauner Rückenstrieme; größere Art mit gelb- braunem Thoraxrücken . :.: ..... 1. ..... semiflava, Staeg, Hinterleib schwarzbraun, der zweite und dritte Ring an den Seiten schmutzig gelb; kleinere Art mit mäusegrauem Thorax- rücken joue sur Kurt nahe COUPONS TER UT 1. Polyxena semiflava Staeg. G. 5 mm. Nat. Tidsskr. 1840. 267 (Pachypalpus). Untergesicht schwarzbraun, Stirn und Scheitel aschgrau, gelbgrau behaart. Zweites Tasterglied stark verdickt, schwarzbraun, die Oberkante gelblich, drittes und viertes Glied gelb. Fühler gelbbraun, die Wurzelglieder und das erste Geißelglied heller, gelblich. Thoraxrücken gelb oder gelbbraun, etwas grauschimmernd; oft zeigt der Rücken drei mehr oder weniger deutliche Längs- striemen. Schildchen braun. Brustseiten und Schwinger gelb. Hüften und Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen schwarzbraun. Flügel etwas getrübt mit bräunlichem Vorderrande. Untere Zinke der Obergabel weit vor dem Flügelrande ab- gebrochen. Hinterleib: Erster bis dritter Ring gelb, mit breiter, schwarz- brauner Rückenstrieme; vierter Hinterleibsring vorn gelb, der hintere Teil sowie die folgenden Ringe schwarzbraun, der letzte Ring mit schuppenförmigem Anhang. Haltzange schwarz. 2 SS. — Schreibwald bei Brünn, 11. Juni. 2. Polyxena flaviceps Staeg. S. 3 mm. Nat. Tidssk. 1840. 268 (Pachypalpus). Untergesicht und Taster gelb, zweites Glied, verlängert, ei- förmig, aber nicht so auffallend breit, wie bei den anderen Arten. Stirn und Scheitel braun, grauschimmernd. Fühler 2 + 14gliederig, gelb, die Geißelglieder gegen die Spitze dunkler werdend, gelbbraun. Thoraxrücken gelbbraun, grauschimmernd. Brustseiten gelb, Hinterrücken braun. Schwinger gelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen und Schienen- sporne schwarzbraun. Flügel etwas graulich getrübt, mit gelblichem Vorderrande. Untere Zinke der Obergabel vor dem Flügelrande abgebrochen. Untergabel weit offen, ihre Basis jenseits der Spitzengabelbasis gelegen. (Ich besitze 1 S, das sonst vollständig mit der Beschreibung von flaviceps übereinstimmt, bei dem aber die Posticalis nicht als „weit offen“ bezeichnet werden kann und bei dem auch die Unter- gabelbasis nicht jenseits der Basis der Spitzengabel liegt.) Hinterleib: Erster bis dritter Ring gelb, mit schwarzen Rücken- flecken, die folgenden schwarz. Der schuppenförmige Anhang des letzten Ringes breit, die Haltzangen braun. Nur das Männchen. — Schreibwald, 11. Mai. — Selten. Abbild.: Dipt. Neerl. L 1887, t. V, f. 11. 3. Polyxena nitens Win. S. 3 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 955. Kopf schwarz, Stirn und Scheitel grauschimmernd. Taster schwarz. Fühler braun, 2 + 14gliederig, Wurzelglieder gelb. Thoraxrücken glänzend schwarzbraun, Brustseiten und Hinter- rücken braun. Hüften und Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen braun. Flügel schwach bräunlich getrübt. Untere Zinke der Ober- und obere Zinke der Untergabel den Flügelrand nicht er- reichend. Hinterleib einfärbig, schwarzbraun. Anmerkung: Ich habe diese Art bisher auf mährischem Gebiete nicht beobachtet, führe sie aber wegen der Ahnlichkeit mit der folgenden neuen Art doch an. 4. Polyxena moravica nov. spec. 4 9. Nigro-fusca; antennis fuscis, basi flavis, 2+12 (S) v. 2+14 (9) articulis, palporum articulo primo nigro-fusco, reliquis flavis; thora- cis dorso mygro-fusco, nitido, macula Iumerali flavo; coxis et femo- ribus flavis, tibiis flavo-brunneis, tarsis fuscis; alıs cinerascentibus ; abdomine nigro-fusco. Long. corp. 8—4 mm. Kopf schwarz, Stirn und Scheitel nur spärlich behaart, daher nicht auffallend grauschimmernd. Taster viergliederig, zweites Glied stark verdickt, schwarzbraun, nur auf der Oberseite etwas lichter, die folgenden Glieder gelb. Fühler lichtbraun, die Wurzelglieder gelb, beim Männchen 2 + 12, beim Weibchen 2 + 10gliederig. Thoraxrücken schwarzbraun, glänzend, mit gelblichen Schulter- flecken. Brustseiten und Hinterrücken gelbbraun, letzterer meist verdunkelt. Schildchen groß, mit stumpfer Spitze, grauschwarz, matt. Schwinger gelb. Beine kräftig. Hüften und die kurzen, breitgedrückten Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen schwarzbraun. Schienendörnchen kurz, schwarz, Sporne kräftig, gelbbraun. Flügel graulich getrübt, auf dem Vorderrande etwas inten- siver. Costa sich mit dem fast gerade verlaufenden Cubitus weit vor der Flügelspitze vereinigend. Mediastinalis ein kurzes Zähnchen bildend. Untergabel fast doppelt so breit wie die Obergabel, ihre Basen fast übereinander liegend. Bei den 4 S S, die ich besitze, sind die Gabelzinken vollständig, höchstens die untere Zinke der Spitzengabel gegen den Flügelrand zu etwas verblaßt; bei den 20 2 2 ist die untere Spitzengabelzinke immer, sehr oft gleichzeitig auch die obere Zinke der Posticalgabel weit vor dem Flügelrande ab- gebrochen. Analis lang, über die Basis der Untergabel hinaus- reichend. Axillaris zart. Hinterleib schwarzbraun, etwas glänzend, spärlich behaart. Haltzange schwarzbraun, Legeröhre gelblich. Diese Art gleicht in Größe, Färbung und Flügelgeäder sehr der vorigen, unterscheidet sich aber von ihr durch die 2 + 12gliederigen Fühler des Männchens; das Weibchen führt Winnertz bei nitens nicht an. Von crassicornis und brevicornis trennt sie der glänzende Thoraxrücken. 69 Ich zog die Art im heurigen Sommer (August) in 24 Stücken (4 S S und 20 22) aus Russula emetica Fr. Die Pilze fand ich in einem Seitentale der Mohra bei Gersdorf in Nordmähren. 5. Polyxena crassicornis Meig. S ©. 21/,—3 mm. Syst. Besch. I. 1818. 275. Untergesicht, Stirn und Scheitel braun, letztere etwas grau- schimmernd. Zweites Tasterglied schwarzbraun, verdickt, die fol- genden gelb. Fühler braun, die Wurzelglieder meist gelb; beim Männchen sind sie 2— 12, beim Weibchen 2 + 10gliederig. Throaxrücken und Schildchen aschgrau, ohne Glanz, grau- schimmernd, Brustseiten und Hinterrücken braun. Schwinger gelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun. Flügel getrübt. Cubitus etwas gebogen, Untergabelbasis etwas vor der Basis der Spitzengabel. Hinterleib schwarzbraun, glanzlos. Haltzange und Legeröhre braun, letztere oft gelb. Nicht selten. Schreibwald, 11. Juni; Billowitz, 24. Mai; Tracht, 17. Mai. Abbild.: Meis. S. B. I, 1818, t. X, £ 1 (Mücke). 22. Gattung: Brachypeza Win. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 806. Kopf rund, vorn flach, tiefstehend. Netzaugen rund; drei Punktaugen vorhanden, die äußeren am Augenrande, das mittlere in einem Grübchen in der Mitte des vorderen Stirnrandes. Taster viergliederig, erstes Glied klein, zweites verdickt, Endglied am längsten. Fühler 2 + 14gliederig, erstes Wurzelglied walzig, das zweite becherförmig, beborstet; Geißelglieder ringförmig, dicht aut- einander liegend, seitlich etwas zusammengedrückt. Mittelleib hochgewölbt; Schildchen klein. Beine kräftig; Schenkel breitgedrückt, Schienen mit kräftigen Spornen und Seiten- dornen. Vorderbeine kurz. Flügel (Fig. 28) länger als der Hinterleib. Costa nicht über den Cubitus hinausreichend. Mediastinalis kurz, abwärts geschwungen, in die Subcosta mündend. Basalzelle lang. Spitzengabel kurzstielig, Basis der Untergabel weit vor der Cubital- querader liegend. Analis unvollständig, zart, ebenso die Axillaris. 70 Hinterleib sechs- (S) oder siebenringelig (©), keulenförmig, seitlich zusammengedrückt. Fig. 28. Ich habe bisher keine der hierher gehörigen Arten auf mährischem Boden gefangen. 23. Gattung: Rymosia Win. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 810. Mycetophila Meig., Macy., Stan., Staeg., Ros., Zett., Walk. Kopf länglichrund, vorn flach, tiefstehend. Netzaugen fast kreisrund; drei Punktaugen vorhanden, die äußeren am Netzaugen- rande, das mittlere oft sehr klein. Taster viergliederig, das Endglied am längsten. Fühler 2 + 14 gliederig, Wurzelgheder becherförmig, beborstet, Greißelglieder zylindrisch, seitlich zu- sammengedrückt. Mittelleib hochgewölbt, Schildchen klein. Beine lang und schlank; Schienen mit Spornen und Seitendornen, Flügel (Fig. 29) länglich, mikroskopisch behaart. Costa nicht über den Cubitus hin- ausreichend. Mediastinalis kurz, rudimentär, ein freies Zähnchen bildend oder abwärts geschwungen in die Subcosta mündend. Spitzengabel kurzstielig, Untergabel sehr lang gestreckt, an der Basis verengt, von der Mitte an plötzlich erweitert. Basis der Unter- gabel vor, oft sehr weit vor der Spitzengabelbasis. Analis unvoll- ständig, Axillaris lang und zart. Hinterleib des Männchens sechsringelig, beim Weibchen mit sieben Ringen. L . Mediastinalis frei, abgebrochen Tabelle zum Bestimmen der Arten Mediastinalis in die Subcosta mündend Basis der Untergabel weit vor der Basis der Cubitalquerader liegend . ih Basis der Untergabel unter oder kaum vor der Basis der Cubitalquerader liegend Kardertarsen der Männchen beborstet oder mit Stäbchen besetzt; Weibchen mit breiten schwarzbraunen Ein errandsbinden auf den Hinterleibsringen Vordertarsen der Manches N Merkchen mit braunen, dreieckigen, mit der Spitze nach vorn gerichteten Rückenflecken auf den Hinterleibsringen bad pt Ne put Thoraxriicken einfärbig rostbraun, grau- schimmernd . . ki ere Pics rh k Thoraxrücken rostbraun, mit drei dunkleren Längstriemen ORTEN IE EN, Cubitalquerader und Spitzengabelstiel von gleicher Länge; Unterzange des Hypo- pygiums lang und schlank . . . . Cubitalquerader bedeutend kürzer als der Stiel der Spitzengabel; Unterzange kurz, breit abgerundet Vordertarsen der Mänsicheil bebonstet, Weib- chen mitschwarzbraunen, dreieckigen Rücken- flecken auf den mittleren Hinterleibsringen . Vordertarsen der Männchen einfach, Weibchen mit mehr oder weniger breiten, schwarz- braunen Hinterrandsbinden auf den mitt- leren Ringen i Thoraxrücken auf der "Mitte eh arzhoaun; seitlich auffallend weißgrau schimmernd . Thoraxrücken mit oder ohne Striemen, an den Seiten nicht auffallend weißgrau Sehimmieendn. „hor usa anne. diode Thoraxrücken ungestriemt, höchstens mit schwachen Spuren von Striemen . I OD ox setiger Win. . gracilipes Dzied. . virens Dzied. . connexa Win. affinis Win. . fovea Dzied. . domestica Meig. 8 eg 72 Thoraxrücken deutlich dunkelbraun gestriemt . fenestralis Meig. 9. Thoraxrücken auf der Mitte mit zwei deut- lichen Borstenreihen, welche die Stelle ein- fassen, wo sonst die Mittelstrieme liest . . cristata Staeg. Thoraxrücken ohne Borstenreihen . . . . .10 10. Thoraxrücken grauschwarz, striemenlos . . . gracilis Win. Thoraxrücken rostbraun, mit schwachen Striemenspuren. ©. -0.2.2 ne Te 1. Rymosia setiger Win. (in litt.) F 2. 3—4 mm. Hor. soc. ent. ross, 1909. 90. Untergesicht und Rüssel bräunlichgelb, Taster gelb. Stirn und Scheitel hellbraun, letzterer infolge der Behaarung grau- schillernd. Fühler so lang wie Kopf und Mittelleib zusammen, Wurzelglieder, erstes und zweites Geißelglied gelb, die folgenden bräunlich, gegen die Spitze dunkler werdend. Mittelleib gelbbraun. Thoraxrücken rostbraun, grauschimmernd, ohne Längsstriemen. Brustseiten, Hinterrücken und Schildchen bräunlichgelb, letzteres am Rande beborstet. Schwinger gelb. Hüften und Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen braun. Schenkel- ringe mit braunem Fleck. Mittel- und Hinterschenkel an der Basis mit einem großen braunen Wisch und ebenso gefärbten Spitzen. Schienendorne und Sporne braun. Drittes, viertes und fünftes Tarsenglied beim Männchen mit Borsten, Dornen oder Stäbchen besetzt, beim Weibchen einfach. Flügel schwach bräunlich. Media- stinalis abgebrochen, kurz. Untergabel im Basalteile sehr schmal, ihre Basis weit vor der Cubitalquerader liegend. Hinterleib dunkelbraun, mit breiten, halbrunden, gelben Vor- derrandsbinden auf dem zweiten bis fünften Ringe. Hypopygium und Legeröhre gelb. An Waldbächen sehr gemein und weit verbreitet. Schreib- wald, 25. Mai; Hobitschau, 14. Juni; Obratal, 28. April; Billowitz, 5. Juni; Pollauerberge, 17. Mai. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1909. f. p. 90 (Flügel), t. L f. 1—6 (Hypopygium, Vordertarsen des 4, Legeröhre, lam. post. und pars. bas. inf.). -I dv) 2. Rymosia affinis Winn. S. 4!/,—5 mm. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 816. Untergesicht und Taster gelb, Hinterkopf verdunkelt. Fiihler länger als Kopf und Mittelleib zusammen, braun, die Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. Mittelleib rötlichgelb. Thoraxrücken gelb mit drei braunen Längsstriemen, die jedoch nicht immer deutlich getrennt sind, sondern oft zu einem großen, etwas glänzenden Mittelfleck zusammenfließen. Brustseiten gelb, braun gefleckt; Hinterrücken und Schildchen braun, Schwinger weißgelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen verdunkelt. Vordertarsenglieder des Männchens oben mit langen Borsten dicht besetzt, die Fußsohle des dritten, vierten und fünften Gliedes mit Stäbchen und Borsten versehen. Flügel bräunlich, an der Spitze dunkler. Hinterleib seitlich zusammengedrückt; erster und sechster Ring braun mit gelbem Hinterrande, die übrigen gelb, mit schwarz- braunen, dreieckigen Rückenflecken. Hypopygium gelb. Billowitz, 15. Mai; Hobitschau, 4. Juni; Adamstal, 16. Juni. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1909, t. I, f. 7—15 (Hypopgyium, Vordertarsen, Legeröhre, pars. bas. sup. und inf.). 3. Rymosia gracilipes Dzied. S. 4 mm. Hor. soc. ent. ross. 1909. 92. Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirn und Scheitel verdunkelt, grau schillernd. Fühler länger als Kopf und Mittel- leib zusammen, die Wurzelglieder und die ersten drei Geißelglieder gelb. die folgenden bräunlich, gegen die Spitze immer dunkler werdend. Thoraxrücken matt, rostbraun und ebenso behaart, mit drei, nicht viel dunkleren Längsstriemen. Brustseiten rostbraun, Hinter- rücken braun; Schildchen braun mit hellerem Rande. Schwinger gelb. Hüften und Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen braun. Schenkelringe mit schwarzbraunem Fleck, Mittel- und Hinterhüften mit schwarzbraunem Striche; Hinterschenkelspitzen braun. Drittes und viertes Vordertarsenglied des Männchens auf der Sohle mit Borsten respektive Dornen bewaffnet, ersteres etwas gekrümmt. Endglied normal. Flügel gelblich. Untergabel etwas vor der Basıs des Spitzengabelstieles. 74 Erster Hinterleibsring gelb, mit schwarzbraunem Rückenfleck, sechster ganz dunkelbraun, die übrigen braun, mit gelben, an den Seiten etwas bogenförmig erweiterten Vorderrandsbinden. Hypo- pygium groß, gelb. Selten. Schreibwald, 1. Mai. Abbild.: Hor. soc. ent. Ross. t. IL f. 25—30 (Hypopygium, Vordertarsen, Legeröhre, lam. post. pars. bas. sup. und inf.). 4. Rymosia eonnexa Winn. S. 4 mm. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 814. Rüssel und Taster gelb, Untergesicht, Stirn und Scheitel schwarzbraun, grauschimmernd. Fühler länger als Kopf und Mittel- leib zusammen, braun, die Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. Thoraxrücken. Brustseiten, Hinterrücken und Schildchen schwarzbraun. Schwinger gelb. Hüften und Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen braun. (var. alpına Strobl mit an der Basis ver- dunkelten Hüften. Mitt. d. Nat. Ver. Graz. 1897. 285; nur 22). Schienendorne und Sporne braun. Vordertarsen einfach. Flügel etwas graulich getrübt. Untergabelbasis ziemlich weit vor der Cubitalquerader gelegen. Erster und sechster Hinterleibsring ganz schwarzbraun, die übrigen gelb oder bräunlich, mit großen. zusammenhängenden, dreieckigen, schwarzbraunen Rückentlecken, deren Spitze nach vorn gerichtet ist. Hypopygium grob, rostgelb. Selten. Schreibwald, 14. April. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1909, t. II, f. 41—42 | Hypopygium). 5. Rymosia virens Dzied. S. 4 mm. Hor. soc. ent. ross. 1909. 94. Untergesicht, Stirn und Scheitel dunkelbraun, Rüssel und Taster gelb. Fühler bedeutend länger als Kopf und Mittelleib zu- sammen, braun, die Wurzelglieder gelb. Thoraxrücken schwarzbraun, grauschimmernd, ungestriemt. Brustseiten, Schildehen und Hinterrücken dunkelbraun. Schwinger gelb. Hüften und Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen braun. Sporne dunkelbraun. Flügel kaum getrübt, glänzend. Untergabel an der Basis sehr eng und diese weit vor der Cubitalgnerader liegend. 75 ‚Erster, zweiter und sechster Hinterleibsring schwarzbraun, die übrigen gelb oder rotgelb, mit schwarzbraunen, dreieckigen Rücken- flecken, deren Spitze nach vorn gerichtet ist und deren Basis sich auf dem Hinterrande der Ringe bindenartig auf die Seiten hinab- zieht. Bauch rotgelb. Hypopygium gelb. Selten. Adamstal, 17. April. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1909, t. III, £ 53—57 (Hypo- pygium, Legeröhre, lam. post. pars. bas. sup. et. inf.). 6. Rymosia fovea Dzied. S. 4 mm. Hor. soc. ent. ross. 1909. 94. Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirn und Scheitel braun, grauschillernd. Fühler länger als Kopf und Mittelleib zusammen, braun, die Wurzelglieder und die Basis des ersten Geibelgiedes gelb. . Thoraxrücken gelb oder gelbbräunlich, grauschillernd, mit drei braunen Längsstriemen, die mittlere bis zum Vorderrand des Rückens reichend, die seitlichen vorn verkürzt. Brustseiten gelb- bräunlich; Hinterrücken und Schildchen braun; Schwinger gelb. Hüften und Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen braun. Hinterschenkel mit brauner Spitze. Schienensporne dunkelbraun. Flügel kaum getrübt. Untergabelbasis unter dem Stiel der Spitzen- gabel gelegen. Erster und sechster Ring des Hinterleibes schwarzbraun, die übrigen schmutzig rotgelb init braunem Hinterrande; auch auf dem Rücken erscheint meist eine schmale braune Strieme. Häufiger als die vorige Art. Nur G G. Schreibwald, 1. Mai. Me Eor soc. ent. ross. 1909, © III, 1. 58 und 59 (Hypopygium). 7. Rymosia cristata Staeg. S ©. 4—5 mm. Naturh. Tidssk. III. 1840. 254. Kopf braun, Stirn und Scheitel grauschimmernd; Rüssel und Taster gelb. Fühler braun, Wurzelglieder und die Basis des ersten Greibelgliedes gelb. Thoraxrücken heller oder dunkler schwarzbraun, an den Seiten und vorn gelblich, etwas grauschimmernd, die Mitte nicht eigentlich gestriemt, sondern jene Fläche, die sonst von der Mittel- strieme eingenommen wird, von kräftigen, schwarzen Borsten um- 76 säumt, so dab sie bei gewisser Beleuchtung markanter hervortritt. Die übrige Behaarung des Rückenschildes kurz, anliegend, gelb, nur an den Seiten und hinten längere schwarze Borstenhaare. Brustseiten braun, über den Vorderhüften gelb; Hinterrücken und Schildehen braun. Die Brustseiten und der Hinterrücken grau- schimmernd. Schwinger gelb. Hüften und Schenkel gelb, Schienen meist bräunlich, Tarsen und Schienensporne braun; Schenkelringe mit schwarzem Punkt an der Spitze. Flügel etwas gelblichgrau ge- trübt, auf dem Vorderrande dunkler. Untergabelbasis etwas vor der Basis des Spitzengabelstieles liegend. Hinterleib keulenförmig, gelb; erster Ring mit großem, schwarz- braunem Rückenfleck, zweiter, dritter und vierter Ring mit ebenso: gefärbten, halbkreisigen, bis zum Hinterrande reichenden Rücken- flecken, die beiden Endringe ganz schwarzbraun. Hypopygium gelb. Beim Weibchen sind meist der erste und siebente Ring ganz schwarz- braun, die übrigen gelb mit halbkreisförmigen ‚Rückenflecken, die jedoch den Hinterrand der Ringe nicht erreichen. Legeröhre braun, mit gelben Lamellen. Eine der gemeinsten Pilzmücken, die an Walbbächen ım ganzen Gebiete häufig vorkommt. Mai bis August. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1909, t. III, f. 62 und 63 (Hypo- pygium, t. IV, f. 67 und 68 (Legeröhre und pars. bas. inf.). Auch die durch das eigentümliche Hypopygium (L. c. t. III, f. 64 und 65) charakterisierte Varietät kommt mit der Stammform in unserem waldigen Mittelgebirge ziemlich häufig vor. 8. Rymosia gracilis Win. S. 4 mm. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 820. Taster gelb, Stirn und Hinterkopf verdunkelt, grauschimmernd. Fühler schlank, fast doppelt so lang als Kopf und Mittelleib zu- sammen, schwarzbraun, die Wurzelglieder, das erste Geibelglied und die Basis des zweiten gelb. Mittelleib hochgewölbt. Thoraxrücken schwarz, an den Seiten etwas grauschillernd, mit kleinem gelben Schulterfleck. Brustseiten, Hinterrücken und Schildchen schwarzbraun. Schwinger gelb. Hüften und Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen braun. Schienen- sporne braun. Flügel licht bräunlich getrübt. Untergabelbasis nur wenig vor der Basis des Spitzengabelstieles gelegen. 77 Hinterleib schwarzbraun, zweiter, dritter und vierter Ring mit schmalen, gelben Hinterrandsbinden, die sich an den Seiten zu dreieckigen Flecken erweitern; fünfter Ring braunschwarz mit hellerem Hinterrande, Endring ganz schwarzbraun. Hypopygium gelb. 2 Männchen. Obratal, 28. April; Adamstal, 16. Juni. Abbild.: W. E. Z. 1912, p. 180, f. 10—11 (Hypopygium). 9. Rymosia fenestralis Meig. S ©. 6'/, mm. S. B. I. 1818. 265 (Mycetophila). Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirn und Hinterkopf gelb, meist jedoch mehr oder weniger verdunkelt. Fühler braun, die Wurzelglieder und das erste Geißelglied an der Basis gelb. Fühlergeißel infolge der Behaarung weißgrau schimmernd. Mittelleib gelb, Thoraxrücken gelb oder bräunlichgelb, mit drei braunen oder schwarzbraunen Längsstriemen; die Mittelstrieme mit kleinen, schwarzen Borstenhaaren eingefaßt, die übrige Be- haarung des Rückenschildes kurz, anliegend, gelb, nur an den Seitenrändern längere, schwarze Borsten. Brustseiten braun gefleckt, Hinterrücken mit braunem Fleck oder ganz braun. Schildchen gelb, mit braunem Basalfieck, der oft durch eine gelbe Linie in zwei Flecke getrennt erscheint. Hüften gelb, Mittel- und Hinterhüften meist mit blaßbraunen Wischen; Schenkelringe mit schwarzbraunem Fleck an der Spitze. Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen braun. Schienendorne braun. Flügel bräunlich getrübt, mit dunklerem Vorderrande. Die Lage der Untergabelbasis sehr unbeständig, vor, unter, auch jenseits des Spitzengabelstieles. Hinterleib, lang, keulenförmig, in der Färbung nicht sehr be- ständig, gelb, oft bräunlich verdunkelt, mit größeren oder kleineren, schwarzbraunen Rückenflecken, die sich bei dunkleren Rücken auch auf die Seiten herabziehen; die beiden Endringe gewöhnlich ganz braunschwarz, nur beim © der Endring gelb. Hypopygium gelb. Billowitz, 19. April; Adamstal, 17. Mai. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1909, t. IV, £. 71 und 77 (Hypo- pygium, Legeröhre, pars. bas. sup. und inf.). 10. Rymosia domestica Meig. S 9. 4—51/, mm. S. B. VI. 1830. 303 (Mycetophila). Untergesicht und Taster gelb, Stirn und Hinterkopf schwarz- braun, erstere weißgrau schimmernd. Fühler schlank, länger als 78 Kopf und Mittelleib zusammen, braun, die Wurzelglieder und ein bis drei Geißelglieder gelb. Thoraxrücken auf der Mitte samtschwarz, an den Seiten immer und auffallend breit weißgrau schimmernd. Schulterfleck gelblich. Brustseiten gelb, über den Hüften gewöhnlich braun ge- fleckt, oft ganz verdunkelt, immer etwas grauschimmernd. Schildchen und Hinterrücken braun. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen bräunlich. Schenkelringe mit schwarzbraunem Fleck. Sporne braun, Flügel etwas getrübt, mit gelblichem Vorderrande. Obere Zinke der Spitzengabel mit der Cubitalis stark divergierend. Untergabel- basis mehr oder weniger vor der Basis des Spitzengabelstieles gelegen. Hinterleib lang und schlank, mit großem, gelben, schwarz- borstigen Hypopygium. Erster und meist auch der zweite Ring gelb, mit schwarzbraunem Rückenfleck, die übrigen gelb, mit schwarzen Basalbinden, deren Breite jedoch sehr variabel erscheint und die fast immer in der Mitte halbkreisig oder spitz vorgezogen sind und sich daher mehr als Rückenflecke darstellen; meist sind die einzelnen Flecke durch den gelben Hinterrand der Ringe ge- trennt, doch hängen sie oft auch mit den Spitzen vollständig zu- sammen. Endring beim S meist ganz schwarzbraun (höchstens mit schmalem gelben Hinterrandssaum), beim © gelb, mit schwarzer Basalbinde. Legeröhre gelb. Rymosia domestica kommt im ganzen (Gebiete an Wald- bächen sehr häufig vor. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1909, t. IV, f. 78—84 (Hypo- pygium), t. V, f. 85—87 (Legeröhre, pars. bas. sup. und inf.). 11. Rymosia Tarnanii Dzied. S ©. 31/,—11/, mm. Hor. soc. ent. ross. 1909. 99. Untergesicht, Rüssel und Taster gelb. Stirn gelb, Scheitel und Hinterkopf braun, grauschillernd. Fühler so lang als Kopf und Mittelleib zusammen, braun, Wurzelglieder und die Basis des ersten (reißelgliedes gelb. Rückenschild hellbraun, grauschillernd; in gewisser Beleuchtung zeigen sich schwache Spuren von Längsstriemen, die sich aber von der Grundfarbe kaum abheben. Brustseiten gelblich, meist mehr oder weniger verdunkelt. Schildchen und Hinterrücken braun. Schwinger gelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun. Mittel- 79 und Hinterhüften mit braunem Strich. Hinterschenkelspitzen und Schienensporne braun. Flügel blaBbräunlich getrübt, fast glas- hell. Untergabelbasis wenig vor der Basis des Spitzengabelstieles gelegen. Hinterleibsringe gelb oder gelbbräunlich, mit schwarzbraunen Rückenflecken, die sich mehr oder weniger auf die Seiten herab- ziehen, die beiden Endringe braun, meist hinten gelblich gerandet. Hypopygium und die Legeröhre gelbbraun. An Waldbächen in unserem Mittelgebirge häufig und weit verbreitet. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1909, t. VI, f. 107—111 (Hypo- pygium, Legeröhre, pars. bas. sup. und inf.). 24. Gattung: Allodia Win. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 826. Brachycampta Win. ibid. 833. Mycetophila Meig., Macgq., Stann., Staeg., Ross., Zett., Walk. Kopf rundlich, vorn flachgedrückt, tiefstehend. Netzaugen rund, Punktaugen drei vorhanden, das mittlere klein, in einem Grübchen stehend. Taster viergliederig, erstes Glied klein, End- glied am längsten. Fühler 2 + 14gliederig, Wurzelglieder an der Spitze beborstet, Geißelglieder walzenförmig, flaumhaarig. SI Fig. 30. Mittelleib hochgewölbt, Beine schlank, Schienen bedornt und mit Sporen versehen. Flügel (Fig. 30) so lang oder etwas kürzer als der Hinterleib, mikroskopisch behaart. Costa nicht über den Cubitus hinausreichend. Mediastinalis rudimentär. Spitze der Basal- zelle nicht über die Basis der Spitzengabel hinausreichend. Analis deutlich (Allodia sens Win.) oder nur als Wurzelrudiment vor- handen, meist aber gänzlich fehlend. (Brachycampta sens. Win.). Axillaris zart. Hinterleib sechs- (Z) oder siebenringelig (2). 80 O. A. Johannsen zieht in Genera insectorum 1909, p. 103 die Winnertzschen Gattungen Allodia und Brachycampta zu- sammen. 1; 10. Tabelle zum Bestimmen der Arten: Anais deutlich. (Allodia)g: 12b: ladí Z Analis nur als schwaches Wurzelrudiment vorhanden oder gänzlich fehlend (Brachy- campta) . . . „9 . Kleinere Art a 1, N ik Aer an den Seiten breit und deutlich weib- grau schimmernd . . . + « . . Jugens Wied. Größere Art (5—6 mm); Kückenachild auf dem Seitenrandenicht weißgrau schimmernd crassicornis Stann. . Hypopygium auffallend groß, Zangen blatt- are. ae . . . triangularis Strobl Hypopygium naht auffallend ar A | . Fühler ‚sehr kurz, kräftige © < < - . 20... thrachycern#Æer Fühler von gewöhnlicher Bildung . . . .5 . Untergabelbasis deutlich vor der Cubital- querader gelegen . . . 6 Untergabelbasis höchstens unter HSM: Chère ader, meist aber unter dem Stiel der Spitzengabel liegend . . . . . „10 . Seiten des Rückenschildes deutlich Heilen schimmernd\ W ge. HE Seiten des Hückenschilden nicht“ roll ena schimmernd . . . DE) . Oberzange lang und uni BR DRE Oberzange kurz, schuppenartig (Fig. 36) . silvatica Land. . Oberzange an der Spitze mit einem Wieder- haken (Big:37 ie . . . . pistillata Lundst. Oberzange ohne Waedenhi len! (Fig. 33). . caudata Win. alternans Zett. . Nur durch das präparierte Hypopygium unter- (ee Landen scheidbar (Fig. 32, 38 und 39). Czernyi Land. bicolor Maca. ’ amoena Win. cinerea Lundst. Nur durch das präparierte Hypopygium unter- scheidbar (Fig. 31, 35 und 37). 81 Anmerkung: Bei der Unbeständigkeit der Arten dieser Gattung in der Körperfärbung, bei der großen Ähnlichkeit der- selben in Fühlerbau, Flügelgeäder usw. erscheint es mir unmög- lich, alle meine mährischen Spezies in einer Tabelle scharf aus- einanderhalten zu können. Ich habe die Tabelle daher nur so weit geführt, daß einzelne Gruppen aufgestellt werden; hier muß unbedingt die Unterscheidung der Arten nach den präparierten Geschlechtsorganen einsetzen, soll die Determination befriedigende Resultate liefern. Da ich hier nicht alle Zeichnungen wiedergeben kann, verweise ich auch bezüglich der anderen Arten auf die meist von Prof. Lundström gegebenen Abbildungen (Act, soc. p. faun. et flor. fenn. 1909, f. 21—41). 1. Allodia erassicornis Stan. S 9. 5—6 mm. Observ. Mycet., 1831. 22 (Mycetophila). obscura Winn., Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 826. punctipes Staeg., Kr. Tidsskr. 1840. 249. Kopf schwarzbraun, das Untergesicht zuweilen lichter. Rüssel und Taster gelb. Fühler beim Männchen etwas länger als Kopf und Mittelleib zusammen, braun, die beiden Wurzelglieder gelb; beim Weibchen sind die Fühler bedeutend kürzer, die unteren fünf bis sechs Geißelglieder verdickt, allmählich in die Breite der normalen Endglieder übergehend, so daß die Fühler kegelförmig erscheinen. Wurzelglieder gelb, die übrigen braun (var. obscura), oder es sind die verdickten Geißelglieder rotgelb (crassicornis). Thoraxrücken mit graugelben Härchen besetzt, dunkel schwarz- braun, ungestriemt (obscura) oder gelbbraun, mit dunklen, mehr oder weniger zusammengeflossenen Längsstriemen. Brustseiten gelb- lich, braunfleckig, bei der dunkleren var, obscura ganz schwarz- braun. Schildchen und Hinterrücken braun respektive schwarz. Hüften und Schenkel gelb, Schienen verdunkelt, Tarsen braun. Schenkelringe mit schwarzem Punkt, Hinterhüften oft mit braunem Wisch; Mittel- und Hinterschenkel an der Basis der Unterseite meist mit dunklem Strich. Flügel etwas getrübt. Hinterleib schwarz, etwas glänzend, mit schmalen, gelblichen Einschnitten (obscura), oder gelb, erster Ring schwarzbraun mit gelbem Hinterrande; der zweite bis vierte Ring mit braunem Rücken- fleck, der besonders auf dem dritten und vierten Ringe meist nur Zeitschrift des mähr, Landesmuseums. XIV. 6 82 als schmale Rückenlinie erscheint, so daß die gelbe Färbung an diesen Ringen immer sehr ausgebreitet ist. Endringe schwarzbraun, mit gelbem Hinterrandssaume; beim Weibchen erscheinen alle Hinterleibsringe braun mit gelben Hinterrandsbinden (crassicornis). Hypopygium und Legeröhre gelb bis schwarzbraun. Allodia crassicornis Stan. ist eine im ganzen Gebiete gemeine Art; die var. obscura ist ebenfalls sehr häufig und besonders im ersten Frühlinge an Waldbächen zu finden. 2. Allodia lugens Wied. S 2. 3—4!/, mm. Zool. Mag. I. 1817. 68. analis Meig., S. B. I. 1818. 269 (Mycetophila). ornaticollis Meig., S. B. I. 1818. 269 (Mycetophila). grata Meig., S. B. VI. 1850. 303 (Mycetophila). longicornis Wulp., Tydkr. v. Ent. 1858. 178 (Mycetophila). nigricollis Zett., Dipt. scand. XI. 1852. 4218 (Mycetophila). Taster und Rüssel gelb, Untergesicht, Stirn und Scheitel braun. Fühler schlank, schwarzbraun, die beiden Wurzelglieder gelb, auch das erste Geißelglied ganz oder.an der Basis gelblich. Rückenschild auf der Mitte tiefschwarz oder schwarzbraun, der Seitenrand gelblich oder doch lichter, breit und auffallend weißgrau schimmernd. Brustseiten, Hinterrücken und Schildchen schwarzbraun. Hüften und Schenkel gelbbräunlich, Tarsen mehr oder weniger verdunkelt. Schenkelringe mit braunem Punkt, Hinter- schenkel an der Basis der Unterseite meist mit braunem Striche und auch die äußerste Spitze derselben gewöhnlich braun, Schienen- sporne braun. Flügel kaum getrübt, auf dem Vorderrand etwas gelblich. Mediastinalis rudimentär, an die Subcosta sich anlehnend. Untergabelbasis unter der Basis der Spitzengabel oder nur wenig vor derselben gelegen. Analis kurz, oft zart und rudimentär, fast gänzlich fehlend. Axillaris deutlich. Hinterleib schlank. Bein S schwarzbraun, mit gelben, drei- eckigen Seitenflecken auf dem zweiten bis vierten Ringe, die fol- genden schwarzbraun (ornaticollis Meig.), oder es zeigen sich auch auf den beiden Endringen größere oder kleinere gelbe Seitenflecke (grata Meig.), oder es erscheint der ganze Hinterleib einfärbig schwarzbraun, höchstens mit schmalen, gelblichen Einschnitten 83 (lugens Wied.). Hypopygium gelb, gelbbräunlich bis schwarzbraun; beim 2 sind alle Ringe (von zweiten angefangen) mit gelben Seiten- flecken versehen, doch sind diese an den hinteren Ringen meist weniger auffallend, zuweilen ist der fünfte Ring ganz schwarzbraun, die Vorderhälfte des sechsten braun, die hintere sowie der ganze Endring gelb. Legeröhre gelb bis braun. In allen Varietäten im ganzen Gebiete verbreitet, besonders var. lugens Wied. überall gemein. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fen. 1909, t. II, f. 13—20 (Hypopygium, Oberzange). 3. Allodia triangularis Strobl. S. 3!/, mm. Mitt. d. nat. Ver. Steierm. 1894 (1895). 159 (Brachycampta). Eine Allodiaart, die an dem großen Hypopygium mit den breiten, blattartig erweiterten Haltzangen auch im trockenen Zu- stande leicht und sicher zu erkennen ist. Kopfschwarzgrau, Untergesicht und Taster gelb. Fühler kräftig, braun, die Wurzelglieder und die ersten zwei Geißelglieder gelb. Thoraxrücken schwarzbraun, mit gelbem Schulterfleck. Brust- seiten gelb, braun gefleckt, oft ganz verdunkelt; Schildchen und Hinterrücken braun. Thoraxrücken gelbgrau behaart, an den Seiten einige längere Borstenhaare. Hüften und Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen braun; Schienensporne schwarzbraun. Flügel etwas gelbbräunlich getrübt. Cubitalis ganz gerade; Untergabelbasis weit vor der Basis des Spitzengabelstieles, fast unter der Mitte der Basalzelle liegend, im Basalteile sehr schmal. Hinterleib gelb, mit großen, schwarzbraunen Rückenflecken auf dem ersten bis vierten Ringe; fünfter und sechster Ring schwarz- braun. Hypopygium groß, gelb. Adamstal, 17. Mai; Billowitz, 20. Mai. Abbild.: Act. soc. p. faun. flor. fen. 1909, t. IL, f. 21 und 22 (Hypopygium). 4. Allodia bicolor Maeq. G. 2'/; mm. Suit. & Buff. 1834. 131 (Mycetophila). Kopf braun, Taster und Untergesicht gelb, letzteres meist mehr oder weniger verdunkelt. Fühler schwarzbraun, die Wurzel- glieder oder auch noch ein bis drei Geißelglieder gelb. 6* 84 Die Färbung des Mittelleibes ist sehr variabel. Meist ist der Thoraxrücken schwarzbraun, etwas grauschimmernd, doch kommen auch lichter gefärbte Stücke vor, bei denen die Grundfarbe des Rückens ein helleres oder dunkleres Gelb ist; die immer vorhandenen Längsstriemen sind heller oder dunkler braun, selten deutlich getrennt, | wenigstens hinten, meist aber ganz zusammengeflossen. Brustseiten gelblich, braun gefleckt, meist vollständig verdunkelt. Schildchen gelb bis schwarzbraun, Hinterrücken braun. Schwinger gelb. Hüften und Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen braun. Schienensporne schwarzbraun. Bei dunkel gefärbten Stücken sind die Hinterschenkel an der Basis der Unterseite und an der Spitze schwarzbraun. Flügel gelb- bis gelbbräunlich getrübt. Basis der Untergabel unter dem Stiel der Spitzengabel liegend, selten bis zur Basis des Stieles reichend. Hinterleib gelb, mit schmalen oder breiteren Rückenflecken auf dem ersten bis vierten Ringe; oft sind diese Ringe so stark verdunkelt, daß nur die Seiten schmal gelblich erscheinen. Fünfter und sechster Ring schwarzbraun, ersterer an der Basis seitlich mit gelbem Fleck, der indessen oft sehr klein ist oder gänzlich fehlt. Dunkle Exemplare haben oft einen einfärbig schwarzbraunen Hinterleib, nur die Bauchseite ist gelblich. Hypopygium Fig. 31. Schreibwald bei Brünn, 11. Mai. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fen. 1909, t. III, £ 23 und 24 (Hypopygium) f. 25 (Oberzange). 5. Allodia alternans Zett. G 2. 3 mm. Ins. Lapp. 1838. 866 (Mycetophila). Kopf braun, Untergesicht und Taster gelb, ersteres oft bräun- lich. Stirn und Hinterkopf grauschillernd. Fühler schwarzbraun, die Wurzelglieder und ein bis vier Geißelglieder gelb. 85 Thoraxrücken schwarzbraun, an den Schultern mehr oder weniger gelblich, mit gelbgrauer, anliegender Behaarung, an den Seiten mit längeren, schwarzen Borstenhaaren. Brustseiten gelblich, der hintere Teil derselben, oft die ganzen Brustseiten verdunkelt. Schildchen und Hinterrücken braun. Schwinger gelb. Hüften, Schenkel und Schienen bräunlich, Tarsen braun. Schienensporne gelbbraun. Hinterschenkel mit schwarzbraunem Punkt an der Spitze. Flügel kaum graulich getrübt. Basis der Untergabel deutlich vor der Cubitalquerader gelegen. Hinterleib schlank, gelb, erster bis vierter Ring mit schwarz- braunen, dreieckigen Rückenflecken, deren Spitze nach vorn ge- richtet ist. Beim Männchen ist die Oberseite des ersten Ringes meist ganz schwarzbraun, der vierte Ring oft ganz gelb oder mit schwarzem Hinterrande. Fünfter Ring schwarzbraun, beim Weibchen oft an der Seite gelb, sechster ganz schwarz; Hypopygium gelb (Fig 32). Sechster und siebenter Ring und Legeröhre des Weibchens gelb. Schreibwald, 13. Mai; Josefstal, 11. Mai. — Nicht selten. Abbild.: Act. soc. p. faun. et lor, fen. 1909, t. III, £ 26 und 27 (Hypopygium). 6. Allodia brachycera Zett. S 9. 2'/;—3 mm. Dipt. Scand. XI, 1852. 4224 (Mycetophila). Kopf braun, Rüssel und Taster gelb. Stirn und Scheitel grau- schimmernd. Fühler kürzer als Kopf und Mittelleib zusammen, dick, schwarzbraun, nur die Wurzelglieder gelb, die Geibelglieder breiter als hoch, dicht aneinander geschoben. Thoraxrücken schwarzbraun, anliegend blaßbraun behaart, mit gelbem Schulterfleck. Brustseiten gelb oder licht bräunlich, ge- fleckt, meist ganz schwarzbraun. Schildchen und Hinterrücken 86 braun. Hüften und Schenkel gelb, Schienen bräunlich, Tarsen braun. Schenkel mit schwarzbraunem Punkt, Hinterschenkel an der Basis der Unterseite mit ebensolchem Strich; Schienensporne schwarzbraun. Flügel etwas bräunlich getrübt. Basis der Unter- gabel unter oder kaum vor der Basis des Spitzengabelstieles. Hinterleib schwarzbraun, die Seiten und der Bauch des zweiten, dritten und vierten Ringes gelb oder gelbbräunlich. Hypo- pygium und Legeröhre gelbbraun. Billowitz, 29. Mai; Schreibwald, 24. Mai; Pollauer Berge, 17. Mai. — Ziemlich häufig. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fen. 1909, t. TIL, £ 28 und 29 (Hypopygium). 7. Allodia eaudata Win. S. 3 mm. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 843 (Brachycampta). Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirn und Scheitel braun. Fühler braun, die Wurzelglieder und ein bis zwei Geißel- glieder gelb. Thoraxrücken schwarzgrau, an den Seiten grauschimmernd, mit gelbem, bis zu den Vorderhüften hinabreichendem Schulter- fleck. Brustseiten gelblich, braun gefleckt, meist ganz schwarz- braun; Hinterrücken braun, Schildchen schwarzgrau. Schwinger gelb. Hüften und Schenkel gelb, Schienen etwas verdunkelt, Tarsen braun. Schenkelringe mit braunem Punkte. Schienendörnchen schwarz, die langen Sporne braun. Flügel bräunlich getrübt, mit gelblichem Vorderrande. Cubitus ganz gerade. Die Basis der Untergabel weit vor der Cubitalguerader gelegen. © Spitzen- gabel und obere Zinke der Untergabel gegen den Flügelrand unscheinbar. 87 Hinterleib gelb, erster, fünfter und sechster Ring schwarz- braun, die übrigen mit großen, unregelmäßig dreieckigen, schwarz- braunen Rückenflecken, deren Basis auf dem Hinterrande liegt und die in den meisten Fällen derart zusammenhängen, dab sie eine breite, auf dem Seitenrande zackige Längsstrieme darstellen. Bei dem mir unbekannten Weibchen hat der zweite bis sechste Ring dreieckige Rückenflecken, der erste und siebente Ring sind schwarzbraun. Hypopygium rostgelb mit schwarzbehaarter Ober- zange; Legeröhre gelb. Hypopygium (Fig. 33). Schreibwald bei Brünn, 14. April. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fen. t. III, f. 30 und 31 (Hypopygium). 8. Allodia pistillata Lundst. S. 3'/, mm. Annal. Mus. nat. hung. 1911. 399 (Brachycampta). Kopf schwarzbraun, Stirn und Scheitel grauschimmernd. Fühler braun, die Wurzelglieder und zwei bis drei Geißelglieder gelb. (Nach Lundström sind die Fühler gelb, gegen die Spitze braun.) Thoraxrücken auf der Mitte schwarz, an den Seiten breit weißgrauschimmernd (wie bei Allodia lugens Wied.), mit gelbem Schulterfleck. Brustseiten gelb, braun gefleckt. Schildchen und Hinterrücken schwarz. Schwinger gelb. Beine gelb, die Tarsen und die äußersten Spitzen der hintersten Schenkel und Schienen licht- bräunlich. Flügel etwas graulich getrübt. Die Basis der lang- gestreckten Untergabel weit vor der Cubitalquerader gelegen, fast bis zur Mitte der Basalzelle reichend. Axillaris kräftig, kurz. 88 Hinterleib gelb, erster und zweiter Ring auf der Oberseite schwarzbraun, dritter und vierter mit dreieckigem schwarzbraunen Rückenfleck, dessen Basis auf dem Hinterrande liegt; die beiden Endringe fast ganz schwarzbraun, nur auf der Bauchseite gelblich. Hypopygium gelb (Fig. 34). Billowitz, 20. Mai; Adamstal, 16. Juni. Nur das Männchen. Abbild.: Annal. mus. nat. hung. 1911, t. XII, 7 und 8 (Hypo- pygium). 9. Allodia amoena Win. G 2. 3—3!/, mm. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 839 (Brachycampta). Untergesicht gelb bis gelbbraun, Stirn und Scheitel braun, grauschimmernd. Taster gelb. Fühler schlank, länger als Kopf und Mittelleib zusammen, braun, Wurzelglieder und ein bis drei Geißel- glieder gelb. Thoraxrücken entweder einfärbig gelb oder mit drei braunen, matten Längsstriemen, die jedoch in den meisten Fällen zusammen- geflossen sind, oder es ist der Rücken ganz braun mit gelbem Schulter- fleck, der indessen bei dunklen Stücken oft gänzlich fehlt. Auch die Färbung der Brustseiten variiert vom Gelb bis zum Schwarz- braun. Das Schildchen und der Hinterrücken sind bei den helleren Stücken gelb, bei dunkleren Exemplaren bräunlich bis schwarz- Fig. 35. braun. Schwinger gelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, letztere oft verdunkelt, Tarsen braun. Hinterschenkel einfärbig, häufiger jedoch mit verdunkelter Spitze, bei dunklen Stücken auch mit braunem Wisch an der Basis der Unterseite; bei ganz dunklen Exemplaren ist dieser Wisch meist auch an anderen Schenkeln vorhanden. Seitendörnchen und Sporne der Schienen braun. Flügel etwas gelb oder gelbbräunlich getrübt. Basis der Untergabel unter oder etwas jenseits der Cubitalquerader gelegen. [O 89 Hinterleib gelb, mit schwarzbraunen Rückenflecken auf dem ersten bis vierten Ringe. Die Breite dieser Rückenflecken variiert sehr; oft sind sie nur als schmale Rückenlinie vorhanden, so daß die gelbe Farbe an den vorderen Ringen vorherrscht, oft aber er- scheinen sie derart verbreitert, daß sie die gelbe Grundfarbe nur als kleine Seitenflecken übrig lassen. Die beiden Endringe sind in der Regel ganz schwarzbraun, selten trägt der fünfte seitlich ein kleines gelbes Fleckchen. Bei einzelnen Stücken erscheint der Hinterleib fast ganz schwarzbraun, mit schmalen gelblichen Ein- schnitten. Hypopygium gelb bis gelbbräunlich (Fig. 35). An Waldbächen überall häufig. Schreibwald, 11. Mai; Obratal, 28. April; Billowitz, Mai bis Juni; Mohratal August. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fen. 1909, t. IV, Fig. 35 und 36 (Hypopygium). 10. Allodia silvatiea Land. S. 3 mm. W. E. Z. 1912. 31 (Brachycampta). Untergesicht gelbbraun, Stirn und Hinterkopf schwarzbraun, grauschimmernd. Taster gelb. Fühler braun, Wurzelglieder und das erste Geißelglied gelb. Mittelleib schwarzbraun. Thoraxrücken matt, mit gelblichem Schulterfleck, vorn schmal, an den Seiten breit weißgrauschimmernd. Schildchen braunschwarz, Schwinger gelb. Hüften und Beine blaBgelb, Tarsen bräunlich, Schienen- dörnchen schwarz, Sporne gelb. 90 Flügel kaum etwas graulich getrübt, am Vorderrande schwach gelblich. Mediastinalis rudimentär. Untergabel lang gestreckt, ihre Basis weit vor der Discoidalquerader, fast unter der Mitte der Basalzelle liegend. Analis fehlt, Axillaris zart. Hinterleib: Erster Ring ganz schwarzbraun, zweiter mit breiter, schwarzbrauner Rückenstrieme, auf der Bauchseite gelb. Dritter und vierter Ring mit schwarzbraunen, dreieckigen Rückenflecken, die mit der nach vorn gerichteten Spitze den Vorderrand nicht er- reichen, so daß schmale, linienförmige Einschnitte auf dem Rücken und große, dreieckige Flecken an den Seiten gelb erscheinen. Der Bauch ist an diesen Ringen ganz gelb. Die beiden Endringe schwarz- braun, das Hypopygium gelb (Fig. 56). 13 Adamstal, 16. April; 1 S von den Pollauer Bergen, 17. Mai. Abbild.: W. E. Z. 1912. p. 32, Fig. 14—16 (Hypopygium). 11. Allodia einerea Lundst. S. 3 mm. Ann. Mus. nat. hung. 1911, 397 (Brachycampta). Kopf grau. Taster gelb. Fühler schwarzbraun, die Wurzel- glieder gelb. Thoraxrücken grau, mit kleinem gelblichen Schulterfleck, die Behaarung weißgrau bis gelblich. Brustseiten schwarzbraun, Pro- thorax und ein Fleck unter der Flügelwurzel heller, gelbbraun. Hinterrücken schwarzbraun. Schildchen braun. Schwinger weißgelb. Fig. 37. Beine gelb. Flügel fast glashell. Untergabel nach Lund- ström nur sehr wenig vor, fast unter der Basis der Spitzengabel gelegen; an meinen mährischen Stücken liegt sie aber deutlich an dieser Stelle. Analis fehlend, Axillaris kurz. 91 Hinterleib schwarzbraun, die vier ersten Ringe auf dem Bauche gelb. Die gelbe Färbung reicht oft an den Seiten mehr oder weniger nach aufwärts. Hypopygium schwarzbraun (Fig. 37). 8 GG aus Billowitz, 24. Mai und 18. Juni. Abbild.: Ann. Mus. nat. hung. 1911, t. XII, Fig. 1 und 2 (Hypopygium). 12. Allodia radiata Lundst. S. 5 mm. Ann. Mus. nat. hung. 1911. 401 (Brachycampta). Stirn und Scheitel braun, grauschimmernd, Fühler braun, die beiden Wurzelglieder und ein bis zwei Geißelglieder gelb. Fig. 38. Thoraxrücken gelb, mit drei braunen, ganz zusammen- geflossenen Striemen, die aber nicht immer deutlich sind, oft fast vollständig fehlen. Brustseiten gelb, Hinterrücken schwarzbraun. Schwinger gelb. Beine gelb, Schienen und Tarsen verdunkelt. Flügel etwas gelblich. Posticalgabel weit vor der Spitzengabelbasis. Axil- laris lang. Hinterleib gelb, mit schwarzbraunen Rückenflecken an den vier ersten Ringen, die beiden Endringe schwarz. Hypopygium gelb (Fig. 38). Billowitz, 4, Mai (S). Abbild.: Rn. Mus. nat. hung. 1911, t. XV, Fig. FE 9 (Hypo- pygium). 13. Allodia Czernyi Land. S. 2°/, mm. W. E. Z. 1912. 181 (Brachycampta). Kopf schwarzbraun, Taster gelb, das Endglied verdunkelt. Stirn grauschimmernd. Fühler schwarzbraun, erstes Wurzelglied schwarz, zweites und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. 92 Thoraxrücken schwarzbraun, mit kleinem gelblichen Schulter- fleck, etwas grauschimmernd. Schildchen schwarz, grauschimmernd, Brustseiten und Hinterrücken schwarzbraun. Schwinger gelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun. Die hinter- sten Schenkel und Schienen mit dunkler Spitze. Sporne gelbbraun. Flügel fast glashell, mit gelblicher Wurzel. Analis als ganz kurzes Rudiment an der Flügelbasis vorhanden. Hinterleib schwarzbraun, anliegend gelblich behaart. Hypo- pygium braun (Fig. 39). Nur das Männchen. — Schreibwald bei Brünn, 1. Mai. Abbild.: W. E. Z. 1912, 181, f. 12—13 (Hypopygium). Erklärung der Figuren. Fig. 1. Flügel von Gnoriste Meig. Fig. 2. Flügel von Acnemia Win. Fig. 3. Flügel von Azana Walk. Fig. 4. Flügel von Rondaniella Johanns. Fig. 5. Flügel von Neurotelia Rond. Fig. 6. Flügel von Paraneurotelia Land. Fig. 7. Flügel von Leptomorphus Curt. Fig. 8. Flügel von Allocotocera Mik. (nach Dziedzicki). Fig. 9. Flügel von Boletina Staeg. Fig. 10. Hypopygium von Boletina nigricoxa Staeg. (von oben). Fig. 11. Hypopygium von Boletina sciarina Staeg. (von oben) (nach Dziedzicki). ig. 12. 1 . 14. : 18, ig. 16. ie. 17. 118; . 19. . 20. ig. 21. . 22. . 28. io. 24. ie. 25. ie. 26. a. 27. . 28. . 29. . 80. Bl. ie. 32. ig. 38, ig. 34. ie. 35. . 86. ie. 37. . 38. "99: 93 Hypopygium von Boletina gripha Dzied. (von oben) (nach Dziedzicki). Hypopygium von Boletina Lundstroemi Land. (von oben). Hypopygium von Boletina moravica Land. (von oben). Hypopygium von Boletina Grzegorzeki Dzied. (von oben) (nach Dziedzicki). Flügel von Leia Meig. Flügel von Phthinia Win, Flügel von Palaeoanaclinia Meun. (nach Lundström). Flügel von Coelosia Win. Flügel von Syntemna Win. (nach Winnertz). Flügel von Rutrophora Schnuse (nach Schnuse). Flügel von Megophtalmidia Dzied. (nach Dziedzicki). Flügel von Parastemma Grzeg. (nach Grzegorzek). a) und b) Flügel von Docosia Win. Flügel von Anatella Win. (nach Winnertz). Flügel von Trichonta Win. Flügel von Polyxena Meig. Flügel von Brachypeza Win. (nach Winnertz). Flügel von Rymosia Win. Flügel von Allodia Win. Hypopygium von Allodia bicolor Macq. (von unten) (nach Lundström). Hypopygium von Allodia alternans Zett. (von unten) (nach Lundström). Hypopygium von Allodia caudata Win. (von unten) (nach Lundström). Hypopygium von Allodia pistillata Lund. (von unten) (nach Lundström). Hypopygium von Allodia amoena Win. (von unten) (nach Lundström). Hypopygium von Allodia silvatica Land. (von der Seite). Hypopygium von Allodia cinerea Lundst. (von unten) (nach Lundstróm). Hypopygium von Allodia radiata Lundst (von unten) (nach Lundstróm). Hypopygium von Allodia Czernyi Land. (von unten). Beiträge zur Kieselalgenflora von Mähren, III. Die Diatomeen des Litorals und des Pseudo- planktons der March. Von Oskar Richter, Lehrer in Olmůtz. Zu den algologisch unbekanntesten Gebieten Mährens gehört der Hauptfluß des Landes, die March. Außer den wenigen in meinen Beiträgen zur Kieselalgenflora von Mähren, I!) angeführten Diatomeen sind aus diesem Gebiete keine Algen bekannt. Vorliegende Arbeit, das Ergebnis einer zweijährigen Sammeltätigkeit, behandelt die Diatomeen des Litorals (Ufer- region) und des Pseudoplanktons (Auftrieb) der March. Geographisch umfaßt das Gebiet die Marchquellen, den Gebirgsbach March, bis zur Mündung der Graupa östlich vom Gebirgsdorfe Blaschke (eine beiläufig 16 km lange Strecke) und den Marchfluß der Ebene bei Olmütz. I. Die Marchquelle. In den mit klarem, kaltem Wasser gefüllten Quellbecken fluten Fäden von Diatoma (Odontidium) hiemale var. mesodon, Fragilaria virescens und deren Varietäten mesolepta und lata. Am Quellgrunde vegetieren außer den bereits genannten Formen Navicula Rotaena, Nav. (Pinnularia) subcapitata und deren var. Hilseana, N. (P.) interupta var. biceps, N. (P.) viridis var. com- mutata und var. fallax, N. ( P.) borealis und deren var. scalaris, Stau- roneis anceps. An Gräsern und im Wasser liegenden Gegenständen 1) II. Bericht der Naturwissenschaftlichen Sektion des Vereines „Bota- nischer Garten“ Olmütz, 1910. 95 haften Melosira distans var. alpigena, Diatoma (0.) hiemale var. mesodon, Fragilaria virescens und deren Varietäten, mesolepta und lata, Fr. (Staurosira) capueina, Synedra familiaris, Navicula Rotaena, N. (Pinnularia) subcapitata und deren var. Helseana, N. (P.) interrupta var. biceps, N. (P.) borealis und deren var. scalaris, N. (P.) viridis var. commutata und var. fallax, N. (P.) gentilis. Im Moosrasen der Quellbeckenränder leben Diatoma (0.) hiemale var. mesodon, Fragilaria virescens und deren var. lata, Eunotia paludosa, Navteula (Neidium) bisuleata, N. Rotaena, N. baccilliformis, N. (Pinnularia) subeapitata var. Hilseana, N. (P.) mesolepta, N. (P.) borealis, N. (P.) viridıs var. commutata, var. fallax und var. rupestris, N. (P.) gentilis. Die Quellbäche, die sich nach kurzem Laufe zu einem ein- zigen Gebirgsbache vereinigen, weisen die gleiche Diatomeenflora auf. II. Der Gebirgsbach March. Bedeutend reichhaltiger und mannigfaltiger und von der Flora der Quellen verschieden ist die Diatomeenflora des Gebirgs- baches March. Für die Quellen charakteristische Formen treten zurück, um anderen die führende Stellung einzuräumen. An Geröll und Geschieben haften Melosira distans, Tabellaria flocculosa var. amphicephala, Meridion cireulare, Diatoma (Odontidium) hiemale var. genuinum und var. mesodon, D. (0.) anomalum, Synedra ulna und deren Varietäten genuina, splendens, Thalheinni, spatulifera und vitrea, S. amphicephala, Ceratoneis Acus, C. Amphioxys, Eunotia (Himantidium) pectinalis und deren var. crassa, Achnanthes (Achnanthidium) lanceolata, Cocconeis pediculus, U. Placentula, C. Disculus, C. (Microncis) linearis und deren var. Jackii, C. (M.) exilis, Navicula (Diploneis) elliplica, N. (Caloneis) silieula var. genuina, N. (Neidium) affinis, N. Rotaena, (Anomoioneis) exilis, N. eryptocephala, N. rhynchocephala und deren Varietäten brevis und biceps, N. radiosa, N. | Pinnularia) appendiculata var. Naveanu, N. (P.) subcapitata. N. (P.) tabellaria, N. (P.) parva, N. (P.) viridis var. fallax, Stauroneis, anceps, Gomphonema lanceolatum und deren var. acutiusculum, (G. acuminatum und deren var. coronatum, GG. constrictum, Cymbella amphicephala, C. aequalis C. (Cocconema) parva, C. (C) aspera, C. (Encyonema) ventricosa, Amphora ovalis, Nitxschia (Hant:schia) amphioxys und deren var. elongata, N. hungarica, N. parvula, N. dubia, N. dissipata, N. line- 96 arıs, N. Heufleriana, N. Palea und deren Varietäten maior und fonticola, N. Kützingiana, N. microcephala, N. communis und deren Varietäten minuta und perpusilla, N. frustulum, N. (Nitzschiella) accicularıs, Surirella ovalis var. ovata und var. angusta. Auf dem Schlamme der ruhigen Uferstellen leben Melosira varians, M. distans, Tabellaria flocculosa, T. fenestrata, Diatoma (Odontidium) hiemale var. mesodon, Synedra ulna und deren Varietäten genuina, splendens, vitrea, S. Gallionii (?) Ceratoneis Areus, ©. Amphyoxys, Eunotia monodon, E. (Himantidium) pecti- nalis, Achnanthes (Achnanthidium) lanceolata und deren var. dubia, Cocconeis Pediculus, C. Placentula, C. (Microneis) linearis, C. (M) exilis, Navicula (Caloneis) silieula var. minuta, N. (Neidium) Iridis var. ampliata, N. Rotaena, N. eryptocephala, N. rhynchoce- phala und deren var. brevis, N. viridula, N. hungarica var, humilis, N. radiosa, N. placentula, var. subsalsa, N. (Pinnularia) stauroptera, N. (P.) tabellaria, N. (P.) viridis und deren var. commutata, N. (Frustulia) vulgaris, Gomphonema constrictum, G. olivaceum, var. tenellum, Cymbella leptoceras, C. amphicephala, C, aequalis, C. (Encyonema) ventricosa, Amphora ovalis var. Pedi- culus, A. perpusilla, Nitzschia (Hant:schia) amphioxys var. elongata. N. thermalis, N. dubia, N. dissipata, N. linearis, N. Heufleriana, N. Palea var maior und var. fonticola, N. communis, N. (Nitx- schiella) acicularis, Surirella elegans, S. ovalis var, ovata und var. Crumena. In den mit Sprühwasser gesättigten Moospolstern vegetieren Melosira varians, Diatoma (Odontidium) hiemale var. genuinum, var. turgidulum und var, mesodon, D. (O.) anomalum und deren var. genuinum, Synedra ulna und deren Varietäten gemuina, Danica und oxyrhynchus, Ceratoneis Arcus, Eunotia (Himantidium) pectinalis var. minor und var. crassa, Achnanthes (Achnanthidium) lanceolata, A. (A.) naviculoides, Cocconeis Pediculus, C. Placentula, C. (Microneis) linearis var. Jackii, Navicula (Diploneis) elliptica, N. (Neidium) affinis, N. (N.) bisulcata, N. Rotaena, N. cryptoce- phala, N. rhynchocephala var. rynchocephala, N. radiosa und deren var. genwina, N. placentula var. lanceolate, N. (Pinnularia) mesolepta var. stauroneiformis, N. (P.) stauroptera, N. (P.) viridis var. rupestris, N. (P.) gentilis, N. (Frustulia) vulgaris, Stauroneis anceps var. linearis, Gomphonema parvulum, (G. angustatum var. obtusatum, (G. gracile var, naviculoides, Cymbella amphicephala, 97 C. (Encyonema) ventricosa, Nitxschia parvula, N. dubia, N. Heu- fleriana, Surirella ovalıs var. angusta. An Fadenalgen haften Diatoma (Odontidium) hiemale var. turgidulum, Fragilaria undata, Synedra ulna und deren Varietäten genuina, splendens, Danica und oxyrkynchus, Ceratoneis Arcus, C. Amphioxys, Eunotia (Himantidium) Soleirolii(?) Achnanthes (Ach- nanthidium) lanceolata, Cocconeis Pediculus, C. Placentula, Navi- cula Rotaena, N. viridula, N. cincta, N. radiosa, N. (Pinnularia) stauroptera var. parva, Stauroneis anceps, Gomphonema lanceolatum, Cymbella affinis, Nit:schia parvula, N. communis und deren var, minuta, N. (Nitzschiella) accicularis, Surirella ovalis var. angusta. III. Der Marchfluß der Ebene. Bei Olmütz ist die March ein reichverzweigter träger Fluß der Ebene (Hanna, oberes Marchbecken). Die zum Teil künstlich angelegten Arme und Gräben, die einst zur Befestigung der Stadt dienten, sind heute bis auf drei verschüttet. Den östlichsten Teil des Stadtgebietes durchfließt die „GroBe March‘ (Hauptarm). Westlich der Großen March, am Ostrande des Häusergebietes fließt die Mittelmarch, die sich bei dem südlich von Olmütz gele- genen Dorfe Neustift mit der Großen March vereinigt. Am linken Ufer empfängt die Mittelmarch einen von den im Norden der Stadt gelegenen Moorwiesen kommenden, nicht unbedeutenden Nebenfluß. Am rechten Ufer zweigt nach Westen hin der Jakober- mühlgraben ab, der sich nach kurzem Laufe wieder mit dem Mutterarme vereinigt. Den westlichen Teil der Stadt durchfließt der Steinmühlgraben (Kuhmarch), der noch im Häusergebiet in die Mittelmarch mündet. Dieses Gebiet ist reich an Diatomeen. Der feine Schlamm der Ufer und des Grundes, die dichten Schilf- bestände schaffen den gepanzerten Einzellern die denkbar günstigsten Lebensbedingungen. Die Zusammensetzung der Diatomeenflora des Marchflusses der Ebene ist von der des Gebirgsbaches und der Quellen sehr verschieden. Die charakteristischen Formen des Quellen- gebietes verschwinden ganz, die des Gebirgsbaches treten zurück. Der Schlamm der Uferregion beherbergt Melosira varians, M. distans, Meridion circulare, Diatoma vulgare var. genuinum und var. productum, D. (O.) hiemale var. turgidulum, Synedra pulchella var. lanceolata, S. ulna und deren var. genuina, Ceratoneis Arcus, C. Amphioxys, Eunotia (Pseudo-Eunotia) lunaris, Cocconeis Zeitschrift des mähr, Landesmuseums. XIV. 7 98 Pediculus, Gyrosigma scalproides, Navicula (Diploneis) puella, N. (Caloneis) silicula und deren Varietäten gibberula und injlata, N. (Neidium) bisulcata, N. (N.) Iridis, N. cuspidata, N. Rotaena, N. mutica var. Goeppertiana, N. Pupula var. rectangularis, N. hungarica var. humilis, N. radiosa und deren var. minutissima, N. gracilis und deren var. schixonemoides, N. gastrum. var. exigua, N. (Pinnularia) mesolepta var. stauroneiformis, N. (P.) stauroptera var. parva, N. (P.) viridis var. commutata, Gomphonema angustatum, G. acuminatum, (G. constrietum var. capitatum, Cymbella amphi- „cephala, C. (Cocconema) lanceolata, C. (C.) helvetica und deren var. curta, C. (C.) aspera, C. (Encyonema) ventricosa var. Pediculus, C. turgidula, Amphora ovalis und deren var. Pediculus, Nitzschia (Hantzschia) amphioxys, N. parvula, N. dubia, N. dissipata und deren var. Acuta, N. sigmoidea, N. vermicularis, N. linearis, lanceolata, N. gracilis, N. Palea var. maior und var. fonticola, N. communis und deren var. minula, Surirella ovalis und deren Varietäten ovata, angusta, pinnata und Crumena. Im Pseudoplankton finden sich Melosira varians, M. distans, Cyclotella operculata var. mesoleia, C. Küt:ingiana, Tabellaria floc- culosa var. genuina, Meridion circulare, Diatoma vulgare, Fragi- laria parasitica, F. (Staurosira) construens var. pusilla, Synedra pulchella, S. Vaucheria und deren var. parvula, S. ulna und deren Varietäten genuina, splendens, amphirhynchus, biceps, Thalheiïmii, lanceolata, oxyrhynchus, und undulata, S. Acus var delectissima und var. angustissima, Ceratoneis Arcus, C. Amphioxys, Eunotia praerupta var. curta, (Himantidium) pectinalis var. minor und var. curta. E. (Pseudo-Eunotia) lunaris, Achnanthes (Achnanthi- dium) lanceolata, Cocconeis Pediculus, (C. (Microneis) linearis, Gyrosigma acuminatum, G. Kützingü, G. altenuatum, G. Spen- ceri var. curvulum, (G. scalproides, Navicula (Diploneis) Puella, N. (Caloneis) fasciata, N. (C.) silicula und deren Varietäten gebberula und genuina, N. (Neidium) affinis var. amphirhynchus, N. (N.) bisulcata, N. (N.) producta, N. (N.) dubia, N. cuspidata und deren var. ambigua, N. Rotaena, N. Pupula N. muralis, N. cryptocephala und deren Varietäten veneta, minor und lanceolata, N. rhynchoce- phala und deren Varietäten rhynchocephala, brevis und dubia, N. viridula var. slesvicensis und var. silesiaca, N. hungarica var. humi- lis, N. cincta, N. radiosa, und deren var. acuta, N. gracilis, N. placentula var. lanceolata, N. gastrum var. latiuscula, N. scutelloi- 99 des, N. pygmaea, N. (Pinnularia) appendiculata. N. (P.) subcapitata var. stauroneiformis, N. (P.) mesolepta var. stauroneiformis, N. (P.) Brebissonü, N. (P.) borealis, N. (P.) gibba und deren var. Peckit, N. (P.) brevicosta, N. (P.) Esox, N. (P.) viridis und deren Varie- täten commutata, rupestris, fallax. N. (P.) gentilis, N. (P.) nobilis, N. (Frustulia) vulgaris, N. (Amphipleura) pellucida, Stauroneis anceps und deren var. amphicephala, St. Phoenicenteron und deren var. amphilepta, Gomphonema, parvulum und deren var. micropus, G. angustatum, G. gracile var. naviculoides, (G. lanceolatum var. acutiusculum, G. montanum var. subclavalum, (G. acuminalum und deren var. trignocephalum, (G. constrictum und deren var. capila- tum, Roicosphenia curvata und deren var. fracta, Cymbella amphi- cephala, C. affinis, C. cistula und deren var. maculata, C. (Cocco- nema) lanceolata, C. (C.) helvetica und deren var. Balatonis (?), C. (C.) aspera, C.(Encyoma) ventricosa und deren Varietäten ovata, Pediculus und minuta, Amphora ovalis und deren Varietäten libyca und Pediculus, Tryblionella punctata var. curta und var. elonyata, Nitzschia (Hantzschiana) amphioxys und deren Varietäten pusilla und maior, N. hungarica und deren var. linearis, N. thermalis und deren var. intermedia, N. parvula, N. dubia und deren var. inter- media, N. stagnorum, N. dissipata- und deren Varietäten media und Acula, N. sigmoidea, N. vermicularis, N. curvula var. mator, N. limearis, N. gracilis, N. Palea und deren Varietäten maior und dissipata, N. communis, N. inconspicua, N. (Nitxschiella) acicularts, Cymatopleura Solea und deren Varietäten genuina, gracilis, apicu- lata und regula, Surirella biseriata var. amphioxys, S. saxonica, S. ovalis und deren Varietäten ovata, angusta. pinnata und Crumena. An Wurzeln, Pflöcken, Blättern, Pflanzen, insbesonders an Schilf und Grünalgenfäden haften Melosira varians, M. distans, Cyclotella operculata var. mesoleia, C. Menighiana, C. Kützingiana, Coseinodiscus lacustris, Meridion, cireulare, M. constrietum, Dia- toma vulgare und deren Varietäten breve und productum, D. (Odon- tidium) hiemale var. mesodon, Synedra pulchella und deren var. lanceolata, S. ulna und deren Varietäten genuina, splendens, am- phirhynchus, Danica. biceps, oxyrhynchus und obtusa, S. capitata, S. Acus var. delectissima und var. angustissima, S. amphicephala, S. familiaris, S. parasitica, Ceratoneis Arcus, C. Amplozxys, Eunotia (Himantidium) pectinalis und deren var. minor, E. (H.) er 100 Soleirolü, E (Pseudo-Eunotia) lunaris, Achnanthes (Achnanthidium) lanceolata, Cocconeis Pedieulus, ©. (Microneis) linearis, Gyrosigma acuminatum, Navicula (Diploneis) Puella, N. (D.) elliptica, N. (Caloneis) fasciata, N. (C.) silieula var. gibberula und var. inflata, N. (Neidium) affinis, N. (N.) Iridis var. ampliata, N. cuspidata, N. Rotaena, N. mutica, var. Cohnii und var. Goeppertiana, N. Pupula var. rectangularıs, N. minuscula, N. eryptocephala und deren Varietäten rostellata und biceps, N. hungarica var. humilis, N. cincta, N. radiosa und deren Varietäten menutissima, tenella und acuta, N. gracilis var. schixonemoides, N. Reinhardtü var. gracilior, N. dicephala, N. placentula var. lanceolata, N. gastrum var. latiuscula, N. (Pinnularia) appendiculata, N. (P.) subcapitata, N. (P.) mesolepta. var stauroneiformis, N. (P.) microstauron und deren var. biundulata, N.(P.) borealis, N. (P.) stomatophora, N. (P.) tabellaria, N. (P.) Esox, N. (P.) viridis und deren Varietäten commutala und rupestris, N. (P.) gentilis, N. (P.) nobilis, N. (Frustulia) vulgaris, N. (Amphipleura) pellucida, Stauroneis anceps und deren var. linearis, St. Phoenicentheron, Gomphonema parvu- lum und deren var. micropus, G. angustatum und deren var. obtusatum, G. gracile var. dichotomum, (G. lanceolata var. insigne und var. acutiusculum, (G. acuminatum und deren Varietäten trignocephalum, Brebissonii und Turris, G. constrictum, Roicosphe- ma curvala, Cymbella aequalis, C. (Cocconema) helvetica, C. (C.) aspera, C. (Encyonema) ventricosa und deren var. Pediculus, Epithe- mia turgida, E. xebra var. saxonica, Amphora ovalis und deren Varietäten gracilis und Pediculus, Tryblionella punctata var. elon- gata, Nitxschia (Hant:schia) amphioxys und deren Varietäten intermedia und elongata, N. hungarica, N. thermalis, N. parvula, N. dissipata var. media und var. Acula, N. sigmoidea, N. vermi- cularis, N. linearis und deren var. tenwis, N. subtilis und deren var. intermedia, N. gracilis, N. Heufleriana, N. Palea, N. Kützin- giana, N. communis und deren var. minuta, N. amphibia und deren var. acutiuscula, N. (Nitzschia) acicularis, Oymatopleura Solea und deren Varietäten gracilis, genuina und regula, Surirella biseri- ata var. bifrons, S. linearis und deren var. constricta S. elegans, S. ovalis und deren Varietäten ovata, angusla, pinnata und Crumena. Im gesamten Gebiete wurden 284 Formen, die sich auf 24 Gattungen, 140 Arten und 144 Varietäten verteilen, festgestellt. 101 113 dieser Formen (39 Arten und 79 Variesäten) sind für Mähren neu. Die Beteiligung der einzelnen Diatomeengruppen gebe folgende Zusammenstellung: Coscinodisceae . 7 Formen | Cocconeideae 6 Formen Tabellarieae . + +.. 5 A Naviculeae . . . . 150 ÿ Meridioneae "+ A 5 Nitzschieae. . . . 44 > Fragilarieae. + . . 51 5 Surirelleae . . . . 16 k; Achnantheae ... 8 5 Erwähnenswert sind die im Gebiete häufig auftretenden teratologischen Varietäten!) Das sind deformierte Formen, welche jedenfalls durch äußere Einflüsse während des Auxosporen- stadiums entstanden und sich durch Teilung bis zur nächsten Auxosporenbildung vermehrten. Solche Formen sind z. B. Achnanthes (Achnanthidium) lanceolata mit einem vorgezogenen, seitwärts- gebogenen Ende oder Gomphonema Augur mit einer einseitigen Einbuchtung der Schalen. Ähnliche teratologische Abweichungen wurden auch an Fragilaria virescens, Synedra ulna und Nitxschia (Nitxschiella) acicularis beobachtet. Systematische Übersicht der gefundenen Formen. Melosira Agardh. häufig bei Groß-Mohrau und M. varians Ag, — Nave p. 25; Rothfloß. Olmütz: in der Dvorak I. p. 10, I. p. 7; Mittelmarch. Nicht so häufig Richter I. p. 67. — Ge- wie die vorhergehende Art. senke: bei Klein-Mohrau var. alpigena Grun. — Ge- und Blaschke auf Schlamm senke: in der Marchquelle. undzwischen Moos.Olmütz: háufig; Fáden bildend, an Pflanzen haftend und auf Schlamm in allen March- armen. M. distans Kůitx. — N?) p. 25; Selten. Coscinodiseus Ehrenb. C. lacustris Grun(?) — Olmůtz: sessil an Ästchen in einem toten Arme der Mittel- R. I. p. 67. — Gesenke: march. 1) Über teratologische Varietäten siehe Hustedt „Beiträge zur Algenflora von Bremen IV, Abh. d. Nat. Ver. Bremen 1911, Bd. XX, H. 2. ?) Abkürzungen: N. — Nave, die Algen Mährens und Schlesiens. D. — Dvoräk, Prispevek I, II. R. — Richter, Beiträge J, II. 102 Cyclotella* Kützing. C. opereulala Kütx var. mesoleia Grun. — N. p. 24 — Olmütz: in der Mittel- march. C. Menighiana Küt:. — N. p. 24; R. I. p. 67.— Olmütz: an Schilf in der Mittelmarch. C. Kiitxingiana Thwait. — N. Pa B zk Da Bl Olmütz: im Auftriebe, an Steinen und Schilfstengeln im Steinmühlgraben, in der Mittelmarch und deren Ne- benwässer. Tabellaria Ehrenberg. T. flocculosa Kütz. — N. p. 37; DE pre RE pose Gesenke:beiKlein-Mohrau und Blaschke im Schlamm. var. genuina Krrchn. — Olmütz:im Pseudoplankton der Mittelmarch. var. ventricosa (Kütx.) Grun. — NACD Or Ber M Gesenke: an Steinen. var. amphicephala (Ehrenb.) Grun. — Gesenke: bei Blaschke. T. fenestrata (Lyngb) Kütz. — N.PB:-373 DEE. MONTE: p. 8.; R. I. p. 67, Gesenke: in Schlamm bei Klein- Mohrau. Nicht háufig. Meridion Agardh. M. circulare Ag. — N. p. 37; D. II P.'8: R.;L:P.:68:=— Gesenke : Groß-Mohrau. Ol- mütz: häufiger als im Ge- senke. In allen Marcharmen an Pflöcken und Wurzeln, auf Schlamm und im Auf- triebe. M. constrictum Ralfs — N. p. 97; D.L.p 10s R. I.p.68,II.p.35. Olmiitz: sessil an Gräsern und Blät- tern im Überschwemmungs- gebiete der Kuhmarch. Diatoma De Cantolle. D vulgare Bory. — N. p. 30; D. L p. 10- Loupe Olmůtz: nicht selten an Steinen, Wurzeln, im Auf- triebe und im Uferschlamm aller Marcharme. var. genwinum Grun. — R.]. p. 68, — Olmütz: auf Schlamm im Steinmühl- graben. var. breve Grun. — D. IL p. 8. — Olmütz: an Pflanzen im Überschwemmungsgebiete des Steinmühlgrabens. var. productum Grun. — R. I. p. 68. — Olmütz: an Steinen in der großen March. D. (Odontidium) hiemale (Lyngb.) Kütz. — N. p. 30; D. IL. p. 8. — var. genwinum. — Gesenke: an Steinen und zwischen Moos bei Groß- Mohrau. var, turgidulum Grum. — Gesenke: an Steinen, Grün- algenfäden und Moospflan- zen bei Groß-Mohrau. var. mesodon (Ehrenb.) Grun. — N. p. 30; R. L p. 68, II. p.35 — Gesenke: charak- teristische, leitende Form der Marchquellenflora. Daselbst sehr häufig. Weni- ger häufig im Tale bei Groß-Mohrau und Blaschke. Hier an Steinen und Moos- pflanzen. Olmütz: nicht häu- | fig. An Schilfstengeln im Jakobermühlgraben, an Stei- nen in den Nebenwässern der Mittelmarch bei Laska und an Gräsern in der Großen March. D. (0.) anomalum W. Sm. — N. p. 30; R. L p. 68. — (sesenke: an Steinen und Moosen bei Groß-Mohrau. var. genuinum Grun. — R. I. p. 68. — Mit der Stamm- form im Moos. Fragilaria Grunow. F. virescens Ralfs. N. p. 29; — DL MbAULOMETE ip). 8 Gesenke: mit den Varietäten eine charakteristische Form der Marchquellenflora. Daselbst häufig. Olmütz: im Pseudoplankton der Mittel- march. var. mesolepta Rabenh. — Ge- senke: Marchquelle. Olmiitz: Mittelmarch. 105 var. producta Lagerstr. — R. I. p. 68, Gesenke: zwischen Moosen in der Marchquelle. var. lata C. Müll. — R. I. p. 68. — Marchquelle. F. undata W. Sm. — Gesenke: an Grünalgenfäden bei Groß-Mohrau. F. parasitica W. Sm. — Olmiitz: an Fadenalgen des Pseudo- „planktons der Mittelmarch und des Steinmühlgrabens. F. (Staurosira) capucina Desm. — N. p. 30; D. L p. 10, ER: pi 8; 0R5 IE p.169. — Gesenke: vereinzelt in der Marchquelle. F. (St.) construens (Ehrenb.) Grun. var. pusilla Grun. — Olmütz: im Auftriebe der Mittelmarch. Synedra Ehrenb. S. pulchella Kiitx. — N. p. 35. — Olmiitz: an Fadenalgen und im Auftriebe der Mittel- march. var. lanceolata O’Meare. — Olmütz: im Schlamm des Steinmühlgrabens nnd in einem toten Arme der Mittel- march. Selten. S. Vaucheria Kiitx. — Olmütz: an Grünalgen, Pflanzen, Steinen der Mittelmarch und deren Nebenwässer. Nicht selten. vor. parvula Kiilx (?) — Olmiitz: im Auftriebe der Kuhmarch. 104 S. ulna Ehrenb. — N. p. 34; D. I. p. 10, IL. p. 8. — Mit den Varietäten im Gebiete, die Quelle ausgenommen, ver- breitet. — Gesenke: Bei Groß-Mohrau an Steinen, bei Blaschke zwischen Moosen. Olmütz: an Gräsern, Steinen, im Uferschlamm und im Auftriebe der Marcharme und deren Nebenwässer. var. genuina Grun. — Gesenke: bei Groß-Mohrau. Rotflob, Klein-Mohrau und Blaschke sehr häufig. Olmütz: wie die Stammform. var. splendens Kütz. — N. p. 345% Do Ti pad R 69. — Gesenke: im Gebiete häufig. Olmütz: an Schilf, auf Schlamm und im Pseudo- plankton der Mittelmarch. An Gräsern im Überschwem- mungsgebiete der Kuhmarch. var. amphirhynchus Ehrenb. — N. PS HR 9. — Olmütz: an Fadenalgen, Gräsern, Steinen und im Auftriebe der Mittelmarch. var. Danica Kütz. — R. L p. 69. — Gesenke: an Faden- algen bei Groß -Mohrau, zwischen Moospflanzen bei Blaschke. Olmütz: an Schilf- stengeln im Jakobermühl- graben. var. biceps Kiitx. — R. L p. 59. — Olmütz: in einem toten Arme der Mittelmarch. var. Thalheimii Kirchn. — Nicht häufig. Gesenke: bei Rotfloß. Olmütz: im Auf- triebe der Kuhmarch. var. lanceolata Grun (l. c.) — Gesenke: Groß-Mohrau. Olmütz: Auftrieb der Mittel- march. var. oxyrhynchus Kütz. — R. I. p. 69. — Zwischen Moospflanzen und Grünal- genfäden bei Groß-Mohrau. Olmütz: im Pseudoplankton der Mittelmarch und des Jakobermühlgrabens, an Pflanzen im Überschwem- mungsgebiete der Kuhmarch. var. spatulifera Grun. — Ge- senke; an Steinen bei Groß- Mohrau und Blaschke. var. vitrea Kütz. — Gesenke: an Steinen beiGroß-Mohrau, auf Schlamm bei Blaschke. var. obtusa W. Sm. — Olmütz: an Schilfstengeln im Jakober- mühlgraben, in einem toten Arme der Mittelmarch und im Steinmühlgraben. var. undulala Grun. — R. 1. p. 69. — Olmütz: im Stein- mühlgraben. S. capitata Ehrenb. R. I. p. 69. — Olmütz: Auftrieb der Mittel- march. Selten. S. Acus Kütz. — N. p. 34; D. Lip 410 xI.p IE SB 69. — Gesenke: an Steinen bei Rothfloß. var. delectissima W. Sm. — R.. P:169/ IT 483... — Olmütz: im Auftriebe der Mittelmarch. An Schilf- stengeln im Jakobermühl- graben. var. amgustissima Grun. — Olmütz: im Auftriebe und an Pflanzen des Nebengra- bens der Mittelmarch bei Laska. S. amphicephala Kütz N. p.34. — Gesenke: Groß-Mohrau, Blaschke. Olmütz; Stein- mühlgraben. S. familiaris Kütz. — N. p. 34. Gesenke: in der March- quelle. Olmůtz; an Schilf im Jakobermühlgraben. S. Gallionii Ehrenb. — R. I. p. 69. Gesenke: im Schlamm bei Klein-Mohrau. Ceratoneis Ehrenberg. C. Arcus Kütz. — N. p. 26; R. I p. 69. — Gesenke: charakteristisch für die Flora des Gebirgsbaches March. Im Gebiete verbreitet und häufig. Olmütz: verbreitet, doch nicht so häufig wie im Gesenke. C. Amphioxys Rabenh. — N. p. 26. — Mit voriger. Eunotia Ehrenb. E. praerupta Ehrenb. var. curta Grun. — Olmütz: im Auf- triebe der großen March. 105 E. monodon Ehrenb. — R. I. p. 69. Gesenke: in Schlamm bei Blaschke. E. paludosa Grun. — R. I. p. 69. — Gesenke: zwischen Moospflanzen in der March- quelle. E. (Himantidium) © pectinalis Kütz: — N. p. 26; R. I. p. 70. — Mit den Varietäten im Gebiete, die Quellen aus- genommen, häufig und ver- breitet. — Gesenke: an Stei- nen bei Groß- und Klein- Mohrau. Olmütz: Steinmühl- graben. var. minor. Kiitx. — N. p.26; R. I. p. 70. — Gesenke: an Moospflanzen und Steinen bei Groß-Mohrau und Blaschke. Olmütz: an Schilf im Jakobermühlgraben, im Pseudoplankton der Kuh- march. var, euyla VAH RT D. Olmütz: Mittelmarch. var. crassa C. Mill. — Ge- senke: an Steinen und Moosen bei Groß-Mohrau. E. (H.) Soleirolü Kütz. — D. II. p. 8; R. p. 70. — Gesenke: an Fadenalgen in Grof- Mohrau. Olmütz: an Schilf- stengeln im Jakobermühl- graben. E. (Pseudo- Eunotia) lunaris Ehrenb. — D. I. p. 10; IL. p. 8. — Olmütz: an Schilf im Jakobermühlgraben, in 106 einem toten Arme der Mittel- march und im Auftriebe des Nebengrabens der Mittel- march bei Laska. Nicht häufig. Achnanthes Bory. A. (Achnanthidium) lanceolata Breb. == Nip. 2%, RL. p. 70, II. p. 36. — Im Ge- biete sehr häufig. Gesenke: Groß - Mohrau, Rothflob, Klein - Mohrau, © Blaschke. Olmütz: an Schilf, im Auf- triebe und auf Schlamm in allen Marcharmen. var. dubia Grun. — R. L p. 70. — Gesenke: in Schlamm bei Klein-Mohrau. A. (A.) naviculoides Reinseh (?) — Gesenke: zwischen Moos- pflanzen bei Groß-Mohrau. Im Auftriebe bei Rothfloß. Cocconeis Ehrenberg. C. Pediculus Ehrenb. — N. p. 985, D. 28 92.8, Dry AU; R. I. p. 70, — Gesenke: charakteristische Form der Flora des Gebirgsbaches. Nahezu in allen Aufsamm- lungen des Gebietes. Olmütz: häufig und im Gebiete ver- breitet, doch für die Flora nicht charakteristisch. C. Placentula Ehrenb. — N. p. 28; R.I. p. 70. — Gesenke: mit voriger. C. Disculus Schumann. — Ge- senke: an Steinen bei Groß- Mohrau. Selten. C. (Microneis) linearis W. Sm. — R L p. 60. — Gesenke: an Steinen, Fadenalgen und und im Schlamme bei Groß- Mohrau, Klein-Mohrau und Blaschke. Olmütz: an Schilf- stengeln im Jakobermühl- graben, an Gräsern und Blättern im Überschwem- mungsgebiete des Steinmühl- grabens. var. Jackii Rabenh. — Ge- senke: an Steinen und zwi- schen Moos bei Groß- Mohrau. C. (Mieroneis) exilis Kütz. — N. p- 28: KR AMOR Gesenke: an Steinen bei Groß-Mohrau, auf Schlamm in Blaschke. Gyrosigma Hasall. Vertreter dieser Gattung wur- den nur in der Ebene gefunden. G. acuminatum Kütz. — D. L p'10;"R Espl7007p: 36. — Olmütz: in der Mittel- march an Pflöcken Über- züge bildend und im Auf- triebe. Im Nebengraben der Mittelmarch bei Laska und im Steinmühlgraben. G. Kützingü Grun. — R. L p. 70. — Olmütz: im Pseudo- plankton der Großen March und der Mittelmarch. G. attenuatum Kütz — N.p. | 33. — Olmütz: im Auftriebe der Mittelmarch. G. Spenceri W. Sm. var. cur- vulum Ehrenb. — N. p. 34. Olmütz: wie vorige. G. sealproides Rabenh. — N. p. 34. — Olmütz: vereinzelt im Uferschlamm und Auf- trieb aller Marcharme. Navicula Bory. N. (Diploneis) Puella Schumann. Olmütz: an Steinen in der Großen March und im Auf- triebe des Jakobermühl- grabens. N. (D.) elliptica Kiitx. — N. p. 32. Gesenke: in Moos bei Groß-Mohrau, an Steinen bei Klein-Mohrau. Olmütz: an Fadenalgen, Schilfsten- geln und anderen Pflanzen in der Mittelmarch und deren Nebengraben bei Laska. N. (Caloneis) fasciata Lagerstr. — R. I. p. 70. — Olmütz: in der Mittelmarch. N. (C.) silicula Ehrenb. — N. (Nav. limosa Kütx.) p. 33. — Olmütz: im Auftriebe der Mittelmarch. var. gibberula Kütz. — N. p. 33; BR. Ip. 70, TE p. 36. — Olmütz: viel häufiger als die Stammform. An Steinen und Pflanzen im Pseudo- plankton der Großen March, 107 der Mittelmarch und deren Nebenwässer. var. genuina ÜOleve. — Ge- senke: an Steinen bei Klein- Mohrau. Olmütz: im Auf- triebe der Mittelmarch. var. inflata Grun. — N. p. 33, R. ED a0 Ten 90. — Olmütz: in der Mittelmarch und deren Nebenwässern an Schilf, Steinen und im Auftriebe. An Gräsern im Überschwemmungsgebiete des Steinmühlgrabens. var. minuta Grun.— Gesenke: auf Schlamm bei Klein- Mohrau. N. (Neidium) affinis Ehrenb. — Noms: Bu End. = Gesenke: im Moos bei Groß- Mohrau, an Steinen bei Klein-Mohrau. Olmütz: an Fadenalgen in der Mittel- march, an Steinen in deren Nebengraben bei Laska, auf Schlamm im Steinmühlgra- ben und in der Großen March. var. amphirhynchus Ehrenb. — R. II. p. 36. — Olmütz: im Auftriebe der Mittel- march. N. (N.) bisulcata Lagerst. — R. I. p. 71. — Gesenke: zwi- schen Moospflanzen in der Marchquelle und bei Groß- Mohrau. Olmütz: im Auf- triebe der Großen March, 108 auf Schlamm im Steinmühl- graben. N. (N.) producta W. Sm. — N. 33; R. I. p. 71. — Olmütz: im Pseudoplankton der Mit- telmarch. N. (N.) Iridis Ehrenb. Olmiitz: im Schlamm des Steinmühl- grabens. vor, ampliata Ehrenb. — R. 1. p. 71. — Gesenke: auf Schlamm bei Klein-Mohrau. Olmiitz: an Pflanzen und Blättern im Nebengraben der Mittelmarch bei Laska. N. (N.) dubia Ehrenb. — im Auftriebe der Großen March. N. cuspidata Kiitx. — N. p. 32. — Olmütz: in allen March- armen; nicht selten. vor. ambigua Ehrenb. — KR. TI. p. 71. — Olmütz: im Auf- triebe der Großen- und der Mittelmarch. N. Rotaena Rabenh. — R. I. p. 71. — Gesenke: für die Flora der Quellen und des Gebirgsbaches March cha- rakteristisch. Daselbst sehr häufig. Olmütz: an Schilf, Fadenalgen und Steinen in der Mittelmarch und im Steinmühlgraben. N. mutica Kütz. — R. I. p. 71. — var. Chonii Hilse. — Olmütz: an Schilfstengeln im Jako- bermühlgraben. var. Goeppertiana Bleisch (?) — Olmütz: an Steinen im Ne- bengraben der Mittelmarch bei Laska. N. bacilliformis Grun. — Ge- senke: an Moosen in der Marchquelle. N. Pupula Kütz. — Olmütz: vereinzelt im Pseudoplank- ton der Großen March und der Mittelmarch. var. rectangularis Grun. — Olmütz: an Steinen in der Großen March. N. muralis Grun. — Olmütz: im Auftriebe der Mittel- march. N. minuscula Grun. — Olmiitz: an Gräsern im Steinmühl- graben. N. (Anomoineis) exilis Kütz. — N..p: 33; R- L 2.76 Dom 36.— Gesenke: bei Blaschke. N. cryptocephala Kütz. — N. p. 33; R. I. p. 71, IL p. 36. — Gesenke: in Moos bei Groß- Mohrau, auf Schlamm bei Blaschke. Olmütz: in allen Marcharmen. var. veneta V. Hk. — R. p. 36. — Olmütz: im Auftriebe der Mittelmarch. var. minor Schawo. — Olmütz: ebendort. var.lanceolata Grun.— Olmütz: wie vorige. N. rhynchocephala Kütx. — N. p.32; DL: p A, iS 27 Gesenke: bei Blaschke. Olmütz: im Auftriebe der Mittelmarch, auf Schlamm im Steinmühlgraben. var. rostellata Grun. — Olmiitz: in einem toten Arme der Mittelmarch; selten. var. rhynchocephala Grun. — R. p. 71, IL p. 36. — Ge- senke: in Moos bei Groß- Mohrau. Olmütz: im Pseudo- plankton der Großen March und der Mittelmarch. var. brevis Schawo. — Gesen- ke: Groß-Mohrau, Blaschke. Olmütz: wie vorige. var. dubia Schawo. — R. II. p. 36. — Olmütz: Auftrieb im Jakobermühlgraben. var. biceps Schawo. — R. 1. p. 71. — Gesenke: an Steinen bei Groß-Mohrau. Olmütz: an Gräsern im Über- schwemmungsgebiete des Steinmühlgrabens. N. viridula Kütz. — N. p. 32; R. II. p. 36. — Gesenke: an Fadenalgen bei Groß- Mohrau, an Steinen bei Blaschke. var. slesvicensis Grun. — R. IL. p. 36. — Olmiitz: Mittel- march. var. silestaca Bleisch. — Olmütz: mit voriger. N. hungarica Grun. — R. 1. p. 36. var. humilis Donk. — Ge- senke: in Schlamm bei Klein- Mohrau. Olmütz: in allen Marcharmen. 109 N. cincta Ehrenb. — R. IL p. 36. — Gesenke: Groß-Moh- rau. Olmütz: an Fadenal- gen, an Steinen und im Auf- triebe der Mittelmarch. N. radiosa Kütz. — N. p. 32, R. I. p. 71. — Die Stamm- form im Gesamtgebiete sehr häufig. Die Varietäten zu- meist in der Ebene bei Olmiitz. var. minutissima Grun. — In allen Marcharmen. var. tenella V. Hk. — In der Mittelmarch. var. acuta (W. Sm.) Grun. — R. L p. 71. — Ebendort. var. genuina Küt:. — Gesenke: an Moospflanzen bei Klein- Mohrau. N. gracilis Ehrenb. N. p. 32; D. II. p. 9. — Olmütz: im Pseudoplankton und an Stei- nen in der Großen March, der Mittelmarch und deren Nebenwässer. var. schizonemoides V. Hk. — Olmůtz: im Schlamm des Steinmühlgrabens. N. Reinhardtii Grun. var. gra- etlior Grun. — Olmütz: an Fadenalgen im Steinmühl- graben. N. dicephala W. Sm. — N. p. 33; R. I. p. 71. — Olmütz: an Schilfstengeln im Jakober- mühlgraben. N. placentula Ehrenb. var. lan- ceolata Grun. — Gesenke: 110 im Moos bei Blaschke. Olmiitz: im Auftriebe und an Schilfpflanzen im Jakober- mühlgraben. var. subsalsa Grun. — Ge- senke: inSchlamm bei Groß- Mohrau. N. gastrum Ehrenb. var. latius- cula Grun. — Olmütz: an Pflanzen und im Pseudo- plankton der Mittelmarch und deren Nebenwässer var. exigua Greg. — Olmütz: an Steinen im Nebengraben der Mittelmarch bei Laska. N. scutelloides W. Sm. — Olmütz: Große March. N. pygmaea Kiitx. — Olmütz: im Auftriebe der Großen March und der Mittelmarch. N. (Pinnularia) appendieula Ag.— Dopis p. A UE p. 72. — Olmütz: im Auf- triebe, an Gräsern und Schilfpflanzen in allen Marcharmen. var. Naveana Grun. — N. 31; RR. == Gesenke :- bel Groß-Mohrau. N. (P.) subcapitata Greg. — N. p- 31; R. 1. p. 72. — Gesenke: in der Marchquelle, bei Blaschke. Olmütz: an Schilf im Jakobermühlgraben. var. Hilseana Janisch. — Ge- senke: in der Marchquelle. var. stauroneiformis V. Hk. — Olmütz: im Pseudoplankton der Mittelmarch. N. (P.) interrupta W. Sm. — R. II. p. 36. — Gesenke: in der Marchquelle. var. biceps Cleve. — R.].p. 72. — Gesenke: mit der Stamm- form. N. (P.) mesolepta Ehrenb. — N. « p. 31; R. I p. 72. — Ge- senke: an Moospflanzen in der Marchquelle. var. stauroneiformis Grun. — R. I. p. 72. — Gesenke: zwischen Moosen bei Groß- Mohrau. Olmütz: in allen Armen der March. Nicht selten. N. (P.) microstauron Ehrenb. — ROU p. 72; Domes Olmütz: an Pflanzen und Blättern im Nebengraben der Mittelmarch bei Laska. In der Großen March. var. biundulata C. Müll. — Olmütz: an Schilf im Jako- bermühlgraben. N. (P.) Brebissonü Kütz. — N. p. -3150R L pr Zar 37. Olmütz: im Auf- triebe der Mittelmarch. N. (P.) borealis Ehrenb. — N. ps; 313: RE. 22 Zee senke: in der Marchquelle. Olmütz: Große March und Mittelmarch. var. Peckii Grun. — Wie die Stammform. N. (P.) stauroptera Grun. — N. p. 31; R. I -ps 7245 Ge- N. N. N. N: N. N. senke: in Moos bei Blaschke. Olmütz: Mittelmarch. var. parva Grun. — Gesenke: an Fadenalgen und auf Schlamm bei Groß-Mohrau und Klein-Mohrau. Olmütz: an Steinen im Nebengraben der Mittelmarch bei Laska. (P.) stomatophora Grun. — R. I. p. 72. — Gesenke: in Schlamm bei Blaschke. Olmütz: an Schilfstengeln im Jakobermühlgraben. (P.) tabellaria Ehrenb. — N. P330; Ra pa 72,5 Ge- senke: an Steinen bei Klein- Mohrau. Olmütz: an Grä- sern im Steinmühlgraben. (P.) brevicostata Cleve. — Olmiitz: im Pseudoplankton der Mittelmarch. (P.) parva Ehrenb. Greg. — Gesenke: an Steinen bei Klein-Mohrau. (P.) Esox Ehrenb. — R. I. p. 72. — Olmütz: an Pflan- zen im Steinmühlgraben, im Auftriebe der Mittelmarch. (P) viridis Nit:sch. — N. p. 31; R. L p. 72, II. p. 37. — Gesenke: auf Schlamm bei Blaschke. Olmütz: Große March und Mittelmarch. var. commutata Grun. — R. I. p. 72; II. p. 37. — Gesenke: in der Marchquelle (sehr häufig), auf Schlamm bei Blaschke. Olmütz: sessil in 111 der Mittelmarch und im Steinmühlgraben. var. rupestris Hantzsch. — R. L p. 73; IL. p. 37. — Gesenke: an Moospflanzen in der Marchquelle und bei Groß- Mohrau. Olmütz: an Schilf im Jakobermühlgraben. var. fallax Cleve. — R. L p. 73, II. p. 37. — Gesenke: sehr háufig in der March- quelle; bei Blaschke. Olmiitz: vereinzelt im Auftriebe der Mittelmarch. N. (P.) gentilis Donkin. — D. IT. psu8sR. L: p. 78..— Ge- senke: an der Marchguelle (nicht selten) und an Moos- pflanzen bei Groß-Mohrau. Olmütz: an Steinen in der Großen March, im Pseudo- plankton der Mittelmarch und an Gräsern im Neben- arme der March bei Laska. N. (P.) nobilis Ehrenb. — R. I. p. 73. — Olmütz: verein- zelt in der Mittelmarch. N. (Frustulia) vulgaris Thwait — R. I. p. 73. — Gesenke: auf Schlamm und zwischen Moospflanzen bei Groß- Mohrau. Olmütz: im Gebiete ziemlich häufig. N. (Amphipleura) pellucida Kütz. AN p80R+Lp. 18: — Olmütz: vereinzelt,aber nicht selten in der Mittelmarch und deren Nebenwásser. - 112 Stauroneis Ehrenb. St. anceps Ehrenb. N. p. 34, D. LEEDS EME VENT. 73. — Gesenke: im Auf- triebe der Marchquelle. An Steinen und Fadenalgen bei Groß-Mohrau. Olmütz: im Auftriebe aller Marcharme. var.linearis Ehrenb.— N.p. 34, D.T. p. 11, R. I p. 73. — Gesenke: in Moos bei Groß- Mohrau. Olmütz: an Pflan- zen im Überschwemmungs- gebiete der Kuhmarch, vor. amphicephala Kütz. — St. D. I. p. 11. — Olmütz: im Auftriebe der Mittelmarch. Phoenicenteron Ehrenb. — ND. 84: DLP p 9; R. L p. 73: — Olmütz: im Gebiete nicht selten; zu- meist sessil. var. ampmlepta Ehrenb. — R. I. p. 73. — Olmütz: im Pseudoplankton der Mittel- march und deren Neben- graben bei Laska. Gomphonema Agardh. G. parvulum Küt:. — Gesenke: zwischen Moospflanzen bei GroB-Mohrau. Olmütz: an Pflanzen in der Mittelmarch und im Steinmühlgraben. var. micropus Kiitx. — N. p. 36, R. I. p. 73. — Olmütz: im Auftriebe an Steinen und Wurzeln in der Mittelmarch. G. angustatum Kütx. — R. I p. 73, II. p. 37. — Gesenke: an Steinen. Olmütz: in der Mittelmarch und ihren Ne- benwässern, im Steinmühl- graben. var. obtusatum Kiitx. — R.L p. 73. II. p. 37. — Gesenke: in Moos bei Groß-Mohrau. Olmütz: an Fadenalgen und Schilf in der Mittelmarch, an Pflanzen im Steinmühl- graben. var. produclum Grun. — Ge- senke: an Steinen bei Groß- Mohrau. G. intricatum Kütz. — R.L p. 73. — Olmiitz: im Pseudo- plankton der Mittelmarch. G. gracile Ehrenb. — D. I.p. 11. var. dichotomum W. Sm. — Olmütz: an Schilfpflanzen im Jakobermühlgraben. var. naviculoides W. Sm. — Gesenke: in Moos bei Groß- Mohrau. Olmiitz: Auftrieb der Mittelmarch. G. lanceolatum Ehrenb. — R. I. p. 74; II. p. 37. — Ge- senke: in der Marchquelle, an Steinen und Fadenalgen bei Groß-Mohrau. var. insigne Greg. — R. L p. 74. — Olmiitz: in einem toten Arme der Mittelmarch. var. acutiusculum O. Müll. — Gesenke: an Steinen bei Klein-Mohrau. Olmütz: ses- sil in der Mittelmarch und im Steinmühlgraben. G. montanum Schum. var. sub- clavatum Grun. — Olmiitz: im Auftriebe des Neben- grabens der Mittelmarch bei Laska. G. acuminatum Ehrenb. — N. PS4 DIE IE RL. p. 74. — Gesenke: an Steinen bei Rothfloß. Olmütz: in der Großen March, der Mit- telmarch und deren Neben- wässer. var. trignocephalum Ehrenb. — Olmütz: in der Mittelmarch und deren Nebenwässer. tar. Brebissonů Külz. — Olmütz: in einem toten Arme | der Mittelmarch. var. coronatum Ehrenb. — R. I. p. 74. — Gesenke: an Steinen bei Rothfloß. var. Turris Ehrenb. — Olmůtz: an Schilfpflanzen im Jako- bermühlgraben. G. Augur Ehrenb. — N. p. 36. — Olmütz: an Fadenalgen in der Mittelmarch. G. constrictum Ehrenb. —- N. p. SEIEN ADSL TE. D. 0e R. L p. 74. — Gesenke: auf Schlamm und an Steinen bei Klein-Mohrau. Olmiitz: im Auftriebe der Großen March und der Mittelmarch. var. capitatum Ehrenb. — N. PS OBAMA 9 p 74. — Olmiitz: an Steinen Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XIV, 113 im Nebengraben der Mittel- march bei Laska. Im Pseudo- plankton der Großen March. G. apicatum Ehrenb. — N. p. 36. — Olmütz: in der Gro- ßen March. (Bruchstücke). G. olivaceum Lyngb. — N. p. 37. — Olmütz: an Steinen im Nebengraben der Mittel- march bei Laska. var. tenellum Kütz. — Ge- senke: auf Schlamm bei Klein-Mohrau. Roicosphenia Grun. R. curvata (Küt:) Grun. — Olmütz: im Auftriebe der Großen March und der Mittelmarch, an Pflanzen im Steinmühlgraben. var. fracta Schum. — Olmütz: Auftrieb im Nebengraben der Mittelmarch bei Laska. Cymbella Agardh. C. pusilla Grun. — Gesenke: an Steinen bei Groß-Mohrau. C. leptoceras (Ehrenb.) Kütz. R. I. p. 74. — Wie vorige. C. amphicephala Naegeli. — R. I. p. 74. — Gesenke: im Moos auf Steinen und auf Schlamm in Groß-Mohrau, Klein-Mohrau und Blaschke. Olmütz: auf Schlamm und im Auftriebe der Groben March, der Mittelmarch und Nebengrabens bei ihres Laska. 00 114 C. aequalis W. Sm. — L p. R., 74, IL. p. 37. — Gesenke: auf Schlamm bei Klein- Mohrau und Blaschke. Olmütz: an Fadenalgen in der Mittelmarch. C. affims Kütz. — D. IL p. 9; Re; Etp.5#7450 IL-Pp.-90. — Gesenke: an Fadenalgen bei Groß-Mohrau. Olmütz: im Auftriebe des Jakobermühl- grabens. C. (Cocconema) parva W. Sm. — R. I. .p. 74. — Gesenke: GroB-Mohrau. C. (C.) Cistula Hempr. — N. p. 27. — Olmütz: Große March und Mittelmarch. var. maculata Kütx. — Olmütz: Mittelmarch. C. (C.) lanceolata Ehrenb. N. p. 27; R. L. p. 74. — Olmütz: im Auftriebe der Großen March und der Mittelmarch. var. Boeckii Ehrenb.— Olmütz: im Steinmühlgraben. C. (C.) helvetica Kütx. — Olmiitz: im Auftriebe und an Pflan- | zen in der Mittelmarch und im Steinmühlgraben. var. curta Cleve. — Olmiitz: auf Schlamm im Steinmühl- graben. var. Balatonis Grun.(?) — Olmütz: im Pseudoplankton der Mittelmarch. C. (C.) aspera Ehrenb. — N. (C. gastroides) p. 26; D. L | p. Li ipi9. BR L2.74 — Gesenke: an Steinen bei Groß-Mohrau. Olmütz: im Auftriebe und an Schilfsten- geln in der Mittelmarch, auf Schlamm im Steinmühlgra- ben. C. (Encyonema) ventricosa Kůitx. — N. (Eneyonema caespito- sum Kütz.) N. p. 27; R.Lp. 75.— Gesenke: für die Flora des Gebirgsbaches charakte- ristisch, sehr häufig. Olmůtz: sessil in der Mittelmarch und im Steinmühlgraben. var. ovata Grun. — Olmütz: vereinzelt im Pseudoplank- ton des Nebengrabens der Mittelmarch bei Laska. var. Pediculus Ehrenb. — Im Auftriebe und sessil im Ge- biete verbreitet. var. minuta — Olmütz: im Auftriebe der Mittelmarch. C. turgidula Grun. — Olmütz: an Steinen in der Mittel- march. Epithemia Brebisson. E. turgida (Ehrenb.) Kütz. — D. 1 11, I 9 me Olmiitz: an Ästchen haftend in der Mittelmarch. E. zebra Kütz. — N. p. 25, R. I. p. 75. — var. saxonica Kiitx. — N. p. 26. — Olmütz: an Wurzeln in der Mittelmarch. Amphora Cleve. A. ovalis Kütz. — N. p. 29; R. I. p. 75. — Gesenke: an Steinen bei Groß-Mohrau. Olmütz: im Gebiete ver- streut, nicht selten. var. gracilis Ehrenb. — N. p. 29. — Olmütz: an Faden- algen in der Mittelmarch. var. libyca Ehrenb. — N. p. 29. — Olmütz: im Auftriebe der Mittelmarch. var. Pediculus Kütz.— N.p. 29. — Gesenke: auf Schlamm bei Groß-Mohrau und Klein- Mohrau. A. perpusilla Grun. (?) — Olmůtz: auf Schlamm bei Klein- Mohrau. Tryblionella (W. Sm. partim) Grun. T. punctata W. Sm. var. curta Grun. — Gesenke: Auftrieb . in der Mittelmarch. var. elongata Grun. — R. I. p. 75. — Olmütz: sessil in der Mittelmarch. Nitzschia (Hassal) Grun. N. (Hantxschia) amphiorys Kiitx. II. p. 37. — Gesenke: Groß- Mohrau. Olmütz: an Pflan- | zen und im Auftriebe des Steinmühlgrabens, der Mit- telmarch und deren Neben- graben bei Laska. 115 var. pusilla Dippel. — Olmütz: im Auftriebe der Mittel- march. var. intermedia Grun. — Olmütz: an Schilfpflanzen im Jakobermühlgraben. var. maior. Grun. — R. L p. 75, II. p. 37. — Olmütz: im Pseudoplankton der Mit- telmarch. var. elongata Grun. — Ge- senke: an Steinen bei Blaschke. Olmütz: an Schilf im Jakobermühlgraben. N. hungarica Grun. — N. p. | SUR DES pay. — Gesenke: an Steinen bei Groß-Mohrau. Olmütz: im Auftriebe und an Baum- wurzeln in der Mittelmarch. var. linearis Grun. — Olmütz: Auftrieb im Jakobermühl- graben. N. thermalis (Kütx.) Grun. — R. I. p. 75, IL p. 37. — Gesenke: an Steinen und auf Schlamm bei Groß- Mohrau und Klein-Mohrau. Olmiitz: im Auftriebe, an Pflanzen und Wurzeln in der Großen March, der Mit- telmarch und deren Neben- wässer. var. intermedia Grun. — R. II. p. 37. — Olmütz: im „Pseudoplankton der Mittel- march. N. parvula W. Sm. — R. L p. 75, IL p. 37. — Gesenke: 8+ 116 an Steinen, Fadenalgen und | Moospflanzen bei Groß- Mohrau und Rothfloß. Olmütz: auf Schlamm an Schilf und im Auftriebe aller Marcharme. N. dubia W. Sm. — R. I. p. 75, II pP» 3%, Gesenke: ziemlich häufig bei Groß- Mohrau, © Blaschke und Klein-Mohrau. Olmiitz: in der Mittelmarch und im Steinmühlgraben. N. stagnorum Rabenh. — Olmiitz: im Auftriebe der Mittel- march. N. dissipata (Kütz) Grun. — R. L p. 75. — Im Gebiete verbreitet. Gesenke: Groß- Mohrau, Blaschke. Olmütz: in allen Marcharmen. var. media ( Hantxsch.) Grun. — Olmütz: Mittelmarch und Steinmühlgraben. var. Acula Hantxsch.— Olmütz: im Gebiete sehr häufig und verbreitet. N. sigmoidea (Nitxsch.) W. Sm. — Nsvpásk: Ro ur Olmiitz: in allen March- armen und deren Neben- wássern verbreitet; fiir die Flora dieses Gebietes cha- rakteristisch. N. vermicularis (Kütz.) Grun. — Nee Olmiitz: wie vorige, N. curvula Ehrenb. var. maior Grues B L 87. — Olmůtz: im Auftriebe der Mittelmarch. var. subrecta Grun. — Olmütz: an Baumwurzeln in der Mittelmarch. N. linearis (Ag.) W. Sm. — N. p. 95. — Gesenke: nicht selten bei Groß-Mohrau, Rothfloß und Klein-Mohrau. Olmiitz: im Gebiete ver- breitet und häufig. var. tenuis (W. Sm.) Grun. — Olmiitz: im Auftriebe eines toten Armes der Mittel- march. N. lanceolata W. Sm. — Olmütz: auf Schlamm im Steinmühl- graben. N. subtilis Grun. Olmütz: an Schilf im Jakobermühl- graben. var. intermedia Hantxsch. — Olmütz: mit der Stammform. N. gracilis Hantisch. — R. I. p. 76. — Olmütz: im Auf- triebe und an Pflanzen im Steinmühlgraben, in der Mittelmarch und deren Ne- benwässern. N. Heufleriana Grun. — Ge- senke: ziemlich häufig bei Groß-Mohrau und Blaschke. Olmütz: an Fadenalgen in der Mittelmarch. N. Palea Kütz. — N. p. 36; D. IL p. 9, R. II. p. 38. — Gesenke: Blaschke. Olmütz: sessil und im Auftriebe in der Mittelmarch. var. maior. Rabenh. — R. T. p. 76: II. p. 38. — Ge- senke: an Steinen und auf Schlamm bei Groß-Mohrau und Blaschke. Olmütz: im Pseudoplankton der Großen March und auf Schlamm im Steinmühlgraben. var. dissipata Rabenh. — R. IL p. 38. — Olmütz: im Auftriebe des Jakobermühl- grabens. var. fonticola Grun. — R. L Be 76, IL pos, — Ge- senke: Groß-Mohrau und Klein-Mohrau. N. Kitzingiana Hilse. — R. IT. Gesenke: an Steinen bei Groß-Mohrau. Olmütz: an Schilfstengeln im Jakobermühlgraben. p. 98 — N. mierocephala Grun. — R. I. p. 76. — Gesenke: Groß- Mohrau. N. communis Rabenh. — Im Gebiete verbreitet, nicht sel- ten. Gesenke: Groß-Mohrau, Blaschke. Olmütz: in allen Marcharmen. var. minuta Bleisch. — Gesen- ke: Groß-Mohrau. Olmütz: an Baumwurzeln in der Mit- telmarch, auf Schlamm im Steinmühlgraben. var. perpusilla Rabenh. — R. II. p. 38. — Gesenke: an Steinen bei Rothflob. 117 N. amphibia Grun. — Olmütz: an Fadenalgen in der Mit- telmarch. var. acutiuscula © Grun. — Olmütz: an Ästchen in ei- nem toten Arme der Mittel- march. N. frustulum Grun. — Gesenke: an Steinen bei Klein-Mohrau und Blaschke. Olmütz: an Pflanzen und Blättern haf- tend im Nebengraben der Mittelmarch bei Laska. var. perminuta Grun. — Olmütz: sessil im Steinmühl- graben, in der Großen March und im Nebengraben der Mittelmarch bei Laska. N. inconspicua Grun. — Olmütz: im Auftriebe der Mittel- march. N. (Nitzschiella) acieularis Kiitx. — R. I. p. 76.— Im Gebiete verbreitet, häufig. Gesenke: Groß-Mohrau, Klein-Moh- rau und Blaschke. Olmütz: im Steinmühlgraben, in der Mittelmarch und deren Ne- benwässern. Cymatopleura W. Smith. C. Solea Breb. — N. IL p. 29; Dp Bop. 76. — Mit ihren Varietäten eine charakteristische Form der Flora der March bei Olmütz. — Olmütz: in der Großen March und der Mittelmarch. 118 var. genuina Grun. — R. |. p. 76. — Wie die Stamm- form. var. gracilis Grun. — R. I p. 76. — Mit voriger. var. apiculata (W. Sm.) Grum. — R. L p. 76. — Olmütz: Große March und Mittel- march. var. regula (Ehrenb.) Grun. — Ebendort. Surirella Turpin. . biseriata Breb. — N. p. 28: 1 Ep. 11. — var. bifrons Kütx. — Olmütz: an Baumwurzeln in der Mit- telmarch. var. amphoxys W. Sm. — Olmütz: im Pseudoplankton der Großen March. S. Iinearis W. Sm. D.’ I p. 11; R. I. p. 76. — Olmütz: an Fadenalgen in der Mittel- ča march. S. elegans Ehrenb. — Ge- senke: auf Schlamm bei Klein-Mohrau. Olmütz: in einem toten Arme der Mittelmarch. var. constricta Grun. — R.]1. p. 76. — Olmütz: an Faden- algen in der Mittelmarch. S. saxonica Auerswald. — R. L p. 76. — Olmütz: im Auf- triebe der Großen March (kleine Form). S. ovalis Breb. — N. p. 28; R. II. p. 38. — Mit ihren Varietäten im Gebiete ver- breitetund häufig. — Olmiitz: in der Großen March, der Kuhmarch, der Mittelmarch und ihren Nebenwässern. var. ovata Kütz. — N. p. 28; R. I. p. 76, II. p. 38. — Gresenke: bei Blaschke. Olmütz: mit der Stamm- form. var. angusta Kiitx. — N. p. 29; R. I. p. 76, IL p. 38. — Gesenke: Groß-Mohrau, Rothfloß, Klein-Mohrau und Blaschke; sehr häufig. Olmütz: mit der Stamm- form. var. pinnata W. Sm. — N. p. 29; R. Loop Zar: 38. — Olmütz: mit der Stammform. var. crumena Breb. — R. I. p. 76, IL p. 38. — Ge- senke: auf Schlamm bei Klein-Mohrau und Blaschke. Olmiitz: wie die Stamm- form. 119 Literaturverzeichnis. I. Mährische Literatur: Cleve, P. F., Marine Diatoms in the Moravian Tegel near Brünn. — Journal of the Quekett Microscopical Club, 1885. Dvořák R., Příspěvek ku květeně moravských řas. — Věstník des Přír. klub in Proßnitz, 1910. — Druhý příspěvek ku květeně moravských řas. — Ebenda 1912. Nave J. Die Algen Mährens und Schlesiens. — Verh. d. Naturf. Vereines in Brünn, 1863. Richter Oskar, Beiträge zur Kieselalgenflora von Mähren I. — 2. Ber. d. Naturw. Sektion d. Ver. „Bot. Garten“, Olmütz 1910. — Beiträge zur Kieselalgenflora von Mähren II. Vorläufige Mit- teilungen über die Diatomeenflora der Halophytengebiete in Südmähren. (Auspitz— Bahnhof.) — Zeitschr. d. mähr. Landes- museums, 1912. II. Neuere einschlägige Literatur: Forti, Dr. A., Contribuzioni Diatomologiche. — Atti del Reale Istituto Veneto di science, lettere ed arti, 1912. — Primo elenco delle Diatomee fossil contenute nei calcari marnosi biancastri di Monte Gibbio (Sassuolo Emilia) — Nuova Notarisia, Padova 1912. Hustedt Fr. Beiträge zur Algentlora von Bremen. — 3. Baci- lariaceen aus der Ochtum. — Abh. d. Stat. Ver. Bremen, 1909. — 4. Bacilariaceen aus der Mumme. — Ebenda 1911. Pantoczek, Dr. J., Uj Bacillariäk leirâsa. — Verh. d. Ver. Stat.- u. Heilkunde zu Preßburg, Band 28, 29, 1909. Sehichtenfolce der Kreide im Osten des Schön- hengstzuges. Von Johann Tuppy. In den Jahren 1892, 1893 und 1894 erfolgte eine geologische Neuaufnahme der Gegend von Landskron — Mähr.-Trübau durch die k. k. geologische Reichsanstalt, nachdem kurz vorher diejenige von Brüsau—Gewitsch beendet worden war. Die Ergebnisse dieser von Herrn Hofrat Dr. Emil Tietze durchgeführten Arbeiten sind einesteils in der geologischen Spezialkarte Landskron und Mähr.- Trübau!) sowie in den hiezu verfaßten „Erläuterungen“?), andern- teils in dem ausführlichen Werke „Die geognostischen Verhältnisse der Gegend von Landskron und Gewitsch“?) veröffentlicht worden. Alle diese Publikationen geben zwar ein in jeder Beziehung ver- läßliches allgemeines Bild vom geologischen Aufbau unseres Be- zirkes, können sich aber naturgemäß nicht immer mit Detailfragen befassen, so wünschenswert letzteres in mancher Hinsicht auch wäre. Die Lösung solcher Detailfragen muß nämlich fast immer 1) Geologische Spezialkarte der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder der österreichisch-ungarischen Monarchie, neu aufgenommen und herausgegeben durch die geologische Reichsanstalt NW. — Gruppe Nr. 39, Landskron und Mähr.-Trübau (Zone 6, Kolonne XV. der Generalstabskarte 1: 75000). 2) Dr. E. Tietze: Erläuterungen zur geologischen Karte der im Reichs- rate vertretenen Königreiche und Länder der österreichisch-ungarischen Monarchie. NW. — Gruppe Nr. 39 Landskron — Mähr.-Trübau. Wien 1904. Verlag der k. k. geologischen Reichsanstalt. 3) Dr. E. Tietze: Die geognostischen Verhältnisse der Gegend von Landskron und Gewitsch. Wien 1902 (3. und 4. Heft des Jahrbuches der k. k. geologischen Reichsanstalt). 6. is N u 121 der Lokalforschung überlassen bleiben, da ja in der Regel nur diese über die erforderliche Zeit verfügt und da es meistens nur dieser möglich ist, zufällig sich ergebende Gelegenheiten zur Beant- wortung solcher Einzelfragen auszunutzen. Wiederholt war ich selbst in der Lage, derartige Anlässe verwerten und hierüber berichten zu können. Die bezüglichen Publikationen sind sämtlich in der vor- liegenden Zeitschrift erschienen, und zwar unter folgenden Titeln: a) Über einige Reste der Iserschichten im Osten des Schön- hengstzuges (Bd. X, 1. Heft). b) Die als cenoman beschriebenen Kreidesedimente von Budigs- dorf und Umgebung (Bd. XII, 1. Heft). c) Zur Frage des Vorkommens cenomaner Pläner in Nordwest- mähren (Bd. XIII)!). Sie haben, wie ohne weiteres ersichtlich ist, nur einzelne Schichtglieder der Kreideformation von Mähr.-Trübau zum Gegen- stande; aber schon bei ihrer Abfassung machte sich die Notwendig- keit geltend, auch unserer Kreide als Ganzes eine etwas größere Aufmerksamkeit zu widmen, beziehungsweise den Zusammenhang des jeweilig zur Besprechung gewählten Schichtgliedes mit den übrigen schärfer ins Auge zu fassen, mit anderen Worten: eine mehr ins einzelne gehende Schichtenfolge unserer Kreidescholle festzustellen. Trotz der vorhandenen sicheren Grundlagen war eine halbwegs befriedigende Lösung dieser Aufgabe nicht ganz leicht; denn wiederholt treffen wir in unserer Kreide Sedimente von ganz gleichem petrographischen Habitus, aber bedeutendem Altersunter- schied. Die Auseinanderhaltung und richtige Deutung wird dann mitunter sehr schwierig, um so mehr, als oft ganze Stufen fast petrefaktenleer erscheinen und die allenfalls vorhandenen Fossile überdies meist schlecht erhalten, also schwer oder gar nicht be- stimmbar sind. Erst jahrelang beharrlich fortgesetztes Sammeln und zahllose Besuche der vorhandenen Aufschlüsse setzten mich nach und nach in den Stand, ein ziemlich befriedigendes Bild der gesuchten Schichtenfolge zeichnen zu können. Wenn ich dasselbe hiermit (als neuerlichen Beitrag zur Detailkenntnis des geologischen Aufbaues unserer Gegend) der Öffentlichkeit übergebe, so leitet 1) Da ich gezwungen sein werde, auf diese Arbeiten des öfteren zurück- zukommen, so sollen dieselben in der Folge der Reihe nach stets nur mit den Buchstaben «a, b, e bezeichnet werden. mich hierbei einzig und allein der Wunsch, späteren Besuchern unserer Kreide einen nicht ganz zu verwerfenden Führer in die Hand zu geben, der ihnen alle die vergeblichen Gänge und Ver- suche ersparen wird, die ich zu tun genötigt war und die in der Regel nur der tun kann, der die zu erforschende Gegend längere Zeit selbst bewohnt. Selbstredend bin ich weit davon entfernt, die vorliegende Arbeit als etwas Vollendetes oder Vollständiges anzu- sehen; ich bin mir im Gegenteile wohl bewußt, daß wahrscheinlich auch dieses Bild in manchen Punkten noch einer späteren Korrektur bedürfen wird; denn wer jemals in unserer Kreide gearbeitet, der weiß, daß Überraschungen hier nichts Ungewöhnliches oder Un- mögliches sind. | Die in den früheren Artikeln (a, b, c) niedergelegten Resul- tate erscheinen, wie bereits angedeutet wurde, im weitesten Aus- maße wieder verwendet; denn sie haben sich im allgemeinen stets als richtig erwiesen. Nur in einigen, und zwar minder wichtigen Punkten wurden Richtigstellungen notwendig und ich säumte nicht, dieselben vorzunehmen, beziehungsweise in jedem Falle auf den Unterschied zwischen der jetzigen und der früheren Ansicht aus- drücklich hinzuweisen. Wie bei den früheren Arbeiten, so wurde ich auch bei der vorliegenden von verschiedenen Seiten in schätzenswerter Weise gefördert. Ich erfülle nur eine angenehme Pflicht, indem ich allen diesen Faktoren an dieser Stelle meinen besten Dank zum Aus- drucke bringe, und zwar insbesondere der verehrlichen Kommission zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Mährens in Brünn, welche meine Bemühungen wiederholt durch Gewährung von Subventionen materiell unterstützte, und Herrn Konservator Alois Czerny in Mähr.-Trübau, welcher mir in gewohnt uneigennütziger Weise die Benutzung seiner Sammlungen und Bücher freistellte. Dem letztgenannten Herrn verdanke ich auch die hier reprodu- zierten Lichtbilder. Was schließlich den vorliegenden Versuch zur Feststellung einer lückenlosen Schichtenfolge in unserer Kreide selbst betrifft, so wäre zunächst im allgemeinen folgendes zu bemerken. Die relative Mächtigkeit der Horizonte konnte nur in beschränktem Maße und im großen und ganzen angedeutet werden, da die Schichten an den einzelnen Orten in wechselnder Stärke entwickelt oder wenigstens aufgeschlossen erscheinen. Nicht selten fehlen einzelne Glieder 123 vollständig!). Eine Entblößung, die gleichzeitig sämtliche Glieder zeigt, existiert nicht. Von den vorhandenen Aufschlüssen gelangten nur besonders charakteristische zur Aufzählung und letztere macht daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Behufs Aufsuchens von Entblößungen der Iser- und Priesenerschichten wolle man die in den folgenden Bemerkungen gemachten Hinweise auf die früheren Publikationen benutzen. Auch auf die horizontale Ausbreitung der einzelnen Schichten konnte hier nicht eingegangen werden, weil die vorliegende Arbeit, wie bereits erwähnt wurde, lediglich den Zweck verfolgt, die Zusammensetzung unserer Kreidedecke in ver- tikaler Richtung zu erörtern. Dr. E. Tietzes Werk „Die geogno- stischen Verhältnisse der Gegend von Landskron und Gewitsch“ sowie die Artikel a, b, c widmen übrigens auch dieser hier nicht berücksichtigten Seite unseres Themas die gebührende Aufmerk- samkeit. Da die mährische Kreide nur ein nach Mähren reichendes Stück der böhmischen darstellt, ist es klar, daß die Schichtenfolge in jener im wesentlichen keine andere sein kann als in dieser. Dab unser Profil diesem Grundsatze vollauf gerecht wird, lehrt ein Vergleich mit den bezüglichen Veröffentlichungen der böhmi- schen Geologen. Man betrachte beispielsweise nur die Abbildung auf Seite 8 im Bande II von Dr. A. Frič's „Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation“. Nachstehend nun einige Daten über die einzelnen Glieder des Profils im besonderen (siehe die beigegebene Zeichnung)! I. Die Unterlage unserer Kreide. Als solche kommen Absätze des Rotliegenden, ferner Phyllite und die sogenannten Wackengneise Dr. E. Tietzes in Betracht?). Das erstere tritt am Fuße des Ostabfalles des Schönhengstzuges fast überall zutage, während der Phyllit das Liegende der Kreide in Ranigsdorf sowie am Goldberge bei Altstadt bildet. Am Ostrande unserer Kreide- scholle, bei Wojes, Alt-Moletein usw., ruhen die kretazischen Sedi- mente unmittelbar auf den Wackengneisen (devonischen Schiefern). 1) Diese Tatsachen werden leicht erklärlich, wenn wir in Betracht ziehen, daß wir uns nahe den Ufern des einstigen Kreidemeeres befinden, also ein seinerzeitiges Vor- und Rückschreiten des Wassers in relativ kurzen Intervallen ganz selbstverständlich ist. 2) Nach F. Kretschmer metamorphosierte Sedimente des Unterdevons (Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1902). 124 II. Die Perutzer Schichten. Diese insbesondere bei Alt-Moletein, Wojes und Blosdorf in großen Steinbrüchen aufgeschlossenen Ablagerungen setzen sich aus gelblichen bis weißlichen, mitunter auch roten Quadersand- steinen von meist feinem Korne zusammen. Sie erscheinen in der tiefsten Lage konglomeratisch entwickelt und sind von Bändern eines feuerfesten, verschieden gefärbten Tones durchzogen. Auch schwache Flöze einer stark tonhaltigen, daher nur geringen Brenn- wert besitzenden Kohle sind nicht allzu selten. Sie und die Ton- lager haben Veranlassungen zu verschiedenen bergmännischen Be- trieben gegeben (Oppatowitz, Briesen, Johnsdorf, Neudorf, Blos- dorf, Putzendorf), während die Sandsteine ein gutes Material zu Stiegenstufen, Trögen, Schleifsteinen, Denkmälern usw. liefern (Blosdorf, Wojes, Alt-Moletein). Sowohl die Tone als auch die Quadersandsteine sind reich an wohlerhaltenen fossilen Pflanzen- resten, welche zweifellos erkennen lassen, daß wir es hier mit einer ausgesprochenen Strandbildung zu tun haben. Platten mit Kräuse- lungsmarken (Wellenfurchen) charakterisieren letztere als ehe- malige Flachküste. Die Pflanzenreste werden am zahlreichsten in den Sandsteinen von Wojes und Alt-Moletein angetroffen und haben namentlich dem letztgenannten Orte in wissenschaftlicher Beziehung einen gewissen Ruf verschafft!). Eine Erwähnung verdienen auch die in den oberen Partien vielfach vorkommenden Stücke fossilen Treibholzes mit Spuren von Bohrmuscheln. Sie sind in Alt-Moletein und Wojes sehr häufig; man findet jedoch niemals Reste der Muschel selbst, sondern stets nur die mit Gesteinsmasse ausgefüllten Bohrlöcher. Dieselben stellen linsen- bis beutelförmige Körperchen vor, welche auf dem fossilen (in Limonit umgewandeltem) Treibholze, und zwar meist dicht neben- einander, aufsitzen. Sie werden bereits von Reuss und Heer?) ver- 1) Die fossile Flora von Alt-Moletein fand in Dr. Oswald Heer einen ausgezeichneten Bearbeiter. Man vergleiche hierüber Dr. Oswald Heer, Die Kreideflora von Moletein in Mähren (Neue Denkschriften der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesamten Naturwissenschaften, Zürich 1869); und Fridolin Krasser, Beiträge zur Kenntnis der fossilen Kreideflora von Kunstadt in Mähren (Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österreich- Ungarns und des Orients, Bd. X, Wien 1396, p. 149). 2) Dr. August Emanuel Reuss: Beiträge zur geognostischen Kenntnis Mährens. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1854, S. 659. Dr. Oswald Heer: Die Kreideflora von Moletein in Mähren, S. 4—5. 125 zeichnet und stimmen vollständig mit jenen überein, welche Dr. A. Frié in seinen „Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation“, Bd. II, S. 123 als von Pholas sclerotites Gein. herrührend ab- bildet. Sie fehlen übrigens in fast keiner Abteilung der Kreide!). Ill. Die Korytzaner Schichten. Ihr tiefstes Glied, der Korytzaner Grünsand, erscheint den Perutzer Quadern in mächtigen Bänken direkt aufgelagert, was am besten in den großen Steinbrüchen von Wojes und Alt-Mole- tein beobachtet werden kann. Das Gestein läßt vom petrographischen Standpunkte aus im allgemeinen drei stärker verschiedene Typen (Fazies) unterscheiden (man vergleiche diesbezüglich die „Arbeiten der geologischen Sektion für Landesdurchforschung in Böhmen“, Prag 1869 bei Fr. Řivnáč, S. 190 und 191). 1. Grobkörnige Sandsteine mit starkem Glaukonitgehalt. Die am häufigsten vorkommende Gesteinsform und in der Regel infolge der meist grünlichen Farbe bereits von weitem erkennbar (Fazies von Hnatic und Smréek in Böhmen). 2. Braune, seltener dunkelrote Sandsteine von grobem Korn und ohne Glaukonit. Sie treten bisweilen unter der Fazies 1 auf, z. B. in Ranigsdorf (Fazies von Pankrac in Böhmen). 3. Gelbliche, feinkörnige Sandsteine, glaukonitfrei; zuweilen mit plattiger Absonderung. Sie bilden mitunter (z. B. in Alt-Mole- tein) die tiefste Schichte des Grünsandes und sehen bereits den Perutzer Quadern sehr ähnlich (Fazies von Tissa und Zlosejn in Böhmen). Die ganze Stufe entspricht daher ungefähr dem folgenden Schema: Fazies 1 Fazies 1 1) Speziell in der mährischen Kreide sind diese Vorkommnisse auch im Callianassensandsteine von Zwittau sowie im turonen Pläner von Brüsau und Ranigsdorf nichts Ungewöhnliches. Ihr Auftreten in den oberen Schichten der 126 Die festeren Bänke geben gute Werksteine und werden in ähnlicher Weise wie die Perutzer Quader verwendet (Alt-Moletein, Wojes, Ranigsdorf). Der Grünsand birgt eine merkwürdig artenarme fossile Fauna. In der Fazies 1 sind ziemlich häufig: Pecten asper Lam. | Vola aequicostata Lam. - (Wojes, Alt-Moletein); Alectryonia carinata Lam. | Exogyra columba Lam. (Langenlutsch); Pinna decussata Goldf. (Alt-Moletein); Corax heterodon Reuss Le (Zá -Mol b een | (Zähne, Alt-Moletein) Aus der Fazies 2 sind mir bisher keinerlei Paläonten unter- gekommen. Der tiefsten Schichte des Korytzaner Grünsandes ist ein Spongite eigentümlich, der öfters auf großen Sandsteinplatten von Alt-Moletein angetroffen wird und eine ausführlichere Be- schreibung verdient. Derselbe (siehe die Figuren 1—3) stellt unregelmäßig gekrümmte, wiederholt geteilte und oft übereinander liegende Zweige dar, die vielfach deutliche Anschwellungen er- kennen lassen. Der Querschnitt der einzelnen Zweige ist elliptisch mit einem durchschnittlichen Achsenverhältnis von 2:1. In der Regel beträgt die größte Breite 2—3 cm. Das Versteinerungs- material ist der gewöhnliche Sandstein der Fazies 3, seltener der Fazies 1, der nach außen in eine schwache, lichtbräunliche, mit flachen, unregelmäßigen Runzeln bedeckte Rinde übergeht. Manch- mal zeigt die Oberfläche auch noch dieht nebeneinander aufsitzende Kügelchen von Limonit, die jedoch nur als zufällige Bildungen in Betracht kommen. Die Zweige breiten sich stets auf der Unter- seite der Sandsteinplatten aus und sind auf letzteren hochreliefartig aufgewachsen, während die Zwischenräume mit einer mürben, tonigen Masse von bräunlicher Farbe vollständig ausgefüllt er- scheinen!). Das ganze Fossil ähnelt in mancher Beziehung jenem Perutzer Quader (einer ausgesprochenen Süßwasserbildung) ist wohl eine An- deutung, daß zur Zeit des Absatzes dieser jüngsten Lagen bereits vorüber- gehende Einbrüche des Meeres stattgefunden hatten. !) Diese Masse bildet noch eine schwache Schichte unterhalb der Platten und ist vielleicht ein Aquivalent jener „mürben, an Fucoiden reichen 127 Spongiten, welcher in den tieferen Lagen der Teplitzer Schichten von Hundorf (Böhmen) in Gemeinschaft mit Achilleum rugosus Reuss ganze Bänke durchsetzt und von Dr. A. Fritsch mit dem Bye. L. Spongites (?) moravicus nov. sp. Große Platte aus Alt-Moletein. Die längste Kante der Platte mißt 103. Original im Besitze des Museums Mähr.-Trübau. Eine ähnliche Platte befindet sich im Landesmuseum zu Brünn. Schichte“, welche an manchen Orten Böhmens die Korytzaner von den Perutzer Schichten trennt (Dr. A. Frič und Edw. Bayer: Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation, Perutzer Schichten S. 8). 128 Fig. 2. Fig. 3. Spongites (?) moravicus nov. sp. Aus einer großen Platte gebrochene Detailstücke in ?/, natürlicher Größe. Aus der Sammlung A. Czerny in Máhr.-Trůbau. 129 Namen Spongites achilleifer belegt wurde!). Will man die vorhin beschriebene Rinde als Schale eines ursprünglich hohl gewesenen Körpers annehmen, so könnten unsere Vorkommnisse übrigens auch nach Friedrich Dettmer als Reste von „einkammerigen, sand- schaligen Foraminiferen“ gedeutet werden’). Wenn demnach auch bezüglich der wahren Natur dieses Ge- bildes (sowie der bisher als Spongiten angesehenen ähnlichen Fossile überhaupt) eine allseitig befriedigende Auffassung noch aussteht, so unterliegt es doch wohl keinem Zweifel, daß wir es hier auf alle Fälle mit einer neuen Art zu tun haben. Aus diesem Grunde dürfte daher auch eine eigene Bezeichnung nicht unan- gebracht erscheinen und ich erlaube mir vorzuschlagen, das in Frage kommende Fossil vorläufig Spongites (?) moravicus zu benennen. Der Korytzaner Grünsand ist im Gegensatze zu den Perutzer Schichten sehr arm an fossilen Pflanzenresten. In seinem Hangenden treten Pläner auf, welche ich eben- falls als cenoman ansehe und noch bei den Korytzaner Schichten unterbringe. Sie werden durch eine „Glaukonitbank“ von der tiefsten Lage der Dřinower Knollen deutlich getrennt. Hierüber ist das Nötige bereits in meinem Artikel e gesagt worden, so daß ein Weiteres über diesen Gegenstand nur eine überflüssige Wieder- holung darstellen würde. Ich beschränke mich daher an dieser Stelle auf die Mitteilung einiger nicht unwichtiger Ergänzungen und verweise in allem übrigen auf den genannten Aufsatz selbst. Der cenomane Pläner ist im allgemeinen licht gelbgrau, von feinem Korne und arm an Kalk. Es fehlen jedoch auch kalkreichere Partien nicht, so ist z. B. die Lage unmittelbar unter der Glau- konitbank sehr kalkig. Die kalkreicheren Schichten sind fester, die kalkarmen mürber und weicher. Kleine Glaukonitkörnchen mangeln in der Regel niemals. Petrefakten konnte ich bisher nicht ent- decken, doch besitzt Herr Alois Czerny in Mähr.-Trübau ein schönes Exemplar von Pecten asper Lam., das diesem Horizont entstammt und deutlich auf eine cenomane Fauna hinweist. Der cenomane Pläner ruht direkt auf dem Korytzaner Grünsand, der 1) Näheres über Spongites achilleifer Fr. findet man in Dr. A. Fritsch: Miscellanea palaeontologica, II. Mesozoica, Prag 1910. 2) Friedrich Dettmer: Spongites Saxonicus Gein. und die Fucoiden- frage. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, Jahr- gang 1912, Bd. II. Stuttgart bei Nägele und Dr. Sproesser. Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XIV. 9 150 bereits wenige Schritte hinter dem Wojeser Erbgericht (rechts am Wege) ansteht. Wenn wir demnach den vom genannten Anwesen nach Westen führenden Feldweg einschlagen, so treffen wir an der rechten Weg- seite zunächst den eben erwähnten Korytzaner Grünsand, dann darüber den vor beschriebenen cenomanen Pläner. Einige Schritte hinter dem alten, eine rohe Zeichnung zweier Wagenräder zeigenden Denksteine (nach einer starken Wegbiegung und daher jetzt links vom Wege) gewahren wir im Wegniveau kalkige cenomane Pläner und darüber die charakteristische Glaukonitbank. Über der letzteren bemerkt man bereits die leicht verwitternden, plänrig-kalkigen tiefsten Lagen der Dřinower Knollen. Schreitet man noch weiter aufwärts, so gelangt man bald zunächst zu gewöhnlichen Dřinower Knollen und schließlich nahe und auf der Kammhöhe zum Weh- lowitzer Pläner. Dieser Weg enthüllt uns somit die Zusammen- setzung des ganzen, im allgemeinen nord-südlich streichenden Höhenrückens Charlottendorf—Wojes—Alt-Moletein in befriedi- gender Weise. Nur die das Fundament des letzteren bildenden Perutzer Quader sehen wir erst weiter nördlich vom Wojeser Erb- gericht entblößt. Besucher dieser Gegend möchte ich bei dieser Gelegenheit noch auf folgenden Umstand aufmerksam machen. Der schon mehrfach genannte Fahrweg schneidet bald nach seiner Abzweigung von der Wojeser Dorfstraße von den Höhenrücken Charlotten- dorf— Wojes—Alt-Moletein eine kleine Anhöhe ab, die also beim Aufwärtsgehen zur linken Hand bleibt. An ihrer dem Wege zu- gekehrten Seite wurde heuer ein kleiner Steinbruch angelegt, nur wenig höher als der an der rechten Wegseite zutage tretende Korytzaner Grünsand. Die hier entblößten Gesteine, gelblichgraue bis graue, feinsandige, kalkreiche Pläner mit grauen Kalkknollen, sind jedoch keineswegs cenoman, wie man erwarten sollte, sondern offenbar echte Dřinower Knollen. Das ganze Aussehen sowie einige Funde von Inoceramus labiatus Schloth. lassen diesbezüglich keinen Zweifel aufkommen. Da dasselbe Gestein am rechtsseitigen Abhang erst in bedeutender Höhe ansteht, muß hier jedenfalls eine Brucher- scheinung vorliegen. Wir könnten uns etwa vorstellen, dab der kleine, durch den Wegeinschnitt abgetrennte Hügel ein längs des bekannten nordsüdlich verlaufenden Hauptbruches abgesunkenes Stück des Höhenrückens Charlottendorf— Wojes—Alt-Moletein darstellt. 