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ZEITSCHRIFT

FÜR

ÄGYPTISCHE SPRACHE

UND

ALTERTUMSKUNDE

MIT UNTERSTÜTZUNG DER DEUTSCHEN MORGENLANDISCHEN GESELLSCHAFT

HERAUSGEGEBEN VON

A. ERMAN UND G. STEINDORFF

ZWEIUND VIERZIGSTER BAND,

MIT 23 ABBILDUNGEN UND 6 TAFELN

LEIPZIG J. C. HINRlCHS'scHE BUCHHANDLUNG

1905

Inhalt des 42. Bandes.

Seite

Borchardt, L. Ein Königserlaß aus Dahschur (mit 2 Tafeln und 1 Abbildung") 1

Statuen von Feldmessern (mit 3 Abbildungen) 70

Calice, Fr. v. Die neuägyptische Negation 1 C2 [I [I 137

Erman , A. Aus dem Volksleben des neuen Reiches 100

Zur ägyptischen Religion 106

Ein Maler des neuen Reiches (mit 1 Abbildung) 128

Gardiner, A. H. Hymns to Amen from a Leiden Papyrus 12

The Egyptian word for "herdsman', »tc 116

Garstang, J. The Tablet of Mena (mit 3 Abbildungen) 61

Jacobsthal, F. Eine Gußform mit dem Bilde des Antinoos (mit 2 Abbildungen) 76

Madsen, H. Ein künstlerisches Experiment im alten Reiche (mit 3 Abbildungen) 65

Rubensohn, 0. Pramarres (mit 1 Tafel mid 1 Abbildung) 111

Schäfer, H. JVI:iJc-a bei Horapollo II, 29 und die Göttin Ss^-t 72

Ein Zug nach der großen Oase unter Sesostris I. (mit 1 Abbildung) 124

Schmidt, C. Bemerkungen zum Dialekt der Pistis Sophia 139

Sethe, K. Eine bisher imbeachtet gebliebene Episode der Puntexpedition der Königin Hatschepsowet

(mit 1 Tafel) 91

Zur Königsfolge der 11. Dynastie 131

Die Schwägerin Amenophis" IV 134

Die Dauer der Belagerung von Scharuhen durch König Amosis 136

Spiegelberg, W. Papyrus Erbach. Ein demotisches Brieffragment (mit 2 Tafeln) 43

Miscellen :

Bissing, F. W. v. Königsstatuen der Zeit Thutmoses' 111 83

Zu Herodot II, 162 84

Boeser, F. A. A. Eine Uschebti-Lischrift des Leidener Museums 81

Zu (l'^rjin^ = coÄic, ÄZ. 41, S.148 86

Borchardt, L. Der sogenannte Kriegshelm (mit 1 Abbildung) 82

Y f'«^ »die Lunge- 80

I -^ I , [Fp s^ "das Rasiermesser- (mit 7 Abbildungen) 78

Statue mit Angabe der Bedeutung und des Standortes 83

Capart, J. Sur une formule dun sarcophage de la Xlle dynastie au Musee Guimet .... 144

Lange, H. O. Der Titel ^ <=> 142

Sethe, K. Das Wort für »zimmern« 142

Zur Lesung des Namens \\f^'^\ K>-ym-n-j 142

Spiegelberg, W. Die Übersetzung des Wortes Oase bei Herodot III, 26 85

Zu roysnss Gen. 41, 45 84

Wreszinski, W. Noch einmal der Name II 144

Nachrufe :

Joseph Krall 86

Hans Graf Schack - Schackenbürg 87

Erratum 145

Erschienene Schriften 88. 145

Ludwig Borchardt: Ein Künigserlaß aus Dahschur. [42. Band. 1905.]

Ein Königserlaß aus Dahschur.

Von Ludwig Borchardt. Hierzu Tafel I und II und 1 Abbildung-.

J^ie HH. George NuNGOviTsrn-Be}' und Adolf Klingnee fanden im letzten Früh- jahr, als sie auf ihnen gehörigen Terrains beim Dorfe Schinbab, unweit Dah- schur, Brunnen und Wasserhebewerke anlegen lassen wollten, in einiger Tiefe unter der Erdoberfläche Mauerzüge und dabei einen hieroglyphischen Inschrift- stein. Sie machten von ihrem Funde in zuvorkommendster Weise dem ägypti- schen Service des antiquites und dem Verfasser Mitteilung, der sich alsbald an Ort und Stelle begab. Der Befund der Besichtigung ist auf nachstehender Lageskizze (Abb. 1) vermerkt, die nach Ekbkams Aufnahme^ unter Eintragung der DE MoRGANschen Ergebnisse"' hergestellt ist.

Südsüdöstlich von dem verfallenen de MoRGANschen Hause bei der Pyra- mide Sen-wosrets III. liegt gerade an der Stelle, wo ein aufwegartiger Vor- sprung aus der Richtung der sogenannten »roten« Pyramide herkommend sich vom Wüstenplateau in die Ebene herabzieht, unten im Tal an der Grenze des Fruchtlandes ein Viereck aus Kalksteinmauern von etwa 100 auf 65 m Größe. Die Oberkante der Mauerreste mag etwa 2 3 m unter Terrain gelegen haben, in etwa 4^/.2 m Tiefe stand im Anfang April d. J. bereits Grundwasser, so daß rund V/i 2 m Mauerwerk aus dem Wasser hervorgesehen haben mögen. Der Mauerzug bestand aus Kernmauerwerk in gelbem Kalkstein und aus weißer, beiderseitig ge- böschter Verblendung, er war im ganzen, soweit sich dies unter Wasser noch messen ließ, rund .3,65 m dick. Nach den Spuren konnte man urteilen, daß einmal die ganze Südseite des Vierecks freigelegt worden war, ebenso die Westseite und der westliche Teil der Nordseite. Der östliche Teil der Nordseite und die ganze Ostseite waren zur Zeit der Besichtigung noch unberührt unter der Erdoberfläche. Nur die Südecke der Ostfront war ein kleines Stückchen mitfreigelegt worden und hier hatte an der in der Skizze durch ein kleines Kreuz bezeichneten Stelle die Inschrift gesessen. Ich selbst habe sie nicht mehr in situ vorgefunden, aber nach den Aussagen eines dort beschäftigten Steinhauers, den ich als ziemlich zuverlässig kenne und dessen Angaben bestätigt werden durch das, was noch sichtbar und unter Wasser fühlbar war, kann ich den ursprünglichen Zustand folgendermaßen rekonstruieren.

*) LD. I, 34. 35. ^) DE Morgan, Fouilles ä Dahchourll, pl. 1.

Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905.

Ludwig Borchardt: Ein Königserlaß aus Dahschur.

[42. Band.

Abb. 1. Nördliches Pyramidenfeld von Dahschur mit der Fundstelle des Königserlasses.

(Diese ist durcli ein kleines Krenz an der Südostrekc der Stadtmauer bezeichnet.)

Hart an der Südostecke des Gebäudes saß ein 0,64 m hoher, 1,20 m langer, im Durchschnitt 0,60 m dicker Stein der äußeren Verblendung. Auf seine ge- böschte Ostseite war die Inschrift gemeißelt. Etwa 7,5 m von der Ecke lag die

1905.1

Ludwig Borchardt: VAn Königserlaß aus Dahschur.

3

südliche Leibung einer Nische oder wohl eher eines Tores. Die Inschrift stand also für den Kommenden links neben dem Tor, dicht an der Ecke des Mauer- gevierts. Die Ecke selbst war, wie der Stein noch deutlich zeigt, schon im Altertum bestoßen, ohne daß jedoch die Inschrift wesentlich darunter gelitten hätte. Als man sie jedoch ausbrach, ist die linke Kante des Steines abgeborsten und in zwei Teile zersprungen. Der untere dieser Teile konnte trotz langen Suchens nicht wieder herbeigeschafft werden. Dadurch ist uns eine P^cke des Textes verloren gegangen. Da die Eigentümer, die HH. NuNGOviTscH-Bey und Klingner, so liebens- würdig waren, die Inschrift, deren hervorragende Wichtigkeit auf den ersten Blick klar war, dem Königlichen Museum zu Berlin zum Geschenk zu maclien, so bin ich in der Lage, nach vorangegangener Reinigung des Steines aufgenom- mene Photographien davon (Taf. 1 und 2) den Fachgenossen hier vorzulegen. Eine Abschrift der Inschrift, welche dieselbe mit der ihr eigentümlichen Zeichen- stellung wiedergibt, scheint neben den Photographien entbehrlich. Ich gebe den Text daher unten gleich dem Sinne nach abgeteilt. Die Inschrift steht in wenig vertieften, zum Teil sogar nur eingeritzten Hieroglyphen innerhalb eines rechteckigen Rahmens von 108 X 84 cm. Der hier folgende Text ist nach mehr- maliger Vergleichung des Originals hergestellt. Bei dem Übersetzungs versuch hatte ich mich der gütigen Hilfe Sethes zu erfreuen.

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Hr mry Uwi hJt sp 21 tpi prt ssw 23

»Der Horus, geliebt von beiden Ländern, Jahr 21, erster Wintermonat, Tag 23.«

Die Inschrift ist also vom 21. Jahre Pepys I. datiert.

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wd stni n um ktni iiiiiiinnuiiii shhU sib // iiiiniiiij mr kH Mr-pth-rnry-r^^ '^ '^%- hntlj mr hntiw-§ pr-<^> Wni_, mr wpt Jf,tpt nlr HnWj, smr w^^ti 'Ihy-m-s^-mry-r'^j mr pr hri wdb{?) Mri, ihd mr <^w nw Md}^ 7/m^ 'Irtt in im

»Königlicher Erlaß an den königlichen , an den Oberrichter und

Wesir , an den Vorsteher der Bauten Mer-ptah-mery-re^, an den

Jehy-chentej , an den Vorsteher der Pyramidenbeamten des Pharao Wenej , an den Vorsteher der Opferaufträge Chenew, an den einzigen Freund Jehy-em-sa5-

1*

Ludwig Borchardt: Ein Königserlaß aus Dahschur. [42. Hand.

mery-re^, an den Hausvorsteher und Ackervorsteher Merej, an den Untervor- steher und den Vorsteher der Truppe der Medja5, der Ja5m, der Jertet und /////////.«

Der königliche Erlaß fiihrt in der Adresse alle diejenigen hohen Beamten auf, die bei seiner Ausführung mitzuwirken liaben, oder deren Ressort er be- trifft. Die eigentliche Überschrift J 0^6 ist hier in derselben Art, zum Teil in rückläufiger Schrift, geschrieben wie auf den abydenischen Erlassen', die auch wegen der völligen tJbereinstimmung ihrer Anordnung und Sprache mit dem unseren zu vergleichen sind. Die Umdrehung der Schrift scheint an dieser Stelle bei derartigen Dokumenten^ Stil zu sein.

Der Name und Titel des ersten Adressaten, der vielleicht der königlichen Familie angehörte, sind getilgt, man erkennt zur Not noch . . . mj . . ., ebenso ist der Name des Oberrichters und Wesirs ausgehackt, ein . . . n . . . nur scheint übrig zu sein. Ob der Name des dritten Adressaten, des Ministers der öffentlichen Ar- beiten, richtig geschrieben ist, könnte man in Zweifel ziehen. Ein ganz ähnlich benannter Bautenminister Pepys, namens Mer-ptah-fanch-mery-re^ »Ptah will, daß Pepy lebt« ist nämlich bekannt^. Es liegt also 'die Vermutung nahe, daß hier nur das -¥■ vergessen ist und so ein Mer-ptah-mery-re'^ »Ptah liebt Pepy« daraus geworden ist. Den Titel des nächsten Beamten kann ich weder lesen noch über- setzen. Der Name Jehy-chentej »Jehy ist vor mir« ist sonst nicht zu belegen. Der nächste Adressat ist der altbekannte Wenej*, der hier noch nicht die höchste Staffel seiner Würden erklommen hat und nur Vorsteher der Pyramidenbeamten (?) des Pharao^ ist. Die Übersetzung »Pyramidenbeamter« ist nur ein Notbehelf. Das fragliche Wort rW^ ^ hntl-§ »der in der Nekropolis(??) ist« scheint

irgendeine Würde zu bezeichnen, die auch Frauen \(W\ r\/\/iVl) "^^^^'^^en werden konnte; ich denke mir darunter irgendein Ehrenamt beim Totendienst des Königs. Wir werden im Verlauf dieser Arbeit diesen Pyramidenbeamten noch öfter begegnen. Der nächste Adressat, der mr wpt htpt nir namens Chenew, könnte derselbe sein, der im Wadi Hammamat" noch in niederer Stellung als Untergebener des Vorstehers der Opferaufträge Sesej vorkommt. Der nächste Adressat führt nur den Hoftitel »einziger Freund«, er muß also so allgemein bekannt gewesen sein, daß man seinen Amtstitel gar nicht zu setzen brauchte. Ob das ^ in seinem Namen »Jehy ist hinter (schützt) Pepy« richtig gelesen ist, mag dahingestellt bleiben. Das Zeichen sieht aus wie ein umgekehrtes Rasiermesser r-^n . Auf diesen folgt ein Haus- und Ackervorsteher und endlich zwei Beamte, welche über die in dieser Zeit häufig" genannten nubischen No- maden in Ägypten gesetzt waren. Ob diese beiden Beamten, der »Untervor- steher« und der » Karawanen (?) Vorsteher« hier ohne Namensnennung aufgeführt waren, oder ob die Namen nur abgebrochen sind, kann ich nicht entscheiden.

') Abydos II, Taf.l7, 18 und Taf.l4 Nr. 293. ^) V'gl. Sethe, Urkunden des a. R. I 60 Z.14; I 62, Z.14; I 128, Z. 3. «) Seihe, Urkunden des a. R. I 93 Z.8; 94, Z. 6. *) Eben- da 1, 98 ff. ■') Ebenda I, 100 Z.T. «) Ebenda 1 , 94 Z. 8. ') Seihe, Urkunden des a. R. I 101 Z. 13 ff.; 110, Z. 15 ff.

Tafel L

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Zeitachr. f. Ägypt Spr., 42. Band. 1905

Verlag: J. C. Hinrichs, Leipzig.

1905.] Ludwig Borchardt: Ein Königserlaß aus Dahschur. 5

Soweit Datum und Adresse des Erlasses. Der EIrlaß selbst beginnt mit dem besonders hervorgehobenen Namen dessen, dem zu Ehren er gesehrieben wurde.

Stni biti Snfrw m ^<^-Snfrw

»König von Ober- und Unterägypten Snefrew in den beiden Pyramiden- (städten) namens: Es glänzt Snefrew.«

Durch den Erlaß werden also Verordnungen getroffen zu Ehren des alten Königs Snefrew in seinen beiden^ Pyramidenstädten. Die Lage der einen ist durch den Fundort unserer" Inschrift nunmehr definitiv festgelegt. Wie schon lange vermutet''^, ist also die »rote« Pyramide von Dahschur die eine des Sne- frew, und das Mauerviereck davor, an dem unsere Inschrift saß, die dazuge- hörige Pyramidenstadt. Würde man im Tale vor der anderen Pyramide des Snefrew^ der bei Meidum, graben, so würde man dort vermutlich eine analoge Stadt finden und könnte, bei einigem Glück, vielleicht auch noch die zweite Ausfertigung unseres Erlasses entdecken. Denn wie in Dahschur, so wird er auch in Meidum zum ewigen Gedächtnis in die Stadtmauer eingehauen worden sein.

Der Erlaß setzt nun folgendermaßen ein:

» Af^\/^\A n A^^v^AA ^tvi^. » » » »

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') Vgl. ÄZ.1894, S. 88. 2) Maspero, Hist. S. 3.58 Anm.l; ÄZ. 1898, S.104.

6 Ludwig Borchardt: Ein Königserlaß aus Dahschur. [42. Band.

»Meine Majestät befiehlt, daß für ihn (nämlich den König Snefrew) befreit sein sollen diese beiden Pyramidenstädte vom Ausführen jeder Bauarbeit für das Königshaus auf die Dauer der Ewigkeit, vom Ausführen jeder Last für irgendein Ressort des Palastes auf die Dauer der Ewigkeit, von jeder JEf/- Arbeit, wenn irgend jemand es anordnet, auf die Dauer der Ewigkeit, von jeder Ä/- ähnlichen Arbeit, wenn irgend jemand es anordnet, auf die Dauer der Ewigkeit, und daß befreit sein soll jeder Pyramidenbeamte dieser beiden Pyramidenstädte von der Verpflegung irgendwelcher Boten auf dem Land- und Wasserweg, stromab oder stromauf, auf die Dauer der Ewigkeit.«

Die Lesung dieses Paragraphen ist sicher, auch die einzigen unklaren Zeichen

11 in Z. 12 und J^T}T 1 in Z. 13 werden wohl so richtig gelesen sein. Für die

Anordnung, die wir in unserer heutigen Art durch Wiederholungszeichen wieder- zugeben suchten, sehe man die Photographie ein. Zweifelhaft mag bleiben, wie

oft der Schluß fx r^ '^ ^1 »für die Längen der Ewigkeit«' zu wieder-

holen ist. Der vertikale Teilungsstrich vor der mit hntiw-s nb beginnenden Ko- lumne geht nämlich ganz fein bis auf die untere Einfassungslinie der Inschrift; dies ist auch vor den beiden darauffolgenden Kolumnen der Fall, während die Vertikale vor ''^^^^'^^^^ usw. scharf bis unten durchgeht. 3Ian kann sich also fragen, ob »für die Längen der Ewigkeit« etwa noch weiter bis dort- hin, bis zu irt Ijrdt, zu wiederholen ist. Für den Inhalt ist dies aber neben- sächlich.

Die Leistungen, für welche den beiden Städten und ihren Bewohnern hier ein Freibrief ausgestellt ist, sind verschiedener Art, aber im einzelnen mir nicht völlig klar. Daß kit Bauarbeiten sind, ist wohl sicher; mdr kommt öfter" vor und scheint allgemein »Fronden, Lasten« zu bedeuten; was A/- Arbeiten sind,

ist ganz unbestimmt. Der vierte Ausdruck ri f[] ^^ ^ '^t Ä/, den wir mit »A/-

ähnliche Arbeiten« wiedergegeben haben und zu dem wir ein Analogon J] 'N^

ist sk^ später kennen lernen werden, scheint nur eine der juristischen Genauig- keit wegen gewählte Ausdrucksw^eise zu sein.

Aus der Befreiung von der Botenverpflegung muß man schließen, daß im alten Ägypten die Einwohner verpflichtet waren, Boten, d. h. wohl nur könig- liche, zu beherbergen und zu beköstigen. Im heutigen Ägypten und Nubien hat auch noch jedes Dorf bzw. jeder Omdeh die Aufgabe, Reisenden nötigen- falls Unterkunft in der Dorfmandara zu verschaffen.

') So auch AbydosII.lS Mitte (= Rec. 1904, S. 236 Z. 18) zu lesen: (j%p^ ^^W'

^^ A^^^' vgl. Abydos II, 19.

^) Siehe Sethe, Urkunden des a. R. L 12 fF.

1905.]

Ludwig Borchardt: Ein Künigserlaß aus Dahschur.

Der Erlaß fälii-t fort:

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»Meine Majestät befiehlt, daß man nicht einen, der irgendein Feld dieser beiden Pyramiden städte pflügt, anstelle, weder zu einer dem Beackern ähnlichen Arbeit für die Leute irgendeiner Königin, irgendeines Prinzen oder irgend- eines Freundes und Großen, noch ihn anstelle, um es abzuernten für irgend- einen 'friedlichen Nubier', sondern nur für die Pyramidenbeamten dieser beiden Pyramidenstädte.«

Die Lesung ist, auch an den Stellen am Ende, wo sich die Zeichen etwas drängen, sicher. Zu bemerken ist nur das eine verkehrt stehende 1. Zur An- ordnung wäre zu notieren, daß die Worte /\ /\ , da wo sie in un- serer Kolumne zum ersten Male vorkommen, aus der vorhergehenden Kolumne entnommen sind. Sie sind quer durch beide Kolumnen hindurch geschrieben. Daß als Schluß hier nochmals m ^wt dt »für die Dauer der Ewigkeit« zu lesen sein könnte, ist bereits oben erörtert.

Zur Übersetzung wollen wir nur für J] '"Vj- auf das frühere jjn]^^^ ^^^~ weisen. Unter ? (1 _-^ nhsi htp hat man sich wohl die in der Adresse des Erlasses genannten nubischen Nomadenstämme zu denken, die vielleicht eine Art Polizeitruppe in Ägypten bildeten und daher im Gegensatz zu den feind- lichen Nubiern als friedliche bezeichnet wurden.

Die Fortsetzung lautet:

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8 Ludwig Borchardt: Ein Königserlaß aus Dahschur. [42. Band.

»Meine Majestät befiehlt, daß alle Pyramidenbeamten dieser beiden Pyra- midenstädte, die zum Sitze ihrer Pfliehten(??) kommen oder kommen werden, niemals von irgendeinem Menschen oder irgendeinem 'friedlichen Nubier" fort- geführt werden zu denen, bei denen sie waren, wenn sie nicht eine Urkunde in bezug auf sie haben.«

Die Lesung macht keine Schwierigkeit. Die Anordnung ist nur bei jw iwtisn merkwürdig, die beide durch einen kurzen Vertikalstrich getrennt sind. Ob das nh zweimal, hinter mit und nhsi htp, zu lesen ist, scheint fraglich.

Die Übersetzung d '^ |lA/^wv^ »Sitz ihrer Pflichten (??)« ist natürlich nur

eingesetzt, um irgendeinen möglichen Sinn aus dem Satze herauszubekommen. Es scheint sich darum zu handeln, daß ein Pyramidenbeamter, der zur Aus- übung seines Amtes in eine der beiden Pyramidenstädte kommt, nicht zu sei- nem früheren Besitzer zurückgeführt werden darf, falls der Besitz nicht urkund- lich^ belegt werden kann. Die ^ntiw-ä »Pyramidenbeamten« scheinen also in gewissem Sinne Leibeigene gewesen zu sein.

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iw wd-n hi^i nfr-n ^^irt hrdt lin^ dhtlw nb mdrw m nwU iptn 17 » wh^-t nt nhrw » « » » »

»Meine Majestät befiehlt, nicht zu machen «

Die Lesung ist sicher: an Stelle des c ) hinter w?Ä<'- ^ würde man vielleicht <e=< erwarten, jedoch ist ( ) klar lesbar. Zur Anordnung ist nichts zu bemerken. Eine Übersetzung habe ich nicht gewagt.

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iw wd-n hni nfr n '^^tnt rmt nh r i^dw m r^-pr n ntri-iswt-Hr-ik^w

»Meine Majestät befiehlt, daß keine Leute geschickt werden sollen zum Graben (Steine brechen?) im Tempel der Pyramide 'Göttlich sind die Sitze des Hor-jekehv'«.

Lesung und Anordnung sind klar bis auf die Frage, ob das Ende des vorigen Paragraphen nicht noch irgendwie auch zu diesem zu ziehen ist.

Der Satz scheint ein Verbot auszusprechen, daß die Pyramide des Hor-jeke5w nicht zerstört werden soll, oder wohl eher, daß die begonnene Zerstörung auf- hören müsse. Hierbei ist erstens interessant, daß der Name der Pyramide des

1) Vgl. Abydos II, 18 Mitte: '^^'^^^^^^H .

Tafel II.

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Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905.

Verlag: J. C. Hinrichs, Leipzig.

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1905.] Ludwig Borchardt: Ein Königserlaß aus Dahschur. 9

Hor-jekehv mit dem der Pyramide des Men-keiw-hor' identisch ist. Daraus ist zu folgern, daß Hor-jeke5w der andere Name des Men-ke^w-hor ist. Zweitens können wir aus dem Vorkommen dieses Pyramidennamens an dieser Stelle eine Vermutung über ihre Lage aussprechen. Sie wird wohl in der Nähe einer der beiden Pyramidenstädte des Snefrew gelegen haben. Bei Meidum ist uns keine weitere Pyramide bekannt, also wird die Pyramide »Göttlich sind die Sitze des Hor-jekeUv« wohl bei Dahschur zu suchen sein. Auf der beigegebenen Lage- skizze (Abb. 1) habe ich daher der von Lepsius mit Nr. 50 bezeichneten angeblichen Pyramidenruine den Namen des Men-ke5w-hor =: Hor-jeke5w beigeschrieben, natürlich mit Fragezeichen. Es könnte sich aber bei einer Nachgrabung das Verbot Pepys ist wohl verjährt auch herausstellen, daß etwa der am Plateau- rande nordwestlich von der Stadt gelegene Hügel, zu dem ein Aufweg zu führen scheint, die Pyramide des Men-ke5w-hor wäre.

Der Erlaß fährt dann fort:

iw wd-n hnl nfr n Ip mrw sw Sdwt hnwt nhvot m nwti iptn

»Meine Majestät befiehlt, daß nicht gezählt (besteuert) werden sollen die Kanäle, Seen und Gräben, noch die Schläuche, noch die Sykomoren in diesen beiden Pyramidenstädten.«

Die Lesung ist sicher. Für die Anordnung kann man zweifelhaft sein, ob die Ortsangabe ^^^ /\ /\ aus dem Ende des vorletzten Paragraphen

oder aus dem des fünftfolgenden hierzu zu nehmen ist. Wie wir sehen werden, endigen der übernächste und die beiden darauf folgenden Paragraphen alle auf n oder nt, so daß es bei ihnen klar ist, daß noch ein nwti iptn aus einem an- deren Paragraphen hinzugenommen werden muß. Bei dem vorliegenden Ab- satz wird es ebenso sein.

Eine allgemeine Steuerbefreiung für Bewässerungsanlagen usw. soll ja wohl auch nicht in diesem speziellen Erlaß ausgesprochen werden, sondern nur eine für die beiden Pyramidenstädte. Warum die Bewässerungsanlagen steuerfrei sein sollen, versteht man von selbst. Die Schläuche, in denen Wasser geholt wird, gehören zum Bewässern. Die Sykomoren scheinen hier deswegen mitaufgezählt zu sein, weil unter ihnen oft wohl schon damals, wie heute, die Brunnen an- gelegt waren.

?. n \^-^Vff*-^ r\ ^ tn nwti iptn

iw wd-n Jini nfr n pr nhM htpw nh r irt <'iü/ m nwti iptn

»Meine Majestät befiehlt, daß kein »friedlicher Nubier« kommen soll, um in diesen beiden Pyramidenstädten zu ernten.«

Für Lesung und Anordnung gilt dasselbe wie für den vorigen Paragraphen.

') ÄZ. 94, S. 89 Nr. 11.

Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 190.J. 2

10 Ludwig Borchardt: Ein Königserlaß aus Dahschur. [42. Band.

Inhaltlich ist dieses Verbot nicht mit dem im Anfang des Erlasses stehenden identisch, wonach die Ackersleute von den Feldern der beiden Pyramidenstädte nicht zu Erntearbeiten für die nubische Polizeitruppe verwendet werden sollten. Hier handelt es sich darum , daß von dem Ernteertrag der Felder der beiden Städte nichts dieser Truppe zugute kommen solle.

iw wd-n hnt nfr n ^k rmt nb ntlw hr nhsi htpw pn r w^b [r] sät ibd [r] wnm hrt nb m fiH [;z/r?] nt nwti iptn

»Meine Majestät befiehlt, daß die Leute, welche bei diesen 'friedlichen Nubiern' sind, nicht eintreten sollen, um zu opfern, den Monatsdienst zu tun oder irgendwelche Anteile zu genießen im Tempel dieser beiden Pyramidenstädte.«

Lesung und Anordnung sind sicher. Man könnte nur fragen, ob das r vor jedem der drei Worte w'^b. §dt-ibd und icnrn zu wiederholen ist.

Mit diesem Verbot, daß die bei der Polizeitiuppe befindlichen Leute von den Opferhandlungen und -bezügen, die ich nicht näher spezifizieren kann, aus- geschlossen sind, schließt die Reihe der negativen Gebote, die durch T ein-

ü AAAAAA

geleitet waren.

F^s folgen nun zwei positive, die durch einen höheren Vertikalstrich von den Vorhergehenden getrenntTsind.

iw wd-n hnt^^\J° "'='^™~-® A "®^{%. " {^•=^V° " mcti iptn

Anwti iptn

iw wd-n hm ^^wpi s<^ nb n nwti Iptn hft wdt-n wd wpt n nwti iptn iw wd-n hni '^^skmt hntiw-s nb nw nwti iptn ts ms Imnw nb rdi r ht n nwti iptn Eine Übersetzung wage ich auch hier nicht. Die Lesung ist sicher; die Anordnung könnte man im letzten Paragraphen wie folgt ändern:

&=e=in i^^^^

Nun beginnt ein neuer großer Abschnitt, der durch einen durchgehenden Vertikalstrich vom Vorhergehenden getrennt ist.

AA°

1905. 1 Ludwig BoRCHARDi: Ein Königserlaß aus Dahschur. 11

'^imk hm rdi hmt nh w<^ht (nb) hrt (nb) n rmt nb hmsw m kt nwt wp r rml lymiw Tri nwti ipin

»Du sollst aber nicht geben irgendein hmt, noch irgendein Opfer, noch irgendeinen Anteil irgendwelchen Leuten , die in einer anderen Pyrainidenstadt ansässig sind, nur den Leuten, die in diesen beiden Pyramidenstädten an- sässig sind.«

Lesung und Anordnung sind sicher. Für hmt eine Verschreibung aus ^ht (Feld) anzunehmen, liegt nahe. Es steht aber deutlich hmt da. Man würde ferner hinter ivp r, wie oben in Kol.l4, noch ein aaaaaa des Dativs erwarten.

Welcher von den Adressaten mit »du« hier angeredet ist, kann ich nicht sagen.

imk hm rdt 25 cf^t hntiw-s nh niv nwtt ipin tp r^ n nnf nh ivp r iht wdt-s m §sH im In der Lesung ist nur der kleine Strich bei ^''^~f^ unsicher, die Anord- nung ist klar. Übersetzen kann ich es nicht.

Hiermit ist der eigentliche PMaß zu linde; was jetzt noch folgt, ist Be- gründung.

so

tr-n hni nw n hwt nwti iptn m^ i^rw ipn n mrwt u<b sdt-ihd irt iht ntr m nwti iptn (n) stni hiti Snfrw m H^^-Snfrw ....

»Meine Majestät tat dies, weil diese beiden Pyramiden städte von diesen Verpflichtungen (?) befreit sein sollen, damit in diesen beiden Pyramiden städten Opfer gebracht, Monatsdienst getan und die heiligen Handlungen vollzogen werden (für den) König von Ober- und Unterägypten Snefrew in den (beiden?) Pyramiden »Es glänzt Snefrew.«

Die Lesung ist auch für das ungewöhnliche Zeichen VN siclier, die Anord- nung desgleichen. Die Ergänzung eines n vor dem Namen des Snefrew ist wohl sicher.

Nun folgt noch eine Zeile, von der aber nur ^^ ] \^ \^\\^k}00 »König von Ober- und Unterägypten Mery-re^« erhalten ist. In den Erlassen aus Abydos^ steht als Schluß 1 ^ O 8^=^= »gesiegelt in Anwesenheit des Königs selbst«,

I AA/\AAA ' V"—

Hier wird also wohl auch etwas Ähnliches gestanden haben.

') Abydos II, 17—19.

12 Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus. [42. Band.

Hymns to Amon from a Leiden Papyrus.' By Alan H. Gardiner.

JL he papyrus I 350 of Leiden was recommended by Chabas as particularly worthy of close study: but whether on account of the difficulty of the hand- writing or for other reasons, it has remained up to the present thne without an editor. The few references to it that may be found here and there in Egyptological literature are due to a brilliant Observation of Goonwm. With his wonted acumen this scholar recognised^ that each of the numbered chapters into which the manuscript is divided begins and ends with a play of words upon the phonetic value of the numeral attached to it. The discovery was announced very brieily in a letter to Brugsch: some years later however it was taken up by Pleyte and elaborately treated in a series of articles". But except in respect of this Single point the extensive texts of the papyrus have attracted no attention whatsoever: so that the present essay contains the first attempt at a consecutive interpretation. As such it must lay claim to the indulgent eriticism to which an editlo princeps is entitled. My main purpose has been to render the text accessible to scholars in a trustworthy transcription. But even here others will find much that could be bettered. So difficult a manuscript could be en- tirely successfully treated only after repeated examination of the original at con- siderable intervals of time. The papyrus seems to have deteriorated considerably since its publication by Leemans: and the facsimile, though to be employed with caution, should by no means be wholly ignored; it has yielded me several certain readings where the original seemed illegible, and I have rectified several minor errors by its aid. The translation and comments here given are to be regarded as quite secondary: the füll meaning of many mythological allusions could have been ascertained, if at all, only after a prolonged study of the analogous literature. It seemed preferable to defer the publication of the text as short a time as possible^.

The Contents have been described as hymns to Amon only for the want of a better title. The designation is not strictly accurate , since in many chapters the god is not directly addressed, but merely qualified by series of epithets: nor is Amon in all cases the main centre of interest, as for example in the seventh

') ÄZ.2 (1864) p. 38— 39. ^) ÄZ.b (1867) p.l— 3, 9—14, 26 31. ^) Here I must express my gratitude to Prof. Holwerda and Dr. Boeser in Leiden for the facilities allowed me and for their kindly interest in my work; and to Prof. Erman, for many excellent and helpful suggestions. In translating, I have availed myself freelj^ of the Berlin Dictionary.

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and tenth chapters, which eontain eulogies of Thebes. At all events the trea- tise was never intended to be used liturgically: it is less a theological than a literary production.

In its present condition the papyrus has a height of 38 cm., by a greatest breadth of 91 cm. Klehungen are found at the distances of 12, 46 and 79 cm., from the right-hand edge: the manuscript thus consists of four slieets. Tlie first, if originally of the same breadth as the second and third (respectively 34 and 33 cm) would just allow for a lost column of writlng of normal breadth, which would suffice to eontain the 4Y2 chapters lost at the beginning\ The fourth sheet was much smaller, having a breadth of only 12 cm.

The papyrus is opisthograph , the hymns to Amon covering the whole of the recto"^ and part of the verso, the rest of which is occupied by the Journal of an official that has been published and commented by Prof. Spiegelberg ^. The hymns, which alone concern us here, are written in six columns, of which the following particulars may be set on record: Recto, [one column lost].

Col. 1 (entire only in 11.15 16). » 2 .. 3 " 4 >. 5 Verso , >> 6

The text is sub-divided in red into chapters and verses. The verse-points end in 5, 11, but the scribe had undoubtedly intended to continue the rubrics to the end, for in 5, 16. 6, 1 and 6, 8 room has been left for the headings to chapters 600, 700 and 800, and the initial words following the gaps pun upon the omitted numbers. The numbering of the chapters is wholly artificial and adopted only for the purpose of the paronomasia. After chapters 9 and 10 the scribe continues with chapters 20, 30, &c., and, after 90 and 100, with 200, 300 and so on as far as 800.

The w^riting is small, and gives a first impression of legibility and neat- ness. On closer inspection, however, it is seen to be grossly careless, and ab- ounding in unusual cursive forms and ligatures, which are often A'^ery hard to read, especially in view of the present state of the papyrus. It is perhaps the literary band of a scribe more accustomed to the bureaucratic style. The date may be fixed with some degree of precision. The Journal on the verso is dated in the 52nd year of Rameses IL, and cannot be put much later than the recto.

jines.

Breadth of

writin

27

17,5

cm.

28

20

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28

19

..

28

19,5

..

26 (+ 2 lost)

10,5

»

13

25,5

..

^) Columns 1 4 eontain 16 complete and 2 incomplete chapters. The first column begins in the middle of the fifth chapter. The supposition that a single column is lost is thus supported by the average nutnber of chapters found in a column viz. 4y2, as well as by the evidence of the Klebungen. ^) By recto is here meant the side where the horizontal fibres lie up])ermost. ») Rec. de Trav. 17. p.l44foll.

14

Alan H. Gardiner: Hyinns to Ainon from a Leiden Papyrus.

[42. Band.

It remains only to add that where the readings seemed dubious, the words are either underlined with dots or aceompanied by notes of interrogation : and that all distinctions between signs in the hieratic liare been preserved, so far as was practicable, in the t^anscription^

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^ See facs.: very similarly 2,17; rather diflerent .5,17 (aliiiost certainly ^^,^). and still more different 1,16. In all these cases A has the chaiacteristic form of that letter in oiir papyrus: if the reading ck be correct, the form of the bird will be derived from that peculiar to tiie Westcar papynis. In 2,19. 3, 13. 4.7 one niipht be tempted to read cfc: bnt tliere is no /3, and p/ir or dbn are far more probable.

» lieaven. tliou belongest to the underworld: entering in(?) to

thy mummy which is in the sarcophagus. When it dawns, (thou appearest) in thy manner of yesterday". [All] things that exist [give] praise(?), partaking in(?) thy adoration.«

The beginning of the fifth chapter is lost. The key-note was doubtless ^^^fs^i' ^ P^^^ ^^ words upon the numeral 5 (dw^i^oy), the same pun being found at the end of the chapter. The few remaining sentences show that the topic was the daily journey of Amon-Re as Sun-god, and the adoration paid to liim by all Creation.

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^) The knowledge of some of these distinctions, e. </. between " u) and r u), 1 owe to Dr. Möller. ^) The usual phrase is ^ ^(^ r r^-Tc n sf. However Pap. iViy-//n«, 1,16 di-k iw is omitted, as liere.

1905.]

Alan H. Gardiner: Hymns to Ainon from a Leiden Papyrus.

15

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'^ The two signs under mh are always indistinctly written: there can however he no doubt that mht, with the feminine ending, was meant. As a rule. this mh which forms the ordinal numhers is not variahle in respect of gender; but a parallel can be quoted '. ^ Read perhaps

U nb hst: of s"" a possible trace in facs., no longer visible on original. « Emend shb', the expression is a common one. For the curious form of the signs cf. 3, 12. ^ The word J/". . . .

is doubtless the verb to ^^ /°°^ ■> ^^- dfdf Cham. Not. Desc. 424, 3: the traces at the beginning

of 7 are however hard to complete. *= An unknown word, apparently meaning »bees« : I give what seems to be the most probable transcription of the hieratic signs, but hmw , hivw, &c , are equally possible. 1 here take the oj)portunity of remarking that I have consistently transcribed

the bird with the point over it by ^^, and without the point, by '^^ (even in JcmJ). f The

traces suit aaaaaa , but not ; there can iiowever be little doubt that ^^^>£Z&; was meant.

»Chapter sixth. Every region is füll of thy terror: the dwellers [thereof are curbed?]' at thy glory. Thy name is high and mighty and powerful. The

seas Phr-wr and Sn-wr are füll of the fear of thee. [The of thy ?]

is heavy when it arriveth{?) upon earth, in the Islands which are in the midst of the Mediterranean. The hill-countries come down to thee in wonder. [Every rebellious?] country is füll of thy terror. The dwellers in Punt come to thee:

>) Cf. Stele of Kuban ^ § ^=' old child. 2) Sbf(wt)??

o M p. »a child of the tenth year« i. e. a nine years'

16 Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus. [42. Band.

the Divine Land puts forth verdure by reason of thy love. [Ships?] are brought by water(?) [unto] thee [laden?] with gum, to make festive thy temple with

festal fragrance. Incensebearing trees let drop incense. The perfume of

thy aroma penetrates into thy nose. Bees(?) prepare the produce of honey.

Delightful is of its sweetness(?). Oil of mnW mingled with ihmt'^, to

Compound^ the ointment that is on thy limbs the unguent(?)

of thy forehead; incense and real ihrt of thy hair(?)*. Cedar is grown for thee

and thy noble bark is built. The mountains yield thee blocks of

stone, to make great the gates [of thy temple]. Vessels are upon the sea, and seafaring craft(?)^ are upon the Strand, loaded and navigated to thy presence

The river tlows downstream , and the North wind, it blows

upstream. bringing offerings to thy ka of all things that exist. There is no

god thy entire in thy regions.«

The sixth chapter depicts the might of Amon throughout the lands, and describes the propitiatory offerings that come to him from all corners of the earth. The numeral 6 (coott) is played upon by the word ^(s | , both at the beginning and the end of the chapter; a word that is uncommon or unknown in contexts of this kind, though frequent in secular documents in the sense of »district«. »locality« or the like. The paronomasia is particularly interesting, since hitherto the phonetic value of x^ | had not been determined with certainty. Hence it may be concluded that it is to be read sw{^)w, x having the worth sw{i) as in certain other expressions, (cf. my Insc. of Mes. p. 20 note 56).

III.

') Mntt together with minerals, Harm 1, 40b, 15. ^) Among pioducts of Punt, N'AVtLLE, D. el B. 74: as a product of the desert, ofFered to Ainon, Cairo ht/mn to Amon, 8,7. ') Is the determinative of fire an error? a winepress is the det. Naville, D. el B. 84, 19; 86, 12. 13. *) ^Ibri as a perfume for the hair, cf. pap. Berlin 3050, 5, 1. Hrt tp occurs e. g. Inscriptkm of Hibis, 1 (= Brugsch, Thesaurus 633): its meaning is perhaps indicated by the fact that in Ptolemaic times ]^ is employed as equivalent to '^^. *) Unknown word?

190:).]

Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus.

17

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the line as correction. <^ iV^ is not quile certain; the next signs might be read aaaaaa ; dpwi/ is

certain , cf. 5,10; ss liowever is very doubtfiil. ^ The sign transcribed (i is identical with the

determinative of tbrt above 1,9: m and t are doubtful, but by no means impossible. ^ This word is written in blacker ink than the rest of the line, is rather smaller, and extends slightly beyond the usual margin: perhaps a gloss. s The signs left untranscribed are fairly correctly

reproduced in the facsimile. '• So here: elsewhere in the papyrus always n? .

Xeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905. 3

18 Alan H. Gardiner: Hj'inns to Amon from a Leiden Papyrus. [42. Band.

« Chapter seventh. Gast off are foes from Thebes ; the , lady

of eitles, capturing of the Universal Lord; divine eye of Atum,

eye of Re. Stronger is Thebes than any city! She giveth the land to one lord by her victories. Seizing the bow, grasping the arrow: there is no fight- ing in her neighbourhood by reason of the greatness of her strength. All eitles magnify (themselves)^ by her name: she is their riiler that is more

powerful than they are. When Re entered (??) the god [spake]

when he first began to be: 'Thebes removeth the two ends of everlasting and

of eternity'^: so said he coneerning her. The Underworld Heaven

[there is none] that approaches her, there is none that eonfronts(?)

her. The Abyss of Nun^ there is none who unveils her.

Gate of the twofold Lion-god (?), rejoieing the

nest(?) of the hawk. Nun Abode* oi'Imyf of Asheru, Sekhmet.

the fiend of the flame is made into ashes (?) : it is

the soul of Re, his noble god. He offered He him who

earries his Images, in his appearances as a glorious soul to rest upon [his

throne?] sinee he was king. He sailed south to Thebes to

offer provisions. Amon Thebes exalted his beauty. Atum offered to

him his ka. The of the king of the two regions was offered to him(??),

as was done for Re on the First Occasion The lord of

the two lands receives food from his possessions** '

The god more powerful of might than the gods, inasmueh as he is the sole Sole one. Divine, eoncealing his name among(?) the eight gods.«

It was neeessary to take the seventh and eighth ehapters together, sinee the laeunae make it uncertain where the latter begins. Chapter seven, start- ing with the pun sfh »to cast off« upon the numeral 7, eontained an eulogy of Thebes, whieh may very well have extended as far as 1, 23. The subject

*) Probably emend s'iy sn as in 2, 15. 4, 13.

^) In this and many similar passages, dt and nhh. though elsewhere identical in meaning, are opposed as »eternity in the past« and »eternity in the future«: they represent, in fact, the two limits of time. In the common formula that follows the cartouches of the kings, dt rnhh is very frequentlv translated »for ever and ever«. I believe this to be erroneous: the sense is rather, »granted with life Hke Re from eternity in the past to eternity in the future«. The versepoint after phwi should probably be disregarded.

^) The three seutences beginniug respectively »The Underworld«, »Heaven« and »The Abyss of Nun« were probably parallel to one another, and expressed the attitude of the dwellers of these regions tovvards Thebes.

*) To be carefuUy distinguished from }W ^ (hnic). Hnw is frequently used for abode,

f\r^f'/^f^ I 1

chapel of a god: cf. below 3, 1 1 : Redesiyeh L. 2). 111. 140b, 8 9, &c. The word has however other secular meanings. Doubtless originally a resting place, from the root (^f'^ J\ .

^) The reading is uncertain, but may be tmyt: in this caso compare Destruction des hommes. Sethos 1, line 24, where Sekhmet has the same epithet. ^) Cf. 3,8. ') Unintelligible sen- tences. Truth, as pointed out above, may be a gloss.

1905.

Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus.

19

of chapter eight is more difficult to determine, and my translation will serve rather to einphasise the obscurities than to shed light upon them: in tlie last words there is apparently an reference to the Ogdoad of Hermopolis.

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* The lacuna, if indeed there be one, can only have contained a very small sign, an (2 or a o; ^^. may be <4, or eise a ligature; and instead of <cri> perhaps we should read <-"=^.

^ Sic: ie;ul Vrf I. "^ ffi certain: the word is elsewhere brk. ** (2 certain: the shape

of ® is very stränge; see the facsimile. ^ The text runs pt m Nicn, and m nb is added in black above the line ;is a correction. ^ A guess: see the facsimile. 8 Distinctly ns, but this is doubt- less a corruption of ^^^^^ and rmy should be read.

3*

20

Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus.

[42. Band.

»Chapter ninth. The Ennead which came forth from Nun, they assemble at the sight of thee, great of glory: lord of lords, fashioning himself; the lord of the two Ladies (?), he is the Lord\ Those that are in darkness(?), he shineth for them, to enlighten their faces with new being. His" eyes gleam, his ears are opened. All limbs are clad^, when his brightness cometh. The heaven is gold, the Nun is lapis lazuli, the earth is overspread with emerald, when he ariseth in them. The gods see, and their temples are opened. Men begin to behold, seeing by means of him(?). All trees sway(?) at his presence; they turn away dazzled at his Single Eye: their leaves unfold. The fishes leap* in the water; they dart(?) in their pools^ by reason of his love. The eattle frolic^ at his presence. The birds danee^ with their wings: they know him in his good season; they live at the sight of him throughout the day. They are in his hand^, sealed Avith his seal: no god may open them save his majesty. There is nought made without him: great god, life of the Ennead.«

The ninth chapter begins and ends with | | |Jf'! ^ proof, if that were still needful, that this word is to be read psdt. The topic is the beneficent inüuence of the sun-god, by which all life and activity are caused and con- ditioned. The passage vividly recalls, both in tone and in the actual expressions, the well-known hymn to the Aten: there can be little doubt, that, if the one be not directly derived from the other, at least both are drawn from a com- mon literary source.

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') Paronomasia. The meaning of nhtn is uncertain; perhaps the two uraei are meant. ^) His refers undoubtedly to mankind, whose faculties awaken at the reappearance of the sun. ^) In spite of the hieratic writin«;, wnh was certainly intended: cf. Breasted, De Hymnis, p. 34, where a precisely similar passacje, with the same word, occurs. *) Elsewhere tftf: cf. Festschrift für G. Ebers, p. 119. «) Mrw? i-^t-i for j=l? *) Thb, tbh, cf. Breasted, /. c. p. 36. '') So literally: (S'oca'c saltare. ") Or »on his arm«, i. e. dependent upon him. The simile of the next sentences seems to compare mankind and nature in the night to things shut up in a dark box, which can only be opened by the owner of the seal that is on it.

1905.] Alan H. Gardiner: Hynins to Amon from a Leiden Papyrus.* 21

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I might be '^^wvv ; a point not to be decided on the evidence of the liieratic alone.

I AA/^AA^

■iic; but read I in both passages.

«Chapter teiith. Thebes testifies to every city. The water and land were in her on the First Occasion. Sand came to circumscribe (?) ' the fields, to create her ground upon the highland: thus earth came into being. Mankind then came into existence(?)^, in order to establish every city {nt) through her real name: for City {nt)^ their name is called, under the supervision of Thebes, the eye of Re. Her Majesty came as the excellent Wd^t-eje, to unite the earth by means of it together with her ka{?): resting and alighting in Ashern in her form of Sekhmet lady of the two lands. »How powerful (wsr-wi) is she«, they say of her, in her name of WAs-^, city tliat shall be(?): prosperous {wd)-t[t]) in her name of WJy^-eye. Right eye{?)* which is in his disk. ^fi- hr-nhs^ rising (A/-^^^^]) and assigned (<j9-/[^]) in her place, in her name of 'Ipt-swt; without her peer. All eitles are under her shadow, to magnify themselves by means of Thebes. She it is who testifies.«

The tenth chapter is alike introduced and concluded by the word [[) ,

whence it is clear that in Ramesside times the number 10, originally md'^, was

^) Cf. Brugsch, Wb. and SvppL, whence the verb appears to contain the notions of hinding and of assiyning. The coinbination with iht (hnb iht = ihe delimitation of ßelds?) is especially common. Hnb again . with the proper determinatives, in 3, 9.

*) Hr is perhaps the particle, and hrw is possibly to be taken in the sense of kr nb. The previous sentence {hpr ti) implies that here already the unpeopled world is complete: and since the next phrase »in order to establish every city« expresses a specifically human Operation, it is well- nigh certain that the obscure words hprn hr /irw{?) must contain a reference to the creation of man.

