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ZEITSCHRIFT

FÜR

ÄGYPTISCHE SPRACHE

ALTERTHUMSKÜNDE

HERAUSGEGEBEN

C. R. LEPSIUS

zu BERLIN

UNTER MITWIRKUNG VON H. BRUGSCH

SEGHSZEHNTER JAHRGANG

18T8

LEIPZIG

J. C. IIlNiaClIS\SC'IIE BLCHHANDLUNCt.

Inhalt.

Demotische Paradigmata, von H. Briigseh 1

Der Zug Nebucadnezars gegen Aegypten, von A. Wiedemann 2

Die Stele von Neapel, von J. Krall 6

Sahidische Inschriften, von Ludw. Stern. (Mit 1 lithograph. Tafel) *. 9

Trois reines de la XXL dynastie, par Ed. Naville. (Mit 1 lithogr. Tafel) ..... 29

Offenes Sendschreiben an Hrn. Naville, von H. Brugsch 32

Ein wichtiges Denkmal aus den Zeiten Königs Sesonq J, von H. Brugsch ,37

Historische Notiz, von H. Brugsch 43

Aesopische Fabeln in einem ägyptischen Papyrus, von H. Brugsch. (Mit 1 lithogr. Tafel) 47

Ein strophisch angeordneter Text auf einer Mumienbinde, von G. Ebers 50

Koptische Briefe, von Ludw. Stern 55

Soss, Ner, Sar, von Friedr. Delitzsch 5G

Le roi Teta Merenphtah, par Ed. Naville. (Mit 1 lithogr. Tafel) 69

Une page du Roman de Satni transcrite en hieroglyphes, par G. Maspero. (Mit 1 litho- graph. Tafel) 72

Sur l'auxiliaire ö ^^. ^ , par G. Maspero 84

Erklärung, von H. Brugsch 87

Nebucadnezar und Aegypten, von A. Wiedemann 87

Die Phönix-Sage im alten Aegypten, von A. Wiedemann 89

Osiris- Bacchus, par Aug. Baillet. (Mit 1 lithogr. Tafel) 106

Neue Funde griechischer Papyrusrollen in Aegypten, von Adolph Bauer 108

Über Theilgewichte der babylonischen Mine und deren Bezeichnung, von Eb. Schrader 110 Fragmente von Pahlavi- Papyri aus Aegypten von Ed. Sachau. (Mit 2 lithogr. Tafeln). 114 Erschienene Schriften 28, 70, IIG

I

I

Zeitschrift

für

Äg}^)tische Sprache und Alterthiunskunde

Sechszeluiter Jalu'gang. Erstes Heft.

Inhalt:

Demotische Paradigmata, von H. Brugsch. Der Zug Nebucadnezars gegen Aegypten, von A. Wiedemann. Die Stele von Neapel, von J. Krall. Sahidische Inschriften, von Ludw. Stern. (Mit 1 lithograph. Tafel). Erschienene Schriften.

Demotische Paradigmata.

(Aus einem Briefe an den Herausgeber).

"Was mich am meisten bis jetzt interessirt hat, ist eine Reihe von Scherben- inschriften, welche in demotischer Schrift ganze Paradigmata der ägyptischen Gram- matik enthalten, ähnlich den grammatischen Texten der assyrischen Thon-Tafeln. So findet sich unter der grammatischen Form^V^P, koptisch peq, folgende Reihe von Beispielen vor:

A. B.

)k j/t"i^yn>j etc.

Von ganz besonderem Interesse sind die Negations-Tabellen. Ein wunderbares Wort, i^^ =8 [1(1^ ^ _ ^ ^ mit der Bedeutung von „conjux", habe ich neuUch mit Hülfe schlagender Varianten entdeckt. Die grofse Tabelle der Geschlechter der XXII bis XXM! Königshäuser habe ich durch einen überraschenden Fund um beinahe 100 Mitglieder vermehren können.

Kairo, 15. November 1877. H. Brugsch.

Zeitscbr. f. Aegypt. Spr., Jahrg. 1878.

Der Zug Nebucadnezar's gegen Aegypten,

Der Zug Nebucadnezar's gegen Aegypten

bestätigt durch eine gleichzeitige hieroglyphische hischrift.

Im Jahre 588 war es Nebucadnezar nach langen Anstrengungen gelungen, Jeru- salem zu erobern und sich ganz Palästina unterwürfig zu machen; nun gab es in dem weiten Gebiete, welches seine Eroberuugslust reizen konnte, und unter allen denen, die ihm feindlich gegenübergetreten waren, nur noch zwei unabhängige Staaten, Tyrus und Aegypten. Zunächst wandte sich der König gegen Tyrus und begann es zu be- kriegen, allein trotz einer 13 jährigen Belagerung, in der er sogar versuchte, das Meer zwischen dem Festlande und der Insel durch Dämme anzufüllen, gelang ihm die Er- oberung nicht und er war genöthigt, mit dem König lihobaal einen Vertrag abzu- schliefsen, durch welchen die Stadt zwar nominell die Oberhoheit Babyloniens aner- kannte, aber nicht tributpflichtig ward. Während dieser Zeit hatte die Flotte Nebu- cadnezar's Cypern erobert und ein Theil des Landheeres Arabien besetzt, so dafs jetzt Aegypten ganz isolirt dastand.

Schon kurz nach dem Falle Jerusalem's hatte Jeremia, der die Unterwerfung von Tyrus früher erwarten niufste, Aegypten den Untergang geweissagt, Nebucadnezar werde seinen Thron vor dem Palaste des Pharao in Thachpanhes aufrichten, die Tem- pel der Götter Aegyptens mit Feuer zerstören und die Götterbilder zerbrechen. Den Hophra aber werde er den Händen seiner Feinde übergeben und denen, die ihm nach dem Leben ständen. Gleichzeitig mit ihm hatte auch Ezechiel mehrmals seine dro- hende Stimme erhoben, und Aegypten Rache versprochen dafür, dafs es Judäa in der Noth verlassen habe. Bis an die Feste von Syene und bis au die Grenze von Kusch werde Gott das Land wüste und öde machen, die Städte verheeren imd ängstigen, die Männer sollten erschlagen und die Weiber fortgeschleppt werden. Denn Nebu- cadnezar habe sein Heer mit grofser Mühe vor Tyrus geführt, doch keinen Lohn da- von gehabt, aber siehe : „ich will Nebucadnezar Aegyptenland geben, dafs er alle ihr Gut wegnehme und sie berauben und plündern soll, dafs er seinem Heere den Lohn gebe."

Josephus^) läfst die Prophezeihungen nicht nur in Erfüllung gehen und Aegypten von den Babyloniern erobert werden, sondern setzt noch hinzu, dafs Nebucadnezar den damals regierenden König getödtet und einen andei'n an seine Stelle eingesetzt habe, dann aber mit den geflüchteten Juden nach Babylon zurückgekehrt sei; und ein derartiger glücklicher Eroberungskrieg scheint auch der Notiz des Megasthenes in seinen Indica ^) zu Grunde zu liegen, in welcher Nebucadnezar mit Hercules ver- glichen und ihm die Eroberung von Libyen und Iberien zugeschrieben wird.

Der Zeitpunkt des Ereignisses läfst sich aus der oben angeführten Prophezeiung des Ezechiel ^) bestimmen, welche im Jahre 27 seines Exils, d. h. 573/2 v. Chr. ge- sprochen worden ist, und den Angriff auf Aegypten erst als bevorstehend erwähnt; während auf der andern Seite daraus, dafs in den Prophezeiungen keines Regierungs-

0 Ant. lud. X, 9, 7.

2) Fragm. 48-9, ed. Schwanbeck.

3) Ez. 29 V. 17 ff.

von A. "Wiedemann.

wechseis Erwähnung gethan wird, und aus Jeremia's Angaben, hervorgeht, dafs der damalige Pharao Hophra war. Da nun letzterer im Jahre 572/1 seine Regierung be- schlofs, so mufs Nebucadnezar zwischen 573 und 571 Aegypten angegrifien haben.

Schon sehr frühe ward aber das Historische dieses Ereignisses bezweifelt und sogar von theologischer Seite aufgegeben, einzig und allein aus dem Grunde, dafs He- rodot und Diodor über dasselbe schweigen, ja den Apries sogar als Eroberer von Palästina und Cypern bezeichnen. Aber die Besetzung Palästina's bezieht sich ent- schieden auf Nichts Anderes, als auf den erfolglosen Zug des Königs nach Asien, um Jerusalem zu entsetzen, und die Eroberung Cypern's steht mit den Kämpfen in Asien in gar keiner Beziehung und mufs jedenfalls, wenn sie überhaupt historisch ist, in die ersten Jahre des Apries fallen. Den Aegyptem aber, welche den griechischen Reisenden die Geschichte ihres Landes erzählten, wird es naturgemäfs nicht einge- fallen sein, ihre Niederlagen zu berichten, sondern sie werden sich auf eine Aufzählung ihrer Siege beschränkt haben, so dafs es also nicht erlaubt ist, aus dem Schweigen der Griechen einen Schlufs zu ziehn.

Der Sieg ISebucadnezars über Aegypten wird aber durch eine bisher vollständig unbeachtet gebliebene Stelle einer ägyptischen Inschrift im Louvre bestätigt, welche um so wichtiger ist, als die bisher entdeckten babylonischen Inschriften nur von den Bauten und nichts von Feldzügen des Nebucadnezar zu berichten wissen. Die be- treffende Inschrift bedeckt eine uaophore Statue, welche zuerst von Pater Kircher ^), zu dessen Zeit sie sich in Rignano am Fufse des Soracte, befand, in freilich recht un- genügender Weise edirt wurde. Der Nächste, der die Inschrift ganz mustergültig heraus- gab, war Clarac^), der sie bereits im Louvre vorfand. Der Haupttheil der Inschrift ward dann nochmals von Pierret ^) publicirt, der eine interlineare Übersetzung bei- fügte. — Der Mann, den die Statue darstellte, war ein sehr hoher Reichsbeamter, ein Erbfürst, Siegelbewahrer, u. s. w. Namens Nes-Kor, dem der König aufserdem ein Amt verliehen hatte, welches sonst nur dem Kronprinzen zukam, nämlich das eines Gou- verneurs der Südländer, damit er die feindhche Bevölkerung der Grenzländer, die gegen Aegypten andrängte, abwehre: dies gelang ihm, er verbreitete im Süden die Furcht vor dem Könige bei allen denen, die ihre Wohnsitze verlassen hatten. Eine Angabe, die uns daran erinnert, dafs Psammetich II. gezwungen gewesen war, gegen die Aethio- pen zu Felde zu ziehen, \md dafs er bald nach diesem Zuge starb *). Unser Nes- llor scheint es dann gewesen zu sein, der den Krieg fortführte und beendete. Seine Residenz hatte derselbe in Elephantine und hefs es sich angelegen sein, theils im Na- men des Königs, theils in seinem eigenen dem Tempel des Chnum, der Sati imd Anuk reiche Einkünfte und Geschenke zufliefsen, ja sogar aus Syrien "Wein für die Priester kommen zu lassen, er baute auch neue Kapellen in dem Tempel und verschönerte die schon bestehenden. Die folgenden Worte, welche auf den Angriff der Babylonier Be- zug haben, geben wir in wörtlicher Übersetzung:

1) Obelisci aeg^'ptiaci interpretatio pl. 137.

2) Musee de sculpture II pl. 246 8.

3) Recueil dinscr. p. 21flf. Die Übersetzung findet sich nochmals abgedruckt in den

Rec. of the past. VI p. 79 fif.

■') Her. II, 161.

1*

Der Zug Nebucadnezar's gegen Aegypten,

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Ich habe zubereiten lassen meine Statue, mein Name wird beständig sein durch sie;

nicht wird er vernichtet werden in diesem Tempel, weil (wörtlich: im Verhältnifs da-

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Majestät war, es bereitete seine Majestät eine [Niederlage] (5) unter ihnen.

„Ich habe zubereiten lassen meine Statue, mein Name wird beständig sein durch sie, nicht wird er untergehn in dem Tempel, weil (wörtlich im Verhältnifs davon dafs) ich Sorge trug für das Haus, als es gelitten hatte durch die Truppen (1) der Syrer

(2), der Nordvölker, der Asiaten, der Elenden [welche Schlechtes beschlossen]

in ihrem Sinn, nämlich auszuziehn, um zu durchstreifen das obere Land (d. h. Ober- ägypten) lag in ihrem Sinn; die Furcht vor seiner Majestät war gering (3), sie führ- ten aus, was beschlossen hatte ihr Herz an Plänen. Nicht liefs ich sie gelangen nach Ta-Kens (4), ich liefs sie sich nähern dem Orte, wo war seine Majestät, es bereitete seine Majestät eine Niederlage (5) unter ihnen." Nes-Hor schliefst dann mit der Versicherung, dafs diejenigen, welche ihm Opfergebete durbrächten, gedeihen und An- sehn erhalten würden.

1. Das Wort nmfs hier wohl als „Fremder, fremdes Volk," und dann spe- ciell „fremde Truppen" (vergl. Brugsch "VV. 1391) gefafst werden, da es nicht zu er- sehn ist, wie man mit Bogen einem Tempel Schaden zufügen kann.

2. Äm-u sind diejenigen Völkerschaften Asiens, mit welchen die Aegypter am frühesten in Beziehung traten, also die Grenzvölker in Arabien und Palaestina, später auch die Syrer, während Sati meist die entfernter wohnenden Stämme bezeichnet.

3. Der ägyptische Ausdruck ist hier sehr eigenthümlich, .. "^^^ würde

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wörtlich bedeuten : „zum schlechten Male," wie her sejp zum ersten Male, was aber

von A. Wiedemann.

kaum etwas anderes bezeichnen kann, als im Schlechten, im Gerino-en seiend, d. h. schlecht oder gering.

4. Das Land Ta-Kens ist, wie Brugsch i) überzeugend gezeigt hat, die Geo-end bei dem ersten Katarakt, dessen Hauptort Kens auf der Insel Konosso bei Philae la"-, ein Distrikt, der noch heutzutage den Namen Kenüs trägt,

5. Das betreftende Wort ist in der Inschrift zerstört, auf 1. G (bei Clarac) unten, ist entschieden j(^iiv^^_ zu lesen, aufl. 7 ist am Ende des Wortes noch erkenn- bar, vor welchen Zeichen nur 1 2 andere fehlen können. Es ist also wohl zu er- gänzen ^; /] er überwältigte sie, er machte sie zu Gefangenen oder Besiegten.

Aus der Inschrift geht somit hervor, dafs unter der Regierung des Königs Apries die vereinigten Truppen der Asiaten und Nordvölker Aegypten angriflfen, bis nach Oberägypten vordrangen, dort Elephantine besetzten und den daselbst befindlichen Tempel des Chnum beschädigten, dafs es ihnen aber nicht gelang die Katarakten zu überschreiten, sie vielmehr dort von Äpries besiegt und zurückgetrieben wurden. Da- mit war die Prophezeihung des Ezechiel eingetrofien; bis zur Feste von Svene und bis an die Grenze von Kusch hatten die Feinde das Land besetzt und hatten es be- raubt und geplündert.

Der Einfall des Nebucadnezar scheint aber für Aegypten noch weiter gehende Folgen gehabt und sogar zu einem Herscherwechsel geführt zu haben. Wir sahen oben, dafs derselbe chronologisch nach dem Jahre 573/2 vmd noch unter Äpries, also vor 572/1 erfolgt sein mufs: die Inschrift des Nes-Hor ist nun noch unter der Regie- rung des Apries niedergeschrieben worden, so dafs also dieser nicht, wie Josephus meint, bei dem Einfall seinen Tod gefunden haben kann; sondern noch eine ziemliche Zeit länger regiert haben mufs, da Nes-Hor noch unter seiner Regierung die Beschä- digungen, welche die Asiaten dem Tempel zugefügt hatten, reparirte. In der Dauer der Regierung des Apries ergeben sich aber auch sonst noch Schwierigkeiten, indem Herodot, der sonst in seinen Zahlenangaben in der 26ten Dyn. überall mit den Mo- numenten übereinstimmt, dies hier nicht thut, indem er, ebenso wie Eusebius dem König eine 25jährige Regieiauig zuertheilt, während sich aus dem Afrikanus und den Monumenten nur 19 Jahre ergeben. Da der Regierungsantritt des Apries, wie sich aus allen Synchronismen ergiebt, keinenfalls vor 592/1 gesetzt werden darf, so kann die Verschiedenheit der Zählung nur am Ende der Regierung gesucht werden. Die Lösung der Schwierigkeit ergiebt sich aus einem schon von Champollion in Kairo ge- fundenen 2), später aber ganz unbeachtet gebliebenen Monumente, welche uns den König Apries zeigt, wie er gefolgt von der Königlichen Person des Amasis einen Tempel weiht. Aus diesem Denkmale ergiebt sich mit Evidenz eine Doppelregierung des Amasis und des Apries, welche auch dadurch bestätigt wird, dafs auf einem Li- bationstische in Paris-*) ein hoher Reichsbeamter ^ 0 ^^ "^ y "^ Ahmes-sa-

Neit-Rä-uah-äb erscheint, der in seinem Namen die Namen beider, nach der Ilerodo- teischen Erzählung einander feindlich gegenüberstehenden Könige vereint, was nur durch die Annahme einer Zusammenregierung beider begreiflich wird. Dieselbe wird

1) Geogr. Inschr. I, löOtr.

^) Champ. Mon. IV, pl. 443 No. 1.

2) Louvre O, 50. Pierret. Rec. d'Inscr. p. 82.

Ein Zug Nebucadiiezar's gegen Aegypten, von A. Wiedemann.

auch dadurch glaubhch, dafs Amasis der Schwager des Apines war, iudem er dessen Schwester Anj-en-s, die Tochter Psammetich II zur Gattin hatte, und wie durch deren luigemeiu häufigen Erwähnung auf den Monumenten hervorgeht, besonders auf diese Ehe seine Thronansprüche begründete. Dieser Doppelregierung würden dann die 6 Jahre Differenz zwischen Afrikanus und Herodot zuzuschreiben sein, welche Afrikanus, um die richtige Dynastiensumme zu erhalten, nur einmal zählen durfte, ebenso wie die Monumente, welche die Regierungsjahre des Königs stets von seiner faktischen Thron- besteigung und nicht vom Beginn seiner Alleinregierung an rechneten, während es Herodot nur darum zu thun war, anzugeben, wie lange Apries als König geherscht habe.

Der Sturz des Apries und seine Ermordung durch das aufständige Volk, wie sie uns von Herodot und Diodor erzählt werden, mögen zum Theil richtig berichtet sein, wenn sie auch sagenhaft ausgeschmückt sind, jedenfalls wird die Erzählung durch die Geschichte von dem Helm, den ein Soldat Amasis aufgesetzt und ihn dadurch zum König gemacht haben soll, verdächtig, da die Analogie dieses Ereignisses mit dem Helm, der der Grund zu Psammetich I Thronbesteigung war, im höchsten Grade be- denklich erscheinen niufs. Möglich, dafs Amasis mit Hülfe von Truppen des Königs von Cyrene, dessen Tochter Laodike er in zweiter Ehe geheirathet hatte ^), seinen Schwager besiegte und dafs dann das Volk den geschlagenen König ermordete, so dafs an ihm die Prophezeihung des Jeremia^) buchstäblich in Erfüllung ging:

„Ich will Pharao Hophra in die Hände seiner Feinde geben und derer, die ihm nach seinem Leben trachten ; gleichwie ich Zedekia, den König Juda's übergeben habe in die Hand Nebucadnezar's, des Königs zu Babel, seines Feindes, der ihm nach sei- nem Leben stand."

Leipzig, 18. Januar 1878. Alfred Wiedemann.

Die Stele von Neapel.

Die Stele von Neapel, von dem Priester des Samtaui Tafna^t herrührend, wird von ihrem Herausgeber und Übersetzer Brugsch 3), dem sich auch Prof Lauth an- geschlossen hat, in die Zeit Alexanders des Grofsen verlegt. Die Betrachtung der auf der Stele erwähnten Begebenheiten, hat Brugsch zu seiner Annahme geführt; wir wollen, auf seiner meisterhaften Übersetzung fufsend, dieselben durchgehen und prüfen, in wieweit seine Ansicht besfründet erscheint.

^) Her. II, 181.

2) Jerem. 44 v. 30.

^) Edirt in seinen „Geogr. Inschriften I, Taf. 58 (cf, pag. 40) und in der Aeg. Chresto- mathie von Prof. Reinisch I, 17. Übersetzt von Brugsch in seiner Geschichte Aegyptens (p. 762 4) sowie theilweise von Prof. Lauth in seiner akademischen Abhandlung „Alexander der Grofse (p. 20/'. Die Übers. Goodwins im IV Bande der Records of the Past war mir leider nicht zugänglich.

Die Stele von Neapel, von J. Krall,

Gimstbezeugungeu sich bertthmen, die er durch Ochus und seine [! t Vq^ (ii'Xct Herodot VII, 39) ei-fjihren hatte (h 9. die "Worte „zweimal fünf"' in JBrugsch's Ül

L. 8. Als du deinen Rücken kehrtest dem Lande Aegypten, da wandtest du dich in deinem Herzen dem Perserkönige *) zu, d. h. Aegypten unterlag im Kampfe gegen den Perserkönig.

^Venn die Stele nach der Annahme von Brugsch und Lauth in den Beginn der Herrschaft der Makedouier über Aegypten gehört, so kann der \ a\J S~3 kein An- drer als Ochus sein. Unmöglich konnte aber Tafnaj(t in der Zeit der Ptolemäer der

cf. Über- setzung sind natürlich zu streichen) durch jenen Ox}is^ der nach Bewältigung Aegyp- tens gegen dasselbe aufs grausamste verfahren hatte, die Tempel geplündert, die heili- gen Bücher geraubt, ja den Afis erstochen imd so zahlreiche Hinrichtungen vorneh- men liefs, dafs er den Beinamen der „Dolch" vom Volke erhielt (Diod. XVI, 51 und Aelian Var. Hist. IV, 8 und VI, 8, cf Rawlinson A. M. IV, 538 und Droysen, Gesch. Alexanders I, 62). Die Stelen der Ptolemäerzeit sind vom Hasse gegen die Perser er- ftiUt. Das Decret des Ptolemäus Lagi (Aeg. Zeit. IX, 1 übers, von Brugsch) nennt den Xerjces V^ Feind (1. 9 und 10), es erzählt Chabbas habe den Frevler Xerxes

aus seinem Palaste hinausgeworfen ( 1, 11. | W L[^ czezi (1 [1 T{T?T ^. Cpjj j;

ja die bilingue Inschrift von Tanis spricht geradezu (1. 6.) von den bösen Persern

( ^1 I n h? 1 Können wir schon der Fassung dieses Satzes weoren die

Stele nicht in die Zeit der Makedonierherrschaft über Aegypten verlegen, so ist es ebenso unmöglich den folgenden Satz (1. 10.): „Du hast mich beschirmt in dem Kampfe der lonier (darunter soll Alexander der Grofse gemeint sein, doch kann Brugsch selbst nicht umhin seiner Deutung eini beizufügen), als du verch'ängtest den Asiaten, sie tödteten 100,000 an meiner Seite, aber Jsiemand erhob seine Hand wider mich" auf die Besetzung Aegyptens durch Alexander beziehen. Die griechischen Autoren stellen dieselbe also dar.

Arrian de exp. AI. III, 1. 'AXE^avd/sog oe btt KiyvnTcv la-iWirc, y.ut kzociiri ruspy. 0.710 T'/Jg Ta^r^g IXavvujv, ry.sv s; Ur^'KovaLcv ty; AiyvTnov. Ma^ax'/jg ce 6 Uipar^c, cg r^v aurpa- nr^g Klyvnrcv Ik ^apsicv y.a^zarrfy.wg^ Ti\v ts Iv 'Icaw fJ-ciX'f^tV onwg ffuvsß'/j ttsttuo-juevos kui Aa- psicv cri atVx/sa ^vyr^ l^vys xai ^civixr^v rs y.ai J.vp{o.v y.ai rrjg 'Apaßiag rd ttcXKo. vno 'A\j^«v- ^pcv h/cy-Dia, uvrw ts cvk cva-r^g ovvdjiVJL'g Uspcny.r^g, idix^'o TaTg ttcXsc-l (liiXia-g xai rf, yi^pci 'AXi^avopov 0 08 stg Ur^Xcv^LCv (^vKayr^v zlar^/ayz .... y.o.i caa. yaS' cocv x^'P'''* bv^i^ovtwv Twv BvoLycvvTwv xaraffxcuv dict T7]g Ip'/j'jucti o^txeTo lg 'H.Xi.cv7zoXlv. Diod. XVII, 49. AXs'^uv- &pcg d\ fjLsrd TraVy^g Tijg dvvdfxswg TcapriX^ev slg AiyvTrrov y.at TrapiXaßs jräaag rag hi aurrj' ncXsig X<jupt5 /cuvöt'vcüv Ol yd.p Aiyunrici twv Tispa-wv '/;'cr£,6 yjKcrwv et^ rd tepu yai ßiaCwg apxovrwv aa- fxsvcL —poa-E6i'£^avTO Tovg Maycsdcvag.

Ja selbst wenn diese Stelle nicht im geraden Gegensatze zur historischen Wahr- heit stände, selbst wenn es bei der Besetzung Aegyptens durch die Makedonier zu so blutigen Kämpfen gekommen wäre, wie sie 1. 10. voraussetzt, schwerlich hätte der

^) Sowohl aus der bil. Inschrift von Tanis, der zufolge Ptolemäus um die von den Per- sern geraubten Bilder wieder zu gewinnen nach ^ ^ r^y^n zieht, als auch aus dem Decrete des

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Ptolemäus Lagi, wonach Alexander sich / £) ^ E~2 befand, ergiebt sich, dafs wir unter

dem \ ^^ '^'^^ ^^^ Herrn Asiens speciell den Perserkönig zu suchen haben.

g Die Stele von Neapel,

Tafnaj[t unter den Ptolemäern einer so gewaltsamen Begründung ihrer Herrschaft ge- dacht. Haben ja doch die Ptolemäer die Priesterschaft jederzeit begünstigt, wofür die- selbe mit Ehren und Lob nicht sparsam gewesen, wie die Dekrete von Tanis und Rosette hinreichend darthun. Wir müssen im Gegentheile in dieser Stelle die Erwähnung einer unruhigen Zeit sehen, in der Aegypten sich im Aufstande gegen seinen recht- mäfsigen Oberherrn (nach der Auflassung Tafna^ts) befindet, während es den ver- bündeten loniern gelingt die Perser aus dem Lande zu jagen. Ausdrücklich wird der Beruhigung Aegyptens, also seiner Unterwerfung unter den Perserkönig, 1. 12. gedacht. Dieser Aufstand kann gegen Darius und Xerxes unter dem Könige Chahbas (Cf. Herodot yn, ], 4, 5, 7, 8) wegen der Erwähnung der lonier nicht sein, ebenso wenig kann die Erhebung gegen Darius Nothus'^) gemeint sein, denn auf diese folgte eine über 60 jährige Unabhängigkeit Aegyptens, welche Tafjia^t nicht überlebt haben kann (auch würde 1. 12 14 mit dieser Annahme nicht zu vereinigen sein, worauf wir später zurückkommen). Es bleibt sonach nur der Aufstand der Aegypter gegen Artaxerxes (460 54 fallend) übrig. Die Nachrichten, die wir von demselben haben, stimmen vor- trefflich mit unserer Stele überein. Thukydides schildert denselben in I, 104. 109. 110. 112, die für uns entscheidende Stellen sind: (c. 104.) Ivdp'jüg dl 6 ^ajjLfxiTixov Aißus dTriar'qaBV AiyvTTTOv tu 7r}Jw olko ßas-i'Kiwg, 'ApTU^ip-

gou, y.al aurog apx<^v ysvojjisvog ' AB'rjvaiovi; IrtrjydyETO l ^ [P i i i | ol 6b . . . dvaTrXsvcravTsg

dno ^(xkaaar^g lg tov lia'kov tcv noTüfxcv nparowrig y.al Tr^g MijXipLd og T'jüv 6vo fxspwv Tvpog To rpiTov \i-ipog o aaXziruL Kzvy.ov tei^os ( j F I 'Se6 hui weifse Mauer j Inckiiiow' Ivr^aav b\ avro^'L Ti.zpa(j!)v koli Mrjöwv ol Kara(l)vyovTBg hol AiyvnTiwv cl jurj 'S,wa7roa-TdvTEg (unter den nicht abgefallenen Aegyptern befand sich auch Tafna^t; jetzt begreifen wir den Satz „100,000 fielen an meiner Seite") (c. 109) ro [xlv ydp Trpwrov ly.pd.rovv rr^g AiyonTov ' A^r^- vaXcL . . . ßaaiXBVg Ttiintti . . . Msydßvl^ov avdpa. TlipaViV juera aTpandg TrcW^g, og d4>i>io-

fxsvog xara yr^v rovg re AiyvTrriovg y.ai rcug ^vuuaxovg uax'^ E^parrGs I awvaaav ^ /}^ ß-'-cx.

v/ C 1^ I ..... '.. ^.•^, t\,t/..j..ä'-,, '>-Ji « ). 'iT'i-i /1 1 A^ A^

O X Zl V ci ^ ) y.ai l-/. T/jg Msucfiidog l'^yjXaas Tovg "EWrvag .... (110) .. . Alyvirrog

6 s Tvakiv vno Üaatkza ivcvsro ( uC2.:>~ ^ d ^-^ ^ ).

Fassen wir nun die Stellung ^iamtaui Tafnaj(ts, 2) näher ins Auge. Es kann kein Zweifel darüber sein (Brugsch hat dies mit Recht hervorgehoben), dafs derselbe ein eifriger Parteigänger der Perserherrschaft gewesen und unter derselben seine Stele ge- setzt: die Feinde der Perser, die lonier, sind auch seine Feinde; unter einer andern den Persern feindlichen Regierung würde er daher sich der Gunst des Perserkönigs und seiner Freunde nicht gerühmt haben, ja schwerlich in den Ämtern, die er von denselben erhalten hat, belassen worden sein; kein Wunder dafs ihm die Rückkehr

^) Zu Beginn seiner Regierung etwa 401 400, denn wir halten mit Lepsius an der An- nahme fest, der von Manetho erwähnte Amyrtaeus sei der aus den griechischen Autoren bekannte König im Nildelta; noch bei der Schlacht von Kunaxa 401 kämpfen im Ferserheere ägyptische Truppen (Xen. Anab. J, 8, 9); dagegen erfahren wir schon Anab. II, 5, 13, dafs die Aegypter aufgestanden seien, 400 beginnt sodann die XXIX Manethonische Dynastie.

) Ich will hier daran erinnern, dafs Samtaui-Mastura der Thronname des Cambyses ist; sollte Tofnaj^t gar ein Priester desselben gewesen sein, etwa wie wir auf der "Wiener Stele 88 (Reinisch. Chrest. I, 18) einen Priester des ISectanabo finden! Das würde sein zähes Aus- harren bei den Persern hinreichend erklären.

von J. Krall, 9

ihrer Herrschaft als gleichbedeutend mit der Herstellung geordneter Zustände erscheint (1. 12). Unter diesem Gesichtspunkte müssen wir auch 1. 12 14 betrachten.

L. 12. Nachdem gemacht war lluhe darauf, sprach deine Heiligkeit zu mir: „Zieh gegen Chinensu, ich werde mit dir sein Führer durch die rN-^x^i fremden Länder (1. 13). Ich war allein, ich fuhr auf dem Mittelmeere i) dahin, nicht hatte ich Furcht, denn ich gedachte deiner. Da ich dein Gebot nicht übertrat, so erreichte ich Chinensu (1. 14), ohne dafs mir ein Haar auf meinem Haupte gekrünmit worden wäre.

Was soll diese Stelle, wenn wir uns an die Annahme Brugsch's halten, bedeuten? Ist denn Samtaui Tafnaj(t nicht Priester in Chinensu? Wozu denn die Aufforderung nach Chinensu zu ziehen? Wir müssen diesen Zug als eine Rückkehr auffassen. Wo war Samtaui inzwischen? Warum berichtet er uns nichts davon? In welchem Zusam- menhange steht seine Rückkehr nach Chinensu mit der Beruhigung des Landes? Durch welche r^^^^ fremde Länder mufs Tafnajt ziehen, ehe er nach Chinensu ge- langt? Und vollends was soll die Fahrt auf dem Mittelmeer bedeuten! Wo bleibt denn die Klarheit das Textes, welche nach Chabas mit Recht den besten Mafsstab der richtigen Auffassung desselben bildet? Bei unserer Darlegung fällt uns die Ant- wort auf diese Fragen nicht schwer. Als die Perser aus Aegypten weichen mufsten, konnte Tafnaj(t nicht zurückbleiben, er flieht nach Asien ins Perserreich (dieses unan- genehme Ereignifs erwähnt er natürlich nicht) ; als dann die Ruhe hergestellt wird kehrt er über das nK ''^^^ und durch die C::^^^ nach Chinensu zurück, und wird na- türlich von Artaxerxes für seine Treue gebührend belohnt.

Tafnajt hat den König Artaxerxes überlebt (gest. Winter 425 nach Thuk. IV, 50) in 1. 17 gedenkt er des Todes desselben "^^»Cc^ I 1 | "^^ *i-=^- T^ (ähnlich die

Inschrift von Tanis 1. 27/28 ^ | ^^ ^ O D "^ "^ ^ ?a ^ ; die von Prof.

Ebers entdeckte Inschrift des Amon-m-heb hat dafür 1. 37 I ^^ <=::> ) der

Sohn, welcher lieb hatte (Lauth übersetzt „geliebt von") den König von Ober- und Un- terägypten (i. e. Chnum) ist eingegangen ins Himmelreich um zu schauen was dort ist. Die Ereignisse, von denen Samtaui Tafna^t berichtet, fallen demnach zwischen 460 24, und es stimmt vorzüglich damit sein Ausspruch (1. 14) „du gabst mir eine lange Lebensdauer in Herzensruhe."

Wien den 2. Januar 1878. J. Krall.

Sahidische Inschi'iften.

(Mit der lithogr. Tafel I.).

Die profanen Schriftdenkmäler der Kopten sind von besonderer Wichtigkeit für die Kenntnifs von Verhältnissen in einer Epoche der ägyptischen Geschichte, welche sonst wenig bekannt ist. Sie sind ausschliefslich sahidisch und führen uns in jene Zeit, als die Kopten den Einwanderern an Zahl noch überlegen und in der Ausübung ihrer Religion unbehelligt waren, als das Schriftthum noch unter ihnen blühte und von Siut bis Esne, von wohlbestellten Gärten umgeben, sich Kloster an Kloster reihte. Sehr

1) Es liegt kein Grund vor gerade hier ]| ^^ durch „Nilstrom" zu übersetzen.

Zeitschr. i. Aegypt. Spr, Jahrg. 1878.

IQ Sahidische Inschriften,

wenio" ist von diesen Klöstern mit ihren Tausenden von Mönchen und ihrer Geschichte überliefert worden. „Sie sind alle verschwunden", sagt Maqrizi, „und in Vergessenheit gerathen, die einst so blühend waren, deren Mönche so zahlreich und deren Pfrün- den so ausgedehnt waren, und denen man so viele Geschenke darbrachte." Einen Einblick in dieses klösterliche Leben gewähren uns jene Contracte imd Testamente aus Theben, die zum Theil unlängst ein eben so gelehrter als genialer Forscher der Wissenschaft zugänglich gemacht hat. Einer derselben stammt aus dem Jahre 735 n. Chr., ein anderer aus dem Jahre 777, ein dritter aus dem Jahre 812; einer im Briti- schen Museum aus dem Jahre 750. Sie werden in willkommener Weise durch Stein- und Scherbeninschriften jener Zeit, die sich in den Museen zerstreut vorfinden, ergänzt, so gerin o-fügig meisten theils deren Inhalt sein mag. Auch diese, von denen ich indefs nur eine geringe Zahl, grofsentheils fragmentarischer, kennen gelernt habe, stammen gleich- falls aus Theben und namentlich aus der Ortschaft Geme, S. ■s.HM.e, M. (S'hmi i). Die-

1) Das Wesen der palatalisierten Gutturah's und Dentalis (3* und •:& erhellt am besten aus ihrem Ursprünge. Das letztere Zeichen ist jedenfalls das demotische A t\ das erstere höchst wahrscheinlich das demotische v,_^ k, und nicht ®jf, wie Revillout annimmt, da dieses Zeichen im Demotischen ohne Zweifel die Aussprache s hatte, eine dem <^ nur ganz spät zu- kommende. Als die Kopten, d. h. die wesentlich sahidisch sprechenden Einwohner Ägyp- tens, ihre Schrift erfanden, mufsten sie mehrere Zeichen den cursiven Schriftzügen der Hiero- glyphen entlehnen. Für A t'aämu schrieben sie also mit Beibehaltung des i t'a

•XOüCü.l

lAie, für (g j\ \\ i\ oms.iKi, und ebenso ersetzten sie das gleichbedeutende ^^ regelmäfsig durch 'S: t'et -xo), t'etfet, im Dem. bereits mit ^ geschrieben, •xö.Tqe, nicht minder (C^: t'au ■siOTe; auch andere Dentale, namentlich s > hatten diesen Laut angenommen: öes -sice, öen're •scoojpc. Sah. 'S. läfst sich wohl ausnahmslos auf ein altes (, f, Ö, «' zurückführen, zunächst ist es ein t. Unter den Gutturalen fanden sie einen palatalisierten Laut, den sie weder mit k (welches von ihnen früh wie g gesprochen wurde) noch mit i^ (welches ihnen vor hohen Vo- calen wie unser j klang) wiedergeben konnten; z. B. ^ ^^ ker (für ö wie die

ältere Schreibung ist); sie entlehnten auch dies Zeichen und schrieben «S'oA. kol und so in allen Wörtern mit 5 oder dafür eintretendem v_^; die demot. Form des erstem fügte sich nämlich schlecht in das gr. Alphabet; also: ker (igitur) <3'e; kahu (schwach) s'cofe; kabu (Arm) (3'fioi; kabi (Blatt) ö'cofee; kern (finden) (3'eAi; kehkeb (Stück) is'ifecs'ifii; kahes (Gazelle) (S'^g^ce; kereh (Nacht)

ö'opg. Die Laute o t und ^^^ t wurden meist t, /\ q und richtiges v ^ ^• meist k. Als

nun bedeutend später die Nordägypter ihre eigne Sprache schrieben, schlössen sie sich meist den Vorgängern an, indem sie für A ta -s. schrieben, wie •sioaV| o-ys*.!, "scj; aber in einigen Fällen war die ursprüngliche Dentalis zur Gutturalis oder Palatalis geworden; z. B. t'etfet 's.e>.Tqe lau- tete ihnen katfi ^Ä.Tqi, t'iive wie (S'iotc, iise wie (S*!«. Dahingegen lautet hol ihnen vielmehr wie -soA t'ol, kboi wie t'x)hoi, köbi wie t'öbi, u. s. w., d. h. stark palatalisiert. Nur gewisse phone- tische Combinationen scheinen in wenigen Fällen bei ihnen der Erhaltung eines ursprünglichen S" k günstig gewesen zu sein, wie: krompi, klo, Aale, klot' (sah. und dem. klok) , köm. Die Frage nach der Aussprache dieser beiden Buchstaben ist eine schwer zu lösende. Sah. ö* steht für k, in (S'Tm^TTnoc für Kin-^-Tnoc (Rev. Pap. p. 3), während dieses n auch sonst durch r wieder- gegeben wird: reAe-ye (ib. p. 94). Selten steht ö" für ^, w^ie in cind.pnd.(S'H (Pap. Berl.). Ferner lautet das pers. »Sjji^\ äb-glneh sah. a.&Ä.a'&eitt (Glas). Sah. 's wird mitunter durch vertreten, wie vi für -si (Pan. p. 239), M*.e.ue für jiii.AL'se; und i? wechselt in einem Namen mit i; aufserdem steht -s. gelegentlich für ig wie Rev. pap. p. 99. Unter Erwägung der verschiede- nen verbürgten Aussprachen, ward ^ aus k zu g, g, c, s 's aber aus t' zu d', g, g., z.

von Ludw. Stern. JJ

selbe lag im Nomos Ermeut, aber doch nicht in unmittelbarer Nähe dieser Stadt, da im dritten Papyrus von Bulaq einer der Unterzeichneten aus Ermeut, zur Zeit in Genie ist (Revillout, pap. p. 49) ; sie heifst auch MeMnojmton oder K*.cTpoii n -s.hmc., indem castrum, arab. j^aS, zur Bezeichnung der alten Tempel zu dienen scheint, obwohl xd- arpov in der spätem Gräcität auch einfach für „Stadt" steht; es war eine Kirche des heiligen Patermuthios daselbst; Jacob und Elias, die Contrahenten des dritten Vertra- ges von Bulaq, Averden zum Kastron n G'eme gerechnet, wohnen aber auf dem heiligen Berge von G'eme (Rev. pap. p. 48) ; auf demselben hatte Abba Mena, Abba Paulos und Abba Phoibamön ihre Klöster während als grofser Heiliger des Ortes meist der letztere genannt wird. Seinen Namen finde ich auf mehreren aus ,'Abd el qurnah stammenden Scherben, z. B. Berl. Mus. 2166: o A.rioc i»n*w c^i£iö.M[toit] nAid.pTTrpoc ; auf demselben und auf andern wird auch eines „orthodoxen Bischofs" i^ne». e»£ipe>.^&M gedacht. Von einigen jener Papyri von G'eme ist mir bekannt, dafs sie aus Qurnah stammen: sie wurden daselbst vor beinahe 30 Jahren aufgefunden. Aus den koptischen Urkunden können wir hinlänglich erkennen, dafs die Stätte des Abba Phoibamön im Ansehn grofser Heiligkeit stand, wie denn noch heutigen Ta- ges in ähnlicher Weise die thebanischen Frauen zu dem gnadenreichen Orte wall- fahrten, um den Segen des heiligen Scheichs ',Ähd el qurnali zu erflehen. Der Name G'eme ist alt und kommt schon in demotischen Urkunden vor unter der Form tarn, welche dem hierojrl. [ v\ \> fC^ V\ rvermuthlich neiö> it ■xHMe

1 /m I y:^ hhin

Rev. pap. p. 37, ,,die Schlucht von G'eme") entspricht, während der griechische Name der Ortschaft Msjuvouvta ist. Ilaarjjuij, welchem Brugsch (Geogr. I, 185 und sonst) die gleiche Bedeutung beilegt, ist in den von Parthey gesammelten Belegen nicht der Name einer Ortschaft, sondern der Name eines Mannes; ob sich dieses Wort etwa in unpublicirteu Texten als Ortsname findet, scheint nicht nachgewiesen. Das Dorf ist jedenfalls im westlichen Theben zu suchen, vermuthlich beim heutigen iAbd el qur- nah oder in der Nähe des Setitempels, falls dieser mit dem Ke»cTpon gemeint ist; der heilige Berg von G'eme würde alsdann die Nekropole von ,'Abd el qurnah mit ihren zahlreichen Anachoretenhöhlen sein, die denn in der That den Weltmüden und Verfolgten oftmals eine Zufluchtstätte gewesen zu sein scheinen; vgl. Zoega p. 42. Die Blütezeit des Klosters des heiligen Märtyrers Abba Isidöros in Deir el medineh scheint etwas früher zu fallen.

Die Scherbeninschriften, deren ich einige wenige mittheilen möchte, haben ihre besondern Schwierigkeiten, daher ich das Folgende der gütigen Nachsicht der Ge- übteren angelegentlichst empfehle.

1. Eine Sonneiifinsternifs.

Ein Steinchen in Turin trägt folfjeude Inschrift in deutlicher Cursivschrift :

^ wurde gewifs lange Zeit wie g, -x ähnlicb unserm clj gesprochen. Die heutige Aussprache des 's. wie g für g ist auf arab. Einflufs zurückzuführen, da in Aegypten wie g lautet. Ob das armen, zf dem kopt. -x entlehnt ist, scheint sehr fraglich, da jener Buchstabe in alter Zeit wie tsch gesprochen wurde, für welche Aussprache des kopt. 's es überhaupt keine Gründe giebt. Ich bin zu dieser Darlegung durch die verschiedenen Transcriptionen der beiden Buchstaben angeregt, deren bedingte Berechtigung ich nicht bestreiten wilh.-x umschreibt Lepsius durch c, Lagarde mit g, &' beide durch c. Vergl. Lepsius in der Zeitschr. 1867 p. 71.

2*

22 Sahidische Inschriften,

[a.] "T £^ii COT MnTÄ.qT€ m [b.] Ä.Tca gii TepoMne

t^jKAveiicoe THC exepe ncTpoc m.

es. npH pKöwKe u -xn «HAie u§htc.

qTO M ne£^ooTr -\~ -|-

„Am 14 Phamenoth der vierten Indiction verfinsterte sich die Sonne in der vierten Stunde des Tages und in dem Jahre, in welchem Petros der Sohn des PaUi Orts- vorsteher von Geme war".

Der Name des Dorfschulzen (A*.tiyd.ne n timc Rev. pap, p. 34 oder «.px^^n), der sonst wohl nicht auf die Nachwelt gekommen sein dürfte; ist nexpoc m n*.AoT, so dafs Palu der Name des Vaters wäre, wie es sonst heifst: iwcHd^ n d.£tp«.^&M (Rev. pap. p. 52), ncTpoc M MWTTCHc (ib.), oder ohne Praeposition : «.fcpe.2*.M encox (ib.), und wie die Kopten noch heute Namen führen, wie: Bulos Todros, d. h. Paulus der Sohn des Theodor.

Die griechische Datierung ^) zeugt für ein hohes Alter. Leider gewährt die kleine In- schrift kein ausreichendes Datum, nur das Jahr der Indiction oder Steuerveranlagung, dem bekannten, im byzantinischen Reiche besonders übhchen Cyclus von 15 Jahren, dessen Anfang ins Jahr 312 (September) fällt. Diese Art der Datierung mochte gerade für ein Menschenalter ausreichen, für uns ist sie aber ganz unsicher. Indefs werden die vielen Denkmäler von G'eme vermuthlich derselben Periode angehören, und ungefähr läfst sich aus dem Umstände, dafs ein Papyrus aus der 3. Indiction = 451 nach Diokl. = 735 nach Chr. herrührt, vermuthen, dafs das vierte Jahr unseres Textes etwa 736 gewesen sei oder 721, 706, 691, 676, 661, 646, 631 oder früher, schwerlich später. Eine ander- weitige Bestätigung dieser Sonnenfinsternifs könnte allein diese Frage entscheiden.

2. Brief des Azarias.

Meistentheils sind es weniger bedeutende Ereignisse, von denen diese kleinen In- schriften erzählen. Ein Scherben in Turin enthält den folgenden vertraulichen Brief. IC ne^c -^ujnte oii e nd.con d^noK d.'^ij.pidwc nepeq d^efeÄ.Müiii mh itccnHir piiofie eqcgd.1 equjiue THpoT eTgd^^THR e TieqMcpiT n eiuiT OTis.d.i gM n-soeic M Aiis-moTTcreT^t^üipei ndw.uepiT n M ne^c gn ottmc : qp&.nie coii ^

„Ich, Azarias dieser Sünder, schreibe und grüfse meinen lieben Vater, den Gott liebenden und Christum in Wahrheit tragenden, Frange. Ich grüfse. ferner meinen

f

) Die altern Grabtafehi pflegen griechisch datiert zu sein, auch mit den griechischen oder memphitischen Formen der Monate, welche noch in den spätesten sahidischen Inschriften als die amtlichen angewandt werden. Dagegen haben sich bis heute im Arabischen die sahidi- schen Formen erhalten; die memphitischen finde ich auch bei Birüni in dessen wissenschaftlichen Werke Qänün Mesiüdl (Ms. or. oct. 275 in Berlin, fol. \ß, r.), wo sie folgender Mafsen lauten: i^^^ O^^^ \^b^j^ ^y^ysli (*-Lo i^~>U) »SU ^yh (ö^^Ä ,Jij=>) ^]yS j^\ ^s^li o^i-

von Ludw. Stern. 23

Bruder Phoibamon und alle Brüder, die bei dir sind. Lebe wolil im Herrn, mein geliebter Bruder".

Das letzte AVort der vierten Zeile der Inschrift ist im Originale undeutlich; wahr- scheinlich ist es cTc^copei, von (^cpiw abzuleiten: „der Christus in Wahrheit (im Herzen) trägt", das heifst, ein xP'-<^'^°'pop°9> vgl- e'f^opj •" nejcc Zoega, p. 428; ^eoc^opoc eTe c^*.! ne CTepc^opm m t^-^ ZOEGA, p. 19: mpcoMi CTcpc^opm .u c^'t GeORGI, Pan. XXXVI. Für MÄiitoTTTe bei Eigennamen dieser Zeit findet sich auch A10.1 ne^c, so in der In- schrift in Berlin No. 2163. Der Name scheint qpa^nfe oder qp«.nie, mit Erweichung des ^ zu j zu sein; derselbe Name findet sich unter der Form eqp*.nKe (Zeitschr. 1868 p. 65); ich finde ihn noch auf zwei Berliner Scherben. No. 2175: -f «.noK qpÄ.ni'e eqcg^Ä.! eqTT&pö.Ki>.Ai jw. neqAiepiT n con &n&.ni«.c •s.e &pi Ti.t'ii.nH kö^ta. -ee nTd.K'sooc nö>i n TeKTiwnpo und Xo. 2198: -f ahok qpd.nre eqcg^is^i eqiyine e Teqctone e'yAH^'i[ ] Ä.pi Tiiocs' n e.^'ö.iTH 1). Zu nepeqpnofee bemerke ich : Der sahidische Artikel lautet bekannt- lich n, T, n; vor mehrconsonantigem Anlaute aber ne, tc, ne; dazu gehört auch der Anlaut g^oir und 01, der dem dänischen hc und hj entspricht, mit nachfolgenden Vo- cale; sowie ^p im Anlaute griechischer Wörter; ferner die Aspirata ^, ^, X- In schlech- tem Texten trefien wir den volleren Artikel auch sehr häufig wie hier als eine ab- geschwächte Form des Demonstrativs nei, ni (daher Teno-s- allgemein üblich gewor- den ist), indessen nicht in den alten Turiner Papyren, welche als der Canon der sahidischen Grammatik gelten können.

3. Brief des Panesnew.

Derselbe steht auf einem Topfscherben im Königl. Museum zu Berlin No. 7421 und ist in sehr flüchtigen Characteren geschrieben:

[a.] [b.]

*r '5 T«.dwC 11 T€UMÄ.i T" 5 'f d.cnÄ.'^[e]

uoTTTe 11 Md.d.7r TVä. mmoj «to n Ten

gMÄwii g^iTii ndiiitie'i MÄid^TT XdigAd».M&-n

CMHT n€i'\e«.^€icTÖc Ä.Trco on TiRujme (.)

5 M. n.uoondw^oc -se uj(x)n€[ii?]€ STp 5 mii necojHpe THpooT kss.

^peici^ \\ o-cr£e>.nKU)\c (?) n Te Td^ iiCTpSöi eTTÄ.eiHT §m

poAie TÄ.I -sooTT «Äwi itT&.«jü)ri OT n-Äoeic «se tccootR [m . .]

TcpMicei UÄ.I MMon eic g^HHTe ce n Mneipa^CMÖc Rtä.^ . 01 n Tei

KioTe OTTix M ni.wd. eujcone «se Sid. p po.Xine '^fewK £^oot ^oott «se n&.

10 XP^^'^CO '^^'^'^ "*^ * Tis-x« M^^vT^>w 10 ei egoTn nT*^(y'm ai ncTno-yxdwY

TOT"^ OTTcpAiHc o^Tii nevciiHTT Ä^TTco itiveioTC cXinoS

Kd^Tiv ee iiTd^i'sooTr njs.iiTÖc Ä.TeTnca)TAi nciKrr

l\^>.'I eT€cooTii e [eJXeinon nd^tiTÖc S . . «x n^

MAioq ^«e(?) oeic -^ ee m.T . ei R

15 S"!« neTOT-XÄ.! 16 Itd».CttHir

1) Der Ausdruck A.pi tä.^'ä.tih ist häufig und entspricht dem in griechischen Legenden häufigen: IlolriTov AyccTZY^u. Vgl. M. A.pi ■f*>t'«>TiH nxeKTcoi n otkot'si a». aiwot „sei so gut, gieb mir ein wenig Wasser zu trinken" Georgi, Pan. LXXXIX. Ä>pi 'fewt^Ä.nH nT€KepfcoH-»m epoi

„sei so gut und hilf mir" Zoega p. 42.

2^ Saliidische Inschriften,

Der vorstehende fehlerhafte Brief ist von einem Panesnew an seine Mutter Lahman (so lautet wohl der Name) gerichtet. Nachläfsig wie die Schrift desselben ist die Orthogra- phie und der Stil ; ich habe mich daher auf eine getreue Wiedergabe des Textes beschränkt. Die Form dieser Briefe ist eine sehr gleichmäfsige, besonders wenn sie lediglich Griifse übermitteln, wie eine von Leemans, Monuments L 438 veröffentliche Scherbeninschrift: '^niCTe-ye iii>.i '2te n'^'SLo[c?] ä>ii eiigine itc<v iickot'Xä.i Ain TeKKökTivCTA.cic eTitö^noTC Ain -e^e CTKono AiMOC 2^M iinoin[e] m nnew ctc lyekis'ine [«Co.] ncKOT'Js.ei.i lyö^ipoc ocac eiite>.-!r epoK n po Ol PO n*.nT{j}C TniiooT ncKO-s-xö^i uMi nTOOTq it e^fiA nnp tö-öwC n itoCH[c^] giTii ico- g^ö>i\nHC OTT-x.*.! g^M n-xoeic.

Ich finde noch mancherlei Briefe auf Steinen und Scherben in unserm Museum, doch leider in so schlechter Erhaltung, dafs ihr Verständnifs auch einem . geübte- ren Forscher schwer fallen möchte. Durch T^^e^c pflegt in diesen Briefen die Adresse eino-eleitet zu werden; so auch auf einem Steine unseres Museums No. 2165 aus ,'Abd el qurnah, mit zierlicher und schöner, aber sehr verwischter Inschrift. Die Schrei- ber, welche unter Bedrängnifs und Verfolgung zu leiden scheinen, beklagen sich über den Doctor Phoibamön und seine Söhne, von denen sie sich seit geraumer Zeit ver- einsamt sehen, indem sie auf das Wort des Psahnisten (if/ 37, 18) zurückgreifen: „Meine Brüder haben sich von mir entfernt, meine Freunde haben mich vergessen". -|- TOs.d>c M. nöwAiepiT n cou eTT*>iHir ncewg^ c^oifi^.utort Mn nequjHpe neo'soTsfi] Mii ceirnpoc g^iTii fcd.p^o'AoAVÄ>ioc Aiit necirnöioc iv €A*>5(;^/: kö>A.(jjc Ä.q'xoc n^'i nev^i.AAUo'a.oc •^d.vei'^ -xe &. nA>cnHT oTe aia\oi ä. tiei.u]£iHp pne>.U)£iuj ii':soeic cooth "se ÄiMeeire -se Aiö.Kp OToefi'^oMö.c AincKCi u'fitS'nTK ^iTst TAvriTCoii CTe oTitTHC Ain neitepHir kö.ii eKU{6.ti-:£ooc -se cipg^oTC* kco- OTTii u TegiH er^ig^oTit -xe Ave>>Ki^n A&.ö^it ix pcoAie CKiiHir h eKtte« k6.i i^ivp aia. otooot ovei iie A«neupneKAveeTe £int Tn[o(3' Ai] MnTCon eTUjoon itÄ>n cooth cpoK Avrt ncKujHpe n*.i cTiyoon i\e>.u iig^cvo cou* ö^ts-co ncivfiA u'J-cooTit 6.n -xe ckoth^ Ttoit [«]eirt*>ci nTÄ><?'nTeT TU n g^ö.o[uco]n £1tu n4)wAi[e] eg^oTii eptoTJi e^-yco T!t[p]tynHpe aiavcotsi -se *.TeTiipnentofeuj . . . e THpc* AineTitei uTucS'nre-irTii Kö^inep enujine iicd> neTnoojfc e ujAhA oö. neTjio'vsö.i ka.« TenoTT d.MHi7(t itTiKS'irre-u'Tii ute npö^iye -xiok eko'X ott-xö-i. Auf einem andern Steine No. 2163 empfiehlt ein gewisser opnAieur [?] seinen Freunden auf Gott zu vertrauen: . . . ä^toj Tuujittc e ■^«.Te Mtt uecniiTT ct^hii eg^oTJi epcorii g^Av [nJeirgHT iieTnMMö.n lyinc e TeTno.T'Ä^nH eMÄ.Te ei.'vto tuujAhA kö^t*. TnA\nTeAe>.5(;^/ eTfc[e] nnoTTe oi.peg epcoTn e nnoir[Te] eK-yto nq-xoop e iieig^ice eko'X ^i-xn [ ] . . ue* nq5(;^A.pi7e m tit&.Aö'o n n[eTuj(x)]ne eko\ cioA (»ie) noHTOTP riqKT[o At]neq<S'u)iiT cTceipHUH e£pe>.i e'x[oi)tt?] n Kccon* Tnno.pd.Ko.Aei it T€[K]AinTcon •xeKo.c eKuö.'s. . . . Am Schlufse fügt er eine Bitte um Getreide, Datteln, Honig u. a. hinzu : [rJituooTq UÄ.I eic Teitgovoc mco e poic u coto 2} ^""c es.TCo cutc . . . eico Ain otAö.k n cfeico Av . . . u} Arn oTT^d^oTs/ u g^cK Aiii oTTKOTi u . . . Ich wcifs uicht, was igoTToc be- deutet; A*.K ist jedenfalls dasselbe wie Aok Lev. 14, 10 y.oTvXrj „Schaje", ein bestimm- tes Maafs (Scala p. 148), dem Air (Sc. p. 150) verwandt scheint. Eine Inschrift auf einem Topfscherben No. 2205 drückt eine Bitte für „eine kleine Kranke" aus: + n ujopn Aveii ■^ujHve e TeuMiiTeiioT CTOTd.ci.fe Avnnccoc '^nd.pö.KÄ.Aei n TeKAi«TCiWT eTOT*.*.fe -xe- KA.C eKiie>.pn . eigcone oTitTi>.K K[*.i]pH m^TniiooT otö'i'js. nes.i e tekoti gtaiok^ eujcone A»Ai«- THK Ai*.Tö.Atoq e TT5(^Hp itq-xiTc UTooT[q npjpoc neicu6.T n ooot [t]ä.ä.c n A.ni\ mcütchc £ITAI

ncTpoc euj'se otiita.kc t*. AvnTeicoT bezeichnet (vgl. Z. p. 428) den einzelnen und

ist ganz analog dem engl. Lordship, gleichsam „fathership", ebenso das sonst häufige AinTcoit „brothership«. Was nach der Adresse folgt, ist ein Postscriptum ; k[ö.i]ph habe ich ergänzt, indem ich es für £iiKd.ipe nuces halte ; zwei andere AVörter der Inschrift

von Ludw. Stern. \^

wage ich nicht zu erklären. Das hier und weiterhin im Laufe dieser Abhandkino- Eingeklammerte ist von mir ergänzt.