151 IV. Die Weißenberger Schichten. Die tiefsten Lagen derselben werden von den blaugrauen oder grauen, plänrig-kalkigen, leicht in Platten brechenden Ab- . sätzen gebildet, die ich bereits in der Publikation 5 (S. 19 und 20) als am Fuße des „Burgstadls“ (östlich von Ranigsdorf) anstehend schilderte. Ihre genauere Stellung im Systeme unserer Kreide war mir damals keineswegs vollständig klar und. ich schwankte noch bezüglich ihrer Zugehörigkeit zwischen Malnitzer und Weißen- berger Schichten. Erst später, als bessere Aufschlüsse ihr Hangendes bloßlegten und eine größere Anzahl Petrefakten lieferten, war eine sichere Einordnung möglich (vergleiche den Artikel c S. 42 bis 46). Ich stellte sie im vorliegenden Profil noch zu den Dřinower Knollen, zu denen sie, was Gesteins- und Faunencharakter betrifft, am besten passen; möglicherweise könnten sie jedoch auch ein Äquivalent der Semitzer Mergel darstellen. Ihr auffallendstes Kenn- zeichen ist durch die ungemein leichte und rasche Art des Ver- witterns gegeben. Das im frischen Zustande ziemlich feste und harte Gestein zerfällt nämlich, der Luft ausgesetzt, schon nach wenigen Wochen zu kleinen, weichen Bröckchen von mergeliger Beschaffenheit. Über diesen Schichten erscheinen erst die typischen Dřinower Knollen, wie sie die böhmischen Geologen beschreiben. Sie sind (wenn man von Spongiten und spongitenähnlichen Gebilden ab- sieht) petrefaktenarm. Ich konnte in dieser Stufe nur konstatieren: Inoceramus labiatus Schloth. (Goldberg bei Altstadt, Tat- tenitz, Wojes); I. saxonicus Petr. (Einmündung des Pohreser Tales ins Triebetal); | Lima pseudocardium Reuss (Uttigsdorf); Panopaea gurgitis Brongn. (Uttigsdorf); Ostrea vesicularis Lam. (Pohreser Tal); Crania gracilis Münst. (Goldberg bei Altstadt); Plocoscyphia labyrinthica Reuss (Triebendorf); Fucoides columnaris Fr. (Triebendorf). Das Material dieser Lage der Diinower Knollen ist ein fein- sandiger, oft glaukonitischer, meist sehr kalkiger Pläner von bläu- lichgrauer, blaugrauer oder gelbgrauer Farbe, in dem zahlreiche graublaue, graue oder gelbgraue Kalkknollen eingelagert sind, welche fast stets eine unregelmäßige Gestalt besitzen und allmäh- 9* 132 lich in ihre Umgebung verfließen. Der Querbruch des Gesteins läßt sie als dunkle, aber nicht scharf umgrenzte Flecken erscheinen. Nur in vereinzelten Fällen zeigen sie ein etwas verschiedenes Aus- sehen, das bereits von Reuss beobachtet und in seinen „Beiträgen zur geognostischen Kenntnis Mährens* (S. 59) wie folgt be- schrieben wurde: „In dicken, unregelmäßigen Bänken eines sandigen Pläners mit eingestreuten grünen Körnern stecken gleich Kanonenkugeln zahlreiche kugelige oder ellipsoidische Knollen eines festen, grau- lichen, feinkörnigen, kalkigen Gesteins, welche mit der Umgebung nicht innig verschmolzen sind, sich vielmehr daraus loslösen lassen. Nach dem oft von selbst erfolgenden Ausfallen hinterlassen sie ihrer Größe entsprechende Höhlungen, deren man oft in großer Anzahl an den Wänden des Steinbruches wahrzunehmen Ge- legenheit hat!).“ Während also bei den Knollen der ersten Art ein sukzessiver Übergang vom Plänergestein zum reinen Kalkstein stattfindet, er- folgt bei jenen der zweiten Art völlig unvermittelt ein Sprung vom sandigen (kalkfreien) Pláner zum Kalke, Die Ursache dieser ver- schiedenen Ausbildung der Knollen liegt ziemlich nahe. Wir können uns ganz gut vorstellen, daß die Konzentration der in dem noch beweglichen Sediment ursprünglich gleichmäßig verteilten Kalk- lösung nicht bei allen Konzentrationszentren gleich rasch fort- schritt und daß dieser Prozeß zur Zeit des Festwerdens (Aus- trocknens) des Sediments erst bei relativ wenigen sein Endstadium erreicht hatte. Nur wo letzteres tatsächlich der Fall war, konnten dann natürlich Konkretionen der zweiten Art entstehen, während in allen anderen Fällen solche der ersten Form resultieren mußten. Jene stellen demnach nichts anderes als Produkte eines voll- ständigen, diese eines unvollständigen (durch Festwerden des Sediments zum Stillstand gebrachten) Konzentrationsprozesses dar?). Hiernach erklärt sich auch ohne Zwang der Umstand, daß in der Umgebung von Knollen der zweiten Art das umgebende Gestein 1) Reuss hat hierbei einen kleinen Aufschluß nördlich von Ranigsdorf, am sogenannten Roten Hübel, vor Augen; doch ist eine solche Form der Knollen durchaus nicht auf diesen Ort beschränkt, sondern auch anderwärts zu beobachten, z. B. an der Einmündung des Pohreser Tales ins Triebetal. 2) Dr. J. Roth: Die Kugelform im Mineralreiche und deren Einfluß auf die Absonderungsgestalten der Gesteine. Dresden und Leipzig 1844. 133 kalkfrei ist, während bei solchen der ersten Art die Umgebung noch reichlichen Kalkgehalt aufweist. In allen Lagen der Dřinower Knollen finden sich nicht selten kleine Konkretionen von Limonit und Markasit, auf den Kluftflächen auch Überzüge von Bergmilch. Kleine Muskovit- schüppchen fehlen fast nirgends. Der über den Dřinower Knollen anstehende Wehlowitzer Pläner läßt im allgemeinen drei Lagen unterscheiden. Die tiefste stellt einen mehr oder weniger grobsandigen, in der Regel glau- konitischen Pläner von lehmgelber oder graugelber Farbe vor, der in seiner grobkörnigen, glaukonitischen Form mitunter gewissen Partien der Korytzaner Quader ähnelt. Er ist nur selten kalkreich. Petrefakteneinschlüsse sind nicht häufig und beschränken sich auf Inoceramus Brongniarti Sow., Pinna decussata Goldf., Lima mul- ticostata Gein., Vola quinquecostata Sow., Eriphyla lenticularis Stol., Plocoscyphia labyrinthica Reuss und Spongites sp. Charakteri- stisch für diese Stufe sind die in größeren Aufschlüssen fast nie- mals fehlenden, stets in Reihen angeordneten Hohlräume nach Spongiten. Die mittlere Lage besteht aus feinkörnigen, meist völlig glau- konitfreien, goldgelben, lichtgelben, weißlichen bis gelbgrauen, oft kalkarmen Plänern, die an manchen Orten zahlreiche Stücke von Inoceramus labiatus Schloth. und Micraster cor testudinarium Goldf. enthalten (Schönhengst, Uttigsdorf). Von anderen, weniger häufigen Vorkommnissen seien genannt: | | Beryx Zippei Ag. (Pirkelsdorf), Ammonites Woolgari Mant. (Schünhengst), Lima cenomanensis d’Orb. (Pirkelsdorf), Pecten Dujardinii Röm. (Grünau), P. curvatus Gein. (Ranigsdorf), Panopaea gurgitis Brongn. (Holzberg), Exogyra conica Sow. (Grünau), Ostrea semiplana Sow. (Grünau), Cardiaster ananchytis d'Orb. (Uttigsdorf), Pleurostoma bohemicum Zittl. (Grünau), Fucoides columnaris Fr. (Dittersdorf), Fucoides sp. Die oberste Lage setzt sich wieder aus sandsteinartigen Sedi- menten zusammen, welche manchen Partien der tiefsten Schichte 134 sowie gewissen Stufen der Korytzaner Quader täuschend gleich- sehen. Das vollständig kalkfreie, im allgemeinen graugelbe Gestein ist immer grobsandig und führt in der Regel reichlich Glaukonit. Oft bildet es eine quarzige, manchmal fast glasartige Masse. Seine Klaubsteine zeigen nicht selten schöne, glatt polierte Rutschflächen (Harnischflächen). Petrefakten fehlen beinahe gänzlich; außer einigen Steinkernen der Exogyra columba Lam. und einigen Fucoidenresten ist mir von solchen nichts bekannt. Alle Lagen des Wehlowitzer Pläners, namentlich aber die höchsten, werden öfter von Hornsteinbändern durchsetzt. Die grobkörnigen Partien zerfallen mitunter leicht zu Sand, der bis- weilen zu Bauzwecken Verwendung findet (Dittersdorf—Petersdorf, Charlottendorf). Das Gestein der oberen Dřinower Knollen und der untersten zwei Stufen des Wehlowitzer Pläners besitzt sehr häufig einen eigentümlichen wulstigen Bruch, der wahrscheinlich durch an- gehäufte Spongiten hervorgebracht ist. Zu erwähnen wäre schiieblich hier noch, daß eine scharfe Trennung dieser eben genannten drei Stufen nicht immer gut möglich erscheint, da vielfach Übergänge einer Gesteinsform in die andere vorkommen. Die tiefste Lage der Weißenberger Schichten (die plänerige, leicht verwitternde) finden wir außer am Fuße des Burgstadls (östlich von Ranigsdorf) noch unter anderen kurz vor der Ein- mündung des Grünauer Tales ins Triebetal und am Goldberge bei Altstadt sowie am Ostabfall des Schönhengstzuges (Annabad, Blosdorf usw.) gut aufgeschlossen‘). Typische Dřinower Knollen zeigen sich am Ausgange des Pohreser Tales ins Triebetal (zum Teil allerdings verdeckt), dann am Schönhengst, ferner am Gold- berge und am Steinberg (südlich von Mähr.-Trübau) entblößt, während der obere Teil des vorhin genannten Burgstadls (un- mittelbar bei der Ruine), der ebenfalls bereits erwähnte Steinberg sowie die Ostseite des Grünauer Tales (innerhalb des Dorfes selbst) treffliche Gelegenheit zum Studium des Wehlowitzer Pläners bieten. Wiederholte Untersuchungen und Vergleiche nötigen mich, zum Wehlowitzer Pläner auch alle jene Sedimente zu rechnen, 1) Von letztgenanntem Orte beschreibt sie bereits Hans Wilschowitz, und zwar als Äquivalente der Semitzer Mergel (Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österreich-Ungarns und des Orients, Bd. XIX, S. 129). 135 welche Hans Wiischowitz als Korytzaner Grünsand deutet (siehe Stufe 1 der Profile in den Beiträgen zur Paläontologie und Geo- logie Österreich-Ungarns und des Orients, Bd. XIX, 8. 125— 134) und die ich in meinem Artikel b den Malnitzer Schichten zuteilte. Von den Wilschowitzschen Stufen 1—3 wäre demnach nur 3 den Malnitzer Schichten zu belassen, dagegen 1 und 2 zum Wehlo- witzer Pläner zu stellen. Es sind dies die vollständig kalkfreien, sandsteinähnlichen Absätze (1) mit ihren Hornsteinbändern (2) von Triebendorf, Budigsdorf, Tattenitz und Grünau; ferner noch die von mir hierzu gerechneten gleichalterigen Sedimente, welche am oberen Rande des Steilabfalles beim Holzberge (nördlich von Tattenitz), dann am sogenannten Bäckenrand bei Grünau und in dessen Umgebung sowie im Pohreser Tale und bei Wojes (siehe Artikel c) anstehen. Auch die Absätze, welche anläßlich des Straßenbaues Triebendorf— Mariakron nächst der Gemeinde Trieben- dorf angeschnitten wurden, gehören zum Teil hierher. Sie zeigen als Liegendes typische Diinower Knollen in mächtiger Entwicklung. Endlich sehe ich mich noch bemüssigt, auch die quarzigen, sandsteinartigen und sandigen Gebilde von Dittersdorf—Petersdorf, von Grünau—Seibelsdarf usw., welche ichin dem Artikel a den Iser- schichten zugerechnet habe, hierher zu stellen; denn sie stimmen in ihren mineralogischen und petrographischen Eigenschaften voll- ständig mit den Sedimenten 1 von Budigsdorf, Triebendorf usw. überein und treten immer im Liegenden unserer Iserschichten, niemals aber, wie ich seinerzeit annahm, im Hangenden derselben auf. Die Iserschichten bedecken nämlich in Form von flachen Kuppen die Anhöhen (Roter Hübel, Himmelsschluß, Liskaberg) und die in Frage kommenden sandsteinartigen Gebilde lassen sich stets nur am Rande dieser Kuppen (als Klaubsteine) nachweisen, während sie auf der Oberfläche derselben gänzlich fehlent) Bei Petersdorf und an der Ostseite Grünaus überragen sie allerdings die in ihrer Nähe befindlichen (plänerigen) Sedimente der Iser- schichten, aber dies wird ohne weiteres verständlich, wenn man den Muldencharakter unserer Kreidescholle in Betracht zieht und die in der kleinen als „Dittersdorf VI“ bezeichneten Entblößung 1) Am Roten Hübel (in der Nähe des Höhenpunktes 401) treten diese Sedimente an einigen Feldwegen auch zutage, und zwar so, daß sie deutlich als Liegendes der Iserschichten, die hier unmittelbar auf den Wehlowitzer Pläner aufruhen, erkannt werden können. 136 aufgeschlossenen gelben Absätze, welche unmittelbar das Liegende der sandsteinartigen Sedimente bilden, sowie die Unterlage der letzteren an der Ostseite Grünaus auch noch dem Wehlowitzer Pläner zurechnet, was mit den tatsächlichen Verhältnissen ganz gut vereinbar erscheint. Eine sichere Deutung dieser Unterlagen als Iserschichten war mir ja bei Abfassung der oben erwähnten Arbeit (a) infolge Mangels entsprechender Petrefakten ohnehin nicht möglich, wie ich damals auch ausdrücklich bemerkt habe (S. 63 und 64). Die hier aufgezählten Aufschlüsse des Wehlowitzer Pläners zeigen nicht immer alle drei Stufen desselben entblößt und es dürfte daher für spätere Besucher von Wert sein, in jedem Falle die tatsächlich sichtbaren Schichten rasch identifizieren zu können. Zu diesem Zwecke möge im nachstehenden noch eine übersichtliche Zusammenstellung der erwähnten Lokalitäten und ihrer Gliederung Platz finden. Hierbei sind der Kürze wegen für die drei Stufen (des Wehlowitzer Pläners) die Buchstaben U, M, © verwendet, und zwar so, daß U die unterste, M die mittlere und O die oberste Stufe bedeutet. Burgstadl (östlich von Ranigsdorf): U Steinberg (bei Uttigsdorf): Ur Schönhengt (Ortschaft): U U Grünau (östliche Talseite im Dorfe): , M. Triebendorf 0. Budigsdorfer Tunnel 0. Tattenitz (nähere Bezeichnung O Grünauer Wasserriß N der Örtlichkeit U,M Holzberg in Artikel b): UM Pohreser Tal Ur Me: Bäckenrand ] U, Mu. mean S en À Dittersdorf VI M. Dittersdorf —Petersdorf | 0. Grinau—Seibelsdorf . M, O. Himmelsschluß (ptehoo bike M, O. Roter Hiibel M, ©. Liskaberg U, MuO: 137 V. Die Malnitzer Schichten. Dieser Horizont läßt dort, wo er vollständig entwickelt er- scheint, deutlich drei Abteilungen erkennen. Die unterste setzen grobsandige, kalkreiche Sedimente von weißlicher oder grauer Grundfarbe und beträchtlichem Glaukonitgehalt zusammen. Sie ent- sprechen dem Malnitzer Grünsande. | Hierauf folgen feste, klingende, oft gut in Platten brechende, äuBerst kalkreiche, feinkôrnige Pläner, welche mitunter bereits Kalksteinen nahekommen und nur spärlich Glaukonit führen. Sie sind blaugrau oder grau und gleichen nicht selten manchen Lagen der Diinower Knollen derart, daß eine Auseinander- haltung beider auf Grund des äußeren Habitus oft ganz un- möglich wirdt). Über dieser Stufe lagern feinkörnige, schwach glaukonitische, gelbe, gelbgraue, bläulichgraue bis graue Pläner, welche zahlreiche Knollen fast reinen Kalksteins von grauer, blaugrauer oder gelb- grauer Färbung führen. Der Kalkgehalt des frisch angebrochenen Gesteins ist in der Regel noch immer beträchtlich. Auch diese Absätze ähneln häufig jenen der Dřinower Knollen in auffallender Weise. Die eben besprochenen zwei Stufen wurden als Launer Knollen, beziehungsweise als Äquivalente von solchen aufgefaßt. Das grobsandig-glaukonitische Gestein ist mit jenen Absätzen identisch, welche Hans Wilschowitz in der Zeitschrift „Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österreich-Ungarns und des Orients“, Bd. XIX, S. 127 bis 131, als Schichte 3 beschreibt und die er daselbst der Actinocamax-Zone Böhmens parallelisiert. Das Ge- stein der oberen zwei Abteilungen wird von demselben Autor „kalkiger unterturoner Pläner“ genannt und zu den „Dřinower Knollen gestellt (Schichte 4 seiner Profile), was in erster Linie dadurch veranlaßt wurde, daß ihm die Existenz von unterturonen Sedimenten unter seiner Zone 1 vollständig entgangen war. In den Publikationen b und c hatte ich hinlänglich Gelegen- heit, die Unhaltbarkeit der Wilschowitzschen Annahmen darzulegen und ich verweise daher bezüglich alles Näheren, insbesondere be- züglich der Fauna dieses Horizontes, auf die genannten Arbeiten 1) Die blaue Farbe der Plänersedimente ist niemals etwas Beständiges, : sondern wandelt sich unter dem Einflusse von Licht, Luft und Wasser bald in Gelb um, mit welchem Prozesse auch die Entkalkung fortschreitet. 138 selbst!). An dieser Stelle sei nur kurz bemerkt, daß die oberen zwei Abteilungen dem Gestein entsprechen, das in dem zuerst zitierten Artikel (siehe das Schema auf Seite 31) als „blauer Plänerkalk“ angeführt und schon dort als Äquivalent der Launer Knollen definiert wird. Auch die kalkigen grobsandig-glaukonitischen Absätze erscheinen bereits in jener Arbeit als Malnitzer Schichten gedeutet, nur sind die sie unterteufenden kalkfreien grobsandig- glaukonitischen Gesteine, die im vorliegenden als oberster Wehlo- witzer Pläner abgetrennt wurden, noch beigezählt (man vergleiche den Absatz „Weißenberger Schichten“). Aufgeschlossen findet man die unterste Schichte in den von Wilschowitz beschriebenen Entblößungen von Triebendorf, vom Budigsdorfer Tunnel (Zone 3 seiner Profile), dann beim Holzberge?) und endlich am Südabhang des Liskaberges bei Rostitz. Die oberen plänrigen Sedimente sind an den gleicheu Orten anzutreffen, über- dies unter anderen in Dittersdorf und am sogenannten Bäckenrand nächst Grünau. Blaugraue Absätze der mittleren Stufe stehen beim Budigsdorfer Tunnel und diesem gegenüber an. VI. Die Iserschichten. Unsere Iserschichten setzen sich ausschließlich aus den Sedi- menten der Wilschowitzschen Stufe 5 und aus den roten Plänern 1) Was speziell die Fauna betrifft, so wäre lediglich nachzutragen, daß Inoceramus labiatus Schloth., wie ich bereits früher vermutete (Artikel 4, S.25), diesem Horizonte ganz fehlt. Trotz mehrjährigen Nachsuchens gelang mir nämlich die Konstatierung dieses Fossils nicht und ich kann nur annehmen, daß sich die gegenteiligen Angaben bei Wilschowitz offenbar auf Funde. aus den petrographisch ähnlichen Drinower Knollen, in denen Inoceramus labiatus nichts Seltenes ist, gründen. Ebenso beruht wohl die Anführung des Vor- kommens in den hier als Iserschichten angesprochenen Sedimenten zweifellos auf einer Verwechselung der letzteren mit solchen des Wehlowitzer Pláners. Da die in Betracht kommenden Ablagerungen gleichen Aussehens, aber ver- schiedenen Alters oft relativ nahe beieinander entblößt angetroffen werden, erscheinen derartige Verwechselungen weder unerklärlich noch unwahrschein- lich. In manchen Fällen dürfte es sich möglicherweise auch um unsichere Bestimmungen schlecht erhaltener Stücke von Inoceramus Brongniarti Sow. handeln. 2) Hier bereits von Wilschowitz auf Grund einer reichen fossilen Fauna als Malnitzer Grünsand erkannt (Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österreich-Ungarns und des Orients, Bd. XIX, S. 131). 139 des Himmelsschlusses (nördlich von Ranigsdorf) zusammen!). Von den letzteren gehört jedoch eine kleine Partie noch zum Wehlo- witzer Pläner, also zum Unterturon. Sie liegt unmittelbar dort, wo ein nach Lichtenbrunn führender Feldweg, der auf der geologischen Spezialkarte durch das Zeichen H des Wortes „Himmelsschluß“ geht, von der ‚Kaiserstraße abzweigt. Der daselbst zutage tretende und stellenweise rot gefärbte Pläner ist von dem weiter oben vor- kommenden roten Pläner durch eine Lage des zu den Weiben- berger Schichten gehörigen grobsandig-glaukonitischen Gesteins deutlich geschieden und petrefaktenleer, während der höher oben gelegene rote Pläner durch seine Fossileinschlüsse als den um- liegenden Iserschichten gleichalterig gekennzeichnet wird. Hier- durch erscheint das verschiedene Alter dieser zwei Lagen roten Pläners wohl mit hinreichender Sicherheit festgestellt und die früher angegebene Trennung genügend gerechtfertigt. Bezüglich der sandsteinartigen, beziehungsweise sandigen Ge- bilde von Dittersdorf—Petersdorf usw., welche im Artikel a (S. 64) ebenfalls den Iserschichten beigezählt wurden, vergleiche man das im Kapitel „Weißenberger Schichten“ Gesagte. Näheres über diesen Gegenstand enthalten die Publikationen a und à hinlänglich. Ich trage diesbezüglich nur nach, daß die in der ersteren verzeichnete Lima sp. (S. 71) mit Lima costicillata Petr. und L. cf, costicillata Petr. identisch ist. Sie kommt, wiewohl etwas seltener, auch schon in den Launer Knollen vor, fehlt aber in den Weißenberger Schichten ganz. Das gleiche gilt von der Art, die ich unter dem Terminus Lima aff. Dupiniana d’Orb. eben- daselbst S. 70 anführe. Behufs Vervollständigung der in obiger Arbeit zusammen- gestellten fossilen Fauna füge ich schließlich noch eine Liste neuerer Funde bei, welche in der genannten Publikation noch nicht auf- gezählt sind. Sie entstammen den Lesesteinen der in der Liste an- gegebenen Orte: Pleurotomaria linearis Mant. Triebendorf, Pholas sclerotites (rein. Ranigsdorf Ventriculites radiatus Mant.? J (Himmelsschluß), !) Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österreich-Ungarns und des Orients, Bd. XIX, S. 127 bis 131. Senon l'uron ELLE — Cenoman —— =- 140 f Priesenerf V Schichten| [ Teer Untere = 4 Trigonia-. Scnienfen l schichten| Zerfallende lichtgraue, plattige Mergel, Můrbe Pláner von gelber, weiß. entkalktel licher oder gelbgrauer Farbe Feste mit Spongitenhöhlen und kalkige zahlreichen Petrefakten. © Gelbe, graue, bláulichgraue bis gelbgraue, kalkige, schwach glaukonitische, feinkörnige Pläner mit zahlreichen Kalkknollen, — Blaugraue oder graue, sehr kalkreiche, plattige Pláner, gelb verwitternd. Malnitzer 4 Schichten Malnitzer ‘| Grobsandig-glaukonitisches, kalkreiches Grünsand | Gestein, weißlich bis grau. | Grobsandiges Gestein, kalkfrei, oft glaukonitisch, mit Hornstein- bändern. Wehlo- — = _, 7 | Feinkörniger, goldgelber, glau- witzer EJE i konitfreier Pláner; s Pláner meist Gröberer, meist glaukoniti- (kalkarm, scher, lehmgelber Pliner | itHöh ER Weißen- mitHöhlen nachSpongiten; berger ) Schichten Bläulichgrauer, blaugrauer oder gelb- grauer, kalkiger, oft glaukonitischer, feinkörniger Pläner mit Kalkknollen. Blaugraue oder graue, sehr kalkreiche Pläner, in Platten brechend und“ leicht verwitternd. Drinower | | Knollen — tee a ann Zone des Actino- F - camax Gelblichgraue, feinsandige, kalkarme plenus Pläner mit Pecten asper. Korytza- ner 4 Schichten | Korytza- Glaukonitische Quader mit Pecten l ner asper, Vola aequicostata und Grünsand Alectryonia carinata (3 Hauptfazies). Gelbliche oder weißliche Quadersand- steine mit Pflanzenabdrücken, Ton- Perutzer )j Perutzer bändern und kleinen Kohlenflózen. Poe) Quader Liegendes | der Lg Rotliegendes, Phyllit oder Wacken- Kreide | Z LL LCL LL gneis (devonische Schiefer). s | | f \ | Ri ASTARO RAKA zn.) Glaukonitbank. ©5605 s = 4 Konglomeratische Ausbildung des mes, == re TE = Quaders. ö Fig. 4. Idealer Durchschnitt der Kreidedecke in der Umgebung von Mähr.-Trübau. 141 Avicula anomala Sow. | Lima cenomanensis d’Orb.!) L. ovata Röm. L. semisulcata Nills. Pecten Kalkowskyi Petr. P. elongatus Lam. | Pleurostoma bohemicum Zittl. Ranigsdorf (Roter Hübel). Guettardia stellata Mich. Ventriculites angustatus Röm. V. marginatus Poč. Craticularia vulgata Poč. Chonella Roemeri Gein. | Amorphospongia globosa v. Hag. | VII. Die Priesener Schichten. Hierüber lese man das Entsprechende in meinem Artikel b S. 28 bis 30 nach. 1) Von der gleichfalls vorkommenden Lima iserica Fr. durch den Mangel der Knötchenreihe in der Mitte der Rippenzwischenräume deutlich unterschieden. Die laufenden periodischen Druckschriften der mährischen Landesbibliothek'). Zusammengestellt von Dr. W. Schram und Dr. H. Jarnik. I. Die deutschen. Abhandlungen der Kgl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Abhandlungen der Kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abhandlungen der K. K. geographischen Gesellschaft in Wien. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz. Abhandlungen der naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg. Abhandlungen der schweizerischen paläontologischen Gesellschaft. Abhandlungen des deutschen naturwissenschaftlich-medizinischen Vereines für Böhmen „Lotos“. Abhandlungen, herausgegeben vom naturwissenschaftlichen Verein zu Bremen. Abhandlungen und Berichte des Museums für Natur- und Heimat- kunde zu Magdeburg. Acta, Nova. Abhandlungen der Kais. Leop. Carol. deutschen Akademie der Naturforscher. Almanach der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Almanach, Wiener Jahrbuch für Literatur. Herausgegeben von Jacques Jaeger. 1) Mit Ausschluß der politischen Blätter, der Vereinsnachrichten ohne wissenschaftlichen Inhalt, der Schulprogramme, Kalender und gewöhnlicher Adreßbücher. Von den periodischen Druckschriften, die dem deutschen Verein für die Geschichte Mährens und Schlesiens (bezeichnet mit einem *) und der Matice moravská (bezeichnet mit einem +) gehören, haben wir nur diejenigen aufgenommen, die der Landesbibliothek fehlen. 143 Altvater, Organ des mährisch-schlesischen Sudetengebirgsvereines. Annalen der Naturphilosophie. Annalen des K. K. naturhistorischen Hofmuseums in Wien. Annalen des Vereines für nassauische Altertumskunde und Ge- schichtsforschung. Anzeiger der ethnographischen Abteilung des ungarischen National- museums. Anzeiger der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. -Anzeiger des germanischen Nationalmuseums. Anzeiger für schweizerische Altertumskunde. Anzeiger, Archäologischer. Anzeiger, Zoologischer. * Anzeigen, Kunstgeschichtliche. Beiblatt der Mitteilungen des In- stituts für österreichische Geschichtsforschung. Arbeit, Deutsche. Monatschrift für das geistige Leben der Deutschen in Böhmen. Archiv des Vereines für siebenbürgische Landeskunde. Archiv für Brakteatenkunde. Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. *Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. *Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. Archiv für Kulturgeschichte. Herausgegeben von Steinhausen. Archiv für naturwissenschaftliche Landesdurchforschung von Böhmen. Archiv für österreichische Geschichte. Archiv für slavische Philologie. Archiv für Religionswissenschaft. *Archiv für vaterlándische Geschichte und Topographie in Kärnten. Arkadia. Ein Jahrbuch für Diehtkunst. Ärzteblatt, Deutsch-mährisches. Außenhandel und Zwischenverkehr der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder und der Länder der ungarischen Krone. Beiträge zur Hydrographie Österreichs. Beiträge zur österreichischen Erziehungs- und Schulgeschichte. Beiträge zur Statistik der Personaleinkommensteuer. Beiträge zur Statistik der Stadt Frankfurt a. M. Bericht der k. k. Permanenzkommission für die Handelswerte (des Außenhandelsverkehrs) im k. k. Handelsministerium über die 144 Bewertung und Bewegung des Zwischenverkehrs zwischen den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern und den Ländern der ungarischen Krone. Bericht der meteorologischen Kommission des naturforschenden Vereines in Brünn. Bericht der naturforschenden Gesellschaft in Bamberg. Bericht der naturwissenschaftlichen Sektion des Vereines „Bota- nischer Garten“ in Olmiitz. Bericht der oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, Bericht der Senkenbergischen naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. Bericht des Klubs für Naturkunde (Sektion des Brünner Lehrer- vereines). Bericht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung. “Bericht, Summarischer, der Handels- und Gewerbekammer in Brünn. Berichte über die Verhandlungen der Königlich-sächsischen Gesell- schaft der Wissenschaften zu Leipzig. *Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines zu Wien. Berichte, Mathematische und naturwissenschaftliche — aus Ungarn. Beschlüsse des Landtags der Markgrafschaft Mähren. Bibliophilen-Kalender, Deutscher. Bibliotheca geographica. Bildungsblätter, Freie. Blätter für Obst-, Wein- und Gartenbau und Kleintierzucht (Brünn). Buchhändler-Korrespondenz, Österreichisch-ungarische. Carinthia. I. Mitteilungen des Geschichtsvereines für Kärnten. II. Mitteilungen des naturhistorischen Landesmuseums für Kärnten. Chronik der ukrainischen Ševčenko-Gesellschaft der Wissenschaften in Lemberg. Chronik des Wiener Goethevereines. *Darstellungen und Quellen zur schlesischen Geschichte. Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Echo, Das literarische. Eckart. *Erde, Deutsche. Euphorion. 145 Fontes rerum Austriacarum. *Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs. *Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte. Fortschritte der naturwissenschaftlichen Forschung. Gemeindeverwaltung und Gemeindestatistik der Landeshauptstadt Brünn. Geschäftsbericht der Handels- und Gewerbekammer in Wien. *Geschichtsblätter, Deutsche. *Geschichtsblätter. Schlesische. Gesetz- und Verordnungsblatt für Schlesien. Gewerbezeitung, Mährisch-Schlesische. Globus, Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde. Goethe-Jahrbuch. Halbjahrs-Katalog, Hinrichs. *Handbuch, Österreichisches statistisches. Handbuch, Statistisches, der Stadt Frankfurt a. M. Handbuch, Statistisches, des Königreiches Böhmen. Handbuch, Statistisches, für das Königreich Württemberg. *Heimat, Deutsche. *Heimat, Oberschlesische. Hofkalender, Gothaischer genealogischer. Hof- und Staatshandbuch der österreichisch-ungarischen Monarchie. *Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrbuch der k. k. heraldischen Gesellschaft „Adler“ in Wien. Jahrbuch der k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege. Jahrbuch der mittleren Unterrichtsanstalten mit deutscher und zum Teil deutscher Unterrichtssprache. Jahrbuch der Naturwissenschaften. Jahrbuch der St. Gallischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft. Jahrbuch des Brünner Stadttheaters. Jahrbuch des Bukowiner Landesmuseums. * Jahrbuch des historischen Vereines für das Fürstentum Liechtenstein. Jahrbuch des höheren Unterrichtswesens in Österreich. Jahrbuch des k. k. hydrographischen Zentralbureaus. Jahrbuch des naturhistorischen Landesmuseums von Kärnten. Jahrbuch des städtischen Museums für Völkerkunde zu Leipzig. Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XIV. 10 146 * Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg. Jahrbuch des ungarischen Karpatenvereines in Iglé. Jahrbuch für Altertumskunde (Wien). *Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur Elsaß-Lothringens. *Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. Jahrbuch, Biographisches, und deutscher Nekrolog. Jahrbuch, Bremisches. Jahrbuch, Geographisches. Jahrbuch, Kirchenmusikalisches. *Jahrbuch, Historisches, der Görresgesellschaft. Jahrbuch, Ornithologisches. Jahrbuch, Statistisches, der autonomen Landesverwaltung. Jahrbuch, Statistisches, des Ackerbauministeriums. Jahrbücher der k. k. Zentralanstalt für Meteorologie und Erd- magnetismus. Jahrbücher des Nassauischen Vereines für Naturkunde. Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik. *Jahrbücher und Jahresberichte des Vereines für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. * Jahrbücher, Bonner. Jahrbücher, Neue, für das klassische Altertum, Geschichte und deutsche Literatur. * Jahrbücher, Neue Heidelberger. * Jahrbücher, Pommersche. Jahrbücher, Preußische. Jahrbücher, Statistische, der königlichen Hauptstadt Olmiitz. Jahrbücher, Württembergische, für Statistik und Landeskunde. Jahrbücher, Zoologische. Jahresbericht der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden. Jahresbericht der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissen- schaften. Jahresbericht der königlich ungarischen geologischen Anstalt. Jahresbericht der Kommission zur naturwissenschaftlichen Durch- forschung Mährens. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Graubündens in Chur. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. Jahresbericht des Frankfurter Vereins für Geographie und Statistik. Jahresbericht des Museum Francisco-Carolinum in Linz. Jahresbericht des schweizerischen Landesmuseums in Zürich. 147 Jahresbericht des Vereines für die Geschichte der Stadt Nürnberg. Jahresbericht des Vereines für siebenbürgische Landeskunde. Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem Gebiete der germa- nischen Philologie. Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertums- Wissenschaft. Jahresbericht, Botanischer. Jahresbericht, Kritischer, über die Fortschritte der romanischen Philologie. Jahresbericht, Zoologischer. Justiz-Statistik, Österreichische. Ein Handbuch für die Justiz- verwaltung. Korrespondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. *Korrespondenzblatt des Gesamtvereines der deutschen Geschichts- und Altertumskunde. Kreuz, Das rote. Kultur, Die. Kuhländehen, Unser. Kunst, Die, für Alle. Kunstchronik. Kunsthandbuch, Dreßlers. Kunstwart. | Landesgesetz- und Verordnungsblatt für Mähren. Landtagsblatt, Mährisches. *Landtagsverhandlungen und Landtagsbeschliisse, Die böhmischen, vom Jahre 1526 an bis auf die Neuzeit. Literatur der Landes- und Volkskunde der Provinz Schlesien. Literaturblatt für germanische und romanische Philologie. Literaturblatt, Allgemeines. Literaturkalender, Keiters katholischer. Literaturkalender, Kürschners deutscher. Lotos, Zeitschrift für Naturwissenschaften. Magazin, Neues Lausitzisches. Mannus, Zeitschrift für Vorgeschichte. Merker, Der. Minerva, Handbuch der gelehrten Welt. Minerva, Jahrbuch der gelehrten Welt. Mitteilungen aus dem Landesarchive des Königreiches Böhmen. 10: 148 Mitteilungen aus dem germanischen Nationalmuseum. Mitteilungen aus dem Jahrbuche der königlich ungarischen geologi- schen Anstalt. *Mitteilungen aus dem Provinzialmuseum der Provinz Sachsen zu Halle a. S. Mitteilungen aus dem Vereine der Naturfreunde in Reichenberg. Mitteilungen aus J. Perthes’ geographischer Anstalt, von Petermann. Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. Mitteilungen der Erdbebenkommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Mitteilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien. Mitteilungen der k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege. Mitteilungen des deutschen Ingenieurvereines in Mähren. Mitteilungen des Erzherzog Rainer Museums für Kunst und Gewerbe. *Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. Mitteilungen des k. k. Finanzministeriums. Mitteilungen des oberhessischen Geschichtsvereines. Mitteilungen des österreichischen Vereines für Bibliothekswesen. Mitteilungen des statistischen Landesamtes des Herzogtums Bukowina. Mitteilungen des statistischen Landesamtes des Königreichs Böhmen. *Mitteilungen des Vereines für Heimatkunde des Jeschken-Isergaues. *Mitteilungen des Vereines für Chemnitzer Geschichte. Mitteilungen des Vereines für die Geschichte der Deutschen in Böhmen. Mitteilungen des Vereines für die Geschichte der Stadt Nürnberg. Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle. "Mitteilungen des Vereines für Kunst und Altertum in Ulm in Oberschwaben. Mitteilungen des Vereins für nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung. Mitteilungen für die Gesellschaft der Freunde Wilhelm Raabes. Mitteilungen zur Volks- und Heimatskunde des Sehönhengster Landes. Mitteilungen, Entomologische. Mitteilungen, Mineralogische und petrographische, herausgegeben von Tschermak. Monatsbe:ichte, Ornithologische. 149 Monatsbericht der k. k. heraldischen Gesellschaft „Adler“ in Wien. *Monatsblatt des Altertumsvereins zu Wien. *Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Nieder-Österreich. Monatshefte der Komenius-Gesellschaft für Kultur- und Geistesleben. Monatshefte der Komenius-Gesellschaft für Volkserziehung. Monatsschrift für christliche Sozialreform. Monatsschrift, Brünner, für Textilindustrie. Monatsschrift, Germanisch-romanische. Monatsschrift, Statistische. Musikbuch aus Österreich. Nachrichten, Amtliche, des k. k. Ministeriums des Innern. Nachweise, Monatliche, des Zwischenverkehrs zwischen den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern und den Ländern der ungarischen Krone. Nord und Süd. Personalstand der Ämter des mährischen Landesausschusses, der mährischen Landesanstalten, der Landesrealschulen sowie der land- und forstwirtschaftlichen Schulen. Prometheus. Protokolle der Sitzungen der Handels- und Gewerbekammer in Brünn. Protokolle über die öffentlichen Sitzungen der Handels- und Gewerbekammer in Olmütz. Protokolle über die öffentlichen Plenarsitzungen der Handels- und Gewerbekammer in Wien. Protokolle, Stenographische, des Hauses der Abgeordneten des Reichsrates. | Protokolle, Stenographische, über die Sitzungen des Herrenhauses des österreichischen Reichsrates. *Quartalblätter des historischen Vereines für das Großherzogtum Hessen. *=Quellen zur Geschichte der Stadt Wien. Rechenschaftsbericht über die Amtswirksamkeit des mährischen Landesausschusses. Revue, Cechische. Rundschau, Deutsche. Rundschau, Brautechnische. Rundschau, Österreichische. Sehematismus, Neuester, der Herrschaften, Güter und Zuckerfabriken in Mähren und Schlesien. 150 Schlagwortkatalog, Karl Georgs. Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. *Schriften des Vereines für Geschichte des Bodensees. Schriften: des Vereines für Sozialpolitik. Schriften des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien. Schulblatt, Deutschmährisches. Schule und Haus. Schulwart, Deutscher. *Sitzungsberichte der gelehrten estnischen Gesellschaft. Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. *Sitzungsberichte der königlich bayerischen Akademie der Wissen- schaften (philosophische-philologische und historische Klasse). Sitzungsberichte der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissen- schaften. _ Sitzungsberichte der königlich preußischen Akademie der Wissen- schaften. *Sitzungsberichte der kurländischen Gesellschaft für Literatur und Kunst. Sitzungsberichte, herausgegeben vom naturhistorischen Verein der preußischen Rheinlande und Westfalens. Sitzungsberichte der königlich sächsischen Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora“ in Dresden. Statistik des auswärtigen Handels des österreichisch-ungarischen Zollgebietes. Statistik des österreichischen Post- und Telegraphenwesens. Statistik des Zwischenverkehrs zwischen Österreich und Ungarn. Statistik, Österreichische. Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Tätigkeitsbericht der deutschen Sektion des Landeskulturrates für die Markgrafschaft Mähren. Tätigkeitsbericht der mährischen Museumsgesellschaft. Tätigkeitsbericht des Zentralkollegiums des mährischen Landes- kulturrates. Taschenbuch, Genealogisches, der adeligen Häuser Osterreichs. Taschenbuch, Gothaisches genealogisches, der briefadeligen Häuser. Taschenbuch, Gothaisches genealogisches, der gräflichen Häuser. 151 Taschenbuch, Gothaisches genealogisches, der freiherrlichen Häuser. Taschenbuch, Gothaisches genealogisches, der uradeligen Häuser. Übersichten, Statistische, betreffend den auswärtigen Handel der wichtigsten Staaten. Übersichten, Statistische, betreffend den auswärtigen Handel des Ver- tragszollgebietes der beiden Staaten der österr.-ungar. Monarchie. Vergangenheit und Gegenwart. Verhandlungen der Forstwirte von Mähren und Schlesien. Verhandlungen der gelehrten estnischen Gesellschaft zu Dorpat. Verhandlungen der Handels- und Gewerbekammer für Schlesien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft. Verhandlungen der ornithologischen Gesellschaft in Bayern. Verhandlungen des historischen Vereins der Oberpfalzund Regensburg. Verhandlungen des Landwirtschaftsrats von Elsaß-Lothringen. Verhandlungen des naturforschenden Vereines in Brünn. Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preußischen Rheinlande und Westfalens. Veröffentlichungen des städtischen Museums für Völkerkunde zu Leipzig. Verzeichnis, Halbmonatliches, von Aufsätzen aus deutschen Zeitungen. Verzeichnis, Wöchentliches, der erschienenen und der vorbereiteten Neuigkeiten des deutschen Buchhandels. *Vierteljahrhefte, Württembergische, für Landesgeschichte. *Vierteljahrschrift, Historische Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Vierteljahrschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie. Volksbildungsarchiv. *Volkskunde, Deutsche, aus dem östlichen Böhmen. Vorzeit, Schlesiens, in Bild und Schrift. Wasserwirtschaft, Die. Wer ist's? Hg. v. Degener. Wochenschrift, Naturwissenschaftliche. *Zeitschrift der historischen Gesellschaft für die Provinz Posen. *Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins. Zeitschrift des deutschen Vereins für die Geschichte Mährens und Schlesiens. *Zeitschrift des Ferdinandeums in Tirol und Vorarlberg. Zeitschrift des Harz-Vereines für Geschiehte und Altertumskunde. 152 Zeitschrift des historischen Vereines für Niedersachsen. des königlichen sächsischen statistischen Bureaus. des mährischen Landesmuseums. des nordböhmischen Gewerbemuseums. des Vereines für Geschichte Schlesiens. des Vereines für hessische Geschichte und Landeskunde. des Vereines für Volkskunde. Zeitschrift Zeitschrift * Zeitschrift * Zeitschrift * Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift * Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift für für allgemeine Physiologie. bildende Kunst. für Brüdergeschichte. für für für für ehristliche Kunst. : das private und öffentliche Recht der Gegenwart. deutsche Philologie. deutsches Altertum und deutsche Literatur. die gesamte Staatswissenschaft. Ethnologie. Zeitschrift für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts. Zeitschrift für Geschichte und Kulturgeschichte Österreichisch- Schlesiens. Zeitschrift für Kranken- und Humanitätsanstalten. Zeitschrift für österreichische Volkskunde. “Zeitschrift für osteuropäische Geschichte. Zeitschrift für praktische Geologie. Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung. Zeitschrift für wissenschaftliche Insektenbiologie. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. * Zeitschrift, Basler, für Geschichte und Altertumskunde. * Zeitschrift, Historische. Zeitschrift, Landwirtschaftliche, für Österreichisch-Schlesien. Zeitschrift, Österreichische botanische. Zeitschrift, Österreichische, für Verwaltung. Zeitschrift, Prähistorische. Zeitschrift, Steirische, für Geschichte. Zeitschrift, Thüringisch-sächsische, für Geschichte und Kunst. Zeitung, Illustrierte (Leipzig). Zentralblatt für Bibliothekswesen. Zentralblatt für Landwirtschaft. Zentralblatt, Biologisches. Zentralblatt, Literarisches, für Deutschland. re dl ee ft II. Die böhmischen. Almanach České Akademie. Almanach kr. hl. m. Prahy. Almanach, Batoveüv. Polit. kalendář a adresář, schematismus a statistika zemí koruny české. Archa. Archiv Český. Archiv na přírodověd. prozkoumání Moravy. Archiv pro badání o J. A. Komenském. Archiv pro lexikografii a dialektologii (Č. Akademie). Archiv pro přírodověd. výzkum Čech. Archiv, Historický (Č. Akademie). Archiv, Selský. Co měsíc dal. Časopis katolického duchovenstva. Časopis Matice Moravské. Časopis moravského musea zemského. Časopis Musea král. českého. Časopis Mus. slovenskej spoločnosti. Časopis pro moderní filologii. Časopis pro pěstování mathematiky a fysiky. Časopis Společnosti přátel starožitností českých. Časopis turistů. Časopis učitelek škol mateřských. Časopis vlasten. spolku musejního v Olomouci. Časopis, Český, historický. Dalibor. Dilo. Doba, Naše. Domov, Náš. Epocha. Eva. Flora, Česká. Háj. Hlídka. Hospodář, Moravský. Kodym. Hospodářský časopis. Komenský. Týdenník vychovatelský. Kraj, Brdský. 154 Krása našeho domova. Kultura, Česká. Květy. Lid, Český. Listy filologické. Listy, Biologické. Listy, Vychovatelské. Lumir. Museum. Časopis bohoslovců českoslovanských. Mysl, Česká. Niva (Brno). Noviny, Mor.-sl. řeznické. Obec, Naše. Obzor Národohospodářský. Obzor, Hudební. Obzor, Lovecký. Obzor, Nový. Obzor, Obchodní. Obzor, Slanský. Obzor, Spořitelní Obzor, Vinařský. Obzor, Ženský. Ochrana dítěte. Ochrana mládeže. Osvěta. Osvěta, Česká. Památky archaeolog. a místopisné. Pohl’ady, Slovenské. Poklady, Umělecké, Čech. (La richesse artistigue de la Bohéme.) Politika, Zemědělská. Praha, Zlatá. Pravěk. Právník. Protokoly obch. a živnost. komory v Olomouci. +Prúdy. Přehled. Týdenník věnovaný veř. otázkám. Přehled revuí. Přehled, Slovanský. Přehled, Učitelský. Příroda (a škola). Revue, Česká. Revue, Hudební. Revue, Mor.-slezská. Revue, Pokroková. Revue, Ženská. Ročenka. Rozhledy po písemnictví pedagogickém. Rozhledy, Literární. Rozhledy, Pedagogické. Rozpravy České Akademie. Sbírka pramenů ku poznání liter. života v Čechách, na Moravě a v Slezsku. (Č. Akademie.) Sborník české společnosti zeměvědné. Sborník filologický. (Č. Akademie.) Sborník historického kroužku. Sborník Měst. histor. musea v Plzni. Sborník Mus. slovenskej spoločnosti. Sborník Mus. společnosti ve Val. Meziříčí. Sborník věd právních a státních. Sborník, Hudební. Seznam úředníků a zřízeneů při úřadech mor. zem. výboru a při mor. zem. ústavech, jakož i učitelstva na zem. reálkách a na hosp. a lesn. školách. Směry, Volné. Smetana. Stráž Moravy. Studie a texty k nábož. dějinám českým. Svaz. Věstník Zem. svazu pro povznes. návštěvy cizinců. Svět, Český. Svět, Literární. +Škola, Měšťanská. Včela Moravská. Včelař, Pokrokový. Věda česká. Veraikon. Edice grafická. Vesna. List žen českoslovanských. Věstník České Akademie. Věstník českých professorů. Vestnik Jednoty katol. duchovních diec. Brněnské. 156 Věstník Klubu přírodovědeckého v Prostějově. Věstník kr. č. společnosti nauk. Sitzungsberichte der kgl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. Věstník Matice Opavské. Věstník těsnopisný. Věstník Ústřed. spolku jednot učit. na Moravě. Věstník Ústř. svazu družstev živnosten. pro Mor. a SL Věstník, Národopisný, českoslovanský. Věstník, Živnostenský. Vlast. Zákonník říšský. Zákony a nařízení pro vév. Horní a Dolní Slezsko. Zákony a nařízení zemská pro markr. Moravské. Zpráva Meteorol. komise přírodozp. spolku v Brně. Zpráva o stud. roku ce. k. české university v Praze. Zpráva, Statist., kr. hl. m. Prahy a spojených s m. stat. komisí obci. Zprávy Mor.-sl. Svazu osvětového. Zprávy Právnické jednoty mor. v Brně. Zprávy Zem. archivu král. Českého. Zprávy Zem. statist. úřadu král. Českého. Zprávy, Jednací, obchodní a živnost. komory v Praze. Zvon. Živa. Živnostník, Moravský. III. Die übrigen. Acta, Nova, Regiae Societatis scient. Upsalensis. *Analecta Bollandiana. Analele Academiei Romäne. Anales del Museo nacional de arqueologia, historia y etnologia (México). Annali della R. Accademia d’agricoltura di Torino. Anthropologie, L’. Aquila. Archives néerland. des sciences exactes et naturelles. *Archivum Franciscanum historicum. Archiwum komisyi historycznej. Arkiv fór botanik. Arkiv fór kemi, mineralogi och geologi. Arkiv fór zoologi. 157 Athenaeum (London). Atti della R. Accademia dei Lincei: « Rendiconti della classe di seienze fisiche, matematishe e naturali; 5 Notizie degli scavi di antiehitä; © Rendiconti delle sedute solenni. Bidrag, Zoolog., frän Uppsala. Bjulleteni literatury i Zizni. Boletin de la Biblioteea Nacional do Mexico. Boletin del Museo nacional de arqueologia ete. (México). Bulletin de la section histor. de l’Académie Roumaine. Bulletin de la Société Impér. des naturalistes de Moscou. Bulletin de la Société polonaise pour l avancement des seiences. Bulletin international de l Académie des Sciences de Cracovie. (Anzeiger der Akademie der Wissensch. in Krakau.) Bulletin of the Agrieultural experiment station of Nebraska. Bulletin of the Geologieal institution of the University of Upsala. Bullettino di archeologia e storia dalmata. Carniola. Izvestja Muzej. društva za Kranjsko. (Mitteilungen des Museal-Vereines für Krain.) Časopis Maticy Serbskeje. *Catalogus eleri archidioee. Olomucensis. Catalogus vener. eleri dioec. Brunensis. Ertesitö, Akadémiai. Ertesitö, Archaeologiai. *Fataburen. *Fornwänner. Glasnik Hrvat. prirodoslovnoga drustva. Glasnik Zemaljskog muzeja u Bosni i llercegovini. Journal des savants. Izvěstija Imper. Akademii nauk. Bulletin de l'Académie Impér. des sciences de S.-Pétersbourg. Izvěstija na seminara po slav. filologija pri Universiteta v Sofija. Izvěstija otdelenija russ. jazyka i slovesnosti Imp. Akad. nauk. +lzvěstija, Slavjanskija. +Izvěstija, Universitetskija (Kiev). Katalog literatury naukowej polskiej. Küzleményei, A pozsonyi Orvos-Természettudomänyi Egyesület. Verhandlungen des Vereines für Natur- und Heilkunde zu Pozsony (Preßburg). Kwartalnik historyczny. 158 Letopis (i Rad) Matice Srpske. Letopis na Bülgarskata Akademija za naukite. Ljetopis Jugoslav. akademie u Zagrebu. Lud. Kwartalnik etnograficzny. +Materyaly i prace komisyi jezykowej Akademii umiej. w Krakowie. Memoirs of the Boston Society of natural history. *Miesieeznik koscielny (Unitas). Modern language review, The. Obozrenie. Etnograficeskoe. Oversigt over det Kong. Danske Videnskabernes Selskabs For- handlinger. Rad Jugoslav. akademije znan. i umjet. Report, Annual, of the Agricultural experiment station of Nebraska. Revue critique d’histoire et de littérature. *Revue d’histoire ecclésiastique. Revue de Paris. Revue des deux mondes. Roeznik Slawistyezny. Revue slavistigue. Roczniki Towarzystwa przyjaciöl nauk Poznañskiego. Rozprawy Akademii umiejetno$ci w Krakowie, wydzial histor.-filozof. Sbornik otdélenija russ. jazyka i slovesnosti Imp. Akad. nauk. *Skrifter utg. af kgl. humanist. vetenskaps-samfundet Upsala. Spisanie na Bülgarskata Akademija na naukitě, klon istor.-filol. i filosof.-obščestven. Sprawozdania z czynnosci i posiedzeň Akademii umiejetnosei w Krakowie. Swiat Stowianski. University of California publications in zoology. Véstnik, Russkij filologičeskij. Vjesnik Hrvat. arheološkoga društva. Zapiski Imp. Akademii nauk. Mémoires de V Académie des sciences de S.-Pétersbourg. Classe phys.-mathém. TZapiski Imper. Novorossijskago Universiteta (Odessa). Zapiski, Utenyja, Imp. kazanskago universiteta. Zapysky Ukrajin. nauk. tovarystva v Kyjivi. Zbirnyk, Etnografičnyj. Zbornik. Izd. Slovenska Matica. Zbornik, Srpski etnografski. Žurnal Ministerstva narodnago prosvěščenija (S.-Pbg). Beiträge zur Rubus-Flora der mährischen Sudeten für das Jahr 1913. Von Ferdinand Schenk in Wenzelsdorf,. Bez. Mährisch-Schönberg. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, in den exklusiven Zirkel dieser Gattung Zutritt zu finden, ist es mir heuer endlich und nur durch Protektion seitens des Herrn Dr. Sabransky in Söchau gelungen, mit dieser abweisenden Gesellschaft Bekannt- schaft zu machen, aber wohl noch keine besonders intime. Mit seltener Unermüdlichkeit hat Herr Dr. Sabransky mein ihm zu- geschicktes Material immer wieder bestimmt, sich jeder zuge- muteten Mühe unterzogen und mich immer wieder zu weiterer Sammeltätigkeit angeeifert. Schon das mechanische Sammeln allein bereitet große Schwierigkeiten. Wegen der Masse des Materials, das von jedem Exemplar geschnitten werden muß, sind Exkursionen auf weitere Entfernungen nicht leicht möglich. Dazu kommt noch, daß, je srößer, üppiger und dichter eine Brombeerhecke ist, man um so weniger aus ihr etwas machen kann; denn in einem solchen Ge- wirr von Ranken, Blättern, Blüten und Stacheln ist es fast un- möglich, mit Befriedigung gewährender Sicherheit zusammengehörige Blüten und Schößlinge herauszufinden. Die interessantesten Funde habe ich in den sporadisch auf dem Waldboden vorkommenden Exemplaren gemacht. Offenbar sind die Samen von beerenfressenden Amseln, Drosseln und anderen hieher gepflanzt worden, nachdem Blüten-Insekten vorher oft eine Hybridation verursacht haben. Das vorliegende Material ist in der nächsten Umgebung von Wenzelsdorf gesammelt und ausnahmslos von Herrn Dr. Sa- bransky bestimmt und durchgesehen. 160 Die einzelnen Arten, Unterarten und Formen sind fortlaufend numeriert; dieselben Arten von verschiedenen Standorten sind alphabetisch mit Buchstaben bezeichnet. Merkmale, die mir bei einzelnen Exemplaren besonders auf- gefallen sind, ferner solche, die mit den Diagnosen in der mir zur Verfügung stehenden Literatur nicht übereinstimmen oder darin nicht angeführt sind, habe ich jeweils erwähnt, ohne Rücksicht darauf, ob dieselben von systematischem Wert sind. Die Demer- kungen des Herrn Dr. Sabransky zu manchen Exemplaren habe ich in Anführungszeichen hinzugesetzt. NEA Rubus suberrectus And. a) Altes Mühlfiuder. In der ganzen Umgebung die gemeinste Brombeere, überall in Feld- und Wiesen- hecken, in Holzschlägen und an Waldrändern. Blüht bereits Ende Mai und ist der frühest blühende Rubus. Hat hier den volks- tümlichen Namen „rote Bockbeere“. Ich erwähne gleich noch die anderen volkstümlichen Namen „schwarze Bockbeere“ für die Suberrecti- und Thyrsoidei-Gruppe, „Kratzbeere“ für die Adenophori- und Glandulosi-Gruppe, ferner ,Taubenbeere“ für R. caesius. D) Schattiger Weg im Huttichwalde. Auffallend durch große siebenzählige, gefiederte Blätter. In dieser Form auch an anderen schattigen Waldplätzen. „Kommt normal mit siebenzähligen, gefiederten Blättern vor, weshalb er als stabilisierter Bastard der Formel R. idaeus X suleatus aufgefaßt wird.“ Nr. 2. R. plicatus W. N. var. rosulentus (Müll.) Sudre. a) Hecken am Wege gegen Deutsch-Liebau. 5) Huttichwald bei Grenzstein Nr. 3. Mit lila Blüten. c) Weg im Straßenwalde. Mit großen, fast blattartigen Nebenblättern und deutlich gefalteten, lederartigen Blättern. d) Kirchenbüschel hinter der Oberschar. Ich bemerke, daß die Faltung der Blätter, von der diese Art den Namen hat, kein durchgreifendes Merkmal abgibt und auch nicht vom jeweils sonnigen oder schattigen Standorte abhängt. Auf beiden sind Exemplare mit gefalteten oder mit glatten Blättern anzutreffen. Übrigens habe ieh auch bei anderen Arten, insbeson- dere bei R. subrreetus oft Blätter angetroffen, die in bezug auf Deutlichkeit der Faltung niehts zu wünschen ließen. 161 Ein auffallendes und den Anfänger gleich von vorneherein verwirrendes Merkmal bei allen Exemplaren dieser Spielart sind die systemwidrig großen, lanzettlichen, oft fast blattartigen Nebenblätter. Nr R. plicatus W. N. var. albiflorus Wtg. f. imbellis Focke. a) Holzschlag im Straßenwald. 5) Zwischen Straßenwald und Hirschhübel. c) Straßenserpentine im Hofwald. d) Waldrand zum Kirschengarten gegen Deutsch-Liebau. „Weicht stark von R. plicatus ab, so durch die nach der Blüte nicht abstehenden, sondern zurückgeschlagenen Kelche, die sehr regelmäßige und kleine, dem R. sulcatus ähnliche Serratur der Blätter und die deutlich gestielten Außenblätter. Doch wird man die Pflanze mit Rücksicht auf die kurzen Staubfáden doch zn R. plicatus stellen müssen.“ Diese auch sonst durch fast wehrlose Schößlinge und Rispen und kleinere Blüten als bei allen übrigen Brombeeren ausgezeichnete Form ist in der hiesigen Umgebung verbreitet. Nr. 4. R. sulcatus Vest. a) Kirchenbüschel hinter der Oberschar. b) Wiesenhecken nahe der Appelmühle. c) Schmidts Felsen ober- halb des Hegerhauses. Mit verlängerten, blattartig verbreiteten Kelehzipfeln. d) Hecken am Hegerhaussteig gegen Moskelle. Mit feinfilzig-punktierten Fruchtknoten. e) Weg gegen Deutsch-Liebau, erste Hecke rechts hinter dem Hofwalde. „Diese Pflanze nähert sich habituell dem R. plicatus.“ NI. 9. R. carpinifolius Whe. a) Jansky-Wiese in der Oberschar. b) Sehmidts Hölzel hinter dem Huttichwald. c) Zaun der Baum- schule im Straßenwald. „Diese Form könnte wegen der üppigen Entwicklung der Rispen vielleicht ein Bastard sein, etwa R. car- pinifolius X thyrsoideus. Genauere. Beabachtung am Standorte noch nötig.“ Nr. 6% R. hemistemon P. J. Müll. Oskau, Waldweg oberhalb Schmidts Tischlerei. Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, XIV, 11 162 Nu % R. hemistemon P. J. Müll. var. Barbeyi (Favr. et Gremli als Art). «) Oberschar, an der Weggabelung vor Köhlerin-Graben. Im Gebüsch überaus hoch rankend (4 7%). c) Straßenwald, Stein- halde auf der Koppe. Mit bereiften Schößlingen. Bei allen diesen Exemplaren sind die Rispen dicht durchblättert. Nr. 8. R. villicaulis Koehl. a) Feldhecken oberhalb der Jansky- : Wiese. Mit reichblütiger, regelmäßig aufgebauter Rispe: die Rispen- äste 1. Ordnung tragen je drei dreiblütige Äste 2. Ordnung, Blüten rötlich. 5) Straßenwald, am Holzabfuhrwege. Rispenäste ein- bis dreiblütig; Blüten weiß. c) Feldhecken oberhalb Oskau. Rispenäste dreiblütig; Blüten langgestielt rötlich. Nr. 9. R. silesiacus Whe. a) Oskau, am Aufstieg zum Hugosteig. Rispen breit, groß und dicht durchbláttert, mit entfernten, verlängerten und abstehenden unteren Ästen. b) Straßenserpentine im Hofwald. Dem vorigen ähnlich. c) Bartels Büschel vor der Oberschar. Dies dürfte die typische Form sein. Rispe schmal, gedrungen, nicht durchblättert. „Auf diese paßt auch schön das Syn. R. lividicaulis Neum.“ d) Unterhalb Schmidts Felsen. Dem vorigen ähnlich. e) Oberschar, linker Weg hinter Köhlerin- Graben. Rispe in fast einfacher, lockerer Traube, auffallend bis zur Spitze durchblättert, fast drüsenlos. f) Straßenwald, rechts der Baumschulhütte. Rispe üppig, sehr ungleich bestachelt mit teils geraden, teils sichelfórmigen großen und dazwischen zahl- reichen kleinen Stacheln, reichdrüsig. Nr: 10: R. silesiaeus Whe. var. tabanimontanus (Fig. als Art). a) Straßenwald, unterhalb der Hütte. Hoch und aufrecht rankende Pflanze mit überaus reichstacheligen Blütenstielchen. 5) Kirchen- büschel hinter der Oberschar. Sporadische Pflanze mit auffallend großen Blüten. Nr. 11. R. silesiacus Whe sbsp. vallicolus (Müll. als Art.) Ober- schar, linker Weg unter dem Felsen an der hinteren Steinterrasse. 163 Durch die kurz- und reichdrüsigen Blütenstiele und die etwas filzigen Blätter von vorigen verschieden. Nr. 12. R. amygdalanthus Focke. a) Jungmais im Straßenwalde, Ein prächtiger Strauch mit dunkelrosa Blüten, rötlichen Staubfäden und Griffeln. 5) Oberschar hinter dem Gemeindebüschel. Blüten blaßrosa. Nr. 13: R. amygdalanthus Focke var. subdiscolor Sabr. Hofwald, Holzschlag am Dorfe. Mit dunkelrosa Blüten und unterseits fast weißfilzigen Blättern. Nr. 14. R. thyrsoideus Wim. sbsp. candicans Whe. a) Straßenser- -pentine im Hofwald. Mit breiten Rispen, auffallend langen, im Alter rötlichen Staubfäden. db) Hecken am Mühlgraben bei der Appel-Mühle. c) Feldhecken am Mühlberg. Beide typische Pflanzen mit schmalen Rispen und unterseits weißfilzigen Blättern. d) Waldweg im Hofwalde. e) Waldstraße im „Grund“ bei Oskau. Beide Pflanzen schattigen Standortes mit unterseits fast grünen Schößlingsblättern. Nr. slo R. thyrsoideus Wim. sbsp. candicans Whe var. excelsior Müll, Schneuse der Hofwaldkoppe. Dieses Exempler auffallend dadurch, daß die im Vorjahre fruchtenden Triebe heuer abermals blühen. Nr. 16. R. thyrsoideus Wim. sbsp. thyrsanthus Focke. Straßen- serpentine im Hofwald. Strauch mit lebhaftrosa Blüten, behaarten Blumenblättern und Fruchtknoten. Nr. 17. R. thyrsoideus Wim. sbsp. fragrans Focke (= R. purpureus Obor.). Hofwaldserpentine unterhalb des vierten Schotterhaufens. Strauch mit rosa Blüten und Staubfäden Nr. 18. R. constrictus Zet. et Müll. var. persicinus (A. Kern als Art). Oberschar, Hecken in der Janskywiese. In Fritsch, Exkursionsflora 212 164 von Österreich, bloß als in Tirol, Salzburg und Steiermark: vor- kommend angeführt. Nr. 19. R. Gremlii Focke. a) Schmidts Hölzl hinter dem Huttich- walde. Diese Pflanze ist auffallend durch die dichtbestachelten Blattstielehen und Hauptnerven. D) Hofwald-Schneuse unterhalb des Dorfes. Eine schwächer bestachelte Form. Nr. 20. R. ihyrsiflorus W. N. Hofwaldweg hinter der Gemeindewiese. Nr. 21. R. tereticaulis P. J. Miill. a) Zwischen Straßenwald und Hirschhübel. 5) Feldhecken oberhalb Oskau. Pflanze mit derben, lederartigen Blättern. c) Hofwald, im Walde innerhalb der Straßen- serpentine. Pflanze von abweichendem Habitus; Blätter abstehend behaart, samtig weich anzufühlen, unregelmäßig gesägt; die seit- lichen kurz gestielt, mit schiefem, tief herzfórmigem Grunde, sich mit den Rändern deckend, eine fußförmige Teilung andeutend. d) Oberschar, Talweg hinter der vierten Brücke. Pflanze von aber- mals abweichendem Habitus: Blätter spärlich behaart, regel- mäßig gesägt; .Mittelblättehen verkehrt eifórmie mit aufgesetzter langen, schiefen Spitze, am verschmälerten Grunde im Gegensatz zu allen vorangehenden nicht herzförmig, mit langem, vor der Blattspreite deutlich geknietem Blattstielchen; Seitenblättchen ebenfalls mit abgerundetem Grunde, eine fußförmige Teilung an- deutend, Rispe sehr verlängert, mit entfernten, abstehenden, langen Seitenästen, mit auffallend großen, einfachen, langgestielten Hoch- blättern bis zur Spitze durchblättert. Alle vier vorstehenden Exemplare haben trotz des voneinan- der sehr verschiedenen Habitus das charakteristische Artenmerkmal: die im Haarfilz der Rispe verborgenen, kurzen Stieldrüsen. NT 22 R. aprieus Wim. var. subpigmaeopsis Sprib. Schnaubelts Büschel vor der Oberschar. Eine durch die überaus dicht nadel- stachelige Bewehrung der Rispenäste, Blütenstielehen und Kelche, sowie durch igelartig bestachelte Schößlinge ausgezeichnete, mit keiner andern zu verwechselnde Pflanze. Blättehen fußförmig 165 fünfzählig; Endblättehen mit deutlich herzförmigem Grunde; die seitlichen kurzgestielt; alle Blättchen sich mit den Rändern deckend. Nr. 23. R. horridicaulis Müll. var. Oberscharrand gegen die Hof- stüekäcker. Rispenäste, Blütenstielchen und Kelche mit überaus langen, rötlichen Drüsenborsten und sehr langen, feinen Nadel- stacheln dieht besetzt. Schößlinge bedeutend schwächer bewehrt als bei voriger, mit kleinen dreizähligen, kreisrunden, knitterig gefalteten, lederigen, kurz bespitzten Blättern. NT R. Schleicheri W. N. sbsp. coeruleicaulis Sudre. Feld- hecken oberhalb Oskau. Eine in allen Teilen schwächliche Pflanze, in frischem Zustande intensiv amethystblau bereift. Nr. 25. R. humifusus W. N. sbsp. inaequabilis Sudre. Oskau, an der WaldstraBe im „Grund“. Eine überaus kräftige Pflanze! Schößlinge abwärts rund mit sehr dicht gestellten, jedoch kurzen, schwachen Stacheln besetzt, aufwärts stumpfkantig mit kräftigen Stacheln, einige starke Seitenäste treibend. Nr. 26. R. serpens Whe. a) Weg in den Hofwald hinter der Ge- meindewiese. Fruchtknoten filzig behaart. b) An alleinstehen- dem Feldstein zwischen Huttichwald und Straßenwald. Ausgezeichnet durch die auffallend langen, zahlreichen und deshalb wedel- artigen Staubfäden. Blätter lederartig, runzelig-knitterig verun- ebnet, wohl infolge des sonnigen Standortes. NET. R. serpens Whe. var. densiglandulosus Sabr. nov. var. Oberschar, rechts am Waldstraßengraben hinter der letzten Brücke. „Drüsen des Blütenstandes sehr dicht stehend, dünn und sehr lang.“ Nr. 28. R. serpens Whe. var. Oscavicus Sabr. nov. var. Oskau, in den großen Brombeerhecken des Straßenwaldes. 166 „Sehößlingsblätter sämtlich von elliptischem Zuschnitt, kurz zugespitzt, mit kleiner, seichter Serratur.“ Nr. 29. R. serpens Whe sbsp. flaccidifolius (Müll. als Art). «) In den großen Brombeerhecken des Straßenwaldes. Auffallend an dieser Pflanze sind die sehr verlängerten Kelchzipfel und die verhältnis- mäßig großen, lanzettlichen Nebenblätter. Zentrum des Diskus unterhalb des Fruchtsäulchens mit pappusartigen Wimperhaaren. b) Oberschar, hart an der letzten Brücke. Schößlinge und Achsen dichter, fast filzig behaart; Drüsen des Blütenstandes lang und dicht stehend. c) Brandseifen, an der Telephonstraße nach Friedrichsdorf. Pflanze mit auffallend großen und schlaffen Blättern und sehr schmalen Rispen. Nr. 30. R. serpens Whe. sbsp. flaccidifolius (Müll.) var. Schenkii Sabr. nov. var. Hofwald, an dem alten Holzabfuhrwege gegen Deutsch-Liebau. „Serratur aus kleinsten, sehr niedrigen Zahnspitzen zu- sammengesetzt. Keine andere Serpensform hat eine derart sub- tile Bezahnung wie diese.“ Sämtliche Stengel dieser Pflanze sind überdies zottig be- haart, sämtliche Belaubung ist oberseits dicht striegelhaarig, unterseits samtigweich behaart, mit an den Nerven gekämmt abstehenden längeren Haaren. Net ls R. serpens Whe sbsp. obrosus (Müll. als Art). Hofwaldkoppe, mitten auf der Schneise. Eine Pflanze mit doppelt gesägten, lappig eingeschnittenen Blättern. Nr: 32% R. rivularis P. J. Müll. a) Schmidts Felsen oberhalb des Hegerhauses. Pflanze mit sehr verlängerten Kelchzipfeln und ober- seits stellenweise stachelborstigen Blättern in der Rispe. b) Waldstraße am „langen Wasser“. Nr. 33. R. rivularis P. J. Müll. var. trapezifolius Schenk et Sabr. nov. var. a) Waldrand der Oberschar bei Grenzstein Nr. 948. 167 Endblättchen der Schößlings- und der Rispenblätter auffallend regelmäßig-trapezförmig mit deutlich aufgesetztem, schiefem Spitzchen. 5) Mühlberg, Koppenweg nahe der Bezirksstraße. Wie vorige, jedoch mit kahlen Fruchtknoten. Nr. 34. R. rivularis P. J. Müll. var. aculeolatus P. J. Müll. Feld- rand hinter dem Hofwalde. Pflanze mit bogig aufrechten, straffen Schößlingen und kleinen, runzeliggefalteten, lederartigen Blättern und filzig rauhhaarigen Fruchtknoten. Nr. 35. R. rivularıs P. J. Müll. sbsp. viridis (Kaltb.). In Weigels Hölzel am Waldrand gegen die Bezirksgrenze. Auffallend hoch und weit kletternde Pflanze mit fast kahlen, spärlich drüsigen und schwächlich bestachelten Schößlingen, großen, eingeschnitten doppelt gesägten, lang zugespitzten Blättern und kahlen Frucht- knoten. Nr. 36. R. Bayeri Focke. a) Oberschar, zwischen Grenzstein Nr. 974 bis 975. 5) Oberschar, bei Grenzstein Nr. 948. Pflanze mit ein- geschnitten-gesägten, lang zugespitzten Blättern. c) Seifental am Bachufer. Eine in allen Teilen üppige Pflanze von abweichendem Habitus. Schößlinge, Rispen und Blattstiele mit langen gelblichen Nadelstacheln dicht bewehrt. Rispen lang, unterbrochen, untere Äste aus den Achseln großer dreizähliger Hochblätter. Kelchzipfel oft mehr als 5. Blumenblätter oft bis 8, an der Spitze tief aus- gerandet. Nr. 37. R. brachyandrus Gremli (= R. chlorostachys Müll.). Hof- wald, in der Straßenserpentine. Eine in allen Teilen schwächliche, sporadische Pflanze mit fußförmig fünfzähligen, beiderseits strie- gelhaarigen, unterseits seidigschimmernden Blättern. Nr. 38. R. brachyandrus Gremli var. cannabifolius Subr. Huttich- wald. Pflanze mit beiderseits fast kahlen, längs den Nerven dunkel- grün streifiggefleckten Blättern. Endblättchen lang und schmal, gegen den Grund zu vom oberen Drittel aus keilig verschmälert. 168 NT- R. hirtus W. K. a) Oberschar, Talweg. D) Ober-Liebauer Bauernwald hinter dem Hofwalde. Eine derber bestachelte Pflanze sonnigen Standortes. Rispe mit langgestielten, einfachen lanzett- lichen Hochblättern bis zur Spitze durchblättert, c) Bladensdorfer Feldränder am Mühlberg. Pflanze mit runzeliggefalteten, oberseits auffallend glänzenden Blättern. d) Hofwaldweg in der Straßen- serpentine. Blühender Schößling mit großen, lederartigen, fußförmig fünfzähligen, oberseits spiegelnd-glänzenden Blättern. e) Wald- weg am „langen Wasser“. Pflanze von auffälliger Blütentracht: Ein auffallend kleines Fruchtköpfehen mit rötlichen Griffeln steht auf verhältnismäßig großer Fruchtscheibe mit wagrecht nach außen spreizenden Staubfäden; die angenehmgrüne Frucht- scheibe deshalb gut sichtbar. f) Oberschar, Weghecken am Bach- ufer. „Eine Form mit abnormalen Rispen und Blättern.“ Blätter unregelmäßig zerrissen-gelappt; Rispen infolge der ver- längerten, aufwärts gerichteten unteren Äste deutlich trugdolden- förmig; Blumenblätter blaßrosa, Griffel rötlich. g) Weg am linken Ufer vom „langen Wasser.“ „Eine stark abweichende Form, die als Varietät neu zu bezeichnen ist.“ Pflanze mit auffallend gelbgrüner Belaubung. Blätter dreizählig, lederig, oberseits glänzend; Blättehen aus schwach herzförmigem Grunde fast kreisförmig, sehr kurz bespitzt; Rispe reich- und gedrungen-dichtblütig, fast kolbenförmig; Blumenblätter, Staubfäden und Griffel so- wie der Rand der Hochblätter purpurrötlich. | Nr. 40. R. hirtus W. K. var. motlifolius Sabr. Seifental. Üppiger, blühender Schößling mit unterseits dicht behaarten, seidig- schimmernden Blättern. (Von Dr. Hruby 1912 auch in Schlesien gesammelt.) Nr.dil: R. hirtus W. K. var. iodes Boul. Waldrand der Oberschar bei Grenzstein Nr. 935. Eine durch die vollkommen glatten, glänzenden Blätter auffallende Pflanze. Nr: 42. R. hirtus W. K. sbsp. offensus (Müll. als Art). a) Schmidts Felsen oberhalb des Hegerhauses. 5b) Ebenda. Pflanze von der 169 vorigen durch die spiegelnden Blätter verschieden. c) Straßenwald, Steinhalde auf der Koppe. Pflanze mit durchwegs fußförmig fünf- zähligen Blättern. d) Hofwald, an der unbenutzten Waldstrale. Seitenblätter kurz gestielt, am Grunde schief-herzförmig mit un- gleichen Lappen, sich mit den größeren unteren Lappen deckend. Nr. 48. R. hirtus W. K. sbsp. rubiginosus (Müll). a) Pflanze auf- fallend durch die bis 30 mm verlängerten, bis zur Spitze dicht drüsigen Kelchzipfel. Am Wiesenrand von Weigels Hölzel. Nr. 44. R. hirtus W. K. sbsp. nigricatus (Müll). a) Huttichwald bei Grenzstein Nr. 2 bis 3. Stengelglieder der Rispe und der Schößlingsspitze deutlich ziekzackförmig. 5b) Leiters Graben. Rispe mit kürzeren Haaren und helleren Drüsen als bei voriger. Blätter länglich, verkehrt eifórmig, im obersten Drittel am breitesten. Griffel abwärts rötlich. c) Rechter mittlerer Waldweg in der Ober- schar. Blätter langelliptischh in der Mitte am breitesten. d) Oskau, im „Grund“ bei Säule 124. Sehr abnorm entwickeltes Exemplar! Blätter groß und ganz formlos; Stacheln lang und sichelförmig gebogen. Blüten und Staubfáden rosa angehaucht. Nr. 45. R. hirtus W. K. sbsp. nigricatus (Müll). var. cavifolius Sadr. Oberschar, Talweg zwischen dritter und vierter Brücke. Blätter groß, breitelliptisch, hochgewölbt, also verkehrt löffel- förmig hohl. (Am Exsikkat an den breit umgeschlagenen Rändern erkennbar). Nebenblätter groß, lanzettlich. Nr. 46. R. purpuratus Sudre. Oberschar, bei Grenzstein Nr 949. Eine schöne und auffällige Pflanze mit intensiv rosaroten Blüten. Blätter rundlich, oben glänzend, in der Jugend purpurn angehaucht. Nr. 47. R. purpuratus Sudre sbsp. carneiformis Sabr. Hof- wald. Ein sporadisches Exemplar mit hellrosa Blüten. 170 Nr. 48. R. Kallenbachii Metsch (= R. hirtus sbsp. Kaltenbachü Metsch.). a) Waldstraße am „langen Wasser.“ Pflanze mit rötlich angelaufenen Griffeln und Staubfäden und abwärts wimperhaarigen Fruchtknoten. 5) An der Brücke eingangs zum Seifental. Pflanze mit großen, lederartigen, unterseits samtig behaarten Blättern; Nebenblätter hochangesetzt; Kelche fast grün; Fruchtknoten kahl. c) Schmidts Hölzel hinter dem Huttichwald. Eine ab- weichende Form. Schößlinge unbehaart und fast drüsenlos; Fruchtknoten filzig. Nr. 49. R. Guentheri W. N. a) Oberschar, Talweg. In der typischen Form hier die Wegränder auf weite Strecken besiedelnd. b) Seifental, linkes Ufer. Eine Form mit nur abwärts rötlichen Griffeln. c) Seifental, rechtes Ufer. Eine Form mit ganz kahlen Blättern und filzigen Fruchtknoten. d) Am „langen Wasser“, Eine schöne Form mit auffallend seicht gesägten Blättern von typischem Schnitt und mit kurzen, schmalen Rispen. e) Am „langen Wasser“. Eine Form mit deutlich rautenförmigen Blättern und zahlreicheren Griffeln als bei allen übrigen. Viel- leicht könnte diese Pflanze als f. »hombifolius bezeichnet werden. Nr. 50. R. Guentheri W. N. var. Pseudoguentheri Boul. a) Waldweg durch den Huttichwald. 5) Waldrand der Oberschar bei Grenz- stein Nr. 930. Beide Pflanzen durch die kreisrunden Blätter mit herzförmigem Grunde vom typischen R. Guentheri auf den ersten Blick unterschieden. Nr. 51. R. Guentheri W. N. var. Zamyi Gen. a) Weg in den Hof- wald hinter der Gemeindewiese. Pflanze mit lanzettlichen Neben- blättern. 5) In Tiefenbachs Graben. Pflanze mit monströsen, manchmal geradezu blattartigen Nebenblättern. Beide Pflanzen übrigens durch die gelblichen Griffel vom typischen R. Guentheri unterschieden. Nr. 52. R. Guentheri W. N. var. angustus Sabr. nor. var. Hof- wald, in der Straßenserpentine. Sporadisch vorkommende Pflanze mit schmalen, fast lanzettlichen Blättern. 171 Nr. 58. R. Guentheri W. N. var. caudatus Sabr. Oskau, an der Waldstraße im „Grund“. Eine in allen Teilen stattlich entwickelte Pflanze. Blätter fußförmig fünfzählig, unterseits samtig-filzig; die inneren Seitenblättchen auffallend langgestielt; alle Blättehen mit aufgesetzter breiten, zungenförmigen Spitze; Rispe auffallend sparrig, mit auffallend großen, zungenförmigen Deckblättern und zungenförmig ausgezogenen Laubblättern durehblättert. Nr: „54, R. Guentheri W. N. var. variegatus Sabr. Oberschar Talweg zwischen zweiter bis dritter Brücke. Pflanze mit rotge- fleckten Blumenbláttern. Nr°55. R. minutiflorus P. J. Müll. a) Oberschar, Talweg. Pflanze, mit fünfzähligen Blättern. 5) Ecke der Straßenserpentine im Hof- wald, am Wege gegen Deutsch-Liebau. Pflanze mit dreizähligen Blättern, rötlichen Blumenblättern, Staubfäden und Griffeln und oft innen rötlichen Kelchzipfeln. Nr. 56. R. lamprophyllus Gremli. Weg aufwärts in die Ober- schar. Pflanze auffallend durch die weißfilzigen Kelche. Blätter beiderseits langhaarig, unterseits seidig schimmernd. Seiten- bláttehen fast sitzend. Nr: 5%: R. crassus Hol. Seifental, an der abgegrabenen Stelle der Neustädter Waldstraße. Pflanze mit auffallend lederartigen, großen dieken Blättern. Neu für Mähren! Bemerkenswert dürfte es sein, daß diese Art in Fritsch, Exkursionsflora von Österreich, als in Südtirol vorkommend angeführt erscheint. Nr. 58. R. orthakanthus Wim. a) Hecken der Moskeller Felder. 5) Hecken der Tschimischler Felder. c) Im Walde rechts oben in der Oberschar. d) Waldrand im Seifental. e) Leiters Graben. f) An der neuen Waldstraße in der Oberschar. Nr. 59, R. dumetorum Whe. a) Hecken am Wege gegen Deutsch- Liebau. 5) Feldhecken obeihalb Oskau Nr. 60. R. caesius L. var. arvalis Reich. Die sterilen Straßenränder gegen Bladensdorf auf weite Strecken besiedelnd; auch auf Brachen und Feldrainen. Nr. 61. R. caesius L. var. umbrosus Reich. In Leiters Graben. Ein überaus merkwürdiges Exemplar! Wahrscheinlich ein Rück- schlag in eine frühere Entwicklungsphase. Die ganze Pflanze scheint in ihrer Absicht zweifelhaft und unklar. Kelchblätter und Deekblätter haben noch die Form von Laubblättern, Blüten- achsen und Blütenstiele sind noch entschieden wie Ausläufer gebildet. Nr. 62. R. caesius X idaeus (= R. idaeoides Ruthe) f. pseudoidaeus W. N. Hecken längs des Mühlgrabens der Appel- mühle in Deutsch-Liebau. Blätter fünfzählig gefiedert, unterseits abstechend graufilzig; Schößlinge stark bereift, niederliegend; Früchte fehlschlagend, rötlich, bereift, kahl. INT2I08: PR. caesius X idaeus (— R. idaeoides Ruthe) f. pseudocaesius W. N. Hecke der Tschimischler Felder nahe dem Holzapfelbaum. Kelche weißfilzig, Früchte fehlschlagend ; im übrigen und insbesonders in der Ausbildung der Blätter dem R. caesius täuschend ähnlich, wogegen die orné Form dem R. idaeus náhersteht. Das Alter des Brünner Diabasvorkommens. Von Prof. A. Rzehak. (Mit 12 Textfiguren.) Obwohl der Brünner Diabas im Weichbilde der Stadt an vielen Stellen (Skenestraße, Franzensberg, Spielberg) gut aufge- schlossen ist und auch in der nächsten Umgebung (Gelber Berg, Urnberg, Kaiserwald) eine große Rolle spielt, wurde er ursprüng- lich — so z. B. auf der von F. Foetterle entworfenen geologischen Karte von Mähren (der „Wernervereinskarte“) — von dem domi- nierenden Granit gar nicht getrennt. Auf der im Jahre 1584 vom „Naturforschenden Vereine“ herausgegebenen geologischen Karte der Umgebung von Brünn (A. Makowsky und A. Rzehak) wurde der Diabas mit den in unserem Gebiete tatsächlich vorhandenen diehten Dioriten vereinigt, obwohl Dr. M. Schuster geneigt war (in den Erläuterungen zu der eben erwähnten geologischen Karte, Verhandi. d. Naturf. Ver. in Brünn, 1884, B. XVIL, S. 152), das frag- liche Gestein wenigstens zum Teil (soweit es sich nämlich um die deutlich schiefrige Ausbildung desselben handelt) für eine Art „Tuff aus syenitischem Material“ zu halten. Erst gelegentlich der geologischen Neuaufnahme des Karten- blattes Brünn durch F. E. Suess konnte dieser (Vorläufiger Bericht über die geologische Aufnahme im südlichen Teile der Brünner Eruptiv- masse; Verh. d. k. k. geol. Reichsanst., 1903, S. 382) feststellen, daß man es bei diesem lange verkannten Gestein mit einem „streckenweise stark beeinflußten Uralitdiabas“ zu tun habe. Später wurde auf Grund eingehender mikroskopischer und chemi- scher Untersuchungen nachgewiesen, daß unser Diabas einer weit- verbreiteten, kieselsäurearmen Gruppe von Diabasen angehört und 174 speziell mit den devonischen Diabasgesteinen des rheinischen Schiefergebirges sowohl in mineralogischer als auch in chemischer Hinsicht eine nahe Verwandtschaft besitzt (s. C. v. John u. F. E. Suess: Die Gauverwandtschaft der Gesteine der Briinner Intrusiv- masse; Verh. d. k. k. geol. Reichsanst., 1908, S. 253). Im Osann- schen Dreieck nimmt unser Uralitdiabas eine solche Stellung ein (vgl. die letztzitierte Abhandlung, S. 251, und die zugehörige Tafel), daß ein genetischer Zusammenhang dieses Gesteins mit den Tiefen- gesteinen (zunächst den Dioriten) der Brünner Intrusivmasse wenig wahrscheinlich ist. F. E. Suess scheint sich allerdings in neuerer Zeit der Ansicht zuzuneigen, daß trotzdem ein solcher Zusammen- hang besteht, denn in seiner inhaltsreichen Abhandlung über „Die moravischen Fenster usw.“ (Denkschr. d. k. k. Akad. d. Wiss., LXXXVII. Bd., 1912) rechnet er in der Farbenerklärung zu den Tafeln II und III den Uralitdiabas (und den Hornblendit von Schöllschitz) zur Brünner Intrusivmasse. Da sich unsere Diorite nach John-Suess (loc. eit. S. 252) in ihren chemischen Ver- hältnissen den Gabbrogesteinen nähern, so könnte der Diabas immerhin als ein basisches Spaltungsprodukt desselben Magmas, welchem auch die übrigen Gesteine unserer Eruptivmasse ange- hören, aufgefaßt werden. Den normalen Spaltungsvorgängen würde es dann entsprechen, den Diabas im Verhältnis zum Granit als das ältere Gestein an- zunehmen, Dies würde auch übereinstimmen mit der Angabe von F. E. Suess (Verh. d. k. k. geol. Reichsanst., 1906, S. 148), wo- nach unser Uralitdiabas von „meist nordsüdlich streichenden, weißen aplitischen Gängen durchzogen“ erscheint, sowie mit der von dem genannten Forscher ursprünglich wegen der Differenzen in den ehemischen Analysen abgelehnten (Verhandl. d. k, k. geol. Reichsanst., 1906, S. 149), neuerdings aber („Die moravischen Fenster usw.“, loc. cit. S. 626) trotzdem festgehaltenen Ansicht, daß der Sehöllschitzer Hornblendit ein „in höherem Grade im Granitkontakt verändertes Umwandlungsprodukt des Uralitdia- bases“ darstellt. Was zunächst die letztere Frage anbelangt, so läßt sie sich zur sicheren Feststellung des Altersverhältnisses zwischen Granit und Diabas nicht verwerten, weil der Zusammenhang zwischen Diabas und Hornblendit schon auf Grund der Suessschen Angaben höchst zweifelhaft ist. Der genannte Autor meint ja 175 selbst, daß die chemischen Analysen der beiden Gesteine nicht in genügendem Maße übereinstimmen, um die Annahme eines Zusam- menhanges zu rechtfertigen, und daß es nicht gelungen ist, Über- gänge zwischen den beiden Gesteinssystemen aufzufinden, wenn sie sich auch mitunter äußerlich sehr ähnlich sehen. Aber auch Erwägungen allgemeiner Art führen zu der An- schauung, daß unser Granit nicht jünger sein kann als der Diabas. Schon in meiner Abhandlung über das „Alter der Brünner Eruptiv- masse“ (Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums, Bd. XII, 1912) habe ich (S. 98) darauf hingewiesen, daß der Brünner Granit allent- halben die Merkmale eines typischen Tiefengesteins aufweist, zur Zeit seiner Erstarrung also von einer mächtigen Rindenschichte bedeckt gewesen sein muß. Von den Diabasen sagt jedoch F. E. Suess selbst („Die moravischen Fenster usw.“, S. 626), daß es naheliege, sie als unterdevonische „Ergiisse“ anzusehen. Wenn nun das Granitmagma in den „einen Teil des Unterdevons“ ver- tretenden Diabas eingedrungen ist, so kann dies offenbar nur in einer solehen Tiefe geschehen sein, in welcher das Granitmagma holokristallin erstarren konnte; es ist jedoch nicht anzunehmen, daß in dieser Tiefe der Diabas den petrographischen Charakter, den er allenthalben auch in unmittelbarer Nähe des Granits besitzt, beibehalten hätte. Es ist vielmehr a priori vorauszusetzen, dab der Diabas unter den Verhältnissen, die dem intrudierenden Granit- magma eine holokristalline Erstarrung ermöglichten, ebenfalls einen höheren Grad der Kristallinitát hätte annehmen müssen, zum mindesten jenen, den wir beim Schöllschitzer Hornblendit antreffen, weleher ja nach F, E. Suess ein im Granitkontakt umkristallisierter Diabas sein soll. Allerdings könnte man hier einwerfen, daß viel- leicht in die Hauptmasse des Diabas nur einzelne Gänge von Granit eingedrungen sind, welche naturgemäß keine weitgehende Veränderung des ersteren hervorrufen konnten. Dem gegenüber bemerke ich jedoch, daß nach F. E. Suess das Granitmagma auch auf einzelne Schollen des mitteldevonischen Kalksteins in hohem Grade verändernd eingewirkt haben soll (Bildung von Kalksilikathornfels) somit auch der „einen Teil des Unterdevons“ vertretende Diabas immerhin mit solehen Massen des Granitmagmas hätte in Berührung kommen müssen, daß eine Umkristallisierung erfolgen konnte. Gänge oder Apophysen von Gesteinen, die unzweifelhaft mit 176 unserem Granit in Verbindung gebracht werden könnten, sind mir aus dem Brünner Diabas nicht bekannt. Die den Granitit allent- halben durehsehwärmenden, mitunter mehrere Meter mächtigen, zu- meist recht feinkörnigen, hie und da aber auch sehr grobkörnigen Aplite zeichnen sieh durch ihre auffallende rote Farbe aus, während die Aplitgänge, welche nach F. E. Suess den Diabas in vorherr- schend nordsüdlicher Richtung durchziehen, eine weiße Farbe be- sitzen. Es drängt sich da die Frage auf, ob diese weißen Schnüre im Diabas tatsächlich wirkliche „Gänge“ und nicht bloß Kluft- ausfüllungen sind, die ja vielleicht auf nichteruptivem Wege zu- stande kommen konnten. Mir sind nämlich gangähnliche, weiße oder rötlichgraue Kluftausfüllungen im Diabas ebenfalls bekannt; ich habe mich jedoch überzeugt, daß diese manchmal aplitähnlich oder gar pegmatitisch aussehenden Gesteinspartien wesentlich aus einem Gemenge von Quarz und spátigem, rötlichgrauem, etwas eisenhaltigem Kalzit bestehen, also hydatogenen Ursprungs und ohne Zweifel auf die Zersetzung des Diabas zurückzuführen sind. Ich möchte deshalb das Auftreten von Granitgängen in un- serem Diabas vorläufig als mindestens zweifelhaft hinstellen. Dem gegenüber kann das gangförmige Vorkommen von Diabas im Granit als vollkommen sieher nachgewiesen bezeichnet wer- den; erst in neuester Zeit wurde — gelegentlich der Anlage eines neuen Aufstiegs auf den Spielberg iu der Elisabethstraße — ein solcher Gang der Beobachtung leicht zugänglich gemacht. Es weist aber auch F. E. Suess selbst darauf hin (Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst., 1903, S. 385), daß beim Orte Veselka westlich von Brünn Diabas „mit noch unveränderten Augiten und mit vollkommener Ophitstruktur“ in Form von Gängen den Granit und Perlgneis durchbricht. Sollten anderseits tatsäch- lieh Granitgänge (Aplite) im Diabas vorkommen, so müßte man entweder die Granitintrusion in zwei zeitlich nicht zusammenfallende Phasen gliedern oder aber zwei altersverschiedene Diabasergüsse annehmen. Es ist zwar richtig, daß die Hornblendite von Schöllschitz in der Fortsetzung des Brünner Diabaszuges liegen; wenn sie aber, wie F. E. Suess meint, „das kontaktmetamorphe Umwandlungs- produkt des in den Granit versenkten Südendes des Diabaszuges“ darstellen („Die moravischen Fenster usw.“, S. 626), so ist schwer zu begreifen, warum der Diabas nur wenige Kilometer weiter 177 nördlich in der Nähe des Granits keinerlei Spuren einer Kon- taktmetamorphose erkennen läßt. Freilich könnte man auch hier wieder einwenden, daß ja nach F. E. Suess die beiden Ge- steine an tektonischen Grenzflächen zusammenstoßen, demnach eine Kontaktmetamorphose gar nicht erwartet werden könne. Nun, ich gebe ohneweiters zu, daß die zum ersten Male von F. E. Suess in der Brünner Eruptivmasse und im Brünner Paläozoikum nach- gewiesenen zahlreichen Brüche wirklich existieren und daß die in der Umgebung von Brünn auftretenden mannigfaltigen Gesteine tatsächlich vielfach an tektonischen Grenzen zusammenstoßen; neue Aufschlüsse haben jedoch ergeben, daß es nicht zutreffend wäre, wenn man das Fehlen der Kontaktmetamorphose am Diabas einfach nur auf eine tektonische Versenkung dieses Gesteins zurückführen und annehmen wollte, daß die veränderten Partien eben infolge dieser Versenkung der Beobachtung entzogen wor- den sind. Innerhalb des Weichbildes der Stadt Brünn treten Granit und Diabas einander an zwei Stellen räumlich sehr nahe: am Ostfufe des Spielberges und am Südostfuße der Kuhberge. An dem erst- genannten Orte ist eine Entblößung des unmittelbaren Kontaktes der beiden Gesteine in absehbarer Zeit wegen der dort bestehen- den Anlagen nicht zu erwarten; immerhin hat jedoch, wie bereits erwähnt wurde, die Neuanlage eines Aufstiegs in der Elisabeth- straße ergeben, daß der dort zutage tretende, von roten aplitischen Gängen durchschwärmte Granitit auch von einem nahezu saigeren Diabasgang durchzogen wird, welcher natürlich nicht auf eine tektonische Versenkung, aber mit Rücksicht auf die Beschaffenheit des Gesteins auch nicht auf einen plattenförmigen Einschluß von Diabas im Granitmagma zurückgeführt werden kann. Da die Hauptmasse des Spielberges aus Diabas besteht, so lehrt uns das Vorkommen in der Elisabethstraße ganz einfach, daß hier seinerzeit der aus der Tiefe aufsteigende Diabas in eine aufgerissene Kluft des seitlich angrenzenden Granits eingedrungen ist, der letztere also unzweifelhaft älter sein muß als der Diabas. Sehr interessant und für unsere Frage von großer Bedeutung sind die neuen Aufschliisse am SüdostfuBe der Kuhberge. Auch diese bestehen aus Diabas, welcher in der ehemals Czerwinka- schen Ziegelei nach dem bereits weit vorgeschrittenen Abbau der miozänen Sande (Oncophoraschichten) und des Löß an vielen Zeitschrift = mähr. Landesmuseums. XIV. 12 178 Stellen zutage tritt. In der benachbarten St. Thomas-Ziegelei kam schon vor vielen Jahren unter der Lóbbedeckung von Aplitgängen durchsetzter Granitit zum Vorschein, so daß zu erwarten stand, es werde einmal im Bereiche dieser beiden Ziegelschläge der unmittel- - bare Kontakt zwischen Granit und Diabas aufgeschlossen werden. Ich habe in dieser Erwartung den Abbau in der ehemals Czer- winkaschen Ziegelei in den letzten Jahren aufmerksam verfolgt und konnte endlich im Frühling des Jahres 1913 feststellen, daß hier in der Tat die beiden genannten Gesteine miteinander in Be- rührung treten. Fig. 1. Angeschliffene Platte von rotem, feinkörnigem Aplit, mit Adern von chloritisiertem Diabas und Kalzit. Schon bei den ersten, räumlich sehr beschränkten Aufschlüssen war deutlich zu erkennen, daß es sich nicht um einen tektonischen, sondern nur um einen ganz normalen Eruptivkontakt handeln kann, da die bloßgelegte, beiderseits von miozänem Sand, einer Lage von marinem Tegel und von Löß iiberlagerte Diabaspartie an mehreren Stellen fremde Einschliůsse enthielt, die leicht teils als roter, feinkörniger Aplit, teils als ziemlich grobkörniger Granitit mit den großen, für den Brünner Granit charakteristischen, idio- morphen Biotitkristallen erkannt wurden. Während der bereits ziemlich stark verwitterte Diabas sein gewöhnliches Aussehen be- 179 sitzt und nur hie und da — wohl infolge einer Pressung — eine feinschuppig schiefrige Beschaffenheit angenommen hat, zeigen beide Typen des Granits eine ganz deutliche Beeiaflussung durch den eindringenden Diabas. Die Aplite sind zwar sehr fest ge- blieben, erscheinen jedoch vielfach von kurzen, zumeist offenen Klüften, die nur als Kontraktionsrisse gedeutet werden können, durchzogen. In bereits vorhanden gewesene Klüfte ist das Diabas- magma eingedrungen, so daß das ursprünglich hellrote Gestein stellenweise wie marmoriert erscheint und eine viel dunklere Farbe angenommen hat, als sie sonst diesem Gestein zukommt. Durch Zersetzung der Diabasfeldspate wurde Kalziumkarbonat gebildet, _ welches nunmehr ebenfalls stellenweise in Form von Adern den Aplit durchzieht (vgl. die nebenstehende Fig. 1). Einzelne Aplit- partien machen den Eindruck, als würden sie gangförmig im Diabas aufsitzen, sind jedoch ebenfalls unschwer als Einschlüsse zu er- kennen, die an den Querbrüchen mit ihrer vollen Mächtigkeit am Diabas abstoßen; es finden sich auch kantige Bruchstücke von Aplit, die ringsherum von Diabas umschlossen sind. Der grobkörnige Granit erscheint am unmittelbaren Kontakt mit Diabas ebenfalls etwas verändert, ist jedoch immer noch, ins- besondere durch die großen, braungrünen Biotittafeln, sofort als Granit zu erkennen. Die Veränderung bezieht sich auch hier wesentlich nur darauf, daß der dunkelgraue, dichte Diabas in mehr oder weniger zahlreichen Adern den Granit durchzieht und ihm eine schmutziggraugüne Färbung erteilt, die ihm sonst nicht eigen- tümlich ist. Diese Durchtrümmerung des Granits durch Diabas läßt sich nicht nur an Handstücken, sondern auch noch im Dünnschliff erkennen; sie setzt wohl voraus, daß der Granit zur Zeit der Diabaseruption bereits bis zu einem gewissen Grade zerklüftet war. Hie und da treten auch im grobkörnigen Granit, ähnlich wie im Aplit, Adern von spätigem Kalzit auf, die auf Zersetzung der Diabassubstanz zurückzuführen sind. Auch von diesem Granit findet man eckige Stücke, die rings von Diabas umgeben sind, also nur als Einschlüsse im letzteren gedeutet werden können; wäre hier das Granitmagma in den dichten Diabas eingedrungen, so hätten die kleinen Granitpartien unmöglich so grobkristallin er- starren können, ohne daß auch der Diabas seine Beschaffenheit merklich verändert hätte. Die nur stellenweise erkennbare Um- wandlung des Diabas in ein feinschuppiges, etwas schiefriges 12* 180 Aggregat kann nicht als eine durch den Granit hervorgerufene Kontaktmetamorphose hingestellt werden, da ja alle sonstigen Er- scheinungen in durchaus einwandfreier Weise das jüngere Alter der Diabaseruption erkennen lassen. Im Spätherbst des Jahres 1913 hatte der Aufschluß in der ehemals Czerwinkaschen Ziegelei das in der nachstehenden Fig. 2 dargestellte Aussehen. Da der Diabas hier ganz deutlich auch unter dem Granit zutage tritt, so kann natürlich von einer einfachen Versenkung des ersteren in den letzteren keine Rede sein; der Kontakt beider Gesteine ist an dieser Stelle kein tekto- en ZZ == === Fig. 2. Kontakt zwischen aplitischem Granit (G) und Diabas (D) in der ehemals Czerwinkaschen Ziegelei. G, — grobkörniger Granitit mit Aplitadern; M — Miozáner Sand mit Tegel- lagen; S — Schutthalden; L (im Hintergrund) — Löß und Lehm. nischer, sondern ein primárer Eruptivkontakt. Da in wenigen Metern Entfernung von der Granitpartie G (siehe die Figur) wieder Diabas ansteht, so bekommt man den Eindruck, als ob diese Granitpartie ganz im Diabas eingeschlossen wäre. Ob sie nicht nach hinten (gegen den Berg) zu mit der auf der rechten Seite der Abbildung (in Wirklichkeit östlich von dem Diabasaufschluß) sichtbaren Granitpartie G, zusammenhängt, werden erst die weiteren Abtragungsarbeiten lehren; auf jeden Fall kann man jetzt schon behaupten, daß diese Granitpartie (G keilfórmig in den Diabas hineinragt und daß in ihrer nächsten Umgebung einzelne abge- trennte Granitbrocken vollkommen von Diabas umhüllt sind. Schon 181 in meiner Abhandlung über das Alter der Brünner Eruptivmasse (S. 94) habe ich ein eigentümliches, schiefriges, zum Teil aber hornfelsartiges Gestein erwähnt, welches in der Czerwinkaschen Ziegelei mitten im Diabasgebiet zutage tritt. Nach den geringen damaligen Aufschlüssen glaubte ich auch dieses Gestein als ein Kontaktprodukt zwischen Granit und Diabas annehmen zu dürfen, schloß dann aber später (Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst., 1913, S. 434) aus der Ähnlichkeit des mittlerweile viel besser der Unter- suchung zugänglich gemachten Gesteins mit gewissen dynamometa- morphen Gesteinen der Umgebung von Tischnowitz, daß es sich hier möglicherweise um eine Scholle solcher Gesteine handeln könnte. In neuerer Zeit sind ganz ähnliche, zum Teil deutlich schiefrige, zum Teil hornfelsähnliche Gesteine in unmittelbarer Nähe der auf dem Kuhberge erbauten Wasserkammer mitten im Diabasgebiete gut aufge- schlossen worden. An beiden Orten erreicht die Mächtigkeit mehrere Meter, ohne daß man die Grenze gegen das Nachbargestein wahrnehmen könnte; am Kuhberg ist immerhin zu erkennen, daß in unmittel- barer Nähe der Diabas auftritt und auch in der Czerwinkaschen Ziegelei liegt der Diabas dem in Rede stehenden Gestein räumlich viel näher als der Granit, so daß es sich tatsächlich um einen Einschluß im Diabas zu handeln scheint. Das ursprüngliche Ge- stein dürfte doch wohl eine dynamisch sehr stark beeinflußte Granitpartie gewesen sein; darauf deutet das reichliche Vorhan- densein von zerdrücktem Quarz und Orthoklas, welch letzterer häufig noch kleine, durch ihre rote Farbe auffallende Körner bildet, während die Hauptmenge der Feldspate eine Serizitisierung er- litten hat. Die Schieferungsflächen erscheinen nämlich mit grünlich- grauen, serizitischen Häuten bedeckt, welche dem Gestein auch auf dem Querbruche eine grünlichgraue Färbung erteilen. Einzelne Partien des Gesteins sind sehr dünnschiefrig, andere wieder nahe- zu kompakt oder nur leicht geflasert; auf dem Querbruche treten nach dem Anschleifen die dichten, hornfelsartigen Partien mitunter als „Augen“ deutlich hervor. Kurze, stellenweise ziemlich zahlreich auftretende und das Gestein quer zur Schieferung durchsetzende Klüfte sehen wie Kontraktionsrisse aus; sie mögen bei der Ab- kühlung des durch den Diabas erhitzten Gesteins entstanden sein. Eine anderweitige Beeinflussung des letzteren durch das Diabas- magma läßt sich nicht feststellen, obwohl es scheint, daß hie und da dünne Diabasadern eingedrungen sind. Wenn wir von diesem vorläufig noch etwas rätselhaften Vor- kommen absehen, so läßt sich doch das Altersverhältnis zwischen Granit und Diabas nach den vorstehenden Ausführungen mit voller Sicherheit feststellen und ausdrücken durch den Satz: Der Diabas ist jünger als der Granit. Käme dem letzteren ein postdevoni- sches Alter zu, wie F. E. Suess meint, so müßte naturgemäß der Diabas ebenfalls jünger sein als das Devon, könnte dann also nicht „einen Teil des Unterdevons“ repräsentieren. Da ich die roten Orthoklas enthaltenden, manchmal auf den ersten Blick ganz aplit- ähnlich aussehenden Arkosen unseres „Unterdevons“, die Sand- steine mit großen, braungrünen, idiomorphen Biotittafeln und ge- wisse Konglomerate, wie sie in neuerer Zeit in großartigem Maß- stabe durch den Steinbruchbetrieb auf dem Haidenberge (Hadyberg) aufgeschlossen worden sind, auf die Zerstörung des Granits zurück- führe, so habe ich mieh mit Entschiedenheit für das prädevonische Alter des letzteren ansgesprochen („Das Alter der Brünner Eruptiv- masse“, Zeitschr. d. mähr. Landesmus., 1912). F. E. Suess meint zwar („Die moravischen Fenster usw.“, S. 625), daß ihn auch das von mir konstatierte Vorkommen von Granitbrocken im Devonkalk von dem prädevonischen Alter des Brünner Granits nicht über- zeugen könne, da er unter den Graniten der Konglomerate des Haiden- berges die charakteristischen Typen der Brünner Intrusivmasse nicht zu erkennen vermochte. Ich gebe gerne zu, daß es schwierig ist, die Identität der Granite der erwähnten Konglomorate mit dem übrigens außerordentlich vielgestaltigen Brünner Granit mit Sicherheit nachzuweisen; anderseits halte ich es jedoch für unzu- lässig, den roten Orthoklas der „unterdevonischen“ Arkosen und insbesondere die großen, sechsseitigen Glimmertafeln irgend einem fremden Granit unbekannter Provenienz zuzuschreiben. Bei den scharfkantig begrenzten Biotittafeln ist ein längerer Transport aus- geschlossen, wie ich schon in meiner zitierten Arbeit über das Alter der Brünner Eruptivmasse (S. 115) hervorgehoben habe; diese müssen unbedingt einem in der Nähe vorhandenen Granitgestein - entstammen und daß man da nur an unseren Brünner Granit, der dureh die großen, idiomorphen Biotite geradezu charakterisiert ist, denken kann, ist meiner Ansicht nach selbstverständlich. Wenn nun unser Granit prädevonisch, der Diabas aber jünger ist als der Granit, so bleiben für das Alter des Diabasergusses immer noch sehr weite Grenzen. F. E. Suess hat nur wegen der PSY ye 183 von Diabasen abzuleitenden Schalsteine und Grüuschiefer des Sudetengebietes das devonische Alter der Diabasergüsse der Um- gebung von Brünn als möglich angenommen (Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst., 1903, S. 385); eine Stütze für diese Annahme fand er später („Die moravischen Fenster usw.“, S. 626) in der Tatsache, daß die Diabase bei Lelekowitz nicht nur von Quarzit, sondern auch von Kalken in steil gestörter Lagerung und Druckschieferung begleitet werden. Diese wegen ihrer Position inmitten des Granit- stockes sehr wichtige und wiederholt, jedoch immer nur mit wenigen Worten erwähnte Kalkscholle erscheint sowohl auf der geologischen Karte der Umgebung von Brünn von Makowsky-Rzehak, als auch auf der Karte III der F. E. Suessschen Abhandlung über die „moravischen Fenster“ zwischen „Unterdevon“ und Diabas ein- geschaltet, so daß man den Eindruck bekommt, als wäre hier das Mitteldevon (die fragliche Kalkscholle) unmittelbar dem kieseligen „Unterdevon“ (rote Quarzkonglomerate) aufgelagert und als ob diese beiden ihrerseits in direktem Kontakt mit dem Diabas stünden!). So einfach ist nun die Sache in Wirklichkeit nicht. Wenn man vom Orte Lelekowitz westwärts gegen die bewaldete Kuppe (Kote 397 der Generalstabskarte) emporsteigt, so gelangt man als- bald in das Gebiet der „unterdevonischen“ Sandsteine und Kon- glomerate, die weiter oben in ansehnlichen Gruben sehr gut auf- geschlossen sind. Sie liegen hier nordwestlich einfallend, jedoch bedeutend flacher als auf dem Kamme des „Babylom“, werden jedoch nicht unmittelbar vom Devonkalk überlagert. Erst nach Passieren eines ziemlich breiten Terrainstreifens, auf welchem leider keine Aufschlüsse vorhanden sind, gelangt man zu dem kleinen, im Walde versteckten und schwer auffindbaren, seit langer Zeit verlassenen Lelekowitzer Kalksteinbruch. Die Lagerungsverhältnisse sind hier recht merkwürdig. Eine 5—6 m mächtige Partie von stark zersetztem, zum Teil in eine limonit- artige Masse umgewandeltem Diabas ist beiderseits von dünn ge- schichtetem Kalkstein begrenzt, dessen intensive Faltung?) auch an 1) Auf der von K. Reichenbach entworfenen geognost. Karte der Um- gegenden von Blansko (Geolog. Mitteilungen aus Mähren, Wien 1834) erscheint eine Scholle von ,Bergkalk“ dem „Lathon“ von Lelekowitz ostwärts ange- lagert, was nicht zutreffend ist. 2) Die starke Faltung des Lelekowitzer Kalklagers erwähnt schon K. Reichenbach (loe. eit. S. 97). 154 kleineren Handstiicken deutlich zn erkennen ist. Obzwar das gelb- braune, schiehtungslose Gestein zwischen den beiden Kalkpartien den Eindruck eines Ganges macht (vgl. die. nachstehende Fig. 3), so ist doch von einer Kontaktmetamorphose des Kalksteins nicht eine Spur zu entdecken. Die tonig mergelige Zwischenschichte hebt sich vom Diabas ziemlich scharf, vom Kalkstein hingegen nur undeutlich ab; sie ist zum Teil auf eine Zerreibung des Kalk- steins, zum Teil auf Infiltrationen aus dem zersetzten Diabas zurückzuführen, hat also mit einer Kontaktmetamorphose gar nichts zu tun. Da die Hauptmasse der Kuppe (Kote 397) aus Diabas besteht, so müßte die Kalkscholle, wenn das Eruptivgestein im flüssigen Zustande mit ihr in Berührung gekommen wäre, in merk- licher Weise verändert sein; da dies durchaus nicht der Fall ist, Fig. 3. G — Granit; D = Diabas (innerhalb der Kalkscholle scheinbar gangartig); UD = sogenanntes „Unterdevon“ (rote Quarzkonglomerate und Sandsteine); DK = devonische Kalksteine. so müssen die Grenzen zwischen Kalk und Diabas als tektonische aufgefaßt werden, worauf eben sowohl die teilweise Zerreibung des Kalksteins als auch das zahlreiche Auftreten von Quetschflächen im Diabas hinweist. Eine „Druckschieferung“, wie sie F. E. Suess erwähnt, konnte ich an der Lelekowitzer Kalkscholle nicht beob- achten; beim Zerschlagen des stark zerklüfteten Kalksteins ent- stehen nicht ebenflächliche, sondern der intensiven Faltung ent- sprechende, krummflächige Platten. Aus dem Lelekowitzer Kalkvorkommen, welches das einzige ist, welches den unmittelbaren Kontakt zwischen Devonkalk und Diabas erkennen läßt, kann man, wie aus den obigen Ausführungen hervorgeht, keinerlei Schlüsse auf das Alter des Diabasergusses ziehen, man könnte höchstens mit einer gewissen Wahrscheinlich- keit behaupten, daß dieser Erguß in die Zeit vor dem Mittel- devon fällt. An das „Unterdevon“, die roten Quarzkonglomerate und Sand- steine, tritt der Diabas auf dem Gelben Berge, namentlich in der 185 Umgebung des Wasserleitungsreservoirs, ganz nahe heran, ohne daß es möglich wäre, den unmittelbaren Kontakt zu beobachten. Bei Brünn liegen diese Konglomerate und Sandsteine verhältnismäßig flach und sinken im Schwarzatale zwischen dem Schreibwalde und dem Roten Berg bis unter den Wasserspiegel (Seehöhe unter 200 m) hinab, während sie auf dem Rücken des Babylom sehr steil nach Westen einfallen und eine Seehöhe von etwa 563 m erreichen. Diese Differenzen in der Lagerung und im hypsometrischen Niveau beweisen, daß die Zerstückelung der einst ohne Zweifel zusammen- hängenden, jetzt zum Teil sehr weit auseinander liegenden Schollen (Gelber Berg, Kanitzer Berg, Babylom) nicht bloß auf die Denu- dation zurückzuführen ist. Nach F. E. Suess (Verh. d. k. k. geolog. Reichsanst., 1906, S. 150) sind diese Schollen bei Brünn „zugleich mit dem Uralitdiabas in einem Graben versenkt“, während sie „östlich von Brünn dem Granit auflagern“; der Diabas wird also von dem genannten Forscher als die Unterlage der erwähnten Konglomerate und Sandsteine aufgefaßt, welcher Auffassung ich mich ohne Vor- behalt anschließe. Das geologische Alter des Diabasergusses wird durch diese Auffassung natürlich durchaus nicht präzisiert, denn der Diabas kann immer noch entweder als ein Teil des „Unterdevons“ oder als älter hingestellt werden. Das gänzliche Fehlen von Diabas- gängen in dem stark zerklüfteten „Unterdevon“ und das Fehlen der Kontaktmetamorphose an der Kalkscholle von Lelekowitz sprechen gegen ein nachdevonisches Alter des Diabasergusses. In meiner Studie über das Alter der Brünner Eruptivmasse habe ich (S. 114) auf Grund des stellenweise ziemlich reichlichen Vorkommens von titan- haltigem Eisenglanz im unterdevonischen Quarzkonglomerat!), so- wie auf Grund des Vorkommens von diabasartigen Grünsteingerüllen in den „unterdevonischen“ (nach meiner Ansicht jedoch höchstens dem unteren Mitteldevon entsprechenden) Konglomeraten des Haiden- berges auf ein wenigstens zum Teil vordevonisches Alter unserer Diabasergüsse geschlossen. Erzkörner sind im Brünner Diabas ziemlich reichlich vorhanden; F. E. Suess deutet sie (Verh. d. k. k. geolog. Reichsanst., 1903, S. 385) als Pseudomorphosen von Titan- 1) Näheres über dieses Vorkommen findet sich in meiner Abhandlung: „Über einige geologisch bemerkenswerte Mineralvorkommnisse Mährens*, Verhandl. d. naturf. Vereins, Brünn 1910, Bd XLVIII. 156 eisen nach Titanit, doch kommt in gewissen chloritisierten Ge- steinen der Umgebung von Brünn (Schreibwaldgebiet, Schöllschitz) auch Magnetit in Körnern und gut ausgebildeten Kristallen (im „Chloritschiefer“ von Kohoutowitz Oktaeder bis 7 mm lang) vor. Eisenglanzkörner sind jedoch in unserem Diabas bisher nicht nach- gewiesen worden, es läßt sich deshalb die Zugehörigkeit der oben erwähnten Grünsteingerölle und der im „Unterdevon“ festgestellten Körner von titanhaltigem Eisenglanz zum Diabas nicht mit Sicher- heit!) behaupten; diese Vorkommnisse können demnach auch nicht bei der Altersbestimmung des Diabasergusses in Betracht kommen. Um so wichtiger scheinen mir für diese Frage jene eigen- tümlichen Gesteine zu sein, welche in dem seichten und mit dornigem Gesträuch stark verwachsenen Wasserriß, der von der Schreibwald- straße längs der projektierten Urnberggasse gegen den Gelben Berg hinaufzieht, zutage treten. Der hier bestehende, jetzt gut gang- bar gemachte Fußweg führte ehemals über anstehendes, plattiges Gestein von rotbrauner Farbe, welches jetzt nur in dem Wasser- riß selbst der Beobachtung zugänglich ist. Auf dem von F, E. Suess neu aufgenommenen geologischen Kartenblatt „Brünn“ erscheint diese Gesteinspartie durchaus als „Unterdevon“ bezeichnet. Dies ist nicht ganz zutreffend, denn ich habe schon in meiner erwähnten Abhandlung: „Über einige geolo- gisch bemerkenswerte Mineralvorkommnisse Máhrens“ (S. 167) an- gegeben, daß man hier Handstücke schlagen kann, bei denen es ohne nähere Untersuchung kaum möglich ist, zu entscheiden, ob man es mit einem Sediment- oder Eruptivgestein zu tun habe. Im obersten Abschnitte des Wasserrisses tritt ein graugrünes, dichtes, massiges Gestein auf, welches zum Teil hornfelsähnlich, zum Teil mandelsteinartig aussieht und ohne Zweifel dem Diabaserguß angehört. Zahlreiche kleine, mehr oder weniger rundliche Ein- schlüsse bestehen aus undurchsichtigen, gelblich bis rötlich ge- färbten glanzlosen, seltener aus hellgrauen, durchscheinenden und fettglänzenden Quarzkörnern; in einzelnen derselben beobachtete ich kristallinisch gewordenen Hämatit (Eisenglimmer). Der Durch- 1) Natürlich kann trotzdem ein genetischer Zusammenhang zwischen diesen Vorkommnissen bestehen, da ursprünglich Eisenglanz führende Diabas- partien vorhanden gewesen sein können. Auf die Unwahrscheinlichkeit eines weiteren Transportes habe ich in meiner Abhandlung: „Über einige geologisch bemerkenswerte Mineralvorkommnisse Mährens“ (S. 165) aufmerksam gemacht. 187 messer dieser Quarzkörner beträgt selten mehr als 3 mm; die Mehrzahl der Körner ist bedeutend kleiner. Das Gestein selbst ist hart und nur längs der rotbraun bis braunschwarz gefärbten Kluftflächen etwas zersetzt; Salzsäure läßt keine Einwirkung erkennen, während die Mehrzahl unserer Diabase durch teilweise Zersetzung der Plagio- klase einen gewissen Gehalt an Kalziumkarbonat aufweist und beim Betupfen mit Salzsäure mehr oder weniger lebhaft braust. Ich fand auch Stücke eines porphyritischen Diabas, welcher in einer dichten, graugrünen Grundmasse schon mit freiem Auge sichtbare, bis 6 mm lange Feldspatkristalle erkennen läßt, so daß nicht der geringste Zweifel darüber besteht, daß im obersten Teile der Urnberggasse nicht „Unterdevon“, wie das Suesssche Kartenblatt angibt, sondern Diabas zutage tritt, welch letzterer mit der Hauptmasse der Diabase des Urnberges zusammenhängt). In unmittelbarem Kontakt mit diesen grünen und leicht als eruptiv zu erkennenden Gesteinen stehen solche, die sich durch eine dunkel braunrote Farbe auszeichnen und äußerlich teils wacken- artig, teils sandsteinähnlich aussehen. Manche Stücke sind im Innern noch etwas grünlich gefärbt, so daß die braunrote Färbung nur auf weitgehende Zersetzung eisenhaltiger Mineralien und Bildung von Eisenoxyd zurückzuführen ist. Dementsprechend sind auch die Kluftflächen teils: mit rotem, feinpulverigem, teils mit schwarzem, metallisch glänzenden Hämatit — letzteres zumeist auf den zahl- reichen Quetsch- und Rutschflächen — überzogen. Bei der Untersuchung mit der Lupe machen auch diese Ge- steine den Eindruek von Eruptivgesteinen, insbesondere infolge des Auftretens glänzender Feldspatleistchen; sie scheinen jedoch durch Übergänge verknüpft zu sein mit rotbraunen, harten, splittrigen Gesteinen, die zum Teil fast quarzitisch aussehen, stellenweise von dünnen, durch Hämatit rot gefärbten Quarzadern durchzogen werden und auch einzelne kleine Hohlräume enthalten, die mit winzigen, rot gefärbten Quarzkriställchen ausgekleidet sind. Diese letzteren Gesteine übergehen wiederum in rötlichbraune, plattige, stark zerklüftete, aber trotzdem recht feste Gesteinspartien, die auf dem alten Fußweg neben dem Wasserriß zutage getreten sind und 1) Daß die in diesem Gestein hie und da auftretenden rötlichweißen Adern aus spätigem Baryt bestehen, habe ich bereits in meiner Schrift: „Über einige geologisch bemerkenswerte Mineralvorkommnisse Mährens“ (S. 167) angegeben. 188 im Wasserriß selbst auch heute noch beobachtet werden können. Wenn es auch zweifelhaft bleibt, ob die deutlich plattige Aus- bildung auf Schichtung oder auf Absonderung zurückzuführen ist, so kann man doch sagen, daß dieses Gestein makroskopisch durch- aus den Eindruck eines Sediments macht und Herrn Prof. F. E. Suess veranlaßt haben dürfte, hier auf seiner Karte „Unterdevon“ auszuscheiden. Auch ich bin der Ansicht, daß es sich wohl um das sogenannte „Unterdevon“ handelt, daß dieses sich jedoch ebenso von der normalen Ausbildung dieser Ablagerung unterscheidet wie der oben erwähnte quarzführende Diabas von der übrigen Diabas- masse. Diese Unterschiede lassen sich erklären durch die Annahme, daß sich die beiden Gebilde hier im Eruptivkontakt verändert haben. Es macht fast den Eindruck, als wäre hier eine Scholle des „Unterdevons“ in den Diabas versenkt, denn im unteren Abschnitte der Urnberggasse, und zwar in der Nähe der Villa Till, tritt im Graben abermals Diabas zutage, der dem oben konstatierten ähn- lich ist; der Diabas reicht hier also nahezu bis zur Talsohle hinab, während im Bett der Schwarza das „Unterdevon“ in Form von felsigen Klippen ansteht und der Diabas am rechten Schwarzaufer nur in einzelnen Gängen den Granit durchsetzt. Über die mikrosko- pische Beschaffenheit der rotbraunen, sandsteinartigen Gesteine finden sich im Anhange einige Bemerkungen. Für das gegenseitige Verhältnis zwischen Unterdevon und Diabas ist auch die vor etwa drei Jahren im Altbrünner Brauhaus durchgeführte Tiefbohrung sehr lehrreich. In ungefähr 27 » Tiefe begannen hier Ablagerungen roter, vorwiegend toniger Gesteine mit kiesigen bis arkoseähnlichen Zwischenlagen. Etwa im 54. Meter trat ein rötliehgrauer Ton auf, der grünlich gefärbte Brocken enthielt, die vermutlich auf zersetzten Diabas zurückzuführen sind. Im 65. Meter kamen im Bohrschmand auch sehon kantige Stückchen von Diabas neben rotem, feinkörnigem Sandstein vor, im 74. Meter rote, sandige Tone mit grünen Flecken und rotbraune, harte, splittrige Gesteine, welche lebhaft an die im oberen Teile des Wasserrisses in der Urnberggasse auftretenden Gebilde erinnern. Unmittelbar auf diese Gesteine folgte in einer Tiefe von 75:5 m sehr fester, zäher Diabas, welcher bedeutende Bohrschwierigkeiten (Tagesleistung kaum 50 em) verursachte; die Bohrung wurde in der Tiefe von etwa 77 m eingestellt. Die Auflagerung des „Unterdevons“ auf dem Diabas ist hier 189 vollkommen einwandfrei sichergestellt. Auch hier haben wir es meiner Ansicht nach mit einem Eruptivkontakt zu tun, denn die dem Diabas unmittelbar aufliegende Partie des feinsandig-tonigen „Unterdevons“ unterscheidet sich deutlich von der normalen Aus- bildung dieser Ablagerungen. Die in geringen Tiefen (im 54. und 65. Meter) auftretenden, mit Ton, beziehungsweise Sandstein ver- mengten Brocken von Diabas können entweder auf Einschwemmung oder auch auf Gänge zurückgeführt werden, obzwar letztere ober- tags bisher nirgends, auch nicht in den tiefgelegenen Partien des Unterdevons, beobachtet wurden. Eine sehr interessante Ergänzung der hier mitgeteilten Ver- hältnisse bieten die Beobachtungen an den durch die neue Trink- wasserleitung geschaffenen Aufschlüssen am Urnberg und Gelben Berg (Beamtenheim). Ungefähr in der Gegend, wo der für das Wasserleitungsrohr bestimmte Graben — welcher vom Reservoir am Urnberg (Kote 329 der Generalstabskarte) in annähernd südöst- licher Richtung gegen das Beamtenheim herabzieht — die Ver- längerung der projektierten Urnberggasse schneidet, wurden Ge- steine angetroffen, die zwar ohneweiters als Diabas zu erkennen, aber doch so weit verändert sind, daß sie sich von der normalen Ausbildung dieses Gesteins sehr bestimmt unterscheiden lassen. Es finden sich im allgemeinen dieselben Typen, wie sie vom oberen Teile der Urnberggasse beschrieben worden sind, nämlich hell grau- grüne, zum Teil schalsteinähnlich aussehende Diabase mit reich- lichen Quarzeinschlüssen, ferner dunklere, dichte bis hornfelsartige Gesteine, die ebenfalls häufig Quarzkörner enthalten und in ein- zelnen Partien hellgrüne Flecken und Adern aufweisen, die sich auch in die größeren Quarzeinschlüsse hinein erstrecken. Es handelt sich hier ohne Zweifel um eine Neubildung von Epidot, wobei je- doch die Quarzeinschlüsse keineswegs nur etwa als ein Neben- produkt der Entstehung von Epidot aus den Plagioklasen aufgefaßt werden können. Der Quarzgehalt überwiegt weitaus die Menge des Epidots und in vielen dieser Gesteine, die ebenfalls reichlich Quarz enthalten, treten gar keine Epidotausscheidungen auf. Auch die mikroskopische Untersuchung, auf die wir weiter unten zurück- kommen werden, läßt zweifellos erkennen, daß die Quarzkörner in den fraglichen Gesteinen tatsächlich fremde Einschlüsse sind. Be- merkenswert ist ein dichter, bläulichgrauer Diabas, welcher einzelne ungleichmäßig verteilte und unregelmäßig gestaltete Hohlräume ent- 190 hält und unter der Lupe in der Grundmasse einzelne glänzende Feldspatleisten erkennen läßt. Die erwähnten Hohlräume erreichen mitunter bis 6 9% Durchmesser und sind wohl als primäre Blasen- räume aufzufassen; sie sind meist nur an den Wandungen mit einer bräunlichen, zum Teil feinschuppigen Mineralsubstanz ausgekleidet. Diese auch durch ihre hohe Dichte ausgezeichnete, aphanitische Ausbildung des Diabas ist anstehend nicht bekannt; bloß gewisse Partien des im unteren Teile der Urnberggasse, in der Nähe der Villa Till, konstatierten Vorkommens kommen diesem Gestein ziem- lich nahe. Einzelne rotbraune bis violettbraune Gesteine sind sehr reich an feinkörnigem Quarz und von zahlreichen, zum Teil kristalli- nischen und meist durch Hämatit dunkelrot gefärbten Quarzadern durchzogen; hier und da auftretende kleine Hohlräume sind mit winzigen, rot gefärbten Quarzkriställchen ausgekleidet. Diese Ge- steine haben äußerlich gar keine Ähnlichkeit mit dem Diabas, wohl aber erinnern sie an gewisse feste Melaphyrtuffe. Endlich verdient bemerkt zu werden, daß sich unweit jener Partie des Rohrgrabens, in welcher die eben beschriebenen Gesteine angetroffen wurden, auch einzelne Stücke vou fester, zum Teil ganz aplitähnlich aussehender Arkose unter dem bei der Her- stellung des Grabens ausgeworfenen Materiale vorfanden. Infolge der weitgehenden Zerklüftung konnte der Abbau fast überall mit der Spitzhaue ausgeführt werden, so daß man nur selten frische Bruchflächen zu sehen bekam; die Klüfte sind aber sowohl bei dem normalen Diabas als auch bei den oben beschriebenen Abänderungen desselben stets mit Eisen- und Manganhydroxyden so überzogen, daß in dem Graben selbst von einer Verschiedenheit der Gesteinsaus- bildung gar nichts zu bemerken war. Eine besondere Aufmerksamkeit habe ich der Herstellung des Rohrgrabens in der oberen Rückertgasse zugewendet, da hier am ehesten der unmittelbare Kontakt zwischen Diabas und Unterdevon zu erwarten war. Dort, wo von der Rückertgasse die Goethegasse abzweigt, sieht man im Straßengraben auf eine Entfernung von etwa zwanzig Schritten anstehenden Diabas in der gewöhnlichen Ausbildung, während weiter oben — etwa in der Mitte der oberen Rückertgasse — kein deutlicher Aufschluß vorhanden ist; wohl aber sieht man hier in geringer Entfernung von der Straße die gegen den Spielberg zu einfallenden Bänke des „unterdevonischen“ Quarz- = s s EEE 191 konglomerats, deren Streichrichtung so gegen die Rückertgasse ver- läuft, daß man ziemlich genau die Stelle bezeichnen kann, wo die erwähnten Konglomerate im Untergrunde auftreten müßten. Bei der wiederholt durchgeführten Untersuchung des Grabens und des ausgeworfenen Materials zeigte es sich, dal zunächst der gewöhnliche Diabas, wie er in dem oben erwähnten Straßengraben ansteht, angetroffen wurde. Dann kam, ganz gegen alle Erwartung, eine kleine Partie von feinkörnigem Aplit und einem dichten, splitt- rigen, hornfelsähnlichen Gestein, hierauf bis zur Sohle des Grabens brauner Lehm mit Detritus der oben genannten Gesteine, dann typischer Löß und endlich, gegen das obere Ende der Rückertgasse zu, rotbrauner Lehm mit reichlichem Detritus des Quarzkonglomerats. Es besteht hier demnach eine muldenförmige Auswaschung, deren Entstehung mindestens bis in das ältere Tertiär zurückreicht, da in der Verlängerung der Rückertgasse (in der Nähe des ehemaligen Spielplatzes des II. deutschen Gymnasiums) in dem Rohrgraben und in neuester Zeit auch im Untergrunde des neuen Reservoirs eine ansehnliche, mehrere Meter mächtige Partie von grünlichgrauem, foraminiferenreichem Miozäntegel angetroffen wurde. Ein Kontakt zwischen Diabas und „Unterdevon“ konnte hier also nicht festgestellt werden. Dafür ergab die Untersuchung des bei der Anlage der neuen Schieberkammer in der Nähe des alten Wasserleitungsreservoirs ausgehobenen, zum Teil durch Sprengung gewonnenen Gesteinsmaterials recht interessante Resultate, indem hier größere Handstücke jener eigentümlichen Diabase, die aus dem Wasserriß der Urnberggasse und aus dem Rohrgraben am Urn- berge beschrieben wurden, gewonnen werden konnten. Neben der normalen Ausbildung des Diabas kamen hier namentlich die viel härteren und festeren, mehr blaugrün bis blau- grau gefärbten Gesteine vor, die sich durch ihre mehr oder weniger reichlichen Einschlüsse an Quarzkörnern so wesentlich von dem gewöhnlichen Diabas unterscheiden. Man erkennt sie meist schon daran, daß die (von ehemaligen Klüften begrenzte) Oberfläche nicht, wie beim gewöhnlichen Diabas, mit gelbbraunem Limonit, sondern mit blutrotem bis eisenschwarzem Hämatit überzogen ist. Neu- bildung von Epidot ist häufig zu beobachten, meist an die Nähe der Quarzeinschlüsse gebunden, die hier mitunter über erbsengroß werden. Seltener ist Kalzit, welcher mitunter auch in den festen, harten, scheinbar unzersetzten Gesteinen in dünnen Adern oder 192 nesterartigen, unregelmäßig begrenzten Partien auftritt; er ist weiß oder rötlich, spätig mit gekrümmten Spaltflächen und zarter Zwil- lingsstreifung. Harte, feste Partien finden sich manchmal auf dem- selben Handstück neben weicheren, schalsteinartigen oder tuffähn- lichen Ausbildungsformen. Die in diesen Gesteinen nicht selten auf- tretenden Hohlräume sind manchmal so zahlreich, daß eine große Ähnlichkeit mit „Blattersteinen“ entsteht; an einigen Stücken fand ich dieselben in die Länge gezogen und linear angeordnet, wodurch eine Fluidalstruktur angedeutet wird. Ab und zu kann man auch eine Umwandlung des Diabas in eine feinschuppige, etwas schief- rige Gesteinsmasse beobachten, ganz ähnlich jener, die ich vom Granitdiabaskontakt in der ehmals Czerwinkaschen Ziegelei be- schrieben habe. Es ist gewiß von großem Interesse, daß sich Gesteine der hier beschriebenen Art auch noch im nůrdlichsten Teile unseres Diabaszuges vorfinden, und zwar dort, wo dieser dem „Unterdevon“ benachbart ist, nämlich am Fuße des Babylomberges. Die sehr steil nach West einfallenden Konglomerathänke des Babylomrückens sind förmlich in den Diabas eingepreßt, wie dies schon auf dem Profil Fig. 4 in den Erläuterungen zur geologischen Karte der Um- sebung von Brünn von Makowsky und Rzehak deutlich zum Aus- druck kommt. Allerdings läßt sich dieses auffallende Lagerungs- verhältnis auch dureh die Annahme einer ungleichmäßigen (kippenden) Absenkung an einer nordsüdlich verlaufenden Bruchlinie — wie solehe in unserem Gebiete mehrfach konstatiert sind — ganz un- gezwungen erklären; immerhin konnte man jedoch in der Um- gebung des Babylom einen unmittelbaren Kontakt zwischen „Unter- devon“ und Diabas erwarten. Bis jetzt ist mir jedoch eine Stelle, an welcher ein solcher — sei es primärer oder tektonischer — Kontakt zu beobachten wäre, nicht bekannt geworden. Bei Lele- kowitz berühren sich, wie bereits bemerkt wurde, mitteldevonischer Kalkstein und Diabas an tektonischen Grenzflächen, während die unmittelbare Berührung zwischen dem „Unterdevon“ und dem Diabas nicht aufgeschlossen ist. Es war mir leider nicht möglich, die gut bewaldete Umgebung des Babylom nach etwaigen Aufschlüssen der Grenzzone der beiden genannten Gesteine abzusuchen; es liegen je- doch in der petrographischen Sammlung der k. k. deutschen Tech- nischen Hochschule in Brünn einige schon aus früherer Zeit stam- mende Stücke, die zum Teil schon in den Erläuterungen zur geo- 195 logischen Karte der Umgebung von Brünn als „Diorite mit kugeligen Konkretionen von strahligem Epidot“ erwähnt erscheinen. Die Stücke stammen von Lelekowitz und gehören ohne Zweifel dem Diabasgebiet an; sie zeigen — namentlich in Dünnschliffen — so viel Übereinstimmung mit den vom Urnberg und Gelben Berg be- schriebenen Gesteinen, daß ich sie ebenfalls auf den Kontakt zwischen Diabas und „Unterdevon“ zurückführen möchte. Wenn auch zugegeben werden muß, daß es sich hier nieht um die typischen, durch Diabas hervorgerufenen Kontaktgesteine handelt, so spricht doch schon allein die Tatsache, daß die eigentümlich veränderten Diabase stets nur in der Nähe des „Unterdevons“ vorkommen, ohne Zweifel zugunsten der Annahme einer Kontakt- erscheinung. Die Kontakthöfe pflegen ja bei Diabasen nur eine sehr beschränkte Ausdehnung zu haben und werden namentlich bei Sandsteinen wohl nur ausnahmsweise sehr wesentliche Verände- rungen erkennen lassen. Tongesteine treten in unserem „Unter- devon“ sehr stark zurück und die tonigen, feinkörnigen Sandsteine erscheinen bloß fester, härter, splittriger und eisenreicher als jene, die vom Diabas weiter entfernt sind, so daß man nach den äußer- lichen Merkmalen höchstens von einer leichten Frittung sprechen könnte; auf den mikroskopischen Befund bei diesen anscheinend gefritteten Gesteinen werden wir weiter unten zurückkommen. Viel deutlicher als der exomorphe Kontakthof sind die endo- morphen Veränderungen, die der Diabas im Kontakt mit dem „Unterdevon“ erlitten hat, zu erkennen. Schon das Auftreten spili- tischer und variolitischer Ausbildungen des Diabas deutet in unserem Falle mehr auf eine Kontakt- als eine Randfazies; die blaugrauen, festen, aber häufig mehr oder weniger porösen Diabase können schon wegen der oft sehr reichlichen Einschlüsse von Quarzkörnern auf keinen Fall als bloße Randbildungen aufgefaßt werden. Es bleibt nur noch die Frage zu entscheiden, ob das Diabas- magma mit dem noch lockeren, in der Ablagerung begriffenen, oder mit dem bereits verfestigten „Unterdevon“ in Berührung gekommen ist. Im ersten Falle wäre der Diabaserguß als ein Teil des „Unter- devons“, im zweiten Falle als wesentlich jünger anzunehmen. Lagergänge von Diabas oder unzweifelhaft Tuffbildungen sind in unserem „Unterdevon“ bisher nicht beobachtet worden. Gewisse Partien des Diabas sehen zwar manchen „Blattersteinen“ oder „Schalsteinen“ recht ähnlich, ohne daß man sie als tuffartige Ge- Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XIV. 13 194 menge von eruptivem und sedimentärem Material bezeichnen könnte, Die Quarzkörner der schalsteinähnlichen Diabase sind nieht sekundäre Ausfüllungen von Hohlräumen, sondern aus dem durchbrochenen „Unterdevon* während des Eruptionsvorgangs mechanisch auf- genommene Quarzstückchen; sie stimmen, wie die mikroskopische Untersuehung lehrt, mit den Quarzkörnern der „unterdevonischen* Sandsteine und Konglomerate überein. Der harte, rotbraune, eisen- reiche Sandstein, welcher im Wasserriß der projektierten Urnberg- casse zutage tritt und auch bei der Bohrung im Altbrünner Bräu- hause angetroffen wurde, macht den Eindruck, als wäre er erst nach seiner Verfestigung durch den Diabas oder durch postvulkanische, mit der Diabaseruption in Beziehung stehende Prozesse (ich er- innere an die im obersten Abschnitt des erwähnten Wasserrisses konstatierten, wenn auch spärlichen Barytvorkommnisse) verändert worden, so daß allem Anscheine nach doch mehr Gründe für die Annahme sprechen, der Diabas sei erst nach der Ablagerung des sogenannten „Unterdevons“ emporgestiegen. Das geologische Alter unserer Diabaseruption ist durch diese Annahme allerdings noch immer nicht präzisiert, da man die Quarzkonglomerate, Arkosen und roten Sandsteine der näheren Umgebung von Brünn zwar dem Unterdevon zuzuweisen pflegt, ohne indessen für diese Zuweisung einen andern Anhaltspunkt zu haben als die Tatsache, daß Quarz- konglomerate und Quarzite in anderen Gegenden Mährens vielfach im Liegenden des mitteldevonischen Kalksteins auftreten. Eine wesentlichere Übereinstimmung dieser Gesteine mit den Vorkomm- nissen der Umgebung von Brünn besteht jedoch nicht und auch der fossilführende Quarzit von Einsiedeln und Ludwigstal in Schlesien unterscheidet sich sehr beträchtlich von den letzteren, die man ohneweiters auch als vordevonische Ablagerungen auffassen kann. Die Diabasergüsse Nordmährens und Schlesiens werden ganz allgemein dem Devon zugewiesen, wobei man annimmt, daß sich dieselben auf die gesamte Devonzeit verteilen. Diabasschiefer, Diabas- tuffe und nur wenig veränderte Diabase treten, wie F. Kretschmer (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst., 1899) nachgewiesen hat, in Nordmähren hauptsächlich im Unterdevon auf, doch ist die von E. Tietze (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst., 1893, S. 117) fest- gestellte Marmorisierung gewisser, höchst wahrscheinlich dem Mittel- devon zugehöriger Kalksteine wohl ein ziemlich sicheres Anzeichen dafür, daß Diabasdurchbrüche in Nordmähren auch noch nach der a ei 195 Ablagerung des Mitteldevons stattgefunden haben. Der Marmor vom Kalkhübel bei Chirles steht nach F. Kretschmer (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst., 1902, S. :81) in unmittelbarer Verbindung mit Diabas, so daß hier die Kontaktmetamorphose ganz einwandfrei nachgewiesen erscheint. Wenn man nun auch die Verknüpfung unseres „Unterdevons“ mit Diabas vielleicht als eine weitere Stütze der Ansicht, daß die fraglichen Quarzkonglomerate, Arkosen und feinkörnigen, tonigen Sandsteine tatsächlich dem Devon angehören, hinstellen könnte, so ist doch, wie bereits früher bemerkt wurde, eine nähere Bestimmung der Durchbruchszeit unserer Diabase vorläufig unmöglich. Anhangsweise möge hier noch eine kurze Beschreibung der Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchung der im Kontakt von Diabas und Granit, beziehungsweise Diabas und „Unterdevon“, auf- tretenden wichtigsten Gesteinstypen folgen. 