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XI. BAND, 1. HEFT

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HALLE A. S.

MAX NIEMEYER

LONDON AV. C.

AVILL.IAMS & NORGATE

14. HENRIETTA STREET COVENT GARDEN

NEW YORK

G. E. STECHERT & CO. 151-355 WEST 25th STREET

1916 ' {^{i

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Inhalt des 1. Heftes des XI. Bandes.

Seite

J. Pokoruy, Streitfragen znr altirischen Graminatik 1

K. Thurneysen, Irisches.

A. Zn irischen Texten HO

li. Zur irischen Metrik 84

M. Power, Cnucha cnoc os cionn Life 39

R. Tliurneyseu, Morauds Fürsteuspiegel 56

K. Meyer, ürthanach üa Cöillänia cecinit 107

A. Kelleher, Eetha Coluinib Chille (Fortsetzung) 114

K. Meyer, Maeldüins Meerfahrt, ein altirisches Gedicht 148

R. Thurneysen, Altirisch coiniaid 165

Berichtigungen und Nachträge (zu Bd. X u. XI, 1) 160

Hans Hessen j 108

.Mitteilungen für die Redaktion bittet man an

Prof. Kuuo Meyer, Charlottenburg, Niebuhrstrasse 11 a, während des Krieges

an Prof. R. Thurneysen, Bonn, Colmantstrasse 24 zu schicken.

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Inhalt des 2. Heftes des XI. Bandes.

Seite

J. Pokoiuy, Spuren von Germanen im alten Irland vor der Wikingerzeit 169 , Beiträge zur ältesten Geschichte Irlands. 1. Die Fir Bolg, die Ur- bevölkerung' Irlands i°9

J. Bruch, Ee(

205

E. Thurneysen, Altirisch soaä 212

G. Brüniug, Adamuans Tita Columbae und ihre Ableitungen 213

(Handschriften 216; Ausgaben 224; Zeit und Ort der Entstehung 227; Die Anlage der Vita, Sprache und Stil 229; Adaniuan und seine Vorbilder 244, seine Quellen 255, der sog. Cummeneus 260; Die irische Vita Columbas 272; Die Vita Columbae und das Fragmentum Vitae im Codex Salmanticensis 276; Die Vita Columbas von O'Donnell 283; Die Vita im Brevier von Aberdeen und bei John von Tynemouth 287; Adamnaus Vita als Quelle in der späteren Hagiographie 288. Anhang: Die Vita Columbae des sogenannten Cummeneus 291). M. Verworn, Die angeblichen ,.Runensteine" von Biere. Gefälschte

Oghani- Inschriften ^^'

R. Thurneysen, Zur irischen Grammatik und Literatur (1. Zu Morands Fürstenspiegel; 2. Zum Gedicht von St. Paul; 3. Zum Feiire des Oengus; 4. didenach; 5. adlu; 6. Isewir. fe Uli r: 7. cniacid; 8. att;

9. fairrge; 10. soi, doi) 30ö

Erschienene Schriften: J. Pokorny, Irland 313

Maura Power f ^^^

Mitteilungen für die Redaktion bittet man an

Prof. Kuno Meyer, Charlottenburg, Niebuhrstrasse 11 a, während des Krieges

au Prof. R. Thurneysen, Bonn, Colmantstrasse 24 zu schicken.

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CELTISCHE PHILOLOGIE

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HERAUSGEGEBEN

VON

KUNO MEYER

XI. BAND, 2. HEFT

HALLE A. S.

MAX NIEMEYER

LONDON W. C.

WILLIAMS & NORGATE

U. HKNRIF.TTA STRKET CÜVENT GARDEN

NEW YORK

G. E. STECHERT & CO. 151-155 WEST 25th STREET

1917

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK.

Bevor ich mich zu den Einzelheiten in Hessens Besprechung meiner 'Old Irish Grammar' (oben X, S. 315 337) wende, will ich kurz auf seine allgemeinen Aussetzungen eingehen. Er tadelt an meinem Buche vor allem die Anordnung der Lautlehre, dann das Fehlen jeglicher Syntax, Stammbildungslehre und einer genügenden Anzahl von Beispielen.

Was die Anordnung der Lautlehre betrifft, so wird natürlich von noch so viel Gelehrten jeder einzelne eine andere Ansicht haben, Hessen scheint nun der Ansicht zu sein, dafs ich die Lautlehre ganz willkürlich geordnet habe, um von Thurneysens Darstellung um jeden Preis abzuweichen. Dem ist jedoch nicht so. Ich habe vielmehr die Lautlehre unter dem Gesichtspunkt der Akzentwirkungen zu ordnen versucht, was bei der ungeheuren Bedeutung dieser Erscheinungen gewifs nicht unberechtigt ist. Demgemäfs habe ich nach Darstellung der unentbehrlichen ortho- graphischen und satzphonetischen Grundlagen (§§ 1 41) zunächst den vom Akzent unabhängigen Endsilbenschwund und die damit zusammenhängenden Erscheinungen behandelt (§§ 42 50), hier- auf den Akzent und alle Lautveränderungen, die auf seine Wirkung zurückgeführt werden müssen (§§ 51 89), somit auch das Stimmlos- und Stimmbarwerden oder die Entspirantisierung von Konsonanten, welch letztere, soweit sie durch das Zusammen- treffen von Konsonanten infolge der Synkope veranlalst wurde, logischer Weise auch unter die Akzentwirkungen in weiterem Sinne gerechnet werden mufs. Nach einer kurzen Erörterung über Doppelkonsonanten 90), die ihre Entstehung ja auch viel- fach der Synkope verdanken, habe ich dann eine genealogische Geschichte der idg. Laute gegeben und dabei die Lehre von der Ersatzdehnung, die sowohl die Vokale als die Konsonanten

Zeitschrift f. celt. PUiloloKJe XI. i

2 JULIUS POKORNY,

betrifft, zwischen beide eingeschoben. Dafs bei dieser Methode zusamnienhängende Lauterscheinungen getrennt werden, läfst sich ebensowenig vermeiden, wie bei jeder andern Anordnung und miilste somit als Fehler jedweder systematischen Zusammenfassung gerügt werden.

Das Fehlen von Syntax, Stammbildungslehre und zahl- reicheren Beispielen hat folgende Gründe: Das Hauptgewicht meiner Darstellung soll auf dem altirischen Lesebuch liegen, da, wie die Erfahrung zeigt, eine derart schwierige Sprache, wie das Altirische, aus einer kurzen Grammatik nie erlernt werden kann, sondern nur durch Lektüre. Die Grammatik darf dabei nur als eine Art Nachschlagewerk dienen. Da ich nun aus materiellen Gründen ohnedies nicht viel Raum zur Verfügung hatte, habe ich all das ausgelassen, was ebensogut durch Lektüre gelernt werden kann. Einzelne Beispiele, wenn auch in grofserer Zahl beigefügt, bleiben für den Anfänger ebenso totes Material, wie spärlich illustrierte Lehrsätze, Die Syntax läfst sich ja über- haupt nur durch die Lektüre lernen und die Anmerkungen zu den Texten geben die beste Gelegenheit, alles Wichtige leicht- fafslich darzustellen. Was dann die Stammbildungslehre betrifft, so wird auch diese dem Studierenden am besten durch Studium von Texten klar; ich selbst habe seiner Zeit nur durch Lektüre altirisch gelernt und konnte beim »späteren Studium der Stamm- bildungslehre feststellen, dafs mir die Suffixe und Präfixe schon durch deren Vorkommen in den Texten genügend bekannt waren. Da aber die Lautlehre auf diese AVeise nicht erlernt w^erden kann, habe ich infolge des Raummangels die Stammbildungslehre unbedenklich der Lautlehre geopfert.

Hessens Einzelbemerkungen umfassen 78 Punkte, darunter 9 Literaturangaben, 18 Ergänzungen (meist Hinweise) und 24 Verbesserungen von Druckfehlern. Die grofse Zahl der Druck- fehler, die übrigens meist die Zahlen der Hinweise betreffen, ist sehr bedauerlich, doch konnte sich der englische Setzer mit meiner Schrift nicht befreunden, so dafs fast keine Zeile fehler- los gedruckt war, Dafs bei dieser endlosen Korrekturarbeit (ich habe über 150 Mark allein für Korrekturen gezahlt) einige Fehler stehen blieben, ist verständlich. Auch die fürchterliche Form d-a-r-genat 174, 2d) ist so entstanden, indem der Setzer mein etwas zu grofs geratenes e für a und den Anstrich des e für einen Bindestrich hielt. Ebenso rührt die Vertauschung der

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 3

Überschriften in § 172, wie auch das fehlende o in § 159 Class I Zeile 6 vom Drucker her.

Die meritorischen Bemerkungen beschränken sich somit auf 27 Punkte, von denen ich nur 13, nämlich die zu den §§ 19, 55 II, 57, 62, 81, 106, 1261, 173, 174, 207, 210 und die ersten 6 Zeilen der Bemerkung zu § 112, 3 h anerkennen kann.

Zu § 178, 3 behauptet H. seltsamerweise, ich hätte den Irrtum crenaid 'you seil' statt 'you buy' aus Thurneysens Handbuch § 689 übernommen. Wenn das richtig- wäre, müfste es ein selt- sames Licht auf meinen Geisteszustand werfen. Meine altirischen Kenntnisse sind bedeutend älter als Thurneysens Handbuch; ich hatte schon nach Strachans Selections altirisch gelernt, bevor ich im Sommer 1908 die School of Irish Learning in Dublin besuchte. So elementare Worte wie crenaid und renaid sind schon jedem Anfänger bekannt, doch werden sie andererseits wegen der ähn- lichen Form und Bedeutung leicht unbewufst verwechselt, auch ohne dafs man deswegen erst in Thurneysens Handbuch nach- zuschlagen braucht. In meinem Handexemplar ist übrigens dieser Irrtum längst berichtigt, da ich beim Kauf eines Buches vor allem die Corrigenda im Text einzutragen pflege.

Im Folgenden will ich der Reihe nach die übrigen 18 Be- merkungen Hessens zu widerlegen suchen.

1. Betontes o im Hiatus vor e und i in melirsilbigen Worten.

H. bemerkt zu § 55 1 note b, dafs foessama den lautgesetz- lichen Genetiv zu foessam , Schutz' darstelle, während das all- gemein gebräuchliche foesma die Synkope des a der Analogie anderer Paradigmen verdanke. *fo-sessümo müsse nach Synkope der zweite Silbe regelmäfsig zu foessama werden. Vor allem handelt es sich aber niclit, wie H. meint, um die Kontraktion von o+e, sondern um o+i, da in *fo-sissämo die Synkope noch vor der Brechung des i zu e eintreten mufte; vgl. üiinsem 'Zermalmen' aus *to-7ii-sthä-mu-s.

Aber selbst wenn wir mit H. in diesem Wort eine Synkope der zweiten Silbe annehmen würden, würde diese niemals die Form foessama ergeben können. Die von H. (CZ IX 28 ft') be- handelte Kontraktion der Hiatusvokale o-[-e, i zum Diphthong oe ist nämlich von ihm nur für die Gruppen oe, ove nachgewiesen worden, nicht aber für die Gruppe ose, osi, die ganz anders be-

1*

4 JULIUS POKORNY,

handelt wird. Die von ihm beigebrachten Beispiele foessam und ■tuirstt widersprechen einander ja direkt, H. hält irrig fotssam für die lautgesetzliche Form und meint, -tuirset {=to-sirset) sei statt -*toerset nach Formen, wie der 'S. Sg. -*tmr eingetreten.

Die Unwahrscheinlichkeit dieser Erklärung von -tuirset liegt auf der Hand. Denn man wird doch nicht annehmen, dafs das ganze Paradigma von tn(i)nm ich durchsuche, erforsche' einzig unter dem Einflufs der komponierten 3. Sg. Präteriti und der 2. Sg. des Imperativs seinen durchgehenden Vokal oe in u(i) verwandelt habe. Abgesehen davon, dafs eine derartige Analogiebildung in so früher Zeit ganz unwahrscheinlich ist und erst im Mittelirischen verständlich wäre, zeigt der einsilbige Imperativ tuir (Feh Oeng. Prol. 331), dafs gerade umgekehrt die isolierten Formen mit zwei- silbigen u'i durch Einflufs aller übrigen Formen umgestaltet worden sind. Man wird also annehmen müssen, dafs das u in tu(i)nm lautgesetzlich ist, dafs also die Lautgruppe osi über olii zu uhi wurde und dafs erst dann durch die Sj^nkope das i aus- gestofsen wurde. Dafs ohi anders als ovi behandelt wurde, ist ja schon wegen der Verschiedenheit des dazwischen liegenden Lautes wahrscheinlich und wird auch durch die Kompositionsform des Wortes larn(n) 'Eisen' bestätigt, da hier isarno- nicht zu Harn(n)- kontrahiert, sondern über *iharno, eliarno durch Synkope des zweiten Vokals zu ern(n)- geworden war. Man mufs über- haupt, wie ich dies in meiner Grammatik getan habe, zwischen Hiatusvokalen, die durch Schwund eines v und solchen, die durch Schwund eines s entstanden sind, streng scheiden, was bisher niemals geschehen ist. Auch die Formen bnißtir (LU 125 b 31), ro-hruthea (Fei. Oeng. Prol. 35) zu hriäd 'zerbricht' (*hhrusUi) beweisen, dafs u (aus altem u oder o) in mehrsilbigen Worten mit dem folgenden i nicht kontrahiert wird, falls altes 5 dazwischen stand. Um übrigens noch auf iuirim zurückzukommen, so muls es, wenigstens von der Zeit des Kalenders des Oengus an, mit langem tc angesetzt werden, wie das durch Assonanz gesicherte tuinne (1. Plur. Ind. Präs. rel.) im Kalender (Sept. 17) und das mittelirische tür (jüngere Neubildung zu tüirim) beweisen. Es handelt sich hier deutlich um eine analogische Neubildung unter dem Einflufs des sjiionymen -* toraig (to-fo-reig), das im neu- irischen töraighim vorliegt; gleichzeitig dürfte auch das in der 2. Sing. Imper. und in der verbundenen 3. Sing. Prät. vorliegende, infolge des Hiatus gelängte n (tuir) mitgewirkt haben.

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 5

Das neuirische töraighim weist zweifellos auf die Existenz eines altirisclien -töraig hin. Das nicht -palatale r macht keine Schwierigkeiten, da voririsches -*to-vo-reg-et regelmafsig -töraig ergeben mufs. Geschwundenes v bewirkt nämlich (was, soviel ich sehe, noch nirgends erwähnt Avurde) ebenso die Um- färbung eines folgenden Konsonanten, wie ein anderer Konsonant. Dies wird ganz sicher durch Formen, wie -foiret (*vo-vcr-änt), -roirea, ('*;-o-?.'e'r-rt/;^be wiesen, die sonst -*foirat, -roira ergeben hätten, da die Qualität des r niemals durch die Qualität des vorhergehenden Vokals allein bestimmt werden kann. Somit geht auch toissech regelmäfsig auf *to-vissäJio- zurück und die von Pedersen (Grammatik II 30) und mir (Grammar 44) an- genommene Grundform *tovisf;jäJxO- neben britischem tovissäJco- ist unnötig. Das nichtpalatale d in roida 'des (grofsen) Waldes' (*ro- vidous) ist teils auf den Einfluis der übrigen Singularkasus (*rüud, später roed), teils auf den Genetiv des Simplex (feda) zurückzuführen.

Was für die umfärbende Wirkung des geschwundenen v gilt, gilt erst recht für das aus 5 entstandene, geschwundene h. Denn wenn dies h imstande war, eine folgende stimmhafte Spirans stimmlos zu machen (z. B, foch{a)id aus fo-sagid), so muls es auch Umfärbung bewirkt haben, wie ja noch heute im Neuirischen deutlich palatales und nicht-palatales h (aspiriertes s) in der Aus- sprache unterschieden werden. Es kann also focssam schon des- halb nicht durch Synkope aus fo-sissam entstanden sein, da (ab- gesehen davon, dals man «, nicht oe erwarten müfste) die Form sonst foisscm, mit palatalisiertem ss lauten Avürde und ein Grund zur analogischen Umgestaltung nicht vorläge, um so mehr, als das palatale ss durch das Verbum fo-sissedar, -foissedar gestützt worden wäre.

Wie erklärt sich aber nun die Form foessam? Ganz einfach ebenso, wie -roichan aus -ro-chechan, -fokhred aus -fo-chicherrcd, -coima aus -*com-€7na usw. (Thurneysen § 177). Die Form -fokhred beweist klar, dals der haplologische Schwund des ersten Kon- sonanten noch vor der Synkope erfolgte und dafs auch die Ent- stehung des Diphthongs in jene frühe Zeit fallen mufs, denn ein viersilbes -""foicherred hätte -"^fakherred, nicht aber -fokhred er- geben. Auch * fo-sissam ist auf dieselbe Weise noch vor der Zeit der Synkope zu foissam geworden und der zur Zeit der der Synkope bestehende Genetiv foissama mufste, wie ich richtig angenommen hatte, zu focsma werden.

6 JULIUS POKOKNY,

2. (her die o-Färbung in unbetonten Silben.

H. bemerkt zu § 63, dafs die von Pederseu (G. G. A. 1012, S. 30 f.) und mir getroffene Unterscheidung u- und o-farbener Kon- sonanten unwahrscheinlich sei, da u und o nur Varianten desselben Timbres darstellten. Eine so subtile Streitfrage ist natürlich nicht leicht zu entscheiden, da gerade iu unserem Falle die Analogie stark mitspielt, ^^'ährend ich z. B. das o im Nom-Sg. mlegon 'Melken' aus *mlt/ono- auf das alte o der Grundform zurückführe, sieht H. in diesem o eine Variante des gleichfalls im Nom. vorkommenden u {inlegun), das der Analogie des laut- gesetzlichen Genetivs {mleguin aus *mlgom) oder Dativs (mlegun aus *mligotiH <*mJgonoi) zu verdanken sei. Über die Entstehung des Nom. mlegun bin ich derselben Ansicht, glaube aber nicht. dafs mlegon erst aus mlegun entstanden sei, wie H, meint.

Es wird sofort klar, dafs diese Frage nur durch Beibringung von Beispielen, bei denen jede Analogiewirkung wegfällt, ent- schieden werden kann. Das von mir aufserdem beigebrachte flechod ist deshalb in der Tat w^eniger beweiskräftig.

Das wichtigste Merkmal, wodurch sich «-farbene und o- farbene Konsonanten unterscheiden, habe ich nun darin gefunden, dafs unbetonte Vokale zwischen w-farbenen und o- oder a-farbenen Konsonanten (und umgekehrt) nur als u oder o erscheinen, während sie zwischen ö-farbenen und neutralen Konsonanten (und um- gekehrt) als 0 oder a erscheinen (Grammar § 57 c). Wenn es mir nun gelingt, zu zeigen, dafs es aufser dem aus u entstandenen o (z. B. -dgor "ich fürchte' neben -dgur) auch ein o gibt, das auf altes 0 zurückgehen kann und niemals mit w, sondern nur mit dem daraus hervorgegangenen a wechselt, so mufs die besondere 0- Qualität der Konsonanten als gesichert gelten, denn es ist ganz ausgeschlossen, dafs schon zur altirischen Zeit m zu a geworden sei.

Da ist vor allem die Form feronn 'Land' (AU 845, 862, 871), die auch als ferann (Kalender des Oengus) erscheint. Hessen meint nun, das von mir angeführte feronn beweise nichts für eine alt irische o-Färbung, da es durch sein Vorkommen in den Annalen von Ulster schon als archaisch gekennzeichnet sei und daher mit dem „später" belegten ferann nicht auf eine Linie gestellt werden dürfe. H. hat sich offenbar nicht die Mühe genommen, nach- zusehen, aus welcher Zeit die Beispiele von feronn aus den Annalen stammen; da sie sämmtlich der zweiten Hälfte des 9. Jahr-

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 7

hunderts angehören, sind sie doch alles eher, als „archaisch", und sogar jünger, als die durch das Metrum festgelegte Form ferann aus dem Kalender des Oengus. Da fcrotm nur auf *vcrono- zurück- geführt werden darf und das o analogisch nicht erkLärt werden kann, liegt hier wohl ein unzweifelhaftes Beispiel für von der w-Färbung verschiedene o -Färbung vor.

Ein anderes, sicheres Beispiel für o-Färbung ist die En.dung des Gen. Sing, und Plur. der n- Stämme, die altirisch stets als -tno7i oder -man erscheint (Grundform -monos), so in hrithemon, hritheman {ziihnthe^n ''Richter'') orhaman (zu orJaw'Erbe'), ßcheman (zu fechem Gläubiger, Schuldner), usw. Dem nur ein einziges Mal vorkommenden -niun (süamctmm zu süainem 'Seil' Wb 26b 17) kann gegenüber den zahlreichen anderen Beispielen keine Be- deutung zugemessen werden, um so mehr, als es sich hier um einen Schreibfehler, veranlafst durch das u im unmittelbar voraus- gehenden denum handeln kann, wenn man nicht analogischen Einflufs der Formen auf -fnuin annehmen will. Thurneysens An- satz einer Endung -nmn im Paradigma (Handbuch § 326) ist unrichtig und irreführend. Ebenso unrichtig ist seine Zurück- führung von hrithemon, -man auf eine Grundform *hrithemnos, da diese stets nur hrithemun, -mon, niemals aber -man ergeben hätte, da epenthetische Vokale nach Labialen vor l, n, r immer ge- rundet sind, also stets domiin, domon, omun, omon, lohur, lohor, niemals aber *doman, *oman, *lobar (Pokorny, Grammar § 60). Es ist daher mit Pedersen eine Grundform *britijamonos, *bhrti- jdmonos anzusetzen, da auch Ogam SEGAMONAS auf -monos und nicht -*mnos hinweist. Da a im Gen. Sing, von talam, 'Erde' ist ganz regelmälsig, denn *talamonos (älter *Ü9monos) ergibt lautgesetzlich tahnan und nicht *talmon, weil bei der Synkope die Qualität des ersten Konsonanten (l) ausschlaggebend ist. Thurneysens Regel in § 171 Zeile 1 10 ist entsprechend §§ 60, 63 meiner Grammatik abzuändern, wo übrigens das Beispiel anacol (auch in § 57 c) durch hrithemon zu ersetzen ist.

Durch das oben Ausgeführte wird wohl das Bestehen einer eigenen o-Färbung, die im Gegensatz zur w-Färbung früh zu a-Färbung neigte, zweifellos festgestellt. Das o in Formen, wie mlegon 'Melken' (*mligotio-) oder escongon (Endung -*onos), Gen. Sing, von escung^AstV wird man entweder als Zeichen der o-Färbung, die hier etymologisch berechtigt ist, oder als Variante des ii, das aus dem Dativ mlegun, esconguin analogisch eingeführt sein kann,

8 JULIUS POKOUNY,

auffassen dürfen. Ganz gewifs analogisch ist das u, o iu oycun *p:rschlaf?eiv (*orycnU) und foytir %vo-garos) 'Laut, Ton', wo es aus dem Dativ orcuji, fognr und Genetiv focjuir eingeführt ist; lautgesetzlich erwartet man orcan und "^fogar. orcon, fogor sind dann erst sekundär aus oixun, fognr entstanden.

3. Zur Flexion von nienm{a)e 'Sinn*.

H. tadelt mich, dafs ich die von Thurneysen 171) gegebene Regel, wonach unleniertes m vor erhaltenen Vokalen der ge- rundeten Färbung unzugänglich sei, in meiner Grammatik über- gangen habe. Ich habe dies mit Absicht getan, da sich diese Regel einzig und allein auf den Gen. Sing. Plur. tnenman stützt, der offenbar auf *nienmonos zurückgeführt werden soll. Vor allem ist nicht einzusehen, warum gerade nur unleniertes m von den übrigen Labialen abweichend behandelt worden sein soll, dann ist aber auch die Form *menmonos durchaus unsicher und unwahrscheinlich, da sie mit dem Nominativ menm{a)e direkt in Widerspruch steht. Auch Pedersens Annahme eines neugebildeten Nominativs "^menmijos ist recht gezwungen. Da ist doch die Annahme, dafs menm(a)e auf *menmen-s, der Genetiv menman auf *menmeii-os zurückgeht, um vieles naheliegender. Vor allem ist lautlich jetzt alles in Ordnung und auch der sekundär sigma- tische Nominativ findet seine genaue Analogie in latein. snnguis aus *sangHcn-s, griechisch fithcc aus *melan-s, wo gleichfalls alte n-Stämme ein s im Nominativ angenommen haben.

4. Die Behandlung der Lautgruppen är, dm,

H. bezweifelt, dals cretar 'Reliquie' aus *kre(lhrä hervor- gegangen sei, wie ich in § 109 angenommen habe und meint, dafs dram aus *ad-rimü die regelrechte Behandlung der Gruppe dr zeige. Wie will er sich aber mit ir.-ßtir 'er weifs': cymr. gwyr und cretar: mcymr. creir auseinandersetzen? Die Zusammen- gehörigkeit der irischen und cymrischen Formen ist doch un- leugbar und es ist nicht einzusehen, weshalb man sich gegen die Ansicht sträuben sollte, die Gruppe dr sei unverändert erhalten geblieben. Zeigt doch d vor r auch im Lateinischen eine Sonder- behandlung. Solange man die irischen und cymrischen Formen nicht auf andere ^^'eise in Einklang bringen kann, mufs man bei Pedersens Erklärung bleiben, die auch etymologisch einwandfrei

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 9

ist. Nur miifs wegen des Nebeneinander von cretair und cretar ein alter ö- Stamm angesetzt werden, da sich cretair dann als die bekannte mittelirische Umbildung desselben darstellt. Der Schwund des d vor r im Kompositum erklärt sich einfach daraus, dafs z. B. in ad-r'imü das d der Präposition ad- schon aspiriert war, als es akzentuell mit *rimä zu einem Worte verschmolz und daher schwinden konnte, während in der alten Gruppe dr, in der das dentale r die Aspiration der homorganen Media verhindert hatte, das nicht-aspirierte d natürlich erhalten blieb.

Auch die Gruppe dm zeigt scheinbar eine doppelte Be- handlung, die aber bisher nicht erkannt wurde. In alten Bildungen ist nämlich das d vor m zwar aspiriert worden, aber altirisch noch nicht ausgefallen, wie Thurneysen 149 b) irrtümlich an- nimmt. Beispiele für erhaltenes d sind naidm 'Verknüpfen', maidm 'Brechen', feidm 'Anstrengung, Dienst', sleidm 'sputamen', teidm 'Pest', Thurneysens Vermutung 731), dals naidm, das Verbalnomen zu nasc(a)id, über ^nazgmen auf *nasc-men zurück- gehe, und dafs maidm danach analogisch gebildet sei, ist schon wegen des angenommenen Wandels von scm zu zgm nicht wahr- scheinlich, auch wäre eine so alte Bildung kaum vom Präsensstamm ausgegangen. Vor allem blieben jedoch Formen, wie feidm, sleidm, teidm unerklärt, da man sie doch gewifs nicht auf Beeinflussung von naidm zurückführen kann. Man könnte zwar daran denken, dafs zwischen d und m (das aus sm hervorgegangen sein könnte) ein Vokal geschwunden sei, aber dann müXste dieser Vokal ja im Nominativ erhalten geblieben sein; der Nominativ kann auch nicht nach den obliquen Casus neugebildet sein, da sich sonst der palatale Auslaut nicht erklären liefse; die Gruppe dm ist nämlich im Genetiv und Dativ nichtpalatal, also nadni{a)e, nadm{a)imm usw.

Es bleibt sohin nichts übrig, als naidm, maidn, feidm usw. direkt auf *nad-men, mad-men, ved-men, (zu idg, *vedh 'binden' in ir, fedan cymr. gwedd Joch) zurückzuführen. Dementsprechend mufs reimm 'Fahrt' auf *reid-smen zurückgeführt werden, da *reid-men zu *reidm geführt hätte (irrig Thurneysen § 149 b).

In der Kompositionsfuge ist hingegen dtu zu mm geworden, wie aus animus 'Versuch' {*ad-messus) hervorgeht. Da es sich natürlich hier um eine bedeutend jüngere Bildung handelt, als in den oben erwähnten Fällen, ist die verschiedene Behandlungs- weise verständlich. Das d von ad- wird, bevor dies mit *messus

10 JULIUS POKORNY,

durch den expiratorischen Akzent untrennbar verbunden wurde, weil auslautend, eine schwächere Artikulation erhalten haben, als in den alten Bildungen *nad-me7i, mad-mcn (wo es seit alters- her durcli den folgenden Konsonanten gestützt wurde) und sich daher eher an den folgenden Anlaut assimiliert haben.

Wem übrigens diese Erklärung von ammus nicht glaublich erscheint, der könnte sich die Sache auch allenfalls anders zurecht legen. Das d könnte nämlich, falls dessen Erhaltung laut- gestzlich wäre, im Nom. Dat. Acc. Sing, ammus durch Einflufs des Gen. Sing, und Nom. Dat. Acc. Plur. beseitigt worden sein, da es in Formen, wie *aidmseo, *aidmsi, *aidmsib, *aidmsiu wegen der schweren Konsonantenhäufung regelrecht ausgestofsen worden sein könnte. Dasselbe kann man für die Yerbalformnn von ad- mnlethar annehmen, wo z. B. die kontrahierte Form *-aidmdethar (3. Sing. Präs.) ebenfalls das erste d auf diese Weise verloren haben könnte.

Auf jeden Fall ist die Erhaltung des d in naidm,, maidm, usw., als lautgesetzlich zu betrachten,

5. Über die mangelnde Umfärbung der Hiatiisvokale vor e.

In § 112, 3 h habe ich die Regel aufgestellt, wonach ov im Hiatus vor c als o erscheint. H. bestreitet dies und behauptet auf Grund von fuür 'Bewirkung' (das ich statt aus "^vo-verom irrtümlich aus *vovrom hergeleitet habe), fo-ruär (*-ro-verasst) 'hat bewirkt', dafs ov auch vor e zu u umgefärbt worden sei. Das von mir beigebrachte oäc 'jung' aus '*Jov€nko- hält er nicht für beweiskräftig, da es aus *'üäc durch Einfluls von *d^' unver- sehrt, Jungfrau (selten „Jüngling", aber nur in asketischem Sinn) ent.standen sei; die Bedeutung 'jung', die H. dem Wort 6g zu- schreibt existiert nicht und ist offenbar von ihm erst ad hoc er- funden; öfj wird immer von oäc streng geschieden und nur in dem Sinn 'reine Jungfrau', 'sittenrein', 'unversehrt' u. ähnl. ge- braucht. Ferner sei *iuic auch durch Einflufs von oice 'Jungsein', und obliquen Formen, wie dat. pl. *oicib, acc. pl, *oicm zu oac geworden; die wirklich belegten Formen öcaib, öcu hätten ihre Gestalt vom Nominativ oäc bezogen. (Nebenbei bemerkt ist der Ansatz oiciu verfehlt; wie ich anderwärts gezeigt habe, werden Gutturale und Labiale durch folgendes u unter allen Umständen depalatalisiert; es ist also *oicu anzusetzen).

STREITFRAGEN ZUR ALTIUISCHEN GRAMMATIK. 11

All (las klingt ganz schön, aber oäc und og sind einander ursprünglich doch nicht so ähnlich; schon die Bedeutung ist doch verschieden genug, die Form war es früher ebenfalls, und man sieht nicht ein, warum *'iiäc' 'jung' durch Einflufs von ög 'sitten- rein' zu öäc hätte werden sollen.

Wie will sich dann H. mit ar-coät 'schadet' aus -*kovedct *kom-vedli-€t auseinandersetzen, das ja auch o aufweist? Wenn somit Hs. Beispiele ft'tär, fo-ruär anders erklärt werden können, wird man annehmen müssen, dafs o, wie ich vermutet habe, vor e nicht umgefärbt wird, was ja a priori zu erwarten wäre, da e im allgemeinen eine solche Wirkung nicht ausübt. Ich bin nun der Ansicht, dafs sich das ii in füär nur durch Einflufs des vorgehenden und nachfolgenden v erklärt; wenn sogar a in *mages (Dat. Sing, von mag 'Feld') durch Einflufs der umgebenden Konsonanten zu nmlg wurde, so ist *vov€rom gewifs auch aus demselben Grunde zu *viiverom, daraus füär geworden,

fo-rüär 'hat bereitet' ist auch einfach Analogiebildung zum ro-losen Präteritum -füär (zufällig nicht belegt), das über '^vuverass auf *vo-v€rasst zurückzuführen ist. öac stellt somit die laut- gesetzliche Entwicklung aus *jovenJco- vor.

Schon sub 1 habe ich darauf aufmerksam gemacht, wie bedenklich es ist, Hiatusgruppen, die durch v geschieden waren, mit denen, die .? aufwiesen, ohne weiteres zusammenzuwerfen. H. treibt nun seine doktrinäre Auffassung so weit (S. 327), dafs er, ohne Beispiele beibringen zu können, einfach behauptet, 0 wäre auch in den Gruppen oe, ope, ose zu u geworden, und weil 0 und e gewöhnlich, was die Umfärbung betrifft, gleich be- handelt werden, sei auch e in den Gruppen ee, epe, ese zu / ge- worden! Auf diesem aus mehreren Unbekannten gewonnenen Lehrsatz baut er nun seine unsicheren Ausführungen auf. Übrigens gibt es sogar zwei Beispiele für oe, ose, nämlich fo'id 'schläft' aus *voseti = Skr. vdsati und ar-foim 'nimmt an' aus *vo-cmet, die zeigen, dafs o hier nicht zu u geworden ist. H. hält aller- dings (CZ IX 66) das oi in ar-foim für einen Diphthong, aber ganz willkürlich, blofs weil ihm das AVort nicht in seine kon- struierte Regel pafst, dafs o stets im Hiatus vor e zu u geworden sei. Ganz falsch ist auch daselbst seine Behauptung, dafs do-coi 'er gehe' und ar-coi 'er schade' nicht lautgesetzliche Formen seien, sondern nach 3. pl. subj. praet, -coistis u. ähnl. Formen umgebildet seien; eine Grundform *ito-i'e55-^ mufs doch ebenso zu -co{ führen,

12 JÜF.IÜR POKORNY,

wie *borc zu hol usw. und kann niemals -cuä oder -cuai' ergehen, wie H. meint.

Ein weiteres Beispiel für oe hätten wir in do'ib 'zu ihnen', foib 'unter ihnen', wenn das suffizierte Personalpronomen wirklich auf •*cbis, *cibhis zurückginge, wie H. und Thurneysen annehmen. Das nur einmal (Thes. II 240) überlieferte duaib soll natürlich wieder die regelmäfsige Form darstellen, w^ährend doch die An- nahme auf der Hand liegt, dafs das u hier entweder der 1. nnd 2. Plur. oder der einfachen Präposition entnommen ist, die in dem betreffenden Text immer nur als du auftritt. Übrigens dürfen wir nicht mit Thurneysen -*ebis, sondern müssen mit Pedersen ■*obis als Grundform ansetzen, und zwar aus folgenden Gründen: eissib und indib beweisen deswegen nichts für den ursprünglichen Vokal der Endung, weil mit Ausnahme der 3. Sing. m. n. alle andern Personen regelrecht palatalen Stammkonsonanten auf- weisen und daher auch bei ursprünglicher Endung -*obis die Palatalisierung analogisch eingeführt worden sein könnte. Da di'ib, do'ib, fu'ib, ösib, ocaib an und für sich nichts beweisen können, ebensowenig die junge Bildung fiadaib, bleiben nur noch foraih und naidib, nadib übrig, foraib könnte aber auch von den andern Personen analogisch beeinflulst sein, wenngleich hier die Wahr- scheinlichkeit geringer ist, da die Qualität des r in den yer- schiedenen Personen stark wechselt; so bleibt nur mehr üaidib, üadib. Nach den Glossen zu schliefsen w^äre das d stets palatal, aber in dem sicher noch altirischen Imram des Mäeldüin (Anec- dota I 50 ff.) ist die Form üadaib viermal (Zeile 38, 101, 130, 216) durch den Reim gesichert. Da nun sämtliche Personen im Para- digma von (h)i\aim(m) palatale Endungen Aufweisen und die einzige nichtpalatale 3. Sing. m. n. (h)üad schliefslich (schon in Ml) durch die Analogie der andern Personen auch zu (hjuaid ge- worden ist, so ist es klar, dafs ein ursprünglich berechtigtes (h)üaidib (aus *aud-cibis) sicher unverändert erhalten geblieben wäre, da man ja nicht wüfste, weshalb es zu (h)üadaib hätte werden sollen. Die Form (h)üudaib mufs also wohl die laut- gesetzliche Form darstellen und somit auf *uud-obis zurück- gefühhrt werden; das daneben belegte (h)uaidib ist deutlich eine Neubildung nach dem Muster der übrigen Personen, gleichwie (h)üaid neben (hjüad.

Um jedoch zum Thema zurückzukehren: H.s Behauptung, 0 wäre auch in den Gruppen oe, ose zu u geworden, ist grund-

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHBN GRAMMATIK. 13

falsch; selbst wenn ove zu ue geworden wäre, könnte man daraus auf oe, ose keinen Schluls ziehen, da die ümfärbung nicht der Stellung im Hiatus, sondern dem Einflufs des v zuzuschreiben gewesen wäre. Gänzlich müfsig sind daher seine Versuche, das e in U 'heifs'i) und de'id 'träge' als unursprünglich zu erweisen, da ja seine Voraussetzungen über die Behandlung des o unrichtig sind. Um nun seine Doktrin, dafs e-e zu i-e werden müsse, zu beweisen, will er diese ganz sicher lautgesetzlichen Formen als Analogiebildungen erklären, um in dem scheinbar widersprechenden di-all 'Deklination' den Beweis für jenen Lautwandel zu finden. Auch dieser Widerspruch ist aber nur konstruiert, denn weshalb soll hier nicht die geläufige Gestalt di- fidg. de-) der Präposition vorliegen? Aufserdem ist es mit Rücksicht auf H.s eigene Aus- führungen ganz unmöglich, diall auf de-ello- zurückzuführen, denn er führt das e in de'id 'träge' (aus *de-sed-is) auf analogischen Einflufs des Nom. Plur. deedi, Dat. Plur. deedih zurück, die ihrer- seits wieder aus *dedi, *dedib umgebildet seien, das heilst, er nimmt an, dafs der Wandel von e-e zu i-e erst nach der Kontraktion eingetreten sei, denn sonst hätte *de-sedejes ja nicht zu *dedi kontrahiert werden können. Dann hätte aber auch *df'-ellam, *de-eUadach zu *deUam, *delledach werden müssen, während doch die Formen -dillem (1. Plur. Konj. von do-ella 'de- kliniert, weicht ab') dillcdach ('deklinabel') überliefert sind, die somit nach H.s eigener Regel nur die Form dl- (idg. de-) enthalten können. Wir kommen somit zu dem Schlufs, dafs H. nicht einmal ein einziges Beispiel für den angeblichen Wandel von e-e, epe, ese zu i-e beibringen kann, ebensowenig, wie für eve oder für den Wandel von ose, ope, o-e zu u-e. Es gehört doch viel dazu, trotzdem eine solche Regel aufstellen zu wollen! H. hat übrigens übersehen, dafs es noch zwei Beispiele gibt, die seinen Anschauungen gleichfalls widersprechen, nämlich deac (Gen. von 'zehn') aus "^de-enh^ö < *dvei-penk''ou und das besonders beweisende dead 'Ende', das auf *de-vedo- zurückgeführt werden mufs; das Kompositum ist erst nach dem Wandel von ev zu ov gebildet worden, weshalb das e hier erhalten geblieben ist;

') Mit welchem Recht setzt H. eiueu Nominativ tee aus *tepens an? Mit regelrechtem Schwund der Endsilbe entsteht nur einsilbiges te; die Schreibung tee im Leidener Prisciau (65 a) neben te (Sg.) beweist doch ebenso- wenig Zweisilbigkeit, wie die Schreibung rii neben ri 'König'!

14 JULIUS POKORNY,

daneben liegt die Nebenform d'iad, die auf *di-vedo- {<*de-vedho) zurückgeht; das Nebeneinander von de- und dt- findet sich auch in der Verbaltiexion, da das Präteritum -deraid (Ml 99 b 13) auf -*dero-vödhe, der Konj. Imperf. -dised dagegen auf -*dt-vedh-s-eio zurückgehen mufs.

6. i n-degaid * hinter -her, nach'.

S. 328 Anm. beschäftigt sich H. mit degaid, das er auf *de- saigid zurückführt. Die Nebenform digaid soll hingegen auf *di-saigid zurückgehen. Dies ist jedoch ganz unmöglich, denn langes l ist im Hiatus früh gekürzt und wie kurzes i behandelt worden, was durch ern-, die Kompositalform von iärnn 'Eisen' (also isarno-> *i(h)arno-> *earno-> ern-) unzweifelhaft bewiesen wird. Das i in digaid mufs somit analogisch sein und wird wahr- scheinlich von dem gleichbedeutenden i n- d'iad bezogen sein, dessen i zur Zeit von Ml. (hier tritt nämlich digaid zuerst auf) schon im Hiatus wieder gelängt worden war. Es liegt somit gar kein Grund vor, degaid nicht auf disaigid zurückzuführen, umso- mehr, als auch die Yerbalform con-dieig (aus *di-saig) auf die Gestalt dl- hinweist.

Die nicht-palatale Qualität des g in degaid bedarf noch der Erklärung. Mit Rücksicht auf Formen, wie -roirea aus *ro-(v)era, -dillem aus *di-ellam, -dimea aus *di-ema könnte man zwar an- nehmen, dafs ein synkopierter }iisit\\s\ok?d auf den nachfolgenden Konsonanten die gleiche umfärbende Wirkung ausübe, wie ein sj'nkopierter Vokal zwischen zwei Konsonanten, aber Beispiele, wie remi 'vor ihr' aus (*i))risamjüi (das nach Ausweis des mittelir. reime, roime palatales m hat) oder heimmi ,wir werden sein' aus *bijami <*bhvijämesi zeigen deutlich, dafs bei der Synkope von i-a keine ümfärbung des folgenden Konsonanten erfolgt. Dies erklärt sich einfach daraus, dafs bei der Gruppe ove das v noch vor dem Schwund die Ümfärbung bewirkte, während sich die Gruppe i-e zu ije entwickelt hatte, worauf dann das ; in gleichem Sinne einwirkte. Die Gruppe i-a hingegen wurde kurz vor der Synkope zu e-a und das a schwand hier spurlos, da sich zwischen e und a kein Halbvokal mehr entwickeln konnte, der die Färbung des a dem folgenden Konsonanten mitgeteilt hätte. Wir müfsten somit aus *di-saigid die Form *de(i)gid erwarten. Es liegt also wahrscheinlich eine analogische Beeinflussung durch i n-agaid

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 15

'gegen, nach' vor, das nicht nur teilweise in der Bedeutung, sondern auch lautlich mit i n-degaid zusammenfiel, da letzteres schon altirisch wie i n-egaid mit Verstummung des d gesprochen wurde, agaid selbst ist eine Kompromifsform zwischen dem Nominativ agad und dem Akkusativ aigid, welch letzterer auf *agetein zurückzuführen ist, agad dagegen auf *agetn.

Die gleiche Vermischung von saigid und agaid findet sich auch in i frühagaid 'gegen' an Stelle des lautgesetzlichen fritliaigid = früh- saigid.

7. A^okalkoiitraktion und Synkope.

H. tadelt mich (S. 328) wegen des Ansatzes von langem ö in do-c6tar 'sie gingen', das er auf -*couaiar zurückführt. Die altirische Schreibung mit kurzem o, sowie der kurze Vokal in fochaid aus fo-saigid sollen die Unrichtigkeit meines Ansatzes beweisen.

Die Form fochaid beweist aber gar nichts, da es sich hier um die Gruppe osa handelt, die für ova noch lange nichts besagt, wie ich schon wiederholt bemerkt habe, besonders da in letzterem Fall das schliefslich vokalisierte v in Rechnung gezogen werden mufs. Auch die dreimalige Schreibung -cotar neben -commar ist allein nicht beweisend, da die Längezeichen ja oft genug aus- gelassen oder verblafst sind. Das einmal (Ml) belegte du-cüatar weist im Gegenteil auf do-cötar hin und zwar deshalb, weil es nicht mit H. (C. Z. IX 28) als Analogiebildung zur 3. Sing, do-cudid erklcärt werden kann. Wenn nämlich -cüatar das ua von -cuäid bezogen hätte, so müfste es wie dieses zweisilbiges u-a haben, was auch H. ganz willkürlich annimmt; die Unrichtigkeit seiner Behauptung zeigt ein Blick in den Kalender des Oengus, wo ausdrücklich do-cküatar mit Diphthong üa (Prol. 279) über- liefert ist. Aufserdem lautet ja die 3. Sing, noch in Ml. regel- mäfsig doco'id] nur einmal ist die Form du-cuaid überliefert, die selbst erst einer jüngeren Analogiebildung (Einflufs von -dechud, -dechuid oder von ad-cu(a)id 'hat erzählt') ihre Entstehung ver- dankt und somit schon aus chronologischen Gründen nicht zur Erklärung von dii-cüatar herangezogen werden kann, -cüatar erklärt sich jedoch leicht aus -cötar durch Analogie zu den Fällen, in denen 6 regelrecht zu üa diphthongiert worden war. Dazu kommt noch, dals die Annahme des ö in -commar, -cötar

16 JULIUS POKORNY,

nicht eiumal zu dem kurzen o in fochaid in A^'iderspruch steht, wie H. meint, denn das u beruht ja gar nicht auf Verschmelzung mit a, das vielmehr regelrecht ausgefallen ist. Die Entwicklung ist etwa die, das urkeltisch *-covndontar über *-covädoddar durch Hai>hulogie zu *-covatar wurde und dafs das a durch die Synkope ausfiel, während o mit dem zu u gewordenen v noch vor dessen Soliwund zu ö verschmolz. Diese Verschmelzung ist um so eher anzunehmen, als ja, wie die Umfärbung des r in- yotrea {<*rO' verät) u. a. zeigt, das v nach betonter Silbe nicht gänzlich vor der Synkope geschwunden sein kann. Dals die Gruppe -ova-, w'ie ich angenommen habe, durch die Synkope zu 6 wird, zeigen auch com i^covarju), cörae {*covarja) zu coir 'richtig, passend', das, wie Bergin gezeigt hat, nicht mit cymr. cywir gleichgesetzt werden darf. H. meint zwar (C. Z. IX 2 a), dafs "^coru, corae vor- erst durch Einflufs von co(a)ir zu *coäru, *coärae umgestaltet worden seien und dals später eine sekundäre Kontraktion zu com, corae stattgefunden habe, aber diese Idee ist, abgesehen von ihrer Umständlichkeit, auch an und für sich ganz widersinnig. H. scheint nämlich nicht zu wissen, dafs das (nur selten belegte) a in co(a)'ir, wenn es nicht einfach Zweisilbigkeit bezeichnete, doch in altirischer Zeit jedenfalls nicht gesprochen w^urde, wie die fast ausschliefsliche Schreibung coir zeigt. Es kann daher *com unmöglich durch Einflufs von codir zu *coäm ge- worden sein. Somit müfste diese Analogiebildung in eine Zeit zurückgehen, als das Wort noch co-ar' lautete; das ist aber höchst problematisch, weil wir nicht wissen, ob damals nicht auch die Synkope noch nicht eingetreten war; ferner sollte man doch alt- irisch noch Formen wie *coar(a)e, *coaru vorfinden, wie auch loathar noch neben Utlior überliefert ist es heifst aber schon in der ältesten Zeit immer nur core. Auch die oben widerlegte Annahme, -cüatar habe sein a von ■ci\(a)id bezogen, ist schon deshalb unmöglich, weil das a in ■cu(a)id eben nur orthographisch vorhanden war.

Die Entwicklung von ova zu 6 liegt weiter vor im Zahl- wort nomad 'der neunte', das auf *novameto- zurückzuführen ist. Mit H. eine Grundform *novemeto- anzusetzen (S. 331) verbietet ja schon dechmad 'der zehnte', das nur auf deJcameto-, *dehn-eto, nicht aber auf *dehemeto zurückgehen kann und beweist, dafs die l^ildung der Ordinalia in eine Zeit zurückgeht, als *nevn, dekm noch nicht zu ""neven (durch Einflufs von dehmmevem) *deJcem

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 17

g-eworden waren, weshalb der silbische Nasal die antevokalische Behandlung erfuhr. Es ist also uririsch '^novameto-, älter *nevuto- ■j-eto- anzusetzen.

Wegen des kymr. naiv 'neun' auch fürs Irische eine Grund- form *navn anzusetzen, die ganz unerhört wäre, liegt kein Grund vor, da die britannischen Dialekte öfter -ov- unter nicht ganz klaren Bedingungen wie -av- behandeln (vgl. Pedersen Gramm. 161); ein solcher Fall liegt zweifellos auch hier vor, weshalb die Grund- form "^novameto- und nicht *navameio- lauten muls. nömad ist also lautgesetzlich, ebenso auch nönbar 'neun Mann', da idg. ^nevn-viro- regelrecht über "^nevanviro- {n wird vor v zu an)^ *novanviro- zu nönbar^) w^erden mulste (falsch H. S. 331).

Unrichtig urteilt H. auch (S. 328) über die Quantität des Vokals im bereits besprochenen -dülem, dilledach, diUedche, den er als i ansetzt, obgleich hier ebenso wie in -dimea stets kurzes i geschrieben wird, wodurch er selbst die Beweiskraft des mangelnden Längezeichens in do-cotar, do-commar widerlegt. Metrische Bei- spiele, die die Quantität des i sicher festlegen würden, sind jedoch nicht vorhanden. H. scheint aber anzunehmen, dafs i im Hiatus mit einem folgenden e zu / kontrahiert worden sei, also -diUem aus *di-ellam, -dimea aus "^di-ema usw. Es muls hier di- mit kurzem i angesetzt werden ^), da das lange i im Hiatus noch vor der Zeit der Synkope gekürzt worden war. Ein anderes Wort liefert uns aber den Beweis, dafs in der Gruppe i-e das e ausfiel, ohne mit dem vorhergehenden i verschmolzen zu werden. Es handelt sich zwar da um die Gruppe iCvJe, aber da das e in den oben erwähnten Fällen vor nicht-palataler Konsonanz stand und daher eine offene Aussprache angenommen hatte und v zwischen palatalen Vokalen spurlos zu schwinden pflegt, da ferner i nach den irischen Lautgesetzen niemals mit einem andersfarbigen Vokal verschmolzen wird, wird man aus der Behandlung von ifüje immer- hin einen Wahrscheinlichkeitsschluls auf die von i-e ziehen können. Es handelt sich um das Wort didenach 'letzter', eine Ableitung von diden, das von Thurneysen 824) irrig mit langem i an-

^) Es ist nicht gut denkbar, dafs das von H. als regelrecht betrachtete *noinher durch Einflufs von oclitar zu nönbar geworden wäro; dies hätte höchstens zu *nombar werden können, da auch der Diphthong oi durch das einfache not gestützt worden wäre.

^) Das einmal belegte dillib, Dat. Dual, von d'iall verdankt das lange i den übrigen Kasus, wo das i im Hiatus altirisch regelmäfsig gelängt worden war.

Zeitschrift f. oelt. Philologie XI. ')

18 JULIUS POKORNY,

gesetzt wird, iliden geht auf di-vedono- zurück und stellt sich zu (?irt(7 'Ende' (*d't-veilo-) und /er?«« 'Fahren' (*vedonn), von der- selben A\urzel. Wie der Reim mit mtlide (im air. Text Liadain und Cuirithir) zeigt, muls das / kurz angesetzt werden; in deden, dcdcuarh (*dr-vedono-) sind dagegen die beiden r zu e verschmolzen worden; im Ansclilufs daran und an die vorkonsonantische Form di- ist das i in diden(ach) dann im Mittelirischen gelängt worden. Der angeführten Regel über das Schicksal von -ive-, -i-e- scheinen nun die Formen du-m-dised (3. Sing. Konj. Impf.) aus *di-vessed <*vedh-s-eto und ditiu 'Schutz' aus *di-€ddm <*de-em-tjö zu widersprechen. Der Widerspruch löst sich aber leicht, wenn wir in Betracht ziehen, dals das e hier vor palataler Konsonanz stand und daher stark geschlossen war und in der Tat eine ?-ähnlit'he Aussprache angenommen haben mufs, wie der in nicht- sj'nkopierten unbetonten Silben eingetretene Wandel von e zu i vor palataler Konsonanz deutlich zeigt. Hier wird eben i mit dem folgenden Vokal, der beinahe zu i geworden war, kontrahiert worden sein, während in di-ellam usw. das e eine «-ähnliche Aussprache angenommen hatte und daher mit dem i nicht kontra- hiert werden konnte. Diese gleichartige Behandlung von i(v)e und i-e in -dissed und ditiu macht es wahrscheinlich, dafs auch in -dillem die Gruppe i-e zu demselben Resultat geführt haben wird, wie die Gruppe -i(v)e- in drden.

Auffällig ist das e in -dcci 'blickt' -derig 'verläfst'. Thurn- eysen will (§824) Grundformen, wde *di-en-JcSset, "^ dt -ess- reget ansetzen, aber dann bliebe das e unerklärt, da man entsprechend ditiu doch i erwarten sollte. Es kann sich also nur um Analogie- bildung zu unkontrahierten Formen, wie do-eci, dorerig handeln, oder man mufs annehmen, dafs diese Verba die Form de- und nicht di- enthalten, was gleichfalls möglich wäre.

8. Die Beliandlimg der Gruppe -ovo-,

R nimmt im Gegensatz zu der bisherigen Anschauung an (S. 329), dafs -ovo- im Auslaut über ou erst zu du und dann zu do, ö geworden sei. Seine Beispiele für diese angebliche Ent- wicklung sind: Der arch. Gen. Sing, hou, der Gen. Plur. hau, hdo, der Nom. Sing, gdu, gdo, und der Gen. Sing, crdu, crdo, cröu, crö.

Das Beispiel gdu, gdo, fällt hier von vornherein weg. Es ist ja doch ganz unmöglich, gdu über *govos auf *gousos

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 19

zui'ückzuführen. *gousos wäre ja schon längst zu *gösos geworden, bevor das s ausfallen konnte, so dafs sich jede weitere Diskussion über diese Frage erübrigt. Man könnte nur fragen, ob Tliurn- eysens *gävä oder mein Ansatz *(Jhdvä richtiger ist. Ich habe die Grundform deshalb mit kurzem a angesetzt, weil ich mir nur so den Unterschied der Behandlung von ndu 'Schiff erklären kann, dessen du im Hiatus stets nur als o erscheint (Gen. noe, niemals aber mie), während das du von gdu im Gen. gue und im Verbum güaigidir zu u geworden ist. Da nun ndu bestimmt altes langes ä enthält, habe ich für ^au kurzes a angesetzt, was auch etymologisch am besten stimmt, wenn ich gdu richtig zur Wurzel (jheu: ylidii 'auseinanderklaffen' in yavvog 'locker, weichlich, nichtig', xavvas 'Windbeutel, Aufschneider', ags gead 'Leichtsinn, Torheit' gestellt habe, was mir nicht zweifelhaft erscheint. Thurn- eysen bemerkt (schriftlich), dals er wegen des cymr. gau langes ä angesetzt habe. Ich möchte aber auf das Cymrische kein allzu- grofses Gewicht legen, da gerade die Vertretung von äv, uv in den britischen Dialekten, noch recht ungeklärt ist; es läfst sich aber selbst in unserem Falle eine Erklärung finden, angenommen, dafs *gavä bestimmt cymrisch gaw hätte ergeben müssen, wie Th. anzunehmen scheint.

Altcymrisches au (neucymr. aiv) wird nämlich unter gewissen Umständen bei Antritt einer weiteren Silbe über ou zu eu, wie aus dem Namen Meugan, altcymr. Maucan, dann aus meu-dwy 'Einsiedler' gegenüber corn. mmv 'Jüngling', bret. mao gesund (gemeinbritisch *mau- aus magu-) hervorgeht. Nun wird aber gau 'falsch' als Adjektiv in den britischen Dialekten meist dem dazugehörigen Substantiv vorausgestellt und bildet mit diesem ein Kompositum, so dafs es in dieser Stellung lautgesetzlich aus *~gaw- hervorgegangen sein kann. Da dies die am meisten ge- brauchte Verwendung des Wortes ist, so darf man ohne weiteres annehmen, dafs die adjektivische Form gau- auch das im Sub- stantiv berechtigte gaw verdrängt hat, wofür es ja zahllose Analogien gibt. Bei Thurneysens Annahme einer Grundform *^ävä bleibt hingegen des Gegensatz gue: noe unerklärt. Ich möchte deshalb an meinem Ansatz ^(jhdvä festhalten.

Es bleiben also nur noch die Formen von ho 'Kuh' und crü 'Blut' übrig. Der Gen. Plur. hdu, hdo ist jedoch doppeldeutig, da man ihn nicht nur auf "^g^ovom, sondern ebensogut auf ^g^üvöm zurückführen kann, das sein ö aus dem Nom. PI. *g''öves (Skr. gävah) bezogen haben

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20 JULIUS POKORNY,

wird, der auch im altir. hai (älter *hoi) stecken dürfte. Allerdings weil's ich für den Gen. Sg. crdu, crou, crelo vorläufig keine bessere Erklärung vorzubringen, so dafs H. mit seiner Regel immerhin recht behalten mag. Gewifs falsch ist aber seine Herleitung von craii aus *kruvos, bezw. cnö (älter '*cndu?) aus *hiuvos. Denn dann mufsten die entsprechenden cj-mrischen Formen *cryw, *knyw lauten, während in Wirklichkeit crau, cnau überliefert sind, die nicht analogisch zu erklären sind und auf *krov-, *hnov- hinweisen. Die urkeltische Flexion durfte *krü-s, *krov-os, vielleicht auch *knü-s, *knov-os gewesen sein, doch möchte ich besonders für crn andere Möglichkeiten nicht geradezu ausschliefsen. Zur Stammabstufung krä:krov vergl. brü 'ßand' (*bhrU-s):broi 'Brauen' (*bhrüve).

In seinen weiteren Ausführungen über inlautendes -ovo- vermag ich jedoch H. nicht zu folgen. Er will nämlich den Gegensatz von tobe 'Abschnitt' (nach bisheriger Anschauung *to-vo-bion) und diiilgine 'Belohnung' {*de-vo-laiiginja) dadurch erklären, dafs er annimmt, nur in letzterem Fall liege die laut- gesetzliche Entwicklung von ovo {do-vo aus de-vo) vor, während tobe nicht aus *to-vo-bion, sondern vielmehr aus *tä-vo-bion hervor- gegangen sei. Die Existenz der Präposition *tä- aus vcllbetontem idg. *tö würde auch durch die Form -*iait 'er kommt' aus *te- thet bewiesen. H. teilt also Thurnej^sens Meinung, dafs die Prä- position to- auf idg. *tö zurückgehe. Th. meint, dafs *tö unbetont über *//7 zu tu, to und dann im Vorton zu du, do geworden sei; daneben hätte sich vielleicht ein vollbetontes *tä erhalten (Hand- buch § 841). Hierbei ist schon falsch, dafs */ö nur unbetont zu *tn geworden sei; auslautendes ist vielmehr, wie 'Hund' aus *kvö zeigt, auch betont zu -u geworden ; dem gegenüber wäre t(i- höchstens als Kompositalform möglich gewesen, da in diesem Falle das (inlautende) ö zu a hätte werden können. Aulserdem ist ö vortonig nicht zu -u, sondern zu a geworden, wie der Akk. Plur. des Artikels inna aus *sin+dris (idg. *töns) und das infig. Pronomen der 3. Plur. ta, da (idg. *tdns), ferner die vortonige Form da 'zwei' (idg. *dvöii) zeigen. Deshalb kann auch altir. to-, tu- nicht auf *tö zurückgeführt werden. Man müfste also annehmen, dafs *tö nur in der Gestalt *tä aufgetreten sei, allein auch diese Ansicht ist unrichtig. Denn *tä oder gekürztes *tä könnte auf keinen Fall in ir. toisech, cymr. ty-wysog, atbrit. to- visäci stecken, deren Vokalismus sich nur durch eine gemeinsame

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 21

Grundform *to- erklären läfst; ebenso blieben o, u in dorn, duit, di'imi,^) duih unerklärt; Avenn man auch annehmen könnte, dafs der Vokal im Präverb do-, du- analogisch von ro-, no-, fo- be- einflufst sei, so könnte man doch das o in alten Bildungen, wie as-toidi 'glänzt' (aus '^-to-vid^t), -töeth 'wird fallen' (aus *to-ti-fi(d-s-t), -totsat 'dafs sie fallen' (aus *-to-tud-s-ont) kaum auf dem Wege der Analogie erklären. Man wird also als Grundform auch weiter- hin *to- ansetzen müssen.

Die verschiedenen Abweichungen des Vokalismus lassen sich von da aus unschwer erklären.

Da im Vorton io- regelmäfsig zu *to-, *da- werden mufste, so mufs das o des Präverbs do- selbstverständlich als Analogie- bildung zur betonten Form to- erklärt werden, ebenso wie vor- toniges ro- seinen Vokal der betonten Form verdankt. Da ferner betontes to- durch regelmälsigen Umlaut auch als tu- erscheint» kann auch die Form du- auf gleiche Weise erklärt werden. Das häufige Vorkommen des vortonigen tu- in archaischen Texten macht es jedoch wahrscheinlich, dafs das u in den meisten Fällen eher dem stets vortonigen na- entnommen sein wird; in diesem Worte, das nach Ausweis des mcymr. neu auf *nevö (zu lat. novus) zurückgeht, mufste ja das u (und das hieraus durch Schwächung hervorgegangene o) lautgesetzlich erhalten bleiben (Pokorny, § 81 exe. 3); auch ru-, fu- wird so durch nu- beeinflufst worden sein; bei fu- mag allerdings der Labial mit im Spiele gewesen sein.

Das a im Paradigma von do-tet 'kommt', also z. B. ni tait 'er kommt nicht' aus *ta-tet bezw. *fa-teig möchte ich einfach dadurch erklären, dafs hier noch vor der Zeit der expiratorischen Akzentwirkungen die proklitische Form ta- analogisch die Stelle der vollbetonten Form to- eingenommen hat, dafs also z. B. -to-teg 'ich komme' durch Einflufs des unecht-kompouierten ta-teg noch vor dem haplologischen Schwund zu -ta-teg daraus altir. -taig geworden sei. Dieser Annahme stehen keinerlei Schwierigkeiten entgegen, da sich die echt- und unecht -komponierten Formen desselben Verbums oft gegenseitig analogisch beeinflufst haben wie z. B. do-tuit 'fällt' (aus *to-tüdit erwartet man *do-tuid) sein auslautendes t(t) dem echt - komponierten -tuit verdankt, das wiederum seinen Vokal (*-tö-tudit ergebe mit haplologischem

*) Die Dehnung des ü dürfte teils dem unlenierten nn, teils dem Ein- flufs von d/nn zu verdanken sein; danach auch düib und dib.

22 JULIUS POKORNY,

Schwund des u *-toit) der unecht-komponierten Form entnommen liat. Der Annahme, dafs fo- schon in jener frühen Zeit im Vorton zu in- geworden sei, steht auch die archaische Erhaltung des o im Innern nachtoniger Silben nicht entgegen, weil auslautende Vokale in vortonigen Silben weitaus früher einer Schwächung ausgesetzt Avaren, als in nachtonigen Silben (vgl. Pederseu I 243).

Nach dem Gesagten kann also t6h(a)e etc. nicht auf *t(1-vo-hion zurückgeführt werden, sondern nur auf *to-vo-bion. Wie soll man es aber erklären, dafs to-vo- zu fö-, de-vo aber über do-vo- zu du- wird? Ich sehe keinen andern Weg, als die Verschiedenheit der Behandlung durch das verschiedene Alter der Komposita zu erklären. Die Formen mit du- müssen sehr alt sein, weil hier de- wie im einheitlichen Wort vor v zu do- geworden ist; do-vo wird eben schon früh infolge Vokalisierung des -V- eine stark geschlossene Aussprache angenommen haben und so schliefslich zu dii- geworden sein. Anders dürfte es sich mit der Gruppe to-vo verhalten haben; diese kann und wird auch wohl bedeutend jüngeren Ursprungs sein, so dafs man annehmen darf, dafs to- erst vor -vo- trat, als das anlautende v schon eine mehr konsonantische Aussprache angenommen hatt; dieses erst später in den Inlaut gerückte v dürfte mithin die umgebenden Vokale nicht so stark beeinfluft haben wde das alte intervokalische V, weshalb to-vo- zu to- und nicht zu *tü- wurde. Es ist natürlich auch möglich, dafs hier dieselbe Analogiebildung wie bei -tait stattfand, dafs also vortoniges ta- das alte to- ersetzte, doch scheint mir dies mit Rücksicht auf das ausnahmslose ö (niemals ü) weniger wahrscheinlicli. Die Diphtongierung dieses 6 zu üa ist dann leicht als Analogiebildung zu den Fällen mit älterem ö zu erklären.

Die Kompositionsform gü- zu gdu „Lüge" gehört natürlich nicht hierher, da '^gouso- über *göso- nur *^d- ergeben hätte; die Form gü- erklärt sich ohne weiteres durch Verschleppung aus dem Hiatus, wie z. B. güaigidir, güe, etc., wo av über ö regel- recht, wie ich § 112, 3 a gezeigt habe, zu ü geworden ist.

Die Entwicklung des au im Hiatus zu ü läfst sich wohl nicht bestreiten. Das von mir neben gdu angeführte aue liefse sich zwar auch nach O'Maille (Language of the Annais of Ulster, p. 49) anders erklären, aber jede andere Deutung versagt bei dem alten Eigennamen Dmii, Gen. Bauach, Doäcli, Duäch (Belege im Wörterb. der ir. Akademie), durch den der Übergang von au zu ü ganz sichergestellt wird.

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 23

9. Die Umfärbuug des e vor ufj.

In § 114, Ic und 3 b habe ich die Regel aufgestellt, dafs idg. e altirisch vor ng + e, f, J, ü stets als i erscheint. Hierzu bemerkt H. (S. 332), dafs ihm die allfälligen Beispiele weniger wichtig wären, als die Tatsache, dafs o in gleicher Stellung nicht zu u geworden sei. Da nun die Umfärbuug von 0 zu u und von e zu i seiner Ansicht nach auf einem einzigen Lautgesetz beruhe, müsse meine Regel falsch sein! Ich glaube, dafs diese doktrinäre Auffassung arg übertrieben ist. Auf diese Weise kommt man nie zu wissenschaftlichen Ergebnissen. Weil e und 0 in den meisten Fällen parallele Entwicklung zeigen, darf man das doch nicht a priori auch für alle übrigen Fälle behaupten.

Vor allem hat H. übersehen, dafs ich keineswegs behauptet habe, idg. e sei durch jenes Hebungsgesetz zu % geworden; ich habe nur festgestellt, dafs e + ng aufser vor a und o Vokalen stets als mg erscheint, wobei ich die Ursache dieses Wandels nicht näher untersucht habe. Wie unrecht H. meine Regel tadelt, geht übrigens schon daraus hervor, dafs zur Zeit des von H. genannten Lautgesetzes die alte Lautgruppe e + ng überhaupt im Irischen nicht vorhanden war. Idg. e ist nämlich schon ur- keltisch, ebenso wie im Lateinischen, von ng zu i geworden; ein eng-, das durch Hebung zu ing- hätte werden können, existierte somit in jener Zeit gar nicht. Das beste Beispiel dafür ist das von mir augeführte cingid 'schreitet', das zu cymr. rliy-gyng 'Pafsgehen', gall. Cingeto-rix, ahd. hinkan gehört und auf idg. *khengeti zurückgehen mufs; man kann hier natürlich nicht sagen, dafs eng durch das folgende e zu i umgefärbt worden sei; das e hat nur den Vokal der vorhergehenden Silbe, der schon lange vor dem irischen Umlaut zu i geworden war, nicht beeinflufst. In der 3. Plur. cengait ist das e natürlich nicht alt, sondern durch Einflufs des folgenden o (idg. Vchengonti) aus älterem i entstanden. Dasselbe gilt für lingkl 'springt' aus idg. '^lengheti^)\ auch hier ist als gemeinkeltische Form Hingeti (vgl. gall. Lingones) an- zusetzen.

Da dieses aus eng hervorgegangene ing im Irischen vor e erhalten bleibt, so mufs es notwendigerweise erst recht vor t, j,

1) Amiers Osthoff, Morphol. Unters. VI, 21—28.

24 JULIUS POKORNY,

ü erhalten bleiben, da ja diese niemals die Brechung von i zu e hervorrufen können. Meine Regel besteht also zu Recht und kann, da es sich hier um einen gemeinkeltischen Vorgang handelt, mit der irischen Hebung von o zu u und c zu i in keinerlei Parallele gestellt werden.

10. Die Ersatzdelinung nach i.

In § 115, 5 habe ich die Regel aufgestellt, dafs altes i durch Ersatzdelinung zu iu, eo, eu wird, wenn ein palataler oder «-farbener Vokal nachfolgt. Hierzu bemerkt H., ohne irgend- welchen Beweis für seine Behauptung zu erbringen, dafs meine Regel falsch sei, dals also '-^koligm zu cuUln hätte werden müssen und dafs die Form cuilinin eine Analogiebildung zu Worten mit altem e, wie ceniuil {*kenetli), darstelle, die allein den Diphthong tu, CK, CO lautgesetzlich entwickelt hätten. Diese Anschauung wäre zwar möglich, aber dadurch würden sich eine Reihe von Schwierigkeiten ergeben.

Vor allem bliebe unklar, weshalb schon in den ältesten Texten iu mit eu, eo wechselt. Denn da die Orthographie der Glossen in phonetischer Beziehung eine erstaunliche Genauigkeit aufweist, ist es nicht gut denkbar, dafs iu, eu, eo nur scliwankende Schreibungen desselben Diphthongs darstellen, eo neben eu stellt, wie die moderne Aussprache erweist, nur die jüngere Entwicklung des Diphthongs dar, die mit der historischen Schreibung eu ab- wechselt; iu läfst sich dagegen nicht gut als Entwicklung von eu erklären. Dies wäre nur unter der Voraussetzung möglich, dafs schon am Beginn der altirischen Zeit eine Verschiebung des Silbengipfels auf das zc stattgefunden hätte; dann wäre die Schreibung iu {= ni) für eu verständlich. Aber wenn die Ver- schiebung schon bei eu stattgefunden hätte, wie sollte man sich dann den Wandel von eu zu eo erklären, der doch nur ver- ständlich ist, wenn der Ton damals auf dem e ruhte; die neuir. Aussprache ö beweist überdies zur Genüge, dafs diese Verschiebung des Tones erst stattfand, als cu bereits zu eo geworden war; somit kann die Schreibung iu auch hicht als Variante von eii erklärt werden und mufs andern Ursprung haben.

Ferner blieben, wenn H. recht hätte, die Futurformen 3. Plur. ara-chiurut, ghdait, Kondit. 3. Sing, no-giulad unerklärt;

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 25

nach H. müfsten -*ki-kri-ü-nt, *gi-gli-ä-nU, -*gi-gli-ä-to regelmäfsig -*cMrc(t, -*güait, -*gila(l ergeben.

Thurneysen teilt offenbar diese Ansicht, da er meint, diese Formen hätten ihren Yokalismus dem Prät. -chiuir, -giiiil ent- nommen. Nun ist schon die Beeinflussung des Futurums durch das Präteritum nicht wahrscheinlich, da aber auch beim Präteritum der Diphthong iu nur in der 3. Sing, berechtigt war, die andern Personen dagegen c haben mufsten, da aufserdem die Endungen im Prät. und Fut. ganz verschieden waren, so wird man nicht annehmen dürfen, dafs -cldurat, giulait blofs durch Einfluls der 3. Sing. Prät. -chiuir, -giuil ihren Vokalismus erhalten hätten.

Die genannten Schwierigkeiten werden durch meine Eegel sofort behoben. Ich bleibe dabei, dafs üi ursprünglich nur aus altem i hervorgehen konnte. Dafs dann im selben Wort iu und das aus altem oder durch Umlaut entstandenem e hervorgegangene eu, eo wechseln konnten, ist leicht als Analogiebildung zu er- klären. So konnte sen (lat. Signum), Gen. siuin leicht zu tren {*tregno-) neben treuin einen Gen. triiiin hervorrufen, andererseits konnte das e von sen in den Gen. dringen, wodurch seuin entstehen konnte. Im allgemeinen ist jedoch iu in den Worten mit altem i häufiger.

Die Futurformen -chiurat, giulait sind dann ganz regel- mälsig aus -*Jcikriänt, *gigliänti hervorgegangen, während sie bei Ablehnung meines Gesetzes nicht wohl erklärt werden könnten.

Lautlich liegt gegen meine Regel auch kein Hindernis vor, denn cymr. colivyn (*koligno-), sicyn flat. Signum), llivyn (lat. lignum) zeigen, dafs auch im Cymrischen ig vor n erst zu iu (daraus dann ui) geworden war, weshalb fürs Irische unbedenk- lich das Gleiche angenommen werden kann.

11. Zur Stammbildung des reduplizierten Präteritums.

Den klarsten Beweis für die Richtigkeit des eben be- sprochenen Lautgesetzes liefern die Präteritalformen -giuil, -ciuir. H. meint zwar (S. 333), als Reduplikationsvokal sei e und nicht i einzusetzen und das iu der erwähnten Formen beruhe auf Einflufs von -lil, -rir, aber er bringt für diese Behauptung keinerlei Beweis bei. Wie will er aber das i in -lil, -rir erklären? Ein alter Aorist, etwa U-li-t kann wegen der 3.Plur. -leltar, die aus *le-l-antar

26 JULIUS rOKOKNY,

(> ant-r) hervorgegangen ist. nicht vorliegen, da le-li-ntar zu *hJtcr geworden wäre, ebenso fehlt jeder Anhaltspunkt für die von Pedersen (II 380) angenommene mediale Endung -ai; das von ihm herangezogene edivyn 'er weifs' ist, wie Morris Jones (Welsh Grammar 355) gezeigt hat, keine ursprüngliche Form, sondern erst später durch Analogie neben das berechtigte adwaeii getreten. Es kann doch gar kein Zweifel darüber be- stehen, dafs wir, wie auch die 1. und 2. Sing, -cer gegenüber der 3. Sing, -dnir beweist, auch in -lil, -rir die Endung des Perfekts zu suchen haben, wie die reduplizierten Präteritalformen ja aus- nahmslos die Endungen -*a, -as, -e, gerade wie im Griechischen, aufweisen. Somit dürfen wir nicht *le-l-e, *re-r-e ansetzen, da das i sonst unerklärt bliebe. Die von mir angesetzten Grund- formen *U-l-e, *ri-r-e lösen zwanglos diese Schwierigkeit, denn das i der Reduplikation ist einfach in vorhistorischen Zeit aus dem Präsens Hi-na-mi, *ri-na-mi in die Eeduplikationssilbe übertragen worden, genau so wie in *ku-Mov-a, air. cüala das u der Eeduplikationssilbe aus dem Präsens stammt. Diesen Vorgang wird man um so weniger anzweifeln können, als genau dieselbe Erscheinung im Arischen und Lateinischen auftritt, so im ai. Perfekt didve^a, rurödha, im lat. scicidi, pupugi u. a. m.

Es ist mir übrigens gelungen, einen direkten Beweis dafür zu finden, dafs -lil, -leltar mit altem i anzusetzen sind. Es ist dies die komponierte 3. Plur. -ruilleiar (geschrieben -rullddar, ruilcatar) im Serglige Con Culainn § 6, die wegen des u der ersten Silbe nicht auf ^ro-lelantar, sondern nur auf *ro-lilantar zurückgehen kann. Da kein Grund vorliegt, Avarum ein allfälliges -*roilletar zu -ruületar analogisch umgestaltet worden sein soll, muls man diese Form als lautgesetzlich ansehen. Das i der Reduplikationssilbe ist somit sichergestellt.

Da ferner crenaid, glenaid mit renaid und lenaid genau parallel gehen, mufs auch für -cmir, -giuil eine Grundform *kikre, *(jigle angesetzt werden. Dasselbe gilt für das Prät. von ara-clirin.

Dadurch ist der Beweis erbracht, dafs auch i durch Ersatz- dehnung zu einem Diphthong wird, wie ich in meiner Grammatik richtig angenommen habe.

Ueber die historische Erklärung der ganzen Bildung vgl. meinen demnächst erscheinenden Aufsatz in den Idg. For- schungen.

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 27

12. Der Vokalismus von (ir-foinia.

Zu meiner Bemerkung 126, 1, note 3), dafs in ar-foima (= ar-fo-ema) die Kontraktion der ursprüuglicli durch keinen Konsonanten getrennten Vokale noch vor der Zeit der Synkope stattgefunden habe, meint H, diese Kontraktion liabe vielmehr nach der Synkope eintreten müssen, was er ZOP IX 27 ff., 66, 78c gezeigt haben will. Ich habe die zitierten Stellen sehr aufmerksam geprüft, ohne jedoch einen solchen Beweis finden zu können. Eine Form, wie ad-coidemmar 'wir haben angezeigt' aus -*co-vid- ammar beweist zwar durch die Palatalisierung des d und die Erhaltung des Vokals der ursprünglich dritten Silbe, dafs die Kontraktion nicht vor der Synkope eingetreten sein kann, aber hier handelt es sich, ebenso wie bei Hs. übrigen Beispielen, um die Gruppe ovi, also um durch altes v getrennte Vokale, während in unserem Beispiel die Vokale direkt zusammenstofsen. Ich habe schon früher gezeigt, dafs es nicht gestattet ist, ove und o-e auf gleiche Stufe zu stellen. Schon an und für sich ist es wahr- scheinlich, dafs Vokale, die durcli keinen Laut getrennt waren, früher kontrahiert worden sind, als die, zwischen denen ein Laut erst später geschwunden ist, so dafs man aus der Behandlung von ove doch keinen Schlufs auf o-e zielen darf. Die Unrichtig- keit von Hs. Behauptung läfst sich übrigens direkt erweisen. "Wenn nämlich, wie H. meint, die Kontraktion in ar-foima erst nach der Synkope stattgefunden hätte, so müfste doch z. B. die 3. Flur, des Konj. Präs. -*fo-emäddar zur Zeit der Synkope noch viersilbig gewesen sein und hätte durch die Sjukope nur zu *föematar, entsprechend coidcmmar aus '■'co-vidammar werden können; überliefert ist aber nur -foimtar mit Synkope des ä, wodurch klar bewiesen wird, dafs das ä zur Zeit der Synkope die zweite Silbe bildete und deshalb ausgestofsen wurde; das vorhergehende o-e mufs daher schon vor der Synkope zu einer einzigen Silbe, zum Diphthong de, oi kontrahiert worden sein.

Den Beweis, dafs die Kontraktion alter Hiatusvokale älter ist als die Synkope, liefern auch jene Fälle, in denen der Hiatus durch den haplologischen Schwund eines Konsonanten hervor- gerufen war. So zeigt der Schwund des ersten e in do-foichred 'er würde hinsetzen' aus -*fo-clii- eher red, dafs vor der Zeit der Synkope fo-'icherred schon zu foicherred geworden sein mufs. Ebenso mufs der Akk. Plur. von coica 'fünfzig', nämlich coicta

28 JULIUS POKORNT,

(Imram Brain 25) zur Zeit der Synkope schon *coiggodda gelautet haben, da unkontrahiertes *co-eggodda (aus V:oggecJwdda <*h''on- IM-omia <*!:'' enl:'c-l;omi-ns) das gg statt des zu erwartenden ch ist vom Zahlwort 'fünf (air. toic <*kögge <*tonk'e <*h'€n¥'e) bezogen altirisch nur zu *coicata hätte werden können.

13. guidiu 4cli bete, bitte'.

H. hatte sich offenbar ziemlich Mühe genommen, um zu zeigen (S. 336), dafs ich mit Unrecht neben guidim(m) auch guidiu als absolute 1. Sing, „angesetzt" hätte. Über diese Frage ist jedoch jede Diskussion überflüssig, da absolutes guidiu in einem altirischen Text zweimal ausdrücklich überliefert ist (Kalender des Öengus, Prolog 17, Epilog 413) und zwar an Stellen, deren Kenntnis sogar von jedem Anfänger in der Keltologie voraus- gesetzt werden mufs.

Fassen wir zusammen, was H. in seinen „Beiträgen zur altir. Grammatik» wirklich Neues gebracht hat, so bleiben nach den von mir widerlegten Punkten nur noch folgende übrig: 1. Auslautendes -ind wird vor geschwundenem ü niemals zu -*iund (324). 2. -ovo-, -ovä- wird im Auslaut vielleicht über ou zu du (329). 3. Der nichtpalatale Auslaut des Präverbs ind- ist durch analogische Einführung des o in die Kompositionsfuge entstanden (322). 4. grend 'Bart' ist nicht auf ""gh-ndlm sondern auf *ghrendhä zurückzuführen (325). 5. Mittelir. scuichid hat sein u von scuirid bezogen (?); das Verhältnis von scuichid zu scuchaid vermag H. dabei nicht genügend aufzuklären (323). 6. estösc 'Auspressung' verdankt das ö sekundärer Vokalkontraktion im analogisch enstandenen estoasc (334). 7. -fdcaib 'er läfst zurück' ist Kontamination aus regelrechtem -facaih und analogischem, aus *-fo-acaib entstandenem *-föcaih.

Im Verhältnis zur aufgewendeten Mühe ist dies wenig genug.

agaid

15

Wortverzeichi

beinmii

-dgur, -ägor

6

bö, bau

am »ms

9, 10

brithem, -on

14 [ broi, brü 20

19 bru'id, brufitir 4

7 ara-chiuir, -chiurat 24, 26

STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK.

29

ciiigid

23

ern-

4

cnö

20

f eilin

9

ar-coi, -coat

11

feronn, ferann

6,7

docoi, -co'id

11

fitir

8

docötar, -cüatar

15

föessam

3-5

co'ir, cöre

16

fogur

8

coicta

28

fo'ib

12

cretar

8, 9

foid

11

crö, crdu

20

-foichred

5, 27

20

ar-fohn, -folmtar

11, 27

cuiliiän

24

-foiret

5

Daui, Duäch

22

foraib

12

deae

13

-fuar

11

dead, diad

13, 18

gdu, gö, gü-

19, 22

-deci

18

-gitiil, giulait

24, 26

dedenach, didenach 18

iarnn

4

degaid. digaid

14

inna

20

de'id

13

-lil, -leltar

26

-derig

18

lingid

23

diall

13

niaidm

9

-dillevi

13, 17

menmac, menman

8

dimea

17

mlegon

6,7

dum

18

naidm

9

düilgine

20

noi

17

dünn, düib

21

nömad

17

nönbar nu-, no- oac

ög

orcun

reimm

remi

-rir

-roirea

fo- mar

-ruilletar

seil

-taig, -tait

talam, tahnan

U

to-, tti-

töbe

■töeth

toissech

-töraig

-totsat

tuinsetn

tüirid

-tuit

üaidib, üadaib.

17

21

10, 11

10, 11

8

9 14 26

5 11 26 25 21

7

13

20—22

20

21

5, 20

5 21

3

4 21 12

W i e 11.

Julius Pokorny.

IRISCHES.

A. Zu irischen Texten.

I. De maccaib Conaire. Der interessante Text, den Lucius GwjTin in Eriu VI 144 nach LL292a lierausgegeben hat, enthält eine sprachlich alte Erzählung, die man 'die Raclie an lugcel' betiteln könnte, ein- gebettet in jüngere Bemerkungen. Das Ganze behandelt das Problem, wie der Stammvater der Müscraige in Munster, die sich für Stammverwandte der Müscraige in Mide hielten, von dort nach dem Süden übergesiedelt sei. Als dieser Stammvater galt in der älteren Zeit Corpre Muse, der Sohn Conaire's. Nun gab es aber chronologische Schwierigkeiten. In älteren Texten wie z. B. in Tocliniarc Etdine Ir. T. 117 war der mütterliche Urgi-ofsvater von Conaire, Eochaid Airem (oder Eochaid Feid- lech), Zeitgenosse von Conchobor und den gleichzeitigen Ulter- helden. Conaire selber lebte also viel später und wurde von manchen als Schwiegersohn des Königs Conn Cetchathach an- geselien, so dafs die Auswanderung von Corpre Müsc in die Zeit nach diesem König fiel. Aber der Sagenerzähler, dem der Re- daktor von Togail Bruidne Da Berga hauptsächlich gefolgt ist, machte vielmehr Conaire selber zum Zeitgenossen Conchobor's, und dieser Text fand, wie die vielen Handschriften zeigen, weite Verbreitung. Das brachte die irischen Chronologen in arge Ver- legenheit. Man liefs nun zum Teil Corpre Müsc nicht einen Sohn von Conaire, sondern einen späteren Abkömmling sein, oder man liefs nicht Corpre selber, sondern einen späteren Sprossen Gnäthal nach Munster auswandern (s. Eriu VI 133). Oder aber und diese Meinung siegte schliefslich man setzte zwei Conaire, einen älteren und einen Schwiegersohn Couu's, den Vater Corpre's, an, zum Teil sogar zwei Ingcel, von denen jeder einen Conaire

IRISCHES. 31

umbrachte (S. 147, 4 ff.), während andere den zweiten Conaire auf andere Weise sein Leben verlieren lielsen (s, die Strofe 147, 9). Auch ein anderer Conn als Schwiegervater des älteren Conaire wurde erdichtet (Z. 87). Doch nicht von diesen Verlegenlieits- auskünften der irischen Genealogen möchte ich hier liandeln; sondern mir scheint, dafs der nicht ohne Fehler überlieferte alte Kern dieses Abschnitts (S. 147, 13 ff.) an einigen Stellen leicht verbessert und verständlicher gemacht werden kann.

Gleich am Anfang (147,13) ist wohl zu lesen: Batar didiu meic Conaire i m-Maig Breg iar marhad a n-athar i niBruidin Da Derga la h-In[g]cel^) Ccech do Bretnaib in feinnid y tri m{ac)c[u] h.{iü) Besä .i. Fer Gair 7 Fer Eogain 7 Fer La. Es fehlt nichts dahinter, wie Gwynn meint.

Z. 23. In der Glosse ist nach dem Vorhergehenden (Z. 2) statt mac Etersceoil meic Eogain wohl mac Etersceoil maic hui leir (oder einfach hui leir) zu lesen.

Z. 34 ff. ist folgendermaf sen zu interpungieren : Bai dano trenfer la Incgel. Ni'leiced raind na fodail i tig Nemid [cen\ fer do imthrascrad fris do cech ddini iiced tech Nemid, dia'tised dam anechtair and. Im' choemnacair'^) Incgel didiu düs in'tdnic ddyn anechtair issind aidchi sin. As'hert Nemed: 'Ni'thdnic' olse 'dam anechtair innocht\ As'hert dano Fiacha: 'Ced dano do Incgel in dam do imchomarc?^ 'Bo imthrascrad frisin trenfer ucuV olse 'do muniir IhcgiiüV. 'Am dam sa em' ol Fiacha; "cia da'chele^) seo innocht' olse, 'ni'dichela i mbdrach'. 'Tair forsa-lldr didiu' ol Ingcel usw.

'Ingcel hatte einen starken Mann bei sich. Er liefs nicht zu, dafs Speise und Trank im Hause Nemeds ausgeteilt wurde, ohne dafs jeder Gast, der in Nemeds Haus kam, mit ihm ge- rungen hätte, wenn Gäste von auswärts dahin kamen. Nun fragte Ingcel, ob diese Nacht Gäste von auswärts gekommen seien. Nemed sagte: 'Es ist kein Gast heute Nacht von aus- wärts gekommen.' Da sagte Fiacha: 'Weshalb fragt denn Ingcel nach Gästen?' 'Dafs sie mit jenem starken Manu aus Ingcels Gefolge ringen.' 'Ich bin freilich ein Gast', sagte Fiacha;

*) da derga. Bai I/icel Hs.

2) Vgl. imcliemnacair Z. 68. Beides vermutlich schon ältere Fehler für im'coemarcair (noch älter: rm-comarcair). ") diachele Hs.

32 U. THÜRNEYSEN,

•weun du es aucli heute Nacht verbirgst, wirst du es morgen nicht verbergen (können)'. 'tSo komm mitten ins Haus', sagte lugcel usw.

Nicht verstanden hat der Herausgeber den Satz (Z. 60): Is de sin nenaisc Corpre 3Iäsc for Dergthene {.i. o'tat Eoganacht 7 Dal Caiss) folta dar csi flatha A. filidecM cen ergnam act focul cen chloen, cen rudrach. Es handelt sich offenbar darum, dafs die Mi'iscraige, die mit den Eoganacht und Dal Caiss in Munster zusammen wohnten, die Herrschaft über sie beanspruchten. Sie begründeten es damit, Dergthene, der Stammvater der Eoganacht und Dal Caiss, habe seine Herrscherwürde an Corpre Muse ver- tauscht um die Dichterwürde oder das Dichteramt (ßlidecht) und seine Einkünfte; das wird mit folia dar esi flatha 'Reichtum für Herrschaft' bezeichnet. Die filidecM wird näher definiert als eine filidechi cen ergnam act focul cen chloen, cen rudrach 'ein Dichteramt ohne (andere) Dienstleistung als Wort (oder Rede) ohne cloen ('Schiefes'), ohne rudrach'. Cloen und rudrach sind die stehenden Ausdrücke für die Fehler, die jeder Dichter ver- meiden mufs, vgl. Trefocul can chloen, can rudrach usw. LL 37 a = BB 331b 16. Es ist also zu übersetzen: 'Da machte Corpre Muse einen Vertrag mit Dergthene über 'Reichtum für Herr- schaft', d. h. (der Reichtum war) das Dichteramt ohne Dienst- leistung aufser fehlerloser Dichterrede (oder Dichtkunst).'

Andere behaupteten nun freilich das Gegenteil, vielmehr ein Ahnherr der Müscraige habe die Herrschaft für fdidecht dahingegebeu. Das berichtet die Erzählung, die Gwynn in Eriu VI 136,75 gedruckt hat: 'Gnathal macc Conruith (Ahnherr der Müscraige) war König von Temair. Seine Frau war in Art Genfer verliebt. Seine Frau beredete Gnathal, sein Königtum für fdidecht und Zins ohne Leistung i) hinzugeben. Er selbst solle Mit -Herrschaft mit dem König haben und seine Frau Mit- Herrschaft mit der Frau des Königs. Davon kam 'Gnathal's Trauer in Temair', d. h. sieben Jahre lang lachte er nicht.' Dann wandert er nach Munster aus.

Z. 63 ist natürlich Cetlath fri rig Cassü 'Gemeinschaft mit dem König von Cashel' zu lesen, wie schon K. Mej^er, Con- tributions s. v. 1. cälud, tut.

') eis demnach.

IRISCHES. 33

Das Gespräch zwischen Dergthene und Corpre Muse in rhetorischer Form (Z. 68 ff.) verstehe ich dagegen auch nicht ganz, zumal damit die alte Erzählung- abbricht, an deren Ende doch wohl etwas fehlt, die Folge des Gesprächs. Es ist wohl zu lesen: co'diis^) (= difls) Ncmed 'Avie wirst du dich an Nemed rächen?' zu do-fich. Aber was heilst ma do'rroach Lc, wobei nach der beigefügten Erklärung unter Le der Sohn Conaire's Le-fir-flaiih-) zu verstehen ist? Das scheint doch nur heilsen zu können: 'wenn ich mich an Le gerächt habe' oder 'wenn du dich an Le gerächt hast' oder, wenn do-rroac]i[t] zu bessern ist: 'wenn Le gerächt worden ist'. Aber von einer solchen Rache an oder für Le wissen wir nichts, wie auch namentlich das Praeteritum hinter nia auffällt. Nach einer anderen Erzählung 3) hat der Bruder von Corpre Muse, Corpre Rigfota (anderwärts Fiacha Riata genannt), Nemed in den Armen seiner Frau Sarait, die zugleich Corpre's Mutter war, erschlagen. Vielleicht gab es eine Version, nach der Corpre Muse selber diese Tat vollbrachte, und lc hiefs 'bei ilir' (bei Sarait). Man könnte sieh dann als ursprünglichen Text denken: Co-düs Nemed, ma da-rroais le 'wie wirst du dich an Nemed rächen, wenn du ihn bei ihr erreichst' (zu do-ro-saig). Worauf Corpre Miisc antwortet: 'Mit Speerspitzen in weilsen Brüsten' usw. Z. 72 übersetzt Gwjnn dariuchtatar wohl mit Recht mit 'have avenged', so dafs etwa do'roichatar oder do'roichetar zu bessern ist. Und Z. 73 ist man versucht zu lesen: im chend cm dach Ingccü (statt imclicll) 'um Ingcels wundenreiches Haupt'. Aber die Gliederung der Worte ist, wie oft bei solchen retoric, nicht ganz sieher.

Das Lebor Gabala (LL 24 a = BB 4.") a) läfst den jüngeren Conaire durch Nemed erschlagen werden. Und Keating*) hat alle diese Berichte zu einer einheitlichen Erzählung verschmolzen, indem er auch noch die Etymologie des Beinamens Müsc aus Coir Änmami^) beizieht. Aber natürlich darf man nicht mit Gwynn in dieser Einheitlichkeit etwas Ursprüngliches oder eine selbständige Sagenform sehen; es ist die gewöhnliche Weise, w^ie Keating verschiedene, sich zum Teil widersprechende Sagen- elemente vereinigt.

1) Hs. digis.

2) In der Togail Bruidne Da Derga Le-fer-flaith oder Le-fri-flaith.

2) Tucait indarba na nDessi LU 54 a = Anecdota from Ir. Mss. 1 20, 13 if. *) ed. Dinneen II, S. 276 ff. ■>) Ir. Texte III 314, Nr. G2.

Zeitschrift f. celt. Philologie XI. 3

."^4 R. THURNEYSEN.

II.

In Tay all Brukhie Da Dcrija (ed. Stokes) lautet § 158 im Vellow l^ook of Ijecau 103, 16 :i) Nitorchar tra acht huathad niheij im Clionari ./. nonhur 7 ni mor niad' roinne"^) sceola indisen scel dona dibergchaib rohatar ar tig doib.

In LU: Iss cd tra drmit araile lihair andso connatorchair acht uathed mhec im Chonaire A. nöribor nammd 7 ni mar ma doerna sceola indisen scel dona fiannaib ro'bdtdr ar tig doib.

In Egerton 1782:3) Nvtorchair tra acht uathad inbec im Clionaire .i. .xii. ßr 7 ni mor ma ro'ela fer innisti scel dona fidnnaib ro'bdtar ic dul for bruidhin.

Die jüngste Redaktion liat also das schwierige Wort sceola durch fer ersetzt. Zimmer (KZ 28, 563) wollte die Lesart von LU ändern in: nl erna mor, madosceola indisen scel, donafiannaib usw. mit der gewagten Übersetzung: 'nicht entkam viel nach den Erzählungen, welche die Geschichte melden von den Kriegern'. Stokes will sceolang lesen, das er weshalb? mit 'a fugitive' übersetzt. Ich hatte zunächst an einen Schreibfehler der Ur- handschrift sceola für eola, veranlafst durch das folgende scel, gedacht. Aber nach Cormac 323 s. v. Coire Brecaiu (YBL): ni'terna cidh sciula (nachher sceola) orcne as scheint es einen «ö- Stamm sceola{e) 'Zeuge, Berichterstatter' gegeben zu haben.

III.

In meiner Anzeige von K. Meyer, Aelteste irische Dichtung II (ZCP 10, 454) habe ich anzumerken vergessen, dafs das Gedicht (von Find mac Rossa Ruaid) 3Ioin oin, das der Herausgeber S. 10 für unediert hält, schon von Stokes gedruckt ist im Dindsenchas von Rawl. B. 506 (Folklore III, 472). Es findet sich auch in der andern Handschrift dieser Redaktion des Dindsenchas, in Edinburg Nr. XVI, und ist dort nach Mackinuon's Katalog (S. 135) glossiert.

B. Zur irisclien Metrik.

Im folgenden möchte ich zu einigen Aufstellungen K. Meyers ülier irisclie ]\Ietrik Stellung nehmen. Zunächst die Beseitigung eines Mifsverständnisses. Er sagt ZCP 10, 398, in der Zäsur

•) Stokes hat diese Lesart ich weils nicht weshalb weggelassen. ■i) = adruinne. ») ZCP 10,221.

IRISCHES. 35

der zweiten Langzeile genüge Konsonanz nicht, sondern das Wort müsse auch in der Quantität der Silben (besser wohl 'der Vokale") mit dem Reim wort der Langzeile übereinstimmen. Aber das gehört ja mit zur Konsonanz, wie ich Zu ir. Handschr., S. 90 ausdrücklich anerkannt habe. Alle Beispiele, die er bringt, zeigen in der Tat Konsonanz in diesem Sinne, nicht blofse 'quantitative Assonanz'. Es bleibt also zunächst dabei: bei Strofen mit reimenden Langzeilen mufs die Zäsur der zweiten Zeile entweder mit einem Wort im Innern der letzten Halbzeile voll reimen oder mit dem Schlulswort konsonieren oder mit der Zäsur der ersten Zeile reimen; i) Ausnahmen bilden wohl nur Verse mit dreisilbigen Wörtern vor der Zäsur, die ja in bezug auf den Reim überhaupt etwas freier behandelt werden. In diesem Punkt besteht also kein Widerspruch zwischen uns, wie Mej^er zu glauben scheint.

Dagegen habe ich nicht, wie er ebenda sagt, zugegeben, dals in der Zäsur der ersten Langzeile quantitierende Assonanz herrschen muls, sondern nur, dals es eine Reihe von Gedichten gibt, die diese Regel beobachten.-) Ob das auf verschiedenen Dichterschulen beruht, oder ob es zeitliche Unterschiede sind, bleibt noch zu untersuchen.

Mehr prinzipieller Art sind die Fragen, die Meyer Eriu VII, 10 ff. anregt. Sie betreffen angebliche Lizenzen, die sich irische Dichter manchmal gestatten. Wenn von aus vielen Ge- dichten bekannten metrischen Regeln sich in der Überlieferung gelegentlich Ausnahmen finden, so dürfen wir sie das wird wohl allgemein zugegeben werden nur dann als nicht fehler- haft, sondern auf besonderen Lizenzen beruhend anerkennen, wenn sie sich in einem längeren Gedicht mehrfach wiederholen oder wenn sie sich in solchen kürzeren Gedichten finden, die sehr gut, d. h. in mehreren voneinander unabhängigen Handschriften überliefert sind. Wenn wir anders verführen, wenn wir auf einzelne Unregelmäfsigkeiten mangelhaft überlieferter Gedichte bauen wollten, Avas würden wir da für sonderbare Lizenzen etwa im lateinischen Hexameter finden ! Wir würden z. B. ohne Zweifel eine Menge fünffüfsiger Verse und quantitative Freiheiten jeder Art entdecken.

1) Mittelir. Verslehren, S. 136; Handbuch II 38. -) Zu ir. Hss., 2. Serie, S. 24.

36 R. THURNEY8EN.

Diesen Grundsatz jeder Philologie scheint mir Meyer na- mentlich im zweiten Artikel (S. 12) etwas vernachlässigt zu liaben. Er stellt dort 12 Beispiele zusammen, in denen im Debide- ^letrum ein langer Vokal im Wortinnern mit einem kurzen reimen soll. Aus dem nur in einer Handschrift überlieferten Saltair na Rann mit seinen 3894 Reimpaaren hat Meyer drei, sage drei scheinbare Belege für diese Erscheinung, was schon an und für sich zur Vorsicht mahnt. Den einen (1627) mit dem Reim ro-ddct-.n-dei'c möchte ich allerdings nicht beanstanden. Dec war die dem Dichter geläufige Form, und wenn er sie, im Anschlufs an ältere Gedichte, zweisilbig gebrauchte, so konnte er sie wohl zu deec mit zwei Längen 'zerdehnen'. Anders steht es mit fnt gniiis n-gräddai : harhardai (5015). Selbst wenn wir uns über die quantitative Differenz hinwegsetzen, ist doch der Reim von unleniertem dd mit rdh unmöglich ; es liegt also sicher ein Fehler vor, etwa für n-gargdai So bleibt nur eines seiner Beispiele übrig (4889), der Reim von cäch mit dem formell unerklärten "Wort ciü'Hnad] es dürfte curtm-sndth zu lesen sein.

Nähern wir uns, dadurch mifstrauisch gemacht, den andern Beispielen, so ergeben sich sofort eine ganze Reihe als höchst unsicher. In düih-.Ehraib (YBL 170 a 16) wird Ebräih zu lesen sein mit Kontraktion des stammbildenden Suffixes von Hebraeiis mit der Endung. i) YBL 178 a 40 wird regelmäfsig, wenn wir ni'chel (als Subjunktiv) : iVoesew lesen. Bei athair : derbrathair (Anecd. II 71, 4) dürfen wir unbedenklich eine gekürzte Form derbrathair neben derbrathair ansetzen, wie das von Meyer nach- gewiesene dermär neben dermär. Der Vers von Cinaed ua h-Artacäin scheint freilich gut bezeugt: 2)

At-bäth Celtchair cona DaiP) fri Dan Lethglasse anair,

wo Meyer (Death-Tales, S. 44) in Dail den Namen von Celtchair's Hund, sonst Daol-Chü, erkennen will. Allein dann müfsten wir sogar den Reim des echten Diftongs ai, öe mit ä anerkennen, wovor man doch zurückschrecken wird. Somit ist vielmehr die Lesart conid ail (Eg.) und die Übersetzung von Stokes 'so dai's es ein Schimpf ist' richtig. Über die Kürze des a in ail s. Meyer, Contrib. s. v. 2 ail (trotz äilges Metr. Dinds. III 504).

') Vgl. deu Dat. Sg. ehrae Ml 2 d 11, Ö4a33.

*) lu 3 Haudschiifteu Rev. Celt. 23, 308. 320. 325.

») conidail Eg. 1782.

IRISCHES. 37

Metr. Dinds. III, 42 ist dwb : dar büadaib überhaupt nicht so überliefert; HSü steht darmbiiadaibh , in S dambuaibh, in Y diambruigib (no buaib). Vielleicht diar m-buaib 'für unsere Kühe' mit derselben Zerdelmung des einsilbigen buaib wie oben in dec. yodann Fel.^ 200, 3 ist durch eine naheliegende Umstellung leicht zu heilen: is foul ni do'beir gnüis m-bdin maic hui ChoncJiobair, Ultdin.

Und Avenn nun auch 3 Beispiele bleiben, die nicht von vornherein verdächtig sind (Metr. Dinds. III 422, 13 zu lesen: fa cäem a rüs?), so wird doch niemand auf so dürftigem Material weiterbauen wollen, sondern man mufs, solange nicht sehr viel Schlagenderes vorliegt, unbedingt Fehler der Überlieferung annehmen.

Meyers erster Teil (S. 10 f.) richtet sich teilweise gegen von mir vorgeschlagene Lesungen. Liadain and Cuirithir, S. 14, 20, geben die Handschriften: Ba mithig a topuir fil fiad a tig nech donised (oder domiisedh nech)] daraus hatte Meyer gemacht:

Nech do'n-ised ba mithig, a thopuir ßle fiad tig, während ich (ZOP 4, 477) mit anderer Umstellung vorschlug: Ä thopuir fil fiad a tig! nech do'n-ised ba mithig.

Ebenso habe ich in Brinna Ferchertne (ZOP III 44, 18) im Vers

iar sain tucad ecomlond for Echdaig, ni fo chumlond

in der Zäsur alliterierendes ec omlond gelesen, wodurch der Reim eines Wortes mit sich selbst vermieden und gleichzeitig der un- gewöhnliche Debide-Reim beseitigt wird (ZOP IX 203). Beides lehnt Meyer ab, weil auch sonst das erste Reimwort manchmal mehr Silben zähle als das zweite. Unter seinen Beweisen sind auch hier einige nicht sehr überzeugende. Als Beispiel einer solchen Debide-Strofe bringt er aus Cormac § 878 (Munnu) :

Ä dielen De chumachtaig, a maicc Thidchdin, a bachlaich! ruc mac n-annsae dia muintir mdthair rot'huc, a Fintain.

Aber hier hat auch die zweite Halbstrophe keinen Debide-Reim ; es scheint durchweg nur die unbetonte Schlufssilbe zu reimen, eine Versart, die aus der lateinischen Hymnendichtung bekannt ist, die aber später in Irland wohl nicht mehr angewandt wurde. Ganz unsicher ist ferner das Beispiel aus Tigernachs Annalen (Rev. Celt. 17, 174). Meyer läfst wie Stokes die Wörter Bcnnan a Bregha der Handschrift weg. Er meint die Strophe sei alt wegen

38 K. THURNEYSEN, IRISCHES.

des Keims Mtwiu : Äedo ; aber das ist überhaupt kein Reim und der Plural cidleda ja im Gegenteil sehr jung. Es scheint eine Strofe der zweisilbigen Eannaigecht durch Einfügung eines falschen Eigennamens verderbt zu sein. Der Vers LL 274 b 32 wird regel- mäfsig, wenn wir a mall chobair (im Reim mit fon-fodair) trennen : *o langsame Hilfe!', wie das in der Poesie nicht selten ist.

Damit will ich nicht leugnen, dals wirklich solche abnorme Verse vorkommen; namentlich aus Imram Brain zitiert Meyer mehrere Beispiele, und ich möchte dem nicht entgegenhalten, dafs alle Handschriften dieses Textes aus einer Quelle, dem keineswegs fehlerfreien Cin Dromma Snechta stammen. i) Dazu sitzen sie doch zu fest. Aber Meyer macht selbst darauf auf- merksam, dafs dieses alte Gedicht einer Zeit angehören kann, wo die Debide-Regeln noch nicht voll ausgestaltet waren. Die Reimstellung atheces : less in Liadain a. C. (S. 16) ist dadurch ver- anlafst. dafs der Dichter als Schlufswort des Gedichts (S. 18) ind athccis brauchen will. Aber auch aulserdem gibt es einige Fälle, wo namentlich ein dreisilbiges Wort, da es einen starken Neben- ton auf der Endsilbe hat, mit einem einsilbigen reimt. Sie sind aber, so weit man bis jetzt sieht, in der ausgebildeten Dichtung so überaus selten, dafs man bei jeder Ausnahme von der gewöhn- lichen Reimstellung zunächst an einen Fehler denken mufs. Ich halte daher meine Lesung der zwei obigen Verse auch jetzt noch für durchaus gerechtfertigt, ohne mich darüber zu täuschen, dafs wir in solchen Fällen iiber einen gewissen Grad der Wahr- scheinlichkeit nicht hinauskommen.

1) Meyer sagt ZCP 9,. 339. die Haudschrift H.4. 22 enthalte aufser den von mir erwähnten Stücken auch Imrain Brain. Aber eben dafs dieser Text mit einer bestimmten Grnppe anderer darin enthalten ist, hatte mir ja als Beweis gedient, dals er aus der Haudschrift von Druim Snechta stammt (Zu ir. Hss., S. 29).

Bonn. R. Thurneysen.

CNUCHA CNOC OS CIONN LIFE.

The first line of tliis poeni is cited by Keating II 284 in- troducing- stanzas 22, 23, witli reference to the reign of Lugaidli Mac Con, It is found in tlie RIA transcript of tlie Book of Lismore (23 H 6) 199 a preceded hy tlie usual prose introduction in the Acallamh style. The poem alone, detached from its setting,

23

occurs also RIA ^^ p. 185, where it is attributed to Caoilte

mac Ronäin.

The first seven stanzas those proper to Cnucha occur in the Dindslienchas of that place Book of Lecan 525 a and Stowe Ms D 112 fo.Slb. The body of the poem (10—49) is a recital of the reigns of the kings of Ireland from Conn and Eoghan Taidlech to the three Collas. It breaks off with a digression on Finn's age and Caoilte gives a detailed account of the baptism of the Fianna and the new names they received. Caoilte then proceeds to Tara where he hopes to end his life.

The spellings Cnucha and Cuncha fluctuate. The former finds more favour with the scribe of 0 and is uniform in Lc and D.

[Lis 198 b 2, 19] Brughaidh cecZach robui i crich Midhi. Brocan brughaidh a ainm. Tainic bas do. Robhui righ Midhi ac iaiYraidh tshet 7 mhaine ar tri macaibh Brogain .i. Eoghan 7 Illann 7 Aonghus a nanmanna, Samhnach inghen Cholgain mic Aodha mic Fhiachna mic Ronain a mathair. Ocus tuc^atar [do] righ Midhi a crodh feindi 7 roboi in treas mac dibh in a laimh .i. Aonghus 7 romorad accu Dun Sa[ni]naighi. Secht nairghedha aicci 7 secht fichit cacha hairghe. Ocus rucsat na mic sin

40 MAURA POWER,

a mbiaihair o ligli Midhi 7 dochuadar fo dutliairibli dheiscfVt Breadh ar fodhail re tri bb«(7naib 7 baile cach noidhchi dar- gaiu (bnbli.

Taiiiic bas Tuathail Mliaoilgairb foi sin 7 roghabast?V Dianiiat mac Cerbaill riglii nEirenn 7 taucatar na tri nonbhair sin robadar ar fodhail co Daire in tSheineoin 7 rogbnidh fiann- botb ann.

Dochuadar oidhchi ar fodhail bhaile corroairgset itir mil 7 diiine iat 7 ac impodh doibh dochuaidh Aonghus in mac ba so dfhodhail ar leith 7 tancadar in dias aile connuic in fliiann- bhoith 7 tainic Cailte asa fhiannbhoith fein amach 7 taiuic laini re fiannbhoith mac mBrocain. 'Both fhoghla so' ar se. Is ann atcuala in da mac ba sine ac tabairt achmiisain don mac ba so. 'Ca dluidh duitsi' ar siat 'ar nimarcraidhne do denum'. 'Cora damsa' ar se 'inti risandhiallaimse' ar se '.i. re Cailte macRonain. Isse is beodha thainic a nEirinn 7 ni re miii?^dt?V hur mathar dialtaisi.' Tainic Cailte chucha tan comradh sin 7 roghabhsad a narma.

'A fliiru' ar Cailte 'ni harracht na urchoit mhisi acht Cailte MacRonain' 7 roshuidh acco. 'Ce sibhsi a fhiru' ar se. 'Tri mic Brogain 7 Samnatan ingiue Colgain mic Aodha mic Fhiachna mhicRonain' 7 ro indsetar adhbur a fhodhla. Atbert Cailte 'ticidh lemsa 7 bithi ar mo comairle' 7 tue leis iat conic a fhiannbhoith fein.

"IS glic amh' ar siat 'ata so'. Rothuillset a tri naonbhair isindara leith di 7 Cailte nama isin leith oile. Agus badar raithe mar sin.

Adubairt Diarmuid mac Cerbaill righ Eirenn 'tabridh tri mic Brogain chucum'. Tucad 7 dorindedh a sigh 7 tucad a crich fein doibh. Tancatar ar cend Chailte iarsin 7 itbert Cailte na rachadh acht doraghadh co Dun Samhnaighi a shethar 7 tucsat leo e CO hEas Dubhthaiti. Badar ind oidchi sin ann. Tancatar CO Cuncha 7 tancatar lucht na criche 7 a naos ciuil 7 a righa 7 a fhlaithi da nindsaidhe le hingantus in fhir mhoir leo. Ro- gabhsat ar inichoniharc 7 ar fhiarfaidhi scel de. 'Cidh ar a fhuil Cuncha ar in iiiadhso' 7 'in annso tucad cath Cuncha' 7 'caidhi ais Find intan tucad in cath sin' 7 'ca mhet righ tAvrngair Find ar VÄrijm' 7 'cia ro roind Ere re Conn'.

'Leicidb suidlii dlianili' ar se 7 doroine in laidh:

CNÜCHA CNÜC OS CIONN LIFE. 41

1 Cuncha' cnoc os cind- Life roboi uair ba hairithe^

ba dun aigedh robhui tan an uair büi ac Tuathal Teaclitmliar.

2 Tuathal ar tus rotliocaibli ba dun rigli ba righobair

ni bhui ach Temhuir tech bad fherr bad annsa le righ Erenn.

3 Feidhlimid rosgabh iarsin mac Tuathail mic Fheradhaigh. Cond niac Feidlimid flaith Fail robhui isin tulach tonnbhain.

4 Fert in Druagh a ainm reime co^ cencl^ reimes lughaine CO 6 reimes Chuind i cnuc Brain co tainic ingen Chonnaidh.

5 Muime Chuiud nocliaradh raind ba hi Cuncha chendalaind robhoi sa dun fo rathaib' re reimes^ Chuind cedcdiÜiaigh.

6 Cuncha inghen Chonaidh Chais a hiath Luimnigh lethan-

[ghlais dochuaidh ecc thall" ina thigh dobo grain^*^ le GseidealmT/A.

7 Adhuacht in ben ger bo bron isin Chnuc na chertmhedhon conadh Cuncha osin amach a hainm coti in brath breathach^^ [As e sin a lucht nad gand arus fir osin anall

senchas na tulchasa ana re nabar co cert Cnucha'-. Cnucha

Finit. amen. Finit.]

8 Ann doratad in gleo garbh bhail a fhuilit in da carnn ann rocomhraicset na sloigh dar ghaoth Cumall mac Tren-

[mhoir.

9 Tri trath re cur in chatha coimpert mic ind ardfhlatha dorala Find fichtibh gal do Muirn a sidh na hAlmhan.

10 Sealat bec a haithle ind air robo tshighaidh flatha Fail roiudset Eirinn leth ar leth Conn 7 Eoghun Taighlech.

11 Leth Modha ac Modh Nuaghad Nar Leth Cuind ac Conn

[co iomlän re nse mbliadnaib sigh gan mheirg co dith Labradha Laimh-

[dheircc.

12 Labraidh Laimderg laoch nac gann mac sidhi athaigh Eirenn torchair le Maol mac Mongaidh^-^ fescur'-' i cath Dubh-

[comair.

13 Tinoilset Leth Modha amach le hEoghan taobhghlan Tao-

[dhlach Ocus Find le Conn gan cheilg tri dith Labradha Laimdheirg.

1 Cnucha 0 D Lc 2 linn D 3 rob airiche D Stanzas 2, 3 D Lc om 4 re D Lc 5 .c. MSS 6 do 0 7 bha c&thach Lis. 0 Text as in D 8 co haimsir D 9 docliuaidh ann do thamh D 10 roba gad D Lc IIa comainm co brath mbrethach D 12 D Lc coaichule with tliis stanza; Lis. om 13 Monga 0 14 i fescur 0

42 MAURA POWER.

14 Comliiaicset a Maigh Lena co na catliaibli coimthrena Modh Xuadhat dorochair de le tri macaibh Feidlilime.

15 Leth Cuind is Leth Modlia moir tathaighis Conn a cliedoir re fichit bliadhan gan brath cor marb Tipraite Tireach.

U) Tipraiti Tirecli ba tend leis dorochair Conn caoimsheng dorochair le righ Uladh ri Temhrach na trenchumlial.

17 Tipraiti is Conaire caom secht mbliadna a cosnum mar aon cor'-' brisedh"' cath ann rob ail arrigh Uladh gerbhethaighJ"

18 larsin ba ri i Temhraigh truim mac Modha Lamha laoch luind. re hocht mbliadnaib gan mheabhail righi Conaire cnedhaigh.

19 Ke lind Conaire bu dhes a crich Muman na morles

ro^* raarb Neiraedh co na neim ar faithche Arda Neimhidh.

20 Ceitri bliadhna dArt Aoinfer a cosnum iudsi Gaoidheal ni raibhe bliadhain cen chath coro ghiallad tuir Themhrach.

21 Deich mbliadhna fichet arsin saimrighi Airt i Temhra«</7i cor dhichenn Lughaidh in ri sa chath ar ]\raigh Mucrainihi.

22 Re seacht laithibh lith nach gann doghabh Lughaidh iath

[nErenn tainic da righi nertmliar täth Erenn re haonshechtmhuin.

23 Tricha bliadhain gan mhiue bui Mac Con i nairdrighe noco torchair Cormac cas gan len ar a aireachus.

24 Liiidh bu dhes do thath Muman Lugaidh ger bo morphudar romarbh Ferchis fichtibh tor i carnn Ferchis daonurchor.

25 Gabhsat iarsin sluaigh Temhrach um Cormac na gcaomh-

[theghlach cor righadh i Temraigh tair Mac Airt mic Cuind cedchathaidh.

26 Rüghabsat sluaigh Laighen Lir ma Meidhb Lethderg do

[Laighnibh um secht macaib Echac/i fhind dar dhual airdrighi ar

[Eirinn.

27 Cath ar lethaibh Themhrach thair robrisedh ann le Laighnibh cor •'■' cuiredh Cormac lii Cuind o Themhraigh co Caladh Truim.

28 Claidhset Laighin ar in leirg Raith Medhbha do Meidbh

[Lethdeirg is Raith Mheadbha osin amacli a hainm do lethtaibh Themhrach.

29 Cuig mhi tri raithi-" co rath boi in bhen a righi Temhrach nocor eirigli Crimhthan cas mac do Chathair chlaidem ghlas.'^'

15 o>u 0 IG brisidli MSS 17 con\c!(cl to gejl)lieaitaig- 0 18 fo Mos 19 10 0 20 is tri raithi Lis. is dcleted 0 21 leg nglas (?)

CNÜCHA ONOC OS CIONN LIKE. 43

30 Doratsat Laighin na laiin riglii do mac righ Eirenn nocor fhaidli ]\redbli lesin mac nir bo righ Eirenn Cormac.

31 Secht mbliadlina ar marbadli mic Con bai Cormac ac im-

[cosnomli nocor thathaigli ceanii i cenn na cuic cuicidli na liEirenn.

32 Tri riglii Cormaic na catli ba ri Ferghus Duibhdhedacli

i Temhvaifjh tliair nir clioblisaig co catli Crinna rochosain.--

33 Na tri Fergliusa linda romarbhsat i catli Crinda

le Lugliaidli le Tadhg mac Cein le Cormac cusan moircheill.^s

34 Da fhicit bliadliain co rabuaidh airdriglii Cormaic^* chloi-

[dhimli chruaidh CO fuair bas ba liingnad linn a Raith Spelain os Bhoaind.

35 A Tailltin tainic flaitli Fail co faitche Ratba Spelain ruc Spelan na raith co rath ardrigh toghaidhi Temrach.

36 Bratan isin Bhoaind roghabh iascaire thighi in Broghadh badar cach oc caithem treall re toighecht dAirdrigh-^ Eirenn.

37 Tiicad a fliiadhnaise in righ in bhairgen gerbo mighnimh conadh de sin ata a lecht Cormac Ua Cuind na caemreacht.

38 Badar ar faithche in bhaile sluaigh imdha ga urnaidhe tucsat a ngaire in sluagh serbli im cluichi na dha ceithern.

39 Mar doratsatar in ghair atchuala in righ ba rograin bidgadÄ a Siicnidh cen tlas sluiges in mir tri uathbas.

40 Lenaidh in cnaimli co tniime na ucht is na urbruinde CO fuair bas isin tigh thall airdrigh oireghda Eirenn.

41 Ba truagh robhoi Eire iarsin cen ri cen triath a TemhYuigh re ceitri hliadnaihh. ba buan cor eiridli Eochaidh armruadh.

42 Eochaidh Gunnat rogialladh co cenn ceitri certbliadhan aonbliadhain a riglii thend co torchair a cath Cuillend.

43 Cuic hliadtia robhoi Cairpri a cosnum Eirenn airde ocus a VI. dlieg iarsin righi Cairpri Lifechair.

44 Cairpri Lifechair nir lac gor gabli risin Fhein format torchair a Cath Gabhra ghlain do laimh aitheasaigh Oscair.

45 Cuic bl?«fZ«a do Fothadaibh^'* millset Eir hin re hathaigh rob e a cosnamh gan mhine aonbliadhain a nairdrighe.

46 Dorinde Fothadh-' Airgtec[h] finghal ar Fotadh Cairptec[h] Fothadh Airgtheach fuair iarsin bas lesin Fheiiid fortama<7.

47 Ceitri \Aiadkna a cosnum cruaidh Fiacha Sraibhtine co mbuaidh ar Eocho Doimhlen dal fher cath cacha bliadhna do cuireadh.

22 coromiaig 0 23 do Chormac ba guiomh iiairtbheil 0 2-4 line breaka off Lis. 25 (l(o) otn 0 2G do na fathaibh MSS 27 in fathadb MSS

44 MAIKA POWER,

48 Nae mhliadJüia. tricliat rothecht Eire 7 Alba a naonfhecht CO torchair la Colla cain a cath Duine Dublichomuir.

49 Cath Dubhchomair fa calma do bris Colla Uais amra dorinde gnim talchair tenn dicheannad airdrigli FArctin.

50 Eogeinir Find anii iarsin a tus righi Chuind crichaidh marb a naonmhis nir bho tric ocus Fiacha in fer firghlic.

51 Ceitri laithe dec fa dlio is fir is ni himarglio

0 bhas Find rofoirgeadh gail co cath Duine Dubhchomair.

52 Ge thuit Find na leim baoise rob uathadh a chomhaoisi Eocha file in fer fesa is Mogh Euith mac Seinfhesa.

53 Eocha file in fer a tuaidh Mogli Euith as an Mumhain muaidh marb do chrine ceachtar dhe Mog Euith is Eocha file.

54 Aen fhithchidh deg hliadhan bind ar deich mbliadhnaib

[saogal Find a mhaca Brogain don mliaigh ata leamsa do mheabhair.

55 Fer for a deich dhuind da neis ni ro leic Issa ar a mheis^s sinde fa creidem cen chol do Phatric ina naomthor.

56 Fer for a deich dhuind da neis ni leic Isu for aineis claochlodh auma na raisgedh cach aoinfhir ria na baisteadh.

57 Camin ar Cheallach do chein is Senchan for Oisein Seighin aco ar Cholman cain ocus Manchan for Lughaidh.

58 Aedh bec fa Berach a ainm Maoltuile Siaghail senchairnd Cronan ar Fhlann fherrdha an ocus Eonan ar Aodhan.

59 Caoncomrac ba caom in fer Momhaedog ar na baistedh Mac Coinde ar Chailte roän ocus Finan ar Fhindchadh.

60 ISe so ba slicht amhra reimes na righ rochalma

a macu Brogain don mhaigh ata lemsa do mheabhair.

61 Is edh sin riamh rocharus imut Fiann imut amhus caraim aniu do dheoin De cethra canoin aithrighe.

62 Tri hMadJma damhsa dorn dheoin fa chleith a nDoire in

[tSheineoin nimcelat a Temraigh truim sluaig Diarmada Mic Cerbhuill.

63 Doghebhsa bas do dheoin De i Temraigh ticfa mo re biaidh mo lecht co laithi in luain re taobh Themhrach

[aniartuaidh.

64 Eoghan Ulan Aonghus an gabar leo co luath mo lam facthar linn in fertsa ana risa nabar fert Cuncha.

Cuncha.

28 ar a ueis Lis.

CNUCHA CNOC OS CIONN LIFE. 45

Trauslation.

A liüspitaller of a liiindied lived in the land of Midhe; Brocan the liospitaller was liis name. He died. The king of Midhi was seeking treasure and wealth of Biogan's three sons: Eoghan, Illann, and Aonghus were their names. Tlieir mother was Samhnach daughter of Colgan, son of Aodh, son of Fiachua, son of Ronan. And they gave up their property to the king of Midhi and the third son, i. e. Aonghus, remained in his hands and they extolled Dun Samhnaighi. It possessed seven cowyards and each cowyard contained seven score cows. These sons carried off their brother from the king of Midhi and went into the rough placesi) (?) of the lauds of Breagh, plundering for three years. And they plundered a stead each night.

Then Tuathal Maolgharbh died and Diarmaid mac Cerbhaill assumed tlie sovereignty of Ireland and these three parties of nine, who had been engaged on plunder, came to Daire in tSheineoin and set up a hunting booth there. One night tliey went to plunder a stead and despoiled both man and beast. On their return, Aonghus, the youngest son, went on a separate foray and the other two came to the hunting booth. Cailte came out of his booth and approached that of the sons of Brogan. 'This is a bootü of plunder' said he. Then he heard the two eider sons abusing the youngest. 'What is the cause' said they 'of you exceeding us (in plunder)'. 'He whom I resemble (?) i. e. Cailte mac Eonain is more just to me' said he. 'He is the most vigorous (man) in Ireland and you do not take after your mother's people.'

Cailte approached them at these words and they seized their arms.

'Men' said Cailte 'no monster, no hurtful thing am I but Cailte Mac Ronain'. And he abode with them. 'Who are ye, men' said he. 'The three sons of Brogan and Samnatan, daughter of Colgan, son of Aodh, son of Fiachna, son of Ronan', and they related the cause of their plundering. Said Cailte 'come with me and take my advice' and he bronght them with him to his

*) duthar adj. grim, stern, rough. Highland Society's Dictionary. giim, Stern, nnpleasant, rough. O'R. Hogan (OG) makes a place-name 'Duthairi: go (Ms fo) duthairibh deiscirt Breg Lis 198 b; in S. Bregia; cf. Dooary tl. nr. Abbeyleix.'

46 MAURA POWER.

üwn hiintin«? bootli. 'liigenious indeed is this' said tliey. Thrice uiiie of tlieiu Htted in one half of it and Cailte alone in tlie otlier half. They remained thus a quarter of a year.

Diarmaid mac Cerbhaill, king of Ireland, said 'bring the three sons of Brogan to me'. They vvere brought and peace was made and their land restored to them.

They came for Cailte after that but he said he would not go [with them] but he would go to Dun Samhnaighi where hisi) sister lived and they accompanied him to Eas Dubhthaiti wehere they spent that night. They proceeded to Cuncha and the inhabitants of the district w'ith their musicians, their princes and their Chiefs came to meet them, so greatly did they wonder at the huge man. They began interrogating and asking In- formation of him 'why is this place called Cuncha', 'is it here the battle of Cuncha was fouglit', 'what was Finn's age when that battle was fought', 'how many kings did Finn prophecy [would reign] over Eire' and 'who divided Eire witli Conn'.

'Let me sit down' said he, and he made the poem:

1. Cuncha a hill overhanging the Life, once it was a high seat; a guest liouse was it once when Tuathal Teachtmhar possessed it.

2. Tuathal built it at the Start an abode for kings, a princely work save Temhair alone there was no dwelling dearer to the king of Ere.

3. Feidhlimidh took possession of it after that, the son of Tuathal the son of Feradhach; Conn son of Feidlimidh, a prince of Fäl, succeded to the mound washed by "vvhite waves.

4. Fert an Druagh was its former name, until the end (?) of the reign of lughaine; until the reign of Conn in Cnoc Brain, until the daughter of Connadh came.

5. The fostermother of Conn (who loved a song) was Cuncha of the comely head; she dwelt in the dun in liappiness (?) in the reign of Conn of a hundred fights.

G. Cuncha, daughter of curly haired Conadh, from the broad green land of Luimnech died yonder in its abode to the horror of the Gaels.

') ley tlieir; a shetbar MS.

CNÜCHA CNOC OS CIONN LIFE. 47

7. The womaii twas sad iiideed was buried in tlie veiy centre of tlie hill so that thenceforward Cuiiclia is its luinie until the Judgement Doom.

[Those are its inhabitants not few; the abode of man has it been from that to this; that is the history of the mound which is properly named Cnucha. Finit. amen.

Finit. ]

8. There was fought the fierce fight, on the spot where the two cairns stand; there the hosts coutended by whom Cumhall son of Trenmhor was slain.

9. Three days before the battle the birth of the son of the high prince took place; Find of the scores of exploits was born to Muirn in the elf mound of Almhu.

10. For a short while after the slaughter the princes of Fäl were at peace; Conn and Eoghan Taighleach divided Eire sliare on share alike.

11. Modh Xuaghat the modest took Leth Modha, Conn had the whole of Leth Cuinn; for nine years there was peace without reproach until the death of Labhraidh Lamhdherg.

12. Labhraidh Lamhderg a generous hero he was the son of the giant of Eire; he feil by the hand of Maol mac Mongaidh at eve in the battle of Dubhcomair.

13. The men of Leth Modha were called out by the comely Eoghan Taidhlech and Finn by Conn without deceit on account of the loss of Labhraidh Lamhderg.

14. They fought on Magh Leana with their well-matched streng battalions; as a result Modh Nuadhat feil along with the three sons of Fedhlim.

15. Leth Cuinn and Leth Modha the mighty did Conn straight- way consolidate; for twenty years [he reigned] without treachery until Tipraite Tireach killed him.

IG. Tipraiti Tii^each the strong, by him feil Conn the comely, the stately; by the king of Ulster feil the prince of Temhair of the strong "cumhals" [i. e. Conn].

17. Tipraite and gentle Conaire for seven years held sway together until the short lived king of Ulster was defeated in battle 'twas shameful.

18. After that the son of Mogh Lamha was king in strong (?) Temhair a fierce warrior; for eight unfailing years lasted the kingship of Conaire, the wouud giver.

48 MAL'RA l'OWER,

!•.•. Tu the leigii of Coiiaire, in the soutlu in tlie land of Mumha vi the great dwellings, Neimliidh with liis venoni killed liim [i. e. C] on the field of Aid Neimhidh.

20. For four j'ears did Art Aoinfhear hold swa}' in the island of the Gaels; tliere was no 3'ear without a battle until the princes of Temhair gave hostages.

21. For tliirt}- years subseqiientlj' lasted the mild sway of Art in Temhair until Lughaidh [Mac Con] beheaded the king in the battle at Magh Mucraimhe.

22. In the space of seven days no small joy (?) Lughaidh became ruler of the land of Eire; from his strong sovereignt}'' resulted the unity of Eire in one week.

23. Thirty years without weakness Mac Con held the higli- kingship until Cormac Gas feil with his sovereignty unimpaired.

24. Lughaidh proceeded southward to consolidate Munster great his loss ; Feircheas, of many fights (?')) killed him at Carn Ferchis with one cast.

25. Then the hosts of Temhair assembled around Cormac of the beauteous households and in Temhair in the east the son of Art, son of Conn the hundred battled was crowned king.

26. The hosts of sea-washed Laighen assembled under Meadhbh Lethderg of the Laigniu, under the seven sons of Eoehaidh Fionn whose heritage was the high-kingship of Eire.

27. A battle on the slopes of Temhair in the east was won by the men of Leinster and Cormac, grandson of Conn, was banished from Temhair to Caladh Truim.

28. The Leinstermen built Raith Meadhbha on the slope for Meadhbh Lethderg and thenceforth Raith Meadhbha was the name for one side of Temhair,

29. For fourteen happy months the woman held the sovereignty of Temhair, until Crimhthan Cas rose up, son of Cathair of the gleaming swords.

30. The Leinstermen of the spears made over the sovereignty to the son of the king of Eire; not until Meadhbh was united to the son [of the king of Ireland i. e. of Catliaoir MurJ did Cormac become king of Eire,

') tor, 1. gach trom Cormac 161; 2. .i. imat O'Dav; 3. lord, noble, OR; 4. .i. ecla Cormac IG'J. Is fichtib d. pl. of a noun from fichim, I figbt (W.)? cf. fichtibh gloml Ir. Texte I 158. [lichtibb tor 'witb scores of multitudes". Tb.]

CNÜCHA CNOC OS CIONN LIFE. 49

31. For seveu years after tlie slaying of Mac Con did Cormac exert himself to weld together the five pröviuces of Eire.

32. In tlie Interim of tlie reign of Cormac of the battles Fergus Blackteetli was king; in Temhair of the east he was not permanent and he fought the battle of Crionna.

33. The three white -haired Ferguses were killed in the battle of Crionna by Lugliaid [Lamha], by Tadhg Mac Cein and by Cormac the Wise.

34. For forty victorious years the highkingship rested with Cormac of the hard sword until he died unexpectedly - at Raith Spelain above the Boyne.

35. From Taillte came the prince of Fäil to the sward of Raith Spelain; Spehln happily brought into his räith the chosen High King of Temhair.

36. A fisherman of the House of the Brogh caught a salmon in the Boyne; all were whiling away the time awaiting the Coming of the High King of Eire.

37. The food (?) was brought into the king's presence an evil deed ; from that resulted the death of Cormac, grandson of Conn of the just laws.

38. On the lawn of the stead numerous hosts awaited him; the angry crowd uttered a shout at the game of the two kerns.

39. The king heard the shout as they uttered it a hateful circumstance ; his active mind was excited. he swallowed the piece [of salmon] wi^h fright.

40. The bone sticks firmly in his gullet and in his breast and the illustrious king of Eire died in that house.

41. Pitiful the plight of Eire then with no king, no chief in Temhair; that continued for four years until Eochaid Armruadh came forward.

42. Eochaidh Gunnat received hostages for four füll years; his firm sovereignty lasted one year and he feil in the battle of Cuillend.

43. For five years Cairpri had been contending for noble Eire and for sixteen years subsequently lasted the reign of Cairpre Lifeachair.

44. Cairpre Lifeachair not powerless was he until he became envious of the Fianna; he feil in the battle of beauteous Gabhra by the triumphant band of Oscar.

ZoitschrUl f. . c'.l. rii.I./.ogii- Xi i

50 MAURA POWER.

4Ö. Five years tlie Fothads were in power; they ruiiied Eire für a spell; rigoious was tlieir rille for one year they lield the highkingsliip.

46. Fotliadh Airgthecli wroiight parricide on Fotliadli Cairpthecli; Fothadli Airgthecli siibsequently feil by the overpoweriiig Fianna.

47. For foiir years Fiacha Sraibhtine contended fiercely and victoriously [for the sovereigntj']; he defeated Eochaidh Doimhlen 'twas a meeting of men in battle every year.

48. For tliirty nine j^ears he possessed Eire and Alba together, nntil he feil by the band of Colla the Fair in the battle of Dun Dubhchomair.

49. In the battle of Dubhchomair 'twas bravely fought noble Colla Uais was victorius; he performed an over- powering (?) violent act in the beheading of the High King of Eire.

50. Finn had been born in the beginning of the reign of Conn of the territories, he died in the same month an unusual coincidence as Fiacha the truly astute.

51. Twice fourteen days 'tis true and no exaggeration [elapsedj between the death of Finn, who shewed valour (?), and the battle of Dun Dubhchomair.

52. Though Finn feil by his false leap few lived as long as him; Eochaidh, poet and seer, and Moghruith Mac Seinfhesa.

53. The poet Eochaidh, the Northern; Moghruith from mighty Mumha; both of them died of old age Moghruith and Eochaidh the poet.

54. Eleven score resounding years and ten was the life of Finn; ye sons of Brogan from the piain, I know it by heart.

55. We have eleven men after them, Jesus forbade them his table; we submit (?) our faith reproachless to Patrick in whom it is sanctified.

56

57. Ceallach from afar [was renamed] Caimin and Oisin [ex- changed his name] for Senchan; they named gentle Colman Seighin and Liighaid becanie ^lanchän.

58. Little Aodh became Berach, and Siaghail of the ancient cairn ]\raültuile; manly valiant Flann got the name of Cronän and Aodhan became Konän.

CNUCHA CNOC OS CIONN LIFE, 51

59. Caoncomrach a comely warrior he was Momhaedhog

after baptism; biilliant Cailte received tlie name of Mac

Coinde and Findcliadh became Finan. GO. This a noble piece is the account of tlie reigns of

tlie veiy valiant kings, ye sons of Brogan from the piain,

I know it by heart.

61. That was ever my delight multitudes of the Fiauna, hosts of retainers; to-day I cherish, by the will of God, the four Canons of Penitence.

62, Three years have I spent of my own accord in retirement in Doire an tSeineoin; in heavy sodded (?) Temhair the hosts of Diarmuid Mac Cerbhaill conceal me not.

63. I shall die by the will of God , in Temhair my daj^s will end; my tomb shall be until the Judgment Day on the north west side of Temhair.

64, Eoghan, Ulan, noble Aonghus let them take my band betimes; let us leave this mound here which is called Fert Cuncha. Cuncha, Finis.

Notes.

Refereuces: Acallamh, Stokes Edition Irische Texte IV 1. BML, Battle of Magh Leana, O'Curry.

K, Irish Text Societj''s editioii of Keating's Forus Feasa ar Eiriuu. OG, Ouomasticon Goedelicum. Hogan. ETB, Esnadha Tighe Buchet.

Prose. Dun Samhnaighi, anglicised Dunsany in Meath.

Daire in tSeineoin, "NE (?) of Ath Ciud Münadh in Meath". OG, Eas Duhhthaiti. "E. of Dun Samhnaighi" OG. Cuncha. Castlekuock, Co. Dublin. Verse.

8. "With this the history of Cuncha ends; what follows is a poem on the kings of Irelaud. 11, 12. Labhraidh Lamhderg: cf. Acallamh 1. 2517,

Gabsat a Mumain, raiad ceajg Liath Luachra is Labraid Lamderg deich mbliadna doib lith nach gann do macaib aithig Arann, Also Oss. Society, Transactions I p. 35.

lar ndith Moirne mör an fal ba righ an tathach a hEirioud; ba bliadhain do gan bhaoghal go ndeachaidh dec is ni faebhar.

Gabhsat an Mumhain re mead gcolg Liath Luachra is Lughaidh

[Lamhdhearg

52 MAURA POWER.

Ilere Lughaid has been substituted for tlie less familiär Labraidh

Lanideig.

The narae of the "athach", father of Labraid L. is not raeutioned in any of the three poems.

DS. of Dün nGabail, Rev. Celt. XV, p. 323. . . . fer ele didiu coa cuingid Fuiter mac Forduib a ainra co tainic sein aniar 7 Labraid Laimderg leis . . .

Metrical DS. Gwyun p. 80: Fuither mac Forduib co feirg

maic maic Labrada Lamdeirg.

Noue of these references connect him Avitb the P^attle of Magh Leana and Labhraidh Lamhderg is not meutioned in the tale of that name.

I have not been able to trace Maol mac Mongaidh.

The Battle of Dubhchomair was fought much later (322 A. D. FM.) Fiachaid Snübhtiue slain there by the Three CoUas cf. 48, 49, 51 our poem. Were there two battles of Dubhchomair':' U. -'le tri macaibh Feidhlime" i.e. Coun, Eochaidh Fioun and Fiacha

Suighdhe. 16. Conn was killed at Druim Tuirleime (nr. Ros na Righ) BML. 98. But K. II, 260 . . thuit le T. T. i bhfeall i dtuaith Teamhrach 7 e uaigneach ann; and Gilla Coemäin's poem (Tripartite Life II, 534) 'co bas Cuind Cetcathaig cain issin tulaig i Tuadamair' (with variant Tuaitharauais, and Tuathamrois FM 137 A. D.). Tuadamair etc. not identified OG.

18. Conaire mac Moga Lämha 158—165 FM.

19. Ard Neimhidh, Island of Barrymore, Cork Harbour. Neimedh, son of Sraibhgheann K. II, 268, 2J6. He was afterwards killed by Cairbre, son of Conaire Mac Moga *Lämha at the Battle of Cend Abrät. Tigernach, Rev. Celt. XVII, p. 10.

22, 23. Quoted by K. 11, p. 284. MS. used by K. had (23) an cur cas for Cormac Cas. Cormac Cas (kiug of Munster) was Lughaid Mac Con"s Stepbrother K. II, 270. Only two of Oüill Olum's nine sons survived the Battle of Magh Mucraimhe and Cormac Cas was one of them. They fought on Art's side against Mac Con. Cormac Cas died of wounds received in the Battle of Samna, thirteeu years afterwards. Acall. p. 33. 24. Feircheas mac Comain Eigeas; he slew Lughaidh at the instigation of Cormac mac Airt K. II, 286.

Lebhar Gabhäla, quoted by Petrie, Antiquities of Tara Hill 220: conad iarom ro hionnarbadh [Lughaidh] a Teamraigh la Corbmac cona socraitti co dtorcair le draoidh Oililla Oluim i nArd Feirchis

isin Mumhaiu Also Silva Gadelica I, 318; II, 359.

26. Medhbh Lethderg, d. of Conän Cualann; w. of Art Aoinfher K. II, 268, 298.

O'Curry; MSS. Materials p. 480 publishes a poem from LL 24 b (new pagination 44 b) attributed to her. Here she appears as the wife of Cuchorb, s. of Mogh Corb, who was slain by Feidhlimidh Reathtmhar, Avith whom Medhbh eloped. This would place her

CNÜCHA CNOC OS CIONN LIFE. 53

earlier than in onr poem where she is contemporaiy with Cormac Mac Airt. But K. II, 306 mentious Cu Chorb, son of Mogh Corb as contemporary with Eochaidh Fimi. The poem published by O'Curry has a Short prose introductiou (LL380b) which begins: Robudh mor tra nert 7 cumhachta Meidhbhe isin for firu Erenn, air isi na

leiged ri a Temhair gan a beith fein aige na mnai This

seems to agree with stanza 30, 1. 3.

Eochaidh Fionn: brother of Conn Cedcathach. He slew the two brothers of Art Aoinfhear K. II, 268. His descendauts received the Ui Fotharta Laighean K. II, 306, 308.

27. Rev. Celt. XXV, 24; ETB. is and din rob6i Cormac hua Cuind i Ceuannas riasiu rogabad rige [nErenu ar ni ro leic] Medb Lethderg hi Temraig iar necaib a athair [som] .i. i fail Airt roböi in Medb Lethderg do Laignib ocus arrobert side in rige iar necaib Airt

Oaladh Trnim; "ur. Tara" OG. Teasbhaidh Cormaic hui Cuind fri re vii mis. Tigernach A. D. 2i8. FM. coutains uo reference to the banishmeut of Cormac nor to Medbh Leithderg.

28. None of the Dindshenchas poems on Tara contain any reference to the digging of Raith Medhbha. It lies about 1 mile S. E. of Tara. Petrie p. 230.

29. Crimhthan cetguinech, son of Cathaoir Mor.

30. see note ou 26.

32. Ferghus Dubhdeatach reigned one year. K. II, 288, 300.

33. Na tri Ferghusa F. Dubhdeatach, F. Caisfhiaclach , and F. Fuilt- leabhair. See K's description of Battle of Crinna II, 288—292.

Lughaidh i. e. L. Läraha.

34. Read: airdri Cormac or righo. Cormaic? Th.

Raith Spek'iin. Acall. 2735, deich mbliadna flehet rochaithset do fhlaithius Chormaic hui Chuind uo co fuair bäs ic Raith Spelain a mBregaib.

ib. 4755. Raith Spelain 7 Raith in Mail .... cia ro boi intib? Da briugaid do rig Eirenn ar Cailte .i. do Chormac Ua Chuind.

Is intib do bidis ac Beccän böaire 7 ac Spelan

mac Dubain ac in da briugaid sin. 38. Mone of the accounts of C's death mentiou these details. 42. Eochaidh Gunuat:

Cath Finn Trägha p. 72, ardrig uasal Cormac mac Airt

bui siom iarom XL bliadna i rige nErenn cenmota na da bliadain rogabsat Ulaid .i. Fergus Dubdetach 7 Eochaid Gunnat bliadain ele air; ro aithrigadsom fa do 0 Ulltaib.

According to our poem and FM. Eochaidh Gunnat succeeded Cormac. In Tigheruach Cairbre Lifeachair succeeds Cormac directly and there is no mention of Eochaidh Gunnat.

BB 260 b 44 as iad so ua riga ba im chostadh ua fleidhi .i. Fergus Dubhdetach 7 Eochaid Gunnat da righ Ulad. This approximates to CFT quotation above.

Sean 6 Dubhagain's poem Bk. I Maine beginning 140 a:

1 MAURA POWER,

Mac Fiacaig Find airdrig Eirenu mac Cormaic Airt Aenfir

uaib Eochaidh Gunnada mac Feig Feargna mac Feargusa fearrdha.

Cairbre Lifeachair

There is disagreement also about the death of E. G. :

He feil by the Lnghua Feirtre K. II, 352.

He died by the haud of Lughaidh Meann FM. 267.

In tlie Dindshenchas of Mag Fiiidabrach he is killed by Lughaidh Lägde, evidently in the battle of Crinua.

Cath Cuillend: It e neio na fiannasa lichset cath Cuillend 7 cath Cliach 7 cath Oomair tri nuisci CZ. I, 472 (YBL 375 a).

In the prose Diudshenchas of Loch nOirbseu mentiou is made of a Cath Cuillend between Uillenn Faeburderg and Mananuau mac Lir in which the latter feil. This same engagement occurs in the poem LL 11 a on the deaths of Tuatha De Dananu personages, ascribed to Flann Mainistrech.

A Cuillen 0 gCuanach in Tiobrad Arann occurs Acallamh 5727 . . . ocus is auuseo douith in flaith Find tri catha don Fhein cacha bliadna 7 is annseo doberthea 7 do toglitha curaid re gaisced a uinad cacha

marbtha dFhiaunaib Eireun These references however throw

uo light ou E. G's death.

43. C. L. reigned twenty-seven years. K. II, 354; FM 268 284.

44. Cairbre falls by Oscar in all the Fenian tales and poems (Battle of Gabra etc.). but FM 284 'docher i ccath Gabhra Aichle do laimh Seimeoin mic Cirb do Fothortaibh.'

45. See Cöir Anniann 220; K. II, 356. Also Duanaire Finn, p. XLI.

47. In Tigernach Fiacha Sraibtine succeeds Cairbre Lifeachair. Eochaidb Doimhlen and Fiacha Sraibhtine Avere sons of C. L. ; E. D. was father of the Three Collas.

48. F. S. reigned 33 years K. II, 356; 80 years FM 286—322; 39 years according to our poem.

Dubhchomair ur. Taillte K. II, 358. Dubhehomair was also the name of Fiachaidh's druid. K. II, 360. 50. Reimeas na Righ breaks off with the digressiou on Fiuu's age and death. The remainder of the poem is in the usual Oisin V. Patrick style.

According to FM and Tigheruach Finn died in the 16 f' year of Cairbre Lifeachair's reign A. D. 283. But the Battle of Dun Dubchomair was fought A. D. 322. FM. GioUa Coemäin's poem (Trip. Life 11,536):

Coic bliadna cethorchat cain iar niarbad Find a hAlmain

CO maidm Duib Chommair calma lasua Colin cathchalma. Taking date of Battle of Dubhchommair as 322 Finu's obit Avould then be 277. In same poem p. 536, fifty seven years is allowed between the Battle of Magh Mucrimhe (195 FM) and F's death. 52, 53. 'in fer feasa', 'in fer atuaidh' point to Eocha eigeas i. e. Dallan Forgaill. cf. O'R. Irish Writers p. 39. I cannot check the reference to lougevity.

Meghruith mac Seinfhef-a, a druid of Munster K. II, 320.

CNÜCHA CNOC OS CFONN LIFE. 55

Ee naoi liogh deag- diaiilh i iidiaidh saoghal Mhoglia Ruith

[re rüighliaidh

6 Roth mac Rioghaill mor bloidh go Cairbre Conn Lith-

[feachair. ib.

Cuicer liled uasal dreiu is ferr tharaill iath nEirenn is mebair liumsa co becht a faisneis, a filidecht. Cairbri fili fuair dar 1er Amairgin indsi Gaeidel Feircheirtue re Labraid Lore Mogh Ruith is Find faeburuocht.

Acall. 2549—2552.

54. Ä poein on the respective ages of the Fenian warriors Rev. Celt. XVI, p. 26 attributes 249 years to Finn:

se fithchidh bliaghuii fa dho is naoi mbliaghna ni sa mho saegal Fhiuu fa seun fa raith fa bhuaidh fa trean den ardfhlaith.

Oss. Soc. I, 36 gives him 3i0 years :

Tri chead bliadhain co uiblaithe deich mbliadhua acht aeu raithche saogal Fhinn go bhfuair a rae go torchair tre bheim baois e.

and Acallauih 2537, 230 years as in our poem:

Dil cet bliadan co mblaithe ocus tricha gan tlaithe, saegal Find, ba fata re co torchair ga leim baisse.

'Sons of Brogau' see prose Introduction.

55. ina uaonithor 'in bis holy troop' (Th.).

56. Read 'a m[b]eis' for 'aineis': We have eleven men after them, Jesus forbade them bis table. Every man got a change of narae that was not returned before baptism (Th.).

57. There is uo changiug of names in the description of the baptism of Cailte and bis companions; Acallamh p. 10.

Dublin. Maüua Powek.

MORANDS FÜRSTENSPIEGP:L.

Die Ratschläge, die der weise Morand vor seinem Tode dem jungen König Feradach Find Fechtnaclii) durch den „ruf- gewohnten" Nere, also wohl durch einen Herold, überbringen läfst, sind wenigstens im Eingang der einen Redaktion (B) deutlich an eine sagenhafte Begebenheit der irischen Geschichte angeknüpft, an die versuchte Ausrottung der edlen oder freien Geschlechter Irlands (söercJilanda Erenn) durch die Zinsbauern- Stämme (aitheddhüatha). Der älteste ausführlichere Bericht über diesen Mord ist für uns ein zwölfstrophiges Gedicht, das sich an alle Prosaerzählungen des Ereignisses angehängt findet und auf dem, wie manche wörtliche Anklänge beweisen, diese sämtlich beruhen. Es wird deshalb hier vorangestellt.

Mir sind sechs Handschriften dieses Gedichts bekannt, von denen ich vier kopiert oder verglichen habe; nämlich das Buch von Ballymote, Faks. 255 b 17 (= B); das Buch von Fermoy, fol. 36b (= F); das Buch von Lecan, fol. IIQ'; a (= L) und die Hs. des Trinity College (Dublin) H. 3. 18, S. 763 (= H). Aus dem Buch von Lismore fol. 142 >■, b (= Lm) kenne ich nur den Wortlaut der ersten Strofe nach Stokes' unten erwähntem Zitat; aufserdem hab ich mir notiert, dafs das Buch von Lecan fol. 295^ b 296^ a das Gedicht in die erweiterte Fassung des Lcbor Gabdia bei der Regierung von Elim mac Conrach eingeschoben hat. Es lautet:

1 Söerchlanda Erenn uile. romarbtha la öenduine. acht na tri maic monar ngle. atTuUatar ö Choirpre.

1 marbhtha cusau seu duiue Lm. Chairpre Lm L, Cairp- B, Chairbre F.

') Find „der Schöne" und Fechtnach „der Glückliche-' oder „Gedeihende" sind in den Hss. bald als Kompositum behandelt, bald getrennt. Ich habe sie im Folgenden ohne Rnr-ksiclit auf die Hss. überall als zwei Wörter gegeben.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 57

2 Torrcha atTullatar uadh sair. a mäithrecha na mac sin. conid and ructha is tir tliair. iar riachtain doib i n-Albaiii.

3 Feradach Find Fechtnach Fail. Corb Aüloni a Mumain mair. is Tipraite Tirecli tliall. it e sin a comanmann.

4 Ingen r'ig Alban cen ail. ba si mathair Feradaig-. Ba(i)ne ba hed ainm na nina. ingen Lilaith meic Da(i)rera.

5 Crufe ingen Gartniat g-lüair. ro'gab Bretnu cosin mbüaid. mäithir Coirb Anloim cen ail. as a sil fi] i Mumain.

6 Ingen vig Saxan ni sneid. maithir in Tipraiti tlirein. A(i)ne a ainm oca taig. ingen cuinde Cainidail.

7 DoTönsat comairli cain. athig Erenn in tan sin.

flair tallad forro as cach mud. itli blicht mes ocus tor^d.

8 'Si comairle ro-chinnset. aitlirecli leo ani ro-millset. togairm na mac monar ngle. dia n-oirdned i n-airdrlge.

9 Do-ratsat rätha co tenn. a(i)tlieclithüatlia na liErenn. im reir na mac bätar tair. acht co'tistais a h Albain.

10 It e rätha tucsat ind. nem talam esca grlan grind. imnio reir a beinn i mbeinn. cein maras muir im Erinn.

11 Cond Eogan Araide an. it e einlud na tri mal. Araide i n-Emain cen ail. Cond Cetchathach i Temair.

12 Eogan i Caisiul na rig. is and tarastar a sll.

Conid friu sin siu is tall. samlas in sui cach söerchland.

2 Torracha F, Toirreach L. iiadh om. B L. raaithrech ina H. tiachtaiu L. a hAlbain L.

3 steht in B vor 2. Tipraide J{, Tipra(idi) tirech tren tall (is om.) li L. is e L, at iat B.

4 CO rabloid L. isi L. h?Lsed Jl F H. Luaidh H. Derera U.

5 Cruibi L, Graibi IJ. Gartniadh H, Charmaid L. Cuirp L. co mbloid L.

6 fe.hlt in F. Tipraidi L, Tipra B. ba he haiuw comtbaig B. cuinde L, cäirah H, comlan ß. Chaineadail L, Caindedhail H, caiwdi oil B.

7. chain B F. aithigh F, atbaicb L. iu uair sin B, na n-aimsir L. talla L. forthu B, orra L. is mur thor»d L. mes 7 t. 07n. B.

8 Isi F H, Hi B. doriudset (für ro-m.) L. dianairdriffhe H

9 thair F L.

10 tbucsad L. i»>imo a rer B. a om. B, 0 beind do beind L. iu cen bes L heret heth B. '

11 Conid B. a Tembraidh F.

12 tarustar B, tarustair H L, tarasair F. sund is L. samlas L. chec/j F.

58 R- THURNKYSEN,

1. Die freien Geschlechter von ganz Irland wnrden durch einen ^ilenschen ermordet aufser den drei Knaben eine klare Tat , die Coirpre entrannen.

2. Schwanger entrannen ihm die Mütter dieser Knaben nach Osten, so dafs sie dort im östlichen Land geboren wurden, nach- dem sie Albion erreicht hatten.

3. Feradach der Schöne -Glückliche von Irland, Corb Nackt- Ohr aus dem grofsen Munster, und Tipraite der Landreiche drüben, das sind ihre Namen.

4! Die Tochter des Königs von Schottland (oder Albion) ohne Makel, die war Feradachs Mutter; Baine war der Frau Name, Tochter von Luath mac Dairera.

5. Crufe, die Tochter des glänzenden Gartniat, der die ßritten siegreich in Besitz genommen hatte, war die Mutter von Corb Nackt-Ohr ohne Makel, dessen Same in Munster sitzt.

6. Die Tochter des Königs der Sachsen es war nichts kleines war die Mutter des starken Tipraite; Aine war ihr Name zu Hause, die f rauenhaf te 1) Tochter von Cain-Idal.

7. Zu dieser Zeit hielten die Zinsbauern Irlands eine gute Beratung ab, weil ihnen Getreide, Milch, Eichelmast und Frucht auf jede Weise benommen war.

8. Dies ist der Beschlufs, den sie fafsten es reute sie, was sie vernichtet hatten , die Söhne zu berufen eine klare Tat , um sie ins hohe Königtum einzusetzen.

9. Eifrig stellten Bürgen die Zinsbauern -Stämme Irlands nach dem Wunsch der Söhne, die im Osten lebten, wenn sie nur aus Albion (zurück)kämen.

10. Das sind die Bürgen, die sie dazu stellten: der Himmel, die Erde, der Mond, die schöne Sonne, dafs sie ihren Willen hätten von Höhe zu Höhe, so lange das Meer um Irland bleibt.

IL Cond, Eogan, der hehre Araide, das ist die Nachkommen- schaft der drei Fürsten : Araide in Emain ohne Makel, Cond der Hundertschlachtige in Temair,

12. Eogan im Cashel der Könige dort verharrte sein Same , so dafs der AVeise jedes freie Geschlecht diesseits und jenseits diesen gleichsetzt 2).

») Wenn cuijide (L) das Adjektiv zu cuiniu A. ben (Corinac s. v. 27 ar^) igt. Die Lesarten gehen hier selir auseinander; die vou Lni kenne ich nicht.

-) ]). li. alle edeln Gesclilccliter in Irland und Schottland werden auf eiueu dieser drei Fürsten zurückgeführt.

M0RAND8 FÜRSTENSl'IEGEL. 50

Das Gedicht ist dann in einen etwas erweiterten Prosa- bericlit anf gelöst worden, der uns in dreifacher Redaktion vorliegt:

I. Hs. Lm. Die erste Redaktion findet sich verhältnis- mäfsig am reinsten im Buch von Lismore fol. 142^" a. Stokes (Lives of Saints from the Book of Lismore, S. XXXVII f.) hat gröfsere Abschnitte daraus abgedruckt, nämlich § 1 6 und 11 13 und den Anfang- von 14 (nach meiner Bezeichnung). Den \\'ortlaut der übrigen Abschnitte kenne ich nicht; doch weichen die Hss. wenig voneinander ab.

Hs. L. Das Buch von Lecan (R. Ir. Ac, 23. P. 2), fol. 175^ stellt vor diesen Text ein Verzeichnis der irischen Stämme, die man für die aithech-thüatha, die Zinsbauern-Stämme, hielt.

Hs. B. Das Buch von Ballymote, Faks. 255 a, das diesen Abschnitt aus dem Buch voil Glenn-Da-Locha (255 a 6) geschöpft hat, bringt das Verzeichnis gleichfalls i), aufserdem aber am Schlufs (255 b 36) eine zweite Aufzählung der tüatlia aithcchda nebst ihren Unterabteilungen {fodla)-).

II. Diese Prosaerzählung ohne die Verzeichnisse hat eine Erweiterung erfahren, die nur in zwei Handschriften vorliegt. Sie zeigt allerlei Ausschmückungen, wie z. B. die, dafs die Bauern- stämme nach dem Tod von Coirbre Katzenkopf das Königtum Morand anbieten; besonders aber sucht sie durch einen am Ende beigefügten Abschnitt 15. 16) den Anschlufs an die Geschichte von König Tuathal Techtmar zu gewinnen, die mit der hier berichteten grofse Ähnlichkeit hat und am ausführlichsten im Buch von Leinster, Faks. 51 a b. erzählt wird. Die Hand- schriften der Redaktion II sind:

F. Das Buch von Fermoy (R.Ir.Ac), S. 35 a 37 a. Hier führt sie den Titel: Bniiden M{ei)c Bareo annso siosana, indem der Mord von diesem späten Bearbeiter in diese hruiden ver- legt wird 3).

H. Die Papierhs. des Trinity College (Dublin) H. 3. 18, S. 761—764.

») Beide Hss. äuderu deu Aufaugssatz im Auscbluis au das Vorher- gehende: Boi fodord mor icun lucht sa (so) A. ic aUheachthuathaib Ercnn usw.

") Vgl. J. MacNeill, Early Irish Population -Groups § 26. Die beiden Listen sind gedruckt bei O'Curry (Sullivan), Manners a. Customs, I S. XXVII.

•') Nach der Bibliography of Irish Philology, S. 106, hat .7. MacNeill eine Übersetzung davon in der mir jetzt nicht zugänglichen New Ireland Review XXVI (1906), 96 ff. gegeben.

60 R. THUENEYSEN,

III. Eine andere Bearbeitung von I und zwar mit wesentlich modernisierter Sprache enthält die Edinburger Handschrift XXVIII (Kilbride Collection, Xr. 24), S. 9—10, die noch dem 14. Jh. zu- geschrieben wird (ob mit Recht?). Sie enthält beide Verzeichnisse der aithech-thuatha wie B, stimmt aber in fehlerhaften Lesarten manchmal näher mit L überein. Der Text, der vom Gedicht nur die zwei ersten Strofen enthält, ist veröffentlicht und übersetzt von W. A. Craigie. Eev. Celt. 20 (1899), S. 335 ff.

Von Redaktion I und II habe ich die Hss. B (Faks.), F, H, L abgesehrieben oder verglichen. Ich drucke den ausführ- licheren Text II, ohne gleichgültige graphische Varianten oder Schreibfehler anzugeben. Die Lesarten der älteren, knapperen Version I bringen die Anmerkungen.

1. Bai fodord mör ic athechthüathaib Erenn i n-aimsir tri rig n-Erenn .i. Flacho Findola?^ 7 Feie mac Fideic Caich 7 Bres mac Firb.

2. 1) Flacho Findola?'^ immurro, is e ba ri Erend, Feie mac Fideic Caich ba ri Muman, Bres mac Firb ba ri Ulad. Ba hadbal trä 7 ba dirim truma in chisa 7 met na cäna 7 fortamlaighe in flaithiusa laisna tri righaibh sin for aitheachaib Erend. Ba hole immurro lasna haithechaib a menma ar met na dalre boi forro 7 ar truma a foghnoma, air ro'batar na sSrchlanna ac laigi forsna ferannaibh i'rabatar sum. Im*forgenair Tarom comthinol icna \iniü\echaibh i n-öenairm, coroxindis öenc[h]omairle in tan sin.

3.2) Batar Tarom tri aith?^ robsat toisich comairle occo som .i. Büan 7 Monach 7 Corpre Cind Chait. Ba cenn doib sidhe Cairpre Cinn C[h]ait. Ar ba do Lüaighnibh 7 is e ba ri for LüagnzM, ar ba üaithi&Ä sidhe ncgebthe cennus aithech.

1 aitheachaibh Lin. Fiudolaigh F, Findolaich L, Findfol- Lni. Fee B. Fidheich ¥, Fidfec B, Fidaich L. Breasal mac Feirb L.

2 Er- an tan sin F. Feie mac Feie F. Bress m-e Feirp H. fortiamhl-i F. leisna F. läis ua F. foghnaemse H ar H.

3 Cairp- F. Cent H. doibsin F. do Laiguibh H. huaidibh sen F.

») § 2 fehlt in I.

") Für 3 hl I nur: Batar diit») tri aithig batar'') toTsigb comairle do aitheaehtliüathaib Erenn in iubaid sin .i. Monach 7 Büan 7 Corpre Cend Caif).

•) da Lin. '') ba Lni, rubdar IJ. ") Cairpri Cend Caid L, Cairp- Catchend B.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 61

4."*) DoTönsat iaruni na athig comhairle in tan sin do reir in tiir sin. Ba si Tarom comairle ro'chinnset ann sin .i. tledh do thargud do thig CairpW Chinn Chait .i. co Bruidin Maie Da- Reo i niBreifne 7 a tigernadhn do tlioclmiriudli cliuici do saigliidli na tieidhe 7 bas do immbeirt forro 7 in rige do beitli acn fein. Do'rönadh samla/(?/i 7 ro'bäs lii fochill na fleidhe sin fri re teora ]ethblla(?/mn ocna aathechaibh. Tiian a toraidli immurro, is ed doTatsat forsin turgnam sin. I Maigh Crö la Connachtu, is ann atä an Brniden i'ndernad in mörfledh sin.

5.4) Do'deocliatar immurro fir Ereww di cach leitli d ind- saigliidh in mörthairic doTigned döibli. Batar larom .ix. ndwa oc tomailt na fleidhe. Do'bretlia trä frithalamh raör isin nönse dedenaigli forro, amaZ na'tuctlia riamli. Do'bretha emli airer cecli bldli 7 saine caclia lenda döibh corpat mesca medarcliaine, corbo treisi flait[li] firu, co'tarl?e in teach ina ratsechuiph hrisithar ocae. Eo'imretor iaromh duinepläigh forro ann sin, ar is amlaicZ for* coemnacair cach öen for erchomhair a echta dona haithechaib. Ba grända 7 ba hadhüatlimor ro'bäs isin bruidin in tan sin. Ba forbhäilidh Badhbh derg dassachtach 7 ba brönach banchuire

4 tigemadsed H. imu't F. do bith H. Dorighnedb iaromh H. amhl- siu F. Connachdse H. au om. H.

5 Doberta F (bis), uöuaigh F. corbbat F. medbarcbaia F. corbo bis ocse fehlt in F. in tan om. H. Wonach H.

^) Für 4 in I nur: DoTönsat comairli Tarum aitbigh Eirenn do reir in trTr sin. Ba sT*) comairli ro'chiudset'') flead do thargudh'') dia tigernaib^) 7 a marbad'^) ocon fleidb sin. Batar immurro*') tri bllar^Ma e) oc foichilP) na fledhi sin la haithecbu Eiren»'). TrTan'') a toraid cacha blTadna do-ratsat forsin turcnom sin^). I Maig Crü'") la Cönnachta, is and do-guTth") in fledb").

*) 7 ba hi Lm. '') na n-a(i)theach B L. ") targud fledhi B. *') tigerua L. ^) leo add. B. *') Badar i&rum na hath- B. s) L liest: a marbad i&vum iar tri bli- doib oc foichill iisiv. '') ic airithiw 7 ic t'oichill B. ') .i. athaich Er- h, om. B. ^) 7 triau B. ') fria haireac B, fris L. '") Chruachan L. ") do- ronudh Lm. ") sin aid. L; B liest: Is and .ü. dorrigenset i Maig acrwach la Cönnachta.

*) Für b in l nur: Dolotar Tarum fir Erenn di di cach leith^). Bätar Tariim'') uaT nöua oc tomailt na<=) fledhi"^). Do'bretha") lenda somesca') sainemhla döib isin») nöuai deighinai^/i'').

*) cum na üedhi {hinter di c. 1., di om.) L, dind fledh sin as cach aird i-mbatar B. ^) da?io Lm, Faidhit di- B. *=) a B. '^) 7 ni-frith mod nos mairnfedh add. B, ") Doberthea Lm. ') om. B L. s) imou L. '') dibh add. Lm, imnn uomaid cü»tbat mesca miciallmair B.

rt2 R. THURNEY8EN,

doli Ireas sin. Ba sier laroni in niucälach sin. Ba damradh deghbaile. Ba torcradh niormesa. Ba ecradh soercarpait. Ba brainech sochenel. Ba comecair 'direacht. Ba tocliim curadh ocon buidin sodealbdasiBiclienela/^/sin ro-bithei.sinBruidin. Ro-muidhset larom srotlia dar secht ndoirsibh na Bruidne, co-snäifitis ma/c midaisi foraibh, diambadli dir fuil do snäm.

6.-^) Ro-dTbdait t;« söerchlanda Erenn and sin acht na tri ma/c rucait i mbronnaib a mäithrech. Air in tan ro'bäs oc fodbugudh na fer, is ann sin ro'elaiset na tri riglma immach asin niBruidin .i. Side Lüatli 7 Grübe 7 Aine iat side. Con'decliatar dar muir ar techedh na n-a(i)thecli.

7.ß) Air batur tri caraid do tri righaibli Erenn .i. ri Alban 7 ri Bretan 7 ri Saxan. Ba cara cipinnus do Flach« FhiAolaig Lüath mac Darena ri Cruithentüathe. Bäne ingen Scäil rl[g] Fomoire ben Lflaith. Do'breth diu Ingen Lüaith do Fiachae Findola?Vjr do mnai. Side Lüath dawo a ainm sin fein, ba si sin mäthair Feradaig Find Fechtnaig.

5 treis F. mor mescse H. Ba brainech bis aireacht steht in H vor Ba damradh. broiuech F. sochenel- F, so cr.l- (mit Strich durch s) H. co[m]acor F. sodelbha F. secht sr[otha] tar F. midhaidhisi H.

6 i mbroinn H, [i m]bro[n]dandaibh F. Ar H. 'elaidhset H, 'elaisit F. Sise Luat H.

7 Ar H. Bain H. Dobert F. Si« H. side F. si sidhe H.

^) In I nur: Ro-ortait*) Tarum*') söerc[h]lauda Here?m ocan fleid sin trlana mesca"), curo-dhTbhdait nili''), acht") na tri meic bätar i mbrondaib*") a mäithreach f^).

*) Roort L, Romarbtha Lm. '') om. Lm. ■=) tria tharm is- na naithecÄ 7 triana mesca fodesin B. ^) combai badud S£erclaud(-aib sjiäterer Eintrag) Erand and L, om. B. *=) acht sil B. ^) imbroind L. «) in tan sin add. B.

^) In I (B L): Air*) batar caraid do trib rigaib Erind .i.'') rT Alban 7 rl Saxan 7 rl Breatan"=). Ba cara cetamus^) do Flacha Findolaich^) Lüath mac Darera *") ri Cruithentüathe. Baine '■^) ingen Scäil rTg Fomoiri ben Lüaith. Bäine d^jo ainm a ingine. Do'bert side do FTacha'') Fiudolai^ a ingin .i. Bäine, conad liT') mäthair Feradaich Find Feachtnaich meic Flachac/t Findolai^ ^).

») om. L. '•) caraid cleamna do tigeruaib Uerenn iwiun inbaid sin B. «) descert Bretan B. ^) cedus L. ') Findol- B, .i. add. h. O Derera B. «) .u. add. B. '') Fiachaid L. ') Statt Bäine usw. liest B: Dobreth diu in^en do Fiach- F-. Baine diit a hainm siden fen. Ba si sin . . . '') .i. Tuathail Techtmair (statt meic F. F.) L.

MOKANDS FÜKSTENSPIEGEf.. 63

8.") Ba cara dawo Fiac mac Fideic Caicli ri Muniau do Gortniad do ligh Bretaii. Crufe ainm a ingine sin. Beiridh sin mac do Fiac .1. Corp Ai'ilom a ainm.

9.^) Ba cara dawo Bres mac Firb ri Ulad do ChainTdal righ Saxan. Aine ainm a ingine sin. [Beijridh sin mac do Bres mac Firp .i. Tipraiti Tirecli a ainm sin,

10.9) Roiiailidh iarom in triar sin tair, airet bai righe oc Corpre 7 nert aithecli for feraibli Erend. Ar niroiamsat na meic Ere do t[li]adhall ar ecl« na n-aithecli.

11. if) Nrtarat Iarom an talamh a toradli dona aithecliaibh Tarsin mörfingail ro'fersat for söerchlannaibli Erend, 7 boi gorta mör la firu Kreiin, cona'roibe ith a talmam na mess a caillidh na iasc a n-indberaibh na lacht ac büaibh na sinae ina cörai feisin.

12.11) Fuair Corpre bas Tar tain 7 tarcatur fir Ermw riglie do Morann dia mac. Ro'räidh immurro Morann na'gebadh hi,

8 Gortniadh H. Crüfe F. sidein H. Rnc sidhe H. Fiach H. Aolum ainm H.

9 Preas mac Feirb H. Per sidhe H. Bres F.

10 Cairp- F. 7 pui H. uilamhsat F.

11 roratsat H. S0e[rchlajnda F. conaraibh H. na sin na F. fäisin F.

12 iarsin H. im. om. F. nach- F.

') In I (B L): Ba cara diu FTac mac Fideic "") CaTch rT Muman'') do Ghortniaf) do rTg Bretau. Bert a ingen side .i. Gruibe*^) mac do Fiacc .i. Corp Aülom^) a ainm').

") Fiacc mac Fidfecc B. ") .i. Deirctined mac Euna Muwcbaiu a ainm sidi 7 ri M(o»an in Fiac sin L. «) Goirthigernd L. ^) Ruibi a hainm sidi L. ") Corb Aulaiwt B. ♦■) Corp Ulom ainm in meic sin 7 Med Neid ainm aile do .i. athair Moda Nuadad L.

*) In 1 (B L): Ba cara diw Bresal mac Feirb rl Ulad do Chandidal ») do rT Saxan. Bert dno^) a ingen side Aine a ainm side'') mac do Breasal mac Feirb .i. Tibraidi Tireach e side=).

«) Chain di oll B. ") om. B. <=) Tipmide .T. tirech a ainm B.

3) fehlt I.

") In I: Nitharat") in talam a thorad dona haitheacbaib Tarsin fingail'') do-ratsatp for söercblandaib Erern«. Ocus bai gorta mor lafiru"^) Erewn iter inberu 7 feda 7 ith 7 blicht*).

") thabhradh Lui, iarum add. L. ^) iarsin digail sin L, iarsin ndidhail Lm. ■=) om. L. "1) for feraibh Lm. «) fedu 7 ithu 7 hlechta B.

") In I: Ro-fessa Tarum») tri comarbsei'') Erenn do bith i n Albain .i. Feradach Find Fechtnach 7 Corb'^) Aülom 7 Tipraite TTreacb.

^) Rafes tra Lm. •') na comarba L, na tri coraarbu sin Lm. '=) Corp Lm.

(\-l R. THURNEYSEN.

ar nirbo toicli du i. .Ccist cidh do'genam diu' ar lat. ,Ro-fetur sa' ar ]\Iuianii ,aiii as coir ann .i. tri coraarbai Krenn filet a uAlbain .i. Feradbach Find Fechhiach 7 Corb Anloni 7 Tipraite Tireach, 7 tiagar ara ceiin da rigbadb üainde. air is duibb as toicb'. Js maitb amhlaidb' or cäch.

13. Tlagair Tarom ara cenn dia frestal 7 dia rigadb, 7 do'bertar rätha nime 7 talman 7 grene 7 escae 7 ua n-uile dül friu öua haitheditbüathaib im bithfogbuom doibb dia reir fein, cein bes muir im Erind 7 bes a sil som 7 a seimedh inti.

14.12) Tegait diu auair 7 gabais cäch dibli ina aird .1. Tipraite Tireach a n-airther na \\Evenn a coicidh Ulad 7 Corb Aülom ana deisco-t for Mumhain. Gabhais Feradach Find Fecht- nach ina medön .i. a Temliraigh na righ. Do'breth larom for- lamhns 7 ardrighi Erenn do Feradach Find Fechtnach 7 do'breth ardchennus 7 comhairle 7 fenechus Erend do Morann mac Main. Ba maith da«o ind Eiriu Tar sin, ar ro'tog a düdhche forrse d eis na n-aithec//. Is üaidibh sin dawo ro'genetar tri soir Erenn doridisi .i. Cond, Eogan, Araide .i. Cond ö Feradach Find Fecht- nach, Eogan ö Chorp Aülom, Flacha Araide ö Thipraiti Thireach. Is do sin ro'chan in senchaid ann so: Soerchlanda Erenn usw. {siehe oben S. 50).

12 i om. F. cindus (für cidh) F. diu om. F. comforbseo H. Corp H. amhl. om. F.

13 Tiagar alle nufser F. dia frest. 7 om. B. doberar Lm F, dobertor H, dobertatar 15, dobertha L. intseacbtai (für escae) B. na bnili dula B, dul aicsi 7 neamaicsidi L. immoa fognitm B. airet (für cein) B, erad L. bias F, heth B. Die Wörter von dül friu bis ceiu bes fehlen H. 7 bes H, 7 bias F. 7 bes bis inti fehlt in I.

14 cacb nanard H. Cairp- U16m F. andesc-t Urmuman H. find F. om. H. Doberta F. airdri F. ua bErenn H. dFeredhach H. 7 dobertba F. duidcbi H. rogeineastair tri sserclanda L. afnthisi B. .i. om. L, .i. Cond ö bis Thireach om. B. 7 Eogauac/ii uili L. Cborb F. do H, Conid doib sin L. na priathra sa {für ann so) H. De quibus poe?a dixit hoc Carmen B.

'■^) hl I: Gabais*) Taruni'') cäch dTb ina rainu") .i.'') Tipraidi Tirech i u-airther na*') hEiriud i n-VWtaib") y^) Feradach Find Fechtnach ina medön'') .i. i Temraig 7*^) Corb Aülom iua deiscert?) .i. i m-Mumaiu''), conid üaidib sin ro-genetar tisiv. (ivie oben).

») Gabar L. '') Dothogat na maicc la sodai» 7 gabais B. ■=) riwd B, raiun feraiun Lui. '^) om. B. •=) om. L. ^) imedon H- B. ^) audesc-t H- B. '■) thes (stall j. i M.) L.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 65

Hinter dem Gedicht fährt II fort:

15, Fer ambra dawo in Morand sin agaToibhe in fir flatha .i. in sin .i. idli Isioramd X. in einlach imo'tabartlia bragait he, ro'nascadh ima brägait co'farcbadh cen anmain he. Int ennac immurro imo*cuiit[h]ie brägait he, nocon idh sin, [no']ret[h]edh ime CO talm««?. Conid he sin boi oc etirgleod firinde 7 güa isin aimsir sin. Couidh de sin ro"ainmniged Feradach Finn Fechtnach don righ i'mboi aimsir inti sin.

16. Boi iarom Feradach oc dllgend na n-aithech 7 aca cur hi eis 7 a foglmam dermar 7 ac tarrochtain forro in gnima do'righensat .i. söerchlanda Ereww do marbadh. Ro'marbadh dano Feradach hi Temra?^ iar tain la Eillini mac Conrach rig n-Vlad 7 la hEocha/cZ Änchend la rIgh Laigen 7 la Sanbh mac Ceit meic Magach la righ Connacht 7 la Forbre mac Fine la righ Muman. A comairle na n-aithech da7io do'rönad doridisi in gnim sin. 7 ro'elai Tüathal liaidib tar muir, eonidh tair rod"n-alt co cenn flehet bliadhan.

15 is ocae ro bai H. idh Moiann F. fo braa^ait H. In tentuch H, Int en. bis co talmain om. F. a pragait H. de sin {statt sin) H. edli sin H. Finn om. F. intidhsiu H.

16 ch;<r H, crü F. dermair H. tariaclit- H. doronsat F. Elim F. Cownruch F. Saup H. Foj"pri H. dawo oni. F. Et roelaigh F. uaitWb F, uadhaiph H. rod naltse H. Finis. finis add. H.

1. Es herrschte grofses Murren unter den Zinsbauern- Stämmen Irlands zur Zeit dreier irischer Könige, nämlich Fiacho Findolaigi) und Feie Sohn von Fide(i)c dem Einäugigen und Bress Sohn von Ferb.

2. Fiacho Findolaig war aber König von Irland, Feie Sohn von Fide(i)c dem Einäugigen König von Munster, Bress Sohn von Ferb König von Ulster. Gewaltig und mafslos war nun die Schwere des Zinses und die Gröfse des Tributs und der Druck der Herrschaft unter diesen drei Königen bei den Zinsbauern Irlands. Die Zinsbauern waren aber mifsmutig über die mächtige Knechtschaft, die auf ihnen lag, und über die Schwere ihres Dienstes; denn die freien Geschlechter waren über die Ländereien

1) Das ist nicht die alte Nominativform (vgl. Fiacha Finnfolad Tig. in Rev. Celt. 16,118); aber sie wird in unserem Text so verwendet.

Zeitschrift f. celt. PhUologie XI. 5

66 K. THUKNEYSEN,

gelagert, in denen sie lebten. Da wurde nun eine Versammlung der Zinsbauern an einen Ort ins Werk gesetzt, damit sie einen genieinscbaftlichen Bescbluls fafsten.

3. Drei Bauern waren nun bei ihnen Führer des Rats, nämlich Buan und Monach und Coirbre mit dem Katzenkopf. Ihr Haupt war Coirbre mit dem Katzenkopf. Denn er stammte von den Luaigni und war Fürst über die Luaigni; denn aus ihnen wurde die Häuptlingschaft der Zinsbauern genommen.

4. Da hielten die Bauern nun Rat nach dem Willen dieser Drei. Und das war der Beschlufs, den sie dort falsten: ein Gelage zu rüsten im Haus von Coirbre mit dem Katzenkopf, in der Bruiden Maie Da -Reo in Brefne, und ihre Herren zu dem Gelage zu ihm einzuladen und sie umzubringen, so dafs das Königtum bei ihnen selber wäre. So tat man, und drei halbe Jahre lang wurden die Vorkehrungen zu diesem Gelage bei den Zinsbauern getroffen. Ein Drittel ihrer Frucht gaben sie für diese Zurüstung her. In Mag Cro ('Blutfeld'), dort ist die Bruiden, in der dieses grofse Gelage abgehalten wurde.

5. Von allen Seiten kamen nun die Männer Irlands zu dieser grolsen Veranstaltung, die für sie ins AVerk gesetzt wurde. Dann waren sie neun Abende beim Feiern des Gelages. Am letzten Abend wurde ihnen eine grofse Aufwartung geboten, wie früher niemals. Es wurde ihnen eben das Beste von jeder Speise und das Ausgezeichnetste von jedem Getränke gespendet, so dafs sie trunken und ausgelassen wurden, bis dafs das Bier stärker wurde als die Männer und das Haus in lärmendes Ge- spräch überging. Dann wurde ein Meuschenmorden über sie gebracht; denn jeder der Bauern befand sich in der Nähe dessen, den er umbringen sollte. Fürchterlich und grauenhaft war es damals in der Bruiden. Die blutige, rasende Badb war überfroh und die Frauenschar traurig über diesen Kampf. Edel war jene Eberbrut. Es war eine Ochsenschar guter Abkunft, eine Eber- schar reicher Eichelmast, es war die Ausstattung eines edeln Wagens. Zahlreich war edles Geschlecht, würdig die Versammlung. Ein Helden-Schreiten war's bei der wohlgestalteten, adligen Schaar, die in der Bruiden erschlagen wurde. Da brachen Ströme durch die sieben Tore der Bruiden, dafs Knaben mittleren Alters darauf hätten schwimmen können, wenn Blut zum schwimmen geeignet wäre.

6. So wui'den die freien Geschlechter Irlands dort ausgetilgt aufser den di-ei Söhnen, die im Leib ihi-er Mütter davon getragen

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 67

wurden. Denn während man beschäftigt war, die Männer aus- zuplündern, entrannen die drei Königinnen aus der Bruiden; das waren Side Luath^) und Grübe und Aine. Die kamen übers Meer auf der Flucht vor den Bauern.

7. Denn die drei Könige Irlands hatten drei Freunde, den König von Schottland, den König der Britten und den König der Sachsen. Der Freund von Fiacha Findolaig zunächst war Luath mac Darera, der König des Pikten volks; Luath's Frau Avar Bane, die Tochter von Seal, dem König der Fomoiri. Die Tochter Luath's nun war Fiacha Findolaig zur Frau gegeben worden. Deren eigener Name war Side Luath, die wurde die Mutter von Feradach dem Schönen-Grlücklichen.

8. Der Freund sodann von Fiac, Sohn von Fide(i)c dem Einäugigen, dem König von Munster war Gortniat der König der Britten. Dessen Tochter hiefs Crufe. Diese gebar Fiac einen Sohn, mit Namen Corb Nackt-Ohr.

9. Der Freund ferner von Bress dem Sohne Ferb's, dem König von Ulster, war Cainidal der König der Sachsen. Dessen Tochter hiefs Aine. Diese gebar Bress dem Sohne Ferb's einen Sohn, mit Namen Tipraite der Landreiche.

10. Diese drei wurden nun im Osten aufgezogen, so lange Coirbre das Königtum und die Bauern die Gewalt über die Ir- länder hatten. Denn die Söhne wagten Irland nicht aufzusuchen aus Furcht vor den Bauern.

11. Nun gab die Erde den Bauern keine Frucht nach dem grofsen Mord, den sie über die freien Geschlechter Irlands gebracht hatten, und es herrschte grofse Hungersnot bei den Irländern, so dafs kein Getreide in der Erde war und keine Baumfrucht im Walde und keine Fische in den Flulsmündungen und keine Milch in den Kühen und kein Wetter in richtiger Ordnung.

12. Darauf starb Coirbre und die Irländer boten das König- tum seinem Sohne Morand an. Morand sagte aber, er werde es nicht annehmen, denn es stehe ihm nicht zu. 'Was sollen wir denn tun?' sagten sie. 'Ich weifs, was sich geziemt' sagte Morand. 'Die drei Erben Irlands leben in Albion : Feradach der Schöne -Glückliche und Corb Nackt-Ohr und Tipraite der Land- reiche. Man suche sie von uns aus auf, um sie als Könige

1) Dieser sonderbare Name der Tochter Luath's statt Bdine im Gedicht und in der älteren Prosa, entspringt einem Mifsverständnis des Ausdrucks do-bert (-breth) side der älteren Prosa (§7).

5*

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einzusetzen; denn ihnen steht es zu.' 'So ist es gut' sagten alle.

13. Darauf suchte man sie auf, um ihnen aufzuwarten und sie als Könige einzusetzen. Und von den Zinsbauern -Stämmen wurden ihnen als Bürgschaft der Himmel und die Erde und die Sonne und der Mond gegeben für ewigen Dienst nach ihrem Wunsch, so lange das Meer um Irland bleibe und ihr Same und ihre Nachkommenschaft dort lebe.

14 So kamen sie aus dem Osten, und jeder von ihnen liefs sich in seiner Richtung nieder: Tipraite der Landreiche im Osten Irlands in der Provinz Ulster und Corb Nackt -Ohr in seinem Süden in Munster. Feradach der Schöne -Glückliche liefs sich in seiner Mitte nieder, im Temair der Könige. Darauf wurde die Gewalt und das Hochkönigtum über Irland Feradach dem Schönen -Glücklichen gegeben und die Häuptlingschaft und das Beratungsamt und das Recht (feiiechns) Irlands Morand dem Sohne ]\Ioen's. Darauf ging es Irland gut, denn er brachte ihm wieder, was ihm zukamt), nach den Bauern, Von jenen wurden dann wieder die drei Edeln Irlands gezeugt: Cond, Eogan und Araide, nämlich Cond von Feradach dem Schönen -Glücklichen, Eogan von Corb Nackt- Ohr, Fiacha Araide von Tipraite dem Landreichen. Darüber sang der senchaid Folgendes: 'Die freien Geschlechter von ganz Irland' usw. (s. oben S. 58).

15. Ein herrlicher Mann war nun dieser Morand, in dessen Besitz die 'Gerechtigkeit der Herrschaft' (fir flatha) v/ar, nämlich der sin, d. i. die Schlinge Morands: der Schuldige, um dessen Hals sie gebracht wurde um dessen Hals zog sie sich zusammen und nahm ihm das Leben; der Unschuldige jedoch, um dessen Hals sie gelegt wurde, für den w^ar es keine Schlinge, sie glitt um ihn zur Erde hinab 2). So dafs er zu jener Zeit zwischen Wahrheit und Lüge entschied. Und davon wurde der König Feradach der Schöne-Glückliche genannt, zu dessen Zeit jener lebte 3).

16. Darauf begann Feradach die Kauern zu vertilgen und sie unter Zins und schweren Dienst zu bringen und die Tat an ihnen zu räclien, die sie begangen hatten, den Mord der freien Geschlechter Irlands. Später wurde Feradach in Temair getötet durch Eillim mac Conrach, den König von Ulster, und durch

') Wörtlich: 'Er hob das ihm Zugehörige auf es'. '^) Dieser Abschnitt berührt sich nahe mit dem Text, den Stokes in Ir. T. III, 1, S. 190 14 Ende) gedruckt hat.

3) Das ist aus Cüir Anmann § 107 (Ir. T. III, 2, 332) geschöpft.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 69

Eochaid Ancheiin, den König von Leinster, und durch Sanb den Sohn von Cet mac Magach, den König von Connaught, und durch Forbre mac Fine, den König von Munster. Auch diese Tat geschah wieder auf den Eat der Zinsbauern. Und Tuathal ent- rann ihnen übers Meer, so dals er 20 Jahre lang im Osten auf- gezogen wurde.

Schon die ältere Prosaauflösung gibt also dem König Feradach Find Fechtnach als Tater Fiacho Findolaig. Das stimmt be- kanntlich nicht zu den älteren Königslisten; im Lebor Gabäla, wie schon früher bei Fland Manistrech (LL 132 a), ist Fiachu Findol(ad) vielmehr der zweite Nachfolger von Feradach und wird in der Redaktion B I (Rawl. 512 fol. 86 1) wie in Tigernachs Annalen (Rev. Celt. 16, 418) als sein Sohn bezeichnet, während Feradachs Vater Crimthann Nia Nair ist. So wird denn dort Fiachu Findolad. nicht Feradach von El(l)im erschlagen, wie unsere jüngere Prosa berichtet. Aber abgesehen von diesen irrigen Ergänzungen Späterer, auch das zu Grunde liegende Gedicht selber ist nicht sehr alt. Das zeigt der Reim des Dativs von Coirpre mit gle in Str. 1 und der als Akkusativ gebrauchte Nom. soercliland in Str. 12. Man wird es daher kaum vor das 12. Jahrhundert setzen dürfen. Coirbre Catchenn (oder Cenn Cait) regierte nach dem Lebor Gabäla zwischen Crimthann und Feradachi), aber von seiner Missetat wissen die älteren Redaktionen (B III, A, B I) nichts zu melden 2). Wohl aber läfst es zwar noch nicht in seiner altertümlichsten Fassung B III, aber von A (LL23b) an den künftigen König Tuathal Techtmar, den vierten Nachfolger von Feradach, nach dem Tod seines Vaters Fiachu Findolad durch El(l)im ganz ähnlich im Mutterleib nach Albion gerettet werden durch seine Mutter Eithne Imgel, Tochter des Königs von Albion. Eben diese Erzählung hat offenbar die Prosaauflösung bewogen, Fiachu Findol(aig) zum Vater von

*) In Tigernachs Anualen (Rev. Celt. 16, 416) scheinbar zwischen Feradach und Fiatach Find. Trotzdem folgt nach S. 418 Fiacha Fiunfolad unmittelbar auf seinen Vater Feradach. Die Daten sind hier bekanntlich sehr verwirrt.

-) B I fügt nur hinzu : Mac Crimtha[i]n sin an Feradach Finnfechtnach dia'tucad audacht Morainn ö Morunn „Ein Sohn dieses Crimthann war Feradach F., dem von Morann das 'Vermächtnis Moranns' überbracht wurde." Dieser Verfasser nimmt also auf Morands Fürstenspiegel nach Redaktion B (s. u.) Bezug.

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Feradach zu machen, und die Hs. L 7) identifiziert geradezu Feradach mit Tuathal. Zwanzig Jahre später kehrt dann Tuathal nach Irland zurück und erhält von den Irländern Sonne und Mond, Himmel und Erde als Bürgschaft für seine künftige Ober- herrschaft, ganz wie im Gedicht Feradach und seine Genossen i). Da das in den GO er Jahren des 12. Jahrhunderts verfafste Lebor Gabäla unsere Geschichte nicht erwähnt, und da das Gedicht, für uns die älteste Quelle, in dasselbe Jahrhundert gehört, so liegt die Annahme nahe, sein Verfasser habe die Ge- schichte frei erfunden in Nachahmung der ähnlichen von Tuathal, etwa bewogen durch den ominösen Namen Coirbre Katzenkopf. Diese Annahme ist aber so nicht statthaft. Denn die Sagenlisten LL 190 a und Aneed. II 47, deren Quelle doch sicher älter ist, enthalten beide den Titel: Orgain (Argain) Coirpri China Chait{t) for soercMannaib Erend. Dafs eine ältere Erzählung dieser Art bestand, bezeugt auch die Einleitung zu Morands Fürstenspiegel in der Redaktion, die ich unten mit B bezeichne. Sie lautet: •Hier beginnt das Vermächtnis von Morann mac Möin an Feradach Find P^echtnach. Dieser war der Sohn der Tochter von Loth mac Delera(i)th (Delaraid) von den Pikten, den seine Mutter in ihrem Leibe wegtrug, nachdem die Herrn von Irland durch die Zinsbauernstämme vertilgt worden waren aulser Feradach allein im Leibe seiner Mutter. Später kam er mit Heeren herüber, und Morann übersandte ihm dieses Vermächtnis'. An sich können wir nicht wissen, wie alt diese Einleitung ist; aber sie findet sich schon in LL (in die Redaktion A übertragen, s. u.). Sie unterscheidet sich vom Gedicht inhaltlich darin, dafs nur Feradach allein, nicht drei Prinzen gerettet werden, und dafs er später 'mit Heeren' zurückkehrt (ähnlich wie Tuathal), also wohl nicht gutwillig von den Bauern zurückgeholt wird. So wird sie in der Tat auf einer älteren Erzählung beruhen, die für uns sonst verloren ist. Auch der Verfasser des Gedichts dürfte sie kaum mehr gekannt haben; als Grundlage für seine Verse genügt voll- kommen einerseits der überlieferte Sagentitel, anderseits unsere Einleitung. Er hat das Gegebene frei verwertet und Loth mac

>) Ein ähnlicher Bericht über Tuathal steht LL 51a, aber ohne die Flucht nach Albiou. Vgl. auch die Land Syuchronisms ZCP IX 477, 15. Die Vier Meister a. 10—76 bringen beide Erzählungen (Feradach und Tuathal); Keating, der natürlich alle unsere Texte kennt, verschmilzt sie (ed. Dinneen II, S. 236 ff.).

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 71

I)elera(i)th in einen Luath mac Ba{i)rcra (Dcrcra) umgewandelt und zwei anderen Prinzen entsprechende Mütter auf der Naclibar- insel gegeben.

Die Ansicht, die namentlich O'Curry») verfochten hat, die aithech-thüatha seien die Ätecotti, Atticoti, Attacotti, die bei den Römern seit dem 4. Jahrhundert neben den Scotti auftreten, ist lieute wolil allgemein aufgegeben. Mit Recht. Ä(i)thech 'Bauer' (heute atliach auch 'Riese') ist von aithe 'Vergeltung, Ersatz' im Sinne von 'Zins'^) abgeleitet, dem Abstraktum zu ad'fen. Zur Römerzeit würde also das Wort etwa *Äteiääcotötäs gelautet haben, was weit abliegt. Breton, osac'h 'verheirateter Mann, Hausherr' ist offenbar verhältnismälsig spät aus dem Irischen entlehnt. Einen Schlufs auf das Alter der Tradition erlaubt also der Ausdruck aithech-thüatha nicht.

So ist die Frage berechtigt, ob nicht nur die Einleitung der Redaktion B, sondern ob schon die ursprüngliche Fassung von Morands Fürstenspiegel die Sage vom Bauernaufstand voraus- setzt. Man könnte dem zunächst entgegenhalten, dals in den Ratschlägen nichts darauf hinweist, dafs der König, an den sie gerichtet sind, den Thron nach einer Revolution besteigt. Nament- lich A 44 ff. würde man sich dann anders gestaltet denken. Aber es ist wohl von einem altirischen Schriftsteller zu viel verlangt, dafs er einen Fürstenspiegel speziell nach dem Begebnis orientiert, an das er seinen Ursprung anknüpft; der Verfasser kann irgend jemand gesucht haben, dem er seine Weisheitslehren in den Mund legte, ohne nun alle Konsequenzen daraus zu ziehen. Kaum darf man anderseits in A 38 eine direkte Anspielung sehen; man könnte übersetzen: 'Sag ihm, es ist nicht leichter den Fürsten zurückzuerbitten {athchuingld) als für ihn einzutreten; es ist nicht leichter, ihn zu berufen (togairm mit 1 n) als ihn zu bewahren.' Aber das ist kaum der Sinn des Abschnitts. So bleibt nur der Satz in A 3—4: 'Wenn du an Königen vorbeikommst, eile zu Feradach Find Fechtnach. Verkünde ihm vor Allen das Wort' usw. Der König wird also in Begleitung von anderen Fürsten vorgestellt; aber ob er etwa als mit anderen irischen Königen aus dem Auslande heimkehrend gedacht ist, wie in der späteren

*) Lectures on the Manuscript Materials S. 263. Vgl. auch Sullivan, Manners and Customs I, S. XXX.

*) s. Ascoli, Gloss. Palaeohib. XLVm.

72 R. THURNEYSEN,

Krzählung, (Ins lälst sich den Worten nicht entnehmen. So gibt der Text keine entscheidende Antwort.

Aulser König Feradach werden zwei Personen mit Namen genannt, Morand und sein Bote Nere. Morand als gerechter Richter zur Zeit Conchobors ist aus der einen Version von Compert ConCulainn oder Feis Tige Becfoltaig bekannt, die Windisch Ir. T. 136 ff. und K. Meyer, ZCP 5, 500 ff. veröffentlicht haben. Meist heilst er Morand mac Moin, z. B. Cormac s. v. 37 anart und 1160 sin (hier nur mac Moin) und oft später. Er wird in den Genealogien Rawl. 502 S. 147, 52 = BB171b7 eines der drei Kinder genannt, die gleich nach ihrer Geburt sprachen. Aber daneben tritt ein anderer Vater auf, König Coirbre Katzenkopf. So schon bei Cormac s. v. 863 Morand, dann bei Fland Manistrech (LL 132 a 3), in den meisten Redaktionen des Lebor Gabäla (z. B. LL 23 b) usw. Auch in Comrac FirDead in der Tain Bo Cuailnge, einem wohl im 10. Jahrhundert verfalsten Abschnitt, wird Morand unmittelbar neben Cairhri nia Manand^) oder Carpre min 3Ianand-) genannt, so dafs dem Dichter wohl gleichfalls eine Verbindung der Namen Morand und Cairbre im Ohr ge- klungen hat. Diese widersprechenden Berichte hat schon Cormac s. V. Morand künstlich zu vereinigen versucht; seine Ansicht wird in dem späten Text wiederholt, den Stokes Ir. T. III, 1,183 ff. herausgegeben hat, und der § 12 ff. die verschiedenen Notizen über Morand zusammenstellt. Da der Name Morand doch wohl 'weils wie eine Mahre' bedeutet (vgl. Mor- rigain), wird sein Träger ursprünglich überhaupt kein gewöhnlicher Sterblicher gewesen sein; aber das gilt nicht mehr für die Zeit, aus der unsere Sagen stammen. Die jüngere Prosaauflösung des Gedichts läfst ihn noch neben König Feradach weiter leben. Aber 'Morands Fürstenspiegel ' setzt vielmehr voraus, dafs er diesem sterbend {re-m las A 3) seine Herrscherregeln übersendet, weshalb sie in Redaktion B sein 'Vermächtnis' heifsen. Es mufs früher noch einen zweiten, ähnlichen Text gegeben haben, betitelt iigandl Morainn mac Main 'der letzte Atemzug von Morand m. M.', aus dem Cormac s. v. anart einen Satz anführt.

Nere, der Bote, den Morand sendet, wird in der Einleitung der Redaktion L sein Schüler oder Zögling (dalta) genannt. Spätere haben ihn als Sohn Morands gefalst, z. B. der Kommen-

1) ed. Strachan-O'Keeffe 2294. ^^ gd. Windiach 3090.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 73

tator von Amra Choluinib Chille i). Aber das war er ursprünglich offenbar nicht; denn nach B 2 und 63 richtet Morand seine Worte an Feradach ar mo chcncol-) clith 'wegen des Sich-Verbergens meines Geschlechts', d. h. doch 'weil mein Geschlecht mit mir erlischt'. In dem dunkeln Spruch Ir. T. III, 1, 201 f. 77) scheint Nere selber als Richter aufzutreten. Im Fürstenspiegel wird er nur als niiaUgnäth 'rufgewohnt' und gor 'pietätsvoll' bezeichnet; er war wohl einfach der getreue Herold Morands.

Morands Fürstenspiegel liegt uns in drei Hauptfassungen oder Redaktionen vor, die sich aber in gewissen Handschriften mischen.

Die Redaktion A ist rein in drei Handschriften erhalten, von denen eine un- vollständig ist. Der Text heilst hier Auraiccept Moraind no tec(c)osca Moraind 'Morands Pensum oder Morands Unterweisungen'.

a. British Museum, Additional 33,993 fol. 7^ S-". Über diese Handschrift aus dem Ende des 15. Jahrhunderts s. K. Meyer ZCP 6, 268 A. 3. Der Text bricht gegen Schlufs von § 34 h mitten auf der Seite ab.

h. Trinity College, Dublin, H. 2. 7, S. 418 a— 420 a (15. Jh.). Es folgt in dieser Handschrift der Anfang von Tecosca Cormaic^).

y. Das Yellow Book of Lecan (Trin. Coli., H. 2. 16), Ende 14. Jh., Faks. 413 b 3-414 b 23. Hier folgen die Triaden Irlands. Über die vorausgehenden Texte s. Zu ir. Hss., S. 21 f.

Aufserdem gehört die Handschrift 1 wesentlich dieser Fassung an, worüber unten.

Die Redaktion B führt den Titel Andacht Morainn mac Moin 'Vermächtnis von Morand mac Moin'. Sie findet sich ungemischt in drei Handschriften.

d. Brit. Mus., Egerton 88, fol. 13^— 14^. O'Davoren's Hand- schrift (16. Jh.). Über die Reihenfolge der Texte s. Zu ir. Hss., S.26.

e. Edinburg, Advocates' Library, Nr. XLII, fol. 10a— Hb, junge Papierhandschrift (18. Jh.?). Ueber dem Text steht: IN

1) Eev. Celt. 20, 160 § 9. Vgl. auch O'Curry, Manners and Customs I 51.

2) cheneol im Sinne eines vorangestellten Genitivs, aber wegen des voraus- gehenden ar in Dativform, wie oft.

*) s. Zu ir. Hss., S. i.

74 K. THURNEYSEN,

ninm De in t-ndhacht Mor{ainn) si Giolla Padraic m-c Aoähagain. Die letzte Zeile des Textes und ein paar Buchstaben der fünf ^'o^lle^g•ehenden sind abgebröckelt und verloren; sonst ist er vollständig. Voraus gehen die Triaden Irlands (der Anfang fehlt).

i. R Ir. Acaderay (Dublin), 23. N. 10, S. 49—52 (16. Jh.i)). Voraus gehen die Texte, die K. Meyer, ZCP 3, 447—455 nach anderen Handschriften gedruckt hat. Unser Text schliefst mitten auf S. 52, die im übrigen leer bleibt. Über die folgenden Texte s. Zu ir. Hss., S. 26.

Auch Handschrift n enthält diese Fassung vollständig, s. unten.

Die Redaktion L steht nur im Buch von Leinster, Faks. 346 a c. Sie führt den Titel Briathra Moraind 'Morands Worte' und schliefst eine Sentenzensammlung ab, die mit Tecosca Cormaic und Senbriathra Fithail beginnt.

Mischhandschriften.

1. 1. Dasselbe Buch von Leinster, also unsere älteste Hand- schrift, enthält Faks. 293 a 294 b einen Text, der im allgemeinen der Redaktion A entspricht. Aber diese Fassung hat daneben auch aus Redaktion B geschöpft. Sie entnimmt ihr die Einleitung § 1 und die Paragraphen 26 a, 39 a— f (mit Änderungen), 54 (den sie weiterbildet) und hängt § 55 57 neu an, um dem Ganzen einen christlichen Schlufs zu geben 2); sie wii'd also wohl von einem Geistlichen herrühren. Aber abgesehen von diesen fi'emden Beigaben, auch die alten Teile stellen gegenüber den drei Hand- schriften von A eine selbständige Tradition dar; sie bewahren teils Älteres, teils zeigen sie offenbar Neuerungen und Kürzungen.

2. 11. R. Ir. Academy, 23. N. 27, S. 35—43, Papierhandschrift des 18. Jhs. Der Schlufs lautet: FINIS. d udhaolit Morain m-c Maoin ar na scriohJmäh le DomhndW 6 Duind m Ehnuinn, mc Seoirsi, Tue Eimuinn, Wie Seain, iUc Donncli-, ec aniudh an tochtmadh. la dow d(^chmadh. mi an feZiadham d aois an tigherna 1714. In der Handschrift gehen Tecosca Cormaic und Fithals Sprüche voran (s. Zu ir. Hss., S. 8).

1) s. K. Meyer, The Triads of Ireland, S. VI A. 1.

■-) Auf diese Sätze gründet sich vielleicht die Ansicht, Morand hahe 'geglaubt', obschou er vor Patricius lebte (K. Meyer, The Death-Tales of the Ulster Heroes, S. 8, § 12).

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 75

Diese Fassung enthält zunächst Eedaktion B vollständig-, hängt aber am Schlufs manches aus A an, wesentlicli nach der Version 1. Sie erweitert den Schlufsparagraphen 63 wie 1 54, fügt daran 1 55 und 57 und bringt dann aus den früheren Teilen von A (I) namentlich solches, Avas in B fehlt, und zwar in der Reihenfolge:. A 22. 25. 29—34. 36. 38. 37. 39 (aber nicht 1 39a— f). 40—47. 49—53. 27 und schliefst mit 1 56. Sie hat aber nicht nur eine Handschrift von der Gattung 1 benutzt, sondern auch eine, wie die unter A beschriebenen. Das zeigt sich am deutlichsten in § 84 a. 36. 38, wo ii die verschiedenen Lesarten von 1 und A nebeneinander setzt. Nur über dem ersten, B entsprechenden Teil finden sich Glossen, die aber ohne Wert sind.

Alle genannten Handschriften habe ich selber oder, soweit Faksimiles erschienen sind, nach diesen kopiert oder verglichen, e nach trefflichen Photographien, die ich der Güte von Rev. George Calder verdanke.

Das gegenseitige Verhältnis der Redaktionen.

So sehr die drei Hauptredaktionen von einander abweichen, haben sie doch manche wörtlich übereinstimmende Stellen und w^eisen somit auf ein Original. AMe verhalten sie sich zu ein- ander, und welche von ihnen ist dem Ursprünglichen am treusten geblieben ?

Am leichtesten ist das Verhältnis von L zu bestimmen. Es stimmt meist mit der Redaktion A im Wortlaut überein, ist aber viel kürzer; es enthält aulser der Einleitung nur 27 Abschnitte von A in der Reihenfolge : 4—13. 16. 20—23. 25. 28. 29. 19. 34. 30. 36. 31. 37 40. Dals es nicht etwa den Kern enthält, aus dem A sekundär erweitert wäre, geht aber wohl schon aus dem abrupten Schlufs hervor, ferner namentlich aus § 7 : Seichecl firinni, nos'seichfe 'er folge der Wahrheit, sie wird ihm folgen', dem einzigen Paragraphen, der in A fehlt. A hat die alte deponentiale Flexion streng bewahrt; hier steht das aktive 'seichfe. Schon dadurch erweist sich der Abschnitt als jüngerer Zusatz. Vergleicht man die in L sich findenden Paragraphen mit den fehlenden, so sieht man, dals sein Redaktor namentlich die leichter verständlichen Sprüche von A aufgenommen, die anderen übergangen hat. Auch im einzelnen hat er vielfach gekürzt, nur selten, wie in § 18 und 21 eigenes hinzugefügt. Das Ganze ist also im wesentlichen als ein Auszug aus A zu betrachten, aber als ein ziemlich alter.

76 R. THURNEYSEN,

Denn L bewahrt manclimal altertümliche Formen "wie die Futnra •airchiure (lies -ri) 8 und merthir 30, die in allen anderen Hand- schriften verdrängt sind. Die Handschrift, der es entspringt, war eine Vorstufe speziell von 1 (vor dessen Vermischung mit B); es hat drei Lesarten mit ihm gemeinsam, die mir uiiursprünglich scheinen: in § 2 (=14) Äbbair statt Sluind, der Lesart von A, die durch B 5 gestützt ist; in § 11 (= 1 12) imma für inna {ina A); in § 14 (= 1 20) fehlt tatliigedar (A), das schon wegen seiner deponentialen Form alt sein dürfte.

Nicht so leicht ist das Verhältnis von B zu A zu durch- schauen. "Wenn auch die Sprache von A sehr rhetorisch aus- geschmückt ist, so ist sie doch grofsenteils verständlich, während in B die Verkünstelung des Ausdrucks vielfach bis zur völligen Unverständlichkeit gesteigert ist; daraus ist aber für das relative Alter nichts zu entnehmen. Auf den ersten Blick macht B einen aufserordentlich altertümlichen Eindruck, Eine Form wie oec •jung' 22 ist nicht einmal in den Glossen belegt; sie vergleicht sich mit deec Wb 15 bl für sonstiges deac{c). Altertümlicher als A ist ni'fil {'fuil) B 58 gegen ni-filet A (auch 1) 44; doch kann dieses leicht eine spätere Verderbnis unserer Handschriften sein, A (und 1) 2 haben den Imperativ comerig, der gegenüber comeir Fei, Aug. 26 als verhältnismäfsig junge Form erscheint; dafür bietet B 2. 53. 63 at-rce (oder ähnlich), der alten Form aPrce Ml 126 c 3 entsprechend.

Trotzdem hat es Bedenken, B als sehr alt anzusehen. Es hat § 45 die Form fuasalcath, durch die Alliteration mit feile gestützt; aber füasalc- scheint erst durch Beeinflussung durch das Kompositum tüasolcnd iüasulgud an die Stelle des alten *össolcud {oslucud Ml 46 b 5) getreten zu sein; ein Kompositum fo-oss-olg- hat es wohl nicht gegeben i). Ja, einmal scheint mir B einen Fehler zu reproduzieren, der nur in der Tradition A (a h y), nicht in 1 sich findet. § 27 liest 1: remideccai iarmodecai, dafür A: remedecce iarmamde{i)cedar sceo de{i)ce. Ein alter Schreiber scheint aus Versehen den Subjunktiv iarnw de{i)cedar geschrieben und dann mit no de{i)ci die Korrektur gegeben zu haben; ein späterer hat dann no in sceo verwandelt, das in diesem Text häufig ist. Nun heilst es in B 22: remidece iarmodece tairsceo desiul sceo tiiathh[i]ul dofece, wo doch offenbar iarmodece

') Vgl.Pedersen, Vergl. Gramm. II 564.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 77

tairsceo . . dofece auf unser iarmodecedar sceo deci zurückgeht. Was der Eedaktor sich unter tairsceo gedacht hat, wissen wir freilich nicht; aber verständlich wollte er ja nicht sein, sondern gelieimnisvoll. Daraus geht nicht nur hervor, dafs B als Be- arbeitung der Redaktion A zu betrachten ist, sondern dafs es speziell auf eine Vorstufe unserer Handschriften a h y zurück- geht. Auch mani' fallnathar na gmmu so B 57 scheint mir jünger als das objektlose foUnathar A 49. Anderes Junges in B, wie fo'ba fo'heba B 57 für do'hd do'heha A 49 kann man dagegen späterer Verderbnis durch einen Kopisten zuschreiben.

Somit halte ich die durch Redaktion A vertretene Fassung für die ursprüngliche Form des Textes. Zur Bestimmung der Zeit seiner Entstehung kann Folgendes dienen. Er unterscheidet noch -e und -/, wie § 42 zeigt, wo der Plural airli dem Singular aide entgegengestellt ist, zur Verzweiflung der späteren Schreiber, die beide Formen gleich schreiben oder den ganzen Satz weg- lassen. Er hat ferner die deponentiale Flexion streng bewahrt. Nur einmal steht cluines 3; aber da die Stelle nur in dem einen Zweig der Tradition (a Ii y) erhalten ist und dieser in § 19 fosaiges für fossaigedar (1) eingesetzt hat, kann es leicht älteres duinethar verdrängt haben. Anderseits ist auf den oben erwähnten jungen Imperativ comerig 2 gegen comcir im Feiire zu verweisen. AVeiter darauf, dafs der Imperativ von as'beir immer abhair (apair) lautet, von ejnr keine Spur vorhanden ist, während noch in den Mailänder Glossen Formen mit ep- neben denen mit a{i)p- stehen. Ferner ist die Futurform nicon' tesseba 9 (nvesseba L 8) zu be- achten; freilich wissen wir nicht, wie das Futurum zu testa altirisch gelautet hat. Immerhin möchte ich, alles zusammen- genommen, die Entstehungszeit nicht zu weit von 800 abrücken.

B hat seine Vorlage sehr frei benützt, die meisten Ab- schnitte, die es aufnahm, umgemodelt, manche weggelassen und sehr viele neu hinzugedichtet. Wie steht es aber dann mit seinen altertümlichen Formen, die über die Zeit des Originals hinauf- weisen? Offenbar hat der in der irischen Rhetorik geschulte Redaktor, der den ihm vorliegenden Text rhetorisierte, Denk- mäler der älteren Periode gekannt und ihnen hier und da einen archaischen Blender entnommen. Das warnt, auch in andern Fällen, so weit es sich um Poesie oder retoric handelt, uns durch einzelne Archaismen verführen zu lassen, den Texten ein über- hohes Alter zuzuschreiben. Freilich dürfen wir auch den Redaktor

78 R. THURNEYSEN,

von B nicht zu jung ansetzen. Er handhabt auch in Teilen, die nicht dem älteren Text entnommen sind, das Deponens noch mit Sicherheit (vgl. z. B. den Subjunktiv nrhuaisligcthar 23) und läfst altes ml- (in unseren Handschriften ?»&?-) mit m- alliterieren: mhlecliia märhöis 18, moaigthih mhlicht 36. Man wird ihn also auch nicht über das 9. Jahrhundert herabrücken dürfen; die Umbildung kann nicht allzulange nach der Originaldichtung stattgefunden haben.

Die Technik, die schon der Urtext anwendet, wenn auch nicht in so hohem Grade wie B, ist die aus ähnlichen Stücken wohlbekannte: eine hochbildliche Ausdrucksweise, gehäufte Alli- teration, möglichst unnatürliche Wortstellung wie Tmesis, Nach- stellung der Präpositionen usw.; Kasus ohne Präpositionen, wo die Prosa eine Präposition nicht entbehren kann. Das hat unsere Überlieferung zu allerhand Änderungen geführt, so dafs manche Abschnitte in keiner Handschrift unverfälscht überliefert sind. Als Beispiel diene A 11 = B 15. Dort hiefs es w^ohl ursprünglich:

ad mörchatha cricha cu ndmat curetar

d. i. ad' curetar mörchatha cu cricha ndmat.

Dafür L: at mdrchatJia de chrichaib cu ndmat curethar

1: at mörchatha fri cricha cu ndmait curetar

A: ata mörchatha for cricha comnamat cuiredar

i (B): at morcathce fria crichce comhnamat cuirethar

d: at more cath- for crich- conanamat cuirither usw.

Eine Stelle, die übrigens wiederum die enge Verbindung von B mit a h y {comnamat) dartut.

Der Verfasser dürfte ein ßi sein, der zugleich brithem war; er empfiehlt dem König seine Entscheidung immer auf früher gefällte Urteile zu stützen (19); die kann ihm natürlich nur der brithem von Beruf liefern. Dagegen ist er ganz unkriegerisch (32); sein Ideal ist Friede und behagliche Ruhe (13), und von den Pflichten des Königs, für sein Heer zu sorgen und schlag- fertig zu sein, ist nirgends die Rede, wenn ihm auch als Lohn für seine Gerechtigkeit Sieghaftigkeit versprochen wird (52, vgl. 11). Es ist also nur die eine Seite des altirischen Königtums heraus- gehoben. Man könnte fast an einen Geistlichen als Verfasser denken, wenn dem nicht doch wohl die erlaubte Trunkenheit bei Festversammlungen und in des Königs Zechhalle entgegen- stände (26). Ob diese Ermahnungen bei irgend einem Füi'sten

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 79

Erfolg- gehabt haben, läfst sich wohl bezweifeln; sie werden eher einem gewidmet worden sein, der sich schon von sich aus für gerecht hielt und das hochgepriesene fir fluthcmon zu besitzen glaubte; er wird die kunstvoll gelüste Aufgabe gewifs fürstlich belohnt haben. Die Bearbeitung B mufste schon wegen ihrer Schwerverständlichkeit auf Wirkung verzichten; dagegen der gekürzte Text L scheint darauf ausgegangen zu sein, die best- verständlichen und daher befolgbaren Vorschriften auszuziehen; seinem Eedaktor wird es also wohl ernst gewesen sein. Dafs die Fassung 1 auf einen Geistlichen als Bearbeiter weist, wurde schon oben ausgesprochen. Jedenfalls sehen wir, dafs der Text teils durch seine Form, teils durch seinen Inhalt das Interesse während fast eines Jahrtausends rege erhielt.

Ich fasse zum Schlufs die Abhängigkeit der Eedaktionen (nicht der Handschriften) von einander in einem Stammbaum zusammen. Die Mischhandsclirift n, die sich aus B + 1 -f- A zu- sammensetzt, lasse ich beiseite.

0

L

\\

A B

Die Texte.

I. Die Eedaktion A. Für die Herstellung des ältesten Textes können aufser a h y, die ich, wo sie übereinstimmen, als A zusammenfasse, und 1 für manche Paragraphen L und n dienen; auch B kann manchmal zur Stütze einer Lesart beigezogen werden. Die Lesarten der vier erstgenannten Handschriften gebe ich vollständig, so weit ihre Abweichungen nicht rein orthographisch sind; Vertauschungen von -i und -e, -ae und -a, -nd und -nn zu verzeichnen, hätte bei der Art der Überlieferung keinen Sinn. Längezeichen setze ich da, wo wenigstens eine Handschrift sie bietet. Ich suche den Text ungefähr so herzustellen, wie er ursprünglich ausgesehen hat, weiche also in der Schreibung manchmal von allen Hand- schriften ab. Die Rechtfertigung einiger Änderungen bringt

80 R. THURNETSEN,

unten die Übersetzung. Die Numerierung der Paragraplien stammt von mir. Die eingeklammerten Zahlen weisen auf die ganz öder teilweise entsprechenden Abschnitte der Redaktion B.

1. Incipit auraiccept Moraind no teecosca Moraind for Fe- radach Find Fechtnach.

[1 nach B 1 : Alldacht Morainn maic Moin do Feradach Find Fechtnach. Mac side ingiue Lüith maic Delaraid de Chruthentuaith, bert a mathair ina broind le tairis sair i uAlbain iar ndilgiund serchland Heren?» dona athech- thuathaib. Do-lluid iaritm iu Feradach sain i ciud ilbliadan i nHerinn co slögaib tairis. Fäidis Morand ia n-audacht sa chuice, con'erbairt:]

2 (2). Comerig, a Neri nüallgnäith, nöithiut büaid ngoire. Gor in tech[t] ara'folmaider [A: co Feradach Find Fechtnach] fäsaig firinni, firforbor flatha feig.

3 (2 4). Firmuini mo brlathar rem bäs berta büaid, dlrge dlegar cach flathemon in sin. Ad'mestar dar midriana ad* mör- chlotha miditer. Ma thesi sech rlga, ressi co Feradach Find Fecht- nach. Fö bnan bithsuthain sir fir flathemon suithi cluines. Comad mo cliosc Tarmothä sund.

[Dafür 1: Fir mo muimme mo briathar hi comrair gäise comadar, beir re mo bäs {vgl. B 2). Cluiiied mo chosc iarmothä sund .i. ma theise sech riga, teise co Feradach Find Fechtnach.]

4 (5). Sluind ri cäch brethir, beir do ri cäch brethir, indid ri cäch brethir, brig ri cäch brethir.

5. Morad firinni, na-mmörfa.

6. Nertad firinni, na'nertfa.

7 (6). Comad firinni, cot*n-5fadar.

8 (7). Tocbad firinni, cot'n-uiceba.

1 tecosca h, tecusc a. finnfechnach y.

2 Ne(i)re omnes. nollgnathaig 1. ngaire omnes. gor intech 1 (vgl. B), corimthechli y, cosamthech a. adfallnathar a y, atfalluathar b. firforbartl. fegl.

3 Firmiiuii y. riam A. dirigi a. dlegair A. cacha flatheman A. Atmestar a. at A. Ihes A. resse a, reise h y. Fachtua a. sirfir a. flathe- man h y, flathcmaiu a.

4 1 hat 7iur: Abbair friss ri cach üibrethir (vgl. L). ria A die drei ersten Male, das vierte ri h gegen ria a y. Der zweite Satz beir r. c. b. fehlt in a. breth a im ersten, mbreith im dritten, .b. im vierten Satz; mbreith h y im ersten, nachher br-, .b. (aber üibrethir in L).

b nomörfa h y 1, nommorfa L, nomorfadar a.

6 nonertfa 1 L.

7 couofadar a, cotnöba 1, cotnofathar B.

8 steht in 1 vor 7. Comthoghad h y, Comthogha a. cotnuit- A, cotnocebal.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 81

9. Ar cein coii'oadar som firinni, nicon'tesseba maitli airi, nicoirairchluri a flaitli.

10 a (13). Ar is tre fir flathemon con' tüatlia mura midetar.

10 h (12). Is tre fir flathemon mortlaidi mora di doenib diügbatar.

11 (15). Is tre fir flathemon ad" morchatha cricha cu nämat curetar.

12. Is tre fir flathemon cach recht ran, cach lestar län inna flaith.

13 (14. 16). Is tre fir flathemon foss släne sid subaige säme soad sothocad somaiue sädaile slänchride, cach comarbbae cona chli inna chainorbbse clandas.

14. Is tre fir flathemon cach tir toirthech, cach lämuad länchöir.

15 (19). Is tre fir flathemon cach hetha ardhüasail imbeth.

16 (17). Is tre fir flathemon mesrada mörfeda ath* manna millsi mlaissiter.

17 (26). Is tre fir flathemon cach t[h]lachta dianime, dech ma röranaiter co ndathli siila segaiter.

18 (27). Is tre fir flathemon comrar comgi cecha cethra hi crichaib flatha firiöin.

9 är 1, iar A. conofa sum A. a firinwe a. nocotesseba 1, niesseba L. a maith A, nach maith L. airi om. A. nochonairchiure L, niconaurchera A, nocouairchranfa 1. a om. L.

10 a Airis y, arws a. tria AI, tre L. flatheman a h, flaitberHa?i y. condat A, om. 1. miditar A.

10b Is tre f. fl. om. A, flatba 1. ata morlaithi (-e) A, mortlada 1 L. do A. dingabar a, digabar h y.

11 tre 1, tria A. üatha, ah. at 1 L B, ata A. mora catba a. fri cricha cu nämait 1, for cricha comnamat A, de chrichaib cu uamat L, fri cricha comnamat B. cuii'ed(h)ar A, curethar L.

12 tria a h. ina A, imma 1 L.

13 tria a h. foss om. A. sodad a. sothocath h. Für foss bis släucb. hat 1: foss 7 slänte, sid 7 subaige, somäini 7 soad, sodcad 7 sädaile, comlaine cride 7 meumau. comarba A, comarbba 1, comarbse L. ina -chainforbbai h y (-forbai a), iu chäiuchomarbai L, i cind a tbire techtai (clandas om.) 1.

1-1 tria a. üatha. a. Vor cach tir schiebt A eiti: cach soad soiumech, s. § 29. thir thoirthech a, torthech 1. lamna a.

15 tria a. etha a h, feda 1. ardhuasal h y, arduasal a, aird uasail 1. immed h y, immedha a, immaid 1, imbeth B.

16 tria a. mesrdha (merrdha ?) a, merada y. mora for fedaib 1. ad a, ata 1, at L. milsi a L. riiblaissiter li y, mblaisiter a, blassaigter 1.

17 tre 1. dech a li 1. morrainuiter A. condat li (li) 1 A. ssegaiter li y.

18 combrar A. comga I. cach 1. hi a, i 1. fireoiu y, firiau 1.

Zeitscbrift f. celt. Philologie XI. 6

82 R. THDRNEY8EN,

19 (vgl. 23). Is tre fir flathemon nrfuigledar nach fuigled, nad'bi co fässaigib frrinne fossaigedar a breit h.

20. Is tre fir flathemon tromlibarn hin mban mör, malne mör mbarc hi cinn cach thire tatliigedar.

21. Is tre fir flathemon do'focbat düili düsi ili ordai airgdidi.

22. Is tre fir flathemon do'cuiredar ildelba muir, mila mina möra for trachtaib dergetar.

23 (20). Is tre fir flathemon aibne uisci iasc a tonnaib do* snämaib segar.

24 (24). Is tre fir flathemon fo-gaib cach dän mochto inna suidiu Tarna stethur co fäthaib fiss fri forcital fethamail.

25. Is tre fir flathemon sina caini cach threimsi techtaidi doxengat .i. gaim cain cuisnech, errach tirim galthach, sam tur frossach, fogomur tromdruchtach toirthech. Ar is go flatha do'ber sina saiba for tüatha cloena. co'secca talman torad.

26 (28). Is tre fir flathemon teora blal büirig im cach n-öenach imma-costatar cluichi co mbilib, co mbüadaib, co sTnaib

19 nadfuigle nadfuigledar 1, iiafu(i)glidar nachfuilid (nafuilid a) A, uifuiglid nach fuiglid L. nabi a. fasaigib A L. firinne L (vgl. B), fireoin a h {om. J-), firiäuaib 1. fosaiges h y, fasaiges a.

20 In 1 steht dieser Abschnitt zivi sehen 26 itnrZ 25. tromliberna A, tromlibarn luor lan (mban om.) 1, tra libarna läua lauamna bau (mor om.) L. müni bärc (mör om.) 1, bare (maine mor om.) L, mbaivc a. i a L. ce tire L, cac/t tir a. tathaigedar a, com. 1 L.

21 tocbait L. düili om. L. örda 1 L. In A nur: IS- .f. f. tusem (tuisme a) liili ordse airgdidi (airgide a).

22 tria a. docuiridar A, docuredar L, om. 1. mil L. mor L. dergetar L, doregt[ar] a, doregdar h y. I?t 1 n: ildelba ilmili a miiirib domnib sceo moraib (märuibli n) for trachtaib techtaib tochratar (tracht- tectoibh tocrathar n).

23 steht in A vor 22, bildet aber keinen besonderen Abschnitt. Is tre f. f. ist tveggelassen U7id aibli schliefst sich xmmittelbar an airgdidi (21) an. aibli a huisciu A. iascaib 1. a om. 1. tornaib A. de snamaib L, dona aibuib 1. segtar 1, snegtar L, segaiter A.

24 foeseb A, fäcaib 1. cach ndan A, cach däm 1. mochta 1 h y, mbochta a. i«a a. fo rectal 1, forcitail li, forcetail a.

25 in 1 hinter 26 xcnd 20 (s. o.). caiui om. 1 u. treimsi A n, tremsi L. techaidi a, techtaighi y, om. 1 u. docengait a, docengat re 1 (a re n), dudecat L. coisuech A. gsethach tirim 1. taurfrossach 1, trossach h, trosach y, throsach a. fogomar h, fogmnr a, foghmhar n. druchtach co trom (toirthech om.) A. torrthach n. Ants a, Uair is 1, Oir as n. flaithem- u. dobeir 1 n. tua- thoibh n. co*s. t. t. om. 1 n. coseg(h)a A. talara a, tal- li.

26 tria a. facaib teora a. blae a, blae li y. Die Wörter von buirig bis blal niescae fthlen in 1, das dafür .i. setzt. in h, m a (y unleserlich), nima- coistetar h y/achionma coistetar a. cluithe a. conbilib(h) a y. conbuadhaibh a.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 83

mlaithib: BlaT mescae im cacli n-öenacli. Ala blai dünaid la tüatha teclitai tecraiter. Blai Tige möir Midcliüardda medrait soir 7 doir, medrait baitli 7 gaith, medrait gnäith 7 ingnaith.

[26 a (21) 1: Is tre fir flathemon clanna caine tusiuiter di forbbaib teclitaib.]

27 (22). Abbair fri Feradach, arim remfissid arad sencharpait reme'deccai Tarmo'decai, to'soi friu sceo thairsiu, arus'ceissi arusclallathar, immus'dim immus'didnatliar, arna'coimb co fo'llö fonna fod'longat.

28. Is tre fir flathemon cacha cethri i crichaib cacli flathe- mon firiöin cen tedmann cen aiiceiss.

29. Is tre fir flathemon cach suth soinmech, cach doth toirthech, cech lämnad länchoir.

30. Abbair fris, nip rannaire rüamnae göe, ar ni'cumgat göa baa i cathroi.

31. Abbair fris, ni'fuiglea co ngoi cathroi, ar ni-frith nrfuigebthar brithem bas firiu cathroi.

blaithib h y, blathaibh a. Blae a, Blae h y. mesca A, brugai 1. blae a. Ala or». 1. techta A. tecradar h j, tegradbar a. Blae a, Bise h y. möir om. A. Midhcbuarta a, Midc(h)uarda h y. sair sceo dair A. Das 2. und 3. medrait om. 1. ingnaith 1.

27 Apair 1, Abb a, Abair n. fri .f. f. A. arim 1, ara n. a airidi A, ara n. remideccai 1, remedecce h y, remdeice a, reime dece n. iarmo dece n, iarma«ide(i)cedar sceo de(i)ce A. tosai a, tossäi 1, dosai h y. tarise A. In n statt tosoi bis thairsiu: sceo deisre, tuaisre sceo tairsea. orisceissi A, ar is ceis n. aruscialladar 1, arisciallatar A, ar is ciallathar n. immusdin 1, hnmiisdebn a, iwrawsdem h y, iratts deimh n. imus ditnathar n, imnsdid- nathar a h, immusdidnad 1 (immus'd. bis fod'longat om. y). arnachoinb all, arnab 1, arnrtc/j n. foUa h a, folaib 1, follach n. fonnuu 1, fonnadh n. fod- longadh u.

28 fehlt A {und n). tre 1. üatha, 1. cach f'latha 1. fireoin 1, fireoin L. tedma L. aüces foraib L.

29 fehlt A, aber der erste Satz ist in § 14 aufgenommen, cech L. soad A. tot n. torthech L, tortach n. gach n.

30 Abbair (Abb- Ab-) schreiben hier und im folgenden A L, Apair 1, Abair n {hier auch y). friss y, ris L. nirip L, nirap 1, narab n, nab a, naba h y. rüamna 1 L, rommna A. goa y, goa 1 L a h, goi u. nichumgat 1 a. go bagh n, bai A, baa goa L. cathrse h y, cathre a, cathröib L 1, iccathroe n.

31 ris L. nifuigle 1, nifuighle u, nifuigli A, nifuigbe L. gongaoi n, congoe A, congaib 1. cathröe 1 A, catrse n. ar bis cathroi fehlt 1. niffrith a. nifuigbith- h, nifuighbighther n. breitemh u. firem a, fire u. cathroe A, catrse n.

6*

84 R. THURNEYSEN,

32. Abbair fris, nrcoratbar a llaith eter rindi gai; 6 do'coiset rindi immasech, nl'fess coich le«s coicb amless.

33. Abbair fris, ni assu athdiuiDgid inna flatha oldiis a imdidnad, ni assu a tüarcon oldas a imdiomet.

34. Abbair fris, nip diumsach diupartach duilig doinnech dogdecli doithge,

a. Ar dligid cach dogdech dibe.

h. Dligid cach doinnech dibdud.

c. Dligid cach diumsach tairniud.

d. Dligid cach forränach fuidbech.

e. Dligid cach forcradach fescred.

f. Dligid airrechtach a thalr.

g. Dligid beus cach dothge miscais.

Tl. Dligid cach gübrethach garsecli 7 athsuidi 7 dibad.

35 (29). Abbair fris, nl* ranna ar airlissi imdergga, ar is dörtud cacha flatha firinne fuilige for lär.

36. Abbair fris, nip fuilech nip cuilech a lam, nip cröda a acnam, nip renn a sanas, nip hüar a anal.

32 ris coradar (ni om.) 1, nicuirethar n. eidir n. renna A, renna 11. gse A. docoisead n, docoistet h, docostet a, docoist y, docoot 1. a rinne n. seach aroile n. cüich cüich 1, cuich cuic n. aimhles n, amless and 1.

33 hassu 1, asso A, husa n. athcoing- n, acungid 1. na A n. him- didnad 1, a a«ch6ir do miWiud n. hasso li y, liasa a, husa n. thuarcain h (y), thuargain a, togairm 1, toghairm n. quam A. himchomet 1.

31 ris trä L. nip bis diup. fehlt 1. nirip L, nirop h y, nirba a, nir sab u. diomsach n. diubartacb a n, dubartach h y. doil- n. duinnech A, doinech 1, om. L. doguittech L, dotclied(h)ach A, dotcbadach u, om. 1. doitgi L, dotheng^ 1, dothengach u, om. A.

a. Dligidir L. cecÄ L {hier und im Folgenden), duigthech L, doitche A, dotheinga 1. digi L, dige 1, dig(h)d(b)i A. [dlighijdh gach dotcadhach dighdhe. dli^/tidh gach dotheugflc/t dinge n.

b. in u hinter c, fehlt in L. duinnech A, döinech 1. dibdiid 1, diobhadh n.

c. dimsach 1, diomsacA n. tairniud L, tairnium 1, tairuem A, toirneamh n.

d. fehlt L. cach om. n. fuitbech a, fuidhbheachd n.

e. fehlt n L. forränach A. fescred 1, feiscre a, fescre y, frescredh u.

f. bis h. fehlen 1. airechtach a L, arrachtach n. thar n, thäini L.

g. beosa, bheösn, o»i. L. dotcheA,dothchadhachu,dotheügaL. mioscuisn. h. gübrethach y, gubrithem L. garsele h y, gaire a {das damit abbricht),

duaidid 7 gairsechla L. diobhadh u, dibdud h y. 7 aths. 7 dib. om. L.

35 nirorauna A. ar om. 1. airlise 1. är is 1. dortod h, dortadh y, fola {statt cacha fi. fir.) 1. fulige lar 1.

36 friss y, ris L. guinech {für cuilech) A, nib fuilioch nib cuilioch nib guiuech u. a läm om. L {in 1 steht es später), nir A. cowcrodha u. acra A, läm 1, chara u. nip renn bis anal om. 1 L. raind sanuis u. buar u.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 85

37 (57). Abbair fris, nl-lua üarlommann fola for üarmirenn crödai, for feolai fine; ar [is] etarbae n-inderb n-indless etir cach ar üair, ar cach die in bith sa. Do'bebae do'beba, do'rerae do'rera cäcli boi cäch bias.