Alle diese Inschriften beginnen mit dem Zeichen des Kreuzes, hinter dem sich oben einmal noch ein andei-es einem ^ ähnliches befindet. Es ist ein allgemeiner Gebrauch bei den Kopten, dafs sie ihre Schriften mit einem Kreuze beginnen, welches in alten Urkun- den die merkwürdige Form 'T' oder eine ähnliche hat. Mag diese nun auch das P von CTAYPOC zu dem T fügen, so erinnert sie doch an die wohlbekannte Hiero- glyphe •¥" „Leben" ein magisches Zeichen, welches die Christen den Heiden ent- lehnten. Denn Sokrates erzählt in seiner Kirchengeschichte (5, 17 ed. Valesius), man habe bei der Zerstörung des Serapistempels auf Charaktere aTavpwv 1-xpvTo.c, rvTrcvg Acht gehabt; rovTcvg op'Mvr^c, xP'-<^'^'-^-v°^ '^^ ^"' 'EKkrivsg rr] idici exarspci 2-pria-/:sia TtpogYipjxoXovTo. Die noch zu jener Zeit Schriftkundigen hätten erklärt, rov a-TavpoH&rj xafcxTiJpa o-rjjuat- yeiv ^wr^v lnzpxo\iivr(v. Ähnlich berichten Sozomenos 7, 15 und Rufinus 2, 29.

4. Ein Geschäftsbrief.

Noch will ich den Versuch einer Übersetzung mit einem Briefe wagen, dessen Text lange vorliegt, ohne eine Erklärung gefiinden zu haben, und von dem auch ich nur ein unvollkommenes Verständnifs erlangen konnte. Ich rede von jenem Briefe auf Papyrus, den Lei'SIUS aus Deiv el baliri mitbrachte und in den Denkmälern VI. 122,c veröffentlichte, der aber heute im Museum zu Berlin aufbewahrt wird.

JL _

eicoT ri^Tof» ccj A\i\peq<3'€nH iiq[oTÄ.'2£eq? n]qii[Tjq e£^HT 5 iiq-si iicKeTH* e[ujcßne qiiivnco ?]'\<5' npwMe cixoK R coiru Tgo"iT€ MivpeqnoAfyq [^iyin]e eptofü €.uis.Te« lyiiie e nÄ.eiu)T« T^o'iTe ÜTevKÜTc egHT hä.i ö^'itctoc epnc ^s.T'sooc -xe ce^ mm[o]c €.h.o\ ^ [cujq]€ "^ S uje« eujwne ce

„Ich gieug hinauf und besuchte die Brüder. Abba Sabine der Presbyter sagte:

,Ich habe die Kleider verkauft und die zwei Ducaten bekommen, in Eile',

Schicke nach meinem Vater und treib ihn, er soll eilen, dafs er und ihn

herunterbringe und das Geschirr nehme. AVenn er den Menschen mit dem Preise des Affen abfinden will, so möge er ihn abfinden. Ich grüfse euch sehr. Grttfs meinen Vater. Den Affen, den du mir herunter gebracht hast, habe ich wieder hinauf ge- schickt. Sie sagten, sie verkaufen ihn für (siebzig?). Gieb hundert. Wenn sie ihn dir geben, so gieb sie und hole ihn".

Die verschiedenen Lücken des Textes konnte ich trotz sorgfältigster Betrachtung des Originals nicht ausfüllen. Die Sprache dieses jedenfalls aus vorislamitischer Zeit herrührenden Briefes ist in mehrerer Hinsicht eigenthümlich : -roo'iTe wird zAvar gewöhn- lich ^-^S «die Hyaene" erklärt, doch in der griechisch -sahidischen Scala aufser mit w.tva auch mit KV\ioxi^aKoi\ die Form cot« als Status constructus und ohne Artikel ist

Sahidische Inschriften,

bei Peyron noch unbelegt; ebenso tc»o in der ursprünglichen Bedeutung: „zurück- schicken" ; welches Wort sich in der Gruppe tcx* verbirgt, ist mir nicht er- sichtlich. — "iCtocofie ist ein noch nicht genügend aufgeklärtes Wort; es scheint ihm die Bedeutung: „übersteigen, übertreffen" zu Grunde liegen. Kn6>T -xe nTa.qcnT jwuHTe TiipoTT II d>ii} w gc g^M neq'AoricMoc d.-s'U) e A.qpg^irne mmoot THpoTr j^to) nT^^qepoiTne u TeK-akTrcic cvii Mevirakö.c orre muhtc exrinisir epoov e^AAe^ eujcune övii ^enKooire oit eiroTOTfe e niM «».q-s-oofioTr TupoT om. neqMOKMCK „Du siehst, wie er die Himmel alle mit seinem V'^rstande geschaffen hat und wie er über sie alle erhaben ist, und nicht nur über die Schöpfung allein und die Himmel, welche wir sehen, erhaben ist, sondern, wenn noch andere höher als diese sind, so übersteigt er sie alle mit seinem Gedanken". Ming. p. 288. Hier steht -js-cocofee parallel dem p^iTne; es scheint aber von derselben Grund- bedeutung auszugehen wie das hier ebenfalls begegnende oTo-rfe, mit dem es auch in der abgeleitetern Bedeutung übereintrifft, noiroein ctc Aiepe AdwÄ^-s- -xocfieq „das Licht, welches nichts übertrifft", Zoega p. 451, 1. In einer Beantwortung derer, welche fragen, ob das Mafs des Himmels auch das der Erde sei, heifst es, der Sonne Auf- gang sei vom einen Ende des Himmels und ihr Niedergang am andern Ende (}p 18, 7), und ebenso beleuchte sie auch die Erde von einem Ende bis zum andern, *^ifoi> n-&e eTq-swojüie it Tne q-xcocofce MAtoq g^cotoq „und wie sie (i^Ph) den Himmel übersteigt, so übersteigt sie auch diese" (hkocmoc) ; Zoega p. 465. Von den Lehren der Schrift heifst es, sie seien g^enMoerr n ■xcDwfi.e it Te-yv^TX« e^p*.! gM nö^np „Wege der Auf- steigung für ihre Seele in die Luft", Zoega p. 529. Wie hier ■xwcofee mit e^pa^i ver- bunden ist, so in dem obigen Briefe mit c^oth; der Sinn der Ausdrucksweise zu An- fang dieses Briefes ist ganz ähnlich in : «.nfiioK c^ht e>n(?'Avniyine m neiteicoT ZoEGA p. 548. Das Adverb c^ht in diesem letzten Beispiele sehen wir zweimal in diesem Briefe in der allgemeineu Bedeutung „herunter", eig. nordwärts ; es ist in dieser Ver- wendung nicht selten, wie: e^qei eg^HT ncs*! Ä>nd. M*.Kft>pioc „es kam Abba Macarius her- unter", MiNG. p. 212; eK-yei eg^HT ujö. rtciteiwT nd.g^ojM „sie kamen herab zu unserm Vater Pahom", ib. p. 231, Seltner findet es sich in so deutlichem Gegensatze zu epHc „herauf", eig. südwärts, wie hier; ein anderes Beispiel für das letztere: *^Tei epHC u)«.poi „sie kamen herauf zu mir", Rev. pap. p. 22. Ein Wort, welches endlich noch einer Erklärung bedarf, ist ntoA«'; mit Suff. uoAö'-, mit unter nioAu geschrieben; es heifst, mit oder ohne efcoA, ursprünglich: „trennen, sich trennen." *> neq-xo nco^ «.Tto ä^t- TiO)A(S' e&oA n iteirepH-ir -se nccMHp d.n „seine Wände spalteten und trennten sich von einander, da sie nicht verbunden sind", Zoega p. 490. nTitTMeujncoAö' htootot „dafs wir uns nicht von ihnen trennen können", Z. p. 393. eTpeTCTnntoAts' efeoA n TAoiö'e MÄ.Td>ö.c M nnofee „dafs ihr euch trennt allein von der Schuld der Sünde", Georgi, Fragm. p. 439. Aus dieser Grundbedeutung leitet sich die abstractere: „abfinden, sich abfinden, sich auseinandersetzen." eT&e Tga.Tpe "^e -r&iyeepe Ä.inoAs'c ctoA M necMepou-c £ii gwfe niM eio n -».oeic epoq „Was meine Tochter Thatre betrifft, so habe ich sie abgefunden mit ihrem Antheil an allem, was mir gehört", Rev. pap. p. 25. Ä^nncoAK nMM*.-y eiron^ jjwir haben uns mit ihnen bei ihren Lebzeiten abgefun- den," ib. p. 26. evnnojAu Mit ncTneicoT eqon^ «wir haben uns mit euerem Vater bei semen Lebzeiten abgefunden", ib. p. 27. neTeqnÄL-snoq THpq g^Av neqep'cto ^.^^P^" eqnÄ.T&,&,q egOTit e nMonikCTHpioii eTOTe>.ek.& npoc -»e eTqii*.n(oAK mh nK«k.TAKA.!pw oiKonoMoc „Alles, was er mit seiner Hände Arbeit erwirbt, das soll er an das heilige Kloster geben, je

von Ludvv. Stern. \J

nachdem er mit dem zeitigen Öconomen sieh abfinden oder vereinbaren wird"; Rev. pap. p. 73 und ebenso p. 98, wo ncoAs" geschrieben ist und Mn fehlt. Diese Bestim- mung in Bezusj auf die Ablösunix eines Gelübdes ist nach Mafsiiabe der heiligen Schrift (Levit. 27, 8) getrofien, nach der ein Gelübde abgeschätzt und losgekauft wird, „nachdem seine Hand, defs, der gelobet hat, erwerben kann".

5. Ein Kücheninventar.

Es befindet sich in kleiner ziemlich deutlicher Schrift auf einem Scherben im Ber- liner Museum No. 2222. (S. das Facsimile Tafel I, 1.)

I nAoW u MCRHTe

igoMitT K ujewoTV. it wc OToripiö oTOToee igoMT€ ii «ytoJae

OTT*.

Wir sehen aus vorstehender „Liste von Geräthen", wie reich diese kopt. Sprache au Wörtern war; ich wüfste keine Erklärung für g^Ä>p*>T; tg&oA ii coc, c^ipcon. In (üc scheint das hier, ast „Thon" (Pap. Eb. und Chab. Mel. III 2, 145) erhalten, ö'ipton begegnet sonst unter der Form «s'epcüit (Z. 1871, p. 47) oder Kcpcoit (Berl. Pap.). S. Aa.kht, M. A«i.K€nT ist „eine Bi-atpfanne" ; in einem Berliner Pap. finde ich A*.K«Kit n fea.poaT Z. 43; es ist dies das bei Ducaxge I p. 783 verzeichnete y.uy.h patina, paroptis; vgl. M. '^Aä.kä.uh qÜüJI crater (Scala p. 150). X^P*' craticula, „der Rost", M. i-x^P*^ iüCj-iJ! bei Kircher (lies: iüC^-i^JI, iCÄjk^J! nach einer Handschrift), welches also nicht ein Irrthum für ia-xäpct ist, wie Peyeon Lex. p. 271 vermuthete. Das Wort ist schon von GoODWix (Zeitschr. 1870 p. 135) nachgewiesen. oTo^e kommt in der sahidischen Scala in Paris unter der Form oTOTg^e vor und wird durch ^^Ixa Schöpf löflfel" er- klärt. Ob s'tof-e etwa dem M. ■fKe.fii io»_»JI „die Lampe" (Scala p. 150) entspricht, will ich nicht entscheiden, «.ö'd.n ist ein aus Erz gefertigtes Geräth, vielleicht „ein Becken" imd ist entweder das hgl. (1 ' \j äken (Pap. Prisse 1, 5) oder das in

einem demotischeu Papyrus (Zeitschr. 1876 p. 65) vorkommende C^^ äher.

obwohl das letztere aus Silber zu bestehen scheint. Bemerkenswerth ist der Plural cKHire von crxcucg, cy.vjr/, es ist eine Entstellung aus ckc-vh, welches auch begegnet (L. D. VI. 122 c. Rev. pap, p. 23. 24), und nach der Analogie von nn-ye gebildet, jedoch nicht unerhört in den koptischen Texten, wie denn il' 7, 13, ^encKH-ire steht, wohingegen dieselbe Stelle in der Pistis Sophia p. 175 oencKCToc hat. Die Form kommt auch bei Zoega p. 546 vor und ist von Peyron, der sie im Wörterbuche an- führt, mifsverstanden : ttiot nTe*..iTei nTooTOT n no-yp.«pÄwTH n g^ncKHTe ertgoTeiT „Lauf hin, Frau, und erbitte von deinen Nachbarn leere Gefäfse". Zoega p. 548 lesen wir da- gegen nercKe-ye ii s'oo'se „ihre Geräthe zum Graben."

6. Ein Schuldschein. Derselbe ist in aller Form von dem schriftgeübten Mönche David aus G'eme auf- gesetzt, von dessen Schrift mir verschiedene Proben durch die Hand gegangen sind.

Zeitschr. f. Aegypt. Spr., Jahrg. 1878. 3

Ig Sahidisclie Inschriften,

Es handelt sich um ein Daiiehn, welches die Mönche von Patubasten von denen in G'eme für den Zeitraum von 4 Monaten erhielten. Die Urkvmde ist auf einen ge- wöhnlichen Feldstein geschrieben, welcher sich im Museum zu Berlin unter No. 2168 befindet.

[a.] [b.]

'Y Ä.[noK] n^^TJvnH ncgnpe m &.noK nÄ.T&.nH ntynpe m no

noTC [n]pMnd>>TOTriQdwCTii eiei ttc ^cTOi^e [e] T€ie)^ct^dw?V.iÄ. mh

pc M nnpoconoon ii itivciiHT €i g^tof» sii.u «[qcJHg^ epoc . dwtiOK •xjs.

cod^i u uevciiHOTT M RTonoc n ÄwRÄ. Tei-x n€i€AÄ.[^°] M Aiono^oc Ä. nd^TA.

5 (^ojfedwMwn €i[^p]€a)CTei iihtw n. 5 nn ä.it€i mm[oi] &.ic£d>.i neinXe».^ jn

oTooiV.OK/ n noirfe Ä.T€Ti\TÄ.ö».q KÄ.n cott AtnT'^[o'y] m nefiOT Me^ip n Tpo Tcii'vpeiÄ. d^TTü) ni^.1 Tuo K geTOi Mne n Te[cc]dkp€CKe«>.i'xeKd.THc in

Moc nTiiTd.i\q «HTK gM nd^uiue "^ik/ d^noK Ä.ri'^pe&.c n §iHXi*iC

'^co[pi]c ?V.&.Ä.Tr n ö^i\T\\ouid^ npAvssHMe "^o m M&.pTirpoc .

10 ... wtükT^ . . ttHTii eq . . . £M neTntoi

„Ich, Patape der Sohn des Püs aus Patubasten, in Vertretung meiner Brüder, schreibe meinen Brüdern an der Stätte des Abba Phoibamön, da/s ich euch einen Goldducaten schulde, den ihr uns für unsere Nothdurft gäbet. Und diesen sind wir bereit euch im Payni ohne irgend welche Widerrede zurückzugeben, (wofür ich mit meinem Eigenthum bürge).

„Ich, Patape der Sohn des Püs, bin mit dieser Sicherstellung und allem, wie es geschrieben ist, einverstanden. Mich, David den geringen Mönch, ersuchte Patape ihm diese Tafel zu schreiben am 15. Mechir der 14. Indiction. Ich, Andreas der Sohn des Elias aus G'eme bin Zeuge".

Der Name Püs ist wahrscheinlich identisch mit dem sonst vorkommenden IIou»;- fft;. Die Redensart eipe m nnpoconojit ist eine Umschreibung des gr. npoc,iMno7tod'x ; vgl. Rev. pap. p. 24. 76, x^P**^ ist eine sehr gewöhnliche Praeposition in den koptischen Texten; für S. x'^P**^ oTcog^M niM Hebr. 7, 7 hat die M. Übersetzung d.Tö'ne «.nTiAoniew ni&en. In den Worten e.ic^d.i neinAö.^ sind mehrere Fehler, da er correct eicgowi « Tei- n<ViK^ heifsen müsste (n^*>^ fem. Deut. 9, 17).

Die Form des Namens •Ä.e^irei-2^ ist die eigenthümliche sahidische, die nicht etwa auf einen Irrthum (vgl. Revillout in den Comptes rendus de l'academie des instrip- tions et heiles lettres 1870 p. 329), sondern vielmehr, wie auch die Schreibung euo- ^*.ni\Hc u. a. , auf ein bestimmtes orthographisches Gesetz dieses Dialectes zurückzu- führen ist. Die guten Handschriften schreiben für den Vocal i regelmäfsig ei, das natürlich die gleiche Aussprache hat, im Anlaute der Wörter und im Anlaute der Silben nach Vocalen; gebrauchen sie im letzteren Falle ausnahmsweise i, so versehen sie den Vocal beständig mit den beiden Punkten *i. Daher schreibt man eipe für M. ipi; oeiu für M. ojik, daneben auch oTk; a^ocit für M. mioit, daneben auch AvoiT. Sonst sind die Punkte über V überflüfsig und werden, wie in andern Sprachen der Punkt, nur wegen der Winzigkeit des Buchstabens gesetzt; der Cod. Borg. C setzt (nach Georgi fragm. p. 322) dafür ?, der Cod. CLXIX. (nach Georgi Pan. p. 65)

von Ludw. Stern. JQ

sogar i (s. die Probe bei Zoega, tab. V.). Die wirklichen Diphthonge ei und oi sind im Sahidischen ziemlich selten ; ci ist zum Beispiel dem Pronomen nei eigen, wofür nur späte Handschriften m oder «e schreiben; oi findet sich in mmoi^ wofür eine schlechte Form MAioei ist. Sonst ist ei im Inlaute nach Consonanteu nur fehlerhaften Manu- scripten eigenthümlich, die .ueme für Aime u. dergl. aufweisen. "iCoeic „der Herr" wird mit demselben Rechte -sloTc geschrieben; bekanntlich findet sich in meniphitischen Handschiiften dieser Name aus Ehrfurcht nie ausgesehrieben, sondern regelmäfsig öt. Dies Sigel ist aber Avohl nicht s'oeic zu lesen, sondern correct memphitisch, wie schon der vortreffliche Mingarelli geschrieben hat: s'wic.

7. Ein Vertrag.

Von der Hand desselben David finde ich einen andern Stein im Berliner Museum No. 2160 vielleicht einige Jahre früher beschrieben. Die nicht ganz leichte Inschrift, deren Facsimile auf Tafel I, 2. gegeben ist, handelt von einem Vertrage zwischen einem Mönche Jacob und einem Azarias aus Ramau oder Ramou, einem vermuthlich dicht am Nilufer gelegenen Dorfe der thebanischen Ebene.

[a.] T* ii^noR d.7e)vpi*<c nujH [b.] .efepic... -^e

p€ n KTpiKOc npMpiw nd.«^d<?V[ui].ujv THpq

nujHpe K •XÄ.niH^ rmo ä^ttio n-^HMOcion nTnT[d.]

5 no^xi^oc «se enei-xH ö^kwi 5 c^q Ain itenepHOT ö^tw [rt] ee n.vi.u*.! e Tpd.'su) c[i'S€?] cog^uTimoujq e-soiii 2^n-

[n]€KAiepoc n eitog^e 's[i? ] tAin Tei^OAioXouiÄ. aik

[k? ]i.Ai€ H nxooc TenoTT weitepHOT n eniTponn

^Ai nOTOiUJ AI nilOTT Ä.liOn A.'^d^pid.C Mll liK

10 T€ 'fo M OeTOIMOC Tp[d.] 10 KUjfl TnCTOI^e ^^nOR

p^uifi €poq €«ti KÄ.TÖ. •2wd.T€i'x neicXö^x" -^^ ^

t^poKHcic nTnp onoxoc e^icgevi T€ien[i]

£^Lofc epoq n trh Tponn n T^v<?I'x n cot

rae OTTÄk. '^o''' ^ e&.TT n TpoAine

15 n TpiTHC in-xiK.

„Ich, Azarias der Sohn des Kyrikos aus Ramau, schreibe an Jacob den Sohn des Daniel den Mönch. Da du mit mir übereingekommen bist, dafs ich besäen soll, wenn deine Ackerparcelle wirklich (?) die Düngererde bekommt (?), so bin ich jetzt nach dem Willen Gottes bereit sie zu bestellen ohne Übervortheilung, indem Avir die Hälfte für einen (jeden) bestellen. Das aber und alle Kosten werden ge- meinschaftlich ausgeglichen, die öfientlichen Abgaben geben wir zusammen, und das Stroh theilen wir unter uns.

„Wir haben dieses Übereinkommen unter uns als Contract aufgesetzt, wir Aza- rias und Jakob. Ich, David der geringe Mönch, schrieb diese Vollmacht mit meiner Hand am 5. Thoth der dritten Indiction."

Wenn ich den Sinn dieser Inschrift recht erfafst habe, so erbietet sich Azarias dem Jacob sein Feld zu besteUen unter der Bedingung des gleichen Gewinnantheils.

2Q Sahidische 'Inschriften,

Leider aber wird der Zusammenhang durch einige Lücken erhebhch unterbrochen. Ich vermvithe, dafs x^o^ für x^^S (00.°^^ ^ 7, 5) „Schutt, angeschwemmte Erde" steht. Die vorhergehenden Wörter kann ich nicht mit Sicherheit ergänzen, die Wörter ei-xe, -xi, ni>.M.e beruhen auf Muthmafsung, der Anfang der Kehrseite bleibt mir dunkel. Das erste Wort der 6. Zeile ist vermuthlich iitw^ „palea, foenum". Aiepoc „der An- theil" (Rev. pap. p. 10 etc.) ist ein stehender Ausdruck für ein Stück Land, fJLipo;, nAvepoc M nKJ»2^ Rev. pap. p. 84, daher ins Arabische übergegangen (j«jUi^, welches KiRCiiER, Scala p. 128 durch „terra germinibus consita" tibersetzt, ich weifs nicht wes- halb. Die übrigen Ausdrücke dieses Documentes sind die gewöhnlichen: avaXwjwa (Zoega p. 548), sTTLTpoTT'^, aTcix^Tv, ofxoXoyiu (vgl. CMme ii orooAioAoiriÄ. Ain Z. p. 375), xaTacjj/joV/ja-ig (vgl. Rev. pap. p. 68), drifjLoaLov (vgl. ib. p. 91; manchmal tiaiocioh geschrieben, vergl. Zeitschr. 1870, p. 134; oder thmocio« und ^\j£ -\.s> Scala p. 267 erklärt). Die Sprache dieser koptischen Verträge findet ihre Erklärung in den ihnen zeitlich am nächsten stehenden griechischen, deren uns eine erhebliche Anzahl erhalten ist. Es gilt in ihnen noch byzantinisches Recht, wie sie denn mitunter auf die Gesetze der christlichen Könige, nptooT ai Md^me^cc oder nppiooT n •2i.iKe.ion, Bezug nehmen.

8. Ein Recept.

Dieses findet sich auf einem Steinchen im Museum zu Berlin No. 2173. (S. das Facsimile Tafel I, 3.). Vermuthlich stammt es aus Theben, indem es dort mit an- dern koptischen Scherbeninschriften von Dr. Brugsch erworben wurde.

OlTÄw eqT&.TTO U|<V.KKOO<V.C Mit

cnocLj cfioX KOTi u ciqe itq

„Für einen, der Blut speit aus seinem Munde. Nimm ein Ei, lafs es auslaufen, und ein wenig Cedernharz. Das trinke er, und er wird genesen."

Das kleine Recept liest sich, als gehöre es zu dem medicinischen Buche bei Zoega, defsen Formeln die nämlichen sind. Auch die nicht ganz reine Sprache dieser In- schrift nähert sich demselben. Das erste Wort der fünften Zeile glaube ich ujAkkojTVc lesen zu müssen, eine in mehrfacher Hinsicht aufserordentliche Form; ohne Frage liegt ihr ein redupliciertes Verbum zu Grunde, dessen Wurzel auf A auslautet. Das doppelte K scheint mir mifsbräuchlich und drückt vielleicht eine harte Aussprache dieses wie g lautenden Consonanten aus. Das Wort ist nicht etymologisch, sondern vulgär -phonetisch geschrieben; uj und k scheinen mir die Vertreter desselben Lautes zu sein, nach einem Gesetze consonantischeu Gleichgewichts, welches in diesen Wur- zeln besonders deutlich im Memphitischen Avaltet, indem der hohe Vocal den mildern Consonanten, der tiefe Vocal den emphatischen verlangt, wie: Ten-acon (Job 37, 23. 41, 24), aber -»onTen (Job 41, 19). Wenn Zoega p. 314 in ähnUcher Weise rAö^cM*.- kAö^cm*. bietet, so bemerke ich, dafs Georgi, Pan. p. 63 dieselbe Stelle x'Aä.caiö.kkAä.cai*. (vermuthlich nach der Handschrift) ediert hat. uj und k können zu gleicher Zeit aber nur aus -Jt oder d hervorgehen. S. ■^A-sA 4)paVo-£iv, „umgeben" pafst hier nicht in den Zusammenhang. M. -äoA-xcA heifst i/^'i/x-'»'? „abkühlen, trocknen" und aufserdem >cara- jrpayyii^sLv „herabträufeln lassen", Lev. 5, 9. Ich glaube dieses Wort ist in unserm

von Ludw. Stern. 21

Texte gemeint, so dafs jenes räthselhafte : nv-ujAKKccAc heifsen müsste nr(3^(3'cüAc „tröpfele es aus" oder „vermische es mit^. Es sollte ferner eqxevTe heifsen, wie: T&>Te moot efeoA Georgi, Pan. p. 19; Ta.-ye Kö^pnoc e£oA Matth. 7,17, was synonym mit '^Kö^pnoc ist^); ferner: oTcooTg^c; c&.c ist die breite baschmurische Aussprache für cooc; nicht minder ist die starke Nasalierung in on n pcoq für ^n ptoq baschmuriscli oder damit verwandt; vergleiche n oTno(S' n .uk«>.o Quatremere, recherches p. 249, und: ai6.tot- ■xoi cfcoA on n ev.unTe ai necHT Georgi, Pan. p. 254, wofür d' 85, 13 ^n *wAHiTe steht, «re n TeKKAHcii. xb 100, 32 (bei TuKi p. 170), wohingegen g^At AineoooT (TuKi p. 500) ein Fehler sein mag. Indefsen kommt auch in vorzügüchen Texten dieses \\ nach *sm vor: -xjn n TekAijiTKOiri xb 87, 14 = M. icsen Td^AieTö.AoT ; ferner: "JS-hi n -»k PiST. SoPH. p. 58 ftir "xin €1 on -en xV 70, 6 ; nu*.© kiai -sin it neqceitTC CT&e n(5'tonT n ToprH ai it-xoeic Jes. 13, 13 (bei TuKI p. 304); -ssn n tkä.tö.£ioAh ai hkocmoc Luc. 11, 50; 'xin n •s.ioc ZoEGA p. 464; "sjn n Tenoir „von jetzt an", passim. Die Erklärung dieses n finden wir in der ursprünglich substantivischen Bedeutung des gn (^j^emt) und -xm (qen).

Ich kann hier einen Excurs über diesen sogenannten baschmurischen Dialect nicht unterdrücken, dessen ganze Existenz auf einer Hypothese beruht, die mir unhaltbar erscheint.

Als man im vorigen Jahrhunderte die beiden Dialecte des Koptischen, den mem- phitischen und den sahidischen, unterscheiden lernte, bemerkte man, dafs einzelne Schriftfragmente sich unter keinen dieser Dialecte ordnen liefsen. Man tiaf in den- selben d. für Ca und o, e für *>, 'A für p, nn für n alles dieses indefsen nicht regel- mäfsig; aber man fand auch eigenthümliche Worte, wie Ai.nc 2) für S. Aa-ä^t M. gAi Joh. 4, 33. Bar. 6, 68; mfci für mten neben niAi, fecopK (ira), -»cavo (pulvis) u. a. Ein- mal schien diese Sprache sich dem Memphitischen zu nähern; denn sie behält ein aus- lautendes I für S. e bei, sie schreibt e für das gr. *>i, «^'^ für nnoiPTe, nöc neben ti-SÄ.eic und AieT- für aiht-; auch hat sie einzelne memphitische Wörter, wie «jh (ire) gleich M. ige; KeKö.Tni M. Ke5(^coo"yni, S. kootc; cnes.Tis.g M. cnerg neben AveAAi S. Aippe u, a. ; sie ist weniger sparsam in der Schreibung eines inlautenden e als das alte Sahidische. Dann aber wieder, und zwar vorwiegend und in den Hauptsachen, trägt dieser Dialect sahidischen Charakter: er kennt keine Aspirata und kein ^, er schreibt ö'i's, (S'cavs'ä.a«, pp«>- für oTpo, oTeet für oTö^f-, ■scocopi für •xojpi; für M. q tritt nicht selten ii ein, für

^) u}e>.nTe TeTH'f Kei.pnoc m Mt n TeAion „bis dafs ihr wahre, vollkommene (rsAsicc) Frucht tragt'' Zoega p. 643 ist von Abel, Kopt. Untersuch, p. 25, nicht richtig übersetzt: «do- nec fructum verum vobis det Helios". Verschiedene sahidische Stellen in diesem Werke würde ich anders fassen. P. 26. 171: cgiMe cnTe ne ai hicth gcoc e geneAcT^epoc ne „mulieres duae 7?on erant m/c/e Tiec liberae in Domino", vielmehr: „Zwei gläubige Frauen waren gleichwie Freie"; p. .33: -s.! av ncKMce-ye n «"onc n otkoti ö^tio *.itoK oto n otkoti „ne injuste co- gites de minima (re); ego vero praecipio (g^ton) paululum", vielmehr: -nimm deinen Gedanken ein wenig tüchtig (zusammen) und auch ich ein wenig"; p. 204: ö.ipujeepe „socia fui", viel- mehr: „ich bin die Tochter"; ib. ^(«ctc nre g*.o htc neTgAi u^mc taiu}(3'a<(3'oai e TtoAvnx epoq n g^».o n con „sicuti plurimi eorum ruri (viventium) qui ambulare non possunt", heifst: „so dafs viele Einwohner des Dorfes ihm nicht oft begegnen konnten"; p. 510: Aiei.wTon e -siTq eooTit e n*>Hi „promtus et paratus fui recipere eum domum", heifst umgekehrt: „ich kann mich nicht entschliefsen ihn in mein Haus zu nehmen".

^) Peyron lex. p. 82 sagt zu der letzten Stelle: 'Subest ne aliquod erratum' aber das "Wort kommt zweimal vor.

22 Sahidische Inschriften,

Tp wird mitunter ■» geschrieben. So häufige Wörter wie die Conjunctionen äu-uj und Atn sind sahidische; oirog^ und ucai sind ganz unbekannt. Dem negativen Verb steht die Form jweq, mcv zu Gebote, wie denn die gesammtc Flexion sahidisch ist. Aber schon in den correctesten dieser Texte macht sich grofse Unsicherheit in der Anwen- duno" dieser sprachlichen Eigenthümlichkeiten bemerkbar, wie das von Schwartze mit gewohnter Umständlichkeit verfolgt ist (Altes Aeg. p. 1128); schon in den reinsten Stücken dieses Dialectes, den Klageliedern und dem Buche ßaruch; mehr noch in den Fragmenten des Jesaias und des Johannes; am meisten in den Bruchstücken der Episteln. Eine von Quatremere, recherches p. 248 und von Zoega p. 106 i) aus dem Cod. Vat. LXVIII. mitgetheilte, vennuthlich aus dem Fayyum stammende, Notiz trägt denselben freilich etwas verwischten Charakter; nicht minder der Codex CLXXII. bei Zoega, und selbst der berühmte medicinische Codex CLXXYIII. und ein anderer No. CCLVI. ist ähnlich gefärbt, so dafs man von einem vierten Dialecte sprach. Endlich führt TuKi in seinen unersetzlichen Rudimenta p. 446. 161 zu Stellen der klei- nen Propheten aufser der sahidischen und memphitischen Übersetzung hinter der letzte- ren noch eine dritte („alia versio" oder „Memphiticus alter") an, welche weiter nichts ist als der sahidische Jargon, der bisher als baschmurisch bezeichnet wurde; da lesen wir nämlich für das M. *>iigenHi vielmehr ö^i&cüK; ein im M. imbekanntes Wort; für S. k-^2. vielmehr mit M. käoi; für S. ei^AVÄ^^^re und M. *.aiä.oi ein eigenes ö^Me^g^^; endlich «-^e- piwTOT für M. ogi ep^T01r.

Georgi glaubte nach einer Stelle des Herodot in diesen Fragmenten Überreste der Sprache der Oase des Jupiter-Amon sehen zu müssen. Quatremere brachte die nahe Verwandtschaft des Sahidischen in Anschlag und suchte daher ihre Heimath in den südlichem Oasen und hat diese seine Ansicht mit der Gelehrsamkeit, über welche er verfügte, mehrfach vertheidigt. Während er zugleich bestritt, dafs von dem durch koptische Grammatiker als ehemals vorhanden bezeichneten baschmurischen Dialect überhaupt Schriftdenkmäler erhalten seien, glaubten Zoega und Engelbreth, die Heraus- geber jener Fragmente, dafs dieselben eben diesem baschmurischen Dialecte angehör- ten. Und ihre Ansicht hat die wissenschaftliche Welt erobert, wie sie denn noch jüngst von Mariette (Melanges d'archeol. 1, 93) wiederholt wurde. Ich vermag keiner dieser Ansichten beizupflichten.

Für den Dialect der Oase Siwah wird niemand mehr diese Sprache halten, seit es bekannt ist, dafs deren Einwohner eine Berbersprache reden. Dafs die südlichem Oasen einen ähnlichen Dialect gehabt hätten, ist nicht imglaublich 2) ; Beweise indefs für diese seine Annahme konnte selbst Quatremere nicht beibringen; ich möchte auch bezweifeln, dafs diese entlegenen Gegenden, die in der Kirchengeschichte Aegyptens . kaum vorkommen, ein so reges geistiges Leben entfaltet haben, dafs sie eine eigene Bibelübersetzung besefsen hätten. Dafs aber der baschmurische Dialekt hier vorliegt, ist eben so wenig wahrscheinlich, ja schlechterdings unmöglich.

^) Das Stück ist bei Zoega nach Tuki sehr fehlerhaft wiedergegeben, wie schon Cham- pollion erwähnt hat; Millin, magasin encyclopedique 1811. V p. 290.

^) Kürzlich hat Brugsch in einem Werke über die Oasis magna Taf. XX. einige daselbst be- findliche koptische Inschriften veröffentlicht; ich vermag in denselben das Datum <^A (allerdings hält die erste Zahl zwischen einem ^ und einem \^ genau die Mitte) d. h. 813 (oder 1013) nach Chr. zu unterscheiden. In No. 7 steht neicg^K^Ä^A, wofür neK^Mg^ö^A zu lesen ist: „Dein Knecht;" dieses Wort ist sahidisch, ebenso die Schreibung •jki.Tei-i..

von Ludw. Stern. 23

Durch das Zeuguifs des koptischen Grammatikers Athanas von Qüs, welches QuATREMERE rech. p. 21 aus dessen Grammatik mitgetheilt hat, wissen wir von drei koptischen Dialecten. In der memphitischen Bearbeitung derselben ^c s r'j^^' '6S^'i .^^.wÄiwt, von der die Berliner Bibliothek eine Handschrift besitzt (ms. or. oct. 194), lautet die beregte Stelle ausführlicher i) wie folgt: „Und du wisse, dafs die koptische Sprache in drei Sprachen eingetheilt wird; erstens das ägyptische Koptische d. h. das Sahidische, welches jetzt von Munyet abi Qais oder Munyet beni Chusaib bis an die Grenze von Aswan gebraucht wird; zweitens die bohairische Sprache, welche in Bo- hairah gesprochen wird und jetzt auch der Dialect von Alt- und Neu-Cairo ist^); drit- tens die busclmuirische Sprache, welche im Gebiet von Buschmur gebraucht wurde; jetzt aber ist sie ausgestorben, so dafs nur noch das sahidische und bohairische Kop- tische gebraucht werden." Maqrizi (ed. Buk 2, 507) kennt nur den sahidischen und den bohairischen Dialect, von denen ihm jener als der ursprünglichere gilt. Als Grenze des sahidischen Dialectes wird also die Stadt Minyeh angegeben. Der zweite hat

. o » >

seinen Namen und Ursprung aus dem Gebiete 3;*^^ oder Lx^s^o (z. B. Maqrizi 1, 74) und darunter versteht man 'sJ.yXJJ^"^] '^j^.^^ „das Flachland von Alexandrien" (der Sage nach ein ausgetrockneter See; Maqrizi 1, 160. Abulmahasin 1, 50. Yaqut 1, 154), sodann die unterägyptische Provinz mit der Hauptstadt Damanhür. Eine Aussprache Bah'irah (^-^.s^ ist nach dem Qamus ein Eigenname) in der Bedeutung von Unter- ägypten habe ich nirgends bestätigt gefunden; indefs hat sich der Dialect von Alexan- drien früh über das Delta verbreitet, wie denn alle namhaften memphitischen Sprach- lehrer, mit Ausnahme jenes aus Qus, ihres jungem Zeitgenossen, hier ihre Heimath haben. So der berühmte Anbei Yoänes Samannüdi, der Verfasser der ersten sachlich geordneten Scala (sullani); SachäwZ und Ibn Ralüiäl^ gleichfalls Verfasser einer Scala; die Grammatiker DahlzJ, Kätib Qaisar, Ibn Sadaqah Qalijftbi lebten etwas später in Unterägypten. Ibn 'Assäl, der Verfasser der alphabetischen Scala, conferierte im Kloster

1) Der Text lautet: ^^^kJiil ^yi\ 'xX^\ io^Ü ^Icl .»^vJLo iwJoAäi^ iUU5 ^.,\ JLxi" c;^t^

l_^j^^w. Jv:ilw.x Q^l _^_5 a>^^L> J.^^;.^; L5rV^' o^-^ c?^'^^^ ol^*"^ J*^ lt' V^r^^^^ ^^\ "il Jüis ^^LJÜ\ i>ÄP_5 jj-*-^5 S±^ JvvtX.v-Ji t_c;_j-«-ixJ! vi^JUii^ iw.^JI a^-pLüII^, ^ ^j^^ L?W^'3 Lf^Vf«^^ Lf^t«j5 ^^^\ Jsja.v^L Dafs derselbe Athanas (nach Quatremere im 11. Jahrh. lebend) der Verfasser dieser Qilädeh ist, darauf hat mich eine Stelle der Ein- leitung geführt, wo er von seiner sahidischen Grammatik sagt: jCxUi ;^^^ i^ ^•^'^^r';^^^ ci>-Ii'^

^":ii j^xxvoJ; ^i '^jjir^^ LJLxii (joyj S^i ^ ^] bJ>^L*J iJL.ou^i iv.^Xot^^t ÄAIi^ÄiL

2) Misr (heutzutage Magv) ist gleich Fustät oder Ah-Cairo, unterschieden von Qähirah; jenes war die Hauptstadt von Oberägypten, dieses die von Unterägypten; daher bedeutet der Titel des bekannten Werkes von SiujütJ: as>\jil\^ ^^ ;W^5 ^^ „über die Geschichte Alt- und Neu-Cairos". Noch im 14. Jahrh. hatte jede dieser einander so nahe gelegenen Haupt- städte ihre besondere Verwaltung. Wativät, ein bekannter Geograph (f 718. d. H.) sagt (Ms. Berol. Sprenger 12 p. 399): ^ ^^JtX^^^ U.J^ \X=>\^ J^ qU*.^>c q|-»^^ ü^j"^^ *^^ c^ ^3

24 Sahidiscbe Inschriften,

Neliya, welches im J, 1354 zerstört wurde, mit dem >Abdehnesl1i aus Bilbeis, mit dem Bischof Anbä Marqus aus Sandub und mit dem Anbä Äbraam^ dem Bischof von Neschterawah (oder Nesterawah) und Etrib.

Lange vor der Zeit dieser Gelehrten bestand ein dritter Dialect, der buschmurische. Busmür, wie der wohlunterrichtete Yaqut 1, 634 mit Nachdruck den Namen ausspricht, ist nach Abulfida das kleine Gebiet zwischen dem Nilarme von Damiette und dem kleinen, sich bei den Städtchen Gauger am östlichen und Tarcha (so nach Idrisi), dem heutigen Talcha, am westlichen Ufer davon abzweigenden Canal (NÜ Usmüm Tannä/i oder heute auch el-baJir el-soyair genannt). Die Fischerbevölkerung dieses sumpfigen Landes war bekanntlich in den ersten Zeiten des Islams besonders hartnäckig und wurde vom Chalifen Mamun 216 d. H. = 832 n. Chr. nahezu ausgerottet. Bei den arabischen Schriftstellern wird indefs der Ausdruck oft weiter gefafst, wie denn ein alter Geograph, Ibn Hauqal (ed. de Goeje p. 90), den heutigen Burallas-See .y^Ji^S ä^-x^u nennt, indem er an die Ufer desselben die zwischen Alexandrien und Damiette liegende Stadt Nesterawah legt eine Angabe, die Quatremere sich nicht er- klären konnte, weil er die richtige Lesart der Stelle nicht kannte. Daher tritt für den Ausdruck ,^^^4^^ auch ^^L+aj „ein Nordägypter" ein, welches Mariette von

1 ^^ ^1 herleitete, wie er jenes in m c^ wiederfand i). Auch wird Busmur öfter I _S<^ ^ I . . III III

mit Basarüd, einer Stadt in dem angrenzenden sogenannten Rif gleichgestellt.

Es scheinen im Delta einst zwei Dialecte bestanden zu haben, der bohairische als der westliche und der buschmurische als der östliche. Der buschmurische starb am frühesten aus und der bohairische dehnte sich über das Delta aus; darnach erlosch das Sahidische und das nicht sehr pafsend so benannte Memphitische verbreitete sich über ganz Aegypten. Weshalb sind nun die oben erwähnten Schriftdenkmäler busch- murische? stammen sie etwa aus den sumpfigen Küstendistricten, welche ehemals den Buschmur bildeten? Schwerlich; sie kamen mit andern sahidischen Fragmenten aus Oberägypten 2). Haben sie etwa ein so hohes Alter, dafs sie an die Zeit hinan- reichten, als die Bammireli noch eine selbständige Genossenschaft bildeten? Keines- wegs ; der Schriflcharacter dieser Fragmente ist der sahidische und die Proben bei ZoEGA No. XXVII nähern sich jener sahidischen Schrift bei Woide, appendix Tab. I, No. 5 und diese trägt das Datum 1393 n. Chr. Wenn dieser Dialect schon so früh ausgestorben ist, wie kommt es, dafs jene Notiz bei Quatremere aus dem J. 1033 noch wieder Eigenthümlichkeiten desselben zeigt? Das einzige überlieferte echt busch-

murische Wort ist nitonity ».j^säii (Quatrem. rech. p. 214); dafs im buschmurischen Dialect Geschriebenes erhalten wäre, dafs derselbe überhaupt eine Literatur besessen hätte, kann niemals erwiesen werden.

^) Zoega bemüht sich das nach Stephanus Byzantinus das Delta bezeichnende Ilr/uo;«? mit Busmür gleich zu setzen; es scheint vielmehr das hierogl. />^ (1 \ Q pa-ta-merd

zu sein.

2) Es ist leider nicht näher bekannt, wo die Schätze der sahidischen Bibliothek des Car- dinais Borgia gesammelt sind. Vieles davon stammt nach einer Bemerkung bei Georgi (Fan. p. 3) aus Naqqädah diesseits Theben. Ich war vor fünf Jahren mit meinem berühmten Freunde Prof. Ebers in diesem Orte und wir besuchten die koptische Kirche daselbst; aber einige zerfetzte liturgische Bücher im memphitischen Dialect waren alles, was wir Koptisches vorfanden.

von Ludw. Stern. 25

Die Kopten haben den Dialect jener Fragmente jedenfalls nicht für einen solchen anerkannt ; seine wesentliche Eigenthümlichkeit ist nur eine trübere Vocalaiissprache ; ein halbes Dutzend besonderer Wörter fällt nicht so sehr ins Gewicht. Es ist ein mera- phitisch gefärbtes Sahidisch. Wo sollte man die Existenz eines solchen Dialectes wohl eher vermuthen als in Mittelägypteu'), da ja das Sahidische erst bei Minyeli beginnt? Merkwürdiger oder vielmehr natürlicher Weise zeigen die wenigen mittelägyp- tischen Denkmäler aus alter Zeit, welche uns erhalten sind, dieses selbe Schwanken zwischen sahidischer und memphitischer Aussprache. Ich denke besonders an die Cau- tionsscheine aus dem Kloster des Abba Jeremias (jjt*.j^J> _^j!) von Memphis Avnfie, Meqe (Rev. pap. 101 109). Da lesen wir •:si's für ö'i's, -sm für (S'm, aict- für Mni-, AvcTpe für MnTpe, o-ypo neben ppo, epo, ujTtope neben igTtopi, und häufigst «n für n u. s. w. Die letzte Eigenthümlichkeit scheint weit vei'breitet gewesen zu sein, wie sie denn im Pap. II. von Bulaq, der von Paham aus Qift geschrieben ist, immer wieder erscheint; aber auch sonst, z. B. un A\Aie'Aoc Geogi, Pan. p. 259. Wenn ich nicht irre, so hat sich dieser Dialect am vollkommensten im Fayyum ausgebildet, dessen geographische Lage am ehesten einer dialectischen Eigenthümlichkeit förderlich gewesen sein dürfte. Es kommt noch hinzu, dafs jene Notiz bei Quatremere aus dem Fayyum datiert ist; auch las ich auf übrigens werthlosen koptischen Papyrusfragmenten, Avelche kürz- lich im Fayyum aufgefunden worden sind , z. B. das AYort ■xcReec für das bekannte sah. 'xeKÄ.c. So stehe ich denn nicht an, diesen sogenannten „baschmurischen" Dialect aus Wörterbuch und Grammatik zu verbannen und hinfort als unter sahidischen oder mittelägyptischen zu bezeichnen.

9. Eine Grabschrift.

Koptische Leichensteine finden sich in den verschiedenen Museen; einige ältere sind von dem ausgezeichneten Eugene Revillout veröffentlicht und mit jener Gelehr- samkeit und Sicherheit erläutert worden, welche denselben eine erhöhte Bedeutung verleihen 2). Unser Museum besitzt aufser den von Lepsius veröffentlichten einen

^) Auch Peyron gramm. p. 14 neigt sich dieser Ansicht zu, obwohl er sich von dem Ausdrucke 'baschmurisch' nicht Rechenschaft gegeben zu haben scheint. Er sagt: „hac (dialecto), utpote ex Memphitico et Thebano idomate conflata, usae videntur regiones, fortasse Oases, quae inter superiorem atque inferiorem Aegyptum continebantur." Und Champollion meinte, Basch- mur sei ein Name des Fayyum und der Dialect jener Fragmente der Dialect desselben.

2) In dieser Anmerkung will ich zur Vergleichnng noch zwei ältere Grabschriften mit- theilen. Die erste im Museum des Yaticans besteht gröfstentheils aus Namen: nitoT nigHpc nenitö^ eTOTevikfi o6..uHn neneicoT i>.n&. lepHAiiö^c av« e>.n*. encop^^ ö^Ave. cifiTAAfe.// TenAi&.ö.T Aie>.pi<k. Aii5(;^*.HA Ttencort oH'Aiei.c neirujHpe Ä.qAiToii AiAioq n cott ujoaiht n Ttofce on OTeipHnn ^&.AVHn nencö Aid.Ka.pe ö.qAiTon: MAioq n cot qxooT n KI^s.g^K nencon nne>.TTA.feiKT(op i\C6.tgT. Das letzte Wort dieser Inschrift, bisher unbelegt, scheint „der Enthaltsame" 0^\j]\ zu bedeuten. Jünger ist eine bereits datierte Grabtafel im Museum von Turin, deren Sprache indefs, soweit ich mich auf meine Copie verlassen kann, sehr unregelmäfsig ist. + nnoTTe n nscooT n na^no- CToAoc eTOTÄ.es.fi enep OTn*. Ain Te\^H%H ai n[Ai]Ä.KÄ.pioc eniAiei.5(^e nencoT itT*.qeAiToii AVAioq n co-y AVHnT6.qTe ai nefcoT na.cone n TpoAV.Tie T*.iKeTeKei.Tec ntcKTieknoc e.pi To.Kd.ne ujHp e-xcoi OTon ni.w excoo-y aimoi Te nnoirTe eip oto*. ai« TeK^^H^d^H « Ti.penopoc ^A.AiHn; eq[e]tgcoTTe. ic ^qS-. -f „Gott der Herren, der heiligen Apostel, habe Erbarmen mit der Seele des seligen Epimachus Peköt, welcher entschlief am 14ten des Monats Payni der I2ten Indic-

Zeitschr. f. Aegypt. Spr., Jahrg. 1878. 4

26 Sahidische Inschriften,

solchen Stein No. 7734:, dessen Inschrift inclefs sehr verwittert ist^). Dagegen gebe ich eine andere Grabinschrift aus dem Jahre 932, welche sich im ägyptischen Museum zu Miramar befindet. (S. das Facsimile Tafel I, 4). Dieselbe stammt aus der wohlbe- kannten Stadt Bulyana U^L (vulgär Belyane), hier £nrAi«.itH oder vielleicht Tfe-vAid^nH, sonst auch Tnoirpi^nH und Tno'Air£ii*>ne genannt, von der der Weg nach Abydos führt, und ist einer gewissen Kyra Susine geweiht.

eqKH eg^pivi m niMd^ n&i n€[cR7rn]

coMÄ. u Tev neipnAieeTre ei[ ]

TMi>^Rd>.pies. KTrpÄ. coTTcmH [. . Tujee] 5 pe AI nMd^KÄ.pioc \\j"d.Te npM[T]

£lT!\l^v«H llTüvCAV-TOtl MMOC [m^]

^u)U ivi ii«.no '^iokÄh ^a*[h] cevpdiKenoc tk 'xeKe^.c epe ws.

10 Tec\irT^H nqtio'xc e kotucj

U iS.fepiS.£iS.M Am ICÄ.dwK Mit IiS.KCJL)fe »qd>.C U MnUjÄ. II COOTAl TeCAiH €[c]

Aveg^ ji Ü3^ £1 MUTtyivtie^THq

dwMHITn iyd«.pOI tieTCAldwMiVJvT 15 IlTC nÄ.eiUiT UT€TllRA.HpO\tOA*[ei] U TMIlTepO HTÄ.Tc£lTOiTC ItdwTT

•xm tkä.tä.£»o\h Ai nKOCMOc ^vMHim eqeiycone -]-

„Jesus Christus! hilf! Es liegt an diesem Orte die irdische Hülle, der Gegen- stand dieses Gedächtnifses, die selige Kyra Susine, die Tochter des seligen Psate aus Byliane, welche entschlief am 24. Pachon 648 nach Diocletian, 320 der Saracenen, auf dafs der Herr Jesus Christus ihrer Seele Ruhe gebe und sie lege in den Schoofs Abrahams, Isaaks und Jakobs und sie würdig mache zu hören die Stimme voll Gnade und Barmherzigkeit: Kommet her zu mir, ihr Gesegneten meines Vaters, dafs ihr er- erbet das Reich, welches ihnen bereitet ist seit der Erschafiiing der Welt. Amen! es sfeschehe!"

tion. Bete über mich, jeder der mich kannte, dafs Gott Erbarmen habe mit meiner armen Seele. Amen, es geschehe!" Man bemerke hier Te für nje, welches auch von Revillout ver- öffentlichte Stelen darbieten (Mel. d'arch. 2, 267/8); vgl. Zoega p. 45. Der Name Peköt kommt auch Zeitschr. 1868 p. 66 vor, ujHp scheint mir eine ungewöhnliche Form oder ein Fehler für igAnA, wie denn auch Td^penopoc für -aXwtVw^o? steht.

^) Ich habe das Lesbare entziffert; der Stein ist jedenfalls von hohem Alter und stammt, wie es scheint, aus dem Kloster des Abba Jeremias in Memphis. Der Text, dessen elfte und

zwölfte Zeile mir unverständlich sind, lautet: «JHpe 2[ne]nnd.TOT4>*>fii ^[nje^p^e-

e..ntTe'AocMi *5(;^<s.H'AoÄ.n(jocc6.&p '''iHAA.n*>iepHMi*>c ^».Ti*>ettco5(^«kMÄ>ci[fc] ^ [TAA]A>Md.pidkÄ>ndwnto ^'A[cA.]n*L<^i[fe*>]n<>>*>n ^OTn*.n&Me.K4>p€^n i'^e«ca)[n]*.fepik^ö.Avn*>. ^^ TcefiiKA>&HT . . . m*w i^^jn^e . . nn&.<&«.n&.icpH ^^Mi*wCg^Hn[oT]epHnH^ i'*d>jWHn«iü)g^ö.nHcneig ^^Hpevjjfi*. Diese Inschrift erwähnt

von Ludw. Stern. 27

Die Inschrift schliefst mit dem Bibelverse Matth. 25, 34, den man sich bei AVoide daraus vervollständigen kann; die ausgezeichnete Ausgabe desselben giebt für ne^T (Zeile IG) richtig das nothwendige nH-rn. Die dritte und vierte Zeile vermag ich nicht mit Sicherheit zu ergänzen; aus einer gleichfalls fragmentierten Inschrift in Turin (Mel. d'arch. 1, 195) ersehe ich, dafs das erste "Wort der dritten Zeile auf . . Tnco.we^ aus- geht; dies ist aber zu ckthcomä. zu vervollständigen, welches Zoega p. 42 begegnet und von Tattam in sein Wörterbuch p. 468 aufgenommen ist, es steht für o-xrfvcyjua, ein Wort der graecitas barbara, welches Ducange im appendix 172 verzeichnet, imd bedeutet: „irdische Hülle", als das zeitliche Zelt der ewigen Seele. Am Ende der 8. Zeile ist ein überflüssiges n-s; in der letzten Zeile ein überflüssiges n. Die cor- recte Form für nqei.c ist Z. 12 nqö.d.c. Das Gegentheil von tccmh ecue^ n ne. Z. 12 ist oTCAiH ecMe^ n g^oTc (ZoEGA p. 641. Georgi, fragm. p. 433)^). Aufserdem hat der Lapidai'ius zwei Constructionen verwirrt, da er ■xeKö.c epe n-xoeic '^.utou (vgl. epe n«OTTe ■:^e '^.uto« n Te [q]\|j-T5(;^H L. D. VI. 103, 44) oder 's.eKö.c ii'xoeic eqcJ-AVTo« (vgl. n-s-oeic ■2k.e ic eqe'^AiToit AVMoq e Te5(^a)p«. n ncTCjn^ L. D. VI. 103, 41) sagen wollte. Auf einer griechischen Grabtafel unseres Museums finden sich dieselben Ausdrücke uvd- Travacv T-qv ^'VX'^i^ ww^X a)iay.\(.\iwv aurouj zic, y.oKn:cv(i) 'Aßpaajx ■/.. 'laaay. y.. 'laywß. In der 13. Zeile ist nä^ (wie auch Eev. pap. p. 14) durch den Strich als besonderes Wort kenntlich gemacht, was uns sogleich auf das Wesen und die eigentliche Bedeutung dieser koptischen „Accentuation" führt, worüber man mir noch einige Worte gestatte.