1. Granit von Diabas durchtrümmert (vgl. Fig. 4). Die schon makroskopisch deutlich erkennbare Durchäderung des normalen und aplitischen Granits mit Diabas läßt sich auch im mikroskopischen Bilde gut wahrnehmen. Der Diabas ist chloriti- siert, die Feldspate desselben sind unter reichlicher Neubildung von Kalzit zersetzt und nur die dunklen Erzkörner fast unverändert geblieben. Quarz- und Orthoklasbröckehen erscheinen häufig von der chloritisierten Diabassubstanz eingeschlossen, lassen jedoch, wie leicht begreiflich, keinerlei Einwirkung der letzteren erkennen. In den Rissen der Quarz- und Orthoklaskörner des Granits auftretende Anhäufungen von feinverteiltem Eisenhydroxyd sind zum Teil auf die Zersetzuug des Augits, zum Teil wohl auch auf die Oxydation der feinsten Erzstäubehen der Diabassubstanz zurückzuführen. An den Kalzitkörmern ist häufig Zwillingsstreifung, an den Quarzkörnern des Granits undulöse Auslóschung zu beobachten. Auf dynamische Einwirkung deuten auch die hier und da an den feinen, mit Chlorit und Kalzit erfüllten Adern auftretenden Verwerfungen. Der in Fig. 4 dargestellte Dünnschliff wurde aus dem in Fig. 1 abgebildeten Aplit hergestellt. 196 Fig. 4. Von Diabas durchäderter Aplit (in gewöhnlichem Licht). Hell: Quarz; Hellgrau: Orthoklas; Dunkelgrau: Chloritisierter Diabas mit zahlreichen Erzkörnern. Vergrößerung: 25 X. 2. Dichter, blaugrüner Diabas aus dem unteren Teile des Wasserrisses in der Urnberggasse. Dieses Gestein zeigt im Mikroskop ein Gewirre sehr feiner Plagioklasnadeln, die in einer grünlichen, nahezu isotropen Grund- masse eingebettet liegen; stellenweise zeigen sie deutlich eine fluidale Anordnung. Größere Partien der grünlichen Grundmasse geben an dünneren Stellen zwischen gekreuzten Nikols eine schön blaue Polarisationsfarbe, wie sie auch bei den chloritisierten Diabasadern des Granits beobachtet wurde. Einzelne lebhafter polarisierende Körnehen und feine Adern deuten auf Neubildungen von Epidot. 3. Dichter Gangdiabas aus dem Granit des Schwarzatales zwischen dem Roten Berg und dem Schreibwald. Diese Gesteine zeigen im Dünnschliff bloß unregelmäßig be- grenzte Flecken von grünlicher Farbe, die durch eine meist trübe, gelblich gefärbte, nur stellenweise farblose und glashelle Feldspat- 197 substanz voneinander getrennt werden. Außer einzelnen größeren Erzkörnern finden sich allenthalben, besonders in den chloritischen Partien, feinste Stäubehen eingestreut, welche stellenweise das Licht deutlich mit roter Farbe durchlassen. Auch einzelne größere Partikel verhalten sich in dieser Weise, ein Zeichen, daß hier unter den Erzen auch Hämatit auftritt, welcher möglicherweise eine primäre Ausscheidung, wahrscheinlicher jedoch eine sekundäre Bildung ist. 4. Porphyritische Diabase (vgl. Fig. 5 und Fig. 6). Diabase mit deutlicher Porphyrstruktur waren bisher aus der Umgebung von Brünn nicht bekannt. Einzelne der hierher gehörigen Gesteine, die bei der Anlage des Wasserleitungsgrabens auf dem Urnberge ausgehoben wurden, erscheinen dem bloßen Auge ganz dicht und nur mit Hilfe einer Lupe lassen sich in der dichten, blaugrauen bis grüngrauen Masse einzelne lebhaft glänzende Feldspatleistehen unterscheiden. Im Mikroskop ist die Grundmasse des in Fig. 5 dargestellten Gesteins durch das reichliche Auftreten von schwarzen, ganz undurchsichtigen Erzteilchen, welehe nicht Fig. 5. Porphyritischer Diabas (in gewöhnlichem Licht). — Urnberg. Vergrößerung 25 X. 198 Fig. 6. Porphyritischer Diabas mit vorherrschendem Plagioklas und spärlich eingestreuten Erzkürnern (in gewöhnlichem Licht). — Urnberg. Vergrößerung: 25 X. Körnerform, sondern Stäbehenform besitzen, charakterisiert. Die Einsprenglinge sind in diesen Diabasen spärlich vorhanden, aber meist schön idimorph begrenzt; zwischen gekreuzten Nikols er- weisen sich die meisten Plagiosklasleisten als Zwillingskristalle. In der Grundmasse leuchten zwischen gekreuzten Nikols bloß sehr zarte Fasern und Schüppchen auf; größere Partikel mit lebhaften Polari- sationsfarben scheinen auf neugebildeten Epidot zu deuten. Bei einer andern Gruppe porphyrischer Diabase (vgl. Fig. 6) ist das mikroskopische Bild ein wesentlich anderes. Die Grundmasse zeigt deutlich die ophitische Struktur der normalen Diabase, wobei die Plagiosklase über den (chloritisierten) Pyroxen bedeutend überwiegen und die Erzkörner nur hier und da geringe Anhäu- fungen bilden. 9. Diabas mit Quarzeinschlüssen (vgl. Fig. 7—9). . . . . L L ! Die schalsteinartigen Diabase bieten unter dem Mikroskop ein sehr interessantes Bild. Die schon mit freiem Auge erkennbaren Quarzkörner besitzen häufig eigentümlich lappige und buchtige 199 Konturen, die wohl nur auf eine Korrosion durch das Diabasmagma zurückgeführt werden können; der umgebende Diabas zeigt mitunter (wie z.B. in dem Dünnschliff Fig. 7) eine ganz deutliche Fluidalstruktur und verhält sich zwischen gekreuzten Nikols zum Teile isotrop. Die scheinbar einheitlichen Quarzeinschlüsse lassen zwischen ge- kreuzten Nikols eine weitgehende Aggregation erkennen, wobei die einzelnen Teilindividuen miteinander verzahnt erscheinen. Genau Fig. 7. Dichter Diabas mit Fluidalstruktur und zahlreichen Einschlüssen von korrodierten Quarzkörnern. — Gelber Berg. Vergrößerung: 25 X. dasselbe Bild bieten die Quarzkörner unseres ,Unterdevons“, so daß auch durch die mikroskopische Untersuchung die Annahme, daß es sich hier um Einschlüsse handelt, die aus dem „Unter- devon“ stammen, gestützt wird. Bei einzelnen größeren Quarzein- schlüssen läßt sich zwischen gekreuzten Nikols stellenweise eine äußerst zarte, exzentrisch-radiale Faserung erkennen, und zwar durch den Verlauf der Auslöschungsrichtung; mit dem Gipsblatt gibt sich der positive Charakter der Doppelbrechung in der Fase- rungsrichtung zu erkennen. Da diese feine Faserung nur an ein- zelnen Stellen der Quarzeinschlüsse zu beobachten ist, so können 00 Fig. 8a. Diabas mit Quarzeinschlüssen. — Urnberg. Fig. 8 in gewöhnlichem Licht, Vergrößerung 25 X. Fig. Sa. Dieselbe Partie des Dünnschliffes in polarisiertem Licht gekreuzten Nikols, etwas stärker vergrößert. zwischen 201 die letzteren nicht als sphärolithische Ausscheidungen aufgefaßt werden; dagegen spricht ja auch die Verzahnung der Subindividuen der Quarzeinschlüsse, die überall, auch an den kleinsten Körnern, zu konstatieren ist. Die Faserung dürfte hier vielleicht auf Neubildungen eines chalzedonartigen Minerals, welches man mit Rücksicht auf die parallele Auslöschung der Fasern und den positiven Charakter der Doppelbrechung als Quarzin bezeichnen könnte, zurückzuführen sein, wobei diese Neubildungen in Kugelsektoren auftreten. Fig. ;9. Diabas mit Quarzeinschlüssen. — Urnberg. Vergrößerung: 25 X. Die Quarzeinschlüsse treten im mikroskopischen Bilde aus der umgebenden Diabasmasse in vielen Fällen deshalb so deutlich her- vor, weil die unmittelbar angrenzenden Diabaspartien merklich un- durchsichtiger sind als die Hauptmasse des Diabas, so daß mit- unter förmliche Höfe um die Quarzkörner entstehen. Dies ist z. B. der Fall bei dem Dünnschliff Fig. 8, wo um das kleinere, von dem großen Einschluß durch eine Kluft abgetrennte und korrodierte Quarzkorn ein ziemlich breiter dunkler Hof entwickelt ist, welcher einerseits auf die dichtere Ausbildung der Diabasmasse, anderseits auf eine reichlichere Beimengung von staubförmigem Ferrihydroxyd 202 zurückzuführen ist. Das letztere tritt namentlich an solchen Ein- schlüssen in größerer Menge auf, an denen eine Neubildung von Epidot stattgefunden hat. Dies ist in geringerem Grade auch bei den größeren Quarzeinschlüssen der Fig. S der Fall, woselbst die grauen in Wirklichkeit grünlichen, unregelmäßig begrenzten Fleckchen von Epidot gebildet werden. An anderen Stellen des- selben Dünnschliffes herrscht der Epidot gegen den Quarz bedeutend vor und bildet hie und da schöne strahlige Aggregate, die zwischen den gekreuzten Nikols durch ihre lebhaften Interferenzfarben auf- fallen. Manche Einschlüsse, wie z. B. der nahezu kreisrunde, von einem scharfen, dunklen Rande von Ferrihydroxyd umgebene Ein- schluß auf Fig. 9 (demselben Dünnschliff wie Fig. 8 angehörig), sind nahezu gänzlich aus sehr feinkörnigem Epidot zusammen- gesesetzt und auch in den das Gestein durchziehenden Kluftaus- füllungen verdrängt der Epidot nicht selten den Quarz, von welchem er sich schon im gewöhnlichen Licht durch eine gelblichgrüne Farbe unterscheidet. Das neugebildete Ferrihydroyxd zieht sich mitunter in unregelmäßig begrenzten Häufchen oder in dünnen Schnüren in das Innere der Einschliisse hinein, manchmal in der Art, daß die Form der äußeren Umgrenzung wiederholt wird. In einzelnen Einschlüssen herrscht das Ferrihydroxyd so bedeutend vor, daß sie als undurchsichtige, rundliche Flecken erscheinen, in denen bloß spärliche Partien von grünlichem Epidot gebildet werden. An sehr dünnen Stellen lassen die Ausscheidungen von Ferrihydroxyd das Lieht mit braunroter Farbe durch. Das durch den in Fig. 10 abgebildeten Dünnschliff repräsen- tierte Gestein ist ein feldspatreicher, aber durch die zahlreichen Ausscheidungen von Ferrihydroxyd ganz rotbraun gefärbter, dichter Diabas, weleher bei der Anlage des Rohrgrabens auf dem Urnberge angefahren wurde. Die Plagioklase sind noch sehr frisch und zu- meist viel besser begrenzt, als es unsere Figur vermuten läßt; zwischen gekreuzten Nikols zeigen sie häufig Zwillingslamellierung. Die Pyroxene sind in ein äußerst feinschuppiges Chloritaggregat umgewandelt, nur hie und da leuchten Epidotkörnchen auf. Auch hier ist meiner Ansicht nach etwas Quarz aus dem „Unterdevon“ eingeschmolzen worden, so z. B. in der hellgefärbten, große, dunkle Einschlüsse von Ferrihydroxyd enthaltenden Partie des Dünnschliffs. Dieses letztbeschriebene Gestein ist deshalb besonders be- 203 merkenswert, weil es im mikroskopischen Bilde ziemlich lebhaft an jene Gesteine des oberen Teiles der Urnberggasse (Wasserriß) er- innert, welche von F, E. Suess als „Unterdevon“ kartiert wurden. 6. Hornfelsartiger Diabas. Einzelne, nur untergeordnet auftretende Diabaspartien machen makroskopisch den Eindruck von Hornfelsen. Am Dünnschliff zeigt Fig. 10. Diabas mit Quarzeinschlüssen. — Urnberg. Vergrößerung 25 X. sich eine äußerst feinschuppige, serizitische, zum Teile aber iso- trope Grundmasse, die reichlich durchädert ist von teils flaserartig . verlaufenden, teils anastomosierenden Strähnen von stark zerquetschtem Quarz, welcher hie und da auch rundliche, längliche oder ganz unregelmäßig begrenzte Einschlüsse bildet. Das Adernetz wird ver- vollständigt durch zahlreiche dünne Kalzitschnüre. Außer einzelnen Epidotkörnchen finden sich in der trüben Grundmasse, seltener auch in den farblosen Quarzadern ziemlich zahlreiche dunkle Erzkörner, welche anscheinend der einzige unverändert gebliebene Bestandteil des Diabas sind. 204 Der Reichtum an Quarz und an serizitartiger Substanz lassen mich vermuten, daß die hornfelsartigen Diabase auf Einschlüsse von gequetschtem, serizitisiertem Granit zurückzuführen sind. Das eigentümliche Gestein, welches in der ehemals Czerwinkaschen Ziegelei in der Erzherzog-Rainer-Straße inmitten der Diabasmasse zutage tritt und bei der makroskopischen Betrachtung ebenfalls hornfelsartig aussieht, erweist sich unter dem Mikroskop als ein Gemenge von serizitischer Substanz und überwiegendem, stark zer- drücktem Quarz. Hie und da sind unregelmäßige Fetzen und Flasern von fast isotropem, teilweise durch Limonitausscheidungen gelb gefärbtem Chlorit, seltener Reste von Feldspat und vereinzelte, stark doppelbrechende Körner (wohl Epidot) zu erkennen. Das mikro- skopische Bild bestätigt somit die bereits früher ausgesprochene Vermutung, das wir es hier mit einer dynamometamorphen Granit- scholle zu tun haben. 7. Eisenschüssiger toniger „„Sandstein“ (Fig. 11 und 12). Das Gestein, von welchem der in Fig. 11 abgebildete Dünn- schliff angefertigt wurde, tritt im oberen Teile des Wasserrisses in der projektierten Urnberggasse auf und kann bei bloß makrosko- pischer Untersuchung ohneweiters als eisenschüssiger, feinkörniger Sandstein bezeichnet werden. Die Betrachtung eines Dünnschliffs im Mikroskop gibt jedoch keineswegs das typische Bild eines Sand- steins, erinnert vielmehr ziemlich lebhaft an den in Fig. 10 dar- gestellten, quarzreichen Diabas. Dies ist insbesondere der Fall, wenn der Dünnschliff im polarisierten Licht zwischen den gekreuzten Nikols untersucht wird, weil man dann deutlich erkennt, daß die kleinen, eekigen Quarzkörnchen gegen die serizitisch aussehende Hauptmasse des Gesteins stark zurücktreten. Ausscheidungen von rotbraunem Eisenhydroxyd durchziehen das Gestein in ganz ähn- licher Art wie bei dem in Fig. 10 abgebildeten Diabas, so daß an : dem genetischen Zusammenhang der beiden Gesteine wohl kaum gezweifelt werden kann. Der in Fig. 12 dargestellte Dünnschliff macht im gewöhn- lichen Lichte einen mehr klastischen Eindruck, weil man die (in unserem Bilde nicht genügend scharf begrenzten) hellen, nur teil- weise etwas getrübten Flecke für ziemlieh unveränderte Quarzkörner zu halten geneigt ist. Der klastische Eindruck verschwindet jedoch dont. 205 Eisenschüssiger „Sandstein“ aus dem WasserriB in der oberen Urnberggasse. Vergrößerung: 25. Fig. 12. Eisenschüssiger „Sandstein“ aus dem Bohrloch des Altbrünner Brauhauses. Vergrößerung: 25 X. 206 sofort, wenn man den Dünnschliff im polarisierten Licht zwischen den gekreuzten Nikols betrachtet; die scharfen Umrisse der hellen Einschlüsse verschwinden und die letzteren erweisen sich als serizit- ähnliche Aggregate, zum Teil sogar als isotrope Substanzen, während die zwischen ihnen befindliche Grundmasse mit ihren stellenweise sehr deutlich hervortretenden Feldspatleistchen viel mehr an Diabas als an das Zement eines Sandsteins erinnert. Daß wir es hier aber nicht etwa bloß mit einer besonderen Ausbildung von Diabas zu tun haben, beweist das allerdings sehr spärliche Vorhandensein von großen Feldspatkörnern mit Zwillingslamellierung; solche treten in unserem Diabas niemals, wohl aber in den Arkosen des „Unter- devons“ auf. Es dürfte demnach am wahrscheinlichsten sein, daß die rotbraunen, sandsteinähnlichen Gesteine im oberen Teile des Wasserrisses in der Urnberggasse und im Bohrloche des Altbrünner Bräuhauses als Gemenge von stark zersetzter Diabassubstanz mit sedimentärem Material aufzufassen sind. Mit den gewöhnlichen Diabastuffen besteht allerdings gar keine Ähnlichkeit; die vor- liegenden Gesteine können aber ebensowenig kurzweg „Diabas“ oder „Sandstein“ genannt werden. Auf alle Fälle handelt es sich hier um sehr bemerkenswerte, bisher unbeachtet gebliebene Vor- kommnisse, die einer noch weitergehenden mikroskopischen Unter- suchung wert sind. Sitzungsberichte für das Jahr 1913. (Die noch ausständigen Berichte für 1912 konnten auch diesmal nicht veröffent- licht werden, weil es nicht möglich war, vom Sekretariat des Landesmuseums die nötigen Behelfe zu bekommen.) 1. Kuratoriumssitzung am 20. Jänner 1914. Da der bisherige Präsident, Herr Hochschulprofessor A. Rzehak, aus Gesundheitsrücksichten auf sein Amt resignierte, nahm die deutsche Kurie eine Neuwahl vor, durch welche der Kurator Herr JUDr. Alfred Fischel einstimmig mit dem Ehrenamte des Prä- sidenten betraut wurde. Bei dieser Gelegenheit würdigte das Kura- torium die langjährige und ersprießliche Tätigkeit des zurück- getretenen Präsidenten Prof. Rzehak und dankte dem Vizepräsidenten Herrn Regierungsrat Direktor Dr. Fr. Kameníček für die Ver- tretung desselben. Nachdem zahlreiche Einläufe und Gutachten er- ledigt worden, besprach das Kuratorium die Vorwürfe, welche Prof. Cerny in einer öffentlichen Versammlung gegen die Ver- waltung der prähistorischen Sammlungen des Landesmuseums er- hoben hatte. Auf Grund fachlicher Gutachten wurde festgestellt, daß die prähistorischen Sammlungen im besten Zustande und in mustergültiger Verwaltung sich befinden. Das Kuratorium be- sprach weiter die Frage der Reorganisation und nahm zur Kenntnis, daß die Installationsarbeiten in der Landesgalerie dermaßen vor- geschritten sind, daß diese Sammlungen in kürzester Zeit dem Publikum zugänglich gemacht werden können. Den Sammlungen spendeten: Marie Gräfin Dubsky, Fragmente römischer Ziegel- steine; Hofrat Prof. Dr. J. J. Jahn, exotische Vögel; Direktor V. L. Jeřábek in Obřan, Manuskripte; Fr. Kosut, Pfarrer in 208 Lodenitz, ein Bild; Heinrich Laus, Professor in Olmütz, Herbar- pflanzen; Närodni Jednota in Bosenitz, eine Bibel; Kustos Alfred Palliardi eine Lithographie. Als Mitglieder wurden aufgenommen: Marie Biringer, Beamtin der Landes-Blinden-Erziehungsanstalt; Rudolf Dufek, Supplent des Mádchen-Realgymnasiums; J. Kunc, Lehrer und Komponist; JUDr. Josef Lavický, k. k. Postkonzipist; Anton Parfuß, Ingenieur; August Spáčil, mag.-pharm., sämtliche in Brünn; ferner Robert Hrozinek, Gastwirt, Oburka und Josef Ulehla, Bürgerschuldirektor i. P. in Sebrowitz. 2. Kuratoriumssitzung am 24. Februar 1913. Dem Kurator Herın Hochschulprofessor A. Rzehak wird der aus Gesundheitsrücksichten erbetene Urlaub bis auf weiteres ver- längert. Der Kurator Prof. Dr. Dvorsky resigniert auf das Ehren- amt eines Präsidenten der „Kommission zur naturwissenschaftlichen Durehforsehung Mährens“, erklärt sich jedoch bereit, die Leitung der zoologischen Abteilung auch weiterhin zu führen. Prof. Dr. J. Koutny zieht seine Resignation auf das Ehrenamt eines Kurators zurück. Nach Verlesung einer Zuschrift des Prof. F. Černý wird kon- statiert, daß die von demselben gegen die prähistorische Abteilung des Landesmuseums erhobenen Anwůrfe teils auf Unwahrheiten, teils auf böswilligen Entstellungen beruhen, die durch die vor- liegende Zuschrift nieht genügend entschuldigt erscheinen. Nach eingehender Besprechung der durchaus ungerechtfertigten, feindseligen Haltung des Prof. Cerny wird über Antrag eines tschechischen Kurators beschlossen, mit Prof. Cerny überhaupt nicht weiter zu verhandeln‘). Über die Musealsammlungen, insbesondere über die Besuchszeiten und die unzureichende Aufsicht entspinnt sich eine längere Debatte. Das Präsidium wird aufgefordert, im Herbste dies- bezügliche Anträge zu stellen, wegen Vermehrung der Zahl der Aufseher jedoch sogleich an den Landesausschuß heranzutreten. Das Kuratorium nimmt die am 19. Jänner 1913 erfolgte Eröffnung der Bildergalerie zur Kenntnis, ebenso die Übertragung der Samm- 1) Es sei hier bemerkt, daß Prof. Černý seinerzeit dem Landesmuseum eine in seinem Besitze befindliche Sammlung zum Kaufe angeboten hatte. Auf die Ablehnung dieses Angebotes dürfte wohl die Neigung des Genannten zu gehässigen, zum Teil auch persönlichen Angriffen gegen das Landesmuseum zurückzuführen sein. 209 lung Kretz, für deren Bearbeitung überdies eine Hilfskraft aufzu- nehmen sein wird. Für Herrn Fachlehrer Böhm wird eine Remuneration von 150 K beantragt. (Auf der Tagesordnung obiger Sitzung steht auch die Auf- nahme neuer Mitglieder, das beglaubigte Protokoll enthält jedoch keinerlei diesbezügliche Angaben ) 3. Kuratoriumssitzung vom 7. April 1913. Herrn Prof. Dr. J. Koutny, der auf seine Kuratorstelle resi- gnierte, wurde für seine Tätigkeit im Museum der Dank ausge- sprochen. Herr Landesbibliotheksdirektor Kaiserl. Rat Dr. W. Schram legte den Jahresbericht der Bibliothek vor. Bei dieser Gelegenheit wurde demselben sowie auch dem Herrn Bibliothekar Dr. H. Jarnik die volle Anerkennung für die musterhafte Installierung der Bücher- ausstellung in der Landesbibliothek ausgesprochen. Nach Erledi- gung zahlreicher Einläufe und Gutachten wurde die Frage der In- ventarisierung der Sammlungen einer eingehenden Beratung unter- zogen, die sich insbesondere auf die Erfordernisse der volkskund- lichen Abteilung bezog. Das Kuratorium beschloß, entsprechende Anträge an den Landesausschuß zu stellen. Ein nicht minder wich- tiger Punkt der Tagesordnung betraf den Bauzustand des Museums- gebáudes. Es wird konstatiert, daß die Bauarbeiten derart fort- geschritten sind, daß es in der kürzesten Zeit möglich sein wird, die Sammlungen wieder dem Publikum zu eröffnen. Den Samm- lungen hat gespendet: Franz Kretz, Redakteur in Ung. Hradisch, eine Suite Münzen. Als Mitglieder der Mährischen Museumsgesell- schaft wurden aufgenommen: Karl Beneš Techniker; Ludwig Jelinek, k. k. Gymnasialprofessor; Wladislaw Matoušek, Hoch- schiiler; Karl Swozilek, Rechnungsrat der máhrischen Hypotheken- bank, sämtliche in Brünn; ferner Josef Krupička, Lehrer in Bohonitz; Johann Nevrtal, ing. agr. in Krokotschin, und Viktor Zedka, Beamter in Wien. 4. Kuratoriumssitzung vom 26. Mai 1913. Nach Erledigung zahlreicher Einläufe und Gutachten wurde der Jahresbericht und der Rechnungsabschluß des Landesmuseums für das Jahr 1912 sowie der Voranschlag für 1914 vorgetragen und genehmigt. Die Vollversammlung der Mährischen Museums- Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XIV. 14 210 gesellschaft wurde auf den 29. Juni festgesetzt. Auf Grund einer am 9. Mai stattgehabten Beratung über die Kretzsche ethno- graphische Sammlung faßte das Kuratorium grundsätzliche Be- schlüsse über die Ordnung und Aufstellung dieser Sammlung. Im Zusammenhange mit dieser Beratung wurde der in der letzten Sitzung an den Landesausschuß erstattete Antrag über eine wissen- schaftliche Aushilfskraft für die volkskundliche Abteilung neuer- dings erörtert und begründet. Zum Zwecke der Gründung eines Phonogrammarchivs der Dialekte wurden einleitende Maßnahmen beschlossen. Kustos Dr. K. Absolon berichtete über seine Balkan- reise und über seine reiche wissenschaftliche Ausbeute, die derselbe teilweise dem Museum zum Geschenke gemacht. Für diese will- kommene Bereicherung der Sammlungen wurde ihm der Dank votiert. Über Antrag des Herrn Regierungsrates Dr. Fr. Kameníček wurde beschlossen, die Reorganisation des Landesmuseums beim Landesausschusse zu urgieren. Zum Schlusse der Sitzung wurden über die Wiedereröffnung der Sammlungen und der Galerie sowie über die Versicherung der Sammlungen gegen Brandschaden und Einbruch Beschlüsse gefaßt. Den Sammlungen spendeten: Primar- arzt Dr. J. Bakeš in Brünn: Vögel; Advokat Dr. A. Fischel in Brünn: eine Radierung; Hofrat Prof. Dr. J. J. Jahn in Brünn: exotische Vögel; Direktor A. Oborny in Znaim und Prof. Dr. Josef Podpěra in Brünn: Herbarpflanzen; Umělecká Beseda in Prag: ein Druckwerk. Als Mitglieder der Mährischen Museumsgesellschaft wurden aufgenommen: Otto Daïilek, Praktikant der Arbeiter-Unfall- versicherungsanstalt; Dr. Stefan Dörfler, k. k. Gymnasialprofessor; Karl Fein, Hochschüler; Klementine Kowanda, Private; Hans Kühn, k. k. Polizeikonzipist; Johann Lakomy, k. k. Polizei- kommissär; Wilhelm Mayer, Landesoffizial; Erwin Pick, Jurist; Franz Snopek, Beamter der Landesversicherung; Josef Urban, Forstmeister i. P.; Emil Zahradnik, Hochschüler, sämtliche in Brünn; ferner Anton Kuchynka, Korrespondent in Prerau. 5. Vollversammlung am 29. Juni 1913. Die Versammlung beschäftigte sich zunächst mit einer Zu- schrift des tschechischen wissenschaftlichen Klubs, in welcher sich der letztere verschiedene Vorwürfe gegen das Kuratorium erlaubt. Diese Vorwürfe werden sowohl von deutscher als auch von tschechischer Seite (durch den Vizepräsidenten Regierungsrat Direktor 211 Kameníček) als durchaus unbegründet zurückgewiesen. Ganz be- sonders mußte der den tschechischen Kuratoren gegenüber erhobene Vorwurf befremden, daß sie die Wahl des Kurators Dr. A. Fischel zum Präsidenten nicht verhindert haben. Dieser Vorwurf beweist einerseits, daß dem tschechischen wissenschaftlichen Klub die Statuten der Mährischen Museumsgesellschaft gänzlich unbekannt sind; anderseits scheint er aber anzudeuten, daß es sich bei derlei Angriffen um eine systematische Hetze handelt, die von einigen Malkontenten in Szene gesetzt wurde, welche es offenbar nicht ver- winden können, daß die überwiegende Mehrheit der Mitglieder der Mährischen Museumsgesellschaft andere Persönlichkeiten in das Kuratorium entsendet hat. Der Tätigkeitsberieht wurde ohne Wech- selrede genehmigt, ebenso der von Herrn Registrator Prokupek er- stattete Reehnungsabschluß für 1912 und der Voranschlag für 1914. Zu dem letzteren wurden auf eine Anfrage des Herrn Dr. Eck- stein seitens des Vorsitzenden die erforderlichen Aufklärungen erteilt. Zu Ersatzmännern der tschechischen Kurie wurden die Herren Prof. Dr. Kramaï und Prof. Krycer gewählt. Schließlich wurde das Kuratorium beauftragt, die Frage der Reorganisation ‘der Museumsverwaltung im Auge zu behalten und dieselbe möglichst bald einem erfolgreichen Ende zuzuführen. 6. Kuratoriumssitzung am 6. Oktober 1913. Der Vorsitzende Fischel begrüßte die Erschienenen und widmete einen warm empfundenen Nachruf den verstorbenen Mit- gliedern der Museumsgesellschaft: Kaiserl. Rat Reichsrats- und Landtagsabgeordneter P. T. Silinger, k. und k. Militärobertierarzt J. Langenbacher, k. k. Sehulrat und Gymnasialprofessor J. Uličný und k. k. Landesgerichtsrat Dr. J. Brügel. Er brachte zur Kenntnis, daß der mährische Landtag die Herren: k. k. Hofrat und Hoch- schulprofessor Dr. J. J. Jahn, k. k. Schulrat und Realschulpro- fessor E. Soffé, Landtagsabceordneten und Advokat Dr. Ignaz Bulin und Hausbesitzer Ed. Laseker als Vertreter des Landes im Kuratorium gewählt hat. Bei dieser Gelegenheit wurde aufrichtig bedauert, daß das Kuratorium sein langjähriges Mitglied, den Herrn k. k. Schulrat und Gymnasialprofessor Fr. J. Rypáček, unter den Neugewählten vermissen muß. Nachdem zahlreiche Einläufe erledigt wurden, besprach das Kuratorium ausführlich den Stand der 14* 212 Museumssammlungen, insbesondere die Münzsammlung, sowie die Bearbeitung und Aufstellung der Sammlungen Kretz, Maska und Červinka. Es wurde weiter über wünschenswerte Neuerwerbungen berichtet, auch wurden entsprechende Beschlüsse gefaßt. Den immer fühlbarer werdenden Platzmangel sucht das Kuratorium durch neue Dislokation der Sammlungen unter Zuziehung der neuerworbenen Räume am Krautmarkte Nr. 9 zu beseitigen. Den Sammlungen spendeten: Matthias Bena, Fachlehrer in Welka, Herbarpflanzen; B:uno Beran, Kunstmaler in Brünn, Ölgemälde; Anna Geisler in Bautsch, einen Stockgriff, Teller und Eßbesteck; Hofrat Dr. J. J. Jahn in Brünn, exotische Vögel; Tschechische Kunstverein in Brünn, ein Plakat; Hofratswitwe Aurelie Müëka in Brünn, Kragen und Münze; Ludwig Sedláček, Heger in Rampersdorf, eine Wild- ente; der Kunstverein in Göding, ein Plakat; Ferdinand Staeger, akad. Maler in München, eine Publikation; Bruno Mauriz Trapp, k. k. Postbeamter in Brünn, eine numismatische Zeitschrift. Als Mitglieder der Mährischen Museumsgesellschaft wurden aufgeommen: Prof. Dr. Oskar Donath, Marie Dosedla, Beamtin, Gustav Havlik, k. k. Oberlandesgerichtrat, Viktor Machälek, Fabriksbeamter, Methud Mikulášek, Beamter der mährischen Landesbuchhaltung, Alfred Reinhalt, stud. jur., Richard SpiSek, Landesingenieur, ferner Franz Harašta, Assistent der k. k. Staatsbahn in Raigern; L. Havlík, Rechtskandidat in Groß-Hostiehradek, und Josef Všetečka, Ober- lehrer in Ketkowitz. 7. Kuratoriumssitzung am 1. Dezember 1913. Der Prásident Herr Dr. A. Fischel gedachte in einem warm empfundenen Nachrufe des Ablebens des Museumskustos Dozenten Dr. V. J. Procházka, sowie der Fórderer der Bestrebungen des Kuratoriums Dr. Edl. v. Koudela und Ihrer Exz. der Gráfin Felix Vetter v. d. Lilie. Nachdem zahlreiche Einläufe erledigt und eine Reihe von Geschenken mit Dank zur Kenntnis genommen worden, entspann sich eine Debatte über die Bearbeitung der im vorigen Jahre durch den Landtag und durch den Staat angekauften ethno- graphischen Sanfmlung Kretz. Auf Grund der vorgelegten Referate wurde das weitere Arbeitsprogramm besehlossen. Sodann gelangten interne Verwaltungsangelegenheiten zur Entscheidung. Dem Landes- ausschusse wurden Gutachten über den Ankauf einer wertvollen paläontologischen Sammlung, über die Verwendung von Lokalitäten 213 im Hause Nr. 9 am Krautmarkte und über die Anschaffung von Kasten erstattet. Den Sammlungen spendeten: Konsistorialrat Prof. E. Domluvil in Wal.-Meseritsch, Photographien; Landesrat Dr. J. Gabriel, Bilderrahmen; k. k. Statthalterei eine Medaille; k, k. Hofrat Hochschulprofessor Dr. J. J. Jahn einen exotischen Vogel; akad. Maler J. V. Krámar in Wien eine Publikation und Dr. A. Fischel ein Bild. S. Kuratoriumssitzung am 22. Dezember 1913. Über diese Sitzung liegt der Redaktion weder ein Protokoll noch ein Zeitungsbericht vor: Ein ausführlicher Berieht kann in- folge der Abwesenheit des auf Urlaub befindlichen Sekretärs erst im nächstjährigen Bande der Museumszeitschrift geliefert werden. Es sei hier jedoch hervorgehoben, daß das Kuratorium beschlossen hat, das eingelaufene Gesuch des „Naturforschenden Vereines“ um Überlassung von Lokalitäten im Dietrichsteinpalais beim Landes- ausschusse zu befürworten, sofern sich der genannte Verein bereit erklärt, einen Anerkennungszins von 300 X jährlich zu bezahlen. Da durch das Ableben des Kustos Prochäzka die geologisch- paläontologische Abteilung eines Beamten entbehrt, wird Kustos Dr. Absolon provisorisch der genannten Abteilung zur Dienstleistung zugewiesen und gleichzeitig Kurator Hochschulprofessor Rzehak ersucht, die wissenschaftliche Leitung dieser Abteilung zu iiber- nehmen. Derselbe erklärt, auf dieses Ehrenamt durchaus keinen Wert zu lesen, dasselbe vielmehr sehr gerne Herrn Hofrat Prof. Dr. Jahn zu überlassen, welcher mit dem verstorbenen Kustos Procházka in steter Fühlung war und wahrscheinlich zur Über- nahme bereit sein dürfte. Obzwar der Vorsitzende mitteilte, daß sich Prof. Dr. Jahn dem Landesausschusse gegenüber tatsächlich bereit erklärt hat, die Leitung der geologisch-paläontologischen Abteilung des Landesmuseums zu übernehmen, wiesen einige Kuratoriums- mitglieder darauf hin, daß es nicht angehe, Jemanden, der erklärt hat, an den Sitzungen des Kuratoriums aus prinzipiellen Gründen nicht teilnehmen zu wollen; zum Leiter einer Abteilung zu machen. Dieser Standpunkt wurde vom Kuratorium akzeptiert und Prof. Rzehak nochmals ersucht, das erwähnte Ehrenamt zu übernehmen. Prof. Rzehak erklärt, sich erst nach Rücksprache mit Herrn Prof. Dr. Jahn definitiv zu entscheiden. ER: mem ZEITSCHRIFT DES MÄHRISCHEN LANDESMUSEUMS HERAUSGEGEBEN VON DER MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT RN VU RN N N N REDAKTION: K. SCHIRMEISEN SCHULRAT E. SOFFE XV. BAND sun MAY 2 7 1958 BRŮNN DRUOK VON RUDOLF M. ROHRER 1916 Zur Beachtung! Da die „Mährische Museumsgesellschaft“ die Rechtsnachfolgerin ist sowohl der ehemaligen „K. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Be- förderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ als auch der späteren „K. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“ und der „Museumssektion der k. K. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“, so sind alle Sendungen von Büchern und Zeitschriften nur an die „Mährische Museumsgesellschaft“ (Landesbibliothek) zu adressieren. Hingegen sind die für die ehemalige „Historisch- statistische Sektion“ der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft be- stimmten Sendungen an den „Deutschen Verein für die Geschichte Mährens und Schlesiens“ zu richten. Für das Kuratorium: Dr. A. Fischel, Vizepräsident. | éd mule tie ed + LÉÎS du S BE ZEITSCHRIFT DES MÄHRISCHEN LANDESMUSEUMS HERAUSGEGEBEN VON DER MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT REDAKTION: K. SCHIRMEISEN SCHULRAT E. SOFFE XV. BAND BRUNN VERLAG DER MÁHRISCHEN MUSEUNSGESELLSCHAFT DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER 1916 anGaz WOKUDE-LFSESÖSEBETTE UNE ze: pre L2OR 5 ZOP ye | Bra: } Inhaltsverzeichnis. Tuppy Johann, Nachträge zum Artikel „Schichtenfolee der Kreide im Osten des Schönhengstzuges“ (Jahre. 1914, Bd. XIV dieser Zeitschrift) Rzehak A., Prof., Beiträge zur Kenntnis der Diluvialtlora Czizek Karl, Beiträge zur rezenten Fauna der mährischen Höhlen (1. Teil) Landrock Karl, Neue mährische Arten der Pilzmückeneattung Docosia NMinn-e Schreiber Peter, Beiträge zur Flora des Zwittauer Gebietes Reutter Hans, Prof. Dr., Ein altertümliches Stadtbild aus Südwest- Mähren Raab Adolf, Zur Geschichte des Königinklosters . Seite 96 110 inter = = Sa . Er yl. 2 im i i je he di + f: vu } sE) F 3 et * | . = k VE = E k 4 | , k rl VES , + k | u ODA MEET er PAPE m ’ +: £ I +? | 18 2A tif . JS + a 4 , i anf EVE TE = E : | j 3 « TE uf; Me Pris HN TER PRIE | = = 8 Nachträge zum Artikel „Schiehtenfolgeder Kreide im Osten desSchönhengstzuges“. (Jahrgang 1914, Bd. XIV dieser Zeitschrift.) Von Johann Tuppy. I: Sehon bei der Abfassung des obigen Artikels war es mir voll- ständig klar, daß künftige Korrekturen in einzelnen Teilen des aufgestellten Idealprofils keineswegs ausgeschlossen sein werden, und ich nahm keinen Anstand, dies in den einleitenden Worten ausdrücklich zuzugestehen. Ich setzte bei dieser Gelegenheit auch auseinander, warum selbst jahrelange Lokalforschungen nieht immer vor falschen Auffassungen einzelner Glieder unseres Kreidesystems schützen können. Ich unterlasse daher an dieser Stelle alle dies- bezüglichen Erörterungen und teile im folgenden eine solche Richtigstellung der seinerzeit gebrachten „Schichtenfolge“ mit, ein- gedenk des alten Erfahrungssatzes: Das Eingeständnis eines Irr- tums ist der kürzeste Weg, weitere Irrtümer zu verhindern. Die „Glaukonitbank“ von Wojes, welche ich in obiger Publi- kation (Seite 129) als Abschluß des „eenomanen Pláners“ (Zone des Actinoeamax plenus) deutete, ist nach meinen letzten Beobach- tungen sieher unter-turon und wahrscheinlich das Trennungsglied zwischen „Dřinower Knollen“ und „Wehlowitzer Pláner“. Sie wäre demnach etwa der „Ostraenschichte“, welche bei Frič diese beiden Horizonte der Weißenberger Schichten scheidet, äquivalent. Wirklich hat Herr Konservator A. Czerny in ihr (bei Seibelsdorf) Ostrea Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, XV. 1 semiplana Sow. gefunden. Der graue, leicht verwitternde Pläner unmittelbar über der Wojeser Glaukonitbank (dem Material der untersten Lage der Dřinower Knollen ganz ähnlich und von mir als solche aufgefaßt) wäre daher noch zum Wehlowitzer Pläner (als tiefste Stufe) zu stellen, während die Sedimente unter der Bank (welche ich bereits für cenoman hielt) erst als Dřinower Knollen angesprochen werden müßten. Die Tatsache, daß dann ein Teil des Wehlowitzer Pläners (über der grauen, leicht verwitternden Schichte) mitunter auch knollenführend wäre, kann wenig befremden, da wir ähnliches auch bei Frič finden (Weißenberger Schichten, Seite 32). In dem Terrain zwischen dem Schönhengstzug und der Linie Charlottendorf— W ojes—Petersdorf (Talmühle, Roter Hübel, Trieben- dorf, Tattenitz, Holzberg usw.) ist die so charakteristische Glaukonit- bank nirgends vorhanden oder wenigstens an keiner Stelle nach- weisbar. Da überdies das zur Verfügung stehende Petrefakten- material in diesem Falle zu einer Altersbestimmung innerhalb der- selben Abteilung unserer Formation, d. h. innerhalb der Weißen- berger Schichten, nicht hinreicht; ist es mir derzeit unmöglich, die naheliegende Frage zu entscheiden, ob die Sedimente, welche ich an den erwähnten Orten als Dřinower Knollen beschrieben habe, tatsächlich solche im obigen Sinne darstellen oder ob dieselben nicht besser dem Wehlowitzer Pläner als unterste Stufen - anzuglie- dern wären. Der petrographische Habitus läßt unter der Voraus- setzung eines knollenführenden Wehlowitzer Pläners beide An- nahmen völlig zwanglos zu. Das beifolgende Schema soll dies ver- anschaulichen. | Ältere Annahme Neue Annahme | | Bläulichgrauer, blaugrauer | y | oder gelbgrauer, kalkiger . Typische Were Pläner, oft glaukonitisch, | Dfinower Knollen (knollenführend) mit Kalkknollen | | | | | | | Blaugraue oder graue, kalk- Tiefere, graue, PK i y reiche Pläner. In Platten plänerige Lage | nn né | brechend und leicht ver- | der Dřinower | (tiefste pe) | witternd | Knollen 5 Im vollständigen System unserer Kreide kommt natürlich das Schiehtenpaar I—II des Schemas (petrographisch betrachtet) zwei- o > mal vor, und zwar getrennt durch die charakteristische Glaukonit- bank (siehe nachstehendes Schema). IT Wehlowitzer Pläner (knollenführend) | ] | I Grauer Wehlowitzer Pläner | (tiefste Lage) Glaukonitbank A) Typische Dřinower Knollen Di Tiefere, graue, plänerige Lage der | Dřinower Knollen Als Fortsetzung nach oben haben dann die Seite 133 bis 134 beschriebenen übrigen drei Stufen des Wehlowitzer Pläners zu gelten, während sich unten das Cenoman anzuschließen hätte. Vortreffliche Gelegenheit zum Studium der mehrfach er- wähnten Glaukonitbank sowie ihres Liegenden und Hangenden bietet ein großer Steinbruch bei Königsfeld in Ostböhmen (südlich des Kreuzes zwischen Königsfeld und Königsberg, ziemlich nahe der mährischen Grenze). Hier tritt nämlich die Glaukonitbank in ansehnlicher Länge zutage, während über ihr derselbe graue, leicht verwitternde Pläner und unter ihr typische Dřinower Knollen in mächtiger vertikaler Entwieklung anstehen. Mehrere Funde von Inoceramus Brongniarti Sow., Micraster cor testudinarium Goldf. und Cyprina quadrata d’Orb. in den Sedimenten unter der Bank schließen wohl jeden Gedanken an cenomane Ablagerungen end- gültig aus. Trotz dieser notwendig gewordenen Korrektur kann ich jedoch das Vorhandensein des cenomanen Pläners (der Zone des Actino- camax plenus) bei Wojes und Alt-Moletein nicht widerrufen; denn das in der zitierten Abhandlung verzeichnete Vorkommnis von Pecten asper Lam. (in Pläner) weist entschieden auf die Existenz dieses Horizontes hin; nur möchte ich seine vertikale Mächtigkeit 1* einschränken und den Abschluß nach oben durch eine Glaukonit- bank im Sinne Petrascheks einstweilen in Frage stellen. Zu vorstehender Berichtigung veranlaßte mich hauptsächlich das Studium des vorerwähnten Aufschlusses von Königsfeld und die Erkenntnis, daß die Annahme einer sekundären Brucherschei- nung hinter der Gemeinde Wojes (Seite 130 der eingangs zitierten Arbeit) unstatthaft ist"). n Unsere Kreide besitzt neben der eigentlichen Lima elongata Sow. noch zwei Bivalven vom selben Typus und gleicher Größe. Sie stimmen mit ersterer im Schalenumriß überein und unter- scheiden sich von ihr sowie untereinander hauptsächlich durch Ab- weichungen in der Berippung. Ich habe beide in meiner Arbeit „Über einige Reste der Iserschiehten im Osten des Schönhengst- zuges“ unter der Bezeichnung Lima aff. Dupiniana d’Orb. und Lima sp. erwähnt?). Was das letztgenannte Fossil betrifft, so wurde später in dem Artikel „Schichtenfolge der Kreide im Osten des Schôünhengstzuges“*) erklärt, daß es mit L. costicillata Petr. und L. ef. costieillata Petr. identisch ist“). Ich hätte nun diesbezüglich noch nachzutragen, daß die eben genannte Identität nur zwischen Lima sp. und L. costieillata Petr. besteht; denn L. cf. costieillata Petr. ist nach meinen letzten Erfahrungen kaum etwas anderes als die Form, welche ich unter dem Terminus L. aff. Dupiniana d’Orb. angeführt habe. Eine Auseinanderhaltung der Arten L. elongata Sow., L. costi- cillata Petr. (= Lima sp.) und L. cf. costicillata Petr. (= L. af. Dupiniana d’Orb.) gelingt wegen des oft schlechten Erhaltungs- zustandes der Objekte nicht immer ganz gut; zumal auch vielfach vorkommende Übergänge eine sichere Bestimmung ohnehin bedeu- tend erschweren. Der beifolgende Schlüssel, welcher in den meisten 1) Die Sedimente unter der Glaukonitbank sind dann (nach dem Fallen- lassen der Annahme einer Verwerfung) durch das bereits angegebene Auftreten des Inoceramus labiatus Schlot. als Unter-Turon sicher qualifiziert. 2) Band X, Heft 1 dieser Zeitschrift. Seite 70—71. 3) Band XIV dieser Zeitschrift, Seite 139. *) Beide abgebildet und beschrieben in W. Petraschek: Die Zone des Actinocamax plenus in der Kreide des östlichen Böhmens (Paläontologischer Anhang). Jahrbuch der k. k. Geologischen Reichsanstalt, Bd. 55, Heft 3 und 4 Wien 1905. Fällen eine rasche Trennung ermöglicht, dürfte daher dem Leser der früheren Veröffentliehungen einigermaßen von Nutzen werden. 4. Rippen nicht costicilliert. Längliehe bis breite Formen . . . . . Lima elongata Sow. B. Rippen costicilliert. 1. Mittelrippen im Bogen gegen den Sehalenrand verlaufend. Nur lángliche Koran ns a costicillata Petr. 2. Alle Rippen gerade oder fast gerade gegen den Schalenrand verlaufend. Sehalen etwas flacher gewölbt als bei der vorigen. Längliche bis breite Bose EN N EL ČL. Costicillata. Petr. III. Das in mancher Beziehung merkwürdige Fossil, welches ich im Artikel „Über einige Reste der Iserschichten im Osten des Schünhengstzuges“ (Seite 60) unter „Dentalium?“ anführe, ist ohne Zweifel das Gehäuse einer Tubicola und stammt jedenfalls von einer Serpula her. Die einseitig schwach verengten Röhren kommen in Fragmenten von 2 bis 5 cm Länge und 7 bis 13 mm äußeren Durchmesser vor, und zwar ausnahmslos als einzelne Individuen, also niemals zu Gruppen oder Gesellschaften vereinigt. Die unge- fähr 1 bis 2 mm dieken, oberflächlieh rauhen, meist etwas höcke- rigen Schalen von weißlicher, bräunlicher oder grauer Farbe zeigen durchweg kreisförmigen Querschnitt, der nur hie und da gering- fügige Unregelmäßigkeiten aufweist. Gewöhnlich werden bloß beiderseits offene Stücke gefunden, seltener solche mit geschlossenem Hinterende!). Letztere lassen deutlich erkennen, daß die Röhre mit einer stumpfen Spitze abschließt, im allgemeinen gerade verläuft und nur kurz vor der Spitze leicht umbiegt (Fig. 1). Das Fossil liegt stets in Pläner eingebettet und auch der Innenraum wird in der Regel von Gesteinsmasse ausgefüllt. Oft umgibt das Objekt eine mürbere, zerbröckelnde Partie des sonst festeren Sediments, so daß es dann mehr oder weniger gut freigelegt werden kann. !) Bei Abfassung der am Beginne dieses Abschnittes zitierten Arbeit lagen mir derartige Exemplare überhaupt nicht vor, was die seinerzeitige Be- schreibung als „Dentalium ?“ erklärlich macht. 6 Das im Turon von Mähr.-Trübau ziemlich häufig vorkommende Gebilde ist meines Wissens noch nirgends beschrieben worden und es dürfte sich daher empfehlen, hiefür einen eigenen Namen ein- zuführen. Ich möchte zu diesem Zwecke vorschlagen, dasselbe Serpula eremita zu benennen. Serpula eremita nov. sp. Längsschnitt in natürlicher Größe. Nach Stücken der Sammlung Czerny in Mähr.-Trübau, BE Beitrag zur Kenntnis der Diluvialflora. Von.Prof. A. Rzehak in Brünn. Die Pflanzenwelt der Diluvialzeit stimmt bekanntlich mit der jetzigen wesentlich überein. Die seither ganz ausgestorbenen Formen sind bisher nur in einer verschwindend geringen Anzahl bekannt geworden und selbst die Arten, die zwar nicht ausgestorben sind, aber an den Fundstätten der betreffenden Diluvialflora heute nicht mehr vorkommen, treten stark zurück. In Mitteleuropa gehören zu den wichtigsten Fundstätten diluvialer Pflanzenreste zunächst ge- wisse Torfmoore, die nach C. A. Weber („Versuch eines Überblickes über die Vegetation der Diluvialzeit in den mittleren Regionen Europas“; Naturwiss. Wochenschrift, 1899) teils der Präglazialzeit (Moor von Aue im Erzgebirge), teils den verschiedenen Glazial- beziehungsweise Interglazialzeiten angehören. Von sonstigen Fund- stätten sind gewisse Glazialtone (z. B. jener von Deuben in Sachsen und von Klinge bei Kottbus) und Glazialsande (z. B. der Sand von Honerdingen bei Walsrode), die berühmte interglaziale Breceie von Hötting bei Innsbruck, gewisse Torflager (Klinge, Lauenburg an der unteren Elbe, Fahrenkrug in Holstein usw.), Kalktuffe (Taubach, Tonna, Kannstadt, Mühlhausen und Tennstedt in Thüringen), Süß- wasserkalke (Belzig in Brandenburg), die schweizerischen „Schiefer- kohlen“ (Utznach, Dürnten, Mörschweil), einzelne diluviale Mergel- lager (Honerdingen) und Diatomeenpelite (z. B. Ober-Ohe in der Lüneburger Heide) hervorzuheben. Der weitverbreitete und an vielen Stellen in beträchtlicher Mächtigkeit auftretende Löß fehlt in der vorstehenden Aufzählung, was zunächst wohl deshalb auffallend erscheint, weil zu den be- zeichnendsten Merkmalen der typischen (äolischen) Lößablagerungen das reichliche Vorkommen der zarten Kalkröhrehen gehört, diese jedoch nichts anderes sind wie dünne „Osteokollen“, d. h. Kalk- konkretionen, die sich um feine Pflanzenwurzeln herum abgelagert haben. Diese Kalkröhrehen deuten ebenso unzweideutig auf eine üppige Vegetation hin, wie die im Löß besonders zahlreich vor- kommenden Knochen pflanzenfressender Säugetiere. Wenn trotzdem bestimmbare Pflanzenreste im Löß zu den größten Seltenheiten ge- hören, so erklärt sich dies ganz ungezwungen aus der Porosität und der durch sie bedingten Wasserdurchlässigkeit dieses Gesteins, welche ja auch die Erhaltung der Tierknochen ungünstig beein- flussen. Bei der außerordentlichen Seltenheit bestimmbarer Pflanzen- reste im Löß war es für mich eine große Überraschung, als mir eines Tages durch einen intelligenten Ziegeleiarbeiter, den ich zur Aufsammlung der im Brünner Löß vorkommenden Fossilien, insbe- sondere der bisher wenig bekannten Mikrofauna, abgerichtet hatte, mehrere große Lößklumpen überbracht wurden, die zahlreiche kleine, spitzeiförmige Körperchen enthielten, die bei näherer Be- sichtigung leicht als Pflanzensamen zu erkennen waren. Es war auch unschwer festzustellen, daß es sich um die schon durch ihren bedeutenden Kalkgehalt (fast 48%, nach einer älteren Angabe) und wohl auch durch den Gehalt an Kieselerde sehr widerstands- fähigen Samen der Boragineengattung Lithospermum handelt. Die Samen der ebenfalls zu den Boragineen gehörigen Wachsblume (Cerinthe) sind zwar ebenfalls sehr ähnlich, zeigen aber doch weniger Übereinstimmung mit unserer fossilen Form als die Samen von Lithospermum. Die aus dem Löß der Blochschen Ziegelei (am Südostfube des Roten Berges) in Brünn stammenden Samen sind an der Ober- fläche glatt, spitzeiförmig und mit einer sehr deutlich markierten, von der Spitze gegen den Nabel zu verlaufenden Kante (Raphe) versehen. Beiderseits dieser Kante sind häufig — wie auch bei rezenten Lithospermumsamen — kleine Grübchen oder läng- liche Furchen sichtbar (vgl. Fig. 1, c). Der Nabel bietet nichts Be- merkenswertes; in der Regel läßt er noch die Eintrittsstellen der Gefäßbündel deutlich erkennen. Einige abweichend gestaltete Exemplare (vgl. Fig. 1, d) sind leicht als eine durch Verwachsung zweier Teilfrüchte entstandene Mißbildung zu erkennen; sie fallen durch ihre bedeutendere Breite sowie auch dadurch auf, daß sich an Stelle der Kante eine Furche vorfindet. Die Samen sind alle 9 hohl und innen mit einem äußerst zarten, hellbräunlichen Häutchen ausgekleidet. Das letztere bleibt bei der Auflösung der Samen in verdünnter Salzsäure in Form von winzigen Flöckchen übrig, welche zwar keine Pflanzenstruktur erkennen lassen, aber noch ganz deutlich die bekannte Zellulosereaktion geben. Von den mitteleuropäischen Lithospermumarten kommen beim Vergleiche mit der fossilen Form nur jene in Betracht, deren Samen eine glatte Oberfläche besitzen, nämlich: Lithospermum officinale L. und Z. purpureo-coeruleum L. Unsere fossile Form stimmt mit keiner dieser beiden vollständig überein. Von L. officinale unter- scheidet sie sich zunächst recht auffallend durch die Größe, wie dies schon ein Blick auf die Abbildung (Fig. 1, a und e) erkennen läßt. Für die Samen des rezenten Z. officinale L. wird von Beck v. Managetta (Flora von Niederösterreich, S. 972) eine Länge von 3—4 mm angegeben; die mir vorliegenden Samen gehen in ihrer Länge nur ausnahmsweise über 3 mm hinaus und nur ein einziges Exemplar (unter 108) erreicht 4 mm Länge, während ziemlich viele weniger als 3 mm Länge besitzen. Bei den fossilen Samen beträgt die durehschnittliche Länge 45 mm; viele Exemplare gehen sogar über diese Länge etwas hinaus und nur ganz, vereinzelte sinken auf 3 mm Länge hinab. | Die Bedeutung dieser Größendifferenz ließe sich allerdings abschwächen durch den Hinweis auf die bekannte Tatsache, daß die diluvialen Formen vieler rezenter Säugetiere ebenfalls merklich größer sind als die letzteren und daß etwas Ähnliches auch bei der diluvialen Flora möglich sei. Nachgewiesen ist jedoch eine der- artige Analogie meines Wissens bisher nicht, obwohl man von ge- wissen Fundstätten (z. B. aus dem diluvialen Torflager von Klinge bei Kottbus) verschiedene Früchte kennt; von Nymphaea alba wurde sogar eine „forma microsperma“ aus der ersten Zwischen- eiszeit entdeekt, so daß man die bedeutendere Größe keineswegs als ein allgemeines Merkmal der diluvialen Samen hinstellen kann. Außer der Größendifferenz zeigen unsere fossilen Samen auch noch weitere, wenn auch geringfügige Abweichungen von den Samen des rezenten Lithospermum officinale. Sie sind nämlich, wie die Figuren 15 und 1c erkennen lassen, merklich schärfer zuge- spitzt und besitzen auch eine viel deutlicher ausgeprägte Kante. Die Samen von Lithospermum purpureo-coeruleum L. nähern sich durch ihre Größe der fossilen Form mehr als jene von L. of- 10 Fig. 1. a — Ein Stück Löß mit Lithospermum-Samen, natürliche Größe. — 4 — Eine Teilfrucht von L. officinale L. var. diluviana, von seitwärts gesehen, vergrößert. — © — Dieselbe von der Raphe aus gesehen, vergrößert. — d = Zwei zusammengewachsene Teilfriichte von L. officinale var. diluviana, vergrößert. — e = Teilfrüchte des rezenten L. of- ficinale, natürliche Größe. — f = Eine einzelne Teilfrucht desselben, von seitwärts gesehen, vergrößert. — g — Teil- frucht von Lithospermum purpureo-coeruleum L., von seitwärts gesehen, vergrößert. — } — Dieselbe von der Raphe aus gesehen, vergrößert. 11 ficinale. Die mir — allerdings nur in geringer Menge — vorliegen- den Exemplare erreichen freilich nicht die Länge (4—5 mm), die ich in Beck v. Managettas oben zitiertem Werke (S. 972) ange- geben finde; sie sind kaum 4 mm lang, bleiben also immer noch hinter unserer fossilen Form etwas zurück. Auch sonst weichen sie von der letzteren ziemlich stark ab, indem sie noch viel stumpfer sind als die Samen von L. officinale und auch die Raphe kaum ange- deutet erscheint (vgl. Fig. 1y und %). Die Kante ist an der Spitze so gut wie gar nicht vorhanden, in der Nähe des Nabels hingegen ziemlich deutlich; bei L. officinale ist es gerade umgekehrt, wie ein Vergleich der Figuren 1 c und 1 4 zeigt. L. purpureo-coeruleum gilt als ein Vertreter der pontischen Flora und liebt buschiges Hügelland, wel- ches zur Lößzeit bei uns ohne Zweifel vorhanden war. Die Tat- sache, daß aus den milderen Perioden der Diluvialzeit mehrere pontische Pflanzenarten — ich erinnere nur an das in der Höttinger Breceie recht häufig vorkommende Rhododendron ponticum — be- kannt sind, würde das Auftreten der genannten Steinsamenart in unserem Diluvium um so begreiflicher erscheinen lassen, als ich im Löß vom Ostabhang des Roten Berges auch eine Landschnecke (Buliminus assimilis Ziegler) nachgewiesen habe (vgl. Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanstalt 1909, Nr. 16), welche heute auf das pontische Gebiet (Krim) beschränkt ist. Auch die im norddeutschen Diluvium ziemlich verbreitete, lange Zeit als ausgestorben betrach- tete Paludina diluviana soll ja im Gebiete des Schwarzen Meeres noch lebend vorkommen. Die Abweichungen in der Form machen es aber doch recht unwahrscheinlich, daß die fossilen Samen aus dem Brünner Löß mit Z. purpureo-coeruleum vereinigt werden können; ich schließe sie deshalb an L. officinale an und betrachte sie mit Rücksicht auf die oben näher beschriebenen Unterschiede als eine neue, diluviale Varietät desselben (L. officinale var. dilu- viana nov.) Die Gattung Lithospermum war aus dem Diluvium bisher nicht bekannt. So wie sich die diluvialen Vorläufer gewisser Säugetiere (Arctomys, Lepus, Bos) nur sehr schwer oder gar nicht in die jetzt lebenden „Arten“ (Arctomys bobac und A. marmolta, Lepus variabilis und timidus, Bos primigenius und priscus) zerlegen lassen, könnte man vielleicht auch unser diluviales Lithospermum als eine Stammform der beiden jetzt lebenden, glattsamigen Arten (L. officinale und L. purpureo-coeruleum) auffassen. Es sei zum Schlusse noch bemerkt, daß die Samen im Lób so angehäuft sind, wie sie nur die bewegte Luft zusammenwehen kann; es kann sonach dieses Vorkommen geradezu als ein Beweis für die äolische Entstehung der betreffenden Lößablagerung hin- gestellt werden. Die auf der Abbildung sichtbaren Bruchstücke sind erst nachträglich, beim Zerkleinern der Lößmasse, entstanden. Die große Menge der angehäuften Samen läßt darauf schließen, daß unter den krautartigen Pflanzen der diluvialen Lößlandschaft die Gattung Lithospermum eine wichtige Rolle gespielt hat. Beiträge zur rezenten Fauna der mährischen Höhlen. (1. Teil.) Von Karl Czizek, Brünn. (Mit 13 Abbildungen im Text.) Im Jahre 1907 veröffentlichte M. Bezzi ein Verzeichnis von Dipteren!), die Dr. Karl Absolon, Kustos der zoologischen Sammlungen des Mährischen Landesmuseums, in den Höhlen des Mährischen Karstes- gesammelt hatte. Das Verzeichnis führt 25 Arten an, neben solehen Zweiflüglern, welche „mit einer ge- wissen Gesetzmäßigkeit“ in Höhlen angetroffen werden, auch Pachyrhina cornicina, Leptis tringaria, Tabanus sudeticus, Lianculus virens und Calliphora erythrocephala, also Fliegen, deren Vorkommen in Höhlen als ein reiner Zufall zu betrachten ist und die nicht einmal in jene Gruppe von Dipteren eingereiht werden können, welche sich, wie etwa die Culiciden, nur vorübergehend in Grotten aufzuhalten pflegen. Gerade diese letzteren Funde erregten aber mein Interesse und erweckten den Wunsch, die Dipterenfauna der mährisehen Höhlen gründlicher kennen zu lernen, als mir dies auf den bisherigen gelegentlichen Besuchen kleinerer, allgemein zugänglicher Höhlen möglich gewesen war. | Dem liebenswürdigen Entgegenkommen der Leitung der Gruppe für Höhlenforschung im Vereine deutscher Touristen in Brünn, in deren Verwaltung die Höhlen des mittleren und südlichen Teiles des Mährischen Karstes stehen, habe ich es zu danken, daß ich in den Jahren 1914, 1915 1) Bezzi M.: Ulteriori Notizie sulla Ditterofauna delle Caverne. Att/ della Società Italiana di Seienxe Naturali, Vol. XLVI, 1907. 14 und 1916 die Stierfelshöhle (Byčiskala), die Wypustek- höhle, die Marienhöhle und die Ochoser Höhle nebst einer Reihe kleinerer Höhlen wiederholt besuchen konnte. In den genannten größeren Höhlen habe ich, unterstützt von meinem Bruder Wilhelm Czizek, viele Stunden lang gesammelt und die Gangstrecken und Hallen der Grotten genau untersucht. Für den Besuch der Höhlen wurde ein bestimmter Plan entworfen, da man ein richtiges Bild speziell der Dipterenfauna nur dann erhalten kann, wenn man die Höhlen in den verschiedenen Jahreszeiten kennen lernt. Dieser Plan konnte im großen ganzen auch eingehalten werden; nur in der Stierfelshöhle war im Frühjahre 1915 und 1916 an der tiefsten Stelle hinter dem Heidenschlot soviel Grundwasser angesam- melt, daß ein weiteres Vordringen unmöglich war, so daß ich diese Höhle in den Monaten Februar bis Mai nicht besuchen konnte. Um die Stellen, an welchen die in dem späteren Verzeichnisse aufgezählten Dipteren gefunden wurden, möglichst genau bezeichnen zu können, hielt ich es für notwendig, dieser Arbeit einfache Pläne der besuchten größeren Höhlen beizuschließen und dieselben, soweit es die nachstehenden Ausführungen nötig erscheinen ließen, kurz zu beschreiben. Eine kurze Beschreibung der durchforschten Höhle (wie sie H. Schmitz seiner Abhandlung über Höhleninsekten!) vorausgeschickt hat) sollte in keiner Arbeit über Höhlendipteren fehlen; denn wenn man weiß, daß die Mazocha ein weit offener Abgrund, die „Kulna“ ein Tunnel mit hohen Eingängen ist, dann wird man sich in ersterer den gelegentlichen Fund einer Calliphora und eines Tabanus, in letzterer den einer Leptis erklären können. Wie außerordentlich wichtig es ist, die Lokalität zu kennen, an welcher eine Fliege gefangen wurde, beweisen die Funde aus der Ochoser Höhle. Es ist dies die einzige Höhle, in der Chiro- nomiden (Zuckmücken), und zwar gleich in 4 Arten, angetroffen wurden. Nun ist aber die Ochoser Höhle eine Wasserhöhle, die in ihrer ganzen Ausdehnung vom Hostienitzer Bache durch- flossen wird, der auf der Hochfläche oberhalb der Höhle in einem Wasserschlinger in dieselbe eintritt. Es ist daher die Annahme, daß die vorgefundenen Imagines sich erst in der Höhle aus Larven oder Nymphen, welehe durch den Bach in die Höhle hineingetragen wurden, entwickelten, mehr als wahrscheinlich. Auf dieselbe Weise 1) H. Schmitz: Die Insektenfauna der Höhlen von Maastricht und Umgebung. Tijdschr. voor Entomol., 52. Bd., 1909, 62—95. 15 mag auch eine hier gar nicht seltene Gehäuseschnecke (Bythinella sp.) in die Höhle geraten sein und jedenfalls hängt auch das massenhafte Vorkommen von Perliden und Ephemeriden selbst in den tiefsten Räumen damit zusammen, daß die Ochoser Höhle durch einen Bach mit der Oberwelt in Verbindung steht. Meine Untersuchungen erstreckten sich aber nicht nur auf die Höhle selbst, sondern auch auf die nächste Umgebung der Höhleneingänge, ohne daß ich die hier gefundenen Zweiflügler in das nachstehende Verzeichnis aufgenommen habe. Diese Untersuchungen scheinen mir aber von großer Wichtig- keit für die Beantwortung der Frage nach dem Ursprunge der Dipterenfauna unserer Höhlen; denn die Fliegen — auch jene, welche heute ihre ganze Verwandlung in den Höhlen durch- machen — müssen einst durch die Höhlenzugänge, durch Spalten und Kamine in die Grotten gelangt sein. Die bisherigen Beobachtungen haben nun ergeben, daß keine der für unsere Höhlen typischen Fliegen außerhalb derselben im Um- kreise der Höhleneingänge, ja nicht einmal unmittelbar vor dem Höhleneingange anzutreffen ist!). 1) Ein falsches Bild entwirft der sonst so genaue Wankel*), wenn er an einer Stelle sagt: „... auch lockt zur Sommerzeit die Dunkelheit und der feuchte Moder zahlreiche Insekten herbei; ganze Heere von teils hier erzeugten, teils verirrten Dipteren durchschwirren die Luft.“ Tatsächlich zeigt sich dieses Bild in keiner unserer Höhlen. Vor manchen Höhleneingängen (Byčiskala) schwirren zwar an schönen Sommertagen viele Homalomyia sp. umher, aber nie verirrt sich eines dieser Tiere in die Höhle selbst und sobald man die Dämmerung der Höhlenstrecke betritt, verstummt auch jeder Lärm und jedes Geräusch. Die Fliegen aber, welche in den Höhlen leben, durch- schwirren nie die Luft wie viele ihrer oberirdischen Verwandten, sie sitzen vielmehr ruhig und fast unbeweglich an den Wänden oder kriechen langsam umher, ohne durch ihr Summen die tiefe Ruhe und Stille zu stören. Derselbe Fehler hat sich übrigens auch in eine Abhandlung eingeschli- chen, die in der Zeitschr. des Vereines deutscher Touristen in Brünn, VII, 1909, Nr. 3/4 und 5/6, erschienen ist und wo es heißt: „Im Sommer durchschwirren zahlreiche Dipteren die vorderen Höhlengänge und Hallen.“ (G. F. und H. L.: Zur allgemeinen Einführung in die Höhlenfauna des mährischen Karstes.) Der Irrtum ist verzeihlich, da die Verfasser der sonst verdienstvollen Arbeit weniger eigene Beobachtungen und Erfahrungen wiedergeben, als eine übersichtliche Darstellung der faunistischen Arbeiten Wankels und Dr. Absolons brin- gen wollten. So ist das falsche Bild Wankels auch in ihren Bericht geraten. *) Wankel H.: Beiträge zur österr. Grottenfauna. Sitxungsber. der kais. Akademie der Wissensch., Wien 1861. 16 Auch die Ansicht, daß viele Dipteren die Höhlen nur als Schutz gegen die Unbilden der Witterung aufsuchen, wurde auf ihre Richtigkeit geprüft. Wenn nach heiteren Tagen plötzlich Regenwetter eingetreten war, habe ich die Gangstrecken in der Nähe des Einganges immer besonders genau untersucht, sie aber (einen einzigen Fall ausgenommen) nie mit anderen als den für unsere Höhlen typischen Dipteren besetzt gefunden. Die Untersuchungen zur Lösung der Frage, welche Dipteren in der Nähe unserer Höhlen oberirdiseh leben, müßten allerdings noch genauer und intensiver als bisher betrieben werden, da ange- nommen werden kann, daß fast alle in unseren Höhlen lebenden Dipteren auf der Oberfläche eine hypogäe Lebensweise führen und das Auffinden ihrer verborgenen Schlupfwinkel große Sorgfalt erfordern dürfte. Untersuchungen dieser Art scheinen mir aber sehr wertvoll zu sein, denn sie könnten darüber Aufschluß geben, ob die in Höhlen häufigen Arten außerhalb der Hohlräume wirklich so selten sind, wie bisher angenommen wurde, und ob es nicht leichter ist, diese Dipteren in den Höhlen aufzufinden als in ihren sehwer zugänglichen und schwer auffindbaren Verstecken auf der Oberfläche. So ist die seltene Scolocentra villosa wiederholt in Höhlen angetroffen worden, aber auch in Dachsbauen!), also an Orten, die ein Dipterologe zu untersuchen selten Gelegenheit hat. Ich verweise ferner auf die Arbeit Heselhaus’ „Über Arthropoden in Maulwurfsnestern?) — die dipterologische Ausbeute ist von H. Schmitz 8. J. bearbeitet — die uns zeigt, daß auch in Maulwurfs- nestern Vertreter jener Dipterenfamilien leben, die in Höhlen gefunden worden sind. Die untersuchten Höhlen liegen im mittleren und südlichen Teile des Mährischen Karstes. Die in den folgenden Be- schreibungen angegebenen Zahlen und die beigefügten Planskizzen sind den nachstehenden Abhandlungen entnommen: Wankel H.: Bilder aus der Mährischen Schweiz. Wien 1882. Makowsky A. und Rzehak A.: Führer in das Höhlengebiet von Brünn. 1903. Bock H.: Die Höhlen der südlichen mährischen Schweiz. Matteil. des Vereines deutscher Touristen in Brünn, 1905—1907. 1) Siebeck A.: Seltene Dipteren vom Manhartsberg. Wien. Entomol. Zeit., VII, 1888, 217. 2) Heselhaus: Über Arthropoden in Maulwurfsnestern. Tidschr. voor Entomol., 56. Bd., 1913, 211 ff. 17 a) Die Stierfelshöhle (Byčiskala) im Josefstale bei Brünn (Fig. 1). Der durch Sprengungen hergestellte künstliche Zu- gang ist durch eine eiserne Tür vollkommen abgesperrt, der untere Grundriß der Stierfelshöhle. (Nach Land.-Kult.-Ing. H. Bock.) o 5 ursprüngliche Eingang ist vermauert. Die imposante Vorhalle (A) wird durch ein hoch in der Felswand gelegenes Fenster erhellt. Ein stellenweise nur 2 m hoher Gang führt in den sogenannten Zeitschrift des máhr. I.andesmuseums. XV. 2 18 Heidenschlot (PD, der durch einen dritten, heute ebenfalls ver- mauerten Zugang mit der Außenwelt in Verbindung steht und zu einem oberen, weit verzweigten Kluft- und Gangsystem (der Bruna- grotte) führt. Vom Heidenschlot biegt die Gangstrecke nach Osten und führt an einigen kurzen Nebenstrecken vorbei in den „Hohen Dom“ mit dem Riesenschlot (C). Über Stufen gelangt man an das Ende der Höhle, die hier durch einen stellenweise 6 m tiefen Siphon (D) abgeschlossen wird. Durch Sprengungen, welche die Gruppe für Höhlenforschung durchführte, wurde der Zugang zu großen Wasser- kammern erschlossen. Außer diesem Siphon führt eine Mulde an der nördlichen Höhlenwand (Æ) in der Nähe des Riesenschlotes beständig klares Wasser, das sich bei stärkerem Zuflusse der Sickerwässer auch an den niedrigen Stellen des Höhlenbodens an- sammelt und Tümpel bildet. Die Länge der Höhle vom Eingange bis zum Schenksiphon beträgt 350 m. b) Die Evahöhle, eine kleine Höhle im südlichen Abhang des Josefstales, ist nach Makowsky und Rzehak ein „infolge der fortgeschrittenen Talbildung zutage getretenes Stück eines ehe- maligen größeren Hohlraumes“. Sie bildet einen 23 m langen, durch zwei Öffnungen erhellten Tunnel. Ein Stollen führt in die 10 m lange und ebenso breite untere Höhle. Von dieser Höhle führt ein 16 m langer Verbindungsgang an drei zum Tunnel führenden Öffnungen vorbei in einen vom Tageslicht erhellten größeren Höhlen- raum, der sich gegen das Tal in einem hohen gotischen Portal öffnet. c) Der Rittersaal (Heidentempel) liegt 24 »» über der Talsohle des Josefstales und bildet einen lichten, 22 m langen, 6 m breiten und 9—10 »» hohen Tunnel mit kleineren Nebenkam- mern und kurzen Seitenstrecken. d) Die Auslaßhöhle (Wypustek) im Kiriteinertale (Fig. 2) besteht aus drei Stockwerken. Die obere Etage, zu der auch ein besonderer, niedriger Eingang führt, steht mit der mittleren durch Schlote und Klüfte in Verbindung. Diese letztere Etage, die durch tiefe Abgründe mit einem dritten unteren Stockwerke in Verbindung steht, birgt die ausgedehntesten Räume. Sie zerfällt im Grundrisse in einen nördlichen und südlichen Teil. Ersterer besteht aus einem wahren Labyrinth von Gängen und mehreren großen Hallen und endet blind mit dem sogenannten Hochstetterstollen (A). Von der letzten Halle, der Kaiserhalle (B), biegt der Hauptgang 19 nach Südost und erweitert sich zu zwei imposanten Räumen (Bärenhalle C und Löwenhalle D), um sich dann in zwei niedrige Höhlengänge zu verzweigen, die durch eine durchsprengte Stelle miteinander verbunden sind. Die Länge aller Gänge beträgt nach 1.Abgrundy Fig. 2. Grundriß der Wypustekhöhle. (Nach Ing. H. Bock.) Wankel 1200 m, wobei die unteren Abgründe nieht mitge- rechnet sind. e) Die Marienhöhle im Kiriteiner Tale wurde erst im Jahre 1901 entdeckt. Sie ist eine kleine, ungefähr 60 m lange, mit Tropf- 9* 20 steinen und Sintergebilden reich geschmückte Höhle, aus der mehrere Abgründe in untere Etagen führen. 7). 2D sSiiminonmereiöihle Aa 2 (Bärenhöhle) ist eine kleine Höhle von der ungefähren Ausdehnung der Marienhöhle, mit + ———— ===: 4 10 20 30 yo 50 69 70 so 25 Fig. 3. Grundriß der Ochoser Höhle. (Nach Makowsky und Rzehak.) offenem, sehr niedrigem Ein- gang; sie besteht aus einer niederen, stellenweise kapellen- artig erweiterten Gangstrecke mit wenigen kurzen Neben- kammern. g) Die Ochoser Höhle im Rziezkatale (Fig. 3). Der Eingang ist durch ein Eisen- gitter abgesperrt. Ein stellen- weise sehr enger und kaum 2 m hoher, gewundener Gang führt in eine bis 20 m breite, hohe Halle, die mit schönen Tropfsteingebilden geschmückt ist. Die Höhle teilt sich schließ- lich in zwei Gänge, von denen der eine bei dem schönsten Tropfsteingebilde (der Kanzel) blind abschließt, während der andere als niedriger Gang in südöstlicher Richtung abzweigt und in eine zweite große, mit Tropfsteinen überreich ausge- staitete Halle führt. Die ganze Höhlenstrecke mißt nach Ma- kowsky und Rzehak 500 m und wird von dem Hostienitzer Bache, der auf dem Plateau oberhalb der Höhle in einem Wasserschlinger verschwindet, durchflossen. h) Die Mokrauer Höhle (Backofen) ist eine hoch über der Talsohle des Rziezkabaches gelegene Höhle mit imposantem, 16 m breitem und 4 »» hohem Eingang, der zu einer 60 m langen, 21 sich allmählieh vereugenden Halle führt, deren Ende von einem vertikalen, derzeit verstopften Schlote gebildet wird. i) Die Wolfsgrotte (Fledermausgrotte) liegt in der Nähe der Ochoser Höhle, aber in der gegenüberliegenden Tallehne. Sie bildet eine kleine Halle mit niedrigem Eingange, deren Boden riesige Felstrümmer bedecken. In bezug auf den Reichtum an Arten weichen die in den vorstehenden Zeilen kurz beschriebenen Höhlen sehr voneinander ab. Im allgemeinen sind kleine Höhlen (Evahöhle, Mokrauer Höhle, Wolfsgrotte) verhältnismäßig arm an Arten und man findet sie meist auch nur im Winter mit Dipteren reich besetzt, vornehmlich mit Culiciden und Mycetophiliden, die halb erstarrt in den Nischen der Gangstrecken sitzen; mit Beginn der wärmeren Jahreszeit ver- schwinden sie aus den llöhlen und werden erst anfangs September wieder angetroffen. Die in den größeren Höhlen so häufigen Ble- pharoptera- und Eccoptomera-Arten sind in den kleinen Grotten selten. Ich erwähne noch, daß diese kleinen Hohlräume auch arm an verwesenden Stoffen sind und daß in ihnen auch die unseren sroßen Höhlen eigentümlichen Collembolen, Milben und Spinnen fehlen. Die großen Höhlen (Stierfelshöhle, Wypustek, Ochoser Höhle) sind reich an Arten und Individuen; doch gibt es auch in ihnen Perioden, in denen die unterirdischen Räume von Zweiflüglern fast ganz verlassen zu sein scheinen. In den Monaten März und April verschwinden auch die Helomy:iden aus den Höhlen und man trifft dann nur ihre von der Feuchtigkeit halb zerstörten Leichen an den Wänden an. Bei dem zunehmenden Interesse für die Dipterenfauna der Höhlen tauchte bald auch die Frage auf, ob es echte Höhlenfliegen gebe, wie es echte Höhlenkäfer und Höhlenspinnen gibt. Die Frage ist von vielen Forsehern (nicht immer von Dipterologen) behandelt worden. In seinem letzten zusammenfassenden Referate über Dipteren aus den Höhlen des Balkans und Südfrankreichs stellt Bezz1") die verschiedenen Ansichten (Sehiödte, Schiner, Joseph, Röder, Mik, Hamann, Viré, Enslin, Racovitza, Schmitz) zu- 1) Bezzi M.: Dipteres suivi d'un Appendice sur les Diptères caverni- coles recueillis par le Dr. Absolon dans les Balcans. Archives de Zoologie cx- perimentale et generale. V. Serie, Tom. VIII, Nr. 1. 22 sammen; die meisten sind der Ansicht, daß es — ausgenommen Phora aptina und Gymnomus troglodytes), die bisher außerhalb der Höhlen noch nicht aufgefunden wurden — keine echten Höhlen- fliegen gibt in dem Sinne, wie man bei den Käfern, Spinnen und Asseln von echten Troglobien sprechen kann!). Die Tatsache nun, daß es Dipteren gibt, die bisher nur in Höhlen gefunden wurden, die also auf der Oberfläche zu fehlen scheinen, daß es aber auch zahlreiche Arten gibt, die außerhalb der Höhlen selten angetroffen werden, während sie in den Höhlen häufig sind ?), mußte dazu verleiten, auch bei den Dipteren nach Zeichen der Anpassung an das subterrane Leben zu suchen, wie sich solche an den in Höhlen lebenden Käfern, Asseln, Spinnen und Collembolen nachweisen lassen. In seinem oben zitierten Werke ist Bezzi, der früher der Ansieht war, daß es keine echten Höhlendipteren gebe und daß auch alle sogenannten Höhlenfliegen wie Phora aptina später außer- halb der Grotten angetroffen werden dürften, bemüht, auch bei den Höhlendipteren Zeichen der Anpassung an das subterrane Leben nachzuweisen. Als einen Charakter der Anpassung glaubt er das reduzierte Flugvermögen der meisten Höhlenfliegen und die verkürzten Flügel mancher Arten (Phora aptina, Limosina Racovitxať) ansehen zu können. Bei den in unseren Höhlen lebenden Dipteren kann eine Reduktion der Flügel nicht beobachtet werden, und auch Phora aptina, die ich in Dr. Absolons reicher Kollek- tion aus den Höhlen des Balkans in vielen Stücken einsehen konnte, besitzt nicht auffallend verkürzte Flügel. Vielleicht hat H. Schmitz?) recht, wenn er sagt, daß wir „Anpassungen dieser Art bei Höhlendipteren gar nicht zu erwarten haben. Die Flügel werden diesen Dipteren niemals hinderlich, 1) Hiezu käme neuerdings noch die von Dr. Absolon in einer Höhle der Herzegowina entdeckte, von Bezzi in Atti della Società Italiana di Scienxe Naturali, Vol. LIII, 1914 beschriebene Speomyia Absoloni mit auffallend redu- zierten Augen. ?) Schmitz hat diese Tatsache sehr treffend mit den Worten gekenn- zeichnet: „Muß nieht ihre Gegenwart draußen als akzidentell und drinnen in den Höhlen als gesetzmäßig bezeichnet werden ?“ Schmitz H.: Die Insektenfauna der Höhlen von Maastricht und Um- gebung. Tijdschr. voor Entomol., 52. Bd., 1909, 62 ff. »)H.SchmitzS.J.: Biologisch-anatomische Untersuchungen an einer höhlenbewohnenden Mycetophilidenlarve. Jaarbock, Naturhist. Genootschap in Limburg, 1912. + | sé NÍ 23 bleiben ihnen vielmehr nützlich teils zur Ortsveränderung in den meist sehr geräumigen unterirdischen Sälen und Gängen, teils zur oberirdisch erfolgenden Aufsuchung anderer Höhlen zur Ausbreitung der Art“. Und an anderer Stelle!): „Es ist nicht das Leben im Dunkeln, wovon der Anlaß zur Verkümmerung der Flügel ausgeht.... Ver- kümmerung und vollständiges Fehlen der Flügel scheinen bei Dipteren erst dann einzutreten, wenn die Flügel positiv hinderlich werden und das ist außer bei Parasiten und an windigen Orten lebenden Dipteren nicht bei Troglophilen, wohl aber bei Hypogäen der Fall.“ Danach wäre auch das Fehlen der Flügel bei dem Weibchen von Æpidapus atomarius, das ich in der Wypustekhöhle ge- funden habe, kein Zeichen der Anpassung an das Leben in finsteren Räumen, sondern weit eher ein solches an die hypogäe Lebensweise. Was das reduzierte Flugvermögen anbelangt, so ist es eine bekannte und oft erwähnte Tatsache, dal jene Dipteren, welche zu den ständigen Bewohnern unserer Höhlen gehören, von ihren Flügeln selten oder nie Gebrauch machen. Schiner hat bei Phora aptina, Schmitz bei Blepharoptera und Borborus auf diese Tatsache hingewiesen. Alle Blepharoptera-Arten fliegen nur bei sehr starker Beun- ruhigung ganz kurze Strecken ab. Bedeckt man sie mit dem Fang- glase, so bleiben sie ruhig sitzen, berührt man sie, so verändern sie ihren Platz an der Wand, indem sie eine kurze Strecke weiter- kriechen. Noch träger sind die Æccoptomera-Arten, die nicht zum Fliegen zu bewegen sind. Die Borborus- und Limosina-Arten laufen schnell oder hüpfen von der Stelle weg, auf der sie ruhig gesessen sind, machen aber von ihren Flügeln ebenfalls keinen Gebrauch. Dasselbe gilt von den Phoriden, die blitzschnell laufen, sich gerne in Felsritzen verbergen, aber nicht fliegen. Ebenso verhalten sich die Sciariden, die rasch laufen, schnell wieder das Dunkel auf- suchen, doch ebenfalls nie abfliegen. In diesem Betragen scheint geradezu ein Merkmal zu liegen, um die troglophilen Dipteren von den zufälligen Gästen der Höhlen unterscheiden zu können. So fliegen die Culiciden und die Mycetophi- den im Frühjahre und Herbst sehr leicht auf und zeigen ein un- 1) H. Schmitz in Heselhaus: Arthropoden in Maulwurfsnestern. Tijdsehr. voor Entomol., LVI, 1913, 211 ff. semein scheues Betragen. Am lebhaftesten benehmen sich die Chi- ronomiden; sie sind sehr empfindlich nicht nur gegen jede Annähe- rung, sondern auch gegen das Licht der Lampe und es sind die einzigen in Höhlen angetroffenen Fliegen, bei denen ich beobachten konnte, daß sie gerne gegen die Flamme fliegen. Schon Kheven- hüller-Metsch!) berichtet von „mückenartigen, lichtgrauen Dipteren“, welche in der Adelsberger Grotte „gegen das Licht flogen“. Als weitere Zeichen der Anpassung an das subterrane Leben führt Bezzi an: Die bei manchen Gattungen recht auffällige Re- duktion der Augen, die Verlängerung der Fühler, be- sonders der Fühlerborste, und der Tarsen. Die erste Erscheinung, Reduktion der Augen, beobachten wir bei allen unseren Hecoptomera- Arten (emarginala, excisa und longiseta) und es ist auffallend, dab diese Fliegen außerhalb der Höhlen zu großen Seltenheiten gehören. Das wichtigste Zeichen der Anpassung an das Leben in unter- irdischen Räumen, das Schwinden des Pigments, konnte bei den Hühlendipteren nicht in demselben Maße nachgewiesen werden wie bei Collembolen, Acarinen, bei Asellus cavaticus, Gam- marus puteanus und anderen echten Troglobien. Bezzi glaubt aber, bei manchen Arten Ansätze zur Depigmentation gefunden zu haben. Er verweist darauf, daß der Hinterleib einiger Arten merk- würdig angeschwollen ist (Phora aptina, Seiara Absolon, Limosina Raeovitzai), indem die Tergiten und Sterniten des Hinterleibes sehr klein und isoliert und überdies durch die blasse Verbindungs- membran breit getrennt sind. Diese Erscheinung zeigt sich auch bei manchen Dipterenarten unserer Höhlen, so bei Epidapus und bei Sciara, doch stets nur bei den Weibchen. Ich weiß aber nicht, ob wir sie als ein Zeichen der Anpassung an das Höhlenleben anzusehen berechtigt sind. Denn die Tatsache, daß die Physogastrie auch bei Weibehen von Fliegen, die nieht in Höhlen leben, beobachtet werden kann, läßt vermuten, daß diese gewiß auffallende Erscheinung doch auch andere Ursachen haben kann. Ich habe in unseren Höhlen an Blepharoptera-Arten, und zwar an Stücken, die bereits ganz matt und jedenfalls im Absterben waren, eine ähnliche Beobachtung machen können: Ter- giten und Sterniten waren durch die sehr stark ausgespannte Mem- bran breit voneinander getrennt. Auch bei den in Alkohol konser- 1) Verhandl. d. Zool. bot. Gesellsch., Wien, I, 1851, 105. vierten Exemplaren des Käfers Ancyrophorus aureus, den ich aus der Ochoser Höhle in zahlreiehen Stücken besitze, sind die Rücken- schilder des Hinterleibes durch die weiße Verbindungsmembran ziemlich breit getrennt. Vielleieht legt man dieser Frage überhaupt eine zu große Be- deutung -bei und die Depigmentation ist für Dipteren ein ebenso belangloses Kriterium für ihre Höhlennatur wie die Reduktion der Flügel. Enslin!) weist bereits darauf hin, daß nicht alle Tiere in gleicher Weise zur Pigmentlosigkeit hinneigen, Gammarus z. B., Collembolen und Planarien mehr als Spinnen und Käfer. Und Dr. Simroth?) beschreibt aus den Höhlen des Balkans Nackt- schnecken, welche „kaum weniger pigmentiert sind als die oberirdisch lebenden Verwandten“. Dazu kommt noch, daß die meisten unserer Dipteren in der Nähe der Höhleneingänge leben, also an Stellen, wohin das Zwielicht doch noch dringen kann, wenn wir auch bereits von absoluter Finsternis sprechen’). Sehr wichtig für die Entscheidung der Frage, ob eine Fliege als Höhlenfliege zu betrachten sei, ist endlich der Umstand, ob sie ihre ganze Verwandlung in der Höhle durchmacht und ob ihre ersten Stände unabhängig von der Jahreszeit während des ganzen Jahres angetroffen werden. 1) Enslin Dr. Eduard: Die Höhlenfauna des Fränkischen Jura. Abhandl. d. Naturhistor. Gesellsch., Nürnberg, XVI, 1906. 2) Simroth Dr. H.: Über einige von Dr. K. Absolon in der Herzego- wina erbeutete höhlenbewohnende Nacktschnecken. Nachrichtsblatt d, Deutschen Malakoxool. Ges., 48, 1916. 3, Hamann bezweifelt, daß in den Höhlen überhaupt absolute Dunkel- heit herrsche. „Einmal sind Spalten, die eine Verbindung der Außenwelt ver- mitteln, überall in der Deckenwand vorhanden und zwar offenbar in weit größerer Anzahl, als man bisher vermutete. . . .. Weiter ist aber die Dicke der Wandungen der Decken in vielen Höhlen, so in der Adelsberger, relativ nicht groß, so daß wirksame Lichtstrahlen, die unserem Auge nicht wahrnehm- bar sind, hindurehdringen könnten.“ Hamann 0.: Europäische Höhlenfauna. Jena 1896, S. 18. Dieser Auffassung tritt Enslin, l. ce. S. 349, entgegen . . . ., „die meisten tieferen Höhlen sind von der Oberwelt derartig abgeschlossen, daß der Gedanke, es könnten in sie noch Lichtstrahlen eindringen, ganz absurd er- scheint, selbst wenn wir unsere neueren Erfahrungen auf dem Gebiete der Röntgen- und Radiumforschung gebührend berücksichtigen. Auch ein feineres Reagens als unsere Netzhaut, die photographische Platte nämlich, würde wohl sicher in dem absoluten Höhlendunkel versagen.“ Bisher hat in den mährischen Höhlen nur Dr. Absolon Larven einer Chironomus-Art in der Schoschuwkahöhle ge- funden, die aber sicher durch das fließende Wasser eingeschleppt worden sind. Ich selbst habe nur die Larven von Sciariden in allen Jahreszeiten neben den fertigen Tieren in den größeren Höhlen an- getroffen. Ebenso macht Æpidapus atomarius seine ganze Verwand- lung in der Wypustekhöhle durch, wie ieh an anderer Stelle erwähnt habe. Einmal traf ich auf einer Fledermausleiche Dipteren- larven (ich vermute von Borborus sp., da zahlreiche Imagines weg- liefen) an; die Zucht mißlang aber. Die Larven und Nymphen unserer für Höhlen typischen Ble- pharoptera- und Eccoptomera-Arten wurden bisher in den máhrischen Höhlen nicht angetroffen, so daß man annehmen muß, daß diese Fliegen ihre Verwandlung außerhalb der Höhle durchmachen. Auch in unseren Höhlen sind stets nur einige Dipterenfamilien mit ganz besonderen Gattungen und Arten vertreten, und zwar die Familien der Sciaridae, Mycetophilidae, Chironomidae, Culicidae, Dixidae, Simuliidae, Limnobüdae, Phoridae, Dryomyzidae, Helomy- zidae und Borboridae, im großen ganzen also dieselben Familien, die auch aus anderen Höhlen bekannt sind. Bezüglich der Arten, die in unseren Grotten heimisch sind, zeigt sich eine auffallende Übereinstimmung zwischen den Höhlen unseres Karstgebietes, den Höhlen Deutschlands und Hollands einer- seits und jenen des südlichen Karstes und Südfrankreichs. Auch in unseren Höhlen fehlen Phora aptina!), Gymnomus troglodytes und Zamposoma cavaticum, die als Typen echter Höhlenfliegen gelten; sie fehlen gleichfalls den Höhlen Deutschlands und auch Schmitz hat sie in den Grotten von Maastricht nicht ange- troffen. Sowie die echten Höhlenkäfer scheinen sie also nur in den südlichen Grotten unseres Erdteiles vorzukommen. Auffallend ist es, daß in unseren Höhlen auch solche Dipteren fehlen, welehe sonst in den Grotten nördlicher Breiten fast regel- mäßig angetroffen wurden, so Macrocera fasciata und Heteromyiella ') Der in den MWitteil. des Ver, deutscher Touristen in Brünn, IX, 1911, Nr, 9, gemeldete Fund von Phora aptina aus der kleinen Maltschigrotte im Rziezkatale scheint auf einer Verwechslung dieser Art mit Phora rufipes zu beruhen. atricornis, beide aus den Grotten Deutschlands und Hollands be- kannt, zwei Dipteren, welche ihre ganze Verwandlung in den Höhlen durchmachen. Das Fehlen der letzteren Art in den mährischen Höhlen ist schon Bezzi aufgefallen und er hat die Vermutung ausgesprochen, daß in unseren Höhlen die Flattertiere fehlen, in deren Guano die Larven von Heleromyiella atricornis leben. Das trifft aber nicht zu, da fast alle unsere größeren Höhlen im Winter mit Fledermäusen reich besetzt sind. Es muß also andere Ursachen haben, daß diese für Höhlen charakteristische Fliege in unseren Grotten fehlt. Verzeichnis der in den mährischen Höhlen aufgefundenen Dipteren'). Familie Sciaridae. Obwohl alle bisher in Höhlen aufgefundenen Seiariden auch oberirdisch vorkommen, also keineswegs bloß in Grotten leben, ge- hören sie zu den typischen Bewohnern der unterirdischen Räume und kommen in allen Höhlen vor, die verwesende vegetabilische Stoffe, welche den Larven zur Nahrung dienen, beherbergen. Ihre Verbreitung ist eine sehr große, denn sie leben in den Höhlen Deutschlands und Hollands ebenso wie in jenen des süd- lichen Europa. Als echte Höhlentiere leben sie in allen Teilen der Grotten, in den vorderen Gangstrecken ebenso wie in den finstersten Räumen. Für ihre Höhlennatur spricht weiter der Umstand, daß sie in den größeren Höhlen (in den kleineren ist die Temperatur wohl zu großen Schwankungen unterworfen) unabhängig von der Jahreszeit Jederzeit angetroffen werden, neben den fertigen Tieren auch Larven und Nymphen. Es sind die einzigen Fliegen, von denen ich sicher sagen kann, daß sie ihre ganze Entwieklung in unseren Höhlen durchmachen und nie mehr an die Außenwelt gelangen. Bei solchen Dipteren nun, die unzählige Generationen hin- durch in den Höhlen lebten, müßten sich auch zu allererst Zeichen der Anpassung an das subterrane Leben finden. In der Tat glaubt !) Die mit * bezeichneten Arten sind für die mährischen Höhlen neu. 28 Bezzi bei Scara annulata und ihrer Subspezies Sciara Absoloni ein Merkmal der Anpassung in der ungewöhnlich großen Ausbreitung der Verbindungsmembran zwischen den kleinen und isolierten Ster- niten und Tergiten des Abdomens gefunden zu haben. Ich habe in der Einleitung darauf verwiesen, daß sich diese Erseheinung nur im weiblichen Geschlechte zeigt, während die Männehen ganz normal gebaut sind, daß die Physogastrie nicht allein auf Höhlendipteren beschränkt ist und daß sie endlich auch andere Ursachen haben kann als das Leben im Dunkeln. Dagegen scheint das reduzierte Flugvermögen der Sciariden eine Anpassung an das Höhlenleben darzustellen. Obwohl die Flügel aller Arten — ausgenommen die der Gat- tung Æpidapus, dessen Weibehen ungeflügelt ist — normal entwickelt sind, scheint das Flugvermögen ganz verschwunden zu sein. Es ist richtig, daß auch die auf der Oberfläche lebenden Scia- riden von ihren Flügeln seltener Gebrauch machen und meist schnell laufen. Sie fliegen aber doch rasch und geschickt ab, wenn ihnen eine unmittelbare Gefahr droht. Eine in Höhlen lebende Sciara habe ich aber nie zum Fliegen bringen können. Zuerst dachte ich daran, daß die Flügel vielleicht durch den Niederschlag der Feuch- tigkeit so schwer werden, daß sie zum Flug unbrauchbar sind; die an denselben Orten lebenden Unliciden und Mycetophiliden fliegen aber sehr gewandt. Nur in einem einzigen Falle konnte ich beobachten, daß sich eine Sciara ihrer Flügel erinnerte; das betreffende Exemplar fiel bei der Verfolgung von dem Holzgeländer, auf dem es gesessen war, zu Boden; beim Niederfallen wurden nun die Flügel ausgebreitet und gleichsam als Fallschirm benützt. Bei der Wichtigkeit dieser Gruppe für die Kenntnis unserer Höhlenfauna ist es sehr zu beklagen, daß uns über das Vorkommen der einzelnen Arten in den verschiedenen Höhlen keine so überein- stimmenden Nachrichten übermittelt werden wie über die Dipteren anderer Familien. Wie eingangs erwähnt, wurden Sciara-Arten in allen größeren Höhlen angetroffen, aber ihre Bestimmung scheint nicht immer sichergestellt zu sein und es fehlt jede Möglichkeit, die Angaben auf ihre Richtigkeit zu prüfen, da meist nur der Name der Art angegeben wird. 29 Die Bestimmung der Sciariden ist aber sehr schwierig trotz der monographischen Bearbeitung der Familie durch Winnertz') und Grzegorzek?). Bezzi führt in seinem Verzeichnisse drei Arten?) als Höhlen- dipteren an (Sciara annulata, flavipes nnd pallipes) und er hat uns den richtigen Weg gezeigt, den man einschlagen muß, wenn es sich um eine noch wenig bekannte Gruppe handelt, indem er jede der Arten möglichst genau charakterisiert und die besonderen Merkmale hervorhebt. Dagegen sind alle anderen Aufzählungen (analis bei Gatterer“), nitens bei Röder?) und spectrum bei Nowikoff®) kritisch zu behandeln. 1. Seiara annulata Mgn. In den Tabellen von Winnertz und Grzegorzek kommt man bei der Bestimmung der aus unseren Höhlen stammenden Stücke stets bei annulata vorbei, da beide Autoren die Taster dieser Art als schwarz oder braun angeben, während sie bei den mir vorliegenden Exemplaren entweder lichtgelb oder höchstens schwach bräunlich gefärbt sind). 1) Winnertz J.: Beitrag zu einer Monographie der Sciarinae. Wien 1867. 2) Grzegorzek A.: Beitrag zur Dipterenfauna Galiziens. Berl. Entom. Zeitschr., XXVIII, 1884, und XXIX, 1885. 3) In seiner letzten Arbeit: Ditteri cavernicoli dei Balcani raccolti dal dott. K. Absolon (Brünn), Aff della Società Italiana di Scienxe Naturali. Vol, LIII 1914, führt Bezzi noch Trichosia jugicola Strobl an und beschreibt neu Setara (Lycoria) forficulata. 4) Gatterer und Ulrich: Die Röthelsteiner Grotte bei Mixnitz und deren Bewohner. Mitt. des Naturwiss. Ver, f. Steiermark, I, 1867, T1 ff. 5) RöderV.v.: Dipteren, gesammelt von Herrn F. Grabowsky in der Bielshöhle und neuen Baumannshöhle im Harz. Entomol. Nachr., XVII, 1891, 346. 6) Nowikoff Dr. M.: Über die Fauna der Stalaktitenhöhle von Skelja in der Krim. — La società des natural. et des amis de la nature en Crimée. Bulletin, T. Z, 1911, 7) Fast alle meine Seiariden wurden so wie die meisten Höhlenfliegen in Alkohol konserviert; die wenigen genadelten Stücke von Seiara sind kaum zu bestimmen; nicht nur, daß der Hinterleib so eintrocknet, daß die für annulata charakteristische Ringelung nicht. mehr wahrnehmbar ist, auch die Farbe der Taster, der Schwinger und der Beine verdunkelt derart, daß man bei der Bestimmung trockener Stücke nie ganz sicher gehen wird. Da Win- nertz die Beschreibung wohl nach genadelten Exemplaren vornahm, läßt sich auch leicht erklären, warum seine Diagnose mitunter auf die Färbung des lebenden oder in Alkohol konservierten Stückes nicht paßt. 30 Sonst stimmt die Beschreibung wohl in den meisten Merk- malen auf annulata; es sind aber auch Unterschiede vorhanden, die Bezzi bewogen haben, für die in Höhlen gefundene Sesara annulata eine eigene Subspezies aufzustellen, die er I. c. als Sciara (Lycoria) Absoloni beschreibt. Abgesehen von den immer lichten Tastern, haben die Fühler gut zwei Drittel der Körperlänge (Winnertz gibt !/, an), die Beine sind, mit Ausnahme der gebräunten Tarsen, lichtgelb, die Flügel nicht schwärzlich, sondern höchstens lichtbräunlich tingiert. Alle diese Merkmale sind so konstant, daß es vielleicht berechtigt ist, die als annulata Mgn. betrachtete Höhlenfliege als eine eigene Art aufzufassen. Die Flügeladerung meiner Exemplare und die Gestalt der Zange des S stimmen mit den Abbildungen, die Bezzi von Sciara Absoloni gegeben hat. Byčiskala: 25. X. 1914, 1 d; 20. XII. 1914, 1 S, 398, je 3 Larven und Puppen auf verwesendem Holze vom Siphon; 24. VII. 1915, 2 29; 11. IX. 1915, 1 G, 1 © vom Siphon; 26. XII. 1915, 1, 3 22; 6.1. 1916, 1 2 (Plan], bei 1, 4,7, 8712000427 Ochoser Höhle: 3. IV. 1915, 2 29; 13. W. 1915, 273: > 22 aus der großen Halle, die 22 auf nassen Stalagmiten, die SS an der Travertinwand; 6. VI. 1915 (leg. W. Czizek, 1 2); 13. V. 1916, 1 S, 2 22 aus der Halle (Plan 3, bei 7, 8 und 10). Anmerkung. In beiden Höhlen habe ich mit der vorigen Spezies in zahlreichen Stücken eine Art gefangen, die ich nicht sicher bestimmen kann. Sie gehört wie annulata in die erste Gruppe Winnertz und die Flügeladerung unterscheidet sich fast gar nicht von der jener Art. Die erste Längsader (Unterrandader Winn.) mündet beim 2 gegenüber der Basis der Gabel der vierten Längs- ader (Kubitalgabel Winn.), beim S etwas vor der Gabelstelle in die Randader. Die Taster sind gelblich, die Schwinger weißlich, die Fühler nicht kürzer wie bei Se. Absoloni. In beiden Geschlechtern ist aber der Hinterleib einfarbig schwärzlich oder braun, das Abdomen des Weibehens ist nicht weiß geringelt und auch an den Seiten erscheint der Hinterleib nicht so angeschwollen wie bei annulata subsp. Absoloni. Die Legeröhre des Weibehens ist lang ausgestreckt und im Tode stark aufgebogen, was Schiner von longiventris Zett. angibt, auf die aber die übrigen Merkmale nicht stimmen. ol 5 2. Seiara pallipes F. Sie gehört in Winnertz II. Gruppe der Sciarinen, denn die erste Längsader mündet in die Randader weit vor der Basis der Gabel der vierten Längsader. Schwinger und Taster sind bei allen Stücken ausgesprochen gelb. Der Hinterleib einiger Exemplare ist so lichtgelb, daß man versucht sein könnte, die Art für Sciara flavipes Panz. zu halten, die Dr. Absolon in der Mazocha in einem weiblichen und in den Slouper Höhlenin je einem S und 2 gefunden hat. Der Rückenschild und die Brustseiten sind aber bei allen meinen Stücken entschieden braun, die Flügel sind nicht bräunlich getrübt, sondern grau, fast farblos und die Zange des S stimmt mit dem Hypopygium überein, wie es Bezzi für pallipes abbildet. Alle meine Stücke sind kleiner als annulata. Der Hinter- leib der 22 ist seitlich ebenso wie bei dieser Art angeschwollen und die Tergiten sind durch die weißlichgelbe Verbindungsmembran voneinander getrennt, so daß auch diese Art die für amnulata charakteristischen weißen Hinterrandsäume zeigt. Schiner und Winnertz erwähnen dieses Merkmal nur für flaripes, nicht aber bei pallipes. Marienhöhle: 31. III. 1915, 1 SZ, 2 © von einem Holz- geländer im rückwärtigen Teile der kleinen Höhle; 7. IX. 1916, 1 2 von derselben Stelle. Wypustek: 4. VII. 1915 aus der Heintzhalle auf Brettern, 29007526. NI 1915 (les WW: Czizek). 1,05 13: VI 1915; 1,0:.aus dem Labyrinth; 1. XI. 1914 aus der Halle in der verfaulten Rinde eines eingeschleppten Fichtenbaumes mit zahlreichen Larven, 3 99, L S (Fig. 2, bei 5, 8,9 und 10). Byčiskala: 11. IX. 1915, 1 S aus der Vorhalle und 2 22 vom Siphon, an letzterer Stelle in faulendem Holze auch zahlreiche Larven (Fig. 1, bei 3 und 12). * 3. Epidapus atomarius Deg. Ich habe diese verschollene Art am 6. April 1915 in der Wypustekhöhle auf faulem Holze entdeckt und seither wieder- holt gefunden und auch aus Larven gezogen. Vergleiche meine Abhandlung: „Über die im weiblichen Gesehlechte un- geflügelte und schwingerlose Dipterengattung Epr- dapus Hal“ in der Wiener Entomol. Zeit., X X XIV, 1915. co LD Anmerkung. Bei der Abfassung meiner oben zitierten Ab- handlung über Epidapus atomarius und E. Absoloni n. sp. Konnte ich die wichtige Arbeit Enderleins: ,Die phyletischen Be- ziehungen der Lycoriiden zu den Hungivoriden und Itonididen und ihre systematische Gliederung“ im Archiv für Naturgesch., 77. Jahrg., 1911, I, 3. Suppl., nicht benützen, da das teure Werk in den Bibliotheken unserer Stadt fehlt. Erst nach Drucklegung meiner Abhandlung war es mir mög- lich, in die Arbeit Enderleins Einsicht zu nehmen und ich mußte erkennen, daß die schematische Abbildung des Männchens und Weibehens in meiner Arbeit (Fig. 1 und 5) Zweifel an der Zugehörigkeit der beiden Arten zu der Familie der Seiaridae (Ly- coriidae) erregen könnte. Besonders in der Fig. 5 (Abbildung des 2 von Epidapus atomarius) erscheinen die Augen auf der Stirne durch einen breiten Raum getrennt, was der Augenbildung der Sciaridae nicht entsprechen würde. „Alle Lycoriden besitzen an jedem Auge einen schmalen Fortsatz; diese Fortsätze beider Augen laufen hinter der Fühlerbasis und vor den Ozellen tiber die Stirn und stoßen in der Mitte zusammen oder nähern sich wenigstens so stark, daß nur ein ganz winziger Zwischenraum die beiden Enden trennt; ich bezeichne diese schmale Augenverbindung mit ‚Augen- brücke‘ “ (Enderlein I. e.)'). Nachdem ich in die Arbeit Enderleins Einsicht genommen hatte, mußte ich der Augenbildung der beiden Arten größere Auf- merksamkeit schenken. Die in Alkohol konservierten Stücke von atomarius wurden in Terpentingeist aufgehellt und ebenso auch die neue Art Absoloni untersucht. Bei beiden Arten (bei atomarius und 2) konnte nun die „Augenbrücke* Enderleins deutlich konstatiert werden. Die Augen entsenden bei beiden Arten einen nur aus wenigen Ommen gebildeten schmalen Fortsatz, der quer über die Stirn geht. Damit erscheint die Zugehörigkeit der beiden Arten zu der Familie der Sciaridae sichergestellt. Dagegen bleibt eine andere Frage ungelöst, ob nämlich die in der Wypustekhöhle entdeckte ungeflügelte und schwinger- lose Fliege und die von Dr. Absolon aufgefundene neue Art wirklich zur Gattung Æpidapus gehören. H. Schmitz, dem ich 1) Nach einer Mitteilung H. Schmitz’ S. J. in Sittard macht nur die Gattung Allostoomma sibi eine Ausnahme von dieser Regel. 99 einige Stücke zur Untersuchung übersandte, bezweifelt dies, indem er schreibt: „Bisher haben alle Untersucher dem Epidapus vier- gliedrige Maxillarpalpen zugeschrieben und dies ist das einzige Merkmal, um diese Gattung von den späteren Kiefferschen. Fig. 4 Epidapus atomarius 2, Fig. 5. Epidapus atomarius 9, = Kopf von oben. Kopf von der Seite. P Z PN \ ři \ v4 > Pad Z p sl L AT Ze À ří TÍ È 3 >= £ x r S; > IT x i Par: - = be IS / F Le AU AT 74. SEC er 4 22.7 $ EN FL a Z 2 ré 9 A En ee I » / ak ee 3 TRES m a Fig. 6. Epidapus atomarius Dg. ©. Enderleinschen und meinen Arten zu unterscheiden. Ihre Tiere gehören meiner Meinung nach entweder zu einer der letztgenannten neueren Gattungen oder bilden eine neue Gattung.“ Ich möchte mir demgegenüber zu bemerken erlauben, daß die ersten Autoren Degeer und Haliday die Taster der von ihnen beschriebenen Tiere gar nicht erwähnen und daß erst die späteren Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XV. 3 94 Beschreiber Schiner und Winnertz der Gattung Epidapus auf Grund ihrer Untersuchungen viergliedrige Palpen zusprechen. Ist die Untersuchung durch die beiden letzteren Autoren an getrockneten Stücken erfolgt, wie ich vermute, dann ist ein Irrtum nicht ausge- schlossen, da es bei der Kleinheit der Tierchen unmöglich ist, die Zahl der Tasterglieder an den eingetrockneten und zusammen- geschrumpften Stücken genau zu bestimmen. Kollege Landrock war so gütig, bessere Abbildungen des Epidapus atomarius herzustellen und hat mir gestattet, dieselben für meine Arbeit zu verwenden, wofür ich ihm nochmals bestens danke. Familie Mycetophilidae. Die große Familie der Mycetophilidae (Pilzmücken) ist in den Höhlen durch zahlreiche Arten vertreten. Zwei Arten werden so regelmäßig in Höhlen angetroffen, daß ihr Vorkommen jedenfalls eine Vorliebe für das Leben in dunklen Räumen verrät. Es sind dies Polylepta leplogaster und Macrocera faseiata‘), deren erste Stände ebenfalls in Höhlen angetroffen wurden. Während die erstere Art für unser Höhlengebiet konstatiert werden konnte, ist Maerocera fasciata, obwohl sie unserem Faunengebiete nicht fremd ist, in den mährischen Grotten noch nieht angetroffen worden. Einige der vorgefundenen Arten sind bei uns im Freien selten, in manchen Höhlen aber ziemlich häufig; andere Arten kommen auch oberirdisch häufig vor und die gemeinste, Bolitophila cinerea, kommt wohl nur in die Höhlen, um zu überwintern. Die kleineren Höhlen sind bloß im Winter mit Mycetophiliden sehr reich besetzt, im Sommer aber fast leer; in unseren größeren Höhlen aber trifft man Pilzmücken fast das ganze Jahr hindurch an, obwohl sie im Sommer seltener sind als im Winter; auch dringen sie in unseren großen Grotten sehr tief in die Höhlen ein, viel weiter als die Stechmücken, und in der Wypustekhöhle habe ich sie noch in der Bärenhalle?°) angetroffen (Plan 2, Stelle 13). !) Enslin E.: Die Lebensweise von Maerocera fasciata M. Zeitschr. f. wissenschaftl. Insektenbio!., II, 1906, 251—253. Koep und Zelter: Beitrag zur Kenntnis der Klüterthöhle bei Milspe. Jahresber. des Naturwiss. Ver. in Eiberfeld, 14. Heft, 1915. ?) Allerdings öffnet sich hier in der Decke des Domes ein 15 m hoher Schlot, der durch enge Spalten mit der Erdoberfläche in Verbindung steht, so DO Es ist mir unmóglich, bei jeder einzelnen Art genau die Stelle anzugeben, an welcher sie gefangen wurde. Es seien daher die Fundstellen bei den Mycetophiliden nur summarisch verzeichne: Byčiskala (Plan 1, bei 1, 2, 3, 5 und 6); Wypustek (flan 2, bei 2, 3,4, 5, 7 und 12); Ochoser Höhle (Plan 3, bei 1 bis 6). In ihrem Betragen gleichen die Mycetophiliden sehr den Culi- ciden; im Winter wird man ihrer verhältnismäßig leicht habhaft, da sie dann erstarrt an den Wänden hängen, sonst sind sie ziemlich scheu und fliegen leicht auf. Für die genaue Bestimmung des großen, aus Höhlen stammen- den Materials bin ich dem Kollegen Karl Landrock, dem Monographen der mährischen Mycetophiliden, zu großem Danke verpflichtet. Auch die beigeschlossenen Zeichnungen noch nicht ab- gebildeter Hypopygien seltener Arten stammen von seiner Hand und wurden mir in liebenswürdiger Weise für meine Schrift zur Verfügung gestellt. 1. Bolitophila einerea Hffe. Diese überall gemeine Art kommt auch in fast allen unseren Höhlen sehr häufig vor, doch findet man nur Weibchen; wenigstens ist unter den 60 Stücken meiner Sammlung kein einziges Männchen. BR Ball as 29 XI 1918,17 9; 4, XL 1915512 98: Wupiustek- te 19142 9295 2..11.,1915, I 9331, 1 LOSOS 607W 1915, 2792. aus‘ der Bárenhalle; 13. VC 1915, 2.2904 V11. 1915, 4 22; 16. VII. 1915, 2 99; 25. III. 1916, 6 99. terne HöhleNr. 2: 16. VIII., 1915, 1.9. OchosemHohnle: SYIV. 1915, 3 99; 26. IX. 1915, 1199; SBD on LITE 99, # 2, Polylepta leptogaster Win. Die Art, im Freien äußerst selten, ist als Höhlenfliege, die ihre ganze Verwandlung in den Grotten durchmacht, aus den Höhlen Deutschlands, Hollands, Belgiens und Frankreichs bekannt und wurde auch in einer Höhle in Algier gefunden. Die daß die Fliegen auch auf diesem Wege in die Höhle gekommen sein können. Auch Fledermäuse trifft man in dieser Halle und in der ihr benachbarten Löwenhalle zahlreich an und auch sie sind wohl kaum bis vom Eingange her in die inneren Räume eingedrungen. ; 9% OJ 36 Verwandlung beschreibt H. Schmitz!) und bemerkt, daß die Larve der Polylepta leptogaster „eine unverkennbare Tendenz zur Atrophie des Gesichtsorganes verrät“. Fünf von den untersuchten Larven hatten ganz pigmentlose Ozellen. = Fig. 7. Polylepta leptogaster G. Fig 8. Folylepta leptogaster G, Hypopygium von unten. Hypopygium von der Seite. Fig. 9. Fig. 10. Fig Polylepta leptogaster S, PolyleptaleptogasterQ, Polylepta leptogasterQ, Hypopygium von oben. Legeröhre von oben. Legeröhre von unten. Kiriteiner Höhle Nr. 2: 16. VIIL 1915, 1 OR vermute, daß ieh sie in den großen Höhlen nur übersehen habe 1) SchmitzH:: Biologisch-anatomische Untersuchungen an einer höhlen- bewohnenden Mycetophilidenlarve. Jaarbock 1912 d. Natuurhist. Genootschap, Limburg. 5 37 und glaube, daß man später dort auch ihre ersten Stände ent- deeken wird. Das noch nicht abgebildete Hypopygium S und die Lege- röhre 2 stellen die Figuren 7 bis 11 dar. (Gezeichnet von Karl Landrock.) * 3, Rymosia fenestralis Mon. Scheint in Höhlen und Felsspalten häufiger vorzukommen als im Freien. (Landrock.) yn ust 31 19 13/VL"4 VIE, 216. VIII. 1915 und 25. III. 1916; im ganzen 7 dd, 6 99. OcHosierrHöhle: Zo- VÍ 1915.25, 1 9. À Fig. 12. Exechia tenuicornis O, Fig. 13. Exechia tenuicornis O, Legerühre von oben. Legeröhre ven der Seite * 4, Rymosia gracilipes Dzied. Boahohles17111::19195,L9:24/IT, 1918; 1 S, 2:99. * 5, Rymosia Tarnanii Dzied, Kwarhohlle: 2 17..1913,,1 ©. * 6, Æxechia furcata Lundstr. Evahöhle: 17. II. 1918, 1 S: 24. III. 1918, 1 S, 1 9. * 7. Exechia gracilicornis Lundstr. Ewah üble: 17.31.0193 24 ITI1918, L S, 1 0. 38 * 8. Exechia subulata Winn. Wyipusiteks ISIN 2191412: # 9, Æxechia tenwicornis v. d. Wulp. Kollege Landrock bemerkte zu dieser Art, daß sie im Freien sehr selten sei. Sehmitz zählt sie aus den Höhlen Hollands auf, Bezzi aus den Höhlen Südfrankreichs und Dr. Absolon hat sie in einer Grotte der Herzegowina gefaugen. Zeiehnungen der noch nicht abgebildeten Legeröhre 9 in Fig. 12 und 13. Wypustek: 11. IV. 1914; 3/88, 4.9013: 29. 111. 1910 088,2 89 Ochoser Hohbe:8: I. 1016 16 * 10. Mycetophila rufescens Zett. „In Gebirgsgegenden (Gesenke) häufig, in der Umgebung Brünns nur selten beobachtet.“ (Landrock.) Wypustek. 4 W 19570 * 11. Mycetophila punctata Men. Eine im Freien gemeine Art. (L.) Wypustek: 11. IV. 1914, 1. XI. 1914, 23.17. 19102 3 99, in der Gangstrecke nahe dem Eingange und aus dem La- byrinth. Familie Chironomidae. Es ist bereits oben darauf hingewiesen worden, daß ich Chironomiden bloß in einer einzigen Höhle des Gebietes, nämlich in der Ochoser Höhle, angetroffen habe und ich sprach die Ver- mutung aus, dal es sich bei diesen Funden um Tiere handelt, die im Larven- oder Nymphenzustande durch den Bach, der die Höhle durchfließt, in die Grotte gebracht wurden und hier zur Entwick- lung kamen. Chironomiden sind auch aus den Höhlen anderer Ge- biete ‚bekannt und es ist anzunehmen, daß auch diese Grotten Wasserhöhlen sind. In der Ochoser Höhle kommen sie in allen Teilen der Höhle vor, in der Gangstrecke nahe dem Eingange ebenso wie in den ganz finsteren Räumen. Auf ihr von den anderen Dipteren abweichendes, sehr scheues Betragen habe ich ebenfalls bereits in den allgemeinen Bemerkungen aufmerksam gemacht. * 1. Tanypus nebulosus Mon. Stimmt vollkommen mit der Beschreibung Schiners in Fauna II, 619. 1 © aus der großen Halle der Öchoser Höhle an der Tra- vertinwand am 8. XII. 1915 (Plan 3, bei 10); 1 S aus dem neuen Teil der Ochoser Höhle, 26. IX. 1915 (Plan 3, bei 12 [leg. Wilh. Czižek]). An den Wänden des Ganges, durch den der Hostienitzer Bach in die Haupthalle eintritt, bemerkte ich an demselben Tage zahlreiche Leichen derselben Art (Plan 3, 11). # 2. Tanypus melanops Men. Ochoser Höhle: 18. V. 1915, 1 S auf einem Stalagmiten der Haupthalle (Plan 3, 10). * 3, Metriocnemus picipes Men. 1 S, 2 22 aus dem vorderen Teile der Gangstrecke in der Ochoser Höhle, 3. IV. 1915 (Plan 3, 3 und 4). = 4, Orthocladius sordidellus Zett. 2 99 aus der Gangstreeke der Ochoser Höhle (Plan 8, 3) am 19. und 26. IX. 1915; 1 2 am 25. V. 1915 aus der großen Halle derselben Höhle auf einem Stalagmiten (Plan 3, 7). Familie Culicidae. Die Stechmücken trifft man in allen unseren Höhlen an, aber sie dringen nicht tief ein und halten sich zumeist in den Gang- strecken in der Nähe des Einganges auf. In der By&iskala sind sie am häufigsten in der Vorhalle (4) und wurden bis zur Stelle 5 des Planes beobachtet, in der Wypustekhöhle sind sie nur in der ersten Gangstrecke (1, 2 und 5) häufig, in der Ochoser Höhle dringen sie nicht über Stelle 5 vor. Trotzdem sie nun regelmäßig in Höhlen angetroffen werden, sind die Culiciden nicht zu den troglophilen Dipteren zu rechnen, und ich bin überzeugt, daß sie die Grotten nur aufsuchen, um hier zu überwintern, da sie Ende April oder anfangs Mai verschwinden und erst im September wieder in größerer Anzahl erscheinen. Ihre Menge wächst dann, je weiter die kalte Jahreszeit fortschreitet. Nicht ohne Belang ist es auch, daß alle in den mährischen Höhlen gefangenen Stücke Weibehen sind und es ist mir kein Fall be- kannt, daß auch Männchen in Höhlen erbeutet wurden. 40 Die Ansicht Racovitzas, daß die Culiciden durch die Feuchtigkeit der Höhlen angelockt werden, hier zugrunde gehen, und daß ihre Leichen eine wichtige Quelle der Nahrung für echte Troglobien bilden (Bezzi, I. c. S.41, Fußnote), kann ich, soweit die mährischen Höhlen in Betracht kommen, nicht teilen, da man Leichen der Stechmücken an den Höhlenwänden höchst selten an- trifft, während abgestorbene Helomy:iden keine Seltenheit sind, Dies ist ein Beweis, daß die Culiciden in den Höhlen unserer Breiten nicht wie andere Zweiflügler absterben, sondern hier nur überwintern und die Höhle verlassen, sobald es die Jahreszeit zuläßt. Auch der Ansicht Miks'), daß „die Culiciden in Grotten teils Sehutz vor Lieht und den Unbilden der Witterung, teils wohl auch in den Flattertieren willkommene Objekte zur Stillung ihres Blut- durstes finden,“ kann ich nicht beipflichten. In den Monaten Mai bis August, in denen die Culiciden unsere Höhlen verlassen haben, werden auch bei Regenwetter in den Gängen keine Stechmücken angetroffen; was aber die letztere Annahme Miks anbelangt, daß nämlich die Culiciden durch die Flattertiere in die Hohlräume ge- lockt werden (tatsächlich werden stets nur blutsaugende Weibchen angetroffen!), so steht ihr die Tatsache entgegen, daß gerade die kleineren Höhlen (Evahöhle, Mokrauer Höhle), die verhältnismäßig arm an Fledermäusen sind, mit Culiciden viel reicher besetzt sind als unsere großen Höhlen (Byëiskala, Wy- pustek), die im Winter hunderte von Flattertieren beherbergen. Obwohl nun die Siechmiicken streng genommen nicht zu den Höhlendipteren gehören, möchte ich sie in einem Verzeichnisse von Höhlenfliegen doch nicht missen. Ihre Anwesenheit in allen unter- suchten Grotten ist zu konstant?), so daß sie nicht als rein zufällige Gäste der Höhlen betrachtet werden können. 1. Culex pipiens L. Diese gemeine Stechmücke fehlt in keiner einzigen unserer Höhlen, verschwindet aber im Mai vollständig und kommt erst im September wieder in die Grotten. H. Schmitz scheint sie in den 1) Mik: Über Dipteren in Höhlen. Wiener Entomol. Zeit., XI, 1892, 1881. 2) Wenn Gatterer und Ulrich L c. aus der Röthelsteiner- grotte in Steiermark keine Culex anführen, so ist das dem Umstande zuzuschreiben, daß sie die Höhle im Mai besuchten, also zu einer Zeit, als die Culiciden die Grotte bereits verlassen hatten. 41 Höhlen von Maastricht auch in den Monaten Mai bis August gefunden zu haben, da er bei der Art bemerkt: „Das ganze Jahr gemein.“ Daß stets nur Weibchen gefunden werden, habe ich bereits oben bemerkt. In ihrem Betragen ähnelt Culex pipiens wie ihre verwandten Arten den Mycetophiliden. Im Winter gelingt es leicht, sie zu fan- gen, denn sie sitzen dann halb erstarrt an den Wänden, oft in un- mittelbarer Nachbarschaft cines Spinnennetzes; im Frühjahre und Herbst aber werden sie durch die geringste Störung aufgescheucht und fliegen ab. Fast alle in den mährischen Höhlen gefangenen Tiere ge- hören der blassen Form cikarıs an. Auffallend bleich gefärbte Stücke fing ich am 19. IX. 1915 in der Ochoser Höhle; der Hinterleib dieser Mücken erscheint ganz blaß, die Tergiten heben sich von der blassen Membran kaum durch dunklere Fär- bung ab. Es ist nicht unmöglich, daß es sich in diesem Falle um Tiere handelt, die in den Tümpeln der Gangstrecke zur Entwick- lung kamen und nicht ausfärbten, da sie beständig in dem Dunkel der Höhle verblieben. Cuwlex-Larven wurden aber in den Höhlen noch nicht angetroffen. * 2, Culex annulatus Schranck. Diese Art, an den gefleckten Flügeln und den weiß geringelten Beinen leicht kenntlich, lebt in Gemeinschaft mit Culex pipiens an trockenen Stellen der Höhlen. Evahöhle; 24. III.-und 8. XII. 1913, 20. XII. 1914, 13 29. Ochoser Höhle: 3 IV. 1915, 3 90. Familie Dixidae. Die Familie umfaßt nur die einzige Gattung Dixa Mgn. Im Freien leben die Imagines in Schluchten, in feuchten Wäldern und an Bächen, die Larven in stehendem und fließendem Wasser. Aus Höhlen ist eine Art bekannt. * 1. Dixa aestivalis Men. 1 S aus der Wypustekhöhle am 4. VII 1915. Ich ent- deckte es bei der späteren Untersuchung eines Gläschens, dessen Inhalt aus Sciariden bestand, die ich stets nur in den finstersten 42 Teilen der Höhle auf faulenden Holzstücken gesammelt habe. Da das Exemplar stark verstümmelt ist, weiß ich nicht, ob das Stück nieht schon tot von einem Holzstück aufgenommen wurde. Ein lebendes S wurde am 22. IV. 1916 aus der großen Halle der Ochoser Höhle von einem Stalagmiten in das Fang- glas gestreift. Vielleicht handelt es sich, da die Larven Wasser- bewohner sind, auch hei dieser Art um ein durch den Hostienitzer Bach im Larvenzustande in die Höhle eingeschlepptes Tier. Bezzi führt sie aus je einer Höhle Südfrankreichs und Algiers an. Familie Simuliidae. Arten dieser kleinen Familie sind bisher in Höhlen nieht an- getroffen worden. Ich habe drei Stück in der Ochoser Höhle gefunden, von der bereits wiederholt bemerkt wurde, daß sie in ihrer ganzen Ausdehnung von dem Hostienitzer Bache durehflossen wird. Zur Zeit der Schneeschmelze und nach starken Regengüssen werden vom Wasser Holzstücke und Gerölle in die Höhle gebracht und hier abgelagert. Da die Larven der Simuliiden in fließendem Wasser, an Steinen, Holz und Pflanzen festgehaftet, leben, ist es sehr wahrscheinlich, daß sich die in der Höhle gefundenen Imagines aus Larven oder Nymphen entwickelten, welche mit dem Gerölle des Baches von der Oberwelt in die Höhle getragen wurden. Trotz der Arbeit Lundströms!') sind die einzelnen Arten der Gattung schwer auseinander zu halten. Meine Stücke sind Alkoholpriiparate und sie mußten in Terpentin aufgehellt werden, da der Weingeist die Thoraxzeichnung verwischt hatte. # 1, Simulium maculatuwm Men. 1 S aus der Ochoser Höhle auf einem Stalagmiten am 18. V. 1915 (Plan 3, 8); 1 Z am 25. V. 1915 und 1 S am 22. V. 1916, beide von der Travertinwand der Haupthalle (Plan 3, zwi- schen 8 und 9). Zahlreiche tote Stücke an den Kalksinterwänden nahe der Stelle, wo die Haupthalle sich in zwei Gangstrecken teilt (Plan 3, bei 11). 1) Lundström K.: Beiträge zur Kenntnis der Dipteren Finnlands. VII. Melusinidae, — Acta soc. pro fauna et flora fennica. 34, Nr. 12, 1911. Familie Limnobiidae. Die Zimnobiiden sind schattenliebende Tiere und ihr Vor- kommen in Höhlen wird dadurch erklärt. Nur eine Art dringt sehr tief in die Grotten ein und ihr häufiges Vorkommen in den Höhlen ist kaum ein Zufall. Die übrigen Arten halten sich zumeist in den Gangstrecken in der Nähe des Einganges auf. Vier der mährischen Arten gehören in die Subfamilie Zimnobeinae, zwei zu den Limno- philinae, eine zu den Eriopterinae, In der Wypustekhöhle trifft man tief in der Höhle an den Wänden der Hallen und im Hochstetterstollen zahlreiche Leichen von Limnobeinen an; es handelt sich um Tiere, die durch die an die Oberfläche führenden Kamine in die Höhle gelangt sein dürften und hier abstarben. * 1. Dieranomyia sp. 1 S einer noch nicht näher bestimmten Deranomyia-Art wurde ziemlich tief in der Gangstrecke der Ochoser Höhle am 19. IX. 1915 angetroffen. Dicranomyia modesta wurde von Dr. Absolon im August 1903 auf dem Grunde der Mazocha in einem weiblichen Stücke gefangen. * 2. Limnobia nubeculosa Mgn. Sie wird aus Höhlen häufig angegeben. Sie liebt noch mehr wie ihre nächsten Verwandten das Dunkel und man trifft sie ein- zeln in engen Schluchten, in Felsspalten usw. an. Ochoser Höhle: 19. IX. 1915, 1 G, 2 99 (Plan 3, 2, 3, 4). Wypustek: 13. VI. 1915, 3 22 in der Gangstrecke zum sogenannten Labyrinth und am 7: IX. 1916, 4 SG, 6 22 (Plan 2, bei 2, 3, 4). * 3. Limnobia flavipes F. Eine unserer häufigsten Arten. Ihr Vorkommen in den Höhlen ist wohl nur zufällig. Vor dem Eingange in die Ochoser Höhle kommt sie in Massen vor, im Höhleneingange selbst und in der Gangstrecke habe ich sie nicht gesehen. In derWypustekhöhle fand ich sie im Gange nahe dem Eingange in mehreren Stücken am 13. VL und 4. VII. 1915, 2 SS, 2 22 (Plan 2, bei 1). * 4, Limnobia tripunctata F. Auch diese sehr gcmeine Art ist sicher kein ständiger Gast der Höhlen und das einzige Weibchen, das ich am 13, VI. 1915 in 44 der Wypustekhöhle (Plan 2, bei 1) gefunden habe, hat sich wohl zufällig in die Höhle verirrt. # 5. Lipsothrix remota WIk. Ich habe sie in Bilowitz im Freien in wenigen Stücken in engen Schluchten gefangen; ihr zufälliges Vorkommen in der Wy- pustekhöhle (4. VII 1915, 1 S) wird durch diesen Aufenthalt erklárlich, * 6. Trichocera maculipennis Men. Die für Höhlen sehr charakteristische Art wird von Schiner irrtümlich als „sehr selten“ bezeichnet. Sie liebt aueh auf der Ober- fläche dunkle Verstecke und hält sich dort verborgen. Ich habe sie in hohlen Baumstämmen zeitlich im Frühjahre gefunden und Mik erwähnt, daß er sie „alljährlich in großen Mengen in Gärten und Hausfluren in Wien gefangen habe“!). (Var. versicolor Loew.) Ihre Vorliebe für Höhlen ist bemerkenswert, weil sie wie die Sciara-Arten in allen Teilen der Grotten angetroffen wird. In der Ochoser Höhle ist sie in der ganzen Gangstrecke (Plan 3, 1 bis 6) und in der Halle (bei 8) angetroffen worden; in der Wy- pustekhöhle (Plan 2) dringt sie bis 10 vor, in der kleinen Kiriteiner Höhle Nr. 2 fand sie mein Bruder in zahlreichen Stiicken im hintersten Teile der Grotte und in der Stierfels- höhle (Plan 1) fehlt sie nirgends. Man trifft sie bis zum Schenk- siphon (D) an und hier sind auch ihre von einem weißen Schim- mel zerstörten Leichen am zahlreichsten. Allerdings können sie in diesen Teil der Höhle auch durch die Spalten des Riesenschlotes gelangen. Wie die Sciara-Arten trifft man auch Trichocera maculipennis fast das ganze Jahr hindureh in den Grotten an, vielleicht ausge- nommen die Monate Juni und Juli. Trotz mühevollen Suchens ist es mir bisher nicht gelungen, ihre ersten Stände in unseren Höhlen zu entdecken’). H. Schmitz hat ihre Larven und Nymphen in den Höhlen von Maastricht angetroffen. Trichocera maculipennis ist wie hiemalis Dg. eine ausgespro- 1) Verhandl. der Zool.