38. Abbair fris, fingal nis'nderna. Mairg fors'iidöirter, mairg ö'ndöirter! Do'fecliar ö Dia co nömad nöe, co'ndeni du- thaini 7 garsecli, do'forti a orddaii 7 a änai, do'bädi a greit 7 a atligabäil, do'llega a chlauda 7 a cliomarbbu, fo'fera mör n-uilcc sund, fo seclit sechtdlabul do'fechar tall.

39. Abbair fris, denad cacli maitli, ar is 6 maith mathigdir cäch. Cured cäch mäm foTicfa ara chinn. Ar as'renar fo"fia, ar is ö ulcc fo'feiiar olcc.

[Nur 1 39 a (32). Apair fris, ad'mestar düle dülemon.

b. Ad'mestar biriun asa ilmeuib: mein oir, mein airgit, mein umai, mein luädi, mein iairu.

c (33). Ad-mestar talam assa torthib.

d (34). Ad"mestar assa besaib büar.

e (36). Ad-mestar asa moinib mblicbt.

/■ (44). Ad-mestar caircba assa comthlacbtaib cöinib comdathcha gnüsi gradugud, ol is find cäirech a seracbar, ni ser imnä-bi.]

37 Abb. fris om. A, ris L. nirlua 1 A, ni ro lu a n. urlomanna u. uair mireanda u. croda A L, cräo 1, cro n. feola 1 L n, feoil A. a fine n. is om. oinnes. etarba 1 A, ettarbba n, etarbai L. nindeirb L. ninnlisi n, nincliss L. Die Worte nach n-indless lauten in 1 nur: im tir cäicb arnüair. hl L: im tir caicb arnuair. Abiair ris coicb ra-büi no coich bias in bith sa. In A: etir cach a uair ar cach dia imbitbsa, cach (oder can) cach beba cach ra cacÄ rera. In n: ar is cach ar uair ag imtheacht in die in bith sa. conba conbeabha. cowra conrara.

38 fionnghal n. nisderna 1, nisderna n, ni?iderua h, ni»ulerua y. Mairg dodaforti mairg forsiidortar 1, Maircc dofoirti mairg forsa ndoirtfidher u, mairg forndoirtither mairg dodafoir .i. mairg fonklöirter L. dofecthar A. noemad A, nomaid L. noa A, näu 1, noo n, u6 L. duthain A. garseicle n, garsegle h, garsechla 1. dofortai 1. a om. 1 {so auch im Folgenden), ana omncs. grad A, do baidhe a greid 7 ghaiscedh {vgl. 45), do baidhe a gradh et a athghabhail do n. dolega a ('(h)lann A, do-11. bis chomarbbu om. u. c(h)omforba A. nuilc 1, olc n. i fus 1, abh«s 11. secht om. 1. seac/if ndiobalta n. do fecar n, om. 1. thall A n.

39 cach om. A. 6 om. 1. maithiglidir y, maiter n, mathiges 1. Curad A, cuire u. fo mam fo riam A, fo mhäm fo riamh n, mir fo riam 1. riocfa {ohne fo) n. Ar om. 1. fia 1, fo fiadh n, asren arfofia y. 0 hulc(c) A, fo ulc 1, 0 olc n. adfenar 1, fofechar A, fofeachar gach olc n.

39 f. Statt seracbar ni, lies: saerath, ar ni . . . 'Denn das Haar des Schafes adelt es; denn nicht edel ist eines, das keines um sich hat.'

8G K. THURNEYSEN,

40. Abbair fris, gonas gentair, marnas mertliir.

41. Abbair fris, is ascedach fer fetsed.

42. Abbair fris, nip sotal soisil sainairlech. Ar it ferr airli oldäs airle, it ferr cialla oldäs ciall, it ferr gaesa oldäs gäes. Is ed as dech cacha gäese döeuachtae: dilse 7 diute, tuae 7 trebaire; dech äilche ainmne foss fiss feidle age airle.

43. Abbair fris, ni"ria seuiris ar nüaliiris \nur 1: ni'ria maith ar olc,] ni*ria degfer ar drochfer, 111 -ria dagninai ar drocli- miiai, ni'ria clotlia ar biad [1: ar is ferr diu clotli oldäs dln bid], ni'ria a enecli na anaim ar ecliu eclithadat.

44 (58). Ni-fil inge cetheora flatlii issin bitli [1: .i. flaitli cougbäla CO slüagaib auechtair. Et cialflaith. Et firflaith].

45 (61). Flaitli cougbäla co slüagaib dianechtair, gnäth flaith lobur elaithecli do suidiu, Amal soite a slüaig üad, soid [1: a greit 7 a gaisced,] a gräd 7 a gräin for cülu.

46 (60). Clallflaitli immiirgu, con-gaib side a cliricha cen choscru cen chernii; ui'deni di neoch, ni'deni necli de. Eäid a re laaib 7 aidcliib, ar is laaib 7 aidcliib räithir in bith huile.

40 fehlt 1. friss y. ma(i)rnes mairnter A, mairneas mairntear n, marnas merthir. gonas gentair L.

41 fehlt 1. aiscedach A, aisceadhach u. faidsiodh u (y vielleicht fetsed).

42 in 1 hinter 43. soisil 1, soisiol n. Ar it bis airle om. 1. ferra h. oldass y. it ferr bis ciall om. n. ferra h. ciall (für cialla) y. ar is ferr ciall indä ciall (am Rande crod) 1. Is ferr 1, ferra A. gaois ol das gaosa n, gees anda gses 1. cac/i gaesi doenachta A, do gach gaois daouacht n, Issed is döennacht 1. 7 dilsi diüide n, diuiti y. tua omnes. dech om. h, dech cecha äilche 1. foss bis airle ont. 1. age om. n.

43 nirire 1 (und so im Folgenden), dagfer A. a chlotha 1, cloth n. a om. A. no auam A, ina auu>M n, om. 1. eochu 1, eocho A, each u. echdadath 1.

44 Apair fris add. 1. Nifilet 1 A, nifuilit n. teora A, ceithre 11, acht cethri 1. bith om. h.

45 go sloghuibh n. Für Flaith bis do suidiu hat 1: Flaith corig- bäla tra nirap inraain flaith. Flaith cong om. h. go sloghuibh n. labur A, labhar u. eloightheac/i n. di A. suidi y, suidhe n. Amhuil n. soithi A, soit 1, soith n. sloigh n, sluag A. soidhidh n. a ghradh üadha u. giu 1.

46 congbaid 1 u. a chriocha et a thir n. chorru y, chorra h, gan corra n, cen chatha cen choscru 1. gan. cearna n, om. 1. nT"d. bis de om. 1. nidene A, uidlieini(e) 11 (beidemal), do neoch h n. Raaid A, Raidhid sidhe {statt a re) n. läibh 11. or A. 0 laaib A, a läibh u. raitir A, rteter 1, raitear n.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 87

47 (59). Firflaitli imnmrgti, immus'morat immus'nertat immus-bägat immus-cumtagat 7 firinne immalle.

48 (62), Tarbflaitli dawo, ni inmain fer. Do'slaid do'sladar, fo-fich fo'fechar, coirclicli conxlecliar. Is Ms con bitli bennaib büredar. Garb duaig; tossacli a flatha, miscnech anblatliacli a medüu, utmall eloithecli a dered. Is fria maccii ar-dlüthfaiter cinaid, ar'gebtar gnüsi, ar'dimf alter cride. 'Ni fochen' ar cäcli 'do maccaib na Üatlia sin, nirbu maitli dun flaitli for n-athar riam'.

49 (vgl. 57). Cacli flaith nad'bi co firbessaib firinne foll- nathar, do'ba do'beba, do"rä do'rera, con-gaib con'scara.

50. Abbair fris, ni"n-erbba do senairecht, ar ni gnäth nach senaire bed ferr ar cliäcli.

51. Abbair fris, ni-n-erbba do söebfätliib, na'n-erbba do firinni, bid ferr cot-n-6fatliar.

52. Dia'nderna in so bulle, bid sen, bid sutliain, bid sirsäeg- lach, bid ceruach, bid catlibüadacli, bid rii, bid rüanaid, bid roratli- mar, bid slüagach sotliüge suithchernsa, bid saidbir, bid sogeisse, bid län do cacb maith, ro'sia a con*dia, a accobor da'n-icfa, biaid cach mi do inna blätb, is iiad ad'gebtliar Heriu co bräth.

53. For'rega mo goire cip he do'gne in so huile.

47 Firflatba y. immosmorat immosbagat imusnertat immuscuintaiget A, imus baghad irnns morad imus nertad imns cumhdaighit n. immall y.

48 fehlt n. uirip 1. flaith (für fer) 1. fofeochar y. bennac/i A, bemmenach 1 (vgl. B). buredac/i A. düaig 1. anbflatliacli y. elothach 1. fodeoid (statt a dered) h, fodeoig y. fora maco (macaib) A, sein add. 1. dlnthfaiter A. airgebtair 1, arangebtar A. gnnssi y. arandunfaiter A. or 1, aracÄ (für ar cach) y. nibo A. düu in 1 hinter athar.

49 nat ba n. firbesaib h, go bfirbheus- n, hi firbescnaib 1. follnadar 1, fallnathar A n. ancongaib A.

50 steht in 1 hinter 55. uachanerbad 1. i sen. 1. cach A n. bad A, ba n. bed airddiu neoch 1.

51 nachanerbbad 1. ssebfädib 1, ssebfathaib A, saobhfathoibh u. acht nanerbbad 1, nonerbba A, no nearba u. bu n. cotonofadar A, coda nodh- fathar n, cotnoba 1.

52 bu 11 (das erstemal, dann b- oder badh). bid suth. und bid rii bis maith om. 1. ri n. rathmhar n. soitnge u. socliearnsa ii. sogessi y, sogheis u. roria 1, ros ii. auconuia A, an caoindia n. acobur A, accobhar u. donicfa A, douiucfa u, danicfa a accobor 1. gach maith dhö n, cach ri (do om.) A. cona 1 u. nadha geubhthar ii, uad gebt(h)air A. Eire u.

53 fehlt 1. Foreg(h)a A n. gaire A, ghaire u. cibe u. Finit add. \\, Finit. Amen add. y.

88 li. THUUNEYSEN,

[1 (imd u) führt fort: 54 (63). Apair fiis, forcmad mo briatlira, bertait co mbuaid, ata*midiur arm clien-1 clith; cotom* ecnigedar spirut mo dligid dil, reim scartha scel ihbind.

55. Buäid caclia flatha a f irinne, fäilte cach maige, mögad cacha tüaithe.

56. Apair fils, nach'n-erbbad i iigentliucht, na-n-erbbad i firinne, cot'noaba.

57. Apair fris. nacha'n-erbbad i n-idlu, iian-erbbad i nDia as dech deib, dia nime. finit, amen.]

54 Die Lesart von n bis cotom* ecnigedar s. bei B. bertach 1. Fem- sgartha ii.

55 cac/i flatba 1. a om. n. gacha muighe n. moadh n. cach a thuaith 1.

56 Abair n. nachuearbadh u, nachanerbbad 1. do ghentiidÄeacht n. nodnearbadh dfirinde (cotn. om.) n.

57 {Vorher schiebt 1 § 50 ein, s.o.). Abair n. nach-n-adradh a n-io- dhalaibh, acht adradh a ndia (das Übrige fehlt) n.

II. Die Redaktion L. Zur Vergleichung mit A lasse ich einen Abdruck der einzigen Handschrift von L gleich hier folgen. Die eingeklammerten Zahlen bezeichnen die entsprechenden Paragraphen von A.

1. Br'idithra Moraiwd in so sis oc tecosc Feradafrjr Find. Fechtnaig, diaro'föid Morancl a dalta chuce .i. Nere.

2 (4). Abbair ris ri cacÄ liibrethir, ar Morand. Iwnis do ri cac/i riibrethir. Brig ri cac/i riibrethir.

3 (5). Morad firiwne. no'wmorfa.

4 (6). Nertad iirinni. no-nertfa.

5 (7). Co»ietad iirinni. no'cometfa.

6 (8). Tocbad iirinni. no'toceba. 7. Seiched iirinni. nos'seichfe.

8 (9). Cip e chometas iirinni, ni'esseba nach maith aire. Nochon'airchiure flaith.

9 (10&). Ar is tre fir flathew^on mortlada tromlige do döinib dingbat ar.

10 (11). Is Ire fir ^athemon at märchatha de chrichaib cu nämat curethar.

11 (12). Is tre iir ^athemon c^ch ana län. cac/i lestar län i?»mn flnitli.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 89

12 (13). Is tre iir üathemoti soss. sla[n]te. sid. suba. soad. same. sadaile. släncliride cac/i com&rhse cowa chli in chäinclio- marbai clawnas.

13 (16). Is tre iir ilatliemon mesrada mora at maima milsi blaissetar.

1 4 (20). Is ire iir ilatliemon ira libarna läna lanamna ban. bare i ciwd cetire.

15 (21). Is tre iir [ilathemon] tocbait düsi ili orda airgdide.

16 (22). Is tre tir [ilafhemon] do'curedar muir ildelba mil miwa mör ior tractaib dergetar.

17 (23). Is tre iir [ilathemon] aibne iisci iasc a townaib de snawaib snegtar.

18 (25). Is tre iir [ßathemoti\ sina caine cac/i tremsi techtaide dud'ecat .i. gabn cäiw cuisnech. Errach tirim gai- thach. Sa,m tur frossach. Fogowur tromdruchtacli torthech. flatbemon do'ber sina saiba. 7 mortlada. 7 gallra. ancessa ior tuatha.

19 (28). Is tre iir [flathemon] cacAa cethri i crichaib cac7i flathemon iivGoin cen tedma cen aiices foraib.

20 (29). Is tre iir [flathemon] cech suth soinmech. cach doth torthech. cech lamnad lanchuir.

21 (i9). Is [tre] iir [flathemon] ni'fuiglid nach fuigled, manip co fasaigib firiwne fo'gabthar; ar it fasaig 7 roscaid berthe bretha. Ni brithem lasna'furecar.

22 (34). Abbair ris tra nirip dimMsach. diupartach do- guittech doitgi.

a (a). Dligidir cech duigthech digi.

h (c). Dligid cech diumsach tairniud.

c (f). Dligid cech airrechtach a thäini.

d ig). Dligid cech dotheiiga miscais.

c (h). Dligid cech gubrithem duaidid 7 gairsechla.

23 (30), Abbair ris nirip rawnaire ruamna goa. arni'cwmgat baa goa i cathröib.

24 (36). Ab6a«r ris nip fuilech. nip cuilech. nip croda a acnaw.

25 (31). Ahlair ris ni-faigbe co iigöi cathröi, ar ni'frith ni'fuigebthar brithem bas firiu cathroi.

26 (37). k\)hair ris ni'lua uarlommand ior uärmirend croda for feola flne ar etarbai n-iwcliss im tir caich ar n-uair.

27 (37). Ahhair ris coicli ra-büi no coich bias in bith sa.

90 R. THUKNEYSEN,

28') (38). Fingal Mairg for-iidoirtitlier. maiig doda-foir .i. Mairg för'udüirter, do'fechar co nomaid no. 29 (39). Is olc fo-fertliar. 301) (40). Marnas merthir. Gonas gentair. Finit. amew. Unit.

') Bildet in der Hs. keinen besonderen Abschnitt.

* *

*

m. Die Redaktion B. Bei dieser Redaktion, die durch die vier Handschriften d, e, i, n vertreten ist, verzichte ich Avegen ilires Charakters darauf, die ursprüngliche Lesart herzustellen und gehe im allgemeinen über das von den Handschriften Gebotene nicht hinaus. Ich begnüge mich, die Schreibung, die mir unter den überlieferten die altertümlichste zu sein scheint, in den Text zu setzen, lasse aber z. B. auch -e für altes -i unverändert, wo keine Handschrift dieses bewahrt. Weitaus die besten Lesarten bietet im allgemeinen i, namentlich auch, was die Orthographie betrifft. Freilich bin ich mir wohl bewulst, dafs seine altertümliche Schreibweise teilweise trügerisch sein kann. Auch andere Texte dieser Hand- schrift zeigen, dafs ihr Schreiber sich an alten Mustern geschult hatte und also wohl imstande war, einen Text grapliisch zu archaisieren; so wendet er die alte Endung -iu nicht nur da an, wo sie hingehört, sondern z. B. auch in cailtiu 54 A für den Ackusativ fem. cailti. Es ist daher leicht möglich, dals z. B. das häufige -ih für -d nicht aus der Urhandschrift herrührt. Immerhin wird man sich bei dem starken Variieren der Hand- schriften am liebsten ihm als Führer anvertrauen. Nur seine Vorliebe, to für die prä verbale Präposition zu setzen, habe ich nicht befolgt, insofern nicht andere Handschriften (aufser d, das unter anderen auch solche graphische Schrullen hat) stützend hinzutreten, obschon es an sich dem Bearbeiter B angehören könnte, der ja gleichfalls Archaismen liebt. Im übrigen gebe ich die abweichenden Lesungen der in der Orthographie überaus stark schwankenden Handschriften nur da, wo sie wirklich auf eine andere Form hinweisen oder stärkere Abweichungen dar- stellen. Die eingeklammerten Zahlen weisen auf die entsprechenden Paragraphen in A.

MORANDS FÜKSTENSPIEGEL. 91

1. Incipit audacht Morainn maic Moin annso d Feradacli Find Feclitnacli mac Crimthainn Niatli Nair. Mac side ingine Löith maic Deleraitli do C[li]ruithentüaitli, bert a mäthair ass ina brü Tar ndilgund tigerna nErenii dona liaithechthilathaib acht Feradacli nama i mbrü a mäthar. Do-lliüd side larum tairis co slögaib 7 faidis IMorann in n-audaclit so cuici:

2 (2. 3), AtTS tocliomla, a mo Nere nnallgnäith, noithiut bnaid ngaire. Gar intecli ara-folmaitlier fäsaig f orber flr. Finda buana mo bretlia no mo briathra rem bäs, beir do buaid dirge dligther cech flathenian, dia'teis sech cech rig; ata-midiur sa ar mo cheneul clith.

3 (3). Ma tlieisi co-rrigii, reisi co Feradacli Finn Fechtnach föbeo; bid sirflaitliech , suide lanflatha, luiflth iltuatlia tathat co muir, moaigfid a chomarpa comlän co ngreit.

4 (3). Comad mo chosc larmothä sund.

5 (4). Sluind do re cech mbreithir, beir for cech mbreithir in so sirchosc.

6 (7). Comad firinni, cot'n-öfathar.

7 (8). Turcbad firinni, do'fuirceba. 8. Öcbad trocairi, cot"n-öceba.

1 audaght i, udhac/ti u, authac/i^ d, autac/it e. Morinn i. Muin i (1, Maoin n. iu/iso d e, om. i. do e. Criomthuinn n, Crumtain i, Crithm- d, Crtomth- e. Niadh d, Nia e n. Nair niic Lnäach Sriab uDerg e. Delirath d, Deilir- e. di i. pert d e, beart .i. rüg n. ass om. d n. a mbrw d. hatbach- thuatba d. Doluid(h) e n, Toluidb d. taires d, thairis cet. co sluaghoibh u, otn. i, in e vor tbairis. fuidis i, faoidheas n, foadhes d. inwähacht so d, inudbac/t^sa e, anso cbuige n, ind audaghtsse cuccu id est i.

2 Adrse n, Atroi i, Adraigb e, [AJdruig d. tochomlse i. Neire i e. nüallghnaoidb n. noithiut nach A, noited e, noth- u, nuethat i, nuetbet d. ngariu i. Gair e n. arafolmitber i, arafolmaich- e, ara bfolmhuigter ii. fasaich e, fasach {mit Punkt dahinter) u. forbeir e. ber n, b- doe d, doib i. dlighthir i, iudligbtear n. cach d, gacb e (so auch im Folgenden), flatbimain i. Vor dia- Punkt i?i i d n; dagegen in e hinter righ. ate midiursse i, admi- dhersa e, admidharsa d. armceueul i, armocbinel e, arm- cenel d.

3 tesiu i. corigh d e, gorigh {mit Punkt dahinter) n. fobeu i. bes sirlaitbech i, siorfl-atb d. suidiu i. laifidh e, laidfeidh n, laithfe d. tuadut comor i. Moigfith i, mooifid u, moaighfi d. a om. d. comgreit e, cowgret n.

4 Comeatb i, Combai d. iartha d.

5 Sloind n. re om. e. br-ir i.

6 Comhai d. couotbfath- d, couofaither n.

7 cotnurciaba i, cotnurgbebha n.

8 fehlt i.

02 R. THURNEYSEN,

9. Coicleth a thuatlia, cot-ceillfetar.

10. Fairthetli a thüatlia. fa-rresat.

11. Talceth a tliüatha, da'ii-ailcebat.

12 (10 h). Apair Ms, is tre fTr flaitheman mortlidi mörslög no mörlöchet di dolnib dingabar.

13 (10 a). Is tre fir flaitheman conat märthüatlia märniulne midetar,

14 (13). Is tre fir flaitheman foss sid säime suba soad släine sädaile.

15 (11). Is tre fir flaitheman at mörchatha fri cricha com- namat cuirethar.

16 (13). Is tre fir flaitheman cech comarba cona chli ina cainorba clannus.

17 (16). Is tre fir flaitheman ad manna märmesa märfeda mblaisiter.

18. Is tre fir flaitheman ad mblechta märböis muTnigter.

19 (15). Is tre fir flaitheman rob'bl cech etha ardüasail imbeth.

20 (23). Is tre fir flaitheman do hiubla lüsce eise ar sro- thaib snaaither.

21 (26 a). Is tre fir flaitheman clanda caine cam'tuismiter deraib dethe.

9 cotceillfethar i, cotceillfithear n, cotcoicellfit d, cotcoiceillfitli- e.

10 Farrthadh n, Faired e, Farr- d. fairesit e, farr-siot n, farrthaisit d.

11 Talgeth i, Tailgedh n, Talcadh e, Talgath d. tanelgefat i, donail- gebhat n, tonailgeab- d.

12 tria i e (und so oft im Folgenden), flaithemhain n. mortliti i, mortlighi (-e) e d. marlochit i, morloicheat n, morlochat d, mor . . . e. do d e n.

13 fehlt n. conit a i, conidh e. mormumaibh midhigth- d.

14 Die Wörter hinter sid sind verschieden geordnet: saimai subae soad gadilea slaine i, suba saimhe slaine sadhaile soadh n, suba slaine soadh sadhaile e, subai söad slaine sadhaile d.

15 id (für at) a. more cath- d. fria i, tor d. conauamat d. cuirither n d.

16 clu i. caoiuforba e u, caomarba i. chlau?ius e.

17 at e, it n. mauta i. mar fetha i. mblaisither d, mblasethar i, mbl-igbter e, mblaisighther u.

18 at e. marb(h)uai8 e n. muiwither i, niuinighther ii, mouighth- d.

19 robi d e, ro bhoe n. ardnasal e n. imbeitli e, imbith d, inibioth u.

20 a d e. snaaigter e, snagbetbar i, snadbaitber d, suaidhitber n.

21 f-ane caintussiraer i, caoine ('aointuisniithe(a)r d u. dferaib(b) d e. deitte n, detba e, dedai d.

MORANDS FüRSTENSPIEQEL. 93

22 (27). Apair fris ose oec, oec a flaitli; ardos'ecath aride sencharpait. Ar ni'caln'cotli are senfonnitli, remi'dece iarmo'dece tairsceo desiul sceo tuathbi[u]l do'fece, im -dich inrditlinathar arnap co faill na forran fonna fodTetliat.

23 (19). Apair fris, miiuasligetharnaclimbrethemuin, maiii fassacli flriune fiastar.

24 (24). Is tre fir flaitlieman ro'saig cech dän mochtaide miud suithe. Is iar suide seis fri forcetal förechta ro'dämair.

25. Is tre fir flaitlieman crTchait cricha cech flaitlieman firiöin corro'saig cech cenn a hingelta.

26 (17). Is tre fir flaitheman cach n-etach tlachta do sellaib süile saigethar (?).

27 (18). Is tre fir flaitheman comrara coimge cethre caich torith, crlcliait crichichthai cecha flaithemnusa firiöin.

28 (26). Is tre fir flaitheman ara'ndemat tre blai büraig cech coimdeth cenn fora chostathaib cuicilche arechta rän riuth. Öen nde blai äne ech n-oenaig. Aile blal dib dünaid. Tress blai buaid cuirmthige co coimaib co mannaib möraib midchuarda medardae balth 7 gaith, gnaith 7 iugnaitli.

22 aece, ecc n, ec, eg d. flath- i n, fl-a d. ardosetadh e, ardoseich- n, ardoseidhedh d. aridh d, arae e, ara seanfond- n. arni caoin ml- d. ara n. seufon?iaidh e, serifuuda d, seancharpaid u. remedece d e (n). iarmidece d. tairscu i, tarsce d, tairrsce n. desul i, desiol n, deisiol e, desil d. tuath- u, tuathal d, tuadhal i. defece i, dofeichi e. imditbimh ditnathar n, imdithnitb- d. aruab e n, nabo d. foiraiu i. fonuad e n, fondaitb i. fotretbat i, fodreitbed e, fodreitb n, doreitbet d.

23 uibuaislig(b)tber den. u-t d. mbretbimuiii i, mbreitb- e, mbretea- m/tan u. mane i, mana u, muuab d, m&nhadh e. fassacbu i. fiastara i, fiadastar e.

24 rosoicb u. suidbiu i. ses d. fria i.

25 gacba e, om. d. flatbimai» i. fireoin den. gosoicb n.

26 netuigbi d, nedg-e n. da e, ta d. sealla n. saigetar i, suigbitbar d, saigith- e, saigbtber n.

27 comrair u. comgi i. cetbra e, cetbrai n, ehr- d. caich i, gacb etc. cet. toraidb e. cricbicbtcbai i, ciieba cet. gacb d. flatbiranusae i, flaithem(b)am d n, flaitbem- e. fireoin e n, fior eoi» d.

28 steht in 11 vor 26. arandemaid d. bla e, bl- d. buradbaigb d e, biiraig im cech n-oenach i. coimde as ceann u. forcostatbaib i, cbostaduibb e, costaibb n, cosdadbachaib d. cuicilg(b)e d e, coicilcbe n. arecbt i, aireacbta u, arec/tiaigb e, arac/tiaigb d. ranw. n. ritb n, ruitb d, ruitbtadb e. Oeuuie i, Aonda n. äiie om. u. noeuagb i. Ail i. bla e. duuatb i. bla e, blai dib u. coir»itige e. mid coardaib i, medbcbuarta 11. medardbse i, medbartbar u, medurruitb e, meadraibb d. mbaith i. guatb 7 ingnatb d.

94- R. THURNEYSEN,

29 (35). Apair fris, in mar n-airlisi u-imderga, ar is dörtath ceclia flatha folam la foscatli 6 fine do flaitli fuiliche.

30. Apair fris nacli frlth fola ro-ndligtlier do rätlia na aurnaidm ara'rona, ro'sä ime roruided a gruaide faebraib fri roT, fri liailecricha fria n-aill fria n-uile imdegla.

31. Apair fris, niaurdallat dana sona na maine mära na lessa for lubra leim.

32 (39 a). Apair fris, ad'mestar duile duileman doda*rösat ama? do'rrösata; nach ret nad asa malnib miastar, nicope län- toratli do'bera.

33 (39c). Ad'mestar asa toirtliib talmain.

34 (39 d). Ad'mestar asa besaib inricib ibar. 35. Ad'mestar asa cöe cloth cethra.

36 (39 e). Ad-mestar asa moaigthib mbliclit.

37. Ad'mestar asa hüaisli ith.

38. Ad'mestar srutliu sländiunach.

39. Ad'mestar Tarn assa thoichib tüathtacarthaib.

40. Ad'mestar humse asa daingnib denib dluthaib dlümaicdib (oder dlüth-dlüm-aicdib ?).

29 nurlisiu i. nimdhercai n, nimdergtha e, nimdergdai d. folam i, fol- (1 e {vgl. fo lär A 35). lai d. fosg-ai d. co flaith i. fuilidhe n.

30 rodndligter i. torratlia i, torath- d. nodnrnadmaiwi e, uadurnaid- maim d. araronai i, arrona d e. rasa i. uime n. roruidet i. a om. u. fsebr- i, faobra e. roe n, raoe d, rae e. hail crich- d, hilcriocha e. frinaill frinaile n, friandaill frianduile e d. imdeglai i, immdeaghlai d.

31 nahurdallad d e. no e. muine mar i. no e. lobro i. len no leim d, leim uo leu e.

32 adameastar d, atmestar i. duilem- d e, duilimain i. todrosat i, dorosat e n, torosa d. torrosata i, dorosata n, torosata d, dorosta e. nadaa- samuinib i. nicobe d, nicobe e, uibe n. toberai d, totobera i, dodabeura n.

33 Atmestar i, Atmesdwr e. asalantorath i. talam(h) den.

34 Atmest- i, Atmesdur e. innr-aibh d, ionnracaibh n, innraicth- e.

35 Atmiast- i, Atmesdur e. cse u, gcse d e. cethrai d.

3G Atmest- e, Amest- i. moighthif d, mogith i, moghudha u. a mbliocht n.

37 in n hinter 39. Atmest- i, Atmesdur e. huaslib i.

38 Atmest- i. srotha slainndiuncha n, sruth slan (n)diuudaigli d e.

39 Asmesditr e. iarann e, iaronn n, iaro d. thoicibh n, toicibh d, thoicthibh e. tuath tacartaibh i, tuath taccarthar n.

40 Asmesdwr e. daingue d u, om. e. deiue den. dluth e, ovi. i n. dlumaigdibh e, dlomhaighibh n, dlomaaigibh d.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 95

41. Ad'mestar arcat asa betha brlgaib bänaicdib {oder brlg- ban-aicdib ?).

42. Ad'mestar ör asa örnlaniaib allmaraib adamraib.

43. Ad'mestar liüir asa tindremaib hi torath tecail.

44 (39 f). Ad'mestar cäercha asa cottuge do tlilaclitaib tüath teclannar.

45. Ad'mestar muca metli-tairr, air is caclia gnüssi feile füasalcath.

46. Ad'mestar flalla foirme firflatlia, air is cacli rigrenie recht näd asa nialnib miastar, nicobe läntorath do'gera.

47. Ad-mestar döeru drungu fognama fognat biathat toimdet taibret tar flatha flrfolta.

48. Ad-mestar sinu suidib sinnser somulnib ilib airmiten.

49. Ad'mestar athra sceo mäthra malnib gaire gairfoirside.

50. Ad'mestar foibrithiu cech däna drong dron dagaicdib.

51. Ad'mestar cert 7 coir, fir 7 dliged, cumtlms 7 cörus cacha flatha fire fria huile aicillue.

52. Ad'mestar dire coir cach gräid do söernemthib 7 döer- nemthib ro'mmerus ro'ndergathar.

41 airgcet n, airgei d, airg-d e. bedha d e. brioghuibh n, brigh i, brigha e, brij^'hai d. banaig(h)ib(h) d n.

42 forniamaib i. allmarraib i, allniuraib(h) d e, allmuiribh n.

43 tinnrotb n. bi oyn. den.

44 caurcbu i. cotaig(h)i d e, ccotaighibb n. to d. teglamor n, tec- lanatbar i, teaglanntwr e, tenglannt- d.

45 fehlt n. mucu i. metbatbar i, methar d, asa metbur e. ar d e. gacb gunis d e. fuaslugadb e, fuaslaic- d.

46 fialliu i, fiala e, ar fiallu d. forme i, foirmde n. ar d e n. ri rem/ti e. recbt na red i, rigb react reimbe nacb red n. uacb n. asumuinib i. miadbwstar n. nibicai i, nibbia gacb n. dotugera i, dou togera d.

47 At mestar n. doera e u, daora d. drunga i, drongu d, dronga e u. fogbnuid biatbaid n. tomidlet n. taidbbret n, tairberat e, tairberad d. firfoltai i.

48 sinib(b) d e, sin n. a suidbibb n. sinnseraib d, sinrisioruibh n, om. e. sombaiuibb e, sombaoinibb n. airmiden d e, airmitin i, airmbidnibb u.

49 fehlt n. muinib i. gair forsaigbi e, gairforrsaigb d.

50 Adm. oin. d. fuibbrigb u. gacba e u, cacb a d. drongaib i, dronga e n. dronn i, drona e d. dagbaigdif d, dagbaidib i, dagbaigibb u.

51 firdl-i d. comtbws n, comtus e. curus d. caicba i. fir fl-a e, fir fl-ai d. fri n. aicille i, ait illiits(?) d.

52 coir om. d e. gacba e. saorneimbe n. do dboer neimbe u. rowi- merus e, röm erus u, rumerusu i, romentsa d. romderg(b)atbar e n, rowi- dergatar i, roindergatb- d.

96 B. THURNEYSEN,

53. AtTS toclmmlai, a mo Nere nüallguäith, co Feradach Find Fechtuach, fäsaig du tulcha mo briathar. 54 a. Doilece dorche do sorclie. h. Doilece brön do fäilti.

c. Doilece borb do ecna.

d. Doilece bäitli do gJdth.

e. Doilece döer do söer.

f. Doilece docliell do clilotliaib.

g. Doilece neoit do gart.

h. Doilece cailti do eslabrai. i. Doilece discire do fossti.

k Doilece dofeth do glallnai. l. Doilece anflaith do firflaith.

m. Doilece debti/d do cliurai.

n. Doilece do fir,

55. Apair fris, ba tröcar, ba firien, ba cosmail, ba cuibsech, ba fosath, ba eslabar, ba garta, ba flalainecli, ba sesach, ba lessach, ba eitir, ba innraic, ba suthnga, ba forustae, ba fir- bretliach.

53 Atrai i, Adrse n, Adraigh d e. tochomla e, tocomhlai n, tocoml- d. nuallghnaoidh n. fasaich i. do a tulchae i, thulchadha e.

54a In i hier ToUeci, b Talleci, c Dalleci, dann abgekürzt Ta-; in e abwechselnd Doleige, Doleici, Dol-i, Tol-i; in d Tolc mit Abkürzungszeichen, einmal Tol-i; in n Doleige und Doleicce.

54 & dfailti d. 54 c decnae d. 54 d Dolin e.

54 e sser do dhser e.

54/" doithchell d. c(h)loth d u, do tsoicill no clotlia e.

54^ neoitiu i. gliarta n.

54 /t cailtiu i, caillte e u, call- d. eslabhra n, d eslabro i.

54 i discre n. di i. fosta e, foisdine u, dfostse d.

54 fc dofeith e, doeth i. gialli i.

54 i fehlt e.

54m fehlt e. chore i.

54 n dfir d.

55 fris om. d. ba in i nur hier, nachher hfiä oderh-; die anderen Hss. übe7'all ba (e einvial pa). firiou i, fireu n, firen e, fir- d. fosa d e, fos- u. eislabair d, heaslabra e. garti u. lialloincac/t n, fialenec/i d. sesracb i. indraicc i. suitheiiga e, suiteiigtai d, soiugtbe n. forfostae i, forasda e.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 97

56. Ar atat a deicli ara'bädat goi cach flaitheman fomnas arnaclrnderna so fomnas hiiile, a uile flaithemna, fasaicli uaim a deich: flaith 7 febus, cluitli 7 coscar, cland 7 cenel, sld 7 säegal, tocetli 7 toatha.

57 (37. 49). Apair fris, fo'bä fo'beba, doTa doTera, co'biii co'bia, is ed do'fuicertliar; ni flaith mani'fallnathar ua gnimu so.

58 (44). Apair fris, nl'fil inge cethri flaithi and: firflaith 7 cTallflaith, flaith congbäla co slögaib 7 tarbflaith.

59 (47). Firflaith cetamus, liiithir side fri cach fö, fris'tibe firinne inda-cluinethar, cota*n-ocaib inda'n-aice. Ar nl firflaith nad'niamat bi bennachtnaib.

60 (46). CTallflaith, ar'clich side cricha sceo tüatha do'lecet a seotu 7 a techta ndö.

61 (45). Flaith congbäla co slögaib dianechtair, in'soet a slöig side, in'snädat a adilce, air nl säith soitcedach sechtair.

62 (48). Tarbflaith, do'slaid side do'sladar, ar'clich ar'cle- char, con'claid con'cladar, ad'reith ad'rethar, do'seinn do'sennar, is fris con bithbuirethar bennaib.

56 Ar om. d e. ataid n, Ata d e. arabaithed n, arabaad e (in i ist das Wort nicht mehr lesbar), gae d e. cacha e. flathimaiu i, flaithemhoin u, fl-eamu- d, flaith-a e. fom(b)nus i n. ariiacb ndenaws-a e, anirtc/tdonusa d, airnaich nderu . . s . . cb i, aruacb deruKS u. fomuis i, fo»mus n. In n fehlen die Wörter von a uile bis flaitb. a om. d, flaitbiraiia i, a flatbembna e. fasaigb d. addeicb i. cluicb d e, cluicbe n. cinel e n. sith i n, sigb d. tocadb n, toice d e. toadb n.

57 fo beabaidb d. dirra dirrera i, dorara d n. tofaicert- d, tofuigertbar i. flatha n. mane- i, mana- e u, muna- d. gnima d i, gnioraba u. sa e i.

58 nifuil d e, uifuilit 11. acbt d e n. flaitbimna i, fl-iom-air/i u. fior- flaith eim n. et flaitb n. go sluagaibb e, go slogbnibb die neacbtair 11.

59 hitber i, luitb er d, luiter n. foa i. indecluiuetbar i, inat clui- netbar u, nidocluiuetb- d. coteuocaib u, codanocaibb e, coda noguibb 11, co- dainoccaipb d. iuteuaice i, in don nfaice n. üaith n. -niamait i, -mamaidd, •ndemat u, (de?)anibaid e. bii d. benacbtoibb n.

60 Ciallflaitb .v. u. tbuatba d. tollecet i, doleigid n, doleicedli e, dolecc- d. seoit i, SQoda u, .s. d, seota tec/tfa e.

61 cougpbalai i, coug-bala e. slogai i. dian. om. i. iusixet i, inw- saigbed e, ionnsaigbid n, innsaidbet d. slog sitbe i. iusnadait d. aidilcbe i, adbailge u, adilcne e, aidilgni d. ar d e n. säidb e, saidb d, saitba i, saitbe u.

62 Tarphfl- d. toslaid i, dosloid d, dosluidb n. tosladar i, dosluitbir n. arclecb d. concladb u. conclatar i e, coucletar u. atreitb u, atreth i. at- retbar i u. toseinn i, dosiiin 11. tosendar i, dosein?iar d. bitb buaretb d

Zeitschrift L celt. Philologie XI. 7

98 R. THÜBNEYSEN,

63 (54). AttTSe tochomlai, a mo Nere nüallgnäith, co Feradach Find Fechtnach flailheniain n-üasal ii-än, co cech flaithemain fallnathar co fir. Forcmath mo briatlira, bertait co büaid, ata*midiur sa ar mo cheneol clitli cotom'ecnigethar.

63 Ätrai i, Attraigh d, Adraigh e. tocomhlai ii, tochomhla e, tou- conmla d. nuallgnaoidh n. flaithimain nuasail i. flaitliimain falnathar i, flaietheam- fault iiaouth- d. Forcmat i n, fouaromaou d (iJi e nicht ynehr vorhanden). coHimbiiaidh e, go mbuaidh n, combuaeidh d. aitimidiursüe i, atta niiodarsa n, admithinrsa e {der Rest des Textes fehlt), admidarsa d. chinel u, cinel d. cotomecuigetar i, cotumeguith- d, cota imeignitber n. H- flu- du qbais Mor- add. d; u führt fort ivie 1 (s. oben S. 88).

IV. Übersetzung des ursprünglichen Textes (A).

1. Es beginnt Morands Pensum oder die Unterweisung von Feradach Find Fechtnach durch Morand.

2. Erhebe dich, ruf gewohnter Nere; die Siegeskraft der Pflichttreue verherrlicht dich. Pflichttreu ist der Gangi), den du vorhast (zu Feradach Find Fechtnach) mit der Wahrheit des Praejudiziums, ein wahrer Dienstmann eines scharfsichtigen Fürsten.

3. [Es sind] die wahren Schätze meiner Worte vor meinem Tode, die Sieg bringen; die Gerechtigkeit, die man von jedem

*) Dieser Abschnitt enthält allerlei Schwierigkeiten. Die Überlieferung weist durchaus auf gor intech als ursprüngliche Lesart, auch in Fassung B. Aber in tech für a tech 'das Haus' ist in einem so alten Text unmöglich, int ech 'das Pferd' gibt keinen Sinn, zumal das Verb ara folmaider oder •folmaither durch 1 und B als das richtige erwiesen wird. Nur schwer habe ich mich entschlossen in tech[t] zu ergänzen, das ohne weiteres hineiupalst, aber einen gemeinsamen, von keinem Bearbeiter verbesserten Fehler des Ur- textes voraussetzt. Was ist sodann fdsaig oder fasaig? Redaktion B fafst es als Imperativ eines Verbs, wie weniger aus unserer Stelle, als namentlich aus § 53 hervorgeht: tochumlai . . co Feradach F.F., fasaig do tulcha mo briathar 'gehe zu F., verkünde (?) ihm die Höhen meiner Worte'; vgl. auch § 5G (fasaich). Aber welches Verb soll das sein? Fdssugud 'Leeren' pafst nicht. Da nun unser Text § 19 verlangt, dafs der richtende Fürst sein Urteil auf früher gefällte Urteile, auf j^raeitidicia stütze {fdssaigib firinne), so liegt es näher, fdsaig als Genetiv Sing, desselben Wortes (fdssach neutr. o- Stamm) zu fassen; darnach übersetze ich. Das Wort forbor (forber li) dürfte dasselbe sein wie forbhfer (for-fer), etwa 'Dienstmann', das Windisch Täin B. C, S. 492 bespricht. § 3 von 2 zu trennen veranlafst mich der Punkt , mit dem § 2 in A schliefst; auch in B ist diese Interpunktion möglich.

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 99

Herrscher erwartet, ist diefs. Sie werde mehr erstrebt (oder 'g-eschätzt') als Methfluten, durch die man auf grofsen Ruhm abzielt. Wenn du an Königen vorbeikommen wirst, eile zu Feradach Find Fechtnach! Gut, dauerhaft, langlebig, beständig ist die Gerechtigkeit des Herrschers, der auf Weisheit hört. Er bewahre späterhin meine Unterweisung.

4. Verkünde ihm vor Allen das Wort^), bring ihm vor Allen das Wort, melde ihm vor Allen das Wort, tue ihm vor Allen das Wort kund 3):

5. Er mache die Gerechtigkeit grofs, sie wird ihn grols machen.

6. Er stärke die Gerechtigkeit, sie wdrd ihn stärken.

7. Er bewahre die Gerechtigkeit, sie wird ihn bewahren.

8. Er erhebe die Gerechtigkeit, sie wdrd ihn erheben.

9. Denn so lang er die Gerechtigkeit bewahrt, wird ihm Gutes nicht fehlen, wird seine Herrschaft nicht zerfallen.

10a. Denn durch die Gerechtigkeit des Herrschers-*) werden grofse Stämme regiert.

10 b. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers werden grofse Sterblichkeiten von den Menschen ferngehalten.

11. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers "werden grofse Kriege nach den Gebieten der Feinde zurückgeschoben.

12. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist jedes Recht strahlend, jedes Gefäfs voll in seiner Herrschaft.

13. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist es Ruhe, Heil, Friede, Freude, Ungetrübtheit, . . . ^), Glück, Reichtum, Be- haglichkeit, heiles Herz, was jeder Erbe mit seinem Hauspfosten in sein schönes Erbe pflanzt.

14. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist alles Land fruchtbar, jedes Gebären in voller Ordnung.

15. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist Fülle von allem hochstehenden Getreide.

*) Die später nngebräiich liehe Form der Präposition hat die ganze spätere Tradition dazn verführt, in ri die Nebenform von fri zu sehen und daher ri cach m-brethir oder ähnlich zu schreiben.

^) Zu brig vgl. aufser Meyers Contrib. auch Imram Snedgusa, Str. 59: Brigfaidh Anderist proicept sulbair.

*) 'Die Gerechtigkeit des Herrschers' ist wohl keine volle Über- setzung von fir flathemon, das das gesamte richtige Benehmen des Fürsten einschliefst, wobei allerdings die Gerechtigkeit obenan steht. Das Gegenteil ist flatha § 25.

^) Was ist soad?

1*

100 R. THURNEY8EN,

16. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers werden die Baumfriichte des gTofseu "Waldes als sülse Maima geschmeckt.

17. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist Makel- losigkeit aller Gewänder; denn, wenn sie gefärbt werden, werden sie mit dem Farbenglanz des Auges erstrebt 6).

18. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist ein schützender Schrein jedes Viehs im Gebiet des gerechten Fürsten.

19. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers wird kein Rechtsstreit geführt, ohne daXs er sein Urteil durch Praejudizien der Gerechtigkeit stützt.

20. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers landet ein Schiff {lihurnd) mit stattlichen Frauen, eine Barke mit grofsen Schätzen am Ende jedes Landes.

21. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers heben die Ge- schöpfe viele Schätze, goldene und silberne.

22. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers bringt das Meer viele Gestalten herbei; kleine und grolse Tiere werden auf den Stränden zurückgelassen.

23. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers wird der Fisch aus den Wellen des Wassers des Flusses im Schwimmen erjagt").

24. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers findet jede (Dicht)kunst Ehrung^) in ihrem Sitz nach ihrer Mühe mit Weislieitssprüchen zur friedlichen Belehrung.

25. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers schreiten schöne Witterungen in jedem ordnungsmäfsigen Vierteljahr einher: der Winter schön mit angemessenem Wetter, der Frühling trocken und windreich, der Sommer heifs^) und reich an Regenschauern, der Herbst mit schwerem Tau und fruchtbar i^'). Denn das falsche Benehmen des Fürsten bringt falsche Witterungen über schlechte Völker, dafs des Erdbodens Frucht vertrocknet (oder: erfriert).

*) d. h. man will, dafs die Gewänder glänzen wie das Auge.

') Ich konstruiere: do'segar iasc a tonnaib uisci aibne sndmaib. Die Flüsse sind so voller Fische, dafs sie ein Schwimmender erhaschen kann.

*) Ich möchte mochta als tnochto, Ackus. Plur. von mochtad, fassen. Die Dichter werden durch Ehrensitze belohnt.

") Zwischen tirim und t(a)ur mufs ein Unterschied bestehen.

'") Dieser Spruch ist in die erweitertste Fassung der Tecosca Cormaic aufgenommen worden (ed. K. Meyer § 36).

MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 101

26. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers sind die drei 'Freiheiten von Zorn'ii) bei jeder Versammhing, bei der Spiele veranstaltet "2) werden mit (Schild)r;tndern, mit Siegen bei sanfter "Witterung: die Freilieit der Trunkenheit bei jeder Festversammhmg; die zweite Freiheit der Heeresbildung (des Lager- Schiagens?) dui'ch zuständige Stämme, die geordnet werden; die Freiheit des grofsen Tech Midchuarda"), wo Edle und Unedle tollen, Toren und AVeise tollen, Bekannte und Unbekannte tollen i^).

27. Sage zu Feradach, er solle ein vorauswissender Lenker i^) des alten "Wagens sein, der vorwärts blickt, rückwärts blickt, ihn gegen sie wendet und über sie^^), der sich ihrer erbarmt, sich um sie sorgt i"), der sie beschützt, sich für sie stellt i'^), damit er nicht zerbreche, damit er stütze i'^) die Grundlagen, die ihn stützen.

28-0), Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist alles Vieh im Gebiet jedes gerechten Herrschers ohne Seuchen, ohne Not.

") d.h. Diuge, die sonst den Zorn des Herrschers erregen, aber dies unter gewissen Umständen nicht tun.

i'^) Ich habe -coisfetar in -costatar (von con-sndi) geändert, da B 28 das Substantiv cosfathaib hat.

") Festhalle der irischen Oberkönige in Temair.

") Es läfst das auf eine sehr energische 'Feststimmuug' schliesseu,

") at'ad explikativer Genetiv.

*«) 'sie' sind wohl die Untertanen.

") Wohl nicht: 'der sie dahinrafft' (s. Pedersen, Vergl. Gramm. II 482).

*^) Imdldnad scheint nach dieser Stelle Deponens zu sein; •ditnathar (von ditiu) steht hier und in B 22 nur in der jüngsten Handschrift n und wäre synonym mit -dim (aus di-eitn). hndidnad heilst jemand aus einer Lage erlösen, indem man selber für ihn eintritt, s. B. of Armagh 18a 2 (Sarauw, ZOP 5,513). Die Ableitung von don 'Platz' ist in diesem Kompositum noch besonders deutlich.

lä) -coimb 3. Sing, des Si;bjunktivs von con'boivg, vgl. to-aithib Eriu VII 162, 5 zu ta{i)thboing. Das folgende Wort ist man versucht, da ß 22 CO faul liest, in co folli 'durch Nachlässigkeit' zu verbessern, was einen guten Sinn gäbe. Aber man begriffe nicht recht, warum alle Hss. iiuserer Version das bekannte Wort in das dunkle folla (follach, folaib) geändert haben sollten. Darum habe ich die Änderung in fo-llü gewagt, da fo-ll6 fod-longat gut in den Stil unseres Autors pafst.

■■"') Dafs dieser Abschnitt zum alten Bestand gehört, ist nicht ganz sicher, da er nicht nur in a h y fehlt, sondern auch in u nicht aufgenommen ist: doch findet er sich aufser in 1 auch in L.

102 R. THÜKNEYSEN,

29. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist jede Leibes- frucht gedeihend, jeder Wurf ^i) fruchtbar, jedes Gebären in voller Ordnung--).

30. Sag ihm, er soll kein Austeiler geschminkter Lüge sein; denn Lügen vermögen nichts Gutes im (gerichtlichen) Zweikampf.

31. Sag ihm, er soll nicht mit einer Lüge sich zum Zwei- kampf stellen; denn es ist nicht gefunden und wird nicht gefunden werden ein Eichter, der gerechter ist als der Zweikampf.

32. Sag ihm, er soll seine Herrschaft nicht zwischen Speer- spitzen setzen; nachdem (einmal) die Spitzen aneinander vorbei- geflogen sind 23)j weils man nicht, wessen Nutzen, wessen Schaden es sein wird.

33. Sag ihm, es sei nicht leichter Bitten an den Fürsten zu bringen als für ihn einzutreten, nicht leichter ihn zu zer- schmettern als ihn zu schützen 2*).

34. Sag ihm, er soll nicht übermütig, betrügerisch, schwierig, stürmisch, ein übler Bitter 2'), übelzungig sein.

a. Denn jeder üble Bitter verdient Verweigerung 2^), h. Jeder Stürmische verdient Dämpfung.

c. Jeder Übermütige verdient Erniedrigung.

d. Jeder Überwältiger verdient geknickt zu werdende).

2') doth (las Stammwort des Verbs do{i)thid Cormac s. v. Mug eme, dothais Anecd. Ill 59, 22, kymr. dodivi bret dozvi.

22) Weil dieser Satz schou iu § li vorkam, hat A (a h y) diesen Abschnitt mit 14: verschmolzen.

23) Der Subjunktiv do'coiset im allgemeinen (zeitlosen) Satz.

"*) Ob die Übersetzung richtig ist, scheint mir zweifelhaft. In dieser Fassnng würde der Spruch passender an die Untertanen als an den Fürsten gerichtet. Für a tiiarcon lesen 1 und L a togairm 'ihn zu berufen", was nicht besser ist. Vgl. oben S. 71.

2^) Die Lesart von L doguittech und in a) duigthcch scheint mir auf ein Kompositum von do- und guide zu weisen, das allein hier einen befriedigenden Sinn ergibt. Denn unglücklich (dothcedach) zu sein, kann man einem nicht verbieten. Die ähnlichen Wörter dogdech und do(i)thge {= do-thenga) haben in den Hss. allerlei Verwirrung hervorgerufen. Freilich pafst dann im Schlufs von a weder digdi 'Bitte' noch dige, das nach O'Clery (s. v.) und O'Dav. 590 (wo dige für dighde zu lesen ist) etwa 'Kompensation, Zufriedenstellung' heilst. Ich habe daher dibc dafür eingesetzt, was allerdings wieder einen alten Fehler voraussetzt.

26) faidbcch zu fo-di-bong- wie taidbech zu to-aith-bong-. Adjektivisch scheint es in crcchtai fuidbecha T.B. C. (YBL) 2077. Nur in u dafür fuidh- bheachd, vgl. O'Reilly's: fuidhbheachta 'quarreis, wicked deeds, deceptions', faidhbhtaditach ' quarrelsome, treacherous '.

M0RAND8 FÜRSTENSPIEGEL. 103

c. Jeder Übermälsige verdient Verfall-').

f. Der Hartnäckige verdient seinen Tadel ^s).

g. Weiter 2ö) verdient jeder Übelzimgige Hafs.

h. Jeder falsch Eichtende verdient kurzes Leben und Ent- setzung und Aussterben.

35. Sag ihm, er soll nicht roten ^o) . . .; denn Blutbeflecktheit ist Ausschütten jeder gerechten ^i) Herrschaft auf den Boden.

36. Sag ihm, seine Hand soll nicht blutbefleckt, nicht frevlerisch sein, sein Kauen ^2) nicht blutig, sein Flüstern nicht . . . 33), sein Atem nicht kalt.

37. Sag ihm, er soll nicht kalte Schlucke Blutes auf kalte blutige Bissen, auf das Fleisch seiner Verwandten trinken 3^). Denn diese Welt ist von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag durchaus unnütz, unsicher, ungewisser Besitz. Dahingestorben ist, dahinsterben wird, abgefahren ist, abfahren wird jeder, der gelebt hat, jeder, der leben wird 35).

2') Zu fescred vgl. Triads of Irelaud, Glossar; Monastery of Tallagbt p. 176 s. V. fo-fo-esscrinim.

"*) Vielleicht gab es neben t-air und t-ath-air ein aih-air, so dafs a kein Pronomen wäre.

^^) beus, das in L fehlt, ist wohl nicht ursprünglich, sondern nur von den Hss. eingesetzt, die a und g ähnlich lesen (dotche, dothchadach).

3°) imdergga ist wohl als Subjunktiv in Tmesis mit nl- zu fassen; wenn man mit 1 die Präp. ar wegläfst, könnte es beifsen: 'er soll nicht Teile des Gehöftes röten'. Aber bei ranna ist wohl eher an Fleischstücke zu denken. Jedenfalls mufs es eine Umschreibung für 'er soll nicht morden' sein; vgl. B 29: m mar n-airlisi n-imderga 'nicht viele Gehöfte soll er röten'? Zu airlis vgl. ÄL, Glossar. Oder ist arlissi Adjektiv zu ranna, vgl. drlius Fei. Sept. 27, nrerlissaigther, uumquam . . fastiditur Ml 62 a9: 'er soll nicht ekelhafte (Fleisch)stücke röten'?

*') In fiatha firinne ist firinne offenbar der Gen. fem. des Adjektivs firiön; in § 18, wo fiatha den Fürsten bedeutet, steht dagegen die männ- liche Form.

^'^) acnam von ad-cnäm (cndid), vgl. acnamacht .i. proinn fir obra Corm. transl. 16, acnamad 'Ration' V. Trip. 228,2 (acnabad 232,17) und acnamh O'Don. Suppl.

3^) renn (raivd n) kenne ich nicht; rith addm rend 'der Lauf meiner zwei Beine' (Eriu 1,72,1) liegt weit ab. Kaum rmd 'Speerspitze'.

3*) Die Form -lua statt -hl ist sonderbar und wohl felilerhaft, aber durch alle Hss. gestützt; vgl. as-lu (■la^i), at-lii Eriu VIT 134:, conara'lü som (Hs. sa) Monastery of Tallagbt 145, 21.

35) Das überaus starke Abweichen jeder Handschrifteuklasse zeigt, dafs hier alte Verderbnis vorliegt. Ihren Grund sehe ich erstens darin, dafs früh, vielleicht schon in der Urhaudschrift is hinter ar ausgelassen war, so dafs

101 lt. TIIURNEYSEN,

38. Sag ihm, Verwandtenmord möge er nicht verüben. Weh dem. auf den er sich ergiefst; weh dem, durch den er ausgegossen wird! Er wird von Gott gerächt bis zum neunten Glied (eigentlich 'Menschen'), so dafs er Vergänglichkeit verursacht und kurzes Leben; er ver!^chüttet seine Würde und seinen Glanz, er löscht aus seine Glut und sein Pfand, er vernichtet seine Kinder und seine Erben, er verursacht viel Übles hier, er wird dort sieben mal siebenfach bestraft.

39. Sag ihm, er soll alles Gute tun, denn durch Gutes wird jeder gut. Er soll jeden unter seines) Joch bringen, den er treffen wird. Denn was ausgegeben wird, wird er einbringen; denn durch Böses wii'd Böses eingebracht 3^).

40. Sag ihm, wer erschlägt, wird erschlagen werden; wer verrät, wird verraten wei-den.

41. Sag ihm, freigebig (?) ist der Mann . . .3»).

42. Sag ihm, er soll nicht stolz und hochmütig ^ö) sein, nicht nur mit sich selber Rat halten. Denn Eäte sind besser als (ein) Eat, Verstände sind besser als (ein) Verstand, Weisheiten sind besser als (eine) Weisheit. Das Beste von aller Weisheit der Menschheit ist angemessenes Wesen und Einfachheit, Schweigen

man ar als Präposition zii elarbae zog. Ferner darin, dafs poetisch cäch statt in cdch vor den Relativsätzen stand und früh abgekürzt geschrieben war; daher in L coich, in B 57 co; in A (vor die vorhergehenden Verbalformen verschleppt) cä, in u con. Endlich zeigen bat und blas, dafs auch im Vorher- gehenden einst Präteritalforraen und Futurformen nebeneinander standen ; diese lauteten, wie ich sie in den Text gesetzt habe. Aber schon im 9. Jahrhundert fielen •bebae und -beba, -rerae und -rera lautlich zusammen und schienen einfache Dubletten. Darum wurden im Anschlufs an § 49 die Subjunktive do'bä und do-rä, die dort sehr wohl an ihrem Platze sind, aber hier nicht passen, an Stelle der reduplizierten Formen eingeführt (bewahrt in A und n); die Redaktion B hat überhaupt unsere Paragraphen 37 und 49 verschmolzen. Die übrigen Handschriften haben den unverständlichen Text verschieden gekürzt und umgeformt.

^'^) Wenn der Text so richtig ist, ist zu verstehen : ' unter das Joch des Guten'; for'unn scheint ein alter Fehler, durch das vorhergehende fomam und das folgende foricpi veranlafst.

^') Die Lesarten fofechar und adfenar scheinen auf fofenar zu weisen, zu dem fufm das aktive Futurum ist; wohl zu demselben Stamm wie ad-fen 'er vergilt'. Meine Übersetzung 'einbringen' ist nur Vermutung.

'^) fetsed mir unverständlich; etsad 'der Schatzkammern' würde die Alliteration zerstören.

'») Soisle und sofla sind auch T.B.C. (LU) 1149 verbunden; vgl. soisil- geneth ZCP 8,- 307, 4.

MORANDS FÜKSTENSPIEGEL. 105

und Klugheit; die besten der Tugenden sind Geduld, Kulie, Wissen, Beharrlichkeit, Mut^o), Beraten,

43. Sag ihm, er soll nicht den alten Glauben für einen neuen Glauben hingeben, nicht einen guten Mann für einen schlechten Mann, nicht ein gutes Weib für ein schlechtes Weib, nicht Ruhm für Nahrung, nicht seine Ehre und seine Seele für die Pferde eines Pferdediebs.

44. Es gibt nur vier Fürsten in der Welt:

45. Der Fürst, der mit Heeren von aufsen Besitz ergreift, der hat gewöhnlich eine schAvache, leicht entgleitende Herrschaft. Sobald seine Heere sich von ihm wenden, wendet sich seine Würde und der Schrecken vor ihm zurück.

46. Der kluge Fürst aber, der besitzt sein Gebiet ohne Siege, ohne Triumphe; er nimmt niemandem w^eg, niemand nimmt ihm weg*i)- Er schifft seine Zeit dahin in Tagen und Nächten, denn in Tagen und Nächten wird die ganze Welt durchlebt ^-).

47. Der wahre (gerechte) Fürst jedoch, der und die Ge- rechtigkeit machen sich gegenseitig grols, sie stärken einander, sie streiten für einander, sie bauen sich gleichzeitig auf.

48. Der Stierfürst sodann, der ist kein beliebter Mann. Er schlägt, er wird geschlagen; er schädigt, er wird geschädigt; er springt an, er wird angesprungen. Gegen ihn wird fort- während mit den Hörnern gewühlt 4^). Schroff und schwierig ist der Anfang seiner Herrschaft, verhafst und unfürstlich ihre Mitte, unstät und leicht entgleitend ihr Ende. Gegen seine Söhne werden sich (seine) Schulden zusammenballen, w^erden sich die Gesichter erheben, werden sich die Herzen verschliefsen. 'Keinen Willkomm' sagen alle 'den Söhnen dieses Fürsten! Die Herr- schaft eures Vaters war einst nicht gut für uns'.

49. Jeder Fürst, der nicht nach den wahren Sitten der Gerechtigkeit regiert, der soll absterben, der wird absterben;

*") age (nur iu A) ist wohl das Abstraktum zu O'Keilly's aigh 'generous, valiant', vgl. aig 'keen?' Salt, na R., Glossar; Windisch, Täin B. C, S. 96^ Die Bedeutung geht aus keiner Belegstelle klar hervor.

") ■(Uni scheint hier seine eigentliche Bedeutung 'weg tun' zu haben.

*-) Eigentlich 'durchschifft'.

*^) Zii konstruieren: bith-hiiiredar co mhennaib. Statt buiredar oder buirethar (B G2) würde man eher eine synkopierte Passivform (buirther oder besser buirthir) erwarten. Denn bith ist kaum Substantiv: 'Gegen ihn wühlt die Welt mit den Hörnern'.

lOG R. THURNETSEN, MORANDS FÜRSTENSPIEGEL.

der soll daliinfahren, der wird daLinfaliren; was er erwirbt, zerstört er.

50. Sag ihm, er soll sich nicht dem Leugnen anvertrauen; denn nicht häufig ist ein Leugner, dem es immer besser geht.

51. Sag ihm, er soll sich nicht falschen Propheten an- vertrauen; er soll sich der "Wahrheit anvertrauen, die wird ihn besser bewahren.

52. Wenn er dieses alles getan hat, wird er alt werden, dauern, langes Leben haben, triumphreich sein, sieghaft im Kampf, ein König, ein Gewaltiger, ein Gnadenvoller, reich an Heeren, wohl- redend ^^), freigebig''^), er wird reich sein, leicht zu erbitten, voll von jedem Guten; er wird erreichen, was er sucht; sein Wunsch wird ihm zu Teil werden; für ihn wird jeder Monat in seiner Blüte stehen. Von ihm wird Irland weiter geerbt werden bis zum jüngsten Gericht.

53. Wer es auch sei, der das alles tut, meine Pflichttreue wird ihm zu Hilfe kommen.

[1 hat, mit Benutzung von B 63, folgenden ScJilufs hinzu- gesetzt:

54. Sag ihm, er soll meine Worte bewahren, sie werden ihn zum Sieg'^'^^ führen; ich richte sie (an ihn) wegen des Er- löschens^') meines Geschlechts. Der Geist meiner lieben Pflicht zwingt mich, ein Trennungslauf wohlklingender Berichte ^s).

55. Die Siegeskraft jedes Herrschers ist seine Gerechtigkeit, die Freude jedes Feldes, die Förderung jedes Volkes.

56. Sag ihm, er soll sich nicht dem Heidentum anvertrauen, er soll sich der Wahrheit anvertrauen, sie wird ihn bewahren.

{Hier steht § 50, s. oben.)

57. Sag ihm, er soll sich nicht Götzen anvertrauen; er vertraue sich Gott an, der besser ist als Götter, dem Gott des Himmels. 1

**) Eigentlich ' wohlbezungt, mit guter Zunge'.

*'•>) Der Genetiv suithchernsa ist hier mit Adjektiven koordiniert.

♦') combuaid statt co buaid lesen auch manche Hss. von K.

*') Wörtlich 'wegen des Sich-Verbergens'.

***) Das ist wohl: meine Berichte trennen sich hiermit von mir.

Bonn. R. Thurneysen.

ORTHANACH UA COILLÄMA CECINIT.

Zu dem Abdruck dieses Gedichtes bestimmt micli vor allem eine Bemerkung Tliurneysens in seiner Besprechung; meiner 'Ältesten irischen Dichtung' im vorigen Bande S. 447. Er spricht dort den Wunsch aus, meine Behauptung, dafs c- und g-, t- und d- als Bindungen gelten können, durch weitere Beispiele erhärtet zu sehen. Nun stammt zwar das folgende Gedicht erst aus dem 9. Jahrhundert, ist aber mit möglichster Beobachtung aller aus der ältesten Zeit überkommenen Regeln, sowohl was Alliteration als Bindung betrifft, abgefafst. Leider ist es nur in einer Hand- schrift, dem Buch von Leinster S. 51 a, erhalten, z. T. unleserlich, vielfach verwahrlost überliefert und an mehreren Stellen im Faksimile, das ich mit dem Original verglichen habe, noch weiter entstellt. Ich kann daher weder einen vollständigen Text noch eine fortlaufende Übersetzung liefern.

Als Verfasser bezeichnet LL gewifs mit Recht den 840 gestorbenen Orthanach üa Cöillama, Bischof von Kildare. Gleich den beiden anderen von ihm herrührenden Gedichten i) handelt auch dieses von der älteren Geschichte Leinsters. Auch sind alle drei in demselben Versmafs, nämlich einsilbig reimender rannaigecht, abgefafst. In allen dreien finden wir ferner die für die älteste Periode charakteristische fortlaufende Alliteration, oder wenigstens das Bestreben sie durchzuführen, endlich sowohl zwischen den Kurz- als Langzeilen und Strophen die von mir in Alt. ir. Dichtung' I, S. 8 ff. geschilderte Bindung. Wo sie fehlt, wird entweder eine Verderbnis des Textes vorliegen oder es handelt sich um Licenzen. die im einzelnen noch festzustellen

') Es sind dies das vou mir unter dem Titel 'Hail Brigit' veröffentlichte und ein in 'Alt. ir. Dichtung" I, S. 23 erwähntes Gedicht mit dem Anfang A chöicid chäin Cairpri chrüaid.

108 KUNO MEYER.

sind. So mag- iu der 8. Strophe Ahrat auf Äth zurückgelieii, in der li. fuacrais auf formach, in der 26. a auf tr. Darüber aber, dals c- Bindung mit g-, t- mit d-, ferner auch j>- mit h- bildet, kann bei der Fülle der Beispiele, die das Gedicht bietet, kein Zweifel mehr bestehen. So haben wir nicht weniger als neun Belege für c-:g-, nämlich 2 b chitirp: gahsai, 5d Corb:gnin, 9 a gairg -.Corpre, IIa glond \ Cormac, 12 d GaU:cöic, 21b clmir-.galaib, 24 a glend : Corpre, 29 a gräd : CoWiach, 32 b gäel : co. Zwischen t- und d- liegt Bindung vor 21 c tain : da, 25 a tnaig : Bunlang, 26a Deirg: tallad, 33 b dall:tniag; zwischen p- uud 6-: 31b hress : Pätraic.

Eine Erscheinung, die ich bisher bei anderen Gedichten nicht beobachtet habe, ist nun, dafs unser Dichter diese Bindung auch im Innern der Verszeilen an Stelle der Alliteration gebraucht. Die Beispiele sind zu häufig, als dals es sich um Zufälligkeiten handeln könnte. Ich führe an: crithre grinne 5, döih tüath 6, deec trichem 13, Cormac gäis 14, Bergabaü tren 19, Düin tren 23; vielleicht auch Cohthach gabais 2, cäel gne ib.

In Str. 30 ist die mangelnde Bindung durch den gleich- lautenden Anfang aller vier Kurzzeilen {aill is) ersetzt. Vgl. 'Alt. ir. Dichtung' I, S. 6, Anm. 1. In Str. 8 und 31 macht der Parallelismus des Ausdrucks sie entbehrlich.

Ich drucke nun das Gedicht nach der Handschrift ab.

Orthanach cecinit.

1 'Masu de chlaind Echdach aird atäi, a baird, büaid cech öin, indid etarlam nach ndüain de chomram chruaid Chob-

[thaich CöiL'

2 'Cobthach gabais Bri 's a bröen, ba derb ba cal gne a chuirp, gabsai format, fi fo bailc, co mbad ri for Life Luirc.

3 Luid do räith mo ruirech ruiss, rordigus, ba fingal gand, göita leiss Löegaire Lore, luid a mac lii tlri Gall.

4 Gabais Cobthach claso chian, clandais slüago, sochla dal, degleth Ulad, errid uill, echtga Cuind co n-orddan n-än.

5 Mad Ca Difne de lith lerg, fuadaiti) crithre, grinne n-ard, [is]in däil sin, sliucht näd cherb, ein siut Laigniu Ion 2) fri Corb.

6 Guin lar Lugdacli reo nderg rig rucad a tir toirthech trfath, [d]anim doib tüath iarna räth ötä Böind co Äth Cliath.

*) Zu lesen luadait?

-) Lies vielleicht Laigen tonn wie iu Str. 10.

ORTHANACH UA COILLÄMA CECINIT. 109

7 Cla näd ciiala [lir] co rian rlgi Meiss-Gegra don Msu? mac Mis-Delmond dorar mar, marbsi Coiiall oc Atli Clihen.

8 Abrät loga, lam dar cricli, fuilliucht fola dar Atli ClTathi), tri barrchais Berba conscaig, rosrir Conall i lläim lüaith.

9 LänrI Lagen liiiii co [njgairg^) Corpre Niä-fer co feirgg, lar nguin Ailella dond Aird atbatli Cet^) mac Magach meirg.

10 Medön üisnig, ard in dind, dia n-atad in bruiden borr, ba s[t] maten, magen iüg, i n-abbad ri Lagen lond.

11 Lassar medras in riibitli mbüan Bruiden Da Choca co n-är, atbath Conc[h]orb comnart glond la Cormac Cond-Loüges län.

12 Läthrais böromai, mind, mor a törmach toirthech tromm'»), Tüathal Techtmar, Cormac, Find, Fiaclira Cassän cosin üGall.

13 Cöic cet de[e]c, tricliem tromm, tress blladain birte^) bend, hViaclain, aile, immed n-oll, a comlond iTg lumnecli lenn.

14 Läthrais Cormac, gäis co sös, sech ba formach for a ügres, füacrais, ba flanna in fäs, fri tricliait mbllarf«« in [m]bes.

15 Beimend Tflathail tüathaig techt Tar fecht fithre, formach n-än, indred Corma/c, findgen grian, iar nguin na n-ingen oc Fäl.

16 Finta dim ca teiig na tend, ol at eola*^) ecnai') uill, ol at eana gnöe grinn^), cid dia mböe [cathjröe Cuind.

17 Ce atchethed 'J) tredua cain Corma/c for mäil maige maith, is mac Ailella ind rlg ronir Brigit immon flaith.

18 Fäcaib Eocho i») Find fuath n-airt a thir ar t[h]ir Lifi Luirc, iathrais cathu, ba caur tailc, tar cend Lagen fri Leth Cuirc.

19 Cetna cath fiche, ba üath, 6 Ardd Lüathrid luid dond är, Äed mac Dergabail, tren fer, [fjirend docer [ijsinn äth.

20 Ö(ra)starglaiss, ba orddan n-än, nl bu thär") fri forggu fer, fäcbaid catliair^'^), dind cach sltiaigi^) la Laigniu thüaid i

[mMaig Breg.

21 Ba ard cTsel choscair chain Cormac co n-äni a cliuir, ö galaib öenfer Tar tain da rlg de[e]c do guin.

') Hier siud wohl, da cliath und lüaith nicht reimen, durch Versehen zwei Strophen auseinandergerissen.

*) Am Rande leirg, wohl als Korrektur zu gairg. ') cet Hs. *) tiramm Hs.

5) Zu lesen nohertis'^

*) eala Hs. Über dem ersten a scheint ein n zu stehen. ') ecna ecna Hs. «) guin Hs.

^) Lies adcethe. ") In Eochaid korrigiert.

") thair Hs. «) Zu lesen Cathäir?

") sluaig Hs.

110 KUNO MEYER,

22 Gasta Labraid Life lig, Liigaid Gore den rigraid räin, debaid, flaitli fir, Flaclia Crön co forthin mäil,

23 Mogelni Morca mar dam, Eocho mac Düin, [ba] tren dorn^), da mac Labrada cend carad^) Ailill, Etan canar gorm.

24 Gormac Lagen lir co glend Corpre Lii)liec[li]air, fn mind, ficliset tri catlia dar a chend^) co cath Camraair na

[tri lind.

25 LänrT Lagen lir co tüaig Dünlaiig feided flatha feoir (?)*), nithach nene ^) uair atbatli i cath Feda Eoin.

26 Ö fecta cath Dromma Deirg tallad airriun ir co ngairg a Bri Ele, aurrand chäem, corrici tsb Uisnig aird.

27 Arm Lagen, Giedel cen 1^«(?) Cuind clü orddain, errid äir, amaZ leoman eter tref') .... cach . . . tüata . . .

28 Cord CO cetaib cath

.... end aar , . , . aig rosgab ö muir co muir.

29 Dagmaic") Äugaine co ngräd Cobthach, Löegaire fria long

[lüath 8), fris dia tucam lör slöged n-än amaZ muir'-*) co n-anfud üar.

30 Aill is töla catha crüach, aill is cöra cacha crich, aill is grinne fidlo find, aill is rind[e] fri neach nTth.

31 Nochotulsat 1") flathi flann, fäs^i) a ndüine, dTan a mbress, Pätraic as hErinn hi foss, Brigit öas hErind andess.

32 Ö dosränic Brigit bän, Ri mörchatha rodagSel,

CO cath Cobadi^), aurgal büan, i mbu büadach Aldan Äed.

33 Imsceng Fladat .... denta amal phupall bis im dall, truag a cuinge feasa .... dognl sil mac nÄdaim and.

34 0 . . . cechlaind .... find atäi co rind recni chaiss ^^), iar dam fadess dligthi Dondchad molbthach mass. Ma.

Im folgenden gebe ich kurz den Hauptinhalt des Gedichtes und übersetze nur, wo ich die Strophen ganz zu verstehen glaube.

Das Gedicht hebt mit einer gleichsam einem Wifsbegierigen in den Mund gelegten Strophe an, die dem Dichter das Thema stellt:

') doran Hs. ') Lies carad cend?

3) cend Hs. *) Vielleicht feoil?

^) Wobl nena im Reim mit Feda.

«) tretaib Hs. ') A deagmac Hs.

8) luait Hs. ») müir Hs.

'") Lies vielleicht Rochotulsnt. ") fais Hs.

12) 7 cobad Hs.

") Lies chass, zu rind gehörig.

ORTHANACH ÜA COILLÄMA CECINIT. 111

1. 'Wenn dn aus dem Geschlechte des erhabenen Echui) bist, 0 Barde, du Stolz eines jeden, so verkünde 2) jetzt 3) irgend ein Lied von dem grausamen Streit Cobthachs des Hageren'.

Nun wird die Usurpation des Thrones von Leinster durch Cobthach, die Ermordung Loegaires und die Flucht seines Enkels*) Labraid nach Gallien erwähnt, wie wir das aus der Sage Orgain Bind Big kennen. Die 4. Strophe spielt auf die Besitzergreifung eines Teils von Ulster {deg-lcth Ulad, was ich als Objekt zu gahais fasse) durch Cobthach an. Zu der 5. Strophe, die schlecht überliefert ist, weils ich nichts beizubringen 5). Dann geht der Dichter auf Lugaid mit den roten Streifen 6) über, der einem Berichte nach über Leinster geherrscht haben soll. Nun heilst es:

7. Wer hat nicht bis hin an die Meeresflut von der Königs- herrschaft Mes-Gegras von Möin gehört? Sohn Mes-Delmonns der grofsen Kämpfe, Conall") tötete ihn bei Äth Clöin.

Die beiden nächsten Langzeilen gehören, wie ich vermute, zwei verschiedenen Strophen an.

8. Augenbrauen eines Luchses, eine Hand über die Grenze, eine Blutspur über Äth Cllath Die drei Kraus- lockigen des BarroAV entflohen (?), Conall warf sie in schnelle Gefangenscnaft.

Jetzt wird Corpre Nia-fer als König {län-n 'Yollkönig' im Gegensatz zu letU-rt 'Halbkönig') von Leinster genannt*), die Ermordung Ailills von Connacht, der auch als König von Leinster gilt, durch Cet, die Zerstörung der Brüden Da Derga») und der

1) d. i. Echu Büadach, Vater von Ügalne Mör, Ahnherr der Könige von Leinster.

2) inclid, 2. Sg. Imper. zu in-fet. Vgl. indid dam-se, LU 134 b 38. ^) Eigentlich 'inzwischen, mittlerweile'.

*) Der Dichter gebraucht mac (das durch Reim mit Lore gesichert ist) in Strophe 3 in weiterem Sinne als 'Nachkomme'.

'") Hier scheint siut auf sliucht zu reimen.

^) Man beachte die dichterische Wortstellung guin lar Lugdach 'nach Lugaids Erschlagung', a tir toirthech trlath 'das fruchtbare Herrenland'.

') d. i. Conall Clöen. S. die Sage Tallann Etair, Rev. Celt. VIIL

^) lüin CO ngairg (Str. 9) 'mit grimmer Lanze'; vgl. ir co ngairg 'mit grimmer Wut', Str. 26.

^) Strophe 9: 'Die Mitte Usnechs, hoch (ragt) die Feste, von wo das stolze Gehöft augezündet wurde ; das war der Morgen, eine Stätte von Leiden, da der König- der kühnen Männer von Leinster starb'.

112 KÜXO MEYER,

Brüden Da Clioca') erwähnt, und dann mit Stroplie 12 auf die Büroma von Tuatlial Teclitmar bis auf den 'GaW d. h. Vikinger- könig übergegangen. Der Rinder- und Mänteltribut, Cormacs Festsetzung des Tributs auf dreifsig Jahre (Str. 14)-), die Er- mordung der Mädchen in Tara (Str. 15) sind Episoden aus der Geschichte des Tributs.

Die 16. Strophe ist wieder dem Zwischenredner in den Mund gelegt:

'Tu uns zu wissen mit der Zunge der Starken denn du bist erfahren in grolser Weisheit, denn du bist ein Gefäfs lieblicher Kunde was der Grund der Niederlage Conus war.'

17. Obgleich die herrliche dreifache Feste Cormacs 3) auf der Höhe der schönen Ebene gesehen ward, ist es der Sohn König Ailills'*), den Brigitta mit der Herrschaft begabte.

18. Echu verläfst sein Land um des Landes von Lorcs Life wegen; er veranstaltete Schlachten er war ein starker Held für Leinster gegen Leth Cuirc.

19. Die erste Schlacht, die er kämpfte es war ein Schrecken , von Ard Lüathrid^) schritt er zu der Vernichtung: Aed, Dergabals Sohn, ein starker Mann, männlich fiel er in der Furt.

Strophe 20 ist mir als Ganzes unverständlich.

21. Cormac mit der Schnelligkeit seines Wurfes ß) war ein erhabener ...') schönen Triumphes: darnach erschlug er zwölf Könige in Einzelkämpfen.

22. Labraid (König) des glänzenden Life, Lugaid Corc aus der edlen Königsreihe waren jugendfrisch ....

23. Mogelni von Morc wie ein Stier, Echu, der Sohn Düns, eine starke Faust; die beiden Söhne Labraids . . .: Ailill, Etan . . .

24. Der Liebling von Leinster bis an die Talschlucht des Meeres Corpre Lifechair, ein herrliches Diadem; seinetwegen fochten sie drei Schlachten bis zur Schlacht bei Commor tri n-usce.

^) Strophe 11: Lassar medras in mbith mbüan 'eine Flamme, welche die daiierhafte Welt verwirrte'. Hier fiudet sich auch eiu Lieblingscheville des Dichters, mivd, das in Strophe 24 und in 'Hail Brigit' Str. 20 wiederkehrt.

2) blladna (Gen. PI.) im Reim mit flanna = fianda.

3) Vgl. den gleichen Anfang einer Strophe in 'Hail Brigit' (S. 24). *) d. i. Eochu Find füath n-airt.

'") Am Barrow gelegen. ") d. h. wohl 'Siegeslaufes'.

') Die Bedeutung von cisel, hier femiuinum, ist mir unbekannt. Zimmers Ableitung von censualis scheitert au dem palatalen s, das durch Beim mit isel erwiesen ist.

ORTHANACH UA CÖILLÄMA CECINIT. 113

25. Ein Vollkünig von Leinster bis an die Bucht des Meeres war Dilnlang, welcher ein Fürstengeschlecht i) anführte, er fiel in der Schlacht bei Fid Eoin.

26. Nachdem die Schlacht bei Druimm Derg geschlagen war, wurde uns mit grimmer Wut (alles Land) von Bri Ele ein lieblicher Anteil bis hin zur Seite des hohen Usnech entrissen').

27. Eine Waffe der Männer von Leinster, ein Gäle ohne Leid, . . ., siegreiche Wagenhelden 3), wie ein Löwe zwischen Herden

Die nun folgende Strophe ist zum grofsten Teile unleserlich.

29. Tapfere Söhne Augaines mit Würde waren Cobthach,

Loegaire mit seinem schnellen Schiffe; , wie ein Meer mit

kaltem Sturm.

30. Teils ist es eine blutige Flut von Schlachten, teils Friede an allen Grenzen; teils ein gesegnetes Bündel von . . ., teils Speeresspitzen zu jedem Kampf.

31. Die Fürsten von Kriegerscharen sind entschlafen, leer sind ihre Festen, heftig (war) ihr Kampf; Patricius herrscht über Erin hienieden, Brigitta über Erin von Süden her,

32. Seit die heilige Brigitta zu ihnen gekommen ist, hat der König der grolsen Heerscharen sie geschlagen'), bis zur Schlacht bei Coba ein lang andauernder Streit , in welcher Aed Aldän siegreich war.

Die beiden letzten Strophen sind z. T. nicht mehr leserlich. Strophe 34 ist wieder dem Zwischenredner in den Mund gelegt'^). Der dort erwähnte Dondchad wird zur Zeit der Abfassung des Gedichtes König von Leinster gewesen sein.

') Ich übersetze flatha feoil, wörtlich 'Fürsteublut'.

*) Vgl. AU 516: Cath Droma Berge la Fiacha niac Neill . . . Inda Mag Mide a Lageuis sublatus est.

ä) Wörtlich ' Wagenkämi)fer der Schlachtveruichtung'.

*) Zu rodagäel s. Strachan, Verbal System of the SR, S. 69 s. v. gdilaim.

5) atäi CO rind recni chass etwa 'du beherrschst den bunten Reim des recne\ cass, eigentlich 'kraus, gewellt" wird oft auf den Reim angewandt, wie in cass-bairdne, wo es den geschweiften dreisilbigen Reim bezeichnet.

Arrowhead Springs, kuno meyer.

Kalifornien.

Zeitschrü't f. celt. Philologrie XI.

BETHA COLUIMB CHILLE. (Coiitiuuation.)O

233 2). La airidlie da raibe C. C. a n[h]I, 7 tainicc manuch airidhe darbli ainm Bera da indsoiglie, do bi ag" dul a n-oilen eli darbli ainm Etica le gnoaighthibli na manuch, 7 do iarr ar C. C. a bendacht do lecen les. Agus frecruis C. C. e 7 assedh adubairt: 'Lecfet-sa bendacht let', ar se, '7 ar a son sin, sechain an t-eolass comcoitchenn gabus cach docum an oilen sin, 7 gab timchell na n-oilen mbec eli ata romhad d'ecla go faicfeä ni do chuirf e(?7i aduathmhairecht ort'. Do imdigh an manach iar sin in a luing, 7 do gab se an t-eolas do toirmisc C. C. uime. Oir ni raibhe ecla air 0 do fuair se bendacht C. C. Agus nir cian do ac siübal na fairce an uair do condairc se peisd adhuathmar ag tocbail a cind as in muir, 7 nar cnoc sleibhe ina hi, 7 do foscail a bei 7 dob ail le an long cou a foirind do slucadh in a braghaid. Agus ar n-a faicsin sin doib, do lecadur a seol 7 do imretar an long tar a n-ais, 7 do cuir an peisd an uired sin d'anfadh 7 do combuaidhredh ar an fairce, muna beith coimhed Dia orra 7 an bendacht do lec C. C. leo, nach rachdais a tir gan bathadh; 7 do aithnetar corub ar ecla na pesde sin adubairt C. C. riü gan an t-eolus sin do gabhail. Et do gabhadur an t-eolus adubairt C. C. riü iar sin, 7 rancatar slan gan guassacht. Agus as follas ass in scel sa, nach ar tir amain tue Dia radarc a seicrede fen do C. C, acht co tue se radurc 7 eolass ar pias- daibh na mara 7 na fairce do.

234. Fechtus eli do Colam Cille a nhl, 7 do bi Baithin naemtha ag dul docum an oilein sin do raidsimar romhaind, 7

») See X 228.

*) Taken literally from Adaninan. See Reeves' Adam., p. 48.

THE LIFE OF COLUM CHILLE. (Translation.)

233. On a certain day when C. C. was at lona, he was visited by a monk named Bera, wlio was on bis way to anotlier Island called Ethica, on business matters concerning the mouks. He asked C. C. for bis blessing. C. C. answered bim: *I sball give you my blessing', says be; 'nevertbeless do not take tbe ordinary route to tbat Island, biit go around tbe otber small Islands in front of you, lest you see sometbing tbat migbt greatly alarm you'. Tbereafter, tbe monk setting sail, took tbe for- bidden course; for baving C. C.'s blessing be was fearless. He bad not gcne very far wben be bebeld a terrible monster, as big as a mountain, raising its bead out of tbe sea. And opening its moutb, it would fain devour tbe vessel witb its crew; wbereat tbey lowered tbeir sails and rowed tbe vessel back, Tbe monster caused sucb a storm and confusion of tbe waves, tbat would have drowned them only for God's protection of tbem and C. CVs blessing. And tbey understood tbat it was tbrougb fear of that monster tbat C. C. bad forbidden tbem to take tbat course. Tben, baving taken tbe course tbat C. C. bad told tbem, tbey landed safely witbout encountering danger. It is clear from tbis story, tbat not only [concerning events] on land did God disclose His secret knowledge to C. C, but also tbat He gave bim knowledge concerning tbe monsters of tbe sea and ocean.

234. On anotber occasion tbat C. C. was at lona, boly Baitbin was about to visit tbe Island just mentioned, wben C. C.

8*

11 n ANDREW KELLEHER,

adubairt C. C. ris co tainic peisd adhuatbmur a medhon oidhce rembe sin a cbuan itir bl 7 an t-oilen in ar b'ail les dul, 7 co mbeitb gacb duine do imeocbadb an cuan sin a nguassacbt ro-mbor uaitbe. Frecrais Baitbin e, 7 assedb adubairt: 'Ataim-si 7 an peisd sin fa cumbachta De', ar se. 'Imidb', ar C. C, 'maille re bendacbt De 7 re mo bendacbtain-si, 7 saerfa an creidemb daingen ata agat ar an peisd ud tu'. Teid Baitbin n-a luing iarsin, 7 nir cian do ag siiibal na fairce, anuair do erigb an pest doib, 7 do gab ecla 7 adbuatbmairecbt a raibe sa luing uile acbt Baitbin amain, 7 do tocaib a lamba 7 a rusca süas docum nimbe, 7 do bi ag guidbe De go dutbracbtacb im a saeradh ar an gbuassacbt sin a raibe se. Agus ar cricbnugbarf/i na burnaidbe sin do Baitbin. do bbendaigb se an mbuir 7 an fairce, 7 do tbeicb an pesd rempe; 7 ni facus san inadb sin bi ö sin suas.

235 1). Fecbtus eli do C. C. a nbl 7 do düisicb se na manaigb sa medbon oidcbe, 7 ruc les don edais lad, 7 do labbuir riu, 7 assedb adubairt: 'Guidem an Tigberna go dutbracbtacb 6ir (fol. 31b) do rindedb pecadb ro-adbuatbmbur sa saegbal so anois. 7 as baeglacb co tiucfa digbaltus De ar cacb uile trid, 7 as Erendach do rinde e; 7 do foillsigb C. C. an pecadb sin do cuid airide do na mancbuib do bi Mris anuair sin, 7 adubairt co tiucfadb an necb do rinde an pecadb sin faris an manacb darb ainm hughaidh, fa aimser girr, san oilen sin a raibe se fen, 7 nac raibe a fis ag Lugaidb an pecadb sin do beitb air. Agus do firadb sin uile amail adubairt C. C; gor moradb ainm De 7 C. C. de sin.

236. Fa aimsir gbirr iarsin, adubairt C. C. ren a deiscibul fen .i. Diarmaid: 'Erigb co luatb', ar se, 'a coinde an manaigb dar labbrws cu strasda .i. Lugbaidb, 7 abair ris na tucudb se an drocbduine ata färis sa luing cugaind, d'ecla co saileocbadb se tonn an oilein sin in a fuilmid da ticedb se and, 7 cuiredb se uadba e cus an oilen dan bainm Muili. Do im&igh Diarmaid 7 do rinde a tecbtairecbt re Lugbaidb amail adubairt C. C. ris, 7 ar n-a cloisdin sin don drocbduine sin do bi fare Lugbaidb, adubairt nac csiiiMedh se biadb no deocb, 7 nacb fiUfedb se tar

>) Taken literally from Adamnan. See Reeves' Adam., p. 51.

BETHA COLUIMB CHILLE. 117

told him that a terrible monster liad entered the haibour between lona and the Island he intended visiting on the previous mid- night, and that it would be a source of danger to everybody going that way. Baithin in reply said: 'I and the monster are in God's power', sa3's he. 'Go', sa3^s C. C, 'with God's blessing and mine, and your strong faith shall save you from that monster'. Then Baithin going on board his ship, did not proceed very far when the monster rose up before him. Fear and trembling seized all on board except Baithin, who raising his hands and eyes towards heaven, implored God to rescue him from the danger that threatened him. When Baithin had finished his prayer, he blessed the sea and ocean so that the monster took to flight, nor has it ever since appeared in that place.

235. On another occasion that C. C. was at lona, he awa- kened the monks at mid-night and repaired with them to the church. And addressing them he said: 'Let us offer up a fervent prayer to the Lord, for a very wicked sin has just now been committed in the world, and there is danger of the wrath of God Coming on everyone on account of it. And an Irishman has committed it'. C. C. having made known the kind of sin that had been committed to some of his monks who were with him at that time said, that after a short time, the sinner would accompany a monk named Lughaidh to the Island in which he was, and that Lughaidh was not aware of the State of his soul. Everything came to pass as C. C. had said; so that God's name and C. C.'s were magnified thereby.

236. A Short time afterwards, C. C. said to his own disciple, to wit, Diarmaid: 'Go at once', says he, Ho meet the monk that I have just spoken of, to wit, Lughaidh, and teil him not to bring hither the wicked man he has on board, lest he contaminate the Barth of the Island wherein we are, should he land in it, but let him send him to the Island called Muili. Diarmaid set out and gave C. C.'s message to Lughaidh. And when the wicked man, who was with Lughaidh heard it, he said he would ueither eat nor drink and would die rather than return, until he had

118 ANDREW KELLEUER,

ais no co bfaghadli se bas, no co faicedh se fen C. C. 7 go labradh se riss 6 bei go bei. Tainec Diarmaid mar a raibe C. C, 7 do iiidis se sin dö, 7 do mhol nech naemtlia darbh aiiim Baithin do bi fare C. C, 7 do mhol an coimhthinol iiile du, techt do comhradh ris an drochdliuine sin da fis an raibe stiüivighe firindecli in a pecadh aige. Agus adubratar cor choir aithreclius do gabail un pecacli do reir mar adubairt an slänaigtlieoir: 'In cacuimque ora ingemuerit pecatur omnium inicetatem eins non rexordabor' .i. 'gebe uair docifed-sa aitbridhe firindech ag an pecach, ni cuimh- neocliad enpecadh da nderna se riarab do'. Et adubairt C. C. re Baithin co nderna se coimhriac/j^ain ren a mhäthair. Teid C. C. remhe cus an port a raibe an long, 7 tainec an drochduine sin in a fiadhnaise 7 do lec ar a gluinibh e, 7 do adaimh se a fiadhnaise caic co nderna se na pechac?Äa sin amail adubairt C. C. a ndenamh dö. Et do ghell gebe breth ^ithrighe do cuirfec?/i C. C. air co n-icfadh se hi. Do labuir C. C. ris 7 assedh adubairt, da mbeith se da bliada?^ decc a mBretain ag cai 7 ag tuirrsi 7 ag denamh aithrighe na pecharZA, 7 gan dul ar ais go brath a n-Erind aris, go mad doigh les go maithfedh Dia a pechadh do. Tainic C. C. tar a ais docum na mainestrech iarsin, 7 adubairt ris na manchuib, cor duine mallaigthe an duine sin re raibhe se ag comhradh, 7 nach icfadh se an breth aithrighi do chuir se air 7 CO fillfedh se co luath tar a ais a n-Erind, 7 co muirbfi(?/ie len a escairdib iar sin e. Agus do firadh sin uile amail adubairt C. C.

237. Fechtus do C. C. a n-inadh uaicnech a nhl ag denamh urnaidhe. Tainic an Lugaidh se adubramar remhaind da ind- soighe, 7 nir eidir les fechain air re med na soillse 7 an delraidh do bi n-a agaidh; 7 do gab ecla Lughaidh 7 do teich se üadha iar sin. Agus ar crichnughadh a urnaidhe do C. C, do gair se Lughaidh cuice, 7 do fiarfmWi de cred far teich se uadha an uair sin. 'Egla do bi oram', ar Lughaidh, 're med an delraidh do condarc at aghaid-se, 7 guidhim tu-sa, dha taisbenadh radarc ar bith duid an uair üd a indisin damh fen'. 'Indeosad', ar C. C, 'oir do rindedh ni adhuathmhar sa doman toir 0 chianaib'. 'Oir tainic lasair tenedli ar csithraigh airidhe da cathracha?7>/i na Romhai)

I

») 0"D has mistrauslated bis source. Adamuau has 'sulfurea de caelo flamma super Romaui juris civitatem, iutra Italiae terminos sitam'. See Reeves' Adam., p. 56. The city referred to, is the modern Citta Nuova, on the north of the river Quieto, in Istria.

BETHA COLUIMB CHILT.E. 119

Seen C. C. and spoken to him face to face. Diarmaid returned to C. C. with that Information. A lioly person wlio was with C. C. named Baithin and all tlie Community, advised C. C. to go and interview tlie wicked man, to find out was he trul}' sorry for his sin, asserting that it was right to accept the sinner's repentance as the Saviour had said: 'In whatever hour the sinner shall repent, I shall not remember all his iniquities', that is, 'Whenever I shall see the sinner truly repentant, I shall not remember any sin he has ever committed'. And C. C. said to Baithin that he had sinned with his mother. C. C. goes to the harbour wherein the vessel was moored; and the wicked man came to meet him, and falling on his knees, publicly confessed that he had sinned in the way C. C. had said he had done. And he promised to perform whatever penance C. C. would impose on him. And C. C. addressing him said, that if he spent twelve years in Wales lamenting and sorrowing, and doing penance for his sins, he thought God would forgive him. Thereaf ter, C. C. having returned to the monastery, said to the monks, that the man to whom he had just been speaking, was a wicked man, and that he would not perform the penance imposed on him, but would return to Ireland and there be slain by his enemies. Everything came to pass as C. C. had said.

237. Once upon a time, C. C. was praying in a desert place. The aforesaid Lughaidh visited him but could not beliold him because of the great splendour and brightness of his countenance. And Lughaidh getting afraid fled from presence. When C. C. had finished his prayers, he sent for Lughaidh, and asked him why he had fled from him then. 'I was afraid', says Lughaidh, 'because of the great splendour I saw in your countenance, and I beg of you, if you had then any vision to disclose it to me'. 'I shair says C. C, 'for a terrible thing occurred in the Eastern World a while ago'. 'A lightning flash Struck a certain city of the cities of Rome in Italy, and exclusive of women and children.

120 ANDKEVV KELLEIIEU,

saii Edaill, 7 do chuir si tri mile fer docum bais, letli amiiigh do mnaib no do lenbuib; 7 ni racha an bliadain se a bfuil tii tort, anuair thididh cendaighte ön Frainc don talumh sa derbeo- chus na scelu sa dnid.' Agus tancatar na cendaighte sin san uair airidhe a ndubairt C. C, a teclit, 7 do indesetar na scelu sa amail adubairt C. C. Cor moradh ainm De 7 C. C. de sin.

238. Fechtus eli do C. C. a nhl 7 e ag legtböirecht, do gabh tiiirse mor e; 7 ar n-a faicsin sin don Lughaidh cednu sa do bi maille ris an uair sin, do Mrf aidh cred dob adbliur da tuirrse. Frecrais C. C. e, 7 assedh adubairt, gurab dis do dainibh uaisli na liErend do tuit le celi a comrac san uair sin fen do lö, .i. Colman Liatlii) 7 Eonan a n-anmonda; 7 adubairt gorub e inadh a ndernadh an comrac sin, laimli re cill Eois sa Mumuin^), *7 fa cend ocht la ö aniugh, do cluinfir-se glaedli (fol. 32 a) duine tief US a hErind an uair sin, a port na hindse si ag iarruidh imlocht, 7 indeosaidli se na scela sa duid', ar C. C. Agus ar cur na haimsire sin tarrsa doib conuice an sin, do cualatar an glaed sa port. Is andsin adubairt C. C. re Lughaidh: 'Ass i so glaedh an duine dar labrus at fiadhnaise is na laithib se do cuaidh tort, 7 eirigh n-a coinde 7 tabuir let e'. Tucc Lughaidh an t-oclach a fiadhnaise C. C, 7 do indeis na scela ssa adubramar romaind amail adubairt C. C; gor moradh ainm De 7 C. C. de sin. Euc Lughaidh iarsin C. C. les a n-inadh uaicnech, 7 do guidh se e imä a indesin do cindus do geibedh se na scela seicreidecha sin, an e a cluinsin no a faicsin do nidh, no cred e an modh ele ar a bfoillsighte du iad. 'As mor an ni iarras tu', ar C. C, '7 gell dam fa ainm De co ndingnair run ar gach ni indeosus me duit. an fad bias me fen am hethaidh. Ar n-a gelludh sin do Lughaidh, do labuir C. C. ris 7 assedh adubairt, CO rabatar daine airithe and ga raibhe an meid se do grasaib 0 Dia, indus comb comsolus doib a bfladnaise a n-indtinde, flaithess De 7 ifren 7 an talumh 7 an fairce 7 a fuil indta 7

') Adamuan has Colman Canis. See Reeyes' Adam., p. 82. O'D confouads canis 'a dog' with ((auts 'gray'.

-) O'D has mistranslated Ins soiirce here. Adamnan has 'Cellrois in provincia Mangdornonim". See Eeeves' Adam., p. 81. Cellrois, now called Magheioss is a parish in the Coiuity of Mouaghau. The Maugdorni were coextensive with the modern baionies of Cremorne and Farney, forming the Southern portion of the County of Monaghan.

EETHA COLUIMB CHILLE. 121

3000 men weie slain'. 'And before tlie end of tlie year, merchauts sliall arrive here fro:n France and confirm wliat I have told you'. Tliose merchants arriA'ed at tlie time foretold by C. C, and brouglit these tidings as C. C. had declared. God's name and C. C.'s were magnified tliereby.

238. On another occasion that C. C. was at lona engaged at reading, he was filled witli great sadness. Wlien the sarae Lughaidh noticed that, he asked him the cause of it. C. C. iinswering him said. that two noble Irishmen had just then fallen in combat, to wit, Colman Liath and Ronan, adding that the fight took place near Kilrush in Munster, 'and eight days hence, you shall hear the shout of a traveller from Ireland in the harbour

of this island and he shall announce these tidings

to you', says C. C. And when that time had elapsed to the very day, they heard the shout in the harbour. Then C. C, said to Lughaidh: 'This is the shout of the person whom I spoke of in your presence some days ago, and go to meet him and conduct him hither'. Lughaidh escorted the youth to C. C.'s presence, and he announced the aforesaid tidings as C. C. had foretold. God's name and C. C.'s were magnified thereby. Then Lughaidh took C. C. to a desert place, and he begged of him to disclose to him how he got those secret tidings, whether from hearing or seeing, or in what other manner were they revealed to him, 'Great is thy request', says C. C, 'and promise me in God's name, that you will keep secret as long as I live, what I shall disclose to thee'. And when Lughaidh had made that promise, C. C. addressing him said, that there were certain people who were so füll of God's graces that heaven and hell, sea and land, and all that is in them and between them were equally visible to their mind in one moment. 'And few people get those graces', says he. And holy Adamnan relates, that it was C. C. himself

122 ANDREW KELT.EHER,

etorra a n-enmoimiut, '7 as teure duiue da tucthar na grasa sin', ar se; 7 ata Adhamnan naemtba ga mebrugliadh, goiub ag C. C. fen do batar na gräsa sin co sbeselta; acbt ge adubairt se a mbeith ag dainibh airithe do sechna gloire dimhaine d'faghail do fen, indus co lenadh se Pol apstal do bi 'u-a soighthech toghta ag Ciist, necb adubairt na briathru sa fan radurc fuair se ö Dia: 'Is aithnü//i dam duine vwcadh cus an tres nemh', 7 ni dubairt gurb e fen an duiue sin, acht gerb e go firindech ruccadh and; 7 fos is mar sin do len Colam Cille lorg an apstail uasuil im foillsiugbadh na seicrede diadha da compancliuib. Agus do indis Lughaidh na neiche si do dainib naemt[h]a eli, 7 do indesitar na daine sin d' Adhamnan iad co firindech. Agus is follas asan scel sa, gor ioiWsigh Dia a secreide fen co himarcac/t do Colam Cille, 7 go tue se grasa na humhla 7 na gloire dimhaine do sechna do, amail tue se do Phol apsta?.

239. Fechtus do C. C. a nht 7 do gair dias manuch da manchaibh fen cuice, .i. Lughaidh 7 Sillan, 7 do cuir fa aithne orra dul isin oilen dar« hainm Muile. Agus do indes doib go ndecha?d/i gadaighe airidlie darbh ainm Ercus, a n-art/irach san oidhce gan fis 6 an oilen dana hainm Coluusa go Muile, 7 go raibe se a n-uamhaigh san oilen sen, 7 gurub e bud triall dul a n-oilen äiridhe a mbidh rouach ag na m&nchaihh, 7 lucht a arthraig do breith les a ngaduigecA^ dib. Do imghetar na manaig iarsin, 7 fuarutar an gaduidhe san uamhaid a ndubhairt C. C. a bheith, 7 tucatar leo e mar a raibe C. C. 7 do ü^rtaidh de cred fa a mbidh se ag goid an reda nar leis fen a n--dgaidh aithne De; 7 adubairt da n-iarradh se ni air fen an uair do biadh ricen a les no bochtacht air, co tiubradh se e, 7 do fwrail C. C. an t-oclach do lecew amach 7 meid airidhe do caer- chuib do marbadh do 7 a cur les da tigh, mar do mothaig se riachtanas a les air. Agus nir fada n-a diaidh sin anuair adu- bairt re Baithin co raibe deredh hethadh ag an gaduidhe sin, 7 do furail feoil 7 arän do cur cuice, 7 do indeis do Baithin corb e sin Ion degeanach an gadaidhe. Agus fuarutar na daine do cuaidh les in ml)iadh an gaduidhe marb ar a cind; 7 is e an biadh sin rucatar leo, ba biad do na dainibh do bi ar a soclim/f?e an oidhce sin. Agus as follas ass sin co tue Dia morän d'fis a seicreide fein do Colam Cille.

BETHA COLÜIMB CHILLE. 123

that had tliose graces in particular, tliougli he said tliat it was certain people had them to avoid vain-glory; thus imitating Paul the apostle, the chosen vessel of Christ Avho gave utterance to these (same) words regarding the vision he had from God: 'I know of one who was rapt to the third heavens'. He did not mention himself as that one, though it was lie in truth that was borne there. And thus it was that C. C. imitated the noble apostle regarding the manifestation of the divine secrets to his companions. Lughaidh disclosed these things to other holy persons who related them faithfully to Adamnan. From tliis story it is clear that God abundantly manifested his own secrets to C. C, and that He bestowed on liim the graces of humility to avoid vain-glory, as He did on Paul the apostle.

239. On another occasion that C. C. was at lona, having called to his presence two of his monks, to wit, Lughaidh and Sillan, he bade them go to the Island called Muile. He told them that a certain robber named Ercus had secretly set sail, during the night, from the Island called Colunsa to Muili and that he was in a cave in that Island; his object being to go to a certain Island where the monks kept seals, in order to steal the fill of his vessel of them. The monks then set out, and finding the robber in the cave referred to by C. C, brought him to his presence. C. C. asked him why he was stealing things not his own, contrary to the commandments of God, adding that if he (ever) needed anything, he had only to ask himself for it. C. C. ordered the youth to be released, and a certain number of sheep to be killed for him and to be sent to his abode whenever he was in need. A short time afterwards, he said to Baithin that the thief was about to die, and he ordered meat and bread to be sent to him, adding that they were his last provisions. The folk tliat brought the food found him dead when they arrived. And the food they brought with them, was the food that was served up to the people who were at his funeral on that night O- Hence it is clear that God disclosed many of His secrets to C^C.

1) Adamnan who is O'D's sonrce, does not say be was bnried ou that night, ueitber was he. See Reeves' Adam., p. 79.

124 ANDREW KELLEHER,

240. Fechtus do Colam Cille a n-inadh aiiidhe a n-Albain, 7 tue Aedhän mac Gabhrain, .i. mac rigli Alpan moirseser ar XX do draiihibh diabluide les do deiiam aibsireorachta air, 7 da fis an biedfuidis a clai 0 a cumaclitaib fen; 7 do bui an oired sa do cumliachta on diabul aca, .i. gebe duine ar a tucdais a mbendacht go ndenadh sin maitli mur do, 7 gebe duine ar a tucdais a raallacht go ndenadh si urclioid mör do. Acus mar do fosclatar a mbeoil do mallughadh C. C, tainic do mirbuilibh De 7 C. C, comb e a bendugliadh do ronsad, 7 nar fedatar a mallu- ghadh; 7 ni headh amäin nac derna a mallacht digbail do C. C, acht ni derna si digbail do nech eli 6 sin süas.

241. Fechtus eli do C. C. a nAlpain, 7 do chuir se Baithin naemtha le gnoaightibh äiridhe a cend Aedhain mic Gabhrain, Et do fiarfaidh Aedhan de cred e in duine sin ar a raibe an tuaruscbhail mor ag lucht iartAmV domain, .i. C. C. 'As maith e', ar Baithin, 'oir nir bris se a oghacht, 7 nir oibrigh se go bec no co mor sa dimhaines, 7 ni derna se brecc riam', Do brethna?(/7i Aedhan 'n-a indtind fein cindus do brecnochadh se sin, 7 tue (fol. 32b) se C. C. 'na chend iarsin, 7 do chuir se a inghen fen, .i. Coinchend inghen Aedäin n-a suidhe a cathair a bfiadhnaise C. C, go n-edach righnaide impe. 'Is alaind an innghen üd', ar Aedan. 'Ass eadh on', ar Colam Cille. 'Na budh ferr let-sa co mbeithea ag luidhe le?' ar Aedhan. 'Do budli ferr', ar C. C. 'An cluinti an te si ren abarthur nar bris se a oghacht riam, ga rädha co madh ferr les co mbeith se ag luidhe lesin ingen', ar Aedhan. 'Nirb ail lium-sa brecc do denamli', ar C. C, '7 bidh a fis agat-sa, a Aedhain, nach fuil duine ar bith na budh mian les pecad do denamh'. 'Gideadh ass e an duine leces an mian sin de ar son De, corontar a flaithes De; 7 fos bidh a fis acud, ar tighernus an betha nach luidhfind-se les an inghein, ge madh mian lium luidhe le 0 ainmian an chuirp daenda sa ata umam.' Da n-abradh C. C, umorro, an uair sin na budh mian les luidhe les in inghin, do cuirfedh Aedhän sin mar bhreic n-a aghaidh, do rer an ughdairäis sin adubairt se fen, .1. nar chuir corp daenda uime, a fecmais daendachta criost, duine na budh mian leis pecadh do denamh.

BETHA COLUIMB CHILLE. 125

240. Once upon a time that C. C. was at a certain place in Scotland, Aedhan mac Gablirain, to wit, the son of tlie king of Scotland, fetclied twent}^ seven wicked druids to assail lüm, and to try to overcome liim hj tlieir power. And tlieir diabolical powers were such, that whorasoever they blessed, would benefit much thereby, and whonisoever they cursed, would suft'er greatly thereby. And when they began to curse C. C, it so happened, by the miracles of God and C. C, that they invoked a blessing on him and were unable to curse him. And not only did their curse not fall on C. C, but nobody ever since has suffered thereby.

241. On another occasion that C. C. was in Scotland, he sent holy Baithin on some special business to Aedhan mac Gabhrain. Aedhan asked him what kind of a person was he whose fame had resounded throughout the western world, to wit, C. C. 'He is good', says Baithin, 'for he has never violated his chastity, nor has he ever, in any way great or small. followed idle pursuits or told an untruth'. Aedhan bethought himself how he would disprove these things, and thereupon invited C. C. to come to him. He placed his own daughter, to wit, Coinchend, the daughter of Aedhan clad in royal apparel sitting in a chair, facing C. C. 'Beautiful is that maiden', says Aedhan. 'Yes indeed', says C. C. 'Would you not rather be inclined to lie with her', says Aedhan. 'I would', says C. C. 'Do you not hear him of whom it is said that he never violated his chastity, asserting that he would be rather inclined to lie with the maiden', says Aedhan. 'I would not teil a lie', says C. C, 'and be it known to you, o Aedhan, that all human flesh is prone to evil'. 'However it is he who foregoes that inclination to sin for God's sake, that is crowned in Heaven.' 'And be it known to yon, that for the kingship of the world, I would not lie with the maiden ; though I might be inclined to do so owing to the wicked passions of the human body that envelopes me.' If however C. C. had then said, that he was not inclined to lie with the maiden, Aedhan would convict him of falsehood; according to C. C.'s own authoritative saying, that there was no human being, except the God-man Christ, that was not inclined to evil.

126 ANDREW KELLEHER,

242. Tue Aedhan demhes a llaimh C. C. iarsin; 7 da cuiredli se an deimlies ar a cell, dob ail le liAedhan a cur 'na agliaidli co nderna se dimliaines, 7 do iarr air a cur ar a cele. 'Ni cuirebh', ar C. C. *oir do budli dimliaines dam a cur ar a clieli gan adbliur'. Is mar sin do clai C. C. Aedhan san indtind celgach sin do bi aicce do.

2431). Fechtus eli do C. C. a nAlpain san oilen ren abarthar Imba, 7 tainic aingel De cuiee san oidhce, 7 e a ciiünus indtinde, 7 leabhar gloine in a laimh 7 oränghadh denta riglithacht na hAlban and, 7 tue do C. C. e. Agus itir gacli ni da raibhe scribtha and, adubairt se cor cliuir Dia fa aithne ar C. C. ri Alpan do denamh d'Aedhan mae Gabräin. Do lec C. C. sin tairis an oidhee sin, 7 nir foscail se an leabur; oir nirb ail les ri do denamh d'Aedhan. Oir nir ehara do e an uair sin, 7 do bi mac dob oicce ina he ga athair ar a raibe gradh mor ag C. C. air ass a deghgnimartliuib, 7 do brethna/^/< se ri do denamh de ar beluib Aedhain. Et tainee an t-aingel an dara hoidhce chuiee, 7 an leabur cedna les da rad ris ri do dhenamh d'Aedhan. Acus do lecc C. C. sin tairis an oidhche sin mar an cedna. Et tainee an t-aingel an tres oidhce cuice 7 an leabhur les 7 do foscail n-a fiadlmaise e, 7 do taisben se do an t-inadh a raibe scribtha and, ri do denamh d'Aedhan mac Gabhrain. Et ar n-a thuicsin don aingel narb i sin toil C. C, do buail se buille do sciursa fan a taeb des air, 7 do gortaigh se co ro-gher e, 7 do bi slicht an sgiursa sin in a taeb an cein do bi se n-a hethaidh. Agus adubairt an t-aingel aris ris muna dhevnadh se an ni do bi scribtha sa lebhur co ngoirteochadh Dia ni budh m6 ina sin e. Ar ngabail aithrechais do C. C. fa gan beith umal don ced aithne do cuir Dia cuice, do cuir teehta ar cend Aedhain 7 tue cuice CO hi e, 7 do beandaigh e 7 do gair se ri de. Et do labhuir an t-aingel do guth ard os a cend san aier an uair sin, 7 assedh adubairt: '0 a Aedhain mic Gadhrain, na dena fen no do slicht ad diaidh, enni hns mesde re C. C, a n-Erind no a n-Alpain, 7 da nderntai, cuimhneocha Dia sciursa C. C. daib.' Et ata nech naemtha, .i. Cumain fada mac Fiachna, ga mebrughadh sa lebur do scrib se fen ar subhälta?\//«ibh C. C, co nderna C. C. faidhe- duracht d'Aedhan 7 da slicht in a diaidh an uair sin, 7 co ndubairt

*) Taken literally frora Adamnan. See Reeves' Adam., p. 197.

BETHA COLUIMB CHILLE. 127

242. Then Aedlian placed a pair of shears in C. C.'s hands, and if he pressed them together, Aedhan wished to convict him of frivolity. Aedhan asked him to do so. 'I shall not', says C. C, *for it would be frivolous of me to do so without reason'. Thus it was that C. C. defeated Aedhan in the deceitful designs he had on him.

243. On another occasion that C. C. was in Scotland in an island called Imba, an angel of God came to him at uight-time, when his mind was at rest, with a book of glass ^), wherein was contained on order as to whom appertained the kingdom of Scotland. He gave it to C. C, and among other things, there was contained in it an order from God to crown Aedhan mac Gabhrain king of Scotland. C. C. ignored the order that night; neither did he open the book, as he did not wish to crown Aedhan, not being on friendly terms with him at that time. And his father had a yonnger son, whom C. C. greatly loved on account of his good deeds. Him he had determined to crown, to the exclusion of Aedhan. The angel visited him the next night bringing the same book, with the command to crown Aedhan. C. C. likewise ignored it on the second night. The angel came to him on the third night with the book, and opening it in his presence, showed him the part wliere it was written to crown Aedhan mac Gabhrain. When the angel understood that C. C. was nnwilling to do so, he gave him a blow of a scourge on the right side; thereby causing him very acute pain. The mark of that blow was in his side as long as he lived. The angel again said to him, that if he did not do as was written in the book, God would cause him more pain. And first of all C. C. repenting of his disobedience to God, sent messengers to Aedhan, who conducted him to lona. And C. C, having blessed him, proclaimed him king. And then the angel was heard to say in a loud voice above them in the heavens: '0 Aedhan son of Gabhran, let not thyself nor tliy descendants, do anything against the wishes of C. C, in Ireland or in Scotland, or eise God shall remember C. C.'s scourging for you'. A holy person, to wit, Cumain Fada mac Fiachna, relates in the book he wrote on the virtues of C. C, that C. C. then prophecied concerning Aedhan

') Adamnan has 'vitreus über'.

128 ANDREW KKIJ.EHER.

se riu nac berdais a naimlide buaidli orra an cein do coimlieoldais fen 7 do lucbt a inaidli n-a diaidh, 7 adubairt riu gan an rigadit do chur as a laimb leth ren a nemco»2/miairle do denamh, 7 gebe uair do gendais enni biid mesde les fen. leth re digbail do denamh da braithr/6/< no da cairdibh no do lucht a inaidh a n-Erind no a n -Albain, go cuimhneochadh Dia doib an sciürsadh tue an t-aingel do fen timcell Aedhain, 7 go ngoirteochadh se go mor iad leth ren a tren 7 ren a tresi do cur ar cül, 7 le tren do tabairt da naimdibh 7 da n-escairdib orra. Et ata Adamhnan naemta ga mebrughadh, cor firadh an faidhetoracht sin C. C. an tan tancatar cland Echac/i buide mic Aedhain m^c Gabrain a n-Erind, re Congal claen mac Scandlain Sciathlethain; .1. ri Vlsiidh a n-agaidh brathur C. C, .i. Domhnaill mic Aedha mic Ainmirech ri Erend, anuair do bris Doranall cath Muighe Rath orra, 7 do marhadh cland Ethach buidhe and uile; 7 fos ata Adhamhnan ga mebrughadh, corub ren a lind fein tucadh an cath sin Muighe Rath,

244. Fechtas eli do C. C. a nhl, 7 do cuaidh don ecla?5 7 do gair a serbfoghanta^J/^e fen cuice, .i. Diarmaid, 7 adubairt ris an cloc do buain docum go tiucfaidis na manaigh cuca. Agus do rinde (fol. 33 a) Diarmaid sin 7 tancatar na manaigh fa giith an cluic. Labrais C. C. riu 7 assedh adubairt: 'Lecem ar ar ngluinib sind, 7 guidem ar Aedhan mac Gabhrain ri Alpan 7 ar a bfuil färis, ata ac tabairt catha da escairdib anos. Agus do ronsad amlaidh sin, 7 ar crichnughadh a urnaidhe do C. C, do erich da glüinibh 7 tuec buidechus do Dia in a tiudlaicibh, 7 do indiss da manchuibh co brisiudh an cath sin le h Aedhan, 7 ge tucadh buaid cathaige do gor marbud triür 7 tri ced da muindtir fen and. Agus do firadh an faidhetoracht sin uile amail adubairt C. C; mar do derbhatar daine äiridhe tainic as in cath fen do na manchaibh iarsin; 7 as follus do cach asan scel sa corab inmrcach tue Dia fis a seicreide fen do C. C.

2459. Fechtus eli do C. C. a fochair a celi 7 d' Aedhan mac Gabräin 2), 7 do Mriaicih Aedhan de cia da cloind do beith a rigacht Alban in a diaid fen. Frecrais C. C. e, 7 assedh

') Taken literally from Adaranan. See ßeeves' Adam., p. 35. *) Leg.: do C. C. 7 d'Aedhan mac Gabräin a fochair a celi.

BETHA COLULMB CHILLE. 129

and his descendants, to the effect tliat tlieir enemies would not conquer them as long as they Avere obedient to himself and his successors. He also warned theni, on pain of losing tlieir kingdom, against following tlieir own evil Councils, adding that whenever they did anything contrary to his own wishes, by doing evil to his own relatives or friends or his successors in Ireland or in Scotland, God would remember his being scourged because of Aedhan, and would inüict serious injury on them by depriving them of their power and strength, and by letting their enemies conquer them. And holy Adamnan relates that that prophecy of C. C. was verified, when the children of Echaidh Buidhe, son of Aedhan, son of Gabhrau, came to Ireland along with Congal Claen, son of Scandlain Sciathlethan, to wit, the king of Ulster, to oppose C. C.'s relative, namely Domhnall son of Aedh, son of Ainmire, king of Ireland, when Domhnall defeated them at the battle of Magh Rath i), in which all the clan of Echaidh Buidhe were slain. Adamhnan also relates, that it was during his own life-time, that the battle of Magh Rath was fought.

244. On another occasion that C. C. was at lona, he re- paired to the church, and calling his own servant to him, to wit, Diarmaid, he told him to ring the bell to summon the monks, Diarmaid did as he was told, and the monks came at the sound of the bell. And C. C, addressing them said: 'Let us kneel and pray for Aedhan mac Gabhraiu king of Scotland and his followers, who are now giving battle to his enemies. They did so accor- dingly, and when C. C. had finished his prayer, he stood up and returned thanks to God for His gifts, and informed the monks that Aedhan had won the battle, but that nevertheless three hundred and three of his men had been slain in the battle. The wliole of that prophecy was verified, as C. C. had foretold; for afterwards certain people who had returned from the battle, confirmed the same to the monks. Hence it is clear to everybodj", that God abundantly revealed His secrets to C. C.

245. On another occasion that C. C. was in the Company of Aedhan niac Gabhrain, the latter asked him which of his children would succeed him in the kingdom of Scotland. C. C.

») In the year 637.

Zeitsclu-ilt f. celt. Philologie XI.

130 ANDREW KELLEHER,

adubairt, nach beitli enduine don triur moc bud sine aice n-a righ go bratli, 7 co mmvMedh a n-escaraid iad, 7 adubairt se ris an dand 6cc do bi aice do tabairt n-a fiadnaise fen, 7 gebe aca do ticfadh in a ucht gan iarraidh 7 do beradli pög do, co madli e do beith n-a righ Alban a ndiaidh a athar. Twcadh, iaromh, macaimh oga do ha cland don righ a üadnaise C. C. iarsin, 7 tainec nech äiride dib darb ainm Eochaidh a n-ucht C. C. can iarraidh, 7 tue pöcc do. Do bendaigh C. C. e, 7 adubairt ris, co nibeith se n-a righ a ndiaidh a athar fa aimser girr. Agus do firadh gach ni dib sin uile amail adubairt C. C.

246 1). Fechtus do C. C. 7 da descibul fen .1. do Dhiarmaid, ag radh a trath 7 a n-urnaidlie ar cnocän ard sleibe ata a nhl, 7 ar crichnughadh a urnaidhe do C. C, do labuir re Diarmaid, 7 assedh adubairt: 'As ingnadh lium', ar se, *a fad co ticc an long ata ag techt 0 Erind cugaind, in a bfuil nech airidhe do thuit a pecadh marbtha, 7 ga bfuil tuirsi 7 aithrechas in a pecadh anois, 7 ata ag techt da iarraidh orm-sa, maitemh a pecaid/i d'faghail 0 Dia do'. Nirb fada iar sin, an uair do condarc Diar- maid an long ac lecadh a seoil sa port laim ris, 7 do indis sin do C. C, 7 tainic an duine si do räidhsimar romhaind a tir a cend C. C, 7 do leic ar a glüinib na fiadnaise e, 7 do cai go ger. Agus arna thuicsin do C. C. go raibe aithride firindech aige, do cai se fen leis, 7 do guidh se Dia co dutrac/i^ach fan a pecaib do maithemh do. Agus do labuir ris iar sin, 7 assedh adubairt: 'A mic graduig', ar se, 'bid luthgair 7 solas ort; oir do maith Dia do pecafZ/i duid ar med do tuirrsi 7 t'aithrechais, do reir an focail ata scribtha 'sa scribtüir, .i. 'cor contritum et umiliatum Deus [non] despicies', .i. 'ni cuirend Dia an croide umal tuirsech a tarcuisne'. Ar n-a cloisdin sin don duine sin, do eric da gluinibh maille re luthgair, 7 tue buidechus mor do Dia 7 do C. C. ar a son; 7 do cuir C. C. fare Baithin da coimhed e, d'ecla a tuitim 'sa pecadh sin a pecudh eli. Agus fuair se bas fa deiredh; 7 as e dob ainm don odach sin fen, .i. Fiaclma.

2472). Feclitus eli do C. C. a nl, 7 do cuir dias manuch do bi faris ar cend manuich eli darb ainm Cailtean, do bi a sella

») Taken literally from Adamnan. See Reeves' edition, p. 58.

2) Taken literally from Adamuan. 1. c., p. GO. According to Reeves Cailtean did not live in the mouastery, but in a cell near a lake called Aba, probably now Loch Awe.

BETHA COLÜIMB CHILLE. 131

answeriiig- liini said, tliat none of his three oldest sons would ever be crowned, but tliat they would be slain by their enemies. And he told him to fetcli liim his three joung children, asserting that whichever of them would come of his own accord to his own bosom and embrace him. he it was that would succeed his father. The royal youths were afterwards brought to C. C.'s presence; and a certain one of them came of his own accord to C. C.'s bosom and kissed him. And C. C, having blessed him, Said to him that ere long he would succeed his father. Every- thing was fulfilled as C. C. had foretold.

246. Once upon a time, C. C. and his own disciple, to wit, Diarmaid, were saying their office and praj^ers on a high mountain peak in lona. And C. C. having finished his prayers, said to Diarmaid: 'I wonder at the length of time which the vessel that is Coming to us from Ireland is taking to come, which has on board a certain person who has fallen into mortal sin, but who is now contrite and repentant, and coming to me to ask God to forgive him.' Shortly afterwards Diarmaid beheld her sails being lowered in the harbour close by him. This he told C. C; and the aforesaid person having landed came to C. C, and falling on his knees in his presence wept bitterly. When C. C. saw that he was truly repentant, he likewise wept, and implored God very ferveutly to forgive him his sins. Thereafter, addressing him, he said: 'Beloved son', says he, 'be joyful and comforted, thy sins are forgiven thee, because of thy great sorrow and repentance, according to what is written in the Scriptures: 'Cor contritum et humiliatum Dens [non] despicies'i), that is, God does not despise the humble and contrite heart. When the person in question heard that, he arose from his knees, and returned thanks to God and to C. C. And C. C. put him under Baithin's care, for fear of his falling into the same sin or some other sin. Finally he died, and the name of that youth was Fiachna.

247. On another occasion when C. C. was at lona he sent two monks who were with him for another monk named Cailtean, ») Psalm L 1».

132 ANDREW KELLEHER,

airidlie 'sa mainistir ag radh a duthraclita, 7 do indsetar do co raibe C. C. ga iarraid cuice. Ar n-a cloisdin sin do Cailtean, do cuaidli mailli re deithfir moir 7 re humlacht mar araibe C. C. Do labuir C. C. go humal failidlie ris, 7 assedh adubairt: 'As maith do rindis, a Cailteiii', ar se 'gan cairde do chor ar an umhlacht, acht tect mar adubart-sa rit. Oir is ar do grad fen do iarr«5-a tu, iiidass co cuirtea crich ar do beathuich san umlacht; 7 bid a fis acud, co bfuighe tu bäs a nderedh na secht- mhaine si fen, 7 racliaidh hanum fare Dia, do caitliemh na gloire suthame. Ar cloisdin na mbriathar sin don manuch, do gab luthgair imarcuch e, 7 do bendaig C. C. e; 7 fuair bas iar sin, amail adubairt ris; gor moradh ainm De 7 C. C. de sin.

248. Do bi espog ronaemtha a n-Erinn, .i. Aedh mac Brie esidhein, 7 do bi manuch airidhe da mhanchaibh fen oc a guidhe CO gnathach, gebe uair ha mith?'^/i le Dia a breith do caithemh na gloire suthame, gan e feu d'facbail a miciunass an tsaeghail-se, acht a breith les a n-Simtecht ris fen a ciunus flaithessa De. 'Berad madh ail let fen', ar in t-espo(/. Ar mbeith daib aimser airidhe iarsin ag ridireclit do Dia, adubairt an t- espog naemli- (fol. 33b)tha ris an manach, a uUmhughadh, 7 cor mithigh le Dia e fen do breith les as an prisün sin an cuirp daenna a raibe se, d'estecht re hilceoluib na n-aingel tre bitha sir. Do rinde an manuch drochcomairli an uair sin, ar n-a dalladh do seoltuib an aiberseora, 7 adubairt nar raithigh les an saeghal d'facbail a comluath sin. Agus do bi bodach airidhe don pop«Z do lathair an uair sin, 7 adubairt cor tntagh nach ris fen adubairt an t-espog an t-ullmugadh sin do denanih. 'Dena-ssa an t-ullmhu- ghadh', ar an t-espog, '7 luidh ar enlebaidh rim-sa anocht, 7 berad lium a n-inadh an manuich tu'. Do ronsad amlaidh sin; 7 frith marb ar na marach iad 7 do cuaid a n-anmonda docum nimhe. Et do bi C. C. an uair sin, san oilen danadh hainm hl, a rigacht na liAlpan, 7 do foill.sige(//i sin do ar an ponc sin fen, 7 do labair go faidhemail re na manchuib, 7 do indes doib gach ni dar imäigh ar Aedh mac Brie, 7 ar in manuch, 7 ar in mbodach, 7 adubairt cor laidir 7 gorb imarcach na grasa tue Dia d'Aedh mae Brie, le a ruc se an peeuch, nar cossain tiaithes De eoruiee sin, les do caithem na gloiri, d'aindeoin na ndiabaZ, 7 narb' eidir

BETHA COLUIMB CHILT.E. 133

who was in a certain cell in tlie monasteiy sayin«^ liis prayersi). Tliey told liim that C. C. wanted liim. Wlien Cailtean lieard tliat, he quickly set out in obedience to C. C. And C. C. addressing him in a humble. yet joyfui manner said: 'Well done, o Cailtean', says he, 'for obediently Coming witliout delay when I asked you. For I sent for you through love of you, so that you would end your life in obedience. And be it known to you that j'ou will die at the end of tliis very week, and your soul will go to Heaven into everlasting glory'. When the monk heard those words, exceeding joy seized him and C. C. blessed him; and lie died afterwards as he had told him. God's name and C. C.'s were magnilied thereby.

248. There was a very holy bishop in Ireland, to wit, Aedh mac Brie, and a certain one of his monks kept constantly askiug him that when it pleased God to take him into ever- lasting glory, not to leave himself beliind amid the cares of this World, but to take him along with him, into the peace of Heaven. *I shall do so if you wlsh', says the bishop. Having spent some time after that in the service of God, the holy bishop told the monk to get ready; for God was about to release him from the prison of the human body wherein he was, and take him to listen to the harmony of the angels for evermore. The monk theu taking evil counsel, through the temptations of the devil, said that he was not yet ready to leave the world. A certain rustic of the congregation, who was present at the time, said that it was a pity that it was not himself that the bishop told to get ready. 'Prepare', says the bishop, 'and sleep with me to-night, and I shall take you instead of the monk.' This was accordingl}' done, and they were found dead on the morrow, and their souls had gone to Heaven. C. C. being then in an island called lona, in the kingdom of Scotland, the same was at the very moment revealed to him, and prophetically speaking to his monks, he told them everything that had happened to Aedh mac Brie, and the monk, and the rustic, adding that great and manifold were the graces bestowed on Aedh mac Brie, wherewith after the example of Christ and the thief on His right band, he took that sinner, who had not tili then fought for the kingdom of

^) Or, 'making his meditation'.

184 ANDREW KELLEHER,

leo toirmesc do cluir air, 7 corab ar aitliris Ciiost 7 gaduidhe na laimlie (deise) ruc se les e; 7 do molutar na manaigh C. C. co mor trias na subalt/(?/i<bh sin tue Dia do, nach raibe enni a nimh no a talmlia/w n-a dorcliadus air.

249. Do cliuaidli mamich naemtha iar sin darbli'ainm Colman Eala on talumli dana bainm Laiglies a Laiglin/Wi, da oilithre 7 ar cuairt crabuid mar araibe C. C. go hl, a righocht na hAlpan, 7 do bi faris co nderna se espog de. Agus an uair do ba mithidh les irn^odh tar a aiss co hEirinn, do fi?aiwgh do C. C. cindus do berudh se a betha ass, no cia he an naem Ernuch as mo re mbeith a cumann no a päirt, no do beith n-a oide faisidnech aige. 'Bidh an nech naemhtha do-cim-se fen, gach oidche dom- nuigh, a fiadnaise Criost itir ainglib nimhe, n-a oide faisidnech agat', ar Cohim Cille. 'Cia he sin no cindus as duine e?' ar Colman Eala. 'Nech naemtha sochndh dod cinedh-sa fen e', ar Colum C, 'ag a fuil agaidh dearg, 7 suile glasa, 7 becän do gruaig leith fair'. 'Ni haithne damsa', ar Colman Eala, 'a leitheid sin do duine a n-Erinn, acJit madh Findtan mac Gabrein namä'. 'As e sin adeirim-se do beith n-a companuch acud', ar C. C, '7 bidh a demhin agad', ar se, 'corub maith an buacha?7 treda do Crist e, 7 co mbera se moran d'anmonnaib docum nimhe, tren a naemhthacht 7 trian a crabhaidh, 7 tren a esimläir'. Tainicc Colman Ela a n-Erinn iar sin, 7 do indeis d'Findtan gach ni da ndubairt C. C. ris; 7 do aitliin Findtan do Colman Ela, gan sin d'indisin ren a beo fen. Do coimhed Colman Ela an aithne sin; oir is tar eis bäis Findtain, do indis se an scel sa ar naemthacht C. C. 7 Findtain; amail derbus beatha Findtain fen.

250. Do bi nech ronaemtha a n-Erinn, Mochonna a ainm, 7 Macariif5 ainm eli do, 7 Fiachna ri Erenn a athair, 7 Find- chaemh ainm a matliar; 7 do bi ga oilemaiu ag righ Connacht CO cend a seacht mWadan, 7 do tairngir espog Eoghaw Arda Sratha, a fad rian a genemaint, go ngenfidhe in mac sin, 7 go mad e bud companuch s\igh.edh do C. C. ag dul do Roimh, 7 go tihradh Grigoir Papa an tres ainm air .i. Mauricius. Agus do tindscnadh lecend do denamh du, 7 mar do cuala imradh C. C, do bi n-a brathair fogas do, do cuaidh mar araibe se, do seoladh na n-aingel do bidh n-a coimhideacht, 7 do grasaib an spin'to naeimh do bi n-a croide; 7 tainec do mirbuihWi C. C, gor

BETHA COLUIMB CHILLE. 135

Heaven, into glory in spite of tlie devils; nor could tliey hinder him. Tlie monks greatly praised C. C. because of tlie gifts given liim by God, wlierewitli notliing in heaven or on earth was invisible to him.

249. Thereafter, a holy monk named Colman Eala went from a place called Laighes in Leinster, on a pilgrimage and on a pious visit to lona, in the kingdom of Scotland, where lived C. C. He stayed with him tili he was made bishop; and when the time came when he had to return to Ireland, he asked C. C. how his life would be spent or what Irish saint would be his greatest friend or confessor. 'Have as your confessor the holy person I see every sunday night in the Company of Christ among the angels of Heaveii', says C. C. 'Who is that or what kind is he', says Colman Eala. 'A holy kind-hearted person of your own kin is he', ssijs C. C, 'with a ruddy complexion and grey eyes, and his hair slightly tinged with grey'. 'I do not know of such a person being in Ireland, except it be Finntan mac Gabrein', says Colman Eala. 'The very one I say that is to be your companion', says C. C. 'And be it known to you, that he is a good shepherd to Christ, and that by his sanctity and pietj^ and example, he shall lead many souls to God', says he. Thereafter, Colman Eala came to Ireland, and told Finntan everything that C. C. had said. Finntan commanded Colman Eala to be silent about it during his own life -time. Colman Eala kept that commandment; for it was only after Finntan's death, that he related that story concerning the holiness of C. C. and Finntan; as Finntan's own life testifies.

250. There was a very holy person in Ireland, named Mochonna, also known as Macarius, Fiachna, king of Ireland, was his father, and Findchaemh was his mother's name. He was fostered by the king of Connaught tili the end of his seventh year. Bishop Eoghan of Ardstraw prophesied long before his birth that he would be born, and that it would be he that would accompany C. C. to Eome, and that Pope Gregory would call him his third name, to wit, Mauricius. He began his studies, and having heard of C, C, who was a near relative of his, he visited him under the guidance of the angels, who used to be in his Company, and by the grace of the Holy Spirit, that was within him.

136 ANDREW KELLEIIER,

niehrai;]:]! se legend na liecluissi re tri mi iiadlia. 7 gnr gab se aibid uadlia, 7 do len se sdaid C. C. .i. a maighisdir feil, mar us terr gor fed se a lenmam; gin gor fed nech da täinic riamh a lenmliuin gu liuilidhe, 7 ag dul do Colum C. ar deoraidhecht a n- Albain, adubairt an lenub ueamtliu-sa da bfuilmid ag labairt, .1. Moconda, go racha^/i se les. 'Na heirich', ar C. C, 'acht an fare liatair 7 red matltair ad dwüiaigh fen'. 'Tu-ssa mh'athair', ar Moconda, '7 an eclus mo nmthuir, 7 assi an äit as mu ina fedfainn serbis do denamh do Dia, is duthac/i damli', ar se, '7 6s tu-ssa, a Colum C, do cengaü re Crisd me, lenf«d tu go mberi tii mar a btuil se me'; 7 tue moid na hoilitlire andsin. Ar tuicsin foirbfidhechta an leinb öicc sin do C. C, 7 an las(fol. 34a)aidli gradha do bi aige air lie fen do lenmhuin ina oilithre, do toilidh do techt les.

251. Feclitus do Colum Cille a nbl, 7 do f'urail ar Moconda a beith ag scribneoracht, 7 ruc an oidlice air; 7 ni raibe coindli aige. Agus tainic do naemhaclit a maiglieistrecli, .i. C. C. 7 da naemhucht fen, gor comsolus la 7 oidlice do. Do conda/rc manacli airidhe do na mancliuib an ni sin, 7 do indiss don coimthinol e, 7 do gab imtnudh mör re Moconda iad, 7 do comaiiiigetar bas do tsibairt dö. Agus do cuiretar neimh a ndigli cuicce. Do foillsigedh sen do C. C, 7 e n-a duirrtech fen, 7 Macairius sa proindtigh, 7 do thogaib a lamh, 7 do coisric an deoch uadlia, 7 tainic do mirbuilibli De 7 C. C, co ndechuidh a neimh trid an tsoithech araibe an deoch, 7 gur an an deoch glan and. Agus ar n-a hibhe do Moconda, ni derna si digbail ar bith do, tre mirbuilibh De 7 C. C. Agus as mar sin do coimheid C. C. a dalta fen ar a neimh sin.

252. Od conduirc C. C. aingidecht an coimhtinoil do Ma- cairius 7 1) do Moclionda, tue ciiice he 7 do coisric n-a hespog e, 7 tue fäinde 7 bachall do, 7 tue gach indstraimint eli do foigeonadh d'espog do frecur eeluisi De do, 7 tue se da fer dee do do dainib dut/irachta(cha) do bi foirbthe a frecur eeluisi De, 7 adubairt se ris dul a proibhindse Pictora, 7 comhnuidhe do denamh san inadh ina bfuidhedh se abund ar cuma bachla sa talamli sin, 7 adubairt gurub andsin do toiligh Dia do comnaidhe do denamh athaidh da ainisir.

») Read .i.

BETHA COLUIMB CHILLE. 137

And it came to pass, tlirougli the miracles of C. C, that he leanied the doctrine of the cliurch in three months from him, and took the habit from him. And he imitated C. C, to wit, his master, as best he could; for no one ever was able to imitate liim fully. AVhen C. C. was abont to go into exile to Scotland, the holy yoiith in qnestion, to wit, Mochonna said, that he woukl go with liim. 'Do not', says C. C, 'but remain with your father and mother in your own country'. 'Yon are my father', says Mochonna, "and the chnrch is niy mother, and where I can best serve God, is my country', says he, 'and since it is you, o C. C, that has consecrated nie to Clirist, I shall follow you, to be taken to where he is'. And thereupon, he took the vow of pilgrimage. When C. C. saw that he was so perfect, and that he ardently desired to accompany him, he consented to it.

251. Once upon a time when C. C. was at lona, he gave Mochonna some writing to do. Night overtook him; nor had he any candle. Through the sanctity of his master, to wit, C. C, and through his own sanctity it happened that the night was as bright as the day for him. A certain one of the monks, having noticed that fact, told the Community about it. They getting very jealous of Moch- onna, agreed to put him to death, and so put poison in his drink. That fact was revealed to C. C, who was in his oratory, while Ma- carius was in the refectory, and raising his hands, he blessed the drink from him. And it came to pass, by the miracles of God and C. C, that the poison went through the vessel in which tlie drink was, and tliat the'drink remained pure in it. And when Mochonna drank it, it did him no härm, through the miracles of God and C. C. Thus it was that C. C. preserved his own disciple from that poison.

252. When C. C. saw that the Community were ill disposed towards Macarius, lie got him to come to him, and liad him consecrated bishop. He gave him a ring and a staff, and everj^ other instrument that a bishop needed for the administration of the church. He also gave him twelve zealous disciples, who were well tried in the Service of the Church. He told him to go to the province of the Picts, and there to reside in a place where he would find a river, shaped like a staff; for that there God had willed him to spend some time.

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253. Do gluais Macairius 7 a muindtir rompo, 7 do ceileb- ratar do Colum C, 7 do cuaidli go proibindse Pictora, 7 do condaic se abond uadha ar cuma baclila amail adubairt C. C. ris, 7 do cumdaighedli ecliis a n-inadh airidlie re taeb na habhand sin les. Agus do bi pest neimlie san inadh sin, 7 do lecedh si lasracha tendtidhe as a bragliaid, le a mMhadh si moran do na cinedliaclu«M; 7 ar n-a faicsin do Macairius amluidh sin an uair dob'ail le urchoid do denumli do, do malluigli lii 7 do rinde cairthe cloiclie di, do cumliaclitaib De 7 do mirbuiluibh C. C; oir is do scris na piasda sin do seol C. C. Macairius docum an inaidh sin secli gacli inadh eli a proibindse Pictora; ar n-a foillsiugadh ina spiracZ, an pesd sin do beith ac scris na poiblech.

254. Is mor trath do niirbuilibli do rinde Macairius sa praibindse sin, 7 as mör da slimgaihh 7 da sochruidib tue se docura creidimh, 7 as mor d'eaclusaib do cnmMaigh se indte, 7 do chuir se an idhbarta demhnuidlie ar cul, 7 do scris se imhaidhe na ndeiedh ndiabluidlie da creidis.

255. Fechtns da ndechaidh C, C. dti oilethri don Roimh, 7 do clmir se gairm ar Macairius .i. a descibul fen, 7 do togh se mar cumpanuch slighedh e tar gacli uili manuch da naemthacht da raibhe aige. Agus ar ndul docum na Romha doib, do cuatar a cend Grigoir Papa, 7 ar mbeith ag comrad daib re celi, do fiarf aic?/i Grigoir do C, C. ga bainm do bi ar a companucli. 'Mo- conda no Macairius a ainra', ar C. C, 7 mar nar thuic Grigoir na hanmonda sin, tue se fen ainm eli air .i. Maurisius manus recta, .i. lamli direcli, ar son gor direcli ina oibiighibh e. Gonad andsin tainecli tairringire espoig Eogain docum criclie, Icth re Griglioir do tabairt an tres anma ar Macairius. Mar do luair Griglioir a fis 6 Colum C. gurbh espog Macairius, 7 gur nech ronaemtha romirbuikc/i e, do aithin de, maille re honöir romöir, beith ag frecor ecluisi Torön, do bi an uair sin gan espog, .i. an eclus mar handluicedh Martain naemtha.

256 9. Ar crichnughadh a ngnoaigliedh re Grighoir doib, 7 ar ndenumh oilithri na Roma co himlan, do gabutar a ced aice, 7 do lec a bendacht leo 7 do fäcbhatar a mbendacht aice, 7 do

*) Sources are expressly mentioned, viz. Lives of Eugenius and Macarius. See Reeves' Adam. p. 325.

BETHA COLUIMB CHILLE. 139

253. Macarius and his followers, having bid farewell to C. C, set out and came to the province of tlie Picts. He beheld a river in tlie distance, shaped like a staff, as C. C. had said, and tliere he built a church in a certain place by the side of that river. There Avas a serpent in that place, which used to vomit sparks of fire, wherewith it killed many of the natives. A\'lien Macarius saw it in that wise, about to do him härm, he cursed it, and it was petrified by the power of God and by the miracles of C. C; for it was to destroy that monster that C. C. sent Macarius to that particular place in the province of the Picts; it being revealed to him that it was destroying the people.

254. Many indeed were the miracles performed by Macarius in that province, and great multitudes were converted by him to the faith, and many were the churches built there by him. He abolished paganism, and destroyed the images of the false gods in "whom they believed.

255. Once upon a time when C. C. made a pilgrimage to Rome, he sent for Macarius, to wit, his own disciple, and chose him as his travelling companion, in preference to the other monks, because of his holiness. Haviug arrived at Rome, they went to Pope Gregory, and during their conversation Gregory asked C. C. the name of his companion. 'Mochonna or Macarius is his name', says C. C. As Gregory did not understand those names, he gave him another name, to wit, Maurisius, 'manus recta', that is, 'straight-handed', for he Avas straight in his w'orks. Thus was fulfiUed the prophecy of Bishop Eoghan about Gregory giving a tliird name to Macarius. When Gregory was informed by C. C. that Macarius was a bishop, and that he was a very holy and a very wonderful person, he appointed him Avith very great honour to the church of Tours, Avhich was then without a bishop, that is, the church in which saint Martin was buried.

256. When they had visited the whole of Rome, and had done their business with Gregory, after the fareAvell greetings were over, they proceeded to Tours with his permission. The

140 ANDREW KELLEHER,

gabhiitar g\\ Toron. Agus ni raibe a fis ac lacht na catliruch sin ga hinadli airidhe inar liadluicedh Martain, 7 ar na cluinsin doib nach raibe enni a nimh no a talmhuin. a n-ainbhfis do C. C. 7 go raibe se n-a faidh ag au Tigherna nemdlia, do taircetar morän oir 7 airgid 7 aiscedh eli do, do cind a foillsiughadh doib ca raibe an t-andluicedh sin. 'Ni geb-sa aiscedha oir na aircid uaib', ar (fol. 34 b) C. C, '7 foillseochad andlacudh Martain daib, da faghar an ni eli ata san andlacadh faris an corp'. Tucatar lucht na cathrach cuir 7 minda do air sin, 7 do foillsig C. C. an t-andlucadh iar sin. Agus ar n-a foscladh doib, fuaratar leabur aifrind and, 7 adubairt C. C. gorb'e an lebur sin do bi se feu d'iarraidh, 7 gurab uime do rinde se cuir re lucht na cathrach. Do brethnaigetar lucht na cathruch brisedh air 7 gan an lebur do tabairt dö, 7 adubratar nimm fagbudh se nech naemtha ecin da raibe faris go suthain acu, nach fuigedh se an lebur, Do fagaib sesen Macairius naemtha aca do reir furailmhe an Papa, do frecar oifice espoig doib, mar do batar an uair sin gan espog, 7 tucadh an lebhor do C. C. Agus is mar sin adeir betha espoig Eoghain 7 betha Macairius an lebur sin d'faghail. Agus do foills/(//i Martain e fen do moran do lucht na cathruch an oidhce sin, 7 iad in-a codladh, 7 assedh adeiredh riu: 'onoraigh Macairius mar niesi fen; oir is e mo mac gradach fen e, 7 as air tainic toil Grighoir Papa 7 C. C. da chur do frecor na hea^laisse Torön.'

257. Ar frecur na hecluisse do Macairius tri bliadhna go leith, do ghoir a coirathinol uili chuige, 7 adubairt riu, gor focus do fen an aimsir ar araibe se ag feichemh on a naidhendacht conuice sin, .i. ainiser a bais, 7 adubairt go fuighedh bas fa cend tri la. Do ba rodobrönach an coimtionol 7 lucht na cathrach uile de sin, 7 adubairt Macairius riu gan tuirrse do beith orra, 7 corbl toil De gach nech do gebudh betha d'fagail bais. Do facbutar hicht na cathruc uile Macairius a pongc a bais acht espo/^ 7 manaigli. Do labhair Macairius riu 7 assedh adubhairt: 'Coisrigidh bar suile 7 bhar croidhedha, iudus go bfaicedh sib gach ni atchim-se, 7 go cluinedh sib gach ni adcluinim.' Do ronsad amlaidh, 7 do condcatar Issu Crist gon a espukiM, 7 an cuirt ainglidhe, 7 Martain naemtha, 7 C. C. in a corp daenna, na coraid timchell Macairius. Agus fa gnathach do C. C. beith ina corp daenna faris na hainglib 7 gnimhartha ainglidhe do dhenamh, amail leght?<r go minie air, 7 dob ainglide dul ina

BETOA COLUIMB CHILLE. 141

people of that city knew not where Martin was buried, and having heard that there was nothing in heaven or on earth hidden from C. C, and that lie was a prophet of the Lord, they offered much gold and silver and other gifts to him, that he might reveal to them his tomb. 'I shall not take presents of gold or of silver from you', says C. C, 'bnt I shall show you Martin's tomb, on condition that I get the other thing tliat is in the tomb with the body'. The Citizens having pledged themselves to that, C. C. then showed them the tomb. When they opened it, they found a Missal in it. C. C. said that it was that book he wanted, and that he liad made the agreement with the Citizens for its sake. The latter bethonght themselves of violating the treaty by not giving him the book. They said that unless he left with them for ever some holy person of his retinue, that he would not get the book. He left them Macarius as bishop, according to the Pope's command; for they were without a bishop then. The book was handed over to C. C. Thus was got that book, according to the Life of Bishop Eoghan, and the Life of Macarius. Martin appeared to many of the Citizens on that night, while they were asleep, and thus addressed them: 'Honour Macarius as myself; for he is my beloved son, and the chosen one of Pope Gregory and C. C. for the care of the church of Tours.'

257. Macarius having been in tlie care of the church of Tours for three and a half years, calling together the whole Community, told them that the time he had been awaiting since his iufancy was at band, that is, the hour of death. He said that he would die within three days. Thereat the Community, as well as all the Citizens were sorrowful. Macarius told them not to be sad; for that it was God's will for every living being to die. When his end was approaching, all the Citizens, except bishops and monks, retired. Macarius addressing the latter, said: 'Bless your eyes and your hearts, so as to see what I see, and to hear what I hear.' Accordingly, they having done so saw Jesus Christ along with his apostles, and the angelic court, and Saint Martin, also C. C. in the flesh, surrounding Macarius in choirs. C. C. was accustomed to be with the angels, though [still] in the flesh, and to perform angelic deeds, as is oftentimes related of him. It was like an angel of him, being [stillj in the flesh.

142 ANDREW KELT.EHER,

corp daenna, a luas aingeil mar gacli aingel eli, o hl C. C, a rigacht na hAlpan, go Toirinis Martain. Agus assedh aderdis uili: 'TaiT cugaind, a Macairius, 7 dena comlmuidhe farind a flaithes t'athar fen.' Do cualatar araibe do dainib naemtha do lathair an uair sin Pedur espol da Mriaidhe d'Isa Christ: 'Cred hi an maith do rinde an duine si ar a fuair se an onoir mor sa uaib.' Do frecair Issu e, 7 assedh adubairt: 'Do coimeid se gac uile aitne da fuil sa tsenvecht 7 annsa rect nua gan oired en- litre do brisedh dib, 7 do coimeid se e fen 0 gach uili salchur, ön a gein go a bass, tre grasaib De 7 tre coimed C. C. do bi air, dar dalta 7 dar deiscibul e.'

258 1). Domhnach airidhe do C, C. a nhl, 7 do cuala se glaedh a port na hindse sin, 7 adubairt se re na manchaib, imthect go luath 7 na hoilithrigh tainic a fad do tabairt leo. Do imgedur na manaig, 7 tucatar dis oilithrech leo. Agus ar na faicsin do C. C, do pocc iad, 7 do fiarfuidh dib, cred dob'adhbor da turus, Adubratar san gorb ail leo beith go cend mbliadhna fare C. C. Adubairt C. C. nach beidis faris fen, muna treicdis an saeg/mZ 7 techt is na manchuib. Adubairt an nech fa sine dib nach raibe an triall sin aca reme sin, 7 go ndendais a comairli sen ar gach uili ni da n-iarfadh se orra. Agus ruc C. C. les don mainesdir iad iar sin, 7 do lecceatar ar a nglüinib a bfiadna?5e na haltora iad, 7 tue gac nech dib möid manaigh andsin, 7 do bendaigh C. C. iad. Et adubairt co ndernatar an dis uasal sin idbairt beo dib fen do Crist, 7 adubairt co ngebad galur an manuch fa sine dibh, 7 go bfuigedh se bas fa cend sectmhuine on la sin inar gab an aibid, 7 adubairt se co fuigheadh an dara manach dib bas fa cend cetre la ndecc on la cedna sin. Agus do firadh sin uile amail adubairt C. C; gor moradh ainm De 7 C. C. de sin.

259 2). Fechtus do Colum C. a nhl, 7 do cuaidh fen 7 cuid da manchuib do radh a tratli 7 a n-urna?^/<e re cois na fairge. Agus ar crichnughadh a n-urnajV//ithe doib, do buail C. C. an lorg no an baitin do bi n-a laimh a n-inadh airidhe ar talamh, 7 do labuir ris na manchuib 7 assedh adubairt: 'A cland gradach', ar se,

^) Taken literally from Adamnan. See Reeves' editioii, p. 61. '-') Taken literally from Adaruuan. See Reeves' edition, p. 62.

BETHA COLUIMB CIIILLE. 143

to go as qiiickl}' as an ang-el from lona in the kingdom of Scot- land tu Tours. This is what they said: "Come to us, o Macarius, and reside witli us in the kingdom of thy Fatlier.' Those who were then present, lieard Peter the Apostle, asking Jesus Christ, what good he had done that he had been so highly honoured. Jesus in reply said: 'He has kept every commandment in the old and new law, without having violated a Single letter of them, and has preserved himself from all uncleanness from his birth tili his death, through the grace of God, and C. C.'s protection of liini; he being his foster-child and disciple.

258. On a certain sunday that C, C. was at lona, having heard a shout in the harbour of that Island, he told the monks to go quickly, and fetch him the pilgrims that had come from afar. The monks departed, and returned with two pilgrims. And C. C. seeing them, embraced them, and inquired of them the cause of their journey. They said that they wished to spend a year with C. C. C. C. said that that could only be on condition of they abandoning the world and becoming monks. The older of the two said, that they had not hitherto thought of that, but that they would follow his advice in everything he would ask them. Then C. C. took them to the monastery, and they kneeling down before the altar, then took the monastic vow. And C. C. blessing them said, that those two nobles had made a living sacrifice of themselves to Christ, and that the older of them would be stricken down by sickness, which would cause his death exactly a week after the day on which he took the habit, and that the other monk would die a fortnight from that same day. Everything came to pass as C. C. had said; so that God's name and C. C.'s were magnified thereby.

259. Once upon a time that C. C. was at lona, he went with some of his monks to pray and say their office near the sea. When they had finished their prayers, C. C. striking a certain part of the ground with the staff or stick he had in his hand, addressed the monks thus: 'Beloved children', saith he,

144 ANDREW KELLEIIER,

'do cife sib mgnadh mor aniugh, .i. thidaidh necli ärsaidli airidhe don acme dhachuib ata a n-agaigli creidim cugaind andso, 7 gebaidh se baisde uaim-se, 7 do (fol. 35 a) geba se bas com lüatli 7 baistfidher e, 7 adhlaicfidher san iuadh sa inar buail mesi mo lorg ar talmam e. Agiis asse adbliur fa tucand Dia na grasa do, .i. CO raibe an maitli nadurdha ar coimhed aige go mor an meidi-si, indus nach nderna se enni bud mesde les do denamli air fen, ar ennech eli riam. Ar criclinugliadh an comraidh sin doib, do condcatar an long cuca sa cuan, 7 ar teclit a tir di, do tocbatar a muindtir fen an duine arsaidh sin etorra ass in luing 7 tucatar leo a bfiadnaisse C. C. e. Agus do senmoir C. C. an creidemh do, 7 as fer tengtba eile do chuiredh a ceill gacli ni da nabradh C. C. ris; oir ni tuicedh se laiden no gaidelc uadha. Agus do bendaigli C. C. e, 7 tainic do brigli an bendaigthe sin gor gab se baisde na heccluisi cuige, 7 fuair se bas iarsin, 7 do liandluicedli san inadli inar buail C. C. a lorg ar talmain e; cor moradh ainm De 7 C. C. de sin. Agus do rindetar na manaicli do bi fare C. C. an uair sin ula san inadh sin a cuimliniughadli an sceoil sin; 7 mairidh si and 6 sin ille.

260. Fechtus do C. C. a nhl 7 se ag scribneoraclit, 7 täinec manach airidhe da manchaibh fen chuige dar oific beith os cind na cisdenaidhe ag an coimhtinol 7 daiger n-a laimh, 7 do iarr ar C. C. a bendughadh do. Do tocaib C. C. an lam araibe an pend, 7 tue a chul ris an lebwr, 7 do bennaigh an daiger, 7 ar n-imtecht don manach amach uada, do üsitraigh da descibul fen, .i. do Diarmaid, cred e an t-iarand sin tue an manach da coisregadh cuige. Adubairt Diarmaid gorab daiger le marbthai mairt 7 cairigh tue se les. ^Ata dochus as Dia agam-sa', ar C. C, 'nach dena an t-iarand üd do bendaigli me fen, digbail do duine no d'ainmhidhe 6 aso amach go brath'. Agus do firadli sin amail adubairt C. C. Oir do cuaid an manach an uair sin fen do marbadh doimh doeum na cisdenaidhe, 7 do comail se an daiger do braighid an doimh 7 nir fed se dergadh air; 7 ni hedh amain acht ni fedtai dergadh ar beathadhaeh ar bith les. Agus ar n-a thuiesin sin do na manchaib nach raibe foghnamh mar sin ann, do furailetar ar gabhaind do bi sa baue a leaghadh aris, indus co ndentai as a nüa e, 7 co mbeith faebur maitli air. Agus ar na leagadh don

BETHA COLUIMB CHILLE. 145

'you sliall see a wonderfiü thing to-day, to wit, a certain old person of tlie gentilei) race that is opposed to the faith, shall come liere, and be baptised by me. After that, he shall imme- di?tely die, and be buried in the spot that I Struck with my staft'. That grace he receives from God, because he has been naturally good to the extent that he has never done anything to others that he did not wish them to do to him'. At the end of that conversation, they beheld the vessel in the harbour making for them. When it arrived in dock, his own people brought that old person to the presence of C. C. C. C. preached the faith to him. An Interpreter explained to him all C. C. said; for the old man knew no Latin or Gaelic. C. C. blessed him, and as a resiilt, he received baptism from him. He then died, and was buried in the place that C. C. Struck with his staff. God's name and C. C.'s were magnified thereby. The monks who were with C. C, raised a mound over that place, to commemorate that event (story). That mound still survives.

260. Once upon a time that C. C. was at lona, engaged at writing, a certain one of the monks whose office was to super- intend the affairs of the kitchen belonging to the monastery, came to him, carrying a dagger in his liand, which he asked C. C. to bless. C. C. raising the band which held the pen, and with his back to the book, blessed the dagger. When the monk had gone, he asked his own disciple, to wit, Diarmaid, wliat was the iron [Instrument] that the monk brought to be blessed by him. Diarmaid said that is Avas a dagger for killing sheep and oxen. 'I trust in God', says C. C, 'that that iron [Instrument] I have blessed, shall henceforward injure no man or beast for evermore'. What C. C. said, came true; for that monk straightway went to kill on ox for the kitchen. He Struck the breast of the ox with the dagger, but it could not bleed it. And not only that, but it could not bleed an}' other animal. When the monks became aware of it being of no use in that way, they gave instructions to a neighbouring smith to melt it, so as to have it remade and well sharpened. When the smith had melted it, he

1) Adamnan has 'gentilis'. See Reeves' edition, p. 62.

Zeitsclirift f. celt. Phüologie XI. 10

146 ANDREW KELLEHEU.

gabliaiiid, adubairt corb iarand ci«ealta rocruaidh e, 7 gurb feirde na liairm eli do bi ag na mancliaib, le marbhthai mairt 7 cairigli doib, ar araibe esbuidh c;-?iadach, cuid de do chiir ar gach arm dib. Agiis do ronadh amlaidh sin, 7 ni fedtai dergadli le lien- arm ar ar cuiredh cuid don daiger sin ar duine no ainmliidlie 0 sin suas; cor moradh ainm De 7 C. C. desin.

261. Aroile aimser do bi C. C. a nhl, 7 do gab tendess ger a descipul fen .i. Diarmaid indus go raiblie se a nguasacht bäis, 7 do chuaidli C. C. ar chuairt chuige. Agus ar n-a faicsin san guasacht mor sin dö, do gair ainm Crist 7 do guidli se co duthrachtach e, 7 do iarr air gan bas do lecen docum a serb- togSiiitaidhe fen an cein do beitli se fen n-a heüiaidh. Agus ar crichnughadh na liurnaidhe sin do C. C, do bi se tamall na tosd, 7 do labuir aris 7 assedli adubairt: 'Xi hedli amäin nach fuighe Diarmuid bas don tendes-sa ata air anois, acht biaid se beo meid airidhe do lali&dlmaibh tar eis mo bäis-i.' Agus do firadh sin uile amail adubairt C. C. Agus as follus as in scel sa, go bfaghadh C. C. 0 Dia gach ni do iarrad se air.

BETHA COLUIMB CHILLE. 147

Said that it was kindly hard iron, and that all tlie other weapons whicli were wanting in steel, would be the better for having some of it applied to tliem. This was accordingly done; witli tlie lesult that none of tlie weapons to wliich some of tlie material of tlie dagger was applied, was able to wound man or beast for ever after. God's name and C. C.'s were magnified thereby.

261. On another occasion that C. C. was at lona, his own disciple, to wit, Diarmaid got so very ill that death was imminent. C. C. visited him, When he saw the great danger in which he was, he invoked the name of Christ, and implored Him very fervently to spare his own servaut as long as he himself lived. When he had flnished that prayer, he remained silent for a while. Then speaking again, he said: 'Not only shall this sickness not cause Diarmaid's death, but he shall live for some years after my death,' Everything came to pass as C. C, had said. It is clear from this story, that C. C. got whatever he wanted from God.

Great Crosby, Lancashire, Andeew Kelleher.

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MAELDUINS MEERFAHRT, EIN ALTIRISCHES GEDICHT.

Der hier folgende Versuch einer kritisclien Wiederherstelhing des von Best im ersten Bande der 'Anecdota from Irish MSS' herausgegebenen Gedichtes von der Meerfahrt Mäeldüins in seine ursprüngliche Gestalt hat eigentlich, mit Einleitung, Anmerkungen und Glossar versehen, als letztes Bändchen meiner Todd Lectures erscheinen sollen. Die Herausgabe ist lange durch mein Ver- schulden verzögert und nun durch den Krieg noch weiter hinaus- geschoben worden, indem die königlich irische Akademie be- schlossen hat, die Drucklegung erst nach Beendigung des Krieges wieder aufzunehmen. Da es aber Jahre dauern mag, ehe sich die alten Beziehungen wieder herstellen, und das Leben des Einzelnen zu dieser Zeit unsicherer ist als sonst, drucke ich inzwischen wenigstens den Text mit einigen Anmerkungen hier ab.

Das Gedicht, welches bekanntlich auf der Prosaerzählung beruht und manchmal ohne dieselbe kaum verständlich ist, gehört meiner Ansicht nach der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts an. Auf keinen Fall ist es früher zu setzen, wie Vollreime wie ä(ja\däna 5, trocha : hrotha 6, tihla : cunira 46, sretha : hetha 58, mara : -rala 68, 131, 191, glana:mara 133, madaimara 202 be- weisen. Dafs unser Gedicht später als Feiire Öengusso verfafst ist, beweist die von daher entlehnte seltene quantitative Assonanz marilr : tercphU in § 122. Die zahlreichen wörtlichen Überein- stimmungen mit dem Gedicht auf den Imram Snedgussa, die ich in den Anmerkungen hervorhebe, deuten wohl darauf hin, dafs beide denselben Verfasser haben. Vgl. Thurneysen, Zeitschr. VIII, S. 80.

Viele der Entstellungen die das Gedicht im Laufe der Zeit durch die Abschreiber erlitten hat, sind durch den Umstand ver- anlafst, dafs zweisilbig skandierende Wörter, wie co'ir, do'ib, di'ib

MAELDUINS MEERFAIIRT. 149

USW. in späterer Zeit einsilbig gelesen wurden. Die dadurch verminderte Zwölfzahl der Silben i) suchten die Schreiber dann durch Einschiebsel wieder herzustellen. So ist z. B. gadh in § 18 offenbar ein derartiger Einschub, ferner das zweite döih in § 75, ein unnötiger Artikel in § 84 (H) us^v.

Die Hilfe, die mir von befreundeten Fachgenossen bei der Emendation schwieriger Stelleu zuteil geworden ist, habe ich in den Anmerkungen erwähnt und sage besonders Bergin und Thurneysen auch hier meinen Dank dafür.

Incipit do Imram Churaig Maile Duin and so.

1 Ardri nasal inna n-uile, tuistid domuin,

i cach amsir, i cach re ronbe a chobuir.

2 Ecosc na loc crotha gräduill n-älaind n-ile cruth adcither cia dorlmther nicon bine.

3 Dorimi in macc äitti ili lasin n-athair, snömdai sretha, sechna betha domuin dathaig.

4 Adcess i mbith imbed u-ingnad ös lir lendglass, utmall in snäm, dia mböi oc imram Mäel Düin dennmass.

5 Mäel Düin deggair macc Ailella Ochair Aga, ba öclach ardd, ba gargg, ba digraiss, ba däna.

6 Luid for slüagad tüisech Ninais, niamda trocha, luid Ailill laiss la menmain maiss co meit brotha.

7 Ci atrandsat öible öited Ailill n-amlaid,

7^ n-ollbrass,

luid tar lär luic Tar mbeimmim chluic caillech combrass.

8 Fordarala Ailill angbaid co ngnim trenfir,

caur cäin combrass, Mäel Düin dronmass ba de genir.

9 Eanalt fo chlith muimme mörmass ar a mäthair, a mböi fo mäil ba gilla cäin co feib läthair.

10 Niabsai iarom athis adluind öclach üallach, cluichi iar mbüaid ar belaib slüaig närbad büadach.

11 Asbert näd böi athair derb adnaib söire öS talman tir, mäthair m.in de sll döine.

1) Das Metrum ist bekanntlich decimnd cummaisc, welches nach den Verslehren dem ollam bairdne zugehört.

150 KUNO MEYER,

12 Ranne de sin muimme mormass co a mäitlire, Ailella lar n-ec luid for set i tir a bräithre.

13 Grestai larom cen a digail Briccriu briathrach öS folaig gairb for luclit romarb Ailill n-iathach.

14 Roföid Tar sain co driüd cain Corcomdruäd, CO n-ecsed cia llth bed for srethaib suäd.

Ruc a churach for fröich fairgge, codal trede, forsin muir mör cain in coir a liEre.

16 Säraigis ind läechrad inim lln in fäith findnech, tri maicc muimme, truag targrach, doib ba imned.

I.

17 Luid a curach cosna hinsi co ngnim cathach, im-möiditis laich cen na säitli guin a athar.

18 Tuargab doib tar or talman gäith garb glörach, setis de sin, seöl slar snTmach, tar rlan rönacli.

19 Nöi nlamduinn tar 1er lond ös talmain trilsig, immaranic aubae d'äisaib isnib insib.

IL

20 Grinne sengän de thöib thalman dosni ethar, amal serrcliu a met mothach, ba set sretliach.

IIL

21 Lotar d'insi forsa mbätar eöin möir mini for a forscamnaib co saidbri, aidbli mili.

22 Linsait curach dinaib enaib, tren a treöir.

IV.

22^^

inis dia ndarala lar n-imram ingnad treöir.

23 Anmanda mör for a formna meit ech n-aignech, cruth imrimgabsat co tricc, ba glicc ronairleth.

V.

24 Co cian lar sin lotar d'insi, derb ba mithig, doib a Hin doärfas gnim, gräin do chridib.

25 Cechaing diäs isa mag-sin, mör a aichre,

CO slechtaib ech adciat cen meth ceti ngraifne.

MAELDUINS MEERFAHRT. 151

26 Meit longchore mlaschtiad mör, mlad co teti, is seöl fo leitli fuUiuclit cach eich böi isin cheti.

27 Soisit for cül for teclied nglir, giiim co ngairggi, luatli rosernad dlrim demnae forsin fairggi.

28 Agait grafaind, clossa ;i ngotha, gäir co ndremnai, ci Jidcltis i ceö, demin leö batar demnai,

VI.

29 Tegdais tolgda dia ndarala, alaind, accrad, corala lecda lim ar dorus, solus n-attrab.

30 Forsa muir dorus mör moltach, is cless combrass crutli dombidgi tonn bän ballglass läse slan somlass.

31 Böi isin tegdais imda cumtaclita cach triir, lestra glana, lind n-ingnad co n-imbud biid.

32 Mellsuide min do Mael dlan Düin, gnim cen elgnais, maith a tomalt, feib doromat isin tegdais.

33 Lind i lestraib cadlaib glana. säsad sognass,

luid a curach donn dian dulacli tar 1er londbrass.

VII.

34 Inis samlaid dia ndarala muir an escach, asa n-äsa, ardd a foscad, fid fland flescach.

35 Gabais cuicci bun fann flesce fer min moltach, luid a curach, ceöl cen anfud, la seöl sontach.

36 Tres laithe lar sin i n-ind flesce, nl gnim cumung, fiiair in tüisech, ba llth foroll, frith tri n-ubull.

37 Cethorcha fo thri doib, aidchib, laithib, nodasastais, mlass min moltach, cumtach caithim.

38 Dingbais diib gortai ngeir sceo itaid n-uathaig, dälis CO mbrig mesce maith min for cach n-iiadaib.

VIII.

39 Fechsait lar sin ös inis airdd ocein ollbraiss anmanda mör co n-ecnu ög clessa combraiss.

40 Siniud creitte, impüd acher croccinn gergairgg,

imm feöil chnäim, ba mär a ngair, ös chloich erairdd.

41 lar rith rolüath tar lar inse, anbloth opunn, ba gnim gnöäch, immesöäd inna chroccunn.

42 Luis co lüath cach leth ar üair, acher impüd, lotar for riau öcbad find flal cen nach tintüd.

152 KUNO MEYKR,

43 Sreis form fraiss de chlocliaib, ba dia niarbad, lecsit iar sin a tir ii-ingnad dou mil angbad.

IX.

44 Inis alle forsa mbätar, druiiig dein chrudai. flaclaib, crüäib, crödai a ngnima, mlla niördai.

X.

45 Fosceird d'inis fors' fil fidbaid messa mördai, forsa n-äsat, cäine cliumra, ubla ördai.

46 Cotacnät gendmila grändai inna hubla, isind inis tonn ös trilis cäin a cumra.

47 In tain tlagtae fo tlialmain träth nöna lar näsad, Talla en find Tar techt dend lind segait sasad.

48 Denngor diäd ösind insi ar meit tessa inua n-anmanda, contuitis, luitis lessa.

49 Dorecmallsat asin tir-sin imbed n-ubull,

curach cromluitli inse lar tadall co mbo chumung.

XI.

50 Lotar d"insi co fuiriud ardd co ndatli gesse,

i fairnectar imscing n-accrad, attrab nglesse.

51 Delge arggait, claidib örduirn, muinci mördai, leptha llgdai, cäine betlia, sretlia ördai.

52 Biäd mbalc min for lar tige, lind slan somlass,

CO cichair gairgg ös üaitui airdd catt cain combrass.

53 Clissis larom üasuaib üaitnib, cobluth n-äne, nirbo romet, feöla comet, ba gen grändae.

54 Tres comalta in tüisig tbolgdai, ba gnim cröda, adreth laiss, ba üallacli uince, muince n-örda.

55 Tescait a chliab ingne tened in chaitt chuiscle,

a cliorp cintach in duini tlirilaig ba lüaith loiscthe.

56 Eucad for cül in muince mör. dognlth cairdde, focress a lüaith in duini thruaig for fröich fairgge.

XII.

57 Tres laitliiu lar sin lotar d'insi, ba cen geran, sondach umai, ba seöl subai, tar a medän.

58 Treta aidbli immon sondach, sregdai sretha, ala tret dub, alaile find, ba mind mbetha.

MAELDUINS MEERFAHRT. 153

59 Böi fer foirbrecli co ngabail cliiün iiina lamaib, clesrad dognith foisnaib cäirib, ing-nad alaig.

60 Focerded find cosna duba, ba dub iarom, focerded dub cosna finda, findiu a riagol.

61 Flescaib findaib ocus dubaib, dian a tairec, fri taiscelud aicnid talnian, amra airec.

62 Dub la finda co ndath gesse, gile sechnach, find la duba co ndath güaile, üaire echlach.

XIII.

63 Raisit d'inis, doluid for fecht Diurän dronmass, airigis and in bardd bindbrass srutli n-ardd n-amnas.

64 Letrais airi crann a gai glaiss, ba ger cucann, böi friss anall i lletli fri all damrad dupall.

65 Dobert doib crann nglilair for sciath, ba do fubthad, coscid CO lör fer muirnecli mör in cur cruthglan.

66 'Cid notai-siu donaib löigaib atotchiät?'

*Raid frimm, ni rö, in chetlira as mö, cia du i mbiät.'

67 'Inti diamb ail ara festar bale i faät,

fri sliab anall, ni comse gann, and ataät.'

68 Cechaing de sin Diurän däna docbum mara, gabais orc n-än de rothreot mar fordarala.

69 Böi a n-aire isin banb-sin, lucht in churaig, lotar Tar sin, sluind co fobaid, for tuinn dulaig.

XIV.

70 Inis alle dia ndarala de muir gledenn, muilenn indi, tailc a apae, grätae a lebenn.

71 Muilleöir brüiclinecli üasind lebinn cotanöäd, cacli aire ar üair anair, is sair imsöäd.

72 Imcomarcatar in muilleöir, ni mod ecrath, cau dobered an nomeled in slüag setach.

73 'As bar tir-si dosrengat slat in slüag sedlach; ed docoisig: ni coisil cessacht glegrach.'

XV.

74 Fosceird d'insi i mböi drong dian döine toirsech, atföid uadaib fer an üathaid nacha fuirsed.

75 Dosfrecmairc cid forüar doib bith oc toirsiu; golais Iarom, ba torm diartain, lachtais tairsiu.

154 KUNO MEYER,

76 Is e föite a cirt chrannchoir, iii set subaid, comalta ciüin in tüisig tliiiuin, comtliacli curaig.

77 Föite cuicei diäs trenfer, ba dia thogait, ni Clan ansait lar sin, sniit, cTit, golait.

78 Ethais cuccu cethrar larma, ciallda caingnech, tescmart diäs, ba sen sainreth, tren ronairleth.

XVI.

79 Inis aile dia ndarala rlan reil rönbrass,

fors'mböi fladaib foirbrecli fuiltech muinter mörmass.

80 Cethir iTna isind insi cen dolb dlgnai: öcbad, üaga, caine büada, rlgrad, ngnai.

81 Cethir sonnaig isind insi, tolgda tuilnetli:

d'arggut findmass, alaind indmass, d'ör dirg druimnech.

82 D'umu amru, de glain glanmaiss, da darirae, crutli maith cläracli feib adrälad fo bail brlge.

83 Doluid cuccu ingen imgel co feib delbae,

ba cäin a gart, tuchtacli a tlacht, mass a menmae.

84 Dobert doib ingen chäise, säsad sognass, dälis form, nl dän findmass, lind slän somlass.

85 In tres laithe luid ind inis echtra airriu,

lotar for rlan, ba imram cian, gnim as gainniu.

XVII.

86 Eäisit d' inis narbo dermar, co ndün dangen, sonnacli umai, ba co ndruni, clothach cangeu.

87 Lind öiminn ardd immon sonnacli, sorchu scelaib, öS moing mara drochet glana ar a belaib.

88 Nocingtis sös ind öcbad dian cliennniass chalmam, tuititis sis, ba buan a eis, dochum talman.

89 Doluid cuccu i tlacht etrocht, gile gesse,

ben mungel min cen bäisse brig co ngnim glesse.

90 Imbel d'ör dirg imm a findbrat, ba cäin caindlech, assa arggait imm a cossa, sossad sainreth.

91 Bretnas bänbrass for a bruinnib d' arggut amru, cona ecor di ör fo snTm, gnlm as chadlu.

92 Folt findbuide ös a mullucli fo neini ördai,

cäini jx cemmenn, rigdai a remmenn massa mördai.

93 I n-ichtur in drochait dermair, nöibda nemed, tipra thonnglan, corp cäin comlad dodaemed.

t

MAELDüINS MEERFAHRT. 155

94 Dalis fladaib in dornach döin, ba gnim combrass, in ben findmör cen nach n-imröl lind söir somlass.

95 Asbert frie Germän glörach aithesc n-adlic:

'Is ingnad linn ferdaigis frinn cid nach tairnic'

96 Luid-si uadaib is dünais a ndün söir subaid, canais a lln, ba foirbrech brig, ceöl cäin cubaid.

97 Dodarälaig a class ceolda, cruth adrälath, doluid cuccu ben cen ruccu arabärach.

98 Bätir samlaid fon öinchummai co tres laithe, aruspeted ceöl cen fletech na mna maithe.

99 Dodaderaid do thig dermar ös lir londbrass, dobert doib proind cain coir la lind somlass.

100 Asbert in ben anmann amrai cen gnim n-uabair, ni bo mimess, a ainm ndlles for cäch n-uadaib.

101 In tain conaitecht don tüisech fri toil tetad, asbert itir nicon fitir peccad mbetach.

102 'Ni ma räidid cen chuit cräbaid, nl feib irse; CO rolainn düib larfaigid rüin inna inse.'

103 In tain dluchtraiset lar matin i creitt churaig, nl fess a däl, ind inis an cid adrulaid.

XVIII.

104 Rocluintis tüaid tar fairggi füaim, comall cröda, acht ba dobur amal fogur na class ceölda.

105 Tar rlan roglass recat lar sin scith iar n-imram, condarala bale i rabae eulaith ingnad.

XIX.

106 Adclat Tar sin i n-insi bic senöir salmach, digraiss a delb sochraid söirda, nöibda a labrad.

107 Folt a chinn chäin, tuchtach tlacht an, füan co findi, ligdach lennbrass tonach dennmass roböi imbi.

108 Asbert friss in tüisech digraiss: 'Can dotröided?' 'Nl cel airib an condaigid: a tir Göidel.

109 M'ailithre an, and a torbart cen na taithbech,

i cröis churaig ös tuinn dulaig, ni bo haithrech. HO Scäilis foöm mo churach cromm ös muir borrbrass,

romuc do thir seöl serb snimach gnimach tonnmass. 111 Leösu föt de benn lethglass tire m'athar;

co bale itü, is cTan in dti, domuc athach.

ITiti KUNO MKYKIJ.

1V2 Futliaig:i.s foni in l\i rindinass ileiid tot anini insi ii-diininn co iidath toiliiin lir os abru.

113 Tormagar traig ceclia bliadna forsind inis.

is büadach bann, is dano crann tninne (is trilis.

114 Domairnic sund tipra tlionnglan. sutliain säsad,

tre rath n-angel proind cliain chüimda. noibda näsad.

115 Ixicfaid uli do far tirib, toirtliech tüiden,

romra tai- nan. cid iniram cian. acht mad oinfer.' 11 G Tre rath n-angel do cach oinfiur diib d' airic lethbargen lan is orddu an fordaairic.

XX.

117 Tres laithiii hm riicsat ceimm ngrinn i crois curaig, tonn timm thana condai-ala for set subaid.

118 ÖS tonn trilis adciat inis co mur ördu,

lär cain clümda, talam dlümda fo miad niördu.

119 Inna mednn roböi senöir i tlaclit findmass,

lind a chuirp chain caslais tar ais, alaind indmass.

120 Asbert friss in tüisech digraiss: 'Can duit säsad?' 'Täthum ö Dia proind ehäin chöimda, nöibda näsad.

121 Ata im arrad tipra thonnghin, riagol rTgda, cotaoscig dam frim thoschid cen nach ndigna.

122 Medgusce min isnaib öinib, cuirni i udomnuch, la feil martlr, nicon tercphit, cain a coblnth.

123 I feil apstal ocns lohain ocus Muire

cuirm cain combrass, lind slän somlass, is ciau giiire. 121 Fin i solhimnaib ind Ardrig inna n-uile, Isii üasal, amra abban, maccän Muire.'

125 Lethbargen ocus orddu eise, inmar milis,

i trib latliib. proind cen mathim, doib ö.s inis.

XXI.

126 Lotar lar sin tar rian reidmass mara mordai

d' insi i nibitis, cruth adcitis, gobainn chrödai.

127 Asbert fiadaib fer mör muirnech cerdchae o dorus: 'Adciu imram n-alaind n-ingnad tar säl solus.

128 I n-amur biuc niaccrad chombrass ratae romuir, tricc a n-imram, foirenn ingnad co ngnim obuid.'

129 'Fritliraid bar curach for cülu!' ol in tüisech; bann co mbuadaib, lotar uadaib for 1er lüisech.

MAELDUINS MEERFAHRT. 157

130 In taiii rathaigset in gobainn ba dia teclied, ina ndiäid, cene frithfled, rosgab grefel.

131 Adretli fer dTb tenclioir ndermair co mbrutli bestu, ba gein angbad, tailc a targrach co ngnlm glestu.

132 Roficli fairgge inna n-arrad den brnth brotliach, immarala tonn timm tliana, ba gnim clothacli.

XXII.

133 Fosceird Tar sin for rlan roglass co ndath glana, fodire duib sTs, ba büan a cliis, griän mara.

XXIII.

134 Eäisit di chein for muir n-ingnad amal niulu, duine foib crotlio coir, cid bad cliiunu?

135 Isin tlr-sin forsa mbätar inna döini

böi beist angbad i crunn gablach cen nach cöili.

136 Adreth fiadaib in beist birach aracanam rodam iTada, täich i clana üad ind alam.

137 Täich la sodain in büachaill balc, ni bo mailliu, arnächrossad in beist bossach, gnim as gainniu.

XXIV.

138 Ba d' ingantaib inna fairgge fordarala inis accrad, älaind attrab, ös moing mara.

139 Rohl fairgge mür de deccraib imma fuirind, raisit impe, ba crich einte cen nach cuiriud.

140 Eigsit inipn druing dein döine de maig mellach, batar dlchrai cuiri gribdai oc a sellad.

141 Cosmnil leo fri drungu döine dia rotairngred imdell n-oirgne d' foirinn fairgge, coscor aignech.

142 Dosndlubraiced ben mongiind min cnöaib cäinib, bertis leö, ba gnim i ceo, massu mainib.

XXV.

143 Adciat lar teclit a cröis churaig, sainred secda, assa rethed sruaim slän solus, dorns lecda.

144 Cingid tnag den tsriith tar insi, nirbo bine, atraig, ba solus, co dorus n-alaind n-aile.

145 Rethed doib asin tsruth-sin läse balc bedcach, nicon antais ce noantais oc a tregtad.

158 KÜNO MEYER,

146 Amser domnaig nicon retlied in sruth slän-sin dond essergiu airdirc amru, cadlii ;i ngräd-sin.

147 Rucsat imbed ind eise amrai inna curach, roslä lar sin for rian roglacli tonn dian dulach.

XXVI.

148 Räisit Tar sin du dosfairced ösind romuir secda sainreth cona laindrecli arggait sobuil.

149 Assa muUuch inna oclitslisne cen clnardath, sretha fabaig, iTn arggait bäin tar säil siarmag.

150 Luid in curach for a mörmocoll ind llna, lemmenn lüatha, batar büadcha inna brlga.

151 Cia rocluintis guth min mörmass di licc laindrecli,

nl tuic nech dib cia gnlm co mbrig sonaisc slaindecli.

152 Nicon fintais ciasu mör sessän nodräded, im bo duiue fa nech aile ataglädad.

153 Letrais Dlurän dend licc laindrech, fedma fedil, cöic leth ungae, ba sl trummae, ar mbad dem in.

154 Dosrat lar sin for altöir Pätraic bind büadaig ar mbad demin a fir fedil fiadnaib slüagaib.

xxvn.

155 Lotar lar sin d' insi ingnaid ös rTan romra for coiss iäirn, nl bo dläirni, all fri liomna,

156 Tain roföidset techta üadaib isin n-inis,

nl frlth dorus ar mbad solus tonn ös trilis.

157 Acht domuintis ba i n-ichtur, cein ba solus, inna coisse mäire maisse böi a dorus.

158 Arathar indi is cethrae, mellchae möini, cein congairtis nicoscluintis inna döini.

XXVIII.

159 Inis samlaid, tulach indi, dün ndonn ndöinbrass, dia ndarala tar rian reidmass tonn dlan töibglass.

160 Ingenred indi feib delbdai, cruth adcitis, sorchu cach lind fothrocud find oca mbitis.

161 Tänic cuccu mäthair mörmass for eoch aignech,

* * *

161* öir doromalt ind fial findnech, dTan ronairled.

MAELDUINS MEERFAHRT. 159

162 Asbeit friü: 'Dia n-anaid sund, bäs nibbera, sossad söirbrass, tlaclit min möitlimass and fogeba.

163 Tiagu cacli dia iar ndltli ilg do gleüd doine, fairsiung ar sTd, it he fognid sretha söire.'

164 Nach tain nosmbert eolchuire n-oll for rlan roglass, nosmbert for cül, ni cell a ndfln, ben bän ballraass.

165 Foceird doib certli coir for in tüisech,

rolil dia läim, rucad don träig in läech lüisech.

166 Leötha fodeöid läm laich nächa fuirsed,

golais dia n-eis fri rlan roimsech slög dian toirsech.

XXIX.

167 Inis aile dia ndarala tonn den tuili, fidbad üase, cäin a bolad, torad fuiri.

168 Cranna indi amal sailig, sretha söire,

bolgga foraib, ansäe a sseit, meit chenn ndöine.

169 A cirt chrannchuir fromais Mäeldüin süg na mbolgg-sin, ocus faceird i siiau samdae, amrae in t-ordd-sin.

170 Conmescat süg inna mbolgg-sin ocus uisce,

ba sasad slän, lind mbiüdech mbän, ba gnim cuiscle.

XXX.

171 Lotar Tar sin la seöl ngäithe, gäir cen tuili, nl seolad fann, füaratar and insi n-aili.

172 Eclais indi inna medön, cech iris, clerech sruith sen, is e fer böi isind inis.

173 Doluid cuccu in clerech glasslTath, clothach töiden, lotar dia läim, senais don däim a tlr Göidel.

174 'Can duit', ol Mäeldüin, 'a chlerig chäin co hidan?' Asbert co glan: 'De muntir dam Brenaind Birar.'

175 Ba hed ecosc inna hinse, tir mbläith mbuidech, loch for a lär, tret mär de chäiiib la fuireth.

176 Iar sin dosnic seig mär mothlach co meit brotha, gesca 'na crub, co ndessid for ur ind locha.

177 Lommairsit eoin äildi aili a crann cuiscle,

cräib chäin co rrath dorat datli nderg forsa n-uisce.

178 Dosiil aquil amra,

en ardd üasal co meit brotha crotha calma.

179 Fothraicis and in t-en dermar, tue in n-aire, ba ferrde a gne, tressaide e for cach n-aile.

160 KÜNO MEYER.

180 Luid issa loch Dlurän leccerd, in leimm ndTartain, ba slän dia cliorp cen chreidim for folt iiä fiaccail.

XXXI.

181 AdcTat Tar sin döini ös maig inse äilde, ba he a mbes iiidi dogres, cliiiche is gäire,

182 Luid fer üadaib d'Iarfaigid dib cid dognitis, nimböi foglass fonn gen combrass oca mbltis.

183 Is e föiter a cirt chrannchuir de muin tuinne

ön tüisech dian, in fer find fial, macc a muimme.

184 Anais leö ocon cluichiu, ba mod mellach, grinne cen taithlech, conaichned som asendath.

185 Trog iartaige in triir brathar, tibtis nämait, CO muntir nun cid öinfer dib nicon tänaic,

XXXIL

18G Segait Tar sin insi n-ingnaid, seöl seng snlmach, inima mböi i niedön mara mür balc brigach.

187 Socliraid in slüag, toicthech in tuath, dür a ndun-sin, tentide in tor, foceird crib cor immon mür-sin.

188 Adcitis dno trisin tor-sin forsin dorus, attrab n-älaind crotha gräduill, sochla solus.

189 Döini cäini, maithi mäini, sretha sotlai,

lestra laindrecli, dergör druimnech, tlachta corcrai.

190 Atacitis ocoud fledöl cen nach n-anad, nicou laimtis ara cuirtis isin calad.

XXXIIL

191 Ö roimräiset co clana la sld subach, immusrala ös moing mara tonn dian dnlach.

192 Atchiat Tar sin for carraic and, alt cen timbi, fer fo chöimi chuirp, mong a fuilt d'etuch imbi.

193 Räisit cuicci, gnim as dann, räd as reiliu,

tri belre mbän bendachais cach dam dia cheiliu.

194 'Can dotrala sund for saile, seöl cen timbi?' Thoraig dam, roböi tan ba coic-se indi.

195 Indmas dermar dobreth dam, ni dril co cairi, slattra ind läthar, inniair brathar do chreicc airi.

196 Lot-sa fechtus d' anacul fir, ba mör bine, asbert guth nöib: 'Na tue in clöin for mo llge!

MAELDUINS MEERFAHKT. 161

197 Ol nia dogiie, bid iflinn duit tan atbelae, lar iidul ar chel rotbla-su nem mani deiiae.

198 Mad a n-adnacul, ni chöimais', gnim as beudii; ba fir la lüad, iTnsai co lüath ür co beölu.

199 Mör nogatainn, ba-sa foglaid. dinaib döinib,

üall, diummus dian romuc for rian, reimni co niuiiiib.

200 Ö roba com möiiiib uilib for säl sruthglaii, ociim nöi ba samlaid böi clerech cruthglan.

201 Asbert: 'Nä teich. fri Rlg nime cuire cairdde! de demnae däil cech leth is län üait iud fairgge.

202 'Feib nondsechi dober do reir, reimm nad mada.' •T'indeb do leir uait i cein i mmoing mara!

203 Eirg i n-ocTan o thalman tlr, targracli diilach.' Asbert anad äitt i ngabad fom mo churach.

204 Cüad medgusci, secht mbairgena, proind co leri,

ön chlerchen glan, secht mblladnai dam forsin tseri.

205 Hi sund amne rogab foss fom curchän ciarda,

ö sin co becht is comsiän cert mo secht mblladna.

206 Cinn secht mblladna and fofrith dam bratän beöda, doburchu glan dasrenga dam, ba gnim deöda.

207 Asburt: 'Ni iss in n-iasc n-om-sa, Dia romsläine, bröig-siii for Elg, focichurr Ich issin säile.'

208 lar sin dobert in chetna Ich, söir slondud; bad chaire, dobrän aile dobert condud.

209 Cöraigsi leir fer crotha ceir, nirbo mele, a läim larom seitsi fladom forsin tene.

210 Secht mbliadnai dam forsin tsist-sin, clü cen saichi, ba comall ngle, domairced e cäin cech laithi.

211 lar secht mblladnaib lar tredan dam, däl as tolgdu, tröcar mo Rl, rombi lethbargen sceo orddu.

212 Messair meite mo choiden glain, is gnlm combrass, cecha aidche, imthairic däl, lind slän somlass.

213 Nimthäraill üacht tess sin gäith guinech, is büadach bann, ö thänac and lam Elg ruirech.'

214 Roausat sin in däm ingnad lasin clerech, rosmböi biäd fo chomlond cert, ba fecht fenech.

215 Lethbargen chäin ocus orddu, alt co mbüadaib, la län coid tänic doib cech fir uadaib.

216 Asbert in sruith: 'Ricfaid bar tlr, bid slän samlaid, ce conrisaid fri bar mbidbaid, ul ramarbaid.'

Zeitschrift f. celt. PhUologie XI. 11

162 KUNO MEYER,

XXXIV.

217 Scuchsait lar sin d'insi alniaig, clothacli gebenn, büadach in bann, füaratar and errig nErenn,

218 Eäisit lar sin inna diäid, daithe däla, tonn tar trilsi cusin n-insi i mböi a näma.

219 Sldaigsit and fri Mäel Dnine dian cacli n-angbad, iar nadmaim fir lotar dia tir, toirthecli targrach.

220 Mör di amru, mör di ingnad, mör di rüine

a scel suilig feib dornirim Mäel dian Düine.

221 Säigul is sld cein nombeo sund üas bitli blogach, sämud subach rombe co mbrig öm Rig rogacli!

222 Ö tliias ar chel rososs for nem sech slög ngergargg i flaith n-angel, clothach cangen, attrab n-erardd.

Ardrl.

223 Imram moltach Maile Diiin dofoirnde ruin richid räin rogab Äed Find foirbrech fial, giian ind ecnai Inse Fäil.

224 Fiche deich, ni dedbol brlg, bid a rrini don chetul cliaid, can a secht riäm fo leith, leg lat a deich, dlgraiss räid.

Ardrl uasal.

Anmerkungen.

1 tuistid domain. Das auslautende 8 bildet zusammen mit dem an- lautenden d Alliteration mit t. Vgl. dieselbe Erscheinung" in der kymrischen Metrik.

2 Es ist zu konstruieren: Nicon bine cia dorimther cruth adclther Ecosc usw.

3 Eine Anspielung auf Joh. XIV, 2 : in domo patris mei {lasin n-athair) mansiones multae (äitti ili) sunt. scchna, die ältere Form für späteres sechnm.

6 träsech, in tj 165 im Reime mit Iräsech. Vgl. Thurn. Handb. § 63.

7 a Uiid ist Konjektur von Thurneyseu.

9 a mböi fo tnäil bezieht sich auf die Sitte, den siebenjährigen Knaben die Haare kurz zu scheereu. Von da ab hiefs man sie gilla.

10 athis adluind 'mit grimmiger Schmähung'.

12 Da der Dichter in § 195 den GPl. bräthar gebraucht, habe ich in bräithre 'Bruders Verwandte' geändert und dann auch mäithre eingesetzt.

15 mör {müir Hss.). In § 30, 70, 110, 134 wird muir neutral gebraucht.

16 findnech 'behaart' kehrt 161b wieder. 19 Zu 7iiam-dmnn vgl. curach donn 33.

I

MAELDÜIN8 MEKKFAHKT. 163

25 csti ngraifne, corr. Bergiu.

28 Zu i ceo vgl. ba gmm i ceö 142.

31 lestra glana 'Krystallgefässe'.

32 tomalt im Reim mit doromat.

35 seöl sonntach findet sich auch in Imrara Snedg. § 23. 37 fo thri. Da die Schreiber döib einsilbig lasen, setzten sie co ein. 41 immesöad inna chroccimn ist wörtlich der Prosa entnommen. 43 ba dia marbad. Ebenso 65, 77, 130.

45 Man beachte das historische Präsens in den ersten drei Strophen des Abschnitts. cäi7}e chumra, wörtlich 'duftende Herrlichkeit', d.i. 'herrlicher Duft'. Vgl. cäi7ie betha 51, cäine bUada 80.

46 gend-tmla 'keilförmige Tiere'? Die Prosa hat geirnmla.

47 in tai7i. Vgl. 103 H.

50 CO fuiriud ardd = mür gel ard im äodain (Prosa). co ndath gssse (auch in § 62) = Imram Snedg. § 65.

53 Hier steht das Abstraktum comet wohl für cotnetaid 'der Hüter des Fleisches war nicht gar gross'.

57 gerän : medän, auch in Imram Snedg. § 9.

62 üaire echlach, wörtlich 'Bote einer Stunde', 'ein schneller Bote', etwa 'ein hurtiger Geselle', mit Bezug auf die Schnelligkeit der Han- tierung.

63 Lies vielleicht airigsi mit L, indem das pron. affixum sich proleptisch auf sruth bezieht.

64 letrais. Als Subjekt ist sruth zu verstehen. ba ger cucawi 'es was ein scharfes Kochen' = amal bid tene nodloscad (Prosa).

66 in chethra as = a mmäithre na llöeg (Prosa).

69 Bergin schlägt vor slond co fobaig for tonn tulaig zu lesen.

73 ed docoisig 'das ist was es lehrt', oder vielleicht doscoisig 'was es sie lehrt'. coisil oder cuisil 'Rat', Lehnwort aus altkymr. casil, das selbst aus lat. co7isilium entlehnt ist.

74 nächafuirsed 'auf das es ihn nicht behindere' kehrt §166 wieder, wo es gleichfalls auf toirsech reimt.

75 lachtais tairsiu 'er schrie lauter als sie'.

77 ansait. Vielleicht ist a^isaite (rel.) zu lesen, mit Sj-nizese von mr.

80 öcboth, üaga corr. Bergin.

81 dirg = diurg, auch in § 90 in beiden Handschriften. 85 hiid echtra airriu 'sie verschwand vor ihnen'.

87 sorchu scelaib, sie leg. Imram Snedg. § 40.

89 gile gesse, vielleicht gili gesse 'mit der Weifse eines Schwanes'.

91 fo inim 'gewunden'.

93 comlad im Reim mit tonnglan.

95 fri'e und fnü gebraucht der Dichter durchaus zweisilbig. linn im Reim mit frinn.

97 dodarälaig (von do-älgaim) = fosnälaig (Prosa). Das pron. iuf. da ist hier und in dodaderaid 99 nicht relativisch gebraucht. arabärach ist die Form der Prosa, die ich hier eingesetzt habe.

99 dobert, mit H und der Prosa.

100 üadaib. Vgl. § 129 und 215, wo es auf bUadaib reimt.

11*

164 KUNO MEYEK,

102 ni ma-räidid 'ihr redet nicht gut', corr. Thurueysen. cen chuit cräbaid, vgl. cen chuit irse, Iinrara Suedg. § 72.

104 cröda : ceolda. Wie der Reim zeigt, sprach der Dichter eo in ceolda mit langem ö.

109 Bergin vermutet ös tonn tulaig.

110 Zu foöm (dagegen fom 112, 203) vgl. foum Thes. II 350, 40; foum derc, ib. 41.

113 is dano crann 'und auch ein Baum'.

116 ordu, d. i. ordu eise (Prosa).

121 cotaoscig usw., corr. Bergin. Vielleicht ist cen na dlgnae zu lesen, da dlgnae wohl urspiünglich Neutrum war.

123 i fail apstal, d. i. am 15. Juli.

125 Bergin schlägt vor Lethbargen doib is orddu eise mrdr niilis. Der Umstand, dafs H tnar statt tnäir liest, scheint für meine Konjektur inmar zu sprechen.

128 tricc a n-imram, corr. Bergin.

130 frithled = frithfled?

135 inna döini, auch in § 158. Vgl. inna druing-sea, Fei. Epil. 285 und s. Thurn. Haudb. S. 281.

141 Da der Dichter leo durchaus als zweisilbig gebraucht, aufser in § 28, ist vielleicht cosmuil leo fri drong nduiiie zu lesen.

142 'Read perhaps dosmbidced and keep sUas\ Bergin.

145 nicon antais usw., ein Wortspiel mit den beiden Bedeutungen von anaim: 'sie säumten nicht, obgleich sie dabei verAveilten sie aufzuspiefsen'.

148 secdae, vgl. § 143.

152 nicon. Beide Handschriften haben nit, das aus nio verlesen ist und die gemeinsame Herkunft von Einem archetypus beweist.

154 fo7- altöir Fätraic, nämlich in Armagh.

157 Salus : dorus. Derselbe Reim findet sich Imram Snedg. § 69.

159 tulach = magillab (Prosa).

162 fogeba, entweder == altir. fogebae mit Übergang zur 2. Sg. oder vielleicht ein idiomatischer Gebrauch der 3. Sg. ' er d. h. jeder von euch wird erhalten'.

166 deoid zweisilbig wie diaid 130, 218.

168 amal iailig. Auch die Prosa hat den Singular.

170 In beiden Hss. ist doib ein sinnloses Einschiebsel, das durch die Lesart na mbolc statt inna mbolc veranlafst ist.

173 clothach toiden. Vgl. clothach röiden, Imram Snedg. § 40.

174 di muntir usw. Vgl. di muintir düinn Coluim Chille, Imram Snedg. § 45. Birar im Reim mit idan. Dieser Ortsname ist ursprünglich Plural. Vgl. Brendain Biror AU 564; abbas Biror, ib. 749; in ftaith a Birraib Brenainn, Lism. L. 3482.

177 lommairsit. Hier haben wieder beide Hss. das korrupte lomair. 180 cur^j . . fult, vielleicht zu corj) . . folt zu ändern. 182 mmbüi Man erwartet die Kopula, wenn ich richtig übersetze 'das gewaltige Gelächter, bei dem sie blieben, war ihm kein Grund zur Freude'. 186 segait, vgl. § 47. 193 belre mbün, i. e. lateinisch.

MAELDÜINS MEERFAHRT. 165

195 inmair, corr. van Hamel.

196 lot-sa, mit stimmlosem d vor s. S. Thurn. Haudb. § 136. Zu meiner Konjektur fir vgl. adnacul ind fir (Prosa).

198 mad a n-adnacid 'was das Begräbnis betrifft'. ba fir la luad 'es wurde wahr (d.h. es trat ein) sowie es ausgesprochen war'.

199 üall dumimus, vielleicht üall diumsach. Die Prosa hat ba mOr dono mo üall 7 mo diutnnuis.

200 nö'i zweisilbig wie in § 19. Es reimt auf böi, wie dl'ib auf rlg, Arch. III 198 § 62, a Räch auf slUag, SR 6739 usw.

206 fofrUli, wohl eine sichere Emendation des handschriftlichen frithi.

209 leir. Lies vielleicht ind Icir (Adv.), worauf das siyi der Handschrift hinzuweisen scheint. fer crotha ceir d. i. die Otter.

211: fecht fenech. Vgl. ärusc fenech, Imram Snedg. § 15; rl recht[a\ fetiig, ib. § 44.

217 errig, Acc. Sg. von erreg O'Mulc. 410 = err-fJe^ 'ein geschwänzter Habicht' (aeg f.). In der Prosa ist das Wort mask. (Acc. PI. errchu).

224 leg lat. Vgl. legthar linne, Fel.^ S. 120,4.

Arrowhead Springs, Kuno Meyer.

Kalifornien.

ALTIRISCH COIMAID.

In nom coimmdiu coima SG 204 habe ich früher coima als com-enia gefafst (Rev. Celt. 6, 139; Handb. II 73) und andere sind mir darin gefolgt (Tlies. Palaeohib. II 290). Aber caomsiim coimdi aingel in dem jetzt von K. Meyer abgedruckten Gedicht ZOP 10, 347 Str. 16 zeigt, dafs das unrichtig war. Es hat ein von coim abgeleitetes transitives Verb coimaid 'er behandelt freundlich, ist gnädig gegen' gegeben.

Bonn. R. Thukneysen.

BERICHTIGUNGEN UND NACHTRAGE.

Band X.

p. 274 1. 3 for Fir read Fer

p. 283 1. 2 for na read 'na

p. 284 1. 29 read bolgsronoigh.'

p. 286 1. 2 read nert.'

p. 287 1. 16 add stop after bheimneacha.

p. 290 1. 7 and 291 11. 11, 22 for a^lia/d/i read adh«/^/*

p. 299 1. 6 for an read ar

1. 7 for bretnas read br^tnas

1. 9 for cn(es)lemte read ciarleiwte

1. 17 delete stop after c?em

1. 24 note ^) delete or

1.27 note«) for cn(es) read dar, and delete ^es is ülegihh^ cf ciarlenti ficliet ciartha clartlia comdlütha, Eg. 1782, 23 a (Contribb. s. v. ciar-lene) p. 300 1. 7 delete stop after irco; for da read do(?)

1. 11 insert [42]

1.31 note'J) delete 'fracture etc.

1. 35 note'-) for Ends read End p. 301 1. 23 read faithib.'

1. 30 for seisir read seiser p. 303 1. 3 for dilgiae read doeilgi

1. 27 read comrug.'

1. 28 delete inverted comma after leo. p. 3U7 1. 4 from below for memelaigh read newelaigh.

R. I. B.

BERICHTIGUNGEN UND NACHTRÄGE. 167

S. 438 ff. Als mein Aufsatz gedruckt wurde, kounte ich wegen der Stockung des Verkehrs nicht wissen, dafs Lucius Gwyun das angebliche Gedicht von Cinaed ua h-Artacain eben in Eriu VII 2 (1914) S. 210 ff. herausgegeben hatte; es seideshalb hier ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht. Er hat übrigens die Fälschung nicht als solche erkannt und zieht daher einige unzutreffende Folgerungen für die Entwicklung der Sage; auch läfst er Cinaed i. J. 987 statt 975 gestorben sein.

R Th.

Band XI.

p. 55 1. 3 for Conn read lonn

M. P.

S. 57 Str. 6 und S. 58 A. 1 statt cuinde lies ciuinde 'die sanfte'.

S. 62 Z. 2 statt ecradh lies ec[h]radh und S. 66 Z. 8 v. u. 'das Pferdegespann eines edeln Wagens'.

S. 72 Z. 6 Y. u. und S. 73 Z. 10 v. u. statt mac lies maic.

S. 86 Z. 3 statt soisil lies söisil.

S. 99 A. 5 soad ist wohl neuir. gäl. sögh 'Ausgelassenheit, Üppig- keit, Wonne'. ^ rpj^

HANS hessp:n t.

Unser Mitarbeiter, Dr. Wilhelm Fritz Johannes Hessen, hat am 29. September 1915 als Leutnant in der Champagne den Tod fürs Vaterland erlitten. Am 12. Januar 1889 zu Cöln-Deutz geboren, war er vor dem Krieg zuletzt an der Universitäts- Bibliothek in Freiburg i. B. beschäftigt. Seine verschiedenen Arbeiten zeichnen sich vor Allem durch die sorgfältige, möglichst vollständige Sammlung des Stoffes aus, was der Keltologie in erster Linie nottut; jede bedeutet daher einen Fortschritt unserer Erkenntnis. So seine Doktordissertation 'Zu den Umfärbungen der Vokale im Altirischen' (ZOP 9, 1); 'Die konsonantische Flexion in den Mailänder Glossen' (Idg. Forsch. 30, 225); 'Beiträge zur altirischen Grammatik' (KZ 46, 1). Zuletzt hatte er die vor- handenen lexikalischen Hilfsmittel des Alt- und Mittelirischen auszuziehen begonnen, um ein handliches AVörterbuch daraus zusammenzustellen, ein dringendes Erfordernis unserer Wissen- schaft; das bleibt nun leider wenigstens zunächst unvollendet.

RTh.

,^^f

SPUREN VON GERMANEN IM ALTEN IRLAND VOR DER WIKINGERZEI1\

a) Caiici.

Nach Ptolomäus (Mitte des 2, Jahrli. nach Chr.) sollen an der mittleren Ostküste Irlands die Manapn und nördlich von ihnen die Caucl gesessen haben.

Man hat schon lange erkannt, dafs diese Manapn den belgischen Ilcnapn am Westufer des Niederrheins entsprechen, wogegen die Caiici den germanischen ChaucM. {zu germ.*haiiha - 'hoch') gleichgesetzt werden müssen, die östlich vom Niederrhein, zwischen Ems und Elbe wohnten. Dafs germanische Chauchi bis nach Irland gekommen seien, darf uns nicht Wunder nehmen, da diese die ersten germanischen Wikinger sind, von denen uns die Geschichte zu berichten weifs, denn sie haben schon im 1. Jahrh. nach Chr. die Küsten Galliens verheert. Sie waren eine der stärksten germanischen Völkerschaften des westlichen Deutschlands. Ihre Nachbarschaft zu den Manapn in Irland wäre also an und für sich nicht unglaublich, wird uns aber sehr leicht erklärlich, wenn wir in Betracht ziehen, dafs sie auch am Festland unmittelbare Nachbarn der Menapil waren, da ein Teil von ihnen nach Plinius (Hist. Nat. 4, 101) i) einige Inseln zwischen Helinium und Flevtim, den beiden Rheinmündungen, in Besitz hatte, wo sie sich offenbar nach Wikingerart niedergelassen hatten. Da Kelten und Germanen damals einander in jeder Be- ziehung sehr nahe standen, was namentlich für die nördlichen Kelten zutraf, so werden wir annehmen dürfen, dafs jene ChaucJn vielleicht schon vor ihrer Auswanderung nach Irland keltisiert worden waren; sind doch nachweisbar manche belgische Kelten- stämme germanischer Herkunft.

^) Auf diese Stelle machte mich erst Herr Prof. Much aufmerksam.

Zeitschrift f. celt. Plülolocrie XI. 12

170 JULIUS POKOKNY,

Die Richtigkeit der Angaben des Ptolomäus in Bezug auf die Manapil hat schon John Mac Neill nachgewiesen, der sie in dem irischen Volk der Manaigh (Monaigh) und Fir Manach (Monach) wiedergefunden hat; das auslautende -aim dürfte mit Hilfe der bekannten Lautsubstitution von 2j zu gu zu -aquii und weiter durch Angleichung an das häufige Suffix -alä zu -ahl, später -aigh Gen. Plur. -ach, umgestaltet worden sein.

In geschichtlicher Zeit sitzen die Manaigh in der Gegend von Belfast und die Fir Manach (auch Manaigh genannt) haben der Grafschaft Fermanagh den Namen gegeben. Die erstgenannten Manaigh zerfallen in vier Hauptgruppen: Cenel Mdelche, Cenel Cridain, Cenel Lainäinin und Bredach. Die Gruppe der Bredach wieder gliedert sich in Cenvl Dogfa (= Dohtha?), Claim Cor- crdin, Ui Tacdin und Ärtraighe.

Wie Orpen (Proceed. Roy. Ir. Acad. XXXII c 3) wahrschein- lich gemacht hat, entspricht der bei Ptolomäus genannte Fluls Modonnus, nahe dessen Mündung der Hauptort der Manapil gelegen haben soll, dem bei Arklow mündenden Avonmore, während der Fluls Ohoha dem Vartry bei Wicklow gleichzusetzen ist der moderne Name Ovoca ist künstlichen Ursprungs. Da andererseits die Burg des Forgall Manach 'Forgall (des Herrschers) der Manapier' des Schwiegervaters Chulainn's, nach der irischen Sage in Lusk, nördlich von Dublin zu suchen ist, und die Sage Tochmarc Emire (oben III 229 f.) § 53 die Sce[{]nnmenn Manuch (leg. Manach) in die Gegend zwischen dem Boyne und dem nördlich von Balbriggan bei Gormanstown mündenden Delvin River verlegt, werden wir die ursprünglichen Sitze der Manapil irgendwo zwischen Arklow und dem Delvin River zu suchen haben, womit natürlich nicht gesagt werden soll, dals sie jemals den ganzen Küstenstrich im Besitz gehabt hätten; da die be- züglichen Quellen von so verschiedenem Alter sind, werden wir eher eine Verschiebung von Süden nach Norden anzunehmen haben. Es salsen übrigens Manaigh noch in geschichtlicher Zeit auch in der Baronie Slane im östlichen Meath.

Die Vertreibung der Manapil aus ihren ursprünglichen Stamm- sitzen hängt jedenfalls mit der im 3. und 4. Jahrh. nach Chr. erfolgten Gründung der Reiche von Tara (Meath) und Alenn (Leinster) zusammen, die ihre Entstehung einer Invasion aus Britannien verdanken, wobei es unentschieden bleibt, ob es sich um einen Einfall britischer Kelten oder früher dorthin aus-

SPUKEN VON GERMANEN IM ALTEN IRLAND USW. 171

gewanderter oder geflohener irischer Kelten handelt. Zu dieser Tatsache, die zuerst J. Mac Neill in zahlreichen verdienstvollen Aufsätzen im New Ireland Review 1906—7 ins richtige Licht gesetzt hat, stimmen nicht nur die zahlreichen britischen Lehn- worte im Irischen (die bei Pedersen I 23 f. gegebene Liste ist keineswegs erschöpfend), sondern auch der Name des sagenhaften Gründers der Dynastie von Alenn, Cathair Mar, der, wie Kuno Meyer gezeigt hat (Sitzgsber. preufs. Akad. 1913, 448), aus dem britischen cat-air 'Schlachtniederlage' entlehnt sein mufs.

Dabei wurde die ursprüngliche Bevölkerung von Meath und Nord-Leinster, soweit sie sich nicht unterwerfen wollte, nach allen Winden zerstreut. Dafs die Munaigh, bezw. Fir Manach ursprünglich in Leinster wohnen, geht aulserdem noch aus ihren Genealogien und Stammsagen hervor, die uns berichten, dafs sie vordem in Leinster salsen und angeblich wegen Ermordung des Sohnes des Königs dieser Provinz das Land verlassen mufsten. Die Grenzen der Provinz Leinster reichten ehemals, vor den Er- oberungen der Herrscher von Tara, nördlich bis zum Boyne.

Eine Spur des Volkes der Cauci wurde bisher nicht gefunden, doch werden wir eine solche, nach dem über die Manapn aus- geführten, nicht blofs an der Ostküste Irlands zu suchen haben.

Ich möchte daher glauben, dals der kleine Stamm der Ui Cüaich, die nach Hegaus Onomasticon im Gebiet der Ui Bairrche Muighe Aübhe, d. h. im östlichen Teil von Queens County oder im westlichen Teil der Grafschaft Kildare wohnten, einen Eest der alten Cauci darstellte, die durch die Ausbreitung der Reiche von Tara und Ailenn nach Westen zurückgedrängt wurden.

Der Name Ui Cüaich ist eine Neubildung, dadurch entstanden, dals man zu dem alten Namen Ciiaich (aus Caucl) einen eponymen Ahnherrn *Cüach erfand ebenso wurde für die Manaigh ein künstlicher Ahne Manach geschaffen und dann nach dem Aufkommen der Stammnamen mit Ui (vgl. Mac Neill, Proceed. Roy. Ir. Acad. XXIX c 4, § 52 f.) den Namen Cüaich in 'ui Cüaich umwandelte.

b) Coriondt.

Das Volk der Coriondt, das von Ptolomäus an die Südost- küste Irlands versetzt wird, wo es nördlich von den Manapil und südlich von den Brigantes begrenzt wird, mufs die nördliche Hälfte der Grafschaft Wexford innegehabt haben, da die Brigantes

12*

172 JULIUS POKORNY,

nicht nur an der Südküste, sondern auch an der Ostküste Irlands salsen, also auch den südlichen Teil von "Wexford besetzt hielten.

Da die Manapier Belg-er sind und die Brigantes jedenfalls aus Britannien!) eingewandert sind der in späterer Zeit im südlichen Wexford sitzende Stamm Tüath Fhidhgha wird aus- drücklich als britischer Volkstamm bezeichnet läge es nahe, auch für die Coriondi ähnliche Herkunft anzunehmen.

Aber der Name kann überhaupt nicht keltisch sein, weil ein -nd- Suffix den keltischen Sprachen gänzlich unbekannt ist. Wir können auch nicht annehmen, dafs es sich um eine Ver- schreibung oder ungenaue Wiedergabe eines ursprünglichen *Coriontes handelt, da die unten erwähnten irischen Namen die Form Cuirenn- enthalten, die nur aus Coriondo- hervorgegangen sein kann; vor altem t hätte das n schwinden müssen. Man könnte schlief slich daran denken, dafs wir ein Wert aus der Sprache der Urbewohner vor uns haben, aber da die Südostküste Irlands zu den am frühesten keltisierten Teilen der Insel gehört, ist auch diese Annahme nicht wahrscheinlich.

Hingegen legt uns die Nachbarschaft der belgischen Manapn, die mit den germanischen Caucl von den Eheinmündungen herüber- gewandert sind, die Frage vor, ob wir es nicht eher mit Germanen zu tun haben, da es ja sehr gut denkbar ist, dafs mit den Caucl auch andere unternehmungslustige Germanen die Fahrt nach Irland mitgemacht haben, wenn es sich nicht vielleicht dabei nur um eine der zahlreichen 'Cauchorum nationcs' handelt, in die nach Vellejus Patercuhis 2, 106 die Chauclii zerfielen.

Herr Prof. Much teilt mir nun mit, dafs ihm die Coriondi schon seit längerer Zeit in dieser Hinsicht verdächtig erscheinen, und dafs er vermutet, dafs es sich in diesem Falle nur um die keltische Umbildung eines germanischen *Hariandiz (d. h. chari- andiz) handelt, das 'die Heerenden' bedeutet, ein Name, der sehr gut auf Seeräuber passen würde; ich möchte auch den Namen der Uarii, eines Stammes der germanischen Lugil vergleichen, der ebenfalls zu *harja- "Heer' gehört. Dafs dann ein germanisches *chariandiz bei der Keltisierung dieses Stammes durch Angleichung an das gleichbedeutende keltische corio- 'Heerhaufen' in Coriondi um- gestaltet worden sei, ist ohne Schwierigkeiten anzunehmen. Diese An- gleichung kann schon auf belgischem Boden vor sich gegangen sein.

1) Hier sind sie der hervorrageudste Stamm im späteren Nordenglaiid.

SPUKEN VON GERMANEN IM ALTEN IRLAND USW. 173

Bemerken möchte ich hier noch, dafs der Dat. PI. Corannaih, Corrcndaib (Tain. Index), den Mac Neill zum Namen der Coriondl stellt, nicht dazu gehören kann, da das o vor i zu u werden mufste und dieses u schon wegen der Assoziation mit cuire gewifs erhalten geblieben wäre. Ebensowenig lälst sich der Name Corcu Cuirnd hierherstellen, da Guirnd, Cuirnn nur auf *curni, keines- falls aber auf corionäi zurückgehen kann, dessen zweite Silbe in jedem Falle erhalten bleiben mufste.

Der Name der Coriondl ist nicht nur im Namen des Staates Cuirenrige (Hogan, Onomasticon) erhalten, der auf *Coriondo- rlgion 'Reich der Coriondi' zurückgeht, sondern auch im Namen der Inis Cuirennrighe 'die Insel von CuirennrigJie' die bei Tiger- nach A. D. 732 erwähnt wird. Hogan hat diese Stelle in seinem Onomasticon übersehen, wo er nur eine Inis Cuinrigi anführt; hier ist zweifellos entsprechend der vorliegenden Variante richtig Cuirinrigl zu lesen. Aus den betreffenden Texten geht hervor, dafs Avir die Inis Cuirennrighi (sie leg.) ins Gebiet von Wexford versetzen müssen, wo dann auch der Staat Cuirenrige gesucht werden miils, was alles zu den Angaben des Ptolomäus über die Coriondi trefflich stimmt.

Hierzu gehört ferner noch der Geschlechtsname 3Iocii Ciirin (Thes. Pal. il 274), 'von der Nachkommenschaft des Citren (*Cori- ondos)', in welchem Curin den Genetiv des Namen des eponymen Ahnherrn der Coriondl darstellt. Dafs hier schon in einem ar- chaischen Text (Adamnän's Vita Columbae) auslautendes nd als n (= nn) erscheint, ist nicht weiter merkwürdig, weil nd und mb im unbetonten Auslaut sicher damals schon zu nn und mtn geworden waren; vgl. im selben Text Columm (S. 272) neben Columh.

c) Ga(i)ling iiud Ga(i)liiiin.

Das Volk der Ga(i)ling, die dann im Mittelirischen mit Übergang in die Jo- Deklination Ga(i)lenga genannt werden, mufs in frühgeschichtlicher Zeit nach den in Hogans Onomasticon (s. v. Galenga) und bei Mac Neill, Duanaire Finn LV, sich findenden Angaben im äufsersten Norden von Meath, in der Baronie Mor- gallion, ferner im nördlichen Teil der Grafschaft Dublin, am Nordufer des Liffey bei Glasnevin, aufserdem in Carbery, in der Grafschaft Kildare. am rechten Ufer des oberen Yellow River gesessen haben; ein Zweig von ihnen findet sich auch in Connaught,

174 JULIUS POKORNY,

Östlich vom Loiigli Conn. Ihre weite Yeiteiluiig deutet auf ein ähnliches Schicksal hin, wie es die Manajm betroffen hat. Zu beachten ist, dafs sie (YBL 460) ausdrücklich als Fremde (dcoraid), d. h. Einwanderer, bezeichnet werden.

Als fremde Einwanderer werden auch die Ga(i)Uiiin be- zeichnet, die der irischen Sage nach mit Lahraid Lomgsech aus Gallien nach Irland gekommen sein sollen, wo sie in späterer Zeit im Osten des Liffeytales bis zur See, dann in Offalj'', im Norden von Kings Connty, in Ossory und im östlichen "\\'exford und südlichen Wicklow safsen. Sie werden bei Keating (Ir. T. Soc. IV 201) ausdrücklich als Nicht- Galen bezeichnet. Der Unter- lauf des Liffey bildet die Grenze zwischen einem Teil der Ga(i)Unin und der Ga(i)lmg.

Über den Namen der Ga(i)lnnn ist viel Unrichtiges ge- schrieben worden. Die Ansicht von D'Arbois de Jubainville (Rev. Gelt. XXVIII 32 f.), dals der Gen. Plur. Galian, der in der Tdin (Windisch, 519, 526) mit giall und grian reimt, auf einen alten Nominativ *Gcüidin hinweise, der aus *Galliäni, einer Ab- leitung von Gallia entstanden sei, erweist sich schon bei Be- achtung der elementarsten Lautgesetze als unmöglich, da * GalUäni altirisch nur *Ga(i)lUnn (vgl. cailig 'Hähne' aus caliää), Gen. *Gaillenn ergeben haben könnte. Ebensowenig beweist der Reim Galian : giall, da er sich in einem Gedicht findet, das schon durch die durch den Reim mit fainle gesicherte Form gairbe (altirisch müfste es garbae lauten ; die Palatalisation der Lautgruppe rh(h) kann erst mittelirisch erfolgen) als mittelirisches Erzeugnis ge- kennzeichnet wird. Die Form Galian ist nichts anderes, als eine dialektische Leinsterform, wie ähnliche in der Täin schon wieder- holt nachgewiesen wurden. Im Südirischen ist nämlich das Ersatz- delmungs e regelmäfsig in der Aussprache zu 'la geworden, also altes tren 'tapfer', sprich trian, fer 'Gras', sprich flar usw. Wir werden später sehen, dafs es auch noch andere Beispiele in der Täin für derartige Dialektformen gibt.

Der verschiedentlich belegte Nom. Plur. Ga(i)liuin, Ga(i)l€oin, Ga(i)lioin weist überdies deutlich auf eine Grundform *Galigni hin, da sich nur dadurch die verschiedenen Formen erklären, denn auch cu(i)liuin 'junge Hunde', das auch als cu(i)leoin, cii(i)liom auftritt, mufs unbedingt schon wegen des cymr. cohvyn auf *coUgm zurückgehen; auch bei diesem Wort finden sich im Mittelirischen neben Formen auf -en dialektische Formen auf

SPÜREN VON GKRMANEN IM ALTEN IRLAND USW. 175

■tan. Der Gen. Plur. zu Ga(i)Uum mufste lautgesetzlich Ga(i)Un lauten und Ga(i)lian ist nur dialektisch, ebenso wie z. B. der Nominativ Sing. cu(i)Uan (neben cu(i)lcn), aus dem dann durch Analogiebildung das moderne cuiledn entstanden ist.

Wenn wir nun die erschlossenen Grundformen der Völker- namen d.ev Ga(i)ling und Ga(i)Uuln nebeneinander stellen, so ergibt sich eine merkwürdige Ähnlichkeit: *Galmgl und *Galignl machen den Eindruck, als wären es nur verschiedene Ausdrücke für denselben Xamen. Verstärkt wird der Eindruck noch dadurch, dafs beide Völker am Liffey aneinander grenzen und beide in der irischen Überlieferung ausdrücklich als Einwanderer bezeichnet werden. Aus einem Schreibfehler kann die Differenzierung beider Namen nicht entstanden sein, weil zur Zeit, als die Ähnlichkeit beider Namen am gröfsten, also gn noch erhalten war, die Schreib- kunst in Irland noch nicht allgemein verbreitet war und aulserdem beide Völkernamen sehr häufig an den verschiedensten Stellen überliefert werden. Aufserdem kann Galingl unmöglich ein irischer Name sein, da ein Kompositum wegen des Ga- ausgeschlossen und ein w(;-Suffix den keltischen Sprachen unbekannt ist.

Wir werden förmlich auf das Germanische hingestofsen, wo das w^- Suffix so aufserordentlich häufig ist. Die Anwesenheit germanischer Stämme haben wir oben auch schon nachgewiesen. Die Sache wird sich so verhalten, dals ein germanischer Stamm der "^Galingl, oder vielmehr ein Teil dieses Stammes im Munde der keltischen Nachbarn *Galigm genannt wurde, eine Um- gestaltung, die sehr wahrscheinlich ist, da das Suffix gn in den keltischen Sprachen sehr häufig vorkommt, während sie ein ng- Suffix nicht kennen. Ebenso haben es ja die Römer gemacht, für die das Gleiche wie für die Kelten gilt: die germanischen Stämme der Marsingl und Beudingt werden bei Tacitus in lateinischer Umbildung Marsigrn und Eeudigm genannt. * Galingl könnte die o- Stufe (o ist germanisch zu a geworden) der ger- manischen Wurzeln gel 'rufen' oder gel 'schneiden' enthalten.

Ebensogut aber können wir den umgekehrten Vorgang annehmen, dals es sich nämlich um einen keltischen Stamm der *Galigm gehandelt habe, dessen den germanischen Coriondl oder Chauclü benachbarter Teil von diesen *Galingi genannt worden sei, während im übrigen der Name *Galigm bewahrt blieb. Auch nach der völligen Keltisierung der irischen Germanen kann dann die Doppelheit der Bezeichnung erhalten geblieben sein.

176 JULIUS POKORNY,

Mit dem Ausgeführten steht durchaus nicht in Widerspruch, dafs die Gu(i)Uuin gelegentlich als Fir Bolg bezeichnet werden und ein Yasallenstamm waren, den Herrschei-n von Ä(i)lenn in Nordleinster Untertan, Vor dem Eindringen der sogenannten milesischen Eroberer, der Herrscherhäuser von Tara, Alenn und Cashel, die sich in der Zeit vom 4. bis 7. Jahrh. n. Chr. fast ganz Irland unterwarfen, und die ihre Abstammung von einem gemeinsamen Ahnherrn 3Iü herleiteten, obgleich ursprünglich nur die Familie von Tara darauf Anspruch erheben konnte (oben VIII 313), bezeichnete der Name Fir Bolg freilich nur die Stämme der unterworfenen Urbewohner, später aber wurde er auch auf die vormilesischen keltischen (arischen) Stämme ausgedehnt, soweit sie von den Milesiern zu Vasallen gemacht wurden. Es gab also auch keltische Vasallenvölker, und ein solches oder ein ursprünglich germanisches Volk waren auch die Ga(i)luim, deren aulserordentliche Tapferkeit in der Täin rühmend hervorgehoben wird. Möglicherweise handelt es sich hier auch um. von ver- bannten irischen Königen herbeigerufene und angesiedelte Söldner, wodurch sich ihr Vasallenverhältnis unbeschadet ihrer Tapferkeit leicht erklären würde. Die bekannte Sage von Lahraid dem 'Ver- bannten' (oder 'Seefahr'er'), der sie aus Gallien nach Irland gebracht haben soll, kann sehr wohl einen Kern von Wahrheit enthalten.

Dals die Datierung der Ankunft der Ga(i)liuin, wie sie D'Arbois de Jubainville versucht hat (Eev. Celt. XXVIII 32 f.), unhaltbar ist, hat Orpen (loc. cit. S. 50 Anm.) sehr richtig bemerkt; das 3. Jahrh. v. Chr. ist entschieden ein viel zu früher Zeitpunkt. Orpens weitere Bemerkung, dals aus den bei D'Arbois angeführten Lesarten fer Menia oder fer 3Iorca, aus deren Land Labraid gekommen sei, auf eine ursprüngliche Lesart Ar(e)morica oder ähnlich geschlossen werden müsse, verdient jedenfalls Beachtung, wobei natürlich Ar(e)morica in weitestem Sinne aufzufassen ist. D'Arbois' Vermutung, dals Menia in der gesprochenen Sprache aus Menapia entstanden sei, ist ganz unhaltbar, da nach der hier üblichen Lautsubstitution das p wie im Völkernamen durch c(h) ersetzt worden wäre; es könnte sich höchstens um einen Schreibfehler handeln, wobei aber wiederum die Form Morca unerklärt bliebe; ebenso steht auch nach Orpen in der angel- sächsischen Chronik Armenia anstatt des Armoricano bei Beda!

Orpens Ansicht, dafs später der Name Ga(i)liuin alle britischen- und gallischen Einwanderer in Südostirland bezeichnet

SPUREN VON GERMANEN IM ALTEN IRLAND USW. 177

liabe^), ist recht wohl glaublich, um so mehr, als der Stamm tuath Fhidhgha, der im Gebiet der Brigantes liegt, später ebenfalls als zu den Ga(i)liuin gehörig- genannt wird. Es handelt sich dabei natürlich erst um eine spätere Begriff serweiterung, wie wir sie ähnlich bei den Fir Bolg kennen gelernt haben, denn wir werden nicht annehmen dürfen, dafs die als Seeräuber ge- fürchteten Germanen sclion nach ihrer Ankunft in Irland Vasallen der Kelten geworden wären, im Gegenteil. Der Name der Ga(i)Hnin, die ursprünglich gewifs nur einen eng begrenzten Volksstamm bezeichneten, der von den Xachbarfürsten unterjocht worden war, wurde vielmehr später unterschiedlos auf alle jene Stämme Südostirlands, ob Vasallenvölker oder nicht, ausgedehnt, deren verhältnismäfsig späte Einwanderung man noch in Er- innerung behalten hatte. Viel wird dazu auch der sprachliche Gleichklang der Namen Gaul {= Galli) und Ga(i)Uuin {= *Galigm) beigetragen haben.

Dafs es sich um einen ursprünglich germanischen Stamm handelt, dafür läfst sich vielleicht noch ein anderer Anhaltspunkt geltend machen, den ich hier allerdings nur mit grölster Reserve vorbringen möchte.

Wenn die *Galmgl mit den Coriond't, Caucl und Manapii von den Rheinmündungen nach Irland hinübergesetzt sind, so wäre nämlich zu erwarten, dafs wir auch auf germanischem Boden Spuren ihrer Anwesenheit vorfänden. Ein germani<5cher Stamm der Galingi ist uns allerdings nicht überliefert, aber einige in Förstemann's Namenbuch II s. v. Gal verzeichnete sehr alte Ortsnamen könnten vielleicht auf einen derartigen Stamm- namen hinweisen, um so mehr, als sich alle diesbezüglichen Örtlichkeiten in der Nordwestecke des deutschen Reiches, in Westfalen und im angrenzenden Holland finden, also gerade ZAvischen Niederrhein und Ems, zwischen den Stammsitzen der belgischen Menap'n und der germanischen Caucl.

Es sind dies besonders die Namen Galing-hem, heute Gelli- kum in Gelderland, Geling -ihorpa (älter *Galing-thorpa), heute Gellentrup bei Waderslow, gleichzeitig der Name einer Wüstung bei Pömbsen und eines Hofes bei Westerkappeln, und Gelinge- huson, auch Gallinchusen geschrieben, in der holländischen Provinz

') Die ganze Provinz Leinster wird sogar nach ihnen Coked nGa(i)lian (recte Ga(i)Un) benannt.

178 JULIUS POKOKNY.

Drenthe und in Westfalen in der Nähe von Marsberg. Also Galing-liem "das Heim der Galin(fi\ GelnKj-thorpa 'das Dorf der GalimjV u. s. f. Der gelegentliche Mangel des Umlauts von a zu e kann auf das hohe Alter der betreffenden Belege zurück- zuführen sein.

Schwieriger ist nur der Wechsel zwischen l und II innerhalb derselben Namensbelege, sowie das U im heutigen Gellikura und Gellentrup. Aber diese Namen scheinen mir nicht zu beweisen, dals die alten Belege mit einfachem l nur eine ungenaue Schreibung für II darstellen, sondern es wird sich eher um aus verschiedener Zeit stammende Formen handeln, möglicherweise auch um dialek- tische Verschiedenheiten, da wir ja auch im Neuhochdeutschen Belege dafür haben, dals alte kurze Vokale in offenen Silben bald als solche erhalten, bald gedehnt werden, was im ersteren Falle Verdopplung des Konsonanten bedingt, also z. B 'Eller', alid. elira neben 'hehlen', ahd. liclan, 'schillern' neben 'schielen', 'Füllen' neben nihd, vülin, usw. Ein weiteres Beispiel für Ver- dopplung des Konsonanten nach kurz gebliebenem Vokal wäre das schwäbische ülen 'Beule' zu urgerm. *ilil), dem A^'andel eines alten Geling- zu Gellen- vergleichbar. Ein Kenner der Dialekte der betreffenden Örtlichkeiten mülste da das letzte Wort sprechen. ^A'enn, wie auch Förstemaun bei Galinghem und Gelingthorpa annimmt, das einfache l als alt erwiesen werden kann, so sehe ich kein Hindernis, in dem Geling- den Volksnamen der *Galingl zu suchen, wodurch dann die irischen Gailing wohl zweifellos als ursprünglich germanischer Stamm erwiesen würden; *Galignl, irisch Gailmin, würde dann eine im keltischen Munde vorgenommene Umgestaltung dieses Namens sein.