Die Worttrennung ist etwas den Kopten Unbekanntes und daher von ihnen nicht weiter Erwosrenes. Statt ihrer wenden sie in alten Handschriften bald einen schräji^en Strich ' an, besonders nach vocalischem Auslaut, oder hinter griechischen Wörtern, aber auch sonst; oder ein Kolon oder einen Apostroph ', oder über vocalischem Auslaut €, o, I einen Circumflex ^. Alle diese Bezeichnungen sind nicht nothwendig, sondern statthaft und in unsern Drucken natürlich vollständig überflüssig. Denn unser Auge kann die Worttrenmuig nicht becpTem entbehren; es empfiehlt sich vielleicht aus praktischen Gründen, die Partikeln n, ak, e (sowohl für <n=> als für [1 ^) und c^ vom folgenden Worte zu trennen, so lauge sie keine Suffixe haben, den Artikel aber und das Demonstrativ, das Relativ e-v, nt und alle suffigierten Hülfsverba mit demselben zu verbinden. Wo die Einheit des Sinnes die Einheit des Wortes fordert, scheint es rathsam nicht zu trennen in Anerkennung der in der posthumen Abhandlung Pey- rons vertretenen Grundsätze. Was nun den Punkt im M und der Strich im S über Consonanten anbetrifi't, so bedeuten sie, wie schon Revillout (Mel. d'arch. 3, 10) be- merkt hat, dafs die bezeichneten Buchstaben für sich eine Silbe bilden, imd dafs die Aussprache nöthigenfalls den kurzen Vocal e vorzusetzen oder einzuschalten hat, der auch in den meisten Fällen gelegentlich dafür geschrieben wird. Dieser Strich imd Punkt ist hiernach in unsern Drucken da, wo es nicht auf diplomatis-ihe Treue an- kommt, meist zu entbehren; denn wie wollte man e^STT, oTt^ cAcA, öTT, üuje.'s.e, mto« u. s. w.

gleich der ersten in der vorigen Anmerkung mitgetheilten die Amma Sibylla ; aaucc oder a>av&. ist der Ehrentitel, den Frauen durch ascetisches Leben erwerben, gleich wie aßßct oder äua., arab. Lo! anbä, frommen Mönchen zukommt.

') Zoega hat beiläufig nicht bemerkt, dafs sein Codex No. CCCXI ebenso wie CCLII ein Bruchstück der XVII. Homilie des heiligen Chrysostomus über den Hebräerbrief enthält.

4*

28

Erschienene Schriften.

ohne diese Zeichen aussprechen ^ ) ? Doch scheint es thunhch, diese diacritischen Zei- chen beizubehalten, wo sie dem Verständnifs zu Hülfe kommen oder die Aussprache sich von der gewöhnlichen entfernt, wie z. B. la^p, und wo in Compositis einconso- nantige Wörter nach oder vor einem Vocale stehen, z. B. Me»nuiu)nj, Mö^ätycone, pd.iTÄ>c u. u. Wir sehen die besten memphitischen Texte, welche wir haben, von Punkten uud Accenten wimmeln, ohne dafs dieselben irgend einen Nutzen für die Aussprache oder das Verständnifs gewährten. In -»«.mio, kiio\ aiwVchc, oiomi, otoaiot bezeichnet der Punkt der Handschriften ähnlich dem franz. treina, dafs der betreffende Vocal nach der Ansicht der Schreiber für sich allein eine Silbe ausmacht für uns kein Grund ihn beizubehalten; auch ctcmi für e-vcMi wird niemand verkennen, um so weniger, wenn man das Wort e nicht mit dem folgenden Worte verbindet, l-i-xe bedarf aber erst recht keinen Punkt, denn wie wollte man's sprechen, wenn nicht oi^e^ da doch nege nach aller memph. Orthographie ne-xe geschrieben werden müfste? Übrigens ist die memphitische Punctation um vieles unklarer und verworrener als die des Sahidischen, und sie verdient gewifs das Urtheil, welches De Lagarde in seinem Pentateuch p. IX. darüber fällt. Sobald wir die Worttrennung in koptische Texte einführen, gewinnen die Striche, Haken und Punkte eine ganz andere Bedeutung; ursprünglich haben sie keinen andern Zweck als den, den fortlaufenden Text verständlicher zu machen; sie übernahmen theilweise die Kolle, welche in der Hieroglyphik und in der demotischen Schrift den Determinativen zukam.

Berlin, im November 1877. Ludw. Stern.

^) Die Annahme, dafs der Strich ein einzuschaltendes e bedeute, ist unrichtig und ver- anlafst Irrthümer, wie wenn man für S. ^op^ ho7'es schreibt, während es doch selbst im Bo- hairischen g^opuj ho7's heifst. Wenn man sarex für CA.pc schreibt, so ist das zwar erträglich; denn es findet sich die Orthographie CA>pc^ (z. B. mittelägypt. Hebr. 9, 13) nicht selten; aber mastigex für MAcriic^ ist doch wohl nie gesprochen worden. Wenn die Kopten nnovre oder ÄvAve'A.oc schreiben, so wollen sie weniger ausdrücken, dafs der Hülfsvocal vor dem Con- sonanten zu sprechen ist, eine Sache die sich bei AiA\eAoc von selbst versteht, als dafs sie ihre Schrift deutlicher machen wollten. Denn auch der Artikel des Sg. nuoTr-re wurde schon ziemlich früh wie ep gesprochen. Nach Ibn Faqlh, einem alten arabischen Geographen (c. 340 d.U.), heifst „Gott" auf koptisch ebnfideh. Er sagt (Ms. or. Berol. Spr. 3): iü_^AJls

Erschienene Schriften. J. Lieblein, Egypten i dess minnesmärken och i dess förhallande tili Palestina och Grekland. (Ut var

tids forskning populära skildringar utgivna af Prof. Akel Key och Prof. Gust. Retzius. 19.) Stockholm.

1877. 8. 120 pp. S. Birch, on Obelisks (Brit. Archaeol. Assoc. Proceedings. Nov. 1877.) G. Maspero, Üeux monuments nouveaux du regne de Bamses II (Rev. Archeol. 1877.) G. Maspero, Fragments d'un commentaire sur le second livre d'Herodote (Annuaire de 1' Assoc. pour fen-

couragement des etudes grecques en "France. 1875. 1876. 1877.) R. Lepsius, Weitere Erörterungen über das babylonisch -assyrische Längenmafssystem (Monatsbericht der

Berliner Akademie. Dec. 1877. Febr. 1878).

Leipzig, J. 0. Hinrichssche Buchhandlung. Verantwortl. Redaeteur Dr. R. Lepsius, Berlin, Bcndlerstr. 18. (W.) Buchdruckerei der Köuigl. Akaaemie der Wissenschaften in Berlin (G.Vogt).

Beilage xifr Zr/lrcÄr /i'i^ Je^. 'ip7:'/S7(f.

Taf I.

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GraOste/n im Mas. van Mirairuir. SAHIDISCHE INSCHRIFTEN.

'i d. not Gr.

29

Zeitschrift

für

Ägyptische Sprache und Alterthiimskunde

Sechszehiiter Jahrgang'. Zweites Heft.

Inhalt:

Trois reines de la XXI. dynastie, par Ed. Naville (Mit 1 litbograph. Tafel). Offenes Sendschreiben an Hrn. Naville, von H. Brugscb. Ein wichtiges Denkmal aus den Zeiten Königs S^sonql., von H. Brugscb. Historische Notiz, von H. Brugscb. Aesopische Fabeln in einem ägyptischen Papyrus, von H. Brugscb (Mit 1 litbograph. Tafel). Ein strophisch angeordneter Text von einer Mumienbinde, von G. Ebers. Koptische Briefe, von Ludw. Stern. Soss, Ner, Sar, von Fried r. Delitzsch. Erschienene Schriften.

Trois reines de la XXI. dynastie.

(Avec la planche II.)

Le musee du Louvre a fait dernierement mie acquisition importante. C'est un pa- pyrus funeraire d'euviron 8 metres de lougueur, d'une conservation excellente, et au- quel il ne manque que le conimencement ^). Ce beau document a ete ecrit pour une reine de la transition entre la XX. et la XXI. dynastie. Compare a deux autres textes de la meme epoque publies par M. Mariette, (Pap. d. Boulaq Vol. III. pl. XII— XXI) il souleve une question importante, eelle du role preponderant qu'ont joue les reines sous la XXI. dynastie, dont les princes sont jusqu'ici peu connus.

Le papyrus se termine par une seene d'adoration dans laquelle nous voyons Osiris et Isis dans un sanctuaire, auxquels le pretre Anmutef fait des offrandes; derriere. le pretre est un autel charge de presents de toute espece aupres duquel sont assis un homme et une femme portant tous deux l'uraeus au front. L'inscription qui se lit au-dessus est la suivante:

^=^ etc

U

n

„Offrande royale ä Osiris etc. dans toutes les fetes; de la part du premier pro- „phete d'Ammon, Herbor, et de la mere royale du roi, de la mere divine de Clionsu, „l'enfant, de la recluse d'Ammon -Ra, le roi des dieux, de la superieure des favorites, „de la reine Net'em justifiee, etc.

1) Gräces ä l'obligeance de MMrs. . Pierret et Revillout, j'ai pu etudier ce papyrus au moment il venait d'etre deroule. Je leur en fais ici mes sinceres remerciments.

Zeitschr. f. Aegypt. Spr., Jahrg. 1878. 5

30 Trois reines de la XXI. Dynastie,

Cette inscription presente ce caractere special, que le nom de Herhor n'est point renferme dans im cartouche, tandis que celui de la reine Net'em est inscrit dans un cartouche qui, il est vrai est reste incomplet comme cela arrive qnelquefois dans le cours du texte. Cette difference entre ces deux noms me parait indiquer que la reine Net'em u'est pas la femme de Herhor, comme cela a ete admis jusqu'a present, mais sa mere. Si nous examinons le nom de la reine pendaut tout le cours du papy- rus, nous voyons que ce n'est que rarement que le nom de Net'em se trouve seul;

presque toujours le cartouche est ecrit ainsi

l

la mere royale Net'em. Pas une

L2

seule fois nous ne voyons apparaitre le I , qui est le titre habituel des femmes de roi. Quant a Herhor, outre l'exemple cite, il n'apparait qu'une seule fois, dans le ta- bleau ci-joint (voir la planche II) qui est place ä la fin d'une serie de vignettes dont la derniere est celle du chapitre 84. Dans cette vignette aussi, Net'em porte simple- ment le titre de reine === et de mere royale. Ainsi le fait que dans uu des cas seule- ment le nom de Herhor se trouve dans un cartouche, et en outre le titre de reine mere donne partout a Net'em me parait prouver que Net'em etait reine de son chef avant Herhor, et qu'elle a transmis le pouvoir royal h son fils. Herhor n'etait donc pas simplement un usurpateur, mais il avait des titres au pouvoir royal du fait de sa mere.

Qui etait Net'em? etait-elle de la famille des Ramessides? C'est une question sur laquelle nous n'avons aucune donnee. Mais cela est probable, car on ne voit guere Sans cela comment eile serait arrivee au pouvoir royal. Son nom, de meme que celui de Honttaui, du papyrus de Boulaq, rappeile ceux de deux filles de Ramses II; ils avaient dejä ete portes dans la famille. 11 est etrange, cependant, que si Net'em etait de famille royale, on neu voie d'autre indication que son titre de I \N- Les rei- nes egyptiennes aimaient beaucoup a faire parade de la noblesse de leur race, surtout lorsqu'elles pouvaient, comme la reine Titi, dire qu'elles etaient fille, soeur, femme et mere de roi. Cette circonstance peut s'expliquer par le fait que le papyrus n'est pas complet; c'est en general dans les tableaux d'adoration que les reines citent tous leurs titres, et nous n'avons pas celui du commencement qui devait etre le plus con- siderable. Puis il parait evident que ce papyrus n'a pas ete ecrit pour la reine. De- puis une epoque deja ancienne, les papyrus se faisaient en fabrique; on laissait en blanc le nom du defunt et quelques uues des vignettes: et lorsque le papyrus avait ete achete, on remplissait les lacunes au nom de celui a qui il etait destine. L'etude des papyrus funeraires fournit de curieuses remarques h cet egard. Dans ce cas ci, le papyrus avait ete fait pour un homme; il est pi-obable meme que le tableau de la fin etait fait d'avance; il devait representer un simple particulier et sa femme; car dans la coiffure de Herhor et de sa mere il n'y a absolument rien qui indique la roy- autc sauf les uraeus qui pouvaient facilement etre ajoutes apres coup.

Le peu de documents que nous avons jusqu'a present sur la XXI. dynastie rend le classement de ces princes fort difficile. Ce qui est incontestable, c'est qu'ä ce mo- ment-la les reines prirent une graude preponderance, et qu'elles semblent meme avoir regle dans une certaine mesure les lois de l'heredite. Le titre que la plupart d'entre alles portaient ] , ou i "^^^^ "1 ^ /..^wa (J '~~~' , leur donnait probablement un

par Ed. Xaville. 31

rang eleve, peut-etre uieme le droit d'iuscrire leur nom dans uii cartouclie, saus ce- pendant quelles fussent reines a proprement parier.

A cet egard, la publication recente que vient de faire M. Mariette de deux^-pa- pyrus du musee de Boulaq no. 22 et 23, nous apporte des reuseignements tres-curieux, mais dout rintelligence est encore difficile. II s'agit de la princesse appelee Tiu Hatlior Honttaui, ou simplement Honttaui. Rien de plus bizarre, et en apparence de plus contradictoire, que les titres quelle s attribue.

Relativement a sa desceudance. eile se donne souvent pour n\ I aaawv I ^i^ ( ^ ( ^ f^\ fille de la reine Teutamen. Or que veut dire ici 1 ^ ? ce nest pas fenime de roi, comme nous allons le voir; ce pourrait etre femme de sang royal; c'est plus probablement femme revetue de la dignite royale sans cependant que son epoux le füt. En effet, le pere de Honttaui, par consequent le mari de Tentamen, se uom- mait tj:!^ (10^ (Mar. Pap. de Boulaq III pl. 17) et etait simple -^^. On peut donc . conclure de quil y a eu apres Herhor, comme vraisemblablement cela avait ete le cas avant lui, une reine, Tentamen qui a possede seule le pouvoir royal. Cela me semble coineider avec la lacune qui se trouve apres Herhor dans la serie des rois. M. de Rouge a suppose que Piankhi, le fils de Herhor, n'etait pas arrive au trone parcequ'un Ramses avait reussi ä ressaisir le pouvoir. C'est peut-etre la reine Ten- tamen, sans doute de la famille des Ramessides, qui mit momentanement de cöte la famille de Herhor, et qui pendant quelque temps revendiqua avec succes les droits des descendants des Ramses.

Quant k Honttaui, eile etait femme de roi, il n'y a pas k en douter; eile avait meme la premiere place dans le harem du souverain I <^ ^=5^ aaaa/>a 1/ 1''^ ^<-=^: mais

voici les autres titres qu'elle s'attribue, eile est pl. 12 1 I c^ I ^r^ ^C\ c:, \\ ^^'^'"^

femme royale, mere royale, mere du grand pretre d Ammon, et mere de la grande femme royale. Ailleurs les deux premieres designations se retrouvent sous cette forme ] c^ ^v\ ^,w^A^ ■=== c^ Vx AA^AAA | aa^aaa (1 H semble donc

que dans ce cas-ci == le souverain, est exactement Tequivaleut de /s5\ I V

^ ^ r^umi, ^ I \> . . l/>s\ I k D

/vw>/v\ n , en d' autres termes, que le titre de souverain est attache d une maniere

I AAAAAA

indissoluble au titre de premier prophete d' Ammon. II en est de ce papyrus comme de celui de la reine Net'em, c'est ä dire qu'il a ete ou achete ou ecrit au moment par le fait de la mort de sa mere, la couronne passait sur la tete du grand pretre dont vraisemblablement le pere etait dejä mort.

Qui pouvait etre la 1 -^^si l^tt. grande femme royale, dont Honttaui etait mere? Dans ce cas-ci, ce ne peut pas etre reine, ni femme de roi, puisque Honttaui serait ä la fois mere du roi et de la reine ; ä moins cependant que dejä sous la XXI. dy- nastie, les rois aient epouse leurs soeurs, comme le firent les Ptolemees. Je crois que ce titre qui correspond ä quelquechose comme princesse royale est ici un titre sacerdotal, et qu" apres les mots 1 -^^j il faut suppleer /vw^ Ij C'est donc

quelquechose qui ressemble ä la ] et qui doit remonter assez haut, car nous retrou- vons ce titre dans la XVIII. et la XIX. dynastie. II ne serait meme pas impossible que ce ftit le second titre de la ] ou |

32 Trois reines de la XXI. Dynastie, par Ed. Naville.

A defaut du ^rand pretre d'Ammon, la couronne devait passer ä sa soeur, la cj^c c|c::s>^ ou I /vww\(j'^^, qui devenait ainsi reine de son fait; et voila pourquoi des »reines, des pretresses d'Ammou, comme la reine Titi, peuvent porter dans leurs titres celui de 1 11 ^ soeur de roi, et etre reines elles- meines.

Relativement a la place de Honttaui dans la XXI. dynastie, les textes nous di- sent clairement qu'elle fut la femnie de Pinet'em; mais ce n'est que rarement que ce prince fait entourer son nom d'un cartouche; il semble qu'il n'ait pas considere son titre comme hors de contestation. Cela vient probablement de ce quil n'arriva au trone que par son mariage avec Honttaui, fille de la reine Tentamen.

Nous savons egalement que le fils de Pinet'em fut le prince Ramen;)(;eper, le heros d'une longue inscription de Thebes, que M. Brugsch a traduite dans son Histoire; c'est sans-doute lui que Honttaui designe sans le nommer lorsqu'elle nous dit qu'elle meme est mere du grand pretre d'Ammon, et mere du general en chef des troupes d'Egypte (pl. 21) o'^^.^^ 1^ ^ I ^^ /vwwn ^ ^- Ces deux titres sont exacte- ment ceux que Rameu'\;eper porte dans la stele publice par M. Brugsch (Brugsch, Rec. I pl. 22). Apres lui, je crois qu'il faut de nouveau placer une reine, cette pal- lade d' Amnion qui est la fille de Honttaui et C|ue je crois etre ( Oj§U J d' apres le tableau publie par M. Lepsius (Denkin. HI pl. 250).

En resume, il nie parait ressortir de ces donnees genealogiques des deux papyrus un fait important; c'est que les premiers souverains de cette dynastie n'occuperent le trone qu'en vertu des droits que leur donnaient des femmes, probablement de la fa- mille des Ramessides. Me fondant sur ces donnees j'etablirais la serie des rois de cette maniere:

1°. La reine Net'em, mere de Herhor, qui tj-ansmet le pouvoir a son fils. 2°. Herhor, fils de la reine Net'em.

3°. Tentamen qui reprend ses droits au detriment de Piankhi, fils de Herhor. 4°. Honttaui (fille de Tentamen) qui epouse Pinet'em, fils de Piankhi. 5°. Ramen-^eper, fils de Pinet'em et de Honttaui. 6°. Ramaka, grande pretresse d'Ammon, soeur du roi precedent. II est probable qu'en meme temps que ces princes, il y eut une dynastie collate- rale dont Manethon nous a conserve les noms.

Edouard Naville.

Offenes Sendschreiben an Hrn. Ed. Naville.

Verehrter Herr College, In dem voijährigen ersten Hefte der Zeitschrift haben Sie S. 31 unter dem Titel; Une forme rare du pronom demonstratif aus dem reichen Schatze der von Ihnen ge-

sammelten Varianten des Todtenbuches die Form ^^ ^ ^^^ paß des demon-

strativen Pronomens aufgeführt, mit dem Bemerken, dai's dieselbe bis jetzt in den Grammatiken nicht angezeigt sei. Erlauben Sie mir darüber folgende Bemerkungen.

Offenes Sendschreiben an Hrn. Ed. Nuville, von II. Brugsch. 33

Zunächst liaben Sie übersehen, dass ich bereits vor zwei Jahren, in einem Aufsätze der Zeitschrift, wek-her erschienen ist unter dem Titel „Eine neue Bau- urkunde des Tempels von Edfu*' (1875), Seite 119 nach dem Originaltexte der in Rede stehenden Bauurkunde eine lange Stelle ausgezogen und übersetzt habe, in welcher die merkwürdige Verbindung Srf SjrS hir vif pen auftritt, die ich durch

„nach hier und dort" übertragen habe, mit der Bemerkung dazu: „Philologisch möchte ich nebenbei auf den Ausdruck ////■ jjif pen „nach hier und dort" d. h. nach allen Seiten hin aufmerksam machen". Über die Richtigkeit der von mir vorgeschla- genen AujQFassimg kann dem ganzen Zusammenhange nach nicht der mindeste Zweifel obwalten, ebensowenig werden Sie Bedenken ti-agen in jener Gruppe ^T^T'/ ^"^^

Variante der von Ihnen notirten Form a^ *^ £52 paß wiederzuerkennen. Dem-

gemäfs werden Sie als nächste Folgerung zugeben, dafs möglicher Weise in den von Ihnen aufgeführten auch mir bereits früher bekannten Stellen des Todtenbuches, paß die Bedeutung von hier haben könne, unter Berücksichtigung des auffallenden Um- standes, dafs in den von Ihnen angezogenen Stellen (selbst das dritte Beispiel nicht ausgeschlossen, da in den vorangehenden von Ihnen nicht aufgeführten Gruppen es sich um [j handelt, worüber w^eiter unten das Nähere) überall von einer bestimm- ten Ortlichkeit die Rede ist. Das erste Beispiel würde demnächst zu übertragen sein: „Ich schaue den grofsen Gott, welcher lebt hier in dem „Feuerpfuhl", das zweite: „das Land hier der Unterwelt", das dritte: „es ist Gott Set hier, der Sohn der Nut^^ das vierte und letzte endlich: „es ist hier der Berg von Baj.^

Diese Möglichkeit zugegeben, möchte ich Ihnen die Beweise nicht vorenthalten, welche mir die Möglichkeit in die Gewifsheit zu verwandeln scheinen.

In dem vorjähi'igen Bande der Transactions of Biblical Archaeology, welchem Sie durch Mittheihmg der Inschrift aus dem Grabe Königs Seti I. einen so werthvollen Beitrag gespendet haben, findet sich ein besonderer Aufsatz über die längste der In- schriften des Oasen-Tempels von Hibe, welche auf Grund alter Abschriften eines eng- lischen Reisenden Hr. Birch nach der Original-Zeichvmg veröffentlicht und durch eine Ubertragiuig dem allgemeinen Verständnifs zugänglich gemacht hat. Mit Hülfe dieser Abschrift (aus den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts, damals als der Text noch vollständiger erhalten gewesen zu sein scheint) und meiner eigenen Copie habe ich den ganzen Text so herzustellen versucht, wie sie ihn auf den drei letzten Tafeln (25 27) meines vor kurzem erschienenen Werkes über meine Reise nach der grossen Oase von Khargeh vorfinden. Der Inhalt der beregten Inschrift ist in mythologischer und geographischer Beziehung unendlich lehrreich. Es handelt sich um das Wesen luid die Verbreitung des Sonnencultes, wobei die göttliche Personification des leuchten- den Tagesgestirnes als Amo7i-rä in ihrer höchsten Potenz gepriesen wird. Nachdem der nächtliche Lauf der Sonne in den Regionen der geheimnifsvollen Unterwelt poe- tisch-lebendig geschildert worden ist, bemerkt (col. 17 18) der unbekannte Verfasser des prächtigen Stückes:

--1^,,^ AAAA/VA '\n AAAAAÄ N III h A AA/vAAA

bes-nek hir maiui sest-k t-nek

„du steigst empor | über | der Tiefe, | deinem geheimnifsvollen | Bist du gekommen \

Aufenthalte.

3-j. Oifenes Sendschreiben an Hrn. Naville,

em pif sehei-nek em pen

von 1 hier, | so spendest du Helle | nach | dort, ] [stehst du im Zenith so er-

hellst] du

w

^1 II AAA^AA

ni/au inä neu hir sa ta

dies hier | gleichwie | jenes dort ] auf | der Oberfläche | der Welt."

Trotz der zerstörten Stelle (es ist ein eigenthümliches Mifsgeschick der ägypti- schen Texte, dafs sie uns in entscheidenden Fällen meistens im Stiche lassen) ist in diesem Texte, in welchem sich wiederum pif und peii combinirt findet, nichts unklar, nichts undeutlich, und ich glaube kaum, dafs Sie die Richtigkeit meiner Aufiassiuig in Zweifel ziehen werden. Der Sonnen-Gott steigt empor aus der Tiefe, welche als sest bezeichnet wird. Über den Ausdruck Th AAftA^^, dessen Bedeutung unzweifelhaft ist (vgl. Sie mein Wörterbuch S. 1672 und die daselbst angeführten schlagenden Bei-

spiele), dürften keinerlei Bedenken obwalten. Die Gruppe (znzi, gewöhnlicher ^S ses-ta. auch nur . ... > .-rry-» hta, seta-t geschrieben, ist gleichfalls wohl bekannt, denn sie be- zeichnet die verborgene Welt der Todten, die unterirdische Nachtregion des Sonnen- laufes, gewöhnlich als Göttin personificirt, wie Sie sich durch einen Einblick in mein Kecueil 1. Taf 33 überzeugen können. Aus dieser Welt emporsteigend am östlichen Punkte des Horizontes verbreitet der Sonnengott sein Licht und zwar ^K\ £5^

em pif^ ??von hier aus", wo er eben emporgestiegen ist, erleuchtet er das was T j^ t em poi „im dort, dort" d. h. jenseits (bis zum Westpunkte hin) ge-

legen ist. Nichts kann einfacher, nichts klarer als diese Auffassung sein. Wie das absolute pif „hier," und pen „dort" bedeutet, so die Verbindiuig em pif und em •pen „diesseits" und „jenseits."

Ich habe die im Originale zerstörte Stelle, welche unmittelbar hinter dem oben besprochenen Theile der Inschrift folgt, in der Übersetzung ergänzt durch: „[Stehst du im Scheitelpunkte des Himmels, so erhellst] du dies wie jenes auf dem Rücken der Welt" d. h. oben auf der Erde, der Welt. Wie Sie auch immer über die zu er- gänzende Stelle denken mögen, so viel ist gewifs, dass sie im Zusammenhange stehen mufs mit dem, was ich durch meine eigene Übersetzung angedeutet habe, die ihrerseits bedingt ist durch die Anwesenheit der beiden Pronomina ^"XT^ \\ Srf 1/ (J -L -L '^^^^ nifau nen „dies hier wie jenes", lateinisch: haec sicut illa (im plur.). Wenn ich mit Bezug auf nifau sage: „Pronomina", so werde ich weiter unten darauf zuräckkommen. Die Sonne kann „dies hier und jenes (dort)" eben nur zugleich nach zwei Seiten hin, nämlich nach Osten und nach Westen hin, nach ^^ pif und nach i^

pen hm, mit gleichvertheilten Strahle erleuchten, wenn sie, wie angemerkt, im Scheitel- punkte steht. Dieser letztere Standpunkt ward im Ägyptischen, wie aus der Inschrift der Sphinxstele hervorgeht (s. Zeits. 1876, S. 91 in der von mir behandelten Übertragung dieser Stele unter dem Titel : „Der Traum Königs Thutmes IV. bei der Sphinx") unter anderem ausgedrückt durch: f^ . ^^^^ ^^'^ »'^ ^^ 4p-^ w^^^' Augenblick (oder allgemeiner: die Zeit) der Sonne im Scheitelpunkte".

von G. Brugsch. 35

In der Verbindung \\ ' "^ 0 (1 1 1 ^'^^ «(/«m nen „dies hier wie jenes (dort)'^ verhält sich nifau zu netu wie ^ ^-^ pif „hier" zu ^ ^-^ peu

„dort". Ein weiterer Schhifs würde sein, dafs m/au („diese hier") eine PJuralform von pi/au („hier") darstelh, wie ?ien („jene") eine solche von pen („dort"), so wie Sie es ganz richtig, nur vermuthungsweise (wenn ich Ihren Ausdruck doit avoir richtig verstanden habe) in Ihrer Notiz über paß ausgesprochen habe. Jene beiden Pronominal- fornien ^^u^ IK SjrS yiifau und \ T """^^ nen „diese hier" und „jene dort" spielen eine grofse Rolle in den ägyptischen Texten und es liefsen sich ganze Abhandlungen über den Gebrauch derselben niederschreiben. Ich gehe sogar so weit die Behauptung aufzustellen, dafs alle «J/Vm der hieroglyphischen Texte durchaus nichts, ihrer Grund- bedeutung nach, mit den Vorstellungen des Schlechten, Irrigen, Sündhaften zu thuu haben, wie es zuerst von Hrn. Chabas behauptet, inid später von mir und Hrn. Goodwin angenommen worden ist. Ein sehr einleuchtendes und belehrendes Beispiel gewährt in dieser Beziehung folgende zuerst von Hrn. Chabas (vovage S. 35) erklärte Stelle des Pap. Anastasi 1 (S. 4 1. 8) ^l ^ ^ ^ 1 ^ ^ ^"^ J 7^ ,^ 4" ^ ^Qv S^ri ^ Q7\ ^cz:7/vw^A^» J I v ii naik-ßes aebennu neu

AAAAAA I *<-«=»^ _CC^ . " '=^ ' ■^ ^^3P« ». -l\ \ 1] A'.^AAA I III H -> -\ ^yy^^^^

hir ne/ai X^''~^ "i^ penä ben set ^es^ in welcher wiederum das J. I «<''«« je-

nes", illa^ einem ^Qv fx^ ne/ai „dies hier", haec, zur Seite gestellt ist. Hr. Cha-

bas überträgt diesen Satz folgendermafsen : „les phrases sont brouillees, cela est pour intriguer. Tes paroles toutes renversees, non elles arrangent (ton intention", se\erlu-k, was indefs, nebenbei bemerkt, zu dem nachfolgenden Satze gehört).

. Hr. Goodwin (Zeitschr. 1872 S. 32) schlägt dagegen seinerseits die Übertragung vor: „Thy various phrases, they are füll of wildness, all thy words overthrow, they do not raise up.~

Ich selber (im Wörterbuch S. 757) glaubte meiner Sache sicher zu gehen, indem ich die folgende Übersetzung vorlegte: „deine Sätze sind verwirrt, sie sind falsch, alle deine Worte sind verdreht, nicht sind sie geordnet."

Sie sehen, mein verehrter HeiT College, wie I I ^^ rj-^ neu niv ne-

jai bei dem einen Erklärer als „cela est pour intriguer"^, bei dem andern als „the are füll of wildness", bei dem dritten endlich als „sie sind falsch" aufgefafst wor- den ist, während thatsächlich von uns dreien keiner das Richtige getrofien hatte, wie ich heute sicher weifs. Berücksichtio-en Sie nämlich zunächst das Verbum i v^ i 1 '^^^^^ sebenmi, von dem ich S. 1372 meines Wörterbuches ausführlich gesprochen habe, so erscheint dasselbe, in seiner Grundbedeutung „mischen, sich vermischen" construirt bald mit ^v em. bald mit 5 '""'^^ Iwnä und bald mit hir. Die letztere Construction liegt in der von mir angezogenen Stelle vor. Vergleichen Sie des Beweises halber den Satz: ^ (^Jj ! r-TT-i jj ^ ^ ''^^^^ Äirti« sebe/m hir (ha?) „die Weiber mischen sich unter die Männer", sind vermengt mit den Männern (Wörterb. 1. 1.). Nunmehr wird alles klar, denn unsere Stelle darf nicht anders verstanden werden, als wie folgt:

^Deine Sätze n=D V ^^^^^"^ '1\'^?^ vermengen j enes mit die-

„sem, alle deine Worte sind verkehrt, sie sind nicht geordnet."

Die Verbindung ähnlicher Art zwischen nen und einem gegenüberstehendem ne/ai, nifau etc. findet sich ungemein häufig in den Texten aller Epochen. Das Verstand-

Offenes Sendschreiben an Hrn. Naville,

iiifs derselben ist indessen leicht wenn man einmal Kenntnifs von dem gegenseitigen Zusammenhange der beiden grammatischen Formen hat, obschon die Inschriften oft die wunderlichsten (capriciösen) Mittel in der Wahl der Determinatif- Zeichen anwen- den, um den einfachen Sinn zu verhüllen.

Ehe ich Ihnen meine weiteren Bemerkungen über die beiden Gruppen pif und pen in Form einer Studie vorlege, gehe ich auf ihren grammatischen Ursprung zurück, den ich ganz naturgemäfs in den beiden Pronominalformen a<^ pefi^ (] j] pefi^

(D^vljlJ P'i"., D^ pui] "id pe7i ( P^ pe7i, pgn] wiedererkenne. In dieser

Beziehung theile ich also Ihre Meinung vollkommen. Ohne mich auf eine Untersuchung über die Ableitung dieser Formen aus älteren Wurzeln einzulassen^ eine Untersuchung die recht nützlich sein mag, aber zur Kenntnifs der fertigen Sprache in unserer Epoche der ägyptischen Studien zu gar nichts hilft scheint mir aus meine Bemerkungen im Anfange meines Sendbriefes so viel mit vollster Sicherheit hervorzugehen, dafs be- deuten müssen :

^^ pefi „der hier, dieser," pen „der da, jener,"

AJVV\A\

ebenso wie die zugehörigen Pluralformen:

"'u^ nK^ T^? ni/au „die hier, diese,"

u

nen „die da, jene.

/W\AAA

Aus peß und pen entstanden die Adverbien, als solche durch das Determinativ der örtlichen Kichtung £5^ gekennzeichnet:

>lZ_^X^ oder ^'^ ^-^ pefi, |>i/' „hier" (ebräisch: ns, ^2, ns „hier").i)

^ ^-^ pen „dort".

Die Erscheinung, dafs aus dem demonstrativen Pronomen sich Adverbien mit den Bedeutungen von hier, dort, u. s. w. im Sprach- und Schriftgebrauche entwickel- ten, läfst sich in vielen Sprachen nachweisen. Ich bleibe zunächst beim Koptischen stehen, in welchem z. B. aus den Pronominibus Te>.i haec und th illa (weibl. Form von n*.!, c^iKi hie nn, c!^h ille, beider plur. h*>i, nei hi, hae nn illi, illae) entstan- den ist ein tcki-th hic-illic, grade wie iid>i-nd>i, irei-nH iste-ille, aber auch hinc-hinc bedeutet. Im Ebräischen ist dieselbe Erscheinung nachweisbar. Aus dem Pronomen nj hie „dieser", entwickelte sich ein r\\ hie „hier", aus Nin „er", ein Nn „hie", aus ■,n eae, ea, selbst aurai', ipsae, ein n:n „hier, hierhin", n;(n ron „hierhin und dort- hin", nin r;:ri „hier-dort". Wie der Ebräer aus T\\ „dieser" sein n^c „von da", nia „an diesem Orte" u. s. w. schuf, so der Aegypter sein ^~^ H'' Pif

„nach hier hin", S^Shir pen „nach dort hin", ^\ S:^ em pif ,,na,ch hier,

diesseits", ^^^ ^^f-j^ ein pen ,,nach dort hin, jenseits." Zu letzterem bildet wie-

derum das Koptische ein Analogon in den Wortformen m ne.i hie, hoc loco, huc, cm-

^) Die Grammatiker bezeichnen dieses Wort, dessen Form durchaus an das ägyptische peß, pui f D Y^ ) erinnert, als eine Prominalwurzel.

von H, Bnigscb. 37

n*.! huc, CM n»>i ncAi cm n*>i hinc et inde, m. hh cm iih illuc, huc, hinc, in denen wie- derum nt^i hl, hae sich verhält hh zu iUi, illae, wie im Hieroglyphischen '^^'^^fapS ni/au zu 4. J. ne7i. Zu gleicher Zeit führt mich die Yerbinduus: .u «0.1, €ai ne.i,

M nn direct auf die älteren Formen :

m

ma nefa „gleich wie diese hier",

,. gleich wie jene' ersteres auch in der schwächereu Gestalt:

^^^^^ ^S\ <J> •^ cm nifaii ,,wie diese hier".

In dem oben aufgeführten Aiifsatze des Hm, Goodwiu (Zeitschr. 1872 S. 31 fl.) „On the Word nefav'- war es zuerst dieser Gelehrte, welcher scharfsinnig die Rolle heraus- erkannte, welche mä-nefa und die Variauten in der ägyptischen Grammatik spielen, in dem er dieser Verbindung die Bedeutung des lateinischen quo modo zuschrieb. Genauer wäre es gewesen, wie Sie sehen, die Übertragung „wie diese hier" zu Gnmde zu legen. (Schlufs folgt).

Graz, den 1. JuH 1878. H. Brugsch.

Ein Avichtiges Denkmal aus den Zeiten Königs Sesonfj I.

Bei einem Besuche, welchen ich im Anfang des vergangenen Monats Api-il der Ruinenstätte der alten Residenzstadt Memphis abstattete, zunächst in der Absicht mich mit eiixeneu Augen von der Hebung des gewalticren Ramses-Colosses zu überzeugen, der seither in seinem ofl'eneu mehr als dreitausendjährigen Grabe der Auferstehung vergeblich zu harren schien, bis endlich englische Theilnahme und englisches Geld ihn aus seiner traurigen Lage gegenwärtig befreit haben: hatte ich die besondere Genug- thuung ganz unvermutheter Weise ein ebenso merkwürdiges als wichtiges Denkmal aus den Zeiten Königs Sesonq I. zu entdecken. Der eben erwähnte Colofs des zwei- ten Ramses, der bekannte Abu-l-höl der arabischen Legende, liegt oder jetzt rich- tiger gesagt: lag bekanntlich in einer Vertiefung am nördlichen Rande des grofsen Palmenwaldes, der sich südwärts von dem Gebiete des ehemaligen Ptah-Tempels hin- zieht. Dies Gebiet ist heute zu Tage eine dem Feldbau zugänglich gewordene Ebene, ein gewaltiges Ackerfeld, welches regelmäfsig von den Wassern der alljährlichen Über- schwemmung gedüngt wird und seinen alten Lrsprung als Ruinenstätte durch die stets sich wiedererzeugende Salzkruste, welche sich auf seiner Oberfläche bildet, in der un- zweideutigsten Weise kennzeichnet. Lenkt mau vom Abu-l-hol aus den Schritt in westlicher Richtung und verfolgt den Fufspfad, der einem mit Palmenbäumen besetz- ten Hügelcomplex zuführt und bei dem modernen Araberdorfe Mitrahinneh endet, so begeguet man, kaum hundert Schritt vom Ramses-Colofs entfernt, der Stelle, hai-t am Fufse des ersten Hügels, au welcher ich die Freude hatte das in Rede stehende Deuk-

Zeitsch. f. Aegypt. Spr. Jalir. 1878- 6

38

Ein wichtiges Denkmal aus den Zeiten Königs gesonq I.,

mal zu entdecken. Der Glanz eines weifsschillerndeu Alabaster-Blockes, auf dessen Vorderseite sich hieroglypbische Charaktere in deutlich ei-kennbaren Zeichnungen dem Auge darstellten, veranlafste mich mit den Händen eine gröfsere Fläche von der sie bedeckenden Erdschicht zu befreien, um mich zu vergewissern, ob ich es an dieser ein- samen Stelle mit einem erhaltenen Denkmale oder nur mit einem Fragmente eines zer- störten Baues zu thun habe. Die hereinbrechende Nacht verhinderte mich meine Untersuchungen fortzusetzen und ich kehrte nach Kairo zurück, um die neue Bekannt- schaft baldmöglichst fortzusetzen. Die Gelegenheit dazu liefs glücklicher Weise nicht lange auf sich warten.

In einer Unterredung, welche ich die Ehre hatte mit dem Khedive von Ägypten zu pflegen, liefs ich eine Bemerkung über meinen unerwarteten Fund auf der Ruinen- stätte des alten Tempels von Memphis fallen. AVie in allen ähnlichen Fällen, so hatte auch diesmal der Khedive die Güte mir im Interesse der Wissenschaft für den nächsten Tag, also ohne Verzug, eine entsprechende Zahl von Arbeitern zu Gebote zu stellen. Am 14. April in der Frühe zog ich mit meiner Mannschaft nach Mitrahinneh, wo ich an Ort und Stelle die Freilegung des Deukmales sofort in Angrifl" nehmen liefs. Nach einer achtstündigen Arbeit ward die ganze Vorderseite eines Alabaster-Blockes, dessen Länge ]'"90, die Höhe 0'"50, die Breite l'"5 betrug, von der ihn umgebenden Erde blofs gelegt, und es zeigte sich mir eine reiche Zahl hieroglyphischer Inschriften, in Begleitung zugehöriger Darstellungen, welche ich nachstehend der Reihe nach be- sprechen will.

In der Mitte der Vorderseite des gewaltigen Alabaster-Blockes erscheint eine Vcr^ tical-Columne hieroglyphischer Charaktere folgenden Inhaltes: H rJf @ Jl V=^ V^ r-]"© d. h. y^Osiris-Apis-Tum-Hor-en-sopi^^. Diese vier Götternamen, welche miteinander in Verbindung gebracht sind, waren mir nicht unbekannt, denn sie enthalten die Be- zeichnung des Apis-Stieres, wie ich sie bereits im Jahre 1852 in dem Apis-Grabe des Prinzen j^ä-«i-?<5, Sohnes Ramses II., im Serapeum von Saqqarah kennen zu lernen Gelegenheit hatte.

Rechts und links von dieser Legende, deren hervorrragender Platz aiif dem Steine allein schon hinreicht um ihre hohe Bedeutung für den ganzen Zweck des Deukmales zu kennzeichnen, befinden sich, von Königsringen umrahmt, folgende hieroglyphische

Gruppen :

Rechts Links

o

M

LH

O

/Ol

o

^'

Q

In den Verzeichnissen der Pharaonen-Herrscher sind beide Legenden durchaus nicht unbekannt, denn sie gehören dem Könige Seso?iq /., dem Sisaq der Bibel an, über dessen geschichtliche Bedeutung, besonders mit Rücksicht auf seine Abstammmii; von einem mächtigen Zweite des V y V y assyrischen Königshauses, ich kurzweg auf den fw^ r>iirtr'. betreffenden Abschnitt in meiner Geschichte

Ägyptens verweise. Linker Hand von dem Königsringe mit dem Namen Mi-ämun Sesonq erkennt man die halb verwitterte Zeichnung eines stehenden Anubis, welcher in der erhobenen Rech- ten ein Libationsgefäfs dieser Gestalt 0 trägt, dessen Inhalt, fliessendes Wasser (keb

von H. Brugscb. 39

oder hehh) sich über den Königsring hinweg in die Vertical-Cohimne mit den Namen des Apis zu ergiefsen scheint.

Die von dem Gotte ausgehende Handhing wird bezeichnet als ■<^>- ri

S J| «eine dem Osiris-Apis dargebrachte viermahge Weihe."

Als Gegenstück dazu, auf der rechten Seite vom Königsringe mit den offiziellen Namen des Königs Sesonq, erscheint diesmal keine göttliche, sondern eine menschliche Person, die in ihrer äufserlichen Auffassung (Haarlocke, Pardelfell) sofort an die den Denkmälern sehr geläufige Darstellung eines Oberpriesters des Gottes Ptak von Mem- phis erinnert. In der linken Hand trägt diese priesterliche Gestalt das wohlbekannte Scepter () , während die erhobene Rechte das Zeichen i^^ , trägt, welches in den Scenen einbalsamirter, auf dem Todtenbette ruhender Ägypter eine so eigenthümliche Rolle spielt.

Eine dazu gehörige Inschrift, aus zwei kleinen Vertical-Columnen bestehend, giebt uns über den Zweck der Anwesenheit jener priesterlichen Person den genügendsten Aufschlufs. Die Inschrift lautete nämlich wie folgt: ^s>- \J ^'^ h Jf g J| Ü

^y nl ^V\ X^ / "^^^ 000 „Handlung der Mund Öffnung (ausgeführt) sel-

tnem Vater Osiris-Apis durch den ^l?i-/nw?e/" und Libisten in dem Grofshause . . . ."

Der Text endet hier noch nicht, sondern setzt sich augenscheinlich fort in einer aus sechs kurzen Columnen bestehenden Inschrift, welche sich über dem Kopfe unseres Priesters befindet und folgenden Inhahes ist: "^^ 8 f 0 ^ ^^ ^^ ^^'^ ^^ ff"?"

ü r^^J"* "'" X^^^'P ^^ ^'^^•i ^^'^^ (Namens) Setes-no/er-tum, den Sohn des

ur j^orp ab (Namens) änj(^-nef-so j{^et.'^ Am Schlüsse jedes der beiden Eigennamen be- findet sich aufserdem das Epitheton oi-naus maä-j(eru^ welches bekanntlich am häufig- sten den Eigennamen verstorbener Personen angefügt wird, ohne dafs indefs Lebende nicht auch denselben Ehrentitel trugen.

Im Grofsen und Ganzen ist so viel klar, dafs Setes-nofer-tum Sohn des än^-nef- so^et in der Gesammtdarstelluug eine besondere Rolle spielt, und dies bestätigt schliefs- lich der eigentlich historische Theil der hieroglyphischen Inschriften, welche in zwei Absätzen das Denkmal schmücken und gleichsam den Abschlufs des Ganzen bilden. Ich gebe nachstehend den Text in seiner Originalform und in seiner Übertragung:

AAAAA/*

„Der Auttrag ward zu Theil dem vr j(orp ab und sem (Namens) Setes-nofer-tum „Seitens Seiner Majestät (nämlich) zuzubereiten (dies) Sanctuarium seines Vaters „Osiris-Apis durch ein wohlgelungenes Werk."

Ehe ich mir erlauben will, die Folgerungen zu ziehen, welche sich an diesen Text, so klein er auch sein mag, knüpfen, möchte ich des besseren Verständnisses halber, einige Bemerkungen vorausschicken.

Wir begegnen sowohl hier, als in der vorher besprochenen Inschrift einem eigen- thümlichen Doppel-Priestertitel, welchen ich umschrieben habe durch ur jo7y ab und sem. Auf Grund der Priesterverzeichnisse, welche den Wänden der Tempel von Den- dera und Edfu zur dauernden Erinnerung überliefert sind, bezeichneten die in Betrach- tung kommenden Gruppen den Oberpriester des Gottes Ptah im Haupttempel von Memphis. Die grosse wichtige Nomenliste von Edfu erwähnt des Oberpriesters des Gottes Ptah von Memphis mit folgenden Worten:

6*

^Q Ein wichtiges Denkmal ans den Zeiten Königs S^hnq I.,

•^_^ ö Y I ^^^ M?i -<s>- AAAwv „ein ü>' jorp ab und seni vollzieht das zu

„seiner (des Gottes von Memphis) Verehrung Erforderliche". Ich bemerke aufserdem dazu, dafs nicht selten die einfache Schreibung sem durch die Lesungen seteni und se- met in den Texten aller Epochen vertreten wird. Über die Bedeutung dieses Stammes sem läfst sich nichts Sicheres bis jetzt feststellen, nur so viel lässt sich mit einiger Bestimmtheit angeben, dafs ein Pardelfell das äul'sere Abzeichen des sem darstellt. Anders verhält es sich dagegen mit der Hauptbezeichnung nr jorp ab für denselben Oberpriester. Das Wort ab wird ebensowohl auf die bildende Kunst, wie auf den Künstler angewendet. Das dem Zeichen () inhärirende Wort jorp bedeutet in der alt- ägyptischen Hierarchie die niedrigste Rangstufe eines Vorgesetzten, während ur die des höchsten Vorgesetzten zu bezeichnen pflegt. Der in Rede stehende Titel des ge- nannten Priesters hat daher die Bedeutung eines „obersten Vorstehers der Kunst- meister". Ein solcher Titel, Avelcher dem Priester des Ptah von Memphis bereits in den ältesten Zeiten der ägyptischen Geschichte zu Theil ward (man vergl. Lieblein's Namen -Lexikon Nr. 29) entspricht durchaus der Natur und der Auffassung des Künstler - Gottes par excellence, dessen Name patah (vergl. mein hieroglyphisches Wörterbuch) und Bild in den Texten der Ptolemäer- Zeiten geradezu zum Ausdruck eines bildenden Künstlers dient und dessen Tempel -Werkstatt unter der Bezeichnung ha-nuh Goldhaus '^ so unendlich oft in den memphitischen Inschriften erwähnt wird.

Dem namentlich aufgeführten Oberpriester des Gottes ward nach den unzweifel- haften Worten unseres Textes durch Seine Majestät d. h. doch wohl Sesonq I., der ehrenvolle Auftrag zu Theil das Sanctuarium des Apis-Osiris durch ein wohlgelunge- nes AVerk zuzubereiten. Ich habe im Deutschen in der Übertragung das Wort „zubereiten" gewählt, um auch in der Übersetzung den Sinn des altägyptischen Ausdrucks A d. i. sojjet möglichst treu wiederzugeben. Das Sanctuarium des Osiris-

Apis heifst in dem altägyptischen Texte z""*^ äb-t, wörtlicher wohl „des reine

*" f i- '

Haus," oder „das Haus, die Stätte der Reinigung", und mit Bezug auf Verstorbene

gesagt: die Stätte, an welcher die Einbalsamirung, gleichsam die Läuterung des Da- hingeschiedenen statt fand. Unzählige Beispiele geben dafür die schlagendsten Beweise. Dafs auch in dieser Inschrift mit der Örtlichkeit äb-t der Ort in Memphis gemeint sein mufste, an welchem der verstorbene Apis- Stier einbalsamirt Avard oder vielleicht auch nach seiner Einbalsamirung die Todtenweihe nach vorgeschriebenem Ritus empfing, dafür spricht vor allem die Anwesenheit des Anubis und des Oberpriesters, insofern beide in ihren Händen des Zeichen f^ » tragen, welches rcgelmäfsig (wie z. B. in den Darstellungen der Königsgräber von Bibän-el-moluk) den Act der Weihe, an einer ein- balsamirten Mumie ausgeführt, zu veranschaulichen bestimmt ist.

Nach diesen Bemerkungen, deren Richtigkeit kaum Jemand bezweifeln dürfte, gehe ich auf die geschichtliche Bedeutung unseres Denkmals ein, indem ich an die Spitze meiner Besprechung darüber die Behauptung stelle: dafs das Denkmal von Memphis, in seinen Darstellungen und Inschriften, die Thatsache zu überliefern be- stimmt ward, dafs unter der Regierung Königs Sesonq 1 (um die Mitte des 10. saec. a. Ch.) dem Oberpriester des Gottes Ftah von Memphis Setes-nofer-tum, einem Sohne des Oberpriesters desselben Gottes Ä7t:(-?ief-so2^et, der königliche Befehl zu Theil ward,

von H. ßiugsch.

41

dem Osiris-Apis d. h. dem gestorbenen Apis -Stiere der Epoche eine künstlerisch ge- hmgene Weihestätte anfi"ühi*en zu lassen.

Die genealogischen Studien haben heute zu Tage auf dem Gebiete der geschicht- lichen Forschungen Aegypten's eine zu hohe Bedeutung erreicht, als dafs nicht jede An- gabe bekannter und unbekannter Denkmäler, insofern sie die Abstammung der Könige, Prinzen imd der bedeutendsten Personen der äg. Geschichte betriflft, mit Sorgfalt registrirt werden sollte. Wo die Namen der Könige fehlen, um die Epoche eines Denkmales genauer zu bestimmen, müssen, soweit die Monumente es gestatten, die leisesten Spu- ren genealogischer Angaben benutzt werden, und mit welchem Erfolge dies geschehen kann, darüber habe ich mich bei meinen eigenen historischen Studien oftmals zu über- zeugen gehabt. Auch die vorliegende Inschrift eröffiiet uns eine unverhoflPte Quelle zur Erweiterung des bekannten Materiales.

Der Oberpriester Sefes-nofer-tuvi nennt sich einen Sohn des Oberpriesters Än^- nef-soxet. Er ist aufserdem ein Zeitgenosse Königs Sesonq I. Die Kamen beider priesterlichen Würdenträger finden sich auf einer im Louvre befindlichen Apis-Stele wieder, aus deren Inschriften Hr. Lieblein unter No. 1027 seines Namens -Lexikon's den nachstehenden genealogischen Auszug zusammengestellt hat:

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

^tfPK^

© I I

I idem

I idem

I idem

I idem

I idem

I

idem I

O

D

^ II!

{sie)

LMIiH

^:^

idem P^(V)

Ö

D

Pa-sepi (?)

Horsiesis

Tempü

AS-aj (Asychis)

Anj-nef-so^et

Setes - nofer - tum

Sesoqti (sie)

Oasarkon

^akelo^.

Die hieran sich reihenden Nachkommen, nämlich

"^^' T^l ^^ ^ TJasarkon

I ' 11. J^T<=> 1 Pa-Xar

1

12.

c. III

IM

Äs-ax (Asychis)

lasse ich bei Seite, da sie nicht mehr die Würde ihrer neun Vorfahren bekleideten, welche ohne Ausnahme als ur jorjy ab und se7n (oder semet) d. h. als Oberpriester des Ptah von Memphis bezeichnet werden.

Eine Aufeinanderfolge von neun Oberpriestern von Memphis, von denen zwei, Änj-nef-soxet und sein Sohn Setes-nofer-tum historisch sicher gegenwärtig ihrer Epoche

42

Ein wichtiges Denkmal aus den Zeiten Königs SeSonq I.,

20.

Dynastie.

König

Ramses XI.

21.

Dynastie.

König

Hirhor

?i

Piänji

J5

Pinot'eni

55

Pi-sebj(än

22.

Dynastie.

König

Sesonq I.

55

üsarkon I.

55

11

^akelo^ I. üsarkon II

nach bestimmt werden können, ist ein unschätzbarer Gewinn für die Wissenschaft auf dem Gebiete der geschichthchen Forschung. Ausgehend von dem Epochenkönig Sesonq J., dem Zeitgenossen des Oberpriesters Setes-nofer-ttim, erhahen wir nunmehr in auf- und absteigender Linie folgende Reihe königlicher und oberpriesterlicher Zeit- genossen:

istie. König Ramses'K.lI. Oberpriester von Memphis: Pa-sepi (?)

Horsiesia

55 55 55 Tem-pit

55 55 55 ^«-«yf (Asychls)

Än;(-ne/-sojet

,, Setes-no/er-tum

Sesoqn (1. Sesonq)

Uasorkon

5? 55 55 ^akeloB

Eine Vergleichung der Eigennamen der Könige und Oberpriester, welche in dieser Epochenreihe vins entgegentreten, führt zu folgendem interessanten Schlüsse. Unter den Königen thebanischen Ursprungs, welche zur 20. imd 21. Dynastie gehören, führte kein Oberpriester in Memphis den Namen seines königlichen Zeitgenossen. Als Se- sonq I. dagegen, der erste König der 22. Dynastie, den Thron bestieg, taufte der Ober- priester seinerzeit, Sef.es-nofer-tum, seinen Sohn und Nachfolger sofort auf den Namen des Königs und jeder seiner Nachkommen, Träger derselben priesterlichen Würde, liefs es sich angelegen sein, den Namen seines königlichen Gebieters auf seinen Erben zu übertragen. Diese Thatsache, grade in ihrem Gegensatze, kann nicht auf Zufällig- keiten, sondern mufs auf historischen Gründen beruhen. Unter den aufgezählten the- banischen Königen hatte sich die priesterliche Macht nur in den Amonsstädten The- ben und Tanis zu einer besonderen Höhe emporgeschwungen. Memphis ward bei Seite gesetzt. Erst mit dem Usurpator Sesonq I. erhebt sich, unter der 22. Dynastie, das Oberpriesterthum von Memphis zu einer gewissen ausgezeichneten Stellung. Ich ei'innere nur daran, dafs unter dem Könige Pimm (derselben Dynastie angehörig) einem späten Nachkommen Sesonq''s, ein Abkömmling desselben königlichen Stammes, Namens AK^ A n M^ Petisis^ Sohn der Prinzessin ^es-best-pir, das Amt eines '^=i (| ¥ I ^\

Oberpriesters in der Stadt Ptah d. i. Memphis bekleidete.