*) There is here an allusion to the name , s; of Thebes , probably the oldest reference

to the contracted form. The füll form ® (I JH occurs in an inscription of the 21st Dyn.

(Spiegklberg, Rec.de Trav. 2\, p. 53): see too below 4,23 (ni n'Imn). The word supervision (st-hr) seems to be deliberately chosen in reference to the epithet of Thebes »the eye of Re».

*) A purely graphic (nr) puni' I cannot parallel this spelling of icnmt, but nr^ wnm is well-known.

'") Is then this well-known local designation a mere synonym of Thebes!' ^) C"f. Sethe, ÄZ. 34 (1896) p. 90.

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Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus.

[42. Band.

pronounced mht as in Coptic. Thebes is here represented as the prototype and pattern of all other eitles^: this thesis, analogous to the usual claim of Amon to be the most ancient of the gods, it is here sought to prove in eharacter- istically Egyptian fashion. Already on that first occasion (g*©^^) when the World suddenly sprang into being, Thebes was in possession of both lands and water. its sand being of later origin. With the coming of man , new cities were established »through the true name« of Thebes. This is explained in the next sentence: »the City« (^|) had come to be a very general designation of Thebes under the Ramessides; and now, with perverse ingenuity, it is pretended that this was the true name of that town, whence it had been later transferred to other cities. The rest of the chapter consists in a number of those plays of words in which the Egyptian took delight: Thebes is powerful {wsr) in her name of W^st, prosperous {wdft[i]) in her name of WdH-eye; and so forth. It is possible to apply these puns so as to fit into the original argument: thus every city might be conceived as deriving its qualities of power, prosperity, &c., from the corresponding names of Thebes. But it is more probable that the author had temporarily lost sight of his starting point^: such a lack of consistency would be a truly Egyptian trait.

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* Identical with 1. 1, q.v. ^ Certain: cf. 2, 23. "^ So too 3, 13. 4, 7: slightly difFerent from phrw at beginning of 2, 19; but compare phrt 3,14 ad fin. Dbn is a possible, but less likely reading: clc is almost certainly excluded.

*) The primitive meaning of mtr is to be present: whence I at first thought that Thebes was here said to be actualiy present in every town. The tropical meaning »to bear witness« is however more frequent, and is here decidedly to be preferred as less paradoxical. ^) He returns to it in the final words: »she it is who bears witness«.

1905.

Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus.

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«Cliapler tweiitieth. How fair thou sailest, Hor-akhti, in performing thy purpose of yesterday in the course of eacli day. Maker of years, marshalling the montlis; days and nights and liours are according to his march. Thou re- newest thyself today over yesterday: entering to(?) the night, thou belongest to day. Alone watchful , whose abomination is slumber. Mankind sleeps, but his eyes are wakeful. Opening(?) milhons' by his beauteous face. No path is

bereft of him on earth. Star »Speedy of march« in tlie constellation(??).

Traversing the earth in an instant"^: there are no mysteries^ for him. Crossing the sky by ship, passing through the underworld. The Sungod is on every path, making his circuit in (mens) faces. All men, their faces are turned toward him*. Men'^ and gods say: 'how welcome art thou'.«

The paronomasia upon the number 20 («xcottt) is especially interesting.

at the end,

In both cases i IK >£a; )l(l at the beginning, and

m at the beginning, and ^^(j^^^" a peculiar grammatical form is found, which, although not unknown to scholars, does not seem to have found a place in the grammars. It appears to be a kind of exclamatory participle, analogous to the adjectival form (or adjective with the enclitic particle ^) discussed Erman, Aeg. Gram.' § 375. The syllables

\\\, are probably the old absolute pronoun, appended to the verbal form

as subject, cf. Sethe, Verhum 2, § 178*^. The chapter eulogises the sun as the giver of light, the creator of the distinctions of time, and in other functions.

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VII.

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^) The metaphor is perhaps the sanie as in 2, 9: but the phrase wp hh is stränge. ^) I.e. doubtiess, his rays penetrate into all parts of the earth at onee. ^) For this word, cf. especially Mar., Kamdk 36, 28: Anast. I, 1, 7.

*) Paronomasia: so again below 6, 1. Cf. such names as | ^r | U ^5r (Gardiner, Insc.

of Mes. p. 23 note 79).

<©> ") M =^ in. The construction is that of Sethe, Verbum 2, § 752 with a superfluous -f .

®) We may assume the vocalisation of the two groups to be: 1. dÖ{i)-w-t; 2. d6(d)-i6-w-t; in

.he second case note .ha. ^ ,„us. have already los. ..s i, a,, ha, been inferred on othen grounds

(Sethe, Verhum 1, § 304).

24 Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden PapjMus. [42. Band.

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■■' Tlie signs might be read wv^v. Silin is lost in the lacuna.

'^ ^^^ is very probable, biit the lower

"^ The signs are very carelessly made. but the reading

'' Apparently so: see the facsimile.

i*""-^

part of the is probably

as given: m hrw is certain.

"Chapter thirtieth. The m<^?>y-spear, the fiend NTci falleth by its edge(?)\

The rebels of the sword they are wounded: ' is placed in the

hearts of the enemies: rebels of eternity ^ to

cliastise him who conspires against him, liis heart being glad. The deep(?) shrine eontrols(?) the festival of(?) Re: at a sound\ his enemies are not. The divine ship of miüions is in fair course(?): the crew jubilate, their hearts are joyful. The enemies of the Universal Lord are overthrown. His foes who were in heaven and on earth are no more. Heaven, Thebes and Heliopolis, the Underworld" their inhabitants rejoice at their lord, wlien they see him powerful in his risings, equipped with might and strength, master over his forms. Thou art triumphant, Amon-Rel The caitiflfs are overthrown, repelled by the yWöZ-spear.«

The theme is one which constantly recurs in the hymns to Re: the Sun- god in his bark triumphs over the hostile serpent. The text of this chapter appears to be corrupt in some parts.

VIII.

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^) Dm (in a few instances apparently feminine dmt) is elsewhere the bUide of a sword: here

apparently the point of a spear; for _^ ''^^ (Pwamids) certainly denotes a kind of spear

er harpoon.

^) Some Word for "dread». »panic«!' ^) A very obscure sentence. The pronouny evidently belongs to theSungod. who has not yet been mentioned. *) The shrine {krl) is often mentioned in connection with the solar bark. and is evidently the structure which served the god for a cabin. Mhrw may be corrupt: perhaps we should insert a verb, e. g. m (wd-f) hric.

■'') Cf. 6, 13 »the Underworld, Heaven, Thebes and Heliopolis«. These phrases are of course a periphrasis for »heaven. earth, and underworld«, the two cities in whicli the ter- restial cult of the god was chiefly celebrated being substituted for i ^

1905.

Alan U. Garuiner: Hyinns to Amon froin a Leiden Papyrus.

25

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»III uiiglit be '^.

»Chapter fortieth. Fashioning himself, there is none who knows bis shapes. A fair coloiir becoming a sacred emanatioii\ Forming bis images, creating himself. Goodly force{?)"" enlivening bis heart. Joining his seed with his body, to create bis t^g within his secret seif. Becoming a form, image of births{?). Complet- ing himself True fashioning (?) 40.«

The first word of the chapter, hmw, »fashioning like a smith« corresponds excellently to the Coptic value of 40 gMe^. In this short section the appear- ance and seif - creation of the god are described: several different conceptions of his origin will be found in other chapters of the papyrus.

IX.

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') So the Egyptian appears to say. Perhaps the meaning is, that Amon has a fair com- plexion, which exhibits itself to advantage in the sacred shape he assiimes. '') The meaning of this word does not seem to have been exactly ascertained. In this papyrus (see 3,6. 4, 11) as e. g. in Leiden I, 344 verso, 4, 1, the hieratic sign is not the same as either shm, hrp, or (hc ^) PiEHL has drawn attention to another pun on this number Proc. S. B. A. 14, p. 199 200.

Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905. 4

26 Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus. [42. Band.

^ ^^-^ might be <^<a. ^ The ordinary sign, similar to, but not identical with, the wall- sign. <= A dot behind tiy, perhaps not to be transcribed. ^ m and 5 fairly certain: q a ligature which might be read otherwise: see facsimile.

»Chapter fiftietli. [Praise to thee(?)] : adoration to thy glory.

The disk of heaven, it shineth at thy presence. The Nile floweth from his cavern for thy Primordial gods(?). The earth is established for thy statue(?). Thiiie alone is that which Geb causes to grow, Thy iiame is strong, thy might is heavy: the marvellous (?) mountains cannot withstand^ thy might. Divine hawk with outspread wings, swooping down and capturing his assailant in the completion of an instant. Mysterious Hon great of roarings: he grips firm""^ those who come beneath his claws. A bull on behalf of his town, a lion on behalf of his people: lashing(?)^ with his tail against him who encroaches upon him. The earth is moved when he sends forth his voice. All beings are afraid at his glory. Great of might, none other is equal to him. Force (?) good of births to the Ennead.«*

It is probable that >jrV\ ^ was the initial word of the chapter, since

the first sentence preserved speaks of » adorations « . At the end there is no play upon words , unless it be contained in the second syllable of psdt. The might of Amon is described in the conventional way, with the usual comparisons of the god with a hawk, a bull, a lion.

X.

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^) The idea of tSy apjjears to be that of bearing. icithstanding , or confronting soinething that is terrible (cf. the determinative ]) ). See R. I. H. 230 ^^ ■=^^v^ f=i k\ ij U rJi i

~ww\ ^05 »Who cau suffer thee on the day of thy displeasurel'« ; and a similar. but more obscure,

instance, Stele qf Banishment, 15.

^) cnb four times in the Pap. Mag. Harris, of animals closing their mouths: here perhaps to hold enclosed.

^) ^^— ^ """ ^O occurs in the Kahun Medical Pap. Eisewhere unknown as verb.

*) Meaniug obscure.

1905.1

Alan H. Gardinkr: Hyrans to Amon from a Leiden Papyrus.

27

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* The plural strokes are very small, and under (^(sic): perhaps ^ was intended. '• is written as a correction upon an erased Q. <= Three signs, not quite accurately given in the facsimile: the first sign might be 3 E . ^ See on 1, 6. '^ See on 2, 19. <" The determinatives are alnniost certain.

»Chapter sixtieth. Sated(?) were^ the South Land and North Land, when he seized them alone by his might. His boundary was strong, while he was on earth, over the breadth of the entire earth and to the height of heaven. The gods begged for their sustenance from him, and he gave them food of his possessions, lord of fields and «J^-lands and 7iA6-lands. Sated(?) was every survey-Iist(?) with his register of lands(?), its beginning(?)^ stretched out until it reached the end. He delimited the entire land with his two uraei(?)^. The

ih t was made for him*. Sated(?) was the Royal Cubit, which measures

blocks of stones. Stretching the cord over the of the ground; founding

the two lands upon its fundament, (together with) shrines and temples. Every

') The passage down to 3, 11 appears to refer to the reign of the god Amon-Re when he was on earth. 1 have therefore translated in the past tense.

^) Perhaps =^ ^^-^ should be read. The image seems to be that of a papyrus unrolled to its füll extent.

^) On hnb see above, page 21 note l. Hlwti is usually translated forehead, but this can hardly be the sense here. *) Perhaps some unknown ceremony performed by a king when he took possession of his territory.

28

Alan H. Gardiner: Hymns to Amon froni a Leiden Papyrus.

[42. Band.

town is beneath his shadow, that his heart may walk in (the place) that he loves. He is praised in every chapel. Every district is established in the possession of his love. Beer is brewed for him on the day of festival: the night passes watchful by favour of night. His name circulates upon the temple tops. Sated(?) is he who sings in the niglit when it is dark. The gods receive food of his ka\ powerful god, protecting satiety (??).«

The spelling of 'S ( Ö ] ^ ) , with which the chapter begins and ends,

would suggest that in Ramesside times the number 60 contained a w lost in the Coptic equivalent cc. The meaning of the word, which oceurs repeatedly throughout the chapter, is very doubtful. The rendering »sated«, here adopted as the most probable, is not A'^ery suitable: in most cases it would have to be understood in the metaphorical sense of »satisfied«: only in the last clause would it possess its literal significance. But perhaps this objection is not quite decisive, for the author seems to have found a difficulty in choosing a play of words on sw; at least in chapter 6 above, x%^ was certainly not the happiest word to select\ The first part of the chapter refers, if we are not mis- taken, to the power of Amon-re during his earthly reign. The latter portion seems to allude to the happiness that accrues to his worshippers, and to the benefits that the gods derive from his oflferings.

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') The only alternatives for sated that I can suggest are 1. how wise, or how Jcnowiny fi-om sii\ this is quite iinprobable: or 2. how heautiful, connected with Coptic c«k. The last idea is due to Prof. Erman.

1905.] Alan H. Gardinrr: Hymns to Amon froin a Leiden Papyrus. 29

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* The reading is certain, faulty as it is, and although the two hr are not quite identical in form.

»Chapter seventieth. Purging away evils, banishing maladies. A physician healing the eye, hav^ng no remedies. Opening the eyes, preventing the squint.^

Amon. Rescuing whom he will, even though he be in the

iinderworld. Rescuing from Fate to the füll of his desire. He possesses eyes and ears alike, (eoming(?))"^ on every way of his to him whom he loves. Hearing the supplications of him who cries to him. Coming from far to him who calls to him in the completion of an instant. He prolongeth life and shorteneth it. He giveth more than (his) fate to him whom he loves. A water- charm is Amon(?), when his name is on the flood^: the crocodile(?)'' hath no power, when his name is pronounced. The winds turn(?), the rebellious blast blows backward: the 'merry of face(?)'^ is still at the thought of him. Beneficial of mouth in the moment of turmoil(?)^. A sweet breeze to him who cries to him. Rescuing the weary. Wily(?) god excellent of counsels. He belongs to the man who leans his back upon him^ being in his time(?). He is better than millions to him who places him in his heart. One man is stronger by reason of his name than hundreds of thousands. Good protector in very truth. Perfect, seizing his opportunity without being repelled.«

The 70th chapter begins, like the 7th and 700th, with the word sfh\ and ends, like the 700th, with an expression containing the verb hsf. Hence we

') In Sallier I, 5, 8 9 hnr appears to express the sidelong look of jealousy with which the foolish man regards the scribes. The instance Anast. IV, 12, 7 8 is not clear. ^) A verb has fallen out between the two hr.

^) The construction is obsciire, and I am not sure that I have grasped the sense. Hs-mw occurs in the Cairo lovesongs, (I. 8: cf. Festschrift für G. Ebers, p. 119) in a precisely siniilar context; the lover's mistress protects him from the crocodiles, while he bathes, by pronouncing a charm for him.

*) Hntt, as the crocodile swimming upstream occiirs Lebensmüde 79 and on the versa of the papyrus containing tlie Maximes d'Anü. °) Sbt, cf. Vap. Turin 124, 1. Sds hr epithel ofa breeze;'?

*) Hrnhr occurs again 4, 20: it looks like a Compound verb, and suggests tlie notion of »face to face« combat. It is perhaps worth considering whether hrnhr is not identical with a a-rra^

.^B- A/vwvA v\ 0 -il^ 0 ^=^ »he awoke in panic(?)«.

^) Hnnfn. cf. LD. III. 211, line 4.

30

Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus.

[42. Band.

may conclude that the change from h to s had not yet taken place in the number safh = civigq and its derivative forms. Amon is here represented in his aspects of a physician, magician, and benefactor.

XII.

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'^ The hieroglyph of the old man is here used for the hieratic sign employed for wr, iiw, tni, &c. (cf. my Jnsc. of Mes., p.l2 13 note 9). ^ Or possibly <^^'''^^^-

»Chapter eightieth. The Eight gods were thy first form, until thou didst complete them, being one. Mysterious is thy body among the great ones. Con- cealing {imn) thyself(?) as Amon at the head of the gods. Thou madest thy transformation as Tanen, in order to give birth to the Primordial gods in thy first origin{?). Exalting thy beauty^ as Kamephis. Thou removedst thyself as the dweller in heaven, being established as Re. Coming in(?)" fathers, making their sons; making heirs(?), perfect to thy children. Thou didst first come in- to existence when no beings were. No land was without thee on the First" Occasion. All gods came into existence after thee «

This paragraph treats of the origin and transformations of Amon, with which his various acts of creation are intimately connected. The first sentence asserts that his first form was the Eight gods of Hermopolis, until he, being one, completed them. Is it meant that Amon, adding himself, thus created the complete Ennead^? The word Ennead is not mentioned here, so perhaps it is better to understand that Amon later absorbed the eight gods into his

') Wts nfrw-k is apparently here almost a synonym of hpr, becoming. *) M. Maspero has formulated this conception in regard to other texts.

2) Or as'f

1905.]

Alan H. Gardiner: Hymns to Amon froin a Leiden Papyrus.

31

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own unity. An interesting Statement occurs further on: after the transformation of Amon into a sun-god has been mentioned, it seems to be said that hej enters into fathers, and makes their sons. This would appear to be an attempt \ to express the meclianism by which the universal creative power of the sun manifests itself. But here as everywhere eise in such obscure and mystie passages, parallels are required before we can fully grasp the meaning which the Egyptian desired to convey by his vague expressions.

XIII.

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y^ 1 ^ I I I I I I. '^ Over ÄÄ a small sign in red, perhaps /■'-— Sb. b ggg qq 2, 19.

»[Chapter iiiiietieth.] The Ennead was joined with thy limbs. As to thy

form, all gods were united in thy body. Thou didst emerge first, thou didst

32

Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus.

[42. Band.

begin the commencement. Amon hiding {tmn) bis name from the gods. Great aged one, older tban tbese (tnlrnn): Tanen^ sbaping [himself*?] as Ptah. Tbe fingers of bis limbs were tbe Ogdoad. Rising as Re from Nun, be became

young again. Spitting Sbu and Tefnut", joined witb (bis) might(?).

Rising on bis tbrone according to tbe desire of bis beart. He gained dominion over all tbat existed by bis [power(?)]. He assumed tbe kingsbip of eternity until everlasting, establisbed as Sole Lord. His forms sbone at tlie First Occasion. All beings were struck dumb^ at bis glory. He cackled witb bis voice as tbe Ngg-wr. at tbe place wbere(?)* be created, being alone. He began to speak in tbe midst of silence. He opened all eyes, and caused tbem to bebold. He began to cry aloud wben tbe eartb was inert^. His roaring spread about; tbere was none beside bim. He gave birtb to all tbat exists, he caused tbem to live. He made all men to know a patb to walk in. Tbeir bearts lived wlien

tbey saw bim. To bim belong tbe glorious ones «

The ninetietb cbapter opens, like the ninth, witb the word psdt'. at its close tbe reading is uncertain , but tbere is no play of words. The section contains a somewbat disconnected account of the events of the Creation.

XIV.

(IV. 9) Q,

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* The signs are very iudistinct: i and Tc are quite certain. nw nearly so.

*) Paronomasia. '*) Evidently an allusion to the very ancient myth , which represents Shu and Tefnut as born from the spittle {tss and tfn) of Re.

*) A word sg occurs a number of times in NE., written in various ways. In a few instances it is manifestly a corruption of sgr, e. g. Anast. III, 1 , 2. In other cases however it appears to bear the ineaning to be torpid, lethargic. A convincing example is Anast, I, 25, 6:

»Teil me how thou spendest every night. A State of torpor 1 Ü^S ^^ iXl) '^ upon thee, and

thou sleepest helpless (iwk tcAs)«; and somewhat similarly Anast. V, 6, 2. So perhaps here at the second occurrence of the word. A derived inetaphorical sense seems to be to be dumb/ounded with astonishment , as Prof. Maspero has seen in translating Sall. I, 2, 6 (cf. Et.Eg.l, p. 211): this significance would be very suitable in the first instance in this chapter. It should be observed however that the idea of being put to silence (sgr) is not very remote from the senses here claimed for sg, and the distinction is not to be ranked as certain until all cases have been coUected. *) Read kms-nf: perhaps Tir should be omitted.

1905.

Alan H. Gardiner: Hymns to Ainon from a Leiden Papyrus.

33

»Hundrodtli cliaptcr. First Coming into being at tlie First Occasion. Amon who came into existence at the beginning, none knoweth the form of bis emergence'. No god came into being before him. There was no otber god with him, tliat he might tell(?) Iiis shapes. He had no mother for vvhom bis name was made". He had no father who begot him and who said, 'it is T{?)^. Shaping his own egg: Force (?) mysterious of births, creating bis beauties. Divine god, Coming into existence by himself: all gods were created after he began to be.«

It has often been assumed from the paronomasia of this chapter, that the reading of the number for »hundred« is ^Z'': but the puns on 200 show at least that the word contained no '^. Prof. Spiegelberg's reading* sn for 100 seems to me extremely plausible. The paragraph treats of the origin of Amon-Re.

XV.

(IV, 12)[]

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(IV, 16)

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*) jBs is often a Substantive meaning /orm, shape, doubtless with this shade of significance. ^) That is, doubtless, he is not called »Amon-Re, born of the goddess N«, after Egyptian custom. ^) Or »he is mine« : cf. iZ. 41 (1904) p. 135 136. *} iZ. 36 (1898) p. 139.

Zeitschr. f. Ägj-pt. Spr., 42. Band. 1905. 5

34

Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus.

[42. Band.

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Stands in the text, but above the line the scribe has corrected Vn in red: the two

hieratic groups are very similar. ^ See facsimile, and cf. 6.7 ad ßn.: this papyrus shows a liking for contractions (nls 3, 20; mn 4, 5. 22; grg 3.1; wts 3, 24), so that this spelliüg of stc, thou"-h uncertain, is not quite impossible. <= Very probable, but the signs are faint. ^ Rh is ver}^ probable: the bottom of the foUowing sign is lost; what remains resembles nis (cf. 3, 17; 3, 20) more than any other sign.

»Twohuiidredth chapter. Mysterious of forms, gleaming of shapes. Won- drous{?) god, multiple of forms. All gods boast of him, to magnify themselves by means of bis beauty, according as he is divine. Re himself is united with bis body. He is the great one who is in Heliopolis, being called Tanen. Amon who came forth from Nun: he leadeth mankind'. Another of bis forms is the Ogdoad. The begetter (p/ wti) of the Primordial gods {p^wtiw)-, giving birth to Re. He completed {tm-f) himself as Atum^, one lirab together with him^. He is the Universal lord, beginning of existing things. It is bis soul, as they say, which is in heaven. He it is who is in the underworld, opposite the East(?). His soul is in heaven, bis body is in the West. His statue is in Hermonthis, exalting his risings. One is Amon, concealing {imn)' himself from them: hiding himself from the gods. His complexion is not known. He is far from heaven : Re is absent(?) from the underworld. No gods know his true shape. His

Image is not displayed(?) in writings. No witness is borne to him He

is too mysterious that his glory should be revealed*, too great that question should be made of him, too powerful that he should be known. An instan- taneous fall by a death of struggle(?)^ comes to him who pronounces bis my-

M The same expression , but with intelligible determinatives 5, 20 21. ^) Paronoinasia. *) In the M. K. officers use a similar expression with reference to themselves and the king:

cf. GoLENiscHEFF, Hammamat 12, 7: -My lord the king sent nie ^. '-^ ^\ Jl -^ H ^. '^'-^

as the god sends a member of himself« ; ÄZ. 34 (1896) p. 27 S^ ^ ^x:i2_ yO ^ (| '^^'^'=^ "^** sole servant, like a limb of him«.

*) Literally: »He is mysterious more than to uncover his glory«. The follovving sentences present the same construction. ^) Tn the Amada steh 7, hr hr c occurs similarly at the be- ginning of a sentence, almost withoiit a grammatical construction. Hr n hr, see p. 29 note 6.

1905.]

Alan H. Gardiner: liyinns to Ainon from a Leiden Papyrus.

35

sterious, unknowable' name. No god knoweth how to invoke him(?)' with it. Mighty one, concealing bis name, inasmuch as he is my sterious. «

The Coptic equivalent for 200 (ujht) agrees well enough with the pun

Q'^v ^ ^^^ ^^ ^^ impossible to judge from this whether the original ter-

minatioii of ^et'y was still preserved in Ramesside times. The chapter deals

with many attributes of Amon-Re, great prominence being given to bis in-

scrutable nature.

XVI.

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* The scribe fiUed his pen at this point, and the signs are badly blurred: still the reading is fairly certain.

»Threehimdredth chapter. Three are all gods, Amon, Re, and Ptah; there is none like them^. Concealing {imri) his name as Amon. To him be- longs Re as face"*; his body is Ptah. Their eitles on earth are established for ever; Thebes, Heliopolis, and Memphis until eternity. A divine message is sent from heaven: it is heard in Heliopolis. It is repeated in Memphis to the Fair of face^ It is set in a letter in the writing of Thoth, (and sent) to the town of Amon in possession of their property(?)*\ The matter is answered in Thebes. 'Go forth', says the god 'it^ belongs to the Ennead'(?). Every utter-

^) Or: »wittingly or unwittingly«. ^) The reading is not certain, and presents a gram- matical difficulty: after the infinitive m* we should expect y, not 5i/j. ^) This, rather than »there is none beside thein«, is the accurate rendering of the well-known plirase. *) Or: »he is Re in face«, which comes to the sanie thing. '") An usual epithet of Ptah.

") Notice /wnaaaH ^ =: in?:N s:. The ineaning of the last words is not quite certain.

^) It may refer either to «their property« or to »Thebes«.

36

Alan H, Gardiner: Hyinns to Amon from a Leiden Papyrus.

[42. Band.

ance of liis mouth is Amon(?). The gods are established because of him accord- ing to the commands(?). A divine message is sent. 'It' sliall slay or let live.

Life and death are with it for all people' ' Amon with Re{?), to-

gether three.«

There is mueh obscurity in the details of this highly interesting chapter, but happily the main point is clear. Amon, Re and Ptah, the three principal gods of the Ramesside times, are represented as a trinity in an unity. As such, their will is one, and the attempt is made to show the manner in which their ordinanees were effected. The divine message comes from heaven and is heard in Heliopolis, which as the city of the Sun-god naturally stood in the dosest relation to the skies. In Memphis the decree was repeated to Ptah, and thence communicated to Thebes by a letter in the writing of Thoth, »the letter-writer of the gods«. In Thebes resided the wealth, and hence the power, of the trinity, and liere the matter, as is meet, was »answered«, that is, decided and put into execution. Two examples appear to be given of the purport of such a mandate. It might be a decree in favour of the Ennead, whose temples were to be »established« and endowed by the beneficence of Amon. Or eise it might be a command to slay or let live, for these matters are in the con- trol of Thebes. These details are very imperfectly expressed, and our expla- nation is at best only approximate. One point however emerges clearly: the ultimate decision of the gods' purpose lies with Amon in Thebes. It is in- teresting to note how closely the religious theory coincides with the historical reality: under the Ramessides Amon is all-powerful, and the other gods exist only at his good pleasure. The last sentence of the chapter is sadly injured, but enough remains to show that the dogma of the trinity was reasserted.

XVII.

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^) Here probably Thebes. For the construction of the next clause, cf 5, 23. ^) Wp hr-f can hardly mean anything but »except him«, which gives no sense.

1905.

Alan H. Garoiner: Hymns to Ainon from a Leiden Papyrus.

37

* The traces are mach clearer in the facsimile thaii in tlie original: the space is rather too big for nierely | | | | p , whicli is suggested by the beginning of the previous chapter. ^ The signs transcribed -^^ are a Hgature that 1 have not seen elsewhere: it occurs again below 5, 5, where

however Jj seems at first sight more likely: but bn is not found elsewhere in the papyrus, and the hypothesis that is to be read is snpported bv '-"— i later in this chapter, where .^JU.

has the same form as in the Hgature (the facsimile is here inaccurate). Instead of '^— i we might certainly read ^^ i , but for this spelling I can find no parallel.

»Fonrinindredth chapter. Four [were] the goddesses of the First Occasion.

Rejoicing [Amon] in his [form]^ of great bull. Black bull(?)^

of the cows to complete the eycle of the gods. Facieiis

vulvam, creans phallum^. Primus injecit semen in vaccas{?)*. Coivit cum eo, quo potitus est, siquando non erat vulva. Rising as Re in Nun, giving birth to all that is and is not. Father of fathers, mother of mothers. The bull of those four cows.«

Just as the last chapter stated that there are three principal gods, so here there are said to have been four cow- goddesses in the Urzeit. Their names are unfortunately lost, and I am unable to identify them. An unknown myth of the creation seems to be here related.

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XVIII.

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^) Dr. Möller has made the valuable discoveiy that ^=0) is consistently distinguished from " u): thus the sign f iD is invariably found with b^A, but "^^ with mtr. An instructive case is poison ^^ ^C tu, which is always so written. We might expect that the word mdi{m), «phalluS'^ should be written with '==0), but it is found not only here, but also elsewhere {Berl. Pap. .3056, 3, 1; Daressy, Ostraca 25, 209, 2) with (*=u). Evidently the word contained some Suggestion of the functions of the organ.

*) Ngiyt may mean semen ng-tauri.

38

Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus.

[42. Band.

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^ See above on b, 2. ^ See facsimile. The reading is of course doubtful. <= might possibly be D: both words occur, and apparently with much the same sense. The facsimile seems to have D, but in an uncial form that is not found elsewhere in the Ms. ^ Apparently so: but r hn is just possible.

» FiTehundredth chapter. Those who rebel against him are overthrown

upon their faces. There is none who attacketh him in the

midst of(?) his foes. Those who revolt against him are not found before him. Glaring lion with raging claws: he licks up the might and blood{?) of him who attacks him in the completion of an instant. Bull strong of back and heavy

of hoofs upon the neck of his adversaries; rending his breasts *

flying and capturing him who attacks him, sundering(?)^ his limbs with his bones. Beginning battle in his strength : the mountains are moved beneath him at the time of his raging. The earth totters when he becomes frenzied(?). All things that exist are afraid at his terror. Everyone who confronts him(?) moans because of him(?) tasting his horns(?). He is excellent because of his horns.«

The plays of words with which this and the following chapters open are confined to the units only, the word for »hundred« being altogether disregarded. Since neither ^ here nor .^^^^QA in the next chapter show any trace of

the w with which the Coptic numbers for 5 and 6 end, it is to be presumed that these numbers were in the construct case when combined with the fol- lowing word »hundred«. The paragraph treats of the warlike qualities of Amon-Re.

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') For the word dpwy, not hippopotamus , cf. 1,20.

^) This usage of gmgm perhaps occurs Leiden I, 344, recto, 3, 6 : f^^^^~y\ ^^ f^^^\

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down," &c. Elsewhere (e. g. Harris 500, recto, 1, 2), the word is equivalent to the Coptic (S'omö'm

1905.]

Alan H. Gardiner: Hyinns to Amon IVoin a Leiden Papyrus.

39

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* Facsimile inexact: the reading is supported by the parallelisni with pr, though tliis is in- complete and entirely artificial. ^ More like *^-==^. '- Or possibly '^i^ ^' "^ '^^^ slight traces in the facsimile, with others visible on the papyrus, suggest this reading.

»{Sixhiindredth chapter.) Knowledge is his heart, Taste is his lips. His ka, all existing things are what is in his mouth. When he enters, the two caverns are under his feet. Nile goes forth from the grotto beneath his sandals. His soul is Shu, his heart is [Tefnut(??)]: he is Hor-akhti who is in heaven. His right eye is day, his left eye is night. He leadeth mankind to every way. His body is Nun: he that is in it is Nile, giving birth to all things that are, making to live what exists. He bloweth' breath into every nose. S^yt and Rnnt' are with him for all people. His wife is 'I^ht (the fertile land), he im-

pregnates her: his seed is the tree of life^, his effluence is grain Great

god, giving birth to the Primordial gods before him in the

course of the day. All men, their faces are turned towards him*. Men and gods say(?): 'he is Knowledge'(?).«

A sort of psychological and physiological analysis of Amon-Re. His va- rious parts are compared to different divinities, or illustrated by mythological allusions. The main eonception is that of a sky-god wedded to the earth.

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') For this word, see Brügsch, Wb. Suppl. p.762. ^) See Maspero, Et. Eg. 1 p. 24 27 and p. 173. ^) Ht n cnh is perhaps a generic term for all vegetable food on which human life depends. Ci'.Hi/mn to Amon (Cairo) 1, 6 7 »lord of what is, creating M n cnh^ : {bid. 6, 3 4 »Making grass (smw) [for] the cattle, ht n cnh for mankind {hmmt)'. *) The same expression above, 2, 20.

40

Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus.

[42. Band.

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^ So guessed from facsimile. ^ The signs afler ib look like I . '' The hieratic lias the appearance of T(2(5|. '^ Ov ?

The text of this chapter, the 700th, is very fragmentary \ and it will be better to Substitute an analysis for the translation. Mention is first made of »Sefekht-abui, who is the scribe of the great Ennead« : she appears to be called upon to make a »testament« {mit pr) for »the eye of Re« Thebes. The decree seems to have proceeded from Atum »speaking with his mouth, with

a loving heart «. Thereat the gods are glad, »their hearts are joyous

many times, they exult« and they say to Atum »thy ka is knowledge«. After this they »confirm that which has issued from the mouth of Re thoroughly and completely«. In the next phrases a reference is made to »the writings« of Thoth »lord of Hermopolis«, and »the enemies of Re« are said to be »made into ashes«. The substance of the decree follows. »South and North are given to her, heaven, earth and the underworld with |lands(??)] water and mountains, Nun with(?) its products, the Nile and all that is made to grow upon

^) The original has suffered particularly severely on this page, and many signs which I subsequently read are ahnost illegible at first sight. It is obvious that this State of alfairs enhances the possihility of error to a great extent.

1905.]

Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus.

41

Geb. To her belongs all tliat the Sungod shineth upon: it is for her ka in

peace Eveiy laiid is joined(?) in her sway, inasmuch as she is the

Eye of Re: she is not repulsed.«

XXI.

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^ The reading is quite ceitain, thought no sign is preserved complete. ^ Or possibly

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»{Eighthimdredth chapter). One lands as a praised one in Thebes, the region of truth, distriet of silence. Worthless men(?) do not enter in it the place

of truth the just of heart. Its boat does not cross for worthless

men(??). Fortunate is he who lands in it. He becomes a divine soul like the Ennead. Hft-hr-nhs is exalted from the time when Re shines in front of it(?) uutil he sets before it(?) [in?] the mysterious underworld whieh conceals its lord. DhU is in its vicinity: his soul is he who is in heaven: his temple is

Thebes before his mummies which are in the underworld, heaven,

Thebes and Heliopolis'.«

The happiness of burial in Thebes is here described. It is a lot that can befall only the good man. Ks Sun-god Amon-Re shines over the necropolis by day, and in the night he is apparently still near it as Dbtl. The play upon words shows that the r of ^^ was lost in Ramesside times, or at the least hardly sounded. As in the case of 7 and its derivatives, so too here h has not yet changed into uj.

It will perhaps be convenient, in conclusion, to present the puns on the numbers of the various chapters in tabular form. The Coptic equivalents are not appended, as they are easily accessible to all in the grammars of Stern and Steindorff.

') Foi' ihis collocation of names, see on 2,24.

Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905.

42

Alan H. Gardiner: Hymns to Amon from a Leiden Papyrus.

[42. Band.

Chapter

5 6

7

8 9

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

200 300 400

500

[600]

[700]

[800]

Beginning

End

lost, lost.

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1905.] Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Krbacu. 43

Papyrus Erbach.

Ein demotisehes Brieffragment.

Von Wilhelm Spiegelberg.

Hierzu Tafel III und IV.

In EisENLOHRS demotischem handschriftlichen Nachlaß, den mir Alfred Wiede- MANN vor einiger Zeit zur Durchsicht übersandte, befand sich ein Blatt mit der Abschrift eines demotischen Papyrus, der als »demotisch er Papyrus zu Erbach« bezeichnet war. Da die Abschrift deutlich ein Dokument ganz ungewöhnlicher Art erkennen ließ, so wandte ich mich an den Verfasser der Biographie des Grafen Franz zu Erbach, des Begründers der Gräflichen Sammlungen zu Erbach im Odenwald, den Kaiserlichen Bibliothekar Hrn. Prof. Dr. List, mit der Frage, ob in den genannten Sammlungen ein demotisehes Papyrusfragment vorhanden sei. Nachdem es den gütigen Bemühungen von Hrn. Prof. List geglückt war\ das Original der EisENLOHRsclien Kopie zu ermitteln, durfte ich dieses dank dem hoch- herzigen Entgegenkommen Seiner Erlaucht des regierenden Grafen Georg Al- brecht IV. zu Erbach -Erbach, des jetzigen hohen Besitzers der ERBAcnischen Sammlungen, in der Straßburger Bibliothek in aller Muße studieren und erhielt die Erlaubnis, das wertvolle Stück photographisch veröffentlichen zu dürfen. Ich möchte dafür auch an dieser Stelle meinen ehrerbietigsten Dank zum Aus- druck bringen.

Äußere Beschaffenheit des Papyrus. Das vorliegende Stück ist ein Fragment, nach oben und nach links ab- gebrochen, das nur unten den ursprünglichen Rand aufweist. Nach rechts scheint der Papyrus mit einem scharfen Instrument abgeschnitten worden zu sein, und einige Spuren deuten darauf hin, daß sich einst noch rechts neben der erhaltenen Kolumne ein Text befand"^. Von der linken Kolumne ist nur wenig erhalten. Das rechts davon befindliche Stück ist falsch angesetzt, es steht auf dem Kopf, paßt aber auch in der richtigen Lage nicht an. Die darunter befindlichen zwei Stücke stehen völlig isoliert^.

') Ich verdanke Hrn. Prof. Lisr die weitere Mitteilung, daß der Papyrus von dem Grafen Franz zu Erbach wahrsclieinlich gelegentlich seiner zweiten italienischen Reise (1791) erworben worden ist. ^) Da diese verloren gegangene Kolumne mit der erhaltenen inhaltlich nicht zu- sammenhängen kann, so liegt die Annahme nahe, daß das leer gelassene linke Stück einer be- schriebenen Papyrusrolle abgeschnitten und für unseren Text benutzt wurde. ^) Siehe unten S.45, Anm. 4.

6'

44 Wilhelm .Spiegelberg: Papyrus Erbach. [42. Band.

Was den ursprünglichen Umfang des auf uns gekommenen Stückes an- langt, so läßt sich auf Grund der in I des Kommentars gegebenen Ausführun- gen nur so viel sagen, daß nach oben hin nur 1 2 Zeilen fehlen können. Dazu stimmt auch, daß der Text der Rückseite vollständig ist. Die Fragmente sind gut erhalten, und es stört verhältnismäßig wenig, daß sie nicht gut an- einandergesetzt sind\ Die Farbe ist hellbraun, und nur auf der Vorderseite (H/V.), offenbar, weil diese dem Tageslicht lange ausgesetzt gewesen ist, sehr hell geworden. Die Maße des zusammengehörigen Stückes sind 0,19 (größte Breite) X 0,17 (Höhe). Die erhaltene vermutliche Blattbreite (creXig) beträgt 0,15.

Die Handschrift stammt aus der Ptolemäerzeit und steht den Texten aus der Zeit des Ptolemaios Euergetes IL' paläographisch sehr nahe, doch möchte ich den Papyrus deshalb nicht etwa in die Regienmg dieses Herrschers setzen und nur so viel sagen, daß sie in die Ptolemäerzeit gehört, zwischen Anfang und Ende dieser Periode (etwa 250 100 v. Chr.).

A. Umschrift.

a. Vorderseite.

Kolumne 1 . ^[N. sme r X p^ hg] ^mn P^-^rj-Mnt p' 'rnn-htp P^-tj{?) ^/^(?)

sie

3 wy nigsits^n tf mtgte n Dm^ p? m§'^

^n Y)rrf tr-f p^ mr-in n n^ shte n Dm^ ti <^SLt(?y n{?) ni shte 'rm rmt nb.t

^nt nt-w tr-w w/ w^b M{j)n ir-w ni w^b Hthr ni w^b

^n Thwtj ni w^b n 's.t ni w^b n 'mn-htp ni w^b n 'ij-m-htp ni w^b n 'np

"^ni glhb n ni <^/y{?) n . . . ^i{?) ni <^i n C n ni hm- hl

^'rm ni-w rmi-stn tr-w ni ss trni ni sS m' ni shn

^ni rmt nt hb n md.t Pr-'^i 'rm ms^ Dm^ tr-f 'rm ti-w

^^Jj!,{j)m{w) J Wm ni-w hrd 'rm rmt nb nt nt-w tr-w VI m-bih 's.t 'rm Wsjr

^^ni npr-w n Sgntn ni nt 'w-w tj nw-i r hr-tn 'w mn

^'^di n-'m-i Vi mn di n Thwtj -stm p' Thwtj -stm

'^^pi ^i n C Hr p' P'-hrd 'mn-htp p' P'-tm 'mn-htp p" 'ij-m-htp Pi-tj-Sbk

^^p' Pi-irj-{n)-'s.t P'-dm^ p' Si-'mn{?) Pi-msh p' P'-'sr Pi-srj-^-pht

15p' Pi-§rj-<^-pht pi fi stn Pi-hb p' Pi-tj-Hns Dd-hr p' 'ij-m-htp

'^^ Thwtj -' r - tj - s p'Hrmn P'-dm^ p' Pi-§rj-(^-pht Pi-srj-{n)-Hns p' Pi-srj-{n)-Qns

^'^Pi-srj-{n)-Hns p' Pi-tj-'s.t Pi-me p' P'-Mnt Ns-n^-hmn-'w p' Hb

^^Pi-srj-{n)-M{j)n p' 'mn-htp P'-dm^ p' mn-hip Hr-ibl ^^p Twt

') Mehrfach stehen die Stücke etwas übereinander. ^) Vgl. auch die Bemerkung VIII des Kommentars. ^) Die punktierten Wörter stehen über der Zeile.

1905.]

Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbach.

45

Kolumne

2.

»-*-lw/-fw

^ti-s n h^ .t

2;i/ trg^ ....

^ivnt-iü t^{?) nb . . . .

3 >-/('?) hpr n-'?n-n{?) . .

W/^/ [5]^w md.t ....

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U^r-w) ;y mrf.^ 7^(?) ....

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^wih-i tj '?'-w p^ . . . .

13;- r-zü w Twc?.^ n . . . .

ö 'w -f tj gw . . . .

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^■^1. . . [Ns-\n^-hmn-'w .

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2. . . hrp^{?)ß

8 sm n p^ {?)... .

^ ...}'- 'w wn

9. . . . Pr-^y

4. . . ij-n hs{?) ....

{Ns-n'^] hmn-'w

^. . . . In^ r d^d^ ....

" rhh

ß. . . . \s]tn n 'mn ....

12 *

b. Rückseite. ^mi 'r-w 7i/ sme n P^-hb 2jo' P}-'rm Ws{r)-m^-R(^ p' I-m-htp ^P?-f-t^-(w{j)-Hns p P^-srj-Thwtj Klud ^p Pf-wbw(?) Hr-s^-'sJ p' P'-Mnt

^P^-irj-(n)-Hns p' P^-irj-{n)-^ns nt 'w-w dd-[n]f P^'Srj-{n)-M{j)n ^mi 'r-ic n^ sme n n/ rmt stn tr-w "^P'-Mnt p' P)-lj-Wsjr 'rm n^-f hrd ^w^h-i tj hh-w p^ rn n Hr-s^-'s.i 9p^ P'-Mnt w^h-i tj ^-pht p Mr-hi{?) 10 ;< >.y fif) Yi-j n riy 'w V hpr n-'tn-f hpr-f ^^'w-n r rut r tj hb-w p^ sp rmt{?)

i^sä n rnp.t 3 'bd 3 pr.t sw 20 {?y

B. Übersetzung".

»[N. segnet (I) den X., den Hege]mon(?) (II), den Psenmonthis , Sohn des

Amenophis', Pete- die ^ogslts^an (III), die Truppen (V) von

Djeme (-xHMe), das ganze Volk (V) von Djeme, den Lesonispriester der Weber (VI)

') Vielleicht srti^iats} = TT^uTvJirYjQ. '^) Mit Ortsdeterminativ. ^) Darüber Determinativ des Goldes? *) Die darunter befindlichen Stücke schließen weder aneinander das rechte Stück mit dem Rest von [Pe](amunis steht auf dem Kopf noch nach oben hin an. *) Wahn- scheinlicher als 10, aber nicht ganz sicher. ") Die in kleinen Typen gedruckten Übersetzungen sind unsicher. ') Oder Amenothes.

46 Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbach. [42. Band.

von Djeme, die Meuge (VII) der Weber' mit allen Leuten, welche zu ihnen gehören, alle Priester des Min, die Priester des Amenophis (VIII), die Priester des Imuthes

(IX), die Priester des Anubis, die (X), die Hundertführer (XI)

der Jünglinge und alle ihre Die.ur (XII), die Dorfschreiber (XIII), die Bezirks- schreiber, die Steuerbeamten (XIV), welelie in der Sacl.e des Königs geschickt werden (XV), Und daS gaUZe

Volk von Djeme mit seinen Frauen und seinen Kindern und allen Leuten, welche zu ihm gehören, hier vor Isis und Osiris, den Göttern von Sgntn (XVI), welche geben werden^, daß ich euer Angesicht sehe, indem mich hier kein Vorwurf trifft. Kein Vorwurf (XVII) trifft den

Thysytmes (XVIII), Sohn des Thysytmes, den Hundertführer (XI),

Horos, Sohn des Pachraies,

Amenophis, Sohn des Patemis,

Amenophis, Sohn des Imuthes,

Petesuchos, Sohn des Psenesis,

Pasemis, Sohn des Siamunis{?) (XIX),

Peinsais (XX) , Sohn des Pesauris (XXI),

Psenapathes (XXII), Sohn des Psenapathes, den s^;i -Träger (XII),

Phibis, Sohn des Petechonsis,

Teos, Sohn des Imuthes,

Thotortaios, Sohn des Hermon,

Pasemis, Sohn des Psenapathes,

Psenchonsis, Sohn des Psenchonsis,

Psenchonsis, Sohn des Petisis,

Pmois (XXIII), Sohn des Pamonthes,

Snachomneus, Sohn des Hihis

Psemminis, Sohn des Amenophis,

Pasemis, Sohn des Amenophis,

Hr-^bi, Sohn des Totoes.<^

Aus den Überresten der linken Kolumne lassen sich nur einzelne zusammen- hanglose Wörter gewinnen, die keinen Schluß auf den Inhalt des verloren ge- gangenen Stückes zulassen.

Rückseite.

»Möge man die Segnungen (cmott) (XXIV) machen für

Phibis, den Sohn des P^-'rm (XXV), Osimarres {Osymandyas) , Sohn des Imuthes, P^f-tu-<^^- chons (XXVI), Sohn des Psenthotes, Kolluthes, Sohn des P{-wbw{^) (XXVII), Harsiesis, Sohn des Pamonthes,

') Das Punktierte steht über der Zeile. ^) = geben mögen.

1905.] Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbacu. 47

Psenchonsis , Sohn des Psenrhnnsis mit Beinamen Psenosiris, Psenamunis, Sohn des Psenapathes, P-hf (XXVIII), Sohn des Psemminis.

Möge man die Segnungen machen für alle Diener und(?) Pamonthes, Sohn des Petosiris mit seinen Kindern.

Ich habe (XXIX) veranlaßt, daß das Namensverzeichnis (?) (XXX) des Har- siesis, Sohnes des Pamonthes, gesandt wird. id. habr veranlaßt, (.laß <ias des) Apathes, Sohnes

des (gesandt wird).

Wenn er mir das schreibt (XXXI), was ihm geschehen ist, so werden wir

gen. bereit sein (XXXII), dcU Rcst der Leute ZU SCndcn.

Geschrieben im Jahre 3 am 20.(?) Phamenoth.«

C. Kommentar.

I. Das erste Scholion soll die obige Ergänzung rechtfertigen. Wenn es sich fast zu einer kleinen Abhandlung ausgewachsen hat, so liegt es daran, daß diese überhaupt über die Auffassung der Urkunde entscheidet und daß hier der erste ernsthafte Versuch gemacht wird, in den demotischen Briefstil einzudringen, zu welchem ich hier eine Vorarbeit liefern will. Die Texte, auf welche ich mich stütze, befinden sich in der Großherzoglichen Universitäts- bibliothek Heidelberg in der reichen Sammlung von demotischen Papyrus, welche fast sämtlich aus Gebelen (Pathyris) stammen und aus dem Nachlaß von Dr. Reinhardt erworben worden sind. Ein großer Teil dieser demotischen Urkunden hängt mit den bereits veröffentlichten griechischen Gebelen -Papyrus zusammen \ und aus den folgenden Texten schon mag man ersehen, wie frucht- bar eine spätere Gesamtverarbeitung der Gebelentexte, der griechischen wie der demotischen, werden wird. Daß ich diese wertvollen demotischen Schätze zwei Tage lang in der Heidelberger Universitätsbibliothek unter den denkbar angenehmsten Beding-ungen studieren durfte, dafür möchte ich dem Bibliotheks- direktor Hrn. Prof. Wille auch an dieser Stelle meinen lebhaftesten Dank aus- sprechen. Nächst ihm habe ich Hrn. Dr. G. A. Gerhard zu danken, nicht nur dafür, daß er mir das gesamte Material in der bequemsten Weise zugänglich gemacht hat, sondern auch dafür, daß dieser vortreffliche Kenner der griechi- schen Gebelentexte meine zahlreichen Fragen so gründlich und anregend be- antwortet hat, daß fast alles, was ich an griechischem Material hier herange- zogen habe, ihm zu verdanken ist.

