BORZETRE, DEOMPTEE FOR EDVCATION EORZSCTIENGE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Zeitschrift ı fur die Gesammiten Naturwissenschaften. “u kn Nas ee x Herausgegeben dem Naturwissenschaftlichen Vereine für © Sachsen und Thüringen Halle. F ach’ r9o,a.nyar „Sen >. Erster Band, Mit 10 Tafeln. Halle, €. E. M. Pfeffer. le rar ya Mn Inhalt Original- Aufsätze. Seite Beeck, üher den Stand der Luftelectrieität in Halle vom Juni bis Decem- Ber BT ART RA See RR om Bischof, Abbildungen der Snlehe Sternbergi USE ER 257 Deike , die Structur des Roggensteins bei Bernburg (Tf. 5.)............ 188 Garcke, IDEr" Malyanontusanıll. Wan U ne en an ner. 10 —— , Botanische Mittheilungen (Malvaviseus eilıatus DC., Periptera DC., Kalinmahpernambucense: G= Domaji ne Sana. een 267 Giebel, über die Gränze zwischen Brust- und Lendengegend in der Wir- belsäule der Säugethiere und deren Zahlenverhältniss.........cccccco. 261 —— , über Ammonites dux n. sp. aus dem Muschelkalk von Schraplau BER a ee EL RE NEN EROBERN). RR”. HOBEHEL > ae WannR 341 — — , vorläufige Mittheilung über einige Pflanzenreste im Braunkohlen- sandstlein 3 SkOpawn a. 5 49a. ne slseteesh Sehe al a 350 Herntz,, übergdiel,llierischen: Reiters... aa san ae near. lsnz: 85 —— , über die Constitution des Alkohols und Aethers und der wasser- reiens organischenf Sauren: he, Allarkreyeldacnensern alla 102 man Zur, ‚Iheorie,;der ‚Wärme; (DE A)ER ..... „Erb nennen 417 ‚ über die Zusammensetzung des Rindstalgs . 2... 22.22.2222... 436 Irmisch, Beitrag zur Naturgeschichte des Cirsium arvense und einiger an- deunglistelanten(D167.).. age. mer a a Re Aa ©. 193 Münter , über die Abwesenheit der Furkula am Skelet eines Trochilus (II I) oo Sn RR DOOR EI. 0 ANON Ba Ro Are 18 Rollmann , über die Stellung verschiedener Legirungen und Amalgame in der thermoelectrischen Spannungsreihe .... 2.22 cc oc 13 Schmidt, kritische Bemerkungen über einige Arten von Helix und Clau- Ssillay. z:fesle, N RL REISE HERE E el ale retel oPoey AA. u i 1 überHrydrgeena .Sırkir Panr. 2m a eu RE 185 Schrader, zur Theorie der Planetenbewegang (Tf. 10... DR OR 333 Schüler [nicht Söchting], künstliche Darstellung des Greenokits........ 346 Suckow),) zur; mineralischen. Verwilterung ... .... 0... 222mm ae 433 Ulrich, Voltait vom Rammelsberge bei Goslar..... EN eier > 12 Witte, über graphische Darstellung der mittlern Windrichtung im mittlern und nördlichen Europa (Tf. 4.)......... be A SER a Sitzungsberichte. Januar. Giebel, Brücke’s Untersuchungen des Farbenwechsels der Chamäleo- nen 20; Fischreste im bunten Sandstein bei Bernburg (Tf. 1.) 30; Alter der St, Cassianer Ablagerungen 34. — Heidenhain, Entwicklungsgeschichte des IV Urogenitalsystems insbesondere der nackten Amphibien 23. — Heintz, Helm- holtz’ Theorie der zusammengeseizten Farben 32; Löwig’s Verbindungen des Zinks mit organischen Radikalen 35; Boussingault’s und Lewy’s Untersuchung der Luft in der Ackererde 37 ; Owen’s Thalit. — KRollmann, über Stereo- skopie 38. Februar. Baer, Geysir in Kalifornien 120; Berthollet's Verbindung des Gly- cerins mit Säuren 135. — Bischof u. Giebel, über Apiychus 135. — Gie- bel, Quenstedt’s fossile Menschenzähne 122. — Heintz, Ulex’s Schwefelwas- serstofl in einer Erdschicht bei Hamburg 132; Regnault’s Versuche über die Zusammensetzung der Luft 135; über die Umwandlung der organischen Säu- ren der Reihe CnHn O* in die der Reihe CnHn ?0° 133. — Heppe, über Terpin 124. — Krause, Plettner’s Braunkohlenformation in der Mark Bran- denburg 125. — Söchting „ jevaische Muschelkalkpetrefakten und ein fragli- ches Mineral daselbst 119. März. Baer, Wasser- und Fettgehalt des Gehirnes 211. — Giebel, Valentin’s Gewichtsbesiimmung winterschlafender - Igel 203; L. v. Buch 203; über Ko- prolithen (Tf. 3.) 206. — Heintz, Mitscherlich’s Bestimmung der Wärme- menge bei Umkrystallisırung des Schwefels 200. — Reil, über Glonoin 202. — Rollmann, neue Anwendung der stroboscopischen Scheiben (Tf. 4.) 209. April. Baer, Krystallisirbarkeit eines der Hauptbestandtheile des Blutes 280' — Giebel, Plan seiner Odontographie 284 ; über Zekeli’s Gasteropoden der Gosauformalion 285. — Heintz, Frankland’s Untersuchungen über eine neue Reihe organische Metalle enthaltender Körper 286. -—- Kohlmann, Abände- zungen des Foucault'schen Versuchs 277. Mai. Bertram, Bittersalzkrystalle und krystallisirte Angelikasäure 355. — Giebel, Leptocephalus und Hemichthys 355 ; Zähne im Hoden bei Pferden 357. — Heintz. über die Methoden die Menge des Harnstoffs im Harn zu bestlim- men: 357: Juni. Baer, die neuesten Elemente in der Chemie 456. — Giebel, Siebold’s Verwandlung der Echinococeusbrut in Tänien 452. — Heidenhain, über Miasma und Contagium 454. — Heintz, chemische Natur des Ozon’s 447; Ursache der Gewichtszunahme. winterschlafender Thiere 453. — Jeitteles, über eine eigenthümliche Bewegung. 445. — Leo, Knochenlager unweıt Frankenhausen 447. — Thamhayn, über Chylusresorption im Darm 450. Literatur. Allgemeines. Aus der Natur Bd. 1.2. (Leipz. 1852.) 38. — Nees v. Esenbeck, Allgemeine Formenlehre der Natur (Bresi. 1852) 396. — The tree eolonies of Australia: New -South- Wales, Victoria, South-Australia (Ingram 1852) 136. Astronsemie und Meteorologie. Blanchet, Erscheinungen bei der Bildung des Hagels 219. — Colla, aus- serordentlich niedere Baromelerstände zu Parma 368, — Dawes, über den Saturn und seine Ringe 142. — Demidoff, Temperatur im Ural 141. — Dove, klimatische Verhältnisse des preuss. Staates 370. — Fritsch, Licht- meteore als Vorzeichen von. Niederschlägen 141. — Heuglin, Temperatur in Aegypten 141. — Karsten, merkwürdiger Fall einer Meteormasse 295. — Luther, Planet Lutetia 144. — Rankin, das Nordlicht äussert keine Polari- sation 138. — Reynault, verschiedene Methoden der Hygrometrie 138. — Rozet, Temperatur in Rom 191. — Schweigger, Aulfindung der zwei ersien V Uranustrabanten durch Lassel I41. — Secchi', neuer Komet 367; Wärme an der Sonnenoberfläche und Sonnenflecken 367. — le Verrier , Perturbationen der scheinbaren Bewegung der Sonne 291. — Waterston „ Differenz zwischen Luft- und Quecksilberthermometer 366. — Zwei neue Planeten 365. Physik. Andrews, über das Vacuum unter der Glocke der Luftpumpe 219. — Arago, über Schnelligkeit des Liehts 61. — B. erwärmte Luft als treibende Kraft bei Ma- schinen 219. — Bourbouze, Vertheilung der Electricität auf der Oberfläche der Körper 294. — Bravais, Geschwindigkeit des Schalls 458. — Crüger, Physik der Volksschule, Grundzüge der Physik, die Schule der Physik 220. — Deville, Wärme des Wassers im atlantischen Ocean 63. — Ericksson, Ma- schinen wit erhitzter Luft 291. — Euler, Lichtgeschwindigkeit 371. — Favre, Beziehung der durch den galvanischen Strom hervorgebrachten Wärme zur chemischen Thätigkeit 212. — Faye, electro - telegraphisches Netz in Frankreich. — Fizeaw, electrische Induetionsapparate 294. — Grahanı, Asmometer 62. — Grassmann, Theorie der Farbenmischung 458. — Grüel, electro- magnetische Maschine mit oseillirenden Ankern 457. — Langsdorf, Silber als Einheit für die Messung des electrischen Leitungswiderstandes 217. — Literatur 144, 219, 460. — Magnetis- mus 216. — Marcel, Verdunstung von Flüssigkeiten 218. — Melloni, Dia- thermansie des Steinsalzes 458. — Nickles, Durchdringbarkeit der Metalle für Quecksilber 137. — Reech, Maschinen mit Dampf und erhitzter Luft 372. — Rijke, Geräusch, beim electrischen Funken 459. — Srtsczk, auffallende electrische Erscheinung 459. — Taylor, Wärme unter den Tropen 64, — Wertheim, Jnduclionsströme 216. Chemie. Aequivalentzahlen einiger Elemente 221. — Andrews „ Entdeckung von Natron 67. — Anzell, Bestimmung von Arsenik, Zinn und Antimon 68. — Babo, Furfurol 71. — Barral, Regenwasser 148. — Baup, Borsäure 297. — Bechamp, Pyroxylin 71. — Bobierre, Bestimmung des Zitnks 147. — Bowis, Therme zu Oleite 149. — Brandes, phosphorsaures Quecksilberoxyd 230. — Buckton, Diplatosammoniumverbindungen. — Bunsen, Modification des Berthollet schen Gesetzes 65, 221. — Calvert, Aufschliessen der Chrom- erze 67. — Cambeceres, fette Säuren 79. — Clapton, saure oxalsaure Er- den 69. — Duvy, Erkennung der Salpetersäure 461. — Debus, chemische Verwandtschaft 145. — Delf['s, Alloxan 378; Laurin 380. — Dexter, Tren- nung der Thonerde vom Chromoxyd 463. — Duffy, Stearin 467. — Filhol, Borsäure 225. — Fordos und Gelis, Cyankalium 300. — Fremy, Schwe- felverbindungen 148; Entstehung der Schwefelquellen 297. — Fresenius, Mineralqnelle zu Krankenheil 224; Apparat zur Entwickelung von Schwefel- wasserstoff 225; Kesselstein 309. — Gibbs, Beiträge zur analytischen Che- mie 462. — Girardin, Kunsiprodukte aus sehr alter Zeit 298. — Glad- stone, Atomengewichte der sich in ihren chemischen Eigenschaften nahe ste- benden Elemente 461. — Grohe, Froschfleisch 231. — Hannon, Fumarin 72. — Heliographie 466. — Hennig, Gummi Kino 304 und 470. — Herapath, Stwontian im Wasser zu Bristol 69. — Hübner, Natrium 226. — Hulot, Galvanoplastik 66. — Jomes, Lösung der Harnsteine mittelst der Electrieität 376. — Köhler, Verbindungen der beiden Säuren des Selens mit den beiten Quecksilberoxyden 4564. — Kremers, Verhältniss zwischen Was- sergehalt und Constitulion der Salze 373. — Lassaiyne, Wassergehalt des Fleisches 231. — Lecanu, borsaure Salze 297. — Löwel, kubischer Alaun 298. — Martin, Umsetzung des Santonins im thierischen Organismus 470. — Maumene, Analyse der Oele mittelst Schwefelsäure 74. — Maurin, Con- servalion der Früchte 73. — Michea, Harn von Epileptischen 230. — Mo- ride, Trennung des Jods vom Brom und Chlor 67; Fortschaffung der Härte beim Wasser 224. — Müller, Verhalten des Harnstofls im galvanischen Strom 150; Gewinnung des Lithion aus dem Triphylin 226; zur Kenntniss der Hefe VI 230; Handelswerth der Seifen 233; flüchtiges Oel der Pıchurimbohnen 376. — Niepce, Vervielfältigung von Zeichnungen 307. — Osann, Modification des Wasserstoffs 374. — Overbeck, Reaction auf Jod 225. — Pasteur, Ge- schichte der Traubensäure 69. — Pean, Verbindungen der schwefigen Säure mit Quecksilberoxxd 298. — Personne, Gährung des citronensauren Kalkes 149. — Photographie 466. — Pierre, Desinfectiion des Düngers und Löslichkeit der Eisenphosphate 227. — Poygiale, Trinkwasser in Paris 224, — Pommier, Fumarin 15l. — Righini, Jodoform 149. — Ritthausen, Thonerde in Pflanzen 147. — H.Rose, Einfluss des Wassers bei chemischen Verbindungen 222; Verbindungen der Borsäure mit dem Silberoxyd 299; iso- mere Modificationen des Schwefelantimons 463. — Rousseau, moussirende Weine 73. — Salm-Horstmar, Ernährung der Sommerrübsen 299. — Sand- rock, Gerbsäure 70. — Schneider, Wismuth 228. — Schrötter, Leuchten des Phosphor 148. — Schuncke, Rubian 468. — Siywart, Vorkommen von Jod in Würtemberg 225. — Slater, chemische Wirkung des Lichtes 64. — Stein, neues Farbenmaterial aus China 377. — Stokes, Verwendung der Op- tik bei chemischen Untersuchungen 695. — Struve, lntdeckung von Arsenik 375. — Thenard und Payen, Brod 73. — Völkel, Kümmelöl 302.— Way- ner, gegen die Formel der Moringerbsäure 149; pelargonsaures Aethyloxyd 149; Berichtigung in Betrefl! der Hefe 201; Hopfenöl 303. — Werther, Camentalion der Kupferkiese 302. — Wetherill, chemische Untersuchung der mexikanischen Honıgameise und der Bienenkönigin 379. — Wicke, Phosphor- sulfuret 463. — Wildenstein, Analyse der Asche der Frauenmilch 73. — Williams, Unterscheidung der ätherischen Oele 466. — Wilson, Erkennung von Fluor 67. — Winckler , flüchtige Säure des Weines 469. — Wöhler, Einfluss des Drucks anf das Bestehen von Verbindungen 460. — Zenker, Doppelsalze von Phosphorsäure und Molybdänsäure 301; molybdänsaures Na- iron 375. Oryetognosie. Analyse Hg-haltiger Fahlerze von Schmölnitz 384. — Barytspath bei Wies- baden 389. — Berlin, Analyse des Mosandrit 41 ; Trachyasphaltit und Erd- mannit 41. — Bernard, mineralogischer Jahresbericht (Regensburg 1853) 3ll. — Bornemann, gediegen Eisen im Kenper bei Mühlhausen 40; gedie- gen Eisen 236. — Binmner, vulcanisches Product am Vesuv 310. — Camac, Analyse des Fowlerit 155. — Carriere, Scheelit in den Vogesen 384. — Damour, diamantenführender Sand in Bahia 237. — Delanoue, Bildung der Zink-, Blei - etc. Erze auf unregelmässigen Lagerstätten 383. — v. Dechen, Mineralien im Basalt des Siebengebirges 235. — Dieffenbach, Verdrängungs- pseudomorphosen von Quarz nach Schwerspath 473. — Goldklumpen', gröss- ter 42. — Haidinger , pseudomorpher Magneteisenstein 354; Eliasit von Joachimsthal 475. — v. Hauer, Magnesitspalh 40. — Hausmann, Beiträge zur metallurgischen Krystallkunde 234. — Hermann, Vertretung von RO und R?O° in Verbindungen von gleicher Form 380. — v. Hiüne, Galmei etc. bei Bergisch Gladbach 234; Hartmanganerz im Trachyt am Drachenfels 235. — Joy, Meteoreisen von Cosby’s Creek. — Kenngott, mineralogische Untersu- chungen 40. — Kerl, neues Vorkommen von Selenquecksilber auf dem Harze 152. — v. Kobell, Polymerie des Sismondin, Chloritoid und Masonit 43; über Pyromelin 44. — Liebig, Thierschit 443. — Mallet, neues Harz 42; Analyse des Euklas 154. — Moser, Analyse des Oligoklas 42. -- Mül- ler, Mineralanalysen 236; Vanadinhaltliger Eisenstein 473. — Naumann, neue Interpretation der Turmalinanalysen 15l. — Pechi, Analysen toskani- scher Mineralien 308. — Ruysky, Analysen des Kupferfahlerzes 40. — Ram- melsbergy, Analyse des Zinnkieses 382; Selenquecksilber am Harz und Chi- viatit in Peru 239; Analyse des amerikanischen Spodumens 471. — Reinsch, Stereoscop in der Krystallographie 381. — Reus, einige Pseudomorphosen 475. -— Roth, Analyse dolomitischer Kalksteıne 153. — Sandberger , Man- ganspath in Nassau 381. — Schnabel, Analyse kohlensaurer Eisenerze 385. VI — Stein, Eisensteinvorkommen bei Obermeisen 311, — Schmitz, gediegen Quecksilber und Goldamalgam in Californien 474. — Schönaich, honig- steinähnliches Mineral 474. — Sheppard, Diamagnesit und Jankinsit 42; Meteoreisen vom Löwenfluss 308. — Wöhler, Analyse eines Meteoreisens 234. — Zippe, Rittingerit 40. — Literatur 238. Geologie und &eognosie. v. Alberti, Alter und Entstehung der Bohnerze des Jura 46. — An- drews , basaltische und metamorphische Gesteine 238. — Casiano de Prado, Kohlengebirge Spaniens 480. — Czjzeck, Aptychenschiefer in Nie- deröstreich 44. — v. Dechen, geognostische Beschreibung des Siebengebir- ges 240. — Delesse, Kugelfelsbildung 241; Granit der Vogesen 242. — Escher v. d. Linth, Schichtenfolge in Vorarlberg 385; dieselbe am Glär- nısch 481. — Ewald, Gränze zwischen Keuper und Lias in Oberfranken 479. — Fischer Ooster, Alter des Ralligsandsteines 156. — Geinitz, Grau- wackenformation in Sachsen 479. — Gesteine, goldführende in Siebenbürgen 45. — Gutberlet, Einschlüsse in vulcanischen Gesteinen 313. — Haus- mann, Granit des Harzes 239. — Hebert, obere Kreide 243. — v. Heyden, Erdlöcher mit tödtlichem Gas in der Wetterau 482. — Hoffinger, Galmei bei Wiesloch 336. — Hoheneyyer, Geognosie der Nordkarpalhen 45. — Holzmann, Umgegend von Wiesloch 385. — Jackson, Kohlengebirge von Hillsborn 388. — Karsten, Nordküste Neu-Granadas 212; Geognosie Vene- zuelas 336. — Kohlengebirge in Irland 47. — Kreideschicht bei Friedeck 450. — Lipold, krystallinische Gesteine in Oestreich 45; Alpenkalk mit der Dachsteinbivalve 480. — Ludwig, geognostische Beobachtungen 47. — Mann- hardsberg, Geognosie desselben 480. — Mortillet, Petit Coeur 387. — Meerestiefe 157. — Peters, obere Kreide in den östlichen Alpen 157. — Pisolitenkalk, Alter desselben 47.— Plock, Basalte bei Salzhausen auf Chlor untersucht 482. — Römer, Gault im Teutoburgerwalde 481. — Sandberger, Mainzer Terliärbecken 482. — Schmidt, Jenaer Muschelkalk 475.— Sharpe; Gliederung des belgischen Uebergangsgebirges 159. — Sismonda, Glieder der Tertiärformation 481. — Tasche, thoniger Brauneisenstein im Vogels- berge 155: Temperatur in Braunkohlengruben 483. — Thurmann,, Portlan- lina von Porrentruy 313. — Teplitz in Croatien 480. — Verneuil, Geogno- sie Spaniens 242. — Walferdin, Temperatur der Erdtiefe 157. — Litera- tur 158, 388, Paläontologie. d’Archiac et Haime, description animaux fossiles nummulitiques del’ Inde 483. — Bauuduin, neue Jurapetrefakten von Chatillonais 160. — Bau- don, neue Tornatelle und Turbo 485. — Brodie, tertiäre und Kimmeridge- Inseeten 390. — Bellardi, kritisches Verzeichniss der Nummulitenfossilien Nizza’s 243. — Braun, fossile Goniopteris 244. — Carter, neue Orbitoli- tes 434. — Cotteau, Echinides fossiles del’ Yonne 158. — Ehrenberg, klein- stes Süsswasserleben in Aegypten 317. — v. Eltingshausen , Kreide- und terliare Proteaceen 389; Steinkchlenflora von Radowitz 317; Flora des Monte Promina 483. — Gervais, neue Gattungen fossiler Säugelhiere (Tf. 2) 49. — Heer, Tertiärflora der Schweiz 315. — Herbst, Mammontreste hei Weimar 485. — Hörnes, fossile Mollusken des Wiener Beckens: Ranella und Murex 485. — Hooker, Calamites im Oldred 390. — Jüyer, fossile Knochen und Zähne im Donauthal 391. — Kade, Versteinerungen des Schanzenberges bei Meseritz 79. — Lea, Clepsysanrus in Pensylvanien 159. — Lycett verkannte Gryphaea cymbium 245. — M’Coy versetzt silurische Fische unter Crusta- ceen 159. — Melion, Conchylien bei Brünn 317. — Merklein, fossiles Holz und Bernstein in Kamtschatka 244. — Owen, über Nesodon 245. — d’Orbigny, fossile Mollusken Neu-Granadas 485. — v. Prokesch und Unger, fossile Stämme auf Lesbos 389. — Reptilien im Kohlengebirge 391. — Strickland, Ludlow Bonebed in Woolhope 159. — Süss, Brachiopoden der vi Kössener Schichten 484. — Terquem, über Ceromya 390 ; neuer Chiton 390. — Unger, Iconographia plant. foss. 47. — Zygomales , Versteinerungen in Griechenland 50. — Literatur 246, Botanik. Barth uutersucht Potentilla alba in Würtemberg 53. — Braun, Keimung einiger Waldbäume 50. — Bischoff, Entwickelungsgeschichte der Equiseten 246; der Lebermoose 247. — Buchenau, Morphologie von Reseda 487. — Cedern des Libanon 394. — Duchartre, Keimfähigkeit von unreilem Getreide 160. — Engelmann, Californische Cacteen 160. — Fintelmann. Dauer des Weidenholzes 53. — Kerner, neue Sälix 163. — Klotzsch,, Pistiaceen 52. — Löhr, rheinische Saginaarten 320. — Mayer, Pilz auf Rana temporaria 617. — Pokorny, Lebermoose in Unteröstreich 54. — Rheinische Salatar- ten 394. — Riess, Beiträge zur Pilzkunde 247. — Schläfli, Beobachtungen an Cuecurbita und Peryonia 318. — Seyffer,, Reproductionskraft bei Brassica oleracea 93. — Steven, über Xiphocoma und Gampsoceras 488. — Soma- pflanze 391. — Thee, Verfälschung desselben 392. — Treviranus, unterir- dische Knollen bei Hülsengewächsen 395. — Unger, Aufsaugung von Far- bestoffen durch lebende Pflanzen 4S8, Webb, otia hispanica 485 — Wight,, Icones plantar. Ind. orient. II. 486. — Wilms, über Polypodium eristatum und P. callipteris 321; Abart von Trifolium pratense 163. — Wirt- gen, über zwei Potentillen 162. — Wydder , über Passiflora 161. — Lite- ratur 54. 163. 246. 395. 489, Zoologie. Adams beschreibt neue Conchylien 164. 401. — Alquen, Ornis von Mühl- heim 493. — Bates, über Megacephala 252. — Baudon, Mollusken im Oise-Departement 401. — v. Beneden, Parasiten im Sciaena aquila 325; Kroyera n. g. 325. — Benson, neue Conchylien 96. — Bernardus, desgl. 489. — v. Betta, Reptilien im Val di Non 173. — Bischoff, Meerschwein- chen 61. — Bielz, neue Clausilien 56; neue Käfer 60.— Blackwell, neue Spinnen 59. 170. — Bourgoignat, über Ancylus 324. — Brahts, Vogel- fauna von Neuwied 493. — Brauer, Farbenwechsel von Chrysopa vulgaris 170 ; neue Ameisen 170. — Bruch, Dünndarmschleimhaut 396 ; über Blut- farbe 398. — Cabanis, Museum Heineanum 406. — Clark, über einige Molluskenfamilien 57, über Chitoniden 249. — Cohn, zur Entwicklung der Infusorien 399. — Conchyliologischer Quellennachweis 56. 164. 249. 324. 401. 489. — Cornalia, neue Euchloris 494. — Creplin, neue Helminthen 403. — Czermak, Stiel der Vorticellen 400. — Ozernay, über Cobitis merga 494. — Dallas, neue Hemipteren 251. — Dana, Classific. of the Crustacea choristopoda 165. — Davaine, Fortpflanzung der Auster 323. — Diesing, Helminthoiogisches 493. — Dumeril, Lepıdophyma n. g. 60; neue Reptilien 171; Monographie der Scyllien 404. — Dwuvernoy, Nervensystem der Cor- mopoden 165; über Orycteropus 254. — Eiyhts, Glyptonotus n. g. 251. — Entomologischer Quellennachweis 60. 170. 251. 325. — Fischer, Cyclopo- den bei Petersburg 59. — Fuss, neue Käfer 60. — Gaskoin, Lebenszähe Helix 169; über Pachyhatron 401. — Gemminger , Kuochenplatte im Auge der Vögel 60. — Gervais, neue Fische 253; neuer Delphin 254. — Glo- ger, Steine im Magen des Wanderfalken 495. — Gould, Rhamphastidä 401. — Gray, Revision verschiedener Molluskenfamilien 57. 164. (Tf. 3.) 249. 402; über Rhopalodina 248; Bifrontia 249; Alycaeus 249: Vaganella 489; Goniogoria 401. — Günther, Puppenzustand eines Distoma 57 ; Fische des Neckars 494. — Hanıpe, neuer Käfer 69; neue Lepture 171. — Hartlaub, neue Vögel 253 — Heeger, Beiträge zur Insectenkunde 403. — Herbst, Tri- china spiralis 250. — Hinks,, neue Polypen 248. — Huxley , Morphologie der Cephalophoren 169. — Jones, Venen in den Ohrmuscheln der Fleder- mäuse 173. — Klug, neue Käfer aus Mossambique 403. — Kner, Panzer- welse im Wiener Cabinet 495. — Kölliker,, über Siphonophoren 321; Ent- IX wicklung von Tubularia und Campanularia 400; Lophura n. g. 403; über Mollusken 490. — Lacaze, Genitalien der Hemipteren 403. — Löw, Dip- teren in Mossambique 170. — Lubbock, Ivella und Iva n.g 251. — Man- merheim, Käfer des russischen Nordamerika 491. — Marcusen, Kloake und Harnblase der Frösche 173. — Mayer, neue Hemipteren 171. — Martin, Farbenwechsel bei Musticapa 253. — Metcalfe, Conchylien von Borneo 56. — Miller, neue Stapbylinen 171. — Middendorf, Wirbelthiere seiner sibi- rischen Reise 495. — Milne Edwards, Eintheilung der Crustaceen 169. — Moleschot, zur Entstehung der Blutkörperchen 326 ; Bildung des Zuckers im Thierkörper 398; Leber und Mılz bei der Rückbildung 398. — Morelet, neue Helixarten 56. — Naumannia 6l. — Ornithologischer Quellennachweis 60. 253. 325. — Peters, neue Antilope 254; Flussfische in Mossambique 171; Säugethiere daselbst 409; Conchodytes n. g. 170. — Petit de la Saussaye, neue Conchylien 56; Recluzia n. g. 489; Modulus 490. — Pu- cheran, Galtung Cervus 174. — Quatrefages, Branchellion und Pontobdella 403. — Rapp, Edentaten 496. — Recluz, neue Conchylien 56; Rupicola 490. — Reichenbach, Handbuch der Ornithologie 407. — KRossmässler, über Najaden 249. — Rousseau, Photographie zoologiqne 496. — Schmarda, zur Naturgeschichte der Adria 55; geographische Verbreitung der Thiere 175. — Schultze, Entwicklung der Turbellarien 57. — Schmidt, über Helixarten 324. — v. Siebold, über Leucochloridium paradoxum 402. — Steenstrup, über Xenobalanıs n. g. 59. — Stoliwerck, entomologische Mittheilungen 403. — Thompson, über Reticularian.g. 489. — Troschel, über Alausa 172, Correspondenzblatt des Vereines für Januar 76—84; Februar 176— 180 ; März 255— 260; April 327—332; Mai 411-416; Jun 497—502. Erklärung der Tafeln. Taf. I. Fig. 1? Skelet eines Trochilus, 1’ vordere Ansicht des Brustbeins S. 18. — Fig. 2. Schuppen aus den Koprolithen des bunten Sandsteins bei Bernburg S. 30. Taf. Il. Gervais neue fossile Säugelhiergaltungen S. 49. Taf. IT, Fig. 1 — 10, Zähne verschiedener Gasteropoda Cteno- branchiata S. 164. — Fig. A. Koprolith aus dem Keuper S. 206. Taf. IV. Fig. A. B. Graphische Darstellung der mittlern Wind- richtung S. 181. — Fig. 2. 3. Stroboscopische Scheiben S. 209. Taf. V. Mieroscopische Durchschnilie von Roggensteinkörnern S, 188. Taf. VI. VII. Zur Entwickelungsgeschichte des Cirsium arvense Ss. 193. Taf. VII. Sigillaria Sternbergi S. 257. Taf. IX. Ammonites dux aus Muschelkalk S. 341. Taf. X. Fig. 1. 2. Ericksson’s Maschine mit erhitzter Luft S. 293, — Fig. 3. Zur Theorie der Planetenbewegung S. 333. — Fig. 4. Apparat zur Gewichtsbestimmung der Wärme S. 417. Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1853. Januar, N? ]J, Kritische Bemerkungen über einige Arten von Clausilia und Helix von N A. Schmidt in Aschersleben. 1. Clausilia cana Held und Clausilia vetusta Ziegler. Im Sommer 1852 war ich einige Tage in München. Herr Professor Roth daselbst war so gütig, mit mir einige kleine malakologische Excursionen zu machen und unter andern mich im Münchner Hofgarten an den Fundort von Clausilia cana Held zu führen. Diese Schnecke ist hin und wieder angeführt, doch immer nur auf Grund des in der Isis erschienenen Aufsatzes vom Prof. Held, und natürlich mit einiger Ungewissheit, weil selbst Männer wie Rossmässler und Pfeiffer nie Original- exemplare davop gesehen haben. Sehr erwünscht war es mir daher, dieses interessante Conchyl in grösserer Anzahl sammeln zu können, theils um ein Urtheil darüber zu gewinnen, theils um meine Correspondenten damit zu versehen. Clausilia cana ist in der Isis durchaus sorgfältig und tref- fend beschrieben, dennoch ist sie selbst von ihrem Autor nach meiner Ansicht nicht richtig gewürdigt, da derselbe sie mit Cl. vetusta Z. identificirt und für seinen, 1836 publieirten, Namen, die Priorität in Anspruch nimmt. Herr Dr. Peiffer fühlt, dass die in der Isis gegebene Diagnose von Cl. cana auf Cl. vetusta nicht recht passen will und meint, sie werde eher auf eine Va- rietät von Cl. biplicata Montagu zu beziehen sein. Ich halte beide für nahe verwandte, doch selbständige, wohl von einander 1853, 1 2 zu trennende Arten. Cl. cana ist grösser, bauchiger, derber als Cl. vetusta, und wern man ganze Reihen von beiden nebenein- der stellt, springt der Unterschied des Habitus deutlich in die Augen. Die wichtigeren Unterscheidungsmerkmale liegen nun aber in der Gestalt der Mündung und in der unteren Gaumen- falte. Letztere entspringt bei Cl. vetusta aus der Gaumenwulst, schwindet schlundeinwärts immer mehr, so dass sie die Mond- falte nicht mehr zu berühren pflegt; bei Cl. cana entspringt sie aus der Mondfalte, wird nach vorn schmächtiger, so dass sie meistens die Gaumenwulst nicht mehr berührt. Die Mündung ist bei Cl. cana bei weitem grösser, dabei vorherrschend rhom- bisch und oft sehr von beiden Seiten zusammengedrückt, dage- gen ist die Mündung der Cl. vetusta stets auffallend klein und rundlich-birnförmig. Das Verhältniss der lamella spiralis zur lamella supera ist bei beiden gleich, auch ist ihnen die mei- stens röthliche Färbung der Gaumenwulst gemein. Das Inter- lamellare fand ich bei Cl. cana nie, bei CI. vetusta an einzel- nen Krainer und Kärnthner Exemplaren gefältelt. Bemerkens- werth ist, dass Cl. cana, was mir wenigstens von drei Fundor- ten derselben bekannt geworden ist, mit Cl. biplicata gesellig vorkommt (so bei München, im Ahnethal bei Cassel und im Sel- kethal des Harzes). Dagegen gehört in Krain und Kärnthen, der eigentlichen Heimath von CI. vetusta, Cl. biplicata zu den gröss- ten Seltenheiten. F. Schmidt hatte sie wenigstens vor Ab- fassung seines Verzeichnisses der Krainer Conchylien noch nicht gefunden, und Prof. von Gallenstein führt zwar 2 Kärnthner Fundorte der Cl. biplicata (similis v. Charp.) auf, allein da die mir mitgelheilten Exemplare des einen eine noch dazu sehr kleine Form der Cl. vetusia Z. sind, so bezweifle ich, dass Cl. bipli- cata überhaupt schon in Kärnthen gefunden ist. Für CI. cana ist der Hofgarten bei München nicht bloss darum ein classischer Fundort, weil Helds Exemplare daher stammen, sondern auch deshalb, weil die hier leicht in beliebiger Anzahl zu sammelnde, kräftig ausgeprägte, Form einem das Verständniss schwächerer Formen von andern Fundorten öffnet. Die ächte CI]. vetusta be- sitze ich nur aus Krain, von 2 Kärthner Fundorten und von Tharand; Cl. cana habe ich aus Livland, der Türkei, aus dem Harze, von Cassel, von München und aus Mähren. Die Gasseler GClausilie ist von Hrn. Dr. Pfeiffer in der Zeitschr- 3 f. Malakozoologie 1849. p. 109. als besondere Varietät der CI. vetusta beschrieben. Die Cl. tesselata Parr., welche als Syno- oym der Cl. cana Held aufzuführen ist, sandte mir Herr Par- reyss mit der Bestimmung: Moravia. Aus Siebenbürgen erhielt ich von demselben zugleich eine Clausilie als ‚‚nov. spec. ?“, wel- che, wenn sie nicht selbständige Art sein sollte, wenigstens als eine von ihren Grundtypus ziemlich weit abgeirrte Varietät der Cl. cana zu betrachten und als deren var. transylvanica aufzu- führen ist. Sie ist sehr bauchig, hat eine ziemlich runde Mün- dung, auch steht ihr Nackenkiel auf einer andern Stelle, als bei der Grundform. 2. Helix sericea Drap. und H. rubiginosa Ziegl. Ueber H. sericea Drap. herrscht unter den deutschen Con- ehyliologen völliges Einverständniss. Daher wird manchen meine Behauptung frappiren, dass, was wir bisher so genannt hahen, nicht weiter so genannt werden dürfe. Ich denke für diese Be- hauptung einen ziemlich einleuchtenden Beweis liefern zu kön- nen. Es sind zwei Fälle möglich. Entweder hatDraparnaud mit seiner H. sericea die von uns dafür genommene Schnecke gar nicht gemeint, oder er hat sie mit einer andern specifisch zu trennenden Form confundirt. Im ersten Falle müsste gera- dezu gesagt werden, dass irriger Weise eine andere Schnecke, nämlich H. rubiginosa Z. mit jener identificirt und dem Dra- parnaudschen Namen untergeschoben sei, so dass wir darüber die wahre H. sericea ganz aus den Augen verloren hätten. Im zweiten Falle wäre ohne Zweifel der einen Form der ihr von Ziegler gegebene und aus Rossmässlers Iconographie (Heft VII. VII. p. 3.) bekannte Name zu sichern, der Draparnaudsche Name aber auf die zweite, meines Wissens noch nicht weiter benannte, Form zu beschränken. An einen dritten Fall, nämlich an voll- kommene Congruenz von H. rubiginosa Z. und H. sericea Drap. wird Niemand denken können, der die erstere wirklich kennt und damit Draparnauds Beschreibung der letzteren vergleicht. Davon weiter unten. Ob nun aber der erste oder der zweite der beregten Fälle der Wahrheit entspricht, ist ziemlich gleich- gültig, denn das Resultat, die specifische Trennung von H. ru- biginosa und H. sericea, bleibt dasselbe. Ir? 4 Meine Aufgabe gehört zu den schwierigsten aus dem gan- zen Bereiche der Binnenconchyliologie, und ihre Lösung ist überhaupt erst möglich, seit ich begonnen habe, das Formgebiet kritischer Arten anatomisch festzustellen. Es handelt sich bei der Umgrenzung der wahren H. sericea Drp. um mehrere einan- der täuschend ähnliche Formen. Ich will von H. filicina Schmidt, H. sericea Dr. und von gewissen Varietäten der H. hispida L. nicht ganz vollendete Exemplare mit recht grossen der H.rubi- ginosa Z. zusammenschütten, und kein noch so feiner Kenner soll sie mit Sicherheit wieder trennen — ich rede nur von den Gehäusen, ohne Thiere. In Allgemeinen soll damit weiter nichts gesagt sein, als dass die zum grossen Theile auf blossem Gut- dünken beruhende testaceolsgische Methode mit der Zeit der al- lein wissenschaftlichen anatomischen , also wirklich malakologi- schen, weichen muss. Mit Bezugnahme auf unsern speciellen Fall aber geht daraus, dass sogar die natürlichen Exemplare der hier berührten Arten so schwer zu unterscheiden sind, unbe- dingt hervor, dass wir von den Abbildungen Draparnaud’s, wel- che ohnehin die kleineren Arten nicht immer correct darstellen, nicht die. geringste Hülfe erwarten dürfen. Leider muss ich nun auch gestehen, dass die Prüfung der Draparnaud’schen Ori- ginalexemplare in Wien uns wenig fördern kann. Denn die Draparnaud’sche Sammlung hat nach meinem Dafürhalten von ihrer kritischen Auctorität nicht wenig eingebüsst, seit sie nicht mehr abgesondert aufbewahrt wird, sondern mit dem kaiserli- chen Conchyliencabinet völlig verschmolzen ist. Wer weiss nicht, wie leicht der ähnliche oder gleiche Inhalt neben einander stehender Kästchen verwechselt wird. Ich hatte bei Besichti- gung jener Sammlung mehrfach Gelegenheit, solche eben an an- dern Draparnaud’schen Originalexemplaren vorgekommene Ver- wechselungen nachzuweisen. Wer bürgt nun dafür, dass im Laufe der Zeit nicht aus einem Kästchen mit H. rubiginosa Z. ein Paar Exemplare zu der daneben stehenden A. sericea Dr. gewandert sind. Es ist mir allerdings erinnerlich, dass ich bei der Draparnaud’schen Etiquette die beiden Hauptformen, von welchen hier die Rede ist, fand. Und ich glaube mich darin kaum zu täuschen, denn da ich seit Jahren begierig war zu er- fahren, was eigentlich H. sericea Drp. sei, so war die Betrach- tung von dessen Originalexemplaren für mich ein Moment von 5 kritischer Bedeutung. Allein ich kann weder auf die von mir damals gewonnene Ansicht, noch auf den Inhalt des Draparnaud- schen Kästchens selbst grosses Gewicht legen. - Gesetzt ich irrte mich, oder der Zufall hätte mit jenen Originalexemplaren sein böses Spiel getrieben, dennoch würde das Ergebniss unse- rer Untersuchungen dadurch nicht alterirt werden können. Denn zum Glück enthält Draparnaud’s Beschreibung seiner H. sericea Angaben, deren sorgfältige Erwägung zur Lösung des Knotens genügt. Ja wenn selbst das als Factum vorläge, dass sämnit- liche Exemplare der Draparnaud’schen Sammlung mit H. rubigi- nosa Z. identisch wären, so würde dadurch der Beweis, dass Draparnaud auch etwas andres, als diese, unter seiner seri- cea mit einbegriffen haben müsse, nicht entnervt werden kön- nen, denn seine haarscharfe Beschreibung zeigt das sonnenklar. Jene Fiction sollte übrigens auch nur zeigen, wie unabhängig die Untersuchung zu führen sei. Die wahre Sachlage mag man aus Folgendem abnehmen. Als ich im October 1850 meinem Freunde Rossmässler anatomisch bewies, dass eine seiner H. sericea ver. major (leonogr. Fig. 459.) ganz. entsprechende Schnecke aus dem Leipziger Stadtgraben mit der vulgo für H. sericea ge- nommenen Form (Iconogr. Fig. 428.) nicht im entferntesten ver- wandt sei, dass erstere vielmehr, wie ich damals glaubte, nur für eine Varietät der H. hispida L. genommen werden könne, meinte er, eben diese Schnecke sei vermuthlich die eigentliche H. sericea Drap., die dann vielleicht ganz eingezogen werden müsste. Rossmäsler hat dadurch den ersten Serupel in mir erregt. Seit der Zeit habe ich die Sache stets im Auge behal- ten, die grossen Sammlungen in Prag, Wien, Laibach, Verona, München, Nürnberg u. s. w. mit dem gespannten Interesse be- trachtet, Momente für die Lösung dieser Frage zu gewinnen, sämmtliche Formen, um welche es sich hier handelt, secirt, die wichtigeren in grosser Anzahl, und bin nun endlich ganz vor Kurzem zu einer klaren Ueberzeugung und zur Beseitigung mei- ner Scrupel gelangt, als mir Herr Salinendirector Jean de Charpentier von Bex eine Schachtel lebender Exemplare der Schnecke, welche ich jetzt für die wahre H. sericea Dr. halte, eben mit dieser Bezeichnung übersandte. Man verzeihe diese lange Vorrede. Dem forschenden Ma- lakozoologen sei sie eine Bürgschaft, dass ich eine in der That 6 schwer zu lösende Frage nicht, wie das leider gar zu häufig geschieht, flüchtig und ich möchte sagen nach momentaner Laune entschieden habe, dass ich vielmehr bemüht gewesen bin, durch mühsame und beharrliche Studien ein Stückchen Wissenschaft ans Licht zu fördern. Indem ich nun zu der genaueren Erörterung meines The- mas übergehe, bemerke ich nochmals, dass ich die Schnecke, welche bisher unisono H. sericea Dr. genannt ist, die kleinere Rossmässler’sche Form (Iconogr. Fig. 428.) fortan immer AH. rubiginosa Z. nennen werde, dass auch das, was ich in der Zeitschrift für Malakozoologie Jahrg. 1550 S. 7. von dem Pfeil der H. sericea, sowie an andern Orten über diese Art gesagt gesagt habe, nur auf H. rubiginosa Z. zu beziehen ist, und dass ich ferner von jetzt an unter H. sericea Dr. stets eine Ross- mässlers Fig. 429 entsprechende Schnecke verstehen werde. Beise sind, ungeachtet ihrer grossen äussern Aehnlichkeit, gar nicht mit einander verwandt, gar nicht als Glieder einer und derselben Gruppe zu betrachten. Denn H. rubiginosa hat einen verhältnissmässig langen, mit 4 stumpfen Schneiden besetzten, zierlich gewundenen Pfeil, H. sericea aber besitzt zwei sehr kleine, einfache Pfeile. Letztere gehört demnach in die Ver- wandtschaft der H. hispida L. H. rubiginosa Z. liebt bekanntlich sehr feuchte Orte, nasse Wiesen und bewachsene Ränder von Gräben und Sümpfen. H. sericea dagegen „habite les jardins‘“, wie Draparnaud sagt. Schon das stimmt nicht. Ferner schreibt Draparnaud seiner sericea zu: un bourrelet enfonce, tres peu saillant, qui par la trans- parence de la coquille, paroit au-dehors comme une bande eirculaire jaundtre. Niemals ist mir von H. rubiginosa ein Exemplar vorgekommen, welches auch nur den leisesten An- satz zu einer Schmelzleiste im Innern der Mündung gezeigt hätte, obwohl sich bei recht stark entwickelten Exemplaren in den in- nern Wandungen der Mündung von der Spindel aus eine ganz schwache , weisslich schimmernde Emailleschicht auszubreiten pflegt (etwa wie bei Limn. ovatus Drap.). Schon weil unter allen von mir bisher secirten Helixarten keine einen so elegant gebildeten Pfeil besitzt, habe ich sie häufig und zu allen Jahres- zeiten secirt, und auf diese Weise ermittelt, dass sie im Spät- herbst culminirt. Aber auch dann keine Spur von einem noch 7 so schwachen bourrelet, geschweige ein solches, welches als bande jaundätre äusserlich durchschiene. Die weisse Schmelz- leiste im Innern der Mündung hat sich mir bisher stets als un- trügliches Kennzeichen der Verwandtschaft mit H. hispida erwie- sen. Als ich das erwähnte Material durch Herrn v. Charpen- tier erhielt, glaubte ich zum ersten Male eine wirkliche H. ru- biginosa mit schwacher Mündungsleiste vor mir zu haben. Al- lein bei der Section fanden sich 2 Pfeile. Draparnaud sagt endlich von seiner sericea sie sei herisse de poils jaundtres, al- longes, recourbes. Um diese Angaben richtig zu würdigen, hat man die bei verwandten Arten, z. B. bei H. hispida, vorkom- menden dagegen zu halten. Demnach ist jenes Merkmal etwa so zu interpretiren: die Haare der H. sericea sind zurückgebo- gen, wie bei H. hispida, doch merklich länger. Allein die Haare der H. rubiginosa sind nur um ein Geringes länger, als die von H. hispida, und im frischen Zustande (natürlich kann nur von diesem die Rede sein) stets gerade und straff. Selbst an schmu- tzigen Exemplaren der H. rubiginosa richten sich die Haare wie- der ganz straff empor, wenn man sie mit einer nassen Bürste reinigt. Um auf das zuerst erwähnte Merkmal von dem bour- relet zurückzukommen, so sagt nun Draparnaud allerdings: Pe- ristome simple ou garnis qwelguefois d’un bourrelet. Aus die- ser Angabe liesse sich folgern, dass Draparnaud unter seiner sericea zugleich an die rubiginosa Z. gedacht habe. Anderer- seits dürfte nach den Charpentier’schen Exemplaren anzunehmen sein, dass auch die andere Form das bowrrelet nicht immer an- setzt, nachdem sie die Reife der Fortpflanzungsfähigkeit bereits erreicht hat. Sind aber wirklich 2 Arten von Draparnaud con- fundirt, soist das zu Anfang für diesen Fall angedeutete Verfah- ren nothwendig. Auf die von Hrn. v. Charpentier erhaltene Schnecke, welche ich ausserdem noch von 5 verschiedenen Schweizer Fund- orten, von deutschem Grund und Boden aber nur aus dem Stadt- graben und aus dem Schleussiger Holze bei Leipzig besitze, passt die ganze Beschreibung von H. serices Dr. buchstäblich. Diese hat die poils recourbes und im Vergleich zu denen ihrer nächsten Verwandten allonges; «diese besitzt zuweilen das peri- stome garni d'un bourrelet enfonce, tres peu saillaint etc. Von dieser kann man auch ganz eigentlich sagen, sie habe einen sehr 8 engen Nabel (ombilie tres etroit) während für H. rubiginosa Z. Rossmässlers Angabe, t. perforata, angemessener erscheint. Dem- nach stehe ich nicht an, sie für die wahre H. sericea Drap. zu erklären oder für den Fall, dass Draparnaud sie noch mit H. rubiginosa zusammengeworfen haben sollte, auf sie allein die Draparnaud’sche Benennung zu beschränken. So untrüglich nun, trotz der äusseren Aehnlichkeit diese H. sericea von H. rubiginosa durch die Pfeile geschieden ist, so schwer ist ihr Formgebiet nach andern Nachbarn hin abzustecken. Es kommen von H. hispida hochgewölbte und ziemlich engge- nabelte und gerade in diesem Falle mit ungewöhnlich schwacher Schmelzleiste versehene Formen vor. Diese sind von H.sericea äusserlich an den feineren, kürzeren Haaren und an dem immer doch noch weiteren Nabel, anatomisch an ihren etwa nur halb so langen Pfeilen zu unterscheiden. Noch näher tritt an H. sericea H. filicina F. J. Schmidt heran; so nahe, dass eben die H. sericea von einigen Schweizer Conchyliologen für H. filicina ge- nommen ist. Die Pfeile beider Arten sind nicht unterschieden. Aber die wahre H. filicina, welche ich in ausgezeichnet schönen Exemplaren aus den Händen des Autors besitze, hat wie MH. lu- rida Z. einen Habitus, welcher dem von H. incarnata Müll. ent- spricht, ferner die der eben genannten Schnecke eigne Lippen- bildung, kürzere Haare und einen engeren Nabel als H. sericea. Den Nabel von H. filicina würde ich characterisiren: halbbe- deckt durchbohrt. Ich halte 7. filicina für durchaus verschie- den von H. sericea Dr. Wie ich H. filicina freilich nach H. Iu- rida hin abgrenzen soll, und ob sie am Ende mehr ist, als de- ren var. minor, das weiss ich nicht zu sagen. Ueber das Ver- hältniss der H. sericea Dr. zu der in der Schweiz, aber auch schon im bairischen Hochlande vorkommenden H. albula Stud., welche sicher nicht zu H. rubiginosa, sondern in die Sippschaft der H. hispida gehört, vielleicht ein andermal. H. rubiginosa Z. erscheint mir als eine Art von besonders festem Typus. Ihre Gestalt schwankt nur unbedeutend hinsicht- lich der Grösse und des höheren oder gedrückteren Gewindes. Eine eigentliche Varietät derselben ist mir nicht bekannt, man müsste denn die am Zobtenberge vorkommenden Blendlinge, die mir Hr. Dr. Scholtz gütigst mitgetheilt hat, dafür nehmen. Durch Hrn. Dr. L. Pfeiffer’s Güte besitze ich auch H. gra- ) nulata Alder aus England in 2 sehr schönen Exemplaren. Wo- hin ich diese stellen soll, darüber bin ich unschlüssig. Aller- dings stimmt sie in Betreff des engen Nabels des Habitus und der straffen Haare mit H. rubiginosa überein, und dass sie völ- lig farbloser Blendling ist, kommt nicht in Betracht; allein sie ist mit einer feinen Lippenwulst versehen. ‘Daher wage ich über sie nicht eher ein Urtheil, als ich sie zu seciren Gelegenheit erhalte. H. rubiginosa Z. pflegt, wo sie vorkommt, nichts weniger als selten zu sein, doch scheint sie grossen Distrieten Deutsch- lands zu fehlen. Herr ©. Goldfuss, der seit langen Jahren mit unermüdlichem Eifer die Conchylien der Rheinprovinz und Westphalens gesammelt, namentlich die Gegend von Neuwied, Andernach, Bonn, Elberfeld, Bielefeld, Herford, Detmold u. s. w. ausgebeutet und mir nicht nur reichlich von Allem mitgetheilt, sondern mit Selbstverleugnung sogar seine Unica abgetreten hat — hat mir von H. rubiginosa nie ein Exemplar gesandt. Nach Bach soll sie bei Boppart, nach Dr. Sandberger bei Weilburg vorkommen; doch kann ich diese Angaben von einer erst kritisch zu sichtenden Art nicht verbürgen, obwohl ich ihre Richtigkeit kaum bezweifle. Dass ihr Vorkommen kein allge- mein verbreitetes ist, zeigt schon meine Sammlung, welche die gewöhnlichern deutschen Binnenconchylien durchschnittlich von 30 bis 50 und mehr Fundorten darbietet, A. rubiginosa aber nur von 11, nämlich von Aschersleben, Walbeck a. Harz, Merseburg, Freiburg a. d. Unstrut, Cöthen, Magdeburg, Berlin, Breslau, Re- gensburg, Klagenfurt und vom Zobtenberge in Schlesien. Was in diesem Aufsatze über H. sericea Drap. (ex rec. mea) gesagt ist, mag als erste Probe von einer monographischen Bearbeitung der ganzen Gruppe H. hispida - eireinnata betrachtet werden, welche ich hoffe bald liefern zu können, da ich bereits ein reiches Material dazu besitze, versprochenermassen aber im nächsten Frühjahr durch die Herren Mousson, v. Charpentier, Parreyss u.A. die halbapokryphischen Formen der H. caelata und montana Stud., elandestina Born, nebst andern Modificatio- nen von H.circinnata Stud. und die vermeintliche A. depilata Pfeif- fer lebend erhalten soll. Jede freundliche Unterstützung bei 10 diesem gewiss nicht leichten Unternehmen wird mich zu gros- sem Danke verpflichten. Ueber Malva obiusa Torrey et Gray, von August Garcke in Berlin. In der Flora von Nord-Amerika von Torrey und Gray findet sich Bd. 1. S. 225. eine aus Californien stammende an- geblich neue Malve mit dem Namen Malva obtusa. Sie wird mit Malva rotundifolia L. (worunter aber M. neglecta Wallroth zu verstehen ist) verglichen und von ihr durch kürzere Blühten- stiele, kürzere aber breitere Kelchzipfel und namentlich durch tief-runzelige Theilfrüchtehen unterschieden. Hooker und Ar- nott (Bot. Beech. p. 326) halten diese Species von der euro- päischen Malva rotundifolia nicht verschieden und sind der Meinung, dass sie von Europa aus erst in Californien eingeführt sei. Dieser letztern Ansicht tritt auch Asa Gray (Plant. Fend- ler. p.15.) selbst bei, weicht aber darin von ihr ab, dass er die Pflanze nicht mit M. rotundifolia identificirt wissen will, son- dern als Synonym zu M. borealis Wallmann (bekanntlich die ächte M. rotundifolia von Linne) bringt. Herr Asa Gray be- merkt an dieser Stelle noch, dass die in Rede stehende Pflanze von M. rotundifolia |M. neglecta Wallr.] durch die weit klei- nere Blumenkrone, die quer - netzförmig-runzeligen Theilfrücht- chen, welche an dem hervorstehenden Rande mehr oder weniger gezähnt seien, abweiche. Ebenso sollen die Kelchzipfel beson- ders zur Fruchtzeit breiter, die Blätter etwas weniger gelappt und bei den neumexikanischen und californischen Exemplaren die Blühtenstiele sehr kurz sein, ein Merkmal, welches die eu- ropäischen Schriftsteller nicht mit in die Diagnose aufgenommen hätten, obwohl die Charakteristik dieser Pflanze bei Fries, Koch u. A. als gut bezeichnet wird. Nach dieser Beschreibung muss man jedoch, auch ohne die betreffenden Exemplare aus Californien gesehen zu haben, wegen der Identifieirung dieser Species mit M. rotundifolia 41 L.@ler mit M. neglecta Wallr. Zweifel hegen, da ersterer hier einige Merkmale zuerkannt werden, welche ihr nie zukommen. Diese Zweifel werden nun auch beseitigt, wenn man die von Herrn Asa Gray unter Nr. 75. als Malva borealis der Fend- jer’schen Sammlung ausgegebenen Exemplare vergleicht, welche zu Malva parviflora L. gehören. Letztere steht der ächten M. rotundifolia L. allerdings weit näher als der M. neglecta Wall- roth, mit welcher sie eigentlich kaum verwechselt werden kann, da ihre kleinen, den Kelch kaum überragenden, meist sehr kurz gestielten Blüthen und die runzelig-netzadrigen Theilfrüchtchen sich nie bei Malva neglecta Wallr. finden. Dagegen ist die Ver- wechselung mit M. rotundifolia L. leichter möglich, da diese in mehreren Stücken mit Malva parviflora L. übereinstimmt; sie weicht aber in der Beschaffenheit der Kelche und der Theil- früchtchen von letzterer ab und bietet in diesen Organen gute Unterscheidungsmerkmale dar. Bei M. parviflora L. sind näm- lich die breit-eiförmigen, mit kurzer Spitze versehenen Kelch- zipfel namentlich zur Fruchtzeit weit grösser und ausgebildeter als bei M. rotundifolia L., die Blüthen sind nur sehr kurz ge- gestielt, oft fast sitzend, während sie an M. rotundifolia L. doch eine Länge von einem halben Zoll und darüber erreichen; so- dann sind die Theilfrüchtchen bei M. parviflora L. weit tiefer und schärfer quer- netzaderig-runzelig und haben einen hervor- stehenden, im reifen Zustande mit langen Zähnen besetzten Rand, während die meist behaarten Theilfrüchtchen von M. ro- tundıfolia nur weniger tiefe Querfurchen und einen zwar her- vortretenden, aber ganzrandigen Saum besitzen. In Betreff des Vaterlandes unterliegt es wohl keinem Zwei- fel, dass die an den Küstenländern des mittelländischen Meeres häufig vorkommende M. parviflora L. in Nordamerika gleich der M. neglecta Wallr. nicht wirklich einheimisch‘, sondern nur eingeschleppt sind. Für Mexiko, wo sie €. Ehrenberg in Gärten beobachtete, wurde sie schon früher vom Hrn. Prof. v. Schlechtendal [(Linnaea XI. p. 350.) angezeigt; dagegen ist die ächte Malva rotundifolia L. (M. borealis Wallmann) un- seres Wissens noch nicht in Nordamerika gefunden. 12 Voltait vom Rammelsberge bei Goslar w von Eriedrich Ulrich in Ocker. Die Mineralien des Rammelsbergs zerfallen in genetischer Beziehung in 2 Gruppen, in primäre und secundäre Bildungen. Erstere stellen ein inniges dichtes Gemenge von Schwefelkies, Bleiglanz, Kupferkies, Zinkblende und einigen erdigen Minera- lien (Schwerspath, Quarz etc) dar. Aus manchen bei Untersu- chung und Verhüttung der Erze zum Vorschein kommenden Körpern muss man noch auf die Gegenwart einer Menge ande- rer Erze (Arsenik-, Antimon-, Selen-, Wismuth -, Nickel-, Ko- balt- etc. Erze) schliessen, jedoch sind diese in so geringen Quantitäten vorhanden und so fein durch die ganze Erzmasse vertheilt, dass man sie als mineralogische Species nicht mehr erkennen kann. Die secundären Gebilde bestehen im Wesent- lichen aus schwefelsauren Salzen und sind durch das Verwittern der in der ersten Gruppe aufgeführten Schweflungen namentlich in den oberen Bauen, die in früherer Zeit während langer Jahre unter Wasser standen, gebildet. Jetzt erseheinen diese Salze als eine dichte Masse von dem mannichfachsten Aeusseren, wel- che Behuf der Gewinnung von Eisenvitriol auf der Vitriolhütte in Goslar ausgelaugt wird. Ein mehrwöchentlicher Aufenthalt auf dem genannten Werke im Sommer 1852 gab mir Gelegenheit die Mineralien der letzt- genannten Gruppe genauer kennen zu lernen und ich erlaube mir im Folgenden auf eines derselben, den Voltait aufmerksam zu machen. Es findet sich dieses Mineral in regulären Octaedern, Wür- feln, Dodekaedern und den Combinationen dieser Körper mit vorherrschenden Dodekaeder- und Octaeder-Flächen. Es ist un- durchsichtig, dunkelölgrün, grünlichschwarz und schwarz. Die Krystalle geben ein schmutzig hellgrünes Pulver und lösen sich ziemlich schwer in Wasser zur klaren gelblich grünen Flüssig- keit. Durch das Löthrohr und einige andere Reactionen habe ich in dem vorliegenden Minerale einen Eisen Mangan-Schwefel- säure- und Wassergehalt nachgewiesen; es ist aber leicht mög- 13 lich, da ich nicht Zeit zur gründlichen Untersuchung hatte, dass noch andere Körper vorhanden sind. Am schönsten finden sich die bis zu 1‘ grossen aber meistens kleineren rundum ausgebildeten Krystalle in einer ver- witterten Varietät des Faser- oder Handsalzes, welches wieder- um mit unverwitterten Erzstücken und mehr oder weniger zer- setztem Thonschiefer verwachsen ist. Mitunter finden sich in einem halb zerfallenen Thonschiefer, dessen einzelne Blättchen durch dünne Lagen Fasersalz getrennt sind, bohnengrosse aus graugrüner erdiger Masse bestehende Kugeln, welche ringförmig mit sehr kleinen Krystallen des Voltaits besetzt sind. Die Ge- genwart des Thonschiefers scheint bei der Entstehung des Vol- taits bedingend gewesen zu sein. Ausser im Rammelsberge findet sich der Voltait noch in der Solfatara bei Puzzuoli unfern Neapel und es möchte auffal- lend erscheinen ein sogenanntes vulkanisches Produkt in der Umgebung von Vitriolen etc. zu finden. Wenn man aber be- rücksichtigt, dass der Voltait von Puzzuoli auch erst durch die Einwirkung der aus den Fumarolen aufsteigenden Dämpfe und den aus diesen condensirten Flüssigkeiten auf das umgebende Gestein entstanden ist so wird auch das Vorkommen desselben im Rammelsberge das Befremdende verlieren. Ueber die Stellung verschiedener Legirungen und Amal- game in der thermoeleetrischen Spannungsreihe von Ww. BEollmann in Stargard. [Die nachfolgenden Untersuchungen bilden Fortsetzung und Schluss zu dem im IV. Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen Vereines in Halle (Berlin 1852.) S. 106.—113, mitgetheilten Aufsatze. Die Redaction.] 8. Die Zink-Blei-Legirungen. Es bieten diese Legirungen für die genaue Bestimmung ihrer Stellung gegeneinander eine Schwierigkeit, die sich nicht 14 beseitigen lässt: indem nämlich die genannten Metalle sich nicht in beliebigen Verhältnissen legiren lassen. Die gegossenen Pro- bestangen bestanden aus zwei verschiedenen Hälften; in der un- teren überwog entschieden das Blei, in der oberen das Zink, wie aus Farbe, Härte und Biegsamkeit leicht zu erkennen war. Dass die Bleienden nicht ganz frei von Zink waren, folgte daraus, dass sie gegen Blei sich positiv verhielten. Ebenso zeigten sich die Zinkenden gegen Zink negativ; ein Beweis dafür, dass auch sie nicht bleifrei waren. Die existirenden Zink - Bleilegirungen stehen also aller Wahrscheinlichkeit nach sämmtlich zwischen Zink und Blei. Die Zinkenden mit Zink combinirt gaben nur schwache Ströme bei verhältnissmässig hoher Temperatur: in- dem jedes Metall für sich allein erwärmt und mit dem zweiten kalten verbunden einen Strom liefert der dem Gange der Wär- me entgegengesetzt ist; also bei der Erwärmung beider zugleich die Stromdifferenz auftritt. 9. Die Antimon-Zink-Legirungen. Wismuth mit Zinn legirt gab (Jahrgang IV. S. 107.) meh- rere Alliagen die positiver als Antlimon waren; hier zeigt sich ein zweites Beispiel der Art bei den Compositionen aus Anti- mon und Zink. Die äussersten Glieder der Reihe, 1 Sb. © Zn. und Sb. 1 Zn., schliessen sich dem Zink und Antimon jedes auf der positiven Seite an. Die folgende Zusammenstellung ent- hält das Nähere: Metalle. | Legirungen. — il — 1 Zn. 2 Sb. | 1 Zn. 2 Sb. ae —_ — 1 Zn. 3 Sb. au — 1 Zn. 4 Sb. — — — — 1 Zn. 8Sb. Antimon _— — — 2.2 1m (9°Shi — Eisen Zu —_ — 0 2 Zn. 1 Sb. —_— — —_ — 4 Zn. 1 Sb. —_ — —_— — 8 Zn. 1Sb. —_—— Zink ———= —_— — 10. Die Wismuth - Zink - Legirungen. Dieselben finden in einer fortlaufenden Reihe ihren Platz zwischen Wismuth und Zink, und stellen sich jedem der genann- 15 ien Metalle um so näher, je geringer der Antheil des zweiten in ihnen ist. Die Stellung der einzelnen zu den zwischen Wis- muth und Zink liegenden Metallen ist folgende: Metalle. |Legirungen. Zink _— — Bei erhöhter Temperatur der Berüh- —_— — 16 Zn. 1Bi. rungsstelle rücken die Legirungen dem Silber == — Zink näher, —_— — 8 Zn. 1 Bi. —_— — 4 Zn. 1 Bi. Kupfer —ı— _— — 2Zn. 1 Bi. Blei = — Platin - = —_— — 1 Zn. 1Bi. Neusilber —ı— _— — 1 Zn. 2 Bi. a 1 Zn. 4 Bi. —_ — 1 Zn. 8 Bi. eu 1 Zn. 16 Bi. Wismuth —_— — 11. Die Zinkamalgame. Diese Amalgame, die in der Hydrokette eine so wichtige Rolle spielen, zeigen, wenigstens in den von mir untersuchten Arten mit überwiegendem Zinkantheile, gar nichts Auffallendes in ihrem thermoelectrischen Verhalten. Sie gaben, untereinan- der combinirt, sämmtlich nur schwache Ströme, und stellten sich, wie folgende Tabelle zeigt, ganz einfach zwischen Zink und Quecksilber. Metalle. Amalgame. Zink a = — 8Zn. 1 He. — — 4Zn. 1Hg. . N a 3Zn. 1 Hg. Silber er — _ 2Zn. 1Hg. Mer lZn. 1Hg. Kupfer _ Platin = Quecksilber — Mit diesen elf Reihen von Legirungen habe ich vor der Hand meine Arbeit abgeschlossen. Eine zwölfte Reihe von Amal- 16 gamen hat Seebeck untersucht, nämlich die des Wismuths. Er sagt, dass sie sämmtlich zwischen Quecksilber und Wismuth stehen. Zu einzelnen Reihen habe ich noch einige Nachträge zu machen, die hier folgen. „ .adl. Wismuth-Zinn-Legirungen. (Vierter Jahrgang S. 107. haben durch ein Versehen die beiden positivsten Legirungen eine falsche Stellung erhalten. 16 Bi. 1 Sn. muss über 12 Bi. 1 Sn. stehen.) Um möglicher Weise den Grund des Auf- und Niederstei- gens dieser und anderer Legirungsweisen in der Spannungs- reihe der Metalle zu finden, goss ich noch eine Anzahl von Le- sirungen die in den Wendepunkt der Reihe, also zwischen 8 Bi. 1 Sn. und 16 Bi. 1 Sn. fallen mussten. Da ergab sich das Resultat, dass die positivste aller zwischen 14 Bi. 1 Sn. und 16 Bi. 1 Sn. zu suchen war. Die Vermuthung, dass vielleicht diese positivste Legirung eine chemische Verbindung sei, lag nahe; und dass zwischen den genannten Grenzen eine chemi- sche Verbindung liegen kann, ist leicht zu sehen. Das Aequi- valent des Wismuth ist nach R. Schneider*) = 208, das des Zinns ist = 98,82. Also ist: Bi, =832, Sn. = 58,82 und a — ungefähr 14), also Bi, Sn=14'/, Gew. Thl. Wismuth + I G. Thl. Zinn. Legt man die früher gültige Atomzahl für Bi = 212,8 der Rechnung zu Grunde, so ergiebt sich: Bi, Sn. = 141!/,, 6. T. Wismuth + 1 G. Thl. Z. Die thermoelektrische Untersuchung ergab nun folgendes Resultat für die Stellung der Legirungen: 14:Bi. 1Sn. | 14x Bi. 1Sn. a 14: Bi:1Sn. x 22,2, la Bisslön;: 14Bi. 1Sn. _ =, 4 16Bi. 1.Sn. 12 Bi. 1Sn. = 10Bi. 1Sn. ._—_ u ars. 8Bi, 1Sn. —_ '*) Pogg. Ann. vol. 82, S. 303, 17 Die Tabelle zeigt, dass man die positivste aller Legirun- gen erhält, wenn man Bi, Sn. nach R.Schneider’s Aequiva- lentbestimmung bildet, denn dieser entspricht nahe zu 14%), Bil '1.Sn. Nach diesem einen Beispiele sollte man also glauben, dass die auffallende Stellung vieler Legirungen in der thermöelektri- schen Reihe davon herrühre, dass sie chemische Verbindungen sind oder enthalten. Bei den chemischen Verbindungen sind wir es gewohnt, dass sie andere physikalische Eigenschaften zeigen als ihre Bestandtheile , es würde also auch nicht auffal- lend sein, dass eine Verbindung von Wismuth und Zinn positi- ver als Antimon ist. Schon früher habe ich einmal darauf auf- merksam gemacht, dass Eisenoxydul weit negativer als Eisen ist; und Herr R. Franz hat meine desfallsigen Beobachtungen be- stätigt. Er leitet nämlich*) die Umkehrung des Thermostromes zwischen Eisen und Kupfer bei erhöhter Temperatur ebenfalls von der Bildung einer Oxydschicht auf dem Eisen her. Liesse sich also für Bi, Sn. noch anderweit eine Verschiedenheit in den physikalischen Eigenschaften nachweisen, so wäre die An- nahme, es sei eine chemische Verbindung, gegründet; und das ausserordentliche thermoelektrische Verhalten derselben wenig- stens nicht mehr so auffallend. Es liegt am Nächsten den Schmelzpunkt dieser Legirung zu beobachten, wie es Rudberg gethan, der für Wismuth und Zinn bereits eine chemische Ver- bindung, Bi. Sn,, nachgewiesen hat, welche sich durch ihre Leichtflüssigkeit auszeichnet, sie schmilzt nämlich nach Rud- berg bei 143°. Meine Versuche haben mir jedoch für die fragliche Verbindung von Bi, Sn. keinen feststehenden Erstar- rungspunkt gegeben, wie aus Folgendem hervorgeht. Legirung be- |20G. Th. W. | 17G. Th. W. | 15 G. Th. W. |14:G. Th. W. stehend aus: | 1- - 2 | 1- - | 1- - 2|1- - Z 1. Erstarrgsp. 248° 246° 241° 239° 2. Erstarrgsp. 136°,5 136°,5 136°, 5 136°,5 Der zweite Erstarrungspunkt von 136,5 gehörte der leicht- flüssigsten Rudberg’schen Verbindung an. Woher aber die Dif- - ferenz von 6°,5 kommt, kann ich nicht entscheiden. Der erste *) Pogg. Ann. Bd, 85. S. 393 {f, 18 Erstarrungspunkt deutet auf eine Legirung des überschüssigen Wismuths mit einem stets wachsenden Antheile Zinn; er ent- scheidet also die Frage nach einer zweiten chemischen Verbin- dung nicht. Was die übrigen Reihen der Legirungen betrifft, so lies- se sich zwar überall leicht die Möglichkeit einer chemischen Verbindung an ihren Wendepunkten durch Rechnung zeigen; doch ist der experimentelle Beweis, dass eine solche Legirung nach den Atomgewichten auch wirklich die äusserste in der Reihe ist, wegen der meist sehr schwachen Ströme zu schwie- rig und trügerisch. Auf einige andere Punkte, betreffend das thermoelektrische Verhalten der Legirungen, namentlich auf die Brauchbarkeit gewisser Legirungen zur Thermosäule statt Anti- mon und Wismuth will ich, sobald meine Zeit es erlaubt, Ver- suche darüber anzustellen, zurückkommen. Ueber die Abwesenheit der Furcula am Skelet eines Trochilus Tf. 1. Fig. 1. von w Münter in Halle. Trotz der grossen Harmonie, welche der Bau des Skele- tes in der Klasse der Vögel zeigt und die allen übrigen Wirbel- thierklassen fehlt, finden sich doch in demselben einzelne ebenso auffallende Eigenthümlichkeiten als bei letztern. Bald beobach- tet man den Mangel eines in der ursprünglichen Anlage des Skeletes nothwendigen Knochens, bald trifft man auf einen scheinbar überzähligen Theil und in beiden Fällen characterisirt eine solche scheinbare Abnormität meist mehre Gattungen und selbst mehrere Familien. Der vielfach wechselnden Formen des Brustbeins entsprechend zeigt das Schultergerüst die häufigsten und auffallendsten Modificationen. Ich erinnere hier zunächst an den Schulierkapselknochen, welchen Nitzsch zuerst im J. 1811 19 beobachtete und in seinen osteologischen Beiträgen S. 83. be- schrieb. Eine dreissigjährige Beschäftigung mit der Anatomie der Vögel hat mich überzeugt, dass dieses Ossiculum humeri capsulare Nitzschii sehr vielen Vögeln namentlich den Sumpf-, Schwimm-, Hühner- und Straussarligen Vögeln fehlt und dass es sich in verschiedener Entwicklung nur bei den Kletter- Raub- und Singvögeln findet. Auch das Gabelbein verdient hinsichtlich seiner Eigenthüm- lichkeiten eine besondere Aufmerksamkeit. In seiner Form va- rlirt es sehr bei den verschiedenen Familien. So ist es am stärksten und am meisten nach aussen gebogen bei den Tag- raubvögeln, schwach und in die Länge gezogen bei den Hüh- nern, Enten, Tauchern, Pinguinen, Papageien, Buceros; bald erreicht es das Brustbein selbst, bald ist es nur durch ein län- geres oder kürzeres Band mit demselben verbunden. Diese Dif- ferenzen in der Form hat schon Meckel in seiner vergl. Ana- tomie II. S. 73.—78. ziemlich ausführlich beschrieben. Daselbst ist aber keines einzigen Vogels gedacht, welchem die Furcula fehlte und der also durch den Besitz nur eines einzigen Schlüs- selbeins sich ebenso den Säugethieren näherte als unter diesen das Schnabelthier mit seinen doppelten Schlüsselbeinen den Vö- geln. Nitzsch und Kuhl vermissten die Furcula zuerst bei ei- nigen Papageien und es scheint, als habe man diesen Mangel auch für die Papageien selbst zu weit ausgedehnt. Zu Psittacus mitratus, Ps. eximius, Ps. galgulus fügtStannius noch Ps. pas- serinus hinzu. Viele andere Papageien haben die Furcula. Vor Kurzem präparirte ich das Skelet eines Trochilus für das anatomische Museum und vermisste trotz der Sorg- falt, die ich dem zarten Gegenstande widmete, die Furcula. Ich befürchtete bei der Wichtigkeit der Sache, dass dennoch bei Wegnahme der grossen Brustmuskeln das feine Knöchelchen abgenommen sein möchte. Deshalb unterwarf ich sogleich ein zweites Exemplar der Prüfung und überzeugte mich an diesem von dem wirklichen Mangel der Furcula. An ihrer Stelle ist nur ein feines fadenförmiges Bändchen vorhanden, welches vom Schultergelenk nach vorn ausgespannt ist und sich, noch ehe es das Brustbein erreicht, mit dem der andern Seite verbindet. In ein einfaches Bändchen vereinigt heften sich beide dann an DEE 20 das Brustbein. Unsere Abbildung zeigt das Präparat von der Seite und bei Fig. b. von vorn. Bei dieser Gelegenheit mache ich noch auf die grosse Kürze des Oberarms am vorliegenden Skelet aufmerksam. Das ganze Skelet misst von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze nur 3”7'", wovon auf den Kopf allein 1''9' kommen. Die ganze Länge der vorderen Extremität beträgt 12,5“ und davon fal- len auf den Oberarm nur 2,5. Die hintern Gliedmassen sind 13” lang, die Crista sterni ist 9 hoch und 8,5’ lang. Am Gelenkkopfe des Oberarmes findet sich ein ziemlich langer Fort- satz, welcher kakenförmig nach innen und vorn gekrümmt ist. Das Ossiculum humeri capsulare Nitzschü fehlt diesem Trochilus. Monatsbericht a. Sitzungsbericht. Januar 5. Hr. Giebel theilte die wichtigen Untersuchun- gen des Farbenwechsels der Ghamäleonen mit, welche Hr, Brücke, corresp. Mitglied in Wien, an zehn der kk. Akademie in Wien eingesandten lebenden Exemplaren dieses Thieres neuerdings angestellt hat und deren ausführliche Mittheilung in den Denkschrif- ten der kk. Akademie (mathem. naturw. Klasse Bd. IV. Febr. 1852) gegeben worden ist, Der Farbenwechsel des Chamäleon hat zu allen Zeiten das leb- hafteste Interesse erregt und sehr verschiedene Ansichten über seine Ursachen, Hergang und Bedeutung hervorgerufen. Unter den Schrift- stellern des Alterthums betrachtet Aristoteles (hist. anım. 1. 11, p. 903. 6.2. Beck.) nur das Aufblähn und den Tod als Ursachen des Farbenwechsels, Theophrast dagegen die Furcht, Antigonus Carystius scheint ferner zuerst die Ansicht ausgesprochen zu haben, dass das Chamäleon die Farbe seiner Umgebung annehme (Ilagadosoyoa- pog ed. Westermann 1839. p. 68.), welche Meinung auch Ovid’s Metamorphosen (XV. 110. 111.) wiedergeben. Sie beruht auf Nichts weiter, als dass die Haut des Thieres wie ein Spiegel die aufgefan- genen farbigen Lichtstrahlen reflectirt, und hat sich grossen und lang dauernden Beifall erworben. In spätern Zeiten wurde das Chamä- leon häufiger beobachtet, so von N. Cl. Fabrieius von Peiresc, der zuerst den Einfluss des Lichtes als Ursache der Farbenveränderung annahm, ferner von v. Monconys, Vesling, Goddard, im XVII. saecul. von Vallisnieri, der eine weitschweifige Monographie über das Thier herausgegeben, von Hasselquist, der dem Chamäleon eine schwarze 21 Grundfarbe zuschrieb und die grüne und gelbe Färbung von der Gelbsucht des Thieres herleitete. In diesem Jahrhundert haben sich die Zoologen und Physiologen ernstlich mit der Lösung dieses Räth- sels beschäftigt. Bory de St. Vincent schreibt den Wechsel dem durch Furcht und Zorn, Licht und Finsterniss aus den Lungen in die Haut getriebenem Blute zu. Auch Cuvier, Leveille, Murray, Vrolik, Spittal haben Ansichten geäussert, welche die Erscheinung nicht genügend erklären. Erst van der Höven führte 1831 den glücklichen Gedanken aus, die verschiedenen Färbungen in geeigneten Stellungen des Thie- res bildlich darzustellen und dadurch nachzuweisen, dass die Cha- mäleonen eine bestimmte Zeichnung haben, welche nie ganz verschwin- det, aber deren einzelne Elemente in Stärke und Deutlichkeit auffal- lend sich verändern. Sehr richtig beobachtete van der Höven, dass ein weisser Streif' vom Kinn bis zum Alter seine Farbe nie verän- dert, ebensowenig die Innenseite der Hände und Füsse, und nur un- bedeutend die der Arme und Füsse. Abweichend von allen seinen Vorgängern verlegte dieser scharlsinnige Beobachter die Mechanik des Farbenwechsels in das unter der Haut befindliche dunkle Pigment. Milne Edwards siellte kurz nach van der lHlöven abermals sehr sorg- fältige Beobachtungen an zwei lebenden Exemplaren an und gelangte zu noch günstigeren Resultaten (Ann. sc. nat. 2 ser. 1. 48.). Er unterschied zwei Pigmentschichten unter der Haut, deren plötzliches und verschiedenarliges Hervortreten den Farbenwechsel bedingt, und erkannte eine gewisse Aehnlichkeit der Ursachen mit derselben Erschei- nung bei den nackten Mollusken. Die von Hrn. Brücke beobachteten Farben des Chamäleon wa- ren nun: 1) alle Uebergänge von Orange durch Gelb, Grün bis zum Blaugrün,; 2) die Uebergänge jeder dieser Farben durch Braun oder Graubraun in Schwarz; 3) Weiss, blasse Fleischfarbe, Rostbraun, Li- lagrau, Blaugrau, neutrales Grau; #) mehre Schillerfarben zwischen Stahlblau und Purpur, diese jedoch nur bei Sonnenbeleuchtung, wenn das Thier zugleich sehr dunkel war. Sehr beschränkt ist die Zahl der Farben, welche nach einander an ein und derselben Hautstelle vorkommen können: 1) wenn eine Stelle einmal gelb erscheint, so kann sie nur verschiedenarlig grün, mehr weniger schmutzig braun, sehmutzig grau oder schwarz werden; 2) wenn eine Stelle die hlasse Fleischfarbe hat, so kann sie nur die verschiedenen Tinten zwischen Rosibraun und Graubraun annehmen und durch die dunklern Schat- tirungen derselben in Schwarz übergehen; 3) wenn eine Stelle weiss erscheint, so kann sie nur in neutrales Grau, Blaugrau, Violetgrau und endlich ven diesen Tinten aus oder durch Braun in Schwarz über- gehen. Die erste Untersuchung war die der Haut eines lebenden Thieres unter dem Microscop. Auf jedem Hauttuberkel zeigten sich ausser der mehr oder weniger oder gar nicht von schwarzen Puncten unterbrochenen Localfarbe zahlreiche glitzernde Puncte von verschie- 22 denen Farben. Diese deuteten auf Interferenzerscheinungen und in der That erkannte unser Beobachter an dünnen senkrechten Durch- schnitten einer Gruppe von Hauttuberkeln des getödteten Thieres in der Tiefe der Epidermis eine Schicht platter polygonaler Zellen, wel- che lebhafte Interferenzfarben zeigen. Diese Zeilen sind plalt, meist sechs-, häufig fünf-, selten vier- oder dreiseitig und im grössten Durch- messer 0,018—0,032, im kleinsten 0,013—0,023 gross. Viele ha- ben einen Kern und keine einzige eine Spur flüssigen Inhaltes, denn sie behalten ihre Farben, wenn sie trocken aufbewahrt werden, ver- lieren dieselben aber, sobald man sie benelzt. Diese passend genann- ten Interferenzzellen scheinen an allen Tuberkeln vorzukommen, lie- gen häufig mehrfach übereinander und sehören unzweifelhaft der Epi- dermis selbst an, indem sie bei der Häutung theilweis mit abgestos- sen werden , theilweise aber in gemeine Oberhautzellen sich verwan- deln. Die Interferenzerscheinungen an den Schuppen der Schlangen und der Haut der Fösche weichen von diesen des Chamäleon wesent- lich ab. Das von van der Höven und Milne Edwards erkannte Pigment bildet seine dichtesten Massen im den oberen Theilen der Culis, er- streckt sich- aber nach abwärts bis in das subeutane Bindgewehe, so zwischen die anderweiligen Gewebtheile eindringend, dass es frei ın deren Zwischenräumen zu liegen scheint, in Wahrheit aber wohl in eigenthümlichen Zellen abgelagert ist. Das tiefere dunkle Pigment, welches in der ganzen Haut mit Ausnahme des weissen Bauchstreifens vorkommt, liegt in verzweigten Zellen, deren Körper unter oder in der Hauptmasse des weissen Pigmentes gelagert sind. Erschien das Tuberkel an der Oberfläche schwarz, so durchbohrten die zahlreichen Ausläufer das helle Pigment und verdeckten dasselbe, indem sie un- mittelbar unter die Epidermis tretend anschwollen und jede einzelne Zelle wie die Aeste und Fasern einer Baumwurzel sich theilte. Er- schien aber die Oberfläche des Tuberkels hellfarbig, weiss oder gelb, so war der Körper der Zelle massiger, die Ausläufer verschwunden oder verkürzt, doch tritt bei näherer Prüfung nur das Pigment zu- rück, nicht die entleerten Ausläufer. Die Farbe des Pigments ist nicht, wie Milne Edwards angibt, roth, violet oder grün, sondern schwarz und in dünnen Schichten mit brauner Farbe durchscheinend. Nicht die Interferenzfarben bedingen den Farbenwechsel, denn sie sind untergeordnet und fehlen überdiess bei den eben gehäuteten und doch die Farben wechselnden Individuen, vielmehr entstehen alle Farben nur durch verschiedenartige Superposition und Justaposition der beiden Pigmente. Eine grosse Menge von undurchsichtigen aber durchscheinenden Substanzen, welche in grossen Massen weiss oder nur sehr wenig gefärbt erscheinen, zeigen in dünnen Schichten ein sehr verschiede- nes Verhalten, je nachdem man sie bei durchfallendem Lichte be- trachtet, oder auf dunkelem Grunde ausgebreitet oder von oben her 23 beleuchtet. Im ersten Falle erscheinen sie braun, braungelb, roth- gelb, selbst roth, im letztern violetgrau, graublau oder schön blau. Beim Chamäleon erscheint nur eine Hautstelle rein weiss, sobald das schwarze Pigment sich ganz in die Tiefe zurückgezogen hat und das helle darüber eine undurchsichtige Schicht bildet. Nähert sich aber das Pigment der Oberfläche, so geht das Weiss in Blaugrau und endlich in violetgrau über. Je mehr sich die obere Schicht des hel- len Pigmentes gelb färbt, desto weniger wird Violet möglich, vielmehr treten je nach der Energie des Geib Blaugrün, Grün und Gelb auf. Dringt das dunkle Pigment nicht wie in diesen Fällen gleichmässig an die Oberfläche, sondern nur in einzelne Zellen, so entstehen dem blossen Auge ununterscheidbare schwarze Puncte, durch welche die Schönheit der Farbe verloren geht und neutrales oder schmutzig gelb- liches Grau entsteht. Tritt das dunkle Pigment ganz an die Haut, so dass das helle auch nicht mehr durchscheint, so entsteht die schwarze Färbung, so lange aber letzteres noch durch das Dunkle hindurchwirkt, bildet sich die ganze Reihe der braunen Tinten. Wann färbt sich nun aber das Thier dunkel, wann hell oder durch welche Einflüsse ist das Vor- und Zurücktreten des dunklen Pigmentes bedingt? Licht und Dunkelheit wirken augenscheinlich hier am einflussreichsten und schon Bartholin bemerkt richtig, dass das Chamäleon Morgens und Abends grün, Mittags schwärzlich und Nachts weiss erscheint. Werden einzelne Körperstellen bedeckt, z.B. ein Halsband von Stanniol umgelegt, so bleiben diese Stellen auch bei der hellsten Beleuchtung, in der der übrige Körper schwarz wird, ganz licht gefärbt. Die Wärme übt keinen Einfluss, denn im dun- keln geheizten Brüthofen wurden eingesperrte Thiere allmälig heller wie zur Nachtzeit. Andere Reizmittel als Licht und Dunkelheit ha- ben nun ergeben, dass der von letzterer hervorgerufene Zustand, in welchem das schwarze Pigment ganz in die Tiefe der Cutis zurück- gezogen ist, der active ist und der durch Licht hervorgerufene der passive. So färbte der electrische Reiz die betroffnen Stellen des schwarzen Colorits weiss. Aehnlich wirkt Terpentinöl. Eine andere Frage ist nun die, ob Licht und Finsterniss unmittelbar den Farben- wechsel hervorrufen. Die Zerstörung des Rückenmarkes und die Auf- lösung der Verbindung zwischen sensiblen und motorischen Nerven bei lebenden Thieren ergab, dass der ganze Farbenwechsel vom Cen- tralnervensystem beherrscht wird, denn auf die in dieser Weise zer- störten Stellen, auf einzelne vom Körper theilweise abgelöste Hautlap- pen wirkte weder Licht noch Dunkelheit, während beide am übrigen Körper die gewohnten Erscheinungen hervorriefen. Uebrigens äusse- ren Zorn, Furcht, Behaglichkeit kurz, alle Gemüthszustände einen grossen Einfluss bei dem Farbenwechsel. Hr. Heidenhain berichtet über einige Puncte aus der Ent- wiceklungsgeschichte des Urogenitalsystems, insbeson« 24 dere der nakten Amphibien. Der nahe Zusammenhang des Systemes der Harnwerkzeuge mit dem Genitalsysteme bei den erwach- senen Wirbelthieren erscheint als ein noch viel innigerer, wenn wir auf das embryonale Leben zurückgehen. In den Embryonen aller Wirbelthiere treten nämlich nach den Untersuchungen Rathke’s zu einer sehr frühen Zeit des Entwicklungslebens Organe von einer in allen Klassen gleichen Form auf, welche, in den ersten Stadien des embryonalen Seins der Bereitung eines harnähnlichen Secretes die- nend, bei ihrer Fortentwicklung bald in dem uropoelischen Systeme verbleiben, hald ganz und gar in das Genitalsystem übergehen, Es sind dies die unter dem Namen der Wolffschen Körper bekannten Drü- sen. Sie liegen in ihrer ersten Gestalt als zwei aus homogenem Bla- steme bestehende, spindelförmige Streifen zu beiden Seiten der chor- da dorsalis an der Rückenwand der Rumpfhöhle, in welcher sie sich von den letzten Kiemenspalten an bis zum hintersten Theile dersel- ben erstrecken, um hier eine Verbindung mit dem Darmcanale einzu- gehen. Mit der Zeit bildet sich in ihnen eine Reihe kolbenförmiger, mit ihrem grössten Durchmesser quer gelegener Säckchen, welche alle in einen gemeinsamen, am äussern Rande des Organes sich ent- wickelnden Längskanal münden. Dieser öffnet sich in den untern Darıntheil und stellt den Ausführungsgang des nunmehr als Drüse nicht mehr verkennbaren Organes dar. Die Säckchen nehmen allmäh- lig an Zahl und Länge zu und verwandeln sich in geschlängelte Ka- näle, zwischen denen Blutgefässe verlaufen, um das Material zu dem harnsäurehaltigen Secrete der Drüse zu liefern. Sie bilden Knäuel, ähnlich den Malpighischen Gefässknäueln in den Nieren er wachsener Wirbelthiere.e. Der eben erwähnte Harnsäuregehalt des Secretes der Wolfischen Körper bestätigt die Bedeutung derselben als embryonale Nieren, welche schon aus ihrem anatomischen Baue vermulhet werden konnte. Die Wolffschen Körper entwickeln sich nur bei den Fischen in der beschriebenen Gestalt weiter, halten mit dem Wachsthume des ganzen Körpers gleichen Schritt und bilden sich zu den bleibenden Nieren dieser Thiere aus. Bei den übrigen Wirbelthieren bleiben sie sehr bald im Wachsthume gegen den übrigen Körper zurück, so dass sie in einer spätern Periode nur einen kleinen Theil der Länge der chorda dorsalis einnehmen. Bei den nakten Amphibien wächst je- doch nach Rathke ihr Ausführungsgang eine Zeit lang mit dem Körper in gleichem Maasse fort, so dass er sich dann von seiner Mündung in den Darm bis in die Gegend der Kiemen erstreckt und erst hier in die Drüse eintritt. Diese hat nämlich ihre relative Lage in der Rumpfhöhle durch die gegen ihr Wachsthum überwiegende Längsausdehnung des Körpers verändert und die Gestalt eines Häuf- chens zarter, blinder, geschlängelter Kanälchen angenommen. — -Bei den über den nakten Amphibien stehenden Wirbelthieren wächst auch der Ausführungsgang der Wolffschen Körper nicht pro- 25 portional mit dem Rumpfe fort. Letztere bleiben daher im hintern Theile der Visceralhöhle und erfahren hier eine höchst merkwürdige Metamorphose, indem sie in nähere Verbindung mit den zum Geni- talsysteme gehörigen Organen treten. Letztere sind die an der in- nern Seite der Wolfischen Körper unabhängig von diesen auftretenden Generationsdrüsen, und die parallel mit den Ausführungsgängen jener ebenfalls als selbstständige Gebilde sich entwickelnden Müllerschen Gänge. Alle diese Organe sind zu einer gewissen Zeit des Embryo» lebens bei allen Individuen derselben Art, gleichviel ob sie sich spä- ter zu männlichen oder zu weiblichen umwandeln sollen , vollständig gleich gebildet, so dass zu dieser Zeit in jedem Embryo die Bedin- gungen sowohl zur Bildung männlicher, als weiblicher Geschlechtsor- gane gegeben sind. Je nachdem die einen oder die andern dieser Organe später sich weiter fortentwickeln oder verkümmern, wird das Geschlecht ein männliches oder weibliches. Die verschiedenen Meta- morphosen der Organe bei beiden Geschlechtern lassen sich am kür- zesten in folgendem Schema darstellen : Generationsdrüse. | Müllerscher Gang. | Wolfischer Körper, | Männchen. Hoden. canalis epididymi- dis und vas defe- rens. Verkümmert bis auf | Die vordersten sei- einen geringen Ue- | ner Canälchen ver- berrest, deralsMor- | kümmern. Die mitt- gagnische Hydatide | leren gehen eine |im Kopfe des Ne- | Verbindung mit den benhodens auftritt, ! Samen - Canälchen des Hodens ein und stellen die coni vas- enlosi Halleri dar. Die hintersten bil- die vasa aberranlia Halleri. Weibch, Ovarıum. | Fallopische Tube. | Verkümmert bis auf | Verkümmert fast eine kleineZahlvon | ganz. Nur bei den Canälchen , die in | Wiederkäuern be- den -entwickelten | stehter als Gariner- Thieren am hilus | scher Gang an der ovarii als Rosen- | Scheide derselben müllersches Organ fort. — —- parovarium nach Kobelt — silzen. Die Wolffschen Körper gehen hiernach bei den leiztbesproche- nen Wirbelthieren dem Systeme der Harnwerkzeuge, welchem sie in allen Wirbelthierembryonen als foetale und in den Fischen als blei- bende Nieren angehören, ganz verloren und in die Reihe der Ge- schlechtswerkzeuge über. An ihre Stelle tritt als Harnsecrelionsdrüse 26 ein neues Organ, die bleibende Niere. Sie liegt ursprünglich zwi- schen dem Wolffschen Körper und der Rückenwand der Rumpfhöhle in einer jenem sehr ähnlichen Gestalt. Während die foetale Niere an Umfang relativ bedeutend abnimmt, entwickelt sie sich stärker, nimmt allmählig die Form an, welche sie bei den verschiedenen Wir- belthieren in ihrem völlig entwickelten Zustande hat, und lässt aus sich heraus nach dem untern Theile des Darmes hin einen Canal wachsen, der zum Harnleiter wird. Die nakten Amphibien stehen in Bezug auf die Entwicklung der Wolifschen Körper in der Mitte zwischen den Fischen, bei welchen sie bleibend den Harnwerkzeugen angehören, einerseits, und den Säu- gethieren, Vögeln und beschuppten Amphibien, bei welchen sie sich den Geschlechtswerkzeugen zugesellten, andrerseits. Denn bei den nakten Amphibien gehören die Wolfischen Körper auch im Zustande ihrer letzten Entwicklung beiden organischen Systemen an. Dies Factum ist eins der interessantesten Resultate einer Reihe von Unter- suchungen, welche Dr. von Wittich in Königsberg an jenen Thie- ren angestellt und in der „Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie von Siebold und Kölliker“ (Bd. IV. Hft. 2.) veröffentlicht hat. Das Wichtigste und für die Entwicklung des Urogenitalsystemes der nakten Amphibien Charakteristische ist Folgendes: Bei ganz jungen Froschlarven, welche ihre Gallerthülle noch nicht verlassen haben, sah Wittlich neben der chorda dorsalis zwei helle, fadenförmige, innerlich solide Organe sich von den primären Anlagen der Lungen ın das hintere Ende der Rumpfhöhle erstrecken. Sie bestehen zu dieser Zeit noch durchweg aus gleichen, kernhaltı- gen Zellen und entbehren der Bekleidung einer funica propria. Diese Organe sind nicht etwa die Uranlagen der ganzen Wolffschen Kör- per, wofür sie frühere Beobachter hielten, sondern nur ihres Aus- führungsganges. Das unmittelbar hinter den Kiemen gelegene Organ, welches Rathke und Andere für den primären Wolffschen Körper der Batrachier in seiner spätern Periode ansahen, in welcher sein Ausführungsgang und der Rumpf der Embryonen schon im Verhält- niss zur Drüse selbst bedeutend an Länge zugenommen haben soll- ten, dieses Organ ist nach Wittich erst eine secundäre Bildung des Ausführungsganges, eine einfache oder mehrfache Ausstülpung sei- nes vordern, in der Nähe der letzten Kiemenspalte gelegenen Endes, die sich allmählig vielfäluig schlängelt und windet. Während diese Windungen sich zu bilden anfangen, umgiebt sich das ganze Organ an seiner Peripherie mit einer lunica propria. Etwas später als an seinem obern Ende stülpt sich der Aus- führungsgang auch an der innern Seite seines mittleren Theiles mehr- fach aus. Die Ausstülpungen sitzen ihm zuerst als knopflörmige ge- stielte Körperchen von derselben cellulären Zusammensetzung, wie ihr Grundorgan, auf, deren funica propria unmittelbar in die des letzteren übergeht. Sie sind die ersten Anlagen der bleibenden Nie- 8 ren, welche bei den nakten Amphibien mithin nicht selbstständige Gebilde (als welche sie bei den höhern Wirbelthieren auftreten), son- dern secundäre Gebilde desselben Grundorganes sind, von dem auch die Wolffschen Körper ihre Entstehung nehmen, des ursprüuglichen Ausführungsganges. Bei der weiteren Fortentwicklung schwindet der Wolffsche Kör- per allmählig, indem das ihn versorgende Gefäss, ein Nebenzweig der Nierenarterie, obliterir. Die Lumina seiner gewundenen Canälchen verengen sich, ihre Epitelien füllen sich mit einer bräunlichen, kör- nigen Masse. Das Organ bleibt entweder noch längere Zeit in die- sem Zustande oder geht zuletzt durch Resorption ganz unter. Der Ausführungsgang erlitt bei den verschiedenen untersuchten Arten eine verschiedene Metamorphose. 1) Er bleibt völlig in seinem foelalen Verhältnisse zur Niere, d. h. er liegt ihrem äussern Rande dicht auf und nimmt sowohl den Harn als den Samen auf, welchen letzteren ihm die sich in die Niere von innen her einsenkenden vasa efferentia des Hodens zuführen. Er dient somit seiner ganzen Länge nach, soweit er mit der Niere in Berührung steht, als ureter und vas deferens. Sein über die vor- dere Nierenspitze hervorragendes Stück schwillt am obern Ende ein wenig an und füllt sich ın der Laichzeit mit Samen, dient mithin als Samenblase. Dieser ihm zukommenden Function entsprechend erfährt es mannigfache histologische Veränderungen. Von aussen lagert sich auf seine lunica propria ein System von ceirculären und longitudina- len Muskelfasern ab. Das Epitelium seines Lumens verdickt sich bedeutend, seine pllasterförmigen Zellen rücken näher an einander und wandeln sich durch gegenseitigen Druck in cylinderförmige um. So entsteht eine Schleimhaut, in welcher sich durch Bildung von Vertiefungen Schleimdrüsen einfachster Gestalt entwickeln. Diese eben beschriebene Metamorphose erfährt der Ausführungsgang des Wolf. schen Körpers bei Bombinator igneus (vergl. Fig. 2. der Wittichschen Abbildungen), Proteus anguineus und Necturus lateralis. 2) Der Ausführungsgang dient zwar ebenfalls seiner ganzen Länge nach als ureter und vas deferens, doch ändert er seine Lage gegen die Niere wesentlich, Er entfernt sich nämlich von ihr in einer Peritonealfalte mehr und mehr, so dass die Harncanälchen, welche zuerst durch Ausstülpungen aus seiner innern Wand als pri- mitive Anlage der ganzen Niere gebildet wurden, sich zu längern Gängen ausspinnen. Dann wächst sein mittlerer Theil stärker, als der vordere, welcher fixirt kleibt, und der hintere, und zwar in der Richtung von vorne nach hinten, indem er sich nach aussen hogen- förmig ausbuchtet. Dadurch werden die mittlern und hintern in ihn mündenden Harncanälchen stark ausgereckt, und zwar um so mehr, je weiter nach vorne sie liegen. Sie wachsen jedoch nicht in dem Maasse, als der Ausführungsgang nach aussen rückt. Deshalb ziehen sie seine innere Wand zu einem weiten Canale aus, der von dem 28 Hauptcanale unter einem spitzen Winkel abgeht. (Männchen von Triton taeniatus und Tr. cristatus. Vergl. Fig. 4. der Wittichschen Abbildungen.) 3) In allen übrigen Fällen geschieht eine der letzten ähnliche Umwandlung, mit dem Unterschiede, dass nicht bloss die mitllern und hintern, sondern auch die vordern Harnkanälchen nach hinten gezo- gen werden, indem sich das vor der vorderen Nierenspitze gelegene Stück des Ausführungsganges fixirt, in. welches keine Harnkanälchen münden, und sein ganzer übriger Theil nach hinten zu wächst. Au der Ausziehung der innern Wand zu einem Kanale nehmen hier mit- hin alle Harnkanälchen Theil. — Der vordere nunmehr von der Niere ganz isolirte Theil des Ausführungsganges wandelt sich zu verschie- denen Organen um: a) Bei allen Weibchen wird er zum Eileiter. Es gehen in ıhm nämlich ganz ähnliche histologische Veränderungen vor sich, wie in der früher beschriebenen Samenblase von Bombinator igneus. Auch hier bildet sich äusserlich eine muscularis, innerlich eine mucosa. Letztere senkt sich ebenfalls an vielen Stellen zu ein- fachen Drüsen ein, welche wahrscheinlich dazu dienen, die Eier bei ihrem Durchgange mit Eiweiss zu umgeben. Ausserdem bildet sie zahlreiche Falten, welche dem Lumen des Kanals pa- rallel verlaufen oder vielmehr es in einer langen Spirale um- ziehen. Dicht vor dem aus der innern Wand gebildeten Kanale, welcher als Harnleiter betrachtet werden muss, erweilert sich der Eileiter bei manchen Arten blasenförmig zu einem Uterus. b) Bei dem Männchen von BDufo einereus bleibt der Theil des Ausführungsganges der Wolffschen Körper, welcher sich bei den Weibchen zum Eileiter umwandelt, vollständig bestehen und nimmt eine der Tube sehr ähnliche Gestalt an, indem er ganz ähnliche histologische Veränderungen erfährt. Nur sein ganz vorderstes Stück wird durch Ausfüllung des Lumens un- wegsam. Wo das Lumen olfen zu bleiben anfängt, bildet sich eine kleine Erweiterung nach aussen hin, die sich durch ihren Sameninhalt während der Laichzeit als Samenblase dokumentirt. 6) Bei den Männchen von Rana temporaria, esculenta, Bufo va- riabilis und Pelobates fuscus ähnelt das von der Niere iso- lirte Stück des Ausführganges des Wolffschen Körpers bis zum zweiten Jahre völlig der weiblichen Tube. Im zweiten Jahre aber fängt es seinem grösslen Theile nach zu vergehen an. Nur das hintere Ende ist bleibend, erweitert sich ganz kurz vor dem Ureter bedeutend und wandelt sich zu einer Samen- blase um. Die Geschlechtsdrüse der nackten Amphibien erscheint anfangs als ein dünner, milchiger Faden an der innern Seite der bleibenden Niere, der sich von der Lungenwurzel an ziemlich weit nach unten erstreckt und histologisch eine durchweg gleiche Zusammensetzung aus hellen, kernhaltigen Zellen zeigt. Seine obere, etwas breitere, 29 von den untern, schmalern durch eine seichte Einschnürung getrennte Parthie verwandelt sich dabei in den Fettkörper, welcher bei den geschwänzten Batrachiern aus einem dicken, bei den ungeschwänzten aus mehreren fingerförmigen Lappen besteht. Die Zellen dieses Thei- les verlieren ihre Kerne und füllen sich mit Fett an. Der untere, schmalere Theil entwickelt sich zur Geschlechtsdrüse, und zwar in den ersten Stadien bei allen Individuen auf gleiche Art. Es entsteht näm- lich im Innern ein Hohlraum, in welchem eine äusserst lebhafte Ent- wickelung auffallend grosser, zellenarliger Kugeln stattfindet, Ihre theils mit einer proteinigen Masse, theils mit Fetttröpfchen angefüll- ten Kerne haben eine täuschende Aehnlichkeit mit Keimbläschen. Sie sind von einer hyalinen Masse umgeben, die, wenngleich kugelför- mig, doch noch einer äussern Zellenmembran entbehrt. Bei den Weibchen geht der Entwickelungsgang der Generations- drüse in der beschriebenen Weise weiter fort. Die Keimbläschen um- geben sich mit einer Doltermasse und drängen die elementaren Zel- len des Organes auseinander. Die der Dotterkugel zunächst liegen- den Zellen werden zum innern Epithelium der Eikapsel, welche selbst sich als structurlose Membran aus dem flüssigen Plasma um das ganze Gebilde niederschlägt. Der Rest der ursprünglichen Zellen bil- det das Stroma des Eierstockes, das sich besonders an der Periphe- rie des Organes mehr und mehr verdichtet. Das Ganze entfernt sich während dieser Vorgänge in einer Peritonealfalte von der Rücken- wand der Rumpfhöhle, indem es eine vielfach geschlängelte und ge- wundene, halskrausenartige Gestalt annimmt. — Bei den Männchen der meisten ungeschwänzten Batrachier ist die Tendenz zur Entwicke- lung eines Ovariums in der ursprünglichen Anlage der Generations- drüse nur vorübergehend; sie spricht sich jedoch entschieden in der Bildung grosser, den Eichen ähnlicher Zellen aus, die an der Peri- pherie noch fortdauert, wenn sich nach der Rückenwand hin schon die erste Anlage der Hodenbildung zeigt. Letztere ist ein röhren- förmiger, aus einer structurlosen funica propria bestehender Canal, der bald nach dem Innern der Drüse hin Ausstülpungen bildet. In- dem sich die eigentliche Drüse von der Rückenwand allmählich ent- fernt, ziehen sich die Ausstülpungen da, wo sie dem ursprünglichen Canale aufsitzen, allmählich zu länglichen Canälen, den vasa efferen- tia des Hodens, aus. Indessen bilden sie secundäre, diese terliäre Ausstülpungen u. s. f,, so dass zuletzt der Hoden als ein aus röhren- förmigen Elementen bestehendes Organ auftritt, die in ihrem Verlaufe vielfache und verschieden grosse Hohlräume durch Erweiterung ihrer Wandungen bilden. Wittich hat an dem Hoden erwachsener unge- schwänzter Batrachier die eben beschriebene Structur als wirklich vorhanden nachzuweisen gesucht. — Das erste röhrenförmige Organ, welches im Hoden entstand, bildet später den Canal, der in erwach- senen Thieren alle vasa efferentia vereinigt und sich mit der Niere in Verbindung setzt, um durch sie den Samen zum vas deferens ge langen zu lassen, 30 Bei den Larven von Bombinator igneus erscheint der Hoden einem Ovario ausser durch lebhafte Entwickelung grosser, den Eichen ähnlicher Zellen an seiner Peripherie auch dadurch ähnlich, dass er wellenförmige Kräuselungen und Schlängelungen macht, während er sich von der Rückenwand entfernt. Die Aehnlichkeit mit der weibli- chen Bildung der Generationsdrüse dauert hier viel länger, als bei den vorhergehenden Arten, so dass sie schon an Zwilterbildung erin- nert. Letztere ist vollständig ausgesprochen bei Bufo variabilis und noch mehr bei B. cinereus. Bei diesen Krötenarten entsteht dicht unter dem Feitkörper an der Generationsdrüse eine blasenförmige Anschwellung, deren äusseres Ansehen sie schon von der untern, zum Hoden sich entwickelnden, weit schmalern Parthie deutlich unterschei- det. Sie entwickelt in sich alle Elemente einer weiblichen Geschlechts- drüse, also unverkennbare Eichen mit Dotter und Keimbläschen, die freilich nur immer eine Zeit lang bestehen, dann ihren Inhalt in Pi- gment umwandeln und verkümmern, während sich neue bis zu der- selben Entwickelungsstufe heranbilden. Im ersten Jahre übertrifft der weibliche Theil der Geschlechtsdrüse den männlichen bei weilem an Grösse; im zweiten sind beide gleich gross. Im dritten Jahre ver- kümmert das Ovarium bei Bufo variabilis fast ganz; es ist nur noch als eine Pigmentschicht auf dem obern Theile des Hodens erkennbar. Bei Bufo cinereus hingegen besteht es in seiner vollen Ausbildung das ganze Leben hindurch. Es war hier schon frühern Beobachtern bekannt, wurde jedoch von keinem derselben richlig gedeutet. Von den vielen interessanten Resultaten, welehe die besproche- nen Untersuchungen Wittichs über die Harn- und Geschlechtswerk- zeuge der nackten Amphibien geben, namentlich in Bezug auf die Kenntniss der Wolffschen are, auf die Umwandlung ihres Ausfüh- rungsganges, auf die Entstehung der bleibenden Nieren, ist wohl die Entdeckung der Zwitterbildung bei den Kröten die wichtigste, weil bisher wirkliche Zwitterbildung bei Wirbelthieren noch nicht bekannt war, Januar 12. Unter Vorlegung der betreffenden Exemplare sprach Hr. Giebel über die im Bunten Sandstein Bernburgs vorkommenden Fischreste. Taf. 1. Fig. 2. Die Labyrinthodonten aus den Sandsteinbrüchen Bernburgs sind sehon zu wiederholten Malen Gegenstand unserer Verhandlung gewe- sen und in der Sitzung am 18. Aug. v. J., als ich die letzten Funde der Gesellschaft vorlegte, machte ich bereits auf die erst auf den letz- ten Excursionen aufgefundenen Koprolithen aufmerksam. Für Kopro- lithen muss man nämlich die nieren-, knollen- und kugelförmigen Ausscheidungen von wenigen Zollen bis Fuss-Grösse in den festen Sandsteinbänken halten. Viele derselben springen leicht nach einer mitllern Durchschnittsfläche in zwei Hälften und auf der Ablösungs- fläche liegen dann zahlreiche Fischschuppen verbreitet. Andere zer- springen auch unter vorsichtigen und günstigen Hammerschlägen nicht in solche Hälften, sondern zerreissen unregelmässig, In diesem sind 31 minder zahlreiche, meist nur einzelne Schuppen ganz unbestimmt ver- theilt. Ausserdem verbreiten sich auf schiefrigen Flächen des Sand- steins solche Schuppenanhäufungen über einen Raum von mehr denn einen Quadratfus. Da nun in dem Bunten Sandstein Bernburgs und unserer Gegend keine Fisch-fressende Raubthiere weiter vorkom- men als die Labyrinthodonten und diese Koprolithen ausschliesslich und häufig mit den Schädeln dieser Saurier vergesellschaftet sind, so dürfen wir auch die in den Koprolithen enthaltenen Fische und an- deren Reste als die Nahrung der Labyrinthodoeten betrachten. Einzelne Bruchstücke von Schildern der Labyrinthodonten selbst kommen in diesen Koprolithen vor, aber nur selten. Die übrigen Reste gehören Fischen an und bestehen in granulirten, gestreiften und rauhen Kopfschildern, die jedoch so unvollständig sind, dass ihre Lage am Kopfe und die Galtung oder Art, der sie angehört haben, nicht ermittelt werden kann. Auch Flossenstrahlen und Dornfort- sätze von Wirbeln liegen zerbrochen darunter. Am häufigsten. und deutlichsten sind die Schuppen, Schon der erste Blick lässt dieselben als Ganoidschuppen er- kennen. Sie sind von sehr beträchtlicher Dicke, allermeist rhomboi- dal, nur wenige rectangulär. Ihre Grösse variirt von 1 bis 4 Mil- limeter und zwar unterscheidet man gleichseitig rhomboidale, länglich rhomboidale, die etwa um ein Drittel länger als hoch sind und un- gleichseitig rectanguläre, die in gleichem Grade höher als breit sind. Auf der Innenseite sind sie völlig glatt. Auf der Aussenseite dage- gen unterscheidet man ein vorderes rauhes Feld von geringer Breite und die freie gefaltete Fläche der Schuppe. Die Falten beginnen an dem rauhen Felde und laufen diagonal nach hinten und unten. Sie sind sehr dick und theilen sich unregelmässig. Nur auf den klein- sten gleichseitig rhomboidalen Schuppen erscheinen die Falten feiner und zierlicher. Die auf der ganzen Fläche feinrunzlichen Schuppen ohne Falten sind zugleich viel dünner als die gefalteten und sind nichts weiter als die ihrer dicken Schmelzlage beraubten Schuppen. Zur Ermittelung der systematischen Stellung dieser Schuppen ist nur Amblypterus und Colobodus in Vergleich zu bringen. Beide haben dieselbe Form der Schuppen, die diagonale Streifung und das rauhe vordere Feld. Die triasischen Arten von Amblypterus zeich- nen sich von Colobodus durch geringere Dicke und feinere zierlichere Streifung der Schuppen aus, daher wir unsre Bernburger Koproli- ihenschuppen der Gattung Colobodus zuschreiben. Wir wagen es nun freilich nicht mit. Bestimmtheit zu entscheiden, ob alle diese Schuppen nur einer einzigen oder mehren Arten angehören und ob sie von dem Colobodus des Muschelkalks herrühren. Letzterer ist nämlich in einem vollständigen Exemplar noch nicht bekannt. Nach den vou mir untersuchten Exemplaren (Fauna der Vorwelt. Fische S. 181.) aus dem Muschelkalk von Esperstädt war ich genöthigt hie- zu einen Theil von Agassiz’s Gyrolepis zu ziehen, von welchem der andere zu Amblypterus fiel. Mit allen diesen möchten die vorlie- 32 genden schwerlich specifisch zu vereinigen sein. Die Unterschiede in der Form beziehen sich auf die verschiedenen Körpergegenden und dürfen nicht als Grund zur systematischen Unterscheidung genommen werden. Wir lassen daher die Art unsres Labyrinthodonten-Colohodus vorläufig noch unbestimmt, um so mehr als noch gegründete Hoff- nung vorhanden ist bessere Reste von demselben zu erhalten. Hr. Heintz berichtete über eine Arbeit des corresp. Mitgliedes Hrn. Helmholtz „über die Theorie der zusammengesetzten Farben.