-bot. Gesellsch., Wien, XXXII 1883, 189. 2) Mik hat eine verwandte Art (Tr. regelationis L.) aus verfaulten Blätterlagen zusammen mit Heteromyiella atricornis Mgn. gezogen. Verhandl. der Zool.-bot. Gesellsch , Wien 1864, 797. ne TL US LS + 45 chene Frühjahrs- und Herbstart. Es ist möglich, daß sie als kälte- liebendes Tier die Höhlen aufsucht, wenn ihr die Außentemperatur nicht mehr entspricht; nur kann ich mir dann nicht erklären, warum die weit häufigere Art Æiemalis Dg. nicht die gleiche Vor- liebe für Höhlen zeigt und in unseren Grotten so selten ange- troffen wird. Bezzi hat a. a. 0. auf die interessante Tatsache hingewiesen, daß die Dipteren, die in den Höhlen regelmäßig angetroffen werden, zu den ältesten Stämmen gehören wie die Borboriden und die He- lomyxiden. Ich möchte hier hinzufügen, daß nach der Ansicht Enderleins!) die Rhyphidae die ursprünglichste Stelle unterallennematoceren Orthorrhaphen einnehmen und daß nach den Untersuchungen Keilins, veröffentlicht im Bullet. scient. France et Belg., XLVI, 1912, die Gattung Trichocera (Pe- taurista) zu den Rhyphidae zu stellen wäre. In ihrem Betragen weicht Trick. maculipennis wesentlich von den Culiciden und Mycetophiliden ab. Auch im strengsten Winter erstarrt sie nieht wie diese Arten, fliegt leicht auf und sucht eine andere geschützte Stelle im Dunkel der Höhle auf. Daß sie sowie die Culicidae in den Höhlen überwintert, glaube ich nicht; die in die Grotte gelangten Tiere sterben höchstwahrscheinlich — wie die zahlreichen Leichen an den Wänden beweisen — hier ab und wer- den im Frühjahre durch andere Tiere ersetzt, welche von den kühlen Räumen angelockt werden. Kıriteiner H,öhle: Nr. 2: 6. 1V.-1915, 2 8d,:3 99. Wopustek: 2, IE- und, 16, VII, 1915, 4,12: Byčiskala: 25. X. 1914, 29. XI. 1914, 1. XI. 1915, 20. XII. 1914, 2. IL 1916, 26. XII. 1915, 13 SS, 23 99. Ochoser Höhle: 3, IV, 19. IX., 20. XIl. 1915, 22..IV. 1916, 5 dd, 7 99. * 7. Trichocera hiemalis Deg. Diese sehr gemeine Art, die schon im ersten Frühjahr er- scheint, im Spätherbst wieder in großen Massen vorkommt und selbst im Winter im Freien angetroffen wird, pflegt in unseren 1) Enderlein: Die phyletischen Beziehungen der Lycoriiden (Scrari- den) zu den Fungivoriden (Mycetophiliden) und Itonididen (Cecidomyiden) und ihre systematische Gliederung. Archiv für Naturgesch., 77. Jahrg., 1911, 1. Bd., 3. Suppl. 46 Höhlen nur vereinzelt und immer viel seltener als Tr. maculipennis vorzukommen. Erahiöhle: a3 V934: Ochoser Höhle: 3. IV. 1915, 1 ©. Wypustek: 1. XI 1914, 1 G, 1 2 aus dem Hochstetter- stollen (Plan 3, bei 11). Familie Phoridae. Für die Biospelaeologie ist diese Familie von besonderem Interesse, weil sie in der Aıt Phora aptina eine echte Höhlen- fliege enthält. Sie wurde von Schiner in der Adelsberger Grotte entdeekt und beschriehen und ist seither nur in Höhlen ge- funden worden. Ihre Verbreitung ist auf den Süden Europas be- schränkt und in unseren Höhlen kommt sie kaum vor. In der schwer zugänglichen Maltschigrotte des Rziczkatales soll sie von einem Mitgliede der Gruppe für Höhlenforschung ge- funden worden sein!). Obwohl die Bestimmung der Fliege in den Händen eines sehr gewissenhaften Fachmannes lag, glaube ich doch, daß es sich hier um einen Irrtum und eine Verwechslung mit der ähnlichen Phora rufipes handelt. Von den drei in den mährischen Höhlen aufgefundenen Arten der Gattung Phora halte ich zwei für rein zufällige Gäste; die dritte Art, Phora rufipes, kommt zwar auch oberirdisch recht häufig vor, ihre Anwesenheit in drei großen Höhlen beweist aber eine Vorliebe für das Leben in unterirdischen Räumen. Auch in ihrem Betragen gleicht sie ganz der Phora aptina, indem sie von ihren gut entwickelten Flügeln nie Gebrauch macht. Da die Larven der Phoriden animalische Kost bevorzugen?), ist es leicht möglich, daß Phora rufipes wie Phora aptina ihre ganze Verwandlung in den Höhlen durchmacht; doch sind ihre Larven bisher in unseren Höhlen nicht gefunden worden. Die gefangenen Tiere wurden nach der Monographie Th. Beekers (Die Phoriden, Wien 1901) bestimmt. 1) Vorläufige Bemerkungen zur Fliegenfauna der Maltschigrotte im Rziezkatale bei Brünn. Mitt. d. Ver. deutscher Touristen, Brünn, IX, 1911, Nr. 9. ?) EngelErich Otto: Bemerkungen zur Synonymie und Biologie der Phoriden. Wien. Entomol. Zeit., XXXV, 1916, 57. * 1. Phora opaca Men. Ochoser Höhle: 3. IV. 1915, 1 2 im vorderen Teile der Gangstrecke (Plan 3, bei 3). Byčiskala: 6. I. 1916, 12 vom sogenannten Heidenschlot (Plan 1, bei 5). * 2, Aphiochaeta rujipes Men. Bycıskala: 11. IX. 1915, 1 © aus der Vorhalle (Plan 1, bei 4). Wypustek: 4.V1I. 1915, 299 aus dem Labyrinth (Plan 2, So VII. 1915, 2 9726. VII. 1916, 10 (les. W. Czizek); 25. ITI. 1916, aus der vorderen Gangstrecke 1 2. (Plan 2, 3.) Ochoser Höhle: 26. IX. 1915, 1 2 aus der vorderen Gang- strecke (Plan 3, 3). * 3, Aphiochaeta pulicaria Fall. Krvahohle:24. 11.1918) 1°: * 4, Gymnophora arcuata Men. Ochoser Höhle: 12 am 8. XIL 1915 in der Gangstrecke beim Eingange (Plan 3, 2). Familie Borboridae. Diese Familie ist in unseren Höhlen durch 2 Gattungen mit 9 Arten vertreten. Ich habe sie stets nur in den größeren Grotten angetroffen, niemals aber in den besuchten kleineren Höhlen. Die Borborinen sitzen zu vielen Hunderten an den Wänden, an der Unterseite von Steinen und Brettern, sind äußerst träge wie die Helomyxidae und machen von den Flügeln keinen Gebrauch. Lebendiger benehmen sich die Limosinen, die sich durch schnelles Laufen der Verfolgung zu entziehen trachten, aber ebenfalls nicht fliegen. Beide gehen nicht sehr tief in die Höhlen und ich habe sie zumeist nur in den Gangstrecken in der Nähe des Höhleneinganges, hier aber oft in großen Massen angetroffen. In der Byčiskala (Plan 1) ausschließlich bei 1, 3 und 4; in der Wypustekhöhle (Plan 2) bei 1, 2, 3 und 4 am häufigsten, selten bei 5 und 6; in der Ochoser Höhle (Plan 3) bei 2, 3, 4, 5, ausnahmsweise einmal bei 7 (Limosina) Je 48 Die trotz der Arbeiten Rondanis, Stenhammars und Dahls!) sehr schwierige Gattung Limosina hat in jüngster Zeit in Dr. Duda, kön. Kreisarzt in Eickel (Westfalen), einen Bear- beiter gefunden. Dr. Duda hatte die Freundlichkeit, mein Limosinen- Material zur Revision und Bestimmung zu übernehmen und mir das Resultat seiner Untersuchungen mitzuteilen. Über die in unseren Höhlen gefangenen Limosinen teilte mir Dr. Duda mit: „Die aufgeführten Zimosinen gehören sämtlich einer großen Gruppe an, die ich in meiner Arbeit als Skotophilinen zusammen- fasse. Alle Arten dieser Gruppe zeichnen sich aus durch eine stark reduzierte Beborstung des Thoraxrückens, nacktes Schildehen, kurz und dicht behaarten ersten Randaderabschnitt und eine abstehende Borste auf der Innenseite am Ende der Mittelschienen, Ich hatte bereits vor Kenntnisnahme Ihrer Höhlenfliegen die Absicht, für diese Gruppe den Namen „Skotophilinen“ einzuführen unter Berück- sichtigung des Vorkommens dieser Arten und stellte sie den „Hygro- philinen“ und „Koprophilinen“ gegenüber. Fungivola Hal. gehört auch dieser Gruppe an. Silvatica, mi- krops m. und die ihr ähnliche Racovitiai und elaviventris Strobl fand ich immer nur an schattigen Waldmorásten. Crassimana ist eine aller Orten sehr gemeine Art, rustica, sehr selten, ist mir be- züglich ihres Vorkommens noch nicht ganz klar. Ihre Seltenheit deutet aber auf ihre verborgene Lebensweise hin.“ Die Borborinae wurden nach Rondanis Tabellen und Be- schreibungen der Copromyzinae, Bullettino della Società Entomol. Italiana, Florenz 1880, bestimmt. 1. Borborus nigriceps Rdi. (nitidus Schin.). Wypustek216. VI.21915, 3 05 2.02: Aus der Ochoser Höhle: September 1900 viele SG, 22 (Dr. Absolon). * 2. Borborus fimetarius Mgn. (niger Schin. non Mgn.). Byčiskala:"1"X1 1915: 12 Wypustek:' 15V: 19155 19591 XP1915 Ochoser Hôhle: 25. V. 1915, 7 SG, 8 99. 1) Dahl F., Die Gattung Limosina und die bioeönotische Forschung. Sttzungsbericht d. Gesellsch. Naturf. Freunde, Berlin 1909. k VÍN NÍ 5 o boj 49 = 3, Borborus limbinervis Rdi. Wypastek EX 71914 A 28,1 2;, 4. VIII. 1915, 4 ZZ, 4209: 13.1. 1915, 3 89, 8 29; 16. VII. 1915, 2 SJ, 5 22. Ochoser Höhle: 25. V. 1915, 14 ZG, 25 99; 6. VI. 1915, Ele WW Cazek), 13,1%, 19158 SS, 6,295.21.-V771916, 128:.2:99. * 4, Limosina claviventris Strobl. (Wien. Ent. Zeit., 1909, 229). Byčiskala: 26. XII 1915, 1 G. * 5, Limosina crassimanda Hal. Bycıskala: 24 VI.:1915,;,1 9. Mypustek 19: VI 19155 3.292; .16.. VII. 1915, 15 dd, 30.00.57. IX511916; viele: SS, 22: * 6, Limosina herniata Duda in litt. Wypustek:.16/VII. 1915,11 ©, * 7, Limosina mikrops Duda in litt. „Eine der Limosina Racovitzai sehr ähnliche Art, welche in- dessen durch die kleineren Augen, mehrfache Beborstung an der Oberseite der Vorderschenkel und andere Beschaffenheit der After- glieder abweicht.“ Ochoser Höhle: 25. V. 1915 im vorderen Teile der Gang- strecke 1 S; an demselben Tage 1 © aus der großen Halle auf einem Stalagmiten (Plan 3, bei 7). * 8, Limosina rustica Coll. Byčaskala: 24. VII. 1915, 14, 3 99; 11.IX,1915, 4 SG. Wypustek: 16. VIII. 1915, 5 SG, 4 90. 9. Limosina silvatica Mgn. Byčiskala: 24. VII. 1915, 2 99. Wypustek: 13. VI. 1915, 2 99; 4. VII. 1915, 1 G, 6 99; 16. VII. 1915, 4 S, 2 99; 7. IX. 1916; viele SS und 99. Ochoser Höhle: 19. und 26. IX. 1915, 4 dd, 5 20. Dr. Absolon fing die Art in der Mazocha im August und September und in der Wypustekhöhle. Zeitschrift das mähr, Landesmuseums. XV. 4 50 Familie Dryomyzidae. Die Arten dieser kleinen Gruppe sind schattenliebende Tiere und die gemeinste Art wird im Frühjahr und Herbst im Freien häufig angetroffen. * 1. Dryomyza amilis L. Kiriteiner Höhle Nr. 2: 16. VIIL 1915, 5 dd, 22. Die Fliege zeigte schon durch ihr Betragen, daß sie nicht zu den gewöhnlichen Bewohnern unserer Höhlen gehört, obwohl sie ziemlich tief in der Höhle angetroffen wurden. Sie flog, vom Licht aufgescheucht, summend umher, ließ sich für kurze Zeit an den Wänden nieder, um dann sofort wieder ihren Flug zu beginnen. Bezzi führt sie aus der Grotte von St. Canzian und aus einer Höhle Krains an und hält sie mit Recht für einen zufäl- ligen Gast der Höhlen. Familie Helomyzidae. Die Familie der Helomyxidae stellt außer den Mycetophiliden und den Borboriden die meisten Vertreter zur Dipterenfauna unserer Höhlen, denn sie kommt mit 3 Gattungen und 8 Arten vor. Die Helomyxidae gehören mithin zu typischen Bewohnern unserer Grotten und sind während des ganzen Jahres in den Höhlen anzu- treffen; bloß in den Monaten März und April werden sie selten und man findet dann in diesen Monaten nur vereinzelte, wahr- scheinlich dem Tode geweihte Stücke. Die Helomyxidae leben zwar auch auf der Oberfläche, sind aber selten und eine Art ist fast ausschließlich nur in Höhlen an- getroffen worden. Die Arten der Gattungen Blepharoptera (Leria) und Eecompto- mera dringen ziemlich tief in die Höhlen ein und wurden auch in solehen Räumen festgestellt, die wir für absolut finster halten. In der Byčiskala (Plan 1) findet man sie bei 3, 4 und 5, seltener bei 6; in der Wypustekhöhle sind sie bei den Stellen 1 bis 8 häufig; 1 2 wurde einmal sogar bei Stelle 14 gefangen (Bl. ser- rata). In der Ochoser Höhle dringen sie bis zur Stelle 6 vor. Immer wird man aber die meisten Stücke in den Gangstrecken nächst dem Eingange antreffen. By Was Racovitza von den Culiciden vermutet, trifft für die Helomyxiden unserer Höhlen zu, daß nämlich ihre Leichen, die sehr zahlreich an den Wänden gefunden werden, eine „wichtige Quelle der Nahrung für andere Arthropoden, troglophile und troglobile, bilden“. In den Leichen von Blepharoptera serrata, die ich in der Strecke 3, 4 (Plan 2) leieht von den mit „Bergmilch“ überzogenen Wänden ablösen konnte und zur Untersuchung mitnahm, wurden Collembolen entdeckt, die von den abgestorbenen Tieren leben. Über das Betragen der Fliegen wurde schon oben bemerkt, dab die Helomyxidae zu den trägsten Tieren unserer Höhlen gehören; sie fliegen selten oder gar nicht wie die Æccoptomera-Arten und verändern, wenn sie gestört werden, langsam kriechend ihre Stellung. Zur Bestimmung benützte ich: H. Loew: Über die europäi- schen Helomyzxiden und die in Schlesien vorkommenden Arten der- selben. Breslau, Zeitschr. für Entom., XIII, 1859. # 1, Scoliocentra villosa Mgn. Wypustek: 31. Il. 1915, 3 SS, 12 im Labyrinth (Plan ?, 3 und 5). Ochoser Höhle: 3. IV. 1915, 1 S aus der vorderen Gang- strecke (Plan 3, 4). Die Art wird von H. Schmitz aus den Grotten von Maastricht, von Thalhammer aus einer Grotte Ungarns angeführt. Daß sie auch in Dachsbauen gefunden wurde, habe ich in der Einleitung bemerkt. # 2, Eccoptomera longiseta Mgn. Wypustek: 13. VI. 1915, 2 99 aus der vorderen Gang- strecke; 4. VII. 1915, 12 (Plan 2, 1). Aus den Höhlen Hollands durch Sehmitz bekannt. 3. Eccoptomera excisa Mgn. Sie ist sowie die nächstfolgende Art in unseren Höhlen sehr häufig, obwohl im allgemeinen seltener als die Dlepharoptera-Arten. Evahöhle: 9. IX. 1913, 1 © (leg. Wilh. Czižek). Wypustek: 1. XI. 1914, 2 99; 13. VI. 1915, 7 dd, 4 99; 4. VII. 1915, 5 SJ, 8 99; 26. VII. 1915, 1 S (leg. Wilh. Czizek); 16 VIE 1915,93 84, 6 29. Ochoser Höhle: 25. V. 1915, 13 SJ, 15 22; 19. IX. 1915, 3 dd, 4 99; 26. IX. 1915, 5 dd, 10 99. 4* 92 Dr. Absolon hat die Art in einer kleinen Grotte des Punkwa- tales in beiden Geschlechtern gefunden. Es fällt mir auf, daß Ec- coplomera excisa aus den Höhlen Deutschlands und Hollands nicht angegeben wird, wohl aber Eecoptomera pallescens von Röder aus den Höhlen im Harz und von Schmitz aus den Höhlen von Maastricht, wo sie gemein ist. 4. Eccoptomera emarginata Lw. Wypustek:'13. (1.1915, 3 ZG; > 9272 IE 105" 300 LOVE LIEST Ochoser Höhle: 25: V. 1915, 4.36; 5 007265 i 173, 2 92. Die Art ist nicht gerade selten, aber doch nicht so häufig wie excisa. Aus den Höhlen Deutschlands und Hollands ist sie nieht bekannt. Dr. Absolon fand sie im August 1900 in der Kaisergrotte in zahlreichen Exemplaren und 1912 in einer Höhle Bosniens. Bezzi führt sie aus Krain und Südfrank- reich an und glaubt, daß sie für Höhlen typisch ist, obwohl sie nach Loew von Zeller im Juli auch auf den steirischen Alpen in einem männlichen Stücke und von Strobl in Bos- nien gesammelt wurde. o. Blepharoptera spectabilis Lw. In den größeren Höhlen nicht selten, aber doch nur vereinzelt. Wy pustek: /6IW1912;131095 1171 19142 1915, 1:95:18: VI: 1915; 2. I 2/90; 4 VIL 1915, 2155 m0 16. VILL 1915187258191, A. Ochoser Hohle:/5 IV. 1915, 282 6. Blepharoptera caesia Mgn. Als caesia betrachte ich die Stücke mit einer Knebelborste, stark behaarten Brustseiten und grau bereiftem Hinterleib. Die Fühler sind auch bei meinen Stücken rot und nur das dritte Glied ist am Vorderrande deutlich verdunkelt. Wie spectabilis immer nur vereinzelt. Byčiskala: 20. XII. 1914, 1 2 vom sogenannten Heiden- schlot. Ov JÍ Wypustek: 6.IV. 1912, 19; 1. XL 1914, 3 99; 2. IL. 1915, 1 S, 2 99; 13. VI. 1915, 1 G; 26. VII. 1915, 2 SJ, 2 99 (leg. Wilh. Czižek); 4. VII. 1915, 1 S, 5 99; 16. VIII. 1915, 1 9. Ochoser Höhle: 3. IV. 1915, 1 2. 7. Blepharoptera modesta Men. Dr. Absolon fand diese Art in je einem mánnlichen Exem- plare im September 1900 in der Wypustek- und in der Ochoser Höhle. Ich besitze sie ebenfalls nur aus diesen beiden Höhlen. Wypustek: 1. XI. 1914; in der vorderen Gangstrecke an den Wänden sehr häufig. Zahlreiche Stücke in beiden Geschlech- tern: 13. VI. 1915, 1 S, 6 99; 26. VII. 1915, 1 S (leg. Wilh. Czižek); 16. VIII. 1915, 3 SJ, 6 99. Ochoser Höhle: 26. IX. 1915, 2 JJ, 3 99. 8. Blepharoptera serrata L. Die gemeinste Art, die im Herbst in unseren Höhlen in großen Mengen anzutreffen ist. Biyahohle .17.000..1918,,1.:9099-1%..1913,. 1.452: 92. Byčiskala: 29. XI. 1914, 1 S beim Heidenschlot; 11. IX. 19192709: EXT 1915, 1:95 26, 8%4.%1915,017.95) 24. VIE. 1915, 2 99; 2. II. 1916, 4 99 in der Brunagrotte. Wypustek:,6,-JV..1912,1 Gad: XI.,1914, zablreiche.gg und 99; 2.11.1915, 8 SS, 222 (1 Z2 in copula!); 13. VL, 4. VII., 16. VIII..1915, zahlreiche 39; 25. III. 1916, 1 2. Kiriteiner Höhle Nr. 2: 16. VIII. 1915, 2 S, 3 29. MehosennEliden di IX AQU, rn 26. X. 1915, 8. XII. 1915, 21. V. 1916, zahlreiche Sd, 22. Mokrauer Höhle: 19. IX. 1915, 1 ©. Wolfssmotte:,26. IX. 1915,41: 8,2 922. Familie Geomyzidae. 1. Scyphella (Chiromyia) lutea Fall. (oppidana Seop.). Byčiskala: 24. VII 1915, 2 99 an der Wand nahe dem Eingange. Schiödte führt sie aus der Adelsberger Grotte an. Sie ist sicher nur ein zufälliger Gast der Höhlen. Den in dem vorstehenden Verzeichnisse aufgezählten 52 Dip- terenarten, die in den Höhlen des mittleren und südlichen Teiles des Mährischen Karstes aufgefunden wurden, stehen 25 Arten gegenüber, die Dr. Absolon in mährischen Höhlen gesammelt hat und die von Bezzi in der eingangs erwähnten Abhandlung veröffentlicht wurden. | Ein Vergleich beider Listen wird die auffallende Tatsache er- geben, daß 13 der von Bezzi L c. aufgezählten Fliegen in den von mir untersuchten Grotten nieht gefunden wurden, während in meinem Verzeichnisse 42 Arten als neu für die Fauna der mäh- rischen Höhlen angeführt werden. Beide Listen enthalten folgende Arten: Bolitophila einerea Mgn, Culex pipiens U., Blepharoptera (Leria) spectabilis Lw., Blepharoptera caesia Mgn., Blepharoptera modesta Mgn., Blepharoptera serrata L., Eccoplomera excisa Lw., Eccoptomera emarginata Lw., Borborus nigriceps Rdi. und Limosina silvatıca Mgn. | Als neu für die Höhlenfauna Mährens sind in meiner Liste verzeichnet: Serara annulata Mgn., Seiara pallipes F., Epidapus atomarius Deg., Rymosia gracilipes Dzied., Rymosia Tarnanii Dzied., Rymosia fenestralis Mgn., Polylepta leptogaster Winn., Exechia gracilicornis Lundstr., Exechia furcata © Lundstr.. ÆExechia subulata Winn,, Exechia tenuicornis v. d. Wulp., Mycetophila rufescens Zett., Myce- tophila punctata Mgn., Tanypus nebulosus Mgn., Tanypus melanops Mgn., Metriocnemus pieipes Mgn., Orthocladius sordidellus Zett., Culex annulatus Sehr., Simulium maculatum Mgn., Dixa aestivalis Mgn., Dieranomyia sp. (nieht die von Dr. Absolon aufgefundene mo- desta), Limnobia nubeculosa Mgn., Limnobia flavipes F., Limnobia tripunctata F., Trichocera maculipennis Mgn., Trichocera hiemalis Dg., Lipsothrix remota WIk., Phora opaca Mgn., Aphiochaeta rufipes Mgn., Aphiochaeta pulicaria F., Gymnophora arcuata Mgn., Borborus © fimetarius Mgn., Borborus limbinervis Rdi., Limosina elaviventris Strobl, Limosina crassimana Hal., Limosina herniata Duda, Li- mosina mikrops Duda, Limosina rustica Col., Dryomyxa anilis L., Scoliocentra villosa Mgn., Eccoplomera longiseta Mgn., Scyphella lutea Fall. UT OT Von Bezzi wurden in seiner Liste 1907 außerdem noch folgende Arten angeführt, die ich in den besuchten Höhlen nicht gefunden habe und die daher in meiner Liste fehlen: Sciara flavipes Mgn., Dicranomyia modesta Mgn., Trichocera annulata Mgn., Pachyrhina cornicina U., Psychoda phalaenoides L., Tabanus sudeticus Zell., Clinocera barbatula Mik., Lunigera chaero- phylli F., Lianculus virens Seop., Leptis tringaria L., Calliphora erythrocephala Mgn., Scatella quadrata Fall., Limosina ciliosa Rdi. Von diesen 13 Arten sind aber ganz bestimmt einige rein zufällige Funde, so fast alle Arten, die in dem weiten Abgrund der Mazocha gesammelt wurden, also: Dicranomyia modesta, Pachyrhina cornicina, Tabanus sudeticus und Calliphora erythrocephala, weiter aber auch die aus dem offenen Kuhstall (Kulna) aufgezählten Spezies: Leptis tringaria, Lunigera chaerophylli und Scatella quadrata. Auffallend ist, daß ich Trichocera annulata Mgn. (Slouper Höhlen, Juli 1900) und Psychoda phalaenoides L. (Slouper Höhlen, Juli 1900), letztere eine Art, die auch in Kellern häufig ange- troffen wird und sehr gemein ist, in den von mir besuchten Höhlen nicht gefunden habe. Ebenso fehlen in meiner Liste Sciara flavipes Mgn. und Limosina ciliosa Rdi., erstere in der Mazocha, letztere in der Nagelhöhle von Dr. Absolon gesammelt. Selbstverständlich befinden sich auch unter den von mir auf- gezählten 42 neuen Arten ebenfalls mehrere Dipteren, deren Anwesen- heit in Höhlen noch nieht zu dem Schlusse berechtigt, daß sie zu den Hemitroglophilen im Sinne Schmitz’ gehören; in der Ein- leitung habe ich auf die besonderen Verhältnisse in der Ochoser Höhle hingewiesen und die dortigen Funde zu erklären versucht. Zieht man aber auch diese zufälligen Funde ab, so bleibt doch noch eine erkleckliche Zahl von Dipteren übrig, die eine beson- dere Vorliebe für das Höhlenleben zeigen. „Diese Vorliebe“, sagt H. Schmitz S. J. sehr treffend, „ist zum mindesten eine auffallende biologische Eigentümlichkeit der betreffenden Tiere, die für sich allein, auch wenn sie nicht mit morphologischen Anpassungserscheinungen gepaart geht, die Aufstellung einer besonderen biologischen Gruppe rechtfertigen dürfte.“ 56 D I O1 H= QD p (9D) (35) | œo nu Besucht am 6. IV. 1912, Die nachstehende Zusammenstellung gibt ein Bild über die Verteilung der in meiner Liste angeführten Dipterenarten auf die einzelnen Höhlen. Evahöhle im Josefstal bei Brünn. Besucht..am - 17. 1.,124. III, 13..V., 9. IX., 8 XI 1913, 2. am und 13. VI. 1915 . Rymosia gracilipes Dziedz. . Rymosia Tarnanii Dziedz. . Exechia gracilicornis Lundstr. . Exechia furcata Lundstr. . Culex pipiens L. © D I © . Culex annulatus Schr. Trichocera hiemalis Deg. Phora pulicaria F. . Eceoptomera excisa Lw. 10. Blepharoptera serrata L. Byčiskala im Josefstal bei Brünn. Besucht am 25. X., 29. XI., 20. XII. 1914, 24. VIL, 11. IX. 1. XI, 26. XII. 1915 und 6. I. und 2. II. 1916. . Sciara annulata Men. . Sciara pallipes F. Bolitophila einerea Mgn. Culex pipiens L. Trichocera maculipennis Mgn. . Phora opaca Men. . Aphiochaeta rufipes Men. Borborus fimetarius Mgn. -r -= >- sve r EUR D Zee Limosina claviventris Strobl. Limosina crassimana Hal. Limosina rustica Coll. Limosina silvatica Mgn. Blepharoptera caesia Mgn. Blepharoptera serrata L. Seyphella lutea Fall. Wypustekhöhle im Kiriteiner Tal. LAVE und) XI 1914 2, IL, 180 ZE 18: VI CE VIE% 16. VIE 1915,25. 7118 und 7 IX 96: Epidapus atomarius Deg. Sciara pallipes F. Bolitophila cinerea Mgn. Rymosia fenestralis Men. Exechia subulata Win. Exechia tenuicornis v. d. Wulp. . Mycetophila rufescens Zett. o. be 10. 14! 12. 15. 14. 15. Mycetophila punetata Mgn. Culex pipiens L. Limnobia nubeculosa Mgn. Limnobia flavipes F. Limnobia tripunctata F. Trichocera maculipennis Mgn. Triehocera hiemalis Dec. Lipsothrix remota WIk. 9 BH . Phora rufipes Mgn. 24. Seoliocentra villosa Mgn. . Borborus fimetarius Mgn. 25. Eccoptomera longiseta Mgn. . Borborus nigriceps Rdi. 26. Eccoptomera excisa Lw. . Borborus limbinervis Rdi. 27. Eccoptomera emarginata Lw. . Limosina erassimana Hal. 28. Blepharoptera spectabilis Lw. . Limosina herniata Duda. 29. Blepharoptera caesia Mgn. . Limosina rustiea Coll. 30. Blepharoptera modesta Men. . Limosina silvatica Mgn. 31. Blepharoptera serrata L. Marienhöhle im Kiriteiner Tal. Besucht am 31. III. und 6. IV. 1915 und 7. IX. 1916. 1. Seiara pallipes F. Kiriteiner Höhle Nr. 2. Besucht am 3. IV. und 16. VII. 1915. Bolitophila cinerea Men. 4. Trichocera maculipennis Men. Polylepta leptogaster Win. 5. Dryomyza anilis L. Culex pipiens L. 6. Blepharoptera serrata L. Mokrauer Höhle im Rziczkatal. Besucht am 3. IV. und 19. VIII. 1915. . Culex pipiens L. 2. Blepharoptera serrata L. Wolfsgrotte im Rziczkatal. Besucht am 3. IV., 13. V. und 19. IX. 1915. . Culex pipiens L. 2. Blepharoptera serrata L. Ochoser Höhle im Rziezkatal. Besueht am23. EV, 13. V 25. VL., 19. und 26. 1X.,.8 und 29. XII, 1915, MIN UNA 21V 1916, 1. Sciara annulata Mgn. 4. Exechia tenuicornis v. d. 2. Bolitophila einerea Mgn. Wulp. 3. Rymosia fenestralis Mgn. 5. Tanypus nebulosus Men. . Tanypus melanops Men. . Metrioenemus picipes Mgn. . Orthocladius sordidellus Zett. . Culex pipiens L. . Culex annulatus Schr. . Simulium maculatum Men. . Dixa aestivalis Mgn. . Dieranomyia sp. . Limnobia nubeculosa Mgn. . Triehocera maculipennisMgn. . Trichocera hiemalis Deg. . Phora opaca Mgn. Aphiochaeta rufipes Mgn. . Gymnophora areuata Mgn. . Borborus fimetarius Mgn. . Borborus limbinervis Rdi. . Limosina mikrops Duda. . Limosina silvatica Mgn. . Seoliocentra villosa Mgn. . Eecoptomera excisa Lw. 26. 27. . Blepharoptera caesia Mgn. . Blepharoptera modesta Men. . Blepharoptera emarginataLw. Eccoptomera emarginata Lw. Blepharoptera spectabilis Lw. Neue mährische Arten der Pilzmückengattung Docosia Winn. Von Karl Landrock, Brünn. Zu den häufigsten, an keinem Waldbache fehlenden Pilz- mücken, die an solchen Orten in den ersten Monaten des Frühlings und ebenso im Spätherbste oft in Mengen gefangen werden können, gehören die Arten der Gattung Docosia Winn. Winnertz hat diese Gattung auf die Meigensche Mycetophila seiarina gegründet (Verh. zool.-bot. Ges., Wien, 1863, p. 802) und eine zweite Art (D. valida, p. 806) beschrieben, die sich von der ersteren durch den Verlauf von Sc, (Mediastinalader) und gelbe Schildehenborsten unterscheidet. Seit dieser Zeit wurde nur eine einzige neue Art dieser Gattung, D. morionella Mik (Verh. zool.-bot. Ges., Wien, 1883, p. 251), beschrieben. Wohl hat Strobel noch zwei Varietäten der valida Winn. bekannt gemacht (Var. nigrifemur, Mittlg. Ver. Steierm., 1897, p. 285 und Var. flavicoxa, Jahrb. d. nat. Land.-Museums, Kärnten. 1900, p. 180), welche aber, wie die Namen schon sagen, bloß auf die Färbung der Schenkel beziehungsweise der Hüften begründet wurden. Die Veränderlickheit der Schenkelfärbung hat schon Winnertz in seiner Monographie betont, doch spricht er bei seiner valida stets nur von schwarzen oder schwärzlichen Hüften. Dieser Umstand veranlaßte mich, die mährischen valida-Arten meiner Sammlung nach der Präpariermethode zu untersuchen und es stellte sich tat- sächlich heraus, daß valida Winn. mehrere Arten umfaßt, die sich durch die Färbung der Schenkel und Hüften, Thoraxbeborstung, ganz besonders aber durch den verschiedenen Bau und die Be- borstung des Hypopyiums unterscheiden. Weniger zufriedenstellend 60 war diese Untersuchung bei den Weibehen; wohl konnten auch hier Unterschiede in der Beinfärbung festgestellt werden, doch gleichen die präparierten Legeröhren einander so sehr, daß bestimmte Merk- male nicht gefunden werden konnten, eine Schwierigkeit, die schon bei anderen Gattungen (Boletina) und Familien (Simulidae) be- obachtet wurde. Man wird, um auch hier Klarheit zu schaffen, an ein und demselben Platze mit Männchen gesammelten Weibchen und ganz besonders kopulierten Pärchen mehr Aufmerksamkeit schenken müssen. Das Hypopygium der Docosia-Arten besteht aus zwei ge- wölbten Schuppen (Fig. 1), von denen die obere (Lamina supera) Fig. 1. kleiner, schwarzbraun und meist dicht und lang beborstet ist, während die untere (Lamina basalis) größer, gelbbraun, durchscheinend und kahler, oft nur fein behaart erscheint. Diese nur nach hinten offene Kapsel umschließt die Geschlechtsorgane ganz, so daß die einzelnen Glieder derselben am getrockneten Tiere fast niemals über den Rand hinausragen und auch beim präparierten Hypopygium erst dann hervortreten, wenn nach 36—48 stündigem Auslaugen die Präparate noch wenigstens 12 Stunden im Wasser weichen. Die Arten der Gattung Docosia Winn.: 1. Docosia seiarina Mg. — Syst. Beschr. VI. 1850, 300, 40. p. p. (= gilvipes Walk., Ins. Brit. III. 1856, 29. 6). Diese Art unterscheidet sich sicher von allen folgenden durch den Verlauf von Se, (Mediastinalader), welche aufwärts geschwungen ist und frei endigt. Die Hüften sind gelb und die langen, kräftigen Borsten auf dem Hinterrande des Schildchens schwarz. Das Hypopygium zeigt auch bei längerer Präparation keine aus dem Innern hervorragende Zangenarme, so daß nur die Um- risse der lamina basalis und supera in Fig. 1 gezeichnet werden konnten. Vielleicht war das untersuchte Stück schon zu sehr ein- 61 getrocknet und kann an frischen Stücken das Präparieren mit besserem Erfolg angewendet werden. Immerhin ist diese Art aber in beiden Geschlechtern durch das Flügelgeäder sehr gut charakterisiert. Die weibliche Legeröhre dagegen ist von der der valida-Gruppe auch am trockenen Tiere sehr leicht zu unterscheiden. Sie ragt nämlich immer weit hervor, während sie bei den anderen Arten kurz, meist ganz zurückgezogen ist. Die gelben, durchscheinenden End- lamellen sind groß. (Fig. 2.) 2d. — Hobitschau; Schreibwald bei Brünn; Mähr. Schweiz: Die Art wurde aus Larven gezogen, die in Boletus scaber, edulis, Hydnum repandum und in faulem Holze lebten. 2. Docosia morionella Mik. — Verh. zool.-bot. Ges., Wien, 1883, 251. Diese Art kenne ich nieht und sie ist auch meines Wissens seit Mik, der sie im September an einem Fenster gefangen hat, in keinem Verzeichnisse aufgezählt. Sie unterscheidet sich nach der Beschreibung von Mik von den anderen Arten durch die durchaus schwarze Färbung (auch die Schwinger sind schwarz). Thoraxrücken und Sehildehen ziemlich glänzend. Beine schwarz, in gewisser Richtung pechbraun. Flügel wasserklar, kaum etwas graulich ge- färbt. Se, in R mündend. — Ob es sich hier um eine von den schwarzbeinigen Arten der folgenden valida-Gruppe oder um eine eigene Art handelt, kann ich nicht feststellen, weil unter meinen mährischen Stücken nicht eines ist, das ganz schwa:z genannt werden könnte oder wenigstens schwarze Schwinger besitzen würde. Docosia valida Winn. — Verh. zool.-bot. Ges., Wien, 1863, 806. Nach Untersuchung der präparierten Hypopygien konnte ich unter meinen mährischen Stücken fünf verschiedene Arten feststellen, von denen eine, auf welche die Winnertzsche Beschreibung am besten paßt, den Namen valida beibehält, die vier anderen werden weiter unten neu benannt. Man kann die valida-Arten nach der Färbung der Beine in drei Gruppen einteilen: a) Hüften und Beine ganz oder fast ganz schwarz oder pechbraun. b) Hüften, wenigstens die vordersten, schwarzbraun, im Spitzen- teile (bis zur Hälfte) gelb; Schenkel vorherrschend gelb. c) Hüften und Schenkel ganz oder fast ganz gelb. Ich möchte aber gleich hier betonen, daß ich von der Bein- färbung allein als Artenmerkmal keine großen Stücke halte, daß es mir vielmehr wahrscheinlich erscheint, daß diese sehr variieren dürfte. Nur wenn immer auch das Hypopygium untersucht und mit den Zeichnungen verglichen wird, kann man auf einwandfreie Be- stimmungen rechnen. | In die erste Gruppe gehört D. valida Winn. und D. pseudo- valida n. sp. 3. Docosia valida Winn. Verh. zool.-bot. Ges., Wien, 1863, 806. p. p. Diesen Namen behalte ich für jenes Tier bei, dessen Hypopy- gium = 3 und 4) die schwarzen, kolbenartigen Oberzangen bi 6 4 hp, | 99 I vv | h 182. ER \ NA JD ME, > f AR St, = Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. besonders deutlich zeigt (Winnertz: Zange des S schwarz). Die Legeröhre des Weibchens ist wohl dunkel, die Endlamellen aber sind nicht schwarz, sondern wie bei sciarina Mg. gelb und durch- scheinend, werden aber bei dem trockenen Tiere von den gleich- großen, schwarzen, dieht behaarten Grundlamellen verdeckt, was wohl Winnertz veranlaßt hat zu schreiben: Legeröhre der Weib- chen samt den Endlamellen schwarz. (Legeröhre Fig. 5.) Hüften und Schenkel sind bei dieser Art fast ganz schwarz oder dunkelpechbraun, die Flügelspitze deutlich getrübt. Hierher wird wohl auch die Strobelsche var. nigrifemur ge- hören, doch kann dies ohne Untersuchung des Typus-Exemplares nicht mit Sicherheit behauptet werden. Strobel sagt von seinem S der nigrifemur, Hüften und Schenkel durchaus schwarz, auch die Endhälfte des Schwingerknopfes dunkel. Meine Stücke haben alle (ZZ und 22) gelbe Schwinger. | 63 Diese Art ist die größte, besonders die Weibchen fallen durch ihre Größe (41/),—5!/, mm) auf. Sie ist auch die gemeinste Art und überall anzutreffen. 4. Docosia pseudovalida n. sp. (= D. valida Winn. Verh. zool.-bot. Ges., Wien, 1863, 806. p. p.) Docosiae validae similis, differt hypopygio; long. corp. (4—41/, mm). Diese Art gleicht in allem vollständig der vorigen, unter- scheidet sich aber von ihr durch den Bau des Hypopygiums, und kann dieselbe auch im getrockneten Zustande leicht erkannt werden. Die Beborstung der oberen Schuppe (lam. superior) ist nie auf- fallend, die untere Schuppe (lam. basalis) ist groß, die obere weit überragend, gelbbraun und läßt die unter ihr liegenden, spitzen, etwas S-fórmig geschwungenen Anhänge durchscheinen. (Hyp. Fig. 6 und 7.) Ein Weibchen, das ich vom selben Standorte wie die Männchen (Schreibwald bei Brünn, 11./5.) besitze, hat schwarzbraune Hüften, aber oberseits gelbe Schenkel. Die Legeröhre ist von Fig. 5 nicht verschieden. Schreibwald. — Häufig. (I /, KN A KA IV V: EAN k pa | N 62,9 \ JAM) À SA ZAM V U \ VN M j LIT ey A QU \ j N : 14 N + N NE / 140) jn x / KEY A ť x Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. 5. Docosia setosa n. sp. Nigra; thoracis dorso nitido, luteo vel albido piloso; coxis anterioribus apice luteis, hypopygio setoso; long. 3 mm. Diese Art ist an der oberseits dicht und langbeborsteten lamina supera des Hypopygiums auch im getrockneten Zustande leicht kenntlich. Der Thoraxrücken ist glänzend schwarz, von oben gesehen fast kahl, da die dicht anliegende, gelbschimmernde Be- haarung nur in gewisser Richtung zur Geltung kommt. Längere Borsten stehen nur auf dem Schulterwulste. Auch das Schildehen ist glänzend und trägt auf dem Rande nur 4—5 gelbliche Borsten- haare. Die Vorderhüften sind in der Spitzenhälfte gelb, auch die Schenkel sind vorherrschend gelb gefärbt. Die Flügel sind an der 64 Spitze deutlich getrübt, wie bei valida. (Hyp. Fig. 8 und 9.) Das Weib- chen kenne ich nicht, oder kann es wenigstens von den anderen Weibchen nicht unterscheiden. Seltener. — Schreibwald bei Brünn. Zu den gelbhüftigen Arten gehören zwei Spezies, von denen ich die mit den ganz gelben Hüften mit dem Strobelschen Namen flavicoxa, die andere moravica n. sp. benenne. 6. Docosia flavicoxa Strobl. Nigra; coxis et femoribus totis luteis; alis hyalinis; long. 21/,—3 mm. Thoraxrücken dicht und ab- stehend gelbgrau behaart. Alle Hüften und Schenkel gelb. Flügel wasserhell. — (Hyp. Fig. 10 und 11.) Nur dd. Die Art ist an dem sehr charakteristisch ausgeschnittenen Hinterrand der lamina basalis leicht kenntlich. Mährische Schweiz. — Selten. À W gon hi f ou J IN re P J i À S VÁ, Ein A M HN p RM Kr EX N Iren, per, VA © 287 = Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12. Fig. 13. 7. Docosia moravica n. sp. Docosiae flavicoxae similis, differt hypopygio; long. 21/,—3 mm. Diese Art ist von der vorigen außer durch das Hypopygium auch durch den kurz und anliegend behaarten Thoraxrücken unter- schieden. Die Hüften sind am Grunde etwas gebräunt, doch erreicht diese Bräunung nie ein Viertel der Länge der Hüfte. Auch die Schenkel sind auf der unteren Kante und die hintersten auch an der Spitze verdunkelt. (Hyp. Fig. 12 und 13.) Die Weibchen haben einen etwas glänzenden Thoraxrücken. Beinfärbung wie beim Männchen. Die Legeröhre gleicht der von valida. (Fig. 5.) Bilowitz. — Häufig. Anmerkung. 1. O. A. Johannsen beschreibt in Maine agri- cultural experiment station, Orono, Bull. No. 196, 1911 (The fungus gnat of north america IIL), p. 300, 3 eine Docosia nigella, aus Amerika, deren Hypopygium, das er auch in Fig. 109 abbildet, eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Hypopygium der valida Winn. aufweist, doch ist die Zeiehnung so ungenau und klein, daß ein © Qt Vergleich nicht angestellt werden kann. Nach der beigegebenen Beschreibung hat nigella gelbe, nur am Grunde gebräunte Hüften, was auf valida nicht passen würde. 2. F. W. Edwards gibt im Vorworte zu seiner Arbeit Notes on British Mycetophilidae (Trans. of the entom. soc. of London, 1913, p. 338 und 339) einige Deutungen von Walkerschen Typen, darunter auch Leia basalis == Docosia valida Winn. Leia pubescens — Docosia valida Winn. Selbstverständlich kann man diese Namen nicht ohneweiters zu valida meiner Auffassung stellen, sondern es müßte erst durch Untersuchung der Hypopygien die Zugehörigkeit oder Berechtigung dieser Namen festgestellt werden. Tabelle zur Bestimmung der Docosia-Arten. 1. Se, (Mediastinalader) frei endigend . sciarina Mg. Se, (Mediastinalader) in R (Unter- Bander) mundend. - < . „2... + A 2. Ganz schwarzes Tier, auch dieSchwinger und Schienensporne sind schwarz . . morionella Mik. Nicht ganz schwarz, wenigstens die Schwinger gelb . cÍ 3. Vorderhüften schwarzbraun, höchstens die Spitzenhälfte gelb oder gelbbraun; Flügel im Spitzenteile deutlich getrübt 4 Vorderhüften ganz oder doch vor- herrschend gelb, höchstens am Grunde (nie !/, der Hüftenlänge) etwas gebräunt; Flügel ganz wasserklar . . 7 4. Behaarung des Rückenschildes abstebendes =... © 80.02 . pseudovalida: n. sp. Behaarung des Rückenschildes anliegend D 5. Rückenschild glänzend, fast kahl, die anliegende Behaarung nur in gewisser Richtung grau schimmernd; Hypopygium oberseits dicht und kräftie beborstet en 445127, X, 8et08a n. Sp. Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XV. ex 66 Riickenschild dichter. behaart, weniger glänzend, Hypopygium nicht auffallend beborstét =, 4x js z IRRE HRG 6. Hüften und dd ee schwarz . valida, var. nigrifemur Str. Schenkel wenigstens oberseits mit gelblicher Kante . .. . so walida: Winn. 7. Rückenschild dicht baten behaart; Hypopygium Fig. 10 und 11 . . . . flavicoxa Str. Rückenschild kurz anliegend behaart; Hypopygium Fig. 12 und 13 . . . . moravica n. sp. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Hypopygium von D. sciarina Mg. von unten (etwas seitlich). 2. Legeröhre von D. sciarina Mg. seitlich. 3. Hypopygium von D. valida Winn. von der Seite. Fig. 4. Hypopygium von D. valida Winn. schräg von unten. 5. Legerühre von D. valida Winn. von der Seite. Fig. 6. Hypopygium von D. pseudovalida n. sp. von unten. Fig. 7. Hypopygium von D. pseudovalida n. sp. von oben (etwas seitlich). Fig. 8. Hypopygium (unpräp.) von D. setosa n. sp. von oben. Fig. 9. Hypopygium von D. setosa n. sp. von der Seite. Fig. 10. Hypopygium von D. flavicoxa Str. von unten. Fig. 11. Hypopygium von D. flavicoxa Str. von der Seite. Fig. 12. Hypopygium von D. moravica n. sp. von unten. Fig. 13. Hypopygium von D. moravica n. sp. von der Seite. Beiträge zur Flora des Zwittauer Gebietes. Von Peter Schreiber, Bürgerschuldirektor in Briisau. Vorangegangene Veröftentlichungen über den Stoff: „Beiträge zur Flora des Zwittauer Gebietes.“ Zeitschrift des Mähr. Landesmuseums, Band VIII, 2. Heft, 1908. „Die Moore des Zwittauer Bezirkes.“ Aus den Mitteilungen der Kom- mission zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Mährens, 1907. Sehr spät ist allenthalben die Erkenntnis durchgedrungen, daß man in der durch die heutigen Fortschritte in Landwirtschaft, Industrie und Verkehr fast völlig veränderten Natur die wenigen ursprünglichen Reste schützen müsse, um sie vor gänzlichem Unter- gange zu bewahren. Das Gebiet von Zwittau ist besonders in den letzten Jahren starken Veränderungen ausgesetzt gewesen. Ich blicke auf einen Zeitraum von 28 Jahren zurück, in welchem ich dieses Gebiet nach allen Seiten durchstreift habe, anfangs aus Liebhaberei Herbar- pflanzen sammelnd, erst seit etwa 10 Jahren planmäßig forschend. Vor einem Vierteljahrhundert gab es wohl in einer Hinsicht noch ziemlich ursprüngliche Gebiete, die Moore mit ihrem originellen Pflanzenbestand. Die geringen Reste sind nun ebenfalls in Gefahr, in wenigen Jahren zu verschwinden. Am Fuße der Mohrner Ränder liegen die Moore überall da, wo Quellen hervortreten. Da ist in erster Linie das Moor in den Kirchenwiesen von Vierzighuben. Vor 5 Jahren begannen die Ent- wässerungsarbeiten. Sowohl das am oberen Lauf des Kirchenwiesen- baches gelegene Moor als auch das sumpfige Gebiet unterhalb des- selben wurde planmäßig aufgerissen, wobei in dem letztgenannten 5* 68 Teil eine Anzahl kleiner Torfflöze durchschnitten wurden. Auffallend war in allen Torfproben die große Menge Vivianit, die hier zutage trat. Nun sind die Seitengräben wieder geschlossen, das Wasser fließt durch Tonröhren in breite Abzugsgräben, die ursprüngliche Flora hat schon vielfach aufgehört. Der obere Teil der Kirchen- wiesen, der ein zusammenhängendes Moor vorstellt, ist von der Ge- meinde Zwittau aufgekauft worden. Die Quellen liefern für Zwittau, Vierzighuben und Greifendorf das Trinkwasser und zum Sehutze dieser Quellen wurde Wald angelegt, der beim Heranwachsen die letzten Reste der Moorflora noch verdrängen wird. Dieses Moor ist also gewesen. Hart am Dorfe Lotschnau liegt ein Moor, das vor einigen Jahren einen neuen, strebsamen Besitzer erhielt. Es wurde sofort entwässert und eingeebnet, bessere Gräser und Futterkräuter traten an Stelle der vielen Sauergräser, nur die Trollblumen haben sich noch zu behaupten gewußt. Auch mit diesem Moor ist es vorbei. Die moorigen Streifen von der Heide bei Greifendorf gegen das Dorf hin sind wohl noch im alten Zustande, haben aber eine viel geringere Bedeutung in floristischer Hinsicht als die vorher genannten Gebiete. Dasselbe gilt von dem Moore in der Nähe des Helensteins, des sogenannten Ursprunges der Zwitta. Im Sommer kommt von hier fast kein Wasser abwärts, die Zwitta entspringt eigentlich erst in den Torfwiesen nahe dem Mohrner Wald, der Abfluß hatte selbst bei sechsmonatlichem Regenmangel keine merkliche Schwächung zu verzeichnen. Ober dem alten Teichdamm, der das Moor in zwei Stücke teilt, ist nun auch schon seit Jahren das Moor kulti- viert und nur ein sehr kleiner Teil ist in dem ursprünglichen Zu- stande. Das unterhalb des Dammes gelegene Stück am linken Ufer der Zwitta ist noch das Vergnügen des Botanikers. Er enthält auch die Primula farinosa, deren Bodenständigkeit dadurch zum Aus- druck kommt, daß sie sich nur sehr wenig in der Umgebung aus- breitet. Die Gräben, welche derzeit wieder fast zugewachsen sind, schaden dem ursprünglichen Aussehen fast gar nicht. Dieses Moor wäre vor allem als Naturdenkmal vor der Vernichtung zu schützen, es ist aber sehr fraglich, ob dies noch möglich sein wird. Das große Wasserprojekt, welches die Wasserleitung für Zwittau und die unterhalb gelegenen Dörfer sowie die Regulierung der Zwitta in diesen Orten behufs Beseitigung des schwarzblauen, übelriechenden 69 Schlammes, der bis Muslau das Bachbett erfüllt, zum Zwecke hat und eine Million Kronen kosten soll, sieht die Anlegung zweier Teiche vor, welehe das Wasser für das zeitweise Durchschwemmen des Baches liefern sollen. Der eine soll oberhalb des alten Teich- dammes, der zweite gleich unterhalb desselben angelegt werden. Gerade die interessanten Moore sind dadurch dem Untergange ge- weiht. Hoffentlich nimmt sich, bevor es zu spät ist, die Kommission zur Erhaltung der Naturdenkmäler der Sache an und setzt eine Änderung des ursprünglichen Projektes durch. In den zwei wichtigsten Mooren im benachbarten Böhmen, bei Nikl und Schirmdorf, scheint bisher nichts gemacht worden zu sein. Das Schirmdorfer Moor weist sogar eine starke Zunahme von Veratrum Lobelianum auf, trotzdem sehr viele Stöcke in Zwittauer Gärten verpflanzt worden sind. Überhaupt zeigt die Flora eine Anzahl von Pflanzen, die den höheren Sudeten angehören. Außer Veratrum sind Trientalis europaea, Geranium silvatieum, Arnica montana, Hieracium aurantiacum und Eriophorum vaginatum hier zu Hause, wenn auch die beiden letzteren sehr selten sind. Urwaldähnlielie Gebiete finden sich in der Nähe von Zwittau nicht. Die Bauernwälder sind wie überall stark ausgenutzt und in schlechtem, die Wälder des Erzbistums Olmütz, der Fürsten Thurn- Taxis und Liechtenstein aber in herrlichem Zustande. Der Heiden- wald bei Greifendorf, dem Erzbistum gehörig, ist heute eine Sehenswürdigkeit durch Latschenbestände, die an Schönheit denen des Altvatergebirges nicht viel nachgeben. Auch die in der Heide und in den Schirmdorfer Wäldern befindlichen Bestände von Pinus strobus sind ein ungewohnter Anblick. Noch kann von einem gänzlichen Verschwinden vieler Pflanzen nicht die Rede sein. Von den Carex-Arten ist bloß pseudocyperus seit Jahren nicht mehr vorgekommen. Potentilla norvegica, welche vor Jahren selbst in der Nähe der Stadt gefunden wurde, desglei- ‘chen Carex cyperoides schien einige Jahre verschwunden, trat aber im Vorjahre geradezu massenhaft auf dem Damme der Torf- wiesen auf. Ich hatte in dem Artikel im Jahre 1907 angegeben, daß Silene diehotoma und noctiflora verschwunden wären. Indessen sind sie in den letzten zwei Jahren wieder massenhaft aufgetreten. Unbedingt falsch war meine Auslegung des Auftretens der Primula farinosa, daß sie von Gartenexemplaren abstammen dürfte. Ende 70 Mai 1903 besuchte ich einmal den Standort und war nicht wenig überrascht, an dem Platze einen Stock von Bartschia alpina zu finden. Dies konnte doch unmöglich ein Gartenflüchtling sein. In dem trockenen Sommer 1911 konnte ich ihn nicht mehr finden. Sollten nicht vielleicht doch Vögel, die am Zuge sich niedergelassen, die Ursache der Einschleppung sein? Außer den Torfwiesen gibt es noch ein interessantes Fleckchen Erde im Gebiete, die Sandgrube ober dem Freisassenteich bei Lotschnau. Sie ist ständig feucht, da das Sumpfwasser der Nachbar- wiese sie durchtränkt. Als ich sie kennen lernte, war sie fast völlig pflanzenleer und sie fiel nur dadurch auf, daß einige Exemplare Drosera rotundifolia darauf standen, während in der Nachbarwiese trotz eifrigen Suchens kein einziges Exemplar ge- funden werden konnte. (Heute ist dieselbe ein bedeutender Fundort der Drosera rot.) In den folgenden Jahren nahm die Drosera in der Sandgrube an Zahl und Größe der Exemplare zu, es siedelten sich aber nach und nach eine Menge anderer Pflanzen an und ich gebe hier den Pflanzenbestand, wie ich ihn vor drei Jahren auf- genommen habe, wieder: Polytrichum sp. Sphagnum sp. Luzula campestris. Juneus conglomeratus. Juncus lamprocarpus. Juncus supinus. Eriophorum angustifolium. Eriophorum latifolium. Seirpus silvaticus. Carex echinata. Carex flava. Carex leporina. Anthoxanthum odoratum. Betula alba. Salix aurita. Calluna vulgaris. Sagina procumbeus. Cirsium palustre. Hypochaeris radicatus. Leontodon hastilis. Ranunculus acris. Potentilla tormentilla. Rubus fruticosus. Comarum palustre. Parnassia palustris. Trifolium pratensis. Trifolium minus. Trifolium spadiceum. Trifolium repens. Drosera rotundifolia. Euphrasia officinalis. Pedicularis silvatica. Im Juni 1913 besuchte ich mit Fachlehrer Adolf Hornisch aus Zwittau, der mich schon durch mehrere Jahre bei meinen bo- tanischen Arbeiten unterstützt hatte, die Sandgrube und wir fanden zu unserer Überraschung zwei neue Ansiedler: Lycopodium innun- datum und Drosera anglica. Letztere war nur in sehr wenigen nicht blühenden Exemplaren am Abzugsgraben zu sehen. 1914 waren aber zahlreiche blühende Pflanzen inmitten der Sandgrube zu treffen. Auch diese Pflanzen müssen eingewandert sein, wahr- scheinlich aber nicht aus größerer Entfernung. Der Brand, ein teilweise mit Wald bestandenes Sumpfgebiet oberhalb der Sand- grube, weist viele offene Stellen auf, die ganz gut beide Pflanzen beherbergen könnten, doch ist es bisher nicht gelungen, sie daselbst nachzuweisen. Einen Bewohner der Sandgrube habe ich nicht erwähnt, da ich ihn nur zu Schulzwecken daselbst und auf der Torfwiese kulti- viert habe, nämlich Pinguicula vulgaris. In einer größeren Sendung Soldanellen, die ich für Gärten aus dem Böhmerwalde kommen ließ, waren einige junge Pflänzchen enthalten. Ich setzte sie aus und sie haben sich schon stark vermehrt. Schließlich möchte ich noch die Einwanderung von Pflanzen, bedingt durch den Eisenbahn- und Straßenverkehr, erwähnen. Mit Ausnahme von Matricaria discoidea und Erigeron canadense, die in ungeheuren Mengen vorkommen, halten sich die wenigsten längere Zeit oder sind noch so selten, daß sie noch nicht als Bürger der Gegend gelten können. Eryngium campestre. Eehinops sphaerocephalum. Tordylium maximum. Asperugo procumbeus. Caucalis daucoides. Cynoglossum offieinale. Anthriscus cerefolius. Cerinthe minor. Lathyrus tuberosus. Anchusa offieinalis. Lathyrus aphaea. Datura Strammonium. Vieia pannonica. Saponaria officinalis. Plantago arenaria. Vaccaria parviflora. Laetuea seariola. Von eingeschleppten Unkräutern sind Myosurus minimus und Reseda luteola seit mehreren Jahren wieder verschwunden. Im folgenden bringe ich ein Pflanzenverzeichnis mit Angabe des Vorkommens. Ich habe der Vollständigkeit halber auch die gemein vorkommenden Pflanzen aufgenommen, die in den eingangs angeführten Artikeln genannten Pflanzen nur dann, wenn neue Fundorte zu erwähnen sind. Polypodiaceae. Asplenium ruta muraria. Bei Brüsau an altem Mauerwerk, nament- leh am Bahnkörper. Asplenium septentrionale. Oberhalb Muflau. Asplenium trichomanes. Bahndamm-Mauern zwischen Greifendorf und Mußlau, unweit vom Pohler Marienbild im Dietz. Asplenium viride. Bei der Silberquelle. Athyrium filix femina. Häufig in allen größeren Waldungen bei Zwittau. blechnum spicant. Beim Lotschnauer Teich, oberhalb Schirmdorf, beim Goldbrünnl, zwischen Abtsdorf und Rybnik. Cystopteris fragilis. Dietzwald bei Glaselsdorf, Knotengraben bei Mublau. Nephrodium filix mas. In allen größeren Wäldern um Zwittau. Nephrodium spinulosum. Schönhengst, Dietzwald, Chrostau. Phegopteris driopteris. Schônhengst, Schirmdorfer Wälder. Phegopteris polypodiodes. Schónhengst, Schirmdorfer Wälder. Polystichum lobatum. Schirmdorfer Wälder, Diezwald bei Glaselsdorf. Polystichum lonchytis. Schirmdorfer Wälder, Brandwald bei Lotschnau, Dietz bei Glaselsdorf. Polypodium vulgare. Rybnik, Schirmdorfer Wälder, Dietz bei Glasels- dorf. Pteris aquilina. Zwischen Lotschnau und Waldeck, Sängerwiese bei Mohren, Schirmdorfer Wälder. Ophioglossaceae. Ophtoglossum vulgatum. Bei Überdörfl und auf den lehmigen Sumpf- wiesen bei der Haltestelle Schirmdorf. Equisetaceae. Equisetum palustre. Torf- und andere nasse Wiesen bei Zwittau häufig. Equisetum limosum. Kirchenwiesenbach, Sumpfwiese vor dem Ketzelsdorfer Walde. Equisetum arvense. Gemein. Equisetum pratense. Nasse Wiesen und Felder um Zwittau, ferner feuchte Wälder um Zwittau häufig. Equisetum silvaticum. Wälder um Zwittau häufig. Lycopodiaceae. Lycopodium clavatum. Um Zwittau häufig. Lycopodium complanatum. Bei Brüsau. Lycopodium innundatum. Sandgrube ober dem Freisaßteich bei Lotschnau. Heidwald bei Rotmühl. Coniferae. Abies alba. Häufig im Gebiete. Picea excelsa. Der häufigste Waldbaum des Gebietes. Pinus montana. Heide bei Greifendorf. Pinus nigra. Bei Zwittau und Brüsau, selten. Pinus Strobus. Heide bei Greifendorf. Pinus silvestris. Häufig im Gebiete. Larix decidua. Nur vereinzelt oder in kleinen Beständen um Zwittau und Brüsau. Juniperus communis. Um Zwittau fast ausgerottet. Bei Brüsau und Selsen noch häufig. Typhaceae. Typha angustifolia. Lotschnauer Teich, Tümpel beim Klingerwald. Typha latifoha. Schneiderteichl bei Mohren. Bei Abtsdorf. Sporganiaceae. Sparganium simplex. Brauhausteich, Pfützen bei der Bierschen Ziegelei in Zwittau. Sparganium ramosum. Wassergräben, Zwittabett um Zwittau. Najadaceae. Potamogeton crispus. Zwittabett bis Briisau. Potamogeton lucens. Sternteich bei Abtsdorf, Teich bei Waldeck. Potamogeton natans. Sewaldsteich beim Klingerwald, Helensteinteich. Alismaceae. Alısma plantago. Häufig in Wassergräben um Zwittau. Hydrocharitaceae. Hydrocharis morsus ranae. Im Sewaldteich beim Klingerwald. Ur- sprünglich nicht heimisch. Aus einem Aquarium zuerst in den Müllerschen Ziegelteich und von da in den Sewaldteich ver- pflanzt. Im Ziegelteich wieder verschwunden. Elodea canadensis. Erfüllt jetzt auch schon in der Brüsauer Gegend fast alle Gewässer. Gramineae, Agrostis alba. Gemein im Gebiete. Agrostis canina. Häufig im Gebiete. Agrostis vulgaris. Häufig im Gebiete. Alopecurus geniculatus. Eisplatz Zwittau. Alopecurus pratensis. Gemein im Gebiete. Apera spica venti. Gemein im Gebiete. Arrhenaterum elatius. Gemein im Gebiete. Avena fatua. In Feldern häufig. Avena pubescens. Gemein im Gebiete. Avena tenuis. Am Wege von Brüsau nach Routka bei Schletau. Bromus commutatus. Wiesen vor dem Klingerwald. Auch auf den Wiesen unterhalb Mährisch-Trübau. Bromus erectus. Beim Zwittauer Schlachthause. Bei Mohren. Bromus inermis. Beim Zwittauer Schlachthause. Bromus mollis. Gemein im Gebiete. Bromus secalinus. Im Getreide im ganzen Gebiete häufig. Bromus sterilis. Besonders auf dem Bahnkörper häufig. bromus tectorum. Bahnkörper bei Zwittau. brixza media. Gemein im Gebiete. Cynosurus cristatus. Gemein im Gebiete. Dactylis glomerata. Gemein im Gebiete. Danthonia decumbens. In lichten Wäldern und an Waldrändern bei Zwittau und Brüsau häufig. Deschampsia caespitosa. Gemein im Gebiete. Deschampsia flexuosa. Gemein im Gebiete. Elymus europaeus. Goldbrünnl in den Schirmdorfer Wäldern, am Wege von Schönhengst nach Annabad. Festuca elatior. Gemein im Gebiete. Festuca gigantea. Schirmdorfer Wälder, Dietzwald bei Glaselsdorf. Festuca myurus. Damm der Zwittau—Politschka-Bahn. Festuca övina. Gemein im Gebiete. Festuca. silvatica. Dietzwald bei Glaselsdorf, an der Straße von Schönhengst gegen Blosdorf. 75 Glyceria aguatica. In der Zwitta oberhalb Zwittau. Glyceria fluitans. Gemein in Gräben und Pfützen. Holcus lanatus. Unkraut in Hafer bei Zwittau. Holcus mollis. Gemein im Gebiete. Hordeum murinum. Fehlt um Zwittau. Bei Brüsau und Chrostau selten. Koeleria eristata. Gemein im Gebiete. Koeleria eristata var. pyramidata. Bei Lettowitz. Lolium perenne. Gemein im Gebiete. Loliwm vemotum. In Leinfeldern im ganzen Gebiete, Lolium temulentum. Bei Zwittau selten, bei entlegenen Ortschaften noch häufig. Melica ciliata. Bei Chrostau. Mährisch-Trübau Aufstieg gegen den Friedhof. Melica nutans. Gemein in den Waldungen des Gebietes. Melica uniflora. Hornberg. Milium effusum. Häufig im Gebiete. Molinia coerulea. Nasse Wiesen, Torfwiesen und Wälder häufig. Phalaris arundinacea. Ufer der Zwitta. Phleum pratense. Gemein im Gebiete. Phragmites communis. Gemein im Gebiete. Poa annua. Gemein im Gebiete. Poa compressa. Bei Chrostau. Poa fertilis. Bei Zwittau in Wiesen. Poa nemoralis. Wälder bei Zwittau und Brüsau. Poa pratensis. Gemein im Gebiete. Poa trivialis. Gemein im Gebiete. Poa vivipara. Bei Vierzighuben selten. Trisetum flavescens. Häufig im Gebiete. Triticum caninum. In Wäldern bei Zwittau. Triticum repens. Gemein im Gebiete. Trèticum vulgare. Höhe des Klingersteiges und Schlegelberg ver- wildert. ‚yperaceae. Carex elongata. Beim Galgenbusch bei Zwittau. Carex Halleri. Bei der Sandgrube oberhalb der Kirchenwiesen. Gefunden von Fachlehrer Richard Kraus. Carex hirtaeformis. Fuchsenhübel bei Zwittau. 76 Carex leporina. Gemein in den Wäldern des Gebietes. Carex leporina var. argyroglochin. Mohrner Wälder. Carex muricata. Bei Zwittau und Brüsau nicht selten. Carex Oederi. Torfwiesen und Damm bei Zwittau, Schirmdorfer Moor. Carex Schreberi. Eisplatz Zwittau. Carex verna. Gemein im Gebiete. Seirpus compressus. Bei Rotmühl. Seirpus lacustris. Teiche bei Waldeek und Abtsdorf. Seirpus maritimus. Teiche bei Waldeck und Abtsdorf. Seirpus paueiflora. Bei Greifendorf. Am Rotmühler Steig bei Stangendorf. Scirpus silvaticus. Gemein im Gebiete. Araceae. Acorus Calamus. Gabelteich bei Abtsdorf. Juncaceae. Juncus compresuss. Gemein im Gebiete. Juncus effusus. Häufig im Gebiete. Juncus glaucus. Stangendorf, Brüsau und Zwittau. Juncus squarrosus. Wiesen im Brandwald bei Lotschnau. Luxula angustifolia. Wälder um Zwittau häufig. Luxula angustifolia var. rubella. Fuchsenhübel bei Zwittau. Luxula campestris. Gemein im Gebiete. Luzula multiflora. Häufig, namentlich bei Mohren und Nikl. Luxula pilosa. In den Wäldern um Zwittau nicht selten. Liliaceae. Gagea arvensis. Zwischen Greifendorf und Mußlau. Gagea lutea. Gemein in Grasgärten und Gebüschen in der Um- gebung von Zwittau. Allium vineale. Felder um Zwittau selten. Allium ursinum. Schirmdorfer Wälder. Majanthemum bifolium. Wälder um Zwittau und Brüsau. Polygonatum multiflorum. Sehirmdorfer Wälder. Convallaria majalis. Um Zwittau häufig, bei Brüsau selten. Amaryllideae. Galanthus nivalis. Zwischen Abtsdorf und Dittersdorf. 77 Orchideae. Platanthera bifolia. Wälder und Waldwiesen um Zwittau häufig. Platanthera chlorantha. Schirmdorfer Wälder sehr selten. Coeloglossum viride. Waldwiesen bei Mohren selten. Gymnadenia conopea. Waldwiesen um Zwittau häufig. Orchis maculata. Mohrner Wälder, Lotschnauer Wald. Orchis mascula. Glaselsdorf. Orchis militaris. Glaselsdorf. Orchis morio. Um Zwittau häufig. Orchis ustulata. Schleglbergwiesen zwischen Ketzelsdorf und Hermers- dorf häufig, auch bei Glaselsdorf. Salicaceae. Populus tremula. Gemein im Gebiete. Populus nigra. Nieht so häufig wie vorige. Populus balsamifera. In Zwittau und den umliegenden Dörfern, auch in Alleen. Populus alba. Beim Mußlauer Tunnel. Salix repens. Klingerwaldwiese, Heide bei Rotmühl, hier auch Bastarde derselben. Salix purpurea. Ufer der Zwitta. Salix pentandra. Kirchenwiesen bei Zwittau. Salix capraea. Gemein im Gebiete. Salix aurita. Gemein im Gebiete. Betulaceae. Alnus incana. Fuchsenhiibel bei Zwittau, in Greifendorf, bei Hinter- wasser und B.-Wiesen nächst Brüsau. Almus glutinosa. Gemein im ganzen Gebiete. Betula pendula. Gemein im ganzen Gebiete. Betula pubescens. Bei Mohren und Greifendorf. Carpinus betulus. Dietzwald bei Glaselsdorf, sonst vereinzelt. Corylus Avellana. Zerstreut im ganzen Gebiete, nirgends größere Bestände. | Fagaceae. Fagus silvatica. Große Bestände in den Schirmdorfer Wäldern, Dietz, Hornberg, sonst vereinzelt. Quercus Robur. Große Bestände in den Schirmdorfer Wäldern, sonst vereinzelt. Ulmaceae. Ulmus campestris. Häufig, namentlich Alleebaum. Ulmus laevis. Um Zwittau zerstreut. Moroceae. Humulus lupulus. Hänge bei Stangendorf. Urtieaceae. Urtica dioica. Gemein im Gebiete. Urtica urens. Gemein im Gebiete. Loranthaceae. Viscum album. Häufig nur in Schirmdorf, seltener in Nikl und Stangendorf, in den Wäldern sehr vereinzelt. Aristolochiaceae. Aristolochia Clematitis. Bei einer verfallenen Hütte außerhalb Ketzelsdorf. Asarum europaeum. In Wäldern und Gebüschen um Zwittau nicht selten. Polygonaceae. Polygonum aviculare. Gemein im Gebiete. Polygonum amphibium. Sewaldteich am Klinger, Lotschnauer Teich, Waldecker Teich, Müllerscher Ziegelteich in Zwittau. Land- form an mehreren Plätzen in Zwittau. Polygonum bistorta. Gemein im Gebiete. Polygonum convolvulus. Häufiges Unkraut um Zwittau. Polygonum hydropiper. Wassergräben bei Zwittau. Polygonum lapathifolium. Gemeines Unkraut und Schuttpflanze um Zwittau. Polygonum Persicaria. Sehuttpflanze in Zwittau. Rumex acetosa. Gemein im Gebiete. Rumex acetosella. Gemein im Gebiete. Rumex aquaticus. Kirchenwicsen bei Zwittau, Zwittaufer bei Brüsau. Rumex conglomeratus. Stangendorf. Rumex crispus. Gemein im Gebiete. Rumex maritimus. Schutthaufen in Zwittau. Rumex obtusifolius. Schutt gemein. Chenopodiaceae. Atriplex patulum. Gemein im Gebiete. Atriplex oblongifolium. Mähr.-Trübau am Wege gegen den Friedhof. Chenopodium album. Gemein im Gebiete. Chenopodium bonus Henricus. Gemein im Gebiete. Chenopodium botrys. Um Zwittau selten. Chenopodium glaucum. Gemein im Gebiete. Chenopodium hybridum. Schuttpflanze in Zwittau und Brüsau. Chenopodium murale. Schuttpflanze in Zwittau. Chenopodium opulifolium. Gemein im Gebiete. Chenopodium polyspermum. Bei Deutsch-Bielau und Chrostau. Chenopodium rubrum. Zwittau, Vierzighuben, Brüsau. Chenopodium vulvaria. An Plätzen in Zwittau. Amarantaceae. Amarantus viridis. Bei Chrostau selten. Caryophyllaceae. Agrostemma githago. Unkraut im Getreide im ganzen Gebiet, nicht häufig. Arenaria serpillifolia. Gemein im Gebiete. Cerastium arvense. Gemein im Gebiete. Cerastium glomeratum. Bei Mohren, Stangendorf, Schirmdorf. Cerastium vulgatum. Häufig im Gebiete. Dianthus deltoides. Häufig im Gebiete. Holosteum umbellatum. Häufig im Gebiete. Malachium aguaticum. Bei Brüsau. Nasse Stellen der Schirmdorfer Wälder. Moehringia trinervia. Wälder um Zwittau und Brüsau häufig. Melandryum noctiflorum. Felder bei Vierzighuben, Greifendorf, Mußlau, Brüsau. Melandryum album. Um Zwittau und Brüsau häufig. Melandryum silvestre. Schönhengst, Schirmdorfer Wälder, Mohrner Ränder, selten. Sagina procumbens. Feuchte Waldwege Zwittau, Schönhengst. Scleranthus annuus. Gemeines Unkraut im ganzen Gebiete. Silene vulgaris. Häufig im Gebiete. Silene nutans. Häufig im Gebiete. Spergula arrensis. Um Zwittau häufig als Unkraut. 80 Spergularia rubra. Sandige Felder bei Waldeck, Sandplätze beim Fuchsenhübel bei Zwittau. Stellaria graminea. Gemein im Gebiete. Stellaria Holostea. Wälder bei Zwittau und Brüsau. Stellaria media. Gemein im Gebiete. Viscaria vulgaris. Mohrner Ränder bei Zwittau, bei Brüsau. Ceratophyllaceae. Ceratophyllum demersum. Kirchenwiesenbach, Zwitta bei Brüsau. Papaveraceae. Chelidonium majus. Häufig im ganzen Gebiete. Papaver Argemone. Gemein im Gebiete. Papaver dubium. Häufig im Gebiete. Papaver Rhoeas. Gemein im: Gebiete. Corydalis cava. Schirmdorfer Wälder. Fumaria officinalis. Häufig im Gebiete, Fumaria Vaillantii. Schuttpflanze und Unkraut, weniger häufig als erstere. Cruciferae. Alyssum Calycinum. Häufig im Gebiete. Alliaria officinalis. Bei Greifendorf und Muflau. Arabis arenosa. Hornberg, Dietzwald. Armoracia rusticana. Verwildert in Feldern. Barbarea vulgaris. Gemein im Gebiete. Brassica annua. Bahndamm bei Greifendorf. Camelina sativa. Greifendorf und Böhmisch-Wiesen selten. Capsella bursa pastoris. Gemein im Gebiete. Cardamine amara. An der Zwitta von Muflau bis Chrostau. Cardamine impatiens. Schirmdorfer Wälder. An der Waldstraße von Schönhengst gegen Blosdorf. Cardamine pratensis. Gemein im Gebiete. Dentaria bulbifera. Hornberg. Diplotaxis tenuifolia. Maiiental bei Chrostau. Draba verna. Gemein im Gebiete. Erysimum cheiranthoides. Häufiges Unkraut bei Zwittau. Lepidium campestre. Bei Brüsau. Lepidium ruderale. Gemein im Gebiete. Neslia paniculata. Gemein im Gebiete. 81 Raphanus Raphanistrum. Gemein im Gebiete. Roripa silvestris. Bahndamm bei Zwittau und Abtsdorf. Sinapis arvensis. Gemein im Gebiete. Sisymbrium Sophia. Sehuttpflanze häufig im Gebiete. Sisymbrium officinale. Schuttpilanze häufig im Gebiete. Stenophragma Thaliana. Gemein im Gebiete. Thlaspi arvense. Gemein im Gebiete. Turritis glabra. Um Zwittau und Brüsau nicht selten. Droseraceae. Drosera anglica. Sandgrube ober dem Lotschnauer Teich, 1913 entdeckt. Drosera rotundifolia. Sumpfwiesen ober dem Lotschnauer Teich, Torfwiesen bei Nikl und bei Porstendorf. Crassulaceae. Sedum acre. Gemein im Gebiete. Sedum album. Bei Rotmiihl, Sedum maximum. Häufig im Gebiete. Sedum. spurium. Aus dem Zwittauer Friedhof, verwildert im Stein- bruch oberhalb des Schlachthauses. Ranunculaceae. Actaea spicata. Wälder bei Brüsau. Adonis aestivalis. Bei Rotmühl. Anemone hepalica. Bei Ketzelsdorf, Dittersdorf, Schirmdorf, Greifen- dorf, Brüsau. Anemone nemorosa. Im Gebiete gemein. Anemone ranunculoides. Wälder bei Schirmdorf, Schönhengst. Anemone silvesiris. Mußlau, gegen den Knotengraben. Caltha palustris. Auf nassen Wiesen und an Bächen im Gebiete häufig. Delphinium Consolida. Gemeines Unkraut um Zwittau. Ranunculus aguatilis. Bäche und Gräben bei Brüsau. Ranumeulus arvensis. Gemein im Gebiete. Ranunculus auricomus. Gemein auf nassen Wiesen im Gebiete. Ranunculus bulbosus. Auf troekenen Rändern, namentlich bei Zwittau, Ketzelsdorf, Glaselsdorf und Briisau. Ranunculus cassubieus. Pohler, oberer Teil von Oberheinzendorf. Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XV. 6 32 Ranunculus ficaria. Feuchte Wiesen bei Vierzighuben, Greifendorf, Mußlau, Brüsau, Ketzelsdorf. Ranunculus flammula. Gemein an nassen Waldstellen und in Gräben um Zwittau. Ranunculus lanuginosus. Schirmdorfer Wälder, Schönhengst, Wälder bei Brüsau. Ranunculus Lingua. Teich bei der Müllerschen Ziegelei in Zwittau. Ranuneulus polyanthemus. Waldwiesen bei Zwittau. Ranunculus repens. Gemein im Gebiete. Ranunculus sceleratus. In den Torfwiesen seit einigen Jahren nicht mehr beobachtet, auch sonst selten. Trollius europaeus. Zwischen Glaselsdorf und Pohler. Saxifragaceae. Saxifraga granulala. Gemein im Gebiete. Saxifraga umbrosa. Verwildert im Hermersdorfer Walde unter dem Schlegelberge. Chrysosplenium alternifolium. Gemein im Gebiete. Parnassia palustris. Auf Sumpfwiesen im Gebiete nicht selten. Ribes Grossulariu. Hänge bei Mußlau und Brüsau. Rosaceae. Agrimonia Eupatorium. Häufig bei Zwittau und Brüsau. Alchemilla arvensis. Äcker bei Hermersdorf, Stangendorf und Rausenstein. Alchemilla vulgaris. Gemein in Gebiete. Orataegus monogyna. Bei Zwittau und Brüsau selten. Crataegus oxyacantha. Häufig im Gebiete. Fragaria collina. Bei Ketzelsdorf, besonders häufig bei Brüsau und Selsen. Fragaria elatior. Häufig im Gebiete. Fragaria vesca. Gemein im Gebiete. Geum urbanum. Gemein im Gebiete. Pirus communes. Verwildert bei Zwittau, häufiger bei Brüsau, Selsen. Potentilla anserina. Im Gebiete gemein. Potentilla argentea. Im Gebiete häufig. Potentilla recta. Hänge bei Stangendorf. Potentilla reptans. Vierzighuben, Greifendorf, Lotschnau, Schünhengst. Potentilla rubens. Im Gebiete häufig. Potentilla supina. Lotsehnau. Potentilla Tabaernaemontani. Um Zwittau, seltener als rubens. Potentilla Tormentilla. Gemein im Gebiete. Poterium Sanýywmsorba. Gemein im Gebiete. Prunus avium. Um Zwittau häufig verwildert. Prunus spinosa. Hopfengrund bei Glaselsdorf, Tafelgrund, schon an vielen Orten ausgerodet. Rosa canina. Gemein im Gebiete. Rubus caesius. Im ganzen Gebiete als Unkraut, aber nirgends häufig. Rubus Idaeus. Im Gebiete nicht selten. Sanguisorba officinalis. Gemein im Gebiete. Sorbus Aucuparia. Alleen häufig. Wälder seltener. Spiraea Ulmaria. An Bachufern und nassen Wiesen im Gebiete nicht selten. Papilionaceae. Anthyllis Vulneraria. Häufig im Gebiete. Astragalus glycyphyllos. Wälder um Zwittau. Coronilla varia. Häufig im Gebiete. (renista germanica. Lotschnau, Ketzelsdorf, Hermersdorf. Genista tinctoria. Häufig im Gebiete. Lathyrus pratensis. Gemein im Gebiete. Lathyrus tuberosus. Unkraut in Feldern nahe dem Mußlauer Tunnel. Lathyrus vernus. Ketzelsdorf, Hornberg, Dietz, Schirmdorfer Wälder. Lotus corniculatus. Gemein im Gebiete. Medicago falcata. Häufig im Gebiete. Medicago falcata X sativa. Felder zwischen Zwittau und Ketzelsdorf. Medicago lupulina. Gemein im Gebiete. Medicago sativa. Gemein im Gebiete. Melilotus albus. Bei Zwittau und Vierzighuben, besonders am Bahn- damm und auf Schutt. Melilotus officinalis. Am Bahnkörper häufig. Onobrychis viciaefolia. Gemein im Gebiete. Ononis spinosa. Waldrand bei den Zwittauer Torfwiesen. Trifolium agrarium. Waldwiesen an den Mohrner Rändern. Trifolium alpestre. Greifendorfer Wald. Trifolium aureum. Häufiges Unkraut im Gebiete. Trifolium arvense. Gemein im Gebiete. Trifolium hybridum. Gemein im Gebiete. Trifohum medium. In den Wäldern um Zwittau häufig. 6* 84 Trifolium minus. Gemein im Gebiete. Trifolium montanum. Um Zwittau häufig. Trifolium pratense. Gemein im Gebiete. Trifolium repens. Gemein im Gebiete. Vicia angustifolia var. Bobarti. Felder bei Mohren. Vicia Oracca. Häufig im Gebiete. Vicia dumetorum. In den Wäldern um Zwittau selten. Vieia hirsuta. Gemeines Unkraut um Zwittau. Vicia sativa. Gemein im Gebiete. Vicia sepium. Im Gebiete häufig. Vicia tetrasperma. Häufiges Unkraut um Zwittau. Vicia tenuifolia. Mohrener Ränder bei Zwittau. Oxalideae. Oxalis acetosella. Gemein in den Wäldern um Zwittau. Oxalis strieta. Zwischen Brünnlitz und Swojanov. Linaceae. Linum catharticum. Gemein auf den Wiesen des Gebietes. Geraniaceae. Erodium Cicutarium. Gemein im Gebiete. Geranium Columbinum. Greifendorf, Mußlau, Mariental bei Chrostau. Geramium dissectum. Stangendorf, Bahnhof Zwittau, Felder bei Lotschnau. | Geranium palustre. Bei Vierzighuben, am Zwittaufer oberhalb Zwittau. Geranium Phaeum. In den meisten Dörfern bei Zwittau. Geranium pratense. Gemein im Gebiete. Geranium pusillum. Bei Zwittau, Brüsau, Chrostau. Geramum pyrenaicum. Am Bahnkörper bei Abtsdorf, außerdem in Bad Waldl bei Politschka. Geranium Robertianum. Häufig um Zwittau und Brüsau. Geramum silvaticum.. Bei Glaselsdorf, zwischen Rotmühl und Blumenau. Polygalaceae. Polygala amara uliginosa. Torfwiesen Zwittau. Polygala comosa. Häufig im Gebiete. Polygala vulgaris. Häufig im Gebiete. Bei Lotschnau weißblühend. | Euphorbiaceae. Euphorbia cyparissias. Gemein im Gebiete. Euphorbia dulcis. Brüsauer Wälder. Euphorbia Esula. Bei Stangendorf, Chrostau-Ölhütten. Euphorbia exigua. Bahnkörper Zwittau, bei Stangendorf und Rauden. Euphorbia helioscopia. Gemein im Gebiete. Euphorbia Peplus. In Zwittau sehr häufig. Euphorbia virgata. Felder bei Zwittau. Callitrichaceae. Callitriche stagnalis. Um Zwittau gemein. Malvaceae. Malva Alcea. Bahndamm bei Zwittau. Malva crispa. In Zwittauer Gärten, häufig verwildert. Malva neglecta. Auf Plätzen in Zwittau und den umliegenden Dörfern. Celastrineae. Evonymus vulgaris. Schirmdorfer Wälder, Dietzwald, selten. Rhamnaceae. Rhammus cathartica. Bei Zwittau sehr selten. Rhamnus frangula. Als Unterholz bei Zwittau häufig. Tiliaceae. Tilia platyphylla. Gemein im Gebiete. Tilia ulmifolia. Gemein im Gebiete. Acerineae. Acer campestre. Bei Greifendorf, Mußlau, Brüsau. Fehlt bei Zwittau. Acer Negundo. Bei Brüsau, Brünnlitz, bei Zwittau sehr selten. Acer platanoides. Häufig im Gebiete. Acer pseudoplatanus. Häufig im Gebiete. Balsamineae. Impatiens nolitangere. Feuchte Waldstellen bei Zwittau. Impatiens parviflora. Vierzighuben. Verwildert aus dem Garten des Ing. Josef Dittrich. 86 Hypericaceae. Hypericum hirsutum. An der Straße unter dem Schönhengst gegen Blosdorf. Hypericum humifusum. Tafelgrund bei Zwittau. Hypericum perforatum. Gemein im Gebiete. Cistaceae. Helianthemum vulgare. Bei Zwittau häufig. Violaceae. Viola alba. Bei Abtsdorf. Viola canina. Umgebung von Zwittau häufig. Viola hirta. Hopfengrund bei Glaselsdorf, Rybnik, Ketzelsdorf, Dittersdorf, Tafelgrund bei Zwittau, Brüsau. Viola odorata. Im Gebiete häufig. Viola Riviana. Schönhengst, Dietz, Tiefer Grund bei Mohren. Viola silvestris. Häufig im Gebiete. Viola trieolor. Häufig im Gebiete. Lythraceae. Lythrum Salicaria. An Gräben und Bächen im ganzen Gebiete. Peplis Portula. In einer nassen Sandgrube bei Mohren, Sewald- teich beim Klingersteig, bei Abtsdorf. Oenothereae. Eptlobrum angustifolium. Gemein im Gebiete. Epilobium hirsutum. An der Zwitta von Böhm.-Wiesen abwärts. Epilobium montanum. Häufig um Brüsau und Zwittau. Epilobium palustre. Nasse Wiesen und Gräben um Zwittau. Epilobium parviflorum. Ufer der Zwitta, Gräben. Umbelliferae. Angelica silvestris. Wiesen und Wälder bei Zwittau und Briisau. Anthriseus silvestris. An Wegen, Mauern, in Gärten im ganzen Gebiete. Anthriseus vulgaris. Stangendorf oberhalb der Kirche. Aegopodium Podagraria. Waldränder, Grasgärten, im ganzen Gebiete. Aethusa cynapium. Im Gebiete häufig. Astrantia major. In der sogenannten Hölle, Rotmühl Oberort. oC -I Carum Carvi. Gemein im Gebiete. Caucalis daucoides. Bei Brüsau und Chrostau. Chaerophyllum temulum. Brüsau und Böhm.-Wiesen. Daucus Carota. Gemein im Gebiete. Falcaria Rivini. Bei Hermersdorf und Greifendorf. Heracleum Sphondylium. gemein im Gebiete. Pastinaca sativa. Gemein im Gebiete. Pimpinella magna. Häufig um Zwittau und Brüsau. Pimpinella saxifraga. Trockene Hänge bei Zwittau und Brüsau. Sameula europaea. Wälder bei Brüsau. Sium ereetum. Mußlau, am Bach unter dem Knotengraben. Tordylium maximum. Beim Schützenhof Zwittau. Torilis Anthriseus. Im Gebiete häufig. Cornaceae. Cornus sanguineus. Wälder um Zwittau nicht selten. Cornus mas. Um Zwittau selten, meist nur in Gärten. Pirolaceae. Monotropa Hypopitys. Wälder um Zwittau und Brüsau. Pirola minor. Wälder bei Brüsau. Pirola secunda. Wälder um Zwittau, Brüsau häufig. Pirola chlorantha. Brüsauer Wälder. Chimophila umbellata. Chrostau. Ericaceae. Vaccinium Vitis Idaea. Wälder um Zwittau häufig. Vaceinium myrtillus. Häufig. Auf den Mohrner Rändern gegen Lauterbach mit weißen Früchten. Calluna vulgaris. Gemein im Gebiete. Primulaceae. Anagallis arvensis. Gemein im Gebiete. Anagallis coerulea. Ober-Stangendorf, Nieder-Rauden. Primula officinalis. Schirmdorfer Wälder, bei Pohler und Ketzelsdorf. Lysimachia nummularia. Ufer der Zwitta, an nassen, quelligen Orten in der Umgebung von Zwittau. Lysimachia vulgaris. Um Zwittau häufig, namentlich in den Wäl- dern bei Lotschnau und Mohren. 88 Gentianaceae. Gentiana amarella. Bisher nur in der Ratsdorfer Schlucht bei Rybnik. Die Angabe Nießners „am Klinger und bei Chrostau“ dürfte auf eine Verwechslung mit germanica zurückzu- führen sein. Gentiana ciliata. Bei Brüsau gemein. Gentiana germanica. Im Brüsauer Gebiet häufig. (Gentiana Pneumonanthe. Schirmdorfer Wälder, Fuchsenhübel bei Zwittau. Menyanthes trifoliala. Bei Rotmühl gegen die Heide. Apocyneae. Vinca minor. Wälder am Schönhengst und Hornberg. Convolvulaceae. Convolvulus arvensis. Um Zwittau häufig. Cuseuta epithymum. Stangendorf. Cuscuta europaea. Um Zwittau nicht selten. Cuseuta Trifolit. Die häufigste Art im Gebiete. Boragineae. Anchusa offieinalis. Bahndamm bei Zwittau. Cynoglossum officinale. Bahndamm bei Zwittau. Echium vulgare. Gemein im Gebiete. Lithospermum arvense. Gemein im Gebiete. Myosotis strieta. Unkraut bei Lotschnau. Bahnkörper bei Zwittau. Myosotis intermedia. Um Zwittau häufig. Myosotis palustris. Gemein im Gebiete. Myosotis silvatica. Sehönhengst, Schirmdorfer Wälder. Myosolis versicolor. Felder bei Mohren, Stangendorf und Glaselsdorf. Pulmonaria officinalis. In der Heike bei Mohren, bei Ketzelsdorf, in den Schirmdorfer Wäldern, nieht häufig. Symphytum officinale. Bei Zwittau, Greifendorf, Brüsau. Lycopsis. arvensis. Gemein im Gebiete. Verbenaceae. Verbena officinalis. Stangendorf, Hermersdorf, Abtsdorf. 89 Labiatae. Ajuga genevensis. Mußlau, Brüsau, Chrostau. Ajuga reptans. Gemein im Gebiete. Ballota nigra. Gemein in den Dörfern um Zwittau. Betonica officinalis. Bei Abtsdorf. Brunella grandiflora. An der Straße Vierzighuben—Hermersdorf rechts und links von derselben in der Nähe der Einmündung des sogenannten Gewitscher Straßls. Brunella vulgaris. Gemein im Gebiete. Calamintha Acinos. Trockene Orte bei Zwittau. Calamintha Clinopodium. Im Gebiete häufig. Elsholtzia cristata. Zwittau, Dittersbach. Galeobdolon luteum. Mohrner Ränder, Schirmdorfer Wälder, Schön- hengst, Dietzwald. Galeopsis Ladanum. Ober-Stangendorf. Galeopsis pubescens. Um Zwittau nicht selten. Galeopsis Tetrahit. Gemein im Gebiete. Glechoma hederacea. Gemein im Gebiete. Hyssopus offieinalis. Ablagerungsplatz beim Zwittauer Schlachthause. Lamium album. Gemein im Gebiete. Lamium amplexicaule. Gemein im Gebiete. Lamium maculatum. Beim Dorfe Schönhengst in Pohler. Lamium purpureum. Gemein im Gebiete. Leonurus Cardiaca. Vierzighuben, Greifendorf. Lycopus europaeus. Ufer der Zwitta im Gebiete. Mentha aquatica. Kirchenwiesen, Greifendorf. Mentha arvensis. Gemein im Gebiete. Mentha sativa. Kirchenwiesen. Mentha silvestris. Greifendorf, Mußlau, Brüsau. Origanum vulgare. Trockene Hänge bei Zwittau. Salvia pratensis. Bahndamm von Zwittau bis Brüsau. Scutellaria galericulata. Ober dem Lotschnauer Teiche. Stachys annua. Eisenbahndamm bei Stangendorf und Zwittau. Stachys germanica. Bei Brünnlitz. Stachys palustris. Im Gebiete gemein, Thymus serpillum. Im Gebiete gemein. Solanaceae. Lycium barbarum. In Zwittau und den angrenzenden Dörfern häufig. 90 Scrophulariaceae. Alectorolophus Crista galli. Um Zwittau häufig. Alectorolophus hirsutus. Im Getreide um Zwittau häufig. Bartschia alpina. Torfwiesen unter dem Damm (1908—1910). Antirrhinum Orontium. Bei Zwittau sehr selten. Euphrasia Odontites. Um Zwittau gemein. Euphrasia Rostkowiana. Im Gebiete gemein. Euphrasia stricta. Im Gebiete häufig. Melampyrum arvense. Mohren, Stangendorf. Melampyrum nemorosum. Mohrner Wald, Mohrner Ränder. Melampyrum pratense. Dietzwald bei Glaselsdorf. Melampyrum silvaticum. Wälder um Zwittau und Brüsau häufig. Serophularia nodosa. Um Zwittau und Brüsau häufig. Verbascum Thapsiforme. Hinterwasser bei Brüsau, Dietzwald. Verbascum phlomoides. Hinterwasser bei Brüsau, Dietzwald. Verbascum phoeniceum. Sehr vereinzelt bei Zwittau. Verbascum Blattaria. Unterwald bei Brüsau. Verbascum nigrum. Häufig im Gebiete. Veronica Veronica Veronica Veronica Veronica Veronica Veronica Veronica Veronica Veronica Veronica Veronica Veronica Veronica Pinguicula vulgaris. agrestis. Gemein im Gebiete. anagallis. Wassergräben bei Zwittau und Brüsau. arvensis. Gemein im Gebiete. beccabunga. In allen Wassergräben und in der Zwitta. chamaedrys. Gemein im Gebiete. hederaefolia. Gemein im Gebiete. montana. Wälder am Schönhengst. officinalis. Gemein im Gebiete. opaca. Felder bei Lotschnau, selten. polita. Zwittau, Vierzighuben, Brüsau, selten. scutellata. Bei Zwittau häufig. serpillifolia. Im Gebiete häufig. Tournefortii. Um Zwittau häufig. triphylla. Felder bei Zwittau häufig. Lentibulariaceae. Torfwiesen beim Helenstein und unter dem Damm an der Zwitta, Sandgrube beim Lotschnauer Teich. (Ausgesetzt.) Utrieularia vulgaris. Greifendorfer Tümpel, Stöckelteich bei Waldeck. 91 Orobanchaceae. Orobanche Picridis. Stangendorfer Hänge. Lathraea Squamaria. Bei Brünnlitz und Rybnik. Plantaginaceae. Plantago lanceolata. Gemein im Gebiete, nicht selten mehrköpfig. Plantago major. Um Zwittau häufig. Plantago media. Um Zwittau häufig. Rubiaceae. Galium Aparine. Gemein im Gebiete. Galium boreale. Unter den Mohrner Rändern, bei Lotschnau. Galium cruciatum. Bei Brüsau häufig. Galium Mollugo. Gemein im Gebiete. Galium rotundifolium. Wälder bei Brüsau. Galium silvaticum. Wälder bei Zwittau und Brüsau. Galium silvestre. An trockenen Rainen bei Zwittau und Brüsau. Galium verum. Gemein im Gebiete. Sherardia arvensis. Gemein im Gebiete. Caprifoliaceae. Sambucus racemosa. Um Zwittau nicht selten. Sambucus niger. Um Zwittau selten wild, meist nur angepflanzt. Sambucus Ebulus. Schirmdorfer Wälder. Lonicera xylosteum. Zwischen Greifendorf und Mußlau, bei Zwittau selten. Adoxaceae. Adoxa moschatellina. Vor Mußlau am Bach, quellige Stellen an den Hängen von Böhmisch-Wiesen und Hinterwasser. Dipsaceae. Dipsacus silvestris. Bei Chrostau, Brünnlitz, Deutsch-Bielau. Knautia arvensis. Gemein im Gebiete. Knaulia silvatica. Häufig um Brüsau. Scabiosa Columbaria. Hopfengrund bei Glaselsdorf. Scabrosa ochroleuca. Bei Brüsau gemein. 92 Campanulaceae. Campanula glomerata. Bei Vierzighuben. Campanula patula. Gemein im Gebiete. Campanula persicifolia. Waldwiesen bei Zwittau. Campanula rapunculoides. Häufiges Unkraut bei Zwittau. Campanula rotundifolia. Gemein im Gebiete. Campanula Trachelium. Waldränder, Gebüsche bei Zwittau. Compositae. Achillea millefolium. Gemein im Gebiete. Achillea Ptarmica. Nasse Wiesen beim Ketzelsdorfer Wald. Antennaria dioica. Gemein im Gebiete. Anthemis arvensis. Gemein im Gebiete. Anthemis Cotula. Bei Zwittau häufig. Anthemis tincloria. Bahnhof Zwittau, Greifendorf. Arnica montana. Rotmühl, zwischen Klosterwald und Forsthaus. Arnoseris minima. Bei Pohler selten. Artemisia vulgaris. Gemein im Gebiete. Aster salignus. Im Steinbruch beim Zwittauer Schlachthause ver- wildert. Bellis perennis. Gemein im Gebiete. Bidens cernuus. An Gräben und Bächen bei Zwittau. Bidens tripartitus. Wassergräben Zwittau, Brüsau. Carduus acanthoides. Gemein im Gebiete. Carduus personata. Kirchenwiesen bei Zwittau, bei Abtsdorf und Rybnik. Carlina acaulis. Im Gebiete gemein. Carlina vulgaris. Bei Hermersdorf, Glaselsdorf, Briisau. Centaurea Cyanus. Gemein im Gebiete. Centaurea jacea. Gemein im Gebiete. Centaurea paniculata. Bahnkörper bei Zwittau. Centaurea Scabiosa. Gemein im Gebiete. Chrysanthemum Leucanthemum. Gemein im Gebiete. Cichorium Intybus. Bei Zwittau häufig. Cirsium acaule. Waldwiesen am Schleglberg, bei Muflau. Cirsium arvense. Gemein im Gebiete. Cirsium canum. Häufig auf den Torfwiesen und anderen nassen Wiesen bei Zwittau. Cirsium, camum X oleraceum. Torfwiesen bei Zwittau. 93 Cirstum lanceolatum. Gemein im Gebiete. Cirsium oleraceum. Bäche und Sumpfwiesen bei Zwittau gemein. Cirsium oleraceum X rivulare. Torfwiesen bei Zwittau. Cirsium palustre. Gemein auf Torf- und Sumpfwiesen bei Zwittau. Crepis biennis. Gemein im Gebiete. Crepis paludosa. Nasse Stellen der Wälder bei Zwittau. Crepis teetorum. Gemein im Gebiete. Crepis virens. Bahnkörper bei Abtsdorf. Bei Porstendorf. Erigeron acer. Gemein im Gebiete. Erigeron canadensis. Gemein im Gebiete. Eupatorium Cannabinum. Bei Mußlau, Brünnlitz, Porstendorf. Filago arvensis. Bei Brünnlitz. Gnaphalium silvaticum. Wälder bei Zwittau häufig. Gnaphalium uliginosum. Gemein im Gebiete. Hieracium Auricula. Um Zwittau häufig. Hieracium boreale. Waldwiesen bei Zwittau. Hieracium flagellare. Bei Zwittau, Vierzighuben, Abtsdorf. Hieracium murorum. Wälder des Gebietes, häufig. Hieracium Pilosella. Gemein im Gebiete. Hieracium praealtum. Im Gebiete häufig. Hieracium umbellatum. Im Gebiete häufig. Hieracium vulgatum. Wälder bei Zwittau und Brüsau. Hypochaeris glabra. Felder bei Stangendorf und Rausenstein. Hypochaeris radicala. Im ganzen Gebiete auf Wiesen und in Wäl- dern häufig. Inula britannica. Lotschnau, Vierzighuben. Inula Cony:a. Mußlau, zwischen Rotmühl und Dittersbach. Lactuca muralis. Wälder bei Zwittau und Brüsau. Lactuca Scariola. Vierzighuben und Lotschnau in der Nähe des Bahnkörpers. Lampsana communis. Gemein im Gebiete. Lappa minor. Gemein im Gebiete. Lappa tomentosa. Bei Zwittau und Brüsau, seltener als vorige. Leontodon autumnalis. Gemein im Gebiete. Leontodon hispidus. Gemein im Gebiete. Leontodon hispidus var. genuinus. Bei Lotschnau, Dittersdorf. Matricaria Chamomilla. Bei Zwittau schon selten. Matricaria inodora. In und um Zwittau nicht selten. Petasites albus. Bei Glaselsdorf. 94 Petasites officinalis. Bei Rotmiihl, in Selsen. Pieris hieraciordes. Häufig an den Hängen bei Stangendorf, Glasels- dorf, Brüsau. Senecio Jacobaea. Hänge bei Zwittau und Briisau. Senecio nemorensis. Wälder um Zwittau häufig. Senecio silvaticus. Wälder um Zwittau häufig. Senecio viscosus. Im Zwittauer Gebiete häufig. Senecio vulgaris. Gemein im Gebiete. Sonchus arvensis. Gemein im Gebiete. Sonchus asper. Bei Zwittau nicht selten. Sonchus oleraceus. Gemein im Gebiete. Solidago Virgaurea. Waldränder und lichte Waldstellen bei Zwittau. Tanacetum vulgare. Gemein im Gebiete. Mitunter mit krausen Blättern. Taraxacum officinale. Gemein im Gebiete. Tragopogon pratensis. An Straßen und nahe dem Bahnkörper häufig. Tussilago farfara. Im Gebiete gemein. Brüsau, im Februar 1915. Nachschrift. Seit der Abfassung dieser Schrift sind 1'/, Jahre vergangen und ieh füge daher einige Funde der Jahre 1915 und 1916 bei. Auffallend ist eine Anzahl eingeschleppter Pflanzen in der Gemeinde Brünnlitz bei Brüsau, aber leicht erklärlich, da die Papier- und Sehafwollfabriken sowie auch die Mühlen ihr Rohmaterial vielfach aus dem Auslande beziehen. Achillea Ptarmica. Nasse Wiesen bei Ketzelsdorf. Allium oleraceum. Unterwald bei Brüsau. Allium vineale. Brüsau. Anthriseus cerefolius. Mariental bei Chrostau. Arabis auriculata. Unterwald bei Brüsau. Calamagrostis Halleriana. Schirmdorfer Wälder. Cardamine impatiens. Wald bei Brünnlitz. Chenopodium ficifolium. Abtsdorf. Daphne mexereum. Fürstenwald bei Brüsau, selten. Digitalis purpurea. In einem Wäldchen bei Chrostau. Echinospermum Lappula. Hinterwasser bei Brüsau. Erysimum repandum. Unterwald bei Brüsau. 95 Filago minima. Felder bei Brüsau, häufig. Galinsoga parviflora. Hinterwasser bei Brüsau. (oodyera repens. Brandwald bei Kukele. Lathyrus silvester. Wald bei Briisau. Lathyrus tuberosus. Haltestelle Vierzighuben. Malva silvestris. Unterwald bei Brüsau. Pirola uniflora. Wälder bei Brüsau. Primula farinosa. Auf einer Wiese bei Kukele (Angabe des Fürsters Heberle). Ribes alpinum. Wald oberhalb des Mußlauer Tunnels. Rubus saxatilis. Mariental bei Chrostau. Rubus thyrsoideus. Hänge bei Briisau. Sisymbrium Loeselii. Unterwald bei Brüsau. Sisymbrium orientale. Unterwald bei Brüsau. Brüsau, im Oktober 1916. Ein altertümliches Stadtbild aus Südwest-Mähren. Von Prof. Dr. Hans Reutter. Der Wanderer, der dem schönen Thayatale folgt und an den nördlichen Zuflüssen, tiefeingeschnittenen Gebirgsbächen wie die Thaya selbst, nach Norden wandert, gelangt über reich bewaldete Höhenrücken und korngefüllte Platten, durch nicht wildromantische, aber anmutige, zum Teil ernste Landschaften nach Südwest-Mähren. Immer höher gehts empor, kühler wird die Luft, Ortsnamen tauchen auf, die wir im Kerngebiet Mährens fast nie nennen hören. Hier können wir, wie in einer terra incognita, noch Entdeckungsreisen im eigenen Heimatland machen. Und wahrlich Entdeckungsreisen mit allen ihren Begleiteigenschaften: zeitraubend, voll Beschwerden, aber schön und interessant. Freilich, selbst das „gefliigelte“ Dampf- roß braucht einen Tag, um uns von Brünn hieher zu bringen, einen Tag, der uns auch nach Hamburg an die ernste Nordsee oder nach Triest an die blaue Adria hätte bringen können. Freilich verhält sich dieser Schnellfahrer zu unserem gemütlichen „Dampfgaul“ so wie vor hundert Jahren eine hochfürstliche Extraeilpost zum biederen „Landfahrer“. Die Beförderungsmittel wechseln wohl, nicht aber in gewissen Gegenden ihre Langsamkeit. Item, nun sind wir da und harren mit hohen Augenbraunen der Dinge, die kommen sollen. Schon von weitem bekommen wir einen Vorgeschmack. Wenn wir nördlich von Teltsch den Höhen- rücken mit unserem „Ziigle“ überklettern, der das oberste Igeltal von der flachen Mulde der mährischen Thaya trennt, so taucht am fernen Horizont für den Kundigen ein dunkler Stift auf, weit, weit noch entfernt und im Nebel verschwommen; es ist das Wahrzeichen unseres Reiseziels, der Stadtturm von Zlabings. Lange noch schlän- 97 gelt sich unser Zug das Thayabecken entlang, immer stärker tritt der graue Turm im Süden hervor, eine Landmarke viele Stunden weit, bis endlich eine flache Höhe überstiegen ist und in einer lang- gestreckten Mulde die Stadt vor uns liegt. Der allgemeine architektonische Eindruck von Zlabings ist der der Altertümlichkeit und einer Größe und Bedeutung seiner Bau- werke, die über die Bedeutung der beutigen, 2500 Einwohner záhlen- den Kleinstadt hinausgeht. Beides hat selbstverständlich seine Gründe, Denn dieselbe Abgeschlossenheit vom Verkehre, die der nach Zlabings Reisende als Übel empfindet, ist für die Erhaltung alter, schöner Stadtbilder ein Segen. Zlabings aber ist bis vor einem Jahrzehnt von der Eisenbahn und der von ihr mitgebrachten Großstadttünche verschont geblieben und konnte so seine alten Bauwerke vom Geiste der , Verschünerung“ und Modernisierung zu retten. Leider ist seit dem Anschluß an das Eisenbahnnetz in einem Jahrzehnt mehr bau- lich Schönes zugrunde gegangen als sonst in einem Jahrhundert und somit wäre es höchste Zeit, hier einzugreifen. Die Sehönheit und zum Teil die Größe der Bauwerke erklärt sich aus der früher viel größeren Bedeutung der Stadt. Zlabings lag bis 1750 an der großen Handelsstraße Wien—Prag, stellte einen Straßenknotenpunkt bedeutenden Ranges dar und sah infolgedessen in seinen Mauern einen lebhaften Handelsverkehr, der seinerseits wieder wohlhabende Zünfte und Gewerke in der Stadt hervorrief. Diese Wohlhabenheit, die heute bedeutend geringer, aber im neuen Entstehen begriffen ist, wurde dann die Mutter der Bauwerke, die uns heute erfreuen. Der Kern der Stadtanlage, die uns schon im 13. Jahrhundert entgegentritt, ist der dreieckige Marktplatz, ein alter Straßenknoten- punkt, um den sich die Marktbuden des 12 und 13. Jahrhunderts in Patrizierhäuser verwandelten. Da Zlabings bis ins 18. Jahrhundert eine Grenzfestung gegen Süden und Westen war, war die Zusammen- pressung möglichst vieler Wehrkraft auf möglichst wenig Angrifis- fläche Grundlage der Stadtentwicklung und so finden wir heute noch Straßen und Plätze eng, schmal, winkelig und hoch. Gassen, in denen zwei Wagen einander kaum ausweichen können, sind häufig. Eine Änderung dieser Verhältnisse ist unnötig, da der Verkehr auch heute gering und eine Ablenkung in die breiten Vorstadtstraßen leicht möglich ist. Das anmutig-mittelalterliche Straßenbild, das fast nirgends durch Schmutz oder Vernachlässigung gestört wird, findet Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XV. 7 98 eine Verstärkung durch die Hausbauweise; die Giebel der schmal- brüstigen Häuser stehen nach der Straßenseite und zeigen Schild- mauern bis zur Höhe dreier Geschosse, die den Häusern stattliches Aussehen, größere Höhe und reichen Fassadenschmuck geben, mit ihren Zinnen, Zacken, Giebelchen und Tiirmchen auch nett und originell wirken. In diesen Giebelverzierungen, die fast durchwegs schwere Barockformen der Landkunst des 17. und 18. Jahrhunderts zeigen, spiegelt sich eine gesunde, schönheitssuchende, wenn auch oft derbe Volkskunst der Vergangenheit ab. Wie schön wären Straßen, Plätze und Giebel erst, wenn die Hausbesitzer sieh entschließen könnten, die Renaissancemalereien in Sgraffito und Fresko an ihren Giebelmauern wieder freizulegen. Zlabings könnte ein mährisches Rothenburg werden und der Fremdenverkehr brächte die aufge- wandten Mittel leicht herein. Doch nun zu den Bauten und Kunstwerken selbst. Die alte Stadtbefestigung mußte der Neuzeit zum größten Teile weichen. Reste der Stadtmauern finden sich in größerer Erstreckung noch an der Nordseite und an der Südostecke der alten Festung. Dagegen sind noch zwei spätgotische Stadttore erhalten: an der Nordfront das untere oder Rotenturmtor, an der Ostfront das obere Tor. Das Roten- turmtor zeigt einen hohen gotischen Doppelbogen, darüber einen viereckigen, etwa drei Stock hohen Turm, der ursprünglich einen Zinnengiebel nach Art der norddeutschen Kaufmannshäuser in Lübeek und Lüneburg aufwies. Die Zinnenecken wurden später (Ende des 18. Jahrhunderts) ausgefüllt, sodaß glatte Dreieekslinien entstanden, und ein ziemlich derbformiges Barockholztürmehen auf- gesetzt, das dem früher ernst und massig wirkenden Befestigungs- turm einen heute gut angepaßten heiteren und zierlichen Abschluß gibt. Der Turm wirkt besonders gut, wenn man ihn vom Marktplatz aus durch das schmale, mit Erkern und Bogenfriesen an den Häusern lebhaft geschmückte Rotenturmgäßchen erblickt, welches so mit dem hohen Turm- und Torabschluß eines der anmutigsten und anheimelndsten Stadtbilder vorstellt. Nicht so gut ist es dem oberen Torturm ergangen. Auch er führt sein heutiges Aussehen in den Grundgebäuden auf das 15. Jahrhundert zurück, auch bei ihm ist ein gotischer Doppelbogen, der schwer auf den Seitenmauern lastet, die Grundlage des Bildes. Sein Turmaufbau, der ähnlich dem Rotenturmtore war, ging aber beim Stadtbrande von 1750 verloren und die geldarme Folgezeit 99 LL L L LL L L LL EB BE nase nn ni Ti — — ne 7 Zlabings: Rotenturmtor und Rotenturmstraße. baute ihn, da Verteidigungszwecke nicht mehr vorhanden waren, so auf, daß ein Pultdach die dreistöckige Westfrontmauer mit der zweistöckigen Ostfrontmauer verbindet. So wurde aus dem Turm ein einseitiges Zinnenhaus, das nach Westen nur wenig, nach Osten gar nicht hervortritt. Diese Verblassung des Eindruckes wird im Gegensatz zum Rotenturmtor noch dadurch vermehrt, daß die Häuser der Schmalseite des oberen Platzes die Front des Turmes fortsetzen, seine Front daher in die Breite gedrückt und erniedrigt wird. Sehr gut erhalten ist dafür der innere Aufbau des Turmes. Eine schmale, für Verteidigungszwecke ideale Wendeltreppe führt ins Stockwerk, das mit seinen Gewölben und gotischen Steintürstücken ganz den Charakter des 15. Jahrhunderts bewahrt hat und in dessen Da l 100 beiden anheimelnden Räumen das Stadtmuseum den passendsten Ort fand. Die Häuser des anschließenden oberen Platzes zeigen besonders an der Nordseite schön und reich entwickelte Giebelfronten. Zlabings, oberer Platz: Haus Bauer. beim Hause Spitz eine nette Lösung des Hauseckmotives der Giebelung bringen. Der Erker des Hauses Bauer weist neuerlich aufgedeckte Spruchtafeln des 16. Jahrhunderts auf. Das Haus Fischer ist ein altes evangelisches Bethaus und zeigt ersten Stockwerk den Betsaal, dessen Wände vollständig mit Fresken bedeckt sind. Sie stellen Bilder aus der Apokalypse dar, unter- halb der Bilder sind Spruch- bänder angebracht. Die Vorder- wand zeigt Ornamente und ein Wappen mit der schwer lesbaren im Be- merkenswert ist die eigenartige Giebelentwicklung des Hauses Spiegel, wo eine hohe Zinnen- attika in Verbindung mit ver- kehrten Spitzbogen eine schöne Renaissancegiebelung darstellt. Deutlich erkennbare Medaillon- malereicn sind leider übertüncht. Sehr originell sind die Giebel der Häuser Fischer, Bauer und Spitz, alle reich an eigenartig ent- wickelten schweren Barockgiebeln, die trotzdem zierlich wirken und [ee Zlabings, oberer Platz: Haus Fischer. Ziffer 1562. Die Farben sind verhältnismäßig gut, die Gemälde leiden aber dadurch, daß der Raum als Schüttboden verwendet wird, an den Wänden zahlreiche Haken eingeschlagen sind und die Witterung freien Zutritt hat. Hier wäre ein Eingreifen zur Erhaltung am Platze. 101 Geziert wird der obere Platz durch einen St. Florianbrunnen aus dem 18. Jahrhundert; die Statue zeigt eine ganz achtungswerte Landkunst. In dem Verbindungsgäßchen zwischen oberem und unterem Platz finden wir am Hause Deimel und Zimmer vortretende Stockwerke mit hübschem Frießabschluß nach unten. Das Haus Deimel weist einen sehr schön entwickelten Hausflur und Stiegen- aufgang des 16. Jahrhunderts auf, dem sich im ersten Stockwerk reich und originell entwickelte Spitzbogengewölbe anschließen. Das Haus Zimmer ist der Pfarrhof des 17. Jahrhunderts und zeigt im ersten Stockwerk eine sehr schön entwickelte Barockstuckdecke mit netten Motiven. Leider sind die anstoßenden Häuser mit gleichen Erkern, Giebeln und sogar Fassademalereien schon der Bautätigkeit zum Opfer gefallen und in nichtssagende Renaissanceschablonen ver- wandelt. Wenden wir uns von dieser Verbindungsgasse nach Süden, so gelangen wir zur zentralen Baugruppe der Stadt, zur Kirchen- gruppe. Die Pfarrkirche und der Stadtturm beherrschen nicht bloß beide Stadtplätze, sondern das gesamte Stadtbild. Die Pfarrkirche, deren Erwähnung ins 13. Jahrhundert zurück- geht, deren heutige Bauformen aber jünger sind, zeigt keine roma- nischen Formen mehr, sondern ist heute im Kerne gotisch. Sie entstand in der Zeit von 1500 bis ungefähr 1521, wobei wir nicht wissen, wie groß die frühere Pfarrkirche war, ob und welche Teile der alten Kirche in der neuen beibehalten wurden. Ursprünglich dürfte sie eine hohe, einschiffige Hallenkirche gewesen sein. Das 17. Jahrhundert baute zwei niedrigere Seitenschiffe im Norden und Süden an, nachdem seit dem 14. Jahrhundert schon eine Reihe von Kapellen an diesen Seiten den Kirchenraum vergrößert hatten. Daher sind starke Pfeiler mit Rundbogen heute die Trennungslinien der Schiffe, ein Hinweis, daß hier die Kirchenmauern durchbrochen wurden und das Seitenschiff ein späterer Zubau ist. An die Seiten- schiffe schließen sich heute zwei architektonisch wertlose Kapellen des 18. Jahrhunderts an. Die Fenster der Kirche haben bei einer Renovierung 1806 leider ihr gotisches Maßwerk verloren. Der Ge- samteindruck der Kirche ist ein ernster, erhabener; der Innenschmuck ist heute künstlerisch meist wertloser Art, nachdem der schöne Barockaltar des 18. Jahrhunderts in unverständlicher Sucht, Stil- übereinstimmung zu erzielen, mit den originellen Seitenaltären und der Kanzel gotischen sg. Kunstwerken Platz machen mußten. Die 102 Grabsteine des Fußbodens weisen nichts Bemerkenswertes auf und sind bis zur Unkenntlichkeit vertreten. Angebaut an die Nordseite der Kirche und in keiner orga- nischen Verbindung mit ihr erhebt sich der Stadtturm. Es ist be- merkenswert, daß diese Durchbrechung der sonst meist so innigen Bauverbindung von Turm und Kirche sich in der Gegend noch einmal findet, wenn wir im nächsten Flecken Altstadt einen ganz ähnlich gebauten Turm sogar von der Kirche abgerückt finden wie die italienischen Capanile; allerdings kann ich infolge Mangels an Zlabings: Unterer Platz mit Kirche und Stadtturm. Belegen daraus keine Folgerung ziehen. Der Zlabingser Stadtturm ist nun ein Original in seiner Art. Dieht neben dem steilen Kirchen- dach, dessen Kante zirka 31 m emporsteigt und damit alle Ge- bäude der Stadt überragt, wächst die graue Steinmasse des Turmes in einer Höhe von 60 m und einem Geviert von 9 7 empor. Wenn man neben dem Turm steht, wirkt er-wie ein gewaltiger steinerner Klotz und doch sind seine Verhältnisse, aus einiger Entfernung be- trachtet, infolge seiner stattlichen Höhe nicht plump, nur ernst, durch die feine Gliederung der oberen Teile und die hohe Spitze fast zierlich zu nennen. Jedenfalls aber scheint er dem Fremden an Mächtigkeit das gesamte Stadtbild zu beherrschen und der Klein- heit des Ortes nicht angepaßt zu sein. Dieser Gedanke muß aber dem Wanderer, der die Gegend besieht, öfter kommen; wir finden gleich massige, anscheinend zu große, freilich auch nicht so schön 105 gegliederte, viel plumper wirkende Türme in Datschitz, in Altstadt, auch in Stallek östlich von Fratting. Das hat seinen architek- tonischen Grund. Die Gegend längs der niederösterreichischen Grenze ist zur Zeit der Entstehung dieser Kirchen und Türme (15. und 16. Jahrhundert) von großen Straßenzügen mit lebhaftem Handel und Gewerbe durchzogen gewesen. Wer von Wien nach Prag, von Budweis, Krems und Linz nach Iglau und Brünn reiste, mußte durch unsere Gegend und all das hob das Handwerk und brachte Geld unter die Leute, das bei der großen Baufreude dieser Zeit reichlich in Bauten angewendet wurde. Rührt die Größe der Türme aus dieser Quelle, so ist die Ursache der Massigkeit, des Trotzigen und Festungsartigen derselben die fehdeerfüllte, waffen- klirrende Zeit der ewigen Grenzkämpfe zwischen Mährern und Österreichern und ihrem rauflustigen Adel. Oft spielten die Kirch- türme für den Ort dabei die Rollen der Bergfriede in den Burgen und um so mehr, je kleiner der Ort war, wie zum Beispiel in Datschitz und Stallek. Auch die große Höhe des Zlabingser Turmes hat einen strategischen Grund. Da die Stadt in einer Talmulde liest, wurde der Turm so hoch gebaut, daß der ständige Wächter auf ihm über die Bodenwellen im Norden und Süden sehen konnte und man sieh gegen einen feindlichen Überfall vorsehen konnte. Der Stadtturm ist in den Jahren zirka 1520—1549 aus Ge- meindemitteln und Beiträgen der Bürgerschaft, namentlich der Zünfte, aufgebaut worden und besteht aus unregelmäßig geschich- teten Granit- und Gneisbrocken, die nur an den Ecken behauene Quadern zeigen. In 6 Stockwerken steigt er zunächst mit kaum wahrnehmbarer Verjüngung, 972 im Geviert messend, viereckig bis zu einer Höhe von 40 m empor. Hier unterbricht die gleichmäßigen Linien ein zierlicher, steinerner Laubenumgang um den ganzen Turm; die flachen Gesims- und Wölbungsbogen, die steinernen Trag- balken und niedrig-massiven Säulchen in Verbindung mit dem halb- runden Ausguckerkern der Ecken erheitern und beleben das sonst zu ernste Turmbild ungemein. Das siebente Stockwerk ist stark gegen die unteren verjüngt und enthält die Türmerwohnung, deren kleine Fenster und wie ein Periskop aus dem Turmhelm herausstehender Rauchfang den lebendigen Eindruck erhöhen. Der Turmhelm, an Stelle einer Spitze im Jahre 1750 gesetzt, wobei ein achtes Stockwerk verschwand, stellt eine eigenartig acht- eckig abgeschrägte, in ihren Einzelverhältnissen fast plump an- 104 mutende und im ganzen doch wieder harmonisch übereinstimmende und zum Turmbild passende Haube von 127% Höhe dar, deren aus- gesprochene Barockformen die Originalität des Turmes erhöhen. An der Westseite klebt am Turme eine geschlossene Wendeltreppe, in der 144 Stufen zur Glockenstube führen. Der Rundblick von der Galerie auf Stadt und Umgebung ist prächtig. Leider sind einzelne Flachreliefs an der Nordseite des Turmes gelegentlich der Reno- vierung 1914 der Barbarei der Handwerker zum Opfer gefallen. Turm und Kirche, inmitten eines enganschließenden und nur durch ein schmales Gäßchen von ihnen getrennten Häuserkranzes stehend, überragen als festgeschlossenes Massiv das architektonische Gesamtbild der Stadt und bieten namentlich von der Südseite einen eindrucksvollen und charakteristischen Anblick. Der untere Platz mit schöner Harmonie von Größe und Häuser- höhe zeigt wieder interessante Fassaden. Leider hat die Neuzeit an der Ost- und Nordfront zwei originelle und architektonisch merkwürdige Bauwerke nicht geschont: Das alte Herrenhaus und das Rathaus. Das Herrenhaus, ein altes Schloß der Herren von Neuhauß und im Alter weit zurückreichend, stellte ein gegen Westen mit unregelmäßigen Lauben verziertes, stockhohes Bauwerk des 18. Jahrhunderts dar, dessen hohes Barockdach mit dem dahinter stehenden Turm und der Kirche einen außerordentlich einheitlichen und übereinstimmenden Eindruck machte. Dadurch, daß das Dach der an seine Stelle getretenen Bürgerschule bedeutend niedriger wurde und die seitlichen Dachschrägungslinien heute nicht mehr mit der Seitenlinie des Turmhelmes in einer Linie laufen, ist die Harmonie gestört und drücken die gewaltigen Turm- und Kirchen- dimensionen das Schulgebäude nieder. Auch die Architektonik des neuen Gebäudes ist minderwertig. Nicht viel besser ist es dem alten Rathaus gegangen. Der alte Bau des 16. und 17. Jahrhunderts enthielt in der Mitte einen gotischen Bogendurchgang mit säulengetragenen Verkaufsbänken an der Seite. Die Vorderfront wies die für Zlabings so charakteristischen „Gesetz- tafeln-Giebel“ auf und trug am Dachfirst ein zierliches Dachreiter- türmehen mit der Feuerglocke. Die in ein schmales Gäßchen mündende Rückseite zeigte die strengen Stufengiebelformen der norddeutschen Häuser. Ohne sehr zwingende Notwendigkeit mußte der Bau 1910 fallen und mit Mühe erreichte die k. k. Zentral- kommission für historische Denkmäler, daß die ursprünglich geplante 105 Fassade, selbstverständlich architektonisch-farbloser Renaissance- kitsch, aufgegeben wurde und wenigstens die künstlerischen Motive der alten Rathausfassade möglichst beim Neubau des Gebäudes ver- wendet wurden, so daß das architektonische Platzbild keinen allzu- großen Schaden erlitt. Der untere Platz weist eine Reihe von schönen Giebelhäusern auf, zeigt aber in seinem Stilgesamtbild eine auffällige Zweiteilung. Die Häuser der Nordfront weisen schwerere und reichere Barock- Zlabings: Unterer Platz mit Laubenhäusern und Stadtbrunnen. formen, die Südseite dagegen ärmere und einfachere Giebellinien des 18. Jahrhunderts auf. Die Erklärung hiefür liegt in der Aus- dehnung des Stadtbrandes von 1750, der die Nordfront verschonte, weshalb hier die älteren Formen erhalten blieben, die Südfront jedoch verzehrte, daher hier die Veränderung. Schöne Toreinfahrten und spätgotische Netzgewölbe mit Stalaktiten-Schlußsteinen des 15. und 16. Jahrhunderts finden sich hier in den Häusern Plach, Faber und Hoffmann und bieten manchmal reizende Bilder der Innenkunst. Die Traulichkeit des Platzes erhöhen Laubengänge an einzelnen Häusern und ein stattlicher Brunnen mit schweren Renaissanceformen des 16. und angehenden 17. Jahrhunderts. Daß sich in der Stadt seit zweihundert Jahren manche Häuser auch im Äußern fast gar 106 nicht verändert haben, dafür ist eine äußerst genau und scharf aus- geführte Stadtansicht (Federzeichnung) im Stadtmuseum von 1727 ein Beleg, die die Fassaden, Giebel und Fenster ganz so wie heute darstellt. Verlassen wir nun die Stadt. Ein enges Festungsgäßchen, an dem rechts ein altes Kloster mit Spuren von Fresken steht, führt uns durch einen Engpaß, der Stelle, wo früher das dritte Stadttor stand, zur Friedhofskapelle. Der Bau selbst, aus dem Anfang des 18. Jahr- hunderts stammend, bietet außer mittelmäßigen Fresken wenig In- teressantes. Wohl aber ist das Kapellentor eine Sehenswürdigkeit. Dieses Tor ist älter als die Kapelle und stammt aus dem Jahre 1586. Ursprünglich wohl das Friedhofstor wurde es dann der Kapelle einverleibt. Das Ganze ist ein prächtiges Beispiel derber und doch schöner Landkunst des 16. Jahrhunderts und außer in Adelsschlössern dieser Zeit selten so schön zu sehen. Ein hoher Torbogen aus Sand- stein, der heute natürlich mit gelber Ölfarbe überstrichen ist, steigt von der Erde empor. Am Fuße des Bogens stehen, in Flachrelief ausgearbeitet, Maria und Johannes, für den durch das Tor einge- tragenen Toten betend und zum Heiland flehend, der als gerechter Richter auf Wolken schwebend und gleichsam über den Toten Gericht haltend oben auf dem Torbogen thront. Ein Spruchband zeigt seinen Grundsatz: „In dem, was ihr tut auf Erden, sollt ihr von mir gerichtet werden.“ Die Verbindung zwischen den Heiligen am Fuß des Tores und Christus wird hergestellt durch Girlanden von stilisierten Ranken und Voluten, die schwer und wulstig auf dem Untergrund ruhen, und von Engeln, die die Posaunen des Gerichtes blasen, von denen die Spruchbänder ausgehen: „Steht auf ihr Toten, kommt herfür, Gottes Gerieht ist vor der Tür.“ Der eigentliche Torbogen ist von einer etwas zu hohen Attika gekrönt, mit reichgegliederten Gesimsen, angelehnten Wappen und reichen Verzierungen, die etwas zu schwer auf dem Unterbau lasten. Hier findet sich auch das Handwerkszeichen des (unbekannten) Künstlers mit der Jahreszahl. Der Gesamteindruck des Tores ist ein erfreulicher, die festen, fast derben Formen bemühen sich ernsthaft, Spuren von Eleganz und Feinheit zu zeigen, die Figuren sind lebendig gehalten, die Gesamtidee ist trefflich gedacht. Man sieht, der Geist war willig, das Fleisch schwach; der Kampf zwischen Gedanke und Materie ist schön ersichtlich. Verlassen wir die eigentliche Stadt, so winkt auf einem breiten 107 Zlabings: Tor der Friedhofskapelle. 108 Hügel im Nordwesten, von Bäumen fast verdeckt, die Hl. Geist-Kirche herab. Sie gehört zu den interessantesten Bauwerken von Zlabings. Ihre Gründung als Kapelle geht auf ein Wunder des Jahres 1280 zurück. Diese älteste Wallfahrtskapelle wurde von Hussiten zerstört und an ihre Stelle trat die heutige 1478 vollendete und 1491 ge- weihte Kirche. Sie ist eine gotische Hallenkirche, und zwar, was außerordentlich selten ist, eine zweischiffige. Zwei starke Rippen- säulen in der Mitte der Halle tragen das Netzgewölbe. Sie stören etwas den Gesamtüberblick und selbst die Volkssage hat dieses eigentlich Überflüssigsein der Mittelsäulen in der öfter wiederkehrenden Sage verwendet, in der Polier und Baumeister über die Notwendigkeit der Säule streiten. Der Baumeister befiehlt, die Säule zu bauen, als aber die Kirche fertig war, lädt der Polier den Baumeister ein, das Säulengerüst zu besteigen und zeigt ihm dort, wie er zwischen Säule und Gewölbe einen fingerbreiten Spalt freigelassen hat, so daß die Säule nicht das Gewölbe trägt. Das Presbyterium ist ein- schiffig. Die Fenster der Kirche haben das Maßwerk verloren und sind teilweise halb vermauert. Stark entstellt ist die ernst und ein- fach wirkende Kirche durch Zubauten des 17. Jahrhunderts. Nicht bloß der Orgelchor wurde damals an die Westseite bis dicht an die eine Säule eingefügt, sondern auch die Fenster der Nordwand vermauert, die Kirchenmauer durchbrochen und ein plumpes Seiten- schiff angefügt, dessen Galerie im ersten Stockwerk auch zum Haupt- schiff sich öffnet. Ein Glück, daß dieses Seitenschiff für den Beschauer meist von der hohen Kirche verdeckt ist. Eine Seitenkapelle an der Südseite stört das Gesamtbild wenig. An Kunstweiken enthält die Kirche nur einen netten Barockaltar des 18. Jahrhunderts und ein altes Holzrelief des Letzten Abendmahls, das wohl viel älter ist. Einen Turm besitzt die Kirche nicht, ein kleiner Dachreiter stört nicht den Gesamteindruck, so daß die Kirche selbst mit ihrer Zier- © ‘lichkeit und dem schlichten Ernst rein von ihrer Höhe herab wirken kann. An freundlichen Sommertagen bietet sie inmitten ihrer hohen Linden eine prächtige Verschónerung des gesamten Stadtbildes und grüßt freundlich zu dem weißen Wallfahrtskirchlein von Berg- serrat auf dem Berge bei Wölking hinüber. Wohl gäbe es noch mehr Schönes in Zlabings und Umgebung, : so das ernste Burgwerk von Landstein, die große Kirche in Stallek, die Kirche in Bergserrat, die dem Wanderer nach architektonisch Bemerkenswertem der Besichtigung wert sind. Es würde über den 109 gebotenen Raum hinausfiihren. Nur anregen sollen diese Bilder: an- regen den Kunstfreund, seine Schritte auch in entlegenere Teile Mährens zu richten, wo oft mehr zu finden ist als man hofft, und so die Bauwerke von Zlabings bekannt werden zu lassen; anregen sollen sie vor allem die Zlabingser selbst, nicht, oft geradezu mut- willig und geistlos, das schöne Alte zu zerstören, bloß weil es alt ist, sondern auch das Alte stehen zu lassen, bloß weil es schön ist. Denn wer die Werke der Vorväter mißachtet, dessen Werken werden es die Enkel nicht anders machen. Und wenn schon niedergerissen sein muß, dann soll das Neue zum Ganzen passen und ein Kunst- werk, nicht eine geistlose Sehablone sein. Dann kann Zlabings noch eine Perle der deutschen Städte Mährens, ein Rothenburg der Kunstfreunde werden, aber es ist die höchste Zeit, der bisherigen Vernichtung des Schönen Einhalt zu gebieten. Zur Geschichte des Königinklosters. Von Adolf Raab. Die Zisterzienserinnenabtei Maria Saal in Altbrünn war durch die reiche Begabung seitens ihrer Gründer seit 1323 im Besitze vieler Güter. Diese waren jedoch nieht immer reiche Einkunfts- quellen, ja im 17. Jahrhundert geschah es, daß unter der Ungunst der Zeitverhältnisse die Einnahmen oft spärlich rannen, wenn nieht gar versiegten. Es zeigte sich, daß die Grundholden ihre Verpfliehtungen nicht einhielten, die Frondienste ungern und hinterhältig, oft auch gar nicht leisteten, dagegen durch eigenmächtige Ausholzung der Wälder, Rodung von Weinbergen, Aneignung von Wiesen und Äckern aus Herrschaftseut neue Gründe schufen und ihre bisherigen auf Kosten des Klosters vermehrten. Da diese Vermehrungen in den alten Registern nicht ver- zeichnet erschienen, konnten sie auch nicht als Zinse weder vor- geschrieben noch eingehoben werden und gingen verloren. Aus dieser Ursache ließ die Äbtissin Justina Wagner von Lučie (+ 1677) im Jahre 1673 durch den Klosterrentsehreiber Mathias Ignazius Bielyk ein neues Rentregister anlegen, welches auf Grund eines Urbars der Abtissin Anna von Tassau (+ 1613), aus dem Jahre 1605 angefertigt, den notwendigen Änderungen Rechnung tragen sollte. Dieses Buch, ein Folioband von 286 Blatt, ist im fürstlich Schünburg-Hartensteinschen Archiv in Königsfeld erhalten. Die Eintragungen sind anfangs tschechisch, dann deutsch; der Wasserdruck des Papiers weist einen Schild mit einköpfigem Adler, schief überlegt mit dem Pedum, oben die Infel. 111 Der Inhalt des Buches erweist sich als erschöpfende Übersicht der 24 Klostergutsorte, voran Altbrünn, der Namen der Untertanen und Nutznießer, ihrer Giebigkeiten. Ein reiches Material zur Spezial- geschichte dieser Orte und auch die Grenzbegehungsprotokolle zeigen eine Fülle denkwürdiger Einzelheiten. Hier seien jedoch nur jene Eintragungen in kurzen Auszügen wiedergegeben, welche auf den leer gebliebenen Rückseiten mancher Blätter lokale Geschehnisse zur Besitzgeschichte Altbrünns verewigen. Es sind dies keine weltbewegenden Ereignisse, jedoch immer- hin für den Spezialforscher beachtenswerte Stellen, und zwar: Verzeichnis der Klosterorte (in tschechischer Sprache). Alt-Brünn — Dorf Mallomierzicze — Husowicze — Orzessyn — Welleticze — Twarozna — Komorzany — Rostenieze — Zwono- wicze — Hluboezany — Nosalowieze — Czernezin — Ziarussieze — Morowany — Liskowecz — Szebetin — Dorf Zbraslaw — Rutka — Stanowisstie — Wes Pusta Hajany — Syrowieze — Fransspieze — Dolsanieze. Die Klosterkollaturen (tschechisch). S. Johann B. in Komorzan — $. Anna in Ziarussiez — die Marienkirche zwischen den Weingärten ebendort — S. Bartolomä in Zebetein — S. Jakob in Wolframiez — S. Bartolomä in Medlau — S. Laurenz in Komein — S. Johann B. in Bysterz — S. Margareta in Máhr. Kinitz — ferner die Dekanatskirche S. Wenzel in Au- spitz — 8. Johann B. in Saitz — S. Wenzel in Alt-Briinn — S. Prokop und Ulrich in Alt-Briinn — 8. Laurenz in Frainsspitz — ferner die Kapelle SS. Cirill und Method, auch bei derselben die andere Kapelle, genannt die Königliche zu S. Wenzel am Fischmarkt in der Stadt Brünn. Andere Kirchen auf Klosterherrschaften, deren Kollaturen Jedoch anderwärts gehören: Die S. Nikolauskirche in Twarozna gebürt dem H. Prälaten von Hradisch. Die S. Wenzelkirche in Morovany (Morbes) gebürt den Rittern des Heil. Johann von Malta, den Herren am Kreuzhof, nächst Brünn. Die S. Aegydiuskirche in Zbraslaw, gebürt nach Oslowan. Die Kirchen in Klein-Steurowiez bei Ausspitz, ebenso die in GroB-Steurowicz gehören mit den anderen Gründungen zur Kloster- kollatur. Die Klosterguts-Grenzbegehungen. Die Alt-Brünner Grenzen 29. April 1675, deutsch, die Morowaner (Marbess — Morbes) Grenzen 27. Juni 1675, deutsch, die Bytescher Grenzen 27. Juni 1675, tschechisch, die Zbraslawer Grenzen 27. Juni 1675, tschechisch, die Rautker Grenzen 27. Juni 1675, tschechisch, die Stanowisstier Grenzen 24. April 1675, tschechisch, die Ziarussitzer Grenzen 15. Mai 1675, tschechisch, die Königswiesener Grenzen 31. Mai 1675, tschechisch, die Husowiezer Grenzen 25. Juni 1675, tschechisch. jm Vergleichsextrakt — 22. Juli 1663 (deutsch). Alt-Brünner verden ins Künftig ferners ohne Wiederrede die Robot verrichten. Als Prein und Waitz jädten, Gräben räumen, Sand laden, Mit Heu und Getreid umgehen, Hanf reißen, Habergeld geben. Die alten Weingarten allein bearbeiten, den Schnitt neben dem Bauernvolk verrichten, dem Gartner, Maurer, Zimmerleut versehen. Und in allem und jeden Andern gehorsamlich getreu und fleißig sich einstellen, wie vor Zeiten beschehen. Entgegen soll ihnen der Zeit nachgesehen werden. Das Jagen zur Zbraslaw und Welletitz Haber jadten. Das neue Weingebirg zu arbeiten. Dung und Mist zu laden und breiten. Heimlich Gemäch und Ställ säubern. Hiezu werden die Offi- zierer, Beamter und Geschworene gut acht haben, dass die Leut ordentlich mit Robot-Brot versehen sein. Ihnen die Robot mit Glimpflichkeit andeuten und wo nur möglich alles und jedes im Ratschlag vertragen. Es sei denn, daß etwas nothwendigs end der Zeit auskäme, so werden auch hingegen die Robotter allzeit mit rechtem Geschirr, tauglichen Leuten, Geduld und guten Worten gegeneinander ver- sehen sein. 1674. Errichtung eines Häusleins (tschechisch). Wurde das Häuslein neben dem Spital, samt zugehörigem Garten bis zum Graben 4 Klafter reichend, wo die Steine gesetzt sind — errichtet. Der Bewohner hat 10 R. jährlich zur Spitalsrenovierung und zur Bekleidung der Armen zu bezahlen. 1674 (tschechisch). Die Abtissin Justina Wagner will das dem Klostergarten gegenüberliegende öde Spital wieder erheben. Es bewegt sie hiezu die Absicht, die Aufträge und Intention der Königin Elisabeth, unserer Gründerin ruhmvollen Andenkens — zur Pflege der Armut mit Erziehung, Almosen und Speisung — zu erfüllen. Genannte Äbtissin gründet neben dem Gebäude eine Schule zur Übung der Jugend in Kunst und Literatur. Die Grenzen des Spitals- und Schulgartens sind mit Steinen ausgesetzt, 3 Kl. breit und 9!/, Kl. lang, ein Keil (Klin) oder Zipf. Von diesem zahlt der Maler Johann Boskowsky und der nächste Nachbar neben diesem Spital zur S. Prokopskirche 36 x oder ein Paar weiße Kerzen. 1675. Errichtung des Badhauses im sogenannten Hundsgarten. 1676. Errichtung der Klosterschmiede (tschechisch). Diese neu erbaut und mit Handwerksgeräten neu versehen. Das Gärtlein hiezu auf ödem Ort, 9 Kl. lang, 8 Kl. breit. In der Hälfte des Baues wohnt auch jetzt der Klosterwagner, hat auch ein dem obern ähnliches Gartl. Jahrzahlung 9 R. 1676. Weingartenstiftung Jungfrau v. Ogilvy (tschechisch). Am 16. August übergab dem Königinkloster die wohlgeborene Frau Euphrosine Veronika Freifrau v. Ogilvy, Wittib des langgewesenen Obersten am Spielberge*) — anstatt ihrer Tochter, der Jungfrauen Mechtilde — 4 Vierteln Weinberg hinter dem Kloster, mit Namen „im Simpel“, in einem Stück gelegen, welches Stück wohl lasten- frei ist, außer der jährlichen Zahlung, die zum Kreuzhof gehörig ist. Nach welcher also in den Kreuzhof 72 Maß Most oder für jede Maß Weinmost 2 böhmische Groschen als Zehent zu geben Schuldigkeit ist. 1704, 17. Oktober. Wiedererbauung der Pulvermühle. Im Namen des Königin-Klosterstiftes, der Äbtissin Barbara Wodiezka und ihrer Sub-Priorinnen einerseits und des Bürger- meisters und Rates der kön. Stadt Brünn andererseits wird verein- bart, daß auf dem hinter dem Kloster gelegenen Platz, der zum S. Stefansspittel gehört, da schon einst eine Pulvermühle bestanden — wieder eine solche erbaut werden soll. In Ansehung der *) v. Ogilvy starb 1661; begraben in Raigern. Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XV. 8 114 Kriegs- und Empörungs-Conjunkturen und der gefährlichen Zeiten werden noch weitere Einzeln Bedinge aufgestellt, auch für die Rückwidmung des Ortes im Falle künftigen Nichtbedarfes Rücksicht getragen. : Joh. Andreas Metzger, Spital-Verwalter. Görg Adrian Schilling, Spital-Verwalter. 1704, 17. Oktober. Die Papiermühle an die Spitalsverwaltung zu überlassen, beschließen Äbtissin Barbara und die Verwalter des S. Stefan-Spitales auf der Gassen Kröna diese Verabredung. Der neue Nutznießer zahlt pro Termin S. Wenzel 1705 be- ginnend 7 Gulden Zins, unter Mitverständniß der bisherigen 1 R. 25 x p. Census. Sollte gegenwärtig verödete Papiermühle später nichts eintragen, so soll der geringere altgewohnte Census wieder in Kraft treten. Ein Rieß Concept Papier ist dem Kloster zu reichen. Barbara. Joh. A. Metzger. Görg Adrian Schilling. 1714, 21. August. Consens zum Haus-Bau gewährt dem Andreas Janiczek, Schneider bei der Ziegelhütten in Alt-Brünn samt kleinem Gartl mit Planken. 5 G. Zins in die Renten. s Abtissin Gertrud Luguesy. 1715, 19. Jänner. Bescheid den Morbesern (deutsch). Den Weinsehank der Gemeinde Morbes betreffend. Da selbe ihr Gemeinhaus auf eigene Unkosten erbaut haben und auch conservieren, auch einen Schenker, der beständig das Kloster-Bier verleutgebet erhalten, so soll das Gemeinhaus verbleiben. Wird auch vom Kloster aus mit keinem Weinschankzwang beschwert werden, außer beim Kirchtag, zu welcher Zeit alten Brauches nach der Wein aus dem Kloster zu nehmen und auszuschenken die Ge- mein verbunden sein soll. Durch das ganze Jahr darf jedoch der Bierschank nicht ge- schwächt werden. Ausschank Morbeser eigenen Weines ist bei Strafe verboten. Maria Rosa, Äbtissin. Wegemann. 115 1717, 11. März (tschechisch). Die Äbtissin Maria Rosa giebt der Gemeinde Malomieriez Be- scheid, dal- diese ihr Schankrecht ausüben dürfe, falls sie zwei zehneimerige Faß Wein aus dem Klosterkeller verzapfe. 