Es Aväre von besonderem Interesse, wenn einer meiner verelu'ten Collegen in Paris sich der Aufgabe unterziehen wollte, die im Louvre befindliche Apis-Stele, aus welcher die oben mitgetheilte Genealogie entlehnt ist, ihrem Inhalte nach genauer zu studiren und das Ergebnifs seiner Untersuchungen der Öffentlichkeit zu übergeben. Vielleicht dafs die Inschriften, welche die Stele bedecken, noch andere Anhaltspunkte gewähren, welche für Chronologie und Geschichte nicht ohne Werth sein dürften. Ich würde das als den eigentlichen Gewinn dieser meiner Notiz über das Sesonq- Denkmal von Memphis ansehen.

Zum Schlufs noch eine Bemerkung über die Anlage des beregten Denkmales selber. Der Alabasterblock, auf dessen nach Süden gerichteter Seite sich die be- sprochenen Darstellungen und Inschriften befinden , erhebt sich kaum 1 Meter über dem Thalniveau. Zwei gewaltige Blöcke, gleichfalls aus Alabaster bestehend, schliefsen

von H. Brugsch. 43

sich in der Axe von S N an den vorigen an und bilden eine Art von Platte, in Gestalt eines Rechteckes, deren Fundamente aus roh gemeifselten Alabaster Stücken bestehen. Unterhalb dieser Werkstücke beginnt bereits das Reich des infiltrirten Erd- bodens. Die Stelle, an welcher sich die Inschrift befindet, die eigenthümliche Ge- stalt des tischartigen Aufbaues, der Maugel an Nebenconstructionen in der Um- gebung des Denkmales, alles das führt zu dem Schlüsse, dafs die oranze Anlage eine frei stehende war. War hier der Platz an welchem in der Nähe des Apis-Tempels von Memphis, der jedesmalige todte Apis ausgestellt war, um die Todtenweihe von den Händen der Priester zu empfangen? In dichter Nähe des Denkmales erheben sich Hügel, mit Palmen besetzt, unter denen wahrscheinlich die Auflösung des Räthsels begraben liegt, ich meine Tempelreste, welche sicherlich einst dem Apieum von Memphis angehört haben. Leider verhindert mich die Rücksicht auf die frucht- beladenen Palmeubäume, welche einer unvermeidlichen Zerstörunor anheim gefallen wären, meine Untersuchungen auch auf die Nachgrabungen in den nächsten Hiigeln auszudehnen.

H. Bruo-sch.

Historische Notiz.

Im Aufauge des Monates April laufenden Jahres hatte ich Gelegenheit in Kairo zwei demotisch abgefafste Urkunden kennen zu lernen, deren Inhalt und Datirung mein ganz besonderes Interesse erregte. Beide beziehen sich nämlich auf die Regierungs- zeit eines Königs, dessen Name iu demotischer Schreibung sich folgendermafsen darstellt :

Wer den so überaus lehrreichen Artikel des Hrn. Revillout in der Revue archeologi- que 1877 p. 333 fll. gelesen hat, wird mit mir einer Überzeugung sein, dass wir es auch iu dieser Urkunde mit demselben Könige zu thun haben, welcher, nach der Mit- theilung des genannten Gelehrten, in einem demotischen Papyrus des British Museum unter der Gestalt:

auftritt. Hr. Revillout hat den Eigennamen dieses bisher unbekannten Pharao's durch Horhotep umschrieben. Es kann auch nicht der mindeste Zweifel bestehen über die Identität dieses Namens mit demjenigen, welchen ich oben aus den beiden Kairenser Pa- pyri ausgezogen habe, nur will es mir scheinen, dafs möglicherweise die Abschrift und die Transscribirung meines verehrten französischen Collegen verbessert worden mufs. Wemi es sicher fest steht, dass die Aufangsgruppe des demotisch niedergeschriebenen Eigennamens dem hieroglyphischen Gottesnamen ^^ Hur, Hör d. i. Horus entspricht, so kann die folgende Gruppe «^^^, wie mir scheint, durchaus nicht zusammengestellt

44 Historische Notiz,

werden mit dem hieroglyphischen =^=. g hotep^ da hierfür die demotischen Texte die Schreibung ^ oder 2 % anzuwenden pflegen. Dagegen ist wohl zu bemer- ken, dafs die beregte Gruppe ^^.^ in dem demotisch abgefafsten Exemplare des Todten- buches, welches in der National-Bibliothek zu Paris aufbewahrt wird, an der entspre- chenden Stelle Kap. 125 Col. 10 und 18, auftritt, an welcher der hieroglyphische Ur-

text zweimal ein deutliches set oder seta^ sat darbietet. Demnach würde der un-

bekannte Königsname: (^j^' "y^J Hor-sat gelesen werden müssen. Ein so lauten- der Eigenname ist, nach meinem Wissen, bisher noch nicht nachgewiesen worden, aber es ist das grofse und unbestreitbare Verdienst meines im Demotischen so kundi- gen Fachgenossen die Beweise geliefert zu haben, dafs dieser König sowohl als ein anderer >j\ jS C^\ \ ^- ^- {\ '^\\ ö.nj(^-tu oder änj-ut genannter Pharao unter die Zahl der Usurpatoren gehörte, welche um die Epoche Königs Ptolemäus Epiphanes in Oberägypten die Herrschaft an sich gerissen und mit Erfolg den Ptolemäern die Spitze geboten hatten. Ich glaube im Stande zu sein die von Hrn. Revillout mit so grofsem Scharfsinn dargelegte Thatsache der Herrschaft einheimischer Könige in Ober- ägypten in den Zeiten der Ptolemäer auf das Schlagendste und Genauste des Weiteren zu begründen.

Unter den Bauurkunden, mit welchen die Wände des Horus- Tempels von Edfu bedeckt sind, befinden sich zwei, welche die Fortschritte im Bau des genannten Heilig- thumes unter Aufzählung der Ptolemäischen Bauherren und unter gleichzeitiger Angabe der Daten, in einer fortlaufend historischen Darstellung zur Kenntnifs der Nachwelt bringen. Ich beziehe mich hier auf den Text, welchen Hr. Dümichen in den „Tempel- Inschriften" Bd. I. Taf 94. Lin. 1 fll. nach seinen Abschriften an Ort und Stelle ver- öfi'entlicht hat. Zum weiteren Verstäudnifs sei noch vorweg bemerkt, dafs die in Rede stehende Inschrift unter der Regierung Ptolemäus' Euergetes IL abgefafst worden ist.

Der Text beginnt mit einem Gründungs-Datum, welches als Jahr 10, Monat Epi- phi, Tag i-h-gV d. i. der 7. Tag des genannten Monats, unter der Regierung des Königs Ptolemäus Euergetes I. hingestellt wird. Der letztgenannte König wird bei dieser Veranlassung ausdrücklich als der ürgrofsvater Euergetes' II. bezeichnet, oder, wie es der hieroglyphische Text ausgedrückt hat, als: „der Vater des Gottes, welcher erzeugt hat den Vater des Königs Ptolemäus Euergetes 11."

Hieran reiht sich ein zweites Datum (Lin. 8 fll.) vom Jahre 10, dem 7. Epiphi unter der Regierung des Königs Ptolemäus Philopator, welcher in ähnlicher Weise aufgeführt erscheint als „der Erzeuger des Vaters" (also als Grofsvater) desselben Königs Ptolemäus Euergetes II. Zwischen den beiden aufgeführten Daten der Könige Euergetes I. und Philopator, welche beidemal auf das Jahr 10, den 7. Epiphi hinaus- laufen, soll nach Lin. 12 (Taf 95) ein Zeitintervall von 25 Jahren gelegen haben, was, wie ich anderwärts in unserer Zeitschrift nachgewiesen habe, der chronologischen Rech- nung entspricht.

L^nter der Regierung Ptolemäus' Philopator nahmen die Bauten ihren erwünschten Fortgang: eine grofse Tlmrp und die Thürflügel der Säle des Tempels wurden vol- lendet: tfi^ J n n Ci K IOl ermen {renpl)t 16 ent honf „bis zum Jahre 16 Seiner Majestät", d. i. Philopator's.

von H. Briigsch.

45

Von da an tritt eine plötzliche Unterbrechung ein, in Folge innerer Unruhen, welche bis zum Jahre 19 der Regierung seines Sohnes und Nachfolgers Ptolemäus Epi- phanes, Vaters Euergetes IL andauerte. Der hieroglyphische Text (Lin. 14 16) giebt davon mit folgenden Worten genauere Kunde:

Vi ^^AA^^ &-SI | |_J /v\/vw\ J^

„es brach herein | ein Aufstand | so dafs | mau war | hinter | dem Gegner.

d. i. im Verfoliren

„Treulose

£S o

n

O

(waren) in | dem Theile | oberen,

d. i. des Landes.

Das endete | im

1

Jahre

„19 I der | Sonne | des Erben | der Götter Philopator,

/wwvv\ erkoren vom

Ptah^

^ U l \ f 4 o a

„siegreich | durch | i?ä, ] des Bildes | lebenden | Amon's | des Sohnes | der Sonne, ] „Ptolemaeus | des Freundes | des Ptah, \ des Verstorbenen, | des Gottes | Epiphanes,

„des Vaters | des Sohnes D

a

der Sonne

fl^ü f

des lebenden ] ewiglich,

Ptolemaeus, „des Freundes | des Ptah \ des Gottes | Euergetes (II), | welcher zur Rvihe brachte

„das Land | und besiegte | seine Feinde."

Was in aller Breite des ägyptischen Lapidar-Stiles gesagt wird, beschränkt sich auf die Mittheilung, dafs, nachdem man bis zum Jahre 16 Königs Ptolemäus' Philo- pator am Tempel von Edfu gebaut und gezimmert hatte, plötzlich ein Aufstand in Oberägypten ausbrach, der bis zum 19. Jahre der Regierung Ptolemäus' Epiphanes (Vaters des regierenden Königs Ptol. Euergetes IL parenthetisch) andauerte, welcher das Land wieder zur Ruhe brachte (sekerk) und seine Gegner besiegte.

Der Aufstand in Oberägypten hatte somit volle 19 Jahre gedauert (Jahr 17 Königs Philopator, Jahr 1 18 Königs Epiphanes), in welcher Zeit die Ptolemäer auf die Herrschaft in Oberägypten Verzicht leisteten, so dafs in Folge dessen die angefange- nen Bauten am Tempel von Edfu eine nothweudige Unterbrechung erdulden mufsten. Könige aus altägyptischem Stamme, darunter (oder nur allein?) Hor-sat imd Änj[tu hatten in diesen Theilen des Landes die Herrschaft an sich gerissen, bis es einem der Generale des Königs Epiphanes gelang, die Aufrührer und ihren König an der Spitze ein für allemal zu veiuiichten.

Der oben erklärte ägyptische Text nennt als den Sitz des feindlichen Haupt-

quartiers

<£?

ma jont „den oberen" d. h. den südlichsten Theil des Landes. Zur

Zeitschr. f. Aegypt. Spr. Jahrg. 1878-

^Q Historische Notiz, von H. Brugsch.

genaueren Bestimmung dieser allgemein gehaltenen Bezeichung gewährt uns ein ande- rer Text aus der ptolemäischen Epoche die genügendsten Anhaltspunkte.

Bekanntlich befinden sich an einer Tempelwand im Vorhofe des Isis-Tempels von Philae zwei Decrete, welche in hieroglyphischen und demotischen Schriftzügen abge- fafst, der Regierungszeit Ptolemaeus' Epiphanes angehören und, wie Lepsius zuerst richtig erkannt hatte, eine erweiterte Republication des Decretes von Rosette enthalten. Leider sind die im kleinen Schriftstil gehaltenen vier Inschriften (je zwei hieroglyphi- sche vmd demotische Texte) durch andere in späterer Zeit darüber gemeifselte hiero- glyphische Charaktere arg mitgenommen worden, so dafs man im vollsten Sinne des Wortes zwischen den Zeilen zu lesen genöthigt ist. Dazu fehlen in den beiden hiero- glyphischen Texten die ersten zwei oder drei Zeilen vollständig. Das eine Decret ist, nach Angabe der demotischen Version im Jahre 21. der Regierung des genannten Ptolemäers abgefafst worden, und zwar in Memphis, Avohin sich die Priester zur Feier der Intronisation eines neu erschienen Apis-Stieres begeben hatten. Das zweite De- cret hat keine Spur seines Datums erhalten. Nur soviel erhellt aus dem Studium der beiden Texte, des hieroglyphischen und des demotischen, dafs seine Abfassung Namens der Priestei', in Alexandrien stattgefunden und dafs im Jahre 19 seiner Herrschaft der König eine allgemeine Amnestie bewilligt hatte. Ohne mich an dieser Stelle auf nähere geschichtlich wichtige Einzelheiten dieses Decretes einzulassen, will ich nur hier erwähnen, dafs gleich in der ersten Zeile berichtet wird, wie einer „von den Freunden des Königs", zugleich Hipparch, dessen Name uns auch ein Schriftsteller des Alterthums treu bewahrt hat, dem Könige Ptolemaeus Epiphanes eine Meldung macht (10 [1^^ ) und zwar, wie der Text es ausdrückt:

„ich hatte gekämptt^) im Südlande auf dem Gebiete der Theba'is mit den Feinden, damals . . . ."

An dieser Stelle ist das Gebiet des Aufruhrs genau bestimmt. Es war die The- bais, mit dem Mittelpunkte Theben, in welcher Horsat und Änj(tu als Könige herrsch- ten. Über die vollständige Identität dieser Kämpfe mit den oben erwähnten j|^en^?i werde ich mir erlauben in einem Artikel der nächsten Nummer der Zeitschrift zu sprechen.

Noch einmal sei hier erwähnt, dafs selbst ohne Kenntnifs der oben besprochenen Texte Hr. Revillout mit ungemeinem Scharfsinn die Örtlichkeit und die Zeit des Auf- standes (der rapaxy] der griechisch abgefafsten Papyri) durch seine musterhaften Com- binationeu auf das Genauste bestimmt hat.

Graz, den I.Juli 1877. H. Brugsch.

) rU/N Statt f\y\ ; in der Inschrift wechselt nämlich . - . . fortdauernd mit /vw^.

Aesopische Fabeln in einem ägyptischen Papyrus, von H. Brugscb. 47

Aesopische Fabeln in einem ägyptischen PapjTus.

(Hierzu Tafel III.)

Dafs die unter dem Kamen der Fabeln Aesop's bekannten Thiergeschichten, welche in einer griechi:>cben und lateinischen Redaction uns aus den Zeiten des Alterthumes überliefert sind, möglicherweise einen ägyptischen Ursprung haben dürften, ist von ver- schiedenen Philologen auf dem Gebiete des klassischen Alterthumes zu beweisen ver- sucht worden. Täusche ich mich nicht, so bin ich in der Lage diesen auf kritischen Forschungen bemheuden Untersuchungen ein Material zuzuführen, welches ein für alle- mal die Frage nach dem ägyptischen Ursprung der Aesopischeu Fabeln erledigen dürfte. Es handelt sich dabei um nichts geringeres als um die wichtige Thatsache, dafs ein in demotischen Schriftzügen abgefafster Papyriis des Leydener Museums (I, 384) äsopische Fabeln offenbar in ihrer ursprünglichen Fassung enthält. Ich erlaube mir diese Entdeckung duixh ein Beispiel zu erhärten, welches jeden Zweifel an der Richtig- keit der von mir behaupteten Thatsache zu benehmen im Stande sein wird. Ich habe zu diesem Zwecke die auf Seite 18 Lin. 11 fll. des in Rede stehenden Papyrus (von Leemans in den Monuments du Musee de Leide, pl. CCXXIII veröffentlicht) befindliche Fabel vom Löwen und der Maus ausgewählt, die weniofe Lücken der Erklärun<x dar- bietet und an Deutlichkeit und Klarheit nichts zu ^vünschen übrig läfst. Die nach- stehende wortgetreue Übersetzung beruht auf den grammatischen und lexikalischen Principien, wie ich sie in meiner demotischen Grammatik und in meinem hieroglyphisch- demotischen Wörtei-buche niedergelegt habe.

„(11.) „Es ereignete sich, dafs der Löwe sich in einer [Höhle?] befand, und dafs ..er nach Schlaf verlangte. (12) Eine kleine Maus kam in seine Nähe. Sie war win- -zigeu Leibes, und (13) so klein wie ein Ei. Da erwachte (?) er, und bemächtigte „sich ihrer. Zu ihm sprach die Maus: o du anderer (14.) der mir überlegen ist, mein -Herr, o du Löwe, wenn du mich auffrifst, so wirst du nicht von mir satt werden, und „wenn du mich laufen lässt (15.), so wirst du doch keinen Hunger nach mir haben. „Wenn du mir jetzt die Freiheit schenkst, so werde ich dir (16.) einst die Freiheit „schenken bei dem, was dir bevoi'steht. AVenn du mich los läfst, so wird das dein „(eigenes) Heil sein, denn ich werde dich erlösen (17.) aus deiner elenden Lage. Da „lachte der Löwe über die Maus, indem er sagte: was ist denn (18.) das, was du

„mir thun wirst ? Ist denn irgend Jemand auf Erden, der meinen

„Leib vernichten kann? (19.) Sie (aber) leistete eineu Eid vor seinem Angesicht, in- „dem sie also sprach: Ich werde dich erlösen aus deiner elenden Lage (20.) an dem „schlimmen Tage, der eintreffen wird. Da dachte der Löwe nach über das, was ihm „die Maus gesagt hatte im Gespräch. (21.) Er machte bei sich selbst die Erwägung „indem er also sprach: Wenn ich sie auffresse, so werde ich in Wahrheit nicht satt „werden. . Er liefs sie laufen. (22.) Kurz darauf geschah es, dafs ein Jägersmann dem „Löwen nachstellte, an der Stelle unter einem Palmenbaume, (23.) in der Weise dafs .,er ein Loch ffeerraben hatte vor dem Löwen. Es fiel hinein und ward gefafst der ..Löwe in dem Loche. (24.) Er ward mit Gewalt der Hand des Menschen unter- „worfeu, man brachte ihn bis zum Palmenbaum, man band ihn (daran) mit (25.) „trocknen Lederriemen, man fesselte ihn mit frischen Lederriemen und also stand er

48 Aesopische Fabeln in einem ägyptischen Papyrus,

„da angesichts des Gebirges. Da ward er traurig. (26.) Als nun die Nacht herein- „brach, da wünschte der Gewaltige, dafs sich bewähren möchten ihre Worte (27.) „gegenüber der Behauptung von der Stärke, welche er, der Löwe, ausgesprochen „hatte. Da stand (28.) die kleine Maus vor dem Löwen und sie sprach also zu „ihm: Erkennst du mich? Ich bin die kleine Maus, (29.) welcher du einst die Frei- „heit schenktest. Das werde ich dir an dem heutigen Tage wiedervergelten, dadurch „dafs ich dich erlösen werde (30.) aus deiner elenden Lage, in Folge der Gewaltthat, „welche du hast über dich ergehen lassen müssen. Eine gute Handlung (3L) voll- zieht der welcher vergilt. Die Maus näherte ihren Mund den Fesseln (32.) des „Löwen. Sie zernagte die trocknen Lederriemen, sie zerbifs die frischen Lederriemen, „welche ihn fesselten, alle insgesammt. Es trat heraus der Löwe aus seinen Banden. „(34.) Es versteckte sich die Maus in seiner Mähne und er begab sich ins Gebirge „mit ihr an diesem Tage."

Diejenigen Fachgenossen, welche nicht versäumt haben auch den demotischen Studien ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden, werden nach einer kurzen Vergleichung der von mir vorgelegten Übertragung mit dem hier abschriftlich beigefügten Textstücke des Leydener Papyrus auf der Stelle zu der Überzeugung gelangen, dafs ich das Richtige getroffen und der so merkwürdigen ägyptischen Urkunde den einzig mög- lichen Sinn abgerungen habe. Andererseits mögen die des Demotischen unkundigen Kenner des Altägyptischen die nachstehenden hieroglyphisch umschriebenen Stich- wörter des beregten Textes prüfen, um sich zu vergewissern ob meine Auffassung des Ganzen ihren Glauben verdient oder nicht.

D ^ i\\^h^ p-maäu der Löwe, K. n aioti leo.

® ^v -^^^ X^ni klein K. ujom tenuis, gracilis.

(1 V;^ i^ 2)-penäu die Maus K. n nm mus.

M c-=^ (1 (1 -^&- koti schlafen K. hkot quiescere, dormire.

T I ö "^^^ äuf-tereh winzig K. eq(S'pu)o deficiens-pauper

^ !r I Mfe^ äuf-sehek klein, K. eqcfeoK, tqcofiK exiguus-deficiens.

n%^0(]'^ siihl-t Ei, K. cwoT^i, 't Ovum.

^^^^ iäm^ mächtig sein, K. -xo-u vis, robur, potentia.

/«>, Oberster, Herr, cf. K. e^p*.! super. ■S7, sich sättigen, K. ci saturari, satiari. •^^^ heka^ K. gKÄ. fames, g^Ko famelicus esse.

A Q 2^3 tu-nif, den Odem, die Freiheit gewähren, (hieroglyphisch ebenso).

^ -/i nohem befreien, K. nogcM salvare, liberare. ^ aahl lachen, K. ccofei ridere.

C^

von II. Bruesch.

49

^ gA (inx' schwören K. «.ne^uj jusjurandum.

ho Tas; K. ooott dies.

J

A^^^^^^

schlimm, schlecht, K. fiom malus, noxiiis. n g «j,,, erwägen G. ton existimare, compntus, ratio, n J (j fl ^ ^ s^fi reden. Rede K. ce.-si, loqui, sermo, verbum. j|n(| V\L=fl t>ehesäu, Jäger (hieroglyphisch ebenso). ^^ ü Q 1^ *'^-''' g^'aben, cf. K. ujwTe puteus, fovea. riD 1] (J ^^ ''^ fallen, B. ^ei cadere. a;^ ^<:^ ;(efi:, gefafst werden cf. K. g^toqj furari.

in (1 (1 ■'^^^ hu Loch, Grnbe K. oieiT fovea.

" 0 V t /] *^"^^' binden, Fessel G. ccono ligare, vincire. *^ Xar, Haut, Lederriem K. a*>p, ujö.eyp pellis, corium. Q 0 kenh fesseln, K. ö'cono ligare, vincire. U V fii '^^ trocken, gedörrt K. ujooTe arescere, aridus esse. uoi frisch K. oTtor viridis.

zi ^. ■^^, akem traurig sein, K. okc.u tristis esse. (1 Y^^=^ X-^wdM, Kraft, Stärke (hieroglyphisch ebenso). I Syv^ ^^ Q gT\ simnu kennen K. cooTrn cognoscere.

I —ZI AAAAAA cf-J!

IK^ (ij j to-as die Vergeltung K. oci mulcta, pretium redemptionis. ^^3:^ A ^::z:^ A Yr» ^^^^ keikei, zerbeifsen K. ^e-xs'ecs. caedere, concidere. R D [p^ ^ap sich verstecken K. ^con abscondere, occultare. v-^ p-sen das Haar, die Mähne (hieroglyphisch ebenso), ^w, BeriT K. toot mons.

Ich denke, diese Auswahl wird vollständig genügen um als Richtschnur bei der Vergleichung zu dienen. Die grammatischen und syntaktischen Theile des Textes werden nur dem wirklichen Kenner des Demotischen mit aller Schärfe der Unter- schiede sofort entgegentreten und seinem Yerständnifs zugänglich sein. Für den Nichtkenner müfste ich eine vollständige Analysis des Textes niederschreiben, für welche mir zum Buchdruck die erforderlichen Typen fehlen.

Der Inhalt einmal zugestanden bleibt mir noch ein Rückblick zu thun auf die- selbe Fabel, welche nach dem griechischen Texte folgendei'mafsen lautet:

50 Aesopische Fabeln in einem ägyptischen Papyrus, von H. Brugsch.

AiovTog y.QLjj.u)fj.ivov fxvg tw crro/uian Bnidpafxev o t\ E^avaorag xat avWaßwv avrov ejueWs xaradoivriaaa-B-ai. 'O ä' l^zr^ßri avTov jutj ^ayuv aurov, \iyu)v, otl awßsl; x^^^<^S näpuTag avTw arroSujaEL' ysXdaac, 6\ avTov aTrikvae. 1,vvsßYj ovv avTcv jusr' ov ttoXv ty] tov juuos yjxpLTL nspi- aw^T^vcLi. 'ETTEidi^ yap avWri^Quc, vno tlvmv Huvrjywv KuXiü zdißri eni rtvt divö'pw, TYjVHiCLVTa o [ivc, ctKova-ag avTcv a-Tivovrog IXßwv tov koKwv TrBptirpujye, j^at Xvaag e(pri' „av jjlbv cvv tote juou hute- yiXaaag, wg jjlyj npoadoKwv irap efjiov dfxoLßriv xofj.iaaa-ä'ai' »vv 6' laS-i, ort lari xai Tcapa. fxvai

'O jj.vßo<; dr^XoT, otl h -/.atpiu ixcTcißoXrfi y.a\ ol a^oöpa. ^maTol twv a.a^zvz'JTzp(jov Ivdzuc, ylvovTai. ^)

Eine Yergleichung dieses Textes mit der ägyptischen Darstellung giebt zu folgen- den Schlüssen Veranlassung. 1. Die Identität des Inhalts ist in beiden Redactionen, der ägyptischen und der griechischen, unzweifelhaft. 2. Der griechische Text erscheint wie ein Auszug aus der ägyptischen Redaction. 3. Der ägyptische Text darf mit als der eigentliche Grundtext der Fabel vom Löwen und der Maus angesehen werden, da er ausführlicher und lebendiger schildert, was der Grieche in trocknen dürren Worten auszugsweise erzählt.

Den Lesern wird es nicht entgehen, Avie der griechische Erzähler oft wörtlich kürzere und längere Stellen der Fabel in seiner Sprache wiedergegeben hat, an ein- zelnen Stellen mit einer gewissen Unbestimmtheit die für die Textkritik nicht ohne Interesse ist. Ich möchte vor allen dazu die Stelle rechnen xdX'j) l^ißr] Ini tivl öiv&pw. Die letzten Worte sm tivl dsv&pw entsprechen im ägyptischen Texte dem Ausdrucke p-ma ^er heliel „au der Stelle unter einem Palmenbaum", wenn anders ich das ägyp- tische AVort behel richtig verstanden habe, in welchem ich die ältere (demotische) Be- zeichnung des koptischen fceotoA, nach Peyron : wXzsUapnoc,, palmae species, wieder- erkennen möchte.

Sollte mir bei meinem unstäten AV anderleben die nöthig-e Zeit und Ruhe zu Theil werden, so bin ich bereit den vollständigen Text des so wichtigen demotischen Papy- rus zu Leyden demnächst in einer wortgetreuen Übersetzung denen, welche sich dafür interessiren, vorzulegen. Eine vorläufige Prüfung desselben hat mir aufserdem die Überzeugung verschafft, dafs in dem ägyptischen Originale die Fabeln nicht in Gestalt abgesonderter Kapitel, wie in der griechischen Redaction, aufeinanderfolgen, sondern dafs sie miteinander verbunden und verschmolzen sind wie die romantischen Erzählun- gen der arabischen Tausend und einer Nacht. Dafs sich auch nach dieser Seite hin für die griechische Textkritik ein reiches Feld öffnet, brauche ich kaum noch be- sonders zu versichern.

Berlin, den 20. Juli 1878. H. Brugsch.

Ein stropliisch angeordneter Text auf einer Mumienbinde.

In meinem Aufsatze über den Klang des Altägyptisch eu und den Reim (Zeitschr. 1877 S. 43) erwähnte ich der allitterirenden Texte, welche sich auf den Mumienbin-

^) Citirt nach der Recognitio Caroli Halmii der Aesopischen Fabeln (Leipzig 1875) S. 125 Nr. 256 mit der Überschrift aL<jjv y.c<\ Mu?.

Ein strophisch angeordnetor Text von einer Mumienbinde, von G. Ebers. 51

den erhalten haben nnd will heute einen derselben, den ich selbst besitze, mittheilen. Er steht auf einem Leinewandstreifen, der jedenfalls zu der obersten Umhüllung der Mumie gehört und wahrscheinlich von der Brust bis zu den Füfsen der letzteren ge- reicht hat. Er ist 1 Meter vmd 48 Centim. lang und nur 4,25 Centim. breit. Der in seiner Mitte stehende Text darf als ein abgeschlossenes Ganzes betrachtet worden, weil er rings (auch oben und unten) mit einem 0,75 Centimeter breiten orangefarbigen Streifen umrahmt ist, auf den man als foi-tlaufendes Ornament ein liegendes braunes Kreuz mit einem goldgelben Kreise am Scheitelpunkte gemalt hat. Der für die Schrift übrig bleibende Raum ist so schmal, dafs die einzelnen Zeilen nur wenige (gewöhnlich nur 2 oder 3 und höchstens 5) Schriftzeichen enthalten. In seinem ersten Drittel ist ist der mit schwarzer Farbe hergestellte Text zierlich und eng zusammengeschrieben; vom zweiten Drittel an werden die Zeichen gröfser und gröfser. Man sieht, dafs der Schreiber bestrebt gewesen ist mit einem gegebenen Texte den ganzen Kaum des Bindenstückes bis zu seinem äufsersten Ende auszufüllen. Der Stil des Ganzen nö- thigt mich seine Abfassung in späte, entweder in die Lagiden- oder gar in die Rö- merzeit zu setzen. Beim Abreifsen der Binde von der Mumie mufs ein Zeugstück auf der letzteren stehen geblieben sein, wodurch die Lücke in ihrem ersten Viertel ent- standen ist. Die Fehler, welche den Text entstellen, erklären sich leicht aus dem Umstände, dafs zur Zeit seiner Schreibung die alte Sprache der Hieroglyphen schon länsst zu den todten gehörte. Er ist für die Dame -«-) ö ^ ^ CjT Nes-

Tefnut^ Tochter der (^^ I rj wV kem-s-äset geschrieben worden. Dem ersteren Namen lassen sich viele von analoger Bildung (A'es-mnen, Nes- und Nesi-j^em, Ncs-Ptah, und aufser vielen anderen Nes-xensu und -i^ _2:Si _2Si d. h. dem *Sm und der Te/nut angehörend, zur Seite stellen: eine Nes-Tefnut kommt meines Wissens nur noch ein- mal, und zwar auf der auch von Lieblein im hieroglyphischen Namens-Wörterbuch unter 1058 angeführten Leydener Stele V, 20 vor, eine kem-s-äset ist mir, trotz seiner durchsichtigen Bildungsweise an keiner anderen Stelle begegnet.

Besonders wegen der Fehler, durch die er entstellt wii'd, bietet der vorliegende Text einige Schwierigkeiten. Vielleicht wird er sich durch eine Vergleichung mit ähnhchen Stücken reinigen und ergänzen lassen. Allitterirende Stücke auf Mumien- binden hab' ich in verschiedenen Museen gesehen, sie aber zu copiren versäumt. Jetzt verbietet mir meine Gesundheit dies nachzuholen und ich mufs mich darum auf eine Behandlung des mir zugehörenden Textes, wie er eben ist, beschränken.

Um dreierlei Eigenthümlichkeiten willen scheint es mir wohl geeignet zu sein das Interesse der Mitforscher in Anspruch zu nehmen. Erstens wegen der Allittera- tionen und Wortspiele, zweitens wegen der Synonyma, die er enthält und drittens wegen seiner eigenthümlichen Anordnung.

Der jranze Text zerfällt in drei durch ein äufseres Zeichen getrennte Abschnitte und von diesen enthält jeder fünf, also eine gleiche Anzahl von Theilen. Diese regel- mäfsige Gliederung eines poetisch gehaltenen Textes führt auf den Gedanken, dafs wir es hier thatsächhch mit einer strophischen Anordnung zu thun haben. Ich theilc den Lesern der Zeitschrift den ganzen Text mit, bemerke aber, dafs die Zerlegung in Zeilen mein Werk ist. Auf der Binde enthält jede Reihe, wie gesagt, höchstens vier, manchmal nur zwei Zeichen. Die Fachgenossen werden die Schwierigkeiten nicht verkennen, welche sich bei einem so späten und wenig correct geschriebenen Texte dem Übersetzer entgegenstellen.

52 Ein strophisch angeordneter Text von einer Mumienbinde,

Abschnitt I.

a) Anrede m^t ( ^

2 -C2>-

I! dl

^Z,<m i V ^Hl^

hat

äsär

Nes-Tefnut m. ^. mes en qem-s-äset

Wohlauf

Osiris

Nes-Tefnut wahrhaftige Tochter der Kem-s-äsef Strophe I.

1. '^r 0 ''^'^^^ ) ^T^TX" D Q ^ "/

sep net sep pen

Du hast empfangen Gewand dieses

/WVWA I U

2. 'SSI 0 /VWWA I

sg^j n^i liefert p)en

Du hast empfangen Binde diese.

se/? «ei märt pen

Du hast empfangen Kleid dieses.

sep (sie) 7)ien;}^i ie»

Du hast empfangen Stofi' diesen

5. ^D^^^^(j

sep wei M/ai .... Du hast empfangen Die letzten Zeichen auf Zeile 5 sind unlesbar. Die ganze Strophe lautet:

Du hast empfangen dies Gewand sep net sep pen Du hast empfangen diese Binde sep net nefert pen Du hast empfangen dieses Kleid sep net märt pen Du hast empfangen diesen Stoff sep (nei) menji[t ten Du hast empfangen das Amulett (?) sep (net) mert Jede Zeile beginnt mit sep und endet mit pen oder ten. Dadurch entsteht ein reimartiges Lautgeklingel und die erste Zeile enthält den Stabreim: „sep-net sep pen.'^ Man könnte hier selbst an ein gewifses Metrum, oder doch an Silbenzählung denken, denn die zweite Zeile braucht nur für unser Ohr einen Fufs mehr zu enthalten, als die drei anderen unbeschädigten Verse, und diese letzteren haben die gleiche Silben- zahl. Die ganze Strophe bezweckt das Glück der Nes-Tefunt mit der Umhüllung der

1^ Dies ^'"'''^ ist gewifs die zweite Person feminini des Praeteritum. Angeredet wird die verstorbene Dame Nes Te/nut.

2) Wir sollten hinter dem weibl. sept statt des raännl. ^^en das weibl. ten erwarten; aber der Schreiber verstöfst gegen manche Regel, die er doch kennt. Zeile 4 hinter menj^t schreibt er ganz richtig ten und nicht pen.

3) Unter ^,==J] ist das "'""^^ gewifs nur aus Nachläfsigkeit fortgefallen.

von G. Ebers. 53

Mumien versehen worden zu sein, dadurch hervorzuheben, dafs die Vollendung der Handlung des UmhüUens fünfmal erwähnt, und das zur Umhüllung dienende Object mit vier verschiedenen Namen genannt wird: sept, liefert^ mart und men)(t.

Abschnitt IL

a) . . . . (Heil) Osiris Nes-Tefnut^ Tochter der Qem-s-äset

j(^at äm-s .... ein ren-s pul en menj[t temäi

Du trittst hervor mit ihr in diesem Namen ihrem der Binde anschliefsenden

äs-s r-t un ren-s pul en äti maset

Sie ist vielfach für Dich in diesem ihrem Namen des Netzes der Todtenregion

äa-s hev-t em ren-s p>iü en aati

Sie ist grofs über Dir in diesem Namen ihrem der Rolle

nä-s r-t em ren-s pui en na

Sie ist vorzüglich für Dich in diesem Namen ihrem der Binde

teh en tu-(s) en ut'at Her em teb en renen Osiris Nes-Tefnut^ ausgestattet ist sie mit dem Ho- mit dem der Jung-

rusauge Gewände frau

a.) (Heil Dir) Osiris Nes Tefnut, Tochter der Kem-säset.

1. Du trittst hervor mit ihr (die aus- ^' X^^ äm-s . . . em ren-s pul en menjt gezeichnet ist) mit diesem ihrem Namen temäl.

der anchhefsenden Binde.

2. Sie ist vielfach für Dich (sie um- 2. äs-s r-t em ren-s pul en ätl Her. schlingt Dich häufig) in diesem ihrem

Namen des Netzes der Todtenregion.

2) Doch wohl gleich .= d v\ ^\ äuti die Rolle. Ehe die Binden der Mumie um- gelegt wurden, glichen sie durchaus unseren chirurgischen Verbandrollen.

3) Vielleicht qemä zu lesen. Dann müfsten wir auch dem ■=^ Ö ^^^ gleichen Laut- werth zuertheilen. Unser Jr^ nä, das dem <-=> äa folgt, läfst sich sehr wohl für das hie- roglyph. ^'^^ , w , und koptische n6.d. praestans halten. -=^ ^ ist vielleicht das „Jung- frauengewand''. S. ^=X^ Jj-

*) Vielleicht Aoore teniae.

5) Ganz ähnlich zu Dendera: A (j M ^^ Ä ^ J ^"""^ '^'"^ B\ C) ^^^^^^^^^ ^^* ihre Majestät mit dem Schmucke der Jungfrau. Es ist dies 6 ^ °HK ^ ^ ü ^p 5 hes-t ut'-t drut ein glänzend frisches weifses Gewand.

Zeitschr. f. Aeg)pt. Spr., Jahrg. 1878. 8

54 Ein strophisch angeordneter Text von einer Mumienbinde, von G. Ebers.

3. Sie ist grofs über Dir in diesem 3. äa-s her-t eni ren-s pul en äati. ihrem Namen der Rolle.

4. Sie ist vorzüglich für Dich in diesem 4. nä-s r-t ein ren-s pul en na. ihrem Namen der Binde.

5. Osiris Nes-Tefnut etc. ausgestattet 5. Osiris Nes-Tefnut etc. tehentu^s) em ist sie, mit dem Horusauge, mit dem Ge- uiat T/er em feh en renen.

wände der Jungfrau.

In diesem Abschnitte werden den Mumienbinden mystische Namen beigelegt und sein Inhalt gewinnt durch Gleichklänge und Wortspiele eine poetische Form. Die fünf Glieder der Strophe werden durch Verba eingeleitet ^ ^ä<, 2.) ^^^y äs-s,

3.) 23 4.) Aji n mäs, 5.) 1 J ^^ ^ C^^l t^^^^^^^^- ^l'c 5 in der dritten Per- son femiu. Praes. Die Gruppen und müssen als 2. Pers. Fem. gefafst wer- den. Es folgen in vier Stichen die Namen der Umhüllung, eingeleitet von dem in allen gleichen „em ren-s pul'^. In der ersten Zeile hinter (1 möcht' ich ergänzen

A% "^ ö ö ^ I ji<<^; und so würde sie heifsen ^ \\ ' ^\\\^c^\ /ä< äm-s

YuU Du trittst hervor mit ihr, die ausgezeichnet ist mit diesem etc.

In der 2. Zeile entsprechen einander äs-s r-t und äil Her., in der dritten äa-s und wo, in der fünften tehentu-s und feb.

Abschnitt III.

neräu nes netr neräu-n-s en uiat Her

Sie ist die Besiegerin der gleichwie ein Sieger über sie das Horusauge Götter

^■^'Hk) --^^s ÄJV^ ^^

äa-t (eni) ma tehu entu dm

Du bist grofs durch das Gewand womit du bekleidet worden bist.

^ 0**"=* ''^^'^^ ^ M— AWWV ö -g^ AWAAA Q \ 2\

Ö. \ AAAAAA KV^ _ _ <fc>3 /l /-v Wv < > -'

säanet uiat her se^enennuentu er her-t

Es macht das Horusauge welches schwebt über Dir. Dich grofs

4. Ä 11 ^ ^"^^ Osiris Nestefnut etc. ^v ^"~^^ ^

tebu nes Osiris Nestefnut etc. em seta-s

Es bekleidet die Osiris Nestefnut mit ihrer Umhüllung

nememti-s her ta em tut em qesäs nefert em Resta em üb-

^) Halb verlöscht. Ganz deutlich erhalten nur das erste «>•=*. Die folgenden Zeichen könnten auch zu / äa-s-em sie ist grofs durch etc. ergänzt werden.

2) Dies <rr> er-hert entspricht dem dem. '^ P -^ und dem liopt. e£pei>i.

Koptische Briefe, von Ludw. Stern. 55

Sie wandelt auf Erden als eine Gestalt in Umhülluncr schöner, zu Reset und zu

tu(m) ämej[ pu

Abydos ist sie eine Geelirte.

1.) Nun ist sie eine Besiegerin der Götter, so wie diese besiegt das Horusauo-e.

2.) Du bist grofs durch das Gewand, womit Du bekleidet worden bist.

3.) Grofs macht Dich das Horusauge, welches über Dir schwebt.

4.) Es bekleidet den Osiris Neste/mit etc. mit ihrer Umhüllunf.

5.) So wandelt sie auf Erden als eine Gestalt in schöner Bekleidung und zu Resta und zu Abydos als eine Geehrte.

Diese 5 Stichen der dritten Strophe scheinen zu sagen, dafs die Binde oder die Verstorbene durch das Horusauge gleichsam gefeit wird. In der ersten und zweiten Zeile scheint Nestefnut, in der dritten und vierten das utat Her das Subject zu sein.

Entschieden alliterirend ist in dieser Strophe nur die erste Stiche: y^Neräu nes neter nerau-n-s en ufat Her."'

Georg; Ebers.

Koptische Briefe.

Es sind deren im vorigen Hefte einige veröffentlicht worden; zu zweien auf S. 14 mitgetheilten trage ich noch eine Übersetzung und einige Anmerkungen nach.

Johannes an Joseph. „Glaube mir, dafs ich unabläfsig nach Deinem Wohle frage und nach Deiner guten Verfassung und nach der Weise, in der Du in Gott lebst. So oft ich Deinen Grufs empfange, ist mirs, als sähe ich Dich von Angesicht zu Ano:esicht. Schicke mir doch Deinen Grufs durch Abel Ner. Zu «-eben dem Jo- seph von Johannes. Leb wohl im Herrn."

Im Texte dieses Briefes ist "^nicTeTe verdruckt für -f nic-ve-s-e. Das Original scheint, nach dem Facsimile bei Leemans zu urtheilen, etwas verwischt zu sein; jeden- falls ist wohl n '^•?V,o e.u „ich höre nicht auf zu lesen. Das Wort ö'ine, st, constr. s*«, st. suff. <^m-, ist im Briefstile häufig und heifst eigentlich „finden, antreffen", dann auch „bekommen, empfangen'-'; in dem Briefe auf S. 13 wird es mehrfach ^m geschrie- ben. 0-5-SÄ.I heifst geradezu „der Grufs" *XvJS; schon in den hieratischen Briefen hat (D i ^S. (2 ) eine ganz ähnliche Bedeutung, n 2.° Z^ 2P TrpcgwTrov xard (Ttpog) TrpoguüTrov, wörtlich wie im Deutschen: „von Angesicht zu Augesicht", heifst im Bohairischen n 2P o-yfce 29 »^* *UW l4^-5 ^^ ^^^^ ^^^^ Namen am Ende dieses Schreibens richtig ent-

ziffert habe, bleibt mir zAveifelhaft.

Bartholomaios und Pesynthios an Phoibamon. „Zu geben meinem lie- ben geehrten Bruder dem Doctor Phoibamon und seinen Söhnen Pagui und Severos von Bartholomaios und Pesynthios den geringen. Schön sagt der Psalmist David: Meine Brüder haben sich von mir entfernt, meine Freunde haben mich vergessen. Der Herr weifs (die Gedanken), dafs Du nicht eine Woche verbrachtest ohne zu kommen, dafs wir Dich getroffen hätten nach der Brüderschaft, die wir unter einander haben. Wenn Du auch sagst: Ich fürchte mich, so kennst Du doch den Innern Weg, auf dem Du keinen Menschen treffen wirst, wenn Du kommst oder gehst. Denn ist

56 Koptische Briefe, von Ludw. Stern.

wohl ein Tag vorübergegangen, dafs wir Deiner nicht gedacht hätten nach der grofsen Brüderschaft, die wir gegen Dich haben und gegen Deine Söhne, die uns mehr sind als Brüder. Und überdies weifs ich nicht, wo Du weilst ; ich wiirde kommen Euch oft- mals nach meiner Liebe zu Euch zu besuchen. Und wir wundern uns über Euch, dafs Ihr uns so gar vergessen habt. Ihr seid nicht gekommen, dafs wir Euch getroffen hätten, obgleich wir nach Eurer Angelegenheit fragen, um für Euer Heil zu beten. Nun kommet doch jetzt, dafs wir Euch treffen, auf dafs die Freude vollkommen sei. Lebt wohl.«

Der zu Anfang dem Psalmisten in den Mund gelegte Spruch erinnert weniger an i/'. 37, 12 als vielmehr an Job 19, 13 14. Die syntactische Verbindung in diesen Zeilen ist mehrfach nachläfsig; die Worte -xe AiMeeu-e scheinen nicht am Platze zu sein. In den Worten ai«. o-ygooT o-yeine AineitpireRMeeTe wird durch die asyndetischo Beiordnung zweier Ausrufe eine grofse Lebendigkeit des Ausdrucks erreicht: „Lafs einen Tag vergehen wir dachten nicht an Dich!« d. h. „Kein Tag vergeht, ohne dafs wir an Dich gedacht hätten." Besonders deutlich tritt in den Worten cRnH-ir h cKitÄ. der Unterschied zwischen nnv und ne. hervor ; «ht heifst ^px^aS-ai „kommen", n*. nopBvta^ai^ „fortgehen". Ebenso im Bohairischen : kh e^nHo-y hcm hh e^n*. et Ip- XofJ^^vcL xal OL vndycvnc, ^^jj'S.^^ rsj^^- rr^A^^ ^c. 6, 31. In der sehr verwitterten Inschrift ist mir nur ein Wort unkenntlich geblieben, in ö.TeTnpnencofiiy . . . e Tnpc; da vor dem e ein ^ gestanden zu haben scheint mad THpc auf ein Subst. fem. hin- deutet, so ist vielleicht n T^e Tnpc zu lesen.

In der Grabschrift auf S. 26 ist die 3. Zeile zu t*. neipnAvee-ire eTn«s.noTq zu er- gänzen; denn dieser Ausdruck findet sich auch sonst: 't"*'*^''^^* e^pö^i e-sn Tö'm'xwK efioA M ne^eicoT kjochc^ Ti6.TieipnMeeire eTne^no-yq „Ich will mich zu der Vollendung meines Vaters Joseph wenden, dem dieses gute Gedächtnifs gewidmet ist." Zoega p. 227 = Revillout, apocryphes p. 40.

Ludw. Stern.

Soss, Ner, Sar.

Von

Prof. Dr. Friedrich Delitzsch.

[Die Abkürzungen, deren ich mich in diesem wie in folgenden Aufsätzen bediene, finden sich übersicht- lich zusammengestellt und erklärt in meinen Assyrischen Lesestücken, 2. Aufl., Leipzig 1878, S. VIIL In- sonderheit bezeichnet I R., II R, \\. s. w. die vier Bände von Sir Henry Rawlinsou's grofsem Inschriftenwerk : The cuneiform inscriptions of Western Asia. London 1861, 1866, 1870, 1875. Auch die Syllabare und Eponymenverzeichnisse sind nach der in der 2. Aufl. meiner Lesestücke angewandten Methode citirt.]

Wir wissen aus griechischen Quellen, dafs die Babylonier die Zeit nach Saren, Neren und Sossen von Jahren rechneten, und näher, dafs sie awaaoc, die Zahl 60, vr^poc, die Zahl 600, adpoc, die Zahl 3600 nannten, i)

1) Synkellos 30, 6 (siehe Alfred Schoene, Eusehi Chronicorum Über prior, Berlin 1875, Col. 8): aXX 0 jUEM 'ByjpwTTog 6<« crccouüu y.cxt uyjpüüu y.at ct'xttwv ctvEyoaypaTO' wu 6 }xtv traoog toict- %i}.tMV Hai s^ctno(TiMu Irüjv %oovov c-Y,fxaivii, 6 Bs urj^os irwv l^ctHOT-ltuv, 6 Bs j-MO-Tog s^rjaoiiTct. Suidas:

Sofs, Ner, Sar, von F. Delitzsch. 57

Die babylonisch -assyrischen Keilinschriften bestätigen diese Angaben.

I. Dafs das Sexagesimalsystem in der That in Babylonien gebräuchlich war, ist von Hincks, Sir Henry Rawlinson, George Smith schon lange nachgewiesen und erhellt am klarsten aus den beiden in Senkereh südöstlich von Babylon gefundenen, IV R. 40 veröflentlichteu mathematischen Tafeln: nicht die Hundert, sondern die Sechzig bildet hier nach den Einern und Zehnern (10 50) die nächsthöhere Einheit. Indem der vertikale Keil Y nicht nur für 1, sondern auch für GO und dessen Quadrat 3600, der Winkelkeil i) / nicht nur für 10, sondern auch für die zehnfache Grund- zahl Sechzig d. i. 600 verwendet wird, erscheint auf jenen Tafeln als Quadrat von 8: yT;p d. i. 64, von 10: y<<< d. i. 100, von 24: ^«<^ d. i. 57G, als Kubus von 10: ^rr^<<< d. i. 1000, von 18: y«<^<yj d. i. 5832,^^on 30: ^«< d. i. 27000. Auch als weiterhin das reine Decimalsystem mehr und mehr in Aufnahme kam, welches die Einer durch y, die Zehner durch /, die Hundert durch y^^, die Tausend durch /y>— bezeichnete und demgemäfs z. B. 1878 y^y^_T^y^_<<<<W schrieb, rechnete man nicht selten noch nach Sossen (seltener uach Neren und Saren) -) und schrieb der Kürze halber z. B. y^ 70 (III ß. 5 Kr. 6, 51: '^y.-y< 470), y^<^ 90 (Nebuk. YIII, 45: T^ y^y«<490).3).

II. Abgesehen aber von diesen wohl ausschliefslich *) bei rein mathematischen Tabellen angewandten Ziffern für 60, 600 und 3600 finden sich in den Keilschrift- texten noch andere Zeichen, welche offenbar, wie unser „zehn", „hundert", unser „Schock", „Dutzend" u. a. m. die Namen jener Zahlenwerthe repräsentiren. Von diesen Schriftzeichen des Sofs, Ner und Sar haben neuerdings Oppert und Lepsius ausführlich gehandelt^). Beide Gelehrte sind jedoch dabei zu theilweise dermafsen

^ctsot' iA,iT^cu y.cii doi^fxog ~ctoa X«?.§««o«?. Hesvchios: —cizo<;' u^tSuog ri<; TrccDu Bciß-j/Mfiotg. Dafs die Wörter Sofs, Ner und Sar feine Zahlbegriffe sind, ohne jedwede chronologische Nebenbedeutung, ist jetzt allgemein anerkannt. Vgl. J. ßrandis, Das Münz-, Mafs- und Gewichts- system in Vorderasien, Berlin 1866, S. 15 f.; Oppert, Uetalon des mesures assyriennes, fixe j)ar les textes cuneiformes (Extrait du Journal asiaiique 1872 et 1874), Paris 1875, p. 3f. ; Cantor, in der Hist.-lit. Abthlg. d. Zeitschr. f. Math. u. Phys., XX, 6, S. 157 flf.

^) Dieser sog. Winkelkeil oder Winkelhaken ist ein einfacher schräger Keil mit etwas nach rechts verlängerter oberer Kante.

2) Siehe hierüber weiter S. 33 f. 38.

3) Nach Oppert und Lenormant soll der vertikale Keil in diesen und ähnlichen Zahlen urplötzlich 50 anstatt 60 bedeuten, was indefs durch nichts angezeigt ist. Siehe Lepsius, Die babylonisch-assyrischen Längenmafse nach der Tafel von Senkereh (Aus d. Abhh. d. Kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1877), Berlin 1877, S. 142 f. Vgl. auch Sayce, An elementari/ grammar of the Assyrian language, London 1875, pag. 56.

*) Hierauf führt der dem babylonischen Sexagesimalsystem, obwohl es Stellensystem ist, eigenthümliche Mangel eines Zeichens für die Null. Wer würde wohl die Zeichen ^^ y trotz des kleinen Zwischenraumes zwischen den vier Winkelkeilen und dem Einen vertikalen Keil als 4 X 600, d. i. 2400, -+- 1 = 2401 erkennen und nicht vielmehr als 2400 + 60 = 2460 (wenn nicht gar als 40 4- 1 = 41) lesen, kämen sie in einem anderen Texte vor als in jener Liste von Quadratzahlen, wo "^5^1 zwischen den unmifsverständlichen Zahlen 2304 d. i. 482 und 2500 d. i. 502 steht? Vgl. Lepsius, Tafel von Senkereh, S. 107 f.

^) Oppert, Etalon des mesures assyriennes, pag. 4 15; dagegen Lepsius, Tafel von Sen- kereh, S. 132 135. Oppert, Die Maafse von Senkereh und Khorsabad; dagen Lepsius, Wei- tere Erörterungen über das babylonisch -assyrische Längenmafssystem. (Auszug aus dem Mo-

58 Sofs, Ner, Sar,

abweichenden Ansichten gelangt, dafs es bei der gruudleglichen Wichtigkeit die- ser Fi'agen wohl gerechtfertigt erscheint, dieselben noch einmal scharf ins Auge zu fassen.

In seinem Etalon des mesures assyriennes giebt Oppert pag. 4 5 folgende Über- sicht über die in Kede stehenden Schriftzeichen:

Sofs: ^y^);

Sar:.EjTT^ (EJtT^)^')-

Von diesen Angaben sind zunächst zwei als jedenfalls irrthümlich auszuscheiden. Das

Zeichen Tt^yTT^f bedeutet nie und nirgends den Ker d. h. die Zahl 600. Wo immer

es vorkommt, mit oder ohne Determinativ ^T is d. i. „Holz", bedeutet es lediglich

„Joch". Ein noch unveröffentlichtes sumerisch -assyrisches Wörterbuch - Fragment

nennt unter den mancherlei Theilen eines Wagens oder Gefährtes neben si-mid-tu

„Geschirr" u. a. auch TCrTTT^^T assyr. ni-i-ru; aus den zusammenhängenden Texten

aber ist ersichtlich, dafs das „Joch" zu verstehen ist. Vgl. Stellen wie: is-la-a

^YTt^TTT^^T büu-ti-ja „er mifsachtete das Joch meiner Herrschaft" (Assurb. 256, 101.

284, 94; vgl. ni R. 35 Nr. 4 Obv. 8): ik-nu-sa a-na ^TTtiyyy^T -ja (var. ni-ri-ja) „er

vinterwarf sich meinem Joch" (Assurb. 87, 73). Hiernach ist ni'-i-n/, womit auch das

grofse dreispaltige Syllabar S'' 45 Tt^TTT^^ übersetzt, nicht dem griechischen v'fipc;,

^ ^ I sondern dem aram. xn-: (arab. ,jS) „Joch" gleichzusetzen. Nun wäre es an sich ja

möglich, dafs dieses Ideogramm ursprünglich und von Haus aus ntr „Ner" bedeutet habe und erst später 3) für das mit ihm zusammenklingende ntru „Joch" mifsbräuch- lich mitverwendet worden sei '^), wie z. B. in den Inschriften Assurbanipal's das Zeichen

^^^I siru „Feld, Wüste" (/[..jsvvo) mifsbräuchlich auch zum Ausdruck der gleichlauten- den, obwohl wurzelverschiedenen Präposition sir „auf, gegen" (^) dient. Aber um zu beweisen, dafs es sich so verhalte, müfste Sir Henry Rawlinson oder Op-

natsbericlit d. Kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin, December 1877). Eine nochmalige Entgegnung Oppert's und abermalige Erwiderung von Lepsius' Seite im Monatsb. d. Kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin, Februar 1878, hat diesen wissenschaftlichen Streit zum vorläufigen Absclilufs ge- bracht.

^) Der mitaufgeführte Keil T ist Ziffer und wäre darum besser weggeblieben, wie / bei Ner und J bei Sar richtig weggelassen ist.

^) Oppert's Vermuthung, dafs ^W^ mit obigem Ideogramme identisch und sa-a-ru, wo- durch es S*" 355 wiedergegeben wird, das gr. o-rtco? sei, ist von ihm selbst Etalon, pag. 5 als fraglich bezeichnet (obwohl er sich pag. 8 wie auf eine feststehende Thatsache darauf bezieht); sie erfordert kaum eingehende Widerlegung.