“ Während verschiedene Töne d. h. die Schwingungen .der Ma- terie von verschiedener Schwingungsdauer und musikalischer Höhe gleichzeitig neben einander empfunden werden können, geben Licht- strahlen verschiedener Wellenlänge und Farbe stets nur einen einfa- chen Eindruck, wenn sie auf dieselben Nervenfasern einwirken. Die- ses Phänomen ist oflenbar physiologischer Natur, und ist nur abhän- gig von der Wirkungsweise der Sehnerven. Die Farbe, welche durch solches gleichseitiges Einwirken verschiedener Farben auf dieselben Nervenfasern zur Empfindung kommt, nennt man Mischfarbe. Die Untersuchung über die Art des Effects, welcher durch Mischung ver- schiedener Farben hervorgebracht wird, hat zu der Lehre von den Grundfarben geführt, d. h. von einfachen Farben, durch deren Mi- schung alle übrigen erzeugt werden können. Diese Lehre von den Grundfarben war anfangs nur durch Ver- suche mit gefärbten Stoffen begründet worden. Man mischte also nicht Lichtstrahlen von verschiedener Wellenlänge, die unmittelbar durch optische Mittel erzeugt waren, mit einander, sondern Substan- zen von verschiedenen Farben, und untersuchte den Effect, den die Mischung hervorbrachte. Schon ehe die Zusammengesetztheit des weissen Lichts aus farbigem bekannt war, halte man die Lehre von den drei Grundfarben (roth, gelb und blau) allgemein angenommen. Die Theorie der Grundfarben erlitt durch Newton’s Entdeckung der Zusammengesetztheit des weissen Lichts eine Veränderung. Nach Newton, der wohl nur der Analogie zwischen den Farben und der musikalischen Intervalle willen sieben Hauptfarben im Spectrum an- nahm, gründete Wollaston auf die Beobachtung, dass durch das blosse Auge, wenn man durch ein Prisma nach einer feinen Spalte sieht, durch welche Tageslicht einfällt, vier gut abgegrenzte Farbenstreifen, Roth, Gelbgrün, Blau, Violet, unterschieden werden können, die An- nahme, eben jene vier Farben seien Grundfarben. Helmholtz weist nun nach, dass die Mischfarben, welche ent- stehen, wenn Farbstoffe von verschiedener Farbe gemischt werden ganz anderer Art seien, als wenn man die prismatischen Farben selbst mit einander mischt. Um dies zur Evidenz zu bringen, dient Helmholtz ein gutes Flintglasprisma, durch welches mit Hülfe eines Fernrohrs nach einem schwarzen Schirme gesehen wird, in welchem zwei schmale, unter sich unter einem Winkel von 90°, und gegen den Horizont unter Winkeln von 450 geneigte Spalten geschnitten sind. Das Prisma be- 33 findet sich unmittelbar vor dem Objectivglas des Fernrohrs, dagegen etwa 12 Fuss von jenen Spalten entfernt. Die Kante seines brechen- den Winkels steht vertikal. Sieht man durch das Fernrohr und Prisma nach den Spalten hin, so decken sich die Spectra der beiden Spalten theilweise, und die Farbenstreifen schneiden sich unter rechten Winkeln. Jeder Far- benstreifen des einen Spectrums schneidet jeden der anderen, und man erhält so von allen diesen Farben die Mischfarben. Um nun die Farben gut unterscheiden zu können, muss man das Auge etwas von dem Ocular des Fernrohrs entfernen. Dadurch wird es möglich, das Gesichtsfeld so zu verkleinern, dass man den alleinigen Eindruck einer kleinen gleichmässig farbigen Stelle des Specetrums ungestört von dem Eindruck daneben befindlicher Farben- töne sehr sicher beurtheilen kann. Helmholtz giebt nach seinen von Andern bestätigten Beobach- tungen folgende Tabelle für die Wirkung der Mischung prismalischer Farben auf das Auge. In der obersten Horizonlal- und der ersten Vertikalreihe stehen die einfachen Farben, und die aus je zweien der- selben zusammengesetzten finden sich da, wo sich die betreffenden Horizontal- und Vertikalreihen schneiden. Violett Blau Grün Gelb Roth Roth Purpur Rosa Mattgelb N Bod Gelb Rosa Weiss Gelbgrün Gelb | Grün Blassblau | Blaugrün Grün Blau Indigblau Blau Violett Violett N Unter den Farben des Speetrums sind daher nur zwei, die zu- sammen reines Weiss geben, nämlich Blau und Gelb, aus deren Mi- schung nach der gewöhnlichen Ansicht Grün entstehen soll. Dass letzteres bei Mischung von Farbstoffen wirklich der Fall ist, erklärt Helmholtz dadurch, dass das Licht, welches gefärbt zum Auge ge- langt nicht auf der äusseren sondern auf der inneren Oberfläche der einzelnen Farbstoffkörnchen reflectirt sein muss, dass also ein Theil des auffallenden Lichts durch die einzelnen Körnchen hindurchdringt. Mischt man nun einen blauen und gelben Farbstoff zusammen, so müssen die oberflächlich liegenden Körnchen Weiss geben, da sich Blau und Gelb zu Weiss vereinigen. Das Licht, das aber aus darun- ter gelegenen Schichten kommt, muss einmal durch gelbe, das andere Mal durch blaue Theilchen gehen. Blaue Körper lassen grünes, blaues und violettes, gelbe rothes, gelbes und grünes Licht in merklicher Menge durch. Durch Theilchen von beiden Farben kann also nur grünes Licht hindurchgehen. Grün ist daher nicht als Mischfarbe zu betrachten. Auch Violett lässt sich nicht durch Mischung verschieden gefärbten Lichts, namentlich nicht von blauem und rothem Licht er- 3 34 zeugen. Es gibt daher mindestens 5 Grundfarben,, nämlich Violett, Blau, Grün, Gelb, Rotb. Helmholtz hat auch Mischungen von je drei und mehr Spec- tralfarben untersucht, indem er an die Stelle zweier, drei in geeigneler Weise angebrachte Spalten auf dieselbe Weise mittelst des Fernrohrs und Prismas betrachtete, und da gelingt es allerdings durch geeignete Misehungen häufig Weiss zu erhalten. Es ist bekannt, dass man durch den sogenannten Farbenkreisel andre Effecte der Mischung der Farbe von Farbstoffen erzielt, als beim directen Mischen derselben. Die so erzeugten Mischfarben sind denen ganz analog, welche die gemischten Farben des Prismas her- vorbringen. Helmholtz giebt noch eine zweite Methode der Darstel- lung prismatischer Mischfarben an, die darauf beruht, dass man eine Glasplatte so aufstellt, dass man das darin erzeugte Spiegelbild eines farbigen Flecks an der Stelle erblickt, in welcher wirklich ein anders gefärbter Fleck sich befindet, den man wegen der Durchsichtigkeit der Glasplatte natürlich auch sieht. Der Eindruck, den man von der so bewerkstelligten Mischung der beiden Farben erhält, ist dem ganz gleich, den die entsprechenden Farben des Prismas, wenn sie gemischt werden, hervorbringen. *) Januar 19. Hr. Giebel macht auf die neuerdings wieder ausgesprochenen sehr verschiedenen Ansichten über das Alter der berühmten Ablagerungen von St. Cassian aufmerksam: L. v. Buch **) findet den Muschelkalk von Recoaro ganz mit dem Thüringer übereinstimmend und die organischen Reste dieses Gebildes bis St. Cassian sei entschieden dem deutschen Muschelkalk entsprechend. Der Encrinitis liliiformis, Terebralula trigonella, Gervillia socialis, Ammonites nodosus, Terebratula vulgaris sind so ausgezeichnete Leitmuscheln, dass sie keinen Zweifel über die La- gerstätte lassen. Bronn***) stellt die organischen Reste von verschie- denen Localitäten der Alpen vergleichend neben einander und gelangt zu dem Schluss, dass die St. Cassianer Schichten identisch mit de- nen von Opatowitz und Recoaro, im deutschen Muschelkalk kein be- stimmtes Aequivalent haben, sondern als eine pelagische Facies des obern Muschelkalkes und der Lettenkohlengruppe, nicht als eigentli- cher Keuper gelten müssen. Ich habe bei der Anfertigung meines Verzeichnisses der deutschen Petrefakten die Ueberzeugung gewonnen und in unserm vorjährigen Vereinsberichte S. 316. dargethan, dass die St, Cassianer Fauna der triasischen überhaupt zunächst verwandt ist und mit der eines besondern Gliedes nicht parallelisirt werden darf, da gerade die Gattungen und Arten, welche St. Cassian mit der Trias gemeinsam hat, nicht dem Muschelkalk oder Keuper allein, son- dern der ganzen Trias angehören. Ganz entgegengesetzte Ansichten *) Poggend. Annal. Bd. 87. S. 45. **) Jahrb. 1848. S. 53, »**) Lethäa, Trias 11, 35 vertheidigen nun v. Klipstein und Eichwald. Letzterer erklärt in seinen naturhistorischen Bemerkungen auf Reisen (Moskau 1851.p. 157) die St. Cassianer Gebilde für sehr alt, dem Bergkalk in ihrer Entstehung gleichaltrig wie auch die Wengenschichten. Der Russische Zechstein soll St. Cassian entsprechen. Wegen der speciellen paläontologischen Charactere, welche diese Ansicht begründen, muss ich auf Eichwalds Schrift selbst verweisen, da sie uns hier zu weit führen würden. v. Klipstein hat von St. Cassian und Bleiberg den unerschütterlichen Eindruck mittler Jurabildungen erhalten und hebt neuerdings (Jahrb. der kk. geol. Reichsanst. 1852. Il. 134) folgende Thatsachen dafür hervor: 1) der wirkliche Muschelkalk tritt in den Alpen in sehr ver- schiedenem Niveau auf, z.B. bei Corfara, an der Seisser Alpe in den tiefsten Parlien des Gebirges, im Campillgebirge dagegen 3 bis 4000 Fuss höher und dies spricht für gewaltige Störungen und Verände- rungen. Man darf sich daher auch nieht wundern, wenn hier Mu- schelkalk in gleichem, letzterer sogar in tieferem Niveau liegt und wenn die Petrefakten in einer grosse Täuschung veranlassenden Weise vermengt sind. 2) Die Wenger Schiefer mit Ammonites costatus und andern liasinischen Arten ruhen auf dem wahren Muschelkalk und über den Aequivalenten dieser erhebt sich am Heiligenkreuzkofel zuerst die St. Cassian entsprechende Schichtenfolge, die fast allent- halben nur unmittelbar unter dem weissen dolomitischen Kalk mit unverkennbar oberjurassischen Versteinerungen. 3) Im eigentlichen Muschelkalk der Alpen ist nie eine der vielen eigenthümlichen Cas- sianer Versteinerungen beobachtet worden und die aus jenem bei St. Gassian angeführt werden, befanden sich auf secundärer Lagerstätte, 4) Wahrer Muschelkalk, wie er mit seinen ausgezeichneten Petrefak- ten in Südtyrol auftritt, hat sich in den nördlichen Alpen noch nicht auffinden lassen, dagegen unter sehr ausgezeichneten Verhältnissen Schichtenfolgen, wie der rothe Cephalopodenmarmor u. s. w., welche durch wirkliche Versteinerungen der Cassianer Schichten characterisirt sind, in denen sich noch später der Ammonites Metternichi fand. Januär 26. Herr Heintz berichtete über eine Untersuchung des Hrn. Löwig über die Verbindungen des Zinns mit organischen Radikalen. Derselbe wies zuerst darauf hin, dass von Löwig schon früher Untersuchungen über ähnliche Verbindungen des Antimons und Wismuths. mit organischen Radikalen publieirt worden sind, in denen jedoch diese Metalle als Vertreter des Stickstofls, das organische Ra- dikal aber als Vertreter des Wasserstoflfs des Ammoniaks zu betrach- ten ist. Anders verhält es sich mit den Verbindungen, welche das Zinn mit organischen Radikalen eingeht. Ir diesen tritt das Zinn als Vertreter des Kohlenstoffs auf. Löwig erhielt das Zinnnatrium, welches zu seinen Versuchen diente, dadurch, dass er unmittelbar 6 Theile Zinn mit 1 Theil Natrium zusammenschmelzte.. Durch Glühen von Weinstein mit Zinn oder Zinn- oxyd gelang es nicht eine Legirung von Zinn mit Kalium darzustel- len, wie dies bei dem Antimon und Wismuth so leicht gelingt. Um 3 * 36 nun das Zinn mit Aethyl zu verbinden reibt Löwig das Zinnnatrium äusserst fein und übergiesst es in einem Kolben mit Jodäthyl. So- bald dies geschehen, findet eine ziemlich heftige Reaction unter Er- wärmung statt; das überschüssige Jodäthyl destillirt ab Nachdem die Einwirkung beendet ist, giesst man noch so oft auf den Rück- stand Jodäthyl und destillirt es davon ab, bis eine Probe desselben in Wasser gebracht kein Wasserstoflgas mehr entwickelt. Der Rückstand wird nun mit Aether übergossen, der die gebil- deten Verbindungen mit gelbbrauner Farbe auflöst. In dieser Lösung sind 5 oder sechs verschiedene Körper enthalten, die als organische Radikale betrachtet werden dürfen. Ausserdem bilden sich gleichzei- tig die Jodverbindungen dieser Radikale. Die beim Verdunsten des Aethers rückständige Mischung orga- nischer Radikale ist terpentinartig dickflüssig, in Wasser nicht auflös- lich, besitzt einen schwachen faulenden Früchten ähnlichen Geruch, ent- zündet sich nicht von selbst an der Luft, brennt aber, wenn sie ent- zündet wird, stark leuchtend und Funken sprühend, indem sich ein weisser Rauch von Zinnoxyd bildet. Lässt man Chlorwasserstoflsäure darauf einwirken, so entwickelt sich Wasserstoff, während sich die Chlorverbindungen der Radikale bilden. An der Luft oxydirt sich die Mischüng derselben allmälich und die so gebildeten Oxyde sind ent- weder in Alkohol unlöslich und durch Ammoniak fällbar, oder sie lösen sich in Alkohol auf, treiben Ammoniak aus seinen Verbindungen aus und bläuen rothes Lakmuspapier. Mit rauchender Salpetersäure versetzt entzünden sie sich mit Explosion, Die Trennung der einzelnen Radikale hat grosse Schwierigkei- ten. Es muss in Betreff der dazu von Löwig angewendeten Methode auf die Abhandlung verwiesen werden. Die Radikale, welche Löwig untersucht hat, sind folgende: 1) SnC(C?H5)*. Dieses Radikal besteht aus sechs Aequiva- lenten Zinn und vier Aequivalenten Aethyl. Es verbindet sich mit einem Aequivalent Sauerstoff, Chlor oder Jod. Die Formeln für diese Verbindungen sind Sn®(0?H°)*0 , Sn°C#H5)*E] und Sn® (C*H)* H. 2) Sn(C?H°). Dieses Radikal nennt Löwig Stannäthyl. Es verbindet sich z. B. mit Jod zu Sn(C*H’)H. 3) Sn?(c?H°)?. Löwig nennt es Acetstannäthyl. Er betrachtet es als Acetyl (das Radikal der Essigsäure C#H?), in wel- chem der Kohlenstoff durch eben so viel Aequivalente Zinn, der Was- serstoff durch eben so viel Aequivalente’ Aethyl ersetzt ist. Die Jod- verbindung besteht aus Sn+(C*H5)#. 4) Sn?(C?H5)* Elaylstannäthyl. Löwig betrachtet dieses Ra- dikal als Elayl (C*H*), in welchem die vier Aequivalente Kohlenstoff durch vier Aequivalente Zinn und die vier Aequivalente Wasserstoff durch vier Aequivalente Aethyl ersetzt sind. Die Jodverbindung die- ses Radikals besteht aus Sn*(C*H5)H*. 5) Sn?(C*#5)? Methstannäthyl. Dieses Radikal entspricht dem Methyl. Auch hier betrachtet Löwig den Kohlenstoff durch Zinn, den 37 Wassertoff durch Aethyl ersetzt. Es gelingt, ein schwefelsaures Meth- stännathyloxyd Sn’(C?H°)’0-HS0°, und ein salpetersaures Methstann- äthyloxyd Sn’(C?H°)?0-HNO° darzustellen. 6) Sn*(C4E)3 Aethstannäthyl. Dieses Radikal entspricht dem Aethyl(C*H 5). Es istAethyl, in dem der Kohlenstoff durch Zinn und der Wasserstoff durch Aethyl selbst ersetzt ist. Dieses Radikal ist eben- falls mit Sauerstofl und das Aethstannäthyloxyd mit Säuren verbindbar. 7) Sn?(C?H5)? Methylenstannäthyl. Diese Verbindung betrach- tet Löwig als Methylen (CH?) indem der Kohlenstoff und Wasser- stoff durch Zinn und Aelhyl ersetzt sind. Alle diese Radikale sind mit Sauerstoff, Chlor, Brom, Jod ver- bindbar und ihre Sauerstoffverbindungen vermögen sich mit Säuren zu Salzen zu vereinigen.*) Herr Heintz berichtete ferner über eine Untersuchung von Boussingault undL&wvy, welche die Zusammensetzung der in der fruchtbaren Ackererde enthaltenen Luft zum Gegenstande hat. Es ist bekannt, dass durch die Vermehrung der in der Damm- erde enthaltenen organischen Substanzen reichlich Kohlensäure gebil- det wird, und es liegt nahe, eben in dieser Kohlensäurenentwickelung den Grund der Fruchtbarkeit der Ackererde zu suchen, da bekannt- lich die Pflanzen aus der Kohlensäure diejenigen Stoffe erzeugen, welche ihre wesentlichste Masse ausmachen. Bisher war jedoch der srössere Kohlensäuregehalt der in der Ackererde hefindlichen Luft nicht direet nachgewiesen. Boussingault’s und Lewy’s Versuche zei- gen, dass unter günstigen Umständen bis 14 Gewichtsprocente Koh- lensäure enthalten sein können. Sie weisen ferner nach, dass bei der Verwesung der organischen Bestandtheile der Ackererde der Sauer- stoff der Luft es ist, der die Kohlensäure erzeugt, ja Jass selbst oft ein Theil des Sauerstoffs zur Oxydation von Wasserstoff! in der or- sanischen Substanz dient. Auch einen geringen Stickstoflgehalt sol- cher Luft haben dieselben aufgefunden.**) Endlich theilte Herr Heintz die Resultate einer Untersuchung eines neuen Minerals, des Thalits, mit, welche von Hrn. Owen aus- geführt worden ist. Derselbe fand an der Nordküste des Lake Su- perior in Trappmandelsteinen ein weiches, blass gelblich grünes Mi- neral, das in der Löthrohrflamme weiss wird, die äussere Flamme grünlich färbt, und nicht krystallinisch erscheint. Sein speeifisches Gewicht ist 2,548. In diesem Mineral fand Owen eine neue Erde, die Thalerde, deren Metall er Thalium nennt. Es enthält von dieser Erde etwa 10—12 Procent. Die Analyse ergab folgende Zusammen- setzung: Kieselsäure 42,0 Thonerde 4,6 Eisenoxyd 1,5 *) Pharm. Central-Bi, 1852, Nr. 54—56. (S. 859.) *) Comptes rendus T. 35. p. 765. 38 Talkerde 20,5 Kali 0,8 Thalerde 12,0 Wasser 18,0 Die Thalerde unterscheidet sich von den alkalischen. Erden da. durch, dass sie durch Ammoniak als ein voluminöser, weisser Nie- derschlag gefällt wird, von der Beryllerde dadurch, dass sie aus ih- ren neutralen Lösungen durch oxalsaure Salze fällbar ist. Dadurch aber, dass reine Oxalsäure sie nicht fällt, unterscheidet sie sich von der Thorerde, Zirkonerde, Yttererde und dem Ceroxyde. Wegen ih- rer Unlöslichkeit in kaustischem Kali ist sie mit der Thonerde nicht zu verwechseln. Von den Üeroxyden unterscheidet sie sich durch ihre Farblosigkeit und durch ihre geringe Fällbarkeit durch eine Lö- sung von schwefelsaurem Kali. In Chlorwasserstoflsäure löst sie sich unter Chlorentwickelung auf. *) Hr. Rollmann schreibt über Stereoscopie. In Poggendorffs An- nalen Bd.83. S.187 erläutert Dove wie das Doppeltsehen als Stereo- scop dienen könne. Da die Ausführung des von ihm angegebenen Verfahrens nicht Jedem gelingen möchte, so will ich hier ein Mittel angeben, wodurch es mir wenigstens leicht gelang, die Bilder zum Decken zu bringen. Man legt die Bilder neben einander, stellt zwischen sie eine vertikale Scheidewand, deren Höhe ungefähr gleich der Sehweite ist und stützt sich mit Nase und Stirn auf deren obere Kante. Dann legt man einen Finger in die äussern Augenwinkel und zieht so die Augen auseinander bis die Bilder sich decken und als Relief erschei- nen. Der Versuch lässt sich natürlich auch ohne Scheidewand an- stellen, nur dass man dann ausser dem Relief noch zwei seitliche Bilder zu sehen bekommt. Hatte ich die Bilder zum Decken gebracht, so konnte ich die Finger langsam entfernen.ohne das Relief zu zer- stören. Ein rothes und grünes Bild gaben mir nach kurzem Anblicke ein so enischiedenes Grau wie ich es bei anderem Verfahren nie ge- sehn. Als ich einige Mal auf die angegebene Weise das Relief er- halten hatte, so war es leicht mit Hülfe eines Druckes irgendwo in der Umgebung der Augen das Doppeltsehen wieder hervorzurufen und bei nachlassendem Druck beizubehalten. — Uebrigens ist der Ver- such wie schon Dove bemerkt, den Augen nicht zuträglich. b. Literatur. Allgemeines. — Aus der Natur. Die neuesten Entdeckungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften. Leipzig, Verlag von Ambros. Abel. 1852. Bd. 1. u. 2. S. 286. u. 245, Mit der Begründung der Verbrennungstheorie durch Lavoisier, der bei die- *) Pharmac. Centralblatt Nr. 1. S. 10. 39 ser Gelegenheit die Waage in die Chemie einführte und dadurch so zu sagen die Wissenschaft erst schuf, — obgleich seit der ältesten Zeit zur Befriedigung der Bedürfnisse des Menschen chemische Operationen ausgeführt worden sind, über welche Vorgänge man jedoch kein Verständniss hatte, — beginnt eine neue Zeit, die besonders dadurch sich kennzeichnet, dass sie nicht allein erkennen will, sondern auch von dem Erkannten eine Anwendung fordert. Kaum ist seit- dem ein Menschenalter verflossen und schon sind die Naturwissenschaften eine Macht geworden, der sich Niemand, -—— wenn nicht zu seinem eigenen Nachtheil — mehr entziehen kann. Durch die unaufhallsamen Fortschritte der Chemie, auf deren Gebiet die überraschendsten Entdeckungen schnell auf einander folg- ten und gebieterisch eine Anwendung forderten, sind fast sämmtliche Zweige der Naturwissenschaften zu neuer Thätigkeit angespornt worden. Die Folgen sind selbst dem blödesten Auge offenbar. Aber nicht achten wir für den höchsten Gewinn, dass die Anwendung der Wissenschaft auf das practische Lehen un- sere Bedürfnisse leichter, weil um einen geringern Preis befriedigt und stets neue Erwerbsquellen öffnet, s6 dass die Chemiker wohl zu keiner Zeit einen grössern Anspruch auf den Namen ‚‚der Goldmacher‘‘ gehabt haben, als gerade jetzt, wo man eifriger als je nach dem ,‚‚Stein der Weisen“, aber in edlerer Bedeutung, sucht, sondern dass unsere Einsicht vermehrt wird. Sie ist es, welche uns darthut, dass der Menseh nicht der Natur, die ja seine Heimath ist, gegenüber, sondern mitten in ihr steht, ihren Gesetzen ist auch er un- terworfen, in ihr erkennt der Mensch sich selbst. Die Erkenntniss der Macht des Gesetzes, denen Alles ohne Ausnahme in der Natur unterworfen, ist gerade für unsere Zeit, von der man freilich nicht sagen kann, dass sie an Gesetzen Mangel leidet, kein kleiner Gewinn. Und dieser Seite ist mehr als jener, das jetzt allgemein gefühlte Bedürfniss der Nothwendigkeit naturwissenschafllicher Kenntnisse, und das heftige Jagen nach denselben, so dass selbst die schlech- testen Machwerke mit Gier verschlungen werden, zuzuschreiben. Was früher ausschliessliches Eigenthum Weniger war, bestrebt man sich jetzt zum Allgemeingut zu machen. Zur Erreichung des Zieles sind mehrere Wege eingeschlagen und selbst die ersten Grössen der Wissenschaft haben es nicht verschmäht, von ihrer Höhe in das gewöhnliche Leben hinabzusteigen und freigebig ihre Schätze zu vertheilen. Ihnen ist eine grosse Schaar der Jünger gefolgt, die alle eifrig bemüht sind, je nach ihren Kräften das grosse Feld zu bestellen. Eine gleich grosse rührige Thätigkeit herrscht auf dem Gebiete der Wissenschaft selbst, sowohl der angewandten, wie der theoretischen. Ihre Er- folge aber, in zahlreichen Sprachen der verschiedensten Zeitschriften niederge- legt, sind für die grössere Menge fast unzugänglich. Daher müssen wir es dem Verleger Dank wissen, dass er veranlasst hat, das Zerstrente zu sammeln, zu ordnen und übersichtlich zusammenzustellen und zwar in einer Weise, die für jeden der Antheil nimmt an den Förderungen auf dem Gebiete der Wissen- schaft, anziehend ist. Die vor uns liegenden zwei Bände bringen uns Belehrungen über die Galvanoplastik und galvanische Vergoldung — Industriezweige, die heute erst auf der Schwelle ihrer Entwickelung stehen, — über Photographie, Mosers Thau- bilder, — dem grössern Publikum weniger bekannt, — den Generationswechsel im Thierreiche und die Flachsbaumwolle im ersten und über die Entstehung der Mineralquellen, artesische Brunnen, deren Wichtigkeit noch lange nicht in dem schuldigen Maasse erkannt ist, über die thierähnlichen Bewegungen im Pflan- zenreich, die Runkelrübenzuckerfabrikation — jetzt eine Frage des Tages —, die Eleetrieität als Betriebskraft, von der vorauszusehen ist, dass sie eines Ta- ges gewaltige Veränderungen, von denen wir jetzt kaum eine Ahnung haben, zu Wege bringen wird und über die Umdrehung der Erde, deren Geschichte grade durch die Ereignisse der neuesten Zeit besondere Beachtung verdient. Sind nun atıch nicht alle Zweige vertreten, so liegt die Unmöglichkeit dieser Forderung auf der Hand, und wird sie in der Folge bestimmt berücksichtigt werden. Die Mannichfaltigkeit des Gebotenen ist gross, wir orientiren uns durch dasselbe auf den verschiedensten Gebieten, 40 Die Verfasser der verschiedenen Artikel haben es nicht für gut befunden, unter diese ihren Namen zu setzen. Daraus erwächst für uns der Vortheil, dass wir bei unserer Kritik durch keine Rücksichten beengt sind. Es ist uns aber nicht gegeben in dem Ton der gewöhnlichen Kritiken in umfänglichen und hoch- trabenden Worten Nichts zu sagen, sondern wir sind der Meinung, dass das vorlie- gende Werk, welches schlicht und einfach in die Welt getreten ist ohne jenen Pomp, der sonst wohl, gebränchlich, sich selbst Bahn brechen werde. Wir ha- ben hier nur die Leser darauf aufmerksam machen wollen; möge denn ein Je- der selbst sehen und urtheilen. —b— Oryetognosie. Zippe, über ein neues Mineral, Rittin- gerit. Das Mineral findet sich krystallısirt in Gemeinschaft mit der rhomboe- drischen Rubinblende. Die Kıystalle sind rhombisch-tafelförmig, meist nur 4° gross, sämmtlich Combinationen, deren Träger durch ein paralleles Flächenpaar (Pinakoid) gebiidel wird, aus dessen Figur das Krystallsystem als Orthotyp oder als Hemiorthotyp bestimmt werden kann, die andern Flachen sind sämmtlich sehr schmal und einige werden erst bei der microscopischen Untersuchung deutlich ; aus der Vertheilung sowie aus der Neigung dieser Flächen ergibt sich das Kry- stallsystem als ein hemiorthotypes. Die Theilbarkeit ist unvollkommen, der Bruch unvollkommen muschlig. Metallähnlicher Demantglanz, ziemlich lebhaft, die Farbe auf der Tafelläche schwärzlich braun oder bräunlich schwarz, auf den übrigen Flächen eisenschwarz, zuweilen bunt angelaufen. Durchscheinend in der Rich- tung der Hauptachse mit dunkellioniggelber ins Hyacintrothe geneigter Farbe. Strich oraniengelb. Spröde, Härte 2,5 bis 3,0. Das Gewicht konnte bei der geringen Menge nicht bestimmt werden. Die chemischen Eigenschaften vor dem Lölhrohr gleichen denen der lichten Abänderung der rhomhoedrischen Rubin- blende, denn das Mineral schmilzt sehr leicht, gibt Arsenikrauch und ein ansehn- liches Korn von reinem Silber. Breithaupts Xanthokon ist durch das rhomboe- drische Krystallsystem unterschieden. Der Fundort ist der Geistergang an der Eliaszeche zu Joachimsthal, wo das Mineral in einer reichen Erzlinse an der Scheidung des Porphyrs und Schiefers gefunden wurde. (Ber. Wien. Akad. IX. 2. 8. 315 — 349.) G. €. v. Hauer analysirte den Magnesitspath vom Semmering und zwar sowohl den weissen (I) als auch den grauen (II) krystallinischen und fand: ik I. Kieselerde IH a Kohlensaures Eisenoxydul 9,10 6,24 Kohlensaure Kalkerde 3,89, 3,16 Kohlensaure Magnesia 89,22 85,44 Das spec. Gew. der weissen Varietät wurde auf 3,024 bestimmt. (Jahrb. kk. geol. Reichsanst. 1852. Illc.—154.) G. Ragsky analysirte Kupferfahlerz vom Madersbachköpfel bei Brix- legg, innıg gemengt ınit einer Nickelverbindung mit Eisenkies und Kalkspath und fand: Eisen 12,86 Kupfer 22,76 Nickel 3,68 Schwefel 33,96 Kobalt 1,14 Kohlensauren Kalk 10,12 Arsenik 12,94 Kohlensaure Magnesia 2,04 (Ebd. 156.) G. Kenngott theilte der Wiener Akademie folgende mineralogische Unter- suchungen mit: über die Kıystallisation des Zinkenits, über ein gemeinschaftli- ches Vorkommen blättrigen und faserigen Gypses, über den Homorphismus des Anlimonsilbers und des Kupferglanzes, über die Krystallisation des Danait, über octaedrischen Antimonbaryt, Liebenerit, Brevicit, über ein eigenthümliches Vor- kommen des Quarzes, über ein dem Kryptolith ähnliches Vorkommen in Krystal- Jen des Apatit, über eine bemerkenswerthe Krystallisation des Pyrargirit, über die Krystallformen des Diaspor. (Ber. Wien. Akad. IX. 3. S. 597—625.) @. Bornemann, über gediegenes Eisen im Keuper beiMühl- 41 hausen in Thürıngen. Unter den vielfachen Vorkommnissen tellurisch ge- diegenen Eisens ist bis jetzt nur das von Kamsdorf unzweifelhaft. Ein zweites Vorkommen der Art liefert der Keuper bei Mühlhausen, am Wege nach Pfaffe- rode, wo derselbe den sanft ansteigenden Herbstberg hinaufführt. Die Forma- tionsschichten bestehen hier aus Thonquarzen und thonigen Sandsteinen, darun- ter Kohlenletten, welche schwache Schichten eiues schwarzen Kohlehaltigen Kalk- steines einschliessen. Letzterer enthält sehr deutliche Exemplare von Myacites musculoides in Schwefelkies verwandelt, ausserdem Knollen, die beim Zerschla- gen Schwefelkieskrystalle zeigen. In einer solchen Knolle fand sich nun auch gediegenes Eisen und zwar ganz in deren Innerem. Dasselbe erschien nach vor- siehtiger Zerstörung der Knolle von sehr unregelmässig zackiger Gestalt mit in- nern Höhlen. Es ist sehr weich und geschmeidig, von heller ins Silberweisse fallender Farbe. Die das Ganze umgebende Kruste hat eine eisenschwarze Farbe mit braunschwarzem Strich und eine bedentende Härte. Sie ähnelt manchen Magneteisensteinen. Das speeifische Gewicht des ganzen Stückes beträgt 5,24. Die chemische Analyse zeigte auch nicht die geringste Spur von Nickel und Ko- balt; die Kruste besteht der Hauptsache nach aus schwarzem Oxyduloxyd, dem an der Aussenfläche etwas gelbes Eisenoxydhydrat anhing. Die weitere Untersu- chung ergab noch Eisen, Kieselerde, Spuren von Mangan, Thonerde, Talkerde und Wasser. Uebrigens sind ähnliche Stücke gediegenen Eisens nachweislich schon früher an derselben Lagerstätle gelunden worden. (Pogyendorf Annal. 1853. I. 145—156.) G. Berlin, über die Zusammensetzung des Mosandrit. Die zur Aualyse verwandten Stücke des Minerales waren grünlichbraun und hatten ein spec. Gewicht von 3,02 bis 3,03. Der Gang der Analyse war folgender. Das fein geriebene Mineral wurde durch Chlorwasserstoffsäure zersetzt und dann unter + 50° eingetrocknet. Die nun durch Wasser abgeschiedene, vollkommen weisse Kieselsäure erhielt noch [remdartige Beimengungen, welche durch Schmel- zen mil kohlensaurem Natron ausgezogen wurden. Die von der Kıeselsäure durch Filtration gewonnene Flüssigkeit wurde durch Ammoniak niedergeschlagen und dann die Kalkerde, Talkerde und die Alkalien bestimmt. Der Niederschlag ward bei gelinder Wärme getrocknet und die Säure gelöst. Nun konnten die Oxyde der Cermetalle durch schwefelsaures Kali in Rinden niedergeschlagen und ihre Quantität bestimmt werden. Es wurde Ammoniak hinzugesetzt und der gut aus- gesüsste Niederschlag in Säure gelöst, alsdann das Eisen und Mangan abgeschie- den, die Titansäure gefällt und endlich das Lanthanoxyd bestimmt, Hienach er- gab sich die Zusammensetzung des Mosandrit Sauerstoff. Kieselsäure 29,93. 15,954 Titansänre 9,90 3,99 Oxyde des Cers, Lanthans, Didyms 26,56 Eisenoxyd (manganhaltig) 1,83 Talkerde (manganhaltig) 0,75 Kalkerde 19,07 5,42 Kali 0,52 Natron 2,87 Wasser 8,90 7,91 100,33 Die übereinstimmenden Resultate verschiedener Analysen beweisen die con- stante Zusammenselzung des Mosandrit. Da aber die Oxyde des Ceriums, Lan- thans und Didyms nicht von einander getrennt werden konnten, so lässt sich auch die Formel nicht aufstellen. (Poggend. Annal. 1853. 1. 156.) G. Berlin, zwei neue Mineralien aus Norwegen. Das erstere derselben, Trachiaphaltit, beschreibt der Entdecker Weibye als dem tetra- gonalen Krystallsystem angehörig, in kurzen dicken Prismen von höchstens 3 Li- nien Länge auftretend, mit vollkommen muscheligem Bruche, ohne wahrnehmba- re Theilbarkeit, auf den Bruchflächen mit metallischem Glasglanz, von dunkel röthlich brauner Farbe, mit isabellgelbem Strich, nur die dünnen Kanten durch- AR scheinend, von einer Härte zwischen Feldspath und Apatit und einem spec. Ge- wicht = 3,6. Das Mineral findet sich nur in ausgebildeten Krystallen in gra- nitischen Ausscheidungen des Gneiss bei Krageröe. In der Löthrohrflamme ist es unschmelzbar, wird aber schmutzig weiss; im Kolben gibt es Wasser mit schwachem Fluorgehalt; von Borax wird es schwer aufgelöst; mit Soda auf Platinblech gibt es eine schmutzig gelbbraune Schlacke. Es besteht nach der Analyse aus: 34,58 Kieselsäure, 38,96 Zirkonerde, 32,32 Thorerde? 3,72 Ei- senoxyd, 1,35 Thonerde und 8,49 Wasser. — Das andere Mineral, Erdman- nit, soll auf der Insel Stocköen unweit Brewig vorkommen und ist dunkelbraun, glasglänzend, in dünnen Splittern durchscheinend, von 3,1 spec. Gew. und nur in Körnern und Blättchen bekannt. Die Analyse desselben ergab 31,85 Kiesel- erde, 6,46 Kalkerde, 34,59 Oxyde des Cers und Lanthans, 11, 71 Thonerde, 8,52 Eisenoxydul, 0,86 onkarfonydi 1,43 Yitererde, 4,28 Wasser und Verlust, (Ebd. 160.) G. Der grösste bis jetzt bekannte Goldklumpen wurde in den Goldwä- schen von Forrest Creek in der Colonie Victoria in Australien gefunden und wiegt bei 12 engl. Zoll Länge und etwas über 5 Zoll Durchmesser 27 Pfund a 15 Drachmen. Sein Werth ist 5500 Dollars. (Sillim. Journ. XIV. EU. G. Shepard, zwei neue Mineralien von Monroe, Orange Co. Das erste derselben, Dimagnetit, erystallısirt in rhombıschen Prismen, hat ‚eine eisenschwarze Farbe, deutliche Spaltbarkeit, muschligen bis unebenen Bruch, Härte = 5,3 bis 6,5, spec. Gew. = 5, 789. Das andere, Jenkinsit, hat nur eine Härte von 2,6 und ein spec, Gew. von 2,4 bis 2,6, dunkelgrüne Farbe, krystallisirt gleichfalls in rhombischen Prismen und enthält Kieselerde,, Eisen- oxyd, Magnesıa und Wasser. (Ebda. XllI. 392.) G. Mallet in Dublin hat ein neues fossiles Harz, das in den Stein- gruben von Wigan (Lancashire) in kleinen runden, schwarzen Tropfen, in den kleinsten Splittern aber mit dunkelrothbrauner Farbe durchscheinend, vorkommt, untersucht. Es ist spröde, der Bruch ziemlich glänzend muschlig, das Pulver zimmibraun und der Geruch schwach harzig. Specifisches Gewicht = 1,136 Härte = 3. Des letzteren Umstandes wegen unterscheidet er es von ähnlichen Körpern durch den Namen Skleretinit (0xAno0s-önzivn). Auf Platinblech sehwillt es an beim Erhitzen und verbrennt mit einem empyreumatischen Geru- ehe und russender Flamme. 9,52 engl. Grains hinterliessen 0,35 Asche aus koh- lensaurem Kalk mit Spuren von Kieselsäure, Thonerde und Eisenoxyd bestehend. In einem verschlossenen Rohre erhitzt gibt es Spuren von Wasser, es schwillt an, schmilzt und gibt ölähnliche, sehr übelriechende empyreumatische Destilla- tionsproducle und Kohle bleibt zurück. Es ist unlöslich in Wasser, Alkohol, Aether, kaustischen und kohlensauren Alkalien, ebenso in verdünnten Säuren. In starker Salpetersäure löste es sich sehr langsam. Die zur Analyse bestimmte Substanz wurde mit den drei ersten Stoffen ausgekocht. Das Harz enthält in 100 Theilen: IE II. Kohlenstoff 76,74 77,19 Wasserstoff 8,86 9,05 Sauerstof 10,72 10,12 Asche 3,68 3,63 100,00 100,00 Diese Zahlen entsprechen der Formel C'°H’O sehr gut; genauer sollte die Zusammensetzung vielleicht C*°H?80* en werden, weil die mei- sten Harze eine ähnliche Formel haben. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXV.) r- 135.) Ww.B. Einen bei Wolfach im Kinzigthal in losen Stücken md als Gang im Gneis vor- kommenden Oligoklas hatMoser untersucht. Das Gestein ist derb, nur an ei- nem Handstück fanden sich in einer Höhlung sehr kleine Krystalle. Fetiglanz, hie und da verschwindend; die Spaltungsfläche OP zeigt Glasglanz; an den Kanten schwach durchscheinend. Farbe: weiss in röthlich, grünlich oder bläulich überge-. 43 hend, an ein und demselben Stück verschieden. Specifisches Gewicht 2,67, Härte —Feldspath. Resultate der Analyse: I. u. II. IM. Sauerstoffgehalt. Si0O’ 58,20 30,0 Al?O°? 23,47 10,9 CaO 6,80 » 1 MgO 0,50 0 Na0O 7,95 7,60 D, KO 2,85 2,40 0 99,77 Daraus geht hervor, dass das Mineral ein basischeres Silicat als der ge- wöhnliche Oligoklas (Al?0’, 2Si0’+RO,SiO°), oder wahrscheinlicher ein Ge- menge von Oligoklas mit einem an Basen RO reicheren Silicat ist. (Ann. d. Che- mie Bd. LXXXV. p. 97.) W.B. Der hellgraue plastische Thon von Wiesloch, welcher bei der Eröffnung des dort vor einigen Jahren entdeckten Zinkbergwerkes aufgefun- den wurde, ist ein vorzügliches Material für feinere Töpferarbeiten. Er ist voll- kommen gleichförmig, sehr feinkörnig und plastisch, lässt sich bei sehr niedri- ger Temperatur brennen ; die darans geferligten Gegenstände sind ausserordent- lich leicht und doch ziemlich fest; sie klingen wie Steingut. Moser fand in dem lufttrockenen Thon noch 5,72H0, Spuren organischer Substanz und als Mittel aus drei Analysen 12,45C0?. Zusammensetzung des geglühten Thons : SiO: 53,37, Al®O° 13,02, FeO 6,57, MnO 1,85, CaO 18,26, M&O 2,30, KO 2,82, Na0 1,12. Ziehen wir biervon die der CO? entsprechende Menge Ca0 ab, so bleibt ein Rückstand der mit der Formel Al’0',35Si0°-+2R0,Si0° übereinstinnmt, Die gebrannle Masse ist jedenfalls ein sehr basisches Silicat, wodurch das Verhalten des Thones beim Brennen erklärt und die Nützlichkeit eines Zusatzes von Sand oder einem an SiO® reicheren Silicat bei der Verar- beitung angedeutet wird (Ann. d. Chemie und Pharmacie. Bd, LXXXV. p. 99). W.B. v. Kobell prüfte Scheerer’s Polymerie an dem Sismondin, Chlori- toid und Masonit und erhielt für alle drei, wenn nämlich 3H0=1MgO und 0% 34120°=28i0? ist, die Formel (RO) A120°+RO ( ee) Die Differenz im Sauerstoff der SiO> ist beim Sismondin = +1,5, beim Chloritoid = +0,74 und beim Masonit = +1,54. Er rechnet daher diese Mineralien zu einer Spe- eies, denn die Quantitätsdifferenzen der isomorphen Basen sind nicht erheblich und theilt ihr den ältern Namen Chloritoid zu, v.Kobell’s Analyse (I.) des Sis- mondin weicht von der, welche Delesse (Il.) zuerst angestellt hat, merklich ab, Wir stellen beide neben einander: I. Sauerstoff II. Ssı0o® 25,79 13,37 24,1 Al?03 37,50 17,ö1 43,2 Fe0O 21,00 4,66 23,3 MgO 6,20 2,43 HO 7,80 6,93 7,6 Unzersetzt 0,50 98,75 98,7 Zur Gruppe dieser Silieate, in welchen die Thonerde wenigstens theil- weise als elektronegativ anzusehen ist, gehören noch der Disterrit, Xan- thophyllit, Clintonit (mit dem Holmit oder Holmesit Thomson’s und dem Seybertit Clemson’s) und der Chlorit und Ripidolith, de- ren Mischungen v,. Kobell auch analog berechnet. Der Disterrit enthält nach v. Kobell’s Analyse; 5 44 Sauerstoff SiO! 30,00 10,40 Al?®0° 43,22 20,23 Fe?0° 3,60 1,08 MgO 25,01 9,70 CaO 4,00 1,14 KO 0,57 0,10 HO 3,60 3,19 100,00 Die Formel wird 3 (RO) Al?O° + (RO,) SiO®,. Dillerenz im Sauer- stoff der SSO®=+ 0,61. Nimmt man im Xanthophyllit das Eisen als Oxyd an, so wird die Formel 2 (RO) Al’0°—+ (RO,) (SiO°). Differenz im Sauerstoff der SIO’=-+-0,69. Der Clintonit giebt genau die Formel 3 (RO) AIO:-+ (RO,) (SiO°), wenn man das Gesetz, ass 3 Atome AI?03 für’2 At. SiO° einlreien, umgekehrt so anwendet, dass die fehlende Al’O° durch den Ueber- schuss der SiO? nach diesem Verhältniss ersetzt wird. Die Differenz im Sauer- stoff von (R) wird dann nur — 0,13. Um diese Betrachtungsweise auch auf den Chlorit und Ripidolith anzuwenden, welche Rammelsberg durch die seltsame Annahme unter einen Hut gebracht hat, dass darin 2 At. SiO? für 3 At. Al?O>, aber auch 1 At. SiO° für 1 At. Al20° eintreten könne, hat v.K. die vorhandene Analyse neuerdings berechnet. Beim Chlorit vom Zillerthal wird die Formel (RO,) Al?O°+ (RO,) (SiO’,) Differenz ım Sauerstoff der SiO® — 1,12. Beim Chlorit von Rauris, St. Gotlhard und Dauphine wird die Formel dieselbe. Die Differenz im Sauerstoff der SiO3 ist hier — 0,31. Reim Ripidolith wird die Formel wie bei den Chloriten allgemein (RO,) (Al?0°) + (RO,) (SiO',), wenn man das Eisen als Oxyd annimmt. So erhalten diese Species einen ge- meinschaftlichen Ausdruck und bilden wie die Granaten, Epidote etc. eine ei- genthümliche Formation ( Genus). Dabei zeigt sich der Ripidolith (mit dem Pennin und Leuchtenbergit) als die tlkveichere, der Chlorit vom Rau- ris als die eisenreichste und der Chlorit vom Zillerthal als mehr in der Mitte stehend. Dem Chlorit von Rauris dürfte ein eigener Name zu geben sein, Diese Berechnungen sprechen insofern zu Gunsten der Scheererschen Polymerie, als auf andere Weike die Formeln mancherlei Schwierigkeiten darbieten, gleich- wohl können sie die dagegen erhobenen Zweifel nicht beseitigen, so lange nicht aufgeklärt ist, in welchen Fällen eine Vertretung von 3 HO für 1 Mgt oder von 3 Al?0° für 2 SiO°, und in welchen das Umgekehrte anzunehmen ist, dass nämlich auf 1 MgO für 3 HO und 2Si0° für 3 Al?O? eintreten können, denn es wäre wohl nicht zu rechtfertigen, nur das Eine gelten lassen zu wollen. (Journ. f. pret. Chem, Bd. LVIII. p. 39.) W.B. Der Pyromelin, ein Zersetzungsprodukt vielleicht von Nickelarsenik- glanz, findet sich in erdigen Massen von blass berggrüner Farbe, als Ueberzug, krustenarlig und schmale Klüfte ausfüllend, in einem quarzigen Gestein mit ge- diegenem Wismuth auf der Friedrichsgrube bei Lichtenberg im Bayrenthischen Vor dem Löthrohr bläht er sich nach v. Kobell anfangs sehr "stark unter wurm- förmigen Krümmungen auf und färbt sich lichtgelb — worauf sich der Name bezieht. — Bei stärkerer Hitze allmählich abnehmend schmilzt er zu einer grauen metallischen Kugel, welche stark vom Magnet gezogen wird. Im Kolben giebt er Wasser, welches sauer reagirt und einen Beschlag von arsenichter Säure. Auf der Kohle mit Soda Arsenikrauch; man bekommt. Hepar und kleine graue Metallkörner. Mit Borax in der äusseren und inneren Flamme eine bräunliche oder braunrothe Farbe. Im Wasser auflöslich zu einer spangrünen Flüssigkeit. Er besteht wesentlich aus wasserhaltigem schwefelsaurem Nickeloxyd, gemengt mit arsenichter Säure (Journ. f. pract. Chem. Bd.LVII. p.44.). W.B. Geologie. ]J. Czjzek, Aptychenschiefer in Niederö- sterreich. Der hydraulische Kalk wird aus Kalken und Mergeln sehr ver- schiedener Formationen gewonnen, da sein Werth stets nur von dem Gehalte an 45 auflöslicher an Kali gebundener Kieselerde abhängt. Für Wien liefert den gröss- ten Bedarf Stollberg und Eischhof unweit Hainfeld, wo der Kalk, fast weiss von Farbe und von dichtem grossmuschligem Bruch, in Wienersandstein gelagert ist. Seine Schichten sind ungemein mächlig, fast massig, während die beglei- tenden Schiefer und Sandsteine sehr deutlich geschichtet sind. Die darin vor- kommenden Petrefakten sind undeutlich und ähneln denen des Oxford. Er selbst schliesst feste Sandsteinbänke ein und wird im Hangenden von lichtgrauen Quarz- sandsteinen im Liegenden von kalkigen Schiefern begleitet. Die Neigung der Schichten ist 60° nach Süden. Die ganze Bildung dehnt sich westlich über Schwarzenbach und Eschenau gegen den Hirschkogel aus, dann setzt er unre- gelmässig fort, indem er nur bei St. Gotthardt und Plankenstein auftritt, ebenso bei Rabenstein. Oestlich von Stollberg lässt er sich 4 Meilen weit verfolgen, aber hier nehmen überhaupt die Schiefer überhand, der weisse Kalk wird selte- ner. Das Streichen ist überall dem des Wienersandsteines parallel. Ganz glei- che Einlagerungen in diesem finden sich noch bei St. Veit, in der Spitze des Hornauskogels, im Hermannskogel bei Sievering, Klosterneuburg, von St Andrä bis Rind, Wilhelmsburg, Hafstätten u.a.0. (Jahrb. kk, geol. Reichsanst. 1852. Ile. 1—7.) Gl. Lipold, die krystallinıschen Schiefer- und Massenge- steine in Nieder- und Oberösterreich, nördlich von der Donau. Dieselben treten vornämlich in den westlichen Theilen des Gebietes auf. Vor allem erscheint Gneiss in weiter Verbreitung und Mannichfaltigkeit, z. Th. auch unter interessanten geologischen Verhältnissen. Minder häufig Granulit, doch bemerkenswerth wegen deutlieher Schichtung bei Granz. Umfangsreicher wieder der krystallinische Kalkstein, in vielfacher Wechsellagerung mit Gneiss, Amphi- bol- und Syenitschiefer, Weissstein, Quarzschiefer bei Drosendorf, mit diesen in beachtenswerthen Verdrückungen und Biegungen bei Untertirnau, von vielen Quarzgängen durchsetzt bei Ardstädten. Graphit und Graphitschiefer erscheinen untergeordnet im Gneiss und Kalkstein. Thonglimmerschiefer, Chloritschiefer, Talkschiefer, Quarzschiefer, Quarzfels bieten in ihrem Auftreten nichts Eigen- ihümliches, Der Gneissgranit ist bei Rötz und Vites besonders interessant. Granit bildet wieder grosse Massen, bie und da in höchst eigenthümlichen For- men. Syenit, Diorit, Aphanit, Porphyr und Serpentin kommen nur untergeordnet vor. (Ebd. S, 35—54.) Gl. J. Grimm, Goldführende Gesteine bei Vöröspatakin Sıe benbürgen. Dreierlei Gesteine zeichnen sich hier durch Goldführung aus. Der Karpathensandstein enthält das Metall theils in Quarzschnüren, theils auf Klüften,, theils auch durch die ganze Gesteinsmasse verbreitet. Derselbe er- scheint am Orlaerberge, am Igren, Vajdoja, Legy und Affinis. An ihn gränzt der Feldsteinporphyr und dessen Breccien, welcher fast nur auf Erzkluften und in deren Nebengestein Gold fuhrt. Endlich liefern auch die geschichteten por- phyrigen Sandsteine und Brececien Gold und Silber in Verbindung mit Eisenkies, welches eingesprengt ist, ersteres aber auch gediegen auf Quarzklüften. (Ebd, Ss. 54-66.) 61. L, Hohenegger, Geognostische Skizze der Nordkarpathen von Schlesien. Die ältesten Schichten des hier untersuchten Gebietes bildet das untere Neocomien, welches an mehren Punkten Schlesiens, Mährens und Galliciens durch seine Petrefakten unverkennbar ist. Es erscheint als ein weis- .ser bis schwärzlich grauer Korallenkalk, nur bei Stramberg und Jnwald. eigent- liche Gebirgsmassen bildend, an allen übrigen Orten mehr in kolossalen, von der Haupimasse losgerissenen Klumpen, welche wahrscheinlich durch den über- all hervorgebrochenen Hypersthenfels veranlasst worden sind. An Leitmuscheln genügen: Ammonites semisulcatus, A. infundibulum, A. faseicularis, A. neoco- miensis, auch der A. calypso,, viele Nerineen und Caprotinen. Merkwürdig ist das Vorkommen der Terebratula graeilis und T. semiglobosa. Das obere Neo- comien oder Aptien wurde von Pusch u. A. als Teschnerkalk oder Teschner- Schiefer bezeichnet und wird durch sehr bezeichnende Petrefackten characterisirt. Seine untere Abtheilung bildet der von Lonkau über Grodischt nach Frieteowitze 46 sich ausbreitende Sandstein, die mittlere und obere der eigentliche Teschnerkalk.: Zwischen beiden zieht sich ein schwarzer biluminöser Mergelschiefer mit Sphä- rosideritflötzen hin, welch’ letztere jährlich an 200,000 Centner Roheisen liefern. Für die untern Schichten sind leitend: Belemnites bipartilus, B.dilatatus, Aptychas Didayi, Ammonites Grasanus, A. diphyllus, für die obern: Nautilus neocomien- sis, Ammonites sirangulatus, A. Duvalanıs, A. recticostatus, A. Emerici, *A. be- lus u. v. a. Zu ihnen gesellt sich auch A. Velledae aus dem Gault. Der hö- here Karpathensandstein lässt sich noch nicht mit Bestimmtheit mit dem Gault oder der chloritischen Kreide parallelisiren, denn seine Petrefakten sind meist ündeutlich und eine Gränze gegen die Nummulitenformation mit ihren Sandstei- nen nirgends scharf gezogen. Nummulıten und entschiedene eocene Petrefakten enthält er indess nicht, dagegen finden sich am Flusse des Friedecker Schlosses Gault-Baculiten und bei Radola deutliche Ammonites Hugardanus, A. cristatus, A. Bouchardanus. Die eocenen Gebilde theilen sich in untere oder Nummuli- tenführende und in obere oder Fischführende Menilite. Erstere verdienen eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Die obern Tertiärgebilde überdecken die Schei- dekluft zwischen dem Nord- und südeuropäischen Gebirgssysteme. Ihre spe- eielle Untersuchung steht noch zu erwarten, ebenso die der plutonischen Ge- steine. (Ebd. S. 135—148.) Gl. v. Alberti, die Bohnerze des Jura, ihre Beziehung zur Molasse und zu den Gypsen von Paris, Aix und Hohenhöven. Diese Gebilde sind in Bezug auf ihr Alter und ihre Entstehung schon vielfach Gegenstand der Unter- suchung gewesen und mehr minder abweichende Ansichten darüber geltend ge- macht. v. A. nimmt an, dass die Bohnerze in Verbindung mit kohlensaurem Gase sich aus der Tiefe erhoben, die Landthiere, von der sauren Solution an- gelockt, in dem todibringenden Orte ihren Untergang gefunden haben, die festen Theile derselben von der auf- und niedertreibenden Masse gemengt und geglät- tet, die Jurapetrefakten aber durch die Kohlensäure aus dem Kalksteine losge- löst und mit jüngern Gebilden vermengt worden sein. Die verschiedenartige Vertheilung der thierischen Reste hat in der verschiedenen Stärke der Gasent- wicklung ihren Grund. In den Bohnerzen des Elsass finden sich neben Petre- fakten aus allen Gruppen des Jura solche aus dem Muschelkalke und dem Ue- bergangsgebirge, in Schwaben sind neben tertiären jurassische gemein, ebenso am Kressenberge in Baiern. Dass Kohlensäure hier wirkte, beweisen die mäch- tigen Auswaschungen und die Metamorphosen an den Wänden der Erzlöcher und die aus der Kalkmasse hervorragenden Versteinerungen. Im Pariser Gyps ist eine solche Vermengung der verschiedenen Petrefakten niemals beobachtet, aber gegen seine Entstehung als Deltabildung spricht das kuppenförmige Vorkommen und das massenhaftle, in mächtige Prismen abgesonderte Auftreten. Diess und die Art des Vorkommens der Skelette in dem Gyps spricht für die Entstehung, dass die Oberfläche des Gypses vor dem Erhärten einen Sumpf bildete und zeilweise von Flüssen überschwemmt wurde, in welchem die Thiere durch Salz- lachen angelockt ihren Tod fanden. Fraas unterscheidet dem Alter nach 4 ver- schiedene Bohnerzgebilde auf der Alp. Das älteste ist das von Frohnstetten nur mit Resten des Pariser Gypses, vorzüglich Paläotherien und Anoplotherien. Das Zweite ist das von Heudorf mit Anchitherium, Hippotherinm, Dorcatherium, Dinotherinm, Rhinoceros incisivus, Mastodon angustidens u. a. Das Dritte ent- hält Elephas primigenius, Rhinoceros tichorhinus u. a. Doch finden sich auch bei Heudorf Anoplotherien, bei Neuhausen Paläotherien mit Elephas, Equus und Dinotherinm. Ebenso führen die angeblich jüngern Bohnerze von Salmendingen, Melchingen, Oestmeitingen Mastodon angustidens, Dinotherium, Anoplotherium Palaeotherium neben Equus und Elephas. Eine ähnliche Vereinigung von Gat- tungen bietet die Molasse, die Süsswasserkalke der Alp und das Mainzer Becken. Die Unterschiede lassen sich leicht durch die Lebensweise jener Thiere erklären. Das vermittelnde Glied zwischen den Bohnerzen, der Molasse und dem Pariser Gypse ist der Gyps von Hohenhöven mit Anoplotherien, Paläotherien und Ele- phas. v. A. fasst die Resultate seiner Untersuchungen schliesslich in folgende Behauptungen zusammen: Die Bohnerze sind keine Ablagerungen in Seebecken, 47 sondern aus Schlammausbrüchen entstanden; alle Bohnerze des Jura sind glei- chen Alters; die Tertiärkalke von Blumberg u. a. gehören zur obern Abtheilung der Molasse; die Existenz der Paläotherien und Anoplotherien danerte vom Schlusse der Grobkalkbildung bis ins Pliocen, ist hauptsächlich jedoch an die Molasse geknüpft; die Bohnerze des Jura sind gleichen Alters mit den Gypsen von Paris, Aix und Hohenhöven und wahrscheinlich pliocen. [Verf. hat sich bei der Parallelisirung der einzelnen Faunen zu sehr auf Jägers Bestimmungen der völlig fraglichen und ungenügenden Reste verlassen und diesen eine ebenso grosse Bedeutung als den sicher bestimmbaren geschenkt. Eine sorgfältige Scheidung wird hier manches eocene Säugelhier aus jüngern Gebilden und man- ches jüngere Säugethier aus den eocenen Gebilden entfernen.] (Würtemberg. Jahresh. 1853. IX. 76—87,) al. R. Ludwig, geognostische Beobachtungen in der Gegend zwischen Giessen, Fulda, Frankfurt a. M. und Hammelburg. Mit 2 Karten. Darmstadt 1852. 8. — Eine kleine, aber doch beachtenswer- ihe Monographie, welche die Resultate 16jähriger Beobachtungen auf dem ange- gebenen Gebiele bringt. Zuerst wird das Vorkommen der metamorphosirten Schiefergesteine des Spessart, rheinischen Schiefergebirges und Taunus kurz (S. 1—4.) behandelt, dann die Verbreitung des Bergkalkes und flötzleeren Sand- steines, des Todtliegenden und älteren Flötzkalkes (S. 4—9.), der Trias (S. 9—14.), der Tertiärgebilde (S. 14—20.), des Alluvinms (S. 20—22.) endlich der plutonischen Gesteine (S.23—31.) angeführt, zugleich mit den vorkommen- den Petrefakten, der Höhe, des Streichens, der Schichtung, der besonderen Ein sehlüsse und der letzte Abschnitt (S. 31—52.) ist den Mineralquellen gewidmet, welche einzeln aufgezählt, mehre analysirt und nach ihrer Entstehung und wei tern Verhältnissen betrachtet werden. Die Karte ist im Massstabe von '/ı 93323 ausgeführt und die beobachteten Gesteine in 44 verschiedenen Farbenbezeich- nungen darin aufgetragen‘, woraus schon die grosse Sorgfalt des Verf. sich ab- nehmen lässt. Die zweite Karte zeigt 7 illuminirte Durchschnitte nach verschie- denen Richtungen des Gebietes. Gl. Griffit hat auf der geognoslischen Karte von Irland einen Theil des gelben Sandsteines im südlichen Theile des Landes zur untern Abtheilung des Kohlengebirges gebracht und gegen diese Deutung sprachen sich auf der letzten Versammiung der Britischen Association zu Belfast Jukes und Forbes aus. Letzterer bezieht sich besonders auf die compacten gelblich grauen Schiefer von Knecktopher, welche zahlreiche Petrefakten in z. Th. vortrefflicher Erhaltung füh- ren. Es sind Farren und andere Pflanzen in Gemeinschaft mit einer grossen Muschel, die vorläufig Anodon Jukesi heissen soll. Unter den Farren ist Cy- elopteris hibernieus die häufigste Art, doppeltfiedrige Wedel von zwei Fuss Länge, ausserdem finden sich Neuropteren, Lepidodendren, Stigmarien, zapfenarlige Fruchtstände, wahrscheinlich sämmtlich neu und für die devonische Epoche von höchstem Interesse. In denselben Schichten kommen auch Reste von Holopiy- ehins und Pterygotns, entschieden devonische Formen vor. (L’Institut, 8. De- cemb. 1852. p. 400.) Gl. Den von Elie de Beaumont dem Kreidegebirge zugewiesenen, von Archiae aber mehr den tertiären Bildungen genäherten, von Raulin sogar für entschieden terliär gehaltenen Pisolitenkalk hat Hebert in eine der Pariser Akademie über- gebenen Abhandlung als mit der Mastricher Kreide identisch dargestellt. (Z’In- stitut, 15. Deebr. 1852. p. 402.) Gl. Palaeontelogie. Fr. Unger, lconographia plantarum fossilium. Abbildungen und Beschreibungen fossiler Pflanzen. Mit 22 Ta- feln. Wien 1852. Fol. — Des Verf. Chloris protogaea (1841—47) bezeich- net eine neue Epoche in unsrer Kenntniss der terliären Flora und wir begrüs- sen daher mit Freuden diese Iconographie, welche die Fortsetzung derselben bildet und mit noch zwei folgenden Lieferungen das vorhandene Material ab- schliessen wird. Die Herausgabe geschieht auf Kosien der kk. Akademie, daher ist die Ausstattung sehr splendid und die Fortsetzung auch wohl in kürzern 48 Zwischenräumen zu erwarten. Das vorliegende Heft behandelt 113 verschiedene Arten, von denen die meisten schon in den „Genera el species pl. foss.‘‘ diag- nosirt worden sind. Die Darstellung schliesst sich der frühern in der Chloris innig an und müssen wir uns bei der Reichfaltigkeit des Inhaltes auf eine na- mentliche Aufzählung der Arten mit Angabe des Fundortes beschränken: Caulerpites Eseri am Bolgen, €. Diesingi am Fahnern, Thoreites intermedia Mass. Bolca und Radoboj, Zonarites multifidus Sternb. Bolca, Cystoseirites Nlagellifor- mis Thalheim, €. Partschi Sternb. Szakadat und Thalheim, Chondrites Targionii Sternb. Genf, Bolgen, Fähnern etc. , Sphaerocoecites terliarius Radoboj, Sp. pin- nalifidus Ober-Meiselstein, Delesserites Bertrandi Sterub. Bolca, D. Friedaui in der Gosan bei Gams, D. pinnatus Radoboj, Chara prisca ebd., Ch. Sadleri Oe- denburg, Ch. Meriani Br. Sagor, Museites Schimperi Parschlug, M. fontinaloi- des ebd., M hypnoides Fonsdorf, Woodwardites Rössneranus Radoboj), Aspidium leihaeum Kainberg, Pieris radobojana Radoboj, Pt. urophylla St. Florian, Go- niopteris siyriacas Brong. Radoboj, Adiantites Freieri ebd., Jsoetiles Braunni Parschlug und Oeningen. Culmites Goepperti Mstr. Grätz, €. anomalus Brong. Hliuik, Cyperites tertiarins Parschlug, Zosterites Kotschyi Thalheim, Caulinites indeterminatus Ob- dach, C. radohojensis Radoboj, Ruppia pannonica und Potamogeton Sirenum ebd., P. Morloti Grätz, P. pannonicus Oedenburg, P. Castaliae Parschlug, Sparganium Acherontium ebda. und Oeningen, Typhaeloipum maritimum Bilin und Radoboj, T. lacusıre Grätz und Hlinik, Flabellaria longirhachis Muthmannsdorf, Fl. oxyr- hachis Radoboj und Häring. . Taxodites dubius Sternb. Bilin und Parschlug, Glyptostrobus oeningensis Br, Parschlug, Sagor ete., Geinitzia crelacea Endl. Neustadt, Sequoia Ehrlichi Pyhrn, Pinites oceanines Parschlug, Oeningen, P. lanceolatus Radoboj, P. balsa- modes Parschlug, P. lence ebda., P. pseudostrobus Endl. Zillingsdoif, P. Goe- ihanus Parschlug, P. ambiguns Radoboj, P. rigios Bilin, P. taedaeformis Par- schlug, P. Mettenii Salzhausen, P. hepios Parschlug, P. Freieri Radoboj, P. Ura- ni und P. Jovis ebd., P. furcatus und P. centrotus Parschlug, P. Kotschyanus Thalheim, P. spiciformis Stein, P. pumilio Goepp. Wetterau, P. pinastroides Salzhausen, P. aequimontanus Goepp. Wien, P. Neptuni Radoboj, Brachyphyllum caulerpites Schio, Taxites Langsdorfi Brong, Neustadt, T. phlegetonteus Rado- boj, Myrica inundata, M. quereina, M. deperditu, M. integrifolia, M. salieina, Comptonia laciniata sämmtlich von Radoboj, Betula dryadum Parschlug, B. tene- rum St. Stephan, Alnus diluviana ebda., Querceus lignitum, Q commutata, Q. mediterranea, Q. Zoroasiri, Q. Gmelini, Q. urophylla, Q. myricaefolia, Q. cyclo- phylla, Q. serra, Q. myrtilloides alle von Parschlug und Q. griphus, Q. tephro- des, Q Apollinis von Radohoj, Fagus Deucalionis Parschlug,, Corylus Wicken- burgi Gleichenberg, Carpinus norica Obdach, C. grandis Radoboj und Trofeiach, C. betuloides Radohboj und Bilin, €. mieroptera und C. oblonga Parschlug, Ostrya allantidis Radoboj, ©. Prasili Gleichenberg, Zelkova Ungerı Kov. Par- schlug, Bolca, Wien, Ulmus praelonga Parschlug, U. parvifolia Braun ebd, Oe- ningen, Radoboj, U. quercifolia Parschlug, Obdach, Celtis Japeti, Liquıdambar protensum, L. acerifolium, Populus gigas, P. latior Braun, P. Aeoli sämmtlich von Parschlug, P. serrata St. Florian, P. leucophylla Freiberg. G.Kade, die losen Versteinerungen des Schanzenberges beiMeseritz. Ein Beitrag zur geologischen Kenntniss der südbaltischen Ebene, Mit 1 Taf. Meseritz 1852. 4to. — Die Geologen der norddeutschen Ebene sind mit ihren Untersuchungen auf den lockern Diluvial- und Alluvialboden an- gewiesen, der erst den eifrigsten und sorgfälligsten Untersuchungen ein befrie- digendes Resultat gewährt. Ein solches übeıgibt der Verfasser der vorliegenden kleinen Schrift, deren Material auf dem kleinen Raume von 20 bis 30 Quadrat- ruthen in mehr als 300 Stunden während eines l+#jährigen Zeitraums herbeige- schafft ist. Der Schanzenberg ist ein 100 Fuss hoher Hügel an der Obra bei Meseritz und bot in dem Sande und Gerölle an seinem südlichen Ende die reich- haltige Lagerstätte der hier beschriebenen Petrefakten. Die Zahl derselben be- läuft sich auf 282 Arten 90 verschiedener Gatlungen. Nach den Formationen 49 gehören 149 der Kreide, 62 dem lertiären und 28 dem Juragebirge an, die übri- gen 42 sind zweifelhaften Alters. Die Kreidearten stammen der grössern An- zahl nach von Rügen und aus Schweden, die jurassischen entsprechen zumeist denen des Braunen Jura in Franken, ohne in diesem die eigentliche Heimath zu haben, nur wenige sind dem Portland und Kimmeridge eigenthümlich. Von den tertiären geben sich 12 als augenscheinliche Sternberger zu erkennen. Die Auf- zählung beginnt mit den Fischen und enthält blos die Namen mit dem Citat oder häufig auch weitere Bemerkungen über die gefundenen Exemplare. Die neuen Arten werden beschrieben und ist der Verfasser bei Aufstellung derselben zwar sehr vorsichlig gewesen, indess scheint uns bei dem unzureichenden |ite- rarischen Apparate und dem geringen Material zur Vergleichung, über welches der Verfasser disponiren konnte, eine noch grössere Vorsicht wünschenswerth, wenn die Synonymie nicht bereichert werden soll. Die neuen Arten haben folgende Namen erhalten: Balanus undulatus , Rhyncholites pusillus, Turbo Buchi, Crania striata, Cellepora involuta, Eschara oblita, Siphonella Hagenowi, S. pulchella, S. hexa- gona, Canalipora truncata, Heteropora clavata, Cavaria heteroporacea. Bei sehr vielen andern ist kein systematischer Name eingeführt worden, sondern d:e Bestimmung offen gelassen. Es wäre sehr zu wünschen, dass ähn- liche sorgfältige Nachforschungen im aufgeschwemmten Lande häufiger angestellt würden sowohl der interessanten Formen, welche dieselben kennen lehren, als wegen des Aufschlusses, welchen sie über Entstehung und Zusammensetzung des lockern Erdbodens liefern. al. P.Gervais, neue Gattnngen fossiler Säugethiere. Tf.I. — In der vortrefllichen Zoologie et Pal&eontologie francaise, deren erster die Säu- gethiere behandelnder Theil jetzt vollständig vorliegt, stelll G. eine Anzahl neuer Arten und Gattungen auf, von denen wir die letztern hier kurz characterisiren und abbilden, da das Werk in Deutschland noch wenig bekannt ist, obwohl es wegen der vielen nenen und wichtigen Untersuchungen in der Bibliothek eines jeden Paläontologen und Zoologen einen Platz verdient. Lophiotherium Taf. 2. Fig. 1. beruht auf Unterkieferfragmenten aus dem Süsswassermergel von Alais und steht Diehobune zunächst. Es sind 7 Mahl- zähne vorhanden, deren letzter fünfhöckerig, die 3 vorhergehenden vierhöckerig sind. Jedes vordere und hintere Höckerpaar sind zu einem Querjoch verschmol- zen und beide Joche auf jeder Zahnkrone wieder durch eine diagonale Leiste verbunden. Die ersten nur aus den Alveolen bekannten Zähne waren zweiwurz- lich, stark comprimirt, lückzahnarlig. Tapirulus Taf. 2.Fig.2. Die beiden letzten untern Mahlzähne von Per- reas bei Apt den vorigen ähnlich, unterschieden nur durch den Mangel einer diagonalen Leiste, an deren Statt eine milllere grade sehr schwach angedeutet erscheint. Acotherulum Taf. 2. Fig. 3. ist in den 4 vorletzten obern und 3 un- tern Mahlzahnen aus der Braunkohle unweit Apt bekannt. Von den erstern sind die hintern beiden 4höckerig mit paariger Anordnung, die vordern dreihöckerig, mit einem vordern und zwei hintern Höckern. Die untern Zähne gehören dem Milchgebiss an. Tylodon Taf. 2. Fig. 4. Ein Unterkiefer von Alais mit 3 Lück-, 1 Fleisch- und Kauzähnen. Die Abbildung zeigt die Eigenthümlichkeiten dieses un- genügenden Restes. Galethylax Taf. 2. Fig. 9. Ein Beutelthier aus den Gypsmergeln des Pariser Beckens. Der einzig bekannte Unterkiefer besitzt noch zwei schlanke Schneidezähne, einen comprimirten innen mit einer Längsfurche versehenen Eck- zahn und 7 Backzähne, von denen nur 4 erhalten sind. Der erste Lückzahn ist klein, zweiwurzlig, der zweite hat ziemlich dieselbe Gestalt, ist aber grös- ser, der vierie ist wieder kleiner als der letzte Lückzahn. Der fünfte oder er- ste Backzahn ist zweihöckerig und hat ganz entschiedene Charactere der Beu- telratten, 4 50 Trachytherium Taf. 2. Fig. 6. Ein letzter untrer Mahlzahn aus dem Departement der Gironde aus 3 Höckerpaaren und einem hinteren unpaaren Hö- cker bestehend, provisorisch neben Halitherium gestellt. Smilocamptus Taf. 2. Fig. 7. beruht auf einem Eckzahn aus dem Fa- lunen von Sakeln. Die Abbildung zeigt die charakteristische Gestalt. Hoplocetus Taf. 2. Fig. 8. gleichfalls nur Eckzähne aus den Falunen im Dröme-Departement, deren Gestalt die Figur zeigt. Issiodoromys Taf. 2. Fig.9. Schädelfragment und Unterkiefer aus den Mergeln der Limagne. Die vier lamellirten Backzähne sind in den vergrösserten Figuren bei b und d dargestellt und verrathen die auffallendste Aehnlichkeit mit dem lebenden Helamys capensis. Plesiarctumys Taf. 2. Fig. 10. Ein Unterkiefer mit 4 Zähnen aus dem Süsswasserkalk in der Nähe von Apt. Die Zähne sind rundlich vierseitig und vierhöckerig, denen von Arctomys und Spermophilus sehr ähnlich, doch durch ihr gegenseitiges Grössenverhältniss und die Anordnung der Höcker noch gut zu unterscheiden. Anchilophus Taf. 2. Fig. 11. Vier Mahlzähne aus dem Grobkalk des Pariser Beckens. Sie gehören dem Oberkiefer an und bestehen aus je zwei schiefen Querhügeln, welche an eine Anssenwand stossen. Am vordern und hintern Rande liegt eine mässige Leiste. Heterohyus Taf. 2. Fig. 12. Unterkieferfragment mit den & letzten Zäh- nen von Buschwiller. Die Abbildung zeigt die Ansicht von der Seite und von oben. . Aphelotherium Tal. 2. Fig. 13. Unterkieferfragmente mit insitzenden Backzähnen von Apt, deren Kronen aus je zwei Möckerpaaren bestehen. Cebochoerus Taf. 2. Fig. 14. Vier Mahlzähne von Apt, deren syslema- tische Bestimmung zweifelhaft ist. Sie erinnern in ihrer Gestalt ebensowohl an Affen (Macacus nemestrinus) als an Pachydermen besonders an Acotherulum, In Griechenland sind nach einer brieflichen Mittheilung von Zygoma- lus in Lamia neuerdings zwei reiche Lagerstälten von Petrefakten entdeckt wor- den. Die eine derselben liegt bei Derben Phuska und liefert Pflanzen und Kno- chen verschiedener Thiere, die andere im Gehirge von Antinitza gelegen lie- fert Mastodonten. (L’Institut. 1852. 17. Novbr. p. 371.) Gl. Botanik. — Braun, über dieKeimung einiger Wald- bäume. Die Untersuchungen wurden zunächst an Abies pectinata, Picea excelsa, Pinus sylvestris und Larix europaea angestellt. Der Same derselben ist geflü- gelt; der Embryo von einem mit Oel und Stärkenmehl enthaltenden Eiweiss um- geben und besteht aus einem ziemlich langen, geraden, walzenförmigen Achsen- theil und aus mindestens 4 Keimblättern, deren Zahl bei der Tanne meist auf 5 bis 7, bei der Fichte auf 9, bei der Kiefer und Lerche gewöhnlich auf 6 sich beläuft. Zwischen den Cotylen in der Mitte liegt der Ansatz zur Stammknospe, welche ihr fortbildungsfähiges Gewebe unmittelbar an der Spitze trägt. Die Ra- dikula umgibt dagegen ihr jüngstes Gewebe mit Schichten älterer abgestorbener Zellen, welche Braun die Wurzelhaube nennt. Hierin liegt auch der wesentliche Unterschied zwischen Stamm- und Wurzelknospe. Querschnitte durch die Achse des Embryo zeigen noch die Anlagen zum Mark, zum Verdickungsring und zur Rinde. Das Gewebe des Markes und der Rinde wird aus grossen, regelmässi- gen, mit Stärkemehlkörnern erfüllten Parenchymzellen gebildet, das des Verdickungs- ringes besteht aus zartern Zellen ohne Stärkemehl, dagegen mit Proteinverbin- dungen. Diese Zellen verlieren sich nach unten in das jüngste Gewebe des Wurzelendes, nach oben in dasselbe der Stammknospe, mit Abzweigung je eines Bündels für den Samenlappen. In diesem Ringe zeigen sich beim ersten KRei- men die Anfänge der Gefässbündel und zwar als Spiralgefässe. Die Zahl dieser Bündel entspricht genau der der Cotylen. Der Same der Nadelbäume keimt bei feuchtem warmen Wetter in 10 bis 14 Tagen. Die Tanne sprosst am frühe- sten, schon Anfangs Mai ihre geflügelte Samenschale als Mütze mit emporhebend hervor; Fichte, Kiefer, Lerche treten erst Ende Mai oder Anfang Juni aus dem 51 Samen. Zuerst durchbricht die Wurzel die Samenschale, diese fallt dann ab, sobald das Eiweiss verzehrt, wobei zugleich die Cotylen sich grün färben. Letz- tere unterscheiden sich von den spätern Nadeln.bei der Tanne durch die Spalt- öffnuungen auf der obern Seite, während sie die Nadeln nur auf der Unterseite haben. Bei den Fichten ist derselbe Unterschied, nur haben die Nadeln unten und oben Stomata. Alle Cotylen haben ein centrales Gefässbündel, ihre Ober- seile ist epitheliumartig. Die beobachteten Nadelhölzer unterscheiden sich schon sehr frühzeilig. Die Tanne hat den grössten Samen und den grössten Embryo, ihre flachen Keimblätter stehen wagrecht quirlförmig um die Achse. Die Fichte wendet ihre walzenförmigen Keimblätter nach einer Seite, Kiefer und Lerche richten dieselben aufwärts. Die Tanne bringt im ersten Jahr selten mehr als einen Kreis von Nadeln und diese alterniren mil den Keimblättern. Fichte, Kie- fer und Lerche verzweigen sich im ersten Jahr niemals, die Fichte bildet dage- gen auf üppigem Boden einen Seitenzweig. Die Hauptwurzel aller verzweigt sich schnell und die Spitze aller Zweigwurzeln versieht sich mit einer characte- ristischen Wurzelhaube. Die später mit Doppelnadeln versehene Kiefer bringt im ersten Lebensjahre nur einzeln stehende Nadeln mit 2 Harzgängen und einem centralen Gefassbündel und aus deren Achseln sprossen im folgenden Jahr die Doppelnadeln hervor, in denen man bis 24 Harzgänge zählen kann, während die Nadeln der Tanne, Fichte und Lerche Jederzeit nur 2 Harzgänge besitzen, Auch die Lerche trägt im ersten Jahre nur einzeln stehende Blätter und der Trieb des zweiten Jahres bringt wieder nur solche. In der Achse dieser bilden sich im folgenden Jahre die Nadelbüschel. Die Lerche entlaubt sich bei ein- tretendem Froste, wobei auch die Cotylen der Keimpflanze abfallen, die bei Kiefer und Fichte schon im ersten Jahre vertrocknen,, bei der Tanne dagegen mehre Jahre grün bleiben. Der äussere Rindentheil der Wurzel stirbt sehr früh ab und mit Ausnahme der Lerche fehlen allen Nadelbaumwurzeln die Harzgänge. Durch die bei der Keimung entstandenen Gefässbündel entsteht allmählig im Stamm und Wurzel der Holzring. Schon den ersten spiralförmig verdickten Zellen folgen die normalen getüpfelten Holzzellen. Zugleich entstehen primäre und durch Zerklüftung des Gefässbündels secundäre Markstrahlen. Im Herbst sehon ist der Holzring völlig geschlossen und die characteristischen Eigenschal- ten des Holzes einer jeden Pflanze erkennbar. Nach Aussen entwickelt sich gleichzeitig die vollständige Rinde. Schliesst sich die Stammknospe mit Deck- schuppen, so hört auch das Längenwachsthum auf, aber die Verdickung schrei- tel in Stamm und Wurzel noch fort. Die Deckschuppen bleiben ohne Gefäss- bündel, ohne Stomata, ohne Harzgänge, sind häutig und verlieren früh den Saft. Tritt im Frühjahr die junge Knospe hervor, so bilden sie den Quirlansatz, nach welchem der Förster das Alter der jungen Pflanzen und Zweige zählt. Zu den Laubhölzern übergehend ist zu beachten, dass der Same derEiche, Buche, Birke und Erle ohne Eiweiss ist. Die letztern drei bringen die Cotylen über die Erde, die Eiche vergräbt sie in den Boden, so dass sie noch nach zwei Jahren zu finden sind. Hier bleiben sie auch in der Samenhülle, wachsen nicht mehr, sind ohne Spaltöffuungen, aber mit sehr entwickelten Gefässbündeln versehen. Bei Erle, Buche und Birke fungiren die Cotylen später als wirkliche Blätter. Der innere Bau des Embryo stimmt mit dem der Nadelbäume völlig überein, ebenso die erste Entwicklung, nur dass bei Eiche und Buche eine starke Pfahlwurzel sich bildet, bei Erle und Birke verzweigte zarte Würzelchen, die bei ersterer schon frühzeitig knollenarlig anschwellen. Die Stammknospe des Ei- chenkeimlings macht im ersten Jahr nur einen mässigen Trieb, die ersten Blat- ter sind schuppenartig, die Nebenblätter erscheinen erst später gepaart und zwi- schen ihnen endlich das Laubblatt. Die junge Buche treibt im ersten Jahre nur zwei gegenständige Blätter, zuweilen noch ein driltes und viertes und selbst noch einen besondern Trieb. Der Stammtrieb erreicht bis 4 Zoll Länge. Birke und Erle machen im ersten Jahre einen starken Stammtrieb Das junge Birken- blatt ist stark behaart. Bei der Buche sind anfangs zwei mit den Cotylen alter- nirende Laubblätter ohne Nebenblätter vorhanden , diese bilden sich erst später und vertrocknen, wenn sich der Trieb entfaltet. Kein einziger der beobachteten 4* 92 Bäume verzweigt sich im ersten Jahre, sondern erst im dritten oder vierten Jahre. Wird aber bei der Buche die Terminalknospe behutsam zerstört, so bil- den sich zwei gabellörmige Zweige, deren Anlage in der Achsel der Cotylen stets vorhanden ist. Die Cotylen bleiben bis zum Herbste stehen und entfernt man sie früher, so stirbt die junge Buche ab, bei Birke und Erle trocknen sie frühzeitiger ab. Der Holzring bildet sich auch bei den Laubbäumen schnell aus den ersten Gefässbündeln. Das Mark der Eiche ist im ersten Triebe fünfeckig, bei der Rosskastanie rund, und diese Form hängt innig mit der Blattstellung zusammen. Die Eigenthümlichkeiten des Holzes in Stamm und Wurzel sind ebenfalls schon im erstjährigen Holzringe zu erkennen. Braun fasst schliesslich die Resultate der mitgetheilten Beobachtungen kurz zusammen und von diesen wiederholen wir nur die auf die Function der Samenlappen bezüglichen : 1) die Cotylen der Eiche sind Behälter des Nahrungs- stoffes, ihr Stärkemehl ernährt hauptsächlich die junge Pflanze. 2) Die Cotylen der Buche, Birke und Erle versehen sehr bald die Function der gewöhnlichen Blätter und stimmen im Bau auch wesentlich mit denselben überein. 3) Die Cotylen der. Nadelbäume ernähren zuerst das junge Pflänzchen, später fungiren sie als wahre Blätter. 4) Palmen, Gräser u. a. haben einen einfachen Samen- lappen, der nur für die Aufsangung der Nahrungsstoffe aus dem Sameneiweiss dient. (Bericht Berl. Akad. Dechr. 1852. 645 — 658.) —. Klotzsch, über die Pistiaceen. Die Pistien bilden eine eigen- thümliche Familie der Spadieifloren. Die früher damit vereinigte Gattung Am- brosinia gehört als eigene Tribus zu den Aroideen und die Lemnaceen werden in die Klasse der Fluviales versetzt. Die frühere Gattung Pistia erhält nun fol- gende Gestalt: PıstiacEaAE. Flores monoeci in spatham ima tubulosam persistentem plus minusve coloratam bini superpositi. Flos superior masculus caducus, limbi basi inserlus; perigonio viridi parvo scutellaeformi spadiceque antherifero minuto so- lido instructus. Spadix teres, subelavatus, semiliber, in apice vel infra apicem 2—8 antheris uniserialim verticillatis obsessus. Antherae sessiles aut brevissime stipitatae, dorso affixae, qnadriloculares, foraminibus 4 geminatim superpositis extrorsum dehiscentibus. Pollinis granula ovalia, longitudinaliter striata. Ova- rium perigonio deciduo viridi squamaeformi instructum, uniloculare, in fundo spalhae spadici lateraliter adnato oblique insidens , pauei-multiovulatum ; ovulis parietalibus, erectis orthotropis. Stylus terminalis, brevis, subincurvus, Stigma oblusum, glanduliferum. Bacca unilocularis, intus mucilaginosa, oligo-polysper- ma. Semina oblonga, variaeformia, laevia aut rugulosa, per hilum basilarem fu- niculo brevissimo patellari insidentia, dein basi excavala, apice iruncata, radia- tim sulcata, extremitate micropylari aut farcto aut hiante. Irtegumentum du- plex, exterius insigniter suberoso - incrassatum, fuscum, inlerius membranaceum. Embryo minutus, obovatus, acotyledoneus, in apice endospermii amylacei in- elusus. Herbae tropicae el subtropicae, nalanles, annuae, flagelliferae ; radicibus simpliciter ramosis, calyptratis ; caule brevissimo, incrassalo, inferne deinde in partes planas sponte soluto ; foliis petiolatis, interdum sessilibus , rosaceo - ex- pansis, cunealis vel obovatis vel elliptieis vel suborbicularibus, basi sublus pul- vinatis, paralleli-nervosis, nervis plerumque partis superioris et inferioris cellu- lis maximis medullaribus sejunctis; vaginis hyalinis , tenuissime membranaceis, caducis; spalhis solitariis, axillaribus , sessilibus vel petiolatis, spadicem supe- rantibus, primum bractea hyalina vaginali caduca cinelis. Apiospermum. Spadice antheras 4—8 uniseriatim verlicillatas longe superante; seminibus glahris, extremitate mieropylari e cellulis elongatis radia- tim- disposilis fareta. Folia obovala, seplemnervia, apice angusie emarginata, in peliolum satis Jongum attenuata, supra paralleli-nervosa, furfuraceo-puberula, abs- que cellulis medullaribus, subtus laxe villosa, lamellis nervis septem paginae superioris alternantibus instructa. Petiolus supra planus laevis, subtus conve- xus, hirtus, Stolones graciles, basi attenuatae, teretes, hirsutae. 93 Hierher gehört nur die einzige Art A. obeordatum (= Pistia Stratiotes Humb.). Limnonesis. Spadice antheras 2—3 uniseriatim verticillatas non su- perante; baccıs dispermis; seminibus elliptico-cylindrieis, extremitate micropy- lari hiante. Folia obovato-rotundata, vix emarginala, in petiolam +—% longitu- dinis subito contracta, quinquenervia, supra sparsim furfuraceo-puberula, sub- lus lenuissime-villosula, absque cellulis medullaribus, nervis subtus prominulis. Petioli plani, utrinque nervosi. Stolones evanescente-hirsutae. Americanae tropicae. Hierher L. commutata (= P.Horkeliana Mig.) u. L. Friedrichsthaliana n. sp. Pistia Lio. Spadice antheras 4—8 uniseriatim verticillatas non supe- ranlis; baceis polyspermis, seminibus ceylindrieis , rugulosis; extremitate micro- pylari e cellulis elongatis radiatim disposilis fareta. Folia obovato-cuneata, apice emarginata, 9—13 nervia, nervis parlis superioris inferiorisque superpositis cel- lulis medullaribus sejunetis; subtus versus basim in aream plus minus magnam pulvinata. Petioli compressi nervis utrinque prominentibus; stolones teretes, lae- ves aut sulcati. Hierher: P.Stratiotes Lin.; P. crispata Bl.; P. minor Bl., P. Cumingii n. sp., P. aegypliaca Schleid.; P. natalensis n. sp.; P. aethiopica Fenzl; P. Le- prieurii Bl.; P. africana Presl.; P. amazonica Presl.; P. oceidentalis Bl.; P. linguaeformis Bl.; P. brasiliensis n. sp.; P. Gardneri n. sp.; P. Schleidenana n. Sp.; P. texensis (= P. Turpini Koch) ; P. spatulata Mx. Alle diese Arten werden kurz diagnosirt und das Vaterland beigefügt. (Bericht Berl. Akad. De- cember 1352. 627—634.) —l., Fintelmann, über die lange Dauer des Weidenholzes im Freien. Die gewöhnliche Baum- oder Kopfweide (Salix alba L.) gehört un- bedingt zu den nützlichsten Bäumen und es wäre zu wünschen, dass sie an al- len Gräben, feuchten Rändern u. s. w. angepllanzt würde, zumal sie sehr gut fortkommt. Die Dauer ihres Holzes übertrifft die der meisten andern Gehölze, selbst die des Eichenholzes. Da der Baum in der Regel nur zu Schlag- oder Kopfholz benutzt, so liefert er allerdings kein Holz von bedeutendem Durch- messer, aber immer ist dasselbe, wenn es nicht gar zu jung geschlagen wird, namentlich zu Pfosten und Latten sehr gut zu brauchen und dazu empfiehlt es sich ganz besonders. Ein aus Weidenholz angelertigtes Gitter steht nun schon 40 Jahre und wird gewiss noch eine lange Zeit dauern, denn es ist noch fest und von gutem Ansehen. Eichene und kieferne Stiele waren in derselben Zeit abgesteckt und als Latten benutzt jetzt schon ganz mürbe geworden und müssen durch neue erselzt werden. Das Weidenholz darf aber nicht angestrichen wer- den, damit es, wenn Feuchtigkeit eingedrungen stets wieder austrocknen kann, (Verhäl. Ver. Gartenb, Bert. 1852. XLIM. 233.) —. Seyffer, Reproductionskraft beiBrassica oleracea gon- gylodes. Im königl. würtembergischen Küchengarten wurden mehrere über- winterte Kohlraben behufs der Samenziehung ins freie Land versetzt. Einer der- selben von 43°‘ Durchmesser entwickelte weder Blätter noch Blühtenstengel son- dern drei seitliehe innen faserig holzartige Zweige, von denen der obere 44‘ lange sich oben in drei Aeste theilte. Zwei dieser trieben an ihren Enden je einen kleinen Kohlraben von Zollgrösse mit Blättern, ebenso der dritte viel län- gere. Der zweite Seitenzweig erreichte 1‘74'‘ Länge bei 5° Dicke an der Ba- sis, und trieb zwei Aeste, welche gleichfalls 5° grosse Kohlraben trugen. Der dritte Zweig bog sich zur Erde, trieb Wurzeln, theilte sich dreiästig und an jedem Aste erschien ein 3‘ grosser Kohlrabe. Sämmtliche 11 Kohlraben waren mild und zum Essen brauchbar. (Würtemb. Jahresh. 1853. I. 123.) —I. Barth, Vorkommen der Potentilla albaL. in Würtemberg. Die Pflanze war bisher nur aus einigen Laubholzwäldern bei Tübingen bekannt, bis sie Barth nun auch im Leonberger Wald „Steinenfürst‘‘ gleich oberhalb des Seehauses im Glemsthal gefunden. Sie kommt ausserdem noch an mehren Or- ten auf der Keuperformation vor, so häufig bei Ehningen im Schönbuch, auf der Fläche des St, Ursulaberges bei Pfullingen, unterhalb des Lichtensteiner Schlos- 94 ses gegen das Honauerthal, aber nicht bei Waiblingen wie irrthümlich Schrecken- stein in seiner Flora angibt. (Ebenda 124.\ — Pokorny, Verbreitung der Lebermoose in Unteröstlreich. Die Zahl der auf diesem Gebiete vorkommenden Lebermoose beträgt nach eige- nen Beobachtungen und mit Rücksicht auf die vorhandene Literatur 71. Das Gebiet theilt sich in sechs sehr natürliche Florenbezirke: 1) das Wienerbecken, besonders die Umgebungen von Wien und Neustadt (W) enthält nur 8 Arten. 2) Das Sandsleingebirge des Wiener Waldes, besonders dessen östlicher Abfall (S) mit 29 Arten. burg, Mödling und Baden (k) mit 22 Arten. hohe Schneeberg , 3) Das niedere Kalkgebirge in den Umgebungen von Kalks- 4) Die Kalkalpen (K), der 6676‘ die fast ebenso hohe Raxalpe mit 45 Arten. 5) Das 5553° lıohe Gebirge des Wechsels (w), aus krystallinischen Steinen bestehend, mit 28 Arten. 6) Das böhmisch-mährische Gebirge (M) mit 59 Arten. Wir geben die Verbreitungstabelle der Arten mit Bezeichnung des Vorkommens nach den ange- fuhrten Buchstaben : Riccia glauca WKwM Jungermannia ventricosa wM „ hatans WM 3 porphyroleuca KwM „ erystallina WM 55 longiflora K „ fluitans M = exeisa M Anthoceros punctatus M 35 bicrenata M 53 laevis M ER intermedia SkKM Fimbriaria fragans k = incisa KwM Reboulia hemisphaerica K 5, Hellerana M Fegatella conica SkKwM ch minuta K Preissia commulata kK > barbatus K Marchantia polymorpha WSkKwM 4 v. barbata 2 SkKM Metgeria furcata SkKwM nr v. barbata 3 M » Pubescens kK = divaricala SM Aneura pinguis SkM 55 bicuspidata SkKwM » palmata KwM 3. connivens KwM Blasia pusilla WEM eurvifolia KM Pellia epiphylla SKM =" trichophylla SkKwM Fossombronia pusilla M en julacea K Sarcoseyphus Funki KwM Liochlaena lanceolala KM Alicularia scalaris SwM Lophoeolea bidentata WSkKwM Plagiochila asplenioides SkKwM s helerophylla ShkwM AR inlerrupta S ER minor SkKM Scapania compacta SM Chiloseyphus pallesceens SM = aequiloba kK 3 polyanihos SwM > undulata wM Calypogeia trichomanis SKwM ” nemorosa KM Lepidozia replans SkkwM > umbrosa KwM Mastygobryum trilobatum KM eurta kKM a deflexum W Jungermannia albicans M Trichocolea tomentella KwM i obtusifolia M Ptilidium ceiliare KwM > exsecla SKM Radula complanata WSkKwM ar Taylori K Madotheca laevigata Ss B Schradei M » platyphylla WSkKwM = erenulata wM Lejeunia serpyllifolia SKM 2 nana M Frullanıa dilatata SkkwM $ hyalina M hs Tamarisei SkKM Zeiheri K (Bericht Wien. Akad. IX. 1. 186—200.) — Literatur: Curlis’s botanical magazine January 1853 enthält: Be- gonia rubrovenia, Coleus Macraei, Coelogyne maculala, Begonia Thwailesii, Aqui- legia Kanaoriensis, Abelia unillora. Tb. 4659 —4694, 59 Annals a. magazine of natural history. January 1853: Beobach- tmgen über die Solenaceen von J. Miers S. 1—14. — R. Hobson, über die Entwickelung der Gefässe bei den Pflanzen S. 72. — Balfour, über einige Ar- ten von Polypodıum S. 74. — J. M’Laren, über die Verbreitung der Pflanzen in Madeira, ebenda. — D. Oliver, über Pentas carnea S. 75. L’Institut, Januar 1853: Gaudichaud, experimentelle Untersuchungen des auf- und absteigenden Saftes der Pflanzen S. 1. — Grisebach, über die geographische Verbreitung der europäischen Hieraceen S. 15. — Treml, über die Bildung des Holzes S. 22. Zoologie. — L.K. Schmarda, Beiträge zur Naturge- scehiehte der Adria. Wien 1852. Fol. Diese in der kk. Akademie ge- lesene Abhandlung beschäftigt sich mit Bonellia viridis, einigen Anthozoen und mit Vermetus gigas. Bonellia viridis hat einen dunkelgrünen eiförmigen Körper von 1 bis 8 Centimeter Länge und 1 bis 4 Centimeler Breite, der vorn in ei- nen 12 bis 20 Cent. langen, sehr dünnen Rüssel ausgeht. An der Basis dieses liegt der Mund, ihm gegenüber der After und zwischen beiden die sehr kleine Geschlechtsöffnung. Das Ende des Rüssels spaltet sich in zwei wagrechle Aeste, Das Thier ist meist in beständiger Bewegung, indem es seinen Körper verschie- dentlich contrahirt und ausdehnt Der längliche, von zwei wulstigen Lippen begränzte Mund führt durch die kurze Mundhöhle in den sphäroidischen Schlund- kopf, der sehr entwickelte Längs- und ringförmige Muskelfasern besitzt und theil- weise auch blasenartig hervorgestülpt werden kann. Der enge, aber sehr lange, den Körper bis nennmal an Länge übertreflende Darm ist anfangs hellgrau oder bläulich, in der Milte eiwas weiter und bräunlich, und besitzt in diesem Theile eine deutliche aus Längs- und Ringsfasern bestehende Muskelschicht über der innern Schleimhaut. Der folgende längere Darmabschnilt hat ein flockiges An- sehen, orangegelbe Farbe und wird von der feingelappten Leber umgeben. Der letzte Darmabschnitt ähnelt dem vordern und fungirt als Dick- und Mastdarm, Das Gefässsystem besteht aus einem deutlichen arteriellen Rücken- und einem venösen Bauchgefässe. Das arteriöse System wird aus 2 von den Respiralions- organen kommenden Gefässen gebildet, die nach ihrer Vereinigung auf der con- caven Seile des untern Darmtractes als grosses Gefäss sichtbar sind und in ein den Darın umgebendes Ringgefäss münden. Aus diesem entspringt das Rückenge-- fäss, von dessen Zweigen ein Ast in den Rüssel geht. Die beiden Rüsselvenen vereinigen sich am untern Winkel der Mundspalte.. In der Mitte des Bauchge- fässes findet sich eine Erweilerung, aus welcher ein starker Stamm für den Darm und den Gefässring entspringt. In letztern mündet noch ein besonderes venöses System (?) des Darmes. Das Respirationssystem besteht aus 2 innern dendritischen Kiemen , ähnlich denen der Holothurien. Sie sind braun und zu beiden Seiten des Mastdarms gelegen. Ihre letzten Verzweigungen schwellen kulbenarlig an. Die zahlreichen Gefässverzweigungen in der Körperhaut schei- nen auch für diese die Function eines Respiralionsorganes (?) anzudeuten, wie denn auch in ihr ein Wassergefässsystem unzweifelhaft vorhanden ist. Zahlrei- che aus kugeligen Zellen bestehende Drüsen liegen in der Haut. Sie sondern den mit grünem Farbstoff reichlich durchdrungenen Schleim ab. Der Farbstoff ist Chlorophyll, wie die von G. Gottlieb angestellte Analyse ergiebt,. Die Geni- talien scheinen hermaphrodilisch zu sein. Der Eierstock mündet mit dem an- gewachsenen Eude nach Aussen, mit dem andern knopfförmig angeschwollenen ragl er frei in die Bauchhöhle. Er stellt einen weiten Schlauch dar, der innen mit Schleimhaut ausgekleidet ist, darüber eine aus Längs- und Ringfasern be- stehende Muskelschicht besilzt und aussen von der Fortsetzung des Peritonäums bedeckt ist. Durch sehr kräftige peristallische Bewegungen werden die Eier ausgeleert. Als männliches Organ fungirt wahrscheinlich ein vorn auf dem Eier- stock sitzendes, drüsiges, kammartig gefaltetes Organ. Das Nervensystem besteht aus einem knotigen Bauchstrang, einem grossen Darmnerven und zweien Gan- glien an der Mundspalte. Von allen gehen Fäden für die verschiedenen Organe ab. Von Sinnesorganen ist nur die Haut als allgemeines Tastorgan und als 56 besonderes der Rüssel vorhanden, alle übrigen fehlen gänzlich. Beide, Haut und Rüssel, sind zugleich mit starken Längs- und Ringmuskeln versehen, deren Fa- sern deutliche Querstreifung zeigen. Im Rüssel zählt man allein mehr als 60 Längsmuskelbündel. Schiefe Muskeln sind nur in geringer Anzahl vorhanden. Die Bonellien legen zahlreiche Eier, in einem Individuum wurden 1800 von !/, bis '/, Millimeter Grösse gezählt. In deren Dotter sind grössere Bläschen sichtbar, das Keimbläschen und der Keimfleck mit 4 bis 5 kleinen Körnern deutlich. Der Dotter zerklüftet sich, durchläuft den Furchungsprocess, und kleine kuglige Zellen treten zur Bildung des Embryo zusammen, an denen auch sehr bald der Rüssel sich zeig. Schmarda betrachtet die Bonellia nach den mitgeiheilten Untersuchungen als vermiltelndes Glied zwischen Echinodermen und Anneliden und diagnosirt dieselbe wie folgt: Bonellia animal e familia Sipuneu- lidum, corpore ovali, valde contractili, proboscide taeniaeformi longa, in duas partes divisa, ore simplici in anlica parte situ, ano in extremo poslico, poro genitali infra os posito, organis respiratoriis duohus internis dendritis und die einzig sicher begründete Species B. viridis: corpore viridi laeve, proboscide longa membranacea, ramis undulatis, margine fusco; hahitat in litoribus Fran- ciae meridionalis, Gennae et insulae Iffae (Dalmatien). Die Mittheilungen über Actinuien beziehen sich auf Monomyces brevis und 3 weue Formen, Entacmaea chromatodera, E. phaeochira und Cribrina punctata. Daran reihen sich nachfolgende Bemerkungen: Zwischen dem Mantel und den Verdannngsorganen der Aclinien befindet sich eine Höhle, die mit dem unten geöffneten Darme communicirt und durch Lamellen in Kammern getheilt ist, wel- che wahrscheinlich an den Fühlerspitzen nach Aussen münden Ehrenberg, von Siebold und Quatresfages gestehen die Oeffnungen in den Fühlerspitzen nicht zu, aber bei Cribrina sind sie bestimmt vorhanden, chbenso bei Entacmaea phaco- chira, wo Schmarda Glasröhren durch sie einzuführen im Stande war. Aehnli- che Oeffnungen finden sich bei Cribrina an den Seiten des Manlels, wo sie bis- weilen von einer Wulst umrandet sind. Durch sie tritt das Wasser ein und aus und daher sind sie streng genommen Respirationsöffnungen. Das Wasser selbst dient zugleich als Ernährungsfluldum. Die an den innern Längsfalten be- findlichen Mesenterialfäden bestehen zu äusserst aus einem zarten mit dichten Tlimmerhaaren bedeckten Epithelium. Ihre zweite Schicht bilden rundliche, dünn- wandige Zellen mit feinkörnigem Inhalt. Hinsichtlich der Deutung derselben schliesst sich Schmarda der von Frey gegebenen an. Endlich beschreibt Schmarda noch Vermetus gigas Biv. und fügt Beoach- tungen über dessen Entwickelung hinzu, die jedoch nur sehr fragmentarisch sind. @l. Bielz beschreibt nene Clausilien Siebenbürgens: Cl. Fussana von Cl. livida unterschieden durch geringe Grösse, bauchigere Gestalt, stärkere Rippen und durch das schmale vor der Spitze ausgerandete Clausilium , bei Kronstadt in einer Höhe von 6500 Fuss ; Cl. elegans von Cl. fulerata Zgl. durch die ge- ringere Anzahl der Umgänge, die hreitere Mündung, gesonderte Lippe, die nicht vortretende zweite Gaumenfalte ete. unterschieden. (Siebenb. Ferhandl. III. 2. p. 31.) Gl. Recluz führt folgendeneue Conchylıen durch Beschreibungen und Ab- bildungen ein: Natica Largillierti, Arca Martinii bei Rio-Janeira, Venus Fischeri im chinesischen Meere, V. Beani von Guadeloupe, Succinea Bernardii von den Südseeinseln (Journ. Conchyl. IV. 408—414.). — Morelet beschreibt aus Al- gier als neu: Helix oranensia, H. hemisphaerica und Glandina debilis. (Ibid. 414 —417. Tb. 12.) — Eine neue Cyelostoma Coquanda von Madagascar stellt Petit de la Saussage auf (Ibid. 417.); eine neue Helix rubigena von den Py- renäen de Saulcy (Ibid. 439.). — Benson diagnosirt Heliceen von Westau- stralien und Mauritius: Helix plectilis, B. tescorum, H. cygnea, H. subtecta, H. suffulta, H. albidens und von Borneo: Cyelostoma anostoma, C. quadrifilosum, C. vitreum. (Ann. a. mag. nat. hist. 1853. Jan. p. 29.). — Metcalfe führt mehre Gastropoden von Borneo auf, Arten von Helix, Bulimus, Cyelostoma, Sca- 37 tabus, Aurienla, Melania, Litorina, Cerithium, Novaculina, Cyrenia. (Ann. a. mag. nat. hist. 1853. Jan. p. 67.) Gl. Gray gibt eine Revision von Gattungen verschiedener Molluskenfamilien, Die Familie der Veneridae beschränkt er auf folgende, ın fünf Gruppen geord- nele Gatlungen: 1) Dosinia und Cyclina (Lucinopsis), 2) Merelrix, Cuneus, Grateloupia, Trigona, 3) Dione, Venus, Circe, 4) Chione (Mercenaria) und Ano- malocardia, 2) Tapes (Saxidomus und Rupellaria part.) und Clementia. Die Gattung Cyprina wird als Typus einer besondern zwischen Astartidae und Vene- ridae stehenden Familie betrachtet. Die Familie der Glauconomidae -mit der einzigen Gattung Glauconome wird durch Gestalt und Anordnung der Schloss- zähne (3. 3) von den Veneridae geschieden. Die Familie der Petricolidae mit 2. 2 Schlosszähnen begreift Petricola und Naranio n. gen. mit 2 Arten von Westindien und Japan. Die Corbiculidae haben 2 oder 3 divergirende Schloss- zähne, zu erstern gehören Sphaerinm und Pisum, zu letztern Corbicula, Velorita und Batissa n. gen. Die Familie der Cyrenelladae enthält nur die Gattung Cy- renoida mil der einzigen Art G. Duponlia vom Senegal. Die Familie der Car- diadae zählt 8 Gattungen: Cardium, Bucardium, Papyridea, Fulvia, Cerastes, Aphrodita, Cardissa , Lunulicardia, die der Mactradae 18: Schizodesma, Maetra, Mactrinala, Mactrella, Harvella, Spisula, Mulinia, Gnathodon,, Tresus, Darina, Standella, Eastonia, Lutraria, Zenalia, Resania, Cypricea, Raeta, Caecella. Die Anatinelladae beruhen nur auf Anatinella und die Paphiadae auf: Mesodesma, Taria, Donacilla, Paphia, Ceronia, Anapa, Davila. (Ibid. 33—44.) W. Clarek theilt seine Untersuchungen über Janthinae,, Scalariae, Na- ticae, Lamellariae und Velutinae mit. (Ibid. 44—57.) al. A. Günther, über den Puppenzustand eines Distoma. Die bis jetzt erst von Diesing beobachtete Cyste fand Günther im Bindgewebe der Leistengegend unter der Haut bei Rana temporaria, ebenso in den Muskeln der Extremitäten, im äussern schiefen Bauchmuskel und in den Muskeln der Pharynx. Dieselbe ist 0,14’ par. gross, kuglig, wird zu ein Drittel vom Thiere, übrigens von Flüssigkeit mit vielen Krystallen erfüllt; ihre Hülle ist.sehr fest, elastisch, durchsichtig. Der eingeschlossene Wurm misst 0,21‘ Länge und 0,09’ Breite. Nur der vordere Saugnapf, keine hakenförmigen Organe wurden beobachtet. Zwischen den Enden des Ovariums zeigte sich ein aus Bläschen bestehendes Organ, welches als Leber gedeutet wird. Der ventrale Saugnapf hatte die Grösse des vordern. Der Eierstock und Eileiter mit zahlreichen Eiern war deutlich entwickelt. Zu beiden Seiten des Eierstocks lag ein länglich ovaler gelblicher Sack, der auf Hoden gedeutet wird. Der Wurm selbst bewegt sich ziemlich lebhaft in der Cyste. Auffallend ist und der weitern Untersuchung werth, dass der Wurm in der Cyste und verirrt an seiner Entwickelung ungünstige Orte im Wohnthierkörper dennoch vollkommen ausgebildete Geschlechtsorgane besitzt. (MWürtemberg. naturw. Jahresh. 1853. S, 97. Taf. }.) Gl. M. Schulze, Bau und Entwickelung der Turbellarien. Die Generalionsorgane der Nemertinen bestehen beim Männchen und Weibchen aus mehreren hunderten unter der Haut in der ganzen Länge des Körpers mit Ausnahme des Kopfes, dicht gedrängt liegenden Hoden oder Eierstöcken, deren Oeffnungen sich an der Peripherie des Körpers zerstreut oder zuweilen reihen- weise finden. Der Vorgang des Eierlegens geschieht nach Schultzes Beobach- tungen, die er an von Neuwerk bei Cuxhaven und von Helgoland erhaltenen Thieren angestellt hat, in folgender Weise. Das Weibchen drückt sich mit zu- sammengekrümmtem Körper an einen Gegenstand an und umhüllt sich, soweit die Geschlechtsöffnungen reichen, mit einem ‚gallertartigen Schleime. Dann presst es die reifen und vorher befruchteten Eier eines Eierstocks heraus die in einem Klümpchen vereinigt bleiben und in einer wasserhellen Flüssigkeit suspendirt, von einer birnförmigen, structurlosen Haut umgeben sind, Hat die Nemertine alle-Eier gelegt, so verlässt sie die Gallerte, die sich dann zusammenzieht, ohne eine Spur eines Kanals oder Oeftnung zu behalten. Die biruförmigen Eibehäl- ter sind mit der Spitze gegen die Axe des gemeinschaftlichen Eierschlauches gerichtet. Ein centraler Strang, an dem sie nach Defor befestigt sein sollen, 4* 58 ist nicht vorhanden. Die Furchung der Eier geschah wie bei andern Thieren, am zweiten Tage die erste Bildung derselben. Aus den ersten beiden Hälften entstanden 4, dann 8 Abtheilungen u. s. fe Am elften bis zwölften Tage er- hielten die kugelrunden Embryonen (Larven) einen feinen Wimperüberzug und begannen zu rotiren und in den Kapseln durcheinander zu schwimmen. Gegen den 15. Tag wurde ein dunkler Kern (später Darımkanal) und zwei dunklere keulenförmige Stränge (vielleicht die späteren Nervenstränge) beobachtet. Es bildete sich eine hellere Hautschicht und ein halbmondförmiger Fleck, der gegen den 26. Tag als spaltartige Oeffnung der Oberfläche und als Mundöffnung, von wulstigen Lippen umgeben, erschien. Am 45 Tage schlüpfte aus der kugelför- migen Hülle, die nun unverkennbare junge Turbellarie hervor und zeigte von in- neren Organen nur erst den Darmkanal. Der Rüssel erschien in seiner Anlage als reihenweise geordnete, dunkle Körnchen im vorderen Ende des durchsichti- gen Körpers. Ein schwacher Eindruck jederseits schien die Wimpergrübchen anzudeuten. Verf. schlägt in Folge seiner Untersuchungen an 16 Arten der Nordsee und einigen grössern des Mittelmeeres folgende Eintheilung der Nemer- tinen vor: Nemertinea. Üentralnervensystern jederseils aus 2 Ganglien, einem vordern und einem hintern bestehend, welche durch 2 Brücken, Bauch- und Rückenkommissur zusammenhängen, zwischen denen der Rüssel hindurchgeht. 1) Anopla, Rüssel ohne Stilet. Vordere Ganglien verbinden sich durch ihre vor- deren lang ausgezogenen Enden zur Rückencommissur,. Seitenneryenstrang entsteht jederseits aus der vorderen Portion der hinteren Ganglien, deren hintere Enden abgerundet sind. Bauchcommissur von beiden Ganglien gemeinschaftlich gebil- det. Jederseits am Kopfe eine Längsfurche, an deren hinterem Ende ein Wim- pergrübchen. (Borlesia, Nemertes, Valencina etc.) 2) Enopla. Vordere Gan- glien abgerundet, an der Rückenfläche durch die schmale Rückenecommissur ver- bunden. Seitennervenstrang erscheint als Fortsetzung der ganzen hinteren Gan- glien. Bauchcommissur von beiden Ganglien gemeinschaftlich gebildet. Die DinE TONER am Kopfe fehlen, die Wimpergrübchen sind da (Tetrastemma Po- ia efc. > männlichen Generationsorgane der Dendrocoelen mit einfacher Ge- schlechtsöffnung bestehen aus dem muskulösen nach hinten gerichteien Penis, der nur bei Planaria nigra eine Bewaffnung zahlreich rückwärts gebogener Häk- chen trägt, aus dem yas deferens, das neben dem Schlunde als geschlängeltes Gefäss nach vorn verläuft und aus 2 blinden Säcken zu entspringen scheint. Die Hoden liegen als zahlreiche rundliche Bläschen durch den ganzen Körper Körper zerstreut und haben einen engen Ausführungsgang. Die jederseitigen stehen mit dem entsprechenden Vas deferens in Verbindung, Die weiblichen Geschlechtsorgane bestehen aus Keim- und Dottersack, den ausführenden und Hülfsorganen. Die Keimsäcke sind zwei rundliche, birnförmige, zartwändige Bläs- chen mit engem Ausführungsgang und liegen zwischen dem Centralnervensystem und dem Schlunde. Ihr Inhalt sind die zahlreichen Eikeime mit Keimbläschen und Keımfleck. Die Ausführungsgänge vereinigen und ergiessen ihren Inhalt in einen Raum hinter dem Munde und vor dem Penis, wohin auch die Dottermasse “ sich ergiesst, die in den baumförmig durch den Körper verbreiteten Schläuchen bereitet wird. Die in dem erwähnten Raume gebildeten Eier werden beim Le- gen mit einer harten Schale bekleidet, zu deren Bıldung wahrscheinlich eine birnförmige Anhangsdrüse der Scheide bestimmt ist. Der männliche Same wird bei der Begattung (bei Planaria torva in festen, retortenförmige Spermatophoren, die nachher platzen) in denselben Raum gebraucht (receptaculum seminis Siebold). Das Nervensystem besteht aus zwei grossen, neben einander liegenden, durch eine Brücke verbundener Ganglien, von deren jedem ein dicker Nervenstrang nach hinten geht. Die Gefässe, Wassergefässsystem, an den schwingenden Wim- perläppchen leicht erkennbar, münden vor dem Körperende durch zwei Stämme und eine gemeinschaftliche Oeffnung nach aussen. Auf der bei der Ebbe unbedeckten Sandfläche von Neuwerk fand der Ver- fasser die von Arenicola piscatorum frisch gelegten birnförmigen Eierklümpchen, deren jedes 3—400 rothe Dotter ohne Schalenhaut in seiner Gallerte enthielt. 