Der Papyrus Erbach enthält den Schluß einer Briefformel, welche voll- ständig in dem Pap. Heidelberg 746"^ vorliegt. Da der Lichtdruck manche Schriftspuren des gelblichbraunen etwas faltigen Papyrus nicht klar erkennen läßt, so füge ich wegen der W^ichtigkeit dieser Urkunde noch ein Faksimile bei.

^) Namentlich auf die Geschichte der Familie des Dryton fällt manches Licht. ^) 0,11X0,18.

48

Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbach.

[42. Band.

I

U m s c h r i f t. Vorderseite. ^NJit-Hr p Pi-§rj-{n)-Mnt sm r' P'-t' p' 2P'-n^-b-hn P'-hrd p' P^-tj-Hr-stn-U P'-t'

1) Oder n, doch spricht kopt. cmott e (Test, des Jakob 49) ebenso wie die sonst aus de- motischen Texten bekannten Stellen (vgl. XXIV) für die obige Lesung.

Tafel III.

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Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band, 1905.

Verlag: J. C. Hinrichs, Leipzig.

1905.) Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbach. 49

^p' P'-mnh PS-wr p' N^-nJjt-f 'rm n-w 'r'i{-w)

^n/ rmt n pi stn n (= m) w<^ sp ti mbih

^Hr-p>-hrd nt 'ic-f r tj nw-tn 'w mn d^

^mn hn n-'m-i ti n^-(^n-f

Tw-tn r 'r-f hb n-j n (= m) p^-tn wdi n

^tj n p^'i ')-j r 'r-i r pr-mht (ncM^iT) rn-tn

^Nht-Hr sm r(?) Nht-Hr p' P'-n^-hn

l^Tz/ nt 'w-tn r wh-s hb n-j n-'m-s

^tj'-i wb ni nt 'w-w r hn-s

12 Äi rnp.t XV 'bi III §m sw ^rkj{?)

Rückseite (Adresse).

<.^5 "'

<^x yQj{

1

r tj-s n P'-t^^ p' P'-n^-b-hn

P'-hrt p' P^-tj-Hr-stn-t^ Wm

n-w 'r'i-{w)

Übersetzung.

n NechthT/ris , Sohn des Psenmonthes, segnet^ den Pates, Sohn des Panobchunis, den Pachrates, Sohn des Petearsemtheus , den Pates, Sohn des P'-mnh^, den Poeris, Sohn des Nechoutes und ihre Kameraden von der Kompagnie (?)* allesamt^ hier vor Harpokrates, dem großen Gott, welcher euch sehen lassen möge, daß hier keine Schuld, keine Schlechtigkeit in mir ist. Es ist gut (iii^noTrq), wenn ihr es tun werdet*'. Schreibt mir, wie es euch erging (neTnoT-xivi) ^ von dem Augen- blick an, wo ich euretwegen nach Norden kam*.

Nechthyris segnet den Nechthyris, Sohn des Panobchunis. Was ihr hier wünschen werdet, das schreibt mir!«

(Nachschrift.)

»Ich sorge (?)"' für das, was man befehlen wird. Geschrieben im Jahre 15 am 30.(?) Epiphi«.

') Über den Zwischenraum liefen die Papyrusstreifen, mit denen die Rolle verschlossen wurde. ^) Zu dem Verbum siehe Nr. XXIV. ^) Etwa Pamenes. '') Siehe unter 111 S.55. ^) ^ toiq TW ctvTot<; TToccTiwTcciG (Arcliiv II, 515) und to7c ccXXotQ [!rr]^[ct]TiujTat[c'\ ttckti. ®) Vielleicht = ««Xw? ovi> TTctr/TSTs und zum Folgenden zu ziehen »Seid so gut und schreibt . . ') Dieselbe Wendung des Briefstils Corp. pap. II Z. 20. »Sich nach jemandes Befinden erkundigen« heißt ibid. 19 sn p wdi (ujii noT-SÄki). ") Wörtlich »von diesem Kommen an, welches ich machte nach Norden«.

^) Diese Bedeutung scheint auch vorzuliegen in der Wendung des Corp. pap. I Z. 3 4, wo die Götter gebeten werden mtic-w tj mtj r t.t-k (n) md.tnb nt V-A- (:= ctck) wb-w »daß sie glück- lichen Erfolg in deine Hand geben (vgl. Sap. 13/19 [Lag.] nju*.Te nneqcS'i'x) in allen Dingen, mit denen du dich beschäftigst (?)«.

Zeitsclir. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905. 7

50

Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbach.

[42. Band.

Adresse. »Zu geben ^ dem Pates, Sohne des Panobchunis, dem Pachrates, Sohne des Petearsemtheus , und seinen Kameraden.«

Ganz ähnlich ist die Formel in dem Fragment Pap. Heidelberg 781.

\X.^!>yA^y^^(^

O C/

^A-^UJ &

'^>^^

M^,-«r^

•-v

k- N

^P'-nh-h-hn p' P^-m sme r P'-t^ f

'rm

^T'-nu^ pi hgmn 'rm P'-hrd P'-P

^'rm Hr 'rm P^-ij-'s.t 'rm Pi-wr 'rm n-w 'fi-^h^wtj

^\tr-w?\ Wi mb^fi Bn..tr p? ntr «^Z Hr-p^-hrt

^{nt\ 'w-w r tj §p-n t-t-n tj-i ip wp.t [n) t.t

i> Panobchunis, Sohn des Pmois, segnet den Pates, Sohn des Tenus, den Haupt- mann (i^7£|uwv) und den Pachrates und den Pates und den Horos und den Petisis und den Poeris und [alle(?)] ihre Kriegskameraden^ hier vor . . . ., dem großen Gott und Harpokrates, welche geben werden, daß wir euch begrüßen (PigenTOOT*). Ich habe einen Auftrag (?) von .... erhalten . . .

Adresse.

\

^ ^ G. :::

[r tj-\ s pS SS n P'-t^ p' T?-nu? p^ hgmn

«Zu geben dem Schreiber des Hegemons Pates, Sohnes des Tenus.* Ferner gehört hierher das Fragment Pap. Heidelberg 742 a.

*) Also das kopt. t«.*.c, welche das e verloren hat. Vgl. griech. anöhoQ.

2) Dieses Vt-'Äiic^' (= *epe«2^ooTT) ist das alte (1 "Mm^Q^^v ^ d'Orb. 19, 10

Kampfgenosse«, welches in der älteren Literatur die Bedeutung »Gegner« liat (Piehl, ÄZ. XXIX, S. 49).

1905.

Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbacu.

51

^^^

>-?•,

\Ll^^f,

^Gb f S/-Sbkp^ ntdd

^tj'-i V n 71/ sme-iw) n Trutn

3py ts hie mb^h Sbk p^ ntr ^/

4[W5;'r?J />/ ntr ^y w6 n f^nh 'fj-m-htp

y>Kybis, Sohn des Sisuchos, welcher spricht: Ich mache die Segnungen für Dryton, den Kavallerieoberst', vor Suchos, dem großen Gotte, (und) [Osiris?], dem großen Gotte, dem Herrn des Lebens, (und) Imuthes . . .

Adresse.

r tj-s n Trutn

»Zu geben an Dryton.«

Dadurch ist mir erst die folgende Einleitung eines Briefes klar geworden. Corp. pap. I Z. 2 ff.

\ »f^ U?A-f A ^ y ^^ ^ M Ö'w^Ä I*-

') Siehe Recueil XXVI, S. 51 Anm. 4. Der Titel ist auch aus dem Pap. Rhind bekannt. Griechisch entspricht \mTcio'yj)i;.

7*

52 Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbach. [42. Band.

V n^k sm{?) mb^h Hr-'mn

nb Shb Gb 'w 'r rp'^i n^ nir{w) nt 'w-ic

m s^-k mtw-w tj mii r t.t-k {n) md.t nb

nt W-k wb-w bn 'w d)' {n) n'-k hm- hl

Wm md.t nb Shb^

» mache deine Segnungen vor Horus-Amon, dem Herrn von Shb^,

(und) Geb, welcher der Erbfürst der Götter ist, welche dich beschützen werden (= mögen), und Erfolg in deine Hand geben mögen in allem, was du unter- nimmst (?). Deine Diener haben nichts gefehlt in irgendeiner Sache.«

Der Vollständigkeit halber sei noch das folgende Fragment Pap. Heidel- berg 650a mitgeteilt, welches nur Reste der hier besprochenen Briefformel enthält.

.1 V5>"'^^ ^?^% "

V V^/ V

1 mr-msc ht n Kmi

2 p N^-nht-Hr p^ rnr mi<^

3 mbih Mnt py ntr <^/ nt 'wf-f r ij

») Siehe Recueil XXV S. 12.

190Ö.] Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbach. 53

4 mti nh n 'm-k htr

5 pn bk(^)

6 pTUjfi n hltn 2

^[rnp.t x\ 'ht II pr.t sw XXVII

»[A. segnet den B.], den ersten Truppenführer von Ägypten [und den ....], Sohn des Nechthyris, den [ersten] Truppenführer [von Ägypten hier] vor Mont, dem großen Gott, welcher geben wird «

Das Schreiben ist vom 27. Payni eines zerstörten Jahres datiert.

Von diesen Texten gehören die ersten beiden (Pap. Heidelberg 746 und 781) zu der Soldatenkorrespondenz des Louvre, die zuletzt von Seymour de Ricci (Ar- chiA'^II, 515) verööentlicht worden ist. Uotr^g Tevovrog und no(.%pci,rv\<; , von denen der erste hier den griechischen Titel viysfxuöv trägt \ begegnen uns wieder, und »Poeris, Sohn des Nechoutes« wird wohl mit dem novjpiQ l!is[%ovTov] des Pap. Grenfell I, 32 identisch sein.

Uns interessieren hier vor allem die Formeln des Briefstils, dessen Schema folgendes ist.

A sme^ B ti mbSTi nom. divinum (Singular oder Plural) nt 'w- (mit Singular- oder Pluralsuffix) r tj. »A. segnet B. hier vor dem und dem Gott, welcher geben wird . . Das ist wohl ein in die Form des Proskynems eingekleideter Grußl

Diese Einleitungsformel* entspricht inhaltlich durchaus derjenigen der Briefe der alten pharaonischen Zeit, welche ja stets mit einem Proskynem beginnen^, aber der Ausdruck ist einfacher und nüchterner geworden. Es ist mir nun nach den folgenden Ausführungen von Hrn. Dr. Gerhard sehr wahrscheinlich, daß diese ägyptische Briefformel den in Ägypten üblichen griechischen Brief- stil beeinflußt hat.

»Wie im gemeinhellenistischen, so folgte auch im ptolemäischen Privat- brief auf das eigentliche Präskript (o ^sivci rw ^sivi %ocipsiv) eine durch die rö- mische Nachahmung {si valeSj hene est; ego valeo) besonders bekannte familiäre Eingangsformel mit dem Grundschema: d eppuxrui, y-aXocq ctv ^%oi' eppoüixcii ^e kou cLvroQ. Dieser Satz hat auf ägyptischem Boden eine denkwürdige Umgestaltung- erfahren. Sein zweiter Teil, die Wohlseinsmitteilung, verkümmert zugunsten des ersten, der Wohlseinserkundigung, die sich ihrerseits zu einem feierlichen Wohlseinswunsche, genauer zu einem Wohlseinsgebete für den Adressaten auswächst. Ansätze dazu liegen bereits im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr., wenn da beispielsweise einmal (102 Pap. Grenfell I 32) der fragliche Passus nach meiner Ergänzung schließt: kppiD\xz^ci ^\ y.cu avrol vijlüüv tyiv oLpi(jrv\v Iv'yUictv £;j%ojusi/ot] Tvctpu rolq kv T\Y\kov(jiu)i ^zoiq (vgl. n. Chr. II BGU 632 kou 'yw yot,p oivrog

^) Vermutlich war Pachrates noch nicht avanciert. ^) Variante V jo (+ Suffix) sme. Dann beginnt der Brief A. p,' nt dd n B. »A. spricht zu B.« ^) Siehe auch unter XXIV. *) Vgl. auch die aramäische Proskynem -Formel nom. div. «ip x. ps snss. ") Siehe Masprro, Du genre epistolaiie; Erman, Ägypten S. 514.

54 Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbach. [42. Band.

i37toi/i'[cü] iJ.v{e)ioi,v (jov Troiovfxevog TTupoc Toig [ev]^ci^e S-eotc) oder wenn er anderwärts beginnt e/ eppuDcrcii z. t. A., etv] a.v, wg eyu) roig S-eoTc tv%oyi.svog SiciTeXuJ o. ä. (260 Pap. Petrie II 2, 3 und 4; 172 Pap. London I 42 S. HO); siyj uv, u)g ßovXofjie^oi, y.ou T'jj AI lyioivwg l7roivy]70jaev (165 Paris 63 I S. 361).

Seit dem Anfang der Kaiserzeit erscheint statt dessen ein fester neuer Typus, der später in christlicher Färbung noch weit in die byzantinische Epoche hineinreicht. Im Fajum treffen wir das im einzelnen mannigfach variierte, öfter auch in seine beiden Hälften, den Gesundheits wünsch und die Versiche- rung der Fürbitte auseinanderfallende Formular: lipo fxev TravTwv ev%ouui ce vyioci- veiv neu To TrpocxvvYiiJUA (Tov TiOiu) (xotS-" ey.u,a'TYjv vnJLspciv) Trocpot twi Kvpioüi XocpoCTTi^i {kou roXg (Twvdotg ^so7g); vgl. etwa: I/II BGU 843; II BGU 601. 714. 775. 845; II/III BGU 333. 384. 385. 625; Fay. 127 S. 284; Par. 18 S. 232; Rendic. Acc. Line. 1897, 77, 2. Statt des Sarapis kommen in anderen Briefen, deren Pro- venienzen genauere Beachtung fordern, anderweitige Götternamen vor. Neben den allgemeinen Ausdrücken: wotpoi ttucti Totg S-eo?? (I BGU 38) und irctpot, roig lvS-ot<^£ ^Eoig (III Fay. 130 S. 286) stehen Angaben wie: irctpot, ty^i rvyjfii \vTi(/)%ioLg (II BGU 794); -KoipoL twi AI tw Kuciwi (II/III BGU 827); Trocpa, rv\i fxvpiuvvfJLüäi S-eatt "ici^i X.OU Twi xupt'wt 'ATToAAwvt xott roig crvvvaoig B-eo7g (II/III Rev. Et. Gr. 1894, 299); TTupoi rvji (TS (piXov(Tvii QoYipi (II Oxy. III 528 S. 264). Daß es sich dabei nicht immer um bloße Worte handelt, sondern auch um wirkliche Proskyneme oder Adorationen, eventuell um Wallfahrten zu bestimmten Göttern, kann etwa I/II BGU 451 lehren: TevoiJ.evoi eig 'AXe^uv^peiuv ro [7r]poö"[x]uv>]aöt crov aou rm 7r[ot]{(^/wv (TOV Koci rvig oi^eX[(p]Yt[g^ cov eTroiYiCXfxev Trupoii, rwi x,vpiu)i Xotpociri^i x.ca r[. . .]vT?^ <^tAoti. Wenn im letzteren Beispiel außer dem Adressaten noch andere Leute, zunächst seine Angehörigen genannt werden, so greift unsere familiäre Eingangsformel damit ins Gebiet der familiären Schlußformel über, die der Klausel eppot)(To oder ippuxT^oti (TS zv%o}xcii voraufzugehen pflegt, den Grußausrichtungen mit oi(T7rcc^o(JMt u. ä. Die beiden Gruppen gehen auch sonst vielfach durcheinander. Einer- seits dringt gelegentlich oLtj-KÖt^ofxai selber in die Trpo \mv Troivrwv -Formel des Pro- ömiums ein (z. B. II Amh. II 135 S. 164 \'7j;cc^oyM,i cre irpo 7roc[v]roüv kcu Xxpu- irimoL xccl 2eA>iV Kai EvSdifxovl^cc; vgl. Ostr. 1219; 55/56 BGU 824; 98/103 BGU 811: II Amh. II 133 S.162; Oxy. III 531 S. 268: Amh. 11 136 S.165f.; Grenf. II 73 S. 115), andererseits führen sich wohl auch jene Sclilußwünsche mit einem unlogischen wpc iroivrcüv ein (vgl. nach Chr. 22 Oxy. II 294; 25 Oxy. II 292).«

Um noch einmal das für die richtige Auffassung des Pap. Erbach wesent- liche Resultat hervorzuheben, so unterliegt es keinem Zweifel, daß das hier behandelte Fragment ein Brief ist, der mit einer der Einleitungsformeln de- motischer Briefe begann.

II. Die Ergänzung [hg]mn ist mir zwar nicht sicher, aber doch sehr wahr- scheinlich. Yiysixwv findet sich im Demotischen auch sonst, vgl. oben Pap. Heidel- berg 781, Z. 2 und Rückseite.

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1905.] Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbach. 55

III. Dieses unägyptisch aussehende , vermutlich griechische Wort findet sich auch in folgendem Zusammenhang im Pap. Heidelberg 781 b.

wy ^ksts^n n p^ stne 'rm n^ srWts n p^ stne

»Die y^fe/w der stne mit den Soldaten {<jrpccTi(joTYig) der sine.<^

Hier ist unser Wort ohne das anlautende n^ geschrieben, vielleicht weil man in nSgsts^n das erste n irrtümlich für den Pluraltitel hielt und ein Wort igstsin -\- Artikel bildete". Welches griechische Wort vielleicht ein unbe- kanntes — sich darin verbirgt, weiß ich nicht zu sagen. Aber sowohl der Zusammenhang, in dem es in dem Heidelberger Papyrus parallel zu (TTpoiTiwTv\g steht, wie die Verbindung mit ^woLixig (s. unter V) machen es sicher, daß das Wort eine Soldatenklasse bezeichnet. Das Wort stne, welches auch oben im Pap. Heidelberg 746 vorkam, wird eine militärische Gruppenbezeichnung sein, bei der mir oi [ex] rov (TYjfxeiov veotvtVxot (Archiv. II, 517) vorschwebte.

IV. Zu diesem vielleicht semitischen Lehnwort, welches die Rosettana durch ^vufxig wiedergibt, vgl. W. Max Müller in 0. L. Z. 1901, S. 319.

V. Zu der Lesung MHHUje Xccög s. Griffith, P. S. B. A. XXI S. 270.

VI. Der Titel ist sehr beachtenswert, denn er zeigt, daß der Lesonispriester^ auch mit den Tempelwebereien* zu tun hatte. Der Demotiker schreibt das Wort

»Weber« mit derselben Endung |(| //'wie die entsprechende Bildung pd.gT:pj>.^T,

pdi;iiTHC »Wäscher«^. Da die Gruppe kopt. ujtit auf s^htHej^ zurückgeht, so deutet vielleicht der schräge Strich hinter dem h bzw. Jf den Bildungsvokal i an. Die Form cä.£t-* findet sich koptisch nur in Verbindung mit einem Objekt, nie absolut. Tempelweber sind demotisch aus Pap. Vatican. (Revue egypt. I, Taf. 4) und Pap. Berlin 3098, 6 == 5507, 5' bekannt. An letzterer Stelle ist, wenn ich recht lese, der Titel p^ sM.t ntr »der Gottesweber« genannt.

VII. Mit // ^§^ .t »die Menge« könnte eine niedere Klasse von Priestern bezeichnet sein, welche die Webereien ebenso wie der Lesonis beaufsichtigten.

Vgl. insbesondere die alte Bezeichnung | y .=^4^^ Tin-ntr ^ä^ »der gewöhnliche Prie-

^) Der Wechsel von Ic und g ist sehr häufig. ^) Vgl. dazu Steindorff, ÄZ. 1889 S. 109 und meine demotischen Studien I, S. 21*, wo ein Beisj)iel für einen mißverstandenen Pluralartikel gegeben ist. ^) Siehe jetzt Otto, Priester und Tempel im hellenistischen Ägypten I S. 39. *) Ibid. S. 300 ff. 5) Maspero, Etudes egypt. I 91 Anm. 3; Spiegelberg, Recueil XVI S.196, und Sethe , Verbum II S. 422 Anm. ®) So scheint das zweitemal dazustehen. ') Sethe, Verbum I § 59. ») Zu der Bildung s. Sethe, Verbum II §956. ») Tafel 18 und 19 der Berliner Publikation.

56 Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Errach. [42. Band.

ster«\ Auch die <^ä^w des Pap. Berlin 3115B, 3/1.7 (Taf. 39) dürften hierher- gehören.

VIII. Amenophis ist wohl der weise Amenhotep, der Sohn des Hapu, der wahrscheinlich erst unter Euergetes II. zum Gott erhoben wurde ^.

IX. Ich habe einen Augenblick geschwankt, ob niclit der Gottesname Djeme vorliege, der aus Pap. Berlin 3115, 11/7 III/14 bekannt ist^. Indessen macht der lange feine Strich hinter dem zerstörten Zeichen in Djeme ist er kurz und dick die Lesung nahezu sicher.

X. Die sichere Lesung und das Verständnis der folgenden Gruppen ist mir nicht geglückt. Glhh* muß einen mir sonst nicht bekannten Titel bezeichnen.

r-^i^

Zu der Gruppe ^ "^J ^J^^ ^^ i^^ bemerken, daß das erste Zeichen in dem Namen

des Buchisstieres «»-=> entspricht^, aber auch \\ in dem Gottesnamen Schu^.

XI. c^ n C ist kopt. d^niy€ «centurio«. Die demotische Schreibung gibt uns also für dieses Wort die zweifellos richtige Etymologie c=^=^^ »Großer von

Hundert«'. Damit wird die Erklärung bestätigt, welche ich för nÄ.noTrpige {= <"/ n wr§j) im Recueil XXI, S. 21 gegeben habe. Natürlich sind danach auch die ähnlichen Bildungen ä^haiht, ^vIlTÄ.IO'!r, d«.nu)o »Großer von 10, 50, 1000« zu erklären.

XII. Bei stn könnte man an den alten Titel sim »Diener« denken, in wel- chem altes m, wie so oft, in n übergegangen wäre. Gerade für st7n ist der Wechsel mit stn gut bezeugt*^. Zu rmt stm ließe sich Setne 5/1 Jir stm <^S »junger Diener«'* vergleichen. Nun findet sich unsere Gruppe Z. 15 in der Verbindung p^ ß sin wieder, wo man nach Analogie von ß.t tn zccvvicpopog oder ß mhn »Milchkannenträger« in stn einen Gegenstand sehen möchte. Da aber das Determinativ im Demotischen gegen diese Annahme spricht"', so scheint es mir doch am nächsten zu liegen, in stm einen Ausdruck für »Diener« und in fi einen Titel für »Träger« zu sehen.

XIII. si tmi »Dorfschreiber« ist die Übersetzung des griech. KWfxo'ypoi,fXfjLoi.TEvc;^\ während s^ in »Ortsschreiber« dem griech. roTroypuyiixciTevg »Bezirksschreiber« entspricht.

1) Recueil 10/147; Mariette, Abydos II 24, und Borchardt, ÄZ. XXXVIII S. 81 Anm. *) Sethe, Aegj'ptiaca- Ebers S. 116, und Otto, Priester und Tempel im hellenistischen Ägj'pten I S. 98. ') Vgl. dazu Krall, ÄZ. 21 S.79. *) Griffith weist mich darauf hin, daß in dem bilinguen Papyrus Rylands XV' der weibliche Eigenname glhf> durch KceXtßtc wiedergegeben wird. 5) Recueil XXIV, S. 23. «) Z. B. Pap. Rhino 6/4. 10/6.

') Zu dem Titel vergleiche auch ^'"^ H (Koll. Hoffmann, S.73 Nr. 249) und ^ ^ Statuette in Kairo beide vom Ausgang der Ramessidenzeit.

*) Siehe Griffith, Stories of the High priests S. 4. ^) Auch in dem Petubastis- Roman, K 27 L 12. '") Oder sollte eine durch stn »Diener« beeinflußte Abusivschreibung vorliegen ? ") ÄZ.1872, Tafel März-April S. 27 ff. = Rev. egypt. VI , S. 98, wo Revillout trotz der griechi- schen Übersetzung »topogrammate« gibt.

Tafel IV.

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Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905.

Verlag: J. C. Hinrichs, Leipzig.

1905.] Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbach. 57.

XIV. shn^ entspricht dem MX ^ ^^ shn des Pap. Abbott V, 26/5 und

ist vielleicht wie dieses eine Abkürzung von ^MX ^^^ ^^ '^^^- Aus allen mir vorliegenden Stellen ergibt sich, daß diese (si) sft,n Finanzbeamte sind, A'ielleicht Steuerbeamte, so daß sie den XoyevToci entsprechen könnten. Wenn die auf shn folgenden Worte, wie ich vermute, als Apposition zu fassen sind, so würden die »äAw, welche in der Sache des Königs gesandt werden«, die königlichen Steuerbeamten sein können. Aber ich gebe das nur als Vermutung.

XV. Zu dieser Wendung vgl. das neuägyptische ^ ^ ^jil ""=:z:^ ["□ ILA ^ V

/ -^^<i=>j]^[|D ^ »jeder Mensch, der mit einem Auftrag in das Feld gesandt

wird«"". Danach möchte ich in hb ein Pseudopartizipium sehen nt hh (= *eT£R&) »welcher gesandt ist«, mdj Pr-'^^ »Angelegenheit des Königs« findet sich z.B. auch Pap. Kairo 30605, Z. 10, wo mlh {n) md.t Pr-^^ zu heißen scheint »für die Sache des Königs kämpfen« in dem Sinne von »in den Krieg ziehen«.

XVI. Sgntn, ein unbekannter Ort, wird wohl im Gebiet von Djeme zu suchen sein.

XVII. Die Gruppe d^^ ist in demotischen Texten nicht selten anzutreffen. In demselben Sinne und derselben Verbindung mit n {= altem m) findet es sich in einem Ostrakon (Brief) zu Brüssel.

Wsjr-wr p' <^nh-p^-hrd p^ nt dd mn d^ .t n-'m-i^ n f> wp.t n pf ntr <"/ ü ntr.t ^^.t 's.t

»Osoroeris, Sohn des Chapokrates, spricht: Mich trifft keine Schuld bei der Kollekte (?) des großen Gottes und der großen Göttin Isis«,

und ebendort

mi gm-f-s dd mn dLt n-'m-i »Möge er finden, daß mich keine Schuld trifft«'.

Sehr deutlich ist auch der Sinn in dem oben mitgeteilten Pap. Heidel- berg 746, Z. 5 und 6, wo d^ parallel zu bn »Schlechtigkeit« steht.

1) Zu der Lesung s. Hess, Setna S. 106; ÄZ. 1897, S. 149, und Rosettana, S. 60. ^) Rouge, H. I. 258 (mehrfach) = Morgan, Cat. I 118c; vgl. Spiegelberg, Studien und Materialien S. 9.5. ^) = Am d^.t MMOL *) Ich nehme hier wp.t in der Bedeutung Xoystct, welche durch den Pap. Casati bezeugt ist. Zu der Bedeutung von Xcystcc s. Wilcken, Ostraka I, 253. ^) Vgl. dazu Florenz 7315 (s. unten).

Zeitschr. f. Ägj-pt. Spr., 42. Band. 1905. ^

58 Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbach. [42. Band.

Dieses d^ .t in der Bedeutung « Schuld , Vorwurf, Sünde « ist wohl das alt- %yP^- i'^v "^^^ d^.t^, dessen Bedeutung z. B. aus folgender Stelle (Greene, Fouilles X) erhellt: <^=> ^^ f ' m (1 ^^^^ "^^^ Krankheit abwehren, das

Übel (o.a.) vertreiben«. In dem Sinne von Krankheit steht es auch Mutter- Kind 4/5 in der Schreibung j'^^nlj-ciQ und vielleicht auch P. I. H. 2/83 >.-a^

I nK^Q li ^^^^/c=: I "^^"^[l " »nicht sei irgendwelche Krankheit in meiner Nähe

(PpevTH?)«^. Die Bedeutung »Sünde, Schuld« o. ä., die sich unschwer aus dem Begriff »Krankheit, Übel« ergibt, liegt vielleicht in zwei Beispielen vor. Grab- stein BerHn 7315 heißt es vom Toten J ciV\ ^^.^^^ D^ | ^^ (Wb.) »er ver- abscheut die Sünde (?)«, und Florenz 1567 (ed. Schiaparelli) sagt der Tote <=>

\[T^ ^v ^ I v^j^^ /i>^^ ^V I o s^ (Wb.) »ich gehe siegreich von dort (sc. dem

Totengericht), nicht ist meine Sünde gefunden worden«, wozu man den oben mitgeteilten demotischen Text des Brüsseler Ostrakons vergleichen möge. Das Wort selbst ist gewiß von dem Verbum A^^x d^j »entgegenstellen« abzuleiten,

es ist also eine Abstraktbildung von demselben dlj , von welchem dij »Feind« das Nomen agentis darstellt*.

Was den ganzen Satz anlangt, so liegt hier zweifellos eine Wendung des Briefstils vor, in welcher der Schreiber seine Treue und Gewissenhaftigkeit ver- sichert. Die negative Erklärung will lediglich besagen, daß der Betreffende in dem Dienste seines Herrn oder Auftraggebers seine Schuldigkeit getan hat; es ist also eine Formel, die man dem Vorgesetzten gegenüber gebraucht. In diesem Sinne steht es, abgesehen von unserer Stelle, in den Briefen Ostr. Brüssel, Pap. Heidelberg 746, Corpus papyr. I, Z. 2 ff. (s. oben S. 51). Dem Sinne nach ent-

spricht die alte Formel :;;:q<5i-=>t'^^11 G^ t^^l^'l t^ »ich gebe keine Veranlassung, daß mich mein Herr tadelt'«, Leiden I, 348 7/7. 8/4, ib. 349, 11 12, Anast. IV, 16 Verso 4 und sonst passim in Briefen.

XVIII. ^ Nach Xtv-^v(Tvrixig (Lepsius, Denkmäler Text IV S. 42 Anm.). Die nicht gräzisierte Form lautet @v(Tvto\x (Spiegelberg, Demot. Studien I S. 15* Nr. 90).

1) Für die Mitteilung der mit (Wb.) bezeichneten, dem Berliner Wörterbuch entlehnten Bei- spiele bin ich Hrn. Dr. Röder zu bestem Dank verpflichtet. ^) Ähnlich Dendera I, 20 {Wb.). ^) Möglicherweise auch Anast. III, 4/6 {Wb.).

*) Besonders deutlich im Pap. Ebers 1/15-16 i^fj (j^^i^tj (j ^^i^ X ^T

1 ^K [1 V\ VQi „ein Feind, eine Feindin, die sich mir entgegenstellt«. Beachte auch, daß sich

dij hier mit derselben Präposition verbindet, die noch im Demotischen gebraucht wird.

^) Zu t^j •fassen« in der obigen Bedeutung vergleiche den genau entsprechenden Gebrauch von arab. Äi-l III in der arabischen Wendung J. Äi>^" ^, neuarab. ma tedchiz-nisch »tadele mich nicht, nimm es mir nicht übel«. ^) Ich rechtfertige im folgenden nur die nicht allgemein be- kannten griechischen Umschreibungen der ägyptischen Eigennamen.

1905.] Wilhelm Spieoelberg: Papyrus Erbach. » 59

XIX. Zweifelhaft, aber doch sehr wahrscheinlich , ist die Lesung des Gottes- namens. Die Vokalisation der Gruppe Si' »Sohn« beruht auf Namen wie 'Apa-tvjo-igt 'Xi(Tov%o<; »Sohn des Suchos« u. a.

XX. Der griechische Name Yleixa-öiiQ, aram. ncas bei Wilcken, Ostraka- Index.

XXI. Zu der Vokalisation vgl. Demot. Studien I S. 67* ff. Der Name be- deutet »der Assyrer«.

XXII. Auf Grund des weiblichen Namens ^ievctTrotS-»]? (sie) ' (Pap. Berlin 3116, 4/28) = Casati. Der Name ''ÜsvotTru^Yig^ scheint identisch mit dem kopt. n. propr. nigcii*.n&.£i Zoega, Catal. 75/33.

XXIII. Vgl. meine demot. Studien I S. 4* und das n. pr. nfxöig^.

XXIV. Die hier und Z. 7 sich findende Gruppe ist sme* zu lesen und mit kopt. CMOTT »segnen« identisch. Beispiele findet man im Pap. Insinger 12/2.

4. 16/21. 14/12, an letzterer Stelle im Gegensatz zu h<^r (uje^exp)' »zürnen« Revue egyptol. VII S. 167. Aid<peq cmott epoo-y »möge er sie (sc. die In- schriften) segnen«^ ib. 168 Mevpeq cmott {r?) p^ 'w-'r ss-w »möge er den segnen, welcher sie geschrieben hat«. Daß cmot und *p necMOT in der Einleitungs- formel der Briefe »grüßen« bedeuten, habe ich bereits oben ausgeführt. Diese Bedeutung' liegt auch Seine 6/2 vor, wo V Stne sme r W-nfr-k^-Fth heißt »Setne begrüßte den N.« (ähnlich ibid. 3). In Kh. II 3/1 möchte ich e-f'r {rifn sm{^)-w n t wst n Pr-(^ fassen »indem er dem Pharao seine Reverenz machte«, wörtlich »faciens benedictiones adorationis (oTÄ^ujTe'*) Pharaoni«.

XXV. Der Name würde hieroglyphisch etwa so aussehen /^^'^-.O'^^ ^^ und als »der Aramäer« zu deuten sein. Das wäre also der Name,

den wir sonst nur als Volksnamen infolge einer Verschreibung^*^ in der Form A^^^t] q7\<:=>-^^ (s"] Wi kennen. Die Bildung selbst ist sehr häufig, vgl. Zeitschrift für Assyriologie S. 55. Dazu kommt jetzt der Eigenname (sie) /^^"^^^ri V I 1^ P^-'ssur- »der Assyrer« ^\

XXVI. Schon diese demotische Schreibung*^ zeigt klar, daß in der hier vorliegenden Bildung (hierogl. XZH i V^r^ i = "^ (und nicht »<ic?wi'«

^) So nach einer gütigen Mitteilung von Wilcken. Damit erledigen sich Masperos Schluß- folgerungen im Recueil XXIII, S. 193. ^) Belegt durch Wilcken, Ostraka. ^) Grenfell-Hunt, Greek pap. 11, Index.

*) Die Lesung 'yljlj^;^ '^^y cM.ue : cejwi ist ausgeschlossen, da dieses Verbum im Demoti- schen an allen mir bekannten Stellen mit dem W entsprechenden demotischen Zeichen geschrie- ben wird.

*) Sphinx VI S. 200. ") Es folgt »möge er sie nicht wegwischen!« Vgl. Recueil XVII S. 97. ") Bereits von Griffith richtig vermutet, —r- *) Ich halte dieses n für die Objektspräposition. Vgl. Recueil XXVI S. 34. ^) So, nicht oTr*.igT (Peyron). ist mit ZoiSga 457 zu lesen, denn natürlich ist a.a.O. TOVÄ^iyTe XItiu}ä.i 'zu trennen. ^'^) Max W.Müller. Asien und Europa

5. 222. 234. 1^) Archaeological report 1903 1904 S. 11, wo er von Naville und Hall freilich nicht richtig verstanden worden ist. '^) Vgl. dazu ÄZ. XXXVII S. 24 ff. Diese neue Bestäti- gung meiner Lesung wird hoffentlich die neuerdings (Hess, Rosettana S. 5.5) geäußerten Bedenken endgültig beseitigen.

8*

60 . Wilhelm Spiegelberg: Papyrus Erbach. [42. Band.

o. ä.) ZU lesen ist. Die aus den kürzlich gefundenen aramäischen Papyrus be- kannt gewordene aramäische Umschrift n"^3i3?t32S , die ich als 2ZII cn^ deute, beseitigt jetzt die letzten Zweifel.

XXVII. Zu der Lesung, die nicht ganz sicher ist, vergleiche die Schrei- bung von wb {sie) »Vorhof« im Pap. RmND IX, 10, wo dem p^ wb n Wsjr »der

Vorhof des Osiris« im hieratischen Text entspricht «S , ^ Jrvcs/T

^ 8 fiO<N/f "die Vorhalle (?)^ 'Wahrheit geben' (?) des Herrn der Ewigkeit«.

XXVIII. Das n. pr. ^K^ ^^ß^iu^lll^ »die männliche Schlange« ist auch

aus Petrie, Denderah 26^. 28. 29 bekannt. Für das weibl. n. pr. t^ hf ist die griechische Transkription Tcpovi; bekannt".

XXIX. Dieses Tempuspräfix, welches Crum^ richtig mit dem mittelägypti- schen £js.- zusammengestellt hat, lese ich mit Hess* w^h. Aus wh"-f ist g^a».q geworden mit Abfall des anlautenden w. wozu man vergleichen mag qY'O W)h-'h-R^ = yitif] =1 Ovoc(ppi<; : XTrpivig und ferner TXocg für den König W>'d-iv<. Damit ist freilich nur die lautliche Seite der Frage erklärt, d. h. wie der De- motiker dazu kam, §Ä.q mit der Gruppe w>'h zu schreiben; auf den Ursprung des Präfixes fällt damit kein Licht.

XXX. Der Sinn, welchen ich rn hier zweifelnd gebe, liegt in Pap. Berlin 3115 V bis vor.

XXXI. hb steht hier in der aus dem Neuägyptischen bekannten Bedeutung, die aber auch im Demotischen noch erhalten ist. So lieißt es in dem schon oben zitierten Brüsseler Ostrakon hb n-j n p^ nt hpr n p-fi?) srj »schreibe mir, was seinem (?) Burschen (?) geschehen ist«. In beiden Fällen ist das Objekt von hb wohl deshalb durch n (= altem m)' angeknüpft, weil es durch hä^i von dem Verbum getrennt ist. Ferner Corp. pap. II, 20 hb n-j pe-tn wd^ »schreibt mir euer Wohlergehen«.

XXXII. In rwt mit dem Determinativ der Lotusblume sehe ich kopt. poTTOT in dem Sinne »frisch, munter sein, gern etwas tun« ■Kpo^vtxsid^u.i*'. Freilich verbindet der Demotiker das Verbum mit V.

^) Es ist wohl das Wort rwtj »die beiden Tore«. ^) Brugsch: Wörterbuch 3/954 = Sarc. Brit. Mus. 6704. ^) ÄZ. XXXVI, S. 140. Inzwischen ist es weiter durch die Acta Pauli (ed. C.Schmidt) bekannt geworden. *j Rosettana S. .51. ^) Recueil XXVI S. 34 ff. ^) Paralip I, 29, 5. 6. 17, nach Peyron.

190.-).!

John Garstang: The Tablet of Mena.

61

The Tablet of Mena.

By John Garstang.

Mit 3 Abbildungen.

A re-excavation of the «tomb of Mena« at Negadeh in tlie springtime of last year 1904 provided us with a complete restoration of the archaic tablet of ivoiy found in the first instance by de Morgan in his previous excavation of 1896. Pending the publication of a more detailed account of these later discoveries,

Fig.l.

Fie. 2.

I

which is now in preparation, the following note and accompanying illustrations may be of use to those who are interested in this monument.

Fig.l. The fragments found by de Morgan were four in number, which, fitted together, gave three quarters of a tablet of ivory, nearly Square, 55 mm by 45 mm, pierced by a round hole in the right band top corner. Below

this hole is the group of signs associated with [']^^§ Men, which has been

discussed in this Journal and elsewhere; upon this group our present discoveries throw no fiirther light. But one of earliest finds was the missing corner, which nearly completes the tablet. The new fragment, reunited with the main portion after ten years of Separation, is now exhibited in the Museum at Cairo, as shown in the photograpli provided by courtesy of the Service des Antiquites.

62

John Garstang: The Tablet of Mena.

[42. Band.

Fig. 2. A second discovery throwing further light upon the foregoing, was a replica of the same tablet, which had obviously been made in double. The new tablet, which is now in the Museum of the University Institute of Archaeology at Liverpool, is somewhat smaller than the former, measuring 45 mm by 35 mm (broken). It is also somewhat twisted, probably by the heat of a conflagration within the tomb itself. Three of the corners are wanting, and could not be found: unhappily one of these must have contained the much discussed group of signs identified with the name of Mena. But otherwise the new tablet is complete: the signs upon it are more legible than upon the former; and the middle portion, which is missing and broken in the larger tablet is now supplied in detail.

Fig. 3. The accompanying sketch shows a complete restoration of all por-

tions of the inscriptions, &c. from a comparison of the two tablets. Ist Row. Our knowledge con- cerning the upper row is hardly increased. The first group is that previously mentioned, which seems

to be easiest read

The

a

Flg. 3.

group is enclosed by threefold lines which at the sides are verti- cal, and at the top incline to meet, the whole resting upon the Single horizontal line which marks the Upper division of the tablet. The

second group is

enclosed in the fashion characteristic of the earliest

dynasties. The curve of the upper line upon which Stands the hawk, and the form of the tail of the bird itself, are both most archaic, contemporary only with the earliest kings. The third group is the barque, which is best seen in the original tablet; but the water-sign SSSSSZSSI upon which it rests is now more piain.

2nd Row. In the middle row the scenes face generally towards the centre, where is apparently a large vase or vessel. At the right band side, within a Square enclosure are three figures whose right arms are down and left arms seemingly raised upwards. There are no distinguishing features to be observed. Above their heads are five (or more) small circles. The space between these and the top of the enclosure seems to be blank. Upon the top is a row of points, nine in number, which remind one of the two spear points which hold

il

1905.] John Garstang: The Tablet of Mena. 63

aloft the roof of the coronation canopy of the king of North in the macehead of

^^^ (QuiBELL, Hierakonpolis I, PL XXVI 5).

In front of and facing towards this enclosure, the upper figure is apparently bowing before the three persons therein. His arms are extended downwards, and hands near together: from a careful ex-

amination of the original tablet it appears that he is not carrying any object,

but that his hands are empty. Behind him is a group of 3 hieroglyphic signs

1 which seem to read somewhat doubtfully, 'u^ .

Below this man and the hieroglyphs which accompany him are two figures, facing the vase. The one who is behind Stands erect with a staff in his right band. The man who is in front of him seems to stand with left band upüfted and right arm extended towards and partly over the vessel.

On the opposite side all the figures and groups face towards the centre. A man standing before the vessel seems to be in the act of holding aloft a stafl*, the end of which seems to touch or enter the mouth thereof. He does not seem upon the original tablet to be pouring out any oblation. Above him

is the hieroglyphic group ^^ , but the last sign is difficult to read.

Behind, at the toj), are three kneeling figures (apparently votives or ca^)- tives), with arms extended. Below are a bound ox and a trussed goose, with the I sign to each. Below, the lowest group consists of offerings in vases and bread, with a fourth component to the extreme left which can only be conjectured.

It seems to the present writer that this row can be explained most simply as representing or commemorating the Joining of the Two Lands, with some detail of the ceremonial.

3rd Row. All signs face to our right except the four figures at the end which face inwards. These are four men, standing with clasped or bound arms. In front of them is a hieroglyphic group which is more or less familiär to this age.

CS

The Space below the sign •-^^■^ has in each case been left clear. In the smaller tablet there has plainly been an erasure, which is suggested in the larger tablet also.

Notes. The excavation yielded three other inscribed tablets of ivory, with

numerous seal impressions. The name of "^ was freely found, with several

examples of carving in ivory, among them a fish and a cat, and other small objects, in an unexplored recess. These will be described more fully in a

64 John Garstang: The Tablet of Mena. [42. Band.

further account. It is of more present interest to remark tliat the archaeological evidence resulting from this excavation, both of the pottery and other remains, in the light of present knowledge of this period, leaves no doubt as to the age of the monument. The types and forms of objeets charaeteristic of the l close of the predynastic (prehistoric) sequence, and the very beginning of the | Ist dynasty, were precisely those found in the furniture of this tomb. The | tablets, then, as their intrinsic evidence corroborates, are undoubtedly of the age of the traditional Mena. There can be no longer any difficulty therefore in accepting the date of this Qs^ as near to or contemporary with the age of Mena.

The only doubt to tlie mind of the present writer is the reading of the bottom sign of the first group in the Ist row of the tablet (that which appears to be (üü^) as Mena. Granted that reading, there is no apparent difficulty in identifying Mena with the Aha Q^ whose name appears frequently in the deposits placed within this tomb. But it is not at all certain that the tomb at Negadeh was really »Das Grab des Menes«. The preponderance of evidence tends rather towards another conclusion, and this will be considered in a se- parate article.

With regard to the tomb itself, its arrangement and its construction, there is little to add to the complete description of Borchardt and Sethe, supple- mentary to the original publication of de Morgan, which has appeared already in the pages of this Journal. The outer facade is without contemporary pa- rallel; and inasmuch as it forms an exception in the history of tomb con- struction in Upper Egypt, demands an explanation. But the Interior is a simple evolution from simpler prototypes, illustrated in other large tombs of the age: while the burial place itself was a simple hole in the desert, in the exact centre of the enclosed area, analogous to those familiär as the graves of the Egyp- tians of earlier predynastic times.

1905.

Henry Madsen: Ein künstlerisches Experiment im alten Reiche.

65

Ein künstlerisches Experiment im alten Reiche.

Von Henry Madsen.

Mit 3 Abbildungen.

JTür die Karlsberg -Glyptothek in Kopenhagen wurde im Frühjahr 1904 eine Scheintür aus Kalkstein erworben; nach den schön ausgeführten Hieroglyphen sowie nach der ganzen Art der Arbeit ist sie eher der 5. als der 6. Dynastie zuzuschreiben.

Ä, in

äußer-

Aus den zwei Inschriften einer Vertikalzeile auf den beiden sten Pfosten:

1 "(1

. T AA/VSAA 1

und B, in zwei Vertikal- und einer Hori zontalzeile auf den beiden Innenpfosten :

l

[t:

:e]|^f]s^40fo|v

\um

o

Abb.l.

ergibt sich außer den gewöhnlichen Opfer- formeln nur der Name des Verstorbenen <^nh-wd-s und sein Titel eines 1 (1

T AAAAAA 1

Auf den beiden Innenpfosten ist unten der Tote dargestellt, einmal nach rechts und einmal nach links gewendet. Über seinem Schurz trägt er ein Panther- fell, oben auf den Schultern mit einer Spange angebunden; in der linken Hand hält er ein Zepter, mit der rechten stützt er sich auf einem langen Stab. Neben ihm steht sein kleiner Sohn § ® y Pth-hw, der noch keinen Titel führt.

Die Darstellung des Verstorbenen (vgl. Abb. 1) ist so sorgfältig und sauber ausgeführt, wie es einem Großen des a. R. ziemt; die Sicherheit der Ausfüh- rung zeigt, daß der Bildhauer, der das Denkmal hergestellt hat, sich vor dem

Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905. 9

66 Henry Madsen: Ein künstlerisches Experiment im alten Reiche. [42. Band.

tüchtigsten seiner Kollegen nicht zu schämen brauchte. Aber ganz wunderlich und beim ersten Anblick auffallend ist die Art, wie die Schulter und der Rücken dargestellt sind; unter den sonst bekannten ägyptischen Reliefs kommt eine ähnliche Erscheinung nirgends vor. Zufällig verzeichnet ist es ganz sicher nicht dafür ist es allzudeutlich ausgesprochen : irgendeine bestimmte Ab- sicht liegt vor. Die Fachgenossen, deren Urteil über das Denkmal ich hörte, haben alle in der sonderbaren Mißgestalt einen Buckeligen gesehen. Damit wird die Zeichnung des Rückens genügend erklärt, aber die der Schulter nicht: auch höckerige Menschen'^ haben doch, wie gekrümmt auch ihr Rücken ist, Schultern so ziemlich wie gesunde. Auch auf der Darstellung bei Lepsius' mit der kleinen buckeligen Dienerin, die eine kleine Tafel o.a. trägt, ist die Schulter in der gewöhnlichen, herkömmlichen Weise gezeichnet, nur das Rückenprofil ist durch einen Auswuchs verunstaltet.

Ich glaube, daß die Darstellung wesentlich anders zu erklären ist, daß wir wieder einen von den Neuerungsversuchen der an allzu starke Konveuienz gebundenen altägyptischen Künstler vor uns haben.

Die gewöhnliche Darstellung von dem menschlichen Oberkörper zeigt die Abb. 2 (aus der Grabkammer des Prinzen '/■ = ; Dynastie 4").