Ich bemerke übrigens, dafs auch das Englische die ver- schiedene Behandlung alter kurzer Vokale in offenen Silben kennt; nach Luick (Anglia, Neue Folge VIII 355) ist die Er- haltung der Kürze nur in dreisilbigen Worten als regelmäfsig anzunehmen, indem hier das Streben zur Geltung gekommen sei, dreisilbige Worte in ihi"er Sprachdauer dem Normalmafs des zwei- silbigen Wortes anzugleichen, wobei zwei kurze Silben einer langen gleichzusetzen sind (-•^ = ^^^); auch für das Deutsche liefse sich vielleicht an etwas Ähnliches denken, vor allem aber würde diese Kegel die Verdopplung des l in den genannten Orts- namen erklären, falls auch die umliegenden Dialekte analoge Laut- vorgänge aufwiesen.

SPUKEN VON GERMANEN IM ALTEN IRLAND USW. 179

Auch die Erklärung von Willmanns (Deutsche Gramm. I), der den Einflufs dialektischer Formen, die den folgenden Vokal verloren hatten (wodurch eine schwere Konsonantengruppe ent- stand, die die Dehnung verhinderte), annimmt, um die mangelnde Delmung in offener Silbe vor einem l, r, n der Folgesilbe zu rechtfertigen, könnte in unserem Falle herangezogen werden, um die Entstehung des heutigen U aus älterem l zu erklären.

Der Name der Galingi Heise sich übrigens nicht nur aus der germanischen Wurzel gel 'sclineiden' oder 'rufen' deuten, sondern könnte sogar dieselbe Wurzel, wie das keltische Galates, Galli, enthalten, wenngleich ein solches Wort zufällig germanisch nicht bewahrt ist. Möglicherw^eise aber hat das litauische galingas 'mächtig' nicht nur das »2 (7- Suffix, sondern das ganze Wort aus dem Germanischen entlehnt, wodurch eine germanische Wurzel gal 'mächtig' belegt wäre, die wie das keltische gal auf idg. *ghal-, oder, falls jenes auf ghll- zurückginge, auf idg. '^ghol-, die ö- Stufe der gleichen Wurzel zurückgeführt w^ erden könnte.

Wenn ich mit meiner Deutung der Herkunft der GaiUmn Recht behielte, so müfste dann auch der Sagenheld Finn, der ja diesem Volke entstammt, als Germanensprölsling angesehen werden, wodurch die Meinung Zimmers, allerdings in ganz anderem Sinne als er vermutete, auf einmal bestätigt werden würde.

d) Fomorier.

Wie das Wort fomliair im Neuirischen und Gälischen sowohl 'Riese' wie auch 'Seeräuber' bedeutet, so wird das mittelirische fomair (durch Volksetymologie foniöir) ebenso von einem mythischen Riesenvolk, wie von germanischen Wikingern gebraucht. Dafs man im 10. Jahrhundert so w^eit gehen die ältesten Belege für Fomorier -Wikinger zurück (z. B. LU 126 a 11 41 und 89 b 33 39, 90a 3 9) ' die fürwahr recht wenig mythischen Wikinger zu einer Zeit, als sie sich im ganzen irischen Volks- leben sehr deutlich fühlbar machten, einem mythischen Riesenvolk der Fomorier gleichgesetzt haben soll, wie man bisher allgemein annahm, ist mir stets sehr unwahrscheinlich vorgekommen, weil in solchem Fall seit dem letzten Auftreten der geschichtlichen Wikinger doch eine längere Spanne Zeit verflossen sein müfste, damit ihre 'Mythisierung' in der Volksüberlieferung hätte stattfinden können.

180 JULIUS POKOKNY,

Diese meine Vermutung ist unterdessen zur Gewilslieit ge- worden, da in einer zuerst von Kuno Meyer (Alteste ir. Dichtung II 6) herausgegebenen Strophe von einem König der irischen Bomnainn erzählt wird, dafs er 'die Talgriinde der Fomorier verheerte'. Da diese Strophe aus äufseren und inneren Gründen im 6. oder 7. Jahrhundert gedichtet worden sein mufs und jeden- falls vor die Wikingerzeit fällt, geht daraus deutlich hervor, dafs diese Fomorier ein wirkliches Volk gewesen sein müssen, das wahrscheinlich den Bomnainn benachbart war; der Herausgeber vermutet wegen der 'Talgründe', dafs es sich vielleicht um die an Tälern reiche Grafschaft Wicklow gehandelt habe und ver- gleicht den Namen der gallischen Morini, ferner lit. pa-marionis 'Strandbewohner' und preuls. po-morje 'Pommern', so dafs Fomair ursprünglich 'Meeresanwohner' bedeutet haben wird.

Dafs dieses Volk, dessen man sich im 7. Jahrhundert noch erinnerte und das wahrscheinlich in der Folgezeit in gewaltsamer oder friedlicher Weise von den Nachbarstämmen aufgeteilt wurde, im 10. oder 11. Jahrhundert mit einem mj-thischen Eiesenvolk zusammengeworfen wurde, ist dann leicht möglich.

Merkwürdiger ist es schon, dafs auch die Wikinger mit dem Namen dieses vergessenen Volkes bezeichnet wurden, eine Tatsache, die ich mir nur dadurch erklären kann, dafs ich an- nehme, dafs jene Fomorier in der Tat auch Seeräuber waren, die sich nach Wikingerart an der Südostküste Irlands nieder- gelassen hatten. Vielleicht können wir sogar noch weiter gehen. Von gallischen Seeräubervölkern weifs uns die Geschichte nicht zu berichten, wohl aber haben wir oben gesehen, dafs sich schon vor dem 2. Jahrh. n. Chr. ein solches germanisches Seeräubervolk, die Caiict, an der Südostküste niedergelassen hatte. Die Ver- mutung liegt daher nahe, dafs jene Fomorier, die derartige Eigen- schaften besessen haben müssen, dafs sie die Volksüberlieferung später den Wikingern gleichsetzte, am Ende zu jenen Germanen gehört haben mögen, die, wie die Coriondl und Cauci, im 2. Jahrh. n. Chr. an der Küste von Leinster safsen.

Zimmer hat vermutet (Zeitschr. deutsch. Altert. 32, 240 f.), dafs die Sage, nach welcher die ersten Bewohner Irlands fast alle von fomorischen Seeräubern ai'g bedrängt worden wären, durch die Wikingei-einfälle hervorgerufen worden sein soll; eher wird es sich hier um dunkle Erinnerungen an Germanen des 1. und 2. Jahrh. n. Chr., Avie Cauä und GaVmiß, als um nach-

SPUREN VON GERMANEN IM ALTEN IRLAND USW. 181

trägliclie Beeinflussung durch Germaneneinfälle des 9. und 10. Jalirh. n. Chr. handeln.

Vielleicht hilft nns die irische Überlieferung dazu, jenes wirkliciie Volk der Fomorier näher zu bestimmen.

Die Domnainn, deren Nachbarn sie gewesen sein werden, entsprechen natürlich den britischen Dumnonn, die sich in den ersten Jahrhundei'ten n. Chr. an der Ostküste und Xordwestküste Irlands niedergelassen haben. Da sowohl die Malahide- Bucht nördlich von Dublin, wie auch die Mündung des Avonmore bei Arklow den Namen Inher Bomnann führten, werden wir wohl mit Recht annehmen dürfen, dafs sich die Herrschaft der dort angesiedelten Dumnonn nngefähr über diesen Küstenstrich oder eher über Teile desselben, fast genau in der gleichen Gegend, in der vor und neben ihnen die Manapii salsen, erstreckt haben wird.

Wenn wir nun annehmen würden, dafs vielleicht der Name Inher Bomnann für die Mündung des Avonmore jünger ist als der Name der Malahide-Bucht, so könnten wir uns leicht vor- stellen, dafs die Fomorier früher den südlichen Teil von Wicklow innehatten, der ihnen erst später von den Bumnonn entrissen worden wäre. Dem widerspräche aber, dals der südliche Teil von Wicklow nach Ptolomäus im 2. Jahrh. n. Chr. im Besitz der Manapii war, während im angrenzenden nördlichen Wexford die Coriondi salsen.

Wollten wir nicht annehmen, dals die Fomorier eine von Ptolomäus übersehene Völkerschaft oder eine jüngere Invasion darstellen, so bliebe uns also nichts übrig, als anzunehmen, dafs sie nur einen Teil der belgischen 3Ianapii oder der germanischen Corionäi bezeichneten. Wir brauchen allerdings in der oben angeführten Strophe das über die 'Talgründe' der Fomorier gesagte nicht wörtlich zu nehmen und können, da sie auf jeden Fall Nachbarn der Bumnonil und Anwohner der Küste gewesen sein müssen, sie ebensogut nördlich von jenen ansetzen, also in der nördlichen Hälfte der Grafschaft Dublin, so dals sie dann, wenn wir von der Möglichkeit einer späteren Invasion absehen, einen Teil der Manapii oder der Caiici bezeichnet hätten. Ich möchte mich lieber für die nördliche Nachbarschaft entscheiden.

Wie dem auch sei, jedenfalls müssen die Fomorier zu den Manapii in nachbarlichen Beziehungen gestanden sein. Zu meiner Freude werden diese Schlüsse auch durch die irische Überlieferung bestätisrt.

182 JULIUS POKORNY,

Oben war von Forgall Manach (oder Monach), dem Schwieger- vater Cu Chtdainn's die Rede. Die meisten Herausgeber irischer Texte haben Manach mit 'listig' übersetzt, ebenso wie der irische Verfasser des Cöir Anmann. Dafs aber Manach mit mon 'List' nichts zu tun hat, geht schon aus den betreffenden Texten selbst hervor.

So heilst es in der ältesten, spätestens aus dem 8. Jahrhundert stammenden Version von Tochmarc Emire (Rev. Celt. 11, 442 f. Zeile 147): do dun Forgaill Manach, was der Herausgeber irrig in Manaig verbessern will, ferner in der jüngeren Version des 10, oder 11. Jahrhunderts (obeu III 229 f.) § 3: inccen Forcoild Monoch. In der LU Version des Fled Bricrend (Cap. 21, 24, 28) lautet der Genetiv immer Forgaill Manach, auch in Cap. 1 der Geschichte vom Schwein des Mac Da Thö haben H. 3. 18 und Rawl. B. 512 den Genetiv Forgaill Monach. Es ist somit klar, dafs Manach nicht der Genetiv Sing, eines Adjektivs, sondern nur der Genetiv Pluralis des Völkernamens Manaigh (Monaigh) sein kann und dafs Forgall Manach mit Namen, wie Cormac Gaileng, Audi Erann, Mess-Delmann Domnann, die alle den dazugehörigen Völkernamen im Genetiv enthalten, auf gleiche Stufe zu stellen ist. Es mufs also: ^Forgall, der Beherrscher der Manaigh {ManapierY übersetzt werden.

Dieser Forgall der Manapier wird nun ausdrücklich (oben 1112291, §§ 17,48) als Schwestersohn des Tethra, des Königs der Fomorier bezeichnet. Wenn nun auch Tethra zweifellos der Name eines Herrschers der mj^thischen Fomorier ist und auch sein Name, wie mir Herr Prof. Much mitteilt, bis auf das Suffix genau dem des nordischen Riesen ])iasi entspricht (dazu griech. rttga^, usw.), so bleibt es doch von Bedeutung, dafs der König der Manapier als Schwestersohn eines Herrschers der Fomorier bezeichnet wird, da es sich in diesem Falle, vom Namen des bekannten Tethra abgesehen, keineswegs um das mythische Volk der Fomorier handelt, da Forgall der Manapier, der als richis garta 'Flamme der Gastfreundschaft' bezeichnet wird, durchaus nichts unterweltliches an sich hat. Die Stellen beweisen jedenfalls, dafs der Herrscher der Manapier mit einem Herrscher der Fomorier aufs nächste verwandt angesehen wurde; dafs er selbst ein Fomorier gewesen sei, kann man annehmen, aber nötig ist es natürlich nicht, da derartige verwandtschaftliche Beziehungen bei benachbarten Stämmen sehr begreiflich sind.

SPÜREN VON GERMANEN IM ALTEN IRLAND USW. 183

Jedenfalls müssen Fomorier und Manapier benachbart oder teil- weise identisch gewesen sein, was schon aus früheren Erwägungen nahegelegt worden war.

Sehr interessant ist auch die bisher übersehene Stelle in O'Flaherty's Ogj'gia, S. 281 : Cucitlandi uxor Eineria, socer For- gallus Manach, filius liossi Biiß regis Ultoniae, socrus Tethra, filia Ochmandi Fomorii.

Tethra ist also hier irrtümlich als Frauenname verstanden und als Gattin des Forgall Manach bezeichnet worden. Wichtig aber ist jedenfalls, dals auch hier der Manapier als mit den Fomoriern verwandt behandelt wird.

Noch bedeutsamer aber fällt ins Gewicht, dafs als Vater Tethra's der Fomorier Ochmandus genannt wird. Die nötigen Quellen sind mir augenblicklich nicht zugänglich, doch scheint mir ganz klar zu sein, dafs dieser Ochmandus niemand anderer sein kann, als der eponj'me Ahnherr des Tuatli Ochmam[n], auch Tüath F[h]ochmainn genannt, eine der vier Hauptgruppen der von mir als Germanen angesprochenen *Gcdigm (Gailünn).

Die Gaüiuin zerfallen nämlich nach Hogans Onomasticon in vier Hauptgruppen : Tuath Fhidhgha, Tuath Fhochmaind, Tiiath Äithechda und Tuath Brecraigi (so lese ich statt Brecraidi); die bei Mac Neiil (Duanaire Finn LYII) angeführte Stelle, die nur von drei Gruppen spricht, steht damit nicht im Widerspruch, weil dort ausdrücklich nur von den GaiUuin in Lagin Tuath- Gabair, Nordleinster, die Rede ist; Tuath Brecraigi liegt aber in Südleinster, in Ossory, und konnte daher hier nicht erwähnt werden.

Tuath Fhochmainn wird in Offaly, im Norden von Kings County und um den 'Hill of Allen' in Kildare lokalisiert, also in der Gegend westlich vom Oberlauf des Liffey.

Eine Gruppe der GaiHuin wird auf diese Weise deutlich als 'Fomorier' bezeichnet, was im Zusammerhang mit den früheren Erörterungen ziemlich stark ins Gewicht fällt, aufserdem sind diese GaiUuin in engste Beziehung zu den Manapiern gesetzt, was die oben ausgesprochene Vermutung bestätigt, dafs der Name GaiUuin später auf sämtliche eingewanderte nicht-gälische Stämme Leinsters ausgedehnt worden war.

Haben wir schon wegen der Gleichsetzung Fomorier = Wikinger vermutet, dafs das vergessene Volk der Fomorier ein sehr altes germanisches Seeräubervolk, gleich den Cauä und Coriondt

184 JULIUS POKORNY,

gewesen sei, so wird das nunmehr umso walirscheinliclier. Die Lag-e von Tuath Fhochnainn in geschiclitlicher Zeit läfst es nach dem über ^lanapii und Cancl ausgefülirten sehr wahrscheinlich erscheinen, dafs dieser Stamm ursprünglich nordöstlich davon, im nördlichen Teil der Grafschaft Dublin gesessen haben wird, wie ich oben vermutet habe.

In geschichtlicher Zeit ist Tuath Fhochmainn fast unmittelbar den etwas südwestlich davon sitzenden Ui Cuaicli benachbart, die ich mit den Cauci identifiziert habe. Es ist also nicht unmöglich, dafs die Fomorier ursprünglich eine der Chaucliorum nationes darstellten und dereinst an der Nordostküste von Leinster zwischen den Manapii und den Cancl in der Grafschaft Dublin safsen.

Möglich ist natürlich auch, dafs sie, wie Kuno Meyer ver- mutete, südlich von den Manapii in der Südhälfte von Wicklow safsen, doch scheint mir dies mit Rücksicht auf die nach Westen und Süden gerichtete Ausbreitung der milesischen Reiche von Tara und Alenn weniger wahrscheinlich. Eine Wanderung des fomorischen Tuath Fhochmainn vom südlichen ^Mcklow nach Nordwesten hin hat viel weniger für sich, als die von mir an- genommene Wanderung von Dublin nach Südwest, da jene der Ausbreitungsrichtung der milesischen Herrschaft nicht so deutlich entspräche.

Die Gleichsetzung der Fomorier mit einem germanischen Stamm (allerdings ist eine Gleichsetzung mit belgischen Kelten, wie den llanapil nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, doch pafst die spätere Gleichsetzung mit den Wikingern und Seeräubern besser auf germanische Caucl u. ähnl, da wir von diesen wissen, dafs sie schon im 1. Jahrh. n. Chr. ein Seeräuber- volk waren, während wir es von den Manapii blofs vermuten können) erscheint auch deshalb nicht unmöglich, da die Schilderung, die die irischen Dichter von dem Fomorierkönig Flatha entwerfen (Rev. Celt. 12, S. 61), sehr gut auch auf Germanen pafst, allerdings ebensogut auf irische Kelten; es ist vielleicht auch denkbar, dafs Fomorier ui'sprünglich eine ganze Reihe meeranwohnender Stämme, Kelten sov/ohl als Germauen, bezw. keltisierte Germanen be- zeichnete; Genaues läfst sich darüber natürlich nicht sagen, nur das Eine ist sicher: sie stellen zweifellos eine sehr alte Erinnerung an fremde Seeräuber dar und nichts hindert uns, diese als germanische Stämme aufzufassen, die ja nachgewiesenermafsen schon in den ersten zwei Jahrhunderten n. Chr. nach der irischen

SPUREN VON GERMANEN IM ALTEN IRLAND USW. 185

Ostküste gekommen waren, umsomehr, als die Fomorier deutlich als verhafste Unterdrücker und Fremdlinge geschildert werden. Diese können natürlich schon vor ihrer Ankunft zum Teil keltisiert gewesen sein.

Dafs die Fomorier in den irischen Genealogien gar keine Rolle spielen, während sie doch in den übrigen Überlieferungen ziemlich stark hervortreten, deutet darauf hin, dafs sie, die vielleicht die Cauci des Ptolomäus darstellen, entweder abermals den Namen gewechselt haben und später nur mehr Tiiath Fhoch- mainn genannt wurden, oder dafs Fomorier, das ja nichts Anderes als 'Meeresanwohner' bedeutet, ursprünglich gar nicht der Name eines bestimmten Volkes war, sondern ganz allgemein die ger- manischen (und keltischen?) Seeräuber an der Küste von Leinster bezeichnete, die dann nur unter ihren eigenen besonderen Stammes- namen in den Genealogien auftreten.

Später, in geschichtlicher Zeit, wurden dann, nachdem die Fomorier zu Mythen wesen geworden waren, alle fremden An- siedler nach dem Volk der *Galigm verallgemeinernd Gailiuin genannt.

Dafür, dafs die geschichtlichen Fomorier ursprünglich nördlich und nicht südlich von den irischen Bomnainn safsen, lassen sich noch weitere Anhaltspunkte beibringen. So soll König Irkd Fdith der Sohn des Eremön die Fomorier in der Schlacht bei leannmhagh besiegt haben (Keating II, 118), ebenso wird sich die Schlacht von Ard lonmhaith, die derselbe Herrscher gegen Stirne, den Sohn des Buhh, des Sohnes des Fomhör gewonnen haben soll, gegen die Fomorier gerichtet haben. Von dem Nachkommen des Irial, dem König Siorna Saoghkich heilst es (LL 19 a und Four Masters A. M. 4020), dafs er 'die Fomorier im Gebiet von Meath angriff' und sie in der Schlacht von Möin Tröghaidhe im Gebiet von Ciannacht besiegte. Das oben erwähnte Tmnnmagh ist zweifellos im Gebiet der Belhna Tennmaige in Teffia (West- raeath) zu suchen, da auch Ard lonmhaith von Keating aus- drücklich ins Gebiet von Teffia verlegt wird (vgl. Hogaus Ono- mastikon s. v. tendmag, delbna tenmaige und delhna iarthair). Ebenso hat die dritte Schlacht gegen die Fomorier im Gebiet von Meath stattgefunden, und zwar in der östlichen Hälfte dieser Provinz, wohin Main Tröghaidhe verlegt werden mufs (vgl.Hogan); unter Ciannacht ist somit Ciannachta Breg in Nordost -Leinster, bezw. Ost-Meath zu verstehen, eine Gegend, in der in geschicht-

Zeitschrift f. celt. rhilolog-ie XI. io

186 JULIUS POKORNY,

liclier Zeit noch *Galingl sitzen, und zwar als Nachbarn der *GaUgm {GaiUuin), in deren einem Stamm wir Fomorier erkannt haben. Wenn auch die erwähnten Schlachten auf geschichtliche Genauigkeit keinen Anspruch erheben dürfen, so ersehen wir doch aus ihnen, dals man sich die Fomorier einstmals im nord- östlichen Teil von Leinster (bezw. Meath) wohnend dachte, was ja für unsere Zwecke vollkommen ausreicht.

Die Annahme Kuno Mej^ers (Älteste ir. Dichtung II, 6 Anm.), dafs der Name Fomaire (jünger Fomöire, Fomörnig durch An- gleichung an mör 'grofs') von einem Landesnamen Fomnir, Genetiv Fomra (zu seinen Beispielen läfst sich noch hinzufügen fine Fomra, Eriu 8, p. 44)j hergeleitet sei, wird schon durch die Form ihres Namens bestätigt. Die mangelnde Sj'nkope im Nom. Plur. Fomaire (recte Fomairi) ist da auch verdächtig, doch könnte sie immerhin auf analogischem Wege erklärt werden. Dafs aber der Name ein jo- Stamm ist, beweist ganz sicher, dafs er von einem Landesnamen abgeleitet sein mufs, weil primäre Völker- namen in den indogerm. Sprachen niemals mit einer -jo -Ableitung versehen werden. Fomaire heilst daher ursprünglich nichts anderes, als die 'Anwohner des Landes Fomuir\ das an der Nordostküste des heutigen Leinster gesucht werden mufs, und w^o, wie früher gezeigt wurde, wahrscheinlich germanische Stämme nördlich von den JDomnainn und (den ihnen vorher- gegangenen) Manapiern salsen.

Die Schlachten, die der mythische Nemed gegen die Fomorier ausgefochten haben soll, dürfen, obwohl sie natürlich gar keinen Anspruch auf geschichtliche Wahrheit machen können, immerhin auch zur Bestimmung ihrer ursprünglichen Wohnsitze heran- gezogen werden ; drei davon sollen in der Nordhälfte Irlands, bei Sliab Bddhna in Roscommon, Boss Fraochdm in Mayo und Murhliolg in Antrim stattgefunden haben, und nur eine, die von Cndmhros ist vielleicht ins südliche Leinster zu versetzen, doch ist auch das nicht mit Sicherheit zu behaupten. Jedenfalls wird auch hiedurch unsere Annahme von den nördlichen Sitzen der Fomorier bestätigt; falls die Schlacht von Moytura neben der mythischen auch eine geschichtliche Grundlage hat, und die von Tor Conaing (Tory Island) sich nicht auf Wikinger des 7. Jahr- hunderts bezieht, können auch diese beiden Schlachten im gleichen Sinne gedeutet werden. Die angebliche Landung der Fomorier bei Inber Domnann in Mayo beruht wohl auf einer Verwechslung

SPUREN VON GERMANEN IM ALTEN IRLAND USW. 187

mit den britischen Domnainn, die schon früh auch einen Teil von Connaught zu Schiffe erreicht hatten.

Herr Professor Thurneysen macht mich nachträglich darauf aufmerksam, dals ich wohl Unrecht getan hätte, mich vorbehaltlos Zimmers Meinung anzuschliefsen, der in den an den beiden oben (S. 179) erwähnten Stellen in LU vorkommenden Fomoriern eine Erinnerung an germanische "Wikinger des 7. und 8. Jahrhunderts zu erblicken glaubte. Es kommt das übrigens für meine übrige Beweisführung nicht weiter in Betracht; für mich ist die Haupt- sache, dafs man schon zur Zeit der Niederschrift von LL, also in der Mitte des 12. Jahrhunderts, in den Fomoriern nicht blofs mythische Biesen, sondern auch Seeräuber erblickte, wie die Gleichsetzung von Fomoir mit fer mara (Windisch, Täin 3508) 'Seefahrer' und loingsig na fairrge (LL6a39) 'Seeräuber' zeigt. Auf jeden Fall ist es möglich, wenn auch nicht erwiesen, dafs man schon damals aus diesem Grunde die Fomorier mit den historischen Wikingern zusammenwarf. Ebendahin wird wohl die Tatsache weisen, dafs in der ursprünglichen Form des Lehor Gabdia, die ebenfalls in die Mitte des 12. Jahrhunderts zu setzen ist, die mythischen Fomorier, die aber gleichzeitig als Seeräuber bezeichnet werden, ihren Hauptsitz auf Tory Island, an der Küste von Donegal haben. Warum gerade diese kleine unbedeutende Insel, die sonst kaum erwähnt wird, als Hauptsitz einer ganz Irland unterjochenden mythischen Völkerschaft bezeichnet worden sei, wäre nicht recht erklärlich, wenn nicht Zimmer den Nach- weis geführt hätte, dafs tatsächlich diese Insel der erste Punkt Irlands war, an dem sich in historischer Zeit zum ersten Male (im Jahre 617 oder 618 n. Chr.) germanische Wikinger nieder- gelassen hatten. Dafs der mythische König jener Fomorier, der auch der Insel den Namen (Tor Conaing) gegeben hat, einen germanischen Namen trägt {Conaing ist aus ags. l-ynhig 'König' unter gleichzeitiger Anlehnung an irische Namen mit Co?i- ent- lehnt), kann Zufall sein, da dieser Name schon im 8. Jahrhundert in Irland nicht selten vorkam, ist aber jedenfalls recht merk- würdig. Wenn auch der übrige Teil der Erzählung rein mythische Züge trägt, so wird Zimmers Theorie dadurch nicht im geringsten weniger wahrscheinlich; da von jener ersten Wikingerfahrt bis zur nächsten fast 100 Jahre verflossen waren, so ist ihre Mythi- sierung nicht wunderbarer, als die des doch gewifs historischen Magnus Barfuls (1103), der schon um 1500 als ein Held des

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mythischen ossianischen Sagenkreises erscheint. Es ist aufserdem nicht daran zu zweifeln, dafs in der ]\ritte des 16. Jahrhunderts die Fomorier ganz gewifs mit den "Wikingern des 8. Jahrhunderts zusammengeworfen wurden, wie aus der von Stokes (Rev. Celt. XII, 52 f.) veröffentlichten Version der zweiten Schlacht von Moytura hervorgeht, in der es ausdrücklich heifst 50), dafs die Fomorier alle Inseln 'von Lochlann (d. h. Norwegen) bis westlich nach Irland hin' in Besitz hatten, und 'dals ihre Schiffe wie eine einzige Brücke von den Hebriden (o indsih Galld 'den Inseln der Wikinger') bis nach Irland reichten'. Das kann sich nur auf die Wikinger des 8. und 9. Jahrhunderts beziehen J), und es ist nicht einzusehen, warum man nicht ebenso im 12. Jahr- hundert die AVikinger aus dem Anfang des 7. Jahrhunderts mit Fomoriern, die ja ursprünglich auch wirkliche Seeräuber gewesen waren, zusammengeworfen haben kann. Erklären ja doch die irischen Geschichtsschreiber Mac Firbis (vgl. Bugge's Ausgabe 'On the Fomorians and the Norsemen', Christiania 1905) und O'Flaherty (Ogygia, S. 12, 13, 303) die mythischen Fomorier aus- drücklich für Germanen, und O'Flaherty ist, allerdings aus ganz anderen Gründen, zu einem ähnlichen Schlufs, wie ich selbst gelangt, wenn er sagt, 'dafs die Fomorier aus derselben Gegend gekommen seien, aus der die Dänen viele Jahrhunderte später in das christliche Irland eingefallen sind'.

^) Vgl. auch die Schilderung des Elatha, des Königs der Fomorier IG), dessen 'goldblondes Haar bis auf seine Schultern herabfiel', was allerdings auch auf einen arischen Kelten passen würde.

Wien. Julius Pokorny.

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS.

1. Die Fir BoJg, die Urbevölkerung Irlands.

Mit der Erklärung des Namens der Fir Bolg, der halb sagenhaften Urbewohner Irlands, haben sich bisher verschiedene Gelehrte befafst, ohne jedoch zu einem befriedigenden Ergebnisse zu gelangen.

John Rhj^s hat zuletzt (Proceed. Internat. Congress for the Stud}^ of Religions II, 206,207) ihren Namen als 'Hosen-Leute' erklcärt, indem er mit Übereinstimmung mit Kuno Meyer (Contrib. to Ir. Lex., s. v. holg) holg mit 'Hose' (wörtlich 'Sack') übersetzte. Gleichzeitig bringt er sie mit den Belgae zusammen, deren Name er aber zu iatein. fulgor und griech. qlö^ stellt und den Namen des keltischen Führers Belgios, der auch Bolgios genannt wird, mit herbei zieht, und geht so weit, die Fir Bolg einfach als Belgier zu erklären, da sie nach der irischen Überlieferung von den Galen verschieden und erst zur See nach Irland gekommen waren. Seine etymologischen Ausführungen sind recht unklar; er scheint anzunehmen, dals im Namen Fir Boly das Wort 'Hose' ('Sack') steckt, und dals die Fir Bolg gleichzeitig eine Göttin Bolg verehrten, deren Name aber, ebenso wie der Name des Volkes der Belgae, dem die Fir Bolg angehört liaben sollen, zu einer anderen Wurzel (bhelg, hholg 'glänzen') gehörte, die nur zufällig einen lautlichen Gleichklang mit der in bolg 'Hose' steckenden Wurzel {hhelgh, bholgh 'schwellen, blasen') auf- gewiesen habe.

John Mac Neill (R. I. A. Proc, XXIX C, p. 81) übersetzt Fir Bolg als 'Volk der Ledersäcke', vergleicht dazu Fir Taiden 'Volk der Mäntel' und meint, diese Stämme seien nach den Er- zeugnissen, die sie als Vasallen dem Oberherrscher abzuliefern hatten, benannt worden.

190 JULIUS POKORNY,

Die jüngste Erklärung stammt von Van Hamel; liiernach läge in ihrem Namen das Wort hole 'Spalte, Kluft' vor, und es habe sich ursprünglich um ein mythisches Volk gehandelt, da ja bekanntlich die Elfen und Zwerge in den Spalten und Klüften der Berge wohnhaft gedacht wurden; später sei dann dieser Name auf geschichtliche Völkerschaften übertragen worden (oben X, 1861).

Die ersterwähnte Ansicht von Ehj's und Kuno Meyer ist an und für sich nicht unmöglich, doch kann sie auch nicht als sehr wahrscheinlich bezeichnet werden von wirklichen Beweisen ganz abgesehen. Sie stützt sich vornehmlich auf die Übersetzung holg 'Hose'. Nun ist aber diese Übersetzung in keiner Beziehung als richtig zu erweisen. In der angenommenen Bedeutung käme holg nämlich in der reichen irischen Literatur nur an einer einzigen Stelle vor (LL 8b 3), wo es heilst: Fir i mbalggaib ha mör nert randsat inis ardglain Airt; aus LL 131a 1 geht hervor, dals diese Fir i mhdlggaib mit den Fir Bolg identisch sein müssen. Mit welchem Rechte aber darf man halggaih mit 'Hosen' übersetzen? Wir würden doch erwarten, dals dieser Name für ein so gebräuch- liches Kleidungsstück noch öfter auftauchte, aber weder in der älteren, noch in der neueren Literatur oder in den lebenden Dialekten findet sich eine derartige Bedeutung des Wortes bolg.'^)

Auch die andere Ansicht von Rhys, wonach die Fir Bolg den festländischen Belgae entsprächen, ist gänzlich unhaltbar. Sie ist übrigens schon von O'Flaherty in seiner 'Ogygia' auf- gestellt worden. Daraus, dafs die Fir Bolg nach der irischen Überlieferung zur See in Irland eingewandert sind, lälst sich natürlich kein SchluTs ziehen, da ja alle Bewohner Irlands in der Sage als von fernher eingewandert betrachtet werden; ebenso wenig beweist die Tatsache, dafs die Fir Bolg als ein von den Galen verschiedenes Volk bezeichnet werden, denn es kommen doch aulser den Belgae noch andere Volksstämme in Betracht. Der Gleichklang der Namen beweist nicht viel mehr, weil es sich ja ebensogut um verschiedene Wurzeln (hJielg, hliolg 'leuchten' und hhelfjh, hliolfjh 'schwellen') handeln kann. Die Zusammen- stellung der Fir Bolg mit den Belgae ist auch schon deshalb

1) Aofserdem ist zu erwägen, dafs bolg stets aufgeblasene, rundliche Gegenstände bezeichnet, wogegen die irische Hose sich eng an den Körper anschmiegte (Cambrensis E versus II, 209) und schon deswegen kaum mit jenem Worte bezeichnet worden wäre.

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 191

nicht angängig ^), weil die Fir Bolg in der irischen Überlieferung durchweg als eine vorkeltische, von den Galen unterjochte Ur- bevölkerung beliandelt werden. Unter anderem werden ihnen auch vielfach die prähistorischen Steinbauten der Insel zu- geschrieben. In gleicher Hinsicht beweisend sind die Ausführungen des Geschichtsschreibers Dugald Mac Firbis (f 1G60), die dieser einem alten Buch entnommen haben will, und die auch als Äulserung des arisch-keltischen Rassenbewulstseins recht be- merkenswert sind:

'Jeder, der schwarzharig, ein Schwätzer, hinterlistig, auf- schneiderisch, geräuschvoll, verächtlich ist; jede elende, niedrige, vagabundierende, charakterlose, unfreundliche und ungastliche Person; jeder Sklave, jeder gemeine Dieb, jeder Geizhals, jeder, der nicht Musik und Unterhaltung liebt; die Leute, die jede Beratung und jede Versammlung stören und unter dem Volke Zwietracht säen, das sind die Nachkommen der Fir Bolg ... in Irland' (Hyde, Literary History, 5631).

Ebensowenig Wahrscheinlichkeit hat die Ansicht Van Hamels für sich. Da die Fir Bolg als eine wirkliche geschichtliche Völkerschaft nachweisbar sind, so ist die Annahme, dafs diese Völkerschaft von einem mythischen Volke seinen Namen erhalten habe, von Anfang an nicht recht glaublich. Hingegen ist der umgekehrte Vorgang sehr häufig, wie z. B. bei den germanisch- irischen Fomoriern, die im Mythos zu Riesen wurden.

Aber auch sprachlich ist seine Theorie völlig unhaltbar. Er nimmt an, dafs in Fir Bolg nicht das Wort holg 'Sack', sondern bolc 'Spalte' stecke. Die beiden Worte unterscheiden sich nur durch den auslautenden Konsonanten, da holg 'Sack' nicht nur nach Ausweis der heutigen Aussprache (Finck gibt in seiner 'Araner Mundart' fälschlich die Aussprache hohJc an, aber alle neuirischen Dialekte zeigen im Auslaute ein gl) sondern auch wegen des cymrischen bol(y) mit auslautendem g angesetzt werden mufs, wogegen bolc 'Spalte' wegen des cymrischen bwlch un- bedingt k im Auslaut gehabt haben mufs. Diesen wichtigen Unterschied scheint Van Hamel übersehen zu haben.

1) Interessant ist auch, dal's die Belgier, die angeblich nach Rhys die Hosen in Irland eingeführt hatten, wahrscheinlich im Gegensatze zu den übrigen Galliern gar nicht dieses Kleidungsstück kannten, da es nie auf ihren Denkmälern erscheint (s. Hettner, Westdeutsche Ztschr. f. Geschichte und Kunst, 1883), (S. 11).

192 JULIUS POKORNY,

Es wird nämlich im Namen der Fir Bolg nicht blofs bis auf heute lg gesprochen, sondern wir haben auch metrische Belege dafür, dafs schon im 12. Jahrhundert auslautendes g ge- sprochen wurde, so z. B. LL 127 a und Metrical Dindshenchas III 170, wo Bolg auf {h)an-ord 'Unordnung', ferner BB46a, wo es auf glan-ord reimt. Dafs neben Bolg häufig auch Schreibungen, wie Bolgg, Bolc, Bolgc, Bolcc auftreten, beweist gar nichts, weil g nach l häufig mit c(c) wieder gegeben wird; schon Wb schreibt pen-holcc und condelc, und fürs Mittelirische findet man zahlreiche Beispiele in Meyers Contrib. s. v. holg und celgg. Die von Van Hamel und Kuno Me3^er als Belege für hole 'Spalte, Kluft' an- geführten Ortsnamen enthalten sämtlich das A^'ort holg 'Sack', wie nicht nur die Schreibung holg neben hole, sondern auch die heutige Aussprache dieser Ortsnamen beweist; holg wird sich hier teilweise auf die Fir Bolg, teils auf die natürliche Be- schaffenheit der betreffenden Örtlichkeiten {holg heilst nicht nur 'Sack', sondern auch Bauch, Blase, Rundung, Ausbuchtung usw.) beziehen; vgl. hierzu namentlich cymrisclie Ortsnamen auf Anglesey, wie Llannol (= Llan + hol), Vemhol (= Pen + hol), Cors y Bol, Ehos y Bol, wobei hol genau dem irischen holg 'Sack' (dem ir. hole 'Spalte' würde cymr. hwlch entsprechen) entspricht. Auch das irische Mu(i)rholc (heute MurhJiolg) 'a sea inlet', enthält nicht hole 'Spalte' sondern holg 'Ausbuchtung'.

Ich bin übrigens zu der Meinung gekommen, dafs das irische hole 'Spalte, Kluft' (mit Ic) wahrscheinlich nur in der Phantasie einiger Gelehrter existiert und in Wirklichkeit gar nicht nach- zuweisen ist. Sehen wir uns doch einmal die Belege dafür an: In der LU- Version der Täin wird leim dar hoilg (sie in LL77a und LU 79 a) als eine der drei Wagen-Künste Chulainn's an- geführt, ebenso (mit g geschrieben) LL 263 b 30 (Mesca Ulad). In der LU-Version der Fled Bricrenu wird Chulainn's Epithet culmaire holgadach (so zu lesen) mit cairptech dar herna 'Wagen- fahrer über Klüfte hinweg' glossiert. In dem metrischen Glossar LL395a7 wird holg mit herna wiedergegeben. In O'Mulconry's Glossar (759) wird leim dl hoilee {al steht vortonig für dar) er- klärt als: suainem tar hldi foa ndiehet carpat, no leim darais (==z tarais) dond aroid for rith 'ein Seil über eine Wiese, unter welchem ein Wagen durchgehen kann, oder der Wagenlenker mufs im Laufe darüber springen'. In der Hs. H. 3. 18., p. 46, 1 heilst es: huilg i. sithfe, ut est: leim tar huilc A. leim do thahairt

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE lUI.ANDS. 193

du tar huilc in carpait his Ina ladhair ein a hrised, d. li. huilg = Deichsel, nämlich 'einen Sprung macht er über die hole des Wagens, die sich in seiner Hand (oder 'Fingern') befindet, ohne sie zu zerbrechen'. In einem Gedichte des Gofraidh Fionn 0 Dalaigh (Essays pres. to Eidgeway, 323 f.) wird dann leim ar hhailg zwei- mal in der Bedeutung 'Springen über eine Wasserblase (ohne sie zu zerstören)' gebraucht, und schliefslich steht in O'Clery's Glossar die Glosse holg A. hearna , Spalte, Kluft'.

Eine Betrachtung dieser von mir in chronologischer Reihen- folge angeordneten Belegstellen ergibt ganz deutlich, dafs mit Ausnahme des Zitats aus der Fled Bricrenn sämtliche Stellen mittelbar oder unmittelbar aus der LU- Version der Täin geflossen sind; eine derartige rein literarische Überlieferung schwieriger Wörter läfst sich ja in der irischen Literatur oft genug nach- weisen. Die untereinander völlig abweichenden Erklärungen unseres Wortes zeigen deutlich, dals man es schon frühzeitig nicht mehr recht verstanden hat, und wir werden somit aus der Glosse, die holg mit 'Spalte' wiedergibt, keinen sicheren Schlufs auf die Bedeutung dieses holg ziehen dürfen.

Es bleiben somit für das Wort hole 'Spalte' nur zwei Belege: leim dar hoilg (LU 79 a) und eiilmaire holgadacJi (LU 109 a). Aber hier müssen wir schon den zweiten Beleg ebenfalls ausschalten.

Vor allem ist zu bemerken, das Windisch (Ir. Texte I. 289) und Van Hamel fälschlich holgadan lesen. In der Hs. steht nämlich holgadä, mit Querstrich über dem letzten a, der sowohl als n wie auch als cli gelesen werden kann. Die Form mit n ergibt aber gar keinen Sinn, denn wie wollte man das Suffix -adan semasiologisch erklären? Ein derartiges Suffix existiert doch gar nicht im Irischen; es könnte höchstens für -atdn stehen, also Suffix -at + Deminutivsuffix -an, aber was sollte hier das Deminutivum bedeuten? Ein Fahrer über 'kleine Spalten' oder (wenn man holg mit 'Wasserblase' übersetzt) 'kleine Wasser- blasen?' Aufserdem schreibt unsere Hs. regelmäfsig t für un- aspiriertes d, so dafs man schon aus diesem Grunde das d in holgadä als Spirans wird lesen müssen. Dann ergibt sich aber mit Notwendigkeit die andere mögliche Lesart holgadaeh, die gar keine Schwierigkeiten bietet. Wie nämlich zu dem Verbal- nomen costud 'Zurückhalten' ein Adjektiv costadach 'zurück- haltend' gebildet wurde, so kann ebenso zu dem Verbalnomen holgud ein Adjektiv holgadaeh gebildet worden sein. Ein anderer

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Ursprung der Siiffixbildung -adach ist nicht leicht denkbar. Nehmen wir nun an, es habe neben hole 'Spalte' ein Yerbum holcahn 'ich zerspalte' gegeben, so könnte man wohl bolgadach als 'der zermalmende' übersetzen, aber man fragt sich, weshalb es dann nicht holcadach heilst, denn dafs g für gesprochenes geschrieben wird, kommt nicht vor; es könnte sich somit nur um einen Schreibfehler handeln. Aber dürfen wir hier einen solchen Fehler annehmen, wo doch ein Yerbum holcaim nirgends über- liefert ist? Aulserdem pafst dann schon die Glosse 'dar herna'' nicht dazu, da bolgadach niemals diese Bedeutung gehabt haben kann. Gibt doch bolgadach bei Annahme einer Ableitung von bolgiid (mit g gesprochen) einen recht guten Sinn. Das Yerbum bolgaim 'ich schwelle an' ist im Irischen genügend belegt, und wir können annehmen, dals sich bolgadach entweder auf Chu- lainns bekannte Eigenschaft, in der Kampf es wut zu ungeheurer Grölse anzuschwellen, bezieht, oder dafs es übertragen als 'zürnend' zu übersetzen sei, eine Bedeutungserweiterung, die bei unserer Wurzel sehr leicht verständlich ist; ich erinnere nur an das verwandte ahd. belgan, das sowohl 'aufschwellen', wie auch 'zürnen' bedeutet. Die Glosse 'dar berna' ist ganz ebenso sinn- lose Eaterei, wie die in H. 3. 18 vorkommende Glosso builg .i. sithfe.

Es bleibt also für das Wort bolc 'Spalte' nur ein einziger Beleg: leim dar boilg. Soll man es nun wagen, einzig aus diesem einen Belege ein irisches Wort bolc 'Spalte' zu erschliefsen? Da niemals g für gesprochenes Je geschrieben wii'd, so müfste mau ohnedies einen Schreibfehler für bolc annehmen. Aber mit welchem Eechte? Ist uns doch sonst eine irische Wurzel bolc- in keiner Form jemals überliefert; höchstens könnte das cymrische bwkh 'Spalte' die Existenz eines irischen bolc wahrscheinlich machen, aber hinreichend zur Ansetzung des irischen Wortes ist diese eine Wahrscheinlichkeit natürlich nicht. Das Ansetzen eines Wortes bolc (mit Je) ist um so weniger gerechtfertigt, als wir zur Erklärung der erwähnten Stelle mit dem Worte bolg 'Sack, Blase' reichlich auskommen.

Die beiden Stellen in dem erwähnten Gedichte des Gofraidh Fionn Ö Dalaigh (Yers 30 und 46), in denen leim ar bJiailg erklärt wird: 'Der leichte Hinke Sprung seiner zierlichen Füfse , . . würde nicht einmal eine Wasserblase auf dem Flusse mit den Spitzen seiner jugendlichen Sohlen zerstört haben', scheinen nämlich die

HEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 195

einzig richtige Deutung der vom Glossator mirsverstandenen Phrase zu bieten: Chulainn besafs offenbar die Gabe, so rasch mit seinem Wagen dahinzufahren, dafs er beim Übersetzen eines Flusses nicht einmal die Wasserblasen auf dessen Oberfläche zer- drückte. Vgl. hierzu das Kunststück, durch das Chulainn über das Wasser gehen kann, ohne sich auch nur die Fufsknöchel zu benetzen (LL67a und LU62b)!

Es scheint mir kein Zweifel möglich, dafs dies allein die richtige Erklärung von leim dar hoilg darstellt. Merkwürdig ist nur die Form hoilg, wo wir doch als Akkusativ Sing, holg, als Akkus. Plur. bulgu erwarten sollten. Aber wir brauchen nicht einmal eine Yerschreibung anzunehmen. Eine bekannte Erscheinung der mittelirischen Deklination besteht darin, dafs bei den männlichen o- Stämmen der Nominativ Plur. an Stelle des Akkusativs verwendet wird (Strachan, Transact. Phil. Soc. 1904, p. 216). Aus LU waren bisher zwei Beispiele bekannt: 41 a 29 uilc anstatt ulcu und 42 a 22 amsaig anstatt amsachu; hierzu stellt sich als drittes Beispiel unser boilg anstatt des zu erwartenden hiilgii. leim dar hoilg heilst also 'Springen über Wasserblasen'.

Will man aber die Unrichtigkeit der Glosse '■herna' nicht anerkennen, so bleibt immerhin eine andere Möglichkeit zu er- wägen. Da holg nicht nur 'Blase' sondern überhaupt einen runden Körper oder eine runde Höhlung bezeichnet, so könnte man ja annehmen, dafs holg in unserem Falle eine 'Erdhöhlung' bezeichnet, also leim dar hoilg zur Not mit 'Springen über Klüfte' übersetzen.

Kuno Meyer führt in seinen Contributions, s. v. hole 'a gap', aufser einigen der genannten Stellen und einigen Ortsnamen, deren Zugehörigkeit zu holg 'Sack' ich bereits gezeigt habe, auch noch den bekannten gai holgae an, den er mit 'gapped spear' (wie eine Gabel gespaltener Speer) wiedergibt. Auf die Un- richtigkeit dieser Übersetzung brauche ich nach dem Angeführten wohl nicht erst besonders hinzuweisen, da holgae in der weitaus überwiegenden Mehrzahl der Fälle mit g geschrieben wird; eine volksetymologische Angleichung an holg, wie sie Kuno Meyer annimmt, dürften wir nur dann annehmen, wenn ein Wort hole (mit IS) genügend gesichert wäre. Was die Bedeutung von holgae in diesem Falle ist, möchte ich vorläufig unentschieden lassen.

196 JULIUS POKORNY,

Die Erklärungen, die Kiino Meyer, John Rhys und Van Hamel zur Deutung des Namens der Fir Bolg vorgebracht hatten, haben wir nun als unrichtig nachgewiesen.

Es bleibt nur noch die Deutung John Mac Neills zu erwägen. Obzwar sie noch am wahrscheinlichsten klingt, ist auch sie m.angels jeglicher Beweise und infolge ihrer völligen Farblosigkeit nicht befriedigend.

Vor allem handelt es sich darum, den historischen Charakter der Fir Bolg genau festzustellen. Diä Fir Bolg, die auch Bolg- thuath (JSo/^r-Stamm) und Bolgraige (Bj'g-Reich) genannt werden, salsen nach einheimischen Berichten (Mac Neill, Popul. Groups § 127) in Connaught und Nordwest-Ulster, nämlich am Slieve Aughty, westlich von der Nordhälfte des Lough Derg, an der Grenze der Grafschaften Galway und Cläre, dann im südlichen Mayo zwischen Lough Mask und Lough Corrib, am Slieve Baune im mittleren Roscommon, nordwestlich vom Lough Ree in der Baronie Ballintober, ferner im nördlichen Roscommon zwischen Lough Gara und Carrick on Shannon südlich des Boj'le- Flusses, schliefslich auch in der Grafschaft Donegal. Weiter sollen sie unter dem Namen Clann Umhöir (auch Uthmhöir, Ughmhoir geschrieben) nach ihrer Niederlage bei Moytura nach Rathlin Island, sowie nach der Insel Man, den Hebriden und nach Arran und Isla}', dann nach ihrer angeblichen Vertreibung durch die Pikten, nach Meath geflüchtet sein, wo sie sich unter der Regierung des Königs Coirpre Nio Fer (um 332 n. Chr.; vgl. J. Mac Neill im New Ireland Review, Dez. 1906, p. 202) in Rathkenny (Baronie Upper Slane), Clonard (bei Navan), Knowth (Monknewtown bei Slane), Broad Boyne (bei Stackallan am Boyne), Teltown Assey (bei Tara) und Cermna, aufserdem zu Atliboy in Westmeath, sowie in Geashill in Kings County niederlielsen. Von Coirpre hart bedrückt, seien sie dann nach Westen geflüchtet und hätten sich auf den Aran -Inseln und den Inseln der Clew Bay, an zahl- reichen Punkten der Grafschaft Galway, nämlich in der Gegend um Lough Cooter, Lough Ilackett und Lough Rea, in der Ebene am Fulse des Croagh Patrick und in dem Südwestwinkel der Grafschaft Galway südlich und westlich einer Linie, die ungefähr von Oranmore über Atlienry zu den Slieve Aughty Mountains hinübergeht, angesiedelt, aufserdem in der Grafschaft Cläre zu Moyare zwischen Ennis und Tulla, bei Blackhead in der Nähe von Lisdöonvarna, dann in der Grafschaft Limerick am Tory

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 107

Hill bei Croom südlich der Stadt Limerick, in der Grafschaft Ma^'O am Flusse Deel (mündet in den Lough Conn), schliefslich in der Grafschaft Westmeath um den Lough Ennell und Lough 0\\e\ herum') (Keating, History L 198 f., BB 30 a 22 f., Metrical Dindshenchas III, 440, Bodleian Dinnshenchas § 14). Nach den Annalen von Inisfallen (H. 1. 17, p. 87 a) saXsen Fir Bolg {sean- tiiatha fcr mBoUj) auch in der ganzen heutigen Grafschaft Cläre; die Bezeichnung 'alte Stämme' spricht klar dafür, dafs die Fir Bolg im alten Sinne (d. h. die Urbevölkerung) ge- meint sind.

Diese genauen Angaben lassen uns in Verbindung mit dem eingangs erwähnten Zeugnisse des Mac Firbis und Anderer an der geschichtlichen Existenz dieses Volkes nicht zweifeln. Es ist ferner bekannt, dafs die lir Bolg neben den britisch-keltischen Fir Domnann (= Bamnonii) das herrschende Volk in Connaught waren, bis sie durch die Milesier von Tara unterworfen wurden; darauf weist auch die Sage hin, dafs den lir Bolg nach ihrer Niederlage in der ersten Schlacht von Moytura, die Provinz Connaught als ihr ausschliefsliches Gebiet zugewiesen worden sei (Eriu VIII, p. 56 59); dafs diese Provinz 'früher' im Besitze der Fir Domnann unter Genann gewesen sein soll (Eriu VIII, 16, LL127a, Keating I, 194, BB 29 b, TBL 276 r) widerspricht nicht, da ja die aus Britannien eingewanderten Fir Bomnann (in Wirklichkeit später) die Herrschaft in Connaught zum gröfsten Teile an sich gerissen hatten. Auch die Provinz Munster war einstimmigen Berichten zufolge ehemals im Besitze der Fir Bolg gewesen (Eriu VIII, 14, BB 29 b, YBL 276 r, Keating I, 192, 194); nach LL127a sollen zwar Gann und Sengann, die Beherrscher Munsters, die allgemein als Fir Bolg bezeichnet werden, den Fir Bomnann angehört haben, aber da wir nicht die geringste Spur einer dumnonischen Besiedlung in Munster nachweisen können, dürfen wir diese vereinzelt dastehende Version unbedenk- lich als unrichtig abweisen.

Bezüglich Ulsters herrscht grölserer Widerspruch in den Überlieferungen. Einerseits (Eriu VIII, 16, 1. 3—6 und LL 127 a) wird diese Provinz als Besitz der Fir Bolg bezeichnet, andererseits

*) Wo die ebenfalls von den Fir Bolg besiedelten Orte Tech Ennaig, LaigUnn und Tulach Lathraigh zu sucben sind, ist nicbt sieber festzustellen.

198 JULIUS POKORNY,

(Keating I, 194, BB29b, YBL 276 r) wieder sollen die Fir Domnann iu Ulster geherrscht haben. Da nun Dumnonen in Ulster nicht nachzuweisen sind, die Fir Bolg dagegen gewifs die Grafschaft Donegal bewohnten, dürfen wir auch hier die Über- lieferung bezüglich der Dumnonen als unrichtig bezeichnen.

Wir sehen also, dafs ganz Irland, mit Ausnahme der Provinz Leinster, wo sich spätestens schon im 1. Jahrhundert nach Chr. germanische und belgisch-britannische Stämme niedergelassen hatten, der Überlieferung nach einstmals im Besitze der Fir Bolg (im engeren Sinne) gewesen sein soll, und w^erden daher nicht mehr daran zweifeln können, dafs wir es wirklich mit der vorkeltischen Urbevölkerung zu tun haben. Auch ihre weithin zersprengten Siedlungen in geschichtlicher Zeit deuten darauf hin.

Die Sage über ihre Flucht nach den schottischen Inseln und von da über Meath nach Connaught besagt natürlich nichts anderes, als dals sich die unabhängigkeitsliebenden Elemente der Fir Bolg. nachdem ihr Volk in dem grölsten Teile der Insel unterjocht worden war, nach den Bergen Nordirlands und den schottischen Inseln zurückzogen, wo sie verhältnismälsig am längsten ihre Unabhängigkeit bewahrten. Die angebliche Flucht auf dem Umwege über Meath wird wohl nichts anderes sein, als eine Erinnerung an die gewaltige Ausbreitung des Reiches von Tara unter den Milesiern, den aus Britannien herübergekommenen Nachkommen des Mil, wozu die Regierungszeit des Coirpre Nio Fer (Erstes Viertel des 4. Jahrh. n. Chr.) trefflich pafst.

Später erlitten die Fir Bolg allerdings das gleiche Schicksal, wie die germanisch-keltischen Fomorier: sie wurden in der Volks- überlieferung teilweise zu den mythischen Gegnern der arisch- keltischen Göttei', ein Los, das öfter die nicht-arischen Urbewohner anderer Länder betroffen hat.

Noch in anderer Beziehung wurde in der Überlieferung ihr ursprüngliches Wesen verdunkelt: Da es nach der ersten Er- oberung Irlands durch die Kelten begreiflicherweise aufser der Urbevölkerung keine unfreien Vasallen Völker gegeben hatte, so flössen die Begriffe Vasallenvolk {aühech-tüath) und Urbevölkerung {Fir Bolg, wie der grölste Teil derselben genannt wurde) mit der Zeit derart ineinander, dafs man dann später, obwohl es infolge innerer Verschiebungen und Eroberungen von aufsen (ich habe dabei namentlich die im 3. Jahrh. n. Chr. von Britannien aus

I

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 199

erfolgte Gründung der milesischen ') Reiche von Tara und Alenn und die etwas später von Gallien aus erfolgte Gründung des Reiches von Casliel im Auge) längst auch zur Entstehung arisch- keltischer Vasallenstaaten gekommen war, diese ebenfalls mit dem Namen Fir Bolg bezeichnete. Diese Verallgemeinerung des Begriffes Fir Bolg ist um so leichter zu verstehen, als nach den irischen Überlieferungen die Fir Bolg im engeren Sinne in der Tat fast die ganze Insel beherrscht hatten, was gleichfalls für die Fir Bolg im weiteren Sinne, die vor -milesischen nicht- keltischen und keltischen Bewohner Irlands zutraf.

Zu solchen arisch-keltischen Stämmen, die später von Mac Firbis und Anderen mit Unrecht den vorkeltischen Fir Bolg gleichgesetzt wurden, gehörten namentlich die Gailmin und die Fir Bomnann. Dafs die Fir Bomnann eingewanderte britische Kelten, und die GaiUuin wahrscheinlich Kelto-Germanen waren, habe ich schon oben (S. 173 f.) gezeigt. Mac Firbis bemerkt übrigens selbst (p. 55), dafs nach anderen Berichten jene beiden Völker nicht zu den Fir Bolg im engeren Sinne gehörten. In den ältesten Quellen werden in der Tat die GaiUuin und Fir Bomnann von den Fir Bolg streng getrennt. So setzt LL 4 b die Invasionen der Fir Bomnann und GaiUuin erst nach der Invasion der Fir Bolg an; andererseits haben wir auch Nach- richten, denen zufolge die Fir Bomnann und GaiUuin erst viel später, unter Labraid Loingsech, nach Irland gekommen wären. Dafs diese beiden Völker ursprünglich keine Galen waren, dessen war man sich in Irland noch ziemlich lange bewufst und da man später alle alten, nicht-gälischen Völker Irlands als Fir Bolg bezeichnete, mufsten auch sie unter diese Benennung fallen; ja sie wurden sogar gleich jenen mythisiert und erschienen nun als Verbündete der Fir Bolg im Kampfe gegen die keltischen Götter, die Tuatlia Be Bdnann.

Wir dürfen somit den grofsen Sagenhelden Finn durchaus nicht deshalb als der vorkeltischen Bevölkerung angehürig an- sehen, weil er den Ui Tairrsigh von Offaly, einem Zweige der GaiUuin entstammte, da die GaiUuin keine Fir Bolg im engeren Sinne waren; ebensowenig darf man in der Eifersucht der Galen

>) Milesier nenne ich die Dynastien von Tara, Alenn und Casliel, die im 10. Jahrh. ihre Abstammung auf einen angeblich gemeinsamen Ahnherrn Mil zurückführten, der ursprünglich nur als Stammvater der Herrscher von Tara gegolten hatte.

200 JULIUS POKORNY,

auf die Tüchtigkeit der Gailüän die Eifersucht arischer Kelten auf die Tüchtigkeit der Urbewohner erblicken, wie dies E. HuU (Textbook of Ir. Literature II, 28 30) tut, da die GaiUuin im Gegenteile wahrscheinlich viel mehr arisches Blut in sich hatten, als die reichlich mit der Urbevölkerung vermischten Galen von Connaught.

Wir haben nun die geschichtliche Bedeutung des Namens der Fir Bolg genügend beleuchtet, und wollen an die etymo- logische Deutung ihres Namens gehen.

Dinneen gibt folgende neuirische Bedeutungen des Wortes holg: 'Bauch, Magen, Sack, Behälter, Hülse, Beutel, Kielraum eines Schiffes, Blase', im Plural 'Blasebalg'. Im Mittelirischen kommen aufserdem noch die Bedeutungen 'Sackpfeife, Mittel- punkt, Beere, Harfen-Gehäuse' vor. Aus ältester Zeit ist nur die Bedeutung 'Ledersack' überliefert, die auch dem gallo-lateinischen hiilga (nach Festus: sacculus scorteus) zukommt, wobei natürlich ein Sack aus abgezogener Tierhaut zu verstehen ist. Unser deutsches 'Balg' ist mit dem irischen Worte urverwandt und gehört zur Wurzel *bhel(/h, bzw. *hhel 'schwellen, blasen'.

Was sagt nun die irische Überlieferung über die Bedeutung von holg im Namen der Fir Bolg? Wenngleich derartige Über- lieferungen häufig wissenschaftlich wertlos sind, so können sie doch auch manchmal wertvolle Aufschlüsse geben. So auch hier.

Im Buch von Leinster (6b, 19, Leabar Gabäla), H. 2. 17, p. 91b (EriuVIII, 12) und bei Keating (History 1, 190) lesen wir, dafs die Vorfahren der Fir Bolg in Griechenland derart unterdrückt worden waren, dafs sie aus ihren Ledersäcken {dia mholgaib) Schiffe verfertigten und in diesen nach Irland segelten.

Wenn wir von dieser Erzählung den gelehrten Unsinn ab- streifen, so ergibt sich die einfache Tatsache, dafs die Fir Bolg die Kunst verstanden, aus Tierhäuten (Leder) oder Fellen Fahr- zeuge herzustellen, und dafs sie offenbar deswegen von den Galen als Fir Bolg 'Sack-Leute' bezeichnet wurden. Dafs die Galen das Bolg in ihrem Namen tatsächlich in der Bedeutung 'sack- artiges Schiff' auffafsten, ergibt sich auch daraus, dafs sie im Buche von Ballymote (13 b) als lucht na curaidhe 'Hautboot- Volk' bezeichnet werden; ferner heifsen sie (Metrical Dindshenchas I, 2) Fir Bolg na mhdd 'die durch ihre Boote bekannten Fir Bolg'; bei Keating (I, 192; vgl. EriuVIII, 12) wird auch ein Gedicht angeführt, demzufolge sie 'in einer Flotte, die nicht aus Holz

BEITRÄGE ZUR ÄI/rKSIEN OESCHICHTH IKI.ANDS, 201

war' nach Irland gekommen waren, und die Stelle im Bodleian Dindshenclius 14), die besagt, dafs die Fir Ihlg sich mit Vor- liebe am Wasser niedergelassen hätten, weist ebenfalls darauf hm, dafs sie hauptsächlich wegen ihrer Beziehung zur Schilf- fahrt die Aufmerksamkeit der Galen erregt hatten.

Dafs meine Erwägungen richtig sind, ergibt sich auch deut- lich aus kulturgeschichtlichen Gründen.

Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dafs die Kelten (und höchstwahrscheinlich auch die übrigen Indogermanen) ur- sprunglich nur zwei Arten von Fahrzeugen kannten, nämlich den ausgehöhlten Baumstamm, den Einbaum, und das Flofs. aus denen sich dann ungezwungen die aus einzelnen Holzstüiiken zusammengesetzten gröfseren Schifte entwickelten. Da wir nämlich bei den Kelten des Festlandes nur hölzerne Schiffe an- treffen, hingegen auf den britischen Inseln daneben auch nocli Haut-Boote vorfinden, müssen wir, weil ja doch die Kelten erst vom Festlande nach England und Irland hinübergewandert sind daraus den Schlufs ziehen, dafs diese Haut-Boote ein Kulturout der vorkeltischen Urbevölkerung der britischen Inseln darstellten und von den eingewanderten Kelten übernommen worden waren Dafs die Britaunier aus Tierhäuten Fahrzeuge verfertigten berichtet als erster im 3. Jahrh. v. Chr. Timäus (Plinius, Hist' Nat. IV, cap. 104: 'zu der Insel Mictis schiffen die Britaunier auf geflochtenen und mit Leder umnähten Fahrzeugen') dann Plinius selbst (Hist. x\at. VII, cap. 56 und XXXIV, cap. 156) und Avienus (Ora Maritima V, 101-107); am wichtigsten aber ist das Zeugnis Caesars (De hello civili, 54), der doch reichlich Gelegenheit gehabt hätte, Haut-Boote in Gallien zu sehen, falls es dort solche gegeben hätte und das keltische Seewesen in seinen Kämpfen gegen die gallischen Veneter gründlich kennen gelernt hatte. Er sagt uns nämlich ausdrücklich, dafs er die Kunst, Haut-Boote zu bauen, erst von den Britanniern gelernt habe. Da wir kein einziges glaubwürdiges Zeugnis über derartioe Boote bei den Festlandskelten antreffen, sie aber auf den britiscdien Inseln bis heute im Gebrauch stehen, müssen wir sie zweifellos als nicht-keltisches Kulturgut betrachten.

Eine andere Ansicht hat Rudolf Trebitsch in einem sonst verdienstvollen Aufsatze (Archiv f. Anthropologie, N. F XI 166) vertreten: er will nämlich die Haut-Boote als keltisches Kultui- gut ansehen, weil sie nicht nur auf den britischen Inseln, sondern

Zeitsehritt t. oelt. rhilologie XI.

202 JULIUS roKOKNY.

auch bei den oberitalischen Veneiern und den Lusitaniern in | Spanien zu finden seien, und weil feiner in Wales eine mündliche Tradition verbreitet sei, dafs das dort gebräuchliche Haut-Boot (Coracle) von der Donau herstamme (!).

Wieso man von den Venetern auf die Kelten schliefsen kann, ist mir völlig unverständlich. Obzwar Trebitsch selbst richtig hervorhebt, dafs die Yeneter. ein illyrischer Stamm sind, fl fügt er gleich hinzu: 'die Fellboote können sie aber gleichwohl von den früher in derselben Gegend ansässig gewesenen Kelten ^ übernommen haben'. Eine solche Annahme hätte doch nur dann eine Daseinsberechtigung, wenn man auch sonst bei den Kelten des Festlandes Fellboote nachgewiesen hätte.

Wenn T. sagt, dafs man die Lusitanier 'als einen den Kelten verwandten Volksstamm' bezeichnen müsse, so ist das grundfalsch, da sie bekanntlich iberischen Stammes waren. Gänzlich unver- zeihlich aber ist es, sich auf eine heutige mündliche Tradition in 9 Wales beziehen zu wollen, derzufolge das Coracle von der Donau ^ herstamme. Selbst wenn eine solche Überlieferung aus älterer Zeit bezeugt wäre, würde sie gar keine Beweiskraft haben, da man ja erst zeigen müfste, dafs auf der Donau Haut-Boote im Gebrauch gewesen wären, was aber nicht der Fall ist. Man denke nur: die von Belgien hinübergewanderten Kelten sollen sich über 2000 Jahre lang der Tatsache bewufst geblieben sein, dafs ihre Vorfahren, lange bevor sie sich in Belgien niedergelassen hätten, auf der so weit entfernten Donau Haut-Boote benutzt

hätten!

Die von T. nicht benützte irische Literatur liefert eine grofse Zahl interessanter Belege für die Verwendung von Haut- Booten durch die irischen Kelten. Jedem Kenner dieser Literatur sind diesbezügliche Stellen ohnehin geläufig, so dafs es genügt, hier auf Redensarten, wie 'auf der Haut des Bootes' = zu Schiff (oben in, 42), 'ein neues Schill mit roter Haut' (Rev. Celt. X, 84), oder auf'o'Davorens Glossar, §442, hinzuweisen, wo es heilst: 'ein Schifflein ohne Haut, d. h. ohne Umhüllung von Leder, d. h. ohne Tierhaut'. Sowohl aus den zahlreichen Belegstellen, wie auch aus der häufigen Redensart, 'ein Boot ohne Haut' (z. B. Feiire Öengusso, Dez. 8; Lismore Lives 2391). die zur Bezeichnung des Holzbootes gebraucht wird, ergibt sich, dafs das Haut- Boot weitaus das gebräuchlichste Verkehrsmittel zu Wasser im alten Irland darstellte.

BEITRÄGE zur Äl/IESTEN GESCHICHTR lUI.ANDS. 203

Über die Bauart des Coracle eifalireu wir nicht erst um 1775 (ienaueres. wie T. meint. Schon in der Sage von St. Brendan wird geschildert, Avie der Heilige mit seinen Gefährten 'ein sehr leichtes Schi IT erbaute, mit Spanten und Borden aus Flecht werk, nach Landesbrauch, und diese mit Kuhhaut bedeckten, die in p]ichenrinde gegerbt wai-, und dann die Fugen mit Teer bestrichen'. In dem lateinisch geschriebenen 'Historiae Catholicae Iverniae Compendium' des Irländei's Philip O'Sullivan von Beare (Lissabon 1621) erzählt uns dieser, wie sein Oheim Donald, von den Eng- ländern verfolgt, sich dadurch rettete, dafs er mit seinen Gefährten Bootgerüste aus Zweigen und Weidenruten verfertigte, zwölf seiner Pferde schlachtete, mit deren Häuten die Bootgerüste überspannte, und auf den dadurch gewonnenen Fahrzeugen glücklich den Shannon übersetzen konnte. Über die Verbreitung des Haut -Bootes im heutigen Irland finden sich bei Trebitsch entsprechende Angaben.

Das Haut -Boot heilst im Irischen curach; das kymrische cor leg, cwrtcg, aus dem das spätlateinische ciirucus und das englische 'coracle' hergeleitet werden, ist nicht, wie T. meint, aus dem Irischen entlehnt, sondern geht mit jenem auf eine urkeltische Grundform *kortiJcos zurück, die wieder mit skr. carman- 'Haut' und höchstwahrscheinlich auch mit griecli. y.v'){>ry.oQ 'Ledersack' verwandt ist.

Für das Keltische *koruJcos ist zweifellos ebenfalls eine Grundbedeutung 'Ledersack' anzunehmen (das von T. u. Anderen herangezogene yoQior 'Haut' ist wegen des Anlauts von xdQvxoc: zu trennen), und da wir somit für curach 'Boot' eine Grund- bedeutung 'Ledersack' feststellen können, so ergibt das eine treffliche Analogie zu der Tatsache, dafs auch das Wort boIg im Namen der Fir Bolg, das ursprünglich 'Ledersack' bedeutete, gleichfalls die von mir angenommene Bedeutung 'Haut -Boot' gehabt hat, was besonders dadurch bewiesen wird, dafs lucht na curaülhe, also 'Volk der Haut-Boote' {curaidhe ist Plur. zu curach) als synonym mit Fir Bolg verwendet wird.

Das oben (S. 190) erwähnte Fir i mhalggaih ist daher als 'Leute, die in Haut-Booten fahren' zu übersetzen; hdlgg statt holgg stellt nur eine dialektische Aussprache dar (in Ulster wird das o sehr offen gesprochen; das Schottisch-Gälische hat überhaupt rt), und zu diesem Gebrauche der Pi-äposition i" vgl. Annais of Tighernach 621 A. D.: Conaing . . . ina c[h]'nrac/i flescach fann.

14*

204: JUL, POKORNY, BEITKÄGK ZUR ÄLTKSTEN GESCHICHTE IRLANDS.

Was die Form des irischen Hautbootes betrifft, so kommen nach Trebitsch 2 Formen vor: eine schalenartige, etwa in der Gestalt einer halben Kürbisscliale, und eine kahnartige, längliche Form. Es ist ganz klar, dafs die letztgenannte Form eine Mittelstufe zwischen Einbaum und Hautboot darstellt, indem die Form von jenem, die Bauart von diesem übernommen w^urde. Das schalenförmige Hautboot ist gewifs die älteste Form dieses Fahrzeuges und konnte ganz ungezwungen mit dem Namen holg bezeichnet werden.

Was die Herkunft des Hautbootes angeht, so haben wir schon gesehen, dafs die Ansicht Trebitsch's, der es als ursprünglich keltisches Kulturgut betrachtete, unrichtig ist. Wie sich sein Vorkommen bei der vorkeltischen Urbevölkerung Irlands erklärt, darüber will ich in einem der nächsten Aufsätze handeln.

Nur der Merkwürdigkeit halber sei hier noch die Theorie Arthur Ua Clerigh's angeführt (Historj^ of Irland I, p. 5, G), der allen Ernstes die Fir Bolg den gallischen Volcae gleichsetzt! Zu diesem abenteuerlichen Gedanken ist er offenbar dadurch gekommen, dafs Fir Bolg heute fir vohg ausgesprochen wird; man ersieht aber daraus, wie unentbehrlich philologische Schulung für jeden alten Historiker ist. Schon die elementarsten Kennt- nisse der irischen Sprachentwicklung hätten ihm gezeigt, dafs altes c nach l als solches bis heute erhalten bleiben müfste, und dafs ferner das v im Anlaute B{h)olg nur auf h (oder m) zurück- gehen kann, weil altes v nur dann als hh erhalten bleibt, wenn es im Urkeltischen unmittelbar auf r (oder l, n) folgte, nicht aber nach geschwundenem Vokal. Fir geht bekanntlich auf *t'm zurück, und *rm volcön hätte irisch nur zu */?r olc werden können.

Wien. Julius Pokorny.

EGER.

Per Xame Ego- benennt erstens einen Nebenflufs der Elbe in Böhmen (und eine daran gelegene Stadt) und zweitens einen der Wernitz in Württemberg. Er kommt in der ersten Verwendung als Agara im clironicon Moissiacense und später als Egire vor, in der zweiten als Agira im Jalire 760 (Förstemann II 3, 24). Er geht offenbar nach Ausweis des Umlauts-e auf Agira zurück, neben dem sich das für die Eger in B()hmen belegte Agara durch Assimilation des Mittel vokals an den End- und den Stammvokal, die zusammenwirkten, erklären wird; wegen solcher Assimila- tionen s. W. Braune. Althd. Gi-amm. 3/4^ 53. Dieser Flufsname Agira kommt nun auch in Frankreich vor. Er begegnet für die heutige Aire, die durch die Depp. Meuse und Ardennes fliefst, als Agira im chronicon Verdunense des Hugo Flaviniacensis (Mon. Germ. bist. SS. VIII, 351, Z. 39). Zu diesem Agira stellt Holder I, 58 Agiria, das im antoninischen Itinerar für einen Ort in Spanien erwähnt wird. Nun bemerkt aber Hübner, Pauly- Wissowa 1, 815, der Name scheine nicht richtig überliefert zu sein. Er ist deshalb bei der Erörterung unseres Agira beiseite zu lassen. Weiterhin stellt Holder Agiri-acum = Girac zu Agira. Nach Skok, Zs. f. rom. Phil, Beiheft II, 182 Gröhler, Die frz. Ortsnamen I, 188 ff., erwähnt Girac nicht ist für Girac im Dep. Lot in älterer Zeit neben Agiracus auch Igeracus, Agaracus bezeugt, so dafs die eigentliche Grundform nicht feststeht; auf dieselbe Grundlage will Skok noch Girac im Dep. Charente zurück- führen, während Girac im Dep. Gard abgetrennt und aus *Giriacus hergeleitet wird. Selbst wenn nun allen Ortsnamen Girac ein '■^Agiracus zugrunde läge, so könnte dieses mit dem Flufsnamen Agira, wenigstens direkt, nichts zu tun haben, da, was Gröhler 1,305 hervorhebt, als ein den Besitzer anzeigendes Suffix -acns wahrscheinlicJi nur an Personennamen, abei- nicht an Ilufsnamen

206 JOSEF BRUCH,

trat. Dafiir dafs in Girac ein Personenuaine steckt, spricht auch, dafs dasfelbe erste Element nach Skok in Giran enthalten ist, das das Suffix -anns zeigt, welches im Lat. dieselbe Funktion wie -acus im Gall. hatte.

Neben dem in Eger und Aire enthaltenen Ayira steht nun der Flufsname '^Ayara. der als Aycr einen Nebenfluls der Traun in Oberösterreich benennt und in der Form Agre im Jahre 819 vorkommt (F(>rstemann a. a. 0.). Als germ. Grundform ist *Agara und nicht *Agra angesetzt, weil dieses durch die Gemination vor r *aggra und dann *akkra im Oberd. ergeben hätte; eine Aus- gleichung nach einer Form mit auslautendem ;• kam ja hier nicht in Betracht.

Weiter gehört der Name der Agger, eines Nebenflusses der vSieg in der Rheinprovinz, hierher. Er erscheint nach Förstemann II 3, 60 als Ackara im Jahre 973 (bei Lacomblet, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins I, Nr. 114), ferner als Achera (nicht Ackera, wie bei Förstemann steht) in den Jahren 1064 und 1076 (ib. Nr. 202, 203, 228) und als Acchera im Jahre 1071 (ib. Nr. 214) und 1109 (ib. Nr. 271, nicht 279). Diese Schreibungen ck, ch, cch im Mittelfrk. lassen sich niclit mit frk. gg = westgerm. gg vereinbaren, während die moderne Schreibung nichts beweisen kann. So ist nicht germ. ■ag-, sondern mit Jellinghaus bei Förstemann germ. *ak- anzusetzen. Die Grundform ist *akra. Wie sie sich mit ayara und ayira vereinigen lälst, wird bald gezeigt werden.

Den Flulsnamen Ayira verband Zeufs, Die Deutschen und die Nachbarstämme 15. Anm. 3, zweifelnd mit Ay/sta, dem Namen der beiden Aist in Oberösterreich, als 'Komparativfornr. Da ira und ista neben öra und östa die gewöhnlichen weiblichen Endungen des Komparativs und des Superlativs im Althd. sind, das Gall. aber nach Ausw^eis des Kymr. und Ir. die Steigerungs- formen ganz anders bildete, so w^ären Ayira und Ayista in diesem Falle als echt germ., nicht etwa als kelt. Flulsnamen anzusehen und man mülste ein germ. *«</- passender Bedeutung suchen. Nun hat Lohmeyer, Herrigs Archiv LXX, 428 Ayara, Ayasta und einige andere Flufsnamen mit germ. *agja = nhd. Ecke und seinen bekannten Verwandten verknüpft, wobei er von der ja vorhandenen Bedeutung •Beigkamm* ausging. 1 )a eine Steigerung des Substantivs nicht denkbar ist, so mülste man. um die Vermutung von Zeufs aufrecht zu halten, auf die in germ. agja enthaltene Wurzel *ag

EGER. 207

=• iiidogerm. ah 'spitz sein, st-liarf sein' zurückgehen und könnte sich dann wegen der Verwendung des r-Sufiixes in Ägara, Agira auf griech. äy.QOJ., kelt. akro- (Fick II 4, 5), lit. asztrüs, altbulg. ostrz, lat. äcer berufen. Abgesehen davon, dafs die Benennung eines Flusses als des 'scharfen', bzw. 'des schärferen' und 'des schärfsten' nicht verständlich ist, hat die Erklärung, wie alle dieser Art, die SchAvierigkeit in sich, dals sie eine Wurzel- ableitung annimmt, die eben nur in den Flufsnamen überliefert wäre. Dieses Bedenken ist bedeutungslos, wenn der Eigenname einer Sprache entnommen ist, deren Wortschatz uns nicht oder fast nicht überliefert ist; so hat die Verbindung des thrakischen Flufsnamens Strymon, Struma mit indogerm. -'''sreii diese Schwierigkeit nicht an sich. Das Germ, aber ist in alter und neuer Zeit reichlich überliefert. Das Bedenken, das sich gegen die Verbindung von Ayira und Agista mit einer Wurzel *a^- erhebt, richtet sich ebenso gegen die Herleitung von '^akra = Agger, Acarse = A.it{bac]i), Achasa = Echaz, Accushach = Aggshach durch Jellinghaus bei Förstemann 11, 3, 60 von einem *aÄ-, in dem man dann das fi-eilich nur im Norden als Gattungswort erhaltene aJc = indogerm. '^ag- 'ti-eiben' sehen könnte. Wegen der Verwendung eines r-Suftixes in akra- könnte man sich, da lat, agcr und Sippe, griech. dyij(k, kelt. agro- (Fick II 4, 7) mit ihren^ Bedeutungen zu ferne stehen, auf altind. ajird- 'behend' berufen und ein "^akra annehmen, das etwa 'die eilende' bedeutet hätte. Dies alles wären aber nur Vermutungen ohne Wert, Statt Flulsnamen, die doch nur den Anlaut gemeinsam haben als sonst nicht bezeugte Ableitungen von Wurzeln zu erklären aus deren Bedeutungen sich leicht irgendwelche für Flulsnamen passende gewinnen lassen, wird man mit viel grölserer Wahrscheinlichkeit Agara, Agira und Ackara von einem wirklich bezeugten AA'ort herleiten und Agisia, Achaza und die anderen zugezogenen Namen abtrennen.

Wenn man es nun nur mit Ackara, Agara und Agira zu tun hat, bietet sich eine Erklärung dar, die R. Much, Deutsche Stammeskunde, 59 für die Eger in Böhmen vorgetragen hat und die ich hier nur auf die anderen Flufsnamen ausdehnen und nähei- begründen will. Es handelt sich um die llerleitung aus gall. *ö(/>rt "die Kalte', dem Femininum von '^ogrofi 'kalt', das in ir. itar, kymr. oer, corn. oir enthalten und füi- das Gall. durch, die Ableitung Ogron-, einen Monatsnamen (s. hierzu Thurneysen

208 JOSEF BRUCH,

Zs. f. cell, riiil. II, 534) bezeugt ist. iJiese von Mucli nur angedeutete Herleitung besagt, falls sie richtig ist, manches Interessante aus kelt. Lautgeschichte. Um dies darzulegen, mufs ich die Etymologie des kelt. Wortes besprechen. Stokes setzte bei Fick II'', 267 als Grundform *u(jyos an. In diesem Falle müfste man das stammhafte o der Ableitung Oyron- mit gall. so = SU in JEposognatus 'sehr pferdekundig' vergleichen und wie hier mit Pedersen I. 532 durch offene Aussprache des u erklären. Diese hätte es mit sich gebracht, dafs die Germauen den Laut ihrem o gleichgesetzt hätten. Später wäre das o dann zu a geAvorden. Nun wird aber die Grundform '^iiyros durch das Kymr. ausgeschlossen, was Macbain 182 betont; sie hätte ja *tvyr gegeben, und eine Verallgemeinerung der weiblichen Stammform wird man nicht annehmen wollen. Neben *uyros hält Stokes auch die Grundlage '^ogros für möglich. Sie konnte ohne weiteres einerseits die kelt. Formen, andererseits germ. '■^'agra geben. Allein als ursprüngliche indogerm, Grundfoi'ui ist sie doch aufzugeben und mit Liden, Aimen. 8tud. 21; Pedersen 1, 103; AValde % 867 durch *OHyros zu ersetzen und zwar wegen des vom Adjektiv nicht zu trennenden Substantivs ir. (khl, uacld 'Kälte', das auf ein *oukto- zurückgeht und auch schon von Stokes bei Fick II ^ 48 zurückgeführt wurde. Zwar hält es Thurneysen, Handbuch des Altir. I, 38 für möglich, dai's ö in öcJd aus dem Adjektiv ver- schleppt wurde, wo es durch Ersatzdehnung von ö nach Schwund des g entstanden ist. Aber die Grundlage *ougro-, *ougto- (daraus *oukto-) ist doch der *ogro-, ^ogto- vorzuziehen, weil jene nach Form und Bedeutung passende indogerm. Verwandten hat, diese nicht. Die durch Stokes zur Wahl gestellte Verbindung von *ogros mit griech. jtdyog 'Reif, Frost' ist nach Form und Bedeutung sehr mangelhaft, nach der Form, da "^ogros aus älterem *pogros nur zu der von Walde 2. 552 behandelten Wurzel ''^i>e^-, *pog-, der Parallele zu *päg-, *pdg- gehören könnte, das ver- glichene griech. Wort aber letzterer Wurzelform zugehört, nach der Bedeutung, da die 'Reif, Frost' nur eine spezifisch griech. Entwicklung aus 'fest sein' ist und die eigentliche Bedeutung der Wurzel 'festmachen, zusammenfügen' ist, auch in den sicheren kelt. Vertretern dieser NA^irzel (mittelir. age und k,ymr. aclod 'Glied', altir. accai 'der Fesselung', bzw. altir. oc und kymr. umg 'nahe', altir. ünolaim 'sammle') erscheint. Dagegen hat die Grund- lage *ougro, *uitgfü indogerm. \ erwandte. die nach Form und

EGER. 209

Be.leuliiiio- stimmen, nämlich armen, oic 'kall', wofür Pedeivsen und Walde oje schreiben, aus *oii(j-, lit. ausz-tu, an.^z-au, misz-tl 'kalt werden' aus ""oug-, \eii. auksts -kalt' mit sekundärem /c aus *OHld-. dazu lat. auctummis ' Herbst '.i) Darnacli ist entschieden die Grundlage *ougros anzusetzen. Dieses wurde schon im Gall.. wenn^ auch nur von gewisser Zeit ab und auf gewissem Gebiete! z\x*ogros, wodurch sich gall. Oyron- erklärt, ebenso im Ir. und Brit. Da kelt. ""ougra natürlich germ. "augra, kelt. ""ögra germ. ^ogta ergeben hätte, so ist die Ableitung des germ. Flulsnamens aus dem kelt. Adjektiv nur möglich, wenn dieses irgendeinmal die Form *ögra gehabt hat, da ja auch ein germ. Wandel von ""ogra zu -ögra (vor dem Übergange von ö zu a), also eine Kürzung eines langen Vokals vor Muta + Liquida wegen germ. "^hlaira nicht angenommen werden kann. Nun erklärt Pedersen I, 54 die Tatsache, dafs bei unserem Adjektiv im Brit. nicht wie sonst ü für ou eintrat, durch die 'Vokalisienmg des folgenden g' und nimmt I, 293 eine Entwicklung ougr-, ögr-, üyr-, oyr- an. Wenn dies richtig ist, hat, unser Woit im Brit. niemals eine Form uyr-, besessen. Aus der doch wahrscheinlichen Gleichung kelt. *07>-a =- germ.''ayra darf man mit einiger Wahrscheinlichkeit schliei'sen, dai's in dem festländischen Kelt. *ögros zu *dgros wurde. Waiirscheinlich ist dieselbe Entwicklung für das Insel- kelt. anzunehmen. Jedenfalls kann ir. ikir, kymr. oer, altcorn. oir zunächst aus *dgyos entstanden sein, so wie ir. üan, kymr. oen, altcorn. oin 'Lamm' zunächst aus *ögnos entstanden ist. Man beachte noch, dals im Ir. ukn- und Um- mit ükn- und ikn- zusanunengef allen zu sein scheinen (Pedersen 1,125), dafs also hier vor Muta + Nasal der lange Vokal gekürzt wurde. Die Entwicklungsreihe ougr-, ögr-, ögr-, oyr- ist der anderen ougr-, ögr-, oyr-, oyr- für das Brit. auch deshalb vorzuziehen, weil oj im Kymr. normal zu tvy wurde, man also bei Annahme der Reihe Pedersens noch voraussetzen mufs, dafs in unserem Worte öj erst nach dem Wandel öj zu wy eingetreten sei.

Somit darf für das festländische Kelt. ein -'ogra (abona) *der kalte Flufs^ angenommen werden. So benannten die in der Gegend des heutigen Bonn hausenden Kelten einen Nebenflufs

') Pederseu ireiiiit auszla ah und verbin.lot es mit avest. acta Aber mit Lideii und Walde wird mau dieses uu.l Sippe auch zu unserem *ong stellen, nur eben als Form ohne ,j, und nnsztu ist dann doch mit üar ver- wandt, nur weite)'.

210 JOSEF BRUCH,

der Sieg und die nachrückenden Germanen übernahmen den Namen vor den Übergängen ö— a, g k. So ergab ^ogra germ. ^ahra. Daraus entstand, wie früher dargelegt wurde, das im Jahre 973 belegte Ackara, späteres Achera, Acchera, heutiges Agger. Für *ö(/m trat nun m. E. im Kelt. des Festlandes auf gewissem Gebiete und von gewisser Zeit an *ogara ein. Tliurn- eysen hat in Zs. f. celt. Phil. 11, 512 einen Einsclmb von a zwischen Muta und l im Gall. durch Magalus, gabalus. cantalon belegt. Ich nehme an, dafs ein solcher Svarabhaktivokal nicht nur zwischen Muta und l, sondern auch zwischen Muta und r eintrat, und zwar nach der Kürzung von ö durch gr. So entstand *ogara. Damit benannten die im heutigen Oberösterreich hausenden Kelten einen Nebenflufs der Traun und die nachfolgenden Germanen übernahmen den Namen vor dem Übergange ö- a. aber nach dem g k, so wie ihre Volksgenossen J/o^nw^/ac«»?, imd Vosegus vor 0 a und nach g k empfingen. So wurde * Ogara zu Agara, das heutiges Ager ergab. Dieses Agava ist nun auch die Vorstufe von Aglra = Fger. Das für die Eger in Böhmen zu ältest bezeugte Agara braucht darnach nicht erst durch Vokal- assimilation aus Agira entstanden zu sein, kann vielmehr die alte Form sein, wozu die Überlieferung stimmt. Wie entstand Agira ^ Aus dem Kelt. kann man es nicht erklären. Denn selbst wenn man sich auf das Vorkommen von -era neben -ara in Flufsnamen (Holder 1, 1457 neben I, 170), sogar in denselben wie Isera neben Isara, Tevera neben Tcvara, berufen und darnach ein *Ogera neben -^ Ogara annehmen wollte, i) so hätte dies doch nur germ. *Agera gegeben, da das in der Pänultima der Propar- oxytona sonst zu i werdende e vor r geblieben ist. Es handelt sich bei Agira um einen germ. Vorgang. In der Sprache der

^) Ebeusowenig darf mau sich auf die vou Mucli, Zs. f. d. A. XXXII, 459 und Bremer, Pauls Gr. III -, 780 gegebenen Fälle von e uebeu a in kelt. ^'amen berufen. Denn Muchs Beispiele aufser Eravisci Aravisci zeigen, was er selbst sagt, a statt e, was wohl einfach Wiedergabe einer offenen Aussjjrache des kelt. e ist, und mit Eravisci neben Araviaci kann mau keinen kelt. Laut- wandel beweisen, da es sich um einen panuonischen Volksstamm handelt. Die beiden vou Much nicht angeführten Beisjjjele Bremers, nämlich Cernunnos neben xÜQvor und tiiatcra, niatcris ueben matara, niat<tris besagen aucli uichts. Cernunnos zeigt eine andere in der Wortsippe aucli sonst vorhandene Ablauts- stufe (Fick W*, 79; Pederseu 1, 15t)) und viatera, niattris zeigt entweder lat. Wandel des a der Pänultima zu e oder niaferis (darnach materii) bietet gall. i-Umlaut.

EGER. 211

.^[arkoiiianneii-Baierii trat Agira neben Ayara zu einer Zeit, da bei vielen Substantiven Formen mit -ar- und solche mit -ir- (aus -az-, -/>-. indog-erm. -05-, -es-) nebeneinander standen. Da dem ar. ir der betonte Stamm voranging und die Endung folgte, so war -ar- in der Pänultima eines Pro])aroxytonons wie in Agara. Insbesondere mag zur Bildung von Agira die Vorstufe des heutigen bayr. Echer -Ähre' beigetragen haben, das in der Sprache der Baiern- Markomannen "^ayjr gelautet haben mufs. Es hat in altengl. northunibr. (chher seinen nächsten Verwandten. Da es sich um einen alten Stamm auf -os, -es handelt (Sievers, Angels. Gramm., 154), so bestand neben "^ayir einst auch ^ayar. Andererseits wurde Agara ""Agara gesprochen. "^Ayar und *Agar unter- schieden sich nur durch die Stimmlosigkeit, bzw. Stimmhaftigkeit des Gutturals. So konnte nach dem Muster ""ayar-, ""ayir- und vielen anderen mit -ar-, -ir- neben Agara ein Agira gebildet werden. Als später die Formen mit -ir siegten, blieb auch nur Agira. Nunmehr ist noch über die Aire in Frankreich einiges zu sagen. Die doch wahrscheinliche Verbindung dieses in alter Zeit in der Form Agira belegten FluFsnamens mit den Namen Agger, Agcr, Egtr und die Herleitung dieser von kelt. ""ogra, ogara mit germ. Wandel von o zu a ist ein Beweismoment dafür^ dafs die Germani eisrhenani. durch deren Gebiet die Aire flofs, zum Teil doch Germanen waren oder wenigstens halb und halb germanisiert waren, die germ. Sprache redeten oder doch Laut- übergänge derselben angenommen hatten, i) Die in alter Zeit bezeugte Form Agira könnte die wirkliche Grundform sein. In diesem Falle wäre sie aus '' ogara in der Sprache der Germani cisrhenani in ähnlicher Weise entstanden, wie in der der Marco- manni. Allein das Auftreten von *ogra = germ. *aZ;ra = heutigem Agger in der nicht fernen Rheinprovinz macht es wahrscheinlich, dals auch hier ""ogra zugrunde liege, das ""agra oder *a/.va ergab. Beides mufste frz. Aire liefern. Agira ist unrichtige Rück- latinisierung des schon vorhandenen Aire. Der Ersatz von ai- durch agi- lag nach vielen Mustern nahe. So erscheint '""ogra in Nordostfrankreich und in der Rheinprovinz, "" ogara in Württemberg. Böhmen und Oberösterreich, also die Form ohne Svarabhakti im NordAvesten. die mit ihm im Südosten. Die

>) Auf (las ans ö entstandene a in gall. vassns darf man sich nicht berufen, da es Dissimilation zum u- war (Pederseu I, 35).

21J JOSEF BRUCH, EGEK. R. THURNEYSEN, ALTFRISCH SOAD,

Eiil.wicklungf eines Vokals zwisclien tj und r war ein örtlich bej^renzter dialektischer Zug. Die doch wahrscheinliche Entstellung des frz. Flulsnamens Aire aus kelr. *o^m unter germ. Einflufs beseitigt ein Bedenken, das man gegen die Ableitung der deutschen Flufsnamen aus dem kelt. "Worte vorbringen könnte, dafs es nämlich merkwürdig sei, dafs die Kelten nur in Deutschland Flüsse *()(jra geheifsen hätten. Nunmehr begegnet *ogra als Flulsname im nordöstlichen Gallien wie in Deutschland ganz wie Alhis = Auhe, Elbe, das übrigens wie Eger zwei Flüsse bezeichnet. Wer anzunehmen wagt, dals Kelten in grölserer Zahl jemals im nordwestlichen Eufsland gehaust haben, kann mit Schamatov, Archiv f. slav. Phil. XXXIII, 80 die Flufsnamen Ogcr, Ugra im Gebiet der Düna auf kelt. *o^r« zurückführen. Zum Schlufs sei noch eine Bemerkung über tschechisches Ohre gemacht. Während die an der böhmischen Eger gelegene, im Deutschen nach ihr benannte Stadt im Tschechischen Cheb heifst, hat der Flufs auch in dieser Sprache den alten Namen bewahrt. Ohre erscheint als Ogra bei Cosmas von Prag und sonst. Mucli, Deutsche Stammes- kunde, 59 setzt ein * Ogria an. Dies ist unnötig. Ohre entstand aus Agira und r aus fremdem r, noch dazu hinter /, wie in hirmovati ' firmen '.

Wien. Josef Bruch.

ALTIKISCH mAD.

Oben S. 167 ist soad in Morands Fürstenspiegel A 13 und Bit als ältere Form von neuir. sogh m. 'jo}', gladness, pleasure, comfort, ease, happiness, riot, luxury. sumptuousness, good clieer' usw. nachgewiesen, das O'Gorm. 12. Juni in der Schreibung sodh vorkommt. Es ist das Gegenstück zu dmd, duadh 'hardship' Tog. Troi, Glossar; död Tain B. C. (ed. Windisch) 632. Wohl Zusammensetzungen, die zu sdith 'Sättigung' gehören, aber mit anderer Stammbildung (o-Stämme?).

Bonn. R. Thurneysen.

ADAMNAN8 VITA COLÜMBAE UNI) IHRE ABLEITUNGEN.

Die Hagiograpliie Irlands, die der wissenscliaftlidien For- schung nocli viele Aufgaben und Probleme stellt, nimmt in der gesamten Heiligen -Literatur des Mittelalters eine eigen- artige Stellung ein. Fast alle Lebensbeschreibungen von irischen Heiligen der ersten christlichen Jahrhunderte stammen aus ver- hältnismälsig später Zeit, und bei den meisten Erzeugnissen sind uns Verfasser und Zeit der Entstehung unbekannt. Diese Tat- sache mag nicht zum geringen Teil dahingewirkt haben, dais grofse Gebiete noch nicht erforscht sind. Manche Kapitel haben natürlich auch hier schon Beachtung gefunden, aber gewöhnlich nur, wenn sie wegen der Person des Helden von besonderer Bedeutung sind, wie die Aufzeichnungen über Patrick, oder w^enn sie in den Bereich der allgemeinen mittelalterlichen Literatur hineinspielen, wie das z. B. bei der Brendanlegende und einzelnen Visionen der Fall ist. Aber als Ganzes ist die Heiligen-Literatur der L-en noch wenig gewürdigt. Grundlegend für weitere Forschungen sind in vieler Hinsicht die Ausführungen von Plummer 1), der auch durch seine Veröffentlichung von bis dahin ungedruckten Viten neues Material dargeboten hat. Für die irischen Heiligenleben sind Legendenkomplexe bezeichnend, die sonst wohl nirgends in dem Mafse vorkommen. Zauberei und Magierwesen spielen eine grolse Rolle. Gegen die spätere Zeit hin nehmen gerade diese P^.rzählungen überhand und werden immer phantastischer und verworrener. Ferner linden sich kaum irgendwo in der hagiographischen Literatur so viele Widersprüche in den Zeitangaben wie hier. Der Grund liegt darin, dafs die Vitenschreiber zwischen ihrem Helden und den berühmteren Heiligen miiglichst nahe persönliche Beziehungen

') Charles Plnmnier, Vitao .Sanctoruni Hibeniiae, '2 Bände, Oxford 1910, Einleitiiusr.

214 GERTKUD »RÜNING.

herzustellen versuchen ohne Riicksichl auf die Lebenszelt der einzelnen. Sie fassen die Heilig-en ihrer Heimat gleichsam als eine grofse Einheit auf, eine „insula sanctorum", eine ununter- brochene Kette, in der ein Glied das andere ablöst. Damit keine Lücke entsteht, läfst die Legende besonders gern an dem Todestag eines Heiligen einen andern Heiligen geboren werden. Bezeichnend ist auch die Stellung, die der irische Nationalheilige Patrick in den Viten der andern Heiligen einnimmt. In den wenigen Werken aus früher Zeit wird sein Name kaum genannt, während er in jüngeren Erzeugnissen eine immer wachsende Bedeutung gewinnt. Dies gilt auch von den Lebensbeschreibungen des Heiligen, mit dem sich die folgenden Seiten beschäftigen, Columba von Hi. Von seinem ältesten Biographen, Adamnan, wird Patricius nur einmal als „sanctus episcopus" kurz genannt'). In der Kompilation des O'Donnell dagegen, die am Abschluls der Legendenbildung steht, finden wir nicht weniger als neun Prophezeiungen von Patrick über Columba. Auch soll er einen Hj'mnus auf ihn verfafst haben. Lehrreich ist auch das stärkere Hervortreten von Beziehungen zum Papsttum in den jüngeren Legenden. Adamnan war, wie wir vor allem durch Beda wissen, ein Vorkämpfer des römischen Brauches im Osterstreit. Dennoch finden wir in seiner Vita Columbae nur eine kurze Hindeutung auf diese Zwistigkeiten, bei der die Stellung des Papsttums gar- nicht berührt wird. Bei O'Donnell aber bestehen im einzelnen ausgemalte persönliche Beziehungen Columbas zu dem ersten Bischof der abendländischen Christenheit. Er selbst begibt sich nach Rom und wird vom Papst Gregor empfangen, dem er seinen Hymnus "Altus Prosator" gesandt hatte 2). Und weil darin so

') Adamnan, Vita Columbae, praef. II (hrsg. von William Reeves, Iliatorians of Scotlaud VI, Edinburgli 1874, S. 107). Die Vita (Jolunibae von Adauman ist immer angefülirt iiacb dieser Ausi,'abe von Reeves und nach der von J.T. Fowler, Adamnaui Vita 8. Columbae, Oxford 1894, in der \\'eise, dals die Kapitelzabl sieb auf Fowler bezieht, in Klammern die ent'^precbende Seitenzabl von Reeves angegeben ist. Sonstige Hinweise auf Reeves bezieben sieb immer auf diese Au.sgabe, falls iiicbt ausdrücklieb auf die erste Au.sgabe von 1857 (8. unten S. 226) Bezug genommen ist, deren Kapitelzilhlung mit der von Fowler übereinstimmt.

■•*) „.-\ltus Prosator" (vgl. Chevalier, Ilepertorium bymnologicum 961), bei J. Colganus, Triadis tbaumaturgae sen divoruin Patricii, Columbae et Brigidae . . . Acta, Lovanii 1647, 8. 473—475; Ol. Blume, .\nalecta bymnica medii aevi LI, Leipzig 1908, S. 275 Nr. 216.

ADAMNANS VITA COI-UMMAK UNI» IHliK AHLKI rUNrt KN. 215

wenig" von Cliristus die Rede ist. soll Colnmba seinen H^^ninus ..In le Christe" verfafst haben').

Die älteste uns erhaltene und bedeutendste Schrift über Columba von Hi ist die Vita, die einer seiner nächsten Nach- folger, der genannte Abt Adamnan von Hi (679 704) verfafst hat. Es ist eine der wenigen Viten eines irischen Heiligen, deren Verfasser uns nach Zeit, Ort und sonstiger Wirksamkeit einigermafsen bekannt ist. Hanptquellen über sein Leben sind seine Werke und Bedas Historia ecclesiastica gentis Anglorum V, 15 17, bei dem er vor allem, wie berührt, als Vertreter des römischen Standpunktes im Osterstreit erscheint. Beda gibt auch Auszüge ans dem zweiten erhaltenen Werke, das uns von der literarischen Tätigkeit des Mannes ein Bild gibt, seiner Schrift „De locis sajictis"2), einer Beschreibung des hl, Landes nach den Berichten eines gallischen Bischofs Arculf, der auf seiner Rückreise von Palästina nach der Insel Hi verschlagen worden war. Zugeschrieben wird ihm sodann die sogenannte „Lex Adamnani"-^), eine Verordnung in irischer Sprache, durch die das Tüten von Frauen, Geistlichen und unmündigen Kindern mit Strafen bedroht wird, sowie einige Canones^). Endlich steht der Name eines Adamnan in Zusammenhang mit der Über- lieferung von Vergilscholien, wobei die Identität mit dem Abt von Hi zwar nicht unwahrscheinlich, aber doch bestritten ist^). Mit sehr zweifelhaftem Rechte wird ihm auch zugeschi'ieben

') „lu te Christe" (Chevalier a. a. 0. 877'2), bei Colgaiius a. a. 0. S. 475—471) ; Blume a. a. 0. S. 283 Nr. 217.

*) Zuletzt herausgegeben von Paul Geyer, Corpus scriptorura ecclesiasti- corum Latinorum XXXIX, 1898, 8.219—297; vgl. dazu die Vorarbeiten des Herausgebers: Adaniuanns I, Programm des Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg 1895, und Adamnanus II, Programm des Königlichen humanistischen Gymnasiums in Erlangen 1897. Vgl. auch M. Manitius, Geschichte der hi- teini.schen Literatur des Mittelalters I, 1911, S. 237 ff.

^) Hrsg. von Kuno Meyer, Anecdota Oxoniensia, Mediaeval and I\Iodeni Series XII, Oxford 1905; vgl. denselben, L>ie irisch-gäliBche Literatur, hei Paul Ilinueberg, die Kultur der Gegenwart, Teil I. Abt. XI, 1, 8. 88.

*) Hrsg. von Wasserschieben, Die Bufsordnungen der abendländischen Kirche, Halle 1851, S. 120 123; vgl. seine 2. Ausgabe der Irisclieii KanuniMi- sammlung, 1885, S. LXXf. (Bradshaw). Von den Erörterungen über ilie Ent- stehung der „CoUectio HibcrnensiB" kann hier abgesehen werden.

^) Thilo und Hagen, 8ervii grammatici commentarii III, 2 (Appendix Serviana), Leipzig 1902, S. 6G. Vgl. D'Arbois de Jubainville, Revue «'eltique XXI, 1900, S. 111; ferner Zimmer, Neunius vindicatus, Berlin 1893, 8. 238 ff.;

216 GERTRUD BRÜNING.

ein irisches Gebet an rolumba. ')• r)afs er über Wunder von Patricias geschrieben hat, wie in dessen Vita Tripartita berichtet wird, ist höchst unwahrscheinlich-). Um so sicherer ist er der Verfasser der erwähnten Vita seines Vorgängers und Klüster- lieiligen Columba. Beda, der die Schrift „De locis sanctis" aus- geschrieben hat, hat sie freilich anscheinend nicht gekannt; nur vom Hörensagen kennt er Aufzeichnungen über Columba: „de cuius vita et verbis nonnulla a discipulis eins feruntur scripta haberi"3). Dennoch kann über die Herkunft dieses Werkes aus Adamnans Feder kein Zweifel bestehen, seines bedeutendsten Werkes, dessen Kenntnis die folgenden Seiten zu fördern suchen wollen.

Ich stelle zunächst zusammen, was mir über seine hand- schriftliche Überlieferung bekannt geworden ist und führe aus, wie weit die bisherigen Ausgaben diese Überliefei'ung heran- gezogen haben.

1. Die Hand Schriften.

Bei den Handschriften der Vita Columbae^) ist vor allem zwischen einer längeren und einer kürzeren Fassung zu scheiden. l)ie längere Vita'') gibt die ursprüngliche Gestaltung des Textes durch Adamnan. Dem Zwecke bequemerer Lesung in den Klöstern scheint die kürzere Rezension'') gedient zu haben. Die einzelnen Kapitel haben in dieser Fassung keine Überschrift;

Thurneyseu , Zeitschrift für celtiscbe Philologie III, 1901, S. 52ff.; M.Roger, L'enseignement des lettres classiques d'Ausone ä Alcnin, Paris 1905, S. 262; G. Funaioli, Scolii Filargiriani (Rheiuisclies Museum N. F. LXX, 1915, S. 84f.). Vgl. auch Teuffei, Geschichte der römischen Literatur, 6. Aufl. III, 1913, S. 459.

>) Stokes, Goidelica«, 1872, S. 173f.; Beruard and Atkinson, The Irish Liber hymuorum, 1898, I, 184. II, 81 f. Dazu das Facsimile von Rawliuson B. 502 (Bodl. Oxford), 1909, S.lOßb (fol.oOv, b) und das Yellow Book of Lecan (Trin. (Joll., Dublin), 1896, .S. 80b 81a.

'-) Tripartite Life of Palrick, hrsg. von Stoki^s, Bd. I, London 1SS7, S. 60f. Vgl. J. B. Bnry, The Life of St. Patrick and bis place in history, London 1905, S. 271.

3) Hist. eccl. geut. Angl. III, 4.

*) Vgl. die hier vielfach ergänzten Angaben von Thomas Duflus Hardy, Descriptive Catalogue of materials relating to the history of Great Britain and Ireland I, 1, London 1862, S. 167 ff.; W. Reeves a. a. 0. S. XXV f. (1. Ausg. S. XIII-XXXI) und J. T. Fowler a. a. 0. 8. VIII f.

'••) Bibliotheca hagiograpbica Latina, ed. Socii Bollandiani, Bd. I, Brüssel 1898/99, Isr. 1886. «) Eb. Nr. 1887.

ADAMNANS VITA COLUBlBAE Uls^D IHRE ABLEITUNGEN. 217

die irischen Eigennamen .sind oft weggelassen. Im ersten Buch fehlen c. 1 (S. 111—114); c. 7 (S. 120); c. 12-15 (S. 122—124); c. 17, 18 (S. 124-125); c. 20, 21 (S. 120-127); c. 23-27 (S. 128 130); c. 34—39 (S. 134—139) und der Schlufs von c. 50 (S. 1471) „Simili scientia . . . seculorum" bis auf den letzten Satz, der vorhanden ist. Im zweiten Buch fehlt der kurze Epilog des ersten Kapitels „Huius, inquam, libelli . . . miracula" (S. 153), ferner c. 9 (S. 158). c. 14 (S. 161), der zweite Teil von c. 19 (;S. 164). c. 20 (S. 164 f.), c. 24 (S. 168), c. 28 (S. 171), c. 31 (S. 173), c. 39 (S. 180—184), c. 44—46 (S. 188—191). Im dritten Buch fehlt nur der Epilog von c. 23 (S. 217—218) von „Post horum trinaliunr' an. Dem Inhalt nach sind es Kapitel, die Prophe- zeiungen über irische Verhältnisse, Kriege und Fürsten enthalten, oder deren Gegenstand dem Epitomator wohl zu geringfügig er- schien. Innerhalb der einzelnen Bücher sind einige unbedeutende Kapitel Verschiebungen vorgenommen; II, 25 und 26 (S. 169 170) und II, 19 und 18 (S.163f.) sind in dieser Reihenfolge im dritten Buch nach c. 6 (S. 198) eingeschoben, und II, 29 und 30 (S. 172) im ersten Buch nach c. 43 (S. 142). Dafs wirklich in der längeren Fassung das Original von Adamnan vorliegt, ergibt sich leicht i). Adamnan verspricht in der zweiten Vorrede, eine Übersicht über Columbas ^^'under zu geben, was ja auch im Eingangskapitel des ersten Buches geschieht. In der kurzen Fassung fehlt dieses Kapitel. Zum ursprüngliclien Text gehören auch die Kapitelüberschriften, denn sie sind manchmal zum Verständnis unbedingt nötig; z. B. I, 49 (S. 145) „a supra memorata munitione resident", II, 15 (S. 161) „superius memorati sancti viri", III, 19 (S. 207) „supra memoratus Virgnous". Bei all diesen Stellen kann das „supra memoratus" sich nur auf die Überschrift beziehen. Ferner heilst es auch in der kürzeren Fassung I, 28 (S. 130): „Lugbeus, gente Mocumin, cuius supra mentionem fecimus". Der Name begegnet vorher I, 15 (S. 123) und I, 24 (S. 129); beide Kapitel fehlen aber im gekürzten Text. Ebenso heilst es I, 32 (S. 133) „saepe memoratum ...fretunr'; der Ausdruck ist nicht verständlich ohne die vorauf- gegangenen Kapitel 25—27 (S. 129f.), die alle in der kürzeren Fassung fehlen. Adamnan erzählt III, 23 (S. 211), dals der Heilige die Insel segnet, ,,ut in supra memorato craxatum est

') Vgl. Reeves a. a. 0. S. XXIIIf. (1. Ausg. S. XI ff., 93 Aiim. f, 124 Anm. b).

Zeitschrift f. celt. Philologie XI. 15

218 GERTRUD BRÜNING,

libello"; die Worte beziehen sich auf II, 28 (S. 171), ein Kapitel, das ebenfalls in dem kürzeren Text fehlt.

A. Die Handschriften der längeren Fassung. 1. Schaffhausen 1. VIII. Jh., früher in Reichenau, fol. 1 130').

Der Schreiber dieses Codex, der zu den ältesten und kost- barsten Handschriften der Schweiz gehört . ist ein Dorbbeneus, der sich am Schliifs des Werkes nennt: „pro me Dorbbeneo Dominum deprecetur". Er ist wahrscheinlich identisch mit dem Abt Dorbbeneus von Hi, der als Nachfolger Adamnans 713 starb. Demnacli wäre die Handschrift vor 713 vollendet gewesen. In der Folgezeit, als die britischen Inseln unter den Einfällen der Normannen zu leiden hatten, wurde auch Hi heimgesucht, und eine neue starke Auswanderung schottischer Mönche nach dem Kontinent setzte ein. Bei einer solchen Gelegenheit, vermutete Zimmer, sei dieser Codex zur Reichenau gelangt; er nimmt 825 an, als Mönche, die vom Tode Blaithmacs berichteten, nach Deutsch- land kamen 2). Doch wird die Handschrift in den Reich enauer Bücherverzeichnissen des 9. Jahrhunderts-') nicht erwähnt.

White entdeckte das Manuskript in Reichenau, und eine von ihm besorgte Abschrift wurde 1647 von Colganus gedruckt. Vor 1795 mufs die Handschrift nach Schaff hausen gelangt sein, denn in den Miscellanea des Mauritius Hohenbaum van der Meer aus dem Kl. Rheinau, der 1795 starb, findet sich die Notiz: „Adamanni drey Bücher vom S. Columba. . . Das eigentliche Manuscript vom VIII. Saeculo (welches vormals in die Reichenau gehört) befindet sich dermalen in der Bürger-Bibliothek zu Schail- hausen" *). Hier ruhte es wieder lange in der Vergessenheit, bis Keller es dort in der Mitte des vorigen Jahrhunderts fand^).

1) Vgl. Reeves S. XXV, ausführlich seine 1. Ausg. S. XIH— XXIV und Tafel I, II u. III. Vgl. unten Anm. 5.

2) H. Zimmer, Neunius vindicatus, Berlin 1893, S. 238f.; Neues Archiv XVII, 210. Vgl. schon Reeves, 1. Ausg. S. XXH f.

3) Gustav Becker, Catalogi bibliothecarura autiqui, Bonn 1885, S. •Ifl'., 16 ff., 19 ff. Der Sammelband Nr. 387 im Verzeichnis von 821/22 (S.12) mit einer Passio oder Vita Columbae (von SensV) kann die Schaffhauseuer Hand- schrift nicht sein.

0 Vgl. Reeves, 1. Ausg. S. XV.

5) Vgl. F. Keller, Mittheilungeu der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich Vn, 3, 1851, S. 85 und Tafel XIH, 1; ferner H. Boos, Verzeichnis der Inku- nabeln und Handschriften der Schaö'hauser Stadtbibliothek, 1903, Nr.l, S.67 und

ADAMNANS VITA COLüMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN 219

2. London, Britisches Museum. Cottonianus Tiberius D. III, aus dem späteren XII. Jh.. fol. 192—217'),

enthält am Schlufs als eigenes Kapitel einen späteren Zusatz über die Namen von Columbas Schülern und Verwandten 2), Dann folgt ein Epilog von 25 leoninischen Hexametern-^), dessen Ab- fassung-szeit nach Reeves in die Jahre 1107 1114 fällt'). Die Handschrift hat durch den Brand von 1731 stark gelitten und ist auch nicht vollständig. Es fehlen drei Blätter von I, 2 (S. 116) „diebus" bis I, 22 (S. 128) „genibus", ferner drei Blätter von I, 36 (S. 135) „viro" bis I, 49 (S. 146) „omnia quae".

3. London, Britisches Museum^) Add. Ms. 35110, ehemals in der Sammlung von Sir Thomas Phillipps^') 26075, aus dem späteren XII. Jh. (vor 1195), fol. 96 v— 143,

enthält denselben Anhang über Columbas Schüler und Verwandte wie die vorhergehende und die nächstgenannte Handschrift, und auch im übrigen wird die A'erwandtschaft des von den Heraus- gebern der Vita noch nicht benutzten Codex mit diesen beiden festgestellt"). Fol. 143 folgen Auszüge aus Beda, Hist. eccl. gent. Angl. V, 9 und III, 4, 5: „Sanctus igitur Columba erat primus... fidem Christi perceperint".

4. London, Britisches Museum''), Regius 8. D. IX, XV. Jh., fol. 1—70,

enthält auch am Schlufs die Namen von Columbas Gefährten und Verwandten. Der Anfang der Handschrift fehlt bis I, 3 (S. 117) „liaec pu]ro pectore*'.

W. M. Lindsay, Early Irish Minusciüe Script (St. Andrews University PuLli- cations VI), Oxford 1910, S. Iff. und Tafel IL

») Vgl. Reeves a. a. 0. S. XXVI und die Lesarten S. 218—220 (1. Ausg. S. XXVII— XXXI und 456—458).

'•*) Bibl. hag. Lat. Nr. 1888; gedruckt in der 1. Ausg. von Reeves S. 245-247.

3) Reeves, 1. Ausg. S. XXLX. *) Eb. S. XXX.

^) Catalogue of Additions to the Manuscripts in the British Museum in the years 1894—1899, London 1901, S. 161.

*) Vgl. Liebermann, Neues Archiv X, S. 592, wo 26074 wohl durch ein Versehen als Signatur der Handschrift angegeben wird. Vgl. H. Omont, Catalogue des Manuscripts Latins et Franrais de la collection Phillipps acquis en 1908 pour la Bibliotheque Nationale, Paris 1909, S. 237.

■) Vgl. Catalogue of Additions ... a. a. 0. S. 161 : „a text of the longer recension, very closely akin both to Cotton Ms. Tib. D. in and to Royal Ms. 8. D. IX, though the three seera to be independent of one another".

«) Vgl. Reeves S. XXV (1. Ausg. S. XXIV— XXV).

15*

220 GERTRUD BRINIKO.

Die Londoner Handschriften Cottanianus und Regius gehören nach den von Reeves angegebenen Varianten eng zusammen, und auch Add. Ms. 35110 ist, wie erwähnt, nach der kurzen Angabe des Katalogs dieser Gruppe anzureihen. Kapitelverzeich- nisse des 2. und 3. Buches, die in der Schaffhausener Hand- schrift fehlen, finden sich in Regius und Cottouianusi), Beide Handschriften enthalten den zweiten Teil von II, 20 (S. 165), der ebenfalls in der Schaffhausener Handschrift fehlt-). Dagegen vermifst man in jenen das Ende vom III, 5 (S. 197) von „Cum- meneus Albus" ab, den Abschnitt über die Columba-Schrift des Cummeneus^). Nach Reeves ■») ist die junge Handschrift Reg. 8 D. IX nicht vom Cottonianus abhängig, vielmehr beide von einer gemeinsamen Vorlage-'), die genauer in dem zeitlich späteren Regius als im Cottonianus abgeschrieben ist. Dafs diese Hand- schriften auf die Schaffhausener als Quelle zurückgehen, läfst sich aus den von Reeves angegebenen Lesarten nicht erweisen; sind die Kapitelverzeichnisse des 2. und 3. Buches und die zweite Hälfte von II, 20 echt^), so ist die Selbständigkeit dieser Handschriftengruppe von vornherein erwiesen.

B. Die Handschriften der kürzeren Fassung.

"^ 5. St. Gallen') 555, IX. Jh., fol. 1—83,

unter Abt Grimald (841 872) geschrieben nach einem auch in Ratperts Casus S. Galli aufgenommenen Bücherverzeichnis*). Am Schlüsse der Handschrift befindet sich ein Bild von Columba^).

6. Müncheni<J) 6341, ehemals Freising 141, X. Jh., fol. 1—51.

7. München '1) 22241, ehemals in Windberg, XILJh., fol 133^ —157.

1) Über die dritte Handschrift biu ich nicht näher unterrichtet.

2) Vgl. unten S. 231 Anm. 1. ^) Vgl. unten S. 259. *) Vgl. Reeves, 1. Ausg. S. XXVIII.

5) Vgl. S. 219, Anm. 7. «) Vgl. unten S. 231, Anm. 1.

') Vgl. Reeves S. XXV (1. Ausg. S. XXVII uud Tafel 4).

8) Gustav Becker, Catalogi bibliothecaruin antiqui, BonnlSSö, S. 49, Nr. 284 u. S. 56, Nr. 68 u. Ratperti Casus S. Galli, hrsg. von Meyer von Knonau in Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte, Band XIII, St. Gallen 1872, S. 48, sowie Mon. Germ. Script. II, S. 70: „Vitam sancti Columbae in volum. 1".

9) Vgl. Reeves, 1. Ausg., Tafel V.

'») Vgl. Reeves S. XXV (1. Ausg. S. XXVI und Tafel 4). '•) Vgl. Reeves S. XXV (1. Ausg. S. XXV) uud Analecla Bollandiana XVII, 1898, S. 109.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UNÜ IIIKE ABLEITUNGEN. 221

Die noch iiiclit benutzten Handschriften: 8. Heiligenkreuz 0 12, Ende des XIL Jh., fol. 222^— 236, 0. Zwett|2) 24, XIILJh,

10. Admunt3) 24, XIIL Jh., fol. 172^—185.

11. Wien^), Hofbibliothek Lat 336, XIILJh., fol. 294^— 310^

12. MelkO, M. 5, XV. Jh., fol. 151^— 172^

sind Exemplare des bald nach 1181 angelegten grofsen öster- reichischen Legendars und vielleicht, wie häufig s) dem Text der "Windberger Handschrift (Nr. 7) verwandt.

13. Heidelberge), ehemals in Salem 9, 31, XIILJh., fol. 113^' 135^ (noch nicht benutzt),

steht München 6341 und St. Gallen 555 nahe. Der Text ist genau, besonders bei irischen Eigennamen. Zwei Blätter fehlen, von I, 3 (S. 117) „omni reverentia" bis I, 22 (S. 128) „se cibunr'.

14. Dublin, Primate Marsh's Library V. 3, 4, XV. Jh., fol. 39 5V, der Codex Kilkenniensis von Colgan und Ard- machanus von Fleming"),

weist manche willkürliche Abweichungen auf, Umstellungen von Satzgliedern und Kapiteln sowie Auslassungen, so des ersten Teils von II, 41. Sonst latinisierte Eigennamen sind hie und da nicht nur durch irische Formen ersetzt, sondern zuweilen auch in irischer Schrift geschrieben.

15. Wolfenbüttel, ehemals Helmstedt 322, XV. Jh., fol. 317^— 338^ wahrscheinlich aus dem Kloster Klus bei Gandersheim*), enthält nach einer freundlichen Mitteilung der Bibliotheksverwaltung ebenfalls die küi'zere Fassung.

*) Handschriftenverzeiehnisse der Cistercienser - Stifte der Österreich - Ungarischen Ordensprovinz (Xenia Bernardina 11,1), Wien 1891, S. 121 und Analecta BoUandiana XVII, 65; vgl. Reeves, 1. Ausg. S. XXXI.

-) Xenia Bernardina a. a. 0. S. 311 und Anal. Boll. XVII, 65.

3) Anal. Boll. XVII, 65; ßeeves, 1. Ausg. S. XXXL

*) Eb. S. 65.

*) Eb. S. 25, 26 und 99 ff.

«) Vgl. Archiv für ältere deutsche Geschichtskunde IX, 1847, S. 582; Reeves, 1. Ausg. S. XXXI Nr. 3.

') Vgl. Reeves S. XXV (1. Ausg. S. XXV f.); Plummer a.a.O. I, S.IXff.

«) 0. V. Heinemaun , Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel 1, 1, 1884, Nr. 357, S. 268.

222 GERTRUD BRÜNING,

Die Handschriften der kürzeren Fassung haben wolil keine selbständige Bedeutung, sondern gehen anscheinend auf die Schaffhausener Handsclirift zurück, soweit sich nach dem Abdruck des Windberger Textes durch Canisius und den von Reeves mitgeteilten Lesarten der St. Galler, Dubliner und Freisinger Handschrift vermuten läfst. Doch bedarf die Frage noch einer näheren Untersuchung.

C. Eine andere kürzere Auswahl aus dem Werke Adamnans (Bibl. hag. Lat. Nr. 1889) enthalten drei Handschriften der Mosel- gegenden,

16. Metz 523, XI. Jh., aus St. Arnulf in Metz, fol. 19-51'),

17. Paris 5308, XII. Jh., fol. 287^— 2922) und

18. Paris 5278, XIII. Jh., fol. 393-3993).

Dieser Text beginnt: „Sanctus Columbauus, de nobilissima Scottorum ortus progenie, volens exulare propter Deum, in Britanniam transnavigavit, ubi paganum usque tunc temporis Pictorum populum per suam industriam divinis virtutibus et maximis prodigiis roboratam Domino lucratus servus fidelis adeptus est. Vir ergo vitae venerabilis ac beatae memoriae. . ." Es folgt nach den mir allein zu Gebote stehenden Angaben der Bollandisten über die 3. Hs. anscheinend nur die zweite Praefatio (S. 106— 108), sodann das erste Kapitel vom Buch I (S. 111—114) und III, 16—23 (S. 204—217) bis zu den Worten „per omnia saecula saeculorum''.

Einen noch geringeren Teil enthält

19. Le Mans 217, XII. Jh., fol. 102^-106^^).

Der Anfang lautet: „De beato Columba abbate miriticae sancti- tatis viro, cuius vita hoc in volumine sequitur latius descripta,

1) Vgl. Krusch, Mon. (Terra., SS. reram Merov. IV, S. 42 und louae Vitae Sanrtorum (Script, rerum Germ.), 1905, S. 97; Catalogue general des mss. des bibliotheqiies publiques des departements (4«) V, 1879, S. 195. Die Hs. wird in dem Katalog von St. Arnulf von 1673 erwähnt, den der Herausgeber Ph. Lauer (Bibliotheque de l'Ecole des chartes LXIII, 1902, S. 502 Nr. 12) irrtümlich auf St. Arnulf in Crepy bezogen hat (vgl. Levison, Neues Archiv XXIX, 1904, S.511).

^) Vgl. Catalogus codicum hagiographicorum Latinorum . . . qui asser- vautur in ßibliotheca Nationali Parisiensi, Brüssel 1890, Bd. II, S. 71.

») Eb. I, 1889, S. 477.

*) Vgl. Catalogue general des mauuscrits des bibliotheques publiques de France, Departements XX, 1893, S. 149 und Analecta Bollandiana XII, 52: dazu eine Mitteilung von Prof. Levison.

AüAMNANS VITÄ COLUMBAE UND IlIUE AHLEITUNGEN. 223

(luid etiam vir eruditissimus Beda presbj'ter in suis libris. quos de gestis edidit Anglorum, memoriae mandaverit posterorum, in primordio liiiius egregii abbatis atque sacerdotis vitae ratum duximus praenotandum. ut fides luiius almae vitae in praecordiis legentium artius infigatur. Sanctus igitur Columba nobilibus

fuerat parentibus oriundus, patrem habens Fedilmittum

laetificabatur praecordiis". Es folgt also nicht Beda, aus dem die Vorlage der Handschrift Auszüge enthalten haben wird'), sondern der Schlufs der zweiten Vorrede (S. 107), sodann I, 1 (S. 111—114) bis „praegustet dapes", endlich III, 22—23 (S. 209 217) bis zu derselben Stelle „gloria et Imperium in saecula saeculorum. Amen". Endlich

20. Florenz, Biblioteca Laurenziana, Asburnham 58 (15), XII. Jh., einst im Besitz von Pierre Pithou, fol. 117 131 -),

enthält eine Überarbeitung der Vita Adamnans; auf den Prolog ,.Sanctorum patrum qui in Oriente vita et moribus claruerunt . . . apertiori stilo melioramus" folgt die Vita „Vir itaque venerabilis Columba nobilibus parentibus". Sie endet unvollständig in III, 22 (S. 210), da fol. 127—138 die eine Hälfte der zweispaltigen Seiten weggeschnitten ist: ,,sed propius non permittuntur accedere ad celos reversuri. Et quod michi*'.

Nicht unterrichtet bin ich über die Textgestalt einer vierten Londoner Handschrift:

21. London, Britisches Museum, Add. Ms. 19726, XL Jh., fol. 593),

ebensowenig über

22. Paris 5323, XIII. Jh., fol. 133-140, durch Blätterausfall unvollständig*). Voraus gehen Teile von Bedas Hist. eccl. IIL4-6.

1) Vgl. Paris 5323 (unten Kr. 22).

") Vgl. L. Delisle, Notices et extraits des manuscrits de la bibliotheque Nationale XXXII, 1, Paris 1886, S. 35 nnd B. Krusch, Neues Archiv XII, 423; C. Paoli, I codici Ashburnhamiaui della E. Biblioteca Mediceo-Laurenziana I (Indici e cataloghi Vni), 1887/96, S. 27, Nr. 14.

') Catalogue of Additions to the Manuscripts in tlie British Museum in the years 1854—1860, London 1875, S. 2.

*) Catalogus codicum hagiograph. Latin. Paris 11, 221.

22i GERTRUD BRÜNING

Verscliollen ist eine Handschrift, die sich im XII. Jh. zu St. Peter in Salzburg befand i), und eine von Canisius erwähnte in Rebdorf2).

Hardy a. a. 0. Nr. 498 zählt noch mehrere Handschriften von Viten Columbas auf:

1. „Ms. Yienna. 3. Mss." Abgesehen von dem Text des sogen. Cummeneus (vgl. unten S. 260 ff.) in der k. k. Privat-Fideikommils- Bibliothek kann ich nur eine Handschrift in Wien, Nr. 336, nach- weisen (oben Nr. 11) an Hand der Tabulae codicum manuscrip- torum in Bibl. Palatina Alndobonensi asservatorum, 1864 ff.

2. „Ms. Monast. Tegernsee in Bavaria. XIII cent." 3). Viel- leicht liegt eine Verwechslung mit der Vita Columbani des Jonas vor. Die Münchener Handschriften aus Tegernsee enthalten diese freilich nicht; aber Handschriften des gleichen Klosters sind in die Bibliothek des Fürsten von Oettingen- Wallerstein in ]\[aihingen gekommen, und es könnte sich um Hs. I. 2, 4^, 6 handeln*), aus dem 11. und beginnenden 12. Jh., die fol.72 108 Jonas' Vita Columbani s) und fol. 148 153^" eine Passio Columbae virginis Senonensis (Bibl. hag. Lat. 1896) enthält und aller Wahr- scheinlichkeit nach aus Tegernsee stammt.

3. „Ms. Bibl. Publ. Orleans 172. vell. fol. XV cent". Diese Hs. ist nach dem „Catalogue general des manuscrits des bi- bliotheques publiques de France, Dep." XII, 1889, S. 96 die Hs. 195 (172), XIV. Jh., fol. 54' mit einer Passio der Columba von Sens (Bibl. hag. Lat. 1893/95).

2a. Die Ausgaben der kürzeren Fassung.

Der Text der Windberger Handschrift wurde zuerst ge- druckt, anscheinend einer der unzuverlässigsten Handschriften der kürzeren Fassung. Sie gab heraus

1) Gustav Becker, Catalogi bibliothecavum antiqui. Bonu 1885, S. 236, Nr. 179.

^) Reeves, 1. Ausg. S. XXV hält sie ohne genügende Gründe für identisch mit der Windberger Hs. (Nr. 7). t^ber Rebdorfer Hss. s. G. Leidinger, Neues Archiv XXXHI, 1908, S. 191 ff.

') Vgl. Reeves, 1. Ausg. S. XXXI.

*) Vgl. Wattenbach, Neues Archiv VU, 1881, S. 171 f.

^) Vgl. B. Krusch, lonae Vitae Sanctorum, S. 74 f.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 225

Heinrich Canisius; Antiiiuae lectionis tom. V, 2. Ingolstadt

1604, S. 559 621 '). Auf seinem Abdruck beruhen alle späteren

Ausgaben, so zuerst der erweiterte vierte Abdruck des Laurentius Surius, De probatis sanctorum vitis, Cöln 1618,

Junius, S. 144—1612); Thomas Messinghara, Florilegium insulae sanctorum seu vitae

et acta sanctorum Hiberniae, Paris 1624, S. 144 182, der

dem Text Kapitelüberschriften hinzufügt; Jacob Basnage, Thesaurus monumentorum ecclesiasticorum et

historicorura sive Henrici Canisii lectiones anti(iuae, Amsterdam

1725, Bd. I, S. 678—708, und J. P. Aligne, Patrologiae cursus completus, Series Latina, tom. 88,

Paris 1850, S. 725—776.

2b. Die Ausgaben der längeren Fassung.

Johannes Colganus, Triadis Thaumaturgae seu divorum Patricii, Columbae et Brigidae . . . Acta, Lovanii 1647, S. 336 372, beruht auf einer Abschrift des Schaff hausener Codex, die von einem Jesuiten AVhite angefertigt worden war.

Franciscus Baertius, Acta Sanctorum Junii 11, Antwerpen 1698, S. 197—236, gibt den Text ebenfalls auf Grund einer Kopie von White.

^) Bei James Tssher, Veterum epistolarum Hibernicarum Sylloge, Publin 1632, S. 42—44, und in späteren Xachdrucken (so Herborn 1696, S. 40— 41; The Whole Works of the most rev. James Ussher IV, Dublin um 1850, 8.454—456) findet sich der I.Prolog und der Epilog von Adamnaus Vita abgedruckt. Ussher macht über seine Vorlagen folgende Angabe (vgl. Herborn 1696, S. 41): „libri eiusdera tres de S. Columba, cuius operis Prologum paiilo correctiorem ex Ms. nostro hie damus : addito etiam, ex alio Cottonianae biblio- thecae codice, Epilogo hactenus inedito". Der Prolog ist nach den Lesarten von Reeves zweifellos der Handschrift Dublin, Primate Marsh's Library V, 3, 4 (Nr. 14) entnommen (zu deren Benutzung durch Ussher vgl. Plummer a.a.O. I, S. XIV Anm. 4), der Epilog stammt aus dem Cottonianus (Nr. 2; vgl. Reeves, 1. Ausg. S. XXVIII).

*) Auf dieser Ausgabe von Surius beruht die Vita Columbae von Benedict Gonoü, Vitae et sententiae patrum occidentis, Lugduni 1625, S. 420— 422. nach einer Angabe Gonons selbst: „Ex üla prolixa, quam scripsit Adamnauus Abbas Insulae Huensis in Scotia" und der Randbemerkung: „apud Surium auctum novissime Coloniae Impressum". Diese Vita ist ein Auszug aus Surius, also aus der Windberger Handschrift mit allen Fehlern und Ungenauigkeiten derselben.

226 GERTRUD RRÜNING,

.loliaimes Pinkerton. Vitae antiiiuae sanctorum. qui habitaverunt in ea parte Britanniae nunc vocata Scotia, London 1789, S. 47— 187 (vgl. S. VII), folgt einer Hs. des Britischen Museums, Regius 8 D. IX (vgl. oben Xr. 4). Der Anfang jedoch, der in der Handschrift fehlt, ist gleich manchen Lesarten aus Canisius entnommen.

AVilliam Reeves, The Life of St. Columba, Dublin 1857, gedruckt für die Irish Archaeological Society und für den Bannatyne Club, legt vor allem die Schaffhausener Handschrift zu Grunde, benutzt aber auch Brit. Mus. Reg. 8. D. IX, St. Gallen 555, München 6341 und 22241 sowie Dublin, Primate Marsh's Library V, 3, 4. Die Lesarten des Cottonianus finden sich S. 456 458. Auf dieser bisher besten Ausgabe mit ihrer grofsen Einleitung und den reichen Erläuterungen beruht der 2. Abdruck:

William Reeves, Life of St. Columba (= The Historians of Scotland, vol. VI), Edinburgh 1874, mit Kürzungen und Zu- sätzen in den Anmerkungen, besorgt von W. F. Skene, unter Beigabe einer englischen Übersetzung.

W. M. Metcaif e, Pinkerton 's Lives of the Scottish Saints, revised and enlarged I, Paisley 1889, S. 73 209, benutzt für seinen Text auch die von Reeves mitgeteilten Lesarten. Die letzte, nützliche Ausgabe von

J. T. Fowler, Adamnani Vita S. Columbae, Oxford 1894, folgt dem Text von Reeves, mit einigen willkürlichen ortho- graphischen Änderungen, kurzen Anmerkungen und einer brauchbaren Einleitung.

Auch ein künftiger Herausgeber wird vor allem die wert- volle Hs. in Schaffhausen zu Grunde legen müssen. Doch sind auch die übrigen Hss. heranzuziehen, zumal der Versuch der Aufstellung eines Stammbaums noch gar nicht unternommen ist. Von der kürzeren Fassung, die dem Schaffhausener Codex jeden- falls verwandt, vielleicht davon abhängig ist, sind namentlich die alten Handschriften St. Gallen 555 und München 6341 zu untersuchen, andererseits die Handschrift in Dublin, Primate Marsh's Library V, 3, 4, um nachzuprüfen, ob vielleicht dem Dubliner in Einzelheiten abweichenden Text eine selbständige Bedeutung gegenüber den deutschen Handschriften zukommt. Bei den bis jetzt noch nicht benutzten Exemplaren des grolsen

ADAMNANS VITA COLÜMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 227

(tsterreichisclien Legendars wird man sich meist auf Stichproben beschränken können, da ihre Fassung ziemlich genau über- einstimmen wird. Für den längeren Text sind in gröfserem Malse als bisher vor allem die Handschriften des Britischen ]\Iaseums zu berücksichtigen, um zu entscheiden, welchen selb- j^tändigen Wert sie gegenüber der Schaff hausener Handschrift besitzen. Vielleicht tragen auch die Mosel-Handschriften dazu bei. manche noch bestehende Schwierigkeit zu lösen.

3. Zeit und Ort der Entstehung der Vita.

Genaue Angaben über Zeit und Ort der Entstehung des A\'erkes fehlen. Baertius') vermutete, dafs die Biographie Co- lumbas kurz vor Adamnans Tod in Irland geschrieben sei. Eeeves^), Geyer 3), Fowler^) u.a. nehmen dagegen an, dals Adamnan die Vita zwischen 602 und 697 in Hi verfafst habe. "Was zunächst den Entstehungsort anbelangt, so weisen einige Redewendungen im Text mit Bestimmtheit auf Hi hin:

I, 1 (S. 111) „hac nostra de insula . . . primaria"', I. 30 (S. 131) „nostro huic monasterio",

I. 37 (S. 136) „nostrum monasterium'',

II, 28 (S. 171) „huius insulae terrula; totam hanc nostram . . . insalam",

II, 45 (S. 189) „nostri nautae; nostrum . . . monasterium'*,

II, 46 (S. 191) ,,uos et in his nostris insulis" (was nach dem Inhalt des Kapitels Irland ausdrücklich ausschlielst),

III, 19 (S. 207) ,,huic praefuit ecclesiae",

III, 23 (S. 217) „in hac parva et extrema oceaui Britannici commoratus insula".

Aus der Vita geht ferner hervor, dafs Adamnan zur Zeit der Abfassung schon Abt war, denn er bezeichnet verschiedentlich Failbhe, der 679 starb, als seinen Amtsvorgänger &). Genauere Angaben über die Entstehungszeit gibt Adamnan selbst. Bei

^) Acta Sanctorum Junii II, 190, § 3.

«) Reeves S. CLV.

^) Geyer, Adamnanns I, S. 5.

*) Fowler S. LXXXHI.

*) 1, 1 (S. 113) „meus decessor, noster abbas Failbeus-'. I, 3 (S. 118) „meo decesgore Failbeo". Vgl. die Überschrift von III, 19 (S. 207): „ecclesiae, ... cui ego, indignus licet, deservio".

228 GERTRUD BRÜNING,

der Erzählung von der Pest schreibt er II, 46 (S. 191): ..et in Saxonia, regem Aldfridum visitantes amicum, adhuc non cessante pestilentia, . . . ita tarnen nos Dominus et in prima post bellum Ecfridi visitatione et in secunda interiectis duobus annis . . . liberavit". Dieses „bellum Ecfridi" kann nur dessen Feldzug gegen die Pikten bedeuten, auf der ei- am 20. Mai 085 den Tod fand; denn an der gleichen Stelle wird Aldfrid als „rex" bezeichnet, der auf Ecgfrid folgte i). Auf die erste Reise Adamnans bezieht man die Nachricht der irischen Annalen 687-): ..Adomnanus captivos reduxit ad Hiberniam LX", so dals die Vita nicht vor 089 entstanden sein könnte, indem Adamnan, wie er angibt, seine zweite Reise zu Aldfrid zwei Jahre nach der ersten unternahm 3); wenn man von dieser Angabe der Annalen absieht, deren Beziehung doch nicht ganz sicher ist, ergibt sich 688 als vordere Grenze. Über Adamnans Tod berichtet Tighernach zum Jahre 704 ^j: „Adamnanus 77. anno etatis sue in IX. Kl. Octimbris, abbas le pausat'-). Die Angabe, dafs Adamnan am 23. September gestorben sei, steht in Einklang mit Bedas Bericht, dals er das Osterfest nach kanonischer Weise in Irland gefeiert habe und in Hi vor dem nächsten Osterfest gestorben sei, um nicht wieder den Streit im folgenden Jahre erleben zu müssen. Die Vita ist also zwischen 688 und 704 in Hi entstanden. Genauer lälst sich das Entstehungsjahr wohl nicht bestimmen. Reeves*') und Geyer") glauben freilich, dals Adamnan die Biographie schon vor 697 verfalst habe. Nach Reeves soll nämlich Adamnan die sieben letzten Jahre seines Lebens mit Ausnahme

1) Über die Zeit vgl. die Belege bei Levisou, SS. R. Merov. VI, 238, Anm. 4 und 254, Anm. 3.

*) In den Ulster- Annalen , die die Reise Adamnans ein Jahr früher an- setzen (Anuals üf Ulster ed. VV. M. Hennessy I, Dublin 1887, S. 136), sind alle Nachrichten von 487 bis 1014 um ein Jahr verschoben (vgl. u. a. B. Mac Carthy, eb. IV, 1901, S. XCVIff.; J. B. Bury, The Life of St. Patrick, London 1905, S. 280). Vgl. Annales Tighernachi, O'Conor, Rerum Hibernicarum Scriptores II, Buckingham 1825, S. 214; ed. Stokes, Revue celtique XVII, 210.

*) Über Adamnans Reisen zu Aldfrid vgl. Beda, Hist. eccl. V, 15, 21 (ed. C. Plummer, Baedae Opera historica I, Oxford 1896, S. 315, 344; vgl. eb. II, 301).

*) O'Conor a. a. 0. S. 221; Stokes, a. a. 0. S. 219.

'") Vgl. die Annalen von Ulster a. 703, a. a. 0. 1, 152 (ohne Tagesangabe) und die Annales Cambriae, hrsg. von Williams ab Ithel, London 1860, S.S. Zu 705 die Annales Laureshamenses (Mon. Germ., SS. I, 22): „Dormitio [A]dom- nani abbatis".

«) Reeves S. CLV. ') Geyer, Adamuauus I, S. 5.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 229

der letzten Monate in Irland zugebracht haben, um dort für die Sache Roms zu wirken. Die Annalen verzeichnen nämlich Reisen Adamnans nach Irland 692 und 697. Aber daraus zusammen mit jenem Bericht Bedas kann man nicht schliefsen. wie auch Plummer') schon bemerkt hat, dafs Adamnan von 697 an un- unterbrochen in Irland geweilt hat. Es bleibt also der Spielraum von 688 bis 704 für die Entstehungszeit der Tita Columbae bestehen.

4. Die Anlage der Vita Columbae; Adamnans Sprache

und Stil.

Die Biographie des hl. Columba von Adamnan gehört in die Frühzeit der irischen Hagiographie und gewährt, wie wenige Erzeugnisse, einen Einblick gerade in die Anfänge dieser Literaturgattung, die sich später so phantastisch und eigenartig gestaltet, indem das Werk neben t3'pischeu Zügen doch auch viel Persönliches aufweist.

Adamnan eröffnet die Lebensbeschreibung Columbas mit zwei Vorreden. Die erste ist eine Art Geleitsformel, wie sie im Mittelalter üblich ist. Der Verfasser bittet, teilweise im Anschlufs an Sulpicius Severus^), namentlich den Leser um Glauben, beteuert seine Objektivität und betont den Gegensatz zu den Rhetoren. Das Thema der zweiten Vorrede bildet Columba und dessen Biographie. Nachdem Adamnan von dem Namen seines Heiligen und einer Prophezeiung vor seiner Geburt erzählt hat, legt er den Plan seines Werkes dar. Die Vita soll in drei Bücher zerfallen, „quorum primus propheticas revelationes, secundus vero divinas per ipsum virtutes effectas, tertius angelicas apparitiones continebit et quasdam super hominem Dei caelestis claritudinis manifestationes" (S. 107). Die Vorrede schliefst mit einem kurzen Überblick über des Heiligen Leben bis zu seiner Auswanderung nach Hi, wo er nach Adamnan 34 Jahre als „miles insulanus" lebte. Ein Versuch einer Charakteristik seines Helden beendet diese biographische Übersicht. Ihr entspricht als erstes Kapitel des ersten Buches eine gedrängte Zusammen- fassung seiner bedeutendsten ^^^undertaten, „nt avidior lector breviter perscripta quasi dulciores quasdam praegustet dapes" g 1, S. 114).

0 Plummer a. a. 0. U, S. 302. Unbrauchbar sind die Zeitangaben der wertlosen Vita Geraldi c. 15 (Plummer, Vitae II, 114; vgl. I, S. LXXIf.). ■-) Vgl. nuten S. 247.

230 GERTRUD BRÜNING.

Entsprechend dem Plan, den er in seiner Vorrede ent- wickelt hat, handelt das erste Buch von den Prophezeiungen des Heiligen. Diese Erzählung-en sind wenigstens teilweise nach einem bestimmten Plan geordnet, indem Adamnan Weissagungen, die sich dem Inhalt nach ähneln, zusammenstellt. So eröffnen Prophezeiungen über irische Heilige und andere hervorragende Personen das erste Buch c. 2 G (S. 114 119). Es folgen Columbas Vorhersagen über Kriege, Könige und Fürsten, c. 7 15 (S. 120 124). Er kündet seinen Mönchen und Fremden Zu- künftiges voraus, c. IG— 22 (S. 124 128). Die folgenden Prophe- zeiungen beziehen sich auf das Schriftwesen, das in den irischen Klöstern eine so wichtige Eolle spielt, c. 23—25 (S. 128—129). Er offenbart die Ankunft von Pilgern auf der Insel, c. 26, 27 (S. 129 130). Im Geiste sieht er den Untergang einer Stadt in Italien, c. 28 (S. 130). Es bleibt ihm nicht verborgen, wie seine Mönche fern von ihm auf dem Felde schwere Arbeit ver- richten, c. 29 (S. 131). Er verkündet den Tod und sieht die Strafen der Bösen voraus, c. 31 39 (S. 132 138). Sünden, die an andern Orten geschehen, bleiben ihm nicht unbekannt, c. 40, 41 (S. 1391). Der Tod von Menschen, die fern von ihm sind, wird ihm in einer Vision kund, c. 42, 43 (S. 140 142). Auch Verkleidungen durchschaut er, c. 44 (S. 142). Noch einmal folgen Weissagungen über Tod und Unglücksfälle, c. 45—47 (S. 143— 144). Er verkündet die Ankunft eines Vogels aus Irland, c. 48 (S. 144 f.). Dem hl. Comgell erzählt er ausführlich von einem zukünftigen Kriege, c. 49 (S. 145 f.). An den Gastgeschenken er- kennt er die Gesinnung des Gebers, c. 50 (S. 147).

Auch im zweiten Buch, das von den „virtutes" des Heiligen handelt, nämlich von Wundertaten, die durch seine Kraft voll- bracht werden '), sind die Erzählungen nicht regellos an einander gereiht, sondern wenigstens Gruppen verwandter Wunder zu- einander gestellt. Der Heilige ist Herr der Natur; er wandelt Wasser in Wein, bittere Früchte in süfse, und wunderbar schnell reift das Getreide dui'ch seine Kraft, c. 1 3 (S. 152 154). Selbstverständlich ist die Gabe der Krankenheilung, c. 4 6 (S. 154—157). Dann folgt der Kampf gegen die feindlichen Elemente, Feuer, c. 7 (S. 157) und Wasser, c. 8—15 (S. 157—162).

') Über den Begriff „virtus" vgl. u. a. E. Ch. BaLut, Saint Martin de Tours, Paris (1912), S. 252ft".

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 231

Auch dämonische Kräfte überwindet er, c. 16, 17 (S. 162 163). Seine Macht braucht er zum Nutzen der Guten, c. 18 21 (S. 163 166)1) und zum Schaden der Bösen, c. 22-25 (S. 166—169). Columba schützt die Seinen vor schädlichen Tieren und erweist sich als Freund der Tierwelt, c. 26— 29 (S. 170— 172). Dem Tode gegenüber bleibt er Sieger, c. 30—32 (S. 172—174), und auch die Zauberki-aft der Magier mufs vor ihm unterliegen, c. 33, 34 (S. 174—176). Verschlossene Türen öffnen sich ihm, c. 35. 36 (S. 176 f.). Die folgenden Erzählungen sind dem Inhalt nach zum grofsen Teil zugleich Prophezeiungen, c. 37— 43 (S. 177 1S8) und ferner" Wunder, die Adamnan als eigene Erlebnisse berichtet, c. 44 46 (S. 188 ff.). Dafs Adamnan wirklich Grupjjen von gleichartigen Wundern unterscheiden will, zeigt sich deutlich an den einzelnen Übergangsformeln, so z.B. c. 8 (S. 157): „Aliud miraculum aestimo non tacendum, quod aliquando factum est per contrarium elementum", oder c. 25 (S. 169): „Huc usque de adversariorum terrificis ultionibus dixisse sufficiat; nunc de bestiis aliqua narrabimus pauca"^).

Ein Prolog eröffnet das dritte Buch, in dem noch einmal der Plan des ganzen Werkes wiederholt wird. In diesem letzten Buche ist insofern eine zeitliche Anordnung gewahrt, als die ersten Kapitel von Visionen vor seiner Übersiedlung nach lona handeln, c. 1 4 (S, 194 196). Dann folgen wieder Gruppen von Legenden. Er sieht in einer Offenbarung, wie die Engel die Seelen der Guten zum Himmel führen, c. 6—14 (S. 198 203). Himmlische Geister verkehren freundlich mit ihm; etwas von dem Charakter irischer Elfen- und Nixenmärchen liegt in diesen Erzählungen, c. 15, 16 (S. 203—205). Oft wird Columba über-

*) Der zweite Teil von II, 20 (S. 165) palst dem Inhalt nach nicht in den Plan dieser Kapitel. In all diesen Erzählungen ist von der Belolinung durch den Heiligen die Rede, nur dieser Abschnitt befafst sich mit der Strafe eines geizigen Mannes und niüfste dem Inhalt nach zu den folgenden Kapiteln gestellt werden. Er fehlt auch in der Schaffhausener Handschrift, findet sich dagegen im Cottonianus und Regius und wahrscheinlich auch im Add. Ms. 35110 (vgl. S. 220). Dem Stil nach ist die Stelle als echt adam- nanisch zu bezeichnen, z. B. die Diminutivformen „perula" und „fossula"; beliebt bei ihm ist auch das Adjektiv „aemulus" und die Wendung „protulit prophetalem sententiam" (vgl. unten 8.237 ff. über Adamnans Stil). Es handelt sich also wohl um einen nachträglichen Zusatz Adamnans, der nicht in alle Handschriften übergegangen ist.

-) Ebenso c. 10 i,S. 158) j c. 38 (S. 180); c. 43 (S. 188).

232 GERTRUD BRÜNING.

irdischer Liclit- und Feuererscheinuugen g-ewürdigt. c. 17 21 (S. 205—209). Mit der Schilderung von seinem Tode schliefst die Lebensbeschreibung des Heiligen. Ein Epilog läfst noch einmal das Thema der drei Bücher anklingen und spricht von dem Ruhm Columbas und der Ausbreitung seines Namens.

Aus der Anah'se des Inhalts geht hervor, dafs der Begriff einer Biographie im Sinne fortschreitender Entwicklung bei Adamnan völlig fehlt. Das AVerk ist nach sachlichen Gesichts- punkten angelegt. Das AA'under ist das Beherrschende, und das eigentlich Biographische tritt zurück. Immerhin kann man insofern von einer biographischen Rahmenerzählung reden, als der eigentlichen Wunderberichterstattuug ein kurzer Überblick über Columbas Leben voraufgeht, und die Vita im letzten Buche mit der Schilderang von seinem Tode schlielst. Diese Art Bio- graphie ist keine originelle Schöpfung Adamnans, sondern auch andere Heiligenleben vor ihm sind mehr oder minder nicht sowohl Lebensbeschreibungen als Sammlungen von Wundergeschichten. Nicht erst das Christentum mit seiner Heiligenverehrung hat die Vita in dieser Form geschaffen, die seinen Zwecken am besten entsprach, sondern sie reicht bis ins heidnische Altertum hinab, wo man Erzähler derartiger Wundergeschichten Aretalogen nannte 1). Von Heiligenleben dieser Art hatte Adamnan Vor- gänger u. a. besonders in den Lebensbeschreibungen ägj'ptischer Mönche, deren wichtigstes Beispiel die Vita Antonii ist. In den gleichen Kreis gehören Sulpicius Severus' Martinschriften 2), die Vita des Germanus von Auxerre^) und Gregors d. Gr. Dialoge, um nur Quellen zu nennen, die er gekannt hat. Gegenüber diesen Schriften ist jedoch neu bei Adamnan, dals er das sachliche Einteilungsprinzip stärker in den Vordergrund schiebt und wenigstens bei der Gliederung in drei Bücher streng durch- führt. Wunderbare Vorgänge, die sich ähneln, sind zusammen- gestellt, obgleich sie zeitlich weit auseinander liegen. Bezeichnend

') Auf den Zusammenhang der christlichen Biographie als Wunder- erzählung mit der heidnischen Aretalogie weist u. a. Babut hin, a. a. 0. S.89ff.; vgl. ferner R. Reitzeusteiu, Hellenistische "Wuudererzählungen, Leipzig 1906, und Heinrich Günter, Die christliche Legende des Abendlandes (Reügions- geschichtliche Bibliothek H), Heidelberg 1910, S. 49ff.

■) Vgl. Babut a.a.O.

3) Vgl. Levisou, Genuanus von Auxerre (Neues Archiv XXIX, 1904, S. 114 f.).

ADAMNÄNS VITA CÖLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 233

dafür ist, dafs Adaiiinan erst im dritten Bucli eine Vision von C'olumbas Mutter vor dessen Geburt erzählt, nachdem er schon in zwei Büchern von des Heiligen Prophezeiungen und Wunder- taten berichtet hat. Gleich im folgenden Kapitel erzählt er von einer Feuererscheinung, die Columbas Erzieher erblickte, als der Heilige schon ein Knabe war. Zeitliche Zwischenräume werden also unbekümmert übersprungen, das Einigende ist allein die Ähnlichkeit des Inhalts. Bei diesem sachlichen Einteilungs- prinzip ist es leicht erklärlich, dals Adamnan gleich Sulpicius Severus') und Constantius, dem Verfasser der ihm ebenfalls bekannten Vita des Germanus von Auxerre^). geringen Wert auf Zeitangaben legt. Fast alle Erzählungen beginnen mit dem unbestimmten ,. Alio in tempore", „Quadam die'' oder ähnlich, ohne dafs diese Ausdrücke auf eine bestimmte Zeit- angabe Bezug nehmen. Zuweilen nur läfst sich aus der Orts- angabe oder aus anderen Wendungen ersehen, ob ein Wunder sich vor oder nach Columbas Niederlassung auf Hi zugetragen haben soll. Ein festes Datum aus seinem Leben ist fast nie genannt 3). Nur zuweilen wird auf ein kriegerisches Ereignis Bezug genommen 4). Auch über Columbas Missionstätigkeit er- fahren wir kaum etwas. Einige Bekehruugsreisen zu den Pikten werden wohl erwähnt, aber auch sie geben nur den äufseren Rahmen für eine Wundererzählung ab, und das Historische tritt in den Hintergrund vor der Legende, denn für Adamnan wie für die meisten Hagiographen ist der letzte Zweck nicht Geschichte, sondern Erbauung durch die Biographie eines bestimmten Heiligen.

') Vgl. C. A. Bernoulli , Die Heiligen der Merowinger, Tübingen 1900, S. 28 f.

») Vgl. Levison, Neues Archiv XXIX, S. 118.

^) Die Zeitangaben im letzten Kapitel, so über den Monat des Oster- festes im Todesjahr, zusammen mit dem aus anderen Quellen bekannten Tages- datum von Columbas Tod und den Angaben über die auf Hi verbrachte Zeit und sein Todesjahr werden benutzt bei den Erörterungen über den 84jährigen Irischen Ostercj'klus ; vgl. B. Krusch, Die Einführung des griechischen Paschal- ritus im .\bendlande (Neues Archiv IX, 1884, S. 143) und Mac Carthy a. a. 0. IV, S. LXXVIU. Doch ist die Unhaltbarkeit des errechneten Ostercyklus, der dabei zu Grunde gelegt wird, dargetan von Eduard Schwartz, Christliche und jüdische Ostertafeln (Abhandlungen der Göttinger Gesellschaft der Wissen- schaften, rhil.-hist. Klasse, Neue Folge VIII, 6), 1905, S. 102 f. Ganz abzulehnen ist A. Anscombe, The obit of St. Columba (The English historical review VII. 1892,8.510—531).

«) Z. B. praef. U (S. 108); I, 7, 8 (S. 120); II, 46 (S. 191).

Zeitschrift f. celt. Philologie XI. IQ

234 GERTRUD BRÜNING,

Abgesehen von dem sacliliclien Einteilungsprinzip fällt besonders das Betonen der Prophetengabe C'olumbas auf. Wohl in keiner Heiligenbiographie ist diese Eigenschaft so in den ^'ordergrund geschoben. Mit dem ersten Buch noch nicht zu- fi-ieden. legt Adamnan auch in den andern Büchern besonderen Nachdruck auf die Weissagungen Columbas. Viele auch von den im zweiten Buch erzählten Wundern sind dem Inhalt nach vor- wiegend Prophezeiungen. Er verkündet günstigen Wind, c, 15 (S. 161 f.), reichen Fischfang, c. 19 (S. 164), Krankheit, c. 33 (S. 174) und Tod, c. 22-25 (S. 166— 169). Er heilt nicht nur die Kranken, sondern sagt auch vorher, ein wie langes Leben ihnen noch beschieden ist, c. 5 (S. 155 f.), c. 30, 31 (S. 1721). Ausführliche Prophezeiungen sind c. 39 (S. 180 f.) und c. 42 (S. 185); schon in der Überschrift dieser beiden Kapitel spricht Adamnan von der j.prophetatio sancti viri". Auch an vielen andern Stellen betont Adamnan gerade diese Eigenschaft z. B. II, 4 (S. 155): „In hac itaque suprascripta narratione, ut aestimo, duo haec manifeste pariter comitantur, hoc est gratia prophetationis de nube et virtutis miraculum in aegrotantium sanitate"; ebenso II, 19 (S. 164): „In his duabus memoratis piscationibus miraculi apparet virtus et prophetica simul praescientia comitata". Columba segnet die Kühe eines armen Mannes, die sich wunderbar ver- mehren bis zu einer bestimmten Anzahl II, 21 (S, 166): „In hac itaque narratione, ut in ceteris, virtutis miraculum et prophetia simul aperte ostenditur: nam in magna vaccarum ampliatione benedictionis pariter et orationis virtus apparet, et in prae- fiuitione numeri prophetalis praescientia" i). Im Prolog zum dritten Buch schreibt deshalb Adamnan mit Recht (S. 194): „in secundo superiore de virtutum miraculis, quae per beatum de- clarata sunt virum, et quae, ut saepe dictum est, plerumque prophetationis comitatur gratia". Die Mutter Columbas erhält die Weissagung, dafs sie einen Sohn gebären soll, „qui quasi unus prophetarum Dei inter ipsos connumerabitur", III, 1 (S. 195). Von Prophezeiungen handeln in demselben Buche c. 5 (S. 197), c. 8 (S. 199), c. 21 (S. 200), c. 22 (S. 210), c. 23 (S. 216).

Diese absichtliche Hervorhebung der Prophetengabe Co- lumbas ist eine besondere Eigenart der irischen Ilagiographie. Columba erscheint vor allem als Prophet, um den Gegensatz zu

') Vgl. ebenso II, 38 (S. 179); II, 42 (S. 187).

ADAMNANS VITA COLUMHAK UND ITIUE ABLEITUNGEN. 235

den Druiden auszuspielen, die bei dem Volke in hohem Ansehen standen. Die Di-uiden haben die Gabe der Prophetie'). AVie sehr darin Columba ein christlicher Druide ist, wurde gezeig^t. Die Druiden besitzen Macht über die Natur; aber Columba laimpft mit ihnen und sein Gott erweist sich als der stärkere. Charakteristisch dafür ist die Erzählung, dafs der Magier einen Sturm erregt an dem Tage, an dem Columba eine Meerfahrt unternehmen will. Sobald der Heilige das Schiff besteigt, wenden sich die widrigen Winde-). Die Krankenheilungen, die ja aller- dings zum allgemeinen Legendenbesitz der Völker zählen, spielen in der irischen Hagiographie eine besondere Rolle, um auch hier wieder den Gegensatz zu den Druiden zu betonen, die als Ärzte berühmt waren. Für den echt irischen, wenn auch sonst weit verbreiteten Zug, dafs bestimmten Gegenständen bei diesen Krankenheilungen eine besondere Kraft eingeflöfst wird, liefert Adamnan zahlreiche Beispiele. Es handelt sich meistens um Brot, Salz oder einen Stein, die in Wasser getaucht w^underbare Heilungen bewirken 3). Diesen heilbringenden „benedictiones" können die Elemente nicht schaden'*). Ein anderes Erbe der Druiden ist der Fluch s). Hierin steht Columba keineswegs hinter ihnen zurück. Wehe dem, der ihn oder die Seinen verachtet; ewiger Unsegen und plötzlicher Tod ist die Strafe*^). Columba verfolgt seinen Gegner ins Meer hinein, bis die Wellen um ihn spülen. Der heidnische Einschlag, der durch das Druidentum in die Vita kommt, wird noch vermehrt durch andere heidnische Elemente, von denen ja die irische Hagiographie durchsetzt ist. Zahlreich sind die Naturwunder bei Adamnan, deren Hauptzüge dem heidnischen Glauben entlehnt sind, in dem die Naturverehrung eine grofse Rolle spielt'). Feuererscheinungen s) , wunderbares Üifnen und Schliefsen von Türen sind heidnische Motive 'O- Echt irisch ist die Liebe zu der Tierwelt ^o). Gefahrbringende

') Vgl z. B. Louis Gougaud, Les chretientes celtiques, Paris 1911, S. 21f. inid Plummer, Vitae I, S. CLVIII ff. ») n, 34 (S. 175 f.).

») II, 4 (S. 154 f.); II, 5 (S. 155 f.); II, 6 (S. 156 f.). *) II, 7 (S. 157).

») Plummer a. a. 0. S. CLXXHI. «) n, 23-25 (S. 167—169). ") Plummer S. CXXXVII und CXXXIX. «) III, 23 (S. 195 f.); c. 17—21 (S. 205—209). •) Plummer S. CXXXIX. »") Eb. S. OXLVI.

16*

236 GERTRUD BRÜNING.

Tiere weichen vor Columba zurück '); das Gift der Schlange kann seinen Mönchen nicht schaden, weil er die Insel gesegnet hat 2). Der Speer, auf dem sein Segen ruht, verletzt das Wild des Waldes nicht 3). Eine der schönsten Tierlegenden der irischen Hagiographie überhaupt ist die Erzählung von dem alten Schimmel, der den Tod Columbas vorausahnt und auf dessen letztem Gang durch die Felder weinend sein Haupt in Columbas Schofs birgt. Für das so charakteristische irische Heimweh \) hat Adamnan einen eigenartigen Ausdruck gefunden in der an- mutigen Legende von dem Kranich, der dem Heiligen auf seiner Insel gleichsam Grüfse aus seiner irischen Heimat bringt.

Gerade in diesen kleinen Anekdoten entfaltet sich die schriftstellerische Eigenart Adamnans am besten. Er weifs im allgemeinen recht anregend zu erzählen und mit einer kurzen Wendung eine Situation treffend zu charakterisieren; z.B. wenn der hl. Cainnechus so schnell zur Kirche läuft, dafs er einen Schuh in der Eile vergifst^); oder wenn Columba mit Schreiben so beschäftigt ist, dafs er ohne aufzusehen mit dem Schreibstift das Zeichen des Kreuzes macht ß). Adamnan schildert Columba nicht nur als Heiligen, der mit seiner Askese und Weltfremdheit auf die Dauer dem Leser vielleicht langweilig wird, sondern er stellt ihn als Mensch unter Menschen. Columba nimmt an den Leiden und Freuden des Mannes aus dem Volke regsten AnteiP), und selbst für Eheprobleme hat er Verständnis^). Besonders in der Erzählung von dem Tod des Heiligen erhebt sich Adamnans Darstellungskraft zu ihrer Höhe. Es ist eine Art Stimmungs- novelle, die in ihrem Aufbau und in ihrer organischen Geschlos- senheit auch dem modernen Leser einen reinen Genufs bietet. Gleichsam den Eiugangsakkord bildet Columbas Prophezeiung von seinem baldigen Tod. In des Heiligen Worten spricht sich keine Trauer aus, sondern eine stille, freudige Erwartung, auf die nur der Abschied von den Seinen ihren Schatten wirft. Es ist die gleiche Stimmung, wie sie die Schrift in der Abendmahls- szene bringt, und bewufst oder unbewufst braucht Adamnan

') n, 26, 27 (S. 170 f.). *) II, 28 (S. 171 f.).

') II, 29 (S. 172). *) Plummer S. CXXIII.

') II, 13 (S. 160). «) 11, 29 (S. 172).

") II, 20, 21 (S. 164 f.) und II, 37 (S. 177 f.). «) II, 40, 41 (S. 184f.).

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 237

auch die Worte bei Lukas XXII, 15 „desiderio desideravi". Die letzten Tage gehören seinen München. Der Heilige besucht sie bei der Arbeit und freut sich mit ihnen über den Reichtum der Ernte; er segnet die Insel und ihre Bewohner und nimmt von ihnen Abschied. Selbst der alte Schimmel ahnt Columbas Tod und beginnt in menschlicher Weise zu klagen. Bis in die Todes- nacht hinein ist Columba mit Abschreiben der Psalmen be- schäftigt, und darin zeigt sich die ruhige Todeserwartung mehr als in langen Schilderungen. Um Mitternacht eilt er auf das Glockenzeichen als erster zur Kirche, wo die Mönche ihn dann sterbend vor dem Altar finden.

Allerdings ist zuweilen in der Vita der Bilderreichtum etwas gesucht, und das Streben nach glänzender und eleganter Ausdrucksweise, oft nicht ganz frei von Schwulst, verwirrt zunächst den Leser und beeinträchtigt in etwa den Genuls mancher Teile. Aber unklar wird Adamnau an keiner Stelle, und Roger 1) kennzeichnet seine Sprache treffend, wenn er sagt: „Le style d'Adamnan est clair et correct; la pensee est degagee et nettement exprimee; ses phrases, parfois longues, sont cou- struites et toujours intelligibles".

Auch auf die Besonderheiten seines Sprachschatzes macht nach anderen Roger aufmerksam 2). Gewisse sprachliche Eigen- heiten sind sicher nicht zufällig, sondern absichtlich von Adamnan oft im Übermafse angewendet, um seiner Sprache etwas Gewähltes und Formvollendetes zu geben. Sein Latein ist mit Neuprägungen durchsetzt, die sonst nicht belegt sind, z. B. cristilia I, 47 (S. 144); parasticia III, 23 (S. 211); praetersorium I, 38 (S. 138) und rata- busta III, 23 (S. 216).

In Anlehnung an das Irische sind gebildet: hinimjlas'^) II, 12 (S. 160) und geryenna II, 16 (S. 162)*). Auch sonst in der lateinischen Literatur der Iren und Briten begegnen hocetum^) III, 23 (S. 212)

') M. Roger a. a. 0. S. 261 f..

*) Eb. S. 261f. Vgl. Reeves S. CLXIV; Geyer, Adamnanus I, S.39ff. und das Glossar von Reeves, 1. Ausg. S. 439 ff. und von Fowler S. 167 ff.

') Vgl. Reeves, 1. Ausg., S. 445.

') Irisch gerrcend; vgl. A. Holder, Altceltischer Sprachschatz I, Leipzig 1896, S. 2008.

•') Vgl. boccetum in Vita S. Rodani c. 8 (Acta Sauctorum Hiberniae ex cod. Salmanticensi S. 321). Als bucetum öfters belegt; s. Thesaurus linguae Latinae II. 2231.

238 GERTRUD BRÜNING,

und curuca '•) II, 45 (S. 189). Auch griecliische Worte sind zahlreicli in der Vita verstreut. Reeves-) zählt einige Beispiele auf, die sich noch vermehren lassen. Fast alle diese Gräzismen sind jedoch schon ganz in die damalige lateinische Literatur über- gegangen. Als griechisch werden höchstens noch empfunden^) (jithenieta II, 41 (S. 184), liihus II, 33 (S. 175), onoma praef. I (S. 105) und III, 12 (S. 202), protum II, 1 (S. 153). Einzelne Worte sind auch mit griechischen Buchstaben^) in der Schaff- hausener Handschrift geschrieben. Der Name des hl. Columba wird, ähnlich wie bei Columban^), in der hebräischen Form lona^) und in der gi-iechischen lUlPlCTllIKi angegeben*). Es wäre verfehlt, wenn man aus diesen Gräzismen auf eine tiefgehende griechische Bildung bei Adamnan schlielsen wollte. Seine Kenntnisse dieser Sprache sind wahrscheinlich nur gering gewesen, wie wohl im allgemeinen in den irischen Klöstern dieser Jhh. die Bekanntschaft mit der griechischen Sprache und Literatur nicht bedeutend war, die z. B. von Stokes^) und Zimmer'*) überschätzt worden isti")-

Adamnans Wortschatz Avird noch vermehrt durch die zahlreichen Ableitungen von Substantiven, Adjektiven, Verbal- substantiven und von Adverbien mit verschiedenen Endungen, wie sie bereits Geyer n) zusammengestellt hat. Formen auf -amen sind z. B. in der Vita Columbae: cimdamen III, 23 (S. 215); foramen III, 21 (S. 208); fanien III, 15 (S. 203); laekimen III, 22 (S. 209); peccamen II, 39 (S. 180); solcanen II, 37 (S. 179); spiramen

») Gildas, De excidio et conquestu Britanuiae c. 19 (M. G. Auct. autiqu. XIII, S. 35).

2) Reeves, 1. Ausg. S. 445.

«) Roger a. a. 0. S. 270 Anm. 14.

♦) Vgl. Reeves, 1. Ausg. S. XIV, XX f., 5, 89, 187.

'•') Columbani epist. 4 (MG. epist. III, 176).

*) Vgl. u. a. Hieronj'mus , Liber interpretatiouis Hebraicorum nominura (de Lagarde, Onomastica sacra I, 1870, S. 46, <; 52, lo; 65,,): „lona columba".

') Praef. II (S. 106).

») W. Stokes, The kuowledge of Greek iu Irelaud (Proceedings of the Royal Irish Acaderay, III. Series, vol. II, 1891—1893, S. 187—202).

^) Vgl. H. Zimmer, Über direkte Handelsverbindungen Westgallieus mit Irland (Sitzungsberichte der Berliner Akademie 1909, S. 560 f.) und sonst.

") Vgl. die vorsichtigeren Ausführungen von M. Roger a. a. 0. S. 268 —273 (dazu W. Levison, Neues Archiv XXXI, 784); ebenso Gougaud a.a.O. S. 247 f.

") A. a. 0. S. 45.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IIIKE ABLEITUNGEN. 239

III, 18 (S.206); stramen IIL 23 (S.213); vocamen praef.I (S.106). Von deu vielen Adjektivbildungen auf -osus seien hervorgehoben: oiniosiis III, 17 (S. 20G) und llvorosus III, 5 (S. 197). Sehr beliebt bei Adaninan sind dann die Diminutivformen i). Sie dienen wie alle übrigen Stileigenheiten nur dazu, Wechsel im Ausdruck zu ermöglichen. Schon die wahllose Nebeneinander- stellung dieser Diminutive in den gleichen Kapiteln zeigt, dals keine Diminutivbedeutung damit erzielt werden soll. So findet sich II, 5 (S. 156) capsa neben capsella und capsellida. Auch von Adjektiven bildet Adamnan diese Formen. Neben miser steht miselhis und sogar misellulus II, 40 (S. 184). Zuweilen werden Substantiv und Adjektiv zusammen verkleinert. So spricht Adamnan z. B. von pauciilae vacculae II, 20 (S. 165). Besonders liebt er den Ausdruck misellus Jiomuncio, z. B II, 23 (S. 168); II, 37 (S. 177). Indem Adamnan diese Diminu- tive mit Neubildungen und griechischen Worten wechseln lälst, erreicht er in der Tat eine vielseitige Ausdrucksmöglichkeit. Einige Beispiele seien hier aufgeführt. II, 33 (S. 175) findet sich lapis neben lapüliis und lithus\ III, 22 (S. 209): laetificatio, lae- tatio, laetamen, laetifica hilaritas und gaudium; II, 27 (S. 170): nans, natans und natatiUs. Nicht weniger als zwölf verschiedene Ausdrücke für navis gebraucht Adamnan in der Vita, nämlich alnus n, 27 (S. 170), harca 1,28 (S. 131), caupalliis 11,27 (S. 170), cunica n, 45 (S. 189), cymha II, 34 (S. 176), cymlida II, 34 (S.176), li(jnum II, 45 (S. 189), naviceUa III, 23 (S. 217), navicula 1, 34 (S. 134), navigium II, 34 (S.176), ratis I, 36 (S.136), scaplia II, 45 (S. 189).

Eine Menge von Ausdrücken steht ihm also zu Gebote. Vielleicht liegt es gerade darin begründet, dafs Pleonasmen öfter begegnen, z. B. furiosa rabies I, 1 (S. 111), diver sis et separaüs vicibus I, 1 (S. 112), fessa et fatigata I, 48 (S. 145), maesta trisii- ficatio III, 22 (S. 209), flelilis lamentor III, 23 (S. 212), maestus plangor III, 23 (S. 214). Als Pleonasmus kann es auch bezeichnet werden, wenn Adamnan valde noch zu einem Superlativ oder Komparativ hinzufügt, z.B. valde notissinius 1,3 (S. 117f.) oder valde difßciliores II, 40 (S. 184).

Alliteration kommt bei Adamnan verhältnismäfsig selten vor, z.B. in verum vertit vinum 1, 1 (S. 112), prospere prolem peperit

') Eine Liste der in der Vita vorkommenden Diminutive gibt Reeves, 1. Ausg. S. 442 f.

'240 GERTRUD BRÜNING,

II, 40 (S. 184). Als Art Alliteration kann jedoch bezeichnet werden, dafs Adamnan häufig Wörter mit gleicher Stammsilbe nebeneinander stellt z. B. gemifii ingtmuit I, 43 (S. 141), segcs seminata II, 3 (S. 154), 7nacie maceraius II, 17 (S. 103), morso momorclit II, 27 (S. 170), in statione stahiliens II, 32 (S. 174), 02)ih(s opulentus II, 39 (S. 180), votum...devoius vovit II, 39 (S. 183), consilio consüiati stmius II, 44 (S. 188), satis satiata II, 44 (S. 189), niayis ac magis magmßcat III, 3 (S. 19G), .seweic senio fessus III, 23 (^!. 210).

Auf seine Vorliebe füi' Distributiv- an Stelle von Kardinal- zahlen weisen schon Geyer und Reeves hin. Einige Beispiele: bini comifes I, 12 (S. 122), bis terni viri II, 4 (S. 155)0. II, 7 (S. 157) findet sich binales für bini Ohne Unterschied gebraucht Adamnan quinque, qiänales und quinurium 11,21 (S. 165 f.).

Abgesehen von diesen Stileigentümlichkeiten ist Adamnans Sprache besonders nach zwei Richtungen hin beeinflulst, durch die Bibel und die lateinische Literatur der Klassiker. Der biblische Einschlag ist gerade in Adamnans Werk ziemlich be- deutend. Vollständige Bibelzitate-) begegnen allerdings hier nicht mehr als auch in andern Heiligenleben, aber biblische Anklänge sind sehr häufig in den Text hineingearbeitet, und der Sprachausdruck ist teilweise biblisch orientiert -5). Die Schrift wird oft zum Vergleich herangezogen, z, B. in der Vorrede wird bei der Erörterung des Xamens Columba hingewiesen auf die Erscheinung der Taube bei der Taufe Jesu. Adamnan erwähnt das Wandlungswunder zu Kana II, 1 (S. 153) und auch eine Erzählung aus der Apostelgeschichte. Columba wird mit Elias und Elisäus, mit Petrus und Johannes verglichen II, 32 (S. 174) ^). Für die Prophetengabe Columbas, der auch sieht, was an fernen Orten sich zuträgt, scheint dem Verfasser am besten die Stelle im ersten Korintherbrief (5, 3) anwendbar „absens corpore, praesens tamen spiritu", die an verschiedenen Stellen in der

') Ebenso 1,31 (S. 132); 1,33 (S. 134); 1,41 (S. 139); 11,4 (S. 155); 11, 18 (S. 164); II, 19 (S. 164); 11, 33 (S. 145); H, 38 (S. 179); II, 45 (S. 190).

') Die vollständigen Bibelzitate Adamnans sind vei zeichnet bei A. W. Haddan aiul W. Stubbs, Councils and Ecclesiastical Documents relating to Great Britain and Ireland , vol. I, Oxford 1869, S. 170—180; vgl. auch Fowler S. 174.

3) Vgl. z. B. II, 41 (S. 184).

') Vgl. unten S.'251.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UNU IIIKE ABLEITUNGEN. 241

Vita vorkommt '). Adamnan hat als Bibelübersetzung für das neue Testament die Vulgata benutzt, für das alte Testament eine Version, die niclit genau mit der Vulgata übereinstimmte, aber offenbar nach ihr verbessert war 2).

Neben diesen biblischen Anklängen begegnen in der Lebens- beschreibung Columbas auch klassische Reminiszenzen, die uns wieder den gelehrten Verfasser zeigen. Besonders Vergil war im :\[ittelalter sehr beliebt, und auch Adamnan ist in seiner Sprache von ihm beeinflulst.

An Vergil erinnern folgende Stellen:

Vita Columbae. Georg. III, 439. Aen. II, 475: 111,23 (S. 211): viperarum o( Unguis micat ore trisulcis. venena trisulcarum linguarum.

Aen.II,372: verbiscompellat 11,35(8.177): pacificisque ^"^i^^^- verbis blande . . . compellat.

Aen. V, 125: tumidis submer- I, 1 (S. 211): Tumores quoque sum . . . liuctibus. . . . fluctuum.

Aen. V, 432: aeger anhelitus. II, 33 (S. 174): anhelantem

aegra reliquit suspiria.

Aen. VI, 699: largo fletu simul II, 42 (S. 187): faciem lacrymis ora rigabal. ubertim irriganss).

Auch Juvencus hat Adamnan gekannt, wie schon Geyer ") für den Traktat De locis sanctis nachweist. Auch für die Lebensbeschreibung Columbas finden sich einige Anklänge an Juvencus 5) bei ihm verzeichnet, die sich noch vermehren lassen.

Juvencus. Adamnan.

1,354: vitreas penetrabat flu- II, 22 (S. 166): vitreasque minis undas. intrans aquas.

') I, 1 (S. 114); II, 39 (S. 182); II, 42 (S. 186); ähnlich I, 37 (S. 137).

*) Haddan and Stubbs a. a. 0. S. 186.

') Roger a. a. 0. S. 262 weist noch hin auf Georg. III, 199: „lenibus horrescunt flabris" und Adamnan II, 34 (S. 176): „flabris lenibus secundis flantibus". Diese Stelle scheint jedoch eher aus der Vita S. Germani entlehnt zu sein (vgl. S. 252). Zweifelhaft scheint mir das andere Beispiel Aen. X, 559 (000 scheint ein Druckfehler zu sein): „aut gurgite mersum" und Ad. 11,8 (S. 157): „in flumine . . . inersus".

*) Geyer a. a. 0. 1, S. 40f.

') Juvencus, hrsg. von Huemer, Corpus Script, ecci. Lat. XXIV, 1891.

242

GERTRUD BRÜNING,

11,275: veredle is loqueris de coniuge verbis.

TU, 229 f.: fragosam ventorum rabiem.

IV, 315: et leti et vitae con- finia.

IV, 348: Christus item sancto depromit pectore vocem; IV, 459: depromit pectore verba.

I, 39 (S. 138): aliqua de le veredica loquar verba.

II, 22 (S. 167): cum magno fragore venti emissa.

II, 32 (S. 173): ad confinia mortis et vitae perductus,

I, 18 (S. 125): sacro promit de pectore verba; ähnlich II, 30 (S. 172) und III, 15 (S. 203).

Manche Ausdrücke linden sich ähnlich bei Vergil. Da Adamnan ihn auch gekannt hat, lälst es sich oft nicht fest- stellen, wer von beiden der Vermittler gewesen ist, z. B.

Juv. I, 689: ventosa per aequora.

Verg. Aen. VI, 335: ventosa per ae(iuora vectos.

Juv. II, 426: laetae segetes. Verg, Georg. I, 1: laetas se- getes.

Juv. IV, 366: rumpitque hanc pectore vocem.

Verg. Aen. 111,246: rumpitque hanc pectore vocem.

Ad. 1, 20 (S. 126): per ventosa circuitus aequora.

Ad. II, 44 (S. 189): . searetes.

laetas

Ad. I, 5 (S. 119): in hanc subridens erupit vocem.

Von Prosaschriften kennt Adamnan Hegesipp, De hello Judaicoi). In der Vita Columbae ist der Einflufs Hegesipps nicht so fühlbar wie in dem Traktat „de locis sanctis"^), wie das ja auch schon im Stoffe begründet liegt, der Adamnan ver- anlafst haben mag, vor der Niederschrift des letzteren Werkes Hegesipp eigens noch einmal zu lesen. Manche Spracheigen- tümlichkeiten hat man bei Adamnan und Hegesipp gemeinsam gefunden, die allerdings auch sonst wohl begegnen; aber da Adamnan Hegesipp gekannt hat, dürfen wir darum wohl mit Wahrscheinlichkeit dessen Einflufs erkennen, wenn auch manches

1) Hegesippus de hello Judaico ed. Car. Fr. Weber und Jul. Caesar, Marburg 1864.

*) Geyer a. a. 0. S. il ff.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHKE ABLEITUNGEN. 243

auf Zufall beruhen mag'). Hegesipp setzt gern Adjektive statt Substantive bei Eigennamen, z. B. Hierosolj^mitana urbs IV, 6 (S. 231); Hierosolj^mitana civitas IV, 19 (S. 254). Bei Adamnan, wo freilich in „lova insula" lova heute nicht mehr als Adjektiv aufgefafst wird'), begegnet z. B. ähnlich Himbina insula I, 21 (S. 127) und Hibernilis patria III, 21 (S. 209). Entlehnungen gröf serer Stellen sind nicht nachweisbar; einige Redensarten ähneln sich:

Heg. II, 13 (S. 158): non im- praef. I (S. 105): et non sine merito eos divina deseruit opi- divina opitulatione. tulatio.

111,26(8.217): velut quodam I, 43 (S. 142): cum ambitu maris ambitu. oceani et caeli.

Dagegen scheint mir der Ausdruck De locis sanctis III, 3: „miri odoris fragrantia acsi universorum florum inibi collectorum**, der fast in der gleichen Form auch in die Vita Columbae über- gegangen ist, nicht, wie Geyer meint 3), aus Hegesipp V, 2 (S. 280) : „pro diversorum florum odoribus" entlehnt zu sein, sondern aus den Dialogen Gregors des Grofsen, wo die Stelle wörtlich wie bei Adamnan begegnet*).

Interessant ist die Übereinstimmung weniger Wendungen mit Dionysius Exiguus' 1. Geleitsbrief zu seiner Ostertafel ^), die Adamnan, der Vertreter der römischen Richtung, sicherlich gekannt hat. Diese Belege schliefsen sich den Nachweisen Kruschs von der Ausbreitung dieser Ostertafel auf den Britischen Inseln an^).

■) Sicher zufällig ist, dafs die Konstruktion von supereminere mit dem Dativ, die bei Hegesipp oft vorkommt, z. B. IV, 16 (S. 248), sich bei Adamnan durchgehends findet, 1,30 (S. 131j; 111,16 (S.204); 111,23 (S.213). Ebenso konstruiert Adamnan wie Hegesipp egredi mit dem Accusativ; vgl. Ad. I. 3 (S. 117); I, 8 (S. 120); II, 29 (S. 172) u. Heg. z. B. IV, 14 (S. 245); vgl. dazu Geyer a. a. 0. S. 41.

') Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Geheimrat Thurneysen gegen- über Reeves, 1. Ausg. S. 258 ff.; Fowler S. LXV Anm. 4.

») A. a. 0. S. 42.

*) Vgl. unten S. 251.

^) Worauf mich Herr Professor W. Levison aufmerksam machte.

•) Krusch, Neues Archiv IX, S. 141 ff.

244 GEUTltUD BRÜNING,

Dionysius Exiguus. Adamuan.

epist. I (Migne LXVII, 20): praef. I (S. 105): Sed et hoc

Hoc praeterea lectorem piita- lectorem admonendum putavi-

vimus admonendum. mus.

Eb.: lUud quoque non minori III, 7 (S. 199): Sed et hoc . . . cnra notandum esse censuimus. non negligenter adnotandum est.

Alle diese Anklänge sind sicher zum grofsen Teil aus dem Gedächtnis niedergeschrieben, und die Quelle lälst sich nur mit "Wahrscheinlichkeit vermuten. Sie zeigen vor allem Adamnans Belesenheit und Bekanntschaft mit der römischen Literatur. Umsomehr dürfen wir annehmen, dafs auf dem Gebiet der Hagio- graphie berühmte Lebensbeschreibungen ihm nicht unbekannt ge- blieben sind. Es Avurde schon darauf hingewiesen, dals Adamnan die Art der Biographie als Wundererzählung mit vielen Yiten vor ihm gemeinsam hat, und dafs sie ihm vielleicht die Anregung zu dieser Form der Lebensbeschreibung vermittelt haben. Es bleibt noch näher zu untersuchen, wie weit Adamnan dabei von bestimmten literarischen Vorlagen abhängig ist.

5. Adamnan und seine Vorbilder.

Die Vita Columbae weist in ihrer Zusammensetzung ziemlich heterogene Bestandteile auf. Neben ganz persönlichen Zügen, schlichten Vorgängen des täglichen Lebens, die man für Berichte von Augenzeugen halten möchte, findet sich andererseits viel typischer Legendenstoff. Er ist das Produkt kirchlicher Sagen- bildung und wiederholt sich nicht nur inhaltlich, sondern auch zum Teil der Form nach in einer grofsen Anzahl hagiographischer Erzeugnisse. Berühmte Lebensbeschreibungen bilden dafür die Quelle, und aus ihnen schöpft der mittelalterliche Hagiograph mehr oder minder skrupellos oft nicht nur Eedewendungen und Ausdrücke, die ihm geeignet erscheinen, seine Vita stilistisch etwas aufzuputzen, sondern auch ganze Wundererzählungen über- trägt er bisweilen einfach auf seinen Helden. Wie weit Adamnans kompilatorische Tätigkeit nach dieser Richtung hin ging, sollen die folgenden Zusammenstellungen zeigen.

Zu den Abschnitten, die wie gleichzeitige Erzählung von Zeugen anmuten, gehört besonders die Schilderung von Columbas Tod. Da ist es denn sehr interessant zu beobachten, dafs gerade

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 245

in diesem Kapitel Adamnan sich eine der bekanntesten und ältesten Biographien ägyptischer Mönche, die Vita Antonii von Athanasius, zum Vorbild genommen hat, die er in der (Über- setzung des Euagrius kannte').

Beide Heilige suchen kurz vor ilirem Hinscheiden die Brüder auf und prophezeien den baldigen Tod. Recht hübsch ist dann bei Adamnan erzählt, wie Columba vor seinem Tod eine Engel- erscheinung hat. Die ganze Milieustimmung und die lokale Färbung gibt dem Abschnitt den Charakter des Echten und Ursprünglichen; und doch dankt er auch zu dieser Erzählung der Vita Antonii Anregungen. Der hl. Antonius erzählt einst seinen München von Engelerscheinungen, und an einer anderen Stelle vergleicht er die Seele mit einem von Gott anvertrauten Gut. Aus diesen didaktischen Abschnitten gestaltet Adamnan eine Episode, denn seiner ganzen Schreibweise sind theologisch- dogmatische Exkurse fremd. Ein Engel kommt zu Columba, um seine Seele zu empfangen. Kurz vor seinem Hinscheiden ruft dann Antonius noch einmal zwei Mönche zu sich und redet zum letzten Mal mit ihnen, ähnlich wie Columba mit seinem Diener Diormetius. Auch die eigentliche Todesszene ist in beiden Viten ähnlich. Sie schliefsen mit dem Hinweis auf die Ausbreitung und den Ruhm des Namens ihrer Heiligen.

Vita Antonii. Adamnan.

c. 56 (S. 165). Juxta consue- IL 28 (S. 171). Quadam die...

tudinem ad visendos fratres, ad i?/5itaw(?os frafres . . . per-

qui iti exteriori monte erant, git, qui in campulo occidentali

venit, ibique a divina provi- Jovae insulae opus materiale

dentia de sua morte condiscens, exercebant ... sie vaticinatur,

ita exorsus est: 'Ultimam, fiZioZi, dicens: 'Ex hac, fdioli, die

patris audite sententiam; non scio quod in huius campuli

enim arbitror, quod in hoc locis nunquam poteritis in fu-

saeculo iterum vos v/suri simus. turum v/dere faciem meam '.

c. 18 (S. 142). Sandorum III, 23 (S. 211). et quia

angeloruni amahilis et trän- sa7ictorum angelorum amdbilis

quillus aspectns est . . . gaudium, et tranquiUus aspectus gaudium

cxultationem,Mvicia.mx>ectorihus et exidtationem electorum j^ec-

infundmit, siquidem cum illis torihus infundit, haec fuit illius

1) Migne, Series Latina LXXIII, S. 12G-170.

246

GERTRUD BRÜNING.

est dominus, qiii est fons et oi'ig-o laetitiae.

c. 15 (S. 137). Animam nostram commenda\\i nobis Dominus, servemus äeposiUnn ([uale ac- cepimus.

c. 58 (S. 166). Eg-o quidem, filioli, secundum eloqiiia scriptn- rarum patnim gradior viani; iam enim Dominus me inviiat.

c. 59 (S. 167). mortem laefn» aspexit, ita ut ex hilarüafe vultus eius angelovVim. sanctov\am, (lui ad perferendam animam eius descenderant, praesentia nosce- letur. Hos intuens, tamqualn amicos videret, animam exha- lavit.

c. 60 (S. 168). Hie Antonio vitae terminus fuit, ista principia tneriioru7n.

c. 59 (S. 167). additus est pa- iribus secundum ordinem scrip- turarum.

c. 61 (S. 168). Christus qui liominem alio pene orbe cela- tum . . . Africae, Hispaniae,, Gal- liae, Italiae, Illyrico, ipsi etiam, quae urbium caput est, Itomae . . . demonstravit.

subitae causa laetitiae. . . Ecce enim angelus Domini ad repe- tendiim aliquod Deo carum missus dcposüum . . . Noster vero patronus sanctum, propriam a Deo sibi commendatSLm animam, depositum nuncupavit.

III, 23 (S. 212). secundum eloquia scripturarum patrum gradiairviam. Iam enim Dominus mens Jesus Christus me invifare dignatur.

III, 23 (S. 214). cum mira vidtus hilaritate et Zae^itia cir- cumspiciebat, sanctos scilicet obvios intuens angehe . . . spiri- tum exhalavit . . .

(S. 215). (lui ad sanctam ipsius animam . . . descenderant innumeri.

III, 23 (S. 217). Hie itaque nostro praedicabili patrono vitae terminus fuit, ista meritorum exordia . . . qui secundum senten- tias scripturarum . . . patribus additus.

III, 23 (S. 218). sed etiam ad trigonara usque Hispaniam. et Gallias et ultra Alpes Peninas Italiam. sitam pervenire, ipsam quoque Romansim. civitatemj^-wae Caput est omnium civitatum.

Ein Anklang an die Vita Antonii liegt auch vielleicht an folgenden Stellen vor:

c. 15 (S. 138). fidelium enim orationibus atque ieiuniis ad Dominum statim corruunt.

III, 8 (S. 200). ieiuniis et orationibus ... a daemonura defendatur invasione.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN.

247

c. 62 (S. 168). Salvator noster II, 22 (S. 166). Christum ... pi e- Jesus Christus glorificantes se catur, qui suos glorificantes se

glorißcat.

Piol. (S. 127). minima vos existimate audisse de maximis.

c. 40 (S. 156). nam semper Jiilarem fadem gereiis.

gJorificat electos.

praef. I (S. 105). minima de maximis.

praef. II (S. 108). hilarem semper faciem ostendens.

Schon Geyer 1) und Albers 2) machen darauf aufmerksam, dals Adamnan in seiner Vita die Martinschriften des Sulpicius Severus^) benutzt hat. Die erste Vorrede ist in etwa nach dem Beispiel des Sulpicius Severus angelegt. Beide bitten den Leser, nicht so sehr auf den ,,sermo incultus" als vielmehr auf den Inhalt zu achten und ihren Erzählungen Glauben zu schenken. Nur einen Teil der "Wundertaten können sie berichten, um den Leser nicht zu langweilen. Bei den Worten, die Adamnan für den Schlufs der 2. Vorrede entlehnt, ist ein Zusatz bezeichnend, der Rolle entsprechend, die das Schreiben in den irischen Klöstern spielte^).

Vita Martini.

1, 9. obsecro autem eos qui lecturi sunt, ut fidem dictts ad- hiheant.

praef. 3. bona venia id a ?ccforibus postulabis, ut res po- tius quam verha perpendant . . , quia regnum Bei non in elo- qnentia, sed in fide constat.

1, 8. ex his, quae conperta nobis erant, phira ow»'simus . . . simul et legentihus consulendum

Adamnan. praef. I (S. 105). lednros quosque admonere procurabo, ut fidem dictis adhibeant com- pertis et res magis quam verha perpendant . . . meminerintque regnum Dei non in eloquenfiae exuberantia, sed in fidei floru- lentia constare.

praef. I (S. 105). quod de beatae memoriae viro plura . . . a nobis sint praeterm?ssa et

*) Geyer, Adamnanus I, S. 37f. Einzelnes bereits in den Anmerkungen von Reeves, 1. Ausg. S. 3, 222.

-) B. Albers, Zu den beiden ersten Lebensbeschreibung-en des Abtes Columba von Jona (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner- ordens XXXm, 1912, S. 416f.).

ä) Hrsg. von C. Halm, Corpus Script, eccl. Lat. I, Wien 1866, S. 109— 216.

*) Vgl. Levison, Die Iren und die Fränkische Kirche (Historische Zeit- schrift 109, 1912, S. 19;.

248

GERTRUD BRÜNING,

fuit, ne (luod his pareret copia congesta fastidium.

Ebenso 19. 5. sufficiant liaec vel i^auca de plnrlmis, ... in 7)iidtis vitara fastidium.

1, 9. neque me qiücquam nisi conpeitum et probatum scrip- sisse arbitrentur.

c. 26, 3. numquam hord idla. niomentumque praeteriit, quo non auf orationi incuniberet auf insisteret lectioni.

c. 25, 1. Nam cum olim, audita fide eins, vita adque virtute, desiderio illius aeshiaremus, gratam nobis ad eum yidendum suscepimus peregrinationem.

(iua.si pauca de plurimis ob evi- taiidum fastidium lecturorum sint craxata. Ebenso

II, 46 (S. 191). animadvertere lector debet, quod etiam de comperiis in eo midtSL propter legenimm evitandmu praeter- inissdi sint fastidium.

praef. II (S. 107). nemo itaque me de hoc tarn praedicabili viro aut mentitum aestimet, aut quasi (luaedam dubia vel incerta scrip- turum.

praef. II (S. 108). m<?/um etiam unius horae intervallum transire poterat, quo non aut orationi aut lectioni vel scriptioni . . . incumheret.

I, 2 (S. 114). hoc propositum... in corde habuit, ut . , , Columbam . . . peregrinatnYVLS adiret. Eodem aestiians desiderio i).

Desgleichen sind die Episteln und Dialoge des Sulpicius Severus ausgeschrieben. Die Heiligkeit Martins und Columbas wird auch andern Menschen durch himmlische Lichterscheinungen offenbart. Nach Möglichkeit jedoch suchen sie ihren Ruhm vor der Mitwelt zu verbergen.

Epist. II, 8. est enim ille consertus apostolis ac pirofetis ... in illo iustorum grege nullo secundus ... in illis potissimum, qui stolas suas in sanguine la- verunt, adgregatus Ägnum ducem ab omni integer Iahe comitatur.

III, 23 (S. 217). apostolis et profetis consertus, numero ag- gregatus albatorum milium ag- nino in sanguine suas sanctorum qui laverunt stolas, Ägnum duc- forem comitatur, virgo immacu- latus ah omni integer Iahe.

') Geyer führt noch einige Stellen au, in denen aber keine Ähnlichkeit in stilistischer Hinsicht vorliegt. Die inhaltliche geringe Übereinstimmung kann auch zufällig seiu.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 2i0

Dial. II, 2, cum iam aUarhun . . . beuediceret, (jlohum iytn^ de capite illius i;/(?/miis eniicare, ita ut in sublime conteiidens longum admodum crmem...pro- duceret.

III, 17 (S.20()). sanctus Bren- denus . . . queiidam cr/«iosum ignewm glohum et valde lumi- nosum de vertice S. Columbae ante altaro, stantis . , . tamdiu ardentem et instar alicuius columnae sursum ascendentem vidit.

I, 50 (S. 147). Pauca dixi, nani hoc de venerabili viro non est dubitandum, quod valde 7iumcroiAoY\i fuerint, quae in

Dial. II, 4, 2. multa quidem illius prius gesta innotuere mundo neque potuere celari. sed in»?(>»crabilia esse dicuntur, quae, dum iactantiam vitat, oc- culult neque in hominum noti- tiani passus est i)evvenire . . . mundi gloriani calcans.

Dem Gegenstand nach erinnert die Geschichte von dem wunderbaren Fischfang II, 19 (S. 164) an einen ähnlichen Vor- gang in den Dialogen:

notitiam hominum . nullo modo poterant evitantes gloriam.

venire vanam

Dial. III, 10. Vade, inquit, mittt linum tuum, captura pro- veniet ... ad primum iactum in rete permodico immanem esocem diaconus ex^raa;it.

II, 19 (S. 164). Bete in flumen mittite et statim invenietis grandem . . . piscem. Qui . . . mirae magnitudinis ^ra.rerunt in re- tiaculo esocem. . .

Adamnan hat ferner aus Gregors d. Gr. Dialogen, be- sonders aus dem zweiten Buch, der Vita Benedikts von Nursia •) manche Anregung geschöpft-). Die oft wiederholten Einleitungs- worte Gregors 3) weist auch die Vita Columbae auf:

Gregor d. Gr. Adamnan.

Dial. II, prol. Fuit vir vitae praef. II (S. 106). Vir erat

venerahilis, gratia Benedictus vitae venerahilis. et noraine.

Dann folgt entsprechend eine längere Erklärung des Namens Columba. Vor allem sind es Stellen aus dem Leben Benedikts,

1) Vita S. Benedict! bei Mabillon, Acta sauctorura ordiuis S. Benedict! I, S. 3—28. Die übrigen Bücher der Dialoge sind nach Migne LXXVII angeführt. *) Vgl. Albers a. a. 0. S. 414—416. *) Vgl. z. B. Levison, Neues Archiv XXIX, 144. Zeitschrift f. colt. Philologie XI. j^j

250

GKRTUUI) lUUNINri.

die von seiner Proplietenf^ahe liandeln. die Adaiiiiian auf seineu Helden überträgt. \'()u früher .lugend an zeichnen diese Hei- ligen sich durch Weissagungen aus. Benedikt schaut in einer Vision, wie die Seele des Gernianus von f'apua zum Himmel getragen wird. Columba hat eine ähnliche Erscheinung, die er seinem Diener Lugbeus erklärt. Beide Heiligen erwecken einen toten Knaben zum Leben, wie es ähnlich auch im ersten Buch der Dialoge von einem anderen Heiligen berichtet Avird. Dann folgt bei Adamnan ein Vergleich des Heiligen mit hervorragenden Männern des alten und neuen Bundes, wozu auch vielleicht Gregor die Veranlassung gegeben hat.

Dial. II, 11. coepit vero inter I, 1 (S. 114). ab annis iuve- i^id.VwDidietiamprüphetiae spi- nilibus coepit etiam prophetiae ritu pollere, Ventura praedicere, spiritu pollere, Ventura prae- praesentihus ahscntia nuniiare. dicerc, praesentibus dbsentia

nuntiare.

III, 5 (S. 196). in extasi mentis.

Dial. II, 3. eiusque mentem in extasi rapuit.

Dial. II, 35. omnis etiam mundus velut siib uno solisrudio collectus, ante oculos eius ad-

I, 43 (S. 142). Sunt nonnulli, , . . quibus divina hoc contulit gratia, ut etiam totum totius

ductus est

quia ipsa luce terrae orbem . . . quasi sub uno

visionis intimae mentis laxatns sinus . . .; eb. IV, 7. Qui . . ., mentis laxato sinu, quasi sub uno solis radio cunctum in suis oculis collectum mundum vidit.

Dial. II, 32. cuius mox manum tenmt et eum patri ütVentem atque incolumem dedit.

Dial. I, 2. quo orante anima pueri ad corpus rediit; quem manu comprehendit ac flenti matri viventem reddidit.

solis radio, mirabiliter laxato mentis sinu, clare et manifes- tissime speculentur.

I, 1 (S. 114). in aliquantis dialis gratiae speculationibus totum etiam mundum, veluti uno solis radio collectum, sinu mentis mirabiliter laxato, mani- festatum perspiciens specula- batur.

II, 32 (S. 174). cum hac sancti honorabili voce anima ad cor- pus rediit, . . . cuius manum ^ewens . . . parentibus rediwvum assignavit.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND III UK ABLEITUNGEN.

251

Dial. II, 8. Nam in aqua ex petra i)roducta Moyseii, in ferro vero quod ex profundo aquae rediit Helisaeum, in aquae iti- nere Petrum. in corvi oboe- dientia Heliam. in luctu autem mortis inimici David video.

Eb. Hoc noster Columba cum Elia et Eliseo prophetis liabeat sibi commune virtutis mira- culum, et cum Petro et Paulo et Johanne apostolis partem ho- noris similem in defunctorum resuscitatione.

Inhaltlich ähneln sich einzelne andere Geschichten und scheinen durch Gregor beeinflufst zu sein, so z. B. die Erzählung von einer Kraukenheilung und von dem durch die Kraft des Heiligen erlangten Regen i).

Dial. I, 10, et eins coxa mox fracia est, ita ut in diiabus parähna os esset divisum . . . cui htncdicta.m aquam venerabilis Fortunatus statim dedit, dicens: 'Vade citius et eam siqjer iacen- tis corpus proice'; mox ut aqua henedicta coxam ... contigit, ita omnis fractura solidata est et saluti pristinae coxa restituta.

Dial. in. 15. Nam quoties pluvia deerat et aestu nimio terr&m longa siccitas exurebat, collecti in unum cives . . . eins tunicam. levare . . . consueverant. Cum qua dum per agros per- gerent exorantes, repente pluvia tribuebatur, quae plene terram satiare potuisset.

Dial. IV. 47. De eodem se- pulcro illius /m^raw^/a suavitatis emanavit, acsi illic florum om- nium fuissent odoramenta con- gregata; Dial. IV, 15 (vgl. c. 16). miri odoris fragrantia.

1) In etwa liegt auch eine Ähnlichkeit vor in Dial. I, 3 und Ad. I, 41 (S. 139), die aber so gering ist, dafs sie ni. E. auf Zufall beruht.

17*

II, 5 (S. 156). coxaqvi^ eius in duas confrada est partes . . . emigranti sanctus pineam tradit cum henedictione capsellam, di- cens: '. . . eademque benedic- i^ionis aqua super eius infundatur coxam' . . . aqua henedicta . . . perfusa coxa, sine ulla morula condensato osse, plene sanata est.

II, 44 (S. 1881). inhistorpen- tibus terris valde grandis . . . facta est siccitas . . . hoc inito consilio consiliati sumus, ut . . . cum sancti Columbae Candida circumirent tunica . . . leva- rentque in aere . . . mira sub celeritate . . . pluvia facta est magna ... et sitiens prius terra satis satiaidi,. . .

I, 37 (S. 137). quandam miri odoris fragrantiam acsi univer- sorum florum in unum sentio collectorum.

252

GERTRUD BRUNING,

Wörtliche Anklänge, finden sich auch sonst. Eine formel- hafte Wendung mit ..perpendat" ist bei Adamnan beliebt:

Dial. II, 24. Ferpcndk, Petre, apud Jesum Christum dominum, cuius meriti iste vir fuerit.

Dial. III, 1. ad extrema per- ductiis est.

Dial. IV, 27. Misericordiae actihns deditus, honis operibus intentus.

III, 23 (S. 217). Perpenddit itaque lector, quanti et qualis apud Deum . , . honoris habe- aturi).

II, 31 (S. 173). ad extrema us- que perdudus est. Ebenso III, 6 (S. 198) und ähnlich III, 9 (S. 200): cum ad extrema . . . 2:>erduceYei\w.

III, 6 (S. 198). honis actibus intentus.

III, 9 (S. 200). eleemosynarum operibus satis intentus et ceteris iustitiae actibus plenus.

Bei diesen Zusammenstellungen sind zunächst jene Werke berücksichtigt, die mehrfach als Vorbild benutzt worden sind. Ihnen schliefsen sich solche an, die anscheinend nur gelegentlich herangezogen sind.

Bei der Schilderung eines Sturmes auf dem Meere erinnert sich Adamnan an den Bericht, den Constautius von der See- fahrt des hl. Germanus von Auxerre gibt 2).

Vita Germani=^). c. 13 (S. 259 f.). Ac primum de sinu Gdllico flabris lenibus navis . . . deducitur, donec ad aequor 7nedi\nn perveniret . . . Nee multum post occurrit in pelago veleyionis inimica vis daemonvim. . . Objwniint pieri- cula,, procellas concitant, cae- lum diemque nubium nocte

Adamnan. II, 34 (S. 176). Sic enim ali- quando daemonioYwm legiones sancto Germano episcopo de sinu Galileo ... ad Britanniam navi- ganti medio in aequore occmre- rant et opponenies pericula pro- cellas cowcitebant, caelum diem- que tenebrarum caligine obduce- bant. . . Noster itaque Columba,

') Vgl. n, 9 (S. 158); n, 34 (S. 176); II, 42 (S. 187). 2) Vgl. Levison, Neues Archiv XXIX, S. 147.

^) Herausg. von Levison, SS. rer. Merov. VII (demnächst erscheinend), S. 225-283.

ADA.MNANS VITA COLl'MBAE UND IHRE ABLEITUNGEN.

sub(/«ciiiit et tcnehrarum cali- ginem inaris at(iue aeris horrore congeminant . . . excitant senio- rem. dement ifi fiiretitihws ob- poiieudum. Qui periculi immaiii- tate constantior Christum invocat . . . traiiqiiillitas serena sub- sequitur, venti e contrario ad itineris ministeria vertuntur, . . . brevi optati litoris quiete potiuiitur.

c. 7 (S.255). clamor popul&ris adtoUitur^).

videns contra se cJemenfa. coiici- tari furenti'd, Christum invocat dominum . . . ipse constantior factus . . , venti contrarii ad iti- neris ministeria cum omnium admiratione revcrtuntur. Et sie per totam illam diem flabris lenihus secundis flantibus, beati cymba viri optatwm pervecta ad portum pulsa est.

II, 32 (S. 174). populi attollitur.

Clamor tum

Die Charakteristik Columbas in der 2. Vorrede ist teilweise den Gesta Silvestri entnommen 2).

Gesta Silvestri (Catalogus praef. II (S. 108). m^e^rritatem

codicum hagiograph. bibl. reg. corjoons .. . custodiens (vgl. I, 2:

Bruxellensis I, 1, S. 6). in terra mfe^/ritatem carnis ... custodiens),

positus, caelestibus se aptum quamvis in terra positus, cae-

morihus ostendebat. Erat enim lestibus se aptum moribus os-

aspectu angelicus, sermone ni- tendebat. Erat enim aspectu an-

tidiis, opcre sanctiis, corport gelicus, sennone nitidus, apere

integer, ingenio optimus, consilio sanctus, ingenio optimus, con-

magnus. silio magnus.

Für die Sclilufsworte der Vita hat Irenäus in der Über- setzung des Hieronymus als Vorbild gedient 3):

Adamnan. Hieronymus, De viris illus- Obsecro eos g-w'cumque volue- tribus c. 35 (hrsg. von Richardson, rint hos descr/ftere Z/ftellos, immo Texte und Untersuchungen zur potius adiuro per Christum

Geschichte der altchristlichen Literatur XIV, 1, 1896, S. 25): Adiuro te, qui transcriiis Zzftrum istura, per dominum nostrum Jesum Christum . . . quo iudicü-

iudicem saeculorum, ut, post- quam diligenter descripserint, conferant et emendent cum omni diligentia, ad exemplar imde craxerunt et hanc quoque ad-

') Vgl. Levison, Neues Archiv XXIX, 116.

*0 Vgl. Levison, Sigoleua (eb. XXXV, 1910, S. 227 f.).

3) Vgl. Keeves, 1. Ausg. S. 242.

-^^ GEICTKUD BKÜNING,

tiirus est . . . ut confem^, post- mvationcm hoc in loco siib-

qiami trAWscripseris, et emendes scribant.

illiim ad exemplar, iinde tran-

scripsisti, düigeiiüssime, hanc

quoque ohtestationem similiter

transferas, ut inveiiisti in exem-

plari.

Nicht so sicher sind folgende Anklänge au Leos d. Gr. Homilieu >).

Sermo XII (Migue 54, S. 169). I. 1 (S. 113). hjnorantla^ tc-

et tenebrsiS ignorantiae nostrae nebri^ obscuiata erat, suae veritatis luce discuteret.

Sermo L (S. 306). Ahutuiüur II, 46 (S. 191). ingrati Bei

autem quidam patientia Dei. patientia male abuhintur.

Aus den vorhergehenden Zusammenstellungen ergibt sich, dafs Adamnan doch nicht ein skrupelloser Kompilator gewesen ist; schon der trotz allem geringe Umfang der Entlehnungen spricht dagegen. Meist handelt es sich bei ihm nur um Lesefrüchte, die kunstvoll in den Text hineingearbeitet sind, um die Erzählungen nach der rhetorischen Seite hin etwas auszugestalten. Fast die ganze Charakteristik Columbas im 2. Prolog ist so mosaikartig aus fremdem Gut zusammengesetzt. Vielleicht hat man sich die Art der Quellenbenutzung teilweise so zu denken, dafs, abgesehen von unbewulsten Erinnerungen, die aus dem Gedächtnis nieder- geschrieben sind, Adamnan sich bei der Lektüre dieser Schriften geeignete Stellen auf Wachstäfelchen aufgezeichnet hatte, wie er uns das ähnlich im Eingang von seinem andern Werk „de locis sanctis" berichtet 2). Ich möchte das vermuten, weil bei ihm zuweilen die gleiche Stelle mit leichten Varianten wieder begegnet 3). Jedesmal stimmen die Worte in verschiedener Hin- sicht mit der Quelle überein, so dafs man annehmen möchte, dafs Adamnan immer von neuem seine Vorlage oder seine eigenen Aufzeichnungen aus ihr zu Rate gezogen hat. Doch nicht nur Redewendungen und Ausdrücke hat er seinen Vorgängern ent- nommen, für einige seine Wundererzählungen hat er anscheinend

>) Vgl. Albers a. a. 0. S. 420, der bereits kurz feststellt, dafs Adamnan aus Leo d. Gr. und aus Hieronynius geschöpft habe.

2) Ed. Geyer a.a.O. S. 2'Jl.

3) Vgl. oben S. 250, 252.

ADAMNANS VITA COM'MUAE UNI) IHRE ABLEITUNGEN. 255

auch die Idee entlehnt, und in diesem Sinne bilden seine lite- rarischen Vorbilder auch gleichzeitig eine Art Quellen für einzelne Legenden. Das führt uns zur Frage nach den Quellen Adamnans im allgemeinen.

G. Adainuan und seine Quellen.

In der Einleitung zu seinem Werk weist Adanman selbst hin auf die Quellen, die er bei der Abfassung der Biographie benutzt hat. Ausdrücklich scheidet er zwischen einer mündlichen und schriftlichen Tradition, praef. II (S. 107): „me . . . ea quae maiorum fideliumque virorum tradita expertorum congrua rela- tione narraturum et sine ulla ambiguitate craxaturum sciat, et vel ex liis quae ante nos inserta paginis reperire potuimus, vel ex his quae auditu ab expertis quibusdam fidelibus antiquis, sine Ulla dubitatione narrantibus, diligentius sciscitantes, didicimus", Dafs wir in diesen Worten nicht blofse schriftstellerische Fiktion Adamnans zu sehen haben, der dadurch seine Glaubwürdigkeit bekräftigen will, zeigt sich im Verlaufe des Werkes, wo er sich immer wieder auf diese „experti fideles antiqui" beruft. Es sind sicher alte Mönche, die Columbas Zeit nahe gestanden und ganz unter dem Eindrucke seiner Persönlichkeit wunderbare Vorgänge zu berichten wuIsten. An verschiedenen Stellen werden sie erwähnt:

Praef. II (S. 107). „sicuti nobis ab antiquis traditum expertis compertum habetur".

I, 1 (S. 113). „ab expertis uniuscuiusque regionis, ubicumque res eadem simili contigit miraculo, indubitauter didicimus".

I, 38 (S. 138). „sicuti ab expertis traditur".

II, 6 (S. 156). „sicuti nobis ab expertis traditum est".

II, 9 (S. 158). „Sed et alia . . . similia ab expertis indu- bitauter didicimus".

III, 4 (S. 196). „ut nobis ab expertis traditur".

III, 28 (S. 216). „quod nobis ab expertis traditum est".

Daneben findet sich auch das einfache „(sic)ut nobiS traditum est" und „(ut) traditur". I, 7 (S. 120); II, 17 (S. 163); II, 37 (S. 178); III, 22 (S. 210) und „ut fertur" I, 14 (S. 123); I, 26 (S. 219f:); 11.24 (S. 169). In all diesen Erzählungen beruft Adamnan sich auf Zeugen im allgemeinen, oft in formelhafter A\'endung. Der Ur.sprung der Wundererzählung ist verwischt.

20G GEKTKUD BKÜNING,

Audi Augenzeugen von Wundein fiilirt er an. Ein Buch Cohimbas, das lange im Wasser gelegen hat, ist unversehrt ge- blieben, 11,9 (S.158): „a viris quibusdam veracibus et perfectis boni(iue testimonii sine ulla ambiguitate relationem accepimus, qui eimdem libellum . .. considerarunt". Auch bei der Erzählung von Columbas Tod beruft er sich auf Mönche, die alles erlebt haben, III, 23 (S. 214): „ut ab aliquibus, qui praesentes inerant, didicimus".

Sehr häufig nennt Adamnan aber niclit Zeugen in all- gemeinen Wendungen, sondern bestimmte Gewährsmänner mit Namen und gibt genau den Gang der Überlieferung an. König Oswald hat in der Nacht vor der Schlacht gegen Cadwalla eine Vision Columbas, ein Vorgang, den wir vielleicht nur als leb- haften Traum bezeichnen würden, I, 1 (S. 113): „Hanc mihi Adamnano narrationem mens decessor, noster abbas Failbeus, indubitanter enarravit, qui se ab ore ipsius Ossvaldi regis, Segineo abbati eandem enuntiantis visionem. audisse protestatus est". Auch für Avunderbare Prophezeiungen Columbas nennt Adamnan Augenzeugen:

I, 2 (S. 116). „Haec mihi quodam narrante religioso sene presbytero, Christi milite, Oisseneo nomine, Ernani filio, genta Mocu Neth Corb, indubitanter didici: qui se eadem supra memorata verba eiusdem ab ore sancti Finteni, filii Tailchani, audisse tes- tatus est, ipsius monachus".

1,3 (S. 118). „Erneneus ..., qui haec omuia suprascripta verba Segineo abbati de se prophetata enarraverat, meo decessore Failbeo intentius audiente, qui et ipse cum Segineo praesens inerat, cuius revelatione et ego ipse cognovi haec eadem, quae enarravi".

I, 43 (S. 142). ,. supradictus vir (Lugbeus, ein Mönch Columbas) . . . coram aliorura personis sanctorum post sancti Columbae transitum testatus est; a quibus haec, quae de sancto supra narravimus, indubitanter didicimus".

IL 4 (S. 155). Haec per omnia esse verissima, supradictus Silnanus, Christi miles, sancti legatus Columbae, coram Segineo abbate et ceteris testatus est senioribus".

Ein anderer Mönch bezeugt eine Columba zuteügewordene Lichtoffenbarung :

III, 19 (S. 207). „Haec itaque praedicabilis et admirabilis res . . . eodem Virgnouo narrante, innotuit. Cuius scilicet Virgnoui

ADAMNANS VITA COLUMBAK UND IHRE ABLEITUNGEN. 257

süioris filius Cümmanus, liouorabilis presbyter, mihi Adamnaiio... aliquando sub testificatione enarraverat". Ferner

III. 23 (S. 215). „ab aliquibus expertis senioribus, qiiibus ipse Virgnous retulerat, sine ullo didicimus cunctamine".

Von zwei wunderbaren Prophezeiungen Columbas haben die Zeugen Adamnan selbst erzählt:

I, 20 (S. 127). „Et unus ex his qui viderant, sanctus sacerdos . . . mihi haec de Baitano enarrans retulit, Mailodranus nomine, Christi miles, gente Mocurin".

I, 49 (S. 146). „Alius mihi Adamnano, Christi miles, Finanus nomine, ... de eodem hello se praesente commisso aliqua enarrans, protestatus est". . .

In seiner Jugend lauscht er dem Bericht von einer Himmels- erscheinung, die sich in der Todesnacht des Heiligen gezeigt haben soll:

HI, 23 (S. 215). „unus ex eis qui viderant, . . . cuius nomen etiam potest dici Ferreolus, Scotice vero Ernene, gente Mocu- firroide, . . . mihi Adamnano, illo iuveni in tempore, cum grandi retulerat testificatione dicens". . .

Dem Inhalt nach sind es also Wundererzählungen ver- schiedener Art, für die er Zeugen nennt, auf die er sich sicher bona fide verlälst, und es ist sehr bezeichnend, wie oft die Erzählungen nach Adamnans ausdrücklichem Berichte aus zweiter Hand stammen; wie sehr gerade auf dem Wege der Weitererzählung die Neigung zur Legendenbildung wachsen mufste, dessen ist er sich sicherlich ebensowenig bewulst gewesen wie andere Hagiographen. Wie die Legende sich fast unmerklich um Vorgänge des täglichen Lebens schlingt, dafür gibt Adamnan Beispiele in den Wundern, die sich zu seiner Zeit nach dem Tode des Heiligen zugetragen haben sollen. Nach langer Trockenheit setzt Regen ein, der nach Adamnans Glauben nur dem Gebete zu Columba zu danken ist. Mehrmals legen sich auf dem Meere ungünstige Winde, und Adamnan mit seinen Begleitern erreicht glücklich die Insel. Als die Pest in Irland herrscht, bleiben Hi und die Tochterklöster verschont, 11,44—46 (S. 188 191). Diese durchaus natürlichen Vorgänge erscheinen bei Adamnan ganz im Gewände des Wunders, für deren GlaubAvürdigkeit aufser ihm noch viele lebende Zeugen herangezogen werden können, II, 45 (S. 190): „Huius ergo prae- missae narrationis testes non bini tantum vel terni secundum

258 CiKHTUUb UKLNING.

Legem, sed centeni et amplius adliuc extant". Von diesen Wundern, die gleichsam im Entstellen sind, schliefst Adamnan mit der Naivität des mittelalterlichen Hagiographen auch auf die Wahrheit der übrigen Erzählungen, 11,45 (S, 189): „Prae- teritorum nobis, quae non vidimus, talium miraculorum prae- sentia, quae ipsi perspeximus, fidem indubitanter confirmant".

Diese so zahlreichen Hinweise auf mündliche Tradition werden noch vermehrt durch die Berichte, die an eine Örtlichkeit, ein noch vorhandenes Denkmal oder an einen Namen anknüpfen und gleichsam die Erklärung für deren Dasein geben sollen, Erzählungen von der Art „ätiologischer" Sagend), die man ohne weiteres den Abschnitten anreihen darf, bei denen Adamnan sich ausdrücklich auf mündliche Überlieferung beruft, die man auch hier unbedenklich als seine Quelle ansehen kann.

Eine Quelle trägt Columbas Namen, vielleicht weil der Heilige auf einer Reise zu den Pikten an diesem Wasser getauft hat. Der späteren Zeit genügte ein solcher Anlafs nicht mehr; als Adamnan schreibt, ist mit dem Namen Columbas die Vor- stellung verbunden, die Quelle gehe auf ein Wunder zurück: Columba soll sie durch sein Gebet aus dem Felsen haben hervor- springen lassen, „hodieque fonticulus, sancti nomine Columbae pollens, cernitur", II, 10 (S. 159). Besonders auf der Insel Hi, wo Adamnan sein Werk verfalst, weifs jeder Ort von Columba zu erzählen. Ein Steinhaufen, „qui hodieque in ora cernitur maritima", I, 33 (S. 134), bezeichnet das Grab eines Fremdlings, dessen Ankunft Columba prophezeit haben soll. Nicht weit von einander sind auf der Insel zwei Kreuze errichtet. Die Legende sucht ihr Dasein wunderbar zu deuten und gestaltet eine Prophezeiung des Heiligen. Von dem hl. Erneneus, Abt des Klosters Himba, und sich selbst hatte Columba verkündet, dafs sie einander nicht lebend wiedersehen würden. Jener kommt in seinem Alter zur Insel Hi; freudig eilt Columba ihm entgegen, aber bevor sie sich begrüfst haben, fällt Erneneus tot zu Boden, „unde in eodem loco ante ianuam canabae crux infixa est, et altera, ubi sanctus restitit, illo expirante, similiter crux hodieque infixa stat", I, 45 (S. 143). Neben Columbas Grab steht zu Adamnans Zeit ein Stein, Es soll der gleiche Stein gewesen sein,

') Vgl. Ernst Bei'iihehu, Lehrbuch der historischen Methode, 5. u. C. Aiitl., 1908, S. 355; H. Delehaye, Les legendes hagiographiques, 2. Aufl., 1906, S. 48 ff.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IIUIE ABLEITUNGKN. 259

auf dem der Heilige zu seinen Lebzeiten zu ruhen pflegte, .jiui liodie(iue quasi quidam iuxta sepulcrum eius titulus stat monunienti". III. 23 (8.213). Auf der Insel ragt ein kleiner Hügel empor, der im Volksmunde „coUiculus angelorum, Scotice vero Cnoc Angel" heilst. Die Legende erklärt den Namen so, dafs hier der hl. Columba mit den Engeln geplaudert habe, und Adamnan deutet den Ursprung dieser Erzählung selbst au, wenn er sagt: „rem in eo gestam suo proprio protestatur vocabulo", III, 16 (S. 205). Vielleicht gehört in die Reihe dieser Erzäh- lungen auch Adamnans Bericht von dem Buch des hl. Columba, das im Wasser unbeschädigt blieb '). Den Ausgangspunkt bildet ein Buch, um das sich im Laufe der Zeit die Sage gerankt hat. Diese Erzählungen, in deren Mittelpunkt Denkmäler der A'ergangenheit stehen, sind unzweifelhaft ebenso aus mündlicher Überlieferung geflossen wie diejenigen Berichte, die er aus- drücklich auf solche zurückführt.

Gegenüber der häufigen Berufung auf mündliche Quellen 2) mufs es auffallen, dafs Adamnan im ganzen Werk, wenn wir absehen von jener Stelle im Vorwort der Vita (oben S. 255), nur zweimal auf schriftliche Überlieferung hinweist. In der einen Stelle III, 23 (S. 215): „Hanc praedictam visionem (des Lugudius in der Todesnacht Columbas) non solum paginis inscriptam repe- rimus, sed et ab aliquibus expertis senioribus, quibus ipse Virgnous retulerat, sine ullo didicimus cunctamine", liegt fast etwas wie Bevorzugung der mündlichen Tradition, wenigstens Gleichstellung von Schrift und Wort auch für Geschehnisse der Vergangenheit. Dann beruft sich Adamnan noch einmal bei der Erzählung von Aidans Salbung zum König III, 5 (S. 197) auf eine schriftliche Quelle, deren Verfasser er mit Namen angibt: „Cummeneus^) Albus ^) in libro, quem de virtutibus sancti Columbae scripsit, sie dixit". Es folgt eine Prophezeiung Columbas über Aidan, die Adamnan eben diesem „Über de

») Vgl. oben S. 256.

-) Vielleicht gehörten dazu auch die irischen Lieder zum Preise Columbas, deren Zauberkraft Adamnan I, 1 (S. 113) erwähnt.

3) Cummeueus ist ein Abt von Hi, der 069 starb, nicht zu verwechseln mit Cnmmianus, dem Verfasser einer Osterepistel.

*) ..Albus'' ist übergeschrieben in der Schaffhauseuer Handschrift S. 108; vgl. Reeves, l.Ausg. , Tafel II, 15; Lindsay, Early Irish Minuscule Script (St. Andrews University Publicatious VI), Oxford 1910, Tafel II.

2t)(» GERTRUD BRÜNINO,

virtiitibus .sancti Columbae". wie er versichert, entlehnt hat; doch ist die Ursprünglichkeit des Abschnittes nicht ganz ge- sichert i).

Also nnr ganz wenige Stellen sind es, an denen Adamnan auf schriftliche Tradition hinweist. Danach ist es an sich nicht wahrscheinlich, dafs schriftliche Quellen in gröfserem Umfange ihm vorgelegen haben; würde er, der sich so gern auf Gewährs- männer beruft, dann nicht auch schriftliche Zeugen öfters genannt haben? Und doch meint man, jene Schrift des Cummeneus und damit eine umfangreiche Quelle Adamnans zu besitzen.

7. Adamnan und der sogenannte Cummeneus.

Die Zeilen, die Adamnan seiner Vorlage entlehnt haben will, finden sich fast übereinstimmend in einer kürzeren Vita des Heiligen (Bibl. hag. Lat. Nr. 1884/85), die man wohl dem Cummeneus zugeschrieben und als Hauptquelle Adamnans an- gesehen hat 2). Diese Biographie erschien zuerst 1G47 im Druck

1) Der ganze Abschnitt von „Cummeneus Albus" ab bis zum Ende des Kapitels fehlt in den Londoner Handschriften Cottonianus, Regius und wahr- scheinlich auch im Add. Ms. 35110 (vgl. oben S. 219f.). In der Schaffhausener Hand- schrift (S. 108) zeigt der Passus eine abweichende kleinere Schrift als die vor- hergehenden und nachfolgenden Kapitel (vgl. Lindsaj' a. a. 0.). Nach Lindsays Tafel II möchte man vermuten, dal's die Stelle sich auf Rasur befindet, was aber nach einer Mitteilung der Bibliotheksverwaltung nicht der Fall ist; es scheint demnach die Schrift der Rückseite durchzuleuchten. Die Schrift des Abschnittes ist zwar kleiner, eine Minuskel, rührt aber nach dem Urteil von Reeves, 1. Ausgabe S. XIX und Lindsay (S. 2) von dem gleichen Schreiber her. Lindsay sucht die Tatsache so zu erklären, dals Adamnan ursprünglich einen Platz frei liefs für das einzufügende Zitat aus Cummeneus, und dafs dann der Zwischenraum zu knapp bemessen war. Aber das erklärt immer noch nicht den gleichen Tatbestand in der Abschrift des Dorbbeueus; weshalb sollte er das Zitat erst später eingefügt haben , wenn es schon in seiner Vorlage zu- gesetzt war? Wohl aber liefse sich denken, dafs Dorbbeneus selbst, nicht schon Adamnan als erster die Stelle auf ausgespartem Räume nachträglich eingetragen hat. Auch in den Handschriften der kurzen Rezension der Vita (vgl. oben S. 216 f.) findet sich der Abschnitt von Cummeneus. Da diese Manuskripte jedoch vermutlich auf der Schaffhausener Handschrift fufsen, kommen sie für die Bewertung der Ursprünglichkeit und Echtheit dieser Stelle nicht in Betracht, wenn nicht bewiesen werden kann, dafs ihnen ein selb- ständiger Überlieferungswert zukommt.

■-) Das Werk des sog. Cummeneus wird im folgenden zitiert nach der unten als Anhang beigegebeuen Ausgabe.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IURE AHLEITÜNGEN. 2G1

bei Colgan')- Er legte seiner Ausgabe eine schlechte und aus Adamnan interpolierte Handschrift aus der Bibliothek von Aubertus Miraeus^) zu Grunde, geschrieben von einem gewissen Belfortius als Supplement zu Surius' Sammlung von Heiligen- leben 3). Colgan selbst glaubte in einer anderen Lebens- beschreibung des hl. Columba, die im Codex Salmanticensis über- liefert ist*), das Werk des Cummeneus zu erkennen und schrieb die Vita im Supplement zu Surius dem hl. Cainnechus, einem Zeitgenossen Columbas, zu. Mabillon'') veröffentlichte dann 1668 die gleiche Vita nach einer weit besseren Compiegner Handschrift, indem er zuerst sie „Cummeneo Albo perantiquo" in der Überschrift zuwies. Mit einem gewissen Vorbehalt nahm auch Baertius^), sich auf das Urteil Mabillons stützend, Cummeneus als Verfasser an: „Auetore forsan Cumineo Albo"; er druckte Colgans Text ab, dem er einige Lesarten der Compiegner Handschrift nach Mabillon beifügte "').

Mit den Ausgaben von Mabillon und Baertius^) schien die Frage nach dem Verfasser erledigt zu sein. Man hatte an- scheinend das verloren geglaubte Werk des Cummeneus und damit jene Schrift über Columba wiedergefunden, aus der Adamnan für seine Lebensbeschreibung dieses Heiligen geschöpft hatte. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts werden Zweifel laut gegen diest Annahme. 1851 äufserte Schoell-') sich dahin, dafs weder der sog. Cummeneus, noch die Vita Columbae im Codex Salmanticensis, wie Colganus meinte, von Cummeneus verfafst, sondern dafs alle Viten eher von Adamnan abhängig seien. Hardyio) sprach sich bestimmter aus und meinte: „The printed text of Curainius has all the appearance of being a Judicious

') J. Colganus a. a. 0. S. 321-324.

^) Vgl. über ihn A.Wauters, Biographie Nationale de Belgique XIV, 1897, S. 882—895 und die übrige dort genannte Literatur.

3) Colgan S. 324 Anm. 1. *) Vgl. unten den 9. Abschnitt.

5) Mabillon, Acta Sanctorum ordinis S. Benedicti, I, 1668, S. 361— 3G6.

•) Acta Sanctorum Junii II, 1698, S. 185—189.

') Über die Handschriften des sog. Cummeneus s. unten.

*) Pinkerton a. a. 0. S. 27—45 und seine neue Ausgabe von Metcalfe I, 51—69 beruhen auf Mabillon.

") Car. Guil. Schoell, De ecclesiasticae Britonum Scotorumque historiae fontibus, Berlin 1851, S. 61.

'») Th. D. Hardy a. a. 0. S. 167, Nr. 479. J. 0' Hanion, Lives of the Irish Saints VI, Dublin o. J., S. 257 schreibt Hardy aus.

262 GKKTRUI) IJRÜNING.

abridgement of Adamnan". Der gleichen Ansicht waren Loofsi) und D'Arbois de Jubainville-).

Wie wenig diese Vermutungen oder Behauptungen die Frage endgültig entschieden hatten, zeigt sich darin, dafs Reeves 3), Zimmer^) und andere^) weiterhin annahmen, dafs diese kui'ze Columba-Vita als der echte Cummeneus anzusehen sei; ja Fowler hat sogar in seiner Ausgabe Adamnans die mit dem sog. Cum- meneus übereinstimmenden Stellen, als daraus entlehnt, durch kursiven Druck kenntlich gemacht <>).

Die Frage wurde neuerdings von Albers erörtert"). Er glaubt, dals Adamnan selbst die kürzere Vita verfafst habe, und zwar als Vorarbeit seiner eigentlichen Columba-Biographie. In einer Anzeige sprach Levison^) sich für die ünhaltbarkeit dieser Meinung aus und erklärte die kürzere Vita für einen Auszug aus Adamnan. Moretus^) schien dagegen an der Autorschaft des Cummeneus festzuhalten und lehnte nur die Verfasserschaft Adamnans ab.