59 Nach beendeter Furchung erhielten die Eier gegen den 16. Tag einen Kranz sehr feiner Wimpern. Je mehr sich der Embryo in die Länge streckt, erscheinen neben dem früheren vorderen Wimpernkranze noch 2, einer dicht hinter dem ersten der dritte am hinteren Körperende, Bei weiterem Wachsthum entstehen in der Mitte des Körpers —5 Einschnürungen und gegen das Hinterende all- mählig bis zu 10. Der Darmkanal erscheint als dunkler centraler Strang, in- dem sich bei den Körpercontractionen einzelne Kügelchen hin und her bewe- gen. Am 20.—24. Tage gehen die Wimperkränze verloren und das junge Würm- chen, 3—2‘’ gross, verlässt den bisherigen Aufenthalt. Der Körper ist walzen- förmig, der Mund liegt dicht hinter den Augen die eines lichtbrechenden Mediums entbehren und bei dem erwachsenen Thiere fehlen. Von ihm erstreckt sich in gerader Richtung bis zum After der Darmkanal. Darauf erschienen an den er- sten Ringeln kleine Seitenborsten in Gruppen von 3—4. Vor den Augen bilde- ten sich zwei deutliche Bläschen mit körnigen, aber nicht kalkigem Inhalt. (O0o- litben?) (Zeitschr, f. wissenschaftl. Zool. IV. 2.) Kr. S. Fischer, Beiträge zur Kenntniss der in der Umge- gend von St. Petersburg sich findenden Cyclopoden. — Behufs der systematischen Bestimmung bringt Fischer das lebende Thier mit einem Tropfen Wasser unter das Microscop und beschwert es mit einem Glas- oder Glimmerplättchen, welches ohne das Thier zu quetschen nur die Bewegungen desselben hemmt und zur beliebigen Bewegung für die Untersuchung des Thie- res dient, Vor Allem ist die Zahl der Glieder der grossen oder ersten Fühl- hörner, welche bei ausgewachsenen Thieren constant ist, bei der Feststellung der speeifischen Differenzen zu berücksichtigen. Die Zahl der Körperringe beträgt bei Männchen und Weibchen 5, dıe der Schwanzringe bei Weibehen meist 4, bei Männchen 5, die Furca abgerechnet. Nach der Zahl der Fühlerglieder las- sen sich nun folgende Arten bei Petersburg unterscheiden, wobei jedoch das Basalglied nicht mitgezählt ist: 1) Mit 17 Glieder der grossen Fühler: Cyclops viridis n. sp. 3‘ lang, der erste Körperring vorn abgerundet, ziemlich so lang als die 4 folgenden; 2) mit 12 Fühlergliedern: €. serrulatus %° lang; 3) mit 10 Fühlergliedern: C. cantho-carpoides 3—z‘‘' lang, das zweite Glied der zwei- ten Fühler ist walzenförmig und an der einen Seite mit kammartig gestellten stumpfen Borstehen, an der andern mit einer langen befiederten Borste und nach aussen mit einem starken geraden Dorn besetzt; Canthocarpus minutus, das zweile Glied der zweiten Fühler trägt einen handförmigen Anhang mit 3 bis & borstenförmigen Fingern. (Bull. soc. nat. Moscow 1851. IV. 409—438, Tb. 9. 10.) Gl. Xenobalanus ein neues Cirripedier - Geschlecht aus der Familie der Balanodea und deren Section Coronulidae legte J. Steenstrup der Akademie in Kopenhagen vor, Wir theilen dıe ausführliche Diagnose desselben mit: Ani- mal e familia Cirripedium coronulaeformium; adultum: valde elongatum, sub- eylindricum, subpetiolatum s. antice angustatum, pallio membranaceo vestitum, postico margine pallii retroflexo, ad basin testa minima einctum; juvenile: testa pro parte majore circumdatum staturam Diadematis simulans, at sine val- vulis opereulinis. Testa minima, depressissima, sexvalvis, sexloba et quasi stellata cellulis radiantibus, extus rugis erenulatis transversis, ut in Coronula, Diademate et Tubicinella; operculum nullum. In primis Delphini Foeroensis globieipitis auct. more alfinium gregatim vivit (imprimis in pinnis juniorum), sed raro apud Foeroas vis. (L’Instit. Decbr. 30.1852. p.425.) Gl. Blackwell beschreibt (Ann. a. mag. 1853. Jan. p. 14.) folgende neue Arachniden: Salticus reticulatus, Thomisus versutus, Linypbia Meadii, L. anthra- eina, L, pulla, L. alacris, L. ericaea, Neriöne agrestis, N. vigilax, Walkenaera exilis. — Eine neue Gattung der Calanidae S. 25.: Labidocera, Diagnose: Rostrum furcatum, antenna antica maris dextra geniculans, tumida, artieulis quar- to et quinto magna serrata lamella instructis, aculi superiores duo, magni, di- tantes, oculi inferiores nulli, cephalothorax articulatus, maxillipedes externi, 60 grandes, setis longis -setulosis, pes posticus maris .dexter erassus, prehensilis. Art: Darwını im atlantischen Ocean, — Bielz führt 4 neue Käfer aus Siebenbürgen auf, nämlich Bembidium transsylvanicum , dem B. elongatum Dj. verwandt, aber durch das vorn nicht punktirte Halsschild verschieden; B. bilunulatum, dem B. pygmaeum F, ähnlich, jedoch schon durch die gelbrothe ziemlich grosse runde Makel hinter der Mitte der Flügeldecken unterschieden; Hydroporus oblique -signatus mıt H. linealus übereinstimmend, jedoch abweichend in der Zeichnung der Flügeldecken; Argo- pus discolor, grösser als A. testaceus mit schwarzer Unterseite, stärkerer Punc- rung etc. (Siebenb. Verhandl. III. 2. p. 14.) @l. C. Fuss fand den Attagenus pantherinus am Altflusse bei dem Dorfe Kerg in Siebenbürgen und zwar in den Nestern einer Erdbienenart, von deren todten Körpern er sich zu nähren scheint. (Ebd. p. 63.) — Derselbe stellt auch ein neues Wanzengeschlecht, Gamphocoris, auf und diagnosirt dasselbe mit folgenden Worten: caput breve,' transversum, clypeo parum prominulo ; oeuli se- miorbiculares, prominentes, stemmata ab his et inter se remota; antennae qua- driarticeulatae, geniculatae eorpore longiores, tenuissimae, articulo Primo -apice parum incrassalto, longissimo, seeundo apice subincrassato, primo dimidium bre- viore, tertio longitudine secundi, apice non crassiore, subpubescente, quarto la- geniforme, pubescente; rostrum elongatum, dimidium corporis aequans, quadri- articulatum, artieulis longitudine subaequale, tertio quartoque subcrassioribus, subpubescentibus; Lhorax trapezoidalis, apice angustior, hie et postice margine tenui, fortiter convexus tubereulis tribus elevatioribus margine posteriore ante scutellum emarginato; scutellum in formam inflexae acus aduneum ; hemiptlera corpore,latiora longioraque, pellucida, parte basali venis duabus longitudinalibus, tunica enervi; pedes longissimi, tenuissimi, femoribus apice subincrassatis, ti- biis femore longioribus , a dimidia parte subpubescentibus , tarsis triartieulatis, primo ceteris duobus longiore, secundo tertio breviore, aroliis deficientibus. Die: eine Art, G. transsylvanica wurde auf Ononis hircina und Lysimachia pun- etata gefangen. — Einen neuen Käfer, Grammoptera nigroflayva, fand Fuss in 5000 Fuss Höhe auf dem Passe Dusch, (Ebd. p. 73.) H.Hampe beschreibt einen neuen Käfer Catops arenarius, dem (. prae- eox zunächst verwandt, bei Hammersdorf gefangen. (Ebd. 140.) Das Januarheft der Entomologischen Zeitung ‘enthält die Diagnosen neuer Spanischer, von Graälls entdeckten Insekten: Pristonychus pinicola, Ar- gutor nemoralis, A. montanellus, Cebrio Dufouri, €. Amorii, Onthophagus sty- locerus, Chasmalopterus parvulus, Brachyderes suturalis, Metallites ceristatus, Phaedon hispanicum, Pachybrachys elegans, Pycenogaster nov. gen. zu den Locu- stiden gehörig, P. jugicola, Ascalaphus Miegii; ferner Berichtigungen zum Cata- logus coleopterorum Europae und ein Verzeichniss der im Herzogthum Nassau aufgefundenen Sphegiden von C. L. Kirschbaum. Dumeril erkannte ein neues Eidechsengeschlecht, Lepidophyma aus Mittelamerika, der Familie der Cyelosauren angehörig. Die Eigenthümlichkeiten desselben liegen in den sehr kleinen granulirten Schuppen, zwischen denen in mehr weniger regelmässige Reihen geordnete dickere und spitzkegelförmige Hö- eker. auftreten, in der Abwesenheit der Seitenfurche und in den fast völlig ru- dimentären Augenliedern. Bei dieser Gelegenheit macht Dumeril noch darauf aufmerksam, dass die Amphisbänen wegen der höchst eigenthümlichen Beschal- fenheit ihres Schuppenkleides eine selbständige Familie bilden müssen. (L’In- stit. Nubr. 17. 1852. p. 372.) Gl. Gemminger, übereineKnochenplatte im hintern Sclerotical- segment desAugeseinigerVögel. Die Sclerotica der Vögel theilt sich dicht hinter dem Hornhäufrande in zwei Platten, zwischen welchen sich der aus 12 bis 30 gesonderten Knochenplättehen bestehende Seleroticalring einschiebt und mit dem Hornhautrande nach vorn abschneidet. Die einzelnen Plättchen sind nach: aus- sen concav und oblong von viereckiger Gestalt. Dr. M. Gemminger fand sie bei den Spechten nach aussen convex und am Pupillarrande etwas auswärts gebogen, Neben diesem. Knochenrande entdeckte er aber’ zufällig beim dreizehigen Spechte 61 einen zweiten hinteren Scleroticalrıng.‘ Er besteht aus zwei fast abgegrenzten Plättchen und ist der Form des Bulbus analog gewölbt. Das grössere ist ver- schoben-viereckig mit abgestumpften Ecken und hat in der Mitte eine schlüssel- loehförmige Oefinung, theilweise zum Durchtritte des Sehnerven bestimmt, da- neben ein kleines Nutritionsloch. Die kleinere Platte liegt nach hinten und ist nur durch eine schmale Seleroticalbrücke von jenem geschieden. Das grössere Stück zeigt ausserdem an seinem Rande zwei kleinere und zwei grössere Kno- chenspitzen. Gemminger hält diesen Knochenring für einen notkwendigen Schutz- apparat des Optieus und des Bulbus bei der kopferschütternden Lebensweise der Spechte und untersuchte auch andere Vögel durch deren Ernährungsweise eine häufige Erschütterung des Kopfes bedingt war. So fand er ihn bei den Raben, den kernespaltenden Dickköpfen, dem Gimpel, Kernbeisser, dem Grünlıng, den häm- mernden Meisen, der Spechtmeise und dem Baumläufer. Abweichend von dieser Deutung erscheint er bei Tichodroma. Bei den Raben ist die Bildung etwas anders, die schlüssellochförmige -Oeflnung ist nach oben nicht geschlossen und das Plätt- chen deshalb in Form eines Hufeisen. Das kleine Plättchen fehlt. Corvus co- rone und frugilegus zeiglen noch eine hakenförmige Ausbiegung an dem einen Schenkel; der Eichelhäher zwei Zähne an dieser Stelle. Beim Tannenhäher fand sich eine gabelige Seitenwuchrung an dem verkürzten Schenkel. Bei Parus ater war der eine Schenkel an seiner Spitze gabelarlig umgebogen. Bei Sitta euro- paea die Bildung wie bei den Spechten, nur fehlte das kleine Plätichen. Bei Tichodroma war das kleine Seitenloch nicht vorhanden. Aehnlich war die Bil- dung bei Lanius. Verf. vermuthet diesen Apparat noch bei Yunx, Alcedo , Gra- eulus, Pyrrhocorax, Coracias und den Loxien. Gänzlich fehlt er bei den Tag- und Nachtraubvögeln. 20 bildliche Darstellungen erläutern seine Form. (Zeit- schr. f. Zool. v. Köllicker u. v. Siebold IV. 215. T£. 11.) Kr, Naumannia. Archiv für Ornithologie. I. Heft. 3, — Es enthält dieses Heft: 1) Angabe der im nordöstlichen Schonen vorkommenden Vögel mit besonderer Rücksicht auf dıe hier brütenden von H. Gadamer. 2) Angabe der Ankunft einiger Vögel in der Gegend von Quenstedt von Rimrod. 3) Verzeichniss der im Münsterlande vorkommenden Vögel von Bolsmann und Altum. 4) Beiträge zur Ornithologie NO Africas von Brehm. 5) Etwas über die in der Umgegend von Mühlheim am Rhein vorkommenden Vögel von Ruhl. 6) Verzeichniss der Brutvögel bei Diebzig von Baldamus. 7) Zur Naturge- schichte von Fringilla serinus von Hoffmann, 8) Vögel am Obersee nach Ca- bot von Zuchold. 9) Eine neue Drossel? von Altum. 10) Erithacus Moussieri n. sp. aus Algerien von Olph Galliardl. 11) Ueber das Ei des Natternadlers von Bülow. 12) Ueber Zug und Erseheinen der Vögel bei Krimitschau. 13) Nachriehten, Notizen, Anzeigen. Th. L. W. Bischoff, Entwicklungsgeschichte des Meer- sehweinchens. Mit 8 Tfin. Giessen 1852, 4. — Wir beschränken uns auf die Mittheilung der allgememen Besullate, welche der Verf. aus den in die- ser Monographie niedergelegten interessanten Untersuchungen gewonnen hat: 1) Bei dem Meerschweinchen ist die Fortpflanzung unter günstigen Umständen eine fortdanernde Function ihres Lebensprocesses, denn sogleich ‚nach der Geburt er- folgt die Reifung neuer Eier und deren Befruchtung. 2) Die reifen Eier haben hier dieselben Charactere ansehnlicherer Grösse, eines dichteren Dotters, strah- Jigen Diseus proligerus und des Verschwindens des Keimbläschens wie bei an- dern Säugelhieren. 3) Der männliche Same kömmt auch hier mit den Eiern im Eileiter in materielle Berührung. 4) Der Entwicklungsgang der Eier im Ei- leiter ist dem andrer Säugethiereier ganz gleich. 5) Das Ei erhält kein Eiweis in dem Eileiter umgebildet. 6) Am Ende des dritten Tages verlässt das Ei mit einem in 8—16 Kugeln zerlegten Dotter den Eileiter. 7) Am IV. und V. Tage setzt sich der Theilungsprocess des Dolters ım Uterus noch etwas fort, dann aber vereinigen sich sämmtliche Dotterkugeln wieder zu einer homogenen Masse. 8) Am V. und VI. Tage lösst sich die Dotterhaut auf und die noch unentwickelte Dottermasse gelangt in einen Drüsenschlauch oder in einen neu gebildeten kleinen Divertikel des Uterusepitheliums, verschmilzt mit demselben 62 und entwickelt sich unter Zellenbildung zur Keimblase. 9) Vom VI. und VII. Tage an umgibt sich die Keimblase mit der Uterinschleimhaut in Form einer dicken weichen Kapsel als Decidua. 10) In dieser Kapsel liegt vom VIL—XIV. Tage das eylindrische Ei mit seinen nach der Mesenterialseite des Uterus hin- gerichteten Ende angewachsen und durch Blutgefässe mit der Decidua verbunden ; das andere Ende ist frei und an ihm bildet der Fruchthof sich aus. 11) Das vegelative Blatt ist das äusserste der Eiblase, das animale bildet sich von An- fang an als kleines geschlossenes Bläschen, das Gefässblatt liegt zwischen bei- den und entwickelt sich an der Innenseite des vegetativen Blattes. 12) Durch diese Anordnung der Blätter des Keimes hat der sich bildende Embryo die ge- rade umgekehrte Lage in Beziehung auf das Ei wie andere Embryonen. 13) In Folge der uranfänglichen Bildung des animalen Blattes als einer geschlosse- nen Blase ıst ferner die Entstehung des Amnion eine ganz andere als bei an- dern Fmbryonen ; die eine Hälfte dieser Blase wird nämlich Amnion , während sich in der andern der Körper des Embryo entwickelt. 14) Die Allantois ist nach eben erfolgter Bildung des Fruchthofes zugleich mit der Primitivrinne das zuerst erkennbare Gebilde des Embryo, sie entsteht lange vor dem Darm und noch länger vor den Wolffschen Körpern, welche erst am 21. Tage erscheinen. 15) Der übrige Entwicklungsgang ist nicht von dem andrer Säugethiere verschie- den. 16) Am XVl. und XVII. Tage senkt sich der Embryo unter Abschnürung des Darmes in die sich über ihm schliessende Nabelblase. 17) Diese ist per- sistent und bildet das spätere Chorion; auf dem noch bleibenden Gefässblatte ver- zweigen sich die Nabelblasengefässe bis ans Ende des Eilebens. 18) Allantois wächst vom XIV— XVII. Tage rasch nach der angewachsenen Seite des Eies hin, indem.sie die Nabelgefässe mit sich nimmt. 19) Während sich der schnell ausbildende Placentartheil der Decidua immer stärker zu der kuchenförmigen Placenta entwickelt, verdünnt sich und verschwindet zuerst der peripherische Theil der Decidua mehr und mehr, der an der Mesenterialseite gelegene erhält Sich länger in der Form eines kuchenartigen Gebildes, bleibt aber zuletzt doch ebenfalls nur in einigen, die Verbindung der Placenta mit dem Uterus vermit- telnden Rudimenten übrig. 20) Die Geburt erfolgt 9 Wochen nach der Be- fruchtung des Eies. GI. Physik. — Auf der vorjährigen Versammlung der britischen Natur- forscher zu Belfast beschrieb Graham ein Instrument, dem er den Namen Asmometer beigelegt hat. Mit Hülfe desselben kann man den Durchgang von Salzlösungen durch poröse Scheidewände messen. Graham theilte bei die- ser Gelegeuheit verschiedene höchst merkwürdige Resultate mit, die er mit Hülfe des Instruments erlangt hatte. Unter diesen bemerkt mau auch eine vollständige Negation der Exosmose. Nach ihrer Diffusion durch die Membranen. classifieirt Graham die Salzlösungen und andern Flüssigkeiten, die dieses Vermögen he- sitzen. Unter denen, die mit der grössten Leichtigkeit durchdringen, fand er die Verbindungen der Alkalien mit den vegetabilischen Säuren ; eine merkwür- dige Thatsache, da diese Verbindungen gerade in den Säften der Pflanzen vor- kommen. (L’Institut Nr. 987. p. 392.) B. Faye zeigt, welchen Nutzen die Wissenschaft aus dem Vorhaben der französischen Regierung, binnen Kurzem die Hauptstädte sämmtlicher Departe- ments zueinem electro-telegraphischen Netz zn verbinden, ziehen kann. Ausser den meteorologischen Studien wird die Ausführung dieses Netzes beson- ders für dıe Längenbestimmungen von grosser Wichtigkeit werden. (Z’Institut N. 988. p. 393.) B. im L’Institut Nr. 994. findet man eine ausführliche Abhandlung von Arago über die Schnelligkeit des Lichtes, die er in einem Alter von 24 Jahren in der Akademie am 10ten December 1810 vorgetragen hat. Die Resultate derselhen sind zwar in Laplace’s Weltsystem und in die 2ie Auflage von Biot’s Elemente der physikalischen Astronomie übergegan- gen, aber die Abhandlung ist jetzt erst ausführlich veröffentlicht worden. Sie war abhanden gekommen und ist erst vor Kurzem wieder aufgefunden worden. ® 63 SaintClairDeville hat eine Karte des verwickeltsten und interessantesten Theiles des Golfstroms construirt. Sie begreift den Theil des atlantischen Oceans zwischen 10—40° n. B. und 55—100° w. L., also das Antıllenmeer, den Bu- sen von Mexiko und den ganzen Theil des Meeres zwischen den Küsten von Florida und Maryland und Bahama und hat den Zweck die Temperatur des Wassers an der Oberfläche in diesem ganzen Raum anzugeben. Die Iso- ihermen erleiden in diesem Theil des Meeres eine grosse Anzahl von Biegungen, die eben durch den Golfstrom bewirkt werden. Im Allgemeinen wächst die Tem- peratur des Wassers je mehr man sich von den Küsten entfernt. Dieser Gürtel von kaltem Wasser findet sich an der ganzen Küste entlang, nicht allein an der von Florida, sondern auch dem ganzen Busen von Mexiko, Yucatan, Neugranada entlang bis nach Cumana und Margarita, wo ihn schon Humboldt 1799 erkannte, Der Aequato- rialstrom tritt in dasAntillenmeer mit einer Temperatur ein, die imMittel für die Wintermonate + 26°” und im Sommer + 27°,5 beträgt. Im Sommer behält er seine Wärme während er das Meer durchläuft, im Winter aber wird er ein wenig erkältet. Seın Wasser dringt nach den Beobachtungen des Contreadmiral Berard, besonders im Winter, nur wenig in den Busen von Mexiko ein. Es nimmt nicht die ganze Breite der Meerenge ein, welche das Cap San-Antonio von dem von Catoche trennt. Sobald er diese verlässt wendet er sich nach Nor- den, dem Kanal von Bahama zu; aber bevor er in diesen eintritt, erhöht sich seine Temperatur in dem Raum zwischen der Bank von Florida, denen von Ba- hama und der Nordküste von Cuba. Im Sommer, wo sehr warmes Wasser aus dem Golf von Mexiko zuströmt, erhöht sich die Temperatur bis auf 28°,2. Die Isothermen wenden jetzt ihre convexe Seite stark nach N. O., dem bekannten Lauf des Golfstroms entsprechend, bis zum Cap Hatteras, durch welches sie ge- gegen O. N. OÖ. abgelenkt werden. Von diesem Punkt bis zu den benachbarten Gestaden von Delaware und Neuyork nimmt die mittleres Temperatur des Was- sers mit grosser Schnelle ab. Der Eintritt dieses grossen warmen Stromes in das atlantische Meer verursacht natürlich mehrere Wirbel, besonders in dem Raum, der von W. nachO. zwischen dem 55.—65.Merıdian und von N, nach S, zwischen dem 32.—40. Parallelkreise liegt, deren Wirkungen sich sehr gutin den jahrlicben Curven nachweisen lassen, die von einem zwischen den Bermuden und dem Cap Hatteras bis zur kleinen Bank von Bahama gelegenen Punkte alle ihre convexe Seite gegen S.W, wenden. Von dem letzteren Punkte aus richten sich die Wintercurven anfangs gegen O., dann mit einigen bemerklichen wellenförmi- gen Bewegungen gen S.O. Aber im Sommer und Herbst scheinen diese Er- scheinungen verwickelter zu sein. Man weiss, dass die Grenze der veränderli- chen Winde und des Aequatorialstromes während der Sommermonate um meh- rere Grade nach N. aufsteıgt. Dies fällt zusammen mit dem Vorherrschen der Winde aus S. und S.-O. auf den Antillen. Diese beiden Thatsachen im Verein scheinen im 0. dieser Inseln eine beträchtliche Abweichung des warmen Was- sers, die sich nach N.N.O. gegen die Bermuden zu erheben, zu bewirken. Dieser Strom, beinahe parallel mit dem Golfstrom laufend, drängt auf das kalte Wasser zwischen sich und dem letzteren und treibt es selbst bis in die Kanäle der grossen Antillen, wie dies die Temperaturen anzeigen, Die Karte gibt einige Punkte an, um welche sich die Curven concen- trisch beugen, Diese Abweichung von der Regel schreibt Deville den Wirbeln zu. Es sind dies Räume, in welchen das Wasser an der Oberfläche, indem es nieht hinreichend frei abfliessen kann, ohne Zweifel theilweise gezwungen ıst, sich um sich selbst zu drehen und nun durch die verlängerte Einwirkung der Sonne heträchtlich erwärmt wird. Einige dieser Wärmepole zeigen sich im Winter ebensogut, wie im Sommer. Dies sind die, welche, wie auf der Höhe von Guadeloupe, im Golf nördlich von Panama, vor allen aber zwischen Florida, der Insel Cuba und den Bänken von Bahama, zu allen Jahreszeiten von warmen Wasser umgeben sind. Andere erscheinen nur im Sommer und Herbst z. B. der im Golf von Mexiko, welcher in dieser Jahreszeit sich beträchtlich an der Oberfläche erwärmt und eine mittlere Sommertemperatur von mehr als 28° zeigt. Einen anderen bemerkt man nördlich von der Insel Domingo und Porto -Rico, 64 die sich nur durch den ansserordentlichen Sommerstrom, von dem eben gespro- chen worden, kennzeichnen. Zwei dieser Pole scheinen Kältepole zu sein. Der eine liegt in dem schon bezeichneten Raum im NO. der Bermuden, der andere umfasst den ganzen südlichen Theil der Kette der kleinen Antillen und steht ohne Zweifel mit dem kalten Wasser an der Küste von Venezuela in Beziehung. Die Zahl der Beobachtnngen, die man aus diesen Gegenden besitzt‘, ist zu un- bedeutend, als dass nicht wenigstens Zweifel über seine Grenzen herrschen soll- ten. (Z’Institut Nr. 988. p. 393.) B. Taylor, Ueber die Stürme unter den Tropen. Sie herr- schen unter dem 10— 20°, aber unter dem Aequator selbst werden sie nicht beobachtet. Ein warmer, erstickender und ruhiger Zustand der Atmosphäre und ein niedriger Barometerstand. geht ihnen unmittelbar vorher. Die Kraft des Windes wird in dem Maasse stärker als man sich dem Mittelpunkte der Gegend nähert, in der er wüthet. Taylor zeigt die Nichtübereinstimmung, welche ihm zwischen der Theorie von Espy und andern amerikanischen Physikern und den beobachteten Thatsachen zu herrschen scheint. Er ist überzeugt, die einzige Meinung, welche mit allen Thatsachen übereinstimmt, sei die, dass die Bewe- gung der Luft eine Revolutionsbewegung um einen centralen Raum sei, der selbst im Fortschreiten begriffen und dass die Richtung der rotirenden Bewegung auf derselben Halbkugel unveränderlich sei. Er glaubt, dass die theilweise Leere, welche der niedrige Barometerstand anzeigt, nicht die Wirkung einer centrifu- galen Kraft, sondern die erste Ursache der rotirenden Bewegung ist, indem sie, so zu sagen, Luft von ausserhalb entlehnt und ein Herbeischaffen nach Innen bewirkt. Diese Bewegung würde in gerader Richtung stattfinden, wenn Erde und Luft in Ruhe wären. Da aber die Erde sich bewegt und folglich auch die Luft sich um ihren eigenen Mittelpunkt dreht, so ist die Schnelligkeit dieser Bewegung für ein Lufitheilchen, das sich in einer gewissen Entfernung von die- sem Mittelpunkt befindet grösser, als für ein anderes , welches ihm näher liegt. Hieraus folgt, dass in dem Maasse sich diese Theilchen dem Mittelpunkte nä- hern ihre grösste Geschwindigkeit behalten und sich nicht mehr in radialen oder convergirenden Linien, sondern in Zirkeln oder Spiralen bewegen, die sich verkleinern, je mehr sie sich dem Mittelpunkt nähern. Taylor zeigt darauf die Folgen dieser eombinirten Bewegungen , indem er annimmt, dass diese Störung um einen der Erdpole herum anfängt, und verfolgt nun die Veränderungen in .den Bedingungen, die unter andern Breiten statihaben müssen. Er versichert, dass wenn man diese Voraussetzungen als Grundlage der Berechnung annehme und sich der wohlbekannten Ausdehnungen, über welche sich die Cyclonen ver- breiten, bediene, so würde daraus eine relative Bewegung der Luft zur Erdober- fläche sich ergeben , die grösser sei, als jede bis jetzt, selbst in den heftigsten Stürmen beobachtete. Er zeigt, dass man mit Hülfe eines von ihm ersonnenen Experimentes die frappantesten Wirkungen eines Sturmes im Wasser darthun könne, indem man einem grossen mit Wasser gefüllten Gefäss, das am ‚Boden in einem gewissen Ahstande von der Axe, mit einem Ventil versehen sei, eine Wirbelbewegung mittheile. Er fügt hinzu, dass seiner Meinung nach die See- und Landbrisen auch dieses rotirenden Characters theilhaft wären. (L’Institut Nr. 937. p. 391.) IB. Chemie — Result of some experimenis on Ihe chemical action of light, by J. W. Slater esq. (Philosophic. mayaz. Januar 1853. p. 67, from the Chemical Gazelte for Sept. 1. 1852.) Der Zweck der Experimente, welche in vorstehendem Aufsatze beschrieben werden, ist, das von Grolhuss aul- gestellte Gesetz zu prüfen, wonach gefärbte Stoffe, deren Farbe durch das Licht verändert wird, diese Veränderung am schnellsten erleiden sollen , wenn darauf Licht von der ihrer eignen Farbe complemtären Farbe einwirkt. Um dem Licht die verschiedenen Farben zu geben, liess es Slater durch Lösungen von zwei- fach chromsauren Kali (gelb), von einer Mischung von Kupfer- und Eisenchlo- rid (grün), von schwefelsaurem Kupferoxyd-Ammoniak (blau), von dem rothen Farbestoff der Rose in Schwefelsäure (roth), und endlich durch Wasser, das mit 65 etwas Salpetersäure verselzt war (weiss), auf die zu entfärbende Flüssigkeit: fal- len. Die gefundenen Resultate lassen sich in die folgende Tabelle fassen. ' In der ersten Vertikalreihe befindet sich der Name der zersetzbaren Substanz. Die Horizontalreihen geben die Farbe der Strahlen in der Folge an, in welcher ihre Wirksamkeit auf dieselbe abnimmt. Uebermangansaures Kali blau, roth, weiss, grün, gelb trocknes Quecksilberoxyd in fest ver- schlossenen Röhren blau, roth, weiss, grün, gelb trockne Jodstärke blau, roth, weiss, gelb, grün Quecksilberchlorid in offenen Röhren blau, roth, weiss, grün Quecksilberoxyd blau, roth, weiss, grün, gelh Alkoholische Lösung von Blattgrün (schnelle Zersetzung) weiss, rolh, gelb, grün Alkoholische Lösung von Eisenschwe- feleyanid weiss, blau, gelb, grün, roth Die gelben Strahlen ändern das Quecksilberchlorid nicht merklich in uecksülherehlorur um. Auch der Zutritt oder Abschluss der Luft. scheint auf die Schnelligkeit der Zersetzung von Einfluss zu sein, denn übermangansaures Kali wird im blauen Licht schneller farblos, wenn es ihm in verschlossenen Röhren ausgesetzt wird, als in oflenen. Ebenso wird Qnecksilberoxyd in verschlussenen Röhren stärker geschwärzt, als in offenen. Die Angabe, dass die blauen Strahlen aus Salzen das Krystallwasser austreiben können, hat Slater an dem oxalsauren Aınmonium- oxyd und an dem Kaliumeiseneyanid nicht zu bestäligen vermocht. Schon Hunt bemerkte, dass eine Mischung der Lösung von saurem chrom- saurem Kali und schwefelsaurem Kupferoxyd im Sonnenlicht einen grünlichgel- ben Niederschlag gibt. Die Bildung desselben ist mit einer Entwickelung von Sauerstoff verbunden, und geschieht in allen verschiedenen Strahlen ziemlich gleich schnell. Im Dunkeln bildet sich dieser Niederschlag in der Kälte nicht, wohl aber, wenn die Mischung gekocht wird. Hat man aber beide Lösungen, bevor man sie im Dunkeln mischt, längere Zeit dem Sonnenlicht ausgesetzt, so entsteht der Niederschlag auch bei Abwesenheit des Lichts, Ebıa 2; Verwendung der Optik bei chemischen Untersuchungen. In der Versammlung der britischen Naturforscher zu Belfast im September v. J. zeigte Stokes die Anwendung eınes Prisma bei chemischen Untersuchungen. Stellt man nämlich zwischen Prisma und Spectrum eine kleine Menge einer Auf- lösung, oder in anderen Fällen eine vor dem Löthrohr geblasene Perle, so kann man eine grosse Anzahl von Stoffen durch ihre Einwirkung auf das Licht an den dunkeln Streifen, die sie an verschiedenen Theilen des Spectrum hervor- bringen, entdecken. Wie sicher die Proben sind, erläuterte er an einem Bei- spiel. Bei einer Untersuchung erhielt er durch eine Perle Streifen, welche er als dem Uran eigenthümlich erkannte, obgleich er die Gegenwart desselben durch- aus nicht vermuthete. Bei genauerem Nachforschen ergab es sich aber, dass er sich. bei Darstellung der Perle eines Platindrahtes bedient hatte, der früher bei der Untersuchung auf Uran benutzt worden war und auf ihm war eine Spur die- ses Metalles zurückgeblieben, die sich bei der optischen Probe zu erkennen gab. Er zeigte die Wirkungen des Kobalt, Uran, einer Auflösung von Chlorophyll, von schwefelsaurem Chinin etc. und erläuterte wie dieses Verfahren die chemischen Untersuchungen würde vereinfachen können. Graham, Andrews und Andere er- kannten die Wichtigkeit dieser Methode an. (L’Institut Nr. 987. p. 392.) - Chemische Verwandtschaft. Modifikationen des Ber- tholletschen Gesetzes.*) Bunsen hat das bekannte Bertholletsche Ge- *) Es ist sehr zu bedauern, dass wir diese für die Wissenschaft so wich- ge Untersuchung eines unsrer ausgezeichnetsten Gelehrten aus einer französi- schen Zeitschrift entleinen müssen. Wie ‚sorgfältig diese studirt werden, er- d ’ 66 setz des Einflusses der Massen auf die Verwandtschaft, welches bis jetzt dureh keine direkte Erfahrung gestützt wurde, dem Experiment unterworfen. Seine Arbeit bestätigt diese Annahme durchaus nicht; sie hat aber ein anderes erge- ben, welches in Bezug auf das Studium der Verwandtschaftsäusserungen frucht- bare Resultate zu versprechen scheint. Dieses Gesetz kann durch folgende vier Sätze ausgedrückt werden: 1) Wenn man eınen Körper A auf zwei oder mehrere andere B, B‘... im Ueberschuss unler den zu ihrer Vereinigung günstigsten Bedingungen einwir- ken lässt, so nimmt A von jedem der beiden B und B’ Mengen auf, die stets unter sich in einem einfachen Verhältniss stehen. Daraus folgt, dass wenn sich 1, 2, 3, 4 oder mehrere Atome der einen Verbindung bilden, so auch 1, 2, 3, 4 oder mehr der andern. 2) Briugt man auf dieselbe Art ein Atom eines zusammengeselzten Körpers A-HB und ein Atom eines anderen A+-B‘ zusammen, so kann man bis auf ei- nen gewissen Punkt die Masse von B in Bezug auf B‘ vermehren, ohne dass das Atomverhältniss sich ändert. Ueberschreitet man aber diese Grenze, dann verändert sich das Verhältniss von 1:1 schnell und wird 1:2, 1:3, 2: 3ete. Man kann von Neuem die Masse des einen Körpers vermehren, ohne dass das Atomverhältniss sich ändert bis wiederum eine zweite Grenze überschritten ist, wo das Verhältniss abermals ein anderes wird. 3) Lässt man auf einen Ueberschuss einer Verbindung BC einen Körper A einwirken, der sich mit B verbindet aber C frei macht, und wenn C wie- derum die neue Verbindung von A mit B zu zerlegen vermag, so ergibt sich zuleizt, dass die zerlegte Menge von B+C in einem einfachen Atomverhält- niss steht mit der, welche nicht zerlegt worden ist. 4) Unter den Bedingungen wie bei 2. entsteht auch hier eine nene Reihe, in welcher die Körper jedoch immer in einem einfachen und ganzen Verhält- niss bleiben. Es ist nicht zu verwundern, dass dieses merkwürdige Gesetz bis jetzt der Wahrnehmung entgangen ist, weil man es nur in dem Fall beobachten kann, wo. die Erscheinungen absolut gleichzeitig erfolgen. In der That selbst wenn zu Anfang der Einwirkung der Körper A sich mit Mengen von B und C, die unter sich in einem einfachen Verhältniss stehen, verbindet, wenn aber die Verbin- dung von A mitB rascher erfolgt als die vonB mıtC, so ist klar, dass das Verhält- niss vonB zuC sich im Laufe der Einwirkung nothwendigerweise verändern wird. Die Folge hiervon ist, dass auch das Verhältniss der Aequivalente der Verbindun- gen sich ändern wird, weil es von demvon B:C abhängt; es wird deshalb ver- änderlich werden und ist nicht mehr durch ganze und bestimmte Zahlen auszu- drücken. Dasselbe muss geschehen, wenn die Mischung der Körper, die man vereinigen will, nicht gleichartig ist. Man wird daher nirgends besser diese Thatsachen nachweisen können, als in Gasgemischen, die sich im beständigen Gleichgewicht befinden, und ihrer hat sich Bunsen bei diesen Untersuchungen bedient. Bunsen ist jetzt damit beschäftigt, auch die Anwendung dieses Gesetzes auf Flüssigkeiten zu prüfen und die Ursachen zu erforschen, von denen die Veränderung der Verwandtschaftscoefficienten abhängt. Er glaubt hierbei bis in die kleinsten Details die Wirkung anderer Kräfte, und ganz besonders die des Lichtes und der Wärme, auf die Verwandtschaft verfolgen zu können. (Z’In- stitut Nr. 938. p. 395.) W.B. Hulot, Vorsteher der galvanoplastischen Arbeiten in der Münze zu Pa- rıs, legte der Akademie der Wissenschaften eine Platte von ungefähr 6’ 4‘ im Geviert vor, die auf galvanoplastıschem Wege von einem kost- baren Stiche eines der berühmtesten Künsiler erhalten worden war. Sie war mit dem Original durchaus identisch. Diese Operation hat bereits in Frankreich sieht man daraus, dass diese Entdeckung, trotz ihrer bedeutenden Tragweite, bis jetzt noch in keiner deutschen Zeilschrift mitgetheilt worden ist, obgleich die französische bereits das Datum des 8. Dezember v. J, trägt. W.B. 67 einen solchen Grad der Sicherheit erlangt, dass gestochene Platten von dem grössten Werth und von jeder Ausdehnung ohne Gefahr in das electrochemische Kupferbad getaucht werden. Unter den in dem Laboratorium der Münze ausge- führten Arbeiten erforderten die Platten für die Scheine der Bank von Frank- reich, die für Spielkarten und Freimarken ganz besondere Anstrengung. Hulot bemerkt, im Gegensatz zu der gewöhnlichen Annahme, dass man sich hüten müsse die gravirte Platte vor dem Eintauchen mıt einer Fettschicht zu überzie- hen. Diese Vorsicht, die, wenn die Operation schlecht geleitet wird. ein Fest- haften nicht verhindert, bewirkt, dass die ersten Lagen des niedergeschlagenen Metalls, die für die Dauer der Platte die wichtigsten sind, weniger fest zusam- menhängen. (L’Institut Nr. 989. p. 405.) W.B. Andrews, Entdeckung kleiner Mengen von Natron durch Wirkung des polarisirten Lichtes. Sind die übrigen Basen auf ge- wöhnliche Weise entfernt und die Alkalien in Chloride verwandelt, so bringt man einen Tropfen der Lösung auf einen Glasstreif und setzt eine geringe Menge einer verdünnten Lösung von Platinchlorid hinzu, vermeidet aber jeden Ueber- schuss desselben. Der Tropfen wird so weit eingedampft, dass er zu krystal- lisiren begiunt und nun unler ein mit einem guten Polarisationsapparat verse- henes Microscop gebracht. Dreht man nun den Zerleger, bei sorgfältiger Aus- schliessung von allem Seitenlicht, bis das Feld vollkommen dunkel wird, so blei- ben die Krystalle unsichtbar, wenn entweder Kali oder gar kein Alkali vorhan-- den ist, während die Gegenwart der geringsten Spur von Natron sogleich durch die depolarisirende Wirkung der Platinverbindung desselben angezeigt wird. Mit einem Tropfen Chlornatriumlösung, der 0,0015 Grm. wog und 0,0001 seines Gewichts an Chlornatrium enthielt, wurde eine sehr deutliche Wirkung erhalten, Die so entdeckte Menge des Natrons betrug etwa ein Milliontel eines englischen Grans, (Ann. d. Phys. u. Chem. Bd. LXXXVII. p. 171.) W.B. Moride, Trennung des Jod vom Brom und Chlor mittelst Benzin. Macht man das Jod aus seinen Verbindungen durch Salpetersäure frei und schüttelt die Flüssigkeit mit einigen Grm. Benzin, so steigt dieses in der Ruhe bald an die Oberfläche und erhält durch das gelöste Jod eine lebhaft rothe Farbe. Auf diese Art wird sehr leicht 0,001 Grm. Jod ın A Liter Wasser nachgewiesen. Das Benzin ist auch bei quantitativer Bestimmung kleiner Men- gen von Jod anzuwenden. Man wäscht die Lösung von Jod in Benzin mehrere Male mit destillirtem Wasser, hebt sie mit einer Pipette ab und schlägt das Jod mit salpetersaurem Silber nieder. Brom und Chlor färben das Benzin nicht, sie bleiben in dem Waschwasser zurück. (L’Institut Nr. 987. p. 387.) W. B. Wilson, Erkennung von Fluor bei Gegenwart von Kie- selsäure, Man übergiesst die gepulverte Substanz mıt Schwefelsäure im Ue- berschuss und leitet das Fluorkieselgas in Wasser. Man übersätligt die mehr oder weniger durch Kieselsäureflocken getrübte Flüssigkeit mit Ammoniak und dampft zur Trockne ein. Hierbei zerseizt sich das (2SiFl?+3NH“Fl.) und bildet einen Rückstand von unlöslicher Kieselsäure und Fluorammonium. Die Lösung desselben wird von Neuem zur Trockne gebracht und in einen Platin- tiegel mit Schwefelsäure übergossen. Den Tiegel bedeckt man mit einer Glas- platte, die mit Wachs, in das einige Schriftzüge eingegraben sind, überzogen ıst. Die sieh entwickelnde Kieselfluorwasserstoffsäure greift dann dıe blossge- legten Stellen des Glases an. Ist in den zu untersuchenden Substanzen keine Kieselsäure enthalten, so setzt man Sand oder Glaspulver hinzu. Auf diese Weise hat Wilson Fluor im Granit von Peterland und Aberdeen, in verschiede- nen Gesteinen der Umgegend von Edinburg und in den Aschen von Gerste, Heu, Holz und Steinkohlen entdeckt. (Journ. de Pharm. et de Chem. T. XXI. p. 451.) W. DB. A new method for ihe analysis of Chrome OresbyF.& Calvert. Die bisherigen Methoden, Chromerze aufzuschliessen, geben sehr unsi- chere Resultate, weil einmal kein Gefäss bei der zur Aufschliessung derselben 5* 68 nothwendigen Hitze unangegriffen bleibt von den Agentien (salpetersaures und kohlensaures oder kaustisches Kali), welche dazu angewendet werden (Silber- tiegel würden schmelzen) und dann weil das specifisch schwere Erz in dem ge- schmolzenen Gemisch zu Boden sinkt, und daher mit dem Sauerstoff der Luft nicht in directe Berührung hommt, wodurch die Oxydalion des Chromoxyds zu Chromsäure sehr verzögert wird. Calvert giebt zwei Methoden an, durch welche diese Uebelstände vermie- den werden. 1) Das fein gepulverte Erz wird mit dem drei- oder vierfachen Gewicht einer geglühten Mischung von gebranntem Kalk und einer Lösung von kausti- schem Natron, und mit seinem gleichen Gewicht salpetersauren Natrons innig gemischt und zwei Stunden lang gegläht. Die Masse schmilzt nicht vollkom- men, der Zutritt der Luft ist daher erleichtert. Durch Umrühren mit einem Pla- tindraht kann derselbe noch befördert werden. Bei Anwendung dieser Methode ist gewöhnlich schon das erste Mal das Erz vollkommen aufgeschlossen. Der Kalk lässt sich leicht durch Schwefelsäure und etwas Alkohol, der den Gyps vollständig fällt, abscheiden. 2) Das gepulverie Erz wird mit salpetersaurer Baryterde gemischt und die Mischung geglüht. Von Zeit zu Zeit seizt man, namentlich gegen das Ende der Operation, etwas Kalihydrat hinzu, welches die Aufschliessung erleichtert und zur Bildung von chromsaurem Kali Anlass gibt. Die Masse wird in verdünnter Salpetersäure gelöst. Der etwa ungelöst bleibende Rückstand muss nochmals in derselben Weise behandelt werden. Der Baryt lässt sich leicht durch eine Lö- sung von schwefelsaurem Kali entfernen. (Quart. journ. chem. V.194.) H....z. On the qualitative separalion ofArsenic, TinandAnlimony by 6. F. Anzell. Der Verfasser schlägt zuerst die saure Lösung, in der Zinn, Antimon, und Arsenik vermuthet wird, nach der gewöhnlichen Methode durch Schwefel- wassersloffgas nieder, zieht den gewaschenen Niederschlag mit Schwefelammo- nium aus, filtrirt das eiwa ungelöst gebliebene ab, zersetzt das Filtrat durch überschüssige Salzsäure, und filtrirt den erhaltenen Niederschlag, der Zinnsul- fid, fünffach Schwefelantimonium, fünffach Schwefelarsenik und vielleicht auch Schwefelgold und Schwefelplatin enthalten kann, ab. Man löst denselben wie- der in Königswasser auf, und bringt die Lösung in einen Wasserstoffentwicke- lungsapparat, der so eingerichtet ist, dass das entwickelte Gas zuerst durch eine Lösung von essigsanrem Bleioxyd, die zur Absorption von elwa gebildetem Schwe- felwasserstoff oder verflüchtigter Salzsäure dient, und dann durch reine concen- trirte Salpetersäure streicht. Wenn der Gasstrom langsam genug durch letztere sirömt, wird die ganze Menge des gebildeten Arsenik- oder Antimonwasserstoffs zerseizt, und Arsenik- und Antimonsäure gebildet. Die Gegenwart einer grossen Menge des Antimons wird schon durch eıne weisse Trübung der Salpetersäure angedeutet. Diese Flüssigkeit wird abgedampft und der Rückstand in mässiger Hitze von aller Salpetersäure befreit. Der Rückstand besteht aus Antimon- säure, Arseniksäure und arseniger Säure. Wasser löst daraus die beiden letz- -teren auf, während die Antimonsäure ungelöst bleibt. Erstere können durch salpetersaures Silberoxyd und vorsichtige Neutralisition mit Ammoniak leicht er- kannt werden. Die Antimonsäure muss gut ausgewaschen werden, worauf man sie in Königswasser auflöst, und die durch Eindampfen von der überschüssigen Säure befreite Lösung durch Schwefelwasserstoffgas fällt. Ein orangegelber Nie- derschlag weist die Gegenwart des Antimons nach. Das Zinn bleibt in dem Wasserstoffgasentwickelungsapparate zurück. Es ist darin entweder als Chlorür oder als fein vertheiltes Metall enthalten. Ist die Menge des Zinns bedeutend, so braucht man die Lösung die dann stets Zinn- chlorür enthält nur mit einer Lösung von Quecksilberchlorid zu versetzen. Ent- steht ein Niederschlag von Quecksilberchlorür, so ist Zinn vorhanden. Sollte aber kein Niederschlag entstanden sein, so trennt man den schwarzen, pulveri- gen Niederschlag mechanisch von dem Zink, löst ihn in kochender Salzsäure und prüft die Lösung mit Quecksilberchlorid. (Zbid. p. 210.) A....2. 69 Note on the existence of Strontia in the Well Waters of Bristol by Mss. W. Herapath and Th. Herapath. Die Verfasser fanden in einem Rohr, welches mit den heissen Bädern des Königlichen Krankenhauses in Bristol in Verbindung stand, einen Absatz, der eine kleine Menge schwefelsaure Strontianerde enthielt. Dies veranlasste sie, dieses Salz in dem Brunnenwasser verschiedener Stadtiheile aufzusuchen, und es gelang ihnen es darin auflzufinden, freilich nur in geringer Menge, da es be- kanntlich nur äusserst schwer in Wasser löslich ist. Da sich Cölestin (SO’+SrO) in jener Gegend findet, ist die Gegenwart desselben im Wasser;;leicht‘ er- klärlich. (Ibid. p. 193.) 2 : BE . BE Beruel hat bei einem südamerikanischen Erze die interessante. Beob- achtung gemacht, dass Silber, dem nur 1,006 fremde Substanzen beigemengt sind (0,0035 Eisen, 0,002 Kobalt und 0,0005 Nickel), eine Härte besass, die es zur Anfertigung von Messerklingen geeignet machte. (Compt.rend.T. XXXV. p. 159.) W.B. Onthe Acid Oxalates of the Earths by Edn. Clapton. Die saure oxalsaure Baryterde bildet sich, wenn kalte, gesättigte Lösun- gen von Oxalsäure und Chlorbaryum mit einander gemischt werden. Durch ko- chendes Wasser wird dieses Salz, das aus C’0’Ba0+C’0’HO-+HO besteht, in das neutrale Salz und in Oxalsäurehydrat zerlegt. Auf ähnliche Weise lässt sich kein saures oxalsaures Salz der Kalk- oder Talkerde erzeugen. Wird aber eine concentrirte Lösung von Chlorstrontium mit überschüssiger Oxalsäure versetzt. so erhält man stets ein Gemisch der neutra- len und der sauren oxalsauren Strontianerde. (Ibid. p. 223.) DES SOES: Geschichte der Traubensäure. Gleichzeitig mit der bekannten interessanten Entdeckung Pasteur’s (Compt. rend. T. XXIV. p. 297.) beka- men wir die weniger erfreuliche Nachrieht, dass zu diesen Untersuchungen die letzte Menge der vorhandenen Traubensäure, die bekanntlich nur einmal erhalten worden war, verwendet sei. Bei dem Interesse, welche diese Säure eben durch Pasteurs Beobachtungen erhalten hatte, war es erklärlich, dass man Nach- forschungen darüber anstellte, unter welchen Umständen die Säure früher erzielt worden war. Sie blieben resultatlos; denn da man bald darauf die Fabrika- tionsweise der Weinsteinsäure geändert hatte, und nun keine Traubensäure mehr erschien, so wurde es wahrscheinlich, dass sie ein künstliches Produkt aus der Weinsteinsäure sei. Alle Versuche, die man anstelle, um dies zu erreichen, blieben fruchtlos und die Säure wurde für verloren betrachtet. Um so erfreulicher ist die Nachricht, welche uns im neuen Jahre die erste Nummer des L’Institut (Nr. 992.p.2.) bringt. Die Traubensäure ıst nicht allein wieder aufgefunden, sondern auch die Gewissheit vorhanden, dass sie nie wieder fehlen wird. Gundelach, Chemiker in der Fabrik Kestners, in welcher die Trau- bensäure auch zuerst dargestellt wurde, erkannte die verloren gegangene inter- essante Säure in einem weinsteinsauren Kalk, der in einer französischen Fabrik von Cremortarları und Weinsteinsäure aus den Mutterlaugen dargestellt worden war, wieder. Sogleich wurde dieses Salz darauf verarbeitet und der Erfolg war 1 pÜt. seines Gewichts an Traubensäure. Zu gleicher Zeit verarbeitete man in dieser Fabrik einen Weinstein von Toskana; auch hier erkannte man auf den Krystallen der Weinsteinsäure eine sehr geringe Traubensäure abgelagert. Sie ist aber nur in äusserst geringer Menge darin enthalten, so dass man mit be- deutenden Massen arbeiten muss, wenn man sie finden will. Wird die Darstel- lung der Weinsteinsäure längere Zeit fortgesetzt, so häuft sich die Tranbensäure mit der Zeit in der Mutterlauge an, und man erhält nun, wie das obige Bei- spiel zeigt, eine ergiebige Ausbeute. Bei dieser Gelegenheit bemerkt Biot, dass diese Ansicht vollkommen mit der von Pasteur ühereinstimmt, zu der er auf einer Reise im vorigen Sommer durch Deutschland gekommen ist. Zu dieser Reise war die Veranlassung folgende: 70 Bei den sorgfältigen Nachforschungen, die das ‚Verschwinden der Trauben- säure im Jahre 1849 von Seiten der französischen Chemiker veranlasste, ging auch die Nachricht ein, dass diese Säure in grossen Mengen im engli- schen Handel vorkomme, obgleich sie im den Fabriken dort ganz unbekannt sei. Bei weiterem Forschen erfuhr man nun, dass diese Säure aus Deutschland komme. Ende August v. J. vernahm nun Pasteur von Mitscherlich, dass der bekannte Chemiker Fickentscher Traubensäure darstelle und sogleich begab er sich an Ort und Stelle. Jetzt, wo Weinstein von Neapel verarbeitet wurde, war die Ausbeute viel geringer als früher, wo man diesen von Triest bezog. Mit den ‘folgenden Krystallisationen nimmt die Menge der Traubensäure nicht zu und hieraus folgt, dass sie in einer concentrirten Auflösung von Weinsteinsäure aus- nehmend wenig löslich ist. Durch diese Thatsachen in Erstaunen gesetzt, da Kestner 1820 diese Säure in solcher Menge erhalten hatte, dass er sie zu hun- derten von Kılogrammen verkaufte, bemerkte Pasteur, dass Fickentscher halbraffinirten Weinstein verarbeitete. Es war nun klar, dass wenn die Trau- bensäure fertig gebildet im Weinstein vorkommt, sie grösstentheils in der Mut- terlauge der Raffinerien bleiben muss, in welchem Zustande sie auch in dem Weinstein vorhanden ist. Und in der That ist der traubensaure Kalk auch ein wenig in dem sauren weinsteinsauren Kali auflöslich. Auf seinem Wege nach Triest und Venedig, in welchen Städten grosse Weinsteinraffinerıen bestehen, deren Mutterlaugen Pasteur untersuchen wollte, ge- lang es ihm in Wien die Frage ganz ins Klare zu bringen, so dass das Vor- kommen der Traubensäure als ein natürliches Produkt ohne allen Zweifel ist. Hier fand er, in Gesellschaft von Redtenbacher, in dem Magazın der Fabrik von Nach auf verschiedenen Weinsteinsäuren kleine Krystalle von Traubensäure , die man dort für schwefelsaures Kali gehalten hatte, jedoch in äusserst geringer Menge. Eine Nachricht, dıe Pasteur hier erfuhr, war entscheidend. Diese Kry- stalle wurden hier erst seit einem Jahre beobachtet und seit zwei Jahren verar- heitete die Fabrik nur rohen Weinstein aus Oestreich So lange halbraffinirter Weinstein verwendet worden war, hatle man die Traubensäure niemals beohach- tet. Und so war denn das Räthsel gelöst; denn wäre die Traubensäure ein künstliches Produkt, so hätte sich stets in einer Fabrik, in der sie einmal er- zielt worden und .die ihren Operationsgang nicht verändert hatte, erhalten wer- den müssen. Der Weinstein, welchen Kestner 1820 verarbeitete , stammte aus Italien ; seitdem aber bezog er denselben aus dem Elsass und Burgund und dieser lie- ferle keine Traubensäure, obgleich die Mutterlauge durch vier Jahre stels bei ei- ner neuen Bereitung wieder mit verwandt wurde. Jetzt aber hat Kestner rohen Weinstein aus Toscana kommen lassen und schon hbeı der dritten Krystallisation erhielt er wieder Traubensäure. Der italienische Weinstein enthält also die Trau- bensäure in grösster Menge, dass sie aber in dem französischen, wenigstens in gewissen Gegenden, nicht ganz fehlt, beweist das zuerst angeführte Beispiel. Neuerdings schreibt Redtenbacher, dass der Fabrikant Seyler, in dessen Fabrik Pasteur ebenfalls Träubensäure aus östreichischem Weinstein fand, die Mutterlaugen von einem dreijährigen Betrieb durch Kreide gefällt und den hier erhaltenen weinsteinsauren Kalk für sich behandelt habe. Aus 1400 Kilgr. Kry- stallisationsflüssigkeit resuitirien mehrere Kilogrm. Traubensäure. W.B, Sandrock weist nach, dass bei der Bereitung der Gerbsäure der vorgeschriebene Zusatz von '/,, Wasser zu dem reinen Aether unnütz sei, denn die untere Schicht sei eine Lösung von Gerbsäure ın Aether, wie dies auch schon Mohr nachgewiesen hat. Das Ablaufen der zum Theil syrupsdicken Flüssigkeit geht hier, wie bei Anwendung von reinem Aether, sehr schwer und unvollstän- dig vor sich, wodurch die Ausbeute an reiner Gerbsäure verhältnissmässig sehr gering ausfällt. Bei rohem Aether ist dies wegen seines Gehaltes an Alkohol anders, und in Ermangelung desselben schlägt S. eine Mischung von 1 Th. Alko- hol auf 16 Aether vor. Die Ausbeute ist grösser, obgleich ein Theil der Gerb- säure noch in der oberen Schicht gelöst ist. Verdampft man zur Trockne, oder destillirt den Aether ab, und behandelt den Rückstand mit so viel reinem Aether, 71 bis die untere Schicht nicht mehr grün gefärbt erscheint, so gewinnt man hıer noch eine lohnende Menge Gerbsäure. Mohrs Vorschrift, die Galläpfel mit Aether und Alkohol zu gleichen Volumen auszuziehen und die abgelaufene Flüssigkeit nach dem Abdampfen als Gerbsäure zu betrachten , wird verworfen, weil hierin noch Gallussäure und Farbestoff' enthalten ist. (Arch. d. Pharm. Bd. LXXI, 2. R. pag. 265.) W.B. Maumene, Analyse der Oele mittelst Schwefelsäure. Der Umstand, dass die fetten Oele, wenn sie mit Schwefelsäure gemischt wer- den, Wärme entwickeln, kann zur Unterscheidung derselben benutzt werden, da die trocknenden Oele ein anderes Verhalten zeigen, als die nicht trocknenden. Die Wirkung der Schwefelsäure ist constant, wenn die Produkte rein sind und immer bei derselben Temperatur operirt wird. Olivenöl erhitzt sich um 49° und Mohnöl um 61,1°. Ausserdem entwickelte das letztere beträchtlich schweflige Säure und schäumte bedeutend auf. Behenöl und Talgöl geben fast dieselbe Wär- meentwicklung wie Olivenöl, die anderen Oele aber eine grössere, so dass man sie bestimmt von dem Olivenöle unterscheiden kann; ebenso die trocknenden, welche vielmehr Wärme geben. Mit Gemengen von nur zwei Oelen soll sich sogar eine genaue quantilative Analyse ausführen lassen, (?) (Compt. rend. T. XXXV. pay. 572.) W.B. v.Babo weist nach, dass, ähnlich wie Chlorzink die Bildung des Aeihers aus Alkohol bewirkt, bei seiner Einwirkung auf Kleie Furfurol entsteht. Das günstigste Verhältniss der Kleie zum Chlorzink schien 3: 1—5: 2 zu sein; die Kleie muss vollständig vom Wasser durchdrungen sein und eine feuchte, sich ballende Masse bilden; ein Ueberschuss an Wasser schadet jedoch nicht, da es von der Bildung des Furfurols abdestillirt. Die Destillation wird in einer kupfernen Blase oder aus einer Retorte vorgenommen und so lange fortgesetzt, bis der Rückstand verkohlt. Das Destillat seiht man durch, um die mit über- gegangene Fellsäure zu trennen, neutralisirt mit Kali, sättigt mit Kochsalz und reclificirt. Das Furfurol ist nun mittelst eines Scheidetrichters vom Wasser zu trennen, über Chlorcaleium zu trocknen und nochmals zu rectificiren. 6 Pfund Kleie lieferte I—2Unzen reines Furfurol, bisweilen sogar noch mehr, eine Aus- beute, wie man sie bei den bekannten Methoden nicht erzielt. Das Wasser, aus dem das Furfurol abgeschieden ist, enthält noch eine nicht unbedeutende Menge desselben, die durch Ammoniak in Furfuramid verwandelt werden kann, Rei- ne Stärke und Pectin lieferten kein Furfurol, deshalb ist die Ausbeute von der Natur der Kleie abhängig. Chlorcalcium und Kleie geben ebenfalls ein ne- gatives Resultat; jedoch bildet sich hier vielleicht Furfurol unter höherem Druck. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. XXXV. pag. 100.) W.B. Bechamp, Ueber das Pyroxylin. Taucht man die Baumwolle in ein warmes Gemisch von Schwefelsäure und Salpeter, so erhält man slets in Aether lösliches Pyroxylin; unlösliches kann auf diese Art in lösliches verwan- delt werden. Leitet man mindestens eine halbe Stunde lang einen Strom Am- moniakgas in eine Lösung von 2 Pyroxylin, 80 Aether und 30 Alkohol von 86 p. C., so wird die klebrige Lösung vollkommen flüssig. Schwefelwasserstoffgas bewirkt darin einen gelben, in Alkohol von 90 p. €. unlöslichen Niederschlag, der sich theilweise in Wasser löst. Bringt man die ammoniakalische Lösung schnell in das 15—-20fache ihres Volumens Wasser, so entsteht ein weisser pulveriger Niederschlag, der in Wasser vollkommen unlöslich ist. Ueber Schwe- felsäure und dann bei 100° C, getrocknet hält er sich sehr gut. Er ist von geringer Dichte, ohne Geruch und Geschmack; wird durch Reiben elektrisch. Er entzündet sich beim Erhitzen später als Pyroxylin, entwickelt salpetrigsaure Dämpfe und hinterlässt einen kohligen Rückstand. Erhitzt man ihn mit rauchen- der Salzsäure, so löst er sich allmälig und entwickelt reichlich Chlor; concen- irirte Schwefelsäure löst ihn ohne Gasentwickelung. Salpeter - Schwefelsäure scheint ihn nicht zu verändern; ob hierbei Pyroxylin wieder erzeugt wird, ist nicht entschieden. Das Wasser, in welchem die Fällung stattfand, enthält sal- petersaures Ammoniak, aber sehr wenig organische Substanz. Die neue Verbin- dung unterscheidet sich nur durch ein Aequivalent Salpetersäure, welches sie we- 72 nıger enthält, von dem Pyroxylin. Die Verbindung ist constant. Die Analyse ergab: (28, 216, H.3,575, N 10,77, 0 57,432. Nehmen wir für das Pyroxylin die Formel von Pelouze € DR H,, Or 5NO° so geschieht die Zersetzung nach folgender Gleichung: C,42H,;0,,,5N0°+NH°+H0O=NO°’+NH,0+C,,#,,0,,, 4NO°. Diese Verbindung enthält bei 20° noch 1 Aeq. HO; ist dann also gleieh C,, #,,0,-, 4N00°+H0. Halbirt man diese Formel so erhält man C,, H,0,, 2 NO°’+C,,H,(N04)?0,;, d.i. die Formel des Rohrzuckers in der 2H durch 2 N0* ersetzt sind. B. stellt für das Pyroxylin die Formel C,,H,,X,0, ,, NO°*) auf; darnach ist die neue Verbindung bei 20° getrocknet C,,E, X, O,,;, H#O und bei 100° C,,H,-X40 ,,. (Comp. rend. T. XXXV. pay. 473.) W.B. Hannon theilt mit, dass das Fumarıin, welches zuerst von Merk (Trommsd. Journ. XX., 2,, p. 16.) und Peschier (Trommsd. neues Journ. XVII, 2., pag. 80.) dargestellt, aber nicht näher untersucht worden ist, in der Fumaria officinalis zu 3—5, in den anderen Species aber nur zu I—2 pC. enthalten sei. Der Ausbeute wegen hat man auf den Standort der Pflanze und die Jahreszeit, in der man sie einsammelt, zu achten. Man muss sie an feuch- ten, mit vielen stickstoffhaltigen Materien versehenen Orten während der Blüthe in den Monaten Juni und Juli sammeln. Man übergiesst die zerquetschten Pflan- zen mit dem gleichen Volum destillirten Wasser, macht dies Gemisch mit Es- sigsäure stark sauer, setzt es 2—3 Stunden hindurch einer Temperatur von + 80°C. aus und filtrirt. Das Filtrat wird bis zur Syrupsconsistenz eingedampft, das essigsaure Fumarin durch kochenden Alkohol ausgezogen, die Lösung durch thierische vom Kalk befreite Kohle entfärbt, durch Wärme coneentrirt und nun der freiwilligen Krystallisation überlassen. Das essigsaure Furmarin schiesst dann in feinen Nadeln an. Will man das Fumarin aus dem Saft darstellen, so versetzt man diesen mit essigsaurem Bleioxyd, filtrirt den Niederschlag ab, ent- fernt aus der Flüssigkeit das überschüssige Blei und dampft ein. Von der Es- sigsäure {rennt man das Fumarin durch kohlensaures Natron, oder kaustisches Ammoniak, Kali oder Natron. Will man es kıystallisirt erhalten, so löst man es in kochendem Alkohol und lässt diesen freiwillig verdunsten. Verdampft man diesen über Feuer so krystallisirt das Fumarin nicht. Die Salze haben ei- nen anhaltend bittern Geschmack. (Journ. d. chim. med. 1852. Nr. XI. pag. 705.) W.B. Observations uponanew series of double Chlorides contai- ningDiplatosammonium by G.B.Buckton. The quarterly Journal of the Chemical Society Vol.5.p.213. In vorstehend eilirter Arbeit beschreibt Buckton eine Reihe von Verbindungen des Chlors und des Diplatosammoniums mit andern Chlo- riden. DasDiplatosamin ist ein Produkt der Einwirkung kochender Ammoniakflüssig- keit auf das sogenannte grüne Magnus’sche Salz (Pt&I+NH:’). Es ist die soge- nannte erste Reisetsche Platinbase, und besteht aus PIN?H°O+H0. Blei -Diplatosammoniumchlorid fällt nieder, wenn concentrirte Lösungen yon Diplatosammoniumchlorid und essigsaurem oder salpetersaurem Bleioxyd ge- mischt werden. Auf dieselbe Weise entsteht bei Anwendung von Quecksilber- ehlorid Quecksilberdiplatosammoniumchlorid. Diese Verbindungen bestehen aus PH N? EI + PbEl und PIH° N? €] +H36], Goncentrirte Lösungen von Diplatosammoniumchlorid und Chlorzink er- zeugen einen in Wasser ziemlich leicht löslichen Niederschlag, der aus PiH#° N? €] + Zn&l besteht. Die entsprechend bei Anwendung von Kupferchlorid er- haltene Verbindung ist olivengrün und besteht aus PIH°N?E1 + Cu©l. Auch Zinnchlorür und Zinachlorid verbinden sich mit dem Diplatosam- moniumchlorid. Doch sind diese Verbindungen schwer rein zu erhalten. Chromsäure giebt mit Diplatosammoniumchlorid einen starken, gelben, schwer löslichen Niederschlag, der zweifach chromsaures Diplatosamin ist, also +) X=N0%, 73 aus PLHS N? 0-4 2Cr03 besteht. ' Dieses Salz entwickelt Stickstoflgas, wenn es nur gelinde erhitzt wird, Das neutrale chromsaure Diplatosamin bildet sich, wenn das neutrale Salz aus Ammoniakhaltigem Wasser umkıystallisırt wird. Es ist blassgelb. Buckton hält das Magnus’sche Salz für eine Verbindung von Platınchlorür mit Diplatosammoniumehlorid, denn 2 (Pr H° NE) =PiH° N? StmPich Wildenstein, Analyse der Asche der Frauenmilch. Milch im Normalzustande von einer gesunden Person, kurze Zeit nach der Geburt ge- sammelt. Asche 2,00 pCt. Zur Vergleichung wollen wir die Resultate dieser Analyse mit denen, welche R. Weber ( Poyg. Ann. Bd. LXXXI. S. 412.) und Haidlen bei der Untersuchung der Asche der Kuhmilch, Verdeil bei der des Normal-Blutes und C. Schmidt (Charakteristik der epidemischen Cholera pag. 33.) bei der des Blutserums und der Blutzellen eines weiblichen Indivi- duums gefunden haben, zusammenstellen. Hieraus ergiebt sich , dass sich die Asche der Blutzellen höchst merkwürdigerweise in ihrer quantitativen Zusammen- setzung mehr der der Milch nähert als die des Blutserums. nn er En nenn rerneorunereers Normalblut nach Abzug des Ei- senoxydes. Blut- serum. Blut- Frauen- 3 Kuhmilch. Zällen, In 100 Theilen | milch. le wigen- | Weber | Haidten | Schmidt | Schmidt) Verdeil ESS NN TEN RER 1 HE, an er un Natrium 4,21 6,38 8,27 | 18,26 | 37,82 29,46 Kalium 31,59 | 24,71 | 15,42 | 39,76 3,94 10,36 Chlor 19,06 | 14,39 | 16,96 | 18,10 | 43,45 37,92 Kalk 18,78 | 17,31 2,06 Magnesia 0,87 1,90 |\ 56,52 |) 12,65 9,39 1,40 Phosphorsäure | 19,11 | 29,13 12,33 Schwefelsäure 2,64 1,15 — 0,31 1,15 1,82 Eisenoxyd 0,10 0,33 0,62 — — — Kieselsäure Spur 0,09 = _ — — (Journ. f. pret. Chem. Bd. LVIII. pay. 28.) W. B. Maurin schlägt vor Champignons, Früchte ete,, die beim Transport dem Verderben ausgesetzt sind, mit Collodium oder besser noch mit einer Auflösung von Guttapercha in Chloroform zu überziehen. Ein dreimaliges Eintauchen von einigen Augenblicken genügt, um sie der Luft und der Feuchtigkeit unzugänglich zu machen. ( D’Institut Nr. 989. pag. 405.) WB. Bei Gelegenheit des Vortrages von Boussingault „über die Bedin- gungen, unter welchen frisches Brot in altbackenes über- geht‘ (Compt. rend. T. XXXV. pag. 588.) bemerkt Thenard, dass das Brot als ein Hydrat anzusehen , welches durch die Hitze weich wird und bei niederer Temperatur mehr Festigkeit annimmt. Payen bemerkt hierzu, dass nach seinen Beobachtungen, während die Wände des Ofens bis auf 290° C. erhitzt sind, die Kruste sich bei einer Temperatur von 210° C. bilde und in der Mitte des Brodes, weil hier fortwährend Wasser verdampft, das Thermometer nur - 100° C. zeige. Er hat ferner festgestellt, dass bei dieser Temperatur die Spo- ten, welche die unter dem Namen Oidium aurantiacum bekannten microscopi- schen Pilze von rother Farbe hervorbringen, ihre Lebensfähigkeit behalten und diese erst bei 140° C. verlieren. (Compt. T. XXXV. p.591.) W.B. Fabrikation der moussirenden Weine. Die Herstellung des Champagner, der ja auch bei uns viele Liebhaber gefunden hat, wird gewiss für Manchen der Leser Interesse haben, zumal man gleichfalls in unserer Provinz 74 einen nieht unbeträchtlichen Weinbau betreibt uud dessen Produkt nicht minder zu moussirenden Weinen verwendet. Die Reihe der sehr sorgfältigen Operätio- nen, die durchaus nicht bei der Bereitung dieses Lieblingsgetränkes umgangen werden können, sind gewiss wohl Wenigen bekannt. Zum Champagner wählt man die beste Sorte der rothen Trauben , die früh mit dem Thau abgeschnitten werden. Hierbei verwirft man durchaus alle, die nicht gesund oder nicht vollkommen reif sind, Ebenso sorgfältig wird auf die Reinheit der Kelter gesehen und überhaupt nur der zuerst ausgepresste Saft verwendet. Die späteren Pressungen dienen zu Rothwein. Der Most bleibt 24 =-36 Stunden in den Kufen und kommt dann, nachdem er von dem Bodensatz getrennt ist, ‚ia Tonnen, die man ganz voll füllt, damit der durch die Gährung sich bildende Schaum nach aussen geworfen wird. In dem Maasse ‘die Gährung diesen Auswurf bewerkstelligt füllt man stets nach, Das Hinzufügen von 1 pCt. gutem Branntwein hat den Zweck die Gährung weniger stürmisch zu machen, wohl aber anch den Alkoholgehalt des Weines zu vermehren; gleiehfalls wird da- durch die Bildung des Oenantbaether begünstigt. Sobald die Gährung weniger stür- misch geworden ist füllt man wieder nach und verspundet das Fass. Bei trocknem Wetter schönt man den Wein im Laufe des dritten Monats und zieht ihn auf andere Fässer; ungefähr zwei Monate nachher , gegen Ende Februar, erfolgt eine zweite Schönung; aber erst nach zwei Monaten Ruhe, also Ende April, zieht man von Neuem ab. Jetzt kommt er direkt in die Flaschen und man setzt eine gewisse Menge einer Auflösung von Kandiszucker in weissem Wein hinzu. Flaschen, wie Korke werden ausgesucht und müssen verschiedene Bedingangen in Hinsicht auf Form und Eigenschaften besitzen. Die Flaschen werden bis an den Hals gefüllt, die Korke durch einen ausgeglühten Eisendraht befestigt und nun mit besonderer Vorsicht aufgeschichtet. Die Gährung schrei- iet innerhalb der Flasche fort und die gasförmige Kohlensäure, welche in be- trächtlicher Menge dabei entsteht, kann nicht entrinnen , sondern löst sich in dem Maasse als sie entwickelt wird, wobei sie einen solchen Druck ausübt, dass eıne grosse Zahl der Flaschen mit Heftigkeit auseinander gesprengt wird. Dieser Bruch, der früher bis auf 30, selbst bis auf 40 pCt. stieg, ist jetzt bis auf 10, höchstens 15 pCt. verringert. Der hier auslaufende Wein wird gesammelt, von Neuem geschönt und auf Flaschen gezogen. Der Bodensatz, der bei der fortschreitenden Gährung entsteht, vermehrt sich immermehr. Um die- sen fortzuschaffen bedient man sich einer Operation, die man das Degorgiren des Weines nennt. Der Arbeiter setzt die Flasche auf den Kopf und giebt ihr eine rotirende Bewegung, wodurch die Ablagerung von dem Glase losgelöst wird und auf den Kork fällt; nun löst er den Draht und sogleich treibt die Ausdehnungskraft des Gases Kork und Ablagerung heraus, die beide in einem Gefäss aufgefangen werden. Die Flasche wird nun mit klarem Wein gefällt und wie oben verschlossen. Oefters ist eine zweite, ja eine dritte Operation nöthig. Die Maassregeln, durch welche die Gährung beschleunigt oder verzögert wird, übergehen wir. Das Gesagle genügt, um die Schwierigkeiten dieser Fa- brikation einzusehen, sowie die Kosten, welche sie verursacht und den Verlust, der oft zu tragen ist. Wir wollen hier nur noch ein Verfahren mittheilen, durch welches dieser Gewerbszweig weniger kostspielig und vom Zufall abhängig wird. Diese von Rousseau eingeführten Verbesserungen bestehen wesentlich in folgenden vier Punkten: 1) er ersetzt das zu wiederhohlende Degorgiren jeder einzelnen Flasche durch eine einzige Operation, die gleich an einem oder meh- reren Hectolitern (= 87,33 preuss. Quart) ausgeführt wird und 2) die Geschicklich- keit des Arbeiters durch einen leicht handzuhabenden Apparat; 3) macht er möglich in jedem Augenblick die Grösse des Druckes der in Gährung begriffenen Flüssig- keit festzustellen, so dass man im Stande ist diesem Prozess zu folgen, ihn nach Nothwendigkeit zu beschleunigen oder zu verzögern, der Gefahr des Zersprin- gens vorzubeugen, den Zeitpunkt der vollkommenen Klärung und der Füllung auf Flaschen wahrzunehmen, 4) macht er die Schönung und das Abziehen unnöthig. Das letztere beruht auf der interessanten Entdeckung Rousseaus, dass die Klä- 75 rung einer in einem verschlossenen Gefäss gährenden Flüssigkeit weniger von dem Unterschiede in der Dichtigkeit derselben und der Ablagerung abhängt, als von der Spannung, die durch die Anhäufung des Gases und durch die Auflösung desselben in der Flüssigkeit hervorgebracht wird. Der zu diesem Zweck verwendete Apparat besteht aus zwei Theilen, dem Oenophor und dem Gazostateur. Der erstere ist ein längliches Gefäss mit zwei Oeffnungen, die eine oben, die andere unten, das aus glasirtem Eisenblech angefertigt und mit einem Manometer (Druck- oder Kraftmesser) versehen ist, Er hält einen oder mehrere Hectoliter. Durch die obere Oeffnung wird er ge- füllt und zur gehörigen Zeit genügt eine einfache Drehung des Hahnes, der sich an der unteren Oeffnung befindet, um das Degorgiren zu bewirken. Sobald es nöthig ist, den Wein auf Flaschen zu ziehen, muss dieser Ap- parat vorher mit dem anderen, einem zehnmal grösseren Gefäss verbunden wer- den, das beständig mit Luft gefüllt ist, die unter demselben Druck steht, wie die Kohlensäure in dem moussirenden Wein, um dessen Abziehen es sich han- delt. Durch dieses sinnreiche Mittel findet nur eine unbedeutende Verschieden- heit ın Hinsicht des Druckes, unter welchem das Gas steht, bei der ersten und letzten Flasche, die abgezogen wird, statt. Ohne diese Vorrichtung würde der innere Druck in dem Maasse sich das Gefäss leerte stets geringer werden, so - dass der zuletzt abfliessende Wein beinahe vollständig des ganzen Gasgehaltes beraubt wäre. Diese Verbesserungen haben also in der Art, wie die Weine zu behan- deln sind, nichts verändert; aber sie bieten den unschätzbaren Vortheil, ein kost- bares und dem Zufall überlassenes Verfahren durch die sichere Thätigkeit eines von der Wissenschaft angegebenen Apparates zu ersetzen. So müssen sie denn nothwendig dazu beitragen, den Preis zu verringern, ohne jedoch den Gewinn des Fabrıkanten zu schmälern. (Journ. d. chem. med. 1852. Nr. 12. pag. 799.) W,.B. So geringe auch die Preise des Kalkes und der Schwefelsäure — beson- ders wenn man die letztere gleich aus den Kammern entnimmt — sind, so wird dieDarstellung der festen fettenSäuren durch die beträchtliche Hand- arbeit doch sehr vertheuert. Da die verschiedene Verwendung der Oelsäure keine grossen Vortheile bringt, so bleibt daher nichts übrig, wenn man den Preis der Kerzen erniedrigen will, als zu versuchen bei der Verseifung des Talges, statt des werthlosen Gypses einen gut zu verwerthenden Rückstand zu erlangen. Cam- baceres, der sich hiermit beschäftigt hat, ist auf den Gedanken gekommen, bier- bei ein Thonerdesalz, das in der Industrie einen beträchtlichen Werth hat, zu zu erzielen. Thonerde giebt mit den Fetten keine Seifen; bedient man sich aber der Pottasche oder der Soda als eines vermittelnden Agens, so können alle Sehwierigkeiten leicht gehoben werden. Die Alkaliseifen lösen in der That die Thone auf, besonders wenn sie einen Ueberschuss an Alkali enthalten. In dem Maasse sich nun die Thonerde auflöst, verbindet sie sich mit den fetten Säuren und macht das Alkali frei. Die gallertartige Thonerdeseife lässt sich leicht durch einen Ueberschuss an Alkali, oder durch eine Salzlösung oder durch eine grosse Menge Wasser abscheiden und durch eine Säure auf das Leichteste zersetzen. (L’Instit. Nr. 994. pag. 22.) W.B. Gorrespondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für Sachsen und Thüringen Halle. 1853. Januar. N Sitzung am 9. Januar. Der Vorsitzende Hr. Giebel eröflnet die Sitzung mit folgen- der anf frühere Verhandlungen gestützter Darlegung des Programmes für den neu gestalteten Verein, Indem sich der Verein durch den Beschluss vom 7. December v. J. zu einem allgemeinen Sächsisch - Thüringischen Vereine erwei- tert, ist es bei dem Beginn des neuen Jahres unsere erste Pflicht, die umfangsreichere und schwierigere Aufgabe, deren Lösung wir un- sere vereinten Kräfte widmen wollen, einer nochmaligen ernsten Prü- fung zu unterziehen. Dem Sächsisch - Thüringischen Vereine liegt zunächst die sorg- fältigste Erforschung aller natürlichen Verhältnisse des ganzen Gebie- tes ob, über welches sich seine Mitglieder verbreiten. Durch die grosse Anzahl tüchtiger Männer, welche zu allen Zeiten in unserem engern Vaterlande die Naturwissenschaften pflegten, ist die Gäa, Flora und Fauna dieses Gebietes bereits in erfreulicher Weise erforscht worden, auch sind die physikalischen Verhältnisse vielfach und nicht ohne Erfolg Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung gewesen. Unser ergiebige Bergbau, unser lohnende Ackerbau, die zahlreichen Fabriken, der emsige Handels- und Gewerbestand, der gesteigerte Bil- dungsgrad unseres Volkes beweisen, dass die Natur unser Land ge- segnet, dass dieser Segen erkannt und genossen wird. Hiernach scheint unsere Aufgabe leichter, weil weniger umfangsreich als die anderer Landesvereine, aber wir dürfen über den geringen Umfang des noch zu erforschenden Materials nicht die Schwierigkeit der Ar- beit übersehen, denn wir haben gerade solche Lücken noch auszu- füllen, welche die grösste Vorsicht und Geduld, den meisten Kraftauf- wand und allen Scharfsinn erfordern. Ich will nur an unsre Infu- sorien- und Dipterenfauna, an unsere Flechten- und Pilzflora, an die Lagerungsverhältnisse unserer tertiären Gebilde, an den Zusammen- 77 hang unsrer durch Gebirge und ebenes Land mannichfaltigen meteo- rologischen Erscheinungen erinnern, ohne hier speciellere Erscheinun- sen zu berühren. Selbst bei der lebhaftesten Thätigkeit wird den Verein die Lösung dieser Aufgabe noch eine lange Reihe von Jahren beschäftigen. Aber wir können jetzt, wo eine nicht geringe Anzahl eifriger und erfahrener Forscher aus allen Gegenden Sachsens und Thüringens dem Vereine sich anschliesst, unser Ziel mit erneuetem und grösserem Kraftaufwande verfolgen und noch erfreulichere Resul- tate erwarten, als in dem bisherigen Missverhältniss der Kraft zur Arbeit. Neben dieser speciellen Aufgabe hat der Verein noch ernstlichen Theil an der Förderung der Naturwissenschaften überhaupt zu neh- men. Der Sitz des Vereins in der Universitätsstadt, die vielseitige Thätigkeit der zur Lösung einer Aufgabe verbundenen Kräfte, die mannichfachen über die engen Gränzen des Vaterlandes hinausreichen- den Beziehungen zahlreicher Mitglieder geben häufig Gelegenheit die Wissenschaft zu bereichern. Jede Beobachtung, jede Entdeckung, jede unsere Kenntniss und Einsicht in die verborgenen Schätze und das geheime Wirken der Natur erweiternde Mittheilung wird der Verein aufnehmen und zum Gemeingut erheben. Unser bisheriges Streben in dieser Richtung wird gleichfalls durch die Umgestaltung des Ver- eines reiche Nahrung finden und von günstigem Erfolge gekrönt werden. Wenn aber der Verein wirklichen Theil an dem Fortschritt der Naturwissenschaften nehmen will, muss er sich zugleich Rechenschaft über den jedesmaligen Fortschritt selbst geben und sich des Stand- punetes der Wissenschaft vollkommen bewusst werden. Unsere wö- chentlichen Sitzungen haben den Zweck in mündlichem Vortrage alle beachtenswerthen Leistungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaft zur allgemeinen Kenntniss der Mitglieder zu bringen und so in leben- digem Verkehr den Riesenschritten der Wissenschaft zu folgen. Acht- bare Freunde und Verehrer der Nalurwissenschaft schliesen sich uns jetzt an, um in und durch den Verein mit der Wissenschaft fortzu- schreiten. Unsere auswärtigen Mitglieder können nicht an den münd- lichen Verhandlungen, welche durch die allwöchentliche Wiederkehr den Verein beleben, theilnehmen und die allgemeinen Versammlungen kommen zur Befriedigung dieses empfindlichen Bedürfnisses zu selten. Wie anders können wir nun diesen gerechten Anforderungen genü- gen, als wenn wir die bisher nur im Auszuge veröffentlichten Sitzungs- protokolle in ausreichender Vollständigkeit ihnen mittheilen ? Freilich sind diese Bedürfnisse jetzt auch anderer Art, denn der wissenschaft- liche Verkehr in der Provinz ist viel, viel geringer als in der Univer- sitätsstadt, die Fachliteratur gelangt zum grossen Theil gar nicht ein- mal dorthin, und die fachwissenschaftlichen Journale, welche der Ein- zelne mühsam und mit grossem Kostenaufwande herbeischafft, geben keine befriedigende Kunde von den schnell auf einander folgenden Bereicherungen unsrer Wissenschaft. In Rücksicht hierauf werden 78 wir also unsere mündlichen Verhandlungen und Referate über Ande- rer Leistungen einen beträchtlich grössern Umfang geben und können sogar noch bei der Fülle und Mannichfaltigkeit des mitzutheilenden Materials unsern Berichten eine ergänzende Abtheilung für kritische oder blos referirende Anzeigen solcher literarischen Erscheinungen hinzufügen, welche nicht zur mündlichen Verhandlung gelangen. Durch diese erweiterte Thätigkeit gewinnen zugleich unsere Sitzungen an Leben, die Theilnahme wird sich steigern, Anregung, Belehrung und Unterhaltung in noch höherem Grade als bisher geboten. Indem wir unsere Aufgabe in der angedeuteten Weise nach allen Richtungen hin erweitern, müssen wir zugleich auch das Organ unserer Thätigkeit entsprechend umgestalten. Die vorjährigen Quar- talhefte der Berichte reichen nun nicht mehr aus, denn sie erschei- nen in zu grossen Zeiträumen und möchten in diesem Falle leicht eine zu grosse Fülle des Inhaltes bringen. An ihrer Statt geben wir daher zweckmässig von jetzt ab monatliche Hefte aus, deren je- des in folgende drei Abschnitte zerfällt. 1) Aufsätze selbständigen Inhalts sowohl von Mitgliedern des Vereins als von ferner wohnenden Fachfreunden, die uns derglei- chen zur Veröffentlichung mittheilen, wie es bisher schon geschehen. 2) Sitzungsprotokolle Sie enthalten die mündlichen Vorträge über Arbeiten von Nicht-Mitgliedern, kürzere und briefliche Mittheilungen von wissenschaftlichem Interesse. 3) Literatur. Kritische oder blos referirende Anzeigen selb- ständiger Schriften und wichtiger Aufsätze der periodischen Literatur werden zur Vervollständigung unserer Sitzungsprotokolle in dieser Ab- theilung Platz finden. Die geschäftlichen Angelegenheiten des Vereines, den Stand der Mitglieder, Bibliothek, Sammlungen etc, erscheinen am geeignelsten in einem besondern Correspondenzblatte vereinigt und völlig getrennt von dem wissenschaftlichen Theile unseres Organes. Durch diese Einrichtung wird unser Jahresbericht mindestens auf den doppelten Umfang des vorjährigen anwachsen und dennoch kaum den erforderlichen Raum für sehr umfangsreiche Abhand- lungen gewähren. Sobald derartige Arbeiten vorliegen, werden wir sie in einen Band vereinigen und gesondert erscheinen lassen. Nach dieser Darlegung beantragle Hr. Giebel in Rücksicht auf die bereits erlassene Einladung zur Bildung eines Sächsisch - thü- xingischen Vereines die Beseitigung des $. 6 der Statuten, welcher bestimmt, dass neue Mitglieder auf Vorschlag eines Mitgliedes durch zwei Drittel Stimmen der Anwesenden aufgenommen werden. Statt dieses Modus der Aufnahme wurde vorläufig die einfache Anmeldung durch den Vorstand angenommen, bis die erste Generalversammlung des ‚Vereins über die Fassung des qu. $. definitiv 'beschliessen wird. Namens des Vorstandes proklamirte alsdann Hr. Giebel fol- gende neue Mitglieder ; 79 Hr. Oberbergrath Zinken in Bernburg. Hr. Regierungsrath Stieler in Wernigerode. Hr. Oberlehrer Dr. Loth in Erfurt. Hr. Dr. med. Rosenthal in Magdeburg. Hr. Privatdocent Dr. vBärensprung in Halle. Hr. Apotheker Dr. Franke in Halle. Hr. Conditor Oberländer in Greiz, Hr. Studiosus Sötenick aus Schulpforta. Hr. Eisel in Gera. Hr. Steuerrendant Schoenichen in Bernburg. Hr. Professor Arndt in Torgau. Hr. Th. Irmisch, correspond. Mitglied in Sondershausen, wird auf seinen Antrag zum wirklichen Mitgliede ernannt. An eingegangenen Schriften werden übergeben: Bericht des naturwissenschaftlichen Vereines des Harzes für die Jahre 1841—5l. 6 Hfte. 4. C. F. Jasche, Uebersicht der in der Grafschaft Wernigerode aufgefun- denen mineralogisch einfachen Fossilien nebst Angabe der Fundorte. Wer- nigerode 1852. 4. — — Uebersicht der Gebirgsformation der Erde. Als Manuscript für den wissenschaftlichen Verein zu Wernigerode gedruckt. 1843. 4. Nro, 1—3. nebst Begleitungsschreiben des Herrn Stiehler d, d. Wernigerode Dechr. 26. 1852. Jahrbücher des Vereines für Naturkunde im Herzogthum Nassau. Her- ausgegeben von Dr. Fr. Sandberger. Jahrgang I—V. VlIT. Wiesbaden 1845—52. 8. Nebst Begleitungsschreiben des Hrn. Sandberger, d. d. Wiesbaden. Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Kultur im J. 1851. Bresl. 1852. 4, Nebst Begleitungsschreiben des Herrn Göppert, d. d. Breslau, Decem- ber 1. 1852. Th. Irmisch, Zur Morphologie der monokotylischen Knollen- und Zwiebelgewächse. Mit 10 Tafeln. Berlin 1850. 8. Nebst Begleitungsschreiben des Hrn. Verfassers, d. d. Sondersh. Decem- ber 30. 1852. 7. E.R. Grasenick, Adnotationes ad ursini generis osteologiam. Diss, 8. 10. 11, inaug. Halis 1852. 8. Gesammelte Erfahrungen über den Grubenbau auf Braunkohle. Ein Rath- geber für Schurflustige von einem alten praktischen Bergmanne, Bern- burg 1851. 8. Nebst Begleitungsschreiben des Hın. Schönichen s. |]. s.d. Prospectus zu Hrn, Dr. M. Willkomm’s Werke: lcones et deseriptiones plantarum novarum, eriticarum et rariorum Europae austro - occidentalis praecipue Hispaniae. Nebst Begleitungsschreiben des Hrn. Graf Henckel v.Donnersmark, d. d. Merseburg Dechbr. 21. 1852. Versuch die Bewegung und den jetzigen Zustand der Weltkörper auf chemisch-physikalische Wege zu erklären. Quedlb. 1852. 8. Nebst Begleitungsschreiben des Hrn. Bischof, d. d, Mägdesprung De- cemb. 29. 1852. Jahresbericht der Weiterauischen Gesellschaft für gesammte Naturkunde, Jahrgg. 1846—52. Hanau 1852. Ausserdem wurde mitgetheilt das Empfangsschreiben über die Vereinsbe- Ss0 richte von der Academy of natural Sciences of Philadelphia durch Hrn. John Cassin d. d. Philadelphia Dechr, 8. 1852. Ein Schreiben des Hrn. Bischof, w. Mitglied auf dem Mäg- desprunge, enthält einen kurzen Bericht über eine Reise durch Süd- deutschland und Oestreich, in welchem unter Anderem einer Stein- kohlenformation zu Hrasting in Steiermark gedacht wird. Dieselbe ruht auf Grauwackenthonschiefer wie der Alpenkalk, Das Flötz ist eirca 60 Fuss mächtig und mit dem Thonschiefer durch Porphyr ge- hoben. In der Mergelschicht des Hangenden fand sich Unio, Tro- chus und die Liasinische Plicatula nodulosa, darüber lagert Coral. lenkalk. Herr Weber gibt den Decemberbericht der meteorologischen Station, welcher noch im vorigen Jahresberichte abgedruckt werden wird. Hr. Giebel berichtet Herrn Brücke’s Untersuchungen über den Farbenwechsel der Chamäleonten. Alsdaun spricht Herr Heidenhain über die Entwicklung des Urogenitalsystemes der Wirbelthiere insbesondere des der Batrachier. Endlich legt Herr Giebel noch eine Suite Texaner Kreidever- steinerungen vor und erläutert dieselben mit Rücksicht auf das eben erschienene Werk Hrn. F. Römers: die Kreidebildungen in Texas und ihre organischen Einschlüsse. Bonn 1852. Der specielle Inhalt die- ses Vortrages ist noch dem vorjährigen Vereinsberichte einverleibt worden, Sitzung am 12. Januar. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: C. Giebel, Deutschlands Petrefakten. Ein systematisches Verzeichniss al- j ler in Deutschland und den angrenzenden Ländern vorkommenden Petre- fakten nebst Angabe der Synonymen und Fundorte. Lpz. 1852. 8. Geschenk des Hrn. Verf. G. Reil, de cardue mariae Halae 1852. 8. — Id., de varice aneurisma- tico. Halae 1845. 8. — G. Artus, de Sirychnino. Jenae 1835. 8. — C. Lerche, de pelvi in transversum angustiore. Halis 1845 8. — L. Butzke, de eflicaria Bromi interna experimentis illustrata. Berol. 1829. 8. — M Landsberg, Pharmacographia Euphorbiacearum. Berol. 1831, 8. — A. Bandelow, foliorum ilicis aquifolii analysin et virtu- tes medicas, Halae 17899 8. — F. G. Bugge, de morphio. Berol. 1840. 8. — J. Emmer, de veneno americano. Tubing. 1817, 4. — G. de la Marche, observationes practicae de arnicae verae usu. Halae 1719. 4. Geschenk des Hrn. Reil, Empfangsschreiben des Smithsonian Institution d, d. Washington, Dechr. 2. 1852. und der Redaction von Silliman, Americ. Journ. d. d. New Haven, Dechr. 6. 1852. Mittelst Begleitungsschreiben des Consuls der Vereinigten Staaten Hrn. Flügel d. d. Lpz., Jan. 7. 1853. "Als neue Mitglieder wurden aufgenommen: Hr. Dr. Münter in Halle, 81 Hr. Kantor Scharf in Orlamünde, Hr.Gressler, Fabrikant phys. u. chem. Apparate in Erfurt. Herr Giebel theilt den Inhalt eines von Herrn Schmidt in Aschersleben eingesandten Aufsatzes über Clausilia cana und Ül. ve- tusta mit. (S.1.) Darauf berichtet Hr. Heintz über Untersuchungen des Herrn Helmholtz, correspond. Mitglied in Königsberg, die Theorie der zu- sammengesetzten Farben betreffend. (S. 1.) Alsdann spricht Hr. Heintz noch über die von Gerhard und Williamson fundirte neue Theorie über die Zusammensetzung gewis- ser stickstofffreier organischer Substanzen. Endlich giebt Herr Giebel noch eine Deutung der in dem Bunten Sandstein Bernburgs vorkommenden Fischreste. (S. 30.) Sitzung am 19. Januar. Eingegangene Schriften: 1. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der k. preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1852. Juni bis August. Nebst Begleitungsschreiben des Secrelärs der phys. malh, Klasse Hrn. Ehrenberg d. d. Berlin. Jan. 12. 1853. 2. Bulletin des naturalistes de Moscou. 1851. I.—IV. 1852. II. Mittelst Schreiben des Hrn. Renard d. d. Moscou 8 Januar 1853. 3. Jahrbuch der kk. östreieh. geolog. Reichsanstalt in Wien 1853. III. Für die Sammlungen sind übergeben worden: 1) Eine Samm- lung in Holz geschnittener Krystallmodelle von Hrn. Grasenick, 2) Ein menschlicher Schädel von Hrn. Münter. 3) Eine Samm- lung getrockneter Pflanzen des Harzes von Hrn. Stippius. Das Verzeichniss der letztern wird im nächsten Korrespondenzblatte mit- getheilt werden. Als neue Mitglieder wurden aufgenommen: Hr. Dr. Schadeberg in Halle, Hr. Archidiakonus Schmidt in Aschersleben, Hr. Apotheker Jonas in Eilenburg. Herr Giebel macht der Gesellschaft die betrübende Anzeige, dass das hochverehrte Mitglied Hr. Professor Dr. Sohncke, dem Ver- eine durch den am 16. Januar erfolgten Tod enirissen sei. Derselbe spricht zunächst über die neuerdings wieder ausge- sprochenen entgegengesetzten Ansichten von dem Alter der St. Cassia- ner Ablagerungen (S. 34.) und hält alsdann einen Vortrag über die wich- igsten Leistungen in der Paläontologie während der letzten drei Jahre. Die speciellen Grundlagen dieses Vortrages werden noch im vorjährigen Vereinsberichte abgedruckt werden. Hr. Münter lenkt die Aufmerksamkeit auf einige ältere Beob- achtungen, welche für den Besitz des Geruchs bei den Fliegen sprechen. 6 82 Sitzung am 26. Januar. Eingegangene Schriften: 1. Entomologische Zeitung. Herausgegeben von dem entomologischen Ver- eine in Stettin. Jahrgg. 1850. 51. 52. Nebst Begleitungsschreiben des Vereins - Präsidenten Hrn. C. A. Dohrn d. d. Stettin. Januar 20. 1853. 2. Berichte über die Verhandlungen der k. sächsischen Gesellschaft der Wis- senschaften in Leipzig. 1853. I. 3.. Programm des Gymnasiums zu Stargard für 1843. Enthält: Ueber den Stand des Barometers und Thermometers in den Jahren 1837 bis 1343 von Aug. Wilde. Geschenk des Hrn. Rollmann in Stargard. Neu aufgenommene Mitglieder : Hr. Hüttenmeister Zinken in Bernburg, Hr. Stadtrath Otto in Bernburg, Hr. Oberlehrer Heyse in Aschersleben, Hr. Hütteneleve Ulrich in Ocker. Da von jetzt ab das Organ des erweiterten Vereines erscheinen soll und auf die Einladung zur Bildung des Sächsisch-Thüringischen Vereines mit zu Grundelegung der Statuten des bisherigen Hallischen Vereines Anmeldungen zum Beitritt in erfreulicher Anzahl eingegan- gen sind: so constituirte sich in dieser Sitzung unter Vorbehalt der Genehmigung der ersten General-Versammlung der Verein als Natur- wissenschaftlicher Verein für Sachsen und Thürin- gen in Halle. Der Naturwissenschaftliche Verein inMühlhausen, der schon im vergangenen Jahre mit dem hiesigen in nähere Verbin- dung getreten ist, sendet einen Auszug seiner vorjährigen Sitzungs- protokolle ein. In den 51 Sitzungen sind 54 freie Vorträge und 36 Vorlesungen über Gegenstände aus den verschiedensten Zweigen der Naturwissenschaften von den 26 Mitgliedern des Vereines gehal- ten worden. Mitgetheilt wird zunächst der Inhalt der von Hrn. Schmidt ın Aschersleben über Helixarten (S.3.), von Hrn. Garcke in Berlin über Malva obtusa (S.10.), vonHrn.Rollmann in Stargard über die thermo- electrische Spannungsreihe ($. 13.), v.Hrn. Ulrich in Ocker über den Vol- tait am Rammelsberge (S. 12.) eingesandten Aufsätze sowie eine Beschrei- bung nebst Abbildungen der im Bunten Sandstein bei Bernburg vorkom- menden Pflanzenstengel, welche Hr. Spieker daselbst eingesendet und die sich sämmtlich auf Sigillaria Sternbergi beziehen. Die HHrn. von Schauroth und Zerrenner in Coburg über- senden für die paläontologische Vereinssammlung eine Suite Zechstein- petrefacten Thüringens. Hr. Münter spricht unter Vorlegung der betreffenden Exem- plare über den Mangel der Fureula bei einem Trochilus (S.18.) als- dann über den eigenthümlichen Knochen am Hinterhaupte des Kormo- ’ 83 ran und endlich über die an den Schnabelrändern der Ente sich ver- breitenden Nerven. Herr Heintz berichtet Boussingaults Untersuchungen der at- mosphärischen Luft in der Ackererde auf ihren Kohlensäuregehalt (8. 37.) und verbreitet sich alsdann über die verschiedenen Verbindungsformen des Zinns mit Aethyl und deren Darstellung aus Jodäthyl und Zinn- natrium. (S. 35.) Januarbericht der meteorologischen Station in Halle. Das Baromeler zeigte zu Anfang des Januar bei S und völlig heiterem Himmel den Luftdruck von 282,34 und fiel dann bei SO und ziemlich heiterem Wetter bis zum 8. Morgens 6 Uhr auf 27’'6,'44, wo sich trüber Himmel einstellte.e Nachdem sich aber der Wind bei bedecktem Himmel bis SSO herumgedreht hatte, wurde der Himmel wieder heiter und das Barometer stieg an den beiden folgenden Ta- gen ziemlich schnell, so dass es am 10. Morgens 6 Uhr wieder 2710,08 zeigte. Bis zum 17. hatten wir darauf bei SW zwar ziemlich warmes, aber trübes, regnigtes und oft stürmisches Wetter und das Barometer erreichte nach bedeutenden Schwankungen an die- sem Tage Nachmittags 2 Uhr die Höhe von nur 272,69. Darauf stieg dasselbe wieder, nachdem sich der Wind schnell durch O nach NNW herumgedreht hatte, bis zum 19. Abends 10 Uhr auf 28'1,“'36, sank aber, als in den folgenden Tagen wieder SW eintrat, wieder eben so schnell, indem es bis zum 22. Morgens 6 Uhr die Höhe von 273,32 erreiche. An den nächstfolgenden Tagen, wo sich der Wind bei bedecktem Himmel und häufigem Regen und Schnee nach N herumdrehete, war das Barometer in sehr unstäter Bewegung, vom 26. an bis zum Schluss des Monats war es dagegen bei O und meistens bedecktem und nebeligtem Himmmel in ununterbrochenem Steigen begriffen und zeigte am 31. Abends 10 Uhr den Luftdruck von 28”0,“70. Es war der mittlere Stand des Barometers 27 USTRTN der höchste Stand am 1. Morgens 6 Uhr 28. 2, 34 der niedrigste Stand am 17. Nachm. 2 Uhr = 27. 2, 69 Demnach betrug die grösste Schwankung ım Monat 11,65. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 20.—21. Abends 10 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 2710,10 auf 27”3,75 also um 6,35 sank. Die Luftwärme war in diesem wieder verhältnissmässig hoch. Sie sank im täglichen Mittel nur an 5 Tagen unter den Gefrierpunkt und überhaupt an 13 Tagen unter die mitilere Wärme des Monats. Es betrug die mittlere Wärme der Luft im Januar die höchste Wärme den 11. Nachm. 2 Uhr die niedrigste Wärme den 27, Morg. 6 Uhr ri 20,1 8,8 4,0 I 54 Die im Monat beobachteten Winde waren so vertheilt, dass auf Ne NO = 3 INNO = 0|080 = 0 BI—ZPE s0—"20"'NNW= '3:/08507 9 — NV 272717550 = 1:0, 1ayNSy 0 Wi ut sw= 15 |ISW= 4|WSW-— 2 kommen, woraus sich die mittlere Windrichtung im Monat ergiebt — (0—30019'26,56—S). Es ist merkwürdig, dass wir bei dieser Windrichtung im Ja- nuar fast den ganzen Monat hindurch so feuchte Luft hatten. Die re- lative Feuchtigkeit im täglichen Mittel schwankt nämlich nur zwischen 100—75 pCt. und im monatlichen Mittel betrug dieselbe 88 püt. bei dem mittleren Dunstkreis von 2,“ 14. Dabei hatten wir durch- schnittlich trüben Himmel, ohne dass jedoch viel Regen oder Schnee gefallen wäre. Wir zählten im Monat 11 Tage mit bedecktem, 10 Tage mit trübem, 4 Tage mit wolkigem, 2 Tage mit ziemlich heite- rem, 3 Tage mit heiterem und 1 Tag mit völlig heiterem Himmel. Dabei hatten wir an 8 Tagen Regen und an 3 Tagen Regen mit Schnee. Die Summe der an diesen Tagen niedergefallenen Wasser- mengen beträgt 162,43 paris. Kubıkmass im Monat oder im Durch- schnitt täglich 9,24 auf den Quadratfuss Land. Weber, Nm ze a0 en. Verkauf von Petrefakten. Der Unterzeichnete liefert Petrefakten in grössern und kleinern Sammlungen aus dem Muschelkalk, Lias und dem Kreidegebirge des subhereynischen Beckens, besonders der Gegend um Quedlinburg, Hal- berstadt, Blankenburg und Schöppenstedt, die Art je nach der Häu- fiskeit des Vorkommens sowie nach der Anzahl und Schönheit der Exemplare durchschnittlich zu */,, bis ’/, Thlr. preuss. Quedlinburg, im Januar 1853. Yxem, Mechanikus. iO — (Druck von W. Plötz in Halle.) Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1853. Februar. «N? Il Ueber die thierischen Fette WW. Heintz. Schon im zweiten Heft des Jahresberichts des naturwis- senschaftlichen Vereins in Halle für das Jahr 1852 (S. 187) habe ich in kurzem Auszuge das Wesentlichste meiner Untersuchun- gen über die Natur der thierischen Fette, so weit sie bis dahin gediehen waren, mitgelheilt. Damals glaubte ich gefunden zu haben, dass der feste Theil des Menschenfetts nicht, wie Che- vreul meinte, aus nur einem festen Fette, sondern aus vier verschiedenen festen Fetten bestände, aus Steoraphanin, Anthro- pin, Margarin und Palmitin, welche bei ihrer Verseifung in Gly- eerin und in vier feste, fette Säuren, Stearophansäure, Anthro- pinsäure, Margarinsäure und Palmitinsäure zerfallen. Die Re- sultate meiner Versuche schienen diese Ansicht von der Zusam- mensetzung des Menschenfetts vollkommen zu begründen. In dem Folgenden werde ich jedoch zeigen, dass dieselbe dennoch nicht richüg ist. Ich werde nachweisen, dass nur zwei feste Fette im Menschenfett sowohl wie im Hammelfett enthalten sind, und zwar Stearin und Palmitin, die durch Verseifung in Glycerin und Stearinsäure und Palmitinsäure zerfallen, und dass die Anthropinsäure sowohl, als die Mangarinsäure nichts ande- res sind, als Mischungen von Stearınsäure und Palmitinsäure. Gleichzeitig werde ich darthun, dass die Zusammensetzung der Stearinsäure eine andere ist, als die, welche man ihr bis jetzt beigelegt hat. Wem der Theil meines oben citirten Aufsatzes noch im Gedächtniss ist, in welchem ich von der Zusammensetzung des 1853. I. 7 86 Wallraths spreche, dem wird es einleuchten, dass nach diesen neueren Erfahrungen auch die Zusammensetzung dieses thieri- schen Fetts auf eine andere Weise aufgefasst werden muss. Die Thatsachen,, welche mich zu dieser besseren Kennt- niss der Natur der thierischen Fette geführt haben, verdanke ich dem Umstande, dass ich ein an festen Fetten sehr rei- ches Fett einer Untersuchung nach derselben Methode unter- warf, welche ich schon an dem oben cilirten Orte beschrieben habe. Die Vermuthung, dass ein festeres Feit grössere Massen grade der Säuren liefern würde, welche ich, als ich das Men- schenfett untersuchte, in nur sehr geringer Menge zu gewinnen vermochte, veranlasste mich, zunächst das Hammelfeit für eine folgende Untersuchung zu wählen. Diese Vermuthung hat sich vollkommen bestätigt. Der Gang der Untersuchung war folgender. Mehrere Pfunde Hammeltalg wurden durch kaustisches Kali vollständig verseift, die Seife durch verdünnte Schwefelsäure zersetzt, und aus der wässrigen Flüssigkeit nach der bekannten Methode das Glycerin gewonnen. Die fette Säure wurde, da sie ziemlich fest war, und daher durch Auspressen ohne vorherigen Alkoholzusatz schwer- lich von einigermassen bedeutenden Mengen Oelsäure befreit werden konnte, geschmelzt und mit einer kleinen Menge heis- sen Alkohols gemischt. Nach vollständigem Erkalten der Masse wurde die alkoholische Flüssigkeit durch eine kräflige Presse abgepresst, worauf mit dem festen Rückstande dieselbe Opera- tion noch dreimal wiederholt wurde. Hierdurch wurde die Oel- säure möglichst von den festen fetten Säuren abgeschieden. Die im Alkohol gelöst gebliebene, flüssige Säure wurde von den darin noch enthaltenen festen Fettsäuren dadurch ge- trennt, dass das aus diesem Gemisch dargestellte Bleisalz mit Aether ausgezogen wurde. Das im Aether gelöste Bleisalz würde durch Salzsäure zersetzt und die gewonnene, flüssige Säure an Baryterde gebunden. Das aus der heissen, alkoholischen Lösung umkrystallisirte Barytsalz enthielt 22,69 und 22,48 pCt. Baryt- erde, also mehr, als die reine ölsaure Baryterde. Durch Aether konnte aus diesem Bleisalz ein Barytsalz ausgezogen werden, das mehrmals in Aether gelöst und durch Alkohol ‚gefällt wurde, um es möglichst zu reinigen. Ob es vollkommen rein war, habe ich nicht nachweisen können. Die Menge des gewonnenen gelb- 87 lichen Salzes genügte nur zu einer Analyse, die folgende Zah- len ergab: gefunden berechnet Kohlenstoff 54,38 54,26 26C Wasserstoff 8,06 8,00 23H Sauerstoff 11,15 11,13 40 Baryterde 26,41 26,61 Bä 100 100 | Demnach scheint diese Verbindung der Formel C?6H°30*Bä gemäss zusammengesetzt zu sein. Indessen kann ich die Rich- ügkeit derselben nicht verbürgen. Die durch Aether von diesem Barytsalze gereinigte ölsaure Baryierde wurde noch einmal aus der heissen, alkoholischen Lö- sung umkrystallisirt, worauf sie ganz die Zusammensetzung der reinen ölsauren Baryterde besass. Die Analyse führte zu folgen- den Zahlen: 1. II, berechnet Kohlenstoff - - 61,65 61,82 36C Wasserstoff - - 9,44 9,44 33H Sauerstoff en 6,93 6,85 30 Baryterde 21,95 21,98 21,86 l1Bä 100 Der flüssige Theil des Hammeltalgs besteht also im We- sentlichen aus Olein, dem aber noch eine kleine Menge eines anderen Feites beigemengt ist, das bei seiner Verseifung eine flüssige, fette Säure mit niedrigerem Atomgewicht, als das der ‘Oelsäure, liefert. Der Schmelzpunkt des aus dem Hammeltalg erhaltenen Ge- misches fester, fetter Säuren lag bei 59°C. Dieses wurde der an dem oben citirten Orte von mir beschriebenen Trennungsme- ihode durch fractionirte Fällung unterworfen. Doch wendete ich hier bei den ersten Fällungen essigsaure Magnesia, später erst essigsaure Baryterde an. Dadurch theilte ich die fette Säure in sechs verschiedene Säureportionen, die in der Reihen- folge, in welcher sie an die Basen gebunden niederfielen, hier aufgeführt werden sollen. 1) Eine bei 65°C. schmelzende, schuppig krystallinisch er- starrende Säure. 7 88 2) Eine bei 64,05C. schmelzende, der vorigen ähnliche Säure. f 3) Eine bei 59°C. schmelzende, gänzlich unkrystallinische Säure. 4) Eine bei 55,°3C. schmelzende, in grossen, schönen, glänzenden Blättern erstarrende Säure. 5) Eine bei 96,°7C. schmelzende, ebenfalls unkrystallini- sche Säure. 6) Eine bei 57,05C. schmelzende, beim Erstarren Spuren nadelförmiger Krystallisation zeigende Säure. Diese einzelnen Säureportionen schied ich nun nochmals jede in zwei nahezu gleiche Theile nach der Methode der par- tiellen Fällung durch essigsaure Baryterde. Allein die aus den drei zuerst aufgezählten Säuren erhaltenen sechs Säureportionen lieferten alle beim Umkrystallisiren aus der alkoholischen Lösung dieselbe Säure. Diese Säure musste Chevreul’s Stearinsäure sein. Da sie sich aber ganz so verhielt, wie die aus dem Menschenfett erhaltene, bei 69°C. schmelzende Säure, so kann auch diese, die ich bis dahin für Stearophansäure hielt, nichts anderes als Stearinsäure gewesen sein. Dass diese beiden Säuren wirklich identisch sind, folgt namentlich aus den Resultaten, die bei ih- rer Analyse erhalten wurden und die ich weiter unten anfüh- ren werde. Hieraus geht aber gleichzeitig hervor, dass die Stearinsäure eine andere Zusammensetzung haben muss, als ihr nach den Ana- Iysen von Redtenbacher*) zukommen sollte (C°°H°°05°--2H0) dass sie nicht als eine niedrigere Oxydationsstufe des Radikals der Margarinsäure (C?