Der Kopf ist im Profil gezeichnet. Nur so kann man in der Relief kunst einen Kopf würdig darstellen. Erst später versucht man es zuweilen selten glücklich einen Kopf en face zu zeichnen, und dann immer nur bei Personen niedrigen Standes* oder bei den elenden Feinden, die vom König ergriffen und niedergemetzelt werden^. Auch in den Hieroglyphen werden Abb. 2. Menschen und Tiere immer im Profil abgebildet nur "^

(als Gegensatz zu ®) und V\ (der Kopf der Eule ist im Profil kaum sichtbar)

sind von vorne gesehen. Die Schultern dagegen sind en face gezeichnet j ausge- hreitet in ihrer ganzen Länge, und zwar weil man sich immer bestrebt, jeden Körperteil »möglichst von der Seite zu zeigen, von der er sich besonders cha- rakteristisch ausnimmt«^: wenn man alles (d. h. Kopf, Brust und Arm) im Profil zeichnen wollte, dann verschwindet ja völlig die eine Schulter und die andere (gegen den Beschauer gerichtete) wird ganz klein und undeutlich. Wenn man die Schultern so darstellen will, wie sie in Wirklichkeit sind, nicht wie sie fär eine äußere, oberflächliche Betrachtung erscheinen (dies ist das stereotype Rä- sonnement aller primitiven Künstler), so muß man sie einfach in ihrer wirklichen Länge auseinanderfalten, d. h. sie en face abbilden. Dadurch erringt man noch einen Vorteil: die beiden Arme können dann frei den Körper entlang nieder- hängen, ohne diesen in störender und unschöner Weise zu schneiden. Der Leib,

1) LD. II, 27. 2) Berlin 1107. LD. II, 21. ^) Vgl. z.B. den Türhüter, Berlin 13297 (Hohenpriestergrab zu Memphis, n. R.). *) Schlachtreliefs des n. 'R., passim. ^) Erman, Ägypten und ägypt. Leben, S. 532.

1905.] Henry Madsen: Ein künstlerisches Experiment im alten Reiche. 67

der die en face gezeichneten Schultern mit den im Profil gezeichneten Beinen A' erbindet, ist im Halbprofil gezeichnet , nur so ist es ja möglich, Einheit und Zusammenhang in die Darstellung zu bringen.

NacJi diesem Schema, das sehr alt ist und schon in den ersten drei Dy- nastien als maßgebend gilt, werden im a. R. alle Großen und Würdenträger in ihren Grabkammern dargestellt. Aber schon früh hat man die Gezwungenheit der ganzen Anordnung eingesehen und versucht, eine glücklichere Lösung der Frage zu finden.

Die ehrwürdigen Großen des Hofes sitzen oder stehen immer ernst und würdevoll da ohne ihre Körper zu bewegen oder ohne etwas vorzunehmen. Aber die Diener, welche arbeiten müssen und auf den Reliefs immer bei der Beschäftigung dargestellt werden, bewegen sich so stark, daß es einfach un- möglich wird, die alte Darstellungsweise beizubehalten: die Schultern werden häufig im Profil oder Halbprofil gezeichnet, den Forderungen der Körperstellung entsprechend. Wenn es in den Darstellungen von den vornehmen Verstorbenen wahrscheinlicherweise für unschön galt, die Arme die Körperfläche schneiden zu lassen, so war dies bei den Dienern einfach notwendig auch brauchte man wohl hier nicht solche Pietätsrücksichten zu üben. Gewöhnlich machen deshalb in den Gräbern des a. R. die Diener einen viel natürlicheren, lebendi- geren Eindruck als ihre in toter Konvenienz erstarrten Herren. Ich möchte bei dieser Gelegenheit bemerken, daß die sogenannte »freie Richtung«, oder gar »Volksstil« \ die man aus diesen Dienerdarstellungen herausgefunden hat, mir sehr problematisch erscheint. Sind doch die frei behandelten Diener alle von genau denselben Künstlern ausgeführt, denen wir auch die völlig kon- ventionellen Darstellungen der vornehmen Toten verdanken. Sämtliche uns bekannten Reliefs aus dem a. R. sind für die Mächtigen Ägyptens bestimmt, kein einziges für einen »Mann des Volkes«. Und weil es irgendeinen Hohen- priester oder Beamten des Königs amüsiert hat, seine Bauern und Handwerker in allerlei lebhaften und halbkomischen Stellungen abzubilden, kann man doch deshalb nicht von einer Volkskunst reden. Ü^brigens werden auch die Diener- darstellungen ziemlich bald gedankenlos und konventionell nachgeahmt.

Die alten Bildhauer haben es nun ebenso gut, wie wir heute, gesehen, daß in gewissen Punkten die Darstellungsweise der geringen Diener eine viel bessere und natürlichere als die der großen Herren war; auch ihnen war es klar, daß, wenn man einen Mann von der Seite sieht, sein gegen den Be- schauer gerichteter Arm ein Stück seines Körpers verdeckt, und daß dies so gut für Könige und Prinzen wie für Hirten und Fischfänger gilt. Zögernd, vereinzelt und versuchsweise hat man es dann auch gewagt, an den Bildern der Vornehmen eine natürlichere Zeichnungsweise einzuführen. Die Abb. 3 zeigt

1) «Wir nennen den freien vStil dieser Kunst (d. h. der Dienerdarstellungen des a. R.) am besten Volksstil, im Gegensatz zu dem gebundenen Hofstil, der ja vor allem vom Hofe beeinflußt vvfui'de», Spiegelberg, Geschichte der äg}^ptischen Kunst, S. 22.

9*

68

Henry Madsen: Ein künstlerisches Experiment im alten Reiche.

[42. Band.

den Vorsteher des königlichen Gartens -V- \I/ "^^^^ ^ einen alten, fetten Mann mit hängender, halbweiblicher Brust und dickem Bauch. Augenscheinlich ist er realistisch dargestellt so wie er wirklich aussah. Sein linker, gegen den Be- schauer gekehrter Arm hängt über den Körper nieder, aber doch hat man es nicht gewagt, die Schulter ganz verschwinden zu lassen: die zwei gekrümmten Linien, die den Arm mit dem Rücken verbinden, sind ja eine bescheidene, aber unverkennbare Andeutung der linken Schulter. Der Fortschritt von den üblichen Darstellungen ist eigentlich nur der, daß man die Schulter umgedreht hat und sie ausgebreitet über den Körper legte , statt sie frei entfaltet nach hinten darzustellen : die Schulter ist wie üblich en face gezeichnet ^ aber von der Rückseite ge- sehen; sie ist in der Richtung gegen die Brust_, statt in der Richtung über den Rücken umgelegt. Von einer Profilzeichnung kann man selbstverständlich nicht reden. Die rechte Schulter (die ja eigentlich ganz verschwinden sollte) ist in der

üblichen Weise gezeichnet. Die Stellung sieht etwas natürlicher aus als die gewöhnliche, ist aber in Wirklichkeit ebenso unmöglich , ja noch mehr naturwidrig.

Zwei ganz ähnliche Darstellungen begegnen uns in der Zeit zwischen dem alten und mittleren Reiche

auf dem Grabstein des Schatzbeamten

wo

Abb. 3.

der Verstorbene selbst (wieder ein fetter, alter Mann in realistischer Darstellung) sowie einer von seinen Verwandten in dieser Weise dargestellt sind. Die Erklärung: »gegen die Sitte ist die Schulter .... im Profil gezeichnet«', ist nicht haltbar; auch hier ist sie en face_, aber nach innen gelegt, gezeichnet. Daß diese Art der Schulterdarstellung eben für besonders realistisch galt, ergibt sich aus der Prunk- scheintür eines Hohenpriesters von Memphis lY jPy^*- Viermal ist der Ver- storbene in der ganzen Herrlichkeit seiner hohen Würde auf den Innen- pfosten dargestellt: konventionell gezeichnet steht er da, jugendlich und frisch, mit Halskragen, einen Stab in der einen Hand, ein Zepter in der anderen; zweimal auf den beiden äußersten Pfosten, also augenscheinlich auf den weniger hervortretenden Stellen erscheint er ohne Halskragen, ohne Zepter, als ein alter, fetter Mann, mit »freier« Zeichnung der Schulter. Hier ist es eben klar: wenn der Mann viermal schön und ohne Charakter abgebildet war, konnte man es sich erlauben, nebenbei zu versuchen, ob man ihn nun auch naturgetreu darzustellen vermochte, so wie er wirklich aussah, also alt, fett, müde mit Armen

1) Berlin 15321 ; wohl Dynastie 5. Mast., 414 415.

2) Berlin 7779. ') Ausf. Verz. 1899, S.72. *) Mariette,

1905.] Henry Madsen: Ein künstlei-isches Experiment im alten Reiche. 69

und Beinen, die in der Tat für Menschenglieder gelten können und die mit dem Körper in einem einigermaßen richtigen organischen Zusammenhang stehen.

Die Darstellung des yi yH (Abb. 1) ist nun nur eine Art Modifizierung diese Versuche. Der Bildhauer war damit einverstanden, daß, wenn man einen ruhig dastehenden Menschen im Profil zeichnet, dessen gegen den Beschauer gewendeter Arm dann über seinen Körper niederhängt und ein Stück des- selben verdeckt. Die gewöhnliche Darstellung mit den zwei im Freien hän- genden Armen ist zwar schön, aber immerhin nicht wohl möglich. Anderer- seits wünschte er nicht, daß man aus seiner Darstellung schließen sollte, sein Herr sei ohne gut und normal entwickelte Schultern gewesen, so daß ein könig- licher Beamter von einem gemeinen Diener nicht zu unterscheiden wäre. Er möchte ihn gern so naturwahr darstellen wie nur möglich, aber er soll mit allem ausgezeichnet sein, was einem Großen zukommt. Damit ist ein schönes Kompromiß gefunden: der linke Arm wird gezeichnet, wie wir es oben bei -T-^j^u^^, ö f\\ \ ^^^ () JlV S^s^^^'^ haben, aber die Schulter wird nicht nur bescheiden angedeutet, sondern in ihrer vollen Breite vom Rücken bis zum Oberarm über den Oberkörper gelegt. Um dann Platz dafür zu erlangen, war es notwendig, das Profil des Rückens in einem Halbkreis ausbiegen zu lassen.

Eben bei seinem Versuch, den T"V'%' ^^ Besitz von allen ihm zukom- menden körperlichen Eigenschaften darzustellen, hat der Künstler ihn völlig mißgestaltet; seine Bestrebungen, realistisch zu sein, haben ihn weit über alles Natürliche gerade ins Unmögliche hineingeführt. Da sein Werk einzig in der ägyptischen Kunst dasteht, müssen wir wohl vorläufig annehmen, daß keiner von seinen Kollegen den Mut gehabt hat, sein Experiment nachzuahmen.

Aber nicht nur in Ägypten, in der ganzen Weltgeschichte der darstellenden Kunst gibt es ganz sicher nicht ein ähnliches Abbild von einem Menschenkörper. Jeder »primitive*^ Künstler wünscht ja seine Bilder so deutlich und objektiv wie möglich auszuführen; alles, was unklar und undeutlich erscheint, simpli- fiziert er ganz ruhig durch eine Umstellung der gegenseitigen Verhältnisse aus solcher Willkür entwickelt sich später leicht eine Konvention. Der mem- phitische Künstler, dessen Taten uns hier beschäftigten, hat jedes Verfahren seiner Zeit gekannt, alle die »Geheimnisse«^ seiner Kunst verstanden. Er hat es sogar versucht, die überlieferten Kenntnisse, soweit seine Fähigkeit reichte, zu verbessern und weiterzuführen. Aber nie hat er es vermocht, einen Körper unbefangen zu studieren allein nach der Natur zu arbeiten. Deshalb ist er auch in eine so falsche Spur geraten.

^) Louvre C, 14 (Selbstbiographie eines Bildhauers).

70

Ludwig Borchardt: Statuen von Feldmessern.

[42. Band.

Statuen von Feldmessern.

Von Ludwig Bokchardt. Mit 3 Abbildungen.

Im Grabe des ^^|^-™() = . f^^®Jf1^ ^

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^\f^ »Ackervorstehers des Amori, Sclireibers und Vorstehers der

Feldmarken des Amon, Ackerschreibers des Herrn beider Länder in Süd- und Nordägj^pten JVlenne?« : in Schech Abd el Gurnah, das Hr. Mond letzthin wieder hat zugänglich maclien lassen, befindet sich die Darstellung einer Feldvermessung.

Ahb.l.

Unsere Abbildung hierüber (Abb. 1) gibt sie wieder. Drei Beamte, Schreibzeuge in den Händen, leiten die Messung eines in vollen Ähreu stehenden Getreide- feldes; ein Junge trägt ihnen noch ein Schreibzeug und einen Sack, vermut- lich mit Karten- und Dokumentenmaterial, nach. Zwei Arbeiter tun den Dienst unserer Kettenmänner; sie spannen den Meßstrick, der durch Knoten oder feste Marken in Längen des Ackermaßes geteilt ist. Hintermann Avie Vordermann sind in genau der gleichen Stellung wiedergegeben. In Wirklichkeit hat man sich natürlich den Hintermann stehend, nicht schreitend, zu denken, wie er das Ende des Meßstricks festhält, während sich der Vordermann, den Strick abrollend, von ihm entfernt. Die Arbeit begleiten neugierig ein Greis und zwei Knaben. Ein Bauer bringt den Leuten einen Ährenbüschel und ein Brot.

1905.]

Ludwig Borchardt: Statuen von Feldmessern.

71

Auf ein Detail möchte ich hier nun besonders aufmerksam machen. Die beiden Kettenmänner tragen Reservestricke. Jeder von ihnen hat am linken Oberarm eine noch zugebundene Rolle Meßstrick. Auf diesen Rollen saß oben irgend etwas, das sorgfaltig ausgehackt und nur in seinen äußeren Umrissen erkennbar ist. Was es war, zeigt uns ein zweites Bild, das die gleiche Szene

wiedergibt. Es befindet sich im Grabe des | v ' /www I] , rT^ '^ /wws^ n ,

»zweiten Propheten des Amon, Speicher- und Schatz- hausvorstehers des Amon Amenhotep«, gleichfalls in Schech Abd el Gurnah (Abb. 2). Es ist wesentlich roher als das erste, das ganze Beiwerk, das jenes so lebendig machte, ist weggelassen. Drei Leute messen. Der mittlere scheint

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Abb. 2.

den Vordermann einzuwinken. Der Hintermann hält das P^nde des Meßstrickes, diesmal richtig mit beiden Händen; der Vordermann schreitet, den Strick ab- rollend, in der Richtung, die ihm angegeben wird, vor. Der Reservestrick, welchen der Hintermann am Oberarm trägt, hat ebenso wie der Strick, von dem abgerollt wird, oben einen im Original gelb gemalten Widderkopf mit auf- gerichteter Schlange zwischen den Hörnern, also ein Emblem des Amon, das hier nur zufällig der Verfolgung durch Amenophis IV. entgangen ist. Im Grabe des Menne5 hatte man es nicht übersehen und daher getilgt.

Daß diese Widderköpfe irgendeinen praktischen Zweck gehabt hätten, es könnten zur Not z. B. die Köpfe der Zähl- oder Markierstäbe sein, die in die Strickrolle gesteckt sind , scheint doch nicht sehr wahrscheinlich. Sie dürften wohl nur zur Bezeichnung der dem Amonstempel gehörenden, vielleicht ge- prüften, Meßstricke gedient haben.

Die Beobachtung der mit Widderköpfen gezierten Strickrollen bringt uns nun die Erklärung für eine Reihe von gleichartigen Statuen, von denen wir

72

Ludwig Borchardt: Statuen von Feldmessern.

[42. Band.

eine^ hier abbilden (Abb. 3). Es ist die aus Abydos stammende Figur des

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nn ' ^ ^^^^/ .Uli ^"T" »zweiten Priesters des Anher, des

Abb. 3.

Schreibers , Speicher- , Haus- und Ackervorstehers aller Götter des thinitischen Gaues P-en-Anhor«, der unter Amenophis II. lebte (s. Maspero, Guide 02, Nr. 731, S.182; Masp., Cat. Nr. 4875; Mariette, Guide de Boulaq Nr. 689; Cat. gen. Nr. 711). Der Mann kniet, mit dem Pantherfell, seinem Priesterornat, geschmückt, und hält vor sich den zusammengerollten und gebundenen Meß- strick, auf dem der Kopf des Amonswidders mit Uräus und Federn ruht. Unten vor der Strickrolle erhebt sich noch eine Schlange. Das Ende des Stricks ist wie ein Gürtel um den Leib des Knieenden ge- schlungen und an der rechten Seite geknotet. Der Ackervorsteher, der als solcher natürlich auch Ver- messungen zu leiten hatte, hat sich also mit dem Hauptwerkzeug für diese Arbeit, dem Meßstrick, ab- bilden lassen. Warum die Meßstricke in Abydos aber ebenso wie in Th eben mit dem Kopfe des Amons- widders geziert sind , vermag ich nicht zu sagen.

Moü(3a bei HoRAPOLLo ü, 29 und die Gröttin S^^-t. Von Heinrich Schäfer.

lloR APOLLO schreibt 11, 29: TpoL\xixoLTOL etttu, h ^val So(,KrvKoig 7r£pte%0)uei'(X, Movcccv, vi uTreipov, ^ Moipotv (TYifJLociver . Die Stelle ist bisher noch nicht befriedigend er- klärt. Die griechischen Worte sind vollkommen klar und bedürfen keiner Än- derung, wie sie Leemans, der im Anschluß an Reuvens ivTog ^ocktvKiov lesen

^) Eine weitere war im letzten Jahre in Kairo im Handel, sie soll jetzt im Pariser Museum sein. Eine andere nat Legrain jetzt in Karnak gefunden. Sie gehört einem [I ^^\ «=^^^1

'}

Amenemhet, mit Zunamen Sewrer, dessen Titel und Lebenszeit wir aus seinem

Grabe in Schech Abd ei Gurnah bestimmen können. Er lebte nach Sethe unter Amenophis IIL

und war unter anderem i aa^aaa ^) Ed. Leemans, S.71

1^^^"^

Hausvorsteher des Amon«

1905.] H. Schäfer: Movtu bei Horapüllo II, 29 und die Göttin Ssi-l. 73

wilP, befürwortet. Sie heißen: »7 Scliriftzeichen, mit zwei Fingern umfaßt, bedeuten: Muse, oder etwas Unendliches, oder Schicksalsgöttin.«

Mit der so beschriebenen Gruppe soll also in der HieroglyX)hcnschrift eine Göttin bezeichnet worden sein , deren Natur einer der griechischen Musen entsprach, und deren Name in irgendeiner Verbindung mit der Zahl 7 stand. Zu meiner Freude habe ich nachträglich gesehen, daß auch Brugsch' schon die Vermutung ausgesprochen hat, daß damit nur die Göttin gemeint sein kann, die wir erst vor kurzem unter ihrem wahren Namen SiH kennen gelernt haben. Wir kannten sie bisher nur unter ihrem Beinamen lifht '^bwj. Eine Verbindung zwischen dem Namen der Göttin und der Stelle im Horapollo herzustellen, ist aber Brugsch nicht gelungen, so daß auch er zu dem Schlüsse kommt, die Worte müßten wohl verderbt sein.

Bevor wir einen Versuch machen, das Rätsel zu lösen, müssen wir etwas weiter ausholen, um uns vor Augen zu führen, was wir in Horapollos Buch eigentlich besitzen. Es ist klar, daß die allererste, jetzt kaum noch kenntliche, Grundlage eine jener Zeichenlisten gebildet haben wird, in denen die Bedeutung hieroglyphischer Zeichen durch kurze, erst hieroglyphische und hieratische, dann demotische, griechische und schließlich vielleicht gar noch koptische^ Er- klärungen festgelegt war, etwa in der Art, wie wir es aus den in Tanis ge- fundenen Bruchstücken* kennen. Während von all den Zeichen endlich nur die übrig blieben, deren Erklärung Raum zu mehr oder weniger geistvollen Ideen- verbindungen gab, und während in die Erklärungen selbst sich immer mehr mystischer Unsinn einschlich , blieb auch die Hieroglyphenkolumne auf dem langen Wege, der gewiß zwischen der Zeit der letzten uns bekannten hiero- glyphischen Inschriften und der Abfassung des Buches, wie wir es jetzt lesen, liegt, nicht unverändert. Massenhaft wurden Zeichen eingeschoben, die es niemals in der Hieroglyphenschrift gegeben hat^, und auch die wirklich echten Zeichen haben recht sonderbare Wandlungen durchgemacht. Wir können an einigen Beispielen geradezu beweisen, daß zu der Zeit, wo die Beschreibungen abgefaßt wurden, welche in Horapollos Buch die Zeichen ersetzen sollen, die Bilder nicht viel besser waren als die schlimmsten Hieroglyphen formen, die wir etwa in KiRCHERSchen Kopien ägyptischer Inschriften finden. Wir dürfen also bei der Erklärung Horapollos nicht ohne weiteres mit den uns geläufigen Hieroglyphenformen operieren, sondern müssen in vielen Fällen zuerst versu- chen, die Beschreibung, unbeeinflußt von unseren heutigen Kenntnissen, nur den Worten des Schriftstellers folgend, in Bilder umzusetzen. Erst dann wer-

^) Leemans, S. 325. ^) Mythologie. S. 473. *) Horapollos Buch soll AlyvTTTict (pwi/ri abgefaßt gewesen sein, womit wohl kaum demotisch gemeint ist. ^) Dem bekannten Sign -Papyrus.

^) Auch alphabetisch geschriebene Worte wurden aufgenommen, wie ^^ I, 27, O a\

Tn ^ 'HcpcciTToc; , \\|rrt Nt ^^ äS-vji/« I, 12 usw. zeigen. Zauberer und Hexenmeister werden auch die letzten Bewahrer der alten Schrift gewesen sein, ebenso wie der Mythologie.

Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1903. 10

74 H. Schäfer: Movrce bei Horapollo II, 29 und die Göttin Ssi-t. [42. Band.

den wir diese mit den alten Hieroglyphen zu verbinden trachten dürfen. Einige Beispiele mögen das veranschaulichen:

»Wenn sie einen König als mächtig kennzeichnen wollen, so malen sie eine Schlange wie beim Koo-fxog, d. h. mit dem Schwanz im Munde. Den Namen des Königs schreiben sie mitten in den Ring hinein

Das Bild sieht so aus (J Name, j) und steht natürlich für QsameJ

Ebenso: »Wenn sie andererseits den König als Weltherrscher auffassen und kennzeichnen wollen, so malen sie dieselbe Schlange, innerhalb derselben aber deuten sie ein großes Haus an"".«

Das Bild ist ßroßes Hausj), also alt (J

Endlich: »Wenn sie »reden« schreiben wollen, so malen sie eine Zunge und darunter eine Hand^. «

Das ergibt folgendes Bild """^ , und es ist klar, daß damit nur ein ^ gemeint sein kann, das mißbräuchlich für | steht.

So dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn bei der Konstruktion un- serer Gruppe zuerst ein ganz abnormes Gebilde herauskommt.

Die einzige vielleicht mögliche Unklarheit in der Beschreibung der Gruppe, von der wir ausgegangen sind, liegt in dem Worte ypccfxiJiXTci , das »Schrift- zeichen« bedeutet, also sowohl »Buchstaben« Avie »Ziffern« bezeichnen kann. Da- bei an griechische Buchstaben zu denken, etwa die 7 Vokale a e vi t o v oder gar das Wort aßpcKToi.^ , was beides Leemans für denkbar hielt*, lehnt Wiedemann^ mit Recht ab. Es muß sich um ägyptische Zeichen handeln. Zu beachten ist, daß es Horapollo nach seinem Ausdruck absolut gleichgültig ist, welche Gestalt diese Schriftzeichen haben. Es kommt ilim nur auf die Siebenzahl an. So wird man entweder an die Zahl 7 selbst ViV oder an irgendein siebenmal wieder- holtes Hieroglyphenzeichen, etwa '^^/^>-^^, denken können. Beides kommt auf dasselbe heraus, da solche Wiederholung desselben Zeichens eine beliebte Spielerei in den ptolemäischen Inschriften bei den Schreibungen der Zahlen ist. Darum rechne ich der Einfachheit wegen hier nur mit \\\\

Wenn nun dieses 'i',',' nach den griechischen Worten »mit zwei Fingern umfaßt« sein soll, so können damit nur der Daumen und der Zeigefinger ge- meint sein. Da wir vorläufig von echt ägyptischen Zeichen absehen, sieht also unsere Illustration zu Horapollos Worten so aus q [] q p . Ungewiß bleibt da- bei, ob die Gruppe aufrecht zu stellen oder (\ D ö 0^ wagerecht umzulegen ist. Das Folgende wird zeigen, warum wir die \^/ senkrechte Form ge- wählt haben. ' '

') I, 59 unter Verbesserung des y.cty.ij-Tov des Textes in y.octriTToi' nach Mekcer., der sich auf eine Handschrift mit xü^irrov stützt. Andere wollen xcOJattou oder ccatT-ov lesen. Leemans, S. 288. Zu dem y.oTiJiosih'Z^ vgl. I, 2. ^) 1, 61. *) I, 27 Schluß. *) S. 325: «Videtur enim scriptor ante oculos habuisse annuluni quemdam Gnosticum.« ^) Or. Litt. Zeit. I\', S. 383.

1905. 1 H. Schäfer: Movrct bei Horai'ollo II, 29 und die Göttin Sii-t. 75

So wild diese Gruppe uns auf den ersten Blick seheinen mag-, so ist doch die Verbindung mit dem Namen der Göttin SiU von ihr aus leicht zu finden. Allerdings hat sie nichts mit der Schreibung T zu tun. Wohl aber gibt der

n ^^-^ X - ^ I o ^

Beiname der Göttin I c=>v;>^ die Lösung- des Rätsels. Dieser Beiname be-

I ^ o ^

deutet ganz gewiß ursprünglich »die, welche die beiden Hörner abgelegt hat«, und hängt wohl mit der sonderbaren abwärts gerichteten Lage des Hörnerkopf- schmucks zusammen \ Sehr früh ist man aber daraufgekommen, in dem ersten Teil eine Hindeutung auf die Zahl 7 s/h zu sehen, die ja dieselben Radikale enthält wie das Verbum sfhj. Daher kommt es, daß das sternälmliche Gebilde, das von den Hörnern bedeckt wird, fast immer gerade 7 Strahlen hat, und nur selten 5, wie sonst ägyptische Sterne. Das geht so weit, daß man den ersten Teil des Beinamens der Göttin, das Wort sJ7it, geradezu mit der Zahl 'i',',' schreibt'^ Damit wäre der eine Teil der Gruppe im Horapollo erklärt. Und der zweite wird sofort verständlich , wenn wir daran denken , daß für die zweite Hälfte des Beinamens, das '^bwj, die Hörner, sich auch die Schreibung \^ findet^. Die Kombination der beiden Hälften ergibt danach eine Gruppe die sfhi ^hwj zu lesen ist, und ganz genau der aus Horapollos Worten konstruierten Gruppe entspricht. Die Verunstaltung der Hörner zu einer Hand mit gespreiztem Daumen und Zeigefinger ^ ,i n q ist nicht größer als die Entstellung des Königsringes zu einer Schlange. tA QQQ^

Und nun vergleiche man, wie vortreft'lich die \/^j Worte MouG-ct, Motpat und uTreipcv die ägyptische Göttin charakterisieren*. •—' Die SsU ist ja die Herrin der Schrift, die dem Bücherhause vorsteht, die mit eigenen Fingern die Geschichte der Könige niederschreibt, sie ist die ägyptische Kilo. Ferner aber zählt sie auch dem Könige die Jahre seines Lebens und seiner Regierung zu, sie ist also seine M.o7poe,. Und daß der Jahre, über die sie verfügen kann. Hundert- tausende und Millionen sind, mag zeigen, daß auch das ocireipov, das Horapollo nennt, in ihren Bereich fällt, wenn wir auch bis jetzt keine Stelle kennen, wo eines der Zeichen der SsU geradezu in der Schrift für »unendlich«, »Ewig- keit« o. ä. gebraucht wird.

Gewiß gewährt uns die Lösung des Rätsels keine neue Erkenntnis für das Altägyptische, aber sie zeigt uns doch diese Stelle Horapollos als eine der interessantesten und charakteristischsten aus diesem tollen und doch als das letzte Vermächtnis der alten ispoypociJ.iJ.ocrEtg für uns so seltsam anziehenden Buches.

') Es ist zu beachten, daß erst in späteren Zeiten hier wirkHche Hörner erscheinen, in älterer Zeit sieht der obere Teil des Zeichens ganz anders aus und entspricht dem oberen Teile des Zeichens für i/mit. Es fragt sich, ob diese Umbildung zu Hörnern aus dem Beinamen ge- flossen oder umgekehrt dieser erst aus der späteren Zeichenform entstanden ist.

2) Brügsch, Myth. S. 473. ^) Z.B. Champ., Mon.41 Nr. 3. *) Siehe die Zusammen- stellung bei Brugsch a. a. O.

10*

76

Paul Jacobsthal: Eine Gußform mit dem Bilde des Antinoos.

[42. Band.

Eine Grußform mit dem Bilde des Antinoos. Von Paul Jacobsthal.

Mit 2 Abbildungen.

Der hier (Abb. 1) abgebildete Gegenstand wurde 1902 im Kunsthandel in Kairo erworben und befindet sich gegenwärtig unter den koptischen Altertümern des Kaiser - Friedrich - Museums .

Es ist eine Kalksteinplatte von 7,4 cm Breite, 5,5 cm Höhe und 2 2,1 cm Dicke, rechts und links gebrochen. Die Rückseite und die hohe Kante oben

und unten sind geglättet. Auf der Vorderseite sind nebenein- ander zwei Medaillons mit Dop- pelrand vertieft eingeschnitten \ das eine von 40 mm, das andere, durch das der Bruch hindurch- geht, von 33 mm Durchmesser. Vom oberen Rande der Platte führt zu dem vollständig erhal- tenen eine tiefe Rinne von halb- kreisförmigem Durchschnitt, eine zweite flachere Rinne ist im Ab- stand von 4 mm parallel dem obe- ren Rande gezogen. Die Bestim- mung des Gegenstandes ist klar: es ist eine Form zum Guß von Bleimedaillen, oder vielmehr nur die Hälfte einer solchen : denn die Herstellung dieser meist doppelseitig gegossenen Bleimünzen erfolgte, indem man zwei solcher Formen, deren eine das Bild der Vorderseite, deren andere das der Rückseite in ver- tiefter Darstellung trug, aufeinander klappte. Dann bildete die eben erwähnte Rinne von halbkreisförmigem Durchschnitt mit der entsprechenden der anderen Form eine rings geschlossene Röhre, durch welche die Zuleitung des flüssigen Bleies erfolgte. Nach Erkalten des Metalls wurde dann der dem Medaillon noch anhaftende Zapfen mit der Zange oder dem Messer entfernt'. Die flachere Rinne,

') Hierbei bedient sich der »Künstler« eines Messers; daneben verwandte er bei der Dar- stellung des Haares, der Augen bei Reiter und Pferd, den Pferdenüstern, den Kerykeionenden und oben am Kopfschmuck in roher Weise den Bolirer. ^) An einer Bleikapsel, gleichfalls in der koptischen Sammlung des Kaiser -Friedrich -Museums, auf der ein Adler auf Blitz dargestellt ist. haftet dieser Znpfen nocli.

Abb. 1.

1905.] Paul Jacobstiial: Eine Gußfonn mit dem Bilde des Antinoos. 77

von der wir sprachen, ist wohl zum Abziehen der Luftblasen bestimmt. Daß sie daneben auch zur Weiterleitung des Bleies von einer Medaille zur anderen gedient habe, erscheint wegen ihrer geringen Tiefe unwahrsclieinlich. Wir werden hier, wo es sich um den Guß größerer Stücke handelt, also für jedes zu gießende Stück eine besondere Zuleitung annehmen müssend

Wenden wir uns nunmehr den Darstellungen zu. Auf dem ganz erhaltenen Bilde reitet nach rechts^ auf einem Reittier, das ein seltsames Mittelding zwischen Pferd und Maultier ist, ein nackter unbärtiger Mann von seltsamer Erscheinung. Ein großer lockiger Kopf mit stark vorspringendem Untergesicht wird von einem dürren Halse getragen, die Brust eng, die Arme spindeldürr, der Bauch auf- getrieben. Und doch ist es der schöne Antinoos, den wir hier in barbarischer Entstellung vor uns sehen: das beweist das Kerykeion, das er mit der Rechten schultert, und der Kopfschmuck auf seinem Haupt. Die Vorlage haben Typen gebildet, wie sie die Rückseiten der alexandrinischen Bronzemünzen BMC Ale- xandria 925, abgebildet pl. V und Dattari, nummi August. Alexandr. 2086 88, 2091 (abgebildet tav.VIII) zeigen. Mit diesen stimmt unsere Darstellung gegen- über anderen Exemplaren, wie z.B. Dattari 2090 und einem Stück des Berliner Münzkabinetts (Abb. 2) auch darin überein, daß das Pferd das rechte Vorderbein hebt. Abweichend ist abgesehen von der völligen Barbarisierung und den dadurch bedingten Veränderungen das B^ehlen der Chlamys, und vor allem Abb. 2.

das Auftreten des Kopfschmucks. Auf den alexandrinischen Bronzemünzen (Dattari 2080 91) trägt das Brustbild des Antinoos auf der Vorderseite nur den Kopfschmuck (2089 abgebildet auf tav. II), der reitende Antinoos der Rück- seite nur das Kerykeion. Eine Verbindung beider Attribute war bisher, so- weit ich sehe, nur von der Bleimünze Dattari 2092 (abgebildet auf tav. II) be- kannt. So gewinnt dieses späte Machwerk dadurch ein gewisses Interesse, daß es uns allein einen alexandrinischen Münztypus im Apographon aufbewahrt.

Die unvollständige Darstellung auf der linken Seite der Gußform zeigt die Schulter und den lockigen Hinterkopf eines Brustbildes. Über dem Kopf wird das linke Hörn des oben erwähnten ägyptischen Kopfschmucks und das äußerste Ende der auf den Hörnern sitzenden, am weitesten links befindlichen Schlange sichtbar.

') Kleinere tesserae wurden bekanntlich so gegossen, daß zu den einzelnen Stücken von einer Hauptleitung je ein kleiner Seitenkanal abzweigte. Vgl. Rosiowzew, Tesserarum sylloge tab. Xn, dazu p. 397; Daremberg etSAGLio. Dict. des ant. s. v. forma. ^) Ich gebe im folgen- den natürlich stets die Orientierung der gegossenen Medaille, nicht die der Form.

78 Paul Jacobsthal: Eine Gußform mit dem Bilde des Antinoos. [42. Band.

Also auch dies ein Bild des Antinoos. Entsprach die andere Medaille dem Rückseiten typus der angeführten Münzen, so entspricht diese Darstellung den Vorderseiten der gleichen Münzen. Und zwar sieht der Kopf nach rechts wie Dattari 2080 85 und die Bleimünzen Dattari 2092 und 2093.

Zum Schluß noch wenige Worte über die beiden Attribute des Antinoos.

Die Frage, in welcher Eigenschaft ihm die Krone zukommt, vermag ich nicht zu beantworten, zumal es an einer Untersuchung der verschiedenen ägypti- schen Götterkronen fehlt \

Für Antinoos, der bekanntlich nach seinem Tode als Hermes verehrt wurde^, und dessen Kult noch im 3. Jahrhundert blühte ^ liegt es nahe, an die Fälle zu denken, in denen Thoth diesen Kopfschmuck trägt*.

Die zweite Frage, auf welchem Wege Antinoos in Besitz des Kerykeions gelangt, läßt sich nur im Rahmen einer zusammenfassenden Untersuchung über Ursprung und Gebrauch dieses Attributes unter Vorlegung des gesamten Materials beantworten. Dazu ist hier nicht der Ort: ich gedenke bald darauf zurück- zukommen.

Miscellen.

r-^-i [q] (SV »das Rasiermesser«. Diese Hieroglyphe wurde bisher hauptsächlich wegen der Ähnlichkeit ihrer jüngeren Form mit den im Grabe Ramses' III. abgebildeten Köcherdeckeln '\ wenn überhaupt für etwas, für einen Köcherdeckel erklärt. Die Hieroglyphe kommt aber, in anderer Form , nämlich in der oben zuerst gegebenen, im alten Reich vor. Diese ältere Form kann man kaum für einen Köcherdeckel erklären. Man wird sich also wohl nach einer anderen Deutung umsehen müssen. Diejenige, welche ich hier vorschlagen will, ist nur aus der auffalligen Ähnlichkeit der äußeren Form hergeleitet. Ich halte das Zeichen nämlich für ein Rasiermesser. Im folgenden sind zuerst (1, 2)

^) Genaue Formen der Krone, um die es sich in unserem Falle handelt, sind abgebildet z.B. bei BuDGE, The gods of the EgA^ptians I, 456, 458, 470; Lanzone, Dizionario Taf. 122, 123, 216, 227—230, 355; Erman, Ägypt. Religion S. 223. Übrigens sei an dieser Stelle Hrn. Prof. Dressel sowie Hrn. Dr. Regling, die mich in numismatischen Dingen aufs liebenswürdigste be- rieten, und Hrn. Prof. Schäfer , der mir in allen ägyptologischen Fragen freundlichst zur Seite stand, herzlicher Dank gesagt.

'■') Die Zeugnisse siehe bei Pauly-Wissowa . Realenc3'clop. s.v. Antinoos (v. Rohden). ^) S. Erman, Ägypt. Religion S. 243-

*) Thoth trägt nicht allein den Federkopfschmuck, über den zuletzt Furtwängler im 108. Bande der Bonner Jahrbücher S. 243 gehandelt hat, sondern auch die hier in Frage stehende Krone. Vgl. z. B. die Rückseite der unter Hadrian geprägten Münzen von Hermupolis Dattari 6269. Vgl. auch Dattari 6272, 6273 (Antoninus Pius). Im Berliner Museum Inv. Nr. 14894 bronze- ner Kopf eines Ibis mit der gleichen Krone.

^) RosELLiNi, Mon. civ. Taf.121; s. auch Rosellini, Mon, stör. Taf. 127 und 130.

1905.

Miscellen.

79

einige ältere Beispiele des Zeichens gegeben, und darüber die eines wirklichen Rasiermessers aus der Kairener Sammlung gesetzt.

In der Inschrift desWenej* sieht das Zeichen im Worte [1, ^ ,"^ ^^ so aus,

>£tV.

wie Nr. 1 zeigt, auf den Reliefs aus dem Grabe des D\va5-ref (Dyn. 5)'" im Per- sonennamen Ir-^iJ [| wie Nr. 2. Ich glaube, man kann in beiden Zeichen gut die nur wenig stilisierte Wiedergabe des Rasiermessers sehen.

Aber wie kommen wir zu der späteren Form [q] ? Daß sie denselben Gegenstand darstellt, ist wohl sicher. Die hochgezogene Form [q] , welche die ganze Zeilenhöhe füllt, dürfen wir wohl als aus kalligraphischen Gründen entstellt

vernachlässigen. Die bessere, niedrige Form sieht des alten Reichs unten ein übergreifendes längliches zeichnet sei, als stecke das Rasiermesser in einem

aus, als ob in die Rechteck hineinge- Futteral . das die

Schneide sichern soll, das Messer aber beiderseitig etwas heraussehen läßt. Zwei Beispiele (3, 4) mögen auch hier genügen. Auf der größeren Semnehinschrift' aus dem mittleren Reiche sieht das Zeichen im Worte [q] l wie Nr. 3, auf einem Denkmal späterer Zeit* im Namen Osorkon wie Nr. 4 aus.

Zum Vergleich ist darunter ein wirkliches Rasiermesser im Holzfutteral aus den Beständen der Kairener Sammlung abgebildet. Es entspricht dem Hiero- glyphenbilde leidlich, nur steht das Messer bei diesem meines Wissens einzigen Exemplar dieser Art nicht seitlich aus dem Futteral heraus.

Um den Vorschlag endgültig anzunehmen oder abzulehnen, bedürfte man einer guten farbigen Darstellung des Zeichens, die mir aber bisher nicht be- kannt geworden ist. Ludwig Borchardt.

1) Kairo Nr. 1435. -) Kairo Nr.l5.')2. ^) Berl. Mus. Nr.ll.")?. *) Berl. Mus. Nr. 2102.

80 Miscellen. [42. Band.

5m/ »die Lunge«. In Ermans ägyptischem Glossar finde ich sm^ »Darm« X ^^^- Daraus sehe ich, daß eine Bemerkung, die vor Jahren bei Bearbeitung des Kairener Catalogue general gemacht wurde, noch nicht Gemeingut geworden ist. Nachdem Griffith^ das Zeichen T richtig als ein an der Luftröhre hängendes Herz gedeutet, und auch das Zeichen T schon fiir »some internal portion of mammalian anatomy« erklärt hatte, lag die richtige Deutung des letztgenannten Zeichens sehr nahe. Der vertikale Teil des T ist in Farbe und Form genau wie der vertikale von T, wird also auch die Luft- röhre darstellen. Außer dem Herzen, das nur sehr indirekt mit der Luftröhre zusammenhängt, gibt es aber nur noch die Lunge, die in direkter Verbindung j mit der Luftröhre steht. Der untere Teil des Y kann also nur die Lungen- j llügel darstellen. Die oben breitere, nach unten allmählich sich verjüngende | Form entspricht auch dem äußeren Umriß einer Lunge: die Linien innerhalb der beiden Hälften sollen die Teilung der Lungentlügel in mehrere Lappen an- j deuten. Auch die hellrote Farbe, die das untere Stück des Zeichens meist hat, ist für die Lunge bezeichnend^. Ich glaube also, daß man ohne weiteres das ! Zeichen Y als eine Menschen- oder Tierlunge deuten muß, die an der Luft- " röhre hängt. Der kurze horizontale Strich oben an der Luftröhre könnte wie ' bei T einen Stock darstellen, an dem das Ganze hängt.

Daß es aber auch ein Wort X"^. 9 sm? »die Lunge« gegeben hat, wird \ aus folgenden Stellen des medizinischen Papyrus Ebers* klar.

(^ I

»Die Luft, welche zur Nase eintritt, kommt zum Herzen und zur Lunge. , Diese führen sie zum ganzen Körper.« j

Der Ägypter glaubt also, daß auch das Herz mit dem Atmen zu tun j habe. Daher die Verbindung von Herz und Lunge mit der Luftröhre in den beiden Zeichen T und Y.

100,10: ll^^^^iii^Tl.9^^^^9 '^p

I I I 4 fl AAMWA

') Hieroglyphs Taf. 4. 9 und S. 6.). ^) Hieroglyphs Taf. 4 und S. 18.

^) Daß die Äg}'pter einen Unterschied zwischen den Farben des Herzens und der Lunge machen , zeigt sehr gut die farbige Abbildung eines Herzens mit Lunge und einem Stück der Luft- röhre als Opfeigabe auf dem Totenpapyrus der Konigin 3Iict-kf-rc (Kairo Nr. 687). Dort ist das Herz dunkelrot mit weißer Innenzeichnung, die Lunge hellrot und die Luftröhre gelb mit braun- roter Konturierung wiedergegeben.

*) Die Stellen 6, 17, 18; 11, 18; 35, 18 und 99, 21, an denen sm> sonst noch vorkommt, ergeben für die Bedeutung nichts.

1905.] Miscellen. 81

»Es sind vier Gefäße zur Lunge und zum Diese führen Wasser

und Luft . . .

Luft wird also wieder dem sm^ zugeführt.

101,5: ^,o-Tin-kE^rr,?Ik^

»Sein Herz ist an seiner Stelle in den Blutungen der Lunge.« Das 5;/?y muß demnach so liegen, daß seine Blutungen nach cägyptischer Vorstellung: an das Herz kommen können.

III

»Der Hauch des . . . Mundes eines Vorlesepriesters macht es. Er kommt

in die Lunge «

Auch hier wieder, wie beim zweiten Beispiel, kommt Luft bis zum smL Danach darf man wohl auch die Bedeutung von IT ^^9 ^'^'^ als »Lunge«

für gesichert halten. Ludwig Borchardt.

Eine Uschebti-Inschrift des Leidener Museums. In einem Auf- satz: »Einiges über die Totenstatuetten« (ÄZ. 32 [1894] S. 111 ff.) verteidigt Borchardt die von Birch aufgestellte Meinung, die Toten Statuette sei das Ab- bild des Verstorbenen, und bestreitet die Ansicht neuerer Forscher, daß diese Figuren Leibeigene darstellen sollen, die für die Toten die Arbeiten in der Unterwelt zu verrichten haben. Zu der dort angeführten Inschrift einer Toten- statuette des Berliner Museums, die dieser Theorie zu widersprechen scheint, möchte ich folgende Inschrift einer Figur im Leidener Museum hinzufügen. Sie steht auf einer Totenstatuette von Kalkstein mit roter und blauer Bemalung (Höhe 26,7 cm).

a^T^v,

oM<

^^mSi^vma^

Der Anfang des zweiten Teils dieses Textes: »0 Uschebti, Diener seines Herrn usw.« zeigt klar, daß die jetzt allgemein verbreitete Annahme, daß die Totenstatuette den Diener des Verstorbenen darstellt, nicht beiseite geschoben werden kann. P. A. A. Boeser.

Zeitschr. f. Ägypt. Spr.. 42. Band. 1905. 1 1

82

Miscellen.

[42. Band.

Der sogenannte Kriegslielm. Trotzdem man vor 50 Jahren' einer richtigeren Erklärung sehr nahe war, haben wir uns jetzt' gewöhnt, den hohen blauen Kopfschmuck der ägyptischen Könige als Kriegshelm zu bezeichnen. Wir wissen zwar sonst aus den Darstellungen nichts von Helmen, welche die ägyp- tischen Krieger getragen haben, nahmen aber doch für den König einen Helm

an. Allerdings gehen die Könige mit diesem sogenannten Kriegs- lielm in die Schlacht^, aber sie tragen ihn auch beim Triumph- zug*, beim Ausfahren^ beim Opfer**, bei Audienzen am Fenster des Pa- lastes' und selbst im Harim*. Man dachte sich diesen Helm, dessen Form ich wohl als bekannt voraus- setzen darf, wohl entweder aus kleinen runden Metallschuppen be- stehend, oder aus Metall getrieben und mit kleinen dichtgesetzten Krei- sen geziert. Sehen wir aber näher zu, so sind diese Kreise weiter nichts als die schematische Angabe kleiner Löckchen. Solche können wir auf Reliefs'' und an manchen Statuen'*' beobachten. Ein Beispiel ist hier abgebildet. Es ist ein Sethosporträt aus Abydos. Der König ist mit eng sich der Kopfform anschließendem krausen Lockenhaar dargestellt. Um die Stirn liat er einen breiten goldenen Reifen, der hinten an der Haargrenze herumgeht und von dem zwei flatternde rote Bänder herabhängen. An den Schläfen, über den Ohren, decken die gekräuselten Haare wulstig vortretend den Reifen. Diese Haartracht wird wohl niemand für einen Helm ansehen wollen. Sie ist bis in die Einzelheiten genau das niedrigere Vorbild für die höhere Königsperücke, den sogenannten Kriegshelm. Diese hat denselben Goldreif, dieselben roten Bänder, dieselben an den Schläfen vorquellenden Wulste; nur ist sie wesentlich höher und hat die merkwürdige künstlich steifgemachte Kante zwischen Vorder- und Rückseite. Das hindert aber nicht, daß wir diesen Kopfputz trotzdem als Perücke, nicht als Helm, ansehen müssen. Daß diese Perücke meist" blau gemalt ist, wie es übrigens auch andere Perücken oder Haartrachten der Könige sind, geht dar- auf zurück, daß man den Königen wie den Göttern Haare von Lapislazuli andichtete. Ludwig Borchardt.

') WiLKiNsoN, Manners II 324. ^) Erman, Ägypten S. 97. ^) Z.B. LD. III, 126. 153. 160. 16.5. 166. I9fic. *) Z.B. LD. III, 121a. ^) Z.B. LD. III, 92. «) Z.B. LD. III, 174a. 180a. ') Z.B. LD. III. 103. 109. ») Z.B. LD. III, 98. 208a. «) Z.B. Relief des Hesy- Rec in Kairo, Cat. gen. Nr. 1428. i") Z.B. Kairo, Cat. gen. Nr. 230, z. Z. im Obergeschoß Saal V Schrank M. ") Z.B. LD. III, 115. Sie kommt auch schwarz vor, z.B. Kairo, Cat. gen. Nr. 740, z. Z. im Obergesclioß Saal D.

1905.] Miscellen. 83

Statue mit Angabe der Bedeutuiiii' und des Standortes. Der Händler Mansur Ismain im Kafr cl liaram bat eine etwa 30 cm lan^e Statuen- basis aus dunkelgrünlichem metamorpbischem Schiefer, auf der noch die Füße eines schreitend Dargestellten erhalten sind. Das Bruchstück, über dessen Her- kunft der Besitzer nichts angeben konnte, hat ein besonderes Interesse dadurch, daß die Inschrift darauf nicht, wie üblich, eine Dedikation oder derartiges ent- hält, sondern nur ganz kurz, gewissermaßen im Inventarstil, neben der Bedeu- tung der Statue auch ihren Standort verzeichnet. In vertieften, scharf ge- schnittenen Hieroglyphen der Spätzeit steht nämlich auf der Mitte der Vorder- seite der Name des dargestellten Gottes: M \\ ^ y^'In-mwt-f«- , an der linken

Seite vorn der Name des Tempels, in dem die Statue stand: M 1^ ^ l(^j^^^:z^

■¥• »Tempel der B^st-t von '^nh-Uwj«' und auf der rechten Seite vorn der

Name des Raumes, in den das Standbild gehörte: [ir^i ^^=j »Sanktuar«.

Ludwig Borchardt.