^) Dafs das Ideogramm in der Bedeutung „Joch", was Texte historischen Inhalts an- belangt, bis Jetzt nur in solchen Assurbanipals meines Wissens nachweisbar ist, scheint Zufall zu Sern; denn dafs es schon im Sumerischen mit ebenjener Bedeutung gebräuchlich war, lehren die Syllabare.

) Eine solche mifsbräuchliche Verwendung des Ideogrammes für niru „Joch" scheint in der That für die Zeit Assurbanipal's angenommen werden zu müssen, freilich in durchaus anderem Sinne als Oppert meint; siehe hierüber unten S. 40 Anm. 4.

von F. Delitzsch. 59

pert, der ihm hierin folgt, doch vrenigstens Eine Belegstelle för Tfc:YYT^T = ^^Ner" beibringen; anderenfalls könnten sie mit dem gleichen Rechte auch /t^ als ein Zei- chen des Ner mitaufführen , da dieses doch auch durch ni-i-ruv 1) erklärt wird (S** 2, 11). Auf eine solche Stelle harren -wir jedoch bis jetzt vergebens. Sehe ich recht, so -war es hauptsächlich Ein Grund, welcher Oppert zu jener Hypothese ver- leitete, der nämlich, dafs er in dem verwandten Zeichen ^TTT^^T ein Ideogramm für den „Sar" sah: hieraus folgerte er, dafs T^UJ^f welches ja in der That durch ni-i-nc erläutert wird, das Zeichen des „Ner" sei, und erklärt dieses nun kühn als zusammen- gesetzt aus Sar und vorgetretenem, „den sechsten Theil anzeigenden" T. Aber dieses ganze Gebäude, dessen innere Haltlosigkeit sich schon durch die letzte Behauptung, betrefiend die Bedeutung des vortretenden T ^), verräth, fallt zusammen mit dem Hin- fall der Prämisse: t^yTT^^I bedeutet nicht den Sar. Oppert verweist auf den be- kannten Beamtennamen t:*ij^ ^TTT^T ^TTTT ^^>- G^ ^- ^1' ^^ c. Eponymencanon C* Obv. 10. 40. Rev. 19. 29), welcher früher als „capitaine du palais" von ihm gefafst wurde, jetzt aber „chef du sar (des 3600) du palais" bedeuten soll 3). Gegen diese neuere Erklärung ist jedoch zunächst einzuwenden, dafs t^^« (oder ^^r-) niemals ,.chef, Befehlshaber' bedeutet, sondern immer nur nisu „Mensch, Mann". „Befehls- haber der 3600 des Palastes" müfste gemäfs HR. 31 Nr. 5 etwa C^rt;*;t:T>- d. i. 7'ab iar ikalli lauten, wie der „Befehlshaber über 50 Mann", hebr. "li":?-; --r (Ex. 18, 21. 25. 2. Reg. 1, 9 u. ö.), t^^mfcT>^^55 ''^'^ hamd^ ferner der „Befehlshaber über 10 Mann, decurio", hebr. r->;5 -::c {Y.^. 18, 21. 25), ^;^^T-<1^| rab ulri-tiheihi (Z. 45. 46c), u. a. m. Sodann aber widerspricht jene Deutung den ausdrücklichen, freilich noch wenig beachteten Angaben der bilinguen Keilschrifttexte, obenan den Stellen II R. 18, 47 a. b und IV R. 2, 23/24b, denen zufolge ^TjySf "i^ht sar d. i. 3600, sondern vielmehr nagiini d. i. „Führer, Leiter" (W. -?: urspr. „ziehen") bedeutet *). Die Rich- tigkeit dieser Erklärung des AVortes nagiru ist vollkommen gesichert : durch den Zu- sammenhang aller Stellen, wo es sich findet^), durch sein weiter unten zu erwähuen-

1) Dieses ni-i-ruv und sein Ideogramm bedeutet nicht, wie man allgemein annahm, ^Joch^ (Schrader, Smith, Sayce), sondern höchst wahrscheinlich „urbargemachtes Feld", hebr. :. Wo immer man dieses obendrein mit dem Dualzeichen versehene Ideogianmi mit „Joch" übersetzte, z. B. ana ^^jj -ja ü-sik-nis (I R. 35 Nr. 1, 13—14), ist es in seiner andern, nicht minder beglaubigten Bedeutung sipu „Fufs" zu nehmen (also: „meinen Füfsen unter- warf ich**).

2) Wo haftet sonst an vortretendem J die Bedeutung des „sechsten Theils"? ist etwa Tk>T- „Beschwörung", assyr. siptu (rrN), der „sechste Theil" Gottes, ►»-^? u. s. w. u. s. w.

3) Etalon, pag. 8 f.

*) An beiden Stellen ist von dem Gotte Itak die Rede, jenem Dämon ohne Gleichen, der dem Pestgott auf seinen Verheerungszügen voranschreitet: an der ersteren führt er den Beinamen na-gi-ru rab-u „der grofse Führer", an der zweiten na-gir su-ki „der Führer der Strafse, des Weges" (suku = p-d); an beiden aber entspricht in der sumerischen Zeile, auch II R. 18, 47, wie ich mich durch Collation der Stelle im Original überzeugt habe, dem Worte nagir das Ideogramm ^Tjpf^T. Vgl. auch George Smith's Chaldäische Genesis, Leipzig 1876, S. 309 f.

s) Beachte auch IV R. 55, 25 a.

ßQ Soss, Ner, Sar,

des Synonym ibüu (W. Vi-) und endlich durcli sein Ideogramm, welches, ans ^TTT^^ „mächtig, Machthaber" und ^ ^^Weg" zusammengesetzt i), den „des Weges Mäch- tigen" d.i. eben den „Führer" bezeichnet. Der Titel jenes auch als Eponym fungi- renden, also zu den höchsten assyrischen Würdenträgern zählenden Beamten ist hier- nach nagir ikalli zu lesen und „Führer des Palastes" zu übersetzen, dieses aber nicht als „Palasthauptmann" (Schrader) oder „chief of the palace" (Smith) zu verstehen, sondern ganz eigentlich als „Führer, Wegeführer des Palastes": ein solcher nagir war offenbar ein sehr hochgestellter, besonders begabter, gebildeter und zugleich kühner Officier, welcher mit einer auserlesenen Kriegerschaar dem nachfolgenden Hauptheere voranzueilen, ihm durch Auskundschaftung den Weg in unbekannte Länder zu bereiten, die Marschroute zu bestimmen und das Heer auch wohl selbst zu befehligen hatte mit einem Worte, er war ein assyrischer Mohär. 2) Ob und inwiefern der II K. 53, 19a erwähnte nagir mati „Führer des Landes" von diesem nagir ikalli, dem „Führer des Palastes" (d. h. vielleicht des königlichen Hofes) unterschieden war, weifs ich zur Zeit noch nicht mit Sicherheit anzugeben.

Von der obigen Übersicht Oppert's bleibt hiernach zunächst nur übrig: ^rr^T „Sofs", Y^ und ;::^T^ „Ner«.

Von diesen Zeichen wurden die beiden ersten schon von Smith 3) in ihrer Be- deutung richtig erkannt: ^rr^T bedeutet in der That die Zahl 60 und "f*^ die Zahl 600. Es geht dies klar hervor aus dem Bericht von AssurbanipaFs elamitischem Feldzug, wo die 1635 Jahre, vor welchen das Bildnifs der Göttin Nana aus Erech nach Elam als Kriegsbeute weggeschleppt worden war, einmal (Assurb. 234, 9) in reinem Decimal- system J^^TTTy^^^^ a-an^) yT d. i. I M. VI C. XXX. V = 1635, das andere Mal (Assurb. 251, 16) im Sexagesimalsystem T<T<^^r?T/y7 d.i. zwei Ner (2x600) 7 Sofs (7 X 60) 15 = 1635 geschrieben sind.

Ebendiese Thatsachen und zugleich eine andere nicht minder wichtige erhellt aus den Angaben der Sargonsinschriften über den Umfang der von Sargon gegründeten Königsstadt Dur-Sarrukin, welcher durch zwei im Grunde identische Zahlenreihen ausgedrückt wird: entweder (J)oitr-8arkayan 7, 90) ''''^^) vHv' Cllv^ wT^ T*^ T*^ T*^

^) t=lil^ -=uz-zu „Macht" (W. W) II R. 31 Nr. 1, 5, = iz-zu „mächtig" IV R. 6, 66a, verglichen mit 64, 64b; ^ = har-ra-nu „Weg, Strafse" S^ 78 u. ö.

^) Über die Functionen des ägypt. Mohär s. F. Chabas, Voyage (Vun Egyptien, Paris, 1866. vgl. Ebers, Uarda I, 57. Dafs auch am elamitischen Hofe die Würde eines „Wegeführers" heimisch war, lehrt Sanh. V, 69 71, wo ein gewisser Humbanundasa erwähnt wird, na-gi-ru sd sar Ilamti it-luv pit-ku-du mu-nia-i-ir ummani-su tu-kul-ta-su rah-ü „der Wegeführer des Königs von Elam, der hochgestellte, umsichtige, der Befehlshaber seines Heeres, sein grofser Helfer" (Adjutant). Vgl. auch Assurb. 199, 10, wo ebenfalls ein elamitischer ^^^ ^IH^I °<^^'' nagiru genannt wird.

3) George Smith, Hi&tory of Assurbanipal, London 1871, pag. 251.

■*) Zur Bedeutung dieses a-an siehe meine Assyrischen Lesestücke, 2. Aufl., Schrifttafel unter Nr. 303.

*) Beide Zeichen sind in Oppert's Les inscriptAons de Dour-Sarkayart, Paris 1870, aus- gelassen (richtig dagegen Botta, Monument de NiniveUI, pl. 31, 1. 35, 74. 39, 72. 43, 90. 57, 94); Etalon, pag. 9, ist dieser Irrthum stillschweigend verbessert.

von F. Delitzsch. Q\

3 ka-ni (= 18 Ellen) ersetzt wird^) (1 li. 36, 55. Douv-Sarkaijan 19, 65), ^I^X^

ÖOT<T<T<T^TTTT»^TKf=TT-TTT-- "^"^"^^ *"'" s^^^^ ^^^^ 2^"^» «"^

3 Ruthen, d. i. zusammen 20 Ellen, 1 Sofs und weiter drei Ner, mit jenen unbestreit- baren Scbriftzeichen geschrieben, vorher. Was aber wollen die vier ^""^ vor den drei Ner? Lepsius war der Erste, der dieses X^^ offen und frei für das erklärte, wofür es „wohl jedes unbefangene Auge" halten mufs und was es wirklich ist, nämlich für das Zeichen des Sar oder der Zahl 3600, so dafs jene Zahlenreihe ein- fach zu lesen ist: vier Sar (4x3600) drei Ner (3x600) 1 Sofs (60) 20 ammat == 16280 Ellen. Es ist ihm auf diese Weise geglückt, nicht nur Oppert's falsche, ja un- mögliche trbersetzung jener Stelle durch „3| Ner 1 Stadium 20 Ellen" zu beseiti- gen, sondern zugleich einen grofsen Theil seiner Läugenmafstabelle, welche in dem Satze, ^TTT^ bedeute die halbe Elle, gipfeh, als unhaltbar zu erweisen. Die Gründe graphischer, mathematischer 2) und sachlicher Art, welche Lepsius gegen Oppert ins Feld führt, sind zwingend und allseitig überzeugend 3) Oppert selbst kann sich ihrer nur durch sachverhaltswidrige Behauptungen erwehren. Um seine anfängliche Aufstellung (siehe oben): J^^I^T^ = ■^^''' ^^^ retten, giebt er sein gleichzeitig auf- gestelltes T*^ = Ner preis und behauptet neuerdings: das Ideogramm für Ner sei T/« dagegen bedeute Y^ 400 und J[[[^ 200. erst J[I^T^ zusammen 600. Allein diese Annahmen sind, wie Lepsius gleichfiills schon gezeigt hat, irrig. Oppert trägt in grellstem Widerspruch mit dem inschriftlicheu Thatbestand einen Unterschied in das Zeichen "f*^ hinein, der nicht existirt. Denn während die Sargonscyliuder ^) das Zei- chen, welches nach Oppert 400 bedeuten soll, gerade nicht "f*^, sondern T/ (genau so wie Assurb. 251, 16) schreiben, bietet jenes von Oppert angezogene Syllabar^), welches Ty durch ni-i-ir „Ner" erklären soll, gerade nicht Ty sondern grofs und deutlich T*^ erklärt also das von Oppert für 400 gehaltene Zeichen ausdrücklich für das Zeichen des Ner, der Zahl 600. Die beiden Zeichen Y^ und T/ sind eben nichts weiter als rein bedeutungslose Varianten*^), ebenso wie sich M /«'s nicht selten mit geringer Herabziehung des Winkelkeils /Y geschrieben findet, in welch letz-

1) Zu ^ =2 Kani (= 12 Ellen) siehe Oppert, Elalon, pag. 9. 27. Lepsius, Tafel von Senkereh, S. 116 f.

-) Vgl. schon Cantor in seiner oben S. 29 Anm. 1 citirten Recension von Oppert's Eta- lo-n, S. 161 f.

^) Ebenso urtheilt Schrader, in der Jenaer Literaturzeitug 1878 Nr. 16, S. 237,

^) Zwei derselben, darunter K. 1681, habe ich selbst auf diesen Punkt hin geprüft.

5) Mangelhaft veröffentlicht findet sich diese aus drei (399. 303. K. 4230 bezeichneten) Fragmenten zusammengesetzte Tafel in Lenormant's Choix de textes cuneiformes pag. 199 203; sie wurde 1874 von mir copirt, wobei ich schon damals auf die Gestalt des Keilschriftzeichens für den Ner genau achtete. Wie Oppert, liest auch Lenorruant (vgl. Etüde sur quelques parties des syllabaires cuneiformes, Paris 1876, pag. 204) irrig K. Dafs das Original wirklich nur j" bietet, hat ganz neuerdings auch noch Mr. Pinches in London auf Lepsius' Anfrage brieflich bestätigt.

^) Eine weitere Belegstelle für unterschiedsloses Wechseln beider Zeichen siehe S. 40. Übrigens scheint sich dieser Wechsel lediglich auf die Thoninschriften zu beschränken; auf denen von Bronze und Stein scheint hauptsächlich die Form | angewandt worden zu sein.

Zeitschr. f. Aegypt. Spr, J:ihrg. 1878- 9

ß2 Soss, Ner, Sar,

terem Falle es von Norris und Lenormant bald mit /T>^ bald sogar mit T verwech- selt wird ^). Ist aber T*^ nicht 600, so kann natürlich auch J[^[^ nicht 200 und noch viel weniger 2) das zusammengesetzte J[I[]^T^ 600 bedeuten. Auch Opperfs J[]^T^ = Ner ist hiernach aus der obigen Übersicht zu streichen.

Dafs nun aber in der That ]^^^^ das Keilschriftzeichen für Sar ist, wird ab- gesehen von der eben besprochenen Zahlenkette in den Sargonsinschriften auch noch o-anz speciell bestätigt, indem das grofse vierspaltige Syllabar S'' 79 das neuassyri- sche Zeichen iS und damit implicite dessen altbabylonische Form J[^^ ausdrücklich mit sa-ar d. i. , Avie auch Oppert zugiebt, „vSar" übersetzt. Oppert freilich, der dieses ''""^ bereits an den Zahlenwerth 200 vergeben hat, nimmt seine Zuflucht zu einer andern altbabylonischen Form des neuassyrischen ^^ nämlich <^X und proclamirt diese neuerdings als alleiniges Ideogramm des Sar. Allein auch diese Behauptung wird sich schwerlich bewahrheiten. Es ist schon von vornherein bei dem stereotypen Charakter von Zahlzeichen wenig wahrscheinlich, dafs der Zahlenbegriff 3600 durch zwei, wohl verwandte, aber äufserlich doch sehr verschiedene Schriftzeichen, wie J[^^ und <^>< ausgedrückt worden sei, zumal da für Sofs und Ner doch auch nur je Eines geprägt war. Sodann spricht alles dafür, dafs altbabyl. <^X dvg „gi^t-, freundUch sein" und altbabyl. Jl^^lJ^ ^'^'^ „massenhaft, gewaltig sein" von Haus aus überhaupt nichts mit einander zu thun hatten, sondern erst in verhältnifsmäfsig später, neuassy- rischer Zeit zu dem Einen Zeichen ^^ verschmolzen worden sind. Endlich aber ist den Beweisstellen, welche Oppert für <^X = Sar beibringt, nämlich „Sintfl. II, 11 und passim", die Anerkennung zii versagen. Mit Recht hat schon Lepsius geltend gemacht, dafs Sintfl. II, 10 14 die Bedeutung „Sar" gar nicht pafst, und eben so wenig pafst sie wenn Oppert etwa unter „passim" diese Eine Stelle versteht Sintfl. VI, 31 32. Die nähere Begründung dieser Behauptung kann ich mir hier er- sparen, da ich auf Grund eingehender Prüfung gerade dieser Sintfluthtexte noch hinzu- setzen darf: an all den von Oppert citirten Stellen steht gar nicht ein altbabyloni- sches Zeichen für A^ etwa <^X sondern vielmehr <^s^ ^); dies ist aber bekannt- lich eine der mancherlei altbabylonischen Varianten des neuassyrischen ^|^ iin.

Hiernach ist als die allein richtige *) Darstellung der Schriftzeichen für 60, 600, 3600 die von Lepsius in seiner Tafel von Senkereh, S. 108, gegebene, einfache Über- sicht anzuerkennen :

^) Siehe z. B. Lenormant, Choix de textes cuneiformes, pag. 59, 1. 56. 57. 77. 64, 1. 70. 73 u. ö.

2) Beachte die treffende Bemerkung Schrader's in der Jenaer Literaturzeitung 1878 Nr. 16, S. 238, dafs auf eine Zahlengruppe wie 200. 400, in welcher die kleine Zahl der gröfseren voraufgeht, nur das MultiplicationsverhäUnifs anwendbar sei, das Zeichen 200. 400, selbst wenn es ein einheitliches wäre, höchtens 200 x 400, also 80000 bedeuten könne.

3) Sintfl. 11, 10—14 bietet IV R. 50 richtig <^ , während Smith's Ausgabe des Sint- fluthtextes (in den Transactions of the Society of Biblical Archaeology, III, 1874, pag. 544 f.) irrig KJ>K schreibt; Sintfl. VI, 31 32 aber, welche Zeilen IV R. 51 nur sehr fragmentarisch, vollständiger in den Transactions III, 586 veröffentlicht sind, hat das Original abermals nicht •<^><j sondern <^*v, offenbar eine Variante von <r^

*) Die Stelle Dour-Sarkaijan 7, 81, in welcher sich eine Zahl T J|[^^^ |^ lU ^^J ^^ findet und welche Avegen des vor T^ mangelnden Keils von Oppert und Lenormant als eine

von F. Delitzsch. (53

Sofa: ^. Ner: f*^ oder Y^. Sar: ^.

Beiläufig möchte ich übrigens bei dieser Gelegenheit auf eine noch kaum beach- tete, aber, wenn ich anders recht sehe, hochinteressante Thatsache die Aufmerksamkeit lenken. Sie betrifft ebenjene Stelle der Sargonsinschriften bezüglich des Umfangs der Sargonsstadt. Die Worte lauten dort vollständig: 4 ^ai^ .3 ner 1 sus 20 ammat ni-hit sum-ja^) mi-si-ih-ti duri-su as-kun, zu deutsch: 4 Sar 3 Ner 1 Sofs 20 Ellen, die Nennung meines Namens, machte ich die Ausdehnung ihrer (der Sargonsstadt) Mauer. Oppert übersetzt: „so und so viel Ellen ad gloriam nominis mei men- suras moenium feci". Aber diese Übersetzung hält nicht Stich. Denn abgesehen davon, dafs bei dieser Bedeutungsannahme ein appositionelles nibit sumja sehr wenig verständlich wäre, man vielmehr ana nibit sumja erwarten müfste, bedeutet auch assyr. nibit^ nibittii niemals ^) „Ruhm", sondern einfach „Nennung, Kundmachung, Name" (W. NSS „nennen", wovon auch nibit „Zahl"). Der Gesamtumfang der Sargonsstadt soll ebendadurch, dafs er 4 Sar 3 Ner 1 Sofs und 20 Ellen beträgt, den Namen Sar- gon's nennen, soll durch die Anzahl seiner Ellen, welche der königliche 'Erbauer ab- sichtlich auf 4 Sar 3 Ner 1 Sofs und 20 festgesetzt hat, symbolisch dessen Namen verkünden. Aber freilich, so gewifs diese meine Deutung der Worte ist, so schwie- rig ist es, jene Zahlenreihe mit dem Namen Sarrukin in ein Verhältnifs, geschweige beide in harmonischen Einklang zu bringen ^). Es versteht sich darum von selbst etwaigen Einwänden gegenüber sei dies von vornherein bemerkt , dafs ich die nachfolgende Vermuthung nur unter allem Vorbehalt gebe. Der Name Sarrukin zer- fällt, er mag geschrieben werden wie er will, in 3 Haupttheile: 1) den Einen verti- kalen Keil T als Determinativ, 2) mrru ,, König", 3) eine Form der Wurzel kün „fest- stehen" (khiu oder vkhi). Wie nun fast ein jeder der Götter höherer imd niederer

Hauptstütze ihrer Ansicht von dem einheitlichen Charakter der Zeichen J[^[^^ | betrachtet wird fällt, nach obigen Auseinandersetzungen nicht mehr ins Gewicht. Der in diesem Zu- sammenhange ganz entbehrliche T ist eben vor yC in Gedanken zu ergänzen und die Zahlen- reihe zu lesen: 1 sar 1 7ier 6 sus 50 d. i. 4610. Auch sonst fehlt bisweilen bei unmifsverständ- lichem Context ein solcher einzelstehender Keil. Denn mag auch Botta III, 27, 55 das Fehlen des T vor sus vielleicht nur auf einem Druckfehler beruhen, so fehlt er doch sicher worauf Schrader aufmerksam macht in den Stellen III R. 41 col. I, 3. 4. IV R. 41 col. I, 14. 16.

1) So die Sargonscylinder (I R. 36, 55); in der Stierinschrift Sargon's fehlt diese Appo- sition.

2) An Stellen wie Asurn. I, 21. 33. III, 127. 130, wo Nords, Dictionary, pag. 953, „glory" übersetzt, steht ni-hit „Berufung" concret für „Berufener".

3) Wie ich nachträglich zu meiner Freude bemerke, übersetzt auch Norris, Dictionary, pag. 954. 524: „the naming (expression) of my name" und bringt gleichfalls die vorhergehen- den Zeichen in symbolische Verbindung mit dem Namen Sargon's. Im Übrigen freilich leidet Norris' Erklärungsversuch, der schon an sich wegen gründlichsten Mifsverständnisses der Zeichen J[2l^ und T*^ scheitern mufste, an derartigen Abenteuerlichkeiten die Zahlenwerthe der hebräischen Buchstaben werden auf ein assyr. )>-^:i (sie!) übertragen , dafs wir am besten die Anmerkung auf pag. 524, als wäre sie nie geschrieben worden, mit Stillschweigen über- gehen.

9*

(54 Sofs, Ner, Sar,

Ordnung seine symbolische Zahl hatte, mit welcher er auch schlechthin geschrieben werden konnte, z. B. >->-T- ^^^ der Mondgott Sin, ►^-T- ^^ der Sonnengott Samas, ^-^X- yyy die Göttin Istar, >->^T-TTTTT die Engelwesen Igigi, u. v. a. ^), so hatte auch der Begriff „König" seinen ganz bestimmten Zahlenwerth, nämlich TTT/^^ sumerisch is-se- hu gesprochen (II R. 33, 31 e) ein Zahlenidcogramm 2), welches auch in zusammen- hängenden Texten (in diesen freilich meist ungenau TTT^^ geschrieben) mit den son- stigen Ideogrammen für sarru „König" unaufhörlich wechselt^), ja dermafsen beliebt war, dafs das sumerische Zahlwort is-se-bu selbst als Lehnwort mit der Bedeutung „König" in die assyrische Sprache überging; siehe Tig. I, 31. Asurn. I, 21. III, 127: i-sib-bu oder i-si-bu na-a-du „erhabener König", vgl. auch is-si-bu-u, syn. mah-hu-ü „der Grofse" HR. 51, 49e. f. ■^) Der Name Sargon beträgt hiernach, auf Zahlenwerthe ge- bracht, in seinen beiden ersten Theilen T + TTT^^^ ^- ^- TTTT^^^ oder, da noch die Stellen der Sofse und Zehner folgen, 4 Sar 3 Ner. Es würde sich nur noch darum handeln, den dritten Hauptbestandtheil des Namens, nämlich hhi (kinu, vkhi)^ in Ein- klang mit 1 Sofs und 20 Ellen zu bringen ^J. Hier ist nun freilich mit dem Zeichen ►~<T, mit welchem sonst die gegenwärtig bekannten Inschriften kmu^ bez. tiktn ideo- graphisch wiedergeben, nichts anzufangen. Allein Avenn wir uns erinnern, dafs ein vollkommenes Synonym ebendieses >--^T kim „feststehen" Afel, „festsetzen" ^rr<T t^V" ist vgl. ^v5T jSI = i-mi-du „festsetzen" (HR. 27, 19 a. b), ^ kut-tin-nu (W. -,^^) „wahr, echt, legitim" (II R. 29, 64a.b), ^]^^T j^tT = ma-ka-7iu „Ort" (HR. 49, 33 a. b), /v>^ ^VT^T >xixl ebenso wie /^f:5;<T = kabnsu „mit Füfsen treten", wört- lich „den Fufs fest aufsetzen" (II R. 27747 g.h. IV R. 10, 34/35. 47 a), u.a.m. , so kann es keinem Zweifel unterliegen, dafs wir vielleicht schon in Kürze dem so mannichfach geschriebenen Namen Sargon's auch einmal in der Form: TTTT^^^^^T ^y^Y" ßarru-kinu begegnen. Diese Form aber deckt sich mit der Zahlenreihe 4 Sar 3 Ner 1 Sofs 20 Ellen durchaus, vorausgesetzt dafs sich yVy" wirklich als Längenmafs von 20 Ellen nachweisen läfst. Dieser letzte Punkt ist der einzige, welcher zur Zeit noch unaufgehellt bleiben mufs; doch ist immerhin schon jetzt darauf hinzuweisen, dafs sich dieses sumerische yTT" sc/, welches S** 187 durch onat-mc „Strang, Strick" (W. ',n^ „aus- dehnen, in die Länge ziehen"), anderwärts durch at-ru „Strick" (T^) vmd ähnliche Wörter erkärt wird, zur Benennung eines solchen gröfseren Längenmafses sehr wohl eignete.

III. Sind nun aber und damit gehen wir einen Schritt weiter für diese Schriftzeichen der Zahlenwerthe 60, 600 und 3600 die dem griechischen c-apog, vr^pog

^) Siehe hierzu vor allem den diese „Götterzahlen" aufführenden Keilschrifttext in meinen Assyrischen Lesestücken, 1. Aufl., S. 39 f. Beachte auch die mit den Bruchzahlen ^ und f zu- sammengesetzten Ideogramme der Dämonen ikimmu und utukku, S** 51. 53.

^) Andere dieser zum Theil noch räthselhaften Zahlenideogramme sind ^UJ = imnu

„rechts« und yy«< = sumilu „links" (II R. 31, 26. 27a).

^) Siehe die Unterschrift der Tafel S. 954 (Assyrische Lesestücke, 2. Aufl., S. 75 oben); III R. 60, 95—97. 101 103. 109 u. o.

*) An dieser Stelle scheitert die ohnehin wenig wahrscheinliche Erklärung des Wortes aus der W. sitn „sitzen", so dafs der Sinn wäre: „who is seated" (Norris 495).

^) Die indifferente Schreibung der 20 Ellen, einmal als 1-^ ^ + 2, das andere Mal als 3 kani -+- 2, scheint zu lehren, dafs es dem König Sargon bei dieser symbolischen Darstellung seines Namens lediglich um die Summe von 20 Ellen zu thun war.

von F. Delitzsch. (55

und adcczcc, so völlig entspreclieudeii kcilschriftlichcn Namen sa?-, ner und ms wirklich mit voller Sicherheit nachgewiesen? und unter welchen Formen finden sie sich rein phonetisch geschrieben? Diese Fragen sind zum Theil bereits durch die bisherige Erörterung beantwortet. Der keilschriftliche aäpcz, ist, mit einfachen Sylbenzeichen geschrieben, bis jetzt nur an Einer Stelle, aber an dieser glücklicher Weise ganz zweifellos sicher aufgefunden, jener Stelle des vierspaltigen Syllabars S'' 79 nämlich, auf welche ich zuerst die Aufmerksamkeit lenkte und welche das neuassyrische ^ d. i. altbabylonisch ^'^^^ durch XIT /Tk»-TTT «a-o;- übersetzt. Der keilschriftliche vr^poc, findet sich in zweifacher Form: in dem oben S. 61 erwidmten bilinguen Wörterbuch lesen wir »rr- ^T^ ^r^^ ni-i-iv als Äquivalent des Zeichens T*^ ebenso also wie m-ar ohne semitische Casusendung; dagegen läfst ein noch luiveröfientlichtes, wie mir scheint, noch gar nicht beachtetes und doch höchst lehrreiches Täfelchen, K. 4319 bezeichnet und zu II R. 40 Nr. 5 gehörig, auf 1 m-si^ 2 m-ü^ 3 m-U^ 5 m-si d. i. „5 Sofs"' ^^^^T ^TI ^SW ni-i-ru'^), d. i. doch offenbar vr^po^ oder 6 Sofs, mit assyri- scher Nominativendung folgen. Dem keilschriftlichen awa-acc, endlich begegnen wir, da die Assyrer noch bis in die späteste Zeit neben den Zehnern und Hunderten mit Vorliebe auch nach Sossen rechneten, sehr häufig imd zwar in vierfacher Form: ^T/T>^ sü-si', so Tig. I, 54 (1 sü-si^) sarra-ni 60 Könige)'. II, 20 (3 sü-si ruk-hi tri 180 Bronzeplatten). 49. 51. 61. 111,103. VI, 31. VII, 69: ebenso auf der eben er- wähnten Tafel K. 4319: ^T^i5TT ^^^^^ ^T^5T"^ Sü-i/s-Su und kc-ics-sl in zwei Exemplaren des Schiffverzeichuisses II Iv. 62, 44g. h; ^T^rr<Y ^Y^TT>~ sü-us-sü-ü II R. 45 Nr. 2. Dieses letztere Fragment K. 4314 weist übrigens zwischen h'i-uS-stc-ü „Sofs'' und [sü-us-]m-an „ein Drittel*' noch ein anderes Zahlwort auf, das mir in doppelter Hinsicht instructiv scheint, nämlich ^T ^V5T V ^T^>-TT^T Sii-us-sa-ar; instruc- tiv defshalb, weil uns in ihr wahrscheinlich der Name der dritten Potenz der Grund- zahl 60 erhalten ist, zugleich aber auch die nackte, der semitischen Nominalendung entkleidete Fonn hc-us für „Sofs" (sus-sar d. i. 60 Sar oder 60^).

IV. Ich komme zu der letzten Frage, zu der Etymologie der drei Zahlwörter. In der Meinung befangen, dafs Sofs, Ner und Sar ausschliefslich Zeitwerthe seien,

dachte Oppert im ersten Anfangt) an Zusammenhang mit iCc'^ ("^~") „Stunde" .Uj „Tag" und Mi „Monat". Diesen Irrthum hat er natürlich selbst schon längst als solchen erkannt, doch ist es ihm, wie mir scheint, noch nicht geglückt, zu der sach- lichen Erkläning jener Namen auch die richtige etymologische Deutung zu fügen. Denn wenn er sum mit der assyrischen Cardinalzahl für „sechs" identificirt, welche zuo-leich auch „sechzig" bedeutet habe*), so ist dagegen zunächst einzuwenden, dafs es fast undenkbar ist, dafs Ein und dasselbe Zahlwort sowohl „sechs" als „sechzig" bedeutet habe, sodann aber, dafs ein assyrisches susu „sechs" bis jetzt überhaupt

1) Beachte in den beiden ersten Sylben das sog. gefärbte i, welches in Sumerischen zweifelsohne e gesprochen wurde.

2) Der die 1 bezeichnende Keil J fehlt irrig I R. 9.

3) Siehe Brandis, Münz-, Mafs- und Gewichtssystem, S. 8 Anm. Oppert, Etalon, pag. 3. *) Etalon, pag. 8.

QQ Sofs, Ner, Sar,

nicht aufgefunden ist^). Beide Behauiitungen entbehren also gleichmäfsig der Grundlage. Und wenn er weiter sar von einer W. iriiy „entourer'-' ableitet und für verwandt mit "ir;"iU „cycle" (^nö?) hält, so scheitert auch dieser etymologische Versuch daran, dafs das Assyrische wie das Hebräische eine solche W. "fr:: überhaupt nicht besitzt. Nicht minder unhaltbar ist die von Schrader^) vorgetragene Ansicht, dafs sussu Eins sei mit der assyrischen Bruchzahl su-us-[hi] „ein Sechstel:" diese habe dann auch „ein Sechzigstel" bedeutet und so heifse die Zahl 60 bei den Babyloniern sussu als „der sechzigste Theil des Saros d. i. der Fürsten- oder Hauptzahl 3600." Allein abgesehen davon, dafs das Eine sussu kaum zur Bezeichnung zweier so wesent- lich verschiedener Brüche gedient haben wird, ist sü-us-[su'] „ein Sechstel" an sich schon mehr als zweifelhaft. Jenes kleine Fragment, welches die assyrischen Bruch-

zahlen sü-un-nu „ein Halb," ru-bu „ein Viertel" (^j, y?"i) u. a. aufführt, bietet ja in dem Worte für ein Sechstel als zweites Zeichen du; einen Lesefehler Rawlinson's aber mit Schrader anzunehmen, scheint mir um so weniger angezeigt, als sü-du-[su'\

eine durchaus correcte Form darstellt (vgl. arab. (_^k.A^). Dagegen ist Schrader's Deu- tung des Sar, adpcc,, als der „Fürstenzahl" dem Sinne nach wohl sehr passend, aber lautlich mit der Grundform sarru „König, Fürst" weniger leicht vereinbar man würde adppoc, erwarten.

So zerschlagen sich alle Versuche, die Wörter sus^ ner und sar aus dem Semitisch- Babylonischen zu erklären, und bleibt auch hier, wie in so vielen Fällen, das Nicht- semitisch-Babylonische oder das Sumerische als letzte, aber immer neu bewährte, noch selten vergeblich befragte Instanz übrig. Auf sumerischen Ursprung weist von vornherein die unbestreitbare Thatsache, dafs das Sexagesimalsystem als solches eine Erfindung des sumerischen Urvolkes ist. Das arithmethische System der Semiten war je und je wesentlich Decimalsystem ; auch dem in Babylonien und Assyrien gebräuch- lichen reinen Decimalsystem ist durch das Zeichen für „hundert" Y>- me (woraus dann yy^^ 10 X '«^ = „tausend"), welches doch sicher mit dem allgemein semitischen Zahl- wort für 100, riNT? u. s. w. , in Zusammenhang steht, der Stempel des semitischen Ur- sprungs aufgedrückt 3). Dafs nun zufällig gerade die babylonischen Semiten neben dem Decimalsystem, das allen Anforderungen vollauf genügte, sich auf eigene Faust noch ein anderes Zahlensystem, ein Sexagesimalsystem, erfunden haben sollten, wie es sonst wohl Chinesen und Mongolen*), aber nicht Semiten besitzen, ist doch zu un- glaublich, um nicht die andere Möglichkeit sofort, auch ohne weitere Beweisführung,

1) In Oi^pert's Grammaire assyrienne, 2*^^ edit., Paris 1868, pag. 39 lautete die Cardinal- zalil für „sechs" rüü, aber auch diese Form ist lediglich construirt. Sicher ist bis jetzt nur die Ordinalzahl 6-?.s-[sm] „der sechste", gemäfs IV R. 5, 24a.

2) Die assyrisch -babylonischen Keilinschriften (ZDMG XXVI, 1872), S. 237 Anra. 1. ^) Anders urtheilt allerdings Sayce noch neuerdings in seinen Lectures upon the Assy-

rian language, London 1877, pag. 59. 149 , der das zweifellos gutsemitische Zahlwort für „hundert" als aus dem Sumerischen entlehnt betrachtet, nämlich aus sum. me „rufen", dann vielleicht auch „Versammlung". Ich fürchte, Sayce wird in diesem Punkte mit seiner Ver- muthung allein bleiben.

*) Vgl. Schrader, Semitismus und Babylonismus, in den Jahrbb. für prot. Theol., 1874. S. 120; Halevy, La nouvelle evoluüon de Vaccadisme, Paris 1876, pag. 7.

von F. Delitzsch. QJ

als Wirklichkeit anzuerkennen: die in Babylonien eingewanderten Semiten fanden das Sexagesimalsystem bei dem an Cultur ihnen weit überlegenen sumerischen Urvolke vor und nahmen es während des Jahrhunderte dauernden innigen "Wechselverkehres gleich so vielem anderem von ihm an.

Ist aber das Sexagesimalsystem sumerisch, so werden es wohl auch seine Haupt- fjictoren, die Grundzahlen Sofs, Ner und Sar sein i), und dies läfst sich denn wirk- lich ohne Mühe endgiltig darthun.

Im Sumerischen bedeutet sar alles was grofs, viel, massenhaft ist : es. wird er- klärt durch assyr. kis-su-tuv „Schaar", ma-a-du und mm-du--u :,viel", ra-hu-u ^.grofs", pu-hu-du „furchtbar", du-us-sü-u „feist", git-ma-lu „ausgewachsen, voll- kommen". Dafs aber das Zahlwort sar mit eben diesem sar Ein Wort ist, wird mo- numental dadurch bestätigt, dafs das vierspaltige Syllabar S*^ das nämliche Keilschrift- zeichen ^^ altbabyl. J[^f% nachdem es dasselbe durch die eben genannten assyri- schen Wörter erläutert hat, schliefslich durch sa-ar d. i. ao'pcc, ausdrücklich übersetzt (Z. 68 79). Der Sar oder die Zahl 3600 ist sonach sar genannt imd geschrieben als die „grofse", „vollkommene" oder wie man sonst will, kurzum als die „Massen- zahP).

Im Sumerischeu bedeutet ner den „Führer, Leiter": das grofse dreispaltige Syl- labar S^ erklärt auf Z. 130 das durch Verdoppelung von *-TTTT rahu „grofs" entstan- dene Ideogramm ^IIII iu der sumerischen Columne durch ni-ir (ungenau statt ne-i?'), in der assyrischen durch i-bi-hiv^ das gewöhnliche Wort im Assyrischen für „Führer, Regierer". Dafs aber das Zahlwort ner mit ebendiesem ner Ein Wort ist, wird mo- numental dadurch bestätigt, dafs das nämliche Keilinschriftzeichen T/ oder T^ welches die Zahl 600 bedeutet, mit trTTT^Y nagiru „Führer", dem Synonym vou ^JWJ ibüu „Führer", völlig gleichbedeutend gebraucht wird. So wird der nagir ikalli II R. 53, 18: Y^ ikalli^ dagegen II R. 31. 39 c: ^UJ^T 'ikalli gesclmeben und hinwie- derum der nagir mati II R. 53, 19: ^HJ^T mati^ dagegen II R. 31,40 c: Y^ mati. Aus diesen Gleichungen ergiebt sich ein dreifaches: zunächst, was schon oben gezeigt wurde, dafs T*^ und T^ blofse Varianten sind; sodann dafs Y^ (^\ ebenso wie ^lU^T „nagiru Führer" bedeutet 3), beide darum gleichen Werthes mit ^IIII sumer. 7ier, assyr. ibüu sind*): ebendamit aber drittens, dafs y^ welches seiner grofsen Einfachheit

1) Auch Sayce ist dieser Ansicht, freilich ohne sie im Einzelnen zu beweisen; siehe Leclures, pag. 60.

2) Die analogen Benennungen der gröfseren Zahlen bei Indogermanen "svie Semiten sind bekannt genug, um hier eingehender berücksichtigt zu werden.

3) Vgl. auch Khors. 140, wo Bei J*" ilani (Oppert: satil ilani „ponderator deorum") genannt wird; ich möchte vermuthen, dafs das Original statt dieses sinnlosen \ vielmehr "p ilani d.i. nagir ilani „Führer der Götter" bietet. Zu y< in der Bedt. „Führer- vgl. weiter II R. 57, 71 c und andere Stellen mehr.

*) Sehr richtig liest darum Smith in seinem Assyrian Eponym Canon, London 1875, den Amtsnamen ^llJ^f ikalU, welcher rein assyrisch nagir ikalli zu lesen ist, halb sumerisch halb assyrisch: niru-ekali (p. 24 u. ü). Aus Stellen wie Assurb. 82, 5. 140,4. 141,6, wo eines nisu T^TTTS^ Erwähnung geschieht, dürfte übrigens, wenn anders Smith richtig gelesen hat, zu ersehen sein, dafs in den Inschriften Assurbanipals schliefslich sogar das Zeichen für assyr. niru „Joch* mifsbräuchlich mitverwendet wurde für das sumer. ner (nir) „Führer".

70 Sofs, Ner, Sar, von F. Delitzsch. Erschienene Schriften.

wegen vor den beiden andern zum Zahlzeichen ausgewählt wurde, den Ner oder die Zahl 600 schrieb und benannte als die „Führerzahl".

Über die Grundbedeutung von Sus aber brauchen wir nicht nachzugrübeln ; es wäre dies ein ebenso müfsiges und zur Zeit wenigstens aussichtsloses Bemühen als wollten wir das Etymon der mit ms zusammenklingenden semitischen und indogerma- nischen Zahlwörter cd, skr. sas u. s. w. ergründen. Sus ist eben das sumerische Zahl- wort für sechzig, so gut sumerisch wie sussana für -|^ d. i. -|-. Seine Schreibung mit dem Zeichen ^rr^Y lehrt, dafs diesem neben den bisher bekannten Lautwerthen ?/s, (jü und nita auch noch der Lautwerth sus im Sumerischen eignete.

* Die Ei'gebnisse der vorstehenden Untersuchung dürften sich hiernach in folgende

Übersicht vereinigen lassen:

, Keil- Namen Grundbedeutung der sumerischen Wörter

Ziffern :- schriftzeiclien griechisch assyrisch sumerisch assyrisch deutsch

60

!

600

<

M<

3600

1'

r:^

awaaoc, sus(ö)u sus SECHZIG

vripo^ neru ner nagiru, ibilu Führer adpoc, sar kissatu u. a. m. ScHAAR, MaSSE.

Erschienene Schriften. Th. Fuchs, Die geologische Beschaffenheit der Landenge von Suez, mit mehreren Tafeln (Denkschr. der

mathem. naturwiss. Klasse der K. Ak. d. Wiss. zu Wien. Bd. XXXVIII. 1877.) Ad. Erman, De forma pluralis in lingua aegyptiaca, diss. inaug. philol. Berolini 1878. 8. 30 pp.

Die Pluralbildung des Aegyptischen , ein grammatischer Versuch. Leipzig. Wilh. Engelmann. 1878.

4. 47 pp. Charles T. Gatty, Catalogue of the Mayer Collection. Parti. The Egyptian antiquities. Liverpool. 1877.

8. 70 pp. Dem. Moscanas, deux mots sur les obelisques d'Egypte et traduction de lobelisque dit de Cleopatre qui

doit etre transporte en Angleterre et de la stele de Ptahmosis le Memphite. Alexandrie 1877. 4. IG pp.

et 3 tables. Tho? L. Donaldson, on obelisks, their purpose, proportions, material and position. (Extract from the

Tpansactions of the R. Institute of British Architects 1877/8 p. 213—220). Mit einer lithogr. Tafel. Carl Riel, der Thierkreis und das feste Jahr von Dendera. Mit einer lithogr. Tafel. Leipzig. Brock- haus. 1878. 4. 100 S. J. Lieblein, det gamla Egypten i dess Skrift. (Ur var tids forskning, 4. 18.) Stockholm. 1877. 8. 86 S. Vicomte J. de Rouge, Etudes egyptologiques 11^®- livre. Inscriptions hieroglyphiques, copiees en Egypte

pendant la mission scientifique de M. le Vicomte Emm. de Rouge, tome III. Paris, Vieweg. 1878. 4.

pl. 153 231. Ed. Naville, les Israelites en Egypte, (Rev. chretienne, 1878. p. 65—82). 8. Prisse d'Avennes, Histoire de l'art egyptien d'apres les monuments depuis les temps les plus recules jus-

qu a la domination romaine. Ouvrage public sous les auspices du ministre de Tinstruction publique et des

beaux arts. Paris, Arthus Bertram editeur. 1878. Tome I. Architecture. Tome II. Dessin, sculpture,

peinture, art industriel. (42 livraisons, 62 et 95 planches.). G. Maspero, le conte des deux freres. (Extrait de la Revue archeologique Mars 1878). 16 pp.

Leipzig, J. C. Hiiirichssche Buchhandlung. Verantwortl. Redacteur Dr. R. Lepsius, Berlin, Bendlerstr. 18. (W.) Buchdruckerei der Köuigl. Akaaemie der Wissenschalteu iu Berlin (G. Vi-gt).

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Ägyi3tische Sprache und Alterthumskunde

Sechszehnter Jahi'gan^. Drittes u. viertes Heft.

In halt:

Le roi Teta Merenphtah, par Ed. Naville (Mit 1 lithograph. Tafel). Un page du Roman de Satni transcrite en hieroglyphes, par G. Maspero (Mit ] lithograph. Tafel). Sur lauxiliaire ö v\ ^ , P^r Gr. Maspero. Erklärung, von H. Brugsch. Nebu- cadnezar und Aegypten, von A. Wiedemann. Die Phönix-Sage im alten Aegypten, von A. Wiedemann. Osiris- Bacchus, par Aug. Baillet (Mit 1 lithograph. Tafel). Neue Funde griechischer Papyrusrollen in Aegypten, von Adolph Bauer. Über Theil- gewichte der babylonischen Mine und deren Bezeichnung, von Eb. Schrader. Fragmente von Pahlavi-Papyri aus Aegypten, von Ed. Sachau (Mit 2 lithogr. Tafeln). Erschienene Schriften.

Le roi Teta Merenphtah.

(Avec la planche IV.)

Les petits fragments qu'on rencontre dans les coilections egyptlennes et qu'on serait tente de negliger, sont quelquefois ceux qui noiis apportent les reuseigneiBents les plus inatteudus. Yoici par exemple uu petit monument saus aucune valeur ar- tistique qui sc trouve dans la belle collection du Musee Borely a Marseille. C'est un petit naos en pierre calcaire sur lequel etait placee une statue assise dont il ne reste plus que les jambes. Devant cette Statuette etaient deux figures agenouillees dont la tete n'existe plus. Eu fait d'inscriptions, il reste Celles qui se trouvent sur les deux cotes du petit naos, celle qui court sur la base du monument, et la partie iuferieure de celle du dossier.

II est difficile de fixer Tepoque h laquelle il faut faire remonter ce fragment : ce- pendaut les noms d'Amenualisu et de liontutebu, qui se retrouveut ailleurs, sur des steles de Boulaq de la XIX« dynastie, donneraient a penser que le fragment qui nous oceupe appartient h cette epoque.

Cette Statuette est interessante, pareequ'elle a ete dediee par un pretre du Nouvel- Empire ä uu roi de rAncicn, Teta Merenplitali, dont jusqu'ä present nous ne con- naissions pas le cartouclie sous cette forme. Voici ce que diseut les inscriptions que nous avons conservees.

Inscriptiou inferieure. „Qu'ou fosse luie ofl'rande royale ä Osiris, le prince eternel, et ä la grande Isis, „la mere divine, atin qu"ils accordent une vie heureuse, un coeur joyeux, et que „cette Statue demeure devant eux; (cette demande est faite) en faveur de l'eclian- „son du roi, Amenuahsu".

Zeitsclir. S, Ac3:jpt. Spr.. Jahrg. 1S78. 1^

„^ Le roi Teta Merenpbtab,

fOu-on fasse une offrande royale a) Osiris, le seigaeur de l'Ament, a Phtah

Sokaris, le prince eternel ; qu'ils donnent du pain, des boissons, des taureaux et des

^oies, toutes les choses bonnes et pures, ä la cbanteuse d'Ammon

„d' Amnion, Ilontutebu". , ., i

Sur le cöte gaucbe du naos, le roi Teta Merenphtah est represente dans une

pvramide, le pretre en adoration devant lui.

Louan.es ä Osiris, salutations ä Teta Merenpbtab, faites par lechanson du i;oi, „Amenuahsu, qui parle ainsi: O vous tous les hommes qui viendrez pour faue des „Offrandes en ce lieu, si vous placez des pains, et si vous faites couler de 1 eau en „presence de cette statue, il vous sera donne a vous des pains dans le temple de

,Phtah, de saintes libations a On ä l'Ouest de Memphis«.

Sur le cöte droit, c'est la soeur du pretre qui est en adoration: „Louanges ä Osiris, salutations ä Ma, fille de Ra; que ces dienx me donnent de „recevoir les gateaux qui se trouvent devant eux sur l'autel des immortels qu d me „soit donne des pains dans le temple de Phtah, de saintes libations a On; (cette „requete est faite en faveur de) Techanson du roi, Amenuahsu, et de sa soeur qm „1-aime, la dame chanteuse d'Ammon, le seigneur du sanctuau^e de ihebes },

„Hontutebu".

Ainsi un pretre du Nouvel-Empire est attache specialement au culte dun monar- que de TAncien, lequel a pour sanctuaire la pyramide il est enterre. II s agit maintenant de savoir ä quelle dynastie appartient ce roi, dont le nom n est pas tou- iours entoure d'un cartouche dans les inscriptions que nous venons de traduire. La liste d'Abydos nous donne trois Teta; Tun appartient ä la dynastie, ü est le suc- cesseur immediat de xMena; un autre, de la IIP dynastie, porte dans la table de Sak- karah, le nom de Serteta. Les monuments ne nous ont jusqu'ä present apporte aucun rensei<rnement relatif ä ces deux souverains; nous ne savons meme pas s ds ont ete enterrls dans des pyramides, et quels noms elles portaient. II est beaucoup plus vrai- semblable qu'il faut considerer le roi Teta du petit monument de Marsedle comme le Premier roi de la VP dynastie, et le constructeur de la pyramide qui s appelait i r| rl rl A, aiusi que nous l'enseigne une stele d'Abydos^).

MM de ßouo-e et Brugsch ont fait remarquer qu'avec le commencement de la VP dynastie, les monuments se deplacent, et qu'au lieu de Sakkarah, c'est ä Abydos qu-il faut les chercher. Cependant sous Teta, Memphis dut encore etre la capitale du royaume, car le roi s'y fit enterrer comme ses predecesseurs, et c'est la que s eleva sa Pyramide. II est regrettable que nous n'ayons pas de renseignements sur la pro- venance du fragment de Marseille, cependant il n'est pas douteux quil a ete trouve ä Memphis, et qu'il se rapporte a un culte et ä un edifice appartenant ä la grande necropole de cette ville. II manque quelques signes avant: ä l'ouest de Memphis; mais ce nom a la fin de Tinscription, la mention deux fois repetee du temple de Phtah, et enfin le dessin parfaitement clair d^une pyramide, tont cela nous conduit a Mem- phis, dans ce vaste cimetiere situe a l'entree du desert de Libye, les rois des premieres dynasties aimaient ä se faire construire leurs tombeaux.

1) Brugsch, Dict. Geogr. p. 359.

2) Rouge, Six prem. dyn. p. 109.

par Ed. Naville. 71

Une autre circonstancc digne de reraarqiie c'est que nous avons ici une qiialifi- cation i-eligieuse: aime de Phtah, accompagnant le nom vulgaire Teta. J'ai fait observer dans \\n autre arlicle que nous pouvions raisonuablement admettre que tous les rois, au uioins depuis le premier Nef'erkara, avaieut porte deux noms dont \ui seul, le nom divin, figure en general sur les listes. Si Ton decomposait le nom de Teta Merenplitah comine celui de Merira Pepi, d'uue forme tres-analogue, on trouverait pour le premier cartouche Phtah mer en, et pour le secoud Teta. Mais si nous etudions les noms des tables de Sakkarah et d'Abydos, nous trouvons que ce qui constitiic les noms divins des Pharaons, c'est la presence dans leurs cartouches du nom de Ra ou dTIorus; il semble que les autres dieux, tels que Sebek ou Ma, naient pas pu donner a lui nom Tattribut de la royaute; ils n'occupent dans les cartouches qu'une place secondaire et ne s y trouvent jamais seuls, mais toujouis associes a celui de Ea. Ainsi le nom de Merenphtah ne pouvait etre considere comme nom divin, vu labsence du dien Iva; c'est probablement pour cela qu"il ne se trouve pas dans les listes, et que Teta se fait appeler quelquefois ^^^ (1

Tel qu'il est la, le nom de Teta Merenplitah se rapproche beaucoup de ceux des Menephtah de la XIX. dynastie, et c'est peut-etre a dessein qu'Amenuahsu donnait au roi de la VI. dynastie dont il etait pretre, \\n nom semblable h celui du souveraiu dont il etait Techanson. Je ti-aduis par echanson l'emploi indique par Hiii WQ Le dernier signe doit se lire ut-h , et designe une table chargee de boissons^). Or, presque chaque fois que nous rencontrons ce titre, nous voyons quMl est suivi des

mots /vwAA . du roi, ou plus rarement /wwv\ I du palais. C'est donc non un

emploi sacerdotal, mais une charge qui rattachait celui qui eu etait revetu a la per- soune du souverain. Or le mot J ^ "^ ü^ se retrouve dans le mot copte peqoTiuTo Techanson, le np.w'^ du chapitre XL de la Genese. C'est evidemment un tiioj PjR du temps, qui mecontenta le Pharaon et qui fut le compagnon de captivite de Joseph.

La Charge dechanson devait comporter un rang assez eleve; car si nous exami- nons les divers cas ce titre se trouve dans des steles ou des papyrus, nous trou- vons presque toujours que la femme, la soeur, ou la mere de l'echanson est une -^Lä /wwvA (] '"""'. soit que ce dernier titre correspondit ä im emploi reel, soit, comme on pourrait le croire, que ce fiit un titre honorifique mdiquant une certame noblesse^). Les Ptolemees eurent aussi des echansous a leur cour, il est meme questiou dCdpxtcLvo- yJcL pai'mi leui's nombreux ofliciers.

11 est ciuieux que ce soit un echanson qui soit attache ainsi au cidte d'une py- ramide. 11 y a la une tradition qui remontait jusqu a l'epoque oii les pyramides fu- rent construites, et Ton chargea des pretres du sacerdoce de ces monuments. A l^lusieurs reprises, en tete des titres relatifs au culte d"ime pyramide se trouve le signe ideographique ^^ ^). La lecture de ce signe est encore inconnue, mais le mot vt-h doit s'y trouver; c est une table de boissons que porte le pretre, il s'agit de quelqu'uii

1) Brugsch, Dict. p. 301. Lieblein, Dict. no, 877.

2) Lieblein, Dict. no. 73G. 920. 975. 983. Pap. de Leyde. no. V.

'•'') Rouge, Recherches sur les six prem. dyn. p. 109. Leps. Denk. II. pl. 114.

10*

72

Une page du Roman de Satni transcrite en hieroglyphes,

qui vient foire une libation; et dans Finscription qui nous occupe, Amemiahsu a bien soiu de recommander aux gens qui viendront dans ce lieu de repandre de l'eau devant la statue du roi.

Ce petit monument est une preuve de plus de la persistance avec laquelle les cul- tes et les traditions religieuses se perpetuerent malgre les bouleversements par lesquels le pays dut passer. Sous les rois de la XIX. dynastie, non seulement la pyramide de Teta subsistait, mais il y avait un pretre charge du culte de ce monarque. Plus tard, sous les Psammetiques, et meme sous les Ptolemees, nous trouvons encore des pretres attaches ä ces edifices eleves bien des siecles auparavant.

Edouard Naville.

Une page du Roman de Satni transcrite en hieroglyphes

par

G. Maspero.

(Cours de TEcole des H•«^ Etudes, Nov. 1876 Juin 1877).

(Voir la planche V). Voir Zeitschrift 1877, p. 132 146.