*H’?0°-+H0O) betrachtet werden darf. Sie ist eben so zusammengesetzt, wie die von Francis”*) aus den Kokkelskörnern dargestellte, ebenfalls bei 69°C. schmelzende Säure, wie dies namentlich eine neuere Untersuchung dieser Säure von Crowder***) nachweist. Ebenso ist die von Hard- wick+) aus dem Oel von Bassia latifolia erhaltene feste, fette *) Ann. d, Chem. u. Pharm. Bd. 35. S. ‚46*. **) Ann. d. Pharm. Bd. 42. S. 254*. - *®*) Phil. magaz, fourth. ser. Vol. IV. p. 21”. °F) Ann, d. Chem, u. Pharm, Bd, 72. S.268*., 89 Säure in der Zusammensetzung und in den Eigenschaften der Stearinsäure ganz gleich. Nur in dem Schmelzpunkte scheint eine nicht ganz zu vernachlässigende Abweichung stattzufinden. Während nämlich die Bassinsäure und Stearophansäure bei 70,°5C. schmelzen sollen, schmilzt die aus dem Menschen- und Ham- melfett erhaltene Stearinsäure schon bei 69,1 bis 69,02C. Diese Abweichung lässt sich aber entweder durch unvollkommene Ue- bereinstimmung der zu den Schmelzpunktsbestimmungen der verschiedenen Säuren benutzten Thermometer, oder durch Ver- schiedenheit der bei dieser Bestimmung angewendeten Methoden erklären. Denn dass die von mir dargestellte Stearinsäure von jeder Spur leichter schmelzbarer, fetter Säuren frei war, davon habe ich mich durch die sorgfältigsten Versuche überzeugt. Für die Richtigkeit meines Thermometers, selbst bis auf 0,°IC., kann ich bürgen, da ich mich in jeder möglichen Weise von dessen Genauigkeit überzeugt habe. Weder Crowder noch Hardwick beschreiben die Metho- de, welcher sie sich zur Schmelzpunktsbestimmung bedient haben. Die Methode, welche ich anwende, ist die folgende. Ein Mini- mum der fetten Säure wird in ein möglichst feines, möglichst dünnwandiges Capillarrohr eingesogen und in Wasser neben ei- nem Thermometer so aufgehängt, dass Gapillarrohr und Kugel des Thermometers sich unmittelbar berühren. Wenn nun das Wasser sehr allmälig erhitzt wird, so schmilzt meist zuerst der Theil der im Capillarrohr eingeschlossenen fetten Substanz, wel- cher die Thermometerkugel nicht berührt und zuletzt wird der unmittelbar diese berührende Theil undurchsichtig. Im Moment, wo dies geschieht, wird die Temperatur am Thermometer abge- lesen. Sie ist gleich dem Schmelzpunkte des untersuchten Fet- tes. Man kann nach dieser Methode den Schmelzpunkt mit Si- cherheit bis 0,°2C., ja bei einiger Sorgfalt bis 0,01C. bestimmen. Wenn demnach die Abweichung in den Angaben über den Schmelzpunkt der Stearinsäure, Bassinsäure und Stearophansäure keinen hinreichenden Grund abgieht, diese Säuren für verschie- den zu halten, so glaube ich es als erwiesen betrachten zu dür- fen, dass sie identisch sind. Die Stearinsäure schmilzt bei 69,01—69°,2C., und krystal- lisirt aus der alkoholischen Lösung in kleinen, durchsichtigen, perlmutterglänzenden Krystallblättchen, die um so grösser wer- 90 den, je verdünnter die Lösung ist, aus der die Säure heraus- krystallisirt. Sie erstarrt, wenn sie im geschmolzenen Zustande der Abkühlung überlassen wird, eigenthümlich schuppig kry- stallinisch. Ich werde jetzt die von mir bei der Analyse der Stearin- säure erhaltenen Zahlen anführen, darauf die von Redtenbacher gefundenen, jedoch nach dem neueren Atomgewicht des Kohlen- stoffs umgerechneten, endlich die bei der Analyse der Stearo- phansäure von Crowder und der Bassinsäure von Hardwick erhaltenen zum Vergleich daneben stellen. Stearinsäure aus Men- aus Hammelfett schenfett I. H. IH. IV. Kohlenstoff 75,84 75,58 75,73 75,85 75,71 Wasserstoff 12,70 12,64 12,59 12,67 12,71 Sauerstoff 11,46 11,75 11,68 11,48 11,58 100 100 100 100 100 Stearinsäure aus Hammelfett V. VI. berechnet Kohlenstoff 75,57 75,64 76,06 366 Wasserstofl 12,89 12,67 12,68 36H Sauerstoff 11,58 11,69 11,26 40 100 100 100 Zusammenselzung der Stearinsäure nach Redienbacher I. 1. IH. IV. Kohlenstoff 79,48 79,36 75,90 75,45 Wasserstoff 12,95 12,75 13,13 12,95 Sauerstoff 11,57 11,59 10,97 11,60 "10027. 100 100 100 V. v1. VI. berechnet Kohlenstoff 75,06 75,94 79,79 76,06 366 Wasserstoff 12,96 12,64 12,67 12,68 36H Sauerstoff 11,98 11,82 11,58 11,26 40 100 100 100 100 91 Zusammensetzung der Stearophansäure nach Crowder I. U, III. berechnet Kohlenstoff 75,86 716,33 76,34 76,06 366 Wasserstoff 13,22 14,04 13,01 12,63 36H Sauerstoff 10,92 9,63 10,65 11,26 46 100 100 100 100 Zusammensetzung der Bassinsäure nach Hardwick 1... I. berechnet x Kohlenstoff 76,04 76,22 76,06 36C Wasserstoff 12,50 12,92 12,68 36H Sauerstoff 11,16 10,86 11,26 40 100 100 100 Um mich jedoch zu überzeugen, dass die Formel (?°H}°0* wirklich die Zusammensetzung des Hydrats der Stearinsäure ausdrückt, habe ich eine Reihe von Salzen derselben analytisch untersucht. Mit besonderer Sorgfalt habe ich das Natronsalz dar- gestellt, um es ganz vollkommen neutral und frei von jeder Beimengung zu erhalten. Stearinsaures Natron. Zur Darstellung dieses Salzes löste ich reine Stearinsäure in reinem heissen Alkohol, und setzte zu der Lösung eine heis- se, wässrige Lösung von chemisch reinem, kohlensaurem Natron im Ueberschuss.. Die Mischung wurde im Wasserbade zur vollständigen Trockne gebracht, und der Rückstand mit ko- chendem, absoluten Alkohol ausgezogen. Die heiss filtrirte Flüs- sigkeit wurde mit einem Achtel ihres Volums Wasser versetzt, und der Erkaltung überlassen. Das sich beim Erkalten abschei- dende, gallertartige stearinsaure Natron wurde in einem reinen, leinenen Tuche von der Flüssigkeit abgepresst. Das so gewonnene Salz diente zur Darstellung der übri- gen Salze der Stearinsäure. Sie liessen sich sämmtlich durch doppelte Zersetzung erzeugen. Das Magnesiasalz konnte, weil es in heissem Alkohol ziemlich auflöslich ist, aus der alkoholischen Lösung umkryslallisirt werden, Ich fand in dem Natronsalze 10,06 und 10,09 pCt. Na- tron, während Growder in dem stearophansauren Natron einen Gehalt von 10,15 pCt. der Basis nachwies. DieFormel C?6H350°+-Nä verlangt 10,13 pCt. Natron. schmilzt, sich aber dabei leicht zersetzt. 92 Stearinsaures Kupferoxyd. Dieses Salz ist ein hellblaues, voluminöses, amorphes Pul- ver, das bei höherer Temperatur zu einer grünen Flüssigkeit Es besteht aus I. II. II. IV. berechnet Kohlenstoff _ _ — 68,45 68,64 366 Wasserstoff — — — 11,20 11,12 35H Sauerstoff _ — — 202° 7.093. 30 Kupferoxyd 12,44 12,51 12,69 12,73 12,61 _.1ü 100 100 Stearinsaures Silberoxyd. Das Silbersalz der Stearinsäure ist ein voluminöser, amor- her, weisser Niederschlag, der sich selbst im Tageslichte nicht 9 to) fo) schwärzt. Es besteht aus I. II. II. IV. berechnet Kohlenstoff' — 54,93 — 54,87 59,21 360 Wasserstoff — 8,39 ——_ 917 895 35H Sauerstoff = 8,96 — 8,39 = 8,19" 40 Silber 27,69 27,62 27,59 27,61 27,62 IAs 100 Bassinsaures Silberoxyd nach Hardwick I. ll. II. Kohlenstoff 34,72 54,74 55,00 Wasserstoff 9,16 9,01 9,09 Sauerstoff 8,56 8,58 _ Silber 27,56 27;67 —_ 100 100 100 100 Stearophansaures Silberoxyd nach Growder I. Hl; II. mW. — 59,90 55,33 53,37 _— 9,03 9,27 10,10 — ti 0a 27,57 27.96 27,36 27,36 100 100 100 Stearinsaures Bleioxyd ist ein feines, weisses, amorphes Pulver, das etwa bei 125°C. zu einer farblosen Flüssigkeit schmilzt und beim Erkalten zu einer weissen, undurchsichtigen , starrt. Es besteht aus I. I. Kohlenstoff — 59,77 Wasserstoff —. 9,04 Sauerstoff — 8,40 Blei 27,08 26,80 1.00. 100 unkrystallinischen Masse er- III. berechnet 99,46 839,37 36€ 9,02 9,05 35H 5,54 8285 40 26,98 26,50 1Pb 100 100% : 93 Stearinsaure Magnesia. Dieses Salz bildet, wenn es aus der alkoholischen Lösung krystallisirt ist, kleine, blendend weisse Flocken, die unter dem Miceroscop als zarte Krystallblättchen erscheinen. Getrocknet ist es ein höchst lockeres , feines, leichtes, blendend weisses Pul- ver, das in höherer Temperatur schmilzt und bei noch etwas höherer zersetzt wird. Es besteht aus I. II. berechnet Kohlenstoff —. 73,00 73,20 36C Wasserstoff — 11,99 11,87 35H Sauerstoff _ 8,56 814 30 Magnesia 6,65 645 6,79 IMg 100 100 Stearinsaure Baryterde. Diese Verbindung ist ein weisser, amorph erscheinender Niederschlag, der sich unter dem Mikroskop betrachtet als aus sehr kleinen Krystalblättchen bestehend ausweist. Getrocknet ist sie ein weisses, perlmutterähnlich glänzendes Pulver, das sich in der Hitze früher zersetzt, als es schmilzt. Die Analyse ergab folgende Zahlen: T, II. III. IV. berechnet Kohlenstoff — — — 61,02 61,45 36C Wasserstoff — — —_ 9,90 9,96 35H Sauerstoff — En — 7.38. 0.593 30 Baryterde 21,51 21,66 21,86 21,70 21,76 1Ba 100 100 Bassinsaure Baryterde Stearophansaure Baryterde nach Hardwick nach GCrowder I. ll. I. U. berechnet Kohlenstoff 61,00 61,07 61,685 — 61,45 36C Wasserstoff 9,78 10,02 10,31 - 9,96 35H Sauerstoff 7,15 6,70 6,274 — 6,53 30 Baryterde 22,07 22,21 21,74 21,82 21,76 1Ba 100 100 100 100 Stearinsaures Aethyloxyd. Diese Verbindung wurde erhalten, als durch eine heisse Lösung der Stearinsäure in Alkohol trocknes, salzsaures Gas ge- 94 leitet wurde. Um sie von noch anhängender Stearinsäure zu be- freien, wurde sie in kochendem Alkohol gelöst und in diese Lö- sung eine sehr verdünnte, kochende, wässrige Lösung von koh- lensaurem Natron einfiltrirt. Die sich dadureh abscheidende, öli- ge Flüssigkeit musste nun von Stearinsäure frei sein. Sie wurde noch mehrmals in kochendem Alkohol gelöst und durch möglichst wenig Wasser gefällt. Das stearinsaure Aethyloxyd schmilzt bei 33°,7 C. und bil- det beim Erkalten eine auf der Oberfläche und im Bruch kry- stallinisch erscheinende Masse, die anfangs weich ist, bald aber hart und spröde wird. Es besteht aus: I. 1. III. berechnet Kohlenstoff 76,72 76,39 76,66 76,92 40G Wasserstoff 12,833 12,82 12,86 12,82 40H Sauerstoff 10,45 10,79 10,48 10.26 40 100 100 100 100 Der Stearinsäureäther ist also eine neutrale und nicht eine saure Verbindung, wie dies früher angenommen wurde. Er be- steht aus C?°H°°0°’+C?H50. Die Resultate aller dieser Analysen stimmen vollkommen unter sich, sowie auch mit der Annahme zusammen, dass der Stearinsäure die Formel 03° 4503 -+HO zukomnt. Ich kann nicht unterlassen darauf aufmerksam zu machen, dass Laurent und Gerhardt*) die Stearinsäure neuerdings analysirt haben und ihr in Folge dieser Untersuchung ebenfalls eine andere Formel ertheilen, als die von Redtenbacher auf- gestellte. Nach ihnen soll sie ebenso zusammengesetzt sein, wie die Margarinsäure (C°*H°’0°’+H0). Allein die von ihnen ausgeführten Analysen der Stearinsäure haben mehrmals einen höhern Kohlenstoffgehalt ergeben, als der erwähnten Formel ent- spricht. Da es nun bei Elementaranalysen nicht leicht geschieht, dass ein höherer Kohlenstoffgebalt gefunden wird, als die For- mel verlangt, und da dies am allerwenigsten bei der Analyse der Fette und fetten Säuren geschieht, die in der Hitze so leicht flüchtige und schwer vollkommen verbrennliche Zersetzungspro- dukte liefern, so scheinen auch diese Analysen dafür zu spre- °*) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 72. S. 272*. 95 chen, dass die Zusammensetzung der Stearinsäure durch die Formel 63643503 -+HO auszudrücken sei. Allerdings stimmen die bei den Bestimmungen des Silbergehaltes des stearinsauren Silberoxydes erhaltenen Resultate mehr mit der Formel des mar- garinsauren Silberoxyds überein. Allein Laurent und Ger- hardt geben nicht an, ob sie das Silbersalz mit der Sorgfalt dargestellt haben, wie dies von mir geschehen ist. Eine Bei- mengung von nur sehr wenig Ühlorsilber dürfte die Resultate dieser Forscher erklären und mit den meinigen in Uebereinstim- mung bringen können. Die vierte bei 55°,3 C. schmelzende, in grossen Blättern erstarrende Portion der erhaltenen Säuren (siehe S. 88.) lieferte bei ihrer partiellen Fällung durch essigsaure Baryterde ein Ba- rytsalz, dessen Säure bei 570,5 C. schmolz, nicht krystallinisch erstarrte und durch einmaliges Umkrystallisiren einen Schmelz- punkt von 67°C. erhielt und endlich reine Stearinsäure lieferte, während die im Alkohol gelöst gebliebene Säure bei 549,5, C. schmolz, gleichfalls nicht krystallinisch erstarrte und erst nach einmaligen Umkrystallisiren das krystallinische Ansehen der ver- meintlichen Anthropinsäure erhielt. Durch mehrfaches Umkry- stallisiren erhielt ich endlich auch aus dieser Portion reine Stea- Finsäure. Bei der Zerlegung der fünften bei 56°,7 C. schmelzenden Portion durch partielle Fällung schied sich ein Barytsalz ab, dessen Säure bei 35°,3 C. schmolz, beim Umkrystallisiren das krystallinische Ansehen der Anthropinsäure erhielt, indem sich der Schmelzpunkt auf 55°,7 C. erhöhte. Aber durch ferneres Umkrystallisiren stieg der Schmelzpunkt auf 58° C., wobei sich gleichzeitig die blättrige Krystallisation verlor. Wäre die Menge der Säure nicht zu gering gewesen, so würde auch aus dieser Portion endlich reine Stearinsäure erhalten worden sein. Aus der im Alkohol gelöst bleibenden Säure erhielt ich durch mehr- faches Umkrystalliren endlich reine Palmitinsäure. Aus der sechsten und letzten Portion der festen, fetten Säu- ren des Hammelfetts endlich erhielt ich durch mehrfaches Um- krystallisiren eine grössere Menge Palmitinsäure. Um nun auch die Anthropinsäure und Margarinsäure zu gewinnen, mischte ich die alkoholischen Lösungen, welche beim Umkrystallisiren der vierten und fünften Portion von den abge- 96 schiedenen Säuren abgepresst worden waren, und die jene Säu- ren namentlich enthalten mussten, zusammen, und theilte sie durch partielle Fällung mit essigsaurer Baryterde in vier Por- tionen, doch so, dass die beiden zuerst gefällten unverhältniss- mässig geringere Mengen Säure enthielten, als die beiden letz- ten, wodurch ich die Stearinsäure besser zu entfernen hoflte. Die beiden zuerst gefällten Säureportionen lieferten in der That nach mehrmaligem Umkrystallisiren reine Stearinsäure, die zweite etwas schwieriger als die erste. Die dritte Portion erstarrte wie die Anthropinsänre, gleichwohl ging sie durch sehr häufiges Umkrystallisiren in Stearinsäure über. Die vierte endlich gab durch dasselbe Mittel eine Säure, die alle Eigenschaften der Mar- garinsäure besass. Bei Wiederholung desselben Versuchs mit den alkoholi- schen Flüssigkeiten, aus denen die Stearinsäure herauskrystalli- sirt war, erhielt ich genau dieselben Resultate. Reine Anthropin- säure konnte ich nicht erlialten. Durch anhaltendes Umkrystal- lisiren der blättrig krystallinischen Säureportionen erhielt ich endlich Stearinsäure. Ganz dasselbe Resultat gab eine nochmalige Wiederholung des Versuchs mit der Mischung der bei dem Umkrystallisiren bleibenden alkoholischen Lösungen. Mit der nun übrig bleiben- den Säure wiederholte ich den Versuch nur deshalb nicht noch einmal, weil die Menge derselben, welche noch übrig blieb, da- zu nicht mehr ausreichte. Die Resultate dieser Versuche deuten entschieden darauf hin, dass die Anthropinsäure nichts anderes ist, als ein Gemenge von Stearinsäure und Margarinsäure. Um mich davon zu über- zeugen, schmelzte ich allmälig letztere Säure mit verschiedenen Mengen der ersteren zusammen. Beim Zusatz von wenig Stearinsäure zu der Margarinsäure wurde die Nadelform dieser Säure weniger deutlich, und als ich nun allmälig immer mehr jener Säure zu der Mischung. hinzu- setzte, wurde dieselbe zuerst ganz unkrystallinisch, dann traten auf der erstarrten Masse glänzende Stellen hervor, die bei fort- gesetztem Zusatz von Stearinsäure in glänzende Blätter übergin- gen, und als in der Mischung auf 11 Theile Margarinsäure etwa 6 Theile Stearinsäure enthalten waren, erschien sie durchaus wie die Säure, die ich Anthropinsäure genannt hatte. In der 97 That lag auch der Schmelzpunkt dieser Mischung wie der die- ser Säure bei 56,3 C. Aus diesen Versuchen sollte man den Schluss ziehen dür- fen, dass die vermeintliche Anthropinsäure nichts anderes, als ein Gemisch von Stearinsäure mit Margarinsäure in einem be- stimmten Verhältniss gewesen sei. Der Verfolg wird aber leh- ren, dass dieser Schluss nicht richtig ist. Ich fand nämlich, dass wenn man etwa 7 Theile Palmitinsäure mit 5 Theilen Stea- rinsäure zusammenschmelzt, das erhaltene Gemisch sich eben- falls ganz so wie die vermeintliche Anthropinsäure verhält. Sein Schmelzpunkt liegt bei 56°,3C. und es erstarrt in grossen Blät- tern. Dieser Umstand, in Verbindung mit den bei der Schei- dung der festen, fetten Säuren thierischer Fette gemachten Er- fahrungen,, brachte mich auf die Idee, auch die Margarinsäure möchte ein Gemisch von Stearinsäure und Palmitinsäure sein, aber in einem anderen Verhältniss, als die Anthropinsäure. Diese Vermuthung ist durch die angestellten Versuche voll- kommen bestätigt worden. Schmelzt man nämlich 9—10 Theile Palmitinsäure mit einem Theile Stearinsäure zusammen, so Kry- stallisirt das Gemisch beim Erkalten in langen Nadeln, schmilzt bei 60° C., genug hat alle Eigenschaften der Margarinsäure. Dieses Gemisch ist nur äusserst schwer durch Umkrystallisiren in reine Palmitinsäure zu verwandeln. Um aber jeden Zweifel zu heben, habe ich die vermeint- liche, reine Margarinsäure der partiellen Fällung durch essigsaure Baryterde unterworfen. Ich erhielt so zwei Säureportionen, von ‘denen die im Niederschlag enthaltene bei 57°,5 C., die in der Lösung gebliebene aber erst bei 60,3 C. schmolz. Diese kry- 'stallisirte zwar noch in Nadeln, lieferte aber nach mehrfachem Umkrystallisiren eine Säure die bei 61°,5C. flüssig wurde, und ‚nicht mehr in deutlichen Nadeln anschoss. Wäre die Menge die- ser Säure nicht zu gering gewesen, so würde ohne Zweifel ‘endlich reine Palmitinsäure erhalten worden sein. Entschieden geht also aus diesen Versuchen hervor, dass sowohl die Anthropinsäure als auch die Margarinsäure Gemische 'von Stearinsäure und Palmitinsäure in verschiedenen Verhältnis- ‚sen sind. Auffallend erscheint es, dass während die Palmitinsäure und Stearinsäure, wenn sie im reinen Zustande geschmelzt und 98 der Erkaltung überlassen werden, auf ihre Oberfläche nicht deut- lich krystallisirt erscheinen, während Gemische dieser Säuren in zwei bestimmten Verhältnissen so deutlich und so schön kry- stallisiren. Diese Thatsache lässt sich aber auf eine einfache Weise erklären. Schon Gottlieb*) hat gefunden, und aus dem Vorherge- henden leuchtet es ebenfalls ein, dass Mischungen von Stearin- säure und Margarinsäure, oder vielmehr, da diese Säure auch nur ein Gemisch ist, mit Palmilinsäure, einen weit niedrigeren Schmelzpunkt besitzen können, als selbst die Säure, welche von den die Mischung constituirenden Säuren im reinen Zustande den niedrigsten Schmelzpunkt besitzt. Gehen wir von dem Ge- misch aus, welches den möglichst niedrigen Schmelzpunkt be- sitzt, der nach meinen Versuchen etwa bei 54°,5C. liegen mag, und fügen wir zu demselben allmälig Palmitinsäure, so erstarrt die Mischung in Nadeln, wenn sie den Schmelzpunkt von 60°C. erreicht hat. Setzen wir umgekehrt Stearinsäure hinzu, so er- starrt sie in grossen Blättern, wenn sie bei 56°—56°,5 C. flüs- sig wird. Wir dürfen daher jene bei 549,5 C. erstarrende Säu- re bei etwas höherer Temperatur als ein Lösungsmittel betrach- ten, welches Stearinsäure und Palmitinsäure aufzulösen vermag. Beim allmäligen Abkühlen solcher Lösungen wird demnach die überschüssige Stearinsäure oder Palmitinsäure fest werden, wäh- rend jenes Lösungsmittel noch flüssig bleibt. Diese Säuren können daher aus demselben auf eine ähnliche Weise anschies- sen, wie aus anderen Lösungsmitteln. In der That krystallisirt die Stearinsäure aus Alkohol in breiten Blättern, die Palmitin- säure in Nadeln oder schmalen Blättchen, wie diese Säuren, Anthropinsäure und Margarinsäure bildend, aus dem bei 949,5 C. schmelzenden Gemisch ihrer selbst anschiessen. Aus dem so eben Auseinandergesetzten geht eigentlich schon hervor, dass in dem festen Theile des Hammeltalgs auch Palmitinsäure enthalten sein muss. Ich habe jedoch weiter. oben angeführt, dass ich diese Säure wirklich im reinen Zustande daraus gewonnen habe. Die Palmitinsäure aus dem Hammeltalg schmilzt genau bei 60° C., erstarrt in perlmutterartig glänzenden, undeutlich, ) Ann. .d. Chem. u. Pharm. ‚Bd. 57. 8. 36*. 99 wie es scheint in kleinen Blättchen krystallisirten Massen. Wenn sie sich aus der alkohelischen Lösung abscheidet, bildet sie schmale Biättichen oder Nadeln, die vollständig weiss sind und sich in kaltem Alkohol schwer, in heissem leicht auflösen. Bei der Analyse dieser Palmitinsäure erhielt ich folgende Zahlen : L I. berechnet Kohlenstoff 74,70 74,87 75,00 32C Wasserstoff 12,50 12,32 12,50 32H Sauerstoff 12,80 12,61 12,50 40 100 100 100 Hiernach besteht der feste Theil des Hammelfetts wesent- lich aus zwei Glycerin enthaltenden Fetten, aus denen durch Verseifung neben Glycerin Stearinsäure und Palmitinsäure ent- stehen, die daher Stearin und Palmitin genannt werden müssen. Die Resultate dieser Untersuchung lassen aber auch einen Rückschluss zu auf die Zusammensetzung des Menschenfetts und des Wallraths. Auch der feste Theil des Menschenfetts besteht nur aus Stearin und Palmitin. Denn die Körper, von denen ich den einen Anthropin nannte, und von denen der andere seit Che- vreul’s Untersuchung über die Fette mit dem Namen Margarin bezeichnet- worden ist, sind nur ein Gemenge von Stearin und Palmitin. In dem Menschenfett waltet aber das Palmitin stark vor, während das Hammelfett vorzüglich Stearin enthält. Auch die unter den Zersetzungsproducten des Wallraths aufgefundenen und von mir mit dem Namen Margarinsäure be- zeichnete Säure muss ein Gemisch von Palmitinsäure und Stea- rinsäure gewesen sein, und die Säure, welche ich für noch un- reine Stearophansäure hielt, bestand ihrer grössten Masse nach aus Stearinsäure. Der Wallrath besteht demnach aus den Ver- bindungen des Aethals mit Stearinsäure , Palmitinsäure , Celin- säure, Myristinsäure und Cocinsäure. Ich habe jedoch schon am Ende meines früheren, oben 80?-+KHO = C3°H35 03 K-+H# Demnach besteht das vermeintliche reine Aethal aus einem Körper C3?M°*0°, dem der Name Aethal verbleiben kann, und einem zweiten C3°H3®0°, welchem ich den Namen Stethal bei- gelegt habe. Jener ist als Aethyloxydhydrat (0°? 4° 0-40), dieser als Stethyloxydhydrat (C?°H?’0--H0) zu betrachten. Der- Wallrath selbst besteht also, abgesehen von den in geringer Menge darin enthaltenen Körpern, wenn wir annehmen dürfen, dass jede der daraus durch Verseifung entstehenden Säu- ren sowohl mit dem Aethal, als mit dem Stethal verbunden ist, aus folgenden zehn Substanzen: 1) Stearins. Stethyloxyd = 0?° H35 0° + C?°H?7 0 2) Palmitins. Stethyloxyd—= 0?’ H’! 0? +C?°H° 0 3) Cetins. Steihyloxyd= C°°H’? 0° + C?°H?’ 0 4) Myristins. Stethyloxyd = C’® #7 0° 4- C?°H? O 5) Coecins. Stethyloxyd = C?°H?5 03-+C3°H?’ 0 6) Stearins. Cethyloxyd = C?° H>5 0° + 0??H° 0 7) Palmitins. Cethyloxyd = C??4?' 0? + 03°H 0 8) Celins. Cethyloxyd = C?°#”?0°?+C”’H°?0 9) Myristins. Cethyloxyd = 0?° 3°’ 0? + C??H3? 0 10) Cocins. Cethyloxyd = C’° H’5 0? +0??? 0. Die Menge des Stethals in dem unreinen Aethal ist viel geringer als die des Aethals, so dass auch die Menge der Ce- thyloxydverbindungen gegen die des Stethyloxyds im Wallrath bedeutend vorwaltet. Ich habe die Säure von der Formel C?°4#?°0°? +HO mit 101 dem Namen Cetinsäure belegt, obgleich Walter*) schon früher eine Säure unter dem Namen Behensäure beschrieben hat, die wahrscheinlich mit der Cetinsäure identisch ist. Denn beide Säuren haben dieselbe Zusammensetzung und nahe zu denselben Schmelzpunkt. Es schien mir jedoch angemessener den Namen Cetinsäure für die aus dem Wallrath erhaltene Säure anzunehmen, weil einerseits die Identität beider Säuren noch nicht entschie- den bewiesen ist, und andererseits, selbst wenn sie identisch wären, dennoch der vom Wallrath hergenommene passender ge- wählt erscheinen möchte, als der von einem bis jetzt noch so wenig bekannten Körper, wie das Behenöl ist, abgeleitete. Endlich habe ich es noch zu rechtfertigen, dass ich die Säure, deren Zusammensetzung durch die Formel C?°H?50°--H0 ausgedrückt werden muss, mit dem Namen Cocinsäure belegt habe, obgleich Saint Evre**) neuerdings nachgewiesen hat, dass die aus diesem Oele erhaltene fette Säure aus 0??H?! 03 —H0 besteht. Indessen Bromeis***) hat zuerst eine aus dem Cocosnussöle erhaltene Säure, der offenbar die Formel C?°H425 0?+H0O gebührt, Cocinsäure genannt. Es ist nicht glaublich, dass ein so geschickter Chemiker bei seinen Analysen dieser Säure so viel Kohlenstoff zu viel erhalten haben sollte, dass da- durch die Differenz seiner Resultate und der von Saint Evre erklärt werden könnten. Vielmehr ist wohl kaum zweifelhaft, und eine dritte Arbeit von Görgey+) spricht entschieden für diese Ansicht, dass das Cocosnussöl von verschiedener Zusammen- setzung vorkommen kann. Deshalb muss vorläufig der Säure von der Zusammensetzung C?6 #’5 0°--HO der Name Cocinsäure verbleiben. *) Ann. d. Chem. u, Pharm. Bd. 60. S. 271*. Compt. rend. T. 22. p. 1143. **) Ann. de Chem. et de Phys. 3. ser. T.20. p. 91. ***) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 35. S. 277. Bromeis giebt zwar der Coeinsäure die Formel C?’ H?’0O*. Rechnet man aber die Resultate seiner Analysen nach dem neueren Atomgewicht des Kohlenstoffs um, so findet man, dass dieselben mit der Formel C?°H:50* viel besser übereinstimmen. 7) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd: 66. S. 290. 1853. II 102 Veber die Constitution des Alkohols und Aethers und der wasserfreien organischen Säuren von W. HMeintz. Vor fast zwei Jahren machte Williamson*) eine Abhand- lung bekannt, in welcher er eine neue Theorie der Bildung des Aethers aus dem Alkohol aufstell. Zu dieser Theorie hätte er nicht leicht kommen können, ungeachtet der Versuche, welche er zu ihrer Begründung anführt, wenn er nicht die Bezeich- nungsweise für die Zusammensetzung organischer Körper adop- tirt hätte, welcher sich Laurent und Gerhardt**) zu bedie- nen pflegen. „Diese Forscher weichen darin von Berzelius’s chemi- scher Zeichenschrift ab, ‚dass sie die Aequivalente der Metalle nur halb so hoch annehmen, als Berzelius, und dass sie die Salze nicht als Verbindungen zweier Verbindungen auflassen, sondern als Einheiten, in welchen ein Metall gegen ein anderes Metall ausgetauscht werden kann. Um den Unterschied recht deutlich zu machen, will ich die Formeln einer Reihe von den gewöhnlichsten Verbindungen, so wie man sie jetzt gewöhnlich zu schreiben pflegt und wie sie Laurent und Gerhardt schreiben, nebeneinanderstellen: Bezeichnungs- Gewöhnliche Bezeichnungsweise. en Schwefelwasserstoff HS S(H,) Schwefelkalium KS S (K,) Chlorwasserstoff HEl Cl(H) Chlorkalium K6l Cl(K) Schwefelsäure SO?-+HO. SO? (H,) Schwelelsaures Kali SO?-HKO SO* (K,) Zweifach-schwefels. Kali (SO’+KO)-+(S0?+H0) | SO4 (HK) Schwefels. Zinkoxyd-Kali (SO?-HKO)+(S0°-HZn0) | SO* (Zu K) N0°-+H0 Salpetersäure NO? (H) Salpetersaures Kali NO05+KO NO? (K). *) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 77. S. 37*. u. Bd. 81. S. 73*, **) Journ. f. pract. Chem. Bd. 46. S. 353*, 103 Die letztere Bezeichnungsweise ist natürlich auch auf or- ganische Verbindungen anwendbar. Laurent und Gerhardt nehmen stets die Menge der organischen Substanz, welche ein Aequivalent basischen Wasser- stoffs oder ein Aequivalent (nach Laurent und Gerhardt; also nach Berzelius */, Aequivalent) Metall enthält, als ein Aequivalent der organischen Substanz an. Dr eis p. Lie le Gewöhnliche Bezeichnungsweise. Essigsäure -C?0°’+HO Essigsaures Kali C?H?°0°+KO Essigsaures Eisenoxydul C*H?0°-+FeO Chloressigsäure G?€1?0?-+HO Chloressigsaures Kai G+EO’+KO Bezeichnungs- weise nach Lau- rent u. Gerhardt, C2H302 (H) C?1302(K) C?H?°0? (Fe) 0?C130? (H) 02C1302 (K) Chloressigs. Eisenoxydul (G*E1?0 +FeO G?’CI?0° (Fe) Alkohol G?H°0-+HO. C’H°O Aldehyd G?H>’0-+H0 G?H?O Oelbildendes Gas en @’H® Oxalsäure G?0°+HO C?0* (H?) Oxalsaures Kali 020°+KO C?0* (K?) Zweifach oxalsaures Kali (G’O’+KO)-+(C?0’+H0) G?0* (KH). Die Gründe, welche Laurent und Gerhardt dahin ge- geleitet haben, diese Bezeichnungsweise anzunehmen, sind sehr äusserlicher Art. Nur die grössere Einfachheit der Formeln scheint sie dazu bestimmt zu haben. Sie sprechen sich selbst folgendermassen darüber aus*): ‚Der Vorzug unserer Bezeich- nungsweise besteht hauptsächlich darin, dass man vermittelst derselben alle Salze derselben Gattung auf die nämliche Weise ausdrücken kann. Wir bezeichnen deshalb ähnliche Verbindungen auf ähnliche Weise.“ Wenn man jedoch bedenkt, dass das Gesetz von Dulong und Petit, wonach die specifische Wärme der Aequivalente der verschiedensten Elemente gleich sein soll, grade durch diese Annahme erst zur Wahrheit wird, weil nämlich nach den jetzt gebräuchlichen Aequivalentgewichten der Elemente die specili- *) Journ. £. pract, Chem. Bd. 46. S, 357, 5 104 sche Wärme der Aequivalente der gasförmigen Metalloide nur halb so gross ist, als die specifische Wärme der Aequivalente der Metalle, so giebt es allerdings einen theoretischen Grund für die Betrachtungsweise der chemischen Verbindungen von L au- rent und Gerhardt. Allein in diesem Falle müsste das Atom des Schwefels, des Phosphors, des Selens, des Jods etc. mit dem der Metalle halbirt werden, so dass die Schwefelsäure nicht, wie Laurent und Gerhardt annehmen, durch die Formel SO*(H?), sondern durch SO?(H), die des Schwefelwas- serstoffs durch S(H), die der schweflichten Säure durch SO, die der schwefligsauren Salze durch S?O°’K?, die der Phosphor- säure durch PO3(H), die der phosphorigen Säure durch PO’), die der unterphosphorigen Säure durch PO (H) ausgedrückt wer- den müsste. In der That werden die Formeln für diese Verbindungen, wie man sieht, sehr einfach, wenn man, während man sich der Laurent - Gerhardtschen Schreibweise bedient, gleichzei- tig das Dulong-Petitsche Gesetz in seiner ganzen Strenge durchführt. Nach dieser Vorstellungsweise von der Zusammensetzung der chemischen Verbindungen ist also der Alkohol durch die Formel: C?H°O auszudrücken, und wenn daraus Aether entsteht, so concurriren bei dessen Bildung zwei Atome Alkohol, von denen das eine 1 Atom Wasser (H?O) abgiebt, während der Rest CG2H*? sich mit dem anderen unzersetzten Atom zu Aether G*H!0O. verbindet. Nach der gewöhnlichen Vorstellungsweise, die von Liebig ausgegangen ist, besteht der. Alkohol aus C?H50-+-H0, und wenn er in Aether übergeführt wird, giebt er ganz einfach nur 1 Atom Wasser ab. Williamson, welcher Laurents und Gerhardts Ideen adoptirt hat, ändert die Ansicht von der Zusammensetzung des Alkohols, welche diese Forscher. aufgestellt haben, noch etwas ab, indem er von der Formel des Wassers, wie sie Laurent und Gerhard annehmen, ausgeht. Er hält nämlich sowohl den Alkohol als. den Aether für Wasser in dem entweder ein oder alle beide Wasserstoffäquivalente durch Aethyl ersetzt sind. Die Versuche, welche Williamson sowohl zu dieser neuen Ansicht von der Zusammensetzung des Alkohols und Ae- 105 thers, als zu. der neuen Aetherbildungstheorie geführt haben, sind in Kürze folgende. In vollkommen absoluten Alkohol werden nach und nach Stückchen von metallischem Natrium gebracht, welches vom Stein- öl möglichst befreit worden ist. Man setzt soviel davon hinzu, bis die Flüssigkeit vollständig damit gesättigt ist. Man lässt sie sich abkühlen, versetzt sie mit Jodäthyl, Jodmethyl oder Jodamyl, und destillirt, wobei etwas Alkohol, etwas Jodäthyl und entwe- der gewöhnlicher Aether, oder eigenthümliche Doppeläther über- gehen, die aus Aethyläther einerseits, und Methyläther oder Amyl- äther andererseits bestehen. 7 Der Prozess, der hiebei stattfindet, ist folgender. Aus dem Alkohol wird durch Natrium Wasserstoff ausgetrieben und an seine Stelle tritt in die Verbindung eine äquivalente Menge Natrium ein. Wird die so erhaltene Verbindung, die durch die Formel G*H°0-+-NaO oder nach Williamson durch a1 }0 ausgedrückt werden kann, mit Jodäthyl behandelt, so vereinigt sich das Jod mit dem Natrium und das Aethyl verbindet sich mit der Substanz, womit das Natrium verbunden war. Williamson*) ist, wie er sich ausdrückt, durch dieses Resultat ‚überrascht, weil es nicht in Einklang zu bringen war mit der höheren Formel des Alkohols; denn, wenn letzterer zweimal so viel Sauerstoff enthält, als Aether, so sollte auch in dem erhaltenen Produkt zweimal so viel Sauerstoff enthalten sein als im Aether.“ Ich verstehe nicht, wie Williamson meinen kann, das Resultat seines Versuchs sei nicht in Uebereinstimmung mit der Ansicht zu bringen, der Alkohol sei das Hydrat des Aethyloxyds. Denn wenn Natrium den Wasserstoff des Hydratwassers des Ae- thyloxydhydrats (Alkohols) austreibt, so bildet sich Aethyloxyd- natron, und wird dieses mit Jodäthyl zersetzt, so bildet sich, indem der Sauerstoff des Natrons sich mit dem Aethyl verbin- det, und das Natrium mit dem Jod, ein Atom Jodnatrium und zwei Atome Aethyloxyd. Folgende Formeln machen den Process anschaulich: (C*H50-HH0) + Na= (C*H°0-+Na0)—+H (GH50+-Na0) +E0?H°’=FNa-+20°H°0. *) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 77. S. 39*. 106 Williamson*) nennt diese Erklärungsweise unzuläng- lich. — Es ist vollständig unbegreiflich, wie hiebei Alkohol oder ein dem Alkohol ähnlicher Körper soll entstehen können, wie Williamson meint. Es kann sogar hiernach der Alkohol, den derselbe bei seinen Versuchen stets noch beobachtete, nur da- von abgeleitet werden, dass das Natrium nicht die ganze Menge des Alkohols in Aethyloxydnatron umgewandelt hatte. Reines Aethyloxydnatron darf bei seiner Destiliation mit Jodäthyl nichts anderes als Aethyloxyd, d.h. Aether geben. Dass sich alle diese Erscheinungen auch nach der Vor- stellungsweise von Laurent und Gerhardt erklären lassen, versteht sich von selbst. Folgende Formeln geben davon Zeugniss: C?H> 2775 1 J0HR="1,}0 2 5 i 2775 Oi. Aber ein Beweis für die Richtigkeit dieser Vorstellungs- weise und für die Unrichtigkeit der gewöhnlichen wird durch Williamson’s Versuche durchaus nicht beigebracht. So wie wir aber diese Vorstellungsweise annehmen, so ist es leicht zu begreifen, wie Williamson zu seinen weiteren Folgerungen gekommen ist. Er hält den Aether für Alkohol, in welchem ein Aequivalent Wasserstoff durch ein Aequivalent Aethyl vertreten ist. 2115 Alkohol = © n | 2715 Aether = hs | 0- Beide hält er für Wasser, in dem entweder ein oder zwei Aequivalente Wasserstoff durch Aethyl vertreten sind. H @I° C?H? ul Einen 'entschiedeneren Beweis dafür, dass die gewöhnliche Erklärungsweise für die Bildung des Aethers bei diesem Ver- such nicht ausreicht, glaubt Williamson in dem Umstande *) Ann, d. Chem. u. Pharm. Bd. 77. S. 40*. 107 zu finden, dass, wenn Jodmethyl und Aethyloxydnatron auf ein- ander einwirken, nicht ein Gemenge von Aethyloxyd und Me- ihyloxyd sondern eine eigenthümliche Aetherart gebildet wird. Er sagt wörtlich*): ‚In diesem Versuch kreuzen die beiden Theorien einander und müssen zu verschiedenen Resultaten leiten. ‘ Auch dies. ist mir vollkommen unbegreiflich. Denn es ist eine häufig vorkommende Erscheinung, dass Körper, welche sich direct nicht verbinden können, die namentlich bei Anwesenheit gewisser Verbindungen, zu denen sie grosse Verwandtschaft be- sitzen, sich lieber mit diesen vereinigen, als untereinander, sich doch mit einander verbinden können, wenn sie im Entstehungs- momente und bei Abwesenheit dieser Stoffe von stärkerer Ver- wandtschaft in unmittelbare Berührung kommen. In vorliegen- dem Falle würde folgende Formel den Prozess vollkommen erklären: (C?H50+Na0) +2 P—=FNa+(C?H°0 +C’H?0). Ja dieser Prozess lässt sich sögar als eine Substitution auffassen. Denn das (Na) ist ganz einfach durch Methyl (G?’H?) ersetzt worden. Wie also das Resultat dieses Versuchs die Un- haltbarkeit der gewöhnlichen Ansicht von der Zusammensetzung des Alkohols soll zur Evidenz bringen können, ist mir vollkom- men unbegreiflich. Dass aber die von Williamson gefundenen Thatsachen auch bei seiner Vorstellungsweise des statthabenden Processes vollständig verstanden werden können, versteht sich von selbst. Denn CO. NE,10- 2 Norma 0. nn jo+resmuyema + CH }o- Diese a von der Art der Zersetzung, wel- che bei der Einwirkung von Aethyloxydnatron auf Jodäthyl statt findet, hat Williamson auf die Idee geführt, die Bildung des *) Ann. d. Chem. u. Pharm, Bd. 77. S. 40*. 108 Aethers bei ‘seiner Darstellung im Grossen aus concentrirter Schwefelsäure und unendlichen Mengen Alkohol auf ähnliche Weise zu erklären. Er muss dazu von der bekannten Thatsache ausgehen, dass bei der Mischung und Destillation des Alkohols mit Schwefelsäure stets der Aetherbildung die Bildung von Schwe- felweinsäure vorausgeht. Die Zusammensetzung dieser Säure drückt er der Laurent-Gerhardtschen Schreibweise ge- ] Q°H> H mäss durch die Forme | so® aus, und er meint, der Vor- gang bei der Aetherbildung sei sofort erklärt: „denn bei der Einwirkung dieser Aetherschwefelsäure auf Alkohol bildet sich zugleich Aether und Schwefelsäure, welche wiederum auf die Alkoholatome einwirkt, indem sie mit dem ersten Atom I Ss04 2175 und 2 O und mit dem zweiten ar 0 und 1} 8o* bildet.‘ So vollkommen indessen der Prozess der Aetherbildung in der That durch die Formel dargestellt werden kann, so möchte doch dadurch allein nicht eine klare Vorstellung davon gegeben sein, wie die Bildung des Aethyloxyds zu Stande kommt. Man sieht nämlich von vorn herein nicht ein, woher es kommt, dass der Atomcomplex G?H® von dem Alkohol sich trennt, um ein Aequivalent H in der Schwefelsäure (150%) zu ersetzen, da doch im nämlichen Moment dasselbe wieder umgekehrt durch Wasserstoff ersetzt wird. Zur vollkommenen Erklärung dieser 0’H> u Thatsache gehört die Annahme, dass in der Verbindung ' 0 der Atomcomplex G?H? schwächer gebunden ist, als in der H Verbindung yj | O das demselben entsprechende Aequivalent H, i . C’H’ : dass aber in der Verbindung czyj5 | 0 das zweite Aequivalent 2175 C’H> stärker gebunden ist, als m der Verbindung nn 0) das ihm entsprechende Aequivalent H. Nur mit Hülfe dieser An- nahme ist es erklärlich, dass zuerst der Alkohol in Wasser um- gewandelt wird, indem ihm das Aethyl von der Schwefelsäure entzogen wird, und dass dann ein anderes Atom Alkohol die- ses Aethyl der Schwefelsäure wieder zu entreissen vermag. 109 Da jedoch diese Annahme durchaus nichts Unwahrschein- liches enthält, wenn auch Analogieen dafür zu finden nicht grade leicht sein möchte, so ist es allerdings anerkennenswerth, dass die Aetherbildung, die nach der bisherigen Annahme von der Zusammensetzung des Alkohols und Aethers nicht vollkommen klar begriffen werden kann, wirklich mit Hülfe der Ansichten von Williamson klar wird. | Bekanntlich hat zwar H. Rose die Bildung des Aethers dadurch zu erklären versucht, dass, indem Alkohol in die bei 140° — 145° C. kochende Mischung von Schwefelsäure und Al- kohol einströmt, an der Stelle, wo der Alkohol zufliesst, die Temperatur erniedrigt wird. Hier kann sich also Schwefelwein- säure bilden, die, indem sie sich mit der übrigen Flüssigkeit mischt, auf 140°—-145° C. erhitzt wird, bei welcher Tempera- tur sie wieder in Schwefelsäurehydrat und Aether zerlegt wird. So einleuchtend auch diese Erklärung erscheint, so lässt sie sich doch nicht ganz rechtfertigen. Denn nach einer Angabe von Mitscherlich wird auch, wenn der Dampf des Alkohols in eine bei 145° C. kochende Mischung von Schwefelsäure und Wasser eingeleitet wird, der grösste Theil dieses Körpers in Aether und Wasser zerlegt. u Der Umstand also, dass die Aetherbildung wirklich nach den von Williamson angenommenen Vorstellungsweisen eine genügende Erklärung findet, redet ihr allerdings das Wort, Aber dies ist auch der einzige bisher dafür sprechende Um- stand. Die übrigen Thatsachen, welche Williamson als Be- weise dafür anführt, sind durchaus nicht stichhaltig. Sie las- sen sich sämmtlich nach der gewöhnlichen Ansicht von der Zu- sammensetzung des Alkohols und Aethers erklären. Wenn man hiernach geneigt sein möchte, den Alkohol und den Aether wirklich als Wasser zu betrachten, in dem die Hälfte oder die ganze Menge des Wasserstoffs durch äquivalente Men- gen Aethyl ersetzt sind, so muss diese Ansicht doch mit Vor- sicht aufgenommen werden, da, wie im Vorhergehenden nachge- wiesen, ihre Begründung nicht der Art ist, um vollkommen zu überzeugen. | Gehen wir nun aber weiter, so finden wir Williamson geneigt, die organischen Säuren auch‘ dem Wasser analog zu- sammengesetzt zu betrachten, so zwar, dass darin ein Sauerstoff 110 enthaltendes Radikal enthalten sei. Die Essigsäure z. B. be- trachtet er als bestehend a n 0. Ein Aequivalent Was- serstoff ist in derselben also durch ein Sauerstoff enthaltendes Radikal vertreten, und die Salze der Essigsäure entstehen, wenn an die Stelle des Aequivalents Wasserstoff ein Aequivalent des Metalls eintritt. Um diese Ansicht zu stützen, sind in neuerer Zeit meh- rere Arbeiten ausgeführt worden, namentlich von Gerhardi*) und Ghiozza**). Ersterer ging von der Ansicht aus, dass, wie das Wasserstoffäquivalent im Alkohol durch organische Radikale derselben Gruppe (des Alkohols) ersetzt werden kann, dies auch bei den Hydraten der Säuren der Fall sein müsse. Wie man im Benzoöäther das Wasserstoffäquivalent des Benzo@säurehydrats durch Aethyl ersetzt annehmen kann, so müsse es auch Verbin- dungen geben, in denen dieses Wasserstoffäquivalent durch das (sauertoffhaltige) Benzoyl (G’H°O) vertreten ist. Die so consti- tuirten Verbindungen müssen den wasserfreien organischen Säu- a) ren entsprechen. Denn m 1/0 oder nach der gewöhnlichen Formel G'*450°-+H0O st das Hydrat der Benzoösäure, und wenn an die Stelle von 1 Aequivalent H noch 1 Aequivalent G’H°O 7FT5 eintritt, So entsteht Grnsg | O0. Dies in die gewöhnliche Schreib- weise übersetzt giebt G?°H!00% oder 2 (C!?H?0°). Wasserfreie Benzoösäure entsteht wirklich, wenn wasser- freies Chlorbenzoyl mit wasserfreiem benzoösauren Natron zu gleichen Aquivalenten gemischt und bis 130°C. erhitzt wird. Es entsteht eine farblose Lösung, aus welcher sich bei noch et- was höherer Temperatur Chlornatrium aussondert. Die wasserfreie Benzoösäure bildet schöne, schiefe, rhom- bische Prismen, die bei 33°C. schmelzen, ohne Zersetzung sich verflüchligen, in Wasser nicht, wohl aber in Alkohol und Aether löslich sind, und. in diesen Lösungen auf Pflanzenfarben nicht *) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 82. S. 127*. Ebendaselbst Bd. 83. Ss. 112*. **) Ann. d. Chem. u. Pharm, Bd. 84. S. 102.* u. 106*, Journal für praet. Chem. Bd. 58, S. 23*, 111 einwirken. Aus der heissen alkoholischen Lösung scheidet sich die wasserfreie Benzoösäure als ein Oel ab, . das schwer fest wird. Kaltes Wasser verändert sie nicht; beim Kochen mit Was- ser geht sie aber in Benzoösäurehydrat über. Noch schneller wandelt sie sich durch Einwirkung von Basen in das entspre- chende Benzoösäuresalz um. Der Process der Bildung der wasserfreien Benzoösäre lässt sich nach Gerhardt durch folgende Formel anschaulich machen. 0785 7 RO o+emo-Lcı= EH,O } O-+CINa. Nach der gewöhnlichen Ansicht der Constitution dieser Substanzen ist aber der Process eben so einfach zu erklären. 2 (C'2503--Na)-+C!H5 je — EINa-L20'4150°. Gerhardt hat ferner versucht, ähnlich wasserfreie Doppel- säuren oder um mich anders auszudrücken, Verbindungen was- serfreier Säuren darzustellen, indem er statt des Benzoylchlorids, andere ähnliche Chlorverbindungen und statt des benzoösauren Natrons die Verbindungen von Basen mit andern organischen Säuren auf einander einwirken liess. So erhielt er benzoösaure Salieylsäure, benzoösaure Cuminsaure, benzo@saure Zimmtsäure, benzoesaure Essigsäure etc. Die Erklärung der Bildung dieser Verbindungen nach der einen und der andern Vorstellungsweise, wird man in den fol- genden Formeln finden. IW, 7F75 75 ECHO oEmo+C) — CINa-+C2p0 | 0- £ (0? C'#H50°Na0+C?H? (ei EINa+(C'?B°0°-+0?H?0°). Eigenthümlich ist die Bildungsweise der wasserfreien Es- sigsäure. Wenn man nämlich Chlorbenzoyl mit überschüssigem essigsauren Natron (beide in wasserfreiem Zustande) erhitzt, so entsteht, wie Gerhardt meint, zuerst Chlornatrium und benzoö- saure Essigsäure. Erhitzt man diese Mischung aber nur etwas mehr, so geht die Zersetzung noch weiter, das überschüssige essigsaure Natron wird gleichfalls zersetzt, die Benzo@säure ver- bindet sich mit dem Natron und die Essigsäure wird frei. Da sie kein Wasser findet, mit dem sie sich verbinden kann, so wird sie wasserfrei abgeschieden. Später hat sich Gerhardt je- 112 doch überzeugt, dass die Bildung der wasserfreien Essigsäure bei diesem Versuch darauf beruht, dass die benzoösaure Essigsäure durch Hitze in wasserfreie Benzoösäure und wasserfreie Essig- säure zersetzt wird, von denen letztere zuerst überdestillirt. Die wasserfreie Essigsäure ist eine farblose, leicht beweg- liche, das Licht stark brechende Flüssigkeit. Sie riecht dem Eisessig sehr ähnlich, aber stärker. Der Geruch erinnert zu- gleich an den der Blüthen des Weisdorns. Sie kocht bei 137°C. ist schwerer als Wasser und mischt sich nur sehr allmählig mit demselben, so lange es kalt ist. Warmes Wasser mischt sich sofort damit. In einem spätern Aufsatze gibt Gerhardt*) ein Mittel an die Hand, die Chlorverbindungen der verschiedenen organischen Säuren darzustellen, um mit Hülfe derselben die entsprechenden wasserfreien Säuren zu gewinnen. Dieses Mittel ist das Phos- phoroxychlorid **), welches entsteht, wenn Phosphorchlorid (PEI®) in einer schlecht verstopften Flasche sich selbst überlas- sen wird. Es zieht Wasser an und zerfliesst. Destillirt man die Flüssigkeit, so geht bei 110°C. das reine Phosphoroxychlo- rid über, das aus PO?Gl? besteht. Dieser Körper zersetzt viele Salze durch doppelte Wahlverwandtschaft, so dass die Chlorver- bindungen der darin enthaltenen Säuren entstehen. Folgendes Schema macht die Zersetzung deutlich: e 2 PO2E1>+3(C4H0°-HNa0) = PO°Na3+3C4H’ a So kann man wirklich das Acetylehlorid darstellen, wel- ches durch benzoösaures Natron so zersetzt wird, dass CGhlorna- trium und die Verbindung der wasserfreien Essigsäure und Ben- zoesäure entsteht. Die benzoösaure Essigsäure ist ein farbloses Oel, das schwe- rer als Wasser ist, neutral reagirt, und den Geruch nach spani- schem Wein besitzt. In kaltem Wasser löst sie sich nicht und wird dadurch auch nicht zersetzt, kochendes Wasser aber wan- delt sie freilich. nur langsam in Benzoesäure- und Essigsäure- hydrat um. Wird die Verbindung der Destillation unterworfen, so zerfällt sie etwa bei 150°C. in wasserfreie Benzoesäure und *) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 83. S. 112*, **) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd, 64. S. 246*, 113 PRNE BO} wasserfreie Essigsäure. Sie besteht aus C’IB50/ 0, oder nach der gewöhnlichen Schreibweise aus C?H?0?+C!?H0°. Die essigsaure Cuminsäure, die auf dieselbe Weise, wie die eben erwähnte Verbindung entsteht, ist gleichfalls ein riechendes Oel, das in offenen Gefässen zu prächtigen Nadeln erstarrt. A ER c’H>O Diese Verbindung besteht aus ron? 0 oder nach der ge- wöhnlichen Schreibweise aus C?H30°4C02010°., Die benzoösaure Zimmtsäure ist ein schweres fast geruch- l und bestel io au h der öhnli loses Oel und besteht aus cop7o‘ 0 oder nach. dei gewöhnli- chen Schreibweise aus CMH5034-C1°4’0°. Die benzoösaure Cuminsäure ist ein flüssiges Oel. Sie be- CO 141153 Z20IJ11N3 steht aus og) OÖ oder aus C1*H50°?4-02°H1103, Die wasserfreie Cuminsäure endlich ist ein dickes schweres Oel, das bei niederer Temperatur krystallinisch erstarrt und aus GOHHO oo, O0 oder aus G?°H!!0° besteht. CGhiozza*) hat die Untersuchungen von Gerhardt über diesen Gegenstand erweitert und namentlich die wasserfreie Va- leriansäure und die Verbindung derselben mit Benzoösäure dar- gestellt. Die wasserfreie Valeriansäure entsteht unmittelbar durch Einwirkung von Phosphoroxychlorid (PO*E]°) auf trocknes vale- riansaures Kali. Die Zersetzung ist durch die folgenden Glei- chungen ersichtlich s( $0)-+Hroro—pror+3 Zuerst N also Valerylchlorid, welches durch eine an- dere Portion des valeriansauren Kalis sofort in wasserfreie Vale- riansäure verwandeln wird. (u )+3l x )0=3ux43(C010). Nach der gewöhnlichen Schreibweise lässt sich der Pro- cess viel einfacher durch eine einzige Gleichung ausdrücken. 6(C1°H20°-KO)-+PO?EP=PO5K3-++3-CIK+6(C!°H°03). (ur *) Ann. d. Chem. u, Pharm. Bd. 84. S, 106*. Journ. für pract. Chem, Bd. 58. S. 23*. Compt. rend. T. 35. p. 568, 114 Die wasserfreie Valeriansäure ist ein wasserklares, dünn- flüssiges Oel, das leichter als Wasser ist, einen schwachen Ge- ruch nach Aepfeln besitzt, aber in die Hände eingerieben diesen den Geruch nach Valeriansäure miltheilt, der mehrere Tage fort- dauert. Sie kocht bei 215° GC. Ihr Dampf reizt zum Husten, durch kschendes Wasser wird sie nur schwer, durch alkalische Lösungen sehr rasch in gewöhnliche Valeriansäure umgewandelt. Die valeriansaure Benzo@säure entsteht sehr leicht durch Einwirkung von Benzoylchlorid auf valeriansaures Kali. Sie ist ein neutrales Oel, das schwerer als Wasser ist, dessen Dampf zu Thränen reizt, und das durch Destillation in wasserfreie Ben- zoösäure und wasserfreie Valeriansäure zerlegt wird. Gerhardt und Chiozza theilen beide die Ansicht, dass in einem Aequivalent der wasserfreien Säuren noch einmal so viel Atome Kohlenstoff enthalten sind, als in den wasserhaltigen. Sie halten dies dadurch für bewiesen, dass ihre Bildung unter den- selben Umständen stattfindet, wie die Bildung der Verbindungen der wasserfreien Säuren unter einander. Indem aus dem Ben- zoylchlorid das Chlor und aus dem benzo@sauren Natron das. Na- trium abgeschieden wird, verbinden sich die beiden ausgeschie- denen Atonmicomplexe zu einer Verbindung, die nun in einem Aequivalent doppelt so viel Kohlenstoff enthalten muss, als jede der zu ihrer Bildung angewendeten Substanzen. Sie betrachten sie also als benzoösaure Benzoösäure, weil auf ganz ähnliche Weise, wenn man statt des benzoösauren Natrons valeriansaures Kali zu dem Versuche anwendet, benzoösaure Valeriansäure ent- steht. Diese Ansicht bestärkt sie in dem Glauben, dass Gerhardts Anschauungsweise von der Zusammensetzung der organischen Substanzen die allein richtige sei. Dass aber diese Ansicht nicht sehr klar ist, geht daraus hervor, dass sie Consequenzen nach sich zieht, die sich vorläu- fig noch nicht rechtfertigen lassen. Wenn nämlich in dem Falle, wenn bei Zersetzung organischer Körper aus beiden die Zer- setzung hervorbringenden Substanzen diese Atomgruppe frei wird, diese zwei Aequivalente sich mit einander zu einer che- mischen Verbindung vereinigen können, so muss dasselbe auch von den Elementen gelten. Wenn Schwefelwasserstoflgas auf schweflige Säure einwirkt, so scheidet sich aus ersterem 1, aus letzterem 2 Aequivalente Schwefel ab. Diese müssen sich mit 415 einander verbinden, und der niederfallende Schwefel besteht also nicht aus 3S, sondern aus S+S?. Denn wenn Schwefelwasser- stoff auf selenige Säure einwirkt, so bildet sich Selenschwefel 3SH-HSe0’=2H0-HS’Se. Wird Chlorwasserstoffsäure mit un- terchloriger Säure gemischt, so wird aus beiden Körpern ein Aequivalent Chlor frei, und diese beiden Aequivalente Chlor müssen sich mit einander verbinden. Es entstehen also nicht zwei Aequivalente Chlor durch jene Zersetzung, sondern eine Verbindung von einem Aquivalent Chlor mit einem zweiten. Entwickelt man aber Chlor aus chlorsaurem Kali und Salzsäure, so muss dies Chlor bestehen aus E&15+€l. Es ist also wieder eine andere Verbindung von Chlor mit Chlor als die eben er- wähnte. Bildet sich doch, wenn man Jodsäure mit Ghlorwasser- stoffgas behandelt ein Chlorjod. Allein dieses Chlorjod besteht nur aus LEI. Zwei Atome Chlor müssen also frei geworden sein. Dürfte man dasselbe bei der Zersetzung der Chlorsäure durch Salzsäure annehmen, so würden hierbei zwei verschiedene Verbindungen von Chlor mit Chlor entstehen, nämlich EI+El, die Verbindung, welche sich auch bei der Zersetzung der Salz- säure durch unterchlorige Säure bilden müsste, und €l+EP, welche dem Chlorjod entspräche. Erhitzt man die Mischung von zwei Aequivalenten Bleioxyd und einem Aequivalent Schwefelblei, so bildet sich ein Aequivalent schweflige Säure und drei Atome Blei scheiden sich ab, die aber nach Gerhardt und Chiozza’s An- schauungsweise in Form einer Verbindung von zwei Atomen Blei mit einem Atom Blei sich absondern müssten. Beispiele für solche Zersetzungsweissen kommen, bei unorganischen Kör- pern häufig vor, diese wenigen mögen genügen. Es wird nie- mand entgehen, dass diese Deduction uns zu Ungereimtheiten geführt hat. Denn eine chemische Verbindung ist ja nur zwi- schen verschiedenartigen Elementen oder Atomcomplexen mög- lich. Dieselbe Ungereimtheit enthalten auch die Deductionen von Gerhardt und Ghiozza, nur mit dem Unterschiede, dass die Form der Formeln, welche diese Forscher für die organi- schen Körper aufstellen, das Widersinnige dessen, was sie aus- drücken sollen, bemänteln. In den Versuchen von Gerhardt und Chiozza selbst finden wir jedoch ein Mittel, das Widersinnige ihrer Vorstel- lungsweise klar darzulegen. Sie haben nämlich gefunden, dass 116 die benzoösaure Essigsäure und die benzoösaure Valeriansäure durch blosse Hitze sich in Benzo@säure einerseits und Essigsäure und Valeriansäure andererseits zerlegen. Gerhardt erklärt diesen Process durch doppelte Wahlverwandtschaft. Er- meint die benzo@saure Essigsäure zerlegt die benzoösaure Essigsäure in benzo@saure Benzoesäure und in essigsaure Essigsäure, und in der That kann diese Zersetzung nach Gerhardt’s Ansichten gar nicht anders aufgefasst werden. Er drückt diese Zersetzung durch folgende Formel aus: C?IBO | C? PO @’IBO G’H50 10| Tr E70 = ao) eroj Wie soll es geschehen können, dass der Atomcomplex 0?H30O sich von dem Atomeomplex 0’H®0--0 lostrennt, um sich mit einem andern Aequivalent G’N?O--O zu verbinden ? Dazu müsste man annehmen, dass bei höherer Temperatur die chemische Verwandtschaft der gleichartigen Atomcomplexe grösser wird, als die der ungleichartigen. Jene haben aber gar keine chemische Verwandtschaft zu einander. Wollte man Analogien in den Zersetzungen suchen, welche die Wärme auch bei unorga- nischen Körpern veranlasst, so müsste auch hier diese etwas gesuchte Erklärungsweise Platz finden. Man müsste also nicht sagen, das Quecksilberoxyd wird deshalb durch Hitze zerlegt, weil dadurch die Verwandtschaft des Quecksilbers und des Sauer- stoffs aufgehoben wird, sondern deshalb, weil ein Atom Queck- silberoxyd ein anderes so zersetzt, dass sich O+0O und Hg--Ilg bildet. Die Formel für diese Zersetzung würde sein (Hg+O)-+ (Hg-H0)= (Hg+Hg)-H(0O-+0). Darin, dass durch diese Formel die Zersetzung des Quecksilberoxyds durch Hitze nicht erklärt wird, ist wohl jeder Ghemiker mit mir einverstanden. Die von Gerhardt gegebene Formel für die Zersetzung der wasser- freien Doppelsäuren durch die Wärme kommt im Wesentlichen sanz mit dieser überein. Sie kann ebensowenig den hier statt- findenden Process erklären. Es ist einleuchtend, dass die Zer- setzung der Doppelsäure in die einfachen wasserfreien Säuren nach den gewöhnlichen Vorstellungsweisen von der Zusammen- setzung organischer Substanzen viel einfacher erklärt werden kann. Wie beim Quecksilberoxyd wird die Verwandtschaft der die Verbindung constituirenden Bestandtheile durch die Wärme aufgehoben. Diese Bestandtheile trennen sich also von einander, 117 So viel geht aus dem Vorhergehenden hervor, dass die Resultate der Versuche von Gerhardt und CGhiozza keines- wegs die Ansichten, welche ersterer aufgestellt hat, stützen. Nimmt man dıese Ansichten aber an, so lassen sich allerdings alle Erscheinungen dadurch erklären, freilich nicht ohne dass man zuweilen genöthigt ist, elwas gewagte Hypothesen zu Hülfe zu nehmen. Durch die gebräuchliche Ansicht von der Zusam- mensetzung der organischen Substanzen können dagegen alle Erscheinungen, vielleicht nur mit Ausnahme des Aetherbildungs- processes leicht erklärt werden. Die Vorstellungsweise von der Zusammensetzung organi- scher Körper, welche Gerhardt in die Wissenschaft einzufüh- ren bestrebt ist, hat ihn auf die alte Idee der sauerstoffhaltigen Radikale zurückgeführt. Die Atomcomplexe, die den H des Was- sers ersetzen können, sind die organischen Radikale, oder viel- mehr diese Atomcomplexe doppelt genommen. Gerhardt ver- mulhet nämlich, dass sich solche Verbindungen herstellen las- sen, wenn man entsprechende Chlorverbindungen auf Verbindun- gen eines Aldehyds mit Basen einwirken lässt. Die Zersetzung würde bei der Darstellung des Acetyls etwa folgende sein: a ( 130 02130 ( = lee CGhiozza hat Versuche angestellt, welche diese Voraus- sicht bestätigen. Er wendete zu denselben die Kaliverbindung des Guminols an, welche erhalten wird, wenn Guminol in einem kleinen zugedeckten Platintiegel mit Kalium erhitzt wird. Wird diese Verbindung, die nach Gerhardt’s Schreibweise aus a) Ä ( K ) besteht, mit einer äquivalenten Menge Gumylchlorid vermischt, so wird sie flüssig, und in gelinder Wärme scheidet sich Chlorkalium ab. Gleichzeitig bildet sich das Cumyl. Dieser Körper hat das Ansehn eines dicken Oels, das schwerer als Wasser ist, in der Kälte nur schwach riecht, in der Hitze aber einen stärkern, an den der Geranien erinnernden Geruch aus- stösst. Es entzündet sich schwer und brennt mit russender Flamme. In einer Kältemischung wird es fest, ohne eine Spur von Krystallisation zu zeigen. Kochender Alkohol löst es ziem- lich leicht, kalter nur sehr wenig auf. Es kocht etwas über 9 118 300°C. und zersetzt sich dabei unter Bildung von Guminsäure und von anderen Produkten. CGhiozza giebt für diese Zersetzung folgende Gleichung ECT) EHE) So sehr es im ersten Augenblick frappiren mag, dass die Zersetzung, welche Gerhardt, auf seine theoretischen Ansich- ten gestützt, vorausgesagt hatte, wirklich eintritt, so darf man doch nicht diesen Umstand als eine Stütze jener theoretischen Ansicht betrachten. Denn auch nach der gebräuchlichen Ansicht von der Zusammensetzung der organischen Substanzen war die- selbe vorauszusehen. Das Guminaldehyd-Kali besteht danach aus 2 G?°H!0--KO, das Cumylchlorid aus G?°H!! va Kommen glei- che Atome dieser Körper in der Weise zusammen, dass die grosse Verwandtschaft des Chlors zum Kalium wirksam werden kann, so muss sich ein dem früher Benzoyl genannten ähnlicher Körper erzeugen. u (C?°HUO-+KO) 102Hu) ej= EIR-2(C2°40?). Also auch diese Thatsache lässt sich vollkommen mit Hülfe der gewöhnlichen Vorstellungsweise von der Zusammensetzung der organischen Säuren und ihrer Derivate erklären. So sehr es daher anzuerkennen ist, dass Gerhardt durch seine neuen Ansichten über die Zusammensetzung organischer Körper den Anstoss dazu gegeben hat, dass eine Reihe interessanter, bis dahin nicht bekannter Verbindungen theils schon entdeckt wor- den sind, theils noch fernerhin werden entdeckt werden, so muss man doch bekennen, dass der eigentliche Zweck dieser Versuche durch dieselben nicht erreicht werden konnte, der näm- lich, die Unbrauchbarkeit der gewöhnlichen Vorstellungsweise von der Zusammensetzung organischer Körper nachzuweisen. Im Gegentheil scheint gerade wegen gewisser Eigenschaften der ge- nannten Verbindungen dieser Vorstellungsweise der Vorzug ein- geräumt werden zu müssen. 119 Monatsbericht a. Sitzungsbericht. Februar 2. Hr. Söchting in Göttingen sendet folgende briefliche Mittheilung ein: Ueber die Analyse der Saurierknochen kann ich noch nichts Bestimmtes mittheilen, da die Methoden zur genauen Bestimmung des Fluorgehaltes (nach vorläufigen Versuchen enthalten sie etwa 10 pet. Fluorcaleium) nicht passend erschienen, indem zugleich noch Kohlen- säure, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Salzsäure vorhanden sind. In- dess werde ich nicht verfehlen, Ihnen, sobald ich zu einem sichern Resultate gelangt sein werde, Nachricht zu geben. Inzwischen lege ich die Abbildung eines Knochens aus eben den Saurierschichten von Jena bei, dessen Deutung mir bis jetzt noch nicht gelungen ist, Er ist von derselben blassröthlichgrauen Farbe, wie die meisten Stücke von dort. Seine Stärke erreicht höchtens 3®m. Die Eintiefung am spitzen Ende ist ziemlich fach. In H. v.Meyer’s Werke über die Muschelkalksaurier, sowie in Agassiz’ fossilen Fischen habe ich ver- geblich nach etwas Aehnlichem gesucht. Ferner erfolgt eine Schuppe von ebendaher, wie sie von H. v. Meyer in den Paläontographieis, Bd. I., unter den von Jena, Quer- furt und aus Schlesien nicht mit gezeichnet ist. Das andere Stück wollte Hr. Professor E. Schmid in Jena gleichfalls für eine Schuppe ausgeben. Ich kann mich aber nicht erinnern, weder in seiner reich- haltigen Sammlung, noch sonst eine dieser Art aus der beregten Mu- schelkalkschicht gesehen zu haben. Fast möchte ich es für ein Kie- ferstück halten. Das dritte, unzweifelhafte Kieferstück ist jedenfalls neu für Jena. Für Saurichthys Mougeoti Ag. scheint mir das Zähnchen zu klein und für Saurichthys apicalis Ag. zu gerade stehend. Dieses Stück als zu Saurichthys tenuirosiris Ag., von welchem sich Schädel-, Ober- und Unterkiefer bei Jena finden, gehörig zu erklären, dürfte wohl zu gewagt sein, wenn man,nieht annehmen wollte, dass man von dem eben genannten, mindestens bei Jena, keine Zähne gefunden habe, weil die Kiefer noch mit einander in Verbindung stehend und parallel der Schichtungsfläche des Gesteins erscheinen, in welcher Lage die Zähn- chen leicht zerstört werden konnten. Die meisten Kiefer, welche ich gesehen habe, zeigen an beiden Seiten Rinnen oder Längshöhlungen. Von Jenaer Vorkommnissen kenne ich nur Charitodon Tschudii, wel- ches ähnlich wie dieses Kieferstück gelagert ist und die Zähne von Nothosaurus. a Endlich noch eine Mittheilung über ein Eisenerz von Friedrichs- rode am Thüringerwalde, welches von den Händlern unter dem Na- men Gelbeisenerz, sogar als Xanthosiderit ausgegeben worden ist. Es ist von radialfaseriger Textur, seidenglänzend, gelblichbraun, im Stri- che und Pulver von der Farbe des Xanthosiderits, Die Härte fand 9* 120 ich 3,5, das specifische Gewicht von 3,40—4,17. Beim Glühen de- crepitirt es so slark, dass bei einem Versuche, wobei der Deckel des Tiegels mittelst Draht befestigt war, weil er bei einem frühern ab- geworfen wurde, die feinsten Splitterchen herausgeschleudert wurden. Das über Schwefelsäure getrocknete Pulver ergab einen Glühverlust von 10,438 pCt. Eine Reduction mit Wasserstofl! ergab Sauerstoff 25,756 p€t., entsprechend Eisenoxyd 85,939 und fand sich, bei Ab- wesenheit von Mangan und alkalischen Erden, Kieselsäure oder Sili- cate 3,669, auf Eisenoxyd und Wasser allein berechnet sich jenes 89,212, dies 10,834 pCt., gleichfalls 100,46. In Säuren ist das Mineral ungemein schwer löslich und hinterlässt bei hinreichend lange forigesetzter Digestion ganzer Stücken ein Silicatskelet. Vor dem Löthrohre giebt es die gewöhnlichen Eisenreactionen. Nach diesem ist es kein Xanthosiderit, welcher 14—15 pCt. Wasser enthält und der Formel Fe,0,-+2H0O entspricht, während für das vorliegende dieselbe Fe,0,-+H0 is. Naumanns Gelbeisen, welches dem Misy synonym ist, enthält Schwefelsäure und ist ein Vitriolisationsproduct. Haus- mann?’s Gelbeisen hat 18 pCt. Wasser, Es würde also wohl Haus- mann’s sirahligem Pyrrhosiderit am nächsten stehen. An einigen Stücken habe ich ausser diesem Erze in kleinen Höhlungen feine Kry- stallchen von der Farbe des Goldsträusandes bemerkt, doch in zu ge- ringer Menge, um eine Identität mit dem Erze oder eine andere Spe- ciesbestimmung vornehmen zu können. Aehnlichkeit hat es ungefähr mit dem Xanthosiderit, dessen Eigenthümlichkeit, mindestens der che- mischen Zusammensetzung nach, Hausmann noch bestreitet und den er mit seinem Gelbeisenstein vereinigt. Das Friedrichsröder Erz fin- det sich auf Gängen des Porphyrgebirges, z. Th. mit Quarz als Gang- masse. An den Handstücken, welche man gewöhnlich erhält, sind die Schalen durch eine dunkle, graue, hier und da etwas ins Rothe spie- lende Eisenmasse verbunden, welche beim Zerkleinern Pulver von der Farbe des Rotheisensteins liefert. _Ich habe von einem Stücke, an welehem diese Masse völlig ausgebildet war, da sie wahrscheinlich an der Wand einer Höhlung gesessen, gepulvert und geglüht und fand einen Glühverlust von 1,56 pCt. Eine Trocknung über Schwefel- säure war nicht vorhergesangen,. Wäre die Masse homogen (eine weitere Untersuchung habe ich noch nicht angestellt), so wäre sie wohl als Rotheisenstein anzusehen, wenn man nicht auf 7 Atome Eisenoxyd 1 At. Wasser rechnen wollte. Die erste der vorgelegten Schuppen deutete Hr. Giebel auf Amblypterus, die andere ist nur mil der Innenseite vom Gestein ent- blösst, und gehört der Gegend über den Brustilossen an, doch lässt sich die Gattung nicht mit Bestimmtheit. ermitteln. Das Kieferstück endlich dürfte wohl nur Saurichthys zuzuweisen sein. Hr. Baer berichtet über Prof. Shepard’s Entdeckung von Geysiren in Kalifornien. Wenn auch Shepards Mittheilung nicht so anziehend und klar geschrieben ist, wie die von Bunsen über die Geysire auf Island und wenn jener auch nicht die Erscheinungen 121 Schritt vor Schritt verfolgt und sie nicht genügend erklärt, wie die- ser, so bieten die Thatsachen wegen ihrer Grossartigkeit, in der sie auftreten, doch ein grosses Interesse dar. Schon früher entdeckte Shepard im Napathal, besonders am Fusse des Ilelenenberges, eine Reihe thermischer Actionen, über welche er bereits 1851 berichtete. Er beschloss diese Erscheinungen weiter zu verfolgen, namentlich den Sitz der grössten Intensität dieser kräftigen Thätigkeit aufzusuchen. In dieser Richtung begab er sich in nordwestlicher Richtung auf den Weg. Bereits am Morgen des vierten Tages (am 8. Februar 1852) erreichte er auf einer sehr beschwerlichen Reise den Gipfel eines Berges, von welchem er auf eine merkwürdige Scene herniederblickte. Fast unmittelbar unter seinen Füssen öffnete sich im Norden eine weite Kluft; während die Berge ringsumher mit Schnee bedeckt wa- ren, prangle unter ihm die üppigste Vegetation; die Sonne beleuch- tete das Thal und der Reisende gewahrte in einer Entfernung von etwa 4 englischen Meilen zahlreiche Wolken und dichte Dampfsäulen vom Ufer des kleinen Flusses Pluto aufsteigen, so dass er auf eine grosse, thätige Fabrikstadt hinabzuschauen wähnte, Bald gelangte er selbst an den geheimnissvollen Ort und nun wurde alles klar. Auf einer Fläche von !/, M. im Geviert bemerkte er an 200 Oeffnungen, durch welche der Dampf mit Ilefigkeit ausströmte und dichte, bis 150‘ hohe Dampfsäulen in die Höhe stiegen. Das Gebrüll der grös- sern Oeflnungen konnte schon in der Entfernung von einer Meile gehört werden; der scharfe, zischende Ton der kleinern wollte sich in längerer Zeit nicht aus dem Ohre des Reisenden verlieren. Einige dieser Oeffnungen arbeiteten stussweise, wie Hoch -Druckmaschinen ; sie warfen gelegentlich Dampfistrahlen oder Massen von heissem Was- ser bis 30° um sich herum, so dass die Annäherung, zu welcher die Neugierde antrieb, mit Gefahr verbunden war. Andere trieben, wie Springbrunnen, Dampf und Wasser beständig in einem Strahl in die Höhe, über welchem eine dichte, in lebhaften Farben glänzende Wolke Ihronte. Alle waren von Kegeln umgeben, die aus Ablagerungen ver- schiedener Mineralsubstanzen, untermischt mit Schwefelkrystallen und erdigen Massen, gebildet wurden. In einigen stieg das siedende Was- ser in grosser Aufwallung bis an den Rand der Kegel hinauf; in an- dern siedete das Wasser ruhig, wie in einem Kessel. Der ganze Bo- den war unterminirt und brach oft unter den Füssen des Reisenden ein. Einmal bemerkte er einen wild dahinstürzenden Strom heissen Wassers von 5—6 Fuss Breite, der in die tiefen, unter den Bergen befindlichen Höhlen sich ergoss. Am Fusse der Kegel, in der Schlucht selbst, im Bette des Flusses und am jenseitigen Ufer brachen zahl- lose Quellen hervor, verschieden ihrer chemischen Constitution, wie ihrer Temperatur nach. - Zahlreich sind die Schwefelwasser ; sie setzen eine grosse Menge schöner Schwefelkrystalle ab. Wo das Gas der- selben in den Pluto strömt, wird das Beit dieses einige Meilen weit abwärts durch den ausgeschiedenen Schwefel ganz milchig. Auch stark saures Wasser wurde gefunden. Merkwürdig ist, dass ein (hä- 122 tiger Vulcan oder Spuren desselben — Lava — nicht entdeckt wer- den konnte. Die Einwirkung dieser ausserordentlichen Thätigkeit auf die umliegenden Gesteine wird nur oberflächlich besprochen. Holz wird dadurch theils verkieselt, theils verkohlt; andere Fragmente schienen in der Mitte zwischen Versteinerung und Verkohlung zu stehen. In solcher Umgebung nun entdeckte der Reisende einige Tropfen einer Flüssigkeit, die im hohen Grade ein lichtbrechendes Vermögen besass. Er glaubt sich zu der Annahme berechtigt, dass unter solchen Um- ständen vielleicht reiner Kohlenstoff aufgelöst werde, krystallisire und den Diamant, über dessen Entstehung wir nichts wissen, bilde. Der Entscheidung ist diese Frage aber nicht näher gebracht, da die Flüs- sigkeit beim Einsammeln verloren ging. — Man sollte vermuthen, dass die Vegetation durch die heissen Exhalationen und Schwefel- dämpfe gehindert wäre. Dem ist aber nicht so. Quercus sempervi- rens grünt in voller Pracht 50° von den heissen Geysirn entfernt ; ebenso Ahorn und Erlen bis zu 2° Durchmesser im Stamm. Der Reisende schreibt dies dem Einfluss des kalten Wassers zu, welches in grosser Menge von den umliegenden Bergen herniederströmt. Ganze Heerden von Bären, Panthern, Hirschen, Haasen und Eichhörnchen ziehen sich im Winter auf diesen warmen Boden zurück. Shepard hat den Ein- fluss dieser ausserordentlichen chemischen Thätigkeit bis auf 300 Mei- len verfolgt, aber nie wieder eine so erstaunliche Intensität beobach- tet. Diese scheint jedoch nicht stationär zu sein, sondern sich ost- wärts in dem Plutothal fortzubewegen. Februar 16. Hr. Giebel sprach über die fossilen Men- schenzähne im Bohnerz der schwäbischen Alp. Jäger hat dieselben in den Akten der Leop. Akad. XXII®- 809. Tb. 68, Fig. 49. 50. ab- gebildet und für nicht fossil erklärt, weil auch Kunstprodukte und Reste von entschieden lebenden Thieren in jenen Spalten und Ilöh. len vorkommen. Hr. Quenstedt hat in den letzten Jahren drei Schmelzkronen menschlicher Zähne bekommen, über deren Fossilität nun nicht der geringste Zweifel stattfinden kann, sie sind gerade so abgerieben als die mit vorkommenden Reste der Hippotherien, Ma- stodonten, Rhinoceroten, Tapirn etc., der Schmelz hat das blass ge- bleichte Ansehen, Mangandendriten haben Zahnbein und Schmelz durch- drungen und in dem glänzenden Schmelze des Einen finden sich jene eigenthümlichen blassblauen Wolken, welche für die Fossilität in den Bohnerzen der zweiten Säugethier- Formation sprechen. Also fossil sind sie, behauptet Hr. Quenstedt (Würtemb. Jahresh. 1853. VIN. 68.). Meine Beobachtungen über Knochen lebender Thiere unter di- luvialen lassen mich trotz des ganz übereinstimmenden Ansehens die- ser Zähne mit denen der Hippotherien etc. an der wirklichen Fossi- lität dennoch zweifeln. Bei Aufräumung eines der grössten und in- teressantesten Knochenlagers im Diluvium des Seveckenberges sah ich in 15‘ Tiefe, wo das atmosphärische Wasser an einer senkrechten Wand des das Knochenlager begränzenden Gypses vielleicht Jahrhun- derte lang hinabgesickert war, Knochen von Mäusen, Kaninchen und 123 Kröten so mit den diluvialen vermengt, dass sie gleichen Ursprunges zu sein schienen. Die Reste von Mäusen und Kaninchen hatten in jeder Hinsicht dasselbe Ansehen wie die Hyänenknochen, die der Krö- ten dagegen verriethen ihren spätern Ursprung schon durch das An- sehen. Ich habe diese Reste nie in meinen Berichten über jene Funde aufgeführt, weil die Möglichkeit einer spätern Beimengung mir mehr als wahrscheinlich ist und weil ich die feste Ueberzeugung gewonnen hatte, dass Knochen lebender Thiere unter günstigen Verhältnissen das Ansehen wirklich diluvialer erhalten können. Die Lagerstätte ist dieselbe, die chemischen Einflüsse sind dieselben, nur die eben zu berechnende Zeit dieser Einflüsse ist eine andere, also beweist das übereinstimmende Aeussere jener Bohnerzzähne mit denen der Hip- potherien die Fossilität keineswegs so überzeugend als Hr. Quen- stedt behauptet. Ueberdiess legt Hr. Quenstedt in andern Fäl- len selbst kein Gewicht auf das eigenthümliche Ansehen, im Ge- gentheil er erklärt entschieden wirklich diluviale Reste für lebende ohne einen Grund dafür anzuführen (Lepus im Handb. der Petrefakt. S. 41.; Gallus S. 85.). Von Lepus und Gallus, von Hypudaeus, Cor- vus, Fringilla ete. führte ich nur solche Knochen auf, die an zuver- sichtlich nie geöffneten Stellen des Knochenlagers sich fanden, an Stellen wo eine spätere Beimengung unmöglich war und hob als ei- nen Beleg hiefür das Vorkommen eines Unterkiefers von LZepus in der Hirnhöhle eines Rhinocerosschädels besonders hervor. Wer je Knochenlager unter verschiedenen Verhältnissen mit der erforderlichen Aufmerksamkeit, d. h. jeden Zoll breit Mergel und jeden einzelnen Knocken vorsichtig bis auf den letzten prüfend abräumte, der wird auch die spätern Beimengungen von den ursprünglichen nicht blos durch das Ansehen sondern im Lager selbst unterscheiden können, Hr. Quenstedt sagt nun kein Wort davon, wie er zu jenen Men- schenzähnen gelangt ist, und aus der zuvor von ihm ausgesprochenen Behauptung, dass nämlich nie ein Kunstprodukt oder menschlicher Ueberrest im unverritzten Erze gefunden und die Lieferanten dieser Gegenstände gewöhnlich Lügner seien, wird es wahrscheinlich, dass er diese Menschenzähne nicht selbst an Ort und Stelle gefunden hat. An der Deutung der Zähne wollen wir nicht zweifeln, da sie auf ei- nem anatomischen Museum verglichen sind. Dagegen ist die Lager- stätte selbst, das Bohnerz, ein Gebilde noch sehr fraglichen Alters. Fraas unterscheidet vier dem Alter nach verschiedene Bohnerzfor- mationen (Würtemb. Jahresh. 1552. Heft 1.) und indem Hr. Quen- stedt diese Ansicht theilt, versetzt er die urweltlichen Menschen in die zweite d. h. mitteltertiäre oder durch die Existenz des Dinothe- riums characterisirte. v. Alberti (vergl. S. 46.) hält dagegen alle Bohnerze für eocen und dann wären jene Menschen gleichzeitig mit den ersten Affen auf der Erdoberfläche erschienen. Der Zustand der Säugethierreste in den Bohnerzen, die Vermengung von Resten ent- schieden verschiedenen Alters erheischt eine sorgfältige Prüfung des Vorkommens an Ort und Stelle, die nach Hrn. Quenstedt noch 124 nicht angestellt worden ist. So lange die Petrefakten nur von den Arbeitern geliefert werden, können zuverlässige Folgerungen aus den Petrefakten auf das Alter und die Bildung der verschiedenen Bohnerz- lagerstätten nicht gemacht werden und wir schreiben daher jenen an- geblich fossilen Menschenzähnen keine andere Bedeutung zu als den Köstritzer und ähnlichen Vorkommnissen. Hr. Heppe giebt einen vorläufigen Bericht über seine Unter- suchungen des Terpins. Stellt man ein Gemisch aus 4 Theilen Ter- penthinöl, 2 Th. Alkohol von 30 p€t. Richt. und 2 Th. concentrir- ter Salpetersäure in einer verschlossenen Flasche an einen mässig warmen Ort, und schüttelt das Gemisch, welches sich in zwei Schich- ten theilt, zuweilen tüchtig durcheinander, so werden sich nach Ver- lauf von 4 bis 6 Wochen auf dem Boden und den Wänden der Fla- sche schöne Krystalle von Terpin angesetzt haben. Man giessi die Flüssigkeit ab, wäscht die Krystalle mit wenig Aether oder absoluten Alkohol und reinigt sie durch wiederholtes Umkrystallisiren aus heis- sem Wasser oder Alkohol. — So dargestellt bildet das Terpin schöne weisse glänzende Krystalle, die nach des Entdeckers Analyse aus €,04;20, bestehen, völlig geruch- und geschmacklos sind, wenig von kaltem, mehr von kochendem Wasser, sowie auch etwas von Alkohol und Aether gelöst werden. Die Lösungen sind neutral. — Beim Er- hitzen in einem silbernen Löffelchen entweicht zuerst etwas Krystall- wasser, dann schmilzt das Terpin unter fortwährendem Verdampfen zu einer gelblichen Flüssigkeit, welche beim Erkalten zu einer harten, weissen Masse erstarrt, die auf dem Bruche krystallinisches Gefüge zeigt. Durch fortgesetztes Erhitzen verdampft die wieder geschmol- zene Masse vollständig. Angezündet verbrennt dieselbe mit heller, wenig russender Flamme. — Ich glaube, dass das Terpin ein dimorpher Körper ist, da es sowohl in Octaädern, als auch in zugespitzten vierkantigen Prismen krystallisiren kann. Die wässrige Lösung wird durch folgende Rea- gentien auch nicht durch Kochen verändert: Kohlensaures Natron und Ammoniak, Goldchlorid, Platinchlorid, salpetersaures Silberoxyd, Quecksilberchlorid, Brechweinstein, Jodkalium, essigsaures Bleioxyd, chromsaures Kali, schwefelsaures Kupferoxyd. Setzt man jedoch zu einer kochenden Lösung von Terpin und schwefelsaurem Kupferoxyd etwas Ammoniakliquor, so fällt sofort ein schwarzer Niederschlag zu Boden, der wahrscheinlich Kupferoxyd ist. Durch Vermischen der wässrigen Lösung des Terpins mit einigen Tropfen concentrirter Schwe- felsäure, wird dasselbe zersetzt, indem es 5 Atome Wasser abgibt, und ein gelbliches, angenehm riechendes Oei, welches von seinem Entdecker Terpinol genannt wurde, und aus C,,#,,0 besteht, bildet. — Es ist leichter als Wasser und löst Jod ruhig auf. — Ein dem Terpinol ähnlich riechendes Oel entsteht, wenn man Terpin mit Sal- ‚petersäure erhitz. — Durch concentrirte Schwefelsäure wird das Terpin zu einer rothen Flüssigkeit aufgelöst, die beim Verdünnen mit Wasser ein bräunliches Harz ausscheidet. — (oncentrirte Chlorwas- 125 wasserstoffsäure zersetzt das'Terpin in der Kälte nicht, beim Erhitzen tritt jedoch eine milchige Trübung ein, und es entsteht ein anfangs kräftig riechendes, dann aber die Augen zu Tlhränen reizendes, äthe- risches Oel, welches auch nach der Neutralisation der Säure diesen Geruch behält. Dasselbe Oel scheint sich auch zu bilden, wenn man das Terpin mit einem Gemisch aus 2 Theilen Chlorwasserstoflsäure und 1 Theil Salpetersäure behandelt, nur mit dem Unterschiede, dass beim Erhitzen der Mischung zuerst schöne grüne Oelbläschen an die Oberfläche der Flüssigkeit steigen und sehr schnell überdestilliren, sich aber bald wieder zersetzen und farblos werden. In der Re- torte, in welcher ich dies Experiment machte, blieb bei der nun ab- gebrochenen Destillation, unter der Säuremischung ein gelbes dickes Oel zurück, welches durch Waschen mit Wasser von der adhäriren- den Säure befreit wurde. Es besass einen weniger scharfen Geruch als das Destillat, und löste sich in Aether vollkommen auf. — Behan- delt man das Terpin mit einer Lösung von saurem chromsauren Kali in Wasser, setzt Schwefelsäure hinzu und kocht, so bildet sich so- gleich ein sehr angenehm, den Toncobohnen ähnlich riechendes Oel. — Nimmt man dagegen trocknes gepulvertes chromsaures Kalı und reibt dies in einem Mörser mil concentrirter Schwefelsäure zusammen, und setzt dann das Terpin zu, so entsteht nach einigen Augenblicken eine sehr heftige Zersetzung: verdünnt man darauf die breiige Masse mit Wasser, so scheidet sich aus der dunkelgrünen Lösung des gebilde- ten Chromalauns ein weisses feines Pulver aus, welches ich jedoch wegen der zu kleinen Menge desselben nicht weiter untersuchen konnte. — Ich werde die verschiedenen Zersetzungsprodukte des Ter- pins noch genauer studiren und das Resultat später mittheilen. — Hr. Krause. berichtet Plettners Untersuchungen der Braunkoh- lenformation in der Mark Brandenburg (Geol. Zeitschr. IV. Heft 2.). Der Braunkohlenbergbau in der Mark Brandenburg in seiner allgemei- nen Verbreitung hat, wenn wir einige frühere Versuche auf Braun- kohle und Alaunerde, von denen namentlich nur die letzteren zu el- was grösserer Bedeutung gelangt sind, abrechnen, eigentlich erst in der Mitte des vorigen Decenniums begonnen, und doch hat man durch die jetzigen Versuche schon ein so reichhaltiges Material von Aul- sehlüssen erhalten, dass daraus eine genauere Kenntniss der geogno- stischen Verhältnisse dieser Gegend hervorgehen könnte. Aller Orten in der märkischen Ebene werden die Braunkohlen- schichten (Tertiäre) vom Diluvium überdeckt, öfter bedeutend mäch- lig. Nur selten erreichen ältere Schichten so nahe die Oberfiäche, dass flache Einschnitte des Terrains sie dem Auge des Beobachters bloslesten. Doch sind dergleichen Einschnitte nur spärlich vorhan- den, weil sich der märkische Boden überall als ein flachhügeliges Plateau darstellt, in dem die breiten Thäler der grössern Flüsse sanft geneigt eingesenkt sind. Auch die Bäche und Wasserläufe zeigen nur in wenigen Fällen steilere Abstürze, die aber sehr bald durch atmo- sphärische, Einflüsse, denen nur die dortigen Lehm- und Mergellager 126 etwas besser Widerstand leisten, mehr und mehr geebnet werden und das Unterliegende mit ihren abstürzenden Massen verdecken, Die vor- handenen Sandlager in ihrer geringen Cohärenz runden bald alle schärferen Contouren der Oberfläche ab. Daher finden sich selten durch die Natur gebotene Aufschlüsse, die auch nur ein sehr unvoll- kommenes Bild der Anschauung geben können, zumal da die Forma- tion schon auf geringe Entfernung bedeutenden Schwankungen in Be- zug auf Mächtigkeit und Beschaffenheit der Schichten unterworfen ist, Es dürfte daher wohl sicherer sein, die Gruben als Grundlage für eine geognostische Untersuchung dieser Art zu wählen. Dieselhen sind in vorliegender Arbeit in 5 Gruppen getheilt: 1) Braunkohlen zwischen dem Elbthal und der Luckenwalder Niederung. Dazu gehören die Gruben bei Sorau, Muskau, Spremberg, Senftenberg und Wittenberg. 2) Zwischen der ae Niederung und dem Oder-Spree- hal; diese Grenzen schliessen die Gruben ein bei Grüneberg, Guben, Neuzelle, Fürstenwalde, Streganz. 3) Zwischen dem Oder- und Warthe-Thal liegen die Gruben bei Züllichau, Liebenau, Schermeissel, Gleissen, Zielenzig, Drossen, Lands- berg a. d. Warthe, - 4) Zwischen Spree- und Oderthal: Frankfurt, Müncheberg, Buckow, Wrietzen, Freienwalde, Schwedt und Stettin. 5) Die Braunkohlen in der Westpriegnitz: Perleberg. Die diese Braunkohlenformation constituirenden Glieder möchten etwa folgende sein: 1. Der Kohlensand. Er besteht aus runden Körnern von farblosem, durchsichtigem Quarze von Mohnkorngrösse. Der Sand ist im Ganzen gesehen grau und nimmt durch beigemengte Kohlentheile eine bräunlich graue bis braune Färbung an. Das Fehlen jeglichen Bindemittels bedingt einen äusserst geringen Zusammenhalt der Theile. Dem Wasser gestattet er ohne Hinderniss den Durchzug und zeigt sich dann als schwimmendes Gebirge. Schichtung ist fast nicht zu beobachter. Manchmal geht der Kohlensand gegen das Liegende hin in einen sehr ungleichkörnigen Quarzsand über, dessen Körner bis zu !/,“ Durchmesser wachsen. 2. DerGlimmersand hat überwiegende Quarzkörner, in un- tergeordneter Menge Glimmerblättchen. Die Quarzkörner sind unre- gelmässig eckig, sehr klein und von blendend weisser Farbe. Dieser Sand, übgleich. zwischen den Fingern zerreiblich, hat auf seinen La- gerstätlen einen beträchtlichen Zusammenhalt der Theile und bildet hohe, schroffe Absätze. Das Bindemittel ist Thon durch Eisenoxyd- hydrat gefärbt. Beim Zunehmen des letzteren wandelt sich das Glied in eisenschüssigen Sandstein um. Der Glimmer findet sich stets nur in dünnen farblosen oder emailweissen Blättchen von der Grösse ei- nes Stecknadelknopfes. Noch sind in diesem Sande kleine schwarze Pünktchen vereinzelt vorhanden, aber von so geringen Dimensionen, dass eine Bestimmung ihrer Zusammensetzung nicht ausführbar ist. 127 Da sie vor dem Löthrohre nicht verbrennen, so darf bei ihnen auf Kohle nicht geschlossen werden. 3, Der Formsand ist das verbreitetste Gebilde. Er be- steht aus Quarzkörnern und Thon; der Quarz ist aber so fein, dass nur genaue Prüfungen erst überzeugen, dass er und nicht Thon den Hauptbestandtheil bildet. Glimmer fehlt nie ganz. Eingemengte Kohle bedingt die verschiedenen Farbennüancen : vom Blendendweissen durchs Bräunlichgraue ins Schwärzlichbraune, welche Farben oft plötzlich und in dünnen Lagen mit einander wechseln. Trotzdem der Formsand keinen Thon enthält, ist er doch sehr milde anzufühlen und giebt ei- ner sandigen oder kurzen Thonmasse wenig an Plasticität nach. Da- her der Name. In den Strecken steht der Formsand und bildet so feste Stösse, dass man höchstens die Firste durch Zimmerung zu si- chern braucht. Dem Wasser gestattet er nur sehr geringen Durch- gang. Er ist überall sehr deutlich und meistens sehr dünn ge- schichtet. 4. Die Letten sind ein sehr inniges Gemenge von Sand, Thon und Kohlentheilchen, welchen der Glimmer nur in sehr thon- reichen Partieen zu fehlen pflegt. Nach dem Vorwalten der einzelnen Bestandtheile unterscheidet man sandige, sandigthonige, tho- nige Letten. — Die Färbung ist bräunlichschwarz und kohlschwarz und nur in den sandreicheren Abänderungen finden sich auch lich- tere Farbennüancen. Die Lettenmassen sind oft von beträchtlicher Fe» stigkeit, aber doch verschieden nach der Menge des eingemengten Thones, dessen Vorherrschen einen zäheren Zusammenhalt der Theile bedingt. In den Strecken stehen die Leiten noch besser als der Formsand und sind gegen Wasser undurchdringlich. Deutliche Schich- tung, meist sehr dünn. Einzeln kommt in ihnen noch vor: Gyps und Schwefelkies. 5. Die Alaunerde ist ein (honiger oder thonigsandiger Letten mit beträchtlichem Schwefelkiesgehalte. Sie gleicht in den sandfreieren Abänderungen einem festen, bituminösen Thone, in sand- reicheren einem thonigen Letten, bald glimmerfrei und nur in dün- nen, faserigen Blättchen abschilfernd, bald glimmerhaltig und schie- ferähnlich dünn geschichtet, immer aber mit beträchtlichem Zusam- menhalt der Theile. Die Farbe ist stets pech- oder kohlenschwarz und meist in frischem Zustande feltartig glänzend. Querbruch erdig und matt, Zu den Einschlüssen der Alaunerde gehört der Gyps. 6. Die Braunkohle Sie ist das technisch wichtigste Glied. Bräunlichschwarz selten pechschwarz, in einzelnen Partieen auch lichtbraun, Sie ist dicht und homogen mit erdigem, ebenem bis unebenem Querbruche, ohne Glanz. Selten ist die Kohle deutlich gesehichtet und lässt an kleinen Handstücken die Ahlagerungsflächen deutlicher erkennen, meistens zerklüftet sie in unregelmässig paralle- lepipedische Stücke (Knorpel), mit mehr oder weniger scharfen Kan- ten, Die meisten Kohlen haben ein festes Gefüge und eine Härte etwas unter Kalkspath (?). Das specifische Gewicht schwankt zwi- 128 schen 1,2 und 1,3. Der chemische Gehalt ist ohngefähr 60— 70%, GC. 5—7°/, H. und zwischen 35—20°/, 0. (und N.). Der Aschen- rückstand ist zwischen 0,5—5°/, — Man theilt die Braunkohle hin- sichtlich ihrer Festigkeit in Stück -, (Bruchstücke von 4—5“ Durchm.) Knorpel-, Formkohle und bituminöses Holz. Zwar hat diese Einthei- lung practischen Werth, doch trifft sie nicht das Wesen der Kohle. Denn bei längerem Liegen an der Luft wird in allen diesen Braun- kohlen der Zusammenhalt der Theile nach und“nach geringer, so dass dieselbe Kohle leicht drei verschiedenen Abstufungen angehören kann, z. B. Stückkohle zerfällt in Knorpelkohle, diese wieder zu er- diger Kohle. — Eine durchgreifendere Eintheilung der Braunkohle nach ihrer innern Beschaffenheit ist: Moorkohle, Erdkohle, Blätterkohle, Formkohle, bei welchen Arten hinsichtlich der Heitzkraft die Moorkohle allen andern vorzuziehen ist. Dieser folgt die Blätterkohle, während die Formkohle fast ohne alle technische Nutzbarkeit ist. Dieser letzten Eintheilung ist jedoch noch das bitu- minöse Holz anzureihen , welches vorherrschend in der Erd- und Blätterkohle vorkommt. Es ist von sehr festem dünnfasrigem Gefüge und lässt auf seinem Querbruche deutlich eine grosse Zahl von Jah- resringen erkennen. Die Farbe ist ein lichtes Braun. Ein Schnitt parallel den Holzfasern zeigt überall die getüpfelten Gefässe der Co- niferen. Das bituminöse Holz ist in den Flötzen unregelmässig ver- theilt, lagert aber stets mit seiner Längenrichtung parallel den Schich- tungsflächen, deren Krümmungen es zuweilen sehr deutlich gefolgt ist, — Eine dichtere Modifieation des bituminösen Holzes möchte die an einigen Orten, jedoch sehr selten vorkommende Pechkohle sein. 7. Die sandigen Thone haben gröberes Korn des einge- mengten Sandes als der Letten und mangeln vollständig der bitumi- nösen Beimengungen; daher lichtere Farben, bläulich, grünlichgrau. Der Gehalt an Gyps und Schwefelkies verschwindet ebenfalls, der dem Letten fast nie fehlt. Nach dem grössern oder geringeren Sandge- halte sind die Thone bald mehr, bald weniger plastisch Wo der sandige Thon mit Kohlenflötzen in Berührung tritt, geht er durch Aufnahme von Bitumen in thonigen Leiten über. 8. Die plastischen Thone, welche mit den Braunkohlen- flötzen vorkommen, gehören sämmtlich dem Septarienthone an. Die genannten 8 Glieder dieser Formation stehen jedoch in man- cherleı Zusammenhang mit einander, so dass genaue Unterscheidungen oft sehr schwierig sind. Allgemein also setzen: Sand, Thon und Braunkohle als wesentliche Bestandtheile das märkische Braunkoh- lengebirge zusammen, ihnen reihen sich als unwesentliche, aber meist als charakteristische Gemengtheile an: Glimmer , Schwefelkies, Gyps, Retinit, marine Conchylien, und vereinzelte noch: Alaun, schwe- saures Eisenoxydul als Efllorescenz und gediegen Schwefel. Ein wesentlicher Unterschied von andern Tertiärbildungen und allen älteren Formationen liegt also schon in dem fast gänzlichen 129 Fehlen des kohlensauren Kalkes. — Die grosse Veränderlichkeit, welche das märkische Braunkohlengebirge zeigt, möchte ein durch- greilendes Gesetz für die Lagerungsfolge der Schichten schwierig auf- stellen lassen. Man muss sich daher auf einen kleinen Kreis von Fundorten beschränken und von dessen Lagerung, so viel es geht, auf das Ganze schliessen. Nimmt man da z.B. die Gruben von Frank- furt a. d. O,, Müncheberg und Buckow als natürlichen Mittelpunkt an, so kann an diesen Orten eine hangende und eine liegende Flötz- partie unterschieden werden. Die untern Flötze bestehen aus Moor- kohlen ; sie nehmen von unten nach oben an Mächtigkeit zu, so dass das oberste das mächtigste ist. Die der obern Abtheilung (hangen- den Flölzpartie), mehr Erdkohle, sind meist durch Formsand von einander getrennt, der auch im Hangenden erscheint. Das Liegende ist thoniger oder thonigsandiger Leiten, welcher zugleich das Mittel zwischen beiden Flötzpartien ist. Sie werden vom Septarienthon überlagert, dessen oberen Parlien vielleicht die Alaunerdeflötze in der Mark angehören (Freienwalde, Schermeisel und Gleissen). — Von obigem Mittelpunkte südwestlich und nordwestlich bei Wit- tenberg und Perleberg sind an die Stelle der beiden Flötzfamilien, die gegen 7 Flötze enthielten, höchstens 2 Flötze, von Formsand be- gleitet, getreten. Oestlich tritt entschieden die obere Flötzpartie auf und nur nordöstlich bei Landsberg a. d. W. scheinen beide Flötzfa- milien, freilich nur durch ein Flötz vertreten, wieder aufzutreten. Nach Südosten hin machen sich die thonigen Bildungen mehr gel- tend. Gegen Süden hin fehlt es noch an Aufschlüssen, doch scheint hier die liegende Flötzparlie auch verschwunden und den Formsand und Lettenbildungen Platz gemacht zu haben. Nur bei Muskau sind die Schichten deutlicher erschlossen, wo man beide Flötzfamilien wie- der findet, wenn man an die Stelle der liegenden Flötzpartie, die dort dafür auftretenden Alaunerdelager rechnet. Der Septarienthon ist bis jetzt erst gegen Norden hin in Begleitung der Braunkohle ge- funden; er dehnt sich dann westwärls weiter aus, ohne von Kohlen begleitet zu sein. Lagerung. Soweit der bisherige Bergbau erlaubt, einen Blick in die Lagerung der märkischen Braunkohlenformation zu thun, dürfte eine lange andauernde regelmässige Lagerung zu den selteneren Er- scheinungen gehören, vielmehr findet man ein so steles Ansteigen und Fallen der Flötze, dabei eine so grosse Geneigtheit derselben, dass sie unmöglich ursprünglich so gebildet sein können. Zwar zeigen die abwechselnden Sättel und Mulden eine allgemeine Streichungslinie, doch tritt dieselbe durch kleine Unregelmässigkeiten in der horizon- talen Lagerung gestört, öfter nur sehr undeutlich hervor. Die die Flötze begleitenden Schichten folgen natürlich deren Windungen. Ge- wöhnlich ist die Streichungslinie der Flötze h. 9 bis 10 von 0S0 gegen WNW. Das Fallen beträgt auf grössere Erstreckungen nie mehr als 150, öfter steigt es äber für geringere Entfernungen auf 20 bis 150 50°, sogar bis 80, 90° und darüber, wo dann offenbar Ueberkippun- sen stattgefunden haben. — Tiefern Bohrlöchern zufolge scheinen mächtige Lager von blau- srauem Thone das Liegende dieser Braunkohlenformation zu bilden, die noch über 300° in die Tiefe hinabgehen sollen, was jedoch nicht überall der Fall ist, da an einzelnen Orten die festen Gesteine über die Tagesoberfläche hervortreten. So der Granit und Grauwacke bei den Dörfern Gross-Koschen und Kulmen — rother Porphyr bei Tor- sau — Gyps bei Sperenberg — Muschelkalk bei Rüdersdorf — Jura am Ostseegestade — Kreide bei Putzlow -— in welchen Erhebungen dieser ältern Gebirge jedenfalls die gestörte Lagerung der Braunkohle hauptsächlich ihren Grund hat. — Alter. Als Anhalt zur Altersbestimmung kann uns nur der Septarienthon dienen, den Professor Beyrich aus palaeontologischen Gründen wegen seiner Uebereinstimmung mit den Schichten vonBoom und Bäsele dem systeme rupelien (Dumont) parallelisirt, so dass demnach, wenn der bei Magdeburg über den Braunkohlen lagernde Sand als ein in der Mark fehlendes Zwischenglied angesehen wird, die Braunkohlen selbst in die Abtheilung der eocenen Tertiärbildun- sen fallen. — Auftreten. Schwerlich lässt sich irgendwo in der Mark Brandenburg das Ausgehende eines Flötzes über Tage nachweisen, weshalb die Braunkohle nicht die Oberfläche constiluirend genannt werden kann, da sie überall, wenigstens vom Diluvium, überlagert ist (Schwemmsand, der mit den übrigen Schichten nicht parallel geht). Während nur bei Wittenberg und Perleberg die Flötze geeignet gelagert sind, um einträglichen Tagebau auf ihnen führen zu können, sind an den sämmtlichen andern Fundorten nur unterirdische Baue eingerichtet, weil die Flötze an jenen Orten mit zu mächtigen For- mationsschichten überlagert sind; dennoch aber haben sich alle Braun- kohlen der märkischen Ebene bis jetzt nur in den höher gelegenen Plateaus gefunden und selbst die tiefsten Theile vorhandener Flötz- mulden gehen nicht unter das Niveau der Niederungen herab, wes- halb wohl an einem Fortsatze der Flötze unter die Sohle der Fluss- thäler zu zweifeln wäre. Hierzu hat man ein Beispiel in den Rauen- schen Bergen bei Fürstenwalde, wo der Bruststollen im Ni- veau des Plateau’s ins Gebirge getrieben ist, und trotzdem seine Sohle allmälig steigt, so hat derselbe doch keine der aufgeschlossenen Koh- lenmulden überfahren. Entstehung, Die Bildungsgeschichte dieser Braunkohle an- langend, so darf wohl eine Entstehung an Ort und Stelle nicht an- genommen werden; vielmehr führt Herr Pleitner durch, dass das Material zur Braunkohlenbildung angeschwemmt sei und zwar von Süden her, da im Süden überall die Braunkohlenbildungen hart an die Grenze der festen Gesteine sich anlagern, und die niedrigern Jo- che derselben überfluthet sogar noch Buchten und Vertiefungen im 131 Granit und der Grauwacke ausfüllen. Auch geht schon aus der Ver- schiedenheit der Tertiär- und der überlagernden Diluvial - Schichten, welche letztere unbestritten nordischer Abkunft sind, hervor, dass jene einer andern Heimath angehören. Wollte man eine Entstehung des Materials und Bildung der Braunkohle an Ort und Stelle annehmen und wollte man dies mittelst verschiedener Hebungen erklären, so müssten sich z.B. in der Mittel- mark diese Hebungen 7 Mal wiederholt haben, wo zwischen jeder neuen Hebung immer eine neue Wald-Vegetalion entstehen musste, Aber selbst der dichteste und hochstämmigste Wald uralter Bäume ist niemals im Stande, aus seinem Pflanzenstofle ein Flötz entstehen zu lassen, welches 15 ja nur 10° mächtig wäre. Ferner sind die Mittel zwischen 2 Flötzen oft so gering (1—"/,“), dass darauf eine neue Waldvegetation unmöglich sich hätte bilden können. Endlich dürften sich mit der vorhandenen Reinheit der Flötze unmöglich die oft wiedergekehrten Hebungen vereinbaren lassen. Alle diese Einwürfe gründen sich auf die Annahme, dass die überwiegende Menge des Kohlenstoffs in den Flötzen von Bäumen oder mindestens von straucharligen Dicotyledonen herrühre, was sich aus dem reichlichen Vorkommen der Coniferen und dem Erscheinen der Laubholzblätter in den hangenden Schichten ergiebt. Die grosse Reinheit der Flötze, das dünnschiefrige Gefüge, welches sich in den meisten Braunkohlenschichten zu erkennen giebt, spricht für eine sehr grosse Gleichmässigkeit und Ruhe bei der Ablagerung und für ihre geringe Neigung, in der sie sich ablagerten. Spätere Hebungen zerrissen dann vielleicht den Zusammenhang der Flötze, es entstanden Klüfte und grössere Spaltenräume, die sich von oben her mit nordischem Sand und Geröllen füllten. Durch die kleinern Oell- nungen fanden wenigstens die Tagewasser einen Zugang zu den tie- fern Lagen des Kohlengebirges, die sonst durch überlagernde Letten- und Formsand geschützt geblieben wären. Diese Wasser lösten vor- handene Schwefelkiese auf; es bildeten sich schwefelsaure Salze, die wesentlich zur Umwandlung der Pflanze in Kohle beitragen mussten *). Wo sich thonigsandige Niederschläge mit schlammiger Pflanzen- materie und grösseren Mengen von schwefelsauren Salzen zugleich niederschlugen, da entstanden die Alaunerdeflötze. Schliesslich mögen hier noch die Angaben der in den Jahren 1843 — 1850 geförderten Kohlen in runden Summen folgen, deren zwar nur allmähliges Steigen doch immer Beweis für die schnelle Entwickelung dieses neuen Zweiges der märkischen Industrie sein kann, * = „ . ) Wie Göppert’s Untersuchungen nachgewiesen haben, 132 Geförderte Kohle. Arbeilerzahl. | Thaler. 