Königsstatuen der Zeit Tuthmoses' III. Daß Borchardts Erklärung der Gefangenen von Medinet Habu im wesentlichen das Richtige trifft, aber dennoch von ihm die Möglichkeiten zu eng gefaßt sind, lehrt eine von ihm übersehene Darstellung im Grab des Rechmire (ed. Newberry, Taf. XXII) \ Hier ist im Profil das Sitzbild des Königs gezeichnet, mit Hirtenstab und Geißel in den Händen, den Kriegshelm auf dem Haupt. Er sitzt auf einem Thron der üblichen Form, und unter diesem Thron (oder neben ihm?), aber über der Basis des Sitzbildes, erscheint auf dem Bauch liegend die Gestalt eines Ge- fangenen, vielleicht eines Asiaten. Auch Jequiers Notiz in dieser Zeitschrift 41, (1904) 145 und meine eigene Miszelle ebenda S. 87 werden so vervollständigt. Das Auftreten des Kriegshelms gegen Ende der Regierung Tuthmoses' IH." ist eine weitere Bestätigung von der Richtigkeit meiner Anschauung vom Charakter der Kunst zu Anfang der 18. Dynastie.

') Auf derselben Tafel sind noch zwei weitere kiinstgeschichtlich interessante Typen dar- gestellt: einmal der König knieend mit den Weintöpfen in den Händen. Dadurch wird Petrif.s Annahme (Historyll, 161) widerlegt, dieser statuarische Typus sei erst von Amenophis II. ein- geführt worden. Oberhalb dieser Statue sind dann zwei liegende Figuren dargestellt, die das rechte Knie aufstützen und mit beiden Händen etwas am Boden zu fassen scheinen. Ihre Deu- tung ergibt sich aus den Londoner Statuetten bei Capart, Recueil de monuments Taf. 79 und be- stätigt deren Ansetzung in die 18. Dynastie. Die Erklärung dieser Müllerfiguren ist auch nicht sicher für diese Zeit gegeben. Mit dem Wortspiel zwischen nd »mahlen« und nd ri »grüßen", das Pierret und Capart anführen, ist es schwerlich getan. Die Inschrift D 47 ist doch wohl »ich mahle für Osiris und für die Nut und für den Ka des Osiris, des Wächters des Weißhauses Mry-Mry'^ zu übersetzen. t/.0V'^,y3, SC

'^) Für Tuthmoses III. war der Kriegshehn außerdem bereits bezeugt durch die Grabtafel in Kairo bei Steindorff, Blütezeit des Pharaonenreichs S.77; ferner Berlin 1638, Maspero-Grebaut, Musee Egyptien 1 Taf. 2. Petrie, Gurob Taf. XXIV 1 1 (in diesem Fall ist die Datierung fraglich). Amenophis I. trägt den Kriegshelm auf einer Stele im Haag (Spiegelberg, Museum Westreenianum) und auf der wohl späteren Darstellung bei Rossellini, Mon. Stör. Taf. 28.

11*

84 Miscellen. [42. Band.

Nur damit es nicht vergessen wird, erinnere ich daran, daß das Motiv uralt ist: Hierakonpolis , Taf. III, ist eine Türschwelle abgebildet mit einem Zapfenloch für die Türangel. Die eine Ecke der Schwelle ist als Kopf gebildet. Petrie hat im Text an die Stellen im Totenbuch erinnert, wonach die Feinde des Toten im Hades von einer Tür zerquetscht Averden. Er hat dabei im Jahr 1900 die von Borchardt und Jequier besprochenen Monumente (was von beiden über- sehen ist) bereits im wesentlichen richtig gedeutet. Ob in Hierakonpolis wirklich jene religiöse Vorstellung maßgebend Avar und nicht vielmehr die Idee, daß der über die Schwelle schreitende König auf seinen Feind tritt?

Fr. W. V. Bissing.

Zu Herodot II 162. Als Amasis von Apries zu den aufrührerischen Soldaten geschickt wird, ruiv riq XiyvTrrioüv cnrKT^e ctocq TrepisB-YjKe ol 'kvveyjv, y.ui TrepiTi- S-£;c ecpri eirl ßci(nX-/iii^ TrepiT&evui. Man hat hier kvvsvi bald als Doppelkrone (Brugsch- Stein z. St.), bald einfach als »Helm« (Wiedemann, z. St. und ägypt. Gesch. 638) erklärt. Das Wort kehrt Herod. II 151 wieder, wo beim Opfer im Ptahtempel es heißt: xwsut; Ss y,ou ci öiXXoi diroLvTzq icpopeov ts ßuciXseg kou eTLyXjOLvov tote e%oi/Te<?. Da war die kvvsyi aus Erz. Da nun die ägyj)tischen Soldaten nach Ausweis der Denkmäler keine Helme oder Pickelhauben, sondern nur Tücher und eng anliegende Kappen trugen, in der Handlung der Aufrührer aber auch ein Hin- weis auf die Königswürde enthalten sein muß, so scheint es mir sehr "wahr- scheinlich, daß X.VVSYI hier für den sogenannten Schlachthelm steht, den der König (und wohl auch Heeresanfiihrer) seit dem n. R. in der Schlacht und zuweilen beim Opfer tragen. Wir würden damit auch ein Zeugnis für das Material dieses Helmes, der meist blau (also wie Erz) dargestellt wird, gewinnen.

Fr. W. V. Bissing.

Zu n:2?2n:ss Gen. 41, 45. Unter den zahlreichen Erklärungsversuchen, welche sich mit dem ägyptischen Namen des Joseph beschäftigen \ ist die einzige, welche grammatisch wie lautUch völlig einwandfrei ist, die von Steindorff" vor- geschlagene Deutung '^ J^l J(l ^ 'f''^^ I){d)-p/-nt{r)-'wf-^nh »der Gott spricht und er (sc. der Neugeborene) lebt«. Daß dabei »der Gott« nicht mono- theistisch zu fassen ist, sondern einen bestimmten Gott bezeichnet, hat bereits

Steindorff betont. Gerade aX^ | mit dem A'ulgärartikel^ ist in diesem Sinne mehrfach nachzuweisen. So steht in dem Chetiter vertrag Z. 7 a^T] "tler Gott« für A^ I »der Sonnengott Re^«, und wenn Brit. Mus., Theban. Wandgemälde Nr. 1 Z. 6 jemand schwört "y |.--^-^"^^| J) 1\ "^s^ '^ »bei dem großen

Gott, welcher im Himmel ist«, so ist dieser »große Gott« kein anderer als der

^) Siehe jetzt die Zusammenstellung bei Heyes, Bibel und .\egypten S. 258. ^) ÄZ. XXVI I, S. 41 ; XXX, S. 50. ^) ntr verhält sich also zu p> ntr wie z.B. R( zu Pi-Rc.

1905.] Miscellen. 85

Sonnengott Re , oder wie man neuägyptisch mit dem Vulgärartikel sagte: Phre^, Diese Vorstellung liegt vielleicht in der eigentümlichen Schreibung des Eigen- namens S 2^ MI ^^'P^''^^^ zugrunde, den Steindorff bereits (ÄZ. XXX, S. 52 Anm. 2) zitiert hat.

Da nun neuerdings gegen Steindorffs Erklärung eingewendet worden ist, daß keine mit p^ ntr zusammengesetzte Personennamen nachweisbar seien , so möchte ich hier zwei solche Namen mitteilen. Der eine findet sich auf einem Sarkophag der Spätzeit, der im Winter 1903 im Verkaufslokal des Kairiner Mu- seums stand. Dieser Sarg gehörte einem 1 Q ] ^ Ns-p-ntr, Sohn des

f und der ^ 2^ CJ? Das andere n. pr. ebenfalls der Spätzoit

angehörend" heißt Pn^-cn^ /M P}-nt{rf-'ri-tj-s. Wenn man an die

bekannten theophoren Namensbildungen 'mn-'r-tj-s = 'Afjt.vproLiog »Amon ist es, der ihn gibt«, ThwtJ-'r-tj-s = &oToprcaog »Thot ist es, der ihn gibt« u. a. denkt, so Avird man den vorliegenden Namen nicht gut anders lesen und deuten können als »der Gott ist es, der ihn gibt«.

Somit fallen auch die letzten Bedenken weg, die gegen Steindorffs Deu- tung des Namens nsS'ErüBa sprechen könnten, die Alttestamentler können sie also als völlig sicher betrachten und daran festhalten , daß Namen dieser Bildung vor 1100 V. Chr. nicht möglich und erst seit dem 7. vorchristlichen Jahrhundert häufig sind.

W. Spiegelberg.

Die Übersetzung des Wortes Oase bei Herodot III, 26. Sethe hat Agypt. Zeitschr. 41, S. 48 das Wort Oase (Täcj?, OoLmg, Auatcrtg) auf ägypt. Y^r^-^^^

w^h, kopt. o^^^s.^€ zurückgeführt. Es ist interessant, daß wir bei Herodot III, 26 einen freilich verfehlten Übersetzungsversuch des Wortes feststellen können, der bislang als solcher nicht erkannt worden ist.

Herodot erzählt a. a. 0. von der mißglückten Expedition des Kambyses gegen die Ammonier. Der daran beteiligte Teil des Perserheeres brach von Theben auf und gelangte nach sieben Tagereisen k "Ooc(nv ttoKiv, die von Samiern bewohnt war. Dazu bemerkt Herodot cvoixcc^stoll ^l o %wpog ovrog y-cna 'E.KkY\vwv yXijüddoLv Mdyiapwv vr\(Jog. Daß hier ein poetischer Ausdruck für die Oase vorliegt, die wie eine »Insel der Seligen« in der W^üste liege'*, wird schwerlich irgendjemand gelten lassen. Überdies spricht der vorliegende Text unbedingt gegen eine solche Auffassung, denn er sagt in der klarsten Weise, daß ^cty.cLpu)\) vY\<Jog die Über- setzung von "OcKTig sei. Und diese liegt in der Tat vor. Im klassischen Ägyp- tisch würde »Insel der Seligen« xy'Ou \^"S! 'w-hsj-w heißen. Für hsj

') So ist DE Morgan, Catalogue I S. 119(? Z.7 1K I U '^"'^'^ /^O, m "flas Gotteshaus des Gottes« der Tempel des Chnubis. ^ ^

^) Recueil X, S.197 Nr. 40. ^) Die Schreibung deutet also den Schwund des r an. *) Rawlinson, Stein.

86 Miscellen. Nachruf. [42. Band.

»Seliger« haben wir die griechische Transkription l4.(rtvi<;\ Für 'w »Insel« be- sitzen wir keine Umschrift, aber da in griechischen Transkriptionen w oft durch 0 wiedergegeben wird"\ so dürfen wir für 'w die Wiedergabe 'o für durchaus möglich, ja sogar für wahrscheinlich halten. Demnach lautete »Insel der Se- ligen« ägyptisch etwa '0-hasiew, und es ist daher kaum zweifelhaft, daß Nv^crcc fjLciKÜpwv, wie es ja auch der herodoteische Text verlangt, das WoTt'OucTig über- setzt. Die hier gegebene Erklärung zeigt aber, daß Herodot oder seine Quelle diese bedenkliche Etymologie einem Ägypter verdankte. W. Spiegelberg.

Zu 0 viTl 9(1 ~ ^J^» ÄZ. 41 S. 148. Bei der Interpretation koptischer Texte darf man nicht unbeachtet lassen, daß vielfach Sätze oder Teile von Sätzen auf Bibelstellen zurückgehen. Daß ein derartiger Fall bei dem oben behandelten Worte vorliegt, geht aus Psalm 51, 6 hervor: doiMepe tiu|d«.'2S€ THpo'y MnwXic, Sept. YiyoiTryiO-ug ttuvtcc rct pvi\xccTci xututtovtktixov. Auf Grund dieser Stelle

kann man (oÄiC nicht mit Ij Yj^fn 'QA identifizieren. Der Verfasser von »De morte

Josephi« hat, wie man sieht, fast wortgetreu diese Bibelstelle herübergenommen, die auch hier einen guten Sinn ergibt. P. A. A. Boesee.

Joseph Krall,

geb. 27. Juli 1857, gest. 27. April 1905.

In Joseph Kkall hat die Ägyptologie einen der wenigen Gelehrten verloren, die als Kenner des Demotischen gelten konnten. Er war in seinen Studien von der alten Geschichte ausgegangen, und auch seine ersten ägyptologischen Arbeiten, die in den Jahren 1879 bis 1884 in dieser Zeitschrift erschienen, betrafen histo- rische Fragen. Seine eigentliche Lebensaufgabe aber fand er, als Wien in den Besitz seiner großen Sammlung später Papyrus gelangte. Es waren die de- motischen und die koptischen Schriftstücke, die ihm zur Bearbeitung zufielen. An ihnen bildete er sich aus, und aus ihnen hat er die Schätze gehoben, mit denen sein Name für immer verknüpft ist, den Petubastisroman, die Bruchstücke der Erzählung vom Könige Bocchoris, die koptischen Urkunden. Nun hat ihn ein tragisches Geschick aus seiner Arbeit hin weggerufen, vorzeitig, ehe noch so manches, was er entdeckt und bearbeitet hat, zur Veröffentlichung gekommen ist.

A. E.

^) Max Müller, ÄZ. 1891 S. 88; Spiegelberg, Demot. Studien I S.7*; Griffuh-Thompson, Magical papyri S. 38. ^) Siehe Sethe, Untersuchungen II S. 8, und vgl. ferner 0«Tif aus tcth.

1905.] Nachruf. 87

Hans Graf Schack-Schackenbürg,

geb. 12. Dezember 1852, gest. 28. Januar 1905.

JLiehnsgraf Hans Schack zu Schackenburg , der am 28. Januar 1905 von uns ge- gangen ist, war einer der seltenen Männer, die aus eigener Kraft wirkliche Ge- lehrte werden. Kein korrektes Fachstudium bildete ihn aus, und doch lernte er, was zu lernen war; kein äußerliches Band knüpfte ihn an die Wissenschaft, und doch widmete er ihr sein Leben lang seine Kraft und seine Zeit. Und es war nicht die bequeme Ehre des geschmackvollen Dilettantentums, die ihn lockte, er spielte nicht mit der Wissenschaft, sondern scheute auch vor harter Arbeit nicht zurück.

Der früh verwaiste Knabe besuchte in Dresden das Gymnasium und in Göttingen die Universität und mußte dann schon mit 21 Jahren die Verwaltung seiner Güter übernehmen. Nur Mußestunden waren es fortan, die er den Studien widmen konnte, und er mußte diese überdies als Autodidakt betreiben; nur vorübergehend hat er, soviel mir bekannt ist, einmal in Paris eine Vorlesung Masperos gehört.

Seit dem Anfang der achtziger Jahre konzentrierten sich seine Studien auf das alte Ägypten ; sein erster Aufsatz in dieser Zeitschrift stammt aus dem Jahre 1888 und trägt schon denselben Zug schlichter Sachlichkeit, der an sei- nen späteren Arbeiten erfreut. Als dann die Auffindung der Pyramidentexte unseren wissenschaftlichen Horizont erweiterte, da war Schack unter den er- sten, die darangingen, diesen Schatz für die ägyptische Sprachwissenschaft aus- zubeuten. In seinen »Ägj^ptologischen Studien« veröffentlichte er Untersuchungen zu ihrer Grammatik und begann die Sammlung ihres Wortschatzes; auch die Kapiteleinteilung, deren wir uns heute bedienen, ist sein Werk.

Dem Unternehmen des ägyptischen Wörterbuches schloß er sich zu unserer Freude 1898 als Mitarbeiter an und unterzog sich diesen mühseligen Arbeiten mit unermüdlichem Fleiße und mit vorbildlicher Sorgfalt. Er bearbeitete die mathematischen und astronomischen Texte, die ihn immer besonders interessiert hatten, sowie die alten religiösen Bücher der Königsgräber, An diese letztere Arbeit schloß sich ihm dann die Herausgabe des Vorläufers dieser Litteratur seines »Zweiwegebuches« (Leipzig 190B).

Er sollte keine dieser Arbeiten vollendet sehen. Seit lange schwer erkrankt und in den letzten vier Jahren fast stets an das Bett gefesselt, hatte er doch seine Studien und Arbeiten bis zuletzt weitergeführt mit der ernsten Pflicht- treue, die ihn bei allem auszeichnete, was er trieb. Es war wirklich »der Geist, der sich den Körper schuf«, aber wenn er die Krankheit auch so bezwang, auf die Dauer konnte er ihrer doch nicht Herr bleiben, und am 28. Januar dieses Jahres erlag er seinen Leiden. A. E.

Erschienene Schriften. [42. Band.

Erschienene Schriften.

Jules Baillet, Auguste Baillet, Egyptologue franqais. Notice biographique. 8. 32 SS. Paris 1905.

E. Baraize, Plan des Necropoles Thebaines. Livr. I (5 Blätter). Gr. Fol. Cairo 1904. Georges Benedite, La Stele dite du Roi Serpent, Musee du Louvre (Fondation Eugene Piot;

Monuments et Memoires publies par l'Academie des Inscriptions et Beiles - Lettres , Tom. XII, Fasel). 4. 15 SS. und 1 Taf. Paris 1905.

F. W. V. Bissing, Die Mastaba des Gem-ni-kai. Im Verein mit A. E. P. Weigall herausgegeben.

Bd. I. VIII, 42 SS. und 33 TafF. 4. Berlin 1905. Ludwig Borchardt, Zur Baugeschichte des Amonstempels von Karnak (Untersuchungen zur Ge- schichte und Altertumskunde Ägyptens, herausgeg. von Kurt Sethe. V. Bd.). 8. 37 SS. mit 21 Abb., 1 farbigen Blatte und einem Anhange (9 autogr. Seiten) hieroglyphischer Texte. Leipzig 1905.

, Das Re-Heiligtum des Königs Ne-woser-re (Rathures) (herausgeg. von F.W. v. Bissing). Bd.I.

Der Bau. Fol. VIII, 89 SS. mit 62 Abbildungen, 5 schwarzen und 1 farbigen Blatte. Berlin 1905.

, Der äg}'ptische Titel v\'ater des Gottes« als Bezeichnung für »Vater oder Schwiegervater

des Königs« (Abdruck aus den Berichten der philologisch -historischen Klasse der Kgl. Sachs. Gesellsch. d. Wissensch. zu Leipzig, LVII. Bd., S. 254 270).

, Von einer alexandrinischen Baustelle. 4. ti SS. und 5 Taff. (aus dem Bulletin de la Societe

Archeol. d'Alexandrie 1905).

, Tachymeter für Meßtischaufnahmen (Zentralblatt der Bauverwaltung 1905, Nr. 76, S. 473). U. Bouriant, G. Legrain, G. Jequier, Monuments pour servir ä Tetude du Culte d'Atonou en

Egypte. Tome 1: Les tombes de Khouitatonou (Memoires publies par les membres de l'Institut

franqais d'Archeologie Orientale du Caire, Tome VIII). 4. IV und 133 SS. mit 65 Taff. Cairo 1903.

James Henry Breasted, A History of Egypt from the earliest times to the Persian conquest.

4. XXXI und 634 SS. mit 200 Abb. und Karten. New York 1905.

Jean Capart, Primitive Art in Egypt. Translated by A. S. Griffith. 8. London 1905.

, Recueil de monuments egyptiens. II"*^ serie. 4. 112 SS. und Taf. LI C. Brüssel 1905. Catalogue des Monuments et inscriptions de l'Egypte antique. Ouvrage public sous les auspices

de S. A. Abbas II. Helmi, Khedive d'Egypte, par la direction generale du Service des Anti- quifes. I. serie. Haute Egypte. Tome III. Kom Ombos. 2. partie; fasc. II. Par J. de Morgan, U. Bouriant, G. Legrain, G. Jequier. A. Barsanti. 4. S. 121 248. Wien 1905.

Catalogue General des Antiquites Egyptiennes du Musee du Caire. Vol. X\'I. Nr.30601 31166. Die demotischen Denkmäler I. Die demotischen Inschriften von Wilhelm Spiegelberg. Fol. Mit 26 Taff. Cairo 1904.

[Petrie und Currelly], Catalogue of Egyptian Antiquities found in the Peuinsula of Sinai and at Pithom, Oxyrhynkhos, and Thebes and drawings of tombs at Saqqara for the Egypt Ex- ploration Fund and Egyptian Research Account. 1905.

Collection P. Philip et coUections diverses. Antiquites egyptiennes, grecques et romaines. Paris 1905. Reich illustrierter Auktionskatalog.

The Coptie Version of the New Testament in the northern dialect . . . Vol. III (the epistles of

5. Paul). Vol. IV (the catholic epistles and the acts of the apostles; the apocalypse). 8. LXVIIl und 634 SS.; 591 SS. Oxford (Clarendon Press) 1905. Der imgenannte Herausgeber ist G. Horner.

W. E. Crum, Catalogue of the Coptie Manuscripts in the British Museum. 4. XXllI und 623 SS. und 15 Taff. London 1905.

N. de G. Davies, The Rock tombs of El Amarna. Part II. The tombs of Panehsy and Me- ryra II. (Archseological Survey of Egypt, edited by F. LI. Griffith. 14th Memoir). 4. VDI und 48 SS. und 47 Taff. London 1905.

Albert Deiber, Clement d'Alexandrie et l'Egypte (Memoires publies par les membres de l'In- stitut fran<jais d'Archeologie Orientale du Caire. Tome X). 4. III und 139 SS. Paris 1904.

Alan H. Gardiner, The Inscription of Mes. A Contribution to the Study of Egyptian Judicial Procedure (Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Ägyptens, herausgegeben von Kurt Sethe. IV, 3). 8. 40 und 14 autogr. Seiten. Leipzig 1905.

1905.] Erschienene Schriften. 89

Alan H. Gardi n er, Wissenschaftlicher Jnhresbeiicht (Herbst 1903 bis Herbst 1904) über Ägyp- t()l();j;ie (Zeitschrift der Deutschen IMorgenländisctien Gesellschaft, lid. LIX, 8.209 21(J). Leipzig 190.").

V. LI. Griffith, Archaeological Report 1904 190.') comprising the Work of the Kgypt Explo- ration Fund and the Progress of Egyptology during the Year 1904 1 90.^3. With Plan and Ilhistrations. 8. 84 8S. London, Egypt Exploration Kund.

and Herbert Thompson, The deinotic Magical Papyrus of London and Leiden. V^ol. H.

Hand Copy of the Text. Fol. London 190.").

II. R. Hall, Nitokris-Rhodopis (Journal of Hellenic Studies 1904. Vol. XXIV, p. 208 213).

The Excavation of the oldest Temple of Thebes (Journal of the Society of Arts, Vol. III,

Nr. 2742 vom 9. Juni 190."), p.791 ff.). Vgl. auch desselben Verfassers Aufsatz: The llth I)y- nasty Temple at Deir el-bahari (Proc. Soc. ßibl. Arch., Juni 1905).

, The Early Occuience of Iron in Egypt (Man 1905, Nr. 40). , Pala-olithic Implements from the Thebaid (Man 1905, Nr. 42).

, The Excavations of Phylakopi (Classical Review, Vol. XIX, Nr. 1, S. 79 84). Ägypto-

logische Besprechung der »Excavations at Phylakopi in Melos». Hieratische Papyrus aus den Kgl. Museen zu Berlin. Herausgegeben von der Generalverwaltung.

2. Bd. (Heft 5 8). Hymnen an verschiedene Götter. Zusatzkapitel zum Totenbuch. 3. Bd.

(Heft 9). Schriftstücke der 6. Dynastie aus Elephantine. Fol. IV, 53, bzw. 25 SS. Leipzig 1905. A. E. J. Holwerda, P. A. A. Boeser und J. H. Ilolwerda. Beschreibung der ägyptischen

Sammlung des niederländischen Reiclismuseums der Altertümer in Leiden. Die Denkmäler

des alten Reichs. Atlas von 16 Taff. in Fol. Text von 23 SS. in 4. Herausgegeben im Auf- trage des Ministeriums des Innern. Leiden 1905. Hermann Junker, Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera (Sitzungsberichte

der Berliner Akademie 1905, S. 782 805). J. Leipoldt. Ein saidisches Bruchstück des Jakobus -Protevangeliums (Zeitschrift für neutestament-

liche Wissenschaft, herausgegeben von Preuschen , VI , S. 31 32). Oscar v. Lemm, Kleine koptische Studien. XXVI XLV (aus dem Bulletin de l'Academie Im- . periale des Sciences de St-Petersbourg. Bd. XXI, Nr. 3 und 5 [Oktober und Dezember 1904]).

St. Petersburg 1905. Le Page Renouf, The life-work of the late Sir Peter Le Page Renouf. Vol. IL III. Language, Mytho-

logA' and Literature of Ancient Egypt, edited by E. Naville and W. Harry Rylands. Paris 1905. Lortet et Gaillard, La faune momifiee de I'Ancienne Egypte. Preface de V. Loret. Fol.

XIV und 330 SS. mit vielen Abbildungen. Lyon 1905. .\uguste Mariette. d^uvres divei'ses, publiees par G. Masj)ero, Tome 1 (Bibliotheque Egypto-

logique, Tome 18). 8. CCXXIV und 322 SS. mit einem Portiät und 12 Taff. Paris 1904. E^duard Meyer, Ägyptische Chronologie (Abhandlungen der Kgl. Preuß. Akademie d. Wiss. vom

Jahre 1904). 4. 212 SS. mit 7 Taft". Berlin 1904.

. Die Mosessagen und die Lewiten (Sitzungsber. der Berliner Akademie 1905, S. 640 652).

Mit Bemerkungen zu der Frage des Aufenthalts der Hebräer in Ägypten. G. Maspero, Les Contes populaires de l'Egypte ancienne. Troisieme edition entierement rema- niee et augmentee. 8. LXXII und 276 SS. Paris.

, Le debut du second conte de Setna- Khämois (Melanges Nicole, S. 349 355).

Henri Maspero, Les finances de l'Egypte sous les Lagides (Memoire presente ä la faculte des

lettres de Paris pour le diplome d'etudes superieures). 8. 252 SS. Paris 1905. Monuments egypt iens du Musee d'Antiquites des Pays-Bas ä Leide, publies d'apres les ordres

du gouvernement. Sutpn-yp/t, le livre royal. Edition en phototj'pie. Supplement ä la

34me livraison des Monuments egyptiens. Leiden 1905. Edouard Naville, Un teuiple de la XI<= dynastie, ä Thebes (Melanges Nicole, 8.391 399, mit

einer Tafel). Percy E. Nevvberry, Scarabs. An Introduction to the Study of Egyptian Seals and Signet Rings

with 48 Plates and 116 Illustrations in the Text. (University of Liverpool Institute of Ar-

chseology.) 8. XVI und 218 SS. London 1906.

Zeitschr. f. Ägypt. Spr.. 42. Band. 1905. 12

90 Erschienene Schriften. [42. Band. 1905.]

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Leipzig, J. C. Hinrichs'sclie Buchhandlung. Verantwortl. Redakteur Prof. Dr. G. S teindo rff . Leipzis;. W'aldstr. 52.

Berlin, sedruckt in der Reichsdruckerei.

K. Sethe: Eine bisher unbeachtet gebliebene Kpisode d. Puntexpedition. [42. Band. 1905.] 91

Eine bisher unbeachtet gebUebene Episode der Puntexpedition der

Königin Hatschepsowet. Von Kurt Sethe.

Hierzu Tafel V.

I x\.uf der linken Schmalwand der Säulenhalle des Tempels von Der el bahri, die die berühmten Darstellungen der Expedition nach dem Weihrauchlande Punt enthält, finden wir am rechten Ende, also an die lange Hinterwand an- stoßend, die Bilder, die den Aufenthalt der Expedition in dem genannten Lande behandeln (Naville, Deir el Baharilll, 69; vgl. Mariette, Deir el bahari 5). Links davon, diese Bilderreihe gewissermaßen abschließend, befand sich eine Inschrift von 7 großen senkrechten Zeilen \ von der zwar Mariette nur noch die untersten Enden der beiden ersten Zeilen in situ vorfand, von der aber später bei den sorgfältigen Arbeiten Navilles noch eine Reihe anderer Bruch- stücke geborgen werden konnten^. Es ist Naville bereits gelungen, einige dieser von ihm wiedergefundenen Stücke an die in situ verbliebenen Stücke anzupassen, und zwar außer den auf Tafel 69 seiner Publikation bereits an richtiger Stelle abgebildeten Stücken (N, R, S) auch noch ein kleines Stück (Q), das sich links an R ansetzt und in Zeile 3 die Zeichen und **^ •*'=cx. ver-

vollständigt. Diese von Naville bereits untergebrachten Stücke habe ich selbst Anfang 1905 mit den Originalen in Der el bahri kollationiert, und Borchardt hat dann kürzlich die Freundlichkeit gehabt, sie nochmals auf Zeichenreste nachzuprüfen. Das Resultat unserer Kollationen findet man in der beigefügten

' Links von Zeile 7 ist ein freier Raum, so breit wie etwa 3 Zeilen, dann folgt die Ecke des Gebäudes.

* Die römischen Buchstaben, mit denen im folgenden die einzelnen Stücke bezeichnet werden, verweisen auf die Abbildung der Bruchstücke auf der beigegebenen Tafel und in Urkunden des ägypt. Altert. IV, 316 318. Bei dieser Gelegenheit sei es mir gestattet, auf zwei Ubelstände hinzuweisen, denen man in ägyptologischen Publikationen bei der Wiedergabe von Inschriftfrag- menten nur zu oft (und so auch im vorliegenden Falle in der sonst so treflFlichen Publikation des Egypt Exploration Fund) begegnet: 1. daß die verschiedenen Stücke nicht alle in gleichem Maß- stab abgebildet werden; 2. daß den einzelnen Stücken keine Buchstaben oder Zahlen, nach denen man sie zitieren kann, beigesetzt sind. Beide Unterlassungen verursachen dem, der sich mit dem Studium der betreffenden Bruchstücke befaßt, die unnütze Mühe, daß er sich eine neue Zeich- nung in einheitlichem Maßstab mit Zitierungszeichen herstellen und unter Umständen auch noch publizieren muß.

Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905. 13

92 K. Sethe: Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode d. Puntexpedition. [42. Band.

Tafel verwertet \ Die von Naville nicht angeordneten übrigen Bruchstücke, die er auf Tafel 70 seiner Publikation (in größerem Maßstabe als die in situ befindlichen Stücke) abgebildet hat, konnten von uns leider nicht nachgeprüft werden, da sie bei der Restaurierung des Tempels als Baumaterial verwendet und dabei so vermauert Avorden sind, daß die Schrifttlächen nicht zu sehen sind. Es ist das um so mehr zu bedauern, als die Inschrift, wie sich mir bei ihrem Studium bald zeigte, zu den merkwürdigsten gehörte, die sich uns über- haupt erhalten haben. Zum Glück läßt sich aber die Anordnung der Fragmente auch nach der Publikation noch mit großer Wahrscheinlichkeit ermitteln.

1. Die Anordnung der Bruchstücke.

Wie bereits gesagt, geben uns die jetzt in situ befindlichen Stücke (N, Q, R und S) die Enden der 7 Zeilen, aus denen die Inschrift bestand.

Zwei andere Fragmente (A, B), die von Naville in der Publikation richtig nebeneinandergesetzt sind, geben uns dagegen die Anfänge der 6 letzten Zeilen 2 7. Für die auf A befindlichen Zeilenanfänge ergibt sich ihre Zu- gehörigkeit zu Zeile 6 und 7 aus dem Augenschein, da der Himmel, der über die Inschrift hinlief, hinter ihnen aufhört und der Raum daneben unbeschrieben ist. Die 4 Zeilenanfänge auf B wiederum schließen sich inhaltlich an die Enden von Zeile 1 4 an und erweisen sich damit als Anfange von Zeile 2 5. Der Anfang von Zeile B v\ ergibt mit dem Schluß von Zeile 2 ^ v\ _/1 die

aus den Punttexten bekannte Verbindung »Treppe (der bekannte Ausdruck für Küstengebirge) der Myrrhen« ; der Anfang von Zeile 4 ^^ gibt mit dem Schluß

von Zeile B AAAAA^ o <=>2'l=^ verbunden einen guten Zusammenhang: «weil er so sehr liebte [seine] Tochter« ; und ebenso schließt sich der Anfang von Zeile 5

\/ gut an den Schluß von Zeile 4 w \>® '-' , '%\ an: »[niemals war Ähn-

liches getan worden] von anderen früheren (Königen), außer [ihrer Majestät]«. An das Fragment B schließt sich nun unten nach einem kleinen Zwischen- raum ein weiteres Fragment (D) an. In seiner ersten Zeile haben wir die Worte LDl^^ rl !^ Q ^ , die den vorhergehenden Ausdruck »Treppe der Myrrhen«

(Zeile 2/3) zu der häufig belegten Verbindung »Treppe der Myrrhen von Punt« vervollständigen, mit dem appositionellen Zusatz »die herrliche Stätte«; ganz ähnlich bezeichnet der Gott Amon diese »Myrrhentreppe« an einer anderen

^) Die Höhe der Inschrift ist nach der Wand (Nav., Deirelb. III. 86). die das Gegenstück zu unserer Wand bildet, berechnet worden. Sie beträgt danach etwa 141 inches (von der Oberkante des Himmels bis zui- Oberkante des Farbenbandes des Wandsockels), während die Breite der 7 Zeilen nach Nav., Deirelb. III, 69 etwa 25,6 inches beträgt. Bei dem Maßstab, in dem Naville ] die Fragmente (ebenda 70) abgebildet hat, gibt das iiir die Breite der 7 Zeilen etwa 11,6 cm, für die Höhe einschließücli des Himmels etwa 64 cm. Für die diesem Aufsatz beigegebene Tafel sind die Fragmente nach Nav., Deirelb. III, 70 gepaust, die Stücke in situ nach Nav.. a. a. 0. 69 in» gleichen Maßstab umgezeichnet worden. Das Ganze ist dann photographisch auf etwa ^/j ver- kleinert worden.

1905.] K. Sethe: Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode d. Puntexpedition. 9H

Stelle der Puntinsehriften als »diesen herrlichen Bezirk des Gotteslandes, das ist meine Vergnügungsstätte, die ich mir bereitet habe«'. In der zweiten Zeile von D bieten die Worte LJj<=>] ^flWi ^ % Jie natürliche Fortsetzung zu den Worten, mit denen Zeile 3 schloß und Zeile 4 anfing: »weil er so sehr liebte seine Tochter Ma-ke-re mehr als die Könige, die [vordem] gewesen sind«'. Die dritte Zeile von D endlich beginnt mit ebendem Worte V^' P ' das wir als Fortsetzung zu dem Anfang von Zeile 5 ergänzen mußten: »außer ihrer Majestät«. Danach folgt dann der Beginn eines neuen Satzes: »man ge- langte zu der Treppe«. Die notwendige Ergänzung dazu »der Myrrhen« finden wir nun wohl auf dem kleinen Fragment E. Dieses bietet in der vorhergehen- den Zeile den Rest des Ausdruckes & ^k%:. ('^tdJIii »seit den Früheren«^,

der sich gleichfalls an den Anfang von Zeile 4 »mehr als die Könige, die ge- wesen sind« anschließen läßt.

Wenden wir uns von den Anfängen der Zeilen nunmehr wieder den Enden zu. An das von Naville richtig angepaßte große Stück N setzt sich links das Stück 0 an, das mit den Resten seiner ersten Zeile die in der vierten Zeile

von N erhaltenen Zeichenreste zu den Zeichen ^^^^^a^^^^ vervollständigt. Wir

erhalten damit als Schluß für Zeile 4: »[niemals war Ähnliches getan w^orden . . .]

diesem Lande seit der Zeit A^on anderen früheren (Königen)«. Die Lücke

zwischen dem Worte auf N + 0 und den Worten aaaaaa ':::3::^ n\^ , die ich an

Ort und Stelle auf etwa 27-2 Zeichengruppen schätzte, wird man danach mit Zuversicht durch die Zeichen O |rV((] ausfällen »seit der Götterzeit durch andere frühere Könige«. Von dieser notwendig zu erwartenden Ergänzung findet sich nun auch noch alles bis auf das O auf dem Stückchen P erhalten. Dieses Stückchen enthält in der vorhergehenden Zeile ein /wwva , das sich ebenfalls gut in den Zusammenhang von Zeile 3 einfügen läßt. Dieser lautete offenbar: [n w]r n b^w-f n mnh n b^w-{f\ n[ikr n b^w-]fr ntrw nb, »weil sein Ruhm so viel größer, so viel vortrefflicher, so viel herrlicher war als (der) aller (anderen) Götter«.

Von dem ^_f, das wir hier am Anfang dieser Stelle ergänzen zu müssen glaubten, hat sich uns das >^^^^ wohl noch in der zweiten Zeile des Stückes M erhalten, dessen erste Zeile sich an Zeile 2 von N gut anzuschließen scheint, indem es damit die Worte <=> v\ v^ t^^^ ^^ öOR fi ^ »sie

bestehen und bleiben bis in Ewigkeit und Unendlichkeit« ergibt.

Von den übrigen Fragmenten, die zwischen die so gewonnenen Zeilen- anfänge (A, B, D, E) und Zeilenenden (M, N, 0, P, Q, R, S) anzuordnen sind, lassen sich zunächst drei aneinandersetzen. G schließt oben an H an, seine erste Zeile enthält den Anfang des Wortes D -^^ , dessen Schluß in der

AAAAAA r^^^^

zweiten Zeile von H erscheint; seine zweite Zeile ergibt mit der dritten von H

1) Nav., Deirelb.lll, 84, 13 = Urkunden IV, 345. ^j Vgl. Mar., Kam. 14b = Urkun- den IV, 177.

13*

94 K. Sethe: Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode d. Puntexpedition. [42. Band,

den Ausdruck <=> p^f^lm »soviel ihr Herz zufrieden war«, und seine dritte

0 -<s>- ° ^ r^ 1 fV '" Zeile ergibt mit der vierten von G den Ausdruck y ^^ ^^ V''^^ »wie

Hunde tun«, den wir genau so in der Inschrift vom 23. Jahre Thutmosis' III. zu Wadi Haifa findend Rechts an das Stück G schließt sich das kleine Stück I an, das bei Naville in etwas zu kleinem Maßstab abgebildet ist. Es ergänzt

die erste Zeile von H zu

h

AAAAAA AAAAAA TTV^ O L^ A^/s/SAA rrXS- LJ ^zA. WNAAA I —ZI | | |

Welchen Zeilen der Inschrift gehören nun die Reste von fünf Zeilen, die diese drei zusammengehörigen Stücke enthalten, an? Die Antwort gibt uns wohl das Fragment 0, das wir an das in situ befindliche Stück N angepaßt haben. In der vorletzten Zeile dieses Fragmentes 0, der fünften Zeile der Inschrift,

finden wir einen Ausdruck ^^ V'i^^~^A »alle guten Produkte [dieses Lan-

des]«. Demselben Ausdruck begegnen wir nun auch in der Inschrift, der wir oben den Ausdruck »herrliche Stätte [des Vergnügens]« für die »Myrrhentreppe von Punt« entnommen haben; dort schildert der Gott Amon die Tätigkeit der

ägyptischen Expedition in dem Lande Punt mit folgenden Worten: ^^^. t. j]

°Hh ^^^j ^I AAw^ '^ »sie ernten Myrrhen, soviel sie

wollen, sie beladen die Schiffe, soviel ihr Herz zufrieden ist, mit frischen Myrrhen- bäumen und allen guten Produkten dieses Landes«.

In diesen Worten finden wir nicht nur den Ausdruck m}^w nb nfr un- seres Fragments wieder, sondern auch alles, was in den vorletzten Zeilen der Fragmente G + H und des bisher noch ganz außer acht gelassenen Stückes F erhalten ist. Diese drei Stücke boten augenscheinlich etwa folgenden Text:

Lii-«^:^ t> ^IJ A/^AAA AAAAftA _/T>S' O AAAAAA fTV^ _Z1 L if-X' < -11 I I I ^^J^AAA J O U

m H Td ^^ 0 0 0 [Ti:!' ^- -ixH ^'='" "■"'^ '^'''^" '^'^'^ ™''*"^-

sichtlich in dieselbe Zeile, in der unten die Worte m^cw nb nfr stehen, also in die 5. der Inschrift, zu setzen haben. Dazu stimmt nun auch, was sich uns von der nächstfolgenden Zeile, die also Zeile 6 der Inschrift sein müßte, auf den beteiligten Stücken F, G, H und 0 erhalten hat. Auf F ist die Rede von Unterworfenen, die zu der Königin »kommen sich verbeugend wegen [ihres] Schreckens«, auf G + H finden wir dann den zu diesem Gegenstande passen- den Vergleich »hündisch folgend^, wie Hunde tun« und auf 0 endlich das Wort dbh »bitten«, das stets von den um Gnade oder Frieden bittenden Barbaren,

^) Ich kenne diese Inschrift nur aus einer Abschrift von Schäfer, die er auf der nubischen Expedition von Steindorff angefertigt hat. ^) Nav., Deirelb. III 84, 14/5 = Urk. IV, 345, 10 ff.

^) Nach der oben erwähnten Parallelstelle der Inschrift von Wadi Haifa ist ^^\ A^ y\

zu ergänzen.

1905.] K. Sethe: Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode d. Puntexpedition. 95

die zu dem Könige kommen, gebraucht wird. Es kann also wolil kein Zweifel sein, daß wir die beiden letzten Zeilen von F und G + H den Zeilen 5 und 6 der Inschrift zuzuweisen haben.

Dazu stimmt nun auch der Inhalt der dritten Zeile des Stückes F, der sich aufs beste in Zeile 3 der Inschrift zwischen den Stücken E und N einordnen läßt. E und F verbinden sich nach der oben herangezogenen Parallelstelle (Ur- kunden IV, 345) zu: »die Myrrhentreppe von Punt, die herrliche Stätte [des Vergnügens, die sich bereitet hat] die Majestät dieses ehrwürdigen Gottes«. Mit den folgenden Worten: »Es machte ihre Majestät dieses gemäß ...» be- ginnt in dem üblichen Stil die Begründung für die vorher bericlitete Tat der Königin, und diese Begründung schließt dann passend in Zeile 3 von N, P, R, S und Zeile 4 von B, D, E mit »weil sein (des Gottes) Ruhm so viel größer usw. war als der aller anderen Götter und weil er seine Tochter Ma-ke-re«^ so viel mehr liebte als alle früheren Könige«.

Aus der oben vorgeschlagenen Ergänzung zwischen E und F bestimmt sich mit großer Wahrscheinlichkeit der Abstand beider Fragmente so, Avie er auf der Tafel angenommen ist. Dagegen bleibt zunächst noch ungewiß, in welcher Höhe die Gruppe der drei zusammengehörenden Stücke G, H, I zwischen F und M anzusetzen ist. Da hinter den W^orten <c=r> c:iY in Zeile 5 (auf G + H)

^ U I A/VVW\

die Präposition ^\ fehlt, die diese Worte in der Parallelstelle mit dem fol- genden |-j-| o^ 000 '^^i'bi^tlet und die auch an unserer Stelle zu erwarten Aväre, so wäre es denkbar, daß den Worten r htpi tb-sn erst ein durch diese Präposition m eingeleiteter anderer Ausdruck vorangegangen sei, den das prä- positionslose nhwt als Apposition aufnähme; also etwa so: »beladen wurden [ihre Schiffe mit allerlei guten Dingen des Landes Punt] soviel ihr Herz zu finden war, (mit) Myrrhenbäumen« usw. Alsdann würde sich auch die Mög- lichkeit bieten, die Worte m^'^w nh nfr, wie es in der Parallelstelle der Fall war, unmittelbar an die Worte nhwt [nt <^ntjw wid\ anzuschließen.

Eine solche Lösung wird nun aber durch das große Stück L ausgeschlossen, das, wie die Randverzierung rechts lehrt, den Zeilen 1 3 der Inschrift ange- hört und gleichfalls zwischen F und M untergebracht werden muß, nicht nur seiner Größe, sondern auch seines Inhaltes wegen; denn es enthält in Zeile 1

Jf^ööö -^: Li Ol I ' ■-

die Worte der bekannten Dedikationsformel

machte es] als ihr Denkmal für ihren Vater [Amou-]rcf«; während wir in der- selben Zeile auf F augenscheinlich noch in den üblichen Lobeserhebungen stehen, die die Nennung des weihenden Königs zu begleiten pflegen, jedenfalls aber noch niclit bei dem Gegenstand der W^idmung noch bei den Prädikaten des Empfängers der Widmung »ihres Vaters [Amon-]ref« angelangt sind, die allein der W^idmungsformel folgen könnten. Rückte man nun G + H + I so tief, daß die in Zeile 5 als Fortsetzung zu H zu ergänzenden Worte nt ^ntjw wM un- mittelbar den Worten m^'^w nh nfr von 0 vorangingen, so würde H so dicht an

96 K. Sethe: Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode d. Puntexpedition. [42. Band.

M heranrücken, daß für das einerseits in Zeile 3 nach srt-n-n (auf H I) not- wendig zu ergänzende Suffix (— «— ) mit folgendem nominalem Subjekt (j«l~_o. ä.) oder für das andererseits vor hrt-[hrw\ nt r<^ nh (auf M) notwendig erforderliche v\ kein Platz übrigbleiben würde. Auch würde dann die Materialangabe

^ ö\ »Granit, harter Stein«, die wir in Zeile 2 auf I finden von den dazu passenden Worten »Statue der Königin Ma-ke-re^« auf F durch eine Erwäh- nung der »großen Götterneunheit von Punt« auf L geschieden werden, die man nur ungern hier dazwischentreten sähe. Dazu kommt nun noch ein Anderes. Setzt man L zwischen I und M an, wie auf der Tafel geschehen, so ergibt sich auch für Zeile 3 eine gute Gedankenfolge zwischen L und M, »um zu ver- anlassen, daß dieses Land sähe«' (L) .... »alltäglich« (M). Zwischen diese beiden, offenbar einem und demselben Satze angehörenden Satzglieder noch ein längeres Glied mit dem Relativsatz srt-n n\s tf-s\ einzuschieben, etwa: »um zu veranlassen, daß dieses Land sähe die Königin, der ihr Vater es bestimmt hatte, täglich«, wäre zwar möglich, würde aber doch wohl eine unerträgliche stilistische Härte erzeugen, die schon die Übersetzung fühlbar maclit. Aus diesen Gründen ist das Stück L wohl unter, nicht über H + 1 anzusetzen.

Es bleiben nun nur noch zwei kleine Fragmente zu bestimmen, C und K. C läßt sich, wie die Tafel zeigt, an A unten passend anfügen und gibt uns mit diesem Stück in seiner ersten Zeile (Zeile 6 der Inschrift) einen guten Anfang (]o n<:::>ra rew zu dem weiteren Text derselben Zeile, der nach den Resten auf F, G, H und 0 von furchtsam zur Königin kommenden und um Frieden bittenden Barbaren zu handeln schien. Die zweite Zeile von C vervollständigt dagegen den auf A beginnenden Namensring der Königin.

Das Fragment K, das die Zeichenreste p ^ i 4:;^ enthält, weiß ich nicht

^ ^^ AVSAAA

einzuordnen; es ist daher auch auf der Tafel nicht abgebildet worden.

2. Der Inhalt der Inschrift.

Was nun den Inhalt der Inschrift betrifft, deren Bruchstücke wir hier wohl mit großer Wahrscheinlichkeit geordnet haben, so liandelt es sich darin zu- nächst, wie die Worte /wvw. Vv _«_ aaaaaa h— M aaa^^J in Zeile 1 zeieren, um die Widmung eines Gegenstandes durch die Königin an den Gott Amon, dessen aus dem großen Amonshymnus von Kairo bekannte Prädikate »Herr des Matoilandes , Herrscher von Punt« (N) im weiteren Verlauf derselben Zeile erhalten sind und der auch in Zeile 3 und 4 unverkennbar gemeint ist.

Als Gegenstand der Widmung wird man nach den Worten 1 1 j ? ^ V

f'^'^^^T^fo <4L-J1 »sich vereinigen mit einer Statue des Königs Ma-ke-re«^« eine Statuengruppe vermuten dürfen, in der die Figur einer Gottheit, in un-

^) min ist eine häufige Nebenform für mi »sehen« {sdm-f) nach rdj »veranlassen daß» (vgl. z.B. Pap.WESTC. 8, 10).

1905.] K. Sethe: Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode d. Puntexpedition. 97

serem Falle natürlich die des Ainon, mit der Figur der Königin verbunden war. Derartige Statuengruppen, in denen König und Gottheit einfach neben- einandersitzend dargestellt waren (wie die alten Gruppen von Ehepaaren), haben sich uns ja noch mehrfach in Originalen erhalten. Daneben gab es aber auch Statuengruppen, die freier bewegt Avaren, in denen die Götter bestimmte Hand- lungen mit dem Könige vornahmen. Derartige Gruppen finden sich z. B. in dem Grabe eines Zeitgenossen der Königin Hatsehepsowet, das in der Nähe des Grabes des Senmut liegt, abgebildet; hier sehen wir z.B. eine Gruppe aus Alabaster, die den Amon, die vor ihm knieende Königin krönend, darstellte; eine andere Gruppe stellte Chnum und Anukis, die die kleine Königin auf dem Schöße hielt, sich gegenübersitzend dar; eine dritte Amon, vor dem die Königin kniet, vor ihm die Göttin Wrt-hkiw und Thoth (eine Szene darstellend, die auf den Tempel wänden oft wiederholt ist) usw. Auch das Original einer solchen Gruppe hat sich uns, freilich stark verstümmelt , erhalten : es stellte die bekannte Zeremonie der Reini- gung des Königs (Ramses' III.) durch die Götter Horus und Thoth dar, die zwei Krüge Wassers über seinem Haupte ausgössen (Museum von Kairo)\

Eine solche Gruppe des Gottes Amon und der Königin scheint es nun also gewesen zu sein, die unsere Widmungsinschrift betraf. Und zwar wird es, nach dem detaillierten Determinativ, das die Statue der Königin in der Inschrift erhält, zu schließen, eine sitzende Gruppe gewesen sein, in der die Königin mit dem Atefdiadem geschmückt, Geißel und Krummstab haltend, dasaß; in welcher Stellung der Gott, ob neben ihr oder ihr gegenübersitzend, dargestellt war, vermögen wir bei dem heutigen Stande unserer lexikahschen Kenntnisse aus dem Ausdruck liinx nicht zu erkennen.