Ich werde im folgenden auf Albers' Darlegungen näher eingehen und zu beweisen versuchen, dafs der sog. Cummeneus in der Tat nur ein späterer Auszug aus Adamnan sein kann. Dadurch wird zugleich die Annahme der Urheberschaft des Cummeneus unhaltbar.

Albers legt dar, dafs die kurze Biographie gleichsam nur das Gerippe sei, nach dem Adamnan seine zweite Vita aus- gearbeitet habe und dafs ungefähr die ganze erste sich aus dieser herausschälen lasse lo), „Adamnan hat die erste Erzählung durch einzelne Phrasen erweitert und anders disponiert, im übrigen aber sich fast sklavisch an seine Vorlage gehalten". Albers

^) Fr. Loofs, De autiqua Britouum Scotorumque ecclesia, Leipzig 1882, S. 54.

») Revue Celtique XII, 1891, S. 284.

») Reeves S. XIX usw. (1. Ausg-. S. VI, 199 f. u. a.).

*) Nennius vindicatus, Berlin 1893, S. 312; Haiidelsverbindungeu West- galliens mit Irland, a. a. 0. S. 587.

») W. F. Skene, Celtic Scotland II, 2. Aufl., Edinburgh 1887, S. 168; Metcalfe a. a. 0. I, S. XIX f.

«) Vgl. Fowlers Einleitung S. X.

') B. Albers a. a. 0. S. 405—420.

8) Levison, Neues Archiv XXXVIH, 1913, S. 331.

ä) Analecta Bollandiana XXXIII, 1914, S. 94—96.

'"> A. a. 0. 8. 406.

ADAMNANS VITA COLUMUAK UND IIIUK ABLEITUNGEN. 263

vergleiclit die beiden Texte und kommt zu dem Schlufs, dafs Cummeneus nicht der Verfasser sein kann. Wenn Adamnan in der Einleitung- sage, praef. I (8.105): „vitam descripturus, fratrum flagitatiüiiibus obsecundare volens", so sei daraus zu schlielsen, dafs noch keine Lebensbeschreibung des Stifters existiert habe; sonst brauchten die Mönche ihren Abt nicht so darum zu ersuchen i). Adamnan gibt zwar in der Einleitung an, dals schon Aufzeich- nungen über Columba vor ihm bestanden haben: „(juae ante nos inserta paginis reperire potuimus", aber diese Woite lassen nach Albers einen Schlufs auf eine zusammenhängende Vita nicht zu; es kann sich hier, so meint er, nur um „sporadische schriftliche Aufzeichnungen'' handeln-). Was zunächst den letzteren Ausdruck anbelangt, so steht er der Annahme einer „wohlgeordneten Lebensbeschreibung" nicht im Wege, läfst aber überhaupt keinen Schlufs auf die bestimmtere Art der Aufzeichnungen zu. Und ebensowenig sind jene Einleitungsworte Adamnans nach irgend einer Richtung hin beweiskräftig. Es ist die übliche Beschei- denheitsphrase, die sich in ähnlicher Form in zahllosen Viten und anderen mittelalterlichen Literaturerzeugnissen wiederfindet, die zeigen soll, dafs der Verfasser nicht von sich aus so ver- messen gewesen ist, die Aufgabe zu unternehmen, sondern nur der Forderung anderer entsprochen hat. Schliefslich erwähnt Albers folgende Tatsache. Sowohl „Cummeneus" als auch Adamnan berichten ein Wunder, dafs sich nach dem Tode Columbas zugetragen haben soll, Cum. c. 26 und Ad. II, 44 (S. 188), und zwar gibt Adamnan bei diesem Vorgang die genaue Be- stimmung „ante annos namque ferme quatuordecim". Albers, der noch der Annahme von Baertius folgt, dafs die Vita zwischen 702 und 704 in Irland von Adamnan geschrieben sei, verlegt so das Ereignis, von dem berichtet wird, in die Zeit gegen 690. Nun starb aber der Abt Cummeneus von Hi schon 669, konnte also unmöglich das betreffende Wunder melden. Nehmen wir an, dafs Adamnans Zeitangabe zuverlässig ist, dann ist das immerhin ein Argument gegen die Verfasserschaft des Cummeneus, auch dann noch, wenn die Vita Adamnans vorher (aber nicht vor 6883)) entstanden sein sollte und das Ereignis somit früher anzusetzen wäre, da es keinesfalls vor 074 fallen könnte.

') A. a. 0. 8. 410 f. 2) Eb. S. 412. ^) Vgl. oben S. 227 f.

264 GERTRUD HRÜNING,

Wie steht es nun aber mit dem ^'erllältnis der beiden Yiten zu einander? Eine einfaclie Textvergleicliung. die nur die grofsen Übereinstimmungen zeigt, beweist an und für sich nichts, wenn man sicli nicht dabei aucli im einzelnen die Frage vorlegt: Aus welchen Gründen ist diese oder jene Stelle als ursprünglich oder als späterer Auszug zu betrachten? Albers stellt nur fest, dafs die beiden Yiten einander sehr entsprechen, und wenn man Adamnan nicht als einen „ganz gewöhnlichen Plagiator" ansehen wolle, könne er nicht die kurze Vita einfach ausgeschrieben haben, ohne seine Quelle zu nennen, wenn er nicht selbst deren Verfasser gewesen sei. Letzterer Grund ist selbstverständlich nicht stichhaltig bei der mittelalterlichen Auffassung von geistigem Eigentum. Die andere Möglichkeit, dafs die kürzere Biographie auch ein späterer Auszug aus Adamnan sein könnte, weist Albers einfach von der Hand, da seiner Meinung nach ,. offenkundig das gegenteilige Verhältnis der Fall ist"i). Die Übereinstimmung der beiden Viten geht übrigens noch weiter, als er feststellt. In der ganzen kurzen Vita kommt nichts vor, was nicht auch Adamnan berichtet, wie die Hinweise auf dessen Werk am Rande der unten als Anhang folgenden Ausgabe dartuu.

Bei dem Vergleich einzelner Kapitel zeigt sich ferner aber deutlich, dafs diese kürzere Vita weder der echte Cummeneus ist, noch aus Adamnans Feder stammt, sondern nur eine spätere Ableitung aus dessen Columba-Biographie ist.

Gegen die Autorschaft des Cummeneus spricht z. B. folgende Tatsache. Adamnan erzählt III, 5 (S. 197) von der Prophezeiung Columbas, dafs die Nachkommen König Aidans ihr Land und ihre Krone verlieren würden bei Feindseligkeiten gegen Columba und die Seinen. Bei dem sog. Cummeneus schliefst die Erzählung, c. 5: „Quod ita factum est; mandatum namque viri Dei trans- gredientes regnum perdiderunt". Nun blieb aber das Scepter bei dem Hause Gabhran bis zum Tod von Maelduin, der 689 starbt). Reeves hält daher die Stelle bei dem sog. Cummeneus, dessen Tod schon 669 erfolgte, für spätere Interpolation^). Sie erklärt sich zwanglos bei einem späteren Auszug aus Adamnan.

') A. a. 0. S. 414.

'') Reeves a. a. 0. S. 287 (1. Ausg. S. 202 f.).

3) Eb. S. 288 (1. Ausg. S. 202).

AMAMNAXS VITA CÜIiUMBAK UNI) IHRK ABLEITUNGEN. 265

Doch scheint uiir die ßezielmiig- der Erzählung" auf den Tod Maelduins keineswegs sicher.

In der späten Columba-Vita von 0' Donneil wird einmal Cummeneus als Quelle zitiert an einer Stelle, deren irischer Text noch nicht gedruckt ist. Die betreffende Notiz lautet in der Übersetzung- von Colgan'): „Nam, ut refert sanctus Cu- mineus, integra hebdomade non tautum alimenti sumebat, quantum uni mendiculo pro una refectione sufficeret; semperque a vino et omni sapido delicatove edulio abstinuit, Ordinarius illi potus aqua pura, eibus panis ex farina, arenae permixta". Diese Stelle findet sich aber nicht im sog. Cummeneus und überhaupt in keiner der bekannten Columba-Viten; ist auf die Angabe dieses jungen Kompilators Yerlafs, dessen Quellenangaben im allgemeinen zu- verlässig sind, so spricht auch sie dagegen, dals uns in jener Vita Cummeneus' Werk vorliegt, ohne dafs darauf grofses Gewicht gelegt werden soll.

Aber auch gegen Albers Ansicht sprechen zunächst allgemein literarische Gründe. Beide Viten können kaum von der gleichen Feder herrühren; dafür sind die inhaltlichen und formellen Unter- schiede in der Behandlung des gleichen Stoffes zu grofs. Welchen Wert Adamnan auf die Prophetengabe Columbas legt, wurde ausführlich dargelegt. Auffallen muls, dafs von all den Le- genden dieser Art aus dem ersten Buch nur das 8. (S. 120) und als ziemlich unorganisches Anhängsel der kurzen Vita das 3. Kapitel (S. 116) in sehr gekürzter Form begegnen. Jede Milieustimmung, die einen nicht geringen Keiz in Adamnans Werk ausmacht, fehlt hier. Man vergleiche z. B. das Kegen- wunder. Ad. II, 44 (S. 188) und Cum. c. 26. Bei dem sogenannten Cummeneus ist es ein Ereignis, das garnicht aus dem Eahmen der übrigen Erzählungen heraustritt. Bei einer grofsen Trocken- heit nach dem Tode des Heiligen nehmen die „fratres" sein Gewand, erheben es in die Luft, lesen seine Bücher und der Eegen setzt ein. Bei Adamnan ist der Vorgang in viel persön- lichere Beziehung zu den Mönchen von Hi gebracht, wenn er schreibt: „hoc inito consilio fieri consiliati sumus, ut aliqui ex nostris senioribus . . . cum sancti Columbae Candida circumirent tunica . . ." Das Ganze der kleinen Vita durchzieht kein 'lei- tender Plan, der bei Adamnan so ausgesprochen ist. Stilistisch

») m, 34, Colganus a. a. 0. S. 437.

Zeitschrift f. celt. Philologie XI. j^g

266 OKKTini) RRÜNIN«.

finden wir eine ungekünsteltere Wortfolge. Die Diminutivformen begegnen in der kurzen Vita verhältnismäfsig selten, auch lälst sie alle seltenen Worte fort.

Allerdings könnte Albers entgegnen, dafs Adamnan an seiner zweiten Vita eben viel mehr herumgefeilt habe und dafs man bei einem solchen Konzept, als das er doch die kurze Vita angesehen haben will, nicht den gleichen literarischen Mafsstab anlegen dürfe wie bei dem vollendeten Werk. Aber diese kurze Vita wäre dann eine etwas merkwürdige Art von Konzept. Eine kurze Angabe der einzelnen Vorgänge hätte genügt, mit sorgfältiger Notiz über die betreffenden Personen, Orte und Zeugen. Statt dessen findet man in der kurzen Vita selten einen Namen genannt; meistens bringt sie allgemeine Umschreibungen, „unus e fratribus", .,aliquis monachus" oder ähnliche Wendungen, während in Adamnans Werk die Namen ausführlich gegeben sind. Die wenigen Eigennamen, die wirklich in der kurzen Biographie vorkommen, haben übrigens stets die latinisierte, nie die irische Form. Das alles ist doch ein eigentümliches Verfahren bei einer Stoffsammlung, die später zu einer Vita ausgearbeitet werden soll. Seltsam wäre es auch, dafs Adamnan sich in der Hauptsache nur von dem dritten Buch ein Konzept gemacht hätte.

Die kurze Vita, wie sie uns vorliegt, ist als Auszug leicht verständlich. Der Epitoraator beginnt, was doch im allgemeinen die Regel ist, mit der Geburt des Heiligen, also mit dem ersten Kapitel des dritten Buches von Adamnan. Dieses dritte Buch bildet auch weiterhin die Grundlage der kurzen Vita. Aufserdem bietet es die Todesszene, also einen geeigneten Abschluls. Aus dem zweiten Buch werden einige Hauptwunder exzerpiert und zwei Prophezeiungen (c. 3. 8) und ein Teil des 1. Kapitels aus dem ersten Buch. Da der Auszug einen allgemeinen Heiligentyp an- strebt, der für weitere Kreise zur erbaulichen Betrachtung bestimmt ist, schwächt er örtliche und zeitliche Beziehungen ab und läfst alles fort, was Columba gleichsam zum geistigen Besitz der Mönche von Hi oder der Iren stempelt. Ein charakteristisches Beispiel sei erwähnt. Adamnan (III, 17, S. 205) erzählt uns von den vier bekannten irischen Heiligen Comgellus, Cainnechus, Brendenus und Cormacus, die den heiligen Columba besuchen, ein echt irischer Zug! Im Auszug dagegen sinken sie ohne Namennennung zu „quatuor fratres" herab.

ADAM N ANS MIA COLUMHAK l ND iniiK ABLEITUNGEN.

267

All diese Erwägungen sind jedoch zu allgemeiner Art, als dafs sie endgültig das Verhältnis der beiden Viten beweisen könnten. Entscheidend ist an letzter Stelle der Nachweis der von Adamnan bei Abfassung seiner Vita benutzten Schriften i).

Ich versuche also im Folgenden an Hand einzelner Stellen, die Adamnan entlehnt hat 2) und die sich auch im sogenannten Cummeneus finden, darzulegen, dal's Adamnan der benutzten Quelle näher steht als die kürzere Vita.

Vita Anton ii c. 18:

Sancto7'um angdorum amabilis et tranquilhcs aspectus est . . . gaudiuni, exultatio7iem , fiduciam, pectoribus infundimt, si- quidem cum illis est Do- minus, qui est fons et origo laetitiae.

Eb. c. 15:

Anitnam nostram com- ynendaYit nobis Dominus ; servemus deposüiitn quäle accepimus.

Ad. III, 23 (S. 211):

et quia sandorum ange- lorum amabilis et tran- quillus aspectus gaudium et exultationem electo- rum pectoribus infundit, haec fuit illius subitae causa laetitiae. . .

(Cummeneus) c. 18:

Haec enim causa fuit il- lius subitae laetitiae.

c. 18: angelus Domini pro cuius- dam missus deposition» Deo cari . . . Haec sanctus se ipsum signiücans dice- bat.

augelus Domini ad repe- tendum aliquod Deo ca- rum missus depositum. . . Noster vero patronus sanctum, propriam a Deo sibi commcndatam ani- mam, depositum nuncu- pavit.

Der erste Teil, die eigentliche Begründung der Freude, fehlt bei dem sogenannten Cummeneus. Nur das eine Wort „laetitiae" findet sich hier. Auch in dem weiteren Teil der Erzählung gebraucht Adamnan die Worte der Vita Antonii in gröfserem Umfang; dagegen hat Cummeneus nur mehr „depositioue" statt „depositum".

c. 58: Ad. III, 23 (S. 212): c. 19:

secundum eloquia scrip- secuiidum eloquia scrip- patrumviam gradier. lani

turarum patrum gradior turarum patrum gradi&x enim Christus tue invitat. viam . . . iam enim Do- viam. lam enim dominus minus me invitat. mens Jesus Christus nie invitaie dijrnatur.

1) Vgl. Levison, Neues Archiv XXXVIII, S. 331. *) Vgl. oben S. 244if.

18*

268

(5KRTRUD BRÜNINft.

Die erste Hälfte des Satzes fehlt bei Cummeneus. Dann hat er zwar wie die Vita Antonii „invitat" statt des umständ- licheren „invitare dignatur", aber ..dominus" fehlt, und das Wort „Christus" zeigt zudem, dafs Adamnan hier das Mittelglied und die Quelle der kürzeren Vita darstellt.

c. 59: mortem laetns aspexit, ita ut ex hil((ritate vul- tiis eius angelornm sanc- tomm . . . praesentia nos- ceretur. Hos itituens . . . animam exhalavit.

Ad. III, 23 (S. 214):

cum mira vultus hilari- fate et laetitm circum- spiciebat, sandos scilicet obvios intuens angelos . . . spiritum exhalavit.

c. 22:

laeta facie circumspicie- bat et angelos sanctos adesse videbat . . . spiri- tum exhalavit.

Die Worte der Vorlage „vultus hilaritate" fehlen im kurzen Text, was wieder im selben Sinne beweiskräftig ist.

Sulp. Sev., Dial. II, 2: Ad. III, 17 (S. 206):

cum iam ai^amim...beue- criniosum i^weum glo-

c. 12:

vüZeruut . . . ignexim glo- bum . . . de vertice S. Columbae ante altare stantis.

diceret, globum igtiis de bum ... de vertice S.

capite illius vidimiis emi- Columbae ante altare

care, ita ut . . . m«em stantis . . . vidit. . . . produceret.

Adamnan schreibt „criniosum" statt „crinem". In der kurzen Vita fehlt das Wort ganz.

Ad. II, 32 (S. 174):

aninia ad corpus rediit ... cuius mamim teuens ... parentibus redit;ivura as- siguavit.

C.25:

patri et matri viventem

repraesentat.

Gregor, Dial. I, 2:

quo orante anima pueri ad corpus rediit, quem manu comprehendit ac flenti matri viventem reddidit.

Der erste Teil fehlt in der kurzen Fassung. Der zweite Teil könnte für das Gegenteil meiner Auffassung sprechen; denn „viventem" stimmt genau mit Gregor überein. Aber die Über- einstimmung ist als zufällige leicht erklärlich, weil Adamnan hier das etwas gespreizte „redivivum assignavit" hat, was die kurze Vita in einfacher Form wiedergibt. Gegenüber den Worten: „anima ad corpus rediit" und den anderen Stellen fällt diese Abweichung kaum ins Gewicht.

Gregor, Dial. IV, 27: Ad. III, 6 (S. 198): c. 6:

misericordiae actibus de- bonis actibus intentns. quidam bonorum acfunm ditus, bo'iiis operibus i«- de suis mouachus.

tentus.

ADAMNANS VITA COLUMBAK VSV IHRE ABLEITUNGEN. 269

„Intentus" fehlt bei Cummeneus, und der Casus von „bonis actibus" ist daher verändert.

Diese Stellen zeigen deutlicli, dafs Adamnan den benutzten Vorlagen näher steht als der sogenannte Cummeneus. Der Weg der Entlehnung- geht von der Vorlage über Adamnan zu der kurzen Vita, die deshalb nur ein späterer Auszug sein kann. Die Schrift des Cummeneus mufs als verloren betrachtet werden i). Wenn also die Vita Columbae. die man solange für das Werk des Cummeneus und für eine Hauptquelle Adamnans ge- halten hat, als Auszug anzusehen ist, so erhebt sich die Frage nach dessen Entstehung. Ich versuche daher, die Spuren dieser Vita so weit als möglich zurückzuverfolgen, um in etwa einen Anhaltspunkt für die Zeit und den Ort der Entstehung zu finden. Die beiden Handscliriften, die Colgan und Mabillon benutzten, sind, wie schon erwähnt, verloren. Aber die gleiche Vita findet sich noch in folgenden, bisher nicht benutzten Handscliriften: la. St. Omer 716, XIII. Jh., Bd. V, einst S. Mariae de

Claromarisco^), fol. 160—1633). Ib. Brüssel 7460, eliemals in monasterium Vallicellense*), XIII. Jh., fol. 167— 169'>). 2. Wien, Kaiserlich Künigl. Privatfideikomifs- Bibliothek Xr. 9397a, das Sanctilogium von Johannes Gielemans, Bd. III, vom Jahre 1479, fol. 802—804, enthält einen gekürzten Text'"').

') Dafs man den Abschnitt , den Adamnan (s. oben S. 260 Anni. 1) in, 5 (S. 197) aus Cammenens entlehnt haben will , als ziemlich wörtliches Citat ans einem anderen Schriftsteller anzusehen hat, möchte ich aus sti- listischen Gründen annehmen. Die Ausdrucksweise der Sätze ist wenig adam- uanisch. abgeselieu vielleicht von dem Eingangswort „indubitanter". Der Abschnitt weist m. E. einfacheres, fast etwas unbeholfenes Latein auf. Auch begegnen keine Diminativfornieu. Solche Stileigenheiteu des kurzen Passus sind selbstverständlich keine zwingenden Kriterien, sondern gönnen auch zu- fällig sein, und ich will ihnen deshall) keine grofse Bedeutung beimessen.

') Clairmarais, dep. Pas-de-Calais , arr. und caut. Saint-Omer, im N. 0. dieser Stadt.

ä) Nach einer freundlichen Mitteilung von Herrn Prof. W. Levison.

*) A\aucelle, im Süden von Cambrai, dep. Nord.

^1 Catalogus codicum hagiographicorum bibl. Reg. Brnxellensis I, 2, S. 10 und .1. Van den (iheyn, Catalogue des manuscrits de la Bibliotheque Royale de Belgique V. 19Ü5, S. 135, Nr. 317ü.

") Vgl. Analecta Bollandiana XIV, 21. Durch liebenswürdiges Entgegen- kommen der Bibliotheksverwaltungen war mir der Text von 1 b und 2 durch Photographien zugänglich.

270 GEKTIJUD BRLNING,

Die Handschriften Brüssel 7460 und 7401 sind Teile eines grolsen Legendars aus dem früheren 13, Jahrhundert, das wahr- scheinlich ehemals acht Bände umfafste. Es stammt aus der Cisterzienserabtei S. Maria de Valcellis und ist eng verwandt mit dem Legendär von St. Omer, das ebenfalls im 13. Jahrhundert entstanden ist und dem Cisterzienserkloster S. Maria de Claro- marisco angehörte'). Der Text dieser Handschriften ähnelt Mabillons Druck. Ihre Verwandtschaft mit einem verlorenen Compendiensis ]\[abillons wird auch sonst festgestellt, bei Jonas' Vita Columbani-) und bei Alcvins Vita Willibrordi^) und seiner Vita Richarii^).

Zu Grunde liegt ein grolses Legendär, von dem auch Teile anderer Ableitungen erhalten sind, und das frühestens um die Mitte des 12. Jahrhunderts zusammengestellt sein kann^). Aller Wahrscheinlichkeit nach beruht auch der Text von Johannes Gielemans in letzter Linie auf diesem Legendär. Seine Schriften befassen sich vor allem mit der hagiographischen Literatur und der Geschichte Belgiens, wo er auch als Subprior des Regular- kanonikerstiftes Rubea Vallis (Rouge-Cloitre) bei Watermael nahe Brüssel 1487 starb. Aulser dem Sanctilogium, in dem er besonders die Heiligen seiner Heimat berücksichtigt, schrieb er ein Hagio- logium Brabantinorum und ein Xovale Sanctorum. Seinen letzten Plan, eine Geschichte Brabants zu verfassen, hat er nicht mehr zu Ende geführt. Nun hat Gielemans für sein Sanctilogium, in dem die Vita Columbae überliefert ist, nach eigener Angabe besonders aus einem heute verlorenen Legendär des Aegidius von Damme geschöpft 6), wie er in der Einleitung des Sanctilogiums mitteilt: „Praefatus autem compilator, ex cuius opusculis plures legendas collegi, illas maxime, quarum in fine habetur iste versiculus: „Sit nomen Domini benedictum in secula" etc., fuit venerabilis domnus Aegidius de Dammis, quondam prior in Dunis et postmodum

') Vgl. u. a. Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde VIII, S. 415f.

-) Vgl. B. Krusch, lonac Vitae Sanctorum (Scriptores rerum Germ.), 1905, S. 86f. u. soff.

••') Vgl. demnächst "W. Levisoii, SS. R. Merov. VII, 102.

*) B. Krusch, eb. IV, 886.

5) Vgl. demnächst W. Levisoii am Schlüsse von SS. R. Merov. VII.

'■) Vgl. Analecta Bollaiuliana XIV. S. 10 und A. IVnicflet, Le legendier de Pierre Calo (eb. XXIX, 1910, S. 38ff.).

ADAMNANS VITA COLUMRAE UND IHRE APLEITUNGEX. 271

coufessor apud Spermaeigen, ordinis Cisterciensis, prope Brugis, ubi et diem obiit". . .

Etwa 200 Eintragungen sind durch den obigen Schlufssatz bei Gielemans als aus Aegidius entlehnt gekennzeichnet, und zu diesen gehört auch seine Vita Columbae, die sich also schon in dem Werk des Aegidius befand.

Die Quelle, aus der Aegidius diese Columba-Vita geschöpft hat. läfst sich mit aller Wahrscheinlichkeit aber noch weiter verfolgen. Zu einem unvollständigen Exemplar jenes Legendars, auf dem Mabillons Text und die Handschriften von Brüssel und St. Omer beruhen, gehören auch die Codices 403 und 404 in Brügge '). Auch sie stammen aus dem 13. Jahrh. und gehörten dem monasteriura Thosanum^) und später dessen Mutterkloster, dem ebenfalls Flandrischen nahen Ter Dujm, dem coenobium Dunense. In dem letzteren Kloster war nun Aegidius Prior, und es ist höchst wahrscheinlich, dafs er einen verlorenen Band jenes Legendars für die Vita Columbae benutzt hat. 1571 ist die Abtei Ter Doest völlig zerstört worden^), und bei dieser Ge- legenheit wurde auch ein grofser Teil der Bücher vernichtet, vielleicht auch die fehlenden Bände jenes Legendars; schon in einem Bibliothekskatalog des Klosters Ter Duyn von 1638 sind nur noch jene Bände verzeichnet^), die sich heute in Brügge befinden.

Mabillons Hs. stammte aus Compiegne. In die gleiche Gegend weist auch das junge Manuskript von Belfortius, das dieser als Supplement zu Surius verfalste, also nicht vor dem Jahre 1575, in dem die erste Ausgabe von Surius' Werk ,.De probatis Sanctornm historiis" beendet wurde. Die Angabe Colgans'^), dafs die Handschrift des Belfoi-tius sich zu seiner Zeit in Antwerpen in der Bibliothek des Aubertus Miraeus befand, wii'd bestätigt durch einen Katalog dieser Bibliothek aus dem Jahre 1640«). Danach hat Nicolaus Belfortius, * ein Eegular-

») Vgl. eb. X, S. 458 ff.

*) Ter Doest bei Lisseweghe in Westflandern.

*) Vgl. Paul Lehmann, Franciscus Modius (Traube, Quellen und Unter- suchungen zur lat. Philologie des Mittelalters III, 1), 1908, S. 122.

«) A. Sanderus, Bibliotheca Belgica Manuscripta (I), 1641, 8. 187; vgl. S. 207 über die Zeit.

*) Colgauus a. a. U. S. 324.

'^) Sanderus a. a. 0. 11, WAS, S. 158.

2r2 GERTRUD BRLNINO,

kauouiker zu St. Johann in Soissons, ein Supplement zu Surius verfalst aus franzüsisclien und belgischen Handschriften ^).

Alle Handschriften dieses Auszugs führen also nach Flandern und Nordfrankreich. Die Yita taucht zuerst mit jenem Legendär auf, auf dessen Ableitungen alle Texte sich mit grofser Wahr- scheinlichkeit zurückführen lassen, mit Ausnahme des späten Belfortius. über dessen Vorlage sich nichts sagen läfst. Um die Mitte des 12. Jhs war die kurze Yita also vorhanden, ohne dafs man sie weiter zurück verfolgen könnte; vielleicht ist der Auszug aus Adamnan erst für das Legendär angefertigt worden. Welcher Art war die Handschrift von Adamnans Werk, die dabei als Vorlage gedient hat? Sie mufs die Prophezeiung Columbas über Aidan -) enthalten haben, jenen Abschnitt, welcher wohl überhaupt zu dem Irrtum Anlafs gegeben hat, diesen Auszug als Werk des Cummeneus anzusehen; ferner das erste Kapitel des ersten Buches von Adamnan, in dem u. a. berichtet wird, wie der heilige Columba dem König Oswald erscheint. Beide Erzählungen hat der Auszug übernommen (c. 5. 25). Nun fehlt die Prophezeiung Columbas über Aidan in den Londoner Hand- schriften der längeren Fassung Adamnans s), und andererseits die Vision von König Oswald (1, 1) in den Handschriften der kurzen Fassung 4). Diese oder ähnliche Handschriften können folglich nicht als Vorlage gedient haben. Die Moselhandschrif ten •'^) enthalten anscheinend nur einen Bruchteil von Adamnan, der ebenfalls als Quelle ausscheidet. Die einzige der bis jetzt unter- suchten Handschriften, die alles enthält, was der Auszug über- nommen hat, ist die von Schaffhausen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat mithin entweder sie selbst, vermutlich mittelbar, oder ein ähnlicher Text die Grundlage für den Auszug abgegeben.

Die irische Vita Columbas.

tungen von Adamnans Vita ( also der sogenannte Cummeneus, den man solange als Quelle an

Zu den Ableitungen von Adamnans Vita Columbae gehört

') tJber die Textfassuug- des Belfortius Tgl. unten die Einleitung des Anhangs.

2) Vgl. Ad. III, 5 (S. 197). ') Vgl. oben S. 21üf. *) Vgl. oben S. 217. '-) Vgl. oben 8. 222.

ADAMNANS VITA COT.UMHAK UND IHRE ABLEITUNGEN. 278

gesehen hat. Adamnans Werk ist demnach die älteste erhaltene schriftliche Überlieferung- über Oolumba. Die Annahme liegt nahe, dafs diese Lebensbeschreibung auch in den übrigen Viten des lieiligen Columba benutzt ist. Ihr Verhältnis zu Adamnan und überhaupt die Frage nach den Quellen, aus denen diese Biographien geschöpft liaben. soll in den folgenden Darlegungen kurz erörtert werden. Zeitlich steht Adamnans Werk am nächsten eine irische Vita des Heiligen i). in Handschriften des endenden 14. und 15. Jahrhunderts überliefert^), deren Entstehung Reeves'^) jedoch schon ins zehnte Jahrhundert verlegt, während Hennessy^) aus sprachlichen Gründen sie dem Ausgang des 11. Jahrhunderts zuschreibt und damit Avohl noch zu früh ansetzt s).

Es ist eine Art Festpredigt zum Tage Columbas über den Text ,.Exi de terra tua" (Gen. 12, 1), beginnend mit allgemeinen Betrachtungen über Pilgerschaft im Dienste des Herrn unter

*) Irischer Text bei W. Stokes, Lives of Saints from tlie Book of Lismore (Auecdota Oxouieiisia, Mediaeval and modern series V), Oxford 18i)0, S. 20 83. Eine englische Übersetzung' eb. S. 1G8 181 (dazu S. 299—317 Anmerkungen) und von Heuuessej' bei W. F. Skene, Celtic Scotland II, 2. Aufl., 1887, S. 467 507. Zitiert ist nach beiden Ausgaben und zwar so, dafs die Nummeru sich auf die entsprechenden Zeilen bei Stokes beziehen, in Klammern die Seitenzahl von Skene angegeben wird. Der Text stimmt, abgesehen von un- bedeutenden Einzelheiten, die im Manuskript von Stokes' Ausgabe, also im Book of Lismore, fehlen, ziemlich überein. Manche Unterschiede sind vielleicht zum Teil auf die Übersetzung zurückzuführen.

■-) Über die drei Handschriften, die den Ausgaben von Stokes und Skene zu Grunde gelegt sind , vgl. Skene a. a. 0. S. 467. Eine vierte noch nicht benutzte Handschrift in Paris weist Reeves nach (S. XXVIII). Die jüngste Handschrift, in Ediuburg in Advocates' Library, vom Ende des 15. Jahrb., enthält ein paar Abschnitte, die in den beiden anderen Handschriften fehlen und <lie bei Skene in Klammern stehen (vgl. S. i68), bei Stokes in den An- merkungen. Diese Abschnitte stammen zum Teil aus der Amra (hrsg. Revue Celtique XX ; vgl. unten S. 275 Anra. 9), nämlich S. 494—502, zum Teil wörtlich entnommen aus der Vorrede zu Amra (Revue Celtique XX, S. 39—55 und S. 183—135) , allerdings stark gekürzt, ebenso die Zusätze S. 503 (vgl. Amra S. 162, S. 178 und S. 411) und S. 505 (vgl. Amra S. 168); für den Abschnitt S. 505—506 vgl. Amra S. 166 f. und S. 270. Aus Adamnan stammt das Wunder vor König Brudeus 8. 504 (Ad. II, 35, S. 176), vgl. Stokes S. 315 f.: zu S. 504 vgl. auch Ad. II, 24 (S. 168). Für die übrigen Zusätze S. 482 und S. 488 konnte ich keine Quelle Hnden (vgl. Stokes S. 3041". und 808).

■') Reeves S. XXVII (1. Ausg. S. XXXII).

*) Skene S. 467.

'-) Nach dem Urteil von Herrn Cieheirarat Thurneysen.

Z/ I GERTRUD BRUNING,

Heianzieliung der "biblischen Erzählung von Abraham. In chronologischer Reihenfolge wird dann Columbas Leben be- richtet, besonders ausführlich von der Zeit vor seiner Über- siedelung nach Hi. ein Abschnitt, der von Adamnan ziemlich kurz behandelt ist. So liest sich diese Vita fast wie eine bewufste Ergänzung zu Adamnan. Aus dessen Werk greift die irische Vita vor allem die Erzählungen heraus, die auch hier aus Columbas früherem Leben in allen Büchern zerstreut berichtet werden, nämlich Angaben über sein Alter'), die Prophezeiungen des Heiligen über Erneneus-) und Aidus Slane^), die Wunder der Verwandlung von Wasser in Wein bei seinem Lehrer Finnian ^) und der bitteren Äpfel in süfse in Dearmagh '^). Dort findet sich auch die Legende von dem wunderbar schnellen Reifen des Getreides an einem Orte Delcros, der nach der Überschrift des Kapitels bei Adamnan in der Nähe von Hi zu suchen ist, während die irische Vita daraus Deny in Irland gemacht hat*5). Noch bei einem anderen Wunder besteht zwischen Adamnan und der irischen Vita ein Unterschied in der Ortsangabe, nämlich bei der Er- zählung von der Lichtoffenbarung an Columba, die nach Adamnan sich in Himba, nach der irischen Biographie in Rechra, also noch in Irland zugetragen hat'). Auch die Erzählung von Columbas Geburt übernimmt der irische Traktat*). Im übrigen weist er von den Berichten, deren Schauplatz Hi ist, wenig auf, so die Vision des Heiligen von der untergegangenen Stadt in Italien 9), die hier schon zu drei Städten angewachsen ist, ferner die Legende von dem Stock des heiligen Caiunech, allerdings phantastischer ausgeschmückt 10). Die Ankunft des Fremden, der Columbas Tintenfafs umstölst, wird in der irischen Vita in der Form eines kleinen Gedichtes erzählt i'). Columbas Tod ist ähnlich wie bei Adamnan, nur kürzer berichtet, während sonst die Wunder hier

1) Ad. praef. n (S. 108) und Ir. 1000 (S. 491).

■') Ad. 1, 3 (S. 116) und Ir. 990 (S. 490).

ä) Ad. 1, 14 (S. 123) und Ir. 945 (S. 486), Stoke« S. 306.

♦) Ad. II, 1 (S. 152) und Ir. 837 (S. 479).

-) Ad. n, 2 (S. 153) und Ir. 917 (S. 484).

«) Ad. n, 3 (S. 153) lind Ir. 893 (S. 483), Stokes S. 305.

^) Ad. III, 17 (S. 205) und Ir. 959 (S. 487).

«) Ad. m, 1 (S. 194) und Ir. 791 (S. 476).

«) Ad. 1, 28 (S. 130) und Ir. 1043 (S. 493), Stokes S. 309.

'») Ad. II, 14 (S. 161) und Ir. 1039 (S. 493).

") Ml I, 25 (S. 129> und Ir. 1046 (S. 494), Stoke.s S. 309.

ADAMNANS VITA ("OI-UMHAH I'ND IHKK AHLEITÜNGEN. '2 1 O

immer mehr angeschwollen und phantastischer geworden sind^). Ein Beispiel bietet die Prophezeiung des Mochta über Columbas Geburt. In Adamnans "Werk ist sie nur kurz erwähnt, in der irischen Biograi)hie dagegen ist daraus eine Anekdote gestaltet 2).

Das führt uns zu den Erzählungen, die Adamnan gegenüber Neues bringen. Wie schon erwähnt wurde, ist besonders die Jugendgeschichte angewachsen. Statt des einen Mochta sagen von den Heiligen Irlands, die als eine grofse Einheit in der Art der irischen Hagiographie aufgefafst werden, nicht weniger als fünf seine Geburt voraus. Interessant ist besonders dabei die Erwähnung Patricks?-), der als „der Vater der Taufe und Lehre der Gaelen" gerühmt wird; schon dies weist auf spätere Entstehungszeit der Vita hin''), Columbas Lehrer werden ge- nannt, und alle seine Klostergründungen in Irland werden auf- gezählt mit den Wundern, die er dort gewirkt haben soll. Auf Zeitangaben legt auch der irische Traktat keinen Wert; Columba wird zu allen möglichen Heiligen in Beziehung gesetzt, auch wenn deren Zeit kaum pafst. So kommt er z. B. nach Tours ^), 100 Jahre nach Martins Tod, also um 500, als Columba noch garnicht geboren war. Zum Teil sind die Erzählungen in der Art der irischen Hagiographie ausgestaltet; heidnische Elemente spielen hinein. Der freiwillige Tod Odrans bei Columbas Ankunft auf der Insel erinnert an heidnische Opfer ß); ein heidnisches Motiv ist auch die Legende von dem geweihten Schwert,-), in dessen Gegenwart niemand sterben konnte*).

Als Quellen der irischen Vita auXser Adamnan erkennt man die Amra Coluimcille ^) und andere poetische Überlieferungen,

') Art. in, 23 (S. 210 ff.) uud Ir. 1064 (S. 507), Stokes S. 315.

*-') Ad. praef. II (S. 107) und Ir. 752 S. 474).

3) Ir. 763; vgl. (S.475). ") Vgl. oben S. 214.

*) Ir. 903 (S. 483); Stokes S. 305; Reeves, 1. Ausg. S. 324.

«) Ir. 1011 (S. 492).

') Vgl. Plummer a. a. 0., I, S. CLXXXV.

«) Ir. 921 (S. 484).

«) Die Amra Coluimcille (irisclier Text und englische Übersetzung von W. Stokes, Revue Celtique XX, 1899, S. 30— 55, S. 132—183, S. 248— 289, S. 400 437) ist ein Lobgedicht zu Ehren Columbas. Ein Gebet zu Gott eröffnet die Anna. Dann folgen 10 Hauptkapitel, die seinen Tod, seinen Platz im Himmel uud .seine Tugenden in ziemlich dunklen Worten behandeln. Eine irische VoiTede jüngeren Ursprungs erzählt ausführlich den Anlals zur Entstellung, die Versammlung von Dmim Ceatt, von der auch Adamnan

27G GEUTRUD IJRÜNING.

wie denn die redenden Personen häufig in Versen spreclien. Die Prophezeiung über Columba, die in der Amra dem heiligen Berchan zugeschrieben wird'), wird in der irischen Vita dem Patricius in den ;Mund gelegt. Die Aufzählung von Columbas Begleitern bei seiner Auswanderung ist der Vorrede der Amra entnommen-). Die irische Vita beruft sicli häufig auf poetische Tradition^). So erklären sich auch die vielen eingestreuten Strophen.

Die irische Vita wurde anscheinend sehr geschätzt und daher neben Adamnan in den späteren Columba- Vi ten als Quelle benutzt.

1). Die Alta Columbae und das Fragmeutuiii Vitae im Codex Salmauticensis.

Der Codex Saliiianticencis ist eine Sammlung von 48 Lebens- beschreibungen von ausschliefslich irischen Heiligen, abgesehen von einer Vita Katharinas von Alexandrien i). Die Handschrift die sich jetzt als Nummer 7672 74 in der königlichen Bibliothek in Brüssel befindet, stammt aus dem 14. Jahrhundert und dankt ihren Namen dem irischen Jesuitenkolleg in Salamanca^), aus

berichtet, I 10 (S. 121); I, 49 (S. 145) und II, 6 (S. 106). lu der Vorrede wird als Verfasser Dallan genannt, ein Zeitgenosse Columbas; Zimmer, Handelsverbindungen Westgalliens mit Irland i (a. a. 0. 1910, S. 1032£f.) hält die Angabe für richtig und danach die Jahre um 600 für die Entstehungszeit der Amra, eine Annahme, die Herr Geheimrat Thurueysen unwahrscheinlich findet. Doch bedarf nach ihm auch der Ansatz von Stokes S. 32: 9. Jahr- hundert, noch der Nachprüfung und Begründung. Die Vorrede zur Amra ist sicher si)äter als Adamnans Werk entstanden, denn einmal wird er als Quelle zitiert (S. 143: „ut Adomnanus dicit . . . "). Diese Erzählung, so wie sie dort berichtet wird, findet sich nirgends bei Adamnan. Vielleicht läfst sich Ad. II, 23 (S. 167) zu dem Bericht in Beziehung bringen. Hier handelt es sich um den Tod eines Jünglings aus vornehmem Geschlecht, der unter Columbas Schutz steht. Auch der Name Feradach begegnet in beiden Er- zählungen; allerdings wird in der Vorrede der Amra der Sohn dieses Feradach als Mörder bezeichnet gegenüber Feradach selbst bei Adamnan.

') Ir. 763 (S. 475) und Amra S. 266.

■') Ir. 1000 (S. 491) und Amra S. 38.

») Ir. (S. 4S7 u. 488); Ir. 984 (S. 490); Ir. 1018 (S. 492); vgl. Stokes S. 316.

*) Acta Sanctorum Hiberuiae ex codice Salmanticensi nunc primum integre odita, hrsg. von ('. De Smedt und J. De Backer, Edinburg und London 1888.

'•>) Eb. Vorwort .S. 11 f. und C. riumnier, Vitae 1, S. IX.

ADAMNANS VITA CÜLUMMAK UND IHKK AUFiElTUNftEN 277

dem die Handschrift mittelbar in den Besitz der Bollandisten gelangte.

Fol. 205 210' findet sich eine Vita des heiligen Columba und fol. 88 ein Fragment, das von Columba handelt i). Die Vita hielt Colgan-) für das Werk des Cummeneus, wie schon erwähnt wurde 3). Der Verfasser ist nach ihm ein Mönch von Hi, der um 650 lebte. Er nennt nämlich Columba patronus (c. 31), ferner sagt er c. 37: „ut a quibusdam (lui tunc presentes inerant didicimus", c. 39: „quod nobis ab expertis traditum est." Demnach müCste der Verfasser noch Schüler Columbas gesehen haben. Hätte er nach Adamnan geschrieben, so wäre es sehr unwahrscheinlich, dafs er so viele Wunder, die dieser berichtet, ausgelassen hätte. Letzteres ist selbstverständlich nicht beweis- kräftig. Schon Colgan sah, dafs der letzte Teil der Vita von c. 20 an fast wörtlich mit Adamnan übereinstimmt: Adamnan hat nach ihm diese ganze Partie ohne Änderung übernommen. Die Schwierigkeit, dafs die Stelle von Columbas Prophezeiung über Aidan, die Adamnan III, 5 (S. 197) doch aus Cummeneus entlehnt haben will, sich nicht im Cod. Salm, findet, ist nach Colgan leicht zu erklären. Nach c. 20 fehlen nämlich ein oder zwei Blätter in der Handschrift, und auf diesen verlorenen Seiten vermutete er die betreffenden Worte.

Schon Baertius^) suchte Colgans Ansicht zu widerlegen. Er hat schon richtig erkannt, dafs die Vita offensichtlich aus zwei Teilen besteht, die dann auch Reeves unterschied'^).

Der erste Teil ist ein Werk für sich und schliefst c. 19 mit der Erzählung von Columbas Tod, Der zweite Teil steht nicht nur in enger Beziehung zu Adamnan, sondern ist geradezu lediglich ein Auszug aus dessen Werk, nicht, wie Colgan glaubte, von Cummeneus verfafst und von Adamnan als Quelle benutzt. Aus Adamnan sind entlehnt besonders Erzählungen aus dem 3, Buch '').

1) Herausgegeben ist die Vita von Colgan a. a. 0. S. 325—330 und von De Smedt und De Backer iu ihrem Abdruck des Cod. Salm. Sp. 845—870 (die Kapitelzahlen gebe ich nach dieser Ausgabe) ; das am Anfang durch den Ausfall eines Blattes unvollständige Bruchstück ebenda Sp. 221—224.

2) Colgan a. a. 0. S. 319 f. ^) Oben S. 261. *) Acta Sanct. Jun. II, S. 184, § 12, 13.

■■') Reeves S. XXVII (1. Ausg. S. XXXII).

«) c. 20 - Ad. II, 2 (S. 153). c. 21 = Ad. III, 18 (S. 20G). c. 22 = Ad. III, 15 (S. 203). c. 23 = Ad. HI, 9 (S. 200), c. 24 = Ad. ÜI, 10 (S. 200). c. 25 u. 26 =

278

«ERTKUD BKUNING,

Zu Grunde liegt die längere Fassung Adamnans, was der Sclilufs- abschnitt „celestis claritas*' usw. beweist, der in der kürzeren Fassung fehlt '). Aufserdem sind die Eigennamen zuweilen voll- ständiger als in der kurzen Fassung')- Dieser fast wörtliche Auszug aus Adamnan ändert nur weniger gebräuchliche Worte durch bekanntere Ausdrücke, und die umständlichen Wendungen Adamnans sind durch eine einfachere Fassung ersetzt, z. B.

Ad. in, 18 (S. 206). usquequo illi trinales illius incomparabilis et honorificae visitationis dies et totidem noctes terminarentur, adesse non potuit.

Ad. III, 15 (S. 203). Hocque consequenter sanctus intulit famen.

Ad. III, 10 (S. 201). contra aemulas . , . potestates.

Ad. III, 22 (S. 209). sancta facies eins subita mirifica et laetiflca hilaritate effloruit . . . illa sapida et suavis laetificatio in maestam convertitur tristifi- cationem.

Ad. m, 23 (S. 211). per para- sticiam2) ecclesiae.

Salm. c. 21. usquequo illius mirifice visitationis triduum terminaretur, adesse non potuit.

Salm. c. 22. Et addidit dicens.

Salm. c. 24. contra adver- sarias . . . potestates.

Salm. c. 28. quadam leticia facies eius repleta apparuit . . . tota huius hilaritatis iocunditas vertitur in meroris tristiciam.

Salm. c. 31. per culmen ec- clesie.

Ad. III, 23 (S. 212). lactaria Salm. c. 34. lac a bostario bocetum 3) inter et monasterium ad monasterium deferre. vascula gestare.

Ad. ni,8 fS. 199). c. 27 = Ad. m, 21 (S. 208). c. 28 = Ad. HI, 22 (S. 209).

29-^ Ad. 111,22 (Schlulssatz) uud 111,23 (bis „laetificare"). c. 30— 38 =

Ad. m, 23 (S. 211 von ,,Quibu.s finitis" an bis S. 215 „miles explevit"). c. 39

-leb. (S.216 „Interea" bis. S. 217 „conversa sunt trauqnillitatein"). c. iO = eb.

(S. 217 „Hie itaque . . . frequentare non cessat").

') Vgl. oben S. 217.

2) „Parasticia", Dach, ist sonst nicht belegt (vgl. oben S. 237). ') „Bocetum", vgl. eb. Anm. 5.

AD ANNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 270

Ad. in, 23 (S. 216). venera- Salm. c. 39. veneiabile cor- bile corpus . . . positum in rata- pus in terra reponitur. bustai) . . . huniatur.

Alle Wendungen, auf die Colgan seine Annahme über das Alter der Vita gestützt hatte, finden sich nun aber in diesem zweiten Teil, sind also aus Adamnan übernommen und damit gegenstandslos. Aber auch der erste Teil kann nicht von Cummeneus herrühren. Die Stelle über Aidan fehlt, und Colgans Vermutung, dals sie sich auf den verlorenen Blättern des Cod. Salm, gefunden habe, ist hinfällig, da die Seiten erst im zweiten Teil der Vita, also im Auszug aus Adamnan ausgefallen sind. Ferner wurde schon an anderer Stelle darauf hingewiesen 2), dafs das Zitat, das O'Donnell aus Cummeneus entlehnt haben will, sich, soweit mir bekannt ist, in keiner der bekannten Columba -Viten findet. Auch diese Tatsache spricht gegen Colgans Annahme. Seine Ansicht, dals diese Vita von Cummeneus verfalst sei, geht auf Hugo Wardeus') zuiück, auf den Colgan sich beruft*). Eine Quelle, aus der Wardeus diese Ansicht geschöpft haben könnte, kenne ich nicht. Wahrscheinlich ist mit ihm die Meinung von der Urheberschaft des Cummeneus erst entstanden.

Wohl gibt es eine Eintragung im Martyrologium von Donegal ^), die besagt, dafs Cummeneus eine Vita des heiligen Columba in 34 Kapiteln geschrieben habe mit den gleichen Anfangsworten, die der Cod. Salm, aufweist. Diese Überlieferung ist aber höchst fragwürdig, denn erst 1630 wurde das Martyrologium vollendet 6), und aufserdem ist die Stelle ein Zusatz, der von

1) „Ratabusta", Grab, ist sonst nicht belegt (vgl. oben S. 237).

2) Vgl. oben S. 265.

') Vgl. Norman Moore, Dictionary of National Biography XXXIV 1893, S. 398f. über Hugh Boy Macanward.

*) Colgauus a. a. 0. S. 319. Er hält die Vita für das Werk des Cumme- neus, ,,quod nomen S. Cumiuei illi vitae praefigatur in Schedis P. Hugonis Wardei, diligentissimi patriarum autiquitatum iuvestigatoris."

5) Reeves, 1. Ausg. S. 200; The Martyrology of Donegal, hrsg. von Todd und Reeves, Dublin 1864, S. 56f.: „He wrote the Life of Colum Cille in 84 (134 bei Todd-Reeves, wo anscheinend das irische „i" = „in" zu „1" verlesen ist) chapters, which begins Ven(erabilis) abbas et plurimorum pater coenobi- onun."

*) Eb. S. XI. "

280 GERTKUI) HKÜNINC4.

einer späteren Hand geschrieben ist, vielleicht von A\'ardeus selbst, der längere Zeit mit Michael O'Clery, dem Hanpt- zusammensteller des Mart3-rologiums, im Franziskanerkloster zu Donegal zusammenlebte. Auch liegt die Möglichkeit nahe, dafs erst Colgan die Notiz hineingebracht hat, denn aller Wahr- scheinlichkeit nach hat auch seine Feder im Martyrologium Spuren hinterlassen'). Jedenfalls ist auch mit diesem späten Zeugnis, dessen Grundlage unbekannt ist, nichts für die Her- kunft der Vita des Cod. Salm, zu beweisen; zu Grunde liegt doch wohl nur eine (falsche) Vermutung über deren Verfasser. Die abweichende Zahl von 34 Kapiteln gegenüber 39 bei Colgan und 40 bei De Smedt-De Backer ist kaum genügend, um auf eine verschiedene Vita schlielsen zu lassen, sondern beruht ver- mutlich allein auf einer anderen Einteilung, da die Kapitel nur teilweise durch Überschriften deutlich geschieden sind.

Dafs aber der erste Teil des Textes weit jünger sein muls als Cummeneus und selbst Adamnan, darüber kann kein Zweifel bestehen; denn die Vita im Cod. Salm, hat, wie auch schon Reeves annimmt 2), Adamnan und die irische Vita als Quellen benutzt, kann folglich nicht früher als um die Wende des 11. Jahr- hunderts entstanden sein, wenn überhaupt die irische Vita so früh anzusetzen ist 3).

Aus der irischen Vita stammt die Einleitungsprophezeiung des Patricius, die auch schon genügend auf spätere Entstehung hinweist, ferner die Prophezeiung des Boeus und die allgemeine Charakteristik der Tugenden Columbas'*). Im Übrigen bildet Adamnan die Grundlage s). Die Erzählungen sind allerdings

'j Vgl. eb. S. XXI. 2) Reeves S. XXVII (1. Ausg. S. XXXH).

») Vgl. oben S. 273.

*) C. 1 Prophezeiung des Patricius, vgl. Ir. 763 (S. 475); Mochtair. 752 (S. 474), den auch Adamnan in der zweiten Vorrede erv?ähnt. Zur Prophe- zeiung des Boeus vgl. Ir. 786 (S. 475); zu c.2 vgl. Ir. 807 (S. 477) xmd 834 (S. 479); c. 5 vgl. Ir. 1000 (S. 491); c. 17 und 18 vgl. Ir. 1088 (S. 504 f.).

"•) C. 1 vgl. Ad. praef. II (S. 107) und III, 1 (S. 194). c. 3 vgl. Ad. II, 1 (S. 152). c. 4 vgl. Ad. n, 9 (S. 158). c. 6 vgl. Ad. II, 12 (S. 160). c. 7 vgl. Ad. n, 16 (S. 162). c. 8 vgl. Ad. II, 27 (S. 170). c. 9 vgl. Ad. II, 32 (S. 173). c. 10 vgl. Ad. II, 35 (S. 176). c. 11. vgl. Ad. II, 36 (S. 177). c. 12 vgl. Ad. III, 17 (S. 205). C. 13 handelt im allgemeinen von Colurabas Propheteugabe mit kurzem Hinweis etwa auf Ad. I, 4 (S. 118). c. 14 vgl. Ad. III, 11 (S. 201). c. 15 vgl. Ad. III, 13 (S. 202). c. 16 vgl. Ad. 1,33 (S. 134). c. 19 vgl. Ad. IH, 23 (S. 213).

ADAMNANS VITA COLUMBAE UNI) [HR?: AHLEITÜNGEN. 281

Stark gekürzt. Eigen ist dem Aiiszug; nur die sprachliche Form, die geo-enüber Adamnan ziemlich selbständig- ist. Inhaltlich Neues über ihn und die irische Vita hinaus bring-t diese Bio- graphie nicht. Sie ist jünger als beide. Sie mufs hingegen älter sein als die Vita et Navigatio S. Brandani in der von Plummer verÄtientlichten Gestalt'); denn diese zeigt eine wörtliche Entlehnung aus der Salmanticensis- Biographie des heiligen Columba>).

Salm. c. 14. Nam sicut Vita S. Brandani c. 104. Set Christus Lazari dormitionem hoc pretereundum non est, quod predixit apostolis, sie vir sanc- in Vita sancti Columbe abbatis tus sancti Brandani suis prenun- legitnr. Sicut Christus Lazari ciavit obitum, et spiritualibus dormitionem apostolis nunciavit, occulis illius aniniam inter ange- sie sanctus Columba in spiritu lorum choros in celum trans- suis prenunciavit discipulis de ferri considerans. sacra missa- morte sancti Brandani. Vidit rum sollempnia in eins honorem enim animam illius inter ange- celebrari precepit. lorum choros ad celestia trans-

ferri; et ideo sacra missarum sollempnia in eins honorem precepit fratribus celebrari.

Diese Brandan-Vita besteht aus der eigentlichen Vita und der Navigatio. Von der Navigatio Brandani gibt es eine Hand- schrift aus dem 10. Jahrhundert"'). Aber die Vita Brandani ist nach Plummer') früher entstanden als die Navigatio. Nun scheint soviel festzustehen, dafs die Prophezeiung Columbas über Brandan der Vita und nicht der Navigatio angehörte, denn sie ündet sich in keiner der vielen Fassungen der Navigatio ^). Ob sie freilich zur ursprünglichen Vita gehörte und nicht erst dieser

») C. Phimmer a. a. 0. I, S. 98—151; vgl. S. XXXVI ff.

-) Adamnan in, 11 (S. 201) hat eine abweichende Fassung- und kann nicht benutzt sein.

') Plummer a. a. 0. 1, S. XLI Anra. 2.

*) C. Plummer, Some usav Light on the Brendau Legend (Zeitschrift für celt. Phil. V, 1905, S. 12i— 141).

^) Leider sind alle Viten Brandan.s mit der Navigatio Brandani kon- taminiert. Die einzige Ausnahme bildet die 2. Biographie im Cod. Salm. S. 759—772 (vgl. darüber Plummer a. a. 0. S. XXXVIII). die aber sehr stark gekürzt ist und auch diese Prophezeiung nicht enthält.

Zeitschrift f. celt. Philolog-ic XI. -fy

282 GERTRUD BRÜNIN«,

besonderen Fassung und nur ihr nachträglich eingefügt worden ist, scheint mir höchst zweifelhaft, und so wage ich es doch nicht, jener Anführung in der Vita Brandani eine bestimmte Zeitg'renze zu entuelimen; denn die Handschriften Plummers reichen höchstens in das 13. Jahrhundert zurück')-

Die gleiche Vita Columbas begegnet auch in zwei ver- wandten Handschriften der Bodleianischen Bibliothek in Oxford B.485, fol. 37-43, und B.505, fol. 118— 1242), denselben, welche jene Tita Brandani enthalten, und wird auch im Katalog noch dem C'ummeneus zugeschrieben ••). Gegenüber der Vita im Cod. Salm weisen diese Handschriften aufser der Umstellung des letzten Satzes von c. 18 und des c. 19 in c. 39 (die beiden Teile des Salmanticensis: c. 1—19 und 20-40, werden dadurch mehr verschmolzen) manche Zusätze^) auf, so z. B. über Columbas Namen und seinen Beschützer Axal, was auf Bekanntscliaft mit der Amra hinweist, wo dieser Name zuerst begegnet.

Unter anderem ist das sogenannte Fragmentum Vitae Columbae, das im Cod. Salm, an früherer Stelle (Sp. 221-224) steht, hier vollständiger mit dem dort verlorenen Anfang in den Text von c. 18 des Cod. Salm, hineingearbeitet. Der erste Teil ist gedruckt von Ussher^) aus unbekannter Quelle. Die Überschrift lautet hier wie dort: ,,Causa peregrinationis sancti Columbae in insulis maris secundum Adampiianum, qui com- pilavit eins vitam, talis est." Bei Adamnan findet sich von dem ganzen Abschnitt nichts. Nur kurz wird bei ihm die Synode III, 3 (S. 195) erwähnt, von der hier ausführlich be- richtet wird. Der Inhalt ist folgender: Columba ruft die Seinen zum Kampfe gegen den sie angreifenden König Diermitius, der in einem Streite über ein Buch Columbas zu dessen Ungunsten entschieden hatte. Die Partei Columbas siegt; aber er bereut nun das Blutvergielsen, das durch seine Schuld entstanden ist.

0 Plummer S. XXIf.

-) Macray, Catalogi Codicum Manuscriptorum Bibliotliecae Boclleiaiiae

V, 1, Oxford 1862, S. 702 mu\ S. 724.

») Eb. S. 702, 724. . , o ,

*) Vgl. C.Plummer, On two Collectious of Latm Lives Irish bamts

in the Bodleiau Library, Rawl. B. 485 aud Rawl. B. 505 (Zeitschr. für celt.

Philologie V, 1905, S. 435 f.), auf dessen Angaben ich mich stütze.

5) J. Usserius, Britannicarum ecclesiarum antiquitates , Dubhn 1639,

S. 902; danach Colgan S. 462 f. und wenige Zeilen bei Reeves, 1. Ausg. S. 193.

AÜAMNANS VITA COLrMHAK CXD TIIRK ABI-EITUNGKK. 283

Finniiin legt ihm als Biifse auf, ebensoviele Seelen für den Himmel zu gewinnen, wie im Kriege unig-ekonuneu .siiul. In der gleichen Zeit schickt man zu Gildas, um den Liebesbund mit ihm zu er- neuern. Er liest die Briefe und auch das Schreiben Columbas. Hier setzt das Fragment mit dem Urteil des Gildas ein, der die ungerechte Verurteilung des Heiligen tadelt. Es schliefst sich das Zeugnis des heiligen Brandan über Columba an, der sich auch zu dessen Gunsten ausspricht. Als er deshalb getadelt wird, erzählt er von der Erscheinung, die ihm Columbas Un- schuld gezeigt habe, ähnlich wie auch Adamnan berichtet i).

Aus der Inhaltsangabe geht hervor, dafs es sich bei dem Fragment nicht um den Rest einer Biographie Columbas handelt, sondern dafs es der letzte Teil einer besonderen Erzählung ist, die sich mit den Gründen für Columbas Auswanderung beschäftigte. Über den sagenhaften C^harakter der Erzählung ist kein Wort zu verlieren. Zur Kennzeichnung genügt, dafs Gildas als „de genere Saxonum" bezeichnet wird'^).

10. Die Vita Columbas von O'Doniiell.

Die umfangreichste Vita des heiligen Columba ist uns in der Kompilation des Manus 0' Donneil (f 1564) erhalten»). Er stammte aus einem Columba verwandten Geschlechte und voll- endete dessen Lebensbeschreibung im Jahre 1532. Von der ganzen Vita ist bis jetzt nur ein Auszug in lateinischer Sprache gedruckt von Colgan, der ziemlich willkürlich verfuhr <). Alle Kapitel, die ihm zu unglaubwürdig und fabelhaft erschienen, liefs er fort 5). und gerade in diesen Erzählungen beruht nicht zum geringen Teil der Wert der Vita, da sie für eine eingehende Behandlung der EntAvicklung der irischen Hagiographie in späterer Zeit reiche Ausbeute liefern. Auch Colgans Einteilung in drei Bücher in Anlehnung an Adamnan ist nicht ursprünglich. So ist der Auszug wenig brauchbar. Erst seit 1901 erscheint der vollständige irische Text mit englischer Übersetzung aus

') Ad. in, 3 (S. 195f.).

2) Colgan S. 463 ; Phmmer a. a. 0. S. 435.

3) Vgl. über ihn Robert Dunlop im Dictinnary of National Biograpliy XLI, 1895, S. 441 ff.

*) A. a. 0. S. 389— 44G. ■■) Eb. S. 44G Anm.

19*

234 GERTRUD BRUNING.

(lern Rawlinson-Ms. B. 514 in Oxford')- Die Veröffentlichung ist iiüch nicht abgeschlossen, gibt aber schon einen guten Einblick in das sonderbare Machwerk. Alle Überlieferungen über Columba hat 0"Donnell zusammen getragen. Über seine Arbeitsmethode gibt er selbst Aufschlufs. So sagt er von sich c. 10 (III, 523), dafs er es war, ,,who caused the portion of this life that was in Latin to be turned into Irisli and caused the part that was in hard Irish to be put into easy Irish, to the end it might be clear and intellegible to everybody"; eb. c. 11: „So he gathered and collected whatever was scattered through the old books of Ireland of it, and composed it out of his own mouth, having had very great labour upon it, and having devoted much time to it, considering how he might put each part of it in its own proper place as it is written below". Die „alten" Bücher von Irland boten Überlieferungen, die fast alle noch heute vorhanden sind. Von den uns bekannten Columba -Vi ten hat O'Donnell be- sonders das Werk Adamnans in der längeren Fassung und die irische Vita benutzt -0. In dem ersten Teil findet sich naturgemäfs wenig aus Adamnan»), da 0" Donneil hier vor allem die Zeit vor

1) Von E. Henebiy. The Life of Cohiinl) Cille in der Zeitschrift für celt. Philologie 111,516-571. IV, 27G-331. V, 26-86; fortgesetzt von A. Kclleher eb. IX, 212-287. X, 228-265. XI, 114-147 (1916).

■') Über die Quellen vgl. Reeves, 1. Ausg. S. XII Auiu. u und S. XXXIV f.

3) Ad. III, 1 (S. 191) = 0' Donneil c. 4(5 (Bd. III, S.551).

III, 2 (S. 195) = c. 60 (Bd. III, S. 565).

praef. n (S. 108) = c. 63 (Bd. III, S. 567).

,. II, 1 (S. 152) = .. c. 69 (Bd. IV, S. 281).

, II, 25 (S. 169) = ,: c. 70 (Bd. IV, S. 281).

I, 3(S.116f.)= c. 225(Bd. X, S. 255), nur teilweise.

,. III, 10 (S. 200) = c.226(Bd.X, S.257).

.. III, 11 (S. 201) = ., c.227(Bd.X, S.259).

.. III, 12 (8. 201) = c. 228 (Bd. X, 8. 259).

., lU, 16 (S. 204) = c. 229 (Bd. X, S. 259).

1,4(8.118)= ., c.230(Bd.X, 8.261).

1,5(8.119)= c.23l(Bd.X, 8.263).

1, 16 (8. 124) = .. c. 232 (Bd. X, S. 265).

1, 19 (8. 125) = c. 233 (Bd. XL 8. 115).

I, 20 (8. 126) = ,. c. 231 (Bd. XI, 8. 115).

I, 22 (8. 127) = c. 235 u. c. 236 (Bd. XI, 8. 117).

" I, 28 (S. 130) = c. 237 (Bd. XI, 8. 119).

I, 43 (8. 141) = c. 238 (Bd. XI, 8. 121).

I, 41 (8. 139) = .. c. 23d (Bd. XI, S. 123).

,; " III, 5 (S.196f.)= . c. 243 (Bd. XL S. 127).

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 285

roliimbas AiiswaiickruBg- behandelt, mit der Adaiuiians Biographie erst eigentlich einsetzt. Im letzten Teil hat diese dann besonders als Grundlage gedient und zwar nimmt O'Donnell fast das ganze Werk in seine Kompilation auf: nur einige Kapitel fehlen nach Angabe Colgans '). Aber O'Donnell hat die Zahl der fehlenden Kapitel weit überschätzt. Avenn er schreibt c. 8 (III. 521): „there remained . . . only some fragments of the book that holy Adamnan had made into Latin." Die Wunder aus Columbas Jugendzeit bei O'Donnell, die mit Adamnan übereinstimmen, finden sich fast sämtlich auch in der irischen Vita und sind aus dieser Biographie entlehnt, nicht unmittelbar von Adamnan, wie überhaupt bei den Erzählungen, die sich sowohl in der irischen Vita als auch bei Adamnan finden, meistens die irische Vita O'Donnells Werk näher steht 2). Gerade in dem ersten Teil von dessen Bio- graphie bietet die irische Vita mit ihren Jugendüberlieferungen die Hauptquelle, und hier läJst sich am besten O'Donnells Arbeitsweise verfolgen. Ein Vergleich der Texte zeigt, dafs er möglichst wörtlich seine (Quellen abschreibt. Zuweilen sind die Legenden noch weiter ausgeschmückt'*). So findet sich z. B. statt der kurzen Angabe der irischen Vita, dafs Columba von Gott Weisheit. Keuschheit und Pilgerschaft erficht habe, eine lange Erzählung-, die sich über mehrere Kapitel erstreckt.

Ob O'Donnell den Text des Cod. Salm, gekannt hat, läfst sich nicht feststellen, weil diese Biograi)hie gegenüber Adamnan und der irischen Vita nichts Neues bringt.

Auch Cummeneus wird von ihm zitiert'}, wie schon er- wähnt Avurde"'), eine Quelle, die als verschollen anzusehen ist.

Ad. I, 8 (Ö. 120) = O'Donnell c. 244 (Bd. XI, ö. 12!i).

L 9 (S. 121) = ,, c. 245 (Bd. XI, S. 129).

.,, I, 30 (S. 131) = c. 246 (Bd. XI, S. 131).

I, 31 (S. 132) = c. 247 (Bd. XI, S. 131).

L 32 (S. 133) = c. -^58 (Bd. XI, S. 143).

I, 33 (S. 134) = ., c. 259 (Bd. XI, S. 143).

II, 29 (S. 172) = c. 260 (Bd. XI, S. 145).

,, II, 30 (S. 172) = c. 261 (Bd. XI, S. 147). ') Colg-anus a. a. 0. S. 446; vgl. Reeves, 1. Ausg. t^. XXXR' Amii. r. 2) Ausiiahiuen siehe S. 284 Auni. 3.

') Aus der irischen Vita stammen ganis uder teilweise c. 24, 25, 35, 40, 41, 45, 47. 4S. 5:5. .59, 61, 62, 67, 69, 70, 71, 73 und 75 und im späteren Teil ziemlich wörtlich c. 204—213.

*) Colganus a. a. 0. S. 437 (II 1, 34). '-) Vgl. oben S. 265.

28G GERTRUD Hlti'NING,

Übeiliaupt nennt O'Donnell liie und da Quellen, die nicht mehr erhalten sind, und auch ohnedies ist sein Werk lehrreich, weil es ohne weiteres eine Übersicht gibt über die reichen Fabeleien, die über Colnmba allmählich erwachsen waren. So soll der heilige Baitheneus^). der .Schüler Columbas, ein Gedicht auf ihn verfafst haben. Ein gewisser ]\riira-) hat anscheinend besonders phantastisch von Columbas Geburt und erster Jugend berichtet»). Auch den heiligen Comgallus^) und Berchan^) zitiert O'Donnell als (Quelle. Ferner Averden Brandan und Dallan') genannt. Das angebliche Werk des letzteren ist die Amra Coluimcille, die natürlich auch O'Donnell vorgelegen hat'). Selbstverständlich hat er auch die Gedichte aus späterer Zeit, die in der Überlieferung Columba selbst zugeschrieben wurden^), ausführlich benutzt"), ebenso die Legenden von den Abenteuern der Mönche Columbas, die an Phantastik die Navigatio Brandani weit übertreffen, und die Colgan deshalb auch foitläfst'o). Auch scheint O'Donnell viele andern irischen Heiligenleben ausgeschrieben zu haben, in denen Columbas >same genannt war. XachAveisen läfst sich die Be- kanntschaft mit den Biographien von Brigitta^i) und Eogan'"^), Etchen'-^), Fintan'^), Maidoc^^), Mochonnai^). Auch die Patricius- literatur hat er benutzt, und zwar besonders dessen Vita von

1) Vgl. O'DuuucU c. 50 (III, oG8) und (III, ÖC:".; und o. 83 (IV, S. 303;).

") Vgl. 0' Hanion, Lives of Irish Saints III, o. J., S.32<)ff.

s) O'Donnell c. 50 (III, 555), c 53, M (III, 559 f.) und c. 159 (IX, 249).

0 O'Donnell c. 140 (V, S. 65).

5) Colganus a. a. 0. S.446 (III, 78).

^) Eb. S. 438 (III, 41) : „ut . . . encomiasticis vei :sibus sauctus Bien- danus et sauctus Dallanus cecinerunt."

■>) O'Donnell c. (54 (III, 5G9) , c. G5 (IV, 277), e. 67 (IV, 279), c. 222 (X,249).

*) Vgl. oben 8. 214f.: Reeves, 1. Ausg. S. 264ff. (Dialog von Columba und Corraac).

8) O'Donnell c. 77 (IV, 293), c. 182—186 (IX, 275), c. 200 und 201 (IX, S. 285).

'") Colgan S. 446; vgl. u. a. Wh. Stokes, The adveuture of. St. Columba"s clerics (Revue celtique XXVL 1905, S. 130—170).

") O'Donnell c. 35 (DI, 537).

12) Eb. c. 40 (III, 513), 256 (XI, 141).

"j Eb. c. 76 (IV, 289).

") Eb. c. 160 (IX, 253).

IS) Colganus a. a. 0. S. 439 (c. 45) und ^. 442 (c. 62).

1") O'Donnell c. 256 (XI, 141).

ADAMNANS VITA COI.UMHAK UND IHKK ABLEITUNGEN. 287

Joceliii, der um 1185 sein "Werk vollendete'). Die Legende vom Fegefeuer des Patricius war ihm ebenfalls nicht unbekannt^). Neben diesen hagiographischen Erzeugnissen haben ihm auch andere alte Bücher vorgelegen^). So läfst sich wohl zu den meisten ^^'undererzählungen der Ursprung aufdecken. Der Quellen- nachweis ist nur bei manchen von jenen Legenden noch zu führen, deren Inhalt inbezug auf Abenteuerlichkeit und märchen- hafte Züge kaum zu überbieten ist. Es bedarf einer näheren Untersuchung, ob O'Dunnell vereinzelt etwa mündlich fortlebende Sagen Irlands in seine Biographie hineingearbeitet hat. Eine derartige Untersuchung und eine erschöpfende Analyse des Inhalts ist aber erst möglich, wenn der ganze Text gedruckt sein wird.

11. Die Vita des hl. Cohimba im Brevier von Aberdeeii und bei John von Tyneniouth.

Für diese beiden Biographien bildet Adamnan die einzige Quelle, und zwar handelt es sich bei beiden um einen Auszug aus seinem Werk.

Die Vita Columbae im Brevier von Aberdeen-*) besteht aus neun Lektionen. Nach einer Einleitung, einem Hymnus zu Ehren Columbas, beginnt die Vita: ..Sanctus pater ('olumba nobilibus ortus natalibus, vir vitae venerabilis et beatae me- raoriae"-^) . . .; dann folgen Wundererzählungen '^), die stark gekürzt sind und zuweilen nur in Andeutungen besiehen. In der Art des Breviers werden sie durch Antiphonen und Gebete zu Ehren des Heiligen verknüpft.

In den zuerst 151G herausgegebenen Nova Legenda Anglie, die man nach Capgrave (f 1464) benennt, auf den

1) 0"Donnell c. 26 = Joe. 127; c. 29 = Joe. 90; c. 31 = Joe. 89. Vita Patricii von Jocelin bei Colgauus a. a. 0. S. 64 108.

■') O'Donuell c. 37 (III, 539).

^) O'Donuell c. 157 (IX, 24.'!j: „the book called Tromdbamh Criiivire" und c. 178 (IX, 267): „tbe Cathach" (vgl. Keeves, 1. .lusg. S. 249f., 319 ff.).

*) Breviarii Aberdonensis pars hiemalis, London 1854 (zuerst Ediuburg 1509-10), 9. Juni.

^) Vgl. Ad. praef. II (S. 106 u. 108).

*) Aus Adauinau staruraeu in der Reibeufolge des Breviers II, 32 (S. 173), m, 2 (8. 195^, II. 12 (S. 160), IL 5 (S. 155), H, 35 (S. 176), II, 1 und 3 (S. 152 f.), n, 36 (S. 177), III, 22 (S. 209), III, 23 (S. 214).

288 GKRTUUl) HHÜXINn.

vielleiclit die heutige Auordniuij];" zurückgeht, liiidet sich eine Vita des Heiligen '). die wie die ganze Sammlung nicht von Capgrave, sondern kurz vor der Mitte des 14. Jahunderts von John von Tynemouth verfafst ist-). Die Einleitungsworte sind fast wörtlich aus Beda. Hist. Eccl. gent. Angl. III. 4 entnommen. Dann beginnt die Vita mit der zweiten Vorrede (S. 106): „Erat enim vir vite venerabilis et beate memorie." Die Entlehnung aus Adamnan ist ziemlich wörtlich, und auch die Reihenfolge, in der die Wunder bei ihm erzählt werden, ist beibehalten"'). Der Schlui'ssatz: „Est autem sciendum"'. . .. über die alte Bedeutung von Scotia im Sinne von Hibernia scheint vom Verfasser selbst herzustammen.

12. Adamiiaiis Tita als (Quelle in der späteren Hagiograpliie.

Von den Benutzern der Vita Adamnans ist an erster Stelle Notker der Stammler zu nennen, der in sein Martyrologium (89(5) zum 9. Juni einen Abschnitt über Columba aufgenommen hat"*). In den Quellen, die Notker bei Abfassung seines Werkes im allgemeinen benutzte, in den Martyrologien von Hrabanus ^laurus und Ado

1) Nova Legeiula Auglie. neu hing, von Carl Horstnian, Oxford 1901. Bd. I, S. 198-206. Abgedruckt ferner bei Colganus a. a. 0. S. 332-335. Ans den Nova Legenda Anglie von 1516 ist auch die Viia Columbae entnommen. die sich in der Brüsseler Hs. 982. f öl. 74— 77 findet, in dem 3. Bande des Legendars des EegularkauoniJier.s Anton Geens von Eouge-Clottre bei Brüssel (gest. 1543); vgl. Van den (iheyn, Catalogue des nianuscrits de la Bibliotheque royale de Belgique A' (1905) , S. 234 (Xr. 3234 , l^d. 3). Geens bat aus jenem Druck viele Texte entnommen nach A. Poncelet, Le legendier de Pierre Calo (Analecta Bollandiana XXIX, 1910, S. 13).

■') Vgl. u.a. Krusch, lonae Vitae .sanctorum S. 138 f.

*) Aus Adamnan sind entnommen I. 1 (S. 112), die Vision Oswaldr^, dann der Schlufs von I, 1 (^S. 114), ferner aus dem ersten Buch c. 3 (S. 116); c. 8 (S. 120) ; c. 22 (S. 127) ; c. 28 (S. 180) ; c. 36 (S. 135) ; c. 37 (S. 137), das Wunder von Columbas Stimme, ferner c 39 (S. 138). Aus dem zweiten Buch c. 1 u. 2 (S. 152f.:; c. 6 (S. 156^ ; c. 9 -12 {S. 158f.); c. 17 (S. 163); c. 24 und 25 (S. 168f.); c. 32 (S. 173); c. 34 (8. 174); c. 44 und 45 (S. 188 f.). Aus dem dritten Buch c. 2 und 3 (S. 195); c. 5 (S. 196); c. 8-18 (S. 199-206); c. 22 (S. 209); c. 23 (S. 214-216).

*) Canisius, Antiquae lectiones VI, Ingolstadt 1604, S. 853f.; Colgan iS. 465f.; Canisins-Basnage a. a. 0. II, 3, 1725, S. 139; Acta sancturum Junii II, 182 f.; Migne, Patrologia Lat. CXXXI. 1101—1103: Zimmer, Handels- verkehr a. a. 0. 1909. S. 583—594.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 289

von Yieiiiiei). fand sich nichts über Columba. Zimmer^) nimmt mm an. dal's Notker weder Adamnan, noch den seiner Ansiclit nach echten Cuninieneus benutzt habe, sondern dafs ihm eine Quelle vorg-elegen habe, die kurz nach Coluinbas Tod von einem Iren auf dem Festlande verfafst worden sei. Somit liegt uns nach Zimmers Ansicht in dem Werk Notkers das älteste schriftliche Denkmal über Columba vor. Die Entstehungszeit glaubt er aus dem Schlufssatz entnehmen zu dürfen: ,,Qui cum plurimos discipulos vel socios sanctitatis suae pares habuisset. unum tarnen Coragellum. scilicet Latine Fausti nomine illustrem, praeceptorem beatissimi Columbani. magistri doinini et patris uostri Galli. virtutum et meritorum suorum ... reliquit heredem." Zimmer folgert daraus, dafs Comgell (f 602) wahrscheinlich damals nocli am Leben gewesen sei, und er hält ohne genügende Gründe die Stelle von ,.praeceptorenr' bis „Galli" für einen späteren Zusatz. Ich glaube jedoch als ganz sicher annehmen zu dürfen, dafs Xotker als Vorlage Adamnans Werk gehabt hat^), Avas sich durch einen Textvergleich zeigen läfst. Die Einleitung zeigt auch Anlehnung an Beda ITI. 4.

Notker. ... quod . . . nionas- Beda III, 4. monastcrmm in-

teriorum vel ecclesiarum insti- sulanum, in quo ipse requiescit

tutor, fundator et redor exti- corpore. . . Habere auteni solet

terit, adeo ut ahha monasteril, ipsa insula redortm semper

. . . ubi requiescit, contra moreni ahhaiem presbyterum, cuius iuri

ecclesiasticum ])rimas omnium . . . etiara episcop'^ ordine inusi-

Hybernensium habeatur cpis- tato, debeant esse subjecti. cop orum.

Hieraus erklärt sich auch der Zusatz „ubi requiescit-^ und die Machtstellung, die Hi noch in dem Bericht Notkers einnimmt. Zur Zeit Bedas fanden die Einfälle der Dänen noch nicht statt, und damals ruliteii die Überreste Coluinbas noch auf der Insel, aber nicht mehr in Xotkers Zeit. Die Stelle ..in prophetia, doctrina et miraculorum ostensione atque angelica fiequentatione" folgt r^anz der Einteilung Adamnans in drei Bücher, die in dieser

') Vgl. E. Dümmler. Forscbniigeu zur Deutschen Geschiclite XXV, 1S85, S. 202 ff. ; H. Qnentin, Les maityrologes liistoriques du moyeii äge. 1908, S. 679. ^) A.a.O. S. 586 ff. •') Gegen Zimmer schon B. Krusch, Neues Archiv XXXV, 1910, S. 275.

2f)0 GERTRUD BRÜNINO.

Ixeilienfulge von den genannten Dingen liandeln. Bei der Auf- zählung der "Wunder ist der Inhalt genau wie bei Adaninan. In der Form hat Notker zwar einige wörtliche Entlehnungen, doch ist er darin freier, was bei einem so kurzen Text, dem eine verhältnisniäfsig lange Biographie als Quelle vorgelegen hat. sich von selbst versteht. Nur die äufsere Form ist eben zum gröfsten Teil Notkers eigenes ^^'erk.

Inhaltlich neu ist nur. dafs er als jetzigen Namen der untergegangenen Stadt in Italien') Civitas Nova angibt 2). Es ist unerklärt, woher er diese Angabe hat. Der Schluls des Abschnittes (oben S. 289) geht natürlich auf ihn selbst zurück und ist bei einem Mönch von St. Gallen ohne weiteres erklärlich. Übrigens besafs auch St. Gallen zur Zeit Notkers eine Hand- schrift der kürzeren Fassung der Vita 3); wahrscheinlich hat er sie benutzt. Dem Inhalt nach berührt er kein Kapitel, das nicht auch in der kürzeren Fassung stände.

Auch in einigen irischen Viten ist Adamnan als Quelle benutzt^). Der Nachweis ist insofern nützlich, als man dadurch einen gewissen Anhaltspunkt gewinnt für die Entstehungszeit, die bei so vielen Viten der Iren in Frage steht. Benutzt ist die Vita Adamnans in folgenden Biographien:

I. Acta S. Baithini^).

C. 10 erzählt eine ähnliche Legende wie Adaninan von einer geweihten Lanze; vgl. Ad. II, 29 (S. 172).

IL Vita S. Cainnechi des Codex Salmanticensis"*).

C. 28 berichtet mit teilweise den gleichen Worten wie Adamnan, dafs Columba an einem stürmisclien Tage die Ankunft Cainnechs voraussagte; vgl. Ad. I, 4 (S. 118). C. 54 erzählt von dem Gebet Cainnechs für Columba auf dem Meere; vgl. Ad. II, 13 (S. 160).

•) Vs'l. Adamnan, I, 28 (S. 130).

''') Civitas Nova, heute Cittanuova in Istiieu, nördlich von der Mündung des Quieto. Vgl. Eeeves S. 256 und Zimmer a. a. 0. S. 368.

') Vgl. oben S. 220.

*) t'ber die Benutzung der längeren Fassung in Forduns Scotichronicon s. Reeves, 1. Ausg. S. XU Anm. m.

■') Acta Sanct. Hib. ex cod. Salm. S. 871—78.

'■) Eb.-S. 3G1— 392. Vgl. auch Plummer a.a.O., Einleitung S.XLIII-XLV.

AÜAMNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN, 291

III. Die Vita S. (Jainneclii bei Plummer')

zeigt auch Anlehnung- an Adamnan. C. 23 und c. 45 erinnern an Ad. i, 4 (S. 118) und 11, 13 (S. 160) und aufserdem stimmt inhaltlich c. 25 mit Ad. II, 14 (S. 161) überein. wo erzählt wird, wie Cainnech durch die Kraft Columbas seinen Stock am Strande findet. Wie schon Plummer feststellt^), steht die Vita des Salmanticensis (II) dem Original der Vita Cainnechs nälier als die von ihm veröffentlichte Vita (III). Das zeigt auch deutlich ein Vergleich der aus Adamnan entlehnten Kapitel beider Viten.

IV. Vita S. Comgalli3):

Inhaltlich, nicht wörtlich berührt sich c, 19 mit Ad. III, 2 (S. 195), c. 51 mit Ad. II, 35 (S. 176).

V. Vita S. Finniani^):

C. 33 zeigt deutliche Entlehnung aus Ad. III, 4 (S. 195) und I, 43 (S. 142).

Anhang.

Die Vita Columbae des sogenannten Cummeneus.

Der folgende Text der kurzen Vita Columbae, die, wie oben dargelegt ist, nicht eine von Cummeneus verfafste Quelle Adamuans, sondern einen Auszug aus seinem Werk darstellt, beruht auf folgenden, bereits S. 269 ff. näher behandelten Hand- schriften:

la. Saint Omer, Nr. 716, XIII. Jhd., Bd. V, fol. 160-163. Ib. Brüssel, Nr. 7460, XIII. Jhd., fol. 167-169. 1 c. Der von Mabillon wiedergegebene Text einer ver- schollenen Handschrift aus Compiegne.

2. Wien, K. k. Privatfideikommifsbibliothek 9397 a, Bd. III, vom Jahre 1479, fol. 802—804, enthält die gleiche Vita in ver- kürzter Form mit zahlreichen willkürlichen Umstellungen und Abweichungen. Der Name Columba findet sich durchgehends

») Vgl. Plummer a. a. 0. I, S. 152—169. ■-) Plummer a. a. 0., Einleitung S. XLIV. ^) Plummer a. a. 0. 11, S. 3~ 21. *) Acta Sauet. Hib. ex cod. Salm. S. 189—210.

OQO

iJKRTRUI) HRINING.

als Columbus. Es fehlen c. 7—10. 12. 18, 15. 19, 20 und 21 bis ..Ibidem itaqiie". Erst folgt dann der Anfang- A'on c, 24 bis „Qnod ita factum est", darauf der letzte Teil von c. 21. beginnend ..Tandem vir sanctus novissima filiis verba commendat", und die folgenden Abschnitte bis c. 23 „rite explentur". endlich der fehlende Teil von c. 24 „et sicut predixerat vir Dei per tres illos dies. . ." bis „obseciuia"; dann folgt der Schlufssatz von c. 23 ..Quibus in Dei laudibus. . ." und das Ende von c. 24, worauf Gielemans mit c. 25 fortfährt. Im übrigen finden sich so viele schlechte Lesarten, dafs ich im allgemeinen auf deren Mitteilung- verzichte und mich in der Hauptsache auf die Varianten der Klasse 1 beschränke.

3. Der Text von Belfortius (s. oben S.261, 271 f.)), wie er zuerst von Colgan herausgegeben wurde, ist stark überarbeitet und gekürzt. Allerdings findet sich bei ihm manchmal scheinbar eine bessere Lesart, die Adamnan näher steht, als alle andern Handschriften. Da aber der Wortlaut an zahllosen Stellen zum Schlechtem abweicht, erklären sich die besseren Lesarten schwerlich aus der Benutzung einer guten Handschrift als Vor- lage, sondern daraus, dafs der Text zuweilen nach der \iUi Columbae Adamnans verbessert worden ist. Welcher Art die Handschrift dieser Vita gewesen ist, lälst sich nicht fest- stellen. Auf jeden Fall scheidet als Vorlage aus die kürzere Fassung Adamnans, wie ^ie von Canisius herausgegeben wurde, ebenso der Auszug in den Nova Legenda Anglie und der Text Gonons, da die besseren Lesarten sich zum Teil in Abschnitten finden, die dort fehlen. Als Beispiel von der Art dieser Über- arbeitung und Zusammenschweifsung der kurzen Vita mit Adam- nans Worten möge folgende Stelle dienen.

Ad. II, 37 (S. 178 f.): [Cummeneus] c. 14:

Quo facto niiser, fatuae coningis coiisilio depra- vatus, veru tollens de tecto, assunipta securi in ]tlures coiicidens particii- las, in igiiem proiecit. Et post, quasi suae pauper- tatis araisso uon mediocri solatio, reniPtuh'cnre ut meritus coepit. Quod

(^hio facto, mendicus iam dives factus et con- ingis consilio depr(ivu- tiis, veni de tecto tollens. arrepta securi in plures jtarticalas concidit igyii- que tradidit et statiin pauper factus est.

Belfortius c 14 (Colgan S. 322):

Quo facto, depruvutua ille uxoiis consilio vera de tecto ablatum et iit plurrti partes conciäwm igni tradidit. Et stutiui pauper factus est ac deinoeps planxit hoc, reliquis diehtis vitae suae mendicans.

ADAMNANS VITA COLUMtUE UXD IHRE ABLEITUNGEN. 293

videlicet pemiriae reruni sukinieu saepe superins in vorn memorato depemle-

bat, qnod arais-

sum miser plebeins, eo (litatus pro tempore, ipse cum tota farailiola, sero licet, Omnibus de cetero äeplanx it reiiqnii^ (liehns vifae.

Bei diesem Sachverhalt scheidet die Abschrift des Belfortiiis als völlig wertlos bei der Textgestaltimg- aus. und icli führe nur vereinzelte Lesarten daraus an.

Die Kapiteleinteilung von Mabillon ist beibehalten. Die aus Adamnan wörtlich entlehnten Stellen sind durch kursiven Druck gekennzeichnet, die nur dem Sinne nach entlehnten gleicli- zeitig gesperrt. Die entsprechenden Kapitel Adamnans sind nach der Zählung der 1. Ausgabe von Reeves, die Fowler über- nommen hat, am ßande angeführt.

Incipit vita sancti Columbae abbatis et confessoris

Christi. Adamu,

(1). Sandas igitiir Columha, Scotorum natione peri)lurimis Pi'- 2. ad salutem oriimthis, tale noscitur habuisse nativitatis exordium. Ill, i. 5 Angelus enim Domini, genitrici eius in somnis quadam nocte intet' concei^tum et partum apparens, quasi quoddam mirac pulchritudinis peplum assistens dctidit, in quo nimiruin veluti universorum decorosi fiorum colores depidi videhantur. Quod etiam post cdiquod hreve intervallum eius de mand)as reposcens

10 abstulit. elevansque et expandens in aere dimisit vacuo. lila vero tristificata de sublato pep)lo, sie ad illum venerandi habitus virum: „Cur", ait, „a me laetificum tarn cito ahstrahis pallium'^" Illc consequenter : „Idcirco," inquit, „quia hoc sagum alieuius est tarn magnifici honoris, ut apud te diutius retiner i non xjossit.^^

15 Quibus didis, praedictum peplum mulier paidatim a se elongari volando videbat camponimque latitmlinem in maius crescendo ex- cedere montesquc et saltus maiore sui mensura superare vocemque

1 so die Ühcr Schrift la: et coiifess. Christi fehlt 11; Vita sancti Co- lumbi confessoria, qiie est quintas Idns lunii ii. 3 Scotorum] Sanctornni Ic. 11 territicata Ic; uertificat;i V; tristis effecta -V.

294 GERTRUD BRi;NINf4.

111. 1. Iiuiuamodi suhsecutam audierat: „Mulicr, voll coniristari: viro enim matrimon'mli iimcta, talem fUiiim cditara es fioridum, qui quasi unns 2jrophetarum Dei intcr ipsos coimiimerabitur innume- rahiliumque dux animarum ad cadestem a JDeo imtriam est 2)raedcstmatus." In hac ergo aiidita voce mulier expergiscitur. 5

111,2. (2). Post editam quoque prolem hcati pueri nutritor, spec-

tabilis vitae vir preshyter, missa finita, ab ecclesia ad hospitium reversus, totam invenit domum suam clara irradiatam luce: globum quippe igneum super pueruli dormientis faciem stantem vidif. Quo viso statim intremuit et, prostrato corpore 1) in terram, 10 miratus Spiritus sancti gratiam super cum intellexit caelitus effusnm.

III, 4. (3j. Quodam namque tempore vir sanctus sanctum episcopum

Finnionem, suum magistrum, iuvenis senem, adiit; quem deniqiie appropinquantcm cernens, an gel um Domini pariter eius comitem 15 itineris vidit et quibusdam astantibus intimavit fratribiis, inquiens: „Ecce nunc videte sanctum advenientem Columbam, qui sui com- meatus habere meruit angelum Domini.''

III, 4. (4). Hisdem diebus sanctus cum duodecim commilitonibus

n. 1. discipulis ad Brittanniam transnavigavit Quo perveniens, quadam 20 sollemni die sancto niagistro siio et episcopo Finniano"^) missam celebranti vinum ad sacrificale mysterium casu non inve7iiebatur. De cuius defectu cum ministros altaris inter se conquirentes audiret, ad fontem sumpto pcrgit urceo, ut ad sacra eucharistiae minister ia aquam fontanam diaconus hauriret. Qua hausta, mi- 2.") nistris ait: „Habetis ergo vinum, quod Dominus ad sua misit peragenda mysteria." Quo cognito, sanctus cum ministris epi- scopus eximias Deo gratias referunt. Sanctus vei'o iuvenis hoc non sibimet, sed sancto Finniano ascribebat episcopo.

III, 5. (5). Alio tempore vir sanctus in Hymba commorans insula, 30

quadam nocte in cxtasi mentis angelum Domini ad se missum vidit, qui in manu vitrcum ordinationis regum habebat librum, quem de manu angeli accipiens legere coepit. Qui secundum

4 so la. b; cael. patr. a Deo Ic; patr. cel. a Deo 3. 14 Finni-

anum Ic; Fennianum .V. 17 so Ib. c; comitatus 3; qiü in sui comitem 3;

corameatiis consortera hab. 1 a : commeatu.s mer. liab. socium aiig. Ad. 19 so Ic; Isdem 1 « \ Hiisdem Ih. ;i: lisdem .;. 23 couquerentes Ic mit Ad.

') ,vultu" Adanman. -) 'Findbarriim" Ad.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHKK ABLEITÜNGKN. 205

commendatum Aidanum hi rcf/em ordinäre rccusniis, 7nagis m, 'j. enim frafrem eins diligehat, subito angelus, extendens manum, sanctum pereussit fiagello. Cuius livoris vestigiiim in eins latere Omnibus diebus vitae suae permansit. Hocque intulit verbum: 5 „Pro certo scias mc a Deo missum, ut Aidanum in regem ordines. Quod si non vis, percutiam tc itcrato." Kadern itaque per tres continuas noctes angelus Domini commendans de Aidani ordinatione, sanctus Dei ad lovam transnavigavit insulam ibidemqiie Aidanum adventantem in regem ordinavit. Inter

10 ordinationis quoque vcrba de filiis et nej>otihus pronepotibusque eins futura propjhctaint, imponensque manum super caput eius, ordinans benedixit. Intulitquc liaec verba: ..Indubitanter crede, 0 Aidane, quoniam nulliis adversariorum tuorum tibi poterit resistere, donec prius fraudem agas in me et in posteros meos.

15 His eisdem verbis alloquere filios tuos. ne regnum pcrdant. Quod si non obaudicrint, fiagellum., quod causa tui ab angcJo Dei sustinui, in eos rctorquetur." Quod ita factum est: man- datum namque viri Dei transgredientes regnum perdideruiit.

(6). ^^10 quoque tempore vir sanctus in lova commora7is III, (i

20 insula, quidam bonorum actuum de suis monaclius Britto ad extrema pierductus est. Quem cum in hora sui exitus visitaret, vir Dei, paulisper eius assistens lectulo eique benedicens, ocius domum egreditur, nolens videre morientem, qui eodem momento de medio factus est. Tanc ergo vir sauctus in monasterii sui

2b pleite a deambulans, caelo intentus oculis, valde obstupescens ammirabaiur. Tantae ergo ammirationis causam interrogare ausus est eum unus e fratribus, qui solus tunc aderat. Cid sanctus: ,,Nunc sanctos," alt, „angelos contra adversarias potes- tates belligerare vidi, Christoque agonithetae gratias ago, quia

30 victores angeli sancti ayiimam huius ijeregrini caelo receperunt. Sed hoc quaeso sacramentum, dum advixero, nemini reveles."

(7). Quadam itidem die summo mane sanctus suum ad- III, li. vocat ministratorem Diormetium, inquiens ita: Sacra e celeriter eucharistiae ministeria praejiarentur; hodie enim natalis beati

35 Brendani est dies." .,Quare," ait minister, „talia praecipis'^ Kultus enim eius obitus ptraecessit nuncius de Scottia." .,Vade,"

2 ostendens la, von junger Haiul verbesserl. 8 ad Dei Ic.

12 ludiibitanterque la. 15 Hiis Ih. .2. 20 de suis fehlt Ic.

20 monacbis nomine Brutto a?; Br. feläi Ic 27 ex Ic

296 GERTRUD RRÜNING.

III, ll.^nY acmcius, ^meac ohsecimdare iussioni. Ilac enim praeteiita nocte vidi subito apcrtum caehnn angelorumque choros sandi Brendani animae ohvios dcsccndere, quorum luminosa incomjjara- hilique claritate totus eadem liora illustratus est mundi orbis."

]ll, 12. (8). Älia ctiani die, dum fratres ad opcra manimm exituri 5

cssent, sanctus econtra ea die otiari praecepit sacraeque oblationis obsequia praeparari et aliquam prandeoli adiedionem fieri. „Me etiam," inquit, „sacra oportet eucharistiae celebrare mystej'ia 2)ro anima saiicta, quae node in hac inter angelos veda est." Fratres ohscquuntur et ea die otiantur et ad ecdesiam, quasi die 10 sollemni, abbate cum sando pergunt. Et inter sacra sancti sacri- f'icii mysteria: ,Jiodie,'' ait sandus, „iiro sancto Columbano episcopo dccantandum est." Tuiic ergo astantes iiitellexerc fratres, quod Columbanus episcopus Lagenensis, carus Columbae amicus, ad Dominum cmigraverit. Et post alicuius intervallum 15 aliqui de Lagenica commcantes provincia, ea nocte eundem obisse nuntiant episcopum, qua sanctus dixit. III. s. (9). Remoiiorem ergo ab hominibus locum aptwnque orationi

quaesivit sanctus in saltibus. Ibidemque cum oraret, quadam die subito vidit coritra se nigerrimam daemonum aciem cum 20 ferreis praeliari verubus, qui, sicuti sando viro per Spiritum rcvelatum erat, monasterium eins invadere et multos ex fratribus iugulare volebant sudihus. Ipse vero contra eos dimicabat, et ita t ex maiori diei parte utrimque dimicatum est. Nee tarnen in- numeri mium vincere potuerunt, doncc angeli Dei in admini- culum affuere, quorum fimore loco cessere, ut post ipse sanctus fratribus intimavit.

111,15. (10). Älio in tempore, dum in tugurio suo vir Domini

scribens sederet, subito immutaia est eins fades, et hanc puro de pectore promit vocem., dicens: ..Auxiliare, auxiliare.^'' Duo autem 30 fratres ad ianuam stantes, subitae vocis interrogabant causam. Quibus vir sanctus hoc dedit responsum: „Ängelo Domini, qui nunc inter nos stabat, iussi, ut cuidam ex fratribus de culmine domus lapso, quae fahricaiur, tarn cito subvenirct." Hocque con- sequenter sanctus intulit: „Valde ammirabilis et ^;ewe indicibilis 35 est angelici volatus pernicitas, fulgoreae ut aestimo celeritati

1 ait] inquit Ic. 8 -so Iv.o; rainisteria Ict.b. 15 so la;

aliquod Ib. c; aliquod intervallum tempori.s 3; alicuius temporis interv. Ad, 22 öo la. h.:}; erat rev. Ic. 24 die Ic. 30;31 fratres autein 1«.

AOAMxNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 297

parilis. Nam ille caelicola, qui Um a noUs Uli nunc viro Mi 111,15. incipienti advolavii, quasi in ictu oculi, priusquam terram tangcret, subvenims cum suUevavit, nee ullam fracturam sensit" Quam stupc7ula, inquam, et opportuna suhventio, quae, dicto citius, tantis '0 mteriaceyitihus terris et aquis tarn celerrime effici potuit.

^ (11). Quodam in tempore uno dierum fratrihus congregatis in. ig dixit sanctus Bei Columha: ,.Hodie ego in occidentalem cam- pum nostrae insulae solus exire cupio; nemo ex vobis me sequatur." Quibus obsecundantibus, solus quidem, ut voluit, egreditur. Sed 10 frater quidam, callidus explorator, alia means via, occultabat se in montis vertice, explorare cupiens, quod et vidit non sine permissu Bei sanctum suum mirificantis. Nam in monte stantem et expansis ad caelum manibus orantem oculosque in altum elevantem vidit: mirum dictu! et ecee subito res miranda Ibapparuit. Denique saticti angeli, mira advolantes subitatione, sanctum virum orantem circumstare coeperunt, albatis hiduti ves- tibus, et miscentes cum beato colloquia, quasi explorantem smtientes, ad summa repedabant. Beatus et ipse post angelicum condictum monasterio se tradidit et, coUectis fratribus, trans- 20 grcssionis obnoxium non mediocri obiurgatione quaesivif. Ille ergo conscius sibi inexcusabilis transgressor reiim se confitetur vmiamque iiexis genibus precatur; quem sanctus seorsum ducens, i7ige7iiculanti cum graiuli commendat comminatione , ne cui in vita sua hominum dicat quod vidit. Paruit interim frater, sed 2öpost obitum eius fratribus qme yidersit cum grandi protestatione mtimavit. Locus autem illius angelicae condictionis Colliculus Angelorum usque hodie dicitur.

(12). Alio quoque tempore quatuor tr^tres visitandi gratia iii 17 sajictum Columbam adeunt de Scotia in Hijmba commanentem 30 insula, qui uno eodemque consensu sanctum sacra celebrare mysteria invitant precibus; quod et fecit quadam die Bomimca. Sed Uli post evangelii recitationem viderunt que7idam igneum globum et valde luminosum de vertice sancti CoJumbac, ante altare stantis et sacram oblationem consecrantis, 35 tamdiu ardere et ad instar alieuius columnae sursum ascendere, donec eadem perficerentur sacrosancta mysteria.

(13). Aho etiam tempore in eadem commanente insula rii I8 viro^ancto^gratia_janct^^iri4t^super eum abunde et

9 quidam Ih. 12 so la. b. c. 3; permission7«7Zem 2 mit AMnvn.,

wohl durch Zufall.

Zeitschrift f. celt. Philologie XI. q^

298 GERTRUD BRÜNING,

III 18 incomparahiliter effusa per triduum mirahiliter mansit, ita ut, per ' tres dies totidcmque nodcs intra obseratam et repletam caelesti daritudine domum manens, nulluni ad se accedere permitteret, neque manducans neque Ubens. De qua etiam domo immensae daritatis radü per rimulas valvarum d davorum foramina o erumpentes node videhantur, carminaque spintuaha d ante inaudita decantari ah eo audiebantur. Sed d multa quaedam, ut post coram professus est, et ohscura scripturarum et ignorata hominihus mysteria in eo loco discere meruit. U 37 (14) Quodam igitur tem2wre quidam ad sandum pleheius 10

' " venu pauperrimus, conquestans, quod, unde maritam d parvulos cihard, non hahehat. Ciii compatiens benignus Dei famulus: Miseile," ait, „homuncio, de vidna silva tolle contulum d ad me ocius defer." Cui parens ivit et attulit. Quem sandus exdpiens in veru exacuit et propria manu benedixit d inopi lo dedit, dicens: „Hoc veru diligenter custodi, quod^) homim nee pecori nocehit, sed tantum feris et hestiis d piscibus, d quamdiu hoc habueris, non deerit domui tuae omnino caro cervina." Quo audito mendicus laetus domum revertitur; veru quoque m remotis terrae infixit locis, quae silvestres ferae frequentabant, 20 d vicina node transada, majie primo pergit visitatum veru, m quo ce7-vum transfixum invenit. Quid multis? nulla trans- ierat dies, quin eervum aiit cervam aut aliam bestiam vefru caperet. Tota quippe domus eius de ferinis carnibus abundabat. Sedfntua eius midier, persuasu c?ia&oZi pervasa, marito sie ait 2b post non multos dies: „Tolle ergo de terra veru, potent emm quispiam hominum aut domesticorum pecorum strangulari in eo, et ego et tu cum liberis nostris captivi ducemur aut servituti subiciemur." „Non ita," inquit maritus „fiet, nam sanctus Dei hoc interminatus est nulli hominum nee pecori nociturum.'' 30 Tarnen consmtiens uxori tulit veru de terra d intra domum secus paridem posuit, in quo mox domesticus eius canis incidms periit. Quo pereunte, rursus ait marita: „Unus," ait, „filiorum tuorum incidd in sudem d peiibit." Propter quod maritus, veru de pariete removens, ad silvam reportat d in densis mfbcit dimtis, 35 ut nullum laederet. Sed postera die reversus, capreamjn eo

25 pervasa] so Ic; persuasa la.b (s durch PmiU getilgt); incitata 2; Sed persuasa a diabolo fatua eins uxor 3. 31 floraum] eius fügt hinzu Ic.

>) Ergänze „uec".

ADAMXANS VITA COLUMBAli UND IHRE ABI.EITUNUEN. 209

ceeidissc repperif. Inde quoque illud removms, sitb aquis abs- ir 37 co7idit et infixü. Quod alia revisans die, esocem in eo invmit ' retentum mgentem, quem vix solus portare potuit. Tunc etiam ver-u supra tectum infixit, in quo corvus advolans casu iugulatus ö est Quo facto, mendicus, iam dives factus et coniugis consilio depravatus, vevu de tedo tollens, arrepta securi, in plures parti- culas concidit ignique tradidit et statim pauper factus est.

(15). Quadam quoque hiemali node saiictus Fernaus^) im^ ecclesiam orationis studio solus intrans, in quadam cxedra ' 10 devotus orahat. Cuius rei sanctus Columha nescius, eadem de causa post illum ecclesiam ingredituv, simulque cum eo aurea lux, de cado descendens, totam replevit ecclesiam. Sed et illius exedrae separatum conclave, uhi Fernaus latitahat, illud caeleste lumen formidaUli timore repleverat; d sicut nullus aestivum lo et mendianum solem redis d irreverberatis oculis potest intueri, SIC d illam caelestem claritatem Fernaus sustinere non potuit Quo denique fulminali splendore viso, nihil in eo virtutis re- mansit. Sandus vero Columba, pod non prolixam oratmiem ecclesiam egreditur Fernaumque ad se crastina advocat die 20 hisque compellat affatibus consolatoriis : „0 filiole. hacpraderita node in conspectu Bei placuisti, oculos ad terram deprimmdo timore lucis. Nam si ita non fecisses, oculi tui visa luce obcae- carentur, sed dum vixero, stude hanc celare visionem.''

(16). Alio autem tempore vir Domini in lova commorans m •)•>

2o i7isula, quadam die sanda fades eius subita hilaritate effloruit

oculosquc in caelum elevans, valde laetificabatur, post modicum

autem uitervallum tristificabatur. Duo autem fratres, ad ianuam

stantes, causam subitae iriquirunt laetitiae d illius subsequentis

maestitme. Ad quos sanctus: „Ite," inquit, „in pace, non dicam."

30 Qui cum ei nimtum pro hac re indicanda molesti essent:

„Si celaveritis, inquit, „prodam vobis, quia amo vos.'' Quibus

fidem dantibus, sie ad eos proloquitur: „Usque in praesentem

diem meae peregrinationis in Brittannia terdeni completi sunt anni.

Petivt quoque a Domino, ut in finc tricesimi huius anni dis-

3o gotoer et cum ipso essem^-), et haec fuit causa laetitiae, super

2 so la. b.; revisens Ic; respectans 3; reversus 3; revisitans Arl. 26 in] so la. h. 2. 3; ad allein 1 c mit Ad.

') „Virguous" Adamnan.

2) Vgl. Philipp. 1,23: ,4esiderinm Habens di.ssnlvi et esse cum Christo«

20*

;^()0 «EUTRUD BRÜNIN«.

111,22. qua molestatis. Angelos etiam sandos vidi cgressurae animae ''^ de came ohvios. Sed ecce stant procul, subito retardati, j^ropitis accedere non permissi, quia Dominus, quod mihi roganti donavit in hac die fieri, multarum magis ecclesiarum pro me orationes exaudiens, dido citius immutavit; quihus sdUcd ccdcsiis exo- 5 rantibus, sie a Domino donatum est, ut quatuor ah hac die anni addantur mihi in came manendi. Haec ergo retardatio causa mihi maestitiae fuit. Quihus videlicet quatuor annis ter-mi7iatis, subita emigratione ad Dominum laetus emigrabo." 111,22. (17)- Secundum haec ergo verha vir Dei quatuor aw72ts 10

' 23. postea in came mansit; quihus transactis, quadam die mense Maio, senio fessus, plaustroque vectus, visitatum pergit operarios fratres, ad quos ita loqui cxorsus est: „In Paschali sollemmtate, nuper Äprili peracta mense, desiderio desideravi ad Christum emigrare; sed ne vobis laetitiae festivitas in tristitiam verteretur, 15 diem ohitus paulo diutius iwotelare malui.'' His auditis fratres haud modicum contristati sunt. Vir autem Domini, ut erat in vehiculo sedens, ad orientem faciem suam convertens, insulam mm insulanis hahitatoribus henedixit, et ex ea die vipera nidla nee homini nee pecori nocua fuit. Post verha tandem bene- 20 didionis sandus ad suum monasterium revehitw. IT[. 23. (18)- Transactis autem paucis diebus, dum missarum sol-

lemnia, ex more Dominica die celebrarentur, subito, sursum ele- vatis oculis, fades beati Columbae florido r esper sa ridjore videtur. Eadem quippe hora angelum Domini supra rolitantem solus 25 vidit intra ipsius oratorii parietes. Haec enim causa fuit illius subitae laetitiae, de qua cum praesentes inquirerent, hoc eis sandus responsum dedit: .,Mira et incomparahilis angelicae naturae sidjtilitas! Ecce enim angelus Domini, pro cuiusdam missus depositione Deo cari, nos desuper intra ecclesiam aspiciens et 30 benediceiis, rursus per parasticiam ecclesiae reversus, nulla talis exitus reliquit vestigia. Haec sandus se ipsum significans dicebat, quod tamen fratres tunc temporis ignorahant, postea vero sciebant. m 23. (19)- 1 "■ iidque sanctus in fne eiusdem hebdomadis, hoc est 35

die sabbati, minist ro suo Diormetio clam vocato sie profatur:

4 so la; mult. eccl. magis lh.2; magis feUt lc.3. 11 mansit]

so lo. h. 3 ; vixit 1 c. 5. 20 so 1 a. h. 2. 3; uociva Ic. 31 so 1 bj

parastitiam la; parosticiam Ic; parustitiam .V ; posticiwni V. 36 so la.b.3; praefatiir IC

ADAMNANS VI l'A COLUMBAE UND IHKE ABLEITUNGEN. 301

„In sacris voluminihus liaec dies sabhatum nuncupatur, tjuocl m, 23. requies interpretatur. Et vere mihi est hodierna dies sabhatum, quia vitae ultima mihi est, in qua post meorum laborum molestias sabbatizo, et hac sequenti Dominica node patrum viam 5 gradiar. lam eniyn Christus mc invitai, et sie mihi ab ipso revelatum est.-' Miiiister hinc contristatur, sed a patrc conso- latur. Inde ergo sanctus Dei egrediens et montem monasterio superemine^item ascendens, in vertice eins paululum stetit et, elevatis manibus, eoenobium suwn benedixit et de praesentibus

10 et futiu'is miilta proplietavit, quae postea eventus probavit').

(20). Post haec de illo descendens monte et ad monasterium iii, 23. reversus, sedebat in cella psalterium scribens. Deniqiie ad illiim tricesimi tertü psalmi versiculum perveiiiens, ubi scribitur: „In- quirentes autem Dominum non deficient omni hono," ait: „Hie a

15 me cessandum existimo,Baithcneo quae sequuntur,perscribe?ida." Convenienter enim sancto novissimus versiculus, quem scripserai, congruebat, ad yera,GiteY aeter7ia bona nunquam deficient. Succes- sori vero, id est spiritualium patri filiorum, haud minus decenter sequeiis convenit: „Venite filii, audite me, timorem Domini docebo

20 vos." Hie enim, sicut decessor commendavit, non solum scribendo, sed etiam in regimine monasterii laborando successit.

(21). Post talem igitur terminatae j^^iginae versum per- m, 23. scriptum sanctam ecclesiam ad celebrandam Dominicae noctis missam ingreditur; qua continuo consummata, ad hospitium

25 revertens, in lecto pernox resedit; ubi pro stramine nudam terram, pro pulvillo habebat lapidem, qui usque hodie iuxta. sepulchrum eins quasi quidam titulus monumenti perdurat. Ibidem itaque residens novissima filiis verba commendat: „Inter vos," dicens, „mutuam et non fictam caritatem cum pace semper habet e; Do-

'iO minus enim, confortator bonorum, vobis auxiliabitur, et ego, cum ipso manens, pro vobis i^iterpellabo , ut vobis temporalia et aeterna botia proveniant." His dictis, sanctus Columba pau- lisper conticuit.

15 so la; Baithaneo lf/\ Barthaueo Ic; Baitheneus .7. 15 per-

seribeiido Jl>; scril)eiula reliuquo Ui; scribat .7. 27 Ibidem] so Ih. o;

Ibiquc Ja; Ilideni /<. 28 .so In. f). -i: couinieiKlabat / r; cnnmieiidavit .7.

30 euiinj w la.li. -7; am ein Ic.

') Genesis 41, 13: ..quidquid postea rei probavit eventns."

302 GERTRUD HKÜNING,

111,23. (22). Tum x>roinde media nocte, pulsajitc campana^), fes-

tiniis surgens ad ecclesiam pergit, citiorque ceteris currens, solus introgressus, iuxta altare flexis gcnihus in oratione procumhit. Diormetius autem minister, tardius prosecutus, eodem momento eminus fotam ecclesiam angeJica luce intrinsecus repletam vidit, 5 quo ad ianuam appropiwiuante, eadem lux ocius recessit, prius tarnen a fratrihus visa nonnullis. Diormetius vero ecclesiam intra7is flehili voce ingemiimt: „Ybi es, pater: ubi es, pater?" et, necdum allatis lucernis a fratrihus, j;er tenehras palpans, sanctum ante altare recubantem invenit. Quem paululum erigens et iu^ta 10 sede7is, sanctum caput gremio imposuit suo. Ceteri vero fratres accurrentes et patrem mori cernentes, quem viventem dilexerant, morientem liaud niodice plangehant. Sanctus autem, necdum egredicnte anima, elevatis sursum oculis, ad utrumque latus laeta facie circumspiciebat et angelos sanctos adesse videbat. Dior- 15 melius vero, ut fratres benediceret, elevata illius dextera, admonuit, sed et ipse pater sanctus illud annuens, in quantum poterat, simul manura ipse levabat. Etpost sanctam henedictionem taliter sigyvificatam continuo spiritum exhalavit. Facies quidem eius rubens et mirum in modum ex angelica visione exhilarata 20 Interim remansit, ut non quasi mortui, sed dormientis videretur.

111, 23. (23). Interea post egressum sanctae animae, hymnis matu-

tinalibus terminatis, sacrum corpus de ecclesia ad hospitium cum canora fratrum psalmodia reportatur, ubi etiam ternis diebus cum totidem noctibus honoräbiles exequiae rite cxplentur. Quibus 25 in Dei laudibus terminatis, sancti corpus, mundis involutum sindonibus, cum dehita veyieratione humatur, aeternali claritudine quandoque resurreciurum.

111,2:1 (24). Vnus enim aliquando fratrum ad sanctum: „Totus,"

inquit, „provinciarum populus post obitum tuum ad tuas con- 30 veniet exequias." „Non," ait sanctus, „ut loqueris, ita res pro- bobit, nam promiscuum vulgus non meis praesto erit exequiis; familiäres mei solummodo monachi mea sexmlchralia complebunt et exequialia officia honestabunt. Quod ita factum est; nam per tres illas excquiales dies et noctes grandis sine pluvia facta 35

26 so 1 a. h. 2. 3 ; sanctuiii 1 e. 30/31 couveui am Zeilenende 1 a,

von umlei-er Hand verhcssert. 33 ^o la.2.3; mea fehlt 1 h. c. 35 plnvia factosa ventosa Jh.

') „Clocca'' AdiMunaii.

ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 303

est ventosa tempestas; qim iwoliibmte, malus traiisnavigare iii,2d. pelagus i)otuit navicella, iit viri Dei ultima celebraret obsequia. Sepulto denique sancto, vento cessaiite et seclata tempestate, quieverunt undae marinae: Gloria tibi Domine, Amen. 5 (25). Perpendat itaque lector, quanti qualisqiie meriti ante iii, 23.

Deum fuerit in excelsis, quem in terris ita praerogativa signorum et privilegio meritorum mirificavit et post apostolos donativum suae gratiae contradidit. Namque in carne ut angelus vivens tempestates sedavit, maria tranquillavit, ecdesiam sibi non n, 36.85.

\() apertam salva sei'ci sine clave persaepe reseravit, im2:)nmens

tantum dominicae crucis effigiem. Post geniculationem quaii-u.?)'!^.!. doque cum oratione fusam de terra surgens, in nomine Domini mortmcm filium cuiiisdam plehei suscitat et post celebratas exequias 2^^^^'^ ^^ matri viventem repraesentat. Lapis ll.Sii.

15 etiam ab eo aqua intinctus mirum in niodum contra naturam aquis supernatat, nee sancti viri benedictio lülatenus potuit submergi. De quo natante quidam aegrotus bihit et statim a vicina morte rediit integramque carnis salutem recuperavit. Talis itaque lapis pjostea in thesauris regis reconditus multas sanitates

•20 in popuJo cff'ccit in digito Dei '), quo benedictus erat per manum Columbae viri Dei. Silvam etiam ingressus, mirae magnitudinis li, 2(J. aprum obviat, quem forte venatici canes persequebantur. Quo viso restitit sanctus, et sancta manu elevata: „Vlterius,^' inquit, „hinc noli procedere; in loco eodem movere"; et mortuus est.

Quinque etiam cuiusdam mendici vacculas benedixit et in ]i,2L centenarium et quinarium numerum procedere iussit, et erat in filiis et nepotibus eius haec florida benedictio. lustorum autem i, i. quorundam animas ab angelis in caelum ferri et reproborum ad infei'na a daemonibus deponi hie sanctus saepienumero aspiciebat.

30 Osivaldum quoque regem in lorocinctu belli castra metatum et in sua papilione supra pnävillum dormientem allocutus est et ad bellum procedere iussit. Qui iubenti paruit et victoriam promeruif. Reversus quoque postea fotius Britanniae imperator a Deo ordinatur, et tofa gens illa 2)i'ius incredula baptizatur.

•^•^ Totum etiam mundum veluti uno solis radio collectum, sinu mentis mirabiliter laxato, manifeste 2)Grspieiens speculabatur. Quadam l, s.

7 inontornin) Dens fiuit le. Jiüi-ii. 35 nieiitiy 1(t.h.:i; nieritis Ic-

sinu bis manifeste fr/ilt ?.

') Lucas 11,20: „in digitu Dei".

304 GERTRUD 15RÜNING. ADAMNANS VITA COLUMBAE.

l,S. etiam die sandus Dei ministro suo campanam^) suhito pulsare praecejyit, cuius sonitu fratres incitati ecclesiam protinus sunt ingressi. Qiiihus sanctus: „Pro Äidano", ait, „et populo eins preces funditc ad Dominum, hac enim hora ineunt bellum". Et post intervallum egrcssus caeloque ijitendens, ait: „Nunc 5 barbara manus in fugam vertitur, Aidanoque vidoria con- ceditur; sed et de numero exercitus treceiitorum et trium virorum interfectonim prophetiae spiritu narravit. II, 44. (26). Post mortem viri Dei grandis facta est vm'no tempore

siccitas. Fratres-) autem imminentem pilagam pertimescentes, 10 candidam tunicam heati viri, qua in hora exitus sui indutus erat, in aere levaverunt terque excusserunt et libros manu ipsius descriptos leger un f. Quae omnia rite j^^'^'cicta, mirum didu, eadem die pluvia vehemens facta sitientem terram irri- gavit, laetasque segetes codeni anno protulit. 15

1,3. (27). Quadam etiam hora cum sanctus fratrummolestaretur

constipatione, quidam valde despedus vultu et habitu puer dam retro accessit, ut vel illius amfibali fimbriam, quo restiebatur, ipso nesciente, tangeret. Quod tarnen sanctum non latuit; nam post se manus extendens, cervicem pueri tenuit. Quo tremefacto 20 ait sandus: „Aperi os et linguam porrige." Quod jmer faciens, sandus cum extensa manu benedixit et astantibus dixit: ,,Ric puer, nunc despicabilis vobis, ab hac hora prae- nominatus in tota Scotia erit, sapientia, eloquentia, bonis moribus et virtutum üb er täte polleb it." Quod et ita iuxta 25 sancti sui prophetiam Dominus complevit ad laudem et gloriam nominis sui, cui est lionor et gloria in saecula, Amen.

4 so la. h. 3; belhim, inquit, et post 5; hac bis bellum fehlt Ic. 15 SU la.b.c; prodiixit mit Aäauuuoi 2. •?. 18 qua la.b; quo vest.

fehlt 3. 27 quod est beuedictum in secula statt cui Araeii 2.:, vgl.

oben S. 270 f

') „Cloccam" Adamiiau. ^) ,.No3" Adamuau.

Bonn. Gertrud Brüning.

DIE ANGEBLICHEN „RUNENSTEINE" VON BIERE. GEFÄLSCHTE OGHAM- INSCHRIFTEN.

Im II. Baude seiner „Studies on Irisli Epigraph v"' (London 1902) veröftentliclit Stewart Macalister auf Seite 138-164 und auf Tafel I— VI eine Anzahl von kleinen Steinen, die Ogham- Schriftzeichen und primitive Figuren eingeritzt enthalten, und gesteht, dafs es ihm nicht gelungen ist, aus den scheinbaren Ogham- Inschriften irgend einen vernünftigen Sinn heraus- zubringen. Die Steine sind Macalister von dem verstorbenen Oberbürgermeister von Quedlinburg. Dr. Brecht mitgeteilt worden, in dessen Hände sie gelangt waren als Funde von den Feldern des Dorfes Biere bei 3Iagdeburg.

Da mir der zeitweilige Herausgeber dieser Zeitschrift, mein Kollege Professor Dr. Thurneysen sagt, dafs die angeblichen „Runensteine von Biere" auch heute noch in der keltistischen Literatur bisweilen ernst genommen werden, obwohl schon längst mehrfach Zweifel an ihrer Echtheit aufgetaucht sind, so möchte ich mir erlauben, in Kürze darauf hinzuweisen, dafs diese scheinbaren „Ogham-Inschriften von Biere" in der Tat Fälschungen sind. Die Funde, von denen ich bereits vor längerer Zeit gehört hatte, erregten aus verschiedenen Gründen mein Interesse. Ich nahm schon im Jahre 1910 Gelegenheit, dieselben durch eigenen Augenschein kennen zu lernen. Im städtischen Altertumsmuseum des Klopstock- Hauses zu Quedlinburg, wo die angeblichen Funde aufbewahi't werden, wurden mir die Stücke durch die Liebens- würdigkeit des Direktors, Herrn Prof. Dr. Kleemann zugänglich gemacht. Herr Prof. Kleemann schickte mir auch die Objekte für einige Zeit nach Göttingen, so dafs ich sie in Mufse prüfen konnte. Das Ergebnis der Untersuchung, das ich bereits vor längerer Zeit an anderer Stelle kurz mitgeteilt habe (Sitzungs- bericht des Göttinger Anthropolog. Vereins vom 10. Dez. 19!o. abgediuckt im Koi-respondenzblatt d. Deutschen Gesellschaft für

306 ^l^X VEKWÜKN,

Anthropulogie, Etliiiologie u. Urgescliiclite, Jahrgang- XLII Nr. 7, Juli 1011). ist folgendes:

Die Einritzimgen finden sich teils auf Steinen, teils auf Knochen. Die Steine sind kleine, Hache, etwas verwitterte Kalksteinbruchstücke, wie sie von den Atmosphärilien abgewaschen auf den Feldern Mitteldeutschlands gefunden werden. Die Zeich- nungen der Ogham- Charaktere sind mit einem scharfen und spitzen Instrument als feine Linien in den Aveifsen Kalkstein eingeritzt. Einige Einritzungen finden sich auch auf Bruch- stücken von Schieferplatten, die zweifellos von Schieferdächern

stammen.

Die Einritzungen machen sämtlich einen ganz frischen Eindruck und gehen auf keinen Fall um Jahrhunderte zurück. Ja, in manchen Fällen ist noch jetzt das Kratzmehl vom Ein- ritzen her in den vertieften Linien mit der Lupe zu erkennen. Mit der Lupe bemerkt man auch, dafs die Einritzungen durch die papierdünne Verwitterungsoberfläche (Patina) hindurch bis auf den festeren Stein gehen. Sie erscheinen daher dunkler grauweifs im Gegensatz zu der heller weifsgelb verwitterten Oberfläche der Kalksteine. Die Dendriten, welche sich auf den Kalksteinstücken vielfach finden und aus dei" sekundären Lagerstätte derselben im Kiesschotter stammen, sind an den eingeritzten Linien immer unterbrochen. An den eingeritzten Linien selbst findet sich keine Spur von Verwitterung oder Patinierung. Die Ränder der eingeritzten Linien sind, wie eine etwas stärkere Lupenvergröfseruug zeigt, vielfach scharf und frisch gerissen und nicht durch Verwitterung geglättet. Nur gelegentlich erscheinen sie etwas abgerundet, aber ein solches Aussehen ist, wie ich mich durch entsprechende Versuche am gleichen Material überzeugen konnte, mit einer Nagelbürste und Seife beim Reinigen der Steine leicht und schnell künstlich zu erzeugen. Auch auf den Schieferstücken lassen die eingeritzten Linien keinerlei Verwitterung oder Alterspatina erkennen. Noch viel augenfälliger aber als auf den Steinen ist der moderne Habitus der Einiitzungen auf den Knochenstücken. Die Tier- knochen, auf denen Einritzungen vorhanden sind, stellen z. Th. Knochenabfälle vor. wie sie gelegentlich auf den Äckern herum liegen und der allmählichen Verwitterung verfallen, so dafs die organische Substanz des Knochens nach und nach verschwindet: zum Teil abei- sind es auch direkt fossile Knochen, wie sie in

DIK ANGEBLICHEN ,. RUNENSTEINE" VON BIEKK. 307

den diluvialen Kiesablagerungen der Gegend von Biere vor- kommen. Man gewinnt den Eindruck, wenn man das ganze Material überblickt, dafs die Knochen nach dem Gesichtspunkte eines recht alten Aussehens für die Einritzungen ausgesucht worden sind. Eine genauere Betrachtung der Einritzungen bei stärkerer Lupenvergröfserung läfst aber den Kenner sofort bemerken, dai's die Linien nicht auf frischen Knochen ein- geritzt worden sind, wie etwa die Knochengravierungen aus prähistorischen Kulturen, sondern auf modernen verwitterten oder auf fossilen Knochen, denn sie zeigen das charakteristische Merkmal, dai's ihre Ränder nicht glatt und gleichmäfsig ver- laufen, sondern scharf gerissen sind und kleine Auszackungen oder Scharten erkennen lassen, wie sie beim Gravieren auf ver- witterten Knochenoberflächen entstehen.

Übrigens sind die angeblichen Funde von solchen Steinen und Knochen auf den kurzen Zeitraum von einigen Jahren beschränkt gewesen. In diesem Zeitraum sind die Fundstücke allerdings in grofsen Massen zum Vorschein gekommen. Es handelt sich um mehrere Hunderte von Exemplaren. Seit jener Zeit aber ist auf den gleichen Feldern trotz vielen Suchens auch nicht ein einziges Stück mehr entdeckt worden.

Nach alledem dürfte kein Zweifel mehr bestehen, daXs die sogenannten „Runensteine von Biere" mit ihren scheinbaren Ogh am -Inschriften und Zeichnungen moderne Erzeugnisse sind. Über die Person ihres Verfertigers lassen sich freilich nur mehr oder weniger wahrscheinliche Vermutungen äufsern, die aber keinerlei wissenschaftliches Interesse haben. Es genügt, die Dinge endlich als Fälschungen charakterisiert zu haben, damit sie in der wissenschaftlichen Literatur nicht ihre dunkle Existenz noch weiter fristen. Der Finder der Stücke war der Lehrer Rabe aus Biere. der sich viel mit dem Sammeln von prähistorischen Altertümern in seiner Gegend abgab. Der Ober- bürgermeister Dr. Brecht hat die Sachen teils von ihm als Geschenk erhalten, teils in mehreren Serien nach einander in voller ÜlDerzeugung von ihrer Echtheit gekauft. Von ihm ge- langten sie in das städtische Altertumsmuseum nach Quedlinburg.

Bonn. Max Verworn.

ZUR IRISCHEN GRAMMATIK UND LITERATUR.

1. Zu Morauds Fürstenspiegel.

An meinem Versuch, den schwierigen Text herzustellen und zu übersetzen (oben S. 80 ff.), wird wohl manches zu verbessern bleiben. Zwei meiner Versehen möchte ich gleich hier wieder gut machen (zu soad s. oben S. 167. 212).

Zu Unrecht habe ich das überlieferte Intech (S. 80 § 2, vgl. S. 98 A. 1) in in tech[t\ geändert, weil mir das Kompositum intech 'Weg, Reise' (s. Pedersen 11,645) entfallen war; vgl. du intiuch oin lai Gl. 'cotidiano iteneri' Ml 140 al, lotdr for intech Rev. Celt. 9, 484 (Imr. Maeld.), ar a fot in inntig sin Pass. a. Hom. 6928, gäl. innteach m. *way, road, gate' (MacDonald's Dict.). Die falsche Übersetzung von intech dochuaid im Kommentar zu Amra C. C. durch 'the death he went' Rev. Celt. 20, 179 § 46 beruhte auf der Lesart iniec Lib. Hj'mn. (intech LUlOblO) und ist von Stokes selbst (Rev. Celt. 21, 134) verbessert worden.

Auf S. 100 § 25 hätte ich cuisnech nicht durch 'mit an- gemessenem Wetter' {*com-sinach), sondern durch 'frostig' über- setzen sollen; s. K. Meyer, Contrib. s. vv. coisne, cuisne, cuisnech und Tee. Corm., S. 51.

2. Zum Gedicht von St. Paul.

Bei der Interpretation des Gedichts Messe 7 Pangur hdn habe ich mich im Wörterbuch zu Handb. II, 40 f. an zwei Stellen zu enge an meine Vorgänger (Windisch, Rev. Celt. 5, 128 ff.; Thes. Palaeohib. II, 293; Stern ZCP 6, 554 f.) angeschlossen.

Strofe 4 ist zu lesen: GndthhUaraib ar gressaih^) gal. Die Alliteration veilangl, gndth-haaraih als Komi)ositum 'zu gewohnten Stunden' zu fassen trotz der Trennung in der Handschrift.

') Nicht ijrt-t>t<(iib, s. ^nh. u. li. 2215.

ZUR IRISCHEN GRAMMATIK UND LITERATUR. 309

In Str. 5 hatte Windisch (IT, Wörterb.) zu anglese ein Frage- zeichen gesetzt, aber Rev. Celt. 5, 129 anglese comldn mit 'plein d'obscurite' übersetzt, ich denke, mit Recht. Thes. und Stern drucken dagegen a ngU se, 'this glancing füll one', 'funkelnd, voll'. Beim positiven gUs{s)e könnte man sich an zwei Stellen fragen, ob es nicht Adjektiv sei: nemthech ngleisi nglanoll Vita Trip. 36, 29, von Stokes übersetzt: 'a heavenly home, bright, pure, great'; atreäb nglcsse ( : co ndath ngessi) Imr. Mailed. 50 (Anecd. I, 56). Aber ebenda 89 co ngnim ngleisi im Reim mit gili geisi (= geise) und Fei. Epil. 454 d vi glesse glandae ( : na Caldae) zeigen, dals es Genitiv eines wirklichen Substantivs ist und so trotzdem koor- dinierten glanoll also auch an der ersten Stelle gefafst werden muls. Das Auge der Katze 'voll von Unhelle' (wohl durch das Wühlen nach den Mäusen) wird in Gegensatz zum rose reil 'dem klaren Auge' des gelehrten Dichters gesetzt, wie Windisch sah.

Dafs meine Überschrift 'die Epheulaube' Handb. II, 39 nicht ganz genau ist, dafs barr edin über dem andern Gedicht von St. Paul vielmehr 'epheuumsponnener Baumwipfel' bedeutet, geht aus dem Text Buile Suibhne (ed. O'Keeffe, Ir. Texts Soc. XII), z. B. § 27 Str. 2, hervor, wonach der toll gewordene Suibne sich in solchen aufzuhalten pflegte.

3. Zum F^lire des Oengus.

Stokes hat in seinen zwei Ausgaben des Feiire, wovon übrigens die zweite die Lesarten der in der ersten nicht be- nutzten Handschriften nur sehr mangelhaft wiedergibt, eine Eigentümlichkeit des überlieferten Gedichts nicht bemerkt. Nach den Regeln der irischen Dichtkunst mufs der Sclilufs des ganzen Gedichts an den Anfang anklingen. Der letzte Vers 564: ind rigrad imrordus nimmt aber nicht den ersten: Sen a Christ mo la'bra[i'\ wieder auf, sondern vielmehr V. 21: Imrordus in rigraid. Das muls also ursprünglich der Anfang des Gedichts gewesen sein. Das Gebet, das die fünf ersten Strofen enthalten, ist offenbar erst nachträglich hinzugedichtet. Vielleicht war es zunächst als Schluls des Ganzen gedacht, da es gleichfalls mit dem Vers (20) schliefst: ind rigrad im'rordus. Doch macht der Inhalt wahrscheinlicher, dafs es nach Vollendung des Übrigen gleich vor den Anfang gesetzt wurde.

Stokes hat ZOP 6, 288 daran erinnert, dafs ich Rev. Celt. 7, 88 f. die Strofen 441 560, die alle mit rom'söerae d Issu

:U0 RUDOLF TIIURNEYSEN,

beginnen, für ein späteres Einschiebsel gehalten habe, weil die meisten die Bindung des Schlusses des dritten Verses vermissen lassen. Ich brauche wohl kaum zu bemerken, dals ich diese Vermutung längst nicht mehr festhalte. Der Bau der Litanei verlangt, dafs an jene Stelle fast immer ein Eigenname zu stehen kommt; das erklärt die Freiheit des Dichters vollkommen.

4. diclenach.

Während in dedenach 'letzter' die Länge des e hand- schriftlich gesichert ist (Sg 188 a 17, vgl. in7ia dtdensill- 14 a 9), glaubt Pokorny (oben S. 171), ich habe Handb. 62. 458 in der Parallelform didenach irrig dl- angesetzt; denn in Liadain und Cuirithir (ed. K. Meyer 22, 12) reime didine mit mUide. Er hat also nicht bemerkt, dals milide nur eine falsche Konjektur des Herausgebers ist. Die Handschriften haben milighe, midlighi und wie der Zusammenhang deutlich zeigt, ist in der Tat mi- lige 'schlechtes Lager' zu lesen: nibu scor for milige for Uce mo gaimnen gil 'es war kein Lagern auf schlechtem Bett auf den Flocken meines weilsen Fellchens'. Also hat auch das Reimwort didine schon altirisch langes i und Meyer (Contrib. s. V. deden) hätte bei Gelegenheit des späteren Reims didine : firinne nicht sagen sollen, das i sei erst im Mittelirischen ge- dehnt worden.

Ich kann Pokorny auch nicht zugeben, dafs ich in -dimea 'd'illem (Handb. 94) fälschlich langes i angesetzt habe, da dillib Sg 106 b 17 bezeugt ist. Mindestens bis Reime das Gegenteil lehren, werden wir uns an diesen Beleg halten müssen und ihn nicht mit Pokorny S. 17 A. 2 aus theoretischen Gründen hinweg- erklären.

5. adiu.

Im Mittelirischen löst adiu das altirische dcHu 'von hier' ab. Die häufige Verbindung adiu ocus anall 'liinüber und herüber' zeigt, dafs es dasselbe Wort ist, nur vermehrt um a-, das es vom gegensätzlichen anall bezogen hat.

6. Neuir. feidir,

Neuir. is feidir 'es ist möglich', ni feidir 'es ist nicht möglich' stellt Pedersen (Vgl. Gr. II, 638) dem altirischen -aar 'es wird erlangt, erreicht' gleich, wie das schon Atkinson, Pass. a. Hom. s.v. fäaim getan hatte. Ich habe dagegen schon Idg.

ZUR IRISCHEN GRAMMATIK UND LITERATUR. 311

Anz. 33, 36 die palatale Konsonanz geltend gemacht, sowie dafs mittelir. ctir gar nicht die älteste Form ist, sondern setir; vgl. in setir lat Cormac s. v. prull, in ha scti)- lim Anecd. III, 59, 8, cani set{ir) T.ß.C. (LU) 1151, seit{ir) da{no) 1152. Mittelir. äir ist also erst aus is-setir falsch losgelöst, "wie amlaid 'so' aus is-samlaid. Es ist mir nicht zweifelhaft, dals es das Substantiv ist, von dem das häufige Adjektiv se{i)trecli * stark, mächtig' sich herleitet; vgl. Tee. Corm. und Cath Cathardha, Glossar; IT III, 2,583; Eriu YIII, 10 § 11. Formell wird setir der prädikative Genitiv eines Abstraktums sein, das etwa zu gr. arvo) dvvco {ävvTcu) ärco cü'vtoj 'vollende' aind. sanöti 'erlangt, gewinnt' gehören kann.

7. anaciil.

Eine isoliert dastehende Bildung scheint zunächst anacul 'Schutz' {adnacul, tindnacid), Abstraktum zu ciingid, 'aw/c/i, Wurzel aneg-. Pedersen II, 24 denkt an ein ^^ Suffix, was die Sache nicht klarer machen würde, mir übrigens durch den A;-Laut in neuir. gäl. anacail ausgeschlossen erscheint, den man nicht, wie Pedersen I, 418 will, auf g-g zurückführen kann. Ein Z:?-Suffix für Abstrakta gibt es im Keltischen auch nicht.

Nun hat das Gallische die Götternamen AXEXTLOMARVS -MARA, wie nach dem Anzeiger f. Schweiz. Altertumskunde 17 (1915), 271 auch bei Holder 1, 153 statt AXEXTIO- gelesen werden kann und nach den Mäunernamen ANEXTLVS, Gen. ANEXTLATI wohl sicher gelesen werden muls. Offenbar entspricht das darin enthaltene gall. "^anexUon 'Schutz' genau ir. anacul; -cl- ist somit aus -chtl- hervorgegangen. Das Suffix -tlo- ist aus anal, cenel britann. anatl, cenetl bekannt.

8. att.

Dafs ir. att at, G. ait 'Geschwulst' nicht zu as'toidi 'pel- lucet, radiat, innotescit, liquet', Abstr. atoidiud gehört, wie Pedersen I, 325 (vgl. II, 651) meinte, glaube ich Idg. Anz. 27, 15 gezeigt zu haben. Es scheint mir nicht zu trennen von dem veralteten k^-mr. addivtjd 'Geschwür, Abszels' bret. (Vannes) aouit aouid m, 'Frostbeule', auch 'Augenkrankheit 'i); die irische Zusammenziehung wie in foit für *foidiuth (Sarauw, Irske Stud. § 108).

') Enianlt. Gloss. Moyen-Breton 32.

ol2 R. THÜRNEY8EN. ZUR IRISCHEN GRAMMATIK U. LITERATUR.

Da im Kymrischen daneben cormvyd 'Beule, Geschwür; Pest' stellt, pflegt man die "Wörter als Komposita von gnyd 'uitium' zu fassen. Aber ich weifs nicht, ob das lateinische Lehnwort eine Zusammensetzung mit dem steigernden acld- ein- gehen konnte, das sonst w'ohl nur vor Adjektive tritt. Wäre es doch der Fall, so müfste ir. att wohl ein Lehnwort aus dem Britannischen sein.

9. fairrge.

Die Vergleichung von air. foirrce foirggce fairgge, neuii*. fairrge (farrge) f.') 'offene See, Weltmeer' mit or/.mvoc Ovsq- yioviog (Ptol.) ist heute wohl allgemein mit Recht auf- gegeben. Aber die neue Zusammenstellung mit altkjmir. y tverit (= lüerydd), das mit 'Ozean' übersetzt wird (Loth, MSL 18, 35), wird von Pedersen II, 669 f. wenigstens nicht abgewiesen. Doch bleibt so das rr, das sich so merkwürdig zähe hält, unerklärt. Ich wage die Vermutung, dafs foirrge zunächst aus '^foirsge entstanden ist und einfach das Abstraktum zu forsiung fairsiung 'weit' darstellt, also ursprünglich 'die Weite' bedeutete wie das nicht sjTikopierte foirsinge fairsinge. Verbindungen wie dar fairgi lir longaig 'über die Weite des schiff reichen Meeres' Fei. 14. Aug., wo das Wort für 'Meer' (ler) noch eigens dazu tritt, scheint mir diese Erklärung zu empfehlen.

10. soi, doi.

In soi glaubte ich Handb. I, 198 eine Nebenform von sui 'Weiser' sehen zu müssen. Aber die Verbindung: ar sui soi und ni dui doi Salt, na R. 26911, auf Gott bezüglich, zeigt, dafs das nicht richtig sein kann, und dafs der Unterschied grüfser sein mufs als dafs sui, dui Substantive, soi, doi Adjektive sind. Diese sind vielmehr offenbar Komposita von su-, du- (so-, do-) mit ai (Gen. wat?) 'Dichtkunst, Kunstgesang' 2), als dessen ältere Form ich ZOP 10, 446 richtig einsilbiges aui (im Reim mit Daui) erschlossen zu haben glaube. Es ist der nächste Verwandte von kymr. aiven 'poetische Inspiration, Genie, Begabung'.

') Der Zweifel Pedersens (II, G70), dafs in fairgge fuulfolt Sg 112 das erste Wort ein poetisch vorangestellter Genitiv ist, scheint mir nicht berechtigt. 2) Versl. S. 127f., Corraac s. v. 599 felmac.

Bonn. Rudolf Thurneysen.

ERSCHIENENE SCHRIFTEN.

Julius Pokorny. Irland. Gotha. F. A. Perthes A. G. 191G. (X 4- 167 S.).

PokoiTiy's Irland macht den ersten Band der Sammlung' „Pertlies' Kleine Völker- nnd Länderkunde" aus: das Werkeheu soll denen zur Orientierung dienen, welche sich mit dem Wesen des irischen Volkes, seiner Geschichte, seinen Neigungen und Abneigungen usw., näher vertraut machen wollen. Der erste Abschnitt handelt über die Natur des Landes, die sechs übrigen Kapitel führen die wichtigsten Ereignisse der irischen Geschichte von der ältesteii Periode bis zur Neuzeit aus. Zweifellos wird sich der Laie nach der Lektüre von P.s Schrift eine Vorstellung machen können von der grofseu Tragödie, welche sich seit vielen Jahrhunderten, vom übrigen Europa kaum bemerkt, durch das Weltgeschehen zieht, und welche wir gewöhnt sind die „Geschichte Irlands" zu nennen. Er wird den Eindruck bekommen, dafs seit dem späteren Mittelalter die politischen, militärischen, ökonomischen und kulturellen Ereignisse in Irland ganz von dem Verhältnis des Landes zu der gTöIseren Nachbainnsel bedingt gewesen sind. Dai's dieses Verhältnis nicht gerade erfreulich zu sein pflegte, ist eine bekannte Tatsache, die man auf jeder Seite der Pokornyschen Schrift weiter ausgeführt findet, und von der aufserdem die ausgiebige Fachliteratur zeugen kann, welche vom Verfasser mit einem dankenswerten Streben nach Vollständigkeit bei jedem Abschnitt angegeben ist.

Trotzdem fragt es sich, ob der Verfasser den Leserkreis, w^elchen zu erreichen er sich bemüht, in jeder Hinsicht befriedigt hat. Wer dem irischen Volke fremd gegenüber stellt, wird es nicht an allererster Stelle kennen lernen aus einer Aufzählung der Schrecken, denen es von Seiten der englischen Eroberer ausgesetzt gewesen ist, oder aus einer Liste der Aufstände, durch welche es iunner wieder versucht hat, das verbalste Joch abzuschütteln. P. behandelt zwar nicht ausschliefslich diese monotone politische und militärische Geschichte von Unterdrückung und Aufstand, er wendet auch den ökonomischen Ereignissen seine Aufmerksamkeit zu, und jedem Abschnitt fügt er ein Bild der irischen Kultur in der betreffenden Periode bei. Der nicht sachverständige Leser aber hätte von letzterem sicher gerne mehr gehabt, und besonders würden ausführlichere Bemerkungen über die Lebensverhältnisse in den verschiedenen Jahrhunderten, wie vor allem reichere Zitate aus heimischen

Zeitsebrift f. celt. Philolog-ie XI. 21

314 ERSCHIENENE SCHRIFTEN.

oder englischen Schriften, der Darstellung' eine gröfsere Lebendigkeit verliehen haben, welche eben für den Zweck des Buches unentbehrlich ist. Aus demselben Grunde wäre auch ein eigner Abschnitt über den irisclien Volkschurakter dazu geeignet gewesen, den Iren dem gröfseren Publikum näher zu bringen; es wäre dem Verf. sicher nicht schwer gefallen, aus eigner Erfahrung und aus der Literatur schöpfend, dadurch den praktischen Wert seiner Arbeit bedeutend zu erhöhen.

Was uns am meisten interessiert, ist der Abschnitt über das „keltische Irland bis zur Eroberung durch England", weil hier die persönlichen Ansichten des Verf. am meisten zur Geltung gelangen Es befindet sich darunter manches, das wir schon aus früheren Aus- führungen P.s kennen, wie seine Auffassung von Druidentum, und auch manches, das wir später mal fester begründet wiederzusehen hoffen, wie die Ansichten des Verf. über die ältesten Besiedler Irlands, über die Fir Bolg usw. Viele Fachgenossen werden den Meinungen P.s nicht ohne weiteres beistimmen können, und es liefse sich aus dem Grunde behaupten, dafs solche Dinge, die jedenfalls recht unsicher sind, eigentlich nicht in eine populäre Darstellung hineingeboren.

Die übrigen Kapitel sind sehr sachlich gehalten und schliefsen sich nahe an die l)estehende Fachliteratur an. Sie bringen im all- gemeinen zuviel dürres Material, zu wenig Erklärung. Der weite historische Ausblick, der gerade für ein Laieupublikum seinen Wert hat, fehlt zusehr. Eine Geschichte Irlands mufs, wie schon betont wurde, z\\ gleicher Zeit eine Geschichte Englands sein; diese ist aber wieder nicht zu verstehen ohne den Hintergrund des europäischen Werdegangs überhaupt. Bei dem Drang die Tatsachen möglichst genau zu geben und bei der Knappheit des zur Verfügung stehenden Raumes konnte der Verf. die Ereignisse nicht genügend im Zusammenhang mit dem Weltgeschehen behandeln. Es wäre aber erspriefslicher gewesen, das Verhalten Englands dem unglücklichen Nachbarn gegenüber mehr ins Licht der allgemeinen politischen Geschichte zu rücken, und dafür die zu erwähnenden Tatsachen einigermafsen einzuschränken. Dem Leser mufs jetzt manches unklar bleiben, was ihm leicht verständlich gewesen wäre, hätte der Verf. nicht den weltgeschichtlichen Faden aus dem Auge verloren . der sich durch das Verhältnis Irlands zu England oder zu dessen Gegnern und Mitbewerbern auf dem Weltmarkt zieht. Durch diesen Mangel ist Pokorny's irische Geschichte mehr die Arbeit eines Philologen als die eines Historikers geworden.

A. G. van Hamel.

MAURA POWER f.

Fräulein Maura Power M. A., der wir die Ausgabe von Cnucha cnoc os cionn Life oben S. 39 ff. verdanken, ist am 19. Juli 1916 in Dublin einer kurzen Krankheit erlegen. Am 8. Dezember 1888 geboren, hat sie ihre wissenschaftliche Aus- bildung in Dublin und Freiburg gesucht und sich schon vor einigen Jahren durch die Ausgabe des irischen astronomischen Traktats in Irisli Texts Society XIY (1912) in der keltischen Philologie bekannt gemacht.

E. Th.

21*

Druck von Ehrliardt Karras G. m. b. H. in Halle (Saale).'

ZEITSCHRIFT

FÜR

CELTISCHE PHILOLOGIE

HERAUSGEGEBEN

VON

KUNO MEYER

Xn. BAND

HALLE A. S.

MAX NIEMEYER

LONDON W.C. NEW YOEK

WILLIAMS & NOEGATE G. E. 8TECHEKT & CO

14. HENRI TTA STRKET 161-165 WK>T 25th .->TREET

COVENT CA K DEN

1918

Inhalt.

Seite

W. Greiner, Owein Ivain 5

J. Hopfner, Verkleinerungsformen altkeltischer Flursnamen . . . 185

J. Pokorny, Beiträge zur ältesten Geschichte Irlands 195

K. Meyer, Das Ende von Baile in Scäil 232

R. Thurneysen, Tuirill Bicrenn imd seine Kinder 239

, Tochmarc Cruinn ocus Macha 251

, Neuir. gäl. 7iiata 254

J. Pokorny, Der Priester-Mörder 255

R. Thurneysen, Zur keltischen Literatur und Grammatik .... 271

K.Meyer, Miiteilungen aus irischen Handschriften 290

J. Pokorny, Vermischtes 298

K. Meyer, Eine Auseinandersetzung 307

J. Pokorny, Nachtrag zum Aufsatz : Beiträge zur ältesten Geschichte

Irlands 308

Carl Marstrander, AAtir. gillae 309

J. Pokorny, Beiträge zur ältesten Geschichte Irlands (3. Erainn,

Ddri(n)ne und die Iverni und Darini des Ptolomäus) . . . 323

K. Meyer, Mitteilungen aus irischen Handschriften (Fortsetzung) . 358

R. Thurneysen, Zu irischen Texten 398

, Miszelleu (1. Ursprüngliches chn im Altirischen; 2. Ir. alaile;

3. titacht 'kommen'; 4. Der Übergang von v- in f- im Irischen;

5. Ogom Svaqqnci; 6. cürsachad; 7. Kymr. y aus ivy; 8. Kymr. heb) 408

K. Meyer, Altir. imb-ad-ci- 414

, Altir. tivds 414

J. Pokorny, Zur Chronologie der Umfärbung der Vokale im Altirischen 415

K.Meyer, Mittelir. fic = (uc 426

J. Pokorny, Die Endungen der 2. Sing. Präsentia im Altirischen . 427

IV

K. Meyer, mac toimfen 431

, Miszellen (1. Zur Datierung des Gelben Buchs von Lecan ; 2. Altir. Genuaith; 3. Drei Menschenalter; 4. Chorb and Echu Find Füath nAirt; 6. Kymr. nolff; 7. Altir. swirse ; 8. Delbnae Nödot; 9. Altir. m«i 'mein'; 10. A\üt. daithfenn; 11. Zu O'Davorens Glossar; 12. Bisher unbelegte altir. Formen; 13. Altir. fo-/ai8C-) 432

Carl Marstrander. Einige Worte an Kuno Meyer 442

Erschienene Schriften:

Revue Celtique XXXVI 3—4 445

A. G. van Hamel, luleiding &c 449

K. Meyer, An Crinog 452

K. Meyer, Noch ein Kriegskuriosum 453

Nachträge und Berichtigungen 454

J

OWEIX IVAIN.

Neue Beiträge zur Frage nach der Unabhängigkeit der cyinrischeii Mabinogion von den Romanen Cbrestiens.

Eiuleitiiiis; und Vorbeiiierkune;.

Die V(jrliegende Arbeit, die ihre Entstehung- einer Anregung meines verehrten Lehrers Adulf ßirch- Hirschfeld verdankt, soll einen Beitrag- liefern zu der vielunistrittenen sogenannten Mabinogionfrage. zur Klärung des Verhältnisses der Vers- rumane Chrestiens zu den entsprechenden wälschen Erzählungen des Llyfr Ooch o Hergest.

Diese Streitfrage ist nun in aller jüngster Zeit gerade wieder in den Vordergrund getreten, nachdem es vorher längere Zeit hindurch geschienen hatte, als sei die Untersuchung darüber, welche Stellung und welchen Wert man den drei Erzählungen von Peredur, Geraint und Owein zugestehen müsse, endgültig und unwiderruflich abgeschlossen. Die in den Einleitungen der trefflichen Ausgaben der Werke Chrestiens, die uns Wendelin Förster geschenkt hat, von ihm und in der im Jahre 1889 veröffentlichten Abhandlung von Othmer auf- gestellten Behauptungen blieben längere Zeit hindurch fast unwidei'sprochen. Man schloi's sich im allgemeinen ihnen an. und so wurde die Förstersche Ansicht, die drei cj'mrischen Erzählungen seien unmittelbar von Chrestien abhängig, lange Zeit die herrschende, und durch sie wurde „der Weg zur richtigen Erkenntnis des Eisprungs der Artusepik ver- barrikadiert" (Zenker).

Der nun gegenwärtig mit erbitterter Schärfe wieder- aufgenommene Streit wurde veranlagst durch eine von Richard Edens verfafste Rostocker Preisschrift über:

„Erec -Geraint. Der C'hretiensche Versroman und das wälsche Mabinogi." Schon in den vorhergehenden Jahren Edens veröffentlichte seine Schrift im Jahre 1910 hatten sich einzelne. Stimmen

Zeitschritt t. eelt. Philülu^ie XII, 1. 1

%

2 WALTKR fJKKINKK.

erhoben, die den Förster -Otlimersdien Beweisführungen die zwingende Kraft absi»i'achen. Docli gelang es Förster immer wieder in mehr oder minder saclilichen Entgegnungen sowie anderen Veröffentlichungen seine Ansiclit. die er. von geringen Abweichungen abgesehen . im Ganzen unveiändt^rt aufrecht erhielt, zur Geltung zu bringen.

\'on Edens an kann man nun von einem gewi.s.^en „Um- schwung der Lage"' reden. An seine Schrift schlössen sicli zahlreiche Veröffentlichungen an, die sich teils mit dem engeren Gebiete des Erec. teils aber auch mit der allgemeineren Frage befal'sten. Ich erinnere hier nur an die Fehde zwischen Förster und Zenker -Edens im Literarischen Zentralblatt 1912, an Försters Entgegnung in der Behrensschen Zeitschrift (XXXVIII. 149—195), der Zenkers ,. Antikritik" folgte und endlich an Browns Abhandlung: On the independent character of the Welsh Owein. ^^'indischs umfassende Schrift über das keltische Britannien und Zenkers Entgegnung im Litei-atur- blatt (1913, Xr. 5) fanden, da die Vollendung der Arbeit schon zu weit gefördert war, nur in den Hauptsachen Berück- sichtigung.

Es kann hier nicht der Zweck dieser Zeilen sein, all die Zahl der einschlägigen Werke und Aufsätze anzuführen. Eine ..Geschichte der Mabinogionfrage". wenn man es so nennen will, findet sich kurz bei Förster im ersten Aufsatz aus dem oben erwähnten Streit (Spalte 1120j. Inbezug auf die früheren und fi-ühesten Forschungen auf unserem Gebiete sei verwiesen auf die Zusammenstellungen bei Rauch und Othmer; einen Überblick über die Ergebnisse namentlich der neueren und neuesten Arbeiten gibt Windisch in dem Ab- schnitt LH seiner Abhandlung, den er ..Gaston Paris, W. Förster und H. Zimmer" überschreibt (Seite 2501).

Der eigentlichen Behandlung der Grundfrage nach dem Verhältnis Ivain Owein seien einige Worte über die so- genannten Mabinogion an sich vorausgeschickt.

Die Handschrift befindet sich im .lesus College zu Oxford und enthält nach den Angaben der Lady Guest, die zum ersten Male eine vollständige englische Übertragung im Jahre

OWEIN IVAIN. 3

1849 veröffentlichte. 720 Folioseiten. Die ihren Inhalt bildenden Avälschen Erzählungen sind ihrem Stoffe nach wesentlich veischieden.

]\[an hatte sich nun daran gewöhnt, die zunächst nur den sogenannten ..four branches" zukommende Bezeichnung mabinogi auch auf die drei Erzählungen von Owein. Peredui- und (4eraint zu übertragen, sie über sämtliche Geschichten der Sammlung auszudehnen und so den Inhalt des Roten Buches von Hergest als die Mabinogion schlechthin zu be- zeichnen. Dagegen wandte man sich mehrfach, zuletzt Wendelin Förster in dem schon oben erwähnten Aufsatz in der Zeit- schrift für rom. Phil. Sicherlich ist dem zuzustimmen, dai's sich hier eine ursprünglich unrichtige Bezeichnung eingebürgert hat. Wenn ich aber trotzdem im Folgenden für die uns besonders naheliegende Erzählung .larlles y Ffynnawn (die L)anie von der Quelle) den Namen Mabinogi gebrauche, so geschieht dies lediglich in der Absicht, mich mit der Mehr- zahl der einschlägigen Arbeiten in dieser Beziehung in Uber- einstimniung zu setzen. Betreffs alles Weiteren kann ich auf Zenkers Anmerkung zu Seite 1 seiner „Antikritik" verweisen. Das Wort mabinogi selbst ist nun auch Gegenstand mehr- facher Erörte?ungen gewesen. Die einen Hughes und Rhys, auch Loth und Zimmer verdeutschen es mit „Lernstoff des Barden" (mabinog = literary apprentice!). während Evans das Wort etwa mit dem uns aus der altfranzösischen Literatur- geschichte geläufigen enfances (Enfances Ogier, enfances Roland u. a. m.) aus dem lat. infantia bedeutungsgleich ansetzt. Ich möchte im Hinblick auf die späteren Ergebnisse der Unter- suchung — in diesem Zusammenhange nicht verfehlen, auf den einen möglicherweise bestehenden Zusammenhang des Wortes mit Frau Mab, der Feenkönigin, hinzuweisen, die uns durch Shelleys Dichtung bekannt und durch Shakespeares berühmte Schilderung in Romeo und .lulia v-ertraut geworden ist. Dort heilst es L 4:

..Sie ist der Feen Traum -Entbinderin:

Sie kommt, nicht gröfser als der Edelstein

Am Zeigefinger eines Aldermanns,

Und fährt mit einem Spann von Sonnenstäubchen

Den Schlafenden quer auf dei- Nase hin.

1*

WAI/rKK OKEINKR.

-- ich rede Von Tiäunie,n, Kindern eines niiifs'gen Hirns. Von nidits als eitler Phantasie erzeugt. Die aus so dünnem 8tofl als Luft besteht Und flücht'ger wechselt, als der Wind, der bald Um die erfrorne Brust des Nordens buhlt, Und schnell erzürnt, hinweg von dannen schnaubend, Die Stirn zum taubeträuften Süden kehrt." Die walisische Sammlung, das in der vorliegenden Gestalt und Fassung aus dem U. Jahrhundert stammende Red Book of Hergest (Llyfr Codi o Hergest), auf dessen Text in der trefflichen französischen Übersetzung von Loth die folgende Untersuchung ruht, ist nun keinesfalls die erste Niederschrift der cymrisclien Erzählungen. Von Evans wurde 1909 der Text des White Book herausgegeben, einer Hand- schrift, die, wie uns Windiscli in seiner Abhandlung Seite 231 berichtet, bis nahe an die Zeit Chrestiens heranreicht.

Noch nicht allzulange ist es her, dafs man übei- die Ent- stehung des Red Book auch nur mit einiger Sicherheit ein klares Bild hatte. War man früher geneigt, aus den un- verkennbaren Spuren älterer Fassungen, mit denen wir uns im Verlauf der Untersuchung mehrfach zu beschäftigen haben werden, den Schlufs zu ziehen, dais die cymrisclien Erzählungen in der uns überlieferten Form älter seien als Chrestiens Werke, so gibt heute jeder Keltist zu, dafs die Handschrift des Roten Buches in der Zeit nach Chiestien entstanden ist. Auch Browns Untersuchung ..On the independent character of tlie Welsh Owein" fufst auf dieser Tatsache.

Das Verhältnis des Red Book zum White Book gestaltet sich nun nach Mary Rh. Williams, der auch Windisch zu- stimmt, so, dafs für beide Handschriften eine gemeinsame (Quelle aus dem Jahrhundert Chrestiens anzusetzen ist.

Die Niederschrift der den französischen Romanen ent- sprechenden cymrisclien Erzählungen zeitlich genau fest- zusetzen, ist bis jetzt noch nicht gelungen. Nach der einen Seite hin ergibt sich ja eine Begrenzung des Spielraumes mit voller Sicherheit : dais die Erzählungen ihre gegenwärtige Form in der romanischen Zeit also nach 1066 erhalten haben,

OWEIX IVAIN. 5

dafür zeugen die französischen Lelmwörter. deren Tnter- sucliiing' Windiscli einen besonderen Absclinitt widmet. Die (jrenze nach der anderen Seite hin ist weniger scharf zu ziehen, obwohl der geistvollen und niühereichen Versuche, sie zu finden, es sei nur erinnert an Evans, der eine Nieder- schrift der Mabinogion aus der ersten Hälfte des 12. Jahr- hunderts, also aus der Zeit vor ('hrestien erschliefsen wollte viele gemacht wurden. Bestehen bleibt jedenfalls als grund- legend, dafs. wie Windisch, dem ich in diesen rein keltischen Fragen hauptsächlich gefolgt bin. feststellt (Seite 233) „die handschriftliche Aufzeichnung der cvmrischen Erzählungen nicht mit voller Sicherheit bis in die Zeit vor Chrestien zurück verfolgt werden kann". Folgen wir Evans und Loth (Revue Celtique XXXIT, 430), so haben sie ihre gegen- wärtige Gestalt in dt^r ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erhalten.

So mag es denn auf den ersten Blick am einfachsten er- scheinen, die ganze Mabinogionfrage oder vielmehr die Kette von Einzelfragen, die noch mehr oder minder der Klärung harren, damit als gelöst zu betrachten, dafs man die den französischen Versromanen entsprechenden, uns in einer nach- weislich jüngeren Xiederschiift erhaltenen cymiischen Er- zählungen als von den ersteren abhängig, als stark gekürzte Wiedergaben der Werke Chrestiens ansieht. Dabei würden natürlich die zahlreichen echt keltischen Bestandteile, deren Vorhandensein niemand eigentlich geleugnet hat, lediglich als ..Beiwerk" (Förstei) zu gelten haben, oder, wie Othmer sich minder geschmackvoll ausdrückt, den Zweck verfolgen, „den Schmuggel der unechten Ware zu decken".

..So gibt es denn keinen Forscher (I) mehr, der die französische Abstammung dieser drei Erzählungen leugnete", lälst sich Ph. Aug. Becker im Januarheft 1913 des Literatur- blattes vei-nehmen. Man sieht, die Ansicht von der Ab- hängigkeit der Mabinogion wird heute mit einer Bestimmtheit geäufsert. die es dem Unbefangenen redlich sch^\er macht, vorurteilsfrei an die ganze Frage heranzutreten und die keinesfalls so unerschütterlich fest gegründeten Ergebnisse der Forschungen auf gegnerischer Seite einer Prüfung zu unterziehen.

R WALTKR GRKINER,

Försters gesamte Heliauptuiigeii und Beweisfiihiungen giltfelii immer und immer wieder in dem einen Satze:

,.Kristian ist eben und bleibt dei- grofse Meister, dessen Ruhm die Naclnvelt nicht schmälern kann." (Einleitung zum Lanrelot XCVirT).

Chrestiens Dichterruhm das ist der Anfang und das Knde. der eigentliche Hauptgrund der Veröffentlichungen Wendelin Försteis. T^nd übei- einen jeden, der an des Franzosen Stellung in der TJteratur und zu seinen ^^'erken zu rütteln wagt, giefst er die volle Schale seines Grimmes aus.

Es wird im Folgenden gezeigt werden, dafs auch bei der Annahme der rnabhängigkeit der cymrischen Erzählungen Chrestiens Gestalt keinesfalls von ihrem Glänze, von ihrer Bedeutung veiliert. Fern liegt es uns, ihn zu verkleinern: bleibt doch auch auf dem Boden unserer Ansicht Grund genug, ihm für Proben hoher dichterischer Gestaltungskraft und reichster Ausdrucksfälligkeit dankbar zu sein.

„Ehrliche Anerkennung dem Franzosen, der uns Kunstwerke hohen, unvergänglichen Wertes schuf Ehre aber auch dem Kymren, der uns Kunde gab von alten, längst verschollenen Formen der Sage!"

und so mögen diese Zeilen zu einer gerechteren Würdigung des Verdienstes beider beitragen.

Erster Abschnitt. Eine Gegenüberstellung der beiden Fassungen.

Texte:

Wendelin Försters Textausgabe des Löwenritters (Epmaiiische Biblio- thek V). 4. Aufl.. 1912.

Les Mabinogion traduits eu franyais etc. par J. Lotb. Tome II, p.l ib. Edition entierement revue. corrigee et augmentee. Paris 1913.

Zum ersten Male wird auf den folgenden Seiten der Versuch gemacht, die französische und die cymrische Be- arbeitung des Ivainstoffes ihrem ganzen Verlauf nach Zeile für Zeile einander o^egenü herzustellen. Es geschieht dies vor allem deshalli. um für die dann folgenden zusammenfassenden

OWEIN IVAIN. 7

Ausfüliningeu eine sicliere Grundlage zu schaffen, dann auch zu dem Zwecke, einmal eine übersichtliche Darstellung des Gemeinsamen und des Trennenden, das beiden ^^'erken eigen ist. zu geben. ')

Chrestiens Koman beginnt mit der 8ciiilderung des glän- zenden Hoftages zu Carduel. Für die Handlung selbst von keinerlei Bedeutung, läfst sich dieses Stück völlig als ein- leitende Episode loslösen. Die Art dieser Eingangszeilen erscheint mir jedoch zu formelhaft,-) es war eben eine der durch die Mode und den literarischen Geschmack des Publikums gebotenen Einführungen, wie wir sie in gleichzeitigen Werken mehrfach linden. als dai's es sich der Mühe lohnte, den Quellen für das sich so völlig in den gewohnten Bahnen be- wegende Treiben der Ritter und Damen nachzugehen, wie dies Holland in seiner Ivainausgabe und San Marte (eben- dort angeführt) tun. Zudem erscheint es arg seltsam, das Vorhandensein einer derartigen Quelle für Chrestien notwendig vorauszusetzen: er, der ein echtes Kind seiner ritterlich galanten Zeit war, dessen „Sinnesart die der höfischen Zeit- genossen'' war. dessen ..sittliche Anschauungen die seiner adligen Hörer'* (Gröber) sind. er. der die Höfe von Champagne und Flandern aus eigner Anschauung kannte, war in dieser Hinsicht doch wirklich nicht auf fremde Vorbilder an- gewiesen.

Als beliebtes Modethema darf man wohl auch die Klage über den Verfall der „guten alten Zeit" auffassen (v. 17—28), die uns zu wiederholten Malen in Dichtungen des gleichen Zeitabschnitts begegnet. Mit leiser Verachtung, die Chrestien wieder als echten, meisterhaften Interpreten höfischer An-

') Zu der im Folgeudeu - auch in zitierten Stellen durchgeführten Schreibung des Namens Ivain vergleiche man W. Förster. Der Löwenritter, 4. Auf! . 1912. S. Y. Anm. 2.

') Wolfram von Escheubach macht sich sogar schon über diese stereotype Art der Romaneinleituu«: lustitr;

Parz. 281. 1»i: ,.Artus. der meienbaere mau.

Swaz man von dem ie gespracli. Zeineu ptiuxten daz geschach. * Odr in des raeien bluoraenzit.

Man vergleiche auch Försters Anmerkung zu V. H des Ivain.

S WA I /IKK (JkKINER.

scliaiuinji'Hii. lu'tfisclu'r MiiiiU'iilee^ii ') /.<4f^!. wendest er sich von den Minneveiäclitein, den Minneunkundigen, ab:

(25) .,cil qui rien n'an santent.

Dient (lu'il aimment, mes il inantent

Et eil fable et mansonge an fönt.

Qui s'an vantent et droit n'i ont." „Lalst uns lieber von einei Zeit reden, da es noch proesce und corteisie, da es noch höfisclie l'ng-enden ofab!'* fährt ei- fort und wendet sich dann über ein kurzes l^oblied auf den ..unsterbliclien darin stimme er völlig- mit den Bretonen überein Artus", dem eigentlichen 'J'hema des ersten Teiles zu: der Erzählung des ( 'alogrenant.

Bei den nun folgenden Versen, die bei Chrestien etwa als Überleitung zu dei- Erzählung der abenteuerlichen Fahrt zu gelten haben, setzt aucli dei- Bericht des Kyniren ein. Da der Beginn beider Fassungen benieikenswerte Abweichungen zeigt, folgen hier Chrestiens und des Kymren Bericht übersichtlich nebeneinandergestellt, und zwar links Chrestien (die Zitate nach Fensters kleiner Ausgabe), und rechts das ]\Iabinogi. das in der französischen ("bersetzung von J. Loth angeführt wii'd.

Chrestien.

Vor der Tür des Gemachs, in welches sich der König zurückzieht, stehen Dodinel.

Mabinogi.

Gegenüber der leuchtenden Farbenpracht in der Schilde- rung des Franzosen fällt hier die patriarchalische Einfach- heit des Königshofes sofort ins Auge: ,.L'empereur Arthur se trouvait ä Kaer Llion sur A\\vsc. Or un jour il etait assis dans sa chambre en compagnie. . .'•

Die nun genannten Ritter entsprechen den bei Chrestien aufgefüliiten. nur Gauvain

') So heil'st's im Perceval : ., Amors qui est si liaute chose Et de si graut (louccur audose Et preeieuse chose et saiute. . .

(IWKIN IVAIN.

Q

Sagiemois Ivain.

Keil, iraiivaiii und

Das auffallende Verhalten des Königs nach der Festtafel der Ton liegt in v. 45 auf a si grant feste, wie Kölbing

wii'd an dieser Stelle nicht erwälmi; weiter befindet sicli die Königin mit ihien Zofen im Gemacli, alle mit Hand- ai'beiten beschäftigt. Wohl sind Binsen gestreut, wie es bei festlicher Gelegenheit und auch sonst alt vertrauter Brauch war, aber von Israelit und Luxus, von dem märchenhaften Glänze der andere Schl(>sser auch im späteren Verlaufe der Erzählung umgibt, fehlt jede Spui'. Anstelle der i-eichen Folge köstlicher Speisen, die wir aus den Schilderungen festlicher Mahle bei den alt- französischen Dichtei'n kennen, die auch in unserem Texte an späterer Stelle zu wiederholten Malen erwähnt werden, sind hier recht einfache, fast rohe Sitten dargestellt: ,,des trau- ches de viande. portees par le Chevalier Kei et des cru- chons d'h3^dromel sont pour lui (den K3"mren) ce (lu'il y a de plus delicafvsagt Piqiiet a.a.O S. 122. Diese fast gesucht, erscheinende Einfachheit am Königshofe im Gegensatz zu der feenhaften Scliilderung an- derer Schlössei' im Owein wird in einem späteren Abschnitt zu beleuchten sein.

Das Fehlen des Pförtners wird (nach Lady Guest als ein Zeichen der gröfsten Gast- lichkeit) besonders erwähnt.

10

WALTER GRETNER.

liprvorgehoben hat. [man vei- pleiche liierzu Thai'. 36 .,apres mangier ne se remut Li rois crantre ses coupeignons"] l)ietet den ängstlich mit Wali- lung des Hof Zeremoniells l)e- dachten Rittein ihre Namen sind oben genannt Gelegen- lieit zu ausgiebigen Erörte- lungen: (44) ..>S'i ot de teus. cui mout

greva, Kt ([Ui mout grant parole an

firent Por ce, (jue onques mes nel

virent A si grant feste an chanbre

antrei" Die vor der Tür des könig- lichen Gemachs stehenden Rit- ter lauschen einer allerdings wenig rühmlichen Erzäh- lung:

(59) ... .,un conte,

Non de s'enor mes de sa honte^\ wie Chrestien bezeichnender- weise gleich hinzusetzt, die ("alogrenant begonnen hat.

Es folgt sodann der uner- wartete Eintritt der Königin, die vom (-remache aus die Unterhaltung verfolgt hat, weiter ihr i)lötzlicher. etwas seltsam anmutender Fall (den übrigens Hartmann von Aue wörtlich übernommen hat; bei ihm heilst es v. 104 „und viel enmitten nnder si.") Calogre- nant benutzt die Gelegenheit,

Der König selbst fülirt sich herzlich wenig vorteilhaft ein mit den Worten: „Hommes, si vous ne vous mociuiez pas de moi. je doi-mirais volontiers en attendant mon repas." Loth4,7.

..Et Tempereur s'endormif, licifst es weiter; kein Mensch kümmert sicii darum: die Rit- ter lassen sich von Kei be- wirten, und nach einigem Hin und Her beginnt Kynon ((-alo- grenant) seinen abenteuer- lichen Bericht, dem die Worte vorausgehen:

4. 17 ... ..ensuite nous te dirons Ic meiUeur recit (p<e nous pouvous savoir/

OWETN IVAIX.

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der Königin ritterliche Hilfe zu leisten, was ihm aber gar seltsamen Lohn einträgt. Mit vollem Bezug auf die eben be- gonnene und doch avoIiI fast beendete Erzählung spottet Keu über des Gefährten gegen- wärtig so grofsen ]VIut und feine corteisie und Avird von der Königin sogleich in die Schranken zurückgewiesen, worauf ein längeres Wort- gefecht zwischen der Königin, Keu und Calogrenant anhebt. Der letztere wird schliefslich veranlafst, seine Erzählung noch einmal zu beginnen. Er folgt dem A\'unsche und läfst der Bitte um Gehör ganz im Stile der kunstmäfsigen Sänger einen Exkurs über die Aufmerksamkeit folgen.

Als Probe eines solchen Chrestienschcn Exkurses seien die in Frage kommenden Verse (150—174) in deutscher Über- tragung wiedergegeben.

„Leiht mir nun Ohren und auch das Herz! Denn was ihr hört, ist wertlos, wenn es nicht zugleich auch mit dem Herzen aufgenommen wird. Es gibt zwar Menschen, die das Gehörte nicht eigentlich innerlich in sich aufnehmen, es aber doch loben; diese haben davon doch nichts als den Schall, solange das Heiz nicht mit dabei ist. Das Wort grelangt zum Ohr

12

WAI/IKK (;kkiner.

wie de)- AVind. der dahin fliegt; abei- es bleibt dort niebt und hält sich nicht ant. sondern eilt 'schon nach sehr kurzer Zeit weiter, wenn das Herz nämlich nicht gerüstet und geneigt ist. den Sinn auf- zunehmen, indem es das Ge- sprochene bei seinem Heran- kommen an sich zieht, ein- schliefst und bei sich zurück- behält.

Die Ohren bilden lediglich den ^^'eg. gleichsam den Kanal, auf dem die Stimme zum Herzen gelangt, und das Herz nimmt dann im Leibe die Stimme, die durch die Ohren eingetreten ist. an sich.

Darum muls der, Avelcher mir jetzt zuhören Avill. Ohren und Herz mir zur Verfügung stellen, denn ich will nicht etwa von etwas reden, das mir im Traume erschienen ist, noch will ich Märchen oder bewufsteUn Wahrheiten weiter- Aerbreiten, womit euch ja leider so viele andere immer abge- speist haben, sondern ich werde eucli berichten, was ich in A\'irklichkeit gesehen und erlebt habe.'"

Es folgt nun in beiden Fassungen die abenteuerliche Erzählung des Zugs nach der (Tewätterquelle.

Der wälsche 'l'ext beginnt mit dem Versuch einer Cha- rakteristik des Helden:

OWEIN

IVAIN.

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Vor sieben Jalireii (die Zeit- angabe läfst sich nach Förstei' nicht mit v 2089 vereinen, wo es iieifst, dafs Laudine ihren (leniahl vor noch nicht ganz sieben Jahren geheiratet hat. Man tut am besten, den Wider- spi'üchen in zeitlichen und geo- grapliischen Angaben, die sicii bei Ohrestien linden, keinerlei Bedeutung beizumessen) ist (alogrenant allein auf Aben- teuer ausgezogen; ohne ein bestimmtes Ziel zu haben, schlägt er auf gut (^lück einen beliebigen Weg ein; (180) ..Et trovai un chemin a

destre Parmi uue forest espesse."

[Loth II, 5, 9] J'etais tils unique de pere et de mere; j'etais fougueux. d'une grande presomption; je ne cioyais pas qu'il y eüt au monde personne capable de nie surpasser en n'impoi'te quelle piouesse. Apres etre venu ä bout de toutes Celles que presentait mon pays, je fis mes preparatifs et nie mis en marche vers les extremites du monde et les deserts.''

Diese letzte Wendung des Hinausziehens in weiteste Fernen findet sich in unserem Texte noch mehrmals; sie wird in dem der Stilistik des ]\Iabi- nogi gewidmeten Abschnitt näher betrachtet werden.

Auf seinem Ritt geriet (tom- bai) auch er. zu dei- Burg, die ihm gastliches Obdach ge- wählt.

\i

WAI/l"KK (ikF.INKK.

Auf mühsamen Pfaden (182) „Mout i ot voie feienesse, De ronces es d'espines plainne". reitet Calogrenant bis zum Abend weiter, bis der Wald sein Name ist Broceliande, lieifst es v. 189 sich lichtet und er vor sich in der Ebene eine Burg sieht.

Er reitet näher heran und grülst den Schlol'sherrn. d^r ihn sogleich bei der Hand ei- greift und zum Bleiben und Ü^bernachten einlädt.

Bemerkenswert sind im wäl- .schen Text die allgemein über- gangenen Worte: ä la tin. je tumbai. . . (L II, 5, 16). sie Süllen an späterer Stelle zur Untersuchung herangezogen werden. Zunächst gelangt der Ritter in ein paradiesisch schönes Tal:

un vallon le plus beau

du monde, couvert d'arbres d'egale taille. . . (L IL 5. 16). P'in Fluis (une riviere aux eaux rapides) durcheilt das Tal. ein Pfad zieht sich am Ufei- hin. Diesen verfolgt Kynon bis zum Mittag und reitet sodann am anderen Ufer des Flusses, den er durchreitet, w^eiter: „je le suivis jusqu'au milieu du jour et je continuai de l'autre cöte de la riviere I jusqu'ä nones." [L. II, 5, 19 f.]. I Er gelangt in die Ebene, an deren Ende (extremite [L II. 5, 22]) sich das prächtige funkelnde Schlofs. wohl eine Wasserburg (baigne par les flots 5, 23), erhebt.

Während nun die Erzählung von der Aufnahme im Schlofs bei Chrestien rein nichts des Wunderbaren enthält, ist die entsprechende Stelle des Ma- binogi gekennzeichnet durch all jene wunderbaren Bestand- teile, die uns als reine Märchen- züge und als echt keltische älteste Sagenbestandteile in

OWEIN rVAlN. 15

den späteren Abschnitten der I Untersuchung wieder begegnen werden. Darum soll auf die hier überans bezeichnenden : Schilderungen auch schon an dieser Stelle etwas genauei' eingegangen weiden. Beim Nähel kommen bemerkt Kynon zwei Jünglinge mit blondem Lockenhaar,

..deiix jeuues gens aux che- veux blonds frises, (5. 25). die überaus kostbar und prächtig gekleidet und ausgerüstet sind: ..portant chacun un diademe d'or; leur robe etait de paile jaune; des fermoirs d'or ser- raient leurs eous-de-pied: ils avaient ä la main un arc ! d'ivoire; les cordes en etaient de nerfs de cerf, leurs fleches dont les hampes etaient d'os de cetaces avaient des barbes de plunies de paon: la tete des hampes etait en or; la lame de leurs couteaux etait aussi en or et le manche d'os de cetace" (6, If.).

Sie sind mit Messer werfen beschäftigt. Bei ihnen befindet sich ein ^[ann. dessen Aus- sehen und Kleidung ebenfalls [ von märchenhaftem Glänze umstrahlt ist:

„Uli homme aux cheveux

blonds frises, daus toute sa

force. la barbe fraichement

1 rasee. II etait vetu d'une robe

I et d'un manteau de paile jaune;

\ii\

WALTKFi GREINEK.

Mit einem im Scliloi'shofe aur'gehängteii (Tuiig lutt der Gastgeber die Schlofsbewoliner herbei, den (last zu bedienen: (211) „Anmila coit an vavassoi'

(214) Pandoit une table, je cuit Qu"il n'i avoit ne fer ne fnst Ne lien. «ini de cuivre ne fust".

Etwas merkwürdig" nimmt sieh in diesem Zusammeniiange in V. 220 das Wort anelos ans: „Cil qni amont ierent anelos Oirent la voiz et le son. . ."

Die Schlofsbewohner, von denen wir niclits Näheres er- fahren, gewähren nnn dem ritterlichen Gaste all die Hand- reichnngen und Bequemlich- keiten, die aus den höfischen Komanen geläutig- sind.

Bei Chrestien tritt besonders ein hübsches Fräulein liervor: (227 j .,Une pucele bele et jante;

(229) Ele fu longue et gresle et droite. De niui desainier tu adroite". Als beide dann allein sind, gewährt sie ihm auch alsbald ein trautes Schäferstündchen:

nn li.sere de til d'oi- bordait le manteau. II avait aux pieds deux hants souliers de cordwal bigarre. fernies chacnn par un bouton d'or" {6, 10).

Der Kitter ist überaus höfiich und lädt Kynon sogleich ein. ihm ins Schlots zu folgen.

..II n"y avait d'autres habi- tants que ceuxquise tnnivaient dans la salle,-' heilst es 6,20. Das heilst doch nichts andeis. als dais das Schlofs völlig un- bewohnt schien, bis auf die drei ]\länner vor dem Toi- und die nun näher beschriebenen im Saale versammelten Mäd- chen. Diese sind ohne Aus- nahme von berückender Schön- heit und Anmut:

,,la plus laide d'entre elles etait plus belle que la jeune tille la plus belle que tu aies Jamals vue dans l'ile de Bre- tagne: la moins belle etait plus charmante (jue (iwenhwy- var. femme d'Arthur. quand eile est la plus belle, le jour de Noei on le jour de Päque.s. pour la messe" (7, 3).

Bei der Ankunft des Ritters legen sie ihre Arbeit Seiden- stickerei — beiseite und leisten ihm Willekomniendienste. Die einen reinigen und putzen die Waffen.

,.au point qu'on ne pouvait rien voii' de plus blanc" (7. 12).

OWEIN IVAIN.

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(238) ..ele nie iiieiia seoir El plus bei piaelet del iiiunde. ( 'los de bas miii' a la leuiuie". ..Dem Glücklichen schlägt keine Stunde- sie dehnen beide das ungestörte Bei- sammensein, von dem der Ritter ganz entzückt ist (v. 241—246) so lange aus. dais der Wirt nm die Stunde des Nacht- mahles sich höchst eigenhändig auf die Suche nach seinem Gast und dem schönen Fräu- lein machen mufs und sie zu beider lebhaftem Unwillen (247) „Mes tant me tist la nuit

de guerre Li vavassors, (lu'il me vint

Huerre, guant de soper f u tans et ore" auch an dem verschwiegenen Platze tlndet. Die ganze Epi- sode ist eir kleines Meister- stück Chrestienscher Erzäh- lungskunst, eine köstliche Probe seines sonnigen Humors. Und dieser Umstand mag es entschuldigen, wenn diesen Versen an dieser Stelle ein etwas grölserer Raum zu- gesprochen wurde, als ihnen nach ihrer Bedeutung für den Fortgang der Handlung zu- kommt.

Die andei-n schinen das Pferd ab,

..d'une fa(.'on irrei)rochable, aussi bien que les meilleurs ecuyers de l'ile de Bretagne" (8. 1).

Zeitschritt f. eilt. PLilolug-ie Xll, 1.

Auf das Wechseln der Klei- der und das Waschen sil- berne Schüsseln und kostbare Leinentücher werden gereicht 8. 4 folgt alsbald das Mahl,

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WALTEH <JRE1NEK.

Calog-renant ist ganz ent- zückt von dem Mahle, wobei allerdings der Umstand, dal's die pncele an der Mahlzeit teil- nimmt, ein gewichtiges \^'or1 mitsprechen mag: (253) ..... il fu del tot a ma

devise, Des ([ue devant moi fu assise La pucele. . ."

So kommt auch bald eine angeregte Unterhaltung in Gang, und als sich der Gast am Abend verabschiedet, da er noch vor Tagesanbruch weiterreiten will, mufs wr ver- sprechen, bei der Heimkehr wieder im Sclilols des gast- lichen Vasallen einzukehren.

Hii dem die ^lädchen teil- iiehmeu. sow eit sie nicht duicli das Servieren in Anspruch ge- nommen sind. Sowohl Geschirr als Speise und Ti'ank sind vor- züglich:

..La table etait d"argent. et les linges de table, de toile fine; quant aux vases qui ser- vaient ä table, pas un qui ne füt d'or, d'argent ou de corne de boeuf sau vage ..."

„. . . il n"y avait pas de boisson ou de mets a moi connu qui ne füt represente lä, avec cette ditference que mets et boisson etaient beau- coup niieux appretes que par- tout ailleurs'- (8. 9 f.). , Das Mahl wird schwei- gend eingenommen:

,.Nous arrivämes ä la moitie du repas sans que l'homme ou j les pucelles m'eussent dit un mot" (8, 18).

Auf diesen Umstand, aus dem sich in einem späteren Abschnitt immerhin auch für das Ganze Avichtige Schlüsse ziehen lassen, hat meines Wis- sens bisher noch niemand hin- gewiesen. j Kynon äufsert auch noch während des Mahles sein Be- fremden über die Schweigsam- keit seiner Tischgenossen, wor- auf der Schlolsheir mit einer ganz faden Ausrede erwidert: ..nous aurions cause avec

OWEIN

TVAIN.

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toi dejä Sans la ciainte de te troubler dans ton repas. nous allons le faire maintenant". (8, 25).

Kynon erzählt nun von dem Zweck und Ziel seines Aus- zuges. Der Schloi'slierr verrät, dai's er wohl etwas in dieser Richtung wisse, es aber seine schweren Bedenken habe, da- von zu sprechen:

.,8i je ne croyais ({u'il düt t'en arriver trop de mal. je t"indiquerais ce (lue tu cher- ches" (9, 4).

Bemerkenswert ist auch der Satz, der diesen Worten voran- geht:

,,I1 me regarda et souri^^.

Die Vorstellung der Gefahr reizt natürlich Kynon un- gemein, und der Schloi'sherr gibt endlich nach und berichtet folgendes :

Die Nacht soll Kynon hier im Schlosse zubringen und am folgenden Morgen ganz früh ausreifen. Nun folgt die Be- schreibung des Weges bis zum Waldschrat, die Chrestien be- kanntlich au dieser Stelle nicht hat. Sie kehrt im Verlaufe der cymrischen Erzählung noch mehrmals in dergleichen Weise auch das ist ein nicht zu unterschätzender Zug —wieder.

Der Weg selbst ist nun nach der Angabe des Schlois- herrn folgender:

2*

20

WAT-TEK OREINER.

(180) ,.Et trovai un ohemin a destrel"

..suis le cliemiii sui- le(iuel tu te trouves Tout le long de cette vallee lä-bas jusqu'ä ce que tu arrives au bois que tu as traverse!" (9, 11).

Der Weg- führt demnach zunäclist wieder ein Stück zurück, wenn man nicht an- nehmen will, was si)äter zu erörtern sein wird, dafs sich das Schlofs des gastlichen Ritters in einer rundgestaltigen weiten Lichtung des Waldes belindet.

Gar bald zweigt dann ein Pfad zur Rechten ab. der zu einer grofsen Lichtung führt (une grande clairiere unie 9, 15).

Auf dem Hügel (tertre). der sich inmitten dieser Lichtung erhebt, wird er den Waid- schrat finden. Dieser wird nun beschrieben :

„tu verras un grand homme noir, aussi grand au moins que deux hommes de ce raonde- ci; il n'a qu'un pied et un seul oeil au milieu du front: ä la main il porte une massue de fer, et je te reponds qu'il n'j' a pas deux hommes au monde qui n'y trouvassent leur faix. Ce n'est pas que ce seit un homme mechant. mais il est laid" (9, 17 f.).

Auch über die Stellung des Waldmeuschen weifs der Gast- geber Genaueres:

OWEIN

IVAIN.

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„C'est lui qiii est le gaicle de la foret, et tu verras mille aiiimaux sauvages paissant autour de lui" (9, 21).

Von diesem Waldhüter wird dem "Ritter weitere Kunde zu- teil werden. Allerdings darf er sich nicht von dem Un- willen des Eiesen abschrecken lassen :

„II se montrera bourru ä ton egard. . .•' (9, 24). wird aber endlich doch das ei'fahren, wonach sein ritterliches Ver- langen geht.

Am andern Morgen in aller Frühe erfolgt nun in beiden Fassungen dei- Aufbruch.

Chrestien, der Höfische, hebt I den herzlichen Abschied von den gastlichen Freunden noch besonders hervor. Bemerkens- wert für die folgende Unter- suchung ist V. 278:

„L'ostel gueires esloignö n'oi, Quant je trovai an uns essarz Tors sauvages et espaarz".

Es ist die Lichtung, in der sich der Waldschrat (vilain) aufhält. Das erschreckliche Lärmen, das durch den Wald schallt, stammt von Stieren her, die, anscheinend wild und herrenlos, einander bekämpfen, weswegen auch Calogrenant vorzieht, sich in Sicheiheit zu bringen :

(285) ... ,.de peor nie tres arriere;

Besonders hinzuweisen ist hier auf eine mehrfach wieder- kehrende Wendung:

..mon hote m'avait dit quil etait grand; il etait bien plus grand que cela. La massue de fer qui, d'apres lui, aurait Charge deux hommes. je suis bien sür, Kei. que quatre hommes de guerre y eussent trouve leur faix" (10, 7).

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WALTER GREINER,

Que imle beste n'est tant fiere Xe plus orgnelleuse de tor".

Auf eiuem Baumstumpf sieht er deu ^\'al(lscllrat sitzen, der. als ein Ausbund von Häl's- lichkeit. für alle späteren Schilderungen typisch gewor- den ist. Er wird genauer be- schrieben als in der cjMurischen Fassung; über 25 Verse hin- weg erstreckt sich die Auf- zählung seiner ..Reize" (v. 288 313). Beim Herannahen des Ritters springt er auf und erwartet ihn schweigend, sodafs Calogrenant zunächst glaubt, dem Riesen denn um einen solchen handelt es sich zweifel- los, wie aus v. 322 hervorgeht. „S'ot bien dis et set piez de

lonc"' sei die Gabe der Rede versagt. Auf die Frage des Ritters stellt er sich als gewöhnlicher Sterblicher

(ßdO) „Je suis uns hon" und als Hüter der Stiere vor. Als Calogrenant diesen An- gaben starke Zweifel entgegen- setzt, gibt der Waldmensch alsbald weiteren Aufschhifs. Die Tiere stehen völlig unter seiner Gewalt, der sie sich ganz beugen: (344) ,,N'i a celi, qui s'ost

movoir. Des qu'eles nie voient venir. Gar quant j'an {)uis une tenir. Si la destraing par It^s deux eorz

...Je saluai Thomme noir qui ne me repondit que d'une fagon bourrue" heilst es 10. 12.

Auf die Frage (,.quel pouvoir il avait surces animaux" [10,13] des Kynon hin erbietet er sich alsbald, eine Probe seiner Macht zu geben. Seine Anrede dem „Menschenkind" gegen- über ist .,petit homme'' (10, 15).

Er schlägt mit der Keule einen der Hirsche mit ge- waltigem Schlag nieder. Der Schmerzensschrei des Tieres lockt die übrigen herbei. Sie

OWEIN IVAIN.

23

As poinz, que j'ai et durs et-

forz, Que les autres de })eoi' tran-

blent (350) Et tot aiiviron nioi s'as^aii-

blent. Aussi con por merci crier; Xe nus ne s'i porroit fier Fors müi,s'autr'eles s'estoit inb. Que maintenant ne fust ocis. (355) Eiusi sui de mes bestes

sire".

(355) „Einsi sui de mes bestes sire".

Nun muls auch Calogrenant über seine Person und das Ziel seines Wegs Auskunft geben. Auf die Bitte des Ritters, ilim doch zu einem Abenteuer zu verhelfen,

(364) ,.0r te pri et quier et

demant,

Se tu sez. que tu nie consoille

kommen in so grofser Zahl und in so verschiedenen Arten, dai's Kynon fürchtet, umge- rannt zu Averden:

..des animaux en aussi grand nombre ([ue les etoiles dans l'air au point que j'avais grand' peine ä me tenir debout au milieu d'eux dans la clairiere: ajoutez qu'il y avait des ser- pents, des viperes, tonte Sorte d'animaux" (10, 181).

Auf einen Befehl des Hege- meisters hin gehen sie alle wieder auseinander :

,.I1 jeta les yeux sur eux et leur ordonna d'aller paitre. Ils baisserent la tete et lui temoignerent le meme respect que des hommes soumis ä leur seigneur" (10, 22).

Der Schlufssatz lautet fast wörtlicli mit Chrestien über- einstimmend: 1)

„Vois-tu petit homme, le pouvoir que j'ai sur ces ani- maux" (10. 25).

Kynons Frage nach der Fort- setzung des Wegs bringt den Riesen in Wut: ,,I1 se montra rüde, mais il me demanda neanmoins je voulais aller" (10, 28).

'j Auch von den mehrfachen wörtlichen tbereinstimmungen wird in einem späteren Abschnitt die Rede sein.

24

WAI.TKR (iKETNKR.

Oll (lavanture oii de nier- voille".

Von einer ..avantui-e'' be- hauptet der ^^'aldsohl•at nichts zu wissen:

(367 ) ,, A ce faudras tu bien:

D',,avanture" ne sai je rien, N'onques mes n'an oi parier".

Seine Kenntnisse erstrecken sich nur auf „niervoille", er kennt das Gelieimnis der Ge- witterquelle von Barenton.

Diese ganze vStelle ist nun für die gesamte Untersuchung von grofser Bedeutung, da sie uns in der Figur des Wald- schrats eine typische Märchen- gestalt, den „Wegweiser" bezw. „Warner wiedererkennen lälst.

Übergangen in dieser Hin- sicht wurde bisher Chrestiens V. 371

,,Ci pres jusqu'ä une fon- tainne" und v. 374

„Ci pres troveras or androit Vn santier, qui la te manra".

Der vilain warnt vor der

Gefährlichkeit des Abenteuers

(372) „N'an revandroies pas

sanz painne,

Se tu li randoies son droit".

Auch der Weg sei leicht zu verfehlen:

(377) tost porroies des-

voiier. Qu"il i a dautres voies niout".

Kynon soll auf dem an- gegebenen Wege weiterziehen

,.prends le cheniin au bout de la clairiere et mai'che dans la direction de cette colline rocheuse lä-haut" (11, 1).

OWEIN IVAIN.

25

Nun folgt Wimderquelle.

Die Quelle scheint zu koclieii, trotzdem ihr Wasser eiskalt ist. Über ihr breitet ein präch- tiger Baum seine weitschat- tenden Zweige aus (382) „Onbre li fet li plus biaus arbies. Qu'onques poist feire Nature. An toz tans la fuelle li dure. Qu'il ne la pert por nul ivei'"...

Wohl an dem Baume (denn ..i" in Y. 386 auf arbre allein zu beziehen, dürfte wohl am nächsten liegen) ist mit einer t>is zur Quelle reiclienden Kette ein Becken befestigt, über das wir im selben Abschnitt zwei sich wider- sprechende Angaben finden. V. 386 heilst es

„Et s'i pant uns bacins de fer". dagegen 419

,.vi le bacin pandre Del plus fin or ((ui fust a vandre"'.

(Förster verweist in seiner Anmerkung zu dieser Stelle im Ivain auf einen Veisuch von rornu. den Widers^iruch zu lösen.)

in beiden Fassungen die Beschreibung der

Der Gipfel des Hügels ist flach, dort befindet sich ein freier Platz:

„tu apercevras une plaine. une Sorte de grande vallee arosee" (11, 3).

Inmitten dieser Lichtung befindet sich nun die Gewitter- quelle unter einem grofsen Baume :

,.1'extremite de ses branches est plus verte que le plus vert des sapins" (11, 5).

(Fs sei hier wieder auf die noch mehrmals wiederkehrende superlativische Ausdrucksweise hingewiesen.)

Auf dem Eande der Quelle werde er eine Platte aus Mar- mor (dalle de marbre 11, 8), auf dieser ein an silberner Kette befestigtes Becken,

„de faqon qu'on ne puisse les separer" (11, 9) finden.

■26

WALTER GREINER,

Der Stein ist nach des \\'al(i- menschen Beschreibung über- aus prächtig: (390) ,.Vn perron tel, con tu

verras. Je ne te sai ä dire (luel, <^ue je n'an vi onf4ues nul tel".

Auf der anderen Seite er- liebe sicli eine Kapelle. (393) . . . „une chapele

Petite. mes ele est mout bele", deren Zweck zunächst nicht recht ersichtlich ist.

Das Wunder der (Quelle selbst, um dessen willen sie den weitbekannten Namen tiägt. ist nun folgendes:

Giefst man aus dem Becken Wasser aus der Quelle auf den Stein (perron), so erhebt sich alsbald ein gar furchtbares Unwetter, vor dem alle Tiere des Waldes

(399) „Chevriaus, ne dains, ne cers, ne pors, Xes li oisel". . . entsetzt fliehen.

Wer das Unwetter, ohne grofseu Schaden zu nehmen, überstehe, könne wahrlich von Glück leden:

(404) .,se tu t"an puez departir Sanz grant enui et sanz pesance. Tu seras de meillor cheance Que Chevaliers, qui i fust onques".

Die letzte Zeile der Hin- weis auf das Schicksal dcM-ei', die vorher das Abenteuer

Kynon soll nun aus dem Becken Wasser auf den Stein giefsen :

„Prends la bassin et Jettes en plein d'eau sur la dalle (11. 10).

Dann weide alsbald ein furchtbares Unwetter los- brechen. Zunächst ein schreck- licher Donnerschlag, dann ein eisiger Pegengufs:

„c'est ä peine si tu pour- ras la suppoi'ter la vie sauve; ce sera une ondee de grele" (12,3).

i

ÜWEIN

IVAIX.

27

wagten, ist zusammen mit 367 f. für die schon oben angedeutete Stellung des Waldmenschen wieder bedeutsam.

Angefügt sei hier noch die Schilderung des UnAvetters bei Chrestien:

(401) ... „tuverras si foudroiier. Vanter et arbres pegoiier. Plovoir, toner et espartir". . .

M. führt nun die Schilde- rung noch ein gutes Stück weiter:

Nach dem Hagelwetter werde sich der Himmel wieder auf- hellen. An dem herrlichen Baume sei aber kein einziges Blatt mehr zu sehen:

„H n'y a pas sur l'arbre une feuille que l'ondee n'aura enlevee"' (12. 5).

Dann Averde sich ein Schwärm Vögel auf dem Baume niederlassen und einen herr- lichen (resang anstimmen. Zu beachten ist wieder die Aus- drucksweise:

„Jamals tu n'as entendu dans ton pays (!) une musique comparable ä leurchant"(12.8).

Gar bald aber werde er in seinem Lauschen gestört werden;

„au moment tu y prend- ras le plus de plaisir. . ." (12, 10).

Denn er werde ein Klagen und Stöhnen

.,tu entendras venir vers toi

28

WAI/IKK (;kkinf,r.

le long de la vallee gemisse- iiients et plaiiites" (12, 11) vernehmen. Das rühre von einem kohlschwarzen Eitter her. der alsbald erscheinen werde. So sei sein Aussehen: ,. . . . monte sur un cheval tout noir, vetu de paile tont noir; la lance ornee d'un gonfanon de toile tine tout noir" (12, 13).

Wie aus dem Folgenden im Bericht des Kymren klar hervorgeht, liat der schwarze Ritter die Aufgabe, den Gegner im Kampfe des Pferdes zu berauben.

„II t'atta(iuera le plus vite possible. Si tu fuis devant lui,il t'atteindra; si tu l'attends, de cavalier que tu es, il te laissera pieton" (12, 15).

Bestehe er aber dies Aben- teuer, dann sei es nutzlos, noch weiter herumzuziehen. Es sei hier nochmals Chr. „Si cette fois tu ne trouves V. 404f. gegenübergestellt: pas souffrance, il est inutile

„. . . se tu tan puez departir que tu en cherches tant que Sanz grant enui et sanz pe- tu seras en vie" (12, 18).

sance. Tu seras de meillor cheance Que Chevaliers, qui i fust onques,,.

Mit diesem Bescheid bricht nun der abenteuerlustige Ritter alsbald auf.

Dei- Weg nach dei' Quelle ist nun nicht mehr allzuweit, Chrestien bemifst ihn auf etwa

OWEIN TVATN.

29

drei Stunden: beim Au'fbnicli ist es 9 Ulli" vüi-niittags: (410) ..Espuir si fu tierce

passee Et pot estie pres de midi. Quant laibie et la chapele vi". Die Scliönlieit des Baumes wird mit den Worten gepriesen: (413) „Bien sai de l'arbre (c'est la fins), Que ce estoit

li plus pins,

biaus

Qui onques sur terre creüst. Ne cuit qu'ontiues si fort pleüst, Que d'eve i passast une gote, Eingois coloit par dessus tote".

Diese Stelle ist in mehr als einer Beziehung merkwürdig. Förster gibt im Yvain eine Anmerkung dazu und sagt: „Der Baum war so dicht be- laubt, dai's beim stärksten Regen kein Tropfen (durch die Blätter) durchsickern konnte '.

Wie aber stimmt dazu die Angabe, dafs es eine Fichte sei, bei der doch die beschrie- bene Ersclieinung unmöglich ist?

Die weiteren Erörterungen auch über den superlati- vischen Ausdruck müssen in einen späteren Abschnitt verwiesen werden. Bemerkt sei nur noch, dafs die l^n- klarheit dieser Stelle seiner Voilage schon Hartmann ver- aiilafste. anstelle der Fichte

Kynon reitet auf den Gipfel des Hügels zu und ist alsbald am Ziel: ,. . . . je suivis le (•hemin jusqu'au sommet du tertre. d"oü j'apeirus ce (lue m'avait annonce l'homme noii'" (12, 21).

30

WAI.TKK fIKKIXFK.

des Fi'an/Dseii eine bieitästige Linde zu setzen, wie sich eine solclie auch bei Siegfrieds Quelle (x\ib. 913) flndet.

Das Becken ist liier. der Widerspruch, in dem die Steile mit V. 386 steht, wurde schon erwähnt.

(420) del i»lus tin ur. (lui tust

a vandre.

Onques ancor an nule foire".

Nun wird der Stein näher beschrieben: es ist ein einziger Smaragd, der auf vier Rubinen als Stützen getragen wird und durchbohrt (425) „Perciez aussi come une

boz'', ist, damit, meint Förster, das daraufgegossene Wasser wieder abfliefsen kann. Settegast ist anderer Meinung. Er will für das unverständliche boz (..Schlauch") ein pouce [aus pumicem, cf. Gröber ALL. IV, 452] setzen, sodafs sich dann das perciez auf die Porosität des Bimssteines beziehen w'ürde.

Die Rubine sind auch von strahlender Schönheit : (427) Plus flanboianz et plus vermauz, Que n'est au matin li solauz, Quant il apert an oriant".

Calogrenant ist nun begierig, das Abenteuer zu bestehen.

Er folgt also der Voi'schrift. giefst Wasser auf den Stein köstlich ist V. 439:

Kynun tindet alles genau so, wie es der riesige Hüter be- schrieben hat.

Nach dem Ausgiefsen des Wassers erfüllt sich die Prophe- zeiung des Waldmenschen; zu

OWEIN

TVATN.

ni

.,^res trop an i versai, ce dot •' und ruft so das schreck- liche Unwetter liei'vor, dessen ^\'irkung furchtbar ist.

Der Ritter glaubt sein letztes Stündlein nahe (446), so wütet das Unwetter um ihn herum. Blitz folgt auf Blitz, ununter- brochen dröhnt lieft igerDonner. Hagelschauer und Regengüsse lösen einander ab. und mancher Baum des ^\'aldes fällt dem Toben der Elemente zum Opfer (440—450).

Dankbaren Herzens begrüfst der Ritter das Aufhören des Gewitters. (4ol) ..Mes Dens tant me ras-

seüra, Que li tans gueires ne dura Et tuit li vant se reposerent: Quant Deu ne plot, vanter n'oserent. Et quant je vi Ter der et pur. De joie fui toz a seür: Que joie. s'onques la conui, Fet tost oblier grant enui".

beachten ist die Steigerung- im Ausdruck: ..Voilä aussitut le tonnerre et beaucoup plus fort que ne nvavait dit Thomme noir" (13, 1).

Niemand kann ein solches Unwetter lebend überstehen, heilst es:

..ni liomme ni animal. surpris dehors par l'ondee. n'en echap- perait la vie sauve" (13, 4).

Nur mit grolsei' Anstrengung kann sich Kynon vor Schaden schützen. Es sei hier auf die Übertreibung hinge Aviesen :

,,Pas un gi-elon n'etalt ari'ete par la i)eau ni i)ar la chair, il penetrait jusqu'ä Tos". (13,6).

Auch der herrliche Baum hat Schaden gelitten:

.,il nV avait plus une feu- ille" (13, 12).

Von dieser vielumstrittenen Stelle wird später noch die Rede sein.

32

WAT/rER «REINER.

Sobald wieder der Frieden in der Natur eingekehit ist, kunmien die gefiedei-ten Sänger herbei. Die ganze Stelle: (460) ..Vi sor le pin tant

amassez Oisiaus (s'est qiii croire man

viielle), Qu'il n"i paruit branche ne

fuelle, Que tot ne fust covert d'oisiaus, S'an estoit li arbres plus biau.s" erscheint mir nicht völlig klar. Es ist nicht recht einziLsehen. auf welche Weise die \'ögel das überaus dichte Laub (4 15 f.) und die Äste verdecken sollen. Eher hätte es sich doch um- gekehrt verhalten müssen. Es sei an dieser Stelle nur an- gedeutet, dafsP^örster in diesen Zeilen, die er in M. als mifs- verstandeii nachweisen will. einen Hauptstützpunkt für seine Ansicht von der A15- hängigkeit der cymrischen Erzählungen von Threstien sieht.

Nun stimmen die Vögel ihren herrlichen (Tesang: an, den Calügrenant mit einem Oratorium vergleicht; jeder singt seine eigene Stimme, und doch klingt's zusammen in wunderbaren Akkorden: (465j „Et tresluit li oisel chan-

toient Si que mout bien s'antracor-

doient.

Der Gesang der Vögel über- trifft alles je Gehörte:

..je suis sür. Kei, de n'avoir Jamals entendu, ni avant. ni apres, de musique comparable ■d celle-lä*' (13, U).

OWEIN IVA IN.

33

^fes divers clianz diantoit

cliasciins: (^ii'unques oe. ((iie diantoit li

Ulis. A Tautre ohaiiter ii'i oi".

Der herrliche Genuls, V. 472 steht für den Gesang der Vögel der Ausdruck ser- vise = Gottesdienst dem sich der Ritter freudig hingibt (v. 470— 478), wird jäh unter- brochen durch das lärmvolle Nahen des Verteidigers der Quelle:

(480) ,,Bien cuidai que il fus-

sent dis:

Tel noise et tel fraint derae-

noit Uns seus Chevaliers, qui venoit".

Voller Unwillen reitet der Fremde eilends herbei: (486) . . . „come mautalantis Vint plus tost qu'uns alerions, Fiers par sanblant come lions".

Mit weitschallender Stimme fordert er Calogrenant zum Kampfe heraus. Der Gedanken- gang der beiden Streitreden, der später zur Vergleichung mit herangezogen werden kann, sei hier in den wesentlichen Punkten wiedergegeben. Zu- nächst sei bemerkt, dai's die Stelle bei Chrestien viel weiter ausgesponnen ist; den 25 Ver- sen (491—516) stehen im M. nur 5 Zeilen gegenüber.

Gleich der Anfang zeigt den höfischen Dichter:

Zeitschrift f. feit. Phiiolug'ie Xll. 1

.,Au moment oii je prenais le plus de plaisir ä les en- tendre, voilä des plaintes ve- nant vers moi. . .'• (13. 16).

34

WALTKR QREINER,

„Desfier me deiissiez vos" heilst es v. 493. Es wird Aufgabe eines späteren Ab- schnittes sein, nachzuweisen, dafs Chrestien. dessen Kompo- sitionsweise an dieser bisher nocli nicht herangezogenen Stelle klar zutage liegt, eine ältere Fassung, die ihm un- verständlich geworden war, nach der ritterlich -höfischen Seite hin umarbeitete.

Schweren Schaden und schwere Kränkung habe ihm der Angriff des Ritters ge- bracht: (500) ,, Anviron moi est li

garanz De mon bois, qui est abatuz".

Beachtenswert ist, dafs Chrestien noch hervorhebt, dafs der fremde Ritter not- wendig zur Verteidigung er- scheinen mufs: (504) . . . „vos m'avez de ma

meison Chacie a foudres et a pluie".

Zu dem oben Gesagten stimmt dann wieder, dafs er die Be- leidigung als ihm persönlich angetan auffafst: (506) „Fet m'avez chose qui m'enuie, Et dahez et, cui ce est bei".

Den Schlufs bildet der Racheschwur, der schon in den Versen 497-99 enthalten war:

Schmerzvolles Klagen ist die Grundstimmung bei M.:

„Chevalier, que me voulais- tu? Quel mal t'ai-je fait pour que tu me flsses ä moi et ä nies Sujets ce que tu m'as fait aujourd'hui? Ne sais-tu pas que l'ondee n'a laisse en vie ni creature humaine, ni bete qu'elle ait surprise dehors?" (14,31).

OWEIN

TVAIN.

35

(515) „Mes sachiez bieii. que

des or mes

X'avroiz de moi triuwes ne pes".

Ob man den Versen 520

525 besondere Bedeutung zusprechen soll, oder ob sie

es sei erinnert an v. 59

. . . ,.un coute Non de s'enor mes de sa honte'"

lediglich alsEntsclmldigung für den für Calogrenant doch gar so unrühmlichen Ausgang des Kampfes gedacht sind, soll s{)äter entschieden werden.

Calogrenant berichtet, dai's der Ritter ihm in jeder Be- ziehung überlegen gewesen sei; erwähnt sei: (520) „Li Chevaliers ot cheval

buen Et lance roide, et fu sanz dote Plus granz de moi la teste tote", sowie

(524) . . . „je f ui plus petiz de lui, Et ses chevaus plus forz del

mien" und endlich: (533) . . . .,1a soe (lance) remest

antiere, Qu'ele n'estoit mie legiere, Ainz pesoit plus au mien

cuidier, Que nule lance a Chevalier; Qu'ainz nule si grosse ne vi"'.

M. wiederholt hier zunächst die BescJireibung des Ver- teidigers der Quelle; die Worte sind dieselben wie oben (12, 131). Alsbald beginnt dann der Kampf.

36

WALTER GREINER.

Calogrenant erleidet eine schmähliche Niederlage; er wird aus dem Sattel gehoben, der Gegner bemächtigt sich seines Rosses. wie es Recht des Siegers ist, und reitet ohne weiteres von dannen. Die Verfolgung des Ritters gibt Calogrenant auf: (551) „Que folie feire dotasse", und beschliefst, zu seinem Gastfreund zurückzukehren. So schimpflich hatte er sich den Rückweg wohl kaum gedacht! (546, 7; 560).

Die Aufnahme im Schlofs des vavassor ist wiederum überaus herzlich; er findet bei den Bewohnern Mitleid und Trost bei seinem Mifsgeschick in der Kunde vom Schicksal seiner Vorgänger und Leidens- genossen. Kölbing (IvensSaga) bemerkt zu dieser Stelle, dafs die logische Ungenauigkeit der Verse 752 f. „denn wer getütet ist, kann eben nicht zurückkommen" sich so- wohl in der Saga wie in der schwedischen Bearbeitung findet.

Unklar ist hier (14, 12) der Sinn des „mais":

„Le choc fut rüde, mais je fus bientöt culbute".

Der Gegner führt Kynons Pferd mit sich foi't als einzige Kampfesbeute :

„II ne me fit meme pas l'honneur de me faire pri- sonnier; il ne me depouilla pas non plus" (14, 14).

Auf dem Heimwege mufs Kynon noch den Spott des Waldmenschen einstecken:

. . . „c'est merveille que je ne sois pas fondu de honte, en entendant les moqueries de l'homme noir" (14, 19).

Gern wird er im Schlofs wieder beherbergt:

„On s'y montra encore plus courtois que la nuit d'avant..." (14, 22).

Des unheilvollen Abenteuers wird mit keinem Wort Er- wähnung getan, und Kynon schweigt natürlich erst recht:

., Personne ne fit la moiudre allusion ä mon expedition ä la fontaine. Je n'en soufflai mot non plus ä personne". (15. 2).

OWEIN

IVAIN.

37

Im Schlufssatz seinei- Er- zählung gibt Calogrenant noch einmal seiner Beschämung Ausdruck:

Beim Aufbruch am anderen Morgen erhält er ein präch- tiges Rofs geschenkt:

„un palefroi brun fonce, ä la criniere tonte rouge, aussi rouge que la pourpre, complö- tement equipe" (15, 5), und weiter unten heilst es von dem Pferde:

„je ne le donnei'ais pas eucore pour le meilleur pale- froi de l'ile de Bretagne" (15, 11).

Brown zieht in seiner Ab- handlung (On the independent character usw.) aus dieser Stelle den Schlufs, dafs dies als so schön beschriebene Pferd wohl auch dem Feen- reiche (Otlier -World) ent- stamme. Ich halte diese An- nahme für gar zu wenig ge- stützt, da doch das dankbare Gefühl, das Kynon beim Ge- denken an diese Geschehnisse erfüllen mag, wahrlich Grund genug für ihn sein sollte, das Geschenk des Gastfreundes teuer und in Ehren zu halten. Und dafs es von grolser Schönheit ist, spricht doch zunächst nur für den Edelsinn des Gebers. Ich kann also diesen Schlufs Browns nicht für unbedingt zwingend halten.

Auch Kynon weist am Ende noch einmal auf den Charakter seines Abenteuers hin:

„Dieu sait que personne n'a

38

WALTER (IRKINER.

(.)/() ..KlllSI iüi\\. (^UlM IVVlllg'.

All revenir por fol nie ting:

Si vos ai coiite conie fos

Ce qii'onques mes coiiter iie

VOS".

Jamals avuue puiu sui» compte iine aventure moins heureuse que celle-lä " (15, 12).

Im Aiisclilufs daran spricht er sein Erstaunen aus, dafs nocli g-ar keiner von den Rit- tern jemals etwas von diesem Abenteuer, dessen Ort sicli doch innerlialb des König- reichs befinde, gehört habe.

Damit" schliefst in beiden Fassungen der Bericht von dem ersten vergeblichen und unlieihdllen Zuge nach der (rewitterquelle.

Ivain tadelt nun Calogre- nant, dal's er ihm. dem leib- lichen Vettel', sein Mifsgeschick so lange verheimlicht habe und erbietet sich, für ilin Rache zu nehmen und die Schmach zu tilgen.

Dieser plötzliche Entschlufs gibt dem ränkesüchtigen Keu wieder Gelegenheit zu hä- mischen Ausfällen. [Die Stelle 595 0:

„Apres mangier saus remuer Va chascuns Noradin tuei" ist von Förster zur Chrono- logie der ^^'el•ke ('hi'estiens herangezogen worden.] Für Ivains impulsive Äulserung hat er nur Hohn und Spott: (610) ,. Et se vos anquenuit

songiez Mauves songe, si remanez!"

Owein schlägt alsbald vor, nach dem Schauplatze des Abenteuers zu ziehen:

„Homnies. dit Owein, ne serait-il pas bien de chercher ä tomher sur cet endroit-lä?" (15,21) [Siehe oben Seite U!]

Kei Avirft Owein Maulhel- dentum vor:

. . . ,.ce n'est pas la pre- miere fois que ta langue pro- pose ce que ton bras ne ferait pas« (15, 24).

OWEIN IVAIN.

39

Mit schwerem Tadel weist ihn die Königin zurück: (615) „La vostre langiie suit

hünie. Que taut i a d'escamoniel*' und auch Ivain selbst fertigt Keu alsbald ab: (646) „Ne vuel pas sanbler le

gaignon, Qui se herice et rtgringne. Quant autre mastins le re-

chingne".

Unterdessen ist auch der König Artus aufgewacht, er tritt zu den Rittern, die ihn ehrfurchtsvoll begrüfsen f v. 653 —655).

Die Königin ist erzürnt über Keis Lästerzunge:

. . . „mieux vaudrait te voir pendre, Kei, que tenir des propos aussi outrageants en- vers un homnie comnie Owein" (15,26).

Im M. ergreift hier Kei nochmals das Wort:

..Par la main de mon ami. princesse. tu n'en as pas plus dit ä la louange d'Owein que je ne Tai fait moi-meme" (15, 3).

Artus wacht auf und ver- mutet, er habe wohl gar ein Avenig geschlafen:

. . . ..Arthur s'eveilla et demanda s'il avait dormi quelque temps. „Pas mal de temps, Seigneur". dit Owein" (16, 5).

M.s Charakterbild des Kö- nigs wird noch vervollständigt durch die folgenden AVorten Arturs:

.,Est-il temps de se mettre ä table ':"• ,.I1 est temps, Seigneur," dit Owein" (16, 8).

Darauf setzt man sich denn zum Mahle.

Von der Königin übei' das soeben von Calogrenant Er- zählte unterrichtet, beschliefst Artus alsbald, selbst das Aben- teuer zu erforschen: (662) ..Et flst trois seiremanz

antiers Lame Uterpandragon son pere

40

WALTKK (IKKINKK.

Kt la soll fil et la sa iiierf. C^iril iroit veoir la fontainne".

l ■iid zwar soll dei' Aufbruch in Kürze erfolgen; in der Nacht vor .Tohannis (668) . . . Ja voille

Mon seignor saint Jehan Batiste", die Ja allem, was mit der Wunder- und Geisterwelt zu- sammenhängt, so günstig ist (siehe Beneckes Anmerkg. zu Hartmanns v. POO). soll die Quelle bereits erreicht sein. Dieser Entschlul's des Königs und die Mitteilung, dafs sich jeder an dem Zuge beteiligen könne (671. 2), weckt am Hofe gröCste Freude: nur bei einem nicht: Ivain, der mit Recht seine Pläne arg bedroht sieht. Schliefst er sich dem höfischen Zuge an, so wird der Kampf an der Quelle kaum ihm zufallen: Ken oder Gauvain würden ihm sicher zuvorkommen.

Darum bleibt nur eins: er mufs noch vor dem König auf- brechen und zur Quelle eilen: (691) ... ,,il ne les atandra mie, Qu'il n'a soing de lor con- peignie. EiuQois ira toz seus son vuel Ou a sa joie ou a son duel*'.

Es folgt nun eine kurze Zusammenfassung des ge- samten Abenteuers bis zum Kampf (695 722).

(nVKTN IVA IX.

41

Bemerkenswert ist der Schlufs seiner Gedankenreihe, der wieder den ritterlichen Ideenkreis vertritt: (719) . . . „nus nel savra Jusqua tant qiie il an avra Grant honte oii grant enor

eüe". Dem Entschlüsse folgt als- bald die Tat: der Anfhruch erfolgt noch in derselben Nacht. Ivain entfernt sich ganz heim- lich vom Königshofe. lüstet sich zum Auszuge und reitet von dannen. nachdem er sei- nen Leuten unverbrüchliches Schweigen auferlegt hat (723 746).

Mühevoll und reich an Ge- fahren ist der Weg: (762) . . . (Ivains) „erra chascun

jor taut Par montaingnes et par valees Et par forez longues et lees. Par leus estranges et sauvages, Et passa mainz felons passages Et maint peril et raaint de-

stroit, Tant qu'il viiit au santier tot

droit. Piain de ronces et d'oscurte.'-

..Le repas termine. Owein disparut" (16, 12).

Owein rüstet sicli und bricht beim Morgengrauen auf. Be- merkenswert ist an dieser Stelle die schon oben ange- führte Redeweise:

(Owein) . . . ..marche devant lui au bout du monde et vers les deserts des montagnes" (la 15). und die Fortsetzung:

„A la fin, il fombe sur le vallon. . .'•

M. geht nochmals auf den Weg genauer ein und ge- braucht dabei nahezu die gleichen Wendungen, die die erste Schilderung (S. iöf.j ent- hält. Beim Näherkommen an das gastliche Schlofs geschieht alles, wie K3nion beschrieben hat. Neu ist die Angabe (17,2),

42

AVALTEH ÖUKINER.

Die Nacht verbiingl ei im oastliclien Schlofs. das ihm an Vorzügen aller Art noch weit über die von Calogrenant ge- gebene Schilderung hinaus- zugeljen scheint: (779) . . . ..plus de bien et plus

d'enor Tio\a assez el vavassor, (^u'an ne li ot conte ne dit: Et an la pucele revit De San et de biaute gant tanz. Que n'ot conte Calogrenanz; Qu'an ne puet pas dire la some De buene dame et de prodome''. Weiter unten heilst es dann sehr emphatisch : (789) ... „langue ne porroit

retreire Tani d"enor, con prodon sei

feire".

Alles geschieht nun. wie beschrieben. Der Waldschrat erregt des Ritters Erstaunen ob seiner abschreckenden Häfs- licbkeit: (796) ... .,plus de gant foiz se

seigna De la mervoille, que il ot,

dafs die Mädchen auf goldenen Stühlen sitzen.

Das Schlofs nebst allem, was ihm dort begegnet, findet Owein noch viel schöner als ihm gesagt worden war:

'..Owein les (die Mädchen) trouva beaucoup plus belles et plus gracieuses encore que ne l'avait dit Kynon" und

„La chere parut encore meilleure ä Owein qu'ä Kynon" (17, 8 f.).

M. wiederholt hier noch ei- nige Einzelheiten: das Schwei- gen während des (ersten Teiles des) Mahles, Frage und Aus- kunfterteilung, das Lächeln des Gastgebers und endlich das Satteln des Rosses am Morgen durch die Mädchen.

I In der Lichtung des Wald-

I menschen ist er erstaunt über

I dessen Gröfse:

,,I1 chemina jusqu'ä la clai-

' riere de riioinme noir. qui lui

! parut encore plus grand (|u'a

j Kynon" (17, 17).

OWEIN IVAIN.

43

("onianl Natuie feire sot Oevre si leide et si vilainne". All der Quelle zaudert Ivain nicht länger, (802) ,,Sanz arester et sanz

seoir" ruft er in der bekannten Weise das Unwetter hervor.

Nach dem Unwetter kommen die Vögel und stimmen ihren (besang an. und noch während des Gesangs kommt der fremde Ritter, und der Kampf ent- brennt. Von einer Herausfor- derung findet sich an dieser Stelle im Gegensatz zu 491 f. nichts.

Es sei hier auf einen \'ei\s hingewiesen, der bei allen bis- herigen Ivain-Untersucluingen unberücksichtigt blieb und doch hier wenigstens angeführt,

Auf seine Frage hin erfährt er die Fortsetzung des Wegs. Er gelangt dann zur Quelle und giefst das Wasser auf den Stein.

Die schon mehrfach an- geführten Wendungen, die beim jedesmaligen Wieder- holen eines Ereignisses eine Steigerung der Wirkung oder des Eindrucks auf einen He- teiligten ausdrücken, fehlen auch hier nicht:

„apres le tonnerre, l'ondee, et les deux bien plus forts que ne Tavait dit Kynon" (17, 24).

und einige Zeilen weiter wört- lich mit der ersten Beschrei- bung übereinstimmend:

„au moment, je prenais le plus de plaisir ä leur chant. . ." (17, 29).

Auch der entblätterte Baum ist wieder erwähnt: ,.Lorsque Owein leva les yeux vers l'arbre, il n'y avait plus uiie feuille-' (17. 26).

Von den Klagen, die nach Kyiions Bericht das Tal er- füllen, hört Owein nichts:

il vit un Chevalier

venir le long de la vallee" (18, 1).

Alsbald entbrennt dei' hef- tige Kampf.

11 WALTKK GKHINKK.

die eigentliche Erörterimg wolle man an späterer Stelle linden werden soll.

Es sei hier nur festgestellt, dafs in der entsprechenden ' Stelle der mifsglückten Aben- teuerfahrt des Calogrenant er- wähnt wird, dafs der fremde Ritter in jeder Beziehung dem (jregner überlegen gewesen sei. Und im besonderen heifst es in den schon oben angefülirten Versen 532 f.:

. . . „en pieces vola ma lance; Et la soe remest antiere. Qu'ele n'estoit mie legiere. Ainz pesoit plus au mien cui-

dier. Que nule lance a Chevalier; Qu'ainz nule si gi^osse ne vi".

Dieser Zusatz, von dem sich im M. nichts findet, ist. wie schon oben gesagt, vom Fran- zosen im Hinblick auf den unrühmlichen Ausgang des Kampfes gedacht; an der jetzigen Stelle (818) ist er nach Lage der Verhältnisse zum mindesten unnötig; es heifst hier einfach: (818) „Chascuns ot lance roide et fort". Der Verlauf des auf beiden Seiten mit gröfster Er- bitterung und höchster Kraftanwendung geführten Kampfes ist in beiden Fassungen bis in die Einzelheiten hinein genau übereinstimmend beschrieben. Der erste Anprall der Gegner ist so furchtbar, dafs die Lanzen zersplittern und der Kampf mit den blofsen Schwertei'n fortgesetzt werden mufs. Die Kampfesschilderung selbst ist nun bei Chrestien erheblich

OWEIN

TVAIN.

45

lebendiger und weiter ausgeführt als beim Kymi-en. Endlich gelingt es Ivain, dem Gegner mit einem furchtbaren Hieb Helm und Kopf zu spalten und so die Entscheidung herbei- zuführen. Tödlich verwundet, wendet sich der Besiegte als- bald zur Flucht. Ivain folgt ihm auf dem Fufse, kann ihn aber doch nie mit dem Schwerte erreichen. So jagen sie beide in gröfster Eile dahin, bis der todwunde Ritter an der Schwelle seines Schlosses ankommt.

Ivain ist arg verstimmt, dai's es ihm nicht gelingt, den Be- siegten — lebend oder tot gefangen zu nehmen. Der beilsende Spott Keus wird ja sicherlich nicht ausbleiben, wenn er ohne eine Kampfes- beute an den Königshof zu- rückkehrt. Auch hat er ja sein dem Vetter gegebenes Versprechen noch nicht er- j füllt, solange der Gegner noch lebt oder sich ihm nicht er- geben hat. Sie kommen bald M. hat hier die nicht gar dem Schlofs näher. so unwichtige Angabe, die

später zur Behandlung mit herangezogen werden wird:

„Un grand chäteau brillant apparut" (18, 10).

Auf dem Ritte durch die Strafsen erblicken sie keinen Menschen: (903) „N'ome ne fame ne tro-

vereut Es rues, par ou il passeren t^*.

Auf diesen eigentümlichen Zug, dafs das Schlots des Ritters in weiterem Umkreise menschenleer dargestellt wird, soll später hingewiesen werden.

Das Tor des Palas enthält

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46

WALTER OREINKR.

eine verborgene Fallgatter- voriielitung- und ist so eng-, dafs nicht zwei Personen zu gleicher Zeit liindurch reiten können. J)er verwundete Kittei' passiert das Tor ohne Schaden. Ivain aber, der mit der Ört- lichkeit nicht vertraut ist, löst unwillkürlich den Mechanis- mus aus. Die Tür (923) . . . „une porte colant De fer, esmolue et tranchant". saust hernieder, und nur einem glücklichen Zufall verdankt Ivain seine Rettung. Da er sich gerade in dem kiitischen Augenblick weit vorbeugt, um den Gegner am Sattelknopf zu fassen (935, 6). erreicht das Gatter ihn selbst nicht mehr. Sein Pferd aber wird dicht hinter ihm entzweigeschnitten, und Ivain selbst büfst noch die Sporen ein.

Eine zweite Falltür, die den Torraum nach innen ab- schliefst, senkt sich und bietet Ivain Halt. Der todwunde Ritter ist noch durch das Tor entflohen, aber Ivain ist im Torraum eingeschlossen.

M. l»at hier nur die Angabe: ,.0n laissa penetrer le Che- valier noir, mais on fit re- tomber sur Owein la lierse" (18. 12).

Das Fallgatter saust herab, ohne Owein selbst Schaden zu tun, es streift grade noch den Sattel:

. . . „atteignit l'extremite de la seile" (18, 13), trifft die Sporen und durch- schlägt das Eois.

M. setzt noch hinzu: „Les molettes des eperons" diese Stelle, bei der M. für die Sporen beim Franzosen die Sporenrädchen setzt, also die Spannung des Lesers steigert, dürfte zur Charakteristik des cymrischen Erzählers beitra- gen — „et un morceau du cheval resterent dehors, et Owein, avec l'autre tron^on. entre les deux portes" (18, 16).

So ist Owein ein Gefan- gener:

„La porte Interieure fut fermee, de Sorte (lu'Owein ne pouvait s'echapper" (19, 1).

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OWEIN TVATN.

47

^aialjt.

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Es folgt nun eine Beschrei- bung des Torraumes, dessen Wände kostbar bemalt sind, und der überhaupt, wie aus späteren Stellen hervorgeht, sehr komfortabel eingerichtet ist. Förster (yvain) gibt zu dieser Stelle eine längere An- merkung, vermag aber doch die offensichtliche Unklarheit nicht zu beseitigen. Es sei liier nicht näher darauf ein- gegangen, da die ganze Vers- folge später genau zu be- handeln sein wird.

Ivain ist schwer bekümmert: ist es ihm doch nicht gelungen, seineu Sieg vollständig zu machen :

(9ö3) de rien si graut duel

n'avoit, C'on de ce, que il ne savoit, Quel part eil an estoit alez".

Ein schönes Fräulein (973) . . . „une dameisele Sole, mout aveuanz et bele" kommt aus einem neben dem Torraum gelegenen Zimmer. Auch die Verse 976,7, in denen, wie Förster sagt, die Handschriften zwischen s'es- maia und l'esmaia schwanken, (976) „Quant mon seignor Owein trova, Si l'esmaia ') mout de premiers",

„11 etait dans le plus grand embarras''. . . (19, 3).

Durch das Tor hiiulurcii kann er auf eine Strafse sehen; Häuser stehen auf bei- den Seiten, und ein liebliches Mädchen kommt auf ihn zu. Der typischen Bestandteile der Beschreibung halber man vergleiche sie mit der der Jünglinge im gastlichen Schlofs! sei diese hier an- geführt :

. . . „une jeune lille aux cheveux blonds frises, la tete

*) Im Gegensatz zu Förster, der sich in der i. Auflage (1910) für s'esmaia entscheidet, stimme ich doch aus dem im Folgenden dargelegten Grunde für l'esmaia, übrigens die Fassung, die die Mehrzahl der Hand- schriften bietet.

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WALTKR OREINKR.

eine verborgene Fallgatter- vorrichtiuig und ist so eng-, dafs nicht zwei Personen zu gleicher Zeit liindurchreiten können. Der verwundete Kitter passiert das Tor ohne Schaden. Ivain abei', der mit der Ort- lichkeit niclit vertraut ist, hist unwillkürlich den Mechanis- mus aus. Die Tür (923) . . . „une porte colant De fer, esmolue et tranchant", saust hernieder, und nur einem glücklichen Zufall verdankt Ivain seine Kettung. Da er sich gerade in dem kritischen Augenblick Aveit vorbeugt, um den Gegner am Sattelknopf zu fassen (935, 6), erreicht das Gatter ihn selbst nicht mehr. Sein Pferd aber wird dicht hinter ihm entzweigeschnitten, und Ivain selbst büfst noch die Sporen ein.

Eine zweite Falltür, die den Torraum nach innen ab- schliefst, senkt sich und bietet Ivain Halt. Der todwunde Ritter ist noch durch das Tor entflohen, aber Ivain ist im Torraum eingesclilussen.

M. hat hiei- nur die Angabe: ,.0n laissa penetrer le Che- valier noir. mais un fit re- tomber sur üwein la herse"

(18, 12).

Das Fallgatter saust herab, ohnt^ Owein selbst Schaden zu tun, es streift grade noch den Sattel:

. . . „atteignit l'extremite de la seile" (18,13), trifft die Sporen und durch- schlägt das RoL's.

M. setzt noch hinzu: „Les molettes des eperons" diese j Stelle, bei der M. für die ; Sporen beim Franzosen die Sporenrädchen setzt, also die ! Spannnng des Lesers steigert, I dürfte zur Charakteristik des ! cymrischen Erzählers beitra- gen — „et un morceau du 1 cheval resterent dehors, et Owein, avec l'autre trongon, I entre les deux portes" (18, 16). I So ist Owein ein Gefan- gener:

„La porte Interieure fut I fermee, de sorte qu'Owein ne ' pouvait s'echapper"' (19, 1).