1843 155000 Tonnen 130 Mann 22109 thlr. 1544 | 166900 - 188 - 287586 - 1845 | 242130 - 316 - 34079 - 1846 | 324330 - 283 - 31159 - 1847 | 526040 - 419 - 76696 - 1548 | 647640 - 5l0 - 855695 - 1549 | 795000 - 617 - 96930 - 1550 | 862500 - 706 - 101600 - Nach dieser Tabelle es der mitllere Preis für 1 Tonne Braun- kohlen 4 Sgr. Hr. Heintz berichtet über eine Beobachtung, welche Hr. Ulex in Hamburg bekannt macht. In dieser Stadt werden jetzt Erdar- beiten ausgeführt zur Erweiterung des Hafens. Die dabei beschäflig- ten Arbeiter deckten eine graue Erdschicht auf, die einen sehr unan- genehmen Geruch verbreitete, die Arbeiter aber nicht allein dadurch belästigte, sondern auch auf die Gesundheit derselben einwirkte. Sie litten’ bei der Arbeit an Schwindel, ihre Augen entzündeten sich und thränten unter heftigen Schmerzen. Die metallenen Werkzeuge liefen durch das sich entwickelnde Gas an. Offenbar war Schwefelwasser- stoff die Ursache dieser Erscheinung. Die graue Erdmasse enthielt eine grosse Menge fein vertheilten Schwefels, der nur selten zu Erbsen-, bis Wallnussgrösse sieh angesammelt halte. Das Mikroskop zeigte, dass der Schwefel in kleinen Rhombenoctaödern krystallisirt war, de- ren Flächen sehr stark das Licht reflectirten. Ausserdem fanden sich ähnliche Convolute von Gyps vor. Der Umstand, dass sich in dieser Erdschieht Dinge aller Art finden, namentlich aber grosse Massen Knochen, spricht dafür, dass an dieser Stelle Kehricht und Abraum abgelagert ist. Der Schwefel aber muss sich hier offenbar gebildet haben, vielleicht in ähnlicher Weise, wie er in Sieilien, wo er in freilich grösseren, aber ganz ebenso geformten Krystallen noch immer gefunden wird. Ulex fin- det den Grund der Schwefelbildung in dem sich entwickelnden Schwefelwasserstoff, der im lockeren, feuchten Erdreich mit Luft in Berührung in Wasser und Schwefel zersetzt wird. Durch weitere Oxydation des Schwefelwasserstoffs unter Einfluss von Kalk bis zu Schwefelsäure kann auch der Gyps entstanden sein. Es ist zu be- dauern, dass Ulex nicht auch nach Gründen für die Bildung des Schwefelwasserstoffs gesucht hat. Dass die organischen Substanzen, welche sich in dem Erdreich befanden, solche Mengen Schwefel als solchen (nicht in Form von Schwefelsäure) enthalten haben sollten, dass man dadurch die Bildung von so viel Schwefel erklären könnte, ist kaum wahrscheinlich. (Journ, f, pract. Chem. Bd. 57. S. 330.) 133 Herr Heintz theilt ferner die Resultate der Versuche von Re- gnault über die Zusammensetzung der Luft mit. Nachdem man lange Zeit geglaubt hatte, die Zusammensetzung der Luft schwanke nie, so dass das Verhältniss des Sauerstofls und Stickstoffs in der- selben stets genau dasselbe bliebe, haben zuerst Versuche von Levy dargethan, dass kleine Schwankungen in diesem Verhältniss dennoch wirklich vorkommen. Die Versuche von Regnault bestätigen die Resultate von Levy vollkommen. Derselbe hat eine sehr grosse Reihe von Analysen von Luft gemacht, die in den verschiedensten Regionen der Erde aufgesammelt worden war. Beim Auffangen der Luft wendete Regnault die Vorsicht an, dieselbe nicht durch or- ganische Substanzen sperren zu lassen. Vielmehr wurde sie durch Einschmelzen in Glasröhren vor der Vermischung mit anderer Luft geschützt. Die Resultate der Versuche zeigen, dass in den meisten Fällen die Sauerstoffmenge der Luft nur zwischen 20,993 und 20,903 ptt. schwankt. Nur in einer Luftprobe, die im Flusse Guyaquil (Republik Eeuador) 2044‘ südliche Breite, S0%,54 westliche Länge (Greenwich) gesammelt worden war, stieg der Sauerstoffgehalt auf 21,015 pCt. Noch öfter ist aber, namentlich in Luft, die in wärmeren Ge- genden gesammelt worden war, viel weniger Sauerstoff gefunden wor- den. So enthielt die Luft von der Rhede von Toulon am 27. Mai 1851 nur 20,354, die von dem Hafen von Algier am 5. Juni 1851 nur 20,42 pCt. Sauerstoff, die auf der Rhede von Goree (Senegal) am 5. Juli 1848 20,896, die am 15. September 1548 33040 süd- licher Breite und 16015 westlicher Länge gesammelte 20,343 p£t. Sauerstoff, die am lten Februar 1549 im Bengalischen Meerbusen (904° nördlicher Breite, 83,0 östlicher Länge) gesammelte 20,46 pCt. Sauerstoff, die auf dem Ganges bei Caleutta am 8. März 1849 ge- sammelte 20,39 pCt. Sauerstoff, die zu Calcutta am 15. März 1849 20,566 plt., die an der afrikanischen Küste (Mers - et - Kebir) gesammelte 20,87 pCt. Sauerstoff ete. (Pharm. Centr. Bl. 1853. Nr. 4. u. 5.*, Ann. de Chim. et de Plıys. 3 ser. T. 36. p. 385.) Derselbe spricht endlich über eine Arbeit von Rud. Wag- ner über die Umwandlung der organischen Säuren der Reihe CH"0* in die Säuren der Reihe CrH"—?0% durch Einwirkung von Salpeter- säure. Bekanntlich bildet sich nach Dessaignes, wenn Buttersäure c°H80* mit Salpetersäure anhaltend gekocht wird, unter” Aufnahme von Sauerstoff, Bernsteinsäure. Da diese Säure zweibasisch ist, ihre Formel daher durch C°H®08 oder durch C°H?06--2H0 ausgedrückt werden muss, so geschieht die Bildung derselben aus der Buttersäure einfach dadurch, dass diese sechs Atome Sauerstoff aufnimmt, aber gleichzeitig zwei Atome Wasser abgiebt. C3B80?+60—=C°H60°-+-2H0. R.Wagner hoffte hiernach auch aus andern der Reihe CrH"0* angehörende Säuren ähnliche Produkte zu erhalten. Er wählte zn 1853. I. 10 134 dem Versuche Caprinsäure, welche bekanntlich aus :C?%H?00% besteht, und die, wenn sie durch Salpetersäure ähnlich zersetzt würde, wie die Buttersäure durch Kochen mit dieser Säure in Fetlsäure 020H.1808 übergehen müsste. Derselbe wendete jedoch zu den Versuchen nicht Caprinsäure selbst, sondern den Aldehyd dieser Säure, das Rautenöl an. Es bildete sich neben reichlichen Quantitäten Pelargonsäure, eine weisse, fettähnliche Masse, die beim Umkrystallisiren aus der wässri- gem Lösung sich in weissen Blättchen ansetzte, beim vorsichtigen Er- wärmen schmolz, und beim stärkeren Erhitzen zum Husten reizende Dämpfe ausstiess. — In kaltem Wasser war diese Substanz wenig löslich, doch reagirte die Lösung sauer. Das daraus dargestellte Blei- salz enthielt 54,84 pCt, Bleioxyd. In dem fettsauren Bleioxyd sind 55,02 pCt. Bleioxyd enthalten. Hiernach erleiden die Säuren der Reihe CrHn0* durch Salpe- tersäure eine zweifache Zersetzung. Theils oxydiren sie sich einfach unter alleiniger Abgabe von Wasserstoff, theils wird gleichzeitig Koh- lenstoff oxydirt. Herr Heintz macht besonders darauf aufmerksam, dass es sich durch dieses eigenthümliche Verhalten derselben zur Salpe- tersäure erklärt, weshalb bei der Oxydation der Oelsäure durch Sal- petersäure eine so grosse Reihe von Säuren gebildet wird, die alle den Reihen CrHr0* und C2H"7?08 angehören. Enrstere bilden sich zunächst, und durch weitere Einwirkung der Salpetersäure auf diese entstehen die nach der letzt erwähnten Formel zusammengesetzten Säuren. Es besteht aber noch ein anderer Zusammenhang zwischen den genannten Säurereihen. Gerhardt ist es nämlich gelungen, meh- rere Glieder der Gruppe CrH"?08 in Glieder der Reihe CrHPO* zu- rückzuführen. Dies geschieht durch schmelzendes Kalihydrat. Unter Bildung von zwei Atomen kohlensauren Kalis entsteht aus (C"Hr?08) (2 —?9n—20#, Demnach darf man es für wahrscheinlich halten, dass durch Behandeln mit Salpetersäure aus Buttersäure (CSH$0*) Bernsteinsäure CSH60® - Valeriansäure (C'0H!00®) Lipinsäure C!0H308 - Capronsäure (C1’H!?0*) Adipinsäure C1?H.!008 - Oenanthsäure (C1*H140%) Pimelinsäure €!*H1?08 - Caprylsäure (CI6H160*) Korksäure C!CH!?OS - Caprinsäure (C?0H?00%) Fettsäure C?0H1808 entsteht. Nebenbei bilden sich aber stets noch andere Säuren, die der Reihe C”H%0* angehören, deren Kohlen- und Wasserstoilgehalt jedoch geringer ist, als der der zum Versuch verwendeten Säure. Durch Behandeln mit Kalihydrat bildet sich dagegen aus Bernsteinsäure 084608 Propionsäure C6H60* Lipinsäure €10H808 Buttersäure 0$H80* Adipinsäure C1?H1008 Valeriansäure C10H1904 Pimelinsäure Q14M1?08 Capronsäure CY’H?0* 135 Korksäure CACHY1408 Oenanthsäure C!*H1?0* Feitsäure €?0H1808 Pelargonsäure C!8H150%, Die Oxalsäure darf man als das erste Glied der Bernsteinsäure- reihe betrachten. Denn wenn sie mit Kalihydrat geschmelzt wird, so entsteht daraus Ameisensäure gemäss der Formel 0*H420°—200°? — €?H?0*. Durch Oxydation mittelst Salpetersäure müsste demnach Es- sigsäure in Oxalsäure übergeführt werden. Die der Propionsäure ent- sprechende Säure der Reihe CrHr—?08 ist die von Barral in den Tabacksblättern entdeckte Nikotianasäure, welche aus C6H#08 besteht, und schon bei der trocknen Destillation in Kohlensäure und Essigsäure zerfällt, eine Zersetzung die unfehlbar auch eintreten wird, wenn sie mit Kalihydrat erhitzt wird. Es ist schliesslich noch zu erwähnen, dass Chiozza*) ein an- dres Zersetzungsprodukt des Rautenöls durch Salpetersäure beobach- tet hat, welches stickstoffhaltig ist und als aus Stickstoffoxyd und Pe- largonsäure bestehend betrachtet werden kann, und das mit Basen krystallisirbare Salze liefert. Pharm. Centr. Bl. 1853. Nr. 6. S. 89*. Februar 23, Hr. Bischof auf dem Mägdesprunge theilt in einem Briefe mit, dass er Ammoniten aus dem Lithographischen Schie- fer von Solenhofen besitze, bei denen der Aptychus lamellosus völlig scharf in der Mündung liegt und dass man diesen problemati- schen Körper kaum für etwas anderes als den für gewisse Lebens- perioden bestimmten Verschlussdeckel der Ammoniten halten dürfte, Hr. Giebel knüpft hieran eine Schilderung des Baues der Ap- tychusschalen und spricht sich gegen die Ansicht des Hrn. Bischof aus, indem er besonders hervorhebt, dass der jedenfalls sehr Nau- tilus ähnliche Kopf der Ammoniten nicht in das Gehäuse zurückgezo- gen werden konnte und überdies die Respiration dieser Cephalopoden einen Deckelverschluss des Gehäuses gar nicht gestattete. Auch die andern Deutungen von Aptychus beleuchtete Hr. Giebel, worüber das Nähere in den Cephalopoden zur Fauna der Vorwelt p. 766 zu finden ist ‘Herr Baer berichtet über die Verbindung des Glycerins mit Säu- ren, welche Berthelot neuerdings dargestellt hat. Bekanntlich wis- sen wir durch Chevreul, dass die meisten nalürlichen Fette. bei der Behandlung wit Alkali in felte Säuren und Glyceryloxyd zerfallen, welches letztere aber als solches nicht zu erhalten ist, weil es im Augenblick des Abscheidens sich sogleich mit Wasser verbindet, - Das hierbei entstehende Hydrat hat, ähnlich wie das Aelhyloxyd, welches wir bei Gegenwart von Wasser aus seiner Verbindung mit einer Säure abscheiden, keine basischen Eigenschaften und desshalb können wir aus ihm und feiten Säuren auch nicht die Feite wieder darstellen, Pe- louze ist es zwar früher gelungen durch die sogenannte. katalyti- : *) Compt. rend, 7.35. p. 797. 10* 136 sche Einwirkung vou concentrirter Schwefelsäure auf ein Gemisch von Glycerin und Buttersäure das Butterfett darzustellen, aber dies war bis jetzt auch das einzige Beispiel. B.hat jetzt dadurch, dass er auf ein Gemisch von Glycerin mit einer Säure einen Strom trockener, gasförmiger Chlorwasserstoflsäure einwirken liess, Verbindungeu des Glycerins mit Essigsäure, Baldriansäure, Benzoäsäure und Feitsäure dargestellt. Diese Verbindungen sind ölähnlich, wenig oder gar nicht löslich in Wasser, durch Alkalien werden sie verseift, also wieder in fette Säuren und Glycerin zerlegt. Aus ihrer Lösung in Alkohol er- hält man den Aether der Säure, wenn man mit Chlorwasserstoffsäure sältigt. Das Acetin hat den angenehmen Geruch des Essigäthers, aber mehr ausdauernd; bei vorsichtiger Destillation geht es unzersetzt über, schmeckt Anfangs süss, wie Glycerin, nachher piquant ätherartig. Es ist wahrscheinlich, dass es in natürlichen Fetten vorkommt, denn Chevreul und Andere haben unter den Verseifungsprodukten eini- ger Feite — z.B. Leberthran — die Essigsäure aufgefunden ; ebenso neuerdings Schweizer beim Spindelbaumöl. Das Valerin hat einen schwachen, halb ätherartigen, halb haldriansäureartigen Geruch. Es kommt als Phoeänin im Thran vor. Ueber andere Verbindungen von Säuren mit Glycerin wird Berthelot in der Folge berichten. In wiefern diese Untersuchungen die bereits angeregte, für die Industrie und das Leben überhaupt gleich wichtige Frage der künstlichen Erzeu- gung der Fette ihrer Lösung näher bringen werden, muss die Zeit lehren. b. Literatur. Allgemeines. — The three colonies of Australia: New South Wa- les, Victoria, South Australia; their pastures, copper-mines, et gold fields. By Samuel Sidney. With numerous engravings London: Ingram, Cooke, et Co. 1852. 8. (XVI SS. u. S. 17—427. Mit 54 Holzschnitten.) 6 sch. Obwohl der Verf. in der Vorrede sagt, er habe, um das Werk nicht zu weit auszudehnen, Capitel über die specielle Naturgeschichte und die physikali- schen Verhältnisse Australiens weglassen müssen, so bietet dasselbe doch in na- turwissenschaftlicher Hinsicht vieles Interessante dar, Ausserdem, dass sich der Verf. über das Vorkommen des Goldes und über dessen Gewinnung ausbreitet sowie statistische Mittheilungen über die bisherige Goldernte giebt, behandelt er S. 278.—292. ausschliesslich die nicht einheimischen Pflanzen, welche meist ihres Nutzens wegen in den genannten Colonien cultivirt werden oder deren Cul- tur zu empfehlen sind. Ein grosser Teil der Illustrationen stellt naturhistori- sche Gegenstände dar. Besonders zu erwähnen sind davon die Vögel nach den Zeichnungen von Gould in dessen grossem Prachtwerke ‚The birds of Australia.‘ Ein Holzschnitt, eine Gegend mit Grasbäumen (Xanthorrea) dürfte Botanikern von Interesse sein. Von den landschaftlichen Darstellungen tragen viele dazu bei, von dem eigenthümlichen Charakter der mit Gummibäumen beständenen Ge- genden, des „‚Busches ““ eine Vorstellung zu geben, jenen Landstrichen, welche durch ihre ausserordentliche Oede der Schrecken des nach jenem fernen Welttheil Ausgewanderten sind, während des ganzen Sommers fast wasserlos, dabei von 137 den sie bestehenden Eucalypten des eigenthümlichen Baues und der Belaubung derselben wegen, wenige oder keine schattige Orte darbietend. Erfreut war Ref., in dem Buche die letzte schriftliche Nachricht unsers Landsmannes, des Dr, Ludwig Leichhardt bei dem Antritt seiner Reise zu finden, welche, 1848 von Neu-Süd- Wales aus begonnen, durch das Innere des Au- stral- Conlinents mit der Ankunft am Schwanen-Flusse endigen sollte. Wie die Leser wissen, hat man von dem unerschrockenen Reisenden seit jener Zeit nicht die geringste sıchere Kunde*). Wir lassen hier jenen Brief übersetzt folgen: „‚Ich benutze die sich mir darbietende Gelegenheit, Ihnen Bericht über “ den Fortgang meiner Reise zu erstatten. Wir kamen von Hrn. Birell’s Ansiedlung am Condamine in elf Tagen zu der des Hern. Macpherson auf den Fitzroy -Dü- nen. Obgleich die Gegend theilweise bedeutende Schwierigkeiten darbot, ging bisher doch Alles sehr gut. “Meine Begleiter sind in der besten Laune, meine Maulthiere in gutem Stande. Von den Ochsen sind drei fusslahm; einen der- selben muss ich jedoch gegen Abend schlachten, damit wir den nöthigen Vor- rath trocknen Fleisches erhalten. Die Fitzroy-Dünen, über welche wir ungefähr die letzten zwei und zwan- zig Meilen von Ost nach West zurücklegten, sind in Wahrheit eine üppige Ge- gend, und Sir Thomas Mitchell hat in seinen Berichten über ihre Schönheit nicht übertrieben. Der Boden ist steinig und fest, reich mit Gras bedeckt und, dem Myall**) nach zu urtheilen, von der fruchtbarsten Beschaffenheit. Ich ge- langte auf der rechten Seite des Mt. Abundance an und überstieg ihn durch eine Schlucht mit meinem ganzen Gefolge. Meine Beobachtung der Breite stimmt, mit jener Mitchell’s genau überein. Ich befürchte, dass auf den Fitzroy-Dünen Wassermangel die Ursache sein wird, weshalb ein grosser Theil dieser schönen Gegend gar nicht bereist werden kann, Thermometer - Beobachtungen stelle ich täglich um 6 Uhr Morgens und um 6 Uhr Nachmittags an, den einzig passen- den Stunden. Ich habe das Feuchtigkeitsthermometer geprüft, befürchte jedoch, dass meine Beobachtungen sehr mangelhaft sein werden. Für die Folge muss ich suchen, mehr Uebung darin zu erlangen. Der einzige erhebliche Verlust, welcher uns betroffen, ist der eines Spatens; wir waren indess glücklich genug, denselben auf dieser Station zu ersetzen, da uns-der Aufseher derselben einen überliess, welcher ihm überflüssig war. Obwohl die Tage durchgängig sehr heiss sind, so giebt es dagegen schöne, helle und kühle Nächte. Diese machen die Muskitos erstarren, welche dann aufhören uns zu belästigen. Myriaden Fliegen verursachen das einzige Ungemach, dem wir ausgesetzt sind. Blicke ich auf unser bisheriges Vordringen zurück, so bin ich voll der frohsten Hoffnung, dass mir unser allmächtiger Beschützer gestalten wird, meinen Lieblingsplan zu einem glücklichen Ende zu führen. Mr. Macphersons Station, ; ; ‚dr Cogoen, d. 3. April 1848. Ludwigsbeichhardt, Ein dem vorstehenden Schreiben beigegebenes Portrait des Dr. Leichhardt müssen wir als nicht gelungen bezeichnen, wollen wir nach einem in unserm Besitze befindlichen Medaillon urtheilen. Zd. Physik. Nickles, über die Durchdringbarkeit der Me- talle für Quecksilber. Daniell und Henry haben festgestellt, dass das Quecksilber durch Zinn und Blei hindurchgeht. Horsford hat diese Versuche auf Zink, Cadmium, Silber, Gold, Platin, Palladium, Eisen, Kupfer und Messing ausgedehnt, jedoch nur die drei ersteren Metalle durchdringbar gefunden, wäh- rend die übrigen es bei gewöhnlicher Temperatur und unter dem gewöhnlichen Druck nicht waren. In Bezug auf Kupfer und Messing bestreitet N. die Anga- *) Den neuesten glaubwürdigen Nachrichten zufolge soll er von den Wil- den erschlagen sein. Die Reduction. ”*) Acacia pendula.. 138 ben von Horsford; er schreibt sie der Methode zu, welche H. bei diesen Ver- suchen angewendet. Beim Kupfer hat N. gerade das Gegentheil beobachte, Wenn er die Zinkeylinder einer Bunsenschen Batterie amalgamirte, se verbreitete sich das Quecksilber häufig über die kupfernen Verbindungsstreifen. Zerbrachen diese nach längerer Zeit, so zeigte sich auf den Bruchstellen nicht Kupfer, sondern ein Amalgam. Dies veranlasste ihn auch mit andern Metallen zu experimentiren und er fand, dass diejenigen Metalle, welche vom Queeksilber benetzt werden, für dasselbe durchdringbar sind und diese Eigenschaft auch den Legirungen mit- theilen, in denen sie enthalten sind. (L’Institut Nr. 994. pay. 23.) B. Macquorn Rankin zeigt, dass das Nordlicht, obgleich seine Ver- suche durch Monate hindurch regelmässig angestellt worden sind, keine Spur von Polarisation äussere. Um darzuthun, dass dieser Mangel nicht von der Schwäche des Lichtes herrühre, fing er es auf, nachdem es von der Oberfläche eines Flusses refleclirt worden war und nım nahm er deutlich die Polarisation wahr. Diese Thatsache ist der Annahme entgegen, dass das Nordlicht dureh Eisnadeln reflectirt werde. (Phil. May. V.IY,.pag. 452.) B. Regnault, über die verschiedenen Methoden der Hygro- metrie. R. hat sich damit beschäftigt den Werth der verschiedenen Methoden, deren man sich bedient, um die Menge des Wasserdampfes in der Luft zu be- stimmen, durch Experimente festzustellen. Das aus diesen Versuchen resulti- rende Urtheil wollen wir kurz wiedergeben. 1. Die chemisehe Methode giebt zwar genaue Resultate, die Ausführung aber ist langwierig und die Ap- parate sehr umfangreich, so dass sie sıch nicht für metereologische Übser- vatorien eignet, wohl aber ganz besonders zur Controlle für dıe übrigen Me- thoden. 2. Bedient man sich organischer Substanzen, die durch die Feuch- tigkeit verlängert werden. Unter diesen Instrumenten sieht man das Haarhy- grometer von Saussure als das vorzüglichste an. Durch zahlreiche Ver- suche aber hat R. festgestellt, dass dasselbe, wenn es nach Saussures Angaben angefertigt ist, keineswegs die Empfindlichkeit zeigt, welche man ihn zuschreibt. Die Verbesserungen erfordern iangwierige und sehr eigene Operalionen, zu wel- chen man sich bei einem Instrument, dass so leicht in Unordnung geräth, wie das Haarhygrometer, nicht enischliessen kann. R. fordert daher von den Beob- achtern auf die Anwendung desselben durchaus zu verzichten. 3. Die Methode der Condensation, durch welche der Thanpunkt direkt bestimmt wird, ist von allen die genaueste. Sie ist die einzige, welche unter allen Umstägden eine gleiche Gewissheit gewährt; die Genanigkeit der Angaben steht nicht unter dem Einfluss der Temperatur, des Feuchtigkeitsgrades und der verschiedenen Luftbe- wegungen. Aber obwohl diese Methode nur eine sehr einfache Manipulation er- fordert und in einem Observatorium stets leicht auszuführen ist, So begreift man doch leicht, dass man bei periodischen Beobachtungen Instrumenten den Vorzug giebt, die fest aufgestellt sind und von denen man die Resultate nur abzulesen braucht. 4. Das Psychrometer ist jetzt am häufigsten im Ge- brauch. Es geräth nicht leicht in Unordnung und seine Beohachtung fordert keine grosse Geschicklichkeit von Seiten des Beobachters. Es fragt sich aber, ob die Formel, welche bei der Berechnung. des Feuchligkeitsgrades nach den Beobachtungen zu Grunde liegt, unter den verschiedenen Umständen, die bei der Beobachtung obwalten können, anwendbar sei. Dies zu ergründen, halte sich R, ganz besonders vorgenommen, August ist zu dieser Formel durch {heoreti- sche Betrachtungen gekommen und hierbei von physikalischen Prineipien ausge- gangen, die R, für streitig hält. R. giebt anstatt der mehr complicirten theo- retischen Formel eine einfachere: —f’—0,0006246 ((—1‘)H, in welcher x die Spannkraft des Wasserdampfes angiebt, der in der Luft zur Zeit des Versuchs vorhänden ist, t die Temperatur der Luft, wie sie das trockne Thermometer an- zeigt, t‘ diejenige des befeuchteten, f‘ die Elasticität des bei der Temperatur t’ gesältigten Wasserdampfes, H die Höhe des Barometer zur Zeit der Beobachtung in Millimetern. Die Resultate weichen hier selten um mehr als 0,01 von denen der theoretischen Formel ab, Diese Annäherung ist in den meisten Fällen mehr 139 als hinreichend, denn der Feuchtigkeitszustand der Luft verändert sich unaufhör- lich und dadurch- ist er keiner genauen Bestimmung fähig. Um die obige Frage zu entscheiden, hat R. eine grosse Zahl von Versuchen unter den verschieden- sten Bedingungen angestellt und die Resultate mit der wahren Tension des Was- serdampfes, welche er durch Condensation oder mittelst der chemischen Methode erhielt, verglichen. Schon früher hat R durch unbestreithare Beweise dargethan, dass die verschiedene Bewegung der Luft einen sehr bemerkenswerthen Einfluss auf die Angaben des Psychrometer ausübt; je lebhafter diese ist, um so grös- ser ist die Differenz in den Angaben der beiden Thermometer. Hierauf nimmt August. keine Rücksicht und deshalb kann seine Formel nicht genau sein. ‘Ferner nimmt er an, dass die Kugel des feuchten Thermometers stets mit einer Luft- schicht umgeben sei, welche bei derselben Temperatur, wie sie das Thermome- ter angiebt, mit Wasserdampf gesätligt sei und sich mit einer unendlichen Ge- schwindigkeit erneuere, Es ist aber wahrscheinlich, dass keine dieser Voraus- selzungen genau richlig sei. Versuche haben jedoch gezeigt, dass, wenn das In- strament der. freien Luft ausgesetzt wird, die Temperaturdifferenz nur wenig mit der Schnelligkeit des Windes sich verändert, so lange letztere nicht grösser als 5 Meter in der Sekunde ist. Dieser Bedingung ist in einem Observatorium leicht zu genügen, wenn man das Instrument genügend schützt. An Stelle der obigen Formel setzt R. die allgemeinere: s=f’—A (t—t )H. Er versuchte nun, ob diese Formel mit genügender Genauigkeit die verschiedenen Feuchtigkeitszu- stärde der Luft angiebt, wenn das Instrument in jeder Versuchsreihe eine feste Sjelle behält und wenn man den Werth des unbestimmten Coefficienten A genü- gend bestimmt hat. .Ebenso suchte er zu bestimmen, ob die Formel sich be- währte, wenn man A für die verschiedenen localen Umstände einen constanten oder für jeden einen speciellen Werth beilegte., Aus einer grossen Zahl von äusserst sorgfältig angestellten Versuchen zieht R. nun folgende Schlüsse: 1. Augusts Formel kann nicht als der wahre Ausdruck der Thatsachen betrachtet werden, denn sie nimmt keine Rücksicht auf verschiedene Umstände, die einen grossen Einfluss auf dıe Angaben des Instru- ments ausüben. Die Temperaturen der beiden Thermometer hängen nicht allein ab von dem Sättigungszustande der Luft, sondern auch von der Verschiedenheit der Bewegung und von localen Umständen , unter denen das Instrument aufge- stellt ist. Die Thermometer zeigen Resultanten, welche abhängen von der Tem- peratur der umgebenden Luft, von der verschiedenen Wärmestrahlung der umge- benden Körper und für das befeuchtete Thermometer von der Verdampfungskraft, (vielleicht mit der Temperatur verschieden) welche die Luft unter der Tempera- tur, Sältigungs- und Bewegungsbedingungen, unter welchen das Instrument auf- gestellt ist, auf das Wasser ausübt. Giebt man dem Instrument eine schnelle Bewegung um eine vertikale Axe, so vermindert man zwar den Einfluss der Luft- bewegung und den der örtlichen Umstände, man zerstört aber dadurch die Ein- fachheit, welche einen Hauptverdienst des Instruments ausmacht. Walferdin hat vorgeschlagen sich eines einzigen Thermomelers zu be- dienen, dessen mit Mousselin umhüllte Kugel erst trocken ist und, nachdem die Temperatur der Luft bestimmt, befeuchtet wird. Hierbei befindet sich aber der Beobachter dem Instrument zu nahe und übt nothweudigerweise einen Einfluss auf den Feuchtigkeitszustand der Luft aus. Ferner, da zwischen beiden Bestim- mungen stets eine gewisse Zeit liegt, ist man, besonders im Freien, wo die Be- wegung der Luft sich unaufhörlich verändert, nicht gewiss, ob die beiden Tem- peraluren mit demselben Zustande der Luft übereinstimmen. Wollte man auf diese Art operiren, so müsste man durch eine Reihe von direkten Versuchen den Werth von A bestimmen. Um den Einfluss der Lufibewegung aufzuheben, hat Belli vorgeschlagen, das Instrument in ein Rohr einzuschliessen, das auf der einen Seile mit der Luft und auf der anderen mıt einem Aspirator, der bei jedem Versuch auf dieselbe Weise in Thätigkeit gesetzt wird, in Verbindung steht. Hier ist aber zu fürchten, dass die Angaben der beiden Thermometer durch die Veränderungen, welche die Temperatur der Luft durch diese künstli- che schnelle Bewegung in einer engen Böhre, in der sie auf Hindernisse stösst, 140° erleidet, verändert werden können. Ebenso müsste man für jede Aufstellung des Apparates und für jede Geschwindigkeit, mit welcher der einzelne Beobachter experimentirt, durch direkte Versuche den Werth von A bestimmen. Ueberhaupt ist diese Methode ebenso umständlich wie die der Condensation, die wenıgstens absolut genaue Resultate liefert. 2. Nichts desto weniger ergeben mehrere Versuchsreihen, dass die obige Formel mit genügender Genauigkeit die verschiedenen Feuchtigkeitszustände der Luft in unserem gemässigten Klima anzeigt, sobald die Beobachtungen in einem geschlossenen Raum angestellt werden oder, wenn in der freien Luft, das In- strument gegen die direkte Einwirkung des Windes und der Sonnenstrahlen hin- reichend geschützt ist und man den Werth von A für jede Oertlichkeit durch direkte Versuche bestimmt hat. 3. Ist das Instrument nicht gegen alle Winde geschützt, so kann in den verschiedenen Fällen ein und dieselbe Formel nicht eine gleiche Genauigkeit ergeben, 4. Ist es den direkten Sonnenstrahlen ausgesetzt, unter der Vorausse- tzung aber, dass die Wassermenge hinreicht das Gewebe vollständig zu durch- tränken, so stimmen die Resultate mit denen eines im Schatten aufgestellten Psychrometers genügend überein, sobald beide nach derselben Formel berechnet worden sind. 5. Bei Temperaturen unter 0° oder wenig darüber, wo das Wasser auf der Oberfläche des befeuchteten Thermometers friert, wird das Psychrometer we- niger empfindlich , weil die Unterschiede in der Elastieität des Wasserdampfes ın dem Maasse die Temperatur sich erniedrigt immer geringer werden, Es ist hier nöthig, wenigstens den Werth von A für eine Luft, die sich der Sättigung nähert und für eine, die davon entfernt ist, zu bestimmen. Aber dennoch ist zu befürchten, dass diese Werthe von A nicht für alle niedrigen Temperaturen übereinstimmen, vielmehr mit denselben sich merklich verändern. Dieser Punkt muss durch Beobachtungen, die in kälteren Gegenden anzustellen sind, aufgeklärt werden. Es schien R. unnöthig eine Formel zu suchen, welche die psychrometri- schen Beobachtungen besser darstellt, als die obige vereinfachte von August; denn die Angaben des Instruments stehen augenscheinlich unter dem Einfluss von örtlichen und zufälligen Umständen. Demnach ist das Psychrometer, ebenso wie das von Saussure, nur als ein empirisches Instrument anzusehen. Es ist zu wünschen, dass die Beobachter sich von dieser Wahrheit überzeugen, damit sie nicht fortfahren mit Instrumenten zu beobachten, über deren Angaben sie keine Gewissheit haben und zweifelhafte Beobachtungen anzuhäufen, die für den wahren Fortschritt der Meteorologie schädlicher, als nützlich sind. Will man jedoch sich des Psychrometers zu andauernden Beobachtungen — und das sind die einzigen, welche Interesse gewähren, — bedieuen, so ist anzurathen, das Instrument in einem ziemlich grossen Raume, der hinreichend durch die ihn umgebenden Bauwerke geschützt ist, damit die Thermometer nicht der direkten Einwirkung der Winde ausgesetzt sınd, aufzustellen. Dann muss man den Werth von A für dıese Localitäten bestimmen, sei es durch Condensation oder durch die chemische Methode, und zwar zu einer Zeit, wo die Luft von dem Sätti- gungspunkt entfernt ist, weil dann der Werth von A ein grösserer ist. Es ist anzuralhen, diesen Werth für die Temperaturen von 0O—10° und von 10—30° zu bestimmen. Auf diese Art wird man Resultate erhalten, die nicht um mehr als '/,. von dem wahren Werth abweichen werden und diese Annäherung ge- nügt vollkommen. Will man eine grössere erlangen, so muss man zum Con- densationshygrometer seine Zuflucht nehmen. Wendet man hierbei den von Brun- ner construirten Aspirator an, so würde man bequem 20 —30 Beobachtungen machen können. Im Winter versieht man das Hygrometer mit Aether, im Som- mer mit Alkohol oder besser mit Holzgeist. Um diese Flüssigkeit stets auf glei- chem Niveau zu erhalten bringt man das kleine silberne Gefäss mittelst einer sehr kleinen silbernen Röhre mit einem Reservoir in Verbindung, aus welchem 141 die kleine Menge, welche verdampft, stets nachfliesst. (Z’Institut Nr. 993. pag. 13.) B. Demidoff hat zu Nijue-Taguilsk im Ural in der Zeit vom Ja- nuar bis September 1852 Temperaturbeobachtungen angestellt, deren Resultate folgende sind: Maximum, Minimum, Mittel. Januar + 0,5 —31,5 —12,37 Februar — 0,5 —29,0 — 11,28 März + 6,3 —16,5 — 3,31 April —+14,8 —13,5 —+ 2,80 Mai 421,4 — 2,0 —.11,38 Juni —+23,9 —1,75 —+-11,79 Juli +20,6 + 4,0 +13,74 August +21,9 +25 +12,46 September 19,2 — 40 + 8,38 (Ibid. Nr. 993. pay. 13.) B. Nach Rozet stieg zu Rom in der Zeit vom April bis Ende November 1852 ein Thermometer, welcher im Schatten auf dem Corso hing, nicht über —+32°,5 und fiel nicht unter +4°,5 C. (Ibid. 993. pag. 13.) B. Heuglin theilte der Wiener Akademie über die Witterungsverhältnisse in Assuan, auf der Südgränze Aegyptens Folgendes mit: im Sommer 1852 war die Temperatur zwischen 21° R. und 384%. Südwinde kamen bis zum Juli nie vor. Gegen Aufgang der Sonne erhebt sich um diese Jahreszeit dort gewöhn- lich starker Luftzug aus Norden mit unbedeutender Neigung gegen Ost und West; dieser intermitlirt meist gegen Mıtlag und setzt zuweilen in vollkommene Wind- stille um. Zwischen 3 und 4 Uhr erheben sich wieder Winde aus derselben Richtung, die gegen Sonnenuntergang nicht selten sich zu Stürmen steigern. Plötzliche abgesetzte Windstösse sind um diese Zeit ganz gewöhnlich. Der Him- mel ist bei Tag und bei Nacht immer klar und rein, einige Male bloss waren bei Sonnenuntergang am westlichen Himmel leichte Wölkchen zu bemerken, die bald verschwanden. Sternschnuppen sind in dieser Jahreszeit nicht häu- fig, sie schienen mir aber immer grösser, glänzender und länger sicht- bar, als in Europa; auch habe ich nie beobachtet, dass sie in einer bestimm- ten Himmelsrichtung hänfiger vorkommen, als in einer andern. — (Ber. Wien. Akad. IX. 2. S. 236.) Tsch. Fritsch, die Lichtmeteore in der Atmosphäre als Vor- zeichen von Niederschlägen. — Zu den Lichtmeteoren zählt man Höfe um Sonne und Mond, Kränze um dieselben, Nebengestirne derselben, das soge- nannte Wasserziehen, Regenbogen. Man glaubt allgemein, dass von ihnen be- sonders die Höfe um Sonne oder Mond, sowie Nebengestirne Vorboten von be- deutenden Niederschlägen sind. Um die Wahrheit dieser Meinung zu prüfen, hat Fritsch in Prag diese Meteore während 6 Jahre sorgfällig beobachtet und aufgezeichnet. Durchschnittlich wurden in einem Jahre beobachtet: 45,4 Höfe um die Sonne, 8,7 Höfe um den Mond, 1,6 Kränze um die Sonne‘, 23,6 Kränze um den Mond, 19,2 Nebensonnen, 56,5 Mal Wasserziehen, 9,2 Regen- bogen. Die meisten Höfe um die Sonne wurden im Mai, die wenigsten im De- cember, die meisten Höfe um den Mond im November, die wenigsten im Juli, die meisten Nebensonnen im Mai, die wenigsten im November, die meisten Re- genbogen im Juli, gar keine im December und Januar beobachte. Wenn man die Menge des Niederschlages an den Tagen, an welchen Lichtmeteore erschei nen und an den darauf folgenden Tagen mit der normalen Menge des an diesen Tagen fallenden Niederschlages vergleicht, so lässt sich daraus ein Schluss zie- hen, ob jene Meteore auf die Vermehrung des Niederschlages einen Einfluss ausüben oder nich. Zu dem Ende berechnete Fritsch mittelst der Formel —=n—N, wobei n die Masse des an solchen Tagen gefallenen Niederschlages, N die normale Masse desselben und also A den Unterschied beider Mengen be- dentet, aus seinen Beobachtungen Tabellen; wird bei dieser Berechnung A po- sitiv, so folgt, dass n>>N ist und dass also an dem Tage des Meteors oder an 142 dem darauffolgenden Tage, die Menge des Niederschlages grösser, als die nor- male an den genannten Tagen ist, dass also das Meteor der Vorbote eines be- deutenderen Niederschlages gewesen ist; wird A negativ, so ist n < N und es findet alsdann das Umgekehrte von dem eben Gesagten Stalt. Um aber den Zah- len eine nıcht bloss lokale, sondern allgemeine Geltung zu verschaffen, sind als- 100. A 100 (n—N dann noch Tabellen nach der Formel: x == N oder x= ni rechnen. Aus den auf diese Weise durch Fritsch berechneten Tabellen, um wie viel Procente im Falle der Erscheinung eines Lichtmeteors die Menge des Nie- derschlages grösser oder kleiner ist, als die normale , geht hervor, dass weder die Höfe um Sonne und Mond, noch die Lichtkränze. des Letzteren als Anzei- chen von Niederschlägen gelten Konben, dass dies aber dagegen wohl mit den Nebensonnen der Fall sei. Das sogenannte Wasserziehen deutet eine Vermin-. derung, der Regenbogen dagegen eine Vermehrung der Niederschläge an. Mit Wahrscheinlichkeit können also von allen dıesen Meteoren nur die Nebensonnen als Vorboten von Niederschlägen angesehen werden und zwar ist diese Wahr- scheinlichkeit im Herbste am grössten, im Winter am kleinsten. Es ist zu wün- schen dass diese Resultate, welche die gewöhnliche Meinung, dass Höfe um Sonne und Mond u. s. w. Vorboten bedeutender Niederschläge sind, widerlegen, durch auch an anderen Arten angestellte, sorgfältige Beobachtungen bestätigt würden. (Ebd. IX, 3.) Tsch. Scehweigger, Ueber die Auffindung der zwei ersten Ura- nustrabanten durch Lasse. Bezugnehmend auf eine Stelle ia Humboldt’s Kosmos Bd. II. S. 529, (wo es sich von den Satelliten des Saturn handelt, dass nämlich die Periode des dritten und vierten Satelliten das Doppelte resp. der des ersten und zwei- ten sei) macht Schw. die Mittheilung, dass dieses Resultat bereits im Jahre 1814 in einer von ihm verfassten Schrift (,,Abhandlung. über die Umdrehung der magnetischen Erdpole und ein davon abgeleitetes Gesetz der Trabanten- und Planetenumläufe) umständlich dargelegt und auch bereits kurz darauf zur Bestim- mung der Umlaufszeit der zwei ersten Uranustrabanten angewendet worden sei. Dadurch wurde die Umlaufszeit dieser Trabanten zu 2,1767. und 3,3534 Tagen bestimmt, während sie Lassell zu Folge seiner Beobachtungen auf 2,5 und 4 bestimmte. Darauf giebt Schw., erinnernd an das ın der Chemie häufig vor- kommende Gesetz der multiplen Proportionen einige interessante Noti- zen über das in der Planetenwelt vorkommende, jenem chemischen Gesetze ähn- liche Verdoppelungsgesetz. Das Verdoppelungsgesetz, welches in der Traban- tenwelt bei den Umläufen gilt, gilt bei den Planeten in den Distanzen. Freilich gilt dieses Gesetz nicht gerade nur für die mittleren Distanzen. Die Verhältnisse 1: 2: 4: gelten z. B. für die Distanzen der mondlosen Planeten Mercur, Venus, Mars. Jede Venusdistanz giebt halbirt eine Mercurdistanz und verdoppelt eine Marsdistanz, welche kleiner als die mittlere ist; z.B. die kleinste Venusdistanz 0,7184002 giebt halbirt die Mercurdistanz 0,3592001 und verdop- pelt die Marsdistanz 1,4368004. Die grösste Venusdistanz giebt halbirt die Mer- curdistanz 0,3641318 und verdoppelt die Marsdistanz 1,4565272. Alle 4 Mer- cur- und Marsdistanzen sind kleiner als die mittleren Distanzen beider. Ein ähnliches System bilden Erde und Juno. Alle Distanzen der Erde geben verdoppelt eine Junodistanz z. B. die kleinste Erddistanz giebt verdoppelt die Junodistanz 1,98725 und die grösste Erddistanz 1,016775 giebt verdoppelt die Junodistanz 2,0335502. Ein ähnliches System, in welchem die Distanzen den Verhältnissen 1: 2: 4 entsprechen, bilden die Planeten Jupiter, Saturn, Uranus. Ganz ähnliche Beziehungen finden zwischen den Umläufen der Saturnus- und Uranustrabanten statt, wie in der oben angeführten Schrift aus dem Jahre 1814 bereits erörtert worden ist. (Ebd. IX., 2.) "Tsch. Beobachtungen über den Planeten Saturn und seine Rin- ge, angestellt zu Wateringbury von W. R. Dawes und zu Va- leita en der Insel Malta dureh W. Lassell; 143 1) Auszug aus 'der Beschreibung von Dawes. Derselbe hat im Herbst v: J., besonders aber am 25. September zu Wateringbury sehr sorgfältig den Saturn und seine Ringe beobachte und möchte das Wichtigste, was er hierüber mittheilt, Folgendes sein. 1852, 25. Septbr. 8}, achromatisch. Saturn: Ver- grösserung 460, biconvexe Linse. Auf dem äussersten glänzenden Ringe befin- det sich eine schmale schwarze Linie; der ausserhalb dieser Linie gelegene Theil des Ringes ist weniger hell, als der innerhalb derselben befindliche. Der glänzendste Theil des äussern Ringes ist der, weleher ganz nahe bei der Spal- tung zwischen ihm und dem inneren glänzenden Ringe sich befindet. Der Schat- ten auf dem inneren leuchtenden Ringe ist streiig und verbreitet sich gegen den äussern Rand hin bis zum fünften Theile der ganzen Breite des Ringes. Ein dunkler und deutlicher Schatten wird, wie ein deutlich beschriebener Gür- tel neben dem inneren Rande wahrgenommen, aber der Rand selbst ist offen- bar viel glänzender, obschon der am meisten glänzende Theil desselben äusserst schmal ist. Ueber den innersten, dunkeln Ring des Saturn sagt D., dass er denselben wohl bemerkt habe, aber dass er nur von Zeit zu Zeit (wegen eines ziemlich bedeutenden Nebels in der Atmosphäre) habe genau beobachten kön- nen. Er sagt, es habe ihm geschienen als ob der Schatten des dunkeln Ringes auf der Oberfläche des Planeten nicht schwarz wäre, woraus es glaubhaft würde, dass dieser dunkle Ring wohl theilweise durchsichtig sein möge. Zur Bestätigung dieser seiner Ansicht [von der er sagt, dass er sie schon seit der Entdeckung des dunkeln Ringes gehabt habe und welche wir unten bestätigt fin- den] giebt er an, dass ein auffallender Contrast zwischen dem auf den Planeten fallenden Halbschatten dieses Ringes und dem vollkommen schwarzen Schatten des Planetenkörpers auf den hellen Ringen statifinde; er glaubt, dass dieser dunkle Ring entweder ganz und gar oder wenigstens an seiner Oberfläche flüs- sig sein ınüsse. Auf dem Körper des Planeten sah man im Herbst v.J. den breiten Gürtel im Süden des Aequators genau in zwei Hälften getheilt und zwar viel besser, als man es in früheren Jahren wahrgenommen hat. 1850 nahm das Dunkel des Schattens nach und nach vom Aequator aus bis dahin, wo es sich in die allgemeine dämmernde Färbung des Südpoles verliert, ab. Im Fe- bruar 1852 theilte eine Lichtlinie diesen Gürtel zum Theil in zwei andere, ziem- lich breite, von denen der eine, dem Aequator zunächst liegende Gürtel am dun- kelsten und deutlichsten war. Im Oktober desselben Jahres war die Theilung noch deutlicher, aber sie variirte merklich auf den verschiedenen Seiten des Planeten, doch war sie den vergangenen Herbst hindurch leicht und fast gleich- förmig sichtbar. Ein schmaler und scharf begränzter Gürtel bildete sich gegen den 40. oder 45. Grad südlicher Breite hin Die den Südpol umgebende Ca- lotte ist in Gestalt eines Gürtels entschieden heller, als die übrige Halbkugel. Noch erwähnt D., dass er mit seinem Telescope auf dem äussern Ringe eine dunkle, schmale Linie wahrgenommen habe, welche sich ein wenig an dem Rande des mittleren Theiles seiner Breite hinzog, eine Linie, welche die innere Gränze des dunkleren Theiles des Ringes zu bilden scheint, indem sie sehr deutlich den Eindruck einer Theilung des Ringes an dieser Stelle hervorbrachte. Diese Linie ist von anderen Beobachtern z.B. Bond, Otto Struve und Lassell, obgleich sie mit viel stärkeren Telescopen arbeiteten, noch nicht beobachtet worden, Dies mag aber eben darin seinen Grund haben, dass die Linie durch die durch stärkere Vergrösserung bewirkte grössere Lichimenge unsichtbar wurde. Endlich nahm noch D. dann und wann eine dunkle Linie zwischen dem dunklen und dem inneren hellen Ringe vor, was auf eine Trennung beider schliessen lässt. Zuerst (1850) schätzte er die Breite dieser dunklen Linie auf 0,‘‘3 ab, was aber jedenfalls um die Hälfte zu gross ist. 2) Auszug aus dem Berichte von Lassell, welcher den Saturn zu Valelta auf der Insel Malta beobachtete. L. hat sich im Herbst v. J. nach Valelta be- geben, um dort die Planeten Saturn, Uranus und Neptun zu beobachten und zwar wählte er gerade diesen Ort, einmal wegen der niedern Breite desselben, andrerseits wegen des heitern und reinen Himmels. Er bediente sich eines Te- lescops von 20: Fuss Länge, Die bemerkenswertheste Erscheinung, . welche er 144 ami Saturn beöbachtete, ist die, dass der dunkle Ring desselben wirklich durchscheinend (transparent) ist. Denn man kann genau die beiden Rän- der des Planeten querdurch wahrnehmen, besonders in den Punkten, wo der dunkle Ring den Körper des Planeten beinahe bis an den Rand des inneren leuchtenden Ringes zu durchschneiden scheint. L. vergleicht den Anblick dieses dunklen Ringes mit dem eines Ringes von schwarzem Krepp, welcher über das Innere des leuchtenden Ringes ausgebreitet wäre und welcher, gleichsam mit Handhaben vor den schwarzen Himmel gehalten, von einer dunkelgrauen Färbung zu sein schiene, indem er ein wenig Licht reflektirte, während er, vor den Kör- per des Planeten gehalten, mit einer grauen, etwas helleren Schattirung erschei- nen würde, da er einen Theil des von dem Planetenkörper reflectirten Lichtes durchgehen lassen müsste. Die Schärfe und Reinheit der Ränder dieses Ringes bewirkten, dass er von allen anderen Arten nebeliger Körper sich unterscheidet ; auf der andern Seite aber benimmt ihm seine gewisse Durchsichtigkeit (translu- eidite) alle Aehnlichkeit mit den andern festen Körpern unsres Systems. Was wird also die wirkliche Natur dieses wunderbaren Körpers sein, da er weder ne- belförmig, noch fest sein kann? Es ist hierdurch gewiss zum Theil die von Dawes ausgesprochene Ansicht, (s. oben) bereits bestätigt. Die Oberfläche des Planetenkörpers bietet, nach L. Mittheilung nicht immer denselben Anblick dar. Er beobachtete beständig 5 Zonen oder Gürtel, zwei von einer röthliche- ren Farbe in der Nähe des Aequators und drei viel schmälere und von einer bläulichgrünen Färbung in der Nahe des Südpoles. Der südlichste der den Pol umgebenden Gürtel ist durch einen Kreis von hellerer Färbung scharf begränzt. In dem Aeusseren des leuchtenden Ringes konnte L. keine Theilung entdecken, obgleich seine Färbung nicht gleichförmig ist und im Allgemeinen auf dem inne- ren Rande mit einem helleren Streifen bis zum fünften Theile seiner Breite ver- sehen zu sein scheint. Die dunkle Färbung seiner Oberfläche scheint nicht im- mer dieselbe zu sein; manchmal war sie bis an den Rand des leuchtenden Strei- fens gleichmässig; in andern Fällen wurde ein anderer hellerer Theil. auf seinem äussern Rande wahrgenommen In dem dunkeln Ringe wurde weder eine Thei- lung, noch ein Färbungsunterschied wahrgenommen; er schien von gleichmässi- ger Färbung zu sein; der Schatten des Ringes auf dem nördlichen Theile des Planetenkörpers ist seit dem December sichtbar geworden; er ist keineswegs, wie schon von Dawes erwähnt wurde, schwarz, sondern von grauer Färbung, indem er ungefähr eben dieselbe Färbung, als der Ring selbst hat. Ausser die- sen Beobachtungen über den Saturn giebt uns L. noch einige wenige Mittheilun- gen über den Uranus, die Satelliten des Uranus und über die des Neptun, wel- che er baldigst vervollständigen wird. Die neuen, so kleinen Satelliten des Ura- nus, Umbriel und Ariel sind hinreichend sichtbar, um auch von Solchen, welche mit der Handhabung der Telescope weniger vertraut sind, wahrgenommen zu werden, wenn sie nur die Stellung dieser Satelliten kennen. Die Vergrösse- rungen, mit welchen sie am besten und bequemsten beobachtet, variiren je nach dem Zustande der Atmosphäre zwischen 365 und 1018. (L’Instit., 9. Febr. 1853. p. 54.) Vsch, Luther theilt die zwei nachfolgenden Beobachtungen des Planeten Lu- telia mit, welche er den 3. und 11. December zu Bilk bei Düsseldorf machte: Rectascension Decl. 1852, Dechr. 3. 8 U. 49 M. 22,53 | 37° 34'10,‘5 412° 20'22,''1 — , — 11. 6U.49M. 49,0 36° 44'50,9 12° 20'50,'1 (Ibid. p. 53.) Tsch. Literatur-Nachweis. ZL’Institut Nr. 993. De la Provostaye und Desains: über strahlende Wärme. — Nr. 994. Avogadro: Ueber die Folgerungen aus den Untersuchungen von Regnault über Zusammendrückbarkeit der gasförmigen Flüssigkeiten, (Aus den Mem. de l’Acad. des science. de Turin. 2 ser. T. XIIL.) — Nr. 995: Gangain und Bravais: Veränderungen an der Tangenten- boussole, damit die Angaben derselben proportional sind 4145 den Intensitäten der Ströme. — Poggend. Ann. d. Chem. und Phys. Bd. LXXXVIl. St. 1.: G. Magnus, Ueber die Abweichung der Geschosse und eine auffallende Erscheinung bei rotirenden Körpern. — Fliedener, zur Theorie des Sehens. — E. Wilde, über die epoptischen Farben der einaxigen Krystallplatten und der dünnen Krystallplättchen im linearpolarisirten Lichte. — A. Beer, vier photometrische Probleme. — Ergän- zungsband III. St. 4: Faraday: über den atmosphärischen Magne- tismus, über Magnetkraftlinien, ihren Charakter und ihre Vertheilung im Magnet und im Raume; über die Anwendung des indirekten magneto-electrischen Stromesals ein Prüf- mittel und Maass der magnelischen Kräfte. — Stokes, über die Farben dicker Platten. — Groshans, Betrachtungen über einige physische Eigenschaften der Körper. — Svanberg, Ver- such, die Ursache der dynamischeu Thermo-Eleetricität zu erklären. - Chemie. — Debus, über die chemische Verwandtschaft. Sobald zwei Körper chemisch auf einander wirken, kommen verschiedene Um- stände in Betracht. Cohäsion, Temperatur, Licht und Electrieität äussern ihren Einfluss, entweder förderad oder hemmend. auf den Act der chemischen Verbin- dung. Diese verschiedenen Kräfte setzen sich zu einer Resullirenden zusammen, deren Richtung und Stärke, die Art und die Schnelligkeit der chemischen Er- scheinung, sowie, wenn eine Verbindung zu Stande kommt, die Intensität, mit welcher die Elemente zusammengehalten werden, bedingt. Diese Resultirende nennt der Verf. „Affinität oder Verwandtschaft‘ und sucht er dieselbe hinsicht- lich ihrer Stärke bei verschiedeneu zu derselben Art gehörigen Substanzen zu vergleichen. Hat man eine grosse Quantität Flüssigkeit, in welcher eine ge- wisse Menge Baryt und Kalkhydrat aufgelöst ist und bezeichnet den Kalk mit K, B den Baryt mit B, und das Verhältniss beider mit «, so hat man x au Fügt man nun etwas Kohlensäure hinzu, so wird eine der Affinität entsprechende Menge sowohl von dem Kalk als Baryt angezugen werden , und diese fallen als kohlensaure Salze nieder. Besteht dieser Niederschlag aus neutralen Karbona- ten, wie hier nach dem Auswaschen der Fall, so giebt das Verhältniss der Ba- B sen in demselben m = ‚ verglichen mit demselben Verhältniss in der Versuchsflüssigkeit, eine Vorstellung von der relativen Verwandtschaft des Baryts und Kalks zur Kohlensänre, wenn nur die folgenden Bedingungen erfüllt werden: 1) dass durch den Versuch das Verhältiniss « keıne wesentliche Verän- derung erleide, so dass am Anfange sowohl als am Ende des Experiments die zugesetzte Kohlensäure die beiden Basen in demselben Verhältniss vorfindet ; 2) dass der in der Flüssigkeit gebildete kohlensaure Kalk und Baryt voll- ständig ausgefällt werden; 3) dass alle Versuche innerhalb einer gewissen Temperaturgränze ausge- führt werden, Diese und andere Vorsichtsmaassregeln suchte der Verf, bei seinen Ver- suchen innezuhalten. Der leichtern Uebersicht wegen stellt der Verf. die Resultate seiner Ver- suche in einer Tabelle zusammen. Die erste Columne enthält die Nummer des Versuches, die zweite das Verhältniss von K:B in der Auflösung [«], die dritte dasselbe Verhältniss im Kohlensäure-Niederschlag [3] und die vierte und fünfte den Gehalt der Flüssigkeiten an beiden Basen in pCt, ausgedrückt. 146 Versuche in denenBarythydrat inKalkwasser aufgelöst würde. Nummer des Versnchsflüs- Kohlensäure- In :100 Versuchsflüssigkeit Versuchs m Niederschlag Baryt TEIL ae, Ph KR T. 0,63 0,077 1. 1,12 0,136 0,106 0,104 UI. 1,40 0,193 0,157 0,113 IV. 1, ‚42 0,151 0,142 0,100 Y: 9, ‚05 0.246 0,219 0,112 "1. 2 .09 0,262 0,217 0,111 VII. 2,24 0,293 R a VL. 5,02 1,623 0,377 0,075 IX. 5,20 1,659 0,404 0,077 X. 6, 40 1,55 0,597 0,093 xl. f 8, 45 2,16 0,62 0,075 Xu. 10.45 2,35 0,58 0, ‚053 XI. 11,76 2,70 0,60 0, ‚058 XIV. 12,95 3,44 5 XV. 20,6 5,21 0,664 0,035 xM. 45,5 22,6 1,09 0,024 XV. 1,55 0,473 0,168 0,108 XVII, 1,63 0,537 0,154 0,093 KIRI% 1,85 0,75 0,066 0,036 RRuUN 24,3 10,8 0,548 0,032 Werfen wir einen Blick auf diese Tabelle, so sehen wir, dass in dem ersten Versuch der Barytgehalt im Kohlensäure-Niederschlag auf dieselbe Menge Kalk bezogen, nahezu achtmal kleiner ist, als in der Mutterlauge, in der die Fällung vorgenommen wurde. Denkt man sich nun den Kalk in der Versuchs- flüssigkeit —= 1 und lässt die Menge des Baryts bis zu einer gewissen Grenze wachsen, so nimmt der Barytgehalt in dem durch Kohlensäure veranlassten Nie- derschlag in dem gleichen Verhältniss zu (Versuch 1—7.). Wird der Barylge- halt in der Auflösung fünfmal grösser als der Kalk, so findet man im Nieder- schlage eine andere Beziehung zwischen den Basen wie in Versuch I.; $ oder die Menge des Baryts im Niederschlag ist jetzt genau ein Drittel von & oder von dem Baryt der Mutterflüssigkeit. Liegt der Werth von & zwischen 9 und 20, dann ist 8 nahe ein Viertel von @; und ist in der Auflösung der'Barytgehalt 45 mal grösser als der Kalk, so ist im Niederschlag der Baryt 22mal grösser als der Kalk. Es ist klar, dass zwischen « und 8 eine einfache Beziehung statlfin- det. Dies Verhältniss ist entweder 8, 4, 3 oder 2; d,. h. auf dieselbe Menge Kalk bezogen ist der Barytgehalt im Niederschlag - +, 4, 4 oder + von dem Ba- rytgehalt in der Auflösung. Die Aflinitäten äquivalenter Mengen Kalk und Baryt zu sehr kleinen Quantitäten Kohlensäure stehen in demselben Verhältniss wie « und %. Wenn die Masse des Baryts in der Auflösung grösser wird, so werden diese Zahlen kleiner, d. h. entweder nimmt die Affinität des Baryts zur Koh- lensäure zu oder die des Kalks ab. In keinem Fall ist £ gleich oder grösser als «&. | Die Anwendung wasserfreier Baryterde anstatt des Hydrats zur Darstellung der Versuchsflüssigkeiten, sow!e grössere Verdünnung der letzteren verringern das Verhältaiss &:%#. Um dies sonderbare Verhalten zu erklären, nimmt der Verf. an, „dass die Anordnung der Atome von Kalk, Baryt und Wasser in einer Auflö- sung verschieden ist, je nachdem man wasserfreie Baryterde oder Barythydrat in Kalkwasser auflöst. Um eine Vorstellung von einem solchen Unterschied zu ha- ben, denke man sich ein Stück wasserfreien Baryt iu gesättigtes Kalkwasser ge- legt. Der Baryt kann dem Kalkwasser kein Wasser entziehen, um zu Hydrat zu werden, ohne eine bestimmte Menge Kalk auszufällen. Wenn sich Barythydrat in Kalkwasser auflöst, wird auch Kalkhydrat niedergeschlagen, weil dasselbe in 147 den Lösungen anderer Alkalien weniger leicht löslich ist, als in reinem Wasser, Nun kommt Baryt, welcher Hydrat bildet, und Kalkhydrat, welches ausgeschie- den wird, gleichsam im statu nascenti zusammen, und wir wissen, dass unter solchen Bedingungen auch Körper mit sehr schwachen Verwandischaften in che- mische Verwandtschaft treten. An das Atom des Baryts können sich 10 Atome Wasser anlegen. Es ist möglich, dass ein oder mehrere derselben unter Um- ständen durch Kalk ersetzt werden. Der wasserfreie Baryt mag sich mit Kalk und Wasser zusammen verbinden, sowie er sich nur mit Wasser vereinigt. Sol- che Verbindungen werden viel schwieriger oder nicht gebildet werden, wenn beide Basen bereits mit Wasser verbunden, mit demselben gesättigt sind. Die Beobachtung lehrt, dass bei denselben Gewichtsverhältnissen die Be- ziehungen zwischen Kalk, Baryl und Wasser in einer Auflösung verschieden sein können, ebenso wie ın einer einfachen Verbindung bei gleicher Zusammensetzung verschiedener chemischer Character und verschiedene chemische Eigenschaften möglich sind. Es ist dies Isomerie von Flüssigkeiten. Etwas Aehnliches ist [44 gewiss der Grund, warum der Quotient Du nicht für jeden Werth von & con- stant ist. Mit dem Wachsen des Baryts in der Versuchsflüssigkeit scheint aber die moleeulare Anordnung, die Beziehung dieser Basis zum Kalk und Wasser, und damit auch die Affinität zur Kohlensäure geändert zu werden. Aus einer anderen Untersuchung überträgt der Verf, einige Versuche, die einen nicht uninteressanten Beitrag zu unserer Kenntniss von der molecularen Anordnung der Bestandtheile in Auflösungen geben. Es war dem Verf. wieder- holt vorgekommen, dass, wenn die zur Analyse bestimmte Menge der Versuchs- Nüüssigkeit, nachdem diese einige Zeit gestanden hatte, von der Oberfläche ge- nommen wurde, der Barytgehalt immer kleiner ausfiel, als er hätte sein sollen. Er nahm daher eine Röhre von 2 Meter Länge und 1—2 Zoll Durchmesser, ver- schloss das untere Ende, stellte sie senkrecht, füllte sie mit einer Baryt - Kalk- flüssigkeit (Barythydrat in Kalkwasser), welche auf 1 Kalk 13 Baryt enthielt, verschloss das obere Ende der Röhre und liess sie sechs Tage ruhig stehen. Nach dieser Zeit ergab die Analyse T. N. in dem oberen Ende K:B = 1:11,0 1:11,8 on »iminterendmauK:ıB =l.213,8 1,14,6 Reines Barytwasser und reine Baryt - Kalkflüssigkeit im Verhältniss wie 11:1 aus wasserfreier Barylterde in Kalkwasser dargestellt zeigten nach 14 und 12 Tagen diese Verschiedenheit nicht. Hieraus scheint also hervorzugehen, dass wenn Kalk- und Barythydrat in einem gewissen Verhältniss in Wasser aufgelöst und diese Auflösung ruhig hingestellt wird, dass sich-dieselbe in zwei. Schich- ten, eine an Baryt reichere und eine daran ärmere theilt, von denen die erstere zu Boden sınkt und die andere sich in obern Theil der Röhre ansammelt. Auf diesen eben so wichligen, als interessanten Punkt wird der Verf. später zurück- kommen. Die alte als eine Täuschung ausgelegte Angabe der Praktiker, dass die Mutterlauge in den Kästen der Gradirhäuser nach längerem Stehen nach dem Boden der Gefässe zu concentrirter werde, scheint hiernach nicht so unwahr- scheinlich zu sein, als man dieselbe hat machen wollen, (Ann. d. Chemie u. Pharm. Bd. LXXXV. p. 103.) W.B. Die Bestimmung des Zinks im Messing und in Bronzen und die Trennung desselben vom Kupfer und Zinn geschieht nach Bobierre am sichersten und genauesten, wenn man über das erhitzte Gemisch einen Strom von trocknem Wasserstoffgas leitet, mit welchem das Zink sich verflüchtigt. Das Zion, welches, wenn es zugegen, mit dem Kupfer zurückbleibt, trennt man von letzterem sehr leicht durch Salpetersäure. (Z’Inst, Nr. 996. p. 42.) W. B. Bereits in unserm vorjährigen Bericht p. 22. haben wir auf die sich durchaus ‚widersprechenden Resultate,. zu denen Aderholdt und Ritthausen bei der Analyse der Aschen von Lycopodium chamaecypari ssus und 148 clavatıum (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXII. p. 111. und Journ. f. pract. Chem. Bd. LIIl. p. 413.) in Betreff der Thonerde gelangt waren, aufmerksam gemacht. Während ersterer resp. 51,85 und 57,36 und 26,65 pCt. Al darin fand, erklärte letzterer dieselben für Al frei. Dieser bekennt nun, dass seine Analysen falsch seien, da eine Verwechselung des Materials vorgefallen sei. Er hat sie nın mit frischem Material wiederholt und Resultate erhalten, die mit denen A. in der Hauptsache übereinstimmen, nämlich 39,07 pCt. Al in der Asche von Lyc. Chamaecyparissus und 20,69 in der von Lye. elavatum. B. widerspricht der Ansicht von A., dass Lyc. Chamaecyparissus und complanatum gleich seien. Er erklärt sie in ihrem äussern Habitus, Farbe ete so bedeutend verschieden, dass sie nur höchst selten mıt einander zu verwechseln sind. Auch fand er sie am Kirchberge bei Hohenstein sehr selten neben einander stehend, sondern meist truppweise an ganz verschiedenen Stellen. (Journ. für pract. Chem. Bd. LVIH. p. 153.) W.B. Barral, Zusammensetzung des Regenwassers. — Gegen die ersten Analysen sind Einwürfe erhoben, weil das Udometer, in welchem das Regenwasser aufgefangen wurde, aus Eisen — also einem an der Luft veränder- lichen Metalle — angefertigt war. Jetzt hat ein Platingefäss dazu gedient. Beide Gefässe waren während des November v. J. dicht neben einander aufgestellt; die Analysen wurden mit Wasser aus beiden Gefässen vorgenommen, weichen aber nicht merklich von einander ab. Resultate: Wasser aus dem gewöhnlichen Udo- meter, auf eine Hectare (= 3,917 Morgen preuss.) berechnet: 595 Grm. Stick- stoff als Ammoniak und organische Materie und 595 Grm. Stickstoff als Salpe- tersäure; Wasser aus dem Platingefäss: 551 Grm. Stickstoff als Ammoniak und organische Materie und 659 Grm. Stickstoff als Salpetersäure. Bei der Destilla- tion von 5,97 Liter Regenwasser in einem Platingefäss blieb ein Rückstand von 0,183 grm., der nach und nach wit Aether, Alkohol von 36° und Wasser be- handelt wurde. Resultate: in Aether löslich: 0,062 grm. (stickstoffhallige orga- nische Materie), in Alkohol löslich: 0,012 grm. (Chlornatrium); in Wasser lös- lich: 0,094 grm. (fast ganz schwefelsaurer Kalk), Rückstand: 0,015 grm. Die- ser war Eisenoxyd. Die grosse Menge desselben setzt in Erstaunen; B. be- merkt, dass, da das Platin bei seiner Verarbeitung viel mit eisernen Geräthschaf- ten in Berührung gekommen ist, das Eisen theilweise wohl daher rührt. Die obigen kleinen Zahlen gewinnen aber ein anderes Ansehen, wenn man sie auf die Regenmenge berechnet, welche im November auf eine Hectare niedergefallen ist. Sie geben 6,8 Kilogr. stickstoffhaltige organische Materie, 1 Kilogr. schwe- felsauren Kalk und 1,3 Kilogr. Chlornatriam. (L’Institut Nr. 995. ». 35.) Fremy erklärt den Schwefelkohlenstoff für das kräftigste Mittel Schwe- felverbindungen darzustellen. Bei Rothgluth verwandelt er fast alle Oxyde in Schwefelmetaälle. Auf dıese Art sind folgende Verbindungen hergestellt; Schwefelsilicium aus freier Kieselsäure oder aus ihren Verbindungen mit Basen. Leichter erhält man dasselbe aus einer Mischung der in Alkali löslichen Modifikation mit Kohle. Es krystallisirt in langen Nadeln und verwandelt sich in feuchter Luft, ohne Ansehen oder Form zu verändern, in wasserfreie Kiesel- säure. Wasser zersetzt es unmittelbar und die hier sich bildende Kieselsänre ist in Wasser löslich. — Schwefelbor ebenfalls aus einer Mischung der Borsäure mit Kohle. Es ist krystallinisch; der Geruch unangenehm, ; Wasser zersetzt dasselbe unter lebhaftem Aufbrausen. — Schwefelaluminium; Bereitung wie die vorigen. Es ist nicht flüchtig; ebenfalls durch Wasser zer- seizbar, aber die Thonerde bleibt nicht in der Auflösung, sondern bildet durch- scheinende Körner von grosser Härte. — Schwefelmagnesium ist bestän- diger; wird erst bei Anwendung von Wärme durch Wasser zersetzt. Die auf diese Art aus Metalloxyden erhaltenen Schwefelverbindungen zeichnen sich durch ihre schönen krystallinischen Formen aus (Ibid, p. 34.) W.B. Schrötter, über die Ursache des Leuchtens des Phos- phors. — Während Berzelius das Leuchten des Phosphors für eine Folge 149 der Verdunstung derseihen hielt, bewies Fischer, dass es nur eine Folge der Oxydation sei. Darauf machte Marchand Versuche bekannt, welche zei- gen sollten, dass der Phosphor sowohl durch blosse Verdunstung, als auch durch Oxydation leuchte. Schröter hat nun durch & Versuche bewiesen, dass das Leuchten des Phosphors nur einzig und allein der Oxydation zuzuschrei- ben sei. I) Unter der Glocke der Luftpumpe leuchtet der Phosphor fast unver- ändert. Wenn aber das Barometer bis auf 1 Millim. gesunken ist, so erhebt sich nach einigen Minuten eine leuchtende Flamme , welche bald den ganzen Raum des Recipienten erfüllt; dann zieht sich diese leuchtende Atmosphäre wie- der um die Phosphorstange zusammen und das Leuchten hört gänzlich auf, selbst wenn der Recipient erwärmt wird. Wird nur eine geringe Menge Luft in die Glocke gebracht , so erfüllt sogleich auf einige Zeit eine Teuchtende Atmosphäre dieselbe. Diese Erscheinung lässt sich nur ans der Oxydation des Phosphors erklären, 2) Im Torricellischen Vacuum zeigte der Phosphor nicht die ge- ringste Lichterscheinung ,„ selbst wenn er darin sublimirt wurde 3) In, durch Elektrolyse erzeugtem Wasserstoffe leuchtete derselbe ebenfalls nicht, auch wenn er sublimirt wurde. 4), Ebendässelbe geschah, wenn man über denselben rei- nes, auf gewöhnliche Weise erzeugtes Wässerstoffgas strömen liess Jedoch leuchtele er natürlich, wenn das Wasserstoffgas mit Spuren von Sauerstoff ver- mischt ist. Dass Marchänd bei diesem Experimente den Phosphor leuchten sah, rührte davon her, dass dem Wasserstoff almosphärische Luft beigemengt, was unvermeidlich war, da Marchand bei dem zu diesem Zwecke angewand- ten Apparate mehrere Korke und Kautschukröhren zur Verbindung brauchte, Es ist also nun von Sch. nachgewiesen, dass das Leuchten des Phospbors nicht eine Folge der Verdunstung, sondern der langsamen Oxyıation sei. Das Oxyda- tionsprodukt ist die sogenannte phosphatische Säure, entweder ein Gemisch von unterphosphoriger Säure und Phosphorsäure, oder eine bestimmte, jedoch sehr leicht in diese ‚beiden Körper zerfallende Verbindung. (Sitzgsber. Wien. Akad. Bd. IX. Hft. 2.) Tsch. Bouis hat in dem Wasser der Therme zu Olette in den östlichen Py- renäen, das mit einer Temperatur von 78° C. zu Tage tritt, Borsäure und zwar an Natron gebunden, aufgefunden. (L’Instit. Nr. 996. p.42.) W.B. Righini giebt an, dass das Jodoform entschieden antimiasmalische Eigenschaften besitze. Er wendet es in den italienischen Seidespinnereien, de- ren Luft sehr ungesund ist, als Pulver oder in Wasser vertheilt an’ verschiede- nen Orten aufgestellt, an. Das Jodoform zersetzt sich nach und nach ohne die Arbeiler zu belästigen. Er schlägt es auch vor zum Gebrauch in Krankenhäu- sern und zwar in Form eines Kleisters (mit dem zweifachen Gewicht Stärke) auf Papier gestrichen. Eben so verhindert es das Verderben des Fleisches. (Journ. de chem. med. 1853. 2. p. 95.) W. B. Personne hat bei der Gährung des eitronensauren Kalks Essigsäure, Büttersäure, Kohlensäure und Wasserstoff erhalten. Die Zersetzung findet nach: folgender. Gleichung statt: 4C’?H°0''+3H0)-+4H0= 3(C’H'0*)+2 er ne (L’Institut Nr. 995. p. 35 ) . B. R. Wagner protestirt gegen die Formel C,,H,.0,, kann ea 0) welche seiner Moringerbsäure von Laurent beigelegt worden ist, weil sie durch- aus nicht mit den Resultaten der Analyse übereinstimmt. Vom theoretischen Standpunkte aus wendet er noch ein: aus den Analysen der Salze der Gerb- säuren gehe hervor, dass 18C 3 Aequivalente RO zur Sättigung bedürfen. Streckers und Laurents Formeln mit 40 und 44 C. enisprechen aber 7—8 ba- Sischen Säuren. Ebenso ist die Annahme von Laurent, dass die Moringerbsäure zu den Glucosamiden ‚gehöre, durch keinen Versuch gerechtfertigt, der die Prä- existenz des Zuckers in dieser Säure darthäte. W. ist diese Nachweisuug nicht gelungen. (Journ. f. pract. Chemie Bd. LVIl. p. 441.) W.B R. Wagner schlägt das pelargonsaureAetkyloxyd seines höchst angenehmen Geruches wegen zum Gebrauch in der Parfümerie vor, wie dies 1l 150 ja bereits bei mehreren andern mit organischen Säuren verbundenen Aetherarten de. Er ertheilt ihm den Nadiek Quittenessenz, weil der Geruch in den Quittenschaalen vermuthlich von dieser Verbindung herrühre. Man er- hält dieselbe, wenn man Rautenöl mıt der doppelten Menge sehr verdünnter Sal- petersäure bis zum beginnenden Sieden erhitzt. Nach längerer Zeit bemerkt man zwei Schichten, von denen die untere im Chlorzinkbade durch Abdampfen vom grössten Theil der Salpetersäure zu befreien und dann von dem sich dabei ausscheidenden Flocken — wahrscheinlich Fettsäure — zu trennen ist. Die saure Flüssigkeit, mit Weingeist gemischt, erhält bei längerer Digestion in gelinder Wärme den angenehmen Geruch und ist dann durch Destillation zu reinigen. Vortheilhafter noch dürfte die Darstellung aus der Velen nach Gottliebs Ver- fahren sein. (Ebd. p. 440.) W.B. A. Müller, Verhalten des Harnstoffs im galvanischen Strom. — Dieser Versuch wurde angestellt, um für die Aufstellung einer ra- tionellen Formel des Harnstoffs sichere Grundlagen zu erhalten. Die Resultate entsprachen aber nicht der Erwartung ; theils wird die wässrige Lösung des Harnstoffs: sehr wenig afficirt, theils sind die Produkte sehr complicirter Natur. Der Harnstoff war zum Theil aus Harn, zum Theil nach Liebigs. Methode aus Blutlaugensalz dargestellt. Den galvanischen Strom lieferten 4— 6 Grove’sche oder Bunsensche Elemente ; als Electroden dienten Platindrähte. Bei schwacher Gasentwickelung war alsbald am positiven Pol eine stark saure, am negativen eine stark alkalische Reaction zu bemerken. Nach mehrwöchentlicher Einwirkung wurde die Flüssigkeit von ersterem Pol mit Barytwasser neutralisirt, zur Trockne verdampft und aus dem Rückstande der unzerseizte Harnstoff durch Weingeist ‚ausgezogen. Das Barytsalz wurde als salpetersaures erkannt. Die Flüssigkeit vom enigegengesetzten Pol verhielt sich wie eine verdünnte Ammoniaklösung; der Geruch erinnerte jedoch schwach an verdünnte Blausäure. Salpetersaures Silberoxyd gab beim Erhitzen sogleich metallisches Silber. Mit Platinchlorid schied sich erst näch längerer Zeit ein wenig Pulver aus. Die mit Platinchlo- rid versetzte Lösung se unter der Luftpumpe verdampft, der Rückstand mit starkem Weingeist ausgezogen; es hinterblieb ein dottergelbes Pulver, das unter dem Microscop fast farblose Platinsalmiakoctaeder, gemengt mit röthlichgelben undentlich ausgebildeten Krystallen erkennen liess. Kaltes Wasser gab eine gold- gelbe Lösung, die unter Zurücklassung von Platinsalmiak beim Erhitzen dunkler wurde; nach dem Erkalten von dem Ungelösten getrennt und unter der Luft- pumpe verdampft, resultirten goldgelbe Blättchen mit Octaederbegrenzung, die an der Luft feucht wurden und 41, ‚7 pCt. Platin enthielten. M. hält diese Substanz daher für Methylamin, welches 41,61 pCt. Platin verlangt. Bei dem engen Zu- sammenhang zwischen Cyan, Formyl und Methyl und Seine dem kohlensauren Ammoniak ist eine Bildung von Methylamin wohl denkbar; die erwähnte Silber- reduction wäre gleichzeitig gebildeter Ameisensäure zuzuschreiben. — Am ne- gativen Pol stieg 7 mal mehr Gas auf als am positiven, so dass dort mehrmals die Flüssigkeit zum Ueberfliessen kam. Das Kationgas brannte wie reines Was- serstoffgas, das Anion dagegen war sauerstoff- und im geringen Grade kohlen- säurehaltig. Zersetzte sich der Harnstoff nur in Ammoniak und Kohlensäure und wurde ausserdem aber Wasser in seine Bestandtheile zerlegt, so durfte das Verhältniss vom Kation zum Anıongas, selbst wenn die Harnstofflösung alle Koh- lensäure absorbirte, höchstens wie 2: 1 sein. Durch die Bildung der Salpeter- säure schien das Verhältniss aufgehellt, indem bei Oxydalion von NH? zu N0° auf 2 Vol. Kohlensäuregas 8 Vol. Wasserstoff frei werden mussten, — allein die Salpetersäure konnte nach Wochen nur in kleiner Menge nachgewiesen wer- den und ist sie daher wohl nicht der einzige Grund. Eine Prüfung ergab, dass mit dem Wasserstoff auch Stickstoff entweiche und zwar 12,5 pCt. — Eine hierbei beobachtete Erscheinung zeigt, wie sehr der Harnstoff die Lösung ande- rer Substanzen begünstigt. Die negative Platinelectrode halte sich nach kurzer Einwirkung des galvanischen Stromes mit Wismuth überzogen, welches aus der angewendeten Mennige herrührte und dem Harnstoff trotz mehrmaligem Umkrystal- lisiren aus Weingeist gefolgt war. (Ebd, p. 443.) 151 Pommier schlägt das Fumarin aus dem essigsauren Auszuge (vergl. S. 72.) durch Ammoniak nieder. Dieser Niederschlag dıent zur Darstellung der Salze, indem er in verdünnten Säuren aufgelöst wird. Die Lösungen wer- den durch kalkfreie Thierkohle filtrirt, bis zur Syrupdieke concentrirt und der freiwilligen Krystallisation überlassen. Aus ihnen erhält man das reine Fuma- rin durch Ammoniak und durch Lösen des Niederschlages in Alkohol Krystalle. (Journ. de chem. med. 1853. 2. p. 99.) WW. B. Orycetognosie. — Naumann, Versuch einer neuen In- terpretation der Turmalin-Analysen. Breithaupt’s Ansicht, dass in- nerhalb der Species Turmalin mehre verschiedene Subspecies zu unterscheiden sein dürften, hat durch Rammelsbergs Untersuchungen eine Bestätigung gefunden. Nach letzterem zerfallen die Turmaline in 5 verschiedene Gruppen, welchen eben so viele Constitutionsformeln entsprechen, zwischen denen freilich ein gemeinsa- mes chemisches Band fehlt. Ein Grundgesetz, welches die ganze Species in allen ihren Varietäten beherrscht, lässt sich jedoch nicht verkennen; selbst Her- mann’s Analysen lassen dasselbe mit der grössten Bestimmtheit zu. Addırt man nämlich den Sauerstoff der Basen RO und R?O° zu dem der Borsäure, so verhält sich bei allen diese Summe zum Sauerstoff der Kieselsäure wie 4:3. Rammelsberg glaubt aber hieraus nichts für die Conslitution der Turmaline fol- gern zu können. N. versucht nun aus dem’ durchgreifenden Gesetz doch wei- tere Folgerungen zu ziehen. Zuvörderst bemerkt er, dass dasselbe noch weit genauer stalllinde, als es Rammelsberg bemerkt zu haben scheine. Nimmt man nämlich auf den Fluorgehalt der Turmaline Rücksicht und auf den Umstand, dass das Fluor beim Glühen als Fluorsilicium ausgetrieben werde, so hat man, unter der Voraussetzung, dass der ganze Fluorgehalt ursprünglich mit Silicium ver- bunden war, den gefundenen Betrag der Kieselsaure um so viel zu erhöhen, als es die dem Fluorgehalt entsprechende Sauerstoffmenge erfordert, also um ®/,, des ersteren. Verlährt man nun, wie oben angegeben, so tritt Rammelsbergs Gesetz mit einer Schärfe hervor, die nichts zu wünschen übrig lässt. Nur beı einer Varietät von 30 tritt eine sehr bedeutende Differenz zwischen dem berech- neten und dem gefundenen Sauerstoffgehalte auf; diese, als wahrscheinlich schon in einem Zustand der Zersetzung begriffen, hat Rammelsberg selbst bereits von seinen Betrachtungen ausgeschlossen. Die nächste Folgerung hieraus ist die, dass die Borsäure hier die Rolle einer Basis spielt; sie scheint demnach mit den Basen R?O® vereint werden zu müssen. Aehnlich lässt sich die Zusammenselzung des Axinites mit überraschender Genauigkeit durch die sehr einfache Formel 4R’0 SiO?’—+5ROSIO? darstellen, sobald man die Borsäure mit zu Basen R’O‘ rech-- net. Setzt man z. B. 4R 0 '=24A1’0°+ Fe’O'-++-BO’ und 5RO—4!Ca0-+!Mg0, so giebt diese Formel für 100 : 43,93Si0°, 16,2941:0°,12,95Fe’0° und Mn’O>, 19,98Ca0, 1,58 MgO und 9,54 BO’ in auffallender Uebereinstimmung mit Ram- melsbergs Analysen. Die Basen RO und R’O° treten hier aber in äusserst verschiedenen Verhält- nissen auf, deshalb stellt N. für das in den Turmalinen dargestellte Doppelsalz einen Ausdruck von der Form: mR20°SiO —-ROSiO -n auf, in welchem m u. n sehr verschiedene Werthe haben können. Diese Formel muss nun aber in allen Tur- malinen der Bedingungsgleichung: 3m-+-1l:2m-++2n=4: 3 Genüge leisten, welche sich auf die einfachere Forn m=8n-3 zurückführen lässt, weshalb denn (8n-3) R:0°SiO®--ROSiO’n das allgemeine Schema für die chemische Constitution der Tur- maline sein würde. Die einfachsten Folgerungen, welche sich aus der Bedingungs- gleichung m=8n-3 ergeben, sind aber 1) dass für n=!, m=1 und 2, dass für n=1, m=5 wird, was den beiden speciellen Formeln2R’0°Si0°:-+RO?SiO° und 9R?0°SiO?-+-ROSiO? entspricht, welche sich auch, um ein besseres Gleichgewicht der Massen herzustellen, 10R°’0°SiO +5RO:’SiO? u. 10R°?0’Si0 ’+2R0OSiO: schreiben lassen würden. Diese beiden Formeln dürfen wohl als die beiden extremen, ja vielleicht als die beiden einzigen für die Zusammensetzung der Turmaline zu be- trachten sein. Sie werden mit der grössten Genauigkeit durch zwei von Rammels- berg analysirte Varietäten (Nr. 1 u. 283) repräsentirt. Um zu entscheiden, ob spe- eielle Formeln, die sich aus der allgemeinen ableiten lassen, zulässig sind, ha- 152 ben wir die Sauerstoffverhältnisse der BasenRO und R’O? in sorgfältige Erwägung zu ziehen. Setzen wir den Sauerstoff der-Basen RO=1, so ergeben sich in den von R. analysirten 29 Varietäten folgende Sauerstoffmengen der Basen R?O°: 3, 4, 5, 6, 8, 9,10 und 15, ausserdem noch eine grosse Zahl von andern, die sich durch einfache Zahlen nicht en lassen. An diese Werthe müssen wir uns möglichst hal- ten, weil das Grundgesetz der Constitution aller Turmaline auf ihnen beruht. Zwischen den beiden extremen Verhältnissen 1: 3 und 1:15 finden sich also eine grosse Menge von mittleren Verhältnissen, welche zwar zum kleineren Theile durch einfache Zahlen ausgedrückt werden können, zum grösseren Theile aber eine solche Reduction nicht zulassen. Den beiden extremen Verhältnissen ent- sprechen die oben aufgestellten speciellen Formeln. Versuchen wir es nun, die den übrigen einfachen Zahlenverhältnissen entsprechende, chemische Constitution, nach Anleitung der allgemeinen Formel mR’O’SiO’+ROSiO?n darzustellen, so erhalten wir, vermöge des Gesetzes m=8n-3, Zahlen, von welchen nur we- nige zu ansprechenden Formeln führen würden. Denken wir nun noch an die vielen zwischen diesen einfachen Zahlen liegenden Verhältnisse, so dass es fast den Anschein gewinnt, dass jedes beliebige vorkommen könne, so möchte man den Gedanken aufgeben, für jede einzelne Varietät eine besondere Formel auf- zustellen ; vielmehr wird man es für zweckmässiger halten, zwei Normal-Varie- 1älen anzunehmen, oder zwei verschiedene Turmalin-Substanzen und alle übri- gen als blosse Gemische dieser beiden in schwankenden und unbestimm- ten Verhältnissen zu betrachten. Diese durch das angeführte Gesetz auf das Innigste verschwisterten Substanzen stellen kraft desselben Gesetzes isomorphe Verbindungen dar, welche sich in ganz beliebigen Verhältnissen vermischen kön- nen, ohne dass dadurch weder dem Isomorphismus, noch auch jenem Gesetze der geringste Eintrag geschieht. Bei diesen Betrachtungen kann natürlich die besondere qualitative Zusammensetzung nicht zugleich mit erfasst werden, weil solche von dem wechselnden Auftreten bald dieser bald jener chemischen Be- standlheile abhängt, durch deren Verschiedenheiten sich auch die Differenzen des specifischen Gewichtes und mancher andern physischen Eigenschaften hauptsäch- lich bestimmen. Die von R. gebildeten 5 Gruppen beruhen theils auf wirklich stöchiometrischen, theils auf bloss qualitativen Verschiedenheiten der Zusammen- setzung; ihr Werth soll hier nicht beeinträchtigt werden. Eine scharfe Abgrän- zung der Gruppen aber und eine gesonderte Darstellung derselben durch eben so viele Formeln ist nicht mit Consequenz durchzuführen, wegen der ausseror- dentlich schwankenden Sauerstoffverhältnisse. N. Interpretation hängt sehr nahe mit Hermann’s Heteromerie zusammen; denn in der That besteht eine Art He- teromerie für die meisten Turmaline. Allein die beiden heteromeren und iso- morphen Substanzen sind durch ein gemeinsames chemisches Grundgesetz an einander gekettet und in unbestimmien Verhältnissen mit einander verbunden. Diese Heteromerie möchte auch wohl bei andern Mineralspecies vorkommen. In allen Fällen derselben scheint ein allgemeines stöchiometrisches Gesetz zu Grunde zu liegen, durch welches die verschiedenen Formeln an einander gekettet sind. So z. B. auch beim Glimmer. Setzt man nämlich den Sauerstoff der Kieselsäure = s 5 25 Br Basen R- OR ” „ RO = so ıst in den meisten Kali- und Lithionglimmern s=1+30, worauf sich die all- gemeine Formel mR-0°Si0°--ROSIO?N gründen lässt, in welcher die beiden Zahlen ; m 5 : m und n.nach der Bedingungsgleichung n— 2 " von einander abhängig sind. Ebenso gilt für die meisten Magnesiaglimmer das Gesetz s=r-+o. (Ber. d Ges. d. Wissensch. zu Leinzig. Math.-phys. Cl. 1852. I. p. 4.) W. B. Kerl. neues Vorkommen von Selenquecksilber auf dem Harze. Das Erz wurde zuerst zwischen den auf der Halde aufgestürzten Ku- pferkies führenden Erzen der Grube Charlotte bei Clausthal bemerkt, dann in der Grube in der Sohle des tiefen Georgsstollens in dem Uebersichbrechen auf dem ersten Bogentrum, welches reinen Kupferkies ohne Bleiglanz führt, als eine 153 trumförmıge Einlagerung anstehend gefunden und yon F. A. Römer als eine Quecksilberverbindung angesprochen. Exemplare davor sind in der Mineralien- niederlage der Bergschule in Clausthal käuflich zu erhalten. Das derb vorkom- mende Mineral hat eine dunkelbleigraue Farbe, dem Fahlerz ähnlich, starken Metallglanz , muschligen bis unebenen Bruch, unveränderten Strich, Härte zwi- schen Kalkspath und Gyps, Spaltungsflächen nicht deutlich ; es ist eiwas spröde, sehr innig mit Quarzkörnchen gemengt, daher Schwanken im spec. Gewicht von 7,1 bis 7,37; Kupferkies zuweilen deutlich sichtbar eingesprengt. Die quanti- tative Analyse ergab folgende Resultate: I6 II Quecksilber 65,52 72,26 Selen 21,28 24,05 Eisen 2,14 0,45 Schwefel 0,35 0,12 Quarziger Rückstand 10,28 2,36 99,57 99,74 oder wenn man den Rückstand und den eingemengten Kies als nicht zum Wesen des Minerals gehörig fortlässt I. I. Quecksilber 75,11 74,82 Selen 24,39 24,90 99,50 99,72 was also der Formel HgSe nahe entspricht. Dieses Vorkommen von reinem Selenquecksilber ist um so beachtenswerther, weil dasselbe noch nicht weiter gefunden, oder doch das Vorkommen desselben nicht bestätigt worden ist. Tiemann will (Berzelius Jahresb IX. p. 184) in einer verlassenen Grube auf dem nördlichen Harze ein flüchliges Selenmetall gefunden haben, welches. er für gediegen Selen, Marx aber für Selenquecksilber hielt. Die von Kersten (Kastners Arch. XIV. p. 127.) und H. Rose (Pogg. Ann. XLV1. p. 315.), unter dem Namen Selenquecksilber untersuchten Mineralien enthalten noch als wesentlichen Bestandiheil Schwefel. So besteht das von San Onofre in Mexiko aus 82,8Hg, 10,65 und 6,6Se oder aus HgSe+4HgS. (Berg- und Hüttenm, Zeit. 1852. Nr. 47.) W.B. J. Roth, Analyse dolomitischer Kalksteine. — 1) Aus- würfling von Rio della Quaglia von Mt. Somma. Weiss, feinkör- nig, zuckerähnlich. Spec. Gewicht des Pulvers bei 22°C = 2,72. In Stücken mit Salzsäure übergossen hinterlässt er rundliche aus Rhomboedern zusammen- geselzle Massen, die sich nur nach langer Zeit in erneuter Salzsäure, aber leicht in der Wärme lösen. Mit verdünnter Essigsäure bleibt ein Rückstand (CO?CaO und CO°®Mg0) in rhomboedrischen Massen. Vernachlässigt man den Wasser- gehalt, so. besteht dieser Kalkstein in 100 aus T. I. IH. Kohlensäure 47,04 45,61 47,0 Kalkerde 32,31 31,5 Magnesia 22,20 20,1 Dies entspricht am nächsten. der Zusammensetzung, welche für 100 verlangt 0° 47,58 Ca0C0°? 57,25 Ca0 32,06 Ms0C0? 42,75 Mg0 20,36 Die Zersetzung durch Essıgsäure aber zeigt, dass man ihn als Gemenge aus nahe 4(Ca0C0?+Mg0C0°)+(5Ca0C0?-+4Mg0C0?). d.h. aus 46,82 pCt. Dolomit und 93,18 pCt. dolomitischem Kalk betrachten kann. — Er enthält noch Spuren von Kieselsäure, Thonerde, Eisen und Chlor, aber keine Schwefelsäure. — Abich (geol. Beob. in Unter- u. Mittel-Italien S. IV.) hat wahrscheinlich. denselben Kalkstein aus dem Valle di Sambuco zwischen Majuri und Minuri untersucht und fand 96,57 Ca0CO? und 43,43 Mg0CO?,. — 2) Dolom.Kalkstein von der Punta della Caglione von Mt. Somme. Weiss, krystallinisch, grob- blältrig. Spec, Gew. des Pulvers bei 20’C.—= 2,669. Verhält sich gegen Salz- säure wie l. Besultate der Analyse: 154 1. bie hegıt, van Say VI. Wasser 1,72 1,61 Kalkerde 33,33 38,28 37,92 Magnesia 26,94 25,91 25,74 Kohlensäure 33,12 33,28 32,86 33,10 Ausserdem Spuren vonFe, &l, PO°, aber keine SO3. Mit verdünnter Essig- säure bleibt eine Verbindung von kohlensaurer Kalkerde mit kohlensaurer Magne- sia in rundlichen Massen ungelöst. OderCa0: dem derMg0=10: 9. Das Ge- stein ist daher ein Gemenge von wenig Dolomit mit einer Verbindung von CaO und MgO, die nur halb mit CO? gesätligt sind. Annähernde Zusammensetzung ; (Ca0CO’+Mg0CO °)+(8Ca0+83MgO+8CO!), wofür die Rechnung giebt 33,74 CO?, 27,41 Mg0, 38,65 Ca0, d.h. die eines Dolomits, der (durch erhitzte Was- serdämpfe ?) den grössten Theil seiner CO? verloren hat, analog dem halbgebrannten Kalk Ca0,CO°. Auffallend ist, dass nicht aus der Luft CO?und HO aufgenommen ist. 3. Staengliger Braunspath aus Mexiko. Klaproth giebt die- sem vonA v.Humboldt aus dem Bergwerk la Valenziana zu Guanakuato mit- gebrachten Mineral einen Wassergehalt von 5 pCt. Nach R. in 100: Ca0C0?53,18. Mg0C0:34,35. 1°, 1 C0:10,46. H01,22. FeS,0,22. Die grosse Wassermenge bei Klaproth rührt wohl vom Verknistern her, da er nicht zerrıebene Krystalle erhitzte. Das Mineral ist also normaler Bitier- spath, indem ein Theil MgO durch FeO oder MuO ersetzt ist MgO | Ca0CO?’—+-FeO ; CO?, MnO 4. Kluftgestein aus dem Gyps des Schildsteins bei Lü- neburg. Grau und bituminös, dicht, zähe, schimmernd durch eingesprengte feine krystallinische Pünktchen ; hie und da mit kleinen Höhlungen, die kleine Bitterspath- (Kalkspath ?) Krystalle enthalten. In 100 Theilen: in Essigs. löslich: in Essigs. unlöslich: Ca0CO: 45,68 13,05. Mg0C0? 1,62 7,06. Thon 20,07. Fe’O? und Al’O? 8,89. Ca0SO° 0,39. Formel mit Vernachlässi- gung des Eisens nahe zu 3Ca0CO?—+2Ms0C0:. 9. Stinkstein von Segeberg. Am N. W. Abhange des Kalkber- ges über dem Gyps anstehend. Schwärzlich grau, dicht, stark schimmernd, sehr bituminös. In 100; in Essigs. löslich: in Essigs. unlöslich: Ca0CO: 36,36. 0,61. Ms0CO? 5,21. 44,44. "41,57. Thon 8,12. Fe?0°’u.Al’O; 3,39. 56,56. Verlust: Bitumen. Das Gestein ist ein Gemenge von dolomitischem Kalk und Magnesit. Karsten (Arch. f. Miner. XXI. pay. 589.) erhielt mit Essigsäure nur reine Bittererde als Rückstand; sieht es daher als ein Gemenge von kohlensauren Salzen der Kalk- erde und Magnesia an. (Journ. f. pract. Chem. Bd. 82.) W.B. Literatur. Hunt untersuchte den Columbit von Haddam in Connecti- eut, den Samarskit aus dem goidführenden Sande Nordcarolinas und den Ru- therfordit von ebenda. (Sillim. americ. journ. 1852. Novbr. 340—346.) J. W. Mallet, Analyse des Euklas. — Vollständig klare und durchsichtige , schwach grünliche Bruchstücke von Kıystallen des Euklas, deren specifisches Gewicht 3,036 war, hat Mallet untersucht. Die Analyse ergab die- selbe Zusammensetzung dieses Minerals, wie die von Berzelius gefundene. Na- mentlich ist auch eine kleine Menge Zinn darin gefunden worden, dessen Ge- genwart auch Berzelius dargethan hat. Die’ gefundenen Zahlen sind folgende; 4155 Mallet. Berzelius. berechnet. Kieselsäunre 44,13 43.22 43,53 3Si0° Thonerde 31,87 30,56 32,33 24A1?0° Beryllerde 21,43 21,78 24,14 1Be?0° Eisenoxyd 1.31 2,22 Zinnoxyd 0,35 0,70 9 BB 10 Die Formel für dieses Mineral ist also 2{SiQ’A1°0°)+SiO3Be?0°, oder >03 vielleicht besser SiO® | et: 3 . (Philes. magaz. & ser. V. 127.) Ha. 2 Camac analisirt den Fowlerit und findet 44,50 Kieselerde, 25,37 Man- ganoxydul, 11,00 Eisenoxydul, 4,15 Zinkoxyd, 9,66 Kalkerde, 5,27 Magnesia, 0,67 Thonerde und 0,60 Kali. (Sillim, americ. journ. 1852. Nvbr. 419.) G. Geologie. Tasche, thoniger Brauneisenstein, dessen vormalıge und jetzige Gewinnung und Benutzung im Vogels- berg. — Der thonige Brauneisenstein erscheint auf diesem Gebiete nur in Knollen, Bohnen und Schalen, deren Anhäufung jedoch in bestimmter Richtung verfolgt werden kann. Von Osten nach Westen unterscheidet man, begegnet man dem ersten Zuge zwischen Langenlıain und Brenngeshain, den Hohenrods- kopf, Taufstein und Ueselberg verbindend. Ein zweiter Zug beginnt bei Usen- born und Kefernrod, berührt Wenings- und Hirzenhain und endet bei Eichels- dorf und Eichelsachsen. Ein dritter streicht von Salzhausen über Ulfa, Larden- bach, Merlau bis Atzenhain und der letzte von der Naumburg bei Heldenber- gen über Bönstadt, Staaden Langsdorf, Villingen nach Grünberg. Seine Entste- hung verdankt dieser Braueisenstein der noch fortdauernden Verwitterung des Basaltes, indem die kieselsauren Verbindungen desselben fortgeführt, das Magnet- eisen aber in Eisenoxydhydrat sich verwandelnd am Orte bleibt. Ueber die La- gerungsverhältnisse gibt die Grube Abendstern bei Hungen Aufschluss. Der Ei- senstein lagert hier in 1—4‘ Mächtigkeit auf einem weissen zerreiblichen Thone und von 60—70' Lehm bedeckt. Bei Glashütten lagert er anf Basalt und schliesst selbst Blöcke desselben ein. Der Abbau dieser Eisenerze reicht in die frühesten Jahrhunderte vielleicht bis zu Cäsars Zeiten hinauf. (Bronn’s Jahrb. 1852. S. 847—606.) Gl. Holzmann, über die geognostischen Verhältnisse der Gal- meilagerstätte bei Wiesloch. — Diese Lagerstälte ruht im Muschel- kalk, dessen Schichten hier auffallend zerrissen, verstürzt und verschoben sind, so dass weder das Streichen noch die Altersfolge mit Bestimmtheit angegebeu werden kann. Die Veranlassung dieser Störung war das Emporsteigen des Gra- nites, der auch dem Zinkführenden Fluidum den Weg öffnete. Konnten die um- wandelnden Fluida den Spalten und Rissen folgend mehr in horizontaler Erstre- ekung über den Kalk sich ausbreiten, so haben wir die Lagerställe flölzarlig; konnten sie dieses mehr in vertikaler: so stellt sich ein gangarliges Gebilde dar und es ist anzunehmen, dass nicht eine Abänderung des Kalkes vorhanden sei, der nicht eine entsprechende Galmeiabänderung als Umwandlungsproduet zur Seite gestellt werden könnte. Am klarsten sprechen dafür die in Galmei um- gewandelten Versteinerungen, welche die häufigsten Leitmuscheln des Muschel- kalkes sind. (Ebd. S. 907—910.) Gl. Sharpe kritisirt die von Dumont gegebene Eintheilung des Bel- gischen Uebergangs- und Kohlengebirges und parallelisirt die- selbe mit dem englischen Systeme. Hienach sind identisch das Terrain arden- nais oder die petrefaktenleeren Schiefer mit den ältesten Schiefern von Wales und Süddeutschland, dem cambrischen Systeme; das Systeme gedinnien entspricht dem Tilestone des obern Ludlow; das Systeme coblenzien wird im südlichen Cornwall ein Aequivalent finden; das Systeme ahrien fällt mit der Ilfracombe und Lintonreihe, den Sandsteinen und Schiefera von Plymouth zusammen; das 156 Systeme eifelien steht dem Oldred, den devonischen Kalken und den dazu ge- hörigen Schiefern gleich; das Systeme condrusien entspricht dem untern und obern Kohlenkalk und dem Kohlensandstein von Derbyshire, das Systeme houil- ler endlich den kohlenführenden Schichten oder Coal measures. (Quart. journ. geol. 1853. IX. 18—28.) @l. Fischer-Ooster, über die Altersbestimmung des soge- nannten Rallligsandsteines. — Studer beschreibt dieses Gestein zu- erst in seiner schönen Monographie der Molasse, aber das Alter desselben ist wegen des fast gänzlichen Mangels an Versteinerungen sowie wegen der abnor- men Lägerung auf der Gränze von Nagelfluh und älterer Gebilde schwierig zu ermitteln. Neuerdings sind nun deutliche Petrefakten gefunden worden, welche einigen Aufschluss gewähren. Es sind Pflanzenreste, denen von Soizka_ theils identisch, theils entsprechend und zwar geben den sichersten Anhalt ein Blatt von Daphnogene paradisiaca, ein anderes von Myrica longifolia, ein drittes von M. banksiaefolia, eine an Robinia pseudoacacia sich zunächst anschliessende Frucht, sehr ähnlich auch der Acacia Sotzkana, ferner 2 Blätter, wahrscheinlich von Ceänothus ziziphoides , andere von Andromeda vaceinıfolia etc. _ Hiernach würde also der Ralligsandstein der eocenen Epoche angehören. (Berner Ver- handl. 1852. Nr. 237. S. 117.) Gl. Peters, Beitrag zur Kenntniss der Lagerungsverhält- nisse der obern Kreideschichten an einıgen Localitäten der östlichen Alpen. Wien 1852. Fol. — Die von Murchison und Sedgwick aufgestellte Gliederung dieser Gebilde, in welcher der Hippuritenkalk das unter- ste Glied.bildet, ist kürzlich durch Reuss widerlegt worden und anfangs in des- sen Gemeinschaft untersuchend 1hbeilt P. in vorliegenden Blättern die gleichen Ansichten über einige Localitäten mit. 1) Das Weissenbachthal bei Aussee in Steiermark. Das Bachbett des Weissenbachgrabens ist mit kolossalen Blöcken ältern Kalkes angefüllt, welche dem untern Muschelkalk angehören und hier die Schiehtenreihe von Hallstadt zu wiederholen scheinen. Etwas über der untern Brücke lagern mächtige lockere rothe Schotterbänke, welchen undenutlich geschich- tete, rotlie' Conglomerate folgen. Die Auflagerung dieser auf Kalk zeigt der Zlamkogel. Der Sattel der Weissenbachalm wird ausschliesslich von Kreide- schichten gebilde. Am Bache findet man Conglomeralschichten, deren rothes Kalkeäment erbsen- bis faustgrosse Geschiebe verschiedenartigen Kalksteines ein- schliesst und sparsame kleine von Quarz. Ueber den Almhütlen am linken Ufer steht ein. petrefaktenführender Mergel an, in Wechsellagerung mit festen kalkigen Schichten und glinımerreichen braunen Sandsteinen. Die Versteinerungen sind schlecht erhalten und stimmen mit Gosauarlen überein. An der Lehne des Tel- schenberges tritt ein den Mergel überlagerndes Conglomerat von ähnlicher Natur auf und erscheint höher hinauf horizontal geschichtet, wo auch jene Schichten wieder entblösst sind. Auf der Wasserscheide des Satlels und jenseits dessel- ben wiederholen sich dieselben Gebilde, so dass wir für diese Localität folgen- des Schichtensystem haben: oberes Conglomerat, oberer versteinerungsleerer Sandstein mit Kohlentheilchen, Mergel-, Kalk- und Sandsteinschichten mit Hip- puritenkalk und Tornatellengestein , untres Conglomerat. — 2) Exceursion von St. Gallen ins Weisswasser. Der glimmerreiche Sandstein mit eingesprengler Koble, in Conglomerate übergehend erscheint zuerst an der Strasse. Am rech- ten Ufer ansteigend geht er in Mergel über und wechsellagert mit diesen. Auf der Höhe liegen Kalk- und Conglomeratblöcke von der benachbarten Bergen. Erst jenseits an der Schneckenwand des Blaberges führen die, unter den Sand- stein einfallenden Mergel Petrefakten (Natica, Cerithium). Dichte bituminöse Kälke erscheinen in diesen Mergeln. Hippuritenkalk zeigte sich nur an den Hör- nermauern an der rechten Seite des Weisswasserbaches. — 3) Das Gamsthal bei Lainbach in Steyermark. Dieser Stundenlange Kessel besteht in den ihn erfüllenden Hügeln aus Kreideschichten. Oestlich von der Noth nehmen zunächst 4 gerundete waldige Hügel den Platz der sich zurückziebenden Kalkwände am Bache ein‘, an dessen linken Ufer ein Kalk mit sehr unregelmässiger Structur und zerfressener Oberfläche hervortritt. Dieser ist dolomitisch und nicht ge- 157 schichtet, aber von geschichtetem Kalk bedeckt. Diese Gesteine lassen sich noch in. weiterer Erstreckung verfolgen und können petrographisch den Rauhwacken des Zechsteines und dem Bunten- Sandsteine parallelisirt werden. Ueber sie la- gert sich der Alpenkalk der Gaismauer und des Anelkogels , gelbgrau und fein- körnig, aber versteinerungsleer. Die Kreidegebilde bieten im vordern Gamsthal die interessanten Puncte. Bei Anlegung eines Stollens 200 Fuss über dem Gamsbache wurde ein fetter Thon und grauer Mergel durchfahren , darunter folgte ein 9—10‘‘ mächtiges Kohlenflötz, dann ein Sandstein, grobes Alpenkalk- gerölle und endlich der feste Kalk des Achkogels. Die obern Mergel. führen. Ce- rithium eoniecum, Natica bulbiformis und mehre neue von Reuss benannten Ar- ten. Den Sandstein am südlichen Abhange des Achkogels hat Morlot bereits be- schrieben. Diesem gegenüber am linken Ufer des Gamsbaches finden sich die Actäonellen- und Hippuritenschiehten in folgender Anordnung: 1) ein brauner und grauer fester Sandstein mit Actaeonella gigantea, darüber 2) ein wenig mächtiger sehr bröcklicher Sandstein mit Polypen, 3) Sandstein ganz erfüllt von Actäonellen , endlicb 4) Hippuritenkalk. Im obern Gamsthal trifft man in der Nähe des Baches einen Mergel und sehr glimmerreichen Sandstein mit Kohlen- theilchen , gegenüber die Rauhwacke. Auch diese Mergel und Sandsteine lassen sich weiterhin verfolgen. Aus allen Beobachtungen ergibt sieh, dass die Forma- tion des Gamsthales aus denselben Gebilden besteht, welche an andern Orten der östlichen Alpen als obere Kreide erkannt sind. Die Schichtreihe von unten nach oben ist: a) Mergel- Kalk- und Sandsteinschichten mit Versteinerungen, b) Sandstein mit Osträen, c) Sandstein mit Actaeonella gigantea, d) Korallen- schieht , e) Sandstein wie e, f) Hippuritenkalk,, g) versteinerungsführende Mer- gel ad Sandsteine, h) obere versteinerungsleere Mergelsandsteıne mit Conglo- meraten. @l. Tiefe des Meeres. Der Capitain Denham fand die Tiefe des Mee- res zu 13643 m , 25613 oder zu 43467',41403018 in dem südlichen Atlantischen Ocean unter 36°49‘ südlicher Breite und 3706’ östlicher Länge (Ferro). Das Hinuntersenken des Senkbleies dauerte nicht weniger als 9 Stunden 25 Minu- ten. Wenn nun also die Erde ebenso, wie der Mond keın Wasser und also keine Meere hälte, so würde der Hintschinginga auf dem Himalaya, der sich 8587 m ‚4552 oder 27359°,6322672 über dem Meeresspiegel erhebt, eine Höhe von 22678m, 98977 oder 70827‘ über den von Capitain Denham gefundenen tiefsten Punkt der Erdrinde haben. Die grösste Meerestiele, welche James Ross fand, betrug 8412,m 04193. (L’Instit. Febr. 9. p. 53.) Tsch. Walferdin, Untersuchungen über die Temperatur der Erde in grossen Tiefen. — Um die Temperatur der Erde in grossen Tiefen zu untersuchen, begab sich Walferdin im Dechbr. v. J. nach Mondorff im Grossherzoglhum Luxemburg, woselbst sich ein artesischer Brunnen von bedeu- tender Tiefe befindet. Er liess seine sorgfältig gearbeitefen Thermometer ver- schiedene Male in das Borloch eintauchen und fand 27,"63 für die Temperatur der Brunnenquelle in einer Tiefe von 718m his 720m oder 2287,'548 bis 2293.92. Indessen nahm Walferdin wahr, dass der Sprudel nur aus einer Tiefe von 502m oder 1599,'372 komme. Er brachte daher seine Thermometer gerade an die Stelle, wo die Quelle hervorsprudelt, in der Meinung, dass die- ses Wasser genauer und besser die Bodentemperatur der Erdschicht , aus der sie kömmt, angeben müsse. Dieser zweimal wiederholte Versuch ergab im Mit- tel 15,65. Da ihm nun die mittlere Bodentemperatur von Mondorff unbekannt war, so beobachtele er, um dieselbe zu ermitteln, 13 Tage lang regelmässig dıe eines Brunnens in der Nähe jenes artesischen Brunnens. Dieser Brunnen, der verschlossen war, halte eine Tiefe von 7m oder 22,’302 und war bis zu ei- ner Höhe von 4,m 50 oner 14,‘'337 mit Wasser angefüllt. Er fand die mittlere Wärme in dieser Tiefe zu 9° B Wenn man nun 7m von 502m und von 25”,68 90,7 abzieht, so erhält man 15°,95 für den Zuwachs der Temperatur in einer Tiefe von 495m oder 1577,07. Demnach würde’ die Temperatur der Erde nach innen auf je 31,m04 oder 98, '89344 um einen Grad zunehmen. (Ibid. p. 53.). En Tsch. 11** 155 ' ' Literatur. E. Schmidt, über den Saurierkalk von Jena und Esper- städt. Bronn’s Jahrb. 1852. S. 911 —919. — Wirtgen und Zeiler, Uebersicht der in der Umgegend von Coblenz in den untern Lagen der devoni- -schen Schichten vorkommenden Petrefakten. Pbd.920—940. (Enthält eine Be- schreibung der Fundorte nebst Aufzählung von 113 Arten mit vermischten Be- merkungen.) — Hassencamp, Verzeichniss der im Muschelkalk des Rhön- gebirges vorkommenden Versteinerungen. Zbd. 942—944. — Ueber den Kalk der Korallenriffe von Florida theılt Dana Untersuchungen mit. Sillim. ame- ric. journ. 1852 Novbr. 440—418. — M. de Serres, über Schichtenbil- dende Thätigkeit der Conchylien in den gegenwärtigen Meeren. L’Instit. Jan. p. 3. — Rozet und Ponzi, über die Hebung der Apenninen. (Die Schie- fer, Kalke und der Macigno mıt ihren Fucoiden, Nummuliten und andern Ter- ‚tiärversteinerungen sind eocen und pliocen, bilden die Hauptmasse des Gebir- ges und gehen nach unten in die Kreide über; ihre Hebung geschah zwischen dem miocenen Macigno und den subapenninischen Mergeln.) Jbid. p. 21. — Barral, über die Zusammensetzung des Regenwassers. Ibid. p. 21. — Du- mont wendet die aus den langsamen Bewegungen des Bodens zu ziehenden geometrischen Charaktere auf den Synchronismus der geologischen Formationen an. Ibid. p. 35. — Becquerel, über die künstliche Bildung natürlicher Mineralien. Ibid. Febr. p. 41. — Viquesnel, zur Geographie und Geo- logie der europäischen Türkei. Zbid. p. 43. — Murray, über Ebbe und Fluth , das Bett und die Küsten der Nordsee. Ibid. p. 68. — v. Dechen, geognostische Beschreibung des Siebengebirges am Rhein. Verhandl. Rhein. Verein IX. p. 289—563. — Strickland, über die auf den Schichtflächen des Keupersandsteines bei Blaisdon in Gloucester vorkommenden Alterkrystalle nach "Steinsalz.e Quart. journ. geol. 1553. X. 5—8. — Hunt theilt die an verschiedenen Orten gesammelten Beobachtungen über das Erdbeben in der Nacht des 16. April 1852 auf den Azoren mit. 4bid. 1—5. — Gavey beschreibt den Durchschnitt der Eisenbahn am Mickleton Tunnel und bei Aston Magna ın Gloucester. Ibid. 29—37, Palaeontologie. G.Cotteau, Etudes sur les Echinides fossiles du. departement de’Yonne. Auxerre 1850—52. Livr. 1—10. 