Es ist anzunehmen, daß die beiden Figuren der Gruppe aus einem Stein gearbeitet waren. Das Material, das mit denselben Worten mH rwdt bezeichnet wird, wie der Stein des Karnaker Obelisken der Königin in der Basisinschrift desselben, war demnach der schöne rote Granit von Assuan"'.

Zeile 1 der Inschrift schließt nun mit einer Form (T| P^ ßh '^ww , in der man

kaum etwas anderes erkennen kann als die maskuline Relativform des Tempus sdm-n-f, die gerade in der ersten Hälfte der 18. Dynastie noch öfters mit ihrer

alten Endung p. versehen erscheint^. Mit dem Anfang von Zeile 2 verbunden

ergibt diese Form den Satz msj-w-n [hmt-^s »den ihre Majestät bildete«*, den man nach dem Inschriftenstil dieser Zeit sehr wahrscheinlich durch den Zusatz ^, ^ O »als Gedanke ihres Herzens« vervollständigen kann. Wir bekommen

damit also einen Relativsatz, der sich auf die gewidmete Statue bezog, und diese vermutlich als persönlich von der Widmerin ersonnen bezeichnen sollte.

') Vgl. Maspero, Guide du visiteur (1902) S. 90. ^) mH (alt: mU) bezeichnet ausschließ- lich den roten Granit, nicht den schwarzen oder grauen, der ägyptisch tnr Tcm uh.cct; XiSoc ge- nannt wird. ^) Verbum II, § 805. *) Dafür, daß msj im n. R. auch in der übertragenen Be- deutung »bilden« mit dem Determinativ der gebärenden Frau geschrieben wird, vgl. Urk. IV, 99.

98 K. Sethe: Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode d. Puntexpedition. [42. Band.

Dieser Relativsatz setzt nun aber notwendig voraus, daß der Gegenstand der Widmung vorher bereits genannt war. Wir können daher in den Prädi- katen des Gottes Amon, »[Herr] des Matoilandes, Herrscher von Punt«, die dem Worte msj-w-n fast unmittelbar vorangehen, nicht mehr, wie man zunächst denken möchte, die Beiworte des auf L genannten Empfängers' der Widmung erkennen, sondern sie müssen schon zu der Bezeichnung des Widmungsgegen- standes gehören, der in der Dedikationsformel nach dem Namen des Widmungs- empfängers, eingeführt durch einen Infinitiv wie "^^ o. ä., mit Dativ ^^ zu folgen pflegt. Mit anderen Worten, die genannten Prädikate des Amon müssen zu dem Namen der Statuengruppe gehört haben, den man sich etwa in der Form: »[Ma-ke-re von Amon-re<^ dem Herrn] des Matoilandes und Herrscher von Punt [geliebt]« vorzustellen hat. Zu der Ergänzung ■''^3;l(1o(1 hintev Pwnt paßt denn auch der vorhandene Raum auf das beste.

Auf diesen mutmaßlichen Namen des Denkmals folgte dann die Angabe, daß die Königin es selbst ersonnen hatte, und dann eine genauere Beschrei- bung der Gruppe unter Angabe ihres Materials. Daran schließt sich nun eine Erwähnung der »großen Götterneunheit\ die in Punt wohnt«, mit nachfolgen- der Präposition T , die vermutlich eine Tätigkeit dieser Götterneunheit in bezug auf das Denkmal einführte. Nach dem, was folgt, wird es sich um den Schutz des- selben gehandelt haben. Denn wir lesen nun weiter: »sie (die vereinigten Bilder des Gottes und der Königin) dauern und bleiben^ bis in Ewigkeit und Unendlich- keit auf [ihrem Platze] auf der Myrrhentreppe [von] Punt, der herrlichen Stätte [des Vergnügens , die sich] die Majestät dieses ehrwürdigen Gottes [bereitet hatte]«.

Es handelt sich also um nichts mehr und nichts weniger als um die Auf- stellung jener Statuengruppe in dem Weihrauchlande Punt selber: eine Nach- richt, so unerwartet, daß man sie kaum zu glauben geneigt wäre, schlösse nicht der Zusammenhang und was weiter in unserer Inschrift folgt jeden Zweifel aus.

Die Königin begründet nämlich in dem nun folgenden Abschnitt die Errich- tung dieses Denkmals so: »Es tat ihre Maj. dieses, als [sie ein Heer sandte^ nach diesem Lande], das ihr [ihr Vater] bestimmt hatte [von weitem]* um zu veran- lassen, daß dieses Land sähe [ihre Maj. und ihren Vater, den Herrscher von Punt] alltäglich, weil sein Ruhm so sehr viel größer, so sehr viel vortrefflicher, so sehr viel [herrlicher] war als (der) aller (anderen) Götter und weil er [seine] Tochter Ma-ke-re so viel mehr liebte als die Könige, die früher gewesen waren seit denen der Vorzeit.« Man mag über einzelne Ausdrücke in den hier vorge-

^) Wie gewöhnlich unter Amenophis I\". zerstört und dann später nur zum Teil (nämhch nur die Zeichen MI) wiederhergestellt.

^) Daß in der Inschrift das Suffix '«'«^'^ und nicht ^'•'^'^ gebraucht ist, obgleich es sich allem

III W

Anschein nach um zwei Statuen handelte, entspricht ganz dem Gebrauch der Zeit (vgl. nur die

Obeliskeninschriften).

*) So ist zu ergänzen, weil nachher von »diesem Heere« die Rede ist. *) So nach

Nav., Deirelb. III 84, 9 = Urk. IV, 344 wohl zu ergänzen.

98 K. Sethe: Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode d. Puntexpedition. [42. Band.

Dieser Relativsatz setzt nun aber notwendig voraus, daß der Gegenstand der Widmung vorher bereits genannt war. Wir können daher in den Prädi- katen des Gottes Amon, »[Herr] des Matoilandes, Herrscher von Punt«, die dem Worte msj-w-n fast unmittelbar vorangehen, nicht mehr, wie man zunächst denken möchte, die Beiworte des auf L genannten Empfangers' der Widmung erkennen, sondern sie müssen schon zu der Bezeichnung des Widmungsgegen- standes gehören, der in der Dedikationsformel nach dem Namen des Widmungs- empfängers, eingeführt durch einen Infinitiv wie "^^ o. ä., mit Dativ "^^ zu folgen pflegt. Mit anderen Worten, die genannten Prädikate des Amon müssen zu dem Namen der Statuengruppe gehört haben, den man sich etwa in der Form: »[Ma-ke-re von Amon-re»^ dem Herrn] des Matoilandes und Herrscher von Punt [geliebt]« vorzustellen hat. Zu der Ergänzung ■''=1.(1 olJ hxntev Pwnt paßt denn auch der vorhandene Raum auf das beste.

Auf diesen mutmaßlichen Namen des Denkmals folgte dann die Angabe, daß die Königin es selbst ersonnen hatte, und dann eine genauere Beschrei- bung der Gruppe unter Angabe ihres Materials. Daran schließt sich nun eine Erwähnung der »großen Götterneunheit\ die in Punt wohnt«, mit nachfolgen- der Präposition t", die vermutlich eine Tätigkeit dieser Götterneunheit in bezug auf das Denkmal einführte. Nach dem, was folgt, wird es sich um den Schutz des- selben gehandelt haben. Denn wir lesen nun weiter: »sie (die vereinigten Bilder des Gottes und der Königin) dauern und bleiben" bis in Ewigkeit und Unendlich- keit auf [ihrem Platze] auf der Myrrhentreppe [von] Punt, der herrlichen Stätte [des Vergnügens , die sich] die Majestät dieses ehrwürdigen Gottes [bereitet hatte]«.

Es handelt sich also um nichts mehr und nichts weniger als um die Auf- stellung jener Statuengruppe in dem W^eihrauchlande Punt selber: eine Nach- richt, so unerwartet, daß man sie kaum zu glauben geneigt wäre, schlösse nicht der Zusammenhang und was weiter in unserer Inschrift folgt jeden Zweifel aus.

Die Königin begründet nämlich in dem nun folgenden Abschnitt die Errich- tung dieses Denkmals so: »Es tat ihre Maj. dieses, als [sie ein Heer sandte^ nach diesem Lande], das ihr [ihr Vater] bestimmt hatte [von weitem]* um zu veran- lassen, daß dieses Land sähe [ihre Maj. und ihren Vater, den Herrscher von Punt] alltäglich, weil sein Ruhm so sehr viel größer, so sehr viel vortreflflicher, so sehr viel [herrlicher] war als (der) aller (anderen) Götter und weil er [seine] Tochter Ma-ke-re so viel mehr liebte als die Könige, die fi-üher gewesen waren seit denen der Vorzeit.« Man mag über einzelne Ausdrücke in den hier vorge-

^) Wie gewöhnlich unter Amenophis IV. zerstört und dann später nur zum Teil (nämlich nur die Zeichen MI) wiederhergestellt.

') Daß in der Inschrift das Suffix "^""^"^ und nicht ^'•'^^^ gebraucht ist, obgleich es sich allem

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Anschein nach um zwei Statuen handelte, entspricht ganz dem Gebrauch der Zeit (vgl. nur die

Obeliskeninschriften).

^) So ist zu ergänzen, weil nachher von »diesem Heere« die Rede ist. *) So nach

Nav., Deirelb. III 84, 9 = Urk. IV, 344 wohl zu ergänzen.

Tafel V.

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Inschrift von der Südwand der PunthaUe des Tempels von Dei-elbahii.

ZeiWchr. f. Äkj'P*- ^P""., 42. Band-

Verlag: J. C. Hinrichs, Leipiia

98

K. Sethe: Eine bisher unbeachtet gebUebene Episode d. Puntexpedition. [42. Band.

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Dieser Relativsatz setzt nun aber notwendig voraus, daß der Gegenstand der Widmung vorher bereits genannt war. Wir können daher in den Prädi- katen des Gottes Amon, »[Herr] des Matoilandes, Herrscher von Punt<s die dem Worte msj-w-n fast unmittelbar vorangehen, nicht mehr, wie man zunächst denken möchte, die Beiworte des auf L genannten Empfängers der Widmung erkennen, sondern sie müssen schon zu der Bezeichnung des Widmungsgegen- standes gehören , der in der Dedikationsformel nach dem Namen des Widmungs- empfangers, eingeführt durch einen Infinitiv wie "^^^ o.a., mit Dativ ^^ zu folgen pflegt. Mit anderen Worten, die genannten Prädikate des Amon müssen zu dem Namen der Statuengruppe gehört haben, den man sich etwa in der Form: »[Ma-ke-re von Amon-re«^ dem Herrn] des Matoilandes und Herrscher von Punt [geliebt]« vorzustellen hat. Zu der Ergänzung ■"■^^lIIoO hinter Piüw^ paßt denn auch der vorhandene Raum auf das beste.

Auf diesen mutmaßlichen Namen des Denkmals folgte dann die Angabe, daß die Königin es selbst ersonnen hatte, und dann eine genauere Beschrei- bung der Gruppe unter Angabe ihres Materials. Daran schließt sich nun eine Erwähnung der »großen Götterneunheit\ die in Punt wohnt«, mit nachfolgen- der Präposition T, die vermutlich eine Tätigkeit dieser Götterneunheit in bezug auf das Denkmal einführte. Nach dem, Avas folgt, wird es sich um den Schutz des- selben gehandelt haben. Denn wir lesen nun weiter: »sie (die vereinigten Bilder des Gottes und der Königin) dauern und bleiben" bis in Ewigkeit und Unendlich- keit auf [ihrem Platze] auf der Myrrhentreppe [von] Punt, der herrlichen Stätte [des Vergnügens , die sich] die Majestät dieses ehrwürdigen Gottes [bereitet hatte]«.

Es handelt sich also um nichts mehr und nichts weniger als um die Auf- stellung jener Statuengruppe in dem Weihrauchlande Punt selber: eine Nach- richt, so unerwartet, daß man sie kaum zu glauben geneigt wäre, schlösse nicht der Zusammenhang und was weiter in unserer Inschrift folgt jeden Zweifel aus.

Die Königin begründet nämlich in dem nun folgenden Abschnitt die Errich- tung dieses Denkmals so: »Es tat ihre Maj. dieses, als [sie ein Heer sandte^ nach diesem Lande], das ihr [ihr Vater] bestimmt hatte [von weitem]* um zu veran- lassen, daß dieses Land sähe [ihre Maj. und ihren Vater, den Herrscher von Punt] alltäglich, weil sein Ruhm so sehr viel größer, so sehr viel vortrefflicher, so sehr viel [herrlicher] war als (der) aller (anderen) Götter und weil er [seine] Tochter Ma-ke-re so viel mehr liebte als die Könige, die früher gewesen waren seit denen der Vorzeit.« Man mag über einzelne Ausdrücke in den hier vorge-

^) AVie gewöhnlich unter Amenophis I\'. zerstört und dann später nur zum Teil (nämlich nur die Zeichen I ! | ) wiederhergestellt.

^) Daß in der Inschrift das Suffix ~w.aa ^jjJ nicht ^'•'^'^ gebraucht ist, obgleich es sich allem

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Anschein nach um zwei Statuen handelte, entspricht ganz dem Gebrauch der Zeit (vgl. nur die

Obeliskeninschriften).

*) So ist zu ergänzen, weil nachher von »diesem Heere» die Rede ist. *) So nach

Nav., Deirelb. III 84, 9 = Urk. IV, 344 wohl zu ergänzen.

NTL:

166

1905.] K. Sethe: Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode d. Puntexpedition. 99

schlagenen Ergänzungen, die alle dem Gedankenkreis der Puntinschriften der Königin entnommen sind, denken, wie man wolle, der Gedankengang des Ganzen ist völlig klar: die Königin ließ die Statuengruppe in dem Weihrauehlande aufstellen, damit dieses Land alltäglich den Gott als »Herrscher von Punt« in Vereinigung mit der Königin, der er das Land verheißen und gewissermaßen geschenkt hatte, mit Augen sehen sollte.

Auf die Begründung für die Aufstellung der Statuengruppe folgte nun zu- nächst offenbar ein kurzer Bericht über den Verlauf der Expedition nach Punt. Wir erkennen aus den Resten noch , daß das Heer der Königin glücklich nach der »Myrrhentreppe« von Punt gelangte und weiterhin, daß irgend etwas [nie- mals zuvor getan worden sei mit] »diesem Lande seit der Götterzeit von anderen früheren (Königen), außer von ihrer Majestät«; ob sich das nun auf die Aufstellung der Statue oder die Entsendung eines Heeres beziehen soll, muß dahingestellt bleiben. Der Wortlaut des nachfolgenden Abschnitts (mit seinem Pronomen »sie«) läßt mich diese letztere Möglichkeit vorziehen. Jeden- falls war aber wohl in der Lücke gesagt, daß die Statue von der Expedition mitgefährt wurde und vermutlich, daß der Geist des Gottes die Expedition über Land und Meer glücklich an ihr Ziel geleitete, wie das an anderen Stellen der Puntinschriften mehrfach gesagt wird\

Der nun folgende Abschnitt schilderte die Tätigkeit der Ägypter im Weihrauch- lande und beschrieb die Beute, die sie von dort nach Ägypten fortführten. Dieser Abschnitt schloß nach den Zeichenresten am Ende von Zeile 5 wohl mit der Ver- sicherung, daß alle Augen (d.h. Menschen) »Zeugen« für die Wahrheit des Behaup- teten seien. Alsdann folgt in einem neuen Abschnitt in Zeile 6 die Schilderung der »Großen [von Punt], die allesamt kamen, sich verbeugend wegen des Schreckens«^ der Königin und ihr »hündisch folgten, wie Hunde tun, indem [ihre] Schultern [mit ihren Gaben beladen w^aren] « , und die ihre Majestät um Frieden »baten«. Es ist das die Szene, die uns die Darstellungen Nav., Deirelb. III, 74. 76 vorführen.

Wenn uns die Inschrift, der diese Zeilen gewidmet waren, somit von der Auf- stellung eines ägyptischen Königsdenkmals in dem Lande Punt Kunde gibt, so muß das in uns den W^unsch (so gering auch die Hoffnung auf seine Erfüllung ist) er- wecken, daß die große Götterneunheitvon Punt ihre Schuldigkeit getan und uns die Granitgruppe, wie es die Inschrift so zuversichtlich verkündet, für die Ewigkeit auf ihrem Platze bewahrt haben möchte. Zur Bestimmung der vielumstrittenen Lage des Landes Punt könnte uns die Erhaltung und Wiederauffindung des Denk- mals, das Königin Hatschepsowet dort errichtet haben soll, nur willkommen sein.

1) Nav., Deirelb. III. 84, 6. 13 = Ürk. IV, 342. 345.

^) Statt des Vm ^ » , wie die Publikation gibt, ist nach der Parallelstelle Nav., Deirelb. III, 84, 2/3 = Urk. IV, 341, auf der die auf unserer Tafel gegebene Ergänzung beruht, 1 '^ 1 zu lesen.

Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905. 14

100 Adolf Erman: Aus dem Volksleben des neuen Reiches. [42. Band.

Aus dem Volksleben des neuen Reiches. Von Adolf Erman.

I. Eine Adoption.

Xxus einem Funde hieratischer Ostraka, der vor einiger Zeit auf dem theba- nischen Westufer gemacht worden ist, sind einige schöne Stücke in das Ber- liner Museum gelangt. Während die anderen bis zu einer umfassenden Publi- kation unserer Ostraka warten mögen, will ich das folgende Stück P. 10627 hier schon heute mitteilen, da es inhaltlich gar zu merkwürdig ist und über- dies keines großen Kommentares bedarf. Es ist ein Brief etwa der 1 9. Dynastie, der in leicht lesbarer und ausgeschriebener Hand auf einer Scherbe geschrieben ist; er ist völlig erhalten.

An den Schreiber Nech-em-mut. Heil und Gunst hei deinem herrlichen Gotte Amon-Re_, dem Götterkönig j, deinem guten Herren j alltäglich.

Den Namen des Adressaten , der liieroglyphisch r^- ^^v \\ ».^ geschrieben

wird, kenne ich nur bei Leuten aus der thebanischen Nekropole\ der des Schreibers ist nicht genannt, wie das auch sonst bei unoffiziellen Briefen oft genug vorkommt; von wem das Schreiben kam, erfuhr man ja schon von dem Boten.

Was soll es denn., daß du in dieses schlechte Wesen gekommen bist_, in

welchem du bist? und nichts von dem, was die Leute reden j dringt in dein

Ohr, trotzdem man sich so sehr über dich wundert.

Sinn : dir ' ist es offenbar ganz gleich , welchen Ruf du hast und wie die

Leute sich über dich aufhalten. Worin der Klatsch der Leute besteht, sagen

dann die folgenden Sätze. Zu deine Verwunderung für die Verumnderung über

dich vergleiche das häufige deine Furcht für die Furcht vor dir.

') Inscr. in the hier. Char. XII, 5625 Rs.: ib. XV, 5637; Amherst 3, 4; Stele in Turin: Tn bahre ebenda.

1905.J Adolf Erman: Aus dem Volksleben des neuen Reiches. 101

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Du bist kein ManUj ja du hast deine Frau nicht schwanger gemacht wie dein Genosse.

Der Genosse mag jemand sein, der zugleich mit dem Nech-em-mut ge- heiratet hat und der längst Vater geworden ist; oder bedeutet es: wie der an- dere als duj, wie andere Leute? pto.ue bedeutet hier wohl noch «Mann« im Sinne von »männlich«, »zeugungsfähig«.

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Ferner: du bist sehr sehr reiche {aber) keinem gibst du etwas. Wer keinen Jungen hatj soll sich ein Waisenkind nehmen und es aufziehen. Auch dies ist noch das Gerede der Leute, das der Schreiber dem Adressaten anführt. Daß ^s? allein »reich« bedeutet, ist mir neu, man sagt sonst *v=tv ^^ «reich an Habe« dafür. Nach dem Zusammenhang kann man aber nicht wohl an der Richtigkeit unserer Auffassung zweifeln und ebenso wenig daran, daß das m dnw hier eine verstärkende Partikel ist wie sonst driw. Mit kj nmh ist natürlich nicht »eine andere Waise« gemeint, sondern kJ deutet nur auf ein anderes Kind hin, ein schiefer Ausdruck, wie er der laxen Sprache dieser Texte entspricht. shpr ist das gewöhnliche Wort für das Aufziehen von Kindern.

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Fr gießt ihm Wasser auf die Hand wie ein eigener großer Sohn. Der unverständliche Text wird vernünftig, wenn man r dtf twk in r dt-twk »auf deine Hand« verbessert. Der »Sohn n h^f seines Leibes« erinnert an den

alten Ausdruck ^^ ^^ . Wie ein erwachsener eigener Sohn würde dich der

Waisenknabe zu Hause bedienen: das ist es, was der Satz besagen soll. Daß dem so ist, ergibt die Vergleichung von d'Orbiney 4, 9, wo als Kennzeichen des gestörten Haushaltes angeführt wird, daß die Frau dem heimkehrenden Gatten nicht Wasser auf die Hände gießt. Ich bemerke dies ausdrücklich, damit man die Stelle nicht auf die Erfordernisse des Totenkultus deute; von denen ist hier wohl mit keinem Worte die Rede.

In fließendem Deutsch lautet also der Brief so:

Was soll man dazu sagen ^ daß du in diesen schlechten Ruf gekommen bist? Auf dich macht es keinen Eindruck^ wie sehr man sich auch über dich aufhält j daß

14»

102

Adolf Erman: Aus dem Volksleben des neuen Reiches.

[42. Band.

du kein Mann seiest und deine Frau nicht schwanger gemacht habest ^ wie andere es tun. Und weiter^ daß du so sehr reich seiest^ aber gäbest keinem etioas ab. Und wer selbst keinen Jungen habe^ solle sich doch ein Waisenkind nehmen und es auf- ziehen. Das bediene ihn (verbessert: dich) dann wie ein eigener Sohn.

Wie man sieht, schließt das Schreiben, ohne daß irgendeine freundliche Wendung oder auch nur ein Gruß am Schlüsse den Ernst seiner Ermahnung mildert; es wird demnach eine Respektsperson, ein würdiger älterer Mann sein, der so den Nech-em-mut an seine Pflicht erinnert. Was ihm bei diesem Schrei- ben am Herzen lag, ist leicht zu vermuten; der reiche kinderlose Verwandte sollte ein bestimmtes armes Waisenkind seiner Familie adoptieren. Wenn dieses Kind nicht mit Namen genannt ist, so mag dies Vorsicht des Schreibers sein, der dem Nech-em-mut scheinbar die Wahl überlassen will.

Für uns ist an diesem Briefe das Interessanteste die Vox populi, die dem Nech-em-mut gegenüber ins Gefecht gefiihrt wird: wer da hat, der soll geben wer verheiratet ist, soll Kinder haben wer aber doch keine hat, der soll sich eines Waisenkindes erbarmen.

n. Ein ehrlicher Beamter.

Das Ostrakon Nr. 5631 des Britischen Museums ist in dem Faksimile der Inscriptions in the hieratic Character (pl. XVIII) nur unvollkommen lesbar^ und hat daher, soviel mir bekannt ist, keine Bearbeitung erfahren. Und doch bietet es ein merkwürdiges kleines Kulturbild, das uns lebhaft an moderne ägyptische Verhältnisse erinnert. Ich habe mit gütiger Erlaubnis des Hrn. Direktor Budge vor einigen Jahren den Text mit dem Original verglichen und will nun ver- suchen , ihn hier zu interpretieren , soweit das bei einem derartigen Schriftstück möglich ist, das die Kenntnis von allerlei privaten Verhältnissen bei dem Leser voraussetzt.

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^) Ich spreche hier nur von der Vorderseite; die Rückseite trägt den Anfang eines sonst nicht bekannten Weisheitsbuches: «Anfang der mündlichen Unterweisung . . ., die in einem alten Btiche [gefunden] ist. Lasse deinen Mund nicht schwören, a Weiter hat der Schreiber nicht geschrieben.

1905.]

Adolf Erman: Aus dem Volksleben des neuen Reiches.

103

Der Brief begann wie so viele damit, daß der Schreiber seinem Vorge- setzten dessen frühere Befehle aufführte, um daran die Versicherung zu schließen, daß er diesen Anordnungen auch nachgekommen sei. Die ersten davon erhal- tenen Sätze

». . schöne Gedanken{?)j man hörte auf das_, was du sagtest. Man legte . . beziehen sich vielleicht auf eine andere Angelegenheit als der folgende Haupt- teil des Briefes. Dieser beginnt so:

{Ferner: Du) sagtest zu mir: ^^Du sollst zu unserm Haus gehen und sollst in den Stall gehenj dahin^ wo die beiden Krüge stehen^ neben dem Viehplatz

der si diesen beiden b^nw '^ und du findest diese beiden b^jtj in

welchen die kupfernen Werkzeuge liegen. «< Der Vorgesetzte ordnet also an, gewisse Werkzeuge, die in einem Stall verwahrt werden, hervorzusuchen. Bei dem Ausdruck ih darf man natürlich nicht an einen Stall im europäischen Sinne denken; es wird ein Viehhof sein, eine Umfriedigung, die für alles mögliche Raum bieten muß. Daher auch die genaue Angabe der Stelle in diesem Raum; die §S ... kann man zu §Hw »Schweine« ergänzen: »neben dem Schweinekofen.«

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So habe ich getan., ich selbst mit dem {und wir haben vorgefunden) :

500 kupferne . . . .^ 25 kupferne Haken^

30 kupferne große krd, 30 kupferne Sägerij

50 kupferne große Griff el^ 40 {kupferne)

60 kupferne große . . . zum Steinebreche% Wie man sieht, handelt es sich um Handwerkszeug und ähnliches; das vieldeutige Wort h^w habe ich demnach oben auch mit Werkzeug übersetzt.

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') Ein ebenso geschriebenes Wort Harr. I, 65a 9; 74, 7. ^) Das Eingeklammerte ist hinein- korrigiert. — ^) Verbessert aus A .

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104

Adolf Erman: Aus dem Volksleben des neuen Reiches.

[42. Band.

Ich fand einen Koptostopfj, der mit Ton versiegelt und mit zwei Siegeln besiegelt war und der in Ordnung (?) war. Ich fand in ihm:

10 Dbn Silber, 8 Gold,

2 Minen Gold, 20 Siegelringe Gold.

Bei dem Nachsuchen nach dem Kupfer treffen die beiden unerwartet auf ein anderes wertvolleres Depositum , das in einem Krug liegt. Dieser Krug ist, was man heut einen »Bailas« nennt, einer jener einfachen Krüge, wie man sie in Bailas gegenüber von Koptos noch heute verfertigt. Bisher ließ sich diese Fabrikation bis in die römische Zeit verfolgen, aus der Wilcken ein xepxfJLov KOTTTiTinov (WiLCKEN, Griecli. Ostraka I, 17) nachgewiesen hat; hier haben wir nun einen Beleg aus dem neuen Reich für sie. Interessant ist auch die Auf- zählung des Geldes.

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Mose sagte zu mir : » Öffne den Krug {und so teilen wir) uns die Sachen,

die in ihm liegen, unter uns zwei, denn nie7nand weiß es, und du mußt

deinem Vater nichts davon sagen. «^ Ich sagte zu ihm: t> Keineswegs , {das wäre

ein Verbrechen, das) Hinrichtung {verdiente). <^ So sagte ich zu ihm.

Der Genosse, der hier Mose genannt wird, schlägt also dem Schreiber vor,

das Geld zu unterschlagen , was dieser entrüstet ablehnt, ^v J (1 ^K^ Q7\

kommt, wie mir Gardiner gezeigt hat, auch sonst neuägyptisch als starke Verneinung vor.

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Ferner: Als nun die Kupfersachen des Pharao abgefordert wurden, indem man sagte, ich solle sie zu dem Schatzvorsteher des Pharao nehmen und solle

;, so Team der stellvertretende whm des nördlichen Stadtviertels und

verhaftete mich. Er sagte zu mir: y>Du hast einige [Kupfersachen] gefunden.

1905.] Adolf Erhan: Aus dem Volksleben des neuen Reiches. 105

die im Hause des Obersten der k^w [deponiert?] waren, und die an die Nehro- pole gegeben waren. Gib sie her, daß sie an den Pharao genommen werden. Du hast sie gefunden i?)'^.^ Der Briefschreiber, der sich doch so ehrlich gezeigt hatte, wird der Unter- schlagung beschuldigt; der Fall scheint mit dem ersten nicht zusammenzuhängen.

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[Ich] sagte zu ihm: ^^ Keineswegs ! Es sind {Sachen?) für die Bedürfnisse der k^w, welche meinem Großvater unterstellt war.« Man kam, um sie zu suchen und fand sie nicht; man führte unser zwölf i^) zu den Zicangsarbeiten ihres Herrn fort.

Was soll es heißen, daß man »unsere zwölf« fortführte? Wenn, wie es zunächst liegt, »unser zwölf« gemeint ist, so muß man annehmen, daß die elf Unglücksgenossen des Schreibers anderer Vergehen schuldig waren , und daß

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sie hier nur nebenbei genannt sind. Das "^k i fasse ich als ein ne, das zu dem Ausdruck .... n n^ sdbh gehört: ^ciiRkä. ii . . . . iie.

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Mein Vater meldete es dem Pharao, und man ließ mich heraus. »[7c/i bin?] ein Nekropolenkind, das wo sie sind. Ich werde sie zum Schatz- vorsteher nehmen, wenn{?) ihr mich freilaßt [von den Arbeiten . . .«, so sagte ich zu ihm].

Der Vater des Schreibers, der eine höhere Persönlichkeit unter den Nekro- polenleuten sein muß, hat wohl seine Freilassung erwirkt, dafür verspricht der Sohn vielleicht, die fehlenden Sachen wiederzusch äffen.

^) Bei gmj gmTc möchte man an etwas wie einen Komplementsinfinitiv denken, der dann aber vor dem Verbum stände. Zudem ist er im Neuäg}'ptischen nur noch mit m üblich; vgl. Sethe, Verbum II § 725. ^) Die Publikation gibt noch einige Worte mehr, die auf einer Schmalseite stehen und heute durch den Rahmen verdeckt sind. Auf dem Faksimile erkennt man bkw »Ar- beiten» und »sagte ich ihm«, danach habe ich den Schluß ergänzt.

106 Adolf Erman: Aus dem Volksleben des neuen Reiches. [42. Band.

Man muß diesen Brief so lesen, wie man den eines modernen Ägypters mit gleichem Inhalte lesen würde, mit dem nötigen Mißtrauen. Wozu der Schrei- ber ihn geschrieben hat, können wir nicht mehr erraten, da wir den Adressaten nicht kennen, aber zum Vergnügen ist dieser Brief nicht geschrieben, und um- sonst trägt uns der Schreiber nicht die Geschichte von seiner bewährten Ehrlich- keit vor. Vielleicht hatte man ihn noch einmal angeklagt, und nun legt er dem- gegenüber dar, daß er ja einmal sogar habe Gold stehlen können und es doch nicht getan habe, und daß er ein zweites Mal zwar verhaftet worden sei, daß man ihn aber als unschuldig habe freilassen müssen.

Zur ägyptischen Religion. Von Adolf Erman.

A. Der Frevler von Teil Amarna.

Auf S. 72 meiner »Ägyptischen Religion« habe ich darauf hingewiesen, daß ein Lied auf Amon anscheinend Anspielungen auf den Frevel des vierten Amen- ophis enthält; ich will hier die Stellen mitteilen, die in der bisherigen Publi- kation nicht sicher lesbar sind. Es handelt sich um das Ostrakon 5656a des British Museum, das in den Inscriptions in the hieratic Character, pl. XXVI veröffentlicht ist. Dies Faksimile ist kaum lesbar, aber auch dem Original gegenüber kann man keinen brauchbaren Text gewinnen, da sein Schreiber selbst für einen ägyptischen Schüler ungewöhnlich liederlich geschrieben hat; es ist kein Satz, um nicht zu sagen: kein Wort, in dem Texte, das sicher in Ordnung wäre.

Das schöne Lied zerfällt in kurze Strophen, deren jede den Gott unter einem anderen Bilde feiert oder eine andere Seite seines Wesens hervorhebt:

ä) Amon als Himmelsstier.

b) Wehe dem, der Amon antastet.

c) Amon als Mastbaum, den kein Wind bricht.

d) Amon als guter Hirte.

e) Amon als ehernes Tor(?). /) Amon als Pilot.

g) Wohl dem, der Amon kennt. h i) Gebet und Vertrauen auf Amons Hilfe.

Es sind die Strophen b, e und g, die dabei für uns in Betracht kommen.

1905.] Adolf Erman: Zur ägyptischen Religion. 10/

Die erstere lautet:

^ik-^'J^^i

Du findest den^ der gegen dich frevelt ....

Wehe derrij der dich antastet!

Deine Stadt besteht^,

aber der dich antastete ist gefällt.

Pfui über den^ der gegen dich in irgendeinem Lande frevelt.

Daß das Wort imw, das auch unten in Strophe g vorkommt, etwa »wehe«

bedeutet, erhellt daraus, daß die Klageweiber mit dem Ausruf ü-r^^ y^ll

ihr Gejammer beginnen \ Vergleiche auch die der unseren analoge Stelle auf einem kleinen Denkstein in Turin (Nr. 48), wo die Macht des heiligen Königs

Amenophis so gefeiert wird: =^^^fl ^1 -[f"^^'^'^-]^^ -es freut sich, wer dich liebt, (aber) wehe dem, der dich angreift«.

Der andere Ausdruck b<^i^), den ich in Ermangelung eines Besseren mit »pfui« wiedergegeben habe, ist uns aus der Formel der Lehrerbriefe bekannt,

die den Schüler zum Eifer ermahnt: (1 j ,^^^^ j

. . . hüte dich"\«

Daß ph mit dem Objekt jemand angreifen bedeutet, bedarf wohl keines Beleges mehr^, und ebenso wird niemand, der neuägyptische Texte kennt, an

dem \\\ für c^C^ »dich« Anstoß nehmen. An und für sich könnte ph präsen- tisches Partizip sein, aber da der Satz als Nominalsatz mit Pseudopartizip ge- bildet ist, wird er eine abgeschlossene Tatsache aussprechen: er ist gefallen, nicht er fällt.

»sieh zu

^) WiLKiNsoN, Manners and Customs III pl. 67.

*) An. 5. 22, 3; Sall. 1,,4, 3; An. 4, 13, 9 = Koller 5, 5 8. Zur Aussprache vgl.

J Ol ^T I ■'^ALL. 1, 6, 6 (= J (13 "^ An. 5, 16, 6), sah. kt^, boh. fe*.!, der Palmzweig, mit

-^ a 11 N ^ I ^±_fl 1 NIM n

dem in der angeführten Stelle die Negerpolizisten schlagen; ob auch unser J ursprünglich mit diesem Worte identisch ist?

^) Vgl. z. B. Totb. ed. Nav. 15A I 4 und die daraus abgeleiteten Stellen; Mar., Abyd. I 13/4 (»jedes Land ph tw , das dich angreift«); Rechmere ed. Newberry 7, 14 (ph sw sein Feind mit

determiniert); oft in Medinet Habu.

Zeitschr. f. Ägj'pt. Spr., 42. Band. 1905. 15

108

Adolf Erman: Zur ägyptischen Religion.

[42. Band.

Die zweite Stelle lautet so;

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Amon, du ehernes Tor^

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Die Sonne dessen j der dich nicht kennt j geht unter j Amon^

aber wer dich kennte der leuchtet.

Der Vorhof dessen ^ der dich antastet _, liegt im Dunkel {?)j

{wenn auch) die ganze Erde im Lichte ist.

Wer dich in sein Herz schließt^, Amon_,

siehj dessen Sonne geht auf.

für MMOK werde ich in anderem Zusammenhang handeln;

er

es ist eine phonetische Schreibung, die gar nicht selten ist. Ob das k^n richtig ist, stehe dahin; das Determinativ verbürgt aber ja die Bedeutung.

Die dritte Stelle endlich ist diese:

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G

^1y rrtSx

l^iV^^

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Amon Rcj du Glück und Segen^

in dessen alles Leben ist.

Wer deinen Namen nicht kennte über den ist Wehe alltäglich.

1905.] Adolf Erman: Zur ägyptischen Religion. 109

Wir treflen also bei diesem Dichter auf folgende Vorstellungen: es gibt Feinde des Amon, die nichts von ihm wissen wollen, und es gibt oder gab einen, der den Amon angriff, der seinen eigenen Tempel hatte und seine eigene Stadt. Aber Amon wußte ihn zu finden, er hat ihn gefallt, sein Tempel ist dahin, während Theben ewig dauert.

Ich glaube, wer dies unbefangen betrachtet, wird hierbei nicht an irgend- einen Barbarenkönig denken, der als Feind Ägyptens nun auch als Feind des Amon vorgefahrt wird, denn ein solcher Gedanke paßt zwar in einen offiziellen Text, der die Taten eines Königs feiert, nicht aber in dieses Lied und Gebet privater Frömmigkeit. Und da bleibt keine andere Erklärung übrig als die , daß die Verse auf /5X^ v^^ \\^/wvaaa ^ H /wwvv »den Frevler von Teil Amarna«

i/yf^ j^ <=> ji j^ o^uii o

gehen, wie die Inschrift des Mes den königlichen Ketzer nennt.

B. Die »Herrin von ByMos«.

Bekanntlich haben auf religiösem Gebiet Fäden von Byblos nach Ägypten geführt. Byblos ist in die Osirissage hineingezogen worden (Plutarch, de Iside et Osiride 15) und seine Göttin, die "ni nbya, die man noch im vierten Jahr- hundert als eine Hathor darstellt, ist auch in Ägypten verehrt worden. Sie war hier bisher in folgenden Stellen bekannt:

1. Anastasi 1, 20, 7 wo nach der Nennung von Byblos auch von »seiner Göttin« die Rede ist.

2. Auf der Frauenstatue Turin Nr. 30 (Recueil de travaux 2, 120), wo der Hathor eine dreifache Heimat zugeteilt wird:

^1 »Herrin von Htphmt«' : Ägypten,

^^37 I Qi!^ »Herrin von Byblos«: Syrien,

fi ^^^ -ylü 0 -^A »Herrscherin von Nubien« : Nubien.

1

3. Als Frauenname OrD auf der Turiner Stele Nr. 166 (Rec. 4, 140),

was in der Tat, wie Maspero annahm und wie die unten angeführten Namen zeigen werden, »Herrin von Byblos« heißen soll.

AUe diese Belege entstammen dem neuen Reich , und so mußte man an- nehmen, daß der Kultus der »Herrin von Byblos« erst im neuen Reiche, zu- sammen mit dem des Baal und der Astarte, nach Ägypten gekommen s'ein werde ; so urteilte z.B. auch Max Müller, Asien und Europa S. 189. * Aber diese An- nahme ist irrig, denn schon im mittleren Reich nennen sich Frauen nach der »Herrin von Byblos«: aaa^ (Louvre C 43), '^^•^ (Wien, Saal I, Nr. 14).

Schon damals also muß die Göttin von Byblos viel in Äg^-pten verehrt worden sein, natürlich nicht in den Tempeln, sondern in den Familien. Und dies kann nicht befremden, denn Byblos hat offenbar früh eine Rolle im ägyptischen Leben

15*

110 Adolf Erman: Zur ägyptischen Religion. [42. Band.

gespielt. Es ist die einzige Stadt Palästinas und Phöniziens, die auch ein älterer Text nennt (Ebers, 58, 66; 63, 8). Sie besitzt ferner ihre eigene feste Schrei- bung, und daß diese Orthographie recht früher Zeit entstammt, verrät sich in

^ K AAA/VSA \

der unbeholfenen Wiedergabe der Laute | r-^^ , also kpnj statt gbl. Ver-

mutlich wird Byblos in alter Zeit der wichtigste Hafen für den ägyptisch- phö- nizischen Handel gewesen sein , der ja schon in sehr früher Zeit geblüht haben muß\ und die ägyptischen Schiffer werden die Verehrung der dortigen Göttin nach Ägypten eingeführt haben. Sie war eine namenlose 'snj nbya »Herrin von Byblos«, und die Ägypter haben sie ebenso namenlos als die nbt kpnj »Herrin von Byblos« verehrt. Doch zeigt schon der Umstand, daß gerade die Frauen sich nach ihr nennen, daß man sie als Liebesgöttin und Frauengöttin ansah, und so hat man sie denn auch allmählich der Hathor gleichgesetzt, als die sie denn, wie wir gesehen haben, im neuen Reich erscheint. Schließlich wird dann ein König der 18. oder 19. Dynastie ihr einen Tempel in Byblos erbaut haben, dessen Kultusbild sie nun wirklich auch als Hathor darstellte, und diese Gestalt behielt sie nun in ihrer eigenen Stadt bei, wie das die oben erwähnte Stele des Jehawmelek von Byblos zeigt.

C. Ein Deutscher als Verehrer ägyptischer Götter.

Auf S. 254 255 meiner Ägyptischen Religion habe ich angeführt, was mir über den Isiskultus auf deutschem Boden bekannt war. Den merkwürdig- sten Beleg habe ich jetzt erst durch einen Hinweis Dr. Roeders kennen gelernt. Nicht nur Römer haben am Rheine der Isis gedient, sondern ein wirklicher Alemannenfürst des 4. Jahrhunderts ist in ihre Mysterien eingeweiht worden. In der Schlacht, die Julian 357 n. Chr. bei Straßburg als Cäsar den Alemannen lieferte, wurden diese von zwei Königen geführt, von Chnodomar und dessen jungem Neffen Serapio. Warum dieser den griechischen Namen führte, erzählt

Ammianus Marcellinus (XVI, 12, 25) so: Serapio Mederichi fratris Chno-

domarii filius, hominis quoad vixerat perfidissimi: ideo sie appellatus, quod pater ejus, diu obsidatus pignore tentus in Galliis doctusque graeca quaedam arcana, hunc filium suum, Agenarichum genitali vocabulo dictitatum, ad Sera- pionis transtulit nomen. Also der böse Mederich war seinerzeit in Gallien in die Mysterien eingeweiht worden und hing so fest daran, daß er seinen Sohn Agenarich seinem neuen Glauben zuliebe umnannte. Interessant ist übrigens auch, daß für Ammian die Isislehre ein »griechisches« Mysterium ist.

^) Dies zeigen die alten ägyptischen Särge aus Nadelholz, denn dieses konnte ja nur vom Libanon geholt sein , und es wird weiter belegt durch die von Breasted erkannte Angabe des Palermosteines, wonach König Snefru einmal 40 Schiffe aussandte, Zedernholz zu holen (Breasted, History S.115).

1905.] O. Rubensohn: Pramarres. 111

Pramarres. Von 0. Rubensohn.

Hierzu Tafel VI.

Jüie auf der Tafel wiedergegebene Kalksteinstele (Höhe 45 cm, Breite 23 cm, Dicke 9 cm) wurde im November 1904 in Medinet el Fayum erworben, sie be- findet sich jetzt in der Ägyptischen Abteilung des Berliner Museums unter Nr. 17683.

In dem Relief, das den oberen Teil des Steines einnimmt, erblickt man oben unter der geflügelten Sonnenscheibe eine große Uräusschlange ohne weitere Abzeichen, die in hohen Windungen mit erhobenem Haupt nach rechts hin sich bewegt. Darunter ist eine Anbetungsszene im bekannten Schema wieder- gegeben. Der betende König mit zwei Libationsgefäßen in der Hand spendet über einem Altar vor Suchos, dem krokodilköpfigen Wassergotte des Fayums, der ihm gegenüber thront, das Haupt geschmückt mit der ägyptischen Doppel- krone, mit der Linken das Zepter, in der Rechten das Zeichen des Lebens haltend. Hinter Suchos sitzt in der gleichen Haltung eine zweite männliche Gottheit mit zerstörtem Kopf.

Die Inschrift, welche unterhalb dieser Darstellung angebracht ist, ist mit ziemlich tiefen, aber nachlässig ausgeführten Buchstaben geschrieben, in den Buchstaben finden sich zahlreiche Spuren von roter Farbe \ Die Inschrift lautet:

lYnEPBAZIAIEZHSKAEonA i virep ßcicriXl(7a-/ig KXeoTrü

TPASKAIBAZIAEßZnTOAE rpotg Keil ßcCTiXetjog ÜToXe

MAlOYTOYEniKAA lllllllllllllllllll fJLdiGV TCV £7ri}iuX[oviJiS

NOYAAEIANAPOY0 /////////////// vov 'AÄs^üv^pov ^[eov *t

5 A o M H T o p ///////////////////////// 1 ////////// 5 XoiJiYjrop[og oi Ix TYi\g [^e

rAAHEEYNOAOYnPAMAPPI-// 7fltA»)^ dvVG^ov I\poLy.oLpp£[i

OYZ0EOYMErAAOYnNIE cvg ^eov ßeyciXov, wv k

PEYZAIABIOYEIPHNAIOEE ptvg ^lot, ßiov EipY,vcClcg E

////// HNAloYozYrrENHZ ip]Yivuiov o crvyyevyig

loEniMEAHTEYONToz lo eTTiixeXviTevovTog

////// AßNoZTOY<t>IAr2Noz ^ijXwvog rov ^iXmcg

L I r o K A I I E n E I * K r uy o x.ou \ e77el(p y.y

^) Da die von der Inschrift eingenommene Fläche des Steines um ein geringes tiefer liegt als der Teil mit dem Relief und auch weniger gut geglättet erscheint als jene, glaubt Schäfer (nach persönlicher Mitteilung), daß die Inschrift eine nachträgHche Eintragung an Stelle einer weggemeißelten ursprünglichen sei.

112 0. Rubensohn: Pramarres. [42. Band.

Bei der Lesung und Ergänzung können Zweifel nur in den Zeilen 4 und 5 auftauchen. Die Inschrift ist am Ende dieser Zeilen unleserlich. An Stelle des eingesetzten ^[eov $t]Aof>i-/]Top[o?] könnte man auch S-ewv $iAo)U>)rcpwv vermuten. Kleopatra III. und ihr Sohn Alexander I. tragen gemeinschaftlich diesen Kult- namen in drei Protokollen auf Papyri aus Oberägypten, davon zwei aus Theben (Grenfell, Greek Papyri II 2 Sa und 32) und einer aus Gebelen (B. G. U. 997), die in die Jahre 11 = 8, 15 =12, IG = 13 der Gesamtherrschaft von Mutter und Sohn gehören.

Aber die Protokolle können für die Ergänzung unserer Inschrift nicht verwendet werden, ganz abgesehen davon, daß in den Papyri aus der Zeit der Kleopatra III. und Alexanders I. in den Protokollen starke Regellosigkeit herrscht'. Maßgebend für die Ergänzung des Gottesnamens kann nur die Inschrift aus Soknopaiu Nesos (Dittenberger, Orientis Graeci Inscr. Nr. 175) sein, bisher die einzige Inschrift, die mit Sicherheit der Zeit der Doppelherrschaft von Kleo- patra ni. und ihrem zweiten Sohne zugewiesen werden konnte. In dieser In- schrift kehrt nämlich nicht nur der so seltene Gott Pramarres, dessen Name auch in Z. 6 unserer Inschrift steht, wieder, sondern sie ist auch auf Jahr und Tag von demselben Datum datiert, 7. August 104 v. Chr., wie unsere Inschrift, so daß wohl kaum ein Zweifel daran sein kann, daß beide Steine von dem- selben Ort stammen und bei ein und demselben äußeren Anlaß aufgestellt sind. In dieser Inschrift lautet nun die Widmungsformel: inrsp /6öt(7tAtW»)<? KXeoirxrpxg B-eoig Kvepyeri^og xou ßoccriXsux; ITroAejUot/ou rov y.ou 'AÄe^ocv^pov ^ecv ^iXofXviTopog. Mit Rücksicht hierauf ist in der neuen Inschrift ^[eov $t]Ao/^»iTo^[og zu ergänzen, und es muß dabei angenommen werden, daß der Steinmetz oder der Schrei- ber der Inschrift hinter KAeoTr otrpoic aus Naclilässigkeit ^eoig EvepyeTi^og ausge- lassen hat.

Die Ergänzung ci ix r>]]c [|Us]7otA>ic (Twc^ov (vgl. beispielsweise Archiv III, S. 131) ist durch uJv, Z. 7, bedingt, das einen vorausgehenden Plural erfordert.