OWEIN

TVATN.

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Es folg-t nun eine Beschrei- bung des Torraumes, dessen Wände kostbar bemalt sind, und der überhaupt, wie aus späteren Stellen hervorgeht, sehr komfortabel eingerichtet ist. Förster (yvain) gibt zu dieser Stelle eine längere An- merkung, vermag aber doch die offensichtliche Unklarheit nicht zu beseitigen. Es sei hier nicht näher darauf ein- gegangen, da die ganze Vers- folge später genau zu be- handeln sein wird.

Ivain ist schwer bekümmert: ist es ihm doch nicht gelungen, seineu Sieg vollständig zu machen :

(9(38) . . . „de rien si graut duel n'avoit, (Jon de ce, que il ne savoit, Quel part eil an estoit alez".

Ein schönes Fräulein (973) , . . „une dameisele Sole, mout avenanz et bele" kommt aus einem neben dem Torraum gelegenen Zimmer. Auch die Verse 976, 7 , in denen, wie Förster sagt, die Handschriften zwischen s'es- maia und l'esmaia schwanken, (976) „Quant mon seignor Owein trova, 81 Tesmaia ') mout de premiers".

,.I1 etait dans le plus grand embarras". . . (19, 3).

Durcli das Tor hindurch kann er auf eine Strafse sehen; Häuser stehen auf bei- den Seiten, und ein liebliches Mädchen kommt auf ihn zu. Der typischen Bestandteile der Beschreibung halber man vergleiche sie mit der der Jünglinge im gastlichen Schlol's! sei diese hier an- geführt :

. . . „une jeune lille aux cheveux blonds frises. la tete

^) Im Gegensatz zu Förster, der sich in der i. Auflage (1910) für s'esmaia entscheidet, stimme ich doch aus dem im Folgenden dargelegten Grunde für l'esmaia, übrigens die Fassung, die die Mehrzahl der Hand- schriften bietet.

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WALTKR OREINEK.

srheiiifii \\u\\\ j^aiiz klar zu sein. Sie. die ihm Hilfe bi-iiigt, biaucbt ja. wie Förster richtig sagt, iiiclit gerade zu er- schrecken; immerhin bleibt aber nocli die Möglichkeit bestehen, dai's Chi-estien es dem Zufall überläfst, das Fräulein gerade in diesem Augenblicke herzuführen, oder dals sie vor dem grausigen Anblick des zerschmetterten Pferdes schaudert. Entscheidet man sich aber für die andere Lesart und bedenkt, dafs Ivain noch öfters von seiner Bangigkeit an dieser Stelle spricht, dann liegt in dieser Stelle ein immerhin nicht zu unterschätzendes Beweis- mittel für die späteren Aus- führungen.

Sie teilt ihm mit, dafs ihm hier grofse Gefahr drohe; der Schlofsherr sei seinen schweren Verletzungen erlegen und der furchtbare Grimm der Schlofs- bewolmer richte sich gegen den Mörder.

Sie spricht ihm Trost zu und bietet ihm ihre Hilfe an als Ausdruck des Dankes für früher geleistete Bitterdienste,

ornee d'un bandeau d'or. vetue de paile jaune, les pieds chausses de deux brodequins de cordwal tachete" (IP. ti).

Aber: „sie konnten zusam- men nicht kommen'', da weder ihr noch ihm der Mechanismus des Tores ver- traut war. So sprechen sie durch die Toröffnung hindurch. Owein erfährt von der ihm bevorstehenden Gefahr; sein Leben steht auf dem Spiel, denn die Rächer des Erschla- genen werden kurzen Prozefs machen.

Etwas merkwürdig nehmen sich die schon von Brown hervorgehobenen, ganz in den schon öfters erwähnten ty- pischen Ausdrücken gehal-

OWEIN

IVAIN.

49

(leren sie sich noch ^erw er- innert. Bei der Erzählung ihrer ersten Begegnung mit Ivain mögen die folgenden \'erse für Chrestiens ('harak- terisierungskunst sprechen : (1004) „Une foiz a la cort le roi M'anvoia ma dame an message. Espoir si ne fui pas si sage. Si cortoise ne de tel estre, (Jörne pucele deüst estre; Mes onques Chevalier n'i ot. Qu'a moi deignast parier un mot, Fors vos tot seul, qui estes ci; Mes vos. la vostre grant merci, M'i enorastes et servistes".

Sie gibt ihm einen unsichtbar machenden Zauberring: (1024) ... „s'il vos plest, sei me randroiz, Quant je vos avrai delivre".

Die Wirkungsweise des Rin- ges ist nun die folgende: (1027) „Si li dist qu'il avoit tel f orce, Come a dessor le fust l'escorce, Qui le cuevre, qu'an n'an voit

point ; Mes il covient que l'an l'an-

point, Si qu'el poing soit la pierre anclose, Puis n'a garde de nule chose Cil, qui l'anel an son doi a; Que ja veoir ne le porra Nus hon, taut et les iauz overz".

Das hilfsbereite Fräulein sorgt auch für Speise und Trank und was die Stelle

Zeitschrift f. celt. Philologie XII, 1.

tenen Reden des Mädchens aus:

..O'est vraiinent grande pi- tie, qu'on ne puisse te delivrer. Ce serait le devoir d'une femme de te rendre Service. Je n'ai jamais vu assurement jeune homme meilleur que toi pour une femme. Si tu avais une amie, tu serais bien le meilleur des amis pour eile; si tu avais une maitresse, il n'y aurait pas meilleur aniant que toi" (19, 12 f.).

Darum Avill sie ihm auch helfen und zwar mit dem Tarnring:

„Tiens cet anneau et mets- le ä ton doigt. Tourne le chaton ä l'interieur de ta main dessus. Tant que tu le cacheras, il te cachera toi-meme" (19,20).

50

WALTER GREINER,

bei Chrestien ganz verworren macht, für Schlafgelegen- heit:

(1040) „Sei mena seoir an unlit Covert d'une coute si riche, Qu'ains n'ot tel li dus d'Oste- riche".

Schon wird das Näherkom- men der Sclilolsmannschaft hörbar. Die Mannen fahnden nach dem Mörder ihres Herrn. Das Mädchen zieht sich zurück und läfst ihren Schützling allein, nachdem sie ihm noch Verhaltungsmafsregeln gege- ben hat:

(1066) „Se de cest lit ne vos niovez", werde alles Suchen der Krieger vergeblich sein. Etwas merk- würdig vom Standpunkte des höfischen Dichters aus sind die Verse 10721

„Si vos comanceront a querre Et dessoz bans et dessoz liz. Ce seroit solaz et deliz A home, qui peor n'avroit, Que jant si avugle verroit; Qu'il seront tuit si avugle, Si desconfit, si desjugle, Que il esrageront tuit d'ire".

Man sollte doch meinen, dem Ivain sei gerade nicht lächer- lich zumute. Oder sollte hier ein Rest einer früheren Form der Erzählung vorliegen, in der Lunete durch ihre beson- dere Stellung zu solchen uns in diesem Zusammenhange

Das Mädchen geht und gibt vorher dem Ritter die Wei- sung:

. . . „je serai sur le montoir de pierre lä-bas ä t'attendre. Tu me verras sans que je te voie. Accours et mets ta main sur mon epaule; je saurai ainsi que tu es lä. Suis-moi alors j'irai" (20, 4).

OWEIN

IVAIN.

51

etwas frivol anmutenden Worten ein Reclit liütte? Davon später!

Kaum ist das Fräulein ge- gangen, da kommt auch schon die Schar der Bewaffneten hereingestürzt, um den Mörder ihres Herrn zu suchen. Sie finden aber nur die Sporen und die vor dem Tore liegende Hälfte des Pferdes: (1093) ..Et virent del cheval tranchie Devant la porte la meitie".

Als sie aber im Torraum selbst nur den Rest des Pferdes finden, packt sie Verzweiflung und sinnlose Wut. Auf die Verse Hilf.:

.. Et disoient : Ce que puet estre V Que ceanz n'a huis ne fenestre,

(Widerspruch!) Par ou riens nule s'an alast, Se ce n'iere oisiaus. qui volast. Ou escuriaus ou cisemus. Ou beste aussi petite ou plus; Que les fenestres sont ferrees Et les portes furent fermees''. usw. soll später eingegangen werden. Ratlos stehen sie beieinander; ein neues Suchen beginnt, und ihr Grimm stei- gert sich ins Ungemeine.

Die Schlofsbewohner müssen bald ihr Suchen als vergeblich aufgeben :

,.Les hommes de la cour vinrent en effet chercherOvvein ponr le mettre ä mort. mais ils ne trouverent que la moitie du cheval, ce qui les mit en grande fureur" (20. 10).

Hier verändert M. zunächst den Schauplatz der Handlung :

„Owein s'echappa du milieu d'eux, alla ä la pucelle et lui mit la main sur l'epaule'' (20, 13).

52 WALTEE GREINER,

Das Mädchen führt ihn als- bald zu einem grofsen und I schönen Zimmer, das, seiner I Beschreibung nach, dem bei I Chrestien an der widerspruchs- : vollen Stelle v. 963 f. entspricht : „Owein promena ses regards I sur tont l'appartement: il n'y avait pas un clou qui ne fut ' peint de riche couleur, pas un ' panneau qui ne füt decore de ' diverses figures dorees"

(20, 17 f.). ; Auf die wörtliche Überein- stimmung an dieser Stelle sei : später hingewiesen.

Die nun folgenden näheren i Angaben verdienen wieder vom 1 stilistischen Standpunkte aus I Beachtung: Alles, was mit I Owein in Berührung kommt. I ist überaus kostbar: I „La pucelle alluma un feu 1 de charbon, prit un bassin d'argent avec de l'eau, et une Serviette de flne toile blanche j sur l'epaule, . . . I ... eile plaQa devant lui I une table d'argent dor6, cou- I verte d'une nappe de fine toile ' jaune et lui apporta ä souper" , (21,41).

Nun kommen die aus frü- 1 heren Anführungen geläufigen ; superlativischen Schilderun- 1 gen:

„II n'y avait pas de mets connu d'Owein dont il ne vit abondance, avec cette diffe-

OWEIN IVAIN. 53

reiice que les mets qii'il voyait etaient beaucoup mieux pre- pares qu'ailleurs.

Nulle part il n'avait vii offrir autant de mets ou de boissoiis excellentes que lä. Pas un vase de service qui ne fiit d'or ou d'argent" (2 1,9 f.). Da schmaust und trinkt denn Owein bis in den Nachmittag hinein:

„Owein maugea et but jusqu'a une heure avancee du temps de nones" (21, 15).

Zu dieser Zeit erhebt sich ein grofser Lärm im Schlosse, und Owein erfährt auf seine Frage, dafs man dem Edel- mann die letzte Ölung gebe. j Owein legt sich zur Ruhe. Bei der nun folgenden Be- schreibung des Lagers finden sich wieder die gewohnten Ausdrücke:

„II eilt ete digne d' Arthur, tellement il etait bon, le lit que lui fit la pucelle, de tissus ; d'ecarlate, de paile, de cendal ! et de toile flne" (21, 21). Der folgende Abschnitt, ein Meisterstück Chrestienscher Stil- und Gedankenkunst, behandelt nun den so vielumstrittenen Höhepunkt des ersten Teiles: Wie Ivain die Liebe der ver- witweten Schlofsherrin gewinnt. Die vergleichende Gegen- überstellung beider Fassungen schliefst sich hier in der Reihen- folge der Geschehnisse, die bei beiden Verfassern starke Abweichungen zeigt, an des Franzosen Gedicht an und setzt die entsprechenden Abschnitte des Kymren zunächst ohne Rücksicht auf ihre Reihenfolge, der ein späteres Wort vor- behalten bleiben mag, daneben.

54

WAI/IEK (iKKINEU.

Dei- Schauplatz dei- Hand- lung bei riirestien ist im Gegensatz zu M. immer nocli der Saalbau. in dem Tvain gefangen wurde. Noch während die Mannen mit verzweifeltem Suchen beschäftigt sind, kommt die iSchlofsherrin: (1146) ... ,,une des plus beles

dames, Qu'onques veist riens teriiene. De si tres bele crestiiene Ne fu onques plez ne parole". Furchtbar sind die Aus- brüche ihres Schmerzes: (115(1) . . . ,.(le duel feire estoit

si fole. Qu'a po qu'ele ne s'ocioit. A la foiiee s'escrioit Si haut, qu'ele ne pooit plus, Et recheoit pasmee jus. Et quant ele estoit relevee, Aussi come fame desvee Se comangoit a descirer Et .ses chevos a detirer".

Durch den Torraum hindurch wird nun auch die Leiche des Schlofsherrn getragen. Dem Zuge voi'an geht die (reist- lichkeit:

1 )ie Beschreibung der Schlofs- herrin (23. 3 f.):

. . . „une femme aux cheveux blonds, flottant sur les deux epaules, souilles ä leur extre- mite de sang provenant de meurtrissures. vetue d'habits de paile jaune en lambeaux. les pieds chausses de brode- quins de cordwal bigarre [fast wörtliche etwas erweiterte Wiederholung der Beschrei- bung der Lunete S. 47].

Sie ist zudem von grufser Schönheit:

..11 etait inipossible de voir une aussi belle femme, Owein en etait bien persuade. si eile avait eu son aspect habituel" (23, 10), Auch ihre Schmerzens- rirfe sind unaufhörlich:

„r'etait merveille que le bout de ses doigts ne fut ecorche, tant eile frappait avec violence ses deux mains l'une contre l'autre" (23, 8) und: „Ses cris dominaient ceux des gens et le son des trompettes de la troupe" (23, 12).

E.^ sei hier erinnert an 21. 17: „A ce moment, ils entendirent de grands cris dans le chäteau".

i

OWEIN

IVAIN.

55

(1166) „L'eve beneoite et la

croiz Kt li cierge aloient devant Avuec les dames d'un covant, Et li texte et li anransier Et li clerc. qui sont despansier De feire la haute despanse, A quoi la cheitive ame pause". Der Schmerz der Dame stei- gert sich ins beim Anblick der Bahre

Ungemessene

Da das Suchen nach dem Mörder vergeblich Avar, schrei- tet man jetzt zur Bahrprobe: (1178) ... „anmi la sale amassa Autor la biere uns granz toauz; Que li sanz chauz. clers et

vermauz Rissi au mort parmi la plaie, Et ce fu provance veraie. Qu'ancore estoit leanz sanz

faille CiL (|ui feite avoit la bataille, Et ([ui l'avoit mort et conquis".

Das Mädchen gibt ihm, wie schon oben erAvähnt. die Aus- kunft:

„On donne l'extreme onction au maitre du chäteau" (21, 19).

In der Nacht, während der ihm das Mädchen Gesellschaft leistet (siehe oben 21, 19), beginnt ein zweiter Lärm. Zu beachten ist die Steigerung- im Beiwort:

„Vers minuit, ils entendirent des cris pergants'^ (21, 24).

„Der Schlofsherr ist ge- storben," sagt das Mädchen.

Uud nach Tagesanbruch wiederholt sich das Schreien zum dritten Male:

„ün peu apres le jour retentirent des cris et des lamentations d'une violence in- exprimable" (Abermalige Stei- gerung des Ausdrucks!) 22, 3.

Es ist die Stunde der Bei- setzung des Ritters, deren Be- schreibung unmittelbar folgt.

fogig'l if'l.

r.o

WALTKK GKEINEK.

Ks begimil miunielir ein noclimaliges Suclien. Wie die Wilden sclilageii sie mit. Stöcken um sich, und Ivain, der ja noch auf dem Bett liegt, bekommt ein gut Teil von den Schlägen ab: (1192) ..Si fu mout feruz et

botez Mes sire Yvains la, ou il jut, N'onques i)or ce ne se remut" während er doch das erste Mal leer ausgegangen war: (1134) ... .,parnii les paroiz feroient Et parmi Hz et parmi bans; Mes des cos fu quites et frans Li Hz, ou il s'estoit couchiez, Qu'il n'i fu feruz ne tochiez".

Die Mannen stehen ratlos:

da muls der Teufel seine Hand

im Spiele haben!

(1202) „Ce est mervoille et

deablie!''

Nun bricht die Dame in ein Jammern tiefsten Schmerzes aus; ihr wilder Grimm richtet sich in einer Verfluchung gegen den feigen Mörder. Sie flucht dem Himmel: alles das könne doch nicht mit rechten Dingen zugehen :

(1218j ..Bien puis dire. quant je nel voi. Que antre nos s'est ceanz mis Ou fantosmes ou anemis. S'an sui anfantosmee tote".

Oder sollte er gar feige sein? Dem Gatten gegenüber zeigte

OWEIN

IVAIN.

57

er doch auch Miitl Hätte dieser, der unverg:leichliche Held, gegen einen sichtbaren Gegner gekämpft, dann wäre wohl der Ausgang anders ge- wesen !

Nun schreitet man zum Begräbnis des Kitters, das in aller Form (bei Chrestien nur angedeutet) vollzogen wird.

Das Fräulein nimmt au alledem nicht teil; sie kommt wieder zu Ivain, den sie ja nach Übergabe des Zauber- rings hatte verlassen müssen und erfüllt nach einem kurzen Gespräch, in dem Ivain seine Angst offen bekennt (1262—1270), seinen Wunsch, doch ein wenig dem Leichen- zug zuschauen zu dürfen:

„Ob ihm wirklich an dem Anblick der Prozession so viel gelegen war", meint Chrestien, „oder ob er: (1280) . . . ,,por la dame de la

vile, Que il voloit veoir. le dist?*'

Sie führt iim zu einem Fensterchen, von dem aus er alles beobachten kann.

[Es sei hier noch einmal die Szenerie vergegenwärtigt: Die Nacht ist herum, und am frühen ]\rorgen erschallt das dritte Jammergeschrei.]

..Owein se leva. s'habilla, ouvrit la fenetre et regarda du cote du ('häteau" (22, 8).

Dals diese Stellung des Helden beim Leichenbegängnis eine Aveit glücklichere ist als bei Chrestien, wo Ivain, der noch im Torraum auf dem Bett liegt, die Prozession ver- folgt, soll an späterer Stelle Erörterung finden.

WAT/IEU GKKINER.

Tvain hört vom Fenster aus die Totenklage der schönen

Das Begräbnis selber wird mit gewaltigem Pomp voll- zogen; die Menge der Teil- nehmer ist gar nicht zu über- sehen (22. 10 f.):

„II ne vit ni commencement ni fin aux troupes c|ui rem- plissaient les rues. toutes completement armees; 11 3- avait aussi beaucoui) de fem- raes" Browns Versuch, hier- aus in einer älteren Form eine Feenschar zu konstruieren, dürfte doch wohl zu kühn sein „ä pied et ä cheval, et tous les gens d'eglise de la cite etaient chantant. II semblait ä öwein que le ciel resonnait sous la violence des cris, du son des tronipettes et des chants des hommes d'eglise''.

Nun folgt die Beschreibung der Bahre selbst, die, wie ganz besonders der letzte Satz zeigt, in den bekannten Stil- formen sich hält:

„Au milieu de la foule etait la biere, recouverte d'un drap de toile blanche, portee par des hommes dont le raoindre etait un baron puissant.

Owein n'avait jamais vu assureraent une suite aussi brillante que celle-lä avec ses habits de paile, de soie et de cendal ".

I

OWEIN

IVAIN.

59

\^'it^ve. Die Worte, die sie jetzt zum Ausbruch ihres Schmerzes tiudet. sind auf einen erheblicli milderen Ton gestimmt (v. 1288—1299).

Gleich darauf aber gebärdet sie sich wiederum dieser Stimmungsumschlag' erscheint mir nicht besonders glücklich gewählt wie wahnsinnig, zerreifst die Kleider und mifs- handelt ihren Körper, so dafs Ivain sich nur mit Mühe zu- rückhalten kann: (1302) ..A mont grant painne se detient Mes sire Ivains. a quoi que tort, Que les mains tenir ne li cort".

Aber das Fräulein rät ihm warnend, ja keine Unvor- sichtigkeit zu begehen und an dem sicheren Platze ruhig auszuharren (1305—1338).

Darauf verläfst sie ihn. und Ivain bleibt allein zurück, von Zweifeln geplagt. Ein hef- tiger Widerwillen packt ihn gegen den sicherlich nicht aus- bleibenden Spott Keus, dem er doch bei dem Bericht von seinem wundersamen und siegreichen Abenteuer keinen sichtbaren Beweis bringen kann.

Doch diesen Kummer ver-

süfst ihm die Liebe:

(1354) „Celes ranposnes a sejor

Li sont el euer batanz et

fresches,

60

WALTER GREINER,

Mes de son gucre et de ses bresches Li radoucist novele Amors, Qui par sa terre a fet sou cors".

Reflexionen und Seelenana- lysen sind nicht die Sache des K.ymren. Er konstatiert le- diglich die Tatsache:

„En la voyant, Owein s'en- flamma de son amour au point (lu'il en etait entierement penetre" (23, 14).

Owein erkundigt sich nach ihr und erfährt, sie sei die durch vielerlei Vorzüge aus- gezeichnete „Dame von der Quelle":

,,0n peut en verite te dire", repondit-elle, „que c'est la plus belle des femmes, la plus ge- nereuse, la plus sage et la plus noble; c'est ma dame; on l'appelle la Dame de la Fontaine, c'est la ferame de l'homme que tu as tue hier'* (23, 16).

Als Owein dem Mädchen seine Liebe zu der Trauernden gesteht, sagt sie verheifsungs- voll:

„Dieu sait qu'elle ne t'aime ni peu ne point" (24, 2).

Es soll einem späteren Ab- schnitt vorbehalten bleiben, zu untersuchen, welche Be- deutung die Worte der Zofe Lunete für die Handlung selbst haben.

OWEIN IVAIN.

ni

Die Liebeswunde, die immer schlimmer wird, je näher die- jenige Person ist, die sie allein heilen kann (1373) „Et la plaie d' Amors

aupire, Quant ele est plus pres de son mire. Oele plaie a nies sire Ivains, Don il ne sera ja mes sains" ist wahrlich hinreichend Rache für die tödlichen Wun- den des Ritters von der Quelle.

In farbenreichen und leben- digen Worten wird nun der Zustand des Helden beschrie- ben. Die Verse 1356 1405 sind ein Preislied auf die Liebe, die in gemütswarmen Tönen und edler Sprache gefeiert wird.

„Die Liebe", so heilst es einmal, „hat all ihre gerin- geren Stätten verlassen und sich ganz über Ivain ergossen".

Dabei versäumt aber Ivain nicht, seine Blicke unverwandt nach der Dame zu richten. Das Begräbnis ist vorüber, die Menge zerstreut sich, und nur die Herrin bleibt zurück. Und ^vieder übermannt sie der Schmerz: (1412) . . . „sovant se prant a

la gole Et tort ses poinz et bat ses paumes Et list an un sautier ses saumes, Anlumine a letres d'or".

62 WALTER ORKTNER.

Ivaiii verfolgt jede Bewe- gung:; ^'eine Leideuschaft wird immer glühender, sie bringt 1 ihn der Verzweiflung nahe. Ist's denn nicht überhaupt Wahnsinn, was er begelirt? Ist das Gefühl der Eache, die sie ganz erfüllt, vereinbar mit der Leidenschaft, die er ihr ! entgegenbringt? j

„Mag sie mich jetzt auch hassen, die Zeit wird Wandel schaffen; wer kennt nicht die Wandelbarkeit des Frauen- herzens?

(1436) . , . „Fame a plus de mil coi-ages. Celui corage, qu'ele a ore, Espoir changera ele ancore*'.

Bis dahin heilst es sich in Geduld fassen. Und nun folgt ein weiteres prächtiges Preis- lied der Frauenschönheit: ! „Eine Schönre als sie, die von Gottes Hand geschaffen, sah ich nie!" (1462—1506).

Er ist dankbar für die Gelegenheit, die Geliebte un- bemerkt sehen zu können, und sein Gefängnis wird ihm darum gar köstlicher Besitz.

Er sieht, dafs die beiden Tore, zwischen denen er einst eingeschlossen ^^■ar, offen ste- hen, d. h. aufgezogen sind, aber er will sein Gefängnis nicht ohne die Verzeihung der Herrin verlassen:

OWEIN

IVAIN.

03

(1525) ..II ne s'an alast niie

certes, Se eles li fussent overtes, Ne se la dame li donast Congie et si 11 pardonast La inort soii seignor buene- mant".

Ja. selbst den Tod Avird er

lieber erleiden als ohne ihre

Vergebung Hiehen:

(1540) ,. Morir viaut ainz que

il s'an aut".

Da kommt auch das Fräu- lein zurück und ist aufs höchste erstaunt, Ivain bei so guter Laune zu finden. Noch mehr wundert sie sich, als der Ritter ihre Befreiungs- vorschläge zurückweist. Ivain aber entgegnet ihr voll frohen Vertrauens auf die Allgewalt der Liebe:

(1572) „Je n'istrai de ceste semainne An larrecin ne an anblee. Quant la janz iert tote assan-

blee Parmi ces rues la defors, Plus a enor m'an istrai lors, Que je ne feroie nuitantre".

Das Fräulein bedient ihn auch weiterhin in gleich vor- trefflicher Weise.

Merkwürdig nehmen sich die Verse 1584 f., die Schlufs- worte des Gesprächs zwischen ihr und Ivain, aus, die zu den bisher geschilderten Empfin-

64

WALTKR C! RETNER,

düngen doch in grellstem Widerspruch stehen : (1584) . . . ,.bien li sovint De ce que il li avoit dit, Que niout li plot ce (lue il vit, Quant par la sale le queroient Oil qui ocirre le voloient''.

DiefolgendenZeilen(v.l589f.) geben uns Aufschlufs über das Verhältnis der beiden Franen- gestalten zueinander, über die Stellung des Fräuleins zur Schlolsherrin: (1589) ,,La dameisele estoit si

bien De sa dame, que nule rien A dire ne li redotast. A quoi que la chose inontast; Qu'ele estoit sa mestre et sa

garde". Die Herrin ist des Lebens überdrüssig, und alle Trost- sprüche des Fräuleins ver- fehlen ihre Wirkung. Der tote Gatte war ohne Gleichen, nie wird ihr ein Ersatz möglich sein.

i Hier schiebt M. die bei i Chrestien v. 1881 f. stehende j und dort eingehender zu be- handelnde Wasch- und Putz- ! szene ein. Das Mädchen begibt I sich dann ins Schlofs zu ihrer Herrin : „Elle ny trouva que tris- j tesse et soucis. La comtesse etait dans sa chambre, ne pouvant, dans sa tristesse, ! supporter la vue de personne" ; (24, 19).

Arg merkwürdig nehmen sich die ersten Worte des j Fräuleins aus, die sie au j die Dame richtet, als diese, I schmerzgebeugt, ihren Gruls I nicht beachtet:

„La pucelle se fächa et lui dit: „Que t'est-il arrive, que tu ne repondes k personne aujourd'hui?" (24, 23).

Die Herrin beklagt sich in herben Worten über die Teil- nahmslosigkeit des Mädchens ein Zug, der bei Chrestien völlig fehlt, trotzdem v. 1258 der Zofe Fernbleiben von der Leichenfeier besonders er- wähnt wird und gibt dabei eine allerdings ziemlich nichts-

OWEIN IVAIN.

05

„Wohl wivä ein Ersatz mög- lich sein'', entgegnet die Zofe, „vielleicht gar ein besserer!" (IßlO) „Meillor. se vos le volez prandre, Vos randra il (Dieu!), sei pro- verai''. Dies weist die Dame ent- rüstet zurück.

(1612) „Fui, tes, ja voir nel troverai".

sagende Auskunft über des Fräuleins Stellung:

,,C'est moi ([ui t'ai faite riche" (24, 28 j.

Das Mädchen schlägt der Trauernden vor, doch anstelle des müfsigen Jammern s lieber nach einem Ersatz des Gatten zu suchen. Hier folgen ihre wohl einen etwas gefühl- losen Eindruck machenden Worte:

. . . „je n'ai jamais pense que tu eusses si peu de sens. II vaudrait mieux pour toi chercher ä reparer la perte de ce seigneur que de t'occu- per d'une chose irreparable'" (24, 30).

Aber die Herrin ist un- tröstlich; nichts wird ihr den Verlust ersetzen können. Die Entgegnung des Mädchens:

„Tu pourrais epouser qui le vaudrait bien ou peut- etre mieux" (25, 5). bringt sie in heftige Erregung. Viel wilder als beim Franzo- sen schlagen hier die Wogen ihres Grimmes:

„Par moi et Dieu, s'il ne nie repugnait de faire perii- une personne que j'ai elevee, je te ferais mettre ä mort, pour faire en ma presence des comparaisons aussi injustes. Je t'exilerai eu tout cas" (25, 7).

Nun ist die Reihe des Ent-

Zeitsehrit't t celt. Philologrie XU, 1 .

66

WALTER GREIN ER,

Die Zofe schlägt alsdann einen anderen Weg ein, die Sinnesart der Dame umzu- stimmen: sie weist auf den bevorstehenden Zug des Königs Artus hin, dessen Ziel ja die Gewitterquelle ist. „Was soll werden? "

Die „Dameisele Sau vage'" ist die Übermittlerin dieser Unglücksbotschaft (16191)

Auf die Besatzung des Schlosses sei kein sicherer Verlafs, darum werde Artus das Land ohne jeden Wider- stand erobern. Als sie aber mit ihrem Rate eine schroffe Zurückweisung erfährt, ver- läfst auch sie ihre Herrin.

Im Verlaufe der Zeit greift auch bei der Dame eine ruhigere Überlegung Platz. Sie läfst sich auch von den weiteren Ausführungen der schlauen Zofe überzeugen:

Der Einwurf, ihr Gatte sei unersetzlich, sei nicht richtig,

rüstetseins am Fräulein, sie verlälst alsbald die Herrin. Diese geht der Gekränkten bis zur Zimmertür nach und hustet, die Zofe kommt auf ihre Aufforderung zurück:

„Par moi et Dieu", dit la dame, „tu as mauvais ca- ract^re (!), mais puisque c'est mon interet que tu veux m'enseigner, dis-moi comment cela se pourrait" (25, 20).

Die Zofe steckt den „mau- vais caractere" ohne weiteres ein und beginnt auf die Not- wendigkeit einer Verteidigung der Quelle hinzuweisen:

„Tu sais-qu'on ne peut maintenir ta domination que par vaillance et armes. Cherche donc au plus tot quelqu'un qui la conserve" (25, 23).

IVAIN OWEIN. 07

die echten Ritter seien doch mit ihm nicht ausgestorben: (1674) .,ruidiez vos. que tote proesee Soit morte avuec vostre seig-

nor? Qant aussi buen et gant meillor An sont remes parmi le monde". Sie solle gleich einen nennen, fordert die Herrin. Die Zofe i aber vei'sichert sich erst der Zusage, dafs die Dame beim Folgenden nicht in Zorn gegen sie gerate.

So beginnt denn das rede- gewandte Fräulein die Ein- führung Ivains vorzubereiten: „Wenn zwei Eitter sich im Kampfe messen, ist dann der Sieger nicht besser und hel- denhafter als der Cberwun- dene? Darum

(1705) ... „miauz vaut icil, qui conquist Vostre seignor, que il ne fist. . n le conquist et sei chaga Par hardemant an jusque Qa, ! Si qu'il l'anclost an sa meison". ! In harten Worten schilt nun i die erzürnte Witwe die Zofe. Diese, unwillig über den Bruch des gegebenen Versprechens, geht und benutzt die Zeit, nach ihrem Schützling Ivain zu sehen.

Während der Nacht bereits quälen Gewissensbisse die Herrin, sie fühlt Reue ihrer unzeitigen Schroffheit wegen. ;

68

WALTER GKEINER,

Als ob der Ritter vor ilir stände, beginnt sie jetzt ein förmliches Verhör, dessen Er- gebnis die Überzeugnng ist, dafs der Sieger im ehrlichen Kampfe doch eigentlich schuld- los ist:

(1768) „Donc n'as tu rien vers

moi mespris,

Ne vers lui n'eüs tu nul tort".

Als nun die Zofe am anderen Morgen wiederkehrt und ihre Kunst „son latin" 1787 fortsetzt, ist die Sinnesände- rung der Dame vollendet. Sie bittet die Zofe um Auskunft über den künftigen Schützer ihres Landes. Ist er ihrer würdig, dann will sie ihn zu ihrem und der Quelle Herren machen. Aber ihr guter Ruf darf keinesfalls darunter lei- den: (1807) „Mes il le covandra si

feire, Qu'an ne puisse de moi retreire Ne dire: „C'est cele qui prist Celui, qui son seignor ocist".

(Diese letzten Worte stellt Förster als Motto des ganzen Ivain seiner Einleitung zum yvain^ und ^ voran.)

Das Fräulein kann mit ihren Antworten alle Bedenken zer- streuen. Der Name Ivain, der guten Klang hat, ist ihrer Herrin wohl bekannt: (1816) „Par foi, eist n'est mie vilains.

Nur ein Ritter vom Artus- hofe kann hier in Frage kom- men:

. . . „il ne peut y avoir d'autre homme ä defendre la fontaine que quelqu'un de la cour: d' Arthur" (25, 28).

i

IVAIN OWEIN.

69

Aiuz est iiiuut fraus, je le sai

bien. Si est fiz au roi rriien".

So wird denn die Herrin von Ungeduld gepackt; die fünf Tage, die sich das Fräu- lein als Frist ausgebeten hat (1821), sind ihrer Sehnsucht viel zu lang. Noch heute oder spätestens morgen soll er da sein!

Unmöglich! (1824) „Dame, ne cuit que nus

oisiaus Poist an un jor tant volar".

Der schnellste Bote soll so- fort sich nach dem Königshofe begeben, um die Ankunft des Ritters in möglichst kurzer Zeit zu bewirken.

Die Ungeduld der Herrin möchte ihm Flügel anheften: (1836) . . . ,,se bien esforcier se

viaut, Fera de deus jornees une. Et anquenuit luira la lune, Si reface de la nuit jor".

Sein Lohn wird i-eichlich sein!

Unterdessen soll die Witwe mit ihren Vasallen Rat ab- halten, was nun geschehen solle: (1848) ..Por la costume main-

tenir De \ (jstre fontainne deffandre, Yos (ovandroit buen consoil prandre".

Die Zofe selbst erbietet sich, einen Ritter vom Königshofe zu holen:

„J'irai douc ä la cour, et honte ä moi, si je n'en i-eviens avec un guerrier qui gardera la fontaine aussi bien ou mieux que celui qui l'a fait avant" (25, 30).

70

WALTER «KEINKR.

Sie solle das Eingehen einer neuen Ehe als zwingende Not- wendigkeit hinstellen, und mit dieser Lösung werde sie all- gemeine Zustimmung finden, denn jeder werde froh sein, die eigne Haut nicht zu Markte tragen zu müssen: (1865) „C'ar, qui peor a de son

onbre. S'il puet, volantiers se des-

conbre D'ancontie de lance ou de dart; Car c'est mauves jeus a coart".

Wieder mahnt die Dame zur Eile; die Zofe bricht, sclieinbar zur Befolgung des Befehles, auf und geht wieder zu Ivain:

(1879) „Et cele faint, qaele

anvoit querre

Mon seignor Ivain an sa terre".

Dieser wird nun für die bevorstehende Vorstellung auf- geputzt. Unter hilfreichem Beistand des Fräuleins wird er gebadet, wie es der Sitte entsprach. wohl gepflegt, mit prächtigen Kleidern ge- schmückt (1881—93) und mit kostbarem Schmuck angetan, sodafs er einen gar stattlichen Eindruck macht.

Das Mädchen scheidet von der Dame, um ihren Auftrag scheinbar auszuführen. Sie geht aber geradeswegs zu Owein.

Es sei hier der entsprechende bei M, an etwas früherer Stelle eingefügte Abschnitt gegenübergestellt und be- sonders wieder auf die regel- mäfsig wiederkehrenden An- gaben über die Kostbarkeit all des Verwendeten hinge- wiesen :

„La pucelle se leva et al- luma un feu de charbon. remplit une marmite d'eau et 1h fit chauffer. PuivS eile prit une Serviette de toile blanche et la mit autour du cou d'Owein. Elle prit un gobelet d'os d'elephant, un bassin d'argent, le remplit d'eau chaude et lava la tete d'Owein. Puis eile ouvrit un coffret de

IVAIN

OWEIN.

71

Nun eilt die Zofe nach- dem alles vorbereitet ist zur Herrin, ihr die Rückkehi- des Boten zu melden. Diese harrt des Retters voller Sehnsucht; als sie von seiner Anwesenheit hört, ist ihre Ungeduld nicht mehr zu zügeln: a899) „Ceanz est il? Vaing- ne donc tost!"

Aber ohne Zeugen soll die

Unterredung stattfinden:

(1902) „Gfardez que n'an i

vaingne plus;

Que je harroie mout le quart'*.

Die Zofe kehrt zu Ivain zurück. Sie hält ihm zunächst ihre Freude noch verborgen

bois, en tira un rasoir au manclie d'ivoire, dont la lame avait deux rainures dorees" (24, 3 f.).

Das nun aufgetragene Mahl ist überaus kostbar:

„Owein n'avait jamais eu de comparable ä celui-lä, ni d'un Service plus irreprochable'' (24, 14).

Diese gesamten superlati- vischen Stellen, die sich durch die ganze Erzählung ziehen und wie zu zeigen sein wird sich an manchen Punkten häufen, sollen später im Zusammenhang behandelt werden.

Das Mädchen wartet mit Owein den Ablauf der ge- bülirenden Zeit ab, dann eilt sie zur Gräfin, die sie freudig bewegt begrüfst (26, 10, „qui la reQut avec joie*'), bringt sie doch gute Kunde! (26, 12). Am folgenden Tage soll die Unterredung stattfinden. Die Herrin will dafür sorgen, dafs keine Zeugen da sind:

.,Je ferai debarrasser la nmison en vue d'un entretien particulier" (26, 16).

Die Unterredung in der Darstellung des Kymren ist auf einen erheblich kühleren Ton o'estimmt.

'2

WALTER OKKINER.

und beriflitet ihm, dafs die Herrin sie wegen der ilim geleisteten Hilfe arg gescholten habe. Dennoch habe sie er- laubt, ihn zu ihr zu führen: (1922) ..Avoir vos viaut an sa

prison. Et s'i viaut si avoir le cors, Que nes li cuers n'au soit de-

fors '*'. Ivain ist alsbald bereit, mit ihr zur Dame zu gehen (Wortspiel mit dem prison.)

Voller Zagen betritt nun Ivain an der Hand des Fräu- leins das Zimmer der Dame, die durch ihr Schweigen die Yerwinung des Ritters nur noch mehr steigert. Die Zofe macht ihm heftige Vorwürfe wegen seiner Blödigkeit; köst- lich ist für die Charakteri- sierung des Mädchens v. 1966/7:

. . . ..Chevaliers! et peor n'aiiez De ma dame, qu'ele vos morde".

p]r soll sie um Vergebung bitten, und Ivain ergibt sich ihr alsbald auf Leben und Tod.

Auf die Frage, was ihn denn bewege, sich ihr völlig

Als am andern Tage die verabredete Stunde naht, wird Owein prächtig gekleidet. Die Beschreibung der Gewänder enthält wieder die typischen Schilderungen:

„Owein revetit une robe. un surcot et un manteau de paile jaune. rehausse d'un large orfrei de fil d'or; ses pieds etaieut chausses de bro- dequins de cordwal bigarre. fermes par une figure de Hon en or" (26. 18).

(Der Schuhsclmalle in Löwen- gestalt dürfte in diesem Zu- sammenhang noch keine tiefere Bedeutung beizumessen sein.)

Die anfängliche Freund- lichkeit der Dame (. .. ,.qui les accueillit d'aimable fagon" 26, 23) schwindet gar schnell, als sie den Eintretenden näher ansieht:

... ,,ce seigneur n'a pas l'air de quelqu'un qui a voyage. Par Dieu et moi, ce n'est pas un autre que lui qui a fait sortir l'äme du corps de mou seigneur" (26, 27).

Darauf setzt das Mädchen von neuem mit ihren Über- redungskünsten ein:

„Tant mieux pour toi, prin- (•esse, s'il n'avait pas ete plus fort que lui. il ne lui eüt pas

IVAIN

OWEIN.

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zu ergeben, bekennt er nach einer Eechtfertignng seine glühende Leidenschaft in be- geisterten Worten.

Die rein geschäftliche Frage nach der Quelle beantwortet Ivain in günstigem Sinne, und der Vertrag Avird gleich ge- schlossen :

(2036) „Sachiez donc, bien acorde somes".

Daran schliefst sich un- mittelbar die Yasallenver- sammlung. Alles ist schon vorbereitet, die Schlofsbewoh- ner sind schon von der Not- lage ihrer Herrin, die immer wieder betont wird, unter- richtet :

(2045) . . . .,jel ferai por le besoing: Oi meismes a vos me doing; Qu'a seignor refuser ne doi Ruen Chevalier et fil de roi''.

Da Ivain einen überaus günstigen Eindruck auf die Versammlung macht, fallen die Worte des Seneschalls, der zur Zustimmung rät, auf fruchtbaren Boden.

Nach einem hohen Lobe auf Ivains Heldenehie wird denn auch beschlossen, die Hochzeit unmittelbar folgen zu las,sen. Die Hochzeitsfeierlichkeiten Ivains mit Laudine (ihr Name wird 2151 genannt: „Laudine de Landuc, La dame, qui fu Alle au duc

enleve l'äme du corps; un n'y peut plus rien, c'est une chose faite" (26. 29).

Die Herrin will erst Bat ihrer Leute hören.

den

Die Dame weist auf die notwendige Verteidigung der Quelle hin und stellt ilire Leute vor die Wahl, entweder solle einer von ihnen der Nach- folger ihres Gemahls werden, oder ihr solle die freie Wahl eines Ersatzes bleiben. Man entschliefst sich für den letz- teren Weg.

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WALTER «KEINER.

Laudunet, dont an note uu ^ lai'\ Über diese Stelle wird im Zusammenhang mit anderen Quellenangaben, derjen Vor- handensein im Ivain Förster bekanntlich leugnet, später zu handeln sein) beginnen als- bald; ihre Schilderung er- streckt sich von v. 2151—2169.

Die Hochzeit wird alsbald gefeiert, und Ivain ist nun Verteidiger der Quelle. M. hat hier noch ein Nachwort, auf das wir später zurück- kommen werden, ganz eigen- tümlichen Charakters:

..Owein garda la fontaine avec lance et epee, voici comme: tout Chevalier qui y venait, il le vendait pour tonte sa valeur. Le produit. il le partageait entre ses barons et ses Chevaliers; aussi n'y avait-il personne au monde plus aime de ses sujets que lui. II fut ainsi pendant trois anuees-' (27, 15).

An dieser Stelle hat M. einen gröfseren Zeitabschnitt gewissermalsen als Pause ein- geschoben. Bemerkt sei noch, dafs nach V^^indisch sich an dieser Stelle wie auch Brown a. a. 0. bemerkt, ein deutlicher Absatz in der Niederschi-ift sich findet.

OVVKIN

IVAIN.

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Eines Tages tiiidet Gwalcli- niei den König- in sehr übler Laune, die den Verlust Oweins zur Ursache hat. Als ob eine völlig neue Geschichte be- ginne, fährt der Bericht an dieser Stelle fort:

„Un jour que Gwalchmei se promenait avec l'empereur Arthur, il jeta les yeux sur lui et le vit triste et soucieux. Gwalchmei fut tres peiue de le voir dans cet etat. . ." (28,3).

Artus meint, die Erzählung des Kynon sei sicherlich schuld an Oweins Verschwinden, das er nicht länger ertragen könne:

. . . „si je suis encore une quatrieme (annee) sans le voir, mon äme ne restera pas dans mon Corps'" (28, 9).

Auf Gwalchmeis Rat hin, der ein Aufgebot der gesamten Truppenmacht von dem eigentlich nie die Rede gewesen war für unnötig hält, zieht der König mit seinem Gefolge selbst aus. Zweck der Ex- pedition ist bei M. lediglich der. Owein aufzusuchen.

. . . „venger Oweiu s'il e.^t tue, le delivrer s'il est pri- sonnier. et l'emmener avec toi s'il est en vie" (28, 16).

Ein stattlicher Zug wird alsbald zusammengestellt:

„Ils etaient au nombre de trois mille sans compter les subordonnes" (28, 21).

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WALTER GREINER.

Kynon ist natürlich Führer. Im gastlichen Schlofs, dessen Anblick in den typischen Ausdrücken geschildert wird, nächtigen alle. Die folgenden Zeilen:

„Malgre leur grand nombre on ne s'apei'cevait pas de leur presence dans le chäteau" (28, 28)

wolle man wegen ihrer Be- deutung für die spätere Untei-- suchung im Auge behalten.

Pracht und Luxus sind über- all, wie schon an den früheren Stellen:

.,ns n'avaient jamais* vu auparavant de service iri-e- prochable en comparaison de celui des femmes. Le service pour les valets des chevaux, cette nuit-lä, ne se fit pas plus mal que pour Arthur lui-meme dans sa propre cour" (29, 1).

Der Weg geht weiter über die Lichtung des Waldmen- schen. Auf die stete Stei- gerung des Ausdrucks soll auch hier noch einmal hin- gewiesen werden:

.,Ils arriverent aupres de l'homme noir; sa stature parut encore beaucoup plus forte ä Arthur qu'on ne le lui avait dit'- (29, 7).

Dann gelangt der Zug der Weg wird noch einmal, wenn auch gegen die vor-

i

OWEIN IVAIN.

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herigen Stellen etwas gekürzt, beschrieben zur Gewitter- quelle.

Artus hat seinen versproche- nen Zug nach der Quelle, die liier wie auch öfter als ..mer- voille" bezeichnet wird, aus- geführt. Ken verleumdet wie- derum mit scharfer Zunge den ., Helden" Ivain, wird aber von Gauvain energisch zurück- gewiesen.

Der König selbst ruft das Unwetter hervor, und Ivain kommt eilends herbei.

Kei bittet den König um den Vortritt bei den bevor- stehenden Kämpfen; er wird ihm gewährt, und sogleich schreitet der Seneschall zum Hervorrufen des Unwetters, das noch einmal beschrieben wird :

. . . „Jamals ils n'avaient entendu bruit ni ondee pareille" (29, 19).

Bemerkenswert ist die fol- gende Angabe:

„Beaucoup d'hommes de rang inferieur (warum gerade diese?) de la suite d' Arthur furent tues par l'ondee" (29, 20).

Auch der entblätterte Baum :

„Lorsqu'ils leverent les yeux vers l'arbre, ils n'y apergu- rent plus une feuille*' (29, 22), weiter das Erscheinen der Vö- gel wird nochmals beschrieben:

. . . „Jamals, assurement, ils n'avaient entendu musique comparable ä leur chanf (29, 25).

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WALTER GREINER.

Keu, den der selbst uner- kannt bleibende Ivain sofort an den Waffen (2243) erkennt, rüstet sich zum Kampf. Beim ersten Anprall zersplittern die Lanzen, dann gelingt es Ivain, den Gegner aus dem Sattel zu lieben. ., Damit begnügt sich sein edler Sinn": (2258) „Plus d'enui feire ne li

quiert" hebt Chrestien besonders her- vor. Ivain nimmt Kens Pferd an sich, das er dem Könige übergibt. Der Verlauf des Kampfes hat vielen Freude bereitet: (2261) „S'an fu mout bei a

tes i ot, Et fu assez, qui dire sot: „Ahi, ahi! come or gisiez Vos, qui les autres despisiez".

Dann kommt Owein in der gleichen Ausrüstung wie einst der frühere Quellenverteidiger :

. . . ,,monte sur un cheval tout noir, vetu de paile tout noir, venant d'une allure ar- dente" (29, 27).

Kei reitet dem Ankommen- den entgegen, und der Kampf beginnt. Nach kurzem Kampfe liegt Kei besiegt am Boden.

[In der Erzählung des Kym- ren nimmt nun die folgende Handlung einen wesentlich abweichenden Verlauf. Die Kämpfe werden in den fol- genden Tagen fortgesetzt und finden ihr Ende erst in dem Zweikampf zwischen Owein und Gwalchmei (Gauvain!), dei- ja bei Chrestien. an viel

OWEIN IVA IN. 79

; späterer Stelle eingefüg-t, den I Gipfelpunkt einer ganz an- ! deren Abenteuerreihe bildet. I Über die Vor- und Nachteile < der einen oder der anderen Fassung soll hier nicht ge- rechtet werden; dies bleibe für später; im Folgenden soll vielmehr anschliefsend an den Gang der Handlung bei M. lediglich eine Gegenüber- stellung der beiden Darstel- lungen des Zweikampfes der Freunde gegeben werden.]

Nach dem für Kei gar so unrühmlichen Ausgange des Kampfes zieht man sich auf beiden Seiten zur Nachtruhe zurück.

Am anderen Morgen wagt Kei mit des Königs Erlaubnis einen zweiten Kampf mit dem Ritter, der den gleichen Ver- lauf nimmt. Nur schlägt dies- mal Owein schon kräftiger zu: . . . „il jeta un coup d'oeil sur lui; et, lui donnant du pied de sa lance sur le front, il entama heaume, coiffe, peau et meme chair jusqu'ä l'os, de toute la largeur du bout de la hampe" (30, 10).

Zum zweitenmale kehrt Kei als Unterlegener zu den Seinen zurück, und das gleiche Los ereilt auch all die übrigen Ritter, die nacheinander den Kampf wagen. So bleiben zuletzt nur noch Artus und

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WALTER OREINER.

Gwalcliniei übrig. Der König rüstet sicli schon, läfst aber dem Gefährten den Vortritt. Dieser ist so gerüstet, dafs er Owein gegenüber uner- kannt bleibt:

. . . .,coninie il etait revetu d'une couverture de paile que lui avait envoyee la fille du comte d'Anjou, lui et son cheval. personne de l'armee ne le reconnai.ssait" (30, 21).

Der Zweikampf d Mit furchtbarer Wucht stür- men die Gegner aufeinander los, sie schlagen einander schwere Wunden, die Lanzen zersplittern, und selbst als sich beide mit den Sclnvertern zu Leibe gehen, will keine Entscheidung fallen.

Nach einer kurzen Pause, die durch Versöhnungsversuche (zwischen, den um das Erbe streitenden Schwestern) aus- gefüllt wird, entbrennt der Kampf von neuem. Blutüber- strömt schlagen die beiden Ritter aufeinander los, bis des Abends Dämmern zugleich mit der völligen Erschöpfung der wackeren Streiter zur Unter- brechung zwingt.

er beiden Freunde.

Der Kampf wogt mit er- bitterter Schärfe lange Zeit unentschieden hin und hei-, bis die hereinbrechende Nacht Einhalt bietet.

Am anderen Morgen nimmt der Zweikampf seinen Fort- gang. Mächtige Lanzen („des lances epaisses", 31, 5) sind jetzt beider Streitwaffen, aber auch dieser Tag bringt keine Entscheidung. Am dritten Tage wählen beide noch schwerere Waffen :

„ils allerent au combat avec des lances solides, grosses et epaisses" (31, 6).

Bis zum Mittag vermag jeder den Angriff des Gegners abzuwehren. Dann reifsen von dem furchtbaren Anprall die Gurte beider Pferde, die Ritter

OWEIN

IVAIN.

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Ivaiii schlägt dem (legner eiuen Waffenstillstand vor, der doch für beide nichts Un- ritteiiiches in sich scliliefse: ((32o8) ,.Ja ne cuit, blasme ne reproche J aiiens. se nuiz nos depart'' und zollt seiner grolsen Tapfer- keit herzliche Worte aufrich- tiger Bewunderung. Hierauf gibt sich Gauvain zu erkennen. Ivain wird von furchtbarem Schrecken ergriffen, nach ver- zweifelten Klagen über sein Mifsgeschick nennt auch er seinen Namen und verspricht reiche Entschädigung für die ^^'unden des Kampfes.

Jeder schreibt dem andern den Sieg zu, jeder preist die ausgezeichnete Tapferkeit des Gegners; sie fallen sich voller Rührung um den Hals (6311).

Der König tritt mit seinem Gefolge zu den beiden Rittern, die noch immer, jeder für seinen Teil, ablehnen, den Gegner überwunden zu haben.

Zeitschrift f. celt. Philolog^ie XII, 1.

fallen zu Boden, t'rlieben sich aber alsbald, um den Kampf wiedei'um zu Fufs weiter- zufüiiren.

„Jamais, de l'avis des spec- tateurs, on n'avait vu deux hommes aussi vaillants, ni si forts. S'il y avait eu nuit noire, eile eüt ete eclairee par le feu qui jaillissait de leurs armes" (31, 14).

Gwalchmei verliert infolge eines heftigen Schlages des Gegners den Schutz des Visiers, so dafs sein Gesicht vor Owein oifen daliegt.

Oweins Worte sind sehr kühl gehalten:

„Sire Gwalchmei", dit alors Owein, „je ne te reconnaissais pas ä cause de ta couverlure; tu es mon cousin germain" (31, 20).

Keiner will Siegel- sein. Owein fährt fort: ,,Tiens mon epee et mes armes.'" „C'est toi qui es le maitre, Owein," repondit Gwalchmei, „c'est toi qui as vaincu; prends donc mon epee." (32, 2).

Schliefslich kommt der König herzu, dem Streit der beiden Freunde ein Ende zu machen. 6

82

WALTER GREINER.

Scliliefslicli schlichtet er ilireii (und der Schwestern) Streit.

Noch immer weigert sicli jedei-, als des aiul ereil Überwiuder zu gelten. Sie fügen sich endlich dem Urteilsspruche des Königs:

„Donnez-moi vos epees", dit Arthur, „et ainsi aucun de vous n'aura vaincu l'autre" (32, 11).

Owein begrüfst den König auf das herzlichste, und alle nehmen gern an der Freude teil:

„L'armee accourut vers eux. II eut tant de presse et de häte poiu' voir Owein et l'em- brasser, que peu s'en fallut, qu'il n'y eüt des morts. Hs passerent la nuit dans leurs Pavillons" (32, 14).

Wir hatten Chrestiens Dar- stellung verlassen an der Stelle, wo Schadenfreude über die Niederlage Keus alle be- herrscht. Ivain führt dem König das Pferd des Besiegten zu und gibt sich auf des Herrschers Wunsch hin zu erkennen. Die Nennung seines Namens löst bei allen helle Freude aus, aufser bei Keu.

Nach einer Erzählung seiner Abenteuer lädt Ivain den König samt seinem Gefolge zu sich ins Schlols ein. Der König sagt gern zu: (2308) „Li feroit huit jorz toz

antiers Enor et joie et conpaignie".

Als Artus die Absicht kund- gibt, weiter zu ziehen, bittet ihn Owein, seinem Schlofs einen Besuch abzustatten:

„II y a aujourd'hui trois ans que je t'ai quitte, et que cette terre m'appartient. De- puis ce temps jusqu'ä au-

OWEIN

IVAIN.

83

Ein Bote wii'd vorange- schickt, um die Festvoibeiei- tungen im Sclilosse zu ver- anlassen.

Einen beträchtlichen Raum nehmen bei Chrestien die lebensvollen Schilderungen des festlichen Empfang-s ein. Grofser Jubel herrscht über- all, und eine unaufhörliche Reihe glänzender höfischer Feste beginnt, der ritterlichen Minne ganzer Glanz geht von dem Leben im Schlofs aus. Aus der ganzen Schilderungs- reihe — die nichts des Aufser- gewöhnlichen bietet heraus sei nur auf ein Bild hinge- wiesen, das in der späteren Untersuchung wiederkehren wird. V. 2895— 241.-) werden Gauvain und die Zofe, die ja Lunete heilst, mit Sol und Luna verglichen, und dieser Umstand wird in Settegasts Abhandlung eingehend er- örtert.

Als die für das Königsfest angesetzte Zeit sich ihrem Ende nähert, bemühen sich die Ritter, Ivain zum Mit- ziehen zu veranlassen. Gauvain, der Sprecher der Ritterschaft, richtet an ihn ernste Worte über die Gefahr des „Verlie- gens":

jourd'hui, je prepare un ban- quet pour toi. Je savais que tu ii-ais ä ma recherche. Tu viendras donc avec moi pour te debarrasser de ta fatigue, toi et tes hommes. Vous aurez des bains" (32. 20).

M. findet sich mit dem Königsbesuch sehr schnell ab:

. . . „le festin qu'on avait mis trois ans ä preparer, ils en viurent ä bout en trois mois de suite. Jamals banquet ne leur pai'ut plus confortable ni meilleur" (32, 27).

Artus will Owein mit sich führen, um ihn an den Höfen vorzustellen:

., Arthur songea alors au depart, et envoj'a des messa- gers ä la dame pour lui de- mander de laisser Owein venir avec lui, ahn de le montrer aux gentils hommes et aux 6*

84

WALTER GREINKK.

(2484) .,Comant? Seroiz vos or

de (;aus,',

("e disoit mes sire Gauvains,

.,Qiii por lor fames valent

maiiis? Honiz soit de saiiite Marie, Qui por anpirier se marie!"

Den ununterbrochenen dring- lichen Mahnungen der Freunde kann sich Ivain doch nicht verschliefsen, er verlangt Ur- laub von seiner Dame, der ihm auch bewilligt wird. Aber nach Verlauf eines Jahres solle er wieder zurückkehren, oder : (2564) . . . „l'amors devandra

haine, Que j'ai a vos, seürs soiiez, Certes, se vos trespassiez Le terme, que je vos dirai". Ivain scheidet in grofsem Schmerze; trostlos lang er- scheint ihm die Zeit der Tren- nung. Beim Abschied gibt ihm Laudine noch einen wunderkräftigen Ring: (2604) „Prison ne tient ne sanc ne pert Nus amanz verais et leaus, Ne avenir ne li puet maus, Mes qu'il le port et chier le taingne. Et de s'amie li sovaingne Ein^ois devient plus durs que

fers. Cil vos iert escuz et haubers". Schmerzliche Szenen spielen sich beim Abschied ab, Ivain

dames de l'ile de Bretagne" (32, 30 f. j.

Die Dauer des Urlaubs be- trägt bei M. nur drei Monate.

Nur ungern gibt die Gräfin Owein frei:

„La dame le permit malgre la peine qu'elle en eprouvait" (33, 5).

[Es sei schon hier darauf hingewiesen, dafs der Ring bei M. an dieser Stelle gar nicht erwähnt wird, trotzdem aber im späteren Verlauf der Handlung auf einmal auf- taucht]

OWEIN IVAIN.

85

kaiiJi sich nicht tieiiiieii. Nur widerwillig zieht er mit: der König hat es wohl vermocht, den Leib mitzunehmen, aber das Herz bleibt bei Laudine. (2640-2666).

Der stillen Hoffnung Ivains. man werde bald zurückkehren, gibt Gauvain wenig Nalirnng; er führt Ivain von einem Turnier zum anderen: (2670) „Car as tornois s'an vont

andui Par toz les leus, ou l'an tornoie'".

Längst schon ist das eine ausbedungene Jahr des Ur- laubs verflossen, es geht schon stark ins zweite hinein. Aber immer wieder treibt Gauvain zu neuen Taten, zu neuen Tur- nieren, aus denen Ivain stets ruhmvoll hervorgeht (2684). So kommen sie nach Cestre, wo der König Hof hält. Etwas merk- würdig erscheint hier Chrestien die Angabe seiner Quelle über den Besuch des Königs: (2685) „Et dist li contes, ce me

sanble, Que li dui conpaignon an.^anble Ne vostrent an \i\e de.sQandre, Ainz firent lor paveillon tandre Fors de la vile et cort i tindrent ; Qu'onques a cort de roi ne vindrent. Eincui.'«; vint li rois a la lor''.

1 >a erinnert sich denn Ivain niit grofsem Schmerze seines

Auf einen wesentlich ab- weichenden Ton ist die ent- sprechende Stelle in M. ge- stimmt; nichts von all dem tiefen Weh, das des Franzosen Schilderungen durchzieht :

86

WALTKR OREINER.

gegebenen ^'pl•^pl(H•llells. das er mui tieulos gebrochen hat.

(2701) trespassez estoit

li termes; A graut painne tenoit ses

1er in es, Mes honte li feisoit tenir".

Ivain wird erst ans seinen» Brüten aufgeschreckt durch die Ankunft einer Botin, die geradeswegs auf ilin zureitet. Die Verse 2709/10: ,.Ne nus ne fu a son desgandre, Ne nus n'ala son cheval

prandre'*. erinnern lebhaft an die in V. 1009 beschriebenen Er- lebnisse am Königshofe. Sie entbietet allen höfischen Grufs. aufser Ivain, dem Wort- brüchigen:

(2719) „Le desleal, le tia'itor, Le man^ongier, le jeingleor".

Chrestien schiebt hier als ^^'orte der Zofe gedacht einen Exkurs über die wahre Liebe ein. von der Ivains ., leeres Gerede'- (2722) gar so weit entfernt sei. (2722 -2761).

Darauf wird Ivain im Namen der Herrin als Wortbiüchiger verurteilt und verstofsen.

Die Botin foidert von Ivain die Kückgabe des wunder- kräftigen Ringes, und Ivain fügt sich wie in einem schweren Traume (2775) ihrem Verlangen.

..Owein alla avec Arthur dans Tile de Bretagne. Vue fois arrive au milieu de ses compatriotes et de ses com- pagnons de fest ins. il resta trois annees au lieu de trois mois" (33, 6).

Macht schon die oben aus diesem Grunde wörtlich an- geführte Schilderung des Wort- bruches Oweins den Eindruck, als solle an dieser Stelle ein deutlicher Abschnitt gemacht werden, so wird dieser Ein- druck nur verstärkt, wenn man die Worte näher be- trachtet, die die Fortführung des Berichtes einleiten:

,. Owein se trouvait, un jour. ä table a Kaer Llion sur Wysc, . . ." (33, 10).

Die Beschreibung der Botin sei, der vielen charakteristi- schen Züge halber, auch hier wiedergegeben :

. . . „une jeune fiUe se pr6- senta. montee sur un cheval bi-un, ä la criniere frisee; eile le tenait par la criniere. Elle etait vetue de paile jaune. La bride et tout ce qu'on apercevait de la seile etait d'or" (33, 11).

Sie geht auf Owein zu und nimmt ihm den wie oben angedeutet an dei' ersten Stelle bei M. nicht erwähnten Ring ab mit den Worten:

OWKIN IVAIN.

87

Clirestien betont an dieser Stelle wieder wie auch bei dei- Ankunft des Fräuleins das höfische Zeremoniell: die Botin bricht alsbald auf: (2778) „Puis si coniande a Deu le roi Et toz les autres fers celui Cui ele leisse an grant enni". Ivain. der erst nach und nach gleichsam aus einer Er- starrung wieder zu sich kommt, wird von tiefer Reue und grofsem Schmerz eigiift'en; ihm steigen Fluchtgedanken auf. Verzweiflung packt ihn, er fürchtet, in der Gesellschaft der .Menschen seinen Verstand zu verlieren und stürzt von niemand aufgehalten aus ihrer Mitte hinweg. Bald liegen die Zelte weit hinter dem Flüchtling, da bricht der AVahnsinn aus: (2804) .,Lors li monta uns tor-

beillons El Chief si granz, que il j forsane". . . I In diesem Zustand zerreifst er seine Kleider und flieht immer weiter in die Einöde. sodals alles Suchen seitens der Ritter vergeblich bleibt.

Einem jungen Burschen, der im \Valde nach ^^'ild schiefst nimmt er die Waffen ab. um sich mit ihrer Hilfe seinen

.,C"est ainsi qu"on traite". dit-elle, ..un trompeur. un ti'aitre sans parole: honte sur ta barbe!'- (33, 17).

Darauf reitet sie schnur- stracks von dannen.

Nach dem Scheiden der Botin übermannt der Schmerz Owein:

..Le Souvenir de son expe- dition revint ä Owein, et il fut pris de tristesse" (33, 19). Voller Zagen und Sorgen bringt er die Nacht zu. und am anderen Morgen reift der Entschlufs in ihm, die Ein- samkeit zu suchen. M. bringt hier wieder den schon mehr- fach angeführten Ausdruck:

. . . „il alla aux extremites du monde et aux montagnes desertes" (34, 2).

Hier verwildert er voll- ständig — von dem eigent- lichen Wahnsinn erwähnt M. nichts:

... „il continua ainsi jusqu'ä ce que ses habits furent uses, et son Corps pour ainsi dire aussi; de longs poils lui pous- serent par tont le corps" (34, 3).

88

WAT/IER GREINER,

Lcbensiuiteiiiall zu efweiheii. So fiilirt er ein fast tierisches Leben im Walde, seine Kleider zerreifsen bei dem unaufhör- lichen, planlosen, nur vom Erlialtung-strieb geleiteten l^m- lierstieifen, sodafs ei'. als die erste menschliche Woh- nung ihm auf seiner Irifahrt begegnet, fast nackt ist.

Er kommt zufällig an eine Einsiedlerhütte, deren Be- wohner vor F'urcht und Ent- setzen sich in seine Wohnung einschliefst, dem Flüchtling aber doch aus Mitleid Speise und Trank durch ein kleines Fenster zukommen läfst. Die schlichte Nahrung schmeckt Ivain köstlich. Hunger ist ja der beste Koch: (2854) ... „a toz mangiers est sausse fains".

Es bildet sich zwischen beiden ein förmlicher still- schweigender Vertrag heraus: Ivain bringt dem Einsiedler das Wild, das diese)' dann zubereitet.

\A'esentlicli mehr ins ^liir- chenhafte geht die gleiche Stelle bei M.:

,.I1 fit sa compagnie des animaux sauvages, il senourrit avec eux, si bien qu'ils devin- ■^ent familiers avec lui" ('M, t3).

Das unruhvolle und un- stete Leben reibt natürlich seine Kräfte gar bald völlig auf:

„Mais il finit par s'affaiblir au point de ne pouvoir les suivre" (34. 8).

Da verläfst er denn aus freiem Entschlufs seine selbst- gewollte Verbannung und nä- hert sich wieder menschlichen Stätten. Er kommt zu einem märchenhaft schönen Garten:

„II descendit de la montagne ä la vallee, et se dirigea vers un parc, le plus beau du monde, qui appartenait ä une comtesse veuve" (34, 9).

JL

OWEIN

IVAIN.

89

Eine Damt- in Begleitung zweier Mädchen findet ihn eines Tages, als sie den Wald betreten, schlafend. Sie suchen lange nach einem Erkennungs- zeichen, bis endlich eine Narbe im Gesicht die Gewilsheit gibt, dafs der nackte Schläfer und der vielgerühmte Ivain eine Person sind. Mit dem Staunen über Tvains traurigen Zustand verbindet sich bei ihnen der Wunsch, der Held möge doch recht bald wiederhergestellt werden, um der Dame seine Hilfe aus arger Bedrängnis leisten zu können.

Die drei Frauen eilen so- gleich nach dem Schlosse, um die wunderkräftige Salbe zu holen. [Die Verwendung einer Salbe zur Heilung des Irrsinns als eines inneren Leidens steht, wie schon Hertel a. a. 0. S. 46 erwähnt, an dieser Stelle in der altfranzösischen Literatur, die sonst mehrfach Heilsalben kennt, einzig da.] Über die

1 >ie Beschreibung des Parkes wird vom Kymren man sieht nicht recht ein zu Avelchem Zwecke Aveiter ausge- sponnen:

,, Un jour. la comtesse et ses suivantes allerent se pru- mener au bord de l'etang qui etait dans le parc. jusqu'ä la hauteur du milieu de l'eau" (34, 12).

Der Eindruck, den Owein auf die Frauen macht, wird bei M. als schrecklich ge- scliildert :

. . . ..elles apergurent comme une forme et une figure d'homme. Elles en con^urent quelque crainte, mais, nean- moius, elles approcherent de lui, le täterent et l'exami- nerent" (34, 15).

Da sein Zustand gar so be- klagenswert erscheint, soll ihm schnell Hilfe werden:

„Elles virent qu'il etait tout couvert de teignes, et qu'il se dessechait au soleil" (34, 18).

Die Dame geht ins Schlofs zurück und gibt dem einen Mädchen die Salbe (..une fiole d'un onguent precieux*' 34,21), auch Kleider für den Ritter, sowie ein Rols.

90

WALTER GREINER,

Herkunft der Salbe sehe man die "Worte der Dame v. 29ö2f.: „Card'un oigneniant me sovient, Que me dona Morgue, la sage, Et si me dist, qne nule rage N'est an teste, que il n'an ost".

Das Fräulein führt auch ein prächtiges Rofs mit sich, auf welches man kostbare Ge- wänder für Owein geladen hat.

Mit der Salbe soll sie dem Schlafenden die Schläfen ein- reiben

(2970) „Les tanples solement

l'an oingne

Et le remenant bien li gart;

Qiril n'a point de mal autre

part Fors que solement el cervel".

Die Zofe begibt sich zu Ivain, verbraucht aber, dem Gebot der Herrin zuwider, die ganze Salbe:

(8000) „Les tanples et le front l'an froie Et tot le cors jusqu'a l'artoil. Tant li froia au chaut soleil Les tanples et trestot le cors, Que del cervel li issi fors La rage et la melancolie".

Hierauf verbirgt sie sich, um das Erwachen Ivains ab- zuwarten.

Alsbald erfolgt nun Ivains Heilung vom Wahnsinn: er erwacht und erkennt mit Schrecken und Scham seinen traurigen Zustand:

Die Dame gibt dann dem Mädchen Verhaltungsmafsre- geln:

„Frotte-le avec cet onguent dans la direction de son coeur. S'il y a encore de la vie en lui, cet onguent le fera lever. Epie ce qu'il fera^' (35, 3).

Das Mädchen geht nun zu dem schlafenden Owein und handelt nach dem Gebot ihrer Herrin, nur verstreicht sie den ganzen Vorrat der Salbe.

Sie zieht sich damit zurück, bringt das Pferd mit den Klei- dern in seine Reichweite und beobachtet das Kommende.

Gar bald gibt Owein Le- benszeichen von sich:

. . . „eile le vit se gratter les bras. se relever et regarder sa peau. l\ eut grande honte,

i

OWETN IVAIN.

91

(302<>) ..Mes nuz se voit come

nn ivoire.

Sa graut honte, et i)liis graut

eüst, Se il s'avauture seilst; Mes n'an set plus, que nuz se trueve". Der Versuch, sich zu er- heben, um sich zu bekleiden, scheitert an seiner grrofsen Schwäche. Die Füfse versagen ihm den Dienst, sodafs das Fräulein endlich zur Hilfe- leistung heibeieilt. Sie führt ihm ein Pferd zu. und beide reiten nach dem Schlosse, wo er freundliche Aufnahme finden soll.

tellement son aspect etait re- poussanf (35. 9).

Unterwegs wirft das Fräu- lein von einer Brücke aus die leere Salbenbüchse ins Wasser, um sich den Vorwürfen ihrer Herrin wegen ihrerVerschwen- dung zu entziehen: (3094) . . . ,.elle dira que au passer

Mit Aufgebot aller seiner Kräfte schleppt er sich zu dem Pferde hin und zieht die Kleider an. Kaum gelingt e^ ihm. in den Sattel zu kom- men. Da nähert sich das ]\lädchen zu Oweins groi'ser Freude:

„II se montra joyeux vis- ä-vis d^elle. . ." (35. 16).

Auf dem Wege zum Schlofs erfährt Owein Näheres über das umliegende Land und seine Besitzerin:

,,C'est ä uue comtesse veuve. qu'appartient ce chäteau fort lä-bas. Son mari. en mourant. lui avait laisse deux comtes. et aujourd'lmi, eile n'a plus d'autre bien que cette demeure : tont le reste lui a ete enleve par un jeune comte. son voisin. parce qu'elle n'a pas voulu devenir sa femme" (35, 17).

Oweins Entgegnung ist le- diglich: „C'est triste" (35.23).

92

WALTER GREINER,

Del pont eiiisi li meschai, Qiie la boiste en l'eve chai". Im Schlofs wird Ivain von der Herrin freundlich auf- genommen, das Fräulein aber, nach dem Verbleib der Salbe jiefragt. bringt unter vier Augen ihre Lüge an. Die Dame ist allerdings arg er- zürnt über den Verlust der Salbe, die unersetzlich sei: (3124) „Si ai perdu de mon

avoir Tot le meillor et le plus chier".

Dennoch soll Ivain nichts an guter Aufnahme und Be- handlung vermissen, da er ja eigentlich unschuldig ist: (3129)... „ce seroit trop vilains

jeus. Qui d'un domage feroit deus". So schreitet denn Ivains Besserung unter sorgsamster Pflege stetig fort: (3134) „Sei baingnent et son chipf li levent Et le fönt rere et reoigner; Car l'an li poist aupoignier La barbe a piain poing sor

la face. Ne viaut chose, qu'an ne li face".

Owein bekommt die Herrin gar nicht zu sehen;

. . . „la jeune fille le mena ä une chambre confortable, alluma du feu. et le laissa" (35, 26).

Dann begibt sie sich zur Herrin, die sie auf ihr Ge- ständnis hin nur mit leisem ^'orwurf straft:

„II m'est difficile de te faire des reproches ä ce sujet. Ce- pendant il etait inutile pour moi de depenser en onguent precieux la valeur de cent vingt livres pour je ne sais qui" (36, 3).

Owein aber, befiehlt die Dame, soll dafür nicht hülsen, er soll gut verpflegt werden.

Das tut denn das Mädchen auch :

„eile le pourvut de nourri- ture. boisson, feu, lit, bains, jusquä ce qu'il füt retabli" (36, 8).

Stilistisch bemerkenswert ist der Schlulssatz:

„Les poils s'en allerent de dessus son corps par touffes ecailleuses. Cela dura trois mois, et sa peau devint plus blanche qu'elle ne l'avait ete" (36,10).

OWEIN

TVAIN.

03

In die Zeit des Aufenthaltes Ivains fällt ein Angriff des Grafen Alier auf das Schlofs. Die Bewohner eilen zu den Waffen, um das Besitztum der Heirin vor Plünderung und Zerstörung- zu schützen.

Ganz ähnlich wie an einer früheren Stelle (21, 24 und si)äter) leitet M. die Aliei- Episode ein:

..Un jour. Owein entendit du tumulte dans le chäteau. et un bruit d'armes ä l'in- terieur" (30. 14).

Darauf heilst es wieder genau wie oben:

„II demanda ä la pucelle ce que signifiait ce tumulte" (36, 16).

Owein, der hier im Gegen- satz zu der französischen Fassung selbst die Initiative ergreift, bittet um ein Pferd, das ihm auch bewilligt wird. [. . . „les meilleures (cheval et armes) du monde", heilst es wieder.] Ein weiterer Paralle- lismus mit der schon hier mehrmals herangezogenen Stelle aus der Quellen fahrt findet sich in den folgenden Worten. Wie der Herr des gastlichen Schlosses lächelt,

„11 me regarda et sourit" (9, 3), als Kynon seinen Plan vorträgt, so lacht auch die Gräfin:

„La comtesse se mit ä rire'' (36, 27) als sie von Oweins Kampfesmut hört.

Schliefslich könnte man in diesem Sinne auch noch die Beschreibung des Pferdes in beiden Fassungen anführen. Hier wie dort erhält der Ritter

94

WALTER OREINER.

an der ersteren Stelle allerdings als Trost für sein Mifsgeschick ein prächtiges Rofs, dessen Schönheit jedes- mal über alles bisher Da- gewesene hinaus erhüben wird:

... „je ne le dounerais pas encore pour le meilleur pa- lefroi de l'ile de Bretagne'" (15, 11) und

... „il n'en a, assureraent, jamais eu eu sa possession de pareils" (36, 29).

Owein erhält nun das Rofs. Vielleicht darf man in den Worten der Gräfin

„J'aime mieux qu'il les prenne que de les voir devenir la proie de mes ennemis, deraain, malgre moi, et cepen- dant je ne sais ce qu'il veut en faire'- (36, 30)

die sonst nicht recht ver- ständlich sind, da doch die Zofe von den Kampfesabsichten Oweins berichtet hat (36,26), eine weitere Parallele sehen und zwar zu den Worten des gastlichen Ritters:

... „si je ne croyais qu'il düt t'en arriver trop de mal, je t'indiquerais ce que tu cherches" (9, 4).

Und endlich sei noch das Aussehen des Pferdes selbst in beiden Stellen herangezogen, womit diese Gegen überstellung, auf die zurückzukommen später Gelegenheit sein wird, beendet

OWEIN

IVAIN.

05

Ivain, dessen Kräfte unter der vorzüglichen Pflege zurück- gekehrt sind, vollbringt im Kampfe, an dem er sogleich teilnimmt, Wunder der Tapfer- keit, die die Dame vom Turm aus mit Bewunderung verfolgt: (3235) „Onques ne fist de Du- randart Rolanz des Turs si graut essart An Roncevaus ne an Es- paingne".

sei. Die beiden Stellen lauten:

. . . „un palefroi brun funce, ä la criniere toute rouge, aussi rouge que la pourpre, com- pletement equipe" (15, 5) und

. . . „un gascon noir, parfait, portant une seile de hetre, et une armure complete pour cheval et cavalier" (37, 4).

Mit zwei Knappen als Be- gleitern bricht Owein nach dem feindlichen Heer auf, dessen Gröfse ganz aufser- ordentlich ist:

„En arrivant devant Tarmee du comte, ils ne lui virent ni commencement ni fin" (37, 8).

[Man vergleiche hierzu die schon oben angeführte Stelle:

„II ne vit ni commencement ni fin aux troupes qui rem- plissaient les rues" (22, 9)].

Owein läfst sich den Stand- ort des Grafen bezeichnen, schickt die Knappen zurück und stürmt zum Angriff vor.

pfi

WALTEK n REINER.

Alieis Leute werden zui ück- gesclilageii, dieser selbst, der sich zur Flucht wendet, wird j in der Nähe seines Herren- hauses (recet 3277) gefangen g:enomnien.

Er mufs versprechen, sich I in die Gefangenschaft der „dame de Noroison" (3287) zu : begeben, dann führt ihn Ivain der Schlolsherrin zu.

Der Graf verpflichtet sich, von weiteren Angriffen auf das Land abzustehen, zudem den an ihrem Eigentum Ge- schädigten vollen Ersatz zu- kommen zu lassen. Damit gibt sich denn Ivain zufrieden und bricht auf.

Die Herrin ist über sein plötzliches Scheiden sehr er- zürnt, hat sie doch den treff- lichen Helden sich zum Gemahl ersehen; ihie bewundernde Zuneigung wandelt sich in Hafs, als sich Ivain durch nichts von seinem Entschlüsse abbringen läfst. Er reitet als- bald fort.

In einem Walde wird Ivain durch ein lautes Schmerzens- geschrei aus seinen Gedanken aufgeschreckt.

Der (Gegner wird von Owein alsbald aus dem Sattel gehoben, dann als Besiegter zum Schlofs gebracht:

„En depit de toutes les difficultes, il arriva avec le comte au portail, aupres des ecuyers" (37, 19).

Owein übergibt seinen Ge- fangenen der Herrin mit den Worten :

„Tiens. voici, l'equivalent de ton onguent beni" (37, 22).

Nachdem dieser noch reich- liche Bufse versprochen liat:

„Pour avoir la vie sauve, le comte rendit ä la dame ses deux comtes; pour avoir la liberte, il lui donna la moitie de ses domaines ä lui, et tout son or, son argent, ses joyaux et des otages en outre ainsi que tous ses vassaux"(87,24f.).

Dann scheidet Owein vom Hofe der Dame.

Diese bittet ihn, zu bleiben und bietet ihm Hand und Herrschaft an alles ist ver- geblich. Owein reitet fort. Der Ausdruck ist wieder der schon mehrfach angeführte:

(Owein) . . . ,,se dirigea vers les extremit^s du monde et la solitude" (37, 30).

Owein hört einen Schrei, der sich noch zweimal wiederholt:

... .,il entendit un cri de douleui' dans un bois, puis un

J

OWEIN IVAIN.

97

In einer Scliliiclit (3342) . . . ,,une parfonde gau-

dine " findet er einen gar seltenen Kampf: eine Schlange ringt mit einem Löwen: (3348) ..Vit un Hon an un

essart Et un serpant, ([ui le tenoit Par la coe et si li ardoit Trestoz les rains de flame ardant''.

Nach kurzem Überlegen, wem er helfen solle, dem be- drängten Löwen oder der feuerspeienden Schlange, zieht er sein Schwert und geht dem Reptil zu Leibe, das er bald völlig zerstückelt; leider hülst der Löwe ein Stück seines Schweifes ein.

Nun erwartet Ivain den Angriff des Löwen, dem er doch neuen Schmerz bereitet hat, aber es geschieht ein Wunder :

(3392) „Oez, que fist li lions donques!"

Der Löwe kommt auf Ivain

Zeitschrift t. celt. Philolog-ie XII. 1.

[ second. puis un troisi^me" I (38, 2).

j Der Ursache nachgehend ! findet er

„une eminence rocailleuse au milieu du bois, (also wieder eine clairiere, ein tertre, wie später zu erörtern sein wird) et un rocher grisätre sur le penchant de la colline'" (38, 4).

In einer Felsspalte „dans une fente du rocher" liegt eine Schlange mit einem Löwen im Kampfe.

Hervorgehoben sei hier noch, dafs M. die Farbe des Löwen als schwarz angibt (un Hon tout noir 38, 8).

„Chaque fois que le Hon essayait de s'echapper, le ser- pent s'elangait sur lui et le mordait" (38, 8).

Owein schlägt mit furcht- barem Hieb die Schlange mit- ten entzwei, dann reinigt er sein Schwert.

98

WALTER GREIN KR,

ZU, dem er sich unter Tränen der Rührung ergibt: (3400) . . . „tote sa face moilloit De lermes par humilite"

Ivain trocknet sein Schwert und zieht weiter.

Der Löwe begleitet ihn ständig und sorgt durch Er- jagen von Wild für Lebens- unterhalt. So führen beide ein gemeinsames Leben, der Löwe erhält von Ivain seine Nalirung und bewacht Ritter und Rofs zur Nachtzeit.

So ziehen sie umher und kommen eines Tages durch Zufall an die Gewitterquelle, (3490) „Tant qu'avauture a la

fontainne Dessoz le pin les amena", die natürlich in Ivain all den Jammer über sein Geschick Wiederaufleben lälst; er zieht sich, als er vor Schmerz zu- sammenbricht, durch einen un- glücklichen Zufall eine Wunde mit seinem Schwerte zu.

Der treue Löwe mag nach diesem vermeintlichen Selbst- mord seines Herrn nicht weiter- leben, sein alsbald unternom- mener Versuch, auch sein Leben zu enden, wird noch im letzten Augenblicke durch Ivains Erwachen aus der Ohn- macht vereitelt. Ivain bricht nun in verzweifelte Klagen aus über sein verpfuschtes Leben (—3562).

Beim Weiterziehen sieht er, wie der Löwe nicht von seiner Seite w^eicht:

. . . „il vit le Hon le suivre et jouer autour de lui comme un levrier qu'il aurait eleve lui-meme" (38, 14).

Owein läfst den Löwen an der herbeigeschafften Nahrung teilnehmen, sodals sich zwi- schen beiden ein förmlicher Vertrag herausbildet.

i

OWETN

IVAIN.

99

Von der nahen Kapelle aus, die ja schon bei der früheren Beschreibung der Quelle er- wähnt wurde (v. 393, 4), hat eine arme Gefangene Ivains Klagen mit angehört und ruft ihn nun an:

(3573) „Je sui". fet ele, „une

cheitive,

La plus dolante riens qui vive".

Sie klagen nun beide um die Wette; jeder nimmt das grüfsere Leid für sich in An- spruch. Das Fräulein berichtet von ihrem traurigen Los: (3595) . . . „demain serai ceanz

prise Et livree a mortel juise".

Noch immer setzt Chrestien das Kunstmittel des Streites der beiden um das traurigste Geschick fort und läfst so die Gefangene ihre ganze Lei- densgeschichte nach und nach aufrollen. Der Grund ihrer Einkerkerung sei, dafs man sie des Verrates bezichtigt habe. Die Hoffnung, die ihr der Ritter bezüglich ihrer möglichen Befreiung macht,

Die Weiterführung der Er- zählung des Kymren wird nun mit einer überaus bezeichnen- den Stelle eingeleitet:

„Pendant qu'il etait ainsi occupe, il entendit un grand gemissement, puis un second, puis un troisieme. tout pres de Uli" (39, 1).

Auf Oweins Fragen gibt sich die eine nähere An- gabe über den Ort ihrer Ein- schliefsung fehlt völlig Ge- fangene alsbald zu erkennen:

„Je suis Lunet, la suivante de la dame de la Fontaine" (39, 5).

100

WALTER GREINER,

weist sie zurück: nui- zwei Menschen gibt es. die ihr helfen können: (3625) ,,Li uns est mes sire

Gauvains, Li aiitre est mes sire Ivains", und gerade um diesen letz- teren dulde sie eigentlich so Schweres. Da gibt sich denn Ivain zu erkennen und ver- mutet mit Recht in der Ge- fangenen die hilfreiche Lunete. Sie erzählt nun ihr Schicksal seit Ivains Fortzug:

Sein Wortbruch hatte die Herrin in argen Zorn und glühenden Hafs versetzt.

Der Seneschall, der ihr schon längst die Vertrauensstellung bei der Herrin nicht gönnte, erreichte durch Int riguen leicht ihre Gefangennahme. Findet sie innerhalb der gestellten Frist keinen Verteidiger, so soll sie den Tod erleiden.

Schuld an allem trage nur der Ritter, der vom Artushofe her gekommen sei, ihre Herrin geheiratet und dann treulos verlassen habe. Ihrem An- denken ist er noch heute teuer:

„C'etait pour moi un ami, celui que j'aimais le plus au monde" (39, 11).

Als sie den Ritter eines Tages gegen die Verleumdun- gen zweier Kammerdiener ver- teidigt habe, sei sie der Frei- heit beraubt worden. Wenn nicht der Ritter, der alles verschuldet habe, am fest- gesetzten Tage selbst zu ihrer Verteidigung erscheine, sei ihr Leben verwirkt. Ihre Hoffnung ist gering, da sie niemand hat, Owein zu suchen. Aber ihr Vertrauen auf ihn ist uner- schütterlich:

„Es-tu süre que si ce Cheva- lier le savait. il viendrait te

OWEIN

IVAIN.

101

defeiidre? „J'en suis süre par moi et Dieu" (30. 21).

All ihr Suchen ist bisher vergeblich gewesen, auch am Artushofe habe man ihr nicht helfen können, da Gauvain nach der entführten Königin fahnde.

Unter der Bedingung, dafs er unerkannt bleibt, sichert ihr Ivain seinen Beistand zu, und die Zofe entlälst ihn mit herzlichen Wünschen für das Gelingen des Rettungswerkes.

Ivain bricht nun mit dem Löwen auf und gelangt zu einem befestigten Haus. Die

Owein teilt sein Mahl mit der Zofe, und sie plaudern bis zum Moi'gen. Auf seine Frage hin weist ihm das Mädchen den Weg nach einem Quartier. Die Beschreibung des Weges, der wieder von der Quelle ausgeht, sei hier, der Ähnlichkeit mit den ent- sprechenden Stellen in Kynons und Oweins Quellenfahrt we- gen, angeführt:

. . . „va lä, ä la traverse, suis le chemin le long de la riviere, et, au bout de peu de temps, tu verras un grand chäteau surmonte de nom- breuses tours. Le comte ä qui appartient le chäteau est le meilleur homme du monde pour ce qui est du manger" (40,11).

Während der Nacht hat der Löwe treulich Wacht gehalten:

„Jamais guetteur ne veilla aussi bien son seigneur que ne fit le lion pour Owein, cette nuit-lä" (40, 7).

Der Weisung des Mädchens folgend, gelangt Owein zum Schlofs.

1('2

WALTER GREINER,

Kiiapiieii, die ihm zum Empfang entgegeneilen, weichen ent- setzt vor dem Löwen zurück. Ilir Verlangen, der Ritter möge doch das Tier draufsen lassen, schlägt Ivain mit der Zusicherung völliger Harm- losigkeit des Löwen ab. Die Begriifsung seitens der Schlols- bewohner ist überaus herzlich, und für einige Zeit hei-i'scht eitel Jubel und Freude.

Doch bald tritt der Aus- druck schweren Kummers an die Stelle des Jubels; die Furcht vor einem unmittelbar bevorstehenden Schrecknis bannt schnell alle Fröhlichkeit: (3826) ... „d'une avanture s'es- maient. Qu'il atandent a l'andemain".

Der Löwe folgt ihm zahm, doch erweckt er überall Furcht:

,.Le lion alla se coucher ä l'ecurie du cheval; aussi per- sonne de la cour n'osa ap- procher de celui-ci" (40, 14).

Owein wird sehr gut auf- genommen :

„On soigna parfaitement son cheval, et on mit de la nourri- ture en abondance devant lui" (40, 12).

Bei der Beschreibung des Mahles fehlen nicht die ty- pischen Worte:

„Nulle part, assurement, Owein n'avait vu un Service aussi bien fait que (40, 16).

Unsägliche Traurigkeit la- gert aber auf allen Gesichtern:

„Mais chacun des habitants etait aussi triste que la mort" (40, 17).

Am Mahle nimmt der Schlofs- herr nebst seiner schönen Tochter teil:

„Jamals Owein n'avait vu une pei'sonne plus accomplie qu'elle" (40,20).

Der Löwe legt sich während des Mahles zu Oweins Füfsen und bekommt ebenfalls seinen Anteil.

Das einzig Störende ist die Leichenbittermiene der Tisch- genossen :

OWEIN IVAIN.

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Ivain erhält auf seine teil- nehmende Frage nach dem Grunde der Bestürzung als- bald den folgenden Bescheid:

Die schwere Bedrängnis rührt her von einem Riesen, Harpin de la Montaingne, der des Schlofsherrn schöne Toch- ter begehrt und diesem als Raclie für deren Verweigerung ständig schweren Schaden zu- fügt. Audi die sechs Söhne des Schlofsherrn, die in der Blüte ihrer Jugend stehen (3863) . . . „sis fiz Chevaliers

avoie, Plus biaus el monde ne savoie" hat er geraubt; zwei haben schon den Tod von ihm emp- fangen, und die übrigen werden morgen ihr Leben lassen müs- sen, wenn nicht ein Vertei- diger sich findet oder wenn nicht ihre Freiheit mit der Preisgabe der Tochtei- erkauft wird. Keinen Tag sind sie bis- her \ov dem Wüten des Riesen (jaianz 3856) sicher gewesen.

„Le seul defaut qu'Owein trouva lä, ce fut la tristesse des habitants" (40, 24).

Auch hier schweigt man wieder bis zur Mitte des Mahles, wie schon an den früheren Stellen (8, 18 und 17, 7):

„Au milieu du repas, le comte souhaita la bienvenue ä Owein" (40, 25).

Owein fordert zum Froh- sinn auf:

„II est temps pour toi" dit Owein, „d'etre joyeux" (40, 26) und erhält sogleich einen Bericht über die Ursache des Schreckens:

Ein Ungeheuer

[. . . „un monstre, qui tue les hommes et les mange". . . (41,2).

„II a figure d'un liomme. mais pour la taille, c'est un geant" (41, 6).] aus dem Gebirge habe seine beiden Söhne auf der Jagd geraubt und drohe mit deren Ermordung vor den Augen des Vaters, wenn nicht ihm die Tochter ausgeliefert werde.

Owein hat auf alles dies nur wieder (man vergleiche die Erwiderung auf die Schil- derung von der Notlage der verwitweten Gräfin 35, 23) die Antwort:

„C'est. assurement. triste". (41, 7).

101

WALTER GREINER.

Auf Ivaiiis Vorwürfe, warum er sich denn nicht an des Königs Artus Hof gewandt habe, erwidert der Schlolsherr, dai's ja niemand wisse, wo der treffliche Gauvain sei, der den Entführer der Königin suche. Ivain, der ja, yne wir wissen, am gleichen Tage noch eine grofse Waffentat vorhat, ver- spricht Hilfe zu leisten und hält sein Wort auch der Mutter (einerSchwesterGauvains 3983) und der Tochter gegenüber. Zur Charakteristik seines schon mehrfach angedeuteten ritterlichen Sinnes dienen die Verse 39781, in denen er den Dank der Unglücklichen ablehnt. Da kehrt denn wieder Hoffnung und Freude ins Schlof s ein ; es folgt die Nacht- ruhe. Bezeichnend für den höfischen Dichter ist der Ex- kurs 4000 f., in dem erörtert wird, dafs Ivain doch nichts Unmögliches versprochen hat,

Auf die Frage, wofür er sich denn nun entscheiden wolle, entgegnet der Schlols- herr, dafs er lieber die Söhne opfere als die Tochter ge- schändet sehe:

„Je trouve, en verite, plus digne de lui laisser detruire mes ftls qu'il a eus malgre mor, que de lui livrer. de ma main, ma fille pour la souiller et la tuer'- (41, 9).

Etwas unvermittelt da doch Owein noch gar nicht sich zur Hilfeleistung ver- pflichtet hat kommen mir die Worte vor:

„Et ils s'entretinrent dautres Sujets" (41, 12).

Owein bleibt die Nacht im Schlofs.

OWEIN IVAIX.

105

wie es zunächst scheinen mag. Denn wenn der Riese früh am Morgen kommt, bleibt dem Helden noch Zeit genug, die Rettung der Lunete auszu- führen.

Am anderen Morgen warten sie lange vergeblich auf das Erscheinen des Riesen; als die Zeit der Messe und des Kirchen- gebetes vorbei ist, teilt Ivain den Schlofsbewohnern seinen unerschütterlichen Entschlufs zum Weiterzug mit; eine ernste Pflicht rufe ihn weg. Diese Nachricht weckt natürlich bei allen neue Bestürzung, wieder dringen sie in ihn, und Ivain steht in furchtbarem Seelen- kampfe unentschlossen da, aus dem er erst durch das plötz- liche Erscheinen des Riesen erlöst wird.

Chrestien gibt bei M. tiu- det sich nichts dergleichen eine nähere Beschreibung des gräfslichen Zuges.

Der Riese führt die Jüng- linge mit sich, die er grausam mifshandelt: (4092) ... „a son col un pel

tenoit Grant et quarre, agu devant, Dont il les botoit mout sovant".

Diese selbst sitzen, elend bekleidet, auf Schandmähren, und ein tückischer Zwerg fol- tert sie unaufhörlich:

Am andern Morgen kündet schreckliches Getöse das Nahen des Riesen (man vergleiche wieder den typischen Aus- druck!):

,,Le lendemain, ils enten- dirent un ])ruit incroyable: c'etait le geant qui venait avec les deux jeunes gens'' (41. 14).

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WALTER GREINER,

(4106) „N'onques ne les finoit

de batre

D'une corgiee a quatre neuz,

Don mout cuidoit faire que

preuz ; Si les batoit si qu'il seiguoieiit". Vor der Burg angekommen, wiederholt der Riese seine grausamen Bedingungen, die den unglücklichen Vater in hellen Grimm und furchtbare Klagen ausbrechen lassen. Ivain bereitet sich zum Kampf und zieht unter den Segens- wünschen aller hinaus. Auf die hohnvollen Schmähreden des Gegners läfst sich Ivain gar nicht ein; er schlägt dem Gegner schlimme Wunden, bricht aber selbst unter den schrecklichen Streichen des Riesen zusammen. Da greift der Löwe in den Kampf ein, um seinem Herrn zu helfen.

Owein bricht mit dem treuen Löwen zum Streite auf.

Der Löwe beteiligt sich von Anfang an am Ringen, und zwar, wie es heilst:

„Le lion se battait avec lui avec plus de succes qu'Owein". (41, 21).

Auf das voller Hohn ge- äufserte Verlangen des Riesen sperrt Owein den Löwen ins Schlols ein und begibt sich alsbald zur Fortsetzung des Kampfes, die vom treuen Tiere, das den Verlauf beobachten kann, mit wütendem Gebrüll begleitet wird. Als der Löwe seinen Herrn in furchtbarer Bedrängnis sieht, überspringt er die trennenden Mauern und eilt ihm zu Hilfe.

OWEIN

IVAIN.

10^

Schwere Wunden bringt er dem Riesen bei. und ein mit übermenschlicher Kraft ge- führter Hieb Ivains läfst ihn endlich tot zusammenbrechen. Durch das Getöse seines Falles erschreckt, eilen die Burg- bewohner herbei, und eitel Freude herrscht über den glücklichen Ausgang. Ivain fordert, die Geretteten sollen sich mit dem tückischen Zw^erg als Beute Gauvain vorstellen: (4280) ,,Car por neaut fet la

bonte, Qui ne viaut qu'ele soit seüe'"', und auf die Frage nach seinem Namen nennt er sich den „Löwenritter":

(4291) . . . „li Chevaliers au Lion Vos dis, que je avoie non".

Nun gibt es für Ivain keinen Aufenthalt mehi-; trotz aller Bitten eilt er fort, die Zofe zu retten. Das Anerbieten des Schlofsherrn, die Söhne als Waffengenossen mit sich zu nehmen, lehnt er ab, allein mit seinem Löwen macht er sich auf den Weg.

Er kommt gerade im Augen- blicke höchster Not an. Der Richtprozefs ist bereits im Gange; man hat die Gefan- gene schon aus der Kapelle herausgeführt, entkleidet und gefesselt, um sie den Flammen zu übergeben.

Das Vertrauen auf seine gute

Den mächtigen Streichen des Löwen erliegt der Gegner bald; er sinkt tot zu Boden.

Nun gibtOwein dem Schlofs herrn seine Söhne wieder.

Owein weist alle Bitten, doch noch zu bleiben, zurück und eilt zur Befreiung der Lunete.

Bei seiner Ankunft an der Richtstätte ist der Scheiter- haufen bereits entzündet, eben schleppt man das Opfer herbei:

. . . „deux beaux valets bruns, aux cheveux frises, amenaient la pucelle pour 1'}' jeter- (42, 7).

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WALTER ORKINER,

Sache gibt ihm Mut, er stürzt eilends vorwärts und erhebt mit lauter Stimme Einspruch gegen die Ungerechtigkeit. Er sieht Lunete, die bereits ganz in ihr trauriges Los ergeben ist, und fragt sie nach den Anklägern. Diese sind Keu und seine beiden Brüder, auf deren höhnische Reden hin Ivain die Verteidigung der Zofe alsbald übernimmt. Der von Keu gestellten Bedingung, der LöAve dürfe nicht am Kampfe teilnehmen, unterwirft sich Ivain sogleich.

In sinnloser Wut stürmen die drei Gegner auf Ivain los, in blindem Eifer zersplittern sie ihre Lanzen. Dem beson- neneren Ivain gelingt es, den Seneschall durch einen mäch- tigen Stols mit der Lanze zu Boden zu werfen, wo er re- gungslos liegen bleibt. Noch immer hat sich Ivain der wütenden Streiche der beiden anderen Gegner zu erwehren, und als dann noch derSeneschall, der sich von seiner Betäubung erholt hat, wieder in den

Auf die Frage Ivains berufen sie sich auf den bestehenden Vertrag; die Frist sei abge- laufen und der Retter Owein nicht erschienen. Oweins An- trag, für den Fehlenden ein- treten zu dürfen, wird an- genommen.

So beginnt denn der Kampf; Owein hat schweren Stand gegen die beiden Gegner, so dafs der Löwe wieder ein- greift Auf ihr Verlangen sperrt er das Tier in die Kapelle ein, deren Ausgang er mit Steinen verrammelt.

TVAIN

OWETN.

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Kampf eingreift, scheint der Retter zum grofsen Schmerz der Umstehenden verloren.

Da verläfst der Löwe sein «Jefängnis und stürzt sich zu- nächst auf Ken. der bald mit tödlichen Wunden am Boden liegt. Der treue Löwe, dem die beiden Überlebenden schwere Wunden zufügen, wird wieder von Ivain unterstützt, und die Gegner eigeben sich.

[Auf einen Parallelismus möchte ich aber an dieser Stelle doch noch aufmerksam machen. Es handelt sich um die Beschreibung der Wunden, die der Löwe schlägt. Die ent- sprechende Stelle bei M. ist dem unmittelbar vorhergehen- den Kampfe mit dem Riesen entnommen:

(Der Löwe) (4526) „Fet del hauberc voler les mailies. Et contre val si fort le sache, Que de l'espaule li esrache Le tandron atot le coste. Quanqu'il ataint l'an a oste Si que les antrailles li perent".]

Nicht nur der wackre Strei- ter selbst, auch der Löwe hat schwere Wunden erlitten, aber Lunete ist frei: (4576) „Ore est Lunete bau- de et lies, Quant a sa dame est acordee.

Owein gerät trotz tapfer- sten Wehrens durch die Über- macht der Gegner in arge Bedrängnis, sodafs der den Kampf wiederum beobachtende Löwe seineu Kerker abermals sprengt, um Hilfe zu leisten. In kurzer Zeit liegen die Gegner von des Löwen Streichen niedergestreckt, am Boden.

(Le Hon) „donna, sur l'epaule du grand homme, un tel coup de griffe, qu'il le dechira jusqu'ä la jointure des deux hanches, et qu'on voyait les entrailles lui sortir du corps" (41, 301).

M. leitet hier den Abschlufs des Abenteuers ein:

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WALTKH GREINER,

Si ont tel joie demenee. Que iiule jtiiiz si graut iie firent". Die beiden Gegner Ivains werden zum Feuertode ver- urteilt, „und das mit Recht!" sagt Chrestien: (4572) „Car ce est reisons de

justise, Que eil, qui autrui juge a tort, Doit de eele meisme mort Morir que il li a jugiee".

(."est ainsi qu'ils sauv^rent Lunet du feu" (43, 2).

Bei M. schliefst hier die eigentliche Handlung, und die folgenden Zeilen sind ganz ihrer Form und ihrem Inhalt nach auf den Ton gestimmt, in den die meisten unserer Volksmärchen ausklingen:

„Owein et Lunet allerent ensemble aux domaines de la Dame de la Fontaine; et quand Owein en sortit, il emmena la dame avec lui ä la cour d' Arthur, et eile resta sa femme tant qu'elle vecut"(43,3).

Auf das Schicksal der nun doch verwaisten Quelle wird mit keinem Worte Bezug genommen. Dieser Umstand wird für die Beweisführung mit heranzuziehen sein.

Mit diesem Abenteuer, nach dem also Owein die Versöh- nung mit seiner Dame erlangt, schliefst die eigentliche Hand- lung der kymrischen Erzäh- lung. Die noch folgende dem Chrestienschen „Pesme

IVAIN

OWEIN.

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Eitel Jubel imd Freude herrscht nun über das Gelin- gen des Rettungswerkes, wieder wird der gefeiei'te Held zum Verweilen eingeladen. Alles lehnt er ab; er kennt nur das eine Ziel: Die Versöhnung mit Laudine.

Um nun die weitere Aus- spinnung der Handlung zu rechtfertigen, greift Chrestien zu einem Kunstmittel. Laudine selbst, die den ßetter der Zofe, der sich „der Löwen- ritter" nennt, nicht erkennt, bittet ihn, zu bleiben. Seine Strafe sei doch nun verbüfst, meint sie. Aber alles ist ver- gebens, und so läfst sie denn Ivain weiterziehen, der ihr im Augenblick des Scheidens noch eine ziemlich deutliche An- spielung auf beider Verhältnis zuruft : (4632) „Dame, vos an portez

la clef, Et la serre et l'escrin avez, Ou ma joie est, se nel savez".

In grofser Besorgnis scheidet Ivain vom Hofe: Lunete. die

Avanture" entsprechende Schilderung von Abenteuern ist durch die oben angeführten Schlufs Worte deutlich als Epi- sode gekennzeichnet. Von ihr und über Vor- und Nachteile einer jeden der beiden Fassun- gen wird an späterer Stelle zu handeln sein.

112

WALTER OREINEE,

ihn ja allein kennt, nmls Schweigen geloben. Grofse Sorge bereiten Ivain die Wun- den des Löwen, die das wackere Tier so geschwächt haben, dafs er es weich gebettet auf seinem Schild tragen muls.

Das nun folgende Abenteuer, das die Entscheidung des Erb- streits der beiden Sch^^'estern (der Töchter des Herrn de la Noire Espine) zum Gegenstand und den schon oben der kym- rischen Fassung gegenüber- gestellten — Zweikampf Ivains mit Gauvain zum dramatischen Höhepunkt hat, ist nun aus- schlielsliches Eigentum des Romans. Ihm entspriclit im Mabinogi rein nichts. Die Handlung sei in den folgenden Zeilen in grolsen Zügen um- rissen. Bemerkt sei noch, dals in den Rahmen dieses Aben- teuers Chrestien die schon oben erwähnte vom Kymren als völlig losgelöste Episode behandelte Geschichte vom „Chastel de Pesme Avanture" eingefügt hat.

Voraus geht Ivains Unter- kunft in dem Schlosse eines gastfreien Ritters, wo seinen und des Löw^en Wunden die sorgsamste Pflege zuteil wird.

Dann (4703 f.) beginnt die Schilderung des eigentlichen Abenteuers, die sich über 400 Verse erstreckt.

OWEIN

IVAIN.

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Nach dem Tode des „Herrn vom Schwarzeil Dorn'" ist ein wilder Streit um Nachfolge und Erbe zwischen den beiden Töchtern entbrannt. Die ältere sucht am Königshofe Schutz* und Beistand und findet Gau- vain, der inzwischen zurück- gekehrt ist, als Streiter für ihre Sache, die andere macht sich auf die Suche nach dem „Löwenritter'', dessen Ruhm die ganze Welt erfülle und den zu finden ihr nach vielen Mühen endlich auch mit Hilfe der Lunete gelingt.

Auf dem Wege Ivain ist alsbald zur Hilfeleistung be- reit — gelangen sie an das grausige Schlofs, das „Chas- tel de Pesme Avanture".

Ein sonderbarer Empfang wird ihnen hier zuteil: alle Leute, denen sie begegnen, warnen ängstlich vor dem Be- treten des Schlosses, besonders eindringlich sind die Mahn- worte einer alten Dame, die ihm von der schlimmen „co- stume" berichtet. Doch alle Warnungen sind vergeblich; Ivain und der Löwe folgen dem Pförtner ins Schlofs.

Ivain gelangt in einen wei- ten Saal, die Arbeitsstätte der Seidenweberinnen, die nahezu dreihundert an der Zahl (5194) mit kostbarer Arbeit beschäftigt sind.

Zeitschrift f. celt, Pliüolögie XII, l.

M. leitet seinen Bericht mit einer kurzen Zusammenfassung des Ganzen ein:

„Alors il (Owein) prit le chemin de la cour de Du Traws (le Noir Oppresseur), et se battit avec lui. Le lion ne quitta pas Owein avant qu'il ne l'eüt vaincu" (43, 8).

Im Saale des Schlosses sieht Owein 24 Frauen von be- rückender Schönheit :

„vingt-quatre femmes, les plus accomplies qu'il eüt jamais vues" (43, 12).

8

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WALTER «REINER,

In ihrem Äufseren bieten sie den Anblick äigster Dürf- tigkeit: (5199) ... „desliees et des-

^aintes An i ot de povrete maintes, Et as memeles et as cotes Estoient lor cotes derotes Et les chemises as cos sales".

Hunger und Not stehen auf ihren Gesichtern geschrieben, und der Anblick Ivains läfst sie alsbald in Tränen und Klagen ausbrechen.

Der Pförtner schilt und bedroht Ivain heftig; da er ablehnt, auf des Ritters Frage hin nähere Auskunft über das Schicksal der Mädchen zu geben, sucht Ivain selbst sich Klarheit zu verschaffen. Er wendet sich an die Arbeite- rinnen selbst und erhält fol- genden Bescheid:

(52561) Vor langen Jahren sei einmal der König der Jung- fraueninsel auf einer For- schungsreise auch zu diesem Schlols gekommen. Den Kampf mit den das Schlofs bewoh- nenden Teufelssöhnen (5271) . . . „deus fiz de deable, Si nel tenez vos mie a fable!" fürchtend, erklärt sich der tölpelhafte König zu jedem Tribut bereit. Man einigt sich nun auf dreifsig Jungfrauen während jedes Jahres der Lebensdauer der beiden Un-

Aber ihr Aussehen ist über- aus ärmlich und spricht von bitterer Not:

„Elles n'avaient pas, sur elles toutes, pour vingt-quatre sous d'argent, et elles etaient aussi tristes que la mort" (43, 13).

Auf seine Frage nach dem Grund ihres Schmerzes be- richten sie ihm:

Sie sind mit ihren Männern einst hierhergekommen und freundlich aufgenommen wor- den. Dann, während man sie in einen Zustand der Bewufst- losigkeit versetzt habe, seien ihre Gatten getötet, sie selbst aber all ihrer Habseligkeiten beraubt worden. Die Leichen der Gemordeten aber finden sich mit vielen anderen Op- fern zusammen noch im Schlols,

OWEIN

IVAIN.

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getüme. Am selben Tage, an dem diese den Tod erleiden, ist auch die Stunde ihrer (der Mädchen) Befreiung gekom- men. Aber ihre Hoffnung ist fast geschwunden. Die beiden Ungetüme knechten sie schwer, kläglich ist der Lohn ihrer Arbeit. Und stets packt sie neuer Schmerz, wenn ein neues Opfer das Schlofs betritt, denn noch keinem der zahlreichen Ritter ist es geglückt, den Kampf mit den Ungetümen lebend oder gar als Sieger zu überstehen.

Alles das hat sich auf einem Hof (prael 5191, 5228) ab- gespielt; die Burg selbst ein vielleicht nicht zu unter- schätzender Zug ist voll- ständig menschenleer: (5347) „Lors va tant, qu'il vint an la sale, N'i trueve jant buene ne male".

Hierauf gelangt Ivain in einen Garten, sein „Gefolge" (5360) „Mes sire Ivains el vergier antre Et apres lui tote sa rote", womit doch eigentlich nur das Fräulein und der Löwe ge- meint sein können mit ihm. Hier bietet sich seinen Augen ein liebliches Bild, ein Idyll nach all dem Traurigen. Ein liebreizendes Mädchen sitzt im Garten und liest den Eltern vor. Beim Nahen Ivains sprin-

und auch Owein, so fürchten sie, wird deren Zahl nur ver- mehren.

Owein trifft mit dem Noir Oppresseur zusammen, der ihn freundlich begrüfst:

„II Vit venir ä lui un Che- valier qui l'accueillit avec autant de courtoisie et d'af- fection qu'un frere: c'etait le Noir Oppresseur" (44, 7).

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WALTER GREINER,

gen alle auf und begrüfsen ihn auf das herzlichste, bieten ihm auch, als der Abend naht, ein gutes Quartier.

Am andern Morgen nach der Messe (5457) will Ivain weiterziehen, was ihm aber vom Herrn des Schlosses ver- wehrt wird. Erst mufs er sieh der strengen Satzung des Schlosses unterwerfen. Er mufs gegen die beiden Ungetüme kämpfen, denen sich jeder Besucher des unheimlichen Schlosses entgegenzustellen hat. Der Preis des Siegers ist die schöne Tochter des Schlolsherrn. Ivains Weige- rung, um diesen Lohn zu kämpfen, versetzt den Ritter in argen Grimm, er vergifst sich so weit, dem Löwenritter Feiglieit vorzuwerfen. Um diese Beleidigung von sich abzu- wehren, greift Ivain zu den Waffen und bereitet sich zum Kampf gegen die herankom- menden Ungetüme „Li fil au netun" werden sie 5513 genannt (über ihre Ableitung sehe man Settegasts Ivain- studie). Ihr Anblick ist so schaudervoU, dals selbst der Löwe sich mit Grausen wen- det (5525 5535); er gerät in furchtbare Erregung und Kampfeswut. Auf Verlangen der Gegner mufs Ivain ihn einsperren.

OWEIN

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Dem überaus heftigen und wilden Ansturm der Böse- wichter vermag Ivain nicht zu widerstehen; furchtbar sind die Hiebe, die sie mit ihren Keulen austeilen.

Der Löwe, der von seinem Gelals aus die Bedrängnis seines Herrn sieht, bricht aus und eilt ihm zu Hilfe. Der eine der Gegner wird getötet, der andere bittet um Gnade.

Nach diesem glücklichen Ausgange eilen alle Schlofs- bewohner herbei, ihre Freude kundzugeben. Die Hand des schönen Fräuleins muls Ivain leider zurückweisen, er erbittet sich dafür die Befreiung der armen Mädchen, die ihm auch gern bewilligt wird. Auf eine nochmalige Weigerung Ivains hin, die Hand der Tochter zu nehmen, gerät der Schlofs- herr, der sich schwer belei- digt glaubt, in heftigen Zorn und wird nui' mit Mühe durch das Versprechen Ivains be- sänftigt, er werde nächstens wiederkommen und um die Hand des Fräuleins anhalten.

Unter dieser Bedingung darf Ivain endlich weiter- ziehen, mit ihm gehen die befreiten Arbeiterinnen, die ihren Retter aus Dankbarkeit ein Stück geleiten.

Der Begegnung folgt un- mittelbar Herausforderung und Kampf.

Owein bleibt Sieger, und der Ritter ergibt sich und bittet um Schonung seines Lebens.

Bemerkenswert ist der erste Satz seiner Rede, auf den später wieder zu verweisen sein ward:

„Seigneur Owein, il etait predit que tu viendrais ici pour me soumettre. Tu es venu et tu l'as fait" (44, 17).

Um das Leben zu retten, verspricht er, sein schändliches Treiben aufzugeben:

„J'ai ete en ces lieux un spoliateur, et ma maison a ete une maison dedepouilles; donne- moi la vie, et je deviendrai hospitalier, et ma maison sera un hospice pour faible et fort, tant que je vivrai, pour le salut de ton äme" (44, 19).

Am anderen Morgen bricht Owein mit den armen Ge- fangenen auf:

... „il emmena avec lui les vingt-quatre f emmes avec leurs chevaux, leurs habits, tout ce qu'elles avaient apporte de biens et de joyaux" (44, 241)

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WALTER GKEINER.

Uuleiwegs trennen sie sich; die Frauen suchen ihre Heimat auf, und Ivain zieht weiter, den Erbstreit der Schwestern zu schlichten.

Im Folgenden sei nun der Abschlufs der Handlung beim französischen Roman kurz skizziert. Ivain kommt mit dem Fräulein und der hilfe- suchenden Tochter des „Herrn

Er bringt sie zum Artus- hofe, wo sie gastlich auf- genommen werden und von wo aus sie zum Teil ihrer Heimat zustreben. Grofse Freude herrscht über Oweins Wiedererscheinen:

„Si Arthur s'etait montre joyeux vis- ä -vis de lui au- paravant, apres sa premiere disparition, il le fut encore plus cette fois" (45, 3).

Auf die vSchlufs Worte des kymrischen Berichtes, die Spu- ren eines weiteren Abenteuers enthalten,

„Owein resta, ä, partir de lä, ä la cour d' Arthur, comme Penteulu, tres aime d' Arthur, jusqu'ä ce qu'il retourna vers ses vassaux, c'est-ä.-dire les trois Cents epees de la tribu de Kynvarch et la troupe des corbeaux. Partout il allait avec eux, il etait vainqueur" (45, 8) -

wird an späterer Stelle zurück- zukommen sein.

Damit schliefst der Text des Kymren:

Cette histoire s'appelle l'histoire de la Dame de la Fontaine" (45, 14).

IVAIN OWEIN. 119

vom Schwarzen Dorn'* endlich am Königshofe an; den Löwen hat Ivain im letzten Quartier zurückgelassen, da er an dem ritterlichen Kampfe nicht teil- nehmen darf.

So stehen denn gar bald die beiden Freunde, die einan- der nicht erkennen, sich als grimme Feinde auf dem weiten Kampf plan gegenüber: „so wohnen Liebe und Hafs dicht nebeneinander", sagt Chrestien in einer längeren Betrachtung.

Der Verlauf des Kampfes er endet unentschieden wurde ja schon an früherer Stelle dem entsprechenden Berichte des Kymren gegen- übergestellt. Durch Ausgleichs- versuche des Hofes, die aber alle an dem Starrsinn der erbgierigen Schwestern schei- tern, zeitweilig unterbrochen, setzt sich der Kampf lange Zeit immer wieder unent- schieden bleibend fort, und erst die Erkennungsszene macht ihm ein Ende. Der Erbstreit der Schwester wird schliefslich durch eine „forma- listische Überrumpelung" der älteren seitens des Königs geschlichtet. Nach Beendigung des Kampfes findet sich auch der Löwe wieder bei seinem Herrn ein.

Nun strebt die Handlung mit Macht dem Ende zu. Ivain

120 WALTER GREIN EK,

fafst den Entschlufs was er eigentlich nach Lage der Verhältnisse schon längst hätte tun können und sollen die Dame von der Quelle, die un- versöhnliche Laudine, zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Sein Plan ist der: er will zur Gewitterquelle ziehen und von dort aus durch unaufhörliche Angriffe den Starrsinn der Herrin beugen.

Wieder ist es Lunete, die schlaue Zofe, die endlich die Versöhnung in die Wege leitet. Wieder spielt ihre List, die ja von jeher ihr hervortre- tender Charakterzug im Ver- laufe der Handlung war, eine grofse Rolle. Die letzten Verse des Romans bringen uns noch gleichsam ein „Moment der letzten Spannung": noch ganz kurz vor dem Gelingen des Versöhnungswerkes scheint alles wiederum an der Hart- näckigkeit der Herrin zu scheitern, bis sie endlich, um das der Zofe gegebene Ver- sprechen nicht zu brechen die ganze Handlung zeigt in ihrer Anlage viel Ähnlichkeit mit den Szenen, die die Wer- bung Ivains um Laudine schil- dern — ihren und Ivains Bitten sich geneigt zeigt und Ivain wieder unter aller Jubel und Freude in sein Heim einzieht.

OWEIN IVAIN. - 121

Zweiter Abschnitt. Uutersuchungeu über den Stilcharakter beider Werke.

Es wird sich auf den nun folgenden Seiten zunächst lediglich um eine Feststellung von Tatsachen handeln, um eine (sit venia verbo!) „Aufnahme des Tatbestandes" unter Zugrundelegung der vorhergehenden Gegenüberstellung.

Um einmal in dem bereits gewählten Bilde zu bleiben: Vielgestaltig und gar heftig sind wie schon in der Ein- leitung hervorgehoben wurde die Vorwürfe, die man dem Kymren machte und die man noch heute von der gleichen Seite her teilweise etwas verändert, teilweise aber noch in der ursprünglichen Form aufrechterhält. Mehr oder minder scharf in ihrer jeweiligen Fassung, haben sie doch alle einen gemeinsamen Kernpunkt: die Behauptung, der Kymre habe den französischen Roman einfach übertragen. Wie man sich dann bei der Verfechtung dieser Ansicht mit den nicht wegzuleugnenden echt keltischen Bestandteilen abzufinden weils, die, wie zu erörtern sein wird, an das innerste Gefüge des Stoffes heranreichen, dafür soll an späterer Stelle ein bezeichnendes Beispiel gebracht werden.

Knüpfen wir an an ein Wort Ph. Aug. Beckers aus der schon mehrfach erwähnten „Besprechung" (lucus a non lucendo!) des Zenkerschen Werkes im Literaturblatt 1913, Heft 1. Dort ist von einem „grofsartigen Parallelismus" der französischen und der cj^mrischen Fassung die Rede, der sich bis zu dem Punkte der Handlung erstrecken soll, an dem der Löwe in den Gang der Geschehnisse eingreift.

Wird diese Behauptung durch die wirkliche Sachlage gerechtfertigt? Dieser Frage sei zuerst nähergetreten.

Ich möchte nun in meiner Stellungnahme zu Beckers Ansicht fast noch weiter gehen als Zenker und nicht lediglich die „Grofsartigkeit" dieses Parallelismus, soweit man von einem solchen im strengen Sinne eigentlich reden kann, in Frage stellen. Dals er selbst wenn er in vollstem Malse vorhanden wäre an sich nicht beweiskräftig ist, dafs die Inhaltsgleichheit oder gar nur Ähnlichkeit zweier Werke aus sich selbst heraus keinesfalls den Schlufs rechtfertigt, das

122 WALTER GREINER,

eine sei vom anderen abhängig, ist ja schon des öfteren dar- getan worden.

Der Beckerschen Behauptung nun im besonderen, dieser Parallelismus ziehe sich durch die Handlung beider Werke bis zum Eingreifen des Löwen, sei hier auf Grund der eben durchgeführten Gegenüberstellung beider Fassungen, die in dieser erweiterten Form erst in letzter Stunde der Arbeit eingefügt wurde, entschieden entgegengetreten. Gleich die ersten Blätter unserer Texte zeigen in vielen Punkten nicht lediglich des von den Gegnern so oft angeführten „äufseren Beiwerks", sondein auch des innersten psycho- logischen Gefüges eine teils geringere, teils erhebliche Abweichung.

Hätte sich wohl der Kymre, der den Roman des Franzosen überträgt und zur Unterhaltung seiner Landsleute zurecht- stutzt, die farbenprächtigen, lebensvollen Schilderungen z.B. des glänzenden Hoftages entgehen lassen? Dafs er Sinn für dergleichen hat, zeigt doch deutlich genug seine im Gegen- satz zu Chrestien weiter ausgesponnene Beschreibung des prunkvollen Leichenbegängnisses, von der noch im Verlauf dieses Abschnittes Proben gegeben werden sollen. Wohl finden wir auch im Mabinogi Berichte von schimmernder Pracht und von Luxus, von Gold, Silber und köstlichem Geschmeide, aber, wie zu zeigen sein wird, gerade nicht am Königshofe, sondern an anderen Stätten, die dadurch einen gar eignen Glanz gewinnen.

Wie schon Brown in seiner mehrfach angeführten Ab- handlung (On the independent character of the Welsh Owein) ausdrücklich hervorhebt, ist aus diesem Abschnitt allein, der ja lediglich die Ergebnisse der Gegenüberstellung vereinen soll, eine endgültige Lösung der gesamten Frage logischer- weise nicht zu erwarten: „Within the limitations of this method a thorough settlement of the question is perhaps impossible."

Damit dürfte auch die von Becker aus dem Parallelismus gezogene Schlufsfolgerung gerichtet sein.

Nichtsdestoweniger ergeben sich doch schon hier eine Reihe wesentlicher Punkte, die als eine wichtige Stütze des Folgenden nun zunächst behandelt werden sollen.

OWEIN IVAIN. 123

ICs sei hierbei mit der am meisten auffallenden Er- scheinung begonnen.

Das ]\Iabinogi bleibt au Umfang ganz erheblich hinter dem Romane Chrestiens zurück. Das ist eine bekannte Tat- sache, die auch in der Mehrzahl der einschlägigen Schriften Erwähnung findet.

Geht man nun den Ursachen dieses auffallenden Unter- schiedes im Umfange nach, so ergeben sich deren haupt- sächlich zwei:

1. Die kymrische Fassung läfst ganze Stücke, ja stellen- weise ganze Abenteuer vermissen, die bei dem Franzosen mehr oder minder weit ausgeführt sind.

2. Das Tempo der Erzählung, des Fortschreitens der Handlung, ist in der wälschen Ei-zählung ein völlig anderes ein im Ganzen wesentlich strafferes, zielbewufsteres.

In den Einzelheiten werden beide Punkte noch an späterer Stelle genauer zu behandeln sein.

Und eine weitere Beobachtung ergibt sich hier: Wie schon Othmer seinerzeit für das Verhältnis des kymrischen Gereint zum französischen Erec fand, ist das Mals der Kürzung nicht in allen Teilen durch den gesamten Verlauf der beiden Werken gemeinsamen Handlung hindurch das gleiche. Wie in grolsen Zügen bereits der vorangehenden Gegenüber- stellung Owein-Ivain zu entnehmen ist, laufen im Anfang in der Exposition der Handlung beide Fassungen in engerer Berührung nebeneinander her als in den späteren Teilen, doch geht es sei dies hier noch einmal hervorgehoben die Beckersche Annahme eines „grofsartigen Parallelismus" selbst inbezug auf diesen einleitenden Teil der Erzählung noch zu weit.

Edens hat in seiner Schrift (Seite 50 f.) ein ganz über- sichtliches Schema aufgestellt, das zeigen soll, wie sich die einzelnen Teile des Chrestienschen Erec inbezug lediglich auf den Umfang zu den ihnen inhaltlich entsprechenden Stücken des Mabinogi verhelten.

Zu diesem Zwecke hat er eine rein äufserliche Zer- gliederung des französischen Textes in Abschnitte von je 500 Versen vorgenommen. Auf Grund einer Umfangsver- gleichung dieser Abschnitte mit den entsprechenden Stücken

124 WALTER GREINER,

des kymrischen Textes gelaugt Edens zu dem Ergebnis, dafs wohl gegen das Ende hin bei beiden Werken sich weiter- gehende Abweichungen feststellen lassen, dafs aber von einer stetigen Divergenz, von einer planmäfsig odei- gleichartig zu- nehmenden Kürzung des Romans seitens des Kymren keine Rede sein könne.

Es dürfte an dieser Stelle genügen, lediglich darauf hinzu- weisen, dals die Behauptung der steten Divergenz beider Werke von Othmer stammt, sie findet sich allerdings auch mehrfach bei Förster. Othmer war schnell bei der Hand, sie auf Rechnung einer ständig zunehmenden Unlust des wälschen Kompilators am Stoff oder einer sich dauernd steigernden Nachlässigkeit zu setzen, was natürlich nicht ohne Weiteres gerechtfertigt erscheint.

Ich habe nun die gleiche Zusammenstellung für das Ver- hältnis Owein-Ivain vorgenommen und dabei der Einfach- heit halber und weil der Umfang der einzelnen Teilstücke gar nicht von Bedeutung für das Ergebnis ist die von Edens eingeführten Abschnitte von je 500 Versen beibehalten. Bei einer Umfangsvergleichung der so gewonnenen Teile mit den ihnen inhaltlich entsprechenden des Mabinogi ergibt sich die nachstehende Reihenfolge, zu der bemerkt sei, dafs wie auch bei Edens die am wenigsten gekürzten Stücke am Anfang stehen.

I, II, VII, III (enthält bei M. den Zweikampf zwischen Owein und Gwalchmei) IV, VIII, V, VI, IX, XI, XII, X. Abschnitt XIII und XIV (also bei Chrestien Vers 6001-6818) haben im Mabinogi nicht Entsprechendes.

Es liegt also im Wesentlichen das Verhältnis ganz ähnlich wie bei Erec- Geraint, und die von Edens begründete Auf- fassung, dafs von einer planmäfsig sich steigernden Kürzung des Chrestienschen Werkes durch den Kymren nicht die Rede sein könne, ist auch für den Ivain giltig.

Die von Edens gezogene Schlufsfolgerung, dafs die beim Franzosen sich allein findenden Stücke auch dem Bestreben des höfischen Dichters, die einmal üblich gewordene Länge des Abenteuerromans zu erreichen, ihren Ursprung verdanken können, möchte ich an dieser Stelle es wird später auf diesen Punkt zurückzukommen sein durch einige Worte

IVAIN OWEIN. 125

Wendelin Försters nnterstreichen. Sie finden sich auf Seite XVII der Cliges- Einleitung und lauten:

„Allein um dem Roman die richtige Länge zu geben, greift der Dichter zu einem bereits früher (im Erec!) be- handelten Thema, dem Verliegen des Ritters, das er diesmal (mit E. verglichen) auf den Kopf stellt . . ."

Auch Windisch hat sich in seiner den neuesten Stand des keltistischeu Teiles der Frage darstellenden Abhandlung über „Das keltische Britannien" (Abh. d. kgl, sächs. Ges. d. Wiss.; phil. hist. Kl. 1912) zu der Frage der „Divergenz" geäuXsert. Auch er wendet sich gegen Othmers voreilige Schlulsfolgerung und schliefst sich dem oben ausgeführten Gedankengange mit den Worten an:

„Wenn zwei Versionen derselben Geschichte zu Anfang genauer übereinstimmen als gegen Ende, so kann das auf gedächtnismäfsige Überlieferung hindeuten. Gegen Ende wird das Gedächtnis schwächer. Daher stellen sich am Ende die Variationen am ehesten und am stärksten ein. Auch die Zu- fügung von neuen Stücken geschieht am einfachsten am Ende."

Zum Schlufs dieses ersten Punktes sei nun noch einmal der Gedanke herangezogen, der diese Ausführungen einleitete. Es war von den zahlreichen Abweichungen beider Fassungen die Rede, die hier lediglich festgestellt, später aber näher herangezogen werden. Der Wert des Trennenden in beiden Bearbeitungen ist für die Untersuchung ihres Verhältnisses überaus wichtig; sie bedient sich der aus der Erörterung der Eigenheiten des K3^mren gewonnenen Erkenntnisse als der Grundlage. So nähert sich der letzte Teil der Arbeit der von Becker aufgestellten Forderung: festzustellen,

„welche von den beiden Fassungen, der kymrischen oder der Chrestienschen, im einzelnen Falle logischer, natürlicher, widerspruchsfreier, verständlicher, sinngemälser und mithin ursprünglicher ist."

Gleich im folgenden Satze sagt Becker: „Das ist die un- sichere (?) Basis, auf der operiert werden mufs, weil es keine andere gibt."

Dafs man aber schon früher das Wesensungleiche in beiden Werken erkannte, möge durch zwei Belege erhärtet werden, zuerst des zeitlich älteren Holland Äufserung:

126 WALTKK GREIN ER.

„Durchgehende Übereinstiniinung- mit dem französischen (.Tbdicht bietet übrigens das Mabinogi nicht dar."

Bei weitem entschiedener spricht sich William H. Carruth in einem Artikel aus, der 1889 in den Modern Language Notes erschien und der Veröffentlichung der P'örsterschen Ivain- Ausgabe auf dem Fufse folgte. Dort heilst es:

„Any one who reads the two works without prejudice will certainly question the correctness of the assertation that they bear a close resemblance one to the other."

Der zweite der allgemeinen sich über das gesamte Gefüge der Handlung erstreckenden Beobachtungen wird sich wesentlich auf dem stilistischen Gebiete bewegen.

Es wurde schon mehrfach im Verlaufe der Gegenüber- stellung auf besondere stilistische Eigentümlichkeiten des kymrischen Textes hingewiesen, die nun hier näher betrachtet werden sollen.

Zunächst eine kurze Bemerkung über die wörtlichen Übereinstimmungen, denen ja Othmer in seiner Arbeit so überaus grolse Beweiskraft und Bedeutung zuspricht. Auch in unseren beiden Texten fehlen sie nicht, wie aus den folgenden Beispielen hervorgeht. Die ersten drei Stellen wurden schon von Rauch in seiner Dissertation (Die wälische, französische und deutsche Bearbeitung der Ivainsage; Berlin 1869) herangezogen; da sie dem genannten Werke unverändert entnommen wurden, ist der keltische Text nach der Ausgabe der Lady Guest angeführt, in der sich unsere Geschichte im ersten Bande findet.

Chrestien 549 (nach d. Ausg.

Mab. I, 49,50. ! v. Holland; bei Förster 543.)

... „and he did not even „Qu'onques puis ne me regarda,

bestow so much notice on me Mon cheval prist et moi leissa."

as to imprison me." M. I, 50.

Chr. 560: (Holland; = Förster 562) „and that night I came ! „Quant je ving la nuit a l'ostel, to the same castle where I had ' Trovai mon oste tot autel.

OWEIN

IVAIN.

127

been tlie night preceeding. And I was more agreeably entertained that night than I had been the night before . . .

. . . and nune of the inmates alluded to my expedition to the toiintain.*'

M. I, 57.

„The couch, which the

niaidens had prepared for him,

was meet to Arthur himself,

it was of scarlet and für. . . i)

Aus(s)i lie et aus(s)i cortois, Come il avoit fet einc^ois/'

(Rauch möchte an dieser Stelle die Lesart des Vatikans vorziehen:

„Onques de den ne m'aparcui, Ne de sa fille ne de lui Que moins volentiers me

veissent . , , Come 11 avoient fet l'autre

nuit")

Chr. 1040:

(Holland, = Foerster 1040) Sei mena seoir an un lit Covert d'une coute si riche Qu 'ainz n'ot tel li dus

d'Osteriche."

Diesen Stellen seien nun noch die folgenden hinzugefügt. Bemerkt sei, dafs der keltische Text wieder nach Loths trefflicher Übertragung gegeben wird.

Chr. 803.

Loth 11,17,22.

„Owein prit le bassin et en jeta plein d'eau sur la dalle."

Loth 17,3. „Owein les (die Mädchen im Schlofs des gastlichen Ritters) trouva beaucoup plus belles

„Versa sor le perron de piain De l'eve le bacin tot piain."

Chr. 782. ... „an la pucele revit De San et de biaute Qant tanz, Que n'ot conte' Calogrenanz."

') Die nach der Ausgabe der Lady Guest zitierten Stellen lauten bei Loth (1913): U; 14,14 „II ne me fit meme pas l'honneur de me faire prisonnier".

14,22 „J'arrivai cette nuit au chäteau javais passe la nuit prece- dente. On s'y montra encore plus courtois que la nuit d'avant. . . Personne ne fit la moindre allusion ä mon expedition ä la fontaine". 21,21 „II eüt ete digne d' Arthur lui-meme, tellement il etait bon, le lit que lui fit la pucelle, de tissus d'ecarlate, de paile. . ."

128

WALTER GREINER,

et plus gracieuses encore que ne l'avait dit Kynoii."

Loth 12, 18. „Si cette fois tu ne trouves pas souffrance, il est inutile que tu en clierches tant que tu seras en vie."

Loth 20, 17. „Owein promena ses regards sui' tout l'appartement : il n'yavait pas un clou qui ne füt peint de riche couleur, pas un panneau qui ne füt decore de diverses figures dorees."

Loth 41, 30.

... (le lion) „donna, sur l'epaule du graud homme, un tel coup de griffe qu'il le dechira jusqu'ä la join- ture des deux hanches, et qu'on voyait les entrailles lui sortir du Corps."

Loth. 12, 5. „II n'ya pas sur l'arbre une feuille que l'ondee n'aura enlevee."

Chr. 404.

. . . „se tu t'an puez departir

Sanz grant enui et sanz pesance.

Tu seras de meillor cheance

Que Chevaliers, qui i fust

onques.'*

Chr. 963. (Ivain) „Kernest dedanz la sale anclos Qui tote estoit cielee a clos Dorez et paintes les meisieres De buene oevre et de colors chieres."

Chr. 4526.

(le lion) „Fet del hauberc voler les

mailies Et contre val si fort le sache, Que de l'espaule li esrache Le tandron atot le coste', Quanqu'il ateint, an a oste', Si que les antrailles li perent."

Chr. 460. „Vi sor le pin tant amassez Oisiaus (c'est qui croire m'an vuelle), Qu'il n'i paroit brauche ne f uelle, Que tot ne fust co vert d'oisiaus.»

Was ist von diesen wörtlichen Übereinstimmungen die sich teilweise über den Ausdruck eines ganzen Gedankens erstrecken, teilweise aber nur auf einem einzelnen Worte beruhen zu halten?

Zunächst eine kurze Bemerkung über die Bewertung ihrer Beweiskraft für die Abhängigkeit des einen AVerkes vom andern.

OWEIN IVAIN. 129

In Beckers Darlegungen füllen sie den Punkt V (Spalte 20). Es wird an dieser Stelle eine Äufserung von Gaston Paris angeführt, der durch eben diese Erscheinung inbezug anfänglich auf Erec- Geraint an sich zur Annahme der UnWahrscheinlichkeit der Unabhängigkeit M's geführt worden sei. Sie steht in dem im 20. Bande der Romania veröffentlichten Aufsatz und heilst:

„II y a des coincidences textuelles, dans des details qui ne tiennent pas au fond du recit, qui ne sauraient etre fortuites".

Dafs, wie gleich weiter auszuführen sein wird, gelegentliche wörtliche Übereinstimmungen zweier Werke nicht notwendig die Abhängigkeit des einen vom andern beweisen, dafs viel- mehr zu einem direkten Abhängigkeitsverhältnis wesentlich mehr gehört, findet sich bei Edens auf Seite 36 seiner Unter- suchung ausgesprochen :

„Wörtliche Übereinstimmungen beweisen nur dann die direkte Abhängigkeit eines Werkes von einem andern, wenn sie als dem Stil des letzteren eigentümlich zu erkennen sind".

Auf zwei der oben angeführten Stellen soll näher ein- gegangen werden. Zunächst sei Mab. 20, 17 = Chr. 963 f. besprochen, bekanntlich die Beschreibung des Torraumes zwischen den beiden Fallgattern, der dem Ivain zum Kerker wird. Wohl klingen hier die Worte zusammen wie auch bei der später ausführlich zu betrachtenden Stelle M. 12, 5f. = Chr. 460 (die Vögel auf dem Baume), aber der ihnen zugrundeliegende Sinn ist hier wie dort völlig verschieden. Chrestien läfst in seiner Schilderung ein künstliches Himmels- gewölbe den Raum überspannen; "wie die Wände, so ist auch die Decke reich bemalt, und über die dunkle Bläue sind den funkelnden Sternen vergleichbar Goldnägel gesät. Wichtig hierzu ist noch die Anmerkung, die Wendelin Förstei' im yvain^ zu cielee gibt. Es heilst dort, dafs die an dieser Stelle bei Chrestien beschriebene Art der Deckenverzierung, die im Mittelalter gewöhnliche sei. Belege von Schilderungen ähnlicher Art wolle man z, B. bei Borsdorf (Die Burg im Claris und Laris und im Escanor. Diss. Berlin 1890) nachlesen.

Und nun nehme man des Kymren Bericht, der von diesem doch sicherlich äufserst wirksamen Motiv nichts hat. Von einer künstlerisch ausgeschmückten Decke, gar einer

Zeitschrift f. eelt. Philologie Xn, l. 9

130 WALTER GREINER.

solchen, die die Illusion des Himmelsgewölbes erwecken soll, ist hier mit keinem Worte die Rede. Die buntbemalten nicht einmal vergoldeten Nägel, über die jede Angabe fehlt, sind einfach die zur Festigung des Balkenwerks und der Falltüren eingefügten Schrauben, sodafs also hinter der zu- fälligen Gleichheit der Worte sich ein ganz anderer Sinn verbirgt.

Die zweite der hier näher zu betrachtenden Überein- stimmungen (es handelt sich um M. 17, 3 f. = Chr. 782) ist schon von Edens herangezogen worden. Bei Chrestien wie bei dem Kymren findet sich eine superlativische Ausdrucks- weise bei der Schilderung der Reize der bezw. des Mädchens: „Ihre Schönheit war tausendmal grölser, als ich nach der Beschreibung erwarten konnte."

Gehen wir von der oben zitierten gewifs völlig einwandfreien Edensschen Behauptung aus, so verlieren diese eben angeführten Stellen erheblich an der ihnen zu- gesprochenen Bedeutung. Es möge in diesem Zusammenhange genügen, das zusammenfassende Urteil Windischs anzufügen:

„Ich habe bis jetzt keine Stelle gefunden, an der ein kymrischer Ausdruck und eine kymrische Konstruktion die genaue Wiedergabe des französischen Ausdrucks und der französischen Konstruktion w^äre."

Betrachtet man im Besonderen die zuletzt besprochene bei Chrestien nur an zwei Stellen gebrauchte Ausdrucksweise schlielslich gehört Mab. (Lady Guest) I, 57 [in Loths Ausgabe (1913) 11,21,21] = Chr. 1040 dem Sinne nach auch hierher so ergibt sich, dafs sie im kymrischen Text noch erheblich öfter auftritt als Edens angab. Und sie ist nicht etwa ein besonderes Merkmal der Geschichte Jarlles y Ffynnaw^n an sich, sondern findet sich mehr oder minder zahlreich auch in den anderen Stücken der Sammlung, wofür Belege leicht beizubringen sind.

Bei einer Durchsicht der Geschichte von der Dame von der Quelle nach dieser Richtung hin habe ich etwa 60 Stellen gefunden, an denen gleichartige Wendungen wiederkehren, sie sind also dem Kompilator von M. in Fleisch und Blut übergegangen. Sie seien im folgenden angeführt; auf die jeweilige besondere Bedeutung einzelner Stellen für die.

OWEIN IVA IN. 131

Komposition des Ganzen hinzuweisen, bleibe für später vor- behalten. Die Reihenfolge der Stellen im kymrischen Text war auch im allgemeinen mafsgebend für ihre Anordnung in der folgenden Aufstellung. Eine Ausnahme wurde nur gelegentlich zum Zwecke der Ermöglichung einer besseren Übersicht über sachlich zusammengehörige Stellen gemacht. Die Zitate sind nach Loth gegeben (Ausgabe v. 1913).

417 ... ^ensuite nous te dirons le meilleur reeit que nous pouvons savoir."

5,6 „Commence, toi. par ce que tu sais de plus remar- quable."

ö. 10 ... „je ne croyais pas qu'il y eüt au monde personne capable de me surpasser en n'importe quelle prouesse."

5,12 „Apres etre venu ä bout de toutes Celles (aventures) que presentait mon pays" ...

7,3 ... „la plus laide d'entre elles etait plus belle que la jeune Alle la plus belle que tu aies Jamals vue dans l'ile de Bretagne; la moins belle etait plus char- mante que Gwenhwyvar, femme d'Arthur, quand eile est le plus belle, le jour de Noel ou le jour de Päques pour la messe." Dazu vergleiche man aus Kulhwch et Olwen, 191, 10: [Ausgabe von 1899] (le coursier) „etait plus prompt que la chute de la premiere goutte de rosee de la pointe du roseau sur le sol au moment Oll eile est le plus abondante au mois de jiiin."

7, 10 ... six autres prirent mes armes et les laverent dans un bassin au point qu'on ne pouvait rien voir de plus blanc.

7, 21 (Die sechs Mädchen) . . . ,,le (das Pferd) debarrasse- rent^ de tont son equipement d'une fagon irreprochable, aussi bien que les meilleurs ecuyers de l'ile de Bretagne."

8,14 ... il n'y avait pas de boisson ou de mets connu ä moi qui ne füt represente lä; avec cette difference que mets et boisson etaient beaucoup mieux appretes que partout ailleurs.

132 WALTER GREINER.

10. 4 . . . il me sembla bien voir au moins trois fois plus d'animaux sauvages que ne m'avait dit mon hüte.

10, 7 ... raou böte m'avait dit qu'il (der Waldschrat!) etait graud: il etait bien plus grand que cela.

17, 17 II (Owein) chemina jusqu'ä la clairiere de rhomrae noir, qui lui parut encore plus grand qu'ä Kynon.

29, 8 . . . sa stature (des Waldschrats) parut encore beau- coup plus forte ä Arthur qu'on ne le lui avait dit.

10, 8 La massue de fer qui, d'apres lui, aurait Charge deux hommes, je suis bien sür, Kei, que quatre hommes de guerre y eussent trouve leur faix.

11. 5 ... l'extremite de ses branches (des Baumes an der Quelle!) est plus verte que le plus vert des sapins.

12, 5 . . . il n'y a pas sur l'arbre une feuille que l'ondee n'aura enlevee.

12, 8 ... Jamals tu n'as entendu dans ton pays (!) une musique comparable ä leur chant.

13. 14 . . . je suis sür de n'avoir Jamals entendu, nl avant, ni apres, de musique comparable ä celle-lä.

29, 25 . . . Jamals, assurement, ils n'avalent entendu musique comparable k leur chant.

12. 15 II t'attaquera le plus vite possible.

13, 1 Voilä aussitot le tonnerre et beaucoup plus fort que ne m'avait dit l'homme noir,

17, 24 . . . un coup de tonnerre, puls apres le tonnerre, l'ondee, et les deux bien plus forts que ne l'avait dit Kynon.

29, 19 . . . Jamals ils n'avalent entendu bruit ni ondee pareille.

13. 16 Au moment je prenals le plus de plaisir ä les entendre, voilä des plaintes venant vers moi.

15, 11 ... je ne le (das Rofs) donnerais pas encore pour le mellleur palefroi de l'ile de Bretagne.

15, 13 . . . personne n'a Jamals avoue pour son compte une aventure moins heureuse que celle-lä.

OWETN IVAIN. 133

17, 3 Owein les (die Mädchen) trouva beaucoup plus belies et plus gracieuses encore que ne l'avait dit Kynon.

17, 6 La cliere parut encore meilleure ä Owein qu'a Kynon.

19, 15 „Je n'ai jamais vu assurement un jeune homme meilleur que toi pour une femme."

19,17 „Si tu avais une amie, tu serais bien le meilleur des amis pour eile; si tu avais une maitresse, il n'y aurait pas meilleur amant que toi."

21, 1 . . . il n'y avait pas un clou qui ne füt peint de riclie couleur, pas un panneau qui ne füt decore de diverses figures dorees.

21.9 II n'y avait pas de mets connu d'Owein dont il ne vit abondance, avec cette difference que les mets qu'il voyait etaient beaucoup mieux prepares qu'ailleurs.

21. 13 Nulle part il n'avait vu offrir autant de mets ou de boissons excellentes . . .

21. 14 Pas un vase de service qui ne füt d'or et d'argent . . .

21.21 II eüt ete digne d'Arthur. tellement il etait bon, le lit que lui fit la pucelle . . .

22. 19 Owein n'avait Jamals vu assurement une suite aussi brillante que celle-lä avec ses habits de paile, de soie et de cendal.

23. 10 II etait impossible de voir une aussi belle femme.

23, 17 „Cest la plus belle des femmes, la plus genereuse, la plus sage et la plus noble . . .

24. 1 „Dieu sait", dit Owein, „que c'est la femme que j'aime le plus."

24. 14 Owein n'en avait jamais eu de comparable (souper) ä celui-lä, ni d'un service plus irreprochable.

28, 1 ... aussi n'y avait - il personne au monde plus aime de ses sujets que lui.

29. 1 Ils n'avaient jamais vu auparavant de service irrepro- chable en comparaison de celui des femmes.

134 WALTER GREINER,

31. U Jamais, de l'/ivis des spectateurs, on n'avait vu deux hommes aussi vaillants, ni si forts.

32, 29 Jamais banquet ne leur parut plus confoitable ni meilleur.

34,10 ... (Ovvein) se dirigea vers un parc, le plus beau du monde . . .

36, 12 ... sa peau devint plus blanche qu'elle ne l'avait ete.

36, 20 Owein deraanda si la comtesse avait cheval et armes. „Oui", dit-elle, „les meilleures du monde."

36,29 ... „il n'en a, sürement, jamais eu en sa possession de pareils."

40, 4 „Le comte ä qui appartient le chäteau est le meilleur liomme du monde ce qui est du manger."

40, 7 Jamais guetteur ne veilla aussi bien son seigneur que ne fit le lion pour Owein, cette nuit-lä.

40, 16 Nulle part, assurement, Owein n'avait vu uu service aussi bien fait que lä.

40, 20 Jamais Owein n'avait vu une personne plus accomplie qu'elle.

43,12 II y aperQut vingt-quatre femmes, les plus accomplies qu'il eüt jamais vues.

43, 18 . . . chacune avec l'liomme qu'elles aimaient le plus.

45.3 Si Arthur s'etait montre joyeux vis-ä-vis de lui auparavant, apres sa premiere disparition, il le fut encore plus cette fois.

Nicht gerade in der grammatischen Form des Superlativs gehalten, aber doch dem Sinne nach in gleicher Weise hierher gehörig, lassen sich noch die folgenden Belege anführen:

5, 9 J'etais fils uuique de pere et de mere. . .*'

5, 14 ... ,.(je) me mis en marche vers les extreraites du monde et les deserts."

34, 2 . . . il (Owein) alla aux extremites du monde et aux montagnes desertes. |,

OWEIN IVAIN. 135

37, 30 (Oweiu) . . . „se dirigea vers les extremites du monde et la solitude."

10,17 ... aussitot ä sa voix, accoururent des aniniaux en aussi grand noiiibre que les etoiles daiis l'air.

13, 6 Pas im grelon n'etait arrete par la peau et par la chair, il penetrait jusqu'ä l'os.

28,28 Malgre leur grand nombre, (M. spricht kurz vorher von 3000, ohne die „subordonnes"!) on ne s'apercevait pas de leur presence dans le chäteau.

29,3 Le Service poui- les valets de chevaux, cette nuit-lä, ne se fit pas plus mal que pour Arthur lui-meme dans sa propre cour.

32. 14 II y eut taut de presse et de häte pour voir Ovvein et l'embrasser, que peu s'en fallut qu'il n'y eüt des morts.

31. 15 S'il y avait eu nuit noire, eile eüt ete eclairee par le feu qui jaillissait de leurs armes.

Was bei näherer Betrachtung dei- vorstehenden Sätze weiter auffällt, ist die häufige man möchte fast sagen regelmäfsige Wiederkehr der gleichen Ausdrücke, Ja sogar der gleichen Worte in den durch das Band der sachlichen Zusammengehörigkeit verknüpften Stellen.

Immer wieder, wenn es gilt, dieselbe oder eine ganz ähnliche Situation zu schildern, kehren die gleichen Worte und Bilder wieder, die auf diese Weise etw^as Typisches ge- wonnen haben. Was sie uns im Einzelnen für die Art und Weise der Komposition unseres Textes zu sagen haben, zu erörtern, ist hier nicht der Platz, hier handelt es sich zunächst wiederum lediglich um eine Aufstellung unter den oben gegebenen Gesichtspunkten.

Aus den auf den vorhergehenden Seiten angeführten Textstellen sei an dieser Stelle nur hingewiesen auf den sich dreimal wiederholenden Ausdruck:

„il alla vers les extremites du monde et la solitude".

Besonders zahlreich treten diese Wiederholungen auf bei der Schilderung von Einzelheiten, Ausrüstungsgegenständen,

136 WALTER QREINER,

Kostümen, Waffen, Schmucksachen, Hausrat u. a. m., in denen überall eine überaus grofse Pracht entfaltet wird. Das ]\[abinogi versäumt es und das wird noch näher zu betrachten sein bei keiner Gelegenheit, die handelnden Personen auch dem Äufseren oder gegebenenfalls nur dem Äufseren nach unter völligem Verzicht auf Charakterisierung zu beschreiben. In diesen Stellen zeigt der Kymre eine naive Freude am Schönen, am Leuchtenden, Glänzenden und Prunkvollen.

So ist es vor allem der köstliche Zindel fcendal, ein Lehn- wort aus dem Französischen) der bei den Beschreibungen der Ritter und Damen des Kymren eine grofse Rolle spielt, sowie ein fast noch häufiger erwähnter Seidenstoff, der „paile" genannt und dessen meistens als in leuchtenden Farben ver- wandt Erwähnung getan wird.

5. 25 ... „deux jeunes gens aux cheveux blonds frises, portant chacun un diademe d'or; leur robe etait de paile jaune; des fermoirs d'or serraient leurs cous-de- pied; ils avaient ä la main un arc d'ivoire; les cordes en etaient de nerfs de cerf; leurs fleches dont les hampes etaient d'os de cetaces avaient des barbes de plumes de paon; la tete des hampes etait en or; la lame de leurs couteaux etait aussi en or et le manche d'os de cetace".

6, 10 ... „un homme aux cheveux blonds frises, dans toute sa force, la barbe fraichement rasee. II etait vetu d'une robe et d'un manteau de paile jaune; un lisere de fil d'or bordait le manteau. II avait aux pieds deux hauts souliers de cordwal bigarre, fermes chacun par un bouton d'or".

Die gleichen Schilderungen wiederholen sich teilweise gekürzt auf Seite 16 unseres Berichtes bei der Beschreibung von Oweins Ankunft im gastlichen Schlofs. Die Belegstellen wolle man oben bei der Gegenüberstellung nachlesen.

19, 6 ... „uue jeune fille (die Zofe als Retterin des ge- fangenen Owein) aux cheveux blonds fi-ises, la tete ornee d'un bandeau d'or, vetue de paile jaune, les pieds chausses de deux brodequins de cordwal tachete".

OWEIN IVAIN. l'^7

21.21 . . . „II eilt ete digiie d'Arthur, tellemeiit il etait boii, le lit que lui fit la pucelle, de tissus d'ecarlate, de paile, de cendal et de toile fine".

23, 3 ... „une femme (die um den Gatten trauernde Laudine)

aux cheveux blonds, flottant sur les deux epaules. . .

. . . vetue d'habits de paile jaune. . .

. . . les pieds chausses de brodequins de cordwal bigarre".

24, 5 ... „eile (Lunete) prit une serviette de toile fine. . .

Elle prit un gobelet d'os d'elephant, un bassin d'argent... . . . un rasoir au manche d'ivoire, dont la lame avait deux rainures dorees". 26, 18 „Owein revetit une robe, un surcot et un manteau de paile jaune. rehausse d'un large orfrei de fil d'or; ses pieds etaient chausses de brodequins de cordwal bigarre. fermes par une figure de lion en or."

29, 27 (Der Verteidiger der Quelle) . . . „monte sur un cheval tout noir, vetu de paile tout noir."

30. 22 (Gwalchmei) . . . „etait revetu d'iine couverture de paile ..."

33,11 ... „une jeune fille (Lunete als Botin der erzürnten Laudine) se presenta, montee sur un cheval, ä la criniere frisee . . .

Elle etait vetue de paile jaune. La bride et tout ce qu'on apercevait de la seile etait d'or."

42, 7 ... „deux beaux valets bruns, aux cheveux frises, ameuaient la pucelle . . ."

8,9 „La table etait d'argent, et les linges de table, de toile fine; quant aux vases qui servaient ä table, pas un qui ne füt d'or, d'argent ou de corne de boeuf sauvage ..."

8, 2 . . . on nous apporta aussitot des aiguieres d'argent pour nous laver et des serviettes de fine toile, les unes vertes, les autres blanches."

12, 13 (Der Verteidiger der Quelle) . . . „monte sur un cheval tout noir; la lance ornee d'un gonfanon de toile fine tout noir."

138 WALTER GRETNER,

21, 5 ... „une serviette de fine toile blanche . . .

. . . eile pla^'a devant lui une table d'argent dore, couverte d'une nappe de fine toile jaune . . ."

22, 16 . . . ,,la biere, recouverte d'un drap de toile blanche.*'

22, 19 „Jamals Ovvein n'avait vu une suite aussi brillante que Celle- avec ses habits de paile, de soie et de cendal".

Eine weitere Beobachtung die dritte der allgemeinen , die hier in den Kreis der Betrachtungen zu ziehen sein wird, ist die der häufigen Verwendung der Zahl drei, im besonderen bei der Beschreibung oder Aufzählung sich wiederholender Begebenheiten.

Man darf sogar sagen, die Zahl drei ist die einzige bestimmte Zahlangabe, deren sich der Kymre im Verlaufe seiner Erzählung bedient.

Sie findet sich in unserem Text an folgenden Stellen:

10, 4 ... „il me sembla bien voir trois fois plus d'aniraaux sauvages que ne m'avait dit mon böte."

28,2 „II fut ainsi pendant trois annees,"

28,21 „Ils etaient au nombre de trois mille, sans compter les subordonnes."

38, 2 ... „il entendit un cri de douleur dans un bois, puis un second, puis un troisieme."

32, 20 „II y a aujourd'hui trois ans que je t'ai quitte et que cette terre m'appartient."

23, 27 „Le festin qu'on avait mis trois ans ä preparer, on en vint ä bout en trois mois de suite,"

Dafs diese Ausdrucksweise dem Kompilator des Mabinogi

ganz geläufig ist, mögen einige Stellen aus den übi-igen Stücken des Roten Buches erhärten: M. I, 36 (Loth. Ausgabe von 1889) . ^

,.I1 lui adressa la premiere fois la parole, puis une seconde, puis une troisieme, sans obtenir de reponse."

OWEIN IVAIN. 139

(Man vergleiche hierzu das bekannte \\'oit aus Faust I: „Du mufst es dreimal sagen!")

M. II, 108,6 (aus dem Peredur)

„Tu y verras un buisson. Au pied du buisson 11 y a une pierre plate. Une fois lä, demande par trois fois quelqu'un pour se battre avec toi."

Dazu kommt noch womit aber keinesfalls gesagt werden soll, dafs diese Auswahl auf Vollständigkeit Anspruch macht eine Stelle aus M. I, 39 (Ausg. v. 1889):

Drei der Genossen Rvylls müssen vergeblich ausreiten. ehe es dem Helden selbst gelingt, die Dame zu erreichen.

Schliefslich gehört hierher auch noch die Szene unseres Textes, in der Owein als Gefangener im Schlofs der Laudine die dreimal sich wiederliolenden Klagen der Schlofsbewohner vernimmt:

L.,21, 17 „A ce moment, ils entendirent de grands cris dans le chäteau."

21, 24 „Vers minuit., ils entendirent des cris pergants."

22,2 „Un peu apres le jour retentirent des cris et des lamentations d'une violence inexprimable."

Über das „Kunstmittel der Steigerung", das sich in dei' Geschichte der Dame von der Quelle und auch in den übrigen Teilen des Eed Book noch mehrfach findet, ebenfalls über die Deutung der Dreizahl, wird noch an späterer Stelle zu reden sein.

Damit seien diese allgemeinen und stilistischen Streif- züge durch die wälsche Ei'zählung vorläufig abgeschlossen.

Wie sich leicht aus der Menge des angeführten Stoffes ergibt, nehmen die eben zitierten und angeführten Stellen mit ihren behäbigen, bi-eiten Schilderungen, ihren mehr oder minder ausgedehnten Wiederholungen einzelner Ausdrücke, ja vielfach ganzer Sätze und Satzfolgen, im Rahmen des Textes einen ziemlich beträchtlichen Raum ein. Genauer drückt dies William H. Carruth in dem bereits erwähnten Artikel (Modern Language Notes 1889) aus: Es sei weiter interessant,

140 WALTEE GREINER,

dafs dieses „Beiwerk" (im Sinne Försters) die Hälfte des Romans ausmache und den gesamten Inhalt des Mabinogi bilde. Nun würde es zwar sicherlich zu weit gehen, diese Äufserung von Carruth, die sich doch ebensogut auf die Kompositionsart M's bezieht, lediglich für unsere bisherigen

rein formellen Beobachtungen in Anspruch zu nehmen; immerhin hat sie doch auch für diese Erörterungen volle (rültigkeit.

Da nun all dem auf den vorhergehenden Seiten Hervor- gehobenen im französischen Roman rein nichts entspricht, ergibt sich schon hieraus ein weiteres Beweismittel gegen die Behauptung, dafs die kymrische und die französische Ivain- bearbeitung eng nebeneinander herlaufen.

Das Gleiche spricht auch Wilmotte in seiner Rezension der Othmerschen Disswtation aus (zitiert bei Edens S. 75):

„Les diiferences de detail sont beaucoup plus nombreuses que la dissertation ne le dit."

Und es sei auch hier unter ausdrücklichem Hinweis auf das in der Einleitung wiedergegebene Wort Zenkers aus einem Briefe an den Verfasser noch das Urteil wiederholt, das Edens im Anschlufs an die eben zitierte Äufserung über Othmers Arbeitsmethode fällt:

„Durch das Verschweigen solcher Abweichungen wird aber bewirkt, dafs sich der uneingeweihte Leser die Über- einstimmung der beiden Versionen viel weitergehend denkt als sie tatsächlich ist."

All die Bilder, die hier an uns vorüberzogen, sie stellen im wesentlichen das dar, was die Gegner das „BeiAverk" nennen. Sie geben der Handlung als solcher auch an den Stellen, an denen sich beide Fassungen näher als sonst stehen

die besondere Färbung und den eigenen Reiz, der jedem auf- fällt, der unbefangen den kymrischen Text auf sich wirken läfst.

Und so leiten diese Bestandteile recht eigentlich über zur Behandlung der Frage nach den sogenannten „keltischen Elementen", die natürlich im Rahmen dieses Abschnitts nur insofern herangezogen werden können, als sie nicht vorzugs- weise einer einzelnen Episode angehören das bleibe für später , sondern auf den Gesamtverlauf der Erzählung Be- ziehung haben. ?-

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OWEIN IVAIN. 141

Der Begriff „keltisch" mufs nun hier zunächst eine Ein- schränkung erfahren. Es soll nicht gesagt werden, dafs all das zu Behandelnde letzten Endes spezifisch keltisch, keltischen Ursprungs, ist innerhalb der Grenzen, die in der Sagen- forschung der Möglichkeit einer genauen Lokalisierung oder ürsprungsergründung eines literarischen oder Sagenmotivs überhaupt gezogen sind ich nenne vielmehr in diesem Zusammenhange „keltisch" all die Eigenheiten, die die k3^m- rische Fassung als solche kennzeichnen. Es ist also „keltisch" hier keine Ursprungsbezeichnung, sondern zunächst lediglich eine Fundortbezeichnung.

Selbst die unwiderlegliche Tatsache, dafs wir überaus charakteristische Eigentümlichkeiten schon in der Form der kymrischen Erzählung finden, wird von gegnerischer Seite angefochten. Zwar liegen die schwersten Angriffe auf stoff- lichem Gebiete, zu dem im nächsten Abschnitt über- gegangen werden soll doch spielen Äulserungen wie die in der Einleitung angeführte von Othmer und die sich in der Ivain-Einleitung Seite XXX findende Förstersche („pavillon Charge de couvrir la marchandise") stark auf das vorliegende Gebiet herüber.

Vor der eigentlichen Behandlung der Hauptfragen des Verhältnisses Owein-Ivain seien noch einige Worte über den Weg, der dabei zu begehen sein wird, gestattet.

Es wurde schon oben (Seite 125) die Grundlage der ge- samten Forschung nach einem Ausspruch Ph. Aug. Beckers hergestellt. Es handelt sich im engeren Sinne darum wie schon in der Einleitung gesagt wurde die allgemein auf- fallenden und doch so viel umstrittenen Eigentümlichkeiten der kj^mrischen Fassung ihrem Wesen nach zu untersuchen. Diese Erörterungen werden sich um dem entworfenen Plane treu zu bleiben über zwei Abschnitte verteilen, von denen der erste die formellen, stilistischen oder allgemeinen Beobachtungen auf Grund der vorliegenden Auszüge enthalten, der andere sich im Wesentlichen in das Gebiet des Stoff- geschichtlichen, des vielumkämpften Gebietes der Sagen ver- gleichung hinüberbewegen soll.

Dieser Weg, der uns zum Ergebnis zu führen bestimmt ist wird in einer Beziehung nämlich auf die Verbindung und

142 WALTER OREINER,

die Art der Verknüpfung beider Teile zum ersten ^lale auf diesen Blättern beschritten. Unteisuchungen, die sich mit einzelnen Gebieten der beiden Hauptteile befassen, sind da- gegen mehrfach vorhanden und sollen bei der Zusammen- fassung der Ergebnisse in gebührender Weise herbeigezogen werden.

Es ist natürlich dabei das sei noch einmal hervor- gehoben — an einen unbefangenen Beobachter gedacht, dessen Blick um Becker einen gegen die Verfechter der Unab- hängigkeit geschleuderten Ausdruck (wenn auch nicht mit voller Schärfe!) zurückzugeben noch nicht durch irgend welche Vorurteile beeintlufst (bei Becker heilst es: „durch das Phantom der Unabhängigkeit getrübt", L. g, r. Ph. 1913 Spalte 26) ist.

Es mufs immer wieder unbedingt daran festgehalten werden, dafs eine Erörterung des Verhältnisses beider Fas- sungen notAvendig von einer vergleichenden Gegenüberstellung beider Werke auszugehen hat. Dies ist in der Tat die einzige Grundlage, die sich bietet. Dafs man auf ihr allein fufsend die ganze Frage nicht restlos lösen kann, wurde schon oben gesagt. Das spricht aber keinesfalls gegen die Brauchbarkeit der Methode zur Erschlielsung des durch sie zugänglichen Teiles.

Schwere Vorwürfe wurden ich denke aus der Reihe der jüngsten Veröffentlichungen hierbei namentlich an den letzten Streitartikel Wendelin Försters in der Behrensschen Zeitschrift, der bekanntlich an Zenkers „Mabinogionfrage" an- knüpft, — in fast ununterbrochener Folge von Förster und einem Teile seiner Anhänger gegen alle diejenigen erhoben, die diese einzig mögliche und richtige Basis einer Klärung der Frage annahmen. Sie wurde von dieser Seite her was schliefslich den Eingeweihten nicht überrascht von Grund auf verworfen und dies zum Teil mit Ausdrücken, die sich oft nicht unwesentlich über den Rahmen dessen hinausbewegen, was bisher im Streite der Meinungen guter Brauch war. So heifst es einmal, wenn ich mich recht erinnere in eben diesem Artikel man begnüge sich damit, den alten Unsinn immer und immer wieder aufzufrischen, und was dergleichen Äufserungen mehr sind, von Beckers „home-

OWEIN IVAIN. 143

rischem Gelächter", das ja durch Zenker die gebührende Antwort fand, ganz zu schweigen.

Demgegenüber sei zum Schlufs diesei- Bemerkungen aufs entschiedenste betont, dafs es für den, der dazu beitragen will, das Verhältnis unserer beiden Fassungen zu ergründen, keinesfalls letzten Elndes darauf ankommen kann, all die zahl- reichen, sich in fast ununterbrochener Folge wiederholenden Behauptungen und Angriffe Försters zu widerlegen, ihnen im einzelnen nachzugehen und auf ihnen die Untersuchung auf- zubauen.

Es gibt eben für die vorliegende und ^lle Untersuchungen, die sich auf diesem Gebiete bewegen, nur die eine und einzige Basis, die oben vorgezeichnet wurde. Und so sei erklärt, dafs jede weitere Diskussion von vornherein ergebnislos bleiben wird und mufs, solange uns die Gegner nicht auf die aus ihren eigenen Reihen (Becker!) heraus gebilligte und auf- gestellte Grundlage folgen.

Es ist eine irrtümliche Anschuldigung, die Förster erhebt und die sich auch bei Becker findet, wenn es heilst, dafs diejenigen, die die Unabhängigkeit M's verfechten, letzten Endes dahin streben, die Bedeutung Chrestiens „des genialen Sohnes der Champagne", sagt Becker einmal zu schmälern.

Ich habe schon im Vorwort den Leitgedanken dieser Untersuchung niedergeschrieben. Es heifst dort am Ende, und damit stimme ich vollständig mit Windisch überein:

„Ehre dem Franzosen, der uns Kunstwerke hohen, un- vergänglichen Wertes schuf .

Ehre aber auch dem Kymren, der uns Kunde gab von alten, längst verschollenen Formen der Sage."

Es wurde schon oben gesagt, dafs der auffällige Längen- unterschied der beiden Werke, insbesondere damit der geringe Umfang des Mabinogi im Vergleiche zu dem Roman Chrestiens auf zwei Hauptursachen zurückzuführen sei.

Von diesen erwähnten Gründen würde der zweite, der sich also auf das bezieht, was oben als „Tempo der Erzählung" kurz bezeichnet wurde, hier vorzugsweise in Frage kommen,

144 WALTER GREINER,

während die Ei'örterung der anderen Beobachtung, dafs M. Kürzungen aufweist, die sich über ganze Abenteuer, ja Abenteuerfolgen erstrecken, im Zusammenhange mit den Fragen der Komposition, mit den Erörterungen der Stoffgeschichte und Motivwandlung betrachtet werden soll.

Es ist zweifellos richtig, wenn Becker im Literaturblatt inbezug auf die Abweichungen und Eigenheiten M's, von denen ja bisher nur der formelle Teil und dieser wiederum lediglich als statistisches Material in Frage kam, sagt:

„Nun ist aber der springende Punkt nicht lediglich die Konstatierung dieser Abweichungen, sondern die Frage, ob durch sie eine völlige Verschiedenheit der k^-mrischen Fassung postuliert wird."

Ich möchte die weiteren Betrachtungen anschliefsen an die der eben zitierten Äufserung unm.ittelbar folgenden Worte aus ebendemselben Artikel, in denen behauptet wird:

Der Kymre habe nicht nur die bei der Übertragung eines poetischen Werkes in die Prosa und bei der Über- tragung eines Werkes in eine fremde Sprache unumgänglich notwendigen Modifizierungen vorgenommen, sondern „er hat die Greschichte, die er wiedergab, frei umschrieben und stark reduziert, wobei er teilweise nachlässig änderte und teilweise systematisch umgestaltete."

Damit ist der Inhalt des Folgenden gegeben als die Behandlung der Frage nach der Berechtigung der Beckerschen Behauptung, als eine Darstellung des Gesamtcharakters des kymrischen Berichtes.

Die früher in den Kinderjahren der Mabinogion- forschung weitverbreitete Ansicht, dafs man es in unserem Bericht mit einem Literaturwerke aus einem weit vor dem Chrestiens zurückliegenden Zeitabschnitt zu tun habe, ist ja durch die neueren und neusten Ergebnisse der keltistischen Forschung endgültig zerstört worden. Darauf habe ich schon in der Einleitung hingewiesen.

Auch dafs man in der uns vorliegenden Fassung M's nicht einen Überlebenden aus weitentschwundenen Zeiten sehen darf, an dem alle Wandlungen und Entwicklungen ohne merklichen Einfluls vorübergegangen sind, wurde bereits angedeutet.

OWEIN IVATN. 145

Ich sehe -- und damit stimme ich wieder mit Windisch überein im Mabinogi nicht ein Beispiel ursprünglichster Erzäiilungskunst, ein schlichtes Volksmärchen von ungetrübter Reinheit, als welches man ja zeitweise den reizvollen kj-mrischen Bericht aufzufassen geneigt war. sondern ich meine, dafs sich leicht darlegen lälst, dafs unser Text eine in gewissem Sinne kunstmäfsige Bearbeitung durch eine oder mehrere Mittels- personen erfahren hat.

Nimmt man mit ^^'indisch dei- bekanntlich bei der Frage nach der „Divergenz" (ich wähle, wie schon früher, diesen Ausdruck hier lediglich der Kürze halber; dafs er das wahre Verhältnis niclit unbedingt trifft, wurde ja gezeigt) sich darüber äufsert die Möglichkeit einer zeitweisen Über- lieferung von Mund zu Mund an, einer Überlieferung also, bei der sich die starren Formen des durch die Schrift fixierten Wortes auflösen, Leben und Wandlungsfähigkeit bekommen, dann wird man sich dieser Ansicht nicht verschlielsen können. Es dürfte überflüssig sein, hier auf die Grundgesetze ein- zugehen, nach denen sich ein Motiv unter den Händen verschiedener Interpreten wandelt, zumal einzelne der dabei wirksamen Faktoren noch im späteren Verlaufe der Unter- suchung herangezogen werden.

Es gilt 'ielmehr hier zunächst einmal den oben erwähnten Spuren kunstmäfsiger Bearbeitung nachzugehen.

Ich sehe diese hauptsächlich an zwei Stellen. Auf die eine im Verlaufe des Textes an zweiter Stelle stehende wurde schon oben hingewiesen. Sie findet sich bei der Schil- derung von Oweins Gefangenschaft im Schlols der Laudine.

21, 17 „A ce moment ils (Owein und die Zofe) entendirent

de grands cris dans le chäteau". 21, 24 „Vers minuit ils entendirent des cris pergants.^' 22, 3 „Un peu apres le jour retentirent des cris et des

lamentaüons d'ime violence inexprimable.^^

In den drei sich innerhalb eines verhältnismäfsig kurzen Textabschnittes es ist bei Loth knapp ^/^ Seite folgen- den Sätzen, die alle die gleiche Tatsache erzählen, nämlich die, dals die Schlolsbe wohner ihrem Schmerz über den Tod des Ritters lauten Ausdruck verleihen, ist nun von dem oben

Zeitschrift f. celt. Philolog-ie XU. 1. l'j

146 WALTER GREINER,

angeführten Prinzip der breiten, behaglichen Wiederholung der gleichen Situation mit den gleichen ^^'orten in klug be- rechnender Absicht abgewichen worden.

Jede der beiden auf den ersten Bericht vom Schmerz der Schlofsbewohner folgenden Stellen enthält gegenüber der vorhergehenden eine wohlerwogene Steigerung des Ausdrucks. Damit wird der Gefahr der Eintönigkeit, die sonst wohl vor- handen gewesen wäre, wirksam begegnet und zu gleicher Zeit ein zweiter Zweck erreicht: die Aufmerksamkeit, die Spannung des Hörers wird auf ihren Gipfel gebracht. Und so erhält die ganze Schilderung etAvas Dramatisches, sie ver- liert sich nicht in der Eintönigkeit stereotj^per Wiederholungen, sondern schreitet zielbewulst vorwärts, den Hörer durch ständige plaumäfsige Steigerung der Ausdrucksmittel dem Gipfelpunkt der Handlung zuführend, der Neigung Oweins zu Laudine :

23,14 „En la voj'ant Owein s'enflamma de son amour au point qu 'il en etait parfaitement penetre."

Dieses „Kunstmittel der Steigerung", wie ich es nennen möchte, findet sich aber in unserem Texte noch des öfteren verwendet. Ich denke hierbei Aveniger an die Stellen nament- lich im ersten Teile des kymrischen Berichtes, von denen schon oben die Rede war und deren Schema sich etwa so ausdrücken läfst:

„Dies oder das war viel eindrucksvoller und überraschender für mich, als ich es nach den Angaben, die man mir machte, erwarten konnte" von diesen soll später die Rede noch einmal sein.

Es handelt sich vielmehr hier zunächst um zwei weitere Stellen, an denen der K5mire im Gegensatz zu der uns in Chrestiens Roman überlieferten Gestalt den Ausdruck dahin steigert, dals er um einmal ein Wort aus dem Laokoon zu gebrauchen, den „fruchtbarsten Augenblick" wählt. Wie, Avas sich ohne Aveiteres ergibt, seine Schilderungen an Lebendig- keit, an' Kraft des Eindrucks auf den Hörer geAvinnen, ist ja dort gesagt worden.

Nun zu unseren beiden Texten selbst! Die in Frage kommenden Stellen finden sich in der ersten Hälfte der Ivain- geschichte.

OWEIN IVAIN. 147

Wem es gelingt, die Gewitterquelle zu erreichen und das iu der vorgeschriebenen Weise erregte Unwetter ohne schwere Gefährdung seines Lebens zu überstehen, dem wird ein gar köstlicher Genuls zuteil in dem lieblichen Gesang der Vögel, die sich auf dem Baume niedersetzen. Die Freude des Hörers wird aber bald gestört durch das Erscheinen des kampfbereiten Verteidigers der Quelle. Dieser Verlauf der Handlung ist ja zu bekannt, es genüge hier diese kurze Skizzierung.

Chrestien gibt von dem Eindruck, den der herrliche Gesang (der bekanntlich v. 472 servise =^ „Gottesdienst" ge- nannt wird) auf den lauschenden Ritter macht, die folgende Schilderung:

470 „De lor joie me resjoi,

S'ecoutai tant qu'il orent fet

Lor servise trestot a tret;

Qu'ains mes n'oi si bele joie,i)

Ne mes ne cuit, que nus hon l'oie, 475 Se il ne va oir celi,

Qui tant me plot et abeli,

Que je m'an dui por fol tenir.

Tant i fui que j'oi venir

Chevaliers " usw.

An der entsprechenden Stelle bei Ivains Zug nach der Quelle heilst es kurz:

808 „vindrent li oisel

Es firent joie merveilleuse Sor la fontainne perilleuse. Ainz que la joie fust remese, Vint, d'ire plus ardanz que brese, Li Chevaliers "

Der Kj'mre hingegen rühmt in gleicher Weise wie Chrestien in der durch die Anmerkung besonders hervorgehobenen Stelle die überwältigende Schönheit des Gesanges, geht aber dann

') Übrigen« eine weitere wörtliche Übereinstimmung mit Mab. 13,14: . . . „je suis sür, Kei, de n'avoir Jamals enteudu, ni avant ni apres, de musique comparable ä celle-lä''.

10*

148 WALTER GREINER,

in der Kunst der dramatischen Schilderung über den Bericht des Franzosen hinaus. Gegenüber dem matten und farblosen

478 „tant i fui que j'oi venir"

verleiht er der ganzen Schilderung erhöhtes Leben dadurch, dafs er den Begriff der Steigerung einführt. Mit sicherem Blick für das Wirksamere wählt er für das Erscheinen des schwarzen Ritters den Augenblick, den es sei noch einmal auf den Laokoon zurückgegriffen auch der Maler wählen würde, wenn er das reizvolle Idyll im Bilde darstellen sollte:

Voller Freude lauscht der Ritter den ersten Tönen, die aus den Zweigen zu ihm dringen; mehr und mehr steigert sich sein Entzücken über den unerwarteten Genufs, und als es seinen Höhepunkt erreicht hat, als er völlig im Lauschen ver- sunken dasteht, da, in eben diesem Augenblick erscheint der Ritter.

So malt es der Bericht des Kymren:

13, 16 „Au moment je prenais le plus de plaisir ä les eutendre, voilä des plaintes venant vers moi . . .",

und an der entsprechenden Stelle heilst es:

17, 29 „Au moment il prenait le plus de plaisir ä leur chant, il vit un Chevalier ..."

Dabei sei noch darauf hingewiesen, dafs die „plaintes" von deren Bedeutung noch zu reden sein wird einen weit wirksameren Gegensatz zu dem Vorhergehenden bilden als das Lärmen

481 „Tel noise et tel fraint demenoit Uns seus Chevaliers, qui venoit"

des Ritters bei Chrestien.

Die andere Stelle, an der ich im Berichte des Kymren eine kunstmäfsige Bearbeitung sehen möchte, würde im wesentlichen vom gleichen Standpunkt aus zu bewerten sein.

Ich meine hier Mab. 18, 13 f = Chr. 942, die Beschreibung von der Verfolgung des todwunden Ritters durch Ivain. Sie erreichen beide das für den Fliehenden Rettung bietende Schlofs und durchjagen den Torraum mit dem gefährlichen Fallgatter :

OWEIN IVAIN. 149

942 „Que li chevaiis marcha le fust,

Qui tenoit la porte de fer.

Aussi con deables d' anfer 945 Desgant la porte contreval,

S'ataint la sele et le cheval

Deriere et tranche tot parmi;

Mes ne tocha, la De merci,

Mon seignor Ivain fors que tant. 950 Qu'au res del dos li vint reant,

Si qu'anbedeus les esperons

Li tranclia au res des talons."

So entgellt also Ivain mit knapper Not dem sicheren Tode. Der Kj^mre läfst den Verfolger noch etwas glücklicher sein und beweist zugleich einen schärferen Blick für die Situation. Ich erinnere aus den eben angeführten Zeilen daran, dafs der glückliche Ausgang für den Helden nur da- durch herbeigeführt wurde, dafs sich Ivain weit vorbeugt, um den Gegner am Sattelbogen

937 ... „a l'argon deriere le tint" zu fassen. Vergegenwärtigt man sich diese Lage, so erscheint es glaubhafter, dafs lediglich die letzten Ausläufer der Sporen, die Sporenrädchen („les molettes des eperons" 18, 15) ge- troffen werden als diese selbst. Im letzteren Falle dürfte es kaum ohne eine Verletzung des Verfolgers abgegangen sein.

Damit schliefse ich diese Erörterungen und wende mich im folgenden zur Behandlung der oben skizzierten Frage nach dem Allgemeincharakter M's.

Hierüber liegen nun aus früheren älteren, neueren und neuesten Veröffentlichungen mehrere Urteile vor, die zu berücksichtigen sein werden. Sicher ist, das dürfte aus all dem bisher Besprochenen zur Genüge hervorgehen und wird, namentlich was das Stoffliche anbetrifft, noch des weiteren erörtert werden dafs der kymrische Bericht keines- falls den Eindruck einer Übersetzung oder Übertragung macht. Demgegenüber könnte der Einwand erhoben werden, dafs es der Kj'mre verstanden habe, all die Spuren, die auf eine solche Arbeitsweise schliefsen lassen, sorglich zu tilgen. Dafs

\'yO WALTER GREINER,

davon keine Rede sein kann, hat schon Brown gegen Ende seiner letzten Abhandlnng (On tlie independent character of the Welsh Owein) erklärt, worauf ich noch zurückzukommen gedenke.

Es sei begonnen mit der Besprechung der oben ange- führten Beobachtungen und allgemeinen Ergebnisse.

Es w^ar gezeigt worden, dafs das Mabinogi eine Reihe von Eigentümlichkeiten formeller Art hat, denen im französischen Roman nichts entspricht. Waren diese Eigentümlichkeiten oben lediglich statistisches Material, so soll im folgenden auf ihr Wesen etwas näher eingegangen werden. Es wird sich dabei allerdings nicht vermeiden lassen, die scharfen Grenzen, die diesem Abschnitt anfänglich gezogen waren, das eine oder andere Mal zu überschreiten, um aus dem Stofflichen einiges heranzuziehen, im allgemeinen aber sollen sich diese Er- örterungen noch auf formellem Gebiete bewegen.

Von der äufseren Form des kj^mrischen Berichtes sei zunächst gesagt, dafs sich in seinem Verlaufe an verschiedenen Stellen Spuren deutlicher Abschnitte noch heute erkennen lassen. Ich habe oben schon bei der Gegenüberstellung gelegentlich auf diese bereits von anderer Seite festgestellte und erörterte Tatsache hingewiesen.

Bekanntlich schliefst die Schilderung der Hochzeit Oweins und der Dame von der Quelle im Mabinogi mit den Worten:

„Owein garda la fontaine avec .lance et epee, voici comrae: tout Chevalier qui y venait, il le renversait et le vendait pour tonte sa valeur. Le produit, il le partageait entre ses barons et ses chevalieis; aussi n'y avait-il personne au monde plus aime de ses sujets que lui. II fut ainsi pendant trois annees" (27, 15).

Die Fortsetzung des Berichtes lautet sodann: 1

„Un jour que Gwalchmei se promenait avec l'empereur Arthur, il jeta les yeux sur lui et le vit triste et sou- cieux" (28,3).

Eine spätere Stelle die Schilderung des Abschieds Oweins von dei- Dame von der Quelle bietet das gleiche Bild:

OWEIN IVAIN. 151

„Owein alla avec Arthur dans l'ile de Bretagne. Une fois arrive au milieu de ses conipatriotes et de ses compag- nons de festiiis, il resta trois annees au lieu de trois mois" (33,6).

Der Fortgang lautet dann wieder:

„Owein se trouvait, un jour, ä table ä Kaer Llion sur Wysc" (33; 10).

Dazu kommen noch die folgenden Belege: „C'est ainsi qu'ils sauverent Lunet du feu" (43, 2).

Diesen Schlufssatz möchte ich in Parallele setzen als typischen Märchenausgang zu:

„Cette histoire s'appelle l'histoire de la Dame de la fontaine" (45,14).

„Owein et Lunet allerent ensemble aux domaines de la Dame de la Fontaine; et, quand il en sortit, il emmena la dame avec lui ä la cour d'Arthur, et eile resta sa femme tant qu'elle vecut" (43, 3 ).

„Owein resta, ä partir de lä, ä la cour d'Arthur, comme Penteulu, tres aime d'Arthur, jusqu'ä ce qu'il retourna vers ses vassaux, c'est -ä-dire les trois cents epees de la tribu de Kynvarch et la troupe des corbeaux. Partout il allait avec eux, il etait vainqueur'' (45, 8).

Man wird hier einwenden, dafs abgesehen einmal von den letzten vier Sätzen (43, 2 f.), die ja deutlich den Charakter eines formelhaften Schlusses volkstümlicher Erzählung, des Märchens, tragen die Anknüpfung eines neuen Geschehnisses mit unbestimmten Ausdrücken wie un jour que u. a. m. im Mabinogi auch sonst wiederkehre und sich dabei auf Stellen berufen wie:

34,9 „II descendit de la montagne ä la vallee et se dirigea vers un parc, le plus beau du monde. qui appartenait ä une comte.sse veuve.

Un jour, la comtesse et ses suivantes allerent se promener au bord de l'etang qui etait dans le parc, jusqu'ä la hauteur du milieu de l'eau."

152 WALTER GREINER,

Es leuchtet aber ohne weiteres ein, dals zwischen der letzten und den oben angeführten Stellen ein Unterschied von grundlegender Bedeutung besteht. Diese eine Stelle mit dem völlig bedeutungslosen „un jour que" spricht aber keinesfalls gegen die geäufserte Ansicht. Die Wesens- bezw. Ursprungs- erörterung dieser Erscheinung sei für später vorbehalten.

Ich wende mich jetzt dem eigentlichen Hauptteile zu. der Frage nach dem Stilcharakter, dem Gesamteindrucke des Mabinogi.

Versucht man einmal den kymrischen Text au sich zu überdenken, strebt man danach, sich einmal freizumachen von allen vergleichenden oder abwägenden Betrachtungen inbezug auf Chrestieus Werk, so dürfte sicli etwa der folgende Gesamteindruck M's ergeben:

„Le Mabinogi fait l'impression d"une (jeuvre naive, ecrite par un conteur disposant d'un fond d'idees restraint et ä qui les conceptions et les expressions de la poesie populaire sont f amilieres." i)

Diesem ebenso einfachen und im ganzen treffenden Urteil möchte ich die weiteren Erörterungen anschlielsen. Dafs ich nicht völlig auf seinem Boden stehe, ist den oben gegebenen Ausführungen über die Stellen, an denen ich eine kunstmäfsige Bearbeitung zu sehen glaube, zu entnehmen. Weit davon entfernt, den Kymren nun etwa über den Dichter zu erheben, meine ich doch, dafs der Ausdruck „fond d'idees restraint" vielleicht doch etwas zu scharf erscheint.

Es wurde schon oben gesagt, dafs die Handlung im Mabinogi knapper gefafst ist als im Eoman des Franzosen. In ruhigem Flusse, ohne Abschweifungen reflektierender oder moralisierender Art reiht sie Geschehnis an Geschehnis, und diese einfache Folge der Tatsachen wird lediglich unter- brochen durch die Schilderungen märchenhafter Pracht, die oben angeführt wurden und auf die gleich des näheren ein- gegangen w^erden soll.

Läfst man all die glänzenden Bilder, die der kunstlos und schlicht erzählten Handlung als schimmernder Schmuck eingefügt scheinen, noch einmal am Auge vorübergleiten, so

') Piquet: Etüde sur Haitmaim d'Aue. These, Paris 1898.

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OWEIN IVAIN. 158

findet man bald ein gemeinsames Band, das all die über den gesamten Verlauf des Mabinogi zerstreuten Schilderungen eint. Der eigentümliche Reiz, der über der ersten Stelle (Kynons Ankunft im gastlichen Schlols) ausgebreitet liegt, ist dem ganzen Texte eigen. Ihm wenden wir uns im fol- genden zu.

Es berührt zunächst seltsam, im ganzen Texte nicht einen Versuch einer Charakterisiei'ung einer handelnden Person zu finden; einen schüchternen Ansatz, den ich als eine spätere Hinzufügung betrachten möchte, mag man allerdings in den ersten Worten der Erzählung des Kynon sehen:

,, J'etais Als unique de pere et de mere; j'etais fougueux. d'une grande presomption, je ne croj^ais pas qu'il y eüt au monde personne capable de me surpasser en n'importe quelle prouesse. Apres etre A^enu ä bout de toutes Celles que presentait mon pays, je fis mes preparatifs et me mis en raarche vers les extremites du monde et les deserts'- (5, 9).

Dies ist. wie schon gesagt, die einzige Stelle, an dei' eine Charakterschilderung versucht wird. Sonst beziehen sich all die Angaben, die eine nähere Beschreibung irgend einei- Person enthalten, ausschliefslich auf das Äufsere. Mit einer Freude am Schönen und Glänzenden berichtet der Kymre von den prächtigen Gewändern und den kostbaren Geräten und Waffen. Und sieht man genauer zu, so findet sich ein roter Faden, der sich durch all diese Schilderungen zieht: es ist all den auftretenden Personen oder genauer gesagt, einer später noch zu erörternden Gruppe von Personen eine Reihe von äufserlichen Erkennungszeichen eigen, durch die sie sich von den anderen Gestalten deutlich abheben. Es sei hier nur erinnert an die fast in allen Einzelheiten übereinstimmenden Beschreibungen der Jünglinge und des fi'eundlichen Ritters vor dem gastlichen Schlofs, dann an Laudine, an Lunete u. a. m. In diesen äufserlichen Angaben von denen ja oben eine grofse Zahl angeführt wurde erhebt sich zeitweise die Sprache des Kymren aus dem trocknen Ton des ich möchte fast sagen Chronisten, dem sie öfters bedenklich nahe kommt, zu lebensvoller Schönheit und überraschender Farbenpracht.

l'>4 WALTER GREINER,

Es sei hier nocli einmal auf die Stelle hingewiesen, an der die Schönheit der Mädchen gepriesen wird: sie übertreffen selbst die als Ideal der Anmut berühmte Königin:

. . . „la plus laide d'entre elles etait plus belle que la jeune fille la plus belle que tu aies jamais vue dans l'ile de Bretagne; la moins belle etait plus charmante que Gwenhwyvar, femme d' Arthur, quand eile est le plus belle, le jour de Noel ou le jour de Päques, pour la messe" (7, 3).

Dem stelle ich noch einmal die oben zitierte Beschreibung aus Kulhwch et Ol wen zur Seite:

. . . ,,le coursier etait plus prompt que la chute de la premiere goutte de rosee de la pointe da roseau sur le sol au moment eile est le plus abondante au mois de juin".

Dies sind Bilder von fast bestrickender Pracht, wie wir sie im Roman vergeblich suchen. Wie schon gesagt wurde, Aviederholen sich die gleichen Ausdrücke, die gleichen Um- schreibungen namentlich in dem, was ich die Quellengeschichte nennen möchte, mehrfach, ohne in das Einerlei stereotypen Wortgeklingels zu verfallen. Und dals diese Gefahr vermieden wird, liegt, sagte ich, an dem Kunstmittel der Steigerung.

Gegenüber diesem Reichtum, ja Überfluls an äufserlichen Schilderungen fällt der Mangel einer jeden Individualisierung der handelnden Personen durch den Kymren mehr und mehr auf. Es ist ein unbestreitbares Verdienst, ein grolser Vorzug Chrestiens, dafs er zu den Taten und Gestalten, die er schildert, in ein persönliches Verhältnis tritt, ihre Handlungen mit reflektierenden Betrachtungen begleitet. Die Schönheit dieser Stellen in Ermangelung einer besseren wolle man sich des oben wiedergegebenen Exkurses über die Aufmerk- samkeit erinnern (v. 150-175) ist einem jeden bekannt, der sich in die Meisterwerke des Dichters vertieft. Mag auch gelegentlich einmal vielleicht sogar vielfach der reine Genuls durch eine etwas ermüdende Subtilität und durch Haarspaltereien und Spitzfindigkeiten getrübt sein, wir möchten doch diese reflektierenden Teile in den Schöpfungen Chrestiens nicht missen. An mehreren Stellen - auf sie wurde oben in der Gegenüberstellung hingewiesen finden sich bei ihm Charakterschilderungen insbesondere der Helden. Ich erinnere.

IVAIN OWEIN. 155

hier nur an das Gespräch zwischen Ivain und der Zofe im Torraum (hier wird des Helden i-itterlicher Sinn der beim höfischen Feste allgemein zurückgesetzten und unbeachteten Lunete gegenüber gepriesen), dann an die wenn auch nur kurze Charakteristik des Verliältnisses der Zofe zu der Herrin, die der Schilderung der diplomatischen Mission Lunetes vorangeht und die man allerdings nicht gern missen möchte.

Von alle dem hat M. rein nichts. Als dem Owein die Notlage der verwitweten Gräfin, die der Graf Alier hart be- drückt, berichtet wird, liat er für sie lediglich die Worte: „C'est triste" (35, 23).

Und ebenso heilst es bei der Erwähnung der Qualen des Vaters, dem die beiden Söhne durch den Riesen geraubt sind: „C'est assurement triste, dit Owein" (41,7).

An Stellen gleicher Art da mir die Auszüge aus Geraint -Erec nicht mehr vorliegen, kann ich es nicht durch Beispiele erhärten dürfte Othmer auch vorzugsweise gedacht haben, wenn er dem Kymren gegen das Ende liiu Nachlässigkeit oder steigende Unlust am Stoff vorwarf. (Damit soll aber keinesfalls gesagt werden, dafs sich die Othmersche Behauptung ausschliefslich auf diese oder ähnliche Textstellen stütze.)

Wie die^e Erscheinung auf andere Weise folgerichtiger und im Zusammenhang mit all den anderen Erscheinungen erklärt werden kann, davon wird gleich die Rede sein.

Ich möchte nun die weitere Behandlung der Frage nach dem Charakter M's dahin präzisieren, dals der Gegenstand des folgenden Abschnitts der Untersuchung der Stellung M's innerhalb der Literaturgattungen gewidmet sein soll. Welcher Dichtungsform gehört das Mabinogi an?

Schon Piquet sagte die Äufserung wurde oben an- geführt — , dafs wir uns als Kompilator M's jemanden zu denken haben, „ä qui les expressions de la poesie populaire sont familieres."

Diese Worte schliefsen allerdings die Möglichkeit nicht aus, dafs um einmal zu der Grundfrage der Arbeit selbst mich zu wenden eine zielbewiü'ste Bearbeitung und Um- gestaltung des durch Chrestien bekannt gewordenen Stoffes nach der Seite des Volkstümlichen hin stattgefunden habe.

156 WALTER GRETNER,

Gegen diese Annahme erheben sich jedoch schwere Bedenken.

Zunächst spricht der oben erörterte Längen unterschied der beiden Werke dagegen. Es war das Prinzip der Bearbeiter jener Zeiten, die überlieferten oder übernommenen Stoffe durch Hinzufügung von Eigenem oder anderweit Entlehntem zu erweitern. Dies konnte umso leichter geschehen, als man über Entlehnungen weit weniger streng dachte als in unseren Tagen. So war es leicht möglich und wurde zum oft geübten Brauch, Episode um Episode einem überlieferten Stoffe an- oder einzufügen. Dieses Verfahren der Erweiterung über- nommener Motive und Stoffe ist ja aus dem in Frage kommenden Zeitabschnitt zu bekannt, als dals noch längere Erörterungen nötig wären. Um so seltsamer aber mutet es an, für das Verhältnis unserer beiden Texte gerade das vom Gewöhnlichen abweichende Verfahren anzunehmen, M. als eine vorsätzlich kürzende Bearbeitung des französischen Romans zu betrachten, zumal das Mabinogi auf mich (und darin stehen mir viele Ansichten zur Seite) keinesfalls den Eindruck einer gekürzten, zusammenfassenden Übertragung oder Be- arbeitung macht.

Im gleichen Sinne äufsert sich Windisch a.a.O. S. 221:

„Zuerst habe ich bei einer Vergleichung des kymrischen Oweintextes mit dem altfranzösischen Ivaintexte die Über- zeugung gewonnen, dafs keiner dieser beiden Texte vom anderen abhängig ist, wenn wir nicht annehmen wollen, dafs der Nacherzähler seine Worte absichtlich so ganz anders gewählt habe, um seine Abhängigkeit nicht erkennen zu lassen. Die Verschiedenheit in der Art der Erzählung ist umso auf- fälliger, als die Handlung in allen ihren Teilen bis in Einzel- heiten hinein dieselbe ist und nur gegen Ende eine gröfsere sachliche Verschiedenheit zutage tritt." (Dafs ich bezüglich des Maises der Übereinstimmung in der Handlang von Windischs Ansicht abweiche, ist ja auf Grund der Gegenüber- stellung hervorgehoben worden.)

Und an einer späteren Stelle (Seite 273) sagt Windisch wieder:

„Diese durchgehende sprachliche Verschiedenheit im Aus- druck ist für mich ein Hauptgrund, trotz der grolsen

OWEIN IVAIN. 1 57

Übereinstimmung in der Sache , weshalb ich Chrestieus Dichtungen nicht als die Vorlage der kymrischen Erzählungen ansehen kann".

Dem gelinden Zweifel den Windisch an der zuerst angeführten Stelle und im gleichen Sinne noch einmal S. 273 äafsert:

„Wenn übrigens der Welschmann wirklich die Dichtungen Chrestiens zu diesen Erzählungen in Prosa umgewandelt hätte, so konnte er kein unbedeutender Mann gewesen sein. Das Bild, das Förster von ihm entwirft, würde ihm nicht gerecht werden", glaube ich doch begegnen zu können. Gegen die bewufste und kunstmäfsige Angleichung (um eine solche würde es sich doch dann sicherlich handeln) an das Volks- tümliche spricht vor allem noch ein Umstand.

Gesetzt, es sei wirklich M. auf dem Boden des Chrestienscheu Romans erwachsen und von den in diesem lebenden Ideen durchdrungen, wie erklärt sich dann von diesem Stand- punkt aus die patriarchalische, fast dürftig anmutende Ein- fachheit am Königshofe, die im schreienden Gegensatz steht zu den Schilderungen, die vom Schlofs des gastlichen Ritters und von dem der Laudine gegeben werden? Ich sehe auf der eben genannten Basis keinerlei Möglichkeit, diese gewii's auffallende E'scheinung zu erklären. Anzunehmen, dafs die kymrische Erzählung zeitlich so weit nach Chrestiens Roman entStauden sei, dafs inzwischen der Ruhm Arturs und all der heroische und höüsche Glanz, der ihn umgab, habe verblassen können, geht nicht wohl an, nicht allein deshalb, weil gegen diese Ansicht Stellen aus dem kymrischen Texte selbst sprechen. Ich denke hierbei an Loth (1913) II, 7, 3; 21, 21 und 29, 1.

So bleibt denn nur die eine j\Iöglichkeit, anzunehmen, dals der kymrische Bericht in seiner patriarchalischen Ein- fachheit — die sich auch besonders dadurch kennzeichnet, dafs Artus seinen Waffengenossen gegenüber noch als Meth- und Gastmahlspender aufgefalst wird eben all die schim- mernde Pracht und den höfischen Glanz noch nicht kannte, den das Mittelalter um die Gestalt des dux bellorum gols, dals er zum wenigsten stellenweise auf Formen der Sage zurückgeht, die weit vor der uns durch Chrestiens Werk bekannten Fassung liegen.

158 WALTER GREINER,

Sodann spricht noch nianclies Andere gegen eine bewufste Angieichung an das Volksmälsige. So scheint es mir un- erklärlich, wie man die Gestalt Ivains, die ja wie schon oben gesagt wurde bei Chrestien trefflich charakterisiert ist, eines Mannes, der sich Rechenschaft gibt über seine Taten, kurz: dessen Seelenleben uns näher gebracht wird, wie man eine solche Gestalt derart abschwächen konnte. Ich weifs sehr wolil, dafs eine solche Entwicklung an sich möglich und auch durch Beispiele nachweisbar ist (Ich verweise auf Piquets Dissertation, in der einmal hiervon die Rede ist.), so seltsam auch ein solcher Vorgang am Helden selbst berühren würde. Ich denke dabei nicht an den Mangel der Charak- terisierung überhaupt, der gleich als auf ganz andrer Grund- lage beruhend erörtert werden soll, ich meine vielmehr damit Stellen, wie die oben angeführten: „C'est triste, dit Owein". „C'est assurement triste, dit Owein".

Es sei hier mit diesen beiden Gründen abgebrochen, da ich im späteren Verlaufe der Arbeit noch auf diesen Punkt zurückzukommen gedenke.

So dürfte also jetzt die Äufserung Piquets nach Beseitigung der geäufserten Bedenken dahin zu präzisieren sein, dafs es heilst:

Das Mabinogi zeigt hier kommt natürlich zunächst wieder lediglich der formelle Teil zum Ausdruck deutliche Merkmale der Volkspoesie, und, um gleich zum Folgenden überzugehen: im besonderen des Märchens.

Wir fanden oben als stilistische Haupteigentümlichkeiten des Mabinogi die folgenden:

1. Die Handlung ist auf ein knappes Mafs zusammen- gedrängt, sie schreitet stetig fort; nachdenkliche Betrachtungen der Geschehnisse und Personen und psychologische Feinheiten sind ihr fremd.

2. In diese knappe Fassung der Handlung sind Schil- derungen von hohem poetischen Reiz eingefügt (dals sie nicht, wie behauptet wird, äufseres, entbehrliches Beiwerk bilden, wurde des öfteren gesagt und soll noch erörtert werden), die alle in Superlativen gehalten sind und gegebenenfalls vor,

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OWEIN IVAIN. 159

arger Übertreibung nicht zurückschrecken. Sie alle werden verbunden durch einen gemeinsamen Gedanken: sie bringen Bikler einer Gegend, eines Reiches von berückender Scliönheit und Pracht.

3. So oft die gleiche oder gar nur eine ähnliche Situation geschildert wird, gefällt sich der kymrische Bericht in breiten, behaglichen Wiederholungen , in denen selbst die , gleichen Ausdrücke, die in den vorhergehenden Stellen vorausgingen, wieder verwandt werden. Die Eintönigkeit dieser Berichte wird dadurch aufgehoben, dals jeder folgende Bericht dem vorhergehenden gegenüber eine gewisse Steigerung der Aus- drucksmittel enthält.

4. Diese Wiederholungen finden sich auch inbezug auf bestimmte Zahlenangaben; es wurde schon oben auf die aus- schiiefsliche Verwendung der Dreizahl hingewiesen, i)

Legt man sich aber nun und damit komme ich zum Ergebnis dieses formellen Teiles die Frage vor, welcher Literaturgattung diese gewifs auffallenden Kennzeichen des kymrischen Berichtes eigen sind, so ergibt sich die Tatsache, dafs sie sich völlig decken mit all den Eigentümlichkeiten, die dem Volksmärchen sei es auch in einer im liaufe der Zeiten geänderten Form seinen unzerstörbaren Reiz geben, ihm jenen unverwischbaren Zauber verleihen, der uns allen vertraut ist.

Da ich mich auf den vorhergehenden Seiten gegen die Möglichkeit einer bewufsten Bearbeitung M's nach der Seite des Volksmälsigen hin gewandt habe, ist eine noch w^eit schärfere Fassung der Behauptung möglich:

Die Geschichte von der Dame von der Quelle hat die nicht auf dem Wege kunstmäfsiger Umgestaltung auf- gepappten — Eigentümlichkeiten des Volksmärchens; ihre Psychologie, ihre stilistischen Kunstmittel sind völlig die uns aus jener Literaturgattung vertrauten.

') Eine Ausnabine in dieser Beziehung bildet lediglich die eine Stelle, an der von der Keule des Waldschrats die Rede ist:

„La massue de fer qui, d'apres l«i, aurait charge deux homnies, je suis bien sur, Kei, que quatre hommes de guerre y eussent trouve leur faix" (10, 8).

160 WALTER GKEINER.

Durch die oben unter 3. aufgestellte Beobachtung wurde .schon Rauch auf den Tj-pus des Märchens geführt. Er sagt Seite 53:

„Sich wiederholende Ereignisse werden mit der Au.><- führlichkeit des Volksmärchens unermüdlich mit refrainartig wiederkehrenden Ausdrücken erzählt".

Auch Piquet äufsert sich auf Seite 178 seiner Abhandlung im gleichen Sinne:

„Suivant les lois du conte populaire, les memes recits sont faits dans des termes identiques et les memes expressions reviennent dans des situations analogues". Auch das Märchen kennt keine eigentliche Cliarakteristik der handelnden Personen, höchstens insofern, als es einen Typus vom anderen abgrenzt. Eine individualisierende Cha- rakterschilderung oder Seelenanalyse wird man stets vermissen. Setzt aber das echte Märchen dieses ist natürlich hier allein gemeint zwei aus seinem reichen Vorrat typischer Gestalten, die jedem bekannt sind, der sich an diesem un- erschöpflichen Quell labte, einander gegenüber, so macht sich die Neigung geltend, jeden der beiden zum Extrem auszubilden. Und mit solchen Erörterungen rühren wir an die Anfänge der Erzählungskunst überhaupt, ein Gebiet, auf dem „Wahrheit und Dichtung" in der uns vorliegenden liiteratur sich in buntem Wechsel mischen, sodafs man hier wohl versucht ist, an des Mephistopheles Wort zu denken:

„Was diese Wissenschaft betrifft,

Es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden,

Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift

Und von der Medizin ists kaum zu scheiden".

Es würde hier zu weit führen, auch nur auf ganz nahe an unser Gebiet reichende Streitfagen einzugehen, auch würde ihre gelegentliche Berührung im folgenden Teile angebrachter zu behandeln sein.

Bemerkt sei hier nur, dafs wir auch auf diesem Gebiete schw^eren Angriffen Försters zu begegnen haben. Ich erinnere hier nur, um etwas ganz Naheliegendes herauszugreifen, au die „Besprechung" der Brownscheu Ivainstudie im Yvain^, Anmerkung zu Seite XXXI, XXXIV, XLIX-LIL t

I

OWEIN IVAIN. Itil

Das Märchen also kennt keine individualisierende Charakteristik, es stellt einen Typus dem anderen gegenüber, wurde oben gesagt. Und mit wenigen derben Strichen wird solch ein Charaktertypüs gezeichnet, oft genug genügt ein Satz, ein "Wort, um ihn zu kennzeichnen,

Dals die primitiA'e Erzählungskuust des Märchens zum Extremen neigt, wurde schon oben gesagt. Es dürfte über- flüssig sein, dies weiter auszuführen; ein jedes, auch all die tiefen deutschen Volksmärchen, geben davon Proben. Diese Entwicklung kann gegebenenfalls so weit gehen, dafs die geschilderten Gestalten an Wirklichkeit, an Lebensfähigkeit verlieren, dafs sie uns lediglich als Träger, als Verkörperung einer Tugend oder Untugend, als Vertreter einer Idee, eines guten oder bösen Prinzips erscheinen.

Eines der beliebten Kunstmittel des Märchens, das sich gleichfalls durch zahlreiche Beispiele belegen läfst, ist die Wiederholung, nicht lediglich einer Schilderung oder Be- schreibung (davon war oben die Rede), sondern eines Vorgangs, eines Abenteuers, einer Handlung.

Mit einem jeden, der ihm auf seinem Wege begegnet, schliefst „Hans im Glück" seinen ihm in seiner Beschränkt- heit so vorteilhaft erscheinenden Handel ab, und ein jedes Mal dies führt zu den oben gegebenen Erörterungen zurück erscheint der Kontrast zwischen dem Hingegebenen und dem dafür Eingetauschten gesteigert.

Viele suchen vergeblich die mühsamen Wege zu über- winden, deren Hemmungen ein jedes Mal aufs neue mit der gleichen Treue erzählt w^erden, doch nur dem Einen gelingt es, die Wunderblume zu finden.

Das sind Bestandteile des Märchens, die zu allgemein bekannt sind, als dafs ich noch w'eitere Beispiele dafür anzuführen brauchte, zumal ich in einem späteren Abschnitt darauf zurückkommen werde.

So finden wir auch in unserem Texte die Beschreibung des Weges nach der Quelle ein jedes Mal in breiter Aus- führlichkeit beschrieben; eine jede Stufe des Zuges nach ihr wird in jeder Beschreibung wiederholt, sow^eit sie für die Komposition der Handlung das wird noch zu zeigen sein von Belang ist.

Zeitschrift f. celt. Philologrie XH, l. H

162 WALTER GREINER,

Eines jeden Abenteurers gastliche Aufnahme im Schlofs des Ritters nach bescliwerlicher Reise durcli montagues und deserts. eines jeden Begegnung mit dem Waldmenschen gibt unser Bericht mit der gleichen Treuö wieder.

Zu alledem kommen nun noch die Schilderungen eines Reiches der Pracht und Schönheit, das alle Erwartungen und Vorstellungen übersteigt. Dafs es dem Kymren nicht darauf ankam, über eine überlieferte Gestalt des Stoffes noch nach- träglich diesen eigenen Schimmer auszugiefsen, dafs es nicht anzunehmen ist, dafs all diese Schilderungen eines im schroffsten Gegensatze zu der nüchtern erzählten Abenteuer- reihe stehenden Gebietes nachträglich mit bewufster Absicht aufgeleimt wurden, habe ich schon oben gesagt.

A priori ist es sehr wohl möglich, einen fertig vor- liegenden Stoff in ein völlig verändertes Milieu zu übertragen, ihm ein gänzlich verändertes äufseres Gepräge zu geben. Sobald sich aber dem genauen Beobachter die Überzeugung aufdrängt, dafs es sich bei dieser anderen Fassung nicht lediglich um die Ausschmückung mit äulseren Zutaten handelt, dals vielmehr all die Eigentümlichkeiten tief in der Natur des Stoffes, in der Konzeption der Motive beruhen, dann bleibt nur die Annahme einer Wesensverschiedenheit von Grund auf als zu Recht bestehend.

Und so ist es mit unseren beiden Texten, das dürfte zur Genüge aus all den bisherigen Untersuchungen, die über dies Gebiet vorliegen und aus dem hier Dargelegten klar hervor- gehen.

Und damit komme ich zum letzten Teile meiner Unter-

.suchung; dem Stofflichen, dem ich einige Worte über die

Quellennachweise im Ivain vorausschicken möchte.

Dritter Abschnitt. Beiträge zur Stoif- und Motivgeschichte.

Die nun folgenden Untersuchungen seien mit einer Frage eingeleitet, die schon des öfteren behandelt worden ist. Es ist die Frage nach den Quellenangaben im Ivain Chrestiens.

OWEIN IVAIN. 163

Förster behauptet bekanntlich, dafs im Ivain im Gegen- satz zu all den anderen Dichtungen des Franzosen jede Andeutung einer Quelle fehle (Yvain^ XVIII) und sieht in den Schlufsversen unseres Romans

6814 „Del Chevalier au lion fine

Chrestiiens son romanz einsi;

Qu'onques plus conter n'an oi,

Ne ja plus n'an orroiz conter,

S'an n'i viaut mangonge ajoster" eine leere Formel, der keinerlei Bedeutung beizumessen sei. Aus dem Fehlen jeglicher Quellenangaben zieht nun Förster den gewichtigen Schluls:

„Soviel ist mir aber wenigstens sicher, dafs das völlige Schweigen über jegliche Quelle, der einzige Fall in seinen Werken, einen bestimmten Grund haben muls, und diesen finde ich darin: Der Roman vom Löwenritter ist überhaupt nach keinem livre und auch nach keinem conte gearbeitet, sondern eine freie Schöpfung des Dichters".

Diesen Schluls kann ich nicht als zwingend anerkennen. Wir haben zunächst keinen Grund, gerade dieser einen Angabe Chrestiens zu mifstrauen, wenn er sagt, dafs er mit einer Fortführung des Romans -^ „Es ist doch wohl klar," sagt Förster, „dafs der Dichter in derselben Weise noch weitere 7000 Zeilen neuer Abenteuer anreihen konnte!" einen Fehler begehe, den er selbst an seinen Zeitgenossen rügt. Und wie ich schon oben erörterte, war das „mangonge ajoster", die willkürliche Erweiterung eines gegebenen oder überlieferten Stoffes durch Eigenes oder Fremdes, gegebenenfalls beides in buntem Wechsel verwoben, in jener Zeit das gewöhnliche Verfahren.

Ich gebe gern zu, dafs die oben erwähnten Zeilen etwas Formelhaftes an sich tragen, vermag aber diesem Umstand keine weitere Bedeutung beizumessen. Zunächst haben wir uns doch an Chrestiens Wort zu halten und ihm die gleiche Wahrheit und Tragweite zuzumessen, die den Quellenhin- weisen in den übrigen Werken des Dichters von selten Försters ohne Bedenken zuerkannt wird. Ich sehe also keinen Grund ein, diese Stelle gerade abweichend von allen übrigen zu behandeln und betrachte den Versuch Försters, aus der

11*

164 WALTER GREINER,

Art dieser Worte auf die Entstehungsweise des Romans zu schliefsen, als verfehlt.

Zudem ist die oben angeführte Stelle nicht einmal die einzige, die mir auf eine mehr oder minder nahestehende Quelle hinzuweisen scheint. William H. Carruth hat in seinem Aufsatz (Foersters Chevalier au Lion and the Mabinogi. Modern Language Notes, 1889) noch die folgenden aufgeführt:

2151 „Prise a Laudine de Landuc, La dame, qui fu fiUe au duc Laudunet dont on note uu lai",

2685 „Et dist li contes, ce me sanble, Que li dui conpaignon ansanble Ne vostrent an vile desgandre".

Allzuviel wird man aus diesen dürftigen Angaben für unseren Zweck nicht herauslesen können. Wir erfahren lediglich von einem lai, das den Vater der Laudine zum Gegenstand hat und von dem Chrestien direkt oder indirekt Kenntnis hatte. Ob es in näherer Beziehung zu unserem Texte stand, ob sein Inhalt sich auch nur mit einem Teile des von Chrestien behandelten Stoffes deckte, oder ob sich die Dichtung auf eine völlig verschollene Geschichte bezog, können wir nicht entscheiden. Und ebenso ist es mit der zweiten Quellenangabe, die noch durch die Worte „ce me sanble" als höchst problematisch gekennzeichnet wird.

Weit davon entfernt, in diesen unbestimmten und un- genauen Angaben etwa die zuverlässigen Hinweise auf eine genau kenntliche und von Chrestien benutzte Quelle zu sehen, wende ich mich nur gegen die Förstersche Ansicht, dals im Ivain jede derartige Stelle fehle. Es gibt deren vielmehr, wie gezeigt wurde, auch in unserem Texte, und sie sind nicht schlechter und nicht besser als die ihnen entsprechenden in anderen Literaturwerken der gleichen Zeit.

Und vor allem wende ich mich dagegen, dals aus dem Fehlen einer untiüglichen Quellenangabe die man nach Lage der Verhältnisse und unter Eücksichtnahme auf das Folgende besser gar nicht verlangen sollte der Schlufs auf die freie Erfindung des Stoffes von seiten Chrestiens gezogen wird.

OWEIN IVAIN. 165

Aus Quellenangaben der vorerwähnten Art, und zwar weder aus ihrem Vorhandensein noch aus ihrem Fehlen, Läfst sich meines Erachtens überhaupt nichts schlielsen, weder nach der einen noch nach der anderen Seite hin, und so scheiden sie als Beweismittel einer stoffgeschichtlichen Untersuchung- in jedem Falle aus.

Es bestand eben in jenen Zeiten einmal kein moralischer Zwang, einen von aufsen her in den ursprünglichen Verband der Stoffkonzeption eingefügten Teil als solchen zu kenn- zeichnen Nach seinem Belieben und ohne sich irgend- welchen Vorwürfen des Publikums, das lediglich sensations- lüstern war novis rebus studebant, der alte Charakterzug unserer westlichen Nachbarn! auszusetzen, durfte der Dichter mit fremden Motiven frei umspringen: der Zweck heiligte die Mittel. Es soll dies kein im besonderen kein gegen Chrestien gerichteter Vorwurf sein. ^ Stand er auch weit über denen, die er oft in den heftigsten Worten schmäht, ich Avurde einmal bei seinem ehrlichen Grimme über die „Stümper" an ein Wort aus dem Faust erinnert: „Sitzt ihr nur immer! Leimt zusammen, Braut ein Ragout aus andrer Schmaus", so war er doch viel zu sehr ein Kind seiner Zeit, er, der sein Publikum und dessen literarische Bedürfnisse genau kannte und ihnen bereitwilligst entgegenkam, als dafs ihm in dieser Richtung eine gar so absonderliche Ausnahmestellung zu- zuerteilen wäre.

Auf der anderen Seite besagt das Vorhandensein von Quellennachweisen, Hindeutungen oder Anspielungen der vor- gezeichneten Art auch wieder gar nichts, insofern als man um die Glaubwürdigkeit eines Berichtes zu erhöhen eine fingierte Quelle angab, auf die das seltsame Geschehnis zurückgehe.

Ich erinnere an die zahlreichen Stellen dieses Inhalts bei Chrestien und füge eine der Emeckeschen Dissertation ent- nommene Auswahl an.

Cliges: 24—26, 3317.

Free: 5738, 5390, 424, 967, 3678, 5330, 6876, 6764, 5938, 6247, 6520, 6790, 6767. .

Ivain: 6535, 6800. 6816—6818.*

lt>(> WAI/IKK O KEINER.

Uanz abgesehen sei hier von bewulsten Irreführungen des Lesers durch wissentliche und absichtliche Hinweise auf falsche, den tatsächlich benutzten völlig fernstehende Quellen, ein Verfahren, das nach dem eben Gesagten ebenfalls nicht aufserhalb des Bereichs des Möglichen liegt. Nimmt man noch hinzu, dafs bei diesem Verfahren notwendig eine Ent- wicklung zum Formelhaften eintritt, so kann über den Wert solcher Stellen kein Zweifel mehr sein.

Im Sinne der eben gegebenen Darlegungen spricht sich auch Carruth a. a. 0. aus:

„In some familiär cases of wholesale cribbing the Operator has made uo acknowledgement of his obligations and, on the other band, it was common to refer to a fictitious source in Order to win more authority and credence".

Die Ergebnisse einer Untersuchung dieser Quellennach- weise sind also in der Tat kümmerlich genug, für die Ent- stehung und Stoffgeschichte des sie enthaltenden Dichterwerkes sagen sie rein nichts. Und selbst dem, der sich trotz all diesem auf sie als glaubhafte Zeugen stützt, liefern sie keinerlei Ausbeute inbezug auf die Art der in ihnen erwähnten Quelle; diese selbst bleibt nach wie vor völlig im Dunkeln.

Damit sei dieser Abschnitt beendet und sein Ergebnis noch einmal zusammengefalst:

Aus dem Fehlen oder Vorhandensein von Quellenangaben der erwähnten unbestimmten Art auf die Entstehungs- und Kompositionsweise der Dichtung zu schlief sen, entbehrt jeder Berechtigung. Und damit scheiden diese Hinweise von selbst aus unserer Untersuchung aus.

Und nun komme ich zum letzten Teile meiner Unter- suchung: dem Stofflichen. Es wurde oben gesagt, dals auf einer Vergleichung beider Texte allein die Frage nach dem Verhältnis Owein-Ivain nicht restlos gelöst werden kann. Dies gilt nicht lediglich für die im ersten Teile gegebenen formellen und stilistischen Erörterungen, sondern auch in vollem Malse für das Folgende. Immerhin wird auch hier die oben bezeichnete Basis noch beibehalten und nur im Falle sie unzulänglich erscheint auf Weiterliegendes eingegangen werden.

OWEIN IVAIN. 167

Ich knüpfe an an das Ergebnis des allgemeinen Teils. Es war gezeigt worden, dafs das Mabinogi von der Darae von der Quelle den Stilcliarakter und die unverkennbaren Eigentümlichkeiten des Märchens in vollem Malse besitzt; es war begründet worden, dafs, da von einer nachträglichen, kunstmäfsigen Bearbeitung nach der Seite des Volksmärchens hin keine Rede sein kann, der kymrische Text als ein Märchen bezeichnet werden mufs.

Die Grundlage all des Bisherigen waren stilistische und formelle Untersuchungen. Sie sollen nun nach der stofflichen Seite hin ergänzt werden.

Es war oben mehrfach von einem gemeinsamen Bande die Rede, das den gesamten Verlauf des kj^mrischen Berichtes umschlinge, sich durch alle Teile ziehe und ihm sein eigen- artiges Gepräge verleihe. Von diesem soll jetzt des näheren noch gehandelt werden.

Zunächst sei noch auf zwei Besonderheiten M's hin- gewiesen, deren Erörterung die Einleitung zu Browns Jüngster Veröffentlichung bildet.

Auf die an erster Stelle von Brown behandelte „In- konsequenz" M's bezüglich des Ringes, der dem Helden von der Dame gegeben wird und der den zeitweiligen Träger gegen allerlei Schaden schützt, habe ich schon in der Gegenüberstellung hingewiesen. Während bei Chrestien die Verse 2600 2613 die Übergabe des Ringes an den Helden zum Gegenstand haben, fehlt beim Kymren jeder Hinweis auf diese notwendige Handlung. So mufs uns die dem Chrestienschen Verse 2777:

„Si li oste l'anel del doi" entsprechende Stelle (Loth II, 33, 15)

„Elle s'avanga en face d'Owein, et lui enleva la bague (lu'il avait au doigt" als völlig unvermittelt* auffallen. Eine Lücke klafft an dieser Stelle, die unverkennbar und unbestreitbar ist. Es soll auf einmal dem Helden etwas weggenommen werden, von dessen Vorhandensein wir überhaupt keine Kenntnis erhalten haben. Diese Lücke im vorliegenden kymrischen Bericht aus- zufüllen, bietet sich zunächst auf unsrer bisherigen Basis

!»>>; WALTER GREINER.

keinerlei Mög-lichkeit. Wie aber unter Berücksichtigung einer durch Brown in geistvoller Weise erschlossenen und in den im Mabinogi noch erhaltenen Spuren noch erkennbaren früheren Fassung dieser Widerspruch 7a\ lösen ist. möge man dort nachlesen.

Eine gleich schwere Inkonsequenz konstatiert Brown Mab. 19, 12 = Chr. 1001 f.

Es sind dies die ersten Worte, die die als Retterin er- scheinende Zofe dem zwischen" den Toren eingeschlossenen Helden zuruft. Ihnen liegt in beiden Fassungen eine gewisse Vertraulichkeit zugrunde :

Chr. 1001 „Sachiez bien, se je pooie Servise et enor vos feroie! und Mab. 19,11:

„C'est vraiment pitie, dit la pucelle, qu'on ne puisse te delivrer. Ce serait le devoir d'une femme de te rendre Service."

Soweit ist alles klar. Während aber nun Chrestien diese vertrauliche Hilfsbereitschaft mit einer früheren engeren Be- ziehung zwischen Owein und Lunete begründet und so völlig ausreichend erklärt, gibt M. über die Entstehung der Sympathie der Zofe für Owein keinerlei Aufschluls. Dies berührt zunächst um so merkwürdiger, als die Ausdrücke im M. noch bei weitem mehr Vertraulichkeit in sich tragen als die ja auch erheblich kürzeren Worte der Zofe bei Chrestien.

Den Schlufs, den Brown am Ende dieses Abschnittes zieht, vermag ich keinesfalls als notwendig und gerechtfertigt anzuerkennen.

Das Vorhandensein von Lücken im kymrischen Beiicht an Stellen, die bei Chrestien dem Verständnis keinerlei Schwie- rigkeiten bieten, spricht keinesfalls für die Wahrscheinlichkeit eines "lost leaf" (Brown) oder mit anderen Worten für eine Abhängigkeit M's vom französischen Roman.

Ich stütze mich hierbei auf einen Ausspruch Biquets (a. a. 0. S. 179j, in dem es heilst, dafs sich auch von unserem Standpunkt der Unabhängigkeit M's aus eine völlig befrie- digende und ausreichende Erklärung der Kompo^^itionsfehler soweit solche überhaupt letzten Endes unbestreitbar vor- handen sind im Märchen ergibt:

OWETN IVAIN. 160

.,11 est naturel que le recit aucien die erschlossene und zu fordernde ältere Fassung der Oweingeschichte, auf die unsere beiden Texte zurückgehen, presente des maladresses, des gaucheries, que Chretien, poete de talent et d'une edu- cation superieure. a facilement evitees, et cet argument de M. Othmer se retourne contre lui."

Zudem scheint mir und damit komme ich zum letzten Abschnitt hier etwas ganz Anderes vorzuliegen. An der zuerst besprochenen Stelle der auf den Ring bezüglichen einen Mangel des kymrischen Berichtes festzustellen, darum kommen wir mit allen geistvollen Konstruktionen nicht herum. Dafs aber die Annahme eines lost leaf, mit der Brown rasch bei der Hand ist, keinerlei zwingende Kraft hat, dürfte aus der gegebenen Erklärung hervorgehen.

Ich habe schon oben auf den Höhepunkt des ersten Teiles unserer Handlung hingewiesen, auf die Neigung Oweins zur Schlofsherrin.

Genau wie mir dort die lapidare Kürze des Berichtes im (aegensatz zu den gewifs schätzenswerten und trefflichen Reflexionen, mit denen Chrestien uns die aufflammende Leiden- schaft des Helden erklärt, keinesfalls als ein Mangel M's erscheint, so auch hier.

Hiefs es dort die Stelle wurde bereits oben einmal augeführt:

„En la voyant, Owein s'enflamma de son amour au point quil en etait parfaitement penetre". und erscheint uns dieser plötzliche Schritt vom Standpunkt der primitiven Psychologie des Märchens allgemein ge- sprochen — völlig genügend erklärt, so meine ich, sollte man auch hier von dieser Basis ausgehen.

Owein ist eben dazu komme ich gleich im Schlufs- abschnitt der wahre Held des Märchens, der über alle Schwierigkeiten siegt; er ist der Held, dessen Bestimmung es ist, ins Schlols, ins Reich der Laudine einzudringen, das allen übrigen Menschenkindern durch Hemmungen verschiedenster Art verschlossen bleibt. Und vergegenwärtigt man sich den noch aus der früheren Fassung herüberschimmernden Rest der ehemaligen Stellung der Zofe als der Botin, die den Zugang zum Wunderreiche dem Auserwählten ermöglicht oder

170 WALTER GREINER.

erleichtert, bedarf es dann noch einer Erklärung für die Worte, mit denen sie den Retter um einmal auf das von Förster herangezogene Motiv der Befreiung, das ja auch Ehrismann erwähnt, zu kommen begrüfst, begrüfsen mufs?

Und so ziehen sich diese Spuren der von Brown, Ehris- mann und vielen anderen erschlossenen und geforderten älteren Fassung durch unseren ganzen Text und vereinen sich in ihrer Fülle, über die eine beträchtliche Zahl von Einzel- untersuchungen vorliegt, zu dem einen Gesamtergebnis der Untersuchung. Aus dem reichen bearbeiteten Material wähle ich aus technischen Gründen einige wenige Beispiele, die sich über das gesamte Gebiet erweitern und ergänzen lassen und auch schon in diesem Sinne behandelt worden sind. Immer und immer wieder ist es das Eine: Die Märchenmotive und Sagenbestandteile, die wir noch in den Romanen des Franzosen deutlich erkennen, sind im Mabinogi in einer zweifellos als älter und ursprünglicher erwiesenen Fassung enthalten. Und so gibt es für die oben konstatierte Weseusungleichkeit der beiden Oweinbearbeitungen nur die eine Möglichkeit: Eine direkte Abhängigkeit des einen vom anderen ist nicht zu erweisen. Aus dem erörterten Charakter M's ergibt sich vielmehr für das Verhältnis beider nur die eine Möglichkeit einer Erklärung:

Wir müssen für Owein sowohl als auch für Ivain eine Entwicklung aus einem gemeinsamen Grundstoff annehmen, dessen Beschaffenheit nicht ohne weiteres erklärt werden kann. Dieses nun, die geforderte gemeinsame Quelle beider Werke, mag von den beiden uns vorliegenden Endpunkten der Entwicklung verschieden weit entfernt liegen. Der Gang der Entwicklung selbst kommt für den engeren Zweck der Unter- suchung nicht in Frage, dafs aber beide Fassungen sich im angedeuteten Sinne zurückverfolgen lassen, ist Gegenstand so vieler Forschungen gewesen, dafs es hier als gefestigtes Ergebnis genannt werden kann. Dort mag mau auch all die Einzelheiten nachlesen, die nun im Endergebnis zusammen- gefafst werden sollen.

Zuvor aber sei wenigstens an einem Beispiel die Wahrheit des eben Gesagten erhärtet.

OWEIN IVAIN. 171

Folgen wir einmal dem Gange der Handlung, so würde als erster Gegenstand der Betrachtung das gastliche Schlofs auf dem Wege znr Gewitterquelle in Frage kommen.

Die Beschreibung des Weges nach dort ist bei Chrestien ziemlich unbestimmt, auf die Entfernung des Schlosses vom Königshofe oder auf die Dauer von Kalogreuants Abenteuer- fahrt läfst sich auch nicht das mindeste schliefsen. Dafs an eine gröi'sere Entfernung gedacht ist ganz im Sinne des Märchens, in dem einer in die weite Ferne zieht, um Un- erhörtes zu erleben , scheint mir in dem „trovai" = „da stiefs ich einmal zufällig auf einen Weg", zu liegen. Ehris- mann hat ja den planlos auf Abenteuer ausziehenden Ritter mit der Dümmlingssage (Parzival!) in Verbindung gebracht und ihn als echten Märchent3^pus hingestellt. Mühevoll und an Gefahren reich ist der Weg, und nur dem Beharrlichen winkt das Ziel.

Wie schon oben in der Gegenüberstellung gesagt wurde, schiebt M. in die Schilderung des Weges zum Schlofs noch ein Motiv ein, das bei Chrestien fehlt und das ich im Anschlufs an schon mehrfach in einschlägigen Arbeiten gegebene Erörterungen „das Paradiesgartenmotiv" nennen möchte.

Der K)'mre gibt die Beschreibung eines Tales, in das der Ritter zufällig gelangt („ä la fin je tombai . . . ." wurde ja schon oben zitiert); dieses Tal ist von überraschender Schönheit und wird von einem Flufs durchströmt, der in seinem weiteren Laufe auch den Fufs des Schlosses bespült:

5, 16 ... „un vallon le plus beau du monde, couvert d'arbres d'egale taille."

Zu diesen Worten gibt Lady Guest in ihrer Mabinogion- Ausgabe eine gröfsere Anmerkung, in der sie ausführt, dafs das Motiv der gleich gewachsenen Bäume, eines solchen be- rückend schönen Tales sich in der keltischen Literatur häufig finde. Sie belegt das durch eine Stelle aus dem Barden Gruffj^dd ab Adda:

„In the furthermost of this forest he saw a level green valley and trees of equal hight" also genau dasselbe Motiv, das im Owein vorkommt.

172 WALTER GREINER,

Der Vollständigkeit halber bringe ich nocli die andere von Lady Guest an dieser Stelle angeführte Schilderung gleichen Inhalts:

Sie stammt aus Chaucers Flour and Life:

„Wrethen in fere so well and cunningly, That every brauch and leafe grew by mesure Plaine as a bord, of an height by and by."

Das Motiv des vom Flufs durchzogenenen Tales vor dem Schlosse, zu dem der Held zieht, habe ich nun bei gelegent- lichem Suchen; diese Zitierung macht also auf Vollständigkeit keinen Anspruch! an zwei Stellen im Peredur wieder- gefunden, die hier folgen:

Loth II, 98 (Ausgabe von 1889):

„Dans la jeunesse du jour, Gwalchmei arriva dans une vallee arrosee par une riviere oii il apergut un chäteau fort > avec une grande cour et couronne de tours süperbes et tres elevees. II vit en sortir un Chevalier partant pour la chasse monte sur un palefroi d'un noir luisant. . ."

Gwalchmei grülst ihn, es folgt ein herzlicher Gegengruls, dann die Einladung zur Nachtruhe alles wie in unserer Geschichte.

Dasselbe Motiv wird nun bis > wiederholt S. 101; dann folgt:

„II (Peredur) suivit quelque temps la grand'route, puis il prit un chemin qui le mena ä travers un bois. En en sortant il apergut un chäteau qui lui parut habite."

So ist dies Motiv als im besonderen auch dem Kymren eigentümlich und geläufig nachgewiesen.

Der Schlofsherr nun, der bekanntlich zu einer Gestalt von märchenhafter Pracht ausgebildet erscheint, führt den Helden ins Innere des Schlosses. Dabei ist meines Erachtens noch eine Stelle besonders bemerkenswert.

Bei Chrestien ruft er durch ein Gongzeichen die Bewohner „eil qui amont ierent anclos" (220) zusammen. Dies erschien uns oben in der Gegenüberstellung mit Recht als ein recht sonderbarer Ausdruck, der nunmehr geklärt werden soll.

OWEIN IVAIN. 173

Des Kyniren Bericht weicht an dieser Stelle nicht un- wesentlich ab. Der Eitter wird ins Innere der Schloi's- gebäude selbst geführt und findet dort im Saal die Mädchen versammelt, deren Schönheit ja in den oben zitierten Aus- drücken gepriesen wird.

Da aber heilst es, und diese Fassung wirft auch auf das Rätsel in des Franzosen Bericht Licht.

.,11 n'y avait pas d'autres habitants que ceux qui se trouvaient dans la salle. La se tenaient vingt-quatre pucelles. . ." (6, 20).

Es erscheint uns befremdlich, im Ritter, seinen beiden Begleitern und andrerseits den Mädchen die einzigen Bewohner des Schlosses sehen zu müssen. Die beiden Jünglinge, die dem Ritter so völlig gleichen, verschwinden auch alsbald für immer aus der eigentlichen Handlung und treten erst wieder in der entsprechenden Szene im späteren Verlaufe der Hand- lung auf, oder, wenn wir den Begriff der typischen Märchen- gestalt auch hier anwenden, sie erscheinen jedesmal, wenn ein Ritter sich der Burg naht.