8. — Dieses Werk erscheint in Lieferungen von 1 Bogen Text und 2 Octavla- feln und scheint in Deutschland noch nicht beachtet zu sein, obwohl es wegen seines reichhalligen Inhaltes und der sorgfältigen Bearbeitung zu den besten Mo- nographien über fossile Echiniden gehört und neben Agassiz’s Arbeiten einen Platz verdient. Nach einer kurzen historischen Einleitung (S. 1—6.) folgt die Beschreibung der Familie der Cidariden, Clypeastroiden,, Cassiduliden und Spa- iangiden (S. 6—25.). Der specielle Theil ist nach den geognostischen Forma- tionen geordnet, indem eine Gliederung der Formation gegeben und dann die darin vorkommenden Arten beschrieben werden. Der Lias zerfällt in untern Lias, Gryphitenkalk, Belemnitenmergel, petrefaktenleere Mergel, Kalk mit Gryphaea eymbium und in obern Lias. Die Echiniden sind: Cidaris moraldina n. sp. 33. 1. 1—3. von Avallon, Diadema seriale Ag. 33. 1. 4—8. im untern Lias von Avallon. Der Inferieure Oolite theilt sich in Pentacrinitenkalk (calcaire a entro- ques) und in Eisenoolith. Er enthält: Cidaris courtaudina n. sp. 41. II. 1. 2. häufig bei Semur, Diadema depressum Ag. 43. II. 3—6. von Avallon, Holecty- pus Devauxanus n. sp. 45. Il. 7—9. ebd., seliner, Dysaster ringens Ag. 46. II. 10—13. ebd., häufiger, der Grande oolite oder das Bathonien gliedert sich in eine untere, mittlere und obere Abtheilung, welche führen: Hemicidaris icaunen- sis n. sp. 96. III, 1—5. selten bei Chatel Censoir, Acrosalenia spinosa Ag. 58. 11. 6—11., ebd. häufig, Echinus Vacheyi n. sp. 60. III. 12—16., ein Exem- plar von Montillot, E. multigranularis n. sp. 61. VI. 6—8. sehr selten bei Gri- maux, Holectypus Raulini n. sp. 63. IV. 1—3. von Chatel Censoir, Nucleolites conieus n. sp. 64. IV. 4—6. ehda. sehr selten, N. elunieularis Blainv. 65. IV. 7—12. häufig, N. Edmondi n. sp. 67. V. 1-3. von Chatel Censoir, N. erepi- dula Des, 68. V. 4—6. häufig, Pygurus Michelini n. sp. 70. V. 7., sehr selten 159 bei Chatel Gerard, Clypeus Rathieri‘n. sp. 71. VI. 1—4. öfter ebd., Dysaster Robinaldinus n. sp. 73. VI. 1—-5. von Veselay. Das Oxfordien theilt sich in die eisenschüssigen Mergel und die Oxfordkalke. Sie enthalten: Cidaris Agas- sizi n. sp. 80. VIII. 1. 2,, sehr selten bei Gigny, €. copeoides Ag. 82. VIN, 3—5. von Etivey, C. Blumenbachi Mstr. ebd., C. crenularis Ag. ebd. , Holecty- pus ormoisanus n. sp. 84. VII. 6—8. von Gigny, Dysaster ovalis Ag. 86. VII. 9. IX. 1. 2. ebd., D. orbignyanus n. sp. 88. IX. 3—5. von Stigny, D. conicus n. sp. 89. IX. 6-9. von Pacy. Das Corallien wird zerlegt in calcaire ä chail- les, in den untern Coralrag, den lithographischen Kalk und ın den obern Co- ralrag. Die darin vorkommenden Arten sind folgende: Cıdaris coronata Goldf. 103. X. 1—5. sehr häufig, €. Blumenbachi Mstr. 108. X. 7—9. ebenfalls häu- fig, €. drogiaca n.. sp. 110. XI. 1. 2. häufig bei Druyes, C.pustulifera Ag. 113. XII. 3. bei Chatel Censoir, €. baculifera Ag. 114. XI. 3. ebd. selten, C. spinosa Ag. 115. XI. 4. selten bei Druges, C. granulata n. sp. 116. XI. 7. von Chatel Censoir, C. crassa n. sp. 117. XI. 8. ebd., C. lineata Fig. 5. 6. ebd. selten, C. censoriensis n. sp. 118. XII. 4. ebd., C. trigonacantha Ag. 119. X. 6. ebd. selten, Hemieidaris stramonium Ag. 120. XII. 5—7: selten bei Chablis, H. cre- nularis Ag. 122. XII. 1—9. sehr häufig, H. meryaca n. sp. 126. XIII. 10—12, von Merry, H. diademata Ag. 128. XIV. 1—5. von Druyes u. a. O., H. Guerini n. sp. 130. XIV.6—8. ebd., Acrocidaris nobilis Ag. 133. XV. 12. ebd., A.cen- soriensis n. sp, 116. XVI. 1—4. von Chatel Censoir, Diadema Ricordeanum n. sp. 137. XV. 1-3. ebd., D. hemisphaericum Ag. 139. XVI. 5—9. häufig, D. pseudodiadema Ag. 142. XVII. 1. von Druyes, D.Orbignyanum n. sp. 145. XVII. 2—6. häufig, D. complanatum Ag. 147. XVII. 7—10. von Tanley und Courson, D. subangulare Ag. 150. XVII. 1—8. häufig, D. Courtaredinum n. sp. 153. XVIN. 9. 10. von Druyes, D. icauneuse n. sp. selten bei Conlanges, D. dro- giacum n. sp. 156. XIX. 6—10. von Druyes, D. Rathieri n. sp. 159. XX. 1—9. sehr selten, Arbacia jurassica n. sp. 161. XX. 6—11. von Chatel Censoir, Glyp- ticus hieroglyphicus Ag. 166. XX. 12 — 15. von Chatel Censoir und Druyes. Hier bricht die zehnte Liefrung ab. Die Abbildungen sind sorgfältig ausgeführt und wünschen wir eine möglichst schleunige Fortsetzung, welche noch auf 20 Liefrungen angekündigt ist. Gl. Strickland verfolgte das Ludlow Bone Bed in Woolhope und May Hill. Diese merkwürdige Schicht breitet sich weithin aus und hat nur eine Mächtigkeit von wenigen Zollen bıs höchstens 1 Fuss. Sie führt zahlreiche Reste von Fischen, Zähne, Flossenstacheln, Schuppen, Koprolithen, in denen auch Orbieula rugata, Lingula cornea, Bellerophon expansus, Orthoceras semipar- titum eingeschlossen waren. Kleine darin vorkommende Kugeln von Kohle mit glatter Oberfläche, im Centrum hohl und aus excentrischen feinen Röhrchen be- stehend erklärt Hooker für die Samenkapseln von Lepidostrobus. (Quart. journ. geol. 1833. IX. 8—12.) Gl. M’Coy erklärt die von Agassiz in Murchison’s Silurian System Tb. 4. Fig. 63. 64. abgebildeten Fischreste für Crustaceen, der Gattung Pterygotus, welche zu den Pöcilopoden gehört. Diese Gattung selbst theilt er in Pterygotus s. striet., bei welchem die zweifingrigen Klauen sehr dick und mit starken Zäh- nen bewaffnet sind, und in Leptocheles mit sehr schlanken und unbewaffneten Klauen. Hienach fällt nun der Onchus Murchisoni mit Leptocheles leptodacty- lus zusammen, welch’ letztrer nun L. Murchisoni heisst. Ebenso fallen Plectro- dus mirabilis, Pl. pliopristis und Sclerodus pustuliferus in Pterygotus pustulife- rus zusammen. Murchison tritt dieser Deutung bei. (Jbid. 12—17.) al. Lea erkannte im New red sandstone Pennsylvaniens einen neuen Saurier, den er Clepsysaurus pennsylvanicus nennt. Die Wirbel sind 2 lang und stark comprimirt, ein Dornfortsatz misst 2°/, Länge; die Zähne sind am hintern Rande fein gezähnelt, aber nicht bis zur Spitze, der obere Theil wird vielmehr eylindrisch, der vordere ist gegen die Basis hin abgeplattet, mit einem Höcker versehen. Im Kohlengebirge Pennsylvaniens fand L. folgende neue Arten: Mo- diola Wyomingensis, M. minor, Posidonia clathrata, P. perstriala, P. distans, Palaeoniscus Leidyana. (Sillim, americ. journ. 1852. Novbr. 451.) El. 160 John Warren hat eine Monographie des nordamerikanischen Mastodon gi- ganteus (Boston 1852. 4. 219 pp. u. 27 Tab.) herausgegeben. Beaudouin beschreibt folgende neue Versteinerungen aus der untern Abtheilung des Kelloway - Oxfordien von Chatillonnais: Ammonites Christoli aus der Gruppe der Bullaten und dem deutschen A. refractus (Scaphites) sehr ähn- lich. Belemnites Moreti zu den Acuarien gehörig, dem B. maximus verwandt, aber durch eine Bauchrinne und die Abwesenheit der seitlichen Furchen ver- schieden. Terebratula Burei durch die gekielte Dorsalschale von T. loricata und T. Menardi unterschieden. (Bullet. geol. VIII. p. 598. Tab. 10. Fiy. 1—4.) Gl. Botanik. Duchartre, über die Keimfähigkeit von un- reifem Getreide. — Die Versuche begannen schon 20—25 Tage vor der Reife des Getreides und geschehen in der Weise, dass läglich, bis zur völligen Reife, eine bestimmte Anzahl frischer eben vom Halme genommener Körner ge- säet wurden. — Zugleich ward auch täglich eine Aehre aufbewahrt und allmäh- lig getrocknet. Diese getrockneten Aehren lieferten den Samen zu einer spätern Aussaat, die im Herbste desselben Jahres zwar genau so wie von den frischen Samen, und in demselben Boden, aber von allen zugleich an einem Tage geschah. Aus den Ergebnissen beider Aussaaten gelangt D. zu folgenden Schlüssen: 1) Unsere Cerealien im Allgemeinen besitzen die Keimfähigkeit schon 20—25 Tage vor ihrer Reife, wenn ihr Embryo noch sehr unausgebildet und ihr Albumen noch fast milchig ist. 2) Je jünger die ım frischen Zustande gesäeten Samen sind, desto später scheint die Keimung zu erfolgen. 3) Von ganz jungen Samen kei- men ungefähr eben so viele, als an solchen, welche an Reife schon näher sind. 4) Vor der Reıfe und gleich frisch gesäet scheint Gerste bedeutend schwerer zu keimen als Roggen und dieser schwerer als Weizen. Bei letzterm keımt un- gefähr die Hälfte dessen was gesäet ist, oder eiwas mehr, bei Roggen etwas über '/,, während bei Gerste selten '/, keimt. 5) Unvollkommen reifen oder selbst sehr junge Samen zu trocknen, wodurch sie einschrumpfen, schadet den- selben nicht nur nicht, sondern vermehrt ihre Keimfähigkeit im hohen Grade. Samen, die so behandelt wurden, keimten fast sämmtlich. Auffallender noch als bei Roggen und Weizen ist diese Erscheinung bei Gerste, da diese, frisch ge- säet, weit schwerer keimte.. 6) Unreife Samen, die vor der Aussaat getrocknet werden, scheinen nicht mehr Zeit zum Keimen zu erfordern, als solche, die ihre gehörige Reife erlangt haben. Aus allen diesen folgt, dass man Getreide, das vor der Reife hat gemäht werden müssen, ohne Besorgniss zur Aussaat ver- wenden dürfe, und dass man mithin die Ernte nöthigenfalls auch zeitiger be- ginnen könne. |[Ducharte scheint den Umstand, dass unvollkommene Samen, wenngleich sie keimen, doch meist nur schwächliche Pflanzen liefern, ausser Acht gelassen und nicht bedacht zu haben, dass solche Pflanzen eines Theils gegen die Einflüsse der Witterung empfindlicher sind, mithin leichter erfrieren, anderntheils aber auch nur weniger Früchte geben können. Jedenfalls dürfte es gewagt erscheinen, ein.solches Verfahren anzuwenden, ohne vorher durch wie- derholte Versuche belehrt zu sein, dass der Ertrag dadurch nicht beeinträchtigt wird] (L’Instit. 1852. Dechr.) —g. — G. Engelmann diagnosirt folgende kalifornische Cacteen: Cereus gi- ganteus, Mamillaria tetraneistra, Echinocactus viridescens, Cereus Emoryi, C. En- gelmanni, Opuntia Engelmanni, 0. tuna, O. prolifera, O. serpentina, 0. ramo- sissima, 0. Parıyi. (Sillim. journ. americ. 1852. Novbr. 335—339.) —l. J. G. Trog, Kleine Beobachtungen im Gebiete der Pilzkunde: 1) über den Geruch der Pilze. Während die meisten sogenannten Fleischpilze den ei- genthümlichen Schwammgeruch haben, zeichnen sich folgende Arten durch den Geruch nach frischem Mehl aus: 8 Arten von Tricholoma, 1 Clitocybe, 1 Colly- bia, 1 Pleurotus, 2 Hipporrhodius, 1 Hygrophorus, 1 Nyctalis, 2 Polyporus, 1 Hydnum. Ju einem Agaricus graveolens nistete sogar der Mehlwurm (Larve von Tenebrio molitor). Rettiggeruch haben 1 Mycena, 1 Omphalia, 1 Hyporrhodius, 1 Derminus, 2 Pratella, 7 Cortinarius; Aniesgeruch findet sich bei 3 Clitocybe, 161 1 Lentinus, 2 Trametes; nach Hopfen riechen 2 Arten, nach Talgseife 1, nach kochender Lauge 4, nach Hanf 1, nach Pomeranzenblühten I, nach Mutterwur- zel 1, nach Salpetersäure 2, nach Fischthran 1, nach Rhabarberwurzel 1, nach Reinettäpfel 1, nach Knoblauch I, nach faulem Käse 2, nach Bergamolttöl 1, nach frischen Confect 1, gewürzhaft bitterlich Il, säuerlich 3 und eigenthüm- lich stinkend sind 22. Der Mehigeruch ıst den essbaren eigen, der Retligge- ruch meist schädlichen, der Aniesgeruch nur essbaren. Der Aaasgeruch des Phallus impudieus ist so intensiv, dass die Schmeissfliegen in ganzen Heerden sich auf ihm niederlassen. — 2) Aus grössern Pilzen gezogene Farben. Eine schöne Fistulina hepatica in Spiritus gesetzt war nach einigen Tagen kohlen- schwarz und die Flüssigkeit schön roth wie der dunkelste Rothwein. Diese zu- fällige Beobachtung gab Veranlassung den Farbstoff verschiedener Pilze durch Alkohol auszuziehen. Der Agaricus Aurantius lieferte blasses Nankinggelb, der Corlinarius sanguineus ein auf Seide gebrachtes Goldgelb, der Hut von Russula emetica lebhaftes Rosenrolh, Russula grisea ein ins Purpurrothe schielende Lila- blau, Boletus juperatus ein lebhaftes Strohgelb, ferner Agaricus muscarius ein gelbliches Grau, Corlinarius violaceus ein schönes Umbrabraun, Boletus auran- lius ein blasses Mäusegrau etc. — 3) Ueber das Wachsthum einiger korkarti- ger Pilze. Zwischen dem schnellen Wachsthum des Licoperdon bovista, den Junghubn in einer einzigen Nacht von der Grösse eines kleinen Punctes bis zu der eines Kürbis heranwachsen sah, und dem Polyporus igniarius, der jedes Jahr nur eine neue Porenschicht erzeugt, liegen zahlreiche Pilze mit einer mittlern Wachsthumszeit. So verdienen eine besondere Aufmerksamkeit die Pilze (Poly- porus und Hydnaum), welche zur Zeit ihres raschendsten Wachsthums mit zahl- reichen Tropfen einer wasserhellen oder farbigen Flüssigkeit am Hutrande be- setzt sind, die sehr wahrscheinlich die zur Ernährung und zum Wachsthum des Pilzes erforderlichen Stoffe enthält. Farblos ist diese Flüssigkeit bei Polyporus pinicola, gelblich bei P. hispidus, P. dryadeus, blutroth wahrscheinlich bei Hy- dnum ferrugineum. Der mit einem bläulich weisslichen sammtartigen Anflug versehene Hutrand einen 10‘ grossen Polyporns dryadeus zeigte sich mit un- zähligen Tropfen einer klaren, gelblichen Flüssigkeit besetzt, welche aus beson- deren kreisrunden Vertiefungen oder Grübehen, die aber nicht zum Fruchtlager gehörten, auszuschwitzen schien. Acht Tage früher waren sie schon in diesem Zustande und um den Fortschritt des Wachsthums zu beobachten, wurden Pflan- zenstengel, Blätter und andere Gegenstände an den Hutrand befestigt und ein zufällig in die klebrige Flüssigkeit gerathenes Inseet beobachtet Alle diese Ge- genstande waren in die korkige Substanz des Schwammes eingeschlossen und nach 8 Tagen schon einen Zoll Lief eingesenkt. Daher ist kein Zweifel, dass jene Flüssigkeit in die Korksubstanz selbst sich verwandelt und wäre eine che- mische Analyse derselben wohl zu wünschen. (Mittheil. Bern. Gesellsch. 1852. Nr. 239. p. 121—130.) —l. Wydder, über einige Eigenthümlichkeiten der Gattung Passiflora. — BeiPassillora caerulea und vielen andern Arten bemerken wir in den ‚Achseln der einer unbegränzten Laubachse angehörenden Laubblätter zwei näher oder entfernter von einander, meist in gerader Linie über einander ste- hende Sprossen von sehr ungleicher Ausbildung. Der untere derselben erscheint in Form einer Ranke, der obere als ein kleines aus wenigen Blättern zusammen- gesetztes Knöspchen. Seitlich der Ranke findet sich der durch die Blühte ge- schlossene Blühlenzweig welche durch Articulation in ein unteres längeres und oberes kürzeres Glied abgetheilt ist. Die Blühte umschliesst ein 3blättriges In- voluerum. Welcher Achse gehört nun die Blühte an? Die Ranke ist eine se- eundäre Achse der ersten oder laubtragenden Achse und wird von den meisten Botanikern auch als umgewandelter Blühtenzweig gedeutet. Fänden sich Passi- floren mit einer Blühte an Stelle der Ranken, so gehörten diese Pflanzen zu den zweiachsigen, Aug. St. Hilaire führt ein Beispiel an, wo P, capsularis in den untern Blattachseln eine Ranke und eine Blühte zeigte, in den obern aber Blüh- ten und keine Ranken waren. Bei dieser und mehren andern Arten steht nun jedenfalls die Blühte in der dritten Achse und diese Blühte nimmt gewiss ihren 462 Ursprung von der achselständigen Ranke. Dass letztere ein steriler Mitteltrieb eines der ersten Achse angehörenden Achselproductes ist, unterliegt keinem Zwei- fel, da einige Arten zu beiden Seiten der Ranken Blühten tragen. Solche ste- rilen Mitteliriebe hat auch Crataegus in seinen Stacheln, ferner die Inflorescenz von Urtica dioica, Cannabis, ja nicht selten schlägt die Mittelblühte fehl und die seitliche bildet sich vollkommen aus, Ist nun die Ranke der Passifloren als ein centraler Blühtenzweig zu beirachten und findet sich bei manchen Arten jeder- seits von ihm eine Blühte: so wäre dadurch die Anlage zu einer gabligen Aus- zweigung gegeben. Decandolle nennt sogar auch die Inflor von P. glauca und P. emarginata dichotome 3—Öblühtige, die der P. moluccana eine vielblühtige. Ebenso ist es nach Jussieu bei P. sexflora. Weiter frägt sich, welche Bedeu- tung ‘das Involucrum habe. Dasselbe besteht aus 3 scheinbar in gleicher Höhe entspriugenden Blättern von verschiedener Grösse und das unpaare grössere glie- dert sich früher ab und erreicht zuerst die volle Ausbildung. Hienach dürfen sie nicht als ein Quirl gleichwerthiger Blätter betrachtet werden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das zuweilen auch Liefer stehende unpaare Blatt einer an- dern Achse angehört und. als Tragblatt des Blühlenzweiges zu betrachten sein möchte, denn bei den Arten ohne dreiblättrige Blühtenhülle sind doch auch 3 Blättchen am Blühtenzweig in verschiedener Höhe. Eigentlich wäre daher die Blühte der Passifloren ein flos tribacteatus, wie es ähnlich bei der Gattung Frei- rea der Fall ist. Demnach bedarf die Gattung Passiflora wenigstens in der Mehr- zahl ihrer Arten zur Hervorbringung der Blühte dreier Sprossgenerationen, wo- von die erste nur Laubblätter trägt, die zweite als Ranke auftritt und erst die dritte dem weitern Fortsprossen durch die Blühte ein Ziel setzt. (Ebd. Nr. 253. S. 153.) —l. Wirtgen, über Potentilla micrantha Ram. und P. fraga- riastrum Ehrh. — Die zuerst in den Pyrenäen, dann auch in Untersteiermark im Mailändischen, im südlichen Tyrol, den Vogesen u v. a. O. beobachtete P. micrantha ist in ihren specifischen Eigenthümlichkeiten noch nicht recht gewür- digt, indem Einige sie mit P. fragariastrum idenlificiren, Andere sie als Varietät derselben aufführen, noch Andere aber als selbständige Art anerkennen. Im Brohlthale geht die Pflanze bıs zur Mündung des Heilbronnthales bei der Schnep- penburg hinab und westlich verbreitet sie sich nach den vulcanischen Bergen von Laach. Ihr häufiges Vorkommen an diesen Stellen führte zu einer sorgfältigen Vergleichung mit der P. fragariastrum und kann nach derselben gar kein Zwei- fel mehr über ihre Selbständigkeit obwalten. Die Charakteristik beider Arten ist nämlich folgende: P. fragariastrum: Rhizom stark, schief, vielköpfig; Stengel schwach, nie- derliegend und wurzelnd, gewöhnlich zweiblühtig, zur Blühtezeit so lang oder fänger als die Blätter; Blätter dreizählig; Blättchen rnndlich eiförwig, gekerbt- gesägt, gestutzt, das mittlere nach der Spitze beiderseits mit ö bis 7 Zähnen, oberseits kurzhaarig, unterseits zollig, die jüngern seidenhaarig, alle am Rande seidenhaarig und gewöhnlich lebhaft grün; Kelch zehnspaltig, die 9 äussern Zi- pfel lanzettförmig, kaum halb so gross als die 5 innern, eiförmigen, spitzen Zi- pfel, grün; Blumenkrone fünfblättrig, länger als der Kelch, fast elliptisch mit ausgerandeter Spitze, an der Basis plötzlich in einen kurzen spitzen Nagel zu- sammengezogen, rein weiss; Staubgefässe zahlreich, Träger fadenförmig mit be- deutend breiterer Anthere, auseinanderstehend ; Nüschen um den Nabel ke sei- denhaarig. P. mierantha: Rhizom stark, schief, mit vielen Blatiresten schuppig be- setzt, vielköpfig; Stengel schwach , niederliegend, nie wurzelnd, ein- bis zwei- blühlig, zur Blühtezeit stets kürzer als die Blätter; Blätter dreizählig, das sten- gelständige Blatt selten dreizählig; Blättichen oval, scharf gesägt, das mittlere nach vorn, beiderseits mit 7 bis 10 Zähnen, gestutzt, oberseits kurzhaarig, trüb grün, gewöhnlich mit rother Färbung am Stiel und Adern; Kelch zehnspaltig, die 9 äussern Zipfel mit den 9 innern fast von gleicher Gestalt und Grösse, an der Basis inwendig und auswendig blut- bis purpurroth; Blumenkrone SHblätt- rig, so lang oder etwas kürzer als der Kelch, länglich verkehrt herzförmig, nach 163 der Basis allmählig keilförmig verschmälert, weiss oder bleich rosenroth; Staub- gefässe selten mehr als 20, Träger breit, fast blumenblattartig, Antheren nicht breiter als die Träger, an der Spitze zusammengeneigt; Nüsschen um den Na- bel lang seidenartıg. (Rhein. Verhandl. IX. 598—601.) —l. Wilms, über eine noch wenıg beachtete Abartdes Tri- folium pratense L. — An der Saline Königsborn bei Unna zeigte sich ein Trifolium, welches schon aus der Entfernung durch die starke Bestaudung, hel- lere, blass schmutzig rothe Blühten, besonders aber durch die stark behaarten kleinen Blühtenknöpfehen sich von dem übrigen in grosser Menge in der Nähe befindlichen Trifolium pratense unterschied, ausserdem war diese Pflanze weit niedriger. Auf ein Beet verpflanzt hielt sie sich 4 Jahre unverändert und blühte jedes Jahr. Das Aeussere der Blühtenknöpfchen erinnert an Trifolinm arvense und Tr. lappaceum, aber beide sind einjährig und können diese Pflanze nicht als Bastard geliefert haben Ueberdiess stimmt sie ausser den angegebenen Unter- schieden mit Tr. pratense überein und darf sie vielleicht mit dem auf Corsica von Salzmann beobachteten Trifolium pratense multifidum identificirt werden. (Ebd. 582.) —l. A. Kerner, über eine neue Weide, Salix Wimmeri in den Donau-Auen unweit Krems. Dieselbe steht zwischen S. daphnoides und S. in- cana und würde als Bastard beider betrachtet werden, wenn nicht deren Blühte- zeit ganz verschieden wäre. Die Diagnose der neuen Art lautet: Juli eylindrici, vere sessiles, postea peduneulatı, bracteis mox caduceis; squamae antice rotun- dalae, seminigrae, villoso- barbatae; nectarium oblongum, longitudini pedicelli 5 ovaria conica, subcompressa, glabra, siylo longo, stigmatibus longis; pedicellus mediocris, apice sub basi ovarii barbatulus; folia oblonga ovala, subtus glauca, novella subfarinaceo-tomentosa ; rami fragites olivacei vel nigricantes, ramuli pubescentes. ( Wien. Abhdl. 1I. 61.) —l, Literatur. Das Februarheft von Ourtis’s botanical magazine bringt Abbildungen von Neptunia plena Tb. 4695 , Puga sulphurea Tb. 4696, Gaulthe- ria ferruginea Tb. 4697, Allosorus cordatus Tb. 4698, Notholaena sinuata Tb. 4699, Castleya elegans Tb. 4700. Das Februarheft von Annals a. mag. of nat. hist. enthält: eine neue Eintheilung der Phanerogamen von Clarke p. 831—89. — Beobachtungen über die Solenaceen von J. Miers p. 90— 105. — Zwei neue Gattungen der Pilze von Berkeley, nämlich Corynites mit der Art C. Raveneli und Badhamia mit 6 Arten p. 135—137. Ueber die Cultur der Ceder im Elsass gibt Kirschleger eine Notiz. L’Instit. Febr. p. 63. Die Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereines in Wien liefern viele botanische Mittheilungen im eben erschienenen Il. Bande. Die beachtenswerthesten derselben sind: Bayer, über die Flora von Tscheitsck in Mähren S. 20—24. — Pokorny, über die Cryptogamenflora der Türken- schanze S. 35—39. (Aufgezählt werden 1 Alge, 15 Flechten, 13 Pilze, 1 Le- bermoos, 92 Laubmoose.) — Neilreich, Verzeichniss der im Wiener Bek- ken seltenen oder fehlenden Pflanzen Niederöstreichs S. 51—59. — Wawra, Ergänzungen zur Flora von Brünn S. 99— 65. — Beer, über tropische Or- chideen S, 117—119. — Abhandlungen: Hazslinsky, Beiträge zur Flora der Karpathen. — v. Heufler, drei neue Algen. — Ortmann, über Oro- bus lacteus, O. versicolor, ©. albus. — Ders., über Anthenis ruthenica und Al- linm vineale. — Ders., über Anthemis Neilreichi n. sp. [Wir können die Bitte um eine sorgfältigere Druckeinrichtung dieser Verhandlungen nicht zurückhal- ten: Sitzungsberichte und Abhandlungen sind besonders paginırt, letztere aber blos durch einen Schmutztitel von erstern geschieden, noch mehr, die ersten kleinen Aufsätze sind jeder besonders paginirt, erst von Bogen C an beginnt die ununterbrochene Paginirung aller Aufsätze, wodurch das Citiren und Nach- schlagen ungemein. erschwert wird.] —. 164 Zoologie. — Spencer theilt einige anatomische Untersuchungen der Aclinia mit (Ann. mag. nat. hist. Febr. p. 121—124.). — Haines sprach in der Cuvier’schen Gesellschaft über Holothuria tubulosa und Thyone papil- losa. (Ibid. 155.) Gl, Conchyliologisches. Th. Bland gibt sehr interessante Mitthei- lungen über die geographische Verbreitung der Mollusken in Nordamerika. (Sil- lim. americ. journ. 1852. Novbr. 339 —404.). — Gray diagnosirt Bu- limus Denikei von Callao (Ann. mag. nat. hist. 1353. Febr. 153.) Adams charakterisirt 24 neue Arten von Emarginula, 7 von Clypidina, 5 von Tugali und 12 von Subemarginula meist von den Philippinen und Anstralien, sämmt- lich in Cumings Sammlung (Ibid. 146.) Der unermüdliche Gray stellt eine neue Classifikation der Gasteropoda Ctenobranchiata anf. I. Proposcivirera. A. Hamiglossa mit 3 Reihen Zähnen auf deı Zunge, die mittlern breit, die seitlichen beweglich (versatile). Hieher gehören : 1. Fam. Murieidae: a) Murieina (Murex, Trophon). b) Fusına (Pisa- nia, Colus, Cassidulus, Chrysodomus). c) Pusionellina (Pusionella). d) Rapa- nina (Rapana, Chorus, Cuma). 2. Fam. Buceinidae : a) Buccinina (Buceinum). b) Nasina (Latrunculus, Cominella, Phos, Bullia, Nassa, Northia). c) Purpurina (Purpura, Concholepas, Sistrum, Magillus). 3. Fam. Olividae: a) Olivina (Stre- phona, Olivella, Scaphula , Agaronia, Ancilla),. b) Harpina (Harpa). 4. Fam. Lamellariadae (Lamellaria, Coriocella). B. Odontoglossae. Zähne gleichfalls in 3 Reihen, die mittlern gekrümmt, scharfzackig, die seitlichen nicht beweg- lich: 5. Fam. Faseiolaridae (Fasciolaria, Lagena). 6. Fam. Turbinellidae (Tur- binellus, Cynodonta). — C. Rachiglossa. Zähne in nur einer centralen Reihe: 7. Fam: Volutidae: a) Volutina (Yetus, Cymbium, Voluta, Cymbiola). b) Mitri- na (Mitra, Turris, Imbricaria). c) Porcellanina (Porcellana, Persicula). — D. Toxoylossa, schlanke Zähne in 2 Seitenreihen: 8. Fam. Pleurotomidae. a) Pleurotomina (Pleurotoma, Drillia). b) Clavatulina (Clavatula, Tomella). ec) Defrancianina (Mangelia, Defrancia). — E. Taenioglossa. Zähne in 7 Rei- hen, die seitlichen 3reibig: 9. Fam. Doliidae (Dolium, Malea). 10. Fam. Tri- toniadae (Apollon, Triton, Persona). 11. Fam. Seytotypidae (Scytotypus). 12. Fam. Velutinidae (Velutina, Otina, Marsenina). 13.Fam. Naticidae (Natica, Ne- verila, Polinieis, Mamilla, Stomatia). — F. Ptenoglossa, Zähne in zahlreichen Reihen und ähnlich: 14. Fam. Cassididae (Bezoardica, Cassis, Levenia, Morio). 15. Fam. Scalariadae (Scalaria). 16 Fam. Acteonidae (Acteon). — G. Gym- noglossa. Zähne und Zunge rudimentär oder fehlend: 17. Fam. Acusidae (Acus, Subula, Leiodomus). 18. Fam. Pyramidellidae und zwar a) Obeliscus, Odosto- mia, Eulima, Aclis, Stylina und b) Tylodina. 19. Fam. Architectomidae (Ar- chitectoma, Torinia). — Il. Rostrirernı. A. Gymnoglossa ohne Zunge, ohne Zähne, ohne Deckel : 20. Fam. Cancellariadae (Admete, Cancellaria). B. Toro- glossa. Zunge mit 2 Reihen schlank pfriemenförmiger, oft mit Widerhäkchen versehener Zähne: 2]. Fam. Conidae (Conus). €. Digitiglossa. Zähne in 7 oder 9 Reihen, die miltllern von den seitlichen, welche gefaltete Ränder haben, auffallend verschieden: 22. Fam. Amphiperasidae (Amphiperas). D. Taeniylossa mit ebenfalls 7 aber wesentlich anders gestaltelen Zahnreihen: 23. Fam. Cy- praeadae (Cypraea, Trivia, Erato). 24. Fam. Peduneulariadae (Peduneularia). 25. Fam. Aporrhaidae (Aporrhais, Trichotropis, Struthiolaria. 26. Fam. Strom- bidae (Strombus, Pierocera, Fusus, Seraphys). 27. Fam. Phoridae (Phorus, Onustus). 28. Fam. Ampullariadae (Ampullaria, Marıssa, Pomus, Pomella, La- nistes , Asolene). 29. Fam. Viviparidae (Viviparus, Paludomus, Bythinia). 30. Fam. Rissoellidae (Rissoella, Jeffreysia, Rissoina). 31. Fam. Litorinidae (Lito- rina, Assiminia etc.). 32. Fam. Planaxidae (Planaxıs, Quoyia, Litiopa). 33.Fam. Melaniadae (Rissoa, Skenea, Melania, Vibex, Faunus, Melanaria, Rhinoclavis, Gerithium, Telescopium, Triphoris, Terebellum).. 34. Fam. Vermetidae (Verme- tus, Serpuloides, Silignaria etc.) 35. Fam. Vanicoroidae (Vanicoro). 36. Fam. Valvatidae (Valvata). 37. Fam. Caecidae (Caecum). 38. Fam. Truncatellidae (Truncatella). 39. Fam. Capulidae (Capulus, Hipponix, Amalthia). 40. Fam. Calyptraidae (Crypta, Galerus, Crueibulum, Calyptra, Trochita). 165 \ Unsere Tafel 3. stellt die von Gray gegebenen Typen dar und zwar in Fig. 1. Chrysodomus antiquus, Fig. 2. Fasciolaria filamentosa, Fig. 3. Turbinel- Ins cornigera, Fig. 4. Yetus olla, Fig. 5. Cymbiola Turneri, Fig. 6. Mangelia costala, Fig. 7. Natica pulchella, Fig. 8. Scalaria Turtoni, Fig. 9. Conus, Fig. 10. Amphiperas ovum. (Ibid, p. 124—133.) Gl. Huxley hat Untersuchungen über die Morphologie der cephalophoren Mollusken angestellt und dabei den Darm , den Fuss und die Kiemen der He- teropoden und Pteropoden sowie die Entwicklungsgeschiehte der ganzen Gruppe sorgfältig geprüft und characterisirt hierauf gestützt den Typus der Cephalopho- ren. (L’Instit. Febr. p. 70.) Gl. Ueber das Nervensystem der Cormopoden theilt Duvernoy seine spe- eiellen Untersuchungen übersichtlich in einem besondern Aufsatze mit. (Ann. se. nat. XVIH. p. 65—80.) Gaskoin kanfte einige Exemplare der africanischen Helix lactea, wel- che mehr als 4 Jahre lang trocken und im Staube aufbewahrt waren. Aber wel- che Ueberraschung als das todte Thier in dem Wasser, in welches es behufs der Reinigung der Gehäuse gelegt war, plötzlich wieder auflebte. Er setzte das erwachte Thier im April 1849 unter eine Glasglocke und fülterte es mit Gurken- urd Kohlblättern. Im October desselben Jahres fand er dabei einige 30 kleine schwarze Schnecken von nur "/,,‘ Durchmesser. Diese ähnelten mit zunehmendem Wachsthum der Helix lactea immer mehr und waren ihr im Octo- ber: des folgenden Jahres ganz gleich, so dass kein Zweifel über ihre Abstam- mung geltend gemacht werden kann. Wie ist diese Fortpflanzung nach einer 4- jährigen völligen Eintrocknung möglich? Besässen die vor dem Eintrocknen des Thıeres befruchteten Eier nach 4 Jahren noch Keimfähigkeit, oder wirkte eine Befruchtung nachhaltend zur Erzeugung auf einander folgender Generationen oder endlich befruchtete das Individuum sich selbst; hierüber mögen neue Beobachtungen entscheiden. G. führt noch andere Beispiele von Unterbrechung der Lebensthä- tigkeit bei den Mollusken an. Eine Unio wurde am 29. Januar 1849 in Austra- lien in einen trocknen Kasten gelegt, dann nur ein einziges Mal befeuchtet und erwachte 498 Tage nach ihrer Ankunft in Southampton, als sie ins Wasser ge- legt wurde. G. besitzt lebende Exemplare in England von Helix Frearsi aus Australien, H. lactea aus Africa, H. turrıcula, H. laciniosa, H. undata, H_ tecti- formis von Madera und Carocolla Wallastonı von ebenda. (Ibid. p. 63.) @l. J.D. Dana, on the classification ofthe Crustacea Cho- ristopoda or Tetradecapoda. — Diese Abtheilung der Crustaceen um- fasst die Isopoden, Anisopoden und Amphipoden, deren jede wieder in drei Subtribus sich gliedert. Wir theilen die Uebersicht der Familien und Gattun- gen mit. I. Isopopa. a) Idotaeoidea: Appendices abdominales duae posticae bene operculiformes, appendices alias optime tegentes. 4. Fam. Idotaeidae: Pedes fere consimiles, plus minusve ambulatorii : 1) Fühler von ungleicher Län- ge. a) die äussern länger. «) mit. vielgliedriger Geissel, Idotaea. £) mit wenig gliedriger Geissel, Edotea. 7) ohne Geissel mıt geknickten 6gliedrigen äussern Fühlern, Erichsonia und mit nicht geknickten, 9—6gliedrigen Fühlern Cleantis. 2) Fühler von fast gleicher Länge, kurz, äussere ohne Geissel, Epelys. — 2. Fam. Chaetilidae: Pedes 6li longissimi, setiformes et multiartieulati, hieher die einzige Gattung Chaetilia. — 5b) Oniscoidea: Appendices abdominales duae posticae styliformes et non opereuliformes, fere terminales, raro obsoletae. 3. Fam. Armadillidae: Corpus bene convexum, stricte articulatum ; abdomen mul- tıarliculatum , segmento ullimo parvo ; appendices caudales ultra abdomen non exserlae, Jamellatae; mandibulae non palpigerae ; antennae internae inconspicuae. A. Tylinae, Causalanhänge unter dem hinteın Abdominalsegment versteckt, hieher nur Tylus; B. Armadillinae, Caudalanhänge zwischen den letzten beiden Abdomi- nalsegmenten z. Th. sichtbar; 1) Basis der Caudalanhänge gross, mit kleinem innern Ast. a) Der äussere Ast rsudimentär, Armadillo. b) Derselbe klein, Spherillo, c) Thoraxringe mit horizontalem Fortsatz jederseits, Diploexochus, 12 166 2) Basis der Caudalanhänge kurz, äusserer Ast breit, Armadillidium. — 4. Fam. Oniscidae: Corpus saepius minus convexum vel stricte vel laxum articulatum ; abdomen multiarticulatum, segmento ullimo parvo; appendices caudales valde exserlae. siyliformes; mandibulae non palpigerae ; antennae internae inconspicuae, A. Oniscinae, Kaufüsse dreigliedrig, die beiden letzten Glieder klein nnd kurz. 1) Basis der äussern Fühler z. Th, versteckt, Geissel I—3gliedrig, hieher Oni- sens Lin. mit deu Subgen. Trichoniscus äussere Fühler 6gliedrig, Porcellio äus- sere Fühler 7gliedrig, Oniscus dieselben achtgliedrig. 2) Basis der äussern Fühler frei, diese selbst 7gliedrig, Philoscia. 3) Aeussere Fühler bis zum fünf- ten Gliede breit, Platyarthrus. 4) Geissel der äussern Fühler sehr kurz, 4glie- drig, Deto. B. Syphacinae, Kaufüsse 2gliedrig, äussere Fühler nicht geknickt: 1) Geissel 3gliedrig, Scyphax. 2) Geissel dünn, vielgliedrig, Styloniscus. €. Ly- ginae, Kaufüsse 4gliedrig, verlängert. 1) Basis der Caudalanhänge mit einfacher Spitze, Lygia. 2) mit gabliger Spitze, Lygidium. — 9 Fam. Asellidae: Cor- pus saepins plus depressum et laxe arliculatum; abdomen sexarliculatum , seg- mento ultimo grandi, seutellato ; appendices caudales styliformes, interdum bre- vissimae; mandibulae palpigerae; antennae internae conspieuae. A. Limnorinae, Abdomen 5—6gliedrig, hierher nur Limnoria. B. Asellinae, Abdomen 1—2glie- drig. 1) Thoraxfüsse fast gleich. a) Candalanhänge sehr kurz. «) Kiemen bedeckt, Jaera. £) Kiemen frei, Jaeridina. b) Caudalanhänge verlängert. «) Vorderfüsse fast scheerenlörmig,, Asellus. £) Alle Füsse mit gespaltener Klaue, Janira. ec) Thoraxsegmente seitlich gezahnt, Henopomus. 2) Die hintern Füsse sehr verlängert, länger als der Körper, Caudalanhänge rudimenlär, Munna. — ec. Cymothoidea: Appendices abdominales duae posticae lamellala, apud ab- dominis latera dispositae. 6. Fam. Cymothoidae: maxillipedes breves, 3—4ar- tieulati, opereuliformes, artieulis terminalibus angustis brevibus; appendices cau- dales liberae, marginibus rarissime ciliatae; antennae sub capile infixae; abdo- men 4—6 arlieulatum, segmentis anterioribus raro connatis, pedes toli ancora- les, branchiae saepissime non eiliatae; epimerae conspicuae. A. Cymothoinae, Caudallamellen ohne Wimpern, Abdomen vielgliedrig, Glieder frei. 1) Schenkel breit, die hintern sehr breit, die hintern 2—3 Thoraxsegmenle verkürzt, nie- mals seitlich zugespitzt. a) Antennen dünn, Cymothoa. b) Erste Antennen dick, Ceratothoa. 2) Schenkel etwas breit, der sechste und siebente kaum breiter, als der fünfte, drittes bis sechstes Thoraxsegment fast gleich, das siebente viel kürzer, Livoneca. 3) Schenkel schmal, die hintern schmäler, zweites bis sieben- ies Thoraxsegment viel kürzer, Abdomen plötzlich verschmälert, Anilocra, wozu als Subgenus auch Canolira. 4) Schenkel und Thoraxringe wie vorhin, Abdomen plötzlich verengt, seine Ringe mit seitlichem Dornfortsatz, Nerocila.. 5) Schen- kel von mittlerer Breite, die 3 hintern Thoraxringe nicht länger als die vordern, Abdomen plötzlich viel enger, ohne seitliche Fortsätze, Olencira. B. Orozeucti- nae, hinteres Abdominalsegment wie bei Cymothoa, die übrigen verwachsen, Oro- zeuctes. (. Aegalhoinae, Caudallamellen gewimpert, Abdomen vielgliedrig, mit freien Ringen, Aegathoa. 7. Fam. Aegidae: Maxillipedes elongati, 4—6 arti- culati, artieulis tolis lamellatis, terminalibus latis et brevibus; appendices cau- dales liberae, marginibus ciliatae; antennae ad fronlis marginem capitis alfixae, apertae; abdomen 4-6 artieulatum ; pedes 6 antici interdum ancorales aut pre- henfiles, saepius simplieiter unguieulati, 8 postiei unguieulali et numquam anco- sales; branchiae ciliatae; epimerae conspieuae. a) Aeginae, die 6 Vorderfüsse mit starken Klauen, die übrigen mit kleinen: 1) Stirn nicht vorspringend, Aega, welche die Subgenera Aega, Conilera und Rocinela begreift. 2) Stirn vorsprin- gend, Acherusia. 3) Die drei ersten Fusspaare fast 2fingrig, Pterelas. b) Ci- rolaninae: pedes nulli ancorales, 1) Thoraxringe fast gleich, Cirolana und Co- rallana. 2) Die 3 hintern Thorasringe länger als die vordern, Alitropus. 8, Fam. Spheromidae: maxillipedes elongati 5—6 articulati et palpiformes ; ap- pendices caudales margini abdominis laterali conjunctae; antennae ad frentis marginem capitis affixae, apertae, abdomen 1—-2 articulatum, pedes non anco- rales; branchiae eiliatae; epimerae non distinguendae. a) Spherominae, äussere Caudallamelle unter der innern sich versteckend. «&) Mit Kugelungsvermögen, 167 Spheroma, #) Ohne Kugelungsvermögen. 1) Kopf sehr quer und convex, Cy- modocea. 2) Kopf wenig quer, fast dreiseitig, kaum convex, Cerceis. 3) Kopf sehr quer, Körper breit, erste Antenne bis zur Basis vom Stirnforlsatze getrennt, Cassidina. 4) Antennen über die Stirn verlängert, Amphoroideum. b) Nesaei- nae, äussere Caudallamellen nicht versteckt, und zwar die äussere gerade bei Nesaca, gebogen bei Campecopea. c)-Aneininae milAncinus hier an der Gränze noch fraglich. II. Anısopopva. a) Serolidea: Appendices duae posticae abdominales "Jamellatae, apad abdominis latera dispositae. 9. Fam. Serolidae: appendices abdominales sex antlicae liberae, subnataloriae, quatnor sequentes branchiales, bene lamellatae, ultimae ac ın Cymothoadis; antennae primae sub capite ınsilae. -Hieher nur Serolis. 10. Fam. Pranizidae: Appendices abdominales tolae ac in Aegidis ; antennae primae sub capite insilae; pedes Ihoracis numero decem, paribus duobus anticis radimentariis; thoraeis segmenta numero quinque non su- perantia. 1) Mit kleinem Kopf und kaum vorstehenden Mandibeln, Anceus. b) Areturidea: Appendices duae posticae abdominis lamellatae et bene opercu- liformes‘, appendices branchiales tegentes. 11. Fam. Arcturidae und zwar a) -Areturinae, Adominaldeckel eng an den Bauch gedrückt. 1) Thoraxringe ziem- lich gleich, Arcturus. 2) Vierter Thoraxring verlängert, Leachia. b) Anthuri- nae mit freien Abdominaldeckeln, wohin Anthnra mit kurzen 4—8gliedrigen An- tennen. c) Tanaidea: Appendices duae posticae abdominales plus minusve styliformes, snbterminales, interdum obsoletae. 12. Fam. Tanaidae: pedes primi secundive subchelati, sequentes non ancorales; abdomen paribus 9 appen- dieum snbnalatoriis unoque poslico stylorum instructum. a) Tanainae, Körper ganz schmal, erster Thoraxring oft oblong und der Kopf klein. 1) Schwanz- fortsätze ziemlich lang 3—7gliedrig, einfach, Tanais. 2) Dieselben 2ästig, Aeste ungleich, ein- oder mehrgliedrig, Paratanais. 3) Dieselben mit einem seitlichen Aste, Leptochelia. 4) Erstes und zweites Anlennenpaar mit nur einer Geissel, zweites Fusspaar ohne Rlauen, Aspeudes. 5) Erste Antennen mit zweiter Geis- sel, zweites Fusspaar mit Klauen, Rhoea. b) Lyriopinae, Körper vorn breit, nach hinten sich allmählig verengend , erster Thoraxring kaum länger als die übrigen, Kopf ziemlich gross. 1) 7tes Fusspaar verkürzt ohne Klaue, Liriope. 2) Nicht verkürzt, mit Klaue, Cryptothir. c) Crossurinae wie vorige, aber statt 10 nur mit 6 Abdominalfortsätzen, Crossurus. 13. Fam. Bopyridae: pedes toli plerumque aliquo modo subprehensiles vel ancorales; maris corpus angu- stum, abdomen 1— 6 arliculatum, appendieibus subnatatoriis stylisque duobus saepe instructum, interdum tolis appendiecibus obsolelis; feminae corpus latum et obesum, oculis carens, et quoad pedes saepe partim obsoletum: a) Bopyrinae, Thorax ohne Kiemenanhänge. 1) Abdominale Kiemenanhänge aus nur einer Platte bestehend, Phryxus. 3) Dieselben verlängert plattenföormig, gewimpert, Thoraxfüsse des Weıbehens ohne Klauen, Cepon. 4) Abdomen des Männchens 6gliedrig, Thoraxfüsse mit Klauen, Dajus. b) Joninae, Thoraxfüsse an der Ba- sis die einfachen Kiemenfortsätze tragend. 1) Männchen mit fein eylindrischen Abdominalanhängen, Jone. 2) Olıne dieselben, mit nicht gegliedertem Abdomen, Argeya, ö MI. Aupuopa. a) Caprellidae: Maxillipedes elongati, palpiformes, caput oculique medioeres , abdomen obsolescens. 14. Fam. Caprellidae: cor- pus longum et fere filiforme ; anlennae 2dae longitudine mediocres; species non parasilice. a) 14 Thoraxfüsse, Mandibeln mit Palpen. 1) Kiemen am zweiten bıs vierten Ringe, Proto, 2) am dritten und vierten, Protella. b) Drittes und viertes Fusspaar des Thorax völlig verkümmert. 3) Mandibeln wie vorbin, Ab- domen sehr kurz, 1—2gliedrig, Caprella.. 2) Abdomen ebenso, Mandibeln mit 3gliedrigen Palpen, Aegina. 3) Mandibeln ebenso, Abdomen ägliedrig, Cercops. c) Drittes bis fünftes Fusspaar verkümmert, Podalirius. 15. Fam. Uyamidae: corpus latum, depressum, antennae secundae obsoletae, species parasiticae Hie- her nur Cyamus. — b) Gammaridea: Maxillipedes elongati, palpiformes ; caput oculigue mediocres ; abdomen appendicibus sex nalaloriis sexque stylifor- ‘mibus instruetum. 16, Fam, 'Dulichidae;; giessoriae, habitu Caprelloidae ; 12 * 168 corpus lineare, epimeris obsolelis; pedes posteriores longi, subprehensiles ; ab- domen öÖarticulatum. MHieher nur Dulichia. 17. Fam. Cheluridae: corpus fere cylindricum, epimeris mediocribus ; abdomen segmentis quarto quintoqne coalitis et oblongis, stylis ınter se valde dissimilibus. Einzige Gatlung, Che- Jura. 18. Fam. Corophidae: gressoriae, pedibus partim lateraliter porreclis ; corpus plus minusve depressum saepe latum, epimeris perbrevibus, interdum obso- letis; abdomen forma appendicibusque normale ; antennae saepe pediformes. a) Ciydoninae mit 6 einfachen Schwanzfortsätzen, wohin nur Clydonia. b) Coro- phinae mit zweiästiigem ersten und zweilen Schwanzfortsatz. &) Kein Finger zweigliedrig. aa) Die zwei ersten Schwanzfortsätze mit äusserem messerförmi- gen Fortsatz, der dritte klein, untere Antennen ohne Geissel, wohin Corophium und Siphonoecetes. bb) Die äussern Fortsätze nicht eigenthümlich gestaltet. Dahin Platophium und Cyrtophium. ce) Dritte Schwanzforisätze klein, 2ästig, Uneiola. dd) Schwanzfortsätze etwas verlängert, 2äslig, äusserer Ast hakig, Po- docerus und Cratophium. 8) Zweiter Finger 2gliedrig. aa) Antennen mit Geis- sel. 1) Viertes bis sechstes Fusspaar verkümmert, Cerapodina. 2) Hintere 10 Fusspaare mässig, Erichthonius. bb) Antennen ohne Geissel, Corapus. ce) lei- linae, Antennen nicht fussförmig mit ziemlich langen Geisseln und kurzer Basis. 1) Alle Füsse mit Klauen und dünn, Icilius. 2) Die Hinterfüsse fast blattartig, Pterygocera. 18. Fam. Orchestidae: saltatoriae, pedibus nullis lateraliter por- reclis; corpus compressum, epimeris magnis; abdomen appendieibus normale; antennae non bene pediformes; styli caudales primi secundique biramei; tertii simplices, brevissimi et ultra secundos non prolongati; mandibulae non palpi- gerae; maxillae primae palpo sive parvulo et uniartieulato sine obsoleto instru- ctae. 1) Kieferfüsse nicht klauenförmig, Orchestia mit den Untergattungen Ta- litrus, Telorchestra und Orchestria. 2) Dieselben klauenförmig, Allorchestes. 19. Fam. Gammaridae: sallatoriae vel natatoriae, pedibus nullis lateraliter porrectis; corpus saepius compressum, raro subdepressum, epimeris sive ma- gnis sive parvis; styli caudales laxiores, duobus ultimis oblongis saepiusque ul- ira secundos prolongatis, raro simplicibus; mandibulae saepissime palpigerae ; maxillae primae palpo 2 —3 articulato, rarissime uniarliculato instructae. A. Die 10 hintern Füsse keine Greiffüsse. a) Stegocephalinae, Antennen kurz, Man- dibeln gezähnelt und mit kurzem, eingliedrigen innen gezähnten Palpus, wohin nur Stegocephalus. b) Lysianassinae, Mandibeln sparsam-zähnig und mit 2—3 gliedrigem Palpus. «&) Die beiden ersten Fusspaare nicht scheerenförmig, wozu Lysianassa und Philias. £&) Nur das erste Fusspaar scheerenförmig, Opis und Uristes. 5%) Beide erste Fusspaare weniger scheerenförmig. 1) Obere Antennen an der Basis verkürzt, Anonya. 2) Verlängert, Urothoe. c) Leucothoinae, obere Antennen mehr weniger schlank an der Basis, Kieferfüsse verlängert, schmal, mit langem klauenförmigen Gliede, Mandibeln ohne Kauzahn. 1) Mandibeln ohne Palpen, Stenothoe. 2) Mit Palpen, Leucothoe. d) Gammarinae, erste An- tennen an der Basis schlank, Kieferfüsse ziemlich breit, Mandibeln mit gezäh- nelter Schneide, mit Kauzahn und 3gliedrıgem Palpus. «) Stirn vorstehend, die ‘ersten Antennen nicht vor den zweiten. ««) Hintere Schwanzfortsätze 2ästig mit fast gleichen Aesten. aa) Zweiles Fusspaar nicht scheerenförmig. 1) Die 4 Antennen fast gleich, Acanthonothus. 2) Erste Fühler verkürzt, Alibrotus und Leptochirus. bb) Erste beide Fusspaare scheerenförmig. fr Erste Antennen frei und zwar 1) allermeist länger, Amphithoe und 2) oft kürzer, Iphimedia und Oedicerus. T Erste Antennen nicht frei, Gammarus. £8ß%) Hintere Schwanz- fortsätze theils mit sehr ungleichen Aesten, theils einfech. + Erste Antennen frei. 1) Innerer Ast der Schwanzfortsätze rudimentär, Photis. 2) Derselbe kurz oder fehlend, Melita. “FF Antennen nicht frei, Maera, Yy) Hintere Schwanz- fortsätze sehr einfach, mit einem kurzen Ast, an dessen etwas gekrümmter Spitze zwei sehr kurze Stacheln sich befinden. 1) Erstes und zweites Fusspaar mit eingliedrigem Finger, Dercothoe. 2) Dieselben mit zweigliedrigem Finger, Par- dalisca. 3) Finger des ersten Fusspaares ein-, des zweiten zweigliedrig, Pyeti- lus. £) Stirn vorstehend und die ersten Antennen an ihrer Spitze tragend, Aty- lus u. Ischyrocerus. B. Die 10 hintern Füsse z. Th. Greiffüsse. e) Pontoporinae, 169 dritte und vierte Füsse mehr weniger Greiffüsse, die 6 hintern nicht. «. Das zweite Antennenpaar unter, nicht hinter dem ersten. 1. Die vier vordern Füsse fadenförmig, das dritte und vierte mit comprimirter Hand und plaltem Finger, das fünfte bis siebente stark comprimirt, Lepidactylus. 2. Die zwei ersten Füsse sehr kurz und stark, die breite Hand des ersten mit kurzer Klaue, die Hand des starken dritten und vierten mit erweitertem vierten Gliede, Pontiporeia. 3. Die zwei ersten Füsse ohne Hand, Ampelisca.. 4. Das zweite Fusspaar klein, Protomedeia. 5. Erster Fuss mit auffallend verlängerter Hand. /. Das zweite Antennenpaar nach hinten gerückt, die Stirn schnabelartig verlängert. Hieher nur Phoxus mit langem dreiseitigen Kopf, sehr langen Palpen an den Mandibeln und verlängertem sechsten Fusspaar. f. Isaeinae, die 4 oder 6 hin- tern Füsse fast Greiffüsse. 1. Die 10 hintern Füsse fast gleich, Isaea.. 2 Die 4 hintern Füsse stärker, Anisopus, — c. Hyperidea: Maxillipedes abbreviati, lamellati, opereuliformes; caput grande, oculorum corneis plerumque tectum; appendices abdominales ac in Gammarideis, latius lamellatae. 20 Fam. Hype- ridae: Antennae secundae exsertae; abdomen in ventrem se non flectens; pedes Si 6ti 7miqne forma longitudineque mediocres , quintis sextisve non percrassis nec prehensilibus. a. Vibilinae, Kopf und Augen mässig, Kieferfüsse mit klei- nem Palpus, Mandibeln mit zartem Palpus. Hieher nur Vibilia mit 4 kurzen Antennen. b. Hyperinae, Kopf aufgetrieben, Augen sehr gross. «. Erste oder zweite Antennen mit langer Geissel. 1. Erste mit langer Geissel, die zweiten sehr kurz und ohne Geissel, Tyro. 2. Beide Antennen mit langer Geissel, Le- strigonus, #. Beide Antennen kurz, Kopf und Augen sehr gross. 1. Zweite und oft auch erste Füsse Greiffüsse , welche wenig ausgebildet sind, Hyperia. 2. Erste beide Fusspaare sehr kurz mit ausgebildeten 2fingrigen Händen, Metoe- cus. 3. Zweites Fusspaar keine Greiffüsse, Tauria. 4. Erste Antennen abwei- chend von vorigen nicht sıchtbar und zwar Daira mit kurzen Tarsen, Cystisoma mit sehr langen Tarsen. b. Synopinae, Körper zierlicher, Palpus der Mandibeln ziemlich kurz und sehr breit, Augen gross, wozu nur Synopia. 21. Fam. Phro- nimidae: antennae secundae exserlae; abdomen in ventrem se non flectens: pedes quinli sexlive sive crassi sive elongali, saepius prehensiles, quoque tertii quartique saepe prehensiles. a. Phroniminae, Abdomen gegen die Basis ziem- lich dünn, fünfles Fusspaar mit grosser zwei- oder einfingriger Hand. 1. Diese Hand 2fingrig, Phronima. 2. Einfingrig, Primno. b. Phrosininae, Abdomen gegen die Basis ziemlich dick, drittes bis fünftes Fusspaar mit Greiffüssen, «. Hand des fünften Fusspaares breit, mit gekrümmtem Finger. 1. Dieselbe breit und dick dreikantig, Anchylomera. 2. Dieselbe hreit und oblong, Mandi- bula ohne Palpen, Phrosina. £. Hand des fünften Fusspaares verlängert linear, mıt geradem sehr langen dünnen Finger wozu nur Themisto. c. Phorcinae, fünftes und sechtes Fusspaar sehr verlängert und diek. Einzige Gattung Phorcus. 22.Fam. Typhidae: aulennae secundae sub capite thoraceve celatae et saepius replicatae; abdomen in ventrem saepe se fleciens; pedes sex postici interdum abbreviati, arliculo primo upereuliformi, interdum longitudine mediocres. a. Ty- phinae, Abdomen gegen den Bauch gebogen. 1. Zweites Antennenpaar kurz, un- ier dem Kopfe versteckt, Dithyrus. 2. Dieselben Antennen zweifaltig, Typhis und 3. vier- bis fünfspaltig, Thyropus. b. Pronoinae, Abdomen nicht gebogen, Kopf nicht oblong. 1. Die 6 hintern Füsse breitgliedrig, Pronoe. 2. Diesel- ben schmalgliedrig, Lycaea. c. Oxycephalinae, Abdomen wie vorhin, Kopf ob- long. 1. Kopf kurz zugespitzt, Oxycephalus. 2. Kopf mit langem griffelförmi- gen Schnabel, Rhabdosoma, (Sillim. amerie. journ. 1852. Sept. Appendix 2 297316.) Gl. Milne Edwards gibt eine Darlegung seiner Prineipien der natürlichen Systematik und führt dieselben alsdann für die Klasseneintheilung der Glieder- ihiere (Arthropoda welche zerfallen in Insecta und Gnathopoda, zu diesen gehö- ren Crustacea und Arachnoidea, der Rest der Entomozoa wird unter Vermes zu- sammengefasst) durch, um endlich specieller noch die Crustaceen in natürliche Gruppen zu zergliedern. Er theilt dieselben in 4 Ordnungen: Podophthalmia, Edriophthalmia, Branchıopoda und Copepoda. Nachdem er diese begründet, 170 wendet er sich zu der Familie der Ocypodidae, die er ausführlicher beleuchtet und zum Schluss gibt er eine systematische Aufzählung aller hiezu gehörigen: Gattungen und Arten mit einer Characteristik mehrer neuen Arten, wegen deren wir aber auf die schätzbare Abhandlung selbst verweisen müssen, (Ann. sc. mat. XVIH. p. 111—166.) Gl. Peters, über Conchodytes eine neue in Muscheln le- bende Gattung von Garneelen. — P. fand an der Küste von Mossam- bique drei Krebse, welche zwischen den Mantellippen von Muschelthieren leben. Einer derselben gehört zu der von Leach begründeten Gattung Pinnoteres,, die andern beiden bilden den Typus der neuen Galtung Conchodyles, welche den Pontonien Latreille’s zunächst verwandt ist. Ihr Panzerschild ist gewölbt, nur wenig länger als breit, glatt, sehr weich, vorn in einen niedergebogenen Schna- bel ausgehend. Die Augen sind frei, halbkuglig, auf kurzen Stielen beweglich; die innern Fühler breit und platt, kurz, die äussern neben den innern einge- lenkt,. mit dreigliedrigem Stiel und sehr kurzer einfacher Geissel ; die Oberlippe weich, dreieckig und wulstig; .die Mandibeln schmal und kreisföürmig gebogen mit scharfen Zähnen und eingliedrigem Taster. Das dritte Paar der Kaufüsse ist auffallend kurz. Die beiden ersten Gangfusspaare sind Greiffüsse, das erste Paar dünn und schwach mit kleiner Scheere, das zweile nur wenig länger mit grosser. Scheere; die folgenden Fusspaare einfiugrig, verdickt, mit kurzen brei- ten Tarsen und sichelförmiger Kralle. Das Abdomen um die Hälfte länger als der übrige Körper, die 3 ersten Segmente desselben seitlich plötzlich erweitert, die 3 folgenden nehmen schnell an Grösse ab und das letzte ist schmal lanzeit- förmig. Die 5 ersten Paare der Abdominalfüsse haben ein langes Basalglied und zwei Anhänge, das sechste Paar bildet die Lamellen der fächerförmigen Schwanzflosse. Nur 5 Kiemen jederseits. Die Oeffnungen der männlichen Ge- nitalien liegen im Basalgliede der letzten Gangfüsse. Die beiden Arten sind C. Tridacnae und €. Meleagrinae. . (Berl. Bericht. 1852. S. 583—595.) Gl. Blackwall vervollständigt sein Verzeichniss der brittischenSpin- nen unter Hinzufügung einzelner Bemerkungen über den Bau, die Lebensweise und systematische Stellung. Folgende Arten werden berücksichtigt: Lycosa cam- pestris, L. cambrica, Saltieus notalus, S. reticulatns, Thomisus versutus, Th. in- certus, Drassus reliculatus, Clubiona domestica, Cl. nutrix, Cl. erratica, Ciniflo alrox, Agelena elegans, Theridion sisyphum, Th. tepidariorum, Th. varians, Th. flavomaculatum,, Linyphia erypticolens, L. terricola, L. Meadi, L. anthracina, L. pulla, L. alacris, L. ericaea, L. pernix, Neriene agrestis, N. vigilax, Walkenaera exilis. (Ann. mag. nat. hist. Febr. p. 113—120.) Gl. Entomologisches. Löw diagnosirt die von Peters ın Mossam- bique neu entdeckten Dipteren, 35 Arten den Gattungen: Limnobia, Tabanus, Midas, Leptogaster , Stichopogon, Microstylum, Stenopogon, Laphria, Exopro- sopa, Anthrax, Bombylius, Conops, Thinophilus, Phorocera, Ochromyia, Pyrellia, Idia, Hyalomyia, Coenosia, Senopterina, Platystoma, Dacus, Lauxania, Ulidıa, Psilopa, Crassiseta. (Berl. Monatsber. 1852. 658.) — Brauer theilt Beobachtungen über den Farbenwechsel von Chry- sopa vulgaris Schn. mit. Das Insect änderte in einer Temperatur von 0 bis + 14° R. die Farbe von 14 zu 14 Tagen, indem bei sinkender Tempera- tur sich zuerst röthliche Flecke am Hinterleibe zeigten, dann wurde die weisse Längslinie röthlich und die Flügeladern blassgelbgrün. Bei 0’ wurde der ganze Körper fleischroth. Bei steigender Temperatur erfolgten die Erscheinungen in umgekehrter Reihenfolge. (Zool. bot. Verein in Wien. II. 12.) Derselbe beschreibt auch einige neue Ameisen Oestreichs: For- mica austriaca von Krumbach, Tapinoma nitens von Laibach, Oecophthora sub- dentata aus Tyrol und Acrocoelia nov. gen.: mandibulae basi et anlice latitwdine aequales; palpi maxillares artieulis quinque eylindrieis primo ceteris breviore, quinto longiore; labium subgqnadratum, basi angustius; palpi labii artieulis tri- bus, aequalibus eylindrieis labrum quadratum, latum , lateribus emarginatum ; antennae 11-articulatae; petiolus biartieulatus, allius abdomini insertus, artieulo 171 primo quadrato, depresso, arliculo secundo globoso, medio longitudinaliter sub- sulcato; abdomen distincele aculeatum in operariis ad apicem acuminatum. Von den Arten findet sich A. ruficeps bei Meran, Venedig, Tessin u. a. O0. und A. Schmidli in Krain. (Ebd. b. 143—150). Mayr stellt zwei neue Hemipterengaltungen aus der Familie der Nepoi- dea auf. Die erste heisst Limnogeton: caput elongatum; rosirum aequale, breve, triarliculatum, articulo secundo longiore quam primo, tertio 'brevissimo; antennarum quadriarliculatorum in fossa latentium articulus primus pyriformis, secundus externe longo cylindrico sublus curvato, intus parvo Lruncalo processu, terlius aequalis secundo , quartus conicus subtus concavus, subter convexus; acelabula pedum anticorum margine anlico thoracis excisa; pedes antici biarticu- lati unguibus duobus minulissimis; tibiae poslicae lelragonae, spinosae ; appen- dices aidolhecae breves, inclusae lineari-lanceolatae. Das einzige Exemplar ist rothbraun mit gelblichen kurzen Haaren bedeckt und 2‘ lang. Die andere Gat- tung ist Lethocerus: corpus ovale, depressum; rostrum triarticulatum breve, pedes anlicos vix allingens, arliculo prim6 brevi, turbinato, secundo obconico longiore quam primo et terlio; aulennarum quadriarticulatarum in fossa laten- tium artieulis primus brevis cylindrieus, secundus brevis externe conico curvato processu, lerlius aequalis secundo sed brevior, quartus conieus; pedes uniarli- eulati unguibus duobus magnis; appendices aidothecae breves, lineares. Die allein bekannte Larve misst 1’ 94‘. Beide Insecten leben in Kordofan. (Ebd. 14—18. Tf. 1. 2.) Aus der Gegend um Wien werden von L. Miller 3 neue Staphylinen: Paederus vulgaris, Aleochara nigripes und Megarthrus aflinis beschrieben. (Ebd. 26—28). — Desgleichen von Hampe Leptura Kratteri n. sp. auf Doldenblüh- ten in den höchsten Karpathenthälern. (Ebd. 67.) — v. Hornig gibt eine ausführliche Beschreibung der Raupe von Anthophilia rosina Hb. (Ebd. 68.) — Mayr. untersuchte die abnormen Epithelialgebilde, welche auf ausgewachsenen Exemplaren von Nebria Stenzii und N. brunnea in der Schneegrube Veternica auf der Alpe Velki Planina in Oberkrain vorkommen. Er erklärt dieselben für Haare, deren Basis sehr stark verkehrt kolbig aufgetrieben ist. (Ebd. 75.) — Kollar hat neue Beobachtungen über Tortrix vitisana ein dem Weinstocke in Oestreich sehr schädliches Insect gesammelt, (Ebd. b, 1—4.) — Kirsch- baum setzt sein Verzeichniss der im Herzogihum Nassau aufgefundenen Sphe- giden fort. (Entomol. Zeitg. Febr. 43.) — Zeller theilt ein Verzeich- niss der in den mittlern Odergegenden im geflügelten Zustande überwintern- den Lepidopteren mit. Er stülzt sich dabei auf zuverlässige Beobachtun- gen und fuhrt 6 Arten von Vanessa, 1 Rhodocera, 1 Macroglossa, 1 Eriogaster, 1 Seoliopteryx, 1 Caradrina, 1 Hoporina, 3 Cerastis, 4 Xylina, 1 Larentia, 1 Hypena, 1 Botys, 1 Sarotripus, 7 Teras an. (Ebd. 56.) — Nach Hagen ist dıe falsche Ansicht, dass der Laternenträger leuchte von N. Grew (Mu- seum regalis London 1685. p. 158.) zuerst ausgegangen, während fast überall Merian (1705) als Urheber dieser Ansicht angeführt wird. (Ebd. 55.) — Ders. zog Tenebrio molitor aus Larven mit 2 Spitzen am Hinterleibe, während denselben von Westwond nur eine Spilze, und denen von T. obscurus 2 Spitzen zugeschrieben werden. (Ebd. 56.) — Boie gibt einen Beitrag zur Lebens- weise der Noctua airae. (Ebd. 57.) — Mink beschreibt 2 neue Kä- fer: Coniophagus nov. gen. mit der Art C. humeralis in Pilzen an Erlenstö- cken, zur Familie der Anobii gehörig, und Troglops limbatus im Ruhrthale bei Kettwig. (Ebd. 59) Gl. Ichthyologisches, Peters theilt die Diagnosen der von ihm ge- sammelten neuen Flussfische aus Mossambique mit. Es sind 1 Chryso- phrys, 2 Gobius, 1 Chromis, 2 Synodontis, 1 Bagrus, .1 Clarias, 1 Heterobran- chus, 1 Leuciscus, 4 Barbus, 1 Labeobarbus, 3 Labeo, 1 Lutodeira, 4 Muraena, 2 Sygnathus. ‘ (Berl. Monatsber. 1852. 681.) — Heckel gibt ein Verzeich- niss von 77 Fischen aus dem Donaugebiete des östreichischen Kaiserstaates, darunter 3 neue noch nicht beschriebene. (Zool. bot. Fer. Wien II. 28—33.), und ein Verzeichniss von 18 Arten aus der Save in Krain, (Zbd, b. 130.)— 172 Derselbe beschreibt den Gymnarchus nilotieus Cuv. nach 2 Ex. aus dem weissen Nil. Das Thier hat einen stumpfen nackten Kopf, sehr kleine Augen und ein- fache über der Mundspalte liegende Nasenlächer. Die Innenseite der dicken Lip- pen und die breite fleischige Zunge sind sammtartig mit zarten Papillen besetzt. Die einreihigen meisselförmigen Schneidezähne sind durchsichtig, oben und an den Seiten fein gekerbt. Der langgestreckte comprimirte Rumpf endet in eine rundliche flossenlose Schwanzspitze und der After mündet rechterseits vor der Körpermitte. Die Rückenflosse enthält über 200 zerschlissene Strahlen. Die ovalen Schuppen haben eine netzförmige Textur, bilden wagrechte Längsreihen und sind vom Bauche gegen den Rücken stark aufwärts gerichtet. Der Gymnar- chus gehört mit Carapus und Sternarchus in die Familie der Mormyri. (Wien. Akad. Xl. 680.) — Rapp hielt einen Vortrag über die Fische des Bodensee’s, aus welchem wir hervorheben, dass der Ganglisch dieses See’s nicht Coregonus maraenula, sondern C. lavarelus ist und dass die Namen Gangfisch , Renken, Blaufelchen, die er in verschiedenen Alterszuständen führt, nicht schwedisch sind wie Valenciennes angibt, sondern dem Bodensee angehören. (Würtemb. Jah- reshefte 1853. I. S. 33—33.) Troschel, über die specifische Differenz der Alausa vulgaris und A. finta. — Beide von Valenciennes für identisch erklärte Fische kommen im Rhein weit hinauf und werden hier vielfach gefangen. Die Alsen gehen im Mai stromaufwärts und die Finten folgen ihnen im Juni nach. Tr. verglich nun zahlreiche Exemplare beider und fand wie Valenciennes , dass alle bisher angeführten Unterschiede nicht stichhaltig sein. Endlich zeigte aber doch die Schwimmblase und die Dornen an der concaven Seile der Kiemenbö- gen constante Unterschiede. Erstere ist nämlich bei den Maifischen 132mm lang und 28mm weit, bei den Finten dagegen 115mm Jang und nur ]4mm weit. Dieser Unterschied wird durch den in den Dornen ruhenden unterstützt. Der Maifisch hat am vordern grössten Kiemenbogen 99 bis 118 Dornen in con- stanter Anordnung, auf dem zweiten 96 bis 112, auf dem dritten 74 bis 88, auf dem vierten 56 bis 65, auf dem untern Schlundknochen endlich 38 bis 53. Dagegen besitzt nun die Finte auf dem ersten Bogen nur 39 bis 43, auf dem ‘zweiten 39 bis 42, auf dem dritten 33 bis 34, auf dem vierten 23 bis 27 und auf dem untern Schlundknochen etwa 28 kleine Blätichen. Nimmt man hiezu die frühern Unterschiede in den Oberkieferzähnen, den verschiedenen Gesehmack des Fleisches, die verschiedene Zeit der Wanderung in die Flüsse und die Laich- zeit: so lassen sich heide Arten nach Tr. sehr wohl auseinander halten. (Arch. f. Naturgesch. XVIlI. S. 228—233.) al. Aug. Dumeril, neue oder ungenügend bekannte Reptilien nebst einigen allgemeinen Bemerkungen. — Diese Abhandlung bildet das Supplement zu des Verf.’s grossen Herpetologie und liegt uns im ersten die Schildkröten, Crocodile und Chamäleonen umfassenden Theile vor. Es werden darin ausführlich beschrieben Testudo semiserrata Smith, T. emydoi- des Müll., Cistudo Blandingi, Emys caspica Schl., E. japonica Dum. Ueber die 25 amerikanischen Emysarten gibt D. folgenden Clavis: I. Sternum nicht abge- rundet, etwas gekielt, Panzer gekielt, Füsse tlossenartig. A. Flossenfüsse breit und ein schwarzer Fleck auf den Schildern des Sternums, E. pulchella in New York. B. Flossenfüsse wenig ausgebildet, dıe Schläfen mit gelbem Fleck, E. Mühlenbergi in den Vereinten Staaten. Il. Sternum abgerundet. A. Der Panzer dasselbe nicht überragend. a. Das Sternum hinten zweilappig. «. Die Kiefer nicht gezähnelt. aa. Der Panzer glatt, ««. lang, grün, mıt gelben Zeichnungen, 'E. hieroglyphica in Südcarolina. 3. Kurz, schwarz und gelb gefleckt, E. gut- tata in den Vereinten Staaten. bb. Der Panzer rauh und braun, ««. mit nelz- förmigen gelben Linien, E. reticulata in Neu Orleans, fß. unregelmässig mit gelben Strahlen gezeichnet, E. Floridana in Florida. £. Die Kiefer gezähnelt. aa. Der obere vorn ausgeschnilten. ««. Der Panzer rauh, + nur sehr wenig, E. concınna von Neu Orleans. fr Völlig rauh, E. labyrinthica am Wabashriver. ßß. Der Panzer glatt und sehr deprimirt. *F Am Vorderrande gezähnelt wie auch dem Sternum, D. oregonensis. ‘ff Nicht gezähnelt, E. Troosti in Nord- 173 amerika. bb. Der Unterkiefer vorn mit 3 sehr starken Zähnelungen, der Panzer rauh. «&«. Die Rauhheiten der Länge nach geordnet. fr Der Panzer niedrig. 1. Der Vorderrand horizontal, E. irrigata. 2. Gekrümmt, E. rubriventris von Chesapeake. fr Der Panzer hoch, vorn höher als hinten, E. mobilensis in Südcarolina. £?. Die Rauhheiten wurmförmig, E. Berardi von Veracruz. b. Das Sternum vorn und hinten abgestumpft. «. Die Rückengegend mit seichter Rinne, E. Belli (wo ?). £. Dieselbe convex, E. picta in den Vereinten Staaten. B. Der Panzer das Sternum überragend und a. mit kielförmigen Höckern. «. Der Kopf sehr gross. aa. In der Nackengegend viereckig, E. concentrica in den Vereinten Staaten. bb. Dreieckig, E. geographica in New York. £. Der Kopf klein, Hö- cker auf dem Rücken gross, E. psendogeographica am Wabashriver. b. Der Panzer -mit einem Riel. «. Nur hinten und aa. stark gewölbt, E. ornata in Nordamerika. bb. Wenig gewölbt, E. rugosa von Cuba. £. Der Panzer in der ganzen Länge gekielt. aa. Das Sternum vorn und hinten mit abgerundeter Spi- ize, E. cinosternoides (?). bb. Hinten zweilappig. ««. Der Panzer deprimirt, E.cumberlandensis in Nordamerika. #8. Panzer convex und rauh r Die Rauh- heiten concentrisch geordnet, E. areolata von Peten. ff Nicht concentrisch geordnet, E. serrata in New York. Sechs Arten dieser Uebersicht, die schon im Catal. meth. (Paris 1851) diagnosirt worden, werden hier ausführlich be- schrieben. Die Gattungen Tetraonyx und Platysternon berührt D. nur, von Emi- saurus beschreibt er E. Temmincki vom Mississippi, Staurotypus hat keine neuen Arten geliefert. Die Arten der Gattung Cinosternon ordnen sich nach folgenden Characteren: a. Panzer nicht dreikielig. «. Sternum hinten ausgeschnitten. 1. Ohne Nackenschild, €. hirtipes (wo ?). 2. Mit Nackenschild, €. pennsylva- nica in den Vereinten Staalen. A. Sternum hinten nicht ausgeschnitten, C, leu- costomum in Nordamerika. b. Panzer dreikielig «. Kurz und convex, €. eruen- tatum in Nordamerika. £. Verlängert und niedrig, C. scorpioides in Cayenne. Die Beschreibung von €. leucostomum und C. eruentatum ist beigefügt, Ferner verbreitet sich D. ausführlich über Podocnemys lewyana n. sp. von St. fe de Bogota, über Pentonyx Gehafie, Sternotherus sinuatus, St. Adansoni, Platemys, Crocodilus leptorhynchus, Cr. Moreleti n. sp. in Yucatan, Chamaeleon namaquen- sis, €. calyptratus n. sp , Ch. balteatus n. sp. Die auf 9 Tafeln beigefügten Abbildungen stellen die Thiere vollständig oder nur in den zoologisch wichtigen Theilen dar und sind ganz vortreffliich ausgeführt. (Archives dw mus. d’hist. nat. VI. p. 209—264. Tb. 14—22.) al. v. Betta, Verzeichniss der im Valli di Non in den Tyro- ler Alpen vorkommenden Reptilien. — Die hier aufgezählten Arten sind Lacerta viridis, Podarcis muralis, Zootaca vivipara, Anguis fragilis, Coluber Navescens, C. viridillavus, C. austriacus, Nalrix torquala, Vipera aspis, Pelias berus, Hyla viridis, Rana esculenla, R. temporaria, Bombinator igneus, Bufo vulgaris, B. viridis, Triton eristatus, Tr. alpestris, Salamandra maculosa. B. gibt bei jeder Art die Synonymie, die beobachteten Spielarten, das speciellere Vorkommen und andere Beobachtungen an. (Wiener Abhandl. II. 153—160.) Gl. P. Gratiolet theilt besonders in physiologischer Hinsicht beachtens- werthe Untersuchungen über das venöse System der Reptilien mit, (L’Instit. Febr. p. 60.) W. Jones hat zur Ergänzung seiner frühern schätzbaren Untersuchun- gen des Gefässsystemes in der Flughaut der Fledermäuse nun auch die Blutge- fasse in den Ohren der langöhrigen Fledermänse und die Circulation in densel- ben mieroscopisch untersucht und sich überzeugt, dass abweichend von den Ve- nen der Flughaut diese Gelässe keine Klappen und keine rylhmische Contracli- lität besitzen , also auch die Bewegung des Blutes eine Band einförmige ist. (Ibid. p. 71.) el. J. Marceusen, über dıe Cloake und Harnblase derFrösche. — Wıewohl schon Swammerdam darauf aufmerksam machte, dass die Harnblase der Frösche nicht mıt den Nieren in Zusammenhange stehe, erklärte doch erst Townson die Deutung der Blase als Harnblase für falsch und erkannte in der- 174 selben nur ein Behälter für das durch die Haut aufgesogene Wasser. Diese An- sicht fand einıgen Beifall, bis Davy bewies, dass die Blase wirklich Harn ent- halte, wogegen jedoch Dumeril und Bibron in der Erpetologie generale ohne Weiteres wieder Townsons Ansicht aufnehmen. Die Cloake der Frösche liegt im Ausgange des Beckens und läuft mittelst eines kurzen Ganges in den Alter aus. Bei dem eben getödteten Thiere liegen ihre Wände an einander. In der obern Wand münden die beiden Ureteren, die beim Männchen zugleich Vasa deferentia sind und beim Weibchen auch die Eileiter aufnehmen. Beide Mündungen liegen etwa 5‘ von einander und um jede zeigt sich eine papillen- arlige, viel Pigment enthaltende, grauschwarz fein punktirte Erhabenheit. Die vordere Wand der Cloake enthält dıe Darmmündung und die untere ist nach vorn in der Mittellinie von eınem trichterförmigen Gange durchbohrt, der zur Harnblase führt und strahlenförmige Falten im Innern hat. Die innere Höhle der Cloake ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet, welche mit Plattenepithelium bedeckt ist. An der Aussenfläche besitzt sie folgende Muskeln: 1) Den Sphin- cler ani, welcher den verengten hintern Theil oder Gang zum After hin umgibt nur aus quergestreiften Muskelfasern besteht. 2) Der Compressor cloacae, wel- chen selbst Duges übersehen. Er entspringt von der Fascia pelvea von der in- nern Seile des Steissbeines, geht an die innere Fläche des Beckens, heftet sich dann innig an das hintere Ende des Darmes, berührt den Blasenhals und befe- stigt sich an die Vereinigung der ossa ilei. So bildel er einen Muskelring um die Kloake. Die Harnblase ist ein häutiger Sack , dessen grösserer Vorder- theil unten in der Bauchhöhle liegt. Dieser Theil schnürt sich in der Mitte in 2 Lappen ein, und der schmälere verengt sich mehr und mehr bis zur Cloake hin. Peritonäalfalten heften sich zu beiden Seiten an und erhalten sie in ih- rer Lage. Die innere von der Schleimhaut bekleidete Fläche besitzt kleine Zött- chen, welche mit einem Cylinderepithelium bedeckt sind. Die unter der Schleim- haut liegende Muskulatur umschlingt die Blase nur stellenweise, nıcht ganz, nur der Blasenhals ist vollständig von Muskeln umgeben. Es sind glatte Muskeln. Die Arterien der Blase entspringen aus der Iliaca, nur einige kleinere nehmen aus der art, mesaraica inferior ihren Ursprung. Die Venen der Blase hat schon ' Gruby speciell beschrieben. Die Nerven entspringen aus einer Anastomose des 10. Spinalnerven mit dem 9. Der N.coccygeus iritt aus dem Seitenloch des os eoceygis heraus und geht nach unten und hinten, indem er Aeste an den Sym- pathieus abgiebt, dann bildet er einen Plexus mit dem 9. Spinalnerven, in wel- chem der N. vesicae entspringt. Die Flüssigkeit in der Blase ist schwach gelb- lich, durchsichtig, zuweilen trübe mit Flocken, die amorphe körnige Massen und feuerbeständig sind, beim Glühen unter schwachem Geruch verkohlender Albu- minate einen starken weissen Rückstand hinterlassend. Dieser war im Wasser unlöslich, löste sich in Salpetersäure und gab mit Ammoniak einen gelatinösen, nicht krystallinischen Niederschlag von dreibasisch Kalkphosphat. Die übrige Flüssigkeit reagirte schwach alkalisch und selzte eine aus phosphorsaurer Am- moniak-Magnesia bestehende Krystallrinde ab. Das über letztrer stehende Flui- dum gab eingetrocknet lange seidenglänzende Krystalle, welche sich als unzwei- felhafter Harnstoff ergaben. Daher ist der Inhalt der Blase entschieden Harn. Wie gelangt derselbe in die Blase? Die Cloake ist, wenn nicht Koth, Samen, Eier entleert werden, durch den Sphincter ani geschlossen, ihre Wände berüh- ren sich und die Ausmündungen der Ureleren liegen dann dicht über dem Ein- ‚gange der Blase, der herauströpfelnde Urin gelangt nun schon vermöge seiner Schwere in den trichterförmigen Eingang der Blase. (Bull. phys. math. acad. ll. Petersb. XI. Nr. 3. et 11. c. Tab.) @l. Pucheran, Monographie der Gattung Cervus. — Diese umfangreiche Abhandlung beginnt mıt allgemeinen Betrachtungen über die Sy- stematik der Wiederkäuer und wendet sich dann zur Gattung Cervus. Nach- dem das Geweih derselben als Eintheilungsmoment ausführlich beleuchtet, folgt die Charakteristik der Arten. Die erste Haupigruppe begreift dıe Arten mit zum Theil flachen Geweihstangen, wohin nur Alces und Tarandus und noch Dama gehören. Die andere Hauptgruppe vereinigt die Arten mit runden Ge- weihstangen. Hier sind wieder Unterabtheilungen festzustellen. Die erste der- 175 selben nimmt die Arten auf, deren Geweih mehr als zweı Augensprossen hat. Sie bewohnen besonders die gemässigle Zone der alten und neuen Welt. P. beschreibt ausführlich C. virginianus, C.leucurus, dann die dıe erste Art in dem südlichen Nordamerika repräsentirenden Arten, als welche er den €. similis n. sp., C. mexicanus, C. cariacou, C. nemoralis, C. gymnotus betrachtet, ferner den €. frontalis, C. macrotis, C. Duvauceli, C. elaphus, C. canadensis, C. Wal- lichi. In die zweite Unterabtheilung gehören die Arten, deren Geweihstange nur zwei Sprossen hat. Von diesen werden beschrieben : C. hippelaphus, €. Peroni, C. pseudaxis, C. axis, C. poreinus, C. Aristotelis, C. Capreolus, C. paludosus, C. campestris, C. antisiensis, C. rufus, C. nemorivagus, und einige andere, wel- che sich nach der Beschaffenheit des Geweihs insgesammt wieder in sechs Grup- pen vertheilen lassen. (Archives du mus. d’hist. nat. VI. p. 265 — 492. Tb. 23—30.) al. L. K. Schmarda, die geographische Verbreitung der Thiere. 1-3, Abtheilung. Wien 1853. 80. — Die vorliegende Schrift be- handelt eine der wichtigsten und interessantesten Aufgaben der Naturgeschichte ; ein Thema, dessen gründliche Bearbeitung nicht blos den gegenwärtigen Stand unserer Kenntiniss von den auf der Erdoberfläche lebenden Thierfatmilien , Gat- tungen und Arten darlegt, sondern zugleich auch einen Massstab für unsere Ein- sicht in die Organisalionsverhältnisse überhaupt abgibt. Die Feststellung der natürlichen Gesetze für die geographische Verbreitung der Thiere ist eine sehr schwierige Aufgabe, denn sie erfordert eine umfassende und gründliche Kenntniss des ganzen Thierreiches, einen sehr reichhaltigen literarischen Apparat und bei der bisherigen Zerstreutheit des Materials viel Ausdauer. Eine das ganze Thier- reich umfassende Bearbeitung der Geographie ist dieser Schwierigkeit halber noch nicht versucht worden, nur in einzelnen monographischen Werken: ist ge- legentlich der Verbreitung eınige Aufmerksamkeit geschenkt, das meiste Material muss vielmehr mühsam zusammengesucht und zu diesem Zwecke verarbeitet werden. Der Verf. hat sich daher keın geringes Verdienst durch die vorliegende Schrift erworben, welche zum ersten Male - die Thiergeographie umfassend dar- stellt. Der Inhalt derselben ist in drei Bücher vertheilt. Das erste untersucht die Modalität und Causalitäl der Verbreitung der Thiere, besonders die Wärme, Licht, Luft, Klima, Nahrung, Medium und andere Bedingungen der Aussenwelt in ihrem Verhältniss zum thierischen Organismus. Im zweiten Buche wird die Thierwelt des Festlandes übersichtlich geschildert nach 21 von dem Verfasser begränzten Faunen und im dritten die Thierwelt des Oceans nach 10 Verbrei- tungsbezirken. Jedes Buch theilt sich in die zusammenhängende Darstellung und in die erläuternden und ergänzenden Anmerkungen, welche fast mehr als dıe Hälfte des ganzen Werkes ausmachen. Die Darstellung selbst anlangend dürfen wır an diesem ersten Versuch einer Thiergeographie noch keine hohen Ansprü- che machen. Als Resultat der Arbeit sind die 31 Verbreitungsbezirke zu be- trachten, welche der Verf. nach den ihm zu Gebote stehenden Mitteln als natür- liche characterisiren zu können glauble. Wir wollen hier nicht die Werke auf- zählen, deren Benutzung wir vermissen, wollen auch nicht auf eine Kritik jener Verbreitungsbezirke eingehen, Beides vielmehr der zweiten speciellen Bearbeitung dieses Themas überlassen, aber wir hälten gewünscht, dass der Verf, schon bei diesem ersten Versuche -das Material selbständiger urd gründlicher durchgearbei- tet, dass er anstatt Beobachtungen und Thatsachen in fast erdrückender Menge an einander reihend auf das Wesen der Erscheinungen eingegangen, dass er den Einfluss der Aussenwelt auf den Organismus selbst erforscht und daraus die all- gemeinen Gesetze der geographischen Verbreitung entwickelt hätte. Indem wir hiermit der im vorliegenden Werke versuchten Lösung der schwierigen Aufgabe unsern Beifall versagen, müssen wir dem Fleisse des Verf. doch unsere Aner- kennung zollen und seine Arbeit eben wegen der grossen Fülle des Materiales als eine schätzbare Grundlage bezeichnen, aus welchen das Gebäude der Thier- geographie aufgeführt werden kann. Daher sollte das Buch auch in keiner zoo- logischen Bibliothek fehlen, Papier und Druck ist vortrefflich. Gl, CGorrespondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für Sachsen und Thüringen Halle. 1853: Februar. Ne Il Sitzung am 2. Februar. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: 1) Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den k. preuss. Staaten. 43. Lieferung. Berl. 1852. 4to. Nebst Begleitungsschreiben des Directoriums des Vereines Hrn, Braun und Koch, d. d. Berlin, 31. Januar 1853. 2) Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. Herausgegeben von H. v. Mohl u. A. IX. Jahrg. 1. Heft. Stuttg. 1853. 8o. Nebst Begleitungsschreiben des Hrn. Krauss, d. d. Stuttg,, Jan. 16. 3) Bericht über die Leistungen in der Entomologie während des Jahres 1852. Von HA. Schaum. Berlin 1852. 8o. Geschenk des Hrn. Verfassers. Als neue Mitglieder werden proklamirt: Hr, Buchhändler Pfeffer in Halle. Hr. Rechtsanwalt Chop in Sondershausen. Hr. Cand. theol. Schmidt in Gera. Hr. Apotheker Scheffler in Ilmenau. Hr. Bataillonsarzt Berg zeigt seinen Austritt aus dem Ver- eine an. Hr. Söchting in Göttingen sendet Mittheilungen über Ver. steinerungen aus dem thüringischen Muschelkalk unter Beifügung der Exemplare sowie über ein dortiges noch fragliches Mineral ein. (S.119.) Hr. Baer spricht über die heissen Quellen Kaliforniens. (S. 120.) Darauf hält Hr. Münter einen Vortrag über den Bau des menschlichen Speisekanals und begründet alsdann eine eigenthümliche Theorie der Verdauung, darin bestehend, dass durch die peristaltischen Bewegungen ein Strom warmer atmosphärischer Luft im Darm den Chymus an die Wände desselben andrückt und seine Wirkungen bis in. den ductus thoracicus fortsetzt. Hiegegen wurden von verschie- denen Seiten erhebliche Bedenken geltend gemacht. 177 Sitzung am 9. Februar. Hr. Baer hielt einen Vortrag über die Darstellung des Cham- pagners und der moussirenden Weine überhaupt, wobei er das neuer- dings von Rousseau eingeführte Verfahren besonders berücksichtigte. Darauf sprach Hr. Jacobson unter Vorlegung des Helmholtz- schen Augenspiegels über die Einrichtung und den Gebrauch desselben, Hr. Kayser berichtet Gemmingers Untersuchungen des Skle- rotikalringes der Vögel. (S. 60.) Hr. Mayer legte mit besonderer Rücksicht der in hiesiger Ge- gend obwaltenden Verhältnisse seine Ansicht über die erste Nahrung der Neugeborenen, deren Einfluss auf die Ausbildung des menschli- chen Körpers und über die geeignetsten Ersatzmittel für die Mutter- milch dar. Schliesslich machte Hr. Münter auf den wesentlichen Character der menschlichen Wirbelsäule aufmerksam und sprach noch über einige Eigenthümlichkeiten der Gattung Sula. Sitzung am 16. Februar. Als neue Mitglieder werden aufgenommen: Hr. Krause, Anhalt. Rath in Cöthen, Hr. Dr. Imhoff in Halle, Hr. Stud. math. Röttger in Halle, Hr. Stud. med. Beckel in Halle. Mitgetheilt wird ein Schreiben des königl. Ober-Präsidenten der Provinz Sachsen, Hın. v. Witzleben, in welchem derselbe die von dem Vorstande erbetene Veröffentlichung der Einladung zur Bildung eines Sächsisch - Thüringischen Vereines für Naturwissenschaften in Halle in den amtlichen Organen der Provinz Sachsen freundlichst zusagt. Der Naturwissenschaftliche Verein in Mühlhausen sendet den Auszug aus dem Protokolle seiner Januarsitzungen ein. Dasselbe enthält folgende 7 Vorträge: 1) Ueber das Leucht- und Kohlenwasserstoffgas. 2) Ueber die hemiedrischen Formen der Krystalle. 3) Ueber das Steinkohlengebirge hinsichtlich der dasselbe bildenden Gesteine und deren Lagerungsverhältnisse und der in dem Gebirge vorgefundenen Versteinerungen unter Vorlegung der betref- fenden Exemplare. 5) Ueber die Wirkungen der fliessenden Gewäs- ser auf der Erdoberfläche. 6) Ueber Phrenologie und zwar den Ge- schlechtssinn. 7) Ueber die Wasserpflanzen, ihrer Form, Beschaffen- heit, Eintheilung und ihrem Standorte nach mit Vorlegung getrock- neter Exemplare, Ausserdem wurden noch 5 Vorlesungen aus natur- wissenschaftlichen Werken gehalten. Hr. Weber gibt den Jahresbericht der Meteorologischen Sta- tion, der noch in den vorjährigen Bericht aufgenommen worden, und darauf den Januarbericht d. J. (S. 83.) Hr. Giebel spricht sich gegen die Fossilität der von Quen- stedt beschriebenen Menschenzähne aus. (S. 122.) 178 Darauf theilt Hr. Heppe seine Untersuchungen des Terpin’s mit (8. 124.) und Hr. Krause berichtet Pleitners Abhandlung über die Braunkohlenformation in der Mark Brandenburg. (S. 125.) Endlich theilt Hr. Heintz Ulex’s Beobachtung von dem Vor- kommen des Schwefelwasserstoffs in einer Erdschicht bei Hamburg, Regnault’s Untersuchungen der atmosphärischen Luft auf das verän- derliche Verhältniss von Sauerstoff und Stickstoff und Rud. Wagner’s Arbeit über die Umwandlung der organischen Säuren der Reihe crHn0* in die Säuren der Reihe CH" -?08 durch Einwirkung von Salpetersäure mit. (S. 132 ff.) Sitzung am 23. Februar. Eingegangene Schriften: 1. Verhandlungen der schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft bei ih- rer 36. Versammlung in Glarus: Glarus 1851. 8. 2. Mittheilungen ‘der naturforschenden Gesellschaft in Bern Nr. 1— 223. Jahrgg. 1843—51l. 8. Nebst Begleitungsschreiben des Hrn. Christiner, d. d. Bern, Dechr. 6. 1852. 3. J. M. Agardh, de latitndine speculae Lundensis. London 1847. 4. 4. G. Ch. Werneburg, über wissenschaftliche Bildung der Gewerbtreiben- den und Vorschlag zur Errichtung eines Gewerbevereins für Erfurt und ” dessen Umgebungen. Erfurt 1827. 4. 5. D.J. B. Dr ommsdorff, über die HN elang des Bleiweisses im Gros- sen. Erfurt 1827. 4. 1—3 Geschenk des Hrn. Zuchold in Leipzig. | 6. Dr. Chr. Fr. Harless, ein Beitrag zur Bildungsgeschichte der minera- logischen Wasser im Allgemeinen, En der muriatischen Wasser insbeson- dere. Bonn 1845. 7. €. Fr. Burdach, die Literatur. der Heilwissenschafl. 2 Bde. Gotha 1810. 8. 4—5 Geschenk des Hrn. Jacobson. 8. J.A.L.Laute, ad sirepilum cordis diagnoslicen nonnulla. Diss. inaug. Hal. 1853. 8. — Fr. C. G. Stache, de ischuria.. Hal. 1853. 8. — H. Friedländer, de cataracta. Hal. 1853. 8 — W. H. Schrader, de thyreophymate. Hal. 1853. 8. Als neue Mitglieder wurden angemeldet: Hr. Dr. Spieker in Bernburg Hr. Salinenfactor Lindig in Dürrenberg Hr. Dr. Schader, Dirigent der Gewerbeschule in Halle. Hr. Schaller erörlterte an einer Darlegung der Grundphäno- mene die entgegengesetzlen Ansichten über den Diamagnetismus. Hr. Bischof, w.Mitgl. auf dem Mägdesprunge, theilt die Beob- achtung von genau schliessenden Aptychen auf Solenhofer Ammoniten mit, wogegen Hr. Giebel unter näherer Beleuchtung des in Rede- stehenden Organismus einige erhebliche Bedenken geltend macht. Alsdann berichtet Hr. Bär über die von Berthelot et Verbindungen des Glycerins mit Säuren. Endlich spricht Hr. Münter noch über die erste Ertiährunge quelle des menschlichen Embryo und die Analogie des Nabelbläschens mit dem Eidottersacke des Küchelchens. 179 Februarbericht der meteorologischen Station in Halle. Zu Anfang des Monats halte das Barometer eiue Höhe von 28,''0,‘'92, stieg bei NO und bedecktem Himmel bis zum Abend desselben Tages noch um eine Kleinigkeit und war dann bei NO und meistens bedecktem Himmel unter mehre- ren Schwankungen im Sinken begriffen bis zum 10. Mgs.6U., wo es einen Luft- druck von nur 26,‘'11,‘‘90 anzeigte. Den Tag vorher schon hatte sich der Wind nacıı NW herumgedrehet und eine Menge Schnee gebracht, welcher jedoch nicht liegen blieb. — Vom 10. an stieg das Barometer ziemlich langsam bei anhalten- dem NW und meistens bedecktem Himmel und häufigem Schneefall bis zum 15. und erreichte hier am Abd. die Höhe von 27,7,'''69. An den folgenden Ta- gen fiel es wieder unter häufigen Schwankungen bei sehr veränderlicher Wind- richtung und meistens trübem Weiter bis zum 20. auf 27,“1,‘‘61. — Auch in dieser Zeit hatten wlr häufigen und zum Theil starken Schneefall. — Vom 20. Morgs. 6 U. an stieg das Barometer bei ziemlich starken N so schnell, dass es schon am 22. Morgs. 6 U. Jdıe Höhe von 27,‘10,°59 erreichte. Die übrigen Tage des Februars hindurch aber war der Gang des Barometers so schwankend und die Schwankungen waren in kürzester Zeit so bedeutend, dass kaum zwei Beobachtungen nach einander gefunden werden, wo der Stand sich nicht um mehr als 1 Linie verändert halle. Eben so veränderlich war die Windrichtung in die- ser Zeit. Im Allgemeinen war der Stand des Baromelers im Februar sehr niedrig: der mittlere = 27,°5,‘'87, der höchste 1. Abds. 10 U.—28,‘'1,‘‘'17, der nie- drigste 10. Morgs. 6 U.= 26,“ 11,‘90. Die grösste Schwankung im Monat be- trug demnach 13,'‘27; die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 22 —23.Abds. 10 U. beobachtet, wo das Barometer von 27,'‘8,'''79 auf 27,‘'0,‘'30, also um 8,49 fiel. Die Wärme der Luft war im Anfang des Monats verhältnissmässig bedeutend ; vom 10. bis zum 26. incl. aber halten wır ununterbrochen im täglichen Mittel Frostkälte und ebenso wieder am 28.; dennoch aber war die Wärme der Luft im monatlichen Mittel nicht sehr niedrig. Es betrug die mittlere Wärme=1,°6, die höchste 26. Nachm. 2 U.— 3,°2, die niedrigste 18. Morgs. 6 U.— 10,°4. Die im Monat beobachteten Winde waren so vertheilt, dass uf N=17, 0=2, s=1, W=6, N0=27, S0=2, NW=17, SW=7, NNW=5, 050=2, WNW=4, WSW= 4 kommen, woraus sich die mitllere Windrichtung im Monat ergiebt: N — 22032‘°11,°48 — 0. Die Luft, welche diese Windrichtungen uns zuführte, war wieder sehr feucht: wir fanden im monatlichen Mittel 86 pCt. relative Feuchligkeit dersel- ben bei dem mittleren Dunstdruck von 1,51. Dabei halten wir durchschnilt- lieh sehr trüben Himmel und zwar wurde alie Morgen um 6 Uhr ohne Aus- nahme bedeckter Himmel beobachtet. Einen durchschnittlich völlig heitern oder auch nur heitern Tag hatten wir im Februar nicht, dagegen 17 Tage mit bedecktem, 4 Tage mit trübem, 5 Tage mit wolkigem und 2 Tage mit ziemlich heiterem Himmel. — In der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar hatte es wenig geregnet, ausserdem ist den ganzen Monat kein Re- gen, wohl aber an 15 Tagen Schneefall beobachtet worden und es beträgt die Summe der davon im Regenmesser aufgefangenen Wassermengen 170,''35 im Monat oder pro Tag 6‘'08 paris. Kubikmass Wasser auf den Quadratfuss Land. Weber. (Druck von W. Plötz in Halle.) 180 Ludwig Adolph Sohncke E49 wurde im Jahre 1807 zu Königsberg geboren und erhielt 24 seine Bildung auf dem altstädtischen Gymnasium daselbst. MM Im Jahre 1827 begann er seine akademischen Studien un- #0 ter Bessel’s und Jacobi’s Leitung, deren Vorträge ihn so sehr WM fesselten , dass er den mathematischen Wissenschaften seine 4 Thätigkeit ausschliesslich zu widmen beschloss. Bevor er # jedoch den Fachstudien sich ganz hingab, absolvirte er noch i 1831 das Oberlehrer-Examen, mit einer schriftlichen mathe- 4 matischen Arbeit, deren Gründlichkeit ihm die bald eröffnete =@ Universitäiscarriere sehr erleichterte..e. Er habilitirte sich bei #4 der Universität seiner Vaterstadt am 26. April 1833 durch PM die öffentliche Vertheidigung der Abhandlung de motu coe- a lestium in medio resistente. Schon im Jahre 1835 wurde N ihm die ausserordentliche Professur für Mathematik bei hie- 94 siger Universität und vier Jahre später die ordentliche Pro- fessur übertragen. Klarheit und Gründlichkeit selbst bei Er- örterung der schwierigsten Fragen zeichneten seine Vorlräge #4 über Mathematik aus und erwarben ihm die Achtung und = Liebe aller seiner Zuhörer und wie sehr er sellıst diesen 04 zugeneigt war, davon gibt sein Zutritt zu unserm Verein in #4 einer Zeit, als derselbe noch aus einem engen Kreise meist #9 seiner Zuhörer bestand, und die lebhafte Theilnahme, die er | = dem Gedeihen des Vereines schenkte, das beste Zeugniss. = Um so schmerzlicher ist für uns der Verlust, welchen uns % sein nach kurzem Krankenlager am 16. Jan. erfolgter Tod 88 R bereitete. Ausser zahlreichen Abhandlungen in wissenschaft- # lichen Journalen und periodischen Schriften gab er folgende EM selbständige Werke heraus: 1) Chasles, Geschichte der Geo- A metrie hauptsächlich mit Bezug auf die neuern Methoden. ® 4 Aus d. Französ. Halle 1539. 2) Aequationes modulares #9 pro transformatione functionum ellipticarum (aus Crell’s Jour- a nal besonders abgedruckt), 3) Sammlung von Aufgaben Baus der Dilferenzial- und Integralrechnung. Halle 1851. a4 4) Analytische Geometrie. Halle 1851. Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1853. März. N? III. Ueber graphische Darstellung der mittlern Windrichtung im mittleren und nördlichen Europa Taf. 4. AB. von Lu. Witte in Aschersleben. Vor mehreren Jahren, ehe ich Wind und Weiter regel- mässig zu beobachten anfing, kam ich bei Betrachtung der gra- phischen Darstellungen ihrer Verhältnisse in Europa in Pouil- let’s Lehrbuche der Physik und Meteorologie auf den Einfall, dieselben statt wie dort in einer Längenfläche in einer Kreis- fläche darzustellen, weil mir eine solche Zeichnung anschaulicher schien, und weil sie vielleicht auch zu regelmässigen Linien führen könnte. Insbesondere schien mir das Eintragen der Durch- schnittswinde während 1000 Tage in eine Windrose doch zu natürlich und einfach, und machte ich sofort mit den Winden Frankreichs den Anfang, indem ich annahm, dass die dortigen Beobachtungen, wie sie Pouillet nach Kämtz angiebt, am ge- nauesten und sichersten sein würden. Zu meiner Freude ergab die Verbindung der acht Punkte, welche die Anzahl der Winde aus den angegebenen acht Hauptgegenden bezeichneten, eine ziemlich regelmässige Curve. Ebenso gelang mir die einfache Darstellung der Winde Englands und Deutschlands, weniger ge- nau die von Dänemark, "Schweden und Russland, was ich aber mit gutem Grunde den wenigen und zum Theil unsichern Wind- beobachtungen in diesen Ländern glaubte zuschreiben zu dürfen. So wenig: ich indessen damals solche einfache Darstellung der Beachtung werth hielt — wiewohl ich beim Zeichnen sogleich zwei augenscheinliche Druckfehler in der Tabelle entdeckte —, II. 1853. 13 182 so erlaube ich mir doch jetzt bei einer äusserlichen Veranlas- sung die Mittheilung derselben. Freilich muss ich auf meinem beschränkten Standpunkte die Nachsicht der Männer vom Fache in Anspruch nehmen, und erlaube ich mir nur die Frage, ob nicht vielleicht graphische Darstellungen von Wind und Wärme in obenbezeichneter Weise anschaulicher seien. Wenigstens las- sen sich die constanteren mittleren Temperaturen in sehr regel- mässigen Curven bildlich zeigen. Indessen will ich zunächst nur die Windrichtungen in den Ländern Europas, die nördlich der Hauptgebirgskette liegen, darstellen und die Angaben der Zeichnung mit den von Kämtz aufgeführten vergleichen. Die Curve von Frankreich und den Niederlanden trifft genau das von Kämtz angegebene Mittel der acht Haupt- winde und differirt nur um einen Tag in NOS. und W. Die Winde wehen dort nämlich während 1000 Tage aus N... N0.:,0.550558.45,5W. AMUNW. nach Kämtz 126 140 84 76 117 192 155 110 nach der Zeichnung 125 140 85 76 118 192 154 110 Tage. Die Windeurve Englands giebt in den acht Hauptwinden 10 Tage zu wenig; da sie aber in WSW. bedeutend ausbiegt, so würde die Anzahl der Tage, welche die acht Zwischenwinde wehen, um eben so viel grösser sein und mithin die Curve den- noch die Windtage richtig angeben. Es weht der N. 2.N020 SU, 8278 SIV-. 2 W. NW. nach Kämtz SER a1 1799 STIL: 225° 171. An nach der Zeichnung 85 110 99 8&2 112 223 180 99 — 990 Tage. i Die Zwischenwinde wehen nach der Zeichnung: NNO. ONO. 0SO. SSO.SSW. WSW. WNW.NNW. 9 114 86 90 158 243 138 86— 1010 Tage. Die Windeurve Deutschlands zeigt in den Winden von SO. bis W. mit den Angaben nach Kämtz eine Differenz von einigen Tagen, und muss ich ferner dahin gestellt sein lassen, ob die absonderliche Gestalt derselben ihren Grund einerseits in den Einflüssen der Alpen und der Nordsee auf die Wind- richtung, andererseits in denen des nahen grossen europäischen Flachlandes in Osten hat. Es weht der 183 N. !3N0::0:180::58.5: SW mWi::dNW. nach Kämtz 84 985 119 87 97 185 198 131 n.d. Zeichnung &3 99 120 90 100 177 202 129 Tage. In Dänemark ist der Einfluss der beiden grossen Was- serbecken in NW. und in SO. auf die Windrichtung so beden- tend, dass sich die Anzahl der Tage, in denen der Wind aus diesen Gegenden kommt, gar nicht in die Curve bringen lässt, die im ‚Uebrigen der Deutschlands ähnlich ist, nur dass sie bei- nahe die Lage derjenigen Englands hat. Es weht der Wind aus N. NO.” 0:) 780: 85 SW W. NW. nach Kämtz . 65 98 100 129 92 198 161 156 n,d.Zeichnung 66 95 100 127 98 197 162 155 Tage. Die Windeurve von Schweden zeigt ähnlicherweise eine Verbreiterung gegen NNW. und gegen SSO., die wahrscheinlich auch durch die Einwirkung der scandinavischen Gebirge und der Ostsee begründet ist. Ich habe, um die vier anliegenden Wind- richtungen mit in die Curve zu bringen, die Anzahl der Tage des Ostwindes um 27 zu gross angenommen. Uebrigens resul- tirt das von Kämtz angegebene Mittel nur aus Beobachtungen in Stockholm, Upsala und Wexiö. Es weht der INFO. 0.450 5 ISWEFW.ONWe nachKämtz 102 104 80 110 128 210 159 106 = 999 n. d. Zeichnung 102 104 107 109 129 208 160 107 = 1026 TT. Noch dürftiger sind die Beobachtungen in Russland, aus denen Kämtz das Mittel der dortigen Windrichtungen aufstellt, und habe ich, da die sie bezeichnenden Puncte der Enden oder Radien nicht durch eine Curve zu verbinden sind, eine Ellipse gezeichnet, deren grosse Achse ungefähr in der Richtung N799 W liegt, ‘weil diese annähernd die Windrichtungen in Petersburg und in Moskau angiebt, welche beiden Orte indessen in einigen Richtungen sehr stark von einander abweichen. Die Zeich- nung giebt N::n8N0. #105. 80. 28a 8W: 1 W.05:NW. 115 110 115 113 110 125 160 146 Petersburg.hat 120 110 150 90 110 120 180 140T. 'Pouillet, welcher seine Angaben überall aus Kämiz entlehnt, ‚hat aus Versehen die Zahl der Tage, des Nordostwin- ‚des (das Mitteliaus den:Beobaehtungen an den vier angegebenen ‘Orten: ‚Petersburg, Moskau, Wilna und Ofen) statt auf 91 zu 13 * 184 191 angenommen und schliesst und zeichnet (Fig. 1018.), dass in Osteuropa neben den Nordwestwinden die Nordostwinde vor- herrschen. Ein sichtlicher Irrthum. Nimmt man nun aus den Angaben über die Windrichtung in den aufgeführten Ländern wieder das Mittel, so lässt sich daraus die Windeurve von Mittel- und Nordeuropa con- struiren, und scheint diese eine Ellipse von bedeutender Excen- trieität zu sein. Es weht danach in Mittel- und Nordeuropa der INT MINOR ES. SC IUSWe. FRRNNEMAINNV. 