Im Gottesnamen Upo(,iJ.ocpps[i]ovg könnte statt et auch vj gelesen werden. Die Schreibung des Namens schwankt in den erhaltenen Denkmälern. Dittenberger, Orientis Graeci Inscr. Nr. 175 steht np£fxoi[p]pei und Ilpeijuitppeiovg , in einer von Petrie in Hawara gefundenen Inschrift scheint der Name np]ociJ.uppe[i (s. unten) gelautet zu haben, in Petrie, Papyri II, 43, 66 ist IIpBfj.civpeovg überliefert.

Für die Vermutung, daß der Inschriftstein aus Soknopaiu Nesos stammt, läßt sich aus den in der Inschrift begegnenden Namen kein wesentliches Moment entnehmen. Eirenaios ist zwar ein in Soknopaiu Nesos häufig wiederkehrender Name, aber ein Eirenaios Eirenaiu, der sich mit dem unseren identifizieren ließe.

^) Grenfell, Greek pap. I 34 hat überhaupt keine Kultnamen (102/01). P. Teb. 166 hat ßartXsvofTuiu KXsoTTotr^aQ Ss«? Evs^yiTtSoe hui UtoXsixcciov tov BTriHccXovixivov AXe^avSoov S'swv ^tXoßYiTo^Mv ^MTYi^Mv. P. Teb. 105 aus dem Jahre 103) hat dasselbe nur mit Auslassung von ^wrri^üuu. Fragin. Towns XII (wahrscheinlich aus dem Jahre 105/4 hat BccTt/.iTm Khso-rrccTsa

S'fuj Ei;£^<ysrt§( Hat ßariXst UtoXsimccim iTrtxa^.ovßeuw AXsqccuS^uj Ssuj ^ i7-our root usw.

1905.1

O. Rubensohn: Pramarres.

113

ist nicht bekannt. Bemerkenswert ist nur, daß Philon, ein Name, der sonst in Soknopaiu Nesos gar nicht vorkommt, der Vater der Mitstifterin der Inschrift DiTTEXBERGER, Oricntls Gracci Inscr. Nr. 175 heißt.

Was dem Stein einen besonderen Wert verleiht, ist das Auftreten des Gottes Pramarres in der Inschrift und in dem Relief; denn es kann keinem Zweifel unter- liegen, daß der hinter Suchos, dem Hen-n des Fayums, dargestellte Gott eben der Pramarres der Inschrift ist.

Dieser »Gott« und die Geschichte seines Kultus sind von besonderem Inter- esse. WiLCKEN hatte in ihm einst auf Grund der Namenbildung den vergötterten König Amenemhet III. erkannt (vgl. z. B. Dittenberger zu der Inschrift Orientis Graeci Inscr. Nr. 175 Anm. 5). Er hat die Vermutung später zurückgezogen, wie ich einer freundlichen persönlichen Mitteilung entnehme, im wesentlichen auf Grund Widerspruchs von ägyptologischer Seite her.

Das hätte nicht geschehen sollen, denn schon seit langem ist ein Monument publiziert, das die Richtigkeit der Vermutung bis zur Evi- denz bewies. Bei den Ausgrabungen Petries in Hawara ist der Relief stein mit Inschrift ge- funden worden, den die nebenstehende Abbil- dung nach Petrie, Hawara VII 2 wiedergibt. Die männliche Gottheit, die hier, wie man sieht, in einer von zwei Krokodilen gekrönten Kapelle thront, trägt auf dem Kopf die Königshaube. Durch diese für einen ägyptischen Gott ganz singulare Kopftracht wird die dargestellte Gott- heit deutlich als ein vergötterter König cha- rakterisiert, und da der Stein in Hawara ge- funden ist, so ist der nächstliegende Schluß, daß der dargestellte Gott -König der König der Hawara - Pyramide , eben Amenemhet III. ist. Bestätigt wird dies durch die Inschrift, die unter dem Relief steht. Sie scheint arg zerstört zu sein, ist wohl auch nicht mit Avünschenswerter Genauigkeit wiedergegeben, aber so viel steht fest, daß in ihr das Monument als eine Weihung eines Trpo- (pYiTYjg Xov%ov an n](p)uiJicippYig bezeichnet wird.

Fundort, Darstellung und Inschrift stimmen also bei dem Monument zu- sammen, um jeden Zweifel an der Richtigkeit der Deutung des Namens npa- fxctpp-^g auf Amenemhet III. zu tilgen.

Auch der Widerspruch von ägyptologischer Seite her scheint nicht mehr geltend gemacht zu werden. Hr. Prof. Sethe schreibt mir freundlichst dazu:

y> -fjiotppvig für ägypt. m?^t-r<^ ma-re^ entspricht genau dem lAap'^c;, Aotixocpig fiir Amenemhet III. {N-m^'^t-r<^) und OvcrißotpYig für Ramses II. (Wir-/w/^/-r<?). Dazu ist ixctvp'/ig eine Nebenform mit Einschiebung von n vor r in einer mit m

114 0. Rübensohn: Pramarres. [42. Band.

anfangenden Silbe wie im Koptischen ;)Q^iMJwnpoc für ;)(^eiM*<ppooc und Menpe-, MenpiT = boh. für Aiepe-, MepiT = lieben (Stern, Kopt. Grammatik § 103).

In dem vorhergehenden Upoe,-, Upe- hat man nach Spiegelbergs Vermutung wohl das fayum. nppd». {= said. nppo) »König« zu erkennen. Wenn auch nach koptischem Gebrauch das Wort »König« dem Namen als Apposition nachge- setzt werden muß, so kommt doch, wie Spiegelberg bemerkt, in früherer Zeit (Dynastie 22 ff.) auch gerade das Umgekehrte (Voranstellung des f^^J vor den Namen) also wie bei dem alten ägypt. stnj »König« nicht selten vor.«

Als nachgewiesener Kult eines altägyptischen Königs bei der griechischen Bevölkerung Ägyptens steht der Pramarres - Kult singulär da, und wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir diese Tatsache in Zusammenhang bringen mit der besonderen Rolle, die Möris-Amenemhet III. in der Tradition über den Möris- see gespielt hat. Für die Geschichte des Kultes ist es wichtig, daß das eine der Denkmäler beim Grabmal des Königs Amenemhet III., der Pyramide von Hawara, in dem Dorf, das über seinem Totentempel, dem Labyrinth, liegt, zutage gekommen ist. Freilich ist es ohnedies klar, daß der Kultus seinen Ausgangspunkt hier am Grab des Königs gehabt hat. Vielleicht läßt sich aber für die Pflege des Kultus an dieser Stätte noch ein zweiter Beleg beibringen. Petrie, Papyri II, S. 141 Nr. 43, 66 wird ein Palmenhain und Altar des Upe- fxocvpYig im Dorf ApoUonias erwähnt \

Die Lage dieses Dorfes ist bis jetzt unbekannt, läßt sich aber, wie ich glaube, bestimmen. B. G. U. 753, Kol. II werden aufgezählt die Dörfer Teßirvv, Bovcipig, 'A7ro?^miccg , in dieser Reihenfolge. Tebetny ist das moderne Dafadnu oder Dafanu, Busiris ist Abusir Dafadnu".

Beide Dörfer liegen dicht beieinander und in der Nachbarschaft des mo- dernen Hawara. Hier in der Gegend muß also auch ApoUonias gelegen haben. Da wir nun sehen, daß in ApoUonias und in dem antiken Ort bei Hawara der seltene Kult des Pramarres -Amenemhet III. gepflegt worden ist, so ist die Ver- mutung wohl gestattet, daß beide Orte identisch sind. Dann bekäme also das ptolemäisch- römische Dorf, dessen Reste heute das Labyrinth bedecken, seinen antiken Namen, und wir besäßen zwei Belege für den Kultus des Amenemhet an seinem Grabe aus griechischer Zeit.

Was wir sonst über den Kultus aus unseren Denkmälern erkennen können, ist nur wenig. In dem Relief, das über unserer Inschrift angebracht ist, haben wir den Gott Pramarres zweifelsohne in der Gottheit zu erkennen, der hinter Suchos thront. Denn wenn auch nach Schäfers Annahme die Inschrift als Palimpsest steht, so ist doch kein Zweifel daran erlaubt, daß die Darstellung des Reliefs in direkte Beziehung zu der Inschrift zu bringen ist, d. h. also, daß auch die vermutete ursprüngliche Inschrift sich an Pramarres wandte, dieser

^) Vgl. auch DiTTENBERGER, Orientis Graeci Inscr. a.a.O. *) Vgl. Wesselt, Topographie des Fayurn S. 53.

Tafel VI

Weihinschrift der Kiütgenosscnschaft des Pramarres. Berliner Museum.

Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905.

Verlag: J. C. Hinrichs, Leipzig.

1905.] O. Rubensohn: Prainarres. 115

also in dem Relief dargestellt sein muß. Wir sehen ihn hier in enger Verbin- dung mit Suchos, dem krokodilköpfigen Herrn des Fayums. Diese konnte man schon erschließen aus den beiden Krokodilen, die in dem Relief von Hawara die Kapelle, in der Pramarres thront, krönen. Sie hat sich wohl aus einer lokalen Grundlage herausgebildet, Suchos wird eine gewisse Rolle in allen Kulten gespielt haben, die innerhalb seines Bezirkes angesiedelt worden sind. Daß diese Annäherung des Pramarres an Suchos im Kultus eine weitere Fortbildung gehabt hat, geht daraus hervor, daß ihm ebenso wie dem Suchos in späteren Kulten des Fayum Isis als Gattin beigesellt ist; sie steht hinter ihm im Relief von Hawara und bildet unter dem Namen Isis Sononaeis mit ihm und Harpo- krates einen Dreiverein in der Inschrift von Soknopaiu Nesos (Dittenberger, Orientis Graeci Inscr. Nr. 175).

Daß die griechischen Verehrer des Gottes sich der ursprünglichen Natur desselben bewußt gewesen sind, muß man annehmen, da sie ja den verehrten Gott in Königstracht darstellten. Ob der Kult aber ein Totenkult war, muß fraglich bleiben, und mit dieser Frage hängt auch die Entscheidung darüber zusammen, wie der Kultus nach Soknopaiu Nesos gekommen ist. Es ist sehr wohl möglich, daß hier auf der Insel im See besondere Erinnerungen an Ame- nemhet III., den Möris der Alten, sich gebildet haben und bis in griechische Zeit gepflegt worden sind. Ebensogut ist es aber möglich, daß der Kultus in dieser Spätzeit alles Spezifische bereits verloren hatte und wie einer der gemeinägyptischen Kulte von einem Ort zum anderen übertragen werden konnte \

Neu lernen wir aus unserer Inschrift noch, daß sich zur Begehung des Kultus des Pramarres in Soknopaiu Nesos eine Synodos zusammengeschlossen hatte; vielleicht war dasselbe auch in Apollonias -Hawara der Fall, denn es ist zu vermuten, daß in den Zeichen iisyno, Z. 4 der Inschrift von Hawara (Archiv UI, 131 17), das Wort ^ (Tvva^ag steckt. Daß als lebenslänglicher Priester der Synodos von Soknopaiu Nesos ein Grieche in der hohen Stellung eines Syngenes fungiert, zeigt, daß wir es mit keinem unbedeutenden Kultus zu tun haben.

^) Der Kultus hätte dann die gleiche Entwicklung gehabt wie der des Imhotep und der des weisen Amenophis, des Sohnes des Hapu (Sethe, Aegyptiaca, Festschrift für G. Ebers S. 107 ff.). "Wie weit ein sprachlicher Zusammenhang zwischen n^ccixa^^yjg und MoT^«? vorhanden oder möglich ist, muß ich Kundigeren zu beurteilen überlassen.

Zeitschr. f. Agypt. Spr., 42. Band. 1905.

16

116 Alan H. Gardiner: The Eg\'ptian word for »herdsman«, &c. [42. Band.

The Egyptian word for )> herdsman«, Äc. By Alan H. Gardiner.

Ihe existence of an Egyptian word possessing the specific and limited meaning »herdsman« has not yet been recognised: for the sign ^ , that is employed from the earliest times to describe this calling\ has always been read s/io and connected with the verb |;:n^^\^-^ A "^^ guard« or »keep«. Thus the word meant »keeper« or »guardian«, a generic term not inappropriate to the herdsman, but of course also applicable to men engaged in very different occupations, such as the guardians or doorkeej^ers of buildings. This derivation appears so obvious and certain that it has never, so far as I am aware, been disputed or even discussed. I shall here endeavour to show, however, that kfv »herdsman« has

nothing whatever to do with slw and its derivatives: but that its true reading is minw, and that the word persisted tlirough the entire history of the Egyptian language".

It must be premised that no arguments can be drawn from the externa! appearance* of the sign k^ , which varies considerably in its forms during the 0. K. It seems impossible to classify the variations under two main types , one restricted to &^ »herdsman« and the other peculiar to siw »to keep«. On the contrary, one and the same sign appears to be used for both words. Nor can any deductions be based on the supposition that the hieroglyph represents a herdsman: for this, althougli probable in itself, cannot be considered certain until the nature of the objects held in the hands be more exactly determined*.

In the Pyramid texts I have been unable to find a Single instance of slw written out and meaning »to herd cattle«: this is always expressed by minw

^) ^U\ in the inscriptions near pictures of herdsmen: e. g. Leps., Denkm. II 30. 31. 96; Mar.,

Mast. D 23; and often.

^) For my examples I have drawn largely on the Berlin Dictionary. For many suggestions and additions I am deeply indebted to Mr. Bollacher.

^) Such suggestions as we have to make on this topic have been relegated to the footnbtes, so as not to impede the main argument. In the Pyramids the body of the man is always omitted for superstitious reasons; sometimes too the head. All the forms which result from this practice I shall treat, withont discussion, as identical with

*) For good reproductions of the hieroglyph see Petrie, Medum pl. 22; D w iks, Ptahhetepl, pl. 4. figs.lO. 19; Bissing. Gemnikail pl. 1 1 ; and for the Middle Kingdom, GmTTwa, BenihasanWl fig. 74.

1905.] Alan H. Gardiner: The Egyptian word for »herdsman«, &c. 117

^•9' ^^^^^^J %<^\\\ P 604, 700. The only case where a doubt is possible is in Ch. 208, where the word is not written plionetically. M ß3 here ..ives (similariy N 81)^=»=^^^ (var. N 31 C^^^=^) ffl^^

£v,*L/)^=^^J| ^' '^Mhnt-irti guards thee; thy herdsman behind thy calves«. Here we might hesitate between the readings minw and s^w, in spite of the obvious resemblance of the second clause to the phrase minw bhsw quoted above. Happily the variant Jj ^zi^ in the corresponding passage P 44 puts the reading rninw beyond question: for this hieroglyph is to be read minw,

I I I I H I ^

since the object it depiets is named Jj inW605\ We are now entitled

to conclude that «^^ (or kfv as it would be written outside the Pyramid texts) may be used, not merely as determinative of minw »to herd cattle«, but even as word -sign for it. It still remains to be shown however that there did not exist besides 7ninw »herdsman« another word of identical external appearance and with the same sense, but to be read s^w. It has already been noted that S)W »to keep« is never applied to the herding of cattle in the Pyramids. It may now be added that «j^ is there never found as fully-developed word -sign for s^w, even in the sense »to keep«. Wherever this verb occurs and it is very frequent either it dispenses entirely with the sign kf) {e. g. <=im°'^. VV 208. 299. 370,

T138, M 545: -^^'^'^ W 394. 510) or eise that hieroglyph is used, but

always accompanied by phonetic signs {e. g. °mfr='^, ^k/0^ N 946; °*«*fr='V'^^

P 44; (1 l ^ P 12)-. With this agrees the fact that in one word ^UQ 0

(N 831. 1268) »he who.belongs to the m/Ww?«, doubtless a nishe-iorm. of the word minw mentioned above (which is itself too speit in this manner N 661) \A is employed to indicate the phonetic value minw. It would possibly not have

^) Further information concerning this and the related words will be found in a note pro- mised by Mr. Bollacher.

2) It will very naturally be asked why &^, which is presumably the picture of a herds- man (Erman, Ägypten p. 585 note), should be employed in the writing of s!w, if this word has nothing to do with the herding of cattle. It is not improbable that the object that is hung on the stick is a knot or loop of cord, such as might be used by the herdsman for tethering his

cattle: in the later forms of the sign (also in '^ ) it certainly appears to be a loop of cord; but the early representations are hard to Interpret. Now if such a loop or knot were called in Egyptian si there would be not the least difficulty in accounting for the presence of kjY in s^w »to keep«;

this verb, expressing a human action, would naturally be determined, not by the knot alone, but by a man in the act of using it. That the knot was really so called. is probable from Leps.,

Denkm. 2, 96 where, beside a scene of tethered calves, we read [1^^ 8 "^^1 1 1'^°8*^°8***^

«SW». The hieroglyphs °iW= , ¥ certainly depirt artificial knots, see Erman, Zaubersprüche für <^/ ''vi^' 7/, ^^

Mutter und Kind p. 31. The supposition that kj| represents a herdsman holding a stick to which

a cord is attached further agrees with the apparent root-meaning of minw »to attach« or »tie up«

as we shall see later.

16*

118 Alan H. Gardiner: The Egyptian word for » herdsman •< , &c. [42. Band.

been employed for this purpose, if its reading were ambiguous. that is to say,

if it possessed, when standing alone, the value s^w as weU as the value rninw.

Outside the Pyramids and throughout the Old Kingdom there is not a

particle of evidence in favour of tlie reading siw for kjj »herdsman«. The latter

word is always so written (plural kj) kj) k^), whereas in the one instance where \

the verb s^w »to keep« is found (— *— -^ y Letter of Hrhwf 19), it contains com- plementary alphabetic letters.

The same distinctions are found, with but little modifieation, in the Middle Kingdom. In addition to the old writing kjv for »herdsman« {e. ff. Newberry,

Benihasan I, 30) a form ^% is found {ibid. 13. 17. 30: Kahun Pap. 17, 9), but

nothing to indicate any other reading than minw. S^w »to keep« has, on the other hand, quite distinctive spellings: where the word is not fully written

out {e. g. ^"^^-^^ I*K^s-^E 2, 2. 12, 1: »Bauer«, Berlin Pap. 3023, 132.

157. 238; ^T^^ Sinti, 270), it has at least the phonetic complement "^

ie-g. ^^^^ Prisse 9, 9; ^^^^ Pf^P- Kahun 29, 17, Berlin Pap. 3027, 2. 3 2^(1 passim^) to distinguish it from mlnw. The hieratic of the period employs the same form of the sign kjj both for minw »herdsman« and s/tc »to keep*, and so as late as the Rhino Math, papyrus (minw, pl. 17, line 8).

In the papyri of the New Kingdom the verb s^w is generally written

^ ^ {e.g. Anast.V, 14, 6. 22, 3. 23, 7; Sali. I, 4, 3; Sali. III, 9, 4) and

a corresponding form ^^v <- n oceurs in hieroglyphies {e.g. Rec. de Trav. 2,

109; Leps., DenJcm. III, 146, 31): but from now and onward forms without also occur in the inscriptions {e.g. kj) v\ ';_j] RIH. 227, 63; ^ r n Leyden

D 45; k^ Metternich stele 45, 52, 120, 200) showing that k^ has now gained un- qualified rank as a wordsign for s^w. There thus arises a diffieulty as to the reading and Interpretation of the title ^^ *;_==/] and its variants: should for

instance kfj'vN:^ i\ aa^v^a. (j {Paheri 7: similarly kj| ^ V,^ A.^^A^^ j] jj Louvre C 87) be

understood as siw n 'Imn »guardian of Amon« or as minw n 'Imn »herdsman of Amon«? In some cases of this sort a decision is difticult: but when &^

is connected with buildings^ {e.g. MyA~ Louvre stele 108: variant ^^ I ) it is naturally to be rendered »guardian« and derived from s^w »to keep« ; and

^) =: Erman, Zaubersprüche ßür Mutter und Kind, from the very end of the M. K. I can quote no hieroglyphic instance of this second spelling. kjf-'-^^^ ^^=^ siw iwtf occnvs once (^-Eyv- BERRY, Benihasan I, 15), where i is omitted.

^) Compare in hieratic Spiegelberg , Rechnungen 9, col. 2. 9 ( .^ ^^v^ (g ^ « jtw Sty mry n Pth); 13, b 18 {siw pr).

1905.] Alan H. Gardiner: The Egyptian word for »herdsman«, &c. 119

o W

r n wherever it oecurs is undoubtedly related to slw and probably so to be

read (and not s^ivtif.

As a matter of fact I have found no certain instance in hieroglyphic texts of the New Kingdom where the sign kfv is used for »herdsman«"": though there is not the least reason why sporadic examples should not occur as historische Schreibungen. As a rule however a new sign "W is employed for the purpose

{e.g. Mes N 20 ^r^f^lj; Rec.deTrav. 2, 196 "f ^'^' (j^; Leyden

Ushehti P 112, IIB "^/vwsAA (I ), the phonetic value of which is proved by the

füll spelling Berlin stele 7289 (] y'^^^'^^'^^ ?• The new hieroglyph is ob- viously an adaptation of ah, of which it has retained the characteristic features of the stick and the loop. Long ago von Bergmann^ demonstrated the relation- ship between '% and &JY, but drew the erroneous conclusion that "H is to be read s^w a mistake in which he was followed both by Prof. Spiegelberg* and myself^. Starting from the certain equation M ^^ minw proved by the Berlin

Stele, one may rather argue that minw must be one value of

The evidence of New Kingdom hieratic is even more convincing. Here the word for »herdsman« is invariably written with a sign 8^, that is totally

different from the normal forms of ^ s^w K. This sign we may conveniently^

transcribe "W : the earliest instances appear to be in the so-caUed Gurob papyri

(Griffith, Kahun Pap. 39: Berlin Pap. 9784 and 9785 passim) from the reigns of Amenothes III and Akhenaten. The distinction may best be illustrated by documents which contain both signs: compare Turin Pap. 75, 7 (minw) with ibid. 75, 10 (s/m?); Leiden Pap. I 344, recto 5, 11 (s^w) with 9, 2. 12, 1 {minw);

^) kj]' (var. kjV r n ) Js in all probability a mere graphic variant of &jj '^^. r. . and

like this word to be read siw. The reasons which suggest this conclusion are as follows: 1. ,^^

oecurs only in hieroglyphic texts, never in hieratic; 2. it oecurs in titles like hrt siw ssw where siw is usually written in normal manner (so Marseilles 53, Lycms 83; Naville, Todtb. Ar. and Pd.);

3. it oecurs with the direct variant kjr *^^ r. . (so Leyden, Ushehti 107, 116 belonging to the

same man as is named on the stelae K 14, K 15: many variants): 4. the verb kj| ,. . = s^w »to

keep« oecurs Leps., Denkm.lW 146.31; and above all 5. the intermediate form of the title kjf

(3 wrÄH -^

r^. T oecurs Turin stele 73. It seems likely that the meaningless ending o W arose from an

attempt to reproduce the vague strokes of cursive hieratic. Such vague strokes are particularly frequent in titles, and many titles {e.g. hmtt, msnti, ihwti) actually do end in ti.

2) I except the title ^^I of Pharaoh, to which reference will be made below.

3) ÄZ. 28 (1890), p. 40 note 2. *) Eec. de Trav. 17, p. 97. ^) Insc. of Mes, p. 20 and 40. *) That the hieratic sign and the new hieroglyph correspond to one another is clear from the facts that they perform the same function and appear at about the same time. But the precise relationship between them is obscure.

120 Alan H. Gardiner: The Eg}'ptian word for »herdsman«, &c. [42. Band.

London, Univ. Coli, wooden tablet A (= Rec. de Trav. 19, 93) 1 {s^w) with 4 {minwY', Pap. Harris A {= Newberry, Amherst Pap.) 8, 12. 9, 7 (mlnw) with ibid. 9, 5. 11, 8 (s^w). Not seldom the spelling "o^U,^^ with i occurs {e. g. Turin Pap. 75, 7; d'Orbiney 5,8: Änasi. V, 15, 3), though only when the name of the animal tended by the herdsman does noi foUow^. A plural form with [1|]

also occurs Cf^Qf]^^ ^ ^^««^- I^» 10, 4; Harris l, 29, 10)1 These spellings are a sure indication that the proper reading is minw and not s^w. The normal hieratic writing however, both for absolute and construct forms, is

In Coptic Moone still means >>to herd cattle«. The usual word for »herds- man« is however now igcoc {= T<TtT'\\ 1 y ] r^-^^^), though peqMOone also occurs: as is well known, Coptic prefers the use of peq- for nomina agentis, and this fact is sufficient to account for the disappearance of the absolute form

(2 Its construct state however survives in many derivatives MÄ.ii-fi*^&>M€, Aievu-

The earliest sense of the verbal stem minw was doubtless »to attach to a peg« : the stake or post or peg used for this purpose is usually found as determinative of the stem, and (1 ^ occurs in the certain meaning of »mooring-

post« in the M. K. {Brit. Mus. 574 = Sh., Insc. I 79, Petersburg pap. 1115, 4 = Rec. de Trav. 28, 75). Whether the verb is derived from the Substantive* or vice versa can hardly be determined. From this primitive significance several special notions appear to have developed: 1. (1 1] ^^ «to moor one's ship«,

»to land« (Moone) common throughout the whole history of the language (early in- stances T 293; WmM5); 2.'^^(]fl »to die« {e.g. P259; M493; d'Orbiney 19, 7),

a frequent metaphorical usage of which the origin is not clear^; and 3. minw

^) Omitted in Prof. Spiegelberg's transcription. >

2) It is open to question how this final { or ü is to be interpreted. That it occurs, so far as can be seen, only where the noun is not foUowed by the name of the herded animal, seems to show that it is a mark of the absolute state. Perhaps it indicates, in a conventional manner, the presence of Vdkalhrechung (cf. Moone with M*.iie-Aie.ii-). But the i may possibly signify that he forms where it occurs have a vocalic ending (a *Moon€ or the like, as contrasted with the construct M«>.n-): against the latter Suggestion however speaks the rare construct state M&.ite- in

M*.ne-&.*.*.Mne, Aie^nc-pip instead of the usual Me^n-. In the old writing ü vV'^^^ ^"*^ ^^^

historische Schreibung [I v\'^ ^^, (N. R.), i is undoubtedly the second radical of minw. The

theory of Prof. Sethe (Verbum I, § 111) that / is here to be read between the m and n (i.e. minw and not mniw) seems to me absolutely certain.

^) See Peyron, Lexicon, and for the vocalisation Sethe, Verbum II § 960, 5. *) So Sethe, Verbum III, p.l7.

^) In this sense minw is never determined with the ship until New Egyptian. It is there- fore perhaps not directly derived from minw »to land«. In other languages certainly death is often regarded as the haven where the weary storm - beaten traveller upon the sea of life finds his rest. If this be not the sense here, we must seek the origin of the metaphor in the restraint which is im- plied both in the State of being tied, and in that of death. But note that minw means «to die« and not »to be buried«. Minw »to marry« Sinuhe 78 is a quite isolated case and of doubtful origin.

1905.] Alan H. Gardiner: The Egyptian word for »herdsman-, &c. 121

(Moone) »to herd cattle«. The last of these meanings, which aloiie of the three concerns us here, arises beyond question from the herdsmen's habit of tying their cattle to a post. The custom of tethering the cattle while they graze is usual in EgA'pt also in the present day. The meaning of minw is wider than that of our English term »herdsman«, for it is applied not only to cattle, sheep, and asses but also to geese, and even cameis and hyenas'. It is hardly surprising that the use of the word should have been extended, by a metaphor, to the control or the government of men. Thus Pharaoh is named »the good herdsman« (^^I

Mar., Kam. 35, 62": 'ff I Leps., Denhn. III 140c?, 2): and the verb minw is fre-

quently employed in literary and poetical texts to describe his rule. Examples: Berlin Lederhandschrift 1, 6; Pap. Leiden I 344 recto 12, 1; Mar., Kam. 52, 16: in such cases s^w »to keep« has hitherto been read.

In the foregoing discussion certain titles which consist of a sign like k^ and of another word have purposely been neglected, so as not to encumber the argimient. These demand some consideration here. The following are typical examples of this extensive category of titles, which appear first in the

M.K.: ^'n^f X^yd^w V 68; ^Y\ ^^^^^ 20145, 20154, 20250 and j^^ Cairo 20481. A close inspection of the Originals would doubtless show that in many cases the first sign is not kjv but >^ or a hieroglyph approximate in

form to V^ . But in other instances m\ is clearly written , and for the pur- poses of argument we must assume that this is always the case. Sometimes the reading tri (| is proved by variants {e. g. kfy' jl i tri hhsio; (1 <=:>' 1 1 i

Cairo 20235; k|| J^^ Calro 20144): the best-known example is the common

kjv tri <^t. Where however the reading is determinable neither by the form

of the sign nor by the existence of variants, we are obliged to seek other criteria. In general it may be said that the analogj^ of iri <^i, tri hbs and their congeners is sufficient reason to adopt the reading tri. Minw is usually ex- cluded by its meaning »herdsman«: while s^w is unlikely, since, as we have seen,

■^"^^^ "^^^"^^-^^ ^"*^^ -^ ^^'^^^^ °"^^^ ^^^^ ^^ ^^ written.

In one case how^ever, in which strangely enough the reading tri has always been considered certain, there are good grounds for thinking that reading im- possible; 1 refer to ^®. The transcription iri Nhn is founded on the supposed identity of the title with another, ^ , i ®, that is almost equally common,

^) Geese: cf. the title »herdsman of the geese of Ptah« quoted above. Cameis: cf. aiä.H'* «"«wAtoyiV. Hyenas: ci. v . 'ßissivG , Gemnikail pl. 11.

^) Corrected by means of a photograph. This example is particularly valuable, as it affords, by the obvious identity of "% and kJV , the only direct proof, for the N. K. of the reading mtnw

ofVfV. '^e(3*=^l ^as proper name. Pap. Turin 46, 16.

122 Alan H. Gardiner: The Egyptian word for »herdsman«, &c. [42. Band.

But, as Prof. Erman had already recognised in classifying the instances in the Berlin Dictionary, this identification is indubitably f'alse. ^@ occurs most often

in the connection |^\ fejjcial qj @^ {e. g. Newberry, Benihasan II 14. 30. 36; Davies, Der el Gebrawi 13, II 6: sometimes l^. ®-^® ^■9- Leps., Denhn. II 45)\ On the other hand ''^^ is found chiefly in the collocation '^''^^ {WntZ. 12; Mar., Mast. D 60; Cairo 20068, 20322 [M. R.]), or in "T*^"]? (Mar., Mast. D 56. 60; Cairo 20539; Newberry, Bersheh I 7, 6); in both cases being the epithet of a judge, and hence, from the M. K. at least, being frequently applied to

the Vizier. In their respective usages and never interchange^, and

should consequently be regarded, not as variants of one another, but as per- fectly distinct titles. With regard to the reading of kj|®, the variant My^ (Newberry, Benihasan 113. 44) affords a strong argument against tri: and that reading is made still more dubious by the consideration that kj| or V^W tri does

not seem to occur at all untü after the Old Kingdom ^. Against s\w Nhn speaks the absence of any variant with /: elsewhere, as we have more than onee remarked, ^ does not seem to have the value slw apart from phonetic com- plements before the N. K. The most probable reading is therefore minw Nhn, which is open to no objection whatsoever: the M. K. variant k^v^ quoted above

corresponds well to the M. K. variant ^^ for »herdsman«. In this case minw could well have the metaphorical meaning «to govern« discussed above. The title should thus be translated »Controller of Nhn^, or if the metaphorical use at so early a date appear objectionable, »Herdsman of Nhn<^.

We have seen that the reading iri Nhn cannot possibly be accepted for kj|®: but can it be retained for *'^^? Nothing speaks particularly in favour of

this hypothesis: but since ^^^ Stands for iml ht, 1^. for tmt is, and ^^^<=>

for tmir}, the possibility that <::z=> may here stand for tri cannot be denied. The variant ^'^p^© however, which does not appear before the M. K., would seem to point to r/ Nhn, »Mouth of iVÄw« a not quite impossible epithet of a judge. I am not aware of any certain instance of *^y^ as tri, though Prof. Spiegelberg has suggested that ''^~p*'— ,— ' pne should be read tri pr: if iri Nhn

^) In what foUows I select only such examples as are of consequence in reference to the reading.

») Lmvre 15 "^-^^IJJ |I ^^^.^^ (statue M. K. [!»]) cannot be regarded as an exceptiou: for although .^m[ ^ here follows sih , it is foUowed by hri tp Nhh\ which is never

the case with ^ q .

^) The earliest instance of this sign that I have found is Petrie, Dendereh 10 (stele of »Sen-nez-su«). Mr. Grifftfe proposes (in Davies, Ptahhetep I p. 15) to read tri a curiously made hieroglyph in an O.K. place -name: but this Suggestion is anything but certain.

1905.] Alan H. Gakdiner: The Egyptian word for »herdsman«, &c, 123

were the correct reading we might well expect a sporadic variant (1 _ , that

does not occur. A curious* writing "^^^ Tpj crzD ^ occurs once on a stele of the early N. K. {Louvre C 192)^, but its Isolation wams us against attaching to it too great importance: it is not probable that ^"^^ should be written so for imt-r^ Nhn throughout the entire 0. K., without some clearer indication of the true reading. On the whole therefore it will be well to accept n' Nhn{?) as a provisional reading, and to translate the title »Mouth of Nekhen(?)«.

Another title, whieh at first sight appears to be the eounterpart of that we have iust discussed, is ^^^37. But the latter contains an additional ele- ment nb, that falls only in a Single instance (O.K. sarcophagus, Cairo 1790: possibly by error). Moreover though frequently assoeiated with ^®, is

not usual in Company with ''^^^. The variant | q'^^^^, with a stroke after r, occurs twice in the Middle Kingdom {Louvre C 167: Siut I 332): elsewhere

always the stereotyped spelling D © {e. g. Petrie, Medum 20; Mar., Mast. D 62:

Newberry, Bersheh 1, 16). It is difficult even to suggest a likely Interpretation: the only possibility at present seems to be to understand @ as a nishe -iorm., and, reading r/ P-i nb, to translate »Mouth of every dweller of P. «*

In the preceding pages a considerable Umwertung der Werte has been pro- posed, and if the results attained are in some cases far from certain, I think they may be put forward as the best Solutions possible with our present evi- dence. From this preliminary attempt to utilise the materials of the Berlin Dictionary, a notion may be gained of the extent in which that enterprise is likely to subvert the views currently held.

ij For the determinative of JSfhn cf. "^^p* *— J^— 'CTZI Leiden V 4 ; "^^ ^^ CnH Cairo 20478 and elsewhere (M. K.). In a rehgious text recently published by M. Lacau {Annales du Service

5 , 236), I I 1 is used as the name of a place where cases were tried. The title of the chapter

is: vJudging disputes, , mdking the two men (rhwt) contented»-; and the first words are:

»/ stand in Nhn and am victorious (mK hrw-t)."^

') Once we find another spelling ""^^ \ 1 (io7/t;re C 177), where the first sign, here inexactly

reproduced , can hardly be | .

^) Only one exception: Newberry, Bersheh I 1(3 = Florence, Inventary 7569-70. *) This Suggestion was given to me by Mr. Bollacher.

Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905. 17

124

H. Schäfer: Ein Zug nach der gi-oßen Oase unter Sesostris I.

[42. Band.

Ein Zug nach der großen Oase unter Sesostris I.

Von Heinrich Schäfer.

Uer interessante Grabstein, den ich hier bespreche, ist im Jahre 1857 aus der Sammlung Anastasy in das Berliner Museum gekommen, wo er die Nummer 1199 trägt. Daß er aus Abydos stammt, zeigt sein Inhalt. Genauere Fundnotizen sind nicht vorhanden.

Der Stein ist gut erhalten, aber die Roheit der Arbeit und die Durch- setzung der Schrift mit vielen kursiven Formen haben den Text bisher als so gut wie unlesbar gelten lassen. Was man erkannt hatte, geht aus der Notiz im Ausführliclien Verzeichnis 1899, S. 89 hervor.

Das Äußere der Inschrift und die Zeichenformen zeigt die hier beigegebene Tafel. Eine Umsetzung in die normale Schrift ergibt den folgenden Text^:

ironn lonll

fJ.M(!I31J^¥^!^111.T,3^¥CiITr]

^^^1

p'f'^_a^.

0*öi

u^A%.^r^'^in

m^i

.11

Diese fünf Zeilen geben die Datierung aus dem 34. Jahre Sesostris' I., den unten bei der Darstellung wiederholten Namen des Besitzers, des »Hausvorstehers« Ikw-djj (oder DJj'-jJcw?) und ein Totengebet für ihn an Osiris von Busiris und den Chente-ementejew von Abydos.

S'^Mi

I I AA^/VV\

>Ö,

^

O 51 I

o

nm

1

u

I I I

Ol AAAAAA _CrV

y

f ^1 1 1

\m

i ^Dwü I r^

III

^) Vgl. die Kopie, die in den Ägypt. Inschr. d. Kgl. Mus. III, 8.164 veröffentlicht ist. Siehe jetzt auch Breasted, Ancient Records I § 524.

1905.]

H. Schafer: Ein Zug nach der großen Oase unter Sesostris I.

125

y>Ichj ein Vertrauter des Königs, der alles tut, was diesem gefällt j, kam aus Theben als Befehlshaber von Junger Mannschaf Ij, um das Land der Oasenbewohn^r zu .... V 0.1s bewährter Beamter, dessen Rat vor (dem Könige) erprobt ist, der die Hof beamten zum. Palaste hin- aufführt.

Da legte ich dieses Grab an hei der Treppe des großen Gottes, um unter seinen Die- nern zu sein, und die Sol- daten, die Gefolgsleute Seiner Majestät, brachten mir Opfer dar, (ein jeder) von seinen <^k- Broten und seinen besten hsmn-Broten, wie man es tun muß für einen Königsboten, der kommt und die Grenze seiner Majestät erhält. ^'^

Was die Lesung" an- betrifft, so erledigt sich fast alles von selbst durch den Vergleich der Abbil- dung mit der obigen Um-

schreibung.

Die

emzis'e

schwierige Stelle ist der Schluß von Z. 6; wo aber die oben gegebene Lesung

.<s:=- die einzig

scheint

mögliche

Zweifeln könnte man vielleicht auch an dem

y in Z. 1 0, doch wüßte ich

nichts, was zu dem Zeichen auf dem Stein besser paßte, vorzuschlagen. Alles andere ist durchaus gesichert.

Mehr Begründung er- fordert die gegebene Über- setzung.

a) Füi- m 5/ verweise ich auf Sinuhet, Z. 242 (Erman, Chrestom. I D 6).

b) Daß d^mw die waffenfähige Jugend bezeichnet, ist bekannt. Nach einem überflüssigen n folgt ein deutliches nfr, dessen Anfangskonsonant vielleicht jenes n sein soll. Die Verbindung dlmw nfr ergäbe eine Parallele zu dem Ausdruck

17*

126 H. Schäfer: Ein Zug nach der großen Oase unter Sesostris I. [42. Band.

8 ^^ %1 ^y^fi fiy^^ (jer g^f unserer anderen von Erman, ÄZ. 38 S. 42 ver-

öffentlichten Stele, Berlin 1198, von der auszuhebenden Jugend gebraucht wird.

c) In den Worten r irt rwd U wtjw muß der Zweck des Zuges ausgesprochen sein. Daß »das Land der wtjw*^ das Ziel ist und daß dieser Völkername nur die Nisbe von dem bekannten Wort ^ 1 r^^"^ »Oase« sein kann, ist klar. Da- gegen ist mir die grammatische Erklärung des irt rwd recht unklar. Ich habe darum die Worte unüb ersetzt gelassen , möchte aber die Vermutung nicht unter- drücken, daß wir hier ein Beispiel für den seltenen kausativen Gebrauch von ir;' vor uns haben, auf den Sethe im Verbum §1506 aufmerksam macht. Wie es möglich ist, neben dem üblichen smn-s Pj'pj zu sagen irj-s imn Pjpj »sie macht, daß Phiops bleibt«, so hätten wir hier ein r Irt rwd tf neben dem ^r srwd t^i Yon Z. 10. Das Kausativum von rwd bedeutet, wie manche Parallelen beweisen, »eine Sache in dem Zustand erhalten, in dem sie ist«, so daß es gelegentlich synonym mit smn gebraucht wird.

d) Dieser elliptische Gebrauch von m b^^ bei Göttern und dem Könige ist häufig.

e) Der Zusatz imjw ht hn-f besagt gewiß nicht etwa, daß der König in Person bei der Truppe gewesen ist, sondern bezeichnet die Soldaten nur als dem Heere des Königs angehörig. Es sind gewiß dieselben Leute wie die d)'mw n/r.

f) Das hier für »darreichen« gebrauchte Wort iwj, das sonst »ausstrecken« bedeutet, kenne ich in dieser Verbindung nicht. Es ist das Stammwort fiir das bekannte Nomen ^w-t »Opfer, Speise«.

g) Schon aus dieser Stelle müßte man schließen, daß der vieldeutige Stamm hsmn wohl auch den Namen eines Nahrungsmittels bilde. Bei der liederlichen Schrift unseres Textes bliebe das aber immer nur eine Vermutung. Zum Glück können wir sie aus einer besser geschriebenen Inschrift beweisen. Der Be- sitzer der Stele Leiden V, 6 nennt sich »weitherzig, frei von Engherzigkeit |?||](j(j^3) T I tf^ '^^Kz^^l^^^^, weiß an m.<;'-/- Broten, schön an hsrnn- Broten, Herr der Nahrung«. Ob ich die Übersetzung des y, dessen Lesung ja auch nicht absolut sicher ist, getroffen habe, ist mir zweifelhaft.

h) Nach dem unter c Bemerkten ist nicht von einer Gebietserweiterung die Rede, sondern nur von der Sicherung des schon vorher vorhandenen. Ebenso ist schon angedeutet, daß mit diesem srwd t^i das trt rwd t^ wtjw von Z. 6 wieder aufgenommen wird.

Soviel mir bekannt ist, enthält unsere Inschrift die älteste sichere Er- wähnung der großen Oase und zugleich das einzige ausdrückliche Zeugnis aus dem alten Ägypten für das Bestehen der Karawanenstraße von Abydos nach el- Charge. Beides trägt zwar einen bisher nicht belegten Zug zu dem Bilde, das wir uns vom mittleren Reiche machen, bei, lehrt uns aber nichts über- raschendes Neues. Daß die kaum vier Tagereisen vom Nil entfernte große Oase den Ägyptern von Urzeiten her bekannt gewesen ist, versteht sich von selbst,

1905.] H. Schäfer: Ein Zug nach der großen Oase unter Sesostris 1. 127

und ebenso, daß sie in den ägyptischen Machtbereich gezogen ist, fast seit es ein geschlossenes Reich im Niltal gibt. Andererseits ist Girge und damit Abydos noch heute ein beliebter Ausgangsort für die Reise nach el- Charge. Mit Recht hat also schon E. Meyer, Gesch. Agypt. S. 183 daraus, daß die Oase zum Be- zirk der Grafen von Thinis gehört hat, geschlossen, daß dieser Weg schon im mittleren Reich benutzt wurde. Allerdings gehört die Inschrift des Enetef, Louvre C 26, auf die er sich stützt, erst dem Anfange der 18. Dynastie an.

Da in der Inschrift von Soldaten und Kriegswesen die Rede ist, könnte man geneigt sein, ein wichtiges historisches Ereignis hier zu suchen. Aber ich habe schon durch die Bemerkungen zur Übersetzung den Gedanken abzu- schneiden gesucht, daß es sich um die Eroberung der Oase handelt. Eher könnte man an die Niederwerfung eines kleinen Aufstandes denken. Doch auch das scheint mir nicht nötig. Ich würde mich nicht wundern, wenn nichts weiter hinter den Worten steckte, als daß Ikw-djj aus der Hauptstadt ein Ablösungs- kommando nach der Oase geführt hat. Auch dafür würde ein Ägypter die Worte »Erhaltung der Grenzen Seiner Majestät« brauchen, besonders mit Bezug auf einen solchen Außenposten.

Merkwürdiger noch als diese Hauptaktion des Ikw-djj, die uns wieder ein- mal zeigt, was für Amtshandlungen wir einem 1 zutrauen dürfen, scheint mir das, was er im Schluß der Inschrift erzählt.

Er hat sich während des Aufenthaltes in Abydos »diese m(^h<^-t, dies Grab« errichtet, also das, aus dem die Stele kommt, und dies Scheingrab wird nun sogleich, noch bei seinen Lebzeiten, eingeweiht. Die Soldaten, die Ikw-djj führt, sind die ersten, welche Speisen auf der Opfertafel des Grabes für seinen h dort niederlegen. Daß es sich nicht um einen Wunsch für die Zukunft handelt, sondern um einen Akt, der sich unmittelbar an die Errichtung der m(^'h<^-i schließt, geht aus den Worten des Textes unzweifelhaft hervor. Das lehrt uns, was man ja von vornherein annehmen durfte, aber bisher nicht so klar erkennen konnte, daß auch solche Scheingräber, schon sobald sie errichtet waren, also oft noch bei Lebzeiten dessen, dem sie galten, in den Totenkult von Abydos einbezogen wurden und an den dort verteilten Opfergaben teilhatten. Wir werden uns ja als eine der wichtigsten Amtshandlungen der Priester von Abydos denken müssen, daß sie an den großen Festtagen, begleitet von vielen Dienern mit Körben, in der Nekropole umherzogen und auf jeder Opfertafel mit einem kurzen Gebet, etwa dem »1000 an Brot usw.«, einige Speisen vom Tische des Gottes

niederlegten. So sieht das ^ir . ö^ J\' »das Empfangen

■w=il rAAAAA Jl\ I i<rr> I ^ ^ ^

der Brote, die auf den Tisch des Gottes kommen« aus, das sich die Toten auf den Grabsteinen so oft wünschen, meist mit dem frommen Zusatz: »natür- lich nachdem der Gott selbst genug hat«. Auch außerhalb der Festtage füllten diejenigen, die in näherer Beziehung zu dem Besitzer des Steines standen, wie hier die Soldaten, seine Tafel gelegentlich mit Speisen.

128 H. Schäfkr: Ein Zug nacli der großen Oase unter Sesostris I. [42. Band.

Daß Ikw-djJ, als er diesen Stein setzte, noch nicht daran dachte, bald aus dem Leben zu scheiden, geht aus dem Zusammenhange der Inschrift deut- lich hervor. Ich meine, wir haben hier eins der klarsten Beispiele für das Vorhandensein solcher Scheingräber oder Kenotaphe in Abydos, auf das ich bei der Erklärung des Denksteines unseres I-cher-nofret aufmerksam gemacht habe\ Diese mögen manchmal vollkommen ausgeführte Grabgebäude gewesen sein, manchmal auch nur kleine Hügel oder niedrige Mauerringe mit Denkstein und Opfertafel. Schließlich konnten auch diese beiden wichtigsten Stücke der oberirdischen Grabausrüstung zusammen allein genügen, um dem Besitzer die Vorzüge eines Begräbnisses in Abydos zu sichern.

Noch eine Kleinigkeit sei bemerkt. Unten auf dem Grabstein ist Ikw-dJj mit- samt seiner Frau Khj sitzend dargestellt, und vor ihnen steht ihr Sohn Amenemhet, ihnen das Totenopfer bringend. Wir sind im allgemeinen geneigt, wenn wir solche Darstellungen finden, daraus zu schließen, daß der Sohn seinem Vater den Stein gesetzt hat. Es ist vielleicht nicht unnötig, darauf hinzuweisen, daß Beispiele wie unser Grabstein zur Vorsicht mahnen. Es gilt als selbstverständlich, daß der Sohn dem Vater das Grab herrichtet und die Totenopfer bringt; darum wird auch auf solchen Scheingrabsteinen der Wunsch und der gute Wille als Tatsache verewigt, obgleich der Sohn den Stein und die Opfertafel gewiß nie gesehen hat.

Ein Maler des neuen Reichs. Von Adolf Erman.

-/Vis ich vor dreizehn Jahren darauf hinwies, daß sich im Grabe des Ptah-hotep in der unteren linken Ecke einer Wand der Künstler selbst dargestellt hat, der die dortigen schönen Reliefs schuf, stand diese Beobachtung noch vereinzelt da". Im Anschluß daran wies dann Sethe ebenda noch einen anderen Fall aus der 4. Dynastie nach, in dem ebenfalls Personen, die an der Erbauung des Grabes beteiligt waren , ihr Bild darin haben anbringen dürfen ; gewiß hat

man ihnen dies gestattet, damit sie als »Beschenkte« ^ 9 a c des Toten

auch ihrerseits an den Opfern darin teilnehmen könnten. W eiter erkannte Davies das merkwürdige Beispiel im Grabe des Mereruka, wo der Künstler sich im Eingange bei seiner Arbeit selbst dargestellt hat, wie er an seiner Stafi'elei Bilder der Jahreszeiten entwirft^. Und endlich wies Steindorff auf einem Grabstein des m. R. einen Maler nach, der diesen verfertigt haben dürfte*.

^) Mysterien des Osiris (Sethes Untersuchungen IV, 2), S.7 Anm. 2.

^) Ägypt. Zeitschr. 1893, S. 97 ff. "Was ich früher Ägypten und ägyptisches Leben S. 552 angeführt hatte, war nur eine Vermutung. ^) Ib. 1900, 107. ■*) Ib. 1894, 126.