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Satni se fit ameiier une bavque; il monta au port sur eile, il ne tarda pas d arri- ver ä ßubastis. II alla ä TOccident de la ville jusqu'ä ce qu il rencontrat une maison qui ötait fort liaute. II y avait \\\\ mur a Teutour, il y avait un jardiu du cote du nord, il y avait un perron devant Sa porte. Satni s informa disaut: „Cette maison, la mai- son de qui est-ce?" On lui dit: „C'est la maison de Tbouboui." Satni entra dans l'enceinte jusqu'ä ee qu"il se trouvat en face du corps de logis situe dans le jardin. On en previut Tbouboui; eile descendit, prit la main de Satni et lui dit: „Jure que ton voyage pour entrer dans la niaison du prophete de Bast, darae de Onkh-to, me sera tres agreable, [et] viens en haut a^-ec moi". Satni se rcndit en haut par Tesca- lier de la maison avec Tbouboui, jusqu'ä ce quil parvint a l'etage superieur de la maison qui etait enduit et bariole d'un enduit et d'un bariolage de lapis-lazuli vrai et de niafek vrai; il y avait la plusieurs lits , tendus d'etoffes de lin royal, phis de nombreuses coupes en or sur le gueridon. On remplit une coupe de vin, on la mit dans la main de Satni, et Tbouboui lui dit: „Te plaise faive ton repas!" II lui dit: „Ce n'est pas la ce que je sais bien." Us mireut la marmite sur le feu, ils apporterent du parfum a la mode du festin royal, et Satni sc divcrtit avec Tbouboui, mais Sans voir cncore son corps. Alors Satni dit ä Tbouboui: „Accomplissons ce pour- quoi nous voici venus inaintenant." Elle lui dit: ,,La maison oii tu es sera ta maison.

par G. Maspero. 75

Moi, je suis chaste, je ne suis pas personne vile. S"il est que tu desires faire tou plaisir de moi, tu me feras un ecrit de donatiou pour argent de toutes les choses et de tous les biens qui sont ä toi." 11 lui dit: „Quon aniene le scribe pour les rediger I"' Ou Tameua sur 1 instant, et Satni tit faire pour eile un ecrit sous la foi du sermeut, et uu de do- natiou pour argent de toutes les eboses, tous les biens qui etaieut a lui. Une heure passee, on vint annoncer ceci ä Satni: „Tes enfants sont en bas.^ 11 dit: „Qu'on les fasse mouter.'^ Tbouboui se leva, eile revetit un voile de fin lin, et Satni vit tous ses niembres au travers, et son aniour alla croissant plus encore qu'auparavant. Satni dit a Tbouboui: ^Qiie jaccomplisse ce pourquoi je suis venu ä present." Elle lui dit: „La maison tu es sera ta maison. Moi, je suis cbaste, je ue suis pas per- „sonne vile. S il est que tu desires faire ton plaisir de moi, tu feras ecrire tes enfants „sur mon ecrit, afiu quils ne cberchent point ä disputer contre mes enfants au sujet „de tes biens. •* Satni fit amener ses enfants et les fit ecrire sur lecrit. Satni dit ä Tbouboui: „Que jaccomplisse ce pourquoi je suis venu a present." Elle lui dit: „La maison tu es sera ta maison. Moi, je suis chaste, je ne suis pas personne „vile. S il est que tu desires faire ton plaisir de moi, tu feras tuer tes enfants afin -quils iic cberchent point h disputer contre mes enfants au sujet de ton bien." Satni dit: „Quon me fasse le crime dont le desir t"est entre au coeur." Elle fit tuer les enfants de Satni devant lui, eile les tit jeter en bas de la fenetre aux chiens et aux chats, et ils en mangerent les chairs, et il les enteudit, tandis quil buvait avec Tbou- boui. Satni dit ä Tbouboui: „Accomplissons ce pourquoi nous sommes venus mainte- „nant, [car] tout ce que tu as dit devant moi, on la fait pour toi.~ Elle lui dit: „Rends-toi dans cette chambre.- Satni entra daus la chambre, il se coucha sur un lit d"ivoire et d'ebene afin que son amour reput sa recompense (?) , et Tbouboui se coucha sur le rebord(?). Satni allongea sa main pour la toucher: eile ouvrit sa bouche si large quil en sortit un grand orage.

1) Lit.: -Fir Satni amener eiix une barque a lui." Dans lusage commun de Ihieratique, la plupart des syllabiques sont toujours accompagnes de leur seconde radicale. Le verbe AN, n"est Jamals a raa connaissance, nu presque Jamals, ecrit A comme dans les hieroglvphes, mais, avec /wwva complementalr''. j] . On doit donc s"attendre a retrouver, dans le slgne demotique, une ligature de j\ , et non pas un abrege de A seul. Les for-

AAAAAA -JJ

mes hieratlques les plus liees que je connaisse de ce groupe. 1, sont au papyrus Harris No. 500, Verse, pl. IX, 1. 5. EUes offrent trois llgnes horizontales superposees, au Heu de deux que presente le signe demotique. C'est une tendance generale du demotique de re- streindre le plus possible les llgnes horizontales ou les ondulatious des slgnes, de maniere u les redulre de trols a deux, par exemple, ou meme de les redresser tout-a-fait et de leur substltuer une llgne droite. J"ai donne ailleurs (Cfr. Zeitschrift, 1877, p. 136, note 7, p. 139, note 19, p. 143, note 45) des exemples du redressement des llgnes ondees en llgnes droites. En voici quelques uns de la Substitution de deux llgnes ä trois llgnes horizontales primitives. Le plu- riel -, raarque d'ordlnalre 2, devlent quelquefois 3, ou (Brugsch, Gr. Dem. § 160, p. 73). L'artlcle feminin -R et Tarticle pluriel -^ , rendus souvent 4, o, sont plus souvent encore ecrits 6, par une reductlon des trols llgues superposees a deux, qui substitue un sigle unlque aux deux groupes differents qui correspondent chacun a un article. Le groupe pour jj ^ trace 7 et 8, de Ihieratique, 9, est quelquefois 10, (Brugsch, Gr. Dem., §61, p. 32;, par

76 Une page du Roman de Satni transcrits en hieroglyphes,

une abreviation identique a celle qui a change 1 en 3. Je transcrirai donc 3 par J] et non

r\ AAAAAA

pas seulement par l\. La Variante 3* qu'on trouve de 3, aux epoques recentes, resulte d'un changement de direction dans l'attaque du signe. Dans 3, le scribe, commen^ant en haut par la gauche s'avan^ait vers la droite, puis revenait sur la gauche jusqu'a ce qu'il füt ä peu pres au-dessous du point initial, et, repartant de lä, allait terminer le trace sur la droite, 11. Au contraire dans 3*^, le scribe commence ä droite au point a 12, decrit, en allant vers la gauche, une courbe qui ramene le trait au point de depart, et continuant va finir sur la droite tantot par une ligne lancee droit 13, tantot par une ligne recourbee vers le bas 3^. Le meme procede, generalise, a produit la Variante 3* de 3, venant de ö, la Variante 14 de 15 ÖC~I]> la Variante 3^ de 3 venant de m etc.

^) Le determinatif 16 se trouve P derriere les mots qui, en hieroglyphes, ont le bois scT-:?^; derriere les mots qui, en hieroglyphes, ont la barque .--gv, . le determinatif, s.:»-^ en hieratique 17, est forme de deux traits distincts, 18 et 19, qui ont une tendance ä s'unir en un seul trait, 20. La barre inferieure de ce trait, allongee comme la barre inferieure de </ 21, dans ^- r, dem. 22, produit la forme 23, qui, par le meme procede de simplification que j'ai indique dans la note precedente, devient 24 et en demotique 16. la barque :s=e3Sc est en hieratique 25, d'oü 26 et, par la suppression des lignes horizontales combinee avec l'allonge- ment du trait inferieur, 16. Ici le sens du mot etant barque, 16 doit etre transcrit .--<a»c, de pi-eference. Brugsch , (Di ct., s. v. 1., p. 1) inscrit ce mot sous l'initiale <— =-3. II me semble que le signe qui le commence est plus petit que le crs:^ demotique de 0 [1 f] qu'on trouve un

<3 M

peu plus loin a la meme ligne, et que nous avons affaire ici a o. Je lirai donc; et non

^) Brugsch ne cite que <:=> (Gram. Dem., §319,3°, p. 164) repondant au copte

^ö.po, M., o&.po T. ^&.pÄ., g^&.'Ae>, B. Le texte original porte bien <::=> -=> I , ce qui nous force a reconnaitre pour le demotique une forme plus complexe khar-r-rö, qui n'a pas survecu dans le copte, peut-etre a cause de la chute de r final de khar, produisant au lieu de khar- r-rö, d'abord kha-r-ro, presque identique de prononciation a khär-ro.

*) Le determinatif demotique repond tantot a /wwv\, tantot a i t . Brugsch a fort bien

/SAAAAA AAAAAA

vu (Gram. Dem. § 54, p. 27) que c'est un abrege de la forme pleine '^C^y toutefois le sigle demotique 27 est visiblement l'hieratique 28.

^) Brugsch a traduit „au temple de Bast", et j'ai traduit comme lui dans un passage pre- cedent (Zeitschr. 1877, p. 135, 1. 8 9). La presence du determinatif de ville ® nous oblige ä lire en un seul mot TT rJf©i Poubasti. La scene passe de Memphis a Bubastis.

Corriger dans l'autre passage: „. . . tu viendras ii Bubastis, dans ma maison".

^) Le mot n'a pas ete lu par Brugsch qui a traduit d'une maniere generale par terrain. II semblerait qu'il fallüt lire ^ /Ij] ® avec la valeur ^\ ordinaire au signe 29. Mais cette orthographe ne se reiicontre jamais dans les hieroglyphes non plus que dans l'liieratique: 29 doit donc representer l) et non V\ . On sait deja que 29 a les valeurs ^\ . 1^ et

"S^ il n"y a rien detonnant ä lui trouver une valeur nouvelle. L'hieratique de y est, aux bonnes epoques 30, qu'on trouve a la XX? dynastie sous des formes telles que 31, 32 (Pa- pyrus Harris 400, Verso, pl. VIII- IX). De la sont issues deux formes: P 33 qu'on rencontre d' ordinaire dans ies textes y. y [1 isole joue le role de la conjonction comme, (cfr. Brugsch, Dict., p. 569). Ici, comme ailleurs (Cfr. Zeitschrift, 1877, p. 136, note 7), la pai'tie inferieure recourbee a ete ramenee i\ la ligne droite. 2" 34, qui se trouve comme Variante

par G. Maspero. 77

de 33, et dans laquelle la partie inferieiire du signe s'est developpee outre niesure et repliee. L'hieratique tres cursif offre deja des exeiuples de ce developpement, 35, 36 et dans l'hieratique d'epoque romaine on a 37. La forme nie parail etre une derivation de 34, dans laquelle au crochet du haut on a substitue une ligne boiizontale. Le meme fait «"est produit, par exemple, dans le determinatif 7\, oii Tondulation des jambes 38 est renaplacee par une ligne horizontale recourbee 38% dans une des ibrmes 38'' du signe 38*^ pour f=üi, et enfin, dans la Variante 33

deja citee de la conjonction W [I . La transcription 0~O ® me parait donc C'tre la seule possible.

'') La locution 39 -C5>- äec=^ se rencontre dans d'autres endroits de notre papyrus: [u

' Ö:^^^_^<=>_® ' ^ ^ Loo. (l'J'I'l-SO) voir aussi, PL I, 1. 31, 0 "" "H "H /vww\ <ZI> ^«--. ' Q Jörv^ /wwi^ A (Söul.

32, 38 etc.). C'est une Variante du ^cs>-, si bien explique par Brugsch (Gram. Demot.,

§ 390, p. 191), mais rapproche mal a propos par lui du copte iiTcpe, si, quando. Le sens

en est, quand, jusqu'a ce que, si bien que: „[II travaillerent pour lui, la nuit] comme le

jour, jusqu'a parvenir la'^ et „Un vide se produisit au fleuve, si bien que Ton connut un four-

rnillement de serpents." Le pronom i<~ est ici regime et non sujet: <S2^ H-<=^ pour faire

ceci ou j usqu'a faire ceci ä savoir, arriver en tel endroit, connaitre un fourmille-

ment de serpen ts.

^) Le mot, feminin en vieil egyptien, est deja niasculin en demotique. A un certain moment, vers l'epoque Saite, le sens du genre se perdit en egyptien pour beaucoup de mots. ^ S

. I I g . ^\ § . feminin iadis, devient masculin (Brugsch. Zwei Bilingue

Papyri, pl. VllI, 1. 11) en demotique et en copte, Mg^ö^-y, ni M., Aio*.es.T, ne T., sepulchrum.

[1 ^^\ <^^=> rn ^'^^^- (Brugsch, Dict. , p. 102) est en copte ä^AoAi, ni, M. eAooAe, n. T. uva.

0 „,^. . , , , ,• ^ ,•- .Dl

remuiin aux bonnes epoques, est masculin a 1 epoque romaine, . et en copte hi n.

T. M. domus. fem. (Brugsch, Dict.. p. 231) est en copte OAie, oomc, n. T.,

OMi, ni M. lutum, argilla, pulvis. Dans le dialecte ethiopien d'Egypte on trouve <^^ ~ '*^^L==/] r (Stele d"Horsiatef, Mariette. Monuments Di vers PI. XII,

1. 87 88) et d(] Q^^^nI'^'^ (Stele de Xastosenen, Lepsius, Denkm. V, pl. 16. b, 1.6; Cfr. Transactions of tbe Society of Biblical Archaeology, T. IV, p. 223). II est a remarquer que la plupart des mots coptes devenus raasculins de la sorte ont conserve ä la finale, la terminaison du feminin. 2LAo<Vi, V-Eg. alolit, et, par chüte du t, aloli, a la flexion i, \, du feminin; de meme hi, V. Eg. ci'it, i'it, t'i, oau, V. Eg. dmit, ömit, omi. Cette flexion a perdu ici sa valeur significative, et Vi ne joue plus que le role de vocalisation.

•') Le meme mot, ecrit plus lisiblemeut. se recoutre a la page III ligne 31: i

^ji] . fl [1 I ^\ Tr*) _Un homme grand, dresse sur une estrade(?).^

^^) Le determinatif ordinaire des noms communs de localite est en hieratique 40, en li- gature, 41, qui repond ä Cette ligature devient, par une Serie de transformations dont

nous avons dejä donne des exemples, reduction des ondulations superieures en une seule ligne droite (Zeitschrift, 1878, note 1), ligature du trait horizontal inferieur avec la harre | qui se trouve derriere le groupe (Zeitschrift, 1877, p. 142, note 38), le signe 42, qui se trouve derriere le nom de chacun des quatre points cardinaux (Cfr. Brugsch, Gram. Dem., § 129, p. 57). Le signe initial du mot 43 nord n'est pas "=>«^ seul en hieratique 44, en demotique

Zeitschr. f. Aegypt. Spr, Jahrg. 187S. 11

78 Une page du Roman de Satni transciite en liieroglypbes,

45, mais une ligature forme de 45 et d'un autre signe. En effet, le mot nord est souvent ecrit ', ', ^, qui est ä proprement parier la forme adjective, septentrional, de

oc=>< septentrion. L'hieratique 46, en ligature 47, devient aisement 48, c'est-a-dire le de- motique 49. II faut observer que la ligature hieratique 41 passe dans l'usage pour une sorte de determinatif unique, dont les parties constitutives n'ont plus de valeur distincte, si bien qu'on l'emploie derriere des mots dont la syllabe finale renferme deja un ou deux Ci, comme

^»^ w . De merae le demotique 42. Dans la transcription en hieroglypbes , je pense qu'il suffit alors de transcrire \> | . Je ne me rappelle pas en effet avoir rencontre, autrement que comme exception, les formes ' , ft , qui seraient l'equivalent exact des

groupes bieratiques et demotiques de meme sens.

11) La lecture du signe 50, qui suit les deux lettres n s, n'est pas bien certaine. Ce signe n'est pas certainement le syllabique j , qui, dans l'hieratique de la XX®. dynastie, est toujours ecrit entre ses deux complements phonetiques *— ^ , ou du moins, devant le second _y_j . Je ne vois pas non plus comment 50 pourrait etre le signe Q? qui est un autre sylla- bique de , usuel en ce sens de perron, banc, siege. D'autre part, il faut remar- quer que l'orthographe pbonetique en est fort rare en hieroglypbes et en hieratique; enfin que le signe 50 est susceptible de beaucoup de valeurs diverses. De toutes ces considera-

tions, je conclus: 1°. que l'orthographe pbonetique ^ , exceptionelle dans les autres systemes d'ecriture, ne se trouve dans le groupe demotique 51 que parce que le signe qui, dans l'hiera- tique, repondait au syllabique ordinaire du mot, etait de forme teile qu'on pouvait lui donner plusieurs lectures; que ce signe 50 repond au syllabique ordinaire du son , qui, dans

ce mot est Q, (Brugsch, Dictionnaire, p. 804 805). Le groupe me parait donc devoir

se transcrire >/ " , comme j'ai fait; mais je n'ai pas encore la preuve paleographique

de la degradation du groupe hieratique 52, en 50.

1-) On trouve souvent, au milieu des mots, <^;> pour et meme pour <cr> simple,

I «^^ <rr> (I [I ^^ . U QA "^^^^^^^ ^^^ <2 etc. L'orthographe <:::>, prise comme formant une

sorte de signe unique 53 (Cfr. ce que j'ai dit de la ligature ä la note 10 de ce article),

devient une sorte de Variante graphique de <cz>, soit au commencement des mots, soit pour ecrire le mot bouche. La Stele de Nastonesen en ofFre plusieurs bons exemples, ainsi

<:^i> „toute bouche'* (Lepsius, Denkm. V, pl. 16, a, 1. 13; Cfr. Melanges d'Archeo-

gie Egyptienne et Assyrienne, T. III, p. 126, note 2). Le signe demotique n'est qu'une reproduction de l'hieratique 53.

13) Le verbe dejä Signale (Zeitschrift, 1877, p. 141, note 33) que je ne puis lire et qui signifie interroger. Peut-etre y £\/\ '

1*) Dans 54, le premier signe 55, peut repondre a la forme hieratique de l'oie "^^: mais le groupe entier, transcrit d'apres la valeur ordinaire de chaque signe, donnerait "^^7\ qui n'est pas l'orthographe hieratique usuelle, et, par suite, ne doit pas etre l'orthographe de- motique. Mettant h part le determinatif 56, qui repond ä J\ seul ou combine avec un signe

superpose, 55 repond a des ligatures de o avec /6, 57, 58, en demotique 59. Ne pas

oublier qu'ä partir de la XXIP dynastie, la forme alphabetique , remplace de plus en plus

, dans l'usage courant.

par G. Maspero. 79

1^) Lit: ^Jusqu'ä faire ceci: donner sa face ä la maison.'* Le premier determinatif 60 de 61, repond au trait isole 62 (Cfr. 63 le passage de la plaquette du bois du Musee de Boulaq, Recto, 1.1 2), etc.), ou, acconipagne d'un signe expletif, 64, 65, qu'on trouve fre- quemment ä partir de la XX^. dynastie derriere le mot hieratique 66, face. Le second deter- minatif 67 et ses variantes, 68, 69, 70, iie derivent pas, comme le dit Brugsch dans sa Grammaire Demotique, § öß, p. 28, des traits du signe hieratique pour coeur: ce signe devient en demo- tique 71 (Cfr. Brugsch, Dict. p. 905 71", repond h l'hieroglyphe et a la trans-

scription grecque 'EjjeJ?). 67 repond toujours au determinatif des membres (^, <^, et derive de la forme hieratique de ce determinatif. A partir de la XX*. dynastie, cette forme hieratique 71" est le plus souvent accompagnee de 71*^ souscrit, probablement par suite d'une confusion avec le determinatif du mot sep, ecrit 72. En ligature, 73 devient 74 qui est deja presque 67. La Variante 68 est plus pres de l'hieratique que les autres. La Variante 69 provient de 67, par un simple changement de direction des traits constituants: l'ecrivain trace d'un meme jet la partie 75 et ajoute ensuite la partie superieure. La Variante 70 est tiree d'une Variante hieratique 76, dans laquelle les deux traits superieurs sont marques d'une facjon tres apparente. Je transcrirai ces signes demotiques par le determinatif des membres (^, Q., supprimant la mar- que \\, qui provient d'une confusion hieratique entre deux signes et qu'on ne trouve en hiero- glyphes qu'ä l'etat d'exception. Je supprimerai egalement dans la transcription les signes 60, derives egalement dun trait hieratique que les Egyptiens eux-memes ne transcrivaient jamais

en hieroglyphes. 61 sera donc simplement Q'. 77, le coeur <==^ ^^ o _ (Cfr. sur la

Ci ^ i^ \\ J

valeur -^^^ =57 du premier signe, la Zeitschrift, 1877, p. 136, note 7), 78, les jambes,

Ci Ci \\

1^) Cette forme, qui, regulierement, devrait signifier le Pharaon ou le palais, repond

ici au simple . la maison. Brugsch a deja Signale le fait (Gram. Dem., § 54, p. .32).

^^) Le groupe que je ne sais comment transcrire et que j'ai deja Signale (Zeitschrift 1877, p. 145, note 59).

1^) Je ne sais pas si on a Signale deja l'existence de cette preposition dans les textes anciens. En tout cas, eile s'y trouve, tantot avec un pronom pour regime: A ^ 1] |^

(de Rouge, Inscriptions, T. I, pl. V. 1. 1) „Elle a fait un per-kherou pour eile"; tantot, et alors sous la forme '^'*'^'^^. ^^'^c des noms regimes: f) ^ "^^^ ^^^ J ö @ C-^ ^^ *^" Louvre; Cfr. Pierret, Recueil d'Inscriptions, T. L, p. 22, et Melanges d' Archeologie Egyptienne, T. III, p. 147, note 4).

1^) Le demotique 79 semblerait, de prime abord, devoir se transcrire T «=> (1 (I ^.

11 faut observer: 1^ que le 80 nest jamais suivi dans ce mot de la voyelle ^^^, ce qui

semblerait indiquer une valeur originelle differente de la valeur T: 2^ que l'orthographe pure- ment alphabetique T <==> U M ne se rencontre jamais en hieratique; que la plupart

des mots commencant en hieroglyphes par /I\ ont en demotique un 80 initial (Voir Brugsch, Dict., p. 1120 sqq., la Serie de ces mots). De tout cela je conclus que 80, dans la plupart des mots dont <:=> est seconde radicale, est un derive de []\. 80 me semble n'etre, en eifet, qu'une Variante de 81 <:^ ou ffi, dans laquelle le trait initial oblique a ete remplace par un trait droit. II me parait bien evident que les scribes ont, de bonne heure, confondu le syllabique ainsi modifie avec 80 resultant de T. et que cette confusion na pas peu contribue ä la dispari- tion des differences graphiqucs fort legeres qu'il y avait entre les deux signes. Toutefois, meme

11*

gQ Une page da Roman de Satni transciite en hieroglyphes,

a l'epoque romaine, l'orthographe hieioglyphique par /H, des niots commencant en demotique par 80 repondant a un antique, est constante. Je transcrirai donc [Ig et non

"'') Le verbe I marque une expedition, nn voyage, dout la fin est marquee par

1 u ^^^^ .^- -^ 1 . ^ r 1 j 'VJT^- ^^ "5

le A'^erbe «=ViJ atteindre, arriver au but. , torme simple de ^

a ici le sens verbal et repond au copte p*>n*>i, T. bonus esse, placere. Le mot-a-mot donne: „Jure: le voyage ä la maison du prophete de Bast, dame de Onkhto, pour que tu arri- ves a eile, il sera bon pour moi" Tbouboui.

21) Le determinatif 2^3 est employe, a cause du sens naviguer qu'a ce verbe en

deux autres passages de notre Papyrus. Cfr. Brugsch, Dict. , p. 1321.

g— > S=i

22) On pourrait aussi bien transcrire le 82 initial du mot par o ou <-'=^. re-

. , . <==>C2 I

pond exactement a l'orthographe hieroglyphique du mot. Cfr. Brugsch, Dict., p. 158ö.

23) 83, avec la vocalisation de <^^^> initial 84, est transcrit 7'o, ri, par Brugsch (Dict, p. 842), qui semble ainsi considerer 85 comme un determinatif. 85 a pour valeur ordinaire

?83 transcrit exactement donne un mot nouveau «cur» 9

compose evidemment du verbe ^ Stare, et signifiant, la chambre on se tient,

le salon. On a de meme a \\ ^SSj, o V\ <nx l'avant, Tarriere d'un navire, lit. :

„le pour avant, le pour arriere" (Pap. Auastasi iV, pl. VlII, 1. 7), et „le

chef. C'est une explication que j'offre, faute de mieux.

24) Deux mots nouveaux dont le premier est rapproche par Brugsch de Cis.pg^ T. ver- rere (Dict., p. 1280 1281). J'ai traduit d'apres la teneur generale du morceau le pi-emier par enduire frotter, le second par laver peindre. II faudrait d'autres exemples pour determiner le sens avec plus de precision.

2'') Le mot se trouve frequemment dans les textes avec le sens de table d'offrandes, autel, et, par suite, une table ordinaire, un gueridon. Pour n'en citer qu'un exemple, l'autel carre decouvert par M. Brugsch, sur les ruines de Memphis, et public par lui dans le dernier numero de la Zeitschrift (1878, p. 37 sqq.), est appele dans l'inscription Z'"^.

2^) C'est le copte s'ihotcoai T. B. n, ö'inoToo.vi T. n, Cibus, edulium. Brugsch a fort bien note dans son Dictionnaire (p. 1437 1438) les derives demotiques de 86, et, au moins pour Tun d'eux, la derivation copte. Le gioupe 87 derive de l'hieratique 88, dont les varian- tes 89 deviennent en ligature 90, 91, et enfin 92, d'oü le demotique 87 est sorti, par super- position des deux parties 93 et 94, qui composaient le signe 95.

27) Voir dans la Zeitschrift (1876, p. 121 sqq.) le beau memoire M. Brugsch a donne la preuve de cette transcription.

28) Mot nouveau pour moi 96 (cfr.? lyine T. n. y.cißog, cabus, mensura frumenti). En tout cas, le determinatif ö prouve qu'il s'agit d'un vase, probablement de la grande mar- mite les cuisiniers egyptiens preparaient les mets.

2^) C'est Sans doute une allusion a l'usage, si souvent illustre par les peintures des tombes, d'oindre les invites de parfums avant et meme pendant le repas.

3*^) Le signe 97 parait etre une ligature des groupes 98 et 99, qui, dans les mots 100 (Pap. gnost. de Leyde XVII) et 101 (Rosette, 1. 28), 0 '2^ ^^ | (Brugsch, Diction., p. 1218 1219), repondent au syllabique ^^ ., [r^- Le hieratique correspondant a l'hiero- glyphe 102, s'est brise (Voir d'autres exemples de ce fait, Zeitschrift, 1877, p. 142, note 36) 103, et les parties superposees 104 ont donne en demotique 98 et 99. La ligature, faite dans

par G. Maspero. 81

le demotique, a pu donner 105, que je nai pas encore trouve, et enfin 97, dans lequel le trait vertical | tepond au trait a de 106, (cfr. Zeitschrift, 1877, p. 141, note 31).

^1) Deux signes, dont l"un deju Signale, (Zeitschrift, 1877, p. 14ö, note 59; 1878, note 17) et que je ne puis dechiffrer. Le dernier 107 pourrait bien etre une Variante de 108 frequent dans les papyrus niagiques de Leyde et de Paris, et qui parait servir de marque de ponctuation.

3-) Voir l'explication de cette phrase. Zeitschrift, 1877, p. 142, note 37.

3^) La ligne qui commence a ^-^^ est un peu en recul sur les lignes precedentes. Je ne crois pas quil nianque rien en cet endroit. Le texte, transcrit tel qu'il est, donne un sens suivi et n'exige la restifution d'aucun mot.

2*) Le mot <rr>, efface en cet endroit, a ete retabli d"apres les passages correspondants de la planche III, 1. 23, 25.

"'^) Le mot a mot donne: Tu arriveras a ta maison, Celle que tu es en eile. Cette for- mule, trois fois repetee, est facile ä traduire mais difficile a comprendre. Je crois qu'elle signifie „Tu arriveras a faire qne cette maison tu es soit la tienne" en d'autres termes, ^Tu reussiras ä mepouser niais je demande des garanties."

^'') Ici, un bon' exemple de la negation sans determinatif. Ajoutons que, dans certains cas, le determinatif i ^ de la negation est suivi dun long trait | qui sert comme de second determinatif au groupe. Ainsi, dans notre papA'rus, ^ c^ V ^ H Oill '^\ H ^ 1\

B^ L^^ I (PI. II, 1. 27) -N"eä-tu pas Satni a qui cette femme a dit ces malbeurs que tu n'as pas eprouves tous?" et dans la fable du Lion et du Rat traduite par MM. Lauth (Die Thierfabel in Aegypten, Sitzungsberichte der Königl. Akademie zu München, 1868,) et Brugsch (Zeitschrift, 1878, p. 47 sqq.) „Si tu me manges, tu ne seras pas aaw^ rassasie."

^") C'est la menie abreviation que dans dOrbiney y ^M^"^^^, le phonetique est

•^*) Lit. : Si cela arrive que tu desires faire ce que tu aimes cela avec moi."

^^) On pourrait etre tente de croire quil y a une lacune et de restituer | Tjei ]

ß\ J i\ fö^,. Le passage correspondant de la meme ligne montre qu il y avait bien

dans le texte | '''^' A J i\ (^^.

*'^) La phrase demotique 109, renferme une formule de droit dont la valeur exacte n"a pas encore ete donnee que je Sache. Des deux mots principaux qui la composent, le premier 110 est AAAAA^ QQ /vw^A^^ j^ gegond rcpoud, dans le papyrus Rhind. tantot ä .^suc:±£=i (I, 5; XIII, 4), tantot u

/wv\^^ I I I

^-"^ (IIL 8). ßrugsch (Di ct., p. 1424) y voit la transcription de JyTyT V^ ][ ^^ ^^ut ob- server que, dans aucun des cas assez nombreux on rencontre ce groupe, le signe initial

n'est accompagne d'une des lettres qui forment le complement phonetique ordinaire de

*^^\ et fl, doii on peut conclure que le signe demotique 111 ne repond pas a JjuT- dans

le groupe. Le lievre .^sw a deux formes hieratiques; lune, dans laquelle les oreilles sont fortement marquees 112, a donne naissance au demotique 113; l'autre, dans laquelle les oreilles sont presque effacees 114, a donne naissance au demotique 115, dont 111 n"est qu'une Variante. 111 est :^^. au pluriel 116, -^sm ,— wl,. La transcription AAAAA^ ^^

/~\ \\ A/w^^ I I I c^ c:i a \\ a

nous donne une locution egyptienne frequente dans les textes religieux, Dieu est appele

82 Une page du Roman de Satni transcrile en hieroglyphes,

ä Ammon-Ra, p. 124 125). La reunion de ces deux mots marquait la reunioh des per- sonnes et des choses qiü formaient lensemble de la creation; dans le roraan et dans les contrats, lensemble de la propriete.

*i) L'article /^^ a ete coupe en deux et rattache a la premiere partie de |jp| ce qui

donne une forme 117 difficile a dechiffrer. De meme la queue du sigle est en liga-

ture avec la premiere barre du pronom possessif Ax^ (1 [1 118.

*2) Le pronom possessif de la troisieme personne renferme d'ordinaire un rond o ou un

point (Brugsch, Granimaire Demotique, §234, p. 108); mais notre manuscrit substitue

"iL/^ f\ l\ Art A^^^^^\ [1 f\

presque toujours une barre a ce point (Cfr. p. II, 1. 22, Ar< M 4. 119; 1. 24, 1\ ^ ^i

120). L'origine de la forme serait douteuse, si nous ne possedions pas de nombreux inter-

mediaires entre le demotique 121, 122, etc., et Ihieratique 123, 124 etc., qui repondent ä

l'hieroglyphique A^ i /?^ H 0 ^^^- ^^^ prenant des formes de plus cursives se re-

duit ä 125, et en ligature 126. La premiere ligature de 126 est ramenee successivement a

127, 128, 129, 130, et la seconde a 131, par ces redressements de lignes ondulees que nous

avons deja rencontres maintes fois. Dans le feminin 132 et dans le pluriel, le trait ou le

point medial est lequivalent de la premiere plume (1 . de (1 (1 hieratique. Dans les cas

le pronom du pluriel, se substitue au pronom x^ du singulier, les deux traits ou le point

et le trait du milieu sont le [1 [1 bieratique, le signe final 133 resulte d'une ligature 134, de |||. dont les trois barres ont ete reduites a une ligne horizontale, par une abreviation deja frequente dans Tecriture hieratique de la XIP dynastie.

*^) Le mot-ä-mot de la phrase est: „Quon amene le scribe pour faire leur redaction."

a le pronom pluriel parce que le mot redaction est entendu des deux actes dont il a ete question dans la phrase precedente.

**) Le groupe demotique 135 me parait etre la reduction du groupe fi (I j (Cfr.

Brugsch, Dict. , p. 1013) dans lequel le^^^^^ en ligature a pu donner, par l'intermediaire de 136, 137, 138, naissance au demotique 139. La simplification de [1 '^ . en 140 est telle- ment naturelle, qu'elle se produit souvent dans Ihieratique des meilleures epoques et a donne lieu ä des transcriptions fausses ü ^ ® ' Q ^^ ^T ' ^ ^ -^5- etc. , des mots „-^^

IJ 1 Ol n l\\ '^ : ü \ -^Ö-- qui renferment la combinaison l\ \ . Le mot se re-

trouve, avec chüte de <zz> finale, dans Fhieroglyphique 'aTP *K\ (Brugsch, Dict., p. 925),

goT€, T. g^w^ M. OT, Hora. Lexpression o ^^. fi [1 ■j repond au copte £ü oTg^oxe

T. noTg^o'^- sSeno-yg^O'J- M. confestini, statim, subito, repente. 4'^) Cfr. note 17.

*^) Le lo demotique, equivalent a h seul, qui lui-meme est la forme non voca-

lisee de I v\, se rencontre avec le meme verbe dans les hieroglyphes. J'ai cite ailleurs des

exemples de ^^ (Melanges dArch eologie, T. I, p. 150). J'ai retrouve depuis, sur

la momie de Fetemon, ä la Bibliotheque Nationale, les memes phrases que j'avais donnees d'apres le sarcophage de Heter. Le copte Tornoc T. M., Tomec T. Toirnek.c, B. nous niontre M devenu lettre radicale. Le meme fait se passe en egyptien des les temps anciens. On

par G. Maspero. 83

1 -"^S;^,^, ^*k r^^^' ]\ ^ ^^ n ^^^1 comme verbe, et comme substantif ]M 1 A lA etc. Le I § reflechi, aifaibli en I \\. puis en 1. est Torigine de la pliipart des -c

qu'on trouve dans beaucoup de mots coptes: -acoKc infingere de -awK - 1 S i - h Aomc sordescere, de AtoM - 1 <5. -yi noT(5'c, irasci de nor«*' -le. - 'i etc.

*^) Lit. : „Vit Satni tous les membres qui etaient ä eile en lui „c'est-a-dire, a travers le voile de fin lin.

*8) Le demotique a la groupe 140*, repete plus distinctement deux lignes plus bas. Je ne vois pas d'une maniere certaine l'origine de ce groupe. II me semble qu'en le decomposant en ses elements, on a deux parties 141 et 142 dont la seconde est connue. C'est un sigle

qui resulte de la ligature d'un signe varie o, \\, c^, Tj^?, i w i, etc., avec j\. La premiere

a des ondulations qui -rappellent Celles de ß hieratique, et pourrait se composer de deux x

en ligature. On aurait alors le verbe ö ß , chercher (Cfi-. Brugsch, Dict. , p. 987-988).

*^) Le premier signe du demotique 143 est une ligature du ^— ==• et du <-^=-^ qu'on trouve dejä dans l'hieratique cursif de la XX^ dynastie 144 (Papyrus Harris, No. 500, Verso, pl. XV, 1. 7). 145 est d'ordinaire l'equivalent de ^ /1 seul; ici, le determiuatif de 1 (2

etant -. ^i 1* ligature resultant des formes hieratique de rni 146, me parait avoir donne le determinatif qui se confond avec le sigle provenant de ^t_=/] seul.

^'^) 147 renferme un signe , qu'on rencontre frequemment dans les mots qui renfer-

/ ^^ Q <> -Q.

ment la lettre 148, (Papyr. Rhind, 15, 8) 149, repondant ä -'-*-'-. Dans un

§ (Zeitschrift, 1877, p. 144, note 47) Dans l'usage commun, place ä la fin des mots, c'est lequivalent de -Jv]. Je suppose qu'ici, le scribe, entraine par la valeur am du poteau | . aura mis le complexe -X^, au lieu du simple |, qui

peut servir de determinatif au mot (J^=^^. eAio-y, felis (Brugsch, Dict., p. 70 s. v. [1 R H^)- Le determinatif 150 des animaux et ses variantes 151 vient de l'hieratique 152 et de ses va- riantes 153 etc., ligaturees de differentes manieres. Dans 154, l'hieratique 155 a subi une cou- pure: la partie de droite 156 a ete faite d'un seul trait et la partie de gauche changee en un trait oblique 157. Dans 158, la transformation a ete poussee plus loin: les ondulations de 156 se sont effacees, et ont ete remplacees Selon la regle (Cfr. Zeitschrift, 1877, p. 136, 139, 143 note 7, 19, 45; 1878 note 1) en une ligne droite, ce qui donne un signe 150, identique ä r une des formes du rouleau (Cfr. Zeitschrift, 1877, p. 139, note 15) et de Fhomme (Brugsch, Gr. Dem., p. 21). 151*^ derive de 150 par ligature des deux traits separes. Le scribe commence ä droite, decrit un demi-cercle repondant ä. Tangle de 150 et vient former sous ce demi-cercle un appui repondant ä la pointe inferieure de 150. Enfin 159 est l'hieratique lui-meme rapetisse, et 160 la ligature de 153, dans laquelle les ondulations du signe *^ se sont changees en ligne droite.

51) Le determinatif 161 du verbe ^ "^^^ (Cfr. Zeitschr., 1877, p. 136, 141, note 7, 81) a la forme du ö, determinatif des idees de mesure et de liquides. Je ne crois pas cependant qu'il faille y voir ici le vase en question. Le determinatif constant de M , dormir, est

j^^, non ö (Brugsch, Dict., p. 1482 1483). La forme hieratique de j^^ devient en cursif 162 (Papyrus Harris No. 500, p. VIII, et passim) qui, reduit en demotique devient aise- ment 161, et se confond avec la forme resultant de ö hieratique.

84 ^"6 päg^ ^^ Roman de Satni transcrite en hieroglyphes, par G. Maspero.

^2) Le mot est nouveau en ce sens. Peut-etre faut-il le rapprocher de ywww/'^] , /wwu\ y^, qu'on trouve dans les textes anciens avec le sens d'estrade, divan.

53) Le demotique 163 repond ä ^^ A (Papyrus Rhind, pl. VI, 1. 2; VIII, 1. 1 1) etc. Les textes hieratiques de la XX*. dynastie donnent dejä des formes qui se rapprochent du de- motique, 164 (Papyrus de Leyde pl. CLXXXIII, 1. 12 dans l'entre ligne et 1. 12). Dans l'article precedent (Zeitschrift, 1877, p. 133 et p. 142 note 39) j'ai transcrit ce verbe par ,^_^. II faut retablir le passage comme il suit: J^^ L-^f^ <:iSl (j U M o awv\a Tk T

h- " ^ . '

^*) En examinant de plus pres les variantes de ce groupe, 165 etc., il nie semble que le dechiffrement de Brugsch que j'avais d'abord admis (Cfr. Zeitschrift, 1877, p. 133, et p. 140, note 21) n'est pas tout-a-fait exact. Le premier signe 166 est <::>•, le second 167 presente dans ses formes les plus completes une parfaite i-essemblance a la ligature hieratique 168 de «cr:^ avec h . Je lirai le groupe <=> I 1 o, <;zp> 1 1 o, copte epoc.

^^) II n'est pas necessaire de supposer ici un sens obscene. Tbouboui, au moment Satni allonge le bras pour la saisir, ouvre la bouche, et cet acte produit un effet magique. Les mots qui marquent l'operation accomplie sont assez difficiles a comprendre. Le premier se trouve en hieroglyphes (Brugsch, Dict. , p. 138, 141 143): il a dans trois

1

. ö (2 . «

passages de notre manuscrit (P. II, 1. 29 et 30) le sens d'orifice, ouverture. Le second

I (1 [1 ^=^ est le frequentatif de aaaaaa , si frequent dans la Stele de Piankhi. Brugsch

n'en donne aucuu exemple hieroglyphique. En voici un que j'ai trouve dans Naville, Mythe

d'Horus, pl. XXXII, 1. 38— 39: I ° "^ ^^ ""^^ l\ ^ fl '^ ^^ ^ "^^^ 1^

(sie. d'apres la copie de Brugsch) c:^ ^^ , , ^^^ ^ /:irz: 2IZ2 ^^zz 2^13 , „Alors s'eleva

un grand ouragan, lorsqu' Isis avec son fils Horus arriva dans le ciel (lit. : fit dans le ciel venue) comme un grand vent du Nord.^ Le mot-a-mot donne ici: „Elle ouvrit sa bouche ä la largeur de Touvei-ture d'un grand orage*^*, lit.: „a l'ouverture d'un grand orage". II est question parfois dans les textes hieroglyphiques de „la bouche des vents'^, ce qui semble montrer que les Egyptiens imaginaient qu'il y avait dans le ciel des orifices ou des bouches, par les- quels les vents s'echappaient de leur demeui-e pour venir souffler sur la terre. Le vent etait plus au moins fort, Selon que la bouche s'ouvrait plus ou moins grande. Tbouboui, par art magique, ouvre sa bouche a la grandeur qu'il faut pour produire un violent orage, au milieu duquel Satni s'evanouit. C'est ainsi qua la page precedente, laction magique qui pousse Michonsou, Ahouri et Noferkephtah k se jeter ä l'eau est accompagnee d'un ouragan subit.

"^■=^l^<=.^°l^*^ ^Py^ ft ^ {L.9, 1*, 20). „Et quiconque etait sur la rive cria 1'] oui-agan.'* Le scribe a repete par erreur l'article

qui precede 11 "'"'^•^ Q ? une fois ä la fin de la ligne 29, une autre fois au comraence- 1 ö ment de la ligne 30.

(La fin ä un prochain Numero.)

Sui' Faiixiliaire 0^. ^

J'ai eu Toccasion de parier de , auxiliaire impersonuel et verbe enclitique ^).

1) Zeitschrift, 1877, Sur les auxiliaires ne, tc, ne, du Copte.

Sur rauxiliaire ««, par G. Maspero.

85

II me reste a douner des exemples de ö (2, conjugue comme [1 (g et , En voici.

Dans une erypte de Denderah, rAgathodemon, gardieu de la chambre, est repre- sente sous forme de serpent, et accompagne d'une legende dont le debut est, en b, 1. 1 (Mariette, Denderah, T. III, pl. 14).

rmö^-^ pl'^lSY^II etc. „Je suis la vipere divine qui reside dans Hai-Sito, le gardien des portes, etc."

en a, 1. 1 :

»ii.9as:si--

L'equivalence est complete:

est ä ö^.

^ X^-P est a ^ ^ , comme ü ^ X\f et _ Les exemples de cette forme abondent a Denderah. Dans le Tome IV de l'ou vrage de M. Mariette, deux aflfrontees disent, l'une ^ W ■, l'autre

<ri^v^^ etc. (T. IV, pl. 25, a.). A la planche 73, Nephthys commence im discours par

aiH

et Isis par

linum

A la planche 75, meme forme.

IVA ly AAAAAA § A_l lA A/VWV% O

etc.

Dans le discours d'Isis

ö

2^f u

AAA^'v^

' 11

•s 1

zr2

-2^

gl Y I etc. _ I I I

etc.

et dans celui de Nephthys,

ö y51 <=^ ^ ^ O i5i I i>-- <=

(g ill <rr> ,M. "^:r^ /wwsA ö ^ 0 ^^ § Dans le Tome III, pl. 17, a., la diesse Ouat'it debute par

Dans le recueil photographique de Dümichen, M. Wilbour m'a indique deux discours des deesses qui supportent le ciel devant Horus:

On en trouvera d'autres exemples dans les ouvrages de Mariette et de Dümichen (Temp. Inschrift. III, pl. 96). J'invite les Egyptologues a se defier pourtant de

certaines formules T. m, pl. 49, f.

O

etc.

' ^ est un substantif signifiant enfant. Ainsi, dans Mariette, r=iä (ici -

T. III, pl. 16, c.

^ vSi J A ZZ. ,www % ?=5 (ici H— pour 1 (2 , se rapportant au roi oblateur), etc.

(g ^ 0 La aaaaaa -LL "•• T ml 1 1 r«! T 1 O Q J

Je pense que cette forme verbale se retrouve au Todtenbuch, Un. 1, 1. Z— d, dans lepass.ge, Ä :f; ff "^ 1 1 1 i T W i 5 -- IH ^ " ^ ^ ^

I (g

M

e ö

Zeitsch. f.'Aegypt. Spr. Jahr. 1878.

yW I 2^ N-0 _zr Ja cli ' -^ 11 Yi I n T T" AAA^w I I I

12

Sur l'auxiliaire nu, par G. Maspero.

S. „Je suis un de^ces dieux-gardes qui dcfendent Osiris contre ses

^nneinis, ce jour de peser les paroles; je suis ton vassal, 6 Osiris!"

„Je suis un de ces dieux, nes de Nout, qui taillent en piece les ennemis de Our-

„dou-hit et emprisonnent les rebelles contre lui; je suis ton vassal, 6 Hör!"

Le sens vassal, suiet, resulte pour T ^ ^ M?i i de la Variante ö \\

C^ Jl Jl ^ \ AAAA^ ^ Jr

^ d'uu sarcophage du Louvre (Cfr. Pierret. Zeitschrift, 1869, p. 138). ö

I I I A/WVVA

^^ ^ qu'on trouve au Papyrus Anastasi No. III, comme designant les habitants de la ville Aä-nakhtou, et dans plusieurs autres textes (Mariette, Karnak, pl. 37, 1. 30-31) a le sens de censitaire, sujet, vassal (Cfr. du Genre Epistolaire, p. 106 note 1). La traduction „Je suis ton vassal, 6 Osiris!" „Je suis ton vassal, 6 Horus!" nie parait mieux aller avec l'ensemble du contexte que la traduction de MM. Lauth et de Rouge, suivie par tous les Egyptologes: „Miens (copte novi) sont tes concitoyens, 6 Osiris!" „Miens sont tes concitoyens, ö Horus!"

AA/^AA^

La premiere page de Papyrus Ebers renforme un groupe que M. Stern lit Tk ^ et rapproche, avec doute, de ne>, n{>.s, nei, misereri, (Glossaire, p. 27). Le fac-simile donne pour le dernier signe (l^ qui est la forme antique de ^ dans les papyrus de la XH®. dynastie et non pas A%,^ q^i? est 1 equivalent de qA. Je lirai volontiers (Pap. Ebers, PI. I, 1. 7—8):

Je suis qui a dit: „Je defends de ses ennemis celui-lä (is) dont le guide est

Thot.«

Ces exemples prouvent que 1 auxiliaire , -a^ , conjugue, pour etre rare, n en est pas moins ancien. II se pourrait qu'un texte de la V*. dynastie renfermät ö y\ en- clitique (Lepsius, Denkm. H, pl. 43, c. d.), mais le texte est mutile et, par suite, in- certain.

Je crois que 1 existence de cette forme w^ n'est pas sans importance pour la theorie des pronoms absolus des personnes. Les verbes ont, comme chacun sait, ä cote de la forme simple g \^ , une forme emphatique, *^

Le pronom v{^, avec le h prothetique (Cfr. () ^ Vt?i et

etc.) \\ ^)^i ^^* ^ ar^ dans le meme rapport que ® est ä ""®" ^* De

plus, les formes q g, ^ (g etc., sont des formes du radical aaaa^^ elargies en o (g.

,, et analogues a , a cote de <:rr>, <=>. Le pronom personnel

absolu ne serait qu'un verbe etre conjugue:

Xr?i, , J e SUIS,

■^ ^El '^ ^

§, ^ , Tu es,

A/VAAAA AA/WvA

c^ (0, IL II ou eile est

H Ci (g

C est mon opinion, pour le moment Paris, le 27. Octobre 1878.

Je,

Tu,

11,

3lle.

etc

G.

M

asp

ero

Erklärung, von H. Brugsch. Nebucadnezar und Aeg>'pten, A. Wiedemann. 87

Erklärung.

Mein Artikel über äsopische Fabeln in einem ägyptischen Papyrus, welcher im vorigen Hefte dieser Zeitschrift S. 47fll. erschienen ist, bedarf eines nothwendigen Zusatzes, den ich mich beeile an dieser Stelle nachzutragen, um alleu mifsliebigen Urtheileu vorzubeugen. Erst in den letzten Taojen bin ich nämlich von befteundeter Seite her auftnerksam gemacht worden, dafs bereits im Jahre 1868 Hr. Prof. Dr. Lauth zu München in einer besonderen Abhandlung, welche unter dem Titel „über die Thier- fabel in Aeg)-pten" in den Sitzungsberichten der K. Bayrischen Akademie zu München (Jahrg. 1868 Bd. H S. 42fll.) veröffentlicht worden ist, auch den genannten Papyrus des Leidener Museums I. 384 einer näheren Prüfiing unterzoscen und als wesentlichen Inhalt desselben eine Reihe von Thierfabeln erkannt habe. Da mir weder der betref- fende Band der citirten akademischen Berichte, noch ein Separatabdruck daraus, noch ein gelegentlicher Hinweis auf die in Rede stehende Abhandlung des Hrn. Prof. Lauth zu Gesicht gekommen war, so ignorirte ich eine Thatsache, deren Bedeutung ich heute in keiner Weise unterschätze.

Ich stehe daher nicht au Hrn. Prof. Lauth die Priorität der Entdeckung des Vorkommens äsopischer Thierfabeln in einem altägyptischen Papyrus gern und frei- willig hiermit öffentlich zu zuerkennen.

Der durchsichtigste und am besten erhaltene Text dieses Papyrus enthält die Fabel vom Löwen und der Maus. Daher wählte ich diese zur vollständigen Über- setzung aus, wie ohne Zweifel aus demselben Grunde schon Hr. Prof. Lauth dieselbe Fabel näher behandelt hatte.

Berlin, 2. November 1878. H. Brilons eh.

Nebucadnezar und Aegypten.

Im Januar -Hefte dieser Zeitschrift habe ich auf Grund einer äg}-ptischen , im Louvre aufbewahrten, Inschrift die Realität des von Ezechiel prophezeihten Sieges des Nebucaduezar über Aegypten zu beweisen gesucht. Von babylonischer Seite war luis bis dahin noch absolut Nichts über diesen Krieg bekannt geworden. Heute bin ich im Stande, eine darauf bezügliche Inschrift auf welche mich eine Zeitungs- notiz aufmerksam gemacht hatte, und deren MittheiUing ich der Güte der Herren Birch und Pinches verdanke, nachzuweisen, und beeile mich dieselbe, besonders da sie eine Ergänzung meiner Anfang dieses Jahres ausgeprochenen Ansicht enthält, den Lesern der Zeitschrift vorzulegen.

Der betreffende Text findet sich auf einer beiderseitig beschriebenen, leider zum gröfsten Theile zerbrochenen Terracotta-Tafel im British Museum. Trotz der grofsen Lücken am Anfang und am Ende der Zeilen geuttgt das Erhaltene, vollständig, um den Inhalt der Inschrift im Allgemeinen mit Sicherheit festzustellen.

12*

gg Nebucadnezar und Aegypten,

Zunächst berichtet Nebucadnezar, der selbst als redend eingeführt wird, die Gott- heit habe ihm Siege u. s. f. verliehen; dann fährt er fort:

Obv. 12 Im 37ten Jahre des Nebucadnezar, des Königs des Landes

[Babylon]. In assyrischer Transcription lautet das Orginal >-^T^ /// ^ t^^ T »-1

13. kam der König des Landes Aegypten, um Krieg zu führen

Rev. 1. [Seine Truppen Amajsu, der König von Aegypten versammelte imd

2. [sein Heer] liefs er maschieren

3 die Seekttste

4 Tribut aus der Mitte des Landes Aegypten [brachte ich fort]

5 15000 (?) Soldaten, Pferde und Wagen.

Die folgenden Zeilen sind zu fragmentirt, als dafs man ihren Sinn noch erkennen könnte. Wir erfahren aber bereits aus den mitgetheilten Wörtern, dafs im 37. Jahre des Nebucadnezar zwischen ihm und einem Könige von Aegypten ein Krieg entstand, in welchem Nebucadnezar siegte und aus der Mitte von Aegypten Tribut fortschleppte.

Rechnen wir mit den bestbeglaubigten Quellen als erstes Jahr des Nebucadnezar das Jahr, in welchem Niniveh fiel, also 606. so erhalten wir für sein 37tes Jahr 570 v. Chr. Unter allen Königen Aegyptens können nur zwei hier in Betracht kommen, Apries und Amasis, welche damals, wie wir in der citirten Arbeit gezeigt haben, ver- eint Aegypten regierten, und in der That, die Endsylbe des Namens des Königs von Aegypten in unserm babylonischen Texte su pafst vortrejfflich auf den Namen des Amasis ('"=^^[1] ' Äk-mesy-, besonders da D, wie die zahlreichen Transcriptionen ägyp- tischer Eigennamen in den Inschriften Assurbanipars zeigen, der Laut ist, mit welchem die Assyrer das altägyptische i wiedergaben.

Die Schreibung des Namen's Aegypten's Mish' ist eine neue Form der Wiedergabe dieses im Aegyptischen noch nicht nachgewiesenen Namens des Landes in den semiti- schen Sprachen. Im Assyrischen schreibt man sonst Musur, die Behistana giebt Misar, das Hebräische Masor Dual Misraim^ das Arabische Misru7i, das Syrische im Dual Mesren^ das Aethiopische Mesr (merkwürdiger Weise mit s und nicht mit s geschrieben). Besonders beachtenswerth ist, bei der babylonischen Form, das t, welches hier zum ersten Male vor wie nach dem s als inhärirender Bestandtheil des Wortes sich zeigt und vielleicht für die Nachweisung der Urform des Namens von Werth sein dürfte. Jedenfalls widerlegt es auf das Schlagendste Reinisch's Etymologie des Wortes aus dem Namen der Stadt Ramses Mes-Ra.

Vergleichen wir die Angaben dieses babylonischen Textes mit denen der früher behandelten ägyptischen Inschrift, so ergiebt sich als historisches Resultat folgendes:

Nach der vergeblichen Belagerung von Tyrus zog Nebucadnezar gegen Aegypten, besiegte Apries und drang bis nach Syene vor, hier ward er von den Aegyptern unter Apries und wohl auch unter dem inzwischen zum Mitregenten berufenen Amasis zurück- geworfen und mufste das Land verlassen. Allein die Rache blieb nicht aus, zwei Jahre später kam der babylonische" König wieder, siegte über das ägyptische Heer unter Amasis und zwang das ganze Land Tribut zu zahlen.

Hieran möchte ich die Besprechung zweier Dokumente knüpfen, welche gleichfalls eine Beziehung zwischen Aegypten und Babylonien zur Zeit des Apries beweisen,

von A. Wiedemann. 89

nämlich zwei der so häufigen durchbohrten babylonischen Cylinder, die zwei einzigen, welche bisher, mit einer ägyptischen Inschrift versehen, aufgefunden worden sind.

Den ersten war ich so glücklich auf einem alten Holzschnitte in der reichen Sammlung von Ausschnitten aus Büchern, Stichen imd Photographien ägyptischer Gegenstände, welche sich unter Deveria's Papieren in Paris befindet, aufzufinden. Auf ihm sehen wir einen Mann, in der linken Hand eine Keule halten und mit der rechten einen aufrecht stehenden Löwen bekämpfen, in derselben Stellung, in der uns sonst Isdubar im Kampfe mit dem Löwen begegnet, so dafs die ganze Darstellung das un- verkennbare Gepräge babylonischen Ursprunges trägt. Daneben kniet aber ein Mann und adorirt das Namensschild des (oToj ßogBW» des von Ptah geschützten Königs Apries.

Der zweite Cylinder ist von Menant aufgefunden und publicirt worden ^). Auf ihm erscheint ein assyrischer Mann, gefolgt von einem Afien, adorirend; von einem zweiten Assyrer luid von einem Aegypter sind nur Spuren erhalten. Aufser zwei assyrischen Eigennamen Ka-ri-ri . . . . und Na-ra-ain-Bin, und dem Fragmente eines ägyptischen .... ;?i ... . findet sich aber auf dem Cylinder die Cartouche m O T |, d. h. wiederum imseres Apries.