1717, 11. März. Bescheid an die Husowiezer Gemeinde insgesamt zur Nachricht. Wann dieselbe das Schankhaus jederzeit in Gutstand an Gebäuden halten und alljährlich zum Klosternutzen ein zehneimeriges Faß Wein ausschenken werde, so soll ihnen der überbliebene Wein nach klösterlicher Auskostung (was umständig woher) zu versilbern und auszuschenken bewilligt sein. Maria Rosa. 1721, 21. Juni. Stiftung zur Marien-Säule. Demnach der Paul Jansa, Purgermeister in Alt-Brünn, auf das von mir eingerichtete allsamstägige Gebet des Rosenkranzes und der lauretanischen Littaney bei der Säulen unserer lieben Frau in Alt-Brünn — dem hiesigen löblichen Jungfrauen Kloster Maria Saal — 40 Gulden als ein fundirtes Capital riehtig heute erlegt hat. Also wird das Rentamt des hiesigen Klosters dem Alt-Brünner Schul- meister wegen Verrichtung dieser Andacht, anstatt der Interessen vom obbenamten Capital, 2 Gulden p. J. bezahlen und in der Rentey in Ausgab legen. Actum Königinkloster: Maria Rosa. 1723, 17. Juni. Attest des Schulmeisters Christian Ignaz Marisch, daß er nun schon durch 23 Jahre, d. i. seit 5. November 1700 Unterhalts-Deputate genieße, jedoch seien ihm diese nur auf all- jährliches Suplicieren, jedesmals aus Gnaden bewilligt. — Seit hw. Probstes Christian Treibrodt und Äbtissin Barbara bis heutigen Tages (und fürder). 1724, 2. Juni. Josef Kaukal überläßt ein Stück Garten zum Baue eines herrschaftlichen Holzschopfens. Des unterthänigen Kaukals Gartenstückel bei der Ziegelhütten wird gutwillig abgetreten. Er erhält von der Äbtissin Antonie Janowka als Gegenabe ein Stück Acker in „Satzeln“ — 5 Kl. 2’ breit und 130 Kl. 3’ lang mit Steinen ausgesetzt. 116 1725, 2. Juni. Befreiung des Kaukalschen Ackers. Sein Ackerstückel in „Satzeln“ soll von allen prästandorum befreit sein. 1725, 26. März. Wegen des Wehr-Gartens. Kund und zu wissen; es kaufte Joh. Halirž, Nachbar in Alt- Brünn von Joh. Smetan einen Garten, beim Wehrgarten und ander- seits beim Martin Schilhanek gelegen, nämlich die Papiermühl samt dazu gehöriger Behausung, samt allen Erd und nagelfesten um 600R. und Schlüsselgeld 20 R. zusammen 620 R. Hievon auszuzahlen: der Stiefmutter Annamiedl Smetanin ....... 50 R. der Tochter, Klara Smetanın. „u... sen 10933 der andern Tochter Barbara Smetanin ...... 143 „39 dom Sohn Franz Smetan.. (0.15 2 0. 00: 153 „ 39 Ins Kloster Rentamt für 3 Jahre... .. k Sr den Verkäufer -218770050 SA anon TS dem Ehe-Weib Annamiedl das Schliisselgeld. . . 20 „ fact "702000 Unterschrieben: Joh. Halirz, Kaufer, Joh. Smetan, Verkáufer. Joh. Elger, Verwalter als Zeug. Gregor Skandera, derzeit Richter als Zeug. Paul Jansa, Bürgermeister als Zeug. 1734, 13. März. Ankauf eines Ackers vom Michael Knapp, eines Unterthanen in Malomeriez, weleher diesen Acker gleich ober- halb des herrschaftlichen Ackers im Unterfeld der gnädigen Herr- schaft um 18 Gulden baren Geldes verkauft, damit dieser mit dem h. Acker in ein Stück gezogen werde. 1736. Consens ertheilt dem Johann Kutscherauer, Kloster Torwartal auf sein erbautes Haus bei der Ziegelhütten. Zins 4 G. Gertrudis, Abtissin. 1736. Verkauf des Häusels hinter dem Bräuhaus und dem Wassergraben. Johann Anton Argetzindel, geschworner Mautner der kön. Stadt Brünn bei der langen Brucken verkauft der hw. Äbtissin Gertrudis (Luquesy) das Häusel neben dem Wisehauer Garten um — 150 Gulden. 117 1736. Consens dem Johann Ribl, Klosterkutscher, auf sein Häusel hinter dem Bräuhaus, gleich neben der Ziegelhiitten, Er darf auf seine Kosten eine Wohnung zubauen. Zins 4 R. Ver- kaufsverbot, wie gewöhnlich. Gertrudis, Äbtissin 1736, 27. Oktober. Consens an Schuster, Maurergesellen. Ihm Suplikanten wird in Gnaden erlaubt, auf klösterlichem Boden auf der Laimbstätte unterhalb der Monteganin Häuslein auf seine Unkosten eine kleine Wohnung 6 Kl. zu 5 Kl. zu bauen. Zins 3 R. Gertrudis, Äbtissin. 1737, 7. Jänner. Consens dem Andreas Janeezek zur Erbauung des Schupfens. 6 G. Zins, da ein Stück Garten 16 KI. lang zugegeben wurde. Gertrudis, Äbtissin. 1737, 13. Jänner. Consens dem Franz Weber, Zimmergesell, auf sein Häusel bei der Ziegelhütten neben des Johannes Kube seiner Wohnung bewilligt. — Zum Weiterverkauf nicht befugt. Rückfall an die Obrigkeit. Zins 4 G. Gertrudis, Äbtissin. 1737, 19. März. Consens dem Joh. Georg Wentzel, Maurer. Derselbe hat samt seinem Eheweib und noch zu erzeugen- den Kindern als freie Person die Unterthänigkeit zum Stiftsgute gut und freiwillig angelobt, jedoch die Bitte gestellt, daß sein Sohn Wenzel und die Tochter Johanna frei verbleiben sollen. Es wird ihm die Erbauung einer kleinen Wolnung auf der Laimbstätte erlaubt, zwischen der Barbara Monteganin und Norbert Schuster. Zins 4 R. Gertrudis, Äbtissin. 1737, 10. März. Consens dem Franz Schwingler, Schuhmacher. Ihm, samt Weib und drei Kindern wird die Erbauung einer kleinen Wohnung bewilligt. 7 Kl. zu 5 Kl. auf der Laimb- stätte. Zins 4 R. jährlich. Als freie Leute nehmen sie samt zu er- zeugenden Kindern die Unterthänigkeit gut und freiwillig auf sich. Gertrudis, Äbtissin. 1737, 20. März. Consens dem Schuhmacher Joh. Woziczek. Dieser will bei der Ziegelhütten auf der kleinen Laimbstätten zu seiner Wohnung einen Zubau 8 Kl. zu 3 Kl. errichten. 118 Doppelter Zins, weil Suplikant freie Person. Zins 8 Gulden. Kein Weiterverkauf ohne Bewilligung. Gertrudis, Äbtissin. 1737, 22. März. Consens dem Georg Buchberger, Unterthan. Ihm wird zwar das erheuratete Häusel mit seinem Ehe- weib vermög der alten Decretation in vorigem Zins in Gnaden überlassen. Weil er sich aber unterstanden ohne Verwilligung ein Stückel Garten zuzugeben, also wird von ihm für dieses Stückel (7—4 Kl.) gleich vom 1. Jänner 1737 an ein Gulden jährlich für die Obrigkeit eingehoben. Gertrudis, Äbtissin. 1737, 20. Mai. Josef Kohler zahlt 6 Gulden, welche ihm die Äbtissin Gertrud quittiert. Nämlich als Barerlös für einen unwirtbaren Streifen bei der Bohonitzer Granitz. Unterhalb der Schreibwalder Gränzen ein 3stämmiger Lindenbaum, von diesem ein Erl-Bäumel mit eingehauenen Zeichen 24 Kl. von diesem am Schwarzawafluß zu einem felber, welcher sich zum Wasser senket — 64 Kl. und von da wieder zum 3stämmigen Lindenbaum noch 48 Kl. Alles zur Gartenvergrößerung des Kohler, ihm und seinen Nachkommen ins Urbario zugeschrieben. 1739, 1. März. Errichtung einer Schleifmůhle. Gertrudis, Äbtissin. Diese wird dem bürgerl. Schwerdtschleifer Martin Schaumann auf sein inständiges Bitten bewilligt, nämlich seithalb der alten Brünn ob der langen Brücke eben dem Fluß Schwarzawa als ein Super- ficium in Solo Dominicate auf seine Kosten. Spaeium und 8 einzelne Bedingnisse werden angeführt. Gertrudis, Äbtissin. 1742, 25. April. Zwei Äcker Feldgasse dem Kloster nach der wohlgedachten Frau Maria Franziska Gränzerin von Gränzenbach als Erblasserin eingewiesen für 1000 Gulden. Bei Aus- fertigung 500 G. am 25. Juli die andern 500 G. zu zahlen. Das Klosterstift setzt sein habendes Vermögen in genere — in specie aber pro speciali Hypotheca also, daß Herr von Gränzenbach im Falle Zahlungsunmöglichkeit alle Sicherheit genießen soll. Joh. Gilke. Antonia, Äbtissin. Mandatario nomine des Herrn Jos. Gränzenbach. 219 1743, 2. Mai. Steinsetzung dem Nachbar Schuber, der einen Ackerantheil sogenannten Gränzenbachschen Ackers Feld- gassen samt angebauten Korn dem Mathes Hannak überlassen mußte. Er erhält 8 Gulden und ein ander Stück Acker als aequivalent. Steinsetzung der neuen Marken. Zu merken: daß unter den ver- setzten Steinen Hammerschlag, Glas und Ziegel gegeben wurden. 1743, 2. Mai. Vergleich zwischen Jos. Wenzel Fürst zu Liechten- stein und der Abtissin Antonia de Ulrici in der sehr complicierten Sache der zu Kromau gehörigen Alexo- witzer Papiermühle, dann der zu Oslowan gehörigen Mühle, der klösterliehen Kl. Niemtschizer Mühle usw. Vergleichs Zusammen- kunft am 25. Juni 1743 unter Beisein der Brünner und Znaimer Zechmeister und Müller. Schweller-Stellung, Hamm-Schlagung, Kreuz, Hamm und Rabisch erwogen, damit die Handhabung der Abmachungen verbürgt und wilikürliche Änderungen unmöglich gemacht würden. 1775, 30. März. Feilbietung des Torwärters Häusel. Joh. Kutscherauers Besitz zur Befriedigung der Creditare feil- geboten und dem ehemaligen Oressiner Schaffer Thomas Kaibl um 425 Gulden an sich gebracht. Jahreszins 5 Gulden an die Kloster- rentei. Bedingungen für allfälligen Todesfall und Vererbung. Thom. Libera, Ober-Amtmann. Joh. Strutzer, Zeuge. Joh. Pospischil, Richter, Schebetein. Thom. Kaibl, Käufer. 1776, 20. Oktober. Franz Plesky, Maurermeister in Alt-Brůnn, als Verkäufer, und Karl Suchanek, Schaffer in Alt-Brünn, als Käufer beschließen folgendes: Suchanek hat auf obrigkeitliehem Grund in der Laimbstätte neben Josef Klimarz ein Häusel erkauft und verbindet sich, dem Verkäufer Franz Piesky 245 Gulden zu bezahlen, worunter auch schon die an die Joh. Wawrziksehen Erbsleute Johann und Katha- rina zu bezahlenden Erbsantheile zusammen 50 Gulden inbegriffen sind, werohalb also die auf dem Häusel versicherten 50 Gulden gleich seinen Vorfahren durch die mit der Wittib Rosalia Wawrzikin schon bevor ausgemachten annoch bestimmten 4 Jahr ohne Ent- richtung eines Interesse nutznießen können wird. Grundzins an das Rentamt 4 Gulden. Verbot von Bau-Änderungen, Verbot der Be- 120 herbergung verdáchtiger Leute, Ermahnung zur Vorsicht betreffs. Feuer und Licht. Thomas Libra, Ober-Amtmann. Suchanek, Käufer. 1776, 20. Oktober. Heimfall an das Klosterstift, zu welchem der Käufer Suchanek im Falle des Kaufes von Pleskys Haus im Grundsatz verhalten wird. 1777, 26. Februar. Übernahme des Hauses in der Fischergasse, welches der Klosterstifts-Unterthan Jakob Kallab nach seinem Vater Nikolaus (den Markusschen Erben einst gehörig gewesen) über- . nommen mit der Leistung. Den Mit-Erben auszuzahlen: der Mutter Annas ck. Meere EME 20 R. der Schwester Veronika... 2. sms are 30 , der Schwester Theresia © © ©.. © © ss 400 oo 2023 Schuld Marzareth Heslim "4 ne S: 305 zusammen diese 100 Gulden ohne Ausflüchte und Vorschützen. Zins ins Königinkloster Rentamt jährlich 5 Gulden ohne An- stand. Verbot des Aufbaues ohne Bewilligung der Obrigkeit, Ver- bot der Beherbergung verdächtiger Leute bei Straf-Androhung. Heimfall an das Klosterstift nach allfälligem Absterben des Kallab:. wie gebrauchsmäfig. * k # Hier sehließen diese Eintragungen. ZEITSCHRIFT MÄHRISCHEN LANDESMUSEUMS HERAUSGEGEBEN VON DER - MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT VA " NN LH NE N RN N N RC ea == EN X REDAKTION: K. SCHIRMEISEN SCHULRAT E. SOFFÉ XVI. BAND 55 BRŮNN DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER 1917 Zur Beachtung! Da die „Mährische Museumsgesellschaft“ die Rechtsnachfolgerin ist sowohl der ehemaligen „K. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Be- förderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ als auch der späteren „K. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“ und der „Museumssektion der k. k. mühf Landwirtschaftsgesellschaft“, so sind alle Sendungen von Biichern und Zeitschriften nur an die „Mährische Musewmsgesellschaft“ (Landesbibliothek) zu adressieren. Hingegen sind die für die ehemalige „Historisch- statistische Sektion“ der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft be- stimmten Sendungen an den „Deutschen Verein für die Geschichte Mährens und Schlesiens“ zu richten. Für das Kuratorium: Dr. A. Fischel, Vizepräsident. | 4 | ZEITSCHRIFT DES MÄHRISCHEN LANDESMUSEUMS HERAUSGEGEBEN VON DER MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT REDAKTION: K. SCHIRMEISEN SCHULRAT E. SOFFE XVI. BAND BRUNN VERLAG DER MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER 1917 Be am? UM E EI zj } 5 > ha . > : i B? Ur 2 de LT 404 PARU + » i we A y A M 3 i Tr "i # j JŠ : E ”. a \ ; 7 l - k ) *® À CRE à jr Pen M x Inhaltsverzeiehnis. Seite Z EO S ee er Xe 1 Rille Albert, Zwei mährische Maler: Franz Richter und Ferdinand pores ONLINE ARS Era Je jé 4 CB NEMO EMD RA He Et Blei Bretholz Bertold, Prof, Dr., Nepomuk Hausperskys von Fanal, Herrn auf Rossitz, Annalen von Mähren 1767—1790 . . . . . . . . . . . 84 Er = kod fe ah Ustav ETAT 7: she k ol, AU AE ETC EN sun ne +: I Bam aa ar soda tý IE ří SR CNET: CA UE ut nl E | M AD CAT li SANT t ' LA ‘e { 4 Wa . i : | + À | R | + & M i Be # | k . ‘à al Sitzungsberichte. Kuratoriumssitzung am 12. Jänner 1914. Der Präsident Dr. A. Fischel gab bekannt, dal Se, Durch- laucht der regierende Fürst Johann von und zu Liechtenstein ein Bild Krämers „Der Nymphentanz“ und eine Sammlung von Wappenschildern dem Museum zum Geschenke gemacht habe. Die Mitteilung wurde mit Beifall zur Kenntnis genommen. Die Sitzung wurde hierauf behufs Besprechung von Personalangelegenheiten zeit- weise für vertraulich erklärt. Nach Erledigung derselben wurden eine Reihe von Einläufen beraten und Gutachten abgegeben. An Spenden liefen ein eine Publikation von kais. Rat Emil Kořistka und ein exotischer Vogel von Prof. Dr. J. J. Jahn. Als ordentliche Mitglieder wurden aufgenommen: Louis Bergel, Privatbeamter, Adolf Miek, k. k. Hofrat i. R., Anna Rosenberg, Kaufmanns- gattin, Bohuslav Ciha, Lehrer, und Dr. Otto Jelinek, Leiter des k. k. Telegraphen-Korrespondenz-Bureaus, sämtliche in Brünn. Kuratoriumssitzung am 2. März 1914. Der Präsident Dr. A. Fischel referierte ausführlich über die in der letzten Landtagssession in den Angelegenheiten des Landes- museums und der Landesbibliothek gefaßten Beschlüsse, insbesondere über die Resolutionen der Abgeordneten Dr. Seifert und Svoboda, über die genehmigten Kredite zur Anschaffung von Kasten und über die Systemisierung einer Laboranten- und einer Dienerstelle. Das Kuratorium faßte diesbezügliche Beschlüsse, namentlich in der Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XVI. 1 2 Angelegenheit der Bearbeitung und Aufstellung der ethnographischen Sammlungen. Weiter besprach das Kuratorium die Anlegung von musealen Inventarien und das Rechnungswesen des Landesmuseums und beschloß dem Landesausschusse die Ausschreibung der durch das Ableben Dr. Prochäzkas erledigten Kustosstelle der geologisch- paläontologischen und mineralogiseh-petrographischen Sammlungen in Antrag zu bringen. Nachdem ein Gutachten über die Verteilung der Dotation für Deutschmährische Literaten für 1912 erledigt worden war, kamen einige Personalangelegenheiten zur Besprechung. Der Vorsitzende beglückwünschte namens des Kuratoriums Dr. Absolon anläßlich seiner neuerlichen Erfolge auf dem Gebiete der Höhlen- forschung, die im In- und Auslande eine besonders anerkennende Würdigung erfahren haben. Kuratoriumssitzung am 23. März 1914. Der Direktor der Landesbibliothek, Herr kais. Rat Dr. W. Sehram, brachte den Jahresbericht der Bibliothek für 1913 vor. Bei dieser Gelegenheit sprach ihm das Kuratorium volle Anerkennung und wärmsten Dank für die von ihm veranstaltete lehrreiche Richter- Ausstellung aus. Es wurde der Bericht des Sekretärs Dr. Helfert über die Entdeckung der Wandmalereien im Museum gleichfalls mit Dank und Anerkennung zur Kenntnis genommen. Sodann wurde über die Sammlungen, insbesondere über deren Inventarisierung und Bearbeitung, sowie über die ethnographischen Sammlungen und die Heranziehung fachlieher Hilfskräfte ausführlich berichtet. Dann wurden einige Angelegenheiten der geologischen Abteilung besprochen und diesbezügliche Beschlüsse gefaßt. Nachdem die übrigen Einläufe erledigt und einige Gutachten erstattet worden waren, wurden als Mitglieder der Museumsgesellschaft aufgenommen: Franz Dedrle, Lehrer, Vinzenz Drapal, Landesakzessist, Amalie Hübner, Haus- besitzerin, Dr. Theodor Riess, k. k. Supplent, Wilhelmine Stiasny, Private, Josef Vít, Lehrer, Leopold Záhora, Buchhalter, sämtliche in Brünn; ferner Thomas Jedlička, Landesbeamter in Schimitz; Franz Kachlik, Faehlehrer in Aujezd; Leopold Kaschl, Jurist in Urspitz, und Viktor Michálek, Landes-Rechnungsrevident in Königsfeld. Mit wärmsten Danke wurden folgende Geschenke an- genommen: von Prof. Dr. Fr. Dvorsky Mineralien, von Sekretär Dr. Helfert 4 Radierungen, von A.Srna ein Kopftuch. Kuratoriumssitzungen am 4. und 12. Mai 1914. Der Vizepräsident beglückwünschte den Präsidenten Dr. Alfred v. Fischel zu seiner Erhebung in den Adelstand. Die Abhaltung der Generalversammlung wurde für den 11. Juni festgesetzt. Hin- sichtlich der Abfassung einer Dienstinstruktion für die Beamten des Landesmuseums wurde das in der vorletzten Sitzung gewählte Kassaordnungskomitee beauftragt, einen diesbezüglichen Entwurf auszuarbeiten und ihn den Mitgliedern des Kuratoriums vor der nächsten Sitzung vorzulegen. Nach Besprechung einer Personal- angelegenheit des Kustos Dr. Absolon, gegen den ein Disziplinar- verfahren wegen völliger Haltlosigkeit der gegen ihn erhobenen Anschuldigungen eingestellt wurde, und nach Beratung einzelner Grundsätze über die Reorganisation der Museumsgesellschaft wurden der Jahresbericht und der Rechnungsabschluß für 1913 sowie der Voranschlag für 1915 geprüft und genehmigt. Prof. Rzehak be- antragte, daß zum Jahresberichte des Präsidiums auch ein kurzer Bericht des Kustos Dr. Absolon über seine Balkanreise und seine dortigen Forschungen aufgenommen und daß ihm dort gleichzeitig die Anerkennung des Kuratoriums ausgesprochen werde. Als ordent- liche Mitglieder wurden aufgenommen: Josef Holluta, Techniker, Wolfgang Seka, cand. med., Siegfried Ascher, stud. jur., Martha Hannig, Privatbeamtin, Philipp Janos, Lehrer, Dr. Joh. Hlošek, k. k. Statthaltereirat, Max Kolaja, Professor, Alois Polansky, Lehrer, St. Popelka, Redakteur, Ludwig Šimaček, Lehrer, L. Srutka, Lehrerin, Ant. Valoušek, Lehrer, Karl Vaňhara, Lehrer, Joh. Vitovsky, Professor, Fr. Zatloukal, Professor. Kuratoriumssitzung am 8. Juni 1914. Der Präsident Dr. v. Fischel brachte zur Kenntnis, daß der vom Landtage zum Mitgliede des Kuratoriums gewählte Hofrat Prof. Dr. J. J. Jahn auf sein Amt verzichtete. Der Landesausschuß teilte mit, daß Kustos Dr. K. Absolon in die Bezüge der 8. Rang- klasse befördert wurde. Das Kuratorium beschloß, die Herren Direktor Dr. W. Schram in Brünn, Direktor Franz Polívka in Olmiitz und Prof. i. P. Josef Sima in Brünn zu korrespondierenden Mit- gliedern zu ernennen. Es wurde sodann eine Reihe Angelegenheiten, die Sammlungen betreffend, erledigt. Dem Kustos Dr. K. Absolon wird für seine wissenschaftlichen Leistungen anläßlich seiner Reise 1 185 4 auf dem Balkan die vollste Anerkennung ausgesprochen. Es wurde beschlossen, die volkskundlichen Studien der Malerin Frau Vorel- Vlček für das Museum zu erwerben. Als neue Mitglieder der Mährischen Museumsgesellschaft wurden aufgenommen: Franz Goth, Lehrer, Olga Navratil, Kontoristin, beide in Brünn. Vollversammlung am 11. Juni 1914 im Sitzungssaale des Landeskulturrates unter dem Vorsitze des Prä- sidenten Herrn Landtagsabgeordneten Dr. v. Fischel. In Vertretung des auf Urlaub befindlichen Sekretärs war als Schriftführer der vom Lan- desausschusse der Museumsgesellschaft zur Verfügung gestellte Herr Landesrevident Ruziezkaanwesend, der vom Vorsitzenden nach Eröff- nung und Begrüßung der Versammlung alsneuer Beamter des Museums der Versammlung vorgestellt wurde. Von der Verlesung des Proto- kolls der letzten Vollversammlung und des Tätigkeitsberichtes für das Jahr 1913 wurde auf Antrag des Herrn Professors Dr. Podp&ra abgesehen. Der Vorsitzende verlas lediglich die Namen der durch den Tod der Gesellschaft entrissenen Mitglieder und sprach Herrn Kustos Dr. Absolon sowie den Beamten und dem Dienerpersonal den Dank aus. Herrn Landesbibliotheksdirektor kaiserlichen Rat Dr. Sehram, der zum korrespondierenden Mitglied der Museums- gesellschaft ernannt worden war, wurden zu seinem dreißigjährigen Dienstjubiläum die Glückwünsche der Versammlung ausgesprochen. Der Rechenschaftsbericht wurde, nachdem die Revisoren den Richtig- befund konstatiert hatten, der übrigens auch von der Landesbuch- haltung festgestellt worden ist, genehmigend zur Kenntnis genommen. Zum Ersatzmann in der tschechischen Sektion wurde Herr Professor Dr. Macku mit Zuruf gewählt. Nach einem von Herrn Professor Mascha gestellten Antrage, den Herr Kurator Welzl entsprechend formulierte, sprach die Versammlung einstimmig den Wunsch aus, die Dotation des Landes für die Bedürfnisse der Biblio- thek im Jahre 1915 möge entsprechend erhöht werden, da die ein- gestellte Post weder den Bedürfnissen noch dem Ansehen des Landes entspreche. Der Voranschlag für das Jahr 1915 wurde hierauf ge- nehmigt. Der Vorsitzende teilte mit, daß das Kuratorium zu korre- spondierenden Mitgliedern der Gesellschaft die Herren Dir. Polivka in Olmütz und Professor Simaxin Brünn ernannt habe. Unter leb- haftem Beifalle sprach Herr Kustos Dr. Absolon dem Vorsitzenden für seine rege Tätigkeit im Interesse der Gesellschaft den Dank aus, den der Vorsitzende mit dem Versprechen quittierte, auch in Hin- kunft seine Pflicht erfüllen zu wollen. Er berichtete sodann über die bisher wegen einer Reorganisation des Museums unternommenen Schritte. In lebhafter Debatte wurden schließlich die Anregungen der Herren Dr. Eekstein auf Ausgestaltung der Museumszeitschrift durch aktuelle Berichte, besonders durch Aufnahme der Vorträge, ferner des Herrn kais. Rates Mascha auf Angliederung einer land- wirtschaftlichen Abteilung an das Museum, des Herrn Kurators Welz1 auf Angliederung einer die Geschichte der Industrie in Mähren würdigenden Abteilung und des Herrn Kommerzialrates Dr. Gerst- mann auf Angliederung einer Abteilung für die Geschichte und Entwicklung des Handels angenommen. Das Kuratorium wird die vorgebrachten Wünsche zu erwägen und die Lösung dieser Aufgaben vorzubereiten haben. An der Debatte beteiligten sich u. a. die Herren Prof. Dr. Podpěra, Prof. Mascha und Kustos Dr. Absolon. Nach Erledigung der Tagesordnung schloß der Vorsitzende mit Dank an alle Anwesenden die Versammlung. Kuratoriumssitzung am 5. Oktober 1914. Der Präsident Dr. A. v. Fischel gedachte in einem Nachrufe des kürzlich verstorbenen Mitgliedes des Landesausschusses Grafen Beleredi, der als Personalreferent in steter Verbindung mit dem Museum und mit der Bibliothek war. Nachdem einige Personal- angelegenheiten der Beamten und Diener des Museums und der Bi- bliothek besprochen worden waren, kamen der zahlreiche Einlauf und auch der Bericht über einige wertvolle Geschenke zum Vortrag. Es wurde zur angenehmen Kenntnis genommen, daß der Landesausschuß einen Kredit für Kasten und für die Installation der volkskundlichen Sammlungen bewilligt und provisorisch einen neuen Diener ernannt hat. Die Berichte über den Stand der Arbeiten in der volkskundlichen und über die neue Installation der zoologischen Abteilung im vor- maligen Porträtsaal wurden zur Kenntnis genommen und ent- sprechende Beschlüsse gefaßt. Nachdem einige vom Landesausschusse abgeforderten Gutachten erstattet worden waren, sprach das Kura- torium Herrn Prof. E. Bayer für sein im Verlage der Kommission zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Mährens herausgegebenes Werk „Coocecidia von Mähren“ Dank und Anerkennung aus. Als Mit- glieder der Mährischen Museumsgesellschaft wurden aufgenommen: Heinrich Švanda, Buchhalter in Brünn, P, Bernard Gieha, Propst des Klosters „Porta coeli“ in Vorkloster, Ferdinand Kratina, Realschulprofessor in Kremsier. Für die Sammlungen haben gespen- det: Franz Wolf in Segen-Gottes Knochen, Gustav Svancara, Privatbeamter in Brünn, Mineralien, Josef Obrtel, Oberlehrer in Pravtschitz, prähistorische Gegenstände. Kuratoriumssitzung am 7. Dezember 1914. Der Präsident Dr. A.v. Fischel gedachte in einem Nachrufe des schmerzlichen Verlustes, den die Gesellschaft in der letzten Zeit durch das Ableben mehrerer Mitglieder, insbesondere durch das Hinscheiden des verdienstvollen Vizebürgermeisters der Stadt Brünn R. M. Ritter v. Rohrer und des Kurators Prof. Dr. Kramař, erlitten hat. Nach der Erledigung einiger Personalangelegenheiten wurde der zahlreiche Einlauf erledigt. Die Mitteilung über mehrere wertvolle Spenden wurde mit Dank zur Kenntnis genommen. Im weiteren nahm das Kuratorium den Bericht des Kustos Dr. Absolon über die nunmehr erfolgte vollständige Übergabe der paläontologischen Sammlung des Direktors Maska in den Besitz des Landesmuseums zur befriedigenden Kenntnis; bei dieser Gelegenheit wurde der außerordentlich hohe Wert dieser Sammlung, welche namentlich wegen der Überreste des diluvialen Menschen einen weit über die Grenzen des Landes hinausreichenden Ruf besitzt, mit großer Genugtuung betont. Nachdem Berichte über die wünschenswerte Erwerbung einer weiteren wertvollen Sammlung erstattet worden waren, kam die Angelegenheit der ethnographischen Sammlung Kretz zur Sprache. Diese befindet sich nun in einem wohlgeordneten Zustande und es ist zu erwarten, daß in kurzer Zeit die geplante Verteilung eines Teiles der Samm- lung vorgenommen werden wird. Für die Sammlungen haben ge- spendet: Fachlehrer M. Bena in Straßnitz Herbarpflanzen, Sekre- tär Dr. Jar. Freiherr v. Helfert eine Goldmünze, Hofrat Prof. Dr. J. J. Jahn in Brünn exotische Vögel, Vogeleier und eine Medaille, Regierungsrat Gymnasialdirektor Josef Klvana in Gaya paläonto- logische Funde, die Landeskrankenanstalt in Brünn vier Bilder und ein Gipsrelief. Als Mitglieder der Mährischen Museumsgesellschaft wurden aufgenommen: J. K. Linhart, akademischer Maler; Philip- pine Pasdirek, Hausbesitzerin, Wenzel Wondraczek, k. u. k Hauptmannrechnungsführer, sämtliche in Brünn; ferner Wenzel Capek, Oberlehrer in Oslawan, Emerich Karl Dittrich, Fabrikant in Königsfeld, Phil. Dr. Josef Kohn, Privatbeamter in Gewitsch, Vinzenz Oïech, Architekt in Sebrowitz. Vollversammlung am 6. Jänner 1915. Vor Eingang in die Tagesordnung verlas der Präsident Abge- ordneter Dr. v. Fischel ein Schreiben des Hochschulprofessors Rzehak, worin dieser mitteilt, daß er wegen böswilliger, von gewisser tschechischer Seite erfolgter Angriffe eine Wiederwahl in das Kuratorium unbedingt ablehne und sich vor journalistischen Dum-Dum-Geschossen gerne zurückziehe. Präsident Dr. v. Fischel und Vizepräsident Kamenidek geben dem Bedauern über diesen Entschluß Prof. Rzehaks Ausdruck und zollten seiner verdienst- vollen, nahezu 15jährigen Tätigkeit im Kuratorium der Museums- gesellschaft unter lebhafter Zustimmung der Versammlung wärmste Anerkennung. Dr. v. Fischel teilt auch mit, dab er sich persönlich, unmittelbar und mittelbar bemüht habe, Prof. Rzehak von seinem Entschlusse abzubringen, um dessen unentbehrliche Kraft dem Museum zu erhalten, daß ihm dies aber leider nicht gelungen sei. Vizepräsident Regierungsrat Dr. Kameniëek bat hierauf die Versammlung auch von seiner Wiederwahl abzusehen. Nachdem Präsident Dr. v. Fischel und Kurator Welzl seine Verdienste um die Museumsgesellschaft anerkennend hervorgehoben hatten, wurde zur Wahl des "Kuratoriums geschritten und hierbei auch Regierungsrat Kameníček wiedergewählt. Dieser beharrte jedoch auf seiner Rücktrittserklärung, insbesondere auch deshalb, weil er in Angelegenheit der Reorganisation der Museumsgesellschaft bei der Landesvertretung keine Unterstützung gefunden habe. Mit drei- jähriger Funktionsdauer wurden in das Kuratorium gewählt: Von der deutschen Sektion: Dr. Alfred v. Fischel, Prof. Robert Frieb, Kontrollor Ad. Raab, Fachlehrer K. Schirmeisen und Prof. Hans Welzl als Mitglieder, Direktor Karl Fiala und Prof. Dr. Hugo Iltis als Ersatzmänner, Oberkanzleirat Heinrich Pro- kupek als Rechnungsrevisor; von der tschechischen Sektion: Prof. Dr. Fr. Dvorsky, Prof. Vinz. Hlavinka, Direktor Karl Maska (Teltsch), Prof. Dr. Josef Podpěra und Prof. Josef Vlček als Mitglieder, Prof. Rudolf Kryčer und Prof. Dr. Johann Macku 8 als Ersatzmänner, kaiserlicher Rat Johann Mascha als Reehnungs- prüfer. Prof. Welz] wünschte, daß von Zeit zu Zeit ein Vertreter des Landesausschusses in einer Kuratoriumssitzung oder Vollver- sammlung erscheinen möge und bemerkte sodann auf eine Anregung des Mitgliedes Dr. Ekstein, daß alle auf das Land Mähren im gegenwärtigen Weltkriege bezughabenden Dokumente von Landes- bibliotheksdirektor kaiserlichen Rat Dr. Sch ra m gesammelt werden. Der Vorsitzende Abgeordneter Dr. v. Fischel schloß die Ver- sammlung mit dem Wunsche, daß Landtag und Landesausschuß, die im großen und ganzen den Bedürfnissen des Museums Rechnung tragen, auch den noch unbefriedigten Notwendigkeiten entsprechen mögen; wünschenswert sei namentlich die Ergänzung des Beamten- standes durch Anstellung des dringend notwendigen Kustoden der geologischen Abteilung. — Die deutsche Kurie hat Herrn Dr. v. Fischel zum Vizepräsidenten gewählt; der Präsident ist diesmal der tschechischen Kurie zu entnehmen. Kuratoriumssitzung am 11. Jänner 1915. Den Vorsitz führte Vizepräsident Dr. v. Fischel. Die Re- signation der Herren Prof. A. Rzehak und Regierungsrat Dr. Fr. Kameniëek auf die Wiederwahl ins Kuratorium wurde mit leb- haftem Bedauern zur Kenntnis genommen und beschlossen, den genannten Herren für ihre langjährige überaus ersprießliche Tätig- keit im Museum die vollste Anerkennung der Museumsgesellschaft in geeigneter Weise zum Ausdrucke zu bringen. Das durch die Generalversammlung am 6. d. M. neugewählte Kuratorium konsti- tuierte sich hierauf, indem es die Vorstände der einzelnen Abteilungen und zwei Verifikatoren der Beratungsprotokolle ernannte. Daraufhin wurde neuerdings die Bearbeitung der Sammlung Kretz besprochen und die im höchsten Grade erwünschte Erwerbung einer großen und wertvollen paläontologischen Sammlung in Erörterung gezogen. Mit größter Genugtuung wurde der Anfall eines Legates in der Höhe von 6500 K in Wertpapieren, nach dem verstorbenen Herrn MUDr. Komärek in Smichow, zur Kenntnis genommen und dabei mit bestem Dank der schátzbaren Vermittlung des Ausschusses des Museums des Königreiches Böhmen gedacht. Nachdem die Arbeits- programme der einzelnen Abteilungen für 1915 genehmigt worden waren, wurde die Besetzung der seit einem Jahre verwaisten Stelle eines Kustos der geologisch-paläontologischen Abteilung neuerdings besprochen und als höchst dringend bezeichnet. Als Mitglieder der Máhrischen Museumsgesellschaft wurden aufgenommen: Vinz. Hla- vinka, k.k. Hochschulprofessor, Felix Kohn, Jurist, Adolf Kubelka, Redakteur, MUDr. L. Melichar, k.k. Ministerialrat in Pension, Heinrich Novotny, k.k. Gymnasialprofessor, Ilse Patak, Private, Wlad. Sova, k.k. Gymnasialprofessor, Alfred Spitz, stud. jur., sämtliche in Brünn. Außerordentliche Generalversammlung am 24. Jänner 1915. Diese wurde zum Zwecke der Wahl eines Mitgliedes in das Kuratorium abgehalten. Zu Beginn der Versammlung teilte der Vor- sitzende, Vizepräsident Abgeordneter Dr.v. Fischel, mit, daß das Kuratorium beschlossen hat, der Hauptversammlung die Wahl der bisherigen Mitglieder Prof. Rzehak und Regierungsrat Dr. Kame- níček zu Ehrenmitgliedern zu beantragen. Regierungsrat Ka me- níček gab hierauf die Erklärung ab, daß er sich seiner Partei gegenüber bereit erklärt habe, eine allfällige Wahl ins Kuratorium wieder anzunehmen und bat daher von seiner Ernennung zum Ehren- mitgliede Abstand zu nehmen. Die Versammlung wählte daraufbin einstimmig Herrn Prof. Rzehak, der 15 Jahre als Präsident be- ziehungsweise als Vizepräsident der Museumsgesellschaft überaus verdienstlich gewirkt hat, zum Ehrenmitgliede. Dann erfolgte die Wahl des Regierungsrates Dr. Kamenitek zum Mitgliede des Kuratoriums der Museumsgesellschaft. Kuratoriumssitzung am 28. Jänner 1915. Zum Präsidenten wurde Herr Regierungsrat Dr. Fr. Kame- níček gewählt. Er würdigte die Tätigkeit der beiden bisherigen Präsidenten, des Herrn Prof. A. Rzehak und Herrn Dr. A. v. Fischel, und ersuchte das Kuratorium, in dieser ernsten Zeit zum Wohle der beiden Anstalten zu arbeiten. Es wurde zur Kenntnis genommen, daß die Vollversammlung der Mährischen Museums- gesellschaft Herrn Prof. A. Rzehak für seine langjährige Tätigkeit im Museum zum Ehrenmitgliede der Gesellschaft ernannt hatte. Nachdem einige Verwaltungsangelegenheiten erledigt wurden, kamen wichtigere Angelegenheiten der Museumssammlungen zur Bespre- 10 chung und wurden diesbezügliche Anträge an den Landesausschuß gestellt. Als Mitglieder der Mährischen Museumsgesellschaft wurden aufgenommen: Alois Culek, Lehrer in Inatschowitz, Dr. Alois Gregor, k. k. Realsehulprofessor in Brünn, Ph.-C. Sophie Just, supplierende Professorin in Brünn. Für die Sammlungen haben gespendet: Franz Cech, Franz Misäk, beide in Mokrau bei Lösch, und Frau Strnad in Tischnowitz volkskundliche Gegenstände. Kuratoriumssitzung am 2. März 1915. Der Vorsitzende Regierungsrat Dr. Kamenitek begrüßte den neuernannten Landesvertreter Prof. V. Hlavinka und gab bekannt, daß für den zum Heeresdienst einberufenen Kurator Prof. Dr. Podpěra als Stellvertreter Prof. Dr. Macku gewählt wurde. Er teilte weiter mit, daß der Landesausschuß den Oberrechnungsrat Herrn Fr. ESner dem Museum zur Dienstleistung zugewiesen habe. Auf Antrag des Vorsitzenden wurde beschlossen, Herrn Prof. A. Rzehak ein Ehrenmitgliedsdiplom zu überreichen. Hierauf wurde der Jahresbericht der Landesbibliothek genehmigt. Die Ver- waltung der Sammlungen wurde folgendermaßen bestellt: Mineralogisch-petrographische Abteilung: Vorstand Fachlehrer Schirmeisen, Kustos Palliardi (provisorisch). Geologisch-paläontologische Abteilung: Vorstand Prof. Dr. Dvorský (für die diluviale Unterabteilung Regierungsrat Maška), Kustos Dr. Absolon (provisorisch). Botanische Abteilung: Vorstand Prof. Dr. Podpěra (in seiner Abwesenheit Prof. Dr. Maeku), Kustos Dr. Absolon (pro- visorisch). Zoologische Abteilung: Vorstand Prof. Frieb (für die ento- mologische Unterabteilung Hofrat Dr, Melichar), Kustos Dr. Absolon. Prähistorische Abteilung: Vorstand Prof. Rzehak, Kustos Palliardi. Historische Abteilung: Vorstände Dr. v. Fisehel und Prof. Hlavinka, Kustos Palliardi. Ethnographische Abteilung: Vorstand Prof. Dr. Dvorsky, Kustos Palliardi. 11 Mährische Volkskunde: Vorstände Schulrat Soffe und Prof. Vlček, Kustos keiner, provisorische Hilfskraft Frl. Wankel. Gemäldegalerie: Vorstände Dr. v. Fischel und Prof. Hla- vinka, Kustos Dr. v. Helfert. Keramische Abteilung: Vorstand Prof. Vlček. Der Voranschlag des Landesmuseums für das Kriegsjahr 1915 wurde zur Kenntnis genommen und es wurde beschlossen, die Arbeitsprogramme der einzelnen Abteilungen auf die Grenzen des neuen Voranschlages zu reduzieren. An Spenden liefen ein: Pflanzen von Oberlehrer Sehenk, Paläonten von Lehrer Conka, eine Karte von Mähren von Herın Mikolasek und eine Publikation von Prof. Dr. Lerch. Als ordentliches Mitglied wurde Herr cand.- ing. Karl Ganzwohl aufgenommen. Kuratoriumssitzung am 13. April 1915. Der Präsident Herr Regierungsrat Dr. Franz Kameniëek gedachte des Verlustes, den die Gesellschaft durch das Ableben ihres Mitgliedes Alexander v. Suchanek erlitten hat. Nach Ver- lesung des Einlaufes wurde in sehr eingehender Weise über den Fortgang der Verarbeitung der ethnographischen Museumssammlungen debattiert und wurden dem Landesausschusse entsprechende Anträge gestellt. Hierauf wurde der Jahresbericht des Landesmuseums für das Jahr 1914 genehmigt. Mit Rücksicht auf die beschränkten Mittel während des Krieges wurde beschlossen, den Bericht diesmal nur in einem, einen Gesamtüberblick über die Tätigkeit des Landes- museums und der Landesbibliothek lautenden Auszuge zu veröffent- lichen. Die Vollversammlung mußte aus gewichtigen Gründen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Als Mitglieder der Mährischen Museumsgesellschaft wurden aufgenommen die Herren: Karl Bittner, k.k. Postbeamter in Brünn, I. Dominek, Direktor in Vöttau, und Franz Schneider, supplierender Prof. in Brünn. Kuratoriumssitzung am 11. Mai 1915. Prof. Vlček gab einen ausführlichen Bericht über den Stand der zweiten Kretzischen Sammlung und betonte, daß hier die Anga- ben und Bestimmungen des Sammlers zum großen Teil unverläßlich sind und dadurch das Fortschreiten der Arbeit erschweren. Er schlug diesbezüglich die Wahl einer Kommission vor, der auf Antrag Dr. v. Fischels auch Herr Kretz zuzuziehen wäre. Es wurde dann der Voranschlag für 1916 besprochen und der Tag und das Pro- gramm der Generalversammlung festgesetzt. An Spenden liefen ein: Eine Kollektion von Münzen aus dem Münzenkabinett der Kunst- sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses in Wien im Auftrage des regierenden Fürsten von Liechtenstein, eine Publikation des Malers Wischniowski, Publikationen des Hofrates Prof. Schindler und ein Vogel von Herrn Vottava in Oslawan. Als neue Mitglieder wurden aufgenommen: B. Holas, K. Hovězova und K. Kudela. Vollversammlung am 13. Juni 1915. Der Präsident Regierungsrat Dr. Kameníček begrüßte die Anwesenden und widmete dem verstorbenen Kurator Hans Welzl einen ehrenden Nachruf, wobei er dessen Verdienste um das Landes- museum und die Landesbibliothek sowie dessen wertvolle literari- sche Arbeiten hervorhob. Die Anwesenden ehrten das Andenken des Verstorbenen dadurch, daß sie den Nachruf stehend anhörten. Hierauf wurde der Tätigkeitsbericht und der Rechnungsabschluß für 1914 und der Voranschlag für 1916 genehmigt. Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden ernannt von deutscher Seite Prof. Dr. F.Becke, Prof. F. Hrach und Prof. A. Rille, von tschechischer Seite Prof. E. Bayer, Archivar Dr. B. Navratil und Konsistorialrat Prof. Dr. J. Sedlak. Auf die durch das Ableben des Kurators Hans Welzl freigewordene Kuratorstelle wird der bisherige Ersatzmann Direktor K. Fiala berufen. An seine Stelle wurde durch Akkla- mation der Dozent der technischen Hochschule in Brünn Dr. Josef Oppenheimer gewählt. Kuratoriumssitzung am 5. Oktober 1915. Der Präsident Regierungsrat Dr. Kamenitek teilte mit, daß mehrere Herren vom Personal des Landesmuseums zur militä- rischen Dienstleistung einberufen wurden. Für den gleichfalls ein- gerückten Vorstand der volkskundlichen Abteilung Prof. J. Vl&ek wurde Prof. V. Hlavinka als Stellvertreter gewählt. Der Vor- sitzende gedachte der verstorbenen Mitglieder Baron Laudon und PET. Verwalter Walter und gab bekannt, daß für den verstorbenen Kurator Welzl und den eingeriickten Prof. Vlček die Herren Prof. Dr. J. Macku und Schulrat E. Soffé als Protokollsverifika- toren bestellt wurden. Der Mährische Landesausschuß bewilligte den Ankauf einer Kollektion von Schlangen und einer Topfsammlung. Nachdem eine Reihe von Zuschriften beraten worden waren, gaben die Kustoden ausführliche Berichte über den Stand der Sammlungen und die in ihnen durchgeführten Arbeiten. Anläßlich eines bestimm- ten Falles wurden in einer längeren Wechselrede, an der sich die Kuratoren Dr. v. Fischel, Hofrat Dr. Schober, Prof. Hlavinka und Fachlehrer Schirmeisen beteiligten, die Umstände und Bedingungen besprochen, unter denen Gegenstände der Museums- sammlungen ausgeliehen werden können. An Spenden für die Samm- lungen liefen ein: Prähistorika von Oberlehrer J. Obrtel, altes Papiergeld von Dr. Helfert, eine Haube von Redakteur Kretz, Paläonten von Oberlehrer Hans Tuppy und ein Vogel von Hofrat Prof. Dr. Jahn. Kuratoriumssitzung am 7. Dezember 1915. Der Vorsitzende Regierungsrat Direktor Dr. Kameníček begrüßte die zum erstenmal erschienenen Herren Regierungsrat K. Maška und Dozent Dr. Oppenheimer, in denen das Museum bewährte Fachkräfte gewinnt, aufs wärmste. Das Andenken des dahingeschiedenen langjährigen verdienstvollen Mitgliedes Dr. Ot. Freiherrn v. Pražák wurde durch Nachruf und Erheben von den Sitzen geehrt. Erledigt wurde eine Reihe von Angelegenheiten, betreffend innere Personalsachen und Aufstellung von Sammlungen, teils nach dem Referat des Präsidiums, teils nach den Berichten und Anträgen der Herren Prof. Hlavinka und Dr. v. Fischel. Unverzüglich soll die Aufstellung volkskundlichen Materials in zwei Sälen in Angriff genommen werden. An Spenden sind zu verzeichnen: volkskundliche Gegenstände von Herrn Fr. Čech, Abdrücke und Mineralien von Herrn Regierungsrat Maska, insbesondere aber eine wertvolle Spende von Dr. Freiherrn v. Helfert, welcher dem Museum eine vollständige Bücherei von Werken weiland seines Großvaters Exzellenz Freiherrn v. Helfert widmete. Regierungsrat Maška und Dr. Absolon erstatteten eingehende Berichte über die paläontologische Abteilung. Das Kuratorium falte auch den 14 Beschluß, es möge endlich unter außergewöhnlich günstigen Bedin- gungen an den Ankauf der Sammlung Kříž geschritten werden. Für die Benutzung der volkskundlichen Sammlungen wurde eine Benutzungsordnung, für das Ausleihen von Klischees eine Leihordnung ausgearbeitet. Als neue Mitglieder wurden aufgenommen: Max Bauer, Käthe Löw, Siegfried Zeitschek, Ph.-C. Mirosl. Dukát und Josefine ZiSa. /wei mährische Maler: Franz Richter und Ferdinand Krumholz. Von Albert Rille. Die Werke beider Maler sind in Brünn durch Ausstellungen bekannt worden, die Gemälde von Krumholz im Jahre 1886, die Bilder Riehters im Jahre 1914. Die erste wurde durch das © Franzensmuseum veranstaltet, die andere durch die Landesbibliothek. Erweckten beide Ausstellungen ein lebhaftes Interesse für diese Persönlichkeiten, die umfangreiche Richtersche Sammlung tat noch etwas mehr; sie lenkte den Blick auf ein noch weniger bekanntes und wenig gewürdigtes Kunstgebiet in der ersten Hälfte des XIX. ‚Jahrhunderts. Sie und die Ausstellung der „Bilder aus Altösterreich“ im Jahre 1915 haben zur Erschließung und gerechteren Beurteilung desselben nicht unwesentlich beigetragen. Der zahlreiche Besuch und eine tief gehende Teilnahme des Publikums boten dem kaiser- liehen Rat Landesbibliotheksdirektor Dr. Wilhelm Sehram einen vollen Erfolg für seinen glücklichen Gedanken, diese Schätze in die Öffentlichkeit gebracht zu haben. Ein so entgegenkommendes Ver- ständnis, wie es der Maler und die österreichische Kunstrichtung dieser Art bei uns gefunden, zeigt, wie gut der Zeitpunkt dafür gewählt worden war. Um zu einer richtigen Wertung der Tätigkeit des Malers Riehter zu gelangen, bedarf es eines genaueren Einblickes in jene Zeit der Kunst, der er angehört. Es ist dies die Zeit der „Franzis- zeischen Kunst“. Ein Vortrag des Hofrates Dr. Eduard Leisching im Österreichischen Museum in Wien im Jahre 1913, der dieses Thema zum Gegenstand hat, bezeichnet mit diesem Ausdruck einen völligen Umschwung der bisherigen Anschauungsweise. Denn nach 16 der langen Folge der Napoleonischen Kriege war man der Meinung, daß die Kunst in Österreich verfallen müßte, da ihr die nötige Förderung auch von höchster Stelle aus ökonomischen und anderen Gründen nicht in dem notwendigen Maße zuteil wurde. Und doch war es jene Zeit, in der in der Musik Beethoven (1770—1827) und Schubert (1797—1828) ihre unvergleichlichen Werke schufen, Lanner (1801— 1843) und Strauß (1804—1849) ihre lockenden Tanzweisen erklingen ließen, in der die dramatische Diehtung durch Grillparzer (1791— 1872), Bauernfeld (1502—1890) und Raimund (1790 —1836) auf dem Gebiete der Tragödie, des Lustspieles und des Volksstückes einen so überraschenden Aufschwung erfuhr und in den bildenden Künsten Zauner (1746—1822), Füger (1751—1818), Waldmüller (1795— 1866), Danhauser (1805—1845), Fübrich (1800—1876) und Schwind (1804—1871) ihre errungene Autorität weiterhin bewähr- ten — wie Füger — oder die Proben ihrer Talente abzulegen begannen. Aber dieses ungünstige Urteil war wie festgerammt und war erst in den letzten Dezennien ins Wanken geraten, Entgegen jener landläufigen Ansicht gab es jedoch gediegene Kunstverständige, die längst anderer Meinung waren, Auch bei uns in Brünn. Die Heinrich-G o mperz-Gemäldesammlung ist der beste Beweis dafür; sie enthält eine ganz ansehnliche Zahl von Bildern aus jener Periode und ihr ehemaliger Besitzer, der für unser Ge- samtkunstleben in Brünn viel zu früh verstorbene Gomperz — im Jahre 1394 — hat, fernab von allem Künstlerparteitreiben und kunstkritischen Doktrinarismus diese Gruppe seiner Galerie gesammelt und stets mit einem freudigen Gefühl von Genugtuung von ihr - gesprochen. Und tapfer wurde ihm von seinem Freunde Eduard Sykora, einem exakten Zeichner, Landschaftsmaler und vorzüg- lichen Restaurateur leidender Bilder, bei diesem Lob der Altwiener Kunst sekundiert. Der scharfe Ruf Philipp Hackerts (1737—1807) „An die Natur heran!“ war aus Deutschland in jener Zeit auch zu uns gedrungen. Es ist dies ein Ruf, der immer wieder zu gewissen Zeiten erklingt, wenn Ausartungen der Kunst und Einseitigkeiten auf bedenkliche Abwege geführt hatten. Auch jetzt gab es allerlei Ver- stiegenheiten im landschaftlichen Gebiet der Malerei, und darum sollte der Maler, der jenem Rufe Folge leistete, zeigen, daß er die Natur, wie sie wirklich ist, zu sehen und zu begreifen imstande sei. Es ist in der Natur der Landschaft so viel des Schönen und 17 Wahren vereinigt, daß der Maler seiner eigenen Phantasiezugaben gar nicht bedürfe, um die richtigen Wirkungen zu erzielen. Das Gesehene allein, ohne individuelle Zutat, die „Veduta“, war des Malers einzige Aufgabe. Dazu kam, daß der Kupferstich und mehr noch die neue erfun- dene Lithographie, schwarz oder koloriert ausgeführt, weitaus billi- ger im Preise standen und darum die Nachfrage eine bedeutend größere wurde. Man wollte nicht nur die Gegenden, die man kannte, genau so im Bilde setzen, sondern man wollte ein wirkliches Abbild aller Welt und nichts als dieses haben. Damals entstanden in Österreich viele Sammelwerke von Ansichten unserer Kronländer. Mit Vorliebe wurden die Alpengebiete dazu auserwählt. Aber es gab auch Künstler, die ihre Malkunst auf Mähren ausdehnten. So der Kammerkupferstecher Professor Josef Fischer (1796—1822). Neben Ansichten aus England und der Schweiz schuf er solche aus Mähren und den Karpaten und Ferdinand Runk (1745—1835), Hofmaler des Fürsten Schwarzenberg, wählte sich neben Tirol und Steiermark auch Böhmen und Mähren für die Kraft seines Pinsels. Hier war es, wo Richters Anlagen festen Fuß fassen konnten. Im Jahre 1774 am 29. August in Brünn geboren, erhielt er hier die Ausbildung zum Chirurgen. Von Wien, wo er mit 20 Jahren zum Abschluß seines Berufsstudiums in die Josefsakademie eintrat, mußte er nach einem Monat bereits hinweg zur Hauptarmee zum Dienst ins Feldspital. Über seinen Aufenthalt, seine Lebensführung in den folgenden, für einen jungen Mann so bedeutungsvollen Jahren erfahren wir bis zum Jahre 1802 nichts. Seine berufliche Appro- bation am Olmützer Lyzeum, seine Heirat und seine Anstellung als herrschaftlicher Arzt in Namöst fallen in dieses Jahr. Im Jahre 1807 ging er als Wundarzt nach Brünn. Das Jahr 1809 rief ihn ins Feld. Im Boskowitzer Feldspital, wohin er im Jahre 1815 zu- geteilt war, beschloß er seine Tätigkeit als Arzt, nachdem er sich vergeblich um eine solche Stelle in Brünn beworben hatte. Aber er ging doch nach Brünn, wo er durch Zeichenunterricht seinen Lebensunterhalt suchte. Er war bereits 41 Jahre. So weiß man wohl, welehe Ausbildung Richter in seinem ärztlichen Beruf erfahren, von seiner Heranbildung zum Zeichner und Maler haben wir keine Nachriehten. Es wiesen ihm seine Anlagen und sein Betätigungsdrang den Weg zur Kunst und die damals so blühende Landschaftsmalerei, Panoramamalerei nennt man sie, bot ihm Muster Zeitschrift des mähr, Landesmuseums. XVI, 2 18 in Hülle und Fülle und unser schönes Brünn mit seiner reizvollen Umgebung war verlockend genug, ihn zu selbständigen Versuchen zu führen. Was andere Maler in Mähren gefunden, davon gab es hinreichend Beweise, und mußte ihm zum lebhaften Ansporn dienen. Aus der reichen, der Matice moravská und der mährischen Landesbibliothek gehörenden Sammlung der Richterschen Bilder — es sind dies über 200 Stück, zumeist Aquarelle an die einzelne wertvolle im Privatbesitz befindliche Landschaften angeschlossen waren, gewann man ein klares Bild von der Tätigkeit des Malers in einer Zeit von 30 Jahren. Die Ansichten sind in verschiedenen Zuständen der Ausführung, vielfach sind es Skizzen, jedoch mit voller Betonung alles Wesentlichen, Charakteristischen und farbig Wirksamen. Es liegt unter ihnen auch manches vollendete Blatt. Neben den Aquarellen erscheinen auch auf blaugrauem Grund nur mit einigen Farbentönen ausgeführte Gouachen, wie sie in Wien Martin v. Molitor (1759 —1812) eingeführt und zu großer Beliebt- heit gebracht hatte, daneben gibt es eine Anzahl getuschter Feder- zeichnungen. Für Riehters Tätigkeit bildet die Stadt Brünn und ihre Um- gebung mit ihrer schönen Natur und dem reichen Schatz von Bau- werken an Kirchen, Palästen und Schlössern die Hauptsammelstelle. Es ist selten ein Jahr, daß er nieht auf einige Zeit hinauszog, um seine Aufnahmen zu machen. Der Fleiß, den er dabei entfaltete, bezeugt die Freude an seiner Arbeit. Er ging auch auf andere Gebiete. Neben Brünn ist es Znaim mit seiner Umgebung, denen er seine Tage widmete. Nennt man Vöttau, Teltsch, Naměst, Frain, Pernstein, Sloup, Austerlitz, Napagedl, Ungarisch-Hradisch, Buchlau, Feldsberg, Nikolsburg, so sind damit die Grenzstätten seines Kunst- reviers gezogen; Fulnek, Altitschein, Olmütz und Sternberg bilden dann eine Reihe für sich. Was an Richters Arbeiten vor allem für ihn einnimmt, ist sein sicherer Bliek, mit dem er seinen Standpunkt gewählt: es ist ein malerisch dankbares und wirksames Motiv, das er gefunden. Er begreift den Aufbau der Landschaft und weiß aus seiner Boden- darstellung, die auch der Terrainwellen bei fernen Horizonten nicht vergißt, für seine Bilder Klarheit und Leben zu gewinnen. Daß er Brünn von verschiedenen Weltgegenden aus mit seinen Maleraugen mustert und der prächtigen Stadtlage um den sie beherrschenden Spielberg mit den seine Höhe ausdrucksvoll gestaltenden Bauwerken 19 in jeder Weise gerecht zu werden sucht, ist selbstverständlich, denn Brünn ist im ganzen wie im einzelnen für jeden Maler eine Fund- grube an Schönheiten. Wiederholt hat Richter im Jahre 1826 die Parkanlagen des Franzesberges unter seine Arbeiten aufgenommen. Diese, erst seit dem Jahre 1815 bestehend, welche Anton Graf Mittrowsky auf der kahlen Höhe als würdige Umgebung des zu errichtenden Friedensdenkmales vorgeschaffen hatte, erfreute sich einer außerordentlichen Beliebtheit der Brünner. Der Blick über die sich senkenden und wieder ansteigenden Alleen mit ihren wehenden Bäumen in lichtem Farbenschimmer gab dem Maler den Vorwurf für eine Reihe von Bildern. Das Plateau mit dem Obelisk im Mittelgrund, den Kollonaden dahinter, darüber die Domfassade, wurde der natürliche Mittelpunkt für die promenierenden oder in heiterem Gespräch der Ruhe pflegenden Besucher. Sie waren dem Maler eine willkommene Erscheinung, er vergaß sie nicht in seinem Bilde, ja. er stattete die weiblichen Gestalten in den leichten Gewändern mit anmutigem Haarschmuck und Hutputz ganz anmutig aus. Richter liebte überhaupt die Staffage. Er drängte sie nirgends auf: Wenn er uns auf die Höhe von Wranau führt, dann treffen wir auf eine Prozession, die eben vor einem Kreuz ihre Andacht verrichtet und sich zum Weitergehen angeschiekt hat, nur noch einzelne Wallfahrerinnen knien vor dem Heiland, indes der Fahnenträger mit der roten Kirchenfahne an ihrer Seite hält. Auf den Plätzen der Städte läßt er gerne Reiter sprengen, Wagen fahren, auf den Wiesen der Dörfer die Hirten mit Schafen und Kühen wandern. Auf unserem Franzensberg schafft er auch der Jugend ihr unverbrüchliches Recht einer regelmäßigen Balgerei, wie man ihr auch heute noch an derselben Stelle begegnen kann. Im Vorder- grund sieht man in einzelnen Landschaften an einsamer Stelle einen Mann im blauen Rock und mit schwarzem Hut an einem Wiesen- oder Straßenrand in zeichnerischer Tätigkeit. Wer sollte es auf dem Bild sein, wenn nicht der Maler selbst? Nur begnügt er sich, uns mit seiner Rückseite bekannt zu machen. Man begegnet seinen Gestalten, die uns nicht ihren Rücken zukehren, stets mit Interesse, denn sie zeugen für die gute Beobachtungsgabe des Malers, der das Typische der Personen erfaßt und mit einer formellen Sicher- heit, zu der ihm sein Beruf mitverholfen, die Gestalten in ihrer Gliederung, ihrer Haltung und Bewegung zur Erscheinung bringt. 9* 20 Von Stadttoren, von Kirchenportalen und vom Rathausportal hat Richter sowohl durch die Behandlung der architektonischen Bestandteile als des plastischen Schmuckes recht anschauliche, wirksame Abbildungen geschaffen. Bei der Altbrünner Kirche wurde er zum Romantiker. Dort stand vor 80 Jahren an der Südosteeke der Kirche an Stelle des Missionskreuzes eine alte hundertundmehr- jährige Linde; drei gewaltige Stämme stiegen von der gemeinsamen Grundfläche empor, sich in der Höhe von einander neigend und mit ihren ausladenden Ästen ein mächtiges Daeh bildend, das im Blätterschmuck einen überwältigenden Eindruck machen mußte. Diesen Eindruck suchte der Maler mit dem gewaltigen Baum, den er schuf, anzudeuten. Die Größe der Erscheinung wirkte auf seine Darstellung. An seiner Linde ist nichts Kleinliches, Nebensächliches. Ihre Krone, welehe den ganzen oberen Teil des Bildraumes füllt, hat aber zur Linken dem reichen Südportal nur eine verhältnis- mäßig kleine Fläche übrig gelassen. tiehter ward in der Umgebung Brünns auch Stimmungs- maler, allerdings nieht im heutigen, sondern im damaligen Sinne. Ein übergroßer Wettersturm hatte am 26. Mai 1830 die k. k. Magazine zerstört. Diese Reihe niedergeworfener Barackenbauten mit ihren massiven hohen Dächern hat der Maler dargestellt. Hinter ihnen steigt der Spielberg hoch auf. Ein verbleichendes Grau, das die Bildfläche überzieht, wirkt drückend auf den Beschauer, das zur Rechten hinter dem Spielberg wie aus einer unsichtbaren Lohe aufqualmende roßfarbige Gewölk erhöht diesen Eindruck. Die Wetterkatastrophe hatte bei der Steinmühle das Wehr der Schwarzawa zerstört. Auch dieses bildete einen Gegenstand der Darstellung für den Maler, doch hier war ihm das anmutige Hügelbild an dem rauschenden Fluß, das ihm die Natur bot, das Wichtigere. Der Vereinigung von Land und Wasser begegnet man oft in seinen Bildern. Neben der ruhigen spiegelnden Wasserfläche anmutiges Wellenland mit Baumschmuck an den Ufern und auf den Wiesen, eine schlichte Felspartie oder ein Bauerngehöft, das Flachland herum von einzelnen Bäumen bestanden, mit viel Vergnügen findet er solche Motive. Wie er die Formen sieht, so sieht er auch die Farben, schlicht und wahr, er scheut sich nicht, die Bäume und die Wiesen grün zu malen — Holländerenthusiasten fanden damals noch ein Vergehen darin — und wenn es das einemal und ein anderesmal allzu grün wurde und die belichteten Stellen dabei noch mit einem glänzenden Gelb bestrich, so waren das vereinzelte Momente, die nicht ins Gewicht fallen. Er wich der Farbe nicht aus, aber er mied sonst ihre Exzesse. Von den drei Ansichten des Schlosses Pernstein überrascht die des Haupthofes durch die Reichhaltigkeit im Detail und die Geschlossenheit des Gesamteindruckes. Die darnach ausgeführten Aquarelle gewinnen noch durch den frischen, wahren Ton mit seinen sorgfältigen Abstufungen. Die vier Blätter von den Punkwafelsen benutzen das Schwarz- Weiß der Tuschzeichnung zu einer energischen, aber wohl abge- stimmten Wirkung. Wenn uns der Maler aus dem Dämmerlicht einer Höhle des Kotauë durch eine gewaltig große kreisrunde Öffnung auf Stramberg mit seinem hohen Turm der Truba im vollen Sonnenschein blicken läßt, so hat er es auf den augenblicklichen Effekt abgesehen, das Land, der Ort, die Höhle kommen in der skizzenhaften Behandlung nicht weiter zur Geltung. Die in den Stadtansichten und in den Landschaften zahlreich auftretenden und mit großer Gewandtheit und augenscheinlicher Lust behandelte Staffage verriet eine noch schlummernde Kraft des Malers. Richter fühlte sich auch größeren Aufgaben gewachsen. Er sollte Gelegenheit finden, dieses zu beweisen. Am 4. Oktober 1818 war auf dem Franzensberg durch den Kronprinzen Ferdinand die feierliche Grundsteinlegung des Obelisken, als des Friedensdenkmals in Anwesenheit „aller damals fungierenden höchsten und hohen Personen“ und außerdem einer großen, das Plateau füllenden Menschenmenge erfolgt. Diesen Vorgang wollte er in einem großen Gemälde festhalten und schreckte nicht vor der abzubildenden ungeheueren Menschenmenge — sie zählt im Bild 1100 Köpfe — zurück. Seine Zeit hatte dem Maler gar herrliche Vorakte für sein Unternehmen geliefert und die Ausstellung der „Bilder aus Alt- österreich“, die eine Serie von farbigen Lithographien, von dem Schlachtenmaler I. N. Höchle dem Jüngeren (1790—1835) und von Jos. Kriehuber (1801—1876) enthielt — von Kriehuber stammte die Lithographie — hat uns zwei treffliche Künstler in höchst beachtenswerten Leistungen vorgeführt, hat uns mit einer damals, und zwar nicht bloß in Österreich bevorzugten Kunstrichtung vertraut gemacht und hat gezeigt, auf welch sicherem Grunde Richters Plan sich aufbaute. Höchle hatte Hauptmomente aus 22 dem Leben des Kaisers Franz in einer Bilderfolge dargestellt, so den Zug des Kaisers mit den Verbündeten über die Vogesen nach Frankreich, den Einzug des Kaisers in Paris, in Wien, seine An- wesenheit aufdem Schlachtfeld von Leipzig, der Empfang der Alliierten in Wien durch den Kaiser im September 1814 und andere. Alle diese Gemälde sind durch eine Fülle von Gestalten belebt, die sich in natürlichen Gruppen oder in geschlossenen Reihen so verteilen, daß sie dem Auge klar und wohl geordnet erscheinen. Die Mannig- faltigkeit der Kostüme erhöht den farbigen Eindruck in vorteil- hafter Weise, auch die Landschaft trägt bei Höchle ihr natürliches Kleid. Eine Sammlung solcher und stofflich verwandter Bilder erhielt das Franzensmuseum im Jahre 1837 von Kaiser Ferdinand zum Geschenk. Ähnliches schufen auch andere Künstler; es sei auf Balthasar Wiegands (1771—1846) „Großes Veteranenfestmahl im Prater am Völkerschlachttage“ hingewiesen mit dem Gewimmel von Hunderten von Figuren auf dem breiten, sanft ansteigenden Vorder- grund, über dem sich zur Linken ein improvisierter Rundtempel für die Ehrengäste erhebt. Hinter der Menschenflut wird zur Rechten der Fluß und ein niedriger Höhenrücken sichtbar, der den Horizont abschließt. Ein Vergleich des Richterschen und des Wiegandschen Bildes hinsichtlich der Gruppierung der Menschenmassen und der Verwendung des Landschaftlichen hat manches Interesse. Die erhöhte Mittelgruppe ist bei Richter durch den Vorgang der Grundsteinlegung geschaffen. Die Massen der Teilnehmer, die männlichen vielfach in farbenprächtigen Uniformen, die Frauen in dem reizenden Altwiener Kostiim füllen den Vordergrund, hinter ihnen in abgegrenzten Räumen zu beiden Seiten des Denkmal- platzes sind die Zuschauer dicht untergebracht. Den Hintergrund bildet der bewaldete Höhenzug am jenseitigen Ufer des Schwarzawa- flusess, den man jedoch nicht sehen kann. Wenn sich der Beschauer an den vielen Figuren müde gesehen, dann kann sich sein Blick an der ruhigen Klarheit und Genauigkeit des Landschaftsbildes erholen. Diese Klarheit ist sogar etwas überdeutlich. Richter, der in den Aquarellen sehr wohl den Forderungen der Lichtperspektive gerecht wird, hat in dem großen Ölgemälde — es ist das einzige dieser Art von ihm — davon Umgang genommen. Es ist kein Wunder, wenn sich in den Gesichtern der so zahlreich Ver- sammelten eine gewisse Familienähnlichkeit bemerkbar macht, aber wirklich zum Wundern ist es, daß man unter all den Männern, die alle barhaupt stehen, nicht einen einzigen Kahlkopf entdecken kann. Das Werk Richters fand seine Anerkennung und der Künstler seinen Lohn. Die mährischen Stände waren nicht engherzig. Der Brünner Kupferstecher Ferdinand Axmann (1793—1873) hatte für seinen prächtigen Stich nach einem Bilde des Malers Fischer von der „Mazocha“ aus dessen mährischem Zyklus eine Pension von 600 Gulden für sechs Jahre erhalten. Richter, der nahezu zwei Jahre Arbeit auf das Gemälde der Grundsteinlegung verwendet hatte und der infolgedessen „seinen täglichen Broterwerb beiseite setzen mußte“, erbat sich als entsprechenden Ersatz eine Entlohnung von 400 Gulden Konventionsmünze, welehe Summe ihm die Stände auf 450 fl. erhöhten. Dieses Bild, das auch in der Ausstellung zu sehen war, gehört sonst zum Bureauschmuck des Ladeshauptmannes. In der Richterschen Sammlung der Matice moravskä ist auch eine farbige Skizze dieses Gemäldes vorhanden. Dieses Aquarell stammt aus dem Jahre 1826, im Jahre 1828 bot er das ausgeführte Ölgemälde den Ständen an. Aus weit späterer Zeit (1845) stammt eine sehr ungleich behandelte weitläufige Skizze eines Fahnenweih- festes auf dem Krautmarkt. Auch eine große, getuschte, figurenreiche Gedichtillustration findet sich darunter. Graff hatte den Zwist des Königs Vratislav mit seinem Bruder Konrad in Brünn, den er durch Waffengewalt überwunden, zur Grundlage einer Diehtung gemacht. Dessen Schluß bot ihm das Motiv für seine Zeichnung. Diese ist in der Art eines effektvollen Opernfinales gehalten. Der Bruderzwist ist gelöscht, und zwar durch ein weibliches Wesen. Die streitenden Männer finden sich mit ihr vor dem Judentor, zu beiden Seiten stehen die Krieger mit ihren Lanzen und ihren von einzelnen in Bereitschaft gehalte- nen Bogen (der Vorgang gehört dem XI. Jahrhundert an). Ihre Gesichter bekunden vielfach Kampfbegier. Auf den Mauern der Stadt stehen in lebhafter Bewegung Männer in Waffen. Die Verse, welche die Situation erklären, liegen in Vratislavs Worten: „Du hast mich besiegt, du herrliches Weib, Hast mich erfüllt mit weicher Erbarmung, Drum geh, schaff den Bruder mir her Und sag’ ihm, es sehne sich Vratislav sehr Nach lange entbehrter Umarmung.“ 24 Daß der Maler das Judentor und den hinter den Stadtmauern aufsteigenden Dom so darstellte, wie er ihn in Wirklichkeit sah, ist wohl selbstverständlich. Da der unermüdliche Mann außer seinen Landschaften auch noch Darstellungen aus der Geschichte und Sage sowie aus anderen Diehtungen produzierte, so wurde diese Arbeit als die bestgelungene auf diesem Gebiete etwas genauer besprochen. Richter erreichte ein hohes Alter, er starb im Jahre 1860, 86 Jahre alt; mit der Verminderung seiner Arbeitskraft wuchs die Last seiner Sorgen und das letzte Dezennium seines Lebens hat ihn gar schlimme Herbheiten unseres Daseins auskosten lassen. Heute ist der Mann über ein halbes Jahrhundert tot und seine Aquarelle werden zu guten, zu sehr guten Preisen angeboten und verkauft. Das kennzeichnet den Wert des Mannes und die Bedeutung der Kunst- periode, aus der er hervorgegangen. So haben wir an den beiden Ausstellungen die Leistungs- fähigkeit des Malers, wie sie sich unter dem Einfluß der künstleri- schen Strömungen entwickelte, dargetan. Hat Richter, ein gebürti- ger Brünner, die größere Zeit seines Lebens in Brünn verbracht und sich das Land Mähren ganz ausschließlich zum Objekt seiner künstlerischen Tätigkeit erkoren, so ist der zweite mährische Maler das vollständige Gegenspiel von ihm gewesen. Nachdem er seine grundlegende Ausbildung an der Wiener Akademie empfangen, lebte und schuf er in drei Kontinenten. In Europa waren es die romanischen Gebiete, in denen seine Kunst ihn heimisch machte. Aber er vergaß nicht seine Heimat. Als gefeierter Künstler suchte er das frohe Haus seiner Eltern auf und trat auch an das Sterbe- lager seiner Mutter. Nun verfolgen wir seine Künstlerlaufbahn. Es kommt nicht gar so selten vor, daß ein Schüler seine Lehrer in ganz gelungenen Zeichnungen, und zwar, wie selbst- verständlich, in karikierender Weise porträtiert. Eine solche hoffnungsvolle Knospe war Ferdinand Krumholz, der in Hof in Mähren im Jahre 1810 geboren wurde und als absolvierender Gymnasialschüler in Olmütz derartige Proben ablegte, worauf ihn der unbefangene Sinn seiner Professoren der Künstlerlaufbahn empfahl. Es war dies eigentlich schon eine zweite Probe seines Talentes, denn schon als ganz kleiner Ferdinand Krumholz hatte er auf DD UT dem Fußboden seiner elterlichen Wohnung allerlei regelmäßige Figuren gezeichnet. Freilich, wie viele Kinder haben in ihren Jahren ähnlich Verheißungsvolles geleistet und sind später alles, nur keine Maler geworden oder sie sind an den Dornen ihrer Kunst hangen geblieben und häufig genug daran verblutet. Die Schranken des Talents, und zwar bei jeder Kunst, türmen sich oft ganz unerwartet oft merkwürdig früh auf und ein solches elementares Hemmnis gehört wohl zu dem Allerschlimmsten, was einem begegnen mag. Aber Krumholz wurde ein Künstler und darum darf der Biograph auch jener ersten Regungen gedenken. Er bezog die Wiener Akademie, an welcher er vier Jahre verblieb. Als er im Jahre 1829 nach Venedig kam, da stürzte er sich mit wahrer Lerngier auf die großen Meister der Renaissance und eine Unmenge — ganze Folianten voll — von Federskizzen sowie zahlreiche Aquarelle nach den Werken Tizians, Veroneses u. a. zeugen für die Richtung sowie für die Unermüdlichkeit dieses Strebenden. In Venedig verbrachte er zwei Jahre. Sein Aufenthalt in Rom und Neapel war weitaus kürzer. Neben den Studienarbeiten nach den Werken der alten Meister in diesen Städten bargen seine Mappen eine Reihe von Ansichten von Venedig, Rom, Neapel und Pompeji. Mit Vorliebe sind sie in Sepia ausgeführt. Er liebte kräftige Wirkungen. Auch in der Wahl der Motive zeigte er dies. Als tüchtig Gelernter kehrte Krumholz in die Heimat zurück, aber noch als kein Fertiger. Die Kunststätte, an welcher man im Beginn der Dreißigerjahre mehr als überall in der Welt profitieren konnte, war Paris. Ein gewaltiges Ringen zwischen den Anhän- gern des Klassizismus, wie ihn David (1748—1825) geschaffen hatte und wie er durch einen Mann von der Bedeutung eines Ingres (1780—1867) in jener Epoche bewahrt wurde, und den Romantikern mit dem Stürmer und Feuerkopf Eugen Delacroix (1798—1875) an der Spitze erzeugte eine grandiose Entfaltung der Kräfte. Den Romantikern der Kunst gingen die der Literatur zur Seite. Das Verlangen nach Naturwahrheit, nach Farbe und Leben war der große Ruf, der in diesen Sphären des Geistes widerhallte. Dahin riß es unseren temperamentvollen mährischen Kunstjünger. Wenn die Seele Flügel hat, dann achtet sie nicht der Schwierig- keiten, die im Wege liegen. Im Jahre 1834 zog er nach der Haupt- stadt Frankreichs, wo er Schüler der Akademie wurde. Hatte sich 26 Krumholz in Italien gesucht, in Paris hatte er sich gefunden. Zwar ging er den himmelstürmenden Richtungen der Romantiker aus dem Wege, aber sein scharf auf das Gegenständliche gerichteter Sinn, der sein Objekt bis in die verlorensten Winkel erfaßte und allen Zufälligkeiten selbst eine künstlerische Seite abzugewinnen suchte, sowie seine Lust an der Farbe waren in die richtigen Strömungen geraten. Aus dem Jahre 1835 stammt ein Aquarell, ein Krieger im Gespräch mit einem Mädchen, das er am Kinn faßt. Heroisch und süßlich sentimental war damals auch eine Note in dieser Kunst und sie schlug Krumholz in diesem Bilde an. Ein anderes Werk brachte das Jahr 1836. Hier entfaltete er einen kräftigen gesunden Wirklichkeitssinn und damit brachte er sich bei den Parisern zur Geltung. Es ist sein Kaminfegerjunge, der im Salon 1836 zur Ausstellung gelangte. Der kecke Zug der Zeit in Kunst und Literatur schreckte nicht so leicht vor etwas als unkünstlerisch und unpoetisch zurück. Er entsprach dem Wesen des Jungen Krumholz und er hatte ihn zu dem Sujet des kleinen Kaminfegers geführt. Wie der junge Savoyarde in dem zerrissenen, schmierigen Anzuge mit offener Brust auf dem ganz vorn klotzig aufsteigenden Schornsteine hoch oben sitzt, sein Mützchen mit der Hahnenfeder über seinem Kopfe unter dem klarblauen Morgen- himmel schwingt und einem unsichtbaren Kameraden seinen Gruß oder, was wahrscheinlicher ist, irgend ein Schmähwort zukräht — zu seinen Füßen wimmelt ein Wald von Rauchfängen und darüber schweben in duftiger Ferne die Silhouetten der Kuppeln des Pantheons und des Invalidendoms zur Rechten, zur Linken ragen die Pyra- midenstutze von Notredame auf — das alles ist in natürlichster Weise hingestellt. Des Künstlers Liebe zur Wahrheit ist durch das reiche, künstlerisch verarbeitete Detail dargetan und in frischer, satter Farbe ausgeführt. Darum liegt noch heute in der Wirkung des Bildes etwas von seiner alten Ursprünglichkeit. Aber der Maler stieg aus dieser luftigen Höhe bald herab, man kann in der frischen Luft wohl freier atmen, aber von ihr nicht allein leben. Er behielt das Bild, das ihn den Besuchern des Salons gezeigt, in seinem Besitz, aber er sagte den Kaminfeger- jungen sowie überhaupt den Genredarstellungen vorläufig Lebewohl und wurde bald einer der gesuchtesten Porträtisten vieler Maje- stäten und hoher Herrschaften. Die Götter des Porträtfaches, welche für eine Generation und darüber tonangebend geworden, waren der Engländer Sir Thomas Lawrence (1769—1830) und der Franzose Claude-Marie Dubufe der Jüngere (1790—1864), der die Traditionen seines Vaters mit der Richtung des großen Briten in sich vereint hatte. Mit diesen wetteiferte Krumholz in dem schlanken Pathos seiner Gestalten, in der heroischen oder schmachtenden Romantik in Stellung und Aus- druck und gab seinem Kolorit jenes Feuer und jenen bewunderten, flüssigen, weichen Glanz, den man damals als das Höchste pries. Krumholz malte am Hoflager in Ischl, wo ihn Maria Louise, die einstige Gemahlin Napoleons I., für seine Leistungen mit reichen Ehren auszeichnete. Er erwarb sich in Paris durch seinen hohen Künstlerrang mächtige Gönner, durch deren Empfehlung er an den Hof von Portugal gelangte. Er wurde der Hofmaler der Königin Donna Maria da Gloria, wurde Mitglied der Königlichen Akademie in Lissabon und mit allen sonst üblichen Auszeichnungen über- schüttet. Für das in voller Lebensgröße ausgeführte Gemälde der königlichen Familie hatte er eine Reihe von Studien, Entwürfen und ziemlich genaue Farbenskizzen angelegt. In den Studien zu den Köpfen, in denen der Künstler mit seinem Werke sozusagen unter vier Augen ist, da drückt sich das, was er gesehen, in unmittel- barer, rückhaltsloser Weise aus. Wenn er dann auch in dem aus- geführten Werke die Konzessionen macht, wie sie die Zeit und die Personen erfordern, trotz allen diesen Retouchen und allen Fein- heiten einer vornehmen, subtilen und etwas glatten Technik, bewährt sich doch seine starke Wahrheitsliebe. Allerdings nicht in der verräterischen Weise eines Goya (1746—1828) in seinem erstaun- lichen Bilde der spanischen Königsfamilie aus dem Jahre 1800. Die Verschmelzung von Natur und Kunst, wie sie Krumholz übte, erwarb ihm seine Ehre, seinen Ruhm und seinen Lohn. Krumholz war im Jahre 1844 nach Portugal gegangen und verließ Lissabon im Jahre 1846 beim Ausbruch der Revolution. Als treuer Sohn seiner österreichischen Heimat suchte er sie, wie er auch früher öfter getan, jetzt wieder auf, bevor er sich zu einer Reise nach Brasilien entschloß. Landschaftliche Skizzen aus Italien, vom Cap Bon, von Gibraltar, von den Kanarischen Inseln, von Rio de Janeiro erinnern an den Weg, den der Künstler dahin genommen. Aus Portugal hatte er die besten Empfehlungen an den Kaiserhof und gewann auch bald eine überaus günstige Stellung daselbst: Auf einem Selbstporträt aus jenen Jahren erscheint ein freies, mehr 28 breites, offenes Antlitz mit blitzenden Augen, vollen, auffrisierten dunklen Haaren, einem schneidigen schwarzen, nach südlicher Art etwas herabhängenden Schnurbart und einem brennend roten Seiden- tuch, lose geschlungen um den weiten, weißen, den Hals freigebenden Hemdkragen. Das gelbe Fieber trieb ihn aus dem neuen Lande seines Ruhmes zurück nach Europa, nach Paris. Der so vielfach im Auslande gefeierte Künstler ward damals auch von unserem Kaiser durch die Verleihung des Franz-Josef- Ordens ausgezeichnet. Krumholz fand nicht Rast noch Ruhe. Das gelbe Fieber hatte ihn verlassen, das Wanderfieber aber hatte ihn vom neuen ergriffen, es zog ihn nach Indien nach Kalkutta, es war dies im Jahre 1854. Das Klima zehrte auch hier an seinem Körper und er wandte sich im Jahre 1858 nach Europa zurück. Die im Osten verlebten Jahre waren voll reicher Arbeit, eine ganze Galerie von hervorragenden Persönlichkeiten ist es, die sein Pinsel auf der Leinwand fest- gehalten. Als Krumholz in dem genannten Jahre zurückkehrte, konnte er sich sagen, daß seine Werke über drei Kontinente verbreitet seien, daß drei Weltteile Zeugen seiner Künstlerschaft und seiner Bedeutung geworden sind und es auch noch weiterhin bleiben werden. Er lebte fast ausschließlich in den nächsten 17 Jabren in Paris, nur in den letzten Jahren nahm er wechselnden Aufenthalt in der Schweiz. Einzelne landschaftliche Aufnahmen aus dem Jahre 1875 markieren auch künstlerisch seinen Aufenthalt in den Bergen. Still, geflissentlich aus dem Treiben der Öffentlichkeit zurückgezogen, verbrachte er seine Tage. Aus den Jahren seines Pariser Aufenthaltes stammt eine sehr stattliche Reihe von Aktstudien nach männlichen und weiblichen Körpern, in Kreide ausgeführt. Sie stammen aus den Jahren 1861 bis 1874. Auf den Körper sowie auf den Kopf ist die gleiche Sorgfalt in der Durchbildung und Ausführung verwendet. Unter eines dieser Aktbilder hat er mit kräftigem Griffel geschrieben: „moi, maniere individuelle, vous èclectique“. Bei seinen Gemälden ist Krumholz durchaus nicht freizusprechen von jedem Eklektizismus, wenn er dagegen bei seinen Aktstudien auf seine individuelle Manier hin- weist, und zwar mit offensichtiger Genugtuung, so geschieht es, um den Gegensatz nachdrücklich zu betonen, in dem er sich durch den 29 unmittelbaren Anschluß an die Natur dem Klassizismus gegenüber befindet. Auch ein größeres Ölgemälde, eine nackte, liegende Frauen- gestalt darstellend, stammt aus jener Pariser Zeit (und zwar aus dem Ende der Fünfzigerjahre). Die Frauenbilder Tizians, wie sie in der Tribuna der Uffizien in Florenz zu finden sind, wurden bei der Ausarbeitung dieser Studie in seinem Geiste wieder lebendig. Beson- ders die von Tizian unter Giorgones Einfluß geschaffene Herzogin von Urbino (Nr. 1117 des Kataloges). Die Lage der Füße ist, von einem Kleinen Unterschied abgesehen, die gleiche. Den Oberkörper seiner ausgereiften üppigen Schönheit läßt er in der horizontalen Lage der Füße, nur der Kopf ist durch ein dunkles Samtkissen ein wenig gestützt. Aber nicht bloß die Lage des Oberkörpers, auch das Spiel der Arme und Hände ist ein anderes; während sich die rechte Wange auf den Handrücken des rechten Armes lehnt, biegt sich der erhobene linke Arm derart über das dunkle Haar hinüber, daß er mit der vollen La France Rose das rechte Ohr erreicht. Auf die weiße Unterlage und die Wirkung des Fleisches der Dame darauf, auf diesen Triumph Tizianischer Farbenkraft sowie auf die Belebung des Hintergrundes hat Krumholz verzichtet. Der Körper ruht auf einem bunten Teppich, der Hintergrund ist durch einen schweren Vorhang abgeschlossen. Ihr Spitzenhemd liegt vor ihr. Wie weit der Maler der Beschaffenheit seines Modells gerecht wird, zeigt sich dann, daß er es nicht unterließ, die durch das Mieder- schnüren angegriffenen Formen zu veranschaulichen. Die farbige Wirkung dieses Bildes ist gegenüber früheren Arbeiten vermindert. Trocken, unvermittelt, grell oder verbleichend und stumpf sind des Künstlers Tinten geraten, aber nicht bloß hier, sondern auch in den anderen folgenden Bildern. Ein Hauch von Kälte weht von ihnen. Im Jahre 1875, im Alter von 65 Jahren, kehrte Krumholz wieder einmal in sein Vaterland zurück. Er war schwer erkrankt und suchte Kräftigung seiner erschütterten Gesundheit in Schlesien. Dem Genesenden drückte das Gefühl der Gesundung wieder den Pinsel in die Hand und eine Reihe von Porträts aus den Kreisen seiner Freunde entstand hier in kurzer Zeit. Von Schlesien über- siedelte er zu dauerndem Aufenthalt nach der Schweiz, nach Bern. Er ging nicht allein, er hatte in Schlesien eine Lebensgefährtin gefunden. Leider sollte das eheliche Glück, das er erst am Spát- abend seines Lebens genoß, von ganz kurzer Dauer sein, seine Frau starb ein Jahr später, nachdem sie einen Knaben geboren. Der 30 greise Künstler folgte ihr nach wenigen Monaten zur ewigen Ruhe, im Jänner des Jahres 1878. Liegt auch Krumholz’ Hauptbedeutung in seinen Porträts, seine Begabung tat sich jedoch auch, wie schon erwähnt, in anderer Richtung Genüge. Vereinzeltes schuf er noch ferner im Genrefach, doch ging er selten über das zweifigurige Bild hinaus. So hat er einen blinden Bettler und einen Jungen gemalt (Lissabon 1847), ein Aquarell in wenigen breit angelegten Tönen, der Alte mit der Gebärde und dem Ausdruck des Horchens, der Junge mit sentimen- talem Aufblick. Wenn er jetzt die Jugend malte, war sie nicht mehr schmierig und rußig wie sein Schornsteinfeger, sondern er zog ihr ein sehr sauberes schottisches Gewand an und ließ sie eine pathe- tische Stellung bei einem schönen Hund nehmen, über dem der kleine Sieger triumphierend sein Mützchen schwenkt. Wie man sieht, konnte man es dem Rauchfangkehrer noch in anderer Weise gleichtun. Oder er kraust einem reizenden Knaben das Haar, kleidet ihn in eine dunkelblaue Samtbluse und ein weißes Höschen und sibt ihm einen wundervollen Bernardinerhund an die Seite. Letzteres Bild erfreute sich großer Beliebtheit, es wurde vielfach reproduziert und fand, namentlich als kolorierte Lithographie, — auch bei uns — große Verbreitung. Auf einem Ölbild, einen Postillon, ein Pferd und einen Hund darstellend, vergessen wir Mann und Roß über dem scharrenden Dackel, dessen Spürerei und geschäftige Energie mit lebensvoller Wahrheit wiedergegeben sind. Seine Landschaftsbilder wurden im Vorübergehen erwähnt. Krumholz ist der sogenannten idealen Landschaft abgewandt, wie sie ein Poussin(1594—1665)geschaffen und die unter seinen Nach- folgern monoton wurde. Er kann auch nicht der Richtung der paysage intime, wie sie von Dupré (1812— 1889) und Rousseau (1812—1867) ausgebildet worden, angeschlossen werden. Das Streben nach den bloßen Lieht- und Farbenwirkungen, dem sich sein Zeitgenosse, der weltumsegelnde geniale Aquarellist Eduard Hildebrandt (1817 bis 1868) in seinen Aufsehen erregenden Landschaften hingab, wobei schließlich alle Form in der Farbe versank, blieb ihm fremd. In voller Treue und Klarheit stellt Krumholz seine Motive hin und neben dieser Betonung des Realen sucht er kräftige Lieht- und Farbenwirkungen. Den feurigen braunen Ton mit den violetten Schatten im Tiefgrunde der Ebene, wie sie die Campagna oder Paestum vor Sonnenuntergang zeigen, liebt er oder die in kräftiges ol Tageslicht getauchte Landschaft, wo Himmel und Land von Sonnen- glut durchtránkt erscheinen, oder den ersterbenden Abend, wenn über dem in Finsternis versinkenden Wasserspiegel die Bäume noch in mildem Goldglanz erglühen und so den wirksamsten Gegen- satz bilden. Nur bleibt er gern in einem schweren trockenen Grün stecken oder er produziert, wie in dem Aquarell von Wabern (1875) eine vollsaftige Wiese unter einer etwas impertinenten Sonne. Hier versiegte ihm die richtige Farbenwirkung. Seiner Art des Kolorits in den letzten Lebensjahren entsprachen die damals geschaffenen Ansichten von Schlesien mit dem sanften silbergrauen Ton der Fluf- und Wiesengränden, wie er diesem Lande heimisch ist. In dem schon genannten Bilde von Laxemburg aus dem Jahre 1876 herrscht eine Manier, das Ganze in farbige, düster gehaltene, unvermittelt nebeneinander stehende Flecken aufzulösen, wie man sie aus den Aquarellen von Rudolf Alts letzter Periode her kennt. Blumenbilder hat Krumholz in ziemlicher Menge geschaffen. Ein Strauß von Hollerblüten in einer Majolikavase steht da allen voran. Hier fesselt die erstaunliche Abstufung in den dichtgedrängten Blütenweiß, blauviolett, ganz breit offen oder sich öffnend oder mit geschlossenem Blütenkelch. Jede von den Blüten erfuhr von dem Künstler die zarteste Detailbehandlung. Diese höchste Sorgfalt bis zum letzten Strich zeigt sich in allen seinen Arbeiten; es hat eben für den Künstler in seiner Kunst nichts Unbedeutendes gegeben. Nur mit den Rosen scheint er auf dem Kriegsfuß gestanden zu sein. Man kann schließlich auf seine Rosen verziehten, nachdem die Blütenlese im Garten seiner Kunst sonst reich und schön genug ausgefallen ist. Albert Rille. Von Emil Soffe. Am 25. August 1916 starb das korrespondierende Mitglied der Museumsgesellschaft Professor Albert Rille. Mit ihm schied ein genauer Kenner der Kunstschätze Mährens aus dem Leben, ein Kenner, dem als Schriftsteller die Gabe plastisch scharfer Wiedergabe des Geschauten in seltenem Maße zu eigen war. Die Vorliebe für kunst- geschichtliche Untersuchungen wurde bei ihm schon früh rege, seine Studien bewegten sich zumeist auf dem Gebiete der Malerei und der Baukunst. Nicht allein die ästhetische Seite beschäftigte ihn bei Kunstfragen, auch das kulturgeschichtliche Moment spielte hier ein, und je reifer sein Urteil wurde, je mehr schob Rille das Kulturelle in den Vordergrund und selbst dort, wo er rein historische Themen behandelte, ließ er diesen Faktor nicht aus dem Auge. Obwohl ein geborener Schlesier, verbrachte er den größten Teil seines Lebens in Mähren und so kam es, daß er sein eigentliches Heimatland nur in einer einzigen Arbeit („Die bildende Kunst in Österr.-Schlesien“, Kronprinzenwerk) berührte, während er der Erforschung der Kunst- schätze seiner zweiten Heimat seine Lebensarbeit widmete. Eine ganze teihe wertvoller Monographien gilt derselben; es seien hervorgehoben: „Brünner Bauwerke im 17. und 18. Jahrhundert“ (Programm der I. deutschen Staatsrealschule in Brünn), „Die städtische Heinrich- Gomperz-Gemäldesammlung in Brünn“, dann der Katalog dieser Gemäldesammlung, „Brünner Haustore“ (Mitteilungen des Erzherzog- Rainer-Museums), „Brünner Altäre und Kanzeln“ (Mitteilungen), „Von den fürstlichen Bauherren Nikolsburgs“ (Zeitschrift des deutschen Ver- eines für die Geschichte Mährens und Schlesiens), „Die Fürstengruft und die Schatzkammer in Nikolsburg“ (Mitteilungen), „Die Sebastians- kirche am Heiligen Berg bei Nikolsburg“ (Mitteilungen), „Eine Kunst- wanderung durch Nikolsburg“ (Mitteilungen), „Die Bildersammlung im Schlosse von Nikolsburg“ (Mitteilungen). Die Arbeiten, die sich auf Nikolsburg beziehen, fußen auf Dokumenten des fürstlichen Archivs in Nikolsburg, das zu benutzen Rille Gelegenheit hatte, D9 während er sich als Schloßhauptmann in der südmährischen Stadt aufhielt. Er verfaßte auch damals einen umfangreichen deskriptiven Katalog der 600 Bilder enthaltenden Gemäldesammlung des Nikols- burger Schlosses, der sich im Besitze des Fürsten Dietrichstein befindet. Das Nikolsburger Archiv bot ihm jedoch auch zu rein hi- storischen Arbeiten Material. Er veröffentlichte in der Zeitschrift des Geschichtsvereines „Nikolsburg und Umgebung zur Zeit der Rebellion vom Juli 1619 bis Jänner 1620“, dann „Aus den letzten Jahren der Regierung des polnischen Königs Sobieski“ und endlich „Der Kardinal Franz Fürst von Dietrichstein in seinen Beziehungen zu Kaiser Ferdinand II. und Papst Urban VIII“. Eine sehr wert- volle Monographie, die aus dem Rahmen der Lokalgeschichte heraus- springt, behandelt die „Kunst am Kaiserhofe im 17. und 18. Jahr- hundert“ (Mitteilungen). Allein nicht bloß der bildenden Kunst hat Rille seine Aufmerk- samkeit zugewendet, auch Bühne und Schauspielkunst waren ihm vertraut und lieb und hier hat er uns ein höchst wertvolles Buch geschenkt „Die Geschichte des Brünner Stadttheaters (1734—1884)“, die er auf Grundlage der Akten der mährischen Statthalterei, der Polizeidirektion und der Stadtgemeinde verfaßte und die nicht bloß für das Brünner Theater, sondern auch für die allgemeine Theater- geschichte ein dauerndes Dokument bedeutet. 1907 veröffentlichte Rille in der Zeitschrift des Geschichtsvereines eine Fortsetzung seines Werkes („Das 25jährige Jubiläum des neuen Brünner Stadttheaters“). Albert Rille unternahm mannigfache Reisen, zumeist richtete er seine Schritte nach Italien, dessen Kunstschätze ihn immer wieder mächtig anzogen. Im Jahre 1895 führte ihn eine Studienreise — zu der ihm das Ministerium für Kultus und Unterricht die Mittel bot — auch nach Griechenland. Der über diese Reise erstattete Bericht (400 Bogen stark) wurde dem Ministerium übergeben; einen kleinen Teil der Arbeit hat Rille 1899 im Programm der I. (deutschen Staats- realschule in Brünn veröffentlicht („Nach Konstantinopel und zurück“ ). Rilles literarische Tätigkeit ruht auf gediegenem Fachwissen, das durch gründliches Studium, eigene Beobachtung und Erfahrung erworben wurde; sie zeugt von geklärtem Urteil und reinem Ge- schmack in Kunstsachen. Zeitschrift des máhr, Landesmuseums. XVI. 3 Nepomuk Hausperskys von Fanal, Herrn auf kossitz, Annalen von Mähren 1767—1790. (Nach der Originalhandschrift des Brünner Stadtarchivs, Wiesenberger Sammlung Nr. 232.) Bearbeitet und eingeleitet von Professor Dr. Bertold Bretholz, Landesarchivdirektor. Der Verfasser dieses Geschichtswerkes gehört einem mährischen Adelsgeschlechte an, das mit ihm im Jahre 1791 im Mannesstamme erloschen ist. Zurückverfolgen läßt es sich in Mähren auch nur bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts, da Georg Rupert Hauspersky von Kaiser Leopold I. am 3. Februar 1665 in den Adelsstand erhoben wurde und das Prädikat „Fanal“ annahm. Es heißt zumeist, Georg Rupert sei aus Böhmen nach Mähren gekommen, in Böhmen geboren). Genauere Nachrichten überliefert uns Cerroni?). Darnach war Georg Ruperts Vater mit Namen Mathias Insasse zu Schelletau im Iglauer Kreis, und hier wurde auch der Sohn am 27. März 1635 geboren). Dieser studierte in Prag, erlangte 1654 das Bakkalareat der Philosophie, unternahm Reisen nach Italien und Frankreich und trat, in die Heimat zurückgekehrt, in die böhmische Hofkanzlei ein, in der er sechs Jahre verblieb. Die Angabe, daß er um 1660 das Olmützer bischöfliche Lehengut 1) Vgl. d’Elvert. Die Freiherrn Hauspersky von Fanal, im „Notizen- blatt der hist.-stat. Sektion“, 1865, Nr. 10, S. 73 ff. und sonst. 2) Vgl. seine handschriftliche Adelsgenealogie im mähr. Landesarchiv, Nr. 48. S) Wolny, Kirchl. Topographie, Brünner Diöz. II, 3, nennt als Geburts- datum Georg Ruperts den 27. März 1638, Cerroni 1628; vgl. unten die Grab- inschrift. ší Te Jiřikowitz erworben habe!), scheint, mindestens was die zeitliche Ansetzung anlangt, gleichfalls nicht genau zu sein. Denn nach Cerroni wurde er erst im Jahre 1663 vom Bischof Karl von Olmiitz, Herzog von Lothringen?), als Sekretär des Olmützer bischöflichen Administrationskonsiliums in Kremsier angestellt?) und dann 1665 Lehensmandatar des Bistums. Eben in diesem Jahre wurde er durch die Adelsverleihung ausgezeichnet. In dem kaiserlichen Intimat an das mährische Tribunal in Brünn vom 3. Februar 1665 heißt es: „Demnach wir Georg Ru- perten Hauspersky, Ollmutzerischen Bisthumbs Secretario, die kais. und kön. Gnad gethan und in gnedigster Erwegung, das er von gueten ehelichen Eltern geboren und sich gleich von seiner Jugent an aller adelichen Sitten und löblichen Wandels beflissen, denen studiis liberalibus ergeben und nach Absolvirung derselben bey unserer kön. böheimb. Hofkanzlei mit guter Verrichtung und er- fordeter Verschwiegenheit sechs ganzer Jahr zuegebracht und sich zue unsers und des Vatterlands Diensten wohlqualifieirt gemacht, solche auch uns gehorsambst zue prästiren eifrigst begierig ist, — Ihme sambt allen seinen künftigen ehelichen Deszendenten in den Stand und Grad des Adels der recht edelgebornen rittermeßigen Edelleuth unseres Erbkönigreichs Böheimb und dessen incorporirten Landten gnedigst gesetzt, gewürdiget und erhoben, Ihme auch das Prädikat von Fanal zue gebrauchen in Gnaden verwilligt und zuegelassen *).“ Erst anläßlich dieser Erhebung in den Ritterstand soll er den Namen „Hauspersky“ nach dem Hausberg bei Schelletau angenom- men haben — wie sich sein Vater früher nannte, ist nicht be- kannt?) —, weil nahe diesem Berge sein Elternhaus gestanden; 1) Wolny, Die Markgrafschaft Mähren II, 456. 2) Karl war ein Bruder Kaiser Leopolds I., wurde am 15. Februar 1665 gewählt, starb schon 21. Januar 1664. 3) Vgl. dagegen Wolny, Kirchl. Top., Olm. Diöz., I, 98, der nur davon spricht, daß. das bischöfliche Miinzamtrecht zu Kremsier an drei Personen, den Olmützer Domherrn Laur. Job. Rudawsky, den bischöfl. Rat Matth. Tengelott v. Valtelin und den bischöfl. Administrationssekretär Georg H. am 20. Jänner 1664 verpachtet worden sei. 4) Vgl. Adelsakten „Hauspersky“ im mähr. Landesarchiv. 5) Horky notiert in seiner handschriftlichen Genealogie (Landesarchiv) einen Mathäus Cyrill Hauspersky, der 1667 Pfarrer zu Wollein war; vgl. Wolny, Kirchl. Topogr., Br. Diöz., III, 177. 3* 36 der Beiname „Fanal“ stammt von einem Schlosse im Friaulischen, woselbst er auf einer Reise in Todesgefahr durch Ertrinken ge- raten war. Im Jahre 1668 wurde er Landesadvokat in Brünn, legte am 6. Februar desselben Jahres den Erbhuldigungseid und am 10. den tevers zum Lande ab'); wenige Jahre darnach erhielt er die Stelle eines Landschaftssekretärs, als welchen ihn dann Kaiser Leopold I. am 5. August 1686 in den alten Ritterstand erhob?). Georg Rupert erwarb sich ein ansehnliches Vermögen und scheint glückliche Güterspekulationen durchgeführt zu haben. Er verkaufte schon 1672 die Mautgerechtigkeit in Prödlitz an den Obersthofriehter Johann Kobilka von Schönwiesen, Kreishauptmann in Olmütz, um 17.000 Gulden und 150 Gulden Schlüsselgeld*) und kaufte noch im selben Jahr von dem Oberstlandsebreiber Bernard Barthodeysky von Barthodey Ottaslawitz, das er 1684 an die Gräfin Sidonia von Scherfenberg verkaufte. Im Jahre 1678 wurde ihm das Lehen Kruch vom Olmützer Bischof, Grafen Karl von Liechtenstein, verliehen, das er 1699 um 4000 Gulden Dominik Andreas Grafen Kaunitz, Reichsvizekanzler, überließ. Außer anderen Gütern und Herrschaften, die er nur kurze Zeit innehatte, wie Dolloplas, Zdietin“), erwarb er 1684 Mai 15 Rossitz und Strutz von Maria Cäeilia Gräfin Kollonitsch, geb. Gräfin von Werdenberg, um 70000 Gulden?), 1687 den Auerschitzer Freihof, den er 1689 um 400 Gulden mit einem Gewinn von 100 Gulden an Johann Klinger abtrat, verkaufte 1699 das Lehen Jiřikowitz, das er seit 1669 innehatte, an Johann Pachta von Rheinhoffen, Oberstlandsehreiber in Mähren, um 1300 Gulden u. a. Georg Rupert starb, nachdem er noch am 4. Juli 1705 in 1) Adelsakten und Adelsmatrik Lit. H, Fol. 86. 2) Im Intimat in den Adelsakten heißt es, daß Georg Rupert zuerst 17 Jahre Landesadvokat gewesen und dann „in Vertretung des Landschafts- Sekretariats und Syndikats in Mähren in die 15 Jahr und bishieher, wie nicht weniger in verschiedenen wichtigen Land-, Grainz- und anderen angelegenen Commissionen“ sich betätigte . . . 3) Daran knüpfte sich allerdings ein langwieriger Prozeß, dessen Akten sich im Landesarchiv befinden (Acta finita 366 a, b, früher H. 83). 4) Vel. d'Elvert a. a. 0. und Wolny, Die Markgrafschaft Mähren, unter den genannten Orten, z. B. V, 262, 689, 697 usw. 5) Siehe Josef Janele, Město Rosice, Rossitz 1907 und Woln ys beide Topo- graphien. den Freiherrnstand erhoben worden war, am 10. Juni 1708 in Rossitz und wurde in der von ihm im Jahre 1697 daselbst gestif- teten Dreifaltigkeitskapelle begraben!). Er war zweimal verheiratet. Seine erste Gemahlin war Anna Barbara, Tochter des Johann Iwansky von Iwanitz, Appellationsrates in Prag und seit 1655 Kanzlers beim königlichen Tribunal in Brünn. Diese erste Ehe, im Jahre 1668 geschlossen, wurde durch den 1688 eingetretenen Tod Anna Barbaras gelöst. Durch sie kam Hauspersky auch in den Besitz eines Hauses in Brünn, Krautmarkt Nr. 10 (Konskr.-Nr. 294) am Eck zur Bischofsstiege, nur durch dieses schmale Gäßchen vom Dietrichsteinpalais getrennt und bis ans Ende des 18. Jahrhunderts als Hausperskysches Haus bekannt?). Noch im Jahre 1688 vermählte sich Georg Rupert mit Anna Felizitas von Frey, Tochter des niederösterreichischen Regierungs- rates Georg von Frey und dessen Frau Dorothea, geb. von Karls- hofen. Sie starb 1704. Georg Rupert hatte eine zahlreiche Familie. Von den Töch- tern heiratete die älteste, Franziska Renata (geb. 6. September 1669) den Oberkommissär in Siebenbürgen und späteren Hofkammerrat Paul Karl Freiherrn von Kleinburg, die zweite, Maria Anna (geb. 1678, gest. 1730), blieb unvermählt*), von der dritten, Luzia Ottilia, kennt man nur das Geburtsjahr (1680), die vierte, Anna Barbara (geb. 1682), vermählt mit einem Freiherrn von Schmidhoffen, starb in Prag 1782. Söhne waren zwei: Johann Georg, geb. 21. April 1666, und Felizian Julius, geb. 1678. Von dem älteren wissen die 1) Die Inschrift auf dem Grabstein lautete: „Sepultus hicce iacet Geor- gius Robertus Hauspersky, I. baro de Fanal, dominus de Rosye et Struz, cel- sissimi prineipis episcopi Olomucensis ab anno 1665 consiliarius, doctrina legum clarus, natus Zeletavii die XXVIL Martii MDCXXXV, obiit Rosicii die X. Junii MDCCVITI, annorum LXXIII. — Hane inscriptionem in proavi sui memoriam pronepos Ioannes Nepom. Hauspersky, liber baro de Fanal, dynasta in Rossitz, Francisei et Mariae Theresiae Augg. camerarius actualis, inelyti caes. reg. appellationis consiliariuset assessor, lapidi incidi iussit anno salutisMDCCLX XIII. Brünn, Landesarchiv, Sig. des Franz.-Mus. 296 (alt 167), Bl. 59. — Siehe auch Bocz. Slg. Nr. 10.379. 2) So im „Háuserverzeichnis“ von Brünn vom Jahre 1779, dann 1785; vgl. auch W. Schram, der Brünner Häuserschematismus vom Jahre 1779 (Ein Buch für jeden Brünner. Jahrg. III, 1903, S. 134); im Jahre 1806 ist als Be- sitzer „Hr. Wenzl Graf Ugarte, wohnt zu Prag“, verzeichnet. 3) Vgl. Wolny, Kirchl. Topographie, Brünn. Diöz. II, 2, 3, 7. 38 bisherigen Biographen nicht viel Gutes zu berichten, da er in wirt- schaftlichen Dingen nicht die glückliche Hand seines Vaters be- sessen zu haben scheint!). Allein als Militär dürfte er nicht ganz unbedeutend gewesen sein. Er hatte in Olmütz studiert und machte schon 1691 als Volontär unter dem Kommando des Prinzen Ludwig von Baden den Feldzug in Ungarn mit, wurde sodann Kornett im Heuslerischen Kürassier-Regiment in der Eskadron des Rittmeisters Pfeffershofen von Ottenbach und nahm teil an der Schlacht bei Slankamen (19. August 1691) und an der Belagerung von Namür in den Niederlanden (1692). Im Jahre 1696 hielt er sich zu Lüttich auf, später leistete er wieder dem Kaiser Dienste gegen die ungarischen Rebellen bei Straznitz, scheint aber bald darnach aus dem Heere geschieden zu sein. Im Jahre 1702 kaufte er oder sein Vater für ihn das Gut Maires im Iglauer Kreis von Johann Rudolf Goldmäller von Golden- stein um 25.000 Gulden, das aber schon 1710 um 16.000 durch das Landrecht verkauft werden mußte?). Es ist immerhin bezeich- nend, daß in dem kaiserlichen Intimat ddo. Wien, 1. August 1701, dureh das dem mährischen Tribunal kundgegeben wird, daß Johann Georg das iuramentum fidelitatis in Brünn ablegen dürfe, die Be- merkung eingeschaltet wird, ihn „nachdrücklich dahin zu erinnern, daß er sich bishero ziemlich unbescheiden verhalten und sich in der Verthunlichkeit (i. e. Verschwendung) betretten lassen“ und daß er „führohin sich einer mehreren Bescheidenheit gebrauche und eine genauere Würthschaft führe?)“. Im Testament seines Vaters, der ihn auf das gesetzliche Pfliehtteil (Gut Maires) herabsetzte, lesen wir die folgende Charak- teristik: „Indeme aber der eltere Hans Georg mir und seinem Ge- schlecht noch zu dato nichts als Rew, Spoth und Betriebnis zuge- fuget, alle meine väterlichen Ermahnungen in Wind schlaget, sein kundbares verthunliches Leben mit Spielen, Ludern und Unförmen noch immer kontinuiret, auch das ohne mein Vorwissen beredete und von mir ausgezahlte Gut Mayres in gar kurzem zu meiner höchsten Verwunderung mit Schulden weit über die Helfte oneriret und alles mitsamt denen von mir von Zeit zu Zeit empfangenen 1) Vgl. d’Elvert a. a. 0. 2) Vgl. Wolny, Die Markgrafschaft Mähren VI, 213. 3) Adelsakten im Landesarchiv „Hauspersky“. 39 Adjutis, anderer für ihn bezahlter Schulden zu geschweigen, lider- lich durchgebracht, dazu auch vormals weder im Krieg noch beim Studio gutthun wollen, und mich in mancherlei Weg oft und viel- mals schwer beleidigt und erzürnt, ja sogar bei einem hochlöbl. kön. Tribunal sine venia praetoris vermessentlich in ius zu vociren erkühnt hat, — als hätte ich aus diesen und anderen Ursachen mehr, besonders aber dass er mir zum öfteren malediziret, ja sogar auch den Tod selbst impreeiret hat, wohl Ursache, denselben auch von meiner Erbschaft, gleich wie mit dem Baronat dasselbe ge- schehen, völlig auszuschließen und zu enterben, trotzdem . . .!) Wir wissen dann weiter nichts mehr von ihm, als daß er mit Ernestine, Tochter des Johann Ludwig von Lochenheim und dessen Gemahlin Rosina, geb. von Salzen, die 1726 in Iglau gestorben ist, vermählt war und sechs Jahre nach seiner Frau, im Jahre 1731, sein Leben beendete. Sein jüngerer Bruder Felizian Julius war 1678 geboren, hatte gleichfalls 1701 das iuramentum fidelitatis geleistet und wurde 1705 gemeinsam mit seinem Vater in den Freiherrnstand erhoben. Schon vorher, 1702, hatte ihm der Vater das Gut Strutz als Abschlag auf sein väterliches Erbteil überlassen und 1708 nach Georg Ruperts Tod übernahm er auch Rossitz und das Haus in Brünn. Dieses baute er „pro decore civitatis“ von Grund aus um und gab ihm das Aussehen, in dem wir es heute noch kennen, geschmückt mit dem Familienwappen. Es bestand, wie das Kaminenprotokoll von 1744—48 angibt, aus 15 Zimmern, 3 Gewölben, 2 Küchen, 2 Ställen für 10 Pferde und steuerte von 7 Kaminen. Felizian Julius starb bereits 1723?) und hinterließ von seiner Gemahlin Carolina Gräfin 1) Tribunalakten im Landesgericht Brünn, Fasz. 60, H. 37. — Testament ddo. Rossitz, 30. Sept. 1707. ?) Er liegt begraben in der Pfarrkirche zu Rossitz, die Inschrift des Grabsteins lautete (nach Cerroni): „Zum erkäntlichen Andenken meiner hier in Gott ruhenden Vorältern, welche nach 77 Jahren der Welt gestorben, und zu kindlichen Liebes Bezeignus meines Herrn Vatters Feliciani Freyherrn von Haußpersky und Fanal, Herrn auf Rossitz und Strutz, welcher nach abgelebten 45 Jahren anno 1723 das Zeitliche gesegnet —, wie auch zur beharlichen Liebe meines Ehe Consorten Godefridi Judae Thadaei Georgii Ruperti, Frey- herrn von Haußpersky und Fanal, Herrn auf Rossitz und Strutz, welcher in blühendem Alter des 33. — 1735 alhier ist beygesezt worden, seinen im Jahr 1731 — 65 jährig abgelebten Vatter Joanni Georgii und Marianae, seiner 1730 — 52jährig erblichenen Mamb, nebst einen meinen 1728 nur 8 Stunden der 40 Khun von Belasi, geb. Gräfin von Rantzau, die er 1709 gechelicht hatte und die am 7. Juli 1739 in Karlsbad starb, nur eine Tochter namens Anna Karoline. Diese vermählte sich mit Johann Georgs Sohn Gottfried Thaddäus, geboren 1702. Dieser, der 1725 in Prag die Rechte absolviert hatte, erhielt von Kaiser Karl VI. ddo. Wien, 2. Januar 1731 für sich und seine männlichen und weiblichen Erben den Freiherrnstand, den bereits sein Großvater und sein Oheim, nicht aber sein Vater besessen hatte, und eine Wappenbesserung'). Aber noch im selben Jahre mußte er wegen großer Schuldenlast, in die er geraten, das angestammte Gut Strutz an Franz Anton Rzikowsky von Dobrtschitz, Vizelandrichter in Mähren, um 85.000 Gul- den verkaufen; 1735 starb er und wurde gleichfalls in der Rossitzer Pfarrkirche beigesetzt. Das dritte, erst nachgeborene Kind dieses Gottfried Thaddäus war unser Johann Nepomuk, geboren am 3. Juni 1736?). Schon mit drei Jahren stand das Kind elternlos da) Wir wissen aus seiner Jugendzeit nur, daß er in Brünn die Schulen besucht hat. Im Jahre 1760 leistete er den Erbhuldigungseid und im Alter von 28 Jahren, am 12. Mai 1762, wurde er schon in den mährischen Landtag eingeführt und erst von diesem Zeitpunkte an vermögen Welt lebenden Kind Francisco — hab ich Carolina, gebohrene Freiin von Haußpersky diese kleine Denckschrift fertigen lassen, denen auch ich als Staub und Aschen werde zugesellet werden.“ Siehe auch Landesarchiv, Sig. des Franzens-Mus. Nr. 296 (alt 167), Bl. 59 und Bocz. Sig. Nr. 10379. 1) Das Hausperskysche gebesserte Wappen besteht aus einem Schild mit gekröntem schwarzem Herzschild, in dem eine fünfblättrige silberne Rose sich befindet. Der Schild ist geviertet: die beiden Felder rechts oben und links oben sind rot mit silbernen schräg-links laufenden, durch das Herzschild unter- brochenen weißen Balken; im blauen Feld links oben ist am linken Rand ein halbes rotes Segelschiff in Fahrt auf dem Meer, rechts ein halber weißer Turm auf grünem Fels; im Felde rechts unten ein nach links schauender schwarzer Adler in goldenem Feld. Vgl. Siebmacher, Mähren, S.43, Taf. Nr.31, 32. 2) Außer dem in der Grabschrift genannten Franz, geb. und gest. 1728, hatten Gottfried Thaddäus und Anna Karoline noch eine Vochter Marianna, geb. 1734, vermählt 1751 mit Johann Joseph Zablatsky von Tuleschitz, Oberst- landschreiber in Mähren, gestorben 1810 als der letzte Sproß weiblichen Ge- schlechtes dieses Hauses. Arna Karoline vermählte sich in zweiter Ehe mit Georg Zialkowsky von Zialkowitz. S) Das Testament der Anna Karoline ddo. Brünn, 8. Juli 1737 siehe im Landesarchiv, Oberlandesgerichtsakten Nr. 1656, 108, mit reichen Stiftungen für Rossitz. 41 wir seinen Lebensgang genauer zu verfolgen. Ein Jahr darnach wurde er Kämmerer, am 28. Dezember 1778 Geheimer Rat. Durch zwanzig Jahre war er Landrechtsbeisitzer, siebzehn (seit 1763) Rat beim königlichen Tribunal in Brünn, sodann noch sechs Jahre Gubernialrat. Über seinen Verzicht auf diese Würde spricht er selber zum Jahre 1783. Er war auch Beisitzer beim Merkantilgericht zweiter Instanz, Mitbegründer (1770) und (1776—1786) Kanzler der mährischen Agrikulturgesellschaft. Seiner Tätigkeit als Direktor der deutschen und lateinischen Schulen in Mähren hat Hanzely in seinem Buche „Gloria posthuma studiosorum Brunnensium“ im Jahre 1798, also lange nach Hausperskys Tode, ein glänzendes Zeugnis ausgestellt. Er schreibt ihm das Verdienst zu, daß damals die Brünner Schulen zu besonderem Glanze gediehen, rühmt sein großes Interesse für die Wissenschaften, seine Sorge um das Schulwesen überhaupt, seine Leutseligkeit, seine rege Anteilnahme). Ein deutlicher Beweis seines regen Sinnes für Wissenschaft 1) Pag. 22: „Venio nune ad felieissimum illud tempus, quo scholae Brunenses ad summum splendorem pervenerunt moderante Hausperskio. Erat is Moravus nomine Ioannes Nepomucenus Hauspersky L. P. de Fanal, musis Brunensibus amicissimus, in eodem gymnasio literis guondam exultus. A Maria Theresia Augusta a. 1775 Caesareus Regius Commissarius Gymnasiorum EL rc germanicarum per Moraviam et Silesiam creatus munus istud summa prudentia magnaque cura usque ad Augustum A. 1783 administravit. Vir laude nostra superior, literarum fautor insignis, iuventutisque rite exco- lendae studiosissimus. In amplissimo Moraviae senatu scholarum causam egregie semper tuebatur, magistrorum cultor, rerum omnium aequus arbiter, rei lite- rariae pereuriosus. Huius auspiciis certabat schola cum schola, utra utri prae- staret. Dum singulis mensibus factae in artium studiis progressionis periculum faciendum erat, per plures horas aderat Hausperskius, saepe fasciculo chartarum publicarum onustus, quas mox e scholis ad Senatum iturus secum ferebat. Laetabatur iuvenum ingenio, magistrorum industria, comitate sua omnium sibi animos devinciens. Non pigebat magistros laboris sui, non discipulos impensi temporis. Ita enim comparati sumus, ut tanto maiori contentione in res nostras incumbamus, quanto magis advertimus operam nostram iis, quorum auctoritatem veremur, placuisse. Ut Vir ille, sempiterna memoria dignissimus, amavit eos, qui diligentia doctrinaque caeteris praestabant: ut longo etiam tempore post eorum est recordatus, qui multis palmam praeripuerunt, erant autem non pauci. Mirandum certe, idque eo magis, quod viris in publieis negotiis versan- tibus rarum esse solet, aut impeditum eum Musis commereium. Igitur optimus illo tempore rei litterariae Brunensis erat status, ad euius felieitatem nulla vel ornamenta vel praesidia desiderari posse videbantur. Tanti interest sapientes habere studiorum praesides. 42 und Literatur ist die Büchersammlung, die er angelegt hat, die aber nach seinem Tode zersplittert worden ist!) Ein Teil kam an Pastor Ricke (zuerst in Brünn, dann in Stuttgart), ein anderer an Landrat Traubenburg, der ihn mit seinem eigenen Bestand an den nachmaligen Gouverneur Grafen Dietrichstein veräußerte; viel muß Graf Sylva-Tarouca übernommen haben. Den von Hauspersky selber geführten Katalog besitzen wir noch?); er verzeichnet darin genauest die Titel und Autoren der Bücher, ihr Erscheinungsjahr, Bände- zahl, Einkaufspreis, und unterschied sie nach zehn großen Gruppen, die er französisch überschrieb: A. Religion. Ecriture sainte. Saints peres. Theologie. Controverse. Liturgie. B. Histoire universelle. Chronologie. Geographie. Genealogie. ). Histoire ecclesiastique. D. Histoire profane. Relations. Voyages. E. Antiquites. Medailles. Inseriptions. Tableaux. Plans graves. F. Morales. Sermons. Discours de piété. Livres de devotion. G. Droit. Politique. Commerce. Finance. H. Philosophie, Mathematique. Arts. Histoire naturelle. Medicine. I. Eloquence. Rhetorique. Poesie. Grammaire. K. Critique. Mélanges. Histoire litteraire. Eloges. Apologies. Cata- logues de livres. Prospectus et annonces d'ouvrages. D’Exer- cices publies. De nouvelles editions. De machines. Souserip- tions des livres. Prix academiques. Dictionaires. L. Anhang zu allen Materien. Insgesamt zählte seine Bibliothek über 2100 Bände im Ein- kaufswert von etwa 3700 Gulden. — Außerdem besaß er Urkunden und Handschriften, über die sich keine Verzeichnisse erhalten haben. Wir wissen davon auf anderem Wege. Von der Urkundensammlung 1) Vgl. d’Elvert, Literaturgeschichte, S. 311. Aber auch schon sein Vater hatte (nach dem Inventar beim Testament) eine Büchersammlung und Gemälde. 2) Im Landesarchiv, Sig. des Franzensmuseums Nr. 9 (alt 792) mit dem Titel: Catalogue des livres latins, italiens, espagnols, francois, anglois, hollan- dois, allemands, bohemes et autres, qui composent la bibliothèque de monsieur le baron Hauspersky, chambelan . .. Ce catalogue est rangé selon l’ordre des matières et non par ordre alphabetique. — Ein zweiter Katalog, ebenda Nr. 415 (alt 636), stammt aus der Bibliothek des Grafen Sylva-Tarouca und trägt die Aufschrift: „Catalogus bibliothecae Ioannis Nepom. liberi baronis ab Hauspersky, Brunae“. durch Th. Wenzel Rupprecht, der im Anhang zu seinem Buche: „Kurzgefaßte Geschichte über den Ursprung der heutigen Ordens- klöster, wie auch Dom- und Kollegiatstifte im Markgrafthum Mähren, aus Geschichtsschreibern und glaubwürdigen Handschriften zusammengetragen“ (Wien 1783), auf S. 251—274 ausdrücklich an- fügt: ein „Verzeichnis einiger Urkunden, die noch nie im Drucke erschienen sind und aus welchen gegenwärtige Geschichte zum Theile gezogen ist. Aus den Sammlungen des Freyherrn von Haus- persky, Ihro k. k. apost. Mait. wirkl. Geh. Rats, Kämmerers und mährischen Gubernialraths!)“. Es sind 107 Urkundenregesten vom Jahre 1200 bis 1781, deren ein Teil heute im máhrischen Landes- archiv, ein anderer im Kremsierer und Olmiitzer Archiv sich nach- weisen läßt, während viele verschollen sind oder nur in jungen Kopien vorliegen, die wohl den Hausperskyschen Originalen irgend- wie entnommen sein dürften. Von den Handschriften besaß Cerroni unter seinen „Nachrichten über Archive in Mähren“ ?) ein vollständiges Verzeichnis. Einen Auszug bietet d’Elvert in seiner „Historischen Literaturgeschichte“, S. 311°). Die von Hauspersky selbst verfaßten und mit seiner eigenen leider oft sehr schlecht leserlichen Schrift niedergeschriebenen „Annalen“ sind kein eigentliches Geschichtswerk. Er hat nur ge- wisse Gesichtspunkte im Auge gehabt und darnach Jahresüber- siehten gemacht: 1. Witterung, 2. Getreidepreise, 3. geistliche und weltliche Vorsteher im Lande, 4. Landeskontribution laut Landtags- postulaten, 5. Viehumfall und sonstige Landplagen, 6. Todesfälle, insbesondere Adeliger und höherer Geistlicher, 7. Verkauf und Transferierung von Herrschaften und Gütern, 8. Standeserhöhungen, 9. Veränderungen beziehungsweise neue Gesetze in cameralibus und judicialibus, 10. Rossitzer Wirtschaftsangelegenheiten. — Nach diesem ziemlich gleichbleibenden Plan stellt er seine Erinnerungen !) Merkwürdig, daß Felix Jaschke, Fulneker Chronik, Band V, S. 752 bis 775, dieses Verzeichnis abgeschrieben hat. ?) Landesarchiv Cerr. Sig. I, 28—31 mit der Anmerkung im Katalog, daß Peter von Chlumetzky dieses Manuskript 1855, Juni 14 entliehen habe; dermalen fehlt es. 3) Von den Hausperskyschen Handschriften werden sich so manche teils in der Wiesenberger Sammlung, teils im Landesarchiv vorfinden; doch warte ich mit dieser Feststellung noch, bis es mir vielleicht doch gelingt, das alte Handschriftenverzeichnis, das, wie gesagt, P. v. Chlumetzky entlehnt hatte, für das Landesarchiv zurück zu erhalten. 44 Jahr für Jahr zusammen und bietet für Wirtschafts-, Kultur-, ins- besondere Adelsgeschichte mit den oft köstlichen Charakteristiken einzelner Persönlichkeiten ziemlich reichhaltiges Material. Außerdem verfaßte, soweit mir bisher bekannt ist, Johann Nepomuk eine sehr reichhaltige mährische Adelsgeschichte unter dem Titel „Miszellen aus der mährischen Adelsgeschichte“, deren Be- arbeitung ich mir für spätere Zeit vorbehalte, „Mährische Miszel- len“, die sich gleichfalls meist auf Adelsgeschichte beziehen (beide Handschriften in der Wiesenberger Sammlung), und Auszüge aus den mährischen Landtagsverhandlungen, deren Handschrift im mährischen Landesarchiv erliegt u. a. m. Die Erinnerung an diesen eifrigen Freund der Heimatskunde, dem d’Elvert das Epitheton „der für Mähren unvergeßliche Frei- herr Hauspersky“ beilegen zu sollen gemeint hat, wach zu erhalten, ist der Zweck dieses Aufsatzes!). 1) Die richtiggestellte Stammtafel dieser Familie lautet: Mathias von Schelletau Georg Rupert Hauspersky v. Fanal*1635111.27 + 1708 VI. 10. 1. Gem. Anna Barbara Iwanski v. Iwanitz +1688 2. „ - Anna Felicitas Freiin v. Frey + 1704 Franziska Maria Lucia Anna Johann Felizian Renata *1669 Theresia Ottilie Barbara Georg Julius Gem. Paul * 1618:1921680 * 1682 | *1666 IV.21. *1678, 31723 Karl Frh. + 1730 + 1782 +1732 V.13. Gem. v. Kleinburg Gem. Frh. Gem. Frh. Gem. Carolina v. Wieznicki v. Schmid- © Ernestine Gfin v. Rantzau hofen v. Lochen- + 1760 heim 71726 (Innsbruck) Gottfried Thaddaeus —= Gem. Anna * 1702 + 1736 Carolina 2. Gem. Georg Zialkowsky v. Zialkowitz +1739 (Karlsbad) Franz Maria Anna Johann Nepomuk #17 28 Gem. *1786 VI.3. Zablatsky PVL V FLTK v. Tuleschitz Gem. Maria Anna Gfin Ugarte 45 Annalen von Mähren vom Jahre 1767 bis 1790, eigenhändig zusammengetragen von dem wohlgebohrnen Herrn Johann Nepomuck Hauspersky, Freyherrn von Fanal, Sr. k. k. ap. Mt. wirkl. geheim. Rathe, Kämmerer, Gubernialrathe etc. und Herrn der Herrschaft Rossitz!). 1767. Von der Jahreswitterung. Die Kälte gabe von heuer dem vorigen Winter nichts nach, und ware vermög dennen offentlichen Zeitungen der Rhein zu Cölln zugefroren, daß mann darüber setzen könnte, auch der kleine und große Wer in der Leopoldstadt. Die Källte war vermög dennen astronomischen Betrachtungen eben so stark als in anno 1740, und ist hiebey nur jenes zu betrachten, daß viel und häuffiger Schnee diesen Winter gefallen seye; mann bemerkte sider 20 Jahren nicht einen so großen Schnee in Brünn und dasiger Gegend. Dieses ver- ursachte zwar eine gutte Schlittenbahn und gutten Transport vor allerhand Baumaterialien, das Maahlwerk aber stiege im Preyf, auch war das Khorn, weilen mann dessen Auswinterung besorgte, bis zum Schnitt im Werth von 38 Groschen, bis 2 fl. der kleine Metzen. Anfangs February fiele ein Tauwetter ein, mann besorgte eine Überschwemmung wegen des großen Schnee, allein da balld hihr- nach eine Källte einfiele, so ware kein außerordentliches Wasser zu verspühren, die Mühlen bekammen Wasser und mit End Febru- arij, da einige Täge cin Regenwetter einfiele, ware kein Eyß mehr zu verspühren. Diesem so harten Winter follgte ein abscheuliges Frühjahr, der Marty war naß, kallt und windig, noch schlechtere Zeit war im April; dieses Monath hatte mann billig vor den Jenner wegen seiner strengen Källte ansehen können. In der Nacht vom 17ten zum 18ten April fiele ein Schnee ein, welcher zu Rossitz bis den 21ten April liegen geblieben. Ich bemerke als etwas besonderes, daß die in dennen Wälldern in etwas ausgeschlagenen Birken ober 1) NB. Dieses Titelblatt ist nicht von dem Verfasser, so wie die Annalen selbst, geschrieben, sondern von Herrn Leopold Schulz, m. st. Gubernialrath und Brünner Kreishauptmann, dem die hinterlassene Witwe des Authors, eine gebohrne Gräfin von und zu Ugarte, die Durchsicht und Abtheilung der vielen Schriften, die er zurückließ, anvertraut hatte. Scripsi Brunae, 17. Feb. 1814. Ant. Friedr. Gr. Mittrowsky. 46 dem Sehnee eine besondere Wirkung vor das Aug verursachten, und wurde zugleich der Frühling und der Winter vorgestellt. Ich habe die Osterwochen in einer ohnangenehmen Zeit in tossitz zugebracht und muste durch den gantzen April sowohl hiehr in Brünn als in Rossitz heitzen. Nicht viel angenehmer ware der May; den 3ten ware aber- mal ein Schneewetter, die EyBzapfen vergiengen nicht den gantzen Tag; den 4ten änderte sich in etwas das Wetter durch erhobenen Windt; den 13ten May finge es an leydentlicher zu werden. Mann verspührte, daß das Khorn an vielen Orthen ausgewintert ware, viele tausend Metzen wurden sodann eingeackert, und das Khorn stieg im May in so hohen Werth, daß der kleine Metzen zu 2 fl. 12 kr. reissend verkaufft worden. Und da theils orthen auch der Weitzen hat von Obrigkeit und Unterthan müssen eingeackert werden, und anstatt der Winterfrucht Gersten und Haaber angebaut werden, so wurde der Weitzen zu 2 fl. 48 kr., die Gerste zu 1 fl. 24 kr. und der Haaber zu 34 kr. bezahlt. In Junio war mehrentheils kühleres Wetter, wie auch in Julio; dieses verspäthete die Zeitigung des Getreyds und der Schnitt hat zu Rossitz mit End July seinen Anfang genommen. Desto ohnerträgliger wegen eingefallener Hitz war der Au- gustus, vor 7 Uhr abends war es nieht möglig auszugehen, das Mahlwerk geriethe in Stocken, und zu Zwybrache war es nicht möglig. Der September war feucht, inngleichen der Oktober. Der Winteranbau gienge vortrefflich von statten und ist alle Hoffnung einer reichen Ärndte vorhanden. Und da der Monath November nai gewesen und vermischt schönes Wetter mit sich gebracht hat, so muste an vielen Örthen der Weitzen gesaagert werden, mann triebe die Herden Vieh auf die angebaute Saätt um den allzugroßen Zuwachs zu verzehren. Den 28. und 29ten November ware ein von vielen Jahren nicht gehörter Sturmwind, welcher viele Dächer weg- gerissen hat. Im December fiele eine leydentliche Källte ein, gegen End desselben aber starker Frost, und an heiligen Christabend ein Schneewetter, welches denen Felldern wohl zu Statten gekommen. In Kürtze zu reden, war das 1767te Jahr ein übles Jahr vor die Felldfrüchten, vor das Horn- und Schaafvieh und vor den Wein, den Eichelln und Bohnen (?). Der Flachs ist eintzig und 47 allein wohl gerathen, der schlechte Flachs wurde zu 6 fl., der mittlere zu 10 fl. und der schöne zu 14 fl. der Centen bezahlt; mithin fielen auch sehr das Garn und die Leinwand im Preyl, das Schock rohe Garn ware um 33 fl. und das weisse um 41 fl. zu haben, wo im vorigen Jahr ein jedes Schock um 3 fl. höher im Preyß zu stehen gekommen. Von dem Körner Preyß in Brünn. Der N. O. Metzen Waitzen in Brünn wurde zu 2 fl. 24 kr, 2 fl. 30 kr., auch 2 fl. 48 kr. bezahlet; das Khorn zu 1 fl. 30 kr, gest kr, 241.24. 12 kr.; die Gerste zw 14. (kr, 1 l 18 kr, 1 fl. 24 kr.; der Haaber à 30 kr., 33 kr., 37 kr. im höchsten Preyß. Die Arbse zu 1 fl. 30 kr., 1 fl. 36 kr. Das Vaß Bisentzer Sommerwein von der Preß à 50 fl. Die ordinary Gattungen jungen Wein wurden à 34 fl. das Vaaß auf Orth und Stell bezahlt. Von dennen geist- und weltlichen Vorstehern des Landes. Maximilian Graf von Hamilton ware Bischof zu Ollmütz und regierte in aller Frömigkeit sein Bisthum!). — Franz Anton Graf von Schrattenbach ?) war Landeshauptmann und Gouvernialpresident, dessen Einsieht und Liebe vor das Vaterland vor heuer Mähren die Beybehaltung des fundi domestici, die Miteinsicht in den Wegbau, die Exemtion von der Concurrentz zu der Naturalroboth, zu dem Strassenbau vor sonderlich zu verdanken hat. — Ignatz Graf Berchtold besorgte das Obristlandeskammeramt?). — Wentzel Frey- herr von Widmann“) wurde zum Obristlandrichter anstatt des Graffen von Andlern?) ernannt, und den Iten Jenner bey dem k. Landrecht, den 9ten aber bey dem Königlichen) T(ribunal) instal- lirt. — Christoph Freyherr von Blümeggen war Landesunterkam- merer“). — Heinrich Xaverv Hagek von Walidstátten“) Obristland- 1) Seit 1761; vgl. Wolny, Kirchl. Topog., Olm. Diöz. 1, 109. ?) Vgl. über die Familie Sch. d’Elvert im Notizenblatt, Jg. 1877, Nr. 1, Anton Franz war Landeshauptmann seit 1763. 3) Vgl. über die älteren Mitglieder der Familie B. d’Elvert, Beiträge zur Geschichte der böhmischen Länder in „Schriften der hist.-stat. Sektion“, Bd. 22, 23 (laut Index). 4) Vgl. Notizenblatt 1877, S. 18. >) Franz Friedrich von Andlern-Witten, s. d’Elvert im Notizenblatt 1870, 5) Vgl. ebenda 1866, S. 17. 7) Vgl. ebenda 1884, S. 65. 48 schreiber und Cajetan Graf Kollowrath Commandirender im Land. Von denen Landes Anlaagen pro Anno militari 1767. Christoph Freyherr von Blümeggen k. Landesunterkämmerer und der Obristlandschreiber von Walldstätten waren Landtags- commissarien. Die Landtagspostulata an die hochlöblichen Herren Stände waren eben diejenigen, quoad militare et cammerale, welche bereits durch das Systemalpatent de anno 1748 reguliert worden. Hiehzu wurde die Schulldensteuer und die Pferdtsteuer jure regio ausgeschrieben und denen Unterthanen respectu denen Supererogatis nach den auf Mähren gefallenen Quotanten die Bonification ge- leistet und von der Contribution abgeschrieben. Von dem Viehumfall im Land’ und anderen Landesplagen. Obwohlen fast kein Jahr vorbeygehet, wo nicht das Land mit diesem Übel befallen worden, so ware doch heuer ein auserordent- licher Viehumfall, welcher viele Obrigkeiten und Unterthanen be- troffen hat: Rossitz, Przibram, Röschitz, Tuleschitz, Jaispitz, Selletitz, Milotitz, Namiest nebst vielen andern ware mit dem Hornviehumfall von Gott heimgesucht. Dieser betrachtliche Umstand hat die Geist- lichkeit verleitet, das Fleischessen bis exclusive den Palmsonntag zu erlauben. Zu diesem Übel stossete zweytens die Würmer in der neu angebauten Saat und die Keffer in denen Scheunen, welche das Getrayd häuffig abbeißen. Diese Landesplagen verursachten im allgemeinen 1: stendiges Gebeth in den Städten sowohl als auf dem Land zu hallten und Gott um Hülf und Barmhertzigkeit anzu- ruffen, mit welchen den 29. November der Anfang gemacht wor- den: Gott erhöre unser Gebeth, damit wir im Frühjahr vor derley Drangsaalen befreyet bleiben. Die Landesstellen kommen dermalen auf die Gedanken, die Wayden vor das Vieh soviel möglich einzu- stellen und dagegen Futter vor das Vieh zu bauen. Von Feuersbrünsten im Land. An derley beträchtigen Feuerschaden ist mir niehts bekannt. Von einigen Todtesfällen im Land. Den 19. Jenner wurde der Feldzeugmeister Graf Maquire!) von einem Schlagflus in Troppau berührt und starb ohne empfan- !) Über Marquier vgl. Wolny, Topographie von Mähren III, 526. 