So mag ihre Einfügung in die Handlung im Mabinogi zunächst völlig zwecklos erscheinen. Von unserem Stand- punkte aus, dafs wir nämlich M. im Grunde als ein echtes Märchen betrachten, meine ich aber doch ihre Einfügung völlig rechtfertigen zu können.

Antti Aarne geht in seiner Abhandlung (Vergleichende Märchenforschungen, Helsingfors 1907) auf die Veränderungen ein, die ein Volksmärchen im Laufe der Zeiten erfährt und stellt für eben diese Wandlungen, die sich nach bestimmten Gesetzen des Denkens und der Phantasie vollziehen, Richt- linien auf, aus denen ein Entwickelungsgang mir hier in Frage zu kommen scheint:

„Eine ganz gewöhnliche Erscheinung ist in den Volks- märchen auch die Vervielfältigung eines Ereignisses oder Gegenstandes" (g. 67 f.).

Es bietet sich bei einer ausführlicheren Untersuchung des gesamten Ivainstoffes die ich mir'^nter Verwendung des aus räumlichen Gründen in dieser Arbeit nicht verwendeten Materials für später vorbehalten möchte Gelegenheit, auf dieses Motiv und sein mehrfaches Vorkommen in unsrer

174 WALTER GREINER,

Geschichte noch des näheren einzugehen. Hier sei nur gesagt, dafs ich die beiden Jünglinge, die neben dem Ritler den jeweils Ankommenden begrüfsen, einfach vom oben erwähnten Standpunkte aus als Varianten der Hauptfigur auffasse, die ihre Existenz lediglich dem Bestreben verdanken, der Szene mehr Eindrucksfähigkeit und Lebendigkeit zu geben.

Doch um wieder zum Ausgangspunkte zurückzukommen! Es wurde gesagt, es sei auffallend, dafs als einzige Bewohner des Schlosses nach dem Berichte des Mabinogi Chrestiens Angaben sind ganz allgemein gehalten und geben auf diese Frage keinerlei Antwort nur eben der Schlofsherr (die beiden Jünglinge bleiben aus dem eben erörterten Gedanken- gange heraus beiseite!) und die Mädchen genannt werden.

Auch hierin möchte ich ein Märchenmotiv sehen („Märchen" hier wie im ganzen Abschnitt in jenem erweiterten Sinne gebraucht, von dem Ehrismann a.a.O. spricht!), das in unserem Texte noch einmal verwandt wird und sich im Mabinogi noch deutlicher zeigt als im französischen Roman.

Hertel (Verzauberte Örtlichkeiten und Gegenstände in der altfranzösischen erzählenden Dichtung; Diss. Göttingen 1908) spricht im ersten Abschnitt von den Feenschlössern. Dort heifst es:

„Abgesehen von der grolsen Pracht (Brown!) weisen sonst die Feenschlösser keinen wesentlichen Unterschied im Vergleich zu den menschlichen Schlössern auf. Im Innern aber zeigt sich das Übernatürliche des Schlosses und seiner Bewohner auf mancherlei Weise, wobei einige Züge häufiger wiederkehren."

So finde man das Schlofs häufig völlig menschenleer. Dafür gibt H. zwei Belege, den einen aus dem Guingamor:

(392) „De ce li a samble le pis C'ome ne feme n'i trova." den anderen aus dem Parthenopeus de Blois:

(895) „Mais tot li samble cose huisdive Quant il n'i voit rien nule rien."

Hertel geht auch" auf die allgemeinen Kennzeichen der Märchenschlösser ein.

Sie bieten, wie schon erwähnt wurde, ein Bild gröfster Pracht, die kostbarsten Baustoffe und der herrlichste Schmuck

OWEIN IVAIN. 175

sind verwandt, und meist erkennt man diese Bauwerke schon von weitem durch den Glanz auch in unserem Texte heilst es ja „etincelant" , den sie bis in die Ferne hin ausstrahlen. Ich erinnere nur an den Eindruck, den im Märchen der Ritter nach dem Zuge durch das paradiesisch schöne Tal vom funkelnden Schloi's erhält. Dafs dagegen Chrestiens nüchterne Schilderung:

191 . . . vi une bretesche . . .

195 Et vi le baille et le fosse

Tot anviron parfont et le." farblos und matt erscheint, braucht nicht erst gesagt zu werden.

So ist auch mit dem Eingangstor, über dessen Schilderung ja schon oben des näheren berichtet wurde. Wohl ist es an dieser Stelle Chrestiens Verdienst, der Beschreibung noch einen besonderen Reiz dadurch zu verleihen, dafs er den Raum zwischen den beiden Fallgattern in überaus kunstvoller Weise von einem gemalten Sternenhimmel überwölbt sein läfst, doch finden wir auch beim Kj^mren Angaben, die auf prächtige Ausgestaltung schliefsen lassen.

Um auf das Vorige noch einmal zurückzukommen, nämlich die Erörterung der Tatsache, dals die Feen- oder Märchen- schlösser oft als völlig menschenleer beschrieben werden, sei gesagt, dals dieser Zug auch in unserem Text noch einmal wiederkehre und zwar nicht lediglich in der Wiederholung des eben erwähnten Berichtes bei der Erwähnung von Oweins Zug nach der Quelle, bei seiner Einkehr im gastlichen Schlosse, sondern bei der Beschreibung der Verfolgung des todwunden Ritters. Es heilst dort in beiden Fassungen, dals der fliehende Verteidiger der Quelle und der ihm auf dem Fufse folgende Sieger im Zweikampf auf ihrem rasenden Ritte selbst durch die Strafsen des der Burg vorgelagerten Fleckens Chr. 903 „N'ome ne fame ne troverent

Es rues, par ou il passerent" keinem Menschen begegnen, und als im M. Owein vom Tor- raum aus freie Aussicht nach einer Straf se hat, erblickt er niemand, bis endlich dann das Fräulein ihn aus seiner Bedrängnis rettet.

176 WALTER GREINER.

So finden wir in unseren beiden Bericliten Märchenmotive in Hülle und Fülle, und alle sind im kymri.sclien Text teil- weise noch deutlicher erkennbar, teilweise in ursprünglicherer Form erhalten. Es sei an dieser Stelle noch einmal der Ehrismannschen Abhandlung (P, B. B. 30. 14 f.) gedacht, sowie auch der Settegastscheu Ivainstudie.

Brown führt zur Erklärung der Tatsache, dafs aul'ser dem Schlofsherrn und den schönen Mädchen niemand das Schlofs bewohnt, eine Anzahl von Belegen aus irischen Sagen an, in denen uns dies Motiv stets wieder entgegentritt. Schon Villemarque gibt in einer Anmerkung eine Erklärung dieser Stelle im wälschen Text und äulsert sich auf Grund einer Angabe im Itinerarium Cambriae des Giraud le Gallois cap. X dahin, dafs die Sitte des Empfangs durch junge Mädchen im 12. Jh. allgemeine wälsche Sitte gewesen sei. Dies erscheint mir als Beweisgrund weniger geeignet; stärkere Stützen der eben gebrachten Ansicht, dafs wir in diesen Angaben echt keltische Sagenbestandteile sehen müssen, meine ich, bilden die von Brown angeführten Belege (a. a. 0. 160, 4 f.).

Aus ihnen möchte ich zwei auswählen, die mir besonders an die im vorliegenden Text enthaltenen Stellen anzuklingen scheinen.

Echtra Condla Chaim (Windisch, Kurze Gram. 118—121). „There are no people there except women and maidens."

Dazu füge ich aus Browns Zusammenstellung noch das Folgende aus Serglige Conculaind (Irische Texte I, 217, vor allzu weitgehender Vergleichsheranziehung dieser Dichtung namentlich inbezug auf den Wahnsinn Ivains warnt Windiscli an mehreren Stellen!)

„a place that bands of women frequent" und an andrer Stelle:

„I saw women in a Company; I saw many maidens also". Dieser unverkennbaren Märchenzüge in der Schilderung alles dessen, was mit dem Schlosse des gastlichen ßitters zusammenhängt und von dem wir vieles im Schlofs der Laudine wiedererkennen, dann endlich ins Reich der Fomore (Brown a. a. 0.!) übertragen, im Schlofs des Noii- Oppresseur, in dem

OWEIN IVAIN. 177

wir mit Settegast Anklänge aus dem Minotaurus- Motiv der Alten wiedererkennen, lielsen sich noch viele anführen. Ich verweise auf Browns Deutung all dieser Züge, des Schweigens während des Mahles, des kostbaren Gerätes u. a. m.

Als Kynon-Calogrenant (und im späteren Teile Owein- Ivain; diese beiden Handlungen laufen ja, wie schon oben gesagt wurde, völlig parallel) den Ritter im Schlofs nach einem Abenteuer fragt, bei Chrestien geht bekanntlich der Zug zum Abenteuer nach der Nachtruhe im Schlofs unmittelbar weiter bis zum Gehege des Waldschrats, von dem dann Ivain erst Aufschlufs erhält, während im M. diese Hinweisung auf das Abenteuer zwei Personen zugeteilt ist (der Waldmensch als Variante des Ritters?) heilst es im Mabinogi:

„II me regarda et sourit" (9, 3). Ich habe schon in der Gegenüberstellung auf diese Worte hingewiesen und sie in Parallele gesetzt zu denen, die die Entgegnung der vom feindlichen Nachbar (dem Alier Chrestiens) hart bedrängten Gräflu auf Ivains Verlangen nach Rols und Waffen enthalten:

„La comtesse mit ä rire" (36, 26).

Für diese und die den beiden angeführten unmittelbar folgenden Stellen:

„Si je ne croyais qu'il düt t'en arriver trop de mal, je t'indiquerais ce que tu cherches" (9, 4).

und

„J'aime mieux qu'il les (das Rols und die Waffen) prenne que de les voir devenir la proie de mes ennemis demain malgre moi, et cependant je ne sais ce qu'il veut en faire" (36, 30)

sehe ich nun auf Grund unserer Ansicht vom deutlich erkennbaren ursprünglicheren Feenmärchencharakter der Geschichte von Owein und Laudine eine Möglichkeit völliger Erklärung.

Diese Erklärung würde sich auch gleichzeitig über eine Stelle aus dem Beginn unseres Berichtes erstrecken, über die Ankündigung der Erzählung des Calogrenant.

Man erinnert sich dafs diese erste Erwähnung der wunder- samen Reise nach der Gewitterquelle in beiden Fassungen

Zeitschrift f. celt. Phüologie Xn, l. 12

178 WALTER GREINER,

mit geradezu sich diametral gegenüberstehenden Ausdrücken geschieht. Man vergleiche:

Chrestien 59 f. (Calogrenanz)

„Qui lor ot comancie un conte Non de s'enor, mes de sa honte"

und Mab. 4, 17

. . . „ensuite nous te dirons le meilleur recit du monde que nous pouvons savoir".

Dazu nehme ich noch den Nachsatz des Berichtes in beiden Fassungen:

Chr. 577 „Einsi alai, einsi reving,

Au revenir por fol me ting;

Si vos ai conte come fos

Ce qu'onques mes conter ne vos".

und Mab. 15, 12

„Dien sait que personne n'a jamais avoue pour son compte une a venture moins heureuse que cella-lä".

Wiederholungen des gleich bei Chrestien zu kennzeich- nenden Gedankengangs finden sich noch anlälslich der Auf- forderung von Seiten der Königin, die Geschichte auch ihr zu erzählen:

142 „Certes, dame, ce m'est mout grief Que vos me comandez a feire"

und in Ivains Versprechen:

589 „J'irai vostre honte vangier".

Von dem oben erörterten Standpunkte aus ergibt sich nun zur Erläuterung dieser Differenzen zwischen beiden Fassungen das Folgende:

Falst man „Owein" als Märchen, dann bedarf schliefslich derjenige, der auf ein wunderbares Abenteuer auszieht und dem sein Unternehmen fehlschlägt, nicht im mindesten der Entschuldigung für sein Mifsgeschick ; wohl kann er es bedauern und das Mitgefühl derer wecken, die seinem Berichte lauschen, doch gibt es für ihn keinen Grund zu Selbstauklagen und Vorwürfen.

OWEIN IVAIN. 179

Beim Roman liegt nun dies alles völlig anders. Wir finden bei Chrestien das dürfte zur Genüge hervorgehoben sein den Schimmer des Märchens verblafst, vieles mag ihm unverständlich geworden und mit seinem Bestreben, die ihm vorliegenden Stoffe nach einer bestimmten Idee um- zugestalten, sie einem Leitmotiv unterzuordnen, unvereinbar erschienen sein.

Vor allem war er genötigt, vieles verstandesgemäls zu erklären, wofür M. als echtes Märchen einfach die nackte Tatsache hat.

Seine Helden sind eben höfische Ritter, deren Ansichten von dem Ideal der corteisie beeinflulst sind und denen am rühmlichen Bestehen eines jeden Abenteuers, an einem makel- losen Ehrenschild alles gelegen ist.

„Miauz vant ancor, ce m'est avis, Uns cortois morz qu'uns vilains vis"

heilst es in unserem Texte selbst.

Und so mufs es auch dem Calogrenant als einem echten Vertreter dieses höfischen Prinzips überaus peinlich sein, gerade der Königin die ihn seiner erst eben bewiesenen Galanterie halber besonders hoch schätzen mochte einen Bericht von den unrühmlichsten Stunden seines Lebens zu geben. Von dem märchenhaften Charakter all der Stätten und Gestalten, an die der Ritter gelangt, denen er auf seinem Zuge begegnet, sind nur noch Spuren im Roman zu finden, und so erscheint das ganze Abenteuer in einem wesentlich dem Alltäglichen sich nähernden Rahmen.

Es ist ein Kampf zweier Ritter, wie er alltäglich statt- gefunden haben mag; als wunderbares Element bleibt im ersten Teil des Romans bei Chrestien lediglich die Wunder- quelle bestehen.

Und so mufs denn Calogrenant, der ja nicht gegen einen „otherworld-hero" kämpft, sondern gegen einen Ritter aus Fleisch und Blut wie er selbst einer ist, sich seines unrühmlichen Abenteuers schämen und seine Ehre wieder- herzustellen suchen. Daher rühren all die Hinweise auf die Schande, auf das Ehrenrührige, die ihn fast zur Verzweiflung brachten.

21*

180 wAi.TKH ohp:inkr.

Und darum um den Calogrenant nicht in gar so sclileclitem Lichte erseheinen '/a\ lassen niufste Chrestieu den Gegner, den Verteidiger der Quelle, in jeder Weise über- legen sein lassen.

Er ist nach Chrestiens Schilderung bei weitem gröfser als der Ritter selbst:

(Le Chevalier) ,,tu sanz dote Plus granz (lue moi la teste tote".

Auch ist sein Pferd bei weitem kräftiger:

(525) „Et ses chevaus plus forz del mien"; seine Lanze

bedeutend kampffester als die eigene; kurz: „es war kein

^\'under." sagt Calogrenant, „dafs ich nicht Sieger war,

denn ich war ja meinem Gegner in keiner Weise gewachsen."

Bei ;M. haben wir von alledem nichts. Vom Gegner Kynons wird lediglich das Aussehen beschrieben, das sich in den gewohnten Ausdrücken bewegt, und dann folgt ganz unmittelbar die Mitteilung der Tatsache, dafs Kynon im Kampfe überwunden wird. Ganz selbstverständlich steht es da. Kynon ist eben nicht der Held des Märchens, dem der Weg zum Schlofs der Laudine, der Heldin des Märchens, offensteht, der allein unter allen anderen alle Schwierigkeiten überwindet. Kynon ist nicht in dem Mafse individualisiert wie Calogrenant bei Chrestieu; ich möchte sagen, Kynon ist lediglich ein Typus, nämlich der Typus des Einen, der im Märchen vor einem Anderen, dem echten Helden des Stoffes, vergeblich auszieht.

Um einmal noch ein Analogon aus unseren tiefen deutscheu Volksmärchen zu bringen:

Seit Jahren hat kein ]\[ensch den Weg durch die dichte Rosenhecke gefunden, keiner hat durch die Waberlohe, die Brunhilde auf hohem Felsen umgibt, zu schreiten vermocht; alle, die zu Dornröschens Schlofs, zum Walkürenfelsen zu dringen strebten, sie mufsten unverrichteter Sache umkehren. Nur dem Einen gelingt das Wagnis, dem Prinzen, dem Sieg- fried, dem echten Helden des Märchens. Er allein siegt über die Schwierigkeiten, die allen anderen unüberwindlich schienen.

Und noch eins scheint mir bei den Personen im gast- lichen Schlofs bemerkensweit: die Stellung des Schlofsherru

OWEIN IVAIN. 181

selbst. Dafs er über den Mädchen steht ein Motiv, das, allerdings ins Schlimme (Browns Fomore-Schlösser!) gewandelt, noch einmal in unserer Geschichte wiederkehrt mag hier auTser Betracht bleiben.

Ich meine vielmehr hier seine Stellung zum jeweiligen Helden des Abenteuers, zu dem Ritter, der im Schlofs an der Grenze des Reichs der Wunder, an der Schwelle des Feen- reiches, Halt macht und Einkehr hält.

Die schon oben angeführten Worte, die er an den Fremden richtet, sind überaus bezeichnend für seine Bedeutung im Aufbau der Handlung:

„Si je ne croyais qu'il düt t'en arriver trop de mal, je t'indiquerais ce que tu cherches" (9, 4)

und unmittelbar vorher:

„II me regarda et sourit" (9, 3).

Aus diesen Äulserungen möchte ich eine zwiefache Stel- lung und Aufgabe des Ritters entnehmen:

1. „je t'indiquerais ce que tu cherches". Der Gastfreund weifs also vom Quellenabenteuer und gibt dem ihn Fragenden bereitwilligst Auskunft über den Weg, der zum Ziele führt. Er vertritt die typische Märchengestalt des Wegweisers.

2. Die Worte: „si je ne croyais qu'il düt t'en arriver trop de mal" und „il me regarda et sourit" lassen mir in ihm die Gestalt des treuen Eckardt. des Warners, wie man sie nun nennen will, erscheinen. Aufser dem Weg zum Abenteuer kennt er aber auch die dort drohende Gefahr. Als Variante dieser Warner- und Wegweisergestalt im gleichen Text möchte ich den Waldschrat auffassen und zum Belege dessen, dafs wir im M. wiederum die ältere Form erkennen können, seien die Schlufsworte seiner Rede angeführt:

(404) . . . „se tu t'an puez departir

Sanz grant enui et sanz pesance, Tu seras de meillor cheance Que Chevaliers, qui i fust onques" und im Mabinogi 12, 18:

„Si cette fois tu ne trouves pas souifrance, il est inutile que tu en cherches tant que tu es en vie."

182 WALTER GREINER,

Bereits Ehrismann (Märchen im höfischen Epos P.B. B. 30,14f.) liat die Gestalt des Wegweisers und Warners als typische Märchenfigur nachgewiesen. Über seine Beziehungen zu Laudine, die inbezug auf die Lage seines Schlosses bereits oben angedeutet wurden und auch Gegenstand mehrfacher Erörterungen waren (Brown, Settegast, Ehrismann!) kann ich hier hinweggehen.

Über Ehrismanns Arbeit sei in diesem Zusammenhange noch ein kurzes Wort gesagt. Die Untersuchung geht aus von dem schon von Saran (P. B. B. 21, 290) festgestellten episodischen Gefüge der Artusromane.

Es ergebe sich für all diese Dichtungen alsbald eine Zweiteilung in höfische Partieen, die lediglich den Zweck des Kolorits, der Stimmung usw. verfolgen, und in die hier wesentlich in Frage kommenden Partieen, all die Geschehnisse, Abenteuer und Fahrten, die in den Verband der glänzenden Rahmenerzählung, in den Dienst einer über dem Ganzen stehenden Idee gebracht werden. Den mehr oder minder hervorgehobenen Mittelpunkt bildet in jedem Falle die glän- zende Gestalt des Königs.

Die Keime all dieser heroischen Bestandteile sind nun alte, liebe Bekannte, es sind Märchen- und Sagenmotive, das wurde schon oben gesagt. Damit soll kein Vorwurf er- hoben werden gegen alle diejenigen, welche, Chrestien als Meister an der Spitze, uns den französischen Versroman, das höfische Epos, schufen. Ich habe es im Verlaufe der Untersuchung schon mehrfach hervorgehoben, und fast mag's banal erscheinen, es noch einmal zu wiederholen. Das Ver- dienst all der Dichter, die uns Kunstwerke von Einheitlichkeit, Schönheit und Gedankenreichtum schenkten, bleibt für immer bestehen.

Anders ist es vielleicht mit denjenigen, die ich als die Epigonen bezeichnen möchte, diejenigen, welche die weise Beschränkung, in der sich ja erst der Meister zeigt, aufser acht liefsen und sich in planlosem Aneinanderreihen von Abenteuern gegenseitig überboten.

Das ist eine Entwicklung, die ja wohlbekannt ist. Und auf diesem Wege folgte dem klassischen Ritterroraan der Zeit Chrestiens der Verfall. So wurde der als Kunstwerk

'

OWEIN IVAIN. 183

von hohem Werte, von einheitlicher Durchführung geschätzte Artusroman, dessen Glanz im Laufe der Jahrhunderte nicht verblich, abgelöst von der Travestie.

Und so entstanden in zügellosem Aneinanderreihen un- vereinter, bunt gemischter Abenteuer unter Verzicht auf jedes einende Band jene Parodieen, als deren bekanntestes Beispiel ich den Don Quixote des Cervantes nennen möchte, in dem wir auch ein Motiv aus dem Ivain wiederfinden: den Wahnsinn des Helden in der einsamen Wildnis.

Und daran schliefst sich ein weiteres, das das Ergebnis der Darlegungen vereinen soll:

Sind es auch Menschen von Fleisch und Blut, mit menschlichen Tugenden und menschlichen Schwächen, die uns Chrestien schildert, sind ihre Schicksale, wenn auch aufsei-- ordentlich, so doch zum grofsen Teile vom rein menschlichen Standpunkte aus behandelt und in ihrer Individualpsyche meist begründet, so steht doch hinter ihnen etwas Anderes, etwas Höheres.

Ich Wülste nicht, wie ich der Fortführung dieses Gedankens besser Ausdruck verleihen könnte, als durch die unübertreff- lichen Worte Gröbers (a. a. 0. S. 497):

„Handeln und Leiden gehen über Menschenmafs hinaus, und die Natur, die den Menschen umgibt, ist nicht die gekannte, sondern eine Natur voller Wunder und geheimnisvoller Kräfte, wie sie in Zeiten vorgestellt wird, wo dem Göttlichen moralische Tendenzen noch nicht beigelegt werden.

Fremd dem durchaus auf christlich -moralischer Grund- lage beruhenden nationalen Heldengedicht, konnte diese Auffassung von einer Märchenhaftes wirkenden Natur, wie schon betont, nur aus heidnisch - keltischer Überlieferung stammen und von dort in die ritterliche Epik übergeführt worden sein."

Und damit komme ich zum Schlufs. Mag es auch einer späteren Zeit gelingen, die oben als unbestimmt hingestellte Zeit der Abfassung oder Niederschrift unserer kymrischen Texte zu klären, vielleicht gar insofern, als man möglicher- weise gar eine mehr oder minder mittelbare französische Beeinflussung unseres Textes durch Literaturwerke etwa der Zeit Chrestiens nachweisen zu können glaubt, was tuts?

184 WALTER GREINER, OWEIN IVAIN.

Wir hängen uns nicht zäh an den Laut der Worte in der uns doch schliefslich aus einer langen Entwicklungsreihe durch Zufall überlieferten Fassung des kymrisclien Berichtes. Bestehen bleibt, dafs er das Wesentliche des Artusromans in köstlicher Frische aus einer Zeit uns überlieferte, da diese Stoffe noch selbst im Werden waren. Der wälsche Owein ist kein ungetrübtes Feenmärchen mehr, das w^urde bereits gesagt, doch wurzelt er zu tief im Boden des Volksmälsigen, des Volksmärchens, als dafs auf all den Wanderungen nnd Wandlungen sich sein Charakter und sein Gepräge hätte verwischen lassen.

Pöfsneck. Walter Greiner.

VERKLEINERUNGSFORMEN ALTKELTISCHER FLUSSNAMEN.

Das Gesetz keltischer Kosenamenbildung ist bekannt. Kuno Meyer hat in seinen Beiträgen zur keltischen Wort- kunde (Sitzungsberichte der Kgl. Preufs. Akademie der Wissen- schaften 51, 1912, IL T. S. 1147 ff.) noch besonders darauf hingewiesen. Uns interessiert zumal jene Bildungsform, bei der der zweite Teil zusammengesetzter Namen einfach unter- drückt und das Verkleinerungssuffix an den ersten Stamm gehängt wird. Übrigens ist diese Art von Koseformen auch auf dem Gebiete des Germanischen nicht unbekannt. Darauf verweist u. a. H. Hirt in Etymologie d. nhd. Sprache (IV. Bd. in Mathias' Handbuch) S. 310. Nach ihm ist der bekannte Name Wulfila die verkleinerte Kurzform eines zweistämmigen mit 'Wolf zusammengesetzten Personennamens. Dafs sich nun das Gesetz der Kosenamenbildung im Irischen auch auf Ortsnamen erstrecke, hat angedeutet H. Zimmer in Zeitschr. f. vgl. Sprachf. XXXII S. 171f. Im Folgenden soll gezeigt werden, wie das oben ausgesprochene engumgrenzte Kosenamen- gesetz in der Bildung altkeltischer Flufsnamen seine Ver- wendung findet. Es möge genügen, auf einzelne Beispiele hingewiesen zu haben: an eine irgendwie erschöpfende Arbeit ist dabei nicht gedacht worden. Vorausgesetzt wird die Selbständigkeit des Wortes ara *Ache', die ich im Gymnas. Progr. d. „Stella matutina" in Feldkirch v. J. 1915 zu er- weisen suchte.

Diminutivsuffixe scheint es im Altkeltischen gar manche gegeben zu haben. So war nach Holder, Altcelt. Sprachsch. I, 1439 ein solches -enna, wie es sich in Fl. Idenna, h. Eyssene südl. V. Uzes Dep. Gard in Frankreich findet, zum unverklei-

186 ISIDOR HOPFNEB,

Herten Id-aniis, li. Aie z. Rhone (ebend.). Häufiger ist das Verkleiiierungssuffix -clhi wie in Mos-ella 'Mosel' (z. Rhein) zu Mosa 'Maas'; Ind-ella h. Andelle (z. Seine) zu Inda li. Inde (z. Roer), Nigdla (Holder II, 747) zu Nig-cr 'Neckar'. Auch das in Personennamen so häufig auftretende -illa fehlt nicht; es erscheint z. B. in Mar- illa h. Mareil in der Touraine (Holder

II, 428), ebenso -ulla wie in Med-idla h. Midouze (z. Adour). Dafs auch -ita und -isa verkleinernd waren, möchte man aus manchen Beispielen abnehmen wie aus Arg-ita h. Bann in Irland (Holder I, 214) zu Arg-öna h. Argen z. Bodensee (bei Förstemann^- Jellinghaus, Altdeutsches Namenbuch IL Bd. Orts- und sonst, geogr. Namen I, 191) und Arga bei Buchs in der Schweiz (Mohr, Codex dipl. I Nr. 93). Noch günstiger steht die Sache bei -isa. So haben wir zur Amhla (Amel) den Zuflufs AmU-isa bei Emmels in der Rheinprovinz (vgl. Holder 111,591 und Förstem. II, 376), zur Nita (Nette) den Neben- fliifs Nit-issa (Förstem. 11,389; Holder II, 746 u. 751), zur Rovora (Ruwer) die Roverisse (Riveris) bei Holder II, 1237 und 1239, wenn anders -isa und -issa dasselbe ist.

Doch all diese Suffixe mögen hier unbeachtet bleiben. Nur dreien soll eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt sein, nämlich -nV-, -ic^- und -in^-. Vgl. Holder II, 21; 11,47;

III, 25. Beispiele für -id^-, ohne Koseformen zu sein, bieten unter andern: Anda, das nach Holder I, 231 für die Aigre (Frankreich) und I, 219 {Arola) für die Schweizer Aar, nach Nagl, Geogr. Namenkunde S. 95, für die Salzburger Arl bezeugt ist: Verkleinerung zu Ära 'Ache' (Vgl. Hopfner, Das kelt. Ära in Flufsnamen, Feldkirch 1915); Fl. Bersula auf der Tab. Peut. in Norditalien, zu *Bersa, Berse h. Beerse in Nordbrabant (bei Förstem. I, 405); Fl. Unda h. Url (bei Zahn, Freisinger Urk. Nr. 74) zu Ura h. Eure bei (Holder IIL 34).

Beispiele zu -ic^- sind: Fl. Liger -icns h. Loiret z. Liger (Loire) bei Holder II, 221; Renicha (aus Renica vgl. Holder s.v.) h. Rench z. Rhein (bei Förstemann II, 567); Warica (aus Warica) h. Warge z. Ambleve (bei Holder III, 109) zu Fl. Vara z. Magra (Italien). Beispiele zu -mo- sind Nersina z. Nersa h. Niers z. Maas; Sarinc (aus *Saima) in der Schweiz zu Sara (Holder s. v.); Warcina h.Yerischenne {2i\\s*Vari cina), also mit doppeltem Suffix, zu Vara (bei Holder III, 106);

VERKLEINERUNGSFORMEN ALTKELTISCHER FLUSSNAMEN. 187

Ligencinns ebenso (bei Holder II, 221). Übrigens denken beim Suffix -in^- nach dem Vorgang d'Arbois de Jubainvilles manche an ligurischen Einflufs. Vgl. darüber weitläufig Marstrander in Zeitschr. f. celt. Phil. VII, 377 Nr. 1. Holder hat für Suffix -in^- wohl ein Hundert keltischer Namen angeführt. Es mögen nun in alphabetischer Ordnung die nach Art der oben um- grenzten Kosenamen gebildeten Flufsuamen auf -nV-, -ic^-, -in^- folgen.

1. Alhula z. Rhein in Graubünden, Verkleinerung zu *Älh-ara ' Weils-bach ', erhalten in Albarine {*Alh-ar-ma) z. Aie z. Rhone. Vgl. die Nebenform Alhana h. Alben z. Traun (bei Hopfner Ära S. 14). Zu Älbulo, das auch ligurisch zu sein scheint {Alhula = Tibcris), gehört als mmwliche Form Albolus {*Albidos) h. Rialbero z. Secchia (in Mon. Germ. Hist. Dipl. Karl. I (= MGHDC) 323.

2. Angela, h. Angel z. Weise z. Ems (bei Förstern. 1, 135) aus *A7igula zu Fl. Ang-ara 'Eng-bach' z. B. Anger z. Ruhr (bei Förstem. I, 152, der beides für deutsch hält (Anger-bach und Angel-bach); allein im 8. Jahrhundert kann Angara kaum Angar-aha sein). Man vgl. Anger h. Indre und Angeriscus Nebenflufs zur Anger (bei Holder III, 623). Dafs aber unser Angela früher *Angula geheifsen haben mufs, ergibt sich mit Notwendigkeit aus dem Ortsnamen in Angullo (aus *Angnlion) h. Tor Angel an eben diesem Flusse. Doppeltes Suffix scheint aufzuweisen:

3. Angulis h. Angolin (Holder I, 154), also wohl aus *Angulina. Im Deutschen sagen wir dafür entweder Eng- oder Klein-bach.

4. Apula h. Appelbach z. Nahe (bei Förstem. I, 171), Verjileinerung zu *Ap-aya 'Wasserbach'. Eine Weiterbildung von Apula ist Apidia h. Pouille (bei Holder III, 646), wohl zunächst einen Ort bezeichnend. Die Frage, ob es ein gallisches Wort «j;a (< aqa) gegeben habe, wagt auch Holder III, 639 nicht zu entscheiden; aber Namen wie Arn-apa (zu Arnus, nach Stokes keltisch), Al-apa neben Al-ara, Arel-apa (wohl aus *Arul-upd) sprechen entschieden für sein Dasein. Haberl in ZOP VIII, 91 nimmt es darum ohne weiteres als un- bestrittenes Wort an. Doch als einfaches Wort wurde es zu Flulsnamen ebensowenig verwendet wie unser 'Wasser', wohl

188 ISIDOR HOPFNER,

aber in Zusammensetzung und zwar wie es scheint nicht blofs als zweites Glied, sondern auch als erstes. Dazu mag Äp- nrnm h. Loch Aber in England gehören (Holder I, 263). Nach Bück (Förstern. I, 182) gibt es ein Kelt. apar 'tiefes Wasser' (?). Vgl. auch den Pflanzennamen ap-ar-ia (Holder I, 165), gerade so gebildet wie Sal-ar-ia (Holder II, 1299) h. Ubeda la vieja in Spanien, vom Fl. Sal-ara 'Sal-(weiden)bach' (Hopfner Ära S. 24). Zum angenommenen *ap-ara *Wasser-bach' wäre dann Ap-onus (Lucan. VII, 193) h. Abano mit seinem berühmten Bad bei Padua, die Nebenform.

5. Aquila a. 713 h. die Eichel z, Saar (b. Holder 1, 168). Das Adjektiv dazu heilst Aculinsis, der Ort daran Aculia, der jedenfalls gleichnamige Fiuls, von dem Aqiiilcia den Namen hat, 'AxvXig (siehe die Formen alle bei Holder I, 168); daraus ergibt sich mit Notwendigkeit der ursprüngliche Flufsname *Aq-nhi {Ac-iila) und das ist die hypochoristische Form zu Aclcara (Aq+ara) h. Agger zu Sieg (Förstern. I, 160), Dieses Wort scheint auch zu stecken in der Zusammensetzung Ov-\-ac-\-ara (Ovacara) ' Schaf- wasser-bach' h. Ocker z. Ecker, worin auch Förstern. (II, 456) und Lohmeyer das einfache Ackara erkennen. Ebenso scheint es zu sein in Wocara (aus Vo-{-aq + ara Unter -j- wasser -{- bach) h, Lochbach bei Trier (Holder III, 423). In diesem Namen also mag aqa 'Wasser' (Stokes 5) stecken. Auf gallischem Gebiet sollte das Wort freilich zu apa werden; allein manches q in dieser Stellung hat sich, vielleicht unter volksetymologischem Einfluls des Lateinischen, erhalten. Vgl. Fl. Sequana h. Seine. Holder II, 1057 führt eine beträchtliche Zahl an. Auch könnten solche Formen vorgallisch, aber immerhin noch keltisch sein, her- rührend aus jener Zeit, da die späteren Inselkelten noch auf ihrer Wanderschaft waren. Vgl. Diefenbach, Celtica II, 1 S, 202 ff.

6. Astico(s) z. Bacchiglione {Ret€nö(n) = ^HgiÖavog b. Holder II, 1178) in Tirol, Kurzform zu *Ast-ara (vgl. ^5^ ar-iäcus h. Astarac in Frankreich b. Holder I, 249) oder Ast- apa (0. Astapa h. Estepa in Spanien?). Holder I, 249 denkt beim Stamm ast- an baskisches asta 'Fels'. Vielleicht ist es aus *aq-ist- zusammengezogen.

7. Atila h. Attel z. Inn in Bayern (Förstem. I, 235) aus *Atula z. Atara h. Atter in Oberösterreich (Lamprecht, Orts-

VERKLEINERUNGSFORMEN ALTKELTISCHER FLÜSSNAMEN. 189

verrzeichnis d. Landes ob. d. Ems s. v.) vielleicht 'Sumpf-bach' (Hopfiier Am 16).

8. Bonica li. Pimig z. Etsch (Vintschgau) bei Schneller, Beiträge z. Ortsnamenkunde Tirols a. d. J. 1258, zu *Bon-ara 'Grenz-bach' von bo7iu- Ende (Stokes 177), auch von Schneller so gedeutet. Vgl. v. Bon-arda (aus *Bon-ar-ita) bei Förstern. I, 539 und Bon-or-oda bei Holder I, 487.

9. Briyiilus bei Ps.-Plutarch Fl. 6 für den späteren Arar z. Sauconna (Holder I, 544), zu *Brig-ara. Vgl. Fl. Brigana Quellfluls der Donau (Holder III, 940, der an die [ hragh 'leuchten' denkt), wohl aus mhi-ric-ulus 'Nebengrabenbach' von rica (Holder II, 1182). Über dieses lj{i) vgl. Haberl ZCP X, 88.

10. Budica (bei Scr. Rer. Gall. 9, 648) zu *But-ara 'Hütten- bach', erhalten in Putera rivuliis (Förstem. 1,611, der mit Recht im anlautenden 2^ ein h sieht: es stammt aus Bayern), von *but(i 'Hütte' bei Holder III, 1011. Der Ortsname mit anderem Suffix heilst Butüiaco {^ But-ul-i-acum) h. Budlich b. Trier mit dem Flulsnamen Budelicha {*But-ul-ica) bei Förstem. I, 609.

11. Chunil-bach a. 1170, dann später Kunnil-bach (bei Förstem. I, 1752), aus *Cün-üla, Verkleinerung zu *Cün-\-ära 'Wolf-bach' (?), erh. in Cunere, h. Quinder in Friesland (bei Förstem. I, 1752). Man vgl. dazu die Ortsnamen wie Cunico (Xorditalien) und Cunia b. Holder I, 980.

12. Kupul-hach (2 mal) in den Breves Notitiae X, 1, herausgegeb. v. P. W. Hauthaler, Progr. d. Borromäums in Salzburg 1897,98 S. 32. Über die verschiedenen Deutungen ebendort Xr. 10, aus ^Ciqnila zu *Cup-ära erh. Copara h. Kupfer z. Kocher (in Württemb. Viertelj. Hefte 1906 S. 198 X). Über den Stamm ciq)- vgl. Walde, Lat. etym. Wörterbuch- s. v. ciipa (coppa).

13. Biihla, h. Dubbel in SüdhoUand, aus '*Dub-üla zu Duh-ära 'Schwarzach' erh. in Fl. Tubara und Dubar-gawe Taubergau (b. Förstem. I, 756). Vgl. 0. Buberis h. Tufers (b. Mohr Cod. Dipl. I, Xr. 32) aus Bub + är-is. In der Xähe liegt Awanera, die romanische Übersetzung zu Duberis. Vgl. Hopfner, Keltische Ortsnamen in Vorarlberg S. 3 (Festschrift d. Wissenschaftlichen Vereins f. Vorarlberg 1917).

190 ISIDOK HOPFNER,

14. Dumilicha, li. Diembacli z. Donau b. Förstern. 1,763, aus *Diim-ul-Xca mit doppeltem Suffix aus *I)üm-\-ära 'Bühel-bacli' zu mir. duma 'Hügel' b. Holder I, 1367. Vgl. den Fl. Dum-\-är-ana z. Cordevole iu Südtirol und Dumella li. Dommel z. Maas (Förstem. I, 738).

15. Isiila, h. Jjssel bei Utrecht b. Förstem. I, 1592 zu Isära b. Holder I, 72 (viermal). Schon Stolz 2, Die Urbevöl- kerung Tirols S. 100 bringt das Wort Isel (Berg) mit Isara{s) \md' Isarcus in Zusammenhang.

16. Iscula h. Ischl z. Traun (b. Umlauft, Geogr. Namen- buch V. Österr.- Ungarn S. 94, Iscola b. Förstem. 1, 1603), zu Isc+äm 'Wasserbach' (bei Holder II, 122).

17. Labecus, unbestimmt in Script. Rer. G. V, 738 aus *Lah-icos zu Lab-^ara b. Holder II, 113 (fünfmal).

18. Lavinus, h. Lavino z. Pediara in Xorditalien (in MGHDK I, 369) z. *Lavära Baden-bach (?). Vgl. 0. Lavara b. Ptol. II, 5 (in Spanien) und Fl. Lav-agna Küstenflülschen an d. Eiviera (ligurisch).

19. ? Ligula, h. Evola z. Arno (Grässe- Benedict- b. Orbis latinus s. v.) zu Lig-\-ära (in Rev. Celt. XX, 361, sonst gewöhnlich Liger) h. Loire. Dazu haben wir die verschiedensten Formen wie Ligericus, Ligericimis, Ligorium (alle b. Holder s. v.) und Ligerida (b. Grässe-B. s. v.), nach d'Arbois de Jubainville alle ligurisch.

20. Lemlna z. Po bei Turin zu *Lem-\-ära 'Ulmenbach' in 0. Limeriaco (aus {*Lem -\- är-t- äcon b. Holder II, 223 und Fl. Lem-äna h. Lympne in England (b. Holder II, 172).

21. Lisola, Föns in pago Segestrico (b. Pardessus, Diplo- mata etc. II, 374), aus *Lis-üla zu Lis+ära, h. LiserfluTs in Kärnthen (b. Holder II, 191). Zeus denkt an koru. les 'Gras'.

22. Maticiis, unbestimmt (b. Script. R. G. 9, 525) z. *Mat-\-ära (b. Holder 11,457) erh. in Matra h. Moder zu Rhein. Vgl. Hopfner Ära 22, der es als 'Berg-bach' deutet. Vgl. auch Maticha h. Mattig z. Inn, aus *Mat-ica und

23. Mattola, h. Madellbach im Vinschgau (bei Unter- forcher, Rätoromanisches aus Tirol S. 56), aus *3Iaiiila.

24. Med Ulla, h. Medouze z. Adour (b. Holder II, 527), vielleicht zunächst 0., = *3Ied-ul-ia (Vgl. Med-ul-lon bei Holder s. v.), zu ""Med-ifära 'Mittelbach' im 0. 3Ied-\-ar-cus

VERKLEINERUNGSFORMEN ALTKELTISCHER FLUSSNAMEN. 191

li. Marcq (b. Holder s. v.). Vgl. Fl. Mediana h. Mayenne (b. Holder II, 495).

25. Morga, z. B. Morg z. Genfersee (b. Holder II, 628, siebenmal), = *Mör-ica 'Seebach' zu *Mör-i-ära. Yg\. Morar Loch in England.

26. Nablis, vielleicht die Elbe (Zeiils) bei Holder 11,671, aus *Nub-ül-is zu Nab + äros 'Quellbach' h. Naber (bei Holder II, 670).

27. Onghtna z. Po in Piemont, zu Ong-^-ära 'Herde- oder Feuer-bach' (?) z. Pesarina z. Degano z. Tagliamento in Kärnthen.

28. Remulo{s) z. Oglio {Ollios b. Holder II, 846) zu *Rem+ära Vorderbach' in Fl. Rem-ar-de (aus *Rem-är-Ua) z. Seine.

29. Recul-ah, h. Kaglach am Raglbach z. Regen {Regänus), aus *Ric-ula zu *Ric+ara 'Grabenbach' {*rica) in Richara h. Reker-Dijk in Nordholland (bei Förstern. II, 577 und II, 567).

30. Risela, h. Risle (b. Holder 11, 1193) zu Ris+ara z. Drau (b. Resch Aetas millenaria S. 93), wohl aus *Ris-ula. Vgl. 0. Rlsan h. Reisen b. Erding in Bayern (Förstern. II, 602). Ris- dürfte aus Rtc-ts- (v. rica) entstanden sein.

31. Salica, h. z. B. die Selke (nach Holder II, 1307 = die kleine Saale), zu SaZam-pach in Tirol (bei Sinnacher, Beiträge IT, 580). Vgl. auch Salera h. Sauldre z. Cher (bei Holder II, 1305) und Salina z. Ebro. Vom gleichen Stamm, wenn nicht etwa ein säl- und ein säl- zu unterscheiden sind, gibt es manche andere Formen wie Sala 'Saale', Salona 'die kleine Seille' zu Seille, Salia 'Seille', Salisa 'Selse' z. Rhein (bei Holder s. vv.).

32. Samtna z. 111 z. Rhein in Vorarlberg (bei Holder II, 1339), zu Sam-\-ara h. Somme (bei Holder II, 1336); Holder denkt an samo- Sommer. Vgl. 0. Sam-ar-ate mit dem Suffix von Ärel-ate (*Arul-ate) bei Flechia Di alcune forme de' nomi locali deir Italia superiore p. 91.

33. Scutticho (aus *Scut-icos), h. Schutt bei Lofer in Salzburg (bei Förstern. II, 98) zu Scut-hara h. Schutter z. Rhein (b. Holder II, 1409).

U>2 ISIDOK HOPFNER.

34. Ta m Ina z. Rhein in Graubünden mit dem Ort Tamins in der Nähe, zu Tam-\-aros h. Tamar 'Schwarzach' in England (b. Holder II, 1713).

35. Tabula, h. Scheide ? (bei Holder II, 1690) zu Taler h. Segura in Spanien (Holder ebend.) vielleicht beide zum Stamm tav- still (Stillbach); vgl. Tava h. Tay und Tavia h. Taggia bei Genua (Holder II, 1774).

36. Vi d lila, h. Yesle z. Aisne (b. Holder III, 288) zu Vidros (aus *Vid-äros) 'Holz-baeh' (zu vidu-s), später Bordaa b. Holder III, 293.

37. Vistüla (wenn keltisch), h. Weichsel (bei Holder III, 404) zu Visier (aus *Visl-{-aros) h. Vistre und Vesdre (bei Holder III, 404). Holder denkt dabei an Istros (aus ve+Istros?). Übrigens heilst der Flufs bei Ammian 22,8 Visula (zu Vis + ara), bei Plin. n. h. 4. 100 Visculus (zu *Viscara).

Es mufs hinzugefügt werden, dafs von den 37 Beispielen vorgeführter Flufsnaraen in verkleinerter Form einige auch Kurzformen aufweisen wie FI. Alba b. Holder 1, 77 (0 Beispiele), Fl. Isca b. Holder II, 77 (2 Beispiele), Fl. Kuba b. Holder II, 693 f. z. B. die Naab z. Donau usw^, die meisten davon werden jedoch sofort als Kurzformen gefühlt. So wenig es z. B. im Deutschen einen Flufsnamen 'Wasser' schlechthin gibt, so mag es auch im Keltischen keine Isca ('Wasser') gegeben haben. Die unter diesem Namen auftauchenden Worte sind demgemäfs Kurzformen Avie z. B. im Deutschen die Stille (z. Schmal-Kalde) die früher Stillache hiefs. Als Kurzformen dürfen sie jedoch nicht zum Ausgangspunkt unserer Diminutivformen genommen w^erden. So wenig also nach Hirt Wulfila ein Diminutiv von Wolf ist, so wenig ist es auch Iscula von Isca.

Statt des gewöhnlichen Ära können sich die Kelten auch ein Synonym als zweiten Bestandteil des Flufsnamens gedacht haben. So gehört Fl. Al-isa, h. Auze (z, Aube) in Frankreich ebensowohl zu Fl. Al-ara als zu Fl. Al-apa (alle bei Holder III, 565, 546) h. Wölpe (z. Weser). Doch ist -apa verhältnis- mälsig selten und kann schwer kontrolliert werden, weil es frühzeitig in -ava überging und sich mit gleichlautendem Suffix vermengte.

VERKLEINERUNGSFORMEN ALTKELTISCHER FLUSSNAMEN. 193

Manchmal läfst sich das in diesen Zeilen angedeutete Gesetz haarscharf nachweisen. So haben wir Ästico als Ver- kleinerung- von *Astara angenommen. Tatsächlich heifsen denn auch die Anwohner Lastarolli (aus V*Ästarulii). Vgl. Oh. Schneller. Skizzen und Kulturbilder aus Tirol S. 286.

Verzeichnis der besprochenen Keltenworte.

(Zahl = Seite)

Ackara Fl(ufs) 188 Aculia Fl. 188 Acylis Fl. 188 Alapa Fl. 192 Alara Fl. 192 Alba Fl. 192 Albaua Fl. 187 Albarine Fl. 187 Albolus Fl. 187 Albnla Fl. 187 Alisa Fl. 192 Ambla Fl. 186 Amblisa Fl. 186 Angara Fi. 187 Anger Fl. 187 Angeriscus Fl. 187 Augulis Fl. 187 AuguUo (iu) 0(rt) Apouus Fl. 188 Aporum 0. 188 Apula Fl. 187 ApuHa Fl. 187 Aquila Fl. 188 Aquileia 0. 188 Ära Fl. 186 Arelate 0. 191 Arelapa Fl. 187 Arga Fl. 186 Argita Fl. 186 Argona Fl. 186 Aruus Fl. 187 Arnapa Fl. 187 Arola Fl. 186 Arula Fl. 186 Astapa 0. 188 Astariacus 0. 188 Zeitschrift f. celt.

187

Astico Fl. 188 Atara Fl. 188 Atila Fl. 188

Berse Fl. 186 Bersula Fl. 186 Bonica Fl. 189 Bonarda 0. 189 Bonoroda 0. 189 Brigana Fl. 189 Brigulus Fl. 189 Budelicha Fl. 189 Budica Fl. 189 Buteliacun 0. 189

Chuunilbach Fl. 189 Copara Fl. 189 Cunere Fl. 189 Cunia 0. 189 Cuuico 0. 189

Dubia Fl. 189 Duberis 0. 189 Dumaraua Fl. 190 Dumella Fl. 190 Dumilicha Fl. 190

Idauus Fl. 186 Idella Fl. 186 Idenna Fl. 185 Inda Fl. 186 Inda Fl. 186 Indella Fl. 186 Isara Fl. 190 Isarcus Fl. 190 Isula Fl. 190 Isca Fl. 190

Philologie XU, 1.

Iscara Fl. 190 Iscula Fl. 190

Kupul-bach Fl. 189

Labara Fl. 190 Labecus Fl. 190 Lastarelli 193 Lavagna Fl. 190 Lavara 0. 190 Laviuus Fl. 190 Lemana Fl. 190 Lemiua Fl. 190 Limeriacus 0. 190 Ligara Fl. 190 Liger Fl. 190 Ligericas Fl. 190 Ligericiuus 190 Ligorium Fl. 190 Ligula Fl. 190 Lisara Fl. 190 Lisola Fl. 190

Marina Fl. 190 Maticha Fl. 190 Maticus Fl. 188 Matra Fl. 190 Medarcus 0. 190 Mediana Fl. 191 Medulla Fl. 190 Medullou 0. 190 Morga Fl. 191 Morar See 191 Mosa Fl. 186 Moseila Fl. 186

Xaba Fl. 191 13

10t

ISIDOR HOPFNER, VEUKl.KINERÜNGSFORMEN USW.

Xabaros Fl. 191 Nablis Fl. 191 Nersa Fl. 186 Nersina Fl. 186 Niger Fl. 186 Nigella Fl. 186 Nita Fl. 186 Nitissa Fl. 186

Ongara Fl. 191 Onghina Fl. 191

Putera Fl. 191

Keculah Fl. 189 Remarde Fl. 191 Eemicha Fl. 191 Remiilo Fl. 191 Renicha Fl. 186 Richara Fl. 191 Risara Fl. 191 Risela Fl. 191

Risan 0. 191 Rovora Fl. 186 Rovorisse Fl., 0.

Sala Fl. 191 Salara Fl. 191 Salaria 0. 191 Salera Fl. 191 Salia Fl. 191 Salica Fl. 191 Salisa Fl. 191 Salina Fl. 191 Salona Fl. 191 Samara Fl. 191 Samarate 0. 191 Samiua Fl. 191 Sara Fl. 186 Sarine Fl. 186 Scutara Fl. 191 Scutticho Fl. 191

Taber Fl. 192

186

Tabula Fl. 192 Taiuaros Fl. 192 Tamina Fl. 192 Tava Fl. 192 Tavia Fl. 192 Tubara Fl. 189

Ura Fl. 186 Urula Fl. 186

Vara Fl. 186 Vidros Fl. 192 Vidula Fl. 192 Visara Fl. 192 Visculus Fl. 192 Vister Fl. 192 Vistula Fl. 192 Visula Fl. 192

TVarcina Fl. 186 Warica Fl. 186 Wocara Fl. 186.

Feldkirch.

IsiDOR Hopfner.

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 0

•2. Der gae hoUfoe und die nördliche, nicht -iberische Urbevölkerung der Britischen Inseln.

Xiir dem Mang-el an geschulten Arbeitskräften ist es zweifellos zuzuschreiben, dafs über die wichtige Frage des gae holgae bisher so gut wie keine Ergebnisse erzielt werden konnten. Dem Kelten forscher drängen sich eben von allen Seiten derart viele, lockende Probleme auf, dafs dabei zahl- lose wichtige Dinge unerörtert bleiben müssen.

Die älteste Erklärung bringt den Namen jenes wunder- baren Speeres mit holg , Bauch' zusammen, weil er infolge seiner Widerhaken beim Herausziehen den Bauch seines Opfers aufreifse. Wir haben hier deutlich eine sekundäre, etymo- logische Spekulation vor uns lucus a non lucendo! die wir ohne weiteres abweisen können.

Einen noch merkwürdigeren Erklärungsversuch bot John Rhys (Hibbert Lectures, S. 481), der meinte, dafs der gae holgae, weil er zumeist auf der Oberfläche des Wassers ge- schleudert werde, die über dem Meere aufsteigende Sonne darstelle, die mit ihren Strahlen die Wolken durchbohre. Wenn es einmal heilst, dals Chulainn den Speer von oben auf seinen Gegner niedersausen läXst, so war dies natürlich wieder die Sonne, die hoch oben am Himmel die Wolken zerteilt.

Kuno Meyer hat dann behauptet (Contributions, S. 236 Anm.), dals gae holgae für gae holcac stünde, und dafs in diesem holcae der Genetiv Sg. von hole 'Spalte, Kluft' stecke;

0 Siehe auch XI. Band, 2. Heft, S. 189 -20i.

13*

196 JULIUS POKOBNY,

gae bolcae würde also 'der gespaltene Speer' genannt worden sein, 'eine Waffe nach Art einer Heugabel". Aber es ist ja schon in den ältesten Hss. das g überliefert, und ebenso weist die moderne Aussprache ein g, nicht ein c auf, während hole 'Spalte', wenn es wirklich existierte, wegen des cymr. bwlch ein c gehabt haben mufs.

In jüngerer Zeit hat Rhys eine neue Erklärung des gae holgae versucht (Proceed. Int. Congr. for the Study of Relig.11,206), indem er das Wort mit 'Speer der Göttin Bolg' wiedergibt. Diese Göttin ^Bolg\ deren Existenz er aus den Worten ^maic Ailella Erand de holgae' (LL 324 d) erschliefst, soll eine Licht- oder Feuergöttin gewesen sein, da holg zur Wurzel hhelg 'glänzen' gehöre, und dem Volke der Fir Bolg den Namen gegeben haben. Gae holgae hätte nur den 'Speer der Bolg' oder 'Speer der Fir Bolg' bezeichnet und der Name habe mit der Gestalt oder Eigenschaft der Waffe nichts zu tun. Diese Erklärung schwebt völlig in der Luft. Aufserdem ist nicht einzusehen, weshalb de nicht ebensogut oder besser zu dia 'Gott' gehören könnte. Was soll seine Übersetzung: 'son of Ailill of the Erna of the goddess Bolg" bedeuten'? Dals Ailill, der gleich darauf als 'Sohn des Noithe' bezeichnet wird, ein Sohn der 'Göttin Bolg' gewesen sei, kann es kaum heilsen, und dafs die Erainn Nachkommen oder Anbeter der 'Göttin Bolg' gewesen sein sollen, dafür liegt ebenfalls keinerlei Anhaltspunkt vor. Wenn aber eine beigefügte Glosse von Ailill Erann sagt: is e toisech arränic faga 'er ist der Erste, der den Wurfspeer erfunden hat', so kann man wohl über die Übersetzung nicht länger im Zweifel bleiben. Ailill Erann ist offenbar der mythische Erfinder jenes geheimnisvollen gae holgae und als solcher heilst er ' dia holgoe' =^ dia holg-gw 'der Gott des Bolg -Speeres'; holg-gce (^holgo-gaison) ist natürlich nur eine andere Ausdrucksweise für gae holgae (*gaisos holgios), wobei holgae wahrscheinlich das abgeleitete Adjektivum zum Substantiv holg darstellt. Ailill Frann ist ja der eponyme und somit mythische Ahnherr des Stammes der Erainn und wird als solcher natürlich göttlich verehrt worden sein.

Um zum Verständnis des Ausdruckes gae holgae zu gelangen, müssen wir vor allem über die wahre Natur jener geheimnis- vollen Waffe genügenden Aufschlufs suchen.

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 197

Bei verschiedenen Gelegenheiten, so beim Kampfe Chulainns mit Loch, mit seinem Sohne Conlae und mit Fer Diad erfahren wir, dafs der gae holyae eine Waffe war, die nur im Wasser verwendet werden konnte und dafs jede durch ihn verursachte Wunde tödlioli war. da er beim Heraus- ziehen dem Getroffenen stets den Leib aufrifs.

Für unsere Zwecke reicht es vollkommen hin, die aus- führlichste darauf bezügliche Stelle hier wörtlich anzuführen (Windisch, Tain, S. 554 ff., dem ich mit einigen Änderungen folge):

„Und er (Cü Chulainn) bat den Laeg ... um den gae bolgae. Mit diesem verhielt es sich so: für den Flufs wurde er zurecht gemacht und in der Gabel (des Fufses) wurde er geschleudert; die Wunde eines einzigen Speeres wurde durch ihn beim Eindringen in eine Person verursacht, aber die von dreilsig Spitzen beim Herausziehen, und er konnte nicht aus dem Körper der Person genommen werden, bis dieser nicht rings herum aufgeschnitten worden war.

Da kam Laeg vorwärts zu den Uferrändern des Flusses und zu der Stelle der Abdämmung des tliefsenden Wassers und der gae bolgae wird geschärft und aufgelegt. Er füllte den Teich und er staute den Flufs und er schränkte die Flut der Furt ein.

Fer Diads Wagenlenker sah . . . dafs er die Teiche füllte und dafs er hinging, den gae bolgae nach unten aufzulegen. Deshalb ging Id hinauf und machte (die Bahn) frei für den Flufs und öffnete die Eindämmung und machte die Vorrichtung von dem gae bolgae ab. Chulainn wurde (vor Zorn) über und über puipurn und rot, als er sah, dafs seine Vorrichtung von dem gae bolgae ab- gegangen war."

(Noch zweimal gelingt es Fer Diad's W^agenlenker , die Abdämmung des all zureif senden Flusses zu verhindern, und die „Vorrichtung'' vom gae bolgae herunter zu nehmen, bis er schlielslich von Laeg niedergeworfen und gefesselt wird).

„Und er ging eilig sehr hochgemut weg von ihm, so dafs er den Teich (die teichartige Verbreiterung des Flufsbettes oberhalb der Furt) füllte und den Flufs staute und den gae bolgae auflegte. . .

108 JULIUS POKORNY.

Dann bediente Cliulainn den gae holgae vermittelst der Gabel seines herrlichen, rechten Fufses. . . Er warf ihn mit voller Wncht auf Fer Diad, so dafs er durch den festen, dichten, eisernen Leibpanzer . . . ging."

(Nachdem Fer Diad infolge dieser schweren Verwundung gefallen war. befahl Ci'i Chulainn seinem Wagenlenker):

„Schneide nunmehr Fer Diad auf und nimm den gae holgae aus ihm heraus, denn ich kann nicht ohne meine Waffe sein. Laeg kam und schnitt den Fer Diad auf und nahm den gae holgae aus ihm heraus."

Aus der vorausgehenden Schilderung erhellt ganz deutlich, dafs der gae holgae eine Waffe gewesen sein muls, über deren Gebrauch der Erzähler selbst nicht mehr ganz im klaren war. Denn einen Speer, der mit dem Fufse an der Oberfläche des Wassers entlang geschleudert wird, wird es kaum jemals irgendwo gegeben haben. Ziehen wir noch in Betracht, dafs aufser dem genannten A.ilill Erann, von dem wir übrigens gar nichts Näheres wissen, nur Chulainn im Besitze jener Waffe gewesen ist, deren Gebrauch er während seines Auf- enthaltes in Schottland von der Zauberin Scäthach gelernt hatte, so wird diese Ansicht nur bestätigt. Dazu stimmt weiter, dafs sie im Besitze eines Ulster -Helden ist auch Ailill Erann stammt, wie ich im nächsten Aufsatze zeigen werde, aus Ulster und aus Schottland herrühren soll, denn im Norden, der erst allmählich und viel später als der Süden keltisiert worden war, haben sich auch eine Eeihe anderer, uralter Bräuche erhalten, die im übrigen Irland längst aus- gestorben waren und ebenfalls von den Schreibern der Hss. nicht mehr recht verstanden wurden, wie z. B. das Männer- kindbett, u. a. m. (vgl. Zimmer, oben IX S. 100-101.)

Einem derartigen Milsverständnisse entspringt zweifellos die Auffassung, dafs der gae holgae mit 'der Gabel des Fulses' geschleudert worden wäre, wie sich glücklicherweise genau zeigen läfst.

In der ältesten Version des Kampfes mit Fer Diad heilst es (YBL, 2689): Gaibtfhji cona ladair 7 imamheir do Fir Diad. 'Cü Chulainn falst ihn (den gae holgae) mit seiner ladar und schleudert ihn auf Fer Diad'. Hier ist also nur von ladar die Rede, was sowohl 'Fufs', wie auch 'Hand"

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN' GESCHICHTE IRLANDS. 19

bedeuten kann; die Grundbedeutung ist jedenfalls 'Gabel'. Jedermann wird ladar liier als 'Hand' auffassen, um so mehr, als bei anderen Gelegenheiten nie gesagt wird, dafs der Held den gae holgae mit dem Fufse schleudert.

Die jüngere Version (LL 3943) hat an der gleichen Stelle / lladair a chossi 'in der Gabel seines Fufses', was offenbar auf eine irrtümliche Auffassung des jüngeren Redaktors zurück- zuführen ist. der bei einer derart mit übernatürlichen und wunderbaren Begebnissen erfüllten Erzählung begreiflicher- weise auch nichts dabei fand, dafs unser Held den Speer mit dem Fufse geschleudert haben sollte. Bei manchen wilden Völkern kommt es übrigens vor, dafs der Bogen mit dem Fufse gespannt wird, aber ich möchte in unserem Falle nicht mit Sicherheit darauf scliliefsen, dafs die vorkeltischen Ur- bewohner Irlands einen solchen Brauch gekannt hätten, wenn das auch ganz gut möglich gewesen wäre. Vielleicht liegt hier sogar eine dunkle Erinnerung an etwas derartiges vor. Wieso der Schreiber der Täin dazu kam, ladar als 'Fufs' aufzufassen, erklärt sich mir daraus, dafs er irrtümlich annahm, die Waffe werde vom fliefsenden Wasser fortgetragen; der Held mufste sich also, um die Waffe in Bewegung zu setzen, entweder auf die Oberfläche des Wassers herunterbeugen. oder sie aber, was ja einem Akrobaten, wie Chulainn, keinerlei Schwierigkeiten bereiten konnte, mit dem Fufse fortstofsen, was für ihn jedenfalls schon deshalb gegeben war, weil er so zu gleicher Zeit einen Speer mit der Hand auf seinen Gegner schleudern konnte.

Dafs wir übrigens auch in dem Gleiten der Waffe an der Oberfläche des Wassers keinen ursprünglichen Zug sehen dürfen, ist nicht nur aus der Natur der Sache gegeben, sondern auch deshalb, weil Chulainn bei seinem Kampfe mit Eocho Glass (Ir. Texte II, 184) 'den gae holgae in die Höhe warf, so dafs er jenem von oben auf den Panzerhelm auf dem Kopfe fiel und durch ihn hindurch in die Erde fuhr'. Ebenso tötet er in der Sage Äided Enßr Äiß (Eriu 1,114 ff.), die nicht jünger sein kann, als die Tdln, seinen Sohn Conlae im Meere mittels des gae holgae, wobei von einer Abdämmung der Flut, wie in der Täin, natürlich keine Rede sein kann. Wesentlich ist bei der ganzen Sache nur, dafs die Waffe

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beim Kampfe im Wassei verwendet wird; alles andere ist jüngere Ausschmückung oder irrtümliche Auffassung.

Dafs schon der Schreiber der Tain über die wahre Natur der Waffe völlig im unklaren war, geht auch daraus hervor, dafs er wiederholt von einer 'Vorrichtung' (inddl) spricht, die zum Schleudern der Watfe nötig ist, ohne dafs er uns jedoch zu sagen weils, worin eigentlich diese geheimnisvolle Vorrichtung bestanden habe.

Was den Namen gac bolyae betrifft, so können war ihn etymologisch nur mit bolg 'Sack, Blase' (zur Wz. hhdgh 'schwellen, blasen') zusammen bringen. Bolgae könnte auf *bolgios zurückgehen und eine adjektivische jo- Ableitung zu holg darstellen, ebensogut aber könnten wir annehmen, dafs ein ursprüngliches Kompositum bolg{y)ae {*bolgo-gaisos) 'Blasen- Speer' später als Adjektivum gefafst worden wäre, weshalb dann gae nochmals vorausgestellt wurde.

Bezüglich des gae bolgae läfst sich also folgendes mit Gewifsheit feststellen :

1. Der Name bedeutet 'Blasen-Speer' oder 'Sack-Speer'.

2. Es handelt sich um eine Waffe, die nicht ohne eine gewisse 'Vorrichtung' geschleudert werden kann.

3. Die Waffe wird ausschliefslich mit dem Wasser in Verbindung gebracht.

4. Es handelt sich um eine Art Harpune mit Wider- haken.

5. Die Waffe war in geschichtlicher Zeit nicht mehr in Gebrauch und wird in der Tradition aus Ulster und Schott- land, den am spätesten keltisierten Gebieten der britischen Inseln, hergeleitet.

Ich bitte nun die verehrten Fachgenossen, nicht zu er- schrecken, wenn ich behaupte, dafs dieser gae bolgae nichts anders sein kann, als die mit Wurf holz, Leine und Fang- blase versehene Harpune der Eskimo.

Die Beschreibung dieser höchst sinnreichen Jagdwaffe entnehme ich dem Werke „Eskimoleben" des berühmten Forschers Fridtjof Nansen (Leipzig 1903, S. 28 ff.).

Der aus Treibholz verfertigte Schaft der Harpune trägt am Ende einen gewöhnlich aus Walrofszahn geschnitzten langen Knochenzapfen, dei' durch ein Riemengelenk derart

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mit dem Schafte verbunden ist, dafs er bei starkem Druck oder Stofs von der Seite aus dem Gelenk geht, anstatt ab- zubrechen. Auf diesem Zapfen sitzt die eiserne Harpunen- spitze, die gleichzeitig an der Fangleine befestigt ist. Die Spitze ist mit Widerhaken versehen, so dafs sie dort, wo sie einmal eingedrungen ist, fest sitzt; überdies ist sie derart eingerichtet, dafs sie im Fleisch in eine Quer- lage gerät, sobald der Seehund sie abzuschütteln versucht.

Die Spitze wird vor dem Gebrauche auf den Knochen- zapfen gesteckt und die mit ihr verbundene Leine am Harpunen- schafte mit Hilfe eines Knochenstückchens so angehakt, dafs Schaft und Spitze fest zusammen halten.

Am anderen Ende der Leine ist die ziemlich grofse Fangblase befestigt; diese besteht aus der Haut eines jungen Ringseehundes (Phoca foetida), die abgebälgt, enthaart und am Kopfe, den vorderen und hinteren Gliedern luftdicht zugebunden und getrocknet worden ist.

Sobald die Harpune den Seehund getroffen hat, geht der Zapfen sofort aus dem Gelenk, wodurch ein Abbrechen des Schaftes verhindert wird; gleichzeitig löst sich die Harpunen- spitze, die im Körper stecken bleibt, samt der Fangleine vom Schaft. Der Schaft treibt nun auf dem Wasser, bis er vom Eigentümer wieder aufgefischt wird. Die am anderen Ende der Fangleine befindliche Blase, die auf dem Verdecke des Kajaks liegen geblieben war, wird, sobald das Tier getroffen ist, ins Wasser geworfen, und zeigt dem Jäger die Stelle an, wo der Seehund mit der Spitze im Leibe unter- zutauchen versucht; gleichzeitig hindert die Blase das Tier am Untertauchen und Fortschwimmen.

Um die Harpune weiter und mit gröf serer Wucht schleudern zu können, hat der Eskimo eine Erfindung gemacht, durch die er sich von allen seinen Nachbarn, den asiatischen wie den amerikanischen Stämmen unterscheidet. Diese Erfindung ist das AVurfholz, das nur bei den Eskimo, den Austral- negern und am oberen Amazonenstrome vorkommt. Das Wurf- holz hat im oberen schmalen Ende ein Loch, in das ein schräg nach hinten gerichteter Zapfen an der Seite des Harpunen- oder Lanzenschaftes hineinpafst, und dazu noch ein Loch

■202 JUIJUP POKOliNY.

weiter unten im Griffe, in das ein zweiter, gerade heraus- stehender Zapfen pafst.

Soll die Harpune mit dem Wurf holz geschleudert werden, so fafst man den Griff des Wurfholzes und führt es mit der Waffe zusammen in horizontaler Haltung wurfbereit rück- Avärts. Indem man es dann aber kräftig wieder nacli vorne schnellt, löst sich das untere Ende von der Harpune los, Avährend man mit dem oberen Ende, das noch an seinem Zapfen haftet, die Waffe auf bedeutende Entfernung hin mit grofser Treffsicherheit fortschleudert.

Es mufs ausdrücklich hervorgehoben werden, dafs sich die Harpune mit Fangblase über das Wurfholz wurde schon gesprochen auch nicht bei den Lappen (Finnen) findet, sondern eine den Eskimo eigentümliche Erfindung dar- stellt. Die Nordwestindianer, Tschuktschen, Korjaken und Kamtschadkadalen, die sich dei-selben Harpune bedienen, haben den Gebrauch dieser Waffe wahrscheinlich erst von den Eskimo erlernt. Diese Waffe wird natürlich aus- schliefslich auf der Jagd auf Seetiere vom Kajak aus verwendet, da sie zu Lande sinnlos wäre; hier bedienten sich die Eskimo des Bogens und Pfeiles.

Die Harpune mit Blase und Wurf holz findet sich in dieser Verbindung bei keinem anderen Volke der Welt.

Diese Eskimo -Harpune klärt uns sämtliche Eigenheiten des gae holgae in überraschender Weise auf:

1. Der Name 'Blasen-Speer' ergibt sich von selbst aus der Verwendung der mit der Harpune verbundenen grofsen Fangblase, die den eindringenden Kelten ja vor allem als merkwürdige Neuheit in die Augen springen mufste.

2. Die rätselhafte 'Vorrichtung' {indcU), die zum Schleudern des gae holgae notwendig ist, kann kaum etwas anderes sein, als das Wurf holz; vielleicht ist aber in der zitierten Stelle der Täin auch das Aufstecken der Harpunen- spitze samt Fangleine und Blase dabei inbegriffen. In der irischen Literatur ist mir nur noch ein Beispiel für einen Speer 'mit Vorrichtung' bekannt, das in dem sicher altirischen Texte (Ir. Texte II, 173 ff.) FM Bricrend 7 Loinges Mac n-Duü Dermait vorkommt. Hier heilst es von Eochu Rond, dem König der Ui Mane: „Der Held trug einen Speer mit

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTKN GESCniCHTE IRLANDS. 2<'8

•Vorrichtung' {sieg inn inäell). Wie er Chulainn erblickte, warf er den Speer auf ihn. Ci'i Chulainn warf dem Speere eine 'Vorrichtung' entgegen; die Lanze dreht sich gegen ihn (Eochu) um, so dals sie dem Pferde durch den Hals fuhr." Hier kann es sich natürlich nur um das Wurfholz allein liandeln: gemeint ist offenbai-, dafs der Held mit seinem Wurfholze den Speer auffängt und auf den Absender zurückschleudert.

Dafs das Wurfholz in Iiland bald ungebräuchlich geworden war, erklärt sich ohne weiteres dadurch, dafs die Irländer über genug Metalle verfügten, um ihre Speere entsprechend schwer und weittragend zu machen, während die Eskimo genötigt waren, in Ermangelung genügender Metallmengen zu anderen Mitteln zu greifen.

Dafs auch die für ein Volk von Seehundsfängern berechnete Harpune mit Fangleine und Blase keine allzu lange Lebens- dauer in Irland haben konnte, ist ebenso verständlich.

3. Die Harpune konnte in Verbindung mit der Blase natürlich nur im AVasser Verwendung finden zu Lande wäre der 'Blasen-Speer' völlig sinnlos gewesen.

4. Die Eskimo-Harpune besitzt nicht nur starke Wider- haken, sondern ist auch derart konstruiert, dafs die Spitze beim Versuche, sie abzuschütteln, im Fleisch in eine Querlage gerät.

5. Die für die in Irland angesiedelten Eskimo unpraktisch gewordene Blasen -Harpune mufste sich naturgemäfs am längsten auf den schottischen Inseln und den benach- barten Küsten Irlands erhalten. Dafs es einen eigenen „Gott des Blasenspeeres" gab und dieser Speer zum Attribut des mythischen Halbgottes Chulainn gemacht worden war, dei- ihn in Schottland kennen gelernt hatte, stimmt aufs beste zu unserer Theorie von einer uralten, halb vergessenen Waffe.

Es handelt sich jetzt nur noch um die Beantwortung der Fragen: Ist es möglich, dafs Eskimo in grölserer Zahl nach Irland kommen konnten, und haben wir sonst noch Anhalts- punkte dafür?

Beide Fragen kann man ohne weiteres mit „ja" be- antworten.

Bezüglich der ersten Frage belehrt mich Herr Professor Pöch dahin, dafs wir uns dabei nicht die Erdkarte in Mercators Projektion, sondern die Erde vom Nordpol aus gesehen vor

204 JULIUS POKORNY,

Augen halten müssen. Daraus ergibt sich, dals rings um den Pol herum, in Europa, Asien und Amerika eine kaum unter- brochene Eeihe mongolischer Völkerschaften sitzt, und dafs sich die einzige scheinbare Lücke bei den britischen Inseln findet. Prof. Pöch bemerkt weiter, dafs auch zwischen Europa und Amerika hier keine unüberbrückbare Lücke klaffe, weder für die Völker, noch für deren Kulturgüter, und dafs die Ent- fernungen keine zu grofsen seien, namentlich nicht für Völker, die solche tüchtige Seefahrzeuge hatten. Es sei also a priori als wahrscheinlich vorauszusetzen, dafs auch auf den britischen Inseln derartige Völker einst vorhanden gewesen seien, um so mehr, als wir um den Nordpol herum eine lückenlose Ver- breitung von Fellbooten bei den erwähnten Völkern finden. Derartige Fellboote finden sich aber auch auf den britischen Inseln, weshalb vorauszusetzen ist, dafs auch die Völker, die um den Pol herum im Besitze solcher Fahrzeuge waren, dereinst dort ansässig gewesen sind.

Nun zur zweiten Frage.

Jedermann, der das ländliche Irland oder die schottischen Inseln durchstreift hat, müssen die merkwürdig häfslichen kleinen Menschen mit den unregelraälsigen, oft verwitterten Gesichts- zügen aufgefallen sein, die nach ihrem Aufseren weder den blonden Kelten und Germanen, noch den dunkelhaarigen Nach- kommen der Iberer zugerechnet werden können, obwohl sie sich fast überall mit diesen oder jenen vermischt haben und den ursprünglichen T3'pus nicht mehr rein darstellen.

Meiner Erinnerung nach sind diese Leute ziemlich klein, obwohl nicht ausgesprochen zwerghaft, mit pechschwarzem, glattem, straffem, zwirnaitigem Haar (das Haar der „Iberer" ist gekräuselt oder gelockt) und braunen oder (infolge der Mischung) blauen Augen und dicken Lippen ; leicht prognathisch, mit Kinnbacken, die dem Gesichte einen breiten Eindruck geben, obwohl es sich um Langschädel handelt. Besonders aufgefallen ist mir in einigen Fällen (die allenfalls einer Mischung mit anderen Elementen ihren Charakter verdanken könnten?) die ungewöhnliche Länge der unteren Gesichtshälfte, die dem Gesichte oft einen unheimlichen Ausdruck verleiht. Das Profil verläuft fast geradlinig in ziemlicher Länge von der Unterlippe bis zur Biegung des Kinns, die etwa einen

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 205

Winkel von 40 "^^ einschliefst. Es befindet sich also zwischen dem Zahnfächerfoitsatz und dem Kiunvorsprung- keine Kon- kavität, so dafs das Kinn gar nicht aus dem Unterkiefer herausmodelliert erscheint, was das ganze Untergesicht un- gemein massig und brutal erscheinen läfst.

Es scheint das derselbe Tj'pus zu sein, den Hector Maclean bei seiner anthropologischen Untersuchung der schottischen Hochländer als „breitgesichtigen Kelten" bezeichnet, der sich nach ihm durch dunkle Haut, dunkle tiefliegende Augen, schwarzes Haar und hervorragendes Kinn auszeichnet und angeblich von düsterem, leidenschaftlichem Temperamente sein soll, dabei aber viel Selbstbeherrschung besitzt (Anthropol. Review IV).

Schon vor mehr als 30 Jahren hat der hervorragendste englische Anthropologe John Beddoe, dessen Arbeiten mir erst nach meinen eigenen Beobachtungen bekannt wurden, ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Er sagt darüber (The Races of ßritain, p. 9— 10): „Ich glaube, es läfst sich wahrscheinlich machen, dafs sich in der heutigen Bevölkerung von Wales und England Spuren einer mongolischen Rasse finden.

Ihr bedeutsamstes Kennzeichen ist das schiefe oder chinesische Auge, dessen äufserer Winkel in horizontaler Linie etwas höher liegt, als der innere. Damit verknüpft findet sich zumeist eine mandelförmige Gestalt des Auges und eine merkwürdige Verdickung des oberen Augenlides; diese letzteren Eigenschaften können auch ohne mandelförmige Gestalt des Auges vorkommen, jedoch mit einer dem gleichen Typus angehörigen Physiognomie. Ich habe Aufzeichnungen über 34 Personen mit schiefen Augen. Ihre Köpfe umfassen eine weite Spanne relativer Breite von 72 bis 86 6 und der durchschnittliche Längen-Index ist 78 9, also nicht viel gröfsei-, als der Durchschnitt in England und Wales. Aber in anderer Beziehung sticht der Typus deutlich hervor. Die Backen- knochen sind fast immer breit; die Augenbrauen schief, in der gleichen Richtung wie die Augen; das Kinn zumeist schmal oder eckig; die Nase ist oft konkav oder flach, selten gebogen, und der Mund ist ziemlich zum Vordringen geneigt. Die Stirn ist gewöhnlich ein wenig zurückliegend ; der Hinter- hauptvorsprung liegt hoch und der Nasion -Inion- Bogen ist

206 JULIUS POKORNY,

zienilicli kurz, so dafs man zur Vermutung geführt wird, dafs das Kleinhirn kaum von den rückwärtigen Lappen bedeckt sei. Die Iris ist zumeist hellbraun oder dunkelbraun und das Haar straff, dunkelbraun, schwarz oder rötlich.

Kein einziges Beispiel dieses Typus ist mir unter den Köpfen aus Ost-England, die ich zu messen Gelegenheit hatte, untergekommen und sehr wenige aus Irland. Ich glaube aber, dafs sich leicht Beispiele dafür in den gebirgigen Gegenden von Connaught, namentlich an den Grenzen von Sligo und Roscommon finden lielsen.

Ich habe ihn selten in Schottland bemerkt, aber er kommt auf den Shetland- Inseln vor."

Beddoes Bemerkung über die Avahrscheinliche Häufigkeit jenes Typus in Irland, kann ich vollauf bestätigen; ich habe ihn wiederholt in der Pfarre Partry am Westufer des Lough Mask feststellen können und es verdient hier hervorgehoben zu werden, dafs nachweisbar früher in Partry (altir. Part- raige) Pikten safsen, wie denn auch das ^j im Anlaut auf eine nicht-gälische Bevölkerung hinweist.

Ich möchte auch glauben, dafs ein von Beddoe (S. 239 f.) nicht hierher gezählter Typus auf jene mongoloide Ur- bevölkerung zurückzuführen sei, wofür schon dessen Vorkommen im äufsersten Norden und Westen Schottlands spräche. Er sagt über die Bewohner der Shetlands- Inseln: „Schwarzes Haar kommt bei ihnen vor und zwar nicht sehr selten. Es findet sich zumeist bei Personen von entschieden ugrischem Aussehen und melancholischem Temperament. Derselbe Typus findet sich in Wick und ich habe ihn an mehreren Personen aus Nordost -Sutherland und der gälischen Pfarre Latheron in Süd-Caitliness festgestellt. Diese Leute mögen die Über- reste der ugrischen Sklaven der nordischen Eindringlinge oder möglicherweise die Nachkommen eines alten ugrischen Stammes sein, dessen rätselhafter Name bei Ptolemäus als hoch im Norden wohnend erhalten ist ..."

Von den äufseren Hebriden sagt er: „In Lewis findet sich neben der nordischen Rasse eine kleine, untersetzte, stumpfnasige, dunkelhaarige, oft auch dunkeläugige Rasse, wahrscheinlich der Urbevölkerung angehörig, und möglicher- weise finnisch, deren Zentrum in Barvas zu liegen scheint."

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 207

Warum an Finnen, oder besser gesagt Lappen (denn diese sind hier offenbar gemeint; die Benennungen vermengen oft Sprache und Rasse) nicht zu denken ist, werde ich weiter unten zeigen; auch die Theorie importierter Sklaven erscheint mit Rücksicht auf die weite Ausbreitung jenes Typus wenig wahrscheinlich, weshalb ich ihn unbedenklich der von Beddoe an anderen Stelle genannten mongoloiden Urbevölkerung zurechne. Da diese heute nirgends mehr rein erhalten ist, mufsten sich ja durch mehr oder minder tiefgreifende Vermischung mit Iberern, Negroiden, Kelten und Germanen mit der Zeit verschiedene Variationen herausbilden.

Ich erinnere hier auch an die Beschreibung, die Harris (The Higlilands of Scotland in 1750) im 18. Jahrh. von ge- wissen Bewohnern der nördlichen und östlichen Küsten Irlands entwarf: „Sie sind von untersetzter Gestalt, haben kurze, breite Gesichter, dicke Lippen, hohle Augen und Stumpfnasen, und scheinen von den westlichen Iren verschieden zu sein, da sie von ihnen Clann Gall „Abkömmlinge der Fremden" genannt werden".

Wie ist nun eine solche mongoloide Bevölkerung nach den britischen Inseln gekommen? Ihr Vorkommen in ent- legenen, ehemals von Pikten und Fir Bolg bewohnten Gegenden Irlands, die ihre Bevölkerung kaum je gewechselt haben, beweist schon zur Genüge, dafs es sich nicht um sekundäre, fremdartige Einschläge, etwa durch fremde Seeleute und späte Einwanderer in geschichtlicher Zeit handeln kann.

Es lassen sich also nur zwei Möglichkeiten ausdenken: Entweder handelt es sich bei dem mongoloiden T3^pus um Nachkommen der paläolithischen Bewohner Süd- englands oder aber es hat noch in späteren Epochen eine Ein wanderungmongoloi der Elemente stattgefunden, von der die Archäologie keine Zeugnisse bewahrt hat.

Ich will hier gleich vorausschicken, dafs ich beide Theorien für möglich halte.

Unter der paläolithischen oder älteren Steinzeit versteht man^ bekanntlich die Periode, die von der vorletzten (oder letzten) wärmereu Zwischeneiszeit bis an das Ende des Eis- zeitalters reicht. Da während der eigentlichen Eisperioden

208 JULIUS POKORNY,

(von den Zwischeneiszeiten abgesehen) ganz Irland') und der nördliche Teil von England bis East Riding (Yorkshire) oder Lincolnshire mit Eis bedeckt waren, kommen als mögliche Vorfahren der geschichtlichen Bewohner Englands natürlich nur die paläolithischen Jäger Süd-Englands in Betracht.

Menschliche Überreste aus jener Zeit hat man wohl ge- funden und feststellen können, dafs es sich bei einem Teile derselben um Menschen von durchschnittlich 1,52 Meter Höhe handelte, aber die Zahl dei- gut erhaltenen, sämtlich sehr langköpfigen Schädel ist derart klein, dafs man aus dem Fehlen mongoloider Schädel gar keinen Schluls ziehen darf, nament- lich, weil jene mongoloide Bevölkerung nur dünn gesäet gewesen sein dürfte.

Wenn wir uns noch dazu vor Augen halten, dafs die paläolithische Periode nach den Schätzungen der bedeutendsten Forscher höchstens 380, mindestens aber 80 Jahrtausende ge- dauert haben niufs, so ist ganz klar, dafs wir, besonders bei der Spärlichkeit und Unsicherheit der Funde, damit rechneu müssen, dafs in diesen ungeheuren Zeiträumen doch gewifs aufser der Neanderthal- und Cro Magnou-Rasse noch andere Rassen den Boden Englands betreten haben können.

Beddoe bemerkt ganz richtig (op. cit. S. 13): „Durch die Untersuchungen von Ecker, Ranke und Von Holder über die ethnologische Geschichte Süddeutschlands wissen Avir ganz gut, dafs es möglich ist, dafs ein grofser Teil der Bevölkerung durch lange Zeiträume hindurch in den gewöhnlichen Begräbnis- plätzen fast gar nicht vertreten ist. Der mongoloide Typus, den ich besprochen habe, existierte falls er wirklich einen Rassentj'pus und nicht blofs das harmonische Zusammentreffen zufälliger Eigenschaften darstellt wahrscheinlich schon vor der neolithischen Zeit in diesem Lande."

Das Nicht-zu-Tage-treten mongoloider Schädel beweist also gar nichts gegen das Vorhandensein einer mongoloiden Urbevölkerung in paläolithischer Zeit, da wir ja auch bezüglich der anderen Rassen nur wenige sichere Beweise haben. Die Gründe, die dafür sprechen, werden wir gleich kennen lernen.

>) Der wahrscheinlich paläolithische Schädel von Sligo mufs natürlich in eine solche warme Zwischeneiszeit verlegt werden.

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 209

Ich will mir vorher erwähiiei). dals die bisher herrschende Ansicht, dafs zwischen der iilteren und jüngeren Steinzeit eine unüberbrückbare Kluft bestünde, bereits gründlich überwunden ist. In Frankreich und Deutschland hat man diesbezügliche Übergangsstufen schon entdeckt: in England zwar noch nicht, aber das liegt wohl nur daran, dals eben derartige Funde noch nicht ans Tageslicht gekommen sind.

Es gibt ja keinen plausiblen Grund, warum gerade beim Über- gang von der kalten Eiszeit in die gemäfsigte ueolithische Periode die Menschen, die in Frankreich am Leben blieben, in England ausgestorben sein sollen, und wenn von den 48 Säugetierarten der paläolithischen Zeit 31 Arten im Neolithikum fortlebten, dürfen wir ja dasselbe von den menschlichen Bewohnern, die weit weniger von der Flora und. dem Klima abhingen, voraussetzen.

Man hat aus dem Vorkommen von Schädeln, die den paläolithischen Cro-Magnon-Typus zeigen und die in neoli- thischer Zeit oder gar noch später gefunden wurden, ebenso auch wie aus heute auf den britischen Inseln vorkommenden Schädelforraen (obgleich derartige Formen aus paläolithischer Zeit infolge der Spärlichkeit des Fundmaterials nicht nach- zuweisen sind), mit Recht den Schlufs gezogen, dafs jene Rasse schon in paläolithischer Zeit dort gewohnt hatte; mit dem gleichen Rechte ziehe ich aus dem heutigen Vor- kommen mongoloider Typen den Schlufs, dafs damals vielleicht auch eine mongoloide Rasse in Südengland wohnte, eine Möglichkeit, die auch Beddoe zugibt, wenn er sagt (1. c. p. 9): „Wenn unsere paläolithische Rasse wirklich zu den Ahnen oder wenigstens den nahen Verwandten der Eskimo zählt, wie Boyd Dawkins es haben will, so ist es zu mindest möglich, dafs sie Nachkommen hinterlassen haben, die sich mit den neolithischen Rassen und ihren Nachkommen von heute vermischt haben."

Es ist natürlich denkbar, dafs jene in Südengland wohn- haft gewesene mongoloide Bevölkerung mit der Zeit ausge- storben wäre, ohne nahe Verwandte zu hinterlassen, aber mit demselben Rechte dürfen wir uns auf der Erde umsehen, ob es nicht doch noch irgendwo solche gibt.

Die einzige lebende Rasse nun, deren Schädel sowohl lang wie auch mongoloid sind, finden wir in den Eskimo.

Zeitschrift f. eelt. Philologie XH, 1. 14

210 .fULIUS POKORNY,

Die Eskimo bewolinen heute die ganzen polaien Küsten- striche, angefangen von der Nordost-Spitze Asiens, der Tchuktschen-Halbinsel und den nördlichen Inseln des Berings- meeres bis über die ganze Xordküste Amerikas hinüber zum südlichen Teil der Ostküste Grönlands. In ältester Zeit be- wohnten sie noch einen weit gröi'seren Teil der Nordost-Ecke Asiens und es ist nach den neueren Untersuchungen ziemlich sicher, dafs wir ihre älteste erkennbare T^rheimat im östlichen Asien zu suchen haben.

Wie will man aber die Eskimo mit einer paläolithischen Bevölkerung Nord Westeuropas zusammen bringen?

Wenn wir uns eine Karte der Kopfformen Europas und Asiens ansehen, so fällt uns auf, dafs die Eskimo in Nordost- Asien eine einsame Insel von Langköpfigkeit inmitten der kurzköpflgen mongoloiden Bewohner der Nordküsten Asiens bilden, und wir werden schon dadurch zu der Vermutung geführt, dafs früher einmal ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen den Eskimo und den langköpfigen Bewohnern Europas bestanden haben mufs, der erst durch das Vordringen kurz- köpfiger Völker von Süden her unterbrochen wurde.

Archäologie und Geschichte bestätigen denn auch jene Vermutung, denn es steht nach Nordenskjöld fest, dafs die nordsibirischen Völker „unzweifelhaft aus einer Mischung mehrerer, früher kriegerischer und wilder, und von fremden Eroberern von Süden nach dem Norden gejagten Rassen" bestehen.

Einen Zusammenhang der paläolithischen Bewohner Englands mit den Eskimo hat man aus kulturellen Gründen schon vor langer Zeit vermutet.

Als erster hat S. Nilsson eine derartige Theorie auf- gestellt, die dann von W. Bo3'd-Dawkins näher ausgearbeitet wurde.

Auch Franz Boas^) hat auf die Ähnlichkeit zwischen prähistorischen Harpuuenspitzen in Europa und Schnitzeieien der Eskimo, sowie zwischen prähistorischer Ornamentik in Europa und der des arktischen Kulturkreises in Amerika

*) „Die Resultate der Jesnp-Eipedition" iu dem Buche „Internationaler Amerikanisten-Kongrefs", Wien und Leipzig. 1908.

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 211

aufmei'ksani gemacht und sich für die mögliche Richtigkeit der Dawkins'schen Theorie ausgesprochen.

Dieser selbst hat seine Theorie in der letzten Zeit ein wenig modifiziert und sagt darüber:')

,,Die P^skimo leben von Fischerei, Vogelfang und Jagd und gebrauchen Werkzeuge aus Stein, Knochen, Hörn und Elfenbein, die tatsächlich mit denen identisch sind, welche die Höhlenbewohner in Südfrankreich benutzten. Das geht sogar bis ins kleinste Detail. So entspricht z. B. die Steinlampe der Eskimo der in der Höhle von Kostelik in Mähren ge- fundenen und den kleineren Exemplaren, die zur Beleuchtung der mit Fresken gezierten Hölilen von La Monthe in Mittel- frankreich und Altamira (bei Santander) in Nordspanien dienten. Die in Umrissen, Schnitzereien oder Malereien dar- gestellten Tierflguren sind auch der gleichen Art und be- zeugen, dafs die Kunst dieselbe war.

Auf den Einwurf, dafs wilde Stämme, die unter ähnlichen Bedingungen leben, unabhängig dieselben Geräte erfinden könnten, und dafs daher die Übereinstimmung der Geräte nicht notwendig einen Zusammenhang zwischen deren Be- nutzern beweise, läfst sich antworten, dafs es heute auf der Erde keine Völker gibt, die die gleiche Reihe von Geräten benützen, ohne mit einander eine Zeitlang in Berührung ge- wesen zu sein. Die roheren und einfacheren Formen, wie Keile, Bohrer und Schaber, verdankten wahrscheinlich ihre Entstehung den äulseren Umständen, aber wo eine ganze Reihe von Geräten übereinstimmt, die für verschiedene Zwecke bestimmt sind und sich in manchen Fällen über das Niveau der gewöhnlichen Bedürfnisse des Lebens von Wilden erheben, hat das Argument eines tatsächlichen Zusammenhanges be- deutende Beweiskraft."

Der Vf. weist dann nach, dafs das Rentier, der Moschus- ochse, das Murmeltier, der Polarfuchs, das Haselhuhn und die Schnee-Eule, die den paläolithischen Bew^ohnern West-Europas als Nahrung dienten, auch von den paläolithischen Bewohnern Nord- Asiens, wie heute von den Eskimo, gejagt wurden, und dafs sowohl die paläolithischen Jäger Westeuropas, wie die

') Journal of the Royal Anthropol. Institute, 1910, S. 259 f.

14*

212 JULIUS POKORNY,

Nord-Asiens und die Vorfahien der Kskiiiio das Mammuth, das woüliaarige Rliinozeros, den Auerochs. den Bison und den Elch gejagt hatten. Er fährt liierauf fort:

„In allen diesen Tatsachen sehe ich einen gehäuften Be- weis für die Ansicht, dafs die Höhlenbewohner ihre Kultur den Eskimo durch Vermittlung der postglazialen Jäger Nord- Asiens übertragen hatten. Allerdings glaube ich nicht mehr, dafs dadurch eine Identität der Rassen bewiesen wird. Die Übertragung kann durch Berührung von 8tämm*-n verschiedener Rasse erfolgt sein.

Im Grofsen und Ganzen scheint es mir, dafs das physische Verhältnis zwischen Eskimo und Höhlenbewohnern eine offene Frage bleibt, die nicht endgültig beantwortet werden kann, bevor wir nicht mehr Nachweise als heute über die paläo- lithischen Jäger Sibiriens und mehr aus den Höhlen Europas besitzen. Wie die Sache jetzt steht, gehört der Höhlen- bewohner mit der nördlichen Gruppe der Säugetiere zusammen und kann w^ahrscheinlich mit ihnen aus Asien, wohin er am Ende der Pleistoceu-Periode zurückkehrte."

In der Meinung, dafs die paläolithischen Höhlenbewohner (der Ausdruck ist etwas unglücklich gewählt, da die von ihm gemeinten Einwanderer aus der Zeit des jüngeren Diluviums weder ausschlielslich, noch vorwiegend in Höhlen wohnten) wieder nach Asien zurückgekehrt seien, steht Boyd-Dawkius ziemlich allein da; wir haben keinen Grund, etwas derartiges anzunehmen.

Dafs solche mongolische Typen heute namentlich auf den Britischen Inseln deutlich erhalten sind, könnte man dadurch erklären, dafs sich jene Bevölkerung mit dem zurückweichenden Eise nach Norden zurückzog und daher schliefslich dort zurück- bleiben mufste, und dals dann die relative Isoliertheit der britischen Inseln ihrer Erhaltung besonders günstig gewesen wäre.

Ein Zusammenhang der mongolischen Elemente auf den Britischen Inseln mit den Eskimo ist also kulturhistorisch mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit anzunehmen; auch anthro- pologisch spricht nichts dagegen und manches dafür.

Die Eskimo wei'den charakterisiert durch übergrofse Langköpfigkeit sie haben längere Schädel als irgend ein

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 213

europäisches Volk von heute (in englischen Museen befind- liche alte Eskimo -Schädel weisen einen durchschnittlichen Index von 73 8—71 8 auf) dasselbe gilt von manchen stein- zeitlichen Bewohnern Englands; sie haben aber trotzdem ein breites Gesicht (ebenso die von mir beobachteten mongolischen Typen), hohe Backenknochen und platte Nase, das schiefe, mongolische, mandelförmige Auge und eine durchschnittliche Körpergröl'se von 1-50 löOm; alles Eigenheiten, die von Beddoe auch bei den britischen Mongoloiden festgestellt worden sind.

T. Rice Holmes hat in seinem vorzüglichen Buche 'Ancient Britain' behauptet, dals die Theorie einer Abstammung der Eskimo von den paläolithischen Bewohnern Westeuropas *von jedem neueren Forscher abgelehnt" worden sei. Ich habe die von ihm (S. 389, Anm. 2) zitierten iStellen aufmerksam durch- gelesen, kann aber in ihnen keine motivierte Ablehnung finden, die irgendwie überzeugend wirken würde. W. H. Flower (Journ. Anthrop. Inst. 1885. S. 387) gebraucht überhaupt nur gauz allgemeine Redensarten, und in den beiden anderen an- geführten Arbeiten von H. P. Steensbj' und Schultz-Lorentzen finden sich ebensowenig entschiedene Gegenbeweise. Rice Holmes hat sich hier offenbar im Gegensatze zu seiner sonst geradezu bewunderungswürdigen Gründlichkeit einer kleinen Flüchtigkeit schuldig gemacht.

Ich möchte also jedenfalls die Möglichkeit eines urzeit- lichen Zusammenhanges zwischen einem Teile der paläolithischen Bewohner Englands und den Eskimo betonen, bis jemand eine bessere Lösung der Frage vorbringt, wenn auch natürlich von einem sicheren Beweise vorläufig keine Rede sein kann.

Bei dieser Gelegenheit will ich auch darauf hinweisen, dals Schlitz in den steinzeitlichen Flachgräbern von Ostorf und Roggow in Mecklenburg sehr merkwürdige Entdeckungen gemacht hat (Archiv f. Anthrop., 1909, 5. 283 f). Er fand dort eine Reihe von Schädeln, die sich von allen anderen nordischen Steinzeitschädeln wesentlich unterscheiden und einer anderen, wahrscheinlich von fernher eingewanderten Rasse angehören müssen.

Von jenen Schädeln, deren Index sich zwischen 68 75 und 73 18 bewegt, sind 8 dolichokephal , orthokephal und

214 JULll'S POKOKNY.

liypsikeplial. also extreme Laiigküpfe mit hoher, schmaler Stirne mit geringem Abstaiich- der Stirnhöcker, vorstellender Nase, eingezogener Nasenwurzel und breiten und starken Wangenbeinen, also breitem (iesicht, das mit einem schmalen Untergesichte verbunden ist; (5 zeigen ein prognathes Profil und breite, niedere Augenhöhlen.

Wie Schlitz bemerkte, gleichen diese Schädel am ehesten dem p]skimoschädel von Godthaab; ebenso zeigten die 17 alten Eskimoschädel, die im Journal of the Anthrop. Inst, of Great Britain a. Ireland (1906) beschrieben sind, die gleiche Lopo- kephalie.

Ob es sich tatsächlich hier um eine mit den Eskimo ver- wandte Rasse handelt, läfst sich natürlich vorläufig noch nicht entscheiden; wenn wir aber die engen Beziehungen zwischen dem südlichen Skandinavien und den Britischen Inseln, über die ich weiter unten sprechen werde, ins Auge fassen, so scheint es mir möglich, dafs es sich vielleicht um eine Kolonie der mongoloiden Bevölkerung der Britischen Inseln handeln könnte, da der ganzen Lage des Fundortes nach eine Ein- wanderung zur See wahrscheinlich erscheint. Das soll natür- lich nicht mehr als eine tastende Hypothese sein, sicheres lälst sich auch nicht einmal annähernd darüber sagen.

Da in paläolithischer Zeit nur Süd -England andauernd bewohnt war, ist es noch nötig, einige Worte über Irland und Schottland zu sagen. Betreffs Schottlands liegt die Sache sehr einfach, da seine ersten neolithischen Bewohner selbstverständlich aus England gekommen sein müssen.

W. J. Knowles hat gezeigt'), dafs in Irland in neo- lithischer Zeit gewisse Geräte, wie sie in der paläolithischen Zeit üblich gewesen waren, in Gebrauch standen, und da Irland während der letzten Eiszeit unbewohnbar war, folgt daraus mit Notwendigkeit, das jene Geräte von den Nachkommen der paläolithischen Bewohner Englands oder Frankreichs, die nach Irland herübergewandert waren, herrühren müssen.

Da in der jüngeren Steinzeit Nord-England und Irland in regen Beziehungen zueinander standen, dürfen wir wohl ver- muten, dafs Irland, und zwar Nord -Irland, seine ältesten Be-

») Joiirn. Roy. Soc. Antiqu. Ireland, 5th ser., VII, 1897, p. If.

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 215

wohner zu Beginn der neolithischen. Zeit auf dem Wege über Nord-England erhalten hat. und dafs unter diesen Einwanderern sich sowohl Angehitrige der Tro-Magnon-Rasse wie auch vor allem mongoloide Typen befunden haben werden, da nament- lich die letzteren noch heute deutlich nachweisbar sind. Eine Einwanderung aus Frankreich ist ebenso denkbar, dürfte aber doch wohl erst etwas später erfolgt sein; ethnologisch würde das wenig Unterschied bedeuten, da zum Teil die gleichen Kassenelemente damals auch im nördlichen Frankreich vor- handen gewesen sein dürften. Man braucht sich nur die Karte anzusehen, um die Priorität einer Einwanderung aus Nord- England und Süd-Öchottland wahrscheinlich zu machen. Man möge mir hier nicht entgegenhalten, dafs ja die Kelten Irland offenbar von Frankreich aus erobert hatten, als England schon längere Zeit in ihrem Besitze war; der Grund dürfte darin liegen, dafs die britischen Kelten, deren Einwanderung in England ich um 400 v. Ohr. ansetze, in den nächsten 100 Jahren noch nicht so weit nordwestlich vorgedrungen waren, dafs eine Besetzung Irlands mit Notwendigkeit daraus ge- folgert werden müfste. Die erste Einwanderung paläolithischer Bewohner erfolgte offenbar über die schottische Halbinsel Cautyre, von wo die Entfernung nach Nord -Irland nur un- gefähr 20 km beträgt.

Schon 1909 hatte ich John Mac Xeill die hier vertretenen Theorien zur Begutachtung unterbreitet, worauf er mir am 8. 12. 1909 antwortete:

„Ich halte es für wahrscheinlich, dals in Irland zwei neolithische Völkerströme zusammen trafen. Neolithische Menschen erscheinen in Irland sofort nach der Eiszeit. Ihre Spuren finden sich in Sandlagern, die unmittelbar über dem eiszeitlichen Terassenschotter (boulder-clay) ruhen, selbst wenn fünf aufeinanderfolgende Sandlager, die Ergebnisse von fünf Senkungen der irischen Küste unter die Meeresoberfläche, über dem ersten Sandlager (gravel-bed) aufgeschichtet sind. Daraus schlielse ich, dafs es hier eine neolithische Rasse gab, die, gleichwie die Eskimo, Lappen und Nordasiaten an der Grenze der Eiszone lebte, und dals sich diese Rasse in einer dünnen Linie rings um den Nordpol herum erstreckte. Wie die heutigen Eskimo dürfte jenes Volk trotz seiner weiten

216 JULIUS POKORNT,

Veibieituiig nicht zahlreich gewesen sein. Als die Eiszone von England und Irland schliefslich gegen Nordwesten zurück- ging, konnte dieses Volk natiiilich nicht dem Eise folgen, wes- halb seine Nachkommen noch heute auf diesen Inseln zu finden sein müssen.

Aufser dieser gab es in Westeuropa eine andere Kasse, die Nordwest- Afrika, die pyrenäische Halbinsel, Sardinien, Korsika, die Balearen und Südfrankreich bis zur Rhone be- wohnte. Nach dem Ende dei- Eiszeit, vielleicht lange nachher, drang diese Hasse w'eiter nördlich vor und erreichte England und Irland. Dieser Rasse denke ich, gehörten die Iberer an. Die andere Rasse hat keinen Namen. ..."

Nach meiner und Mac Neill's Ansicht handelt es sich also darum, dafs dereinst vielleicht ein unmittelbarer Zusammen- hang zwischen den paläolithischen Bewohnern Englands und denen Ost- Asiens bestanden habe, derart, dafs eine ununter- brochene Reihe mongoloider Völkerschaften sich über den Nordrand von Europa bis nach Asien und vielleicht noch weiter östlich nach Amerika hinüber erstreckt hatte.

Man könnte natürlich auch daran denken, dafs jene mongoloide Bevölkerung von Grönland oder Nordamerika zu Schiff herüber gekommen sei, man darf aber nicht annehmen, dafs Eskimo-Stämme schon in so früher Zeit bis an die Ost- küste Amerikas und nach Grönland vorgedrungen seien. Es käme aufserdem eher nur Grünland in Betracht, da Amerika wohl etwas zu weit entfernt ist; eine sichere Folgerung läfst sich daraus allerdings nicht ableiten, da das Meer in den ältesten Zeiten ein viel geringeres Verkehrshindernis dar- stellte, als die undurchdringlichen Urwälder des Festlandes, und auch weite Entfernnungen für tüchtige Seefahrer selbst damals kein Hindernis bildeten.

Immerhin ist aber an eine Einwanderung aus Grönland in paläolithischer Zeit, wahrscheinlich auch in der jüngeren Steinzeit Englands nicht zu denken.

Man ist heute der Ansicht, dafs die Besiedlung Grönlands durch die Eskimo verhältnismäfsig spät erfolgt sei, doch gibt uns die Anwesenheit des gae bolgae in Irland einen Anhalts- punkt dafür, es sei denn, dafs man an dessen Herkunft aus Nordamerika denken wollte, oder an die Möglichkeit, es handle

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 217

sich um ein Erbstück aus paläolitliischer Zeit.') Die An- nahme, dafs die Urbewohner der britischen Inseln unabhängig von den Eskimo den Blasenspeer erfunden hätten, wäre auch denkbar, ist mir aber unwahrscheinlich.

Der gae holgae kommt schon in der ältesten Version der Tain vor, die handschriftlich ins 7. oder 8. -lahrh. n. Chr. zurückgeht und spielt als die Hauptwaffe des gr()fsten irischen Nationalhelden eine sehr wichtige Rolle. Die Ereignisse, die in der Täin mit Zuhülfenahme allerlei mythischen Beiwerkes verherrlicht werden, müssen sich aus historischen Gründen, die ich ein anderes Mal klarlegen * werde, im Laufe des 3. oder 4. Jahrhunderts n. Chr. abgespielt haben und wir haben keinen Grund anzunehmen, dai's der gae holgae eine spätere Zutat sei. Weil ferner die Natur des gae holgae schon den Schreibern des 8, Jahrh. und ihren Vorgängern im 7. und 6. Jahrh. nicht mehr ganz klar war, müssen wir annehmen, dafs auch jenem ein recht hohes Alter zukomme und es erscheint recht wahrscheinlich, dafs der Blasenspeer den Kelten nicht nach dem 2. Jahrh. n. Chr. bekannt geworden sei. Sie werden ihn wahrscheinlich von der Urbevölkerung Nordost- Irlands und Nordwest-Schottlands kennen gelernt haben, unter denen sich wohl zugewanderte Eskimo befunden haben werden, die an der Westküste Schottlands und Nordküste Irlands den Seehundsfang nach der Väter Art mit Blasenspeer und AVuifholz betrieben haben mögen. Wir können also unbe- denklich annehmen, dafs jene Zuwanderung von Eskimo nicht lange nach dem Beginne unserer Zeitrechnung und vielleicht auch noch etwas früher stattgefunden habe.

Es müssen also schon damals Eskimo auf Grönland oder wenigstens schon an der Ostküste Nordamerikas angelangt gewesen sein.

Gewils sagt eine Gemeinschaft von Kulturgütern noch nichts zwingendes über die Besiedlung aus, aber die wichtige Eolle, die der gae holgae in der irischen Tradition einnimmt,

1) Aus den Fuiideu geht hervor, dafs man schon damals iu Westeuropa das Wurfholz g-ekannt hatte, es ist aber wenig wahrscheinlich, dafs sich die Fangblase nach Ende der Eiszeit noch so viele Jahrtausende lang in Irland und Schottland erhalten haben würde.

218 JULIUS PüKORNY,

beweist (loch etwas mehr, da mau sie ohne Aunahme einer Siedlung von Eskimo, die den Kelten den Gebrauch jener Waffe wiederholt handgreiflich vor Augen geführt haben müssen, nicht recht verstehen könnte.

]\[eine Ansicht, dafs die vorkeltische (von Urzeiten her mit den Eskimo in Ostasieu verwandte mongoloide?) Bevölkerung der britischen Inseln in späteren Zeiten durch gelegentliche Zuwanderung von Eskimo aus Grönland oder Nordamerika verstärkt wurde, wird dadurch bestätigt, dafs in der Tat vom Jahre 62 vor Chr. bis auf unsere Tage Eskimo auf ihren gebrechlichen Kajaks von Nordamerika, bezw. Grönland an die Küsten Westeuropas gelangt sind.

Ad. de Ceuleneer hat (Archiv f. Anthropologie 1891, S. 330 f.) gezeigt. daCs schon 62 v. Chr. Eskimo an die Küste Germaniens verschlagen wurden (Mela III. 45, Plinius IL 67), die dann ein König der Sueben oder der Rhäter (diese ver- mittelten ja den Handel zwischen Norditalien und den Rhein- gegenden) dem Metellus Celer zum Geschenk machte; wegen ihrer dunklen Hautfarbe wurden sie von den Römern für Inder gehalten. Eine Sklavenbüste im Louvre, die aus dem 1. Jahrh. vor Chr. stammt und deutlich den Tj-pus eines Indianers der Nordstaaten zeigt, ist in diesem Zusammenhange sicher bemerkenswert. Eine Landung angeblicher „Inder" in Lübeck im Jahre 1160 ist bei Äneas Silvius (Opp. geogr. et hist., cap. 2) bezeugt; nach Bembo (Historiae Venetae VII 257) traf im Jahre 1508 ein französisches Schiff in der Nähe Englands einen Kajak mit sieben P^'remdlingeu. die nach der Beschreibung zweifellos Eskimo aus der Davis Street gewesen sein müssen. Ceuleneer gibt noch Belege füi* derartige Ver- schlagungen aus den Jahren 1682 und 1689. Über die Fahrten von Eskimo nach Nordeuropa handelt auch Hans Plischke (Petermanns Mitt.. 1916, 93), der aber nui' das schon von Ceuleneer gebrachte Material in anderer Anordnung wiedergibt.

Gelegentlich der Diskussion über einen Vortrag, den ich über die Urbevölkerung der britischen Inseln hielt, bemerkte Herr Prof. Pöch (Sitzungsber. d. Anthrop. Ges. Wien, 1916, S. 32/33):

„Es liegt im Museum zu Aberdeen ein grönländisches Kajakboot, das, wie historisch nachgewiesen ist (vgl Mac

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 210

Ritchie in Petermanns Mitteilungen 1911, I 284 und II 312), an die Küste Schottlands verschlagen wurde. Dafs der Insasse desselben auch zweifellos ein Eskimo war, ist sichergestellt. Der Mann wurde in seinem Kajak gefangen, starb aber bald darauf. Es wird dieses Kajakboot wohl kaum das einzige gewesen sein, das seinen Weg dorthin gefunden hat. vielmehr werden solche Verschlagungen und vielleicht auch Keisen im Laufe der Zeiten oft vorgekommen sein. Dies allein sagt natürlich nichts Zwingendes über die Besiedlung aus, aber Be- ziehungen zwischen Grönland und den britischen Inseln sind zweifellos festgestellt. Auf gleiche Weise dürften Reisen auf finnischen Fellbooten vom Osten her stattgefunden haben, wie ein zweites, a. a. 0. beschriebenes und ebenfalls abgebildetes Kajak darzutun scheint.''

Den erwähnten Beweisgründen dürfen wir gewäfs die von dem Marquess of Bute (Cymrodor. 1883) erwähnte münd- liche Tradition hinzufügen , derzufolge Eskimo in Grofs- britannien gewesen sein sollen und die auch das Vorhandensein sehr kleiner Leute auf der schottischen Insel Lewis darauf zurückführt. Im Zusammenhange mit dem übrigen Stoffe ge- winnt sie eine Beweiskraft, die ihr allein allerdings kaum zugekommen wäre.

Über die Möglichkeit einer Einw-anderung von Grönland über Island und die Far Öer braucht wohl erst kein AVort verloren zu werden, da ja Island von Grönland nicht weiter als eine gute Tagereise entfernt ist.

Aber auch von der Nordostküste Amerikas (die Eskimo safsen einst südwärts bis nach Massachusetts) konnten Kajaks mit Leichtigkeit nach den britischen Inseln gelangen, indem sie mit dem Labrado]strom südöstlich in den Golfstrom und von da geradewegs an die Küsten der britischen Inseln ge- trieben worden sein dürften. Die Eskimo sind aulserdem die kühnsten Seefahrer Amerikas; ihr Bedürfnis nach Speise und Trank konnten sie unterwegs leicht durch das Fleisch und Blut gefangener Seetiere befriedigen, was uns auch Kardinal Bembo von den Eskimo des Jahres 1508 berichtet.

Das Meer bot in alter Zeit dem Verkehr viel weniger Hindernisse als dei- Landweg, und wenn wir uns die Be- siedlung der Stidsee-Inseln vor Augen halten, wobei Meeres-

220 JULIUS POKORNY,

fahrten von 3000 km und mehr keine Seltenheit waren, werden wir uns über die Reisen der Eskimo nicht gar so sehr wundern dürfen.

Dais solche Reisen, in gröl'serer Zahl wiederholt, in dünn bevölkerten Gegenden geradezu zu Besiedlungen führen konnten, ist auch nach dem (lesagten nicht weiter wunderbar. Für häufigere derartige Vorkommnisse sprechen auch die zahlreichen (beschichten . die z. B. auf den Orkney- und Shetlands - Inseln, aber auch in Schottland, von seltsamen "Wesen erzählt werden, die bald als Menschen, bald als Robben auftauchen und eine „Haut" besitzen, die sie abwerfen können und dann zu ganzen Menschen werden.

,.Spätere Erzählungen von Wallace (1682) und Brand (1701) über die Orkne3^s lassen nun klar durchblicken, um was es sich bei den Meerleuten handelt. Beide beschreiben den Meermann so wie wir es heute von den Grönländern kennen, die eigenartige „Haut" wird als Kajak erkannt, das allerdings im Wasser mit den Insassen fest verbunden, für den argwöhnischen Naturmenschen leicht ein besonderes Wasserwesen vortäuschen konnte. Hier handelt es sich zweifellos um gelegentlich von Grönland oder Island ver- schlagene Kajakgrönländer, die bei den auf dem Nordatlan- tischen Ozean vorherrschenden Südwest- und AA'estwinden nach Osten zu vertrieben wui'den" (Archiv für Anthropologie, 1909, S. 82).

Einen weiteren Anhaltspunkt für Beziehungen zwischen den Eskimo und den Urbewohnern der Britischen Inseln wollten manche in den Ähnlichkeiten, die zwischen den Winterhäusern der Eskimo und den unterirdischen Hügel- wohnungen in Irland und Schottland bestehen sollen, gefunden haben. Während ich aber für die Winterhäuser der Eskimo die vorzügliche, mit Bildern und Grundrissen versehene Monographie von Ernst Sarfert (Archiv f. Anthropologie, 1908, S. 119 215) zur Verfügung iiabe, ist mir eine ähnliche umfassende Arbeit über die irischen und schottischen Hügel- wohnungen weder bekannt, noch zugänglich.

Ich bin daher aulser stände, ein abschliel'sendes Urteil über jene Beziehungen zu fällen, und will hoffen, dafs bald jemand anders das Versäumte nachholt.

BEITRÄGE Z[IR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 221

Vorläufig- beofnüg-e ioli mich, darauf hinzuweisen, dal's sowohl die ^^'inte^häuser der grönländisclien Eskimo, wie auch die Hügelwohnungen Irlands und Schottlands aus un- behauenen Steinen und p]rde verfertigt und oben mit Rasen bedeckt sind, so dafs sie von aufsen unscheinbaren Hügeln gleichen. Beiden ist ferner die Gangtüre gemeinsam, eine tunnelartige Verlängerung der Türöffnung, so dafs man nur durch einen langen, engen Gang in das Haus gelangen kann. So ist der Eingang zu einem derartigen Hügel bei Kirkwall über 41/2 Meter lang, aber nur 38,1 cm hoch und 55,8 cm breit. Bei beiden ist der Eingang so eng und niedrig, dafs man nur in kriechender Stellung hineingelangen kann, und selbst dann ist der Zutritt oft nur kleinen und schlanken Personen möglich. Was die Konstruktion und den Grundplan anbelangt, so weils ich über die irischen Erdwohnungeu nichts Sicheres zu sagen; es sind mir ganz verschiedene Formen in verschiedenster Gröfse und Höhe bekannt.

Die steinernen sogenannten „Bienenhäuser" Irlands zeigen eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit den Häusern der Eskimo; vgl. z.B. die Illustration eines solchen unterirdischen Baues aus Dowth bei Coffey, New Grange (p. 49), dessen ungewöhnlich langer, gleichfalls mit Steinen und Erde bedeckter Zugang zum Teil tiefer liegt, als das Haus (eine Sache, die bei den Eskimo -Häusern fast die Regel ist, da man dadurch das Eindringen der kalten Luft verhindert), mit Fig. 55 und 61 im Archiv f. Anthrop., S. 174 und 179.

Sehr auffällig ist jedenfalls, dafs sich die Hügelwohnungen aufser in Schottland hauptsächlich in den nordöstlichen Teilen Irlands, also in Gegenden finden, welche den Hauptsitz der Pikten bildeten, die offenbar den grölsten Prozentsatz nicht- keltischen Blutes aufwiesen.

Wenn Rice -Holmes mit seiner Behauptung recht hat, dafs kein einziges Erdhaus als älter als die britische Bronze- zeit erwiesen werden kann, so würde das ja gerade für einen möglichen Zusammenhang mit den Wohnungen der Eskimo sprechen, da diese gewifs nicht früher aus Grönland oder Nordamerika herübergekommen sind.

Ihre Rolle als die Elfen und Zwerge des Volksglaubens ist ja ebenso verständlich, wenn wir annehmen, dafs jene

222 JULIUS POKORNY,

Krdliäuser erst von den in der Bronzezeit, also später als die Iberer, eingewanderten Eskimo errichtet worden waren. Das eine scheint mir jedenfalls sicher, dafs sie vor den ersten Kelten dort gewesen waren, wie ich ein anderes Mal zeigen werde, nnd das genügt ja vollständig.

Ob man es wagen darf, einen Zusammenhang zwischen den in Nordamerika gebräuchlichen Schwitzbadehäusern und den in Irland seit alter Zeit benutzten Badehäusern anzu- nehmen, möchte ich zur Diskussion stellen. Vorläufig ist weder das Alter noch die Herkunft der irischen Schwitzhäuser genügend klargestellt. (Vgl. Wood -Martin, Pagan Ireland, p. 197, Joyce, Smaller Social History, p. 278.)

Die Behauptung Mac Ritchies (Celtic Review VI, 175), dafs einer der unterirdischen Räume in New-Grauge genau im Grundplane mit den Winterhäusern der Eskimo Grönlands übereinstimme, bezieht sich offenbar auf den von mir schon erwähnten Fall des „Bißnenhauses". Nach Coffey (New Grange, p. 49) scheinen derartige Räume jünger zu sein, als die Grabhügel, und dienten deutlich als Wohn- räume. Sollte die Übereinstimmung als genügend beweis- kräftig erweisen, so müfsten wir wohl annehmen, dafs die betreffenden Bauten von Nordamerika nach Irland gekommen sind, nicht aber umgekehrt, da sowohl die Meeresströmungen wie auch die erwähnten geschichtlichen Tatsachen für das erstere sprechen.

Mac Ritchie hat auch gewäfs mit der Annahme recht, dafs der Glaube an die in den Feenhügeln hausenden Elfen wenigstens zum Teil auf die ersten Berührungen der eindringenden Kultur mit der kleineren vorkeltischen Bevölkerung zurück- zuführen ist.

An Zwerge braucht man, wie er meint, allerdings dabei nicht zu denken; schon eine durchschnittliche Körpergröfse von 1,50 cm, wie wir sie bei den paläolithischen und manchen neolithischen Bewohnern Englands oder bei den später zuge- wanderten Eskimo voraussetzen dürfen, würde genügen, diese in der späteren Volksphantasie zu „Zwergen" zu degradieren. Dafs die nördliche, vorkeltische Bevölkerung, wenn auch nur teilweise, unterirdische Hügehvohnungen benützte, würde schon genügen, dafs man dann sämtliche Hügel als Elfenwohnungen

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN «ESOniCHTE IRLANDS. 228

ansah, auch (rrahhügel. di»^ niemals als Wohnstätten gedient hatten.

Interessant ist die von Mac Ritchie zitierte Stelle (BB250a. b) in der gesagt wird, dafs Nar, die Tochter des Pikten hotiMi a siddib no do Chruühenhiaith „aus den Feen- hügeln oder dem Piktenlande" gekommen sei. An anderer Stelle (LU) wird erzählt, dafs König Crimthann, dessen Vor- gänger bisher zu Cruachan in ("onnaught begraben worden waren, von jener Nar, seiner Gattin, die von den „Tuatha Bea^ {Tuatha De JÜdnann) abstammte, überredet worden war. sich selbst in dem erwähnten ßrugh im Bojne-Tale begraben zu lassen, wo die Vorfahren seiner Frau bestattet lagen. Hier werden also „Pikten" (gemeint sind die irischen Pikten von Meath) den Bewohnern der Feenhügel und den alten Göttern, die in der christlichen Tradition später zu Elfen degradiert worden waren, gleichgestellt.

Ebenso interessant ist der in der 1. Hälfte des 15. Jahrh. verfafste Bericht des Bischofs von Orkney, Thomas Tulloch in seinem Buche „De Orcadihus Insulis^, wo er sagt, dafs im 9. Jahrhundert, als die Skandinavier unter Harald Haarfagr nach den Orkneys kamen, die Inseln von zwei Rassen be- wohnt waren, deren eine die papae oder Priester (d. h. irische Missionäre), die andere aber die Feti (Pikten?) waren. Von diesen Feti berichtet er, dafs sie „nicht gröfser als Zwerge an Gestalt waren, aber wunderbar geschickt im Bauen von Burgen", und dafs sie zu Zeiten in „kleinen unterirdischen Häusern" Zuflucht suchten.

Die „Zwerge" dürften hier nur volkstümlicher Übertreibung ihre Entstehung verdanken. Wir werden natürlich auch nicht annehmen müssen, dafs alle oder die meisten Pikten Irlands und Schottlands jener eskimoiden Rasse angehörten, was schon wegen ihrer starken Mischung mit der iberischen, südlichen Urbevölkerung und den Kelten unwahrscheinlich ist, aber es ist begreiflich, dafs sich im unwirtlichen Norden Irlands und Schottlands die eskimoide vorkeltische Rasse länger in ver- hältnismäfsiger Reinheit erhalten konnte, als anderwärts.

Man kann schlief slich auch das Zahlensystem der Eskimo dem auf den britischen Inseln gebräuchlichen gleich- setzen; zwingend ist diese Gleichsetzung allerdings deshalb

224 JULIUS POKORNY,

nicht, weil aucli andere vorarisclie Völker das gleiche Zahlen- system hatten, was man z. B. wegen des frz. quatrc-vinyt für die Ligurer erscliliefsen niufs; ebenso ist ja das lateinische Zahlensystem von 1 bis XX nichts anderes als eine genaue Darstellung des 5er-Systems, bei dem Y die Hand und I den einzelnen Finger wiedergibt (Zimmer Sitzb. Preus. Ak. 1910, S. 1059), und das durch arische Italer von den vorarischen Bewohnern übernommen worden ist, die offenbar hier auch Ligurer waren.

Auf den britischen Inseln waren, wie ich ein anderes Mal zeigen werde, Ligurer wohl niemals in ausschlaggebender Anzahl ansäfsig; als zweite vorkeltische Rasse kommen vor allem Iberer in Betracht. Soweit mir bekannt ist, läfst sich ein 5er-System bei den Iberern nicht nachweisen; sollten sie zur Zeit ihrer Einwanderung ein anderes Zahlensystem besessen haben, so wäre allerdings der Vergleich mit dem 5er-System der Eskimo nicht ganz bedeutungslos, einstw^eilen aber müssen wir uns blofs mit der Möglichkeit eines un- mittelbaren Zusammenhanges begnügen.

Die Eskimosprache hat nur Namen für die ersten fünf Ziffern, die an den Fingern abgezählt werden; „sechs" heilst „der erste Finger der anderen Hand", usw., über „zehn" müssen die Füfse aushelfen, so dafs der Eskimo bis zu „zwanzig" kommen kann, was „ein ganzer Mensch zu Ende" heilst. Hier haben die mathematischen Begriffe der Eskimo ihr Ende.

Derselbe Zustand muls auch einst bei der Urbevölkerung der britischen Inseln geherrscht haben, denn im Irischen heilst heute noch „elf" aon . . . deag = 1 -^2xS (deag, air. deec = dveipenqvou „zwei Fünfer"), im Kymrischen „sechzehn" un ar hymtheg =^\ -\- \h (3x5), usw.

Während im Altirischen noch die idg. dekadischen Zehner- zahlen vorhanden gewiesen w^aren, ist im Neuirischen ebenso wie im Kornischen, Kymrischen und Bretonischen das System der Zwanzig an ihre Stelle getreten, also 30 = 10 + 20, 40 = 2 x 20, usw. Auch im volkstümlichen Englisch wird zumeist threescore für „60" und fourscore für „80" gebraucht. Zimmer hat ferner darauf aufmerksam gemacht, dafs im Kymrischen ugeini „20" zur Bezeichnung einer grolsen Zahl oder Menge verwendet wird, und weiter auf das altirische Runensystem von 20 Buch-

HEITRÄGE Zi:i{ ÄLTESTKN CESCHICHTK IRLANDS. 225

Stäben hingewiesen, das in 4 vStäbe zu je 5 Buchstaben ein- geteilt ist.

Dafs die keltischen Elfen nur bis fünf zählen können (Rhys, Celtic Folklore) ist im Zusammenhange mit der Theorie, dafs die Elfen zum Teil eine Erinnerung an die Urbevölkerung darstellen, besonders Avichtig.

Es unterliegt für mich nicht dem geringsten Zweifel, dafs der schon im ersten Aufsatze (oben XI 189 ff.) besprochene Gebrauch der Hautboote, des Coracle's, auf den britischen Inseln ebenfalls zu den Merkmalen einer ehemaligen Kultur- gemeinschaft mit den Eskimo gehört.

Dafs das Hautboot nicht keltischen Ursprungs sein kann, habe ich bereits nachgewiesen. Was die Skandinavier betrifft, so kann es nach den Untersuchungen von Trebitsch (Archiv f. Anthrop. N. F. XI 170) für ausgemacht gelten, dafs die dort lebenden Lappen Fellboote benutzt haben, während es recht unwahrscheinlich ist, dafs dasselbe bei den Germanen der Fall war, weil diese, wie Nansen (Nebelheim I, 250 ff.) gezeigt hat, schon in der Bronzezeit seetüchtige Holzschiffe besassen.

Dafs ein organischer Zusammenhang zwischen den irischen Hautbooten und dem Eskimokajak besteht, ist schon daraus gegeben, dafs derartige Boote lückenlos rings um den Nordpol herum verbreitet sind, und da in den gleichen Gegenden mongoloide, unter einander verwandte Völker sitzen oder gesessen haben, ist es klar, dafs auch ihre Erzeugnisse ver- wandt sein werden.

Dafs heute das irische Hautboot von dem Eskimokajak in der Bauart verschieden ist, ist selbstverständlich und beweist gar nichts. Der gedeckte, kunstvoll hergerichtete Kajak der Eskimo war nämlich ursprünglich gewifs nicht anders beschaffen, als das viel primitivere irische Hautboot. Weil aber in Irland genug Holz zur Herstellung weitaus besserer Fahrzeuge vorhanden war und die Bewohner des Landes auf den Seehundsfang nicht angewiesen waren, blieb hier das Hautboot in seiner ältesten Gestalt erhalten; anders war es natürlich mit den Eskimo, die in den unwirtlichen Polargegenden lebten und deren ganzes Leben nur vou dem Seehuudsfange abhing; hier mufste sich der ganze Scharfsinn

Zeitschrift f. celt. Phüologie XII, 1. 15

226 JUI.TUS POKORNY.

des Volkes darauf konzentrieren, aus dem schlechten Materiale ein möglichst seetüchtiges Fahrzeug herzustellen, was ihnen denn auch in bewunderungswürdiger Weise gelungen ist.

Wenn wir nun die Frage nach der Herkunft des irischen Hautbootes stellen, und die "^^'ahl zwischen einem Lande haben, das reich und fruchtbar war und aufserdem Holz zur Herstellung von besseren Fahrzeugen im Überflusse auf- wies, dessen Bevölkerung weder auf die Seehundsjagd, noch auf die Schiffahrt dringend angewiesen war, und einem anderen Lande, wo das letztere der Fall und aufserdem anderes Material als Tierfelle und ein wenig spärliches Holz zum Schiffbau nicht zur Verfügung war, so müssen wir uns selbstverständlich für das zweitgenannte Land entscheiden. Das Hautboot gehört also zu den Kulturgütern, die, gleichwie der Harpunenspeer mit Blase und Wurfholz, von den Polar- ländern nach Irland gekommen sind.

Es wäre schlief slich auch die Annahme denkbar, dals das Hautboot in Irland entstanden wäre, als es noch nahe der Eiszone lag, aber im Zusammenhange mit der offenbar viel später erfolgten Entlehnung des Blasen -Speers werden wir auch in unserem Falle den Gedanken späterer Entlehnung vorziehen.

Da sich die älteste Erwähnung von Hautbooten bei den Bewohnern der Britischen Inseln (Oestrymnides) bei Avienus (1031) findet (vorausgesetzt, dafs es sich hier um eine Wiedergabe der Nachrichten des Himilko um 500 v. Chr. und nicht um einen von Avienus selbst gemachten Zusatz handelt), zu mindest aber bei Timäus (354 256 v. Chr.), der sie der Reisebeschreibung des Pytheas (322 v. Chr.) entnommen hat, so müssen, falls man eine Entlehnung von den Eskimo annimmt, Eskimo schon längere Zeit vor 500 (oder 322) vor Chr. nach den Britischen Inseln gekommen sein, wozu ja auch stimmt, dafs die um 300 v. Chr. in Irland ein- wandernden Kelten die Hautboote bereits im Besitze der Urbevölkerung vorgefunden hatten.

Es safsen also schon lange vor 500 (oder 322) vor Chr. Eskimo an der Xordostküste Nordamerikas oder an der Küste Grönlands und ihre erste Einwanderung kann un- bedenklich vor der Ankunft der Kelten, somit noch

BEITRAGE ZV\i ÄLTRSTKN OESCHICHTIO TllfiANDS. 227

in der Bronzezeit der Britischen Inseln ang-enommen werden.

Da in der Bronzezeil ein reger Verkehr zwischen Spanien und Irland archäologisch nachgewiesen werden kann, so liegt natürlich der Gedanke sehr nahe, dafs auch die iberischen Lusitanier Spaniens, die nach dem Berichte Strabo's (III S. 155) Fellboote besalsen, diese auf dem Umwege über die Britischen Inseln möglicherweise auch direkt aus Nordamerika erhalten haben.

Zu meiner Theorie einer Entlehnung der irischen Hautboote von den Eskimo kann ich noch hinzufügen, dafs die bei den Indianern Nordamerikas früher vorkommenden „bull- boats", die bekanntlich den Fahrzeugen der Eskimo nach- gebildet sind, aus einem kreisrunden Gerüst von Weiden- zweigen mit einer darübergespannten Bisonhaut verfertigt waren, so dafs sie, wie Trebitsch richtig hervorhebt, ganz den in Irland am Boyn.e üblichen Rundbooten glichen.

Es wäre vielleicht der Mühe wert, zu erforschen, wie sich das keltische *korukos „Hautboot" zu türkisch JceleJc, lidik und zu eskimo hajak verhält. Indogermanisch scheint jedenfalls das keltische Wort nicht zu sein, ebensowenig wie das vielleicht dem Keltischen entlehnte griechische yxoQvyMQ „Ledersack".

Es Aväre möglich, dafs das Keltische die älteste Form des Eskimo -Wortes bewahrt hätte, aus dem sich dann das heutige kajak entwickelt haben könnte; der Wandel von intervokalischem r zu j kommt in nichtarischen Sprachen oft genug vor, ebenso der Wandel von r zu l, woraus dann wieder i werden kann. Einen Wandel l > j kennen z. B. das Syrjänische und Ostjakische. Die Vokale machen natürlich gar keine Schwierigkeiten.

Vielleicht äufsert sich einmal ein Kenner jener Sprachen näher darüber. Könnte nicht auch der Name der Kor- jaken, den man vom Tschuktschischen chorana „Renntier" ableitet, von einem Worte korjak (= Hautboot?) abgeleitet sein?

All das würde dann mit Sicherheit die Herkunft des keltischen Hautbootes von den Eskimo erweisen.

15*

228 JÜMUS FOKORNY,

Ich hatte oben (XI 201) bemerkt, dafs wir kein einziges glaubwürdiges Zeugnis übei- Haulboote bei den Festlandskelten besäfsen. Nun behauptete Schulten (Xumantia, S. 02), dafs solche Boote „bei den Veneteni ') und an der Küste der Bretagne" vorkämen, und berief sich dabei auf Avienus, Z. 103 f.

Ein Blick auf die zitierte Stelle zeigt aber, wie grundlos Schulten's Behauptung ist. Dort ist nämlich nur von den Bewohnern der Oestrymnides die Rede; die Oestrymnides sind aber den Kassiterides gleich zu setzen, die in unserem Falle die Britischen Inseln bezeichnen, wie Rice -Holmes (Ancient Britain, S. 483f.) einwandfrei nachgewiesen hat. Schulten hat sich öfter derart irreführende Zitate zuschulden kommen lassen.

Von anderen Seiten ist gelegentlich der Gedanke aus- gesprochen worden, dafs Lappen (irrig „Finnen" genannt) bei der Entstehung der vorkeltischen Bevölkei-ung der Britischen Inseln beteiligt gewesen seien.

An und für sich wäre es ja nicht unmöglich, dafs sie neben den Eskimo in Betracht kämen. Dafs gelegentlich Lappen von Skandinavien bis nach Schottland gekommen sind, ist ganz zweifellos, denn im 17. und 18. Jahrhundert wurden Lappen mit Kajaks bei den Orkney Inseln gesehen und eines ihrer Fellboote befindet sich noch heute im Science and Art Museum in Edinburgh (MacRitchie a. a. 0.). Dafs schon in der Bronzezeit Handelsverbindungen zwischen den britischen Inseln und den nicht-lappischen Bewohnern Skandinaviens bestanden haben, ist ebenfalls sichergestellt.

Aber von derartigen Beweisen, wie sie uns für die Anwesenheit von Eskimo zur Verfügung stehen, ist keine Spur vorhanden, im Gegenteil. Die neolithische Ur- bevölkerung der britischen Inseln ist durchwegs lang- köpf ig, ebenso die in jüngster Zeit von Dr. Beddoe und mir beobachtete nicht- arische und nicht -iberische Bevölkerung Irlands und Schottlands, die Lappen hingegen waren und

') Schulten hätte sagen müssen „oberitalischen Venetern", da hier jedermann an die gallischen Veneter denken würde. ITbrigens erscheint mir diese Nachricht des Lucanus (Pharsalia, 131) nicht ganz sicher.

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 229

sind ausgesprochene Kurzköpfe. Bevor also nicht Kurzköpfe unter der ältesten Bevölkerung der britischen Inseln nach- gewiesen werden, mufs die lappische Theorie als unbewiesen zurückgestellt werden.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch darauf hinweisen, dafs das Druidentum höchstwahrscheinlich unter der nörd- lichen Urbevölkerung Irlands und Schottlands seinen Ursprung genommen hat. Die Gründe, weshalb es nicht echt keltisch sein kann, habe ich bereits wiederholt (Mitteil. d. Anthropol. Ges. Wien, 1908, verbesserte Auflage in der Celtic Eeview 1908 und Smithsonian Report for 1910, p. 583 f.) dargelegt. Aber auch bei den Iberern, die anerkannt eimafsen den Haupt- teil der vorkeltischen Urbevölkerung darstellen, findet sich aufserhalb der Britischen Inseln nichts Ähnliches. Wenn es aber aus der nördlichen, mongoloiden Urbevölkerung hervor- gegangen ist, so ist ja klar, dafs wir im iberischen Spanien und in den keltischen Landen aufserhalb Galliens vergebens danach suchen müssen, wogegen die Zauberpriester der Eskimo und anderer mongoloider Polarvölkei- eine ti-effliche Parallele zu den keltischen Diuiden darstellen.

Weitere, in meiner Arbeit niclit erwähnte Belege für den nicht-indogermanischen Charakter der irischen Druiden bringt MacRitchie in einem Aufsatze in der Celtic Review (VI, 2571).

Er macht daselbst auch auf die hochinteressante Tatsache aufmerksam, dafs gelegentlich die Diuiden den mythischen Bewohnein der Elfenhügel gleichgesetzt wurden, wofür er einige Belege aus der irischen Literatur beibringt. Die Bedeutung jener Tatsache für meine Theorie liegt ja auf der Hand; sind doch die „Druiden" Skandinaviens niemand anders, als die dortige nicht-arische lappische Bevölkerung, die auch zweifellos bei der Bildung der skandinavischen Zwerg -Sagen eine Rolle gespielt hat. Das Gleiche läfst sich mit demselben Rechte von der mongoloiden Bevölkerung der Britischen Inseln sagen.

Vielleicht bezieht sich der Name der bei Ptolemäus als Bewohner der Grafschaft Antrim, des äulsersten Nordostens Irlands, genannten Bhohogdii, falls er für gesprochenes ro- buchti (zu irisch ro-hocht 'sehr arm') steht, auf unsere, zu seiner Zeit wohl noch nicht keltisierte, piktisch - eskimoide

230 .TITF.IUS I'OKOKNY.

rrbevölkeruiig. Der Name würde den bestmöglichen Sinn geben und es ist selir wahrscheinlich, dafs wir hier einen von den benachbaren Kelten gegebenen Namen vor uns haben, da bei der Armut jener Küstenbewoliner fremde Kaufleute kaum direkt in Beziehungen zu ihnen getreten wären.

Zum Schlüsse will ich die Ergebnisse unserer Unter- suchungen kurz zusammen fassen:

I. Aus heute auf den Britischen Inseln vorkommenden Rasse-Typen und aus der Anwesenheit mongoloider Völker in ununterbrochener Linie rings um den Nordpol läfst sich die x\nwesenheit einer mongoloiden Rasse erschliefsen. Zur Erklärung einer derartigen Besiedlung kommen zwei Möglich- keiten in Betracht, die vielleicht alle beide dazu beigetragen haben werden; die zweite ist w^ohl am ehesten gesichert:

J. Eine niongoloide Rasse bewohnte vielleicht schon in paläolithischer Zeit die Britischen Inseln. Dafür könnte man geltend machen:

a) Die Gleichartigkeit dei" Kultur dei' paläolithischen Bewohner Englands und der ursprünglich in Ostasien an- sässigen Eskimo.

b) Die Eskimo sind, gleichwie die heutigen mongoloiden Bewohner Englands, das einzige Volk, das Langköpfigkeit mit mongoloiden Merkmalen vereinigt, könnten also den Urbewohnern Englands verwandt sein.

c) Bei der geringen Zahl paläolithischer Schädelfunde kann der Mangel an mongoloiden Schädeln nicht als Gegen- grund angeführt werden.

II. Mongoloide Menschen (es kommen aus anthropo- logischen und ethnographischen Gründen nur Eskimo in Betracht) sind noch vor Einwanderung der Kelten, vielleicht auch später noch, aus Grönland oder Nordost- Amerika eingewandert:

a) Das Hautboot, das schon um 500 (oder 332) v. Chr. bezeugt ist, dürfte von den ICskimo entlehnt sein.

b) Der in der irischen Literatur eine wichtige Rolle spielende gue holgae ist der Haipune mit Blase und Wurfholz gleichzusetzen und muls Avohl spätestens im 2. Jahrh. n. Chr. von den Eskimo entlehnt sein, wenn er nicht unabhängig von ihnen erfunden worden war.

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 231

c) Gelegentliche Eeisen von Eskimo nach den Britischen Inseln sind von 62 v. Chr. an bis auf unsere Tage historisch bezeugt und spielen auch in den Volkssagen eine grofse Rolle.

d) Das Zahlensj'stem der Eskimo ist mit dem der Ur- bewohner Englands und Irlands identisch, was aber Zufall sein kann.

e) Vielleicht besteht auch ein Zusammenhang zwischen den Winterhäusern und Badehäuseru der Eskimo und den unterirdischen Hügelwohnungen und Schwitzhäusern auf den Britischen Inseln.

2. Auf das Konto der nördlichen, von den Iberern ver- schiedenen, vorkeltischen Bevölkerung der Britischen Inseln, sind wahrscheinlich die Einrichtung des Druidentums, wie auch die Sagen über zwerghafte Bewohner der „Feenhügel" zu setzen.

3. Im Gebiete der Pikten finden sich die meisten Anzeichen für die Anwesenheit einer nicht-iberischen Ur- bevölkerung. Die Pikten werden also eine oberflächlich keltisierte Mischung von der nördlichen Urbevölkerung mit den in der jüngeren Steinzeit von Süden her zugewanderten Iberern und den im 3, und 4. Jahrhundert n. Ohr. eingewan- derten Kelten darstellen.

4. Irland wird seine älteste Bevölkerung vom be- nachbarten Schottland, wohin die paläolithischeu mongoloiden (und andere) Bewohner Englands nach Ende der Eiszeit nach- gerückt waren, erhalten haben.

Als nächste Einwanderer kamen schon nach kurzer Zeit iberische Stämme aus Westfrankreich.

5. Lappen lassen sich in der vorkeltischen Bevölkerung der Britischen Inseln nicht nachweisen.

Selbstverständlich spielt jene eskimoide, vorkeltische Be- völkerung infolge ihrer geringen Zahl bei der rassischen Zusammensetzung des keltischen Volkstums nur eine ver- schwindend kleine Rolle.

Wien. Julius Pokorny.

DAS ENDE VON BAILE IN SCAIL

aus Rawl. B 512, fol. 103 b 2.

(Vgl. Zeitschr. f. celt. Phil. III, S. 466.)

•U. 'Dail de fur.sin cailech i.i. i n-äin dldii) a cath Al- maine), for Fergal cletliblugaid Herenn. armacli Lini, arsid Äi.

Bebaid la Laighniu iarna re Fergal hi cath Alniaine.

biaid ar mör isiii chath. \mfas co Heire>i?? airbriu.

hi töeth lud rigrad moinech immon cailech ass amru. . .XII. I nDerraaigh roadnacht Fergal. Unde dictum est:

Rena fuiligud hi roi tailcc arbertad catha cli.

indiu for lär Dermaigi aicsiu Fergaili ni ni.

42. 'Däil de for Flaithbertach. Ind re blas, is lais fir- fidhir cath Droma Corcäin fri Temraigli antüaid. Cinaed ainm hüa Conaing (fln fo talmain). Atcöiufed Göidhil .xxui. hliaihia bass rl Plaitlibertach. C'owbeba ec üatba fo tailcentaig .1. i nArd Macha i n-ailithre atbath clericus i n-ailaid na rig.

43. 'Dail de for Aed AI den (.i. Altan iioimen loci ubi nutritus e.st), Aed airdri. Deich mblladna. Firfid cath cos- crach gein cath Säiltiri arangeba bidh ni däu na da cath is- ind öenlöu, cath Ätha Da Charnda. cath Ätha Medoin. Memaid for cenel Conaill. Glanfaid Arü. Falguba Ulad. Memaiss for Äed re nÄed (.i. Ron raacc Beicci Bairche). int Äed aurbaig (.i. cath Focharla) fo/ma fan leth a anm£e hi muir (.i. rön) mär.

Do maigh Laigen gebaid gritli, bid slöged n-aurden:

fon mbith. An mairt hi tüaiscirt Liphi. Digliail cath Almaine i n-ebbela cach amra, ürfid ail uchbad, (fo. 104 a 1) gebaid Göedhelu co muir etir Cond is Mumain. Cath Cenindsa,

cath i nFochind da rii arambebat tigernai.

P.<S KXDK V(1N IVMLE IX SCill.. 233

Bied mairc mör hi cach taigli larsin cath a Seredmaig, bläid ernba.s im n'gu sain cau im oolaind nAeda. Doföetli in li ö Srüb Braiii t'or brü Locha Sailcitain. Hi Clüain maicc Nöiss roadnacUt Äed Aldän.

44. 'Däil de for Domnall macc Murcadlii^e. Roinfitir catha (.1. catli S[e]redmaig'i) riam. Nöifitir fir i ndarddain. Atbeba Bregaib. Ec atbai hi tailcentaigh •) .i. i nimliuch [a. XX. bliadan.

45. 'Dail de for Niall Frosach. Catha ili 'na flaith. Ni ba friss firfithir.

Bebaid ec atbui la t'uil. berthair hi tTre dar muir .i. CO Hi Cohiim Cilli. Secht mbliadna namä .i. Dondchad ex- pulsit eum de regno suo.

46. 'Dail de for üonnchad. Ticfa ilaith Dondcadse triüin. Coicligid insi Scott, gignidir nacli tain.

Ls lai.s doregat in slüaig timchell Cairnd Fiachrach

antuäith.

ibait tiäig louimae cröii for brü Locha Luglochtau. Tröethbaid Brega borrcathaib. Mör catli airthir fuata fir/id

Bied CO n-imniud acain-) in maten hi Forcalad.

re nDond Midi memais cath inid abbaill Congalach. Cath Srubrach arasela canan geba men re nDund Midi for ftni, for anfine. Gentair tailcend gnim co fini aramba Fiachru (.i. mac Cathail). Ar a belaib sinit fii' Tar tnidecht ö Lai- gillib (.i. for Äed n-Ingor).

Di lär Tauten rüanaid glc,'') rüintid riäm hi fochlae,*)

cowsäidhfe co cendaib trocli die domnaich im Chlöenloch.

Cath (fo. 104 a 2) Etain Tairb, biat ili mairb. Fomnais (.i. Äed Muinderg) i mBricc Fänat imbi rii t;ßss tinduind tessad bodbai. Bid comaimser in dondfer co mag di lär Liphi riied rafiastar cach. Cellach ainm da n-ocht hliadna bass ind amsir in Duind Midi.

Önd hüair regas cota muir firscel gona Follamain (.i. malcc Con Congalt).

M tailtentaigh Hs.

-; .i. cenn.

^j .i. aalh Cairml mawc Cairthind.

*) V über ae.

234 KUXO MEYEK.

Cei"t tnchat hliadna naniä co cend rTg4 Dondcada. ßiäid golgairi lii cech maigh lii tosssach ind iiar-erraigh. In Dond Mide bebais aitt die mairt täilcentaig .i. hi Cluain Eraird.

47. 'Däil de for Äed n-lngor, forsin gercc. xxiii. bliö(/«u a flaith.

Ts he in tÄed cernach ciiiaid coscrach brisfess büed: fomnas da na mbued for Clöitig. dofoirtbe firu ceni töith- sad lüg.

Fodeicfa Band« fo dii. histöethsat slüaig Mide .i. Findachta. Ruäid äir truim dosfoiitbi.

Atbeba dond Cerna ciüaid intan ainfes bid iar rabüaid. Citha garcc a gaile graphand. Dofortbi täilcentaig .i. ter- mann Aird Macha. Trencliatluich ceniuil Conaill, dergtresach Temarmaigi, slögindredach Cläiri, costadach Liphi.

«Slüaig doregat ö Srüb Brain isin mis Iar n-üargaim,

is lais ibait fiäicli fuil for seichib ic Derclüachair (.i. Druim Rig).

In slüag doficfe fri cle cül a catha fri Tlachtge

Äedh findi c?Mnni/m ebnes, memais riäm siardes.

Intan söifes clär fri cle arambeba Fmacht2e. (fo. 104 b 1) In Ard Macha sepultus est Aedh. Macc Diinflatha ingeni Flaithbertaigh maicc Longsich Äedh Ordnidi. Ic Äth Da Fertae hi Conaillib atbath per conflictiont;» Mael Cänaigh.

48. 'Däil de forConchabor macc Donuchada. Gehaid Goidelu cota muir macc mnä Condacht. Cäin breo bruighi Breghmaighi. xiiii. ar techta Temuir cassra tocaid ina re. Tüaruscba^7 tichtain geinti.

Ind-öin diden, cöinti tuir, arthä etsecht Conchobuir. Hi Cluain Iraird sepultus est.

49. 'Däil de for Niali Cailli dodanesfa (.1. Temair). Firfid cath Crüachan (.i, cath Leithi Caim), cath Dairi Chalcaiy for geinti. Niell hi muir, Niell hi nguin, Niell hi tein.*) Cm- masscach (.i. Herewn). Teora hliadna dec. I nArd Macha roadnacht Niell iarna bädud hi Calamd .i. hi Linde Neill.

50. 'Däil de for Mael Sechl aind. Ni fiastar nech rüna a chri^iü, tuitet tr? duind Elgnaei la dubai a gossa. Is leis

') See FM., p. 472.

PAS KNPK VON BAILE IX SCÄIL. 235

firfidliir fert fingaile uc Clöin. Dian ficlita fri hechtranda (.i. Gaullu). Slüagdortad (.i. co Miimaiiij P'oycluu fe.sciir tess cüaird for Rerinii ala läidi legfaitir (.i. düan Patiini). Die raäirt righi Eoiss dofiiit aibai i roi Kuis (.i. Äroc ingeii rlg- Fer Cül mätbair Mail 8echb//?/f/). xiii. hhadua. Hi ()\üain maicc Nöis roaduacht.

51. 'Dail de foisiii cöel cresen {.i. cleiiech dogiild) for Oed Öl ach (.i. FinnlTath mac GormlathSi ingeni Dondciida 7 Neil! Calni). Sluagadach Liplii. crüach Clöitigi, graiphnech Orüacliaii. Is leis firfidir cath Leitrech Daigri (.i. cath Cilli Üa iiDaigrse) gair riana dith (.i. öeubliadain reim dith .i. ria ec). ladaid dorcha mör hi cetain cethgainirid.i) xui. hliadna. ] Räith Adoninse atbath Äed. I nArd Macha roadnachtt.

52. (fo. 104- b 2) 'Däil de forsiii me^^d mbrecach, for Flaiid Sindae, flrfes broeii lingaile for a bräithri. Tecat airdhi ili 'na flaith .1. recht Dinim (.1. ailithir ö Roim) dia foicertar är iiGöidel ic Duibliud (.i. iiid ailithii-). Bas cöel a clii do rlg Crüachan .i. Aed macc Conchabu/r romarboi/ isiii chath. Na secht nduba Temrach (.i. Septem aiini mali). Firfid forbais for tailcentaig (.i. Ard Macha) co n - echtrandaib (.1. Gaill .i. maicc Imair). Brislid for Breifnecht*. Firfid cath Grellaighi Eilti, cath Maigi Alibi (.1. Öengiis a macc robris 7 Laigin) «•0 clü. Brecaid etaig 'na re. Grüaca a ceunaib, glasmes ndöine na re. Sithflaith (.i. Fland) toicctech fristrecha a chüaine feini friss (.i. a secht maicc). Bas duimrecht for cresiön cäd. Domiiacli aindin ardafich i nderiud in fogmair. xxxuii. bliadna. Flann ingen Düngaili righ Osraide mater eins. Lxxui. aetatis suae anno raoritui\ Hi Clüain maicc Nöis raadnacht.

53. 'Dail de for Niell nGlündub glanfwi- röi Rüadra. ririss flaitli forb2(sach Lini, Isechbuillech Locha Lebind. Loisc- fid Cüalaind co fo di. Drongach Cläri. Cathach Crüachan, cetudach Coba, mörbuillech Bairchi. breoach Sleibhi Cailggi frisna gaibthtr cath Oirggne, cath Codail (.i. Grellaig Eilti for Niell ria Fland) dia fich fuil feirniu, cath Trathca Eol- tiiaile-) for Connachta. Cotuüallai Albba (.i. Ma4 Mairi a uiäthair, ingen Cinaeda maicc Alpin ilg Albban) artt la^chda

') leg. cetgaimrid.

-) leg. Traclita Eothaile.

236 KUNO MEYER.

Liplii. ririss nöil Loclire Leibind. die mbia fe innuud fe ille in lüan ös Martartaig. Bias bröen crou os Tailtin (.i. cath ktha Cliath in romaibad Niell). Teora bliadna co leith namä dodacliicli, nodaibfe. Cöica hliadna a aes hiiili. I nDruim C'hailli rucad, hi Cenandus roadnacht Niall. Teora hliadna döu i lighi Ailigli.

54. *Däil de for Crissalach (.i. reisi fingailj (fo. 105a 1) Codail Dond a ainm (.i. Mael l'ebail ingin^) Flaind maicc Conaiug mater eins). Cäin brutli breoach brissfes catha crü- aidai, croithfes indnu for Tailtin. Togach Temracli. Timgair glallse CO Daball. Is he firfes cath Febla for iini, for anfine. ('•düi Cualand. Imed toraidli "na re. Grlan na flrinde (.i. losep comarba Pätraic ceili). Cüinfider hüas Cüalgiu beinn dem- nach etir dl cdiiaind. xxu. hliadna.

55. 'Däil de for Cass find coüa, Congal Cerna (.i. Ligach a mäthair, ingen Flaind). Firfid deich mbliadna flaith in chon bic.

Bertfaid mor ö Laignib milliud a bäiguil ni/itoimela leth

a saiguil. Lsech a Cernu niadup hi biat brönaig a foghlaide, fer find for accai rigi, biath hüati a chomdini. Hi Mainistir roadnacht Congalach.

56. 'Däil for Domnall mac da leithi (.i. alleth tesy tüaid dind Erinn) .i. Domnall dalta athbach (.i. tüath Athbiach ronalt .i. Üi Ertuile). Eo find fessach, foränach Cnogbai, cetudach Assail, ollbuidnech Uisnig. Firfid cath BrI Hell (.i. for Carrach Calma). Bandmaidm Lettrech Ainge (.i. cath Cilli Mona) hi töethsat .in. 1. gilla im Fingin Corad.

cath Sleibi Cüa fo di ocus matau Grophtini.

Tessbaidh etha (.i. gorta) di Maig Cuind. .se bliadna imluim

(.i. tercai).

Doföeth, cid älaind a lii, in luan hi Carnd Furbaidi (.i. Furbaidi Mf«d Macha roadnacht ann iorhha na ndäine CO n-adnacal and), xxiii. bliadna .1, coic hliadna a aes.

57. 'Däil de for Sroiptiuid Macha (.i. teni dar Macha "na re .i. machairi) .i. Mael Sechlaind (.i. macc Dünflatha ingine Mmredaig) miad ngärcc mör drech diir dechrais ar thuru

') leg. ingeii.

DAS ENDE VON BAILE IN SCllL. 237

Temrach. Tolcach Etair. Losctecli Liphi, fessacli Cüaland, graiphnech Crüachan, cridlü nathrach, firfid catli tri Clariu, cath Iroriss (.i. cath Cairn Fordroma), cath Moistiu. Brian regnat hie. Mör matan Ätha (.i. matan Midlii). Marb di oul meda. Crüas iar iigail domnach lii Telcliinaib. XXX. ui. bliadna iiamä lii rigi huli damela (.i. ruc Br/ano

XX. himach rigi Herind).

58. (fo. 105 a 2) 'Däil de for clillabcliless {nö Cliabach .i, cliab fota mör occai) Clöitige .i. Flaitlibertacli, firfes cath Locha Bricrend. breccfiKs- är im Cnamchailli. Cloifid firu ö Ess Tvuäid (.i. Ceiiel Coiiaill). Ririss röi Locha Lebind. Bebais ec ätbai hi täilceiitaigh .xiu. bliadna namä.

59. *DäiI de for Ossgamain iiAssail, Murchad nüall Gäidel ngi'ir, giianbili find, fer tren datta. dalbüadach Etair, üar- galach Midlüachra (.i. slige), loisctech Lini. Firfid cath Luäch- niaighi, gebaid forbais Locha Lein (.i. dar CrTst bid marb Brian and). Linfaid Caisil co slflaghaib. Sinfid firu for Tarbgnu. Fiche bliadwa namä.

60. 'Däil de for Öengus öenaig Fänatt, coscrach rii. Firfid (.i. Öengus) in cath tess amni. Firfid cath hi Maig Cruind (.i. Sondchad Cairnd Aisi .i. Sleibe Füait) tria chin da da m^c comdäni (.i. Citmascacli 7 Li«0), dia mbi^ ben cen ceili, dia mblat fir tregtaig thuill.

Ni bu adass mäthair böid cath hi Cenindass coy^soid. Corr loegbili (.i. Öengus) cetain i uAUmaig Liphi. Atmbela Öengus, firfidir a n-är (.i. ö Laig«i6 .i. ar^)). xxii. hliadna namä.

61. 'Däil de forsin tarbainech (.i. Murchad) a Ailiuch. Conrainnfi a ainm fri muir .i. Muiredach mörbuidnech. Is he scerus foilgi fri Laigniu. Cath Bri Leitli brisfld for Bref- nechau. Cath Selca, cath Mona Tuircc. larnoin Airbrech Iar sein hi töetlisat tri Muredaigh. Dofiiitt di daigir (.i. teine geläu) dia mäirt hi Telenmaig. xui. bliadna .xxx. .xiii. Sic exemplaria uariautur.

62. 'Däil de tor dondainech nDabaill .i. Aed Engach (.i. en fiachach .i. en uisci, quod uerius est A. labar), dia

') Dazu am Rande fech. *; Steht über .xxii.

238 K. MRYEH. DAS KNDK VO\ BAILE IN SCÄT1-.

tuicebat bärca for Ess Riuiidh. Lin mäini (fo. 105bl) n-iiignad 'na le. Fiifid catli hi töethsat na da Dünlang .i. cath Maisten (.i. tor Laigniu). Täilcend gignid na re .i. Tipraiti tor sTtliaig- fes coiiru Herenu. Bid si iar cäin cresien. Is lie a leclit canair dou (.i. do Äed')) madan i n-Üachtur Oclia. xui. bliadna. G3. "Dail de for ossnadach Uisnig .i. C erb all {nö Cairell), caur cnäid2) crichach Banda, buidnech Brea. Brisfid cath Locha Da Clisch iar metlirud mBervliai. Mor cath Släni sekstai. Tuicebat dl n-ingen tes Breplini. Brisfid cath Cloan, clöifid turchu im Luimnech. Loiscfid tesgabair (.i, Osraigi). XU. hl'iadna namä. Dothuit hi Fidga Tar sein di bir ois fo talmain.

64. 'Dail de for Tartrög nAilig (.i. ni geib rl aili Temraig ass) .i. Fergal foltgarb, cüanaig Bregmaige. Firfid cath vSieibi. Slüag fri röi roth. Riris giallu Cairnd Lugdach. Firf/rf cath mor Midi. Brogfaid Cuämcailli. Tüaruscbäil tenedh lois- cess toirthiu. Sith mbecc, olcc mör.

Dotuit (.i. Fergal) la be n-aidche n-än, oc Findcarnd tic

a brecdäl. xuii. hliadna. Comflaithius for Herinn iar sein. Tri nöi mbliadna .i. co tl Fland.

65. 'Däil de for Fland Cinuch tigflaith Herenn, cinid do Sil Cuind dou is cuit Cuind gaibess. Töla n-echtrand 'na re (.i. Gaill loingsi Inb/r Domnand). Imed cech toraid. Lin cath ngarc firfidi. Crilach mor im Chnämchailli. Aurscartad n-echtrand. Sith find teora mhliadna cöicat fongenat düili De. Bid sain a dealb cech räithi. Roi- (fo. 105 b. 2) thfid fäl (.i. doch) find fo tri. Teöra griana. Tri samlaithi.

Aiuim cressin ciüges ar chel tintan tor Hermw ind ech. Nöifidir tegdaisi täilcend fria cimbal uguth ina re. Regaid ec aitti Iar sein di cretair creissin hi Temuir. Finet.

») doved MS. '^) leg. crüaid.

Berlin. Kuxe Meyek.

TUIRILL BICRENN UND SEINE KINDER.

Die Geschichte von Tuirenns (Tuirills) Kindern teilt mit anderen irischen Sagen das Geschick, dai's sie zunächst in ihrer spätesten Bearbeitung- herausgegeben worden ist. von deren Handschriften keine über das 18. Jahrliundert hinaufgeht, i) Falls diese, was möglich, aber bis jetzt nicht erwiesen ist, von demselben Mann herrührt, der auch den Tod der Kinder Uisnechs modernisiert hat, so wird sie immerhin dem 15. 16. Jahrhundert entstammen j da diese Erzählung sich in der Handschrift Edinb. LIII findet, die dem 16. Jh. anzugehören scheint (Mackinnon a. 0. 159). Der Text hat früh seinen Herausgeber gefunden in 0' Curry, Atlantis IV (1863), S. 158 ff. (abgedruckt in Gaelic Journal II 33 ff.) und abermals in 0' Duffy, der ihn unter dem Titel Oidhe Chloinne Ttiireann (Dublin 1902) gedruckt und übersetzt hat. Obgleich schon 0' Curry, Atlantis III 394 f., und d' Arbois a. 0. auf die ältere Fassung der Sage, die dem spätem Bearbeiter als Grundlage gedient hat, aufmerksam machen, ist sie bis jetzt nicht gedruckt worden.

Sie findet sich als einer der wenigen Einschübe in der Version des Lebor Gabiila, die ich mit B III, van Hamel mit Bb bezeichnet hat, in beiden Handschriften, nämlich in Rawl. 512, fol. 93 V, a (=R) und im Buch von Lecan, fol. 28 v^) (= L). Sie besteht aus einem prosaischen Abschnitt und einem angehängten Gedicht, von dem aber ß leider nach seiner Sitte nui- die erste Strofe anführt. Scheinbar ist das

') S. d' Arbois de Jubainville, Essai d' uu catalogue S. 9f.,: Mackinnon, Catal. of Gaelic Mss. iu the Advocates' Library Edinburgh, S. 166.

2) Hier steht wenigstens das Gedicht; die Seitenzahl der Prosa habe ich mir nicht notiert.

240 R. THURNEYSEN

Gedicht nur eine Wiederholung der Prosa-Erzählung; aber eine Vergleichung beider zei^t ohne Weiteres, dafs vielmehr das Gedii-ht die Grundlage bildet, auf der die Prosa beruht; diese rührt deutlich erst von dem Manne her, der den Text in das Lebor GabiUa eingeschoben hat.

Das Gedicht, das Str. 18 ff. ganz abrupt den Bericht über Tuirills Krankheit in die Erzählung einschiebt, scheint mir zwei wirkliche Lücken zu haben, die eine hinter Str. 3, die andere, wenn ich den Text richtig verstehe, hinter Str. 21. Aber schon dem Prosa- Bearbeiter lag nicht mehr vor. Anderseits scheint es mir ursprünglich mit Str. 24 geschlossen zu haben. Die letzte Str. 25, die den Tod Lugs durch Mac Cuill mae Cermata erzählt, ist vielleicht im Anschlufs an Flann Manistrech (s. u.) beigefügt worden.

Was die in der Erzählung auftretenden Wesen betrifft, so heifst der Vater im Gedicht im Nominativ und Genitiv Tu{i)riU Ficcrenn (einmal Bkcrenn^) Str. 1), in der Prosa da- gegen Tii{t)nll Ficrco oder Bicreo. Diese Form findet sich auch in Flann Manistrech"s Gedicht: Estid a eolchi cen on (Turill Picreo LLUa 24) und in der Erzählung .Schlacht von Mag Tured' {Turild Bicreo im Ackusativ, RC. XII 58 § 12), nach denen Turill in der eisten Schlacht von Mag Tured fiel; sie ist vielleicht von dem Prosaisten daher übernommen worden.

Die Einfügung der Geschichte in das Lebor Gabäla machte darum einige Schwierigkeit, weil die Genealogien nicht übereinstimmten. Im Gedicht ist Ethliu (Gen. Ethlenn) der Vater Lugs. Dagegen im Lebor Gabäla wird zwar Lug bald mac E(J)thne?in (woraus Ethlenn durch Dissimilation entstanden ist), bald mac Cein genannt; aber Eithne Ingen Baiair ist seine Mutter, Cian mac Bein- Cedit (oder Diancecht) sein Vater.-) Unser Interpolator hilft sich, indem er sagt, Ethlend (so bildet er auch den Akkusativ) habe daneben den Namen Cen gehallt.

Ferner sind in unserer Geschichte die drei Brüder Brian, luehair und lucharba Söhne \v.\\ Tu(i)rill. Dagegen im Lebor

*) In R iu Bicrell verderbt.

^) LL. 9 a, Z. 9 8 v. u. Eochaid ua Flaiun (ebeiid. 10b 31) iieimt Lug mac Eithne (Reim: Creidne); derselbe Genitiv RC. XII 74, §55.

TÜIRILr> BICRfiNN UND SEINE KINDER. 241

Gabala erscheinen Brian, Iiieharba und luchair, die drei clee Danann, als Söhne von Delba^th mac Oijma, während Tuirill, Sohn von Catt und von Etan, der Tochter von Diancecht, nur als Grofsvater von Coirpre, dem fili der Tuatha De Danann. auftritt.') Auch hier zieht sich der Interpolator aus der Klemme, indem er Delba^th mac Ogma den zweiten Namen Tuirill Picreo oder Biereo beilegt, nicht nur in dem Eiuschub, sondern schon vorher im Text des Lebor GabtUa;'-) er scheint ihn von Tuirill mac Caitt, den das ursprüngliche Lebor Gabiila kennt, unterscheiden zu wollen.

Auch sonst schwankte die Überlieferung. Wieder einen andern Vater zeigt der Abschnitt LL 30 d unten: Tri De Donand A. tri meic Bressa meic El{athan) .i. Brian 7 luchar 7 lucharba. Es folgt eine Beschreibung ihrer Tracht und ihrer Waffen, dann ihres Hausstandes. Und in den irischen N^erslehren (S. 58 §111), wo der Schlufs derselbe ist, heilst es: Tri De Donand i. tri meic Bresa meic Elathan, haiar he a n-amnand .i. Brian 7 Huar 7 Iliuchor.'^)

Aus dem Gedicht von Flann Manistrech seien noch die übrigen auf Personen unseres Textes bezüglichen Verse hier gedruckt (LL IIa 28 und llb2ff.4):

Ro'marbsat Cein'-') cian ö thaig. Brian luchurba gcus luchair

Brian luchurba is luchair and. tri dee tuathe D{anannY) marba oc Mana ös Muir Mend. do Idim Loya m(eic) Efhl{enn). Do-cer Cermait Milbel mas. la Lug m{ac) Ethl(enn) amnas

Do-roch{air) Lug ös tuhid t(rä). la Mac Quill m{ac) Üermata. ,Es tüteten den Ce(i)n fern von zu Haus Brian, luchurba und luchair . . . Brian, luchurba und luchair dort, die drei Götter der Tuath Danann, starben bei Man über der Irischen See durch

1) LL 10a 28ff. Vgl. Corp{re) fite m(ac) Tuarda meic Turill usw., ebend. Z.20.

^) Et don Delbaeth sin ba hainm Tuirill Biereo R.

^) der Aiimerkuug habe ich dort auch die spätere Fassung des Lebor Gabäla (im Buch von Ballymote 35 a) mitgeteilt, wo die drei Brüder Triall, Brian und Cet heifseu.

*) Vgl. BB 35 a 45 f. und 35 b 18 ft'.

5) In BB Cian.

«) tuathe d. d. die Hss.; aber dee ist hier wohl zweisilbig. Zeitschrift f. celt. Philologie XII, 1. IQ

242 R. THURNEYSEN,

die Hand von Lug mac Etblenn. Cermait Honigmund der schöne fiel durch den grimmigen Lug mac Ethlenn . . . Dann fiel Lug über der (Meeres-) Woge durch Mac Cuill mac Cermata. '

Also hier heilst der von den Dreien umgebrachte Vater Lugs Cein, was auch in gewissen Handschriften des Lebor Gab^la (R) als NebenfoiDi von Cian vorkommt; sein Name Ethliu in unserem Gedicht ist vielleicht nur durch den Verfasser aus mac Ethlenn erschlossen. Flann weicht auch darin ab, dafs nach ihm Lug die drei tötet, während sie sich im Gedicht mit ihm aussöhnen, w^enn auch um hohen Preis. Aber das kann eine eigene Änderung von Flann sein, da er sämtliche Tuatha De Danann sich gegenseitig umbringen lassen will, wohl mit der stillen Absicht, seine Landsleute, die noch immer an das Fortleben dieser alten Götter glauben mochten, endgiltig von diesem Glauben zu befreien. Der moderne Bearbeiter hat sich dann gewissermafsen in der Mitte gehalten; er nennt den Vater Cian und läfst Brian, luchar und lucharbha zwar nicht durch Lughs Hand fallen, aber doch nicht ohne seine Schuld und Veranlassung sterben.

Die Sage oder vielmehr direkt unser Gedicht ist in der Finn- Ballade verwertet, die Stern in der Festschrift Stokes, S. 7 ff. aus LL 207 b veröffentlicht hat, wo sie sich unter den Dinnsenchas-Gedichten befindet, obschon sie keinen Ortsnamen erklärt; ferner nach dem Buch von Lismore, fol. 153b 2 in dieser Zs. III 433 f. Drei Krieger, Namens Sela (Sei Lism.), Dorait {Donait Lism.) und Domndn kommen zu Finn und bringen den jungen Hund des Königs von Hiruaith (Gen. Hiruaithe) mit, der in LL Salinnis, in Lism. Failinis heilst; die letztere Form hat auch der spätere Bearbeiter der Sage, der also auch diese Ballade gekannt hat. Sie bringen den Hund in eine Quelle, deren Wasser sich dadurch in Wein verwandelt. Der Balladendichter hat also, wie unser Prosaist, die zwei Hunde von Str. 14 und 15 des älteren Gedichts, die ich für zwei verschiedene Tiere halte, als einen Hund an- gesehen; da man aber in die Haut eines lebenden Hundes kein Wasser giefsen kann, läfst er umgekehrt den Hund im Wasser gewaschen werden (Str. 12). Dafs ihm auch Str. 15 des

TUIRILL BICRENN UND SEINE KINDER. 243

Gedichts im Ohre klang, zeigt sieh in seiner Str. 11, wonach der Hund in der Nacht ein Feuerklunipen {cavr thened) war, ein deutlicher, wenn auch nur äulserlicher Anklang an i n-aidchi, caera cach dia der Vorlage; erst später (Str. 18) wird der Hund getötet und seine Haut nach Tech Merchi (Meirce) gebracht. Über die Vorgeschichte des Hundes berichtet Str. 10, dafs er einst Lug gehört hatte, dem ihn die meic Tnrend Bicrend gebracht hatten. Hier tritt zuerst, also immerhin schon im 12. Jahrhundert, die Form Tu{i)renn für Tuirill auf, teils wohl durch das damit verbundene Bicrenn veranlafst, teils etwa auch durch iu{i)renn , Weizen', das in Str. 18 des älteren Gedichts damit reimt. Sie bleibt dann die geltende für die ganze Folgezeit. Die jüngere Fassung des Lebor Gabäla (BB 35 a 40) setzt in Flanns Gedicht Tureann Bigreo für das ältere Turlll Picreo (LL) ein. Der Verfasser von Cöir Anmann (IT III 2, 356, § 155), der unsern Prosabericht kennt, nennt den Vater Tuirenn Beg- greann und erklärt den Beinamen aus grenn heg , kleiner Bart; Dem schliefst sich der moderne Erzähler an, der von dann Tuireann Beagreann spricht, also den Namen unflektiert läfst. Wie er im übrigen mit dem Stoffe des alten Textes verfahren ist und wie er seine lange Geschichte daraus herausgesponnen hat, ist nicht meine Absicht hier aus- zuführen. Er hat orce ,Schofshund' als orc mifsverstanden und daher Lugs Vater sich in ein Schwein verwandeln lassen. Was die Zeit unseres Textes betrifft, so gehört die Prosa, wie oben bemerkt, dem Bearbeiter B III des Lebor Gabdia an, der sicher noch im 12. Jahrhundert, nicht lange nach Vollendung der ersten Fassung tätig gewesen ist. Da die Finn- Ballade, die auf dem Gedicht beruht, schon in LL steht, muls dieses etwas älter sein, also mindestens in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts gehören; es kann aber leicht im 11. Jahrhundert entstanden sein, früher nach den Sprachformen jedoch nicht. Es läfst sich nur sagen, dafs der Verfasser (abgesehen von der wohl sekundären Schlufsstrofe) das Gedicht von Flann Manistrech (f 1056) nicht zu kennen scheint; denn er hätte keinen Grund gehabt, Lug einen andein Vater zu geben. Aber diese Unkenntnis kann

Zufall sein.

16*

244 R. THURNEYSEN,

Obschon das Gedicht älter ist als die Prosa, bringe ich die beiden Texte in derselben Reihenfolge, die die zwei einzigen Handschriften bieten.

I. Imt[h]echta Tiiirill Picreo 7 a mac .i. Brian, luchair, lueharba, is ed at'fedar hi sunn. 7 do Delbaeth mac Ogma ba hainm in Tuirill Picreo. 7 is iat a meic romarbsat Eth- lend athaz> Logha 7 is ba ainm Cen , diaiuid i rieht ind oirce don Bruigh. Con'ndeahuid Lug do digail a athar f Ortho, nocoro'icdais eraic a athar fris. Et isl an ^raic con*aitecht uaidib .i. da ech rig innsi Sicil ar Muir Toirren, Gaine 7 Rea a n-anmann, nis'millet gona no tonna no tinnte.

GaT Assail do derg[ör] druim/wnech, m beo dia'teleenn fuil 7 niteit urchar n-imruill de, acht cowraiter^) ,ibar' de. Da'räiter dana ,aithibar', doToich2) for cüla fo c[h]etöir.

Croicend muici Düisi, cech oen fö'teged thajbh,^) ba sldn dia guin 7 dia galar; m^d .iii. seched sendam e.

7 se muca Essaig,^) a marbad side cech n-aidchi, acht coro'mardais a cnäma cen combac/i cen cocnäm, badis bi fo c[h]etöir ar cech laithiu.^)

Cuilen riggobann^) na Hiruaidhe,") ind-aidche caora i-llaithiu; cech linn läithirs) iwa croicend, is fin.^)

Ocus faillsiugwd innsi Caire Ceinnfinne fil fo dIc[h]leithio) etir Ermw 7 Albain, 7 mess na habla fail fo muir i fail na hinnsi sin.

Conid dib sin ro hicad ^ric Logha.

IL Do galar') Turill Bicreo immoro dia himthechtaib ro'sir cech follus'^) 7 cach ndiamair dia Icc 7 nrfuair, cora"n-icc3) Diancecht, ar ba si a ingen .i. Etän ingen Diancecht a mäthair. Dorigne dig scethrig dö, corosc^ tri lomanna asa belaib. Is ann at'ib an dig i cnuc uachtair Archse,^) coromebdatar tri lomanna assa belaib^) .i. loim

I. 1) corait-L. 2) iori&cht R. ^) taob R. *) assaig R. 5) nomhartais bii ar c&ch laithe L. ®) riggobonn L, rig gabann R. ') Hiruaithiu R. ») laitir R. ^) 7 add R. »») dichil L.

II. ') Dogabar L. «) fallas R. ») coro«nicc R. *) Forcba R. *) beol -fiss.

TUIRILL BTCKENN UND SEINE KINDER. 245

n-uar i-lLoch n-Uair 7 loim aiwndinn i-lLoch Ainwind, loim iairw i-lLoch lairn, conid iiaidib ar'femat anmanna iarsin faibliud sa.

III. De quibus hoc Carmen :

1. Etsid in senchas') sluagach. fochan ecsi ilbuadach con-eicius^) düib digrais bann, imthechta Twrill Biccrenn.3)

2. Tuirill Piccienn ba beclita. atlia/r na ndee n-airc[h]elta, anmand na ndea ös gach blä. Brian luchair is lucharba.

3. Batar na dee iar tola. hie Ethlinn^) atliair Loga

luidh Etbliu forsin niBruigh. hi-rricht oirce fodiamair.

4. Nrfitir Lugh luaighed gail. cia dib romarb a athair acht rop aniair[s]each fri seall. ar macaib TuriW Piccrend.

5. Iar sin siacht co dine in trir. con'erbairt friii cen mlbrlg:^) ,atmaid dam aigedh m athar. is foraib nidiglathar.'

6. At'bertatar friss ind fir. triana cairdine caimdil: ,nocho*chelam cadla in cair. his sinne ro'marb h athmV.'

7. Iar sin aVhert irh\ Lugh lond. aithesc n-iniamn?<.9

n-^tromm: ,na[r]ab olcc mo mewma ruib. nomfirraidh do ascadhaibh.'

8. jCaidet aiscedha cen feil, conaighe a daghmeic**) Ethlend? is fos'geba mon orta . innid') diin a n-airmerta.'

9. ,Da n-ech ata ferr fo nimh. fil oc righ insi Siccil Gainne ocus Rea regda guis. nis-cumgad eca Erwmuis.'

19. Gsei Assail d 6r druimnech dir. marb forsatelgenn fer*) flr ni'cichprr'') imrol a ghal. acJd cona*n-garaio) „iubar".

IL Dia-n-eberii) „athibar" friss. do'inntoii^) anna c[h]umga

chniss co'toraig iw lairn diaiuid. ni bäigh tor bonwän awbsaid.

12. Croccenn ro'boi im muicc Düise. ba d ingantaib na duse cip e fö-teit toeb ni tar. ö gac/< galar bidh öghslän.

13. Ocus se mucca Essaigh. eia no'rainndis tor essair at'raiglitis at heat bfi. acht eomartais a cnämai.

14. Ocus cuilen comhul ngle. riggobonn na Hiruaide

ba fin gach linn läthar ngell. nostalladi^) ina e[h]roccenn.

III. ») a senchus R. *) cowudecius B. ') tuirill bicrell R.

*) etleuu Es. *) cenn imbrig Hs. «) däghm-c Es. ') inne Es.

«) fir Es. ») nicaecher Es. '") consLUg&ixt-Es. ") Dianebwr Es. ") noinnto Es. '*) nostaltar Es,

246 R. THUKNETSEN,

15. Ciiilen fuil ic Luehraib Lia. q\\ ind-aidche eajru cach dia nienethnceaid üb in coin. natait tor cül for conair.

16. Aidlid abaill aillem li. do.s-fuil i fail Findcbairi

ata fo djamair amuigh. eed düib h^c menefagbaigh.

17. Firinde ocus faibledh fiuir. hi .'^enchasaibh na ^sersluag is don faibliudh semhgliec sitb. ro'glew inn erice etsid .e.

18. An galai- rogob T«nll. ropu clieist dia c*ha*nit[h]uirind coro'n-fcastar Dian-CecÄ^. tWa drungo drona dagdrecÄ^.

19. Do'scetb tri lomanw ös blai. bi cnuce ard uacbtair Arcbai lotar tar beolu ind fir lind, lomni n-uar lomm n-iairn

lomm n-aindinw.

20. Hit e inn sin a n-anmann. diafaetatar i^) togarmand anmand na^'^) locb läthar ngell. di galur Turill Piccrenn.

21. Tuirill Piecrenn can doluidh. ean dia mäthaiv dia atbair eia berait atbe/thar frib. a aes na heicsi eitsid. E-.

22. Lotar meio, Tuirill for ose. eoräncatar gach roraf iar siriudh doib in domain. fuaratar a coemchobair.

23. Dodechatar ass for cül. docbum Loglia coa lajchdün tue.«!at a lessa leo ille. is do dälaib na heiese. E-.

24. Ropad aibind lim a Dö. dia\salliud find fochraicce aicesin slofgb tairbcrtaig tigh airbertaig aurdraVe

ei[t]sid. E-.

25. Lugh ciarbo letartha a lütb. la mac Cermada ar c[h]omh-

tnüth gae Mo^■c Cuill roehliss ce« c[h]lith. corbriss a druini

cia eitsid. * I. Die Wanderungen von Tuirill Piereo und seinen Söbnen Brian, luebair. lucbarba, das wird hier berichtet. Und Tuirill Piereo war ein Name von Delbaeth mac Ogma. Und es sind seine 8öline. die Ethlenn den Vater von Lug (und der hiefs [auch] Cen) töteten, als er in Gestalt eines Scholshundes nach dem Bruig') ging. Da kam Lug seinen

'♦j diafsemtatar Hs. '=•) la Hh.

I. >) Bruig Maie lud Oic oder Bruig ua Boiuue, der bekannte Elfeu- bezirk am Boyne-Flufs, Grafschaft Meath.

TUIRILL BICRENN UND SEINE KINDER. 247

Vater zu rächen, bis sie ihm das Wergeid für seinen Vater zahlen würden. Und das Wergeid, das er von ihnen verlangte, war:

Die zwei Pferde des Königs der Insel Sizilien im Mittel- ländischen Meere, die Gaine und Rea hiefsen; Wunden oder Wogen oder Feuer schädigten sie nicht.

Der Speer Assais aus rotem gebuckeltem (?) Gold;^) der lebt nicht, dem er eine blutige Wunde schlägt, und man tut mit ihm keinen Fehlwurf, wenn man nur ihar (,Eibe') zu ihm sagt. Wenn man dann aith-ibar sagt, kommt er sofort zurück.

Die Haut des Schweins von Düise(?); jeder, unter dessen Leib sie kam, der wurde heil von seiner Wunde und von seiner Krankheit; sie hatte die Gröfse von drei Fellen alter Ochsen.

Und die sechs Schweine Essachs; man könnte sie jede Nacht schlachten, wenn nur ihre Knochen unzerbrochen und unzernagt blieben, wären sie jeden Tag sofort [wieder] lebendig.

Der junge Hund des königlichen Schmieds von Hiruaid; der ist nachts ein Hund, am Tag ein Schaf. Jede Flüssigkeit, die in seine Haut gegossen wird, wird Wein.*')

Und die Entdeckung der Insel von Caire Ceinnfinn (,Weifs- köpfiger Strudel'), die zwischen Irland und Schottland ver- steckt liegt, und die Frucht des Apfelbaums, der unter dem Meer bei dieser Insel ist.

Damit wurde Lugs Wergeid bezahlt.

II. Was aber die Krankheit von Turill Bicreo [und] seine Wanderungen betrifft, so durchsuchte er jedes offene und jedes versteckte Land für seine Heilung und fand sie nicht, bis ihn Diancecht heilte. Denn dessen Tochter Etan ingen Diancecht war seine (Tuiills) Mutter. Der bereitete ihm einen Brech- Trunk, so dals er drei Schlucke aus seinem Munde spie. Auf dem Hügel von Ober-Archaei) trank er den Trunk, so dals drei Schlucke aus seinem Munde hervorbrachen: ein

') Über druimnech als Beiwort von deryör s. Windisch, Täin B6 Cüalnge, S. 392 Anm. *) Der Prosa - Bearbeiter vermengt die zwei Hunde von Str. 14 und 15.

II. *)DerUi8nech-Hügel, s.Hogan, Onomasticon s. v. Cnoc Uachtair Erca.

248 R. THÜRNEYSEN.

kalter (nar) Scliliick in den Loch Uair, ein Schluck aindcnn in den Loch Ainninn, ein Schluck Eisen (jarv) in den Loch laiin, so dafs sie von ihnen den Namen annahmen nach dieser Sage,

in. De quibus hoc Carmen :

1 . Hört die kriegerische Geschichte, die die siegreiche Dicht- kunst besinnt, dafs ich euch eine trelTliche Tat die Wandelungen von Tiiirill Biccrenn verkünde.

2. Tuirill Piccrenn das war sicher war der Vater der Götter des Raubes; die Namen der Götter über jeder Fläche sind Brian, luchair und lucharba.

8. Die Götter waren nach ihrem Wunsch bei Ethliu, dem Vater Lugs. Ethliu ging zum Bruig hin, heimlieh, in Gestalt eines Schofshunds.

4.^) Lug, der Tajiferkeit übte, wufste nicht, wer von ihnen seinen Vater getötet hatte; aber er war eine Weile niifs- trauisch^) gegen die Söhne von Tuiill Biccrenn.

5. Darauf kam er zur Schar der drei und sagte zu ihnen nicht ohne Gewicht: .Gesteht mir den Mord meines Vaters ein. und er wird an euch nicht gerächt'.

6. Die Männer sagten zu ihm bei diesem erwünschten Freundschaf tsver trag: ,Wir verhehlen es nicht, der Tadel ist am Platze: wir sind's. die deinen Vater getötet haben'.

7. Darauf gab ihnen der grimmige Lug eine scharfe, leichthinige') Antwort: .Damit ich euch nicht zürne, befriedigt mich mit Geschenken".

8. , Welches sind die Geschenke ohne Trug , die du verlangst, edler Sohn Ethlius? Und du wirst sie erhalten für den Erschlagenen. Gib uns ihre Ausrüstung^) an.'

9. ,Die zwei besten Pferde unter dem Himmel, die beim

III. ') Hier fehlt wohl eine Ötrole, die den Tod Ethliu's herichtete. Ver- mutlich geschah der Mord unwissentlich. ^) Die Stelle ist unsicher, da die Handschrift nmairech liest und meine Übersetzung eigentlich sei statt seil verlangt, das durch den Reim Piccrenn gesichert ist. Ein seil , Blicken' kann es nicht sein, da Lug erst nachher (Str. 5) zu den dreien hingeht. ') So etAvas mufs etromni wohl hier bedeuten. *) airmert ist sonst ein Synonym von g((i)ss, s. Windisch, T. B. C, Glossar. Aber in Ml. über- setzt air(m)bert 'apparatus' und 'instructus',

TÜIRILL BICRENN UND SEINE KINDER. 249

König der Insel Sizilien sind. Gainne und Rea, welche Stürmischkeit erlangen werden (?); Ernmas' Tod-^) hat keine Macht über sie.

10. Der Speer Assais von gebuckeltem (?) richtigem Golde tot ist der. auf den ein wahrer Mann ihn schleudert; seine Tapferkeit wird keinen Fehlwurf tun, wenn er ihn nur Juhar'' (ihar) ruft.

11. Wenn er .aihihar' sagt,^) kehit er in der Enge seiner Haut zurück, bis er die Hand erreicht, von der er aus- gegangen ist; es ist kein Prahlen mit unbeständiger Bitterlauge (?).

12. Die Haut, die Duises Schwein umgab es gehörte zu den Wundern des Schatzes : wer es auch ist, unter dessen Leib sie kommt es ist keine Schande , der wird von jeder Krankheit völlig heil sein.

13. Und die sechs Schweine Essachs obschon sie auf der Unterlage zerlegt würden, sie würden lebendig aufstehn, wenn nur ihre Knochen übrig blieben.

14. Und der junge Hund des königlichen Schmieds von Hiruaid eine klare Hinzufügung : jede Flüssigkeit wurde zu Wein eine Grundlage für Pfänder , die in seiner Haut Platz fand.

lö. Der junge Hund, der bei Luchrai Lia') ist, ein Hund in der Nacht, ein Schaf an jedem Tag wenn ihr den Hund nicht mitbringt, kommt euren Weg nicht zurück!

16. Sucht den Apfelbaum von schönstem Glanz auf, der bei Findchoire (,dem weilsen Sti'udel') ist; er ist drauf sen verborgen; ihr dürft sterben, wenn ihr ihn nicht findet!'

17. Wahrheit und Fabel hab ich gefunden in den Geschichten der edeln Scharen: zur fein -klugen langen (oder , lang- lebigen'?) Fabel gehört das Wergeid. Hört!

18. Die Krankheit, die Turill befiel, die war eine schwierige Sache für seinen lieben Weizen,'*) bis ihn Diancecht heilte durch feste Scharen gutei- Sprüche.

*) D.h. wobl ,Tod durch Waffeji' (jder , gewaltsamer Tod'. ") Oder passivisch: ,weun gesagt wird'. Man erwartet übrigens einen Siibjuuktiv. ') ic luchraib lia ist doch wohl ein Ortsname. *) Wohl ,tür seine Saat seine Kinder'. Der Prosaist scheint ttiiriud verstanden zu haben.

250 K. TIIURNEYSEN. TUIRILL BICRENN UND SEINE KINDER.

19. Er spie drei Sclilücke aus über der Fläche auf dem hohen Hügel von Ober-Archae; es traten über die Lippen des schönen ]\Iannes ein kalter Schluck, ein Schluck Eisen, ein Schluck aindenn.

20. Das sind ihre Namen, wovon sie ihre Benennung erhielten, die Namen der Seen eine Grundlage für Pfänder von der Krankheit des Tuirill Piccrenn.'*)

21. Tuirill Piccrenn. woher ist er gekommen? woher stammte seine Mutter, sein Vater? Obschon . .,"*) es würd euch gesagt werden; ihr Leute der Wissenschaft, hört!'!)

22. Die Söhne Tuirills machten sich auf den Weg, so dafs sie auf jedes Feld kamen. Nachdem sie die Welt durch- sucht hatten, fanden sie, was ihnen gut half.

23. Sie kamen wieder zurück zu Lug zu seiner Kriegerburg; sie brachten, was er brauchte, mit dahin; es gehört zu den Stoffen der Dichtkunst.

24. Schön dünkte es mich, o Gott, wenn ich ein herrlicher Lohn den Anblick der spendenden (?) , dichten Schar '2) erwarten dürfte, der energischen (?), berühmten; o hört!

25. Lug, obschon sein Ungestüm durch Cermaits Sohn bei gemeinsamem Eifern zerschnitten war der Speer von Mac Cuill sprang ohne Hehl und zerschmetterte seinen Rücken, obschon ihr (es) hört.

^) Die Konstruktion ist ziemlich ungefüge. "•) berait verstehe ich nicht recht. Kaum et at- berat zu lesen: , Obschon sie sagen: „es wird euch gesagt werden". Vielleicht: , Mögen sie [es als Beute] davontragen'. ") Hier fehlt doch wohl eine Strofe, in der die Herkunft Tuirills behandelt war. ^^) Gemeint ist natürlich die himmlische Schar.

Bonn, Oktober 1917. R. Thürnetsen.

TOCHMARC CRUINN OCUS MACHA.

Die untenstehende Fassung der Geschichte, die sowohl den ces, den Schwächezustand der Ulter in der Tain Bo Cuailnge als den Ortsnamen P^niain Macha erklären will, ist meines Wissens bis jetzt nicht gedruckt, ja nirgends ver- zeichnet, und so mag sie, obgleich sie zweifellos die jüngste der verschiedenen Versionen ist, hier zum Abdruck kommen. Sie findet sich in dem Sammelband Trin. Coli. (Dublin), H. 3. 18, S. 46 b.

Zwei älter-e Fassungen hat Windisch, Berichte der Sachs. Ges. der Wissenschaften, Philol.-hist. Kl. 1884, S. 336 ff., heraus- gegeben, wohl die früheste (bei Windisch II) nach Harl. 5280,1) eine andere (I) nach LL.^) In der Sagenliste A führt die Geschichte den Titel : Tochmarc mna Cruinn (meic Agno- main). Benutzt ist die Sage auch im Prosa-Dinnsenchas von Ard Macha (Folk-Lore IV 480 f.; RC XVI 45).

Der Kedaktor unserer Version kennt zweifellos Windischs Fassung I, wie der Stammbaum von Cruinn zeigt; ferner das Dinnsenchas, da er. wie dieses, die Begebenheit in die Zeit König Conchobors versetzt; aufserdem die Sagenliste A, nach der er den Titel oder vielmehr die Unterschrift seiner Erzählung gestaltet als: Tochmarc Cruinn 7 Macha \ auch die Namens- form Cruinn hat er ihr oder dem Dinnsenchas entnommen, während der Mann in den älteren Fassungen Cruinnchu oder Cruinniuc heifst.3) Ob er' auch Fassung II benutzt, ist zweifel- haft; er könnte ihr den Namen des Schwächezustandes als

') Sie findet sich aufserdem YBL (Faks.) 211 b 40, Buch von Fermoy fol. 33 a und R. I. A., B. 4. 2 toi. 127 v.

») Aufserdem in R. I. A., C. I. 2, fol. 15 r, b.

^) Nur Harl. (aber nicht YBL) hat einmal Cruind.

252 K. THURNEYSEN.

ces naidhcn verdanken, da sie wenigstens in YBL in ceas naigen betitelt ist (dafür in Harl. noinden Ulad wie in I; im Dinus. ces oited).

Cruinn mac Agnamain m/c Fir-Ularf .i. MMredach Muin- derg a quo ^icunUiY Xj\aid do Däil Fiathach, mic Fiathach mic Firuirme mic Daire mic Dlutli«?'^ mic Dedsiw m/c Ech- dacli.i) DosTala asa dün siartuaigh, cofaca in mnai ina dochum, Nisfaca riam mnai bo caime dealb näs in mnai dos'rala. Do'ben- daiges'^) cacli dia ceile dlb. 'Cia do cinel no th atliarda no t ainm, a vngenT ol Cruinn. 'Naxeil ort' ar in ingen, 'Macha ingen Bruide mic Ceite^) m/c Cruindco» mic DelbaTth m/c Nec/i/ain mic Echac/i Gai[r]b m?c Duach Temen m?c Breis m/c Elathan m/c Dealbaith m/c Neid m/c Indaitli mec Allaich mic Taid mic Tabairn' bar in ingen. 'Bandrai 7 banc?r/«achtach me' ol in ingen. 'In'fuil ecosc fir agat, a ingenT ol Cruinn. 'Nim'thä' ol in ingen. 'An Eil feis lem?' ar Cruinn. 'Diamo che^ lern cumaclitaib bunaidh' ar Macha ingen Bruide. 'Is cet em lium sa' ol Cruinn. Berid Cruinn leis dia tig in ingin 7 faidis ina coimleabaid an aidche sin.

7 bid sT yAiadain occa gan fls do Ulltuib, co'tarla dola docum aonaig Ulac?. CoToibh a n-eochu a[c] comliwg 7 a macraf/. 'Ni molta et/r' ol Cruinn, 'atä<) bew asidach^) agum' ol Cruinn, 'no'fägber? na heocho 7 in macra/rf'. Dob olc la Cowcobor in t-aithesc sin do raid Cruinn. 'Taba/r let in bew' ar Cöwcobon 'Nrtiubß^/-' ar Cruinn. 'Is eigen duit a tabart no do ceann ' ar Concobor. Gluaisis Cruind dia toig 7 indisid in t-aithesc sin do Macha. Dob olc la Macha sin 7 teit leis CO h-Ema/» Macha, '. . .6) dom, a Cöwcobor' ol Macha; *dia"nderna, bud aithrech let 7 let sil co bräth '. Do'ling Macha frisna heochu gMrn/5fägaib. ros"fägM5 na heocho' ol Macha, 'fagaim in ces naTdhen for Ultaib co brath'. Berid Macha dis d oentairbcrt.

') etil- dia Hs. *) Oder zu lesen : dos-rala du. ßendaiges ? ') Viel- leicht Ceide. *) 2 (= da) Hs. *) Glosse .i. torrach. ^) Die Hs. hat hier die Verschreibuug: cohem- macharraig (wobei das c vou macha in f korrigiert scheint). Es ist also Macha mit einem folgenden Wort zusammen- geronnen.

TOCHMARC CRÜiNN DCUS MACHA. 253

At'bäth Macha ann don rith sin. Conad he tochmarc Cruind

7 Macha conuice sin.

* *

*

Cruinn, der Sohn Agnomains, des Sohnes von Fer Ulad (d. i. Muredach Rot-Hals), nach dem die Llaid (Ulter) genannt sind, aus Dal Fiatach, dem Sohne von . . usvv.i) Er ging aus seiner Burg- nach Nordwesten und sah ein Weib auf sich zu kommen. Nie hatte er ein Weib von schönerer Gestalt gesehen als das Weib, das ihm begegnete. Sie begrüfsten sich gegenseitig. 'W^elches ist dein Geschlecht oder dein Vaterland oder dein Name, Mädchen?' sagt Cruinn. 'Ich will es dir nicht verhehlen', sagte das Mädchen. 'Ich bin Macha. Tochter von Bruide, Sohn von Ceite, Sohn von Cruinniuc (oder 'Cruinnchu') . . usw., 2)' sagte das Mädchen. 'Ich bin eine Zauberin (Druidin) und eine Kraftbegabte' sagte das Mädchen. 'Bist du mit einem Manne ausgestattet, Mädchen?' sagte Cruinn. 'Nein', sagte das Mädchen. 'Willst du mit mir schlafen?' sagte Cruinn. 'Wenn es mit den (Zauber-)Kräften meines Stammes gestattet ist', sagte Macha, Bruides Tochter. 'Gewifs gestatte ich es' sagte Cruinn. Cruinn nimmt das Mädchen mit sich nach Haus, und sie schlief diese Nacht in seinem gemeinsamen Lager.

Und sie war ein Jahr bei ihm ohne Wissen der Ulter, bis es zum Besuch der Festversammlung der Ulter kam. Ihre

') Der Stammbaum ist eine Vereinigung <les Stammbaums in LL (Windisch a. 0. 339, 36 ff.): Cruimiiuc mac Agnomain m. Curir-Ulad m, Fiatach m. Urmi . . Curir-Ulad is de do'gairmter Ulaid mit einer von unserer Geschichte unabhängigen Genealogie, die sich z. B. Rawl. 502, S. 161c 37 ff. findet: . . m. Ogamtiin m. Fiachach Fir-Umai m. Daire m. DluÜiaich m. Deitsin m. Echdach m. Sin . . Man bemerke namentlich die Verschmelzung von Fiatach m. Urmi und Fiachach Fir-Umai zu Fiathach m. Firuirme. Ob die Gleichstellung des Eponymen der Ulter mit Muredach Muinderg, einem irischen Oberkönig aus Dal Fiatach (Rawl. 502, S. 156 b 32), nur ein Einfall unseres Verfassers oder älter ist, bleibe dahingestellt.

^) Mit Nechtain schwenkt dieser Stammbaum in den der Tuatha De Dauann ein, wie er im Labor Gabäla aufgestellt ist; vgl. LL 10a 16: Cacher 7 Nechtain da mac Namat m Echach Gairb m. Duach Themen m. Bressi (Breis R) m. Delbceith m. Neit und ib. 2 : Neit m. Indui m. Allui m. Thait m. Thabuim, ferner 9 a 29 : Bress mac Eladan.

254 R. THÜRNEYSEN, TOCHMARC CRÜINN OCÜS MACHA.

Pferde liefen zur Wette und ihre Knaben. 'Die sind gar nicht zu loben', sagt Cruinn; 'ich habe eine schwangere Frau, die •würde die Pferde und die Knaben hinter sich lassen'. Conchobor verdrofs diese Rede, die Cruinn tat. 'Bringe die Frau mit dir!' sagte Conchobor. 'Ich werde sie nicht bringen', sagte Cruinn. 'Du mufst sie bringen oder deinen Kopf [verlieren]', sagte Conchobor, Cruinn ging nach Hause und erstattete Macha diesen Bericht. Das verdrofs Macha und sie geht mit ihm nach Emain Macha. '. . . mir, Conchobor', sagte Macha; 'wenn du es tust, wird es dich und deinen Samen immer reuen'. Sie sprang mit den Pferden um die Wette und liefs sie hinter sich. 'Nachdem ich die Pferde hinter mir gelassen habe', sagte Macha, 'hinterlasse ich den ces naiden auf den Ultern für immer.' Macha gebiert zwei [Kinder] in einer Geburt. Macha starb dort von dem Lauf.

So weit das Freien von Cruinn und Macha.

Bonn, Oktober 1917. R. Thurneysen.

NEUIR. GÄL. NIATA.

Wenn in altirischer Zeit bei Synkope zwei Spiranten zusammenstiefsen, von denen mindestens einer stimmlos war, entstand da ein stimmloser oder ein stimmhafter Verschlufslaut? Darüber gehen Pedersens und meine Ansicht auseinander (vgl. Idg. Forsch. XXVII, Anzeiger S. 16). Pedersen I 418 sieht in neuir. cloigeann 'Schädel' (schon mittelir. Gen. cloicgne TBC,, ed. Windisch 798) aus *cloch'chenn mit g aus chch die regel- mäfsige Entwicklung, ich (Handb. § 134) in wemr. tröcaire 'Barmherzigkeit' aus *tröy'chaur, mit Je aus ych. Die Richtig- keit meiner Annahme erweist Avohl gäl. niaia 'courageous\ neuir. tiiata, niudhta, tieata 'strong, fierce, intent, morose (of looks)' aus *niuih'da zu altir. nia, G. niad 'Held', also mit t aus thd. Eine analogische Umgestaltung des isolierten Ad- jektivs ist nicht anzunehmen.

R. Thurneysen.

DER PRIESTER-MÖRDER.

Im Jahre 1909 veröffentlichte Douglas Hyde unter dem Titel Sgealuidhe fior na seachtmhaine (Gill & Son, Dublin) eine in der irischen Volksüberlieferung' einzig dastehende Reihe von sieben Erzählungen, die nach Art der orientalischen Rahmenerzählungen zu einem Ganzen zusammengefafst sind und zwar so, dafs auf jeden Tag der Woche eine Geschichte entfällt.

Um so wichtiger wäre es gewesen, dals der Herausgeber die sieben Geschichten, genau so, wie er sie von Phroinsias '0 Conchubhair im Armenhause zu Athlone vernommen, der Öffentlichkeit vorgelegt hätte. Leider aber hat der Heraus- geber von neuirischen Texten sehr vorsichtig vorzugehen, da diese vorwiegend zur Lektüre der Jugend bestimmt sind und es ängstlich vermieden werden mufs, irgendwelche Dinge zu veröffentlichen, die allenfalls einen Widerstand der Geistlich- keit hervorrufen könnten, da ein solcher für die Bestrebungen zur Wiederbelebung der nationalen Sprache äufserst ver- hängnisvoll werden könnte.

Daher dürfen wir es dem verdienten Herausgeber nicht übel nehmen, dafs er die siebente Geschichte entfernt hat und dafür an zweiter Stelle die anderwärts von ihm aufgezeichnete Geschichte vom Gohdn Saor eingeschoben hat. Dr. Ryde hat mir auch persönlich seine Überzeugung ausgesproclien, dafs die von ihm entfernte Geschichte ursprünglich nicht zur Originalreihe gehört habe; welche Geschichte aber ehedem an ihrer Stelle stand, können wir natürlich heute nicht mehr feststellen.

Um aber den Märchenforschern Gelegenheit zu geben, die Rahmenerzählung in ihrer vollen Ursprünglichkeit kennen

256 JULIUS POKORNY.

ZU lernen, war Dr. Hyde so gütig, mir seine Aufzeichnungen zu überlassen, aus denen ich nun den irischen Text der aus- gelassenen Erzählung genau wie er aus dem Munde des Erzählers flofs, wiedergebe und eine Übersetzung samt einigen sprachlichen Bemerkungen hinzufüge.

Dr. Hydes Text habe ich genau nach der Handschrift abgedruckt, nur in den Worten wo, tu, teirigh habe ich das Längezeichen stillschweigend ergänzt, da es nach seinen eigenen Angaben von ihm in diesen drei Fällen nur aus Bequemlichkeit weggelassen worden war.

Text.

1. Insan t-shean-aimsir, nuair blii m'athair mor 'na bhuachaill bheag. bhi länamhain phösta 'na gcomhnuidhe a n-aice le h-Äth-cinn. Seän do bhi ar an bhfear agus Mäire do bhi ar an mnaoi. Bhi siad bliadhain agus flehe posta agus ni raibh aon chlann aca. Bhiodh siad ag troid le cheile go minie mar gheall air sin.

2. Aon oidhche amhäin, nuair bhiodar ag' clampar mar ba ghnäth leo, shiubhal fear mör agus cota mör dubh air, isteach chuca, agus d'fhiafruigh, cad e an t-adhbhar a rabhadar ag troid agus ag clampar mar sin.

"Innis dam e agus b'[fh]eidir go bhfeadfainn a shocrug- hadh" ars an fear mor,

"Nl feidir leat" arsa Seän.

"Bionn se do mo bhualadh agus do mo mhaslughadh maidin agus träthnöna, agus oidhche, nuair nach bhfuil dann agam", arsa Mäire.

"B'[fh]eidir go bhfuil se nios fearr gan dann ar bith", arsa fear an chota dhuibli, "acht beidli dann agaibh fös".

"Ni'l do mhagadh ag teastäil uainn", arsa Seän, "agus anois, cia thü fein no cad do thug annso thü"?

"Is cuma dhuit-se" ars an fear mör, "acht geallaim duit go mbeidh niac ög ag do mhnaoi seacht mi 6"n oidhche anocht, agus deirim rud eile leat bheadh dann mhac agus inghean agad bliadhanta roimhe seo muna mbeidh do shagart parräiste. Nac[h] cuimhne leat an cliead-am thäinig se ag iarraidh coirce ort? Ni raibh tu acht mi pusta an uair sin. Thairg tu dhä stüca dho, acht ni ghlacfadh se uait e. Ni thiubh'rthä-sa

DER PRIESTER -MÖRDER. 257

iiios 'iiä sin dö, agiis diiuihigh se iiait go feaigach, agus dubhairt ''beidh do bliean mi-thortliamhail fad mo bheatha-sa".

cogar cluaise agam le h-innseacht duit; tarr^) amacli tamall beag annso!"

3. Chuaidh Sean amacli, agus dubhairt fear an chota dhuibh leis:

"Tä fhios agad go ndearna an sagart sin eagcöir mhör ort, agus b'[fh]eidir go nibudh niliaith leat säsadh do bhaint as."

"Dar m'anani, budh mhaith liom, da bhfeudfainn sin a dlieanamli i ngan- fhios do na daoinibh."

"Bhearfaidh niise slighe dhiiit le säsadh iomlän do bhaint as, ghlacann tu mo chömhairle-se, agus ni bheidh fhios ag aou duine beo air, acht agad-so agus agam-sa. Acht sul n-innsighim an t-slilighe sin duit, caithfidh tu mionna thabhairt go nglacfaidh tu mo chömhairle agus go gcongbhochaidh tu mo rün."

"Bhearfad an mionna", arsa Seän.

Tharraing fear an chota dhuibh biobla amach, agus dubhairt:

"Mionnaigh ar an leabhar so, agus abair na focla so mo dhiaidh mar deirim leat-sa iad.

"Abair leat", arsa Seän.

"Glac an leabhar", arsa fear an chota dhuibh, agus abair: "Mionnaighim ar an leabhar so i läthair De go Dglacfad cömhairle Üdäis ata i läthair le säsadh do bhaint as mo shagart parräiste faoi an eagcöir do rinne se orm i dtosach mo shaoghail pliosta."

Dubliairt Seän na focla sin 'na dhiaidh agus annsin phog se an leabhar.

4. "Anois", arsa Üdäs "seo dhuit mo sgian nimhe, agus teirigh ar maidin amärach go tigh an t-sagairt agus abair leis gur thuit tu i dtom(?) peacaidh-) mharbhtha, agus nach dtig leat aon t-shuaimhneas fhäghail in do choinsias go

») Mir ist nur die einsilbige Form tar bekannt; es kommt aber ein zweisilbiges tarra vor; um dieses dürfte es sich handeln. Lies daher: tarr'.

2) Ich schlage vor zu lesen : i dtrom-peacadh „schwere Sünde" ; das p wird oft nach m nicht aspiriert. Dann ist natürlich auch marbhtha zu lesen.

Zeitschrift f. celt. Philolog-ie XII, 1. 17

258 JULIUS POKORNT,

ndeanaidh se d'fhaoisidin. Bhearfaidh se annsin thü go h-äit uaigneacli faoi sgäil na gerann mor ata ag bun a ghäirdin. Niiair bheas tu ar do glilünaibh tarraing aniach an sgian nimhe agus tabhair säthadh läidir dho. Tuitfidh se marbh agus ni bheidli eölas ag aon duine cia mharbh e. Ni thagann braon fola as loig sgine nimhe".

"Ni maith liom an sagart do mharbhadh" arsa Seän, "agus ni niharbhöchad e. Ta aithreachas mör orm, go dtug me mo mhionna agus sgaoil me uaidh.''

"Nl thig liom do sgaoileadh, mar gach uile fhocal do mhionnaigh tu, sgrioblitha insan leabbar agus ni fheudfadh an meid sagart easbog agus cleire ata 'san domban do sgaoi- leadh anois. Mar sin de, dean an obair, no bainfidh mise säsadh asat-sa."

Bhi faitchios mor ar Sheän roimh fhear an chota dliuibh. D'iarr se a eiteach, acht nior fhead se. Nior thäinig na focla thar a bheal, agus nuaii- budh mhian leis "ni dlieaufad" do radh, 'se dubhairt se "deanfad an obair". D'irathigh fear an chota dhuibh uaidh annsin agus chuaidli seisean ar ais chum an tighe.

5. Dubhairt Maire leis, nuair thäinig se ar ais: "Shaoil me gur chum an bhaile mhoir do bhi tu imthighthe.

Ära, cad do chongbhaigh amuigli annsin thü ag cömhrädh leis an leath-amadan sin?"

"Ni leath-amadan e, acht fear firinneach", arsa Seän, "fear a bhfuil eölas mör aige", ar se.

"'Seadh, eölas mör ar mhagadh", arsa Mäire.

"Bi 'do thost, bainfidh mise an teanga asad", arsa Seän. Thug si freagradh eigin air när thuig Seän, acht is gnäthach le bean an focal deireannach do bheiih aici.

6. Ar maidin ar n-a mhärach, chuaidh Seän go teach an t-sagairt. Chömhnuigh an sagart so i dteach mör imeasg crann, agus ni raibh aon teach eile ann i bhfoigseacht ceathramhadh mhile dhö. Ni raibh istigh i dtigh an t-sagairt acht buachaill aimsire agus a mhäthair fein do bhi ag deanamh tioghbhais dö. Nuair thäinig Seän, bhi an sagart amuigh leis fein ag bun a gharrdha, faoi sgäile na gerann, agus e ag leigheadh i leabhair urnaighthe.

"Go mbeannaigliidh Dia d[h]uit" arsa Seän.

DER PRIESTER -MÖRDER. 259

''Go mbeannaighidli Dia agus Muhe dhuit". arsa an sagart. "Cad do thug aimso t[li]ü?"

" trom-ualach de plieacadli marblitha ar m'anam boclit agus tbäinig me le faoisidin do dheanamh leat, 's e do thoil e."

Cbuir an sagart a ghleus beannaigbtbe faoi n-a mhuineal agus chuaidh Seän ar a gblünaibh 'na läthair.

"Innis dam anois do pheacaidh'V) ars an sagart, ag seasamh OS a cbionn, acbt sul r' fbeud se aon fhocal eile do radh, thug Seän säthadh de"n sgin nimhe dhö. Leig an sagart gäir mhör as agus thuit se marbh.

7. Bhi mäthair an t-sagairt go direach ag filleadh 6'n m'baile mor an uair sin. Chualaidh si an ghäir agus rith si amach. Rith si go töin an gliäirdin. Chonnaic si an sagart marbh. Chonnaic si Seän agus an sgian nimhe in-a läimh.

"Tä mo mhac marbh agad", ar sise, "acht crochfaidh mise thü chomh cinnte agus an sgian sin in do läimh."

"Duine marbh, ni thugann se fiadhnaise (finneidh) uaidh", arsa Seän, agus leis sin thug se säthadh eile do'n mhäthair agus thuit sise marbh. Annsin chuir se an sgian i nglaic an t-sagairt agus d'fliäisg se na raeara thimchioll uirri, 'san gcaoi go saoilfeadh na daoine gur mharbh an sagart a mhäthair i dtosach, agus gur mharbh se e fein 'na dhiaidh sin. Thug se do na boinn^) annsin ag dul abhaile.

8, Lean se böthairin uaigneach a raibh sean-sgeathacha möra ar gach taoibh de, Nuair bhi se dul sios an bothairin seo thäinig fear an chöta dhuibh amach o bhun sean-sgeiche agus dubhairt le Seän:

" Rinne tu an obair go maith nuair mharbh tu an bheirt". D'fheuch Seän ar an bhfear mor agus thug ?e faoi deara nach cosa acht crüba do bhi faoi, go raibh a eadan chomh dubh le toin phota, agus go raibh a dhä shüil ar lasadh mar dhä splanca teineadh. Thäinig crith air le teann faitchis agus dubhairt se: "Cia thü fein?"

"Is ball de'n diabhal me", arsan fear mor, "is fada ata se ag brath ort-sa, acht tu aige anois. Bhearfaidh me

^) Lies: pheacadh.

2) boinn ist offenbar der gesprochene Dativ Plur. von bonn „Sohle".

17*

260 .RTLTÜS POKORNY,

späs Iti agus bliadhain duit anois, agus ui flieicfidh tu m6 aris ^0 inbeidli an re sin caitlite. Seo dliuit sporän oir. Thig leat bheith ar nieisge gacli uile oidhche anois. Tabliair neart le n-öl do na fir öga agiis cuir ar meisge iad cliomh minie agus is maith leat."

Leis sin chuaidh se isteacli faoi bhun na sgeiche aris.

9. Chuaidh Seän abhaile agus croidhe trom aige. D'fhia- fhruigh an bhean de raibh se,

"Nach cunia dhuit-se", ar seisean. "Tabhair aire do d'chuid gnaithe (gnodh) fein agus bac liom-sa, bhear- faidh me dhuit an rud a thug an tiücear do'n asal bualadh maith."

Leis sin thog sd a lämh le dorn do bhualadh uirri, acht bhf sise röidh dli6 agus bhuail si e le li'ib an phota idir an dd shüil agus shin si ar an urlär e. D'eirigh seisean, fuair greim ar an teangaisi) agus bhiodar, gacli 'ar le buille, go raibh an cisteannach dearg le n-a gcuid fola. Acht insan deireadh do bhain an fear an t- shüil as an mnaoi le bärr an teangais agus c[b]uir s6 sin crioch leis an troid. Bhi an bhean dall agus leath-mharbh leis an mead fola do chai-11 si, agus bhi Seän go h-an-dona i ndiaidh na mbuillf do fuair s6 ö'n lüb, agus bhi a cheann agus a leithcinn gearrtha go mör.

D'fhäg se an bhean annsin agus d'imthigh se f^in leis go dti an baile mör. Thosaigh se ag 61 annsin agus nfor bh' fada go raibh dream dena buachaillibh 'na thimchioll, agus 6 ag tabhairt le n-öl doibh.

10. Nuair thäinig an buachaill aimsire abhaile an träthnöna sin go tigh an t-sagairt ni raibh aon duine insan tigh roimhe. Shaoil se nach dtainig mdthair an t-sagairt ar ais ö'n mbaile mör fös agus go raibh an sagart ait eigin ar cuairt. Chuaidh so amach an cül-dorus agus slos an casdn go bun an gliarrdha. Chonnaic s6 an sagart agus a mhdthair sfnte marbh annsin agus sgian i läimh an t-sagairt. Kith se aniacli ag glaodach chomh h-ärd agus d'fheud so ar na cömharsannaibh agus nior bh' fada go raibh an ait län de dhaoinibh. Cuireadh fios ar ghiuistls^) agus thäinig so le n-a chuid fear. Budh

') Lies: dteanyais.

*) Wegen der uuten vorkommeuden Formen ist iuistis zu lesen.

DER PRIESTER -MÖRDER. 261

1 tuairim na ndaoine go mbudli 6 an buachaill aimsire do mliarbh an sagart. Gabhadh agus se61adh_chum pn'osüin e.

11. Chuaidh bean cömliarsan go teacli Shedin leis an nuaidheacht d'innseacht, acht nuair clionnaic si Maiie gan süil ina ceann agus an t-iu-Mr dearg le fuil. chuir si liügli agus b^ic aisti. Chruinnigli ua comliarsanna agus nior bli' fada go dtäinig an iuistis agus a chuid fear leis. D' innis an bhean döibh gach nidh do tliuit amacli agus an cliaoi ar' bhain Seän na süile aisti. Chuir an iuistis iir ar th6ir agus gabhadh e 7 cuireadh e chum priosüin i u-^iufheacht le buachaill an t-shagairt.

12. I gceaun tri Id tugadh iad i läthair an iuistis aris. Ni raibh aon fhiadhnuise a n-aghaidh Sheain acht Mdire agus ni raibh fiadhnuise ar bith i n-aghaidh an bhuachaill aimsire. Shaoil an iuistis agus na fir dlighe go mbudh e an sagart f^in do- rinne an choir agus sgaoileadh amach an buachaill aimsire, acht fuair Sedn s^ mi i bpriosün.

13. An hl thäinig Sedn amach ö'n bpriosün bhi mac 6g ag Maire, acht mo bhron! Bhi lorg sgine nimhe ar a chUr- eadain. Nuair chonnaic Seiin e chaill se a chiall. rith se amach as an tigh agus. d' imthigh se le mire tre na bailteachaibh ag glaodhach:

„Tä mac ag mo mhnaoi dhaill agus lorg sgine nimhe ar chlär a e adain."

B' fhior dhö sin agus ni h-6 amhäin go raibh an lorg sin ar chlär- ^adain an naoidheanain. Acht bhi crüba cam- roilig air mar bhi ar fhear an chöta dhuibh.

14. Nuair d' innis Seän a sgeal insna bailteachaibh chuaidh s^ go dti an baile mor agus nior bh' fada go raibh se dall ar meisge. Chruinnigh na buachailli 'na thimchioU agus thosaigheadar ag 61. Nior bh' fada annsin go raibh Seän ar mire leis an mead do bhi ölta aige agus leig s^ an rün amach gur bh'^ fein do mharbh an sagart agus a mhdthair.

Gabhadh e an dara h-uair agus nuair tugadh e i läthair an bhreithimh, shaoil se an nidh do cheilt agus mar nach raibh aon fhiadhnaise läidir 'na aghaidh. shaoil an breitheamh

262 JULIUS POKORNY,

a sgaoireadh amach ans, nuair tlulinig guth ag rädh: „Föil! föil!^) Til so cionntacli, ti'i an fhiadnaise ag teacht".

Bhi fuinneog na cüirte :ir fhosgailt agus tlidinig flach dubli ag eitill isteach uiiri. Shuidli an tiacb ar druim chathaoire agus ar an m6iraid chonnaic gach duine do bhi insan gcüirt go raibh an sagart marbh agus a mhiUhair "na seasamh annsin ar gach taoibh de'n fhiach dubh.

Chonnaic Se<4n iad agus cbuir s6 sgread as:

"Oia, a bhreithimh, td me cionntach, is mise do mharbh iad!"

"Cad Mtb mharbh ais iadV" arsan breitheamh.

"Mharbh me iad le sgin nimhe do thug Üdäs ball de'n diabhal dam agus ta lorg na sgfne ceadna ar chldr-^adan mo mhic 'san mbaile indiu.

15. Tugadh breitheamhnas bäis ar Sheän annsin agus nuair rinneadh sin, chuaidh an flach dubh amach aris ar an bhfuinneoig ag eitill agus d' imthig an sagart agus a mhäthair as amharc.

16. I gceann tamaill 'na dhiaidh sin crochadh Seän agus nior bh' fada go bhfuair i\rj'üre agiis an naoidheanän crü- bach bäs.

Acht td an triür aca le feiceal gach uile oidhche fös, ar uair an mheadhon- oidhche insan t-shean-roilig mhaoil inar' c[h]uireadh iad.

Sin deireadh le mo sg^al aiiois, agus ma leigeann an chuideachta onörach so dham, beidh sg^al eile agam döibh oidhche amärach.

Übersetzung.

1. In der alten Zeit, als mein Grofsvater ein kleiner Knabe war, lebte in der Nähe von Headford^) ein Ehepaar. Hans hiefs der Mann, die Frau Marie. Einundzwanzig Jahre lang waren sie verheiratet und hatten keine Kinder. Oft pflegten sie deswegen miteinander zu streiten.

') Sonst immer föill: wohl auch hier so zu lesen. ■-) Ein kleiner Ort unweit des Ostufers des Lough Corrib in der Graf- schaft Galway, westlich von Tuam.

DER PRIESTER -MÖRDER. 263

2. Eines Abends, als sie sich wie gewölmlich untereinander zankten, trat ein grofser Mann in langem, schwarzem Rocke herein und fragte, weshalb sie derartig miteinander stritten und sich zankten.

„Sage es mii-. und vielleicht kann ich den Streit schlichten", sprach der grofse Mann.

„Du kannst es nicht", entgegnete Hans.

„Er schlägt und beschimpft mich früh und abend, Tag und Naclit, weil ich keine Kinder habe", sagte Marie.

„Vielleicht ist es viel besser, keine Kinder zu haben", meinte der Mann im schwarzen Rocke, „aber ihr werdet noch Nachkommenschaft bekommen".

„Deinen Spott brauchen wir nicht", sagte Hans, „und übrigens, wer bist du denn oder Avas hat dich her- gebracht?"

„Das kümmert dich nichts", entgegnete der grofse Mann, „aber ich verspreche dir, dals deine Frau sieben Monate nach dem heutigen Abend ein Knäblein zur Welt bringen wird und ich sage dir noch etwas anderes: Du Avürdest schon vor Jahren Söhne und Töchter gehabt haben, wenn dein Pfarr- priester nicht gewiesen w^äre. Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie er das erste Mal kam, um von dir Hafer zu ver- langen? Damals warst du erst einen Monat verheiratet. Du botest ihm zwei Garben an, aber er wollte sie von dir nicht nehmen. Mehr als das würdest du ihm nicht gegeben haben und er ging zornig von dir und sagte: „Solange ich lebe, wird dein Weib unfruchtbar bleiben."

Ich mufs dir heimlich etwas zuflüstern; komm hier auf ein Weilchen hinaus!"

3. Hans ging hinaus, und der Mann im schwarzen Rocke sprach zu ihm:

„Du weifst, dafs jener Priester dir ein grolses Unrecht angetan hat und du hast möglicherweise Lust, dich an ihm zu rächen."

„Meiner Seele, ich täte es gerne, wenn ich es ohne Wissen der Leute tun könnte."

„Ich werde dir einen Weg weisen, um volle Genugtuung von ihm zu erlangen, wenn du meinen Rat befolgst und kein

264 JULIUS POKORNY,

lebender Mensch wird davon wissen, dich und mich aus- genommen. Aber bevor icli dir jenen Weg weise, mufst du schwören, dafs du meinem Pate folgen und mein Geheimnis bewahren wirst."

„Ich werde den Eid leisten", sagte Hans.

Der Mann im schwarzen Rocke zog eine Bibel hervor und sprach:

„Schwöre auf dieses Buch und sprich mir die Worte nach wie ich sie dir vorsage.''

„Sprich nur zu'', sagte Hans.

„Nimm das Buch", sagte der Mann im schwarzen Rocke, und sprich: „Ich schwöre bei diesem Buche im Angesichte Gottes dafs ich den Rat des Judas, der hier anwesend ist, befolgen werde, um mich zu rächen an meinem Pfarr- priester — des Unrechts wegen, das er mir angetan am Beginne meines ehelichen Lebens."

Hans sprach jene W^orte nach und küfste hierauf das Buch.

4. „Jetzt", sagte Judas, „nimm hier mein vergiftetes Messer und gehe morgen früh zum Hause des Priesters und sage ihm, dals du in eine schwere Todsünde verfallen bist und dafs du keine Ruhe in deinem Gewissen finden kannst, bevor er nicht deine Beichte entgegengenommen habe. Dann wird er dich zu einem abgelegenen Orte unter dem Schatten der grofsen Bäume am Ende seines Gärtcheus hinführen. Sobald du auf deinen Knien liegst, ziehe das vergiftete Messer hervor und versetze ihm einen kräftigen Stofs. Er wird tot niederfallen und kein Mensch wird wissen, wer ihn getötet hat. Ein vergiftetes Messer läfst keinen Blutstropfen heraus- fliefsen."

„Ich habe keine Lust, den Priester zu töten", erwiderte Hans, „und ich werde es nicht tun. Ich fühle grolse Reue, dals ich den Eid geleistet habe, und entbinde mich davon!"

„Ich kann dich nicht davon entbinden, da ein jedes Wort, das du geschworen hast, in das Buch hineingeschrieben wurde, und alle Priester, Bischöfe und Geistliche in der Welt könnten dich jetzt nicht davon entbinden. Deshalb tue dein ^Verk, oder ich werde mich an dir rächen I"

DER PRIESTER -MÖRDER. 265

Hans fürchtete sich sehr vor dem Manne im schwarzen Rocke. Er versuchte, ihm zu widersprechen, aber er ver- mochte es nicht. Die Worte kamen nicht über seine Lippen, und als er sagen wollte : „ich Averde es nicht tun", sagte er: „ich werde das Werk vollbringen". Dann verliefs ihn der Mann im schwarzen Rocke und er ging ins Haus zurück.

5. Als er zurückkam, sagte Marie zu ihm:

„Ich dachte, du wärest in die Stadt ^) gegangen. Wahr- haftig, was hat dich denn hier draufsen im Gespräch mit dem Halbverrückten so lange zurückgehalten?"

„Er ist kein Halb verrückter, sondern ein echter Mann, ein Mann, der ein grofses Wissen besitzt."

„Ja, ein grofses Wissen im Verspotten", erwiderte Marie. „Schweig' still, oder ich werde dir die Zunge herausreilsen!" rief Hans. Sie antwortete irgend etwas, was Hans nicht verstand, aber eine Frau mufs ja immer das letzte Wort haben.

6. Am nächsten Morgen ging Hans zum Hause des Priesters, Dieser Priester wohnte in einem grofsen, von Bäumen umgebenen Hause, und es befand sich im Umkreise von einer Viertelmeile kein anderes Haus in der Nähe. Im Hause des Priesters lebten aufser ihm nur ein Diener und seine eigene Mutter, die ihm den Haushalt führte. Als Hans hinkam, befand sich der Priester allein am Ende eines Gartens unter dem Schatten der Bäume und las in einem Gebetbuche.

„Gott segne dich", sagte Hans.

„Gott und Maria mögen dich segnen", erwiderte der Priester.

„Was hat dich hierher geführt?"

„Die schwere Last einer Todsünde liegt auf meiner armen Seele, und ich bin gekommen, um dir zu beichten, wenn du es erlaubst."

') Gemeint ist Headford. baue mör kommt für sich allein nur einmal als Stadtname vor, nämlich als Name der Stadt Ballj'more in der Graf- schaft Westmeath.

266 JULIUS POKORNY,

Der Priester legte seine g-eweihte Stola') um den Hals und Hans warf sich vor ihm auf die Knie.

„Erzähle mir jetzt deine Sünde!" sagte der Priester, indem er sich vor ihn hinstellte, aber bevor er noch ein weiteres Wort sagen konnte, versetzte ihm Hans einen Stofs mit dem giftigen Messer. Der Priester Stiels einen lauten Schrei aus und fiel tot nieder.

7. In diesem Augenblicke kam gerade die Mutter des Priesters aus der Stadt zurück. Sie hörte den Schrei und lief hinaus. Sie eilte bis ans Ende des Gartens, sah den Priester tot daliegen und Hans mit dem vergifteten Messer in der Hand.

„Du hast meinen Sohn getötet", rief sie, „aber ich werde dich an den Galgen bringen, so wahr jenes vergiftete Messer in deiner Hand ist."

„Ein Toter gibt kein Zeugnis", sagte Hans und damit versetzte er auch der Mutter einen Stofs, und sie fiel tot nieder. Hierauf legte er das Messer in die Hand des Priesters und preiste dessen Finger rings um dasselbe, damit so die Leute glaubten, der Priester habe zuerst seine Mutter getötet und dann sich selbst umgebracht. Dann machte er sich rasch auf die Beine, 2) um nach Hause zu gehen.

8. Er folgte einem einsamen kleinen Seitenwege, zu dessen beiden Seiten hohe alte Sträucher wuchsen. AVie er diesen Weg entlang ging, kam der Mann im schwarzen Rocke unter einem alten Strauche hervor und sagte zn Hans:

„Du hast deine Arbeit gut vollbracht, als du alle beide umbrachtest!"

Hans blickte den grolsen Mann an und bemerkte, dafs er nicht Füfse, sondern Klauen hatte, dafs sein Angesicht so schwarz war wie der Boden eines Topfes, und dafs seine Augen wie zwei Feuerfunken glühten. Vor entsetzlicher Angst begann er zu zittern und sagte:

„Wer bist du eigentlich?"

' *) Wörtlich: „sein geweihtes Instrumeut."

'-'; Das ist offenbar die Bedeutung des Idioms „thug se do na

DER PRIESTER -MÖRDER. 267

„Ich bin ein Glied des Teufels", sprach der grofse Mann.

„Lange schon liat er ein Auge auf dich geworfen, aber jetzt geliörst du ilini. Ich werde dir jetzt eine Frist von einem Jahr und einem Tag geben und vor Ablauf jener Zeit wirst du micli nicht wieder sehen. Da hast du eine Börse voll Gold. Du kannst dich jetzt jede Nacht betrinken. Gib den jungen Männern viel zu trinken und mache sie berauscht, so oft es dir gefällt.*'

Damit verschwand er wieder unter dem Busche.

9. Hans ging schweren Herzens nach Hause. Die Frau fragte ihn, wo er gewesen sei,

„Geht das dich etwas an?" erwiderte er. „Kümmere dich um deine eigene Arbeit und lasse mich in Ruhe, oder ich werde dir das geben, was der Kesselflicker dem Esel gab tüchtige Prügel."

Damit hob er seine Hand, um sie mit der Faust zu schlagen, aber sie war darauf vorbereitet und schlug ihn mit dem Topf- haken zwischen beide Augen und streckte ihn zu Boden, Er erhob sich, fafste die Feuerzange i) und sie schlugen auf- einander los, bis die Küche von ihrem Blute ganz rot war. Aber schlielslich stiefs der Mann der Frau mit dem Ende der Feuerzange die Augen 2) aus und das machte dem Streite ein Ende. Die Frau war blind und durch den grofsen Blut- verlust halbtot und Hans befand sich infolge der Hiebe, die er mit dem Haken bekommen hatte, recht elend, und sein Kopf und seine Wangen 3) waren tüchtig zerhauen.

Er verliels darauf seine Frau und wanderte fort bis in die Stadt, Dort begann er zu trinken und es dauerte nicht

^) Ein Wort teangais finde ich nirgends ; es handelt sich offenbar um eine Kontamination von ir. tean-chair „Feuerzange" und einem Lehnwort aus dem englischen Jongs'-'. Für das letztere spricht auch der unten folgende Genetiv teangais, der zeigt, dafs das Wort indeklinabel ist.

2) an t-shiiil „das Auge" bedeutet hier „beide Augen", wie auch deutlich aus dem Folgenden hervorgeht ; wenn nur ein Auge gemeint wäre, müfste es nach irischem Sprachgebrauche leath-shüil heifsen.

^) leithcitm „Wangen", sg. leitliceann ist, wie die ebenfalls in N. Connaught vorkommende Form leicionn zeigt, eine Art Kontamination /wischen kara ..WanL'(i" (gen. leacan) und leaih-cheann oder leith-cheann „eine Seite des Kopfes".

2l>« JULIUS POKORNY.

lange, so war er von einer Schar junger Leute umgeben, denen er zu trinken gab.

10. Als der Diener an jenem Nachmittage ins Haus des Priesters heimkehrte, war kein Mensch im Hause.

Er glaubte, dafs die Mutter des Priesters noch nicht aus der Stadt zuiückgekommen und dafs der Priester irgendwohin zu Besuch gegangen sei. Er ging bei der Hintertüre hinaus und schlug den Weg zum Ende des Gartens ein. Da sah er den Priester und dessen Mutter tot hingestreckt und das ver- giftete Messer in der Hand des Priesters. Er lief hinaus, indem er, so laut er konnte, nach den Nachbarn rief, und es dauerte nicht lange, so war der Ort voll von Menschen. Man schickte nach dem Richter und er kam mit seinen Leuten. Die Leute waren der Meinung, dafs der Diener den Priester ermordet habe. Er wurde festgenommen und ins Gefängnis geführt,

11. Eine Nachbarin kam zum Hause Hansens, um die Neuigkeit zu erzählen, aber wie sie Marie ohne Augen in ihrem Kopfe und den Boden rot von Blut sah, schrie und jammerte sie laut. Die Nachbarn versammelten sich und es dauerte nicht lange, so kam der Richter mit seinen Leuten. Die Frau erzählte ihnen alles, was vorgefallen war und wie ihr Hans die Augen ausgestolsen hatte. Der Richter schickte Leute zu seiner Verfolgung aus und er wurde er- griffen und zusammen mit dem Diener des Priesters ins Ge- fängnis gesteckt.