102° 211274057 97° 98 175 171° 420 Tage. Die Länder Südeuropas liegen in einem andern Windgür- tel, in dem nördliche Winde vorherrschen, und können daher hier nicht in Betracht gezogen werden. Damit wäre denn meine Mittheilung über die Windcurven beendigt, und muss ich es den Meteorologen überlassen, ob sie dieselben überhaupt beachten können. Die Regelmässigkeit der Curven liesse sich vielleicht auch aus den Dov e’schen Hypothesen darthun. Da nämlich in Europa der Südweststrom stärker ist, als der Nordoststrom, so muss auch der Wind aus W. und NW, öfter wehen, als aus S. und SO. Da ferner der Nordost wegen des Standes der Sonne im Winter mehr südliche, im Sommer mehr westliche hat, so könnte auch diese Abweichung die Curve mitbedingen. Dass England so viel Südwestwinde zählt, kommt ohne Zweifel von seiner Insellage, die es mehr dem auf dem nördli- chen Theile des atlantischen Oceans vorherrschenden herabsin- kenden Südweststrome aussetzt. Eben so hat vielleicht die Verschiebung der Curve von Frankreich gegen Nordwest ihren Grund in den Seewinden, oder auch wohl in dem vielleicht dort häufigen Zurückspringen des Nordwindes nach Westen, das wieder in der dort öftern Be- gränzung und Begegnung der beiden Ströme in der Nähe des westlichen Oceans möglicherweise seine Erklärung finden könnte. Das Alles näher zu erörtern, fehlt es mir aber an hinrei- chenden Beobachtungen und an Ueberblick. Ich wollte auch in diesen Zeilen nur die Frage aufwerfen, ob nicht die Verhältnisse ‚der einzelnen Länder auf einer Kreisfläche mittelst der Wind- rose anschaulicher graphisch darzustellen seien, als auf einer 185 Längenfläche mittelst Ordinaten. In diesem Falle würde auch die Lage der grossen Achse der Curve in Bezug auf die mittlere Windrichtung in einem Lande zu beachten sein. Ueber Hydrocena Sirkii Parr. von A. Schmidt in Aschersleben. Es giebt nicht leicht ein interessanteres europäisches Con- chyl als Hydrocena Sirkü Parreyss. Man weiss noch nicht recht, wo man sie im Systeme unterbringen soll. Dem Habitus nach ähnelt sie manchen kleineren Paludinaceen so sehr, dass selbst ihr Autor zu Zeiten die Aufstellung eines besondern Genus für diese Art bereut hat, weil die Meisten doch darin nur eine Pa- ludine erkennen möchten. Das Thier soll nach Hrn. Dr. L. Pfeiffer’s Urtheil ganz dem der Cyclostomaceen entsprechen, weshalb derselbe denn auch diese Species früher als Cyelostoma Cattaroense (in Wiegm. Arch. 1841) beschrieben und als sol- ches auch in Chemn. ed. II. aufgenommen hat. In der Mono- graphia Pneumonopomorum viventium desselben steht Hydrocena unter den e familia Cyclostomaceorum esxcludendis. Dass Hydrocena Sirkii weder zu den Paludinaceen im wei- testen, noch zu den Cyclostomaceen im engeren Sinne des Wor- tes gehört, beweist allein schon ihr Deckel. Denn dieser hat grosse Aehnlichkeit mit dem Deckel der Neritinen, insofern er auf der innern Seite unten mit einem stark vorspringenden Zähnchen versehen ist, auf der Oberseite aber keine eigentliche Mündung zeigt. Theils die Aehnlichkeit des Gehäuses mit eini- gen kleineren Paludinaceen, theils die bezeichnete Beschaflen- heit des Deckels bewog mich, in einem Versuche die Paludina- ceen meiner Sammlung systematisch zu ordnen, Hydrocena als Uebergangsglied zwischen Lithoglyphus und Neritina zu stellen. Nun erhalte ich aber von Herrn Parreyss so eben einige An- gaben über die Lebensweise dieses Thieres, nach denen es höchst wahrscheinlich zu den Landschnecken zu rechnen ist. Es soll nämlich, nach der Versicherung des Entdeckers, an ei- 186 nem dalmatinischen Felsen leben, welcher nur zu Zeiten durch Regen und durch das Sickern eines Quells benetzt wird, so dass es oft 5 bis 6 Monate lang in den Ritzen der Felsen und unter Pflanzen völlig im Trocknen sitz. Wenn man diese Thiere aber mit etwas Wasser besprengt, pflegen sie sogleich die Deckel zu öffnen und ein munteres Leben zu entwickeln. Diese Nach- richt, schreibt Herr Parreyss, hätte er nebst den Thieren glücklicherweise gerade bei Anwesenheit des Hrn. Dr. L. Pfeif- fer erhalten. Sofort hätten sie einige der bereits vor mehreren Monaten gesammelten Thiere mit Wasser benetzt und nach 3 bis 4 Minuten hätten fast alle die Deckel geöffnet und wären im Glase herumgekrochen. Und nicht nur 5 —6 Monate später, sondern selbst nach Jahresfrist, wären bei demselben Versuche die meisten Exemplare lebend befunden. Leider habe er versäumt zu beobachten, wie lange Zeit bis zum Absterben sämmtlicher Individuen verstrichen sei. Danach kann nicht bezweifelt werden, dass Hydrocena Sir- ki durch Lungen athmet; und ist sie dann vermuthlich als Lun- gendeckelschnecke mit emem ungewundenen und mit einem Zahn versehenen Deckel, in die Familie der Helieinaceen aufzunehmen und als deren letztes Glied hinter Alcadia Gray zu stellen. Wäre das richtig, so hätten wir in ihr einen euro- päischen Repräsentanten aus der Familie der Helicinaceen. Früher sind einige eigentliche Cyclostomaceen als ihre nahen Verwandten betrachtet worden, nämlich solche, welche Hr. Dr. Pfeiffer jetzt unter Realia Gray und Omphalotropis Pf. auf- führt. Doch wenn der Deckel der Hydrocena Sirkü genau beob- achtet wäre, so hätte sie nicht mit Schnecken aus den beiden genannten Geschlechtern zusammengestellt werden können, de- ren Deckel tenue, corneum, paucispirum genannt wird, ohne dass eines Zähnchens Erwähnung geschieht. Dem Genus Alcadia Gray schreibt Hr. Dr. Pfeiffer ein Operculum non spiratum, soli- diusculum, semiovale, basi processu dentiformi munitum zu. Meine Sammlung ist an Helicinaceen, besonders an gedeckelten Exemplaren derselben, noch sehr arm. Daher fällt, was ich über den Vergleich dieser mit dem von Hydrocena Sirkü zu sagen habe, ziemlich dürftig aus. Gleichwohl werden dadurch ein Paar Angaben in Pfeiffer’s Pneumonopomen berichtigt. Unter meinen Alcadien hatte nur 1 Exemplar von Alcadia hispida Pf. 187 den Deckel. An diesem finde ich zwar kein Zähnchen, doch auf der inneren Seite des der Spindel zugekehrten Randes eine leistenartige Wulst, welche sich an der Basis am stärksten er- hebt. Dieselbe Wulst finde ich an den Deckeln einiger eigent- lichen Helicinen. - Bei Helieina nitida Pf. bildet sie eine zier- liche Falte, bei Helicina tropica Jan. sendet sie schon an der Basis ein kleines nach Innen vorragendes häutiges Zähnchen aus. Der Deckel von Zucidella aureola Fer. ist auf der Aus- senseite längs der Spindel mit einer weissen deutlichen Lamelle besetzt, die sich nach unten am stärksten erhebt und dann plötz- lich aufhört. Diese Lamelle erwähnt Hr. Dr. Pfeiffer nicht. Obgleieh diese Bemerkung über Lucidella aureola streng ge- nommen nicht hierher gehört, mag ich sie doch nicht zurück- halten, da ich zu meiner Verwunderung in Petit’s Journal de Conchyliologie II. p. 86. in einem Aufsatze von dem Heraus- geber selbst lese: Nous avons vu nous-meme un assez grand nombre d’individus de cette coquille, recueillis tres frais, et nous n’y avons Jamais trouve d’opercule: nous doutons meme, d’apres la forme de l’ouverture, que L’animal en soit pourvu etc. Hierzu bemerke ich, dass eben die bezeich- nete nicht unbeträchtliche Leiste auf der Aussenseite des Deckels der kleinen Bucht zu entsprechen scheint, welche das Basalzähn- chen der Mündung mit der Spindel bildet. Diese wenigen An- gaben zeigen hinlänglich, dass Hydrocena Sirkii unter den He- licinaceen ihren passenden Ort gefunden haben wird, und ne- benbei sind sie ein Beweis, dass die Deckel dieser ganzen Fa- milie viel genauere Beachtung verdienen, als ihnen bisher zu Theil geworden. Um über das eigentliche Lebenselement von Hydrocena Sirkü völlige Gewissheit zu erlangen, wäre zu wünschen, dass man beobachtete, wie sie sich im Wasser verhält, ob sie sich in demselben wohl zu fühlen scheint, oder ob sie es zu verlas- sen strebt, und wie lange sie es darin, von aller Luft abge- schnitten aushält. Man wolle sich übrigens bei einem derarti- gen Versuche, wenn sie etwa bei einem ununterbrochenen Luft- abschluss mehrere Tage unter dem Wasser ausdauern kann, nicht gleich zu dem voreiligen Schlusse verleiten lassen, sie sei darum ein Wassertbier. Man berücksichtige vielmehr die schät- zenswerthen Beobachtungen, welche Hr. Professor Held an Avi- 188 cula fusca gemacht hat (vergl. dessen Aufsatz über die Wasser- mollusken Baierns S. 19.). Das Wichtigste aber wäre, dass wir über die Natur der Hydrocena Sirkii und deren Stellung im Systeme bald den al- lein untrüglichen anatomischen Aufschluss erhiel- ten. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich durch diese Zeilen die genauere Untersuchung dieses interessanten Gegenstandes veranlasste. Die Struclur des Roggensteins bei Bernburg Taf. 5. EB. Deicke in Bernburg. - Der Roggenstein bildet unweit Bernburg bei dem Dorfe Gröna eine Abtheilung des bunten Sandsteins und tritt in zahl- reichen Bänken von 1’ bis 1t/,' Mächtigkeit auf, die selbst durch eine wenige Zoll starke, reich mit Glimmer angefüllte, schiefrige Lettenschicht getrennt werden. Letztere, blau oder graugrün gefärbt, bedeckt auch den Roggenstein und setzt bis Bernburg fort wo sie wieder vom Sandstein bedeckt wird. Im Allgemei- nen sind die Verhältnisse der Schichten dieselben als am Nord- rande des Harzes, namentlich bei Wernigerode. (Siehe Lachmann, Physiographie Braunschweigs und des Harzgebirges Il. S. 225 ff.) Noch niemals haben sich Versteinerungen in hiesiger Gegend da- rin gefunden. Der Roggenstein besteht aus Körnern, die durch ein Bin- demittel verbunden sind und deren im Allgemeinen kuglige Ge- stalt von kaum bemerkbarer Grösse bis '/,'' Durchmesser va- rürt. In jeder einzelnen Schicht sind die untern Körner die kleinsten, und nehmen gleichmässig nach oben an Grösse zu, und die grössten befinden sich zerstreut in den die Bänke tren- nenden Lettenschichten. Die Farbe der Körner und des Ge- steines ist grau, jedoch sind die in den Lettenschichten liegen- den von der Farbe derselben an der Oberfläche auch wohl braun gefärbt. Die Oberfläche der Körner in den untern Schichten ist ziemlich glatt, man bemerkt aber, wenn die Körner grösser wer- 189 den und das Bindemittel vorherrscht, auf derselben Eindrücke der umliegenden Körner, woraus hervorgeht, dass dieselben im weichen Zustande übereinander gelagert sind. Die Körner, wel- che in den Lettenschichten liegen, und deren Form im weichen Zustande durch keinen grossen Druck modifieirt ist, sind nicht glatt, sondern ganz mit halbkugligen Erhebungen besetzt. Aus- serdem finden sich daselbst noch Körner, welche die Form ei- ner Linse haben, also etwas platt gedrückt sind, und auf deren Oberfläche sich erhöhte unregelmässig gekrümmte Linien zeigen. Ich glaube, dass diese aus den letztgenannten durch einen Druck entstanden sind, der die Erhöhungen auf der Oberfläche ein- drückte und so die Linien erzeugte. Die Anordnung der Körner in den Schichten‘, sowie der Erhebungen auf der Oberfläche der vollkommnern ist keine re- gelmässige, letztere sind jedoch an demselben Korne ziemlich von gleicher Grösse. Das Bindemittel besteht aus Kalk, Thon und Sand und ist in den obern Lagen, wo es mehr vorherrscht, mit Glimmerblättchen angefüllt. Wenn der Stein der Verwitte- rung ausgesetzt ist, so zersetzt oder löst sich das Bindemittel leichter auf als die Körner selbst, und der Stein löst sich, wenn das Bindemittel sehr vorherrscht, in Körner auf. Darum ist der feinkörnige Oolith als Baustein am brauchbarsten. Wenn ein Korn durchgeschlagen in einem Stücke der Verwitterung ausge- setzt ist, so erscheinen auf der Bruchfläche concentrische Ringe, welche vom Mittelpunkte ausgehende Strahlen durchsetzen. Bei- des hängt mit der innern Beschaffenheit der Körner zusammen und veranlasste mich, dieselben näher zu untersuchen. Zu die- sem Behufe habe ich Körner aus verschiedenen Lagen derselben Schicht, aus verschiedenen Schichten und von der Verwitterung angegriffene untersucht und im Allgemeinen eine übereinslim- mende innere Structur gefunden. Um die Körner genauer zu untersuchen, habe ich dieselben mit der grössten Sorgfalt von beiden Seiten zur Mitte geschliffen, bis ich ein weisses und so durchsichtiges Scheibehen bekam, dass man die kleinste Schrift deutlich durch dasselbe lesen konnte. Trotz der grössten Vor- sicht zerbrachen die Stücke zuletzt und zwar so, dass die Bruch- linien durch den Mittelpunkt gingen. Zunächst fand ich an den geschliffenen Stücken, wenn man dieselben auf eine Glasplatte befestigt und gegen das Licht hält, 190 mit blossen Augen, dass dieselben aus zahlreichen concentri- schen Schichten bestehen, welche eine verschiedene Dicke und Durebsichtigkeit haben. Dieselben werden von Strahlen durch- setzt, die vom Mittelpunkte ausgehen, heller als die anderen Theile der Schiehten sind, nach dem Rande zu an Breite zu- »ehmen und in den Vertiefungen zwischen den Erhöhungen auf der Oberfläche auslaufen. Die Zahl der Strahlen ist im Allgemeinen durch folgende Bildung bedingt. Direct vom Mittelpunkte oder doch von des- sen unmittelbarer Nähe gehen zunächst 8 Strahlen aus, welche regelmässig den Kreis in 8 Kreisabschnitte theilen, mit denen an der Oberfläche 8 Erhöhungen zusammenfallen. Zwischen diese Strahlen setzen wieder neue ein, welche aber nicht bis zum Mittelpunkte, sondern bis zu einer und derselben concen- trischen Schicht reichen. Diese genannten Strahlen erscheinen nicht immer sämmtlich auf einer geschliffenen Platte, was wohl an der Lage derselben in der Kugel, aus der sie geschlifien ist, liegen kann. Sie zeigen sich am ausgebildetsten bei den gros- sen vollkommnen Körnern, während sie hei den sehr kleinen mehr zurücktreten und dann nicht diese Regelmässigkeit zu zei- gen scheinen. Die kugeligen Schichten sind im Durchschnitte nicht ganz kreisrund, sondern jeder Bogen zwischen den Strah- len ist stärker gekrümmt und setzt schwächer auch in den Strah- len fort, aber mit entgegengesetzter, d. h. auf der convexen Seite nach dem Mittelpunkte zu. Dieses lässt sich wohl dadnrch erklären, dass schon in dem innersten Theile des Kornes Erhö- hungen und Vertiefungen auf der Oberfläche vorhanden waren, so dass die sich darum lagernden Schichten immer daran an- schlossen und mit der Vergrösserung des Kornes auch Erhöhun- gen und Vertiefungen grösser wurden. Die Schichten sind sämmt- lich unter sich parallel und in jedem Kreisausschnitte gleich ge- krümmt. Die Stücke selbst sind sehr spröde und springen leicht, was alsdann immer in den Strahlen geschieht, so dass diese nicht dieselbe Festigkeit wie die andern Theile zu haben scheinen. Bei der Untersuchung mit dem Microscope, und zwar zu- erst bei 20facher Vergrösserung liess sich in Betreff der Schich- ten folgendes ermitteln. Im Mittelpunkte befindet sich kein Korn von einer andern Masse, um den sich die Kugelschichten ange- setzt haben und die Erhöhungen auf der Oberfläche rühren 191 nicht von ‘selbständigen Körnern her, sondern sind unmittelbare Theile des ganzen Kornes, so dass dasselbe auch nicht als ein Gonglomerat vieler kleiner angesehen werden kann. Jedes Korn vom kleinsten bis zum grössten, ist ein einzelnes Gebilde. Es lassen sich an jedem Korne etwa folgende vier Theile annehmen. Der innerste und zugleich immer am dunkelsten gefärbte Kern zeigt noch keine concentrisch-schalige Anordnung der ein- zelnen Theile, sondern eine Zusammensetzung von mehren ein- zelnen hellen Stellen, die aber schon durch Linien, welche nach dem Mittelpunkte gehen, getrennt werden. Ich habe bei keinem Exemplare bis jetzt eine Regelmässigkeit in der: Anordnung und der Zahl dieser Theilchen erkennen können, wahrscheinlich aber bedingen dieselben die Gestalt der Schichten und der Oberflä- che. Bis in diese Schicht erstrecken sich etwa die 8 Hauptstrah- len und scheinen eine Fortsetzung der hellen Stellen zu sein, Nieht selten sieht man hier am Ende der Strahlen und zuweilen auch in denselben Löcher, welche auf eine lockere Verbindung der einzelnen Theilchen. deuten. Sodann folgt ein durch deutlich concentrische Schichten gebildeter Theil, der gewöhnlich in der Nähe des inneren Thei- les 2 dunkle Schichten zeigt, dann aber nach dem Rande zu abwechselnd dunkle und helle Schichten fort, die im Allgemei- nen immer heller werden. Dieser Theil reicht etwa bis zum Eintritte der Zwischenstrahlen, welche sich bis an denselben er- strecken oder wenig darin fortsetzen. Ausserdem wird er häu- fig durch eine besonders helle Schicht begrenzt. Der dritte Theil, dessen concentrische Schichten nur schwach in den Strahlen und zwar mit entgegengesetzter Krümmung fortgehen , ist durch viele Strahlen getheilt und der vierte oder äusserste Theil endlich, zeigt die concentrichen Schichten deut- lich, d. h. mit fast derselben Färbung auch in den Strahlen fort- setzend und von wellenförmigem Ansehen, Die Zahl der Schichten in den letzten 3 Theilen des Kor- nes ist ziemlich gross, ich habe deren 60—70 gezählt. Bei S0facher Vergrösserung und directem Sonnenlichte zeigt sich die Anordnung der eben genannten Theile ebenfalls, jedoch schwächer, da sich bei stärkerer Helligkeit die dunkeln Schichten nicht abhoben. Auch jetzt ist noch kein Kern zu be- 192 merken, sondern das ganze Korn löst sich in unendlich viele kleine kugelrunde, durchsichtige Körner auf, die mit einem dun- keln Rande umgeben sind und durch schwächere oder stärkere gelbliche Färbung die Flecke im innersten Theile und die ver- schiedenen Schichten bezeichnen. Der dunkle Rand der einzel- nen Theilchen scheint mir von dem Bindemittel herzurühren, welches dieselben alle verbindet und weniger durchsichtig ist. Den Durchmesser der kleinen Körner, die aus reinem kohlen- saurem Kalk bestehen, schätze ich auf */z90 Dis Yyon Linie. Da dieselben trotz der Dünnheit des geschliffenen Blättchens nicht in einer Ebene liegen, so war es nicht möglich, ihre Anordnung genau zu sehen; es scheint jedoch, dass sich die Körner jeder Schicht in die Lücken zwischen den Körnern der darunter lie- genden legen. Die Grösse dieser kleinen Theilchen ist vom Mittelpunkte bis zum Rande dieselbe und ersterer nicht beson- ders ausgezeichnet. “ In Salzsäure löst sich das Korn ganz auf und hinterlässt einen sehr feinen bräunlichen Staub, der unter dem Microscop viel kleiner als jene Theilchen erscheint, das Bindemittel bildet, in Säuren unlöslich und wahrscheinlich kieselsaure Thonerde ist. Bei schwacher Lösung zeigt sich an den geschliffenen Kör- nern, dass sich zwar anfänglich etwas Kohlensäure entwickelt, dass aber die Entwickelung derselben bald aufhört, indem eine der Säure widerstehende und vom Bindemittel herrührende Schicht das Korn schützt. Nimmt man diesen ganz lockern und nur lose aufliegenden Ueberzug fort, so wiederholt sich dasselbe. Hier- bei sind die dunkeln Stellen des Kornes mehr angegriffen als die andern, indem die Strahlen und einzelne helle Ringe in dem Ueberzuge etwas erhöht erscheinen. Hieraus geht hervor, dass auch bei den im Freien liegen- den, durchgeschlagenen Körnern einzelne Theile mehr angegrif- fen werden als die andern und hieraus die Entstehung der an solchen Körnern sich zeigenden Strahlen und Ringe zu erklären ist. Am meisten scheint der den Mittelpunkt umgebende Theil sich zu zersetzen, da an den verwitterten Körnern derselbe ge- wöhnlich ganz verschwunden ist. Erklärung der Figuren auf Taf. 5.: l. Oberfläche und 2. Durchschnitt eines Kornes bei natürlicher Grösse. 193 3. Durchschnitt bei 2facher Vergrösserung. 4. Derselbe bei 20facher Vergrösserung. 5. Theil eines Kornes bei 80facher Vergrösserung. 6. Ein innerer heller Fleck von einem andern Exemplare bei S0facher Ver- grösserung. Beitrag zur Naturgeschichte des Cirsium arvense Scop. und einiger andern Distelarten Taf. 6. u. 7. von Thilo Irmisch in Sondershausen. Schon früher habe ich (Berl. bot. Zeit. 1851 Sp. 379) auf einige Eigenthümlichkeiten der oben genannten weitverbreiteten und in vielen Gegenden als ein arges Unkraut dem Ackerbau lästig werdenden Distel*) aufmerksam gemacht; es fehlte mir indess noch die Kenntniss ihres Verhaltens in den ersten Le- bensstadien. Um mich auch in dieser Beziehung zu unterrich- ten, habe ich Aussaatversuche gemacht und theile in Folgendem die dabei gewonnenen Erfahrungen mit. Zur Vergleichung will ich dabei kurz die abweichenden Erscheinungen bei einigen an- dern Arten beschreiben. Die im Frühling ausgesäeten Früchte keimten bereits nach wenigen Wochen. Die über den Boden tretenden, ihre Hüllen in demselben zurücklassenden oder erst über demselben abstrei- fenden Kotyledonen färben sich grün, werden ziemlich gross, sind verkehrt eiförmig, und ihre Lamina geht ganz allmählich in den kurzen Stiel über. Die Achse unter den Kotyledonen steht ungefähr einen halben Zoll hoch über den Boden hervor. Oberhalb der Kotyledonen brechen bald die Laubblätter hervor; die alleruntersten stehen nahe übereinander, die folgenden, oft schon das dritte, haben ein zwar kurzes doch deutlich entwickel- *) Schon der Altmeister in der Botanik Tragus (Kräuterbuch v. 1551), der diese Distel mit andern als Haberdistel (Carduus avenarius) aufführt, klagt über sie ; sie verhindern, sagt er, die Ackerleute und Schnitter auf dem Felde stets an der Arbeit. Er erinnert dabei an eine Stelle aus Virgil; noch eher könnte man bei dieser Pflanze an das verhängnissvolle: Dornen und Disteln soll dein Acker tragen, denken. Tabernämontanus nennt sie Ackerdistel, 194 tes Internodium unter sich; nach oben werden die Internodien noch länger, so dass die Blätter zollweit und darüber von ein- ander wegrücken und der Stengel im Laufe des ersten Sommers oft spannenhoch wird. Die Kotyledonen und auch einige untere Laubblätter sterben allmählich ab. Die Blätter durchlaufen eine Reihe von Formen, indem die untersten meist nur seicht ge- zähnt, die obersten tiefer zertheilt sind; in den Achseln der Laubblätter finden sich Knospen, ich sah sie aber an den von mir beobachteten Keimpflanzen nicht zu Zweigen auswachsen, was bekanntlich an den Blühtenstengeln öfters geschieht. Die von mir cultivirten Exemplare gelangten im ersten Jahr nicht zur Blühte, möglich aber, dass die Pflanze schon im ersten Jahre unter günstigen Umständen Blühten gewinnt !)*). Was die unterirdischen Theile betrifft, so ist zu bemer- ken, dass sich die Hauptwurzel, welche ganz allmählig in die hy- pokotylische Achse übergeht, innerhalb der ersten Vegetations- periode ziemlich rasch verlängert und bei verhältnissmässig sehr geringer Stärke die Länge von einem bis zwei Fuss erreicht. Sie treibt dabei häufige Seitenwurzeln. Das Auffallendste ist aber, dass sich schon frühzeitig, selbst schon zur Zeit, wo die Kotyledonen noch unversehrt sind, auf der Hauptwurzel, bald höher bald tiefer an ihr, Adventivknospen bilden. Zuerst er- scheint da, wo sich eine solche bilden will, ein niedriger Wulst, aus dem dann die Knospe rasch hervortritt; um dieselbe. her- um findet sich ein niedriger, unregelmässig zerrissener Ring, der in die Oberhaut der Wurzel übergeht, ähnlich wie es am Grunde. der Wurzelzweige der Fall ist. Die Knospe wird zu- nächst von einigen ganzrandigen Schuppenblättern ‚gebildet, auf die dann etwas vollkommnere, ganzrandig -gewimperte, ein we- nig einwärts gerollte Blätter folgen. Die Knospenachse streckt sich bald früher, bald später. Da, wo aus der Hauptwurzel eine Adventivknospe hervorgeht, brechen aus jener meistens einige Wurzelzweige hervor, .die offenbar zur kräftigeren Ausbildung der Adventivknospe beitragen. Später entwickeln sich auch an dem aus letzterer hervorgehenden Triebe einzelne Nebenwur- zeln?). Dass aus den Nebenwurzeln schon im ersten Jahre Ad- ventivknospen hervorgegangen wären, beobachtete ich nicht. *) Diese Zahlen verweisen auf die am Schlusse des Aufsatzes gegebene Erläuterung der Figuren, 195 Im Spätherbst sterben, durch den Frost getödtet, die ober- irdischen Theile der Keimpfianzen mit Einschluss des Ansatzes der Kotyledonen gänzlich ab, und das ganze Leben derselben beschränkt sich nun auf die unterirdischen Theile. — Im näch- sten Frühjahr erheben sich die unterirdischen, auf der Wurzel entstandenen Triebe über den Boden und wachsen, je nach den Umständen, zu niedrigern oder höhern Stengeln aus. Diese ge- langen oft schon zur Blühte; andere bleiben auch im zweiten Jahre blühtenlos. In dem einen wie in dem andern Falle wie- derholen sich jährlich die Erzeugung vou Adventivknospen auf den Wurzeln, auch auf den Wurzelzweigen und auf den aus den unterirdischen Achsen hervorgehenden Nebenwurzeln, das Hervortreten von Stengeln über dem Boden und deren gänz- liches Absterben im Herbst so weit sie über den Boden tra- ten. Die unter der Erde stehenden Achsentheile der Triebe pe- renniren dagegen, ohne indess alt zu werden und sich zu ver- dicken; sie treiben aus den Winkeln ihrer Schuppenblätter gleichfalls Knospen. Die Hauptwurzel wird etwas stärker, wie überhaupt die Wurzeltheile: sie sind bald schwächer bald etwas stärker als der Kiel einer Rabenfeder. Die Hauptwurzel wie auch manche ihrer Zweige dringen sehr tief in den Grund, viele der letzteren verbreiten sich weit herum nach allen Richtungen in den Boden, bald mehr bald weniger Adventivknospen hervor- bringend. Es leuchtet von selbst ein, dass die zu einer Keim- pflanze gehörige Hauptwurzel sehr bald von andern senkrecht wachsenden Wurzeln nicht mehr zu unterscheiden ist, so wenig wie sich später ein Unterschied zwischen einem aus einem Sa- menkorn hervorgegangenen Exemplare und einem aus einer Ad- ventivknospe eines Wurzelzweigs entstandenen angeben lässt. Man sieht, wie sehr für den Bestand der Pflanze gesorgt ist: abwärts und seilwärts wachsen die oft mehrere Ellen lan- gen Wurzeln, immer die Fähigkeit, Adventivknospen zu erzeugen, beibehaltend. Dadurch wird die Ausrottung derselben äusserst schwierig. Werden die über die Erde kommenden Theile abge- stochen *) oder ausgehackt, die unterirdischen durch den Pflug- *) Die frischen Blättertriebe werden im Thüringschen und anderwärts im Frühjahr abgeschnitten und bilden einen Handelsartikel für arme Leute, die sie Korbweise verkaufen. Zerhackt sind sıe ein gutes Fulter für Gänse, Schweine 196 schaar zerrissen, durchs Wasser bloss gelegt*), so sprossen im- mer und immer neue Triebe empor. Selbst kleine Wurzelstü- cken, wenn sie nicht gar zu dünn und kurz sind, können wie- der Adventivknospen treiben. — Wo an steilen Flussufern die Wurzeln an den Tag treten, sieht man auf ihnen oft in langen dichten Reihen die Adventivsprossen hervorgehen. Um nur Einiges aus der Geschichte unserer Pflanze zu er- wähnen, bemerke ich, dass Fabius Golumna in seiner ec- phrasis plantarum p. 45. unter Beigabe einer Abbildung die- selbe beschrieben hat: sie verdankt dies grade ihren weitkrie- chenden Wurzeln, deren Beobachtung den trefflichen Mann auf die Vermuthung brachte, es sei diese Distel identisch mit dem Ceanothus des Theophrast. Er sagt, sie krieche nach Art der Quecke (graminis) unter dem Boden hin und entsende nach oben hin mehrere Keime (germina) oder Sprossen (soboles); sie un- terscheide sich von der Quecke, dass sie keine Gelenke bilde. Diese Beobachtungen, die vor dritthalbhundert Jahren gemacht wurden, beschämen manchen neuern Floristen, der von den un- terirdischen Theilen nichts erwähnt. So schweigt z.B. die sonst an eignen Untersuchungen reiche Flore de france von Godron und Grenier darüber gänzlich. Y Andere Cirsium-Arten haben auf ihren Wurzeln keine Kno- spen und entwickeln an ihren Keimpflanzen im ersten Jahre und überhaupt, bevor sie blühbar werden keinen gestreckten Sten- gel, sondern ihre Internodien bleiben bis dahin kurz, weshalb ihre Blätter eine mehr oder weniger dichte Rosette darstellen. Dies ist z. B. der Fall bei Cirsium lanceolatum?°), eriophorum, oleraceum, acaule, bulbosum und palustre, welche ich gleichfalls nach ihren Keimpflanzen untersucht habe. Die beiden ersten und das letzte sind bekanntlich zweijährig, mindestens monocar- pisch; bei jenen beiden entwickelt sich eine starke Pfahlwur- zel. Bei C. palustre®) ist die Pfahlwurzel ursprünglich auch und auch für die Pferde. — Sie bekommen dem Viehe wohl, wenn sie jung sind, sagt Tragus, um den Disteln wenigstens eiwas Gutes nachzureden. — Dass die Früchte manchen Vögeln eine willkommene Speise sind, ist bekannt. *) Zur Befestigung der Flussufer möchten diese unterirdischen Vagabun- den, abgesehn davon, dass sie sich bald von diesem Dienste emaneipiren und in die zu schützenden Felder auswandern würden, sich nicht eignen, weil das Wurzelgeflecht dazu nicht dicht genug ist. 197 vorhanden, allein sie wird weder lang noch stark; aus der Achse oberhalb der Kotyledonen treiben frühzeitig zahlreiche Nebenwur- zeln. Die Hauptwurzel ist zuweilen noch an blühenden Exem- plaren°) vorhanden, oft aber schon gänzlich verschwunden, so dass die Achse nach unten wie abgebissen erscheint (axis prae- morsus). Bei den ausdauernden Arten, wie C. oleraceum, acaule und bulbosum®), wo jährlich, so lange die Pflanzen nicht blühen, von den oberirdischen Theilen an der kurz bleibenden Haupt- achse nur die ältern Blätter absterben die Erstarkung zur Blüh- barkeit mithin an einer und derselben Achse erfolgt, während sie bei C. arvense durch Achsen verschiedenen Ursprungs und zuweilen auch verschiedener Ordnung herbeigeführt wird, erlangt die Hauptwurzel keine auffallende Grösse und stirbt meistens schon im zweiten Jahre ab, die Nebenwurzeln, welche aus der eigentlichen Achse oberhalb des Ursprungs der Kotyledonen her- vorbrechen, übernehmen den Dienst der Ernährung. Bei C. bul- bosum sind sie bekanntlich etwas angeschwollen. Wenn diese Arten, was zuweilen schon im zweiten Jahre, in der freien Na- tur meist aber erst nach Verlauf mehrerer Jahre geschieht, ei- nen Blühtenstengel getrieben haben, so perenniren sie durch eine oder mehrere axilläre Knospen. Bringt dann einmal ein folgen- der Jahrgang es nicht zu einem Blühtenstengel, so perennirt der vorhandene Trieb eines solchen Jahrgangs wieder durch die Ter- minalknospe. Die unterirdische Achse der Exemplare, die meh- rere Jahre hinter einander Blühtenstengel getrieben haben, ist eine Scheinachse oder ein Sympodium; bei ©. oleraceum”) sind, wohl eine Folge des feuchteren, die Auflösung der älteren Theile mehr begünstigenden Standorts, in der Regel weniger Jahrgänge an einer solchen Scheinachse repräsentirt, als z.B. bei €. acaule®). Bei Serratula tinetoria?) ist es ebenso wie bei C. oleraceum, nur sind hier ‚die mit zahlreichern Jahren, welche von den ab- gestorbenen Blättern übrig sind, umstarrten Glieder der Schein- achse bei Weitem nicht so stark wie es dort zu sein pflegt, und auch nicht so scharf von einander abgesetzt. Bei Carduus de- floratus vereinigt die nicht ganz kleinfingersdicke unterirdische Scheinachse oft mehrere Jahrgänge, allein die ältern sind meist gänzlieh abgestorben, und nur aus den jüngern brechen die noch frischen, fädlichen Nebenwurzeln hervor. Die perennirenden Triebe stehen dicht am Grunde des diesjährigen Blühtenstengels; 14 198 sie sind im August oft schon mit Laubblättern versehen, oft ha- ben sie auch noch die Form kleiner Knospen. — So häufig die Verzweigung der unterirdischen Achse bei diesen perennirenden Pflanzen ist, so fand ich doch keine eigentlichen horizontalen Ausläufer, wie sie Cirsium heterophyllum_ besitzt. Carduus acanthoides, crispus, Personata, und nutans, die einheimischen Lappa - Arten!) Onopordon Acanthium, Carlina vulgaris‘!) verhalten sich ganz wie C, lanceolatum, indem die Hauptwurzel bei ihnen sich kräftig entwickelt, und im ersten Jahre nur eine Laubroselte gebildet wird, aus deren Centrum sich im zweiten Jahre der Blühtenstengel erhebt, worauf dann im Herbst die ganze Pflanze zu Grunde geht. C.Personata, wel- cher nach vielen Floristen ausdauernd sein soll, ist bestimmt zweijährig oder mindestens monocarpisch, wie mir schon die Untersuchung der Pflanze in der freien Natur wahrscheinlich machte und wovon mich nun die Zucht aus Samen aufs vollstän- digste überzeugt hat. Auch C. nutans ist nur zweijährig, nicht perennirend, wie es Schönheit’s Thüringische Flora angiebt. Alle diese Pflanzen, sowie auch Silybum Marianum, welches gleich dem Carduus pyenocephalus häufig schon im ersten Jahre blüht und dann wie dieser keine dichte Laubrosette treibt, stim- men in der Form der Kotyledonen sowie in andern Beziehungen sehr mit einander überein, nur die Grösse ist bei manchen ge- ringer z.B. bei Carlina vulgaris und Saratula tinctoria, gerin- ger als bei den andern. Jurinea cyanoides und Carlina acaulis*) habe ich noch nicht keimen sehen. Von der ersten Pflanze wäre es insofern von ;besonderem Interesse, die Keimpflanzen näher zu kennen, als dieselbe neben den Trieben, die aus den unterirdischen Ach- sen hervorgehen, nach A. Braun (Verjüngung in der Natur p. 25.), gleichfalls auf den Wurzeln regelmässig Adventivknospen treibt**), ein Umstand, dem es diese Pflanze bei einem oft sehr *) Die Blühtenköpfe dieser Pflanze milchen sehr stark, wenn man sie durchschneidet; überhaupt ist das Mılchen eine viel weiter verbreitete Erschei- nung, besonders an jüngern Pflanzentheilen , als man gewöhnlich glaubt, z. B. bei den Umbelliferen. **) Andere krautartige Pffanzen, bei denen sich regelmässig Adventivkno- spen aus den Wurzeln entwickeln, sind z. B. Nasturtium pyrenaicum und sil- 199 . beschränkten Vorkommen, wie es z. B. in der Hallischen Flora ist, wohl hauptsächlich verdankt, dass sie nicht ausgerottet wird. Nach dem Verhalten der nicht blühenden Triebe älterer Pflanzen, sollte man vermuthen, dass die Keimpflanzen dersel- ben zunächst keinen entwickelten Stengel besässen. In diesem Falle wären, wie auch bei manchen andern Pflanzen, die auf der Wurzel Adventivknospen bilden, diese letzteren für die aus dem Samen hervorgegangenen Exemplare von geringerer Wichtigkeit, als bei Cirsium arvense, insofern jene Exemplare in ihrer Dauer durch die vor der Blühreife sich jährlich weiterbildende End- knospe des Haupttriebes gesichert wären. Erklärung der Tafeln VI. u. VII. 1) Taf. VI. Fig, 1. zeigt eine Keimpflanze, deren Hauptwurzel des Raumes willen wieder aufwärts gebogen wurde; tt bezeichnet die Oberfläche des Bodens. Da die Pflanze im August gezeichnet wurde, so sind die Kotyledonen aa etwas verwelkt; b ist das unter- ste deutliche Internodium , die obern sind noch nicht ausgewachsen. 2 ist ein noch frisches Keimblatt, 3 eines von den untersten Laub- blättern, 4 der Durchschnitt durch die junge Stengelachse nach Weg- nalıme der Blätter, um die Internodien zu zeigen. ?) Fig. 1. d e f Adventivknospen; 5. 6. 7. 8., ebensolche in verschiedenen Graden der Ausbildung vergrössert. Die Adventivkno- spe in Fig. 8. zeigt 3 Blättchen a, b, ce; in Fig. 9. ist das dritte isolirt, von der Oberseite gesehen. 10 zeigt eine weiter ausgewach- sene Knospe im Herbst, zweimal vergrössert, 11 ein Wurzelzweig, etwas vergrössert. 3) Taf. VII. Fig. 3. Keimpflanzen von C. lanceolatum, Anfangs August des ersten Jahres. Bei a sind die Kotyledonen abgestorben. H Hauptwurzel. Auch bei C.eriophorum zeigten die Laubblätter sich um diese Zeit noch wenig zertheilt an ihrem Rande. Fig. 4. Koty- ledon von C. lanceolatum. *) Taf. VII, Fig. 10.: Keimpflanze im ersten Sommer, Mitte Au- gust; t.t Bodenfläche, a Stelle, wo die bereits verfaulten Kotyledo- nen sassen. H Haupt-, N Nebenwurzeln. Fig. 11. Kotyledon. 5) Taf. VII. Fig.1. Die Basis einer abgehblühten, bereits im Ab- sterben begriffenen Pflanze im Herbste der zweiten Vegetationsperiode, der Länge nach durchschnitten. H Hauptwurzel, N Nebenwurzeln aus dem etwas verdickten Grunde der Achse, die sich nach oben in den abgeschnittenen Blühtenstengel fortsetzt. In der Wirklichkeit sind vestre, Pieris hieracioides, Helichrysum arenarium, Inula Britanica, Gentiana ci- liata, Anemone silvestris, Ajuga genevensis, Euphorbia Cypanssias, Rumex Aceto- sella, Epilobium angustifolium. 14* 200 mehr Nebenwurzeln vorhanden. Wäre die Hauptwurzel bei X abge- fault, so hätte man eine abgebissene Achse. 6) Taf. VII. Fig. 2. Cirs. oleraceum, Keimpflanze des ersten Jahrs, im August; aa abgestorbene Kotyledonen; H Haupt-, N Neben- wurzeln. Fig. 12. C. acaule desgleichen. Fig. 13. C. bulbosum im Herbst, wo bereits die untern Laubblätter und die Kotyledonen abge- storben waren. Die etwas angeschwollene Nebenwurzel N geht aus dem Theile der Achse hervor, wo jene Blätter (bei a) an derselben gestanden haben. 7) Taf. VI. Fig. 12. unterirdische Scheinachse von C. oleraceum im Herbst; die Nebenwurzeln sind nur zum Theil mitgezeichnet. € diesjähr. Blättertrieb (die obern Theile der Laubblätter sind wegge- schnitten), der nicht zur Blühte kam und deshalb durch die Termi- nalknospe perennirt. B vorjähr. Blühtenstengel, A Basis des zweit- vorjährigen Blühtenstengels, bereits im Absterben begriffen. — Fig. 13. Basis eines diesjähr. Blühtenstengels A, neben dem 2 noch nicht ausgewachsene axilläre Knospen BB stehen. Sie sind von Schuppen- blättern gebildet, ihre Mutterhlätter sind bereits aufgelöst. Gleichfalls Herbstzustand. 8) Taf. VI. Fig. 15. Scheinachse eines schwachen, unverzweig- ien Exemplars von C. acaule im Sommer. A-—-H die Narben der Blühtenstengel der 8 frühern Jahrgänge, J diesjähr. Blühtenstengel, der wie die ihn umgebenden Blätter weggeschnitten wurde. Der neue Trieb fürs folgende Jahr ist äusserlich noch nicht sichtbar. Das Exemplar hatte nur wenig Nebenwurzeln. °) Taf. VI. Fig. 7. Keimpfianze im Juni; Fig. 8. Kotyledon iısolirt. Tab. 1., Fig. 14. ältere Pflanze im Spätherbst ausgegraben: C Trieb fürs nächste Jahr, von Schuppenblättern gebildet, B Basis des diesjährigen, A des vorjähr. Blühtenstengels, X abgestorbenes Ende der Scheinachse. 10) Taf. VII. Fig. 9. Keimpflanze von Lappa tomentosa, Anfangs Mai des ersten Jahres, t. t. Höhe des Bodens. Die scheidige Basis des ersten Laubblattes umschliesst das Rudiment eines zweiten. 11) Taf. VII. Fig. 5. Keimpflanze im Juni des ersten Jahres; 3 Laubblätter sind sichtbar. 6. isolirtes Keimblatt. Monatsbericht, a. Sitzungsbericht. März 2. Hr. Heintz berichtet über eine Arbeit von E. Mit- scherlich, die Bestimmung der Wärmemenge betreffend, welche 201 beim Uebergange der durch Schmelzen erhaltenen Schwe- felkrystalle in die rhombenoctaädrische Form frei wird. Es ist bekannt, dass geschmolzener Schwefel, wenn er allmälig erkaltet, in langen prismalischen Krystallen anschiesst, welche man sichtbar machen kann, wenn man die festgewordene Decke des Schwefels, während das Innere der Schwefelmasse noch flüssig ist, durchstösst und den flüssi- gen Theil desselben ausgiesst. Sägt man den so erhaltenen hohlen Schwefelklumpen durch, so findet man sein Inneres ganz durchzogen mit durchsichtigen prismatischen Krystallen. Diese Schwefelkrystalle gehen, auf solche Weise dargestellt, wenn sie noch heiss von dem compacten Theil des Schwefels bald geson- dert werden, nur langsam in eine undurchsichlige Masse über, in welcher zwar die prismatische Krystallform scheinbar unverändert bleibt, die aber, wie sich bei genauerer Prüfung herausstellt, aus ei- ner unendlichen Zahl kleiner Rhombenoctaöder besteht. Diese Umän- derung geschieht schneller, wenn man eine grosse Masse von Schwe- fel schmelzt und die beim Erkalten gebildeten Krystalle nicht von der compacten Masse trennt. Es giebt aber ein Mittel der Umänderung der prismatischen Mo- difikation des Schwefels in die rhombenoctaädrische sofort zu veran- lassen. Wenn man nämlich den in ersterer Form krystallisirten Schwe- fel mit einer Flüssigkeit benetzt, die ihn aufzulösen vermag, nament- lich mit Schwefelkohlenstoff, so beginnt die Umänderung augenblick- lich und setzt sich schnell durch die ganze Masse des Schwefels fort. Man braucht nur die Spitze eines Schwefelkrystalls in Schwefelkoh- lenstoff zu tauchen, um ihn seiner ganzen Länge nach in Rhombenoc- taöder umzuwandeln. Diesen Umstand hat E. Mitscherlich benutzt um die Tem- peraturerhöhung zu messen, welche bei dieser Umwandlung der einen Schwefelmodification in die andere hervorgebracht wird. Er verfuhr bei den Versuchen wie folgt. Frisch durch Schmelzen dargestellte Schwefelkrystalle, deren Temperatur genau bestimmt war, wurden in einen Kolben geschüttet, in welchem sich eine gesättigte Lösung von Schwefel in Schwefelkohlenstoff befand, deren Temperatur der des Schwefels gleich war. Reiner Schwefelkohlenstoff darf bei diesem Versuch nicht angewendet werden, weil durch dessen auflösende Wir- kung auf den Schwefel Wärme erzeugt wird. Durch Bestimmung des Gewichts der angewendeten Schwefelkrystalle, des Gewichts der Schwefelauflösung, der Temperaturerhöhung, welche in der Mischung hervorgebracht wurde, der specifischen Wärme der gesättigten Lösung des Schwefels in Schwefelkohlenstoff hat E. Mitscherlich die Zahlen festgestellt, mit Hülfe welcher er berechnete, dass die Wärmemenge, welche eine gewisse Menge des prismatischen Schwefels bei ihrer Umwandlung in die andere Form entwickelt, genügt, um diese Menge Schwefel um etwas mehr als 12°C. wärmer zu machen. Das Resultat dieses Versuchs scheint jedoch nicht ganz sicher zu sein. Denn da der Schwefelkohlenstoff bei höherer Temperatur 202 doch wohl auch, wie die meisten anderen Lösungsmittel, mehr Schwe- fel aufzulösen vermag, als bei niederer, so ist die bei Beginn des Versuchs angewendete gesättigte Schwefelkohlenstofllösung durch die dabei hervorgebrachte Temperaturerhöhung befähigt noch mehr Schwe- fel aufzulösen, wodurch von Neuem die Temperatur gesteigert werden muss. Ob und wie weit dieser Umstand auf das Resultat des Ver- suchs von Einfluss ist, hat E. Mitscherlich nicht angegeben. Er hat jedoch noch auf eine andere Weise den Versuch ausge- führt, welche ein besseres Resultat zu liefern versprach. Der frisch bereitete krystallisirte Schwefel geht nämlich, wenn er nur gestossen oder stark geschüttelt wird, schnell in die andre Form über. Man verfährt, um diese Eigenschaft desselben zu dem Versuche zu benu- tzen, wie folgt. Man schmelzt eine grosse Masse Schwefel, giesst sie in ein hölzernes Fass und lässt sie erkalten. Bei Anwendung von etwa einem Gentner Schwefel giesst man nach etwa drei Stunden den flüssigen Theil desselben ab, schlägt dann das Fass auseinander und zerstückt den festen Schwefel während er noch heiss ist, worauf man ihn so lange ruhig liegen lässt, bis er die Temperatur der Luft angenommen hat, die man bestimmt. Darauf zerstösst man die Kry- stalle, die sich noch durchsichtig erhalten haben, schnell, und bringt sie sofort in ein mit schlechten Wärmeleitern umgebenes Gefäss, in welchem sich ein Thermometer befindet. Meist begann die Tempera- turerhöhung erst nach 10 Minuten merklich zu werden, Dann stieg das Thermometer langsam, meist in je drei Minuten um einen Grad. Das Maximum der Temperaturerhöhung wurde erst nach mehr als einer Stunde, einmal erst nach 2'/, Stunden erreicht. Bei einem Versuch war dieses Maximum 12,4 bei einem zweiten 119,8 C., im Mittel 120,1 €. Es folgt daraus, dass, da die Wärmecapacität des Schwefels gleich 0,1880 ist, die von einer gewissen Menge Schwe- fel bei ihrer Umwandlung in die andere Form entwickelte Wärme ein gleiches Gewicht Wasser und 20,27 C. zu erwärmen vermag. Pog- gend. Ann. Bd. 88. S.328. Monatsber. der Berl. Akad. Dec. 1852. Hr, Reil berichtet über das Glonoin oder Nitroglyce- rin. Es ist dies ein ölartiger Körper, der durch Einwirkung von Salpeter-Schwefelsäure auf Glycerin bei niederer Temperatur entsteht. Zuerst wurde er von Sobrero, dann auch von Svanberg und Staaf dargestellt und jetzt wird er wegen seiner ausserordentlichen Wirkung, die zufällig auch schon von Sobrero beobachtet wurde, von Nordamerika aus als Arzneimittel empfohlen. Die Bildung des Glo- noin erkennt man an der Trübung, die in dem Gemisch entsteht. Sogleich bringt man das Ganze in Wasser, von welchem das Glonoin nur sehr schwer (1: 780) aufgelöst, und aus seinen Lösungen in Alkohol und Aether unverändert niedergeschlagen wird, rührt um, giesst das Wasser ab, und wiederholt dieses Verfahren so lange, bis das Wasser nicht mehr sauer reagirt. Das Glonoin macht zwar ei- nen Oelfleck, der aber nach einiger Zeit wieder verschwindet. Es explodirt in der Hitze und verändert sich auch mit der Zeit. So 203 bemerkt man schon auf dem Waschwasser ein weisses Pulver. Mit der Zeit färbt es sich dunkler und riecht dann nach salpetriger Säu- re; zuweilen verwandelt es sich ganz in weisse Krystalle. Diese Zersetzungsprodukte sind noch nicht untersucht. Was nun die aus- serordentlichen Wirkungen desselben anbetrifft, so verursacht es in kleinster Gabe heftige Kopfschmerzen und eine bedeutende Beschleu- nigung des Pulses. Diese Wirkungen gaben sich bei mehreren An- wesenden, die einen Tropfen einer Auflösung von einem Tropfen Glo- noin in 100 Tropfen Alkohol genommen hatten, mit grosser Entschie- denheit zu erkennen. Hr. Giebel erstattet über Valentin’s Beobachtungen eines im Winterschlaf liegenden Igels (Erinaceus europaeus) Bericht. Die Beobachtung Sace’s, dass die in Winterschlaf verfallenen Murmelthiere an Körpergewicht zunehmen, war Veranlassung auch die Igel hierauf zu beobachten. Das Thier wurde zu diesem Behufe in ein eigenes Gefäss gesetzt uud mit demselben täglich um 5 Uhr ge- wogen. Ganz wie beim Murmelthier stieg das Gewicht des Igels ste- tig eine Reihe von Tagen, wenn er ununterbrochen schlief. Beim Erwachen sowie bei koth- und Harnentleerung sank das Gewicht dagegen beträchtlich herab. Die Wägung begann am 14. Novbr. und betrug 784 Grammen, am 15, bei reichlicher Kothentleerung 759,3 Gr., am 16. aber 760,8 Gr., am 17. beim Erwachen 739,4 Gr,, am 20. schon 740,8, am 21. 741,5 Gr., am 22. bei Kothentleerung 702,8 Gr., am 24. dann 692,6 Gr., am 25. 693,3, am 26. 694,5 Gr., am 27, beim Erwachen 674,4. Dieser Wechsel von Zunahme des Gewichtes während des Schlafes und starker Abnahme durch das Erwachen und die Kothentleerung wurde bis zum 20. Januar ver- folgt, wo das Gewicht auf 594,3 Gr. herabgesunken war. Das Ma- ximum der Gewichtszunahme steigt auf 2,5 Gramm oder "/yog des ursprünglichen Körpergewichtes. Die Abnahme des Gewichtes durch Erwachen ohne dass eine Spur von Koth oder Harn entleert ist, dürfte vielleicht durch den gesteigerten Lebensprocess erklärt werden. Bei dieser Gelegenheit bestättigte sich auch, dass nicht blos die äus- sern Temperaturverhältnisse den Schlaf bedingen, denn die Igel schliefen z.B. im November beit 6°5C., während einer bei-+ 2° C. vollkom- men wach wurde. Der Geruch wirkte auch im Schlafe kräftig, denn in der Nähe von anatomischen Präparaten und faulendem Fleische er- wachte der Igel und betrug sich höchst ungestüm, an einen indiffe- renten Ort versetzt schlief er alsbald wieder ein. (Berner Mittheil. Nr. 174. S. 57.) März 9. Hr. Giebel meldet den am 4. d. erfolgten Tod l,eo- poldv.Buch’s. Die Wissenschaft hat den Verlust eines Mannes zu be- klagen, der ihr mehr als ein halbes Jahrhundert ganz angehörte und ei- nen ihrer Zweige zur gegenwärtigen Blühte führte. Leopoldv.Buch war ausgerüstet mit allen Mitteln, welche in unserem Jahrhundert die Neugestaltung eines der Zweige der umfangsreichen Naturwissenschaft erheischt. Ein unermüdlicher Eifer, durchdringender Scharfsinn und 204 glückliche Beobachtungsgabe im Verein mit einer dauerhaften Gesund- heit und sehr reichen pecuniären Hülfsmitteln machten ihn zum Re- formator der geologischen Wissenschaft. Dieser ganz hingegeben und dem practischen Leben entfremdet ist über seine Lebensverhält- nisse Wenig mitzutheilen. Er war am 25. April 1774 (?1773) auf dem Familiengute Stolpe in der Uckermark geboren. Ueber seine Jugendjahre ist Nichts bekannt. Er wurde königlich preussischer Berg- eleve und bezog bereits im J. 1790 die Bergakademie in Freiberg, wo er mit Humboldt und J, K. Freiesleben in engster Freundschaft lebte. Die Lehren der neuen, von Werner begründeten Wissenschaft erregten den Eifer des Jünglings und wir sehen ihn schnell den engen Beobachtungskreis des grossen Lehrers überschreitend im schlesischen Gebirge forschen und prüfen. Die Resultate dieser ersten Untersu- chung veröffentlichte er in einer kleinen Schrift: Versuch einer mi- neralogischen Beschreibung von Landeck (Breslau 1797). Klarheit in- der Darstellung und Genauigkeit in den Beobachtungen zeichnen diese erste Arbeit aus. Ihr folgte alsbald der Versuch einer geogno- stischen Beschreibung Schlesiens mit einer vortrefflichen geognosti- schen Karte. Aus der Fülle der hier mitgetheilten neuen Beobach- tungen mag nur die Beschreibung des Gabbro, einer bis dahin unbe- kannten Gebirgsart gedacht werden. Noch im J. 1797 traf L. v. Buch mit Humboldt in Salzburg zusammen und beide studirten gemeinschaft- lich diese geologisch interessante Gebirgsgegend. Im Frühjahr wan- derte der junge Geognost noch ganz von den engherzigen Theorien seines Lehrers überzeugt über die Alpen nach Italien und lieferte den ersten geologischen Durchschnitt durch das Alpengebirge. Schon in den Albaner Gebirgen erhoben sich Zweifel an dem allgemeinen Nep- tunismus, die zu beseitigen der Vesuv bestimmt war. Nach längerem Aufenthalte in Rom gelangte v. Buch am 19. Februar 1799 nach Nea- pel und hier entstand die erste und gründlichste Arbeit über feuer- speiende Berge. Um die gewonnenen Ansichten weiter zu bestäti- gen, wandte er sich 1802 nach den vulcanischen Gebilden der Au- vergne, deren Untersuchuug der neptunischen Theorie die letzte si- ehere Stütze nahm, obwohl v. Buch selbst noch von hier aus erklärte, dass viele deutsche Basalte nicht in die neue Ordnung der Dinge pass- ten. Das Jahr 1805 führte v. Buch, v. Humboldt und Gay Lussac am Vesuv zusammen, wo sie gemeinschaftlich den Ausbruch am 12. August beobachten. Die erste wissenschaftliche Schilderung einer Eruption, die Ordnung und gegenseitige Beziehung der Phänomene eines in voller Thätigkeit befindlichen Vulcanes war das Resultat die- ses zweiten Aufenthaltes am Vesuv. Die Beobachtungen auf allen die- sen Reisen sind in einem besonderen Werke (Berlin 1809. 2 Bde.) niedergelegt. Aus dem Süden Europa’s eilte der revolutionäre Ge- birgsforscher nach dem Norden, wo er unmittelbar nach seiner An- kunft den Granit als den Urvater aller festen Gebilde des Erdballs entihronte, denn sein spähender Blick fand denselben zwischen ver- steinerungsführenden Kalk gebeltet. Er durchreiste Skandinavien bis 205 zur äussersten Spitze Europa’s und jeder Schritt führte der Wissen- schaft schätzbare Beobachtungen zu. Selbst das seit Jahrhunder- ten von keinem Anwohner verspürte Wanken des felsenfesten Bodens unter seinen Füssen, die langsame Hebung der Küsten des botnischen Meerbusens entging ihm nicht. Diese denkwürdige Reise dauerte vom Juli 1806 bis in den October 1508 und ihre Resultate sind eben- falls in 2 Bänden niedergelegt (Berlin 1510). Deutschland und be- sonders der Heerd der geologischen Forschung, die Alpen fesselten nun L. v. Buch auf einige Jahre, bis wieder die Lehre vom Vulcanis- mus einer Erweitrung bedurfte. Er landete im April 1315 auf Ma- deira und erforschte bis December desselben Jahres die canarischen Inseln. Hier wurde nun die Verbreitung, und der innige Zusammen- hang aller Vulecane der Erde, die ganze geologische Bedeutung des Vuleanismus ermittelt und nachdem gleich darauf noch Schottland und die Hebriden mit ihren denkwürdigen Basalten geprüft waren, verlor die Werner’sche Lehre ihren letzten Anhalt und die neuere Geologie war als fest begründet zu betrachten. Der Aufenthalt auf den Cana- rischen Inseln wie die Reise durch Skandinavien lieferte auch der Bo- tanik schätzbare Untersuchungen. Zur weitern Ausbildung der neuen Lehre verweilte der Reformator wieder in den Alpen und die Entste- hung der Gebirgsketten und Systeme, die Hebung derselben und die einflussreiche Lehre vom Metamorphismus dürfen als die wichtigsten Resultate dieser Forschungen betrachtet werden. Somit war die Geo- logie auf dem höhern Standpunkt der übrigen Naturwissenschaften er- hoben und ihr Meister wandte sich nun zum zweiten Theile ihrer Aufgabe. Die geschichteten Formationen harrten noch des Ordners. Nur die tertiären Gebilde des Pariser Beckens waren durch die clas- sischen Arbeiten Cüviers und Brongniarts bis in alle Einzelnheiten ge- ordnet, von der Kreide hinab bis zum Schiefergebirge herrschte Un- ordnung und Willkür. Cüvier hatte bereits die Paläontologie wissen- schaftllich begründet und ihre Bedeutung für die Geologie glänzend dargethan. Der Scharfsinn v. Buchs erkannte, dass ohne ein sorgfäl- tiges Studium der Petrefakten die Ordnung des Flötzgebirges nicht ermittelt werden könnte. Ammoniten und Brachiopoden wurden so- gleich als die geognostisch wichtigsten Formen ausersehen und der Schöpfer der kühnsten und grossartigsten geologischen Theorien ord- nete mit bewundernswerthen Scharfsinn nach den spitzfindigsten und unscheinbarsten Characteren das ungeheure Heer dieser winzigen Con- chylien und stellte die Gesetze ihrer geologischen Verbreitung als ein- zige sichere Basis für eine natürliche Gliederung der geschichteten Gebirgsformationen fest. Musterhaft siod die Beschreibungen der ein- zelnen Versteinerungen in der Abhandlung über Ammoniten, Terebra- teln, Produkten, Spirifer ei. Nach diesen Vorarbeiten erst konnte die Gliederung des Deutschen Jura, das schlesische Uebergangsgebirge, die Gebirgsformationen in Russland erscheinen, v. Buch hatte auch auf diesem wenig bekannten Gebiete den sichersten Pfad eröffnet und sich den Ruhm eines grössten Geognosten erworben. Schon in ein 206 Alter gelangt, in welchem der Eifer zu erkalten, der Geist seine Fri- sche und Kraft zu verlieren, der Sinn für ernste Forschung zu er- schlaffen, und dem rüstigen Fortschritte der Wissenschaft ein starres Festhalten an dem überwundenen Standpunkte aus kleinlicher Furcht vor Verschmälerung der mehr eingebildeten als wirklichen Verdienste entgegengesetzt zu werden pflegt, in einem solchen Alter bewahrte L. v. Buch noch seine jugendliche Frische und Kraft und seinen Eifer für den Fortschritt der Wissenschaft. Er bethätigte denselben durch eine abermalige Reise nach dem Norden Europa’s, durch seine all- jährlichen Excursionen in den Alpen, durch seine Arbeiten über die Cystideen, Ceratiten, über das Kreide- und Juragebirge auf der Erd- oberfläche, über das Alter der Braunkohlenformation. Er bethätigte dieses ernste wissenschaftliche Streben durch Anerkennung der Ver- dienste Anderer, durch das lebhafte Interesse für jede aufkeimende Kraft, die der Wissenschaft Gewinn zu bringen versprach, durch die Förderung jedes wissenschaftlichen Unternehmens, das nach seinem Ermessen der persönlichen Unterstützung bedurfte und den Fachge- nossen sind die beispiellosen Unterstützungen bekannt, welche der Verewigte still und geräuschlos spendete. _ Die Kunde von seinem Tode, der am 4. d. zu Berlin erfolgte, wird aller Orten, wo Natur- forschung gepflegt oder verehrt wird, grosse Trauer bereiten. Wei- hen auch wir dem grössten Geognosten unseres Jahrhunderts ein dauerndes Andenken. Ferner gab Hr. Giebel Mittheilungen über das geologische Vorkommen, die Deutung und das hohe paläontologische Interesse der fossilen Exeremente oder Koprolithen und legte eine Suite besonders interessanter Vorkommnisse aus der akademischen Mineraliensammlung mit speciellen Erläuterungen vor: Aus dem Schieferthon des Steinkohlengebirges bei Wettin liegt uns nur ein Körper vor, der für einen Koprolithen gehalten werden darf. Er ist unregelmässig kuglig von kaum einem halben Zoll Durchmesser, mit einer dünnen, schwarzen runzligen Kruste überzo- gen und besteht aus lauter unregelmässig concentrischen Schichten einer schwarzen kohligen Substanz. Diese Schichten werden durch einen zarten Anflug von Schwefelkies getrennt, welches ausserdem die ganze Masse in den verschiedensten Richtungen durchdringt. Fischreste sind erst seit den letzten Jahren mehrfach bei Wettin vor- gekoımmen und zwar in derselben Schieferthonschicht, welcher dieser Koprolith entnommen ist. Ich habe dieselben auf Hybodus, Chilo- dus, Styracodus, Amblypterus und Elonichthys gedeutet und in Hrn. Germar’s Monographie über die Versteinerungen des Steinkohlenge- birges bei Wettin und Löbejün Heft VI. S. 74. Taf. 30. 31. beschrie- ben. Von welchem der angeführten Fische dieser Koprolith herrüh- ren mag, wage ich nicht zu entscheiden. Häufiger kommen Koprolithen im Mansfelder Kupferschiefer vor und unsere akademische Mineraliensammlung besitzt mehrere dersel- ben. Die häufigsten darunter sind bis einen halben Fuss lang und 207 mehr denn einen Zoll dick, oft Nach gedrückt. Einige sind gerade, in der Mitte am dicksten und nach beiden Enden gleichmässig ver- dünnt, die Enden stumpf; andere mehr weniger gekrümmt sind keu- lenförmig gestaltet, im vordern Drittheil sehr verdickt und dann schnell verdünnt. Ihre Substanz ist verkohlt, blättrig, ganz von Kupferkies und Buntkupfererz durchdrungen und theilweise davon überzogen. Schon ihre Oberfläche lässt sie als aus halb verdaueten, zusammen- gekneteten Fischschuppen bestehend erkennen. Im Innern findet man bei sorgfältiger Prüfung unter der Loupe einzelne vollständig erhal- tene Schuppen in der glänzenden Masse. Solche unverdauete und unveränderte Schuppen lassen sich nun auch noch ganz sicher be- stimmen. Ich erkannte in einigen unserer Koprolithen die Schuppen von Acrolepis asper, wie ich dieselben in meiner Gäa Deutschlands Taf. 6. Fig. 40, abgebildet habe, ferner von Palaeoniscus Freiesle- beni ebenda Fig. 42. u. 50 und von Platysomus gibbosus ebenda Fig. 49. In einem der grössten Koprolithen sind die Schuppen des Acrolepis asper besonders zahlreich. Auch Kopfschilder und Theile des Kiemendeckelapparates erkennt man ziemlich sicher. Für Paläo- nisken und Platysomen sind diese Koprolithen zu gross und wir dür- fen sie ihnen auch deshalb nicht zuschreiben, weil die Schuppen der viel grössern und stärkern Acrolepen darin sind. So bleiben nur die letztern und der grosse räuberische Pygopterus Humboldti über und dass sie besonders von diesem Pygopterus herrühren, dürfte die wahrscheinlichste Deutung sein: da er der stärkste und raubgierigste der Kupferschieferfische ist und seine Schuppen in keinem Koproli- then aufgefunden werden. Jedenfalls gehört die zweite Art der Mansfelder Koprolithen einem andern Fische an. Dieselben sind nämlich meist nur zollgross und halb so breit, ganz flach gedrückt, selten bis zwei Zoll Länge und von entsprechender Breite. Ihre stets auffallend geringe Dicke lässt vermuthen, dass sie von Excrementen herrühren, die weit ge- ringere, eine mehr breiartige Consistenz besassen, als die vorhin er- wähnten grössern. Ihre Substanz gleicht ganz der der vorigen, doch habe ich in keinem einzigen eine deutliche Schuppe oder sonst be- stimmbaren Rest erkennen können. Ueber unsere Koprolithen aus dem bunten Sandsteine bei Bern- burg ist bereits S. 30. Specielleres mitgelheilt worden und betrachten wir daher gleich ein schönes Exemplar aus dem Keuperdolomit von Backleben bei Cölleda, welcher die merkwürdige Omphalomela lie- ferte. Dieser Koprolith ist 1'/, Zoll lang und mag, da das schmä- -lere Ende abgebrochen ist, wohl 2 Zoll gemessen haben. Seine Ge- stalt ist schlank kegelförmig etwas comprimirt. Die Oberfläche zeigt concentrische ziemlich regelmässige Furchen, welche die Ränder von dutenförmig in einander steckenden Schichten sind. Am dünnen ab- gebrochenen Ende sieht man die kreisförmigen Ringe der einzelnen Schichten sehr deutlich und hienach haben sie die Dicke von Perga- ment, Das dickere Ende ist trichterförmig vertieft, die Vertiefung je- 208 doch mit nicht zu beseitigender Gesleinsmasse erfüllt. Fischreste sind mir aus jenen Keuperschichten nicht bekannt. Unser Museum besitzt daher nur einen sehr starken kegelförmigen Saurierzahn. Die Aehn- lichkeit des Koprolithen mit einem sogleich zu erwähnenden aus der Kreide von Maidstone ist so gross, dass derselbe mindestens einem Thiere aus gleicher Familie, nämlich der Dipterini homocerci, zuer- theilt werden muss. Der Unterschied beider Koprolithen besteht nur darin, dass der des Keupers gleichmässig vom dickern zum dünnern Ende sich verdünnt, dass sein dickeres Ende völlig abgestumpft und verlieft ist, die Ringfurchen der Oberfläche regelmässiger und die du- tenförmigen Schichten gleichmässig sehr dünn sind. Unsere Figur A. auf Taf. 3. gibt die Ansicht von der breiten Seite, auf welcher in der untern Hälfte die obersten Schichten abgeblättert sind. Da wir aus dem Schichtensystem des Juragebirges keine beson- ders beachtenswerthe Exeremente besitzen, so wollen wir noch einen Blick auf die vorliegenden Kreidekoprolithen werfen. Die schon von Buckland, Geologie u. Mineralogie II. Taf. 135. Fig. 5 — 9 abgebildeten Koprolithen aus der Kreide von Lewes be- sitzen wir in einem mehr denn Zoll langen Exemplare aus der Kreide von Maidstone. Agassiz schreibt dieselben Macropoma Mantelli zu. Aehnliche und ganz deutlich spiralgewundene, wie sie Buckland a. a. 0. Fig. 10—12 aus dem Lias von Lyme Regis abbildet, liegen aus der chloritischen Kreide von Tournay vor. Sie sind jenen liasi- nischen so ähnlich, dass man sie demselben Thiere zuschreiben möchte. Aber sie enthalten ebensowenig als der Maidstoner eine Spur von Schuppen oder sonst bestimmbarer Reste. Doppelt und dreifach grösser als das Exemplar von Maidstone, übrigens aber dem- selben völlig gleich sind die vorliegenden Koprolithen aus dem Plä- nerkalk von Strehlen. Geinitz beschreibt dieselben in seiner Cha- ract. des sächs. Kreidegeb. 13. Taf. 2. Fig. 4. 5. Von ganz anderer Beschaffenheit sind die Koprolithen aus den mergligen Sandsteinen des Salzberges bei Quedlinburg und der Klus bei Halberstadt und ebenso des Plänerkalkes am Galgenberge bei Quedlinburg und bei Neinstädt. Sie bestehen nur aus Fischschuppen und Knochenfragmenten, welche entweder eine cylindrische Masse von %/, Zoll Dicke und bis einen halben Fuss Länge bilden oder unre- gelmässig im Gestein zusammengehäuft sind, wie wir es bereits bei einigen des bunten Sandsteins sahen. Die Schuppen in beiden sind dieselben, nur in erstern zerbrochen und zusammengeknetet, in letz- tern minder zerstört und deutlicher bestimmbar. Sie gehören unzwei- felhaft den Gattungen Beryx und Osmeroides an, von denen auch einzelne völlig unversehrt erhaltene Schuppen in demselben Gestein vorkommen. Von wem nun die Koprolithen selbst herrühren , lässt sich mit weniger Bestimmtheit ermitteln. Wir haben in jenen Schich- ten Zähne von Oxyrhina, Odontaspis und einigen andern Haien nicht selten gesammelt, doch hatten dieselben gewiss die characteristische Eigenthümlichkeit des Darmes, welche die lebenden Haien besitzen, 209 und deshalb dürfen wir ihnen diese Koprolithen nicht zuschreiben. Viel wahrscheinlicher werden sie aber von dem ebenfalls hier gar nicht selten vorkommenden Enchodus halocyon herrühren, der je- denfalls der kräftigste und raubgierigste Fisch der subhereynischen Kreidegewässer war und dessen grosse Kegelzähne leicht das feste Schuppenkleid von Beryx und Osmeroides zermalmten. März 16. Hr. Kohlmann erstattet über folgende von Hrn. Rollmann in Stargard eingesandte Mittheilung über eine neue Anwen- dung der stroboskopischen Scheiben Taf. 4. Fig. 1—3. Bericht: In Poggend. Ann. Bd. S0. S. 150 beschreibt Herr J. Pla- teau einen Apparat, bei welchem durch Anwendung stroboscopischer Zeichnungen für das Anorthoscop bewegliche Bilder erhalten werden. Ich werde im Folgenden zeigen, dass auch das umgekehrte Verfahren möglich ist, d. h, wie man das Phänakistiscop allein, mit passenden Zeichnungen, als eine Art Anorthoscop gebrauchen kann. Die bei diesem Verfahren erhaltenen Bilder sind zwar nur matt, und ist ihre Beobachtung immer nur einer Person möglich, doch ist, so viel ich weiss, diese Anwendung des Fantascops neu und deshalb der Mitthei- lung werth. Zeichnet man auf die weisse Scheibe des Fantascops einen schwarzen Fleck und betrachtet denselben bei langsamer Drehung auf die bekannte Art im Spiegel, so bewegt er sich sprungweise im Kreise herum. Bei etwas rascherem Drehen sieht man mehrere Flecke, die dadurch entstehen, dass der Lichteindruck des Fleckes in der ersten Stellung noch nicht verschwunden ist, wenn man ihn be- reits in der zweiten und dritten sieht. Bei noch mehr beschleunig- ter Rotation sieht man einen vollständigen Kreis von so viel Flecken als die dunkele Scheibe Löcher hat. Die Flecken haben natürlich viel von ihrer Schwärze verloren. Da der Eindruck derselben auf der Netzhaut rasch entstehen und verhältnissmässig lange andauern muss wenn sie gesehen sein sollen; ferner zeigen sie auch stets eine flammende Bewegung, die von ihrer bei jeder Umdrehung der Scheibe zu- und abnehmenden Dunkelheit herrührt. Theilt man nun die weisse Scheibe durch eine beliebige Anzahl gleich weit von einander abstehender Radien und zeichnet auf oder zu jedem dieser Radien einen Fleck und zwar so, dass keiner den andern decken würde wenn alle in ihren verschiedenen Stellungen um denselben Radius gruppirt wären, so erhält man beim raschen Drehen der Scheibe, von jedem schwarzen Flecke so viel Bilder, als die Scheibe Löcher hat, und um jede Oeffnung gruppiren sich die Bilder so wie die Flecke auf der ganzen Scheibe vertheilt sind. Statt eines über die ganze Scheibe peripherisch und sektorenweis vertheilten Bildes erhält man also so viele zusammengeschobene, als die Scheibe Löcher hat. Die Zeichnung der Scheibe unterscheidet sich von der beim Anorthoscop dadurch, dass bei diesem die Bilder peripherisch verzerrt gezeichnet werden, bei jenen aber stückweis in Jie verschiedenen Sektoren der Scheibe vertheilt werden. Das Anorihoscop zieht die verzerrten Bil- 210 der zusammen, bei oben beschriebener Anwendung des Fantaseops werden die Bilder in Stücken zusammen getragen. Vertheilt man die Flecke auf der Scheibe nach einem bestimm- ten Prineip, so erhält man durch Abänderung in der Löcherzahl so interessante, überraschende Configuralionen, dass es der Mühe werth ist, durch ein bestimmtes Beispiel die Sache näher zu erörtern. Will man aus der verzerrten Zeichnung Kreise erhalten, so nehme man zunächst die Mittelpunkte derselben in gleichen Abstän- den von einander und vom Centrum der Scheibe an. Nun zeichne man zu jedem dieser Mittelpunkte einen Fleck von 2—3 Linien Durchmesser, und zwar so, dass wenn alle diese Flecke zu demselben Mittelpunkte gezeichnet wären, sie denselben im Kreise in gleichen Abständen von einander umständen. Die Flecken bezeichnen also die verschiedenen Stellungen eines Körpers, der in der Zeit der einma- ligen Umdrehung der Scheibe um die oben bezeichneten Mittelpunkte rotirt. Fig. 1. zeigt das Nähere. n,n.. sind die Flecke in 10 auf einander folgenden Stellungen zu den Mittelpunkten mm... (Die Mittelpunkte werden nur angedeutet, weil sie nicht gesehen werden sollen). Lässt man nun die Scheibe rasch roliren, so zeigen sich bei 10 Löchern auch 10 Kreise. Bei 11 Löchern erhält man 11 andere aber gleiche und feststehende Bilder. Die zu den Flecken ge- hörigen Mittelpunkte haben zu den Oeflnungen der Pappscheibe jetzt verschiedene Stellung, während sie oben gleiche hatten. Fällt z.B. ein Mittelpunkt mit dem Radius eines Loches zusammen, so wird der folgende um Y,o— Ni Yin der Peripherie von der nächsten Oeffnung ab- stehen. Der zu diesem zweiten Mittelpunkt gehörende Fleck hat sich gegen den ersten um Alan seiner Peripherie gedreht. Diese dop- pelte Bewegung der Flecke um ihre Mittelpunkte und der Mittelpunkte um das Centrum der Scheibe bedingt, wie leicht einzusehen, eine Cykloide, und zwar hier eine Epieykloide, die wieder verschieden ausfallen wird nach dem Verhältniss von me— mn zu mn in Fig. 1. Nimmt man, wie in Fig. 2. geschehen, me—mn: mn = 6: 1, und die Zahl der Löcher (1, 2, 3) = 11, so ist der Bogen, auf wel. chem der zu erzeugende Kreis während einer Umwälzung rollt, wenn man annimmt, dass.die Curve eine Epieykloide ist '/, , - 2(me—mn)7e und da 2.mn.rz = "/..2(me—mn)rr also 2.mn.rz >'/, , 2(me—mn)7z d. h. die Figur ist eine Epieykloide, die im ganzen Umkreise 11 Schlingen zeigt. Bei 12 Löchern ist die Bewegung des Mittelpunktes von einer zur folgenden Stellung = "on —Yır = "en der ganzen Peripherie, Die 10 auf einander folgenden Stellungen desselben umfassen also 1/, der Peripherie. Man hat folglich bei obigen Verhältnissen für 2.(me—mn)7z, eine Länge, welche gleich den Bogen der Grundlinie: dem Umfange des erzeugenden Kreises, = 2.mn.rr, ist. Die Curve ist also eine Epieykloide von der jeder ganze Bogen den Zwischen- raum zweier Löcher umspannt. Da sie aber bei jedem Loche sich 211 wieder in derselben Stellung erzeugen muss, so bietet das Ganze ei- nen doppelten Kranz von je 6 Epieykloidenbögen dar, wie Fig. 3. andeutet. Durch ähnliche Betrachtungen lassen sich leicht die Figuren der Scheiben bei noch mehr Löchern entwickeln. Bei weniger als 10, z. B. 9 Löchern sind die mit derselben Scheibe erhaltenen nicht mehr Epi- sondern Hypo-Cykloiden. War- um, erklärt sich leicht. In Fig. 2. und 3. sieht man, dass sich dort die Mittelpunkte m und die Flecken n beide nach gleicher Richtung herumdrehen, nämlich wie der Uhrzeiger. Diese gleiche Richtung der Bewegung passt für den Mittelpunkt und die Peripherie eines Kreises der auf einem zweiten rollt, also Epieykloidee Nimmt man aber bei 10 Flecken eine Scheibe mit 9 Löchern, so wird die Be- wegung der Mittelpunkte entgegengesetzt, während die der Flecke dieselbe bleibt. Solche entgegengesetzte Bewegung findet sich wieder bei Mittelpunkt und Peripherie eines Kreises der in einem zweiten rollt, also Hypocykloid. Wären in Fig. 1. die Flecke in einer ihrer jetzigen Drehung entgegengesetzten Aufeinanderfolge gezeichnet, so hätte man mit 11 und 12 Löchern Hypocykloiden, und mit weniger als 10 Epieykloi- den erhalten. Statt der Flecke, die sich übrigens auch leicht anders als in Fig. 1. geschehen, gruppiren lassen, kann man auch Bilder oder Buchstaben anwenden. Man zerschneidet zu diesem Zwecke dieselben 2. B. in 10 gleiche Sektoren und vertheilt diese in gehöriger Lage auf der Scheibe. Bei 10 Löchern erhält man dann 10 Bilder, Hr. Baer theilte die Resultate mit, zu welchen Hauff und Walther bei ihrer vergleichenden Untersuchung des Wasser- und Fettgehaltes des Gehirns gelangt sind. Dieselben versuchten auf Schloss- bergers Anregung folgende unerledigte Aufgaben aus der physiologi- schen Chemie ihrer Lösung näher zu bringen: 1) eine Vergleichung des Wasser- und Fettgehaltes in den anatomisch unterscheidbaren Substanzen — der weissen und grauen — des Gehirns. 2) Eine eben solche der entsprechenden Gehirntheile bei Thieren verschiede- ner Klassen und Ordnungen, mit Rücksicht auf dieselben Theile beim Menschen und 3) eine fernere bei Thieren gleicher Art, aber verschie- dener Altersstufen. Es ist auffallend, mit welcher Hartnäckigkeit eine so kleine Hirnmasse (!/,—1 Grm.) einen Theil ihres Wassers zurückhält; da- her auch, wegen ungenügender Trocknungen manche grosse Differen- zen früherer Chemiker rücksichtlich des Wassergehaltes des Gehirns. Nach dem Austrocknen erscheinen beide Substanzen grau, sind aber bemerkenswerth verschieden, da die graue Substanz spröde und brü- chig ist, die weisse dagegen zähe und wie mit Oel getränkt. Beim Zerreiben entwickelt die graue Substanz einen eigenthümlichen, dem Muskelosmazom ähnlichen Geruch, während die weisse, welche sich nicht pulvern lässt, nahezu geruchlos ist. Bei gemischten Substanzen 212 lässt sich nach diesen Angaben das Vorherrschen der einen oder an- dern schliessen. Als Folgerung ergiebt sich aus den Versuchen die ausnahmlose Thatsache, dass die weisse Substanz ganz bedeutend wasserärmer (um 10 — 14 pCt.) ist, als die graue, Das Maximum des Wassergehaltes der weissen Substanz ist beim erwachsenen Men- schen und den erwachsenen Thieren unter 71 plt., bei jungen Thie- ren steigt es bis 76 pCt., während das Minimum bei der grauen Substanz bei den erwachsenen Thieren etwa 79, bei den jungen 81 beträgt. Das menschliche Gehirn eines Erwachsenen zeigt eine merk- würdige Aehnlichkeit im Wassergehalt mit dem Gehirne von jungen Thieren. Das Gehirn eines neugebornen Menschen war leider nicht zu bekommen. — Während der Verdunstung der das Fett enthaltenden ätheri- schen Auszüge wurde bemerkt, dass der aus der weissen Substanz sich sehr bald flockig trübte, während dies bei dem aus der grauen nicht der Fall war, so dass man auf diese Art beide Substanzen von einander unterscheiden kann. Der Rückstand ist braun gefärbt, in- dem die vom Aether gelösten Stoffe sich an der Luft roth und braun färben; unter dem Mikroskop erkannte man darin hellere nnd dunk- lere, oft wie gestreifte Fettiropfen. Aus den Untersuchungen zieht man den Schluss, dass die weisse Substanz überall bedeutend fett- reicher ist als die graue und zwar merkwürdigerweise in demselben Verhältniss, in welchem sie wasserärmer als letztere ist. Die Differen- zen im Fettgehalte beider Substanzen betragen durchschnittlich 10 bis 14 pCt., das Maximum des Fettes in der weissen Substanz ist 21 pÜt., in der grauen 7 pCt. In dem Maasse als bei jungen Thieren der Wassergehalt zunimmt, fällt in beiden Substanzen der Fettgehalt. — Bei der Vergleichung des Wasser- und Feltgehaltes in dem Ge- hirn bei Thieren verschiedener Klassen und Ordnungen ergab sich das sehr merkwürdige Resultat, dass sich weder in Bezug auf das Wasser, noch in Rücksicht auf das Fett irgend erhebliche Differenzen herausstellten, sowie gleiche Substanzen und gleiche Gehirntheile analy- sirt wurden, wenn auch die Thiere physisch und namentlich nach geistiger Begabung höchst verschieden waren; ein Resultat ähnlich denen, welche Schlossberger und Schütz bei ihren Untersuchungen über die Muskeln und von Bibra bei den Analysen der Knochen der Wirbelthiere gefunden haben. Kommt uns hier nicht später der Nach- weis bedeutender qualitativer Differenzen zu Hülfe, so bleibt rück- sichtlich des materiellen Substrates für die Hirnfunctionen und Gei- stesthätigkeiten wenig Aufklärung für die vergleichende Psychologie zu hoffen; offenbar bestimmt dann weit mehr die Form, die specielle Organisation und anatomische Entwicklung die Fähigkeit der Nerven- materie zu höheren oder niederen Leistungen. Rücksichtlich des Wasser- und Feitgehaltes derselben Gehirn- theile und Substanzen sind nur wenig Untersuchungen angestellt. Schon auf den ersten Blick zeigt das embryonale Gehirn, ja selbst das des Neugeborenen, bedeutende Verschiedenheiten in der Consi- 213 stenz von dem des Erwachsenen ; ersteres ist breiartig weich, letzte- res mehr fest und derb. Dieselbe Differenz zeigen die beiden Sub- stanzen unter einander im Gehirne des Erwachsenen, indem hier die graue Substanz eine grössere Weichheit und Wässrigkeit zeigt. Beide sind beim menschlichen Embryo bis zum siebenten Monat nach Farbe und Consistenz nicht zu unterscheiden. Die Folge wäre, da sich das embryonale Gehirn des Menschen in der Art des Hirnes erwachsener niederer Wirbelthiere verhält, vermehrter Wasser- und verringerter Fettgehalt am jungen Gehirne der höheren Säugelhiere und des Men- schen. — Schlossberger sagt in einem Nachtrage zu dieser Arbeit, dass aus ihr den Anatomen und Physiologen die Möglichkeit erwachse, durch genaue Analysen schon jelzt auszumachen, in welchem Verhält- niss gemischte Hirntheile graue und weisse Substanz enthalten, eine Bestimmung, die für eine künftige Gehirn- und Nervenphysiologie, wenn Näheres über die speciellen Functionen der verschiedenen Hirnsub- stanzen ermittelt sein wird, sicher nicht ohne Belang sein kann. Der Genannte fordert zu vergleichenden Aschenanalysen und Stickstoffbe- siimmungen der Gehirntheile und Snbstanzen derselben und verschie- dener Menschen und Thiere auf. Vielleicht, dass sich von dieser Seile her die vorausgesetzten Verschiedenheiten auch in der Mischung des Substrates ergeben. Erst wenn auch sie geliefert sind, wenn fer- ner das normale menschliche Gehirn nach allen Seiten hin und in seinen mancherlei Entwickelungszuständen quantitativ und qualitativ erforscht sein wird, lässt sich an erspriessliche Folgerungen — nach chemischen Analysen — für die Pathologie des Nervensystemes eher denken. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXV. p. 42.) Wir schliessen hier gleich die Resultate einer später (ebd. p. 201.) mitgelheilten, anderthalbjährigen, aber noch nicht ganz vollende- ten Arbeit an, welche v. Bibra über denselben Gegenstand ausgeführt hat. Die schon früher von ihm ausgesprochene Ansicht *), dass der Fettgehalt des Gehirnes überhaupt eine wichtige Rolle spiele in den Gesammtfunetionen desselben, hat sich wohl bestätigt, aber es ist doch zweifelhaft, ob sich eine einigermaassen haltbare Theorie der physiologischen Bedeutung dieses Fettgehaltes wird aufstellen las- sen. Die zur Untersuchung verwendeten Parthien des Gehirns waren folgende: Medulla oblongata, Cerebellum et pons Varoli, Crura ce- rebri, Hemisphären, Corpora striata, Thalami nervorum opticorum; bei kleinen Thieren nur das grosse und kleine Gehirn, bei anderen auch ganz. — Aus 9 Fällen ergab sich ein Fettgehalt von 14,43 pCt. im Mittel beim menschlichen Gehirn in dem Alter von 19 bis 38 Jahren; bei älteren Leuten und Greisen stellte sich ein durch- schnittlich geringerer Fettgehalt heraus, doch erlauben die wenigen Untersuchungen wohl keinen bestimmten Schluss. Mit mehr Sicher- heit lässt sich annehmen, dass einzelne pathologische Zustände des ee *) Die Wirkungen des Schwefeläthers ete. von v. Bibra und Dr. E. Har- less. Erlangen bei Heyder, 1847, 15 214 ganzen Organismus auf den Fettgehalt des Gehirns nicht einwirken, während doch z.B. die Phthisis eine allgemeine Abmagerung des Kör- pers bewirkt und es da, wo es eine rein chemische Rolle zu spielen bestimmt ist, gänzlich verschwinden macht. Ein Mehr oder Weniger des Fettgehaltes scheint hier rein indıviduell zu sein. Gesammt- fettgehalt des Gehirns der Säugethiere: Fleischfres- ser: Hund 16,60; 17,24; 15,54; Fuchs 13,04; Katze 13,30; 17,65; 10,57. Dickhäuter: Pferd: 15,97; 20,67; 12,79; Schwein: 15,73. Wiederkäuer: Schaf: 13,58; 14,60; Kalb: 15,64; 14,80; 11,09; Reh: 11,03; 10,87; Gemse: 11,27. Nager: Haus- ratte: 9,90; Feldhase: 10,51; Kaninchen, erwachsen, doch jung: 9,34, kauur halbe Grösse: 8,37. In Betreff des Fettgehaltes der ein- zelnen Theile des Gehirnes stellt sich beim Menschen sowie bei den Säugelhieren unbedingt ein überwiegender Gehalt der Medulla oblon- gata heraus; die Hemisphären zeigen fast bei allen Thieren einen ge- ringeren Fettgehalt als beim Menschen. In Hinsicht auf den Gesammt- gehalt ergiebt sich, dass zwischen dem des Menschen und der höhe- ren Wirbelthiere nur wenig Unterschied — nur individuell — auf- tritt; bei niederer stehenden Säugethieren ein geringerer. — Fett- gehalt des Vogelgehirnes. Nussheher (Corvus glandarins) 7,32; Falke (Falco pygargus) 13,33; graue Eule (Strix aluco) 5,22; Feldhuhn: 9,27; Haustaube 6,15; Gans 10,59; 6,43. Die Hemisphären haben hier das wenigste Fett, das kleine Gehirn einen grösseren Fettgehalt als das grosse. Das Vogelgehirn enthält durch- schnittlich weniger Fett als das des Menschen und der Säugelhiere. — Das Gehirnfett des Menschen besteht aus 20 — 21 Cerebrinsäure, 30 bis 33 Cholesterin, und der Rest ist ein Gemenge anderer Fette oder fetter Säuren sehr verschiedenartiger Natur. Die Reindarstellung die- ser Körper ist sehr schwierig, eine quantitative Trennung derselben und ihre Bestimmung in ein und demselben Gehirn jetzt noch un- möglich. B. hat versucht die fetten Säuren nach der von Heintz befolgten Methode*) durch fractionirte Fällung mit essigsaurem Blei zu trennen. Wenn hier auch die beiden Hemisphären ein- und des- selben Gehirnes ziemlich übereinstimmende Resultate lieferten, so wa- ren sie doch bei einem zweiten und dritten zwar ähnlich, aber nicht gleich. Vielleicht erhält hierdurch die Vermuthung Raum, dass die Feite des Gehirns im lebenden Organismus in einer fortwährenden gegenseitigen Zersetzung, in einem Austausch ihrer Atome begrif- fen sind und dass hierin ein Theil ihrer physiologischen Thätigkeit besteht. Das Gehirnfett enthält auch Glycerin und Ammoniak; ein geringer Theil desselben ist auch wohl an Erden und Alkalien ge- bunden. — Wassergehalt des menschlichen Gehirnes: bei Individuen von 19 — 38 Jahren im Mittel: 75,54 pÜt.; bei älte- ren und Greisen 76,01. BeiSäugethieren: Fleischfresser: *) Jahresber. des naturwissenschaftl. Vereines in Halle. V.p. 180. Ber- lin 1852 bei Wiegandt und Grieben. 215 Hund: 74,28; Fuchs: 74,84; Katze; 75,95. Diekhäuter: Pferd: 73,72; Schwein: 74,77. Wiederkäuer: Kalb: 77,14; Schaf: 77,60; Reh: 79,27; Gemse: 78,63. Nager: Ratte: 74,25; Feld- hase: 74.59; Kaninchen: 78,42; 80,00. Während beim Menschen die Hemisphären einen geringen Wassergehalt zeigen, nach der Me- dulla oblongata den geringsten, haben jene der Thiere, mit wenig Ausnahmen, das meiste. Dies scheint mehr Zufall zu sein. Bei der Gemse ähnelt der Wassergehalt des Gehirns, in Betreff seiner Verthei- lung in den einzelnen Parthien, jenem des Menschen sehr. Medulla oblongata wie beim Menschen, überall den geringsten Wassergehalt. Im Gesammtwassergehalt lässt sich schwierig ein auf Gattung oder Art gegründeter Unterschied auffinden. — Beim Vogelgehirn: Nussheher: 77,40; Falke: 77,79; Eule: 79,27; Feldhuhn: 77,91; Taube: 81,59; Gans: 79,63. Hier hat das kleine Gehirn einen grös- sern Wassergehalt als bei den Säugelhieren ; übertrifft bisweilen, wie beim Feldhuhn, noch jenen der Hemisphären. Das grosse Gehirn zu- sammen genommen mehr Wasser, als das kleine. Der Gesammtge- halt an Wasser bei den Vögeln grösser als bei den Säugethieren. — Die graue Substanz enthält bedeutend weniger Fett und mehr Was- ser als die weisse; in ersterer nur sehr wenig Cerebrinsäure. Das Cholesterin ist zwar auch nicht gleich vertheilt und in grösserer Menge in der weissen Substanz, indessen in nicht so auffallender Weise wie jene — Bei jungen Thieren stellt sich in dem Gehirn durchgängig weniger Fett und mehr Wasser heraus als bei älteren; beim Fötus progressive Zunahme des Feltes. Menschlicher Fötus von 10 Wochen: Fett 1,26, Wasser 85,10. Enthält Cerebrinsäure, aber kein Cholesterin. Zwei Tage altes Pferd: Fett 9,86, Wasser 81,26. — Im Gehirnfett finden sich ziemlich bedeutende Massen von Phos- phor. Seine physiologische Bedeutung ist jedoch schwer zu bestim- men, Es ist nicht einmal bestimmt, ob die Fette anderer Organe frei von Phosphor sind und also zweifelhaft, ob dieser den Gehirn- fetten ausschliesslich angehört. Eben so wenig weiss man über die Form seines Vorkommens. Der Phosphorgehalt wurde bestimmt durch Zusammenschmelzen mit reinem kohlensauren Natron und Salpeter und dann in der Lösung die Phosphorsäure auf gewöhnliche Weise. Es wurden gefunden: bei einem Mädchen von 19 Jahren 2,53 pÜt.; bei Männern von 59 — 80 Jahren 1,78 im Mittel; von 30 Jahren graue Substanz: 1,88; weisse 1,5%; Hund: 1,74; Katze: 1,67; Pferd 2,11; bei einem zweitägigen: 1,93; Gemse: 3,40; Reh 2,29; Schaf: 2,07; Kalb: 1,82; Feldhase: 2,35; Kaninchen: 2,07, bei ei- nem jungen: 1,77; Ratte: 1,53; Nussheher: 2,60; Eule: 1,90; Taube: 1,99; Gans: 2,17. — In Betreff des Verhaltens des Körpergewichts zu jenem des Gehirns sind nur wenige Ver- suche angestellt. Für niedere Thiere scheint, wie vorauszusehen, al- lerdings das Gewicht des Gehirnes ein geringeres als für höher ste- hende im Verhältniss zum Körpergewicht zu sein, aber Ausnahmen finden auch hier statt, So z. B. bei der Ratte 0,58 pÜt., beim Ka- 19* 216 ninchen 0,55 pCt.; bei der Eule hingegen 2,12 und bei einem klei- nen Falken 1,98, für den Wasserfrosch 0,26, Ringelnatter 0,12 und Karpfen 0,017 püt. b. Literatur. Physik. — Favre, über die Beziehung der Wärme, wel- che durch den galvanischen Strom hervorgebracht wird, zu der chemischen Thätigkeit, der Ursache des Stromes. — Ob- gleich diese Wärmeentwickelung Gegenstand der Untersuchung von Seiten ver- schiedener Physiker gewesen ist, so hat man doch nicht versucht, die Frage im obigen Sinne zu lösen, und doch bietet dieselbe ein grosses Interesse für die electro-chemische Theorie des Galvanismus selbst. F. hat nın stets ein und dieselbe Wärmemenge gefunden bei derselben Summe der chemischen Thälig- keit; d. h. hei derselben Menge des entwickelten Wasserstoffgases. Der Durch- messer des Drahtes beschleunigte oder verzögerte nur die Dauer, welche noth- wendig war um gleiche Mengen von Wasserstoffgas und eine dieser entsprechende Wärme zu entwickeln. (L’Instit. Nr. 999. p. 66.) B. Magnetismus. — Man beobachtet einen bemerkenswerthen Unter- schied in der Tragkraft eines Electromagneten, wenn man ihn zum ersten oder zweiten Male gebraucht, selbst wenn man in beiden Fällen dieselbe electrische Kraft und dieselbe Armatur anwendet. So z. B. trägt ein Electromagnet bei Anwendung eines einzigen Bunsen’schen Elements zunı ersten Male 120 Kil., nach 8 Tagen aber, selbst bei einem stärkeren Elemente, nur 100. Noch mehr tritt dies hervor, wenn man eine sehr starke Balterie verwendet und dann wieder eine viel weniger energische. So trug ein Magnet, dessen Tragkraft zuerst mit einem Bunsenschen Elemente = 160 Kil. war, nach der Verwendung einer Bat- terie von 20 Elementen, die alle dem einen gleich waren, bei dem Wiederge- brauch von einem Elemente nur noch 120 Kil. Diese Beobachtungen veranlass- ten Du Moncel die Gesetze zu suchen, nach welchen die magnetische Kraft beim Wachsen der electrischen abnimmt. Er stellt fest: 1) dass diese Verrin- gerung abhangt von der Natur des Eisens; 2) dass s!e nicht proportional ist der Vermehrung der electrischen Kraft, sondern dass sie sich vermindert im enigegengeselzten Sinne der normalen Zunahme der Kraft der Electromagneten ; 3) dass die dynamische Wirkung, d. h. die Thätigkeit des galvanischen Stromes auf den magnetischen im Eisen, weniger energisch diese Schwächung erleidet. (Ibid. Nr. 1000. ». 74.) B. W. Werthheim, über die durch Torsion des Eisens er- zeugten Inductionsströme. — Die seit langer Zeit bekannte Thatsache, dass ein Eisendraht dnrch den Erdmagnetismus andauernd magnelisirt wird, so- bald man ihn einer bedeutenden, ebenfalls andauernden Torsion aussetzt, suchte man dadurch zu erklären, dass die Torsion in gleicher Weise wie jede andere mechanische Erschütterung wirke, die Trennung der beiden magnelischen Flüs- sigkeiten erleichtere und zugleich dem Eisen eine gewisse Co&rcitivkraft gebe. Nach W. aber wirkt die Torsion in einer ganz speciellen Weise, indem sie die materiellen Molecule zwingt, sich in Spiralen zu ordnen, und sie so der Materie selbst die Form geben, welche Ampere den inneren Strömen beilegt. Ist die Torsion temporär, so bewirkt sie nur temporäre magnelische Eflecte, aber per- manente, wenn sie selbst permanent ist. Gleiche Effecte aber können auf keine Weise von mechanischen Kräften hervorgebracht werden. Temporäre Effe- cte,. Ein bis zur Sättigung magnelisirter Eisenstab, d. h. ein solcher, der alle Magnetisirung angenommen hat, die er unter der Wirkung eines gegebenen Stro- mes zu erlangen vermag, oder der, nach Unterbrechung dieses Stromes, alle 217 Magnetisirung schon verloren hat, die er nicht behalten kann und: sich also im magnelischen Gleichgewichlszustande befindet, demagnelisirt sich in dem Augen- blick, wo er eıne temporäre Torsion erieidet und remagnetisirt sich im Moment der Torsion, d. h. während der Torsion wird er von einem umgekehrten Strom und während der Detorsion von einem direclen durchlaufen, in welcher Rich- tung auch lie Torsion ausgeübt werden möge. Findet jedoch das Gleichgewicht nicht statt, so wirken Torsion und Delorsion nur wie jede andere mechanische Erschütterung. DBefesligt man einen ausgeglühten Stab von weichem Eisen, von lm L. und JJjmm D., der zwei hinreichend von einander entfernte Drahtrollen trägt, deren eine den Strom einer einfachen Daniel’schen Kelle aufnimmt, wäh- rend die andere den Inductionsstrom leitet und mit einem empfindlichen Galva- nometer mit aslalischer Nadel verbunden ist, an einem Ende, während das an- dere sich im Mitlie!punkte eines Rades befindet, durch das er nach beiden Rich- tungen gedreht werden kann, so geht die Nadel bei Herstellung eines Stromes auf > 90° nach rechts: der Nordpol ist eingespannt und der Südpol gedrillt. Hat der Strom aber die umgekehrte Rıchtung, so ist der Südpol eingespannt und der Nordpol gedrillt; nun weicht die Nadel links ab. Durch die Anzahl der Torsionen, welche nöthig sind, um das Eisen auf den Sätligungsgrad zu bringen, könnte man die Coereilivkraft messen. — Permanente Effecte. Magnetisirt man einen Eisenstab oder ein Bündel Eisendrähte durch starke und permanente Torsion unter Mitwirkung des terrestrischen oder irgend eines an- deren Stromes, so verhält er sich nicht wie ein gewöhnlicher Magnet. Jede temporäre Torsion oder Detorsion, welche im Sinne der permanenten Torsion auf denselben wirkt, erzeugt eine Magnetisirung oder einen directen Strom, und jede Torsion oder Detorsion im enigegengesetzten Sinn eine Demagnetisirung oder einen umgekehrten Strom. Hängt man zwei Bündel von gleichem Eisendraht senkrecht auf, so dass beide den Nordpol oben und den Südpol unten haben, und drillt sie so, dass das eıne eine rechtslaufende, und das andere eine liuks- laufende Schraubenlinie bildet, so macht ihre Einschiebung in die Spirale, die Nadel rechts abweichen. Hat man aber den Nordpol des einen eingespannt und giebt dem Südpol temporäre Torsionen, so bringt eine Torsion von gleichem Sinne enlgegengesetzte Ströme hervor, je nachdem man sie an dem einen oder anderen Bündel angebracht hat. Man braucht dem Apparat nur einen Commu- tator hinzuzufügen und damit nach jeder Oscillation den Strom umzukehren, um, mittelst drehender Schwingungen, einen continuirlichen Strom zu erhalten, den man würde sehr intensiv machen können. (Compt. rend. T. XXXV. p. 702, Pogyend. Ann. Bd. LXXXVII. p. 331.) B. Langsdorf, das Silber als Einheit für die Messung des eleetrischen Leitungswiderstandes. — Ueber die relatıven electri- schen Leitungswiderstande der Metalle herrscht unter den Angaben verschiedener Physiker geringe Uebereinstimmung und es lässt sich vermuthen, dass die Lei- tungsfahigkeit nicht allein von der chemischen Beschaffenheit der Drahte ab- hängt. Vergleichen lassen sich die verschiedenen Angaben nicht, da ein festes, überall leicht zugängliches Normalmaass fehlt. Hierzu scheint besonders das Silber wegen seiner leichten Darstellbarkeit in chemisch reinem Zustande, sei- ner Leiehtschmelzbarkeit und wegen seiner Rigenschaft, sich an der Luft, selbst in der Gluhbitze, nicht zu oxydiren besonders geeignet. Becquerel hat be- reits gefunden (Poggend. Ann. Bd. LXX. p. 243.), dass Glühen den Lei- tungswiderstand des Silbers vermindert, L. aber zeigt, dass sich eine constanle Verhaltnisszahl nicht aufstellen lasse, weil forigeseiztes Ziehen den Leitungswi- ‚derstand des Silberdrahtes verändert und ebenso auch das Glühen. Zieht man den Draht aus ohne ihn zu gluhen, so wird er sehr hart und elastisch und er- reicht fast Stahlglanz. Glüht man ihn dagegen zwischen den einzelnen Durch- zügen öfters, so wird er weich, von Ansehen malt, fast gesättigt weiss. Gluht man einen sehr oft gezogenen Draht 10—20 Mal hintereinander, so wird er nach und nach brüchig, und zwar um so eher, je dicker er ist. Die Bruch- stellen zeigen dann krystallinische Beschaffenheit. Eine Versuchsreihe schien zu ergeben, dass der ungeglüht öfters gezogene Draht sich zuletzt einem constan- 218 ten Minimum der Leitungsfähigkeit nähere, eine andere aber liess diese Annahme nieht zu. Drähte von ganz constantem Leitungsvermögen erhielt L. auf folgende Weise: Da das chemisch reine Silber durch das Ausschmieden hart wird, so glüht man es vor dem Ziehen. Hat der Draht eine solche Dicke erlangt, dass man ihn ohne Schaden zu einem Ring zusammenwickeln kann, so glüht man ihn öfter zwischen den Zügen und zwar um so öfter, je mehr das Ziehen sich dem Ende nähert; vor dem zweiten letzten Durchzuge 3—4 Mal hintereinander, dann wird 2 Mal gezogen und nun wieder 3—4 Mal recht gleichmässig geglüht und durch möglichst gleichzeitiges Eintauchen der ganzen Masse abgeschreckt. Ein solcher Draht ist nicht brüchig, sondern nur, wenn man erst später, nach- dem der Draht durch fortgesetztes Ziehen erst übermässig verdichtet worden ist, wiederholt glüht. Nach Beendigung der Operation kann man sich von der nor- malen Beschaffenheit des Drahtes dadurch leicht überzeugen, dass man ein Stück davon durch die folgende Oeffnung des Zieheisens zieht; abnorme Beschaffenheit verräth sich sogleich durch einen Bruch. Bei solch” normalem Draht hat ein einmaliger Durchzug nur sehr geringen Einfluss auf die Vergrösseruug des Lei- tungswiderstandes; ist eine solche durch mehrmaliges Ziehen bewirkt, so kann sie leicht durch wiederholtes Glühen aufgehoben werden. Es ist sehr auffal- lend, dass man das einfache Resultat, zu welchem diese Versuche geführt haben, nicht schon lange gefunden hat. Es ergiebt sich nämlich, dass man als Einheit des galvanischen Leitungswiderstandes den Widerstand ansehen kann, welchen ein ausgeglühter Silberdraht nach obiger Behandlungsweise hervorbringt , von welchem Im 1 grm. wiegt. Alles aber kommt hierbei auf die Darstellung des Drahtes an: wird er anders behandelt, so zeigt er auffallende Unregelmässigkei- ten. Es ist unerlässlich, wenn man einen normalen Draht erlangen will, einer allzustarken Compression der Masse frühzeitig durch öfteres Glühen vor zu beu- gen, denn später kann man durch blosses Glühen nicht zum Ziele kommen. Die Verschiedenheiten in dem spec. Gewicht verschieden dargestellter Drähte sind so geringe, dass sie ohne Belang erscheinen. (Ann. d. Chemie und Pharm. Bd, LXXXV. p. 155.) B. Marcet, über die Verdunstung von Flüssigkeiten, be- sonders des Wassers. — M. stellt durch Versuche folgende Umstände fest; 1) Fine Flüssigkeit, dıe man in einem offenen Gefäss der Luft aussetzt, ist stets kälter als diese; der Unterschied hängt, bei sonst gleichen Umständen, von der Temperatur der Luft ab. Je höher diese, um so beträchtlicher jener. So beträgi er beim Wasser zwischen 45 und 50° 5—6°, zwischen 20 und 25° 1,025 bis 1,°5, zwischen 9 und 0° nur einige Zehntel. 2) Hängt die Verdun- stung ab von der Natur des Gefässes. Wasser und Alkohol verdunsten in Por- cellan schneller als in Glas und Metall. 3) Hiervon hängt auch die Temperatur der Flüssigkeit ab. Bei einer Lufttemperatur von 15 bis 18° ist die des Was- sers in Metall im Mittel 0,03 höher als in Porcellan und nur 0,02 höher als in Glas. Ist die Temperatur der Luft höher, so steigen diese Unterschiede merklich ; sie scheinen die natürliche Folge von 2. zu sein. Die Erkältung muss proportional der gebildeten Dampfmenge sein. 4) Bei gleicher Oberfläche scheint die Dicke der Flüssigkeitsschicht in gewissen Grenzen die Verdunstung zu be- schleunigeu. 9) Wasser, welches Salz enthält in dem Verhältniss des Meer- wassers, verdunstet weniger schnell und zeigt folglich auch eine geringere Er- kältung. 6) Wasser in irgend einem Gefäss mit Sand gemischt, so dass eine einige Millimeter dicke Flüssigkeitsschicht über diesem steht, verdunstet schnel- ler als Wasser vou gleicher Oberfläche ohne Sand. Nach der Natur des Ge- fässes beträgt der Unterschied 5—8 auf 100. Alkohol verhält sich eben so. Sägespäne bringen eine gleiche, etwas geringere Wirkung hervor. 7) Hier ist die Temperatur stets einige Zehntel Grade geringer als bei Wasser, welches un- ter gleichen Umständen, aber ohne Sand verdunstet. Der Unterschied hängt ab von der Natur des Gefässes, überschreitet aber selten 0,5°. — M. bemerkt, dass diese Experimente die Apsicht von La Rive über das Erscheinen von alten Glet- schern in Ländern, wo sich das Klima nicht beträchtlich verändert hat, bestätigen. Letzterer schreibt sie der Erkaltung zu, die, nach dem Aufsteigen der jüngsten Ge- 219 bilde in Europa, durch dıe Verdunstung des Wassers, welches sie bedeckte, ent- standen ıst. Er erklärt diese für beträchtlicher, da das Wasser fremde Sub- stanzen, die in demselben suspendirt oder deren Zwischenräume dasselbe aus- füllte, enthalten musste, (Z’Instit. Nr. 999. p. 67.) B. Andrews, über eine Methode, unter der Glocke einer Luftpumpe ein vollkommenes Vacuum zu erhalten. — Das be- kannte Torricellische Vacuum ist die grösste Annäherung zu einem vollkommen luftleeren Raum, die bis jetzt erreicht worden ist. Zwar findet sich in ihm, wohl auch bei niederer Temperatur, Quecksilberdampf und stets etwas Luft, je- doch beträgt die Depression des Quecksilbers nur '/, „onoo , während sich bei Pum- pen, selbst von der besten Construction, nur ein unvollkommenes Vacuum, selten von 0,2 höchstens von 0,1‘ herstellen lässt. Nach A. kann man bei nöthiger Vor- sicht mit geringer Mühe den Reeipienten so genau evacuiren, dass die Luft keine merkbare Spannkraft mehr ausübt, ja selbst darüber hinaus eben so vollkommen, wie das Torricellische Vacuum, während zugleich bei Fortlassung des Manome- ter auch die Quecksilberdämpfe vermieden werden. Zu diesem Ende selzt man unter den Recipienten zwei offene Gefässe über einander, von denen das untere eoncenlrirte SO®, das obere eine dünne Schicht conc. Kalilauge enthält und zwar in einem Verhältniss, dass die erstere im Stande ist die letztere erst in 5—6 Stunden einzutrocknen ohne selbst dadurch bedeutend geschwächt zu wer- den. Nun pumpt man bis auf 0,3—0,4‘ aus und schliesst den Hahn unter dem Teller. Dann verbindet man die zur Einlassung von Luft bestimmte Röhre mit einem Gasometer, welches luftfreie CO° enthält, entfernt aus den Verbin- dungsröhren durch abwechselndes Auspumpen und Einlassen der CO? alle Luft und lässt nun die CO° in den Recipienten. Ist äusserste Genauigkeit erforder- lich, so wiederholt man diese Operation zum dritten Mal, gewöhnlich genügt ein zweites. Die CO’, welche die rückständige Luft verdrängt hat, wird von dem KO absorbirt und der Wasserdampf von der SO. Als zum dritten Mal bei 0,5 ausgepumpt war, zeigte das Manometer in 15° einen Druck von 0,25 » au DR eyabı Ars Het 2 >>) 77 ’ »200 u» 0,02". Nach 12 Stunden war eben noch ein Niveauunterschied bemerkbar, welcher aber nach 36 Stunden verschwunden war. Das Vacuum blieb 14 Tage unverändert. (Poggend. Ann. Bd. LXXXFII. p. 309.) Blanchet, über die Bildung des Hagels. — B. suchte die Umstände festzustellen, unter welchen sich der Hagel im Kanton Wadt bildet. Gewöhnlich geschieht dies auf einem hohen Berge ; am häufigsten ist es die Döle, von der der Hagel ausgeht, welcher in der Mitte des Landes fällt, für den in der Umgegend von Vevey fallenden ist es die Dent d’Oshe in Savoyen. Vor der Bildung sieht man stets Cumulus-Wolken in der Atmosphäre ; sie sınd iso- lirt und es entsteht ein vertical aufsteigender Luftstrom, der durch seine Kälte die Dämpfe verdichtet und den Hagel bildet. Die grossen Schlossen fallen ge- wöhnlich gegen 4 Uhr Nachmittags, weil zu dieser Zeit die grösste Menge von Dämpfen in der Luft enthalten ist. Wo keine Berge sind, giebt es keine Schlos- sen, (L’Instit. Nr. 1000, p. 80.) B. Wir halten dafür, dass es eine der wichtigsten Aufgaben der naturwis- senschaftlichen Vereine ist, die aber noch leider zu wenig Beachtung gefunden hat, Wissenschaft und Leben mit einander zu vermitteln, die Vortheile, welche erstere dem letzteren bietet in weiten Kreisen bekannt zu machen. Unsere Zeit- schrift wird auch nach dieser Seite hin wirken und behalten wir uns vor, die Verwendung der erwärmten Luft als treibende Kraft bei Ma- scehinen, die in unseren Tagen so viel von sich reden macht, aber in den Augen der wissenschaftlichen Journale noch keine Gnade gefunden hal, in einem der nächsten Hefte ausführlich zu besprechen. W.B. Literatur-Nachweis. Poggend. Ann. d. Phys. u. Chemie Bd. LXXXVIM. St. 2.: Poppe, verbessertes Interferenzoskop und Darstellung 220 der Interferenzfiguren und stehenden Gebilde feiner regelmässiger Wellensysteme tropfbarer Flüssigkeiten. — Lamont, Beschreibung und Theorie eines neuen Galvanometers, womit man schwache sowohl als starke galvanische Ströme ab- solut messen kann. — Emsmann, über Hagenow’s Patent-Dicatopter. — Beer, Beitrag zur. Dioptrik einfacher Krystalle. — Groshans, Betrachtungen über einige physische Eigenschaften der Körper. — L’Instit. Nr.997. Mas- son, eleelrisches Licht und ‘Bewegung. elastischer Flüssigkeiten. — Powell und Stokes, Bemerkungen über gewisse Versuche und Beobachtungen des Lord Brougham in Bezug auf das Licht. — Nr. 998. Morin, über den Widerstand dsr Materie. — Masson, durchströmen der Luft durch runde Oeffnungen. — Metereologische Beobachtungen zu Genf und auf dem St. Bernhard vom October 1852. — B. Dr. F. E. J. Crüger, die Physik in der Volksschule. Ein Beitrag zur methodischen Behandlung des ersten Unterrichts in der Physik, zu- gleich als Anleitung zur Anstellung der einfachsten physikalischen Versuche. Dritte, vermehrte Auflage. Nettopreis: 10 Sgr. Parthiepreis: 24 Exem- plare a 8 Sgr. und Eins frei. Erfurt u. Lpz., bei G. W. Körner 1853. Bei der bekannten neuesten Eintheilung der Unterrichtsgegenstände der Volksschule in nothwendige, nützliche und schädliche, die auch dem blödesten Auge den Jammer unserer Zeit so recht deutlich erkennen lässt, ist das vorstehende kleine Buch eine erfreuliche und erquickende Erscheinung, der wir mit anfrichtigem Herzen ein freudiges Glück auf! mit auf den Weg geben. Doch dessen bedarf es nicht; schon die erste Auflage erhielt Billigung und Anerken- nung von Seiten verschiedener Schulblätter. Am deutlichsten spricht für das Bedürfniss und die Tüchtigkeit der kleinen Schrift die Nothwendigkeit einer dritten Auflage in fast Jahresfris. Das Bestreben des Verf. das Büchlein zu vervollkommnen,, wovon anch die neue Auflage Zeugniss ablegt, verdient Aner- kennung. Wäre der Versuch, einen Mohren weiss zu waschen, nicht ein un- nülzes Beginnen, so würden wir das erste Kapitel: „Die Physik in der Schule“ dem unbekannten Erfinder der oben erwähnten Eintheilung, die, gelinde ausge- drückt, ein eigenthümliches Licht auf. das Jahr 1853 n. Chr. G. wirft, zur Be- herzigung empfehlen. —e— Dr. F. E. J. Crüger, Grundzüge der Physik als Leitfaden für die mittlere physikalische Lehrstufe. Zweite, verbesserte Auflage. Netto- preis: 12 Sgr. Parthiepreis: 24 Exemplare auf einmal baar 8 Thlr. und Eins frei. Erfurt und Leipzig, bei G. W. Körner. 