49 gene heilige Sakramenten. Er war aus Irrland gebürtig, erhielte durch seine erste Gemahlin, eine verwittibte Gräfin Liebenstein. geborene Gräfin Hardegg, den Freiherrn- und Graffenstand, den Kämmererschlüssel und durch ihre letztwillige Disposition das Gut Röschitz; verehligte sich zum zweyten Mahl an die Antonien Fraulen Gräfin Blümeggen, des Staatsminister älteste Tochter. Von beyden Frauen hat er keine Kinder gehabt. Der General Maquere ware gut vor Posten zu commandiren, ein aufgemunterter Kopf, trank gern, sahe gern Leuth und ließe brav aufgehn; mit ihm ist sein männ- lichs Geschlecht abgestorben. Seine ab intestato verbliebene Erben, seiner Schwester Kinder, der Freiherr Mac Elligoth und seine Schwester seyn ihm succedirt; auf seine Erbschafft fanden sich bis 50.000 fl. Sehullden. Den 23ten Jenner ist in Brünn die Maria Anna Gräffin von Dietrichstein, geborne Gráffin Rothal mit Todt abgegangen), sie hat einige Jahr an der sogenannten Hundskrankheit gelitten; vermög des von ihr errichteten Testaments ist ihrer Schwester-Tochter Theresia Gräffin Montelabatte in dem gantzen Vermögen substituirt, ihrem Ehegemahl hat sie 50.000 fl. verschafft, die Taxa pro publi- eatione testamenti wurde von einem Vermögen von 260.000 fl. ge- nommen. Die Gräffin Dietrichstein ware eine leythseelige Dame, guthätig, in etwas eitel. Sie erbauete von Grund ein neues Schloß in Napagedl?) und brachte es bis zum 2ten Stockwerck; sie hat ihr Allter auf 38 Jahr gebracht. Den 13ten Augusti ist der Feldmarschallieutenant Freyherr von Hadmar (?) in Brünn mit Tod abgegangen und wurde bey St. Jakob in der Kirche begraben; er hinterließ ein sehr geringes Vermögen. Den 22ten September früh um 5 Uhr ist die Aloysia Freyin von Blümeggen, geborne Gräffin Herberstein, mit Todt abgegangen, sie war in der 2ten Wochen ihrer Kindelbeth und hat eine Tochter gehabt; die Reinigung hatte nicht ihren Lauf, mit Abnehmung der Nachgeburth ginge es nicht recht zu, keine Öffnung ware noch nicht da, all dieses entdeckte sie niemand, und brauchte auch nicht die sonst gewöhnliche Baadwässer, mann ließe ihr den 1Sten zur Ader, den 20ten in der Nacht wurde sie mit allerh. Sacra- 1) Vgl. Notizenblatt 1869, S. 23. 2) Wolny, Die Markgrafschaft Mähren IV, 327, sprieht von einem Brande, der 1772 Markt und Schloß verzehrt haben soll. Zeitschrift des mähr, Landesmuseums. XVI. 4 50 menten versehen, mann bemerkte den Brand und ware keine Ret- tung mehr da; sie ist mit Standhafftigkeit gestorben. Sie hat ihr Alter auf 34 Jahr gebracht, mit 14 Jahren an den Christoph Frey- herrn von Blümeggen sich vereheligt, und 17 Kinder mit ihme er- zeuget, worunter 3 Söhne und 4 Töchter bey dem Leben verblieben. Sie ware eines aufgeräumten Geistes, guthätig, nur die Kinder- zucht, besonders deren Töchtern, hat sie vernachlässigt und sich über das Thun und Lassen ihres Nächsten aufgehalten. Ihre Zu- neigung zu den P. M. ist allerorthen bekannt. Brünn hat durch ihren Todt vieles verloren, denn sie war eine schöne, aber ohn- glückliche Spillerin. Von verkaufften oder sonst transferirten Herrschafften und Güthern. Die Herrschaft Napagedl wurde von dem Graf Guido Dietrich- stein als testamentarischen Erben nach seiner Frauen in Besitz genommen, doch dependirt es weiter von dem casu substitutionis. Das Guth Wiezomelitz!), welches Przepitzkisch ware, geriethe durch ein von dem k. T(ribunal) getroffenen Vergleich zwischen denen ab intestato verbliebenen von Przepitzkischen Erben und den vi testamenti nuncupativi instituirten Erben den Graffen von Pra- schma auf diesen letzteren; es mag 40 oder 50.000 fl. werth seyn?). Das Guth Röschitz erhielten die gräfflich Maquirische Erben?), der Freyherr Mac Elligot und dessen Fräule Schwester; es mag 60.000 fl. werth sein. Von dennen Standeserhöhungen. Der Obristhofjägermeister Graf Clary wurde in den Reichs- fürstenstand erhoben. Desgleichen erhielten die Gebrüder Freyherrn von Wallis den Graffenstand. Endlich wurde der Joseph Freyherr von Mittrowsky“), dessen Frau Gemahlin eine geborne Gräffin Ko- hary ist, in den Graffenstand erhoben, sein Bruder Obristlieutenant von Lacy bliebe im Freiherrnstand. 1) Witzomielitz im Brünner Kreis. 2) Vel. d’Elvert im Notizenblatt 1875, S. 25, 88. S) Der richtige Name ist Marquier; vgl. Wolny, Die Markg. Mähren III, 515. 4 Vgl. d’Elvert, „Schriften der hist.-stat. Sektion“, Bd. 3, S. 1—40. ol Wenzel Freyherr von Widmann wurde von Ihro M(ajestät) zum Obristlandrichter ernannt. Ich will mich hichrinfalls etwas ausführlicher äusern!). Der Vater des Obristlandrichters (Johann Anton) Widmann ware Secretarius bey dem Obristkanzler Graf Schlick, und hihrnach Hofrath, wurde von Carolo VIto in Ritter- stand erhoben und starb in Wienn. Er hinterließ 3 Söhne, welche er mit seiner Ehegemahlin Keker von Löwenegg erzeuget hat, näm- lich Wenzel, Leopold und Joseph Freyherren von Widmann. Anno 1739 kamme der ältere nach Brünn und wurde bei dem K. Tribu- nal angestellt, machte eine 2 jährige Reyß, wurde in publicis und bey dem Landescommissariat in Mähren gebraucht und anno 1746 mit seinen Gebrüdern in Freyherrnstand erhoben. Anno 1748 wurde Fried, der Graf Haugwitz führte ein neues Systema ein, der Waenzel Widmann suchte sich empor zu bringen, wurde aber durch den T(ribunal) Kantzler Freyherrn von Blümeggen contercarirt, er ent- schlos dahehro das um 74.000 fl. von der Gräffin Palfy erkaufte Guth Platsch seinem jüngeren Brudern zu überlassen, resignirte die Landrechtsbeysitzerstelle en faveur seines jüngeren Bruders Joseph, und suchte in Gesandschaffien gebraucht zu werden. Der kayser- liche Hof verschiekte denselben als Minister an den fränkischen Kreyß, mann ware mit ihme so wohl zufriden, daß ihme auch der Bayerische Kreyß anvertraut wurde. Anno 1756 entstandt der Krieg, seine Gegenwart war bey der Reichsarmee nöthig, er wurde dahin beordert und wohnte der Bataille zu Roßbach anno 1757 bey. Der Graf Louis Podstatzky war in seiner Abwesenheit Minister am ehurbayerischen Hof ernannt und brachte es durch die Protection des Reichsvicekantzlers Fürst Colloredo dahin, daß auch der B. Wid- mann nach geschlossenem Frieden von München entfernt lebte und in der wirtembergischen Angelegenheit eben damalens gebraucht wurde, als der Graf Podstatzky die Ehebündniß mit dem Römi- schen König Josepho und der Printzessin aus Bayern Josepha in München richtig stellete. Der Freyherr von Widmann, welcher das seinige verzehret hatte, begehrte seine Zurückberuffung aus seinem Gesandschafftsposten, seinem Begehren wurde willfährt, er erhielte im Oktober 1766 seine Abschiedsaudientz in München, der Chur- fürst verlor ihn ungern, und wurde darauf zum Obristlandrichter 1) Die folgenden Angaben ergänzen und berichtigen die oben zitierten Daten von d’Elvert. D2 in Máhren ernannt; ein geschickter Kopf, der vor die grobe Welt taugt und eine gutte Beredsamkeit besitzet, auch der französischen Sprach wohl kundig ist. Von dennen Veránderungen oder neuen Gesetzen in publicis cammeralibus et judicialibus. In Wienn blieben alle Stellen in statu quo, und behielte die Rechenkammer und der Banco noch immer die Oberhand über die böhmische Hofkantzley und ein großes Ansehen. Im vorigen Jahr wurden alle Interessen à 4 Per cento redneirt, und 6 und 5 per cento privilegirte Pamatken aufgekündiget, und von dem Banco bezahlet, es blieben dahehro noch diejenige Pamatken zu zahlen übrig, welehe nicht privilegirt waren oder wenigstens nicht davor von dem Hof wollten angesehen werden. Vermög eines Hofkammer- deereti vom 30ten April wollte die Kammer, daß die Stände gegen gewisse Fonds diese ohngefähren 7 Millionen bestehenden ärari- schen Schulden übernehmen sollten; mann schlug es ab, weilen diese Verordnung nicht durch die behörige Stelle dennen Ständen zugekommen und theils weilen die Fond vor sich zu Abstoßung des Capitals nicht erkleklich waren. Ihro Mt. geruheten auf diese ständische Vorstellung dem Staattsminister Grafen Blümeggen, wel- cher sich in Lettowitz befand, den Auftrag zu machen, daß er sich nach Brünn begeben und solches dennen Ständen vortragen möchte. Der Graf Blümeggen langte den 3ten September in Brünn an und wurde der Auschus bey dem Herrn Landeshauptmann gehalten, die Sach durch den Grafen Blümeggen proponirt und erfollgte die ständische Erklärung, wienach sie gegen 4 per cento Coupons auf eine !/,jährige Aufkündigung gestellt die Ärari Schullden über- nehmen wollen. Mann schritte zu Werk, und wurden im November derley Pamatken gegen Coupons ausgewechselt, nur bin ich be- gierig, ob die Zahlung den nesten November 1768 follgen wird. Zweytens wurde dennen Ständen verhoben, daß sie zu den Auschus im Voraus viele Zeit die Vota sich colligiren, auch die Ritterschaft neuerinneret, daß sie die Landtäge fleißiger frequen- tiren sollen. Drittens wurde nach erfollgter Genesung ihrer Mt. der Kay- serin von dennen Blattern die Trompeten und Pauken auf dem Land und in dennen Stätten an großen Festiviteten in dennen Kirchen und Processionen zu gebrauchen erlaubet, welches vor einigen Jahren eingestellt ware. Viertens: der Verboth, die rohe Häuthe des gefallenen Horn- viehs nicht verkauffen zu dörffen, wurde eingestellt und solches jedermann erlaubt. 5tens: wollte ihre Mt. eine Länderbanqueeinführung unter der Guarantie aller ihrer Erbländer, dazu sollte von jedem Land ein Deputirter nach Wienn abgeschickt werden. Mann machte ständi- scher seiths Vorstellungen dargegen, welche aber sich auf schlechten Grund fußeten. Mann schritte in Wienn zu Werk und wurde der Obristlandrichter Freyherr von Widmann auf Recommandations- schreiben des Obristkantzlers zum mährischen Deputirten ernannt, als hernach die Länderbanqueeinrichtung, dessen Urheber der Rechnungskammerpräsident Graf Sintzendorf gewesen, durch ein diesem Präsidenten zum Lob gereichendes Reseript gäntzlich auf- gehoben worden. Von dennen Veränderungen zu Rossitz. Der bishörige Amtmann Dolack suchte die Oberamtmanns- stelle bey St. Anna unterderhand, und da er dessen versichert ware, kündigte er mir den Dienst auf. Ich wollte ihn in seinem Glück nicht hemmen und besorgte mich um einen neuen Amtmann; unter verschiedenen Subjeetis wählte ich einen gewissen Thomas Ferdi- nand Sauer. Der Joseph Dolack ist ein geschiktes Subjeetum, wel- ches einer der grösten Herrschafften vorzustehen in Stand ist. Er hat viele Einsicht und noch mehr Färtigkeit gehabt; zuletzt aber war er dem Spiell ergeben und dem Zorn, in seiner Reyttung ist er richtig befunden worden. Rossitz hat demselben die Verbesse- rung deren Ackern, die Viehzucht und eine gutte Eintheilung in der Roboth zu danken, allein die Wällder hat er ohnordentlich im Stammholz geschlagen, mehr den Kaiffer zu gefallen als zum Nutzen der Obrigkeit, und wodurch viele Spiegelle in Wälldern verursacht, die Diebstähle aber dadurch vermehrt. Der Neslowitzer Wirth mag denselben nicht umsonst einen Fasching gegeben haben. Indessen seynd gar keine Beschwärden wider ihn hervor gebrochen. Johann Neugebauer ware Rendmeister und Johann Sovarek Kastner, mit dem letzteren ware ich wegen seiner Faulheit nicht zufrieden und wollte ihn entlassen, er kame mir aber vor und kündigte mir den Dienst auf, weilen derselbe nach Luhatschowitz 54 als Rentmeister befördert warde, ich nahme die Auffkiindigung an, und unter vielen Competenten um die Kastnerstelle habe solche dem Joseph Krscheck conferirt, einem ledigen Menschen, welcher die Wirthschafft zu verstehen mir anscheinete. Johann Klein ware Oberjäger, welcher gutt durch Anleitung des neuen Amtmanns Thomas Sauer zu operiren anfinge. Der Pfarrer Johuda war noch immer blind, der bisherige Administrator Mathias Techt wurde anderwärts befördert, und der P(ater) Casparus Widliezka erhielte im Herbst vom Consistorio die Administration tam quoad spiritualia quam temporalia und wurde demselben alles ordentlich übergeben. Mit diesen Subjectis ware die Herrschaft Rossitz bestellt. Nun schreibe ich weiter. Von denen in anno 1767 neu auffgeführten Gebäuden “und sonstigen Wirthschafftseinrichtungen in Rossitz. Die Rzizker Schafflerey war zur Halbscheyd mit einem Ziegel- dach versehen, die andere Halbscheyd aber mit Stroh gedeckt, und die Wände waren von Holtz. Ich ließe das Dach abtragen, einen neuen Dachstuhl verfärtigen, mit Ziegel eindecken, die Wänd von guttem Zeug auffmauern und des Schafflers Wohnung durch eine Feuermauer separiren; dieses ist das erste Gebäu, was ich in Rossitz unter einem Ziegeldach gebracht habe, und da eben allda ein allgemeiner Fußweg aus Böhmen gehet, so ließe ich in der Schafflers Wohnung einen neuen Keller graben, und führte daselbst im Monath Junio einen Bierschank ein; in allem wurden 3 Vaañi ausgeschänkt. Der Rzizker Meyerhof und Schafflerey, welehe von gutten Zeug erbauet, werden viele Zeit keine Reparation brauchen. Des Womitzer Brethschneider Wohnung ware sehr baufällig, und da derselbe zugleich Bleicher ist, so getrauete er sich nieht die Leinwand in ein baufälliges und dennen Diebereyen ausgesetztes Orth zu übernehmen. Dieses veranlassete mich, in dem Bleichplan, welehen ich allen Fleißes seubern und umzaunen ließ, auf meine Unkosten vor den Bleicher eine Wohnung auffzubauen, welche in einer Kuchel und Zimmer vor dem Bleicher, dann Kammer zu Auffbehalltung der Leinwand bestande. Das Gebäu führte ein Unterthan auf und brachte es mit End July zu Stand, vor den Kessel wurde noch eine Bleicherhütten errichtet, und auf solche Art die Leinwand in Sicherheit gebracht. Dieser erriehten Bleieh hinter dem oberen Womitzer Teucht DO follgte die Hehrstellung einer Färberey in Augusto, maben es all- zuhart vor meiner Fabrique gefallen, sich allemal nach Eybenschitz um Färbung eines Garns zu begeben, zu geschweigen wienach das Gelld vor den Färber und der Circulation von Rossitz gebracht worden. Die Färberey wurde auf 3 Kesselln durch den Oslawaner Maurermeister vollständig mit End September hehrgestellet, die Wohnung aber vor den Färber, als zugleich Obermeister unter das Dach gebracht, nicht aber völlig verputzt, noch die Zwischenmauern hehrgestellet. Der Thiergarten war voriges Jahr ’/,tel mit einem neuen Planken umgeben. Die annoch abgängigen ?/,tel ließe ich heuer vollkommen herstellen, ich brauchte mich diesfalls der Roboth, bezahlte aber den Zimmermann, dessen Arbeit — fl.!) betragen hat. Dieser vor die Hirschen erhöhte Planken hatte zum Gegenstand meine Be- lustigung, und um in der Hirsehprunfft die Hirschen in mein Schloß srollen zu hören. Ich ließe im Sommer an der Oslawaner Grenitz das Rothwilld einfangen, worzu ich mich Eichhorner Zeug bediente, und ware der Willdbestand follgender mit End December 1767. Als: Sendige Hirschen .“. . . 2 | Don 0 L Eau Summa-6. Hirschen. Spisser Hal | Alte Thier . . 8 | £ 2 ; S a 11 Stück. Schmallthier . ve | LE EN < Hirsehkälber . „© | 1 IE S a 7 Stück. Thierkälber 4 | SA ; Der gantze Hochwilldbestand 24 Stück. Von Tändelle (?) ließe ich einige beträchtliche Anzahl ausehielen, und verschenkte einige dem Grafen Sintzendorf nach Eiehhorn, dennoch blieben 12 Stück übrig, mithin ware der Thiergarten mit 36 Stück in all und jedem besetzt. Das Hochaltar in der Pfarrkirchen kame auch im September zustand und wurde allda den 23. September am Fest der heiligen Teela das erste Mal eine Meß und Amt gelesen. Dieses von Grund auf neu aufgerichte Altar hat 500 fl. gekost und ist lauter guttes Golld darbey. Der untere Womitzer oder sogenannte Mühlteucht benöthigte eines neues Fluder, solches wurde dahehro gantz neu verfertigt und mit neuen Brettern dann Latten versehen. 1) Nicht ausgefüllt. 56 Der Chrastower Mühlteucht ware sieder 6 Jahr oed, und konnten wegen des gäntzlich eingegangenen Fluders, abgerissenen Thams und zerfallenen Zapffenhaus keine Bruth auffbehallten wer- den, ich ließe diesen Teucht durchgehends auf ein und bey den Zapffenhaus auf 3 Stich aufführen, den Damm mit dieser Erden erhöhen, das Fluder gantz neu verfertigen, mit Pfosten belegen und das Gartel und Zapffenhaus repariren; dieser Teucht wurde im No- vember gäntzlich hehrgestellt und angelassen und wird das kümff- tige Jahr mit Bruth angesctzet werden. In Babitz ließe ich ein zerfallenes Bauernhaus hehrstellen. Das neue Gebäu auf der Butschin ware zwar gäntzlich hehrgestellt, Jedoch fehlte es demselben an der ohnentbährlichen Einrichtung, ich ließe dahehro das nöthige Holtzwerk an Tisch und Seselln, nicht minder das Eysenwerk in der Kuchel verfertigen und hinauf transportiren. In Rossitzer Schloß wurden die alten Spallier neben den ge- mahlenen Taffelzimmer abgenommen und mit Wienner Spalliers ersetzet. Die bey denen Mayerhöffen und Schafflereyen befindliche Obstgárten waren mit sehr wenigen Obstbäumen versehen, und im Rossitzer Schloßgarten fehlete es an derley jungen Bäumen nicht; ich ließe im Herbst 350, sage dreyhundertfünffzig Stück derley Bäumer ausgraben und in die Meyerhöffegärten durch den Gärtner Istler versetzen, meistens Zwespen, welche keine besondere War- tung brauchen. In Augezd in der Gartenbreiten und in Rzizeck wurden in allen 2*/,tel Metzen Leinsaamen angebauet. Der erzeugte Flachs muste voriges Jahr obenhin gedörrt werden, dieses bewoge mich, auf der Augezder Huthweyd ein Brechelschupffen und Dörr- haus zu erbauen. Das Gebäu kame im September zustand und ginge die Dörr vom Flachs und das Prechelln wohl von statten. Diesen Vorschlag habe meinem neuen Amtmann Thomas Sauer zu verdanken gehabt. Der Postmeister machte schon lang eine Anforderung um eine Scheuer, diese wurde endlich in Majo demselben hehrgestellt, mit- hin hat die Obrigkeit ihre Verbindlichkeit erfüllet. Die Womitzer Gemeinde mißbrauchte sich der Huthweyd bey dem oberen Womitzer Teucht, ich stellete ihr solches ein, endlich wurde die Gemeinde zu Abreiehung eines Zünnß von 8 fl. an- gehallten. 97 1768. Von der Jahreswitterung. Obwohlen die Källte dem vorigen Winter bey weiten nicht nachgekommen, so ware doch in Januario alles zugefroren, und die Fellder mit mässigem Schnee bedecket. Der unter dem 23ten Fe- bruar eingefallene wäßrige Schnee aber verursachte das Zergehn des Eyß, zu diesen stoßete ein anhaltendes Regenwetter, mit wel- chen der Winter sich beurlaubte; obwohlen Anfang Mertz eine nicht lang anhalltende Källte einfiele. Der November und December waren keine kallte und frostige Monathe, so daß mann weder Eyf einführen konnte, mithin der Winter vor sehr gelind zu rechnen ware. Das Frühjahr war sehr naß und kallt, und fehlete es nicht in April an Reyffen, welche das Auschlagen derer Bäumen ver- hinderte. Die ersten 4 Tage des Maymonath waren außerordentlich warm, wie im höchsten Sommer, die Bäumer fingen an heuffig auszuschlagen und die Obstbäumer zu blühen; allein den Sten May fiele ein naßkalltes mit starken Reyffen vermengtes Wetter ein, welches dem Weinstock, den blühenden obsttragenden Bäumern und denen Eichelln in dennen Walldungen großen Schaden verursachte und die letzten vollständig zu grund richtete. Der Junius war meistentheils kühl, der Julius warm, in Augusto trockene und warme Witterung, welche das Zwybrachen verhinderte, in September waren kühle mit Regen vermengte Tage, der Oktober war anfangs sehr schön und angenehm; den 23. und 24ten aber fiele ein so kaltes Wetter ein, daß es Eyß gefroren einen kleinen Finger diek. Der Lhotter Mühlteucht ware gäntzlich zugefroren. In November und December läugliches Wetter, gar keine Källte, kein Eyß noch Schnee. Das 1768te Jahr bestande dahehro in einem sehr gelinden Winter, kallten Frühjahr, mittelmäßig heißen Sommer und ziemlich angenehmen Herbst. Die Felldfrüchten seynd mehr als mittelmäßig, das Obst gar nieht, der Wein sehr wenig aber doch gutt, und der Flachs ziemlich wohl gerathen, welcher in seinem Preyß sehr hehrabfiele und zwar 5 fl. der Centen schlechtester Gattung von den Bauersleuthen verkauffet wurde. Von dem Körnerpreyß in Brünn. Der N. 0. Metzen Waitzen wurde in Brünn zu 2 fl. 18 kr., 12 kr. und 2 fl. bezahlt, das Khorn zu 1 fl. 24 kr. und 1 fl. 30 kr., 9 5 ( die Gersten zu 1 fl. 15 kr., 1 fl. 12 kr., der Haaber zu 36 und 42 kr., die Arbel und Linsen zu 1 fl. 39 kr.. 1 fl. 45 kr., das Vaaß junger Wein wurde von der Preß zu 40 fl. bezahlt, die gutten Ge- birge aber verkauffte es zu 60 fl. Von dennen geist- und weltlichen Vorstehern im Land. Maximilian Graf von Hamilton war Bischof zu Ollmitz und regirte in aller Frömigkeit mit seinem Thiologo, dem Capuziner Deicola sein Bißthum. Franz Anton Graf Schrattenbach war Lands- hauptmann und Goubernialpresident, dessen patriotischer Eyffer vor das Land die Erhöhung des ständischen Consumo nicht haben wollte. Die Befreyung von der Strassen Coneurentzbau hat das Land ihm zu verdanken. Ignatz Graf Berchtolld war Obristlandkäm- merer, Wentzel Freyherr von Widmann Obristlandrichter, Christoph Graf Bliimeggen Landsunterkämmerer, Heinrich Hagek von Walld- stätten Obristlandsehreiber und Cajetan Graf Kollowrath Comman- dirender im Land. Von denen Landesanlaagen pro anno militari 1768. Gothfried Graf von Walldorf!) und Xaverius Hagek von Walld- stätten Obristlandschreiber im Markgrafthum Mähren waren Land- tagscommissarien; die Landesanlagen waren eben diejenigen welche bereits durch das Systemalpatent von anno 1748 reguliret worden. Hiehrzu wurde die Schullden und Pferdtsteuer iure regiö ausge- schrieben, dem Unterthan aber an Supererogatis ein Quantum boni- fieiret und von der Contribution abgeschriben. Von dem Vichumfall im Land und anderen Landesplagen. Obwohlen es da und dorten am Hornvichumfall nicht fehlete, so war doch der heurige Vichumfall dem vorjehrigen beyweiten nicht gleich, dahingegen haben die Wassergüsse großen Schaden verursacht. Unter die Landesealamitäten ist auch zu zählen, das den 27. February um °/, auf drey in der Nacht entstandene Erd- büben?), welches 2 Secunden aber nur gewehret hat, in Alltbrünn soll es einen Camin umgestürtzt haben, in Rossitz, Trebitsch war 1) Vgl. d’Elvert im Notizenblatt 1862, S. 73. 2) Eine Notiz darüber findet sich bei d’Elvert, Erdbeben in Mähren, im Notizenblatt 1855, S. 15. 9 es auch zu hören, zu Wranau aber störker. Eben zu jener Zeit ware es zu Wienn, Mährisch Neustadt, in welchen letzterem Orth es besonders großen Schaden verursacht hat. In Wienn wurden offene Gebetter angestellet, um den Zorn Gottes von uns Menschen abzuwenden. Von dennen Feuersbrünsten im Land. Die Stadt Neutitschein hat hiehrinfalls den 9.ten Juny einen überaus großen Schaden erlitten, über 300 Häuser wurden durch die Wuth des Feuers verzehrt, eine Menge Garn, Tuch, Farbzeug, Werkstätte ginge in Rauch auf, mann kann billig den Schaden über die 200.000 fl. rechnen; Neutitschein hörte von dieser Zeit auf ein Halsgericht zu seyn, weilen es die erforderliche Außlaägen nicht bestreitten könnte, und verlohr viel in seinem Handel. Die Neutitscheiner treiben einen starken Handel mit Tüchern nach Ungarn, die Schönfärber allda seynd berümt!) / Von einigen Todtsfällen im Land. Den 15ten May um !/,12 Uhr vormittag ginge die Alexandrina Gräffin Althann, geborene Freyin von Blancard in Brünn an einer Abzehrung mit Todt ab, ein Spiegel der Tugend im 38. Jahr ihres Alters, von jedermann inniglich bedauert. Lebe mann so christlich als wie sie, so kann mann sich auch eines so standhafften in dem göttlichen Willen ergebenen Todts vertrösten; sie ist in Gruspach begraben. Den 7ten Juny abends ist der Johann Baptist von Schmeltz- dorf Kreishauptmann des Brünner Kreyses in einem Alter von ohn- gefehr 65 Jahren mit Todt abgegangen. Er hat den Ritterstand auf sein Geschlecht gebracht, Mauth und Contributionseinnehmer in Sehlesien, sonach Kreyshauptmann zu Iglau, verwalltete sehr wohl seine Ämter, ein aufgewecktes offenes Genie, gallsüchtig, in etwas eigennützig. Er besasse mehr prudentiale als judiciale und ware dahehro geschikter ad publica als ad judicialia. Seinen aus verschie- denen Ehen erzeugten Kindern hat er gar kein Vermögen hinter- lassen. i Den 15ten Dezember stirbt der Landesadvocat Sultzbeck in Brünn, ein gelehrter, christlicher, bescheydener, ohneigenniitziger 1) Vgl. I. Beck, Geschichte der Stadt Neutitschein, S. 259. 60 Mann, fleißiger Advocat, die Stellen haben an ihn ohngemein ver- lohren. Crescentia Gräffin Berchtold, verwittibte geweste Ottislav!), gebohrene Herrin von Peterswalld, ginge zu Buchlau ab intestata mit Todt ab, und solchergestallten kamm Buchlau auf die Graffen von Berchtold, eine Herrschafft von 350.000 Al. ?). Der Freyherr von Forgatsch?) ginge auf seinem Guth Waltsch Znaymer Kreyß mit Todt ab. Er war vormals ein Dragonerofficier, in seiner Jugend lustig; seine erste Gemahlin war eine Brabenskyn, die 2te eine Zablatzky, welche noch bey Leben, mit beyden hat er bis 20 Kinder erzeuget. Von verkaufften oder sonst transferirten Herrschafften und Güthern. Das Guth Rüschitz Znaymer Kreyß wurde von denen gräflich Maquirischen Erben dem Jacob Freyherrn Mae Elligott und dessen Schwester Catharina Freyin Mac Elligott stante concursu creditorum per contractum privatum an den General der Cavallerie Carl Marquis de Ville um 62.000 fl. verkaufft, und den 1ten May von dem Herrn Keyffer in Besitz genommen). Die Herrschaft Ungarschitz Znaymer Kreyß wurde von dem Graf Nimptsch an den Graf Colaldo um 300.000 fl. verkaufft, dieses Corpus wurde sonach von ihro Majestät zu einem Fideicommisso familiae Colaldianae allermildest erhoben). Das Fideicomißguth Wiese Iglauer Kreyß wurde von dem Dominic Graf Kaunitz-Ritt- und Questenberg an den Joseph Frey- herrn von Widmann salvo consensu regio um ein Quantum von 154.000 fl. käufflich überlassen, nebst 300 Ducatten Schlüßelgelld®). Den 31. May hat die Gräffin Nadasd gebohrene Gräffin Er- dödy das in Hradischer Kreyß situirte und dennen Schaffenburgi- schen Pupillen gehörige Guth Zieranowitz . .. per licitationem um 50.100 fl. an sich gebracht, nebstdem aber sich erheischig gemacht, die Fundation des Localeappellans von 5000 fl. über sich zu nehmen’). 1) Vgl. Notizenblatt 1869, S. 86. 2) Vgl. Leopold von Berchtold, Die Burg Buchlau, Brünn 189. 5) Anton Ignaz, vgl. Notizenblatt 1875, S. 33. i +4) Vgl. oben S. 50. 5) Vgl. Wolny, Markg. Mähren III, 540. 5) Ebenda VI, 617. 7) Ebenda IV, 529. 61 Das Guth Waltsch Znoymer Kreyß wurde verkaufft... per liei- tationem in Octobri, und die Frau Wittwe hat es um 80.000 1. erstanden). Die Herrschaft Czech Ollmitzer Kreys una cum appertinentys hat der Besitzer Georg Freyherr von Grechtler per contractum pri- vatum an den Duca di Sylva Taroucca gewesten niederländischen Kantzler um 300.000 fl. überlassen ?). Von dennen Standeserhöhungen und Standesveränderungen. Christoph Freyherr von Blümeggen wurde in den Graffen- stand in Martio erhoben nebst seinem Bruder dem Bischof von Königgrätz Hermann Blümeggen, da schon vor 10 Jahren der älteste Bruder Heinrich den Graffenstand erhalten hatte; das Ge- schlecht derer Blümeggen, welches auß Westphalen entspringet, kann nicht besser als durch follgende ohnparteyische Tabella ent- worffen werden’): Joannes à Blömeken, Gem. Margaretha v. Schlaun ne Theodorus à Blömeken, Gem. Anna Margaretha von Töttig Hermannus Isidorus à Blümegen, wurde von Carolo 6to in den Freyherrnstand erhoben, Caroli 6ti Reichshofrath und Hofrath, wird Landmann in Böheim und Mähren und Österreich, erkaufft Letto- witz, Gem. Genoveva Isabella à Deurnig N — Henricus Cajetanus erster Graf Christoph wird Graf Hermannus Blümegen, Kantzler bey dem 1768, Landesunter- Bischof zu K. T. Landeshauptmann und kämmerer, Geheimer Königgrätz. Representations-President, Rath. Gem. Aloysia Staatsminister 1760. Groß- Gräfin Herberstein Kreutz des stephansordens. ‚> 2... ., o Yes = s Gem. Antonia Freyin Chorinsky ” Söhne, 4 Töchter. A Sohn geb. 1756 nebst 4 Töchtern. Den 13ten April hat der Otto Graf von Schrattenbach, des — 1) Ebenda III, 170. 2) Ebenda V, 236. 3) Notizenblatt 1866, S. 17, weicht in einigen Namen und Daten ab und ist viel ausführlicher und genauer. 62 Landeshauptmannes ältester Sohn, die Fräule Isabellen Gräffin von Stahrenberg geehliget. Das Versprechen wurde in Wienn, die Hochzeit zu Pottendorf vollzohen. Die Gräffin bliebe von der ersten Nacht schwanger und wurde in Gratz den 6ten Deeember mit einer Tochter entbunden. Den 28ten Augusti hat der Obristlandschreiber von Walld- stätten, ein bescheidener Mann von 58 Jahren die Fräule Barbara Articosi geehliget, welehe nur 21 hat; die Copulation geschah in Brünn in des Bräutigams Haul. Den 30ten Augusti hat die Fräule Gellhorn den Baron La Motte zu Craft geehliget, sie ware eine kleine Schönheit, er ist schwartz wie ein Mohr. In Aprili wurde der Baron Johann Mittrowsky von ihro Mt. zum Gubernialrath ernannt, der Marquis de Ville erhielte allda das Votum deeisivum ohne Beysitzerstitel. | In Julio hat der Prosper Graf Berchtold eine getauffte Jüdin geehliget, die Kinder ersterer Ehe wurden demselben abgenommen. Im November wurde der Consessus commercialis durch 3 neue Räthe vermehrt: den Freyherrn von Mittrowsky, mich und den Freyherrn von Tauber!). Den 9ten November habe ieh Session allda genommen. Die Goubernialräthe von Tauber und Procop von Rabstein wurden Alters und Krankheits halber jubilirt. Ansonsten ist den l4ten Augusti der T(ribunal)assessor von Kranichstaedt von einem Schlagfluß berühret worden. Von dennen Verordnungen oder neuen Gesetzen in publicis, cameralibus et judicialibus. 1. Die in vorigen Jahr angestellte Öconomiecommission bey den Kriegsdepartement kamme in ihre Reyffe. Alle Cassen wurden dennen Regimentern abgenommen, in Brünn und Iglau die Mondurs- magazins errichtet, und von der in Mähren angestellten Commission nicht nur die 11 Regimenter hihrlandes, sondern auch einige in Böhmen mondirt. Mähren hat an Leinwand, Tüchern und Leder- werk über 1200000 fl. empfangen von dem Militari; die Schuster und Schneyder wurden auf dem Spillberg einquartirt?). 1) Franz Erdmann, Notizenblatt 1882, S. 9. 2) Vel. G. Trautenberger, Chronik der Landeshauptstadt Brünn IV, S. 108. 2. Die Huthweyden wurden vor das Rindvieh gäntzlich vi reseripti und Patent cassirt, zu dessen Ausübung aber ein Jahr einberaumt worden, und dieses hauptsächlich von darumme, weilen der Viehumfall dennen Huthweyden zugeschrieben wurde. 3. Zur Erziehlung verschiedener Öhlsaamen wurde ein ge- drucktes Büchel im Land publieirt. 4. hat der Hof einen geschikten Steinkohlenverständigen nach Mähren abgeschickt, welcher vornämlich die Gegenden an Hand geben sollte, wo Steinkohlen befindlich seyn dürfften; zweytens aber sollte derselbe angeben, wie Ziegel, Bier, gebrenet und ver- brauet werden könnten mit Steinkohlen. Zu diesem End wurden besondere Ziegelöffen erbauet. Die in Oslawan befundene Stein- kohlen wurden vor die ausgiebigsten von ihme anerkannt, der Metzen in loco wurde zu 21 kr. bezahlt und man bediente sich derselben in Brünn, Znoym mit glücklichen Erfollg. 5. Alle Gattungen gantz und halbwollener Waaren wurden in Mähren einzuführen verbothen, und aller Vorath denen Kauf- und Handelsleuthen sigillirt; dieser Vorath hat in Mähren gegen 100000 fl. betragen. Wann der Hof von seinem Resoluto nicht ab- weicht, so werden die Wollenfabriquen im Land emporkommen, worunter die Tuleschitzer und Mährisch-Neustädter Fabriquen, welcher letzteren der Commereialrath von Nowak als Director vor- gesetzt worden mit 1600 fl. Gehalt, ein besonderes Augenmerk ver- dienen. Und da 6. der Handelsstand in Brünn, mit dem von Kôüffiller!) die Feintuch- und Plüschfabrique in der Neugassen übernommen haben, so wird andurch der Ausfluß des Gelldes vor die fremde feine Tücher wenigstens vor das M. Mähren vermieden werden?). 7. hat der Znoymer K(reis)richter von Geisler die üble Ge- baarung mit dem Consumo in Mähren ihrer Maj. angezeigt und es ohngeachtet des Protestiren deren mährischen Ständen dahin ge- bracht, daß ihm die Administration dieses Gefälls von der k.k. Hof- kammer anbetraut worden. Vermög des abgeschlossenen Contracts hat der Geisler die Halbscheyd des Gewinns mit denen Ständen 1) Vgl. 0. Meister, Johann Leopold von Köffiller und die Anfänge der Brünner Tuchindustrie, in der Zeitschrift d. deutschen Vereines f. Gesch. Mährens und Schlesiens, Jahrg. XX, S. 57 ft. ?) Hiedurch wird die Angabe bei Trautenberger a.a. 0., S. 108, zum Jahre 1767 ergänzt und berichtigt. 64 zu theilen, der bisherige Administrator von Hassenwein!) aber wurde seines Dienstes entlassen. 8. Bey der Wegdirection haben zwar die mährischen Stände es dahin gebracht, daß der Herr von Moser dem Graf Korzensky als mähr. Landstand quä Condirector mitgegeben wurde; dahingegen aber hat der von Moser eine abscheuungswürdige Schrift wider den mährischen Gouvernio, dessen Stände und Presidenten bey ihro Majestät eingebracht, dawider eine triftige Vorstellung von seithen der Herren Stände und des Gouberny erfollget; die Stände wurden aber sonach abgewiesen, andurch aber der Moser in seiner unordentlichen Administration noch mehr bestärkt. 9. In November wurde der Status des Stifft Raygern auf ge- machte Vorstellung des Prälaten durch den Brünner Kreyßhaupt- mann Grafen Carl Zollern untersucht. Von dennen Veränderungen zu Rossitz. Thomas Sauer im vorigen Jahr auffgenommener Amtmann, stande der Wirthschafft vor. Die Verhüttung deren Holtzdiebereyen, die Beanbauung deren Felldern ließe er angelegen seyn; dennen Jägern und Hegern ware ein besonderer Distriet im Walld zu be- sorgen anbetraut, und somit die Diebstähle leichter verhüttet. Jo- hann Neugebauer ware Rendmeister und Fabriquedirector, Joseph Krscheck Kastner, Johann Klein Oberjäger. Der Pfarrer Johuda ware noch immer blind. Der P. Casparus Widliezka ware zwar Administrator in spiritualibus et temporalibus, allein die Weit- schichtigkeit derer Orthschafften, welche zu 1 Meyl von Rossitz entfernet waren, brachte mich zu der Entschließung, einen Cappel- — lanum localem in Popowitz mit Zuthat des Pfarrers und deren Unterthanen zu stifften. Ich ware auch so glücklich, daß a prima im October 1768 der Localeappellan dahin fundirt wurde, obschon derselbe zur Zeit noch in Lukowan wohnen muste. Das Gebäu vor den Schullmeister wurde aber in October in loco Popowitz durch die Gemeinden vollkommen hehrgestellt, mithin hat dermalen der Rossitzer Pfarrer den Markt Rossitz und Pendorf, Womitz, Tetschitz und Babitz, der neue Localcappellan aber Popowitz, Lukowan, Przibram, Zakrzan, Augezd und Jacubaw zu besorgen. 1) Vgl. Notizenblatt 1882, S. 61. 65 1769. Von der Jahreswitterung. Das 1769te Jahr fiele mit einer ziemlich großen Källte im Monath Jenner ein, alle Teuchte waren zugefroren, und der in halben Jenner eingefallene Schnee ware vor die Fellder sehr gutt. Allein die Källte ließe balld nach. Den 9ten Februar fiele ein mit Regen vermengtes Schneewetter ein und den 20. beurlaubte sich der Winter mit dem Schnee gántzlich. Der Martius ware naßkallt. Der April verursachte Reyff, durch die eingeffallene vielfältige Regen. Der Maymonath kühl, der Junius in seinem Anfang kühl, zu End aber sehr warm mit starken Gewittern vermengt, der Julius ware meistentheils nicht gar warm, dessen End aber mit bestän- digen Regen vermengt, wodurch der Waitzen auf dennen Felldern meistens ausgewachsen. Ebenso war der Augustus bies gegen die Mitte des Monaths, wo warmes Wetter eingefallen, man machte sich Hoffnung auf den Weinstock. Der September war ein mit Regen und Nebelln vermischter Monath und hatte wenig Reyff. Der Oc- tober ware mehr angenehm als widerwärtig, der November wieder seine Gewohnheit kühl und trocken. sehr wenig Reyff. Im December ware es anfangs kühl, in der Mitte fiele ein Frost ein, gen End desselben naßkalltes Wetter und war die Weyhnachten so beschaffen wie es um Ostern zu seyn pfleget. Überhaupt aber ware ein mässi- ger Winter, nieht gar angenehmes Frühjahr, eine nicht gar stark anhalltende Hitze im Sommer, ziemlich angenehmer Herbst. Das Obst ist ziemlich gerathen, meistens die Carlatten, die Pfirsching in Rossitz wurden aber gar nicht zeitig, weilen im September die Hitz nicht hinlänglig und anhaltend gewesen; der Weinstock ist sehr mittelmäßig gerathen, und der Wein ware sauer. Ich habe doch das Vaaß jungen Wein nicht höher als loco 24 fl. bezahlt. Der Flachs ist mehr als mittelmäßig gerathen, und wurde zu 8 fl. der Centen von dennen Bauersleuthen verkaufit. Das Garn, die Leinwand und alle Leinenfabricate seynd in Preyß herabgefallen. Das Getreyd war in Schocken ausgebiger als vorigen Jahrs, nicht aber in der Schüttung. Der Waitzen hat wegen der starken Regen in Schnittzeit viel gelitten und ist namhafft ausgewachsen, demnach ist das Körndl in Preyß gefallen und ware theuerer nach dem Sehnitt als im Frühjahr. Zeitsehrift des mähr. Landesmuseums, XVI, 5 66 Körnerpreyß in Brünn. Der N. 0. Metzen Waitzen wurde in Brünn zu 1 fl. 45 kr., 11. 42 kr. und 1 1.90 kr, das. Khorn zu 11.92 7 ee Gersten zu 1 fl, 1 fl. 3 kr., der Haaber zu 30 und 33 kr., Arbeß und Linsen aber zu 2 fl, 2 fl. 30 kr. bezahlt. Das Vaaß Wein gutten Gewäächs zu 60 fl. Der Hopfen hat meistens mißrathen und wurde der Metzen zu 3 fl., auch 4 fl. verkaufft. Von dennen geist- und weltlichen Vorstehern im Land. Maximilian Graf Hamilton war Bischof zu Ollmiitz; Frantz Anton Graf Schrattenbach war Landeshauptmann und Gubernial- präsident, welcher zu End des Jahrs wegen seiner Liebe zur Gerechtigkeit sich gewissermassen die Ungnade der Souverainin zugezohen. Dazu gaben follgende 2 Begebenheiten den Anlass. Frantz Palkl von Sternfeld, ein Calviner von seiner Geburth und Kämmerling bey der Landtaffel hatte einen sündhafften Umgang mit seinen Dienstbothen. Die Eltern deren geschwächten Persohnen zeigten die Sach bei ihm, Herrn Landeshauptmann an. Derselbe fande in seinem Gewissen verbunden, die Sach ihro Majt. anzu- zeihen und machte Vorschlag, womit durch Niedersetzung eines iudieii delegati dem Sternfeld constituirt würde, der Hof hatte die Sache beangenehmiget und als Beysitzer des Judieii den Baron Astfelld, mich Hauspersky und Obristlandschreiber Waldstätten und den v. Langer ernannt. Dem Sternfelld wurde im November der Hausarest andietirt und als was angezeyget worden, war nur gar zu wahr. Dennoch muste der Landeshauptmann durch ein Schreiben des Staatsministers Grafen Blümeggen vernehmen, wienach ihro Majestät die Art, mit welcher man wider die geschwächten Per- sohnen verfahrete, nieht vor genehm halten. Er justifieirte sich dar- über, mann machte aber nicht viel daraus. Die 2te Begebenheit betraffe ohnmittelbahr das Stifft Raygern, dessen Vorsteher Othmarus Conrad allerhöchsten Orths die trifftigste Vorstellung machte, um dem Stifft unter die Armen zu greiffen, als ansonsten solehes zugrund gehen würde. Er begehrte dahehr die Avulsa des Stiffts zu recuperiren oder die abgenommene Mauth demselben zurückzugeben, oder endlich ein Canonieat in Ungarn demselben zu verleyhn. Seine preces wurden dem k. Gubernio um Guttachten remittiert, das k. Gubernio fande vor nothwendig, mittelst 67 des Brünner Kreyßhauptmanns Graf Zollern!), welcher sich nach Raygern begeben, die Sach zu untersuchen, die gemachte Unter- suchung wurde dem Marquis de Ville zum Vortrag gegeben, und fiele das Conelusum des k. Gubernii wieder die Meynung des Re- ferenten dahin aus: Ihro Maj. einen guttächtlichen Bericht zu er- statten und auf eine neue Untersuchung mittelst einer Gubernial- commission den Antrag zu machen, welche Commission pro objeeto zu nehmen hätte: 1. die innerliche Verfassung im Kloster, 2. die Wirthschafft auf dem Land, 3. wie allenfalls respectu der baufäl- ligen Kirchen dem Kloster zu hellfen wäre. Der Hof approbirte diesen Entsehluß, balld hihrnach aber wurde solcher auffgehoben und alles in statu quo belassen. Man machte Vorstellungen, die Commission wurde in Augusto neuerdings resolvirt, die Rechnungen abgefordert etc. Endlich aber wurde End December solches auf Befehl ihr Maj. gäntzlich auffgehoben und per reseriptum ihme Landeshauptmann sein Verfahren wider die P. von Raygern in das besondere ausgestellt und er dahin angewisen, daß er dem Prälaten eine Höfflichkeit zu erweysen hätte *). Graf Berchtold war Obristlandkämmerer, Freyherr von Wid- mann Obristlandrichter, Graf Blümeggen Landesunterkämmerer, Heinrich Xaverius Hageck von Walldstätten Obristlandschreiber, und Cajetan Graf Kollowrath Commandirender im Land. Von dennen Landesanlaagen pro anno militari 1769. Christoph Graf Blümeggen und Xaverius Hageck von Walld- stätten waren Landtagscommissarien. Die Landes Anläägen waren eben diejenigen, welche bereits durch das Systemalpatent von anno 1748 regulirt wurden, dazu wurde die Pfand und Schulldensteuer jure regio ausgeschrieben, dennen Unterthanen und Obrigkeiten aber ihre Supererogata mit 28 per cento Rabat gegen 4 per cen- tige Domesticalcoupons gegen !/, jährige Auffkündigung bar hehraus bezahlt. Von dem Vichumfall im Land und anderen Landesplagen. Der Hornvichumfall war heuer stärker als im vorigen Jahr, die Hagelwetter haben hin und wieder einigen Schaden verursacht, 1.9. Trautenberger IV, 113. 2) Vgl. hiezu Dudik, Geschichte von Raigern II, 407. 5* 68 das Getreyd war wegen dennen vielfältigen Regen im Geströh sehr ergebig, schüttete aber wenig, keine auserordentliche Wasser- güsse, Feuersbrünste ete. waren gottlob nicht im Land. Von einigen Todtsfällen im Land. Den 5ten April starb in Brüssel der Obristkämmerer Graf Anton Salm Reifferscheyd!), Herr des Lehn Blansko und der Herr- schafft Reytz cum Testamento, er ware ein armer Cadet von Haus, tratte in die Militairdienste, wurde Kämmerer des Ertzhertzogs Josephs und sonach in anno 1765 dessen Obristkämmerer durch Protection des Hauß Liechtenstein, er negotiirte stark mit Gellder, liehe auf Pfänder aus und hinterliesse ein beträchtliches Vermögen; mann beschulldigte denselben eines geitzigen Gemüths, auch war er hoffärtig. Er hinterließe 3 Kinder, 2 Söhne und eine Tochter, der eine Sohn erhielte sogar ein Canonicat in dem Ertzstifft Cölln, obwohlen dessen Frau Großmutter eine Gräffin Palfy gewesen, mit- hin aus ungrischen Geblüth abstammte. Die Herrschafft Reytz wollte er pro fideicommisso machen, starbe aber zu früh. Das schöne Schloß zu Reytz ist von ihme aufgebaut worden. Den 30ten Mai + in Brünn Frantz Erdmann Freyherr v. Tauber’), Präses des Consessus in causis summi principis et commissorum, Gubernialrath etc. Allt 83 Jahre, er hatte sich zu zweymalen ver- heyrathet, seine erste Gemahlin war eine Freyin Sternberg, die 2te eine Roche en Ville. Mit der ersten hat er viele Söhne und 2 Töch- ter, mit der 2ten zwey Töchter erzeuget. Er kamme anno 1748 auß Schlesien mit dem Graf Haugwitz und war damals in Mähren angestellt. Er war ein gutter Mann, trank gern, ein Ja-Herr und hinterließe kein Vermögen. Vermög des in der Verlassenschafft vor- gefundenen Diplomatis hat sich gezeigt, daß sein Geschlecht ohn- gefehr in anno 1624 in Adelstand erhoben worden seye, sein ällte- ster Sohn Johann hat sich mit der Kammerjungfer seiner Mutter vergangen, sie ist in Znoym niederkommen mit ein Sohn, und er ehligte sie in anno 1768. Dermalen ist derselbe in Banat als Ad- ministrationsrath angestellt. Den Sten Junii starb in Znoym der Felldzeugmeister Freyherr 1) Notizenblatt 1869, S. 1 ff. 2) Vgl. Notizenblatt 1882, S. 9, wo als Todesjahr irrig 1796 ange- geben wird. 6% Sincère, allt 83 Jahre. Er war ein gutter Solldat und truge viel bey zu dem Gewinn der Schlacht von Plavina. Den ... October ginge in Brünn mit Todt ab der Felldmarchal und Commandirender im Land Cajetan Graf von Kollowrath, allt ... Jahr, ein eiffriger Catholik, tugendhaffter, aber in etwas auch eigensinniger Herr; er war niemals verheyratet, sein Beichtvater P. Guiellmus Hartmann e S. J. hat viel Lobwürdiges von ihm ge- sprochen, die Bettler haben an ihm einen Vater verlohren, die Witt- wen und Weysen einen Beschützer. Von verkaufften oder sonst transferirten Herrschafften und Güttern. Von derley Verkauf ist mir nichts bekannt, maßen die vorge- nommene Lieitation von der Herrschaft Wiesenberg fruchtloß abge- loffen !), und der Kauf der Herrschaft Lessonitz zwischen dem Stifft Wellehrad und dem Graf Eichbügel sich zerschlagen hat?). Von dennen Standeserhöhungen und Standesveränderungen. Johann Baptist Mittrowsky Freiherr von Nemischel*) ihre Majt. Kammer- und Gubernialrath wurde in Sommer den 9. Augusti nebst seinen Bruder dem General Mittrowsky, welcher das Co- mando im Temesvarer Bannat und die Felldmarchallieutenantwürde erhallten, in den Graffenstand erhoben und darf sich schreiben des h. R. R. Graf Mittrowsky; sein Herr Vater war noch in Ritterstand als dessen älterer Sohn Maximilian damaliger Commandirender in Banat zur Welt gebracht worden, er nahme aber sonach den Frey- herrnstand. Die Mittrowsky seynd von gutten Adel väterlicherseiths, die Mutter des Generalen war eine Freyin Blankowsky aus Schle- sien, die Mutter des Johann Baptist aber eine Ungarin mit Nahmen Freyin Lehotzky von der Kaiserin M. Theresia uraltadligen Ge- schlechts erklärt. Mann stande an dieselbe zu der kayserlichen Tafel zu ziehen. Der Graf Johann Baptist hat zur Gemahlin eine Gräffin von Pergen, eine Erbtochter eines reichen Vermögens, das Hauß Blümeggen ist seine Stützen und nachdeme derselbe mit dem Con- sum- und Sterbgefälleadministrator von Geisler in besten Vernehmen stehet, so hat er auch der Protection des Obristen Kantzlers sich 1) Vgl. Wolny, Markg. Mähren V, 338. 2) Ebenda III, 360. 3) Schriften der hist.-stat. Sektion, Bd. 3, S. 1 ff. (0 zu vertrósten. Diese beyden Unterstützungen haben ihme eine Pen- sion von 1000 fl. zuwegen gebracht. Eben in diesem Jahr wurde der Johann Georg Edler von Geißler!) in den Ritterstand von ihro Majestät erhoben, und ist wohl zu merken, daß dieser Mann seiner Profession ein Seyler ware, er tratte sodann in die ständischen Diennste und wurde Landschaffts Einnehmer des Znoymer KreyB, sodann königliger Richter in Znoym, erhielte den Adelstand, nahm das Passagegefälle in die Pachtung, verlangte anno 1768 die Administration des Consumgefälls in Mähren, da ihme aber sein Begehren von den Herrn Ständen ab- geschlagen worden, ginge er nach Wienn und brachte es durch die Protection der Hofkammer dahin, daß ihm gegen Halbscheyd Ge- winn, welcher mit denen Ständen zu theilen ist, das Consumgefäll, ohne die Stände zu fragen, übergeben wurde. Ein intriganter Kopf, der viel Witz, aber auch viel Bosheit besitzet, er ist voller Schullden. Mit End July hat die Wilhelmina Gräffin Berchtold den Graf Schafgotsch geehliget, Majoratsherr von Sadowa. Die Copulation war in Prahlitz. Die Crescentia Fräule Gräffin Berchtold verehligte sich in Brünn an den Major Graf Stubenberg, die Nachkömlinge dieses Grafen Stubenberg důrfften ihre Reichsstifftmäßigkeit durch diese Heyrath verlohren haben. Von dennen Verordnungen oder neuen Gesetzen in publicis, cameralibus et justicialibus. 1. Respeetu deren huthweyden ließe mann es bey der bishe- rigen Verfassung und das Vich wurde wie sonsten auf die Huth- weyden getrieben. Das Patent dürffte auch abgeändert werden. 2. Die Fonds zu Tillgung deren Ärarialschullden waren nieht hinlänglig, weder vor M(ähren) noch die übrigen Länder. Die auff- sekündigten Coupons wurden nicht bezahlt und alles geriethe in Unordnung; der Credit wurde aber andurch nicht wenig geschwächt. Um diesem abzuhelffen machte der große Finantzminister Graf Hatzfelld den Vorschlag, daß die Stände die Ârarialschullden über- nehmen sollten. Zur Erreichung dessen wurde der Graf Schliek mit End May nach Brünn mit einem geheimen Aufftrag abgeschikt und stellte dem Landeshauptmann vor: 1. hätten die Stände zu Be- 1) Vgl. Notizenblatt 1869; S. 93. deekung der Ärarialschullden: die Erbschafftsteuern, 2do würde man denenselben ex parte des Hofs mit Mögligkeit beyspringen; 3io, der Vichaufschlag. Es wurde darüber Auschus gehalten und dem Begehren nur insoweit willfähret, wann ihro Maj. gewisse Fonds zur Tillgung der Ararialsehullden denen mährischen Ständen einräumen würden. Endlich erfollgte ein Hofkammerreseriptum, wo ihro Maj. denen Ständen einräumen, so viel Schullden zu contra- hiren, als mann ihnen Capitalien von Privatis antragen würde, ver- sprechen auf das Theuerste, daß von Hof auß das Biergelld denen- selben allemal wieder eingesendet werden gegen Coupons, wogegen sie Stände auch ihre Baarschafft gegen so viel Coupons nach Wienn abzuschiken hätten: mithin wäre alle Wochen der Status nach Wienn zu schiken, wie viel Gelld in der Baarschafft, wie viel im Betrag an Capitalien aufgekündiget worden, damit von der Haupt- schulldencassa die weitere Vorsehung getroffen werden könne. Nebstdem haben ihro Maj. die allte Fonds zu Tillgung deren Schullden denen Ständen überlassen. Dieses Project wurde ange- nommen, der Landesbuchhalter Horn als Creditsbuchhallter mit . fl. Gehallt von denen Ständen aufgenommen und im September mit dieser neuen Manipulation angefangen. Die aufgekündigte Cou- pons wurden aceurat bezahlt. Die Stände bekamen in 4 Wochen von Privatis 60.000 fl. Der Hof hielte sein Versprechen und schikte Gelld in das Land, wann einiges verlanget wurde, und der Credit, wenigstens vor Mähren, wurde vollkommen hehrgestellt. Dermalen aber ist der Credit des Landes mit dem Staatsschulldeneurse stark eee . Den 2ten Augusti haben ihro Maj. mittelst eines Hand- billets en Herrn Landeshauptmann zu erkennen gegeben, wienach sie sehr wünschen, die Cantons in Mähren anstatt der bisherigen Reerutirungsart einzuführen à 1. November 1770. Balld hehrnach kamme ein Hofdeeret mit dem weitläuffigen Vorschlag, wie diese Cantons einzuführen, wie von denen Insassen als Recrut nicht ge- stellet werden können, wie die Beschwerden zwischen dem militari und politico diesfalls abgethan. Diese wichtige Angelegenheit wurde in Auschus wohl erwogen, der Obristlandrichter war der Meynung, daß die quaestio an allerhöchsten Orthes bereits entschieden wäre, die quaestio quomodo aber nicht anderst als durch Zusammen- setzung einer Commission ut altioris indaginis entschieden werden könnte, wo alle obstacula angezeyget und wie denen abzuhelffen 72 der Fingerzeig gegeben werden sollte. Graf Blümeggen und alle übrigen waren der Meynung, simpliciter die Cantons zu depreciren, die Sach wurde neuerdings diätaliter proponirt; die Majora waren der Meynung, die Cantons völlig abzuschlagen, maßen durch die bisherige Recrutirungsart ihro Maj. noch allerlei tempora die aus- geschriebene Reutter bekommen hätte. Allein ohngeachtet die Ma- jora dahin ausfielen, so hat auch der Herr Landeshauptmann con- eludirt, daß die Cantons mithin die quaestio an, angenommen, dahin- gegen respectu der quaestio quomodo, alle bey dem Auschus vor- gekommenen Beschwärlichkeiten ihro Maj. vorgestellt werden sollen. Niemand setzte sich darwider. Dieses war das erste Mal, daß der Landesdirector eine denen votis majoribus contrarium conclusum gefasset hat; bey diese ist es geblieben vor heuer. 4. Alle Einfuhr der ausländischen feinen Tücher ohne Hof- commereiipaß wurde gäntzlich verbothen; der Terminus hingegen zu Veräußerung der bestellten oder voräthigen wollenen Zeugen denen Kaufleuthen verlängert. 5. Bey der Hofkammer ginge eine Hauptveränderung vor und wurden so viele neue Capi als Dipartements seynd creirt, wodurch das Pouvoir des Vicepresidenten sehr geschwächt wurde. Ingleichen wurde der Graf Eugene Wirben zum Vice-Cameral-Bancopresidenten ernannt und das Departement vor Banat demselben gegeben. Allein er broullirte sich gar balld mit dem Presidenten, und resignirte sein Amt, welches nicht ersetzet worden. — Graf Leopold Collo- wrat, ein Sohn des Obristburggraffen wurde böhmisch- und öster- reichischer Vicekantzler ernannt, dann Vice-President in Commer- cialibus. Dieses verursachte, daß der Graf Lichnowsky seine Charge bey dem Commercial-Hof-Collegio resignirte. Graf Carl Clary wurde als President in das Temesvarer Bannat abgeschikt, mit Zugebung neuer Räthe, worunter der Tribunalassessor Johann Freyherr von Tauber mitbegriffen war. 6. Jun Sommer begabe sich der Landeshauptmann des Pre- sidiums von der Schulldensteuer-Commission, welches dem Joseph Baron Widmann aufgetragen wurde. Motu proprio des Herrn Landes- hauptmanns wurden zu dieser Commission als Beysitzer zugezogen: ich, der Graf Fünfkirchen und der Herr Freudenthal. 7. Das Presidium apud consessum in causis summi principis et commissorum wurde von ihro Maj. dem Joseph Freyherrn von Widmann verliehen, dazu wurden zugezohen die T(ribunal)-Asses- -I C9 sores Graf Filnfkirchen, der von Wisenthal und Sternegg. Inglei- chen erlangte das Presidium von der Fundations Commission der obengenannte Joseph Freyherr von Widmann, worzu ich als Bey- sitzer proprio motu gubernii benennet wurde. 8. Die Agrieulturs-Soeietät wurde in Mähren zu errichten allerhöchsten Orths anbefohlen, aber Niemand wollte amore publiei sich dazu gebrauchen lassen. In October schriebe endlich das k. Guvernio an einen so anderen partieulares, und ist mir auch ein Deeretum zugekommen, daß wir uns dieser Agrieulturs-Societät unterziehen möchten. Dennoch aber wurde keine Session davon ge- hallten, sondern lediglig der Graf Blümeggen als Präses dieser Agriculturs-Societät benannt!). Von denen Veränderungen zu Rossitz. Thomas Sauer stande der Wirthschafft als Amtmann vor und bezeigte eben denjenigen Eyffer in Verwalltung seines Amts, welchen derselbe in vorigem Jahr bezeiget hatte. Allein er war zu zeiten, vor sonderlich an Sonn- und Feyertägen dem Trunk ergeben. Jo- hann Neugebauer war Rendmeister und Fabrique-Director, er hat in diesem Jahr zu trinken angefangen und bekamm in Octobri ein gewalltiges Bluthbrechen, daß ich um sein Auffkommen sehr besorget war. Dermalen aber ist er wieder im Stand sein Amt zu verrichten. Josef Kosch war Kastner und dirigirte den Steinkohlenbau; Johann Klein Oberjäger. Der Pfarrer Johuda ließe sich von dem berühmten Oculisten, dem Ritter Tagler in Brünn operiren, allein die Chur schlagte übel an und da er vormalens einen Schein hatte, so hatte er nach der Operation gar nichts, und konnte gar nicht eine h(ei- lige) Meß mehr lesen; P. Caspar Widliezka ware Administrator, der P. Franciseus Rossmann Cappellanus localis in Popowitz, wohnte aber indessen im Lukowaner Schlössel. In Popowitz wurde auch heuer ein neuer Schullmeister angestellet. 1770. Von der Jahreswitterung 1770. Die Källte hat sich in diesem 1770ten Jahr mit drey König eingefunden und fieng es so hefftig an zu gefrieren, dal in Rossitz 1) Vgl. Schriften der hist.-stat. Sektion Bd. XX (1870): Trautenberger DVS. 110: 74 die Teuchte vollständig zugefroren gewesen, darauf fiele ein Schnee ein, welcher die Fellder wohl bedeckte, ich bin in Rossitz über die Teuchte Sehlitten gefahren. Den 20ten Jenner fiele ein Tauwetter ein, und der Schnee verlohre sich nach und nach. Der Februarius war nicht so frostig, als vielmehr naßkallt und sehr windig. Der Anfang des Mertzmonath ware sehr angenehm, man sahe um Brünn herum die Ackersleuthe häuffig zum Hääber Anbau schreiten, allein das schöne Wetter dauerte nur bis Josephi inclusive. Den 20ten Marty nachmittag fiele ein Schnee durch 3 Täge und darauf eine sehr große Källte wie man solche um drey Könige zu verspühren pflegt. Dieser Schnee, welcher in Gebürg und vorsonderlich zu Rossitz bis den halben April erliegen geblieben, verursachte eine allgemeine Auswinterung des Getreyds und ware ein Vorboth einer bevorstehenden Theuerung an Körnern, und stige schon damals der Metzen Getreyd um 30 kr. in Preyß. In May ware mehrentheils kühle Witterung, und die Bäumer haben heuer erst anfangs May ausgeschlagen, auch wurde der Sommeranbau sehr verspettet. Der Junius ware schön mit vielen aber nicht anhaltenden Regen ver- mengt, die große und den Menschen fast erstickende Hitze fienge den 13ten July an, dauerte aber an bis den 24ten, ein eingefallener Regen änderte das Wetter. Der Augustus war anfangs warm, die in den halben Monaths eingefallene Regen verhinderten die Ein- fuhr der Gersten und Bindung des Haabers, die Hitze ware erträg- lich. Anfangs September ware kühle mit Regen vermengte Witte- rung, welche der Einfuhr des Grummets verhinderlich gewesen, den 18ten veränderte sich das Wetter jähling in eine angenehme Witterung; der Weinstock kamme empor und man machte sich die Zeit zum Nutzen, das Grummeth einzuführen. Diese Witterung dauerte bis den 28., da ein Regenwetter durch 3 Tage einfiele. Der October brachte ein angenehme Witterung, abends ware es so warm, daß es den 15. Octobris in Rossitz stark geblitzt hatte, zur Anbau ware die beste Zeit. Allein den 21ten Octobris änderte sich jJähling das Wetter, finge an zu regnen und dieses nasses Regen- wetter hat leyder durch den November beständig mit einen den 22. und 23. Novembris eingefallenen häuffigen Schnee continuirt; im Tauwind schmelzete zwar der Schnee, allein das Regenwetter continuirte ferners durch den gantzen December, wo es gar nicht. gefroren hat. Die Straßen wurden andurch ohnwandelbahr gemacht, der Bauer konnte seine Feilschafften nieht anbringen, und das Ge- =] = SU treyd finge an häuffig auszuwachsen, ja theils Orthen und in der Nieder zu verfaulen. In Böhmen ware die nämliche Witterung. Die Böhmen, dennen es an Getreyd fehlete, waren bemüssiget, solches bis Jaispitz aufzusuchen, wo an die Böhmisch-Cromauer Unterthanen der M(etzen) Khorn und Waitzen zu 3 fl., die Gersten aber zu 2fl. verkaufft wurde. Überhaupt aber war ein nicht gar strenger, und kurtz angehalltener Winter, ein sehr abscheuliches und vor alle Felldfrüchten schädliches, ohnangenehmes kalltes Frühjahr, ein an- genehmer Sommer, mit wenig, doch sehr starker Hitz, ein meisten- theils schöner Herbst, der Weinstock hat besser gerathen als in vorigem Jahr, das Getreyd ware in Schocken gering und schüttete sehr wenig. Ich muste selbsten bey dem Rossitzer Hof den Waitzen einakern zum Theil und Sommerweitzen anbauen. Es war dahehr das 1770te Jahr respectu des Getreyds ein Fehljahr, mann hörte Noth, Jammer und Elend aller Orthen, und besorgte nicht ohne Grund eine Hungersnoth!), vorsonderlich weilen Böhmen, Schlesien und das Römische Reich ein Mangel an Getreyd hatten, diejenigen Dominia hingegen, welche Getreyd in Vorrath hatten, keines ver- kauffen wollten. Diese Umstände veranlasten den Hof, aller Körner Vorath im Land mittelst denen k. Kreyß-Ämtern erheben zu lassen. Bey dieser Vorfallenheit ist doch nicht zu begreiffen, daß weder das Consistorium nit der Bischof auf Anstellung ordentlicher Ge- better um von Gott ein guttes Wetter zu erhallten, den Bedacht genommen. Der Körner-Preyß in Brünn ware follgender: Körnerpreyß in Brünn 1770. Der N. 0. Metzen Waitzen wurde in Brünn zu 1 fl. 30 kr, 1 fl. 45 kr., 2 fl, und in November et December zu 2 fl. 24 kr.; das Korn zu 1 fl: 12 kr, VA. 30 ,kr.,,1 l., 45: kr. und. 2 5 die Gersienne tn V2ckr., 1.1230, kr,)>1,.145 kr; der, Haaber zu 42 und 48 kr., die Arbeß und Linsen zu 2 fl. bezahlet?). Das Vaab Wein gutten Gewächs per 70 fl., ordinari Wein per 25 : 26 fl. das Vaaß. 1) vgl. Trautenberger IV, S. 110. ?) Die amtliche Preisliste lautet: 1770, Juli: Weizen 36, 37, 38 Gr., Korn 27, 28 Gr., Gerste 20, 21 Gr., Hafer 14, 15 Gr., Erbsen und Linsen 11, 12 Gr. der Viertelmetzen, 1771, Januar: Weizen 45, 46 Gr., Korn 46, 47 Gr., Gerste 27, 28 Gr., Hafer 15, 16 Gr., Erbsen und Linsen 11, 12 Gr. das Viertel. - 76 Von dennen geist- und weltlichen Vorstehern in Land. Maximilian Graf von Hamilton stande dem Bisthum Ollmiitz vor, dessen gebrechliche Gesundheitsumstände einen bevorstehenden Todtsfall darbotheten. Frantz Anton Graf von Schrattenbach war Landeshauptmann und Gubernial-President in Mähren, welcher aber in Monath Martio alle seine Chargen ihro Maj. resignirte, dessen eingebrachte Resignation wurde mittelst Hofdecreti vom 27. Marty 1770 gnädig aufgenommen und er wurde mit 3000 fl. als der Halbscheyd seines Gehallts jubilirt, und ihro Majestät ernannten zum Landeshauptmann in Mähren den an Neapolitanischen Hof residirenden Bottschafter Graffen Ernst Christoph von Kaunitz-Ritt- berg, ältesten Sohn des Hof- und Staatskantzlers Ernsten von Kaunitz-Rittberg, einen Herrn von 33 Jahren!). Weilen aber derselbe die Reiß nach Mähren nicht gleich antretten könnte, so haben ihro Maj. mittelst eines Hofdecreti das Presidium bey dem königl. Gu- bernio dem Landes-Unterkämmerer Graffen von Blümeggen aufzu- tragen befunden, welcher zugleich das Directorium bey dennen Herren Ständen übernommen hat. Ignatz Graf von Berchtold war Obristlandkämmerer, er begehrte die Landeshauptmannstelle und da er solehe nicht erhallten, legte er als ein 70 jähriger Greyß seine Ämter ihro Maj. zu Füßen. Seine Resignation wurde gnädig aufge- nommen und er wurde mit 4000 fl. jubilirt. Der Obristlandrichter Wentzel Freyherr von Widmann suchte zwar die erledigte Obrist- landkammeramtsstelle, konnte aber solche nicht erhallten, sondern. ihro Maj. geruheten solehen in Aprili dem Christoph Graffen von Blümeggen mit Beybehalltung der Administration derer königl. Städten allermildest zu verleyhen, und nachdem diese bevorig ordentlich intimiret worden, so ist der Graf von Blümeggen den 10. May durch den Graf Berchtold bey dem Amt der Königlichen Landtaffel als Obrist-Landkämmerer dem Hehrkommen nach installirt worden. Durch diese Beförderung ist die Landesunterkämmererstelle in die Erledigung gediehn, welche ihro Maj. vor diesmal an den Ritter- stand und zwar an den Gubernialrath Herrn Ignatz Schröffl von Mansberg in Ansehung seines durch 200 Jahr führenden Adelstan- des und in das 17te Jahr leistende ersprießliche Dienste mittelst Decreti vom 3. May 1770 vergeben haben; der neue Herr Landes- Unterkämmerer wurde sonach den 18ten May bei dem königl: Tri- 1) Vgl. Trautenberger, Chronik d. Stadt Brünn IV, 110. 77 bunali durch des Herrn Obrist-Landkämmerers Excellenz installirt, und allda das gewöhnliche Juramentum offieij praestirt. — Wentzel Freyherr von Widmann bliebe Obristlandriehter mit dem Praesidio bey dem Königl. T(ribunal) bis zu seiner fernerweitigen Bestim- mung und Anstellung. Johann Graf Mitrowsky wurde in Majo decretirt Geheimer Rath und erhielte die Besolldung bey dem könig- lichen Gubernio. Wincentz Graf von Salm!) bishöriger Rath bey der N. 0. Regierung, wurde in Julio zum Gubernialrath ernannt in Mähren, nicht minder wurde der Freiherr von Locella?) von dem schlesischen Gubernio nach Mähren übersetzet. Von dennen Landesanlaagen pro anno militari 1770. Christoph Graf von Blümeggen und Xaverius Hageck von Walldstätten waren Landtagscommissarien. Die Landesanlaagen waren eben diejenigen, welche bereits durch das Systemal-Patent von anno 1748 regulirt worden. Darzu wurde die Concurentz zu dem Strassenbau anverlangt und haben die Stände vor heuer zum erstenmal von dennen Consumptions-Aufschlagsgelldern, mithin ex fundo domestico, ein Quantum von zehntausend Gullden darzu ver- williget. Diesen Vorschlag machte der Graf von Schrattenbach als Director deren Ständen, niemand wendete etwas darwieder ein, und der Hof liesse es darbey bewenden. Der Strassenbau nach Czerna- hora wurde dieses Jahr eyffrigst fortgesetzet, die Schullden- und Pfandt-Steuer wurde mehrmalen jure regio dieses Jahr ausgeschrieben. Von dem Vich-Umfall und anderen Landesplagen in Land. Anheuer war zwar kein großer Umfall unter dem Hornvich zu verspühren, desto grösser und schädlicher hingegen ware der Umfall des Schaaf. Vichs in Land, und mann wird wenige Schaffle- reyen zählen, wo nicht dieses Übel eingerissen hätte, ich habe viele hundert Schaaf verloren, der übermaß grosse und tieffe Schnee, weleher Ende Marty und in Aprili gefallen, und lang liegen ge- blieben, hat vieles dazu beygetragen. Die Woll fienge an zu steigen in Werth. Noch ein grösserer und empfindlicher Schaden ware zu verspühren an dennen Feldfrüchten; die Winterfrucht ist mehren- theils ausgefrieret oder ausgewintert. Ich muste sogar bey dem 1) Vgl. Notizenblatt 1869, S. 5. 2) Ebenda 1877, S. 89. 18 Rossitzer Hof Waitzen einackern. Alles stellete eine üble Fechsung vor, das Stroh war kurtz und schitter die Halm, so daß mann das Khorn mit Sensen hauen muste. Der Unterthan fechsete nicht den Saamen und hatte kein Geld sich solchen beyzuschaffen, Noth und Elend war überal. Der Hof gabe in October den Befehl, den Vorath auf denen Schüttböden zu erheben, alle Ausfuhr des Getreyds aus Ungarn in Mähren und Böhmen war erlaubt, dennoch besorgte mann eine Noth, welche in Iglauer Kreyß meistens eingerissen; es wird ein Wunder seyn, wenn der Unterthan in dem heurigen Müb- jahr mit der Contribution aufkommt, dennoch wollte mann von der Contribution nichts nachlassen. Von einigen Todtsfällen in Land. Den 2ten February gienge in Brünn mit Todt ab die Elisa- betha Fräule Gräffin von Heusler, 49 Jahr alt, wie der Partezettel es bewähret, sie ware aber 3 oder 4 Jahre älter. Ihre Krankheit bestande in febri putrida, welches das Geblüth verdarb, der An- strich, dessen sie sich in ihren jungen Jahren bediente, mag darzu auch etwas beygetragen haben, sie ware eine bescheidene Persohn, welche das Spiel liebte und den Aufputz. Sie starb cum testa- mento, ihr Vermögen mag 15000 fl. betragen haben, sie liegt bey St. Jacob. Den 14. February starb in Brünn gegen 11 Ubr abends Au- gusta verwittibte Gräffin von Würben, geborne Landgräffin von Fürstenberg, alt 75 Jahr. Diese Dame ware ein Spiegel der Fröm- migkeit und aller adlichen Tugenden; sie ware andächtig, aber nicht eine Gleisnerin, sie lebte mitten in der Welt, ohne von der Welt etwas anzuziehen, leutseelig, lustig in Umgang und gottes- fürehtig. Sie liebte das Spiehlen. Sie starb sanfftmüthig in den Willen des Herrn ergeben, und verbotte nach ihren Todt nicht ab- gewaschen zu werden, vermuthlich weilen sie ein Cilicium tragte. Ihrem Beichtvater und Gewissensrath P. Thim S. J. hat sie eine Chatouille mit Schrifften vermacht. Sie erhielte 3 oder 4 Jahr vor ihrem Todt die Filiation des Jesuitenordens, und wurde in der Früh bey dennen Jesuiten zur Erde bestattet, bey dem Xaveri- Althar. Dieser Begräbniß und Exeguien hat die Menge Volek und der Adel beygewohnt; mann kann von ihr sagen, daß sie in fama sanctitatis gestorben seye. Sie machte ein Testament und hinterließ ohngefehr 10000 fl. Ihr Leichnam wurde unter dennen Exequien in 09 die Sacristey getragen, in die Grufften ist dieselbe Nachmittag ge- legt worden, da niemand in der Kirchen war; dieses ist der Ge- brauch derer Jesuitern. Den 13ten February starb zu Brünn Amand Graf Sereny!) mit Hinterlassung einer grossen Schulldenlast und vieler Kindern. Er begleitete keine Bedienstung und war ein Kämmerer, 54 Jahr alt, Herr auf Lomnitz, seine Gemahlin, eine Gräffin Sereny, welche Vermögen besitzet. Sein Großvater war der bekante Gabriel Graf Sereny, welcher in Mähren die Landeshauptmannstelle begleitete. Dieser Amand Graf Sereny wurde in die Famillie-Grufften in Brünn bei dennen Dominicanern zur Erde bestattet. Er war ein schwacher Kopf, liebte aber sehr seine Kinder. Caecilia Gräffin von Nadasdy, geborne Gräffin von Erdödy, gienge in Majo zu Holleschau mit Todt ab, vermuthlich den 23ten, weilen sie den 25ten May in Hollesehau begraben worden. Sie hat 2 Söhne und eine Tochter hinterlassen, wodureh dennen Kindern das Guth Czeranowitz zugefallen ist. Ihr Gemahl war damalens erst 23 Jahr alt, erhielte aber doch die Vormundschafft, cum fuerit pater familias et majorennitate proximus. Carl Graf Hrzan gienge den ... December in Brünn mit Todt ab in 67ten Jahr seines Alters, sumpta taxa von einem Vermögen von 300000 fl. Dieses Vermögen hat er durch gutte Wirthschafft und durch ein Vermächtniß seiner Gemahlin der verwittibten Gräffin von Zobor, gebohrenen Fürstin von Liechtenstein sich erworben, er hat aber keine Kinder mit ihr erzeuget. In seinen jungen Jahren hat er bey dem königl. Tribunal zu dienen angefangen, resignirte aber gar balld. Er war weder Kämmerer, und vermög seinen Ge- müthsgääben ein allt redlicher Deutscher, welcher die Geistlichen ehrte, und dennen Armen besonders auf heimliche Weyß viel All- mosen abreichte, schmählte aber allemal über die neue Landes- einrichtungen und Abgaaben, wie es die Alten zu thun pflegen. Seinen Neveu, den Freyherrn von Dobelstein, nämlich einen Sohn seiner Schwester, hat er zum Erben in seinem Testament einge- setzet, an Gemählden, allten Porcelaine und großen Spiegelln hat er schöne Stücke hinterlassen. Er wurde begraben zu dennen PP. Franeiscanis in Brünn. Dennen Barmhertzigen in Brünn hat er 5000 fl. legirt. 1) Notizenblatt 1869, S. 33 ff. 80 Von verkaufften oder sonst transferirten Herrschafften und Güttern. Durch den in Monath Majo erfollgten Todt der Gräftin Na- dasdy gebohrenen Gräffin Erdödy, ist jure hereditario das in Hra- discher Kreyß gelegene Guth Czeranowitz!) an die hinterbliebenen sräfflich Nadasdischen Kinder gediehn. Die Herrschaft Holleschau, welehe der Felldmarchal Graf Nadasdy nach dem Todt des alten Graffen von Rothal vor seine ohnmiindigen Kinder erwählet hatte, wurde heuer an die Gräffin Erdüdy gebohrenen Gräffin Nadasdy um ein Quantum per ... in dem Theilungszettel überlassen, die zwey übrigen Miterben und Geschwistert Frantz und Thomas Graf Nadasdy hingegen mit ihrer Capitals-Forderung darauf versichert?). Die Herrschaft Wiesenberg*) wurde durch eine Tribunals-Com- mission in persona des B(arons) Bukuwka und des T(ribunal)rath von Langer per viam lieitationis consensu regio an das Stifft Wellehrad um ein Quantum von ... käufflich überlassen. Dieses Stifft hat in Schlesien die Herrschafft Groß-Herlitz, jedoch jure re- luitionis des gräfflich Würbenischen Hauß besessen, und da der Graf Eugen Wiirben vor 2 Jahren diese Herrschafft dem Stifft Wellehrad ablößete, so haben ihro Maj. dagegen dem Stifft den Consensum ertheilet, womit solches in Mähren ein Corpus welches in dem Catastral-Anschlag 9571 fl. 57 kr. 1!/, d. beträgt, erkauffen können, die Herrschafft Wiesenberg hat dahehr das Stifft Wellehrad von dem Johann Graffen von Zierotin, welcher in die Zahlungs- unvermögenheit gediehn ist, in via licitationis erstanden. Es ist eine von größern Gebürgsherrschaften in Mähren. Anhang zu dennen Todtsfällen. Rudolph Graf von Aichpügel ihro Maj. Kämmerer, wirklich Geheimer Rath, Herr auf Lessonitz in Mähren, gienge zwar in Wien in Monath September mit Todt ab, ich merke solchen aber allhiehr an, weilen er ein Landmann, ein Innhaber großer Herrschafften in Mähren gewesen. Er hat den Kammerschlüssel auf sein Geschlecht gebracht, noch unter Carolo 6to; mit seiner Gemahlin einer Gräffin St. Julien, welehe ihme vorstarbe, seynd noch 4 Freulen Töchter 1) Vgl. Wolny, Markg. Mähren IV, 533 ?) Ebenda IV, 191. 3) S. oben 8. 69. 81 bey dem Leben: Theresia, ledig, Maria Josepha ledig, Maria An- tonia vermählte Zimmoni an den Sohn des königl. Kammerfouriers Herrn Zinon (so), dermahlen in Amsterdam befindlich, und Maria Eleo- nora, vermählt an den Graffen Erdödy, Bruder der verstorbenen Gräffin Nadasdy. Der Graf Aichpügel machte ein Testament, und wurde das mährische Vermögen auf 400000 fl. geschätzet. Er liegt bey dennen Michaelern begraben, und machte ein Legatum auf eine Grabschrifft. Der Graff Aichpügel war ein schöner, großer Mann, ein Großsprecher, liebte das Landleben, applieirte sich zu nichts. Seine Gütter liegen im Znoymer Kreyß. Ein großer Ausschweifer! Von dennen Standeserhöhungen und Standesveränderungen. Johann Graf Mittrowsky wurde in Majo decretirt geheimer Rath. Herr Ignatz Schröffl von Mannsperg, welchen ich als einen Nobilem Ungariae ansehe, erhielte in Majo das Jus incolatus in Ritterstand in Mähren, legte den Revers zum Land, und prästirte ebenfalls das juramentum fidelitatis. Er wurde vom Hof dispensirt seine erliche Ankunfft bey der Ritterschafft ordentlich zu dociren. Damit er aber die Landtäge frequentiren könne, so habe ich ihme das Dorf Zhorsch mit Außnahm deren Walldungen verkaufft und auch landtäfflich abgetretten, er hingegen gabe mir einen Reverf, daß dieser Kauf lediglig ad aquirendam possessionem geschehen seye, und derselbe kein jus darauf habe. Dieser Revers ist zu fin- den in der Trugen in der Bibliothek zu Brünn. Vincentz Graf von Salm-Neuburg am Inn erhielte eine Gubernialrathsstelle in Mähren und vermählte sich mit Mariam Annam, einer Tochter des Fürsten von Kehwenhüller, k. k. Obrist- hofmeisters. Guido Graf von Dietrichstein vermählte sich in Augusto an die Josepham Fräule Gräffin von Schrattenbach, eine Tochter des großen Landeshauptmann Frantz Anton Graffen von Schrattenbach. Maximilian Putz v. Rollsperg!) Substitutus des Hradischer Kreyß vermählte sich mit N. Gräffin von Breida. Graf Magny Herr auf Straßnitz?) vermählte sich mit Franeiscam Gräffin Sereny eine Tochter des abgelebten Amand Graf Sereny. Die Heyrat geschahe im September, der Bräutigam hat nur ein Aug. 1) Notizenblatt 1877, S. 9. 2) Ebenda 1869, S. 25 ff. Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XVI. 6 82 Frantz Anton Palckel von Sternfelld wurde per sententiam der Obristen Justitz in puneto geschwängerten außer Land ver- führten Weibspersohnen seiner Kammerlingsstelle entsetzt und staat seiner sonach auf beschehenes Guttachten des königl. Tribunals der Johann Nepomuk von Zialkowsky eines uhralten Geschlechts als Kammerling ernennt. Johann Nepomuk von Stiebig (?) Kammerling bey der königl. Landtaffel erhielte eine kgl. Tribunal-Assessorstelle. Johann Zablatzky von Tuleschitz!), Viee-Landkammerer bey dem königlichen Amt der Landtafel, begehrte eine Landrechts- Beysitzerstelle und erhilte auch solche, und dieses von darummen, um dem Herrn von Stiebig vorzugehen, welcher zu dem königl. Tribunal aspirirte; doch hat er heuer das Landrecht nicht frequentirt. Von dennen Verordnungen und neuen Gesetzen in publicis et cameralibus et judicialibus. 1. A prima Januarii hat mann sich bey dem königl. Tribunal und allen übrigen Gerichtsstellen nach dem neuen Codice Theresiano in eriminalibus gehalten, über welchen auch bereits einige Deela- ratorien erfollget seyn. 2. Respectu deren Huthweyden wurde ein grosses Patent in Land publieirt und sollen die Huthweyden in anno 1771 mit Klee- samen und Futterkräuter angebauet werden. | 3. hat die ex politico et militari angestellte Commission die Häuser in dennen Städten und auf dem Land zu numeriren ange- fangen und die Conscription deren Innwohnern veranlasset, um sonach die Cantons einzuführen ?). 4. Den ... hat die Agriculturs-Societät ihre erste Zusammen- trettung bey dem Graffen von Blumegen als Directorem gehallten. Die Societät ernannte pro protectore den neuen Herrn Landes- hauptmann Graf Kaunitz, erwählte zum Kantzler den Graf Mitrowsky und beschloße alle erste Dienstäge jeden Monaths ihre Zusammen- trettung zu halten*), 5. In September ergienge mittelst eines Briefs des obristen Kantzlers die Intimation, das in Zukunfft mann bey keiner Gelegenheit mehr sich derer Mantelkleydern bedienen solle; bey dem Schluß des 1) Notizenblatt 1868, S. 93 ff. 2) Vgl. Trautenberger IV, S. 110. >) Ebenda. 83 Landtags den 2. Octobris erschienen die Stände das erste Mal in ihren Kleydern. Den 27. September hat man sich zum letzten Mal derer Mantelkleydern bey dem königl. Tribunal bedient und das Landrecht S. Trinitatis ware das letzte Landrecht, wo man in Mantelkleydern erschiene. 6. Um das Commercium von Mähren mit Böhmen und Schlesien genauer zu verbinden, wurde der böhmische Commercien-Rath Bock in Junio nach Brünn abgeschickt, demselben follgete der Hof-Com- mercienrath von Sincère; das Commercial-Departement tratte mit diesen zwey Herren zusammen und machte verschiedene Vorschläge respectu eines mutuellen Commercii. 7. In Mähr.-Neustadt wurde eine beträchtliche Fabrique auf Wollenzeug errichtet und die Einfuhr aller wollenen Zeugen ver- botten. 8. Vermög Patent sollen bis letzten Decembris 1771 alle Willd- schweine aus dennen Walldungen ausgerottet seyen und wird nur gestattet solche in Saugärten zu halten. 9. Der Rang zwischen dennen Dicasterial-Räthen wurde dahin ausgemacht, daß die Gubernialräthe bey allen Gelegenheiten dennen übrigen Räthen vorgehen sollen. 10. Vermög Rescripti de dato ... Septembris 1770 haben ihro Maj. das 24jährige Alter bestimmt, um eine Profession oder Ordens- gelüb abzulegen, sowohl vor das mann- als weibliche Geschlecht. 11. Vermög Reseripti de dato... Septembris 1770 haben ihro Maj. die Auskunfft verlangt, welche geistlichen Orden dem Staatt nothwendig oder nützlich wären, ob die Anzahl derer Klöstern ohne Nachtheil derer Seelen gemindert werden könnte und wie diese Minderung zu veranlassen, dann endlich in was die Einkunfften der Ordens-Geistlichkeit bestehe. 1771. Von der Jahrswitterung 1771. Die Gefrost fande sich im Drei Könige ein und dauerte bis den 13. Jenner. Den 14. fiele ein häuffiger Schnee ein und die Källte hielte an mit untermengten großen Schnee bies den 18. Febru- arii oder Ende dieses Monaths. Den 18. Februarii war der källteste Tag, an welchen mein Barometre 1 Grad gestiegen ist und zwar bis 26'/, Grad. Die Gefrost und der rauhe Winter verlierte sich durch ein den 7. und 8. Martii eingefallenes Regenwetter und da 6* 84 darzu ein Schnee einfiele, so verursachte solches große Källte. Den halben Mertz fienge an der Schnee und das Eyß zu schmeltzen und zwar so hefftig, daß den 16. Martii der Rossochetz-Teicht in der großen Gefahre gewesen ist, abzureißen. Ein Stück des Kayserwegs wurde den 17. und 18. Martii bei Muschav abgerissen. Mann sollte geglaubt haben, der Winter seye dermalen vorüber; allein in der Charwochen hat es durch zwey Täge den 25. und 26ten sehr stark geschnyen und darauf hefftig gefroren. Diese Källte hielte an bis End Martii und ich habe selbsten in der heiligen Charwochen viele Sehlitten mit Getreyd und Holtz auf dennen Wochenmärken in Brünn gesehn. Der April ware anfangs frostig, der Schnee verlohre sich langsam und ich konnte allererst den halben April zum Anbau schreiten. Desto angenehmer aber ware der May, welcher meistens hitzig und trocken gewesen ist, wodurch zwar der Weinstock und das Obst überaus schön blühte, die Sommerfrucht hingegen schlecht aufgienge. Man stellte den 1. Juny eine Prozession nach St. Thomas an, um von Gott einen Regen zu erbitten. Der Himmel erhörte uns und den 2. Juny erhielten wir einen durch 4 Täge anhalltenden Regen, welcher der Sommerfrucht vortrefflich zu statten gekommen. Der Junius ware mehrenteils naß und kühl, inngleichen der Julius, das Heu verfaulte auf dennen Wiesen; der Augustus ware mehr kühl als warm, der September brachte schöne warme Witterung hehrvor, den Iten hatte der Donner um !/,10 Uhr vormitags auf dem Spillberg eingeschlagen in dem Kirchenthurm; der October brachte meistens die schönste trockne Witterung hehrvor, inngleichen der November, jedoch mit dem Beysatz, daß in November anhalltende Gefrosten gewesen, die Teuchte wareu zugefroren, die Weege konnte mann sich nicht besser wünschen. Diese kallte Witterung hielte an bis den Sten December, da fiele ein Regen ein, und der December ware gar nicht gefrüstig. Auß diesem kann mann schlüssen, daß heuer ein nasser lang anhaltender Winter mit sehr grossen Schnee gewesen seye, ein spathes aber angenehmes Frühjahr, ein nasser mithin kühler Sommer, ein warmer schöner trockener Herbst. Diese üble Witterung verursachte eine Auswinterung des Getreydes und sehr späthen Frühjahrs-Anbau, massen noch mit End May Haaber angebaut wurde; und eben aus dieser Ursach hat der Hof schon in Januario die Ausfuhr des Getreyds auß Ungarn und den Banat in Mähren ohne Entrichtung einer Bancal-Maut gestatet, welche Freyheit in Februario auch auf die ständische und obrigkeitlichen 85 Mauthen extendirt worden. Mann machte stándischer Seiths respectu publiei die Veranstalltung, daß einige tausend Metzen ungrisches Khorn aufgekaufit, in Brünn deponirt und à conto deren Ständen in Monath Majo et Junio verkaufit wurden. Seith vielen Jahren sahe mann nicht so viele Ungarn mit Khorn auf den Brünner Wochen-Märken wie heuer. Körnerpreyß in Brünn 1771. Der N. 0. Metzen Weitzen wurde zu 2 fl. 30 kr. in Januario et Februario, zu 3 fl. in Martio et Aprili zu 3 fl. 30 kr., in Majo zu 3 fl. 45 kr., in Junio zu 4fl, auch 4fl. 15kr., in Julio, Augusto et Septembri zu 3fl., in Octobri zu 3fl. 30, in Novembri und December aber zu 44. bezahlt. Das Khorn war höchstens um 2 Groschen der Metzen unter diesen Preyß. Die Gersten, welche in Januario et Februario zu 1 fl. 30 kr. bezahlt worden, stiege in Martio et Aprili auf 2fl. 12 kr., in Majo et Junio aber auf 3fl. Der Haaber, welcher in Januario et Februario zu 42 kr. erkaufft worden, stiege in Frühjahr zu 1fl. 15 kr., in Majo zu 1fl. 30kr. in Junio et Julio zu 1fl. 45 kr. auch 2fl. der kleine Metzen. Nach der Fechsung wurde solcher zu 57 kr. und so- nach à 1fl. 3kr. et Ikr. bezahlt. Die Arbeß 4 fl., die Linsen Sl., der Hirsch 3 fl. — Das Vaß heurigen Wein wurde in schleehten Gebürg zu 30fl. in miten zu 33fl. von der Preß bezahlt; das Obst hat heuer ohngemein gutt gerathen in grosser Quantität, welches dem Bauer gutt zu Statten gekommen ist, der Wein ware besser als in vorigen Jahr, aber viel weniger, das Getreyd ware schlecht in Schocken und schiittete sehr wenig, und da alle Voräthe verkaufft worden, so haben wir uns anno 1772 bies zu dem erfollgenden. Schnit keiner Herabsetzung des Preises zu vertrösten. Von dennen geist- und weltlichen Vorstehern in Land. Maximilian Graf von Hamilton stande dem Bisthum Ollmütz vor, dessen gebrechliche Gesundheits-Umstände sich anheuer merklich besserten. — Ernst Christof Graf von Kaunitz-Rittberg war Landes- hauptmann und Gubernial-President in Mähren, welcher durch seine freundliche Art sich die Lieb der Noblesse zwar zugezohn, dennoch aber müste er vernehmen, daß ein Niederträchtiger wieder denselben bey ihr Maj. den Kayser ein Memorial angebracht, und darinnen sich beschwärt, daß dermalen keine Justitz mehr in Land admini- 86 strirt werde. Christof Graf von Blümegen war Obrist-Landkammerer in Mähren und Administrator deren königligen Städten, der Iglauer Kreyßhauptmann unterstande sich in ordine administrationis Be- schwärde wieder denselben einzubringen, welche sonach von dem königl. Gubernio ihme communieirt worden. — Wenzel Freyherr von Widmann bliebe Obrist-Landrichter bies in Monath Majo, da ihro M. M. dennselben zu dem auserordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministre an dem königl. schwedischen Hof zu be- nennen geruheten. Die Obristlandrichter-Stelle wurde nicht vergeben und der königl. T(ribunal)-Assessor und wirklich geheimer Rath Joseph Graf von Zierotin!) führte das Präsidium ordinarium bey dem königl. T(ribunal). Georg Graf Banfy, ein Convertit aus Siebenbürgen, welcher sich mit der Schwester des reichen Grafen Palm verehligte, wurde motu proprio von ihro Maj. zu dem Gubernialrath in Mähren ernannt. Ignatz Schröffl von Mannsberg ware Landes-Unterkammerer und Xaverius Hageck von Walldstätten Obrist-Landschreiber in Mäh- ren. Joseph Freyherr von Widmann, biesheriger Gubernialrath, verliesse diese Stelle in Majo, ihr Maj. ernannten denselben zu dero wirklich geheimen Rath, er legte das Jurament bey beyden Majestäten in Julio ab und nachdem der Gundacar Graf Althan die Dürrnholtzer Administratorstelle resignirte, so geruheten ihro Maj. eine solche ihme Freyherrn von Widmann mit 1200fl. Gehallt zu übergeben. Von dennen Landes-Anlaagen pro anno militari 1771. ... Graf von Schrattenbach Commandeur des Stephani-Ordens, war erster Prineipal-Commissarius, der anderte aber ware Ignatz Schröffl von Mansperg, Landes-Unterkämmerer in Mähren. Die Landes- Anlaagen bestanden so wie in dem vorigen 1770ten Militarjahr, die Concurentz zum Strassenbau wurde von dem Hof zwar anbegehrt, allein per majora abgeschlagen, und bey der zweymal erfollgt ab- schlägigen Antwort liessen es ihro Maj. endlich bewenden. Der Herr Landeshauptmann, welcher sich das erstemal unter seiner Direetion ein Bildel bey Hof verdienen wollte, ware mit dem Be- tragen deren Ständen nicht zufrieden, allein die Sach wurde dennoch nicht abgeändert. Die Pfand- und Schulldensteuer wurde mehrmalen Jure regio ausgeschrieben. 1) Vgl. Notizenblatt 1879, S. 52. 87 Von dennen Landesplagen, als Vichumfall, Wetter, Feuer und Wasser Schaden, Auswinterung des Getreydes in Mähren. Das heurige Jahr ware ein sehr übles Jahr vor das Hornvich und die Pferdte, an der ersten Gattung seynd über 20000 Stück darauf gegangen, in Zbrasslau und Lukowann ware der Vichumfall, in dem Lukowaner Meyerhof habe ich über 20 Stück verloren. Dieser Vichumfall verursachte eine Theuerung an Schmaltz und Butter. Der Mangel der gutten Fütterung verursachte den Umfall deren Pferdten, denn der Bauer nahm in Frühjahr die Schabelln von Dach und gabe es dennen Pferdten; die Schäaf seynd auch umgefallen, aber nicht so häuffig wie in vorigen Jahr, die grosse Nässen in Frühjahr durch gähe Aufgehung des Schnee, und die im Sommer entstandene Wolekenbruch haben an dennen Wiesen, Felldern, be- sonders aber an dennen Teuchten, deren viele in Grund abgerissen, großen Schaden verursacht. Zu Rossitz ist der Damm des Chrustower Forellen- und Lukowanner Teuchts abgerissen und fast alle übrige seynd stark beschädigt worden. Endlich hat der große mit Ende Martii gefallene Schnee an dem Getreyd eine große Auswinterung verursacht. Die im Frühjahr zurückgebliebene Regen aber haben das Khorn erstickt und nichts konnte aufkommen. Alle diese Umstände haben Mähren und besonders den Landmann in die äuserste Verlegenheit gesetzet, die Bauern ernährten sich im Frühjahr mit Prennesselln, welche sie kochten, im Herbst aber, weilen die Eichelln wohl gerathen, haben sie die Eichelln vermahlen und Brod daraus gebachen, wovon ich selbsten gegessen habe. Die Noth verursachte viele Diebereyen und Mordthaten auf dem Land und nichts wurde höher als das liebe Brod geschätzet. In Böhmen ware die Noth noch größer, der böhmische Hofrath Freyherr von Cresel wurde dahin abgesendet, er regulirte in Iglau den Preyß des Getreydes und wollte in Böhmen das nämliche veranlassen, allein ehe derselbe nach Prag gekommen, war das Getreyd schon auser Land geführt. Mann besetzte sonach die Grentzen mit dem Militari, es war aber sehon zu späth; ein Theil von Böhmen wurde aus Mähren verpflegt, welches hiehr eine Theuerung verursachte. Die Stände machten einen Vorath von einigen tausend Metzen Khorn, welches aber nur jene Wirkung machte, daß das Getreyd in Preyß nicht ferners gestiegen ist!). Bey allen diesen von Gott verhängten Straffen nalım 1) Vgl. Notizenblatt 1859, S. 21 ff. 88 niemand den Bedacht, sich zu Gott xu wenden und seine Barm- hertzigkeit sich zu erbiten, wo doch aller Segen vom Himmel komt. Sollte das künfftige Jahr sich nicht besser anlassen, so haben wir im Land lauter öde Gründe zu besorgen und das Contributionale, welches mit Einbegrief der Extra Steuern allzu hoch angesetzet ist, dürffte in das Stecken gerathen. Von einigen Todtsfällen im Land. Wentzel Hrzan Graf von Harras, ihro Maj. Kämmerer, follgte seinem Bruder Carl balld in die Ewigkeit nach!), maßen derselben den 17. Jenner nach einer kurtzen Krankheit in dem 70ten Jahr seines Alters mit Todt abgegangen ist. Er ware ledigen Standes, diente als Page an dem Hof des Hertzog Frantz von Lothringen zu Naney, welcher sonach Kayser worden, erhielte von demselben eine Pension, welche nach dessen Todt dessen Sohn Kayser Joseph continuirte. Der Graf Hrzan war ein passionierter Jäger, ein gutter Reiter, in der Jagd angenehm, verstande aber sonsten gar nichts und ware zu dennen Wissenschaften gar nicht gebildet. Er ware aus den Schlag von vielen böhmischen Dorfjunkern, welche nur von Pferdten und Hunden zu reden wissen. Sebastian von Kollach Herr auf Jechnitz gienge in Majo cum testamento mit Todt ab. Er verstande gut das Provianticum, ware ständischer Admodiateur, pachte die Petersberger Gütter, erhielte den Adel, dann denn Ritterstand und verließe ein Vermögen von 30000 fl., worunter gutte Weine, das Hauß in Brünn, und der Frey- hof Jechnitz begrieffen seynd, er hat keine Söhne, sondern nur Töchter hinterlassen. Er liebte den Wein und die Venus. Rudolph Graf von Chotek, gewester böhmischer obrister und österreichischer Kantzler, ist zwar in Wienn den 7ten July verstorben, dennoch wird derselbe als Landmann und Besitzer der Herschafft Misliborschitz in Mähren allhiehr angesetzet. Einer der grossen Staatsmänner seiner Zeit, welcher sich durch die Protection des Graffen von Kinsky, dessen Schwester er ehligte, sich sehr hoch emporbrachte. In dem ersten preusischen Krig wurde er als Gesandter nach München abgesendet, sonach erhielte er eine obriste Landes- officier-Stelle in Böhmen, von dannen wurde er nach Wien beruffen und ihm die Banco- und Commercien-Hof-Presidentenstelle anver- L Dient zur Richtigstellung von Trautenberger IV, 81; vgl. oben (S, 79). 99 traut. Nach dem Todt des Graf Königseck erhielte er das Müntz- und Bergweesen und anno 1760 den Toison, in welchem Jahr dem- selben die durch den Graf Haugwitz begleitete Obristkantzler-Stelle zu Theil worden. Von anno 1760 finge sein Credit an zu wancken, die Agenda der Hofkantzley wurde nach und nach geschmalert, und der Hofkammer einverleibt. Dieses verursachte eine Gemüths- krankheit bey ihme, von welcher er sich zwar erhollte, dennoch aber nicht lang vollständig gesund war und da im vorigen Jahr seine Kräffte merklich abnahmen, so gabe mann ihme offt zu ver- stehen, daß mann seine Resignation in Gnaden aufnehmen werde. Diese erfollgte in Junio und er starb den 7ten July. Er besasse große Eigenschafften und Talente, groß, gut gebildet, ein freundliches Betragen gegen jedermann, redete gutt deutsch, französisch und böhmisch. Der verstorbene Kayser liebte denselben sehr, er ware von aller Jagd Parti und der Sejour zu Holitsch. Bey Hof ware er dennen Damen sehr angenehm. Der Staattminister Graf Blumegen ware sein vertrauter Freund, inngleichen der Reichs-Vicekantzler Fürst Colloredo, er besasse ein Ministerial-Phlegma. Mit dem Fürst Kaunitz und dem Graf Hatzfelld und Zinzendorf soll er nicht in dem besten Vernehmen gestanden seyn. Er hinterließe eine eintzige Tochter, welche in der anderten Ehe an den Graf Canallis verehliget worden. Sein Vermögen, welches in der Herschafft Veltens in Böhmen, Misliborschitz in Mähren und in Capitalien in banco, dann vielen silbernen Geschmuck besteht, mag über eine Million betragen. Die Herschafft Veltens wurde ein Fideicomiße vor seinen Brudersohn, den Graf von Chotek. Seine Feinde haben denselben eines Hoffarth- Geistes und des Geitzes beschulldiget, sein Vater hatte schon den Grafenstand auf sein Geschlecht gebracht. Johann Michael von Probst, einer deren feinsten Lands-Advo- caten, ginge in Brünn mit Todt ab. Er wuste vortrefflich ein Proceß in das weite Felld zu spielen. Er hat den Adelstand auf sein Ge- schlecht gebracht. Joseph Joachim Czerny Landesadvocat in Mähren, starbe auch in Brünn, ein trockener Böhm, mit welehem nachmitag nicht viel zu thun ware, ein sehr mittelmäßiges Genie. Prokop von Rabstein, jubilirter Guvernialrath, starb zu Wienn; er hat den Adel und sonach den Ritterstand auf sein Geschlecht gebracht, ein starker Mann im Commereium- und Manufacturweesen; er hinterließe männliche Posterität und ein geringes Vermögen. 90 Johann Carl Graf und Herr von Scherffenberg, des Dohm- capituls zu Ollmütz Dohmprobst und Weihbischof, gienge in einem hohen Alter gantz gäh mit Todt ab. Emanuel Fürst von Liechtenstein gienge zwar in Wienn mit Todt ab, weilen derselbe aber in Mähren die Herschafft Cromau Znoymer Kreyß besitzet und in der Fürst Liechtensteinischen Grufft zu Wranau bey den P. P. Paulanern begraben worden, so wird derselbe anhihr angeführt. Er war ein gutter Vater, schwacher Kopf und hatte in Umgang gar nichts französisches an sich; ein gutter allter Deutscher. Er zeugte mit... Gräffin Dietrichstein eine zahlreiche männ- und weibliche Posterität. Von verkaufften oder sonst transferirten Herrschafften und Güttern. Ignatz Graf von Berchtolld verkauffte das in Znoymer Kreiß gelegene Lehnguth Biskupitz mit Genehmhalltung des Bischof von Ollmiitz an die Gebrüder von Pillersdorf um ein Quantum .... fl.) Die Gebrüder von Pillersdorf hingegen verkaufften das Lehn- gut Slappanitz consensu episcopi Ollomucensis an den Carl Graffen von Breida, einen Sohn des Carl Graf Breida, Inhabern der Herschaft Ratschitz um ein Quantum von . . . . fl?) Die schüne Herrschafft Lessonitz cum appertinentiis in Znoymer Kreyß, welche bies anhehr von dennen 3 gräflich Aichpüglischen Töchtern in communione besessen wurde, geriethe durch die be- schehene Abtheilung an die . . . Gräffin Aichpügel, welche diese Herschafft samt Mobilien, der Bibliotheque um ein Quantum von 355000 fl. angenommen hat; und nachdem dieselbe im Monath Julio den Frantz Grafen Nadasdy geehliget und in gesegneten Umständen sich befindet, so dürffte mit der Zeit dieses Corpus an das gräflich Nadasdysche Geschlecht kommen’). Das Guth Urspitz Brünner Kreyses wurde von dessen Innhaber Herrn ... von Piati an den Carl Fürst von Dietrichstein um ein Quantum von 124000 fl. käufflich per contractum privatum überlassen.?) Der Freyhof Jechnitz wurde in December mitelst einer königl. Tribunalcommission in persona des Herrn von Langer (?)... von der 1) Vgl. Wolny, Markg. Mähren III, 517. 2) Ebenda II, 1, 236. 3) Ebenda III, 362. *) Ebenda II, 1, 413. 91 Kollachischen Vormundschafft an einen Brünner Bürgern . . . Abel um .... fl. überlassen!). Durch den erfollgten Todt des Fürst Emanuel von Liechtenstein fiele die Herrschafft Cromau auf dessen ältesten Sohn Frantz Fürst von Liechtenstein, einen Hauswirthen von sehr schwachen Gemüths- kräfften ?). Von Standeserhöhungen und Standesveränderungen. Herr Joseph Anton von Holtzbecher, Ober-Postverwallter in Mähren, erhielte den Ritterstand in Mähren im Martio. Frantz Graf Nadasdy verehligte sich zum anderten Mal im Julio an die... Fräule Gräffin Aichpiegel, resignirte zugleich die Landrechtsbeisitzer, Stelle in Mähren. Wentzel Freyher von Freynfels’), Dohmherr zu Ollmütz wurde Weihbisehof zu Ollmütz nach dem Todt des Graf Seherffenberg, dennoch wurde er heuer nicht installirt. Frantz Ludwig Graf Sereny wurde nach dem Todt des Graf Scherffenberg zum Dohmprobst erwählt. Peter Graf von Blümegen wurde von ihro Majestät im September zu dero deeretirten Kämmerer ernennt; ein Sohn des Obrist-Land- kämmerer Christoph Graf Blümegen. Dieser ist der erste, welcher den k. k. Kämmererschlüssel auf sein Geschlecht gebracht hat. Georg Graf Banfy aus einem uhralt vornehmen Geschlecht aus Siebenbürgen verehligte sich mit ... Gräfin von Palm, dessen Bruder ihr gegen gewissen Bedingnissen 500.000 fl. als einen Braut- schatz mitheilete. Sonach wurde derselbe in Majo Gubernial-Rath in Mähren; dieser Graf Banfy war ein Convertit; ihro Maj. die Kaiserin hat denselben nebst seinen Geschwistert von seiner Frauen Mutter, einer eyfrigen Ketzerin, gewaltsamer Weyß wegnehmen und in der catholischen Religion erziehen lassen. Durch das Geld seiner Frauen wird er die in Siebenbürgen von seinen Vorältern versetzte Gütter einlösen. Vor zwey Jahren hat er bey dem Staats- rath zu practieieren angefangen, mitlerzeit dirfte derselbe in Sieben- bürgen zu dennen grösten Ehrenstellen gelangen. 1) Ebenda II, 1, 406; Trautenberger IV, 127. ?) Ebenda III, 309. ») Notizenblatt 1866, S. 49 ff. Von dennen Abänderungen bey dennen Hofstellen. Das 1771. Jahr hat uns große Veränderungen gegeben, zu welchen die in Monath Junio erfolgte Resignation des Obristen Kantzlers Rudolph Graffen von Choteck den Anlass gegeben hat; massen noch vor desselben unter dem 7ten July erfollgten Todt ihro Maj. den böhmischen und österreichischen Vicekantzler Leopold Graffen v. Kollowrath zu dem böhmisch und österreichischen Kantzler, den Graffen von Hatzfelld aber biesherigen Finantz-Ministre, zu dem Obristen Kantzler zu benennen geruhet haben. Bey dieser getroffenen Wahl war in der eintzigen Person des Graf von Hatzfelld die Stelle eines böhmischen obristen und österreichischen -ersten Kantzlers, eines Hofkammer- Hofcamerarii- und des Hof-Banco-Presidentens vereinbahrt, und wurde der Graf Hatzfelld den Sten July durch den Obrist-Hofmeister Fürsten von Kevenhüller gewöhnlicher massen als obrister Kantzler installirt und dem personali vorgestellt. Allein nach der aus Böhmen erfollgten Rückreiß ihro Maj. des Kaysers und in Staatsrath erfollgten Untersuchung seines Projects, geruheten ihro Maj. eine neue Abänderung zu treffen, und solehe den 15ten De- eember zu publiciren, und zwar nach dem der Graf von Hatzfelld alle seine biesherige begleitete Ämter resignirt, so geruhete ihro Maj. denselben in Ansehung seiner vorzügligen Eigenschafften und Verdiensten (so spricht die Hofzeitung) zu dem dirrigirenden Staatt- ministre in dennen innländischen Geschäften auf eben die Art, wie es der Fürst von Stharenberg gewesen ist, zu benennen. Der bis- herige Staatsministre Graf Blumegen wurde königl. böhmischer und österreichischer erster Kantzler benannt, der Graf Leopold Kollo- wrat biesheriger königl. böhmischer und österreichischer Kantzler, erhielte das Presidium bey der Bancalität der Hofkammer und den Hof-Commercienrath. Zu seiner Erleichterung wurde demselben der Graf Eugenius Würben als Vice-Hofkammer- und Vice-Bancopresident, der Freyherr von Reischach aber als Vice-Commercienpresident zu- getheilet. Der Staatsministre Graf Pergen wurde mit Beybehaltung dieser Ehrenstelle dem Fürsten von Trautsohn als Landesverweser zugetheilet. Der bisherige Staatrath Freyherr von Binder wurde als wirklich geheimer Rath ernannt und der Freyherr von Crósel und Herr von Löhr wurden von ihro Maj. als Staatsräthe ernannt. Von dennen Verordnungen oder neuen Gesätzen in publicis, cameralibus et judicialibus absque ordine datorum. (Nicht ausgeführt.) 1772. Von der Jahrswitterung 1772. Mit Eintrit des neuen Jahres fande sich die Kälte auch mit ein, welche mit dem eingefallenen Schnee bis End des Monath fortdauerte, ich bin von Brünn in den besten Schlittenweg den 19ten nach Roßitz und von dannen auf die Prezina gefahren. Mit Anfang February wurde die Kälte auch gebrochen, ein Tauwetter verzehrte den Schnee und da den 17ten und 18ten Feber ein warmer Regen gefallen, so wurde der Erdboden gäntzlich geöffnet, die Kistenbäumer im Roßitzer Schloßgarten fiengen an den 16ten Feber häuffig zu treiben, die übrigen Täge des February waren schön mit Sonnenstrallen vermengt. Der Martius ware anfangs mit Frost, Schnee und Steberwetter vermengt, allein durch ein den 18ten ein- gefallenes Donnerwetter mit starkem Regen verwandelte sich die Witterung in das schöne Wetter. Der April ware bies den 18ten schön und trocken. An Ostern fiele ein Steberwetter ein, am Ende aber eine gutte Witterung. Der Maymonath ware sehr angenehm mit einigen fruchtbahren und ergibigen Landregen vermengt, der Junius meistens kühl, der Julius warm und trocken, ingleichen der Augustus. Der September und Octobermonath ware sehr warm und trocken, die warmen Nächte zeitigten den Wein stark, mann konnte aber die Fellder zur Gersten gar nicht stürzen. Der November war inngleichen trocken. In December hatten wir einige Regen, so daß man stürzen könnte, und zu Ende etwas Frost und Schnee, doch nicht ausgibig, und die große Teuchte war in December in Roßitz nicht gefroren. Überhaupt kann mann sagen, daß wir heuer einen kurtzen und nicht gar kalten Winter, ein zeitliches Frühjahr mit Josephi, einen trockenen und nicht gar warmen Sommer, dann ein schönes, trockenes, lang anhaltendes Herbstwetter gehabt haben. Körnerpreyß in Brünn 1772. Der N. 0. Metzen Weitzen wurde zu 3fl. 30 kr. in dennen Wintermonathen Januario et Februario, sonach zu 4 fl. bis zum Schnit, nach dem Schnit aber zu 3 fl. 12 kr., 3 fl. 21 kr., dann auch 94 3 30 kr. in Brünn verkauft. Das Khorn ware zu 3fl., auch 341. 9 kr., die Gersten meistens zu 2fl. 24 kr. und 30 kr. Der Haaber zu 51 und 54 kr. und 1fl., die Arbeß zu 4 fl, der Hirsch zu 3 fl. bezahlt. In Junio würde das Khorn gewiß bies auf 51/, fl. gestiegen seyn, wenn nicht die Stände auß Ungarn und gleich nach der Schnit aus Mähren Khorn erkaufft hätten. Die böhmische Fuhrleuthe machten die Theuerung, welche mit Wagen und auf dennen Trachatz hauffenweyß über Czernahora das Getreyd in Brünn abholeten. Der Haaber ware heuer viel wohlfeiler als im vorigen Jahr. Der Hof schiekte auch Körner nach Brünn, Ollmütz und Iglau und theilte Rey ohnentgelltlich aus unter die kranke Unter- thanner. Das Vaaß Dürnholtzer Wein wurde zu 33 fl. von der Preß bezahlt; das Obst ist heuer gar nicht gerathen. Überhaupt von der Sach zu reden, so war das heurige Jahr an dennen Felld- früchten ein miteres Jahr, maßen die trockene Witterung das Wachsthum des Sommergetreyds sehr hinderte, das Khorn aber durch die Winde in der Blühe, der Weizen aber durch den Mühldau (Mehltau) vieles geliten hat. Wir haben uns daher von das 1773te Jahr keine Wohlfeilheit zu versprechen, und dieses um so weniger, als durch die trockene Witterung in Herbst theils vieles Getreyd gar nicht auf- gegangen, theils aber das aufgegangene durch die Mäuse aufgefressen worden ist. Das Obst ware sehr wenig, und sehr schlecht. Nur der Weinstock hat überhaupt in Land gut gerathen, in Ansehung der Gütte des Weines, nicht aber in Ansehung der Menge, und ge- wiß übertrifft der in anno 1772 gefechsete Wein denjenigen, welcher in anno 1760 gefechset worden. Die Klöster Wellehrad, Bruck, Obrowitz, St. Thomas, Königkloster, die Jesuiter, haben sich einen großen Vorrath an Wein beygelegt. Ich habe den Krenitzer zu 381. in Loco in November bezahlt. Die Eichelln welche in vorigen Jahr so gutt gerathen haben, geriethen heuer gar nicht. Von dennen geist- und weltlichen Vorstehern im Land. Maximilian Graf Hamilton stande dem Bisthum Ollmütz vor, der dureh einige Jahre zu mahlen angefangene Saal in Cremsier kamme heuer zu Stande und wurde an Maximiliani eröffnet. Er soll mit aller Einrichtung auf 60.000 fl. zu stehn kommen. Ernst Christoph Graf Kaunitz-Rittberg war Landeshauptmann und Gubernialpresident in Mähren. Dieser mehr vor die auslän- dische Geschäfften als vor die innerliche Landesanliegenheiten ge- 95 bildete Herr erhielte den Toison nach der Entbindung der Königin in Neapel. Er verließe Mähren in November und wurde anstat des Herrn Graf Lasy zum Oberbau-Director ihro Maj. ernannt. Seine in Mähren begleitete Landeshauptmann- und Gubernialpresidenten- stelle wurde ad interim durch den Obrist-Landkammerer Graf Chri- stoph Blümegen besorget. Die Obrist-Landrichterstelle wurde dem Graf Leopold Clary, jüngsthinnig gewesenem Thesaurariat-Amts- verwesern im Großfürstenthum Siebenbürgen in Monath Junio er- theilet. Er fande sich aber allerst im November in Brünn ein und wurde den 4ten December durch den Obrist-Landkämmerer Herrn Graffen Blümegen bey dem königl. Tribunali installirt, und ist der Graf Blümegen gleich darauf zu dem königl. Guvernio abgegangen; wo sodann der Herr Obristlandrichter an das Gremium ein bündige mündliche Anrede machte, welehe durch den Herrn Amtskantzler Baron Astfeld schrifftlich beantwortet wurde. Dieser Graf Leopold Clari absolvirte in collegio Theresiano 1754 seine Studia, schriebe allda ein Buch unter dem Nahmen Plutarchus redivivus. Wegen seiner Frommkeit wurde er Rector sodalitatis in collegio Theresiano erwählt. Zu Ende 1754 wurde er Appellationsrath in Prag, in anno 1763 Burggraf zu Eger, in anno 1770 Thesaurariat-Amtsverweser in Herrmanstadt und endlich anno 1772 Obrist-Landriehter in Mähren. Er mag höchstens 36 Jahre haben. Seine erste Gemahlin war eine Gräffin Vratislav, und die dermalige ist eine geborene Gräffin Thun. In seinen jungen Jahren ware er einem großen Zorn ergeben. Das jus eivile hat er eum applausu in Theresiano defendirt und ist ein gutter Jurist. Ignatz Schröffl von Mannsperg ware königliger Landes-Unter- kämmerer, und Xaverius Hajeck v. Waldstäten königliger Obrist- Landschreiber in Mähren. Bey dem königligen Guberno sind heuer viele Veränderungen vor sich gegangen, und zwar im Monath April wurde der Gubernialrath Graf von Banfy nach Siebenbürgen über- setzt. Seinen Platz erhielte in Mähren der Commissions Hofrath Conrad Freyherr von Nefftzern; ein eintziger Sohn des bekannten Hofraths Freyherrn von Nefftzern; die mit der Freyle Hay, einer Schwester der Gemahlin des Regierungsrath Herrn v. Sonnenfels gehabte Liebes-Intrigue hat ihro Maj. darzu bewogen. Balld hernach haben ihro Maj. ohne Appertur, mithin motu proprio den Freyherrn von Cesey, ehemaligen Gubernialrat in Böhmen, bey dem mährischen Guberno angestellt, dessen Gemahlin, eine geborene Gräffin von 96. Speuer (?) hat sich mit dem Freyherrn von Lopresti ohnsichtbar gemacht, der Freyherr von Ceschy wurde aber nach dem erfollgten Todt des Graf Enzenberg wieder von hiehr abgeruffen und in Tyrol als Gubernialrath angestellet, wohin er sich auch im Monath December‘ begeben hat. Die andurch erledigte Gubernialraths-Stelle haben ihro Maj. dem in Steyermark angestellten Gubernialrath Graffen Otto von Schrattenbaeh auf innständiges Ansuchen seines Herrn Vaters ver- geben. Der Graf Schrattenbach machte namhafte Schullden in Grätz, verfuhre übel mit seiner Gemahlin, diente zwar ersprieslich, aber bediente sich einer iiblen Art mit dennen Subalternen, und dieses war die Ursach, warum der Vater denselben bey sich haben wollte, um ihn im Zaum zu halten. Von dennen Landesanlaagen pro anno militari 1772. Ferdinand Graf Schrattenbach, Commandeur des heiligen Stephany-Ritterordens, ware erster Landtags-Commissarius, und Xa- verius Hajeck von Waldstäten Concommissarius. Die Postulata be- standen in eben dennenjenigen, welche im vorigen Jahr anbegehret wurden. Vor heuer haben die Stände zu dem Straßenbau 19000 fl. ex fundo domestico verwilligt, welches Quantum schon als ein onus perpetuum verbleiben dürffte, und zu der Czernahora-Strafien an- gewendet wurde. Die Schullden, dann Pferdtsteuer wurde mehrmalen jure regio ausgeschrieben. Von dennen Landesplagen, als Vichumfall, Wetter-, Feuer- und Wasserschaden, Auswinterung des Getreydes. Unter dennen Landesplagen verdient den ersten Platz die wegen übler Witterung entstandene viele Krankheiten und andurch erfollgte viele Todtesfälle, sowohl auf den Land als in dennen Städten. Der Jenner und Februarius ware mehr einem abwechselnden Herbst oder Frühjahr als einem Winter ähnlich. Dieses verursachte wegen der matten Luft viele Faulungsfieber, hitzige Krankheiten. Mann wendete sich zu Gott und wurde den 9ten Februarius eine Procession von St. Jacob auf den Petersberg angeordnet, um von Gott eine bessere Witterung zu erbitten. Den nämlichen Tag fienge an das Sieben- stündige Gebeth mitelst Exponirung des h(eiligen) S(acraments) und roulirte durch alle Kirchen. Den 22ten February wurde die 97 Procession vom Petersberg nach St. Thomas geführet, um das Nämliche von Gott zu erbiethen. Das 2te Übel ware der Hornvich-Umfall so wohl bey Obrig- keiten und dennen Unterthanen; dieses und der hohe Körnerprey® bewogen den Hof 36000 fl. ex cammerali zu anticipiren und zu dem Straßenbau anzuwenden, damit der Unterthan sich etwas verdiene. Die k. k. Hof-Wegcommission machte dahero die Eintheilung, daß von diesem Quanto 10000 fl. zu der Czernahora-Chaussée, 16000 fl. zu einer neuen Strecken von Sternberg nach Hof, und endlich 10000 fl. zu der von Brünn nach Roßitz führenden Post- und Commereial-Straßen angewendet worden; und nachdem die Robitzer Obrigkeit zu diesem Bau 500 fl. hergeschoßen, so wurden durch das Roßitzer Territorium bies 750 K(lafter) Chausée geführt, in allen aber auf der Roßitzer Straßen 1150 Kl. Chaussee erbauet. Die dritte Landesplage waren die heuer vielfältig im Land und besonders nach dem Schnit sich ergebene beträchtliche Feuers- brünsten. Sokolnitz, Czernowitz nach Karthaus gehörig, Napagedl Dürrnholtz ete. sind die vornehmsten Ortschafften, welche durch die entstandene Feuersbrünsten großen Schaden erlitten haben, in all diesen Ortschafften seynd wenigstens 500 Häuser, Scheuern oder Stallungen abgebronnen. Die vierte Landescalamität, wovon die Follgen sich in anno 1773 mehr zeugen werden, ware die in Herbst langwierig anhaltende dürre Witterung, wodurch theils das Körndel erstickt, theils durch die häuffige Mäuße zu nichts gebracht wurde. Ziehe mann ferners in die Erwägung den Umfall unter dennen Pferdten, die geringe Schüttung des Getreydes, so seynd dieses lauter üble Vorbothen vor das künfftige Jahr. Endlich haben die mit Hagel vermischte Gewitter, besonders diejenigen vom 29ten Juny zu Strutz, Parfus, Strzylitz, Rzezkowitz an der Winterfrucht großen Schaden verursacht. Der Hof wollte an der Contributionali- und Extra-Steuer nichts nachlaßen, und glaubte genug gethan zu haben, daß unter dennen Kranken auf dem Land ohngefahr 300 Centen ReyB ohnentgeltlich ver- theilet, nicht minder 30000 fl. in dennen Kirchenspielen ausgetheilet wurden, um dennen Nothleydenden beyzuspringen; aber auch diese Hilfsmitteln waren nicht hinlänglich, der eingerissenen Noth zu steuren. Roßitz bekamme an Reyß gar nichts und vor die Arme erhielte der Administrator 50 fl. Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XVI, 98 Von einigen Todtesfällen im Land. Den 29ten February gienge der Graf Guido von Dietrichstein ihro Maj. k. k. Kämmerer, Herr der Standesherrschaft Loßlau in Schlesien und Nutznießer der Herrschaft Napagedl in Mähren in Brünn mit Todt ab, naehdem derselbe den 23ten February an der Taffel bey dem Graf Ignatz Berchtold von einem Schlagfluß berühret worden, in dem 55ten Jahre seines Alters ab intestato. Er ware blond, miterer Größe, dostig, hat sich zu nichts angewendet, ein guter Wirth, ware zu dennen Wissenschaften gar nicht gebildet. Er hate in seinem Leben dreymal sich verehliget. 1tens: mit einer Gräffin Henckel auß Schlesien, welche contract worden; andertens mit einer Gräffin Rothal, welche ihme 50000 fl. legirte; dritens in anno 1770 mit einer Gräffin von Schrattenbach; mit diesen drey Gemahlinen hat er Kinder zwar erzeuget, welche aber theils todter auf die Welt gekommen, und zwar meistens die Söhne, theils kleiner gestorben sind. Seine letzte Gemahlin hat er schwanger hinterlaßen, welche den 27. May mit einer Tochter entbunden worden, die aber in Junio wieder gestorben ist. Durch diesen Todtsfall geriethe die Herrschaft Loßlau an die Wittwe, wie nicht minder dasjenige Ver- mögen, welches der Graf Guido Dietrichstein an Capitalien und an dem usufiuctu von Napagedl sich erspahret hat. Der Graf Dietrich- stein wurde den 2. Marty abends bey St. Jacob zur Erde bestatet, allwo auch sonach die Exequien gehalten wurden. Der P. Rector Martinus Raab S. J. äuserte sieh gegen dem Graf Schrattenbach, ob er seinen Schwiegersohn nicht wollte in die Jesuiter-Kirchen begraben lassen, malen vermög Anordnung des Kardinal Frantz Dietrichstein gewester 3ischof von Ollmütz alle Dietrichstein, wann sie Catholiken, allda begraben werden könnten in der Dietriehsteinischen Grufft, allein er wollte es nieht thun. Dieser Graf Guido Dietrichstein hatte schon vor einem Jahr kleine Anzeug:n und Vorbothen eines Schläagflusses gehabt. Unter der Hand brauchte er verschiedene Medicamenta, um sich zu stä ken, und schwächte dadurch seine Natur, und mußte die nach Ausserung seiner Gemahlin so offt geleistete eheliche Pflicht mit seinem Todt bezahlen. Dieser Todt seye eine Lehr, daß alte Manner nicht leicht junge Weiber heyrathen sollen, besonders wann solche darbey böß sind. Den 25ten April ist die Freule Josepha von Kollowrath mit Todt abgegangen an einem zweyten ihr zugestoßenen Schlagfluß ohne empfanzene heiligen Sacramenten. Sie möge ohngefehr . . . Jahr 0 gehabt haben. Ihr Vermögen hat ohngefehr 6000 fl. betragen, sie ist bey St. Jacob begraben worden. Sie hat von ihren Nebenmenschen nicht allemal am besten gesprochen. Rudolph Liebsteinsky Graf von Kollowrath ist auf seinem Gut Biskupitz Ollmützer KreyB cum testamento mit Todt abgegangen und hinterließ seine Gemahlin, eine gebohrne Gräffin Blümegen, ver- wittibte Gräffin von Macquire in gesegneten Umständen. Dieser Graf Kollowrath hat seine Studia in Collegio Theresiano in Wienn absolvirt, konnte aber wegen seiner Gesundheits-Umstände nicht angestrenget werden. Die Doetores muthmaßeten, er habe Waßer im Kopf. Ein frommer Cavalier; er ware königl. Kammerer, bedachte in seinem Testament seine Gräffin gar reichlich: Er liegt in Bif- kupitz und beßaße noch in Böhmen die Herrschaft Adelsbach, welche aber ohngemein oneriret ist. Er starb im 25ten Jahr seines Alters den 31. July in Biskupitz, er ware k. k. Kammerer. Franeisea Xaveria Freule Gräffin von und zu Ugarte!) ginge den 6. May im 25ten Jahr ihres Alters zu Jaispitz an einer hitzigen Krankheit mit Todt ab ab intestato und liegt bei dennen Franeis- kanern in Jaispitz?). Nun entstande die Frag ob die Mutter nebst den Gesehwistert zu dieser Erbschafft ein Recht haben, daß k(ünigl.) T(ribunal) nahm an die Erbserklärung respeetu dererjenigen 1500 fl., welche ihr als eine Legitima paterna zufallen müste und von welchen sie per testamentum auch disponiren könnte. Meine Frau cedirte ihren Theil dem Baron) Stein und ihrer Schwester der Freule Babisch. Die Freule Ugarte ware gottesförchtig, gut in Humor, in ihrem 15ten Jahr wollte sie Notre Dame in Preßburg werden, die Mutter ließe es aber nieht zu, und sodann vergienge der Beruf. Wentzel Fürst von Liechtenstein, Ritter des golldenen Velus, Feldmarsehal ete. ist zwar nicht in M(ähren), sondern in Wienn den ... gestorben. Wir rechnen denselben aber anhero, theils weilen er große FideicomiB-Corpora in Mähren beseßen, theils aber weilen derselbe in der fürstlichen Grufften zu Wranau begraben wo:den. Ein Herr von großen Gemüthsgaaben. Er ware Bottschaffter in Frank- reich. Als Carl der 6te mit Todt abgienge, in dem Sucecssions-Krieg wurde er abgeruffen und commandierte die Armee in Italien, schluge zu Placenza die Spanier und Franzosen, ihme wurde sonach das 1) Vgl. Notizenblatt 1870, S. 2. 2) Von anderer Hand gestrichen und in Znaym corrigiert. 100 gesamte Atrillerieweeßen und zwar independent vom Hofkriegsrath übergeben, welches er durch Mühe und Verwendung vieler hundert- tausend Gullden auf den besten Fuß setzete. Anno 1760 ginge er als Botschaffter nach Parma um die Princeßin Isabella vor den Ertz- hertzog Joseph als Gemahlin zu begehren, wo er mit vieler Pracht erschiene. 1764 wurde er zu der Wahl des römischen Königs Joseph nach Frankfurth am Mayn von Kayser Frantz als Commissarius im- peratoris abgesendet und erhielte den Titel Durchleuchtig. Seine sroße Einkünffte verwendete er auf Pensionen von armen Wittwen, Weysen vom Regiment, und zum Nutzen des Staats. Er war in allem groß, ohneigennützig, ließe sich aber nicht leicht vom Hof etwas sagen, sondern resignirte sehr offt. Der Baron Löschenkahl sein Vertrauter muste allemal der Mediateur zwischen dem Souverain und dem Fürsten seyn. Sein Temperament war gäh, und von seinem Nehsten hat er nicht allemal gutt gesprochen. Den Feldzeugmeister Loudon unterstützte er sehr, mit dem F(eld)-Marschall Daun und Laey war er nicht im besten Vernehmen, wie ingleichen mit dem Graf Haugwitz; dahingegen ware er guth mit dem Stattminister und sonach Obristen Kantzler Graf Blümegen, mit dem Fürst Kaunitz. Die Herrschaft Cromau fiele auf seinen Neveu den Fürst Carl Liechtenstein, die übrige Fideicomiß-Herrschafften in Mähren aber auf seinen Neveu den Fürst Frantz Liechtenstein. Er machte mitelst seines Testaments fast lauter Legata von seinem Allodial-Vermögen, welehes taxirt wurde auf . .. fl. Heinrich Xaverius Hajeck von Waldstäten ihro Maj. Rath und königlicher Obrist Landschreiber im Markgrafthum M(ähren), gienge den 5ten December um 11 Uhr früh in Brünn mit Todt ab, im 62ten Jahr seines Alters. Ein Mann, welcher wegen seiner Bescheiden- heit, Gelehrsamkeit und Kenntnis der mährischen Landes-Verfassung ihro Maj. und dem Land grohse Dienste geleistet hat. Vor 34 Jahren erhielte derselbe eine k(önigl. T(ribunal)-Assessorsstelle, und anno 1748 nach dem Heinrich Cajetan Freyherr von Blümegen die Kantzler- stelle bey dem k(ünigl. T(ribunal), welche derseibe bies ad annum 1761, als in welchem Jahr ihme die durch den Wenzel Freyherrn Krisch erledigte Obrist-Landschreiberstelle erhielte und bies in seinen Todt rühmlich führte. Er ware ein Phlegmatieus, arbeitete langsam, aber gutt, votirte zum Denken, ein gantzer Jurist, welcher auch ad for- mandum codicem Theresianum gebrauchet wurde. Er hat das mih- rische Incolat auf sein Geschlecht gebracht, wie auch das Gut Hajan 101 und Serowitz. Der geweste Landeshauptmann Graf Blümegen und Graf Schrattenbach haben in dennen wichtigsten Geschäfften sich seines Raths erhohlet; ein leutseliger und höflicher Mann, welcher in Mähren in langem Nachdenken seyn wird. Er hat sich 2male ver- ehliget, und zwar erstens mit Veronica von Ehrnstein, die anderte Gemahlin ware Barbara Sanchez v. Artigosa, eine Person von 18 Jahren. Mit beyden Gemahlinen hat er keine Kinder erzeuget. Die letzte solle er weder berührt haben, sie drange bey dem Consistorio ad Divortium an, und intendirte wirklich den Proceß; der gute Mann krenkte sich darüber, sie gienge nach Wienn in ein Kloster. Der Herr von Waldstätten fienge an in Junio zu kränkeln, in September wurde er gefährlicher, und starb endlich nach einer langwierigen und schmertzhafften Krankheit den 5ten December in dem Willen Gottes gäntzlich ergeben und liegt bey St. Jacob begraben. Vermög Testamenti hat er seinen Neveu Hugo Freyherr von Waldstäten zum Erben eingesetzet und die Ehepacten seiner Frauen bestätiget, sumpta taxa von einem Vermögen per 50000 fl. In seinem Leben wünschte er sich allemal einen langsamen Todt, um sich guth vor- bereiten zu können. Gott verliehe ihm diese Gnad, und der Geistige P. Hartmann S. J. bahnte demselben den Weg zum Himmel. N. Hajeck von Waldstätten königl. Hofrath und Reichshofrath- Secretarius, uxor N. N. Hugo von Waldstätten, wird in Heinrich Xaverius v. Waldstätten, Freyherrnstand erhoben, + 1771 K.Obrist-Landschreiberin Mähren, in Wienn; er hinterließe eine zahl- + den 5ten Dezember 1772 in reiche Posterität, von welcher ich Brünn. 1te Gemahlin Veronica nur anmerke: von .., 2te: Barbara Articosa. —_—— Hugo Freyherr v. Waldstätten, k. k. Rath bey dem N. O. Landrecht. Gemahlin: N. v. Schäffer, ein Frl. Tochter des Fürst Liechten- steinischen Hofraths von Schäffer. Von verkaufften oder sonsten transferirten Herrschafften und Güttern. Die im Brünner Kreyß gelegene Herrschafft Groß-Niemschitz wurde per contractum privatum von der Josepha Freyin von Haug- witz geborenen Gräffin Frankenberg, um ein Quantum von 163000 fl. an den Carl Fürst von Dietrichstein käuflich überlassen!). 1) Vgl. Wolny, Markg. Mähren II, 2, 42} 102 Durch den erfollgten Todt des Fürst Wentzel von Liechtenstein sind die Fideicomißherrschafften Eysenberg, Hohenstadt, Eysgrub, Lundenburg, Goldenstein, Posorzitz, Stanitz, Ostrau, dann die Allodial- herrschaft Sternberg und Aussee an deßen ältesten Neveu Frantz Fürsten von Liechtenstein, die im Znaymer Kreyß gelegene Fidei- comißherrschafft Cromau!) aber an deßen zweyten Neveu Carl Fürst von Liechtenstein gediehn. Die beträchtliche Herrschafft Napagedl Hradischer Kreyß ge- rithe durch den im Feber erfollgten Todt des usufruetuarii Graf Guido Dietrichstein an die quoad proprietatem in testamento der Gräffin Anna von Dietrichstein instituirte Erbin Theresia Freule Gräffin Montelabate und entstande respectu des fundi instructi zwischen der gräflich Dietrichsteinischen und Montelabatischen Vormundschafft ein Rechtsstreit bey dem k(önigl). Tribunali?). Das Guth Schlaten Prerauer KreyB wurde durch einen commissionaliter getroffenen Verkauf von dennen Freyherrn von Sobeck an den Graf Canal um einen Kaufschilling per 400001. transferirt?). Das gräflich Luzanische Pupillarguth Löschna Prerauer Kreyses wurde durch den gräfflichen Herrn Vormund per contractum priva- tum um ein Quantum von ... fl. an den Freyherrn von Beretzko zuwieder der Vormundsehaffts-Ordnung verkaufft?). Von dennen Standeserhöhungen und Standesveränderungen. Frantz Paul Freyherr von Roden’) wurde von ihro Maj. zu dero königl. Rath und Tribunalsassessore benannt. Im Monath Junio wurde derselbe königl. Dekretirtkammerer ernannt. Er ist der erster von seinem Geschlecht, welcher diese Ehrenwürde erhalten. Seine Frau Mutter ist eine Gräffin Daun eines reichsstifftmäßigen Geschlechts. Die Roden seynd bey mehr hundert Jahren in Mähren begütert. Jacob Roden erhielte anno 1642 von Ferdinando 1ITio den Adelstand. 1) S. oben S. 100. 2) Vgl. Wolny, Markg. Mähren IV, 319. 3) Vgl. Wolny, Markg. Mähren VI, 684. 