12. Nach drei Tagen wurden sie dem Richter abermals vorgeführt. Gegen Hans trat nur Marie als Zeugin auf, gegen den Diener aber überhaupt niemand. Der Richter und die Geschworenen waren der Meinung, dafs der Priester selbst das Verbrechen begangen habe und der Diener wurde frei- gelassen; Hans aber erhielt sechs Monate Gefängnis.

13. An dem Tage, an welchem Hans das Gefängnis verliefs, brachte Marie ein Knäblein zur Welt, aber oh weh! Auf seiner Stirne trug es das Bild des vergifteten Messers. Sowie Hans das sah, verlor er seinen Verstand, lief zimi Hause hinaus und durcheilte im Irrsinn die Dörfer, indem er rief :

DER PRIESTER -MÖRDER. 2G0

„Meine blinde Frau hat einen Knaben zur Welt gebracht und er trägt das Bild des vergifteten Messers auf der Stirne."

Das stimmte, aber das Kindlein trug nicht nur jenes Bild auf der Stirne, sondern hatte auch Klumpfüfse, gerade so, wie der Mann im schwarzen Rocke.

14. Zur Zeit, da Hans die Geschichte in den Dörfern er- zählte, kam er bis in die Stadt und es dauerte nicht lange, so war er schwer betrunken. Er sammelte die jungen Männer um sich und sie begannen zu trinken. Binnen kurzem war Hans durch das viele Trinken in einen Zustand des Irreseins gekommen und dabei liefs er sich das Geheimnis entschlüpfen, dafs er selbst den Priester und dessen Mutter getötet habe. Er wurde zum zweiten Male ergriffen und sobald er vor den Richtei" geführt wurde, gedachte er die Sache zu verbergen, und da kein gewichtiger Zeuge gegen ihn auftrat, wollte ihn der Richter abermals freilassen, als eine Stimme ertönte: „Warte, warte! Er ist schuldig, der Zeuge kommt schon!"

Das Fenster des Gerichtshauses öffnete sich und ein schwarzer Rabe flog herein. Der Rabe setzte sich auf die Lehne eines Stuhles und im selben Augenblicke sah jeder Mensch, der im Gerichtsgebäude war, dals der tote Priester und dessen Mutter zu beiden Seiten des schwarzen Raben standen.

Hans sah sie und stiefs einen Schrei aus:

„Wahrhaftig, oh Richter, ich bin schuldig, ich habe sie getötet!"

„Weshalb hast du sie getötet?" fragte der Richter.

„Ich habe sie mit einem vergifteten Messer getötet, das mir Judas, ein Glied des Teufels, gab, und das Bild des gleichen Messers ist heute auf der Stirne meines Sohnes daheim."

15. Hierauf Avurde das Todesurteil über Hans gefällt, und als das geschah, flog der schwarze Rabe wieder zum Fenster hinaus und der Priester und seine Mutter verschwanden.

16. Kurze Zeit später wurde Hans gehängt und bald fanden auch Marie und das Kindlein mit dem Klumpfüfse ihren Tod.

270 JULIUS POKORNT, DER PRIESTER- MÖRDER.

Aber die drei kann mau iiocli jede Nacht zur Mitter- nachtsstunde in dem alten, verödeten Friedhofe sehen, in dem sie beigesetzt wurden.

Damit ist nun meine Geschichte zu Ende, und wenn es diese ehienwerte Gesellschaft mir gestattet, werde ich euch morgen abend eine weitere Geschichte erzählen.

In dem Büchlein von Dr. Hyde hat man sich also die zweite Geschichte fortzudenken, so dafs die diitte als die zweite, die vierte als die dritte usw. erscheint, und unsere Geschichte ist an letzter Stelle anzufügen.

Ebenso ist der Text auf S. 82 und 83 dahin zu ändern, dafs auf S. 82 Zeile 1 6 von unten wegfallen; auf S. 83 ist sodann Zeile 11 von unten an Stelle von Slieas an naoid- htamh ftar zu lesen: D'eirtgh fear eile und nach Zeile 7 von unten ist einzuschieben:

Sheas an nuuidlieamh fear ann sin. „Seadh", adubhairt se, „is mise. Stdn, is mise do mharbh an sagart agus a mhd- thair le syin nimhe do thiig tjdds hall de'n diabhal dam. Td guck uile fhocul d'd tidubhairt se mo iliaoibh-se fior.

Da die eben angeführten Veränderungen in dem mir über- sandten Teil von Hydes Manuskript nicht enthalten sind, habe ich sie, so gut ich konnte, aus Eigenem gegeben, indem ich micli bemüht habe, mich ganz in den Geist des Erzählers hinein zu versetzen. Es kann sich hier auch höchstens um einige kleine Verschiedenheiten im Ausdrucke handeln.

Wien. Julius Pokorny.

ZUR KELTISCHEN LITERATUR UND GRAMMATIK.

1. Morand und sein sin.

Zur Ergänzung der Morand-Materialien, die Stokes IT III, 1,18811;. uud ich oben 11, 5G1T. herausgegeben haben, möchte ich die Erzählung in LL 126 a 30 ff. zum Abdruck bringen, ob- schou das Ende durch den Ausfall des Blattes hinter 12G ver- loren gegangen ist. Sie ist von dem Redaktor III der Prosa über die Ermordung der freien Geschlechter Irlands (RC 20, 335 ff.) benützt worden, wie wörtliche Anklänge zeigen. Aber auch in II (oben 11,63 §12) mag die Vorstellung, dals Morand die Rückkehr von Feradach veranlafst hat, auf ihr beruhen.

In den Genealogien, die die Nachkommen Ebers aufzählen und über deren Handschriften man K. Meyer, Rawlinson B. 502, Introduction S. XIII, und ZCP 7, 521 vergleiche, findet sich in einigen Handschriften (Rawl. 502 S. 147 a 51; B. von Ball}^- mote 171b 6) hinter der Geschichte von Noinnm (Ncenne) Noi- orethach, der gleich nach seiner Geburt neun Urteile fällte, der Satz: is he in tres mac rolabair (a n-Erinn) iarna gern fo dielöir. Morunn mac Moen 7 Ai mac Olloman inna aili, 'er ist einer der drei Knaben, die (in Irland) gleich nach ihrer Geburt sprachen; Morand Moens Sohn und Ai Glioms Sohn sind die beiden andern'. Nur BB. fügt hinter Morand mac Mcein ein: dia'n-tbairt : garg he tonn . fiiar be goeth . solus be coindd. Das spielt auf die unten folgende Geschichte an.

Ihr Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, diese drei Wunderkinder voizuführen. Die Geschichte von Ai mac Ollo- man, der zu den Tuatha De Danann gehört, ist völlig, die von Morand fast ganz erhalten, aber die von Noinniu Noi-

272 R. THURNEYSEN,

brethacli weg-^efallen. ]\Iit der Moraiid - Geschichte will er ziigleicli eine Erklärung geben, weshalb ^Inrand ?owolil der Sohn von Maen als der Sohn von Coirbre Katzen köpf genannt wird. Er kennt wohl das Gedicht: SöincJdanda Erenn uih (oben 11, 57), sicher 'Morands Fürstenspiegel'. Der Bote zu Feradach Find Fechtnach (Nere, der hier nicht genannt wird) ist als sein Sohn gefafst wie im Kommentar zu Amra Chohiimb Ciiille,^) und Morand lebt noch unter Feradach als Richter in Irland. Der Sprache nach ist die Geschichte nicht alt, geht vielleicht nicht übers 12,, jedenfalls nicht übers 11. Jahrhundert hinauf.

* *

Cia treide cetna^labratar iarna genemain fo-) chetöir 7 cid ro"labraiset? Ni hannsa. Ai mac Olloman nir/c l)e\hceith et Morand mac Cairpri Chind Chaitt et Noinniu Nöibrethach.

Is de chetus roiabrastar Oe macc ODomnn .i. Bai Fiachu mac Delbcc'i/i ri Uertuti for cuairt rig 7 a bräthair 'na farrad .i. Ollom mac DelbcB/7^. Bätar laa and ic tomailt i n-Inis Tige i n-iarthur Heren w .i. in ri Fiachu 7 a bräthair Ollom. Leth in tige oc cechtar de. A diüi da>/a for belaib ind lig .1. Fiachach. Ö ro'bätar oc tomailt a fessi, dothaet athach gsethe möre tarsin tech. Conostarat uile i socht mör met in delma. 'Cid forcanas ind athach?' ar Fiachw frisin druid. 'Is sed forcanas' or in drüi, 'dan itignad do thurcbäil 1 n-Herm>^'. 'Cinnas däna ön?' or in ri '7 cia ö'ngenend 7 cia bale iiigenfe?' 'Dan bas chomgraid frit gräd so' ol in drüi 'et bid is tig seo genfes 7 bid ön mnai üt tall do bräthar genfes. Is torrach 7 beraid mac innossa 7 bid comgräid frit so. Et ticfa gräd amra alle and bas uasliu, dia'fogenat for ngräda si .i. gräd ecalsi.' Ra'tirad tra uili anisin, Ra'genair in mac fo chetöir 7 rothriall in ri a m'drhad in me/c, coro'thair- misc a ath«/r ,i. Ollom; ar niba lia in ri is taig andäs/We, In tan ro'bäs ocond imrädud imme, co"cnalatar in mac oca räd : 'Donrurc- baid süas coro'acilliur in rig'. Turgabair suas iar sin. 'Ni dam sa dot inchaib, a Fiachrai' orse. 'Cid do'ber duit?' ar

^) lu der Hs. Egerton 88, fol. 9 v, a ist ein kurzer Gesetzestext Comus Ae Morand in den Mund gelegt, der ihn Nere, als dem künftigen Richter, überliefert; s. O'Grady, Catal. of Ir. Mss., S. 88 f.

2; Es.

ZÜB KELTISCHEN LITEEATIIK UND GRAMMATIK. 273

in ri. 'Ni hannsa. Mo biin> mo länamuin lönchore co ndabaig' dandlug-ae tuctliar om liir niucra escra |126b] cuach c.arpat calg- tiiclia bu bru fianu. Fiach ö •) Fiaclina dam sa in sin uile' ar in mac. 'Dobeiihar' ar Fiachu. 'Cia ainm regas arin mac sa i fect sa?' 'Tabar Ai fair' ar in drui. Conid assain trä roaiumniged ai airchetail .i. 6 Ai mac Ollo- man. Et is si sein ai ceta'erbairt Äi mac OWoman.

Morand immoro mac Csirpri Chind Chait, is de roiabrastar sede .i. Ro"marbtha lasin Corprc liisin cech soerchlaud ro'boi i n-Her/«w. Ar ba di athechtliuathaib Hereww do. Et ro'gab rige ii-Hevenn ar ecin. Et rap olc a rige, ar ui'bid acht oen- gränna i cind [cecha desi et oendircu a-ccind]^) na cuslindi 7 oendircu i-mmulluch na darach ina re. ßuctha tri meic den Chairpr/ hisin 7 ro'bädidis leis fo clietöir; ar ba doig ropdis torathair, fo bithin no'bitis a cathbairr cennaib. In tres mac rucad .i. Morand, rothriall in cetna do denam fris .i. a badud. Roiit'rbad da öclach leis da chur i mbeolu na tuinne. Ö raläiset uadib e i tuind mara, brissis in tond in cathbarr 7 töcbaid in tond uasa in mac, con*accatar a gnüis for barr na tuinne. Is and as'bert som: 'Garg be tond' ar in mac. Fo'lengat cliuce na öcläig 7 doiöcbat siias. 'Nacliani'turcbaid' arseseom, 'üar be gsetii'. 'Cid do'genam din mac sa?' ar indara fer. Do'genam' ar in fer aile 'fäcbam e i teig ar beind chloche i ndorus tige na cerda .i. Muen a ainm side, cerd ind rig. Et cometam in mac, düs iniessaigfe in cerd e.' Ö do"chuaid side assa tliig, con'acca in mac isin teig 7 no"m- beir leis isin tech. 'Fursain caindel a ben' arse, "con-acther in fritlii sea fuarusa'. Tucad cucu iar sin caindel. Conid and atbert Morand: 'Solus be caindell.' Ro'alt in mac la Moen iar sin fora seilb fein. Ro'fetatar imin oro na öclaig üt narbo lesseom in mac.

Fecht and iarum dolluid Carprc do 61 lenna do thig Moin. In träth rop aniu döib oc öl, luid in mac as cacli ucht i n-araile, condechaid i n-ucht Chairpr/. 'Ro'mainigthey in gein' ar Carpre; 'coich in mac sa?' la osnaid moir do chur.

«) fiacho. 0 Es.

-) Die eingeklammerten Worte scheinen zu streichen, vgl. uair ni-bidh acht (B>ijraive a cend cacha cutalinde 7 cenderca a mullach cacha darach RC 20, 335 § 1.

Zeitschrift f. celt. Philologie Xn, l. 18

274: R. THÜRNEYSEN,

Fo'clieird da«« a mäthair in meic .i. ben Charpn osiiaid alle, •('id itaid?' ar Moen; 'in format nofargeib? Cid iiiraain lern sa in mac 7 cid niac dam, ropad feir lern conibad Hb si e ara met far serce lim 7 ara riachtain a lessa düib.' 'Nrtharla trä ani hisein düinni' ar Carp;v'. 'Maitli em a Chorprr ar in dias oclach i'it, 'ropad maitb a liiäg neich doberad duit mac amlaid.' 'Ropad maith immoro' ar Carpre; 'ro'beraind a chomthrom de argut dara chend 7 ropad triau de ör. Acht nl tarba a rad, ar is erlabra dimäin a ndo'gnid.' 'AmaZ bid oca nobemmis' ar na öcl^ch, 'fo*naiscther fort so'. Fo'naiscther fair. Ö ro*naidmed fair, folengat na öclaig cuce co'tucsat in mac ina ucht et coro'dilsigset do. 'Is e in mac sa' arsiat 'rucsam uait dia bädud et is sed so da'rönsam de', 'Is fir uile' ar in cerd. Is de sin trä ro'bai mac Main fairseom. Et it e sin teöra hris.thra toesecha ro'raid MorawcZ iarna geuemain fo chetoir .i. 'Garg be tond. Üar be g§th. Solus be caindel.'

Gabais trä ^lorand ardbrithemnaclit Hereww iar sin. 7 ba marb a atbair seom .i. Cairp;r. Et roiaid seom a mac co Feradach Find Fechtnach i crich n-Alban dia'thocuriud i-rrige iiHerenn. Ar ro'theicli side ria Corp>7 dar muir inuund arnaro* marbtha leiss. Co'tänic aide gairni seom 7 co'rragab ardrige ILerenn. Ocus Morand i n-ardbrithe?ww«c/i^ Heren w. Et . . .

Welches sind die drei, die gleich nach ihrer Geburt zuerst gesprochen haben, und was haben sie gesprochen? Das ist nicht schwer (zu sagen): Ai der Sohn Glioms des Sohnes Del- baeths und Morand Sohn von Coirpre Katzenkopf und Noinniu Noibrethach.

Das zunächst ist der Anlafs, bei dem Ai Glioms Sohn gesprochen hat: Fiachu^) Delbaeths Sohn, der König von Irland, war auf einer königlichen Rundreise und sein Bruder Gliom Delbaeths Sohn in seiner Begleitung. Eines Tages schmausten sie, König Fiachu und sein Bruder Gliom, in

*) Vollgeschrieben lautet der Name in diesem Text abwechselnd Fiachu (gen. Fiachach), Fiachra und Fiachna. Auch im Lebor Gabäia heifst er bald Fiacha bald Fiachna mac Delboeith je nach den Hand- schriften.

Zur keltischen Literatur und Grammatik. 2'?6

Inislitheo im Westen lilaiids. Jrtder nahm eine Hälfte des Hauses ein. Auch war sein Diiiide in Geo-enwart des Königs Fiachu. Als sie beim Verzehren ilires Schmauses waren, kam ein gewaltiger Windstofs über das Haus, so dafs die Gröfse des Getöses sie alle verstummen machte. 'Was verkündet der Windstol's?' sagte Fiachu zum Druiden. 'Er verkündet' sagte der Druide, 'dafs eine wunderbare (Dicht)kunst sich in Irland erheben wird'. 'Was für eine Kunst ist das' sagte der König, 'und von wem Avird sie erzeugt, und wo wird sie erzeugt werden?' 'Eine Kunst, die gleichen Rang haben wird wie dein Rang' sagte der Druide, 'und in diesem Haus wird sie erzeugt werden und von der Frau dort deines Bruders wird sie erzeugt werden. Sie ist schwanger und wird jetzt einen Sohn gebären, und der wird von gleichem Rang sein wie du. Und es wird ein anderer, höherer Rang (Grad) kommen, dem eure Ränge dienen werden, nämlich der Rang der Kirche'. Das alles wurde nun wahr. Der Knabe wurde sofort geboren, und der König wollte den Knaben töten. Das verhinderte dessen Vater Ollom; denn der König hatte nicht mehr Leute im Haus als er. Während man darüber sprach, hörten sie den Knaben sagen: 'Hebt mich in die Höhe, dafs ich zum König spreche'. Er wird darauf hochgehoben. '(Gib) mir etwas bei deiner Ehre, Fiachra' sagte er. 'Was soll ich dir geben?' sagte der König. 'Das ist nicht schwer (zu sagen): mein Land, meine Ehe, ein Speisekessel mit einem Fafs als Dichtkunst-Gebühr (?)i) werde von meinem König gebracht, Schweine (?), ein Schöpfgefäfs, ein Becher, ein Wagen, ein Schwert, dreifsig Rinder, eine Handmühle, eine Krieger- schar. Das alles schuldet-) mir Fiachna' sagte der Knabe. 'Es wird gegeben werden' sagte Fiachu. 'W^elchen Namen soll der Knabe nun erhalten?' 'Man nenne ihn Ai' sagte der Druide. Darnach wurde da die Kunstdichtung (ai airchetail) genannt, nach Ai Glioms Sohn. Und das ist das Kunstgedicht (ai), das Ai Glioms Sohn zuerst sagte.

Morand anderseits, der Sohn von Coirpre Katzenkopf, der hat bei folgendem Anlafs gesprochen. Durch diesen Coirpre

•) Genitiv von dluig, das nach Coutrib. s. v. mit dual und dil ungefähr gleichbedeutend scheint?

*) Wortspiel mit flach und Fiachna (Fiachu).

18*

276 H. THÜRNEYSEN,

wareu alle freien Geschlechter, die in Irland waren, ermordet worden. Denn er gehörte zu den Zinsbauem-Stämmen Irlands. Und er bemächtigte sich des Königtums von Irland mit Gewalt. Und seine Königsherrschaft war übel, denn es fand sich nur ein Korn am Ende des Halms und eine Eichel im Gipfel der Eiche zu seiner Zeit. Diesem Coirpre wurden drei Söhne geboren, und sie pflegten sofort von ihm ertränkt zu werden; denn sie schienen Milsgeburten (Monstra), weil ihre 'Helme' um ihre Köpfe waren. Der dritte Sohn, der geboren wurde, Morand dem wollte er dasselbe antun, d. h. ihn ertränken. Zwei Jünglinge wurden von ihm beauftragt, i) ihn in den Schlund der Woge zu werfen. Als sie ihn in die Woge des Meeres geworfen hatten, zerbrach die Woge den 'Helm', und die Woge hob den Knaben über sich, so dafs sie sein Gesicht auf dem Gipfel der Woge sahen. Da sprach er: 'Rauh ist 2) Woge' sagte der Knabe. Die Jünglinge springen zu ihm hin und heben ihn empor. 'Hebt mich nicht empor' sagte er, 'kalt ist Wind'. 'Was soUen wir mit diesem Knaben machen?' sagte der eine Mann. 'Was Avir machen sollen?' sagte der andere Mann; 'wir wollen ihn in einer Hülle (Ledersack) an dem Zinken eines Steines lassen vor dem Hause des Schmieds (dessen Name ist Maen, der Schmied des Königs), und wir wollen den Knaben bewachen und sehen, ob der Schmied sich seiner annehmen wird'. Als dieser aus seinem Hause kam, sah er den Knaben in der Hülle und nahm ihn mit ins Haus. 'Zünde eine Kerze an, Frau' sagte er, 'damit man den Fund sieht, den ich getan habe'. Darauf wurde die Kerze zu ihnen gebracht. Da sprach Morand: 'Hell ist Kerze'. Darauf wurde der Knabe durch Maen aufgezogen mit seiner eigenen Habe. Jene Jünglinge wufsten aber, dafs der Knabe ihm nicht gehörte.

Einst kam nun Coirpre zum Biertrunk zum Hause Msens. Wie sie am schönsten beim Trinken waren, ging der Knabe von einem Schofs zum andern und kam (so) in Coirpres Schofs. 'Das Kind soll reich ausgestattet werden'

*) Der Text ist wohl nicht ganz in Ordnung. Lies lioherbad dias öclach?

-) be soll das kindliche Stammeln nachahmen. Die jüngere Erzählung IT lU, 1, 189 hat ihm einen erhabeneren Spruch in den Mund gelegt, der iu der Verslehre 11 § 125 überliefert war.

ZUR KELTISCHEN LITERATUR UND GRAMMATIK. 277

sa^e Coirpre; 'wessen Sohn ist es?' indem er einen schweren Seufzer ausstiefs. Auch die Mutter des Knaben, Coirpres Frau, Stiels einen Seufzer aus. *Was habt ihr?' sagte Msen; 'erfafst encli Neid? Obschon der Knabe mir wert ist und obschon er mein Sohn ist, es wäre mir lieber, er wäre der eure, weil ich euch sehr liebe und ihr ihn nötig habt'. 'Das ist uns eben nicht zuteil geworden" sagte Coirpre. 'Wohlan, Coirpre' sagten jene zwei Jünglinge, 'einen guten Lohn würde der erhalten, der dir so einen Sohn gäbe'. 'Freilich einen guten' sagte Coirpre; 'ich würde für ihn sein Gewicht an Silber geben und ein Drittel davon sollte Gold sein. Aber es hat ja keinen Nutzen das zu sagen, denn ihr führt eine eitle Rede'. 'Als könnten wir es tun' sagten die Jünglinge, 'SO gelobe es'. Er gelobte es. Wie er es gelobt hatte, sprangen die Jünglinge zu ihm hin, legten den Knaben in seinen Schols und erklärten ihn für sein Eigentum. 'Dieser Knabe ist es' sagten sie, 'den wir von dir erhalten haben um ihn zu ertränken, und das haben wir mit ihm gemacht". 'Es ist alles wahr' sagte der Schmied. Deshalb hiefs er 'Maens Sohn'. Und das sind die drei ersten Worte, die Morand gleich nach seiner Geburt gesprochen hat: 'Rauh ist Woge. Kalt ist Wind. Hell ist Kerze.'

Später erhielt nun Morand das Hoch-Richteramt Irlands. Und sein Vater Coirpre starb. Und er sandte seinen Sohn zu Feradach dem Schönen-Glücklichen ins Gebiet von Albion, ihn zur Königsherrschaft über Irland zu holen. Denn dieser war vor Coirpre übers Meer hinüber geflohen, um nicht von ihm getötet zu werden. Auf seine Berufung hin kam er und erlangte das Hochkönigtum Irlands. Und Morand war Hoch- Richter von Irland. Und ...

Zum Schluls noch ein Wort zu sin maic Moin (sin Morainn), von dem seit dem 9. Jahrhundert viel die Rede ist. Es bezeichnet nach den Erklärern einen Ring oder eine Schlinge oder ein Halsband, das zur Ermittlung der Wahrheit diente. Nach Cormacs Glossar 1160 war es eine Epistel, die Morand um den Hals trug, wenn er Recht sprach; wenn er falsch urteilte, würgte sie ihn, sonst blieb sie weit (darnach ist die

278 R. THURNEY8EN,

Gescliichte IT III, 1, 190 § 16 geformt). Nach dem Text oben 11. G5 § 15 wurde id Moraind^) vielmelir dem um den Hals gelegt, über dessen Schuld odeT Unschuld man urteilen MoUte; nach IT III, 1, 190 § 15 dagegen um Fuls oder Hand des Betreffenden. Ich bin auf den Gedanken gekommen, ob nicht dieses sin einfach dem Müsverständnis eines allzu gelehrten Erklärers von Morands Fürstenspiegel entspringt. Es heilst dort (oben 11,80 §3): dirgc, dlegar cach flafhemon in sin, admeslar dar midrlana ad' mörchloiha midiitr. Hier mochte in sin, das natürlich einfach Demonstrativpronomen ist, für einen besonders wertvollen Gegenstand Morands gehalten und darnach mit einiger Phantasie erklärt werden. Daraus ergaben sich dann die Deutungen in den Glossarien wie sin .i. {cach) cruind Cormac 1160, sin A. muincc O'Mulc. 841, sin ainm sla- hraidh Forus Focal 63.

2. Zu Maelduins Meerfahrt.

In seinem Versuch, den ursprünglichen Wortlaut des Gedichts über Maelduins Meerfahrt herzustellen, 2) verweist K. Mej^er auf meinen Artikel ZCP 8, 79, weicht aber in der Zeit- bestimmung beträchtlich von mir ab. Das Gedicht ist an- erkanntermafsen jünger als die Prosa -Erzählung. Es zeigt solche Ähnlichkeit mit dem Gedicht über die Meerfahrt von Snedgus und MacRiagla, welches umgekehrt älter ist als die Prosa-Berichte, dafs ein enger Zusammenhang zwischen ihnen unleugbar ist. Ich hatte das so gedeutet, dafs das zweite das Muster für das erste gewesen sei, während Meyer beide geradezu demselben Verfasser zuschreiben möchte. Das läfst sich von vornherein nicht entscheiden; doch scheint mir die Unfähigkeit des Dichters von Maelduin. eine verständliche Darstellung zustande zu bringen, eher auf einen Nachahmer als auf den gleichen Verfasser zu weisen. Meine Vermutung, dafs sein Gedicht später falle als die ältere Prosa von Snedgus und Mac Riagla, die erst nach 1090 verfafst ist, 3) möchte ich

*) Diese Bezeichnung auch in dem Gedicht vun Gilla-in-Chomded ua Cormaic (LL144a44:ff.), wo es aus Sld-ar-Femun zu stammen scheint. -) ZCP 11, li8. ■^) O'Curry, Lectures ou the Ms. Materials, S. 3341'.

ZUR KELTISCHEN LITERATUR UND GRAMMATIK. 279

allerdings nicht für irgendwie sicher ausgeben. Aber wie man sich zu dieser Frage stellen mag, Meyers An.sicht, beide Gedichte stammen aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, scheint mir äufserst bedenklidi. Ich hatte das Gedicht über Snedgus wegen der Formen airchisis, ro-ahchis, decis, avo Komposita absolut tlektiert sind, lieber dem 10. als dem 9. Jahrhundert zugewiesen. \) Aber freilich, wenn wir die Dichtersprache um 800 durch den Feiire des Oengus und die um 987 durch den Saltair na Rann einigermafsen kennen, so tappen wir für die Zwischenzeit und eigentlich auch für die Folgezeit noch fast ganz ini Dunkeln. Die Sprache der Dichter des 9., 10., 11. Jahrhunderts, deren Todesjahr uns bekannt ist, ist ja grammatisch noch gar nicht analysiert, ja ihre Werke gröfstenteils noch nicht in solchen Ausgaben vor- handen, die einen sicheren Boden abgeben. Einen ausgiebigeren Text aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts besitzen wir freilich in der Vita Tripartita des Patricius; denn da der Verfasser den Cormacän macc Colmän maicc Neill Frossaig, der 855 gefallen ist, 2) noch lebend gekannt liat,'^) kann er kaum nach dem Ende des Jahrhunderts geschrieben haben. Aber Stokes' Untersuchung der Sprache müfste vertieft werden, und bei einem Prosatext ist man nie sicher, ob die sprach- lichen Formen nicht durch Abschreiber verjüngt worden sind. Trotzdem glaube ich die stärksten Zweifel gegen Meyers Datierung nicht unterdrücken zu dürfen. Denn es ist das ja nicht nur eine Frage der Literaturgeschichte, sondern von gröfster Wichtigkeit für die Herstellung des Textes. Er selber macht auf das Pron. -da- in dodarälaig 97, doda'deraiih 99 in nicht- relativischem Gebrauch aufmerksam. Man beachte weiter junge Formen wie canais 96, scuchsa[i]t 217, rosernad 27, ja dingbais 38; den alten Subjunktiv nvccemais als Futurum 198; das Praeteritum räisit, 'räiset (häufig), während Mael Muru Üthna (f 887) nach den besseren Handschriften nur das redu- plizierte rersait, rersat kennt (Idg. Anz. 33, 35); den Dat. mör

1) Zwei Versionen der mittelirischen Legende von Snedgus und Mac Kiagla, S. 6.

2) AU a. 854, FM a. 853.

•^) quod 2}yobanimu9 (ed. Stokes, S. 174, 12;.

280 K. THUKNETSEN.

di rnine 220; ferner forsin rnuir möir {:cöir) 15 (auch do tig dermair : dodaderaith 09?). beides von Meyer korrigiert. Endlich sei auf die häufigen ro- Formen in rein erzählendem Gebrauch aufmerksam gemacht wie Vi. 14. 15. 165.

Ich würde mich einstweilen scheuen, einen solclien Text für älter als das 10. Jahrhundert zu halten, jedenfalls ihn nicht in die erste Hälfte des 9. setzen. Damit fällt aber die Berechtigung dahin, kontrahierte Formen wie cöir döih dih ziemlich gewaltsam aus dem Text auszumerzen, wie Meyer fortwährend tut.i) A\'as gewinnt man. wenn man in 75:

do{s)'frecmairc döih cid forua{i)r döih bith oc toirsiu

das erste doih ausscheidet, da man doch das kontrahierte fo'ruar (fo-ro-fer) stehen lassen mufs? Auch sonst beläfst ja Meyer manche einsilbige Formen im Text wie ad-ciat 106. 181. 192, cota'cnät 46. Es hat keinerlei Bedenken anzunehmen, dal's der Dichter cöir und coir, döih und ddih, dlb und diib, neutrales und weibliches mmr nebeneinander gebraucht hat, wie der Verfasser des Saltair n. R, z. B. dec und deec je nach Belieben anwendet. Ob und wie weit das auch noch im 11. Jahrhundert möglich war, bleibt zu untersuchen; von vornherein möchte ich es nicht leugnen.

Zum Schluls noch eine Bemerkung zum Metrum Dechnad cumaisc. Von der Regel, dafs die Zäsur der zweiten Lang- zeile (nach der 4. oder 8. Silbe) entweder mit dem Endreim konsonieren oder mit einem Wort im Innern des nächsten Versteils reimen muls, bot schon Imräm Snedgusa, Str. 21, eine Ausnahme:

Sund hidh co'comairsem i tlr domain aili,

wo das (einsilbige) Reimwort vielmehr in der ersten Vershälfte steht. Dafs das eine erlaubte Variante war, lehrt unser Gedicht mit:

') Ganz unmöglich scheint mir das zweisilbige noi 19. 200 (Meyer, ?. 165). Aus vorhi.storischem *na^i kann altirisch nur einsilbiges *7iaui, Avoraus noi, entstehen, da Vokale hinter ij, nicht als solche erhalten bleiben. Anderseits weifs ich nicht, ob foot (fout) 'Erdscholle' 111 neben einsilbigem föt 112 nicht als alt anzuerkennen ist.

ZUR KEITISCHEN LITEKATUK UND GRAMMATIK. 281

17. i-mmmditis laich cen nach sceth giiin a athar; auch 192. fer fa c[h]a'ni[i\ c{h\nirp. mong a fuilt d{o) cdach iiime,

falls Meyer ihn so richtig liergestellt liat. Docli ist auch fer fa ccem cuirp 'ein Mann, der schön wai' in bezng auf den Körper' mit Zäsur nacli der 4. Silbe denkbar (dann do zu belassen), i)

3. Arthurs Schwert Cnllburmis und die irische Sage Tdin JBö CCiaiJnge,

Zu den Elementen, die der irischen und. der britannischen Sage gemeinsam sind, gehört bekanntlich ein Schwertname. Doch ist bisher nicht bemerkt worden, dafs er zu genaueren zeitlichen Bestimmungen benutzt werden kann.

Im 'Kaub der Rinder von Cuailnge' heilst das gewaltige Schwert, womit in der grofsen Schluls- Schlacht Fergus drei Hügel köpft, in der für uns ältesten Fassung, der sogenannten LU -Version, calad-colc (für caladcholg) 'Hart -Schwert' (ed. Strachan-O'Keeffe 3563). Dafs das nicht etwa auf einer Ver- schreibung der einzigen Handschrift, in der dieser Teil er- halten ist ,2) beruht, zeigt sich schon darin, dafs der junge Erweiterer der Sage Tdin Flidais dieselbe Form caladcolg in seinen Text aufgenommen hat (Celtic Review II 312). Aber der Redaktor der jüngeren Fassung der Tdin Cuailnge, der sogenannten LL -Version, ändert den Namen in caladholg (ed. Windisch 5960), was man etwa mit 'Hart -Scheide' über- setzen kann;3) er mag an die Hülle des langen Schwertes gedacht haben (Windisch, S. 234 A. 5). In dieser Gestalt hat es der Verfasser der 'Zerstörung Trojas'») aufgenommen, der mit unserem Redaktor zwar nicht identisch ist, aber sich auf Schritt und Tritt durch seine Ausdrucksweise beeinflulst zeigt. Er verwendet den Plural caladbiiilc als Kunstausdruck für 'Schwerter' überhaupt.

^) Ein Beispiel einer andern Art von Dechnad cumaisc, wo statt des Zäßurreims Alliteration erscheint, hat K. Meyer ZOP 8, 197 gedruckt.

-) YBL 51b 45.

^) Die Modernisierung dieser Fassung setzt dafür wieder caladhcolg ein (Windisch, S. 861 A. 4).

*) Togail Troi, ed. Stokes, Z. 1716-

282 R. THURNEYSEN,

Bemerkenswert ist nun, dai's das Wort gerade in dieser Form, mit der leisen Umgestaltung zu culet-vwlch 'Hart- Scliarte', als Name für Arthurs Schwert in Wales aufgenommen worden ist. So erscheint es zunächst in der kymrischen Er- zählung von Kulhwch und Olwen.i) Die grofse Ähnlichkeit dieses Textes in Kompositions- und Erzählungsweise mit irischen Sagen, die seit jeher aufgefallen ist, ist also kein Zufall, sondern beruht auf unmittelbarem Einflufs der irischen Literatur.'^) Galfred von Monmouth hat den Namen dann als Calibtirmift (IX 4. 11, X 11) latinisiert.^)

Da nun Galfreds Hisioria zwischen 1132 und 1135 verfafst ist, mufs damals die LL -Version der Tdin Cüailnge schon einige Zeit bestanden haben, deren älteste erhaltene Hand- schrift in den 60 er und 70 er Jahren des 12. Jahrhunderts geschrieben ist. Anderseits kann sie kaum älter sein als der Anfang des 12. Jahrhunderts. Denn sie fufst nicht auf der älteren Gestalt der Täin-Kompilation, die im 11. Jahrhundert zustande kam und in der vor 1106 geschriebenen Handschrift LU vorliegt, sondern sie hat den interpolierten Text zur Grundlage. Allerdings, obschon diese Interpolationen in LU erst nachträglich von anderer Hand eingefügt worden sind.

') The Text of the Mabinogion, ed. Rhys and Evans, 105,28; 136, 11.

*) Mau könnte daran denken, dafs auch der Name von Arthurs Frau Gtvenhwyvar erst damals aus dem irischen Ftndabair, das als Name der Tochter von Ailill und Medb in der Täm Cüailnge eine so grofse Rolle spielt, herübergenonimen worden sei. Es ist aus Find - siabair 'vpeifser Geist, die weilse Frau" entstanden. Gegen diese Annahme spricht nicht so sehr die verschiedene Rolle, die dieses Weib bei den Kymren spielt, als doch wohl, dafs sehr zweifelhaft ist, ob in jener Zeit noch eine Kambrisierung zu Gwen - htiyvar möglich war , da das Wort *htvyvar (= ir. siabair) als für sich bestehend bis jetzt wenigstens im Mittel- kymrischen nicht mehr nachweisbar ist. Galfreds Guanhumara ist vermutlich durch Verlesung von -huiuarQi) entstanden, nicht etwa eine ältere Form, da das kyrarische v nach Ausweis des Irischen nicht einem älteren j«,. sondern b entspricht. Chretieus Guenievre oder Ganitvre scheint durch eine Art Dissimilation für -uevre eingetreten zu sein, wobei der franzö- sische Diftoug ue kymr. «t, icy (oder breton. oe?) wiedergab. Vgl. auch Loth, Les Mabinogion I^, 259 A. 3.

3) Die kymrischen Bearbeiter seiner Historia haben aber die Form caletvwlch wieder eingesetzt (s. The Text of the Bruts, ed. Rhys-Evans, Index 431).

ZUR KELTISCHEN LITERATUR UND GRAMMATIK. 283

kann man daraus nicht sicher schlief sen, dafs um 1100 der interpolierte Text überhaupt noch nicht vorhanden war; er könnte einfach dem ersten Schreiber unbekannt geblieben sein. Aber die Täin- Erzählung, aus der die Interpolationen getiossen sind, scheint mir, was hier nicht ausgeführt werden soll, die Kompilation schon voi auszusetzen, so dafs der Mischtext jedenfalls nicht lange vor 1100 angesetzt werden darf. Als wahrscheinliche Entstehungszeit ergibt sieh so für die LL- Version etwa das erste Viertel des 12. Jahrhunderts. Der kymrische Text Kulhwch und Olwen wird nicht viel jünger sein. Es sei darauf hingewiesen, dafs etwa um dieselbe Zeit ein anderes irisches Sagenelement in die kymrische Sage aufgenommen worden ist. Die Geschichte, dafs Leute dadurch umgebracht werden sollen, dafs man sie in ein eisernes Haus einschliefst und dieses durch Schmiede zur Glühhitze bringen läfst, findet sich bekanntlich sowohl in der kymrischen Erzählung von Branwen, dem zweiten Mabinogi- Zweige, wo sie eigens in Irland lokalisiert wird, als in der irischen Sage Mesca TJladA) Aber hier fehlt sie in der älteren Fassung und tritt erst in der LL-Bearbeitung auf, die man vermutlich demselben Redaktor verdankt wie die LL- Version der Tdin CuailngeX) Dieser hat also nicht nur in Irland einen grofsen Ein Auf s ausgeübt.

4. Zu Lebor Gabäla.

Oben 10, 388 habe ich gemeint, van Hamels Ansicht, die Fassung B III sei ans einer der Fassung A (LL) nahestehenden gekürzt, sei schon darum hinfällig, weil BIII die Besiedelung Irlands durch Cessair nicht kenne. Diesen Grund kann ich so nicht aufrecht erhalten. Sowohl BIII als A (LL 24a 41 ff.) zitieren zum Schlufs der irischen Könige "vor dem Glauben' die erste Zeile des Gedichts von Gilla Coemäin: 'Herrn ard inis na ri(j\'^) was also schon der gemeinsamen Quelle angehört hat. In diesem wird aber in Str. 3 der Tod von Cessair, der Begleiterin von Ladrii und Bith, in Cüd Cesra

») S. Loth, Eev. Celt. 11, 345.

■^) S. Zu ir. Haudschriften uud Litteratiirdenkmälern, 2. Serie, S. 10 ff.

») Hgg. von MacCarthy, Todd Lecture Series (R. I. A.) III, 142 ff.

284 R. THURNETSEN,

außdriu'klieli erwähnt, was ich damals übersehen habe. Ich glaube jetzt vielmehr, dafs der Verfasser des Lebor Gabäla darum erst mit Partholön begonnen hat, weil in dem syn- chronistischen Gedicht desselben Gilla Coemäin: Ännalad anall uile (Vita Trip. 5u2. Str. 10) seine Ankunft in Irland im 60. Jahre Abrahams die früheste irische Begebenheit ist. die erwähnt wird.

5. Zu Siaborcharpat ConCulainn.

Die Strofe, die nur in LU 114 b 17 überliefert ist, hat bis jetzt dem Verständnis widerstanden. Sie lautet in der Hand- schrift :

Biastai granni dracondai cucund dofuiitis.

trena ana \ mainsi echdili ciadcutis. In der ersten Zeile ist wohl is cucund zu lesen, die zweite:

Irena änu amainsi echdi llr ad'cutitis , Schreckliche drachenartige Untiere, gegen uns fielen sie (herab), stark, glänzend, scharf, rofsartig, so viel ihrer herzu- fielen.' Zu ad-cutitis vgl. cutuim 'Fall' Ml 91c 19.

6. Zu ir. sceo *und'.

In der poetischen und rhetorischen Sprache des irischen Mittelalters wird sceo (sceu) genau wie ocus 'und' gebraucht und konstruiert. Aber ursprünglich scheint es mit dem Genitiv verbunden gewesen zu sein. Vgl. in dem alten Text Verba Scüthaige'J)

Cicliit biet banchuire, baigihi'^) Medb sceö Ailella 'weinen, (die Hände zusammen-)schlagen wird die Weiberschar; Medb und Ailill prahlen damit'. Die Änderung von Medb in Medba, die nur Hs. Rawl. 512 bietet, zerstört den Vers und den Sinn.

So wird nun auch die bisher dunkle Stelle in der Homilie von Cambrai^) klar: ad- dam isnaib inscib sc[e]o eulis ind

1) Anecd. from Ir. Mss. 5, 29 f. ; ZCP 9,488; 3,257.

2) bagthi, baigti, baiti, bagrithi die Hss. =>) Thes. Falaeohib. U 246, 24.

ZUR KELTISCHEN LITERATUR UND GRAMMATIK. 285

aecni as [ar] cenel cruche adTimiher in coicsath 'wir sehen in den Reden und in der "Kunde des Weisen", daf« das Mitleid als eine Art des Kreuzes angerechnet wird'. Eulis ist der Genitiv von (iulafi (vgl. etdais Ml. 37 bl2). Was die 'Reden' und die 'Kunde des Weisen' für Schriften sind, wird vielleicht ein in der kirchlichen Literatur Erfahrener bestimmen können. Weiter oben (S. 245, 14) wird ihr Verfasser einfach als quidam (alaile) bezeichnet: nmail assind'her alaile: duobus modis crucem domiui bai[u]lamus, cum aut . . . aut per conpassionem proximi necessitutem illius nostram esse putamus.

Es scheint also sceo ursprünglich ein ähnlicher Ausdruck gewesen zu sein wie das spätere i n-elluch 'vereint mit'.

Dagegen möchte ich bezweifeln, dafs selbst in hoch- rhetorischer Sprache das mit sceo verbundene Glied zwischen eine Präposition und den zugehörigen Kasus treten konnte, wie K. Meyer, Ueber die älteste irische Dichtung II, 9 annimmt. Er liest dort einen mehrfach überlieferten Vers so:

Con'sreth coihnius eter sceo Möin Moriath macdacht

Moirce. Eher seheint mir im überlieferten et{er), it(ir) ein Fehler zu stecken, entweder für den Plural etarru oder für den unbelegten Singular des Femininums *eiirre, und ich möchte mit den meisten Handschriften lesen:

Con'sert coihnius etirre (oder etarru) sceo Moln Moilath

macdacht Morca 'es knüpfte Verwandtschaft zwischen sich und Moin die herangewachsene Moriath von Muirc' Auch hier kann Moin Genitiv sein.

7. Ir. ileod 'du hast gegessen'. KZ. 48, 59 hab ich nur schüchtern die Vermutung gewagt, die Form do'feotar 'sie alsen' LL 291 b 20 statt der regel- mäfsigen do'fötar, do'füatar sei durch Anlehnung an das nicht belegte Simplex *eotar entstanden, ganz wie cou'dcssamar Salt, na R. 1266 für das ältere -döessamar (ße-fo-essamar) nach dem unkomponierten •essamar umgestaltet ist. Ich hätte zuversichtlicher gesprochen, wenn ich schon damals die II. Sing. deodh-sa {= deod so) gekannt hätte, die Harl. 5280 in Talland Etair an Stelle von {In chnü) dödais (LL) 'Hast du

28Ö R. THURNETSEN,

eine Nnfn gegessen?' liest. i) So wird nun wirklich ein Simplex *eotl 'ich afs', III. Plur. *eotar sehr wahrscheinlich. Aber ob mau auch einen Subjunktiv ni con' deossadh 'etwas, das er essen konnte' Folklore III 490 (für ni noessad LL 168 b 42) anerkennen soll oder ob es nicbt eher ein Fehler für •doessadh ist, bleibt zweifelhaft, da im Subjunktiv auch im Simplex kein -eo- zuhause war.

8. Zur Terbalpartikel ro*

In meinem Handbuch § 525 hab ich gesagt, ro be- zeichne das Können bei allen Verbalformen aufs er beim indikativischen Präteritum und Imperfekt. Diese Beschränkung ist aber nicht berechtigt, sondern beruhte nur auf den Lücken meiner Sammlungen. Vgl. Täin B. C. (ed. Strachan-O'Keeffe) 1549: In tan nad'rimgah iarum Fer Baeth, Luid in n-aidchi sin do at/ichor a chairdesa for CoinCulaind. 'Als Fer Baeth es nun nicht vermeiden konnte, ging er diese Nacht, CuChulainn seine Freundschaft aufzusagen.' Ferner Eriu 5,32: Laa chaidchi do Giiaire oca thetarracht 7 ni'ruba fer dia muinter 'den ganzen Tag suchte Guaire ihn (beim fithchell -S])it\) zu fassen und er konnte keinen von seinen Spielsteinen i?chlagen'.

Die kann -Bedeutung wird beim Verb ad'ci 'sieht', das sonst keine Formen mit ro bildet, dennoch durch ro aus- gedrückt (§ 529b): ud'rodarcar 'kann gesehen werden' SGall. 172a2. Prototonierte Formen dieser Art sind: nvairciu 'ich kann nicht sehen' Täin B. C. (ed. Strachan-O'Keeffe 1723) (in LU mit ni'rockim glossiert); mm'aircecha sa 'du wirst mich nicht sehen können' ebend. 1627. Hier ist wohl air- für dr- = ad-ro- eingetreten; die Präp. ad- ist also zweimal in den Formen enthalten: ad - ro - ad ciu; vgl. in tan ad - cita acoe Tur. 60.

Die Fälle, wo das feste ro 520 b) nicht hinter sämt- lichen andern Präpositionen steht, sind besonders häufig durch Beispiele gebildet, wo dem ro unmittelbar die Präp. de- vorhergeht: durüarid, nidemarid\ do'recatar, condadercacha\ nicon-deratrachtatar. Offenbar war die Verbindung de-ro- be-

') Stokes, Rev. Celt. 8, 58 A. 2.

ZUR KELTISCHEN LITERATUR UND GRAMMATIK, 287

sonders fest, wie ja der- auch vor Adjektive wie ein einheit- liches Präfix tritt 841 A).

9. Ir. setftnu 'durch . . hin, durch . . hindurch'.

Zimmer KZ 30,455 betrachtet sethnun LU62b41, LL 288 b 50 als eine nur j^raphische Variante des häufigen sechuö, sechnön; ähnlich Windisch 1X112.242 A. 7. Vielmehr ist th die ältere Schreibung; die nominale Präposition lautet in älteren Quellen durchaus sciJmu, sethvo. Vgl. sethnu ind eich ITII2, 242, 2 (Eg.), wo YBL tri-a seclmach liest; sethnu a chinn RC 10,226,177 (Echtra Nerai); sctimu in ngihige ZCP 4, 43, 1 (Täin Fraich); sethnu Herend ZCP 8, 308, 20; sethno Heirenn Cormac s.v. pruU (Land 610). Die Formen mit cli sind wohl im Anschluls an die Präp. sech entstanden. Sethnu scheint der erstarrte Dativ eines Substantivs *sethn{a)e. Viel- leicht ist davon sethnach abgeleitet, das bald mit 'Seite {toeh)\ bald mit 'Leib' übersetzt wird (s. namentlich Eriu 2, 68); vgl. weiter inna sethnaga '(lacertorum) toros' Augustin- Gl. 26 v 4 (Tlies. Pal. II 8); .iiü. setknecha öir thuirrse (über den Schild) Täin B.C. (YBL) 3581, wofür freilich LL 5983 cona cethri sethrachaib hat; aber H seihnachaibh, das somit ältere Lesart ist. Da dies auf eine Bedeutung 'Erhöhungen, erhöhte Streifen' zu weisen scheint, hat sethnach 'Leib' vielleicht zunächst 'Gerippe, magerer Leib mit sichtbaren Rippen' bedeutet (was wenigstens Eriu 2,65,11 gut passen würde). Anderseits ist aber auch möglich, dafs sethnu mit kymr. hyd hret.hed 'Länge' ir. sith- 'lang' zusammenhängt. Es ist also unsicher, ob es ursprünglich 'der Länge nach' oder 'quer durch' ('mit der Rippe') bedeutet hat.

10. Der weibliche Akk. Sing, der adjektivischen

tfc- Stämme

ist in den altirischen Glossen nicht belegt. Stokes setzt ihn gleich dem Dativ an {tig zu tmg , Bezzenb. Beitr. 11, 104), Pedersen II 116 gleich dem Nominativ, i) Für Stokes' Ansicht

*) Pokorny, A Concise Cid Irish Grammar § 152, gleitet über die Lücke weg.

288 K. THÜRNEYSEN,

spricht vithuca in duih 'nimm nicht die Schwarze' Fithals Sprüche § 10, 12 (Zu ir. Hss, S. 20), da dieser Text sicher nicht jünger als das 9. Jahriiundert ist. Vgl. auch den Eigennamen: fri Duib Locha ZCP 8, 329, 26 (vgl. 22).

11. Altir. lie, lia ^Flut'

kann nicht dieselbe Bildunosweise haben wie die Komposita tuile, iölac, Gen. intuli. Dat. mtölu ^) Es ist offenbar der Nominativ eines Nomens, das genau kymr. lliant 'Flut, Strom' entspricht, also ein alter w^^tamm. Nur fehlen bis jetzt oblique Kasus.

12. Ir. tosügad *an-, einsaugen'.

Das Verb findet sich in eigentlicher Bedeutung bei Cormac s. V. 676 gillda .i. is fri g/l is cosmail. Is e didiu a bes aide d. tosügad.-) Iss e dono hessad in gilla tosügad'') forcetaü da t[}i]f^tiguid a ßthidire'^) usw. '■gildae 'der junge Bursche' ist dem Blutegel {gd) ähnlich. Dessen Sitte ist es ja einzusaugen. Das ist auch die Weise des Burschen, das Einsaugen der Lehre von der Zunge seines Lehrers'.

Als Name eines Zaubers, wodurch man Abwesende herbei- führt, erscheint es im älteren Text vom Tode CuChulainns (Zu ir. Hss., 2. Serie, S. 15). Dort (Fragm. 1) lernen die Söhne Calatins unter andern schlimmen Künsten auch tosügud. Und wie sie CuChulainn lange nicht herbeilocken können, wirft ihnen Lugaid (LL 119 a 10 f.) vor: is olc in chelg tosuigthe file Hb 'Schlecht ist die List des Ausaugens, die ihr habt.'

13. Ir. bret. tonn kymr. ton f. 'Welle'

will Fräser ZCP 10, 78 zu lit. tvänas 'Flut' {ivmti, 'anschwellen, steigen') und zu got. puahl 'Bad' stellen. Aber seine Grund- form *iuon-nä klingt nicht gerade wahrscheinlich. Nun hat das Irische ein Verb dosnä 'schwimmt herbei', prototoniert 'tonna; vgl. dia'tonna^) läse i n-indbera 'wenn der Fisch in

1) Die Belege bei Pedersen § 763.

*) tossugad, tosiig{ad), do^ugud, doiugud, tosgudh die Hss.

») fithera LBr.

*) -tonda, •tomna die Hss.

Zt'n KEI,TI"if HKS' I.ITKK \ ITM; J'NP (".KAMMVTIK

•^S(Vl

die Fliüsraündungen h^ranschwimraf Täin B. » ". (ed. Straehau- O'Keeife) 1042. ll'>7. l^a liegt es doch viel näher in Honnä ein altes *to-snd zu sehen, ein AVnizelnonien. das die Welle als das Heranschwinimende bezeichnete. Wir haben hier den seltenen Fall, dafs die Präposition im Kymrischen als to erhalten ist.

U. Altir. fetarl{a)icc.

Es ist zunächst auffällig, dafs altir. fetarl{a)icc , (j. fetar- l{a)lcve und fetarUa)ici. "das alte Testament" aus (in) uetere lefje unleniertes g (geschrieben r oder cc) hat: dasselbe gilt für imirtiniair *martyroloi:ium" Fei. PZpil. 140. Offenbar beruht das auf Angleichung an mcarhak-ic) mkymv. ■^cyyr/fijc 'sacrificium". wie auch sonst gerade Fremdwörter sich gern aneinander an- lehnen (Handb. 1 S. Ö19).

Bonn.

R. TilüitNEYSEX.

Zeitschritt i. cell, Philologie Xll. i

19

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN.

(Fortsetzung.)

Senadh Saighri narratur hicc.

Aus DIV2 (ß.I.A.), fol. 51 al. Text u. Übersetzung im Gaelic Journal IV,

S. 106 ff. (1889). Kollationiert.

Slüaiged la Donchad mac Flaind meic Mail Sechlaind do denum müir 7 cluid i timcill Saigri Ciaräin ar impidhi a rahnä .i. Sadhb iugen Donnchada Remuir rTg Osraighi, al- ba tnüth raör 7 formut leisi mür 7 clod i timchill gach 5 airdcille i nErinn 7 a ceall fein .i. Saighir gan clod, gaii mür. (51 a 2) Co räncatar fir Midhi le co Tulaigh nDonnchadha fri Saighair anair 7 co mbidis ac denum in chluidh cach läi i timcill na cilde. Is annsin doriacht corp a hathar-si don ein dia adbnacadh 7 fen for slisrigh ag a imcur 7 rohadh-

10 nacht fachetöir. Ö vo^horchaig an adhaigh tänccatar nönbur crosän clabach cirdub co »wbätar forsan üaigh ac cliaraighecht amaZ is bes do chrossänaib 6 sin anald. gilithir snechta a süile 7 a fiacla 7 ba duibidht/i/r güal cach bald aile dib. Is amlaid tancatar 7 duän leo 7 cach duine dochidh

15 Tat donith galar läi co n-aidchi dho 7 isl seo in düan sin:

Muinter Donnchaid möir meic Gealdaigh. coinde üabair, cliara binne bld ac glaedhaigh sinde ar slüaghaib. Slüaig ac milradh mhuighe läna, tighe n-öla, öccmnä Anna, flaithi flala, maithi möra. 20 Gäir a chllar 7 a cheithern, coinnme degslüaigh, sretha sirthe risin saimgrein, crithle cremnüail. Crotta cuislenna eo cuibdhi. filidh faibli. däu ndathghlan teighdis co righ rathmur Raighne.

MITTEIH'XGKX ATS IRIS(^HKN HANDSCHRIFTEN. 291

Doceri) do dän. a meic righ Raighne co rathaib,

caide na cuirnii. caidbi in mhuiin dobi cot athaii-V

Rogabafd] greim «Ion fir loairfitset uili.

äibinn in rith fora raibi for bitb buidhi.

Baptais baptain for a anmain üair rocluinuter, 5

mör a hiacrh ai- ndnl "san alltar. sinne a muinter.

Muinrei' Donnchada. 2so bidis iu chliar sin ö tescur cu maidin oc cliaraighecht lassin düain sin forsii. uaigh (51 bl) 7 cach duine dofeghadh lat, dognidh galar lai co n-aidchi do. Cor fas ceist oc Isech- 10 aibh 7 cleircib de sin, ar ba hingnad demna co follus a coimai- deeht in righ läncräibdigh.

Ba headh so immorro ni dia chräbadh .i. fodail bidh 7 lenna cecha feile apstail in cach ardcill i nOsraigi 7 altram D^ cacha tighi i nOsraighe ar son a cheitirne timchill 7 tri 15 peillge cecb tighi .i. peillec dechmaidhe 7 peillec mü-enn 7 peülec tuirt in ciric 7 beith fa breith 7 fa fäisidin 6 sin amach.

Co ndernsat na (.-leirigh treidenus fri Dia, co faillsigthea döib cidh imarlensatt na denma he conustäinicc aingel De a fis dochum eeile Dae do cenel Fiacaeh .i. hüa Capaild a 20 sloinnedh, 7 atbert: 'Is maith a ndernsabair. ar se, in troseadh .i. nonbur do eleir hüi Chongeöidh lat. ar se. '^ is e seo in tres fecht täncatar i nEirinn a himVn 7 ö narfedsat Di don rigli ina bethaigh, is aii-e atät arna eec ag a dheitchedh 7 dentar oiffrend ambäraeh 7 uisci eoisrictha 7 erothar ar in 25 üaigh 7 ar in reilicc uile he 7 ar madh na cille 7 ticfaid uaibh na demna 7 dorönadh amlaidh 7 tänecatar cliar hüi Congheöid i reehtaib en cüldub isin aeoir etarbüas 7 nir- amsatt loighe forsan talmain eoisrictha 7 atbertatar -Ni, sechmaid, nl seehmhaidh' ar siat ^in ivomtd 7 in coisecrad^ 30 üair robeimis-ni a ndegaidh a euirp isint s^ghaL ar itä a ainim ar nim 7 ni cuingium-ne ni dl 7 roimthighset ar sin.

Is annsin robüi in crossän Find hüa Cinga 7 Mac Rinn- tach hüa Con Odrain ann, conid Tat na (51b 2) crossäna sin romeabraidhset in düan 7 in airfidiudh 5 cleir hüi Congeöid. 35 Conidh hi sin ealatZa rofodhain döib o sin amach 7 do chrossänaibh aüe na hErenn otä sin anall fös. Finit.

'; Dodor Hs

19*

292 KUNO METER.

Macht keine Räuberhöhle ans der Kirche!

Ibid. fol. 49b marg. sup.

Nocha ceald, acht ainm cidlle') bail nacÄ fegthar firinne: ni hinadh do Christ na dann äit i m[b]a longport latrann.

Wirtshausreim e .

Aus B IV 2 (R. I. A.), fol. 141 a. Triar öccläcli do muintir Oedho meic, DomnailP) 'na tig öigedh rocansat na runna sa. ö Mac rigli Hüa mBairrclie dixit:

A fir, mannoir an ces dona crannoibh forsmbae hi säs. cia dobero an mbr^n anüas, ni raga 'nar mbel co ar mbäs.

Mac righ Hüa nDröna dixit: Teccait äigid, fäcboit ail, saigit go glain nGäidil ngil. 10 nocha cliumai cäch is cäch dia ferta-sa an fath. a fir. Mac righ Hüa Fot[h]art dixit: Eirni dar ceill ertha tuir, tabair a reir. a laich lir, adledh do lämli tech na mue. ni da räd dun rut, a fir.

A. Eogan Mör und Conti. Aus dem Buch von Lecan, fol. 337 a. Luid Eogan Mör iar sin do gabäil rigi na Muman 7 a 15 oidi lais .i. Däiri Barrach mac Cathäir Mäir. Bädar tri rig for Mumain in tan sin .i. Lugaid Allathach 7 Däiri Dornnmar senathaii' Luigdeach Allathaich 7 Äengus. ])o sil Chonairi mem Mesi Büachalla döib.

Doberaid tri catha do Eogan .i. cath Samäire, is and 20 i-omarbad Lugaid Alhithach 7 cath Samna a ndorchair Däiri Dornnmar, üair is rem Eogan romoigsed na catha sin uili.

Teit Äengus iar sin do chuindgid sochraidi co Cond Cetcha- thach. Dober Cond se catha lais 7 dobert cath d'Eogau Mör i Carn Nemid a nÄib {sie) Liathan 7 moidid for Äengus 7 marb- 25 thar Äengus and. Fäsaid iarom cocad mör iter Chond Cet- cathach 7 Mog Nüadad 7 brisid Mod Nüadat deich catha foi- Chond .i. cath Brosnaidi 7 cath Seigi Mosad 7 cath Gabrän

') = cille.

'') König von Ailecb, gest I0ü4.

MrfTEILUN<iEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTFX. 203

7 cath Sampaidi 7 cath Greni 7 cath Süamaid 7 cath Ätha Lüain 7 cath Moigi Croiclii. is and domarbad Fiacha Räeda mac Feidlimid Rechtmair, 7 cath Asail 7 cath Uisnich.

Conad lar sin doroindead Eiri iter Chond Cetcathach 7 Eogan Mör 7 fa hl a coicrich (337 b) i ndruira forsada Chlain •"> hiraird 7 Cluain meic Nöis 7 ö Äth Cllath Medraidi co hlth Cliath Diüblindi 7 badar forsin roind sin co tucad cath Muigi Lena iter Cond 7 Mog Nüadad co ndorchair Mog Nüadat ann la Conn 7 ar Muimnech. Finit.O

Sancta Brigita.

Ibid. fol. 166 c. Vgl. Lismore Lives Z. 1689 ff.

Gach ni tlu-a nochuindged Biigit forsin Coimdig dobeirthea 10 di fochedöir ön Düileamuin, üair fa he a saint säsad na nibocht 7 dlchor cacha docamla 7 oirchiseacht cacha trüaidi.

NT reibe thra neach bud feile na bad näiride näs in naemög sin. Ni ronig i-iam a läma cosa cend iter feraib fearscalaib. Ni rodech liam a gnnis for a scäile tre l-^ blthin üabair ar febas a dealba 7 a denmai. Ni rolabair can loise. Ba häinteach 7 ba liandaic 7 ba hurnaigthech 7 ba foidi- deach 7 ba fällig a timnaib De. Ba cobsaid 7 ba humal 7 ba dilgadach dercacli 7 ba comra choisearctha coimeta cuirp Christ 7 ba terapall dileas do Dia boden. Ba rlgsuige tairise 20 den (166 d) Spirad Nsera a craide 7 a menma. Ba diuit (.i. glan) fi'i Dia in naemög sin 7 ba toirrseach do thrögaib 7 do deidblenaib De 7 liedroclit isa timna De hT.

Is he immorro a samail iter düilib .i. colam iter enaib 7 fineamain iter feadaib 7 grian ös reandaib a samail. Is he 25 athair na naemöige sea .i. int athair nemda 7 is e a mac .i. [sa Christ, is e a hoide in Spirad Naein. Is airi sin douid si na mirbaileada raöra diäirmigthi sea ton uili doraan. Is hi ordaiges do chäch a chumachta 7 sdiüras do cach aen bis a cumga 7 a ngüasaclit. Is hi thräethas na tednianda 7 is i 30 thoirnes tondgar 7 fearg in mara raöir. Is hl seo bantairrn- gertaig Christ, is i rigan in descirl. is \ Mniri na nGaegel.

A firta mvinorro 7 a mirbaileada nl chumaing neach a n-indisin acht mina indisead a spirad bodein mina thisad

'^ Hier tolgt dann der von Stokes RC. XI S. 41 ff. gedruckte und übersetzte Abschnitt über Fiacha Muillethan.

J04 KTNO MEYEK.

aiugeal do iiim dia n-indfi]sin. Nir bo lia immorro gamem mara no leaiiii feada iiiä d^irc 7 tiöcairi na naemöigi sin. Finit.

Von) Buchstaben.

ibid. fol. 166 a.

Trächtad annso arna thairring a leabraib laidianda 7 a •T proiceapt Presi^n 7 a diamraib breithrib Donaide.

Cia is litir and 7 ca med fognos do Wiir 7 ca med fogail itä for na litrib? Ni hansa. U ed is lit/>- and .i. guth doscäilti fetar do seiibenn. As uimi aderar lit/r ria .1. ön breithir is gregda is legda and leigann 7 ön ainni sin iter itenires (166 b)

10 .i. sligi chunicach ecna do legad 7 is iad na tri neichi fognos do litir .i. ainm 7 fidar 7 cumachta.

Oed is ainm do lit/V? Ni hansa. Ainmniugad uaithi am«/ ita guthaidi 7 consaine. Cred i> tidar and do litir? Ni hansa. Tairiing sothuicsinach donither ar in raeamram. Craed hi fein

15 cumachta litri? Ni han.m. Mog cliomroindi co gerr co fata. CO min co garb. Craed fofrlth lit/r? Ni hansa. Ar tri cüisib .i. cüis cuininigthe na raed dochüaid seochad 7 cüis tind- scauta na i'sed n-anaithnich 7 cüis aithnigthi na nichead n-egsa- mail n-egsaineach.

20 Ciiidis fogailter na litri? Ni hansa. Guthaidi 7 consaine. Ca Im nguthaide itä and ? Ni hansa. A cüic .i. a 0 u e i 7 atä tri guthaideada glana ann .i. a 0 e 7 is airi aderar corab glan iad, üair ni theid ni da mbrig estib tre. litrib aile. Atäit da guthaide nemglana and .i. u i. Is airi aderar neamglan

25 riu-sin, üair theid a mbrTg estib tre guthaidib glana 'na ndiaid. Craed is guthaide and? Ni hansa. Litir ö dentar guth ein comchumasc ö chonsain. Craed is consain and? Ni hansa. Aroili elimintf) nach fedann guth do deuam cau guthaide. Atäit da fogail ar na consainib .i. leathguthaidi 7 muiti. Ca

30 med leathguthaidi itä and? Nl hansa. A seacht. Ce a n-an- mand? .i. m n 1 r s x h. Craed ma 11-abar leathguthta riu- sin? Ni hansa. Da leathguthaidi gregacha, ö guthaidi tinds- cainter iad 7 a consain teid a nderead. Craed is muit and? Ni hansa. Cach lit/V tindscainter ö chonsain 7 crlchnaidthear

35 ö guthaide. Cia lin atäit na muiti? Ni hansa. A näi .i. b c

M dimtir^t Hs.

MITTETLÜKGEN AUS rRThCHEN HANDSCHRIFTEN. 295

d g p q t k z. Craed is saellseb and? Ni hansa. Tinöl timaircthech litrech guta a n-ainm, tlair is foirpthi iut [sjillffib cach guthaidi tr/ehi 7 111 theit tar se litrib ai' med 7 is airi aderar sillseb ön ifocol sasillabui .i. as inand sin asin greig 7 comtinöl asin laitin 7 asinn giBidilg. Finit.

Aus H. ;J. 18, S. 564.

1 Nena fikrf feghthar linn. inn esti düin gin dichill? cia leit/r sin cenn a eenn dogniad letht'od is lethtenn.

2 Bethe, saü, hüath, coli ferce. äirmim cuctlia in tren-tinne. daur. gort, hefhe bius a cround do leith for leith is

leathtroum.

0 Ngetal; luiss, luis cona rinn, nin 7 muiu mar maoeidhim. re dethbir foirbhthe is iat sin fedlia Icrtenna leghtair.

4 Fern is coli is tinne tra mar techtait tinfid wen'd,^) donl in trlan sin roturm[iu]s lethtenn län is läncuibdes.

5 Ailra 7 onn. ür mar aon doniad a reunaib rennclaon, ar edhadh, ar idUadli tra mar conecad na nena.

<> Coic fodlila ar eceuibdes oll: leathfoda. leathtend, leath-

trom, bruilingicht. ni bec in col. let[h]garbh gin a lesugMd.

7 Ba suadh saortar oga ar gach locht is lethfota,

nocha dognlmh fadera a coimlion a caomhnenauo. Neana.

Pflichten nnd Gebühren des oUam.

Ibidem.

1 Is dliged^) don ollamain säirsi ö ri[g] eo hüathat(/, dler/ar d'oUrtwom üasa/ tüatha toi- a snädadh, cGarta

for na tüathaib.

2 Im caisc is im nodllafc, im samain do sunnradh, laojidh saoirdhenmaeli solamh dlegar d'ollamh orlaumli.

8 A tossaeh a üaiiJiiü a luintigh bid aide, dlegar de läidh länghlan ocus marbnath cäinti.

4 Muna tuca int oUam in dän 'na am üadha. crod in filed cobhdha dliorhidh for na duana.

') ufia Ha. Vielleicht n-eca. -> dlid Hs.

2'.>ti KINO MfcYKK.

Dligid tencair coitcenii d'ollamain in däiia, droniia in snaidra sioda ocus tairb na tana.

Menscheukiiid und Ivotteskiiid.

Ibidem.

1 Mac duine timgliair aithe a rahaoeine. niac De nimhe ul maithi a cedmaoine cach laithe.

2 Nop senaidh dochi mac- De cia denaidb. cipsT dal doguither de. is innraic in fladlmaisi.

S Ri nimhe ni ferr a chäcb in doichli,

in Rl conic na hiiile. Ri ein tuile. gan aithbe.

Mael isu cecinit.

Aus fl. 1. 11, fol. 140 a.

1 Dia liäine ni longud, lim cia beo i singi. air m«c Muire imrädhe lobüi hi ngäbadh inne.

2 Is e in trebar dogni nät pi'oindi hi cetäine. is e [in] laithi cen meth i ndernad brath in Coimdedh.

3 TntT longM.s- i u-öeine ata n cuit-sium a daoine. am«? budh e "na chrochadh mac De roces ar dtiine. ')

4 Inti longMS i n-aine manip galar nodlüaidi. nl mad tardad baitliis tonn tairtln caithis ind-uairib.

5 Ni longa dia häine la maccu. is e mo laithi catha [tar cennj liatha frisnaca.-)

6 Ni longa dia haine didine. is e la catha tair chenn flatha firinne.

7 .A. longaidh si os misi bia am throscad. air tein na dibhtai usce. ai' füacht na t'orbir loscath.

8 In troscad. ni fuil duine uodcarad. mani äghedh a losend hi richis rüaid cen anad.

^ Fil a a tnmgad (sfc) do troscad : tein[e] na dibda usce. aigri legat tria loscadh.

10 Is lobra do neoch nät fodaim troscud, rodimdha cen intlätad. tene iiini dia loscud.

11 Asbere for nech äineis firthroscud inna sau (sie) in sirloscud.

') ndäiue Hs. -) Lies: triau-accu. ^

■') Lios: is Vi iiit, luitlif- catha. H

KI'NÖ MKVEH. M! ITKIM X<;KN. 297

12 Fil a n-äine nech imanaigh ar loscud.

fuisim damh in fuid aiidin conidnaisiur iai- trosciid.

13 Ni ma tiüaid for iiiud luich na dena äindidin.

isi penaid notä de: ' itVrn ocus garseclae. De häine.

Ibidem.

1 Mo labradh ?-ob tu inoliis cen mannradli.

rob tu caras mo chride, a Ri nimei) 7 talman

2 Mo labrad rob tu molus gen mannradli.

reigliid, a ruire roghlan. dam t'fognamh uile is t'agrad.2^ H Mo labrad rob tu molus ce»* [mannrad], [aj athair cachja] bäidi. chün mo ]aid|T| is mo labrad.

M. 1.

Heliodorus der Oascogner.

Ich di'ucke hier nur den Anfang dieses Textes aus Rawl. R. 503 ab. um endlich den Mythus aus der Welt zu schaffen, dafs es sich um eine Version von Heliodors Aithiopika handelt.

Ardrigh uasall oreadha nertm«^- laid?;- nosm^r niam- rhrothach ro ghabh flaith/?/^ agus forlamhus for sau Gasg?*/w focht n-aill. dar bho comhainm Heliodorus agus do bhi an rigb sin gan chloinn aige 7 gan neoch ar a sliocht fein no na fola rioghdha do geabarZ/i an righacht da eis. Do bhi besä aige na righth« 'sann aims/r sin anall .i. an fer do bhidhedh gan chloinu diph fle<?7? agus fesda oiredha d'ollmughudh dho.

') ar in nwn Hs.

^> tagTuifl Hs. Zu lesen ; t'fograrl ''

Berlin -Wilmersdorf. Kuno Meyer.

VERMISCHTES.

1. Altirisch ffildne „Jniiger Mann, Diener".

In seinem „Bidrag til det norske sprogs historie i Irland'' rS. 123) stellt Marstrande.r die Behauptung- auf, dafs das mittelirische gilla nicht, wie man bisher mit Zimmer (Zf.d. A. XXXV 13) angenommen hatte, aus dem altnordischen (fildr „trefflich, brauchbar, dienlich" entlehnt sein könne, da es „älter als die Wikingerzeit" sei.

Dagegen ist voi- allem festzustellen, dais das \\'ürt, ganz abgesehen davon, ob man das bei Cormac (Anecd. I V S. 55) überlieferte güMw oder das später allgemein gebräuchliche (jllla als die ursprüngliche Form ansetzt, keinesfalls irischer Herkunft sein kann. Das ergibt sich schon aus den elementarsten Lautgesetzen.

Aus den in Windisch's Wörterbuch angeführten Formen, wie dem Dat. Sg. und Akk. Vok.Pl. gillu oder dem Vok. Sg. und Nom. PI. gillai, geht klar hervor, dals wir einen -jo- Stamm vor uns haben. Wie will man dann aber das i vor nicht -palatalem Id (oder IT) erklären? Eine Grundform *gildjos ist ausgeschlossen, da das Id, wie air. saillim (aus "^sald . . .) ,ich salze" zeigt, palatalisiert worden wäre. Aber auch der Gedanke, dafs zwischen / und d ein Vokal aus- gefallen wäre, ist undurchführbar, denn es könnte sich wegen des vorausgehenden / nui- um ein e. i, oder u handeln; in allen drei Fällen würde dann aber die nicht- palatale Qualität der Lautgruppe Id (U) widersprechen.

Man sieht also deutlich, dafs es sich hier um ein Lehn- wort handeln niufs, weil das Wort eine nach irischen Laut- gesetzen ganz undenkbare Gestalt aufweist. Als Quelle der Entlehnung kommt aber einzig und allein das Altnordische in Betracht.

VERMISCHTES. 299

Marstranders Behauptung, dafs das AVort älter sei, als die Wikingerzeit, beruht otTenbai" auf der Tatsache, dafs es scheinbar in Öagentexten des !S. Jahrhunderts vorkommt. Da aber alle die^e Texte nicht vor dem 11. Jahrhundert über- liefert .sind, ist es klar, dafs wir mit Vorsicht prüfen müssen, ob das Wort wirklich im Original stand und nicht erst A'on späteren Abschreibern herrührt.

Ich möchte hier nachdrücklich abermals darauf hinweisen, dafs auch die Übereinstimmung aller Handschriften noch nichts beweist^) mufs, wie ich schon einmal (oben IX, S. 186) gezeigt habe. In unserem Falle liegt die Sache allerdings wesentlich einfacher. Die einzigen wirklich alten Texte, in denen das Wort gtUu vorzukommen scheint, sind Echtra Counla und Compert Cou Culaiun.

Die Echtra Conula können wir sofort abtun. Hier erscheint das Wort nämlich nur in LU {Oia, a gillai, ol Cond fria mac, ncailli) und Harl. 5280 (Cie, a gildai, ol Cond frie a mac, amillie). während es in allen übrigen sieben Hand- schriften fehlt, wo es heifst (YBL, col. 399): Cia adgläitei\ ol Cond Cetchathach. usw. Ich habe bereits früher (Rev. Celt. XXXIII, 58 ff.) gezeigt, dafs LU und Harl. eine jüngere minderwertige Redaktion unseres Textes darstellen, und es ist somit klar, dafs die Form « gildai nicht im Original gestanden hat, sondern erst von dem Schreiber der Vorlage von LU in den Text eingefügt wurde, in dem sie übrigens völlig über- flüssig ist.

Was Compert ConOulainn (ed. Thurueysen, Zu ir. Hss., 1 S. 31 flf.) betrifft, so kommt unser Wort nur einmal am Schlüsse der Erzählung vor, und zwar nur in den drei Hss. E, H und N. während es in LU und Eg. 1782 fehlt. Schon aus diesem Grunde mufs es als unsicher bezeichnet werden, ob es auch im Originale gestanden habe. Thurneysen hat zwar bei der Wiederherstellung des Textes die erstgenannten drei Hss. zugrunde gelegt, offenbar desw'egen, weil alle drei den gleichen Schlufs haben, während LU und .Eg. 1782 von ihnen und auch untereinander abweichen.

Nach E, N und H lautet er: Biri mac, gaOm Caulann cerd, ha si a aitte. Marbais som a coin side iarom, in tan ha n-gillae (oder gildae) oc cluichin, comho ktrom as-bert som:

•"lOO JULIUS. POKOKNY,

^ßi(l nieise do ckü so, a popce." Conid de ra-nrjiuü seom iarom CuC/iaulainn.

LU hat: Birt mac, ochs doberar Setanta fair. Hieran schliefst sich danu. nachdem das ursprüngliche Ende aus- radiert worden war, eine zweite Version der Sage, die in Eg. 1782 (Ir. Texte I 143) noch gesondert vorliegt.

In Eg. 1782 heifst es: Ocus bert mac, ocus ba he dono mac na teora m-bliadnae in sin. ocus ha Setanta a ainm iarum, ffommo marb laiss iarum CnCaulaind cerddo. Is o sin i-lle ro-hainmnigther CüChulamn. Finit.

Daraus, dals der Schlufs in Eg. 1782 und LU verschieden ist, läfst sich aber für das ursprüngliche Ende der Erzählung keinerlei Folgerung ableiten, weil der ursprüngliche Schluls ja in LU durch Ausradieren beseitigt worden ist. Da aber LU und Eg. 1782 auch sonst gegenüber den anderen drei Hss. eine Einheit bilden, werden wir annehmen müssen, dafs Eg. 1782 so ziemlicli den ursprünglichen Schlufs der LU- Redaktion bewahrt hat. AVir haben somit zwei Gruppen von zwei und drei Hss., und es gilt nur festzustellen, welche von ihnen den Schlufs der Erzählung richtiger überliefert hat.

Augenblicklich handelt es sich aber nur darum, dafs angesichts dieser Sachlage keine Notwendigkeit vorliegt, die Form fjillac dem Original des 8. Jahrhunderts zuzuweisen.

In den ältesten Teilen der Tain, die älter sind, als die Wikingerzeit, kommt unser Wort nicht vor, dagegen ist es in der Hauptmasse des Textes, der bekanntlich einer Kom- pilation in der I.Hälfte des 11. Jahrhunderts seine Entstehung verdankt, gelegentlich zu finden und zwar immer an Stellen, wo es unbedenklich dem Kompilator oder einer jüngeren Vorlage desselben zugeschrieben werden kann. Auch beim Vergleiche der einzelnen Redaktionen der Täin geht ganz klar hervor, dafs das Wort immer häufiger erscheint, je jünger die Redaktion ist. So ist es in LL A'iel häufiger, als in den Texten der LU- Version; es hat z. B. LL Zeile 265: gilla 6c, die LU- Version dafür das Wort duine; LL Zeile 1402 steht: ar in (jilla, in YBL ol int ura, usw., während der umgekehrte Fall nie vorkommt.

Dafs das von gilla abgeleitete Kollektivum giUanrad „Burschen" nur in LL. dagegen niemals in der LU- Version

VKRMTS{!HTES. 801

vorkommt, beweist ebenfalls, dafs es sich um ein Fremdwort gehandelt haben mufs. das erst nach und nach in der Sprache heimisch wurde.

Wenn wir weiter sehen, dals das Wort als Namen bildendes Element in den Annalen von Ulster zum ersten Male in den Jahren 97G und 982 erscheint, und, vorerst selten, mit der Zeit immer häuliger wird, dafs es ferner niemals zur Benennung von Helden der heidnischen Vorzeit verwendet Avird und nur als Bezeichnung von Christen dient, wo es zugleich religiöse Bedeutung angenommen liat und neben das ursprünglich heidnisclie »lael getreten ist man vergleiche blofs Namen, wie MaeJ Tuüc „Diener der Flut", 3Iael Umai „Diener der Bronze", mit Gülu Muire „Diener Marias", Gilla Crist „Diener Christi", usw. {Macl kommt auch in christlichen Namen vor. kann also in beiden Fällen verwendet werden) so werden w'w in dieser Anschauung noch bestärkt werden.

Aus dem bisher Gesagten geht deutlich genug hervor, dafs unser Wort ein Fremdwort ist, und da aus sehr nahe- liegenden Gründen nur das Altnordische in Betracht kommt, werden wir die von Zimmer vorgeschlagene Ent- lehnung als gesichert ansehen können.

Als selbstverständliche Folgerung ergibt sich nun, dais wir dieses Kriterium bei der Betrachtung der an sich strittigen Frage des ursprünglichen Endes der Erzählung Compert ConCulaiun anwenden müssen.

Es sind da zwei Möglichkeiten vorhanden:

Entweder stellt Eg. 1782. wo das Wort gülae überhaupt nicht vorkommt, den ursprüngliclien Schlufs dar, oder der sich in den Hss. E, N und H findende Schlufs ist zwar der ursprüngliche, ist aber durch den Schreiber der gemeinsamen Vorlage um die Worte in tan ha n-r/iUae sekundär erweitert worden.

Dafs letztere Möglichkeit ernstlich in Betracht gezogen werden mufs. ergibt sich schon aus der merkwürdigen Wort- stellung:

Marbais som a coin side iarom in tan ha n-gillae oc dulchiu.

Man würde ja doch regelmäfsig erwarten:

302 .lULH S POKOIJSY.

[ntan ha ngülac. marhmft som n roin fiide üironi oc cluichiu.

Wenn man sich hingegen die Worte m tan ha n-(jiUae tortdenkt, wird jene Uni-egelmäfsigkeit beseitigt, oline dafs der Sinn des (lanzen anoli nur im geringsten gestört worden wäre.

Die andere Möglichkeit, dals nämlich Eg. 1782 den ursprünglichen öchlufs der Geschichte aufweist, ist aus verschiedenen Gründen nicht eben so naheliegend. Nach Streichung späterer Einsclilibe könnte man jedoch ganz gut ansetzen :

Birt wac octis ba Setante a ainm iaroni, co m-ho marb laiss iarom CuChanlainn cerdde. In o .<?/« i-Ue ro-ammniged Climdainn.

Doch läfst sich diese Frage nicht so leicht entscheiden, da noch das Verhältnis der Hss. N und E zu H nicht ganz geklärt ist; ich würde auch Bedenken tragen, die Annahme Thurneysens, dafs diese drei Hss. eine ältere Stufe der Sagentradition repräsentieren, als unbestreitbar aufzufassen. Namentlich dafür, dafs Deichtire oder Deichtine ursprünglich als Schwester Conchobars gegolten habe, sprechen wichtige sagengeschichtliche Parallelen, die einen Inzest von Ge- schwistern voraussetzen. Ich könnte mich nur infolge gewichtiger Gründe seiner Meinung anschliefsen, dafs hier der Inzest zwischen Vater und Tochter das ältere Motiv sei, und weifs nicht, ob die Übereinstimmung der drei Hss. gegen- über LU und Eg. 1782 und der gesamten übrigen Tradition genügend in die Wagschale fällt; es könnte ja eine solche abweichende Darstellung auch leicht der mifsverständlichen Auffassung eines unkundigen Abschreibeis entsprungen sein.

Namentlich Stellen, wie: ba torrach an inghin, ba less no foadh an inghin (H.) und besonders arnenaisc iarom Concubur ind ingen do SnaUaini (N) wo ingcn sowohl als „Tochter" wie auch als „Mädchen" aufgefafst werden konnte, können unschwer zu einem derartigen Irrtum beigetragen haben.

Über das Inzest -Motiv möchte ich seiner Wichtigkeit wegen noch ein paar Worte sagen.

Es mui's jedermann uutfallen. dafs von Oonchobar und seinem Schwestersohne CuChulainn j^-enau dieselbe Geburts-

VERMISCHTES. M)?>

g-eschichte überliefert ist. Vorausschicken will ich. dafs Con- chobar ganz zweifellos eine mythische Persönlichkeit darstellt, da er ausdrücklich als „Gott auf Erden" (Dia talmakle, LU 101 b) und seine Schwester Deichtire als „Göttin" {Mac Den Dechtiri heilst ihr Sohn Chulainn LL 123 b) bezeichnet wird. Somit müssen natürlich jene umlaufenden Versionen, die ihm den Druiden Cathbad oder den König Fachtna Fathach zum Vater geben, als rationalisierende Versuche verworfen werden, wäiirend nur die Sage, die von seiner übernatürlichen Empfängnis diu-ch zwei von seiner Mutter verschluckte Würmer spricht (Rev. Gelt. VI 178), Anspruch auf Ursprünglichkeit erheben darf.

Dals genau dasselbe von seinem Schwestersohne Chu- lainn erzählt wird, mufs natürlich unseren Verdacht erregen, besonders wenn man die betreffende Geschichte liest, der man sofort ansieht, dafs sie durch eine ziemlich ungeschickte Verschmelzung verschiedener Versionen entstanden sein mufs (Übersetzung bei Thurneysen. Zu ir. Hss. I, S. 38ff.); das einzig Neue, das wir hier erfahren, ist, dafs es der Gott Lug war, der die wunderbare Empfängnis hervorgerufen hat. Da ferner die Vaterschaft des TJlsterhelden Sualtaim i) bei der Gott-Natur des Helden ebenfalls keinen Anspruch auf Ursprünglichkeit erheben darf, werden wir die in allen Versionen des Compert Con Culainn erwähnte dritte Möglichkeit, dafs Chulainn dem Inzest zwischen Couchobar und seiner Schwester Deich- tire entsprungen sei, als die einzig richtige auffassen müssen.

Den christlichen Schreibern erschien begieiflicherweise diese Version als die am w^enigsten erwünschte, und sie über- trugen einfach die Geschichte von der wunderbaren Empfängnis Conchobars auf unseren Helden und liefsen statt Ness, der Mutter Conchobars, dessen Schwester Deichtire durch den Gott Lug schwanger werden, der mithin Conchobars göttlicher Vater gewesen sein mufs. Um konsequent zu bleiben, mufste man aber, sobald man an den Inzest der Geschwister nicht glauben wollte, Lug als den Vater (statt des Grofsvaters)

•) Nach K. Meyer ist übrigens die ganze Geschichte von der Vater- schaft des Snaltam sekundär, da dieser überhaupt in der ureprünglichen Überlieferung nicht existierte und einer Verlesung seinen Ursprung verdankt

oOl ITMIS }>oKOUNY.

CiiChiilainns bezeichnen. Schon A. Nutt hat ja (Voj^age ot Brau II 44) darauf hintjewiesen, dafs das Inzest -Motiv in den verwandten Sagen von Siegfried und Arthur beweist, dafs es aucli in unserer Sage als alt angenommen werden mufs: es handelt sich aber stets nur um Inzest zwischen Brudei- und Schwester. Dasselbe Motiv kehrt ja auch in der ii'ischen Mongan-Sage wieder, da Fiachna der W'eifse (Mongans Vater) und Fiachna der Schwarze (der Vatej- von Mongans Gattin DubLacha) zweifellos nur Verdopplungen ein und derselben niythisclien Person sind. Mongan war also mit seiner Zwillings- schwester vermählt: ein Rest dieser Überlieferung ist auch in der Tatsache zu finden, dal's Dub Lacha genau in derselben Nacht wie Mongan geboren wird. Als später der m^ythischf Mongan mit dem historischen Herrscher gleichen Namens identifiziert wurde, griff man mit Freuden die Tatsache auf, dafs neben Mongans Vater Fiachna noch ein zweiter histo- rischer Fiachna existierte und machte diesen zum Vater Dub Lachas.

Somit ist w'ohl recht unwahrscheinlich, dafs die drei Hss.. die Couchobar zum Vater Deichtires machen, eine ältere Stufe der Tradition darstellen, und mau wird das bei der Be- rücksichtigung des Verhältnisses der Hss. in Betracht ziehen müssen. Es kann aber natürlich eine Überlieferung auch philologisch älter, jedoch in anderer Beziehung trotzdem jünger sein, als .später überlieferte Darstellungen.

2. Nochmals die Fir Bolg.

Ein von mir seinerzeit übersehenes Zeugnis dafür, dafs die Fii- Bolg die Urbevölkerung Irlands darstellen, ist nach Skene (Celtic Scotland I 177), die Überlieferung, (z.B. Keating 1 190), derzufolge die Fir Bolg dereinst gezwungen waren, „den Boden aufzugraben und Erde herauszuholen, die sie in ihren Ledersäcken davontragen mufsteu, um sie auf Felsen zu legen, die dadurch fruchtbar gemacht werden sollten". Skene scheint mir darin mit Hecht eine Erinnerung an die Bergwerksarbeit der Urbevölkerung zu sehen; auch Zimmer hat ja (oben IX 112) darauf hingewiesen, dafs weder Kelten noch Germanen Bergleute waren, dafs z.B. in Süd- England schon lange voi- Ankunft dei Kelten Bergbau

VERMISCHTES. 305

betrieben worden war. und tlafs sich auch heute noch die Bergleute in Wales und Oornwall fast ausschliefslich aui? der Rasse der alten Urbevölkerung i-ekrutieren. Dasselbe wird auch in Irland der Fall gewesen sein, wo der Bergbau in ältester Zeit eine ziemliche Blüte erreicht hatte.

Mau könnte die erwähnte Stelle allerdings auch so auf- fassen, dafs sie sich auf den Ackerbau bezöge, der ja bei Ger- manen und Kelten in der Regel von Hr»rigen besorgt wurde, doch scheint mir die ungeschickte Fassung des Erzählers eher auf Bergbau hinzuweisen, da dieser im Mittelalter schon viel- fach in Verfall geraten war. während der Ackerbau in hoher Blüte stand. Die ganze Art und Weise der Wiedergabe deutet darauf hin. dals es sich uni eine Tätigkeit gehandeil haben rauJs. die dem Schreiber jener Zeilen nicht mehr ganz klar war.

'i. Irisch Mu{i)rbole.

Oben habe ich (XI 192) gegen Van Hamel die Behauptung aufgestellt, dafs der altirische Ortsname Mii{i)rholc nicht das imaginäre ^holc „Kluft"', sondern das häufig belegte holg „Sack. Blase, Ausbuchtung-' enthalte, und mich dabei nur auf die Schreibung Mnrhholg in modernen Handschriften stützen können.

Ich finde nun einen sicheren Beweis für die Richtigkeit meiner Anschauung in dem frühmittelirischen (oder spät- altirischen orediehte „Die Helden von Emain Macha" (oben VIII 217 f.), wo in Vers 15 der Dativ Miirhulg im Reime mit urd (Dat. von ord = lat. ordö) steht.

4. NochDials griechiscli KASStTEPOZ.

Die bereits früher (IX, 164) dargelegte Ansiebt, dals der griechische Name für Zinn keineswegs keltisch sein könne und vielmehr elamisch sein müsse, hat seither durch das zufällige Auffinden folgender Belegstelle eine, wie mir scheint, kaum mehr anfechtbare Bestätigung erfahren. Bei Stephan von Byzanz heilst es nämlich: KaOöLTLQa, vijooc Iv xcö cdxeavcö rf/ 'Ivdixfj XQOöex'i^Q, a>c AiovvGLOq Iv Baooagixolc, es t}<^ r> xaOöirsQOc.

Zeitschrift t. celt. Philologie XU, 1. 20

;iOr> ULILS PtiKtiKNV. \ Kli.M ISCH lES.

..Kaissitiia. eine Insel im Ozean angrenzend Indien, wie Üionj'sios 1) in den „ßassarika" berichtet, von welcher das Zinn herkommt."'

Besonder.'^ interessant ist. dals der Name Kaoohiiia genau mit der a. a. 0. postulierten elamischeu Grundiorni überein- stimmt. Dafs unser Wort auch im Arabischen in der Gestalt qazdir vorkommt, was ich seinerzeit übersehen liatte. spricht noch deutlicher für orientalischen Uispruiia.

Wo lagen nun die ursprüng-lichen Kassiteriden? Hüsing dachte, obwohl ihm obiges Zitat noch unbekannt war. an die Insel Hormuz. die in der Meerenge zv/ischen dem Persischen Meerbusen und dem Indischen Ozean liegt und früher einer der wichtigsten Handelsplätze der asiatischen Meeie wai-; .sie war auch dereinst durch ihren Erzreicht um berühmt und weist heute noch reiche Lager an Eisen. Kupfer und Stein- salz auf. Hüsing führte auch aus. dals die Altäre des Herakles, d. h. des Melqart. jenseits derer die Ka-ssiteriden gelegen haben sollen, ursprünglich die beiden steilen Berge bei Aden am ,.Tore der Gefahr" waren, deren einer früher auf einer Insel lag. so dals man auch zwischen ihnen durch- fahren konnte (Or. Literaturztg. 1907, Col. 25).

Dafs die Kassiteriden später nach Westeuropa verlegt wurden, stimmt zu der Erscheinung, dafs die Griechen alle entlegeneren und weniger bekannten Gegenden nach Afrika und dem ferneren Westen verlegt haben, so die erwähnten Säulen des Herakles, den ursprünglich am Tanais gelegenen Triton -See. die auf der Krim wohnhaften Amazonen und Hesperiden, die in Elam ansässigen Aithiopeu,'-) usw. Auch das alte Tarsis lag nach Hüsing (Or. L. Z. 1907, Col. 26—27) ursprünglich im Persischen Golf und wairde ei-st später mit dem spanischen Tartessus zusammengeworfen.

') Diony8iü8. der Verfasser der „ßassarika", über den nicht* genanercs bekannt ist. dürfte in der späteren römischen Kaiserzeit gelebt haben.

'^) Vgl. Hüsiugs in vei-schiedeuer Hinsicht bemerkenswerte Arbeit ..Völkei-schichten in Iran". Mitt. d. Authropol. Ges. in Wien. XXXXVI, 199ff.

Wien. .luLiüR Pokorny.

A

iol

KINE AU8EINANDERS?7rZUNG.

Tni 36. Bande der Revue Celtique bat Marstvander meine •Keltisclje VNortkiinde" einer eingehenden Besprechung unter- zogen, die neben manchem treffenden und neuen auch viel falsclies enthält. Einiges davon habe ich schon im 7. Hefte der 'Wortkund(^" richtig gestellt. Hiei- noch ein paar weitere Bemerkungen.

An der Bichtigkeit der Lesung doroifnad 7) kann kein Zweifel bestehen. Eine ebenso alle F'orm liegt z. B. in dem Fut. <jei)na Ir. 1. 11 2 246 § 6 voi'. M.'s Vorschlag domunynaih verstöist gegen die Alliteiation. Das ist auch mit der voi"- geschlagenen Besserung Inloinii statt Iwllaig 56) der Fall.») Was die Etymologie von riehed betrifft, so hat Pokornj'^ schon das richtige erkannt. M.'s rlyio-sedon Avürde riged ergeben. Was die alte Form reterc betrifft, so ist feiere (altkymr. (jueleri) zu vergleichen : auch darf t mit Strich darüber in Rawl. B. 502 nicht als tair aufgelöst wei'den. Dafs dem brit. epidios ir. richde entspricht, mufste jedem Anfänger klar sein; dafs dann ri.rhde durch echdae verdrängt wurde, ist nicht verwunderlicher, als wenn unser golden älteres güldtn aus dem Felde ge- schlagen hat. Wenn ich § 33 die Bildungen auf -sech von Worten wie gadlsech ausgehen liefs, so meinte ich damit, dafs sie zuerst in Volksbezeichnungen aufzutreten scheinen, wie das ja auch mit -issa der Fall ist. Der Gebrauch von fail für "Geschlecht' ist in der irischen Dichtung aller Zeiten so ge- wöhnlich, dals man erstaunt. M. es zu bezweifeln zu hören. Das von .M. zitierte Bubure (LL 322 b 5) ist kein Personen- name. Der Mann heilst Aed Bidmre. Über cet brauche ich mich nach dem 111. Stud. 1916, S. 580 gesagten nicht wieder auszulassen. Ich will nur noch den braven Mönch in Schutz nehmen, der is ctt duit 6 Dia durch licet tibi a Deo wieder- gibt und den M. mit grofsem Unrecht einen Ignoramus schilt.

*) Zu den von Pedersen § 767 gesammelten Belegstellen kommt noch inloiligh Seichir sealhh, H. 3. 18, 74 a hinzu.

Berlin. Kuno Meyer.

Nachtrag zu meinem Aufsatz: .Beiträge zur ältesten Geschichte IrlaiicJs."

Vi'ofessor Kuno Meyer macht mich uachträglich auf zwei Stellen aufmerksam, die nuiimelir ihre volle Aufklärung finden.

Wenn Cn Chulainn (Rev. Celt. XI, 444) in Schottland auf einem durchlöeherteu Stein fo-seted cethar-holcc lernt, so ist damit offenbar das „Aufblasen einer vier -zipfligen Schwimm- blase" gemeint, d. h. einer Blase, die an vier Stellen abgebunden ist (oben S. 201), und die zur Handhabung des gae holgae er- forderlich war, dessen Gebrauch er ja ebenfalls in Schottland gelernt haben soll.

Die Glosse zu lat. flabeUa (Stokes, Irish Glosses § 217j: scideth ydi bulga (Stokes verbessert fälschlich: gdithe no hulga) kann ebenfalls nichts anderes bedeuten, als „das Aufblasen (der Schwimmblase) des gae holgae', da ein hulga, holga in anderem Zusammenhange überhaupt nicht vorkommt.

Wien. TuLiDS Pokobnt.

Druck vou Ehrh;u-clt Karras <.

ALTIK. GILLAE.

In meinem „Bidrag- til det uorske sprogs historie i Irland" i) habe icli u. a. die (Tesetze bestimmt, denen die nordgermanischen Lehn\\'ürter im Irischen nnterworfen sind, und auf dem festen Grunde dieser Gesetze weiterbauend, gezeigt, wie unsicher das sprachliclie Fundament war, worauf Zimmer und andere ihre phantasievollen Arbeiten über die Beziehungen Irlands zum skandinavischen Norden während der Wikingerzeit auf- bauten.

Im gegenwärtigen Bande dieser Zeitschrift, S. 298 ff., hat Pokorny einen Artikel veröffentlicht, worin er es unternimmt, die Zimmersche Zusammenstellung von air. gülae mit anorw. ijildr ins Leben zurückzurufen. Um dies zu erreichen, wirbelt er eine Staubwolke von Argumenten auf, von denen kein einziges der Nachprüfung standhält.

Alles, was ich in meinem Bidrag über (jUla sage, beschränkt sich auf die drei Worte ,.addre end vikingetiden*' (älter als die Wikingerzeit). Dafs ich auch andere entscheidende Gründe hatte, die Auffas.^^ung Zimmers abzulehnen. Avird keinem Sach- kundigen entgangen sein. Für Pokorny kommen diese Gründe gar nicht in Betracht. Gilla ist nach ihm nicht älter als die Wikingerzeit, seine Lautform unirisch, ergo stammt es aus dem altnorw. yildr.

Dieser Schlufs ist in Grund und Boden falsch.

I.

Erstens: Ist es richtig, dals yillac an der Wende des 8. Jahrhunderts im Irischen nicht vorhanden war ?

M Videnskapsselskapets Skrifter, Hist.-philos. Klasse 1915, Nr. 5.

Zeitschrift f. cell. Piiilolog-ie XII, 3. 21

310 (;akf. makstrandeU.

Prüfen wir die Stärke dei- Pokornischen Argumente.

1. yillae Conipert Conculaind (CC) § 6.

Thurneysen hat bekanntlich die Quellen dieses Textes einer tiefgehenden Prüfung unterworfen. Nach ihm fallen die Handschriften in drei Gruppen:

1. Lebar na liUidre (LU), Egerton 1787 (Eg)

2. Egerton 88 (E), 23 N 10 (N)

3. H. 4. 22 (H)

die auf drei selbständige Kopien aus dem Lebar Dromma Snechta, der bekannten verlorenen Handschrift des 8. Jahr- hunderts, zurückgehen. Die genaue Stellung von H kann zweifelhaft sein, ,.^^'ährend ich nichts gefunden habe", sagt Thiu'neysen, „was H mit NE verknüpft, sind einige, aber sehr geringe Übereinstimmungen mit LU vorhanden." Auf diese Übereinstimmungen legen jedoch ich wie auch Thurn- eysen nur wenig Gewicht.

Der ursprüngliche Schlufs von CC ist von 7 cloberar Se- tanta fair an in LU ausradiert worden. Eine neue Hand setzt auf der Rasur ein und leitet zum folgenden Texte Feis Tige Becfoltaig über.

Li den übrigen Handschriften wird dagegen die Erzählung zu Ende geführt, und zwar stimmen in diesem Schlufsabschnitt ENH völlig überein. während Eg abweicht. Jene lesen z. B. marhais soni a coin side iarum in tan ha ngildae oc cluichiu, diese dagegen gonimo niarh lais iarum cu Caulaind cerddo.

Hieraus zieht nun Pokorny den grundfalschen Schlufs, als ob gillae in den ausi-adierten Schlulssatz der LU -Version ursprünglich nicht hineingehört hätte. Er übergeht aber mit Stillschweigen die wichtige Tatsache, dafs Eg „übei'haupt mehr eine Nacherzählung als eine Kopie der ursprünglichen Fassung ist und sehr oft ganz willkürlich vom alten Wortlaut abweicht" (Thurneysen, Zu ir. Handschr. und Litteratur- denkm. 131). Ich bitte den Leser das erste beste Kapitel der Eg -Version mit demjenigen von LU zusammenzuhalten. Er wird sich bald überzeugen können, zu welchen Ungeheuerlich- keiten die Pokornische Quellenkritik führt.

Dafs in der ENH -Version der ursprüngliche Schlufs von CC erhalten ist, wird kaum von einem Sachkundigen bestritten

ALTIR. GILLAfi. 311

werden können. Da nun diese Version von den sekundären Einscliiebseln in LU abgesehen von der ersten Zeile bis zur Rasur in LU Satz für Satz, ja Wort für Wort, mit der von LU übereinstimmt, so können nicht nur wir, sondern müssen sog'ar annehmen, dafs der ausradierte Schlufs in LU dieselbe intime i^bereinstimmung- mit der EXH -Version gezeigt hat, wie der übrige Text.')

Unrichtig ist auch die Behauptung, der Passus in tan ha ngilla sei sekundär in ENH hineingekommen; denn ein besonderes Kennzeichen eben dieser Version ist es, dafs sie frei ist von den sekundären Einschiebseln, die vor allem anderen d4e LU -Version charakterisieren 1 co tanic usw., § 7 7 comalta usw., § 6 w«or; ha honian leo usw.). Der Ein- wand, dafs der Passus marhais som a com siele iarum in tan ha ngildae oc cluichiu nicht gut irisch sei, wird den Frieden des frommen Verfassers der CG nicht stören.

Konklusion: Es liegt kein Grund vor anzunehmen, der verlorene Schlufs der LU -Version von CG stehe nicht in dem- selben intimen A'erhältnisse zur ENH -Version, wie der übrige Text, Es gibt keinen Grund zu der Annahme, die ENH- Version habe nicht den ursprünglichen Schlufs der Sage bewahrt. Also hat man auch keinerlei Grund anzuzweifeln, dafs gillae in der ursprünglichen Fassung der CG in dem Lebar Dromma Snechta zu Hause war.

2. „In den ältesten Teilen des Täin, die älter sind als die Wikingerzeit, kommt unser Wort nicht vor."

Ich möchte gern wissen, warum z. B. Aided Nadcrantail und Lugs Rose später sein mul's als 800?

3. „Dagegen ist güdae in der Hauptmasse des Textes (d. i. der Täin B6 Guailnge) . . . gelegentlich zu linden, und zwar immer an Stellen, wo es unbedenklich dem Kompilator oder einer jüngeren Vorlage desselben zugeschrieben werden kann.''

Das Wort „gelegentlich"' ist übel angebracht; denn gilla kommt in der LU -Version ungefähr 50 mal vor. Im Buch

*) Dafs der verlorene Scblufssatz der LU- Redaktion von sekundären Einschiebseln vielleicht nicht frei gewesen ist, ist in diesem Zusammenhang durchaus belanglos.

21*

31_' «AUL MAUSTKANDEtt.

von Leinster soll das ^^'ort nach P. ,.viel häufiger als in den Texten der LU -Version sein". Auch dies.e Auskunft ist falsch. Die LL -Version kennt zwar ungefähr 70 Belegstellen, wovon zehn nicht in LL stehen; dazu kommen noch zwei Belege von gillanrad in LL. Aber dann mufs auch daran erinnert werden, dafs die LL -Version fast das Doppelte der LU-Version beträgt. Wenn man also nicht die Täin wie Pokorny liest, d. h. wie der Teufel die Bibel, versteht man überhaupt nicht, wie seine Statistik zustande gekommen ist.

Ich stelle mir selbst die Frage, warum wir annehmen müssen, dafs gUla in allen 50 Stellen der LU-Version dem Kompilator oder jüngeren Vorlagen desselben zuzuschreiben sei, und finde keine Antwort. Glaubt denn P. wirklich, der Kompilator sei auch für gillac in Lugs Eosc TBC 1815 Y verantwortlich? Oder für g'dli ib. 2468, wo es doch durch den Reim mit sinne, timi gestützt ist?

Die ganze Argumentation fulst auf der vorgefai'sten Idee, dafs yilla nicht älter als die Wikingerzeit sei. Deshalb ist sie auch völlig wertlos.

4. ,.Auch beim Vergleich der einzelnen Redaktionen der Täin geht ganz klar hervor, dafs das Wort immer häufiger erscheint, je jünger die Redaktion ist ... es hat z. B. LL Zeile 265: gUla öc, die LU- Redaktion dafür das Wort duine . . ., während der umgekehrte Fall nie vorkommt.''

DaXs dem gUla der LL-Redaktion gelegentlich ein anderes Wort in LU entspricht, ist zwar richtig (vgl. z. B. a gillai TBC 3295 LL: a mo popa TBC 2514 Y), ganz unrichtig dagegen ist die Behauptung, der umgekehrte Fall komme nicht vor. Dem Passus cinnas a wsa sunt in meic hie sin 845 LL ent- spricht doch im \'ßL cia ms in gilla sin, und dem gilla Z. 508, 514, 537 Y entspricht nach dem ganzen Zusammenhang mac bec in LL. dem gilla 1634 Y in LL moethmaccoem 6g gan ulchain (da H 2. 17 und Eg 93 gilla ög amulchach liest, wird die Neuerung auf der Seite von LL sein).

Übrigens fallen derartige Varianten keineswegs schwer ins Gewicht. Sie berechtigen natürlich durchaus nicht zu dem Schlüsse, dals gilla zur Zeit von LL in allgemeinerem Gebrauch gewesen sei als zur Zeit von LU.

ALTIR. GILLAE. 313

5. „Dafs das von gilla abgeleitete Kollektivum gillanrad .Bursclieir nur in LL. dagegen niemals in der LF -Version vorkommt, beweist ebenfalls, dals es sich um ein Fremdwort gehandelt haben mnfs. das erst nacli und nach in der Sprache heimisch Avurde."

Das nenne ich einen typischen Pukornismus. Der Schhü's i.st mir völlig unverständlich.

Gillanrad ist in LL nur zweimal belegt, und nur in einem Falle kann von einem entsprechenden Passus im LU die Kede sein, nämlich Z. ö76t5 LL. wo die ursprüngliche Redaktion in gillai las (in gilla VBL); dieser alte Nom. plur.. der für ein mittelirisches Ohr wie ein Nom. sing, lauten mufste, wurde in LL durch das nach ingenrad gebildete Kollektivum gillanrad ersetzt. Auf ähnliche ^^'eise wechseln in mittelirischen Texten eich und cchrad, ingcna und ingenrad.

('). Dafs gilla als Namen bildendes Element nur in Namen von Christen erscheint, ist eine wohlbekannte Tatsache. Mir ist kein Beispiel bekannt, das älter wäre als aus der Mitte des 10. Jaiirh. Aber das besagt doch nur, dals gilla zu dieser Zeit durch die Klöster in der irischen Nomenklatur Eingang fand. Alte Namentypen schälen sicli ab, neue setzen ein. So sicher wie es ist. dals der (t?7/«- Typus an der "\\'^ende des 10. Jahrh. stark zunimmt, so sicher ist es auch, dals die J/o«?- Namen 1) gleichzeitig in merkbarem Rückgang begriffen sind. Es handelt sich offenbar um eine ^[odeänderung der irischen Nomenklatur, die keinen Schlufs auf das Alter des beteiligten Sprachstoftes erlaubt. Der Typus ist augenscheinlich durch das mittelalterliche servus Bei (vgl. Gilla Coimded) als Bezeichnung eines Mönches hervorgerufen, das jedenfalls für das 8. und 9. Jahrh. gut belegt ist ; vgl. ferner mlat. servus (serva) Christi, f'amulus Christi ,,gilla Crisf '^) und den päpst-

') Nur im Vorbeigehen mache it;h auf die drullige Übersetzung P.'s Ton Mael Tuile, Mael ütnai mit „Dieuer der Flut. Diener der Bronze" aufmerksam. So wird er auch in vollem Ernst Mnel Gaitnrid „Diener des Winters", Mael Snechtai „Diener des Schnees", Mael Bracha ,.Diefier des Malzes" übersetzen.

*) Ähnlicher Natur ist die mlat. Bezeichnung miles Chrtsti, die uns im Irischen z. B. AU 728 (= ridire Crist, Tig.) und in dem Fei. Oeng. begegnet (wo mil von einem Heiligen ganz gewöhnlich ist).

314 CARL MARSTK.WnKK.

liclieii Titel serrus scrvorum Bei Dals derartige Kombinationen im Irischen zu Personennamen heranwuchsen, darf wohl dem Eintlnfs der J/ae/- Namen zugeschrieben werden.

Ein wenig Nachdenken und historisches Urteil sollte doch P, die Augen geöffnet haben für das Unwahrscheinliche der Idee, dafs das konservative kirchliche Irland, wenn es diese Namen prägte, gerade das heidnische gildr wählen sollte, um die Demut des Christen seinem Schutzheiligen gegenüber aus- zudrücken. Die Hauptmasse der norwegischen Lehnwörter im Irischen stammt aus dem 10. Jahrh. Es ist schlechthin undenkbar, dafs das anorw. gildr in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts im Irischen so einverleibt gewesen sei, daXs selbst der gebildete Ire von seinem heidnischen Ursprung nichts gewufst hätte.

II.

Um ein Wort älter als einen gegebenen Zeitpunkt zu erweisen, hat man nicht nötig, es in Handschriften, die älter sind als dieser Zeitpunkt, nachzuweisen. Oft ist es auch nicht nötig, es durch literarische Quellen zu belegen, die in ihrer vorliegenden Redaktion älter sind als die in Frage stehende Zeitgrenze. LäXst es sich z. B. nachweisen, dals ein Wort mit der allgemeinen Bedeutung von gilla in der irischen Literatur schon in der ersten Hälfte des 9. Jahrh. gewöhnlich war, so folgt daraus, dafs dieses Wort im Irischen älter ist als 800, besonders wenn es gelänge, es in Litei'aturgattungen nachzuAveisen, die in ihrer Wahl der Wörter immer kon- servativ sind, wie geistliche Prosa oder Poesie.

Nun ist in der Tat ein solcher Nachweis möglich. Wie oben erwiesen, liegt gilla in dem ursprünglichen Schluls der Lebar Dromma Snechta- Version der CC vor, und damit be- wegen wir uns schon in einem Zeiträume, der älter ist als die Wikingerzeit.

In Texten aus dem 9. Jahrh. ist das Wort ganz gewöhnlich. Ich erwähne u. a. :

1. Monastery of Tallaght, vor dem Jahre 840 verfafst. Das Wort ist hier mehrmals belegt: § 37 (dreimal), § 41 (zweimal), § 48.

ALTIR. GILLAE. 315

2. Colmans Hymnus, und zwar im ältesten Teile {Baiiid in gille dana Z. 12). Straclian hebt die sprachliche Ähnlichkeit mit dem um 800 verfafsten Feiire Oengusso vor und führt mit Recht den Hymnus auf das frühe 9. Jahrh. zurück.

3. Imram Mäile Düin, >str. 9, von Meyer in die erste Hälfte des 9. Jahrh. gesetzt; doch 'scheint mir ein so frühes Alter nicht ohne Bedenken.

4. Heptads LIL ßrehon Laws V 292. 23. Der Text trägt ein altirisches Gepräge {atgaru, d. i. Subj. -gara S. 118, -u für -a in diesem Texte ganz gewöhnlich, cipe dodacoi 274, cid he nodoyaha (inti nodayaib) 256, cihe dodromi 272, ben aratuaisi a sleith ib., arafoynud 364, arafuim 272, araddla ib., ima- dichitis 308. imaderga 358, ni condraig Dia 290, amail dlegda 340, ciadoescomrair : ascomrair 348, do fir fodngaib 320, do neoch fotagaih 322 usw.

Neuerungen wie hruig für 7nruig und Ähnliches sind natürlich für die Zeitbestimmung ohne jegliche Bedeutung. Die Redaktion kann ruhig auf das beginnende 9. Jahrh. zurück- geführt werden, wie ich später in einem anderen Zusammen- hang zu zeigen hoffe.

5. Cormacs Glossar (2. Hälfte des 9. Jahrh.) 676 Y und vor allem 825 (lethech) und 1059 (pridl), wo Cormac ohne Zweifel ältere Quellen zitiert, vgl. noch 690. Da diese Artikel sämtlich im Buch von Hy Maine stehen, gehören sie der ur- sprünglichen Fassung des Glossars an.

Echtra Connla § 1 setze ich aufser Betracht; denn hier wird die Lesart a gdlai, a yildai in LU und Harl. 5280 wohl einer Fehllesung von acilli (o. ä.) der Vorlage zuzuschreiben sein. Der Abschreiber entdeckte inzwischen seinen Fehler zeitig genug, um die verlesene Verbalform unmittelbar nach niac anzubringen. Das für den Zusammenhang gleichgültige a gillai war er nicht bemüht auszuradieren.

Über das genaue Alter der oben zitierten Texte mag in ein paar Fällen gestritten werden. Im ganzen genommen zeigen sie doch unwiderlegbar, dafs gilla im 9. Jahrh. und schon in der ersten Hälfte desselben in Irland gebräuchlich war in der Umgangssprache, wie in Dichtung und Prosa.

Wie kann man überhaupt auf die sonderbare Idee kommen, dals der geistliche \'erfasser von Colmans Hymnus für ein Wort

316 CARL MAKSTRANDKR,

der allgemeinen Bedeutung juvenis ein norwegisches Wort (das übrigens nicht vorkommt!) in seine "\'erse eingeflochten haben sollte, und zwar zu einer Zeit, als die Norweger in Irland noch keine festen AVohnsitze hatten, als ihr ganzes Verfahren noch auf Mord und Beute ausging, und ihr Xame in aller Munde verflucht war?

Und wie kann P. das Vorkommen von (jilla in ('olmans Hymnus mit seiner oben zitierten Behauptung versöhnen, dafs gilla noch in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts im Irischen nicht völlig heimisch gewesen sei?

Um diesen Schwierigkeiten zu entgehen, mufs er annehmen, dafs die ältesten Belege von gilla überall den späteren Ab- schreibern zuzuschreiben sind. Und damit betreten wir ein Gebiet, das zu annektieren ich P. nicht hindern will.

Ich füge schliefslich noch hinzu, dafs gilla in der älteren irischen Literatur (wie in der jüngeren) überhaupt sehr gewöhnlich ist. So wird man es u. a. finden in Scel muicce raic Datho, Serglige Conculaind, Fled Bricrend, Tochmarc Etäine (im poetischen Teile), Loinges mac nUisnig, Tecosca Cormaic, Imacallam in da thuarad, Bruiden Da Dergga, Mesca Ulad, Saltair na Rann etc.,') was uns ja nur in unserer Über- zeugung bestärken mufs, dafs gilla an der Wende des 8. Jahr- hunderts ein integrierender Teil des irischen Wortschatzes war.

III.

Ein Hauptargument P.'s gegen ein echt irisches gilla bildet das niclit-palatale II. Dabei fällt es ihm gar nicht ein zu fragen, ob dasselbe durch die Annahme von Entlehnung aus dem Altnorwegischen erklärt wird.

Das anorw. gildr mufste air. "^gild, *gill ergeben ; denn die Behauptung Zimmers, ein aus tönendem s entwickeltes anorw. ■R führe im Irischen zu -a, ist schon deshalb falsch, weil nicht der Nominativ, sondern die Casus obliqui für die Form der altnordischen Lehnwörter im Irischen bestimmend sind (vgl. Bidrag, S. 58 f.). Gibt man die Möglichkeit zu, dafs *gild übereinstimmend mit dem, was ich in Bidrag S. 94 hervorhebe,

>) Dagegen nicht in Iniram Brain, den Mongan- Geschichten, Forfess fer Falgae, Baile Chuiiid Chetchathaig, Aided Conröi, Verba Scathaige, Siaburcbarp. Couch., Täin Bo Eaan., Tochm. Baisi, Imram Snedgusa.

ALTIR. GILLAE. 317

einen auslautenden Vokal entwickelte, dann kann nach dem vorherg"elienden > natürlich nur von einem palatalen Vokal die Rede sein.

P. sollte sich auch die Frage gestellt haben : ^^'as bedeutet anorw. güdr und was bedeutet -äir. giUa? Das letztereist ein Substantiv mit der Bedeutung milci;, juvenis, serviis, das erstere ist ein Adjektiv mit der generellen Bedeutung insignis, praeclanis, honu,^ und wird ohne Unterschied von Jungen und Alten, Personen und Dingen gebraucht.

Also: gilla quia insignis, gill enim insignis in lingua nort- mannorum. So könnte Cormac geschrieben haben, wäre er nicht dem Wort in Quellen des 8. Jahrhunderts begegnet.

UmP. gerecht zu werden, möchte ich doch heivorheben, dafs seine Etymologie, mit derjenigen von Cormac verglichen, vielleicht einen Fortschritt bedeutet; der Letztere leitet nämlich in vollem Ernst das Wort aus gel „Blutegel" her.

Um ihm weiter gerecht zu werden, führe ich auch den Schlufs an, mit dem er seiner Behandlung von gilla die Krone aufsetzt: „Alls dem bisher Gesagten geht deutlich genug her- vor, dafs W'ir die von Zimmer vorgeschlagene Ent- lehnung als gesichert ansehen können". Ich weifs freilich nicht, was davon übrig bleibt.

IV.

Wer air. gilla aus dem Irischen erklären will, wird es vermutlich zuvörderst an gell, giall anknüpfen müssen, wie der mittelirische Kommentar zum Feiire Oengusso tut (Okt. 2). Da nun giall alten Diphthong hat, kommt nur gell als Stamm- wort in Betracht. Eine ursprünglich adjektivische rZ- Ableitung davon kann gilla {gildae) nicht sein (wäre *geUdae, mir. *gealla). Gehört gilla dennoch zu gell, kann es offenbar nur auf einer io-Ableitung *gistlio i) beruhen. Daraus hätte aber wohl air. gille mit palatalem II entstehen müssen. 2)

') Vom irischen GesicLtspunkte bietet sich der Vergleich von gell mit giall von selbst dar, so auch Pedersen Vgl. Gramm. 1136. Da« Wort vpird in Mil. (was freilich nicht ausschlagü^ebend ist) und in allen alten Texten mit II geschrieben; dabei ist von bewnfst archaisierenden Schreibungen fwie fjeld Mon. Tall. § 48) abgesehen.

•^) Schreibungen wie yilli Vok. TBC 2468 Y (: sinni. timi), Sergl. Conc. §29, Fled Bricr. §38, Gen. ib., Rawl. passim, Dat. Mon. Tall. §41 (gilde,

R18 CARL MARSTR ANDER,

Weiter können gegen diese Herleitung wuchtige Einwände sachlicher Natur gemacht werden. Nichts deutet nämlich darauf hin, dafs (jHla von Anfang an einen jungen Burschen bezeichnete, der einem Fürsten oder irgend einem anderen als Pfand für die Erfüllung gewisser Verpflichtungen überlassen w^ar, und über dessen Dienste sein einstweiliger Herr verfügte. Es ist kaum glaublich, dafs ein solches Rechtsverhältnis keine Erwähnung fände in den alten Gesetzen, avo giall und gell in allen Formen eine eingehende Besprechung gewidmet ist.

Für den Vergleicli mit gell, giall dürfen nicht angeführt werden gialhid „Dienste nehmen, sich unterwerfen", giallna „Geiselschaft, Dienste" {yiaUna 7 mainchc Breh. Laws II 218; ferner II 136, 222; V 286. Trip. Life 58. 4. O'Mulc. 309: nibi i coir Inochfdjachüe diultad De j giaUncß Demum: mit A.ssimi- lation von In: in dicionem A. ? w^/a??«?" Mil. 63 a 12. deditionis nostrae .i. ar ngiallce ni 72 b 24. ad deditionem i. dun giallae 72 b 11), giallnad (g. 7 moxaine na nGöidel do Demon Trip. Life 32. 5), aicülne „Dienste, tenants" (nicht aus *ad-gillne, wie öfters analysiert wird, sondern aus ■gi(dlnae*vg\. adgialla ,.nimmt Dienste"). Denn die Bedeutung „dienen" ist sekundär und nicht bei gell- belegt, das allein in Betracht kommt.

Da gilla sich somit weder formell noch sachlich mit gell vergleichen läfst, und da es sonderbarerweise (von Heptads LH abgesehen) in dem Haupttext der alten Gesetze nicht belegt zu sein scheint, so erlaubt uns seine isolierte Stellung, die Frage zu stellen, ob es überhaupt irischen Ursprungs sei') und nicht vielmehr von aufsen ins Irische eingedrungen ist zu einer Zeit, die vielleicht jünger sein mag, als die älteste Fassung der Gesetze, aber jedenfalls älter ist, als Lebar Dromraa Snechta.

gille Nora. § 37, 41), güle (: serglighe) Vok. Tochm. Et. §9, gilliu Nom., Corm. prull Z. 56 (Handschr. H), gillib Dat. pl. Breh. Laws V 72, Pass. and Hom. 420 u.sw. sind znm Teil zweideutig. Im heutigen Schottisch -Gaelischen ist das II palatal, im heutigen Irischen wohl überall guttural. Palatales U zeigt das mit minie reimende gillic, Irische Texte IP 147.

') Mit gr. ylXloc in vF.oyt)J.öc und den Nom. pr. FlXloq rO.'/.Uov, m. riD.iq f. läfst sich gilla nicht vereinigen. Auch nicht mit ags. cild, dessen d wie got. kilpei zeigt, vorgerraanisches t voraussetzt. Unberücksichtigt lasse ich den i.soliertcn britannischen Heiligennamen Gildas. Gildus (so Beda und Alcuiu), mit dem ich nichts anzufangen weifs.

ALTIR. GTLLAE. 319

V.

Ist das II von gilla aus Id entwickelt?

Mit d wird das ^A'ort an folgenden Stellen geschrieben:

Mon. Tall. § 48: (jildc\ aber diese Schreibung- erweist nichts in einer Handschrift, die auch ildins (= / lUits), uhuild, cildi buchstabiert und die überhaupt häufig /(/ für älteres II verwendet.

Cormacs Gloss. 676: M gildce, YBL u. LB gilldce; in der Inter- pretation hat M gilldui, YBL gilla. LB gilldce. § 322 bieten YBL und LB gülacht; M hat gillas.

Cormacs Gloss. 1059 Y pniU (nach Thurneysen ,.Zu Cormacs Glossar*' zitiert):

Z. 13 gilldae Laud : die übrigen Hss. -11-.

Z. 14 alle Hss. -11-.

Z. 49 gilldce YBL : die übrigen Hss. -11-.

Z. 56 alle Hss. -U-.

- Z. 64 gilldce Hm : die übrigen Hss. -ll-. gildoi H

Comp. Conc. § 6 gildaei H : gill- NE. Echtra Connla § 1 gildtii Harl. 5280 : gillai LU.

gildciei Comp. Conc. 1. c. erweist nichts, da dieselbe Hs. auch Conald schreibt 3). Corm. pruU Z. 64 haben zwei unabhängige Kopien Id, was keineswegs ausschlaggebend ist, da die Hs. H Z. 28 auch eine Schreibung suaild aufweist (vgl SHCiil Wb. 24b 15). Was die übrigen Corraac-Hs. betrifft, so verwenden sowohl Laud als Y^BL und LB ll für altes Id (caill,^) saill wenn aus *sald-)\ umgekehrt steht in Laud Id auch für ursprüngliches ll {aild = aill YBL, LB).

Auch deshalb entscheiden diese Belege nichts, weil der Übergang von Id in ll in seinem Anfang auf die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts zurückgeht. In allen Dialekten und in allen Schichten der Gesellschaft abgeschlossen war er freilich kaum eher, als in den ersten Dezennien des 9. Jahrhunderts.

') (las Cormac aus lat. crillis herleitet (Corra. .839 Y). Voransgesetzt, flafs dieser Artikel zur ursprüuglicheu P'assung des Glossars gehört, sprach Cormac somit caill wie vorauszusetzen war.

320 CARL MAESTRANDER.

Wir können ruhig annehmen, dafs wählend des ganzen 9. Jahr- hunderts die traditionelle Schreibart /(/ neben dem phonetischen // ganz gewölinlich war.

Unter diesen Umständen scheint es mir methodisch richtiger, in (jilla altes Id anzunehmen, weil es doch für den Abschreiber näher läge, das Id der Vorlage in // zu ändern als umgekehrt. Aber ich gebe gern zu. dafs es sich hier um einen absoluten Beweis nicht handeln kann, und dafs man sehr gut von altem // ausgehen darf, falls ein solches durch eine überzeugende Etymologie vorauszusetzen wäre; eine solche fehlt aber noch heute.

VI.

Mit air. güdae (wie wir jetzt schreiben) wird ein soeben waffenfähig gewordener (gewöhnlich wohl freigeborener j Jüng- ling bezeichnet, der bei einem Fürsten Dienste genommen hat. Der Pluralis wird wie auch das KoHektivum gildarad von den waifenfähigen Gefolgsleuten des Fürsten A'erwendet. Bic- faiter a les do gillai innocht a Chonchohair „du wirst deine gildai heut Abend nötig haben", sagt Senlaech Arad, auf den bevorstehenden Kampf anspielend, zu Conchobar. der sich mit seinem Gefolge am Hofe Mac Dathos aufhält; ceithern gildae heifst in der Täin eine Truppe junger Soldaten.

Jugend und Untergebenheit unter einem Herren sind Grundbedeutungen, die in gildae eingeschlossen sind. Cormac stellt es zwischen mac und öclach.

In sehr frühen Texten wird gildae auch in der allgemeinen Bedeutung ,.junger Diener'' gebraucht, so z. B. Mon. Tall.; sehr gewöhnlich wird ihm dann ein Genetiv angehängt: g. urraid, g. turiisa, g. coisse, g. teined, g. scuir, g. eich, g. glomair, g. tai still. In Schottland ist es bis auf den heutigen Tag von einem gemieteten Feldarbeiter ganz gewöhnlich.

Endlich kommt dem gildae gleichfalls im Altirischen die Bedeutung ,. Jüngling" im allgemeinen zu (vgl. oac : juvenis, miles), so Colm. Hy., Imr. Mäile Düin, Corm. Gloss., Imac. in da thuar. (g. forcitaü), Bruiden Da Dergga, TBC usw. 0

') Im Altirischen wie im heutigen Schottisch -Gaelischen (ciamar tha thu 'ille?) in der Anrede beliebt.

ALTIR. GILLAE. 321

Welche von diesen Bedeutungen die älteste, ist aus dem Irischen nicht ersichtlich. Sie waren alle an der Wende des 8. Jahrhunderts völlig entwickelt.

Wenn gildae. wie ich glaube, ein Fremdwort ist, so scheint es aus einer der beiden folgenden Quellen herrühren zu müssen.

Entweder stammt es dui'ch ein mittellat. (jilda, yildo aus altfranz. geUh, gilde, yeldon, m. „Söldner, Mietling (mit Lanze bewaffnet), geworbener Bauerjunge", vgl. yrlde, gilde, f. „troupe bände de soldats"' (Godefro}', Lex. de Taue. Frangais), eben eine ceithern gildae, pr. gelda id., geldon „Uhlan" (ital. gial- dotiiere), ferner das Verb gelder „werben". Grundbedeutung wohl soldariiis, milcs.

Oder aber gildae stammt durch das latinisierte, gut belegte yilda aus dem angelsächsischen gilda „Gildegenosse". Dafs diese Zusammenstellung nicht unmittelbar einleuchten kann, darüber bin ich im reinen. Die Wörter decken einander sachlich nicht, und ich möchte den Vergleich nur unter der Voraussetzung aufrecht halten, dafs gründliche Kenner des germanischen Gildewesens Umstände vorbringen können, die darauf hindeuten, dafs der König (oder der hläford) auf einem frühen Stadium der Entwicklung der Gilden eine so domi- nierende Stellung in ihnen einnahmen, dafs der gemeine Genosse als sein geschworener Mann betrachtet werden könnte. Oder wenn es sich herausstellen sollte, dafs die Stellung der Cnihtengilde (die schon um 8t30 erwähnt wird) jm 7. und 8. Jahrhundert eine solche war, dafs sie die Entlehnung von yilda mit der Bedeutung von cniht ermögliclit ; mit cniJd werden bekanntlich niedere Dienstleute, milites bezeichnet. Leider ist unsere Kenntnis des älteren ags. Gildewesens sehr beschränkt. Aus dem Gesetzbuch des Königs Ine läfst sich freilich ersehen, dafs die Gilden schon in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts gesetzlich anerkannt waren, aber über die innere Organisation der ältesten ags. Gilden sind wir nicht unterrichtet.

Ob das bei O'Davoren 458 belegte congillne .i. fer gdil ßalusa {ut est Düil Roscaid ni haisneis fer tar cricli nd

322 CARL MAKSTRAXDKK. Al/lIU. ftILTiAK.

I

coi[n/(/ilIni nd coihhnlus) auf dem mit ijüda synonymen mlat. conyiUlo beruht, scheint mii' mehr als fraglich. Die Bedeutung- scheint erraten, und das Wort dürfte wie Stokes vermutete mit dem cuingiUne, coingiUne der Brehon Laws identiscli sein (Vgl. coingell, neuir. coingheall). Gegen eine Ableitung aus göel (vgl. conigdelta) spricht wohl das doppelte //.

Wenn ich die Entlehnung auf rund 700 ansetze, so wird damit nur ein ter minus post quem non angedeutet, und diese Zeitbestimmung fufst ihrerseits nur auf dem recht vagen Räsonnement, dafs gilla weil es doch wohl nur in einer Bedeutung entlehnt ist schon eine beträchtliche Entwicklung auf irischem Boden durchgemacht hatte, als es gegen Ende des 8. Jahrhunderts in der Literatur erscheint.

Kristiania. Carl Marstran dek.

■;8»

BEITRAGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS.

3. EriiinUf jDärin(n)e und die Iverni uud Darini des Ptol Olli ans.

In einem kürzlicli erschienenen Aufsätze in Kuhns Zeit- schrift (XLYII 233 f.) habe ich den Nachweis geführt, dafs die älteste erreichbare Form des Namens Irland everijö (wo- bei das e auf idg. *t'?", *j«, "^pei oder *epi zurückgehen kann) lautete, dafs eine Form mit kurzem anlautenden e altirisch ""otriu, eine mit anlautendem / hingegen */Wm ergeben haben würde, und dafs die neben latinisiertem Everiö vorkommenden und später zur Alleinherrschaft gelangten Formen Iveriö, Hiberiö, bzw. Hihernia ihre Gestalt teils ungenauer Wieder- gabe des anlautenden, stark geschlossenen e oder dem so häutigen Jotazismus (vgl. fsca für altbritisches föc«, cymv. icysc), teils volks'^tymologischer Angleichung an lat. hihernus und den Völkernamen der Iheri verdankten.

Ebendaselbst habe ich darauf hingewiesen, dafs der Name des südirischen Volkes der Erainn keineswegs mit dem Namen der Insel in Zusammenhang gebracht werden kann, wie John Rhys und John Mac Neill annehmen. Die genaueu Gründe für meine Annahme .^ind wie folgt.

Die ursprüngliche Flexion ihres Namens lautet: Erainn, Gen. Plur. Erann, Dat. Plur. Ernaib, Akk. Plur. Emu, später Erna. Jünger lauten der Nom. und Gen. Plur. Ernai, Erna, indem die Stammgestalt des Dativs und Akkusativs ver- allgemeinert wurde. Neben dem Dativ Ernaib ist auch zwei- mal in YBL (Windisch, Täin 5749, 5751) die Form larnaib belegt; der ebenda vorkommende Gen. PI. lairn ist gewifs nur verderbte Schreibung statt larann oder larna, jedenfalls durch

324 JULIUS FOKORNY,

das ai im vorausgelienden cluasaib und im folgenden mairc liervorgerufen.

Das das Verhältnis des Xom. Erainn zum Akk. Emu deutlich einen o-Stamm voraussetzt, kämen als Ableitungen vom Stamme ever- a priori nur die Grundformen *everjoni, *sveroni in Betracht. Selbst bei der Annahme, dafs der Akk. Emu mittelirische ungenaue Schreibung für älteres Erna darstellte, also ein altei- konsonantischer Stamm vorläge, könnten wir doch nur die Grundformen '^everjones, *everones ansetzen, die natürlich infolge gleicher Behandlung der End- silben dasselbe Ergebnis liefern würden. Eine Grundform *evernu ist schon durch den Xom. Erainn ausgeschlossen, der den Abfall eines einfaclien Vokals in der Endsilbe erweist, aber auch eine P^orm *ei'ernl mit einfachem Vokal ist un- denkbai-, da diese einen Nom. *eirn (zweisilbig; vgl. dee'id aus *de-sed'i, Gen. Sg. von deed „träge") und einen Gen. *earn (vgl. deac „zehn" aus *dl'-enkö. älter "^dvei-penkvou) ergeben hätte. Aber auch die Grundformen *ei;erjotii, *everoni sind undenkbar. *everjoni hätte selbstverständlich *eirinn ergeben, da das von palatalen Vokalen flankierte r seine palatale Qualität unter allen Umständen behalten hätte. In gleicher Weise hätte jedoch auch "^everoni zu *eirinn geführt. Es scheint nämlich bisher allgemein übersehen worden zu sein, dals altes inter- vokalisches v bei der Synkope noch vor seinem gänzlichen Schwunde genau wie jeder andere Konsonant seine Qualität dem nachfolgenden Konsonanten mitgeteilt hat. Ganz sichere Beispiele hierfür sind die kontrahierten Formen des ä -Verbums feraid, -fera „gewährt". Hier lautet nämlich der Konjunktiv des ro- Perfekts in der 3. Sg. -roirea aus *-ro-verät, in der 3. PI. -roiret aus *ro-ueränt. Ebenso lautet die 3. PI. Präs. Ind. von fo-fcra unkontrahiert fo-ferat, kontrahiert dagegen -foiret (aus *vo-veräni) ; auch im Konj. Imperf. liegt neben der 3. Sg. fu-erad die kontrahierte Form -foired aus *vo-verälo. Die palatale Qualität des r läfst sich in diesen Fällen nur durch den Einflufs des geschwundenen palatalen v erklären. Ebenso steht es mit deden, diden „letzter", das nach dem Ausweise des Vokalnomens fedan (das wegen des Gen. fednae auf *vedonä zurückzuführen ist) auf *de-vedonä, de-vedonü zurückgeht. Auch toisech „Führer" läfst sich mit cj^mr. tyivysog unter einer

BEITRAGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 325

(Ti-uiKlform *to-vid-täkos vereinigen und verdankt sein palatales >• dem voiangehendeu v. Desgleichen geht ud-coidemmar (Sg43a6j „wir haben verkimdet" auf *ad-condamor zurück; nach dem d hat gewils ursprünglich ein nicht -palataler Vokal gestanden, da aufser dem möglicherweise aus ,m entstandeneu a (vgl. cymr. duyam. griech. rrtrroithciav) nur noch der thematische Vokal 0 in Betracht kommen kann. Somit hätte natürlich auch *everoni zu *eirinn führen müssen.

Dafs das Cr im Namen Erainn nicht auf *£L-er zurück- gehen kann, wird zum Überflusse noch durch die erwähnte späte Nebenform des Dat. larnaih neben Ernaih bewiesen. Denn diese einzig dastehende Lautgestalt des A\'ortes lälst sich nur unter der Voraussetzung erklären, dafs das e durch Ersatzdehnung- entstanden ist. Ich habe schon mehrmals darauf aufmerksam gemacht, dafs die in ]\funster und ehemals auch in Leinster gebräuchliche Aussprache des Ersatzdehnungs-e als ia gelegentlich auch in mittelirischen Hss. zum Vorschein kommt, indem derartige dialektische Formen an Stelle der schriftsprachlichen treten, wie z. B. im Gen. PI. zumeist Gailian an Stelle von Gauen {*GaUgnUm) oder auch cuilian an Stelle von cuüm „Hündchen" {*kolignos) geschrieben wird. Es ist klar, dafs ein solcher Fall auch hier vorliegen mufs.

Der Name Erainn kann somit nur auf eine Grundform *akroni oder ähnl. zurückgehen; an Stelle von *aJi:r- kann man aber auch *egr-, *ekr-, *igr-, *ikr- ansetzen und im An- laut kann 2> oder j geschwunden sein; der Vokal vor dem n kann ebenfalls beliebig angesetzt werden.

Wenn man den Namen indogermanisch deuten will, so liegt es natürlich am nächsten, an griech. dxQÖc zu denken; auch das öfter allein vorkommende er (glossiert mar und uasaT) wird hierher gehören, da es keineswegs in allen Fällen (vgl. Windisch, ^^"örterb.) als er- ■=- ess-ro zu erklären sein dürfte; dafs es sich z. B. im Fled Bricrenn § 78 nur um eine „ver- kürzte Ausdrucks weise'' eines mit der Vorsilbe er- zusammen- gesetzten Kompositums handeln könne, wie Pedersen (II 13) für einige Stellen in Ml. annimmt, wird man doch gewifs nicht glauben dürfen. Ganz sichere Beispiele für selbständiges er bei Kuno Me3'er, Alt. Ir. Dichtung I 35. Erainn kann also als ..die Erhabenen" gedeutet werden.

Zeitschrift t. eelt. Plululo^ie Xil, :J. 22

82G .lUMUS POKOKNV.

Die Erainn gehörten aiicli in der Tat einst zu den be- deutendsten Völkern Irlands. «Sie werden im Koninientai- zum Sencluis Mör (I 78, 80) als einer der drei edlen Stämme bezeichnet, die sich in die Herrschaft der Insel geteilt hatten. Die anderen beiden heif.sen einmal IJlaid „Ulster-Leute" und Gailhiin, ein andermal Ulaid und Feni Temrac/i „Fenier von Tara". An einei- dritten Stelle (I 70) werden die Ulaid, Gailiuin und Fcni Temrach als die drei edlen Stämme genannt, und es ist sehr wahrscheinlich, dafs der zweite oder dritte Name in „Erainn^' zu verbessern ist. Da die Erainn in geschichtlicher Zeit ebenso wie die anderen angeführten Völker keinerlei politische Bedeutung mehr hatten, werden wir jene Überlieferung von der Dreiteilung Irlands für sehr alt halten müssen. Was die anderen beiden Völker betrifft, so bezeichnet Galiuin und Feni wahrscheinlich dasselbe Volk; infolge der Unzugänglichkeit der Quellen kann ich mich darüber nicht mit Sicherheit änfsern. Wenn es aber (Eriu VI 147) heilst: ar ite Fcnni (leg. Feni) in sin : Muscraige 7 Dal Matti 7 Corcu Duhni 7 Lagein 6 Buais co Commur Tri nUsce, also die Laigin ausdrücklich als Feini bezeichnet werden, und andererseits die Namen La{i)gin und Gailiuin synonym ver- wendet werden (z. B.« Ir. T. III 374 : Gailioin .i. Lagin ; weitere Belege bei Hogan s. v. Gaileoin), so werden wir wohl annehmen dürfen, dafs in jener Dreiteilung Feini Temrach dasselbe Volk bezeichnete, wie Gailiuin, unbeschadet der Möglichkeit, dafs es sich in einem der beiden Fälle erst um eine sekundäre Erweiterung des ursprünglichen Begriffes handelte, dafs also an anderen Stellen jene beiden Namen vielleicht doch nicht gleichgesetzt werden dürfen; in unserem Falle sind es aber mit ziemlicher Gewifsheit nur verschiedene Namen für die gleiche Sache.

Zur obigen Gleichsetzung von Ga{i)liuin und La{i)gin (die übrigens auch rein örtliche Bedeutung haben könnte, indem beide Namen einfach die Bewohner der Provinz Leinster bezeichneten, die sowohl Laigin wie Coiced Ga{i)len genannt wird) will ich noch hinzufügen, dafs einerseits, wie ich (oben XI 183) gezeigt habe, die Ga{i)liuin zu den Fomoriern ge- rechnet wurden und andererseits die La(i)gin nach einer bekannten irischen Tradition als „Verbündete" der Fomorier

BEITRÄGE ZUR ALTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 827

bezeichnet wurden und durch König Tuathal Techtmar aus- geruttet wurden sein sollen.

Nun lassen sich von den „drei edlen Völkern" Irlands wenigstens zwei in dem ältesten Denkmal irischer Geschichte, in der Geographie des Ptolomäus (die wiederum auf Marinus, ca. 100 n. Chr. zurückgeht), also im 1. Jahrh. n. Chr. nach- weisen. Es sind das nämlich erstens die Ulaid, die bei Ptolomäus OvoJ.ovvTioi heifsen, was zweifellos für Ov/.ovtol oder 'ÜMJVTot verderbt ist, also älteste Form Gluti oder Uhiti; im letzteren Falle zu \v. am-idach „bartlos" zu stellen, das auf idg. *n-pHln-Jco- zurückgehen mufs. Was zweitens die Gailiuin (bzw. Fcini?) betrifft, so habe ich seinerzeit (XI 184) wahrscheinlich gemacht, dals sie mit den sagenhaften Fomo- riern identisch waren und vielleicht eine der germanischen Chauchorum natlones darstellten. Da Ptolomäus die Cauci als Bewohner der irischen Ostküste nennt, so hätten wir hier implizite auch den zweiten „edlen Stamm", die Gailiuin vertreten.

Dem gegenüber würde es sehr befremden, wenn Ptolomäus den dritten „edlen Stamm", die Erainn, mit Stillschweigen übergehen würde. Ich glaube in der Tat zeigen zu können, dals dies nicht der Fall ist, und dai's uns gerade die ziemlich unwahrscheinlich scheinende Lokalisierung jenes Stammes eine wichtige historische Tatsache offenbart. Ptolomäus nennt als nördliche Nachbarn der Ulster -Leute die Barini. Man hat diesen Namen schon lange mit dem irischen Dairfine zusammen- zubringen versucht, aber diesen Versuch offenbar deshalb auf- gegeben, weil die Dairfme in historischer Zeit in Südwest- Irland sitzen. Mac Neills Zusammenstellung von Darini und M{a)ugdoirn würde voraussetzen, dafs Darini für Dorni ver- schrieben sei. Nun ist zwar dem Ptolomäus etwas derartiges sehr leicht zuzutrauen, aber ich will eben zeigen, dafs es sich hier nicht um den unbedeutenden Stamm der M{a)ugdoirn, sondern um das grolse Volk der Erainn handelt, und Ptolomäus in diesem Falle ziemlich richtig überliefert hat.

Schon John Mac Neill hat darauf hingewiesen, dai's Dair- fine den Namen des Gottes Dä{i)re enthält und ]\larstrander hat im Wörterbuche der Akademie gezeigt, dafs die korrekte Form des Namens Ddirinne (neutr.) lautet und Dair- fine auf

22*

328 JULIUS POKORNt.

Volksetymologie beruht. Wie (lie Erhaltung der zweiten Silbe beweist, haben wir als> Grundform ^Bario-nion anzusetzen. Die Lesart Darini würde dann einfach für Durion i stehen, ein Fehler, wie er mindestens hundertmal bei Ptolomäus vorkommt.

Der Stamm Ddirinne erscheint in der Tradition als identisch mit den Erainn. In O'Mulconrys Glossar § 417 hellst es: Eraind i. ßr Erann (sie Ms.), ar it e rogabsat a cetleih di Erind. It he Darfine insin .i. fin« Dairt Doimfhiyh viaic Itha maic Bile maic Breyainn. Äinm doib iertain Tuatha Ie[i]r .?'. is diib Eterscelae mac hui ler 7 Conaire 7 Cüröi. Batar diib rlgh Muman ria n-Eoghanacht. ,.Die Erainn heifsen auch Fir Erann, denn sie sind es, die zuerst eine Teilung Irlands (unter sich) vorgenommen hatten. Diese heifsen auch Däirinne, nämlich Nachkommen des Däire Doimthech, des Sohnes des Ith, des Sohnes des Bile, des Sohnes des Bregand. Sie werden auch Tuatha leir genannt, es stammen nämlich von ihnen Eterscelae vom Geschlecht des lar und Conaire und CüRoi. Ihnen wurden die Könige Munsters vor (der Herrschaft) der Eoganacht entnommen."

Wir erfahren hier von der sehr interessanten Überlieferung,, dafs die Erainn einst ganz Irland beherrscht haben sollen. Aber jene Überlieferung scheint nicht echt zu sein.

Die Stelle in BB 139b 11: „ba leathrann da Dal Cede 7 do Dal Bairrdene cosin'^ bezieht sich nämlich nur auf Leih Cuind (Nordirland), von dem kurz vorher die Rede war, und es kann sich nur um ein leath-rann Nordirlands handeln. John Mac Neill irrt also, wenn er diese Stelle auf ganz Irland bezogen wissen und daraus schlielsen will, dals die Erainn dereinst über ganz Irland geherrscht hätten. Die Stelle bei O'Mulconry dürfte sich ebenso, wie die zweite Strophe der Brinna Ferchertne (oben III 41), wo es heilst: Heraind rogabsat Herind („Die Erainn herrschten über Irland") durch eine nachträgliche historisch -etymologische Spekulation infolge der Namensähnlichkeit Brenn (Gen. von Eriu) Erann (Gen, PI. von Erainn) erklären; daher auch das h vor Herainn, dafs sonst nicht oft vor dem Völkernamen erscheint und hier nur von llerind übernommen ist. Jedenfalls stimmt diese Über- lieferung zu dem, was wir sonst über die ursprüngliche grolse Bedeutung jenes Volkes wissen.

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 329

Für uns ist aber am widitig-sten die Tatsache, dais hier Ddirinne ausdrücklich als ein anderer Xaine der Erainn fest- g:elegt wird. Das Gleiche sagt die Stelle in Rawl. B 502. 147 b 12: is he Darfme rohen i n-ayui J)eir(/the)ie ./'. Kniai ~ Dairfme do räd friu-stde o JDäre mac IJedaid a patre Con liiii^) 7 n? Corco Laigde ut alii putant. „Die Dairinne sind es. die mit den Deirgthine in Streit waren, nämlich Erainn sowohl als Dairinne werden sie nach Däire mac Dedad. dem Vater des Oll Eoi genannt, und nicht Corco Laigde. wie andere meinen."

Gemeint ist hier, dafs die Gegner der milesischen Deirg- thine, der Nachkommen des Eber, sowohl mit dem Namen Erainn, wie mit dem Namen Dairinne bezeichnet zu werden pflegten, mit anderen ^^'orten, dafs beide Namen das gleiche Volk bezeichnen. Das geht auch aus den unmittelbar an- schlieisenden Zeilen hervor, wo es heilst : Bai rinne 7 Derythene hi comflaith und ar is 0 hErnaih ctcJi dara rt...-jo JDergthene in n aile „Dairinne und Dergthine teilten sich in die Herr- schaft . . . denn es wird abwechselnd bald ein König von den ;ferainn und bald von Dergthine genommen." '^) Dasselbe er- hellt daraus, dafs die Leute des C\\ Roi, der' schon durch seinen Vater Däire als ein Angehöriger der Dairinne gekennzeichnet wird, wiederholt auch Erainn genannt werden (oben IX 206, § 30 usw.). Röi selber wird in dei- ältesten Überlieferung als Angehöriger der Erainn bezeichnet (oben IX 192. § 7).

Die Frage ist jetzt, wie sich die Namen Erain und Dai- rinne ursprünglich zu einander verhalten, und ob Dairinne vielleicht nur eine bestimmte Gruppe der Erainn bezeichnete und die oben dargetane Identität beider Namen etwa nur auf diese Tatsache zu beziehen ist; der Gedanke liegt deswegen nahe, weil in historischer Zeit der Name Dairinne auf den Stamm Corcu Loigde beschränkt bleibt. Genau läfst sich wegen des geringen Materials die Sache nicht entscheiden,

•) Im Wörterbuch der ir. Akademie ist irrtümlich gedruckt: ni Corco Laigde a patre Conrüil Auch steht dort (p. 36,27) O'Mulc. 217 statt 417.

^) Selbstverständlich ist das nur eine historische Fiktiou zur Be- mäntelung der Tatsache, dafs es den wahrscheinlich aus Gallien ein- gewanderten Nachkommen des Ailill Ölom gelang, die Herrschaft in Munster an sich zu reifsen und die Erainn zurückzudrängen (vgl. Mac Neill. Popul. Gronps, S. 73 Anm.).

330 JULIUS POKORNY,

aber da die Dairinne schon bei Ptolomäus bezeugt sind, müssen sie zumindest in jenen Zeiten einer der wichtigsten Stämme der Erainn gewesen sein, und es ist auch sehr leicht möglich, dafs ihr Name ursprünglich das ganze Volk bezeichnete und erst später, als der Name Krainn in den Vordergrund kam, auf einen Teil des Ganzen eingeschränkt w^irde. Der Name Bdirinne wurde, wie schon bemerkt, später nur mehr zur Bezeichnung des Stammes Corcu Loigde verwendet (Cormacs Glossar und Hogan s. v. Dairfine). Der obige Satz, wonach die Gegner der Deirgthine in Munster „Erainn und Dairinne", aber „nicht Corco Loigde" heifsen, ist also dahin zu verstehen, dafs sowohl Erainn, wie Dairinne damals in weiterem Sinne zur Bezeichnung des ganzen Volkes verwendet werden konnten, wogegen Corcu Loigde nur einen einzelnen Stamm jenes Volkes bezeichnete und daher nicht allein als Rivale der milesischen Deirgthine genannt werden durfte.

In der zitierten Stelle aus O'Mulconry heilst es, dafs die Dairinne ihren Namen von Däire Doimthech, dem Sohn des Ith haben. Auch in der „Genealogy of the Corca Laidhe" (Dublin 1849) werden sie auf Ith, einen Onkel des milesischen Ahnherrn Mil zurückgeführt. Die Abstammung von Ith ist ebenso eine späte, gelehrte Fälschung, wie die angebliche Abstammung von Mil selbst durch dessen Sohn Eremön (z.B. Fianaigecht S. 28, LL324d441f,, usw.) und erklärt sich da- durch, dafs man im 8. und 9. Jh. die wichtigsten vor-milesischen Stämme durch Erfindung einer milesischen Genealogie zu adeln versuchte. Wenn es daher im Coir Anmann 68) heifst, dafs die Dairinne teils von Daire Doimthech und teils von Däire mac Dedad abstammen, so werden wir diese beiden Däire unbedenklich miteinander identifizieren können und dazu noch Däire Sirchrechtach stellen, der (in Rawl. B 502, p. 155 a 3 ff.) geradezu dem Däire Doimthech gleichgesetzt wird, wie ja auch beide als Väter der fünf Luigdig genannt Averden. Auch er hat einen milesischen Stammbaum erhalten, den wir als spätere Erfindung streichen müssen. Hingegen müssen wir die Vaterschaft des Deda (oder Dedu?)0 als richtig anerkennen,

') Die Form Dedu wäre nur dann richtig, wenn man von einer Grundform de-dä-vots, einem alten Partiz. Perf. ausgehen dürfte, zur Wurzel da „schenken, geben".

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 331

da die Eiainn in der ristersage (z. B. Mesca Ulad) zumeist Clann(a) Dedad genannt werden, aber aucl» sonst, z. B. LU 51 b 8: Cland Dedad :i sil Conaire 7 Ernal. Dafs Daire. der Ahn- herr der D.iirinne. ebenfalls als mar Dedad bezeichnet wurde, stimmt treulich zur ursprüng-liclien Identität der Erainn und Däirinne.

In der Genealogie der Erainn in LL 324 d 44 e liegen zv/ischen Deda und dessen angeblichem Nachkommen Ailill Erann sieben Generationen. Da nun erfahrungsgemärs die echte Genealogie nur mit dem synonymen Ahnherrn beginnt und sich die darüber hinausgehenden Ahnen stets als junge, gelehrte Erfindung nachweisen lassen, mufs man auch hier annehmen, dafs die Vorfahi-en des Ailill Erann in der ur- sprünglichen Überlieferung keinen Platz hatten. Wie soll man es aber da verstehen, dafs in den alten ITlster -Sagen, die noch keine derartigen Erfindungen kennen, die Erainn regelmäfsig Clanna Dedad genannt werden ? Kann denn Deda auch gelehrter Erfindung seinen Ursi)rung verdanken?

Die Lösung dieser Schwierigkeiten gibt uns O'Flaherty (Ogygia. p. 122) : ihm zufolge ist Deda nicht der Vorfahre des Ailill Eiann, sondern dessen Enkel. Da ihm viele, heute ver- lorene Quellen zu Gebote standen, werden wir seine Ansicht wohl als richtig anerkennen müssen. Er sagt: „Deda ist der Sohn des Sen, der Enkel des Ailill Erann ... In der Genea- logie der Könige Schottlands, die sich von Deda ableiten, liegen 7 oder 8 Generationen zwischen Sen. dem Vater des Deda und Ailill Erann . . . Aber von keinem der sieben oder acht ist anderswo die Rede" usw^ Im folgenden begründet er dann seine Ansicht durch chronologische Erwägungen.

In der Genealogie der schottischen Könige in Rawl. B 502 p. 162 wird Deda richtig als Nachkomme des Ailill Erann, allerdings mit acht dazwischen liegenden Generationen, be- zeichnet; desgleichen bei Keating (II 231} in der Genealogie des Conaire Mör.

John Mac Neill hat die Vermutung ausgesprochen, dafs der schon erwähnte Däre nur der Gott Lug unter anderem Namen sei. Dieser Ansicht kann ich mich aber nicht an- schliei'sen, da folgende, bisher imedierte Stelle aus LL319a, b (vgl. Rawl. B 502, p. 147 a 39) vielmehr in anderer Richtung

332 JULIUS POKORNY,

ZU weisen scheint. Gabais Ddri mac Bcdad rfgi co n-erbailt dia ruc a ingen in mac (.i. Noine). Atrnhairt in drüi ris, intan noherad a ingen mac, issand athelad. Co-rrabi comet aice furri. Äräide rostorrchestar 3Iac ind Oc (scilicet quidam diabolus) dia luid ind ingen tria mesca assin dun. Co-rragbatar na druid [for a broindj co cend nöi mbliadan A. nöi niis fd nöi, CO rucad in mac .^. noidiu nöi-brethach A. nöe mbretha ruc iarna gein fochetöir. Is amlaid rogünair co trilis fot da Idm fair 7 co cassidcha. Marb trd Ddre mac Dedad intan rucad Noine.

„Däre der Solin des Deda ergriff die Herrschaft bis er starb, als seine Tochter den Sohn (nämlich Noine) gebar. Der Druide hatte ihm verkündet, er würde sterben, sobald seine Tochter einen Sohn zur Welt brächte. Deshalb hielt er sie in Gewahrsam. Trotzdem aber schwängerte sie Mac ind Öc, als das Mädchen im Rausche aus der Festung heraus- ging. Die Druiden hielten ihren Leib neun Jahre lang in ihrer Gewalt, d. h. neun mal neun Monate, bis endlich doch der Sohn geboren wurde, ein Knäblein, nöi-brethach, d. h, neun Sprüche (bretha) fällte er sofort nach seiner Geburt. Mit Locken, zwei Spannen lang, und gewelltem Barte kam er zur Welt. Sobald Noine geboren wurde, starb Däre der Sohn des Deda."

Es kann gar kein Zweifei vorliegen, dal's wir hier die Geschichte von der Geburt des Gottes Lug vor uns haben, wie sie uns O'Donovan (Four Masters 1 18 f.) in moderner Form überliefert hat. einen in der ganzen arischen Welt verbreiteten Mythos, der u. a. bei Kyros, Perseus, Romulus usw. wiederkehrt.

Wir werden somit in Däre nicht ein Duplikat des Gottes Lug. sondern vielmehr dessen Grofsvater zu erblicken haben, der sonst allgemein ßalor genannt wird. Nun wird aber Däre sonst stets als Vater der fünf Luigdig, d. h. (da Lugaid = Lug) als Vater des Gottes Lug bezeichnet (Cöir Anmann § 69) und von seinem Tode durch Geburt eines Enkels ist sonst nirgends die Rede. Vielleicht bezog sich also die oben angeführte Geburtsgeschichte auf Däres Vater Deda, von dem wir ja sonst nichts weiter wissen, und wurde von dem Auf Zeichner der Genealogie irrtümlich mit Däre in Verbindung gebracht. Genealogisch wäre dann die Sache völlig in Ordnung.

BEITKÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 333

Die ganze Interpretation der irischen Sage habe ich in der Orient. Lit.-Zeitg. Juni 1918 gegeben; hier will ich nur kurz bemerken, dafs Noine „der Neuner*' oder „der Neunte*' bedeutet und dafs das „in Gewalt halten"' des Leibes dahin aufzufassen ist, dafs achtmal hintereinander eine Tochter und erst in neunter Generation „der Sohn" geboren wird, der auch im iranischen Mythos von Dahaka (= Astyages) gleich- zeitig der p]nkel und der zehnte Nachkomme des Tyrannen ist; er selbst wird nämlich immer von neuem wiedergeboren, achtmal als Tochter und dann erst als Sohu, Wenn der ger- manische Heimdali neun Mütter hat, so sind diese ebenfalls nacheinander als „Ahnen -Mütter" zu verstehen. Die Erklärung von nöi-bretJmch im irischen Text ist sicher falsch; es ist ein- fach als „neun -geburtig" zu übersetzen, d. h. das K^iäblein war neunmal geboren worden (vgl. Spiegel, Eranische Alter- tumskunde 5371). Das neun -monatliche Jahr ist deutlich der Schwaugerschafts- Periode entnommen und hierzu wurde dann eine neuntägige Woche (nöniad) gebildet.

Aus dem bisher Gesagten geht zur Genüge hervor, dafs aus lautlichen Gründen ein Zusammenhang der Erainn mit den Iverni (richtiger Everni) des Ptolomäus ausgeschlossen ist. Eine lautliche Entsprechung zu diesem Volksnamen kann ich überhaupt nirgends finden, es sei denn, man wollte die um den Lough Erne wohnhaften Eirni auf *Evernn zurückführen, was lautlich ganz gut möglich wäre, da das palatale v bei der Synkope die Lautgruppe m pajatalisieren mufste; auch eine Wanderung von der Südküste Irlands nach Nordwesten mufs als möglich gelten, da ja die Südküste am ehesten In- vasionen ausgesetzt war. Es ist aber auch denkbar, dafs ein Volk der Everni niemals existierte und dafs Ptolomäus, dessen Werk ja auf den Landkarten des Marinus beruht, an der mittleren Südküste Irlands den Namen der Insel Evernia ein- getragen vorfand und daraus ein Volk der Everni (bzw. Iverni) machte.

Bevor ich nun zeige, dafs die Gleichsetzung der angeb- lichen Iverni mit den Erainn auch historisch vollkommen unberechtigt ist, will ich noch einen weiteren Irrtum der bis- herigen Forschung richtigstellen. In der anfangs zitierten Stelle bei O'Mulconry heilst es, dafs die Erainn auch „tuatha

334 JULIUS POKORNT.

lair'', Stämme des Tar genannt weiden. Aus den bei Rhys (Studies in Early Ir. Hist., p. 18, 19) gesammelten Stellen geht deutlich liervor, dals es sich um einen zweisilbigen Namen handelt, der im Nom. lar. im Gen. le/'r lautete, genau wie iarn „Eisen"', Gen. ieirn. Im Spät-Altirischen ist dann leir regelmäfsig zu lair geworden. Dieses zweisilbige lair wurde dann weiter zu Ir vereinfacht, ebenso, wie altirisch 'ieich, iaich (Akk. von eo „Lachs") mittelirisch zu ich wurde (Windisch Täin, S. 281), oder sciein, sciain (Dat. von .man ,.Messer") zu sein (Rev. Celt. VIII 56).

Sowohl Rhys, wie John Mac Neill (FJarly Ir. Popul. Groups § 12) haben lar mac Dedad, den Ahnherrn der Erainn als eponymen Ahnherrn aufgefafst, indem sie den Namen lar auf eine Grundform I{v)eros. angeblich zum Namen Iverni, Erainn gehörig, zurückführten. Eine derartige Etymologie ist aber gänzlich ausgeschlossen, Aveil, wie ich (K. Z. XLVII 236) gezeigt habe, das i im Namen Iverio, Iverni für altes e steht, und ein Name *Kveros im Nom. *Ear. im Gen. E'ir ergeben würde. Wir haben übrigens die Grundform unseres Namens deutlich in den Ogam- Inschriften erhalten. Einmal im Ogam von Derry- garriff (Macal. 110): ISARl AVI GGATTECI „(Grabstein) des Isaros des Nachkommen des Gaitecos", und ferner in Ballintaggart (Macal. 13): MAQQI lARI CI MAQQI MUCCOI DOVVINIAS „Hier (der Grabstein) des I(s)aros eines Nach- kommen vom Stamme der Dubina (d. h. Corcu Duibne)". Mac Neill meint zwar (Notes on Og. Inscr., § 16), dafs Beispiele eines intervokalischen s nicht vorhanden wären, aber es ist mir nicht zweifelhaft, dafs ISARI die Grundform von lARI darstellt und dafs wir hier gleichzeitig die ältesten Formen des altirischen lar vor uns haben.

Die mittelirische Genetivform tr drang auch in den Nominativ ein, so dafs der Ahnherr der Erainn neben lar auch ir genannt wurde. Aus diesem lar (Ir) mac Dedad machten dann die Gelehrten einen lar mac Itha, um dadurch eine genealogische Verknüpfung mit den Milesiern herzustellen.

Nach dieser kleinen Abschweifung komme ich zum wich- tigsten Punkte meiner Abhandlung, nämlich zum Nachweise, dafs die Erainn zur Zeit des Ptoloniäus nicht in Munster, sondern in Nordost- Irland wohnten, und dafs aus diesem

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 335

Grunde die Darini ganz deutlich den Dä(i)rinne gleichzu- setzen sind.

Vor allem wollen wir feststellen, welche Stämme in geschichtlicher Zeit zu den Erainn gerechnet wurden.^) Es sind dies: 2)

Corcu Bairdne oder Bairdine, auch Dal mBairdhie. Corcu Baiscinn oder Dal niBaiscimi, auch Dal nOengusa

Müscae. Corcu Cete oder Dal Cete.^) Corcu Dmaine (Cymmrodor XIII 129) ein Stamm der

Ddirinne. Corcu Ditha (Eriu III 138). Corcu Duibne oder Dal nDuibne. Corcu Duithne. Corcu Itha.

Corcu Loigde oder Dd(i)rinne.

Dal mBuachalla (oben VIII 331, Rawl. B 502, 157, 23). Ddl Luigni Lethduih.

Dal 3IaicCon,*) ein Stamm der Ddirinne. Ddl Maigne.

Ddl Maithe oder Müscraigc Ddil Riata. Ddl Müsca oder Müscraige. Ddl Riata in Ulster und Schottland. Ddl n Uidfijni. ^) Uraige (korrupt: Auraige). Mairtine. Garhraige von Ulster, ein Stamm der Ddl Riata (oben

VIII 331, Rawl. B 502, 157, 20). Gabraige, ein Stamm der Deisse (Cymmrodor XIII 125,

Eriu III 139). Casraige (oben VIII 331, Rawl. B 502, 157, 23). Corcraige (oben VIII 331, Rawl. B 502, 157, 23).

') Belegstelleu habe ich nur bei Stämmen gegeben , die von Hogan nicht angeführt werden.

*) Die in historischer Zeit bedeutenden Stämme sind gesperrt gedruckt.

') Korrupt: Corcu Thede.

") Korrupt : Macon, Mechon, Michoil.

') Korrupt: Dene, Dine. Noidne.

336 JULIUS POKORNY.

Die Dartraige werden wahrsclieiiilich nur wegen des etymologii^chen Anklanges als Nachkommen des Dä(i)re Doim- thecli bezeichnet; irrig dürfte auch die Bezeiclinung der Dal Maignen als Erainn sein, da sie (ßriu III 139) ausdrücklich Gallier genannt werden. Das Zitat bei Hogan. wonach die Dal Luigne. die in der Geschichte von der Vertreibung der Deisse einfach den Erainn zugezählt werden, Jenen Dal Maignen (sie leg. anstatt Maigin und ^laigne bei Hogan) angehört haben sollen, möchte ich deshalb inhaltlich nicht für richtig halten. Es könnte sich höchstens um eine spätere Verschmelzung handeln.

Wir sehen also, dafs Stämme der Erainn vom äufsersten Westen Irlands (Corcaguiny) bis nach Schottland hinüber an- sässig waren. Es liegt daher an und für sich keine Wahr- scheinlichkeit vor, dafs die Ausbreitung von einem der äufsersten beiden Punkte ausgegangen sei; wir würden, wenn wir weiter gar keine Anhaltspunkte besälsen, auf eine Gegend irgendwo in der Mitte, also in Mittel- oder Nord -Irland raten. Dafs die irischen Geschichtsschreiber in historischer Zeit die Heimat der Erainn nach Munster verlegten, erklärt sich daraus, dafs sie sich eben dort am längsten als Volk von politischer Be- deutung erhalten hatten, so dals ein Fehlschlufs in dieser Beziehung sehr nahe lag.

Einen EiuAvand mufs ich noch vorerst aus dem Wege räumen, bevor ich weiter gehe.

In dem Epos der Täin spielen die Erainn fast gar keine Rolle, was sehr merkwürdig scheint, wenn sie tatsächlich bis zum 1. Jahrh. n. Chr. in Ulster gelebt haben sollten. Diese Tatsache steht jedoch mit unserer Hypothese nicht im geringsten in Widerspruch.

Es kann nämlich gar keinem Zweifel unterliegen, dafs die historischen Ereignisse, die der Täin als Grundlage dienen, nicht in die Zeit um Christi Geburt, sondern kaum früher, als in das erste Viertel des 4. Jahrh. n. Chr. gesetzt werden dürfen. Das Verdienst, als Erster darauf hingewiesen zu haben, gebührt John Mac Neill, der auf eine Stelle im Buch von Armagh (8. Jahrh.) aufmerksam machte, wo es heilst, dafs der heil. Patricius einen Riesen vom Tode erweckte, der ihm erzählte, dafs er „unter der Regierung des Cairpre Nie Fer

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vor 100 Jahren" erschlagen worden sei (LA 14 a 2). Daraus folgt, dafs; man im 8. Jalirli. davon überzeugt war. dals f'oirpre Mo Fer noch so spät, wie um 882 n. Ohr. regiert hatte, dai's also, weil Ooirpre als Zeitgenosse uiid Bruder Ailills von Con- nacht galt, die in der Täin verherrlichten Ereignisse um jene Zeit stattgefunden hatten. Im 8. Jahrh. besafs man gewifs noch genauere chronologische Aufzeichnungen aus älterer Zeit und es ist auch erfahrungsgemäfs bestätigt, dafs irische Daten um so sicherer sind, je älter sie belegt sind, da man später immer mehr daran ging, Ereignisse der Vor- zeit künstlich recht weit zurückzuverlegen.

Wenn die Erainn zur Zeit der Täin, zu Anfang des vierten Jahrhunderts, schon Ulster verlassen hatten, so können sie natürlich im 1. Jahrh. noch recht gut in Nord -Irland gewohnt haben und von einem Widerspruch der Überlieferung- braucht hier keine Rede zu sein.

Schon der häufige Ausdruck Erainn Muman: „Erainn von Munster" (z. B. LL Ua9, LU 51b 8, Hogan s. v.) zeigt uns, dafs es auch anderswo Erainn gegeben haben muls. O'Flahertys Ogygia (S. 301) entnehme ich, dafs das nur die Erainn JJlad „:^rainn von Ulster" gewesen sein können. Wir haben nun eine Reihe von Traditionen, die darauf hinweisen, dafs man sich im alten Irland einstmals noch sehr wohl der Tatsache bewufst war, dals Ulster die älteste Heimat der Erainn gewesen war.

O'Flaherty berichtet uns (Ogygia S. 2(36) : ,,Fuicha Fer Mara . . . aus dem Geschlechte des Eremon erzeugte einen Sohn Ailill Erann, der in Ulster Ländereien erhielt und von dessen Beinamen später die Erainn benannt worden sind . . . Deda, der Sohn des Sen und Enkel des Ailill Erann wurde von den Söhnen des Königs Rudraige aus Ulster vertrieben . . . und erlangte die Herrschaft über Munster." Vgl. auch S. 122: „Deda, der Sohn des Sen . . . vom Stamme Eremöns wurde aus Ulster nach IMunstei' vertrieben."

Bei Keating (II 231) heilst es: „Wisse, oh Leser, dafs die Erainn von Munster und die Dal Riada von Schottland Nachkommen dieses Conaire sind und dafs die Erainn zur Zeit des Duach Dallta Deaghaidh nach Munster gekommen waren. Und nach dem Psalter Cormacs waren es die Nach-

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kommen des Rudraighe (die Ulster- Leute), die sie nach Munster Vfiti leben, naclidem sie sie in acht Schlachten besiegt liatten."

Diese Tradition läfst sich bis ins 9. Jahrh. zurückverfolgen, wie aus folgender Stelle hervorgeht (H. 2.1., p. 90, 139 b, LL 324 e): „Es gab 12 Hauptstämme der Erainn und 24 For- slointi (Unterabteilungen), indem jeder Stamm 2 Forsloinniu hatte; nämlich in 11 Hauptstämme zerfiel Dal Cete und aus einem Hauptstamme i) bestand Däl mBairdine (d. h. die Nach- kommenschaft des Oengus, Sohnes des Echu, Sohnes des Bairr- dene Rigbard von dem die Mairtine'-) abstammen) nach ihrer Vertreibung aus Leth Cuinn (= Nord -Irland), denn bis dahin hatte eine gleiche Teilung (natürlich Nord -Irlands) zwischen Däl Cete und Däl mBairdine stattgefunden. Die Erainn hatten nämlich in zehn Schlachten über die Ulsterleute und die ülster- leute in acht Schlachten über die Erainn gesiegt."

Wir erfahren also hier, dafs die Erainn ehemals ganz Nord -Irland beherrscht hatten und erst durch die Ulsterleute von dort nach Süden vertrieben worden waren; in geschicht- licher Zeit finden wir nämlich die Däl mBairdine und Däl Cete in Munster. Dafs es sich in diesem Falle nicht um eine gelehrte, künstliche Tradition, sondern um echte historische Überlieferung handelt, geht aus einer ganzen Reihe unver- fänglicher Indizien hervor.

Die Müscraige von Munster sind in geschichtlicher Zeit die bedeutendsten Vertreter der Erainn. Mac Firbis (p. 388) kennt hingegen noch Müscraige in Nordost -Irland (im Gebiete der Däl Riada), die auch Däl Maitlie genannt werden.

Hogan führt Däl Condaid in Corcaguiny (West -Munster) und ebenso in Ulster (hier Condaäh geschrieben) an.

In dem noch aus dem 8. Jahrh. stammenden Text De shil Conairi Möir (Eriu VI 143 f.) wird erzählt, dafs Eterscel, der Vater des Conaire, des Nationalheros der Erainn, seine Gattin mit „neun oder fünfzig Ulster -Kriegern" den Elfen entrils und dafs seine Tochter für ihn auf Sliab Fuait und Sliab Gerg

') BB hat im üegeusatz zu deu anderen Hss. : en aicme dec do Da'd Bairddene.

*) Ich möchte hier die Frage aufwerfen (die ich aus Mangel an Material nicht beantworten kann;, ob nicht die Namen Mairtine und Däl mBairdine identisch sind?

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das Vieh liütete. Da beide Berge in der Grafschaft Armagh, im östlichen Ulstei' liegen, niü.'^sen wir hierans und aus der ersteren Stelle schliefsen. dafs Eterscelae in Ulster zu Hause war.

Für eine nördliche Heimat der Erainn könnte man vielleicht auch geltend machen, dafs (F. M. 3G56) der sagenhafte König Tighernmas in der Schlacht von Ci'il Fobhair, östlich des Lough Corrib in der Grafschaft Galway, gegen sie gekämpft haben soll.

Im allgemeinen Zusammenhange ist jedenfalls wichtig, dafs die verschiedenen Herrschergeschlechter der Erainn in den gelehrten Genealogien manchmal von Eremön abgeleitet werden (hier könnte allerdings etymologische Spekulation mit- gespielt haben), da Eremün bekanntlich als der Ahnherr der milesischen Geschlechter Nord -Irlands galt, also damit gesagt wird, dafs man auch die Herkunft der Erainn aus Nord -Irland ableitete. So nennt Keating (II 269) den Conaire Mor einen Nachkommen des Eremon, die Erainn werden in LL324e auf Oengus Tuirbech, einen Nachkommen Eremöns zurück- geführt nsAV. Sonst wird als ihr Ahnherr in der Regel Ith, ein Onkel des Mil bezeichnet.

Nur durch die Annahme einer nördlichen Heimat der Erainn erklärt sich die bemerkenswerte Tatsache, dafs sich unter den 14 Bürgen des Fergus Mac Röig (Tain B6 Flidais, Eriu VIII 140), die naturgemäfs ausschliefslich aus Ulster- Leuten (und zwei Helden aus der Gegend von Howth, die offenbar damals der Herrschaft des benachbarten Ulster unter- stand, wie ja auch Mag Breg zur Zeit der Tain teilweise zu Ulster gehörte) bestand, auch Lügaid Lämderg der Sohn des Deda befand; zur Zeit der ersten Fixierung der Sage mui's man sich noch dessen bewufst gewesen sein, dafs die Clanna Dedad, die Erainn, bevor sie nach Munster auswanderten, in Ulster gewohnt hatten; die Bürgschaft eines Munster -Helden in einer Angelegenheit, die ausschliefslich Ulster betraf, wäre völlig unverständlich.

Ich bin fest überzeugt, dafs auch Roi ursprünglich in Ulster zu Hause war.

Zwar wird der Schauplatz der Roi -Sage später all- gemein nach Südwest -Irland verlegt, wo man heute noch seine Burg Caher Conree zu zeigen pflegt, aber wenn die Erainn von Ulster nach Munster gewandert sind, so mufsten

340 JULIUS PüKORNY,

sie natürlich auch ihre Sagen dorthin mitgenommen haben. Wir werden deshalb die Momente, die nach Norden weisen, gerade wegen ihres scheinbaren Widerspruches zur damaligen Siedlung der Erainn für besonders wichtig halten dürfen.

In der ältesten Version der Sage (oben IX IPO f.) finden wir eine Reihe von Anhaltspunkten für deren nördlichen Ursprung und nichts, was dagegen spräche. Schon wenn es iu § 1 heilst: „Niemand von den Ultern wuIste es, Röi allein ausgenommen", kann man die Stelle so auffassen, als ob auch Eoi zu den Ultern gerechnet worden wäre. Der Berg Sliab Mis, auf dem sich die Festung Röis befunden haben soll, liegt zwar in Kerry, aber es gibt einen nicht weniger bekannten Berg desselben Namens in der Grafschaft Antrim.i)

Wenn es in ij 12 heilst, dafs das Grab der Gattin Röis oc Luimniucli sei, so mufs das durchaus nicht die Shannon- Mündung sein, wie Thurneysen übersetzt, da es auch ein Luimnech in Ulster gibt, nach Hogan wahrscheinlich Limerick Point bei Cushendall in Antrim. Dals die Topographie in diesem ältesten Texte nordirisch ist, wird auch dadurch wahr- scheinlich, dal's die wichtigsten Ereignisse sich ja gegenüber der schottischen Küste abspielen. Wir müssen uns ferner vor Augen halten, dafs die ältesten Sagen rein lokale Stammes- sagen waren und nur die Ereignisse im Stamme selbst oder wenigstens unweit der Grenze behandelten. Die Todfeindschaft zwischen einem Bewohner Nordost -Irlands (Cü Chulainn) und einem, der im äufsersten Südwesten gewohnt haben soll (Cü Röij, ist von diesem Standpunkte aus nicht recht verständlich und wird klarer, wenn wir annehmen, dal's auch Röi dereinst in Nordost- Irland zu Hause war. Für eine uralte Feindschaft zw'ischen Ultern und Erainn spricht auch das Lied in Windischs Tä,in S. 833, das vom Standpunkt der Täin aus, wo die Erainn keine Rolle spielen, nicht recht verständlich wäre.

Chulainns Abenteuer bei Srüb Brain (Rev. Celt. XV 450, Eriu II 23) wird man aus demselben Grunde lieber nach dem

') In § 7 heilst es, dafs Cathir Con Röi „iter i 7 muir aniar" liege. Thurneysen läfst i nnübersetzt; es kann wohl kaum etwas anderes, als der Name der Insel lona sein, viellöicht auch der verloren gegangene Name einer anderen kleiut-n lusel au der Nordküste Irland».

«Ä.

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Srüb Brain im NO von Donegal (vgl. Hogaii) als nach Kerry- verlegen, nnd dafs die p]rniordung- Blatliiiats durch Ferchertne bei ('eun Bera in Ulster (Windisch. Täiii. S. 877 Anni. 4. ferner oben IX 223) stattgefunden habe, ist auch ziemlich sicher. ^\'enn ferner Tii Roi in LL 202 a 28 als mal Maige Miss (: friss) als Fürst von Mag Miss bezeichnet wird, so lälst sich das nur erklären, wenn Roi in Ulster zu Hause war, denn ein Mag Miss läfst sich aufserhalb Ulsters (Hogan s. v.) nicht nachweisen.

Schliefslich wird uns jetzt auch klar, weshalb Röi in der Täin so gut wie gar keine Rolle spielt, während er doch sonst in wichtigen Beziehungen zu Ulster steht. Bekanntlich sind in der Täin nur die einzelnen Helden mj'thischer Natur, während das, was wir über die Völker und ihre Bewegungen erfaliren. entschieden historischen Charakter trägt. Da nun die Erainn zur Zeit der Täin bereits zum gröfsten Teil nicht mehr in Ulster safsen, brauchten sie und somit auch ihr König im Epos naturgemäls keine Rolle mehr zu spielen, und die lose Verknüpfung läi'st deutlich erkennen, dafs man sie erst nachträglich angeführt hatte, um möglichst alle wichtigeren Völker als Gegner von Ulster auftreten zu lassen und dadurch dessen Widerstand als noch glorreicher darzustellen.

Die Beziehungen Röis zu Chulainn müssen hingegen aus einer Zeit datieren, da die Erainn noch vollzählig in Nord- Irland salsen; dafs Chulainn ebenso in jener frühen Zeit, wie auch in der Täin auftritt, darf uns nicht wundernehmen, da er als ausgesprochene Mythengestalt an keine historische Zeit gebunden war. Seine historische Beschränkung auf das Zeitalter der Täin ist erst viel später erfolgt, als man die Götter allgemein zu Menschen degradierte.

Wir werden jetzt auch die gelegentlich auftauchende Tradition, welche die Dal Fiatach von Ulster von den Erainn herleiten will, mit etwas anderen Augen betrachten müssen. Oben VIII 292 heilst es, dafs Fiacha Fer Mara gleichzeitig der Ahnherr der Nachkommen des Conaire in Munster, der Männer von Schottland, der Dal Riada und der Dal Fiatach in Ulster gewesen sei. Sowohl in Rawl. B 502, 143 a 14 wie in BB 170 b 15 wird gesagt, dals die Däl Fiatach eigentlich keine Ulter seien und nur in deren Gebiete wohnten, sondern vielmehr von Röi, dem Sohne des Däre, abstammten.

Zeitschrift f. celt. PhUolugie XU, a. 23

342 JULIUS POKORNY.

Sonst werden die Dal Fiatach im allgemeinen von Sen. dem Vater des Deda oder Ecliu abgeleitet (z. B. oben VIII 337, F. M. 37 A.D. usw.), und weiter bis auf Eremon zurückgeführt. Auch O'Flaherty (Ogyg. 301, 266) berichtet, dal's „Fiatach Finn (der Ahnherr der Dal Fiatach) von den Erainn Ulsters ab- stamme'' und dafs die ursprünglich einheitlichen „Erainn später in die Clanna Dedad von Munster und die Dal Fiatacli von Ulster zerfallen wären". Auch Keating (II 237) läfst Fiatach Finn von Ailill Erann abstammen.

Dals in den künstlich fabrizierten Genealogien (es handelt sich da nur um die Verlängerung der echten Stammbäume über den eponymen Ahnherrn hinaus) die Dal Fiatach mit den Dal Riada auf einen gemeinsamen Ahnen zurückgeführt wurden, erklärt sich aus ihrer Nachbarschaft und ist weiter nicht verwunderlich. Dals sie aber auch mit den in historischer Zeit in Munster wohnhaften Erainn verknüpft w^urden, läfst sich nur in dem Sinne deuten, dafs man sich damals ihrer nördlichen Urheimat noch bewufst war.

Ebenso erklärt sich die Überlieferung, dafs Ir (lar), der Sohn des Ith, der- später erfundene Ahnherr sämtlicher Erainn, sich zuerst mit Eremon im Norden Irlands niedergelassen habe, wo er der Ahnherr der Dal Müsca, Dal mBaiscinn und Dal nDuibne geworden sei, die erst später, zur Zeit des Ailill Olom. nach Munster ausgewandert wären (LL 324 b). Schon ßhys hat die richtige Vermutung aufgestellt, dafs jener Ir (lar) ursprünglich warscheinlich mit dem Ir (lar) mac Miled dem Ahnherrn der Ulter identisch gewesen sei (Studies in Early Ir. Hist., p. 29), wenn auch seine Sclilulsfolgerungen gänzlich falsch sind, da er von der irrigen Gleichung Erainn = Iverni verblendet war. Wenn die Erainn dereinst vollzählig in der Provinz Ulster gewohnt hatten, so ist es nicht w^eiter wunder- bar, dafs man sie genealogisch nicht blofs mit den Dal Fiatach, sondern mit sämtlichen Ultern zu verknüpfen suchte.

Für den ursprünglichen Wohnsitz der später nur in Munster wohnhaften Clanna Dedad in Ulster spricht auch die Genealogie in Rawl. B 502, p. 157, 20 (ebenso oben VIII 331), wonach Buachaill und Conall Cass, die eponymen Ahnherrn der Ulter- Stämme der Dal mBüachallo und Cassraige als Söhne des Deda, des Ahnherrn der Erainn bezeichnet werden.

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Die bisher beigebrachten Beweise für die einstmalige Heimat der Erainii (und dalier auch der Daii'inne) in Ulster wird man wohl für genügend erachten dürfen. Wir kciunen aber sogar noch eine Zwischenstation auf ihrer Wanderung nach dem Süden mit Sicherheit feststellen. Keating erzählt (II 100) : „Als Fiachaidh Muilleathan König von Munster wai' brachte Cairbre Müsc, ein Edelmann vom Stamme Eremons, ein Gedicht zu Fiachaidh und erhielt alles Land zwischen Ballaghmore und Cnockainy als Belohnung dafür, wie wir im Buche von Armagh lesen."

In dem altirischen Text De maccaih Conaire (Eriu VI 144 f.) erfahren wir, dafs die drei Söhne Conaires, des Königs der Erainn, nämlich Cairbre Müsc, Cairbre Baiscinn und Cairbre Riada ursprünglich in Mag Breg (d. h. im südlichen Ulster und nördlichen Leiuster, dem Lande zwischen den Bergen, nördlich Dundalk und dem Liffey) zu Hause waren, und erst nach dem Tode ihres Vaters nach Munster auswanderten. In dem nicht weniger alten Text De Sil Conairi Möir (ib. VI 130 f.) wird gesagt, dafs Cairbre Müsc ac Müscrai[gi]b airthir Breag geboren wurde und dafs er erst von Mag Breg nach Munster ausgewandert sei. Die Müscraige airthir Breg (Muscraige aus dem Osten von Mag Breg) werden von Mac Firbis (p. 387) ausdrücklich als ein historisches Volk erwähnt, und da auch die alte Liste der primscela in LL 190 b eine Erzählung Tochomlad Muscraigi de Maig Bregoin anführt, womit offenbar oben genannter Text gemeint ist, werden wir an dem Alter der Tradition nicht zweifeln dürfen. Dazu stimmt auch, dafs als die Provinz des Deda mac Sin in BB 31b 15 Coiced Sldinge genannt wird; aus Keating (I 107, 193) und den bei Hogan zitierten Stellen erhellt klar, dafs damit nur Leinster gemeint sein kann, wo auch Inhher Sldinge (= Firth of Slaney, Wexford) liegt. Der südliche Teil von Mag Breg, wo die Erainn (d. h. die Müscraige) bezeugt sind, gehörte nämlich zu Leinster, der Teil nördlich des Boyne zu Ulster. Wenn König Siorna Saoghlach (F. M. 4169) die Mairtine und Erainn in der Schlacht bei Boughna Bog, Kilbride, West- Meath geschlagen haben soll, so setzt auch diese Nachricht einen nordöstlichen Wohnsitz unseres Volkes voraus.

Eine wichtige Bestätigung erhält meine Annahme eines

23*

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Wohnsitzes in Xord-Leinster (luich lii«:' altiiisciie iiistorische Erzählung vun der Auswanderung der Deissi (Eriu III 135 f., Anecd. 1 15f.). Hier wird erzählt, dafs die Vasallenvölker (deissi), die beiderseits des unteren Boyne (Eriu III 142) wohnten, aus Mag Breg weiter nach Süden, nach Leinster vertrieben worden seien, da einer ihrer Fürsten, Oengus, Sohn des Art- chorp, dem Könige von Tara, Corinac mac Airt, schwere Un- bill zugefügt hatte. Sowohl die ältere wie auch die jüngere Version jener Erzählung berichtet uns nun, dals sich Gore Duibne, der Ahnherr der Corco Duibne, als Geisel in Gesell- schaft jenes Oengus befunden habe und die junge Version erzählt uns ausführlich, dafs Gore Duibne, der Sohn des Gairbre Muse die Deissi auf allen ihren Wanderungen bis nach Süd- Irland hin begleitet habe. Die Angabe, dafs Gore „als Geisel" der Bewohner des äulsersten Zipfels von Südwest- Irland in Tara geweilt hätte, ist schon aus rein historischen Gründen für jene frühe Zeit nicht ernst zu nehmen, um so w^eniger, als der ganze Mann überhaupt nur aus dem Namen des Stammes Gorco Duibne fabriziert worden war. Die betreffenden Stellen können also nur bedeuten, dafs der Stamm Gorco Duibne früher am Unterlaufe des Boyne gewohnt hatte und samt anderen Stämmen zur Zeit des Gormac mac Airt nach Süden ver- trieben worden sei. Vgl. auch, was oben (338) über Dal Gondaid gesagt ist. Wir haben also deutliche Beweise dafür, dafs die Gorco Duibne, einer der Hauptstämme der Erainn, von Ulster nach Mag Breg und erst von dort nach Munster gekommen sind. Man wird dieses sicheren Beispieles wiegen auch an- nehmen dürfen, dafs die als Teile der Deissi genannten Corcu Bitha di Ernaih, Gabraige, Üraige, Corcu Dimaine di Ddirin[n]iu, Dal Maie Con di Ddirinfnjiu, Dal Luigni di Ernaih und Dal nUid(i)ni nicht erst zur Zeit Eithnes im zweiten Viertel des 5. Jahrhs. n. Ghr. zum Heere der Deissi gestofsen, sondern von altersher mit diesen aus Mag Breg fortgezogen w^aren.

Ein ganz deutliches Zeugnis dafür, dafs die Därinne (= Corcu Loigde) einmal in Leinster gesessen hatten, läfst sich übrigens aus demselben Texte beibringen.

In §26 (Gymmrodor XIV 132) heilst es nämlich: Moalle longsigset Osairgi 7 Corco Laigdi, . . . ar [it heside] gahsat 0 Chommur tri n-usce co Birra. Lagin immurgu batar hi tir

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 345

Osairge co Heochair anair'^) „Gemeinsam wanderten die ^länner von Ossoiy und die Corcn Loigde in die Verbannung . . . denn sie sind es, die das Land vom 'Meeting of the Three Waters' bis nach Birr innehatten. Die Leinsterleute also wohnten im Lande von Ossory bis östlich Eochair.*'

So haben sich also die Darinne nach ihrer Auswanderung aus Ulster eine Zeitlang im südwestlichen Leinster aufgehalten.

Dafs Erainn zusammen mit den Deissi nach Munster gezogen seien, berichtet auch Keating (II 312): „Die drei Söhne des Fiacha Suigde teilten ihr Land in Munster in drei Teile und sie werden die Nachkommen des Ailill Erann und die Erainn genannt. Aber das sind nicht die richtigen Erainn, denn dieser Name kommt nur den Nachkommen des Conaire zu. Gore Duibne, der Sohn des Cairbre Mi'isc w^ar der Führer der Nachkommen des Fiacha Suigde, die nach Munster kamen und diese Nachkommen hiefsen die Deissi." Mit anderen Worten: Die Deisse in Munster werden auch Erainn genannt, aber es sind nicht die richtigen Erainn, und sie erhielten diesen Namen nur, weil sie unter Führung eines Stammes der Erainn, der Corco Duibne, nach Munster gekommen waren.

Es handelt sich jetzt nur mehr darum, die Chronologie der Wanderungen der Erainn festzustellen. Mac Carthy hat nachgewiesen, dafs die erste synchronistische Geschichte Irlands etwa aus dem Jahre 600 stammen kann. Ferner wurden offen- bar in den Klöstern Ostertafeln geführt, in die alle wichtigen Ereignisse eingetragen wurden. Wir dürfen annehmen, dafs etwa vom Jahre 450 an die Klöster genug festen FuXs gefalst hatten, um derartige Aufzeichnungen führen zu können. Die Aufzeichnung historischer Erzählungen als Literatur dürfte hingegen kaum vor 500 begonnen haben und da die mündlich fortgepflanzte Geschichte hoch gerechnet auf eine hundert- jährige, einigermafsen sichere Chronologie zurückblicken könnte, so wird man als äulserste Grenze einer glaubwürdigen Chronologie das Jahr 400 n. Chr. annehmen dürfen. Die irischen Synchronisten und Chronologen des IL Jahrhs. wird man also im günstigsten Falle höchstens bis zu diesem Zeit-

') Der Herausgeber druckt irrtümlich: . . . co Birra Lagen i mbatar hi tir Osairge . . . was keinen Sinn gibt. Die Richtigkeit meiner Lesart erhellt aus der Parallelstelle in Anecd. II 63.

346 JULIUS FOKOKNY.

I>unkte als zuverlässig anerkennen können. Was darüber hinausgeht, ist bei ihnen nicht nur in ungenauer, sondern in geradezu irreführender Weise behandelt, wie das Beispiel von Tathair Mar zeigt (Mac Neill. Popul. Groups, § 58, 59), der von den irischen Synchronisten um 100 200 Jahre zu früh angesetzt wurde. Zimmers Urteil (Sitzber. Preufs. Ak. 1911, 8. 211) ist daher gründlich zu revidieren. Ein Mittel gibt es hingegen, die Chronologie auch über das Jahr 400 hinaus wenigstens annähernd festzustellen, und das sind die mündlich durch viele Jahrhunderte fortgepflanzten Genealogien. soAveit sie echt, d. h. nicht durch spätere gelehrte Machenschaften entstellt sind. Ihnen ist in jedem Falle vor den Aufzeichnungen der Geschichtsschreiber der Vorzug zu geben. Am unverfäng- lichsten sind manchmal die Genealogien, die in alten Sagen eingestreut sind; sonst liegt o^t der Verdacht einer gelehrten Umarbeitung nahe.

Im 1. Jahrh. n. Chr. müssen die Erainn (d. h. die Därinne) laut den Karten des Marinus von Tyrus noch vollzählig an der Nordostseite Irlands gesessen haben. Da die Erainn in der Täin keine Rolle mehr spielen, müssen sie (d. h. der über- wiegende Teil, mit Ausnahme der Dal Riada) noch vorher nach Mag Breg ausgewandert sein ; ihre Auswanderung mufs also vor den Jahren 300 330 erfolgt sein.

Die älteste historische Darstellung (oben IX 472) setzt den König Duach Dalta Dedad, während dessen Regierung die Erainn aus Ulster vertrieben worden sein sollen, von 29 19 V. Chr. an, was historisch gänzlich undenkbar ist. Entweder ist die Regierungszeit des Duach viel zu früh angesetzt, oder aber der Bericht ist falsch, dafs zu seiner Zeit die Erainn vertrieben worden wären. Ich halte beides für unrichtig; die Jahreszahl aus historischen und den erwähnten Gründen, und den anderen Bericht deswegen, weil der Verdacht einer so beliebten etymologischen Spekulation nahe liegt. Dalta Dedad „Pflegesohn des Deda" ist höchstwahrscheinlich nichts als eine mythische Affiliation, wie Mug Nuadat „Diener des Nuado" u. ähnl., da Deda als mythische Persönlichkeit anzu- sehen ist (oben S. 332), was dann später wörtlich aufgefafst und mit den Clanna Dedad in Munster in euhemeristischer Weise verknüpft wurde.

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Einen sicheren Anhaltspunkt für die Auswanderung der Erainn nach Mag Breg (in dessen Mitte l'ara lag) glaube ich darin zu finden, dals als der erste Herrscher Nord-Leinsters und Taras vom Stamme der Erainn. Eterscelae. der Vater Conaires, in den Listen der Könige von Leinster und Irland erscheint.

Dafs, wie früher erwähnt, seine Herkunft aus Ulster noch klar hervorgeht und er andererseits durch Nuado Necht von Leinster erschlagen worden sein soll, spricht ebenfalls dafür, dafs die Erainn unter seiner Führung sich Wohnsitze in Nord -Leinster erkämpft hatten. Dafs dies nicht ohne Schwierig- keiten geschah, beweist auch der sehr interessante Text (Eriu VI 130 f.) über den Regierungsantritt seines Sohnes Conaire.

Die Erainn sind also unter der Führung des Eterscelae Moccu leir aus Ulster nach Mag Breg ausgew^andert, mit Aus- nahme der Dal Riada. die in ihren Sitzen verblieben waren.

Wir können auch ziemlich genau feststellen, wann sie von ]\rag Breg nach Munster Aveitei'gezogen sind. Ich habe schon nachgewiesen, dafs die Corco Duibne, ein bedeutender Stamm der Erainn, zugleich mit den Deissi aus Mag Breg vertrieben wurden (Eriu 111136,15; Anecd. I 16, 5 u. 18,6). Da die Corco Duibne in historischer Zeit am weitesten "westlich von allen Stämmen der Erainn im äufsersten Südwesten Munsters in Corcaguinj^ sitzen, wird man kaum annehmen können, dafs sie später als die übrigen Stämme aus Mag Breg fortgewandert seien, sie müssen vielmehr als die Ersten aus- gewandert sein. Da wir aber keine Anhaltspunkte dafür haben, dafs eine weitere Auswanderung von Erainn noch nach der Vertreibung der Deissi stattgefunden hätte, werden wir unbedenklich annehmen dürfen, dafs auch die Därinne, Müs- craige und Corcu Bascinn zur selben Zeit Mag Breg verlassen haben.

Wann fand aber die Auswanderung der Deissi statt? Bisher haben alle Gelehrte unbedenklich die Angabe der irischen Annalisten (z. B. F. M. 265 A.D.). wonach sie um das Jahr 265 herum vertrieben worden sein sollen, für bare Münze genommen. Aber auch hier sind die Annalen ebenso irre- führend, wie in den anderen Fällen vor 400 n. Chr. Allgemein wird die Regierungszeit Cormacs, während der jene Aus-

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Wanderung stattgefunden haben soll, in die zweite Hälfte des 3. Jalirlis. n. Chr. verlegt. Aber wenn wir die unverfälschten alten Sagentexte ansehen, ergibt sich ein ganz anderes Bild. In der ältesten Version unserer Erzählung erfahren wir nämlich (Eriu III 136. 28), dafs zur Zeit der Vertreibung der Deissi durch Cormac in Leinster Fiachu Baiccid, der Sohn des Cathair Mär regierte. Da der Tod des Bressal Belach, des Sohnes des Fiachu, für das Jahr 435 (A. U. und F. M.) sicher bezeugt ist, mufs die Blütezeit des Fiachu etwa in die Zeit von 375 405 gefallen sein, wenn man eine Generation zu 30 Jahren annimmt, was für jene kriegerische Zeit gewifs nicht zu wenig ist, wie sich jeder durch Betrachtung der irischen datierbaren Königslisten leicht überzeugen kann.

Somit muls die Vertreibung der Dessi aus Mag Breg in das letzte Viertel des vierten Jahrhunderts verlegt Averden.

Mit dieser Zeitangabe scheint aber in Widerspruch zu stehen, dafs der König der Deissi, Brecc Mac Artchuirp, vor deren Vertreibung durch Conlae Oss und Conlae Menn erschlagen worden sein soll (Eriu III 142, Z. 235). Denn die beiden Brüder gelten als die Eroberer von Emain, die um 332 n. Chr. an- gesetzt wird; Conlae Menn soll dabei gefallen sein. Der Tod des Brecc mufste also noch vor diesem Jahre erfolgt sein.

Wir könnten nun ohne weiteres annehmen, dafs der ganze letzte Abschnitt der Erzählung, der eigentlich ohnehin einen Teil für sich bildet, erst im 8. Jahrh, von dem Schreiber der Geschichte aus Eigenem der alten Tradition angefügt worden sei. Eine genaue Untersuchung der Frage hat mich aber zur Meinung gebracht, dafs es sich vielleicht doch um eine alte Tradition handeln könne und dafs vielmehr die Zerstörung Emains nicht um 332, sondern frühestens 30 Jahre später erfolgt sei. Aus den Genealogien, die auf Conlae Oss und seinen Bruder Conlae Fochrich zurückgehen (oben VIII 322 24), er- geben sich nämlich die verschiedensten Daten, wenn man unter Annahme einer Generation von 30 Jahren auf das Todesjahr des Ahnherrn zurückrechnet:

Cumuscach m. BomnaiU (322, 6) f 1074 19 Generationen = 504 n. Chr.

Flaithbertachm.Diarmafa (^22,21) -^99^ 16 Generationen = 503 n. Chr.

BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 349

Cernach m. Suihne (322,29 30) t783 16 Generationen

= 303 n. Chr. Dubdalethi m. Sinaig (323, 4) f 792 8 Generationen

= 552 n. Chr. Bonnacdn m. Fogartaig (323. 19) fSSl 17 Generationen

= 371 n. Chr. Becc m. Ciimascaig (323, 26) f 782 18 Generationen

= 242 n. Chr. Conchobur m. Conchaüle (324, 12) f 1016 20 Generationen

= 416 n. Chr.

So grofse Divergenzen lassen sich nicht durch die Un- genauigkeit der Berechnung erklären; es müssen sich Fehler in den Genealogien linden. Immerhin ist bemerkenswert, dafs die überwiegende Zahl auf Seite eines recht späten Datums ist. In den letzten beiden Fällen kommen wir übrigens zu ganz anderen Daten, wenn wir von einem älteren Gliede, von Coirpre Daim Argait (323, 22, 29) ausgehen. Wir werden so- gar bei dieser Berechnung auf ein sicheres Resultat zählen dürfen, und zwar aus folgenden Gründen.

Die erwähnten Genealogien sind fast alle erst im 11. Jahr- hundert, also recht spät aufgezeichnet worden (VIII 416). Wir haben ungefähr von 700 an durch anderweitige Zeugnisse gesicherte Überlieferung. Andererseits werden aber die Glieder, die älter sind als das Jahr 560, durch die aus dem 8. Jahr- hundert stammenden genealogischen Erzählungen als richtig überliefert erwiesen (VIII 317— 20, Rawl. B 502, p. 142a,b; vgl. die alte Form ro-dn-alt in Rawl. p. 142 b 34). Somit kann der Fehler nur bei den zwischen 560 und 700 angesetzten Zwischengliedern liegen.

Coirpre Daim Argait ist samt seinen Vorfahren in dem alten erzählenden Teile unseres Textes aufgeführt, so dafs wir es als richtig anerkennen müssen, wenn er als der sechste Nachkomme des Conlae Fochrich genannt wird.

Nach A. U. wäre nun Coirpre schon 513 gestorben, nach F. M. erst im Jahre 560. Bei der bekannten Tendenz der irischen Chronisten, Ereignisse der Vergangenheit möglichst weit zurückzuverlegen, werden wir auch hier dem jüngeren Datum der vier Meister den Vorzug geben, woraus sich dann

350 JULIUS POKORNT,

ergibt, dafs Conlae Focliricli, einer der Eroberer von Emain, um :i8ü n. Clir. gestorben sein wird, also sein floruit in die Jahre 350 380 fällt.

Eine schöne Bestätigung erhält diese Annahme durch die Notiz in F. M., dals Colgu mac Loiti mic Cruinn mic Feidh- limidh, der Herrscher von Oriel, A. D. 513 in der Schlacht von Dedna gekämpft habe. Da genannter Feidlimid der Enkel des Conlae Fochrich war (nicht dessen Sohn, wie (y\). meint), mufs Colgu dessen fünfter Nachkomme gewesen sein. Wenn wir das floruit des Colgu von 500 530 ansetzen, ergibt sich für Conlae der Zeitraum von 350 380, also genau derselbe, wie bei obiger Berechnung.

Das Erscheinen der Scotti im römischen Britannien wird otfenbar mit der Zurückdrängung der Ulter durch Conlae zusammenhängen, wie Rhys richtig vermutet hat; Scotti Avird der Name sein, den die Briten den einfallenden Ultern gegeben haben (zu ir. scothahn „ich schneide, zerhaue").

Jetzt begreifen wir natürlich auch, wieso der Fürst der Deissi um 375 herum von den Brüdern des Conlae Fochrich erschlagen werden konnte und wir werden somit auch die Zerstörung Emains um wenigstens 30 Jahre herunterrücken müssen. Das ist schon deshalb erforderlich, weil wir oben festgestellt haben, dafs die der Täin zugrunde liegenden historischen Ereignisse in die erste Hälfte des vierten Jahr- hunderts gesetzt werden müssen, so dafs die Zerstörung von Emain .nicht zur gleichen Zeit, sondern nur später erfolgt sein kann.

Wie man sieht, ist also die irische Chronologie noch einer gi'ündlichen Reform bedürftig. Da mir fast keine Quellen zu Gebote stehen, kann ich hier nur einen bescheidenen Anfang damit machen.

Nun können wir auch versuchen, die Regierungszeit des Eterscelae, des Vaters des Conaire, zu berechnen. Vor allem ist wichtig, festzustellen, dafs Cormac mac Airt durchaus keine historische Person ist. P> ist eine alte Mj^thengestalt (Rhj^s, Hibbert Lectures, p. 133f.; Mac Neill, New Ireland Review 1906, 143), die aus politischen Gründen euhemerisiert und als Ahnherr der milesischen Dynastie von Tara dargestellt

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wurde. Mac Neill hat auch gezeigt, dafs die milesische Tradi- tion ursprünglich mit ihm begann (I.e. S. 201). so dafs seine beiden Vorgängei' Art und l'onn selbstverständlich auch spätere Erfindungen darstellen müssen. Die Gestalt des Conn Cetcha- thach ist ganz deutlich aus den Ausdrücken Leih Cxinn „Die Hälfte des Freisassen", Sil Ciihin „der Stamm des Freisassen" abstrahiert worden, die zur Bezeichnung des stolzen milesischen Herrschergeschlechtes Nord -Irlands von diesen angewendet wurden (zur Erklärung des Ausdruckes „milesisch" siehe oben XI 199 Anm;), während sie vSüd- Irland Leih Moga „die Hälfte des Sklaven" nannten.

Wenngleich so die Persönlichkeiten Cormacs und Conns nicht historisch sind, können wir doch die mit ihnen in Zu- sammenhang gebrachten Ereignisse zum Teil als historisch fassen, da in gewissen Fällen einfach nur ihre Namen an die Stelle wirklich geschichtlicher Personen aus dem Stamm der unterworfenen Völker Nord-Leinsters gesetzt worden sind. Wenn wir herausbekommen können, welcher Nachkomme des Eterscelae mit den Dessi Mag Breg verlassen hat, ist für uns die wichtigste Frage entschieden. Wir müssen dabei selbst- verständlich von unten beginnen, gleichgültig, ob die älteren Linien übereinstimmen, oder nicht, da die genealogische Un- sicherheit in älteren Epochen natürlich immer gröfser v*^ird. Wir werden also aus der Tatsache, dafs in älteren Texten Conaires mütterlicher ürgrofsvater Eochaid Airem als Zeit- genosse Conchobars galt, gar keine Schlüsse nach unten hin ziehen dürfen. Schon deswegen, weil Conchobar nur ein euhemerisierter Gott ist {dia talmaide heilst er in LU 101 b) und so mit historischen Ereignissen aus ganz verschiedenen Epochen verknüpft werden konnte. Auch dafs Conaire als Schwiegersohn des Conn Cetchathach galt, berechtigt uns zu keinerlei chronologischen Schlüssen, denn erstens ist die Gestalt des Conn eine gelehrte Erfindung und zweitens wurden die weiblichen Seitenlinien der Milesier regelmäfsig dazu benutzt, um einen künstlichen Zusammenhang zwischen diesen und den älteren Stämmen Irlands zu konstruieren. Ebenso darf man die Angabe, worin als der Führer der Erainn nach Munster Coirpre Muse, der Sohn des Conaire genannt wird, chrono- logisch nicht verwerten.

352 JULIUS POKORNY,

Schon Mac Xeill liat mit Recht vermutet, dafs die Genea- logien, die auf Conaire zurückführen, gelehrten Ursprungs seien (allerdings darf man nicht alle so auffassen!), da die Müscraige, die von ihm abgeleitet werden, ja gar nicht einen einzelnen Stamm, sondern vielmehr eine ganze Völkergruppe darstellten, wie aus Mac Firbis Ausführungen klar hervor- geht, also unmöglich auf einen Ahnherrn in verhältnismäfsig so junger Zeit zurückgeführt werden können. Wenn wir dann hören, dafs die Müscraige, Corcu Baiscinn und Dal Riada auf drei Söhne des Conaire, nämlich Oengus Muse, Ailill Bais- cinn und Eochaid Rigfota (oder Coirpre Muse, Coirpre Baiscinn und Coirpre Rigfota) zurückgeführt werden, so werden Avir noch leichter an eine gelehrte Erfindung glauben können; Avir haben ja schon das Beispiel des Corc Duibne, des angeb- lichen Ahnherrn der Corcu Duibne kennen gelernt, wo sogar das Wort „Corcu", das soviel wie „Samen, Nachkommenschaft" bedeutet, zur Erschliefsung eines Eigennamens „Corc" diente, und Duibne, wie aus den Ogam- Inschriften hervorgeht, nichts anderes ist, als der Name einer mj-thischen, eponymen Ahn- frau. Es ist ganz klar, dafs die Person des Oengus oder Coirpre Muse (schon die schwankenden Angaben über den ersten Namen verraten die Willkür der gelehrten Erfinder!) genau auf die gleiche Stufe mit der des Corc Duibne zu stellen ist. Einen klaren Beweis für die Nicht -Existenz eines Coirpre Muse in der ältesten Überliefei'ung als Ahnherrn der Müscraige liefert uns aber ein genealogisches Fragment in H. 3. 17, p. 753, wo es unter anderem heilst: „Die Genealogie der Müscraige geht auf Ronia, den Sohn des Nuadu Argatläm zurück." Mac Neill bemerkt mit Recht, dafs diese Notiz älter sein müsse, als die übrigen genealogischen Berichte, da kein Schriftsteller angesichts der ihm vorliegenden offiziellen Genea- logien gewagt haben würde, einen Gott wie Nuadu Argatläm in der Genealogie derart hervorragender Dynastien eigen- mächtig einzuschalten. Sind so Coirpre oder Oengus Muse und Corc Duibne als historische Führer der Erainn aus- geschaltet, bleibt uns nur mehr Gnäthal übrig. Schon deshalb, weil hier kein Verdacht einer volksetymologischen Fälschung vorliegen kann und wir von Gnäthal sonst nicht oft hören, werden wir dieser Tradition den Vorzug geben, da ein politischer

BEITRÄGE ZUR ÄT-TKSTEN OESCHICHTE IRLANDS. 358

Grund zur Fäl.soluiug- ebenfalls nicht vorlianden war. Thurn- eysen irrt also, wenn er (oben XI 30) diese Überlieferung für „später'* hält, als die betreffend Coirpre Muse, da die letztere zweifellos eine spätere Erfindung darstellt, was sich aber bei ersterer nicht naciiweisen läfst. Auch sprachlich ist die Überlieferung betreffend Gnathal nicht blol's sehr alt, sondern nachweisbar älter als die bezüglich Coirpre Muse.

Lucius Gwynn (Eriu VI 1-43) scheint daraus, dal's Gnäthal „noch nicht"' in dem Bericht über Cath Cind Ebrat in LL 288 b 45 und Anecd. II 79 erwähnt sei, zu schliefsen, dafs seine Gestalt hier erst später eingeführt worden sei. In dem Gedicht von Broccän Cräibdech, der im 10. Jahrh. lebte, und das gleichfalls in LL (44 b 30) bewahrt ist, heilst es nämlich, dafs Gnäthal, der .aus Leinster stammte, in jener Schlacht gekämpft habe. Es ist richtig, dafs vielfach (F. M. 186 A. D., Tig. RC. XVII 10, XVIII 378 usw.) Coirpre Muse, Coirpre Baiscinn und Coirpre Riada als Verbündete der Söhne des Ailill Olom in jenem Kampfe gegen Lugaid Mac Con und Nemed Mac Sroibchind genannt wurden, doch müssen wir die drei Coirpres schon aus den obigen Gründen streichen, und aulserdem weils nicht blols LL 288 b 45 (RC. XIII 440) gar nichts von ihrer Teilnahme an der Schlacht, die hier zwischen Lugaid Mac Con und Eogan, dem So^ine Ailills ausgefochten wird, sondern auch der älteste Bericht, den wir besitzen (K. Meyer, Fianaigecht, S. 35) und der gewils noch ins 8. Jahr- hundert zu setzen ist, weifs gar nichts von Coirpre Muse, ja kennt nicht einmal seinen Namen, obgleich vielfach Gelegenheit dazu wäre, ihn zu nennen.

In den Berichten über jene Schlacht, die die drei Coirpres als Mitkämpfer anführen, ist ferner sehr verdächtig, dafs hier angeblieh ein Teil der Erainn, nämlich die drei Coirpres, d. h. die Müseraige, Coreu Baiscinn und Dal Riata auf Seite des Ailill Olom, des Milesiers, und der andere Teil der Erainn, nämlich die „Erainn Muman" und die Därinne auf Seiten des Lugaid Mac Con, des Gegners Ailills gekämpft haben sollen. Schon die Anwesenheit der Dal Riata, die Ulster nie verlassen hatten, würde für unseren Verdacht genügen, aber die selt- same Verteilung der Erainn auf die Gegenparteien macht das Mafs voll. Da ferner Ailill Olom, der einen giftigen Zahn

:^54 JULIUS POKOKNY.

besafs. dessen Bifs den Tod des Betroflenen binnen neun Tagen lieibeifülirte, ebenso sicher eine Mytliengestalt ist, wie Lugaid Mac Con, dessen Söhne, die drei Fothads, Oendia, Cäindia und Trendia „der einzige Gott, der schöne Gott, der starke Gott" hiefsen, werden wir aucli diese als Teilnelnner an der Schlacht ausschlieCsen.

Es könnte zwar scheinen, dafs die Gestalt Gnäthals erst von rationalistischen Schreibern an Stelle dei- Mythenhelden gesetzt Avorden sei, aber dem widerspricht die Tatsache, dafs in jüngerer Zeit die mythischen Traditionen ausschliefslich zur Herrschaft gelangt waren und dafs gerade nachweisbar in jene Periode der Vorgeschichte alte Mythengestalten von den Gelehrten aus politischen Gründen an Stelle der ursprüng- lichen Persönlichkeiten eingefügt worden waren, wie am besten das Beispiel von Nord-Leinster zeigt, wo das unverfälschte Ulster -Epos den Ooirpre Nio Fer und dessen Sohn Erc als König von Tara vorführt, während die späteren gelehrten Herrscher -Listen von den beiden nichts wissen und an ihrer Stelle künstlich fabrizierte oder der Mythologie entleJinte an- gebliche Vorfahren der milesischen Herrscher eingeschoben haben.

Die Erwähnung Gnäthals in LL 44 b 30 ist vielmehr ein altes Fragment echter, vor-milesischer Tradition, ebenso die Geschichte in Eriu VI 136, Zeile 75 90, die sprachlich älter ist als die ältesten Zeugnisse über den famosen Coirpre Muse (vgl. den Akk. Sing, hein, die Präposition in to-lluid, die Relativ- form ima-tanic usw.). Jene Geschichte ist ja nicht nur in LL 190b in der alten Liste der pnmscela erwähnt, auch die Zeile 78 angeführte Redensart von der „Trauer Gnäthals in Tara" zeigt, dafs es sich um eine allgemein bekannte Über- lieferung gehandelt haben mufs. Auch hier herrscht übrigens schon eine Verwirrung bezüglich der kämpfenden Gegenparteien, da Gnätlial als Bundesgenosse der Söhne des Ailill Olom gegenüber den Corcu Loigde (= Därinne) genannt wird.

Ursprünglich wiid es sich (vgl. Fianaigecht, S. 35) offen- bar nur um einen Kampf zwischen den Erainn und den Leuten des Ailill Olum gehandelt haben, und die Schlacht bewahrt somit entweder eine Erinnerung au die Einwanderung der Erainn von Nordosten her, die sich gewifs nicht ohne Kämpfe

BEITRXGE ZUR AI/IKSTFIN GESOHTOHTF IRLANDS. 355

mit den frülieren Bewolnieni vollzog, oder aber an die Kämpfe der Erainn mit (den von (lallien her) ebenfalls einwandernden Milesiern von Casliel (vgl. ^ifac Xeill. Pop. Groups, § 44. Anm. 5), möglicherweise sogar an beide Ereignisse, die vielleicht gleichzeitig oder in kurzem Abstände voneinander erfolgt waren.

Für uns ist wichtig, dafs ursprünglich offenbar (Tnathal als Führer der Erainn bei ihier A\'anderung von Leinster nach Munster galt, und dafs Verdachtsgründe, dafs seine Person später unterschoben worden sei, nicht vorliegen.

Bezüglich des Verhältnisses Gnäthals zu Eterscelae liegen zwei Berichte vor. Nach LL 324 a ist er dessen fünfter Nach- komme, nach Eriu VI 133 dessen achter. Die Stelle in Eriu gehört aber nicht zu dem alten Text, sondern ist deutlich jüngerer Zusatz, so dafs wir der kürzeren Genealogie in LL den Vorzug geben werden, um so mehr, als die längere auch im einzelnen als gelehrtes Machwerk erwiesen werden kann. Eterscelae würda, da Gnäthals Blütezeit etwa von 375 405 (gleichzeitig mit Fiachu Baiccid) anzusetzen ist, ungefähr 255 n. Chr. gestorben sein. Sicher ist das natürlich nicht, aber wir haben doch einen annähernden Mafsstab gewonnen, wenn auch selbst die kürzere Genealogie unsicher genug ist. Eine Art von Bestätigung erhält unser Ansatz dadurch, dals Coirpre Nio Fer, der, wie oben gezeigt, von 315 345 regiert haben könnte, und somit gleichzeitig mit Gnäthals Grofsvater Suaid gelebt haben würde, nach übereinstimmender alter Über- lieferung der dritte Nachkomme des Nuado Necht von Leinster war, der ja bekanntlich den Eterscelae getötet haben soll. Nun ist aber jener Suaid ebenfalls der dritte Nachkomme des von Nuado erschlagenen Eterscelae, so dals wir wenigstens für die innere Chronologie eine überraschende Übereinstimmung erzielen können.

Da Eterscelae der erste Herrscher der Erainn war, der über Leinster herrschte, werden die Erainn kurz vor der Mitte des 3. Jahrh. n. Chr. aus Ulster nach Mag Breg gezogen sein.

Es bleibt jetzt nur noch die interessante Frage zu ent- scheiden, ob die Erainn echte Kelten waren, oder eine nur oberflächlich keltisierte Urbevölkerung darstellten. Folgende

35ß JULIUS POKORNY.

Tatsaciieu siDecheii dafüi'. dafs das nicht -keltische Rasseii- elemeiit unter ihnen ziemlich stark gewesen sein niui's.

Ailill Erann, ihr eponymer Ahnherr, gilt als Erfinder des yae holgac (oben XII 19i>). einei- Waffe der nördlichen Urbevölkerung Irlands. P>rner war unter den Vorfahren des Conaire Inzest verschiedenster Art besonders häufig (Rev. Celt. XII 289). Die Schilderung der Mutter Conaires (Eriu VI 135) liest sich wie die Beschreibung einer nicht -arischen Zauberin. 1) Wenn sie als die Tochter eines Elfen bezeichnet wird und mit Hilfe eines Elfenheeres ihrem Sohne zur Königs- würde verhilft, so werden wir darin vielleicht einen Hinweis auf ihre Beziehungen zu der vorkeltischen, geheimnisvollen Urbevölkerung erblicken. Bezeichnend ist auch, dal's der einem Inzest entsprungene Crimthann Nia Näir, der nach LU20b2 den Erainn angehörte, eine Frau besal's, die „aus den Feenhügeln oder aus dem Lande der Pikten" stammte; er soll der erste König von Tara gewesen sein, der sich seiner Gattin zuliebe in den Grabhügeln des Boyne- Tales beisetzen liels (oben XII 223). Diese Überlieferung ist übrigens zusammen mit der Bruiden Da Derga-Sage ein Beweis mehr dafür, dafs die Erainn dereinst in Mag Breg ansässig gewesen waren. Endlich kommt dann noch in Betracht, dafs die Därinne (Book of Rights, p. 25G) als duind „braunhaarig" bezeichnet werden, was sich aber leicht dadurch erklärt, dafs sie sich eben in Südwest -Irland mit der dort wohnhaften iberischen Bevölkerung stark vermischt haben werden.

Andererseits wieder hat Conaire, der König der Erainn. „Haare, die wie geschmolzenes Gold leuchten" (Togail Bruidne p. D. § 99). Wenn die Erainn manchmal Fir Bolg genannt werden, so ist das jedenfalls in weiterem Sinne (oben XII 199) zu verstehen, dafs sie nämlich nicht Milesier waren.

Auffällig ist, dafs die Conaille von Muirthemne im süd- lichen Ulster, die wiederholt ausdrücklich als Pikten bezeichnet werden, gelegentlich (z. B. BB 152) Nachkommen des Deda mac Sin, des Ahnherrn der Erainn genannt werden. Da sie

*) „Sie liels ihren Mantel bis zum Gürtel herniederfalleu ; schwarze Flechten umflossen lose ihr Haupt. Einen grofsen, schwarzen Panzer trug sie und giftige Zauberer schritten vor ihr einher."'

BEITRAGE ZUR ÄLTESTEN fiESCHICHTE IRLANDS. 357

aber an anderen Stellen von ganz anderen Ahnen abgeleitet werden (vgl. Mac Neill, Pop. Groups, §121), so werden wir daraus keine Schlüsse ziehen dürfen, es sei denn den, dafs die Clanna Dedad, die Erainn, einst den Couaille benachbart salsen und daher künstlich mit ihnen in eine genealogische Verbindung gebracht wurden. L'm aus jener Genealogie schliefsen zu dürfen, dafs auch die Erainn piktischer Her- kunft gewesen seien, müfste man meiner Ansicht nach noch andere Beweise beibringen. Aul'serdem aber halte ich es nicht für glaublich, dafs man die Erainn als eines der drei ..edlen Völker*' Irlands bezeichnet haben würde, wenn sie vorwiegend vorkeltischer Herkunft gewesen wären. Nur hatten sie sich offenbar, wie auch andere Völker, mit den rrbewolmern in gewissem Grade vermischt.

Der Volksname der vorkeltischen „Ivernier" wird also vorderhand aus der irischen Urgeschichte zu streichen sein; jedenfalls aber liat er mit den Erainn nicht das Geringste zu schaffen.

Wien. Julius Pokorny.

Zeitschrift f. celt. Philologie XII, 3. 24

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN.

(Fortsetzung.)

Schreiberuotizeu aus Rawl. B. 500.

fol. 10 b. Seaan o Cianan losgrib an leabur sa d'Agliamh 0 Cianan fa coingeall gan esean da tabairt da neoch ele gan cet da Seaan. 1) 5 fol. 2 a. As truag an tairling tue an meamrum ag leagad oraind 7 co tuca Dia fiirtact duin uad.

fol. 17 b. Ata cailc ar in duillechan sa uili.

fol. 18 b. Bliadhain 7 raithi ataim sa baili sea im comh- naidhi 7 budli sainnt liura dul ar cuairt bliadhna i crich eile 10 7 gur mhairea in mhuindter sa co fata buan .i. Brian mac Aedhugan cona chlaind 7 Gormlaitli 7 siat uili.

Ciuäed hiia Artagäiu .cc.

Buch von Fermoy, S. 88 b.

1 Doluidh Ailill isin caillid i Cül Breadli co mborrfadaibh:-) 15 Ailill ciarbo lir a lud, uadh Fir Cül co corrtharaibh.

2 Doluid Congal a cnoc Temracli a Themraigli n-aird n-

ogradaig, conidli ö Congal co rennaibh dann Cellaigh, dann Con-

galaigli.

*) Vgl. Faelau mac agabann na scel do scrib in caidirni seo da tlii- gerrua carad companaig .i. don easpuc hi« Cheallaig .i. Muircertach 7 co fogna do 7 na tabradh da charaid in caidirne seo, Buch von Hy Alaine, fol. 111b.

*) Darnach ist Hogan, ünomaaticon S.318 s.v. Cül Breg zu korHgieren,

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 359

3 Doluidh Diarmait leth re Gallaib a ndescert Breagli

iarnata, conid üaid siardes im Temraig dann Cernaig meic Diar-

mad[a].

4 Doluid Coiiall isiu Cerna, robu reim co rigbladaib, 5 Conall norained for sluagib. conid [üaid] Hui ligalaidli

USUK

Ceuela airechta.

Äux H. 3. 18, S. 57b, wo es unmittelbar auf den von Fräulein A. Power in Anecdota V, S. 22 ff', veröffentlichten Text, den sie ' llie Caldron of Poesy' 10 genannt hat, folgt.

Cis \ir cenela airechta doclmsin la Fene?^)

Ni anse. A cöic: cülairecht 2) 7 tsebairecht 3) 7 airecht uirdnidhe*) 7 aii'echt fo leth'^) et airecht fodesin.'^)

Culairecht ") didiu, is a suide *) bit righ ^) 7 espwic i«) 7 säi 15 gacha hevlai ollamand ") (sie) 7 is aire is culairecht, ^2) fo bith is lat all bis iar g[c]iil na n-airechta'ä) M breth'*) 7 forus.i^)

Taebairecht.^ß) ig a siiidi bit senclmidi^') 7 riiirigi*) (S. 58 a) 7 geill i'-») 7 rätha 20) et aitiriga 21) 7 is aire is taibairecht,22) fo bith is fri senchus^a) na sencha/c?«' 7 is fri 20 rell«cZ24) 11a sencad dobei>- int airecht täeb.

Airecht uirdnidhe,'-^) is a suide bit i^ohemain 7 aighnedha oc idhnaidhe \>Yeth\'-^) cein bit brethewam fri tasbenad^^) 7 foros.2^)

') .1. cia 1er cia liii cVilchineluib fuil ar in airecht do reir in f^uechuisr' *) .i. airecht bis ar cül cäich ') .i. re tabair cäch taebh *) .i. airecht certglan '") .i. airecht bis oc leithlig/t ac serütain na cörach ") .i. aireclit bodein ia oWamayi hvethe. ') .\. airecht bis ar cül chäich

*) .i. is isan iadha hlsiu ^) .i. oirecht bodeiii '") sie oc ^^) .i. int oliam filerf '*) is aire räidhter aisneidter culairecht ris ^^) .\. fon fäth is Tat na naill ar cül na n-aireclitad alle '*) .i. do hxeith döibh

'^) .i. fri firfis na hvethe sin "^j .i. int airecht re tabair cäch tsebh

") .i. is asan iadha hisiu bit na sin caidhe 1*) .i. na rorig '«) .i. oirecht boden *°) .i. sicc occ *') i. sicc oc ^'^) .i. is aire räiter no aisueidhtet- ttebairecht ris ■^) .i. is fri cae fis na senchaiti '■**) .i. inn i?Klws cöra ■") .i. int airecht adubromar lomainn '•'*) .i. ac urnaidhe brethi '•") .i. in comfat bit na brethemain fri taisbenad a sgel do i^ahemnaib **) .i. in üs ögh asa mberend a bre^/ie

24*

3>")0 KTN'O MEYKK.

Aiieclit tu letli,') is a suidlii bit iiatlniand -j 7 catlia

7 tiada/« . },[aicc cor inbel ') . . och . . tiaghat Saide coli . . cli iii tedi

nech cucu-sum^) ... it oc seis cöir.'') Co tiaghat co^) cum-

uib glaiiaib i craes na hairechta. ') 7 is aire is airecf^) {S.58h)

ö fo leth.

Airecht y) fodesiii. is a siiidhi hit brethtwmin i") co fiß linaib 11) deec airecta umitu. Naiscaire nodonaise, sruitlieni nodoseirn, traeta iiodotrit^ta. libtAa dodacreclia, caichen doda- uaile, diaboleoracli nodofille, sliniredh nodonuiben. ard arcaii 10 imodtoisi, con» condasecha, airlighe ardacleth. anteiigtaid ardafeth. airecht nodanaig. hrethe (sie) nodnbr?? {-her'f). sui- tengtaidh iiodofethaigthear. 1 ')

Ein (iredicht in berla na flled.

Aus H. o. lö', iS. i)2. Vgl. Archiv f. ctlt. Lexikographie 111 310.

\b 1 Feochair mii luän '») rem lesmac. ni ba te munba

turadh,i^j ni do cliloind Bliäiscne a Blärna, nocho dorn chärna

cumall. 1*5)

2 Cumall '6) nochonom li[s]-sa.'') öm chnis-[s]a ni clödh

20 ngäithi,

inann lern is menn ferba'"*) tar eis laeigh ella oidhche.i^)

3 Is menn mairce mur geire. is taitlinem greine i n-oidche, cumain«) do teighecZ mu luäin is toghmall") i foir

foinchi. ") 25 4 Is orc2<) i n-adba broine,'^^j is tath criiä tar cniä.-^)

') -i. iut airecht bis fo \eth ac scriitäiu 11a cöra ^) .i. nascairidha

^) .i. aire consrengat *) .... a mesc cSich noclio tic cucudbsom ^) . . ig- oc seis doreir cöir *) .i. co tiaghat co . . . . •) .i. i cräeslach ua hairechta ») .i. aire raiter yin aisneidhter airecht fo leith ris '■>) .i. airecht moa . . 1") .i. is asan iadha hLsiu bit ua brethemain uili i') .i. fri se iTuaib die uil doreir in feiieehais isiu airecht *-) .i. iut aire cosreug '*) .i. iut üasal bis ac srethuugud (viellticht mit punctum delens U7iter n) dligid iut aire forgill '2) Hier noch eine auf der Photographie, nach ivelcher ich kopiere, unleserliche Glosse. '*) .i. mu t«bh '^) .i. muuba diles ■*) no chubhat ") wo do chur rem slisa "') .i. Isegh do chur fa eilit

'*) no a udiaid na heillti fuiehe -") .i. searrach eich fo röu mara ■^*) .i. mu täbib ^2) tomgmall Ms., mit Punkten über g und unter m *') eu toghain fo iiuuach ^'j .i. baub ■•'^) .i. liach '^^) .i. cuestigud tar goimh

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 361

mu brü-sa ris ui berba. is dal eiia tar luä.')

5 Go roib c.omov gan cobha.'-) gur brana brfi na h^la,^) nocho ndernsad iar fuine drai bus bhi blogha edha.*)

6 Eirgedh giraing a geiblie.^) eirgedh gerg a giirt loghain/) eirged oi'cän co liamra, adracht {'.ormac n conuibli. 5

7 Failte') misi rem aicme mar cmpne^) re cnnas fäiscne, is agum-sa ") ro thallarf hur serc "^) do clannaib Baiscne.

8 Camall nocom foirne, ") nm coimne ni cliuir fnaire, i') nocho dom cliloind-se cumall, '-^ luidim fo lämaibli

Lüaiglme. ' ^) i'^

9 Luindec cuirri i cricli Tethfa, arm suibne ic rochtain

ichbm,'^) ni caibhne ar n-aitline mo . . .i") ar(?) nüallan'") foinche

dar fiuchra. '8)

Allerlei Rechtssprüche. 15

Aus H.3.18, S.8b.

Fir elgnais ogcinaith i») cen comoirb i cein.

Fir mbraith morlith moscarai i cein.

Fir thairccuibi a^") trian triamomessa moin.

Fir chobfis cethramad. 20

Fir errainne co alaset sesed.

Fir ilaich co alason sechtmad,

Fir ercometa co alait ochtmud.

Fii oircsin'-i) co oloroinn^i) nomad.

Fir foluith co al[a]derg dechmad. 25

Rofesar rupu tria foindel caich laithiu. dosliat fiachui doine do cethrai .i. each cen cuibrich cech trathai, cn cen cuibrech no cen lomain laithe, muiccai cen mucalaig ndorcha.

') .i. uisce tar nseidin ^) .i. co voibh eas abba gan ciaigh ') .i. dath fiaich for eala *) .i. uocon foslaigeiin nin a bei iar fuine ngreine

*) no a gius .1. a hoighre '■) .i. sleibhe ') .i. mar is fallidh *) no Ina cruind .i. in hieb re cuüas faisce ") .1. is amlnid sin '") hur serc sa agum-sa ") no cubbat nocbonua moirne '-) ni tesaigbann m'aignedb fris '*) no cbubhat '*) no mac do Lugaid ua Luaigne .i. do Luaigbuib Tembracb Finu *') .i. gob cuirre ac rocbtain int seilchide '*) Mir

unleserlich. *■) no re nüalläu **) no fechra '*) L. ügchiuad u. vgl. O'Dav. § 468. *"} unter der Zeilt. *') L. aircsen ") L. alarainn

360

fKTKR,

Airecht fo leth,>) is 7 fiadam . Majcccormber

*uidhi bit uadmand^) 7 catha *ia?h;it saide con . . ch ni tedi nech cucu-sum*) . . . it - > « u tiagbat co^) cum-

nib glanaib i craes na hairthta.') 7 »«* aire is airect«) (S.586) 5 fo leth.

Airecht «) fodesin .^ linaib") deec airecta um? nodoseini, traeta nodotr;- uaile, diabok'orach nodoi 10 imodtoisi, conti condase

uidbi bil brethemain '•) co ss Naist-aire nodonaiso, sruithem V (lodacrecha, caichen doda-

"i n''fi(iTmiben. ard arcau ^tli. antengtaid

ardafeth. aireclit nodanai^ hrethe {sie) nodob«i (-Wr?), sui- tengtaidh nodufethaigthear )

Aus H :i. IN. > ''i' ^' 1 Feochair nui luaii

in du cliloiiid HIihLmii«

2 Cumall '•) norhonom

2<t

inaiiii U'ii o y meiin 1.

cumall '•» do Xeiglied

1 K -«. . ......n.-. }.■

:.l lilfd.

vra/^Aif in 310.

urii-. ni ba te munba

luradh.i^) liUrna, no«-hü doiu charna

cumall. •«) III <hni»-(8)a ni cludh

ngäithi, ~ 1.» igh ella oidbche.^9j t, :;.i.«'iii greine i n-oidche, LS toghmall"! i foir

foinchi.") - -.itl» cruÄ iar cniä.-»)

•) .i int «irecht bu fo 1 ') 1. aire oonnrentp»' * »eis (loreir ''<"ir •> ") .i. airt' '•) .i. is ft- oil dortir in (• Qasal bin ac »icim. air? forgill ") /

kopitre, unleMt cbubhat

**) no a udiaid ua mu tteib ") tuiM^».... m. togbaiu fu »iuuacb **) .i. l

, -n ') ■> nascairidha

tir rma.lb.'H)ni ') . ig o^ : I ort«il»ch na hairechta 1 i airecht moa . 1 fri !^ linaib dee ' i ,ul mite dMmg •*) •»; «^ -..(--fiMH delenM umter ü) dlir ' / '. ,:> 'fraphtf, narh - t i. BOnb; ( \m^ bC fo

}J^•>^.