Dabei scheint uns die Vermuthung nahe zu liegen, dafs diese beiden Cylinder während des Kampfes zwischen Babylon und Aegypten von babylonischen Gefangenen, welche in den Dienst des ägyptischen Herrschers getreten waren, gefertigt worden sind; ein solches Ubergehn aus dem Dienste eines Königs in den eines andern, war ja im Alterthume durchaus nichts so unerhörtes, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte. Vor allem auffallend erscheint es uns aber, dafs die beiden einzigen babylo- nischen Cylinder, die ägyptischen Inschriften tragen, uns gleich den Namen des Apries, des Königs nennen, der uns als Gegner Nebucadnezar's in der Bibel sowohl, wie in den ägyptischen Inschriften begegnet.

Leipzig, 4. December 1878. Dr. A. Wiedemann.

Die 'Phönix -Sage im alten Aegypten.

Unter den uns von den Klassikern als ursprünglich ägyptisch überlieferten Sagen, nimmt an Interesse ebenso, wie an innerem Gehalt die von dem Yogel Phönix die erste Stelle ein ; sie ist es auch gewesen , die am längsten Bestand gehabt hat, sie hat den Untergang der ägyptischen Monarchie überdauert und ist in die christ- liche Gnosis luid in die Apokryphen des Neuen Testamentes eingedrungen, sie hat sich im Mittelalter im Abend-, wie im Morgenlande verbreitet, hat in Poesie, wie in Prosa ihre Behandlung gefunden und lebt in ihren letzten Ausläufern noch in unsem Tagen fort. Von Interesse dürfte es daher wohl sein, einmal der Entwicklung dieser Sage nachzugehen, zu suchen, welches ihre ursprüngliche Bedeutung, welches ihre ältesten Züge waren, und zu verfolgen, wie sie sich weiter und weiter ausbildete und

^) Menant. Notice sur quelques cylindres Orientaux, p. 10 11. No. III.

90 I^'c Phönix -Sage im alten Aegypten,

endlich die Gestalt erhielt, in der wir sie jetzt besitzen. Hier möchte ich freilich zunächst nur die älteste Gestaltung der Phönix- Mythe, die, in welcher wir sie bei den alten Aegyptern finden, betrachten, die Notizen möglichst übersichtlich zusammen- stellen, die uns vom Phoenix, seinem Leben und seiner Bedeutung bei vuid für dieses Volk berichten, und daraus den Schlufs ziehen, was der Begrifi' Phönix zu der Zeit bedevitete, in welcher er zum ersten Male in Umlauf und in Gebrauch kam.

Schon bald nach dem Neuerwachen des Studium's des ägyptischen Alterthumes glaubte man in dem in religiösen Texten zuweilen erwähnten Vogel hennu das Proto- typ des Phoenix zu finden und ward in dieser Ansicht noch bestärkt, als man ent- deckte, dafs im Todtenbuch als Aufenthaltsort des bennu Heliopolis genannt wurde, die Stadt, mit der auch die alten Klassiker ihren Phönix in Verbindung gesetzt hatten. Allein bald machte sich Widerspruch gegen diese Ansicht geltend und man glaubte im Gegensatz zu ihr beweisen zu können, dafs der hennu ein Name des Venus-Sternes sei. Aber eine Reihe von Notizen auf verschiedenen Monumenten haben mich dahin geführt, die alte Ansicht wieder aufzunehmen und in dem hennu den Phönix zu sehen, über welchen sich sogar einige Stellen nachweisen lassen, die auf die Verbrennungssage zurückgehen.

Betrachten wir in erster Linie die Orte, mit denen in Verbindung der hennu sich genannt findet oder zu finden scheint, um so die Verbreitung seines Cultes in Aegyp- ten bestimmen zu können.

1) Abydos. Im Tb. eap. 100 1. 1. findet sich die Stelle: „Ich fahre als bennu nach T ® (Abydos, Osten), als Osiris nach nn (Mendes, Ort der Be-

ständigkeit)." Hier hat man bisher äht stets mit Abydos übersetzt, obgleich schon die Lesung des cap. 129, w^elches als Variante des Wortes tk 1 gi^^bt, hätte lehren

können, dafs nicht Abydos, sondern der Osten, dessen Namen mi Aegyptischen genau so, wie der von Abydos, nur meist mit einem anderen Determinativzeichen geschrieben wird, gemeint sei; besonders da zahlreiche Monumente diese letztere Lesung bestätigen. So liest man im Grabe des Hor-^^em in Saqqarah^): „Ich fahre als Bennu nach tt o | i\^^ , während im Papyrus des Ne)[tu-Amen sogar -T^' J steht. Freilich haben beson-

ders späte Texte auch die Lesung des Turiner Textes, so ein Todtenbuchfragment im Vatikan 2) xmd der Papyrus III. 63 des Louvre, während andere, gleichfalls späte, Texte, wie Pap. Louvre III. 49 daneben die Orthographie 4 1 ohne irgend welches

hinzugefügte Determinativzeichen aufweisen. Wenn schon aus diesen Schriftvarianten mit grofser Bestimmtheit hervorgeht, dafs unter äht eine Himmelsgegend zu verstehen sei, so wird dies noch sicherer, wenn wir die Fassung der betreffenden Stelle auf den Berliner Stelen No. 7271 und 7274 zu Rathe ziehn, welche besagen: „Ich fahre als hennu nach fl- nach Westen, als Osiris nach Tetu^. die somit die beiden entjjefjen-

gesetzten Himmelsgegenden den Osten \md den Westen mit einander wechseln lassen. So erkennen wir denn, dafs wir in äht den Namen des Ostens zu sehen haben ; dafs dieser aber sehr wohl mit dem Städteplan detcrminirt vor kommen konnte, zeigt eine Stele im Vatikan, auf der gesagt wird Ra sei ^^^ ^ ^v 4 j| *^^^^ ''^^'^^ "^ am Horizonte im Osten des Himmels.

1) Mariette, Mon Div. pl. 60.

2) Bachinann. Die äg. Papyri der Vat. Bibl. Taf. II.

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Ebenso weniff dürfen wir aber in dem n u Tefu des Todtenbnches den Na-

men der Stadt Mendes suchen, sondern die Zeichengriippe mufs wörtlich „Ort der Be- ständigkeit" übersetzt werden; dieser Ort der Beständigkeit aber, nach welchem Osi- ris fahrt, ist kein anderer als die Unterwelt, deren Herr er werden soll und in der alles unveränderlich und sich ewig gleich bleibt. Diese Unterwelt ist ihrerseits wieder, wie in zahlreichen anderen Texten ein Ausdruck für den Westen; so dafs also der Sinn der ganzen Stelle in der gewöhnlichen, correkten Fassung der folgende ist: Ich fahre als Bennu, d. h. wie wir gleich sehen werden, als werdende Sonne, gen Osten, und als Osiris, d. h. als todte Sonne, gen Westen; ich bin somit in allen meinen Funktionen dem Ra, der Sonne, gleich und bin damit sie selbst geworden, in ewiger Unvergänglichkeit und steter Erneuerung.

2) Suten-iefien. Nachdem im Todtenbuch cap. 125 der Todte sein negatives Sflndenbekenntnifs abgelegt hat, setzt er 1. 11 hinzu: „Ich bin rein, vier Mal, rein ist jener grofse bennu in Sut€n-j(enen, u. s. w." Hier ist die Frage, wer unter diesem grofsen bennu gemeint ist; da das cap. 17 des Todtenbuch lehrt, dafs der grofse bennu den Osiris bedeute so wird man von vorn herein geneigt sein, eine Anspielung auf diesen Gott auch hier zu vermuthen. Diese Vermuthung wird zur Gewifsheit, wenn wir aus der Leydener Stele V. 65, einem in manchen Stücken dem cap. 128 des Todtenbnches ähnelnden Texte, erfahren, dafs Osiris der Lokalgott von Suten-jetien (Heracleopohs) war. Allein diese Stele giebt uns auch über das Wesen des dortigen Osii'is wichtige Aufschlüsse, sie lehrt uns nämlich, dafs hier Osiris seine Macht und Herschaft von dem Sonnengotte Ra erhalten hatte, dafs er also und damit auch der bennu hier eine Erschei- nungsform des Ra, der Sonne, war. Diese Idee liegt auch sehr nahe, denn da wir durch das Todtenbuch cap. 17 1. 16 wissen, dafs hier Ra geboren war, so war es nur natürlich, dafs hier auch die Juacendijestalt des Ra. die Morgensonne, einen Ort der Verehiamor fand.

3) Tanis. Das Serapeum dieser Stadt trug den Namen 1 ^^ Phönix- Stadt, und seine Umgebung den des Uu-Bennu, des Territoriums des Phönix. Hier war der Bennu das lebende Symbol des Osiris j(ent Amenti und galt als der ^^k^=\

1 j'O: der Phönix, der hervorgeht aus dem Herzen des Gottes, d. h. er war der todte Osiris in der Unterwelt .und doch daneben der von Neuem hervorgehende, der neu erstandene.

4) Pa- bennu oder JJa-bennu'^^, eine Stadt auf einer Insel bei Diospolis parva: der Kult des Bennu stand hier mit dem des Osiris in Beziehung und bezog sich auf die Auferstehung dieses Gottes.- Eine Inschrift aus Denderah beweist, dafs auch die heilige Sonnenkatze hier Verehrung genofs. Als Reliquie galt der Phallus des Osiris, das Symbol der Auferstehung und des ewigen Lebens.

5) Bennu im 18. Nomos von Unter- Aegypten. Von dem dort ausgeübten Bennu- Cult wissen wir Nichts Näheres, nur seine Existenz wird durch den Namen der Stadt bewiesen, deren Hauptgott Horus, also eine Form des Ra war 2^,

6) Ha-bennu. Ein Ort rechts vom Nile in der Nähe von Tai-tiiai-t; er wird auf der Pianchi-Siele erwähnt, doch wissen wir von den Kulten in dieser Stadt Nichts Genaueres.

^) Bragsch, Geogr. Inschr. III p. 9. Dict. Geogr. p. 191 4. 2) Brugsch, Geogr. Inschr. III. p. 20.

Q^ Die Phönix- Sage im alten Aegypten,

7) Heliofolü. Im Todtenbuch cap. 17 1. 9ff. lesen wir dafs ^^ 1»- "f ■• ^ „osse bennW identisch war mit Osiris, an diese Noti. .st dann en.e Erklärung der Nordes Unnu und seiner mystischen Bedeutung gefügt, auf die "^t^^J^^^ zukommen haben. - In Heliopolis war einer der Hanptempel das []>„*" -*"«»«' in welchem auch für Su, den Sohn des Mum, neben Osiris') ein Cultusort geschaffen war als Reliquie ward hier der Schenkel des Osiris, "^j;-" ^cepter und seme Geisel aufbewahrt 0. Identisch mit diesem Tempel ist wohl der \^ ^--^^J^,^ Ha-t-benben-t genannte, der in seinem Namen eine so treffende Analogie mit bennu Leist dars die Vermuthnng, in diesem Tempel se, auch der .»„.verehrt worden seUr nahe liegt. Dieselbe wird noch wahrscheinlicher, wenn wr aus dem Tb. cap. U2 1. 5 ::ens wie ans dem Holzsarge des Pa-tu-f im Louvre erfahren dafs es der Tempel de Osiris war; eines Gottes, der auf der Lonvre-Stele C. 30 als Herscher m Heho-

s verehrt wird, und hier meist in der spec.ellen, sehr h.ufigen. Form des „r, d llten oder des aa ur, des Uralten, erscheint'); er >st es auch, den das Tb. cap. 142 C als den Einen Eingesalbten, d. h. Begrabenen in Ha-t-bcr^en-t bezeichne. Au anderen Inschriften erfahren wir, dafs hier Osiris als eme Form des Äa, in der Ge ^t einer Pyramide oder eines Obelisken verehrt wurde. - Die Frage ist aber, da Hdopohs auch von den Griechen als der Geburtsort des Phöni. genannt wird, wich- ,TlL um etwas länger bei diesem ka-t-bcnbcn-t, das in den ägyptischen, religio- sI't t'e'n eine sehr gro'fse KoUe spielt, zu verweilen. Die Hauptstelle über den tIpcI findet sich in der Pian^i-Stele 1. 101-6, und zeigt klarer als wir es können. daf?in nat.benlen-t^), welches Wort Hermapion»), der es au seinem Obelisken f^d, ^,.,,.a *.V. wiedergab, ebenso wie in HeUopoUs und in -- g»-» U^ gegend i^. der regierende Hanptgott war. Der Worüaut ''«■ I"- «f jj^.^^^''^^^ Ijne Majestät nach Heliopolis über den bekannten Berg von Ker auf d«" ^^ ^^^ "ä" ZL L nach Cher; es kam Seine Majestät zu dem Lagerplatze welcher lieg^ im W n von Merti (d.h. nach der Quelle von Matarieh, dem heutigen «.), reinigte sich im frischen Wasserbecken, er wusch sein Gesicht mit der MU h d Himmels da wo sich wäscht Ra sein Gesicht (d. h. in der Quelle, in der sich de S le spietlt). Er ging nach Sai-u-ka-em-än (zur SandhShe bei Heliopolis er brachte hiTai-ra! m-än eil! grofses Opfer dar dem Ra bei seinem Aufgange ein Opfer an :ei sl Ochsl, Milch.°Weihral, Wohlgerüchen und allerlei --"-J^tet Er gin. auf seinem Zuge zum Tempel des Ra, er trat ein in den Tempel unter g ofsen Lbeti^gen, der Festordner flehte an den Gott, ^'^'^^^ l^:^:-"^' ''l^^^'^Z^Z Könige, er libirte, er legte das heUige Gewand an, er -"f \^'.''^^„^"=\'^J,^"7, „nd L^iren, er brachte Blumen des Ha-benben, er brachte herbei Pfl;--P;f » ' J stieg hinauf die Treppe zum grofsen Adytum, um zu sehen Ra selbst m Ha-benben,

i) Skarabaeus Leyden. B. U28. - Leemans. Mon. I. 29. 2) Brugsch, Dict. Geogr. p. 189—90.

^^ Verel vor Allem Leps. Denkm. III, 282 c. , . i j„„

; ergi. vor ä i heliopolitanische Ha-t-hmben der

•) Hierbei niöchle ich bemerken, dals, «enn aucu "" "^ R..idpnz

wichtigste unter den so genannten Tempeln war, es doch auch ,n Theben und ,„ der Residenz des Chu-en-dlen gleiclmamige HeiligthUmer gab. (L. D. III. 97 e).

*) bei Amm. Mar. 17. 4.

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er stand da allein, er stiefs auf den Riegel und öffnete die Thüre, er sah seinen Va- ter Ra im Ha-t-benben, er verehrte die Matet-Barke des Ra und die Sekti-Barke des Tum^ er schlofs die Tliür, legte Siogelerde auf und versiegelte sie mit dem König- lichen Siegel selbst, indem er befahl den Priestern: „Ich habe angelegt das Siegel, nicht gehe hinein irgend ein anderer König, der existirt". Sie warfen sich nieder vor Seiner Majestät und sprachen: „Möge er Bestand haben, nicht möge Schaden erleiden der Göttliche, der Heliopolis liebt. Er trat in den Tempel des Tum, er verrichtete die Räucherungen seinem Vater Tum-Chepera, dem Fürsten von Heliopolis". Die An- gaben dieser Stele über den Ra-Cultus in Ha-benben werden bestätigt durch den Pap)Tus des Louvre 3148 p. IX. 1, in Übereinstimmung mit dem auch sonst höchst interessan- ten grofsen zweiten Sai-en-sinsin , welches Pap. Louvre V. 20 und 25, ebenso wie ein . Turiner Text in schöner Erhaltung zeigen. Dieser giebt an, dafs der zu Ra gewor- dene Todte vor Allem in Ha-t-benben aus und eingehen könne, wie es ihm beliebe. In dem grofsen Berliner Sonnen -Hymnus ^) wird Ra gebeten dem Pharao die Opfer zu gewähren welche mau hier spendete, während nach einem Sarge im Louvre ^) hier Su, also wieder eine Sonnenform, verehrt wurde. Aus dem von mir schon in meiner Ar- beit über die Unsterblichkeit der Seele bei den Aegyptern mitgetheilten Texte des Pap. Louvre III. 7 erfahren wir, dafs es die Götter von Ha-t-benben waren, denen es oblag die verschiedenen unsterblichen Theile nach dem Tode des Menschen zu sam- melen und zu vereinigen.

Wichtig für das Ha-benben sind weiter die Inschriften der sogenannten Hypocephale, die meist analogen Inhaltes sind; wir wählen hier die Inschrift des Leydener Textes

0. 70. als Beispiel dessen, was sie uns berichten: „Oh du Eingehüllt<;r in Ha-t-benben^ Erhabener (bis). Strahlender (bis), befruchtender Stier, grofser Gott (nach Louvre P. 25. Tum) in der Halle der Alten in Hehopolis, es komme zu dir die Verstorbene N. Du giebst, dafs sie werde, wie einer aus deinem Gefolge, sie wird jener Gott in der Halle des Alten in Heliopolis. Diese Halle des Alten in Hehopolis war, wie gesagt, ein Tempel des Osiris und des Ra, und der Parallelismus zu Ha-t-benben legt es sehr nahe, dafs auch dieses hier zu suchen ist. Dies wird aber von besonderem Interesse dadurch, dafs, wie ein Hypocephal in Paris zeigt, von hier der bennu ausflog, denn wir lesen auf diesem: (1%J^ II^'^S|\n"J l^^l^ll'' „Ich (die Todte) bin in Gestalt des Bennu, welcher hervorgeht aus Ha-t-benben in Heliopolis". Ltwas Näheres über dieses Hervorgehen erfahren wir aus der Metternichstele , Hinterseite

1. 40, wo es heifst: „Du bist der grofse Bennu, der entsteht auf der Spitze der Bäume in der grofsen Halle in Heliopolis" ; und aus dem Pap. Louvre 3148 3), wo wir lesen : „die Gottheit hält zusammen die Erde in Ha-t-benben als bennu, der sich erneut auf der Spitze der AVeiden , sie erfüllt Himmel und Erde mit ihren Strahlen, u. s. w. Um diesen letzten Satz richtig fassen zu können, müssen wir etwas weiter ausholen und das Tb. cap. 17 1. 9 11 zu Rathe ziehen. In diesem wichtigen Texte finden wir folgenden Wortlaut: „Ich bin jeuer grofse bennu, welcher ist in Heliopolis, ich ver- einige Alles, was da ist. Was heifst das? Es bedeutet bennu den Osiris, welcher ist in Heliopolis, es bedeutet die Vereinigung alles dessen, was das ist, seinen Körper : oder,

1) Lepsius Denkm. VL 115— 7. 2) Champ. Gr. p. 510.

3) p. VIII. 1. 11. Pierret. Et. Eg. I. p. 42—79.

Zeitschr. f. Äegypt. Spr., Jahrg. 1878. 13

94 I^J6 Phönix -Sage im alten Aegypten,

anders gesagt, die Ewigkeit und Unendlichkeit, es bedeutet die Ewigkeit den Tag, es bedeutet die Unendlichkeit die Nacht". Sachlich ist hierzu zunächst zu bemerken, dafs auch nach anderen Papyris sich Osiris in den hennu verwandelte, und zwar ge- schah dies nach dem Pap. Sallier IV. p. 11 1. 2 am 12. Choiak.

Der ganze Satz will offenbar den Punkt bezeichnen, in welchem sich alles das, was in zeitlicher Beziehung existirt, vereinigt, um einen Kreis zu bilden, der sich ewig und unendlich oft wiederholt; die beiden Glieder, aus denen sich dieser Kreis zu- sammensetzt, sind nach dem Texte selbst Tag und Nacht. Der betreffende Punkt kann demnach nur der Augenblick sein, in welchem sich der alte und der neue 24:Stündige Tag verbinden. Nach altägyptischer Ansicht fing dieser neue Tag nicht, wie bei uns, um Mitternacht an, sondern begann in dem Augenblicke, in dem die Sonne aufging und die Erde hell wurde. Dieser Augenblick ist demnach das, was das Todtenbuch mit der Vereinigung alles dessen, was ist, bezeichnet; dies ist aber der Körper des Osiris-Bennu ; dieser Körper kann kein anderer sein als der der Sonne von Gestern, welche starb und doch von Neuem ersteht. Nun wissen wir, dafs mit Osiris in den religiösen Texten stets der Todte gemeint ist, dessen irdische Existenz aufgehört hat, bedeutet aber Osiris-Bennu die todte und die lebende Sonne, so ist, da Osiris die todte allein bezeichnet, hennu die auferstehende, die Morgensonne, so dafs Bennu-Osiris, eine auch sonst häufige Verbindung i), den Moment bezeichnet, wo sich beide Erscheinungsformen berühren, d. h. die Sonne im Momente des Aufgehens.

Überträgt man dies auf den so oft mit dem Laufe der Sonne verglichenen Lebens- lauf des Menschen, so entspricht diesem Momente im Sonnendasein der Augenblick, in dem die Seele den menschlichen Körper verläfst, und darum trägt der bennu, die Seele des todten, osirianischen Sonnenkörpers, den Namen "^^ e/ tl 1 ^®^^® ^^^ Osiris. In dieser Gestalt stellt ihn ein Bild in einem kleinen Grabe bei dem Dorfe How 2) dar; der bennu, bennu des Osiris genannt, sitzt auf einer Tamariske, die ihre Zweige über dem verschlossenen Sarge des Osiris ausbreitet.

Ehe wir Heliopolis und den dort gepflegten Phönix -Cult verlassen können, müssen wir noch des Baumcultus gedenken, der hier gepflegt ward, da derselbe, wie wir be- reits in den oben angeführten Stellen sahen, mit dem des bennu in innigster Verbin- dung stand. In zahlreichen Tempeln sehen wir schon seit Tutmes III und später bis in die letzten Zeiten Aegyptens hinab ^) Amon-Ra, Thot oder die Bibliotheksgöttin Sefex damit beschäftigt, den Namen des regierenden Königs in die Früchte und in die Blät- ter der Persea einzuschreiben, um ihn so unvergefslich und ewig dauernd zu machen. Die begleitende Inschrift lautet fast regelmäfsig: „Oftmals hat ihm (dem König) ver- liehen der Herr der Götter das dreifsigj ährige Fest auf der ehrwürdigen Persea im Inneren von Ha-t-bennu", des Phönixtempels. In Medinet-Habu *) sehen wir Tum, den Herren von Heliopolis, Tutmes III zur Persea führen, in deren Früchte des Königs Name durch Amon-Ra eingeschrieben wird, hier heifst der Baum: „Die Persea im grofsen Hause", d. h. in Heliopolis. Wie wichtig dieser Kult war, zeigt wohl am Besten der Umstand, dafs er nicht mit dem Verfalle von Heliopolis aufhörte sondern unter den Ptolemäeren nach Ober -Aegypten, nach Apollinopolis magna verlegt ward,

*) Z. B. Maiiette, Dend. IV. 73 1. 12. ^) Wilkinson, M. a. C. II. Ser. IL 262.

3) Leps. Denkm. III. 6. 5, 37 a. Burton. Exe. Hier. pl. 50. *) Leps. Denkm. IIL 37a.

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wo denn auch eine den oben beschriebenen Darstellungen ähnliche^) von der heiligen Persea in Hut spricht. Selbst das 8ai-en-sinsin^) erwähnt des heiligen Baumes, der in den meisten religiösen Texten eine grofse ßolle spielt; bei ihm safs ja die grofse, heilige Sonnenkatze, die dem Feinde des jRa, der Schlange Apep^ nach alt- ägyptischer Mythe, das Haupt abschnitt. Dafs aber gerade Heliopolis und hier speciell der Phoenix-Tempel der Haupkultusort dieses Baumes war, beweist auch die Inschrift der Nadel der Kleopatra, die uns spricht von dem M 0 '^ ^^ 3^ '^'^'''^ J ^^ ^^^ ehrwürdigen Baume im Innern des Phönix-Tempels.

Im Todtenbuche findet sich eine ganz eigenartige Gruppe von Kapiteln, die von der Verwandlung des Todten in verschiedene Gegenstände der Thier-, Pflanzen-, ja sogar der Götterwelt handeln, und auf die basii't man bei den alten Aegyptern die Lehre von der Metempsychose glaubte nachweisen zu können. Unter diesen Wandlungs- formen erscheint auch der hemiu^ und er scheint eine ganz besonders wichtige Rolle gespielt zu haben; denn während die übrigen Formen nur selten aufserhalb des Be- reiches des Todtenbuches erwähnt werden, findet sich der bennu öfters genannt. So heifst es auf einer Naos-Stele aus Saqqarah in Bulaq 3), der Todte möge -c2>- O i

/ ^§» „Vollbringen die Wandlungen in einen beniiu auf Erden" ; eine Stele in

Florenz (No. 2593) sagt, er möge machen die Wandlung in einen hennu und in einen Reiher; während im Grabe 3 zu El-Kab*) als Wandlungsformen bennu. Schwalbe, Sperber und Reiher gewünscht werden. Der Sarg der Bast-uia-en-nef, der Tochter des Königs Taharka, im Louvre nennt die Verwandlungen in die Schwalbe und iu den bennu, während der der Ta-sep-en-junsu folgende aufiuhrt: Gott, Ptah, bennu, ba, Schwalbe und Lotus. Auf die Darstellungen auf den Särgen des Chaf und Tet-her kommen wir gleich zurück. Charakteristisch für die Unüberlegheit und Leichtfertigkeit, mit welcher die altägyptischen Hierogrammaten verfuhren, ist hier ein Mifsverständnifs, welches dem Schreiber der sonst graphisch sehr schön ausgeführten Stele C. 64 des Louvre, bei der Aufzeichnung einer ähnlichen Stelle, untergelaufen ist. Bekanntlich dient als Ideogramm für den be7i7iu aufser "^S: auch das Zeichen ^^=^5 welches sonst meist 6äA Fülle bedeutet; unser Schreiber fand nun in dem ihm vorUegenden Originale dieses letztere Zeichen und wollte doch gern das Wort phonetisch ausschreiben ; ohne also auf den Sinn irgendwie Rücksicht zu nehmen, schrieb er ^ V ' ö ^^ „Machen die Verwandlungen in Reichthum auf Erden", statt in einen Phönix, was allein einen annehmbaren Sinn ergeben hätte. Freilich fehlt auf der andern Seite das Kapitel von bennu öfters in Texten des Todtenbuches, die sonst recht vollständig sind, und in denen man es sicher erwarten sollte, wie z. B. im Pap. Cadet; allein das haben wir doch wohl nur der oft beklagten und leider nur zu gut beglaubigten Ungründlich- keit der ägyptischen Schreiber zuzuschreiben, die um nur ein Beispiel anzuführen, so weit ging, dafs der Schreiber des schönen Todtenbuches T. 1 in Leyden, nachdem er die Vignette des 5ewnw -Vogels gemalt und die Kapitelüberschrift „Kapitel vom Machen die Verwandlung in einen bennu^ geschrieben hatte, als Text dazu ruhig das Kapitel vom Ment-Yogel, d. h. Tb. cap. 86 hinstellte.

1) Leps. Denkm. IV. 17 b. 2) ed. Horrack IL 16. p. 11.

3) Mariette, Mon. div. pl. 56a. *) Leps. Denkm. III, 13a.

13*

96

Die Phönix -Sage im alten Aegypten,

Betrachten wir zunächst die ganze Reihe der Verwandlungscapitel in ihrem Zu- sammenhange, der sich von Tb. cap. 77-88 erstreckt und die Hauptüberschrift „Ka- pitel vom sich Bilden jede Gestalt, die man hebt" trägt, so entsteht die Frage, was ist die Bedeutung und der Zweck dieser Texte. Klar ist es von vorn herein für jeden, der sich mit der altägyptischen Religion vertraut gemacht hat, dafs wir hier Gebete fin- den werden, die der Todte, wenn er die verschiedenen Gestalten annahm, sprechen mufste. Lange schwankte man aber, welcher tiefere Sinn den Formen zu Grunde hege, bis es Brugschi) Scharfsinne gelang, mit Hülfe des Bulaqer Sarkophages des Ch'lf der Sache auf den Grund zu kommen. Auf diesem Sarge finden sich näm- lich neben den Bildern und Namen der 12 ägyptischen Tagesstunden jedesmal die Wandlungsform angegeben, welche die Seele des Verstorbenen in ihnen annimmt. So ist die Form für Stunde 1. Schwalbe 7. Ptah

2. Schlange 8. Gold -Sperber

3. Bennu 9. Grosser unter den Göttern

4. Krokodil 10. Seele.

5. Sperber 11- Lotus

6. Zerstört 12. Reiher.

Hier erkannte Brugsch, dafs diese Wandlungsformen genau dieselben 12 sind, welche die Seele nach dem Todtenbuche anzunehmen hatte, dafs diese Formen also von den verschiedenen Tagesstunden abhängig gedacht wurden. Es könnte nun auf den ersten Blick scheinen, als ob es leicht sein müfste, aus der Stunde, für welche jede einzelne Gottheit genannt ist, auch ihre Bedeutung zu erkennen. Leider ist dem aber nicht so ; wenn wir nämhch die verschiedenen Texte vergleichen, in denen sich unsere Gottheiten genannt finden, den genannten Sarkophag des Chaf, den des Tet-her in Bulaq und das Todtenbuch, so finden wir, dafs die Anordnung derselben eine ganz ver- schiedene ist und zwar erhalten wir folgendes Schema, in dem die Nummern immer die Stelle bezeichnen, an denen sich der betreffende Gott auf den einzelnen Monu- jnenten findet.

Chaf

Todtb.

T'et-her

Chaf

Todtb.

Tet-her

1

10

1

7

6

12

2

11

2

8

1

7

3

7

3

9

3

8

4

12

10

10

9

5

5

2

11

11

5

6

6

4

4

12

8

9

Vergleicht man nun gar noch mit dem Turiner Texte andere Todtenbücher, so findet man, dafs von irgend welcher Consequenr in der Anordnung der Gottheiten keine Rede sein kann, dieselben vielmehr ganz willkührlich an einander gereiht worden sind. Nur eine Thatsache ergiebt sich mit Sicherheit aus diesem Texte, dafs nämhch alle in den 12 Verwandlungskapiteln genannten mystischen Figuren solare Götter sind und somit bestimmte Perioden im Tageslaufe der Sonne repräsentiren ; allein, welche emzelne Pe- riode die einzelne Götterfigur darstellt, das können wir aus diesen Texten nicht er-

3) Brugsch in der Zeitschrift für ägypt. Spr. 1867 p. 21 6.

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ßchliefsen; um so weniger, als auch ganz andere Verwandlungen au Stelle der ge- wöhnlich genannten treten, so z.B. in dem Todtenbuche des User-ha-t in London i) die in eiue Gans. Für den Bennu speciell erhalten wir somit das Resultat, dafs er die Gestalt der Seele und damit auch des i?a zu einer bestimmten Tageszeit darstellte.

Gehen wir nun zur Betrachtung des cap. 83 des Todtenbuches, welches speciell dem hennu gewidmet ist, über und suchen wir uns seinen Inhalt zu vergegenwärtigen, so müssen wir zur Übersetzung, wie für jede Todtenbuch-Stelle, eine Reihe von Parallel- Texten zu Rathe ziehn, um einen leidlich korrekten Urtext zu gewinnen.

In unserm Fall haben wir besonders folgende 6 Texte berücksichtigt:

a) Pap. Louvre III. 1 (17. Dyn.) e) Pap. Netem in Paris (22. Dyn.)

b) Pap. Luynes j f) Turiner Text (26 Dyn.)

c) Pap. Nebket ' (18. Dyn.) g) Pap. Louvre. III. 19 (Ptolemäerzeit).

d) Pap. Nechtu-Ämen \

Im Grofsen und Ganzen bilden a e eine Gruppe und f g eine zweite, so dafs also die Neu-Redaction unseres Capitels, wie ja auch des ganzen Todtenbuches, vor oder besser an den Anfang der 26. Dynastie zu setzen ist. Der Text selbst lautet: Kapitel vom Machen die Verwandlung in einen bennu. Es spricht N und sagt: Ich fliege unter den 9 Göttern, ich entstehe als Chepei\ ich wachse im Wachsen (d. in euerem Wachsen). Ich bin verborgen (a. geschmückt) in Geheimnissen (b, c und f. als Schildkröte, f. in Geheimnissen oder als Schildkröte). Ich bin ein Erzeugnifs eines jeden Gottes [d. aller Götter, f und g. erkennend ihr (der Götter) Innerstes]. Ich bin das Gestern unter jenen 4 heiligen Schlangen beim Entstehen im Westen; der Grofse (b. Horus), welcher leuchtet in seinem Innern, jener Gott Setes (a und c. jener Gott, Gegner des Setes; f und g. Suti). Ich bin Thot zwischen ihnen bei jener Entscheidung in Sehern mit den Geistern von Heliopolis (f und g. beginnen vor Seinem einen Satz: Oh dn Sejem und ihr Götter von Heliopohs, u. s. f.), bei denen die Über- schwemmung ist. Ich komme an diesem Tage, ich erhebe mich im Gefolge der Götter (e. ich bin unter Euch), ich strahle, ich trete unter die Götter, ich erneuere mich (e. unter den Göttern). Ich bin Chunsu, welcher Alles zertheilt (f. welcher vertreibt alle Widerwärtigkeit).

Von ganz besonders grofser Bedeutung für das Verständnifs dieses Kapitels ist der Schlufs, in welchem der zum bennu gewordene Todte sagt: „Ich bin Chunsu^. Sehen wir zu, welche Bedeutung Chunsu in der ägyptischen Mythologie hat und ge- lingt es uns die Rolle, welche er spielte, zu erkennen, so haben wir damit auch wenigstens eine der Seiten der i?/?n«w- Bedeutung gefunden.

Chimsu war der Sohn des thebanischen Amon und dessen Gattin Mut^ von ihm finden sich in den zahlreichen ihn darstellenden Bronzestatuetten 2 Haupttypen.

1. Ein Gott mit Menschenkopf, die Mond- und Sonnenscheibe auf dem Haupte, mit einer Jugendlocke an der Seite. Sein heiliges Thier in dieser Form war der Sper- ber, dessen Kopf die Chunsu-^iaXweiien oft zeigen. Als Namen für diese Form wird uns Ah-Chunsu^ M.on6i-Chunsu überliefert.

2. In dem thebanischen Cäw«sm -Tempel in 2 abstrakten, einander ergänzenden, Formen, als Chunsu in Theben, der wohl Ruhende, und als CJmnsu, der Pläne-Aus-

^) Birch in der Zeitschr. für ägypt. Spr. 1869 p. 25.

Die Phönix- Sage im alten Aegypten,

ftthrer in Theben; diese beiden Formen, deren eine das denkende, die andere das aus- führende Princip darstellt, treten uns in ihrer Wechselwirkung vor allem auf der filL-Stele entgegen. In ihrer Vereinigung .aren sie dem Mensehen wohlgesmnt, beuten Krankheiten und verjagten die bösen Geister, so dafs s.e etwa dieselben Funk tionen besafsen, wie sie uns sonst bei Tlwt entgegentreten.

Doch auch in dem ersten Typus, der für uns hier wichtiger .st, berühren s>ch d.e in Chunsu persouifizirten Ideen vielfach mit den sonst durch Tk.t -^g^^;"*ten, und das fühlten die Aegypter lebhaft genug, um beide Gotthe.ten m emem CW"?^ »J' .u vereinigen, der als Sohn des Mont und der Mut angesehen wurde, und dem Ram- Z m in Theben einen besonderen Tempel gründete, in welchem als he.hges Thter der neugewonnenen Gottheit der Cynocephalus aufgezogen wurde. -j/--^" Inschriff.) wird Chun^u als eine geistige Abstraktion bezeichnet. In Cherta tott uns

cLu all Gatte der Isis „nd als Vater des T>^* ^^^^'^J^^ THoflZ hier in ihm einen mit Thot identischen Gott zu sehn haben, der d>e .m ?*» ™ten du Ideen zur weiteren Reife gebracht hatte. - T,.t ist aber, wie alle neu entdeckten Monumente immer wieder aufs Nene bestätigen, ein Mondgott n.cht m em Smn^ als ob er der Gott der Mondscheibe wäre, die am Himmel sich bewegt, sondern er der Gott des Mondes, als des Gestirnes, welches den Lauf der Ze.ten Tag vmd Nacht nach richtigem Maafs und Zeit theilt „nd ordnet, und darum tragt e, mch bl s die Mond-, sondern auch die Sonnen- Scheibe auf dem Haupte. Ihm gleich .st aber wie wir sahen, CM,.u, auch er trägt die Symbole des Zeitenordner's und so haben :' denn in ihm, «nn man so sagen kann, eine chronologische Gottheit zu sehn die bald das Princip der Zeit, bald eine bestimmte Zeitperiode bezeichnet. In die^mW

hat er auch in den thebanischen Texten des Todtenbuches den Be.nar^ ^ ^^£

^-^%l der Alles Zertheiler (Louvre m 1 schreibt ..T^Jr^^UJl^ m> Inspa- S^rieii ward die chronologische Bedeutung des Chunsu fast ganz vergessen und mit der wachsenden Beschäftigung mit der Magie wuchs auch seuie magische MaclA die Dämonen und das Böse zu vertreiben, bis man glaubte, im Todtenbuche in dem Worte Unfen einen Fehler sehen zn müssen; man hielt es nun für identisch -' <>- <"tj°; graphisch gleich geschriebenen Worte tenUn das anstürmende Übel, und setzte vor dLTes Wort S Verjager, so dafs man einen neuen Titel für a.n.u „Verjager aller Übel« erhielt,hfr zu des Gottes magischer Bedeutung sehr gut pafste, aber fredich nicht im Sinne des Autor's des ursprünglichen Textes gelegen hatte; denn m diesem letztem sollte entschieden Chnnsu einen Zeitgott bezeichnen. Prüfen wir Grundidee als Basis unserer Betrachtung nehmend, von hier aus den Gedankengang des ganzen 83ten Todtenbuch-Kapitels.

Der Text beginnt damit, das der Todte versichert, er fliege, er gebore unter die 9 grofsen Götter und wachse stets von Neuem, indem er als O^per, als Morgensonne entstehe, geheimnifsvoU sei sein Wesen - die Variante , er sei gebeimnifsvo 1 ds Schildkröte ist eine jener Stellen, an denen die ägyptischen Priester die Namengleich- heit zweier Worte, in „nserm Texte von Seta Geheimnifs und '.et Schildkröte benutzten, um einen mystisch klingenden Sinn, in Wahrheit aber einen unverständlichen L'nsinn,

1) Champ. Mon. IIL pl. 299.

von A. Wiedemann. 99

in ihre religiösen Formeln zu legen. Das geheimnifsvolle Wesen des bennu wird auch an anderen Orten öfters erwähnt, so sagt z. B. im Pap. Louvre III. 1 col. 52 der Todte: „Ich bin der geheimnifsvolle bennu, ich gehe ein, wenn er sich vereint der Tiefe; ich gehe heraus, wenn er sich vereint dem Himmelsgewölbe"; so dafs hier der bennu voll- kommen als Sonne betrachtet und behandelt wird. Ähnlich sind die Ausdrücke des Pap. Burton i). „Ich gehe zur Ruhe in den Gefilden des geheimnifsvollen Bennu, ich [gehe zur Ruhe], wenn er sich der Tiefe vereint, ich gehe hervor, wenn er sich ver- einigt vor dem grofsen Gotte". Endlich findet sich die Redensart in den Sonnen-Lita- nien 2). Ein Erzeugnifs aller Götter ist der Todte und er kennt das innerste We- sen der Gottheit, das Gestern ist er und doch das Heute, das ewig sich verjüngende Princip ; er ist Horus, der grofse Gott, geworden und dabei Set geblieben ; nach der Jüngern Lesung, die aufkam, nachdem der Osiris-Kult allgemeine Verbreitung gefun- den hatte, ist er Horus, der Gegner des Set. Die ältere Auflassung der Sage zeigt uns noch das kürzlich von Bergmann herausgegebene „Buch vom Durchwandeln der Ewigkeit", das eine so hübsche Parallele zu unserem Texte auch im Ganzen bietet, dafs sich ein Abdruck der Übersetzung der betreflenden Zeilen (61 63) wohl lohnt; sie lauten: „Du (Osiris) fliegst nach den Adytis (sexem^-ii) der Tempel der Götter von Tatu, du fliegst auf über den Gebieten von Ab [W^^ ]■ du gehst vorwärts zum Tempel des Horus und des Set, du schlägst deine Feinde in Ha-t-ünnui-t (im Tempel der Fürsten)". Der ganze Passus bezieht sich, wie man sieht, auf den bennu, auch ohne dafs dieser namentlich genannt wäre. Aber nicht nur Horus und Set ist der Todte geworden, sondern zugleich auch Thot, der den Streit zwischen beiden, in ewi- ger Zwietracht entbrannten, Brüdern in Sehern entschied; dabei standen ihm zur Seite die ba-u An die Geister von Heliopolis, welche nach Tb. cap. 115 Ra, Su und Tef- nut, d. h. lauter solare Gottheiten, waren; darauf bezieht sich auch der Zusatz „bei denen die Überschwemmung ist", da ja die Nilschwelle gerade zur Zeit der gröfsten Hitze, von Juli bis Oktober steigt, und das Land befruchtet. In den folgenden Sätzen spricht der Todte des Weiteren aus, dafs er sich auch am heutigen Tage mit den an- deren Göttern erhebe, dafs er in ihre Mitte eindringe, dafs er sich erneue und ver- göttliche und im Strahlenglanze aufgehe. Endlich schliefst er damit, dafs er sich als Chunsu, den Zeitenordner, bezeichnet.

Wie man sieht ist der ganze Text klar und durchsichtig mit Ausnahme des einen Satzes: „Ich bin das Gestern unter jenen vier heiligen Schlangen beim Entstehen im Westen". Dieser bezieht sich aber vermuthlich in mysteriöser Weise auf die Schlan- gen, die im Westen entstandjen, um die Sonnenbarke nach Osten zu ziehu, so dafs der Todte also die Schlange von Gestern wäre, die im Westen entstand, und doch die Schlange, die heute von Neuem erscheint.

Ich glaube, dafs aus dem Texte deutlich hervorgeht, dafs sich der Todte hier als in die Gestalt der Morgensonne verwandelt darstellen will, nennt er sich doch selbst einmal Cheperä, Morgensonne. In tiefsinnigen Worten legt er dar, wie er das Heute sei und das Gestern, wie er nach seinem Tode doch von Neuem lebe, grofs ist das Geheimnifs seines Wesens und seines Entstehens, aber es ist ; als Horus,

1) bei Pierret, Et. eg. p. 89—92.

2) NavUle. Les litanies du soleil. pl. 16 1. 69—70, pl. 23 1. 72, pl. 33 1. 54. Texte 102.

.„p. Die Phönix-Sage im alten Aegypten,

als Licht<rott, hat er den Dä.non der Fmsternifs, den Set, besiegt „nd ,st dabei das Zwielicht des Mondes, das zwischen beiden Gegensätzen vermittetod avrftntt. Aber schon erhebt er sich frisch, göttlich und strahlend, die Zeiten ordnend, m Mitten

'^'' to'Ischlnfs an dieses ganz dem Phönix gewidmete Kapitel des Todtenbnches, ist es wohl richtig, die «hrlgen anf ilm bezüglichen Stellen dieses grofsen religiösen

Werkes zw besprechen. u t +

Hier kommt zunächst in Betracht cap. 13 1. 1 = 121 1. 1 = 122 1. 5 ; wo es heitst: Kapitel vom Eingehen nach dem Ansgehen des Osiris Aufänx- Worte: Ich gehe ein als Sperber, ich gehe heraus als lennu, als Morgengott, ich mache memen AV eg, ich preiset, in der schönen Amenthe, es sträubt sich das Haar des Osiris, wenn ich !h"te als Hnnd (d.h. treuer Begleiter) des Horus, ich mache meinen AV eg und p7e se Osiris." Auch in diesem Texte identificirt sich der Todte mit den Begle.teren des Ra beziehungsweise mit R. selbst; beachtenswerth sind dabei besonders die er- sten Worte. Hier hat freilich Anfangs die Bezeichnung des bennu als „Her fuau t,lB Morgengott, ein Mifsverständnifs «ranlafst, Brugsch >), der erste Entdecker der Iden- ütätvm, L„» und Phönix fand uämlich, dafs neter ,uau den Planeten \ enus b - zeichne und belegte diese Bedeutung durch unbestreitbare Argumente; allein er glaubte weiter in dem bennu den mythischen Ausdruck fiir den Planeten \ enus zu fanden. Doch hoffe ich, dafs unsere bisherigen Ausführungen gezeigt haben und noch weiter zeigen werden, dafs unter hennn vielmehr die Morgensonne zu verstehen ist. Lud in der That bestätigen selbst die von Brugsch angeführten Stellen unsere Behauptung; es wird näm- lich in Biban elMoluk der Planet Venus „der Stern der Barke des Bennu-0»n.' ge- nannt, d. h. also der Stern in der Sonnenbarke; die betreffende Barke heifst im Rames- sei , Barke des Bennu-0.irü^, und im örabe Setil heifst der Stern der Stern der Barke des Osiris«. Die Venus ward also als in der Barke des Bennu-O^ns, der Sonne, weilend gedacht, und das ist nur natürlich, da sie ja unnrittelbar vor -d- -^l;- Sonnenanfgauge zu erscheinen pflegt, also in Wahrheit dieses Gestirnes Begl itenn fst - An unserer Stelle heifst der iennu der Gott des Morgens, da die aufgehende Sonne den Morgen bringt und beherrscht. , , , , , « fl„^p„

Die ersten Worte: „Ich gehe ein als Sperber, ich gehe hervor als i«».." finden ihre vollständige Erklärung durch den Holzsarg der mep-J>er-t-. im Vatikan. ^ sieht man auf der Unterseite in der Mitte die Zeichenkombination von U, J und^ von 2 X 4 Cynocephalen, und Nepkthy. adorirt, während am Kopfeiide das Zeichen für ünendHchkeit, am Fufsende das für den heiligen Berg steht. Rechts von dem Mittelbilde sehen wir auf dem rothgemaUen ^^^^^^^ ^^2 auf der der Sperber sitzt, vor diesem steht * -g^ "U" 5> „i ^ »"' ' T«(« Links sitzt auf einer gleichen Standarte an Stelle des Sperbers der lennu n-^i. vt ihm steht die Legende: ^ O ^ ^ J :;r P- sei «», wenn er aiifgeht. Ahn- lich ist die Darstellung an der kifr dl (frabes 2 im südlichen AsasifJ). Hier s.eM man in der Mitte der sehr beschädigten Darstellung die Sonnenbarke , die als B^ und Tum adorirt wird. Ganz rechts stellt der Bennu, vor dem man liest: Er geh auf jeden Tag am Morgen, er befährt den Himmel als ", -ahrend links der

^T'^TiTm^G. 10, p. 650-3. 2) Lepsias, Denkm.m. 272a.

von A. Wiedemann, 101

Sperber sich bei den Worten: „Er geht ein in die Tuat, er leuchtet " findet.

Nur aus Mifsverständuifs steht wohl auf dem Sarg des Nes-j^unsu im Vatikan auf einem analogen Bilde dem bennu das Bild des Geiers der Mut gegenüber und auf dem Holzsarge No. 66G0 im British Museum Thot dem Horus. Diese Abbildungen und Inschriften sprechen deutlich. Es ist bennu der Name der aufgehenden, der Sperber (bak') der der untergehenden Sonne, beide stehen sich gegenüber als Sinnbilder des Abends und des Morgens, des Todes und der Auferstehung, wie ja die Sonne in ihrem Wiedererwachen jeden Morgen nach ihrem abendlichen Verschwinden den Aegyptern ein neues Leben nach dem Tode auch für den Menschen verbürgte.

An zweiter Stelle ist einzugehn auf Todtenbuch cap. 24 1. 1 2: „Ich bin Cheperä, der sich selbst erzeugt auf dem Beine seiner Mutter, um zu durchschreiten den Him- mel als bennu unter den grofsen Göttern. Siehe! ich habe mir verbündet die Zauber- worte an jedem Orte, an welchem er ist". Die ersten Worte beziehen sich hier auf eine Darstellung, der wir in den ägyptischen Texten sehr häufig begegnen und in der wir den Skarabäus -Käfer auf die Vulva der Nut^ seiner Mutter, die sich über ihn beugt, zufliegen sehen, um sich mit ihr zu vereinigen und dann von Neuem geboren zu werden. Die Vignette des Cap. 17 des Todtenbuches zeigt z. B. diese Darstellung, die nur auf wenigen Hypocephalen fehlt. In anderer Gestalt wird derselbe Gedanke ausgedrückt, wenn wir, wie besonders in den Deckengemälden der Königsgräber, die Sounenscheibe die Vulva der Nut bedecken sehn. Es ist eben eine Anspielung auf den ewigen Kreislauf der Natur: das weibliche Princip der Nut ist ebenso, wie das Weib überhaupt in den ägyptischen Göttertriaden, nichts anderes, als das Gefäfs, das dazu diente, um von dem alten Gotte den Neuen zu empfangen und zu neuem Dasein zu gebären; ein Gedanke, der besonders bei der ewig jungen Sonne sehr nahe lag. Diesem Cheper, der Morgensonne, wird auch der bennu gleichgestellt, er ist dieses Wer- den, das sich selbst erzeugte, und weilt unter den 9 Göttern beim Aufgange der Sonne.

Endlich haben wir noch Todtenbuch cap. 64 1. 15—6 und 1. 21 zu betrachten^), wo wir an erster Stelle lesen: „Ich bin der Gott des Hauses in seiner Fülle. Er kommt A'on Se-^em nach Heliopolis, um zu zeigen dem bennu die Dinge der Unter- welt. Oh du, der du bestehen läfst dort die Geheimnisse, schafl'end Formen, gleich- wie Clieper, hervorgehend als Sonnenscheibe über dem Anta -Weihrauch". Es war in Se-^em, wo die Götter Osiris, Horus und die Fürsten der Götter regierten; in der Nacht, in der man hier die Opfergaben auf dem Altare niederlegte, erglänzte der Sarg des Osiris, d. h. der Gott erwachte zu neuem Leben, da eilte er nach Helio- polis, um als bennu aufzuerstehen und diesem gelten die folgenden Anrufungen ; er ist der Herr der Geheimnisse imd schafit sich Formen, gleichwie Cheper^ die Morgen- sonne, mit der er identisch ist ; er geht hervor als Sonnenscheibe über den Weihrauoh- körnern. Diese letzten Worte sind bei Weitem die interessantesten der ganzen Stelle, besonders, wenn wir sie mit einer anderen mythologischen Vorstellung der Aegypter zusammenhalten. Nach dieser letzteren, welche im Tb. cap. 109 1. 3 ausgesprochen wird, entstand die Sonne in einem Nehet, d. h. einem Sykomoren-Baume; dieselbe Lehre drückt eine Vignette des Pap. Louvre 3092 aus, in der wir den Todten einen gelben

^) Vergl. Guieysse, Rituel funeraire egyptien. Chapitre 64.

Zeitsclir. f. Aegypt. Spr. Jahrg. 1378- 14

102 I^iß Phönix- Sage im alten Aeg}-pten,

Baum mit grünen Blättern, über dem sich die rothe Sonnenscheibe erhebt, adoriren sehen. Im Pap. Louvre 3865 p. III 1. 6 7 finden wir andererseits den Satz: „Ich bin die Seele des Horus, es entsteht eine lodernde Flamme, wenn sie hervorgeht".

Diese drei Angaben vereint sprechen eine der Hauptlehren der griechischen Phönix- Sage aus. Auf einem Baume, aus Weihrauchsköruern und aus lodernder Gluth lassen auch die Klassiker ihren Phönix entstehen, nachdem er den Sarg seines verbrennenden Vaters verlassen hat ; während sein altes Ich vergeht, entsteht sein neues aus Feuer- flammen.

Die zweite Stelle im Capitel 64 bringt uns wenig Neues , sie sagt : „Der bennu ist niedergeworfen auf den Rücken über den Feinden, Horus giebt ihm sein Auge, um zu erleuchten die Erde". D. h. die Sonne von Gestern ist den Mächten der Finsternifs zum Opfer gefallen, allein die Gottheit läfst sie nicht untergehn, sie giebt ihr ihr eigenes Auge, ihr eigenes Licht, damit sie von Neuem der Erde Helligkeit und Glanz spenden könne.

An diese auf den Bennu bezüglichen Stellen im Todtenbuche können wir füglich sein Auftreten in den so genannten mythologischen Compositionen knüpfen, welches zwar nicht von solcher Bedeutung, wie das im Todtenbuche, aber immerhin häufig genug ist, um besprochen zu werden. Diese mythologischen Compositionen, welche sich in den Museen ziemlich häufig fiudeu, beruhen nicht, wie das Todtenbuch oder das Am-tuat auf mehr oder weniger ausgedehnten Copien eines und desselben Urtextes, sondern es sind freiere Behandlungen des gesammten, auf deu Sonnenlauf bezüglichen Theiles der ägyptischen Religion in Bildern, welche meist nur von wenigen Text -Worten und erklärenden Legenden begleitet zu sein pflegen. Ich dem Pap. 158-61 der Pariser

Bibliothek fand ich als ihren Titel ^li ^\ <=>^_]L ~j^ „das Buch von dem,

was da ist in der Tiefe"; aber trotz dieser Titelgleichheit mit den gewöhnlich als ^m- tuat bezeichneten Texten bieten sie doch keine Ähnlichkeit mit diesen dar. Um Ver- wechselungen vorzubeugen, ist es daher vielleicht besser, trotz dieser Entdeckung des altägyptischen Titels des Buches, es weiter als Mythologische Composition zu be- zeichnen, um so mehr als dieser Titel den Inhalt luid die Art des Werkes auf das Schlagendste bezeichnet. Die meisten der betreffenden Texte von denen bisher noch keiner publizirt worden ist entstammen der Zeit der thebanischen Dynastien von der 18ten bis zur 21ten, nur wenige sind jüngeren Ursprunges und von älteren hat man bisher keine Spur gefunden. In den Texten werden uns theils einzelne Götter als den Todten Gaben an Trank und Speise verleihend vorgeführt, theils ganze Bilder aus der Unterwelt mit ihren Dämonen gezeigt, unter und neben diesen erscheint öfters der bennu, vor allem in folgenden Papyris.

In dem schon oben citirten Pap. 158 61 der Pariser Bibliothek steht er an zwei- ter Stelle, hinter „jenem Gotte, dem Herrn der Tuat^, und seine Legende lautet: „er giebt alle guten und reinen Dinge, von denen die Götter leben, dem Osiris, dem Prie- ster des Amo7i in Apet-u, Pa-ser, dem Gerechtfertigten vor den neun grofsen Göttern in Cher, er, der Gott aller Götter und Göttinnen der Amenthe.

Besonders beliebt ist eine andere Darstellung, die mir bisher in fünf Papyris von Priestern, bez. Priesterinnen, des Amon begegnet ist, nämlich in den Papyris London Sams. 15 und 26, Berlin 1458 und 1459 und Louvre I. 3. In diesen sehen wir den Todten adorieren und einer geflügelten Gottheit, welche einen bärtigen Schlangenkopf

von A. Wiedemann. lOS

besitzt, auf dem sich die Feder der Wahrheit, nud im Louvre- Exemplar, die Osiris- Kroue erhebt, opfern; der Pap. Berlin 1459 bezeichnet dieselbe als „den grofsen Gott, den Herrn der Tuat, den Geheimnifsvollen". Dahinter sitzt eine kleine Figur mit der Feder der Wahrheit auf dem Kopfe vor dem stehenden bennu, hinter dem ein Skarabäus auffliegt. Dann folgt das Herz mit dem auf diesen Körpertheil bezüglichen Todtenbuch- Kapitel, und wird von einer Gottheit ohne Kopf, die in den Händen die Zeichen ff. -4-. j und ';3>' trägt, adorirt; dies ist die Göttinn Che/t-her, die Herrin ihres Landes ; ihr folgen die vier Todtengenien und s. f.

In dem schönen Pap. Louvre I. 2 wird der bennu unter der Reihe der Tuat- Götter nur bildlich dargestellt, er trägt hier die Widderhörner und die rothe Sonneu- scheibe auf dem Haupte. Ohne weitere Legende tritt or dann auf dem Sarge des But-Amen in Turin, der gleichfalls mit mythologischen Compositionen bemalt ist, auf. Auf einem prächtigen Sarge im Louvre, dem des Sufi-mes, desselben Mannes, dessen schönes auf der Pariser Bibliothek aufbewahrtes Todtenbuch Guieysse und Lefebure herausgegeben haben, spricht „bennu, der grofse Gott" : „Ich bin der ben>iu, der sich selbst erzeugt, der da giebt Weihrauch dem Osiris Sidi-mes'^ : eine ähnliche Legende trägt der Sarg der Tent-Amon in Berlin.