4) Ebenda I, 287. 5) Notizenblatt 1876, S. 57 ff. 103 Andreas a Roden supremus aulae praefectus in Moravia uxor Anna Francisca von Mentzelin. — ——— ln mm nn = — —————" " Û Josephus baro a Roden, uxor Antonia Salava de Lippa. — Franciseus de Paula baro a Roden, consiliarius et assessor regii tribunalis, uxor Elisabetha comes a Daun. O- Franeiscus de Paula baro a Roden, consiliarius et assessor regii tribunalis, neenon in Junio 1772 cammerarius S. C. M. Carl Freyherr von Dobelstein erhielte das diploma incolatus in Mähren und verehligte sich in September an die Christinam Gräffin Sereny von Kissereny. Die Eheverlobnuß wurde in Milotitz durch den Dohmprobst Grafen Sereni, einen Onkel der Brauth, voll- zohen. Von dennen Abänderungen bey dennen Hofstellen. Vor heuer war keine, weilen solche in December vorigen Jahrs vor sich gegangen. Dennoch fienge an das Ansehn des neuen Obrist- kantzlers Graf Blümegen sehr zu fallen, der Credit des Graf Hatz- feld und Kollowrath aber stiege mehr und mehr. Von dennen Verordnungen oder neuen Gesetzen in publicis, cammeralibus et judicialibus absque ordine datorum. 1. Der Werth deren Ducaten wurde a lten May erhöhet und der Cours eines Souv. auf 12fl. 40 kr.; eines halben auf 6fl. 20 kr., des Kremnitzer auf 4H. 18kr., des königlichen auf 4fl. 16 kr. und des Holländer Ducaten auf 4fl. 14 kr. gesetzet. 1773. Von der Jahrswitterung. Der Anfang Jenner ware sehr kallt, dauerte aber nur durch 12 Täge die Källte, wo sodann durch ein Regenwetter es aufzugehen anfienge, und das gelinde Wetter continuirte bies den 29ten, wo es starck zu gefrieren anfienge. Der Februarius ware kallt mit starckem Schnee vermengt, ich bin den 7ten von Rossitz über die Przina nach Zhorsch Schlitten gefahren; sodann hielte der Februa- rius an mit wechselndem Schnee und Tauwetter. Der Mertzen ware naßkallt, der April ohnbeständig mit zweyen ausgibigen Regen 104 vor Georgy vermengt. Der May monath überaus schön, trocken und warm, der Junius naß und kühl, ingleichen der Julius und Augustus bies auf wenige Täge. Der September und October trocken, schön und warm, in November meistens schöne Witterung, den 25ten aber fiele ein so starcker Schnee ein, dal ich füglig von Rossitz nach Rzizeck im Sehlitten hätte fahren können. Den 30ten November zerschmeltzte der Schnee langsam. Der December ware regnerisch und sehr gelindes Wetter, auch in Wienn, wo ich die Weyhnachtsfeyertäge zugebracht hatte. Überhaupt hatten wir einen kurtzen und nieht strengen Winter, ein schönes aber späth, nemlich in May angekommenes Frühjahr, einen sehlechten Sommer, aber einen überaus sehönen, troekenen, lang anhalltenden Herbst. Körnerpreyß in Brünn 1773. Der N.0. Metzen Weitzen wurde zu 3fl. 30 kr. und 3fl. 15 kr. im Jenner und Februario verkaufft, das Khorn zu 2fl. 54 et 57 kr., die Gerste zu 2fl., der Haaber zu 54kr., allein in Martio finge an das Getreyd merklich zu fallen und konnte der Weitzen kaum zu 3fl., das Khorh zu 2fl. 24 kr., die Gerste zu 1fl. 45kr. und der Haaber zu 48 kr. angebracht werden. In dießem Preyß bliebe das Getreyd bies zu dem Schnit, nach dem Schnit aber bies Ende December ist es im Preyß noch immer gefallen und wurde der Weizen in Brünn zu 2fl.6kr., das Khorn zu 1fl. 30kr., die Gerste zu 54 kr., der Haaber zu 33 kr. und nicht höher bezahlt. und nachdem das Getreyd heuer nieht nur in Mähren, sondern auch in Böhmen gerathen, so ist leicht vorzusehen, daß in anno 1774 der Prev deßelben fallen werde mehr und mehr. Der Wein hat heuer gutt gerathen, sowohl in der Quantität als in der Qualität, daß Vaß Wein habe ich 23 et 24 fl. im November auf den Laager erkaufft; das Obst hat mitelmäßig, die Eicheln haben aber gar nicht gerathen. Von dennen geist- und weltlichen Vorstehern in Land. Maximilian Graf Hamilton stande dem Bißthum Ollmütz vor, und seine Gesundheit ware heuer sehr schleht beschaffen. — Gideon Freyherr von Loudon begabe sieh in Martio nach Wienn, legte allda das Comando von Mähren nieder und begabe sich den ersten April von Brünn nach Betschwaar in Böhmen auf sein Land- guth. Eine Mißverstandnuß mit dem Kriegspresident Graf Laey solle 105 ihn zu dießem Schrit verleitet haben. Der Feldzeugmeister L. ware ein Menschenfreund, lebte groß, mithin erspahrte nichts, das Land hat ihn ohngern verlohren!). Im April et Majo hat der General Botta ad interim das Commando geführt; nachdem aber in der im Monath May geschehenen grossen Militairpromotion der B(aron) Elriehshausen?) zur Feldzeugmeisterwürde erhoben wurde, so haben ihro Majt. demselben interim das Militairgoverno in M(ähren) an- vertraut, welchem er dermalen würdig vorstehet. Er ist gebohren aus einer reichsstifftmäßigen Familie. Er hat viel Welt, viele Gelassenheit, und lebt so gutt als sein Vorfahrer mit geringen Aufwand. Der oberste Landkammerer Graf Christoph Blümegen stande in dießer Eigenschafft und als interims President dem Land und dennen Ständen vor, bies er anfangs May die königl. Landeshaupt- mann- und wirkliche Gubernialpresidenten-Stelle von ihro Majt. erlangte. Er legte das Jurament in Wienn ab urd traffe in Majo zu Brünn ein, wo derselbe ohne förmlichen Eintzug ohne installiert zu werden, sein neues Amt angetretten hat. Die Stände, von welchen der Landeshauptmann als direetor statuum nur 1600 fl. beziehet, haben 140014. zugelegt. Die Kayßerin gabe demselben eine Zulaag ad per- sonam von 2000 fl., mithin bestehen deßen Einkiinffte in 11000 fl. salvä . arrha; die Agriculturs-Societät in M(ähren) erwählte denselben zu ihrem Proteetorem. Ihro Maj. die Kayßerin ware ebendiejenige, welche den Graf Blümegen zu dem Amt eines Landeshauptmann und Gubernial- presidenten in Mähren erhoben, sie schriebe ein Billet an Obrist- kantzler den Tag vor dießer Benennung, der Kayßer war damit gar nicht zufrieden, und wollte die Juraments-Leistung bies nach seinen Zurückkunfft auß Siebenbürgen verschoben haben. Die Obrist- Landkammererstelle wurde der Ordnung nach gleich in Majo an dem bisherigen Obristlandrichter Graf Leopold Clary vergeben, welcher more consueto bey dem Amt der königl. Landtaffel den.. installirt wurde. Die Obrist-Landrichterstelle erhielte der Graf Wurm- brand, gevollmächtigter Ministre am Neapolitanischen Hof, und wurde in Julio legaliter intimirt, allein er wollte sich zur Antretung dielies Amts nicht bequemen. Dieses veranlaßte ihro Maj., dem k(önigl.) T(ribunal)-Assessor Graf Joseph Zierotin im Monath December die Obriste-Landrichterstelle zu verleyhn. Eben dieses Monath prästirte 1) Notizenblatt 1872, S. 67. ?) Ebenda. 106 derselbe das Juramentum officy bey der obersten Justitzstelle und der böhmischen Kantzley in Wienn, nahm aber keinen Besitz davon. Die Administration der k. k. Städten wurde dem Landes- unterkammerer Ignatz Sehröffl von Mannsperg verliehen. Die Obrist- Landschreiberstelle erhielte in Januario ohne Gutachten der Vice- Landkämmerer Johann Baptist Zablatsky von Tuleschitz, und wurde bey der Landtaffel den . . . installirt. Den 8. July hat der von Stiebig als Vice-Landkämmerer, der von Pillersdorf!) als Vice-Landrichter, der von Heymerle als Vice-Landschreiber, und der von Herrmann als Kleinschreiber das juramentum offiey bey dem k(ünigl.) T(ribunal) abgelegt. Der Pagatsch von Paberg, ein Sohn des reichen Neutitscheiner Tuchhändlers, erhielte eine Kammerlingsstelle, der erste Kammerling Frantz Vincentz von Zialkowsky, weilen derselbe die Kleinschreiber- stelle nicht erhallten, geriethe in eine einer Narrheit ähnliche Melan- coley. Bey dem k(önigl.) Governo erhielte der Prerauer Kreyßhaupt- mann von Beer eine Gubernialraths-Stelle. Auß all Hehrvorgehenden ersiehet mann, daß eine Hauptänderung in Mähren vor heuer vor- gegangen sey. Der neue Landeshauptmann ist ein ehrlicher, die Ruhe liebender, ohneigennütziger Mann, aber zu schwach in Geist, um dennen Geschäften vorzustehen, und zu gutt. In anno 1760 wurde er städtischer Administrator, anno 763 wirklich Gubernial- und decretirt Geheimer Rath, und stiege binnen 11 Jahren bies zur höch- sten Landeswürde in Mähren. Der neue Obristlandrichter Graf Joseph Zierotin wurde in anno 753 bey der Representation in M(ähren) angestellt und bliebe allda bies in Julio 763, wo ihme eine. besoldete T(ribunal)assessors-Stelle von ihro Maj. verliehen wurde. Seine damalige Heyrath mit der Tochter des wienischen Stadthalters Frantz Ferdinand Graffen von Schrattenbach hat ihm die Besoldung procurirt, anno 770 haben ihro Maj. denselben zu dero wirklich geheimen Rath ernannt. Der Graf Johann Mitrowsky ware ein starker Competent um die Obrist- Landrichterstelle, und wann der Graf Rudolph Choteck annoch ge- lebet hätte, so würde er solehe vieleicht erhallten haben. Überdieses stellete mann der Kayserin vor, der Graf Zierotin seye taub, mit- hin das Präsidium zu führen ohnfähig. Er begabe sich im November nach Wienn, nahme Audientz bei beyden Majestäten, welche das 1) Vgl. Notizenblatt 1866, S. 9. 107 Wiederspiel fanden, und eben dießer Umstand und seine älteren Dienstjahre bahnten demselben den Weeg zur Obristlandrichterstelle. Von dennen Landes-Anlaagen pro anno militari 1773. Ferdinand Graf von Schrattenbach, Commandeur des Stephani- Ritterordens, ware erster, und Ignatz Schröffl von Mannsperg, Landes- unterkämmerer und Gubernialrath, zweyter Landtags-Comissarius. Ihro Maj. haben pro anno militari 773. dennen Unterthanen motu propriö von der ordinari Contribution nachgelaßen ein Quantum per . fl. Vermög gepflogener Repartition hat Rossitz über 400 fl. weniger Dahl. die übrigen Postulata waren vermög Contribution- Systema de anno 748. die nämlichen. Überdieses aber haben die Stände ex fundo domestico 10000 fl. zu dem Czernahora-Strassenbau bewilliget. Die Schullden- und Pferdt-Steuer aber wurde jure regio ausgeschrieben. Von dennen Landesplagen, als Vichumfall, Wetter-, Feuer- und Wasserschaden, Auswinterung des Getreydes. Der Viehumfall ware einer der beträchtlichsten, besonders an dem Hornvieh, übrigens hat Gott das Land mit allen Felldfrüchten sehr geseegnet, und von epidemischen Krankheiten, welche seith 2 Jahren geherrschet, befreyet. Die Stände, welche heuer einen Mangel an Getreyd besorgten, haben ein beträchtliches Quantum erkaufit in hohem Preiß, meistens à 3 fl. das Khorn, welches sie sodann mit Verlust verkauffen musten. Von einigen Todtsfällen in Land. Leopold Graf von Dietrichstein, ihro Maj. wirklich geheimer Rath und Kammerer, gienge nach einer 5tagigen Krankheit den 28ten Marty vormitag allhiehr in Brünn mit Todt ab, in dem 70ten Jahre seines Alters, und wurde vermög letztwilliger Disposition den 30ten Marty vormitags in der Jesuiterkirchen ohnweit des hohen Altars begraben. Es ist zu merken, daß dem Cardinal Frantz Frey- herr von Dietrichstein und Bischof von Ollmütz von dem Generalen des Jesuiterordens die Befugnuß ertheilet worden seye, daß, wann einer von diesem Geschlecht in der römischen catholischen Religion verstürbe, derselbe allda begraben werden könne, und so ist zum Beyspiel in dem vorigen Jahrhundert Rudolph von Dietrichstein 108 Landesunterkammerer in Mähren, bey dennen Jesuiten allhier be- graben worden. Das Testament des Erblaßers wurde den 30ten Marty publieirt et sumpta taxa von einem Vermögen per 400000 fl., welches sonach aber auf die Halbscheyd moderirt worden. Vermög dieses Testament hat der Graf Dietrichstein seines Bruders jungen Sohn pro herede instituirt, et defieientibus masculis demselben die Söhne des obristen Stallmeisters substituirt. Der Graf Leopold Dietrichstein ware eines hitzigen Temperaments und kamme zeitlich zu Bedienstungen, wie er dann schon in anno 745 die obriste Land- kammerer-Stelle in Mähren begleitet hat. Anno 746 gienge der Graf Kaunitz, Landeshauptmann in Mähren, mit Todt ab, der Graf Dietrichstein wollte um diese Stelle nicht einkommen, welche ihm vor Rechtswegen gebiihrte, der Hof ernannte dazu den obristen Landriehter Graf Heußler; dieses bewoge den Graf Dietrichstein, in anno 748 seine Chargen zu resigniren, und von dieser Zeit an lebte er als Partieularis in Brünn. Ob er ledig oder verheyrathet gewesen seye, ein solches kann mann nicht vor gewiß sagen; ge- wiß ist es, daß derselbe für die verwittibte Freyin Roden, gebohrene Salawa von der Lippa, eine große Freundschaft und Zuneigung seith vielen Jahren getragen hat, und täglig hat er sie besucht, alle Festtäge zu ihr seine Speysen tragen laßen und ihre Kinder und Enickelle hat er allemal distinguirt, in seiner letzten Krank- heit hat die Freyin Roden ihn nicht verlaßen, sondern sie ist bey ihme geblieben, bies er gestorben, eben diesen Zutrit hatte das Enickel, mithin ist vielmehr zu schließen, daß er verheyrathet ge- wesen seye. Übrigens ware der Graf Dietrichstein eines munteren Geistes, er redete gut französisch, wälsch und deutsch, ein gutter Reutter, Kenner und Liebhaber der Mahlerey, lebte prächtig in seinen jungen Jahren und muste Schullden halber die Herrschafft Seelowitz an seinen Bruder verkauffen. Ein guter Christ, ein red- licher Mann, welcher gut vor das Land denkete, dennen Armen hat er viel Gutes erwiesen, die Barmhertzigen allhiehr pro parte gestifft, und auf seinen Herrschaften Local-Cappellanen fundirt. Er hatte aber den Fehler, alles zu contradiciren, und all demjenigen, was er geredet, konnte nicht allemal Glauben beygemeßen werden. Er war gar nicht hoffärthig und in seiner Kleidung einem Bürgers- mann gleich. In seiner Verlassenschafft hat man schöne Mahlereyen gefunden. Wentzel Graf Sinzendorf, des H. Röm. Reichs Erbschatzmeister, 109 Herr der Burg Eichorn und Ritschan in Mähren, verstarbe den 25. May auf dem Schloß Ernstbrunn in Östreich im 50ten Jahr seines Alters, ich rechne denselben aber zu Mähren, weilen derselbe allhiehr possessionirt und ein Hauß in Brünn hat. Deßen Vermögen nach der Erträgnuß betragte gegen zwey Millionen, er hinterliesse aber auch namhaffte Schullden, zu Tillgung derselben erkleckte das Allodium nieht. Mit der Rosina Gräffin Harrach hat er viele Kinder erzeuget und 6 Söhne, dann... Töchter hinterlaßen. Der Graf Sinzendorf erhielte eine sehr gelinde Erziehung, wie es gemeiniglig bey dennen Majoratsherren zu geschehen pflegt. Pferdte und Hund, dann die Karten waren seine Hauptbeschäfftigungen. Er verlohre viele tausend und tausend Gullden in seinem Leben, verwendete viele tausend Gullden auf die Jagd, verwandlete dieWällder in die Thiergarten, zu dennen Wissenschafften ware er gar nicht gebildet. Übrigens lebte er prächtig und war ein redlicher und hôfflicher Mann. Wann er wär in seiner Jugend zu denen Geschäfften ge- widmet worden, so würde derselbe vermög seiner Gebuhrt und Vermögen zu dennen ersten Ehrenstellen gelangt seyn. Er verbate die ihme öffters angetragene geheime Rathswürde. Er war glücklich in seinem Lebenslauf, da er durch Rechtssprüche und Vergleiche Gütter und Capitalien erworben. Er liegt in Ernstbrunn in Öster- reich begraben. Michael Gondacar Graf von Althann, königl. Kammerer, Ritter des heil. Stephaniorden, Assessor bey dem k(önigl.) T(ribunal) in Mähren, Herr der Herrschaft Gruspach, gienge den 25. July auf seinem Schloß Grußpach im 5lten Jahr seines Alters mit Todt ab. Anfangs hat er sich dem Militari gewidmet, und erlangte eine Major- stelle unter Anhalt-Zerbst-Cuirassier, quitirte aber in anno 759 und wurde Assessor bey dem K(önigl.) T(ribunal) in Mähren. Er hat sich zweymalen verehliget. Seine erste Gemahlin ware . Freyin von Blancard, Stifftdame in Mons (?), mit welcher derselbe einige Kinder, welche aber wieder verstorben, erzeuget hat. Sonach schrite derselbe zur anderten Ehe mit Josepham Gräffin von Schallenberg, er muste eine Dispense haben, und erzeugte mit der- selben einen Sohn Franeiscum. Der Graf Althan ware dem Trunk © stark ergeben, und eines colerischen Temperaments, kein schöner Spieler, aber sonsten guthertzig. Er liebte die Jagd, die Pferdte und die Gärtnerey, welche er auß dem Grund verstande. Er kamme späth zu dem Besitz von Grußpach, baute allda von Grund eine 110 neue Reutschulle und legte an neue Orangerie und Treibhäußer. Das Testament wurde den 30ten July publieirt und eine Tax von 400000 fl. genommen. Seine Frau hat er reichlich versorgt. Sie hat 5000 fl. witibliche Unterhalltung zu genüssen, nebst der fig. oigour(?) und zwar 4000 fl. vermög Ehepaeten und 1000 fl. vermög Testament. Den 13ten September ist die Gemahlin des General-Felld- marschalleutnant Graffens Podstatzky, gebohrne Freyin Imbsen!) ab intestato mit Todt abgegangen. Sie starb an einer Kopfwassersucht und war ohngefähr 44 (übergeschr.: im 43ten) Jahr alt; sie hinter- ließ ein Hauß in Brünn, schönen Geschmuck und gutte Perlen und einige Capitalien, vorsonderlich in Banco. Nach Abschlag deren Passivorum möge ihr Vermögen in 30000 fl. bestanden seyn, welehes an ihre eintzige Frau Schwester, vermählt geweste und gebohrene Freyin Imbsen [gefallen]. Sie ist zu Brünn bey St. Jacob in der Pfarr begraben worden. Sie hat einige Kinder, sogar Zwil- linge, mit ihm Graffen erzeuget, welche aber nicht das 10te Jahr erreichet haben. Übrigens war die Gräffin Podstatzky sehr tugend- hafft, freygebig gegen die Armen und Nothleydenden, eine getreue Ehegattin, welche dem tobenden Humor ihres Ehegemahls vortrefflich nachzugeben wuste. Sie war überdieses leydseelig, die Fräulen vor- sonderlich hatten sich ihres Schutzes zu erfreuen. Der Exjesuit Graf Hartmann hat sie zum Todt disponirt, dessen Beichtkind sie von ihrer zahrten Jugend an gewesen ist. Sie ware sich aber wegen der Schwäche im Kopf nicht vollkommen gegenwärtig. Sie wurde eröffnet und mann fande viel Wasser im Kopf. Carl Graf Stampa, General der Cavallerie, Innhaber eines Cuirassier-Regiments und Ritter des Militärordens M. Theresiae starb in Brünn den 16ten September nachts an einen überaus schmertz- hafften Todt; in seiner Krankheit, einer Gonorream malignam in- veteratam hat er sich eines ihm sonsten bekannten Chyrurgi von Wienn gebraucht, mann machte die Gefahr nicht so groß, bies 3ranbilla au Pohlen in seiner Durchreyß nach Brünn ohngefehr beruffen worden, und ihme das Leben abgesprochen. Er wurde ver- sehen und zum Todt durch den Graf Hartmann disponirt. Er machte ein Testament, sein Vermögen ware kaum zu Bezahlung seiner Schullden erklecklich. Sein Alter hat er über 60 Jahr gebracht. Er war ein Wälscher, ein politicone, guth Lacisch, und ware in L) Vgl. Notizenblatt 1878, S. 66. à Begrif nach Mayland abzureysen. Der Ertzhertzog Ferdinand schätzte denselben sehr, und er stande mit ihm in einem Briefwechsel. Es ist nieht zu zweifflen, daß er das Gouvernement in Italien nach dem Todt des F. M. Serbilloni dürffte erhalten haben; dem Hauß Liechtenstein, dem Hertzog Carl aus Lothringen hat er sein Avan- cement zum Theil zu verdanken. Der Graf Stampa ware von an- genehmer Figur, leutselig, gefiele denen Weibern. Mit seiner Ge- mahlin, der Hofdame Wurmbrand, hat er gar keine Kinder erzeuget. Man sagte, er wäre falsch gewesen. Loudon und Elrichshausen waren nicht seine vertrauesten Freunde: er suchte das Commando in Mähren, welches letzterer erhielte. Er wurde mit allen militarischen Ehrenbezeugungen in der Pfarrkirch zu St. Jacob begraben. Carl Ignatz von Kranichstädten verstarbe in Brünn den 21 ten No- vember, und wurde ebenfalls bey St. Jacob begraben. Er hat sein Alter höchstens auf 50 Jahre (übergeschrieben: im 47ten Jahr) ge- bracht. Bies an sein End behielte er den Titl eines königl. Raths bey dem Tribunali, wo er sehr fleissig gearbeitet hat. Er war from, liebte aber den Trunk, und vorsonderlich das Bier, welches ihm vor einigen Jahren den Schlagfluß zugezohn. Mit seiner Gemahlin von Glomminer (?) hat er niemals Kinder erzeuget. Er instituirte die- selbe zur Erbin, das Vermögen wurde auf 10.000 fl. geschätzet. Graf Hartmann hat ihn ebenfals zum Todt disponirt. Von verkaufften oder sonst transferirten Güttern und Herrschafften. Darunter können alle jene Gütter begrieffen werden, welche durch den in Monath Augusto ausgelöschten Jesuiter-Orden der k. k. Cammer anheimgefallen sind, und ad interim sind alle diese Gütter durch den königl. Cammeral Administratoren und hiehrländigen Gubernialrath Otto Graffen von Schrattenbach besorget worden. Das Guth Dukowann wurde per contractum privatum an den T(ribunal)-Assessor Carl Schleichart von Wiesenthal überlaßen und liegt in Znaymer Kreyß, um ein Quantum von... fl). Das Dorf Zhorsch ist mir durch den v. Schröffl anwiderum ordentlich bey dem Amt der königl. Landtaffel abgetretten worden?). Das Guth Sborowitz, Prerauer Kreyß, wurde durch die Fräule 1) Vgl. Wolny, Markg. Mähren III, 183. 2) Ebenda Il, 2, 414: s. oben S. 81. 112 Euphrosinam von Kramern per contractum privatum an den Graf Anton Breida Herrn auf Ratschitz, Morkowitz ete. überlaßen!). Das Lehnguth Traubeck haben die Herren von Zialkowsky mit Genehmhalltung des Bischofs von Ollmütz an eben diesen Anton Graffen Breida um . . . fl. verkauft?). Baron Toussaint verkauffte sein Haus um 24000 fl. an die Gräffin Mitrowsky geb. Gräffin Pergen. Es ist dermalen das schönste Hauß in Brünn. Und die Gräffin Mitrowsky verkauffte ihr Hauß um ...fl. an den Graf Ferdinand Troyer. Von dennen Standes-Erhöhungen und Standesveränderungen in Mähren. Johann Georg von Geißler, Administrator des Consummo-Ge- fälls, wurde unter die Ritterschaft aufgenommen und erhielte die Session bey den Landständen den 14ten Jenner. Inngleichen nahmen Session bey dennen Ständen unter dem 13ten July der Frantz Freyherr Roden, decretirt Kammerer; sein Vetter hatte allda bereits den Sitz, mithin brauchte es diesfalls keiner Introduction. Er ist dennen Dicasterialräthen vor, und denen wirklichen Kammerern nachgeseßen. Eben diesen Tag ware Landtagschluß. Herr von Geißler tratte ab, weilen ihm von dem Alten Ritterstand nicht wollte der Sitz neben ihnen zugegeben werden, sondern sie prätendirten, er sollte auf dem Banckel sitzen; auß Mangel derer anwesenden Ritter- stands-Persohnen wurde der Landesburgraf deputirt ad commissarium, wo der böhmische, sonach der deutsche Landtagsschlufi abgelesen, und durch die Harangue des 2ten Landtagscommissary von Schröffl geändiget wurde. Den 22ten October erhielten die Gebrüder von Köffiller den Ritterstand, jedoch mit dem Beysatz, daß der Leopold zugleich die Handlung fortzutreiben hätte?). Der Frantz Freyherr von Roden wurde wirklicher Kammerer und legte das Jurament im November zu Wienn ab. Ignatz Schröffl von Mannsperg, Landesunterkammerer in Mähren, wurde in Freyherrnstand erhoben, jedoch daß er sich deßen nicht prävalieren sollte. In Majo erhielte derselbe die Administration 1) Vgl. Wolny, Markg. Mähren IV, 505. 2) Ebenda IV, 429. 3) 8. Trautenberger IV, 112 115 Von dennen Veränderungen zu Rossitz. Die Beamten bestanden in dennen nämlichen Persohnen wie in vorigen Jahr. Bey der Geistlichkeit geschahe aber eine Abänderung; -der Pfarrer Matheus Jahuda begabe sich freywillig seines Beneficy, gegen dem, daß ihme 300 fl. jährlich von seinem Nachfollger aus- gefollget wurden, und er auch den Titl als Pfarrer behallten könnte. Der Local-Cappellan P. Franeiscus Roßmann erhielte von mir die Präsentation und wurde von dem bischöflichen Amt investirt, zugleich aber ernannte ich den P. Casparus Widliezka pro cappellano locali in Popowitz. Der neue Pfarrer unterstande sich, seine Niece, meine Unterthanin mit dem Schullrector, einem Unterthan von Namiest ohne mindesten Vorbewuß beyder Obrigkeiten zusammenzugeben. Ich beschwärte mich wieder den Pfarrer bey dem Consistorio, und der Pfarrer wurde verurtheilt, den Looßbrief ex proprio zu bezahlen, (dann auf 14 Täge nach Mirau ad arrestum, welche Zeitfrist sonach auf meine Intervention vom Consistorio moderirt worden. Der Pater Carl ware Cooperator, ein sehr junger Mann. In dennen Kirchen- rechnungen wurde das erstemal die Abänderung dahin getroffen, dal ‚Jeder Cappelin ihr peculium sowie der Filialkirche in separato ge- sichert worden. Von dennen in Rossitz neuaufgeführten Gebäuden Repositionen und sonstigen Wirtschafftseinrichtungen. 1. Ich wollte im Rossitzer Schloß eine neue Stiegen haben, um trocken abzusteigen. Ich ließe solche bey der Einfahrt durch- brechen, und durch den großen Vorsaal hinaufführen, die Stiegen wurde oben mitelst einer neuen Mauer abgetheilt, und kamme zu stand bies zu der Verputzung und Legung derer Stoffe und Parapets. Der Meister Zinter in Brünn!) hat den Ryb darzu gemacht. 2. Die Gastzimmer gegen Garten, 4 an der Zahl, wurden heuer gemahlen. 3. Das Einfahrt-Thor in Keller ware zu niedrig, ich liesse die Mauer ausbrechen, damit mann auch ein 60 emriges Geschier ‚darin bringen könnte. 4. Der von purem Holtz gebaute Zhorscher Hof muste neu er- baut werden. Ich fienge an bey dennen Stallungen, welche von 1 Vgl. Trautenberger IV, 90. 116 gutten Zeug erbauet wurden, und das Vieh wurde noch im Herbst darinnen eingestellt. Sonach habe ich die Wohnung vor den Schaffer- allda von Grund aus zu bauen angefangen, welche ich künfftiges- Jahr mit der Hülf Gottes zu endigen glaube, nicht minder habe ich allda einen neuen Brun gegraben nahe an dennen... (So %m Text. — Fortsetzung folgt.) deren königligen Städten. Ebenderselbe hat in Wienn den ..... die wohledlgebohrene Fräule ... von Stockhammer geehliget, eine hübsche und tugendhaffte Persohn. N. N. Stockhammer vornehmer Medieus in Wienn, eurirte 1683 den F. M. Stahrenberg, erhielte von Leopoldo das Incolat in Mähren. Uxor NN. ee [ii = — — nů, N. von Stoekhammer erkauffte von Graf Liechtenstein die Herrschaft Pernstein anno 710, welche pro parte in fideicommissum ist!). Uxor NN. N. von Stockhammer, k. k. Truchses, ein großer Spieler. Uxor M. von Harocken (?) Sohn practicus in Wetzlar. Tochter: Gem. Ignatz Schröffl Freyherr von Mannsperg, verm. m TE den >... tte mn 00 Joseph geb. zu Brünn den December 1773. Joseph Graf Breida auf dem Lehn Traubeck verehligte sich den 1Sten Juny mit Annam Mariam Freyin Frevenfels, Tochter Xavery Baron Freyenfels und Wilhelminae gebohrenen Reichsfreyin von Imbsen. Die Copulation hat der Weyhbischof Freyherr Freyen- fels in Ratschitz bey dem Vater des Bräutigambs vollzohn. Maria Anna Fräule Gräffin Sereny hat den 8. September sich verehliget an Calixtum Graffen Larisch in Osterreichisch-Schlesien, einen Wittwer, welcher eine Gräffin Wurmbrand zur Gemablin gehabt hat. Die Copulation wurde durch den Oncle der Brauth, den Graf Amand Sereny, Probsten des OIL Capitel in Millotitz vollzohn. Frantz Paul Freyherr Roden, königl. wirklicher Kammerer und T(ribunal)-Assessor hat sich verehliget an Eleonoram Fräule Gräffin Troyer; die Copulation wurde den 24ten October in Moschtienitz durch den Dohm-Dechanten Graf L. Podstatzky vollzohn. Conrad Freyherr von Neftzern wirklicher Gubernialrath, hat den ... in Cremsier sich verheyrathet an die tugendsame Jungfrau Eleonora Hay, Schwester des Cremsierer Dechantens Johann Hay, und der Frau von Sonnenfels in Wienn, eine Tochter des verstorbenen Fullneeker Wirthschaffts-Directoris Hay. Eine Persohn von schöner 1) Vgl. Wolny, Markg. Mähren II, 2, 289. Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XVI. S 114 Gestallt, jung, und vielen Geist. Der Vater des Bräutigams ware gar nicht zufrieden mit dieser Verbindung, zu welcher der Obrist- Stallmeister Graf Dietrichstein viel beygetragen hat. Den 13ten July bin ich zum Kantzler der Agrieulturs-Societät, der Graf Mitrowsky zum Director, und der neue Herr Landeshauptmann zum Proteetor derselben ernannt worden. Von dennen Abänderungen bey dennen Hofstellen. Die Hof-Rechenkammer, welehe ab anno 760 Unter dem Prä- sidio des Graf Zinzendorf gestanden, wurde supprimirt. Der President Staatsministre ohne Frequentirung benannt, und der Hofkammer einverleibt. Graf Auersperg gewester President in Krain, Görtz und Trieste, erhielte das Präsidium, und da der Graf Enzenberg Präsident von Tyrol, auch mit Todt abgegangen, so geschahen in dennen inner- üsterreichischen Ländern follgende Abänderungen: Als: Graf Heister bieshöriger President in Kärnthen, wurde nach Innsprugg übersetzet. Graf Frantz Kevenhüller, Hof-Kammerrath er- hielte das Präsidium in Kärnthen, Graf Rosenberg, Gubernialrath in Steyermark wurde President in Crain, Graf Wagensperg, Gubernial- rath.in Stevermark, erhielte das Präsidium in Trieste, und endlich hat der Graf Aloysius Podstatsky-Liechtenstein die Presidenten-stelle in Steyermark überkommen. In dennen in Besitz genommenen König- reichen Gallicien und Lodomerien gienge auch eine Abänderung vor. Der Gouverneur Graf Pergen wurde zurückberuffen, und General Hadick wurde anstatt seiner auch Gubernator quoad politiea ernannt; in Wienn aber wurde eine eigene Hof-Commission respectu dieser Königreichen niedergesetzet und dem Vice-Banco- und Kammer- presidenten Graffen Eugenio Würben das Präsidium davon auf- getragen. Von dennen Verordnungen oder neuen Gesetzen in publicis cammeralibus et judicialibus absque ordine datorum. A. Die Weg-Hofcommission unter dem Präsidio des Graf Mit- rowsky wurde in Mähren gäntzlich aufgehoben, dem königl. Gubernio einverleibt und dem Direetori Graf Korzensky!) eine größere Macht einberaumt. 1) Vgl. Notizenblatt 1868, S. 81. ZEITSCHRIFT DES © MÁHRISOHEN LANDESMUSEUMS HERAUSGEGEBEN VON DER MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT we RENE Sl REDAKTION: K. SCHIRMEISEN SCHULRAT E. SOFFE XVII. BAND BRÜNN DRUCK VON RUDOLF M, ROHRER 1919 Émis Minen eier "M N mähr. ae sind alle Sendungen von Bü ichern und ‚Zeitschriften. nur an n die PRO S 7 : $ | Re À N k „Má Iräschte Museumsgesellschaft“. | “lé TREE Da IHR: Sendungen an be „Deuschen Verein für die Br ZEITSCHRIFT DES pe MÄHRISCHEN LANDESMUSEUMS HERAUSGEGEBEN VON DER MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT REDAKTION: K. SCHIRMEISEN SCHULRAT E. SOFFE XVII. BAND BRÜNN VERLAG DER MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER 1919 Inhaltsverzeichnis. Seite Fischel, Dr. Alfred, Das hundertjährige Jubiläum des Landesmuseums III Czižek Karl, Die mährischen Formen der Dipterenfamilie, Liriopidae (Piychopteridae) 2.2: ne | Landrock Karl, Die Pilzmücken Mährens. IV. Teil . . .. . . . . .. 33 Tuppy Johann +, Phosphoritkugeln aus der Kreide Nordwestmährens . . 76 Münz Bernhard, S. A.:Weib en mr Re ER COSO . 1 Das hundertjährige Jubiläum des Landesmuseums. Die hundertste Wiederkehr des Gründungsjahres jener Anstalt, deren wissenschaftlichen Zwecken zu dienen diese Zeitschrift berufen ist, fiel in die letzten Phasen des Weltkrieges. Die festliche Be- sehung dieses Gedenktages war nach dem Beschlusse des Kurato- riums der Mährischen Museumsgesellschaft für einen Zeitpunkt vor- gesehen, der infolge der plötzlich hereingebrochenen ungeheuren Staatsumwälzung weder Muße noch Stimmung für eine selbst im bescheidensten Rahmen stattfindende Erinnerungsfeier aufkommen ließ. Dieser Umstand rechtfertigt das vorläufige Unterbleiben einer ‚entsprechenden öffentlichen Kundgebung, kann aber zumindestens unsere Zeitschrift nicht von der Verpflichtung entheben, dieses Jubeltages mit einigen Worten rühmend zu gedenken. Unser ehrwürdiges, stimmungsvolles Landesmuseum, eine Stätte umfassender und in mehr als einer Beziehung bedeutender künst- lerischer und wissenschaftlicher Sammlungen, dankt seine Entstehung der im Gefolge der deutschen romantischen Schule zur Verbreitung gelangten wärmeren Teilnahme für die Geschichte und die Beson- derheiten der engeren Heimat. Damals entstanden in den Ländern des vormaligen Kaisertums Österreich mehrere solche Anstalten. Eine ähnliche Gründung in Mähren entsprach der vaterländisch gerichteten Stimmung der Zeit. Zwar besaß schon die im Jahre 1770 unter Maria Theresia gegründete mährische Ackerbaugesellschaft kleine Ansätze der verschiedenartigsten Sammlungen, welche der um die Kultur des Landes hochverdiente Ch. K. André schon 1803 und 1806 zu einem Landesmuseum zu erweitern beantragt hatte. Aber erst die Leitung der 1811 aus der mährischen und auch in Schlesien bestandenen Ackerbaugesellschaft hervorgegangenen k. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde trat diesem Gedanken näher. Der IV Altgraf Hugo von Salm, der Direktor, und der Appellationspräsident Graf Josef von Auersperg als Kanzler der genannten Gesellschaft überreichten dem Landesgouverneuer Grafen Anton Mittrowsky eine Denkschrift, welche in dem Antrage gipfelte, nach dem Vorbild des Grazer Joanneums und ähnlicher Neugründungen auch in Brünn ein Landesmuseum zu errichten. Der genannte Vorsitzende der Landesstelle nahm sich des Planes mit Feuereifer an und richtete seine Bemühungen ungesäumt auf die Beschaffung eines geeigneten Gebäudes zur Unterbringung der Sammlungen. Er wandte sich zu diesem Zwecke an den Olmůtzer Fürsterzbischof Grafen von Traut- mannsdorff und ersuchte ihn, den dem Erzbistum gehörigen, aber wenig benützten Bischofshof in Brünn den Zwecken des zu errichtenden Landesmuseums zu widmen. Erzbischof und Domkapitel stimmten vorbehaltlich der lehensherrlichen Genehmigung zu. Kaiser Franz bewilligte mit allerhöchster Entschließung vom 29. Juli 1817 die Errichtung eines Landesmuseums in Brünn in’ Verbindung mit der mähr.-schles. Gesellschaft des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, dessen Benennung als Franzensmuseum und die Über- lassung des Bischofshofes in Brünn an die genannte Gesellschaft zur unentgeltlichen Benützung für die Zwecke des Landesmuseums. Daraufhin übertrug der Erzbischof mittels Schenkungsvertrages vom 31. Juli 1816 das Nutzungseigentum des Bischofshofes unter dem Titel eines Afterlehens an die máhr.-schles. Ackerbaugesellschaft auf die Zeit des Bestandes des Museums. Sollte jedoch diese Widmung gegenstandslos werden, so hätte das Gebäude als ein kadukes Lehen wieder an das Olmiitzer Erzbistum zurückzufallen. Die Übergabe des Bischofshofes wurde für den 1. August 1818 festgesetzt und das Gebäude in der Tat an diesem Tage übernommen und der Gesellschaft am 1. Oktober 1818 in der Olmtitzer Lehens- tafel als Afterlehen bücherlich zugeschrieben. Der 1. August 1818 ist also der eigentliche Gründungstag des Franzensmuseums. Es sollte nach dem Plane seiner Gründer keine für sich abgeson- dert bestehende Anstalt, sondern ein Zubehör der Ackerbaugesellschaft sein und nicht wie das Joanneum in Graz zugleich Unterrichtszwecken dienen. Die Privaten, vor allem aber die Grafen Salm, Auersperg und Mittrowsky, wetteiferten in mannigfachen Zuwendungen hervor- ragender Erzeugnisse der Natur und Kunst. Als dann der Gouverneur mit Kundmachung vom 24. März 1818 der Öffentlichkeit von der Errichtung des Franzensmuseums Kenntnis gegeben und zugleich an alle Kreise der Bevölkerung die Aufforderung gerichtet hatte, diese Neuschöpfung zum Wohle des Landes kräftig zu unter- stützen, gingen reichliche Geld- und anderweitige Spenden ein. Ende 1828 bestand das Museum schon 1. aus einer Bibliothek mit 3821 Druck- und 549 Stück Handschriften und Urkunden, 2. einer Sammlung mathematischer und physikalischer Instrumente, 3. einer zoologischen, 4. botanischen (7605 Exemplare), 5. mineralogischen, 6. numismatischen (2002 Stüek) und Siegelsammlung, 7. zahlreichen Gemälden und Kunstwerken und 8. vielen Industrie- und 9. techno- logischen Gegenständen und Modellen. Nachdem alle diese Samm- lungen in 19 Räumen des Bischofshofes systematisch geordnet waren, wurden sie in der günstigeren Jahreszeit an zwei Tagen in der Woche dem Publikum geöffnet. Die Wahl des ersten Kustos in der Person des Med. Dr. Adolf Meinecke und auch seiner Nach- folger war keine glückliche. Erst in Professor Heinrich gewann das Museum (1836) einen Mann, welcher seiner Aufgabe vollständig gewachsen war. - Wir können hier nicht eine Geschichte der ferneren Entwicklung des Museums geben. Nur 'noch so viel sei bemerkt, daß erst viel später, und zwar erst am 31. Juli 1869, der oberstlehensherrliche Konsens zur Begründung des Bischofshofes als eines Olmützer After- lehens erteilt wurde, die Gesellschaft aber schon ein Jahr darauf um die Allodialisierung des Musealgebäudes ansuchte. Unvergessen sei auch, daß die gedeihliche Wirksamkeit des Museums und der Bibliothek in den letzten Jahrzehnten mit dem Namen des Altmeisters der mährischen Geschichtsforschung Christian d’Elvert verknüpft ist. Wie dann auf Grund des Vertrages zwischen der Mährischen Landwirtschaftsgesell- schaft als Rechtsnachfolgerin der alten Ackerbaugesellschaft und dem Landesausschuß vom 26. Juni 1899 und auf Grund des Landtag- beschlusses vom Jahre 1900 das Franzensmuseum in das Eigentum der Markgrafschaft Mähren gelangte und dessen Verwaltung der Mährischen Museumsgesellschaft übertragen wurde, steht noch in frischer Er- innerung. Nach den vom Landtage genehmigten Satzungen dieser Gesellschaft haben Museum und Bibliothek die wissenschaftliche Erforschung der natürlichen Verhältnisse des Landes und des inneren und äußeren Lebens der beiden Volkstämme sowie die wissenschaft- liche, literarische und künstlerische Bildung in Mähren zu fördern. Inwiefern diese beiden Anstalten der ihnen gesetzten Aufgabe entsprochen haben, mögen Berufenere entscheiden. Wir können jedoch bei diesem kurzen Rückblick auf die Geschichte der Grün- dung des Landesmuseums nicht umhin, der Überzeugung Ausdruck © zu geben, daß diejenigen, welche im Jahre 1818 diesen Mittelpunkt der wissenschaftlichen, geschichtlichen und künstlerischen Bestre- bungen des Landes ins Leben riefen, sich um die kulturelle Entwick- lung Mährens unvergängliche Verdienste erworben haben und daß es der Gegenwart wohl ansteht, dankbar aller jener begeisterten und opfermutigen Männer zu gedenken, welche an der Wiege des Landesmuseums standen und im späteren Verlaufe seine Entwicklung förderten. Dr. Alfred Fischel. 7 mt jh PAA | Die mährischen Formen der Dipterenfamilie Liriopidae (Ptychopteridae). (Mit 10 Figuren im Texte.) Von Karl Czižek, Brünn. Die Liriopidae (Ptychopteridae) bilden eine kleine, nur wenige rezente Gattungen und Arten umfassende, aber durch ihr hohes Alter und ihre gegenwärtige Verbreitung auf der Erde sehr inter- essante Familie der orthorrhaphen nematoceren Zweiflügler. Nach A. Handlirsch (6) sind schon aus den eberliasischen Schichten drei ptychopteridenähnliche Formen bekannt, die ebensovielen Gattungen angehören und „bereits deutliche Beziehungen zu der noch heute lebenden Familie der Pfychopteridae erkennen lassen“. Aus dem baltischen Bernstein beschrieb H. Loew (9) die fossile Gattung Macrochile, von welcher sich die rezenten Gattungen der Unterfamilie Tanyderina: Protanyderus Handl., Protoplasa O.S., Tanyderus Phil., Radinoderus Handl. und Mischoderus Handl. ab- leiten lassen. Die rezenten Gattungen Ziriope Men. (Ptychoptera Mgn) und - Bittacomorpha Westw. werden von einer tertiären Form (Ptycho- Je “ pterula Handl.) abgeleitet, die sich auf eine ältere tertiáre Form Etoptychoptera Handl. zurückführen ließe. Interessant ist die Verbreitung der rezenten Formen der Liriopidae auf der Erde. In Europa lebt nur die Gattung Liriope Mgn (Ptychoptera Mgn) mit 5 beziehungsweise 6 Arten, zu denen 3 nordamerikanische Formen kommen !), | 1) Osten Sacken erwähnt (14, S. 227) das Vorkommen dieser Gattung in Argentinien. (Dr. Weyenbergh, Arribalzaga.) Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XVII, 1 ee P nt | PR SERRE CAE LS RE u N 2 7 3 r k 1 À ke 4 a en x cf KAP PA a Za > TE TE AE s - 7 ve - ké Die Gattung Bittacomorpha mit 4 Arten ist auf Nordamerika beschränkt. Die von der baltischen Form Macrochile abgeleiteten Gattungen der Unterfamilie Tanyderina aber sind über die ganze Erde zerstreut. So lebt Protanyderus mit einer Art im westlichen, Protoplasa mit einer Art im östlichen Nordamerika, Tanyderus mit je einer Art in Chile, Neuguinea, Patagonien und Neuseeland!), Radinoderus und Mischoderus mit ebenfalls je einer Art in Aula (Südostasien) und in Neuseeland. Es wären also die Formen der Unterfamilie P/2 ychopterina auf die nördliche Halbkugel beschränkt (wenn man von dem frag- lichen Fund in Argentinien absieht), während von den Tanyderinen bisher 2 Arten aus Nordamerika und 5 Arten von der stidlichen Hemisphäre bekannt geworden sind. Diese scheinbar ganz regellose Verbreitung der Ptychopteriden, verbunden mit der Artenarmut der wenigen Gattungen und der relativen Seltenheit wenigstens der Formen der Tanyderina rechtfertigt die Annahme Handlirsch'’, daß wir in den Ptychopteriden eine aussterbende Gruppe vor uns haben, deren „16 (18) lebende Arten ebensoviele zerstreute Relikte einer, wie wir aus der Zahl der tertiären Arten schließen können, früher reicher vertretenen und wie durch die liasischen Formen erwiesen ist, weit ins Mesozoikum zurückreichenden Dipterenfamilie bilden“ (7). Die Stellung der Gattung Ziriope Mgn im System der Dipteren wurde von Brauer festgelegt. Schiner bildete aus den Arten der Gattung Plychoptera die erste Abteilung seiner Tipulidae (Ptycho- pterinae), Osten Sacken zog sie mit Bittacomorpha, Tanyderus und Jdioplasta (— Protoplasa) als VIII. Sectio (Pfychopterina) zu seinen Z’pulidae brevipalpi. Aber schon in seinen Monographs of the Diptera N. A., Pars IV, 1869, konnte Osten Sacken seine Zweifel-über die Zugehörigkeit der kleinen Gruppe zu den Tipuliden 1) Es ist allerdings fraglich, ob die seither beschriebenen neuen Arten Tanyderus mirabilis de Meij., Tanyderus patagonicus Alex. und Tanyderus annuliferus Hutton aus Neuguinea, Patagonien und aus Neuseeland wirklich der Gattung Tanyderus im Sinne Handlirsch’ zugezählt werden können. So steht 7. mirabalis nach Meijeres Angaben in bezug auf das Flügelgeäder in der Mitte zwischen Tunyderus und Radinoderus und T. patagonieus steht der Gattung Meschoderus Handl. nahe. De Meijere hält es aber für besser, dièse Formen trotz ihrer Verschiedenheiten im Flügelgeäder in einer Gattung zusammenzufassen, als besondere Gattungen für sie aufzustellen, da bei Ent- deckung neuer Arten die Merkmale dieser Gattungen immer subtiler würden. nieht unterdrücken. Er sagt in bezug auf seine Sektion Pfycho- pterina (S. 309) ausdrücklich: „This section is the most aberrant of all the Tipulidae. The venation shows peculiarities not found elsewhere; the large development of the labium, the prolonged epistoma, the deeply sinuate thoracie suture ete. separate the Ptychopterina entirely from the rest of the family, and the latter charakter may be iudicative of a relationsship to the Blepharoceridae.“ Und noch 1879 mußte er (12) zugeben, daß „die kleine Abteilung der Pfychopterina von allen Tipuliden .., scharf geschieden sei“. Osten Sacken war also selbst der Änsieht, dab die Gattung Liriope sich in die Familie seiner Tipulidae nicht gut einreihen lasse und anderen Dipterenfamilien näher stehe als dieser großen Gruppe. In demselben Jahre, in dem Osten Sackens Monographs erschienen, veröffentlichte Brauer (4) seine Abhandlung „Kurze Charakteristik der Dipterenlarven“, in welcher auf Grund der Organisation der Larven ein natürliches Dipterensystem aufgestellt wurde, das er in der Folge in den Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien weiter ausbaute. Auf Grund seiner Untersuchungen der Ptychopteridenlarven entfernte Brauer die Gattung Přychoptera Mgn. aus der Familie der Tipuliden, faßte die Arten zu einer eigenen Familie (P#ychopteridae) zusammen und stellte sie in seine zweite Tribus zu den Eucephalen. (Larve mit voll- ständig differenziertem, meist Augen tragendem Kopfe. Nymphe frei.) Der Auffassung Brauers trat auch Mik bei. (Vgl. Ref. in Wien. Entom. Zeit. I. 1882. 237.), Aus Antagonismus hat Osten Sacken die Ansicht Brauers bis zum letzten Atemzuge bekämpft, so 1878 im Katalog der n. a. Dipteren und 1887 in den Studies on Tipulidae (14). Der Tatsache, daß der Kopf der Ptychopteridenlarve nicht in die Haut des Thorax eingebettet ist, wie dies bei den Tipuliden der Fall ist, mißt Osten Sacken keine so große Wichtigkeit bei, um die Trennung dieser Gruppe als einer eigenen Familie zu rechtfertigen. Er findet vielmehr: „The parts of the month of the larve of this genus do not differ materially from those of the other k v the characteristie dentate mentum is present.“ Er hält fest daran, daß die bestehende Klassifikation der Insekten hauptsächlich auf den Merkmalen des fertigen Insekts 1* 4 und nicht der Larve berubt und weist auf die Anwesenheit der für die Familie Tipulidae s. 1. charakteristischen Thoraxquernaht hin, die bei Přychoptera vorhanden ist und daher die Trennung von den Tipuliden als überflüssig erscheinen läßt. Denselben Standpunkt vertritt Osten Sacken in seiner be- kannten polemischen Schrift „On the characters of the three divi- sions of Diptera etc.“ (13); nicht nur die schon von Brauer ab- getrennten Zimoniiden (Limnobiiden), sondern auch die Pfycho- pteriden bleiben mit den T#puliden in einer Familie vereinigt und bilden zusammen mit den Cecidomyiden, Mycetophiliden, Culiciden und Psychodiden die Divisio Nemocera vera. Diese letzte Schrift Osten Saekens konnte indessen nicht verhindern, daß das von Brauer aufgestellte und von seinen Nach- folgern ausgebaute Dipterensystem immer größere Anerkennung fand und in seinen Grundfesten noch heute unerschüttert dasteht. Charakteristik der Gattung Liriope Men. Liriope Mgn., Nouvelle elassifie. des mouches à deux ailes (Dipt.L)1800. Ptychoptera Mgn., Ulig. Magaz. II. 262. 1803. [Otenocerina Rond., Prodr. I. 187. 4. 1856.]t) Mittelgroße, glänzendschwarze Arten mit meist bunt gezeich- neten Flügeln (Fig. 1). Analader fehlend; eine deutliche Flügel- falte verläuft von der Axillaris zur Mündung des Cus in den Flügel- rand (Faltenmücken!). Kopf quer, breiter als hoch, mit großen, nackten, etwas vorgequollenen, durch die breite Stirn getrennten Augen, Ozellen fehlen. Untergesicht senkrecht, etwas gewölbt. Rüssel breit angesetzt, so lang wie der Kopf; Taster lang, das Endglied außerordentlich verlängert und (beim toten Tier) meist peitschenförmig gekrümmt. Fühler 16gliederig, fadenförmig; die Basalglieder kurz, kugelig, die Geißelglieder walzenförmig, das erste länger als die folgenden, alle Glieder mit kurzen Haaren besetzt. 1) Ptychoptera pectinata Maeg., für die Rondani das Genus Cfenocerina errichtete, war nach Osten Sacken (Studies on Tipulidae II) wahrscheinlich eine Fälschung, eine Piychoptera mit dem angefiigten Kopfe einer Cenophora ! 2) Meinem verehrten Freunde, Herrn Direktor Karl Frank, bin ich für die Herstellung der Zeichnungen zu den Textfiguren 1, 3 und 4 zu beson- derem Danke verpflichtet. Thorax stark gewölbt, mit nach unten buchtig ausgebogener Quernaht und mit zwei, meist scharf ausgeprägten Längsfurchen, die an den Schultern beginnen und sich vor dem Schildchen mit der Quernaht vereinigen. Schildchen klein, Mesophragma kräftig entwickelt. Fig.1. Liriópe contaminata L. (vergrößert). Flügel ziemlich breit, meist bunt gezeichnet, charakteristisch durch die fehlende Analader, die durch eine Flügelfalte ersetzt ist. R+ ist mit Ra; 3 an der Spitze durch eine Querader verbunden, R;,+; mit langer, Mi» mit kurzer Gabel. Axillarader mehr oder weniger abwärts gebogen. Flügellappen rundlich (Fig. 2). Beine lang, mit kräftig entwickelten Hüften, Schienen mit langen Endspornen. Metatarsus fast doppelt so lang als alle übrigen Tarsenglieder zusammengenommen. Klauen und Empodium klein‘). 1) Nach de Meijere, Über das letzte Glied der Beine der Arthropoden, Zool. Jahrbücher, XIV. 3. 1891, ist das Empodium der Přychoptera-Arten als Haftapparat ohne Bedeutung, weil darunter bereits ein mit Hafthaaren ver- sehenes Sohlenläppchen auftritt. De Meijere nimmt die Tipuliden mit stark © entwickeltem, unten unbehaartem Empodium und fehlenden Sohlenläppchen als primär, die Dipteren mit rudimentärem Empodium und dafür mit den dasselbe ersetzenden Sohlenläppchen als höher entwickelt an, wofür Přychoptera als Beispiel angeführt wird. (Vgl. Hendel, Ref. in Wien. Entom. Zeit., XX. 1901. 152 ff.) Diese Ansicht stünde im Widerspruche zu der Auffassung, daß die Nematocera orthorrhapha mit eucephalen Larven die tiefst organisierten Dipteren darstellen. Hinterleib 9ringelig, die letzten Segmente an Länge rasch abnehmend, aber bedeutend verbreitert. Hinterleibsende S am Ende kolbig mit auffallend gebautem Hypopygium. Das 9. in der Mitte stets tief eingekerbte oder ausgebuchtete Tergit trägt lange und schlanke Fortsätze, die nicht als „Anhänge“ zu betrachten sind, also nicht zur „Zange“ gehören, da sie nicht gegeneinander be- weglich sind, sondern wirklich nur eine Verlängerung des 9. Tergits darstellen, wie Snodgrass bei einer nordamerikanischen Art fest- Fig. 2. Flügel von Ziriope lacustris Mgn. gestellt hat. Erst unter diesen langen, meist dicht besetzten Vor- sprüngen des 9. Tergits liegt die eigentliche „Zange“, aus zwei gegeneinander beweglichen, stabförmigen, oft geweihartig gestalteten Anhängen, die an den „Plewren“ befestigt sind, bestehend, am deut- lichsten ausgeprägt bei albimana und contaminata. Unschwer lassen sich im Bau des Hypopygiums zwei Typen unterscheiden: bei der einen Gruppe (albimana und contaminata) sind die Anhänge der Pleuren lang und nach oben gegen die Fortsätze des Tergits ge- richtet, bei der zweiten Gruppe (scutellata, lacustris usw.) sind die stabförmigen Gebilde der Zange kürzer, gedrungener und nach unten gekehrt. — Legeröhre © hornig, unten gerade, dorsal sanft gebogen. Fig. 3. Fig. 4. Fig.3 Larve und Fig. 4 Puppe von Liriope Men. Die Fliegen leben an Schlammbächen, an langsam fließenden Waldbächen, an mit Gebüsch bestandenen Wiesengräben, an Abzugs- kanälen, am Ufer kleiner, seichter, stehender Gewässer. Die Larven leben in stehendem oder langsam dahinfließendem Wasser. Sie sind amphipneustisch, mit kleinem Kopfe und Augenflecken, langem, walzigem, schlankem Körper, mit deutlich getrennten Thorax- segmenten, Kriechwülsten, Fußstummeln und sehr langer, dünner Atemröhre. (Brauer, Süßwasserfauna. Ila. 1910.) Nymphe vorne mit langer Atemröhre (Fig. 3 und 4). Die Anatomie der Larve von Liriope contaminala L. hat Grobben in den Sitzungsberichten der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, LXXII. 1875, beschrieben. Analytische Tabelle zur Bestimmung der Arten. 1. Metatarsus der Hinterbeine 49 weiß, immer heller gefärbt als die anderen Rarsenglieder k . albimana Fabr. Metatarsus der Hinterbeine Et a er 2. Flügel ungefleckt oder höchstens mit un- deutlichen Schattenflecken . . . scutellaris Mgn. Flügel deutlich gefleckt, oft mit Halb bien 3 3. Brustseiten mit Silberschimmer; Basal- Give Avon Roč 3 lag z 225. -s < contaminata Li: Brustseiten ohne Silberschimmer; Basal- stück von Rx +3 kurz 4 4. Brustseiten ganz glänzendsch warz 5 Brustseiten gelb, nur oberhalb der Hiiften braunschwarz . . . Handlirschi n. sp. 5. Hinterleib mit gelben Binden (4 k : mit gelben Seitenfleeken (9) .*. . . ne Men. Hinterleib einfarbig schwarz . . . . . paludosa Mgn. Beschreibung der Arten. „1. L. albimana Fabr., Mantissa Ins. II. 323. 1787 (Tipula). Mgn., Klass. I. 83. 3. 1804; Schin. II. 496. 1864; Kert. Kat. 1903. 151. ? ocreata Schranck, Enum. Ins. Austr. 1781. " Glänzend braunschwarz. Untergesicht, Taster und Rüssel gelb. Stirn glänzendschwarz. Thorax mit zwei tiefen Längsfurchen, die sich vor dem Schildehen mit der nach hinten tief ausgebuchteten Quernaht vereinigen. Brustseiten unten braunschwarz mit lebhaftem Silberschimmer, eine Strieme von der Sehulter zur Flügelwurzel gelb. Schildehen gelb. Beine gelblichbraun, die Schenkel bis zur schwach verdunkelten Spitze ganz gelb, Schienen und Tarsen stark © verdunkelt, nur der Metatarsus der Hinterbeine weiß, immer deutlich heller gefärbt als die übrigen Tarsenglieder. Flügel schwach tingiert, an der Flügelwurzel gelblich, mit braunen, nicht scharf begrenzten Flecken an den Queradern, an der Mündung von Rı und an der Gabelungsstelle von R4+ 5 und Mı +2. Schwinger weißlich. Hinterleib braunschwarz, der des Z mit gelben Binden am 4. und 5. Segment; beim © schrumpfen die gelben Binden des Hinter- leibes zu oft undeutlichen Seitenflecken zusämmen. Hypopygium G gelb; 9. Tergit tief ausgeschnitten, die Basis unter dem 8. Tergit verborgen, in zwei stabförmige, an der Spitze verbreiterte, gegeneinander geneigte und etwas nach hinten ge- richtete Fortsätze ausgezogen. Die stabförmigen Anhänge der Pleuren länger als die oberen Fortsätze, an der Innenseite mit einem großen lappenartigen Fortsatze, stark behaart, von lichtbraungelber Farbe (Fig. 5). Legeröhre © rotgelb. 81/,—12 mm. Fig. 5. Hypopygium G von Liriope albimana F. Vorkommen in Mähren: Czernowitzer Au an Wassergräben, Raigern, Tracht (leg. K. Landrock), Frain, Karthaus, Adamsthal, Wranau, Zwittau, Teßtal bei Gr.-Ullersdorf. Mai bis August. Geographische Verbreitung!): Böhmen, Schlesien, Nieder- österreich, Steiermark, Kärnten, Tirol, Galizien, Ungarn, Deutsch- land, Schweiz, Skandinavien, England, Frankreich, Holland, Italien. 1) Die Daten über die geographische Verbreitung der europäischen Arten sind den faunistischen Arbeiten von Strobl, Tief, Wallengren, Wahlgren, Pokorny, Kowarz, Thalhammer, Palm, Grzegorzek, Bau, Huguenin, Verrall, Sintenis, Wulp, de Meijere usw. entnommen. Ein Verzeichnis der zitierten faunistischen Werke ist in den Abhandlungen 1%- pulidae Moravicae 1. IL., Zeitschrift des Mähr. Landesmuseums, 1911 und 1913, enthalten. Von neuen Lokalfaunen kämen hinzu: Vimmer Anton, Seznam českého hmyzu dvoukřídlého (Catalogus Dipterorum). Prag 1915. Meunier Fernand, Contribution a la Faune diptérologigue des environs d’Anvers. Brüssel 1905. 2. L. scutellaris Mgn., S. B. I. 206. 1818. Schin. II. 497. 1864; Kert. Kat. I. 1903. 152. nigra Fabr., Syst. Antl. 21. 2. 1805. Glänzendschwarz. Untergesicht schwarz, Rüssel und Taster- gelblichbraun. Rückenschild lebhaft stahlblau glänzend mit den gewöhnlichen Furchen und querrunzliger Punktierung. Brustseiten mit lebhaftem Silberschimmer. Schildehen gelb, Mesophragma glänzendschwarz. Hüften gelb, an der Basis verdunkelt, Schenkel gelb, an der Spitze bräunlich, Schienen und Tarsen, auch der Meta- tarsus der Hinterbeine, schwärzlichbraun. | Flügel schwach grau tingiert, an der Wurzel unbedeutend gelblich, ohne braune Flecke und nur mit undeutlichen Flügel- trübungen an den Queradern, an der Mündung von Rı und der Gabelungsstelle von Rı+ 5; und Mı +». Hinterleib 4 glänzend braunschwarz, der des Z mit durch lichtere Behaarung entstandenen, sehr schmalen, grauen Binden am Ende der letzten Segmente. Hinterleib © stark querrunzelig punktiert. Hypopygium S: 9. Tergit stark gewölbt, am oberen Rande buchtig ausgeschnitten und in zwei pustelförmige Vorsprünge ausgezogen. Die Fortsätze des Tergits schwach gebogen mit einem zahnartigen Vorsprunge am Grunde. Die stabförmigen Anhänge der Pleurae sind kürzer als bei albimana, nach unten gerichtet und mit einem längeren schmalen Anhang auf der Innenseite versehen (Fig. 7). Legeröhre © braun, an der Spitze lichter. 7—10 mm. Vorkommen in Mähren: Czernowitzer Au bei Brünn, Mähr.- Kromau, Teßtal bei Groß-Ullersdorf. Sehr häufig. April bis August. Geographische Verbreitung: Böhmen, Steiermark, Kärnten, Galizien, Ungarn, Deutschland, Holland, Belgien, Schweiz, England, Skandinavien, Dänemark, Finland, Ostseeprovinzen, Rußland. o. L. contaminata L., Syst. Nat., Ed. X. 586. 7. 1758. Mgn., Klass. I. 82. 1804; Schin. II. 497. 1864; Kert. Kat. I. 1903. 151. fuseipes Gmelin, Syst. Nat. V. 2819. 1782. Glänzendschwarz. Pleuren silberweiß schimmernd, Schildchen gelb. Untergesicht schwarzbraun, Rüssel gelbbraun, Taster braun, an der Basis gelb, die des © mehr verdunkelt. Beine und Hüften gelb, Schenkelspitzen braunschwarz, Metatarsus am Ende und alle übrigen Tarsen verdunkelt. 10 Flügel an der Wurzel und am Vorderrande schwach gelblich tingiert, mit braunen, stets deutlichen, aber nicht sehr konstanten Flecken in folgender Anordnung: Ein kleiner Schattenfleck liegt „an der Wurzelguerader und am Ursprunge der Media; ein größeres, immer deutliches Fleekchen am Ursprunge von Rs +3; eine braune . Halbbinde beginnt an Rı und zieht, sich allmählich versehmálernd, über die Querader bis zum Ende des Cus. Ein großer brauner Fleck an der Verbindungsquerader zwischen Rı und Ra+3 ist mit einer großen Makel an der Gabelung von R4+5 verbunden. Überdies liegen kleinere braune Flecke an der Gabelungsstelle von Mio und an der Mündung von Ra+z in den Flügelrand. Fig. 6. Fig. 7. Neuntes Tergit von oben von L. contanvinata L. (links) und Z. seutellaris Mgn. (rechts). Hinterleib glänzendschwarz, besonders beim © stark quer- gerunzelt; SZ mit gelben, mehr oder minder breiten, oft sehr undeutlichen Binden auf dem 2. bis 4. Segment; 2 nur mit gelben (bei den trockenen Tieren oft sehr undeutlichen) Seitenflecken. Hypopygium G: 9. Tergit in der Mitte des oberen Randes tief aus- gebuehtet mit vorspringenden Ecken, die Fortsätze lang, robust gebaut, etwas geschwungen, am Ende gegeneinander gebogen; die „Zange“ besteht aus je zwei ungleich langen, stark behaarten, lichtgelben Armen (Fig. 6). Legeröhre © rotbraun. 7—11 mm. Larve (nach Brauer, Süßwasserfauna Deutschlands, 1910): ausgestreckt bis 70 mm lang, durchscheinend. Kopf klein, undurch- sichtig, mit seitlichen Augenflecken. Körper 12gliederig, die Grenzen zwischen dem 4. bis 9. Segment scharf markiert durch Ringwülste, welche je einen Kranz kleiner Häkehen tragen. Hinterrand des 4. bis 6. Segments mit je einem Paar kurzer Fußstummeln. mi 28 9. Segment hinten stark verjiingt, 10. bis 12. wesentlich dünner und kürzer als die vorhergehenden. Am Ende des 12. Segments, am Grunde der sehr langen und dünnen, fernrohrartig einziehbaren Atemröhre zwei steife ventrale Kiemenanhänge. Vorkommen in Mähren: Czernowitzer Au, Mähr.-Kromau, Zwittau, Neutitschein. Mai bis August. Geographische Verbreitung: Böhmen, Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Tirol, Galizien, Ungarn, Deutschland, Holland, Schweiz, Frankreich, Skandinavien, England, Ostseeprovinzen, Fin- land, Rußland, Balkanhalbinsel, Spanien. 4. L. lacustris Men., S. B. VI. 291. 1830. Sehin. II. 497. 1864; Kert. Kat. I. 1903. 159. Gleicht der vorigen Art, von der sie sich durch die nicht silber- schimmernden, sondern glänzendschwarzen Pleuren und durch das Flügelgeäder unterscheidet: Das Basalstück von Ry ı 3 ist nämlich kurz, die Ader entspringt aus R nicht bogig wie bei contaminata, sondern unter einem ziemlich stumpfen Winkel und trägt an der Basis einen kurzen rücklaufenden Aderanhang. Die große Halbbinde des Flügels geht unmittelbar vom Flügelrande aus über die Ursprungsstelle von R>.,3 und die Queradern und zieht, sich allmählich verschmälernd, bis Cus, teilweise über diese Ader hinausreichend. Ein kleiner runder Schattenfleck liegt an der Mündung von Cus. An der Mündung der SC ein kleines braunes Fleckchen, welches mit einem zweiten an Rı liegenden zusammenfließt. Eine zweite, oft in einzelne Flecke aufgelöste Halbbinde beginnt an der Mündung von R, und zieht von hier über die Marginalquerader, die Gabelungsstelle von Rı ı 5 bis über die Gabelstelle von M: +2. Je ein kleiner runder Schatten- fleck liegt an den Mündungen von C1 und R>},3. Im allgemeinen ist die Flügelzeichnung nicht sehr konstant, die kleinen Fleckchen fehlen oft ganz und die kleinere Halbbinde ist in unregelmálige Flecke aufgelöst. Das Schildchen dieser Art ist schwarz oder höchstens dunkel braungelb, während contaminata ein gelbes Schild besitzt. Schiner und Huguenin nennen das Schildehen von lacustris gelb und geben dies als Unterschied von paludosa an, die ein schwarzes Seutellum besitzen soll. Diese Angabe ist ein Irrtum. Zetterstedt- und neuerdings Wahlgren beschreiben das Schildehen richtig als N 12 schwarz (Zett.: „scutellum nigrum I. pieeum“), was der Tatsache entspricht. Eigentümlich ist bei dieser Art eine auffallende, fast zottige Behaarung am Ende des 3. und 4. Bauchsegments. Hypopygium F am Ende weniger verdiekt als bei albimana und contaminata, das 9. Tergit tief und weit ausgebuchtet mit breit vorspringenden Ecken, an denen die langen, weißlichen, zarten, sehr dicht behaarten und fast gleichbreiten Fortsätze befestigt sind. Die Teile der Zange verhältnismäßig klein und komplizierter gebaut als bei den anderen Arten; in der Seitenansicht ragt neben einem längeren spitzen, nach oben gekehrten Dorn ein kurzer, stab- förmiger, nach unten gerichteter Anhang sichtbar vor (Fig. 8 und 9). Fig.8. Hypopygium GS Fig. 9. Pleuren mit der Zange von Liriope lacustris Mon. von Liriope lacustris Mgn. Larve nach Beling, Verh. Zool. bot. Ges., Wien, 36. 1886. 171: 12 mm lang, 2 mm dick, ausgestreckt bis über 20 m», zartháutig, gelblichgrau, nach hinten stark verjüngt. Kopf klein, linsenförmig, stark gewölbt, mit schwarzbraunen Augenflecken, hinten abgestutzt und daselbst mit 4 breiten, kurzen, zahnförmigen Erweiterungen. Die Leibessegmente in seichte Querwülste geteilt, die vorderen Segmente nicht deutlich voneinander unterscheidbar. 10. Segment am längsten, hinten kegelig verdünnt; 11. und 12. Segment dünn, an der Basis etwas dieker als an seinem Ende, kaum halb so lang als das 10. Letztes Segment am Ende keulig verdickt, mit einem stielrunden, einziehbaren, etwa 2 mn langen Stigmenträger, an dessen Ende sich zwei nach unten gerichtete, walzenförmige, fleischige oder häutige Zäpfehen befinden. Die beiden letzten Segmente, namentlich das 12., wie ein Tubus einziehbar. An der Bauchseite des 5. bis einschließlich des 10. Segments Kriechsebwielen. Vorkommen in Mähren: Czernowitzer Au, Bilowitz, Karthaus, Adamsthal, Frain, Tracht (K. L.), Mähr.-Kromau, Fulnek. Geographische Verbreitung: Böhmen, Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Ungarn, Deutschland, Holland, Schweiz, Frankreich, England, Ostseeprovinzen, Skandinavien. o. L. paludosa Mgn., Klass. I. 82. 1804. Schin. II. 497. 1864; Kert. Kat. I. 1903. 152. ? fasciata Scop., Entom. Carn. 321. 855. 1763. Soll sich nach Schiner durch den ganz schwarzen Hinterleib ohne gelbe Zeichnung, durch mindere Größe und das schwarze Sehildehen von lacustris, der sie sonst im Flügelgeäder und in der Flügelzeichnung gleicht, unterscheiden. Daß die von Schiner für lacustris angegebene Farbe des Schildehens ein Irrtum ist, wurde bereits erwähnt. Meine Stücke, 3 dd und mehrere 22, haben allerdings ein einfärbig schwarzes Abdomen ohne Spur von gelber Zeichnung, sind aber ebenso groß wie lacustris und unterscheiden sich sonst kaum von dieser Art. Auch das Hypopygium 8 ist ähnlich gebaut wie bei lacustris, nur sind die Fortsätze des 9. Tergits kürzer und schütterer behaart, die Anhänge der Pleuren noch kürzer wie bei jener Art. (Es wurden nur trockene Stücke untersucht.) Die Weibehen werden von jenen der lacustris um so schwerer zu unterscheiden sein, als die gelben Seitenflecke des Abdomens auch bei dieser Art bei getrockneten Stücken fast ganz verschwinden. Bei reicherem Material wird sich leichter die Frage entscheiden lassen, ob paludosa nicht als bloße Varietät von lacustris aufzufassen sei. Vorkommen in Mähren: Karthaus, Rziezkatal, Adamsthal. Mai, Juni. Geographische Verbreitung: Niederösterreich, Kärnten, Steiermark, Galizien, Ungarn, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Skandinavien, England, Finland, Rußland, Balkanhalbinsel (var. coerulea 2 Strobl). 6. L. Handlirschi n. sp. d 2. L. lacustri similis, differt ab eo pleuris totis fere flavis, nec nigris nitidis, scutello flavo, hypopygio maris alıo modo constructo, Glänzendschwarz, Brustseiten ohne Silberschimmer, Flüge! ge- fleckt. — Stirne glänzendschwarz, Untergesicht gelb; Rüssel gelb- bräunlich, Taster gelb, an der Spitze verdunkelt. Fühler schwarz- braun, das erste Basalglied gelblich.. Thorax glänzendschwarz mit 14 metallisehem Schimmer und den gewöhnlichen Längsfurchen und der Quernaht. Brustseiten gelb, die gelbe Färbung scharf gegen den schwarzen Thoraxrücken abgegrenzt, sonst nur über den Mittel- und Hinterhüften braun, ohne allen Silberschimmer. Schildehen und ein Wulst vor demselben gelb. Flügel wie bei lacustris, also Basalstück von Bus kurz, die braune Zeichnung an denselben Stellen, doch im allgemeinen schwächer. Sehwinger weißlich. Hinterleib schwarz, der 4. Ring G mit breiter gelber Binde am Vorderrande. Hypopygium F mehr kugelig, die Fortsätze des 9. Tergits sind kürzer, von mehr kolbiger Gestalt, die Appendices der Pleuren Fig. 10. Hypopygium G von Liriope Handlirschi m. sp. entschieden stärker und robuster gebaut und an dem verbreiterten Ende fast zottig behaart (Fig. 10). Größe: 10—12 mm. Verbreitung: Torfwiesen bei Neudorf nächst Groß-Ullersdorf im Teßtal, an Wassergräben 23. August, 2 S S, 12; Berggeist (Alt- vatergebirge), Moosweichten 21. Juli 1907, 14. Anmerkung: Die Art ist von allen bisher beschriebenen Formen deutlich verschieden und an den gelben Brustseiten sofort - kenntlich. Eine Verwechslung mit albimana F. ist ausgeschlossen, obwohl man bei letzterer auch von teilweise gelb gefärbten Pleuren - sprechen könnte. Doch tritt bei albimana die gelbe Farbe der Brustseiten doch nur untergeordnet als eine schmale Strieme zwischen Schulter und Flügelwurzel auf, während die gelbe Farbe der Brustseiten bei L. Handlirschi dominiert, da nur der Raum über den Mittel- und Hinterhüften bräunlich gezeichnet ist. Überdies fehlt bei Handlirschi der Silberschimmer der Pleuren gänzlich, der Meta- tarsus der Hinterbeine ist nicht heller gefärbt und das Hypopygium S ist entschieden anders gebaut. ee ee ee Von lacustris Mgn., der die neue Art in der Gestalt gleicht, ist sie verschieden durch die rein gelben Pieuren, das gelbe Schildchen und das anders gebaute Hypopygium des 2. Ich erlaube mir. die neue Art Herrn Anton Handlirsch, Kustos am Naturhistorischen Hofmuseum in Wien, zu widmen. Da die Liriope-Arten im allgemeinen leicht zu bestimmen sind, kann es sich bei Z. Handlirschi wohl kaum um eine von den anderen Autoren übersehene oder mit einer der anderen Formen verwechselte Art handeln. Dies drängt unwillkürlich den Gedanken auf, daß die neue Art gleich mancher ihrer weiteren Verwandten ein sehr enges Verbreitungsgebiet hat und vielleicht auf die Sudeten beschränkt is. Wenn dies zutrifft, was durch weitere faunistische Untersuchungen zu erweisen wäre, dann hätten wir in dem lokal beschränkten Vorkommen der neuen Art einen weiteren Beweis für die Richtigkeit der Annahme Handlirsch’, daß die Liriopiden als Relikte einer früher viel reicher vertretenen Pope familie zu betrachten seien. Literatur. 1. Bergroth E., Om Finlands Ptychopteridae och Dixidae. Meddel. af Soc. pro Fauna et Flora Fenn. 15. 1889. 2. Aldrich J. M., The Tipulid-Genus Bittacomorpha and Pedicia. Cambridge 1895. ” 3. Becker, Bezzi, Bischof, Kertész und Stein, Katalog der palaearkt. Dipteren. Bd. I. 1903. 4. Brauer F., Kurze Charakteristik der Dipterenlarven. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. XIX. 1869. 43 ff. o. Brauer-Grünberg, Süßwasserfauna Deutschlands. Heft 2a. 1. Teil. Jena 1910. 6. Handlirsch A., Zur Phylogenie und Flügelmorphologie der Ptychopteriden. Annalen des k. k. Naturhist. Hofmus. Wien. XXIII. 1909. 7. — Über Relikte. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 59. 1909. (Sitzungs- bericht, S. 183 ff.) 8. Johnson ©. W.,.Synopsis of the Tipulid-Genus Bittacomorpha. Psyche. Vol. XII. Cambridge 1905. 9. Loew H., Über Bernstein und Bernsteinfauna. 1850. 10. de Meijere, Diptera aus Neuguinea (Tanyderus mirabilis n. sp.). Tijdschr. v. Entom. 58. Deel. 1915. 104. 11. 16. 17: Osten Sacken, Monographs of the Diptera of North America. © Pars IV. Smithsonian Miscellaneous collections. Washington 1869. Len . — Die Tanyderina, eine merkwürdige Gruppe der Tipuliden. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. XXIX. 1879. 517 ff. . — On the charakters of the three divisions of Diptera: Nemocera vera, Nemocera anomala and Eremochaeta. Berl. Ent. Zeitschr. XXXVIL 1892. 417 ff. . — Studies on Tipulidae II. Berl. Entom. Zeitschr. XXXI. 1887. 226 ff. . Philippi R. A., Aufzählung der chilenischen Dipteren (S. 780: Tanyderus pictus). Verh. zool.-bot. Ges. Wien. XV. 1865. Röder V. v., Zwei neue nordamerikanische Dipteren (Bittaco- morpha Sackenii n.sp.). Wien. Entom. Zeitschr. IX. 1890. 230. Schiner, Fauna austriaca. Die Fliegen. II. 1864. Die Pilzmücken Mährens. IV. Teil Von Karl Landrock, Brünn. Vorwort. Nach langer, durch den Krieg verursachter Unterbrechung ist es mir endlich möglich, den IV. Teil der „Mährischen Pilzmücken“ vorzulegen. Er enthält die Fortsetzung der Fungivorinae (Myceto- philinae) und behandelt die Gattungen Phronia Winn. (mit Telma- philus Beck.), Maerobrachius Dzied., Exechia Winn., Dynatosoma Winn., Opistholoba Mik, Epieypta Winn., Mycothera Winn., Fungi- vora Mg. (Mycetophila Mg.), Sceptonia Winn. und Zygomyia Winn. Außer einer kurzen Beschreibung der mährischen Arten sind jeder Gattung auch Bestimmungstabellen beigegeben. Bei der Gattung Exechia Winn. konnten diese allerdings nur bis zu ge- wissen Gruppen einander sehr nahestehender Arten geführt werden, deren sichere Unterscheidung eben nur auf Grund der Untersuchung des Hypopygs möglich ist und nur bei der Gattung Phronia Winn., deren Arten einander sehr gleichen und in Größe, Kolorit usw. sehr veränderlich sind, ist mir die Aufstellung einer brauchbaren Tabelle nicht gelungen. Leider konnte ich vorliegenden IV. Teil nicht — wie ich es beabsichtigt hatte — mit allen dazu gehörigen Abbildungen ver- sehen, da dies bei den jetzigen Preisen, die für die Herstellung von Klischees bezahlt werden müssen, das Erscheinen der Arbeit überhaupt unmöglich gemacht hätte. Ich mußte mich daher darauf beschränken, Literaturzitate anzuführen, wo diese Abbildungen zu finden sind. x Zeitschrift des máhr. Landesmuseums. XVII. 2 LA ET ET lh Rs ABN DRE 18 Bezüglich der Nomenklatur bleibe ich auch in dieser Arbeit meinen Anschauungen in den vorangegangenen Teilen treu. Die älteren Migenschen Namen von 1800 (Nouvell. class. 1800) sind seinerzeit von vielen Autoren übernommen worden, wurden aber von den meisten allerdings in neuerer Zeit wieder fallen gelassen. Ich bleibe bei den älteren Namen, über deren Berechtigung der- Streit noch nicht ausgetragen ist, schon aus Konsequenz und um nicht Verwirrung in die ganze Arbeit hineinzutragen. Um aber der gegenteiligen Ansicht auch gerecht zu werden, führe ich die wenigen Änderungen namentlich an: Namen von 1800: Namen von 1803: Fungivorinae. Mycetophilinae. Zelmira Meig. Platyura Meig. Polyxena Meig. Cordyla Meig. Fungivora Meig. Mycetophila Meig. Ebenso ist in bezug auf die Benennung des Flügelgeäders nicht bei allen Autoren vollständige Übereinstimmung zu finden. Allerdings wird jetzt immer allgemeiner die von Johannsen ein- geführte Bezeichnung (Genera Insectorum) angewendet und auch ich habe dieselbe in meinen neueren Arbeiten akzeptiert, bleibe aber in vorliegender Arbeit doch bei den in der Einleitung des I. Teiles gegebenen Namen, weil die Einführung einer: anderen Bezeichnung, besonders für den Anfänger, eine heillose Verwirrung bedeuten würde. Vergleichsweise führe ich nachstehende beide Be- zeichnungen, die Johannsensche mit den Änderungen Dr. Eder- leins an: Bezeichnung im I. Teile: Bezeichnung nach Johannsen: Vena costalis, Randader Costa c | Vena mediastinalis, Hilfsader | S61 Vena transv. mediastinalis |Subeosta | Vena subcostalis, Unterrandader | T1 Vena radialis Radius | | lo + 2 Vena cubitalis | Radial sector rs 5 +5 Vena discoidalis Media m (mı +3, m3) © Vena transv. cubitalis, Querader Radio— Medial — Querader r—m Vena posticalis Cubitus cu (eu, Cu?) Vena analis * Br aX1 Vena axillaris | Axilaris | aX2 19 Zellen: Die Bezeichnung geschieht nach dem Vorschlage Dr. Enderleins mit Großbuchstaben nach der darüber liegenden Ader. Cellula costalis Cellula mediastinalis Cellula basalis C Se; und Sc Rs oder einfacher R Cellula subcostalis Ry Cellula radialis Ro: 3 Cellula cubitalis Ry 5 Cellula discoidalis anterior M2 Cellula discoidalis basalis M3 Cellnla posticalis anterior Cu Cellula posticalis posterior Cu Cellula analis Axı Als Ergänzung der in den vorangegangenen Teilen angeführten Literatur gebe ich noch an: Strobl, Programm d. k. k. Ober-Gymnasiums zu Seitenstetten. 1880. — Dipterenfauna von Bosnien, Herzegowina und Dalmatien. Wissen- schaftliche Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. Sarajewo 1898 (bosnisch) und Wien 1900 (deutsch). — Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel. Ebenda. | Sarajewo 1902 (bosnisch) und Wien 1904 (deutsch). — Spanische Dipteren. T. Beil. WE. Z. 1898,:1899,. 1900. IL. Teil. Memorias de la Real Soc. Espan. de Hist. Nat. Madrid. 1906. III. Teil. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1909. — Die Dipteren von Steiermark. II. Nachtrag. Mittlg. d. Naturw. Ver. f. Steiermark. 1910. | Genannte Arbeiten verdanke ich dem äußerst freundlichen Entgegenkommen des Herrn Subkustos des Stiftes Admont Ludwig Perner, dem ich hierorts nochmals meinen besten Dank zum Aus- drucke bringe. Meunier F., Coup d'œil pétrospectif sur les Diptères du Suecin de la Baltique. 1912. - Lundström K., Beiträge zur Kenntnis der Dipteren Finnlands. VII. Supplement Nr.2. Acta soc. pro faun. et flora fenn. 1912. ; x; 20 Lundström K., Neue oder wenig bekannte europäische Myceto- philiden. II. Annal. mus. nat. hung. 1912. — Neue oder wenig bekannte europäische Mycetophiliden. III. Ebenda. 1913. — Beitrag zur Kenntnis der Dipterenfauna des nördl. europäischen Rußland. Acta pro faun. et flor. fenn. 1913. — Eine neue Art der Mückengattung Exechia. Exechia januari nov. spec. Meddel. af. soc. p. faun. et flor. fenn. 1918, p. 104. Edwards F., Some Mycetophilid DSL Annal. aud. Mag. of natur. His. 1915. — Notes on British Mycetophilidae. Trans. of the entom. soe. of London 1915. | Landrock K., Eine neue Art der Pilzmiickengattung Mycetophila Me W. BE. Z 1914. p.201 — Die Pilzmückengattung Phthinia Winn. und Bolitophila Meig. WSB Z01916,9.97% — Neue mährische Arten der Pilzmückengattung Docosia Winn. Zeitschr. d. mähr. Land.-Mus. 1916, p. 59. — Die Typen der Pilzmücken der von Roserschen Sammlung in Stuttgart. W. E. Z. 1917, p. 36. Zum Schlusse möchte ich mir erlauben, noch auf einen Druck- fehler hinzuweisen, der leider übersehen wurde. Seite 289 des I. Teiles: Der Punkt 2 in der Tabelle für die Unterfamilien, Absatz 2, ,Discoidalis scheinbar aus dem Cubitus kommend . . .“ soll nicht zu Punkt 5, sondern zu Punkt 6 (Macrocerinae und Cero- platinae) führen. Der 5 auf Zeile 15 ist also in 6 zu verbessern. Daß die vorliegenden vier Teile der „Mährischen Pilzmücken“ ein lückenloses Bild der mährischen Fauna bieten, ist schon des- halb ausgeschlossen, daß ich allein das Sammeln des vielfach minutiösen Materials besorgen mußte und daß weder mein Beruf noch meine finanziellen Verhältnisse es mir erlaubten, in allen Gebieten und zu verschiedenen Zeiten zu sammeln. Jedenfalls sind aber alle häufigeren Pilzmücken verzeichnet und kann das einmal begonnene Werkchen durch entsprechende Nachträge jederzeit ver- vollständigt werden. Brünn, im Juni 1917. Karl Landrock. 21 25. Gattung: Phronia Winn. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 857. Kopf tiefsitzend, rund, vorn flachgedrückt. Netzaugen rund, Punktaugen drei vorhanden, das mittlere klein. Taster viergliederig, das Endglied am längsten. Fühler 2 + 14gliederig, erstes Wurzel- glied becher-, zweites napfförmig, beborstet, Geißelglieder zylindrisch, flaumhaarig. | Mittelleib hochgewülbt, Schildchen halbkreisig. Beine schlank, Schienen gespornt und mit Seitendörnchen versehen. Tarsenglieder der Vorderbeine ‚beim Weibchen unterseits oft erweitert. Flügel (Fig. 1 und 2) länglich eirund, mikroskopisch behaart. Costa bald deutlich, bald gar nicht oder kaum wahrnehmbar über den Cubitus hinausragend. Mediastinalis nur selten in den Flügelvorderrand miindend, meist unvollständig, abgebrochen oder gegen die Subeosta geneigt. Cubitus vor der Mitte der Subcosta entspringend, das Basal- stück stets über dem Stiel der Spitzengabel liegend. Untergabel kurz, meist weit offen, ihre Basis immer jenseits der Spitzengabel- basis gelegen. Analis unvollständig, Axillaris zart. Hinterleib sechs- (Z) oder siebenringelig (9). Das Hypopygium wird zum größten Teil aus der Lamina basalis gebildet, die eine unten geschlossene, oben offene Kapsel darstellt, deren obere Öffnung von den Laminae superae bedeckt wird. Auf dem Rande der Lamina basalis sind die Haltzangen (forceps inferior und superiore) ein- gelenkt, im Innern die Appendices internae (Adminiculum) unter- gebracht. Die weibliche Legeröhre wird am Grunde von den Pars bas. infera und supera gebildet; aus dem Innern ragen oberseits die Lamellae anteriores und posteriores, unterseits die Vaginula hervor. Die Zusammenstellung einer brauchbaren Tabelle zur Be- stimmung der einzelnen Arten dieser Gattung ist mir trotz aller Bemühungen leider nicht gelungen. Die Ähnlichkeit im Flügel- geäder, die große Unbeständigkeit des Kolorits brachten mich zu der Überzeugung, daß als einziges verläßliches Unterscheidungs- merkmal nur die präparierten Genitalien gelten können. Da es mir aus den eingangs erwähnten Gründen nicht möglich war, sämtliche Abbildungen der präparierten Genitalien zu geben, verweise ich bezüglich derselben auf das vorzügliche Werk Dr. H. Dziedzickis in Hor. soc. ent. ross. 1889. 22 1. Phronia flavicollis Winn. G. 3 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 876. Untergesicht, Stirne und Hinterkopf braungelb. Taster gelb. Fühler braun, Wurzelglieder und die Basis oder das ganze erste Geißelglied gelb. Thoraxrücken gelb, mit drei getrennten, schwarzbraunen, oft sehr blassen und undeutlichen Längsstriemen. Brustseiten gelb, oft verdunkelt, Hinterrücken braun. Schwinger gelb. | Hüften und Schenkel gelb. Hinterschenkel mit schwarzbrauner © Spitze; auch an den Mittelschenkeln ist meist eine Verdunkelung an der Spitze bemerkbar. Schienen bräunlich, Tarsen braun. Sporen gelbbraun. 2 Flügel etwas gelblichgrau getrübt. Costa nur wenig über den Cubitus hinausreichend. Analis und Axillaris kurz und zart. Hinterleib gelb, erster und zweiter Ring mit schwarzbrauner Rückenstrieme, dritter und vierter mit schwarzbraunen, dreieckigen Rückenflecken, die folgenden Ringe ganz schwarz. Bauch auf dem ersten bis dritten Ringe gelb. Hypopygium gelbbraun. Hobitschau, 19. April. Nur dd. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XIV. fig. 55—57 (Hypo- pygium) und t. XVIII. fig. 123—125 (Legeröhre). 2. Phronia signata Winn. G 2. 3—31/, mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 861. Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirne bräunlich, gelb behaart. Fühler blaßbraun, Wurzelglieder und ein oder zwei Geißel- glieder ganz oder teilweise gelb. Thoraxrücken gelb, mit drei blaßbraunen, getrennten oder zusammengeflossenen Längsstriemen. Brustseiten gelb bis blaßbraun, Hinterrücken braun. Schildehen gelb. Behaarung des Rückenschildes gelbschimmernd. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen kaum dunkler. Spitze der Hinterschenkel meist braunschwarz. Zweites bis viertesGlied der Vordertarsen beim Weibchen unterseits bogenförmig erweitert. Flügel gelblich. Costa wenig über den Cubitus hinausragend. Analis und Axillaris blaß. Hinterleib gelb; erster Ring mit braunem Rücken, zweiter und dritter mit schwarzbraunem, dreieckigem Rückenfleck, vierter mit breiter, schwarzbrauner, mitten etwas erweiterter Hinterrands- binde; Endringe schwarzbraun. Hypopygium braun. Weibchen: Erster bis dritter Ring wie beim Männchen, die folgenden mit breiten, braunen Hinterrandsbinden, Endring mit gelbem Hinter- rand. Legeröhre gelb. Männchen und Weibchen in der Färbung sehr variierend. | _ Eine der gemeinsten Arten, die im ganzen Gebiete an Wald- bächen zu treffen ist. - Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1885. t. XII. fig. ”—9 (Hyp.). 3. Phronia strenua Winn. G. 3 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 862. Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirne und Scheitel © braun. Fühler braun, Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. | Thoraxrücken gelb mit drei matten, schwarzbraunen, meist zusammengeflossenen Längsstriemen. Brustseiten gelbbraun. Hinter- rücken braun. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen bräunlich. Schenkelringe mit braunem Punkt, Hinterschenkel mit brauner Spitze. Sporen braun. Flügel mit gelbem Anfluge. Hinterleib gelb; erster bis dritter Ring mit schwarzbrauner Rückenlinie, vierter bis sechster Ring schwarz. Hypopygium schwarzbraun. Nur 1 S aus Südmähren, 3. August. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1885. t. XV. fig. 61—63 (Hyp.). 4. Phronia foreipata Winn. G. 21/,—3 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 865. Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, zuweilen etwas ver- dunkelt. Fühler braun, Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. Thoraxrücken meistens schwarzbraun mit gelben Schulter- flecken, seltener gelb mit drei schwarzbraunen, ganz oder teilweise zusammengeflossenen Längsstriemen. Brustseiten braun, selten gelb, dann meist braun gefleckt. Schildehen und Hinterrücken braun. Hüften und Beine gelb, Hinterschenkel und -schienen meist mit verdunkelter Spitze. Tarsen braun mit gelber Wurzel. Sporne braungelb. Flügel etwas bräunlich getrübt. Hinterleib in der Färbung unbeständig, meist schwarzbraun, etwas glänzend, mit gelben Einschnitten, Binden oder solchen Seitenflecken auf dem zweiten bis vierten Ringe; oft ist der Hinter- leib oberseits ganz schwarzbraun und nur die vorderen Bauchringe gelb. Hypopygium braunschwarz. Nur Männchen. Gersdorf, 10. August. . Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XVI. fig. 88—90 (Hyp.). 5. Phronia tenuis Winn. S?. 21/,—3 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 872. Untergesicht und Taster gelb, ersteres oft verdunkelt. Fühler braun, die beiden Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißel- gliedes gelb. Stirne und Scheitel braun, grauschimmernd. Thoraxrücken schwarzbraun, einfärbig oder mit gelbem Schulterfleck. Behaarung des Rückenschildes gelblichschimmernd. Brustseiten, Schildchen und Hinterrücken braun. Hüften, Schenkel und Schienen gelb; Hinterhüften und oft auch die mittleren außen pechbraun. Schenkelringe mit dunklem Punkt, Hinterschienen und -schenkel an der Spitze schwarzbraun. Tarsen und Sporne braun. Flügel etwas getrübt, an der Wurzel und auf dem Vorderrande gelblich. Hinterleib schwarzbraun, gelbhaarig, der Bauch und die Seiten der ersten drei Ringe gelb; oft erscheint der erste Ring oberseits ganz braun, nur der Hinterrand ist gelb, oft ist auch der Hinter- rand des vierten Ringes von gelber Farbe. Seltener ist die gelbe Zeichnung nur auf kleine Seitenflecken reduziert und nur in wenigen Fällen erscheint der Hinterleib ganz schwarzbraun. Hypopygium und Legeröhre braun. Bilowitz, 6. August. — Gersdorf im Mohratale, 10. August. — Zwittau, 2. Juni. : Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XIV. fig. 52—54 (Hypo- pygium) und t. XVIII. fig. 126—129 (Legeröhre). 6. Phronia cinerascens Winn. 32. 3—31/, mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863, 873. truncata Winn., Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 874. Taster, Rüssel und Untergesicht gelb, oft verdunkelt. Fühler schwarzbraun, die beiden Wurzelglieder, meist auch der Basalrand des ersten Geißelgliedes gelb. à Thoraxrücken gelb mit drei meist vollständig zusammen- geflossenen Längsstriemen oder braun mit gelben Schulterflecken. Brustseiten und Hinterrücken braun. Behaarung des Rückenschildes gelblich. Hüften und Schenkel gelb, Hinterhüften und oft auch die Mittelhüften außen pechbraun. Hinterschenkel mit brauner ‘Spitze, alle Schenkel unterseits an der Basis meist mit braunem Strich. Schienen gelbbräunlich, Tarsen schwarzbraun. Flügel kaum graulich getrübt. © | Hinterleib schlank, die vier ersten Ringe meist gelb mit großen, schwarzbraunen Rückenflecken, die sich oft so ausdehnen, daß von der gelben Farbe nur Seitenflecke übrig bleiben (truncata Winn.); oft erscheint der erste Ring ganz oder fast ganz schwarz- braun. Die übrigen Ringe sowie das Hypopygium und die Lege- röhre schwarzbraun. Häufig. Bilowitz, Mai. — Mohratal, 10. August. — Schreib- wald, 25. Februar und: 28. Mai. — Czernowitz, 4. März. — Thaya- tal, August. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XIV. fig. 40—42 (Hypo- pygium) und t. XX. fig. 182—184 (Legeröhre). 7. Phronia rustiea Winn. 49. 3—3!/, mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 875. longipes Winn., Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 875. * Taster gelb, Untergesicht, Stirne und Scheitel braun, letzterer grauschimmernd. Fühler braun, Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. Thoraxrücken schwarzbraun, höchstens mit kleinem gelblichen Schulterpunkt, grauschimmernd, gelbhaarig. Brustseiten braun, selten gelblich, braun gefleckt. Schildchen und Hinterrücken braun. Hüften und Beine gelb; die äußerste Spitze der Hinterschienen und -schenkel sowie die Tarsen braun. Flügel etwas getrübt, der Vorderrand und die Basis gelblich. Hinterleib schwarzbraun, gelbhaarig; Hypopygium und Lege- röhre braun. Bilowitz, 19. April. — Adamstal, 18. Mai. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XII. fig. 13—15 (Hypo- pygium) und t. XVIII. fig. 142—144 (Legeröhre). 26 8. Phronia flavipes Winn. 49. 2—3 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 876. Untergesicht und Taster gelb, Stirne und Scheitel braun. Fühler braun, die Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißel- gliedes gelb. Thoraxrücken schwarzbraun mit gelbem Schulterfleck, der sich seitlich oft schmal bis zur Flügelwurzel fortsetzt. Brustseiten, Schildehen und Hinterrücken braun. Hüften, Schenkel und Schienen gelb. Die Hinterhüften (selten auch die mittleren) lichtbräunlich, auch die Spitze der Minterschenkel meist (©) dunkler. Tarsen und. Sporne braun. Flügel bräunlich getrübt. | Hinterleib schwarzbraun, gelbhaarig. Bauchseite heller. Manch- mal sind die drei ersten Ringe auch oberseits heller, gelbbraun, mit dunklerem Hinterrande. Geschlechtsorgane braun. Gersdorf, 10. August. — Hobitschau, 8. Juni. — Bilowitz, 4. Mai. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XII. fig. 31—33 (Hypo- pygium) und t. XIX. fig. 149—151 (Legeröhre). 9. Phronia obtusa Winn. 49. 21/,—3 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 877. Taster gelb. Untergesicht und Stirne bräunlich, Scheitel braun, grauschimmernd. Fühler schwarzbraun, die beiden Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. Thoraxrücken braun mit gelben Schulterflecken oder gelb mit drei braunen Längsstriemen. Brustseiten braun oder gelb mit braunen Fleeken. Schildehen meist braun, selten gelb mit brauner Basis. Hinterrücken schwarzbraun. Hüften, Schenkel und Schienen - gelb. Hinterhüften mit braunem Fleck auf der Außenseite, die Spitze der Hinterschenkel und -schienen sowie der Tarsen bräunlich. Flügel etwas getrübt. Hinterleib in der Färbüng sehr veränderlich. Erster bis vierter Ring gelb mit schwarzbraunen Rückenflecken, deren Größe jedoch sehr variiert, so daß die gelbe Färbung bald vorherrschender auf- tritt, bald nur auf kleine Seitenfleckchen und schmale Hinterrand- säume zurückgedrängt erscheint. Die beiden Endringe meist schwarz. Hypopygium und Legeröhre braun. 27 Schreibwald, 30. April. — Bilowitz, 10. April. — Mohratal, 10. August. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XII. fig. 4—6 (Hypo- pygium) und t. XIX. fig. 171—174 (Legeröhre). 10. Phronia erassipes Winn. 32. 2—3 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 877. Taster und Untergesicht gelb, letzteres oft bräunlich. Stirne -und Scheitel braun, grauschimmernd. Fühler braun, die Wurzel- glieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. 5 Thoraxrücken schwarzbraun mit gelbem Schulterfleck, der sich meist an den Seiten bis zur Flügelwurzel hinzieht. Brustseiten, Schildchen und Hinterrücken sehwarzbraun. Vorder- und Mittel- hüften, Schenkel und Schienen gelb, die Hinterhüften meist pech- braun. Schenkel unterseits mit braunem Strich, Hinterschenkel und -schienen mit brauner Spitze; Tarsen braun. Flügel bräunlich. Hinterleib schwarzbraun, der Bauch auf den ersten zwei Ringen gelb. Hypopygium schwarzbraun. Selten. Nur das Männchen aus Adamstal, 17. April. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XIV. fig. 43—45 (Hypo- pygium) und t. XVIII. fig. 138—141 (Legeröhre). 11. Phronia squalida Winn. 2. 2!/, mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 878. Taster und Untergesicht gelb, letzteres oft verdunkelt. Stirne und Scheitel braun, grauschimmernd. Fühler schwarzbraun, die Wurzelglieder, meist auch die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. Thoraxrücken einfärbig schwarzbraun, grauschimmernd, selten mit kleinem, gelbem Schulterfleck. Brustseiten, Schildchen und Hinter- rücken schwarzbraun. Hüften, Schenkel und Schienen gelb; die Hinterhüften im Spitzenteile gebräunt. Schenkel unterseits an der Basis meist mit braunem Strichelehen, Hinterschenkel mit brauner Spitze. Tarsen braun. Zweites, drittes und viertes Vordertarsenglied etwas erweitert. Flügel bräunlich getrübt, an der Wurzel und auf dem Vorderrande gelblich. Hinterleib braun, die vorderen Bauchringe heller, gelblich. Manchmal erscheint der erste Ring gelb mit braunem Rückenfleck, oft zeigen sich auch auf den zwei folgenden Ringen gelbe Seiten- flecken. Legeröhre braun. Frain (Siebeck). Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XVII. fig. 130—133 (Lege- röhre). 12. Phronia Taczanowskyi Dzied. S. 21/,—3 mm. Hor. soc. ent. ross. 1889. 462. Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirne und Scheitel braun, gelblich behaart. Fühler schwarzbraun, die beiden Basal- . glieder und die Wurzel der drei ersten Geißelglieder gelb. Thoraxrücken braun mit großen gelben Schulterflecken, die sich seitlich meist bis gegen die Flügelbasis hinziehen. Brustseiten, Schildehen und Hinterrücken schwarzbraun. Hüften, Schenkel und Schienen gelb. Hinterschenkel mit brauner Spitze; Tarsen braun. Flügel bräunlich getrübt. Hinterleib: Erster bis dritter Ring gelb mit dreieckigen, schwarzbraunen Rückenflecken, vierter bis sechster Ring schwarz- braun. Erster bis dritter Bauchring gelb, die übrigen braun. Der ganze Hinterleib gelbhaarig. Hypopygium braun. Selten. Nur das Männchen. Schreibwald, 29. März. - Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XIII. fig. 34—36 (Hypo- pygium) und t. XIX. fig. 163—166 (Legerühre). 3. Phronia petulans Dzied. S. 2 mm. Hor. soc. ent. ross. 1889. 465. Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirne und Scheitel dunkel, oft braun. Fühler schwarzbraun, die Wurzelglieder und die Basalhälfte des ersten Geißelgliedes gelb. Thoraxrücken gelb mit drei schwarzbraunen Längsstriemen, die aber ot derart zusammengeflossen sind, daß von der gelben Grundfarbe nur große Schulterflecke frei bleiben. Behaarung gelb- schimmernd. Brustseiten gelb, braun gefleckt. Schildehen und Hinterrücken braun. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun. Hinterschenkel mit brauner Spitze. Flügel gelblich angehaucht. Hinterleib gelbhaarig. Erster bis vierter Ring gelb mit schwarzbraunen, dreieckigen Rückenflecken, die beiden Endringe schwarz; erster bis vierter Ring auf der Bauchseite gelb. Hypo- pygium gelbbraun. Selten. Schreibwald, 11. Mai. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XII. fig. 10—12 (Hyp.). 29 14. Phronia egregia Dzied. S. 21/, mm. Hor. soc. ent. ross. 1889. 484. Rüssel und Taster gelb, Untergesicht gelbbraun, Stirne und Scheitel braun. Fühler schwarzbraun, Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. Thoraxrücken braun mit kleinen, gelblichen Schulterflecken. Behaarung gelblich. Brustseiten, Schildehen und Hinterrücken braun. Vorderhüften, Schenkel und Schienen gelb, Mittel- und Hinterhüften mit braunem Längsfleck auf der Außenseite. Hinter- schenkel mit brauner Spitze, Tarsen braun. Flügel bräunlich getrübt. Hinterleib auf dem ersten bis vierten Ringe gelbbraun mit schmalen, dunkleren Hinterrandsbinden; fünfter und sechster Ring braun. Die Bauchringe bräunlich. Der ganze Hinterleib gelb be- haart. Hypopygium braunschwarz. Bilowitz, 19. April. — Schreibwald, 29. März. — Häufig. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XII. fig. 16 und t. XIII. fig. 17 und 18 (Hypopygium). 15. Phronia interstineta Dzied. S. 2!/, mm. Hor. soc. ent. ross. 1889. 497. Untergesicht, Rüssel und Taster schmutziggelb, Stirne und Scheitel braun. Fühler schwarzbraun, Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelh. Thoraxrücken braun mit großen gelben Schulterflecken, die sich seitlich bis gegen die Flügelwurzel hinziehen. Behaarung gelb. Brustseiten braun, Schildchen und Hinterrücken schwarzbraun. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Hinterschenkel an der Spitze schwarz. Tarsen braun. Flügel blaß bräunlich getrübt. Hinterleib einfärbig schwarzbraun, die Bauchseite heller. Be- haarung gelblich. Hypopygium braun. Selten. Nur 1 G aus dem Mohratale bei Gersdorf, 11. August. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XVI. fig. 79—81 (Hypo- pygium). ° | 16. Phronia dubia Dzied. G. 21/,—53 mm. Hor. soc. ent. ross. 1889. 498. Taster gelbbräunlich, Untergesicht und Rüssel bräunlich, Stirne « und Scheitel braun, gelbgrau schimmernd. Fühler entweder einfärbig 30 schwarzbraun oder es sind die Wurzelglieder und die Basis des — ersten Geißelgliedes, manchmal nur das zweite Wurzelglied gelb. Thoraxrücken schwarzbraun, einfärbig, höchstens mit kleinen schmutziggelben Schulterflecken. Behaarung gelbgrau. Brustseiten, Schildehen und Hinterrücken schwarzbraun. Vorderhüften, Schenkel und Schienen gelb, Mittel- und Hinterhüften gebräunt. Hinterschenkel mit schwarzer Spitze, Tarsen braun. Flügelschwach bräunlich getrübt. Hinterleib schwarzbraun, die ersten vier Ringe manchmal etwas heller, schmutzig gelbbraun. Behaarung gelb. Hypopygium gelbbraun. : Schreibwald, 8. Juni. — Bilowitz, 20. Mai. — Adamstal, 4. Mai. Nur das Mánnchen. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XVII. fig. 112—113 und t. XVII. fig. 114 (Hypopygium). 17. Phronia sudetica Dzied. S. 2!/, mm. Hor. soe. ent. ross. 1889. 505. Untergesicht, Rüssel und Taster schmutziggelb, Stirne und Scheitel braun, gelbschimmernd. Fühler schwarzbraun, Wurzel- glieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. Thoraxrücken braun mit gelben Schulterflecken. Behaarung gelblich. Brustseiten, Schildehen und Hinterrücken schwarzbraun. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun. Manchmal sind die Hinterhüften an der Basis etwas verdunkelt. Schenkel mit braunem Strich an der Basis der Unterseite, Hinterschenkel mit schwarzbrauner Spitze. Flügel bräunlich getrübt. | Hinterleib braun, der zweite und dritte Hinterleibsring heller oder es erscheint der zweite Ring gelb mit braunem Rückenfleck. Bauch an den vorderen Ringen gelb. Das Hypopygium, das in seiner Bauart von dem Typus der Phronia-Hypopygien ganz abweicht, braun. Steingraben (Altvater), 6. August. Selten. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XVII. fig. 117—119 (Hypopygium). 18. Phronia bicolor Dzied. S. 2!/, mm. Hor. soc. ent. ross. 1889. 510. Untergesicht, Rüssel und Taster schmutziggelb, Stirne und Scheitel braun, grauschimmernd. Fühler schwarzbraun, Wurzel- glieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. ol Thoraxriicken braun mit kleinen gelben Schulterflecken. Be- haarung grau. Brustseiten, Schildehen und Hinterrücken schwarz- braun. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun. Mittel- und -Hinterhüften mit verdunkelter Spitze, Hinterschenkelspitze schwarzbraun. Flügel schwach bräunlich. Hinterleib gelbhaarig. Erster Ring oberseits braun, zweiter und dritter Ring gelb, mit großem, schwarzbraunem Rückenfleck, der besonders auf dem dritten Ringe so ausgebreitet ist, daß nur ein gelber Hinterrand freibleibt. Vierter, fünfter und sechster Ring schwarzbraun. Bauch auf dem ersten bis dritten (auch bis vierten) Ringe gelb. Hypopygium braun. Ich fing die Art im Mohratale bei Gersdorf an einem Wald- felsen in vielen, aber nur männlichen Exemplaren, 10. August. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XIV. fig. 46—48 (Hyp.). Anmerkung: Th. Becker hat in Mitt. Zool. Mus. Berl. 1908, 67, die neue Phronia Winn. sehr nahe verwandte Gattung Telma- philus begründet, die durch eine verlängerte, über die Mitte der Basalzelle hinausreichende und frei endigende Mediastinalis cha-. rakterisiert erscheint. Beeker zählt zu dieser Gattung abbreviatus und biarcuatus, beide von den Kanarischen Inseln. Johannsen führt in seiner Arbeit über die Pilzmücken Nordamerikas, IV. Teil (Maine agric. exper. stat. Orono. 1912, p. 63), von den europäischen Phroniaarten als hierher gehörig an: foreipula (var. humeralis), basalis und nitidiventris. Ist das oben angeführte Merkmal hinreichend, um die Gattung Telmaphilus von Phronia abzutrennen, dann muß zweifellos auch die von Dziedzicki beschriebene Phronia Tiefi (4: Dzied., Hor. soc. ent. ross. 1889; 9: Land., W.E.Z. 1912) hierher gestellt werden. Von mährischen Telmaphilusarten wären also anzuführen: foreipula, nitidiventris und Tiefi. 19. Phronia (Telmaphilus) foreipula Winn. S. 3—4 nm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 865. humeralis Winn., Verh. zool.-bot. Ges. 1863. .869. pygisiaca Winn., ibid. 870. Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirne und Scheitel braun. Fühler braun, die beiden Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. 32 Thoraxrücken gelb mit drei schwarzbraunen, meist zusammen- geflossenen Längsstriemen (foreipula Winn.) oder braunschwarz mit großem, gelbem Schulterfleck, der keilförmig nach hinten bis zur Flügelwurzel reicht (humeralis Winn. und pygisiaca Winn.); oft ist dieser Schulterfleck jedoch klein, rundlich. Brustseiten gelb, braun gefleckt, Schildehen und Hinterrücken braun. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun. Hinterschienen und -schenkel mit dunkler Spitze. Schenkelringe meist mit schwarzem Punkt, Hinter- hüften oft an der Spitze verdunkelt. Alle Schenkel mit braunem Strich an der Basis der Unterseite. Flügel getrübt, meist mit dunkler Spitze und braunem Flecke an der Basis der Postical- gabel. Hinterleib schwarzbraun, mit gelben Einschnitten auf dem zweiten und dritten Ringe (forcipula Winn.) oder mit breiteren gelben Hinterrandssäumen auf den ersten vier Ringen (humeralis Winn.); oft sind die gelben Zeichnungen nur. als dreieckige Seiten- flecken vorhanden (pygisiaca Winn.) Der Bauch an den vorderen Ringen gelb. Beim Weibchen sind meist gelbe, an den Seiten des zweiten bis siebenten Ringes dreieckig erweiterte Hinterrandssäume vor- handen. Endring braun. Hypopygium und Legeröhre braun. Nicht selten. Bilowitz, Juni. — Gersdorf, August. — Zwittau, Juni. — Pollauer Berge, Juni. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XVIII. fig. 97—99 (Hypo- pygium), t. XVII. fig. 134—137 (Legeröhre). 20. Phronia (Telmaphilus) nitidiventris Wulp. 32. 3 mm. Tijdschr. v. Ent. 1858. II. 181. Untergesicht und Taster gelb bis braun, Stirne und Scheitel braun, etwas grau schimmernd. Fühler schwarzbraun, Wurzelglieder, meist auch die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. 4 Thoraxrücken gelb mit drei dunklen Längsstriemen, die aber oft ganz zusammengeflossen erscheinen; nicht selten ist der ganze Thoraxrücken schwarzbraun und nur gelbe Schulterflecken vor- handen. Brustseiten und Schildchen gelb bis schwarzbraun, Hinter- rücken braun. - 33 Vorder- und Mittelhüften gelb, die hintersten braun; bei dunkleren Stücken erscheinen auch die Vorder- und Mittelhüften verdunkelt. Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun. Hinter- schenkel mit brauner Spitze. Flügel graulich getrübt, mit brauner Spitze und ebenso ge- färbtem, bindenartigem Fleck auf der Flügelmitte. Hinterleib entweder einfärbig schwarzbraun oder braun mit gelblichen Seitenflecken an den vorderen Ringen. Hypopygium schwarzbraun, Legeröhre gelbbraun. Die Larven wurden in faulem Buchenholze gefunden (Winnertz). Im ersten Frühling sehr verbreitet. Bilowitz, März. — Mohra- tal, Mai. — Hobitschau, April. — Rožnau, August. Abbild.: Hor. soe. ent. ross. 1885. t. XII. fig. 1-3 (Hypo- pygium), t. XVII. fig. 120—122 (Legeröhre). 21. Phronia (Telmaphilus) Tiefi Dzied. 32. 3//,—4 mm. Hor. soc. ent. ross. 1889. 483. (Z.) | W. E. Z. 1912. p. 253. (2.) Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirne und Scheitel bräunlich. Fühler schwarzbraun, Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. Thoraxrücken gelb mit drei schwarzbraunen, breiten Längs- striemen. Behaarung gelblich. Brustseiten, Schildehen und Hinter- rücken braun. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, letztere oft (2) © verdunkelt. Tarsen braun. Hinterhüften, beim Weibchen auch die Spitze der mittleren, bräunlich, Hinterschenkel mit schwarzbrauner Spitze und braunem Strich an der Basis der Unterseite. Zweites bis viertes Vordertarsenglied des Weibchens etwas kräftiger. Flügel etwas gebräunt. Mediastinalis ziemlich lang, frei. Hinterleib beim Männchen einfärbig schwarzbraun, beim Weibchen schwarzbraun mit gelben Hinterrandsbinden, von denen die auf dem zweiten Ringe die breiteste ist. Hypopygium braun, Legeröhre kurz, gelb. Bilowitz, 18. April. — Schonhengst, 11. und 12. Mai. Abbild.: Hor. soc. ent. ross. 1889. t. XVI. fig. 85—87 (Hypo- pygium) und W. E. Z. 1912, p. 253 (Legeröhre). Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, XVII, 3 94 26. Gattung: Macrobrachius Dzied. Hor. soc. ent. ross. 1889. 520. Kopf tiefstehend. Taster viergliederig, eingekrümmt, Endglied am längsten. Netzaugen länglich rund, innen etwas ausgerandet. Punktaugen drei vorhanden, das mittlere klein. Fühler 2+14gliederig, Wurzelglieder becherförmig, Geißelglieder zylindrisch. Mittelleib hochgewölbt, Schildehen klein, auf dem Rande be- borstet. Beine kräftig, Mittel- und Hinterschienen mit-zwei Reihen von Seitendornen versehen. Flügel länglich eiförmig (Fig. 3). Costa weit über den Cubitus hinausreichend. Mediastinalis rudimentär, ein frei sich in der Flügelfläche verlierendes Zähnchen bildend. Dis- coidalis und Posticalis gegabelt, Untergabel sehr kurz, ihre Basis sehr weit jenseits der Spitzengabelbasis gelegen. Analis derb und lang, bis zur Untergabelbasis reichend, Axillaris fehlend. Hinterleib sechs- (S) oder siebenringelig (©). Die einzige Art (M. Kowarzii Dzied.) wurde bisher in Máhren nicht beobachtet. 27. Gattung: Exechia Winn. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 879, Parexechia Becher, Insekt. v. Jan Mayen. 1886. 62. Brachydierania Skuse., Proc. Linn. N. S. Wales. 1888. 1215. Mycetophilaz Meig., Mace., Stan., Staeg., Poss., Zett., Walk. Kopf rund, vorn flach, tief am Mittelleibe sitzend. Netzaugen rund, Punktaugen drei vorhanden, das mittlere sehr klein oder wirklich fehlend. Taster viergliederig, erstes Glied klein. Fühler 2 + 14 gliederig. © Mittelleib hochgewölbt, Hinterrücken steil. Beine schlank. Schienen gespornt und mit Seitendörnchen. Flügel (Fig. 4) länglich, mikroskopisch behaart. Mediastinalis kurz, in die Subcosta mündend oder ein freies Zähnchen bildend. , Discoidalis und Posticalis gegabelt, Basis der Untergabel jen- seits der Obergabelbasis gelegen. Analis unvollständig, Axillaris deutlich. Hinterleib beim Männchen sechs-, beim Weibchen sieben- ringelig. 10. 11: LS: . fureata Lundst. parva Lundst. 35 Tabelle zum Bestimmen der Arten. . Mediastinalis in die Subeosta mündend, Cubitus im ganzen Verlaufe gebogen . 2 Mediastinalis frei, Cubitus gerade oder nur an der Spitze nach unten gebogen . . 8 . Basalteil des Cubitus deutlich jenseits der Basis der Obergabel . . . . „8 Basalteil des Cubitus iiber der Obor kat- DBS SUN ers AB ee er © 2 Erfübere- Art 451020 2. 2. (= 2. ?. magnicauda Lest. Kleinere ré: DOS ee,“ subulata:Winn, Barak PESTE" 4 s 5 ROTO UH TONGS 5 a . Mittlere Querader mehr als doppelt so lang als der Basalteil des Cubitus . . . . pulchella Stann. Mittlere Querader nur wenig länger als der Basalteil des Cubitus . . . . . . gracilicornis Land. . Hinterleib sehr schlank, viermal so lang als der kurze Mittelleib >: =. . « ... leptura Mg. ET ENT körzer do EEE tenuieornis Wulp. | nur durch das präparierte Hypopygium mat nuda | mit Sicherheit voneinander zu trennen . Flügel auf der Mitte braun gefleckt. . . maculipennis Stann. Dlaselbungelleckt 00, 20, „mer . Hinterleib S einfárbig schwarzbraun . . 10 Hinterleib 4 mit größeren oder kleineren selben »eitenllocken. x. 2"... 19 Eubifassoanz Gerade un. ana El Cubitus an der Spitze abwärts gebogen . 12 fungorum Deg. spinuligera Lundst. | nur durch das präparierte Hypopygium mit Sicherheit voneinander zu trennen . lateralis Mg. nur durch das präparierte Hypopygium confinis Winn. mit Sicherheit voneinander zu trennen Cubitusspitze abwärts gebogen . . . . . pallida Stann. . Unhitusspiize gerade 7; ee rer TA S* 36 14. Hinterschenkel unterseits an der Basis mit + braunem Wisch 2 M N er re Hinterschenkel unterseits ohne Wisch . . 16 15. bieineta Staeg. pseudoeineta Strobl. contaminata Winn. | nur durch das präparierte Hypopygium mit Sicherheit voneinander zu trennen 16. Schildehen dunkler als der Thoraxrücken nigroscutellata Land. Schildehen und Thorax gleichfarbig . . . dorsalis Staeg. 1. Exechia gracilicornis Land. 4 9. 5 mm. WE ZOO tenuicornis Lundst. nec. v. d. Wulp. Untergesicht und Taster gelb. Fühler schwarzbraun, Wurzel- glieder und das erste Geißelglied an der Wurzel gelb. Thoraxrücken gelb mit drei deutlichen schwarzbraunen, matten Längsstriemen; Schildchen verdunkelt. Brustseiten gelb, lichtbraun gefleckt. Hinterrücken schwarzbraun. Schwinger gelb. Hüften und Schenkel blaßgelb, Schienen an der Spitze etwas verdunkelt; Tarsen braun. Hinterschenkel mit braunem Wisch an der Basis der Unterseite und dunkler Spitze. Flügel fast glashell, Vorderrand etwas getrübt. Mediastinalis © kurz, in die Subcosta mündend. Spitzengabel kurzstielig, obere Zinke an der Spitze etwas aufwärts gebogen. Untergabel weit jen- seits der Spitzengabelbasis liegend. Analis kurz, Axillaris lang und zart. Hinterleib schlank, gelb, erster und zweiter Ring mit schmaler, brauner Rückenstrieme, dritter und vierter Ring mit großen, schwarz- braunen, dreieckigen Riickenflecken, welche den Ringhinterrand nicht erreichen; die beiden Endringe fast ganz schwarzbraun, mit gelb- lichen Hinterrandssäumen. Hypopygium gelbbraun. Das Weibchen gleicht dem S. Legerühre gelbbraun. Schreibwald bei Brünn. — Gersdorf (Mohratal), Juli bis August. — 2 SS und 1 2 aus der Evahöhle bei Kiritein, Februar bis März (Czižek). Abbild.: Act. soc. p..faun. et flor. fenn. 1909. tf. VI. fig. 81 und 82 (als E. tenuicornis, v. d. Wulp.). 37 2. Exechia pulchella Winn. S. 3!/,—4 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. p. 883. Taster gelb, Untergesicht, Stirne und Scheitel braun; Fühler braun, Wurzelglieder gelblich. | Thoraxrücken gelblich mit drei dunkleren, aber nicht immer deutlichen Längsstriemen. Hinterrücken braun, Brustseiten braun gefleckt. Schildehen verdunkelt. Beine blaßgelb, Sporen und Tarsen braun. Flügel etwas getrübt. Mediastinalis in die Subcosta mündend. Untergabel jenseits der Spitzengabel. Hinterleib schlank, blaßgelb, die beiden ersten Ringe mit braunen Rückenflecken, dritter und vierter Ring braun mit gelben, dreieckigen Seitenflecken, deren Basis am Hinterrande liegt, die übrigen Ringe schwarzbraun. Hypopygium gelb. Schreibwald bei Brünn, März. — Nur dd. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1909. t. XIII. fig. 153—154 (als Ex. intersecta? Mg.). 3. Exechia leptura Mg. S. 45 run. System. Beschr. VI. 301. 1830. Fühler schlank, schwarzbraun, Wurzelglieder gelb. Mittelleib sehr kurz, schwarzbraun, auf dem Rücken aschgrau schimmernd, Brustseiten auf den Vorderhüften mit gelbem Fleck. Hinterrücken ‚und Schildehen schwarz, Schwinger weißlich. Beine blaßgelb, Spitze der Hinterhüften, der Hinterschenkel und -schienen schwarzbraun; Tarsen braun. Flügel fast glashell. Mediastinalis in die Subcosta mündend, Cubitus bogig. Untergabel jenseits der Obergabel. Hinterleib dünn und sehr lang, viermal so lang als der Mittel- leib,- schwarzbraun, zweiter, dritter und vierter Ring mit großen gelben Seitenflecken am Hinterrande. Bauch an den vier ersten Ringen gelb. Hypopygium rostgelb. (Fig. 5 und 6.) Schreibwald, März. — Czernowitz bei Brünn, März. 4. Exechia magnicauda Lundst. 32. 5 mm. Annal. mus. nat. hung. 1811. 404. Taster und Untergesicht gelb, Stirne und Scheitel braun. Fühler schwarzbraun mit gelber Basis. Rückenschild gelb mit drei NT at ee a Nr 7 7 D na NVA EL et ká DOR x Fe Fa ť x VERS / LA au 38 braunen Striemen. Brustseiten gelb. Schildehen gelb mit brauner Spitze. Hinterrücken verdunkelt, an den Seiten gelb. Schwinger gelb. Beine gelb, Schienen dunkler, Tarsen braun. Flügel schwach bräunlich tingiert. Mediastinalis gegen die Subeosta geneigt, kurz. Cubitus bogig, Untergabel jenseits der Obergabel. Hinterleib braun, an den vier ersten Ringen mit schmalen, gelben Hinterrandsbinden und ziemlich großen, dreieckigen gelben Seitenflecken. Hypopygium gelb. Das von Lundström nicht beschriebene © gleich dem G. vollständig. Die Legeröhre ist gelbbraun. Hobitschau, April. — Bilowitz und Adamstal, Mai. — Frain, Juli. Abbild.: Annal. mus. nat. hung. 1811. t. XII. fig. 1-—2. — W. 952. VOL 3a: Bell u: 5. Exechia fimbriata Lundst. S. 5 mm. Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1909. 47. Taster und Mundrand gelb, Untergesicht, Stirne und Scheitel braun. Fühler braun, Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißel- gliedes gelb. Rückenschild dunkelbraun mit gelben Schultern (drei ganz zusammengeflossene Striemen). Brustseiten gelb, braun gefleckt; Schildchen und Hinterrücken schwarz. Schwinger gelb. Beine gelb, Tarsen und Sporne braun. Flügel etwas getrübt. Mediastinalis in die Subcosta mündend, Cubitus bogig, seine Wurzel jenseits der Basis der Spitzengabel aber vor der Untergabelbasis. Hinterleib schlank gelb; erster Ring mit braunem Rücken, der zweite, dritte und vierte mit großem, dreieckigem, schwarzbraunem Rückenfleck, so daß nur ein schmaler, seitlich erweiterter gelber Hinterrand freibleibt; fünfter und sechster Ring schwarzbraun mit schmalen gelben Hinterrandsbinden. Hypopygium gelb. Hobitschau, April. — Nur das S. — Selten. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1909. t. IX. fig. 98—99. 6. Exechia tenuicornis v. d. Wulp. S 9. 45 mm. Tydsch. v. Entom. 1859. 177. Taster gelb, Untergesicht bräunlich, Stirne und Scheitel braun, etwas grau schimmernd. Fühler braun, Wurzelglieder und die Hälfte 39 des ersten Geißelgliedes gelb. Mittelleib braun, Rückenschild braun - mit kleinem oder größerem, gelbem Schulterfleck. Schwinger weißlich. Beine sehr lang, blaßgelb, Tarsen braun. Flügel bräunlich mit etwas gelblichem Vorderrande. Mediasti- nalis in die Subeosta mündend, an der Spitze oft sehr blaß. Cubitus bogig, Untergabel nur wenig jenseits der Obergabel. Hinterleib schlank, schwarzbraun, mit schmalen, gelben Hinter- randsbinden auf dem ersten bis vierten Ringe; fünfter und sechster Ring schwarzbraun mit gelblichen Einschnitten. Hypopygium gelb- bräunlich. Adamstal, Mai. — 8 ZS und 7 22 aus der Wypustek- (April und Juli), 1 G aus der Ochoser Höhle (Februar) (Czižek). Abbild.: W. E. Z. 1912. p. 308. fig. 1-2 und Annal. mus. nat. hung. 1912. t. V. fig. 10—11. — Zeitschr. d. mähr. Land.-Mus. 1916. fe Lau. 19. p. 37. 7. Exechia fureata Lundst. 32. 45 mm. Annal. mus. nat. hung. 1911. p. 406. Taster und Untergesicht braungelb, Stirne und Scheitel dunkler. Fühler -braun, an der Wurzel gelb. Mittelleib braungelb, Thorax- rücken braun, auf der Mitte zwei nach hinten konvergierende Reihen von kurzen Borsten. Schwinger gelb. Beine braungelb, Tarsen verdunkelt. Flügel blaß gelbbraun tingiert. Mediastinalis in die Subcosta “ endend, Cubitus stark gebogen. Untergabelbasis mäßig jenseits der Obergabel. | Hinterleib braun, mit braungelben, unscharf begrenzten Seiten- flecken auf Ring 1—4. Hypopygium und Legeröhre braungelb. 2 ZG und 1 2 aus der Evahöhle bei Adamstal (Czizek), März. Abbild.: Annal. mus. nat. hung. 1911. t. XIII. fig. 5—8. 8. Exechia subulata Winn. S. #5 mm. Verh. d. zool.-bot. Ges. 1863. p: 881. Taster und Untergesicht gelb, Stirne und Scheitel braun. Fühler braun, die beiden Wurzelglieder und das erste Geißelglied blaßgelb. Mittelleib blaßgelb, Thoraxrücken mit drei dunklen Striemen, die aber manchmal ganz zusammengeflossen sind. Hinter- rücken meist mit brauner Mitte. Schwinger weißgelb. 40 Beine blaßgelb, Schienen verdunkelt, Tarsen braun. Flügel etwas gelblichgrau getrübt, Vorderrand gelblich, Mediastinalis in - die Unterrandader mündend, Cubitus bogig, mittlere Querader über der Basis der Spitzengabel; Untergabel wenig jenseits der Obergabel. Hinterleib schlank, erster und zweiter Ring gelb mit braunem Rücken, dritter und vierter braun mit gelben Seitenflecken, fünfter und sechster Ring ganz schwarzbraun. Hypopygium gelb. 1 S aus der Wypustekhöhle bei Kiritein (Czižek), April. Abbild.: Acta soc. p. faun. et flor. fenn. 1909. t. VIIL fig. 79—80 und t. XL fig. 128—129. 9. Exechia dorsalis Staeg. G. 45 mm. Kr. Tidsskr. 1840. 262. bispinosa Lundst., Acta soc. p. faun. et flor. fenn. 1909. 53. Taster gelb, Untergesicht braun, grau schimmernd, Stirne und Scheitel braun, grau oder gelbgrau behaart. Mittelleib braun, Thoraxrücken mit großem, gelbem Sehulter- fleck. Schwinger gelblich. Beine gelb, Tarsen braun, die Hinterschenkel mit dunklerer Spitze. Flügel getrübt mit gelblichem Vorderrande. Mediastinalis frei, Cubitus fast gerade. Untergabel weit jenseits der Obergabel. Spitzen der Obergabelzinken verblaßt. Hinterleib schwarzbraun, zweiter und dritter Ring mit bald größeren, bald ganz kleinen gelblichen Seitenfleeken, zuweilen die vorderen Ringe nur auf dem Bauche gelb. Hypopygium braun. Schreibwald, Czernowitz, Mai. — Gersdorf, August. Abbild.: Acta soc. p. faun. et flor. fenn. 1909. t. X. fig. 108—110 (als bispinosa). 10. Exechia fungorum Deg. Z2. 4 mm. Mem. p. serv. hist. Ins. VI. 1776. 361. fusea Mg., Klass. I. 1804. 91 (Mycetophila). Taster gelb; Untergesicht, Stirne und Scheitel braun, grau schimmernd. Mittelleib dunkelbraun, Thoraxrücken dunkler, schwarzbraun, unter den Schultern ein gelbliches Fleckchen. Beine gelb; Schienen bräunlich, Tarsen braun; Schenkel unter- - seits meist braun gefleckt. 41 Flügel braun getrübt, auf dem Vorderrande etwas gelblich. Media- stinalisfrei; Cubitusganzgerade, Untergabel weit jenseits der Obergabel, Hinterleib einfärbig schwarzbraun, Hypopygium rostbraun. Beim 2 trägt der Hinterleib rotgelbe, dreieckige Flecken auf dem dritten bis sechsten Ringe. Legeröhre schwarzbraun. Überall an Waldbächen gemein. März bis August. Abbild.: Acta soc. p. faun. et flor. fenn. 1909. t. VII. fig. 69— 70, t. X. fig. 113—114. — Maine agric. stat. Opono 1912. fig. 45. 11. Exechia pallida Stan. S. 45 mm. Observ. de Mycet. 1831. 25. ochracea Zett., Dipt. seand. II. 1852. 4242 (Mycetophila). Taster und Untergesicht gelb, Stirne und Scheitel braun. Fühler braun, an der Basis mehr oder weniger gelb. | 5 Mittelleib schmutziggelb, Thoraxrücken dunkler, undeutlich gestriemt. Hinterrücken braun mit gelben Seiten, Brustseiten oft braun gefleckt. ‚Beine gelb, Tarsen braun. Hinterschenkel unterseits meist mit braunem Wisch und braunem Punkt an der Spitze. Flügel getrübt, mit gelblichem Vorderrande. Mediastinalis frei. Cubitus gerade, nur an der Spitze etwas nach unten gebogen. Untergabel weit jenseits der Obergabel, Zinken der letzteren an der Spitze meist verblaßt. _ Hinterleib gelb, oft stark verdunkelt, erster bis vierter Ring mit dunkleren Rückenflecken, zweiter bis vierter Ring auch mit dunklen Seitenflecken, fünfter und sechster Ring schwarzbraun mit gelblichen Einschnitten. Die Zeiehnung des Hinterleibes ist aber sehr veränderlich. Hypopygium rostgelb bis braun. Sehreibwald. -- Czernowitz, Mai. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1909. t. VIII. fig. 77—78, t. XI. fig. 126—127. 12. Exechia lateralis Mg. 2. 3 mm. System. Beschr. I. 266. gutliventris Mg., S. B. VI. 1830. 301. seriata Mg., S. B. VI. 1830. 302. Gleieht in der Färbung usw. sehr Ex. fungorum, ist aber kleiner. Der Hinterleib ist kürzer, das Hypopygium gelb. 42 Beim 2 ist der Hinterleib schwarzbraun, der dritte bis fünfte, oft auch der sechste Ring mit gelben, dreieckigen Flecken, zuweilen auch der Bauch gelb. Legeröhre kurz, diek, Lamellen braun. Bilowitz, Mai. — Josefstal, Juli. | Abbild.: Acta soc. p. faun. et flor. fenn. 1909. t. VII. fig. 71—72, t. XI fig. 117—119. 13. Exechia eonfinis Winn. G2. 4 mm. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 892. Taster gelb, Untergesicht, Stirne und Scheitel schwarzbraun. Mittelleib braun, Thoraxrücken schwarzbraun, mit kleinen, gelb- lichen Schulterflecken. Beine gelb, Tarsen braun. Schenkelringe mit braunem Punkt, Hinterhüfte außen, Hinterschenkel unten mit braunem Wisch; die äußerste Spitze der Hinterschenkel und -schienen braun. Flügel getriibt, mit gelblichem Vorderrande. Mediastinalis frei; Cubitus an der Spitze gebogen, Untergabel weit jenseits der Ober- gabel. £ Hinterleib meist einfärbig, manchmal mit gelben Seitenflecken auf den vorderen Ringen, die beim 2 größer und deutlicher sind. Pollauer Berge, Mai. — Hobitschau, Juni. — Schreibwald, Mai. Abbild.: W. E. Z. 1912. 184. fig. 17—18. 14. Exechia pseudocineta Strobl. G9. 4 mm. Mitt. natf. Ver. Steierm. 1909. 255. Lundström schreibt in Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1912. 35. von dieser Art: Ich habe die Art in 3 g-Exemplaren in zwei ver- schiedenen -Sammlungen von Strobl selbst als E. pseudocineta Strobl etikettiert gesehen. Den Namen E. pseudocincta habe ich aber in der Literatur nicht auffinden können. — Diese Angabe ist nicht zutreffend, da Strobl in „Die Dipteren von Steiermark“, II. Nachtrag, Mitt. d. nat. Vereines f. Steiermark, 1909, p. 255, E. pseudocineta als nov. spec. aufstellt und daselbst die Unter- schiede angibt, welche diese Art von der sehr ähnlichen E. cincta Winn. trennen. Ich lasse nachstehend eine vollständige Beschreibung nach einem mährischen Stücke folgen: Taster gelb; Untergesicht und Scheitel schwarzbraun. Fühler braun, Wurzelglieder und die beiden (oder nur eines) Geißelglieder 43 gelb. Thoraxrücken schwarzbraun, in gewisser Richtung etwas grau schimmernd, mit gelbem Schulterfleck und breitgelben Seiten. Brustseiten gelb, braun gefleckt, Schildehen und Hinterrücken schwarz. Schwinger bleichgelb. Hüften und Beine bleichgelb, Schienen bräunlich, Tarsen braun. Hinterschenkel unterseits an der Basis mit braunem Wisch. Flügel etwas getrübt. Mediastinalis frei, ein kurzes Zähnchen bildend. Cubitus auf dem Grunde etwas wellig, an der Spitze kaum nach unten gebogen, weit vor der Flügelspitze mündend. Spitze der Basalzelle weit jenseits der Obergabel gelegen. Untergabel weit jenseits der Obergabel. Hinterleib: Bauch des ersten bis dritten, manchmal auch des vierten Ringes gelb. Erster Ring oberseits fast ganz schwarzbraun, zweiter mit schwarzbraunem Rückenfleck, der seitlich bis zur Hälfte des Ringes herunterragt und oben bis zum Hinterrande reicht; dritter Ring größtenteils gelb, nur auf der Hinterhälfte oberseits mit schwarzbraunem, dreieckigem Fleck, dessen Spitze aber den Vorderrand nicht erreicht. Die übrigen Ringe gewöhnlich ganz schwarz, nur die Bauchseite des vierten manchmal gelb. Hypo- pygium gelbbraun. Das Weibchen gleicht dent Männchen, nur sind die Brust- seiten mehr verdunkelt, alle Hinterleibsringe bauchwärts breit gelb, nur an den Seiten des dritten bis letzten Ringes unscharf begrenzte, dreieckige, gelbe Flecken vorhanden. Die Bauchseite der Ringe am Vorderrande etwas verdunkelt. Legeröhre gelbbraun. 