1905.] Adolf Erman: Ein Maler des neuen Reichs. 129

Zu den Künstlern der alten Zeit, deren Person und Arbeit wir so kennen gelernt haben, fiige ich heute einen solchen aus der 20. Dynastie, der uns bisher entgangen ist, nur weil die irrige Beischrift seines Bildes in Lepsius' Denk- mälern ihn zu einem »Erbfürsten« macht, hinter denen man ja keine Künstler sucht. Es handelt sich um ein Grab der thebanischen Nekropole, das dem

JL^^-J' einem Nekropolenbeamten ( F=q j Jt", z= j ^ R j gehörte, der unter Ram- sesIV. lebte. Durch die alten Königsbilder, die es enthält, hatte es Lepsius' beson- deres Intereresse erregt; er hat zwei seiner Bilder in die Denkmäler (LD. III, 1 ; 2^) aufgenommen, während der Textband die Inschriften des Grabes in großer Voll- ständigkeit wiedergibt (III, 292 301). Ihm entstammen auch die Berliner großen Bilder des Amenophis' I. und seiner Mutter sowie das Berliner Frag- ment Nr. 1619, das w^ohl den Toten selbst darstellt. Auch in seinen Reise- briefen hat Lepsius über dieses Grab, das erst kurz vor seiner Ankunft ge- öffnet war, sich länger verbreitet (S. 268).

Zweimal sind in diesem Grabe die alten Könige und Prinzen, deren Gräber der Obhut des Anhor-chaui unterstellt waren', dargestellt. Die beiden Haupt- personen unter ihnen, Amenophis I. und seine Mutter, standen im zweiten Räume des Grabes zu beiden Seiten der Tür. Im ersten gewölbten Räume des Grabes aber stellte ein großes Bild die sämtlichen »Herren der Ewigkeit« dar, deren Gräber Anhor-chaui im Leben bewahrt hatte, und auf deren Beistand er nun im Jenseits hoffte; er steht mit seiner Frau betend vor ihnen. Hinter diesen alten Königen nun kniet auf einer Art Podium ein Mann, der Palette und Griffel hält, und der schon durch die llotte Art, wie er gezeichnet ist, gegen die heiligen Wesen vor ihm auf das stärkste absticht. Aber auch zu dem Anhor-chaui selbst und zu dessen Frau, bei denen doch auch Haar und Kleider frisch genug behandelt sind, steht er in merkwürdigem Kontrast. Ja, ich wüßte in dem ganzen Bereiche der ägyptischen Kunst überhaupt kaum eine mensch- liche Figur, die so gegen alles Herkommen gezeichnet wäre wie diese; mit ihren frei herabhängenden langen Haaren, mit ihren von unten gesehenen Fuß- sohlen sieht sie, wie ein Freund sich drastisch ausdrückte, eher chinesisch aus als ägyptisch. Dazu kommt dann, daß ihre Hautfarbe nicht die gewöhnliche ist, sie ist hell und gelb"'. Man vergleiche mit der anbei wiedergegebenen Original- zeichnung eine der gewöhnlichen Darstellungen knieender Personen, und man wird sehen, welche Kluft unser Bild von der üblichen ägyptischen Kunst trennt.

Wen aber ein ägyptischer Künstler so frei und frisch zeichnet, der ist gewiß keine Respektsperson für ihn; er gehört sicher nicht zu den Personen,

') Es sind offenbar nur solche aufgenommen, die in der eigentlichen Nekropole bestattet

waren und nicht in Biban elnioluk, das demnach nicht zu dem Amtsbereich des Toten , der H o [) gerechnet wurde.

^) Daß das nicht etwa weibliche Hautfarbe sein soU, sondern jugendliche, sieht man daraus, daß auch der viertletzte Prinz ...ms der unteren Reihe diese Farbe trägt, wie auf der Zeichnung und in Notizen von Lepsius bemerkt ist.

130

Adolf Ersiax: Ein Maler des neuen Reichs.

[42. Band.

die im Grabe bestattet sind, und noch weniger kann er natürlich zu jenen Halbgöttern gehören, zu denen der Verstorbene betet. Und doch soll er nach der Abbildung LD. III, 3 ein Mann vom allerhöchsten Range sein, ein D i Aber die Vorlage jener Abbildung liegt uns zum Glück noch vor, und sie zeigt uns, daß Lepsius jenes D erst zu Hause aus einem halbzerstörten Worte er-

gänzt hat. Ich möchte glauben, daß in diesem "^Q^"^ ein ^ «ein Gehilfe«

steckt, wie sie besonders in der Schatzverwaltung, aber auch sonst vorkom- men\ Mag dem nun sein, wie ihm will, jedenfalls haben wir es nicht mehr nötig, bei der fraglichen seltsamen Figur an einen Fürsten und Mann höch- sten Ranges zu denken. Somit hindert uns nichts, den Mann, der so mit

rrr^iwn-mw:

den Instrumenten des Schreibers und Malers im Rücken der Königsbilder kniet, för den Künstler zu halten, der sie im Grabe gemalt hat; er hat sich hinter diesen heiligen Figuren selbst angebracht, um das Verdienst, das er um sie hat, zu verewigen, und um ein wenig von dem Segen fiir sich zu erhaschen, den sie spenden. Ist unsere Vermutung richtig, so haben wir in Hui einen Künstler gewonnen, dessen Kunst einen sehr eigenartigen Charakter trägt. Einen

^) In der Schatzverwaltung des m. R. sehr oft der

IL

8 »Gehilfe des Ober-

schatzmeisters«, was man dann nicht minder oft zu

/n

hat ein ^^ und | 1

crzi

. der

abkürzt. Aber auch noch in Dynastie 19 ^ "^ ist (Leyden D 38). Der

<::r> ^. o

An. I, 1, 2.

eines Hirten: An. 9, 3; der des Schiffers: Koller 2, .5 = An. 4, 2, 7; der des Lehrers;

1905.] Adolf Erman: Ein Maler des neuen Reichs. 131

ganz richtigen Begriff von ihr bekommt man freilich aus den vorliegenden Zeich- nungen noch nicht; sie sind gewiß zu glatt und ängstlich; die Proben seiner Kunst, die unser Museum besitzt leider sind es nur die großen Königsbilder , zeigen, daß er seine Bilder leichtfertig und doch sicher hingeworfen hat.

Bemerkung zum vorstehenden Aufsatz. In dem ' Q , mit dem die Inschrift des Malers beginnt, möchte ich nicht mit Erman das Wort /I\^ hrj-<^ »Gehilfe« erkennen, sondern den Ausdruck i^

irj hr <* » gemacht unter der Hand von « , der so oft am Schluß der Inschriften den Urheber oder Verfertiger eines Denkmals einführt. Eine solche Deutung würde zu Ermans Auffassung des Bildes auf das beste stimmen; der dort dar- gestellte Maler »der königliche Schreiber« (I (] ^ würde damit direkt als Ur- heber der Skulptur bezeichnet sein. Sethe.

Zur Königsfolge der 11. Dynastie.

Von Kurt Sethe.

1.

INI ach Ed. Meyers und Breasteds Annahme (in des ersteren Chronologie S. 155 ff.) hätte der Turiner Königspapyrus für die 11. Dynastie im ganzen 7 Könige auf- geführt, von denen nur noch die beiden an fünfter und sechster Stelle genannten

ro'::3:7|J und ToP-^Uj erhalten sind. Eben diese beiden Könige nennt auch

die Tafel von Abydos, und zwar unmittelbar vor Amenemmes I., dem Begründer der 12. Dynastie; sie würde also den 7. König, der ihnen nach Meyer und Breasted im Papyrus gefolgt sein soll, ausgelassen haben. Das wäre nun ja an sich nicht weiter verwunderlich, denn ähnliche Diskrepanzen zwischen den beiden Königs- listen sind ja auch an anderen Stellen zu konstatieren. Im vorliegenden Falle besteht in Wahrheit aber gar keine Verschiedenheit zwischen ihnen. Was Meyer und Breasted im Turiner Papyrus für die Reste eines 7. Königs angesehen haben, ist tatsächlich nichts als die Summierung der Könige der Dynastie in der gleichen Form wie bei der vorhergehenden Dynastie. Man sieht noch den

Kopf des Zeichens r, das gegen das 1 der vorhergehenden Zeilen eingerückt ^) Deutlich im Faksimile von Lepsius; in Meyers Wiedergabe undeutlich.

Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905. 18

132 Kurt Sethe: Zur Königsfolge der 11. Dynastie. [42. Band.

ist, weil ihm das Zeichen der Summierung r-^»^ voranging. Dieses niedrige Zeichen selbst ist mit der ganzen unteren Hälfte der Zeile verloren; der freie Raum darüber aber noch erhalten. Hinter 1 folgt dann das etwas verkleckste o,

dann ganz deutlich der Kopf des J| und gleich dahinter die oberen Anfänge

der beiden ersten von den drei schrägen Strichen der Zahl »6«'\ Es stand also da:

1 ^ rJT »zusammen 6 Könige«

Darauf folgte dann die Angabe der Gesamtdauer der Dynastie, und zwar wohl noch in derselben Zeile. Das Stück, das diese Angabe und den Beginn der 12. Dynastie enthält, ist also vielleicht um eine Zeile höher zu rücken, als auf Ed. Meyers Tafel angenommen ist.

Die Könige fo ^:i:7 H und fop-j-UJ, die auf der Tafel von Abydos Amen-

emmes I. vorangehen, waren also auch im Turiner Papyrus als die letzten der 11. Dynastie aufgeführt. Daraus ergibt sich, daß die anderen bekannten Könige

des Namens Mentu-hotep im Gegensatz zu Breasted sämtlich vor To^^ci^l anzusetzen sind.

2.

Maspero" hat kürzlich in einer Besprechung der Arbeiten von Pier und Breasted über ein neues Denkmal der 11. Dynastie (American Journal of Semitic languages and literature, vol. XXI S. 159 166) auf ein anderes Denkmal der- selben Zeit hingewiesen, das er vor zwei Jahren für das Museum von Kairo er- worben hat und das für die Anordnung der Könige jener Dynastie nicht minder wichtig sein dürfte.

Bei meinem Aufenthalt in Kairo hatte Maspero die Liebenswürdigkeit, mich auf dieses neue Denkmal, das nicht in den Bereich meiner Arbeiten fiel und mir daher schwerlich aufgefallen wäre, besonders aufmerksam zu machen. Diesem Umstände habe ich es zu verdanken, daß ich nun in der Lage bin, Masperos Ausführungen in einem vielleicht nicht unwichtigen Punkte zu ergänzen.

Wie Maspero bereits mitgeteilt hat, erzählt der Mann, dem der betreffende

Grabstein gehörte, daß er zunächst dem ^v Tt" ( ^ j] ^^ 1 > dem bekannten Könige der Hundestele und des Leidener Grabsteins des I\ (1 (V. 3),

gedient habe, und weiter, daß er, als sein Herr »zum Horizont gegangen«, d.h. gestorben war, »seinem Sohne« V^mT^^^^ gedient habe. Maspero ver- mutet in diesem König, gewiß mit Recht, den bekannten König mp^f'ljl Mentu- hotep, dessen Horusname lir 2^.=z=_ lautete. Er bemerkt dann, daß der König,

^) Wieder bei Lkpsius deutlicher. -) Revue critique, Nov. 1905.

1905.] KurtSethe: Zur Königsfolge der 11. Dynastie. 133

der auf dem von Pier und Breasted veröffentlichten Denkmal statt dieses ^^. lir^P als Nachfolger des erstgenannten Königs v^öT genannt ist, v^ "-=^^

^ I P möglicherweise auch auf dem Kairener Denkmal in einer der vielen Lücken,

die dieses aufweist, genannt gewesen sein könne.

Was Maspero hier vermutungsweise als möglich hinstellt, darf nach meinen Aufzeichnungen wohl als sehr wahrscheinlich, wenn nicht nahezu als gewiß, be- trachtet werden. Der Inhaber des Grabsteins, der \^\ ^ ö v ^ ' ^^8'^ näm- lieh am Beginn seiner biographischen Erzählung ausdrücklich, daß er drei Königen

ai I gedient habe. Unmittelbar hierauf folgt dann »ich diente dem

König ^^Yt" usw. eine lange Zeit von Jahren«, dann folgt erst nach einer großen Lücke, in der ohne Zweifel der König v\ ^^-^^-n ,1 genannt war. die von Maspero übersetzte Stelle: »als er zum Horizont gegangen war, zu dem Orte, wo die Götter sind, da diente ich seinem Sohne V^ 1t^^^^"- ^i^ haben in diesem Könige also wohl den Sohn des Horus Necht-nep-tep-nufer und den Enkel des Horus Weh-'^onedi zu sehen und erhalten somit diese Königsfolge:

Wenn in dem letzten Könige wirklich der König Sanch-ke-re<^ zu erkennen ist, den die Tafel von Abydos und der Turiner Papyrus als Nachfolger des Königs fo'vi::7|j und als Vorgänger Amenemmes' L nannten, so erhält sein Großvater

^vYt ^^^^ zeitliche Stellung, die den Angaben des Leidener Grabsteines des H (1 gut entspricht, und es bestätigt sich eine Vermutung, die ich an

anderer Stelle ausgesprochen habe", daß nämlich dieser König, der nach seinem Grabsteine (Rouge, Inscr. hier. 161) nur einen kleinen Teil Oberägyptens be- herrschte, ein Unterkönig jenes 46 + x Jahre regierenden io "^zz^ | J gewesen sei^, wie jener | "^^ ( f\^^ 1 ? ^^^ ^^ ^^™ bekannten Felsbild im Schatt er regal als Vasall dieses Vollkönigs erscheint. Wir würden unter Zuziehung der Angaben des Grabsteins des H (1 etwa folgende synchronistische Tabelle für den

Schluß der 11. Dynastie gewinnen:

I

^) Dieser König ist uns übrigens nicht, wie Breasted und Maspero glauben, erst durch das PiERSche Denkmal bekannt geworden , sondern war uns schon lange durch die Inschrift Mabiette, Cat. d'Abydos Nr. 544 bekannt. ^) Unters. 111, 101/2.

^) Man könnte eventuell sogar das Datum »Jahr 50«, das auf dem Grabstein des Königs

^, ^"T" genannt ist, auf den König ( O v / | j beziehen.

18'

134

KurtSethe: Zur Königsfolge der 11. Dj-nastie.

[42. Band.

Unterköiiig

Oberkönig

Familie des A [1

c3 iCi "9 O /^~n'Ävwvr\|

Schatt er regal

Theben, Abydos u. Elephantine

Theben und Abydos

regiert mindestens 46 Jahre

n:

Amenemmes L

sein Urgroßvater wii

unter ^^Yt ^^ ^^' Amt eingesetzt

[sein Großvater]

[sein Vater]

Sesostris I.

1 "^ 1<:4> ^®^^^^ ^^'^1

im 33. Jahre Sesostris' j

Die Schwägerin Amenophis' IV. Von Kurt Sethe.

^3

die Schwester seiner Gemahlin,

-L'ie Schwägerin Amenophis' TV. die in einigen Privatgräbern zu Teil Amarna mit der königlichen Familie ver- ewigt erscheint, pflegt man seit Brugsch (Gesch. Äg. 438) allgemein mit der

Gemahlin des Königs Haremhab f^t^Pffl zu identifizieren. Auch Borchardt hat sich kürzlich in seinem Aufsatz über den Titel »Gottesvater« (Ber. d. Sachs. Ges. d.Wiss., Phil. bist. Kl., Band 27, 259) für diese Identifikation erklärt, in- dem er ein ernstliches Bedenken, das ich ihm dagegen ausgesprochen hatte, auf ein Zeugnis von N. de G. Davies hin als unbegründet erklärt. Da die Frage von großem geschichtlichen Interesse ist, halte ich es für geboten, hier kurz meinen Standpunkt zu verteidigen.

*

1905.] Kürt Sethe: Die Schwägerin Amenophis' IV. 135

Ich hatte gegen die Identifikation eingewendet, daß das Zeichen, das in dem Namen der Schwägerin Amenophis' IV. auf das Wort ^v\ folgt, nicht t

ndm sei, sondern, wie mir der Berliner Abklatsch bestätigt liabe, das Zeichen für hnr, wofür es denn auch Lepsius schon richtig in seinem Königsbuch (Nr. 397) genommen hat. Borchardt hat daraufhin bei N. de G. Davies, der ja die Gräber bei Teil Amarna für die Archseological Survey durchgearbeitet hat, angefragt, wie dastehe, und zur Antwort erhalten, daß die alte Lesung richtig sei. Er verwirft daher meinen Einwand und liest, wie das denn auch Davtes in seinem Amarna II tut, nach wie vor ndm. Nun kann aber, was Davies bestätigt hat, nur das sein, daß die alte Wiedergabe des Zeichens in der LEPsiusschen Publi- kation (LD. ni, 108/9) richtig ist. Es steht, wie ich seinerzeit nach dem Ber- liner Abklatsch festgestellt habe (nicht, wie Borchardt meint, »lesen zu müssen glaubte«), in der Tat s da. Das ist aber meines Wissens in jener Zeit nie und nimmer ndm zu lesen, sondern eine der wechselnden Formen des Zeichens J hnr. Und so muß ich im Gegensatz zu Borchardt dabei bleiben, daß die

Schwägerin Amenophis' IV., so schade das ist, nicht mit der Gemahlin des späteren Königs Haremhab, Begründers der 19. Dynastie, Manethos' 'Apixa'ig, zu identifizieren ist.

Dieser für die Geschichte jener bewegten Zeit nicht ganz unwesentlichen Feststellung möchte ich hier noch ein paar Worte über die Lesung der beiden in Frage kommenden Frauennamen zufügen. Man pflegt sie (und so auch

Borchardt und Davies) gewöhnlich so zu lesen, daß das Element ,^V\ , mit dem

sie in der Schrift beginnen, an das Ende gebracht wird, als ob es der Name der Göttin Mut wäre, der in der bekannten Weise nur ehrfurchtshalber in der Schrift vorangestellt wäre. Man liest also: Benret -mut, Nedmet-mut. Das ist aber gewiß unrichtig. Denn erstens hätte das t der Elemente hnrt und ndmt dann keinen Sinn, und zweitens ist das Wort A\ offenbar nicht der Name der

Göttin Mut (ägypt. Mt, d.i. eigentlich »Geier«, griech. MouS-), sondern das Wort für »Mutter« (ägypt. mwt, kopt. M^^.^s.•y) ; sonst würde sich die Schwägerin des fanatischen Amonshassers Amenophis' IV. gewiß eine Namensänderung haben gefallen lassen müssen. Die Namen sind also Mwt -hnrt, Mwt -ndmt zu lesen

und bedeuten »süße Mutter«, wie der analoge Name ^V\ I Mwt-nfrt »gute

Mutter« (entsprechend dem männlichen Eigennamen (1 T w^ »guter Vater«)

bedeutet. Sie sind dann etwa *Mut-honret, *Mut-nodmet, *Mut-nofret zu vo- kalisieren, da der Status constructus zu *mäwet »Mutter«, solange sich das t hielt, etwa *mut gelautet haben wird.

136 K. Sethe: Die Dauer der Belagerung von Scharuhen durch König Amosis. [42. Band.

Die Dauer der Belagerung von Scharuhen durch König Amosis.

Von Kurt Sethe.

/Vis ich im Frühjahr 1905 die Gräber von Elkab besuchte, ließ ich es mir besonders angelegen sein, eine Reihe von unsicher oder gar nicht gelesenen Stellen in der Biographie des Admirals ^"°^ (Tl ' zu studieren. Das Ergebnis findet

man in dem ersten Hefte meiner Urkunden der 18. Dynastie. Eine der über- raschendsten Wahrnehmungen, die ich bei meiner Arbeit machte, betraf die soviel erörterte Zeitangabe für die Belagerung der südpalästinensischen Stadt Scharuhen. Nach Breasteds Feststellungen^ sollte diese Angabe ^s. 1 1 i i lauten,

und da sie sich, wie Piehl gezeigt hatte, auf die Dauer der Belagerung be- ziehen mußte, so schien sich daraus zu ergeben, daß diese nicht weniger als 6 Jahre in Anspruch genommen hätte; gewiß ein etwas sehr langer Zeitraum für ein solches Unternehmen.

Bei der Untersuchung des Originals fand ich nun zu meiner großen Über- raschung, daß so dastehe | i i i- Es wurde mir sogleich klar, daß die wunder- liche Verteilung der 6 Striche und das seltsame Mißverhältnis zwischen den 3 oberen und den 3 unteren Strichen nur eine Deutung zulassen: wir haben es überhaupt nicht mit der Zahl 6 zu tun welche anständige Inschrift würde die so schreiben statt m oder iiiill , sondern die oberen 3 kleineren und enger gestellten Striche sind die Pluralstriche des Wortes j,,, »Jahre«, die unteren

3 großen und weiter gestellten Striche dagegen die Zahl 3. Die Dauer der Belagerung von Scharuhen ist also auf »3 Jahre« angegeben, eine Frist, die zwar immer noch recht lang, aber doch um vieles wahrscheinlicher ist als die vermeintlichen 6 Jahre.

^) A new chapter S. 26, Anm. c.

1905.] Franz V. Calice: Die neuägyptische Negation j| 'S ^ Ij jj ^ . 137

Die neuägyptische Negation J^^

Von Franz v. Calice

JlLs hat meines Wissens bis heute noch niemand den Versuch gemacht, die Entstehung der neuägyptischen Negation jM2 1] u f^ zu ergründen. Und doch

bietet dieselbe ein interessantes Problem, da sie von dem sonstigen Schema der Negationspartikeln wesentliche Abweichungen zeigt.

Zunächst hat sie das Besondere, daß sie fast stets durch r-^-^ de- terminiert ist, woraus man wohl schließen darf, daß sie für das Sprachgefühl mehr Individualität hatte als etwa IHK oder J| . Sodann nimmt sie die Per- sonalsuffixe an und erscheint somit in folgenden Formen:

^''"' J^°^ GoL. 2,51

2. m. s.: 11(5°"^ Ih. 2, 48

3. m. s.: J^^lt)^ Tur. 51, 5

l.pl: j<^l\\\^^ Belli, 11

D

D

Mit Nomen: J(2° Orh. 4, 10

Jc2^°J Abb.6,21 J^°11^ Tz^r. 57, 5

S.f.s.

3.pL: k^^r^ Abb. 7, 14

Pass.

I I I

y D [1 [| ^ Spiegelberg, Stud. u. Mat. 86 ^ J^°"^ P. BulaJc 10, 7

138 Franz V. Calice: Die neuägj'ptische Negation ] 'S ^ (J (J ^ . [42. Band.

Was den syntaktischen Gebrauch von J ^ . betrifft, so folgt ihm regel- mäßig der Infinitiv mit oder ohne hr (Sethe II, 568, e. 4; 569, 4). Eigentüm- lich ist dabei wieder die ausgeprägt temporale Bedeutung (Neuägypt. Gramm.

345 f.), indem die durch j g (] (] negierten Sätze stets durch unser Per-

fektum oder Plusquamperfektum wiederzugeben sind.

Trachten wir nun, in das Wesen dieses Negativausdrucks einen näheren Einblick zu erhalten, so müssen wir vor allem konstatieren, daß die übliche

Orthographie JMS (](] als »Silbenschrift« aufzufassen ist, das Wort also aus

den Konsonanten h-p-j besteht. (Das mitunter vorkommende c^ am Schlüsse gehört natürlich zum Determinativ.) Dies geht sowohl aus der koptischen Nach- folge Jüne-;' als auch aus der oben zitierten Variante J ü (] (j _^_^_^ hervor. Daß nun dieses *hpj nicht von Haus aus ein Wort sein kann, ist klar\ und es liegt auf der Hand, daß wir im Anlaut die Negation J (5 vor uns haben. Dann muß

aber pj notwendig ein Verbum, und zwar ein Verbum in der Relativform, sein (Sethe II, 990). Es gibt aber ein einziges geeignetes mit p anlautendes Verbum,

nämlich ^A- AI«« J^°11^^^ i«^ ^ J^S.^T^^'

Ich glaube nun : so unwahrscheinlich diese Lösung uns auf den ersten Blick

anmutet, so wenig läßt sich im Grunde dagegen anfahren. Zunächst lautlich: Die Relativform Aon prj hätte neuägyptisch etwa *eprd-, tonlos *epre- zu

lauten. Nimmt man »Mouillierung« des r an, so wird daraus *epje', mit der

Negation zusammen *bepje- oder *mepje-. Das ist unser JM^ (1 (1 .

Das j hat lautgesetzlich (Sethe I, § 54) in dieser Stellung im Koptischen wegzufallen : *mepe-, woraus sich mit der durch diesen Wegfall bedingten ver- änderten Silbenteilung das tatsächlich vorüegende Mne* ergibt.

Daß das j schon in neuägyptischer Zeit wegzufallen beginnt, läßt sich aus

dem Nebeneinander von |^ j und 1(2 [1 (] '^ entnehmen. Es ist dies wieder,

wie der von mir ÄZ. 1901, 149 besprochene Fall, ein Beleg dafiir, daß diese zumeist erst im Koptischen nachweisbaren Lautwandel schon in die Zeit des n. R. hinaufreichen.

Was die oben angenommene Mouillierung des <=3=> in ^^J\ betrifft, so glaube ich sie, und zwar gerade in der Relativform, bereits in der ältesten Sprache nachweisen zu können. Während nämlich sonst die Verba III. inf.

ihre Relativform nach dem Muster '^n:::^!! 1^. [1 \\ bilden (Sethe II, 791),

findet sich von J\ die Form <::3>(](] ^-^ und von ^ die Form

^) Daß es im Ägyptischen, gerade so wie in den semitischen Sprachen, sogenannte literae incompatibiles gibt, ist meines Wissens noch nirgends bemerkt. Vgl. zu diesem Gegenstande, den ich gelegentlich näher auszuführen hoffe, Stade, Hebr. Gramm. § 151. (Diesen Verweis verdanke ich W. Max Müller.)

1905.] Franz V. Calice: Die neuägyptische Negation 1| ^ ^ IJ l| ^ 139

t=t[1 (] ^^=^ (neben <=>v\). Letztere ist bereits von Sethe selbst als

mouillierte Form mjj erklärt worden (ebd. 794, 5); mit ersterer wird es sich nicht anders verhalten.

Auch syntaktisch ist die angenommene Erklärung unanfechtbar. ^^J\ ist bereits im m. R., wenn auch nur selten, doch sicher, als verb. aux. belegt (ÄZ. 1889, 29 ff.); es hat die gleiche Konstruktion wie das viel häufigere f~/\^, nämlich den abhängigen Satz im Tempus sdmnf. Im Neuägyptischen tritt dafür der Infinitiv mit hr ein, und eben diese Konstruktion ist es, die wir hier vor uns haben.

Das oben angenommene J (2 -^ T ^ ^^ wäre also neuägyptische Kon-

struktion für altes .^ju. -'^ ^¥^

Daß wir das Entstehen dieser Wendung nicht im einzelnen verfolgen können, wird daran liegen, daß sie ganz der Vulgärsprache entstammt. Tatsächlich kann ich auch J g (l [] selbst nur in Geschäftsbriefen, Gerichtsprotokollen und

Volksmärchen (Gol., Tur., Bulak, Bol. II, Orb., H. 500), also in der eigentlichen Volkssprache, belegen. Texte wie Harris und die Inschriften des Menephthes oder poetische Texte (mit Ausnahme von Sall. III) scheinen es ganz zu meiden.

Bemerkungen zum Dialekt der Pistis Sophia. Von Carl Schmidt.

In der Theolog. Literaturzeitung 1905 (Nr. 19 Kol. 514ff.) hat Leepoldt eine ausführliche Anzeige meiner Übersetzung der koptisch -gnostischen Schriften (Bd. I, Leipzig 1905) veröffentlicht und darin bemerkt, daß ich mehrere Male altertümliche oder dialektische Formen in gemeinsahidische umgesetzt hätte, obwohl jeder Ägyptologe gerade an diesen Seltenheiten seine helle Freude habe. Als Beispiele führt er folgende Stellen an: S.63, 31; 112, 25; 167,17; 195, 17; 227,24; 242,36; 295,1. Er will weiterhin den Nachweis liefern, daß die Sprache der Pistis Sophia sowohl wie die des Codex Brucianus das im Gaue von Achmim, nicht das in der Thebais gesprochene Sahidisch sei (vgl. ZDMG. 58 [1904], S. 922, Anm. 6), eine Beobachtung, die vielleicht für die Geographie des Gnostizismus von Wichtigkeit wäre. Da man bisher speziell die Sprache der Pistis Sophia in der Grammatik für das thebanische Sahidisch verwertet hat, sei die Behauptung Leipoldts hier einer Prüfung unterzogen.

Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 42. Band. 1905. 19

140 Carl Schmidt: Bemerkungen zum Dialekt der Pistis Sophia. [42. Band.

Im voraus bemerke ich, daß ich die altertümlichen Züge der Pistis Sophia nicht verkannt habe, wenn ich S. XIII schreibe:

»Der Codex Askewianus zeigt den reinen sahidischen bzw. oberägyptischen Dialekt, der noch manche altertümliche Züge an sich trägt.« Leider läßt sich aus dem Fundort des Codex nichts Näheres ermitteln, da wir keine Kunde darüber besitzen. Betrachten wir deshalb die einzelnen von Le^oldt angeführten Stellen.

1. Ich beginne mit S. 242, 36 (= Pistis Sophia ed. Schwartze S. 373, 27): nepis.is.iTi MMoq ne = 2. Pcrs. fem. Sing. Imperf. Fut. Diese Form lautet im Sah. nepeiiiv-, im Boh. tiivpeiiis.-, im Achm. iid^penÄ.-. In einigen sahidischen Texten findet sich daneben nep&.-, eine kontrakte Bildung durch Ausstoßung des n und Verkürzung des iiepe zu nep, wie im Fut. II epit*., zuweilen kontrahiert zu epÄ. (vgl. Zoü:ga S. 509, Anm.). In dieser Bildung, die meines Erachtens auf die Erleichterung der Aussprache des schwerfälligen tiepenÄ.- zurückgeht, denn aus dem Zusammenhang war ja die Tempusform erkennbar kann ich weder eine altertümliche dialektische Form, noch eine im Gau von Achmim vorkommende Eigentümlichkeit erblicken.

2. S. 227, 24 (= Pistis Sophia S. 352, 4): Äwi-xcoce eptoAie. Leipoldt scheint dabei an sahidische Formen mit dem alten Possessivsuffix der 3. Pers. Plur. wie 'xoo'Yce', TÜitoo'Yce st. •xoo'yco'Y, TMnoo'yco'y von 'xoo'y »schicken«, TititocY »schicken« zu denken (vgl. Steindorff, Ko])t. Gramm."' § 196). Hier handelt es sich aber um das Verbum «xcii mit dem Suffix der 3. Pers. Sing, fem., das in der Pistis Sophia wie sonst stets -xooc lautet. Eine im Gaue von Achmim vor- kommende sahidische Form mit dem Suffix der 3. Pers. Plur. «sooce st. 'xoo'Y habe ich bisher nicht gefunden, im Altachmimischen lautet sie bekanntlich 'xoo'Ye. Im vorliegenden Falle ist die Form *i*i*2sooce eptojue einfach Dittographie des e, ein Versehen, das uns in der Pistis Sophia sehr häufig begegnet. Oder wird Le^oldt Stellen wie S. 2, 20 M.noyixd<noyi>.: S. 9, 14 Mn&.eeit'ii.'YMes. ; S. 17, 8 pu)0); S. 69, 8 eepo'i; S.75, 4 enÄ.d.noMiis. ; S. 120, 18 eninipd».7€ usw. auch in die Kategorie der dialektischen Formen stellen?

3. Zu derselben Klasse von Fehlern gehört auch die Stelle S. 195, 17 (=: Pistis Sophia S. 302.16): ©«yigoAinT iiivntouje c-xil citiv-y. Daß es sich hier nicht um die achmimische Form nujige st. sah. ncoig, sondern ebenfalls um eine durch das folgende mit e anlautende Wort e'xti veranlaßte Dittographie handelt, lehrt deutlich Z. 9 ni^ntouj e-s«; vgl. auch S. 301,16.

4. Dasselbe gilt auch von S. 167, 17 (=: Pistis Sophia S. 258, 19) it-xe st. •s€ »daß«. Nirgendwo habe ich bis jetzt eine Form n.'s.e gelesen. Leipoldt scheint zu denken an das eigentümliche Vorsatz-« bei den griechischen Wör-

') Pistis Sophia S. 112, 27 eiiTÄ.'i's.ooyce ÜTcoc^ie». eg^p&.i gÄlne^d^-oc darf nicht als Beleg angeführt werden, denn es muß gelesen werden enTe^i'xooYC ütcoc^iä. -welche ich der .Sophia ge- schickt habe«, da vorhergeht t*.(3'oav iioyom Te^i. Das e ist fälschlich durch das nächstfolgende eg^peJi veranlaßt.

1905.] Carl Schmidt: Bemerkungen zum Dialekt der Pistis Sophia. 141

tern -^e und c'^.p, und bei hä.'xc im Text der Acta Pauli. Der Schreiber hat einfach das auslautende n vom vorhergehenden Worte iiTtoT« doppelt gesetzt.

5. Auffällig ist freilich S. 112, 25 {= Pistis Sophia S. 172. 22) n-i.ii.vl/d.\M*. wegen des vorgesetzten ü, während S. 72. 19 und 103.9 richtig •^les.v^/. steht'. Aber ich kainn in dieser Besonderheit absolut kein im Gau von Achmim ge- sprochenes Sahidisch erblicken, überhaupt müßte man eine derartige Eigentüm- lichkeit bei den griechischen Wörtern in der Pistis Sophia viel häufiger an- treffen. Eine ähnliche Anamolie findet man Pistis Sophia S. 107. 11 und 109, 20 MO'yn'^tonH st. ito-y^conH.

6. Am meisten Berechtigung hat die Ausstellung Leipoldts bei der Form der B. Pers. Sing, des kausativen Infinitivs gM nTpei^oouj S. 63, 31 (=: Pistis So- phia S. 100, 7). Wir finden nämlich in dem Texte der Acta Pauli (vgl. meine Ausgabe) neben der regelmäßigen Form Tp*.- (S, 63, 10) häufiger Tpi- (S.48, 1; 63. 11). Meines Erachtens ist Tpei-. Tpi- die ältere sahidische Form (aus *d-rej = *dre\ vgl, Steindorff, Kopt. Gramm."' § 306, Anm.) statt des späteren Tp*.-, wie die boheirische Form e^pi-, der Optativ M^vpl- und der Finalis T^><pi- be- weisen. In der Parallelstelle S. 100, 26 steht das regelmäßige £m nTpA.£(Louj.

7. Zum Schluß möchte ich noch die einzige von Leipoldt aus dem Codex Brucianus angezogene Stelle (S. 295, 1 meine Ausgabe S". 89,19) besprechen. Daselbst lautet der Text: Ä.'xi-neipÄ.n enTe^.i'xooc epoiTii mS ne-Ycr^pexiTic eTpe-s- T€Tiictl^p*s.i7i'^€ .uAitoTit Äi-Vioo-Y d^'yto ÜTeTÜ-si Mnpevn ün.e['Y]ct^pi(>.nc. Im ersten Satzgliede steht richtig die Form d^.'xi- als Stat. constr. des Imperativs, im zweiten Satzgliede nTeTit-si .ünpÄvii. Letzteres ist aber im Koptischen eine unmögliche Form, denn niemals hat «äoo bei der Anknüpfung des Objekts mit der Präposition ü die Form «si gehabt, vielmehr nur «xi- als Stat. constr., und zwar im älteren Sahidisch neben dem späteren «xe-. Die Pistis Sophia liefert folgende Belegstellen: S. 30,15 Mc-ysi- Xd^d^-Y ügoofi m.m.c: S. 31,13 ncen^^'si- TAie epoo-y Ä.it: S. 70, 5 Rtä^-xi- nfccoX WMAi'Y^^THpion (Z. 9 aber iiTÄ.'xe-); ferner in der reinsahidischen Übersetzung der Apokalypse Johannis (ed. Goussen) Kap. 13,5: €C'Xi-tios' nujiv'sc d.-yoo ecxi-o-yÄ.. Im Achmimischen habe ich eine Form «xi beim Objekt mit der Präposition R niemals gelesen. Die Ver- derbnis unserer Stelle geht meines Erachtens auf die im ersten Satzgliede ste- hende Form d^-xi- zurück.

Nach meinen Darlegungen wird man wohl nach wie vor den Text der Pistis Sophia für die Darstellung des klassischen Sahidisch verwenden dürfen.

^) Da an diesen beiden Stellen vor '^i*.'\^. ein Punkt steht, hier aber nicht, so hat meines Erachtens der Abschreiber ü-^iei.\^r. abhängig von ujcone gedacht^ also nqTpe ne.eoo'y ujCDiie g^M ixe^Q^oyc ü'^i&.\^. ^ »und meinen Ruhm im Staube zum Diapsalma werden lassen».

19«

142 MisceUen. [42. Band.

Miscellen.

Uer Titel ^,^<rr> . In seinen hübschen und m. E. zutreffenden Bemer- kungen über diesen Titel, ÄZ. XL, 142 144, wundert Gardiner sich darüber, daß die Variante Ah , niemals vorkommt. Ich bin in der Lage, eine Stelle

nachzuweisen, wo diese Orthographie, zumal im Pluralis, sich findet.

Die M.-R.- Stele in Kairo 20465 ist für einen Mann errichtet, der sich so

wird wohl hier einfach »Vorgesetzte«« bedeuten. H. 0. Lange.

Das Wort f ü r »zimmern« Qf^ fi ^ -n oder u=^ ß ^ -/i pflegen wir ^kh zu lesen, weil es ein Wort für »Beil« mit diesem Lautwert '^'^^Xl gibt.

Daß der Lautwert des Verbums indessen ein ganz anderer, nämlich ^

ö rr'^1 'ind^, ist, geht aus der folgenden Inschrift hervor, die sich in einer der

zerstörten Kammern nördlich vom Saale K (Mariette) des Amonstempels von Karnak findet. Amon sagt dort zu König Thutmosis III. :

AA/^/^A^

»Mein geliebter Sohn von meinem Leibe [Thutmosis], der mir schöne Denk- mäler gemacht hat, gezimmert aus dem Erlesensten (Holze) des Küstengebirges der Zeder (Libanon), gearbeitet mit #m-Gold von dem Besten der Fremdländer bei den Sieg(eszüg)en [deiner Majestät].« j;

Wie mir Erman mitteilt, bestätigt sich diese Lesung auch durch den »Sign j Papyrus« von Tanis (Petrie, Two Papyri pl. 6), wo als Lautwert für das Wort- | zeichen für »zimmern« ^ [crs:^] ß (5 !t=^ angegeben ist, K. Sethe.

Zur Lesung des Namens \ j/^^-^^ K^-gm-n-j. Es ist ein seltsames Ji

Mißgeschick, das den I l^'^j^' ^^^ Eigentümer jenes prächtigen Grabgebäudes ii

') Die Zeile ist hier abgebrochen; es fehlt vielleicht aber gar nichts.

1905.] Miscellen. 143

bei Sakkara, das uns jetzt durch die Munifizenz von F. W. v. Bissing in den prächtigen Aufnahmen Weigalls zugänglich gemacht wird, verfolgt. Als de Morgan das Grab neu entdeckte und freilegen ließ, las er den Namen seines Inhabers Ka-bin. Steindorff stellte dann gelegentlich fest, daß das neuent- deckte Grab mit dem von Lepsius als Nr. 10 auf seinem Plane verzeichneten

Grabe des \_\(^^^^\ identisch sei, dessen Namen man Ka-gem-ni zu lesen pflegte.

Nunmehr tritt v. Bissing in der genannten Prachtpublikation wieder mit einer neuen Lesung für den Namen auf den Plan. Er will ihn nach dem Muster

der Namen /^'^'5l V li "^^^^^^ "^^^ hsihe Stärke gefunden« und /^"T^T" »ich habe Leben gefunden« Gem-ni-kai »ich habe meinen Ka gefunden« lesen. Allein diese neue Lesung ist nicht glücklich. Denn die Voraussetzung, auf der sie beruht, daß das Wort {_] »mein Ka«, mit dem der Name schließen soll, wie ein Gottesname behandelt und aus Ehrfurcht in der Schrift vorangestellt sei, ist falsch. Schon ein Blick in das Königsbuch hätte v. Bissing belehren können, daß das Wort [_J niemals in dieser Weise behandelt wird. Man findet dort

wohl ein f^liUBIl ^^^'^^'f »Mächtig ist sein Ka« und ein f'^PP^^ "1 Spss-Jcf-f

»Ehrwürdig ist sein Ka«, aber kein ^ ] l<r:> oder ^ ^\\\\ , wie es nach

BissiNGs Meinung der Fall sein müßte; während man doch die mit Gottes- und Königsbezeichnungen gebildeten Namen desselben Typus mit Voranstelluiig dieser

Bezeichnungen schreibt: ^^^'^ifl-ci^ Wsr-r<^, °|'^in<c==> Wsr-pth, 1%^in<=> Wsr-ntr, ^^PP ^pss-rc, °|^PP Spss-pth, ^^^PP Spss-stnJ. Und ebenso schreibt man auch (ojljl Dd-h-r<^, (oJlJj Nfr-h-r<^, Co^\j\ Hpr-k>-r(^, (o^ ^Ul Dsr-k/-r<^ usw., wo zwar der Gottesname Re^ ehrfurchtshalber voran- gestellt wird, das Wort [_| aber ganz bescheiden den Platz, den es grammatisch einzunehmen hat, behält. Aber auch außerhalb des Königsbuches sind so viele Beispiele daför zu finden (vgl. nur o Jr^y Ht-k^-pih, iJ=L- h stnj), daß es

geradezu unbegreiflich erscheinen muß, wie man an einer so augenfälligen Tat- sache vorbeigehen konnte.

Der Name { j/'^wT kann daher nicht Gem-ni-kai gelesen werden, sondern

ist vermutlich weiter, so wie bisher üblich, Ki-gm-nj zu lesen. Er wird etwa »der Ka, den ich gefunden habe«, bedeuten. Das Kind, das so benannt wurde, wird dadurch als der Ka »Schutzgeist« seines Vaters bezeichnet sein, wie das

auch bei den Namen 1 ^ | | K^-stnj »Ka des Königs«^ j^£ ^ K^-n-nbtj »Ka

des Nebti (Königs)«^, die wir im a. R. bei Angehörigen des Königs antreffen, und ähnlich bei dem Namen (uLlöl K^-k^-j »der Ka meines Kas« der Fall ist.

. Kurt Sethe.

^) Rouge, Inscr. hier. 63. ^) Leps., Denkm. II 1.5 u. ö.

144 Miscellen. [42. Band. '<

Noch einmal der Name II . Die Bedeutmig des Namens 11 als

Abkürzung für R(^-ms-sw wird sehr hübsch dargetan durch die Inschriften einer kleinen Pyramide, die sich in Wien (Kunsthistor. Mus., Ägypt. Abt., Saal II Nr. XIX) befindet. Das kleine Monument besteht aus Kalkstein und stammt aus der 19. Dynastie, es hat die gewöhnliche Form dieser Art Grabmonumente. Die Seiten tragen folgende Einmeißelungen.

1. Vorn. Der widderköpfige (1 '^'-''^^^ steht auf seiner Barke; darunter die

Inschrift: ^^^X—^Elä]' WWlÜ^'

^^

2. Linke Seite. Ein hockender Mann anbetend; über ihm: ^

WM

^

3. Hinten. Oben thronend fv_ ===2°^, hinter ihm: rL^TT; darunter: fv_

\> f\/\/l

^^H,iq-"Cö| [hm\

4. Rechte Seite. Ein hockender Mann anbetend; über ihm: ^^ | ^<^ ^

Offenbar ist der Träger des Namens 9[f|ni I bzw. M J und ^|||

identisch mit dem unter 3. und 4. genannten 11 ^ bzw. 11^^, so daß also

der letztgenannte Name fraglos die Abkürzung des ersteren darstellt. j

Walter W^reszinski. j

Sur une formule d'un sarcophage de la XIP dynastie au Musee Guimet. j En 1900 1901 M. Gayet decouvrit a Antinoe un sarcophage en bois portant i

des inscriptions au nom de la royale favorite IAü^^ m^"""^ (Gayet, Notice \ relative aux ohjets recueillis ä Antinoe. Paris, Leroux, 1901, p. 14: l'auteur

en fait un »chancelier« ce qui etait devenu dans un Journal parisien »cha- j melier« !). J'avais eu l'occasion lors de l'exposition au Musee Guimet d'en

copier les textes qui ont ete depuis publies par Gayet dans les Annales du \

Mv^ee Guimet H'X.'X , 1902, p. 44 45. Une formule m'avait surtout Interesse 1

et je ne me souvenais pas l'avoir lue autre part. La voici d'apres ma copie: -|

U17in#rP°^?kiiJp^W^TrHP-i3T^ 1

t =10 //^ ^>s.""^* ^ ^^ trouve depuis un petit nombre d'exemples d'une

formule analogue. Je citerai d'abord LD. II, 116, c: oeiid '^ Ü . < ^^ , puis un petit naos decouvert ä Abydos et maintenant au Musee de Bruxelles, auquel il a ete donne par l'Egyptian Research Account. On y lit entre autres choses:

p

1905.] Miscellen. Erschienene Schriften. 145

Tcmple ()) the Kings, pl. XXI). Une Statuette decouverte egalement a Abydos donne: ^^^191^0^ Uy^l (Petrie, Abydos \, pl. LXVII). Enfin une stele au musce de Florenee sexprime comme suit: 0 7\

Ja /wv\a/>a <^

(2 ^

X AAA/s/v^ »^ I * y X

1 1 I I i^^ &

® 1^ 2 signes? Q l'^^n\'^ (ScHiAPARELLi, Ctttalogue, p. 296). Je ne doute pas qu'il soit possible

d'ajouter encore d'autres exemples de la meme formule et que quelqu'un plus au eourant que je le suis des formules religieuses egyptiennes pourra en donner une explication satisfaisante. Je pense qu'il y avait eependant interet ä attirer lattention sur eile. Jean Capart.

Erratum to AZ. 42_, 23. I find that I have attributed to the number 20 a Coptic form that does not exist: 20 is, of course, 'äo'ywt or •so'yo'ywT in the Sahidic, and "Xcot in the Boheirie, dialect. Alan H. Gardiner.

Erschienene Schriften.

F. \V. V.- Bissing, Denkmäler ägyptischer Skulptur. Herausgegeben und mit erläuternden Texten versehen. Lieferung I. Fol. 12 Taff. in Gravüre. München 1906.

Ludwig Borchardt, Die diesjährigen deutschen Ausgrabungen in Ägypten (Beitr. zur alten Ge- schichte Bd. V S. 410 412).

James H. Breasted, Ancient records of Egypt. Vol. I. II. Chicago 1906.

E. .\. Wallis Budge, The Egyptian heaven and hell. 3 Bände. 8. (Books on Egypt and Chal- daea vol. XX— XXII.) London 1906.

Catalogue General des Antiquites Egyptiennes du musee du Caire. Nr. 22001 22208. Steles ptolemaiques et romaines par Ahmed Bey Kamal. I. II. Fol. Mit 90 Taff. Cairo 1904. 1905.

, Nr. 11001— 12000 et 14001—14754. Archaic objects par J. E. Quibell. I. IL Fol. Mit

66 Taff. Cairo 1904. 1905.

, Nr. 32401 32800. Graeco - Egyptian glass by C. C. Edgar. Fol. Mit 21 Taff. Cairo 1905.

Margaret A. Murray, Elementary Egyptian grammar. 8. Mit 2 Taff. London 1905.

. Saqqara Mastabas I. With dravi^ings by F. Hansard and J. Mothersole. Mit 45 Taff.;

L. Loat, Gurob. Mit 19 Taff. (Egyptian Research Account 10.) 4. London 1906. Valdemar Schmidt, Choix de Monuments egyptiens faisant partie de la Glyptotheque Ny-Carls-

berg, fondee par M. Carl Jacobsen. Fol. 6 Taff. Kopenhagen 1906. Kurt Sethe, Urkunden der 18. Dynastie. IV. V. Historisch-biographische Urkunden aus der Zeit der k Königin Hatschepsowet (Urkunden des ägyptischen Altertums, herausgeg. von G. Steindorff. m Vierte Abteilung, Heft 4 und 5). 8. (Mit Inhaltsverzeichnis zum 1. Bande der vierten Ab- I teilung.) Leipzig 1906.

, Eine Expedition nach dem Libanon im 15. Jahrhundert v. Chr. (Sitzungsber. d. Berliner

Akad. d. Wiss. Phil.- bist. Klasse. 1906. XV. S. 356 363). Alfred Wiedemann, Mumie als Heilmittel (Ztschr. des Vereins für rheinische und westfälische Volkskunde. 3. Jahrg. Heft 1. 1906).

Leipzig, J. C. Hinriclis'sche Buchliandliing. Verantwortl. Redakteur Prof. Dr. G. Steindorff, Leipzig, Waldstr. 52.

Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei.

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ZEITSCHRIFT

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ERSTÜTZUNG DER DEUTSCHEN MORGENLÄNDISCHEN GESELLSCHAFT

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HERAUSGEGEBEN VON

A. ERMAN UND G. STEINDORFF

DREIUND VIERZIGSTER BAND

MIT 29 ABBILDUNGEN UND 3 TAFELN

LEIPZIG J. C. HINRICHS'scHE BUCHHANDLUNG

1906

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