7?

MITTEILUNGEN AUS 1 >CHEN HANDSCHRIFTEN.

361

mu brü-sa ris ni berba.

5 Go roib comor gan cobha nocho ndernsad iar fuine

6 Eirgedh giraing a geibhe. eirged orcän co hamra,

7 Failte') misi rem aicme is agam-sa^) ro thallac?

8 Cumall nocom foirne,")

nocho dorn chloind-se cunrll, i'^) 9 Luindec cuirri i crich Teifa,

s dal ena iar luä.i)

gur brana bru na heia, 3) drai bus bhi blogha edha.*)

eirgedh gerg a gurt loghain,*^) dracht cormac ö conuibh. 5

mar cuipne^) re cnuas fäiscne, )wr serc lo) do clannaib Baiscne. 11 coimne nl chiür füaire,!') luidim fo lämaibh

Laaighne.14) lo arm suibne ic rochtain

ni caibhne ar n-aithne mc . .^«) ar(?) niiallän'') foinche

dar fiuchra.18)

Allerlei h i'htssprüche. 15

Atis H. 18, S.8b.

Fir elgnais ogcinaith) cen comoirb i cein.

Fir mbraith morlith oscarai i cein.

Fir thairccuibi a2"j ian triamomessa moin.

Fir chobfis cethrama« 20

Fir errainne co alas^ sesed.

Fir ilaich co alason chtmad.

Fir ercometa co alai jchtmud.

Fir oircsin^l) co olornn^s) nomad.

Fir foluith co al[a]dc>- dechmad. 25

Rofesar rupu tria foindel lich laitliiu. dosliat fiachui doine do cethrai .i. each cen cuibri cech trathai, cen cuibrech no cen lomain laithe, mui< ^ a en mucalaig ndorcha.

'v VI

') .i. uisce tar iiaeidiu ^) .1 oi oibh eas abt' fiaich for eala *) .i. nocon t'o^ igert'^

') no a gius .i. a hoighre crnind .i. in luch re cniias f agum-sa ") no cubhat /■: fris '*) no chubhat

Tembracb Finu j^^^^ g

unleserlich. ^') O'Dnv. 6' 463.

f^iaifi-li ') .i. datb

>iie ngreine

*) no ina

sa

vgl.

^

^^C)•2 KIKO MKYKK.

Coiila Cöimll ('ei'iiacli i'undratliau micli cundiatha nad lunisciiiofet sencliaid ciniii cor cutniiiiaib cessair oinip fir Itiaidli anial ni iieltaii') cid letlifäs. cid letlisiiiacht, cid leth u-ninge ar iiigge. cid uinge ara du deinfid, cid a do ara thri ■> dunfaid. cid mbruig ar muir nuiidfid. cid Litt Liürcc ar sieb Elp;v alphaid. cid rliu Mail mairv l'gaiiie ar Chrotaib Cliach. cid scoth ar Diiblinde iidorbbaig nioi' bues mor do goes, cid b?es ni taitlimi intaili?<.s' ni tatlilutli acht a mess 7 a tonius 7 a imcisiu 7 a iniradud ria ndcn?nn. arnab fomus iar ngaim.'^)

111 arnap gais iar mbais. arnaj) taitlimecli di nadmaim socoraib diclioraib bidratliaib bitlidilsib for feraib fosaidim ar ninaib tinscrai tene tellaig ior macc macv dreitill tigei tuiredaig ni taitlimiuch cor flatha no eclasa. 'I'aithniiuch cor macc cor muine {S. 'Ja) muidmicli cor niire meai' a ciall cor mesca

l'"i mesaib coraib dosbädiniin nisleicimm cen gait i saire, cen cor. cen cundratli.

Coirpri dixit fri Cormac: Rogabus ben ar eicin. Cid indaragbais? Domnirecachai. Rogabus ben ar ecin. Cid indaragbais? Dorat taithesc dam. 20 Rogabus ben ar eigen. Cid indaragbais? Cotumrullar. Rogabus ben ar ecen. Cid indai'agbais? Frisresligsemmar.

Cormac cecinit:

Is dethbir on nad imgaib suil ni inigaib deicsin. Ni in- gaib breithir nad imgaib deicsin. Ni imgaib cobrad nad im- 20 gaib cobrad. Ni imgaib idnacol nad imgaib idnacol. Ni imgaib suide no anad nad imgail) lige. Ni imgaib poicc na imgaib poic. Ni'"^) imgaib menmain nad imgaib menmvin. Ni imgaib commuid nad imgaib combuitli. Ni imgaib compert nad im- gaib compert. Ni imgaib comaltrama nad imgaib combaid. 30 Ni imgaib comeiic coni'uccsat conrortat conralal conralsat.

Bria[thjracli dorsaid Corbmaic i Temair imcomarcair: A ui Cuinn, cia bretliem is fuiglibV/i imcliomaidces crich? Corbmac: ßrethim aid arberta hveth fir flad rig 7 tuath. Ni lie fuidlidi im comaidces crich. 35 Briathrach dixit: Cest, cia brethem?

') Über dem n ein Strich. '■') Strich über g. ^) Ni über ar.

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 363

Cormac: Bretliem innr«/c rofiastar tri on brethemon.

Briathrach: Cisneid side?

Cormac: Baes 7 aneolus 7 eitges. C'ormac: Brithem beras hreith coir eter da comaidech rofiastar teora delba comaidcesa .i. smacht 7 aithgin 7 cathaig;. Rofes^ar diabul senamser, 5 rofiastar ord 7 anord. rofiastar ditli 7 induth cona catlichaib ') ar ocht cethraib bite for comaidces .i. (S. 9 b) bai 7 mucca, eich, cairigli. gabair, cercca, beicli, geoidli.'-) Acht a coic dib ni dlegar ime friu, ar is din^) 7 is cuibrech doberthar form. IMtairgille tar cenn arnaili dib. 10

A ui Chuiiin, co roich comaithceas crich?

Cormac : Commuir co rutli, co romuir. co roilbhi, co ramut bidbarZ, co buirech mbaiti. co baegt/i n-ago. co treatlian ala- carrge no alacaire commuir cac/i ndicend.

Ataat rudröd mair 7 bic lanamam file iubuile beicce 15 7 moiri. Atte na rudratfa mairi nomiditar iar saegla^T; na comorba iar n-äesaib techtaib .i. Lxx no Lxxx ann/, ut dicitur: dies annurum nostrorum nsqtie labor 7 dolor,

Deitjiju didiu saegal comarba, aititiu saegal a do, com- detiu saeghul tri fir. Is ann as rudrarf 0 rosaigh co coiciur. 20 0 rosaigh co deiclinemur, is ann is robith 7 is and is ochtrach.

It e na rudredui^) becci toimditar fri bliada[i]n 7 mis 7 laithe. Deitiu ina cetbliada[i]n, aitt?Ym ine tänoisiu, com- deitnt in tress ata (?) as lugai, deitt?« fri mis, äittitiu a 7 rl. Lugam dib deitiu fri haenloi, aittitiu fri a do 7 rl. 25 7 is tuinidiii ar tress 7 rl.

Düruth cetbliadain ruthrod no coeccait bith .cc. robith .ccl. lecc .ccc. roebud .de. ochtrach .dcccc, age selbai inso .a. IX. Mit.

Secht rann fichit^) friasa^) toet feab 7 ordain") do duine: 30 tria gaireui, tria ainmnit, tria fostai, tria thoi, tria forsadi, tria foglaim, tri domestai, tri etsecht flrindi, tri chocad fri cloine, tri indarba n-anfis, tri thochurud fis. tri trebairei, tri coitsecht fii forrsaidi. tri frecmorc firen. tri filidecht techtai, tri ailge anscuichthi, tri airmitin sen, tri denam sinsire, tri 35

») Kc/taib Hs. ^) no g über db ^) di»m Hs.

*) Strich über dem zweiten r.

'•') L. liehet •) L. triasa ') L. ordan

364 KUNO MEYER.

ermitin flatha. tri airmidin ecnai, tri honoi[r] fithidre, tri timorgain cuibsi no gnuisi, tri idhnai lamai, tri congain cuibsi, tri imrad[ud] ba[i]s. tria imrad[ud] no decsin i iiDia na ndula. ')

Der folgende Abschnitt steht imviittelbar hinter dem Schlufs \^on 'Seqnel 5 to Crith Gablach' in Ancievt Laus IV (S. 368) auf S. 18a der Randschrift.

Gaeth cach co fonadmaim fonascar fri comus n-ae, ar is cro timorgne cach aighnedha a arach fri comus n-aei.

Is dilmain do cach aighne ciped adbar dobera do cumtach a aie, im fir fa dligliedh fa cert fa techta fa coir n-athcom- 10 airc. Avaal is dilmain do gacli aicdecli inla aicde, ciped adbar inla inte, acht ni fubhae na adbar araill.

Xi liaigline dinad aenaigliear for aei nai no daigai for nach ae fo \eth.

Connac: Ni haighne nad oenaigliedar ai. Ni airecht ardo- 15 cuilli col mbel, col brethe. brigh indarbai, fir o dligmrf. dliged 0 chiurt, cert o techta, techta o choir athcomairc. Dochuiredh[ar] •äwdliged, inairben dhged. Ar ni dlighed nianip fir. ni fir munab cert, ni cert munab techta, ni techta ni?nab coir w-athchomairc. Docuiredar goi, inairben fir, tocuiredar ecert. inarben cert. 20 docuirethar etechta. inairben techta, conscara ai, etardascara.

Fachtna: Ni fochen Soghen. sui ghena gusmair. grecha a bretha, buasamail a bru, brighacli n-imglindi a chert, craebli a.Ygait oir ed, enechruice rig, rind ngobel. giall Mithemow. fuaim nderoit, drech olla;»an, huth curudh, cain rocetail, rith 25 rothengad, ramat flrinne, forlond a chomlainn. etan sochrait. sruaim cainchirt, cuairt ugaisi, gnuisi escai, osair airechta. aighi lethsmachtach, laith gaile. gobel glonn diubartach, din- dell fornadma for eochair frini iordoherR. Ni fochen, a Soghen I

Sogen: Deithbir dam ce phrisinliu tuaslugud mo tire a 30 tuinidhiu tarrachtain. ar ni cechra mo buar alabuar mbuirech romunsat. Ni chechrat mo comarbai alacomorba nadnacatar i n-orbaib aithre^) aendan.

Fachtna: Dede tarna tacmongar ma fogellaiter hretha fira fortechta: aititiu cian cen elodh cuin ndliged, cuir bei 35 dilsidethar tomuw do astuth.

') Hier folgt die Schreibernotiz: Nodlaic (.i. recht uuadh tic re cel-) mor for oine anhi ; a iidfp mec Fl-th- atü. Damit endet S. 9 b. *) L. aithre.

MITTEILUNGKN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 365

Sogen: Ms cuir bei dilsi dian fir tormmiüwr for ciniiul coUnae i n-orbaib atlira, im lethaid lainiie, im lethsmaclit seirce, ar iii fil a[ijrcsiu na aititiu eter brathraib na finibh fri faenel flaitliemlinais. fri altram n-oetedh, fri forcetal dana. fri tuar ngraidli gainethar foo mair tiasat ria caichibh no 5 comfocsib cinad conaisceba a fintiiid, cid iar reib cianuib corrbreth robui bias iar nos iar n-öisaibh.

Fachtna: Nis maithi dam log n-aisi logh sinsire, log fog- nama (atn Bande riasiu rogenta ar) na diubtrar nacÄ daen dia daghmainib. na tintaither duthraclit tar airilten gaire. Ar opsa 10 becda atliar umalaurlaite coj?owmarroet commainibh dearbaibh.

Sogen : Ni maithi dam-sa foglinam nadnaca, ar nimölegar argaire resiu rogenainn. Tathat lim logh do aes, logh do sinnsire, tus aidÄbd/ien, tus ea|r]labhra, toghae dl rannaib, di buaib, di bithdusnib, di tlacht, di talw«m. Ts de ata: ran[n]uidh 15 '•sar, dogoat sinnsire slechtuibli fla.

Fachtna: Rorer mo thir taispenad aui'gartach atomrach- tatar do mo dolora decmaingi. Ba-sa bocht biid, ba-sa nocht etaigh, ba-sa bodhar foglime i findfocluib fis. Friscommart dam talam (S. 18 h) dia n-airgenus eona bo ferr lim mo talmaw 20 torba. Ni ba cor, ni bit reic, ni bi cunnradh reic thire sech Mith. sech ecla?"5, sech ilgobhlai 1) flne. Ar a cinta condlat ar cowrarcicht selbha slechtaibh aithre sceo senaithre ata coraib comlasat comdliger? mainche morfaeidm flaithemnuis co ria nech ni na bi ai, ar is cumrachta fotha fri flaith, fri heclais. Finit. 25

Der Schluls von Crfth Oablach.

Dieser alte Text ist im vierten Bande der ' Ancient Latvs' nach der Hand- schrift H. 3. IS herausgegeben, bricht aber dort S. 340 mitter) in einem Stück rhythmificher Prosa-) ob, das ich hier ganz zum Abdruck bringe.

Mad be rig i-ofessir recht fla//?a fothoth iar mbiad 30 mescbaid a shjgh sabaid cuirmmtigi cuir raesca mess tiri tomus fön-ag forberta diii dithle mesraid mor miün mrugrechtai mrogad coicrich cor cuälne corus i'inde rann iter comorbbo comaithigh do gai-mmaim Gaill comlaind caithigAti istoda

*) ilgob/tlaid Hs., mit punctum delens über d.

■-) Die einzelnen Sätze sind fast durchweg durch Bindung miteinander verknüpft.

366 KÜNO MEYER.

anagraitto rig raitli commairgi chor«.s^ co feisiur scYuib selb slän cech coniaithces curtar gellaib gelltar sniachtuib miach molauga liiagli ndiri diri n-aiirbai o dartaid co dairt dochum colpdaigi co cöic sc7u ciiigit cia annsom fid beime. fiachib 5 boeth briigid cailli. coli eidnecli. esiiill bes ndithernam diri fidneimid näir. Ni bie fidiieiinid ÜRdmib secht n-airech ara teora ina bun beim bis. biit alaili secht se7uib losa laumur ar docliundaib. dilsi cailli cairi fuloclit benair. bos chnao fuisce frisna laim hi saith sui. slän emde ditli gus

10 ditlilai. Dire ndarodire a gabail mar. mess 7 beobetliu a bun bein. bein mbarr in aencumma culinn. collutli. cuill combach n-abla. ansam de nardnemid dirib sechtnairech asabbi bo bunbeiwnie bitlie boegal fern«a. fiiba sailecli sluind airriu aithgin: anog sciath sceo draigin dringid {S. 7 h) co

15 feda forbull. forbul ratlio. räithiud aine acht andilsi do fla?7/nb fotlila totlila an tan aircsiu aracli attrab foUsciid foilliuclitai iadad aurlimw? en ceircc corr mad beth pettai oiss eisrechta con cathchi bec/«. biit itren(a)ib tire tonaccmoing tairgille. taurrän na tairsce taulbenia tarrout ruriud iar

20 ilslelb/iai (sie), samail t/aclita tommws aircinne cetlirai forrgib cowaurcliur flescaith forcsiu mruigrechtoi mrogad cocricli tarsce tigradw* tairgget smaclitai iar cintaib coictlii a coir comatliech Cid ag cowranna in et. Cid airlimm noe?2oircc cowrannai tri tret. Cis täna diciallathar tonasegar tigrathws. Cis taurränai)

25 foichliclii forsnä sui fogeltath. Cis formmenn ecndaircc dosliat dilsi. Cis ndithle do trebaib na tuillet dire.-)

Der sündige Leib.

Aus H. 3. 18, S. 859.

1 Meisde an corp a thuar go trom. is e alias a fochann, 30 mairg ara treu in corp crumh, is gort gan feur, cen

arbhar.

2 Trüagh a bfuil d'imfs]nimh orainn ar ndul asan droch-

cholainn, nl d'eaclach ri tocht da thür. in corp peac[th]ach ar 35 prisün.

*) Vielleicht tausräna.

") Hier fügt der Schreiber hiiizn: Ni fuar it« a imt[h]uilled de si»i.

MITTEILUNGEN AIS IRISCHEN nANDSCHRIFTEN. 867

3 Adhpliar nio rlmirb. a cliara. nocliu leaga loj^liniliaia, in teach slaitgeal corp a chnil, nie in aitieabli, gidh

ionnihuin. \ Iiiglinadh eagla gum anmain nio dul as[iii] drochadli-

pliaigli. 5 gidh dageibh se in corp cadlias, a De, is olc a dünäras.

5 Mairg dän tigerna in corp criadli. i-i badh fearr >) duinn

a dhoiinliiadh, gidh dabheir se olc oirnne, m he in corp ar cumairghi.

6 Ke mac ingliini Anna fuaigium uile ar n-anmanda, lo go g[c]eanglom ar ceill 's^j ar ccond risin reidh seang-

danw sülchorr.

7 Go bfagam sith mhic Miiire. go rroisum a righsuidhe, 3) gu ceanglam ar corp 's a chath. gu ndeaglam^) re port

peac[th]ach. 15

Ton Oregor dem Orofsen.

Ans dem Gelben Buch von Lecan, S. 164 a.

Proigept Grigoir Borna annso.

Tiinc dicet rex his qui a dextris eius sunt, Adbera hisu Crist, rl na n-uili dül. in aithesc sa risna firenchaib i llö 20 brätha: Ueniti benidicti patris mei. posidete preparatum uobis a constitutione mundi. Ticid ille, a lucht na derci 7 na trö- cairi. a maccu m'athar octis asealbaigthigh in fiaithisa ro- f?/7Vedh dilib ö thosach in domain. Ar is üaib füarus-sa mo chabair do cach dograig 7 do cach docamal i rraba isin tsgegal. 25

]\ratha mac Alfei, in sai forbarach do Ebraidib. in cetna fer adchüaid ferta 7 mlrbaik'(/a m/c De i talmain, LS he roscnb na biTathra sa i curp soscela do inchosc 7 do foillsigud int sästa spirtalda fil dona 'najmaib i talmain de frithäileam a toc/«z(/rthe i llö bratha ö mac an athar newdai hi flaith a 30 athar 7 co n-abair : Uenite benedicte, ticid a beandachtu ! IS he immorro leath atäibe an aisnes sea la Matha co du ind- erbairt reme ina soscela Et separaibit ab inuisem sicud pastor segregat oues ab hedis. Ocus sceraid na firenchu risna peac- thachaib ama?7 deiliges öeguiri trebar a tred. 35

») dliearr Hs. ^) cTall as Hs.

ä) rithsuighi Hs. *) ndeaglura Hs.

368 KUNO MEYER.

Den larom dona nnemaib 7 dona flrenchaib diauid earrdalta in tochuireadli seil i lld brätlia an breö an 7 an aibill teöra 7 achtail i tairisi na canöine näime, ant en oirdnidi 7 fotha fosaicli[th]i ind uird ecalsa diata llth 7 foraitlimet a 5 n-ecmong na rea sea 7 na liaimsiri .i. sanctus Grigair papa .i, Grigoir naem comarba Pedair. IS and larum celebraid na CrTstaidi cacha blladna a llltlilaithi 7 foraithmed et com- loithe a anma [S. 164 bj a n-?entaid rauintiri ninie i quartld marta aräi laithi rais grene. Adfiadam \mmorro siind taithmed

10 cumair dia fertaib 7 dia mirbailib, ar nl fuil iiecli no indised CO lleir, acht meni tisad aingil De do nim no a spirud fen dia aisneis.

Fecht and larom do Grigair oc imtheclit i n-araili co läiuic i comfochraib lacha i ngabtha lasc ro-imda. Ro imfu-

15 laing larom imad an esc sai[d]bris mör don lucht oca raba cominus inn indb?V. Is ed Aidiu dorala and comdar derbrä- thair in lucht oca raba a chomus. Acht cena, amail aimsiges int aintcr/5^ i«di cäich, ro aimsich diwo in lucht sa; ar darala debaigh mör et«rru i n-aimsir gabala ind esc, co romarbad

20 ar fer ett*n'u. Is andsin iarom dorlacht Grigair chucu dia cobair feib rochöraig Dia. Confaca side na catha 7 na firu marba 7 na derbräithri oc imthüarcain corfiarfac/if som fochond na debtha. Ö rahindised iarom do-som annl sin. is ed roräid side. 0 filii,0 nolite animas uestras rationaibiles occidere pro

25 mutis^) animalibus 7 fraternam pacem separairi 7 legem Dei uiolare. A maccu inmaine. or Grigair, na malartaid bar n- anmanda dligtheacha arna hanmandaib müididib 7 scaraid in gräd brätharda 7 heilnid reaclit in Choimded. Ruc les lad larsin co liimel ind lacha 7 rosEid in flesc robäi

30 ina läim isin loch 7 dorigni slechtain 7 rosTn a läim hi croisfigill cosin Goimdid 7 is ed roräid: 'A choiindiu na ndül 7 a De uilichumachtaich. ni roarrthraidi int usci armotha isan inad sa. acht corap mag tairtheach scoithemrach ö sund amach.' Ö thairnic larom do-som a ernaigthi, rosüigh an talam in loch.

35 connä hacus banna usci ann lar sin. Anni tra robo set do longaib 7 do libernaibh 7 d'ernailib exainlaib inn esc ante, ro chöraig in Ooimdi tria ernaigthi Grigair nöib corba mag

') filio mit Rasur darnach. -) munti(a)s.

i^

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 369

tairthech do iiidilib 7 d'anmaiidaib. Doringset laroni na da bräthair sith lar sin foclietöir 7 robendachsad in Coimdid 7 Grigair 7 lomörad ainm De 7 Grigair de sin.

Fechtus aili didiii do Grigair. räthaigis brön nior arna uianchaib ar ind inad ar b'äil ddib eclas do chunidach do 5 ('lioimdid. Ni chgemnacair a denam and, ar robäi carrac inör don letli anair don inad sin 7 srutli dermair don leth anair, conä fiitli inad na hecailsi et^oru. Is ann sin roräid Grigair naeb frisin pobal in aithesc adubmVt Isu ria apstalaib: Si habueretis fideni sicut granum 1) sinapis, dicedis monti liuic- l<i Tolle te et inite in niare, fierit utique.^) Dia mheth, ar se, cudrunia gräinni na sinaipi do iris do creidem acuib. cid for an sliab ndermäir-sea na forcliaua/d sib techt asa inad, noragad foclietöir. Rochaitli immorro Grigair in aidclii sin Ulli i n-ernaigtlii. Et is ed roräid risin carraig: Is ced duid 15 dula isan inad itäi. In tan immorro adraclit in pobal iarna- niäracb, adcondairc aide in carrac iarna cur asan inad i raba in met robo techta 7 ricthi a les 7 rocumdaiged eclas don Comdi 'sinn inad sin iar sin. Ro möraid ainm De 7 Grigair triasin mlrbail sin. Finit. 20

[S. 165 a]. Feacht and do Grigair oc imtheacht siebe Ealpa, ropdar laua na sligeda 7 na luic comfocliraib dont (s)neaclita. Nocbon (f)uair teach in aidchi sin acht idaltech Apaill. Dochilaid immorro sacart ind idail larnamärach iar ndul do Grigair as do edbairt do arracht Apaill. 7 do chuindig 25 fregra üad amaZ (ba) bes do chaidclii 7 nocho tue int idal nach fregra in sin, cia doberad dogres. Dorigni didiu doridisi edbairt 7 nocho ronacaill int idal.

Rothocräid co mör dont (s)acart anni sin. Ro arrthraig Aidiu demon in aidchi sin dont (s)acart 7 ddiihairt ris: 'Cid 30 dia ngairmi-siu nii(s)i, ar se, ar romindarbad-sa andiu ö tha- nic Grigair." 'In fil a leasugud siw it/;-?' ar in sacart. 'No- chon (f)uil etil', ar deaman, "acht mina cetaigi Grigair.' Do- chuaid Iar sin in sacart do acallaini Grigair 7 ro indis uili am«? forcaenmacair and 7 ro ailistair he co ro leiged don 35 arracht co ro labrad. Tänic immorro deman fochetöir isin arracht 7 dorad fregra forsin sacart and sen ama? doberead

*) granam. -j Vgl. Matth. 17, ly.

370 KÜNO METER.

remi 7 adubert in sacart 0 darad a nieuniain ind fen: "Is fen" ar se 'Grigair co minor anda Apaill. Is didiu fogenad-sa ö sund amacli 7 do dia dia n-adrand". Ro chreidestair äidiu do Christ 7 do baistestair Grigair he 7 is e ro gab comarbus 5 Petair dar eis Grigaii-. Ro mörad ainm De 7 Grigair don mTrbail sin.

Feacht n-öen do Grigair dochöid ar imgabäil comarbus(a) Pedair. Ecmaing nicon faca in n-en dianad ainm locusta ar in conair ar a chind. Ö tharrastair iarum int en co nem-

10 cumscaigthe for int (s)et, rotuc in fer eacnaid'anni rob äil do Dia do foillsegud tresin locuist .i. tairisem ina inad i Röim 7 cen dul for teichead. Ar is ed inchoisces qäil indi) focail as locusta .i. loco sta. Dochöid larum Grigair ar a chiilu do Röim 7 tarastair inte iar sin.

15 Fecht aili dochöid Grigair ar imgabäil abdaine co aroili ri[g]. Rogäid seom didiu in ri[g] Tsin co rodldned 7 co rofoil- ged he ar in lacht uobidis oc a iarraid. Ro suigideth iarum i n-araili tealchoma i mbid fln do reir a chomairli-seom 7 comairle ind rig 7 ro dünad fair in telchoma. Täiiic iar

20 sin int airdeaspoc 7 in pobal römänach d'iarra/J Grigair forsin righ. Is and sin atbert in ri: 'Ergid for set aili d^mnaid he, ar nT fll i fus.' Is and roräid int espoc risiii rig: 'Ricfam-ni a les' ar se 'digh de fin, ar dochöid erchra inar fln fen.' Adubairt in ri: 'Erg 7 feg lat uile telchoma

25 ind fina 7 ber in telchoma bas fearr leat lib.' Ö ro feg tra int espoc na huili telcoma, is e roga ruc dib, in telcoma i raibi Grigair nöeb. Ro ingautaich immorro in rig co mör anni sin 7 rofidir conid ö Dia fen rofoillsiged Grigair isan inad i roibi. Tucad iarum Grigair asin lestar i raba 7 dochöid

30 immailli risin espoc 7 risin popal römänach do gabäil chomar- huis Peadair do reir toili De, ciarbo i n-agaid a thoili-seom. An tan didiu robas oc oirdned Grigair i comarbus Petair ...-) tarrastair in tan sin aici .i. aiugel De i ndorus in tempaill 7 rogairm chuici öen dona biäithrib 7 adubairt ris: "Eirg

35 isin tempair, ar se '7 tue lat [S. 165b] Grigair ille.' Dochuaid side fochetöir 7 adubairt ri Grigair anni sin. Is ed immorro ro räid Grigair: 'Eirg isin tempall', ar se '7 tue lat he ille

*) indo ') Mir unleserlich.

MITTEILUNftRN ATS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 371

colleic 7 aicellad-sa he acht co roiscc int oirdiiead 7 int ougad/ Ödi'ubrad risin äighidh anni sin, is ed roraidi: 'Eirg' ar se '7 iarfaid do Grigair cadi log na beandachtan/ Ö ra hindised anni sin do Grigair, is ed roräide: 'Airmed', ar se, •is e log na beannachtan.' Ro hindisead diiliii in t'recra sin 5 don äigid. Is ed ro räidi: "Is fir' ar se 'anni adubairt Grigair, acht apair ris', ar se, 'cia hindmas dia tomaister sin?' Dochöid daridise in techtairi 7 adubairt ri Grigair 7 ro Ireacair Grigair: •De 6r", ar se, 'ar is e log na bennachtan, airmed de ör derscai[g]thech.' Ö ra hindised in fregra sin, is ed roräid: 10 •Is fir', ar se 'is ecnaid in breth sin 7 iarfaid-seo de-seom cia lestar i tomaister ind airmead sa.' Adubairt Grigair: •iter nera 7 talmain.' Is ed rofiarfaidh in fer robäi amuig: •Cia bennachtu' ar se 'is a lögh sain? in in bendacht ind (f)ireuin no in in bennacht in peac[tli]aich?' Ro (f)recair I'j Grigair: 'Beimacht an pecthai^h', ar se. 'Ar nochon (f)agabar iter nem 7 talmain log bendachta ind (f)ireöin, acht is for nem namä fogabar i llög sidi.' Is and sain adubairt int äige risin techtairi: 'Nocon döigh' ar se 'atä in test ecnai doberar for Grigair. Ar id fira uli na testa adubairt. Eirg- 20 siu fodechtsa 7 apair 1) ris: 'Rodbendacha int athair 7 in niae 7 in spirud nöeb 7 rodcometa in bennachtu sin it uilib sedaib 7 rotoir(d)ne isin urd inatoir(d)nigther.' Ö rachualai Grigair na briathra sin, ro reith co dian ö chosaib uochtaib co dorus in tempaill, acht chena ni ro arrthraig int äige ar a chind. 25 Is and sin rothuc Grigair conid aingel-j in Choimdead robüi and 7 conid dia beimacÄad siu tänic 7 robeudachastair in Comdi na n-uili dül ua huili rochüaladur anni sin.

I n-aroili robädur daine nöemda oc imtheacht a seta CO nacatar chucu dune examail .i. indara leth dia churp ö 30 chind CO bonn ban 7 se cen banna fola and, an leth aili immorro 7 se sonairt calma 7 se feölraar fuilidi. Is and sin rofiarfaidsed lucht int (s)eda de-seom: 'Cuich thü 7 cid ro im(f)ulaing saine do deilbi?' Ro frecair in duine 7 is ed roräid: 'Mesi' ar se 'notair Grigair nuim .i. Pedar notairi 35 m'ainm. Ar cach augtardas dogni-som, is misi noscribad üad fochetöir he. An slis didiu robäi dam-sa illeith fris-[s]om

') appair mit pimct. del. unter dem zweiten p. *) aingil

372 KUNO MEYER.

ro fasaiged im a nert 7 im a fuil, ar lobili rath in spii'Mda iiäim for biutliugud and-som, co ndeachad üad-som do r6r a comaiili i tech u-aili robo comfocus et is tria fraigliidh iio(i)cht (?) in tigi sin noacallad-som misi iman(a d)erridib

5 7 noscribaind-sea flad-som iar sain. Is amlaid sin rofuilngns bruitliin in ratha dlada.' Ro bennac/isad co mör in tan sin lacht int (s)eda 7 na sliged in (Jomdi 7 Grigair nöeni.

A n-aroili domnach do Grigair a üenur oc ernai(g)tlii co n-acca dnine üdub ngränna a dochum. Ro imchomairc Grigair

10 chuice. Adubairt in duni: "Do muintir' ar se "ifrinn dam-sa'. Et adubairt didiu Grigair: "Cid Tartliai?' ar se. naclian)- plantar isin domnach', ar se 'teigim ar cach leth 7 ni gabar [S. 166 a] dim . . . conarcus äädiu tusu at aenar oc ernaigthi 7 notälim ar Dia mbeö co rafortachtaigi dam. Ar cretim-sea

15 CO tabarthar duid cep ed cuindge ö Dia.' Ö rogell larum Grigair do-som ernaigthi fair, dochöid as Tar sin. Tänic äidm isin domnach robo nesu co Grigair 7 liathad ball gela trit 7 rognl altagud buidi do Grigair 7 don Chomdid 7 dochöid as Tar sin 7 robo gili and side 7 robendach do Grigair. Tänic

20 Aidiu in tres fecht co Grigair 7 se oengel uili cen nach locht ann 7 tüargaib a läma 7 rognl altugud buidi do Dia 7 do Grigair. 7 adruba«>t ri Grigair: 'Triat ernaigthi-siu' ar se "thiSigim-sea dochum nime innossa' 7 dochöid-seom as Iar sin 7 forfäcaib bennachtain la Grigair. Indister didiu co mbidh

25 aingel in Choimded dogres for läim deis Grigair 7 conad he nochanad ina chlüais 7 noforchanad im cach n-u(g)durras do- gnld. Indister didiu co n-aicthea soilsi grene 7 taitnem cecha soillsi archena tre lämaib Grigair näib ar a lainderdacht 7 ar a seme am«Z adchiesta tria lämuib Grigair.

30 I n-araili domnach i) do Grigair oc edbairt cuirp Christ. Ö rabäi cäch ac dul do läim, tänic fedb irisech dognid ab- lanna do-som chuici co tiasad di läim in tan noragad cäch. An tan larum dorad in clereach di-si corp Crlst 7 adubairt ria amal is bes: 'corpus domini lesu Christi conseruet ani-

35 mam tuam', •rocliometa corp ar Comded-ni Isu Crist t'anmuin', is and sin rusgab fnailfead 7 doroigne gäiri ndermäir. Tue in clerech fochetöir a des üada 7 rofwnm in corp forsan

') Mit diesem Abschnitt vgl. Zeltschr. 111 S. 36, 8 ff.

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 373

altöir 7 iiTr leic di a chaitheam. Do fiarfaid Tar saiii dl cid ima üderna g-äiri in tan tucad in corp dl. "Ingnad" ar sl •lern in bairgeu doronwus com lämaib arbuine,') a räd duid- seo conid corp CrTst sain.' Ro siecht Giigair iarum i fladh- naisi na haltöra cosin uile popol inialle fris do dichur dicbredme 5 na banscäili. Ötiacht Grigair füair in pars tue forsin n-altöir ina bioig feöla deirgi et ödchondcadar na huili in mlrbail sin, rochreid in bandscäl conid he firchorp Ciist eadbairther for ind altöir .i. in corp rogenair ö Muire öig ingin laichim 7 rochalmaiged hiris in pobail rOmanaig uili. Ro siecht dicliu 10 Grigair lar sin co rossethi i ngne thöiseach, ar nlrba dir co mbeath a gne feöla deirgi fair oc a chaithim 7 rwscarad fochet- öir i ngne ablaindi.

Ö rochomaicsig Iarum laithi estechta indi nsem-Grigair, rofüillsiged do Cholman Eala annl sin, dia roibi oc umalöid 15 mailli re manchaib. Roslecht iarum Colmän Ela co hobund 7 rothairbir a gnuis ri lar. Ötracht imitiorro rofiarfaidednr na manaig de cid adchonnairc. Adbert ands/rZe Colmän Ela riu-son: 'Andarlim' ar se 'is laithe mbrätha tänic and ama? rogellad düind. Ar rollnsad aingil in Choimdead iter nem 20 7 talmain. Acht rofaillsiged dam iar sin conid i frithset anma Grigair Roma täncadar na haingil 7 co rucsad leo a anmain dochum nime.' Rocomailled Iarum anni sin ?Lmal rofaillsighedh do Cholman Ela. Ar rucsad na haingil in ilair sin anmain Grigair dochum nime co mbilaid 7 co fäilti diais- 25 neidthe. Rocuired 7 rocöraiged mwiorro a chorp i comrair örda i talmain co n-onöir 7 co n-airmidn möir. Ar mad Tar senchas Römänach is acu fen [S. 166 b] atät taisi Grigair amaZ as dib lar ceneöl amaZ üicltur (?) ö Beid ina stair2) conid Grigair mac Cordiane he mac fir sochenelaich ön do 30 Römanchaib 7 Siluia ainm a mäthar. Mad lar n-arsataib na nGseideal immorro, is do clannaib Dedaig mic Sin dö, acht is a Röim chena do gnäthaiged 7 ruc a feidm n-eclastacda 7 ro- foirbthig a bethaig. Rothimna didiu do rer in ceneöil sin ria n-flair a escomlaite a chorp do chor i llestur ndlilta for 35 sruth Tibir isin Röim cip ead conair nofuided Dia he, co

') = ar fuine?

2) S. Eist. Eccl. II L

Zeitschrift f. celt. Philologie Xn, 3. 25

374 KUNO MEYER,

toraclit iarum he co Tracht nGrigair i iiAraind a,mal adfiadad senchasa 7 senscribinda na [njGaeideal >) co rab fir sin.

Ba mör tra saethar äine 7 ernai[g]thi ind (f)ir sea. Ba fear län he do deirc 7 do thröcaiii. Fer larum he co nglaine 5 cridi, CO n-edbartaib toltanocha don Choimdid na ndüla amal Aibel mac nAdaim. Fer fortaniail co ndipricöidib dlchraib do Dia am«? Enoc mac Tareth, lüaniairi Irmfortamail 7 län- folartnaigtheach donn äirc na hegailsi iter thondaib int (s)aegail amaZ Nse mac Laimiach, ftr ailithreach Tar ndüthracht co

10 sonairti hirse 7 chretme am«Z Apräm n-ard n-iriseach mac Tharra.

Fer bäid bläith imon eclais amaZ Maysi [mac Amrai] m/c

Caith mic Lebi.2) Fer fois feidil oc fulang treblaidi 7 fochaidi

amaZ loib fochaideach. Primforcetlöir eoitchend 7 lestur toga

amaZ Pol n-apstal. Eochair erslaicthi in flatha nemda amaZ

15 Pediir n-apstal. Conad ar na maithib sen iarum 7 ar maithib ilib atät a reilgi 7 a thaisi i fus co nhonöir, co n-oirm?<in, co fertaib, co mirbailib cachlaith[id]ib. Ocus cid mör a onöir colleic, bid a onöir i mmördäil brätha, in tan bas brethim for torad a praiceapta immale ri hissu Crlst dia rofogain.

20 Blaid lar sin isin mörmaith sin i n-öentaig ilasalathrach 7 fätha, a n-öentaid apstal 7 descibal Isu, a n-öentaig deachta 7 dsendachta mic De is a n-öentaid as üaisli cach n-öentaig, i n-öentaig na nsemtrmdöidi .i. athair 7 mac 7 sbirad n?em. Äilim tröcaire uDe conorbera uili in lln atäm sunna isin

25 flaith nemda cen crich, cen loirceand tria bithu na bethad. Finit.3)

Ailelb und Grlangressach.

Aus YBL, S. 330 a 31.

Äille döenib delb Godha, ben Dubäin meic Duib-nona,^) coe .. ib^) döenib Ailelb Rüad dia ruc mac Smaile^)

dont') slüag. 7 rl.

0 S. FeU S. 96, 24 ff. ^) Vgl. Exod. VI, 18.

3) IJan7i folgt: Oräit and so do Gilla Isa mac Firbisich do scrTb iu lebur aa in blladaiu dochuaid Enri Aimreid 5 Neill [i. e. A. D. 1392]. Fiuit. *) Acallam na Sen. Z. 150 envühnt. *) L. cöemiu?

«) L. Mug Smaile. Ein Mug Smaile m. Duib Dlthre, Acall. Z. 1969. ') = dint. «

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 375

Ar thoclimarc Sodelbi ingeni Cormaic atä so an . . as dia roföi si re Glang-ressach .i. re primoUamain niac Mlled 7 tue in ingen miscais fair tri amaidecht ingeine Ulcain .i. Beamail, CO ndeclia^VZ Glangressach for comde Find meic Cuniaill. Luid Find feclit n-öen hi cerdcha Glangressaig 7 maitlie na fenni 5 ina farrud 7 Ailelb Rilad ar ^en fria liaide .i. re Find isin cherdclia.

Is and sin büi Mog Smaile mac Smöil hie denum gresa isin clierdcha 7 rotliocaib a eliend conusfaca in ingen .i, Alelb Rüad 7 adaig gräd di. Airigis Find ani sin 7 asbert 10 Find and seine: 'Tueais gräd don ingen, i) a gille', ol se. •Tueus ... 7 dia mberaind hi lloss retlia hi don fein uile, in tibertha hi dam?' 'Doberthar', ar Find. Gabais ar bun riged in ingen 7 rethid 7 teit don-) fein uile. Adagar in ingen lar sin 7 beris Find leis he lar sin, co mbüi ina grädaib 15 7 donither sid eiter Glangressach 7 Sodeilb ingein Chormaic 7 bätar for den Tar sin. 7 rl.

Fen dar Crmacli.

Aus YBL, S. 330 a 63. Vgl. Bruiden Da Derga §41.

Büi Isech amra dowo isin tlr thüaid diarua comainm Fen dar crinach. Is aire dowo adrubrad Fen dar crinaeh risium üair is cuma noehinned dar comland 7 nodigsed fen dar crl- 20 nach 7 rl.

Fergus macc ßöig.

Aus YBL, S. 330 a 50.

Büi Fergus macc Röig hi Connaehtaib Tar marbud macc nUislend for a chomairce. Gnlid-sium sid fri Conehobar Tar mblTadain ... tar ferund 7 erodh do. 7 ni roaeht sin do in tan romarb Fergus Troiglethan ar eomairee Conehobair. In- 25 darbati iarum lar sin inti Fergus hi Connaehtaib fri re se mWadan. lar ndith (?) Chonculaind tuead ferund Conculaind do Fergus 7 luid seni hi Connaehtaib for eelide 7 marbais Ailill he .i. Fergus 7 rl.

•) L. ingin. "■') = diu.

25*

376 KUNO MEYER.

Silvius, Stammvater der Britteu.

Aus YBL, S.330bl. Vgl. Todds ' Irish Nennim' S. 32.

Ainiccis mac Caipein meic Essairg dorinne niac re Ueinir riawcliumachtaigh dar ceann Uolcäin .i. goba ifirnii. Is tar ceand Uolcäin in gaband dorighne Mairt mac loif iu ingin Eirmiona fria.

Aeinias mac Ainiccis dalta Uolcäin täinic lar togail Träi 5 CO liEtäill 7 tucastar Lauina banchele rig Rudalda. Rogab Aeinias rige na Laidianda 7 Rudulda 7 dorindead Albus leis .i. cathair Laidianda ö Laidin mac Piiin.

Deich mbliadna fichit i) a rigi na liEadäilli 7 adberaid aroile is tri bl. adbail Aeinias, IS srutli Tuisc robäidead 10 Aenias, srutli tig a bunad srotha Tibliir i fail i tic i sliab nEalpa imach^) 7 tar oirthear maga na Teasailli ri . . is in srutli Tuisc, is and robäidead Aenias mac Ainiccis, masi a oigead a hMtid. comad he Aen mac Tuirnn rusmarb a cath mör Tarna uräil do lunaind ingin tSadairnn, do bainde na tored, 15 Et beirid Lauina mac lar sin iar n-eg Äeniasa .i. Silbius a hainm sidein.

Gabaid Ascän annedaigh^) Aeniasa rlgi na hEadäille fri

re ocht mhliadan trichat 7 fäidid [la] Lauina 7 berid mac

.i. luiilius a hainm siden 7 do sll Aeniasa 7 Ascäin rogeinitur

20 rigraid in seanaigh-*) Rümänaig 7 ardriga in domain uile d'furmör.

Siluius mac Ascäin tra lar sin tucastair seitig .i. Binus Ingen rTg na Rudalda. Ruc sidhein da mac .i. Siluius rig Römänach 7 Britus miscneach.

Marb tra a mäthair dia breith 7 romarb a athair dont 25 saigid neime robäi 'na läim ag saigdeöracht, dia räinic int saigead üad a toll arach in rig, co rusmarb. Co rusindarb[ad] Siluius a hEadäill tar muir for indsib Mara Toirrian 7 indar- baidh Greigi asna hindsib sin i cinaid Tuirnd meic Duin do marbad do Aenias. Co täinic i Francaib Tar tain do reir 30 fäistine na ndrüad 7 rocumtaigead cathair leis .i. Toirinis 7 täinic lar sin a n-inis Breatan, co rogab a rlgi 7 co ro- hainmnigead in inis üad 7 coruslin dia cloind 7 dia cinead inti, corab ara slicht itäit do reir na Römänach. Finid Amen.

') L. flehet. ^) imach imach Hs.

*) = i udegaid. *) L. seanaidh.

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHKIFTEN. 377

Die Nachkommen Ailill Ölomms.

Aus Land 610, fol. ?3b 1, kollatio7iiert mit Rmvlinson B502, S. 147b

und LL S. 145 b.

1 Clanui) Ailella Öluim^) uill liüas dagerbla dechar-

d[r]uing,3) ba he si Hin co nglörmud [gel]'»), da nönbur 7 Genfer.

2 Secht maicc Sadba^) slointer^') lat co ngleic glanda^)

gelcharat, ^) 5 dindgile drning dedlad graig") ingine Cuinn chetcliathaig.

3 A n-anmann"») cen bertbroni') mborb Didell,!^) Mercön

is Macci3) Corp, Eogan rotriall togalU^) tlaclit, Clan, Conall Cass is^-^)

Cliormac. 10

4 A do da coic iarum i^) and, fo foit'") fri fianmod'^)

femann,!'') CO ngnäthbreathaibh 7 gail ö maithrechaib ecsamlaib.

5 Huillenn, hErrind'^^) athgnatli^i) oll, Tigernach, Math-

rach, Meroll,22) 15 macc Malleön, ba tolcda a thli, Corba"") 7 Crochaini.

6 Cethri Echdaig,2^) aidbli äg, fri srethblaid 7 sogräd, hnas C[h]liu'") co tadgbrlg^e) a treb, ba flu ardrig

cach öenfer.

7 Eochaig feig, amra a gne,^^) Eochaid adma^s) Oraine,^'') 20 Eochaid Bai, bladach robaj^'f) Eochmd togach^i) Töebfota.

8 Dibdaige in dann, 3^) aichre alt, acht Eogan, Clan is

Cormac,3^) nirb fann fri glanell[a] gluinds-») a c[h]lann Ailella

Äuluim.35) Cland. 25

1) clauua LL ^) uluim LL ^) dechardniing R decardruitig LL *) glan no gel R gel LL '=) saidbi R *') slointi R sluinte LL ') glanbda R *) galecrat LL ») dedlaid graig R diugl^druing detlad gail LL '") An- mand LL '') mertbron R >*) tidell R LL (sie leg.) ^^) mercon mog LL •«) togail LL '5) conalb is chass LL »«) iarom R ") fosit R 1«) fiad- Diod LL '») freraann R fedmaud LL {sie leg.) *») her L errind LL '^O athgniad R ^2 m^c cqH r £,Xi {sie leg.) ''^) corbba R 24) eclidaich R 2') OS chliu R 26) tadbrig LL ^'') Eochn froech (sie leg.) ba cadla gne R Eochoid fer eich amra a gne LL *^), echu amra R •"') orene LL

öraiuech R 147 b 41 '") eochu bai bladac/i ba ba R eochw ba bladach

robba LL '^) tagach R ^') Dibdaidi a dann R Dibaide ind fian LL ") chormac LL ^'j uill R 3') auhümb R

378 KUNO MEYER,

Senchän Torpeist cecinit so sTs.

Alis Laud 610, fol. 73b 2, kollationiert mit LL 146a.

1 Abbair fri') Sil nEögain möir daimet cöir do longais

luind,2) Macc Con, Eögan, adbul gairm. da macc do Saidb ingin

Chuind.^) 5 2 Ailill Ölom, eraim nglicc, geguin Eogabul tri liairc,*) olc gnim dogenai dia^) rind. ba bind'') docersat a maicc. 3 Macc Hii ") macc Eogabail äin in cöir rosephaind ^) in

ceöl, in gübreth rofuc in ri, docer indi nl fo deöid. 10 4 Riicad gübreth for Macc Con, ba col do Ailill a brath, ni rorlaglad acht tria nert, nimbäi cöir cert^) acht

cath.

5 Cath Cinn'") Abrät romebaid for Macc Con llnaib a

ngang,ii) 15 ciun[n]i2) secht mhltadtia, ba hopond, do fich Mucrama

ma tann. 13)

6 Cath Cinn i") Abrät, hüathmar ord, röinis for Macc Con,

gidi*) garg, doroiffnetar i') maicc ind rlg co tarlaic tir nGöedel ngarg. 20 7 Cechaing i n Albain co feirg malle is CathmaU^) macc

Cirp, mebdatar secht catha rlani, is cian öbtar laechdai a i"')

bidg.

8 Anais secht mhlladna fo greis '") i tir Alban almaib ses,"^) 25 clarbo mall dolluid anall, nirbo fann^") do digail gres.^i)

9 Ellach [a]22) cath ar a chind im Mucruma mördais^»)

gluind, secht maicc a mäthar rosort, docersat im Art macc Cuinn. 10 Anais hi Temraig iar sin tricha[i]t mblladna, commus 30 ngair,24)

') Apair ri LL "■*) din longais uduind LL '■') cuind L *) tria airc LL *) do LL ») hiwn L ') Fer fi LL *) rosepaind L rosephaind LL ») nibäi cert na coir LL '") chind LL ") a gaiig LL ") cind LL '8) matand LL '*) cid LL '*) dosroiflfnetar LL »•) chathmal LL ") Isechda L ■») greiss LL '«) sess LL ^o) fand LL «i) g^ess LL ") sie LL -ä) i muccrama niörtais LL '^*) conirgair LL

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 379

reraig Eriiin, erim *) nglain. rodasgab o muir co muir.

11 Fäcba[i]s2) Temraiy, erim n-oU. Macc Con Lugaid erc-

tais gluinn, lasin n-öcrlg n-allmar n-aitt, la Cormac macc Airt

maicc Cuind. 5

12 (fol. 75 a 1) Celebrais do Ailill iar cradh^) Macc Con

comarlid na sliiagli, iss ed dofuc nacherit/) banna do relic^) assa grüad.

13 Ercliur fer cirt«) ferais fair cotob Macc Con') Iar cach

gair,«) 10 gaba[i]s Maccnia macc tar Con 9) a hört a^o) Bannai

CO mmuir.

14 Anais longfos ii) ina tir^^^ ar brig, ar borrfud, ar bäig, sech ni bia ni raibi riam '3) acht a üglall fri CaissiP*)

cöir. 15

15 Ba leui'^) rige Caisil c[h]öir,i6) fonensaitis^') giallu cäich, a n-ed i*) batar ina tir i"^) ni rocrechsat '9) brig bäig.

16 Bätir da bräthir co mbuaid ina tlr^o) fri gnäthbail aid

ngnäth,2i) Lugaid Loigde") lentais slüaig 7 in Lugaid crüaid^^) Cäl. 20

17 Lugaid macc Itha cen ec, macc Bregoind rocrlch a cacht, fo gne glaine cen loi locht ^^^ jg g ba haire, ba habb.

Abai^\

Marienlied.

Aus 23.N.27, fol. 23 b.

1 Gabh ar h'ionchaibh me, a Mhuire, dom choimhed a

ccomhnuidhe, 25 b^ir sinn ö'r mbiodhbhuidh bunaidh,^'') ioughair inn go

hiomchubhaidh !

2 A mhäthair meic an Düilimh, bi ar mo scäth ad sgiath-

lüirigh!

') eraim LL -) sie LL *) Celebraid dailill iarnachi'ad LL iarn- cÄrad/i L *) isserf dosfuc uacheirt LL =) doreilg LL *) fercheis LL ') oyn. LL **) cech ngair LL ") darcon LL ") ort 0 LL ") loiigais no longport LL '2) thir LL ''^) sech ui bäi mna herend LL ") ca- ssel LL '^) leo LL ^^) cassil choir LL ") ronasctis LL ***) in fed LL ") rorecsat LL "") anat/tri LL -') gnathblaid ügäid LL --) laigde LL *^) in cruaid lugaid LL -'■) ceola[ ]ocht LL -'") bouairfA

380 KÜNO MEYER,

tu an chöidbhen rer cosnadh sinn, a dh(^idgeal bhosglan

bliarrslim!

3 Cabharthach chloinne liÄdhaimh cmrtidh liom an

mliörghäbaidh, 5 banaltra De tar dlighedh, m'anfalta le leiccfidher.

4 Red mhathair-si, 5i mheic Muire, is cubhaidh ar ccaomh-

nai-ne, gecc aobhdha döitgheal dathghlan. öigbhen mhaordha

mal[achghlan]. 10 5 Re buime an Diiilimh dlegliar m'anacal ar aimsiughadh. sdüaigliO finnchlechtach, ghradhach, ghlan, närach,

inntlechtach, umhal.

6 Dom cliumlidach ar an ccoröin toghaim rloghain ro-

chonäigh, 15 ar snuadh ge&\thuYaidh greine, sdüagh"^) tseabhchumhail

saoireine.

7 Ar beraibli na mbos ccorcra mäthair mheic na humli-

laclita, ceidlennän cäicli dom chabhair, geigbheangän bläidh 20 büantaruidh.

8 Dom diden ar bhior na mbonn atä anacal orum, ben deighriaghla flal fertach, grlan gheilniamhdha

ghormdhercach.

9 S^ortaidh me ar chn^idh na ciglie a n-aimsir na bain- 25 mhlne

an gheigben tsengmliälla tsaor neamhdhäna dheidghel

dhreachnaomh.

10 Ni beg liom la na dedlila^) banaltra tri ttigherna, acht gidh mör ionghaire m'olc, fionnMhuire ögh dom

30 furtacht.

11 Sgel do chüala me ar Mhuire 's ar nech do bhi a

mbochtaine, cradh ö dhai[dh]bhrios füair an fer, gur smüain ainbhfes

'Qa aignedh. 35 12 ^igin da eirigh sin tarla don dnine dhai[dh]bhir (nlr mhaith an döigh e don fior) ante da när cöii' creidiomh.

') sdüaidh =*) sduadh

") deghla

Pf

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 381

13 'Diült d'Iosa 7 adhair dliam! Dublier dhuit-si' ar an

diabhal. 'tearc tiomna is daoire dhuit, maoine ionidlia 'na eiruic'

14 Dnüm re lilosa is re ainglibh tucc ant öglaocli iom-

dliai|dh]bir, 5 ruccadli büaidh re hainblifes air. büain fa thsai[dli]bhres

ant saoghail.

15 Do dalladli an duine bocht, dar leis nach bfuighedh

furtacht, tar toil De muna dedmdh. do b[ud] gar e d'inneachadh. 10 1(5 Do blil ben chräibthech chonnla agan öccläch lobhalta, do tliuicc sT saidhbhres dfagäil. isi ;ir ainbfes d'ion-

gabhäil.

17 Med na hinmhe füair an fer do imaglaigh an inghen,

a blianchara gur gliabh gräin le fer carthana an cho- 15

näigli.

18 A]nait coinne a ccionn bliadlma gusan demlian duibli-

niamhdha, ceira 'na clieann, ceadh när dhäna, do gheall fer na

formala. 20

19 In ben dhladha adubhairt ris: 'Ar ghradh bliur n-inigh,

innis, scela ar do cheile cell, fech ca teighe 0 don toisc-

_ si[n].'

20 *Lä coinne do chengail riom an tiglierna ata ar ifrionn.'^) 25 'Mäs fior, nirb iondolta ann, dioramolta an gniomli 1er

ghabh-sam.

21 Maircc tucc' ar an ingen, 'flaibh t'anam ar inmhe

diom büain, tiomna nar dhual do dhemhan do thüar diomdha an 30

Daileamlian.'

22 'A bhen chroidhechair chrabhuidh,' ar sgäth an fir

amhnäraigh, 'tucc fein fa dhaoirmhein demhain saobhleim fa ceim

cairdemail' 35

23 'Tiodhlaicira duit, a dhemliain,' ar an bhen süairc

soinemhail,

1) deighe *) ifrenn

382 KUNO MEYER.

*mas toil le [mac] Muire, me ar son choire mo cheile.' 24 Gluaisis an inghen ann sin re hesccara De düiligh, *) nir taircc re däil hudh decra, maircc do cliäidh 'sa

chiiidechta!

5 25 GJuidhis an inglien iodhan mathair raeic an Düileamhan,

da coimhed ar doirr ndlabhail, foglieg nar thuill troim-

liamliain.2)

26 Do conncadar 'sa conair inilt') ar a n-nrcliomhair, bas mliercliaoin chiiana chorcra, enchaor bhüadha i\i\

10 bhanntrachta.

27 'Sesaimh, a öglaoich, an dorn', do räidh an inghen

foiltfionn, 'alacobharr när eimhidh fer r^idhidh etrom is m'fe-

chemh. *) 15 28 Do bhi' ar rioghau na roscc ccorr, 'molt ag nech d'fia-

chaibh orum, rucc üaim' ar an faoilidh ait, *a caoirigh^) üain 'na

eraic'

29 'Do chaora dhuit', ar^) demhan, 'do[g]nTm do bhreith 20 breitheman,

a ghnüis iodhan,') nach olc sdair, 's gan molt 'na hion-

adh d'iarraidh.'

30 'An bhen torrach-sa atä libh do thsaor tu, a dhemhain

dhüaibhsigh, 25 sin let ceile na mnä an molt, ge atä fein ar na furtacht.' -

31 Breith an ansbioraid air fein taidhlis*) Muire ögh ainn-

sein, go ttarla an ben saor mur soin mar aon 's a fer 'na

fochair. 30 32 Do tsaor mlorbhuile Muire an fer när thuill tröcuire, tresan mnaoi da ttarla toil fa damhna gnaoi da gräsaibh.

33 Mur rucc tu au inghen iodhan 's ant öccläch ö aim-

siughadh, saor, a Mhuire, amlaidh inn as m' faghlat^Ä oile ar m' 35 uillinn.

34 Cenglaim cumann red ceibh ttais, a bhanimpir phuirt pardhais,^)

») düilidh "0 troiiuliamhua ^) innilt *) fethenih ') caoiridh *) ar an ') iodhain *) taighlis ») parrais

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 383

iomdha mur sin cas um chioiin, a gras ar nach bfuil

foirchioiinl

35 Lacht do gliuidlie ar tir no nr tuinn nir leicc tti ingheii

latluiiiD, da chumhga cas gan cliabhair gras ar t'unila füarabliair. 5

36 Riom na ttesmolta do tliuill ughdair talmhan nT tualuing, gidli mör ceim mholtar Muire a [ ] glan reidli rioccnaidlie.

37 Inte do bhi ar na beruibli Muire ögh dha oilemliiiin, do chenglama[i]r sitli mur so biodh 'sna dernannuibh

derccä. Gabli ar.

Philip Bocht cecinit.

Am 28. N. 27, fol. 25a und YBL, S. 372 b.

1 Becc när dhermadas i) mo dhüthaigh, dith oileamhna, lo trüagh mur tarla!^) monüar! is damhna doimhenma.

2 Atü i ngiiasacht. doghabus, is gar d'ionnarbadli,

treisi a ttalmhuin. meisi is amhlaidh do hionnarbadh.^)

3 Sealbli aindiles rem föd ndütliaigh dorn'») dhealughadh, dlüthaigh, a Dhe ! rem dhüthaigli me ön merughadh. 15

4 Cuirem ar siol, sTnem crannghal ad chomhar-sa, treabam ar ttür. ni ferann dünn '->) in domhan-sa.

5 Tolcha in chruinne. ge carthar lad, ni liinnilli,

go ttreabhar thall, treabhadh is ann budh^) innilli.

6 Amhlaidh chreidim muna ccoisce ar ccorp falsai-ne, 20 inmhe is üaisle go ttibhra uaim-si ar amhsaine.

7 Tabhram fad bhreith, gidh becc e a n-loc mo dhlomuis-se, a üa Anna, nüa') na calla») sul crlonuis-se. ^)

8 Nar ghabha tu ge 'tami") ag tüar do mlphairte,

an ri[g]thech rum a mblther sunn go siothailte. 25

9 Airde m'aignidh ar n-ecc budh adhbhar toirlenga. a legar lern egal a ccenn na coimhlenga.

10 An corp fallsa da bfoghnuim, fada ant ainbfios-sa,

ni criochnuigh cion nach sgriobhthair gom lloraimhlios-sa.

11 Mo lucht iomtha mh' uilc, a losa, nir lailgedar. 30 a tt^id thoram leig oram ar airleccadh.

') dermaides Y ^) tharla i' ») iuuarbad 1' *) gum i' '') duiuu N *) is i" "^ nüadb X «) colla N ») Y stellt diese Strophe hinter die nächste. '") atam Y

384 KÜNO MEYER,

12 ö thüs m' aoisi as e a niTan milleadh m' anman-sa, go mberer büaidh fa dlieiredh ön trüaill thalmhan-sa.

13 Fer mo nilieallta, me na aigi^i) nl hinfedhma,

ö niort nänihad"^) ar th'iocht tänacc, a Thigherna!

5 14 Ma füarus crodh, a Cliriost, ar mo cheird bfäthrannaigh,

löcch damh, a Dhe! is lögh donte da ttärthamair.

15 A Düilemham! dia do ghüasaclit da ngereagra, an troigh sa taobh, an goin ar aon ni heneagra.

16 Giodh olc tuillim, atä 'nar ttreabar menmain-ne 10 th'ifaghäil as t'feirg a n-onöir deilg na dernainne.

17 Cell an croich ndeirg damh'^) d'folacli tli'feirge romhöire, düin an taobh toll düinn, a laogh bronn na banöighe!

18 A Ri na riocch, rinn clö do chor ad gliealblionnaibh, hadaimh e, abair, a Dhe, nach dearnamair.

15 19 Tu do thoirbir a ttlg tre thalmhain bfonnaoidhe, a mheic Muire, dod reic cuire na comaoinne.

20 Fa comhair ccäich do cumadh let tri tegh[d]aisi, . re siWedh sü[i]l dorinnedh düin a ndernais-si.

21 Düind do dhealbhais dun fionn a bfuil gach ceölfoghar,^) 20 dob urlamh e gan congnamh De acht a dheönughadh.

22 Fa^taobh leice do luighis lör do chairdighe^) dom^) dhenam dheit th'enar,') a mheic na Maighdine.

23 A üain^) Muire, ga") med aca do föiri[s]-si?

nl reich a riomh ar an ccreich riocch doröini[s]-si. 25 24 Dochüaid Ädamh, a losa, d'eis gach indighthe''') go nemh na naomh 's a bhen ar aon ar imirche. 25 Crann ad chlch dheis,i') de do föiredh ar bflni-ne, füair sibh an slögh le^^) digh d'öl nachar^^) inibhe. i^)

Beag.

Ein Beim sprach.

23. N. 27, fol. 23 a.

CJa ni is robhüaine cre? ca ni is diombüaine i? 30 gach ni da mbeantar don ehre mar caith[e]ar is cre doni.

*) haccaid iV «) nämhaid N ») dünn Y *) ceölfoghair N *) a chairdige Y «) dam Y ') at aonar N «) uan Y ») ca Y »») indichthi Y ") ndeis Y '») ar Y ») uarbh N »*) Eier fügt Domhnall 6 Duind, der Schreiber von N hinzu: et go bfaghidh sinne mar an ccea[dna].

MITTEILUNGKN AUS IRISCHEN IIANDSCHKIFTEN. 385

Gelehrsamkeit schützt nicht vor der Hölle.

Aus Additional 30, 512, fol. -Hib 2 und IL 1. 11, fol. lioa.

1 [Is] saoth lern int aos leigind do dul ind-ifern pianach, is indtl nat leg ecna do dul lii parrthus ngrianach.

2 Is ed is dech do senöir: erge romoch ön dedöil, ') cetul na salm dia eräil, [isj eccnairc'^) märb do gabail.

3 Krlam grind [is] manach min, ecluiss dalta co nglanbrig, 5 coinbrugaid is deorad De, üadaib dlegar apdaine.

4 Fogluim feallsamnacht[a] js fas, leigend^) Gäideilg[e]

7 glflas, litirdacht leir ocus rim, is becc a mbrig istig thüas. As.

Jeder mul's einen Herrn haben.

Aus Additional 30, 512, fol. 45 a 2.

1 Tigerna mairg ar nach tien,^) heith 'na agaid is ansen. lo ni tüar ratha ar talniuin tigh, d'anmuin is fatlia füaidridli.

2 Lärahach Logha, einech Finn, rigdaclit Alaxandair find, gaisced Echtair, glan re iini, 7 mörengnum Aichll.

3 Saidbris Pers, [is]^) cian roclos, 7 äille Olpeüs, cobsaidhecht Absalöin leis 7 crüas Paraonis. 15

4 Calmacht meic Magnua, met ngal, gaeis 7 ecnaidechtö)

Solaim, üsdüiius Octaibin gan oil 7 fortaralus Ercoil.

5 Na hairdena") sin uile da mbetis a n-enduine,

ni fognann a gnim a. grins mina tuca tigernus. 20

6 Inti nach riarfa a bus a thigerna co follus,

ni riarfa e inti 'gada, Tigernus na tigerna. T.

Pseudokolumbische Gedichte aus Land 615. Colum Cille .cc.

S.IO.

1 A gilla, glac do leabhar, ge maith egna do mebar, go rab lucht calma fad c[h]aiw, dena do t[h]arb[a], a

thrüagäin. 25

2 Mebruigh ^) na sailm mur thuigi gan dailb is gan donairte,

») degdoil Add. i ndedoil H ») eccna Add. ^) leigind Add. *) drei *) Oder vielleicht [ba] ") egnügecht '') hairgina «) mebruidh

386 KUNO MEYER.

is i in tarba g-dn luigi,') luclit calma ar do (|h]umairci,

3 Tabair bhoin go mbennaib argait 7 go cosaib gloine. feich na biaidi büaine binne, is cenn dergöir uirre.

4 Gid mör let do t[h]äinti troma 'ga lüagh air gach tulclia, 5 iiT tuil luagli -) na salm s?er sorc[h]a acht nem naum

gaw urclira.

5 RTaruigh'O oidi do mic melluigli, na bid a cned fad

bruinnib, tabair leis cüig ba go mbennuib. cennaigh 7 cuinnig. 10 G Na feich sin aithnim go becht a Duibinnsi gaw claonreclit, blaidh uair dobert/iar fa secht do c[h]enn a legt[h]a

aoinfecht. 7 Bert[li]ar m'aghuidh-si go h'I mur foillsighes mac DÄe bi. blaidh go liidhan am farradh inad da n-anad 'gon Righ. 15 8 Dena-sa ar mathib red mac arna forcedol gaw locht, cennaidh gaw crannacht, gaw feill, bennacht do aoidi

leiginn. 9 Maitli mo bennacht d'Fiannachta dar fagus e go men-

mnacli, 20 dorinnis rlgh gacha rätha do gilla ätha na Temrach.

10 Mo bennacht co mlleib dann, mogenair nech rostuillenn. is fada benis si do, da mac, da üa, da iarmo.

11 As ür crann na bennachtan, is airged a c[h]nes, is fin Franc a duilleabar, is ör derg a mes.

25 12 Is blathrtd tuirc toghuidhe. is crann ara mbi blath, bidh sonus is sodhartain ar a sil go ti in brath. 13 R[e]ac do meirgi a[r] linw lüaimnigh, r[e]ac [do] thüaigh^)

ar bachaill mbüadhuigh, reo ar egna do miri, rec do duibe ar glegili. A gilla.

S.36.

30 1 einig tolla, senbachla crina croma,

mar a ndenaid a ferta fagaid a lepta loma.

2 Na clerigh doni mörän do bregaib,

gellaim a hucht Rlgh nime nach blaid is Muire a n-entig.

3 Inte millis an eglais, is is egail heith 'na firtrü,

35 millis dam 7 termann biaidh se anmann fa micln. Cluig.

») = laici *) luadh «) riaruidb *) t/mait/i, in t/maig/t korrigiert.

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 387

Au crosradhach Coluiin Cliille iiiiiso.

S. 55.

1 Cros Crist tarsin gimis-[s]i. cros Crlst tarsin clriais-[sji, cros CrTst tarsin si'iil-si, cros Crist tarsan sröin-si.

2 C. C. tarsan mbel-sa, c. C. tarsin tengaidh, c. C. tarsin craos-[s]a, c. C. tarsin cül-sa.

3 C. C. tarsin taeb-sa, c. C, tarsan mbroinn-si, 5 c, C, tarsan tarr-sa, c. C. tarsan druim-si,

is amlaid as coimsi,

4 C. C. tar lämuib öm giiaill/6 gom bassaib, c. C. tar mo lesaib, c. C. tar mo cosuib.

5 C. C. lern tarin agaid,i) c, C. lern im degaid,^) 10 c. C. orm fri gach ndoraidh, itir fän is tvilaig.

6 C. C. soir frim enecli, c. C. sTar fri fuinedli,

tes tüaidli cen [njacli n-anad, c. C. cen [n]ach fuirech.

7 C. C. tar mo deda nämtair bed beine,^)

c. C. tar mo gaile, c. C. tar mo chraide. 15

8 C. C. süas fri fitlmem, c. C. sTs fri talmain,

a Christ, ni thic olc wrhaid dorn corp dorn anmain.

9 C. C. tar mo suidhe, c. C. tar mo luighe,^) c. C. tar mo bruinne go ris ro RT[g] nime,

10 C. C. tar mo muintir, c. C. tar mo tempul, 20 c, C. isin cendtar, c. C. isin alltar.

11 Ü mullach mo baisti go liingin mo coisi,

a Christ, ar gach ngabwd ar snädhadh do croisi.

12 Cros CrTst go laithi mo bEis-[s]i ria ndul isin üair-si,

a cein gndis dober-sa cros Crist tar mo gnüis-[s]i. 25

Cros Crist.

€olum etile cecinit.

S. 67.

1 Forlethan mo c[h]ädhus ar Albain is ar Eirinn, büan do chäch a tarba mo labra is mo leighind.

2 Sech gach baili ji ndligim im ainm naoimhc/ie>-^ cilli, OS me am breithem brätha co imle cacha glinne.

3 Is iat cäna glmwi, büan do c[h]äch mar lüait/<er, 30 cädhus gan eitech da maoraibh, gan däine da tru[a]illed/t.

^) aghaigh ■') deghaigh ^) = bine *) luidhe

388 KUNO MKYER.

•1 lla socliar ag Seiigloiw im aiiim-si fein Colum, tüar ratha 7 rige gacli iiecli doni a comhall.

5 Onöir 7 cädus dlig<VZ cliara glmwi, as m'ainm-si go gnathac/i Colum cräibt[h]ech Cilli. ö 6 (ysibait tecusc üaim-si üaisli chinidh Conaill,

heister guth aiibfainn im Seinglmn-sa Cohdm.

7 Na säruight/ier Seinglenn, aitrcb na lec (?) 0 ninie, misi fen da rädha, Colum cräibthech Cilli.

8 {S. 68) heisdit na riglia fer m'inait gan ecnach, 10 raörtar leö mo manaig d'erred 7 d'edach.

9 heisdit na riga tar slüagw an domam

re heigliemh na n-anbfann im Senglend gan cobair. 10 Ma möraid mo Seinglend mar dligliess do maitliius, a sena 's a n-öga, seölfa^ lat a flaithius, 15 11 Gach adhbliar rigli ruirigh da mbia ar tüatlia Conaill, slänfa Colum Cille 's can a glinne do comall.

12 Blaidli digail, biaidli plägha ar lacht säraigh Glinne a n-Isli 'sa n-üaisle üaim-si Colwm Cille.

13 Inmain lem-sa Senglend ga labruind mo leighend, 20 mara tigdis am caingin näinih is aingil Eirenn.

14 Mo bendacht büan bithbendacht os nie Colum Cille, da ngothalb 's da nglöraib do lucht mört[h]a Glinni.

15 Do eist mo Dia rim-sa ag dichar na [njdeman,

mo glör do nir fallsa, aingeZ derbtha fam chomair. 25 16 Do bo bec ar demna«& guth mo guthbinn Glinni, dil m'onöra is m'almsa, fa lor lem-sa a binne.

17 Is mairg ara mbentar mo guth binn gu glörach, is tüar dithi däine mo naomhchloc caom ceölacli.

18 Is me fein do bendaigh Senglenn na cnoc riabach, 30 lem ö Dia gan äimäach a inher 's a Tasgach.

19 Fer m'inaid tarm eisi, is e dligess Teilend, is me Colum cräibthech, dom ärus e aderim.

20 Annsa cnoc ös Teilend do dichrus na demhna, do bo phinn mo buili a guidhe De nemhdha.

35 21 Is me Colum Cille, mac fial fe/-tach Feidhlim,

Seinglenn dob e m'inmhuin sech gach imdaid deuid 22 Dochluinind a Seinglmn canöin cert na Römha,

*) Verwischt.

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCnRIFTEN. 389

do eisdinii a u-eged gacli maidin 's gacli nöna.

23 A nderuus do chrabadh a biiidhe do Dia iiime, gu fogna domi) deöin-si do lacht mört[h]a Glinni.

24 Is me Coliim craibtliecli fiiair cridlius ön C[li]oimde, aincim ar pein sp^Vaid lucht mliiait is m'foirme. 6

Forlethan.

S. 103.

1 Sechnaidh ifern, a dliaine, imda a uilc 's a egcäine, imdlia demlian eitech ann, is cöir freitecli re hifern.

2 Imdlia peist ingnad adhbal a ii-ifern ag sirmarbad, fir is mnä ag sgrechad guil ö fechad ifirn adhbhuil.

3 Imda suisdeöir diibh diglilacli ag btialad na n-ifirnach, lo lasair ag losgad dar lim, plan sin da bfuil a n-ifirn.

4 Tig cuca diabul gaw dath da dteilgean 'sa sllabh sne-

achta, muir bren a n-adhblia 'na diaigh, is mör marbluha

iad-sein. 15

5 Cnedach is guil is gärtlia, orrt[li]a berthar tromphläglia, bid gan bhladh dlghla oile, clTar cirdhubh 'ga fo^oire.

6 Meglecli na n-arracht ndemlion, rompa hud cöir sigli-

naraadh, cuirf/ci ar mire gach nech da mbia rissin ag estecht. 20

7 Gach fuithre^ach is diib dath erges a logaib lasrach tiagaid do riagad gach tiuaigh, mör a plana 's a an-

mh[ü]ain.

8 Sgartar re celi a cnämha mar tögaibter sgäläna, lingt/ier fa lergänaibh clTabh, iat ar delgänaib droch- 25

phlan.

9 Nathracha ag fendodh däine a g[c]semhna£Z na ndroch-

mäine slat drem ara ndentar sin, lucht nach teit d'aifrinn

domhnaig. 30

10 Drem is a tengtha ar lasrad a n-ifr/nn go anbfossat/Ä, lucht büaidertha an aifrinn sin, gan coigill ag na dem-

nuibh.

11 Drem tarnocht gu füacht toirte a n-ifrinn dub gun toirche,

1) don

Zeitschrift f. celt. Phüologie Xn, 3. 26

390 KUNO MEYER,

nach fagann cairdis acht col mainches soirb da sao-

radh. 12 Iss lad däine bis mar sin nach tue do Chrisd derc itir, 7 a beith ar bretli döib 's gan a tabaiit dont senöir. 5 13 Misi Colum Cille cäidli, aderim isim priinfaidh,

bis öS cinn ifrinn in guil ar Chilsd rib gu se[i]mh

sechnaidl Sechn.

Colum Cille ceciuit in üair taiuic Cormac liua Liathäiu cuige.

S. 107. Vyl. Beeves' Adamnan S. 270.

1 Cormac hüa Liathän, li nglan, gerait nime 7 talmhan, täinic asa thir tes te fri höighe, fri hoililhr/.

2 Da n-agh n-allaü^, ard a ndrech, tugsat leo an cleirech 10 craibhthech,

anes ö Lüi lethuin luinn co Crois Corma^c lii Caondruim.

3 Druim Cäin ainm na tulc[h]a ar tiis forsta Dwnnhach,

dian imthüs, Durmsich. a ainm anosa, crich Conuill is Fergusa. 15 4 Trath do ruächt an fer bläith bind co Crois Cormaic

igcon Chili, and rob^nadh in clog cain sunn im cathraV^ cätamuil.

5 Ceilebhruis in sai süairc sain Cormac mac Dima dealbh-

ghloin, 20 CO tänghamar ar a chend 'nar s^nadh craibhthech

coimthenn.

6 "Mochean duit sunn, suairc do drech, a Chorma?c, uair

it cräibthech, do thuidecht co luäth ale, cian 6 do bhüi a tairrngm, 25 7 Taiiiss sund, uair it sai slän, a C[h]orma/c co clü comlän, gurab tu coimetaigh coir blas im cathraigh creaduil-

mhoir." 8 "Cinnus bead-sa sund ann sein, a nieic älaind Feidhlinurf, eter tüatha in tuaiscirt truim isin coicrich-si Cohdm?" 30 9 "Coisc-siu gach midhlaech, gach m^r, gach n-oigthigern

hus eigen, is coiscfed-sa an rigraidh reill a bfogus a n-edirchein.

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 391

10 Denam iaruw ar u-aentaigh mar rusciiin Ciist co caoc-

taibh, gan a thärbhrüdh co bräth mbdn di'in, a Corma/c [hui

Liathän].

11 (S. 108) Naiscc for ordan mo lämha, a Corma/c co med 5

ngrädha, CO rabli ar n-aönta üallac/i cein b^s Durmach datli-

büadhach.

12 Is fuac/t/iiacli roferais rim maiiab deöin do Rigli na riiid, tallais dim mh'orduin uile, a degbnaoim, a deghdhuine. 10

13 Ger robliä Mm, a Mhuimhnigh, a Chorma/c co ceill

cuimnigh, istait coin allta do chorp isin echt gan atlic[h]omarc."

14 '"Ciat imdlia ägha mo cliuirp", ar Cormac cirt Caisil Cliuirc, "biaidh cell im gacli n-ägha dibb, biad lat-sa, a ColH?m 15

cloithmhin."

15 Colum: ''Is eöl damh-sa inni blüas de dorn thescadh,

dom thimdhibhe, mb'ordan lat ordan it chill cein mharus Eire imrind.

16 Ciiiudigh dam-sa cäin öt cloind, a hua Oilella Öluim, 20 ar tardar-sa dighail for Uibh Liathän länbhrighaigh."

17 Cormac: "Eotbia screbal cach caithrigh uaira-si is 6

naoinnean naithigh, 7. each romhaith gach righ isin echt n-uaibhrecA n-ainfir."

18 *'Tabhair-si co tard-sa daibh, d'üibh Liathän co n-ilar 25

ngräidh, ith, blicht, mil, mörtha dann, buaidh righ 7 oigthigern.

19 Imat cleirech co cräbwcZ 7 saoire diä sämadh,

büaidh läech, büaidh mban is büaidh bfer, buaidh ngor-

mac, büaidh ngoringen." 30

20 "Cia lin uaim-si blas it cill, a Colu/m Cille cloithbhind?" "Fer CO leith lögh na gresi, achadh 7 airleisi. ^)

21 Occus äine mo mhuiliun üaim-si dot mhuinntir mhuin[f]ind, leine is l^ud gacha bliadhna do coimet ar caoimriaghla.

22 Comuidh bidh 7 lenda üaim dot muinntir, med ngrema, 35 hid dibh gach ochtmhadh ter fe[i]rt dot mhuinntir caoin,

a Cormaic. A.

*) Dazu die Anmerkung Colum Cille in lethrann deighenach.

26*

392 KUNO MEYER,

23 Gach aen dibli doragha ale d'i'iibli Liatham co länmhaisi, rosbia neam när iiaoime cuiip üaim-si 7 iiait-si, a Cor-

m«/c. A.

24 Ragatsa a iiAlbam mxWaig a n-oilitliri n-imüamiiaigli, 5 is füigfed mo clilog, mo chäin lat-sa, a Cormaic hüi

Liatbain". C. 0.

Colam Cille .cc.

S. 118.

1 A Eire, is duit is doraidh easpaig dheiridh^) an domhain, hit iradha a coin 's a iigille, coimeölad firinue.

2 A Eire, is duit is doraidh easpaig dheiridh an domhain, ni coimeölat riaghail chert, ni dhiugnaid uile acht aimcert.

10 3 A Eire, is duit usw.

'na cealla/& ni dhingnat cöir, biad eisidhan ös altoir. 4 A Eire usw. beidid aca mnä bläithe, uch! mo phläigh an chom-

chäimthe. 15 5 A Eire usw.

toigebhaidh lad fein go tend do chrechadh thrögh is

anmfand.

6 Na heaspaig sin, trüagh a ndlugh, muna treiget a n-

üabhar, 20 beg mör dhoibh fein co beacht ni foghain da tim-

thireacht.

7 Gach drochrl, gach drocheaspug loites cealla 7 tüatha, a prisün dorcha hid tinn ar lecaibh Tchtair iffrinn.

8 Na sagairt ag lot a ngrädh,- uch, a Christ, is trüagh a 25 _ ndäl,

ar lorg na n-esbag co feill slatfaidit uile Eiriun. A.

S.88.

1 Marbh anocht mo cholann-sa, a mic na sethar saoire! atä egla oram-sa gan mo legudh gom crlch-se,

2 A m/c dheidghil dhüalgusa, teigh2) go maith mo chosa! 30 gidh mör d'eigen faarus-[sja, is mo doghebh badhesta,

») dheirigh *) teidh

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCIIHIFTEN. 393

3 Dogliebli tonna tuilmera dorn chur a crTcha aineöil, doghebh anfadli filarmliara, dogeb peisti 7 braineöin.

4 Doghebh cairge crüadhgharblia do bris/Hf//j cläir mo

comhra, hid hi an fairge m'füaradhbha nogo ti craidhi in Coim- 5

dhedh.

5 Is misi mac Feidlimidh m/c Ferghusa m/c Conaill, bndh dimbaidli le Gäidelaib in dil blilas ar mo cholaind.

6 Misi a mbroid ag allmurcha/& 7 slad fein ar siubal,

bidh trüagh lern na Gallman^/^/i do beith tarm eisi am 10

iuadli.

7 Muirfed-sa dann tSomairligU eitir mil 7 duine,

ö rechaid öm comairle cuirfed a fan 's a fainde.

8 Clann Colmäin, dann tSomairligh, dann Conaill is dann

Äedha, 15 dann Cairbri go ndegarmnib, dann Loingsigh a tlr Äedha.

9 Clann Lnighdedi, dann Aongusa, dann Fergusa ö fiiilim, na danna sin tuirmim-se, hid olc a cumain orainn,

10 Misi gedam foidhidech, tiucfa dam-sa taem ferge,

galar goirmger goiweidech iTonfiis go luath na reilge, 20

11 Na roilgi do thoglius-[s]a eitir Eirinn is Albain,

hid merge söer solusda lad ag cungnam lern anmain.

12 Roileg Odräin oilitlirecb, roileag Martain ag Doire, roileg Basal Oireacbtaigh, innte rob äil lern loighe.

13 Dun Cuilleann cöemh comramhach, Enach is Diin da 25

Letbglas, Cuillech cornach comholach, Toradi tonngalach trethglas.

14 Doire dosglan duilleögadi, Cennannus, cenn na doinne, Durmadi ordraic fuindeögach, Sord 7 I Coluim Cille.

15 Dcä ndernta mo comairle a cuiligh dawwa (?) ferta, 30 ni beidis a roghalraibh is ni beidis a terca.

16 Me fein a Cuile gan cair, Comghall a roilig Martain, Cainneadi a nDoire dogres, is Brenaind 'sa duibrigles.

17 Mo roilge, mo roigles-[s]a, mo dingnadh-d, mo dünadh,

mo sämudh gein beö-sa lern ar cumairce an Düilimh. 35

18 {S.89) Mo Düilemh mo dherbrathair 7 aonmac mo mäthar, is e sin mo tsenathair 7 bräthair mo mäthar.

*) = anbfann

394 KUNO MEYER,

19 Mo cealla, mo cathracha, mo Dhüilem da ndin, mo bräithri, mo tsethracha legar a ndith.

20 Mo manaigh, mo maincesa a fogus, a cein gabaidh na baingesa, raphad a pein.

5 21 Mo deoiraidh, mo dhaltarfa go rabad go büan, ge donidis faltana noclio lamhther a liiagh.

22 Mo chomhde, mo comairce do gach träth do thräth, Crist cend gacha comairle go bräth is lar mbrath.

23 Mac righ leidmech Loclilamwi teid fa cädus laa, 10 se fein cona tsocraide tuitfes lium-sa dar Diaa.

24 Dorat dam Gridhair go mbloid, abaidh Eirenn is Alban, mo beith üaistibh go terc acht mad üaisle do Pädra?c.

25 Füarus üadha d'fer m'inaidh gan espag orm am deghaid, acht Grigair päpa go mblad ö fuigeab cäta in Coim-

15 dihedh.

26 Gach a füarus-[sja ö Grighair do sgribus dorn laimh

liubhair, a nderedh leabar na cath mun hadh frithir an taithmech.

27 A Bäithin bläith beg go th-, a coim cräbaidh mo craidhe, 20 ge do beth easa a wert de treig ar do cuid Elg nhne.

28 Däine beödha bealgacha, urmör bar ceall a nEirinn, tüata trodaigh tengtacha, olc in betha mac leighind.

2^ Mo dile, mo derbräthair, ingaib llon is liaa, rabiad an derg&ämaid muinnter älaind laa, 25 30 Muinter laa, muinter Doire, muinter rosiaa docum nime, inmain lem Doire donnbän is roileig Odräiu mo chraidhi.

31 Roileg Odräin mirbuih^/ arar sgäiles üir Römha, tig Muire fial firbreathach da bendugud gach nona.

32 Gach maidne ar mocheirghe teigind deisil na railge, 30 bar ndogra, bar ndrochberta loghtar dib ar dul inute.

33 Inmain Durmach dreachnuaidhe üaignech urnaig[th]ech

äibind, sathal sochraidh sogrädach mur is mlan le lucht leighind.

34 Dithraimh dileas derbdiabhail Duibglenn dub dorcha

35 dlamair,

da blladain acht da raithe is ed bämur laraidh.

35 Da espog, da airdegnaigh rugus-[s]a lem siar, easpoc Cairbri cairdemai], easpoc Aoda önt sllabh.

36 {S. 90) k togha 's a maincine bertar üathaiö soir,

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 395

fuicfe dit na hallimür/fji Tat cliosaib con. ;!7 Mo boclita 7 ra'annraidhe, tiTiag-h mar beidid and, fasp- orra ainfine öm beith-si go marb. Marb.

S. 120.

1 Do cluin Isa guth an c[h]luicc in gach roilic buig a mbidh ag säsadh anmann na trüagh, is adliblial a lüach ön Rlgli. 5

2 Is faoiltecli uile im slüagh thall re bAiiain comall, fäth

gan gAaoi, brönach iätt ö scur prap eit?> ier is mac is mnaoi.

3 Teithidh diabhal re guth nglüair go rbhiid tliüaid

gusan muir, 10 ni niäoidhte d' anam a phian guth an c[h]luic gid cTan

ro cluin. D.

S. 121.

1 Mairg doni peta da cholainn, beth 'gä smeradh olc an

ciall, mairg chaithes cuitt na hanma, gerr a tarbha, fada a 15

pian.

2 Cuitt gach enoidhche don cholam« 's a[n]t anam do

beth gan cuitt, da rabh an colainn go caithmech, bid aithrech 'sin

laitlie an luig. 20

3 Anti) edach do beth fan colamw 's a[n]t anam do beth

go fiiar, maith dTghöltar ant andlocht, bethar taoblom tarrnocht

trüagh.

4 Ataat da 2) thech ma com raghain, teach a n-iseal, tech 25

a n-aird, tech as nach bfüair duine a caba<r, a breith do ra- ghain is mairg.

5 [Is] tech iffeirn an tech iseal, teach Rlgh nime an

teach ard,3) 30 corab m' anam arna snaidhe a toigh Righ nime gan

mairg. M.

>) ivohl aiiszulüMsen. ^) do da Es. ^) wohl zu lesen teach Righ nime an teach a n-aird.

396 KUNO MEYER,

Coluim Cille .cc. ista carmina inferiora.

S. 129.

1 Cüghaire dochüalamar la csei Leitrech Branghaili, mac De cona nüallamar do chüalamor traghaire.

2 Traghaire docüalomur, docüalamur tragaire, mac De cona nüallaniur docüalomur damhghaire.

5 3 Damhghaire docaalamur, damh Dhroma mhic nÜghaine, mac De cona nüallamur go gcualomur cügaire. Cügairi.

Coluim Cidli dochan na tri raind si ac closs na cüach.

7 6 ac denamh a träth a nDaire Bhranghaili ar bord Dür-

mhaighe 7 do fäc fäcbhäla ac gach duini noghebhadh ac

10 cloistecht na cüach gacha bliadhna, comadh coirnghe^) ön

chinn bliadua go cheli.^)

Eachtra Ridire na leomhan snnn.

Ans H. 2. 6. S. Abbotts Katalog, S. 318.

Ridire rathmhar roconäigh foisdionach fiorghlicc feidhm- läidir rioga rosgleathan cäomhälain[n] rogabh flaithios, forba agus ferainn isin bhFraing feacht n-aill, dar bho comainim

15 Don Cläro, agus ba mör agus ba maith clü, alla agus oir- dhearcas an ridire thoirbheartaigh mhörghrädhaigh sin. Agus a ttüs a flaithis agus a aoise do tuismeadh mac miadhach mörälainn do, agus niorbh äilne äon den Ädhamhchloinn inä e. Agus iar mbreith da chäomhna agus da oileamain dia

20 oideaghaibh agus dia aithreachaibh gur säruigh echt mbliadhna deg dhä aois, is amhlaidh a tärla dhö .i. a bheith 'na öin- mhid agus 'na amadän, ionnus nach aithnighedh an dubh tar an mbän u6 an bän tar an dubh, agus fös nach aithnigedh anti ina mbiodh do ghnäth 'na chuallacht seach anti nach

25 bhfaca roimhe riamh, ionnus gur tuirsighedh aithre agus oidigh agus foghloma dha leasughadh agus dhä siormhünadh fon seoladh sin, gur cinneadh caingean agus comhairle leö cred fa hindeanta dhöibh um dhäla an mhic bhaoith öiubhidigh sin; döigh dhamh machtna möradhbhal leis an ridire a

1) coimdhi Hs. *) Hier nennt sich der Schreiber: Misi Eoghan

Carrach ü Siagaii doscribh.

MITTEILUNGEN AUS IRISCHEN HANDSCHRIFTEN. 307

äonmhac fein agus gan do chloinn no do chaoimhiargliradliaibli aige no fos deanadh no cosamhlaclit air a bheith aige, acht e ina aonar, agus e a bheith ina adhbhar fanöide, sgige agus cleasachta ina fiadhnuisi fon samhla sin ag gach äon seach- neöin na criche go coitchionn. Acht atd ni cheana ar mbeith don ridire cona chairdib ag siubhail le taobh na mara agus na lulibhese a ccomlifogns da cliüirt agus da dheadhbhaile fein ag coimhairliughadh um an adhbar sin usw.

Die Gräber der Apostel.

Aus Laud 610, fol. 38a.

Is d' forgell in scäilti so na n-apstal do chan int eölach na raind so sTs. lo

1 Reilgi muintiri meic De, nochan egöir a n-aithne, bid tosach deg[g]resa dam reclesa na rigapstal.

2 Eöin baisti rofidir Dia isin c[h]athraig Sabastia, reilgi Pöil 7 Pedair atäid i Eöim rigegair.

3 Relig Andrias frlth i bus i nAcaia i Partirus, 15 da lacöp is Madian menn atäid i niarusalem.

4 A nEfis a nAsia Big atä Eöin roglan roglicc,

i Liconia [i] nArmenia öig relig primda Parrtholöin.

5 Pilip, ba cara do Dia, i nEoraip in Frigia,

cathair atä 1) Thomas tair Endia isna Sairgentaib. 20

6 I nArmenia i nAmön dam atä Matha mörapstal, loighi Slmöin sund co se Erentum a tir Parte.

7 Reilgi Lücäis, locc do Dia, Bothia Mesopotamia, Mairc, is i a chathair co cert, Alaxandair i nEgept.^)

8 Dochüadur martra uili acht Eöm ar a inmaine, 25 is alaind a ndath ar nim, atä rath ar a reilgib. Reilge.

') = itä *) egpit Hs.

Berlin-Wilmersdorf. Küng Meyer,

zu IRISCHEN TEXTEN.

I. Athirne TOn seiner Ungastlichkeit geheilt.

Die Anekdote über den Dichter Atlürne, die LL 117 a b steht, findet sich auch in Harl. 5280, fol. 77 (alt 66), v. Da diese Handschrift abgesehen von ihrer bekannten schrullen- haften Orthographie!) einige bessere oder abweichende Lesarten enthält, sei sie hier gedruckt. Von LL (mit L bezeichnet) gebe ich^nur die wichtigeren Varianten.

Aithirni AlgessacA mac Ferchertni is e is dibiqu') ro'uui i nEri. Di'caidh co Midir Un Ijeth coro'troisci foa?r'), con' diuc^) corru niuid^) uath ior i tegh .i. ar dibe 7 ar doceld, arna taidli ö) nech') d f^ruiuh Brenn i teg smw di aighidicA^.^) jNa'triar^) na'tair' al a tetcorvA^) ,Airc as' al a set/^. jSeuc teg sewc leg'' ol in tre* corr. Gegh^i) ier di feraiuh Ereww ad'qdh, '2) ni'geueJA tri cöwl- ") en la sin.**) NocJisl' döich 15) he saidh riem ar helaiuh doini.i^)

Luit sutn dii") 7 mucc urgonta'^) les et paitt medh& hisin cailhcZAiä) con ' essath hi saith oenur.20) Ra'certai- chestar ara uhelamÄ in muic.21) Cow 'aqu an ter qgie. ,Di*

*) Bemerkenswert ist die Abkürzung l-a(n) für nocha(n). ') doich- lechu L *) c. f. om. L *) co tue L *) corra diultada 7 doichle L •) -taidled L '') fer L •) do aigidecht 710 foigde L *) Na'tair L '") ar in chetchorr L ") Ca L ") ata'ciched L, l. ata -cid ") fria chomlund L ") allaa sin L ") Nochodoid L '*) bale in'facced duine L ^') da L '") urgnaide L '») h. c. om. L *") a oinur L *') 7 in paitt meda add. L

zu IRTSCFTEN TKXTEN, 399

gentae h oenur' ol .ui. lie tadhuld iia muiq iwdh. ,Qa h ainni si?' ol Aihirni. ,Koc]rAn aird/;c o«' al .ui. ,.i. Setlior Kthor Otlior Seli Deli Drend Geirci Mec Geirci ') Gar 2) Ger Dir Dir, issedh in sin 3) mo ainm si uili'^) ol se. Ni'tanic in muic, ar for-emid sium ind anr do cuibdigadh forsin ainm.*) Doicc c«wad 0 dia tista do hreth na muici. Ar nirbo hanfeli indas gacJi duine^) oan uair sin.«)

Athirne Ailgessach, der Sohn Fercliertnes, der war der Abweisendste (Ungastlichste), der in Irland lebte. Er ging zu Midir von BrI Leith und fastete gegen ihn und erhielt von ihm die Kraniche der Knauserigkeit auf sein Haus, nämlich aus Ungastlichkeit und Geiz, damit keiner der Irländer sein Haus als Gast aufsuche. ,Komm nicht! Komm niclit!' sagte der erste Kranich. ,Geh weg!' sagte der andere. , Vor- bei am Haus! Vorbei am Haus!' sagte der dritte Kranich. Jeder Irländer, der sie sah, konnte an diesem Tag keinen gleichen Kampf bestehen. Nie als er sich vor den Augen der Menschen satt.

Er ging nun mit seinem zubereiteten Schwein und einer Flasche Met in den Wald, um sich satt zu essen. Er richtete das Schwein vor sich zurecht. Da sah er einen Mann heran- kommen. ,Du würdest es allein tun' sagte der, indem er ihm das Schwein nahm. ,Was ist dein Name?' sagte Athirne. , Nichts besonderes' sagte er; ,Sethor Ethor Othor Sele Dele Dreng Gerce Mec Gerce Ger(r) Ger Dir Dir, das alles ist mein Name.' Er (Athirne) bekam das Schwein nicht; denn er vermochte nicht das Verwünschungsgedicht (air) mit diesem Namen zu bilden. Es ist wahrscheinlich, dafs jemand von Gott gekommen war, das Schwein wegzunehmen; denn von da an war er nicht unfreigebiger als jedermann.

*) Zu Gerce in L am Rand luä ') Ger L ») om. L *) f. a. otn. L *) i. g. d. om. L ®) In Harl. am hnde die Schreibernotiz : seil- etnoiue iar fei muiri a ngemr- odie 7 aconlis conuild dum rnesi in tarascce (ra unsicher). Sie iit offenbar mitsamt dem Text abgetchrieben worden.

400 R. THURNEYSEN,

II. Aislingi Oengusai.

Vor 40 Jahren hat Ed. Müller diesen Text in der Rev. Celt. III 344 herausg^egeben, der nur in der Handschrift Egerton 1782, fol. 70 r 71 v, bewahrt ist (abgesehen von der modernen Abschrift daraus in T. C. D., H. 1. 13, S. 328). Eine Ver- gleichung der Handschrift im Jahre 1911 ergab mir, dafs die Ausgabe sehr zuverlässig ist und nur eine kleine Zahl der abweichenden Lesungen für den Sinn in Betracht kommt. Ich führe unten auch Abkürzungen auf, die wir heute anders auflösen würden.

(Bl. III, S. 344) Zeile 1. hindaidq 2. issailldem 3. ina imd- . . uäd 4. huäd , . nipoo (steJd am Zeilenende) 5. gal- 6. doag- . . timwzpan 7 8. Nichoroproinn arauaruch 9. nifit- 10. Doeccmalldjo" 11. Con- •) . . inagh- 13. cowngakr . . ate nibeoga 14. mogal- 17. Timpan . . cachnaidq 20. donanic gal- . . Adfiadot 21. diamathuir 22. h-^ 23. atcöwn-

345, 1. Aspertt fer- 4. moaccalluim 5. orindagdu 8. doro- achimdiY . . 2't linniu 9. dibl-a 10. inacotl- 17. indingin 18. hicarp- 19. Bat- . . haidq 22. coeco ing- .. cowfacat- ining- 23. nachingino dis . . aircd-e 24. aircc- . . orloisci 25. ining- 27. abrj . . abuidb 28. Ethail AubuaiP)

346, 1. ahath- 7 asenath- 2. eircc 5. Batt- , . hiccfledug- 6. Cidumubrac/i^ . . orindag- 7. dorig- 3) 8. olaill- . . araill- 10. rectairiu 11 12. diao naccall- 12. atuids Rofitt- 13. araill- 13. cenwa alaeg 14. dochum insidui 15. cenn as 16. frihethal nanbuill 16. Tab- 18. Nl. . . cachlabl-. IN bl- aill 19. Cissi bl- . . Ni limsu 20. olaill- 22. eoin 25 26. saert- ethal as. Gel- *) ind dag- doib. Ticc inda- diatig 27. donl- . . combui og 28. lo- be- . . cowfaco .3. l^ enfinn . . aircc-e 29. cocuirces^) . . d^nsu 30. inlochui 31, oenguss 32. indl-ß) 33. indl-^) fot'. Nab; 34. combat-

347, 1. cachnat- 2. .111. haidq 3. ocus aill- 4, acuailugne 5. bo cuailngne 6. TINIF.

^) d. i. Conchobuir *) Davor Caer Ibormeith zu trennen. •) d. i. do rigued *) d. i. Celebraid ») Über s das Aspirationszeichen. *) d. i. ind loch

zu IRISCHEN TEXTKN. 401

III. Cath Maige Turedh.

Diesen wichtigsten Text des mytliologischen Sagenkreises, der nur in Harl. 5280 erhalten ist, hat Stokes, 1\0 12, 52 ff. (u, 306 ff.) herausgegeben, dabei aber manche Stelleu namentlicli rhetorischen Charakters ausgelassen. Da man aber gerne den vollständigen Text haben wird, trage ich diese nach einer 1911 genommenen Abschrift nach. Ob ich die Worttrennung der Handschrift genau innegehalten habe, ist mir unsicher, eine Xachvergleichung jetzt untunlich.

Hinter § 83 (fol 66 r, Stokes S.82): ISdei aspert fris.ar- folmais cath mbrisi coniddei aspert anMorig- friLug

Diuchtrai ceiucuild ansaim^) slaidither truashdir troich tarret brothl-^) mbodhmhou indraither tuatha agath- diuctra cein .d. c.

boi Fjgol mac Mamais andrai og taircet- ancatha 7 oc- neKodh th- ndea gouad and atbert

Firfidhir nith naboto triaagh tithris muir ninglas nem- nadbeo brogoll brofidh airideu doifid Lug lamt'adse. Brisfid bemionna uathmara Ogmse orruderc iar- beo rig. soifider cisai nofither bethai tief- airim ethse maigf- hWcht tuatha. bithsaer cach iuaflaithmaigh.cenmair tairgebai bith bioas bith- saer cach nibadaer necA auuadha focichart- derind nith 7 fir- fider nith .1 n.

Hinter § 93 (fol. 66 v, St. S.86): Amboi ier- ogimdect conacu anningen forocind gondeilb ndeiscoighte . si caemtrilsich. Luid menmo aiiDag- dii acht naruo tualoigg lia aproinw gabois aningen foracaine^A gab- aning- forimtrascr- fris Fucerd cor de gorainec gobac atonai hitolamh Dosneco gohandiaraid 7 atbt>/-t qd romba dam a.i. olse domcor domconair cair. isairi romba det gonumrugae fordmuin luet conamrabor aticc moath- Cuich ath- olse ingensa^) em olsi dindech mac de .do/».

') Über ai ist ba geschrieben. *) Äspirationszeichen über 1- •) Eher ingenswr die Hs.

402 R. THURNEYSEN,

Puscaru aillierr- 7 slaitlie goleir gorolin nafuthorbe imbe dücaindiubur apron« 7 noseguit- gondoruccoud fo>amuin fotli- Atherisum bages dou breth neich lais nadeber- aainm fris Ciahainmsi di arsise. Fer Benw aresiw. Imforcraid nanmoson arsise atrai nomber formliuin aFir Ben» . nihedh mainm amh baresiw. Cs arsi [fol 67 r] Fer Fenn Bruacli aresim Atraoi nombir fordmuin aFir Bcnn Bruacli arsise . nihedh mhainm aresim Cs olsise nostic dii ule taris Ticsi dl forslioc/j/som and coneptrt Atrai nomber fordmuin afir bewn bruaich brogaill brou//<ide cerb- caic rolaig builc labair cerrce dibrig oldath- boith athgen mbethai brightere tri carboid roth rimairie riog . scotbe obthe olaithbe. drennar rig d-dar f/-/ngar fegar frendirie . atraoi nomber disunnae Nahimber cuitb- form nibos mou aingeil al .ui. Bidategen tacuo alsie ISiar- gongloisie asinderc iartelcodh aprond Sech bahairisin bei furech nahiu- gene dosom gocioä moir Araoisium ier- 7 gabaid aningen fo/omuin 7 dobevt teorse clochau inacris 7 dofuit cech doch aruair aire 7 atberud bat- iat aferdai derocrat- uad lingthe aning- foair 7 doslais taratoin e 7 lomort- acaither frithrosc Gondric ier- ionDag- frie abancaroid 7 dogniead cairtene ier- Ata allatmch fortracht Eoboile ait acomarnachtwr

ISand se atbert aning- frisiem . niragse am dencath cipe- tous . aliwphew Rag- eci» olinDag- . nirogae olewben arboam- clochsou ambeulai gech athau nodragan bid fir orionDag- acht nimgebou dei Ragatso gotren tarcechnalich 7 biaid latröoch mosaulusau ingechailic gobrath Bid fir acJd bud sios consufit- conaaicit-. Nirago tonnsai gommarail m- Tetbra hisidaib . arbonrailsie daruch incech ath 7 ingech bei- notragai Rag- eci» alinDag- 7 bieid latrach mobelosai ioncech dair gobrath conepert aseth latrach beluo anDag- Atbe/t si ier- legait- nafom-e atir olsie artancot- firu Er- ulie gohseninod Atbert si dno noriastrabadh si nofom-e 7 docach nop- forrai 7 arinimrethsomh cerd marbth- uagice forro 7 nogeb- si ahoenor nöm- rawn forinsloug

Hinter § 129 (fol 68 v, St. S. 98): Atroroi cat comartan isincathirgal robris comlondo forslecht- slu- silsit- riaslu- sioa-

zu IRISCHEN TEXTEN. 403

brai iath fer fomnai . ciiifecitliai fir genrogain') leutor gala. fordomaisit fordonicloisid foraiidechiaiged lir diiib becc lind nomtam-'^) . fo fo fe fe cle amainsi noelit- uiann ierneLscoth- trietrencerdaib drnag. Nimcredbod catlia fricriclia nesit- mede midege fornemairces forluachoir loisces maital- timides martorai«n trogais . incomairsid fricechnaie gocomair ogma saclm gocomair nem 7 talom gocomair grioaii 7 esqu Di-em niadh modremsie diiib Moslu-so slu- mor murnech uiochtsailech briiitlie ne?-toirecli rogeuoir et- dacri ataforroi cath comortai . arotrai.

*

Hmter § 133 (fol.68v, St. S.IOO): isna^n khert Luec Odeo cietoi fir bic ciabith imbä iulä biu fo 16 marbii diiit»)

[f'ol. 69 r] Bai- dx- E'oriatlimaigi alfois filiu fon' fola im- miisriad riadlia focom/Y/c sil silme amjsil amnus fen .

Lug- dx- IStu torat- Luglidecli lisbertac totsili dotoirrsepu mocloidim dotgart motuili moc^rdae des tuatha Bidolc decua- naib fal fomoiri fotuili fotretbau duib fotoniise lia ciptuccai conaib diiiii. iiiberaid mes nablicht . niberaid arith itli niberaid eraig aigthe aic aic fe fe . Nifocen tissta naithech ues bretach bitlimaru inarbraiiid beg antetru tromma fortaibsin troga forlica lim Osme Lug namfadbid oldam dilaim denaith duilem fo>-diacimdes geue oS gene iiomnasaid iriocarp- nitaidlibthi tres ceptucas atbrothru fotoniiaib lirdib linaid tetliru trestuath commilae mt^ra melli cr-i crwaid caramain bitli aithis for farmuaib dea tetrais tuli maru luadaib. cloidem cosst- druad menmaiiid logha luaithe gaitlie donal druag frasaib tenid ten'al leom- laiudr- greine gili escie.

Rinter § 136 (fol 69 r, St. S.IOO): Cia erna isancatli co«n cowaclierna cidriufi ramid aratoruad ann riecacli gidfo;m memais aratorad^) afrecol.

LSann isbert Lüg \etg\- Aisues cief- suedcuruch serig slessach lathcorauch latras ailig nesomain atailm tatbem bag

*) Oder genrogara ~) Oder nointam- ') Die Wörter von biu an undeutlich. *) Glosse .i. aratuate (ua unsicher).

404 R. THURNEYSEN,

brissius derc toraich drecli dorig buadgalaigh Baluir tnuthgal- tiwnfir.

ISann isbrrt Lug nabriatrasa sis agafregrae Rola f- iiachadais nacliadcarii nandidceil nadiidceala cerdaib errad isme Lug lonnbemnecli mac Qiud m-c j&Y/<lend is mobrighfasi) firgal- ') de/caib damuscath cofergaib mor- memais foirb fom-ib maraib coraid miad- ciptuctai tuath es mratach ealliich islidh troig dodob- comci corud cathminn- arroi roinfimni ntrt traetf-er f- fercc fesaib dea nid«rfuriudai f-afodb fesmai dorngal- acat.

isann ispf;t Loch Ceiigniai cicsimiu cetaib fonn ferda nihinnist- imonfosew feocrc/ib drongaliüb drongaib catbuiden bairnnech cetliern cengmai duibh dobortig douuith nim torbae rind niniairic nimthimomna teitbe lorae loglioe linn uaib fom-i friliealg.

frisc-t Luch. Bidgo dait arLug arbid doiuaig doforndiuire ragad ead doncath galeng abar rae rig fom-i treiituich f- neid.

LSann ispert Luoch. [fol. 69 v] Bidgo det Lugh leth- suanaigh3) fonel nithed moenrainib*) friafartiachta fiitaig intretresa tet martaib frilerg iiitatlia lethcruidh slogaib srothaib saothnu allaib maraib nithuib . nitadhna len luaith tumwe ferc f- neocioide iarnär sirslanaib echaib nitadled armuriu laigniu friuaraib oldama nidadtus buadaich frifoep>-a ficliid cath ceol- cufil sudighud fria. Nach doich diio iariaich dianath doncath irriaich sudf- luachair dercmaigbi fuhiutha d-magh mediu.

Schhfs von § 137 (fol 69 v, St. S. 100): Afraigid rig don- cath rucat- gruaide aisnethir rossa rownat- feohi fennät- enech ethät- catha [ ]rruba •'•) segatar ratha radatar fleda fecliatar catha canät- uatha noat- druith denait- cuaird cuimnit- arca alat- side sennat- deda tennat-6) brag- blathnuight- tufer cluinetAar eghme ailit- c-ard^) cathit- loc///ai lüet- ethair

') h später beigefügt; über a scheint ein Punkt zu stehen.

'*) Über f etwa 1^',

*; Glosse: .i. dath derc nobid fair ofuine greni comaidin.

*) Oder moeuiraiüib.

') Der A"fang des Wortes am Rande loeggeschnitten.

*) Am Rande neben -t- : 1- .c.

') Uuer c ein Zeichen, das dem für ur gebrauchten ähnelt.

zu IRISCHEN TEXTEN.

405

snaat- arma scothait- sronai, Atci cacli rog-enair ruadcath de;gbandacli dremiiad fiachlergai foebwrlai. Fri uab- rusnieb- renarmdrsrotaib sinne fri fwrfaob- lini fom'-e iwjai-gnaicli in- canaigli copröich aigid flach dorar friarsolga garu dälaig fomides rodbadh samlaidli dc;gbandaib dam aimcr/taighid connaeclita sametli downcuridh dib«<f fercurib fristonsrarar.

Hinter § 141 (fol. 69v, St. S.102): Geb- foss findgrinde descca doiwe domau tuircebat ceth-torel aurblathaib ticfait ioth sceo mblicÄ^ morad indber armesaib marcainib dossuib drongaib darach ocr/diu icribcedaib^) celar brow berar failti fira fomcichet grian glessaib saorcaomaib . sinaib serntar f- fletigib ailtiu astatli- f- comfercca cridliiu celid fora-e fairrcce findcasrao sitt'bitlia banba echtguidi echtranw 7 suthaine f-aib finncluiche fo/barsed ondiu cobrat bid sid arfom-e indElre.

Hinter §142 (ebend.): Luaclita anagat achad feoch- f-golla fosadh craeb carp-t.

Schlufs von § 143 (ebend.) : medol medon moth mothach foimtinne tenda tresmorb.

* *

*

Schlufs von § 144 (ebend.) : fes res roches anagar ilach canwa riadha biiaid.

* *

Schlufs von § 145 (ebend.) : can do riadha ro muir laisad (so!) f-f-said sruobaw airchedal ruagar illanw all riadha rocedal.

•) Über dem zweiten c ein Punkt.

Zeiti=ichrift f. celt. Philologrie XIT, 3.

27

406 K. THURNEYSEN,

Hinier ß 162 (fol. 70 r, St. S. 106): Admell maorna uatli cath cule leccla fiistethaind tuind formna f-roir isress ningalne amtr? loclia lochaurbe iralias luch loeg t>-?mcim i) amtr/chtaigh tiglii fuaibne mifiialang tighe tetlwöe toetrau dobert mor fodriru fal fomoire foe^jda forBalwr benw bas alan fomhor- lelgi m-c Etline iiili Siomhcht ferse colom cathram^) ransi fodb fersamhle fersi cetharsliclid fid serhh armarmiadh. 3) aiwm aili fes fuil tethr- liitus^) faidter fairtbe mong diafurbidh f-ruiris ilur fuil- oglime.

Schlnfs von § 166 (fol. 70 v, St. S. 110): Sith coiiem. nem codoman . doman fonim nert liicacli an forlann lan domil mid cosaitli Sam hingam gai fo/sciatli sciath fördunid . dunad lonn- garg longait- tromfoid fod diiü ross forbiur benna abu airbe imetha . mess forcrannaib craob doscis scis doass saith dom«c m- tor muin rauinel tairb tarb diarccoiw odlib docrann crann doten . tene annail . ail aniiir uich ambuaib boinn ambru . brü lafefaid ossglas iaererradi foghamar forasit etha . iall dotir tir cotrachd lafeabrae . bidruad rossaib siraib rithmär nach scel laut Sith conemh bidsirnae .s.

Schlufs von §167 (fol. 70 v, St. S. 110): Niaccus bith nombeo baid sam cinblatha beti bai ciublichda mna canfeli fir gangail . gabala canrigh rinna ulcha ilmoigi beola bron feda cinmes . muir cantoradh . tuir bainbthine immet moel rätha fäs aforgnam locha diersit- dinn atrifit- linn lines sechilar flaithie faoilti friaholc ilach imgnath gnuse ul- . incrada docredb- gluind ili imairecc catha toebh fri ech delceta imda dala braith m-c flaithi forbuid bron sen saobretha . brecfäsach mbrithiora- braithiomh cech fer . foglaid cech mac . ragaid mac illigie aath- . ragaid ath- alligi am-c . cliamain cach abrät- . nisia nech mnai assatigh . gignit- cenmair olc aimser imwiera mac aath- imera ingew | ^)

') Über c ein Punkt. '^) oder cathrain ^) oder armarnusadh

*) oder intus ^) Ende dtr Seite ; auf der nächsten beginnt ein anderer Text.

zu IRISCHEN TKXTEN. 407

IV. Nachträge.

1. Die Fassung der Sage von der Wiederaiiffindung der Täin Cuailnge, die K. Meyer, Archiv f. Celt. Lexicogr. III, 3 f. aus Egerton 1782 abgedruckt liat, fand sich auch in der seit 1841 verlorenen Handsclirift von Edinburg, Advocates' Library Nr. XXXII (Kilbride No. 1). Aus den Notizen, die Mackinnons Katalog S. 220 nach der Inhaltsangabe von Mac Lachlan gibt, läfst sich die unvollständige Zeile bei Meyer, S. 3 Z. 27 sicher so ergänzen: conus'tänaic Callln ncem, mac mäthar Senchäin eisidi.

2. Zu ZCP 10, 272 A. 2. 0 cJwnd, das 'von da an' bedeuten mufs, enthält das poetische Wort cond 'Kopf (Contrib. 464), das Flann hier in der Bedeutung von cetm 'Ende' verwendet.

3. Zu ZCP 12, 245 u. 249, Str. 11. Van Hamel macht mich darauf aufmerksam, dafs ich bei meiner Übersetzung von bonnän das englische hittern 'Rohrdommel' als bittern 'Bitter- lauge' mils verstanden habe, dals aber bonnän an dieser Stelle nichts damit zu tun hat, sondern das Deminutiv von bonn 'Sohle' ist: 'Es ist keine Behauptung auf unsicherer Grund- lage.'

Str. 15 tc luchraib lia falst man wohl besser als 'beim Glänze der Flut', d.i. 'am Meeresstrand'; der Dichter hat das alte Wort lia (s. ZCP 12, 288) unflektiert gelassen.

4. Zu ZCP 12, 271 ff. Ich hätte anmerken sollen, dafs ein

kurzer Auszug aus der Geschichte von Ai mac OUaman sich

im Buch von Lismore, fol. 125 v, b findet und von Stokes, Lives

of Saints from the B. of Lismore, S. XXXV gedruckt worden

ist. Hier ist der rhetorische Spruch {ai airchetail) des älteren

Textes in ein regelmälsiges Gedicht (duan) umgewandelt.

Bonn. R. Thurneysen.

27*

MISZELLEN.

1. Ursprüugliclies dm im Altirisclien.

Als ich mein Handbuch schrieb, lagen scheinbare Beispiele für dreierlei Behandlung der alten Lautgruppe dm vor:

1. Assimilation zu -mm- bei allen Zusammensetzungen mit ad- : nmmiis usw., cowammelt Cormac s. v. mug cme, auch in Neubildungen wie foammamigtlie 'subiectus' (zu mdm, Ascoli, Glossar CCCLXX). Ferner in der 1. PI. dod-chommar, -de- chommar declmmmar (Pedersen II 642. 646), wo es sich aller- dings um den Stamm coath- aus co\m\-iiat-, also eventuell um -tm- handelt (Idg. Forsch. 33, Anz. S. 36).

2. d:m in fuaidm zu maidid 'er bricht'.

3. Leniertes m mit Ersatzdehnung in frctn neuir. gäl. freamh freumh^) manx fraue, praue 'Wurzel' neben kymr. gwraidd, gwreiddyn, mbret. gruizijenn, lat. radix usw.

Da mir 1. die sichersten Beispiele zu enthalten schien und ich 2. aus Analogie erklären zu können glaubte 731), gab ich jenes als regelmäfsige Entwicklung 224 c). Dagegen Pedersen I 113 hielt 3. für das Normale und erklärte 1. {amm-) als eine Neuerung in der Kompositionsfuge. Über 2. spricht er sich, so viel ich sehe, nicht aus. Einen dritten Standpunkt nimmt Pokorny ZCP 11, 9 f. ein. «Unter Über- gehung von 3. glaubt er 1. amm- so deuten zu können, dals die Präposition ad hier bereits mit leniertem d oder mit schwächerer Artikulation vorgetreten sei und darum eine andere Entwicklung als altes dm zeige. Für ihn ist also 2. das regel- rechte Ergebnis; er fügt zu maidm aufser naidm, dessen Grundform nicht feststeht feidm 'Dienst, Anstrengung"

'; Zur heutigen Aussprache des Wortes vgl. Pedersen 1 154.

R. THURNEYSEN. MISZELLEN. 409

hinzu, das er mit fedan 'Joch' und idg. *tiedh- 'binden' in \'er- bindung bringen will; aurh sleiäm 'sputamen. sanies', teidm 'Pest", über deren Etymologie er sich aber nicht ausspricht.')

Wenigstens eine der drei Möglichkeiten (3.) kann ich jetzt beseitigen. Frön 'Wurzel' ist gar keine altirische Wort- form, sondern erst mittelirisch für altir. freu eingetreten. Vgl."^) arena dotholuascad Sg. 127 b 3 == a frena do thüasolcod 'seine Wurzeln zu lösen'; con-a frcnaih Expulsion of the Desi § 12; frcn 'eine gute Wurzel' Versl. I § 13 = II §41; nhds fren na fiese feda LL 5 a 39 (Leb. Gab.) ; feda freoin fidnemid (Genitiv?) Rawl. 502, l'22b 29; 3Iacc-Da- Freu YBL 32b d 31; fren oghuim O'Dav. 1288. Den Übergang zur späteren Form zeigt Scel Mucci Maie Datho § 18, wo die Handschrift H. 3. 18 (Anecd. V 15, 18) asa frenaiph liest, aber LL assa fremaih. Ebenso Täin B.C. (ed. Windisch) 2189: assa fremaih. Also im 12. Jahrhundert stellt sich frem neben fren, indem wohl der labiale Anlaut den Auslaut beeinflulst hat. Es ist be- merkenswert, dals diese späte Form dem Irischen mit dem Gälischeu und Manx gemeinsam ist, Falls freoin wirklich Genitiv ist, ist das Wort ursprünglich Neutrum (in den neueren Mundarten Femininum), Grundform wohl uridno- oder uridnä- (aus urd-), vgl. got. icaürts ahd. wurz (*urdi-), gegenüber britann. urad-.

Ob nun 2. oder 1. das Eegelmäfsige ist, bleibt zunächst zweifelhaft. Doch gebe ich zu, dals docommar sich leicht nach doxotar gerichtet haben kann, und dafs für a7nm- aus ad-ni- Beispiele wie ahh- agg- acc- aus adh- adg- ad-e- mafs- gebend gewesen sein können, so dals Pokornys Ansicht vielleicht das Richtige trifft.

2. Ir. alaile.

Eine sonderbare Ausnahme von der Regel, dafs der zweite von zwei zusammentreffenden Vokalen nur verstummt oder seine silbische Geltung verliert, ^venn er schwach betont ist, bildet bekanntlich alade, scheinbar aus ala-aüe; um so sonder- barer als nla geminiert, man also ein gesprochenes *ala h-aile

1) Zu teidm s. Vermutungeu bei Peclersen II 60. 649. ^) Die meisten Belege verdanke ich K. Meyer.

410 R- THUKNEYSEN,

erwarten müfste, wie im Gen. fem. tatsächlich einmal ala-aile Ml 51c 5 geschrieben ist. Die Lösung des Rätsels bringt wohl die Schreibung des Neutrums allaiU RC 11, 446, 52 und des Ack. fem. allaiU ebend. 43 in dem alten Text Tochmarc Emire. Das doppelte l zeigt, dafs die Bildung vom Neutrum ausgegangen ist. In allaiU aus *aill-aill brauchte kein Vokal unterdrückt zu werden und alaill bietet die gewöhnliche Ver- einfachung eines Doppelkonsonanten nach vortonigem Vokal. Kein Beispiel für all- ist dagegen inallaile, innallaili in Compert ConCulainn (Zu ir. Hss. 41 A. 2), da der Sinn eine solche Form ausschliefst. Dals ich dort richtig innall ille 'dorthin [und] hierhin' vermutet habe, scheint mir die Stelle Täin B. C. 3615 (YBL) zu zeigen : Reihaid im{morro) anaill ille as 'man rennt dorthin [und] hierhin davon'. Um das gewöhnliche anall ille 'von dort herüber' kann es sich nach dem Zusammen- hang nicht handeln; es mufs ebenfalls inn-all i-lle gelesen werden.

3. titacht 'kommen'.

TitachtWl2hdlS, tetachtArm.n0h2 haben ich (Handb. 470) und Pedersen II 644 als Kompositum von techt mit to-in- {-en^ gefalst; mit Unrecht, wie die Nebenformen tauttacht, tuttacht neben titacU im Saltair na Rann (s. Glossar) zeigen. Vgl. auch die Verbalformen da-n-autat TBC (ed. Strachan-O'Keeffe) 1714 (vgl. 1720), tautat IT 112, 210, 63 = 213, 27 neben da- n-etat TBC 1599. Die Präpositionen sind offenbar to-ad-uss-, vgl. inotacht mit in-uss-. Der Vokal in ti- te- ist der aus a vor tt-farbiger Konsonanz entstandene wie in ipthach Wb 9 b 21, ihdach, epaid Inc. Sg. neben aupaith 'Zauberspruch' Thes. II 250, 11 (aus ad-buithy) aupthacha IT 187, 16 und ähnlichem.

4. Der Übergang von v- in /■ im Irisclien.

Die Ogom- Inschriften machen zwischen anlautendem und inlautendem u (v) keinen Unterschied. Das anlautende v

») Der Phiral aipthi WbI20b20 ist ursprünglicher als ^pthai Eriu VII 168, 7, da *abbuthi bei Synkope palatale Konsonanz erhalten mufste (Handb. § 155). Beiläufig, die Schreibung laubir Cam., laubuir lebuir Eriu VII 176. 172 zeigt, dafs das Wort nicht unmittelbar aus lat. labor, sondern aus dem Britannischen (kymr. llafur, körn, lavur, bret. laür) entlehnt ist.

MISZELLEN. 411

hatte sich bis in die Zeit erhalten, wo man das römische Alphabet anwandte. Quics Uinniani episcopi schreiben die Ulster Annalen s. a. 578 ;i) derselbe Heilige heilst bei Coliim- ban (um 600) Vennianus:-) Und noch Adamnan (rund um 700) kennt jene altertümliche Form Uinniano episcopo (V. Columbae II 1) neben der zu seiner Zeit üblichen Findharrum episcopum (ib.) und episcopum Finnionem (III 4). Aber bis in den An- fang des 7. Jahrhunderts führt der dritte Nachfolger von Columba, der 605 623 Abt von I war und später Fergna genannt wird. 3) Adamnan nennt ihn Uirynous, Gen, üirgnoiii, Abi, Uirgnouo (III 19. 23). So liiels er also in alten Kloster- quellen. Diese boten auch Uirolecus (III 14), Sohn von Emchatus, den Columba selber getauft hatte. Das sind wohl die letzten Beispiele; z. B. der Abt von 669 679 heifst nur Failbeus (I 1. 3). Der Übergang wird ja nicht in ganz Irland zur gleichen Zeit stattgefunden haben; aber wir dürfen ihn un- gefähr in den Anfang des 7. Jahrhunderts datieren.

5. Ogoin Svaqqnci.

Zu dem merkwürdigen Namen auf der Inschrift von Fardel (South Devon) ^): svaqquci maqiqici möchte ich mir eine Ver- mutung erlauben. Nimmt man an, dals die zweimal fünf Striche, die qq ergeben, vom Verfertiger auf die falsche Seite der Steinkante gesetzt sind, also eigentlich nn gemeint ist, erhält man den Namen Svanniici Der kann dann genau dem lateinisch geschriebenen Fannuci (Stackpole Church in Pem- brokeshire) ^) entsprechen; ist der Name goidelisch, so wäre im Lateinischen gewissermafsen die lenierte Form geschrieben; ist er lateinisch, so hat man im Irischen f- durch das un- lenierte sv- wiedergegeben, ß) Ehys") findet ihn wohl mit Recht in dem Mönchsnamen Sannuch Arm. 9 b 2 (Vita Trip.

1) Das beigefügte mac nepotis Fiatach ist natürlich später.

*) MG epp. III 156.

3) z. B. Fei. 2 März ; Tigernach, RC 17, 176.

♦) Rhys, Lectures on Welsü Philology », S. 266.

'■>) IBCh 95.

6) Vgl. Sarauw, Irske Studier, S. 14 ff.

') Miscellany K. Meyer, S. 240.

412 R. THURNEY6EN,

305, 19) wieder. Dafs das später z (st) gelesene Ogomzeichen einst f bedeutete, hat Eliys (ebend.) nicht erwiesen.

Die Annahme, dafs die lateinische Inschrift des Fardel- Steins: fanoni maqirini denselben Mann bezeichnete, w^ürde doch wohl gar zu viele Verschreibungen voraussetzen {q für r, c für n). An sich könnten Fannuci und Fa7i[n]oni allerdings Varianten desselben Namens sein.

6. cürsachad.

Das sonderbare "Wechseln des Spiranten- in cürsag- und cürsach- 'tadeln, schelten' erklärt sich am besten, wenn wir die Form mit g als die ursprüngliche ansehen ; ciirsachaid hat sich dann nach maläachaid 'flucht' gerichtet. Seiner Gestalt nach dürfte cürsagaid, das aus dem Irischen ins Englische gedrungen ist: ae. cürsian, ne. to curse, seinerseits aus dem Britannischen entlehnt sein, obschon es dort nicht erhalten ist. Man könnte etwa an eine Ableitung von kymr. corsen, PI. cyrs, bret. liorsenn, Icors (ir. curchas) 'Binse, Eohr' denken, so dafs es ursprünglich eine handgreiflichere Zurechtweisung bedeutet hätte ; doch wäre das lange u verwunderlich. Latein. curas ago, auf das man nach dem patrizianischen grazagam Corm. 684, gra{t)zacham Vita Trip. 291 etwa schliefsen könnte, scheint in keinem ähnlichen Gebrauch vorzukommen. Immer- hin darf man darauf hinweisen, dafs kymr. cur aufser den Bedeutungen von lat. cura auch die von 'anguish, affliction, pain, a blow, a stroke' hat. Das 'Schelten' könnte wohl als eine Art 'Seelsorge', kymr. cur eneidiau, aufgefafst sein.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf den Wechsel von th und d zwischen schwachbetonten Vokalen zurückkommen. Gestützt auf die Beispiele mit -iihir, -idir im Äquativ und mit -ithlr, -ethar und -idii; edar in Verbalformen, habe ich Handb. § 126 a die Eegel gegeben, th gehe nur dann in d über, wenn es durch zwei oder mehr schwachtonige Silben von der haupttonigen getrennt ist. Ich hatte nicht bemerkt, dafs das nur für die Fälle gilt, wo die mit th beginnende Silbe mit r schliefst. Sonst wird th auch nach dem ersten schwachbetonten Vokal zu d, vgl. indnaide 'Erwarten' (neth-), scchmadachte 'Präteritum' (zu techt usw.), ad'cotade 'er erlangte'.

MISZELLEN. 413

Es scheint also das -r eine gewisse konservierende Kraft zu haben; so hat sich ja auch altes thr (in hrcihre u. ähnl.) un- verändert bewahrt.

7. Kynir. y aus tri/.

Im Mittelkymrischen steht im Präteritum bekanntlich neben -assum, -assant häutig -yssam, -yssant; aber im ISingular gibt es neben -as {-es, -is) kein *-ys, dagegen überaus häufig -ivys. Zu der Zeit, da der Hauptakzent noch die Endsilben traf, wird das vortonige -tvyss- zu -yss- geworden sein.

Das erklärt wohl den Plural zu hhvydchjn 'Jahr' : hlynedd(ax\s *bhjddnedd), wo man nicht mit Morris Jones S. 212 einen alten Ablaut ei : i anzunehmen braucht, der in einem solchen Stamm wenig wahrscheinlich ist. Der Vokalismus des Singulars wird unter dem Einflufs der suffixlosen Form hlivydd (bret. hloaz) stehen. So hat man vielleicht auch den Plural morynion zu morivyn 'Jungfrau' aufzufassen, wenn auch die Grundform nicht deutlich ist.

Das fragende py ist wenigstens teilweise gewifs aus dem vortonigen pivy hervorgegangen. Vgl. auch die Präposition try- neben trwy (Morris Jones, S. 268).

Meist ist freilich ivy durch Ausgleichung auch in vorderen Silben wieder eingeführt.

8. Kymr. heb.

Kymr. heb 'inquit' bietet zwei auffallende Erscheinungen. Einmal versteht man nicht, weshalb in dieser versteinerten Form nicht die Endung des unkomponierten Verbs, die alt- irische absolute Personalendung (altkymr. -ü) erhalten ist. Zweitens nehmen bekanntlich Eigennamen hinter heb regel- mälsig den Artikel y{r) vor sich. Im Irischen steht der Artikel mit « {inti usw.), in jüngeren Texten auch der blofse Artikel vor Eigennamen, wenn die Person schon vorher er- wähnt ist. So kann man schliefsen, dafs auch im Kymrischen die Redeweise heb y Feredur ursprünglich nur da angewendet wurde, wo der Sprecher schon vorher genannt war. Dann liegt es aber nahe, in heb nicht das Verb zu sehen, das in ateb, gohebu, gwrtheb usw. vorliegt, sondern die Präposition

414 R. THURNEYSEN, MISZELLEN.

oder Konjunktion hch = ir. sech. Man müfste dann annehmen, dafs heb einst wie ir. sech auch 'nämlich' bedeuten konnte, so dafs heb y Ferechir eigentlich hiefs 'nämlich der (erwähnte) Peredur'. Die Redensart wäre von solchen Fällen ausgegangen, wo sowohl der Name des Sprechenden als ein Verb des Sagens vorausgegangen war.

Die obige Erklärung des Artikels kann übrigens bestehen bleiben, auch wenn heb doch eine alte Yerbalform sein sollte.

Bonn. R. Thurneysen.

ALTIR. IMB-ÄD-CI-.

Zur Wurzel ci (Pedersen § 683) stellt sich noch obiges Kompositum in der Bedeutung 'sich etwas ansehen, betrachten'. So heilst es Anecd. III 57, 17 von einem Wahrsager: imaicci fer spirdo läim Cuirc 'der Geistesmann beschaut sich die Hand Gores'. Dazu das part. nee. imcasti gl. consideranda. Ml 18d 22 und das bekannte Abstraktum immaicsiu {oc imaicsin na set Alex. 386), gewöhnlicher imcaisiu (LU 130 b 21, SR 2140, 8371), später auch mit Lenition imchaisiu (CZ III 25, 33, Trip. 102, 19. 20).

ALTIR. TINAS.

Dieses Wort wird zweimal von einem Barte gebraucht: CO trilis fuit da läm y co tinäs ulcha fair Rl 502, 147 a 50 und is ed mod rogab ulcha thinds do folt cassbuidi fair amal irna d'ör Br. D. D. 99 App. Es ist offenbar in to-in-äs zu zerlegen und bedeutet also ursprünglich 'Hineinwachsen'.

Kl'no Mever.

ZUR CHRONOLOGIE DER UMFÄRBUNG DER VOKALE IM ALTIRISCHEN.

In seiner recht verdienstvollen Abhandlung über die Um- färbung von o zu u (oben IX 1 ff.) hat sich Hessen auch mit der Chronologie dieser Erscheinung beschäftigt; aber, wie ich glaube, wenig glücklich.

Die letzten drei Seiten seiner Abhandlung enthalten nämlich eine ganze Reihe von Widersprüchen.

Zuerst bemerkt er, dals Beispiele, wie tuirem < *tortmä, cilornn < *celiirno- verbieten, für die Umfärbung in un- betonten Silben ein Prioritätsverhältnis gegenüber den anderen Fällen anzunehmen, was zweifellos richtig ist. Gleich darauf aber führt er bei seinem Bemühen, zu zeigen, dafs in den Oghaminschriften die Umfärbungen angeblich fehlten, als Beweis hierfür eben die Tatsache an, „dafs es sich hier um lauter unbetonte Vokale" handle. Wenn aber die Umfärbung in unbetonter Silbe nicht vor der in betonter Silbe eingetreten sein kann, so mulste doch jene gerade beweisen, dafs die Umfärbung in diesem Falle auch in betonter Silbe vorhanden gewesen war.

Ferner behauptet er zuerst, dafs der Übergang von o zu u gleichzeitig mit dem von u zu o stattgefunden haben müsse, aber eine Seite später meint er, dafs die Umfärbung von u zu 0 „in ihren ersten Anfängen früher als die anderen hinaufreichte".

Am merkwürdigsten aber ist seine Schlulsfolgerung, die er aus der ganzen Arbeit zieht. Während doch die Ansicht handgreiflich nahe liegt, *-fo-hinami 'ich schlage' sei über *fuhinami, *fubina'm durch Synkope zu -fuibnim geworden, nimmt Hessen an, dals die Umfärbungen beim Eintreten der

416 JULIUS POKOKNY.

SN'iikope noch nicht vollendet gewesen seien, dafs zwar ihre Anfänge vor die Zeit der S3'nkope, ihre völlige Umfärbung jedoch erst in die Zeit nach der Synkope verlegt werden müfsten. Er nimmt also offenbar an, "^-fohinami sei erst zu *fohcna'm (mit stärker geschlossenem o) geworden, woraus durch S^nikope *foihnim entstanden sei; erst dann sei dieses "^foihnim zu fidhuim geworden. Ein ähnlicher Vorgang müfste natürlich für die anderen Umfärbungen angenommen werden.

Die Un Wahrscheinlichkeit einer derart komplizierten Er- klärung, die die Entwicklung der Umfärbung in deren Mitte durch die S3'nkope unterbrochen wissen will, liegt auf der Hand, um so mehr, als, von der Un Wahrscheinlichkeit ganz abgesehen, nicht der geringste Anlafs für eine solche Annahme vorliegt; im Gegenteil. Hessen muls infolge dessen seiner Theorie zuliebe das ganz deutliche Zeugnis der Ogham- Inschriften hinwegzuerklären suchen.

"Was die Umfärbung von ti, i zu o, e betrifft, lälst sich übrigens die Unrichtigkeit obiger Theorie direkt beweisen. Wenn nämlich, wie er meint, „die Entwicklung zu völliger Umfärbung erst nach Beginn der Sj'nkope" eingetreten wäre, so hätte ^monikio- 'Hals' altirisch nichts anderes als *mumü ergeben können, weil ja der Schwund spirantisch gewordener Verschlurslaute vor r, l, n, der die Längung des vorangehenden Vokals zur Folge hatte, schon vor der Synkope eingetreten sein mufs, wie die Ogham -Form COMOGANN (air. Comgdn) unzweideutig beweist, da hier die Mittelsilbe noch bewahrt, das g vor n (Endung -agni) aber ebenso wie der Auslaut bereits geschwunden oder wenigstens vokalisiert worden ist; auch Thiu'ne3'sen 160) sieht sieh ja gezwungen, anzunehmen, dafs der Verschlulslaut noch vor der Synkope eine wesent- liche Veränderung erlitten habe, die man mit Rücksicht auf Beispiele, wie euin aus *e^m oder eun aus *etnü wohl als Auflösung in ein halbvokalisches ii auffassen dürfte. Es ist ganz klar, dafs ein solclies halbvokalisches u das i in *mmiiul ebensowenig in e verwandelt haben würde, wie das i von -giuil < *giul < *gigle. Es muls somit das i in *moniklo- noch vor dem Schwund (oder der Vokalisierung) des Kon- sonanten vor l, d. h. also vor der Synkope zu e {*muneMo-) umgefärbt worden sein, worauf dann der Abfall der Endsilbe

ZUR CHRONOLOGIE DER UMFÄRBUNG DER VOKALE. 417

und dann erst die Vokalisierung des k eintrat, das .schliefslicli mit dem neu entstandenen e zu e vei'schmolzen wurde. Es mufs also das stammhafte / schon vorher tatsächlich zu e geworden sein.

Die Unmöglichkeit der Annahme Hessens ergibt sich auch bei Betrachtung des Verhältnisses zwischen Umfärbung und Endsilbenschwund. Da dieser bekanntlich noch vor der Syn- kope eingetreten ist, so müfste man mit H. ebenfalls annehmen, dafs die Umfärbung auch jünger sei als der Endsilbenschwund, was aber zu ganz unmöglichen Folgerungen führt.

Es Avürde sich also z. B. der Gegensatz von 'Honig' < *meU und -meil 'mahlt' < *melet derart erklären, dafs *meU über nipU (mit geschlossenem e) zu md' und dieses erst zu geworden sei. Andererseits hätte *melet sein altes offenes e vor dem neutralen e beibehalten und wäre zu ihcV und später zu meil geworden. Schon die Annahme zweier Formen rhet und inel', in denen die Qualität des zwischen ganz gleichen Konsonanten stehenden e derart verschieden gewesen sei, dafs die eine zu meil, die andere zu mil geworden wäre, mufs uns vom irischen Standpunkt aus äufserst unwahrscheinlich und unglaublich vorkommen; obwohl ein Gegenbeweis hier kaum erforderlich wäre, läfst er sich noch dazu wirklich erbringen.

Nach H. müfste viros 'Name' über vjr (mit offenem ?) zu fer geworden sein, ebenso virl über vir (mit geschlossenem i) zu ßr: also vjr > fer, aber vir > ßrl Dafs auch der Vokativ *vire zu fir führte, könnte nur unter der Voraussetzung er- klärt werden, dafs man annimmt, dafs das i des Stammes von altersher geschlossen gewesen sei, da ja das e keine Ver- änderung der Qualität bewirkt. Nur *vire könnte über *vir zu ßr führen; ein stammhaftes offenes i müfste nach der Analogie von (vi7-os >) vp- > fer über vir zu feir werden. Auf gleiche Weise läfst sich auch der Beweis führen, dafs man mit H. bei u ebenfalls geschlossene Qualität voraussetzen müfste.

Nun sind wir aber zu der Annahme genötigt, dafs im Aitirischen i und u offen ausgesprochen werden (vgl. Pedersen, Gramm. 1 360), w^enn auch nicht so offen, dafs ihre normale Aussprache e und o gewesen wäre. Schon das Verhältnis von Hebung und Senkung spricht für offenes i und u, denn während die Senkung zu e und o fast ausnahmslos eintritt

418 I JULIUS POKORNY,

(blofs i vor nn, nd bleibt unverändert), wird umgekehrt die Hebung von e, o zu i, u durch zahlreiche Konsonanten und Konsonantengruppen gehindert. Dieser Gegensatz erklärt sich am besten durch die Annahme, dafs i und u offen waren und infolge ihrer Hinneigung zu e und o auch leicht in diese übergehen konnten, während altes e und o wiederum infolge ihrer offenen Aussprache einem Übergang in i und u weniger zugänglich waren. Dafs im Gallischen gelegentlich e, o statt i, u erscheinen (Ped. 1 532) und in den britischen Sprachen häufig e, 0 ohne Rücksicht auf die umgebenden Vokale für i, u eingetreten sind, deutet ebenfalls auf offene Aussprache.

Was das Irische betrifft, so weisen nicht blols die Ogham- Inschriften (s. unten), sondern auch die modernen Dialekte ganz unzweideutig darauf hin, dafs auch hier i und u offen gewesen sein müssen. i) Da aber Hessens Annahme, die Um- färbung von i, u zu e, o sei erst nach der Sj-nkope eingetreten, für jene Vokale eine geschlossene Aussprache erfordern würde, werden wir die ganze unwahrscheinliche Theorie fallen lassen müssen, und bei der alten, einfachen Erklärung bleiben, dafs die Urafärbung vor der Synkope und dem Endsilbenschwund eintrat, also *viros > *veros > *ver > fer usw.

Den Grund, weshalb H. zu seiner merkwürdigen Theorie gekommen war, läfst uns vielleicht die Behauptung (S. 78 c) erraten, dafs sich „der Gegensatz toissech : tuus am ehesten durch die Annahme erklärt, dals beim Eintreten der Sjmkope die Umfärbungen noch nicht vollendet waren", dafs mithin tovissäkos (H. schreibt irrig tovessäkos) durch die Synkope zu toissech geworden sei, bevor noch die Hebung von o zu i eingetreten wäre, während sich das von der Synkope nicht berührte zweisilbige ^0-255" (irrig *to-ess") ungestört zu tuus entwickeln konnte.

Aber schon der Diphthong oi in toissech zeigt uns, dafs unser Fall mit den gewöhnlichen Synkope -Fällen nicht auf gleicher Stufe steht, da sonst eine Form to{i)ssech mit mono- phthongischem 0 hätte entstehen müssen. Es liegt also gar kein Hindernis vor, für v eine Sonderbehandlung anzu-

*) Pedersens Bemerkung, dafs das 0 im Neuirischen geschlossen sei (Gramm. 1 34) , ist für die Mehrzahl der Dialekte bestimmt unzutreffeud.

ZUR CHRONOLOGIE DER UMFÄRBUNQ DER VOKALE. 419

nehmen, etwa derart, dafs infolge der Verschmelzung des v mit vorhergehendem dunklen Vokal zu ou die Hebung des o in diesem Falle nicht gleichzeitig mit den übrigen Fällen eingetreten sei und erst nach der in dreisilbigen Worten bereits erfolgten Verschmelzung zu oi eintrat, weshalb nur jüngere Zweisilber davon betroffen wurden. Aus dieser leicht erklärlichen Sonderbehandluug des v darf man aber keinen Schluls auf die Umfärbung im allgemeinen ziehen, wie dies H. mit Unrecht getan hat.

Mit Rücksicht auf die verschiedenen ungeklärten Fragen der Chronologie scheint mir daher eine neuerliche systematische Untersuchung wohl am Platze.

Wie verhalten sich denn tatsächlich Hebung und Senkung zu einander und zu anderen lautlichen Veränderungen und besteht ein Unterschied in der Behandlung betonter und un- betonter Vokale? Die Ogham- Inschriften möchte ich hier vorläufig ganz aufser Betracht lassen,

a) Hebung.

Für die Hebung, durch die e und o zw. i und u werden, ergibt sich folgendes:

Aus Beispielen, wie muir 'Meer' < mori, fuillned 'Hinzu- fügen' < *fo-lmatus geht klar hervor, dals sie älter sein muls als Endsilbenschwund und Synkope, was noch besonders durch den Gegensatz von heir 'trage!' < *bere oder toirthech 'fruchtbar' < *to-reiäJcos mit gleichfalls palataler folgender Konsonanz deutlich wird.

Sie muls jedoch auch älter sein als die Ersatzdehnung vor r, l, n. Denn *monildo- 'Halsband' mufs die Zwischen- stufe *miiniklo- durchlaufen haben, bevor es über *niuneJclo- mit Ersatzdehnung zu *munelo-, air. mu{i)nel werden konnte, denn die Hebung tritt vor e nicht ein, muls also zu einer Zeit stattgefunden haben, als das i noch erhalten war. Auch konnte damals das h noch nicht geschwunden sein. Dasselbe gilt für cuilen 'junger Hund' < *kolignos.

Dem gegenüber fällt auf, dafs in demini 'Tun' < *de-gmmu-, söinmech 'glücklich' < *so-gnlmu-Jcos die Hebung unterblieben ist. Hessen (S, 12) versucht sich die Sache so zurecht zu legen, „dafs die Gruppe yr zur Zeit der Umfärbung doch

420 JULIUS POKORNY,

bereits eine gewisse Änderung erfahren" hätte. Wie das gemeint ist, ist mir nicht klar, doch gibt es da eine andere, ganz einfache Erklärung: die Gruppen /r, /(>, /;. mit spi- rantischem g hindern eben die Hebung, ebenso wie cIiq, ßQ u. a. m. ; dafs im Gegensatz zu ßQ das erste Element in jenen Gruppen später geschwunden ist, ändert natürlich an der Sache nichts; spirantisch gewordene Yerschlulslaute -f Sonorlaut lassen in keinem Falle die Hebung zu.

Die Hebung in Tonsilben mufs ferner älter sein als die in unbetonten Silben, wie toimtiu 'Meinen' aus *to- metiü (< *to-mentio) zeigt. Wäre nämlich tometiu (mit gekürztem unbetontem e) vor der Hebung in Tonsilben zu *toniitm ge- worden, so hätte das schlierslich über *ti(müni eine Form *tuimtiu ergeben müssen.

Aber nicht blofs das. Es läfst sich sogar zeigen, dafs die Hebung in unbetonten Silben vor der Zeit der Synkope überhaupt nicht eingetreten sein kann und dals alle hebungs- ähnlichen Erscheinungen der späteren Zeit blofs auf Umlauts- erscheinungen beruhen. AVenn nämlich die Hebung in un- betonten Silben überhaupt vor der Synkope eingetreten wäre, so hätte z. B. *vedonjäs (Gen. Sg. von *vedonä 'Joch'; vgl. Pedersen, Gramm. II 516 Anm.) zu *v€dunjas werden müssen. Da aber bei der Synkope tt-farbene -f palatale Konsonanz eine palatale Gruppe ergibt, so hätte "^vedunjäs zu *feidne werden müssen. Ebenso hätten *virodjos ') 'nämlich', *Jiimodjos 'hündisch' über *verodjos, *Jionodjos, später *verudjos, *Jconudjos zu *feirde, *coinde werden müssen, wogegen in Wirklichkeit nur fedn{a)e, ferd{a)e, cond{a)e überliefert sind, die den un- zweifelhaften Beweis dafür erbringen, dafs eine Hebung in unbetonten Silben überhaupt nicht existiert.

Wenn der lateinische Genetiv legendi air. als legind er- scheint, so ist das ^ hier nicht anders zu deuten, als in *bercte ('ihr tragt') > air. be{i)rid, wo es in keinem Falle durch Hebung entstanden sein könnte. Zwischen palatalen Kon- sonanten ist eben zur air. Zeit jeder unbetonte Vokal ohne Rücksicht auf seine Herkunft zu i geworden.

') Dafs der Vokal vor dem Suffix -de ein o gewesen sein mufs. habe ieli KZ il, 160 gezeigt.

ZUR CHRONOLOGIE DER UMFÄRBUNG DER VOKALE. 421

b) Senkung.

Durch die Senkung- ^yerden bekanntlich u und i vor dunklem Vokal der Folgesilbe zu o und e.

Auch die Senkung mufs, nach Beispielen wie -ben 'schlägt' < *binat, ferd{u)t 'männlich' < *viro(Jjos zu schliefsen, älter sein als Endsilbenschwund und Synkope, ebenso auch (wegen brön •Kummer' < *bmgnos) älter als die Ersatzdehnung vor r, l, n.

Die Senkung in Tonsilben mufs ferner älter sein als die in unbetonten Silben, wie ulchach 'bärtig' < *{p)ulu- käkos oder ülad (Gen. PI.) 'Ulsterleute' < *{p)ulutöm zeigen, denn wäre sie in unbetonten Silben früher eingetreten, so wären *uluJiäJios, *ulutöm über *idokaJcos, *alotöm zu *oIoJi(lJcos, *oloiöm, und endlich zu *ol(;havh, *Olad geworden.

Dafs wir im Gegensatz zur Hebung tatsächlich von einer Senkung in unbetonten Silben sprechen dürfen, zeigen muinel 'Hals', cuilen 'junger Hund', die Grundformen wie *tHuneJdos, *kulegnos voraussetzen, in denen das unbetonte e nur durch Senkung aus etymologisch und lautgesetzlich vorauszusetzendem i hervorgegangen sein kann.

Diese beiden Beispiele beweisen auch, dafs die Senkung in unbetonten Silben jünger sein mufs als die Hebung (in Tonsilben), denn *moniUo-, *koligno- müssen noch vor der Senkung des i zu e durch Hebung zu *muniklo-, *kuligno- ge worden sein, da andernfalls die Hebung niemals zustande gekommen ,väre, da diese nur vor i, niemals aber vor e statt- finden kann.

Aus der Tatsache, dafs die Senkung in unbetonten Silben jünger ist als die Hebung (in Tonsilben) und dafs anderer- seits die Senkung in unbetonten Silben auch jünger sein mufs als die in Tonsilben, können wir die Möglichkeit ableiten, dafs in Tonsilben Hebung und Senkung gleichzeitig eingetreten seien, was auch sehr wahrscheinlich ist, da beide auf dem Prinzip der Assimilation der Vokalqualitäten (offen und geschlossen) beruhen. Wenn wir die Entwicklung von air. tdchach 'bärtig', muinel 'Hals', Tornae (Eigenname), ferd{a)e 'männlich', tuirem 'Aufzählung', toimtiu 'Meinung' in einem chronologischen Schema von der idg. Urzeit bis un- mittelbar zum Eintreten der Synkope zusammenstellen, ergibt sich somit folgendes Bild:

Zeitschrift 1. celt. Plülologie Xn, 3. 28

422

.irrJUS POKORNY,

pnhi-hl-JiO-s

xü.uyayos

u).Oyayo{s)

uXoyay{d)

moni-ldo-s

mnviyXos

muvey).o{s)

mure{u)),{a)

turo-njo-s

tOitovijos

toQoreo{s)

to{>ore{a)

viro-djo-s

veQodijos

vc(>odeo(s) :

veQode{a)

to-rlmd

hiQjim

tnQCiia

tn{)ef/{a)

to-men-ijö

tof/eddijn

totieddijn

toi/eddju

c) Die Umfärbiing in den Ogliam-Inschriften.

Die Ogliam- Inschriften umfassen deutlicli die gesamte Zeit des Endsilbenscli wundes (RITTAVECAS, DENAVECA, RITTAVECC) bis kurz vor dem Eintreten der Synkope und die jenem unmittelbar vorausgehende Zeit; es müssen also nach dem ausgeführten auch die Umfärbungen gleichsam vor unseren Augen stattfinden. Dals dies auch wirklich der Fall ist, daran wird trotz Hessen (1, c. S. 77) kein Unbefangener zweifeln können.

Beispiele der Senkung sind*):

(COLLA)BOTA (212), (COILLA)BBOTAS(79), (COLA)BOT

(78, 183) neben älterem (CATTU)BüTTAS (J. 1908, S. 203).

' (GLASI)CONAS (16, 71), (LOBA)CONA (240), (LOBA)-

CCONA (212), (ASSI)CONA (203), (OLA)CON (28) neben

älterem (GAMI)CUNAS (42) usw.

(VER)GOSO (192) neben älterem (CUNA)GÜSOS (139, 182).

CONANN (144) für älteres *CÜNAGNI.

(RITTA)VVECCAS (69), (RITTA)VVECC (100), (DENA)- yECA(220), (LUGU)VVECCA(112), (BOGAGA)VVECC (120) neben älterem (CALUNO)VICA (214) usw*.

Beispiele der Hebung sind:

INIGENA für älteres *ENIGENA, INBIRI (38) für älteres

*EN , INEQ AGLAS (J. 1898, S. 57) für älteres *ENEQAG-

LASI. Die letztgenannten zwei Beispiele sind besonders inter- essant, da hier das i nur einer Analogiebildung seine Ent- stehung verdanken kann; es muls aus der längeren Form der Präposition ini (< *eni) übernommen worden sein. Ein „Schwanken im Vokalismus" von dem Hessen spricht, ist eben

') Die Zahlen beziehen sich auf MacAlisters Werk; J. bedeutet Journal of tlie Royal Society of Autiquaries of Ireland.

ZUR CHRONOLOGIE DER UMFÄRBÜNO DER VOKALE. 423

nur unter der Voraussetzung verständlich, dafs neben en schon eine durch Hebung entstandene längere Form lag.

(VOE)TIGURN (23G), (VORK)TIÜURN (148), TIGIRN

(95) neben älterem TEGG (102). Das erste i in TIGIRN

kann, wenn es nicht wie das zweite i zu erklären ist, nur Analogiebildung sein, da aus etymologischen Gründen TIGIRU nui' ungenaue Schreibung für *TIGERU sein kann, neben dem eine Bildung TIGURN mit SuMxwechsel wohl möglich erscheint. Das i in *TIGERN kann von TIGURN oder vom Genetiv des Wortes tech 'Haus' {tige < *tigjas < *tegesos) genommen sein.

Der Grund, weshalb wir so wenige Beispiele der Hebung (im Verhältnis zur Senkung) vorfinden, ist ganz klar. Denn vor allem wird die Hebung durch eine ganze Anzahl von Konsonanten und Konsonantengruppen gehindert, was allein schon ungefähr die doppelte Zahl von Senkungsfällen erwarten liefse ; aulserdem aber sind auch, wie ich oben bewiesen habe, die vorhandenen Hebungsfälle auf betonte Silben beschränkt, was dann im ganzen etwa die vierfache Zahl von Senkungs- fällen erwarten lälst.

Das 0 im seltenen MOCOI, MOCCOI, MOCO neben regel- mälsigem MUCOI (wohl dreisilbig) dürfte wahrscheinlich auch durch Senkung entstanden sein. Dafs in den oben erwähnten Formen RITTAVVECCAS, RITTAVVECC die Senkung nur in unbetonter Silbe eingetreten wäre, ist nicht anzunehmen. Da es sich im ersten Teil des Wortes um den Namen einer eponymen, mythischen Ahnherrin handelt, haben wir entweder traditionelle Schreibung oder Analogie zum Genetiv RITEAS, wo das i erhalten bleiben mufste, vor uns. Es wird sich auch in vielen anderen Fällen die hergebrachte Orthographie noch längere Zeit nach erfolgter Umfärbung erhalten haben. Ebenso erklärt sich in Inschr. 212 das Nebeneinander von COLLABOTA, LOBACCONA und LUGO (sie leg.), wo das u nur orthographisch bewahrt erscheint.

Es ist ganz selbstverständlich, dafs sich zur Zeit des Überganges von i, u m e, o und umgekehrt eine gewisse Unsicherheit in der Orthographie geltend machen mufste, wozu noch die traditionelle Erhaltung mancher umgelauteten Vokale kam, so dals es uns nicht befremden darf, wenn *

28*

424 JULIUS POKORNY,

und e sowie m und o gelegentlich in der Schrift verwechselt wurden.

So ist TOGITTACC (29) sicher für *TOGETTACC (zu arch. ioccth, air. tocad 'Glück') verschrieben, ebenso das oben erwähnte TIGIRN (95) für *TIGERN oder *TEGERN. SOGINI (198), air. (Corcu) Sogain, ist oifenbar der Genetiv von *SU- GENOS 'wohlgeboren' und mufs für *SOGENI verschrieben sein, da in unbetonten Silben die Hebung nicht eintreten kann. Das o kann für m verschrieben sein oder eine Analogie- bildung darstellen, da su- noch in der Oghamzeit vor dunkeln Vokalen zu so- geworden war. QRIMITIR (56) ist für *QRIMITER verschrieben, das wiederum aus altbritisch *PRIMITER (eine in Anlehnung an Isit.prtmus erfolgte Um- bildung aus spätlat. prchiter < preshyter) entlehnt ist.

Wenn Mac Allster mit seiner Lesart COMGINI (123) recht hätte, könnte man GINI als für GENI stehend ansehen; das Fehlen des Mittelvokals bei erhaltener Endsilbe macht jedocli stutzig. Ich lese daher CONGINI, einen Genetiv von *CONGINNOS das Maskulinum zu gallisch Conginna, irisch Congenn (Meyer, Wortkunde § 72). Marstranders Einwände gegen die Zusammenstellung von Conginna und Congenn (Rev. Celt. 36, 381/2) sind aus der Luft gegriffen. Gewifs hätte Conginna lautgesetzlich *Congann ergeben; das palatale ng ist aber ebenso aus den obliquen Kasus in den Nominativ gedrungen, wie z. B. das palatale r in foirenn 'Schaar', da VeTinä lautgesetzlich nur zu *farann geführt haben würde.

Noch zahlreicher sind die Verwechslungen von o und u; so steht 0 an Stelle des zu erwartenden ti in MEDDOGENI (176), zum 2t -Stamm medu- gehörig, ebenso in dem mehrfach belegten DOV(V)INIA(S) (13, 20, 32 usw.), dem Genetiv des air. Heroinennamens Duihen (Rhys, Hibbert Lect. 521); der Name hängt entweder mit air. dub 'schwarz' zusammen oder ist als *du-hi-nri'^) (Wz. *bhvi 'sein') zum Männernamen Suibne und zu air. diihac 'Trauer', subae 'Freude' zu stellen. In jedem Fall wii'd er wohl mit altem u angesetzt werden müssen, ebenso wie DOVAIDONA (127), DOVETI (14), DOVATUCI

1) Irrig setzen Marstrander (oben VII 378 Anm.) und Mac Neill einen _;o- Stamm an; DOVINIAS ist der regelmälsige Genetiv eines ä- Stammes *DUBINA.

ZUR CHRONOLOGIE DER UMFÄRBUNQ DER VOKALE. 425

= air. Dubthaig, und DOVALESCI (129) = Duibleisc. Diese Namen enthalten hüchstwalirscheinlich den Stamm dubu- •schwarz'; das a in der Kompositionsfuge wird analogisch durch Einflufs der o -Stämme an Stelle des u getreten sein; wenn dieser Ersatz ^ noch vor Einsetzen der Senkung ein- getreten wäre, könnte allerdings das o in DO VA- lautgesetzlich aus u entstanden sein; altirisch kann das u aus dem Simplex restituiert worden sein; andernfalls hätte das a keinen Ein- flufs mehr auf die Qualität des u nehmen können. Das pala- tale b in air. Duibleisc ist erst später durch Assimilation an das vom Simplex beeinflufste leise entstanden oder kann laut- gesetzlich aus einer Dublette *Diihu-lesci entstanden sein.

Ferner steht o statt u in LUGGODICA(S) = air. Luig- dech, vielleicht auch in CONURI (60, 61) neben lateinisch geschriebenem Cnnuri. das den Stamm *ctmi- 'hoch' oder *cuno- 'Hund' zu enthalten scheint; ferner in CONUNETT (60) = CUN[A]XETTAS (225) = air. Connad. Das u in CONU- NETT mufs für a verschrieben sein; der Steinmetz dachte offenbar schon an das folgende CONÜRI, dessen u mir übrigens nicht ganz klar ist. Hierher gehören weiter LOGITTI (83) und LOG... (53), die den Stamm lugu- enthalten. Wegen abrit. Curcagni, ac. Circan ist auch CORRC (180) neben CURCI (46), CüRCTTTI (17) hierher zu stellen, da es kaum mit air. *corcae (später coirce) 'Hafer' und Corcu in Stammesnamen zusammenhängt.

Gelegentlich kommt auch der umgekehrte Fall vor, dafs nämlich u an Stelle des lautlich berechtigten o geschrieben wird, so in VEDUCURI (175) = air. Fidchuiri, wo wir VEDU- CORI erwarten, ebenso in GOSSUCTTIAS (41) neben regel- mäfsigem GOSOCTEAS (mit durch Senkung entstandenem e).

Was VOREDRAN (116) neben VURODDRANN (72) und UDDRAMETT (198) betrifft, so weils ich nicht, ob der erste Name nicht auch *VORUDRAN gelesen werden darf; UDDRA- würde dann die älteste Form des Stammes darstellen, VORUD- RAN wäre ein regelmäfsiges Kompositum mit VOR- (air. for-) und in VURODDRANN könnte in der ersten Silbe Hebung und in der zweiten Silbe (etwas später) Senkung eingetreten sein; mit Gewifsheit möchte ich mich aber darüber vorläufig noch nicht äufsern.

426 JÜLrcS POKORNY, ZUK CHRONOLOGIE USW.

Den so häufigen Wechsel von u und o kann man aber auch, in einem Teil der Fälle wenigstens, auf andere AVeise erklären. In West -Kerry (andere Dialekte Munsters habe ich nicht gehört) wird nämlich altes u in vielen Fällen derart offen ausgesprochen, dals man oft zweifeln kann, ob ein ii oder 0 vorliegt, und ich habe in meinen Aufzeichnungen dasselbe Wort bald mit o, bald mit u aufgezeichnet, so z. B. in dubh 'schwarz', guth 'Stimme', muc 'Ferkel' usw.

Bedenkt man nun, dals alle DOVINIAS- Inschriften und von den übrigen, die o für u schreiben, eine grofse Zahl (z. B. 5, 14, 83) aus Kerry, namentlich aus West- Kerry stammen, so wird man zu der Vermutung geführt, dafs die heutige dialektische, stark offene Aussprache vielleicht in so alte Zeiten zurückgehen könnte und in den Ogham- Inschriften ihren ersten Niederschlag gefunden haben dürfte.

Mit Rücksicht auf die hier nachgewiesene Unsicherheit der Schreibung in den Ogham- Inschriften wird man bei der etymologischen Verwertung dieses Materials nur mit gröfster Vorsicht verfahren müssen; immerhin aber wird man mit einer gewissen Reserve die Vorgänge der Hebung und Senkung, wie sie oben dargestellt sind, als dargetan annehmen dürfen.

Wien. Julius Pokorny.

MITTELIR. TIC = TUC.

In Aislinge Meic Con Glinne kommt mehrmals tic vor, wo man tue erwartet, z. B. 51, 13 tic uball 'er gibt (eig. kommt) ihm einen Apfel'. Ebenso 51, 6. 87, 24 {ticimm bulli de). Stokes meinte, dafs das nur Verschreibung wäre, aber der Gebrauch findet sich auch sonst, z. B. ticc an clerech aithne fair Cog. 92, 1. Es handelt sich vielmehr um eine volkstümliche Substitution von 'kommen' für 'geben', die ebenfalls im Kymrischen vor- liegt, wo dowch statt rhoddwch gebraucht wird. Auch unser studentisches 'ich komme dir einen Ganzen' u. dgl. läfst sich wohl vergleichen.

KüNG Meyer.

DIE ENDUNGEN DER 2. SING. PRÄSENTIS IM ALTIRISCHEN.

Über die Deutung- der Endungen der 2. Sing. Präs. des Indikativs und ä- Konjunktivs und die dabei zur Anwendung kommenden Lautgesetze herrscht in den Handbüchern völlige Unsicherheit.

I. Die «-Verba {möraid 'macht grols').

Indikativ unverbunden mör{a)i, verbunden ■m6r{a)i. Konjunktiv .. m6r{a)e, •m6r{a)e.

Als Grundform kommt für beide verbundene Formen nur *-mör-ä-s, für die unverbundenen nur *mör-a-si in Betracht, da bei den «-Verben Indikativ- und Konjunktivstamm zusammen- gefallen sind. Die Verschiedenheit der altirischen Formen erklärt Thurneysen (Hdb. § 558) dadurch, dafs das indika- tivische -i aus den Paradigmen der starken {"^bcri < *bher-e-si trägst') und der ? -Verben {*rimi < *nm-l-si 'zählst') ein- gedrungen sei. Das -{a)e des Konjunktivs sei regelrecht aus *-äsi entstanden.

Pedersen (Gramm. II 343, 355) nimmt ebenfalls an, dafs ■äsi zu -{a)e geworden sei. Die verbundene Konjunktivform erklärt er jedoch aus '"bher-a-jei oder *b]ier-ä-ei. Bezüglich der Indikativformen scheint er gleichfalls Thurneysens Ansicht zu teilen. Merkwürdigerweise lälst er -asi (mit kurzem a) regelrecht zu -(a)i werden, indem er ben{a)i 'schlägst' auf *bhi-na-si zurückführt. Da im Irischen lange Vokale in un- betonten Mittelsilben schon früh wie kurze Vokale behandelt worden sind, will mir ein solcher Unterschied in der Behandlung durchaus nicht einleuchten. Da intervokalisches s nach dem

428 JULIUS POKORNY,

Zeugnis der Ogham- Inschriften noch vor dem Endsilbenschwund kurzer Vokale geschwunden sein mufs, handelt es sich hier um das Problem auslautender Vokale nach Hiatus in un- betonten Silben, das, soviel ich sehe, noch niemals systematisch behandelt wurde. Meine Untersuchungen haben mich zu folgendem Ergebnis geführt:

1. Auslautendes altes ^ (+ geschwundener Konsonanz) schwindet nach i (j) spurlos:

duii)ni (Vok. Sg.) 'Mensch' < *dunije; meite (Gen. Sg.) 'Gröfse' < *metijes (oder *tnetijäs?).

2. Auslautendes e, das aus jo-, ja (+ geschwundener Konsonanz) entstanden ist, bleibt in jedem Falle erhalten:

ass{a)e 'leicht' < *assae < *ad-sthäjo-; tuaithe (Gen. Sg.) 'Volk' < töthe < töthea < *teutijäs.

3. Auslautendes altes e (+ geschwundener Konsonanz) bleibt (aulser nach i, j) stets erhalten :

-cüal{a)e 'er hörte' < *köchlove < "^kuTdove^ -leb{a)e 'er starb' < *bebase, -acc{a)e 'er sah' < *ak''ok''ose < ad-k^e-k^os-e.

Nach Eegel 1 hätte *ad-k''e-k''ois-e (mit früh geschwun- denem s) air. *acc(a)i ergeben müssen; da aber das Präs. ad-ci, das nur auf *k''iset, nicht aber auf "k'^eset zurückgehen kann, zur Annahme einer Wurzel k^'eis zwingt (Skr. ca-ks-atB, das von Pedersen II 490 herangezogen wird, ist also fern zu halten), mufs man annehmen, dafs das im Perfektum berechtigte oi der Wurzelsilbe analogisch durch das häufigere o der e-Wurzeln ersetzt worden ist (KZ 47, 164 ist entsprechend zu verbessern).

4. Auslautendes (+ geschwundener Konsonanz), mit dem zusammengefallen ist, bleibt, aulser nach altem oder neu entwickeltem i, j (Eegel 2) unverändert erhalten :

-cüala 'ich hörte' < *köc}ilova < *kuklova: {do)-roiga 'ich habe gewählt' < *roigösa < ^pro-gegousaA)

5. Auslautendes (+ geschwundener Konsonanz) bleibt in jedem Falle erhalten:

mudu (Dat. Sg.) 'vergeblich' < *madovü\ -deccu 'ich sehe'

< *dekiju < *de-en-k''is-ö; assu (Dat. Sg.) 'leicht' < *assaju

< *ad-sthä-jö.

*) J. F. 35, 181 mufs es natürlich überall gegous- statt gegeus- heifsen.

DIE ENDUNGEN DER 2. SING. PRÄS. IM ALTIRISCHEN. 429

Wir sehen also, dafs auslautende Vokale, aufser nach /. durchweg unverändert erhalten bleiben, dafs ferner i beim Zusammentreffen mit e (1.) den Sieg davon trägt; halten wir uns weiter vor Augen, dafs geschwundenes auslautendes -i auf den vorhergehenden, der Hebung zugänglichen Vokal anders wirkt als -e, also nach Konsonanz nicht zu e geworden sein kann, so werden wir a priori auch die Erhaltung des i nach Vokal erwarten dürfen und somit die Vermutung auf- stellen :

6. Auslautendes -? (-}- geschwundener Konsonanz) bleibt in jedem Falle erhalten.

Wenn wir dann sehen, dafs den Grundformen '^möräsi 'du machst grofs', *bhinasi 'du schlägst' im Altirischen m6r{a)i und ben{a)i entsprechen, werden wir nicht daran zweifeln, dafs hier wirklich lautgesetzliche Formen vorliegen! Und wenn im Konjunktiv eine Form mörae erscheint, so werden wir doch nicht diese Foi-m als lautgesetzlich und die andere als analogisch zu erklären suchen ! Um so mehr, als sich das Schicksal des auslautenden -i ganz zwanglos in das Lautgesetz fügt, das wir unter Zusammenfassung des bisher Gesagten aufstellen können:

Auslautende Vokale (+ geschwundener Konsonanz) bleiben, aufser nach j, nach unbetontem Vokal unver- ändert erhalten; ja, jo bleiben als e, je als i, jtt als u.

Die Indikativformen der ä-Verba sind somit lautgesetzlich, nur ist die unverbundene Form verallgemeinert worden, teils um den Zusammenfalls mit der verbundenen 3. Sg. zu verhüten, teils nach dem Muster der z-Verba,0 wo unverbundene und verbundene 2. Sg. {*rlml-si und nmi-s) lautgesetzlich zusammen- gefallen w^aren.

Die Deutung der Konjunktivformen auf -{a)e ist nun nicht mehr schwer : Ich habe (KZ 46, 282) nachgewiesen, dafs

0 Bei jenen ö-Verben, die auf alte -öy'o-Stämme zurückgehen, mufsten ebenfalls die verbundene und unverbundene 2. Sg. zusammenfallen, da so- wohl -äjes wie -äjesi zu -(rt)i führten. Wenn auch der Ersatz der -ajo- duTch ä- Stämme noch vor der Synkope erfolgte, könnten doch in diesem Falle die alten Endungen bewahrt worden sein und ebenfalls als Muster gedient haben.

430 JULIUS POKORNY,

die verbundene 3. Sg. des Konj. Präs. der t-Verba ihre Endung den (7 -Verben entnommen haben mufs. Umgekehrt wurde nun, um einen Unterschied von der 2. Sg. des Indikativs zu sclialTen, die Endung -e des Konjunktivs der «-Yerba auf die ä-Verba übertragen, also m6r{a)e statt m6r{a)i durch Einflufs von rime usw.

Nach Feststellung obiger Auslautgesetze dürfen nunmehr tan{a)e 'dünn', mad{a)e 'vergeblich' nicht mit Thurneysen (Hdb. § 205) auf *tanavi-, bzw. *madavi- zurückgeführt werden; es sind vielmehr ^tanovos, *madovos anzusetzen (vgl. oben mudu), die dann durch Angleichung an die ^'o- Stämme (Pedersen § 427) zu tan{a)e, maä{a)e wurden. Die (nur im Britischen nach- weisbaren) Nebenformen mit -avo- (abr. niadau, mbr. tanau) sind nicht mit Pedersen (II 15) durch Suffixwechsel, sondern nach dem von mir kürzlich (J. F. 38, 000) festgestellten Laut- gesetz zu erklären, wonach im Gallo -Britischen die Lautgruppe ova zu ava wurde, z. B. c. naiv 'neun' < *navan < *novan < *nevn. Es handelt sich also hier um gelegentlich verall- gemeinerte Femininformen, *madavä regelrecht aus *madovä usw.

II. Die i-Yerba {rimid 'zählt').

Indikativ unverbunden rinii, verbunden -rimi. Konjunktiv nme, -rime.

Der Indikativ geht auf *rmlsi, *-rimJs zurück. Die Grund- formen des Konjunktivs sind *riinijäsi, ^-rimijas, die regelmäfsig unverbunden ^rimi, verbunden -rime ergaben. Da jedoch im Indikativ kein Unterschied zwischen beiden Formen bestand, wurde im Konjunktiv das verbundene -rime verallgemeinert. Das als Zeichen des Konjunktivs empfundene -e wurde sodann auf die a-Verba übertragen, um auch hier einen Unterschied zwischen Indikativ und Konjunktiv zu schaffen. Ebenso wurde es, vermutlich durch Vermittlung der ä-Yerba, übertragen auf

III. Die starken Yerba.

Wenn zu &md 'trägt', rew(a)icZ 'verkauft' die Konjunktiv- formen -berae, -riae (anstatt *-hera, *-ria) lauten, können sie nur der gleichen Analogiebildung ihren Ursprung verdanken.

DIK ENDUNGEN DER 2. SING. PKÄ8. IM ALTIRISCIIEN 4.'^1

Nach dem Muster des Konjunktivs drang; dann im Laufe der altirischen Periode auch im Indikativ die Verallgemeinei-ung der Endung -i allmählich durch (Thurneysen § 554).

Der Ausgang' aller der erwähnten Analogiebildungen liegt somit beim Indikativ der 7-Verba, wo in der 2. Sg. verbundene und unverbundene Flexion lautgesetzlich zusammengefallen waren.

Wien. Julius Pokorny.

MäC TOIMTEN.

Zimmer. Kelt. Studien II S. 26 Anm., fafste in diesem Ausdruck toimten in subjektivem Sinne und paraphrasierte O'Davorens Erklärung A. döigh ni döigh 1596) mit 'einer der zu sagen pflege: es ist wahrscheinlich, es ist nicht wahr- scheinlich'. Wie aber ein anderer Eintrag bei O'Davoren zeigt, ist das nicht die Bedeutung. Es heilst dort § 62 arnd tum ein forsan eclais in mac toimden noclio gabann in mac sa ahdaine arnd tuca altrannas cisa ar eicin forsin eclais, d. h. man wählt keinen Sohn, dessen Vater zweifelhaft (ein Gegenstand der Mutmafsung) ist, zum Abte, damit die für seine Erziehung schuldigen Pflegegelder nicht der Kirche zur Last fallen. Es soll also döigh ni döigh das Hin- und Her- gerede der Leute über den vermeintlichen Vater ausdrücken.

KuNO Meyer.

MISZELLEN.

1. Zur Datierung des Gelben Buchs Ton Lecan.

Bei der Besprechung desjenigen Teiles dieser Handschrift, welcher S. 299 330 des Faksimiles umfafst, erwähnt Atkinson auf S. 2 der Einleitung nur die eine Schreibernotiz 318bl0, i) wonach Murchad ö Cuindlis 'wahrscheinlich 1399' diesen Teil geschrieben habe. Er übersieht dabei eine ganze Reihe weiterer Notizen, nach denen wir aulser dem Namen auch Zeit und Wohnsitz des Schreibers genau bestimmen können. Ich drucke sie hier sämtlich ab.

S. 307 a m. s, atä in dub ag leagad 7 atä Domnall 'sa galar farlr.

S. 308 a m. s. pläig coitcheand a nEirmw uile 'sa blla- dain sea.

Dies bezieht sich auf die von den Annalen zum Jahre 1398 erwähnte Pestilenz. So heilst es in denen von Loch Ce: 'pläigh mhör in hoc anno', und in denen von Clonmacnois: 'There was a great plague generally throughout all Ireland this year.'

S. 309 m. s. Romill in drochmemram 7 olcus na sine sinn.

S. 311a m. s. ... Ua]ter mac Baibid a Burcc ane farir.

Dies bezieht sich auf den ebenfalls 1398 erfolgten Tod Walter de Burgos durch die Engländer von Munster. Vgl. ALC: 'Uater mac Daibhid a Burcc dp marbhadh la Gallaibh na Mumhan.'

S. 311b m. s. a Müscraigi Treithirne doscribus in mbec sa.

Nach Hogan ist M. T. die heutige Baronie Clanwilliam in der Grafschaft Tipperary.

') So mul's es statt 318 a 14 heilsen.

KÜNO MEYER, MISZELLEK. 433

S. 312 m. s. Ata in duiue 's a phlaig- a n-entig riud.

Hier beklagt sich also der Sclireiber über die Haiis- genossenschaft eines von der Seuche des Jahres Befallenen.

Die nun folgenden Notizen beziehen sich alle auf Ereig- nisse des Jahres 1399,

S. 316 m. c. Dogabad baili na Gaillme areir for na Gallaib CO n-imad cacha maithiusa and.

Hier handelt es sich um die Einnahme von Gahvay durch Uilleag a Bure, die in der nächsten Notiz noch einmal er- wähnt wird.

S. 318 b 10. Dieser schon von Atkinson auf S. 19 gedruckte Einti-ag lautet: Murchad ö Cuindlis do scrlb in lebar sa fen in hliadain tänaisti thäinic rig Saxan a nEir/>m . , . i) aisti fa essTd 7 uilc imda do denura isin hliadain si iter Gall- aib 7 Gäedelaib 7 pläig choitchenn for däinib 7 ceathraib Evetm isin hliadain chelnsL. 7 c.

Dann folgt in derselben Spalte Z. 47 der längste und historisch wichtigste Eintrag.

Uilc imda do denum isin hliadain sea .1. rlg Saxan d'aith- rlgad le liiarla da muindtir fein 7 fairrge do theacht tar Fiondrus uile .i. tigeruMs^) iarla don leith tair do Saxanaib. Et iarla Deasmuman do bädad for Siüir 7 baile na Gaillme do gabail le hüilleag a Bürcc 7 is dlrim a tucad ass da cach uile maith itir ör 7 airgead 7 cach maithius archeana. Derb- airrdi imd? d'faicsin isin bliadain cetna 7 oes toirimtheachta d'faicsin co follus indti. Cith fola d'ferthain a Cnoc Rafand isin aimsir chetna gorba län do chrü 7 d'fuil na cnuic 7 na tulcha 'na timchell 7 araill d'ingantaib eie isin bliadain chetna 7 c. 7 is inganta lind inä cach nl dib-sin in long ceannaig do loscad ar lar na fairrge möire 7 när fedad a teasargain gan loscad le huisce le srdle.

Von all diesen Ereignissen finde ich in den verschiedenen irischen Chroniken nur den Tod des Grafen von Desmond durch Ertrinken im Flusse Suir verzeichnet (AU 1399).

Auf dasselbe Jahr weist natürlich die Erwähnung der Entthronung Heinrich II. Weder die grofse Wassersnot in

') Unleserlich.

') Darüber no cathair.

434 KUNO MEYER,

Flandern, noch der Blutregen von Cnoc Rafann (in der Graf- schaft Tipperary, zwei engl. Meilen nördlich von Cahir), noch die Verbrennung des Handelsschiffes auf dem Meere, die dem Chronisten so besonders wunderbar erscheint, noch die Ein- nahme und Plünderung von Galway durch William de Bürge, sind sonst verzeichnet.

2. Altir. Gennaitli.

In den Glossen zu Columbas Hymnus 'Altus Prosator' im Liber Hymnorum findet sich zu dem AVorte zalmlus die folgende Bemerkung (The Irish Lib. Hymn. edd. Atkinson and Bernard I, S. 72 b 39):

.i. focul grecda deconsiliarius interpretatur uel inflrmus \ar gennaith.

Mit dem letzten Worte wufste Atkinson (ib. II, S. 159) nichts anzufangen. Es ist zu lesen lar nGennaith 'nach Gennadius'. Der Hinweis ist auf eine Stelle in einer theo- logischen Schrift des Gennadius, wohl nach einem Zitat bei Baeda.

3. Drei Menschenalter.

In dem altirischen, ursprünglich noch heidnischen cetnad n-äisse genannten Gedicht (Ir. T. III53), was ich mit 'Gebet um langes Leben' wiedergegeben habe (Illinois Studies II, S. 19), wird um eine Lebenslänge von drei Menschenaltern gebeten (tri äes dorn dorataiter !). Eine gleiche Lebensdauer ver- heilst der Feenkönig lubdän in ' Aided Fergusa' (SG. I 248, 31) demjenigen, der sich in seinem Waschbottich (dabach) badet: 3Io dabach i lleith re ndabaig ndeisi, Uit i n-öesaib co fo thri gach öen fothruiges estiA)

Es ist dabei gewifs an eine Lebenszeit von neunzig (dreimal dreilsig) Jahren gedacht. So wünscht auch noch ein kymrischer Barde namens Cawrdaf (W. E. Jones) der Prinzessin Victoria zur Feier ihrer Mündigwerdung am 24. Mai 1837 tair oes-) (was ja auch fast in Erfüllung gegangen ist), eines der vielen Beispiele von der durch Jahrtausende unverändert an- dauernden Tradition keltischer Poesie.

') So die Handschrift.

') tair oes iddi! Gweithoedd, S. 273.

MrSZELLEN. 435

4. Chorb and Echu Find Füath nAirt.

The following poem now edited and translated for the first time deals with the seven battles said to liave been fought against Munster by Chorb, son of Mug- Corb, King of Leinster in the third Century, with the help of Eehaid or Echu Find Füath nAirt, son of Fedilmid Rechtaid. Echu was the leader of the Fothairt (Fotharta), a tribe that was expelled from Tarai) together with the Laiches, and settled in Leinster. 2) Probably because of the help given by them to the King of Leinster they are called cUathaire Lagen 'battle-fighters of Leinster' in Eawl. B 502, 119 a 2. The account given by Keating (Irish Texts Soc. VIII, p. 308) differs in several details from the one given in our poem, more particu- larly in the names of the battles, and in identifying 'Ath Truisten with 'Ath '1.3)

The poem has been preserved in the two manuscripts to which we owe most of our Information on the ancient history and traditions of Leinster, viz, Rawlinson B 502 (p. 83 b) and the Book of Leinster (p. 35 b). It is composed in rinnaird, with quantitative assonance in the first line ^) and consonance

>) As to the cause of their expulsion see a poem in Eriu VI, p. 157.

*) fleuce they and the Laiches are called forsloinnti Lagen {da prim- forsluinniud Lagen, Rl. 119a 2). This terni is thus explained in Rawl. 502, 140 b 27: Hit forsloiuti tra la Hüib Neill 7 Connachto 7 Ultu 7 Laigniu 7 Mumain cach öen nad beir geuelach cosna cethri bägaib arddaib seo .i. CO Niall la Neill, co hEochaid Mngmedöiu la Conuachtu, co Cathäir Mär la Laigniu, co hAilill nAulom la Muimniu {sie). Issed dosgni for- slointi dona claunaib söeraib asrubramar, ma theis nech dib asa chrTch fodeissin do chomaittreib i crTchaib ailib, amaZ dochüatar CTaunachta 7 Gäilenga 7 Delbna ü Chaissiul hi erleb iSeill 7 umal dochüatar ö Temair secht Fothairt do aittreib i crTch Laigen 7 na Deissi hi crTch Mumau; ar is CO Feideilmid Rechtaid adfedar geneloigi na nDeissi Muinan 7 na nDeisse hiBreg.

') Go dtugadar maidhm orra ag 'Ath Troistean re räidtliear 'Ath 'I ag Bearbha, 1. -4802.

*) In the third verse of the first stanza we should read togac {tugae) or tuige. See Thurneysen, Zu ir. Hss. II, S. 24. It is evidently the togae of fei. Jan. 6 and Nov. 7, by Stokes considered as a variant of togu, which is not likely as togu occurs Prol. 123. It is a byform of tuige 'cover, shelter'. Cf. tuga {tuige) co füatchai Triads 140; tre talman togha (sie leg.) CZ V 24, § 4.

436 KUNO MKYER,

in tlie tliird. The quatrains are linked except 6/7 J) In § 10 we should perhaps read Caih Maige with L, which would give a link witli Mnmnn. No link is required in § 11, as tlie stanza begins with the same word as the preceding one. Tiie first verse of the poem has one syllable too many, a licence permitted where i)roper names enter. So far as one can judge from the language, the poem is probably not older tlian the 10"' Century.

1 Fedeilmid^) athair Echach, [ba] amra in 3) duine, ba flaith, ba fial toga[e] for*) Tath nErenn n-uile.^)

2 Eocho^) ö rodlomad dia-) thecosc, tren medair,^) secht cetaib for conair docomlai-') a Temair.

3 Docechaingio) a^i) Bregaib i ILife^^) laind fogair,i3) CO rräncatari*) Laigin a les nech dia cobair.

4 Chorb i^) co secht cetaib nlmleiced i^) im grissa, dlomtha im'') Breg büassa, cor threb and nöi missa.

5 Macc Moga Corbb cennmair ocus Eocbo aignecli glanait slüagui^) Mumnech do chlär Lifi'") Laignech.

6 Lin catha rofersat^o) feib marcacb, nirt traigthech,

ba fri Echaig2i) n-ilchach2^) altlethan^s) ard ailchech.'«)

7 Leth Laigen do Echaig^'^) dar cach cath rochuiri,''^) is forblaith "^ ') co nglaini28) Con Corb foraib uili.29)

8 Is sl sin 3") in cliommaid ar thossach,3i) ar mochacht,'^) Con Corb cen nach clethalt ocus clainne Fothart.

9 Fotharta rofersat^s) secht catha, gargg bunad,

oc cosnam chirt^^) Lagen fri mörthiiatha ^s) Muman.

10 Cath Trusten, 36) cath Gabra, cath Feä feib tindrem,37) cath Crüaich cetaib comram, cath Commair tri nlnber.^^)

11 Cath Ardda ScoP») sciathaig fri*") Tüathmumain tüathaig,

0 Notice Temair : docechaing 2 3. '') Feidhmid L ») om. L

*) dar L ») uile L «) Eocliaid K. ') do L «) medar RL ») dochumlae R '0) dochecbaing R ") do L ^^) hilLipbe R 1^) fodair L »*) raucatar R »*) Chorp L '«) nimleced R nileiced L ") in R '«) sluago L >9) Liphe R "<>) rofersat R ^') Eochaid R ''') nilcbaig RL ") altlethain L

") aichlech R ") Eochaid R, Ech- L 2«) rochuire RL ") forflaith L «8) üglaiue RL '*") forthaib buile R, foriu uile L "") i seiu L

•1) tossacb L ä-) moebat L ") Fotbart rodafersat L **) oeosnam pirt R '■) ri raörtbuatbaib L ««) Maige L ") tinnrem R, tindrn L »*) iiusci L ^*) scoil, witb piinctum deleus over i L *<*) for L

MTSZELLEN, 437

ba talc') tli diar tiiatliaib"^) catli Ätha hl ilathaig. 12 It e sin seclit catha loniemdatar^) reniib

for mörtlmatha ^) Muman fii cach fugal fedil. F.

Traiislatiüii.

1 Fedelmid tbe fatber of Ecbu, famous was tbe man, he was a ruler, he was a generous shelter over 3^ tbe land of Eriii.

2 When Ecbu was expelled at bis bebest a severe sentence he set out upon tbe road from Tara wirb seven bundreds.

3 He marched from Bregia into tbe neighbouring land of Lift'ey,") until tbe men of Leinst er needed some one to help them.

4 Chorb with seven bundreds would not let bim into trouble;«) he') w^as refused tbe wealtb of Bregia, so that he dwelt tbere nine months.

5 Tbe son of bigheaded Mug Corb and valiant Ecbu drive tbe bosts of tbe Munstermen off tbe Leinster piain of Liffey.

6 The number of battles which they fougbt by virtue of horsemen, by tbe strength of foot-soldiers, was against Ecbu tbe triumphant, the broad-jointed , tbe noble, tbe rock-like.

7 A half of Leinster (was given) to Echu for every battle he fougbt, the brilliant rule of Chorb is over them all.

8 This is the first and earliest covenant without any con- cealment of Chorb and the clan of the Fotharta.

9 The Fotharta fougbt seven battles, a fierce begiuning, in defending the riglit of tbe men of Leinster against the great tribes of Munster.

10 The battle of Truistiu,^) the battle of Gabar, the battle of Fea by the strength of attacks, tbe battle of Cruach witb bundreds of contests, tbe battle of Commor tri n^sce.^)

') tailc L *) do l^chaib L ^) romebdatar R *) raorthuathaib L ^) I propose to read i ILifi laind, which I translate. ^) Read perhaps

nlnl?iced, which I translate. As to the plural of griss, literally 'live coals, hot embers' in the sense of 'vexation, trouble' cp. cen bet, cen grissa SR 3958. Cp. also rob gris äs cach rig anhüas RC XX 52, 16, which should be rendered 'may he be (like) hot embers ou every king from above'. '') i. e. Echu *) of the Maigue L ') Here for the sake of the rhyme inber has taken the place of the usual usce, which is actually the reading of L Zeitscbrift f. eelt. Philologie Xn, 3. 29

438 KÜNO MEYER,

11 The battle of Ard Scol •) of shields against tribeful Thomond; a stout comfort to our lords was the battle of dread 'Ath 'T.

12 Those are the seven battles wiiicli were bi'oken before them upon the great tribes of ]\runster by every truf^ account.

5. Kj'inr. tincerdd.

Dies Wort, welches 'Stümper, Pfuscher' bedeutet, stellt eine liöchst gelungene Volksetymologie dar, indem es aus engl, tinlcer 'Kesselflicker' entlehnt, mit dem heimischen tin (ir. tön) im Doppelsinne von engl, 'bottom' in Verbindung gebracht und an cerdä 'Kunst, Handwerk' angeglichen worden ist. Das. tritt besonders deutlich in dem folgenden penill"^) hervor, in welchem es zu pcncerdd 'Meister der Musikkunst' in Gegensatz gebracht wird:

Gtvell gan adyn llwyrfalch lledffol Fod yn dincerdd yn ivastadol, Na dysgu hod yn bencerdd hynod Gan im fyddo gwell ei ivyhod.

6. Kymr. uolff'.

Dies bei Richards und Pughe aus Richard Morris (gest. 1779) verzeichnete Wort ist ein gutes Beispiel für meine Behauptung, dafs die englischen Lexikographen gut täten, die englischen Lehnwörter in den keltischen Sprachen zu berücksichtigen. Es ist nämlich eine weder bei Murray noch Wright belegte Form von aulf^ dem heutigen oaf, mit vor- geschlagenem n. Das aus altn. dl fr 'Elfe' entlehnte Wort findet sein genaues Gegenstück in der Bedeutung 'Tropf, Ein- faltspinsel' im hamburgischen Dialekt, wo man nach Richey een dummen olf sagte.

') ArdscnU near Athy, Hogan, Onom., where a reference to our passage should be added.

'^) Aus 'Diliau y Delyn, sef Casgliad o Benillion Cymraeg i'w cauu gyda'r taimau'. Caernarfoii. Ohne Jahr. (S. 38).

MISZEIJ.KN. 4r50

7. Altir. siiirfte.

Dies Wort findet sich öfters in den Annalen von Ulster (A. D. 91Ö, 944), wo eine Winterkälte als so stark geschildert wird, comtar suirffi prlmloclia 7 prlmaibne Krenn du (hraiythe- r.haib 7 mardaigih (A. D. 855). 940 wird siiin'ssi geschrieben. Wii" haben darin das mit so- komponierte Partizipinm von retimn (risse). Es ist etwa 'leicht befahrbar' zu übersetzen.

8. Delbnae Nödot.

In AU 817 druckt Hennessy in rcgione Delbnae Nodof und auch O'Malley, 'The Language of the Annais of Ulster' S. 74 behält diese Lesart bei, obgleich beide Hss. Lodot schreiben. AVir haben es mit dem Gen. der undiphthongierten Form des Personennamens Luada = kymr. Ludd zu tun. Wenn die Gegend später Delbna Nfiadat heilst (BB 191b 10), so liegt hier derselbe Einsatz des bekannteren Namens für den selteneren vor wie in Mag Luadat (LL374a), dem heutigen Majmooth.

S). Altir. inTii 'meiu'.

Diese betonte Form des Possessivpronomens der 1. Pers., ursprünglich der Genetiv des Personalpronomens (Thurn. Handb. § 440), kommt in der älteren Dichtung und Kunstprosa oft zur Verstärkuug des unbetonten Possessiviims vor, und zwar

(a) der unbetonten Form vorangestellt, (b) hinter dem Nomen. Ich gebe einige Beispiele: (a) tacud iar mar mni mo chelniaine Lib. Hymn. ed. Atkiuson 1184 = tocad iar mär möi {.i. mei) mo chehnaine R1502, 126b 21 in einem Adomnan zugeschriebenen Gebete. Ebendaselbst: red möi (möe R) mo Christ cumachtacli. , Ferner moai (leg. maoi) mo rose Amra Senäin § 10, CZ III 224.

(b) säeru mo gene maoi O'Dav. 1034; domicfa ü mo macäin mfii ib. 1555. Die letztere Konstruktion liegt auch an einer wenigstens im Faksimile verschriebenen Stelle in LL 126 a 54 vor: tucthar öm rig mucra escra cUach usw. Statt mucra ist gewifs zu lesen mni ra {= la). Dafs muc hier ein sonst nicht belegtes und angeblich aus dem Nordischen entlehntes Wort für 'Kanne' sein soll, wie Marstrander, Bidrag S. 41 glaublich machen will, ist nicht anzunehmen.

29*

440 KUNO MEYKR.

10. Altir. daifhfenn.

Dies Nomen zu di-aith-s{n)enn 'wegjagen, verjagen' findet sich'CZ 111450,3: daithfenn {daiffenn H) im ncm, was im Gegensatz zu hithbethu for nim, ib. 449, 18 stellt. Zur Ver- schmelzung von dt- mit aith- vgl. din- aus di-in-. Toffunn, die gewöhnliche Form des Nomens zu to-senn, ist ursprünglich Dativ zu toffann, wie hiiith zu both usw. Gen. coin taffaind LL 14 b 12.

11. Zu O'Davorens Glossar.

.^' 63. conad ragbad mac no ingen de asa aici. Hier haben wir das Subst. akce {a) f. Tflegeschaft', von dem ich Kelt. "Wortk. § 161 gehandelt habe. Pedersen macht mich darauf aufmerk- sam, dafs es auch Wb 5 b 27 voiiiegt {is 'na n-aicci atdi), wo die Herausgeber des Thesaurus an aicce 'Nähe' gedacht haben. Wir finden es ferner Br. D. D. § 8 : altrom a maicc eter theora akce (i ieora aicce St).

,s^' 1073.

Hier ist die Glosse zu lesen: is ard in codnaigetu don c[h]anuid canus in [n-]emain [n-]imrind cen indirgi cen in- deimni 'hoch ist die Meisterschaft des Cano, welcher die rings- gereimte emain ohne Unrichtigkeit oder ohne Unsicherheit singt'. Das Lemma stammt aus einem bei O'Mulc. § 537 zitierten Gedichte. Vgl. Kelt. Wortk. § 56.

^ 1190.

Hier übersetzt Stokes das sprichwörtliche llanchar cach guide mit 'dement every prayer'. Es ist aber cäch zu lesen, guide als Dativ zu fassen und zu übersetzen 'ein jeder ist liebenswürdig, wenn man ihn bittet' ('every one is amiable for being supplicated'). Einen ähnlichen Fehler begeht Stokes in § 1272, wo slän cäch mairnes mignlmu zu lesen und zu übersetzen ist 'jeder, der Missetaten verrät, geht frei aus'.

12. Bisher uubelegte altir. Formen.

Zu Thurneysen, Handbuch § 390. Ein altes Nom. tricho findet sich Anecd. III 60, 27, Laws IV 336, 23, Gen. trichot ib. 26.

MISZELLEN. 441

Zu § 414. -de- kommt noch vor in do-de-güiset Laws IV 334, 2 ; no-de-dlüthai, do-de-n-immairg<) ib.

Zu §431. flada 'vor ihm' Trip. 136,28; ttaisc 'über ihr' RC XI 452, 4.

Zu §441 und 481. ala-ai 'der andere von ihnen' Ivawl. 502, 113 b 29 {ar n'i fr'ith ala-äi do thacru 'denn der andere von ihnen wurde nicht gefunden, um zu plädieren').

Zu § 454. Auch die singulare Form cisnc kommt auf einen Plural bezogen vor, z. B. Laws IV 338, 2 ; Triads § 239.

Zu § 787. Zu cid lautet der Plural cetis in Mael Muru Othna's Gedicht Canam hunadas na nOöidel (Ir. Nenn. S. 224), wo LL in ciamdis geändert hat.

Zu § 332. Statt larsnaih findet sich Laws IV 17<>, 5 iarnaib.

Zu § 897. Zu noch is = i. e. stellt sich noch der Plural noch it, Laws pass.; ferner noch hld {= hii) II 388, 13, noch fil I 102, 7.

13. Altir. to-fäisc-.

Die Herausgeber des Thes. Pal. übersetzen II 250, 10 macc sacle an tofäsci ddc 'a splendid salve wliich binds a thorn'. Es handelt sich aber um die Entfernung des Dorns aus der ^^'unde, und so ist das Verbum mit 'hinausdrücken, ausquetschen' zu übertragen (to- wie öfter im Sinne von 'hin, weg'). Die- selbe Bedeutung liegt CZ III 453, 30 in lind tofäiscihi fola hi pennaind vor 'die blutige Flüssigkeit, welche bei der Bufse ausgepreist wird'. In Dinds. § 62 heilst es von Aidne mac Allgubae, dafs tofascud a da glac (BB382b9) 'das Ringen seiner Hände' genügte, um aus den Knöcheln Feuer heraus- springen zu lassen.

Berlin-Wilmersdorf. Kuno Meyer.

EINIGP: WORTE AN KUNO MEYEK.

Ihre kleine Erwiderung (oben S. 307) auf meine Kritik Ihres ,,Zur keltischen AVortkunde I VI" veranlalst mich zu folgenden Bemerkungen:

1. Die Bemerkung über die Futurumsform gegna.lw Texte 11^ 246 ist ganz unrichtig. Sie übersehen, daCs gegna vor dem n einen Vokal verloren hat, was natürlich nicht der Fall ist in dem von ihnen postulierten dorognad.

. 2. Dafs ich mich nicht blindlings Ihrer Lesart irischer Handschriften anschliefsen kann, wird Ihnen unter anderem folgendes klarmachen. In der CZ X 373 sagen Sie, dafs die Lesung darrmart Acad. Dict. 106, 4 (Rawl. 85 b 20) „durch un- genaues Lesen des Herausgebers verschuldet ist", und dafs „die Hs. richtig darrinart hat". Ferner soll ich Ihnen zu- folge („Zur kelt. Wortkunde" IV S. 957) BB 111b 35 das dallduinin der Handschrift irrtümlich als dalldumin gelesen haben.

Bitte schlagen Sie diese Stellen nochmals nach. Bestehen Sie auf Ihrer Kritik, verspreche ich Ihnen, auf die Sache zurückzukommen.

Meinerseits gebe ich gern zu, dals ich die Richtigkeit Ihrer Lesung dorognad zu L"^nrecht angezweifelt habe. Doch behaupte ich Ihnen entgegen nach wie vor, dafs wir es hier unmöglich mit einer älteren Form von dorönad zu tun haben können. Es ist geradezu undenkbar, dals eine derartige Form sich in einem Gedicht erhalten haben sollte, dessen Ortho- graphie sonst von der ersten bis zur letzten Zeile im höchsten Grade regelrecht ist. Eine Schreibweise doroghnadh = dorö- nadh möchte ich meiuesteils eher für ein Zeichen des jungen Alters der Handschrift halten; sie müfste offenbar durch graphischen Anschlufs an dogJiin entstanden sein.

CAKL MARSTRANDKK. EINIGE WORTK AN KUNO MP:YEK. 443

Aber pafst denn eine Perfektforni übeihauitt in den Zii- saiiiraenliang hinein ? Die Form sieht umgeben von rräteritums- formen, das Gedicht enthält überhaupt keine einzige Perfekt- form, denn rorith in Str. 16 steht nicht, wie Sie meinen, für roraith; adroairle der Str. 8 ist mir unklar; Ihre Analyse *ad-ro-ad-rale widerstrebt den Lautgesetzen. Perfektformen enthalten auch nicht die anderen Gedichte Ihres „Über die älteste irische Dichtung P' (rohi Fürs. Laidc. I Str. 18 ist un- richtig; die Urschrift hatte wahrscheinlich dohi)] der Giuiid liegt natürlich im Gegenstand.

Man sieht sich also zu der Annahme genötigt, dafs dorognad ein Schreibfehler ist. In dem Falle kann die Ur- schrift kaum etwas anderes als doro(jhad gelesen haben (zum Infin. torghdl: doroghad inna targahdla, Ir. Pen. § 29).

Eine Stütze für Ihre Auffassung von onmngnath dürfte vielleicht LL 377a geben: is on Ldbraid sin fil grdin 7 gcrt- acht 7 otnun .... for Laignih Her firu Erend.

3. Dafs die Lesart inloing ollam anamain O'Dav. 1072 gegen das Versmafs verstofsen solle, kann ich nicht zugeben. Die handschriftliche Überlieferung weist auf inhing hin, vgl. Cormac s. v. anamain, wo YBL und LB mit O'Dav. inloing lesen. Man hat doch kein Recht, das ältere und seltenere inloing zugunsten des inellaing ohne zwingenden Grund fort- zuschieben.

4. Dafs riched eine Stammform rigi- enthalten sollte, ist durchaus nicht erwiesen. Meine Vermutung, dafs das Wort von einer verhältnismäfsig späten Zusammenrückung von ;/ und dem in machad vorliegenden Substantiv ""sed herrühre, läfst sich nicht ohne weiteres von der Hand Aveisen. Die Zusammensetzung kam sicherlich in den Klöstern zustande.

5. Wagen Sie wirklich auf Grundlage der vereinzelten SchreibAveise rete (mit Strich über dem t) Rawl. B 502, 92 d 25, ein irisches retere mit palatalem t zu postulieren, wenn das Wort in derselben Handschrift retaire 92 h 22, 93 c 50 ge- schrieben wird, und dies überhaupt die einzige nachweisbare Form in allen irischen Handschriften ist? Ihrem Einwand, dafs t mit Strich darüber in Rawl. B 502 nicht als tair auf- gelöst werden darf, kann ich kein Gewicht beilegen; meinem Eindruck gemäfs kommt t mit Strich darüber, abgesehen von

444 CAKI- MAHSTKANUKK, EINIGE WORTE AN KUNO MEYER.

eter, etir (lat. inter), in dieser Handschrift hauptsächlich in lateinisclien Worten vor.

Ihr Hinweis auf feiere ist mir ganz unverständlich.

6. „Vielmehr haben wir es in epidios sowohl als in cchde mit einer gewöhnlichen adjektivischen Bildung auf -idio- zu tun."

Gegen diese unrichtige Bemerkung habe ich mich gewendet.

7. „Wenn ich § 33 die Bildungen auf -sech von Worten wie gaillsech ausgehen liefs."

Aber dies tun Sie ja nicht. Sie sagen ja ausdrücklich, dafs Sie „von Femininen wie Idiches ausgegangen sind und sich an Bildungen wie gaillsech . . . angeschlossen haben", was doch etwas ganz anderes ist.

8. Bezüglich des sehr umstrittenen cet bin ich sicher, Sie werden erfahren, dafs Ihre Erklärung geringe oder keine Zustimmung finden wird. Sie müssen uns erstens erklären, wie licet zu ir. cet führen konnte. Hier genügt Ihre "bus aus Omnibus"- Theorie nicht. Ferner scheint es kaum wahrscheinlich, dafs der Schreiber von Arm. das verkürzte cet, der von Mil. aber das angeblich ältere lecet (warum nicht licet?) benutzt haben sollte, falls beide Formen aus dem Lateinischen licet herrührten. Freilich bin ich noch nicht in der Lage, sowohl licet wie cet in einem und demselben Texte nachzuweisen. Aber das dürfte wohl durch die wenigen Belege von licet begründet sein.

Kristiania, August 1918. Carl Marstrander.

ERSCHIENENE SCHRIFTEN.

Revue Celtique. vol. XXXVI Nos 3 4. Aiinees 1915—16. Die Kriegsnöte haben es den Herausgebern nicht ermöglicht, während der zwei Jahre mehr als dies Doppelheft erscheinen zu lassen und sind wohl auch hauptsächlich an der mangelhaften Druck- legung und der ungewöhnlich grofsen Menge von Druckfehlern schuld, die besonders die Lektüre der irischen Gedichte auf S. 262 ff. erschweren. Aus dem bunten Inhalt hebe ich nur einiges hervor. An erster Stelle steht ein Artikel Marstranders über 'Thor en Irlande'. Er und andere haben also seinen Beitrag zu 'Maal og Minne' I S. 80 89 (1915) für richtig und wichtig genug gehalten, ihn in eine Weltsprache übersetzen und in einer Fachschrift erscheinen zu lassen. Das ist im Interesse unserer Wissenschaft sehr zu beklagen, die Gefahr läuft, durch so phantastische jeder positiven Grundlage entbehrende Behauptungen diskreditiert zu werden. Marstranders bis ins Einzelnste hinein verfehlte Deutungen und Schlüsse werden manche Fachgenossen an Zimmers verwegenste Aufstellungen auf demselben Gebiete erinnert haben. Mir persönlich aber riefen sie eine Szene ins Gedächtnis, die sich im Mai 1917 im Eauchzimmer der 'Ryndam" abspielte, als das Schiff, welches die österreichische Gesandtschaft aus Washington an Bord hatte, sich der Nordküste Schottlands näherte. Da stellte ein ungarischer Konsul die Behauptung auf und fand damit grofsen Beifall, die Schotten seien einer der versprengten Stämme Israels, was sich handgreiflich aus dem Namen der nach den Hebräern genannten Hebriden und aus dem Geschlechts- namen der M'Cabe, den Nachkommen der Makkabäer, ergebe. Es ist wirklich um kein Haar besser, wenn Marstrander ein irische» Ascaill als 'Asenhain', die Bezeichnungen muüiter Tomair als 'peuple de Thor', maithi Tomair als 'les illustres de Thor', ein angebliches Tomar togach als 'Thor l'Electeur', Tomar täebach als 'Thor au large flanc' deutet, oder dann Balldair mit 'Kinder Balders', ßaile Balldair mit 'Baldersheim' übersetzt und daraufhin die Behauptungen wagt, die Skandinaveu Dublins hätten noch zu Ausgang des 10. und zu Anfang des 11. Jahrhunderts dem Thor geopfert, der Kultus dieses Gottes habe sich zum Nachteil desjenigen

44f> KKSCllIENKNK SCHRIFTEN.

Odius ausgehreitet, eine skaudiuavische Kolonie in l'oik habe Balder als ihren Schutzgott verehrt, und was dergleichen mehr ist. Er hat damit gegen seine eigene auf S. 362 ausgesprochene Warnung gesündigt, die man nur unterschreiben kann: 'Les recherches sur les uoms de Heu et de personne exigent, plus que tout autre cho.se. la plus consciencieuse exactitude dans l'exameu critique des sources. Les materiaux doivent etre soumis k l'ordre chronologique.' Gerade' gegen die letzte Forderung hat er besonders verstofsen. Da die Gefahr naheliegt, dafs Germanisten und andere, die nicht in der Lage sind, das Vorgebrachte nachzuprüfen, einem Fachgelehrten blindlings folgen, wie das ja leider auch iu dem ähnlichen Fall Zimmers geschah, so will ich eine ausführliche Widerlegung lieber au einer Stelle anbringen, von wo sie weitere Kreise erreicht.

Van Hamels Abdruck des Gedichtes auf Crirathann aus Rawl. B 502, 85 b erheischt folgende Verbesserungen. In Str. 1 hat die Hs. molbda. In Str. 4 lies fintöir, Str. 5 mifrech in quantitierendem Gleichklang mit Cathbad und nathrach, Str. 6 n-antrenn, in Str. 13 Enna, Str. 14 Huaisliu mit der Hs., die ferner richtig Cruachan hat. In Str. 15 lies Samäire, Str. 16 Mtignae, Str. 20 hirchrann, Str. 24 Torchdil ni tholcmaith nostoimdim, Formcel, Fordruimm, Str. 26 m'inhed, wie Rawl. öfters statt ined, inad schreibt. In Str. 27 hat die Hs. timthach, Str. 28 asrubairt. Lies 's ed ronanacht. In Str. 31 steht noi iigrad in der Hs. und grad statt grane. In 25 a liest LL na iargud 7 dilgud. Str. 23 a ist Gluis in Glais zu ändern. Das Fcs. hat inasc ail. Serge ist gewifs mit O'Curry iu SBrad zu bessern, was Reim mit gcbam und Konsonanz mit dälam gibt. In der letzten Strophe lies leimm dar. Zu den Anmerkungen wäre zu sagen, dafs es nicht verständlich ist, warum lerglüir in Str. 4 der Alliteration wegen eine bessere Lesart als lergmoir sein soll, da das l von loir doch nicht alliterieren kann. Clär Cathbad ist eine dichterische Bezeichnung für Ulster. In Str. 10 ist roen gewii's richtig, aber Reim mit röemid gibt es nicht. Str. 24 sind Torchdil, Formäel und Fordruimm Namen von Hügeln iu der Barouie Gorey in der Grafschaft Wexford. OCurry würde sich gefreiit haben, durch die Lesart Torchdil (R) eine Bestätigung seiner Identifikation von Torchair (LL) mit Torchill Mount zu erhalten (Ms. Mat. S. 489 n. 59). Mide 'Meath' ist ursprünglich Neutrum. Was die Bindung der Strophen untereinander anbetrifft, so tut diese in § 13 und 19 nicht not, weil das Anfangswort der vorhergehenden Strophe wiederholt wird. In solchen Fällen fehlt die Bindung regelmälsig. Vgl. z. B. Fei. Öiug. Epil. v. 181—209, wo alle Strophen mis Is anfangen, ib. 237—284 (Drong), 321—360 (Adsluindiu), 445—560 (Romsöerae).

In den Gedichten aus Brüssel ist S. 276/7 § 29 tecmaig und eccnaid zu lesen, in §34 dibh a ndls, m föille fis, wo föille auf üighe reimt, § 41 und 50 Egijd im Reim mit enirt, § 42 ainsedh (: tairsedh), § 46 Mnra na muir, § 53 fman, § 61 i\^( raibhe.

ERSCHIENENK SCHKIl'IKN. 447

Marstranders absprechende und z. T. in wenig höflichem Tune gehaltene Kritik meiner 'Keltischen Wortkunde' (S. 335 ff.) macht ihm keine Ehre und wird besonders all denen unerfreulich sein, welche wissen, was er mir alles schuldig- geworden ist. Es ist auch zu tadeln, dal's er von den reichen Wortsammlungen der irischen Akademie, die ihm zur Verfügung stehen, keinen besseren Gebrauch zu machen gewufst hat. Wie so oft bei seinem Wörterbuch, ver- wirrt er auch hier öfters den Leser durch eine Menge Zitate, die dieser doch wieder im einzelnen prüfen mufs. So habe ich schon erwähnt, dal's er in dem Artikel über den und dem die strittige Frage durch ein Wirrwarr von mehrfach wiederholten, oft falschen Belegstelleu nur verdunkelt. Er setzt ein Substantiv den an, während nur gelegentlich dem Reim zuliebe so für derin geschrieben wird, mischt unter die Beispiele für das Adj. den solche, die einen Kasus des Adj. dian und sogar des Subst. dian («) f. enthalten und zieht daraus falsche Schlüsse. In Acall. 2677 lälst er dein auf ind reimen statt auf fein, nimmt O'Davorens dein A. glan für bare Münze, während es sich doch um das dem doss zustehende Versmass dia^i handelt, setzt in SR donmn den statt des ganz gewöhnlichen domun d'mn au, ebenso druine den 1943 gegen den Reim u. dgl. mehr. Wenige Seiten hätten genügt, um das Richtige und Neue, was M. bringt, zusammenzustellen. Man fragt sich, was Artikel wie z. B. der über genit (S. 887) eigentlich bezwecken. Was er über celt, maehad, üsca, mathmarc, cnatarbürc, cnaplong, Fuidbech, Suidbcch sagt, ist wenig überzeugend, während seine Ansichten über cet, riched, dorognad, otmmgnath, Cathäir, Dlmma, Inaepius, aithben, geliti^) geradezu unrichtig sind. Um zu zeigen , wie oberflächlich M. bei aller Umständlichkeit zu Werke geht , und wie wenig ihm der ab- sprechende Ton zukommt, will ich kurz seine Bemerkungen über aithben (S. 337) widerlegen, worin er meine Übersetzung des Wortes mit 'frühere Gattin' bekämpft. Er schlägt allen Ernstes vor, athben in rlg Airt (Zeitschr. VIII 254 § 17) mit 'das Unweib des Königs Art' zu übersetzen. Das wird er freilich keinem Leser weilsmachen, aber es zeigt, wie flüchtig er sich die Texte ansieht und sich um eine genaue Übersetzung herumdrückt, während er dreist behauptet, 'la traduction de Meyer manque completement de base'. König Art war tot und athben bedeutet schliefslich nichts anderes als 'Witwe'. Unverzeihlich aber ist es, dal's er den Charakter einer Dame, gegen die auch nicht das Geringste vorliegt, verleumdet als ob sie eine Ta'itu oder gar von deutscher Abkunft gewesen wäre : ' les mauvaises qiialites de Medb se laissent clairement aper^evoir'! Schliefslich

') Wie die Lesart geilte von B in Cog. 174, 9 zeigt , steht geliti in Hs. D nicht " mit Rückassimilation " von glinne (!) für geniti, sondern ent- hält svarabhakti , das D bekanntlich mit Vorliebe schreibt. So pafst es auch gut zu ammaidi, das M. in seinem Zitat ausläl'st.

448 ERSCHIENENE SCHRIFTEN.

wäre uocli zu bemerken, dafs auf S. 389, Z. 21 statt 'Meyer' 'moi- iiifme' zu lesen ist.

Sehr zu begrüfsen ist die Fortsetzung von Lolhs 'Remarques et Additions', worin dieser belesenste Kenner des älteren Kymrisch manches Verfehlte in Morris Jones' Grammatik richtig stellt. Zu dem Zitat aus dem Buch von Aneurin 84, 1 (S. 408)

6m bivlch bii tivlch tande

möchte ich bemerken, dafs sich twlch hier schön zu dem ir. iolc (n) f. 'Durchbruch, Bresche', also einem Synonym von bwlch, stellt. Siehe Beispiele des Wortes bei Windisch, Tochmarc Ferbe, zu Z. 108, wozu noch tolc-buillech 'Breschenschläger' (RC XXIV 202) kommt.

Der satirische Nekrolog auf mich (S. 423), der denen auf Anwyl, Mackinnou und Rhys folgt, stellt sich ebenbürtig manchem an die Seite, was seit 1914 in England über mich geschrieben worden ist. ') Man findet da dieselbe hirnlose Wiederholung von Schlagwörtern der gelben Presse, dieselbe lächerliche Unkenntnis und Verdrehung deutscher Verhältnisse, dieselbe krankhafte Verzerrung einfacher und natürlicher Vorgänge und eine neue Bestätigung des Wortes, das der tapfere E. D. Morel im Oktober 1914 seinen Landsleuten ins Gesicht warf: 'Your vision is distorted, your judgment is irapaired'. Nur versteigt sich der Engländer doch nicht so leicht zu solchen Höhen des Aberwitzes wie der Franzose. Eine Besprechung solch geistiger und seelischer Verirruugen gehört in eine psychiatrische Zeitschrift. Damit aber der Leser nicht glaubt, dafs ich übertreibe, drucke ich den Artikel hier vollständig ab.

"On pourra s'etonner qu'ä cette liste de morts nous ajoutious M. Kuno Meyer. Le celtiste de T [Iniversite de Berlin est toujours vivant, et meme bien vivant, si l'on en juge par Tactivite qu'il a deployee en ces derniers mois. Mais imaginons qu'il soit desceudu dans la tombe vers la mi-juillet 1914, ä une epoque personne, en France du moins ou en Angleterre, ne soupQonnait l'abominable attentat qui se pr6parait contre la paix du monde. Chacun eüt ete unauime ä deplorer la perte d'une philologue de grand merite, dont Turbanite rehaussait l'erudition. Quelle difference aujourd'huil La guerre a fait tomber la masque et decouvert le visage. Les celtistes etrangers ont reconnu avec stupeur le vrai caractere de leur collegue de Berlin. Ce pretendu apotre des etudes celtiques n'etait qu'un commis voyageur en pangermanisme. II paraissait humain et loyal,

') Bei manchen dieser Äufserungeu war das Motiv der Schreiber, ihre eigenen Interessen zu fördern, freilich nur zu offensichtlich. Von solchen schrieb mir im Januar 1915 ein Freund: 'Let me assure you that we look with Indignation on words that have beeu written by those who owed you much, and who have shewn no loyalty or fidelity but to them- selves, even in this crisis, as in all past ones."

ERSCHIENENE SCHRIFTEN. 449

devoue, nniquement, et de toutes ses forces, au servic« desinteresse ' de la science. Eii fait, sons le couvert de la science, il travaillait au trioniphe de riiegeinoiiie gerniaiiique; ä la faveur de riiuspitaüte anglaise , il preparait les voies aux hordes casquees qui devaieut conquerir Liverpool et Loudres, en passaut par Dubliu.') II avait sa place marquee dans le plau de mobilisation de l'Etat-Major prussien , il etait eurole d'avance ; il a rejoiut son poste des le pre- mier jour anpies des Trlandais d'Amerique. Aiusi, il s'est rendu complice du crime le plus moustrueux qui ait ete perpetre contre riiumauite. II a accepte les odieuses luaximes des Clausewitz et des Treitschke, et jusqu'ä l'hypocrisie de la 'guerre defensive' declaree par lAUemague au moude, de cette ' gixerre de vie et de inort' comme ou l'a appelee outre ßhiu, enteudez de vie pour TAllemague et de inort pour les autres. 'La civilisatiou humaine sera allemande ou eile ue sera plus', tel etait apparemmeut le mot d'ordre des barbares qui out repandu ä plaisir sur les regious les mieux policees de l'uuivers la devastatiou et l'iuceudie, le pillage et l'assassinat. Herr Professor Kuuo Meyer a trouvee cela juste et beau. Ou dira qu'il a suivi le raouvemeut imprime ä toute la uation, qu'il a marcbe d'accord avec ses coUegues des uuiversites allemaudes. Cela u'excuse pas son attitude ä nos yeux et ne doit rien changer ä celle que nous prendrons ä son egard. L'horame que nous regardions comme un confrere s'est devoile uu euuemi. II le restera. Nous ne voulons plus le connaitre, ni avoir aucuu rapport avec lui. Pour ceux entre nous qui se faisaient jadis un houneur et un plaisir de le recevoir ä leur table et dans leur foyer, il est desormais mort et bien mort. " Folgen noch einige Sätze, in denen gesagt wird, dais man trotzdem grofsherzig genug sein wird, meinen wissenschaftlichen Arbeiten auch in Zukunft die Aufmerksamkeit zu schenken, welche sie verdienen. So gesellt sich zu allem übrigen auch noch der englische cant. K. M.

A. G. van Hamel, Inleidiug tot de keltische Taal- en Letter- kunde, bij J. B. Wolters, Groningen, den Haag 1917 (Neophilologische Bibliotheek), VI 108 S., f. 1, 90.

Gegenüber den bisher erschienenen Einführungen in die keltische Sprach- und Literaturwissenschaft hat das vorliegende Büchlein,

') Schade, dafs Loth nicht Henry Sweets anonym gedrucktes jeit d'esprit 'Home Rule in Ireland. Before and after' (University Press, Clontarf. 3145) gekannt hat. In seiner heutigen geistigen Verfassung hätte er gewifs Sweets Scherz "that Vogelsang (d. h. der verstorbene F. N. Finck) and Mittermayer (ego) were neither more uor less thau Ger- man Jew spies of their Imperial master" (S. 16) als volle Wahrheit ge- nommen. Oder: "The whole circumstances of their visit are suspicious. What business had two foreigners to come and teach the Irish their owu langnage?"

450 ERSCHIENENE SCHRIFTEN.

abgesehen davon, dafs es in billiger Separatausgabe vorliegt, noch den Vorteil, dals es von einer einzigen Hand herrührt nnd somit ein abgeschlossenes, harmonisches Ganzes bildet. Wenn es anch nicht viel Neues bringt, so erfüllt es dennoch vollauf seinen Zweck, um so mehr, als es leicht und gefällig geschrieben ist und auch solchen literarischen Problemen, die in das Gebiet der allgemeinen Tiiteraturwissenschaft hinüber spielen, gebührende Aufmerksamkeit widmet, ohne sich auf trockenes, rein deskriptives Vorgehen zu beschränken.

Im einzelneu wäre zu bemerken:

S. 2. Namentlich mit Hinblick auf die heillose Verwirrung in einem Teil der anthropologischen Literatur wäre es richtig gewesen, an dieser Stelle auch den Begriff des anthropologischen Kelten fest- zulegen, der zweifellos der hochgewachsenen, langküpfigen, blonden, blauäugigen nordischen Rasse angehörte.

S. 3. 'Tauber' mufs auf eine Grundform mit langem ü zurück- gehen und kann daher nicht unmittelbar kymr. dwfr gleichgesetzt werden.

S. 11. Die alte irische Form des Provinznamens Connaught lalltet Connachta.

S. 21. Da der 9i2 gedichtete 'Circuit ofireland' unzweifelhaft als mittelirisch anzusprechen ist, mufs das Ende der altirischen Periode bereits um 920 herum angesetzt werden.

S. 26. Seither hat Walde nachgewiesen, dals das Irische und Lateinische im Gegensatz zum Sabellischen und Gallo -Britischen tatsächlich auf eine gemeinsame Grundsprache zurückgehen und dals die Entstehung des „Urkeltischen" erst nach der Trennung jener beiden Sprachen erfolgte.

S. 27. Daran , dafs eine ganze Reihe syntaktischer Eigen- tümlichkeiten der keltischen Sprachen auf nichtidg. Einflüsse zurück- zuführen sind, darf mau wohl nicht zweifeln.

S. 29. Für *kenn-i lies *b'enn-i.

S. 30. Für Oerkelt. -ös lies -ü7is (idg. -öyis), für -äs lies -ans.

S. 31. kymr. tri 'drei" kann nur auf den Akkuss. *trlns zurückgehen.

S. 35. Die gallische Form von Lug ist Lugus.

S. 38. Der Nominativ zu Cathbad heilst Cathub und nicht Cathbu.

S. 39. Zur Sage von Roi vgl. meine Ausführungen oben S. 339 4:1, die das Verhältnis Rois zu Chulainn wohl in ganz anderem Lichte erscheinen lassen. Wenn v. H. kurz die Ent- stehung der Sage behandelte, hätte er wohl auch meine Abhandlung (Mitt. Anthrop. Ges. Wien XLII) berücksichtigen müssen, die keines- wegs, wie Thurneysen und Baudisch meinen, mit ihren Deutungen im Widerspruche stehen. Die Zahlen beweisen zweifellos, dafs es sich um einen alten Mondmythos handelt ; dieser Mondmythos wurde

ERSCHIENENE SCHRIFTEN. 451

daun mit deu Personen der Halbgötter Roi uud Ohiilaiuu uud weiterhin mit dem Sagen -Motiv der verborgenen Seele verknüpft. Ich habe mich nur mit der mythischen Grundlage der Sage be- schäftigt, einer Grundlage, die viel älter ist, als die Einwanderung der Kelten in Irland. Dieser Mythos wurde sodann in Caher Conree lokalisiert uud mui's natürlich das älteste Element darstellen. Erst mit dem Augenblick der Lokalisation setzt das weitere Schicksal der Sage ein, wie es von Thurneysen behandelt wurde. Leider wissen viele Gelehrte noch immer nicht die mythische, vorhistorische Grundlage von der folkloristischen, historischen Weiterentwicklung zu scheiden. Beide stehen nicht gegen- sondern hintereinander; die Mythenfori5chung lälst sich am besten mit der vergleichenden Sprach- forschung, die (hier von Thurneysen und Baudisch angewandte) folkloristische Sagenforschung mit der rein einzelsprachlich philo- logischen Forschung vergleichen. Mythen konnten nur im Kindes- alter der Menschheit entstehen; durch ihre tibertiaguug auf wirkliche Verhältnisse entstanden dann die Sagen. Auf historisch -literarischem und philologischem Wege läfst sich nur die Sage zurückverfolgen; weiter rückwärts mufs die vergleichende Mytheuforschung einsetzen.

S. 4-i. Die Auffassung v. Hs. von der eigentlichen Natur der Ulster -Sage ist irrig uud gerade das Gegenteil ist richtig. Er meint, Chulainn sei ein Mensch mit einem menschlichen Vater, dem erst später, im Zeitalter der Romantik, ein göttlicher Vater und andere, übernatürliche Eigenschaften augedichtet worden seien. Dasselbe gelte auch von Conchobar, Medb und Ailill. Nun hat aber Kuno Meyer uachgewieseu , dafs Chulaiuus menschlicher Vater Sualtam einer gelehrten Erfindung sein Dasein verdankt ; aufserdem heilst jener ausdrücklich „der Sohn der Göttin Deichtire" und sein Oheim Conchobar wird „ein Gott auf Erden" genannt. Zusammen mit zahllosen anderen Beweisgründen wird man nicht daran zweifeln dürfen, dafs Chulainn und Conchobar alte Göttergestalten sind und erst später euhemerisiert wurden.

S. 52. Englisch brehon ist nicht eine Wiedergabe des ir. brithem, sondern des Genetivs breitheman (sprich: brehun). Unverzeihlich ist, dafs von den drei besten modernen irischen Schriftstellern: Pädraic '0 Couaire , Pädraic Mac Piarais uud Pädraic '0 Siochfhradha nicht einmal einer genannt wird.

S. 57, Anm. 1. Ky mr. caer 'Stadt' kann nicht auf l^t. castra zurückgehen. Vgl. Pedersen, G. G. A. 1912, S. 26/27.

S. 62. Statt criiith lies cruit uud statt Gywydd: Cywydd.

S. 84r. Cormac mac Airt ist keinesfalls eine historische Person (s. oben S. 350/51). Die Idee, dals in der Gestalt Finns verschiedene Figuren zusammengeflossen sind, ist gewifs richtig.

S. 85. Im Gegensatz zu meinen Ausführungen , in denen ich die Galeoin als Germanen erklärt hatte (oben XI 169 ff.), will sie V. H. als britische Kolonisten deuten. Dadurch erhalten wir aber

452 ERSCHIENKNK SCHRIFTEN.

keiuerlei Aufschlnlb über das Suffix iu Ga(i)li7ig <^* Galin gi, das kaum anders denn gennanisch sein kann. Auch Völkernamen auf •igni sind im Keltischen sonst unbekannt.

S. 88. Conn Cetchathach und Art mac Cuinn dürfen ebenso- wenig wie Cormac als historische Personen behandelt werden (oben S. 350/51), wie denn überhaupt die frühe Geschichte Irlands nur mit der gröfsten kritischen Vor-sicht historisch verwertet werden darf. Über den irischen l'rsprung der Namen Oscar und Oisin s. Fianaigecht S. XVIII Anm. 1.

In der Bibliographie vermifst mau das in kritischer Beziehung und für die Urgeschichte Englands unentbehrliche, vorzügliche Buch von Rice -Holmes: Ancient Britain and the Invasions of Julius Caesar. Auf S. 105, Z. 4 mufs es anstatt O'Curry richtig O'Growney heifsen. Die neukymrische Grammatik von E. Anwyl hätte nicht übergangen werden dürfen.

Zum Schlüsse bemerke ich nur noch, dafs mir das Kapitel über den keltischen Arthur besonders gut gelungen erscheint und namentlich allen Romanisten nicht warm genug empfohlen werden kann. Man vermifst nur einen Hinweis auf die Wichtigkeit der römischen Okkupation für die Entwicklung der Sage, da jene in den folgenden unruhigen Zeiten vielfach als goldenes Zeitalter gefeiert wurde.

Julius Pokoruy.

K. Meyer, An Ciinög. Ein altirisches Gedicht an eine Syneis- akte (Sitzungsber. der Kgl. preiils. Akademie der Wissen- schaften 1918. XVIII S. 362 374).

S. 366 § 1 lies cubaid. Vielleicht ist doch mit (F) ronmüsam zu lesen und, wie Marstrander vorschlägt, 'wir dünkten uns grofs' zu übersetzen.

S. 371 § 5 lies düairc. Mit § 4 vgl. LL 369 m. i.

Anlege deit indä midöl

ociis fdilte fri fledöl

tii it luing 6 allen d'aüeön

'Erwünschter ist dir als Mettrunk und Wilkoram zum Trinkgelage wie du iu deinem Schiff von Eiland zu Eiland fährst'.

Zu minbad tacräd, a De, duit 11) vgl. nienbad tacrdd latt, a Ri LL 374 b 25. immom c[K\ein-se (ib.) kann doch wohl kaum 'um mich selbst' bedeuten, da die particula augens dann an falscher Stelle wäre. Vgl. m'ainm-se fein s. Conc. § 13. Thurneysen schlägt vor 'was meine Zeit {cian) betrifft' zu übersetzen. Dann wäre a räd rot Objekt zu atberainn ' ich würde das verwegene Wort aus- sprechen'.

Dafs über den Umgang und das Zusammenleben mit Nonnen / die Ansichten und Bestimmungen der altirischen Kirche auseinander

EKSCIIIKNENE SCHRIFTEN, 453

gingen, zeigt u. a. folgende Strophe, die ich der dem heil. Ciaräu ssugeschriebenen Regula entnehme (Eriu II S. 228):

Cia bet caillecha it arrad, legthair i > iaglaib aili,^) fri Crist diam glan do chride, bia-sa i flaith nime airi.

' Sind auch Nonnen in deiner Gesellschaft (so liest man in den Regeln eines andern), wenn mir dein Herz Christus gegenüber rein ist, so wirst du deswegen (doch) im himmlischen Reiche sein'.

Zu Anni. 3 auf S. 363 läfst sich noch aus H. 3. 18, 19 a folgende Bestimmung hinzufügen : tuillem bathais 7 conmae is midies .i. do fitir gräid, acht ni r«ca dia chaillig no dia niac berar da iar techt gräid 'die Gebühr für Taufe und Kommunion steht dem Ordinierten zu, nur soll er sie nicht seiner Nonne geben oder seinem Sohn, der ihm geboren wird, nachdem er ordiniert worden isl. ' K. M.

NOCH EIN KRIEGSKURIOSÜM.

Gerade da ich abscliliefsen will, kommt die Nacliriclit aus England, dal« die Stadtväter von Liverpool die Anschaffung des 'Archivs für celt. Lexikographie' für die Bibliothek der Stadt verweigert haben, weil mein Name auf dem Titel steht. Zur Belustigung meiner Leser setze ich den Bericht der 'Times' darüber he^. Er ist aber zugleich ein trauriges Zeugnis für den Tiefstand der Bildung und den Mangel an Humor in den Mittelklassen Englands. Übrigens wird mein alter Freund und Schüler Thomas Burke wohl recht haben, wenn er das Manöver als weniger gegen mich als gegen die irische Partei des Stadtrats gerichtet bezeichnet.

"Liverpool City Council yesterday rejected by 65 votes to 19 a proposal to purchase the work 'Archiv für cel tische Lexikographie', one of the authors of which is Kuno Meyer.

Alderman Burgess said that Kuno Meyer was a German of the worst type. He was the spoilt pet of Liverpool üni- versity, acted as a coUeague of Casement in Germany, stirred

*) Strachan schlug vor leider i riagla aüi zu lesen, was mir nicht ganz klar ist.

454 NOCH EIN KUIEGSKUUIOSUM. NACHTRÄGE.

up seditioii in Iieland, and afterwards went to America, wliere he emploj'ed liimself in spitting- out venom on tlie liand that fed liim.

Councillor Burke declared tliat the main body of the book was written three centuries before Kuno Mej'er was born. That was a patriotic demonstration got up deliberately to drag his (the speaker's) countrymen in.

Alderman Watts said if they had any of Meyer's books in the library they should burn them.

Councillor John Clancy did not agree with Councillor Burke's remarks. Far from Meyer being a friend of Ireland, his name had been removed from the Freemen's Roll in Dublin and Cork." K. M.

NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN.

Die arg verstümmelte elfte Strophe des Mael-Isu zu- geschriebenen Gedichtes (XII, S. 296) findet sich richtig in Anmchairdes Manchäin Leith, VII 311 § 20.

XII, S. 297. Das hier abgedruckte Gedicht Mo labrad d^c. steht auch Addit. 30,512, fol. 35b 2, mit den Lesarten charus 1), mandrad (§2), a athair cacha und laide 3). Statt agrad 2) ist adrad zu lesen (Marstrander).

Ibid. Z. U ist statt Rawl. B. 503 zu lesen Rawl. B. 477. Die Handschrift stammt aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts.

Druck von Ehrhardt Karraa G. m. b. H. in HaUe (Saale).

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Zeitschrift für celtische 1001 Philologie Z5

Bd. 11- 12

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