6 SS und 1 2 aus dem Schreibwalde bei Brünn, März. Abbild.: Acta soc. p. faun. et flora fenn. 1909. t. IX. fig. 92—93 als contaminata Winn. 15. Exechia bieineta Staeg. G. 3°5 mm. Kr. Tidsskr. 1840. 263. Taster gelb; Untergesicht, Stirne und Scheitel schwarzbraun. Fühler braun, Wurzelglieder und erstes Geißelglied, letzteres teil- weise oder ganz, gelb. Mittelleib rostgelb, Thoraxrücken schwarz- braun, Schultern gelb. Brustseiten braun gefleckt, Hinterrücken braun. ‘Schwinger gelb. Hüften und Beine gelb, Tarsen braun. Hinterschenkel unter- seits an der Basis mit braunem Wisch. M Flügel getrübt, mit gelblichem Vorderrande; Mediastinalis frei. Cubitus fast gerade. Untergabel weit jenseits der Obergabelbasis gelegen. Untere Zinke der Obergabel im Spitzenteile verblaßt. Hinterleib schwarzbraun, an den ersten vier Ringen der Bauch und nur die Seiten gelb; dritter und vierter Ring mit breiten gelben Vorderrandsbinden. Hypopygium rostgelb. Selten. — Schreibwald, April. Abbild.: Acta soc. p. faun. et flor. fenn. 1900. t. IX. fig. 94—95. 16. Exechia parva Lundst. S. 3 mn. Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1909. 50. Taster schmutziggelb. Untergesicht, Stirne und Scheitel schwarz- braun. Fühler schwarzbraun, Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. Rückenschild dunkelbraun mit kleinem, gelblichem Schulterfleck. Brustseiten schwarzbraun, ein Fleck an der Flügel- wurzel gelb. Schildchen und Hinterrücken sehwarzbraun. Beine gelb, Schienen bräunlich, die Spitze der Hintersehienen, die Tarsen und Sporne schwarzbraun. Flügel etwas getrübt, mit dunklerem Vorderrande und gelb- licher Wurzel. Mediastinalis frei. Cubitus fast gerade, weit vor der Flügelspitze mündend. Basis der Untergabel weit jenseits der Spitzen- gabel. Hinterleib einfärbig schwarzbraun. Hypopygium klein, gelb. Selten. — Nur Sď. Schreibwald, März, April. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1909, t. X. fig. 104—105. 17. Exechia spinuligera Lundst. S. 4—5 mm. Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1912. 33. Gleicht der E. fungorum D. Geer. und unterscheidet sich sieher von derselben nur durch das präparierte Hypopygium. Der braune Wisch an der Basis der Hinterschenkel, der bei fangorum meist sehr deutlich ist, fehlt der spinuligera Lundst. oder ist sehr undeutlich. Czernowitz, März, April. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1909. t. VIII. fig. 85—86, t. X. fig. 111—112. 18. Exechia maculipennis Stan. S 9. 35 mm. Observ. de Mycet. 1830. 27. Taster gelb, Untergesicht, Stirne und Scheitel braun. Fühler braun, Wurzelglieder und ein bis drei Geißelglieder gelb. 45 Mittelleib braun, Thorax etwas gelbgrau schimmernd, mit gelbem Schulterfleck. Schwinger gelb. Hüften und Schenkel gelb, die Schienen bräunlich, Tarsen braun. Flügel etwas getrübt. Mediastinalis frei, Cubitus gerade. „Untergabel weit jenseits der Obergabel. Auf der Flügelmitte ein großer, länglicher, brauner Fleck. Hinterleib schwarz; erster und zweiter Ring an der Bauch- seite, letzterer auch am Seitenrande gelb, dritter Ring mit großem, gelbem Seitenfleck am Vorderrande. Hypopygium braun. Beim 2 zeigen alle Ringe gelbe, dreieckige Seitenflecken, auch der letzte Ring mit gelben Seiten. Josefstal, April. — Frain, Juli. Abbild.: Annal. mus. nat. hung. 1911. t. XV. fig. 17 und W. E. Z. 1912. p. 184. fig. 19—20. 19. Exechia contaminata Winn. S. 4 mm, Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 891. Taster gelb; Untergesicht dunkelbraun, Stirne und Scheitel aschgrau. Fühler braun, Wurzelglieder und das erste Geißelglied gelb. Mittelleib braun, Thoraxrücken schwarzbraun mit gelbem Schulterfleck oder mit etwas undeutlichen Längsstriemen. Beine gelb, Tarsen braun. Flügel getrübt mit gelblichem Flügelrande. Mediastinalis frei, Cubitus gerade. Untergabel weit jenseits der Obergabel, die Zinken der letzteren gegen die Spitze meist verblaßt. Hinterleib schwarzbraun. Erster und zweiter Ring an der Bauchseite gelb, dritter ganz gelb mit schwarzbrauner, gegen die Seiten verschmälerter Hinterrandsbinde, vierter Ring mit gelbem Vorderrande. Hypopygium rostgelb. Schreibwald. Sehr gelten. Mai. Abbild.: Act. soe. p. faun. et flor. fenn. 1909. t. VII. fig. 73—74 und t. XI. fig. 120 (als dorsalis). 20. Exechia nigroscutellata Land. S. 5 mm. We 21912. 209, Untergesicht braun; Taster gelb; Stirne und Scheitel schwarz- braun, gelbhaarig. Fühler lichtbraun, Wurzelglieder, das erste Geißelglied ganz, das zweite an der Basalhälfte gelb. 46 Thoraxrücken braungrau, mit großem, gelbem Schulterfleck, der sich an den Seiten bis zur Flügelwurzel hinzieht. Schildehen schwarzbraun, nicht grau schimmernd, daher dunkler erscheinend, nur an den Basalecken gelblich. Behaarung des Rückenschildes gelblichgrau; auf der Mitte zwei Reihen stärkerer schwarzere Borsten, auf der Mittellinie eine Reihe schwächerer Borsten. Brust- seiten gelb, braun gefleckt. Hinterrücken schwarzbraun. Schwinger gelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun; die äußerste Spitze der Hinterschenkel verdunkelt. ı Flügel schwach getrübt. Mediastinalis frei. Cubitus gerade. Untergabel weit jenseits der Obergabel, die Zinken der letzteren gegen den Flügelrand verblassend. Hinterleib seitlich zusammengedrückt. Erster Ring schwarz- braun, an der Bauchseite schmal gelb, zweiter gelb mit großem, schwarzbraunem Rückenfleck, dritter gelb mit dreieckigem, schwarz- braunem Fleck, dessen Basis auf dem Hinterrande liegt und dessen Spitze bis zum Vorderrande reicht, vierter Ring schwarz mit gelb- lichem Vorderrande, Endringe ganz schwarz. Hypopygium gelb. Josefstal 1 S, Juni. Abbild.: W. E. Z. 1912. p. 309. fig. 3—4. 28. Gattung: Dynatosoma Mo. Verh. d. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. p. 947. Kopf lánglichrund, vorn flachgedriickt. Stirne breit, am Vorder- rande nicht vorgezogen. Netzaugen lánglichrund, meist nur zwei Punktaugen vorhanden; wenn das mittlere entwickelt ist, erscheint es stets sehr klein. Fühler 2+ 14gliederig, die Wurzelglieder an der Spitze borstig, die Geißelglieder flaumhaarig. Taster viergliederig, eingekrümmt. Thorax anliegend behaart, auf dem Rande beborstet. Schildehen mit Randborsten. ‚Beine kräftig, Schenkel breitgedrückt, Schienen bespornt, auf der Außenseite mit Borstenreihen. Flügel (Fig. 7) mit Flecken und Binden. Randader nicht über den Cubitus hinausragend. Mediastinalis lang, in die Subcosta mündend. Cubitus einfach. Untergabelbasis vor, unter oder jenseits der Obergabelbasis gelegen. Analis derb, den Fliigelhinterrand nicht erreichend. Hinterleib des S sechs-, des © siebenringelig, von der Seite zusammengedrückt, an der Wurzel verengt. Das Hypopygium mehr EP ae E ooo n a ono o en nn ee 47 oder weniger aufgeblasen, die weiblichen Legeröhren ziemlich weit vorstehend. Tabelle zum Bestimmen der Arten. elte»Hüften. elb ss... EEE SA Mittel- und Hinterhüften Beschiwärtt .. … nigricoxum Zett. 2. Hinterschienen außen nur mit zwei Borsten- reihen besetzt; größere Art. . . . . . . majus Land. Hinterschienen außen mit drei Borstenreihen 3 3. Schildehen einfarbig schwarz . . . . . . . chochleare Strobl. Schildchen gelb, an der Basis mehr oder weniger sm, oft schwarz mit gelber Pe“ KOA Ea re raz «dusotcorné Me 1. Dynatosoma fusc'corne Mg. G9. 4—5"', mm. System. Beschr. I. 161. 1818. praeustum Mg., System. Beschr. VI. 298. 1830 (Mycetophila). Schwarzbraun; Untergesicht, Stirne und Scheitel schwarzbraun. Fühler braun, Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes rotgelb. Taster gelb. Mittelleib schwarzbraun, Thoraxrücken schwarz, mit größeren oder kleineren gelben Schulterflecken, selten ganz schwarz, gelb- haarig. Schildehen gelb, von der Basis mehr oder weniger ver- dunkelt, oft nur die „Spitze gelb; Randborsten gelb. Schwinger blaßgelb. Hüften und Beine gelb, gelbhaarig, Hinterhüften selten braun gefleckt. Hinterschenkel mit schwarzer Spitze und schwarzbraunem Wisch auf der Unterseite. Hinterschienen an der Spitze verdunkelt, außen mit drei Borstenreihen besetzt. Tarsen braun mit hellerer Wurzel. Flügel graulich getrübt, mit braunem, bis zum Flügelvorder- rande reichendem Zentralfleck, brauner Bogenbinde vor der Spitze und hellerem Flügelspitzensaume; Binde und Spitzensaum hängen unten zusammen. Die Basis der Untergabel liegt deutlich jenseits der Obergabelbasis. Hinterleib schwarzbraun, mit anliegenden gelben Härchen besetzt, die Ringeinschnitte schmal gelblich. Hypopygium schwarz- braun, Legeröhre weit vorstehend. Überall gemein an Waldbächen, Mai bis August. 48 2. Dynatosoma chochleare Strobl. 3 9. 4—41/, mm. Mitt. Ver. Steierm. 1894. 181. Kopf ganz schwarzbraun; Taster gelb. Fühler schwarzbraun, die Wurzelglieder und die ersten Geißelglieder rotgelb. Thorax schwarz, mit großem, gelbem Schulterfleck und gelber Behaarung; auf dem Rande längere, gelbe Borsten. Schildchen ganz schwarz mit gelbbraunen Randborsten. Hüften und Schenkel blaßgelb, die Spitzen der vier hintersten Schenkel schwarz, ihre Schienen an der Spitze verdunkelt. Hinter- schienen mit drei Borstenreihen auf der Außenseite. Tarsen ver- dunkelt. Flügel mit Zentralfleck und Binde; ersterer reieht bis zum Flügelvorderrande, die Binde im unteren Teile verblaßt und undeutlich mit der schwachen Trübung der Spitzen breit ver- bunden, so daß das Spitzendrittel der Flügel bis auf einen hellen Fensterfleck dunkler erscheint. Die Untergabelbasis liegt fast senk- recht unter der Obergabelbasis. Hinterleib schwarz, etwas glänzend, mit schmalen, lichten Einschnitten und anliegender gelber Behaarung. Hypopygium schwarzbraun, mit blattartiger, auffallender Unterzange. Das Weibehen, das von Strobl nicht beschrieben wird, gleicht in der Färbung, der Größe und Flügelzeichnung dem Männchen vollständig, doch liegt die Untergabelbasis etwas näher der Flügel- wurzel, fast unter der Wurzel der mittleren Querader. Legeröhre vorstehend, dunkelbraun. Sehr verbreitet im ganzen Gebiete, Mai bis August. 3. Dynatosoma majus Land. 32. 7—8 mm. WE, 2.1912; 9,88, Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirne und Scheitel braun, gelblich sehimmernd. Fühler braun, die Basalglieder und zweites und drittes Geißelglied gelb. Mittelleib gelb, Brustseiten gelb, mit drei großen, braunen Flecken, Hinterrücken braun. Thoraxrücken mit drei braunen Längs- striemen, die beim Weibchen weniger scharf begrenzt sind oder auch ganz fehlen; in diesem Falle erscheinen die Brustseiten ein- farbig gelb. Schildehen braun mit gelbem Mittelstreif. Hüften gelb, die hintersten mit brauner Makel an der Spitze. Schenkel gelb, die Mittel- und Hinterschenkel an der Spitze breit 4 PE Me 49 schwarzbraun und mit braunem Fleck an der Basis der Unterseite. Schienen bräunlich mit dunkler Spitze, Tarsen braunschwarz. Hinterschienen außen nur mit zwei. Borstenreihen. Flügel mit kräftigen, braunschwarzen Adern, intensivem Zentralfleck, deutlicher Zickzackbinde vor der Spitze und hellerem Spitzensaume. Der Zentralfleck reicht nieht in die Unterrandzelle hinein oder ist da- seibst höchstens als schwacher Schatten angedeutet. Die Flügel- binde ist mit dem Spitzensaume nicht zusammenhängend. Auch in der Analzelle ein blaßbräunliches Fleckchen. Untergabelbasis nur wenig jenseits der Obergabelbasis gelegen. Hinterleib dunkel rostbraun, die Hinterränder der einzelnen Ringe lichter, gelblich. Behaarung gelb. Von der Seite betrachtet, schimmert der Hinterleib gelb und es erscheinen auf dem Rücken dunkle, dreieckige, mit der Spitze nach vorn gerichtete Flecken. Beim Weibehen ist der Hinterleib rotgelb, die Ringeinschnitte manchmal dunkler, die dreieckigen Rückenflecken sind in einem schwach bräunlichen Ton angedeutet. Hypopygium rostbraun, Lege- röhre rotgelb. Adamstal bei Brünn, Juni. Abbild.: W. E. Z. 1912. p. 36. fig. 12—15. 4. Dynatosoma nigricoxum Zett. S. 4—5 mm. Dipt. scand. Bd. 11. 4187. 10. 1852. reciproca Wall., List Dipt. Brit. Mus. I. 95. 1848 (Mycetophila). Schwarz; Fühler braun, die Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes rostgelb. Thorax schwarz, gelbgrau behaart, etwas glänzend. Schild- chen einfarbig schwarz, mit langen, gelbbräunlichen Randborsten. Schwinger gelb, Brustseiten und Hinterrücken sehwarzbraun. Vorderhüften gelb, Mittel- und Hinterhüften schwarzbraun. Schenkel gelb, an der Basis der Unterseite mit einem braunen Wische, Mittel- und Hinterschenkel überdies mit schwarzbrauner Spitze. Schienen gelb, die vier hintersten mit schwarzer Spitze, Tarsen verdunkelt. Hinterschienen außen mit drei Borstenreihen. Flügel getrübt, mit dunklem Zentralfleck, der bis zum Vorder- rande reicht, vollständiger Binde und blassem Spitzensaume. Binde und Saum hängen unten zusammen. Untergabelbasis fast unter der Obergabelbasis gelegen. Zeitschrift des mähr, Landesmuseums. XVII, 4 50 Hinterleib schwarz, mit gelben Einschnitten. Hypopygium schwarzbraun mit auffallender, zweiästiger Unterzange. Selten. Adamstal, Mai. Abbild.: Annal. mus. nat. hung. 1913. t. XVL fig. 34— 35, 29. Gattung: Opistholoba Mik. W, E: Z. 1891.X. 5, 87. Gleieht in allem der Gattung Fungivora (Mycetophila), unter- scheidet sich aber von dieser durch die Bauart der männlichen Geschlechtsorgane. Diese sind auffallend groß und hülsenförmig, die Haltzangen sehr klein und von der lam. bas. ganz umschlossen. Die Weibchen besitzen auf der Bauchseite des sechsten Ringes einen Kranz von langen, schwarzen, den Hinterleib überragenden Wimperborsten. Flügelgeäder wie bei der Gattung Fungivora Mg. O. caudata Staeg. wurde bisher in Mähren nicht beobachtet. 30. Gattung: Epieypta Winn. Verh. zool.-bot. Ges. Wien. 1863. 909. Kopf rund, flach gedrückt, unter dem etwas vorgezogenen Rückenschilde in einer Vertiefung eingelenkt, fast anliegend. Stirne breit, Vorderrand etwas vorgezogen. Netzaugen klein, rund; auch die Punktaugen klein, das mittlere kaum wahrnehmbar. Taster viergliederig. Fühler schlank, 2 + 14gliederig, die Wurzelglieder becherförmig, an der Spitze beborstet, die Geißelglieder walzen- fórmig, seitlich etwas zusammengedrückt, flaumhaarig. Mittelleib gewölbt. Thoraxrücken kurz behaart, vor der Flügel- wurzel und auf dem Hinterrande längere Borstenhaare. Schildehen halbkreisig, am Rande beborstet. Hinterrücken mäßig hoch. Beine kräftig, die Hinterbeine lang, die vorderen kurz. Hüften und Schenkel breit, Schienen etwas keulenförmig mit starken Spornen. Hinterschienen aulien mit Dornenreihen. Flügel länger als der Hinterleib. Randader mehr oder weniger über den Cubitus hinausragend. Mediastinalis unvollständig, frei. Basis des Cubitus über der sehr kurzstieligen Spitzengabel, beide Gabeln sehr langgestreckt und fast von gleicher Länge. Basis der Untergabel unter oder vor der Obergabelbasis. ‚Analis fehlt, Axillaris lang, geschwungen (Fig. 8). o1 Hinterleib kurz, seitlich zusammengedrückt, beim Männchen sechs-, beim Weibchen siebenringelig. Hypopygium klein, Lege- röhre kurz. Tabelle zum Bestimmen der Arten. 1. Flügel nur mit braunem Zentralfleck . . . . . punctum Stann Flügel mit braunem Zentralfleck, einem Fleck- chen in der Analzelle und einer Binde vor ER ze ea er, trinotata: Staen 1. Epieypta punetum Stann. 32. 3—3!/, mm. Observ. d. Mycet. 1831. 16. 11. | obsoleta? Zett., Dipt. scand. II. 1852. 4192 (Mycetophila). Kopf schwarzbraun, Taster gelb; Fühler schwarzbraun mit helleren Wurzelgliedern. Mittelleib schwarz, glänzend, mit anliegender, gelb schimmern- der Behaarung; Brustseiten in gewisser Richtung weißlich. Beine gelb, Hinterschenkel auf der oberen Kante und an der Spitze schwarzbraun, Tarsen und Sporne braun. Beim G ist die Sohle des zweiten bis vierten Gliedes der Vordertarsen etwas erweitert. Flügel bräunlichgelb mit braunem Zentralfleck. Costa weit über die Spitze des Cubitus hinausreichend. Hinterleib glänzendschwarz, anliegend gelb behaart, Hypo- pygium und Legeröhre gelbbräunlich. Nicht selten. Im ganzen Gebiet. 2. Epieypta trinotata Staeg. 2. 3—31/, mm. Kr.-Tidsskr. 1840. 242. Untergesicht, Stirne und Scheitel braun, Taster gelb. Fühler hellbraun, an der Wurzel gelb. Mittelleib gelbbraun, Thoraxrücken gelb, mit drei ganz zu- sammengeflossenen schwarzbraunen Längsstriemen; oft ist das Sehwarzbraune so ausgebreitet, daß nur ein kleiner Schulterfleck und der Halskragen gelb erscheinen. Schildchen gelb mit braunen Seitenflecken, Hinterrücken verdunkelt. Vorderhüften gelb, die anderen verdunkelt, pechfarbig, Schenkel und Schienen gelb, an den Hinterschenkeln die Spitze und die obere Kante schwarzbraun. = 3 Flügel fast glashell, mit braunem Zentralfleck, blaßbraunem Fleekehen in der Analzelle und bräunlich gesäumtem Spitzenrande. Costa weit über den Cubitus hinausragend, letzterer wellig gebogen, - Spitzengabel fast stiellos. Hinterleib schwarzbraun, gelbbraun behaart. Seltener als die vorige und weniger verbreitet. 31. Gattung: Mycothera Winn.') Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 913. Kopf rund, vorn flachgedrückt, tief am Mittelleibe sitzend, Stirne breit, vorn dreieckig vorgezogen. Netzaugen rundlich, drei Punktaugen vorhanden, das mittlere klein, in einem Grübehen stehend, oft kaum wahrzunehmen oder wirklich fehlend. Taster viergliederig. Fühler 2+ 14gliederig, die Wurzelglieder becher- förmig, die Geißelglieder zylindrisch, seitlich zusammengedrückt. Mittelleib hochgewölbt, Schildchen halbkreisig, auf dem Rande borstig. Beine mäßig lang, die vordersten kurz, die Schenkel, be- sonders die hintersten, stark verbreitert, Schienen gespornt, die hintersten mit starken Seitendornen, die mittleren mit einem Dorn an der Innenseite. Flügel länger als der Hinterleib, nur mikro- skopisch behaart. | | Mediastinalis unvollständig, Costa nicht über den Cubitus hinausragend. Spitzengabel sehr kurzstielig, die Spitzen der Unter- gabel etwas zueinander neigend. br Hinterleib beim G sechs-, beim © siebenringelig. 1. Mycothera dimidiata Staeg. F 9. 3—3!/, mm. Kr. Tidsskr. 1840. 247. Van der Wulpii Dxied., Pam. Fizyj. 1884. 6. Untergesicht, Stirne und Scheitel braun, Taster schmutziggelb. Fühler braun, an der Basis gelblich. Thorax ockergelb, mit drei braunen Längsstriemen, die oft ganz zusammengeflossen erscheinen, der ganze Thorax infolge der 1) Diese von Winnertz hauptsächlich auf das Vorhandensein von drei Punktaugen begründete Gattung wird von vielen Autoren nicht anerkannt und mit der folgenden zusammengeschlagen. Tatsächlich ist das mittlere Auge oft ganz verkümmert oder fehlt vollständig und auch das Hypopygium zeigt im wesentlichen den Typus der Mycetophilaarten. “ 83 anliegenden Behaarung weißgrau schimmernd. Brustseite und Hinter- rücken braun, Schildehen gelb. Schwinger weißlich. Hüften und Beine gelb, die äußerste Spitze der Hinterschenkel und Schienen, ein Strich auf der Unterseite der Basis der Hinter- schenkel, die Füße und Sporen braun. Flügel mit braunem Zentralfleck und mehr oder weniger deutlich verdunkelter Spitze; dieser dunkle Spitzenfleck umschließt einen elliptischen glashellen Fleck. Hinterleib schwarzbraun, glanzlos, gelblich behaart. Abbild.: Pam. Fizyj. 1884. t. 8. fig. 11—14. 32. Gattung: Fungivora Meig. (Mycetophila). Nouv. Classif. des Mouches à deux ailes. 1800. 16. Mycetophila, Meig. Ilig. Mag. 1803. 263. Mycetina, Rond. Dipt. Ital. Prod. 1856. 195. Mycoxetaea, Rond. ibid. Collig. 1861. 12. Kopf flachgedrückt, tief am Mittelleibe sitzend. Stirne breit, der Vorderrand dreieckig vorgezogen. Nur zwei Punktaugen vor- handen, je eines am Rande der Netzaugen stehend. Taster vier- gliederig, eingekrümmt. Fühler 2 + 14gliederig, die Wurzelglieder becherförmig, die Geißelglieder walzig, seitlich Sd GE à kurz flaumhaarig. Mittelleib eirund, hochgewölbt; Schildehen halbkreisig oder stumpf dreieckig. Hinterrücken hochsercibt, Beine kräftig, besonders die Schenkel breitgedrückt, die Schienen gespornt, Mittel- und Hinterschienen mit Dornenreihen. Flügel etwas länger als der Hinterleib, selten ungefleckt, meist mit Zentralfleck und mehr oder weniger deutlicher Binde vor der Spitze. Mediastinalis unvollständig, Costa über den Cubitus nicht herausragend. Spitzengabel kurzstielig, oft fast sitzend, die Basis der Untergabel vor, unter oder jenseits der Obergabel ge- legen. Analis rudimentär, Axillaris meist derb (Teil I. fig. C. p. 280). Hinterleib beim G sechs-, beim © siebenringelig, seitlich zu- sammengedrückt, an der Wurzel verengt. Hypopygien meist klein, die Legeröhre der © nur wenig vorstehend. Die Arten dieser umfangreichen Gattung ändern in der Größe, Körperfarbe und Flügelzeichnung sehr ab, so daß sichere. Be- 54 stimmungen nur dann erzielt werden künnen, wenn die Hypopygien mit untersucht werden. Ich verweise diesbezüglich auf die vorzüg- liche Arbeit Dr. Dziedzickys in Pam. Fizyjogr. 1884. Tabelle zum Bestimmen der Arten. 1. Flügel“ ganz ungefleckt ". , ı*. . 7% 2, punctata Mes Flügel wenigstens mit Zentralfleck . . . . 2 2, Flügel nur mit Zentrallleck 777, 7,707 3 Flügel mit Zentralfleck und Binde oder dění- licher Trübung im Spitzendrittel . . . . 5 3. Thoraxriicken matt, rostgelb, mit oder ohne Striemen c ti). M SY mne ola: 16 10 Thoraxriicken Ho ER la 2 4. Hinterleib schwarzbraun mit lichteren Ein- Schnitten < 6 . . . unipunctata Mg. Hinterleib gelb bis ne wenn stärker verdunkelt, immer wenigstens auf der Bauchseite der vorderen Ringe ausge- breiteter. gelb. , 7. = + en Brolida Wie 5. Die Flügelbinde oder Trübung Hunt die ganze Entfernung zwischen den Spitzen der Sub- costa und des Cubitus aus . . . 6 Die Flügelbinde bleibt von der inde der Subcosta. deutlich entfernt -< . „10 6. Flügel mit deutlicher Binde . . . 7 Flügel im Spitzendrittel getrübt, die ribans nicht bindenaris" 10.05 4 7. Die Oberkante der pt kate eek schwarzbraun . . . ee Ve Hinterschenkel oberseits nicht soka bimaculata Fb. 8. Kleinere Art (kaum 3 mm), Schildchen hoch- stens auf der Spitze gelb . . . . ... . vittipes Zeit Große Art (5 mm), Schildehen ganz gelb . Schnabli Dzied. 9. Thoraxrücken glänzendschwarz . . . . . . adumbrata Mik. Thoraxrücken grauschwarz, matt . . . . . Czižeki Land. 10. Flügelbinde in Flecken aufgelôst . . . . .11 Flügelbinde nicht in Flecken aufgelöst . . 12 11. 13. 14. 15. 16. 17. 18. +9. 20. 99 Hellockergelb gefärbtes Tier; Binde in zwei Flecken :aufgelóst 34 ..-. an einBulum: Meig. Rostgelbes Tier; Binde in vier Mecken auf- DOUBLE MR 069 ike Tnt rufesceng.Zeik . Thoraxrücken deutlich und stark glänzend . 13 Thoraxrücken matt, höchstens wenn Striemen vorhanden, sind diese etwas glänzend .18 Thoraxrücken schwarz oder schwarzbraun mut selbem Sehulterlleck MEET : 4 14 Thoraxr ücken gelb mit zwei oder drei Striemen 16 Schildchen ganz schwarz, ER . . strigata Staeg. Schildchen gelb mit braunen LOIRET ASS „15 Rückenschild ziemlich dicht gelb behaart . obscura Dzied. Küekenschild-tast kahl <% . <<.: © blanda Winn; Nur zwei Thoraxstriemen vorhanden oder wenigstens die mittlere sehr blaß; sind drei Striemen deutlich, dann sind sie auch deutlich voneinander getrennt . . . . . signata Meig. Drei Thoraxstriemen, die mehr oder weniger zusammengeflossen erscheinen . . . . .17 Die Thoraxstriemen nur im hinteren Teile zusammengeflossen (in der Form eines W) guttata Dzied. Die Thoraxstriemen ganz zusammengeflossen sigillata Dzied. Thorax mit deutlich getrennten Striemen . 19 Thoraxrücken gelb- bis schwarzbraun mit hellerem Sehnlterfleek . . .;.... . SEE, Die Thoraxstriemen etwas glänzend; Spitze der Hinterschienen schwarzbraun; Flügel- binde meist bis zur Untergabel reichend spectabilis Winn. Thoraxstriemen matt; Hinterschienen ein- färbig; Flügelbinde kaum etwas über die obere Zinke der Spitzengabel reichend . fraterna Winn. Flügelbinde die obere Zinke der Spitzen- sabel nicht erreichend! 3. . .: | . 21 Flügelbinde über diese Ader rent (wenn auch nur als schwacher Schatten) 22 56 21. Hinterleib einfärbig schwarzbraun, etwas glänzend; Thoraxrücken . schwarzbraun, Schulterfleck groß. 7.75 45 LR Rabbierisistbang: Hinterleib schwarzbraun mit gelben Hinter- . randsbinden auf den Ringen; Thorax- rücken mehr gelbbraun, Schulterfleck klein confluens Dzied. BÍ DO . Mittelleib ganz schwarz, höchstens ein kleiner gelber Schulterfleck vorhanden . . . . . luctuosa Meig: Mittelleib gelb oder gelbraun, wenn dunkler, dann immer ein großer gelber Schulter- fleck yorbanden "ar re ed 23. Thoraxrücken und Brustseiten braun . . . marginata Winn. Thoraxrücken und Brustseiten gelbbräunlich finlandiea Edw. 1. Fungivora punetata Meig. S 2. 4—6 mm. Klass. Bd. I. 1804. p. 91. cunclans Wiedm., Zool. Mag. 1817. p. 68. - rufa Macq., Recueil Soc. Se. Agrie. Lille. 1826. p. 94. semicincta Meig., System. Beschr. 1818. p. 264. striata Fb., Syst. Antl. 1805. p. 58. trivialis Meig., Syst. Beschr. 1830. p. 301. unicolor Meig., ibid. 1838. p. 43. In Färbung und Zeichnung sehr veränderlich. Fühler braun, an der Basis gelb, oft die ganzen Fühler gelb. Mittelleib gelb oder rotgelb, Thorax einfärbig oder mit drei mehr oder weniger deut- lichen braunen Längsstriemen. Hüften und Beine gelb, die hintersten Schienen anne mit zwei Reihen kräftiger Borsten und neben der inneren Reihe noch eine Reihe kurzer Dörnchen. Flügel stark gelblich oder gelbbräunlich tingiert, auf dem Vorderrande intensiver, ohne Zeichnung. Hinterleib seitlich stark zusammengedrückt, einfärbig gelb oder rostgelb, oft mit braunen Rückenflecken oder auch ganz braun und dann meist mit helleren Einschnitten. Afterglied und Zange gelb. Überall gemein. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 6. fig. 10—13. Hypopygium und Zangen. — Maine agr. stat. Opono. 1912. IV. fig. 72. Zange. 57 2. Fungivora lineola Meig. 39. 31/,—5 mm. System. Beschr. 1818. p. 262. centralis Meig., System. Beschr. 1830. p. 300. lurida Meig., ibid. 1818. p. 269. monostigma Meig., ibid. 1818. p. 272. ruficollis Meig., ibid. 1818. p. 262. Fühler braun mit gelblicher Wurzel oder gelblich, gegen die Spitze braun werdend. Mittelleib gelb oder rotgelb, Thoraxrücken einfärbig gelb, gelbbräunlich oder braun, oft mit drei mehr oder weniger deutlichen braunen Längsstriemen. Beine und Hüften gelb, die Hinterschenkel mit braunem Punkt an der Spitze, ebenso die äußerste Spitze der Hinterschienen und die Tarsen bräunlich. Hinterschienen wie bei der vorigen Art bedornt. Flügel gelblich getrübt, auf dem Vorderrande gesättigter, mit braunem Zentralfleck. Hinterleib gelb, gelbbraun oder schwarzbraun, die Einschnitte meist heller, die Seiten oft ausgedehnter gelb. Afterglied und Lege- röhre gelb oder gelbbräunlich. Ebenso häufig wie die vorige und in verschiedenen Varietäten. var. bivittata Strobl. Mitt. naturw. Ver. Steierm. 1894. 171. Thorax zweistriemig. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 6. fig. 14—16. Zangen. 3. Fungivora unipunetata Mg. S. 4 mm. System. Beschr. I. 272. 1818. Untergesicht, Stirne und Scheitel braun, Rüssel und Taster gelb. Fühler braun mit gelben Wurzelgliedern. Mittelleib gelbbraun, Thoraxrücken rotgelb mit drei glänzenden sehwarzbraunen Längsstriemen, die sehr oft ganz zusammengeflossen sind. Schildehen gelb mit zwei schwarzbraunen Scitenflecken. Brust- seiten und Hinterrücken brauu, Schwinger gelb. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, die Spitze der Hinter- schenkel und die Tarsen braun. Hinterschienen mit zwei Borsten- reihen auf der Außenseite. Flügel etwas getrübt, mit gelbem Vorderrande und braunem Zentralfleck. Hinterleib schwarzbraun mit lichteren Einschnitten und Seiten- rändern. Hypopygium gelb. 98 Viel seltener als die vorigen. Hobitschau. © Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1906 (1907). fig. 28—30. Hypopygium. 4. Fungivora stolida Walk. GZ. 3—4 mm. Ins. Brit. Dipt. III. 15. 1856. Untergesicht, Stirne und Scheitel braun, Taster gelb. Fühler braun, die Wurzelglieder und zwei bis drei Geißelglieder gelb. Mittelleib braun, Thoraxrücken gelb, mit drei glänzend schwarzen, zusammengeflossenen Striemen, so daß nur ein großer Schulterfleck und ein Fleckchen zwischen dem braunen Schildehen und der Flügelbasis gelb erscheinen. Brustseiten und Hinterrücken braun. Beine gelb, Spitze der Hinterschenkel (zuweilen auch der Mittelschenkel) schwarz, Tarsen braun. Flügel etwas getrübt mit braunem Zentralfleck. Selten erscheint, auch gegěn die Fliigelspitze eine verloschene Spur eines Fleckchens. Hinterleib gelb- bis schwarzbraun, mit mehr oder weniger deutlichen gelben Hinterrandsbinden auf den vorderen Ringen; auch die Seiten der vorderen drei bis vier Ringe sowie der Bauch erscheinen zuweilen ausgebreiteter gelb (Hyp. fig. 11). Selten. Tracht (Thayaauen). Anmerkung: Die Angabe im Kertész-Kataloge bei stolida: „Dzied., Pam. Fizyjogr. IV. t. VI. f. 19—21 (1884)“ auf Seite 68 ist unzutreffend und bezieht sich auf F. confusa Dzied. Von stolida ist eine Zeichnung des Hyp. nicht veröffentlicht worden. Ich gebe in Fig. 10 und 11 die Abbildung des präp. Hyp. und bemerke, daß selbes seinerzeit von Dr. Dziedzieky untersucht worden ist und mit dem aus der Winnertzschen Sammlung übereinstimmt. o. Fungivora vittipes Zett. S 9. 3—3°5 mm. Dipt. Scand. XI. 4191. 14. Kopf braun, Scheitel grau schimmernd. Fühler braun, die Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. Mittelleib braun, Thorax rostgelb, mit drei breiten, aber ganz zusammengeflossenen Striemen. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen braun. Die obere Kante und die Spitze der Hinterschenkel schwarzbraun, auch die Spitze der Hinterschienen dunkler, 59 Flügel mit Zentralfleck und abgekürzter Binde vor der Spitze; letztere füllt die Spitze der Unterrandszelle bis zur Mündung der Subeostalis aus. Meist ist auch ein mehr oder weniger deutlicher Saum auf dem Hinterrande des Flügels von der Spitze bis über die Untergabel vorhanden. Hinterleib braun. Hypopygium klein und so wie die kurze Legeröhre des 2 gelbbräunlich. An Waldbächen und Bergschluchten nicht selten und sehr verbreitet. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 9. fig. 21—24. Hyp. und Zangen. — Acta soc. p. faun. et flor. fenn. 1907. fig. 42 (Flügel). fig. 44—46 (Hypopygium). 6. Fungivora Schnabli Dzied. 2. 5 mm. Pam. Fizyjogr. 1884. 2 (Mycothera). flavoseutellata Lundst., Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1907. 43. vittipes var. major Strobl, Mitt. Ver. Steierm. 1898. 289. Kopf schwärzlichbraun, Untergesicht und Scheitel grau schimmernd. Taster gelb. Fühler braun, die drei ersten Glie- der gelb. Thoraxriicken mit drei matten, vollständig zusammengeflossenen schwarzen Striemen, so daß nur größere Schulterflecke, die sich auf dem Seitenrande gegen das Schildehen hinziehen, gelb erscheinen. Schildehen ganz gelb. Brustseiten und Hinterrücken schwarzbraun; Prothorax und ein Fleck über den Mittelhüften jedoch gelb. Beine gelb. Die Spitze der Hinterschenkel, gewöhnlich auch die der Mittelschenkel und der Hinterschienen, braun. Der obere Rand der Hinterschenkel glänzend schwarzbraun. Tarsen schwarz- braun, die vorderen beim 2 nicht erweitert. Flügel wie die vittipes, nur ist der Hinterrand weniger deut- lich gesäumt. Hinterleib schwarz, gelbgrau behaart. Legeröhre braun. Sehr selten. Mährische Schweiz. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 9. fig. 25—28 (Hyp.). — Act. soc. p. faun. et flor. fenn. -1907. fig. 41 (Flügel) und fig. 50--52 (Hyp.) (als flavoscutellata Lundst.). 60 7. Fungivora bimaculata Fh. $$. 3—4 mm. Syst. Antl. 59, 12. 1805. arcuata Zett., Ins. Lapp. Dipt. 1838. 863. přetula Meig.?, System. Beschr. 1830. 299. Kopf braun, Taster gelb. Fühler braun, die Wurzelglieder und der Basalteil des ersten Geilelgliedes gelb. Mittelleib dunkelbraun, Thoraxrücken rostgelb mit drei voll- ständig zusammengeflossenen Striemen, so daß. nur große Schulter- flecken von der Grundfarbe frei bleiben. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, letztere etwas bräunlich, Tarsen braun. Spitze der Hinterschenkel, meist auch die der Mittel- schenkel und Hinterschienen sowie ein Strich el der Unterseite der Vorderschenkel braun. Flügel getrübt mit gelblichem Vorderrande, schwarzbraunem Zentralfleck und Binde vor der Spitze. Die Binde füllt die Spitze der Unterrandszelle bis zur Mündung der Subcostalis aus, zieht intensiv bis über die Mitte der Cubitalzelle und setzt sich als blasser Schatten bis zum Hinterrande fort. Hinterleib schwarzbraun, Hypopygium klein, rostbraun, die Legeröhre des 2 kräftig, schwarzbraun. | Mit der vorigen Art, doch viel seltener. Hobitschau. — Schreibwald bei Brünn. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 7. fig. 27—29 (Hyp. und Zange); ale xanthopyga. 8. Fungivora Czižekii Land. 32. 3 mm. W. EA. 1911. p. 164. Kopf schwarzbraun, Rüssel und Taster gelb. Fühler braun, die beiden Wurzelglieder und zwei bis drei Geißelglieder gelb. Mittelleib gelbbraun, Thoraxrücken grauschwarz, mit gelbem Schulterfleck; auch die Seiten, ein schmaler Streifen am Hinter- rande und ein kleines dreieckiges Fleckchen vor dem Schildchen gelb. Brustseiten braun, Schildchen gelb, mit dunkler Basis. Hüften, Schenkel und Schienen gelb, Tarsen dunkel. Hinter- schienen und Hinterschenkel an der äußersten Spitze, bras doch nicht auffallend. 61 Flügel länger als der Hinterleib, mit intensivem schwarz- braunen Zentralfleck und einer blaßbraunen, fleckenartigen Trübung, die am Vorderrande beginnt und den Spitzenteil der Rand- und Unterrandzelle ganz ausfüllt, bis über die Mitte der Cubitalzelle reicht, aber nicht den Eindruck einer Flügelbinde macht. Diese Trübung ist gegen die Flügelbasis intensiver und ziemlich scharf begrenzt, während sie sich nach unten und gegen die Spitze zu allmählich verliert, doch erscheint die ganze Flügelspitze etwas dunkler als die übrige Fläche. Hinterleib einfarbig schwarz, etwas glänzend, gelbbraun be- haart. Das kleine Hypopygium gelbbraun. Das 2 gleicht dem Z vollkommen. Die kurze Legeröhre ist gelb. Mährische Schweiz, an Waldbächen nicht selten. Abbild.: W.E.Z. 1911. 163. fig. 7 (Flügel) und fig. 8—10 (Hyp.). 9. Fungivora adumbrata Mik. ©. 36 mm. W. E. Z. 1884. p. 81. Taster gelb, Untergesicht bräunlich, Stirne braun. Fühler braun, Wurzelglieder gelb, Geißel gegen die Basis heller. Mittelleib schwarzbraun, Thoraxrücken glänzend schwarz, die Schultern und ein breiter Vorderrand rotgelb. Schildchen schwarz, Brustseiten und Hinterrücken schwarzbraun. Beine rotgelb, Hinterschenkelspitze, Tarsen und Sporen schwarz. Flügel stark getrübt mit unscharf begrenztem Zentralfleck und starker Trübung im Spitzenteile. Diese Trübung beginnt am Flügelvorder- rande, füllt die Spitzenhälfte des Flügels und wird nach unten allmählich blässer, hat aber nirgends die Gestalt einer Binde. Untergabel sehr lang, und spitz. Hinterleib schwarzbraun, glänzend. Legeröhre gelbbraun. Selten. Mährische Schweiz. Abbild.: Act. soe. p. faun. et flor. fenn. 1907. fig. 34 (Hyp.). 10. Fungivora rufescens Zett. J2. 6—7 mm. Ins. Lapp. 1838. 365. 11. lutescens Walk. (nec. Zett.), Ins. Brit. III. 1856. 15. Kopf rostgelb, Taster gelb. Fühler rostbraun, die beiden Wurzelglieder und der Basalteil des ersten Geißelgliedes gelb. 62 Mittelleib dunkel ockergelb, Thoraxrücken rostgelb, etwas glänzend, gelbhaarig, mit drei bräunlichen Striemen, die aber meist nur als undeutliche Spuren vorhanden sind und gar nicht selten vollständig fehlen. Schildehen gelb mit braunen Seitenflecken. Brustseiten ockergelb, Hinterrücken rostbraun. Beine gelb, die äußersten Spitzen der Mittel- und Hinter- schenkel bräunlich, Schienen kaum verdunkelt, Tarsen bräunlich. Flügel gelblich getrübt mit Zentralfleck und in Flecken auf- gelöste Binde vor der Spitze. Letztere bleibt von der Mündung der Subcostalis entfernt und läßt meist auch die äußerste Spitze der Subeostalzelle frei, geht bis zur Mitte der Cubitalzelle, woselbst sie abbricht und mit drei rundlichen Flecken auf den Zinken der Obergabel und der oberen Zinke der Untergabel mehr oder weniger zusammenhängt. Hinterleib dunkel rostbraun, die Hinterränder der Ringe gelb. Hypopygium verhältnismäßig klein sowie die Legeröhre rostbraun. In der Umgebung von Brünn nur vereinzelt (Bilowitz, Schreib- wald); im Gesenke an Gebirgsbächen sehr häufig. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 9. fig. 1—3 (Hyp.). 11. Fungivora cingulum Meig. G. 7 mm. Syst. Beschr. 1830. 299. 34. lunulata Macy., Suit. à Ruff. 1834. I. 129. Hell ockergelb gefärbtes Tier, dessen Fühler gegen die Spitze allmählich dunkler werden. Der Thoraxrücken ist entweder einfärbig gelb oder es zeigen sich rotbräunliche Striemen. Beine gelb, die Tarsen allmählich braun werdend. Hinter- schenkel und -schienen an der Spitze braun. | Flügel gelblich tingiert, mit Zentralfleck und in Flecken auf- gelöste Binde. Diese bleibt von der Spitze der Subeosta entfernt, reicht bis zwischen die Zinken der Spitzengabel und hängt mit einem rundlichen Fleckchen auf der unteren Zinke dieser Gabel durch ein feines Strichelehen zusammen. Hinterleib gelb, beim S der fünfte Ring schwarzbraun mit gelbem Hinterrande. Hypopygium gelb. Äußerst selten. 1 G aus Nordmähren. Abbild.: Annal. mus. nat. hung. 1911. fig.11 u. 12. t. 15 (Hyp.). 63 12. Fungivora strigata Staeg. S. 4 mm. Naturh. Tidsskr. 1840. 242. Kopf schwarzbraun, Taster gelb. Fühler schwarz, die beiden MWurzelglieder gelb. Thoraxrücken glänzend schwarz, ein Schulterfleck und die Hinterecken gelb. Schildehen schwarz. Brustseiten und Hinterrücken schwarzbřaun. Schwinger gelb. Beine gelb, Schienen und Tarsen, insbesondere die Vorder- tarsen verdunkelt. Spitze der Mittel- und Hinterschenkel sowie die äußerste Spitze der Mittel- und Hinterschienen schwarzbraun. Zweites bis viertes Glied der Vordertarsen etwas bogenförmig erweitert. Flügel mit Zentralfleck und Bogenbinde. Letztere ziemlich nahe an die Mündung der Subcosta heranreichend, ununterbrochen bis über die obere Zinke der Spitzengabel reichend, hier stark ein- geschnürt und verblaßt oder auch wirklich unterbrochen und dann sich als schwacher Schatten bis zur oberen Zinke der Untergabel fortsetzend. Auch die äußerste Flügelspitze zeigt eine schwache Trübung. Hinterleib schwarz, kaum etwas glänzend, mit sehr schmalen gelblichen Einschnitten. Hypopygium gelbbräunlich. Nur das Männchen. Schreibwald bei Brünn. Tracht. Sehr selten. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 7. fig. 5—12 (Hyp. und Zangen). 13. Fungivora obscura Dzied. J2. 4 mm. Pam. Fizyjogr. 1884. 9. Kopf rostbraun, Taster gelb. Fühler braun, die beiden Wurzel- glieder und der Basalteil des ersten Geißelgliedes gelb. Thoraxrücken dunkelbraun, glänzend, mit großem, gelbem Sehulterfleek. Schildchen gelb mit großen, schwarzen Seitenflecken. Brustseiten und Hinterrücken schwarzbraun. Schwinger gelb. Beine gelb, Tarsen nur wenig verdunkelt. Die Spitze der Mittel- und Hinterschenkel schmal schwarzhraun. Flügel gelblich, mit Zentralfleck und verkürzter Bogenbinde vor der Spitze. Letztere reicht bei keinem meiner mährischen Stücke vorn bis zur Mündung der Subeostalader, wie dies Dziedzicky in seiner Beschreibung in W. E. Z. 1886. p.230 angibt, sondern bleibt stets deutlich von derselben entfernt. LÉ | Ut, -N 12 PTE LONG Con N PT v ná AL LES SONT r Má ee nl | > N da PERTE i 64 Hinterleib schwarzbraun, etwas glänzend. Das präparierte Hypopygium stimmt mit den Zeichnungen Dziedzickys überein, so daß ich die Art trotz der abweichenden Flügelzeichnung be- stimmt für obscura halte. Legeröhre des © gelbbraun. In der Umgebung von Brünn (Schreibwald, Mähr. Schweiz) und im Gesenke an Waldbächen sehr häufig. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 8. fig.30—33 (Hyp. und Zangen). 14. Fungivora blanda Winn. 4 9. 3—4 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 938. Kopf braun, Rüssel und Taster gelb, ersterer dunkler. Fühler braun die beiden Wurzelglieder und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. Thoraxrücken glänzend schwarz, mit großem, gelbem Sehulter- fleck und drei kleinen gelben Fleckchen vor dem Schildehen. Letzteres gelb mit breit schwarzen Seitenrändern. Brustseiten und Hinterrücken schwarzbraun. Schwinger gelb. Beine gelb, die Tarsen gegen die Spitze immer dunkler werdend. Die äußerste Spitze der Hinterschenkel schwarzbraun. Flügel etwas bräunlich getrübt, mit Zentralfleck und verkürzter Bogenbinde. Letztere bleibt von der Mündung der Subcosta entfernt, reicht scharf begrenzt nur bis zur Mitte der Cubitalzelle und geht nur als blasser Schatten bis zur unteren Zinke der Spitzengabel. Auch. unter der Untergabel ist mitunter ein undeutliches Fleckchen wahrnehmbar. Hinterleib schwarz, beim G einfärbig, beim 2 mit gelblichen Ringeinschnitten. Hypopygium klein, gelb, Legeröhre braun. An. Waldbächen nicht selten und im ganzen Gebiet anzutreffen. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 8. fig. 15—18 (Hyp. und Zangen). 15. Fungivora signata Meig. Z2. 3—4 mm. S. B. 1830. 298. 82. distigma Meig., S. B. 1830. VI. 298. 33. lunata Fb., Syst. Antl. 1805. 58. 6. Untergesieht, Taster, Stirne und Scheitel gelb, letzterer oft verdunkelt. Fühler braun, Wurzelglieder und das erste, oft mehrere Geißelglieder gelb. Mittelleib gelb, Thoraxrücken mit drei glänzend schwarzen Striemen, von denen die seitlichen stark verkürzt erscheinen. Diese Striemen sind meist getrennt oder wenigstens nicht ganz zusammen- 65 geflossen, oft ist die mittlere blasser, rostbraun, oft nur als Spur angedeutet, nicht selten fehlt sie ganz, so daß der Rücken nur zweistriemig erscheint. Brustseiten braun gefleckt. Beine gelb, Spitze der Hinterschenkel schwarzbraun. Flügel etwas gelblich tingiert mit Zentralfleck und abgekürzter Binde, letztere oft sehr blaß. Hinterleib gelb, zweiter bis fünfter Ring mit großen schwarz- braunen Seitenflecken, so daß auf diesen Ringen eine gelbe Rücken- linie erscheint. Sechster Ring braun. Diese Färbung des Hinter- leibes ändert aber sehr stark ab, bald ist die gelbe, bald die braune Farbe auf einzelnen Ringen oder auf dem ganzen Hinterleibe vor- herrschender. Hypopygium und Legeröhre gelb. Die Art ist überall gemein und kann auch leicht aus ver- schiedenen, meist Röhrenpilzen gezogen werden. Sie ist den beiden folgenden Arten äußerst ähnlich und von diesen mit Sicherheit nur dureh das präparierte Hypopygium zu unterscheiden. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 7. fig. 21—-24 (Hyp. und Zangen). 16. Fungivora sigillata Dzied. G ©. Pam. Fizyjogr. 1884: 11. 6. signata Winn., Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 929 p. t. Gleicht der vorigen, doch sind die Thoraxstriemen bei der Mehrzahl der Stücke ganz zusammengeflossen, so daß der Rücken glänzend schwarz erscheint und nur jederseits einen großen hell- gelben Fleck zeigt. Doch ist diese Färbung nicht immer als unbe- dingtes Erkennungsmerkmal anzusehen, vielmehr die Untersuchung des Hypopygiums unerläßlich. Mit der vorigen Art und ebenso häufig im ganzen Gebiete anzutreffen. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 8. fig. 1—4 et var. 5—8 (Hyp. und Zangen). 17. Fungivora guttata Dzied. S. 3—4 mm. Pam. Fizyjogr. 1884. 12. 7. signata Winn., Verh. zool.-bot. Ges. 1863. p. t. Auch diese Art gleieht den beiden vorangehenden vollständig, so daß auch hier zur sicheren Unterscheidung die Untersuchung des Hypopygiums einsetzen muß. Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XVII. 5 66 Die Thoraxstriemen sind bei dieser Art meist nicht ganz zu- sammengeflossen, sondern nur im hinteren Teile, so daß auf dem Thoraxrücken die Zeichnung eines lateinischen W mehr oder weniger deutlich erscheint. Die Flügelbinde ist meist etwas länger und erreicht in der Regel den Unterast der Spitzengabel. Auch diese Art ist im ganzen Gebiete gemein. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 7. fig.25—28 (Hyp. und Zangen). 18. Fungivora spectabilis Winn. JQ. 4—5 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 932. Kopf braun, Untergesicht etwas lichter, Taster gelb. Fühler braun, Wurzelglieder und ein bis zwei Geißelglieder gelb. Thoraxrücken gelb, mit drei glanzlosen oder doch nur wenig glänzenden, getrennten Striemen. Schildehen gelb mit schwarzen Seitenflecken. Brustseiten und Hinterrücken schwarzbraun. Beine blaßgelb, Spitze der Hinterschenkel und -schienen schwarzbraun; meist auch die Spitze der Mittelschenkel mit schwarzem Punkt. Flügel gelblichgrau getrübt mit Zentralfleck und geschwungener Binde; letztere bleibt von der Mündung der Subeostalis entfernt und reicht meist bis zur unteren Zinke der Untergabel. Die Flügelspitze zeigt gewöhnlich eine dunkle Säumung; auch unter der Untergabel ist meist ein hellbräunlicher Fleck wahrnehmbar. Hinterleib schwarzbraun, mit gelben Ringeinschnitten oder etwas breiteren Hinterrandsbinden. Hypopygium und Legeröhre gelbbraun. Im ganzen Gebiete gemein. Abbild.: Annal. mus. nat. hung. 1911. fig. 13 (Hyp.) und 14 (Zange). i 19. Fungivora fraterna Winn. 32. 4—5 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 934. Gleicht der F. spectabilis Winn. sehr, doch sind die Thorax- striemen glanzlos, gelbgrau und weniger scharf getrennt, die Hinter- schienen einfärbig gelb, die Flügelbinde kürzer und in den meisten. Fällen kaum etwas über die obere Zinke der Spitzengabel hinaus- ragend. Die von Winnertz noch angegebenen Unterschiede „nicht braun gesäumte Flügelspitze und der Mangel des braunen Fleck- chens unterhalb der Untergabel“ sind deshalb minder verläßlich, 67 weil diese Flügelzeichnung bei der speetabilis nicht immer deutlich erscheint, oftmals sogar vollkommen fehlt. Hypopygium und Legeröhre braungelb. - Adamstal, Sehreibwald. Nicht zu häufig. Abbild.: Annal. mus. nat. hung. 1911. fig. 15 und 16 (Hyp. und Zange). 20. Fungivora abbreviata Land. S. 35 mm. W. E. Z. 1914. 202. Kopf schwarzbraun, Taster gelb. Fühler braun, die beiden Wurzelglieder und das erste Geißelglied ganz gelb, die beiden folgenden Glieder gelb mit bráunlicher Spitzenhálfte. Thoraxrücken schwarzbraun, gelbhaarig, mit großem, hellgelbem Schulterfleck, der sich bis zu den Vorderhüften hinabzieht und als feine Linie auch die Seiten des Rückenschildes einfaßt. Brustseiten, Hinterrücken und Schildchen schwarzbraun. Schwinger gelb. Beine gelb, Tarsen gebräunt. Hinterschenkel an der Spitze schwarzbraun. © Flügel schwach gelbbräunlich tingiert, mit Zentralfleck und abgebrochener Bogenbinde vor der Spitze. Letztere erreicht die Mündung der Subcosta nicht und reicht nur bis zur Mitte der Cubitalzelle, wo sie ohne Spur einer Fortsetzung abbricht. Hinterleib einfärbig schwarzbraun, etwas glänzend, nur der Bauch an den vorderen Ringen gelblich. Hypopygium gelb. Sehr selten. Nur 1 S aus dem Mohratale bei Gersdorf. Abbild.: W. E. Z. 1914. p. 201. fig. 1—2 (Hypopyg.). 21. Fungivora confluens Dzied. S. 3 mm. Pam. Fizyjogr. 1884. 18. 14. Kopf gelbbraun, Untergesicht gelb. Fühler braun, die Wurzel- glieder und das erste Geißelglied gelb. Mittelleib rostbraun, Thoraxrücken schwarzbraun, mit helleren, unscharf begrenzten Schulterflecken. Beine gelb, die Spitzen der Mittel- und Hinterschenkel schwarzbraun. Flügel gelblich mit braunem Zentralfleck und Binde. Hinterleib schwarzbraun, gelbhaarig, alle Ringe mit schmalem, gelbem Hinterrandssaume; der Bauch gelb, auf dem sechsten Ringe gelbbraun. Hypopygium klein, gelb. Me 68 Selten. Bilowitz, Schreibwald. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 6. fig. 26—29 (Hyp. und Zange). 22. Fungivora luctuosa Meig. J2. 4—5 mm. 3... NE" 1530.290; modesta Winn., Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 942. Kopf braun, Taster gelb. Fühler braun, an der Basis meist heller. Der ganze Mittelleib dunkel schwarzbraun; Thoraxrücken mit kleinem, gelblichem Schulterfleck, infolge der anliegenden Be- haarung etwas gelbgrau schimmernd. Schwinger bleichgelb. Beine gelb, die Spitze der Hinterschienen und -schenkel schwarzbraun, ebenso cine Strieme auf der Unterseite der Vorder- schenkel, die aber nicht immer deutlich erscheint. =. Flügel etwas getrübt, mit Zentralfleck und Binde. Letztere bleibt weit entfernt von der Mündung der Subeosta und reicht, im unteren Teile allerdings stark verblaßt, bis zur Untergabel. Hinterleib schwarz, mit ganz schmalen, helleren Einschnitten, die aber meist nur beim 2 deutlicher sind. Hypopygium und o röhre schwarzbraun. Schreibwald bei Brünn. Selten. Abbild.: Pam. Fizyjogr. 1884. t.7. fig.5—8 (Hyp. und Zangen); als modeste Winn. 23. Fungivora marginata Winn. 32. 4—5 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863-936. Kopf braun, Rüssel und Taster gelb. Fühler sehwarzbraun, die beiden Wurzelglieder und das erste Geißelglied gelb, letzteres oft nur im Basalteile. Thoraxrücken rostgelb, mit drei matten, etwas grau schim- mernden, ganz zusammengeflossenen Striemen, so daß nur die Seiten und ein größerer, bis zu den Vorderhüften hinabreichender Schulterfleck von der Grundfarbe frei bleiben. Schildehen gelb mit dunklen Seitenflecken. Brustseiten und Hinterrücken schwarzbraun; Schwinger gelb. Beine bleichgelb, die Tarsen verdunkelt. Die Spitzen der Hinter- und Mittelschenkel schwarzbraun, bei letzteren nur schmal. Flügel grau getrübt, mit Zentralfleck und Bogenbinde. Diese bleibt von der Mündung der Subcosta entfernt und reicht, Sfórmig gen ee, 2 Cal NE N RS” ét mit Re i In | PR 3 E A "m 69 © geschwungen, bis über die Unterzinke der Spitzengabel, ist aber mitunter sehr blaß und kürzer. Auch unter der Untergabel befindet sich in den meisten Fällen ein blasser, unscharf begrenzter Fleck. Der Hinterleib ist schwarzbraun, die Ringeinschnitte gelb, beim 2 gewöhnlich breiter. Hypopygium Klein, gelbbraun, ebenso die kräftige Legeröhre des 2. Eine sehr gemeine Art, die im ganzen Gebiete an keinem Waldbache fehlt. Abbild:: Pam. Fizyjogr. 1884. t. 6. fig. 8—9 (Zangen). 24. Fungivora finlandica Edw. S. 4 mm. Trans. of the entom. Soc. of London. 1913. 377. lunata Lundst. (nec Meig.), Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1907. Kopf gelb. Fühler liehtbraun, die beiden Wurzelglieder und das erste Geißelglied gelb. Thoraxrücken rostgelb mit nndeutlichen, bräunlichen Striemen. Schildehen gelbbräunlich, Hinterrücken und Brustseiten rostbraun. Beine gelb, Tarsen etwas bräunlich; Hinterschenkel mit schwarzbrauner Spitze, auch die iM ohenicel an der äußersten Spitze mit einem braunen Punkt. Flügel gelblich tingiert, mit Zentralfleck und Binde vor der Spitze; letztere bleibt von der Mündung der Subeostalis deutlich entfernt, ist nur im vorderen Teile dunkler und geht, wenn auch sehr verblaßt, bis etwas über die obere Zinke der Spitzengabel. Hinterleib schwarzbraun, mit gelben Ringeinschnitten. Hypo- pygium klein, gelb. Sehr selten. Bilowitz. Abbild.: Act. soc. p. faun. et flor. fenn. 1907. fig. 35—37 (Hyp.); als lunata Lundst. 33. Gattung: Sceptonia Winn. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 907. Kopf länglich, tief am Mittelleibe sitzend; Stirne breit, der Vorderrand vorgezogen. Netzaugen rund, Punktaugen drei, das mittlere sehr. klein. Fühler 2+ 14gliederig, die Wurzelglieder becherförmig, die Geißelglieder walzenförmig, seitlich etwas zu- sammengedrückt, flaumhaarig. 70 Mittelleib lánglich eirund, gewölbt, mit dem Vorderrande den Kopf nieht überragend, sondern mit demselben eine ununterbrochene Bogenlinie bildend. Rückenschild nur kurz behaart. Beine kräftig, Hüften und Schenkel breit, Schienen fast keulen- förmig; Hinterschienen mit Dornenreihen. Flügel länger als der Hinterleib, mikroskopisch behaart. Costa iiber den Cubitus hinausragend, Mediastinalis unvollständig, aufwärts gebogen, allmählich verblassend. Cubitus bogig, nahe an die Sub- costa gedrängt und weit vor der Flügelspitze endigend. Spitzen- sabel kurzstielig, Posticalis einfach (Fig. 9). Hinterleib des G sechs-, des © siebenringelig. Hypopygium klein, Legeröhre kurz und dünn. Tabelle zum Bestimmen der Arten. Hinterhüften an der Basis schwarz; obere Zinke der Mediagabel bogig; Fühler meist an der Wurzel gelb . TE TEE . nigra Meig. Hinterhüften ganz gelb; ober® Zinke der Media- gabel gerade; Fühler ganz schwarz . . . . . concolor Winn. 1. Sceptonia nigra Meig. 49. 3 mm. Klass. I. 1804. 92. costata Wulp., Tijdschr. v. Ent. 1858. 182. Kopf schwarz, Taster gelblich. Fühler ganz schwarz, meist sind aber die Wurzelglieder gelb. Mittelleib einfärbig glänzend schwarz. Beine bräunlich- oder rostgelb, die Basis der Hinterhüften, das Spitzendrittel der Hinterschenkel, meist auch die Spitze der mittleren schwarz. Tarsen braun. . Flügel gelbbräunlich getrübt. Hinterleib glänzend schwarz, gelbgrau behaart. Sehr selten. 2. Sceptonia concolor Winn. Zö. 2!/, mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 909. Gleicht der vorigen, doch sind die Hüften ganz gelb, die Hinterschenkel nur an der Spitze schwarz, der Cubitus viel flacher, die obere Zinke der Mediagabel gerade. Ebenso selten wie die vorige. 71 34. Gattung: Zygomyia Winn. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 901. Kopf lánglichrund, vorn flachgedrückt, tief am Mittelleibe stehend, Stirne breit, vorn vorgezogen. Netzaugen rund, Punkt- augen drei, das mittlere sehr klein. Taster eingekrümmt, vier- gliederig. Fühler 2 + 14gliederig, mit becherförmigen Wurzel- und walzenförmigen Geißelgliedern, letztere seitlich etwas zusammen- gedrückt und flaumhaarig. Mittelleib kurz, hochgewölbt, vorn den Kopf überragend. Beine mäßig lang, die vorderen fast kurz. Schienen kräftig, etwas keulenförmig, die hintersten mit Dornenreihen. Flügel länger als der Hinterleib, mikroskopisch behaart. Costa nicht über den Cubitus hinausragend, die Mediastinalis unvollständig. Cubitus gerade, der Subcosta nicht genähert. Mediagabel kurzstielig, Porticalis einfach (Fig. 10). Hinterleib S sechs-, © siebenringelig. Tabelle zum Bestimmen der Arten: 1. Flügel vollständig üngelleckt 12.4. vallda - Winn, Po braun eeleckb sa mean 2. Thoraxseiten auffallend weißgrau schimmernd canescens Winn. Thoraxseiten nicht weißgrau schimmernd . .3 3. Flügel nur mit Zentralfleck; Thoraxrücken ein-: Farbe Schwarz... a ee... n0tata Dtann. Flügel mit Zentralfleck und brauner Binde vor der Spitze oder wenigstens mit einem bräun- lichen, wenn auch verwaschenen Spitzenfleck; ist dieser ganz verloschen oder fehlt er, dann sind auf dem Thoraxrücken gelbe Schulterllecken deuflieb2:..... 7-1. 4 4. Vor der Flügelspitze eine deutliche, vorn breite und sich plötzlich verschmälernde Binde . pictipennis Stg. Vor der Flügelspitze auf dem Cubitus ein bräunlicher, oft undeutlicher Schatten . . . vara Staeg. 72 < 1. Zygomyia valida Winn. 32. 3 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 902. paludosa Walk., Ins. Brit. 1856. 11 (Mycetophila). Untergesicht, Stirne und Scheitel dunkelbraun, Taster gelb. Fühler schwarzbraun, wurzelwärts kaum lichter. Mittelleib schwarz, die vě des Rückenschildes gelblich schimmernd. Beine gelb, die Schienen gegen die Spitze verdunkelt, die Tarsen braun. Hinterschenkelspitze breit schwarzbraun, ebenso die obere Kante dieser Schenkel. Beim © die Sohle des zweiten bis vierten Vordertarsengliedes bogenförmig erweitert. Flügel etwas getrübt, mit gelblichem rien aber ohne Zeichnung. Hinterleib schwarz, anliegend gelb behaart. Geschlechtsorgane sehr klein, gelb oder gelbbraun. Im ganzen Gebiete, doch nirgends häufig. 2. Zygomyia canescens Winn. S. 25 mm. Verh. zool.-bot. Ges. 1863. 904. Kopf wie bei der vorigen Art, nur sind die Fühlerwurzel- glieder und ein bis drei Geißelglieder gelb. Der schwarzbraune Mittelleib zeigt einen deutlichen gelben Schulterfleck und schimmert, von vorn gesehen an den Seiten breit weißgrau. Beine gelb, Tarsen braun. Die Oberkante und die Spitze der Hinterschenkel schwarzbraun. Auch die Spitzen der Hüften zeigen mitunter eine schwache Verdunkelung. Flügel getrübt, mit unscharf begrenztem Zentralfleck und ver- waschenem Schatten an der Spitze des fast geraden Cubitus. Hinterleib schwarz, glänzend, Hypopygium sehr klein,eingezogen. Sehr selten. Kohoutowitzer Bachschlucht bei Brünn. Be bei Roznau. 3. Zygomyia notata Stann. G9. 25 mm. Observ. Mycet. 1831. 17. nigritula Wall., Ins. Brit. 1856. 15 (Mycetophila). Kopf schwarz, Taster gelb; Fühler schwarz, einfärbig oder auch wurzelwärts heller. 73 Mittelleib schwarz, Rückenschild einfärbig, mit gelbgrau schimmernder Behaarung. Beine gelb, Tarsen braun; Hinterschenkel mit brauner Spitze. Flügel getrübt, mit gelblichem Vorderrande, blaßgelber Wurzel und braunem Zentralfleck. Hinterleib schwarz, glänzend, mit kleinem, eingezogenem Hypopygium. Sehr selten. -Schreibwald bei Brünn. 4. Zygomyia vara Staeg. G9. 3 mm. Naturh. Tidsskr. 1840. 266. Kopf braun, Taster gelb. Fühler schwarzbraun, die Glieder im Basalteile mehr oder weniger gelb, selten die ganzen Fühler braun. Mittelleib schwarz, Rückenschild mit gelb schimmernder Behaarung und gelbem, dreieckigem Schulterfleck. ’ Beine rostgelb, Tarsen braun; die Oberkante und Spitze der Hinterschenkel, meist auch ein Strich an der Basis der Vorder- schenkel schwarzbraun. Flügel getrübt, mit gelblichem Vorderrande, braunem Zentral- fleck und einem länglichen, oft allerdings undeutlichem Fleck an der Cubitusspitze. Hinterleib schwarz, kaum glänzend, mit gelb schimmernder Behaarung und kleinen, braunen Geschlechtsorganen. Wohl die häufigste Art dieser Gattung und im ganzen Gebiete verbreitet, doch nirgends gemein. 5. Zygomyia pietipennis Staeg. G. 3 mm. Naturh. Tidsskr. 1840. 266. binotata Walk., Ins. Brit. 1856. 11. Kopf braun, Taster lichter, gelblich. Fühler braun, das zweite Wurzel- und die Basis des ersten Geißelgliedes gelb. Mittelleib schwarz, wenig glänzend, Rückenschild gelbhaarig. Beine gelb, Tarsen verdunkelt. Spitzendrittel der Hinterschenkel schwarzbraun. Gewöhnlich, doch nicht immer, ist auch die Ober- kante der Hinterschenkel und die untere der vordersten braun. Flügel mäßig getrübt, mit braunem Zentralfleck und deutlicher Binde vor der Spitze. Letztere beginnt auf dem Vorderrande breit, füllt die Strecke zwischen Cubitus und Unterrandader ganz aus, 74 verschmälert sich nach hinten ziemlich plötzlich und reicht mit der Spitze fast bis zur Posticalis. Hinterleib schwarzbraun, die vorderen Ringe meist heller, gelbbraun, glänzend. Hypopygium klein, gelb. Äußerst selten. Mährische Beskiden. Verzeichnis der Abbildungen. Fig. 1. Flügel von Phronia Winn. (nach Dziedzicky). Fig. 2. Flügel von Phronia Winn. (nach Dziedzicky). Fig. 3. Flügel von Macrobrachius Dzied. (nach Dziedzicky). Fig. 4 Flügel von Exechia Winn. Fig. 5. Hypopygium von Exechia leptura Mg. von unten. Fig. 6. Hypopygium von Exechia leptura Mg. von oben. Fig. 7. Flügel von Dynatosoma Mg. Fig. 8. Flügel von Epieypta Winn. Fig. 9. Flügel von Sceptonia Winn. Fig. 10. Flügel von Zygomyia Winn. Fig. 11. Hypopygium von Fungivora stolida Walk. von unten. 3 À L : Phosphoritkugeln aus der Kreide Nordwest- mährens. Von Johann Tuppy #. Die Gebilde, welche im folgenden beschrieben werden, zeigen ein ungemein charakteristisches Äußere, das sie mit berühmten Vorkommnissen des Auslandes innig verknüpft. In der einschlägigen Fachliteratur sind sie bis nun nirgends erwähnt beziehungsweise verzeichnet. Es handelt sich durchgehends um gleich individuali- sierte Partien: von Phosphorit und ich bemerke hiezu, daß mir heute nur die vier Stücke bekannt sind, welche im nachstehen- den einzeln ‘angeführt werden; womit natürlich keineswegs ge- .. sagt sein soll, daß sich die Zahl der Funde tatsächlich nur auf diese beschränkt. Es ist im Gegenteil nicht unwahrscheinlich, daß an den angegebenen Orten (oder in der betreffenden Formation überhaupt) noch andere gemacht wurden; sie dürften jedoch weniger beachtet worden sein, könnten sich aber vielleicht noch in manchen © Privat- oder Schulsammlungen erhalten haben. Die Authentizität der Funde steht, wenigstens was drei der- selben betrifft, außer Zweifel. Eines der Objekte, aus den Tonlagern von Korbel-Lhotta stammend, wurde vom Finder — dem Steiger des dortigen Bergwerksunternehmens — kurz nach der Zutage- förderung Herrn Konservator Alois Czerny in Mähr.-Trübau über- geben und letzterer konnte auch die Schichte, in welcher sich die Lagerstätte befand, einwandfrei feststellen; es blieb hierauf im Be- sitze Czernys und wurde mir 1916 behufs Vornahme der nötigen Untersuchungen abgetreten. Ein weiteres Stück, aufbewahrt im Museum der Stadt Mähr.-Trübau, spendete der seinerzeitige Leiter des Johnsdorfer Tonwerkes; es wurde ebenfalls von A. Czerny — dem damaligen Kustos des Museums — samt allen Angaben über die Fundumstände übernommen und zeigte noch deutliche Spuren ey Zen di à: 17 seiner Gangart. Die Bergung eines dritten Vorkommnisses ver- danken wir Herrn Albin Wagner, Maschinenfabrikant in Mähr.- Trübau, welcher dasselbe anläßlich der Anlage einer Wasserleitung in Abtsdorf entdeckte und der Knaben-Bürgerschule in Mähr.- Trübau widmete; er wird seine Provenienz jederzeit gern bestätigen. "Keiner der Finder wüßte, daß es sieh um Phosphorite handle, und sie schenkten den Stücken lediglich der kugeligen Gestalt wegen ihre Aufmerksamkeit; sie waren einander völlig fremd und keinem war die Tatsache bekannt, daß ähnliche oder gleiche Funde bereits irgendwo im In- oder Auslande gemacht wurden. Ich bemerke alle diese Umstände ausdrücklich, um dem etwaigen Einwand einer bewußten oder unbewußten Unterschiebung zu begegnen. Bezüglich des vierten Objektes, das die landwirtschaftliche Winterschule in Mähr.-Trübau besitzt, konnten nähere Daten allerdings nicht mehr erbracht werden; doch wird auch in diesem Falle ein einheimischer Fundort wahrscheinlich, wenn wir die Sicherheit der früher an- geführten Vorkommnisse mit den zur Verfügung stehenden Angaben in Verbindung bringen. Ich betone, daß mir die Absicht, mein Thema irgendwie zu erschöpfen, ganz fern liegt. Ich stelle daher auch die diesbezüg- lichen Erfahrungen gern zur Verfügung und würde es insbesondere als besten Lohn meiner Bemühungen ansehen, wenn sich eine andere, berufenere Kraft mit dem Gegenstande beschäftigen wollte. Auf alle Fälle möge aber der Leser in dem Gebotenen nichts weiter als eine vorläufige Mitteilung erblicken beziehungsweise suchen; denn eine Anzahl wünschenswerter Arbeiten — vor allem die Vornahme vollständiger Analysen und die Anfertigung von Mikrophotogrammen — konnte wegen der ungünstigen Zeitumstände nicht durchgeführt und ein großer Teil der ausländischen Literatur, namentlich der russischen, nicht berücksichtigt werden. Gerne benütze ich endlich auch die Gelegenheit, dankend jener Faktoren zu gedenken, welche mich bei Abfassung der vorliegenden Zeilen wirksam unterstützten: Der “Leitung des L. V. Holzmaister- Museums in Mähr.-Trübau, welehe zuvorkommendst die Untersuchung des daselbst verwahrten Phosphorits gestattete; des leider inzwischen verstorbenen Herrn Konservators Alois Czerny in Mähr.-Trübau, der mir in selbstlosester Weise ein gleiches Objekt überließ, und des Herrn Kurators Karl Sehirmeisen in Brünn, welcher mir bei der Beschaffung des einschlägigen Schrifttums wertvolle Dienste leistete. 78 | > Zunä chst das Wichtigste über den äußeren Habitus und die | physikalisch-chemischen Eigenschaften der Stücke (man vergleiche die beigegebene Abbildung des Phosphorits von Korbel- Lhota). 1. Der Phosphorit im Holzmaister-Museum zu Mähr.-Trübau. Pe Ein kugelähnliches dreiachsiges Ellipsoid von den Dimensionen 9-2, 86 und 74 em. Absolutes Gewicht 850 y, spezifisches 3; Härte an der Oberfläche 5, im Innern 4; Strich hellgrau. Das Objekt ist in zwei fast gleich große Stücke zerschlagen und zeigt den aus- gesprochensten Gerülltypus. Die Oberfläche ist vollständig. glatt, - Phosphorit von Korbel-Lhotta. wie poliert, mit schwachem Fettglanz, von zahlreichen unregel- mäßigen Grübchen und Poren bedeckt. Farbe schwarz mit einem leichten Stich ins Grünliche, die Grübchen zumeist mit lichterer © Substanz gefüllt. Das Innere repräsentiert sich schön radialstrahlig, ist grau und matt, von kryptokristallinem bis dichtem Charakter (chalzedon- und erdartig). Hie und da bemerkt man kleine Schmitze eines apfelgrünen Minerals und solche von Vivianit. Die überaus charakteristische Radialstruktur wird durch (häufig anasto- mosierende) Kanäle hervorgebracht, welche 02 bis 06 mm Durch- messer besitzen und, vom Innern ausgehend, in die Poren der Ober- © 2 13 fläche münden. Sie sind in der Regel durch gelbliche bis weißliche oder bräunliche, pulverige Substanzen verstopft. Die Masse zwischen den Kanälen setzt sich zumeist wieder aus feineren, stábchenfórmigen, dieht aneinander liegenden und vielfach gekreuzten Elementen zu- sammen, so daß die größten Kreisflächen stellenweise, besonders in der Nähe der Peripherie, federnähnliche Gestalten aufweisen. Im Diinnschliff erscheinen. die Kanäle gewöhnlich erdbraun, die Zwischen- lagen hellgrün. Mitunter fehlen auch Andeutungen konzentrisch- schaliger Absonderung nicht. Im Zentrum befindet sich eine kleine unregelmäßig begrenzte Partie spätigen Kalzits von lichtgrauer Farbe. Zwischen ihr und dem strahligen Teil fällt die dünne Lage eines bräunlichen, kleintraubigen Aggregats von hauptsächlich Kalziumphosphat mit ebenfalls radialfaseriger Struktur auf, dessen Erhebungen sämtlich gegen das Innere gekehrt sind. Der Kalzit des Kernes und jenes kleintraubige Aggregat berühren einander so, daß ersterer die Vertiefungen des letzteren ausfüllt und nach der Trennung ein deutliches Negativ desselben liefert. Der Kalkspat des Zentrums ist daher offenbar später fest geworden als der erwähnte Überzug. Alle charakteristischen Phosphorit- beziehungsweise Apatit- reaktionen lassen sich, und zwar durchweg stark ausgesprochen, beobachten: Das mit Schwefelsäure befeuchtete Pulver färbt die Flamme sehr schön blaugrün. Mit Phosphorsalz bildet das Mineral bei vollständiger Sättigung eine milchweiße Kugel, sonst ein klares Glas. Die salpetersaure Lösung gibt mit molybdänsaurem Ammoniak einen reichlichen zitronengelben Niederschlag, welcher einen Phosphor- säuregehalt annehmen läßt, der hinter dem anderer Phosphorite keines- falls zurücksteht. Mit früher auf Kohle geschmolzenem und dann pulverisiertem Phosphorsalz gemengt und im offenen Glasrohre ge- glüht, entwickelt unser Mineral deutlich Fluor. Kleinere Stückchen mit konzentrierter Salzsäure übergossen, zeigen kurz andauerndes Brausen, welches erst nach Erwärmen wieder bemerkbar wird; längeres Erhitzen führt zu fast vollständiger Lösung. Im Rück- stande finden sich viele, zumeist wasserhelle Quarzpartikelchen und ‚zahlreiche winzige Kriställchen eines Tonerdesilikats. Mit kochender Schwefelsäure gibt das Pulver eine schwarze Flüssigkeit, deren Farbe ohne Zweifel von den durch die Säure verkohlten organischen Substanzen herrührt. Wird diese Solution mit Wasser verdünnt, so scheidet sich reichlich Gips in feinen, stark seidenglänzenden 30 Nädelchen aus. Die Anwesenheit von Ton verrät sich bereits beim Anhauchen durch den allbekannten Tongeruch. Das Stück stammt aus dem Cenoman (den Perutzer Schichten) von Johnsdorf (Bezirk Mähr.-Trübau) und wurde aus einem Schachte des dortigen Bergwerkes mit seiner Gangart, feuerfestem Ton, als Ganzes zutage gefördert, später aber in der beschriebenen Weise zerschlagen. 2. Der Phosphorit von Korbel-Lhotta. Er weicht nur wenig von der Kugelgestalt ab und hat ein Gewicht von 743 g. Die größten Durchmesser betragen 81, 80 und 75 cm. Behufs Untersuchung des Kernes wurde auch dieses Objekt in zwei Stücke zerschlagen. Es stimmt in sämtlichen übrigen physikalischen sowie in allen chemischen Eigenschaften mit dem Exemplar von Johnsdorf überein, so daß von einer speziellen Be- schreibung abgesehen werden kann, da eine solche nur eine Wieder- holung des bereits Gesagten darstellen müßte. Auch diese Phosphoritkugel wurde mit cenomanem Ton aus- gegraben, und zwar nächst Korbel-Lhotta im Bezirke Mähr.-Trübau. Die Fundstelle liegt etwas nördlich der Ortschaft zwischen dem von ihr nach Nordwest ziehenden Straßenstück und dem Höhenpunkt 515 (der Generalstabskarte 1:75.000). Das Objekt befindet sich derzeit im Besitze des Schreibers dieser Zeilen. 3. Die Phosphoritknolle in der Sammlung der Knaben- bürgerschule zu Mähr.-Trübau. Von allen unseren Konkretionen durch die abgeflachte Form und durch bedeutendere Größe ausgezeichnet. Sie stellt ein drei- achsiges Ellipsoid dar, dessen Achsen 120, 11:3 und 6'5 cm messen, das sich somit, bereits stark einem Rotationsellipsoid nähert. Das absolute Gewicht des in drei Teile zerschlagenen Objektes beträgt 1370 9. Bezüglich der Beschreibung und der sonstigen Eigentüm- lichkeiten kann gleichfalls auf das in den Abschnitten 1 und 2 An- geführte verwiesen werden. Die Knolle wurde in Abtsdorf!) bei der Anlage einer Wasser- 1) Die Gemeinde Abtsdorf gehört zwar politisch bereits dem Kronlande Böhmen (Bezirk Leitomischel) an, aber die Einbeziehung des Fundes in den Rahmen unserer Arbeit ist hinreichend gerechtfertigt, weil dieser Ort der mährischen Grenze ganz nahe liegt und aus geologischen Rücksichten von der Kreide Nordwestmährens nicht getrennt werden kann. k ee P dd kok NOR ERA RASE RE z MT Aa 81 leitung in etwa 4 m Tiefe gefunden und lag in losem kretazischen Sande. Da ich die Örtlichkeit nicht selbst in Augenschein nehmen konnte, ist mir die Angabe des genaueren Alters dieses Sandes leider nicht möglich. Die allgemeinen geologischen Verhältnisse der Gegend von Abtsdorf machen es jedoch wahrscheinlich, daß es sich daselbst nicht mehr um cenomane, sondern um jüngere (turone) Absätze handelt. 4. Die Phosphoritknolle in der Sammlung der landwirtschaft- lichen Winterschule von Mähr.-Trübau. Sehr kugelähnlich, unzerschlagen. Größte Durchmesser 76, 70 und 6:8 cm, absolutes Gewicht 540 g. Äußeres übereinstimmend mit den Konkretionen 1 bis 3; nur zeigt die Oberfläche außer den normalen Vertiefungen und Poren noch verschiedene größere Grübchen, die jedenfalls späteren äußeren Einwirkungen ZUZU- schreiben sind. Der Fundort war leider nicht mehr sicher eruierbar; seine Lage in der Umgebung von Mähr.-Trübau ist jedoch zum mindesten © wahrscheinlich. Das Stück soll angeblich aus Grünau (östlich von Mähr.-Trübau) stammen und dürfte, die Richtigkeit dieser Annahme vorausgesetzt, beim Brunnengraben aus größerer Tiefe zutage ge- fördert worden sein. Der Vollständigkeit halber möchte ich hier noch anhangsweise der Vermutung Ausdruck geben, daß in unserem Gaue noch ein fünfter derartiger Phosphorit existiert hat beziehungsweise vielleicht noch irgendwo existiert. Ich gründe diese Vermutung auf eine Stelle in den von Alois Czerny in Mähr.-Trübau herausgegebenen „Mitteilungen zur Volkskunde des Schönhengster Landes“, Seite 25 des 3. Jahrganges, die wörtlich lautet: „Im Jahre 1874 wurden beim Ausbessern des Grundes der Radstube der Mühle des Herrn Portele in Vierzighuben bei Zwittau zwei polierte Steinhämmer und eine Steinkugel aus dem Erdboden ausgegraben; letztere, wahrscheinlich ein Kornquetscher, ist aber in Verlust geraten.“ Diese zuletzt erwähnte, „leider in Verlust a Kugel scheint mir nämlich keineswegs ein ,Kornquetscher“, sondern eher ein Phosphorit unserer Art gewesen zu sein, der. nur durch einen Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XVII. 6 82 L 7 rezenten Zufall in die Gesellschaft der Steinbeile und in die Sohle der Radstube gelangt sein dürfte. Daß diese Kugel zum mindesten als prähistorisches Objekt kaum in Betracht kommt, läßt sich wohl schon aus ihrem spurlosen Verschwinden folgern: Der Erwerber des Fundes erkannte sie offenbar bald als reines Naturprodukt und legte auf ihre fernere Erhaltung kein Gewicht, da sie ihm als solches kein Interesse einflößen konnte. Herr A. Czerny, der Autor der Notiz, weleher die fragliche Kugel kurz nach ihrer Auffindung selbst besichtigt hatte (zu einer Zeit, da ihm die hier beschriebenen Vorkommnisse sowie die Phosphorite von Rußland noch unbekannt waren), billigte später (nach Autopsie der letzteren) meine Ansicht vollkommen und nahm keinen Anstand, sein früheres Urteil in diesem Sinne abzuändern. Vergleichen wir unsere Phosphorite mit denen anderer Länder, so fällt uns sofort die ungemeine Ähnlichkeit, man könnte getrost sagen die Kongruenz, mit jenen Westrußlands auf. Da gibt es kein physikalisches Detail, das wir nicht auch bei letzteren finden und keine chemische Reaktion, die nicht auch Stücke aus Podolien oder aus der Gegend von Grodno zeigen. Werden unsere Kugeln in eine größere Sammlung der letzteren verteilt, so erscheint es- ganz unmöglich, sie wieder abzusondern, wenn sie nicht vorher mit be- stimmten Marken versehen wurden; und die in der einschlá- gigen Literatur kursierenden Beschreibungen der westrussischen Vorkommnisse passen in jeder Beziehung auch auf unsere Kon- kretionen. Im folgenden seien behufs Illustration dieser Tatsachen nur die wichtigsten gemeinsamen Merkmale herausgehoben: Ausgesprochener Gerölltypus; polierte Oberfläche mit Grübchen und Poren; spezifisches Gewicht (3); Farbe; Härte (außen 5, innen 4); Glanz; derselbe kryptokristalline bis dichte Charakter (chalzedon- und erdartig). Radialstruktur mit vom Zentrum ausstrahlenden, anastomo- sierenden, in Poren der Oberfläche mündenden Kanälen und federn- ähnlichen Gebilden zwischen letzteren. Teilweise Ausfüllung der Kanäle mit erdigen Substanzen gleicher Art. Kleine Schmitze des apfelgrünen Minerals und von Vivianit. Unregelmäßig begrenzter Kern von lichterem, spätigem Kalzit. Kleintraubiges Phosphoritaggregat von gleicher Lage und analogem Bau zwischen dem Kern und dem faserigen Teil. O0 C Übereinstimmende Lötrohr- und sonstige Reaktionen. Auftreten in der oberen Kreide, speziell im Cenoman, und zwar auf sekundärer Lagerstätte. Zum Schlusse noch einige Worte zur Genesis unserer Kon- kretionen! Der ausgesprochene Rollsteintypus läßt erkennen, daß es sich unbedingt um Phosphoritgerölle handelt und daß die Fundstelle als sekundäre Lagerstätte aufgefaßt werden muß. Die Bildung der Knollen geschah wahrscheinlich bereits in der paläozoischen Epoche, was aus folgendem erhellt. Sämtliche Vorkommnisse sind ohne Zweifel gleichalterig. Da sich nun zwei derselben in dem ältesten Teil unseres Cenomans (den Perutzer Schichten) auf zweiter Lager- stätte befunden haben, und zwar überdies nahe der Sohle des ge- nannten Horizontes, so erscheint wohl eine Entstehung auf primärer Stätte innerhalb dieser Kreidestufe schwer verständlich, in den jüngeren Ablagerungen selbstredend überhaupt unmöglich. Die Gewässer der älteren Kreideperioden reichten aber niemals bis in unsere Gegenden und ebensowenig die Meere der übrigen Forma- tionen des Mesozoikums. Wir glauben demnach der Wahrheit am nächsten zu sein, wenn wir als Wiege unserer Phosphoritkugeln ein paläozoisches Sediment voraussetzen. Der ganze Werdegang dürfte ungefähr folgende Hauptphasen durchlaufen haben!). Wenn wir die innere Struktur und vor allem die zahlreichen radialen Kanäle betrachten, so drängt sich uns ganz von selbst der Gedanke eines organischen Ursprunges auf. Wir fassen hierbei ins- besondere das Gerüst eines Kalkschwammes vom Typus Porosphaera ins Auge und führen zur Begründung dieser Annahme an: Die wesentlichsten Eigentümlichkeiten unserer Konkretionen decken sich mit der Charakteristik des Genus Porosphaera Steinmann und im allgemeinen mit der der Art P. globularis Phill. aus. der Kreide vollständig (man vergleiche etwa Zittels Handbuch der Paläonto- 1) Man vergleiche z. B. das Kapitel „Phosphorite“ im III. Bande von Dr. C. Doelters Mineralchemie (Verlag von Theodor Steinkopf, Dresden und Leipzig 1914) und Fr. Schwackhöfer, Über das Vorkommen und die Bildung von Phosphoriten an den Ufern des Dnjestr in Russisch-Podolien, Galizien und der Bukowina (Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften, mathem.-naturwissensch. Klasse, LXIII. Bd., II. Abt., 5). 6* “ 84 logie, Bd. I, S. 288). Weniger abgerollte Stücke der analogen Vor- kommnisse von Grodno ‚zeigen oft mehr unregelmäßige (knollige) Gestalten, grob warzige Oberfläche mit rundlichen, auf den Warzen stehenden Öffnungen (in welehe die breiteren radialen Kanäle münden) und zentrale Hohlräume; sie machen ganz den Eindruck eines Schwammes und besitzen zuweilen noch deutliche Anhaftflächen. Die zwischen den Kanälen befindlichen Massen sind niehts anderes als „Fasern“, die sie zusammensetzenden stäbehenförmigen Körper- chen nichts weiter als „Kalknadeln“ eines „Stützskeletts“ im Sinne Hindes, Poëtas, Welters und anderer Autoren, was sich im Dünnschliffe schon bei mäßiger Vergrößerung mühelos erkennen läßt, und zwar sowohl bei den russischen als auch bei unseren Stücken. Die Konturen der einzelnen: Nadeln — es treten drei- armige und monaxone auf — sind freilich nicht immer und überall sichtbar, was sich aber daraus erklärt, daß in den älteren Partien der Kalkschwämme gewöhnlich eine mehr oder minder aus- gesprochene Verschmelzung der Elemente Platz greift, ein Prozeß, der durch die Fossilisation noch stark gefördert wird. Aus ähn- lichen naheliegenden Gründen erscheinen auch die sogenannten „Querbalken“ oder „Böden“ der Kanäle bei unseren Objekten viel- fach nur in schwachen Andeutungen!). Undurchlochte Exemplare von Porosphaera globularis Phill, wie sie mir beispielsweise aus dem Senon von Freville (Frankreich) vorliegen, stimmen in Form und allgemeiner Struktur mit unseren Gebilden vortrefflich überein und ein auffallenderer Unterschied besteht eigentlich nur in der !) Die ausführlichsten beziehungsweise wichtigsten Arbeiten über das. Genus Porosphaera Steinmann sind: G. J. Hinde, On the Structure and Affinities of the Genus Porosphaera, Steinmann (Journal of the Royal Microscopial Society, 1914) und Ph. Počta, Beiträge zur Kenntnis der Calci- spongien aus der Kreideformation (Bulletin international de l'académie des sciences de Vemperenr Francois Josef I., 1904). Sie enthalten hinlänglich für © unsere Behauptung sprechendes Tatsachenmaterial und stellen — nebenbei bemerkt — das in Frage kommende Geschlecht auf den ihm gebührenden Platz in der Reihe der Kalkschwämme, während es ältere Werke (so das zitierte Handbuch Zittels) noch zu den Hydromedusen zählen. Auch die Publikation Otto A. Welters „Die Pharetronen aus dem Essener Grünsande* (Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins der preußischen Rheinlande und Westfalens, 67. Jahrg., 1910) bringt einige für uns sehr interessante Details, namentlich was den Einfluß der Fossilisation auf die Erhaltung der feineren Struktur betrifft. Ich verweise diesbezüglich insbesondere auf Seite 18, 20, 21 und 45 der genannten Arbeit. 85 Größe. Während nämlich die französischen Objekte einen Durch- messer von nicht über 16 mm einhalten (englische erreichen nach Hinde höchstens einen solchen von 34 mm), durchläuft der letztere bei unseren Vorkommnissen — die Osteuropas inbegriffen — alle Werte von 1 bis 18 cm. Da aber die Größe bei Spongien — selbst innerhalb derselben Art — häufig stark variiert, demnach ein ziemlich unwesentliches Moment darstellt, darf auch dieser Umstand nicht weiter befremden. Trotzdem soll natürlich hiemit keineswegs eine Identität der betreffenden Arten behauptet, sondern lediglich deren offenbare Verwandtschaft betont werden. Möglicherweise dürfte es sich um eine eigene Art dieser oder einer nahestehenden Gattung handeln, welche in einem bestimmten Abschnitte des Paläo- zoikums (Silur) eine außergewöhnliche, aber lokal begrenzte Mengen- und Größenentwicklung erreicht hatte, ähnlich wie etwa Carpospongia globosa Rff. aus der Klasse der Kieselspongien !). Der Kalkkörper eines solchen (oder ähnlichen) Schwammes — im Schlamme oder Sand des Meeresbodens eingebettet — konnte nun sehr leicht durch in seine Attraktionssphäre gelangtes und um ihn angehäuftes Ammoniumphosphat allmählich in Kalziumphosphat (Phosphorit) umgewandelt worden sein. Man hätte also den radial- faserigen Teil unserer Kugeln als Pseudomorphosen dieses Minerals nach kohlensaurem Kalk anzusehen, ähnlich denen, welche mehrere 1) Schwackhöfer wählt für die podolischen Phosphorite als Ausgangs- stadium des ganzen Bildungsprozesses anorganische, kugelige Kalkknollen von gleichmäßig feinkörnigem Gefüge, welche in den silurischen Tonschiefern zur Abscheidung gelangt wären und deren Material aus dem die Schiefer über- lagernden Kreidemergel stammen sollte; ihre Radialstruktur führt er auf die Verringerung (Zusammenziehung) der Masse bei der Umwandlung in phosphor- sauren Kalk zurück. Beide Annahmen haben wenig Wahrscheinlichkeit für sich; denn es ist schwer denkbar, daß ein silurisches Sediment noch tief in der Kreide soviel Plastizität behalten hätte, um allseits ausgebildete Kugeln dieser Größe zuzulassen und daß bei der Phosphoritisierung gerade die erwähnte Strukturänderung eingetreten sein sollte. Den bisherigen Erfahrungen nach kommt es in solchen Fällen gewöhnlich nur zu einer Ausfüllung bereits vorhandener Hohlräume und Spalten beziehungsweise zu konzentriseh-schaliger Absonderung. Eine Erweiterung der Spalten wäre hierbei wohl in Anbetracht des großen Druckes wachsender Kristalle allerdings denkbar, hätte aber notwendig eine Reihe von Begleiterscheinungen zur Folge, welche im frag- lichen Falle durchaus fehlen (vgl. Bornhardt, Über die Gangverhältnisse des Siegerlandes und seiner Umgebung; Archiv für Lagerstättenforschung, Berlin 1910). 86 Er U Forscher experimentell dargestellt haben!). Das zu dem in Frage - kommenden Prozeß erforderliche phosphorsaure Ammoniak bildete sich aber immer, und zwar reichlich, in den Ablagerungen der Gewässer bei der Fäulnis organischer Körper (Fischleiber usw.), wie H. Credner überzeugend nachgewiesen hat?). Obige Um- wandlung erstreckte sich in der Regel auf den ganzen Kalkkörper, da die zahlreichen Kanäle das rasche Eindringen des Ammonium- phosphats ausnehmend begünstigten; schloß jedoch nicht aus, daß beträchtliche Mengen des im Überschusse vorhandenen Kalzium- xarbonats unverbraucht blieben. Der ganze Prozeß vollzog sich in der Hauptsache jedenfalls nach der Formel 2 (NH,), PO, +3 CaCO, = Ca, (PO,), +3 (NH), 00,* und lieferte als Nebenprodukt Ammoniumkarbonat, welches durch die mehrfach genannten Kanäle nach außen drang und in die Umgebung diffundierte?). Gleichzeitig mit der metasomatischen Umwandlung ging auch (in geringerem Maße) eine direkte Aus- scheidung von Kalziumphosphat vor sich und die niemals fehlenden zentralen Hohlräume überzogen sich mit dem beschriebenen klein- traubigen Aggregat von Phosphorit“). Was weiters den jetzigen Kalzitkern der Knollen anbelangt, so ist.derselbe zweifellos neueren Ursprunges; denn er füllt, wie schon erwähnt, die inneren Höhlungen genau aus und zeigt immer treue Negative der traubigen Verkleidung. Er dürfte auf wässerige Lösungen kohlensauren Kalkes zurückzuführen sein, die später 1) R. Irwine und W. Anderson legten ein Korallenskelett in eine Lösung von Ammoniumphosphat und konnten nach einiger Zeit bereits 600}, phosphorsauren Kalk in der Koralle feststellen (nach C. Doelter, Mineral- chemie, Bd. III, S. 360). In ähnlicher Weise setzen sich übrigens auch aus- gedehnte Kalkbänke unter dem Einflusse des Regenwassers- tatsächlich nach und nach in Phosphorit um, wenn sie mit Guano u. dgl. bedeckt sind (man vgl. z. B. Karl Elschner, Korallogene Phosphatinseln Austral-Ozeaniens und ihre Produkte; Lübeck 1915). 2) H. Credner, Die Phosphorite des Leipziger Mitteloligocäns und die norddeutschen Phosphoritzonen; Abhandlungen der mathem.-phys. Klasse der Königl. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften, Bd. XXII, Nr. 1 (1895), S. 25—27. 3) Es scheint mitunter noch lange Spuren seiner Anwesenheit hinter- lassen zu haben; denn einer Mitteilung des Finders nach hat die Knolle von Abtsdorf bei der Entnahme aus ihrem Lager und nach dem Zerschlagen einen starken Ammoniakgeruch verbreitet. 4) Doelter, Mineralchemie, III. Bd., S. 362. längs der Radialfasern gegen das Zentrum sickerten und daselbst eine Konzentration von Kalziumkarbonat beziehungsweise die Aus- füllung mit Kalkspat bewirkten!). Ähnlichen Konzentrationsvor- gängen schreiben wir ja unter anderem auch die Entstehung der Kalkkonkretionen im Pläner zu und auf gleiche Weise ist in den Hohlskeletten nach Kieselspongien der kristallisierte Kalzit zum Absatze gelangt (Rauff, Paläospongiologie, S. 217). Der Abschluß des primären Bildungsprozesses endlich bestand in der teilweisen Verstopfung der Radialkanäle durch die angegebene velbliche, pulverige Substanz, die natürlich wieder als das Resultat einer entsprechenden Infiltration angesehen werden muß?). Für den vollständigen Bildungsprozeß auf primärer Lager- stätte läßt sich daher ungefähr folgendes Schema aufstellen: 1. Anwesenheit der Kälkkörper gewisser niederer Tiere im Absatze des Meeresbodens. 2. Konzentration von phosphorsaurem Ammoniak um diese Kalkkörper. 3. Sukzessive Umwandlung ihres kohlensauren Kalkes in Phosphorit unter Beibehaltung der Grundstruktur. 4. Auskleidung der zentralen Höhlungen und Spalten mit dem kleintraubigen Aggregat von Phosphorit. 5. Füllung der Hohlräume mit kohlensaurem Kalke und Ent- stehung des spätigen Kalzits als Kern. 6. Teilweiser Verschluß der radialen Kanäle durch die gelb- liche (bráunliche); pulverige Masse. 1) Selbstverständlich braucht die Ausfüllung der inneren Hohlräume durch Kalzit nicht immer und unter allen Umständen eingetreten zu sein. Bei den Phosphoritkugeln Podoliens und Grodnos z. B. sind sie wohl mit dem erwähnten traubigen Aggregat ausgekleidet, im übrigen aber öfter mehr oder weniger leer. Sie bergen dann in der Regel nur winzige Kriställchen anderer Mineralien (Baryt, Quarz), welche sich einzeln oder in zierlichen Gruppen an den Wänden angeschossen finden, sowie kleine Partien einer zelligen, leicht zerbröckelnden Masse von gelblicher bis weißlicher Färbung; oft enthält auch der Hohlraum nur eine braune, erdige Substanz (vorherrschend Manganhyperoxyd) und nicht selten erscheint der traubige Überzug noch von dünnen Chalzedonlagen bedeckt. Hier hatten demnach statt einer Infiltration kohlensauren Kalkes entsprechend andere die bezügliche Endphase beeinflußt. ?) Das Eindringen dieser Lösungen geschah offenbar wieder durch die in radialer Richtung verlaufenden engen Kanäle. u “ar D EN Ve PURE N ps a ME CE se 5 ty A Se Nas AR 88 Die Anwesenheit des Fluors findet ihre Rechtfertigung im Fluor- gehalt der Organismen (Doelter, Mineralchemie, Bd. III, S. 359), der es wahrscheinlich macht, daß das als Agens wirkende Ammoniumphosphat fluorführend war und daß es dieses Element dem neuen Produkte einverleibte. Auch der Fluorgehalt des Meer- wassers an und für sich könnte zur Erklärung herangezogen werden; denn dasselbe weist noch gegenwärtig ganz beträchtliche Quantitäten dieses Stoffes auf und dürfte daher auch in früheren Epochen mit letzterem versehen gewesen sein. Für die bezüglichen Reaktionen ließe sich dann etwa die Formel aufstellen: 6 (NH,),PO, +2F + 10 CaCO, = 2 Ca,F(PO,); + + 9(NH,)C0, + CO, + 0. Was endlich die Beimengungen von Quarz, Ton, Vivianit und der organischen Stoffe betrifft, so genügt es wohl, auf die Ent- stehung in Meeresabsätzen hinzuweisen, um ihr Vorhandensein erklärlich zu machen. Während der Kreidezeit vollzog sich dann eine teilweise Ver- witterung des Festland gewordenen Sedimentes, der Transport der jetzt freien Konkretionen durch fließende Gewässer in die damaligen großen Süßwasserbecken und ihre Einbettung in den Ton- beziehungs- weise Sandabsatz derselben. Auf dem Wege dahin wurden die Unebenheiten der Oberfläche natürlich abgeschliffen und die Knollen erhielten ihr gegenwártiges poliertes Äußere. Zu einer halbwegs befriedigenden Lösung der Frage nach dem Orte und dem genauen geologischen Alter der primären Lager- stätte fehlen bis nun alle Anhaltspunkte. In der näheren und weiteren Umgebung Mähr.-Trübaus haben die in Betracht kommen- den Schichten nirgends Spuren solcher Lagerstätten erkennen lassen, obwohl es an entsprechenden Aufschlüssen keineswegs fehlt. Angesichts dieser Tatsache und in Berücksichtigung des sporadi- schen Auftretens der Kugeln sowie ihrer vollkommenen Abrollung drängt sich uns die Vermutung auf, daß der Entstehungsort wohl in größerer Entfernung gesucht werden muß, wobei sich die obere Altersgrenze des Muttergesteins selbstredend auch entsprechend ver- schieben könnte. Die primäre Lagerstätte der westrussischen Phos- phorite liegt in Tonschiefern des Silur (die sekundäre in der cenomanen Kreide). Dieser Umstand käme vielleicht einer An- deutung gleich, daß auch die Heimat unserer Gebilde in analogen 8) _Sedimenten zu finden sein könnte, etwa in den silurischen Absätzen Böhmens. Aber letztere haben bisher nicht das mindeste an gleichen oder ähnlichen Phosphoriten geliefert, trotzdem gerade diese Forma- tion, was horizontale und vertikale Durchforschung anbelangt, wenig zu wünschen übrig läßt. — Sollte die bis ins kleinste gehende Übereinstimmung unserer Knollen mit denen Westrußlands mehr als ein bloßer Zufall sein und auf einen gemeinsamen Ursprung hinweisen? In der Tat stünden den nötigen Annahmen keine besonderen Schwierigkeiten entgegen. Am Schlusse der Juraformation war Böhmen sowie das benachbarte Mähren Festland und blieb es auch während der ganzen Periode, die wir als untere Kreide be- zeichnen. Im jüngeren Cenoman erst begann eine Überflutung durch das Kreidemeer, und zwar von Norden, dem heutigen Preußisch-Schlesien aus!). Sie war eine Folge ausgedehnter Boden- senkungen, welche sich wieder als Ergebnisse eines von Südwesten wirkenden Druckes erklären lassen?), und begrub wahrscheinlich selbst das Gesenke unter ihre Wassermassen’). Natürlich erfolgten diese Senkungen nieht plötzlich oder stoßweise, sondern nur lang- sam und stetig; gewiß aber machte sich ihr Beginn auch schon im ältesten Cenoman geltend und schuf zu dieser Zeit die großen Binnenseen Böhmens, deren Sedimente uns heute als Perutzer Schichten entgegentreten. Irgendein von Norden oder Nordosten kommender Zufluß eines solchen im böhmisch-mährischen Grenz- lande ausgebreiteten Sees könnte nun ganz gut als Transporteur unserer Knollen angesehen werden; sei es, daß er mit seinem Oberlaufe bis in eine Gegend reichte, wo noch Ausläufer der west- russischen Phosphoritzone zutage lagen; sei es, daß er solche Kon- kretionen einem näheren Depot entnahm, wohin sie bereits während des Präcenomans durch andere Kräfte (Meeresströmungen) gebracht worden waren. Einem derartigen Depot mag insbesondere der Phosphorit von Abtsdorf entstammen, falls dessen letzte Einbettung wirklich im Posteenoman vor sich gegangen sein sollte. 1) C. Zahalka, Die sudetische Kreideformation und ihre Äquivalente in den westlichen Ländern Mitteleuropas; Jahrbuch der k. k. Geol. Reichs- anstalt 1915, Bd. 65, 1. u. 2. Heft, S. 8. 2) Dr. Friedrich Katzer, Geologie von Böhmen, 2. Auflage, Verlag von T. Taußig, Prag 1902, S. 1494. 3) Dr. Hugo Hassinger, Die mährische Pforte und ihre benachbarten Landschaften; Abhandlungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien, “XI. Bd., Nr. 2, S. 88. FRE NUE RON UN SON N NS ET wat CR + Re à = RE ER eee KV En 3 2 er 90 - Die. Beantwortung der Herkunftsfrage würde möglicherweise eine wesentliche Förderung erfahren, wenn eine chemische Analyse unserer Phosphorite zur Verfügung stiinde;* denn „der chemische Bestand ist für jede einzelne Lagerstätte in genügendem Maße typisch“ und „sogar auf einer ausgedehnten Fläche von vielen Kilometern verstreut, behalten manche Phosphoritlager von gleichem - Alter und gleicher Genesis ihre chemischen Bestandteile sehr genau bei“1). -Leider erschien, wie schon erwähnt, die Ausführung einer vollständigen Analyse aus verschiedenen Gründen derzeit untunlich. 1) C. Doelter, Mineralchemie, S. 353 (Bd. III). Nachwort. Mitten aus dem schaffensfreudigsten Dasein hat der Tod den Verfasser dieser Arbeit am 27. März 1919 hinweggerafft. Er starb als ein Opfer seiner allzugroßen Pflichttreue, die esihm verbot, sich in Anbetracht seiner erschütterten Gesundheit den zahllosen nervenaufreibenden Arbeiten zu entziehen, die ihm an- läßlich der Kriegsverhältnisse und des gegenwärtigen Umsturzes neben seinen Berufsarbeiten aufgedrängt worden waren. Die. wissenschaftliche Welt im allgemeinen und unsere Zeitschrift im besonderen verliert in dem viel zu friih Dahingeschiedenen einen trefflichen und noch viel versprechenden Mitarbeiter. Am 9. Februar 1868 zu Priesenitz in Mähren geboren, absolvierte er die Staats- unterrealschule in Brünn und widmete sich dem Volksschullehrerberuf, dem er bis zu seinem Tode treu blieb, obzwar seine hervorragenden Kenntnisse auf dem Gebiete der Mathematik und der Naturwissenschaften ihm ohne weiteres erlaubt hätten, ein Lehramt an höheren Schulen zu bekleiden. Still und bescheiden, aber höchst verdienstvoll und von jung und alt geehrt, wirkte er zeitlebens als einfacher Dorfschulmeister in mehreren Orten des Mähr.-Trübauer Bezirkes, zuletzt als Oberlehrer in Ranigsdorf. Wissenschaftlich tätig zeigte er sich zu- erst auf dem Gebiete der höheren und niederen Mathematik, wo er neben zahl- reichen kleineren Arbeiten die Studien „Über den eigentlichen Schwerpunkt des Ovals und seines Rotationskörpers“, „Die kürzeste Linie auf der krummen Oberfläche x? y?-4+2?—=Jax?“, „Beiträge zur Theorie periodischer Dezimal- briiche“ und einen besonders anziehenden Aufsatz „Zur Elementargeometrie des Dreiecks“ veröffentlichte. Auf dem Gebiete der Naturwissenschaften befaßte er sich hauptsächlieh mit der Erforschung der geologischen Verhältnisse seines Wohngebietes. Zu erwähnen wären hier die Schriften „Die geognostischen Ver- hältnisse der Umgebung Mähr.-Trübaus“, „Über einige Reste der Iserschichten im Osten des Schönhengstzuges“, „Schichtenfolge der Kreide im Osten des Schönhengstzuges“ und „Nachträge“ dazu. Eine Menge anderer Arbeiten hatte er als Ordner der Sammlungen des Mähr.-Trübauer Museums in Vorbereitung. Er ist leider nieht mehr dazugekommen. Die Erde möge ihm leicht sein! Karl Schirmeisen. - S. A. Weib. Von Bernhard Münz. x Gedichte und Dichter haben ihre Schicksale. Auch die Gedichte des Mannes, dessen Name an der Spitze dieser Zeilen prangt, wissen davon eine Geschichte zu erzählen. S. A. Weiß konnte sich erst nach seinem Tode allmählich Geltung erringen. Nachdem einige Verleger sein Bändchen „Gedichte“ zurückgewiesen, nahm sich auf meine Veranlassung der gegenwärtige Dramaturg des Deutschen Volkstheaters, Heinrich Glücksmann, die Zeit, sie auf ihren Gehalt zu prüfen, und siehe da, er entdeckte einen Schatz, der es reichlich verdiente, an das Tageslicht gefördert zu werden. Von dieser Ent- deckung überwältigt, führte er im Jahre 1897 zu Nutz und Frommen des heimgegangenen und völlig unbekannten Dichters in dem Wiener „Wissenschaftlichen Klub“ eine von Herzen kommende und zum Herzen dringende Auferstehungssymphonie auf. Seine Worte fielen auf günstigen, fruchtbaren Boden, seine Anregungen weckten leb- haften Widerhall. Meister der Vortragskunst, wie Alexander Strakosch, fügten Gedichte von Weiß ihrem Repertoire ein, die erprobtesten Stützen des k.k. Hofburgtheaters, wie Josef Lewinsky und Adolf Sonnenthal, machten das andächtig an ihren Lippen hängende Publikum mit Teilen seines Vermächtnisses vertraut, vor- nehme Zeitschriften öffneten dem toten Sänger bereitwillig ihre Spalten und damit war sein Schicksal besiegelt. Das liebliche Dornröschen war nun einmal aus seinem tiefen Schlafe geküßt und es dauerte nicht mehr lange, bis es in der Deutschen Verlagsanstalt Concordia zu Berlin freundliche und freudige Aufnahme fand. Vineit veritas! Jawohl, die Wahrheit bleibt Siegerin. Wenn auch die Sonne derselben zeitweilig durch Wolken getrübt und verdunkelt wird, so _bricht sie sieh schließlich doch Bahn. en u EN RL Ne RE En Be er ee 9 | N TE LS Et RA Be erde : 2 4 k PT TRE À zony a 92 Kurz war das Erdenwallen des Dichters und höchst tragisch verlief es. Er ward in kleinbürgerlichen Verhältnissen am 19. Januar 1858 in dem mährischen Städtchen Hruschau geboren, absolvierte das Gymnasium in Troppau und beschäftigte sich an der Wiener Universität vornehmlich mit germanischer und vergleichender Philo- logie, wobei er der psychologischen Seite der Linguistik besonderes’ Interesse zuwendete und sich in Shakespeare und Byron, in das Buch der Bücher und die Meisterwerke der Araber, Perser und Inder vertiefte. Es wurde ihm freilich schwer genug, seine Bildung zu vollenden; war er doch einer jener mittellosen Studenten, die hungern müssen, wenn sie nicht ein paar Lektionen erhalten, wenn sie nicht ihr Talent in den Dienst der Talentlosigkeit anderer stellen können — einer jener Stiefkinder des Glücks, denen die immer nagende Sorge manchen hellglimmenden Geniefunken aus- © bläst, deren viele verkommen, verbummeln und das geistige Proletariat vermehren. Vor diesem traurigen Schicksal wurde er nur durch seinen hochgestimmten Geist bewahrt, der ihn über die Niederungen des Daseins zu den erhabenen Sphären der Kunst und Wissenschaft erhob. Nachdem er in Wien zum Doktor der Philo- sophie promoviert worden, konzentrierte er all sein Sinnen und Trachten auf die Erlangung eines akademischen Lehramtes. Zu diesem Zwecke verfaßte er „Beiträge zur Geschichte des indo- germanischen Vokalismus“ und gab sich in einer weitläufigen Studie „Gedanken über Vólkerpsychologie“ redliche Mühe, die von den Dioskuren Moritz Lazarus und Hermann Steinthal begründete neue Wissenschaft gegen die Bestrebungen, welche ihr zum Teil jede Existenzberechtigung absprachen, zum Teil ihr nur ein ver- hältnismäßig ganz bescheidenes Gebiet als ausschließliche Domäne zuwiesen, zu verteidigen. Man hat einen spezifischen Unterschied zwischen der Völkerpsychologie und der Individualpsychologie ge- leugnet, da jede geistige Gesamtheit im Grunde genommen ja nur aus den einzelnen Geistern bestehe. Diese Tatsache, meinte man, sei durchaus einfach, auf den ersten Blick klar und so einleuchtend, daß es gar nicht zu begreifen sei, wie Menschen, welche Augen haben, um zu sehen, sich ihr verschließen konnten. Gewiß, erwiderte der junge Forscher, aber das Einfache und auf den ersten Blick Klare ist nicht immer, sogar selten, vielleicht niemals — das Wahre. Zum mindesten wird man diesem Einwurf gegenüber vermuten dürfen, derjenige, welcher zuerst von Völkerpsychologie geredet ne. j KE : ú Ë 93 hat, werde diese Tatsache, da sie so klar und einfach ist, auch gekannt haben; es müssen also doch Gründe dagegen sprechen. Im Anhange daran erinnerte er an die Nationalökonomie, deren Gegenstand füglich auch nur in dem ökonomischen .Betrieb aller einzelnen besteht. Gleichwohl haben die Gesetze der National- ökonomie unleugbar einen ganz anderen Inhalt als die ökonomischen Betriebsregeln, die der Vater seinem Sohn oder der Meister seinem Lehrling auf den Lebensweg mitgibt. Noch deutlicher illustrierte er die Sachlage durch ein anderes, nicht der Sphäre des Menschen entnommenes Bild. Der Baum z. B. ist ein Komplex von Körpern, welche bestimmte chemische Eigenschaften und physikalische Kräfte besitzen; er kann demnach einen Gegenstand der Physik und der Chemie abgeben. Was ihn aber vor bloß chemischen und physikali- schen Körpern auszeichnet, ist der Umstand, daß diese in ihm ein organisches Gebilde ausmachen, in ihm als eine Pflanze existieren und wirken. Die Wissenschaft, welcher er vorzugsweise angehört, ist schon die Pflanzenphysiologie. Ein Baum und hundert Bäume, das ist gewiß, fallen ohne Unterschied in den Bereich dieser Wissenschaft. Niehtsdestoweniger bilden 50.000 Bäume, die auf einer Quadratmeile stehen, einen Wald. Der Wald als solcher, als Ganzes, als geschlossene Einheit ist aber Gegenstand einer anderen Wissenschaft, der Forstwissenschaft. Diese lehnt sich allerdings vielfach an die Botanik und Physiologie an, aber sie ist nach Zweck und Mitteln der Betrachtung eine ganz andere Wissenschaft. Die Moral davon lautet, daß der Volksgeist sich freilich nur aus lauter einzelnen Geistern zusammensetzt; wenn man jedoch meint, daß der Volksgeist darum ebenso wie jeder einzelne Geist der Individualpsychologie angehört und keiner besonderen Wissenschaft bedarf, dann, im strengen Sinne des Wortes, nach diesem Bilde, dann sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Zudem hebt Weiß die Verschiedenheiten hervor, welche zwischen den Betrachtungsweisen der individuellen Psychologie einerseits und der Völkerpsychologie anderseits mit Notwendigkeit Platz greifen müssen. Die Grundverschiedenheit zwischen beiden besteht offenbar zunächst darin, daß im Individuum die großen und oft sehr disparaten Massen der Vorstellungen durch die Einheit des Subjekts zusammengehören; im Volksgeist aber entspringt umgekehrt die Einheit des Subjekts nur aus der Gleichheit oder Vereinbarkeit des Inhalts in den Individuen. Weiß läßt es dahingestellt, daß auch 94 innerhalb des Volksgeistes oft genug von den Gegensätzen die Rede ist und sein darf, die er in sich birgt, ohne daß wir darum die wirkliche Einheit desselben aufgehoben sehen, daß umgekehrt auch innerhalb der Einheit des Individuums als Subjekt in ihm, als tätiger Geist betrachtet, eine Gegensätzlichkeit und Zerrissenheit sich ausbilden kann, gegen welche die Einheit des Subjekts keinen Schutz bietet. Er verweist vielmehr nur darauf, daß beim Individuum, falls es in einer idealen Weise entwickelt wäre, die Massen der Vorstellungen in ihm eine solche Einheit bilden, daß die Einheit des Subjekts ganz gleichgültig würde, daß sie als Tatsache und nicht als Grund für die innere Freiheit bestände, die Tat, aber nicht den Wert der Einzelheit bezeichnete. Wie sich also über dem ursprünglichen Bande der Seeleneinheit das höhere Band der geistigen Tätigkeit webt, das im Inhalt und in der Form derselben seinen Ausdruck findet, so auch entwickelt sich umgekehrt im Volksgeiste außer der Gleichheit und Einheit des geistigen Geschehens eine Einheit der Existenz. Doch genug hievon im Rahmen dieses Aufsatzes. Trotz seiner in die Tiefe gehenden Studien ging Weiß’ Wunsch, sich an der Czernowitzer Universität für vergleichende Sprachwissenschaft zu habilitieren, nicht in Erfüllung. Vergeblich strebte er auch die Stelle eines Amanuensis an der Universitätsbibliothek zu Czernowitz an und mußte durch weitere vier Jahre als Stundenlehrer und Hof- meister sein Brot erwerben. Niedergedrückt durch die steten Miß- erfolge, verließ er 1889 die Hauptstadt der Bukowina und wurde Redakteur eines Provinzblattes in Mähren. Daß dies kein Wirkungs- kreis für den hochstrebenden Mann war, versteht sich von selbst. Er war auch zu ernst und zu gründlich für einen solehen Posten. So gab er ihn denn auf und ging nach Wien, wo er im Jahre 1891 einen eigenen Herd gründete. Das Schicksal erhörte sein inbrünstiges Flehen: So gönn’ noch einmal, eh’ des Todes Flügel Mich sanft umwehen, frohe Sonnenblicke, Erhab’ne Gottheit deinem treuen Sohne, Noch einmal mir, des Lebens mich zu freuen, Daß ich nicht mehr nur gramumblühte Tage Und trübe Stunden einsam spinnen měge.... Mir winkt von ferne eines stillen Glückes Von reinen Freuden mild verklärter Friede, Und seine Strahlen wollen Licht und Wonne In meines Lebens dunkle Stunden weben. en à: ne MT en Er za PN > m P UE EE > DEL 2% Wie Mondesglanz in lauen Sommernächten, Wenn süße Ruh’ den müden Pilger ladet: Ein Mädchen lebt, der Anmut holde Blüte, Das hochgesinnt zu treuem Lebensbunde Dem Leidbedrückten Herz und Hand zu weihen Entsagungsfreudig will vor Gott geloben.... Auf meinen Knien lieg’ ich hier im Staube, Du übermächt’ges, allgewalt'ges Schicksal, Und fleh’ zu dir aus meiner Seele Tiefen: Nur einmal noch, laß mir zum letzten Male Ein Zeichen werden deiner hohen Gnade, Daß du nicht ganz, für immer mich verlassen, Und gönne mir, mich dieses Glücks zu freuen. Der Ehe entsproß ein entzückendes Knäblein. Allein das Glück sollte nur von sehr kurzer Dauer sein. Am ersten Geburtstag des Kindes, Ende März 1893, warf ihn eine tückische Influenza nieder, als deren Folge ein schweres Lungenleiden zurückblieb, welchem er am 21. Juni 1896 in Gries bei Bozen erlag, nachdem er mehr als drei Jahre vom Bette in das Eisenbahncoupe und von diesem wieder in das Bett getragen und durch alle Klimata geschleppt werden mußte. Die Tragödie seines Lebens erreichte ihren Höhe- punkt, als er, fast schon ein Abgeschiedener, das einzige Kind, seinen Trost und seine Augenweide, die sein hoffnungsloses Kranken- lager erhellte und verklärte, in die Grube fahren sah. So gemahnt sein Schicksal an das der wilden Rose, der er folgendes Lied geweiht: Wilde Ros’ im grünen Hag, Sonnenbrand und Wetter schier Einsam durch den Sommertag Nehmen Schmelz und Krone dir, Träumst du hin dein Leben, Wirst gar bald verderben, Wilde Ros'! Wilde Ros'! Viele, die am Weg dich sehn, Wilde Ros’ im grünen Hag, Achtlos weiter an dir gehn, Nur ein Vöglein schluchzt wie zag Strahlst im Glanz nicht eben, Um dein frühes Sterben, Wilde Ros’! Wilde Ros'! Jawohl, er war bis auf eine kleine Ruhepause, welche ihm sein Mißgeschick nur noch deutlicher zum Bewußtsein brachte, dem Sonnenbrande und Wettern aller Art preisgegeben, achtlos ging man an ihm vorüber, denn er war von geradezu rührender Be- scheidenheit, er verstand die Kunst der Reklame nicht und blühte im Verborgenen wie ein Veilchen und nur seine verständnisinnige 96 Gattin, der er sein reiches Innenleben ganz erschließen konnte, schluchzte um sein frühes Sterben. Es ist bezeichnend für den modernen Hiob, daß er trotz aller zerronnenen Hoffnungen und bitteren Enttäuschungen keine Beute des Pessimismus wurde. Sein Sinn war stolz und neigte sich nur vor dem ewig waltenden Geiste des Lebens, der ihn ernst und mild aus des Himmels unendlichem Rund anblickte. Indem er in dem Unendlichen lebte und webte, fühlte er sich eins mit dem Universum, genoß mit Behagen und ehrfurchtsvoll die heilige, schweigende Ein- samkeit der Natur und rang sich sturmumbraust zu Bildern unver- gänglicher Schönheit empor. So war er bei aller Zartheit ein Dichter des ewig Männlichen. Die Witwe, welche die Gedichte herausgab, sagt in der in ihrer Sehliehtheit ergreifenden Vorrede: „Er litt viel, aber körperliche Schmerzen vermochten nicht die schöne Harmonie seiner Seele zu trüben. So blieb er sich bis zu seinem letzten Atemzuge treu: immer die gleiche heitere Ruhe, das liebe, sanfte, milde Wesen, die edelste Selbstverleugnung. Zu unfreiwilliger Einsamkeit verurteilt, entbehrte er die Welt nicht, weil er selbst eine schönere, bessere Welt in sich trug. Er spann sich ein in Poesie und alles äußere und innere Leben wurde ihm Gedicht.“ In der Tat war sein Martyrium ein Blühen von Gedichten. Aus den Leiden erwuchsen gedankenwuchtige und seelentiefe Dichtungen, wie aus den Ackerfurchen gesegnete Ähren sprießen. Nicht Klagen und Stöhnen war das Dichten dieses Poeten, der sein Dasein in Poesie auflöste, weil er in der Poesie sein Leben fand, sondern Sonnenschimmer, Verklärung, innere Erhebung, eine Art dichterischer Himmelfahrt auf den Fittigen Spinozas. Der gewaltige Philosoph erhellte ihm die düstere Krankenstube, er goß über ihn ein Füllhorn von Friede und Seligkeit aus und begeisterte ihn zu dem hochgestimmten, an feierliche Orgelklänge gemahnenden und von dem amor Dei intellectualis erfüllten Gedichte: „Die sanfte Lehre“, in dem es unter anderem heißt: So gibt es ein Lebend’ges stets, das dich Umströmt und liebend hält in seiner Hut, Wie dort die Rose taubeperlt das Naß Am Morgen frisch im Kelche duftend hegt: Du bist in ihm, es ist in dir, und was Du tust und was du denkst, es kommt von ihm Und fließt, wenn es gescheh’n, zu ihm zurück. Kein Hauch von dir, den es nicht still verspürt, Kein Herzensschlag, den es mit dir nicht schlägt, Kein Seelenleid,. das es mit dir nicht fühlt, Und keine Last, die es mit dir nicht teilt: Es ist ja selbst dein Hauch, dein Herz, dein Leid Und deine Lust, wo immer du auch weilst — Allüberall und stets ist es bei dir.... Und weißt du das und bist du so gestimmt, Und trittst du dann am Abend auf die Flur Hinaus ins Freie unters Sternenzelt, Wo sich der Reigen der Gestirne dreht: So strahlt von dort entgegen dir durchs Blau Das eine unbeirrte Weltgesetz, Das ew'ge — eherne Notwendigkeit! Dein Sinn erhebt sich; flücht’ges Erdenleid, Das kurz zuvor die Brust dir noch bewegt, Es sinkt wie Schatten vor dem Sieg des Lichts, Und heil’ge Schauer wehn dich mächtig an: Du ahnst, du fühlst, du denkst und glaubst jetzt — Gott. Ja, Gott ist alles, Gott und Weit sind eins, Gott ist die Seele und die Welt ihr Leib.... Die ganze Welt ist ein Lebend’ges nur! Sein Atem weht dich an aus lauer Luft, Sein Auge leuchtet dir vom Firmament, Und Sprache ist dir, was da klingt im All, Und was da lieb an deine Sinne rührt, An deine Seele. ... Darum sind Wahres, Schönes, Gutes — eins, Verschied’ne Strahlen einer Sonne nur, - In deren Licht ein ew’ger Himmel sich Dir heimlich auftat tief im Herzensgrund, Ein stiller Segen: Seligkeit und Ruh’! Indem sich unser Dulder an dem einziggroßen Manne empor- rankte, dessen edle Harmonie in seinem heißen Sehnen nach Gott- trunkenheit eingeschlossen ist, ordnete sich ihm alles, sein Martyrium inbegriffen, einem großen Gedanken unter, oder vielmehr, er kannte nur das Wesenhafte und ließ alles Zufällige darin aufgehen. Da er sich in Gott und Gott in sich fand, war das Unendliche sein Anfang - und Ende, das Universum seine einzige und ewige Liebe. Er lernte „Nachgiebigkeit und Milde und Verzeihen und Frömmigkeit und ‘Demut und Geduld, auch Seelenstärke, Großmut und Verzicht auf tausend Dinge, die nur äußerer Schein“. Ein anderer guter Genius, welcher den Dichter umschwebte Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XVII. fe 98 und wesentlichen Anteil daran hatte, daß er nicht Amboß war seinem Leid, sondern seines Leides Hammer, war der alte morgen- - ländische Weise Hillel, dem er Zeit sêines Lebens eifrig nach- strebte. Hinreißend ist seine Apotheose dieses Apostels der Liebe und Demut, welche zugleich eine Apotheose des Judentums ist. Ein grelles Gegenstück Hillels, der als den Grund und die Wurzel der ganzen Gotteslehre die Nächstenliebe und alles andere als Erklärung des Kardinalsatzes: „Was dir nicht lieb ist, was dir verhaßt, das tue auch nicht den anderen“ bezeichnete, ist Torque- mada, der Schrecken sprechende und Blut. sehreibende Groß- inquisitor Spaniens. In einem packenden, dramatisch bewegten Gedichte schildert Weiß sein grauses Ende. In einer von düsterem Kerzenschein erhellten Halle liegt der Massenmörder mit ein- gesunkenen Augen und leichenfahlem Antlitz auf einem Purpurbette sterbenskrank darnieder. Die dürren Hände umklammern fest ein Kreuz, das er manchmal ungeduldig an die Lippen preßt. Plötzlich hebt er sich krampfhaft von dem Lager empor und gebeut den -* Dominikanermönchen, noch einmal die Flammen für die Ketzer zu schüren, damit er noch sterbend für die Kirche Zeugnis ablege, im Angesichte einer in majorem Dei gloriam rauchenden Menschen- hekatombe himmelwärts entschwebe. Und da er sich rühmt, das Land wohl bestellt zu haben, da ist es ihm, als riefe es: „Ja, wie ein Leichenfeld!“ „Nein, nein! — Gleich wie ein Garten“ — der Kranke schreit es laut — „Besetzt mit roten Rosen — Nein, nein! mit Blut betaut — Weh’ mir! — Dort, dort! — Die Toten, vom ew’gen Schlaf erwacht — So helfe Gott mir, Armen! — Still, still! — Es ist vollbracht!“ So packt ihn.das Gewissen zuletzt noch fürchterlich, Der Richter-Inquisitor hat selbst gerichtet sich. Entstellt, verstört die Mienen, fährt keuchend auf der Greis, Ein wilder Krampf, dann Stille. Die Priester murmeln leis. Die Majestät des Gewissens findet auch in dem „Tod Abels“ eine schaurig-schöne Illustration. Es ist ein hochpoetischer Gedanke, daß die ganze Natur durch den frevelhaften Brudermord, welcher der erste seit der Schöpfung vorgekommene Menschenmord war, in Aufruhr geriet, und er ist malerisch ausgeführt. Das Leitmotiv des/ Gedichtes gipfelt darin, daß die Sittlichkeit die Übereinstimmung des Menschen mit sich selbst und den Gesetzen der Natur ist. — PVV SE 2 RP EE AT = 0 Er METER I a cn JA rw : i 4 : "99 Dem Titanen Byron ist das Wunder der Niederlage des Assyrer- königs Sanherib nachgedichtet. Der großzügige „Satan“ ist Geist vom Geiste der jüdischen Moralphilosophie, für welche der Dualis- mus zwischen dem guten und bösen Prinzip, zwischen Gott und dem Teufel ein überwundener Standpunkt ist. Prächtig nach- empfunden und nachgedichtet ist der 137. Psalm „An den Wassern Babels“. Die moderne Gewandung tut der Ursprüng- lichkeit des herrlichen Psalms nicht im mindesten Eintrag. © Das größte Kontingent zu den Gedichten stellen diejenigen, welche zwischen „Natur und Leben“ feine, zarte Fäden spinnen. Sie sind von einem Wohllaute, der uns wie Musik anmutet. Die Sprache fehlt uns, um ihre Schönheit auch nur ahnen zu lassen. Wir müßten selbst Dichter von Gottes Gnaden sein, um sie nach Gebühr würdigen zu können. Wir können nur sagen, daß sie wahre Perlen der Poesie sind und zu dem Besten gehören, was die moderne Literatur an lyrischen Ergüssen besitzt. Ergreifend sind die „Italienischen Frühlingstage“. Weiß, dem durch sein Lungenleiden die deutsche Dichtersehnsucht nach dem Lande, wo die Zitronen blühen, gestillt ward, genießt die sich dort entfaltende Lenzespracht mit vollen Zügen. Er verbringt in Italien sonnige, wundervolle Tage, „wie sie die liebliche Sage sonst nur den Göttern gewährt“, und er lebt sie doppelt, indem er sie auch im Liede auslebt. Er beherzigt mit Behagen die Mahnung, die ihm der ÓL- baum im Silbergrau, der Veilehenduft, die blühende Rose, der leuchtende See, das schimmernde Grün, die Bläue des Himmels zuflüstert: -.. Weile hier, Und ein Genügen zieht Nütze die Zeit, Still dir ins Herz, Hier die Rast sänftigt dir Süße Ruh’: Alles flieht, Währendes Leid. © Freude und Schmerz. Der „Nebel auf dem Gardasee“ erpreßt ihm den Seufzer: Licht! Du reiner Quell des Lebens, Dich entbehren kann ich nicht! O, so laß mich nicht vergebens Deiner harren: Komm, o Licht! Wie sinnig ist es, wenn er dem die matte Natur erquickenden und neu belebenden Sommerregen die Tränen, welche oft als Segen auf der Seele Grund fallen, vergleicht, wenn das Zwielicht in ihm ; 7* 100 den Gedanken wachruft, daß die Fackel der Erinnerung des Menschen Leben beleuchtet, wenn sein Tag sich neigen will! Wie stimmungs- voll ist die Idee, daß im Winter „In den feuchten Wolken sehläft das Sonnenlicht, Um der Erde nicht zu leuchten In das tote Angesicht.“ Weiß verstand es aber auch trefflich, seiner Leier Lieder zum Preise der allmächtigen Zauberin Liebe zu entlocken. Die Palme unter ihnen gebührt dem „Liebesgott“, in dem mit anmutiger Würde und würdevoller Anmut gedeutet wird, warum der lose Schäker den Zeigefinger auf den Mund legt; es will den Dichter bedünken, als könnte das muntere, kecke Flügelkind auch ernst sein, als wollte es den Liebenden zu bedenken geben, daß ein gewisses Schweigen Gold ist — das keusche Schweigen über das, was heimlich sie im süßen Tau beglückt. In den „Vagantenliedern“ erkennen wir den unglücklichen Dichter fast nieht mehr. Den sicheren Tod vor Augen, in eine Matratzengruft gebettet, stimmt er flotte, feuchtfröhliche, burschikose Weisen an. Er besingt das ziellose Wandern in dulci jubilo, weiht des Bacehus edler Göttergabe ein Lied, welches wahrhaftig dem Kneipkomment einverleibt zu werden verdiente, schildert in ver- führerischen Farben, daß man sich ohne Skrupel dazu bekehren möchte, das Leben auf Borg, führt uns die Sorgen, welche das Geld seinem Besitzer verursacht, zu Gemüte und beschreibt liebreizend die idyllischen Wandlungen, die im Wald vor sich gehen, wenn der Jäger und sein Schatz im grünen Revier miteinander kosen. Eisern ist unsere Zeit und sie verlangt, daß ihre Kinder ihre Farben tragen. Wie der Zeitgeist naturgemäß auf die führenden Geister abfärbt, so schaute unser Dichter sinnenden Blickes von hoher Warte in das Menschengewühl. Er schrieb zündende politische Gedichte, die zu Schlachtliedern der um ihren Besitzstand kämpfen- den Deutschen in Österreich wurden, und widmete der Arbeiter- bewegung ein erschütterndes Bild „Aus der Großstadt“, wie es kein empörter „Genosse“ kraftvoller malen könnte. Des Dichters Liederquell ist nur spärlich geflossen; war es ihm doch überhaupt nicht lange vergönnt, aus dem kastalischen Quell zu schlürfen. Zudem gebrach es ihm an Muße, da sein Leben 101 ein unausgesetzter harter Kampf war. Eben darum können wir es ihm nicht hoch genug anrechnen, daß er, dem bewährten Erfahrungs- satze: inter arma silent musae Trotz bietend, seiner Muse die Zunge löste. Und das Wenige, was sie verkündete, ist wurzelecht. Er sang, weil er mußte. Er ließ sein Lied erklingen, weil der Herr ihm die Gabe des Singens und Sagens verliehen hatte. Er griff nur dann zur Feder, wenn er sich innerlich dazu getrieben fühlte. Wovon ihm die Seele voll war, davon ging ihm der Mund über. Was ihm im Busen schwoll, ward ihm unbewußt Poesie. Seine Gedichte sind mit seinem Herzblut geschrieben. Sie sind nicht gekünstelt, geschraubt, gemacht, sondern der reine, treue Spiegel seiner ausgesprochenen, starken, festgeprägten Persönlichkeit. Wirklich Erlebtes, Gefühltes und Gedachtes ist es, was seinem Saitenspiele Töne entlockt. Friedrich Spielhagen charakterisiert das fin de siecle nichts weniger als schmeichelhaft in dem Vierzeiler: Der Nervensaft verbraucht, die Muskelkraft erschlafft; Der Lebensüberdruß in Permanenz; Verachtung der Vernunft und Wissenschaft — In Summa: hochmoderne Dekadenz. In einem wie ganz anderen Lichte erstrahlt doch unser Dichter! Seine Lyrik ist ein Gewebe von Dichtung und Wahrheit, Morgen- duft und Sonnenklarheit, Anmut und Würde. Er schuf nicht nach der äußeren, sondern aus der geistigen Anschauung der Natur heraus, der er, gleichwie ein Kind seiner Mutter, allezeit in zärt- licher Liebe zugetan war. Im innigen und regen Verkehr mit ihr belausehte er die ihr zugrunde liegende Idee, welche allein Geist, Freiheit, Wirklichkeit ist. Sie erschloß ihm ihre Seele, lächelte ihm der Schöpfung herrlichste Gedanken zu, die leisesten Flüstertüne des Daseins wurden ihm vernehmlich, alles, was sich in ihm und um ihn her regte, hatte für ihn eine vertraute Sprache. Das im gewöhnlichen Lichte flach und alltäglich erscheinende Ding stand, von innen erhellt, als Symbol vor ihm. So trennte ihn eine unüber- brückbare Kluft von den Dichtern, welehe nur den Vordergrund des Daseins sehen und die Tiefenerstreckung leugnen. Er war kein Herdenmensch, der sich vor den Schrullen der Närrin Mode duckte, welche schofles Messing frech zum Golde stempelt, er schloß sich keiner Schule an, sondern wandelte selbstherrlich seinen eigenen von ursprünglicher Kraft und ernster Schönheit umsäumten Weg. N ee ER N el ee a PR noie nů) Mo mož o RARE ko | MET 102 Er hat nichts mit den blutarmen Dichterlingen gemein, deren Kunst die Natur vermissen läßt und Farben malt, nicht Leben, aber auch nichts mit denen, bei welchen die Natur die Kunst über- wuchert. Weit entfernt davon, sich dem Naturalismus in die Arme zu werfen, dessen Muse, wie er in einem Sinnspruch schneidig be- merkt, „nicht aus dem künstlerischen Quell, sondern aus der — Schnapsflasche trinkt“, war er ein psychologischer Wurzelgräber. Er war in dem Sinne modern, daß er nicht wie eine Kartoffel in seiner Zeit steckte, sondern sich wie ein Baum über sie erhob und mit den Wurzeln für die Blüte und Frucht Mark und Saft aus ihr sog. Er war ganz und gar Zeitgenosse in künstlerischem Sinne der Antike und der Renaissance und aller bedeutenden Gestalten der Kunstwelt; er war ein Poet, welcher der heiligen Aufgabe des Dichters vollauf gerecht wurde, über Art und Wesen, Fühlen und Sinnen, Streben und Gehaben des Zeitgeistes vom selbsterrungenen hohen Standpunkte klare Umschau hielt und ihm den Pfad zu den Höhen der Menschheit zeigte. Er faßte als ganz und als lebendig, was die Natur ihm lebendig vor das Auge hinstellte, und klärte so, was uns das Herz erregt, in Leid und Lust, oft dunkel nur bewußt, es tief innerlich bewegt. Er läßt uns blicken in die eigene Brust. Sch | m AR SR DT