Ausführlich und klar ist der Pap. Louvre 1. 1., in welchem unmittelbar auf das Eingangsbild, in welchem der Todte, der Schiffsvorsteher Ämen-em-sa-f Ra am Horizonte adorirt, der folgende Text mit der ihn begleitenden Abbildung folgt: „Kapitel vom Preisen den i?«, den grofsen Gott in seiner Schlange, in seiner Barke, durch den Osiris, den Obersten der Fährleute Ämen-em-sa-j\ den Verstorbenen. Dieser spricht: Preis sei dir Ra; gepriesener Gott (Hor-hekenu) in deiner Schlange, Atum, der du fp^^f ^'Honor.oU., öenm,, grofsev Gott (fj-^lXy^äoJT^ ^^1 0 >^ 1 )' ö^bet den Himmel meiner Seele, die Lnterwelt meinem Köi-per, öff- net meine Nase deiu Nordwinde, lasset schreiten meine Beine, ebenso Avie ich erfasse mein Herz; gebt ihm Fülle au Opferbroden auf dem Altare des Ra an allen Festen der Unterwelt, soviele ihrer da sind, ewiglich".

Dann folgen zwei Bilder über einander, in dem ersten sehen wir hinter einem Altare den sperberköpfigen Ra, die Sonnenscheibe auf dem Haupte, das Zeichen des Lebens auf den Knieen, sitzen, über ihm liegt eine Schlange, nach der eben übersetzten Inschrift die Jl/tf/?<'«-Schlange, die getreue Begleiterin der Sonne bei ihrer Tag-, ebenso wie bei ihrer Nacht-Fahrt ; als Ra in seiner Meli en-Schlange wird denn auch der Gott bezeichnet. Danmter steht „ben7iu, der grofse Gott, der Herr des Himmels" auf seinem Haupte die Osiriskroue, vor sich eine Opfergabe, hinter sich eine Pflanze, habend.

Als letzter Text bleibt uns noch der Papyrus der Pallakide des Amon-Ra Tent- Ämen, No. 170 3 der Pariser Bibliothek zu besprechen übrig. In diesem tritt die den be)inu enthaltende Darstellung nicht wie bisher, am Anfange, sondern in der Mitte des Papyrus auf. Wir sehen einen grofsen See, der mit Flammen, feurigen Köpfen und Missethäteren erfüllt ist, und in den zwei Gottheiten von Neuem Feuer schleu- dern; über diesem Pfuhl der Hölle steht eine kopflose, mumienförmige Gestalt, die eine Barke mit der Sonnenscheibe trägt, rechts und links davon sehen wir den bennu stehen, zu dessen Füfsen ein Skarabäus sich erhebt. Das Ganze stellt, wie analoge, mit Beischriften versehene, Texte darthun, die Morgensonne dar, welche aus den nächtlichen Schrecknissen zu neuem Leben am Himmel emporeilt,

14*

104 I^i^ Phönix- Sage im alten Aegypten,

Fassen wir zusammen, was wir aus diesen mythologischen Compositionen von dem hennu erfahren, so erhalten wir folgendes Resultat. Der beniiu ist der Gott aller Götter und Göttinnen der Amenthe, bezeichnet symbolisch die Auferstehung, trägt die heiligen Zeichen des Osiris, ebenso wie des Ra, er erzeugt sich selbst, ist Atum, der entsteht über Heliopolis, und wird endlich mit der aufgehenden Sonne in Verbindung gesetzt. So ist er denn in seinen Funktionen eine Art Essenz des Ra und verdient den Namen „bennu, die Seele des i?a", den ihm ein Leydener Monument i) giebt, ebenso wie den Titel „das Herz des erneuten Ra^', wie ihn ein Skarabäus ^) nennt. Er ist eben, nach dem Ausdrucke des Pap. Busca „der hennu des Ra'-^^ in demselben Sinne, wie er, wie wir oben sahen, der hennu des Osiris ist.

Die Abbildungen des hennu auf Papyris und Monumenten brauchen wir hier kaum noch einmal zusammenzustellen, da wir sie schon im Verlaufe unserer Behandlung der Angaben der Inschriften und Bildertexte über unseren Vogel betrachtet haben ; es erübrigt uns somit nur hier einige plastische Darstellungen des Thieres zu erwähnen und daran eine Beschreibung desselben zu knüpfen. Eine Bronzefigur des Vogels, die aus alter Zeit stammt, besitzt das Museum des Vatikans ; zwei andere Statuen in derselben Sammlung sind römischen Ursprungs ; die eine von diesen zeigt den Phönix auf einer Palme sitzend ; bei der zweiten sehen wir einen Scheiterhaufen , aus dem die Flammen hoch emporschlagen, aus ihnen erhebt sich stolz in Gestalt eines Adlers der Phönix; noch hängen seine Federn mit den Flammen zusammen, aber bald wird er sich von ihnen lösen und dem Himmel zufliescen. Ganz besonders häufiar finden sich altägyptische Gufsformen, welche dazu dienen sollten, ausgegossen die Gestalt des hennu zu erzeugen; mehrere Exemplare solcher Formen finden sich in Berlin, andere in London, Paris, Florenz, Bulaq, Leyden, u. s. w. ; ein Florentiner Exemplar ist be- sonders hervorzuheben, da es uns den Phöuix noch im Eie zeigt, aus welchem nur der Kopf des Vogels mit den beiden langen Federn hervorschaut.

Der Vogel selbst ist, wie Lepsius 3) nachgewiesen hat, die ardea cinerea oder wohl besser purpurea, ein Wandervogel, der den Sommer im Norden, den Winter im Süden zuzubringen pflegt; charakteristisch ist für ihn, wie für alle Reiherarten, das Federpaar am Hinterhaupte und der auf den Denkmälern oft sich findende Feder- büschel auf der Brust. Von einer absoluten Consequenz in der Färbung des Thieres ist auf den ägyptischen Monumenten leider keine Spur zu finden, so dafs es uns nicht W under nehmen darf, wenn ihm Herodt H. 73 als goldfarben und roth bezeich- net, einzelne Papyri dagegen schwarz malen; eine Sicherheit für Farben angaben für Vögel oder andere Naturgegenstände dürfen wir bei den Aegyptern eben nicht erwarten, am allerwenigsten in religiösen Texten, die sich ganz besonders durch Unkorrektheit nicht nur in Detailfragen vor allen anderen Schriftstücken auszeich- nen, eine Thatsache, welche das Verständnifs dieser schon an und für sich schwie- rigen Compositionen noch mehr erschwert, ja bisweilen fast vollkommen unmöglich macht. Eines mufs aber bei der Beschreibung des hennu noch hervorgehoben wer- den, was in der klassischen Litteratur einen starken Nachklang findet; im Todten- buche cap. 77 1. 3 heifst es nämlich von dem schönen Goldsperber: „Sein Kopf ist wie

*) Leemans. Mon. egypt. pl. 94. No. 270b.

2) Wilkinson. M. e. C. II Ser. PI. 75. 3) Aelteste Texte p. 51.

von A. Wiedemann. 105

der des hennu^ es naht sich die Sonne, um seine Worte (seinen Gesang) zn vernehmen." Und ähnlich sagt der als pantheistische, alles leitende, Gottheit gedachte Todte cap. 145 1. 77: „Ich lasse hervorgehen den ben?iu, um zu reden". Dieser Gesang des Phönix, den Hcrodot nicht erwähnt, findet sich schon bei dem hebräischen Dichter Ezechiel (um 200 v. Chr.) als sehr bedeutsam aufgeführt, und bis in das späte Mittel- alter hinein hören wir ihn preisen und rühmen.

Zum Schlufse noch ein Wort über den Namen selbst des Voffels J ^^ hennw.

° {0/1

seiner grammatischen Form nach ist dieses AVort eine Substantivbiidung von einem Stamme J hen durch angehänsTtes nu, wie sie bei den auf n auslautenden AVurzeln sehr gebräuchlich ist, so hat man ten zählen imd tennu Zahl, ken bezwingen und kennu Kraft, sehen mischen und sehennu Mischung, men feststellen und mennu Bauwerk, an schreiben und annu Schreibtafel, ren nennen und rennu Name, u. s. f. Die Wurzel J bedeutet: sich wenden, umwenden, sich winden, kreisförmig Gewun- denes; demnach bezeichnet -^ dasjenige, was sich umwendet, zurückkehrt, emen

Kreislauf ausführt ; und diese Bedeutung liegt der Notiz des Horapollo I. 35 zu Grunde, dafs der Phönix einen nach langer Zeit Zurückkehrenden bezeichne.

Dieser Sinn des Wortes hennu erkläi't uns auch den Ursprung der ganzen Sage vom Vogel Phönix. Für die alten Aegypter beschrieb die Sonne einen Kreislauf und erhielt daher den Beinamen hennu., die Zurückkehrende. Nun traf es sich aber, dafs hennu auch der Name eines Wandervogels war, der regelmäfsig verschwand und wieder- kehrte imd so erklärte man diesen für der Sonne heilig luid eine ihrer Manifestationen. Die Rückkehr der Sonne geschah am Morgen und so ward der hennu das Symbol der Morgensonne.

Von dieser Idee aus ging man dann weiter, die Sonne erzeugte sich selbst von Neuem, also auch der hennu., er vereinigte Tag und Nacht zu einem Ganzen, bildete und leitete die Zeit in geheimnifsvoller, heiliger Weise, jeden Morgen erhob er sich unter Sphärenmusik und jubelnd ertönten ihm die Gesänge der Götter und Menschen. Bei seiner Geburt loderte der Himmel in hoher Gluth, im Feuer ward die neue Sonne geboren und aus den erlöschenden Flammen der Morgenröthe flog sie neugeboren den Himmel hinan. „Preis wird ihr in dem Tempel, wenn sie sich erhebt aus dem Flammen- hause, alle Götter lieben ihren Geruch, wenn sie naht aus Arabien, sie ist die Herrin des Thaues, wenn sie kommt von Mat'au, schön naht sie aus Phönizien, umschwärmt von den Göttern". Jedes dieser Worte des Bulaqer ^/>io« -i?a- Hymnus ^) pafst auf den Phönix und seinen Zug nach Aegypten, wie ihn die Klassiker in Hellas und Rom schildern; auf Blumen und Weihrauch entsteht der heilige Vogel, aus Arabien naht er sich, in Heliopolis wird er geboren, die Götter lauschen seinem Gesang. Kurz in Allem und in Jedem entspricht der altägyptische hennu., ein Symbol der Morgeusonne 2), dem klassischen Phönix.

Auf die Fortbildung der Sage bei Griechen, Römern und Orientalen einzugehen, ist hier nicht der Ort, ebenso wenig, wie des Näheren die Frage über die sogenannte Phönix-Periode von 500 Jahren zu erörteren, von welcher sich bis jetzt auf den ägypti-

1) p. II 1. 3—5.

-) Auch Horapollo I. 34, Plinius X. 2, Tacitus. Ann. VI. 28, u. s. w. nennen den Phönix ein Symbol der Sonne oder der Sonne heilig.

106 Osiris- Bacchus,

sehen Denkmälern keinerlei Erwähnung gefunden hat, um so weniger, als wir im Bezug auf diese letztere Nichts thun könnten, als die mustergültigen Ausführungen wiederholen, welche Lepsius über dieselbe in seiner Chronologie gegeben hat. Leipzig, 25. Dezember 1878. Dr. A. Wiedemann.

Osms - Bacchus.

(Avec la planclie VI.)

Lorsque les Grecs et les Romains se trouvaient en presence des divinites etran- geres, il semble qu'une de leurs preoccupations constantes ait ete de les identifier avec les dieux dont ils avaient peuple leur propre ciel; c'est ainsi que pour les Grecs Amen le dieu supreme de Thebes et Khuoum le dieu d'Elephantiue devinrent Zeus; Ptah de Memphis, Hephaistos; Hathor, Aphrodite etc. Une inscription des cataractes nous a transmis une liste assez curieuse de ce genre d'assimilation. C'est un proscyneme, trouve dans 1 ile de Sehel et adresse Xvoußet rw xat 'Ajujucdw, Zarst r-j^ nal Hpa, 'Avovasi

TV] KUl EoTia, IlETSjUTrajUEVTEl TU) KUl AlOVllVu." , UeTEVarlrEL TU) Xai KpOVW, IlETEl/CryjVEt TU» HUI

'Epjj.sT 2-EoTc, jjisyd'Kcig xal roTc, ciWoig toic, Im tov KarapdyiTov daifJLoaiv ^). Mais lorsqu'on veut se rendre compte des motifs de ces sortes de rapprochements, il n'est pas toujours facile d'y reussir. On comprend bicn que ^\ '^ et M I | | | Jinoum

et Amen-Rä suten neterou^ Ammon le roi des dieux, aient ete confondus ensemble par les Grecs (xvovfizi rw xal "AnfxwvL) et puis assimiles ä Zeu?, le maitre de TOlympe, parce qu'ils etaient en eft'et les chefs des divinites de deux grands temples de TEgypte et des plus celebres chez les peuples etrangers: mais on ne voit pas ä preniiere vue pourquoi, dans l'inscription de Sahel, comme ailleurs, lT£T£/j7rajU£VT>55 , „celui qui est dans TAmenti", c'est a dire Osiris, est assimile a Aionaoc,^).

Theodule Deveria a essaye de justifier ce rapprochement ^) en montrant que sur plusieurs steles Osiris est place sous un naos ou mieux encore sous une espece de treille 'jöör a laquelle sont suspendues des grappes de raisins; que d'autres fois on distingue parmi les ofirandes qui lui sont presentees, des grappes ou des corbeilles de fruits qu'il prend pour des raisins noirs. Mais il n'avait pu d'ailleurs apporter aucun texte a Tappui de sa these. J'ai eu au contraire le bonheur de rencontrer dans la riche collection de M. Tabbe Dcsnoyers, d'Orleans, un bronze*) qui me parait propre ä jeter une grande lumiere sur l'identification d'Osiris et de Bacchus.

Osiris est nu et debout; il est coiffe dun bonuet ä longue pointe rejetee en ar- riere; une echarpe lui traverse la poitrine, sur son dos il porte une sorte de hotte employee ä faire la vendange; dune main il pose un doigt sur sa bouche et de Tautre il s'appuie sur un cep de vigne auquel pend une large grappe; sur ce cep s'enroule un serpent uraeus, la gorge enflee, la tetc surmontee d'un disque. A droite d'Osiris est un chacal assis; a gauche, un epervier S^, coiffe de la couronne blanche /); ä ses pieds une grenouille(?).

^) Apud Letronne, Reclierclies pour servir a lliistore d'Egypte, p. 341.

2) cf. Diodorus Sic. Bibl. bist. § 15.

^) Musee de Lyon, p. 16. *) Voir la planclie II, fig. 1.

par Aug. Baillet. JQJ

La preseuce du chaeal et de l'epervier, animaux symboliques reprcseutaut Auubis et Ilorus, le geste si connu du personnage portant le doigt a la bouche, et aussi Tassociation de Turaeus a ce groupe, ne laissent aucun doute sur le caractere tout egyptien de notre representation. Notons encore que les emblemes cites par Th. De- veria se trouvent sur des monuments funeraires, et qu'Osiris est souvent represente la figure et les mains noires^) par allusion ä son role funeraire et aux miorations de V-Xme dans Theinisphere inferieur. Aussi je ne doute pas que le bronze dont je parle ne soit un ex-voto trouve dans une tombe.

Comme Deveria, je n'ai longtemps trouve aucun texte qui fit allusion ä cette

singuliere representation, mais je pense mainteuant en avoir rencontre qui s"y rappor-

tent mauifestement. Au Rituel d'embaumement 2) apres diverses prescriptions a

accomplir en souvenir des ^trente-six dieux en compagnie desquelles Tarne se manifeste

au eiel superieur et des treute-six nomes dans lesquels Osiris prend ses formes locales"

le texte ajoute: ^^wf^ ^ ^S^^^]^^=^-^^^ .Her une

<=> WJ <=> ^ -^ I ü ö I ^ I I I <=> Will gousse de la plante menes et des pampres, une seule pour la main gauche avec

ce foin nouveau, parce que le pampre c' est Osiris h '^ '^ ri f)

Le mot vi repond parfaitement, comme le fait observer M. Maspero, au

copte ni e^AcooTi, que Peyrou traduit: rami palmae vel vitis in quibus sunt daetyli adulti et uvae. Dans le passage en question du Rituel d'embaumement, M. Mas- pero adopte le sens „palmes". Je pense que le bronze de M. Desnoyers Ton voit Osiris appuyer la main gauche sur le pampre, rend certaine Tinterpretation diflfe- rente que je propose du mot vX .

Je rappellerai aussi que dans les textes relatifs au mythe d"Horus, le vin est mis en rapport avec ce dieu, et par suite avec son pere Osiris, car „il symbolise, selou Plutarque, le sang des adversaires vaincus par les dieux 3).«

Ce sujet etait peut-etre traite plus souvent qu'on ne l'imaginerait, car je retrouve, dans la coUection de M. Desnoyers, deux tetes qui ont une grande analogie avec celle de notre groupe 3). Sur Tune le bonnet se termine pareillement par un corne recour- bee en arriere et de la chevelure sortent deux autres cornes qui sur loriginal pa- raissent tronquees; sur Tautre le bonnet s'evase de chaque cöte de la figure et forme deux cornes ou oreilles sur les tempes.

^) Par exemple au Papyrus funeraire de Soiitimes, edition Lefebure.

2) Titre donne provisoirement a ce livre par M. Maspero (Papyrus du Louvre, p. 16 et 51), jusqu'a ce qu'il ait ete verifie si l'exemplaire de Vienne ne donne pas le vrai nom (cf. ibid. p. 17). Je ne sache pas que la verification ait ete faite et publiee. Je n'ai pas non plus retju de reponse a la communication que j'ai faite (Melanges d'archeol. egyptienne 1876 p. 98) au sujet des Canopes du basilicogpammate, scribe des nefer et du tresor Nebsmen, et d'un papyrus funeraire portant sur un vase le cartouche Bä-men-^eper. Un echange de renseigne- ments entre egyptologues en ces occasions me parait des plus desirables. En ce qui touche la demande de M. Maspero, en attendant la verification a faire ä Vienne, je dirai que le titre du Livre d'embaumement pourrait bien etre ^ ^=5^ ö 1 X ^=^ cite dans une inscrip- tion d'Esne (Dümichen, Recueil IV, pl. XXII c. 129). Le texte que je cite est h la page 11 ligne 11 du papyrus III de l'edition des Papyrus de Boulaq par Mariette-Bey.

^) Voir planche II, fig. 2 et 3.

jQg Osiris-Bacclius, par Aug. Eaillet.

La rondeur des contours de ces trois figures iiidique un travail de Fepoque ptole- maique, et ces trois petits monuments prouvent qu'a cette epoque, Tassimilation entre Osiris et Bacchus n'existait pas seulement dans des idees theologiques mais qu'elle etait meine completement adoptee dans le doinaine des arts.

Je ne veux pas abandonner ce sujet sans parier d'un donte qui peut s'elever sur l'identification que j'ai proposee. Le geste de la figurine semble, ä premiere vue, de- signer har pa ;)(;rud, Horus l'enfant, Harpocrate, et j'aurais pu m'arreter ä l'iden- tification d'Horus et de Bacchus, en m'appuyant alors sur le texte du Mythe d'Horus. Ce pendant j'ai ete induit a prendre le bronze Desnoyers*-pour un Osiris, surtout par les considerations suivantes: que c'est Osiris et non Horus que les Grecs assi- milent k Bacchus ; qu'aux pieds de la figurine sont places un chacal et un epervier c'est-ä-dire Anubis et Horus; de sorte que si la Statuette est Horus, celui-ci serait represente deux fois, ce qui n'etait pas dans Tusage des Egyptiens ; car si les Grecs avaient pour habitude placer aupres d'un dieu lanimal qui lui etait consacre, il n'en etait pas de meme chez les Egyptiens. On donnait au dieu egyptien pour tete celle de lanimal qui le symbolisait ou bieu on le remplafait par l'animal lui-meme.

Si ma conjecture parait hazardee et non appuyee de preuves süffisantes, mes con- freres apprecieront la difficulte du sujet, et je ne reclame aupres d'eux que le merite de leur avoir fait connaitre trois petits monuments interessants d'Osiris ou d'Horus.

Si je voulais chercher la periode precise ä laquelle appartiennent ces trois figu- rines, je la ferais descendre jusqu'ä Ptolemee V Epiphane, car ce n'est qu ä partir de ce roi, ainsi que l'a demontre M. Revillout ^), que les conquerants, inaugurant une po- litique nouvelle, s'efforcerent de se faire passer pour rois indigenes. Ce dut etre alors aussi que se revela la tendance dassimilation entre la religion et les dieux de la Grece et de l'Egypte. Aug. Baillet.

Neue Funde griechischer Papyrusrollen in Aegypten.

Bis auf die Eroberung Aegyptens durch die Araber und über diesen Zeitpunkt hinaus haben sich griechische Manuscripte erhalten, da noch lange Zeit für die Kanz- leien die griechische Sprache in Übung blieb.

Dafs die Menge dieses Materiales noch lange nicht erschöpft ist, zeigt eine An- zahl von erst jüngst gemachten Funden, deren Erwerbung dem deutschen Consul in Cairo H. Travers gelang, indem er dieselben für das Berliner Museum bestimmte. Mir war die Einsicht derselben in zuvorkommendster Weise gestattet, und ich halte es nicht für unzweckmäfsiü; darüber vorläufig einige Mittheiluna-en zu machen.

Die Papyrusstücke, welche durch die Barbarei der Finder vielfach in schlimmen Zustande sich befinden, stammen aus zwei gröfseren Funden in Medinet el Fayüm und in der Kähe von Mitrahenne, dem alten Arsinoe, beziehungsweise Memphis. Die an ersterem Orte gefundenen sind aus der Zeit des Überganges nach der Eroberung durch die Araber und enthalten Rechnuugslisteu in griechischer und arabischer Schrift.

Besser erhalten sind zwei Stücke der an letzterem Orte ausgegrabenen Hollen. Diese gehen in römische Zeit zurück und sind Einnahms- und Ausgabeverzeichnisse mit

^) Revue archeologique 1877.

Neue Funde griechischer Papyrusrollen in Aegypten, von A. Bauer. 109

amtlichen Vermerken aus der Zeit der Kaiser Valerianus und Gallienus (253—260 p. Ch.), sie sind in griechischer Cursive geschrieben und analog den von Letronne publicirten Proben eines früheren jetzt theilweise im Louvre aufbewahrten Fundes in Memphis, welcher unter anderem auch Listen aus dem Jahre 233 p. Ch. zeigte.

Diese Rechnungen waren gerollt und zwar ist das gröfste der erhaltenen Stücke, das auf beiden Seiten beschrieben ist, der Anfang einer solchen Rolle, die in Spalten getheilt war, von denen die drei ersten fast vollständig erhalten sind (denn soweit ist der obere und untere Rand der Rolle erkennbar) , während die folgenden vier von oben nach unten immer mehr zerstört sind, so dafs von der letzten nur Reste der Schlufszeilen übrig sind. Die äufseren Lagen der Rolle nämlich sind von Wür- mern zerstört, deren Thätigkeit also nicht möglich macht die ursprüngliche Länge zu bestimmen. Dem entsprechend fehlt der Anfang des Textes auf der anderen Seite und die Spalten werden gegen das Ende zu immer vollständiger. Dazu stimmt, dafs die drittletzte und letzte Columne der Rückseite eine Reihe von Nachträgen einer an- deren Hand enthalten.

Der Hauptsache nach sind jedoch beide Seiten von je einer Hand geschrieben und inhaltlich, wie man wol aus den Namen schliefsen kann, nicht in dem Zusammen- hang, dafs eine die Fortsetzung der anderen sein mufs. Die untere Länge des Pa- pyrus beträgt 80 Cm., der obere Rand ist bis auf 42 Cm. erhalten, die Höhe der Rolle beläuft sich auf 23—25 Cm.

Die Seite, deren Anfang erhalten ist, zeigt eine flüchtigere Hand als die andere; die erste Spalte trägt Vermerke von drei Schreibern, während der übrige Text von einem vierten herrührt. Die erste Zeile ist der Übertrag einer Summe, darunter steht; avTonparop\wv] Kaiaapwv /Tou7rX[iou] [ Xiniwiov ov[ak'\epLavov y.ai 7vcvti\\iov \i\ xiv[vi]oTJ | ovaXspiavov

yoKkLYivcv I asßaa-Twv fxe[ao]pyi d\ Hiernach folgt von einer anderen Hand

avpr^ .... WwvLcg mit einer Zahlenangabe und in der nächsten Zeile in sehr flüchti- ger Schrift, wie mir scheint, derselbe Name. Weiter hat in dieser Columne nichts

gestanden. Dies sind wie man aus der folgenden sieht Vermerke etwa von Revisoren,

f ?? ? ?

denn diese beginnt: Tvapa avpriKiov küvXKwvlov ^avTLarov avarw | ).cvog apyvpiy.ov \ri\x\xa toüv

y.a.L avakwfjLUTwv und enthält dann eine ebenfalls genaue Datirung aus dem Monate Me- sori unter Valerians und Gallien's Regierung, mit eo-tl de wird dann die Spezifizirung der Posten begonnen.

Einzelne derselben, wie sich im Folgenden zeigen wird, machen mir unzweifelhaft, dafs es Rechnungen offiziellen Charakters, also der kaiserlichen Finanzbehörde in Aegypten sind. Das Interesse welches diese Urkunden zu erregen geeignet sind, mufs als ein mehrfaches bezeichnet werden. Wenn man auch bei der unvollständigen Erhaltung des Fundes (allerdings tritt zu den beiden erwähnten grofsen Stücken noch eine gute Anzahl gröfserer und kleinerer Fragmente) auf einen Einblick in die Finanz- verwaltung Aegyptens unter den beiden genannten Kaisern wird verzichten müssen, so bleiben doch Preisangaben von Lieferungen und Erträgnissen genug, die sich fest- stellen lassen: Xaxava Gemüse, opoQog Kichererbse, ax^pov Hülsenfrüchte, oKvpr^ Durra, 'i|/cJvtov oxpupidtov Zukost, x°P'^°9 Heu, Tvpog akvxo^ gesalzener Käse, TriVarj Pech, nvpog Weizen u. a. m., deren rtju»), Schätzung, angegeben wird. Dazu kommen die Namen, wie zu erwarten, sowol echt römische {XovKLog, ovfxfxCdiog rißspsivo;^ nuTrsiptoc,)^ griechische

Zeitschr. f. Aegypt. Spr. Jahrg. 1878. 15

110 Neue Funde griechischer Papyrusrollen in Aegypten, von A. Bauer.

(Xvyiapvjov, wpiyivrjg xvpiXXu', aspduiog ripa-ZKiidr^c, m-Zkriroc, u. S. w.) endlich altägyptische in griechischer Transcription (na^ip\icväioc„ IjjlovS'ioc,, aapaniwv, vex^^F'^^ xoXkov2-ag, xpsvS'a.riffic, dvovßavLwv Xbvüvlöov, TrpwTiuuv u. s. w.). Auch an geographischen Angaben fehlt es nicht (aKwpig, (|)cük£i't7];). Dafs diese Verzeichnisse von Einnahmen und Ausgaben (Xi^'j^juara y.a\ dvakwixa.Ta') sich nicht auf eine Privatperson beziehen zeigen Angaben wie ; \\)tv^dY.ai vn\p dvviovi^q, ypufj-fj-aiLKov TiXiiag aTtvx^jg, cxpuoviac, vnofxvrjfJLaToypdcpw yjjuspag 3-, TrpiMTapxwvL dc- üXrimd^ov piqTopoc, vrobei immer der abgeführte Betrag angegeben ist.

Endlich ist die Rolle, da sie sicher datirt ist von paläographischem Interesse und besonders die zahlreichen Zahlenangaben sind in dieser Beziehung v^erthvoll.

Das zweite gröfsere Stück ist in weniger gutem Zustande, gleichfalls von mehre- ren Händen aber nur auf einer Seite beschrieben. Es enthält vmter anderem folgende Angabe: . . . tote apxLcic, dia |u>]vtat[o]u(|>ap | juoaS-i rov svsaTwrog 15 ] utto .... rov ^ieXt]- Xv3-0Tcc, 3^s I Tcv xvpiov yaXkLT^vov Kaiaapog \ orjßaaTov vnsp aXkwv tottwv \ nvpov (^'o^t'^tOj folgt eine Zahlenangabe Tßwacr.

Diese vorläufigen Angaben, deren Unvollständigkeit der Zweck dieser Anzeige und der Mangel an Hilfsmitteln entschuldigen möge, werden vielleicht doch einer künftigen Edition der Handschrift nicht ohne Nutzen sein, und da sie aus erster Hand gemacht sind für die Beurtheilung des Ganzen nicht ganz werthlos sein.

Cairo, 11. April 1878. Adolph Bauer.

*

über Theilgewichte der babylonischen Mine und deren Bezeichnung.

Durch die Tafel von Senkereh, auf welche bereits durch George Smith die Auf- merksamkeit der Leser dieser Zeitschrift gelenkt war, und welche dann von seither dem Herausgeber in einer besonderen, ausführlichen Abhandlung^) behandelt und scharfsinnig erläutert ist, sind wir unter Anderm über die Bedeutung mehrerer Werth- zeichen aufgeklärt worden, welche zwar den Assyriologen schon länger bekannt waren, ohne dafs aber über den näheren Sinn derselben bis dahin etwas sich feststellen liefs. Es sind das die Zeichen für -J~, ^, -f und |-. Dieselben finden sich in doppelter Reihe durch die beigesetzten babylonischen Zahlenwerthe mathematisch genau be- stimmt in der Tafel von Senkereh, s. die Tafel bei Lepsius a. a. O. zu S. 122 Col. C Z. 26 29; 31 34. Von diesen ist das Zeichen für l = >JL bei der hier in Betracht kommenden Bedeutung bis jetzt phonetisch nicht sicher bestimmbar. Die Namen für I, f und f sind uns durch das Syllabar III Rawl. 70, 1. 3. 5 (F. Dehtzsch Ass. Lesest. 2. A. 46 flg. Z. 50. 52. 54) an die Hand gegeben, wonach | J = -^ akkadisch sussana, assyr. sussanu lautet; desgl. das andere Jyy für |- akkad. sanabu, assyr. sinibu (nicht sinabu , wie H. Rawlinson im JRAS. 1865, p. 207 bot, vgl. den Text bei F. Delitzsch in Assyr. Lesest. 2 A. 47, 52, wonach ABK. 176 und KGF. 75 zu be-

^) R. Lepsius, die babylonisch-assyrischen Längenmaafse nach der Tafel von Senkereh. Berlin. 1877. 4.

über Theilgewichte der babylonischen Mine etc., von Eb. Schrader. Hl

richtigen ist); endlich dasjenige für |- = T^i) nkksid. kiffU8Üi(?), assyr. par ab. Die Richtigkeit der vorstehenden Combination findet, was Zeichen und Namen des f an- betrifft, ihre Rückversicherung an dem Gewicht und der Aufschrift des Löweno-ewichts Nr. 9, welche ich bereits ABK. (1872) S. 176 in dem Abschnitte: „Controle der Ent- zifferung« vgl. KGF. (1878) S. 75 behandelte. Konnte ich aber damals das Monument lediglich, was den Namen des betreffenden Gewichts, den assyrischen (sinib) einerseits, den aramäischen (2:0) anderseits, betrifft, zum Zwecke des Erweises der Gegründetheit der Entzifferung heranziehen, so hat uns die Tafel von Senkereh, wie sie entziffert und erklärt vorliegt, in den Stand gesetzt auch noch in anderer Weise die Richtig- keit und Congruenz der bezüglichen Angaben aufzuzeigen. Denn wenn das Gewicht des betreffenden Gewichtsstücks das Zweidrittel der Mine repräsentirt (das Gewichts- stück wiegt 666 Gr. d.i. | der sich auf 1010 Gr. normirenden Ganzmine), so steht anzunehmen, dafs in Analogie mit ähnlichen Bezeichnungen sinib aram. r:c selber das f der Mine bezeichnen werde, und aus der Tafel von Senkereh ersehen wir nun, dafs das betreffende Ideogramm, wirklich auch das "Zweidrittel" einer Einheit ausdrückt.

Es mag mir verstattet sein bei diesem Anlafs noch etwas Weiteres zu erörtern. Schwierigkeiten haben den Entziffern die Aufschriften dreier Entengewichte gemacht, welche bereits von Norris im Journ. of R. Asiat. Soc. of Great Britain XVI (1856 p. 222) veröffentlicht sind. Zwei dieser Enten, Nr. 3 und 5, tragen nämlich die Auf- schrift TTT >_^^^^ die dritte Nr. 5 das andere: IIII M. Dafs wir es je bei den ersten Zeichen mit den Zahlzeichen für 6 und 8 zu thun haben, bedarf keiner Be- merkung. Aber wie ist beidemale je das folgende Zeichen »^/y/T'T und ^^T zu ver- stehen? Nach Analogie der Bezeichnungen /// ^T >-^T = XXX mana = 30 Minen; //TT JL "^ = XXII. ^ SJ = 22^ Körner u. a. m. sollte man in erster Linie bei den 5][|[.-^^^yy VI SU und den T^^ i^y = VIII UT an beziehentlich sechs und acht Gewichtseinheiten der Namen SU und UT denken, und von dieser Erwägung liefs sich augenscheinlich Joh. Brandis in erster Linie leiten, als er (s. dessen Münz-, Maafs- und Gewichtswesen in Vorderasien, Berlin 1866 S. 47) die betreffenden Zeichen SU und UT als Monogramme fafste und das SU als das y^, das UT als das ^ der Mine betrachtete, eine Annahme, die ihm um so wahrscheinlicher erschien, als in der That die beiden ersteren Gewichte sich als das yV der leichten babylonischen Mine zu 505 Gr., das andere als das ^^ derselben sich herausstellte, und sich ihm dazu bei dieser Annahme das j)lausible Resultat ergab, dafs die Entengewichte sämmthch sich auf die leichte Mine bezogen, die schwere Mine dagegen ausschliefslich durch Löwen- gewichte repräsentirt erschien (a. a. O. S. 46). Allein dieser Satz erleidet doch schon selber eine erhebliche Durchbrechung durch den Umstand, dafs uns auch drei nach der leichten (babylonischen) Mine normirte assyrische Gewichte überkommen sind, welche die Löwenform haben (es sind Nr. 6. 10. 11 auf S. 47 a. a. O.) Warum sollte also auch nicht die Entenform für schwere Minen haben in Anwendung ge- bracht werden können? Erheblicheren Anstofs könnte man an dem Umstände neh- men, dafs eine Bezeichnung wie VIII UT denn doch in erster Linie auf eine Acht- zahl von „Einheiten", nicht auf eine Bruchzahl führt, zumal wenn man die ana- logen, vorhin angemerkten Minenzählunoren und Zahlbezeichnungen in Betracht zieht.

^) Die babylonische Form des Zeichens bietet den mittleren, gebrochenen Keil zu dritt,

15*

212 Über Theilgewicbte der babylonischen Mine und deren Bezeichnung,

Aber auch dieses kann als ein ausschliefsendes Moment nicht betrachtet werden. Denn einmal bezeichnen solche Striche auch nach Brandis ganz unzweifelhaft in den aramäischen Aufschriften der Gewichte Nr. 13 (vier Striche) und Nr. 14 (fünf Striche) nicht die Einheiten, sondern die entsprechenden Bruchtheile, nämlich das Viertel und das Fünftel: die Gewichtsstücke (236,58 Gr. und 198,22 Gr.), und die aramäischen Aufschriften Np^N »n „ein Viertel Landesgewicht" und ^^H „ein Fünftel'* lassen vollends darüber keinen Zweifel (vgl. auch Levy, jüdische Münzen, Breslau 1862 S. 151). Und sodann wissen wir aus der Schreibung der Zahlen in der „Höllenfahrt der Istar" (s. meine Erklärung, Giess. 1874 S. lOff.), dafs die Zahlzeichen in den zu- sammenhängenden Texten auch sonst sich den Auslaut der betreffenden Zahlwörter als phonetisches Complement anfügen z. B. „dritter" wird III. su = salm geschrie- ben; „fünfter" V. su d. i. hamsu u. s. w. Dafs somit an sich VI Su imd VIII UT ebenso gut auch Zahlsubstantive des Sinnes „ein Sechstel", „ein Achtel" ausdrücken könnten, liegt zu Tage. Eine sachliche Schwierigkeit würde auch nicht ent- stehen, da das Gewicht der Ente V = 127. 72 Gr. sich wie als -^ der leichten Mine (Brandis), so auch als ^ der schweren Mine betrachten läfst (1010:8 = 126^ Gr-)» ^^^ ebenso von Ente III zu 189,93 Gr. = ^V der leichten, aber auch (1010:6 = 168^ Gr.) als ^ der schweren Mine gilt; endlich auch noch von Ente IV = 177.48 Gr. (st. 168^ Gr.). Dazu merkt G. Smith in dieser Zeitschrift (Jahrg. 1872 S. 111) die In- schrift eines Löwengewichts an als lautend: XL^ ^T = IV UT. Das würden nach Brandis 4 X xj der leichten Mine sein d. i. ^~ X 4 = im Normal 67^ Gr. sein. Nun aber wiegt diese Mine nach Smith's Angabe in Wirklichkeit das Viertheil einer schweren Mine = ^-^ = 252^- Gr. im Normal. Smith wird die Mine Nr. 12 bei Brandis S. 51 meinen, welche in der aramäischen Aufschrift den Namen [Np-i]« »an = „ein Viertel Landesgewicht" führt und deren Gewicht dort auf genau 240.34 Gr. d. i. ^ Mine angegeben wird; die Keilschriftlegende konnte Norris seinerzeit noch nicht entziffern). Somit ist hier augenscheinlich die Deutung -^^^ = -^ = fast ein ^ Mine der leichten Mine unmöglich. Noch wollen wir auch nicht verhehlen, dafs eine Ein- theilung der Mine in Fünfzehntel, Dreifsigstel und Fünfundvierzigstel, wie sie Brandis annimmt, doch immer ihr Bedenkliches hat. Wird man in der Eintheilung wohl über „ein Sechstel" oder „ein Achtel" der Mine hinausgegangen sein, da man doch z. B. für 335- Mine = ^%- viel leichter „IV Schekel", für ^^^ Mine „II Schekel" u. s. w. schrei- ben konnte? ein „Dreischekel"- Gewicht ist uns ja erhalten! s. Brandis 51 Nr. 15 und vgl. ebend. 597, wo sogar ein „Zweischekel"- Gewicht aufgeführt wird! Warum steht in dem letzteren Falle nicht vielmehr I UT, wenn wirklich UT = ^^ Mine d. i. = 2 Schekel? Entscheidend aber dürfte der Umstand sein, auf den aufmerksam gemacht zu haben das Verdienst G. Smith"s ist, dafs nämlich da, wo die Khorsa- badinschrift Sargon's Z. 141 ^ JJJ^ X. TU = 10 Schekel (s. Hincks in JRAS. XVI p. 218) bietet, in der parallelen Stelle der Berliner Sargonsstele vielmehr TTT ^__/y/YY VI SU steht (col. n, 6; für die Richtigkeit der Angabe stehe ich auf Grund der Vergleichung des Originals ein). Nun wären VI SU nach Brandis'scher Annahme = 1^ = 24 Sechzigstel; gemäfs der parallelen Stelle aber waren es nur ihrer 10 Sche- kel = 10 Sechzigstel. Diese Annahme ist also eine unmögliche. Es stimmt alles, wenn VI SU = ^ = ein Sechstel: denn 10 Schekel sind ja das Sechstel der Mine. Da nun aber erhebt sich die Frage: wie denn nun kann überall VI sie im Assyrischen

von Eb. Schrader. 113

„ein Sechstel'' bedeuten? Wir erwarten natürlich ein Zahlsubstantiv, das von dem Zahlgrundworte aus gebildet ist. Eine solche Annahme macht nun auch in den beiden anderen Fällen keine Schwierigkeit: IV ict ergänzt sich ohne Schwierigkeit zu arha-ut oder rihu-ut = nsr-i(j<) „ein Viertel" und VIII ut zu sumanu-ut = r'.-z'ä = „ein Achtel", wie letzteres schon Oppert gesehen (l'etalon 58). Und dafs jeden- falls auch die einfachen Zahlzeichen: 8, 6, 4, 2, im Sinne von „ein Achtel", „Sechstel", „Viertel", „Zweitel" gebraucht wui-den, ergiebt sich, meinen wir, mit Sicherheit aus jenem Syllabar, das von mir ABK. 237 abgedruckt ist und die betreffenden Zahl- zeichen durch suma\iiu\^ sudtt(?), rubu, sunnu erklärt, welche Wörter sämmtlich Sub-

stantivbildungen der Form s^'n, *^., j_i^^cj „Viertel" sind. Aber wie steht es mit dem auf su auslautenden Zahlsubstautiv für „ein Sechstel"? Sonst geht, z. B. Höllen- fahrt der Istar Av. Z. 45, das Zahlwort für „sechs" auf m mit -', aus; woher nun hier su mit o? Oppert postulirt ohne Weiteres ein sussu (in seiner Transcription sussu); aber mit welchem Recht, da doch eine Wurzel Z'ä für „sechs" nicht existirt? Es wäre dieses sussu begreiflich, wenn die Wurzel für „drei" im Assyrischen gemäfs dem Aethiopischen und (thlw.^ Arabischen -a^-a wäre, so dafs als die entsprechende ur- sprüngliche Form im Assyrischen sudsu sich ergäbe ; denn dieses müfste nach bekanntem ass. Lautgesetze nothwendig in sudsu (== O'ia) übergehen. Und zur Stütze dieser Com- bination liefse sich vielleicht noch anführen, dafs in dem eben citirten Syllabar sudu für ein „Sechstel" steht. Dieses ist zwar so schwerlich richtig; denn eine einfache Wurzel ■10 (oder Tij) für „sechs" existirt in den semitischen Sprachen nicht, auch nicht im Assyrischen, wie wir dies aus den Complementen sw, si (Höllenfahrt der Istar und sonst) wissen. Wenn nicht sus\su'] zu lesen ist (s. AEK. a. a. O. Anm.), so ist sudu\su'\ zu ergänzen (F. Del.). Das käme aber unserem md-su (abgesehen von dem nach dem Dental im letzteren Falle ganz correcten Übergänge des s in s') in befriedigender Weise nahe. Die Unregelmäfsigkeit wäre hier eigentlich nicht auf der Seite unseres Textes der Ge- wichtsmine, sondern auf der des Syllabars, welches unter allen Umständen gegen die Regel sudu . . . (mit c statt mit \u) schreibt (über sussu „Sösse" vgl. Del. ob. 66). Glaubt man mm aber eine Wurzel srfs = \yn\a für „sechs" im Assyrischen nicht sta- tuiren zu können (und bis jetzt ist sie ja in dieser Form noch nicht zu erweisen), so bliebe nur noch übrig anzunehmen, dafs ein, in Analogie mit einer der übrigen nordsemitischen Sprachen, dem Hebräischen, statuirtes sussu = yjUJ nach dem be- sonderen, von mir ABK. S. 203 aufgezeigten Lautwandelgesetze direkt in sicssu = tv übergegangen wäre, so dafs nunmehr su = ^^///Tf als phonetisches Complement auf dem Steingewichte erscheinen konnte. Wie immer es sich aber hiermit auch verhalten möge , darüber wird ein Zweifel kaum obwalten können, dafs der sachliche That- bestand der Brandis'schen Deutung der Bezeichung TTT ^^yy/TT und IIII ^T als „6 Ätt" und „8 üt^ entschieden ungünstig ist; dafs sachlich vielmehr die bezüglichen Aus- drücke wie auch der dritte TTT ^Y = IV. ut = „ein Viertel (Mine)" nur in diesem Sinne, als Bezeichnung also eines Theilgewichts, zu fassen sind. Dann aber stimmen die Inschriften (die historischen Sargons einerseits, die der Gewichtsstücke andrerseits) durchaus zusammen mit dem Realbeftmde des Gewichts der betreffenden Gewichts- stücke selber.

Eb. Schrader.

114: Fragmente von Pahlavi-Papvri aus Aegypten,

Fragmente ron Pahlavi-PapjTi aus Aegypten.

(Mit Tafel VII. und VIII.)

Durch die Vermittelung des Consuls des Deutschen Reiches in Kairo, Hrn. Tra- vers, ist im verflossenen Jahr (zum Theil auch schon früher) eine bedeutende Anzahl von Papyrus -Fragmenten in den Besitz des Königl. Museums in Berlin gelangt. Ab- gesehen von der Thatsache, dafs sie in Fajjüm gefunden sind, ist über Fundort und nähere Umstände der Auffindung nichts bekannt.

Auf sämmtlichen Fragmenten finden sich Inschriften in sechs verschiedenen Schrift- gattungen und Sprachen Der Zahl nach geordnet bilden sie folgende Reihe:

1. Griechische

2. Arabische

3. Koptische

4. Pahlavi

5. Fragmente in unbekannter Schrift und Sprache.

6. Hebräische.

Die Zahl der Pahlavi-Fragmente beträgt 87, darunter zwei von Leder (nr. 86. 87.) und zwei von Leinewand (nr. 77. 78.) ; alle anderen sind Papyri. Sie sind von ver- schiedenen Schreibern geschrieben. Als Zeichen eines Absatzes ist ein einzelner Ring verwendet (s. nr. 21.), als Schlufszeichen zwei in einander gefügte Ringe (s. nr. 4.).

Pahlavi- Inschriften sind, abgesehen von einzelnen Namen und Titeln, bisher noch nicht entziffert, obgleich wenigstens eine gröfsere Inschrift schon seit vielen Jahren in einer vollständig zuverlässigen Copie allen Gelehrten zugänglich ist. Es ist daher nicht zu erwarten, dafs die Entzifferung von diesen zerfetzten Fragmenten ausgehen sollte. Die folgenden Bemerkungen über Sprach- und Schriftcharakter derselben gebe ich unter allem Vorbehalt als das Resultat einer ersten cursorischen Untersuchung.

Die Schrift (am besten erhalten in nr. 77. 78.) ist, was sowohl die einzelnen Zeichen als was die Ligaturen betrifft, dieselbe, welche in allen Pahlavi-Handschriften mit nur geringen Veränderungen vorkommt. Wenn die Fragmente gut erhalten wären, so würden der Lesung wahrscheinlich keine erheblichen Schwierigkeiten entgegen- stehen. Immerhin ist zu beachten, dafs die Beschaffenheit des Schreibmaterials (des Papyrus, vielleicht auch die des Schreibrohr' s) nicht ohne Einflufs auf die Bewegung der Linien geblieben zu sein scheint, woraus ich die Neigung gewisser wenig bedeu- tender Biegungen und Häkchen, in die grade Linie überzugehen, erklären möchte. Man vergleiche z, B. die Ligatur tnn Fr. 2 Zeile 8, dieselbe die in dem von West^) yasharübo, von der Tradition ahlüb gelesenen Worte vorkommt.

In den Zeichen für t und m ist der leere Raum in der Schleife an vielen Stellen ausgefüllt, z. B. in N:^r acht (s. weiter unten) Fr. 1 Z. 12; rriV vor dir 2, 4 (nv,? 1, 3); in^riV 2, 7 (vgl. nr. 39); ini-zt' 40, 2 eine Ableitung von ',rri*n- sitzen: =r 1, 2 (viel- leicht auch 2, 3 zu Anfang der Zeile); iraVi 5, 3—1, 14 1, 2.

Das Zeichen für p scheint seine Schleife am linken Schenkel eingebüfst zu haben, vgL •)■£ (Tradition lyam^i) 1, 5; N:n yt 2, 6 (vgl. Ende"^ von 1, 10); "S'-ä 1, 3 (vgl. 2, 4 erstes Wort) : N3i<£ 1,3 2, 4.

1) E. W. West, Glossary and Index of the Pahlavi texts of the book of Arda viraf etc. S. 4.

von Ed. Sacbau. 115

Die grade Linie, die ich in N:?:r 1, 12 als n gelesen habe, mufs vielleicht noch anders bestimmt werden, denn w^enn sie ein n und nur n wäre, so würde man 1, 7 für "(N (das zweite AVort der Zeile), ebenso in dem zweiten Wort von 1, 1 die be- kannte Ligatur für n -f- : erwarten, wie sie z.B. 2,1 in N':n (k^v., N-Tin etc.) wirk- lich vorkommt.

Ferner mache ich auf einige Zeichen aufmerksam, über deren Bedeutung ich keine bestimmte Ansicht aussprechen kann:

Das erste Zeichen in 3, 7 (Ligatur von ü-hr?). Die Anfangsligatur des letzten Wortes in 2, 2 (Ligatur von o + 3 ?). Das erste Zeichen des Wortes in 1, 7 (ein o?), vgl. 1, 9 das vorletzte Wort. Das Zain 7 kommt vor 3, 11. Das letzte Zeichen von 1, 1 und 4 (vgl. 2, 2) halte ich für ein M. Die Ligatur is^V kommt vor am Schlufs von 1, 12. Das Zeichen für ^ ist vielleicht 1, 13 (in dem mittleren Worte) zu lesen. Das dritte Zeichen in 3,4 halte ich für die Ligatur von 7-f-s (vgl. auch 1, 14). Das letzte Zeichen von 3, 10 halte ich für das = , wie es in der Ligatur rfx erscheint.

Inhaltlich dürften besonders 1 und 2 einander sehr nahe stehen. Es kommen in beiden mehrfach dieselben Wörter vor, wie sich schon aus den im vorhergehenden angeführten Beispielen gezeigt hat. Fr. 2 und 4 beginnen mit der Präposition V^ über, für, wahrscheinHch auch Fr. 1. Das zweite Wort in 1, 1 (s. auch 1, 5) kommt eben- falls in 3, 5 vor. Das dritte Wort in 1, 1 siehe auch in 2, 2.

Das Fragment 78. lese ich r-rn und nV, Nr. 77. ist wohl zu lesen n*:inhN und TN

Was mich bestimmt auch die Sprache dieser Fragmente für Pahlavi zu halten, ist das folgende: Zunächst das in jedem Pahlavi -Buche so häufig vorkommende Wort r^^N ort in Fragm. 79, 7 (gleich Syrischem Ti'n). Entscheidender sind aber noch folgende Yerbalformen, welche in einer anderen Sprache als Pahlavi schwerlich vorkommen könnten :

Eine 1. pers. praesentis endigend auf =:'r 1, 7 (den Anfang des Wortes wage ich nicht zu lesen).

Eine 3. pers. praesentis von demselben Yerbum auf rrzz. 1,9 Dieselbe Verbalform auch 1, 14 in n'^si^riN er nimmt. Wenn die Lesung richtig ist, mufs hier eine Abweichung von der Tradition constatirt werden, denn diese ge- braucht die Form ■jr:-'ir,n ("irrinj).

Dieselben Verbalformen scheinen auch auf nr. 77. 78. vorhanden gewesen zu sein. Auf Fr. 62 steht deutlich wie in einem Druck -r.-^-n er hat gegessen und auf 41, 2 r"»!-;^ er hat geschlagen (diese beiden Fragmente nicht facsimilirt).

Auch die Form ■jNri-r- (die im Original vollkommen deuthch, dagegen in der Pho- tographie mifsglückt ist) sitzend scheint mit Sicherheit darauf hinzuweisen, dafs hier das Pahlavi vorliegt, das uns aus Handschriften, Münzen und Inschriften bekannt ist, d. h. Aramäische Wörter, die Eranisch gelesen wurden.

Für die Bestimmung des Alters und der Herkunft dieser Fragmente fehlt es durchaus an einer sicheren Grundlage.

Die Arabischen Fragmente, welche Reste von Briefen, gerichtlichen, commercielleu und anderen Urkunden zu enthalten scheinen, sind mit geringen Ausnahmen in dem ältesten Naskhi geschrieben, das wir aus Münzen und anderen Papyri (besonders aus

116 Fragmente von Pahlavi-Papyri aus Aegypten, von Ed. Sachau. Erschienene Schriften.

den Publicationen der Palaeographical Society), zuerst aber durch S. de Sacy's Ar- beit i) kennen gelernt haben. Die Schrift und das ganze Exterieur erinnern sehr an die von de Sacy beschriebenen, vom Jahr 133 der Flucht datirten Papyri. Es ist mir nicht unwahrscheinlich, dafs die Arabischen Papyrus - Fragmente des Königlichen Museum's ungefähr derselben Zeit angehören d. h. der Mitte des 8. christlichen Jahr- hunderts, und dafs wie die Arabischen, so auch die anderen Fragmente aus jener Zeit herstammen können, da sie alle in ihrem äufseren Habitus unverkennbar einander sehr ähnlich sind.

Wie speciell Pahlavi- Schriftstücke nach Fajjüm kamen, bleibt eine offene Frage. Die Veranlassung dürfte irgend ein Ereignifs des Privatlebens gewesen sein, das mit der Weltgeschichte nichts zu thun hatte, ein Ereignifs, welches Acten in verschiede- nen Sprachen in das Archiv einer Stadt oder einer Familie zusammenfliefsen liefs.

Die Fragmente scheinen von Christen herzurühren, denn soweit Namen bisher in den Arabischen, Koptischen und anderen Inschriften gelesen sind, sind es christ- liche Namen. Professor Ed. Sachau.

^) Memoire sur quelques papyrus ecrits en Arabe et recemment trouves en Egypte, in den Memoires de l'academie des inscriptions et belies lettres tom. IX p. 66 if.

Erschienene Schriften.

E. ReviUout, Nouvelle Chrestomathie demotique, mission de 1878, contrats de Berlin, Yienne, Leyde, etc. Paris 1878. 4. 160 pp.

L. Stern, Die Literatur der Kopten. (Ausland, Oktober 1878. p. 844—877.)

E. Pietschmann, Der ägyptische Fetischdienst und Götterglaube. (Ethnolog. Zeitschr. 1878. 8. p. 153 182.)

G. M asper o, les peintures des tombeaux egyptiens et la mosai'que de Palestrine. (Melanges publ. par l'ecole des hautes etudes. 1878. p. 45 50.)

Derselbe, De quelques navigations des Egyptiens sur la cote de la mer Erythree (Revue histor.) Paris. 1878. 8. 32 pp.

H. Brugsch-Bey, Setna, ein altägypt. Roman. (Deutsche Revue. Oktober 1878. 8. p. 1 21.)

Derselbe, Dictionnaire geographique de lancienne Egypte, coutenant par ordre alphabetique la nomen- clature comparee des noms propres geographiques qui se renconti-ent sur les monuments et dans les pa- pyrus. Leipzig. Hinrichs. 1879. fol. 13. Lieferungen. (Die 14. Schlufslieferung wird im Nov. d. J. erscheinen).

Mariette, Yoyage dans la haute Egypte. Tome I. Alexandrie, Moures. Paris, Goupil 1878.

M. Fränkel, Die Isis-Inschrift von los. (Archäologische Zeitung XXXVI. 1878. p. 131f.)

H. Wal Ion, Notice historique sur la vie et les travaux de M. le Vicomte Emmanuel de Rouge. (Comptes rendus de lAcademie des Inscriptions et Beiles -lettres 1877. p. 381 432.)

A. Wiedemann, Hieratische Texte aus den Museen zu Berlin und Paris, in Faksimile mit Übersetzung und sachlichem Commentar. Leipzig, Barth. 4. 1879. 24 SS. und 14 Tafeln.

G. Schweinfurth, La terra incognita dell' Egitto propriamente detto; illustr. con 6. incisioni e una carta geografica (Giorn. L'Esploratore. an. 11, fasc. 4. 5. 6.) Milano 1878. 8. 48 pp.

Records of the Fast, vol. X. Egyptian Texts. London: S. Bagster and sons. (1878.) Contents: Preface, by S. Birch. The Stele of Iritisen, by G. Maspero. The Stele of Beka, by Fr. Chabas. Inscriptions of Queen Hatasu, by J. Dümichen. Obelisk of Alexandria, by Fr. Chabas. Inscription of Heremhebi, by S. Birch. The ancient festivals of the Nile, by Lud w. Stern. The Pastophorus of the Vatican, by P. Le Page Renouf. Inscription of King Nastosenen, by G. Maspero. Tables of Alexander Aegus II, by S. M. Drach. Contract of Mariage, by E. Revillout. The Book of Hades, by E. Lefebure. The Magic Papyrus, by Fr. Chabas. The addresses of Horus to Osiris, by Ed. Nävi 11 e. List of further texts, Assyrian and Egyptian.

Leipzig. J. C. Hinrichssche Buchhandlung. Verantwortl. Redacteur Dr. R. Lepsius, Berlin, Bendlerstr. 18. (W.) Buchdruckerei der Künigl: Akademie der Wissenschaften in Berlin (G. Vogt).

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