1852. Die nach Verlauf von nicht 1% Jahren nolhwendige neue Auflage zeigt uns, dass auch dieses Buch Anerkennung von Seiten der Fachgenossen des Verf. gewonnen hat.. Diese Thatsache entbindet uns davon, viele Worte zu seinem Lobe zu machen. Freilich hätten wir über Manches mit dem Verf. zu rechten, aber unsere Ausstellungen sind nur unwesentlicher Natur, die den Werth des Buches nicht beeinträchtigen. —e—. Dr. F. E. J. Grüger, die Schule der Physik, auf einfache Espe- rimente gegründet und in populärer Darstellung für Schule und Haus, ins- besondere für Maschinenbesitzer, Landwirthe, Gewerbetreibende und Freunde na- tarwissenschaftlicher Versuche. In drei Lieferungen a 4 Thlr. 1. und 2. Lief. Erfurt u. Leipzig, bei G. W. Körner. 1852 u. 53. Man sollte denken, dass die Erscheinungen in der Natur, die jeder täg- lich zu beobachten Gelegenheit hat, durch ihre Mannigfaltigkeit einen reizenden Einfluss nach ihrer Erkenntniss auf den Menschen, der in seiner Eitelkeit nicht wenig mit seinem Geist prunkt, hätten ausüben müssen. Freilich lehrt uns dıe Geschichte, soweit wir Ueberlieferungen haben, dass einige Wenige dadurch zur Forschung angeregt wurden, aber der grosse Haufe, zu jeder geisligen An- strengung unfahig, blieb bis in die neueste Zeit in Unempfindsamkeit gegen die in der Natur waltenden Kräfte versunken. Der praktische Nutzen, welchen die Lehren der Wissenschaft, namentlich der Physik und Chemie, dem Leben ge- währt haben, änderte nun zwar in der neuesten Zeit den Stanıl der Dinge, aber 221 nicht wesentlich, wie es uns leider die Begebenheiten eines jeden Tages zeigen. Man frage nur den Landwirth, was er von den Naturerscheinungen weiss, von ‚denen sein ganzes Wohl und Wehe abhängt; den Fabrikanten, der von den Ma- schinen, durch welche er ein reicher Mann wird, sehr oft eben so viel weiss, wie diese selbst. Gelegenheit zum Lernen ist heute genug gegeben , aber frei- lich spielend, wie man es allgemein fordert, ist wenig zu erreichen. Das all- gemeine Verlangen hat eine Fluth von sogenannten populären naturwissenschalt- lichen Schriften, oft traurige Erscheinungen, hervorgerufen, so dass der Ausdruck „durchaus populär‘‘ bereits etwas anrüchig geworden ist. Auch die vorliegende Schrift nimmt ihn für sich in Anspruch; hier fällt er aber mehr auf die zurück, welche eine solche Darstellung noıhwendig machen. Namentlich unerquicklich ist es zu vernehmen, dass sie selbst für Lehrer — der Verf. muss es wissen, da er selbst ein solcher — erforderlich ist. Beı dieser traurigen Nothwendig- keit steht dem vorliegenden Buche ein grosser Wirkungskreis offen; der Erfolg wird ihm nach Vorgang der beiden obigen Schriften nicht fehlen, Für uns aber macht der Standpunkt des Buches ein näheres Eingehen in die Einzelnheiten unnölhig. Die Experimente, die Grundpfeiler der Erkenntniss, sind einfach und leicht auszufuhren. Ueberhaupt ist den practischen Bedurfnissen, namentlich der tief eingreifenden Mechanik, eine grössere Würdigung beigelegt. Sind wir auch mit dem Verf. einverstanden, dass Physik und Chemie sich gegenseitig ergänzen und eine Wissenschaft ohne die andere nicht gedacht werden kann und muss daher auch folglich die eine, wenn sie Kenntniss der anderen, wie hier, nicht voraussetzen kann, die Lehren derselben theilweise in sich aufnehmen, so sehen wir doch nicht ein, was die Gasbeleuchtung mit der Physik zu schaffen hat. Mit demselben Rechte hätte der Verf, die gesammte technische Chemie für sein Buch beanspruchen können. — ee Chemie. — Ueber Aequivalentzahlen. Nach R. Schnei- der (Poyyend Ann. Bd. LXXXVIIl. pay.’314.) sind zwar die Berichligun- en, welche Rücker (Journ. f. pract. Chem. Bd. LV. pay. 58.) für einige von Berzelius berechnete Atomengewichte gegeben hat, beim Phosphor — aus 392,04 in 391,72 — Schwefel — aus 200,75 in 200,80 — Rhodium 651,962 in. 651,987 — und Osmium — aus 1242,624 in 1243,638 — anzuerkennen, aber nicht in Betreff des Wolframs und des Vanadins. In Betreff des ersteren zeigt er, dass Rückers Verfahren nicht zu billigen und somit kein Grund vor- handen ist, das von ihm selbst aufgestellte Wolfram-Aequivalent (Journ. f. pret. Chem. Bd. L. pay. 152.) wesentlich zu verändern. Beim Vanadin hat R. ei- nen groben Druckfehler des Lehrbuches von Berzelius ohne Weiteres für einen Rechnungsfehler genommen, in Folge dessen er zu einem Aeqnivalent — 655,7 oder 92,45 für H—=1l — gelangt, das um 200 von dem bisher gebräuchlichen abweicht. Nach der Originalabhandlung von Berzelius ( Poyyend. Anm. Bd. XXH. pag. 14.) berechnet sich dasselbe aus vıer Versuchen auf 855,54 oder nach Sch. genaner auf 856,87 oder 68,55 für H=1l. — Andrews hat (Chem. Gaz, 1852, 379; Ann. d. Chem. w. Pharm. Bd. LXXXV, 255.) das Ae- quivalentgewicht des Platins in folgender Weise bestimmt. Er zer- seizie bei 105° C. im luftleeren Raume getrocknetes Kaliumplatinchlorid durch Digeriren mit Zink und wenig Wasser; der Ueberschuss an Zink wurde durch Essigsäure, dann durch Salpetersäure entfernt, das Platin auf einem kleinen Fil- ter gesammelt und in der chlorzinkhaltigen Flüssigkeit das Chlor nach Gay-Lus- sac’s Methode bestimmt. Das Kaliumplatiochlorid enthielt, selbst bei einer 100° C. bedeutend übersteigenden Temperatur getrocknet, noch 10,000 seines Gewichts Wasser. Aequivalentgewicht des Platins bei drei Versuchen: 95,93; 99,84 und 99,06; Mittel 98,94. Für das Baryum fand er in zwei nahe übereinstimmen- den Versuchen 68, 789. Wie diese angestellt ist nicht angegeben. W.B. In den Ann. d. Chem. uw. Pharm. Bd. LXXXV. pay. 137. finden wir die ausführliche Abhandlung Bunsen’s über die chemische Verwandt schaft (vergl. S. 65.). RRR H. Rose, über den Einfluss des Wassers bei chemischen Verbindungen. — Verbindungen der Borsäure und des Was- sers mit dem Kobaltoxyd. Gleiche Aequivalente von gewöhnlichem Borax und schwefels.-Kobaltoxyd wurden in 12 Th. kalten Wassers gelöst und ge- mischt. Voluminöser Niederschlag von rother Farbe, beim Auswaschen nach und nach dunkelschwarz. Das Filtrat war roth gefärbt ; daher ist das Salz nicht un- löslich in Wasser, doch löslicher in reinem Wasser als in der Auflösung des bei der Fällung entstandenen schwefels. Natröns. Nach dem Trocknen an der Luft enthielt der Niederschlag Kohlens., gab jedoch »mit Salzs. ein geruchloses Gas, so dass also die dunkle Färbung nicht von entstandenem Superoxyd her- rühren konnte; bei 100° C. getrocknet erhielt er keine Spur von Kohlensäure. Zusammensetzung des bei 100° C. getrockneten Niederschlages: Kobaltoxyd 52,46, Borsäure 30,69, Schwefelsäure 0,75, Wasser 16,14. Formel zweifelhaft: ob 5C00+3B0°+6H0 oder 3C00+2B0°’--4H0; letztere — 2 (Co0 BO°’+HO0) -+Co0H0-+-H0 — jedoch wahrscheinlicher, weil die gefundenen Resultate dar- nach mit der berechneten Zusammensetzung besser übereinstimmen und weil eine ähnlich zusammengesetzte Verbindung von NiO und BO’ unter gleichen Ver- hältnissen entsteht. Durch das Wasser wird dem bors. Kobaltoxyd nicht so viele BO? entzogen, wie unter gleichen Verhältnissen dem Kupferoxyd, folglich ist die Verwaudischaft der BO? zum CoO grösser als zum CuO. Verbindungen der Bors. und des Wassers mit dem Nickeloxyd. 1. Darstellung wie beim Kobaltoxyd. Voluminöser grüner Niederschlag; Filtrat ebenso gefärbt. Daher wurde der Niederschlag nicht ausgewaschen, sondern zwischen Fliesspa- pier gepresst, Zusammenselzung des bei + 100° C. getrockneten Nieder- schlages: Berechnete Sauerstoff. Atome. Zusammensetz. Nikeloxyd 36,44 7,76 2 36,75 Borsäure 34,16 23,49 2 34,15 Schwefelsäure 5,18 3,10 = 4,90 Wasser 21,82 - 19,40 5 22,02 Natron 2,40 0,61 4 2,18 Aus zweifach-bors. Natron entsteht hier einfach-bors. Nickeloxyd ; Das Wasser scheidet nur die Hälfte der Bors. aus. Daher die Verwandtschaft der- selben zum NiO grösser, als zum CuO. Die unter ähnlichen Verhältnissen er- zeugte Verbindung von BO? und PbO ist diesem bors. Nickeloxyd in der Zu- sammensetzung ähnlich. Letzteres kann jedoch nicht neutral genannt werden, da eıwas NiO (z At.) mit SO’ verbunden als 3Ni0+SO’ in der Verbindung mit schwefels. Natron angenommen werden kann. 2. Der Niederschlag mit kal- tem Wasser ausgewaschen. Verhielt sich wie die Kobaltverbindung, jedoch konnte die SO: nicht quantitativ bestimmt werden Zusammensetzung des bei + 100°C. gelrockneten Miederschlages: Nickeloxyd 50,62, Borsäure 29,97, Wasser 19,41. Formel: 2(NiO BO’-HO)+Ni0OH0+2H0. 3. Die Lösungen kochend gemengt und dann einige Zeit hindurch im Sieden erhalten. Flüssigkeit. grün; Nie- derschlag wie bei 1. behandelt. Zusammensetzung des bei + 100° C. ge- trockneten : Berechnete Sauerstoff. Atome. Zusammenseliz. Nickeloxyd 53,58 11,42 8 53,97 Borsäure 25,07 17,24 4 235,07 Schwefelsäure 3,58 2,14 > 3,60 Wasser 15,50 13,78 9 14,56 Natron 2,27 0,58 = 2,30 Hier nur halb soviel BO?’ wie bei 1.; folglich entzieht heisses Wasser dem bors. Nickeloxyd unter sonst gleichen Verhältnissen noch einmal soviel BO® wie kaltes. — Verbindungen der Bors. und des Wassers mit dem Zinkoxyde. Darstellung entsprechend wie bei den Nickeloxydverbindungen, 1, Zusammensetzung der bei + 100° C. getrockneten Verbindung: 223 Berechnete Sauerstoff. Atome. Zusammensetz. Zinkoxyd 44,93 8,37 3 46,36 Borsäure . 36,55 35,14 3 39,92 Schwefelsäure 1,50 0,90 Wasser 12.24 10,88 4 13,72 . Natron 4,78 1,23 Aehnlich wie das entsprechende Nickelsalz nicht ganz vollkommen neutral, da die SO® nicht hinreicht, um das NaO zu sättigen und daher ein Theil dessel- ben mit BO? verbunden ist. — Dıe Verbindung schmolz beim Glühen und bildete nach dem Eıkalten krystallinische Blättchen , die selbst bei Anwendung von Wärme, der Auflüsung in Chlorwasserstoffsäure harlnäckig widerstanden. 2. Die Verbindung sinlerte beim Glühen nur zusammen. Zusammensetzung der bei + 100° C. schnell getrockneten: Berechnete Sauerstoff. Atome. Zusammensetz. Ziukoxyd 59,36 11,72 9 6),38 Borsäure 23.23 15,98 4 23,48 Schwefelsäure 1,25 0,75 Wasser 15,16 13,47 10 15,14 Natron 1,00 0,26 Formel: 4(ZnOBO’+HO)+5Zn0OHO0; die Analyse hat aber 1 At. HO mehr gegeben. Etwas ZnO ist mit der SO’ darin als basisches Salz enthalten. Durch das Auswaschen mıt kaltem Wasser ist dem bors. Zinkoxyd bedeudend mehr BO3 entzogen als unter ähnlichen Umständen dem NiO und beinahe soviel als dem CuO. — 3. Zusammensetzung der bei + 100° C. getrockneten Ver- bindung: Berechnete ; Sauerstoff. Atome. Zusammensetzung. Zinkoxyd 60,40 11,92 15 60,90 Borsäure 13,85 9.52 4 13,98 Schwefelsäure 9,74 5,83 ı 10,04 Wasser 13,50 12,27 15 13,52 Natron 2,21 0,57 4 1,56 Obgleich diese Verbindung melır ZuO gegen die BO? enthält als die kaltgefällte, aber ausgewaschene, so sind beide doch wesentlich von ähnlicher Zusammense- zung, indem in ersterer sehr viel basisch schwefels. Zinkoxyd enthalten sein muss, Man kann sie ansehen als zusammengesetzt aus 4(ZnOBO?’+H0)-+5 ZnOH0, gemischt mit 2(3Zn0SO°) und * Na0SO3. — Verbindungen der Bors. und des Wassers mit dem Cadmiumoxyd. Darstellung wie vorstehend bei 1. und 3. 1. Die Flüssigkeit enthielt CdO. Zusammensetzung des bei +4 100°'C. getrockneten Niederschlages : Berechnete Sauerstoff. Atome. Zusammensetzung, Cadmiumoxyd 52,26 6,36 6 53,36 Borsäure 32,56 22,39 7 34,08 Schwefelsäure 2,12 1,27 Wasser 11,89 10,57 10 12,56 Natron 717 0,30 Beinahe also eine neutrale Verbindung, jedoch gegen 6 CdOBO°? 1A1.BO? mehr, also ist eine geringe Menge des CdO mit BO? zu CdO-+-2BO? verbunden. Die SO? beträgt mehr als zur Sättigung des NaO gehört; daher ist auch mit dieser etwas CdO zu unlöslichem basisch-schwefels. Cadmiumoxyd verbunden, wodurch die Menge des CdU-+2BO3 noch etwas grösser wird. — 3. Durch Kochen wird das CdO vollständig gefällt. Zusammensetzung des beit 100° C. getrock- neten Niederschlages: 224 Berechnete Sauerstof. Atome. Zusammensetzung. Cadmiumoxyd 861,05 7,66 15 61,50 Borsäure 22,66 15,58 10 22,56 Schwefelsäure 5,04 3,02 2 5,18 Wasser 10,43 9,27 18 10,46 Natron 0,82 0,31 Hier ist viel weniger BO’, als in der in der Kälte entstandenen Verbindung. Dies zeigt uns sehr deutlich, dass die Verwandtschaft des CdO zur CO? grösser ist, als zur BO®. Diese Verbindung scheint wesentlich aus 10 (CdOBO ’+H0)+5 CdOHO zu bestehen; jedoch ist bewächtlich mehr SO? gefunden, als die Sätti- gung des Natrons erfordert. Um mit diesem Ueberschuss ein unlösliches 3CdO +S0' zu bilden, sind von den 15 At. CdO 4 At. nölbig. (FPoyyend. Ann. Bad. LXXXVWill. pay. 299.) W..B. Das Journ. de Chin. med. 1853. Nr. III. pag. 150. enthält einen Auszug aus den inleressanlen und höchst sorgfältigen Untersuchungen, wel- che Poggiale in Veranlassung des Kriegsministeriums und des Gesundheitsra- thes der Armee mit den Wassern, durch welche die Gasernen und Forts zu Paris versorgt werden, angestellt hat und die einen Zeitraum von fünf Jahren in Anspruch genommen, ohne jedoch bis jeizt ganz ihre Erledigung gefunden zu haben. Da nun der Gehalt an festen Bestandtheilen im Wasser ab- hängig ist von der Natur des Erdreiches, durch welche das Wasser hindurchgeht, so hat P. auch mit Sorgfalt die verschiedenen Ablagerungen im Parıser Becken studirt; sowohl die Natur, als auch die Dicke der Schichten, durch welche die Brunnen abgeteuft sind, wobei er von Constant Prevost unterstützt worden ist. Obgleich im Allgemeinen der .Gehalt an Magnesiasalzen ein ziemlich beträchtli- cher ist, so hat der Gebrauch dieser Wasser doch keine nachtheiligen Folgen herbeigefuhrt, so dass also der Kropf und Cretinismus nicht, wie es Grange an- giebt, dem Gehalt an Magnesia in dem Wasser zuzuschreiben sind. P. fand hier auch Spuren von Jod. Es ist anzuerkennen, dass die obere Behörde keine Ko- sten gescheut hat, gutes Wasser herbeizuschaffen, und zu wünschen, dass auch bei uns diesem wichtigen Gegenstande von Seiten der Regierungen eine grössere Aufmerksamkeit geschenkt werden möchte. W.B. Moride willdem Wasser seine Härte auf leichte Weise durch einen Zusatz von Oxalsäure und Ammoniak in hinreichender Menge, um Kalk, Thonerde und Magnesia zu fällen, benommen haben. Die Menge des Zusalzes richtet sich natürlich nach der Beschaffenheit des Wassers, muss also jedesmal erst durch einen Versuch ermittelt werden. Ein solches Wasser ist natürlich nur zum Waschen, nie als Trinkwasser zu gebrauchen. (Journ. de Chim. med. 1853. Nr. 1II. pug. 154.) } W.B. Fresenius, Untersuchung der Mineralquellen z. Kran- kenheil bei Tölz in Oberbayern. Das Wasser wird an Ort und Stelle innerlich wie äusserlich gebraucht, ebenso auch in Krügen und Flaschen versen- det, und der Abdampfungsrückstand kommt auch unter dem Namen „,Kranken- heiler Salz‘‘ in den Handel Die Quellen — vier, von denen aber nur zwei — dıe Jod- Soda- Schwefelquelle oder Bernhardsquelle und die Jod-Sodaquelle oder Johann-Georgenquelle — gefasst sind — kommen am N.O. Abhange des Blom- berges, 3 St. von Tölz, 2452‘ hoch, in einer reizenden Alpennatnr zu Tage. Weitere Belehrung über dies Bad findet man in der 1851 bei Gerhard in Leip- zig erschienenen Schrift: Tölz und Krankenheil im bayerschen Oberlande von Sendtiner und Rohatzsch. Bernhardsquelle. Temperatur am 3. Juni 1852: 7,5° C., die der Luft 15° C. und die einer in der Nahe befindlichen Süsswas- serquelle 7,6’ €. Die Quelle liefert ın der Minute 1,498 Liter. Speec. Gew. bei + 25°’ C. 1,0007215. Johann-Georgenquelle. Temp. 7,6° C. Ergiebigkeit: 1,0165 Liter pro Minute. Spec. Gew.: bei 23° C. 1,000643. 223 Bernhardsq. Joh.-Georgeng. Gehalt in Granen im Pfunde = 7650 Gran. Schwefelsaures Kali 0,074373 0,094364 - Natron 0,039383 0,094664 Chlornatrium 2,277949 _ 1,799355 Jodnatrium 0,012265 0,011942 Doppelt kohlens. Natron 2,9688638 2,482951 - - Kalk 0,781863 0,702766 - - Magnesia 0,228503 0,228956 - - Eisenoxydul 0,001912 0,001421 - - Manganoxyd. 0,001397 0,000922 Kieselsaure Thonerde 0.015621 0,021366 Kieselsäure 0.075402 0,069581 Summe der festen Bestandtheile 6,077536 5,508288 Freie Kohlensäure 0.109133 0,150359 Schwelelwasserstoff 0,013532 0,009216 Ausserdem in nicht zu bestimmender Menge: Bors. Natron, Bromnatrium, dop- pelt kohlens. Lithion, Baryl und Strontian, phosphors. Kalk, Harz, organische Materie, kohlens. Ammon. (Journ. f. pract. Chemie. Bd. LVII. pay. 156.) W. B. Fresenius hat einen Apparat zur Entwickelnung von Schwe- felwasserstoffgas fur chemische Laboratorien und Fabriken construirt, welcher eine Regulirung des Gasstromes und eine Unterbrechung der Entwicke- lung zulässt, den Bedarf an Schwefelwasserstoff mit einer Füllung für Wochen liefert, jeder Verschwendung an Schwefeleisen und Säure vorbeugt, den übela Geruch auf ein Minimnm redueirt, und mithin die Anwendung dieses Gases so bequem macht, wie man es nur irgend wünschen kann. Beschreibung und Ab- bildung findet man im Journ. für practische Chem. Band LVU. pag. 177, W.B. Sigwart, Vorkommen von Jod in den Mineralwassern und Mineralien Württembergs. — Zuerst 1831 von S. im Schwefelwasser von Sebastiansweiler entdeckt. In der Mutterlauge der Friedrichshaller, Clemens- haller und anderer benachbarter Salzsoolen konnte es von S., Fehling und Chr, Gmelin nicht aufgefunden werden, obgleich Rieckher den Jod - Gehalt für den Centner Mutterlauge auf 1000— 2000 Gran angiebt. Die Auffindung des J. im Cannstaller Mineralwasser — eine schwache Salzsoole modifieirt in ihrer Bil- dung. durch eine grosse Menge freier Kohlensäure — veranlassten neue Unter- suchungen der Salzsoolen, welche die Gegenwart des J.ergaben, Eine weit ver- breitete Quelle des J. sind die bituminösen Schiefer der Liasformalion am gan- zen Fusse der Alp und die dort häufig vorkommenden Schwefelquellen (Boll, Reutlingen, Bahlinyen). Hier in grösserer Menge als in den Salzsoolen. 16 Unzen des Reutlinger Schwefelwassers enthielten 0,0104 Gran Jod. (MWürttemb. Jahresh. IX. pay. 55.) W.B. Nach Overbeck ist folgende die beste Reaction auf Jod: Man übergiesst in einem Probiereylinder etwas Stärke oder Zucker mit cone. Salpe- ters. und erwärmt so lange gelinde , bis eine lebhafte Gasentwickelung eintritt. Das sich entwickelnde Gas leitet man nun in die mit Stärkekleister versetzte zu prüfende Flüssigkeit. Euthält diese nur ein Milliontel Jod-Kalium, so ent- steht sofort Bläuung, später scheidet sich das Jodamylum flockig aus und setzt sich als compacler fassbarer Niederschlag ab. Die Gefahr einer Verunreinigung mit Chlorjod, das nach Böttger in der starken Salpeters., die von Chatin und Gaultier de Claubry zur Erkennung des Jods vorgeschlagen, stets enthalten sein soll, liegt hierbei ferner. Auf diese Weise hat 0. Jod in mehreren Pflanzen- aschen, namentlich von Ranunculaceen , aufgefunden. (Archiv der Pharm. 2. Band LXXM. pay. 178.) W.B. Filhol hat die Borsäure (vergl. S. 149.) in verschiedenen Schwe- felquellen der Pyrenäen nachgewiesen; in den Quellen von Vichy soll 226 sie in grösserer Menge vorkommen. Spuren davon fand F. auch in dem Feld- spath, der in den Pyrenäen vorkommt, und in dem Pegnıatit des Dep. Aveyron; ebenso auch in verschiedenen Pottaschen des Handels. (L’Inst. Nr. 999. pag. 67.) W.B. Nach Hübner ist die Angabe der Lehrbücher, dass Natrium durch kaltes Wasser nicht entzündet werde, nur insofern richtig, wenn die Menge des letzteren sehr gross ist. Befeuchtet man ein Stück Natrium nur mit einem oder zwei Tropfen Wasser, so tritt die Entzündung auf einer Holztafel wohl ein, aber nicht auf Metall; die Kugel rollt schnell fort und der ganze Weg kann durch eine schön und regelmässig gegliederte Keite verfolgt werden. (Arch. d. Pharm. 2. Bd. LXX1II. pay. 17.) W.B. H. Müller, Gewinnung des Lithions aus dem Triphylin, der leicht in Säuren auflöslich ist und mit Beryll, Turmalin, Columbit und Ei- senapalit nesterweise im Pegmatit am Rabenstein bei Zwiesel im bayerschen Walde vorkommt. Die Auflösung in concentrirter Salzsäure unter Zusatz von Salpeters. wird vom Unlöslichen getrennt, zur Trockne eingedampft und alle freie Säure verjagt, der Rückstand dann mit Wasser ausgekocht und die Lösung, welche bei einiger Sorgfalt frei von Eisenoxyd ist und nur die Chlorüre von Lithium, Mangan und Magnesium —- letzteres wohl nicht aus dem Triphylin selbst herrührend , — enthält, filtrirt. Die letzteren beiden, sowie die Phos- phorsäure werden durch Kochen mit Kalkhydrat getrennt und aus (ler Lösung die Kalkerde durch ein Gemisch von kaust. und kohlens. Ammoniak entfernt. Das Chlorlithium enthält aber noch Chlornatrium , aus welchem man völlig rei- nes"L. durch Auflösen in der genau dazu erforderlichen Menge concentrirten kaust. Ammoniaks und Verwandeln in kohlens. Salz durch Hineinlegen von Stück- chen von kohlens. Ammoniak ın die mit Sorgfalt abzukühlende Lösung erhält. Aus dem sich niederschlagenden kohlensaur. Lithion wird das Chlornatrium durch Waschen mit Alkohol entfernt. (Journ. f. pract. Chem, Bd. LV1I. pag.148. W.B. Berlin, über die Zirkonerde. B. fand die allgemein verbreitete Angabe der Lehr- und Handbücher, dass die Zirkonerde durch Oxalsäure voll- kommen gefällt und in einem Ueberschuss dieser Säure vollkommen unlöslich sei, worauf Dubois und Silveira sogar eine Reinigungsmethode dieser Erde vom Eisenoxyd gegründet haben, nicht richtig. Er fand die Z. E. aus Zirkonen von Frederikswaern, Expailly, Ural und Ostindien, sowie die aus den Hycinihen von Ceylon, im Gegentheil sehr leicht auflöslich in Oxalz., welches Verhalten zuerst von Sjoegren bei der Z. E. aus dem Katapleiit — einem neuen norweg. Mine- ral — beobachtet worden war. Aus der Auflösung in Oxals. wird die Erde durch Ammoniak als Hydrat niedergeschlagen, welches beım Auswaschen Kohlen- säure aus der Luft anzieht; das feuchte Hydrat löst sich in Oxals. bei gewöhn- licher Temperatur nur langsam, in der Wärme aber sehr leicht auf. Der Nie- derschlag, welcher Anfangs durch Zusatz von Oxals. entsteht, entspricht, bei — 100° C. getrocknet, der Formel Zr0°C?0?+-H0. Er ist in HO wenig auflöslich, leicht aber in oxals. Ammoniumoxyd und bildet dann eingetrocknet eine farblose, klare, gummiähnliche in HO leicht lösliche Masse. Nach dem Schmelzen mit kohlens. Natron löst Chlorwasserstoffsäure nur wenig Zirkonerde auf (bei 6 Malen kaum 10 2). Auf diese Art kann man die Z. E. vollstän- dig von Thonerde und Eisenoxyd reinigen. Der Rückstand wird mit schwefels. Natron geschmolzen , mit Wasser ausgezogen und die Z. E. durch Ammoniak niedergeschlagen. Spec. Gew. der Z. E. — durch Glühen aus dem oxals. Salz — 4,9, (nach Berzelius nur 4,3). Duch fraetionirte Fällung einer Auflösung von Chlorzirconium mit Oxals. konnte B. die Z. E. nicht in die von Svanberg an- gegebenen verschiedenen Erden zerlegen. (Ebd. pag. 145.) W. B. Die alte Beobachtung vou Bucholz (Gehlens n. allgem. Journ. d. Chem. 1II., 324 und 423.), dass metallisches Zinn aus einer con- centrirten Zinnchlorürlösung, auf welche vorsichtig Wasser gegossen, so dass beide Flüssigkeiten unvermischt bleiben, 227 das Zinn in schönen Krystallen reducire, gab Wöhler Veranlas- sung durch Hiller auch das Verhalten anderer Metalle untersuchen zu lassen. Beim Zinn muss die Lösung sauer sein, wenn grössere Krystalle ent- stehen sollen; sie bilden sich an der Berührungsfläche, wo stets mehr Zion aufgelöst als reduzirt (ungefahr 7:6) wird. Bei neutraler Lösung bilden sich Krystalle (kleine Blättchen) in geringerer Anzahl auf dem Theil des in der Lö- sung stehenden Stabes. Beim Kupfer sind die Erscheinungen am schönsten in einer concentrirten und neutralen Lösung von NO’CuO ; auf der ganzen Ober- fläche kleine braunrothe Krystalle von Kupferoxydul, nach längerer Zeit metalli- sches Kupfer in kleinen, aber sehr scharfen und glänzenden Krystallen; an der Berührungstelle wird viel von dem Streifen aufgelöst. Aus Kupferchloridlösung kleine farblose Krystalle von Kupferchlorür, ohne Reduction von Metall. Aus Zinkchlorür besonders am untersten Ende des Stabes graue Warzen von melal- lischem Zink, unter starker Auflösung des Zinkstabes an der Berührungsgrenze. Aus salpelersaurer Cadmiumlösung pulverförmiges, daher an der Luft leicht oxy- dirbares Metall. Aus neutraler salpeter- oder essigsaurer Bleioxydlösung Blei in kleinen glänzenden Kryslallen, deren Vermehrung jedoch bald aufhört. Aus ei- ner Lösung von Wismuthchlorär, erst mit Salzsäure, dann mit Wasser geschich- tet, Metall in glänzenden Krystallblättchen. Aus salpetersaurem Silberoxyd Sil- ber in Gestalt feiner, oft ansehnlich hoher Verästelungen oder Dendriten, aber nur an einzelnen wenigen Punkten. Kein Erfolg bei Platin, Gold, Eisen und Antimon ; ebenfalls uicht bei Zinn in einer Titanchloridlösung. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXV. p. 253.) W.B, Isidore Pierre, über die Anwendung des schwefelsau- ren Eisenoxyduls zur Desinfection des Düngers und über die Löslichkeit der Eisenphosphate. Diese seit 15 Jahren in Frankreich gebräuchliche und erfolgreiche, in Deutschland leider zu wenig beachtete Anwen- dung des schwefelsauren Eisenoxyduls beruht auf der Eigenschaft desselben, das Ammoniak, das kohlensaure und Schwefelwasserstoff-Ammoniak in schwefelsaure Salze also die flüchtigen und unangenehm riechenden Ammoniaksalze in geruch- lose und nicht flüchtige za verwaudeln. Die Wichtigkeit dieses Gebrauches für die Agrieultur und die Gesundheit der Menschen liegt auf der Hand. In Be- tref! der ersteren sind jedoch von Calloud in den Ann. Agronomiques (II. p. 392.) Einwendungen gemacht, indem dadurch die Wirksamkeit der phosphorsau- ren Alkalien, deren Säure an das Eisenoxyd tritt und mit diesem ein unlösli- ches, folglich von den ‘Pflanzen nıcht assimilirbares Salz bildet, aufgehoben werde. Dagegen spricht jedoch schon das öfters beobachtete gleichzeitige Vor- kommen von Phosphorsäure nnd Eisenoxyd in Gewässern an der Erdoberfläche. Die Wichtigkeit dieser Streilfrage veranlasste den Verf. das Verhalten des phos- phorsauren Eisenoxydes gegen Kohlensäure, Essigsäure, essigsaure Salze und al- kalische Sulfüre, welche gewöhnlich die Stoffe aus dem Dünger lösen, zu un- tersuchen. Nach diesen Versuchen löst sich das phosphorsaure Eisenoxydul, welches sich zuerst und am reichlichsten bilden muss, in dem Verhältniss von mindestens 1,78 Grm. in einem Liter Flüssigkeit, welche wenigstens *).,. ih- res Gewichts käuflicher Essigsäure und ungefähr ein ihr gleiches Volum Koh- lensäure enthält; in kohlensaurem Wasser löst sich nahezu 1 Grm.auf einen Li- ter. Ebenso löst sich dieses Salz in dem 1666fachen Gewicht eines kohlen- sauren Wassers, das aber '/,, seines Gewichts einer concentrirten Lösung von neutralem essigsaurem Ammoniak enthält. Das phosphorsaure Eisenoxyd löste sich in dem 12500lfachen seines Gewichts Wasser, das ein gleiehes Volum Koh- lensäure enthält. Es ergiebt sich also hieraus, dass die Wirkung der phosphor- sauren Alkalien in dem Dünger keineswegs vernichtet ist. Ferner fragt es sich noch, ob das phosphorsaure Eisenoxyd der so kräftigen, redueirenden Einwir- kung der in Zersetzung begriffenen organischen Substanzen des Düngers zu wı- derstehen vermag. Die schwefelsauren Salze werden dadurch bekanntlich sehr leıcht zu Sulfüren reducirt; daher der Geruch nach faulen Eiern, welchen die Dünger entwickeln, besonders wenn sie mit Gyps gemengt sind. Auch diesem reducirenden Einflusse der Schwefelalkalien oder der Sulfüre der löslichen alka- 223 lischen Erden, die sich auch im Dünger vorfinden ist das phosphorsaure Eisen- oxyd unterworfen. Reibt man dasselbe mit Schwefelwasserstoffammoniak oder mit jedem andern alkalıschen Sulfüre zusammen, so nimmt die Mischung eine schwarze Farbe an ; es bildet sich Schwelfeleisen und lösliches phosphorsaures Alkali. Ist hierbei zugleich Essigsäure vorhanden, so wird zwar immer etwas phosphor- saures Eisenoxyd wieder gebildet, aber in der Lösung findet man zugleich stets eine beträchtliche Menge phosphorsaures Ammoniak. Leitet man endlich Schwe- felwasserstoff in Wasser, das mit Essigsäure sauer gemacht ist und fein zer- theiltes phosphorsaures Eisenoxyd enthält; so wird dieses zu phosphorsaurem Risenoxydul reducirt, welches sich in der überstehenden Flüssigkeit löst. Das phosphorsaure Eisenoxyd ist also kein Hinderniss bei der Assimilation der Phos- phorsäure durch die Pflanzen. Das Wasser, welches den Boden durchdrirngt, nimmt dte Kohlensäure der sich in demselben zersetzenden organischen Substan- zen auf; beträgt dieses sein gleiches Volumen und die Dicke der Wasserschicht 1‘ 7°, so sind in derselben 218z Pfd. phosphorsaures Eisenoxyd auf den preus- sischen Morgen enthalten; wurde durch gewisse Ursachen die Löslichkeit des gedachten Salzes auf "/.,on. redueirt, so sind in dem Wasser doch noch über 54; Pfd. davon auf der gleichen Fläche enthalten und hierin eine solche Menge von Phosphorsäure , wie sie die an phosphorsauren Salzen reichste Erndte nicht erfordert. Werner ist dies Lösungsmittel wohl nicht das einzigste, nicht ein- mal das wichtigste, dessen sich die Natur bedient, um die im Boden befindli- chen phosphorsauren Salze des Eisens den Pflanzen zuzuführen. Sie können sich ja auch durch die im Dünger enthaltenen Sulfüre in sehr. lösliche phos- phorsaure Alkalien verwandeln. (Ann. de chem. et de phys. T. XXXVI. p. 70.) W. B. R. Schneider, Untersuchungen über das Wismulh. — I. Ueber das Wismuthoxydul. Wiederholten Versuchen verschiedener Chemiker ist es bis jetzt nicht gelungen, die niedrigste Oxydationsstufe des Wismuths im reinen Zustande darzustellen. Auch Sch. stellte viele vergebli- che Versuche an, aus denen hervorgeht, dass weinsteinsaure Wismulhoxydsalze oder Doppelsalze beim Erhitzen im Wasserstoffstrome zwar vorübergehend Wis- muthoxydul liefern, aber bei tiefer greifender Zersetzung wırd das Wismulh theilweise zu Metall reuueirt. Schwefelsaures Wismuthoxyd - Kali liefert unter gleichen Umständen ausser SO® und HO etwas SO“ und einen schwarzen Rück- stand, der neben vielem Wismuthoxydul etwas Schwefelwismuth enthält. Bei gleichzeitiger Anwesenheit von freiem Alkali wird das Wismuthoxyd durch Zucker sogleich in Metall übergefüuhrt. Endlich liess sich von H. Rose’s Angabe, dass der durch Wasser in einer Wismuthoxydlosung, der Weinsteinsäure zugesetzt worden sei, entstehende Niederschlag durch Uebhersätltigen mit Alkali vollständig wieder verschwinde, ein vortheilhafter Gebrauch machen. Als Ausgangspunkt der nun folgenden Operationen diente das nentrale weinsleinsaure Wismuthoxyd, ein Salz, das leicht iu grossen Mengen und stets von nahe zu derselben Zu- sammensetzung erhalten werden kann. Man erhalt es durch Vermischen con- centrirter Lösungen von Wismuthoxyd in Salpetersäure (9: 1) und von Wein- steinsäure in Wasser (4: 1). Bei der Darstellung sind jedoch besondere Vor- sichtismaassregeln anzuwenden: sehr lange fortgeselztes Auswaschen mit einer kalten verdunnien Lösung von Weinsteinsaure in Wasser, der anfangs etwas Sal- petersäure zugesetzt wird, um die Abscheidung von basisch salpetersaurem Wis- mulhoxyd aus der anhängenden Mutterlauge zu verhindern. Das neutrale wein- steinsaure Wismulhoxyd hat die Formel: B10°, 3(C,#,0,)+6#0; bei 100°C verliert es 5H0. Unter gleichen Bedingungen wie beim Wismuthoxyd angege- ben, bekommt man auch eine vollständige Auflosung des Zinnoxyduls. Vermischt man nun eine solche mässig verdünnte Zinnoxydullosung, mil einer verdunnlen Auflösung von weinsteinsaurem Wismuthoxyd-Kali, so dass auf 1 Aeg. Zinnoxy- dul wenig mehr als 1 Aeq. Wismulhoxyd kommt, so entstehen hier eigenthumliche Doppelverbindungen von Wismuthoxydul, Zinnsäure, die hier ähnlich, wie die Bor- säure im Boraxweinstein, die Rolle einer Basis zu spielen scheint, und Weinstein- säure. Sie lösen sich in einem geringen Ueberschuss an Kali, beiAnwesenheit einer 229 genügenden Menge Wasser zu einer dunkelbraunen Flüssigkeit auf. Wegen des Gehaltes an Weinsteinsäure ist die Abscheidung des Wismuthoxyduls aus dieser complieirten Verbindung mit erheblichen Schwierigkeiten verknüpft. Durch Aetz- kali kann diese Trennung nicht bewerkstelligt werden, denn dadurch zer- fällt das Wismuthoxydul in Oxyd und Metall. Versetzt man aber die schwach alkalische, kochende Lösung des weinsteinsanren Zinnsäure - Wismuthoxy- duls mit einer concentrirten Auflösung: von kohlensaurem oder schwefelsau- rem Natron oder Chlornatrium, so scheiden sich Verbindungen von Zinnsäure und Wismuthoxydul ab. Erst durch wiederholte Operationen erhält man den Niederschlag frei von Weinsteinsäure. Durch den tichteren Zustand, den des zinnsaure Wismuthoxydul in Folge des Kochens angenommen hat, ist es für den oxydirenden Einfluss der Luft schwerer zugänglich geworden. Die im Vacuum über Schwefelsäure oder bei 100°C. im trocknen Kohlensäurestrom getrockne- te Substanz kann man als ein Hydrat ansehen, denn über 100°C. erhitzt ver- liert es noch eine beträchtliche Menge Wasser. Erstere wird leicht und voll- ständig durch Salpetersäure zersetzt, letztere nicht. Die durch das Glühen un- löslich gewordene Zinnsäure scheint wenigstens mit einem Theil des Wismuth- oxyduls eine festere Verbindung eingegangen zu sein. Von den ausgeführten Analysen stimmt nur eine in ihren Resultaten mit der Formel BiO,,SnO, über- ein. Die Substanz, welche diese Resultate lieferte, enthielt 15,07 pCt., ziem- lich genau 6 Aeq. #0. In den übrigen Resultaten zeigt sich der Wismuthge- halt um einıge pCt. erhöht, was darin seinen Grund hat, dass bei der Abschei- dung des zinnsauren Wismuthoxyduls ein geringer Ueberschuss an Kali, der dem Niederschlage eine grössere oder geringere Menge von Zinnsäure entzieht, nicht zu vermeiden war. Der bei der Reduction ım Wasserstofflstrome sich er- gebende Sauerstoffgehalt dagegen stimmt unter sich und mit der angegebenen Formel überein und deshalb betrachtet Sch. diese Verbindung als ein wirkliches zinnsaures Salz. Nach Moberg’s Untersuchungen (Journ. f. pract. Chemie Bd. XXVIII. p.230.) sind die neutralen zinnsauren Salze durch die Formel RO,SnO, auszudrücken, deshalb ist die hier erhaltene Verbindung als wasserhaltiges, ba- sisch-zinnsaures Wismuthoxydul anzusehen. Die nahe liegende Vermuthung, dass unter gleichen Umständen bei Anwendung des Zinnsesquioxydes (Sn,O0,) statt des Zinnoxyduls das neutrale zinnsaure Wismuthoxydul resulliren werde, ist durch den Versuch wenigstens annähernd bestätigt worden. Diese Verbindung stimmt mit der basischen in ihren Eigenschaften nahe überein; sie ist, wegen des höheren Gehaltes an Zinnsäure, lockerer und etwas heller. Die Differenzen in den Resultaten der Analyse sind hier erheblicher, weil diese Verbindung we- gen ihrer lockeren Beschaffenheit eine grössere Neigung hat sich zu oxydiren, Aus diesen Untersuchungen geht also hervor. dass das Wismuthoxydul unter ge- wissen Bedingungen, wenn es im Entstehungsmoment mit Säuren zusammenkommt, die Rolle einer salzfahigen Base zu spielen vermag. Das zinnsaure Wismuth- oxydul löst sich noch feucht, aber nicht getrocknet, unter Zusatz von Kali und Weinsteinsäure,; in beiden Fällen aber wird es von mässig verdünnten Mineral- säuren aufgelöst. Die Lösung entfarbt sich aber sehr schnell unter Sauerstofl- aufnahme aus der Luft. Dem durch Kochen abgeschiedenen zınnsauren Wismuth- oxydul kann die Zinnsäure durch concentrirte Kalilösung nicht vollständig ent- zogen werden. Dies gelingt aber, sobald die Abscheidung des zinnsauren Wis- muthoxyduls ohne Anwendung von Wärme erfolgt ist. Hierbei muss man je- doch den Zusatz der Weinsteinsäure auf die möglichst geringe Menge be- schränken, den Lösungen eine grössere Verdünnung geben und durch besondere Maassregeln dem Einfluss der Luft entgegentreten. Auch hier tauschen Wismuth- oxyd und Zinnoxydul ein Aeq. Sauerstoff aus, das zionsaure Wismothoxydul bleibt aber gelöst. Durch Zusatz von sehr verdünnter Schwefelsäure (1:50) bis zur schwach sauren Reaction schlägt man es nieder. Der Niederschlag hat eine grosse Neigung sich an der Luft zu oxydiren. Durch die Schwefelsäure erleidet man freilich einen nicht unbeträchtlichen Verlust an Wismuthoxydul, das in Lösung eingeht, man entfernt aber dadurch einen grossen Theil der Weinsteinsäure und erleichtert die Abscheidung des Restes. Die Analysen des auf diese Art er- haltenen Wismuthoxyduls ergaben folgende Resultate ; 16 230 rd eigen net. mtliele Bi: 93,48 91,76 92,26 92,34 92,12 92,27 92,37 02002 E32 27,747 7,667727,858 , 77a 7.68 Die Formel BiO? verlangt folgende Zahlen: Bi = 2600 92,857 20 = 200 7,143 Wir sehen hieraus, dass die complieirte Methode der Darstellung kein reines Präparat liefert. Deshalb hat Sch. die Darstellung des Wismuthoxyduls noch auf andere Weise versucht, und auch eine einfachere Methode gefunden, die zugleich befriedigerende Resnltale liefert. Giesst man eine Lösung von 1 Aeg. Wismuthoxyd und 1 Aegq. Zinuchlorür (in Chlorwasserstoffsäure) in eine mässig concentrirte Kalilösung, so entsteht ein schwarzbrauner Niederschlag, der aus Zinnsäure und Wismulhoxyaul besteht, und dem die erste durch con- centrirte Kalilösung vollständig oder bis auf Spuren entzogen werden kann. Die Analysen ergaben hier folgende Resultate: I 1. Il. IV. V. VI. Mittel: Theorie: Bi: 92,98 92,95 92,82 92,64 92,60 92,69 92,78 92,875 OEIES 7ZU02 EAN lan 17430607, 4008 3er 12a Ob der geringe Wassergehalt (im Durchschnitt ] pCt., also nahezu 1 Aeg. HO auf 4 Aeg. BiV ) unwesentlich ist, oder ob sich hier die ungewöhnlichen Verhältnisse wiederholen, wie wir sie beim Kupferoxydul begegnen, dessen Hy- drat = 4E&Eu0O+HO, wagt Sch. nicht mit Bestimmtheit zu entscheiden. Ei- genschaften des Wismuthoxyduls: Im Hydratzustande ein schwarzes, schweres Pulver, welches unter dem Polirstahl einen tief schwarzen, durchaus nicht metallischen Strich giebt. Unter dem Mikroskope krystallinisch und frei von Metall. Einmal aus seiner Verbindung abgeschieden kann es durch stärkere Säuren nicht wieder aufgelöst werden, sondern zerfällt dabei nach Art der Sub- oxyde in Metall und Oxyd, welches letztere sich auflöst. Im feuchten Zustande nimmt das Wismuthoxydul ziemlich schnell Sauerstoff aus der Luft auf. Im Va- cunm getrocknet zeigt es bei gewöhnlicher Temperatur ein ziemlich geringes Streben sich höher zu oxydiren, wird es aber bei Luftzutrilt erhitzt, so verglimmt es augenblicklich zu gelbem Wismuthoxyde. (Poygend. Ann. Bd. LXXXV II, p. 45.) W.B. Nach Brandes ist die Formel 2HgO--PO°, die man für das phos- phorsaure Quecksilberoxyd allgemein in den Lehr- und Handbüchern findet, so auch bei Gmelin Bd. 3. p. 483, nicht richtig, vielmehr bildet das HgO mit der PO‘, wie die Monoxyde überhaupt, ein dreibasisches neutrales Salz (3Hg0+PO°). Er fand darin 81,40 HgO und 18,60 PO° während die Rechnung 81,82 HgO und 18,18 PO> verlangt. (Archiv d. Pharm. 2. Bd. LXXIU. p. 174) W.B. Michea und Alvaro Reynoso haben in dem Harn von Epilep- tischen nach dem Anfall Zucker gefunden. Um hier sicher zu gehen, fäll- ten sie erst die organischen Substanzen mit essigsaurem Bleioxyd und entfern- ten das im Ueberschuss zugesetzte Bleioxyd durch kohlensaures Natron. Dann concentrirten sie den Harn durch Eindampfen und wandten nun die von Barres- will angegebene Probeflüssigkeit an. (L’Instit. Nr. 996. p. 42.) W.B. A. Müller, Beiträge zur Kenntniss der Hefe. — |]. Hefe- conservation. Der Mangel an Ferment in einigen Ländern während des Sommers und mehr noch beim Beginn der Lagerbierbrauerei veranlassten Ver- suche in dieser Richtung. Zur Erreichung des Zwecks wurden die gewöhnli- chen Mittel versucht, welche theils Luftabschluss, iheıls Wasserentziehung be- wirken; ferner wurden Stoffe angewendet, welche direet die Gährung verhindern, ohne doch die Hefe zu todten und welche später leicht entfernt werden kön- nen, wenn sie den Genuss unangenehm oder schädlich machen. Die Versuchs- hefe war Unterhefe, aufs Beste gewaschen und durch starkes Pressen möglichst entwässert. Naher gehen wir darauf nicht ein, weil die Versuche nicht den gewunschten Erfolg halten. Die einzige Möglichkeit eines Gelingens scheint das 231 Aufbewahren bei 0°, also in Eiskellern, zu bieten. Jedoch war dıe Zeit dieser Versuche zu kurz, als dass sie entscheidend hätten sein können. Das Geheim- niss der Hefeconservation wird zwar in Zeitungen ausgebolen, doch zeigle ein solches Hefepulver kaum eine Gährung erregende Kraft. — 2. Hefencon- eretionen. In der farbigen Hefenflüssigkeit zeigten sich Conerelionen von verschiedener Gestalt und verschiedenem Ansehn. In überwiegender Menge wurden kreideweisse Kügelchen gefunden, untermischt mit mılchweiss durchscheinenden und in sehr geringer Menge perlmutterarlige Splitter. Die beiden letzteren wur- den als krystallisirte phosphorsaure Ammoniak-Talkerde erkannt und die erste- ren als Tyrosin mit etwas Fett. Versuche mit Ober- und Unterhefe liessen diese Bildung nicht als eine zufällige erkennen. Lenein konnte man hier nicht bemerken. — 3. Flüssige Zersetzungsproducte. a) Oberhefe. Die Hefe hatle eine saure Zersetzung erlilten. Die filtrirte Flüssigkeit schien weder besonders Nlüchtige saure, noch basische Bestandiheile zu enthalten, dess- halb warde sie im Wasserbade eingedampft und der Rückstand mit Weingeist ausgezogen, wobei eine braune leimarlige Masse zurückblieb, die mit Ammoniak übergossen zu einem Magma prismatischer Krystalle erstarrte. Bei der Behand- lung mit Wasser blieb eine bedeutende Menge krystaliisirter phosphorsaurer Ammoniaktalkerde gemengt mit wenig phosphorsaurem Kalk zurück. .Die viel phosphorsaures Ammoniak enthaltende wässrige Lösung wurde mit Kalkhydrat gekocht, vom phosphorsauren Kalk abfiltrirt, durch Oxalsäure vom überschüssig zugeselzten Kalk befreit und eingedampft, wobei sich schwefelsaures Kali ab- setzte. Beim Zusetzen von concentrirter Salzsäure und weiterem Eindampfen bemerkte man Tyrosinähnliche Nadeln. Der obige alkoholische Auszug lieferte reichlich Leuein. In der rückständigen Mutterlauge wurde Milchsäure gefunden und zwar die Modifikation b nach Engelhardt. b) Unterhefe, in stınkende ammoniakalische Fäulniss übergegangen. DasFiltrat, mıt überschüssigem Kalkhy- drat destillirt, lieferte eine sehr übelriechende ammoniakalische Flüssigkeit. Der Rückstand wurde mit Schwefelsäure neutralisirt, die Flüssigkeit abfiltrirt und verdampft, dann mit concentrirter Salzsäure in einer Retorte gekocht, wobei Buttersäure überdestillirtte. Aus dem Rückstande resullirte etwas Tyrosin und eine beträchtliche Menge Leuein. (Journ f. pret. Chem. Bd. LFI. p. 162. u. 447.) W. B. R. Wagner berichtet einen sinnentstellenden Druckfehler in Knapp’s Lehrb. d. chem. Technologie Bd. Il. p. 276, den wir hier mittheilen, da er in viele wissenschaftliche und technische Werke übergegangen ist. Bei Gelegenheit der Natur der Hefe und ihrer Zusammensetzung sind W. Analysen der Ober- und Unterhefe, von letzterer die einzige, welche überhaupt angestellt worden ist, irrthümlich verwechselt. Knapp’s Folgerung (a. a. O. p. 277.): ,„Die vergleichenden Analysen von Schlossberger und W. deuten darauf hin, dass die Unterhefe dıe sauerstoffreichste ist“ ist daher ırrig. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LVII. p. 476.) W.B Aus Untersuchungen, welche Lassaigne mit Schweinefleisch an- gestellt hat, geht hervor, dass bei ein und demselben Thiere der Wassergehalt im Fleische, je nach der Natur des Gewebes und der anatomischen Zusammen- setzung bedeutend variirt (von 10 bis 71 pCt.). Das Gewicht der bei 100°C. getrockneten organischen Materie bleibt sich bei frischem und gesalzenem Flei- sche beinahe gleich; in letzterem ist aber ein Theil des Wassers, welches in ersterem enthalten war, durch Salz ersetzt und zwar im Speck 7—8 und im Fleisch 14! pCt. Ein ähnliches Verhältniss findet auch bei dem natürlichen Vorkommen der Chloralkalien statt; im Fleisch sind noch einmal so viel ent- halten, wie im Speck. — Hammelfleisch enthielt frisch 65, gebraten 53,4 pCt, Wasser. In letzterem hatte sich also in Folge des Verlustes durch das Feuer die organische Substanz um 11 pCt. vermehrt, so dass drei Viertel des gebratenen Hammelfleisches 1 Theil des rohen entsprechen. (Journ. de chim. med. 1853. Nr. III. p. 155.) W. B. Grohe, über die Bestandtheile des Froschfleisches. — Bei einer Untersuchung über denselben Gegenstand will Moleschott unter den 16* 232 organischen Bestandtheilen des Fleischextractes Harnstoff und Oxalsäure aufge- funden haben, obgleich sich Liebig die grösste Mühe gegeben hat, den ersteren oder Harnsäure in der Fleischflüssigkeit nachzuweisen und glaubt, dass es ihm gelungen sein würde, selbst wenn nur ein Milliontel darin vorhanden gewesen wäre. M. Angaben mussten um so mehr befremden, als allen Forschern, die bis jetzt das Fleisch verschiedener Thiere untersucht haben, diese beiden Stoffe entgangen waren. Schlossberger fand bei seiner Untersuchung des Menschen- fleisches dieselben Producte wie Liebig ; ebenso begegnete auch Gregory in der Sphäre der niederen Wirbelthierklassen denselben Qualitäten, die nur in ihren quantitativen Verhältnissen Abweichungen zu zeigen schienen. Die von M. ge- wonnenen Resultate sind für den Arzt, Physiologen und Chemiker gleich wich- tig, denn ihre Wahrheit hat für die Theorie des chemischen Stoffwechsels die höchste Bedeutung, da sie uns das allmähliche Zerfallen eines in der mechani- schen Oeconomie des Thierorganismus so wichtigen Organsystemes, die Grenzen für die darin mögliche Oxydation der Ernährungsflüssigkeiten, sowie die, als letzte Producte der regressiven Stoffmetamorphose daraus hervorgehenden Ato- mencomplexe klar vor Augen legt*). Diese grosse Wichtigkeit veranlasste G. die Untersuchungen in dem Sinne, wie sie von M. niedergeschrieben, zu wie- derholen. — Der Pressrückstand — das Fibrin — zeigt das nämliche Verhalten, wıe das Fleischfibrin anderer Thiergattungen. Die ausgepresste trübe Flüssigkeit erscheint unbedeutend röthlich gefärbt und röthet Lackmuspapier ganz schwach. — Im Wasserbade auf 50 bis 60° erwärmt zeigt sich in ihr eine grosse Be- wegung; zwischen 69— 70° scheidet sich ein reiches und fast weisses Gerinsel von Albumin ab und die Flüssigkeit erscheint ganz hell mit einem Stich in’s Gelbliche. Geruch und Geschmack dieser Fleischbrühe ist wie bei allen übri- gen; nur findet sich auch hier, wie bei jeder Thiergattung, ein eıgenthümliches, specifisches Aroma, fast der einzige characteristische Unterschied der verschie- denen Fleischextracte, vor. Die weilere Untersuchung, sorgfältiger angestellt als die von M., ergab dieselbaon anorganischen und organischen Qualitäten , welche in den bisher untersuchten Fleischsorten aufgefunden worden sind. Was ver- anlasste nun denn M. zu seiner abweichenden Annahme ? Er versetzte die wein- geistige Lösung des Fleischextractes mit Chlorcaleium und Ammoniak und er- klärte den sogleich entstandenen Niederschlag frisch weg für oxalsauren Kalk**), ohne zu bedenken, dass die hier reichlich vorhandene. Phosphorsäure gleichfalls eine Fällung bewirken musste und dass man in der Essigsäure ein leichtes Mittel hat, die Natur dieser heiden Niederschläge, die von Hause aus gleich durch blossen Augenschein zu unterscheiden sind, zu erkennen. Eben so un- glücklich sind die beiden anderen Beweise für die Anwesenheit der Oxalsäure: die Gasentwicklung bei Zusatz von SO’ und eine Reduction bei dem von Gold- chlorid. Beide sind nur anwendbar, wenn die Abwesenheit anderer organischer Substanzen hinreichend bewiesen ist. Solche sind aber in der weingeistigen Lösung des Fleischextractes und es wird hier zwar eine Gasentwickelung beim Zusatz von SO® und eine Reduction bei dem von Goldchlorid entstehen, aber Nıemand wird daraus folgern, dass beide Erscheinungen in dem Vorhandensein von Oxalsäure ihren Grund haben. Nicht anders ist es mit dem Nachweis des Harnstoffs. Auch G. erhielt aus der Mutterlauge des alkoholischen Auszuges, nachdem die Krystalle daraus sich abgeschieden hatten, auf Zusatz von concen- trirter Salpetersäure allerdings, wie M. Krystalle, die unter dem Mikroskop lange Prismen und rhombische Tafeln erkennen liessen, und die zwar auch einige schwache Aehnlichkeiten mit den von Simon abgebildeten Harnstoffkrystallen zeig- *) Um so unverantwortlicher ist der Leichtsinn, mit welchem Moleschott seine Arbeit ausgeführt hat. Hierauf, wie auf manches Andere kommen wir spä- ter einmal ausführlicher zurück. W.B. **) Man traut seinen Augen kaum, wenn man dies liest. Moleschott sagt zwar selbst auf S. 5. seines „Kreislauf des Lebens ‘‘, dass er kein Chemiker sei, — und das hat er hier leider glänzend gezeigt — aber dann muss man auch nicht chemische Untersuchungen ausführen und veröffentlichen. W, B, 233 ten, die aber doch wesentlich verschieden'sind von jenen Krystallformen, welche durch dieselbe Säure aus harnstoffhaltigen Lösungen hervorgebracht werden. Sie waren nichts weiter als salpetersaures Alkali, welches sich aus der concentrir- ten Masse sogleich krystallinisch niederschlug. Wäre Harnstoff darin vorhanden gewesen, so hätte man Octaäderformen unter den Krystallen beobachten müssen, da die zuerst von Beudant beobachtete Thatsache, dass die Chloralkalien, nament= lich CINa aus harnstoffhaitigen Flüssigkeiten auf diese Art anschiesst, allgemein anerkannt worden ist. Weitere Versuche zeigten die Abwesenheit des Harnstoffs unter diesen Krystallen und liessen sie als salpetersaure Alkalien mit Bestimmt- heit erkennen. Auf Platinblech erhitzt schmolzen sie und verpufften und es blieb eine weisse, bei weilerem Erhitzen sich nicht verändernde, Lackmuspapier bläuende Masse zurück, in deren Auflösung mit der grössten Sicherheit Kali und Natron nachgewiesen wurde. Von jenen so bezeichnenden Formen des reinen, wie auch des salpetersaureu Harnstoffs, wie solche früher Simon und neuerdings Schmidt (Entwurf einer allgem. Untersuchungsmethode der Säfte und Excrete des thierischen Organismus. Mitau u, Leipzig 1846) auf das genaueste krystal- lometrisch untersucht und beschrieben, war nichts aufzufinden, wohl aber lies- sen sich die wechselnden Formen des Salpeters recht schön unter dem Mikro- skope künstlich darstellen. Es treten sowohl die neben einander gelagerten Prismen, wie auch stumpfe tafelföürmige Rhomboeder auf, welche sich aber bei einem genauen Vergleich mit salpetersauren Harnstoffkrystallen, deren äusse- rer Winkel immer 82 zeigt, wesentlich unterscheiden. So konnte denn nur die grösste Oberflächlichkeit M. zu seiner Annahme verleiten, um so mehr, da er wissen musste, dass schon Schmidt auf diese Verwechselung und auf die Hauptmomente ihrer Unterscheidung aufmerksam gemacht hat. Eben so geht Kopp in seiner Krystallographie sehr ausführlich auf die verschiedenen Formen des Salpeters ein und giebt in seinem Atlas davon mehrere übersichtliche Ab- bildungen. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXV. p. 232.) W.B. A. Müller, Bestimmung des Handelswerthes der Seifen. — Die Methode gilt zunächst für die weit häufiger vorkommenden Natronseifen, lässt sich jedoch mit entsprechender Veränderung leicht auf Seifen mit anderer Basis übertragen. 2—3 Grm. Seife werden in einem tarirten Becherglas durch 80—100 Kubikcent. Wasser gelöst und dazu nach und wach muthmaasslich die 3— 4fach grössere Menge verdünnte Schwefelsäure, als zur Zersetzung der Seife nöthig ist, gegossen. Hat sich die Fettschicht klar abgesetzt, so lässt man sie erkalten, bringt dann das Ganze auf ein vorher bei 100° getrock- neles und gewogenes, nun aber befeuchtetes Filter und wäscht mit Wasser bis die saure Reaction verschwunden ist. Das nun leere Becherglas trocknet man vollständig und fängt darin die reine Fettsäure auf; das Mehrgewicht des- selben giebt nach Abzug des Filters die Menge der Fettsäure an. Das zum Marmoriren der Seife dienende Eisenoxyd bestimmt man leicht durch Verbren- nen des Filters. Die von der Fettsänre abgelaufene Flüssigkeit färbt man mit Lackmustinetur und versetzt sie bis zur eintretenden Farbenveränderung mit ei- ner titrirten alkalischen Flüssigkeit. Aus der Differenz der auf die früher zuge- gossene Schwefelsaure berechneten und der jetzt verbrauchten Menge der Alkali- lösung ergiebt sich leicht der Gehalt an wirksamem Alkali in der Seife. Will man das der Seife beigemengie Chlornatrium und schwefelsaure Natron bestim- men, so verdampft man die neutrale Flüssigkeit und glüht sie vorsichtig. Der Rückstand enthält nun das in der Seife ursprünglich enthalten gewesene schwe- felsaure Natron und Chlornatrium und das bei der Untersuchung gebildete schwe- felsaure Natron. Glüht man mit Schwefelsaurehydrat, so wird das Chlor- natrium in schwefelsaures Natron verwändelt. Aus der Gewichtszunahme lässt sich nun das Chlornatrium berechnen. Das ursprüngliche schwefelsaure Natron wird endlich gefunden durch Abziehen des bei der Untersuchung gebildeten und berechneten Chlornatrium von dem Gewicht des ersten Glührückstandes. Die Differenz zwischen Feitsäure und Alkali und der zur Untersuchung verwendeten Seife ergiebt den Wassergehalt. (Journ. f. pret. Chem, Bd. LVII. p. 451.) W. B, 234 Oryetognosie. — Wöhler, Analyse einesMeteoreisens. Ein in W.’s Sammlung befindlıches & Loth schweres Stück metallischen Eisens unbekannten Ursprunges zeigte sich bei der Analyse zusammengesetzt aus 92,33 Eisen, 7,38 Nickel mit etwas Kobalt, 0,03 Zinn und 0,42 Phosphor-Nickeleisen. Hienach darf es unzweifelhaft als Meteoreisen betrachtet werden. Die polirte Fläche des Stückes mit verdünnter Salpetersäure geätzt zeigte lange, parallele, sehr feine erhabene Linien und mehrere wie eingeknetete Massen, auf denen die parallelen Linien in anderer Richtung verliefen. In andrer Beleuchtung mach- ien sich zahllose kleine glänzende Puncte bemerklich. Unter dem Microscop erkannte man, dass jener Schimmer von den Krystallen des Phosphornickeleisens herrührte. (Göttinger Nachr. 1852. S, 4—6.) G. Hausmann, neue Beiträge zur metallurgischen Krystall- kunde. — 1) Kupferkieskrystalle bei der Röstung von Kupfererz entstanden auf der Okerhütte bei Goslar. Das Erz besteht aus einem innigen Gemenge von Kupfer- und Schwefelkies. Die nen gebildeten Krystalle sind in Höhlungen grup- pirt, äusserlich bräunlich schwarz, z. Th. mit unebener und matter z. Th. mit glatter metallischglänzender Oberfläche. Ihre Grösse steigt bis auf 2‘ und ihre Gestalt ist die der natürlichen Quadratpyramiden , zuweilen mit Vergrösserung zweier entsprechenden Flächen oder auch mit Uebergang in die tetraedrische Form. — 2) Krystallisirtes Magneteisen hei der Röstung von Bleistein gebildet von ebenda. Die Krystalle messen höchstens 1‘, aber mit glatten starkglänzen- den Flächen versehen. Die Octaeder sind regelmässig oder nach zwei paralle- len Kanten verlängert. — 3) Krystallisirter Eisenchrysolith in der Schlacke vom Kupfererzschmelzen. Die Kıystalle haben die gewöhnliche Form dieser Verbin- dung, sind klein und nett und bekleiden die Höhlungen der Schlacke. — 4) Antimonnickel als Produkt des Blei- und Silberschmelzprocesses auf der Fran- kenschaarner Silberhütte bei Clausthal. Antimon fehlt auf den Klausthalergän- gen nicht, dagegen ist Nickel niemals beobachtet und daher dieses Hüttenpro- dukt von höchstem Interesse. Es hat eine lichtkupferrothe, stark in das Violette stechende Farbe und bildet lange dünne Saulen, an deren zarter Nadelform die Verbindung der glatten und stark glänzenden Seitenflächen das regulär hexago- nale Prisma zu erkennen ist. Die Krystalle befinden sich in einer porösen, antimonhaltigen blei’schen Masse, welche in dem Stichheerde eines Schliechofens sich ausgesondert hatte. (Ebd. S. 177—183.) G. v. Hüne, Vorkommen von Galmei, Blende, Bleierz, Schwe- felkies und Braunkohle bei Bergisch Gladbach. — Die Haupt- niederlage des Galmeis dieser Gegend traf man auf der Gränze von dolomitischen Kalk des Uebergangsgebirges und den Letien des Braunkohlengebirges meist in muldenförmigen Vertiefungen des erstern und in den von diesen niedergehenden Klüften. Die Mächtigkeit des Galmei in den Mulden beträgt 4 bis 5‘, in den Klüften 1 bis 3°. Das Eız ist von sehr guter Qualität, meist sehr rein, zuwei- len von fein eingesprengten Partien von Bleierz durchdrungen. Interessant ist das Mitvorkommen von Blende. Zwischen Bergisch Gladbach und Paffrath hatte man nämlich eine 70’ tiefe steilrandige Mulde aufgeschlossen durch einen Schacht, der bis zu 20° Tenfe in den Braunkohlenletten stand und dann eine 2 bis 5‘ mächtige durchsetzte, welche ganz angefüllt ist mit mehr minder grossen Stü- cken von Blende, Bleiglanz, Schwefelkies, Braunkohle. Mittelst eines nördlichen Querschlages gelangte man in dolomitischen Kalk ohne Erze und später in Let- ten. In dem 4 Lachter mächtigen Kalkrücken, welcher diese Mulde von der nächstliegenden trennt, war das Vorkommen der Blende sehr deutlich. Auf dem Kalke liegt eine 3‘ mächtige Lettenschicht , darüber eine fast nur aus Blende- stücken mit Bleierz und Schwefelkies gebildete 10 bis 12‘ mächtige Schicht und dann folgen wieder Leiten. Die östlich vorliegende grössere flache Mulde führt viel Blende und einzelne Partien .von Braunkohle auf dem einen Flügel und auf dem andern Galmei, der hier zu Tage ausgeht. Die Blende steht nir- gends in festen Lagen an, sondern liegt in losen Stücken in den Letten, die Stücke wechseln von Hirsekorn- bis Faustgrösse. Die Blende ist feinsplittrig und faserig, also Schalenblende, in grössern Stücken traubig, drusig, zuweilen 235 theilweise in porösen Galmei umgewandelt. Die Braunkohle tritt gleichfalls nur in abgerissenen Stücken auf und ist erdig. Merkwürdig ist, dass im Galmei selbst keine Blende sich findet, wie sie so schön auf der Grube Frühling bei Altenbrück vorkömmt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Erze sich hier auf secundärer Lagerstätte befinden und höchst wahrscheinlich aus dem zunächst- liegenden ° Grauwackengebirge herrühren. (Geol. Zeitschr. IV. 571 — 575.) @. Derselbe, Vorkommen vonHartmanganerz im Trachyt am Drachenfels am Rheine. Neben dem Wege von Königswinter nach Dra- chenfels westlich des Burghofes am sogenannten Dünnholz waren auf dem Acker lose Stücke Braunstein gefunden, die zu näherer Nachforschung des Minerales veranlassten. Oberhalb des Kucksteines wurde alsbald auch im Trachytconglo- merat ein doppelter Streifen braunen Eisenockers gefunden, der einzelne Stück- chen Mangan enthält. Die Gänge liessen sich noch weiterhin verfolgen und wur- den an einer Stelle bei 4° Machtigkeit aus reinem Manganerz (Psilomelan) be- stehend beobachtet. Das Nebengeslein ist hier bis auf 3° im Hangenden und Liegenden grünlichgelb gefärbt. Interessant ist das Vorkommen kleiner Stück- chen Trachyts im Mangan und umgekehrt dieses im Nebengestein. Auch an an- dern Puncten dieser Gegend wird das Vorkommen des Mangans erwähnt. (Ebd. 576— 578.) G. v. Dechen, Mineralien im Basalt des Siebengebirges. — Schon Nöggerath hat die Mineralien in dem Basalte des Unkeler Steinbruchs zu- sammengestellt und es sind diese die Mehrzahi der in der Gegend überhaupt vorkommenden. Am weitesten verbreitet uud am häufigsten sind der Olivin, La- brador, Sanidin, Augit, Magneteisen, Saphir, Hyacinth, seltener sind Bronzit, Hornblende, Magnetkies, Schwefelkies. Ausserdem führen nun aber die Drusen- räume noch Chalcedon am Buckeroth, Oberkassel, Ennert, Godesberg; Opal bei Öbercassel; Quarzerystalle bei Schmalemark ; Opaljaspıs bei Limberg; Eisenchlo- rid, Steinmark, Speckstein, Mesotyp, Analzim, Harmotom, Apophyllit, Chabasie, Stilbit, Sphärosiderit, Kalkspath und Arragon. Sehr häufig lässt sich eine re- gelmässige Aufeinanderfolge der Mineralien in den Drusenräumen beobachten: so folgt von Aussen nach Innen Chalcedon, Sphärosiderit und endlich Kalkspath, Nach Bischof geschah die Ausfüllung dieser Drusen durch Infiltration kalter Ge- wässer. Steis sind Kalkspath oder Arragon die jüngern und Sphärosiderit oder Brauneisenslein die ältern Bildungen. Die eingedrungenen Gewässer setzten da- her zuerst Eisenoxydhydrat, darauf Sphärosiderit und auf diesen Kalkspath ab. Erst nach Absetzung des Eisens schied sich aus den Gewässern der kohlensaure Kalk ab. (Rhein. Verhandl. IX. 396—401.) G. Von Rammelsberg finden wir eine Notiz über das Selenqueck- silber vom Harz (vergl. S. 152.) in (Poggend. Ann. Bd. LXXXVIH. p. 319.). Das Mineral ıst derb, feinkörnig, schwärzlich-grau, mit Quarz gemengt und hier und da mit Rotheisenslein verwachsen. Beim Erhitzen in einer offe- nen Röhre giebt es starken Selengeruch und verflüchügt sich bis auf einen Quarzrückstand, während ein braunrothes und weisses Sublimat die Röhre be- kleiden. Es löst sich nur in Königswasser auf und die Lösung ist bei Anwen- dung reiner Substanz frei von SO°. Die Analyse ergab nach Abzug von 31,7 pCt. Quarz und 2,5 Fe?0:: 25,5 Se und 74,5 Hg. Die Formel HgSe erfor- dert 28,38 Se und 71,62 Hg. Die Resultate nähern sich also mehr der For- mel Hg°Se°.. W. B. Ferner hat Rammelsberg den Chivialit, ein neues Mineral von Chiviato in Peru, welches sich in seinem chemischen Verhalten dem Nadelerz ra ®BiS° nähert, analysirt. In mancher Beziehung dem Wıswulhglanz ähn- lich; bleigrau, starker Metallglanz. Blättrig kryst. Masse, in drei in einer Zone liegenden Richtungen spaltbar, vorzüglich aber nach einer breiten Fläche, gegen welche die zweite unter 153°, die dritte unter 133° geneigt ist. Mit Schwe- felkies und Schwerspath verwachsen. Spec. Gew.—6,92. Resultate der Analyse: 18,0 S, 60,95 Bi, 16,73 Pb, 2,42 Cu, 1,02 Fe, Spur Ag, 0,59 Rückstand = 236 99,71. Formel nach Abzug des beigemischten Schwefelkieses: EN ?(BiS®)3, Kobellit = 3PbS+-BiS? und Klaprotihs Kupferwismutherz vielleicht = 2E&uS+ BiS’. (Eld. pay. 330.) W.B. Bornemann ist weit enlfernt, die Hypothese von Bahr, der in Oefvers. of Vetensk. Akad. Förhandl. 1851. Nr. 3. und Journ. f. pract. Chem. Bd. LIV., 194. über gediegenes Eisen in einem sogenann- ten versteinerten Baume berichtet, für eine das merkwürdige Eisenvorkom- men richtig erklärende zu halten. Letzterer glaubt nämlich mit einiger Wahr- scheinlichkeit annehmen zu können, dass das Eisen in dem Baume durch Re- duclion eines Eisensalzes vermittelst eines electrischen Processes zwischen der Zellensubstanz selbst und den sogenannten inerustirenden Stoffen, die von un- gleicher Zusammensetzung, wahrscheinlich auch von uugleicher eleetrischer Na- tur sind, enistanden sei. Bornemann glaubt zwar als sicher annehmen zu kön- nen, dass die Reduction durch einen hydrochemischen oder galvanischen Process vermittelt worden sei, aber die Frage nach Art und Weise des Vorganges und nach den Electromotoren bedarf zu ıhrer Lösung noch vieler und sorgfältiger Untersuchungen. (Ebd. pay. 325.) W.B. H. Müller, Mineralanalysen. — Beryll von Saegmühle bei Tirschenreuth. Gewöhnlich schwachgrün, die stänglichen Massen meist et- was ins Gelbe ziehend. Die Härte der letzteren etwas geringer, als die der ein- zelnen Krystalle, wohl in Folge der geslörten Krystallisalion. Resultate der Analysen: - Kieselerde 66,7 67,0 Thonerde 20,0 19,3 Beryllerde 13,0 13,2 Eisenoxyd 1,0 0,3 100,7 100,8. Die abweichende Art des Vorkommens veranlasst also in der proc. Zusammen- setzung keinen wesentlichen Unterschied mit der von Beryllen anderer Fundorte. — Zersetzter Beryll aus dem Pegmatit von dort. Zerreiblich und leichter geworden, ausser der beibehaltenen Form alle Aehnlichkeit mit dem B. verloren. Beim Glühen geht die gelblichgrüne Farbe in die röthliche über, nach längerem Glühen wird er etwas härter und bei Weissgluth verliert er 2,5 pCt. an Gewicht. Ungeglüht in CIH unlöslich, nur wenig Fe:O° geht in Lösung; in SO? z. Th. löslich. Daher ein Gemenge von einem thonartigen, in SO?’ lös- lichen und einem anderen in der Zersetzung weniger weit fortgeschrittenen, da- her unlöslichen Theil, der vielleicht noch völlig unzersetzten B. enthält. Je nach der vorgeschrittenen Zersetzung geben verschiedene Stücke auch wohl verschie- dene Resultate bei der Analyse. M. fand: 41,9 SiO°, 10,3 Al’O:, 5,7 GIO (in SO° unlösl. Thl.), 13,9 Al’0°’, 4,5 GlO, 2,6 Fe?0° (in SO’ lösl. Th.), 16,9 SiO°, 2,5 HO = 98,8. — Beryll von Schwarzenbach. Fast farb- los, nur in grösseren Krystallen oder Massen vorkommend, die weder zersprun- gen sind, noch ırgend eine andere Veränderung zeigen. Zusammensetzung: 67,4 SiO?, 20,0 Al’O°, 12,0 GIO, 0,3 Fe’0°=99,7. — Columbit. (Baierit. Beudant). Bisher bei uns nur am Rabenstein bei Zwiesel gefunden, kommt auch im Pegmalit von Tirscherreuth mit Beryll, Uranglimmer und Schörl vor, aber nur ziemlich spärlich. Bei einigen Exemplaren die Krystallform sehr deut- lich ausgebildet. Zusammensetzung: 73,6 NbO? und PeO°, 25,1 FeO, 5,2 MnO, 0,7 Sn0?’—= 101,6. — Nigrin (schwarzer Rutil). Im Gneisglimmer- schiefer zwischen Hohenthann und Thannhausen. Einzelne Körner und abge- schliffene Kıyst. von schwarzer Farbe mit diamantglänzenden Bruchflächen, giebt ein grauschwarzes Strichpulver, das beim Glühen an der Luft rostgelb wird und dabei 1,2 pCt. an Gew. zunimmt. Spec. Gew.=4,56. In Säuren vollkommen unlöslich; Ausnahme: EIH und kochende SO’. Nach dem Glühen ıst das feine Pulver selbst in schmelzendem saurem schwefels. Kali fast unlöslich. Vor dem Löthrohr unschmelzbar, mit Borax Eisenreaclion. Zusammenselzung: 86,2 TiO* und 14,2 FeO—=100,4. — Die Schwierigkeit der Analysen von Titanfossilien 237 erregten beim Verf. Bedenker gegen die Richtigkeit seiner Resultate; durch spä- tere Analysen aber wurden sie bestätigt. Beim Glühen des Pulvers an der Luft entsprach die Gewichtszunahme genau der Sauerstoff - Menge, welche 14,2 FeO nöthig haben, um in Fe?O° verwandelt zu werden. Die Reduction durch M. ergab ebenlalls eine Gewichtsabnahme , welche dem O des FeO und der Quan- tität O entspricht, die 86,2 TiO? verlieren, wenn sie in Ti’O?° übergehen. Merkwürdig hierbei ist, dass das Mineral vollkommen die Form des Rutil hat und man bis jetzt in Abrede stellt, dass das Fe im Rutil als FeO enthalten sei. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LVII. pag. 180.) W.B. Damour, chem. u. mıneral. Untersuchung eines Diamanten führenden Sandes aus der Provinz Bahia. — Das Alter der kry- stallinischen Gesteine, aus deren Trümmer dıe so sehr zahlreichen Sandarlen — einige von ihnen vielleicht durch den Einfluss und die Einwirkungen selbst, wel- che die Krystallisation des Kohlenstoffs herbeiführten — entstanden, ist noch nicht bestimmt. Ohne Zweifel wird eine vergleichende Untersuchung und eine genaue Kenntniss der Zusammensetzung dieser verschiedenen Sandarten von je- der Lagerstälte, auf welcher Diamanten vorkommen, einst einiges Licht auf die Bildung des Edelsteines selbst werfen und die Entdeckung neuer Lagerstätten erleichtern. — Der in Rede stehende Sand, der an Ort und Stelle bereits aus- gewaschen war, stammte aus dem Distrikt von Chapacle, aus der Nähe von Ba- hia. Die verschiedenen Bestandtheile desselben — mit Hilfe eıner einfachen Loupe leicht zu unterscheidende Körner — konnten mechanisch gesondert wer- den. Die grosse Hauptmasse ist Quarzsand mit ungefähr einem Drittel anderer Mineralien, unter denen ein schwarzes, Feijao genannt, circa 86 pÜt. beträgt. Die andern, darin in geringer Menge vorkommenden Mineralien sind: rother Or- thoklas, Rfıtil, Brookit, Anatas, Zirkonkrystalle, Diaspor in krystallenen Biättchen und runden Körnern, phosphorsaure Thonerde, Kalk und Yttererde, kieselsaure Yitererde, Eisenoxydul und eine geringe Menge Goldkörner. Auf dieser Lager- stätte und in dieser Art des Sandes findet man eine neue Varietät des Diaman- ten in unregelmässigen, verworren krysiallenen Stücken von verschiedener Grösse bis, freilich sehr selten, zu einem Pfunde und darüber, von schwarzer, brauner oder grauer Farbe. — Quarz. Runde Körner und Bruchstücke von verschie- dener Grösse, sehr abgerieben. Milchweiss, durch Eisenoxyd mitunter rosa ge- fleckt. 2/, desselben sehr fein, der grösste Theil davon blass rosa. — Schwar- zes Mineral (Feijao). Körner von verschiedener Grösse, amorph, sehr abgerieben. Bruch: feinkörnig. Auf einigen beobachtet man miltelst der Loupe kleine, schwarze, sich kreuzende Nadeln. Pulver graugrün. Glas schwach ritzend. Einige werden durch eine Stahlspitze geritzt. Spec. Gew. —= 3,082, Vor dem Löthrohr bläht es sich auf und schmilzt zu einer braunschwarzen, schwach magnetischen Schlacke; mit Borax und Phosphorsalz Eisenreaction; mit einer Mischung von saurem, schwefelsaurem Kali erhitzt, färbt es die Löthrohr- flamme grün, Borsäure andeutend. Salpetersäure, Chlorwasserstoffsäure und Flu- orwassersloffsäure greifen es nicht an; heisse concentrische Schwefelsäure sehr langsam, Kieselsäure zurücklassend. Das Pulver, im Sauerstoffstrom erhitzt, wird ockergelb.» Zusammensetzung: 39,72 SiQ°, 10,14 BO’, 26,75 Al’O°, 16,82 FeO, 3,69 Mg0, 3,36 Na0, 0,60 TiO?, 2,46 HO und organische Substanz. Diese Zu- sammensetzung steht in einiger Beziehung zu der des schwarzen Turmalin. Das Vorkommen des Feijao gilt als ein sicheres Anzeichen auf Diamanten. — Or- thoklas. Weinroth, spaltbar nach zwei Richtungen, die sich im rechten Win- kel schneiden, schmilzt vor’m Löthrohr, durch Säuren unangreifbar. SiO°, Al?O°, wenig Fe’O?, wahrscheinlich etwas Alkali. — Rutil. Nicht immer rolh; hier und an anderen Orten Brasiliens mitunter dunkelschwarz mit einem gewissen metallischen Glanz. Abgeriebene Körner von der Grösse eines Steck- nadelknopfes; milunter vierseilige Prismen, gestreift in der Richtung der Haupt- axe und am einen Ende von einer vierseiligen Pyramide begrenzt. — Vom Brookit war nur ein einziges Krystallfragment im Sande enthalten; ein fla- ches Prisma, parallel der Hauptaxe gestreift und begränzt durch eine diedrische Fläche, welche man an den Kıystallen aus Wallis beobachtet, — Anatası 16** 238 Durchsichtigkeit und Glanz lassen ihn auf den ersten Anblick mit dem: Diamant verwechseln, unterscheidet sich aber leicht von diesem ‘durch die geringere Härte und Löthrchrreaetion. — Zirkon. Auch in dem goldführenden Sande Cali- forniens von Dufrenoy gefunden. Krystall von höchstens 1 mm Durchmesser; 4 oder 8seitlige Prismen, oft an beiden Enden durch eine verschieden modifieirte 4seitige Pyramide begrenzt. Einige farblos und durchsichtig; meistens gelb, braun oder blass violett. — Diaspor. Abgerundete Körner oder krystallini- sche Blätichen, grau vom Ansehen des Feldspath. Spec. Gewicht = 3,464. Zusammensetzung: Sauerstoff. Verhältniss. Al203 84,02 39,24 3 HO0 14,59 12,97 1 Fe:03 0,68 Ssio! 0,43 "99,72 Phosphorsaure Thonerde und Kalk. Kann dem äussern An- sehen nach mit Jaspis und Petrosilex verwechselt werden. Mehr oder weniger blass ziegelrolh. Rıtzt schwach das Glas. Spec. Gew. 3,194. In einem Röhr- chen erhitzt: bemerkenswerthe Menge H6. Durch Glühen verlor es 12,7 pCt. #0. Vorm Löthrohr wird es weiss, unschmelzbar. Heisse concentrirte SO® löst es grösstentheils; der milchweisse, erdige Rückstand löst sich in einem Ueberschuss der Säure, fällt aber auf Zusatz von HO wieder nieder: hauptsäch- lich SO3CaO etwas Al?0° enthaltend. Die phosphorsaure Thonerde enthält et- was Fe?03,. Führt in Brasilien den Namen Cabocle und wird dort gleichfalls als Diamanten verkündend angesehen. — Phosphorsaure Ytiererde. Scheint eine eigene Species zu bilden. Nicht in hinreichender Menge worhanden zu einer quantilaliven Bestimmung. Unregelmässige, abgerundete Bruchstücke ; doppelte Gallung, auf eın rectanguläres oder vielleicht wenig schiefes Prisma füh- rend. Ein Stück war von einer vierseitigen Pyramide begrenzt. Zwei der ent- gegengeselzien Flächen sind breit und zıemlich glatt, die beiden andern schmal und wenig spiegelnd.. Winkel der beiden ersteren nach Descloizeaux 96°35‘, der beiden letzteren 98°20° und der benachbarten 12402330. Farbe: grau- weiss, mitunter ıns Blassgelbe. Ritzt den Flussspath und wird durch eine Stahl- spitze geritzt. Diamantglanz. In einem Röhrchen erhitzt: Wasser gebend. Vor dem Löthrohr weiss werdend, unschmelzbar. Mit Phosphorsalz beim Ueber- schuss desselben eine klare, farblose Perle ; sonst durchscheinend und milchig. Selbst nach dem Glühen löst es sich in conc. SO. D. schlägt dafür den Na- men Castelnaudit vor, nach Castelnau,- französischer Consul in Bahia, bekannt durch naturwissenschaftliche Arbeiten und Reisen in Amerika. — Kieselsaure Yttererde. Abgerundete Körner mit kleinen Vertiefungen auf der Oberfläche, Zimmitbraun. Das Glas schwach ritzend. Spec. Gewicht = 4,391. Vor dem Löthrohr weiss werdend, nicht schmelzend. Löst sich in Phosphorsalz. SO? zerseizt es beı 300°; kieseliger Rückstand. Ob noch eine andere Erde darin ist ungewiss. — Dieser Diamanten führende Sand wird von einer mehr oder weniger dicken Schicht Quarz, in Bruchstücken von verschiedener Grösse, ge- mischt mit einem grüngelblichen Thon bedeckt. (L’Instit. Nr. 1000. p. 77.) W.B. Literatur. Nach G.Rose haben die Krystalle von Spodumen in Mas- sachusets dieselbe Spaltbarkeit als der Augit (Geol. Zeitschr. IV. 499.). — Ta m- nau betrachtet die im Quarz und Granit eingewachsenen gebrochenen Bergkry- stalle nicht als durch mechanische Gewalt gebrochen, sondern die Bruchstücke als besondere Individuen. (Ebd. 500.) Geologie. — Andrews, über dieZusammenseizung und mikroskopische Structur gewisser basaltischerund metamor- pher Gesteine. — Ein dünner Basaltsplitter im reflectirten Licht mit dem Mikroskop betrachtet, scheint aus einer halbdurchsichtigen unregelmässig körnigen Masse zu bestehen, in der man, hie und da eingesprengi, opake Kry- 239 stalle zum Theil von starkern Metallglanz und dunkler Farbe und gelbe Würfel — Schwefelkies — erkennt. Erstere zeigen die dreiseiligen, mit Streifen ver- sehenen Flächen des Octaeders, also die Charactere des Magneteisensteins. Die grosse Masse besteht aus zwei verschiedenen Mineralien, das eine besitzt Harz- glanz und ähnelt dem kryst. Augit, das andere ist farblos und glasglänzeud und stimmt mit einigen Zeolith- Varietäten überein. — Das metamorphe Ge- stein von Portrush, ein verhärteter Thon zur Liasformation gehörend und dem Kieselschiefer ähnelnd zeigt sich aus einer halb durchsichtigen Masse von homogener Structur bestehend, überall dick besäet mit homogenen Würfeln von Schwefelkies. Krystalle sehr vollkommen ausgebildet, aber sehr klein, auf einem 0,017‘ oft 20. Aus dem Pulver des Gesteins sondert ein Magnet den Mag- neteisenstein aus, der unter dem Mikroskop deutlich Polarität und alle andere Kennzeichen zeigt. Andrews erklärt das Mıkroskop für das beste Mittel zur Auf- findung von magnelischem Eisenoxyd in Gesteinen; die auf diese Art abgeson- derten Krystalle stimmen stets in ihren äusseren Characteren überein, aus wel- chen Gesteiınen sie auch mögen erhalten worden sein. Er fand sie in allen Varietäten des Basaltes ım nördlichen Irland, natürlich in verschiedener Menge. Die grösste Menge davon aus einem Gang, der den Thonschiefer von Down durch- setzt. Auch im Granit, Urkalkstein,, verhärtetem Kalkstein, Dolomit und vielen andern metamorphen Gesteinen. Im Dachschiefer, Serpentin, Marmor jedoch nur eine zweifelhafte Spur. . Der Magneteisenstein ist also eins der in der Natur am weitesten verbreiteten Mineralien und scheint fast in jedem Gestein, welches Zei- chen von feuriger Einwirkung darbietet, zugegen zu sein. — Die Aehnlichkeit der Basaltmassen mit den Meteorsteinen führten A. darauf auch in ersteren me- tallisches Eisen zu vermuthen. Nach mehreren fruchtlosen Versuchen fand er es auf folgende Art: er befeuchtete die durch den Magneten erzielten Absonde- rungen unter dem Mikroskop mit einer sauern Auflösung von SO’CuO, welche auf die Eisenoxyde nicht einwirkt, allein die geringste Spur von metallischem Eisen sogleich mit einem Kupferniederschlage überzieht. Dieser bildete sich in unregelmäss. kryst. Höckern, vollkommen opak, mit der dem Körper eigenthäm- lichen Farbe und Glanz. Bringt man verdünnte SO® auf den magnetischen Theil, so beobachtet man an einzelnen Punkten ein schwaches Aufbrausen ; thut man nun während desselben die Kupferlösung hinzu, so hört die Gasentwickelang plötzlich auf und es erscheint ein glänzender Niederschlag von metallischem Ku- pfer. Durch die Gestalt dieser Niederschläge, zuweilen kleine compacte Nischen, häufiger aber Ringe, die zum Theil einen Oxydkrystall einschliessen, erhält man eine klare. Vorstellung von der des Eisens, durch welches sie ausgeschieden sind. Der Metallglanz des Eisens selbst liess sich nie erkennen, entweder wegen der ungemeinen Kleinheit der Theilchen oder auch, weil sie überhaupt nicht glän- zen. Der grösste Kupferniederschlag hatte 0,02 ‘° im Durchmesser. Der grob- körnige Basalt von Slievemisch in der Grafschaft Autrin, der auch auf den Maı- den Rocks vorkommt, enthielt die grösste Menge Eisen; 100 Gran Geslein lie- ierten 3—4 Gran an Kupfer.. Auch der verhärtete Liasschiefer von Portrush und der Trachyt der Auvergne zeigten deutlich Eisen. — Freilich fällen Nickel und Kobalt, die ebenfalls dem Magnet folgen, auch Kupfer, aber die Gegenwart dieser Metalle ist so unwahrscheinlich, dass dieser Umstand nicht als Einwand gegen die angeführten Thatsachen dienen kann. — Woher nun aber das Eisen ? Sollte es durch die Einwirkung von Wasserstoff- und Kohlenoxydgas auf das noch feu- rig flüssige und basaltische Gestein entstanden sein? (Poygend. Annalen Bd. LXXXVIII. p. 321.) W. B. Hausmann, über den Granit des Harzes. — G. Rose hat auf das Vorkommen der Glimmerarten und des Oligoklases die bisher zum Granit gezählten Gesteine in Granit und Granitit geschieden. Ersterer besteht danach aus Feldspalh, Quarz, weissem Glimmer, schwarzem Glimmer und Öligoklas, der Granilit dagegen aus Feldspath, Quarz, Oligoklas und Magnesiaglimmer. Die- ser soll auch den Brocken bilden und vom Granit des Ramberges und Ziegen- rückens umgeben sein. Die Unterschiede beider Gebirgsarten kann H. nicht an- erkennen. Im Gestein der östlichen Granitpartie des Harzes ist die Farbe des 240 Feldspathes oft genau dieselbe wie am Brocken und in der westlichen Partie be- sonders in den vom Huthberge gegen Harzburg hinabziehenden Thälern ist fleisch- rother Feldspath sebr verbreitet. Dass der weisse Glimmer kein Kriterium für Granit ist, beweist ein von G. Rose selbst erwähnter Granit ohne denselben. Das Verhältniss zwischen Feldspath und Oligoklas ist wie überall so auch am Harze sehr variabel, bald überwiegt der eine, bald der andere, an einzelnen Or- ten sind sie leicht, an andern nur sehr schwer zu unterscheiden. Das von G. Rose vermulhete Altersverhältniss zwischen dem Granit des Brockens und dem- selben in Osten und Westen daneben lässt sich durch keine Erscheinung bestä- tigen. Das schon früher von MH. ermittelte Verhältniss des Harzer Granites zu den Pyropengesteinen ist neuerdings durch eine neue Beobachtung bestätigt. Bei Anlegung eines Weges im Eckerthale wurde die Verzweigung des Graniles in den Euphotid aufgeschlossen. Oberhalb der Einmündung des Hasselbaches in die Ecker befindet sich eine Brücke, von welcher der in Felsen gesprengte Pfad be- ginnt, der sich durch das Murksloch fortzıeht. Hierdurch ist das Ausgehende eines 20 bis 30° mächligen Granitganges blosgelegt, der senkrecht im Euphotid aufsteigt. Der Gang besteht aus porphyrartigem Granit, dessen Grundmasse reich an grauem Quarz und dunkeln grünlich schwarzen Glinimer ist. Der Feldspath ist röthlich weiss und neben ihm erscheinen kleine Prismen von schneeweissem Oligoklas. Der Gang streicht I11—12 und hat ziemlich regelmässige Absonde- rungen in der Richtung des Streichens. Der Euphotid ist an der östlichen Seite des Ganges sehr frisch und von gewöhnlicher Zusammensetzung, an der westli- chen aber waltet Diaklasit vor. Verfolgt man den in die Felsen gesprengten Pfad etwas weiter an der Ecker hinauf, so triffi man noch viele schmale Gra- nitgänge, die sich unregelmässig in den Euphotid verästeln. (Göttinger Nachr. 1852. S. 145—153.) @l. v. Deehen, geognostische Beschreibung des Sıebenge- birges am Rhein. — Diese schätzbare Abhandlung, der eine vortreflliche geognostische Karte beigegeben worden, ist zu umfangsreich, als dass wir einen kurzen Auszug aus derselben hier mitzutheilen versuchen könnten. Wir werden vielmehr gelegentlich einiges Detail daraus nachliefern und uns jetzt nur auf eine Wiedergabe der Schlussfolgerungen beschränken, welche der Verf. am Ende der Abhandlung übersichtlich zusammengestellt hat: 1) die älteste Bildung: des Siebengebirges gehört dem rheinischen Grauwackengebirge und zwar dem untern devonischen Systeme an, welches durch die Versteinerungen um Coblenz chara- cterisirt wird. 2) Alle Schichtensysteme von diesem ältesten bis zur Braun- kohlenformation fehlen. 3) Der Trachyt trat vor Ablagerung der letzten hervor und gangförmig noch nach der Braunkohlenformalion. 4#) Der Trachyt hat die Grauwackenschichten durchbrochen , aber deren gegenwärtige Stellung nicht ver- anlasst. 9) Die ältesten Schichten der Braunkohlenformation bestehen vorzugs- weise aus sandigen und kieseligen Gesleinen mit zahlreichen Blättern dicotyler Bäume. 6) Auf diese Schichten folgt die Bildung des Trachyteonglomerates, welches als Zwischenbildung in dem Braunkohlengebirge zu betrachten ist. 7) Dasselbe ist aus der Zerstörung des anstehenden Trachytes entstanden und ent- hält auch Zerstörungsproduete des Grauwackengebirges. 8) Es bildet in der Nähe der Trachytberge mächtige Lager, entfernter davon liegt es in geringer Mächtigkeit zwischen den Braunkohlenschichten. 9) Trachytgange in diesem Con- glomerat bestimmen die Zeit bis zu welcher hier die Bildung des Trachytes dauerte. In den darüber liegenden Schichten der Braunkohle fehlen dieselben. 10) Die Schichten des Conglomerates haben eine geringe Neigung und schneiden mit steiler Gränze am Trachyt ab. 11) Der Basaltconglomerat kann nicht da- von getrennt werden. 12) Wiewohl das Trachyteonglomerat Basalt enthält, ist doch unter demselben kein Basalt bekannt. 13) Grössere lagerarlige Basaltmas- sen wechseln mehrfach mit trachytischen und basaltischen Conglomeraten in ge- neigter Lage ab. Ein das Conglomerat durchsetzender Basaltgang steht mit übergelagertem Basalt in Verbindung, 14) Der Anfang der Basaltbildung lässt sıch nicht sicher ermitteln. 15) Das Trachyt- und Basalteonglomerat wird von vielen Basaltgängen durchsetzt, viel weniger von Trachytgängen, Grössere Ba- 241 saltmassen bedecken das Trachyteonglomerat und dienen der obern Abtheilung des Braunkohlengebirges zur Unterlage. 16) In letzterem ist der Basalt selten, entschieden jünger nur bei Uttweiler am Fleissbach. Das Ende der Basaltbildung lässt sich nicht mit Bestimmtheit ermitteln. 17) Die Hauptmasse des Basaltes ist jünger als der Trachyt, beide gehören aber derselben Periode an. 18) In beiden Conglomeraten liegen Blätter denen des untern Sandsteines und der hö- her gelegenen Blätterkohle identisch. 19) Die obern Schichten der Braunkohle über den Conglomeraten bestehen aus Thon, Sand und Braunkohlenlagen in Wech- sellagerung; Polierschiefer steht mit den Resten von Infusorien in Verbindung. 20) Die grössern Thiere dieser Schichten sind Land- oder Süsswasserbewohner, Meeresthiere fehlen gänzlich. 21) Das Braunkohlengebirge kann nicht in einem abgeschlossenen hochgelegenen Wasserbecken abgelagert sein. 22) Es ist wahr- scheinlich in der Nähe der Meeresküste und unter wenig über dessen Spiegel erhabenen Wasserbedeckungen entstanden. 23) Die Braunkohlengebilde in der- Nähe des Rheinthales südlich vom Siebengebirge bis oberhalb Linz und Sinzig deuten auf einen tief in das Grauwackengebirge eingreifenden Busen. 24) Zwi- schen der Ablagerung des Brannkohlengebirges und den dasselbe bedeckenden Geröllen fand eine bedeutende Unterbrechung statt. 25) Diese Gerölle bezeich- nen den Anfang der Bildung des Rheinthales hier in einer Höhe von 600 Fuss über dem heutigen Meeresspiegel und 450 Fuss über dem Rheine, 26) Vor Ab- lagerung der Gerölle hat eine Senkung des ganzen Landes staltgefunden. 27) Die Breite des Thales bei Sinzig und Linz betrug damals eine Meile, nahe un- terhalb der jetzigen Ahormündung lag die Mündung des Thales ins Meer, des- sen Küstenrand sich in nordwestlicher Richtung über Düren und Aachen hinaus erstreckt, während derselbe das Siebengebirge umzog und erst von Römlingho- ven und Oberpleiss sich ostwärts ausdehnte. 28) In der Zeit der Geröllablage- rung begann erst die Ausbildung der gegenwärtigen Oberflächengestaltung der Gegend, indem die Schluchten und Nebenthäler in dem Maasse eingeschnitten und vertieft wurden wie bei der Hebung des Landes das Haupithal ein tieferes und engeres Bett erhielt. 29) Gleichzeilig gestalteten sich die Formen der Tra- chytberge und die Basalte an den Gehängen des Rheinthales wurden nun erst blosgelegt, sie waren bis dahin in dem Grauwackengebirge eingeschlossen. 30) Während dieser Hebungen musste das Thal auch die Geröll-Ablagerungen durch- schneiden, welche als Geschiebestrand die Lage und Höhe der [rühern Meeres- küste bezeichnen. 31) Nachdem die Thalbildung bereits ansehnlich vorgeschrit- ten war, ereignete sich der vulcanische Ausbruch, dessen Krater auf dem Rotter- berge in unmittelbarer Nähe der grossen Trachytmasse noch wohl erhalten ist. Gerölle des Rheinthales sind durch die vuleanische Einwirkung verändert (gla- sirt und gefriltet). 32) Während der Thalbildung lagerte sich sehr feiner kal- kıger Schlamm an den Abhängen der Thäler und Schluchten ab und bildete den Löss, selbst noch nach dem Ausbruche des Rodderberges, desen Krater da- mit erfüllt ist. 33) Die Hebung des Landes ist in eınem Abschnilte dieser Pe- riode weiter gegangen als gegenwärtig, das ganze Land ist wiederum gesunken, denn sonst würde die Grauwacke in der gegenwärtigen Thallläche nahe unter der Stromrinne noch vorhanden sein müssen. 34) Während der Thalbildung sind in den Absätzen des Löss und des Lehmes die Reste grosser Landthiere eingeschlossen worden. Viele kleine Landschnecken beweisen, dass auch für sie die Lebensbedingungen sich in dieser Gegend wesentlich verändert haben, denn die damals häufigsten leben jetzt an derselben Stelle nur noch sehr sparsam oder sind gar ausgestorben. (Verhandl. rhein. Vereins IX. 593—559.) @!l. Delesse, Untersuchungen über Kugelfelsbildung. — De- lesse untersucht zuerst die physicalischen und chemischen Eigenschaften der Ku- geln, welche den Kugelfels bilden, dann die Structur, nach welcher er Kugeln ohne innere Höhlungen und mit solchen unterscheidet und jene als normale, diese als abnorme Kugeln bezeichnet. Erstere zerfallen in solche mit und sol- che ohne Quarz, die abnormen sind entweder durch Contraction oder durch Expansion entstanden. Beide enthalten verschiedene krystallisirte Mineralien als zufällige Bestandtheile und die normalen werden nicht selten von Quarzgängen 242 durchsetzt. Die Felsarten deren Kugelbildung D. untersuchte, sind der Granit, Eurit, Pyromerit, Trachyt, Pechstein, Perlit, Obsidian und verschiedene Porphyre. Das Resultat aus den ausführlich dargelegten speciellen Untersuchungen ihrer Bildungsweise ist im Wesentlichen Folgendes. Die an Kieselerde reichen Kugel- felsen sind der Eurit, Pyromerit, Trachyt, Pechstein, Perlit, Obsidian und ver- schiedene Porphyre; sie enthalten gewöhnlich Orthoklas und manchmal Feld- spalh des sechsten Systemes, einige und zumal gewisse Porphyre enthalten aus- schliesslich den ietztern. So sehr verschieden diese Felsarten auch sind, so zeigen ihre Kugeln doch eine sehr grosse Uebereinstimmung in Zusammensetzung und Structur. Das specifische Gewicht derselben variirt nur zwischen 2,1 und 2,6. Characteristisch für sie ist der reiche Kieselerdegehalt und geringe Menge an Alkalien, auch Eisenoxyd, Magnesia und Kalk ist nur in geringen Quantitäten vorhanden. Die mineralogische Beschaffenheit der Kugelführenden Felsart selbst hat natürlıch einen grossen Einfluss auf die Zusammensetzung der Kugeln aus- geübt. So ist im Obsidian, Perlit und andern glasigen Felsarten der Kieselerde- gehalt der Kugeln dem der Felsart selbst fast gleich, dagegen ist in dem quarz- reichen Trachyt und Porphyren der Kieselerdegehalt sehr veränderlich. Die mi- neralogische Zusammensetzung der Kugeln ist ziemlich einfach. Sie bestehen aus Feldspath oder aus einer feldspäthigen Grundmasse und Quarz. Ersterer ist meist Orthoclas, in gewissen Porphyren jedoch Feldspath des sechsten Systemes, aber nur selten ist er krystallisirt und rein. Die feldspäthige Grundmasse ent- hält Kıeselerde, Thonerde und einige .Alkalien. Die Verhältnisse dieser Substan- zen sind veränderlich. Kugeln ohne eingeschlossene Quarzkrystalle sind hin- sichtlich ihres Feldspath- und Quarzgehaltes ganz so wie der Granit entstanden. Bei-denen mit Quarzkrystallen überwog der Kıystallisationsprocess die Neigung zu Kugelbildung. Die normalen Kugeln haben ım Allgemeinen eine regelmässige Gestalt und eine sehr deutliche krystallinische Structur, welche sich durch Strah- len und Zonen zu erkennen gibt. Die Gestalt der abnormen Kugeln ist unre- gelmässig und ihre Structnr wenig krystallinisch. Sie enthalten stets eine kie- selreiche Grundmasse, in der der Feldspath wenig Neigung zur Krystallisation äusserte. Fast immer führen sie zufällige Krystalle. Ihre Höhlungen sind un- regelmässig, oft in merkwürdigem Verhältniss zu ihrem Volumen. Dieselben entstanden durch Contraclion der Grundmasse,, aber in den Trachyten,, Perliten und dem Obsidian ging dieser Contraclion eine Expansion voraus. Gewöhnlich sind die Höhlungen mit Quarz, Chalcedon oder andern Kieselmineralien erfüllt, zuweilen auch mit Eisenglanz , Eisenspaih, Zeolith, Chlorit, Kalk, Baryt, Fluss- spath. Obgleich die Kugelfelsen nach Alter, Structur und mineralogischer Zu- sammensetzung verschieden sind, so stimmen sie doeh in dem reichen Gehalt an Kieselerde, der selbst den zur Grundlage dienenden Feldspathgehalt über- trifft, überein. (Mem. soc. geol. IV. p. 301—357. Tb. 23—26.) Gl. Delesse, über den Granit der Vogesen. — In den Vogesen treten zwei mineralogisch und geologisch verschiedene Granite auf. Der Granit der Ballons enthält Quarz , Orthoklas , Feldspath des sechsten Systemes, meist schwarzen Glimmer und ziemlich häufig Hornblende. Der Quarz erscheint ziem- lich untergeordnet, Orthoklas ist meist gelblich oder röthlich, die Hornblende zuweilen von Sphen begleitet. Dieser Granit pflegt porphyrartig zu sein, zuwei- len sogar mit feldspäthiger Grundmasse, doch erreichen sein Krystalle zumal die des Orthoklas beträchtliche Grösse. Der Gehalt an Kieselerde steigt auf 63 bis 71 pCt. Dem Granit der Vogesen fehlt die Hornblende und neben dem schwar- zen Glimmer tritt auch weisser auf. Quarz und ÖOrthoklas sınd die wesentlich vorherrschenden Gemengtheile. Der Feldspath tritt sehr zurück und kann sogar fehlen. Der weisse Glimmer ist minder häufig als der schwarze. Zufällig fin- det sich Granat und Pinit. Dieser Granit ist im Allgemeinen körnig, nicht sel- ien von gneissartiger Structur. Der Gehalt an Kieselerde schwankt zwischen 66 und 76 pCt. Der Granit der Ballons ist jünger als der der Vogesen und hat letztern durchbrochen. (Z’Instit. Mars p. 90.) Gl. Verneuil, geologische Durchschnitte durch Spanien. — Auf mehrern Reisen hat V. in Gemeinschaft mıt Collomb zwei Durchschnille 243 entworfen, deren einer von Santander an der Küste des Oceans bis nach Motril am Mittelmeer, also von N. nach S. gerichtet ist; der andere schneidet diesen fast rechtwinklig, indem er von den Balearen über die Mittelmeerküste bei La Plana durch Madrid bis zur granilischen Kette des Guadarrama geht. Aus den- selben ergibt sich, dass das silurische, devonische und Kohlengebirge besonders im nördlichen Theil in der canlabrischen Kette entwickelt ist, dann in der Mitte und in Süden in den Bergen von Toledo und in der Sierra Morena. Auch in Osten erscheinen diese Gebilde wieder, aber nur isolirt. Die Trias war bisher nur im nördlichen und südlichen Spanien nachgewiesen, jetzt auch im östlichen, in Cuenca, Valencia und Alicante. Das Schichtensystem besteht aus unterm glimmerreichen Sandstein, darüber folgt dolomilischer Kalk und endlich Mergel mit Gyps und Salzführend. Versteinerungen fehlen völlig und meist trıtt das Gebilde nur in Thälern auf, nur am Pic von Romera erhebt es sich auf 1500 Metres. Juraschichten finden sich nur im östlichen Spanien und mit vielen, aber nicht gut erhaltenen Petrefakten, die auf Lias und Oxfordschichten führen. Vom Kreidegebirge sind das Neocomien, der Grünsand und die Tuffkreide aus- gebildet. Sie bilden zwei durch die Juraschichten getrennte Streifen. Die obere Kreide besteht aus zwei Gliedern, aus einem weisslichen oder gelblichen, zuweilen conglomeralischen Sandsleine und darüber aus weisslichem sehr dich- ten, zuweilen zuckerkörnigen, petrefaktenführenden Kalk. Das Nummulitenge- birge geht von den Pyrenäen aus durch eine Ebene und erhebt sich dann wie- der zu ansehnlichen Höhen, die mit dem Cap St. Antoine und St. Martin en- den. Die tertiären Ablagerungen nehmen einen beträchtlichen Raum ein und sind fast nur Süsswassergebilde. In den grossen Ebenen Neu-Castiliens, in dem Becken des Duero und des Ebro spielen sie die Hauptrolle und diese 3 Becken waren wahrscheinlich einst mit einander verbunden. Die obern Tertiärgebilde bestehen aus porösen kiesligen Kalk mit Helix, Paludina und Planorbis, in den mittlern herrschen Mergel und Gypse, die untern bilden Sandsteine und Conglo- merate mit Nagelfluhähnlichen Geröllen. Die Schichtenstellung ist meist hori- zontal und das ganze Gebilde scheint der miocenen Epoche anzugehören. (Ibid. p. 89.) Gl. Hebert, über die obere Kreide. — Die hier in Kürze dargeleg- ten Untersuchungen beziehen sich zunächst auf das Alter des Pisolitenkalkes, dessen Fauna mit der unlern Kreide von Mastricht einige Arten identisch hat wie Pecten quadricoslalus, Lima tecla, L. decussala u. a., aber durch den Reich- (ham an Gasteropoden und gewisse Familien der Acephalen wie der Lucinen und Cardiaceen doch der obern Mastrichter Kreide noch ähnlicher ist. Ueber- haupt sind 18 Arten identisch. Mit dem Bakulitenkalk von Coutance hat der Pisolitenkalk 50 Arten gemein und dieses Resultat ist nur aus der Vergleichung der Gasteropoden und acephalen Lamellibranchier gewonnen. Von diesen 103 Arten finden sich auch bei Faxoe, Haldem u. a. 0. wieder. In der Gegend von Coutance gelang es H. eine scharfe Gränze zwischen Kreide- und Tertiärgebil- den nachzuweisen. Der den Bakulitenkalk bedeckende Knotenkalk sowıe der auf diesem rahende Muschelsand muss noch zur Kreide gerechnet werden. Keine einzige Art dieser Gebilde ist terliär, von 17 Arten waren drei mit dem Baku- litenkalk, 9 mit Mastricht und 14 mit dem Pisolitenkalk des Pariser Beckens identisch. Auch die Lagerungsverhältnisse sprechen für diese Altersbestimmung. (Ibid. p. 100.) Gl. Palaeontologie. — L. Bellardi, kritisches Verzeich- niss der Nummulitenfossilien Nizza’s. — Dieses Verzeichniss zählt 362 Arten Gastrozoen auf, von den Cephalopoden beginnend mit Hinzufügung der Diagnosen und Beschreibungen neuer Arten, der Literalur und Synonymen der schon bekannten, weitere Bemerkungen über diese und mit Angabe der spe- ciellen Fundorte. Die grosse Reichhalligkeit des Inhaltes und die sorgfältige Bearbeitung machen diese Abhandlung zu einer der schälzbarsten über die pa- Jäontologischen Eigenthümlichkeiten des Nummulitengebirges. Auf eine vollstän- dige Angabe des Inhaltes müssen wir verzichten, doch wollen wir die neuen, auf 24h 10 Tafeln sauber abgebildeten Arten namhaft machen. Es sind: Nautilus Perezi, Bulla semicostata, Chemnitzia nicensis, Nerinea supracrelacea, Actaeon costatum, Natica bicarinata, Nerita crassa, Neritopsis pustulosa, Trochus laevissimus, Tr. nicensis, Turbo Saissei, Pleurotomaria Deshayesi, Cypraea corbnloides, C. Ge- nyi, C. praelonga, Rostellaria macropleroides,&R. laevis, R. multiplicata, R. go- niophora, Mitra nicensis, Pleurotoma goniophora, Pl. Perezi, Cassis Deshayesi, C. Archiaci, Cassidaria Orbignyi, Cerithium magnum, C. subangulosum, C. Van- denheckei, C. fodicatum, C. vellicatum, C.-contractum, C. subspiratum, Vermetus lima, V. Genyi, V. limoides, V. laevis, Dentalium nicense, Solen rimosus, Pho- ladomya nıcensis, Ph. affinis, Ph. Perezi — ausser diesen wird auch Ph. Pu- schi aufgeführt und zwar in 7 Varietäten, wie dieselbe gleichzeitig ebenso va- riable aus dem norddeutschen Septarienthon in des Ref. Beiträgen zur Paläon- iologie (Berl. 1853. S. 95.) beschrieben worden ist — Anatina rugosa, Thra- cia rugosa, Corbula semicostala, C. Genyi, C. alata, C. nicensis, C. minor, C. laevis, Solecurtus elongatus, S. striatus, Arcopagia excenlrica, A. varistriata, Tel- lina praelonga, Venus strialissima, V. Borsoni, Cardium modioloides, C. Perezi, C. Rouaulti, C. Bonellii, C. nicense, C. rarostriatum, Isocardia acutangula, Car-- dita Perezi, Crassatella Archiaci, Cr. subtumida, C. subrotunda, C. acutangula, C. semieostata, Cypricardia tumida, Cyprina Nysti, C. Calliandi, C. complanata, Arca Calliandi, A. Perezi, A. Genyi, A. Vandenheckeı, A. Bonellii, A. simplex, Pectunculus striatissimus , Stalagmium grande , Chama latecostala, Lima Perezi, L. unistriata, Plicatula Calliandi, Pecten parvicostatus, P. amplus, Spondylus li- moides , Sp. paucespinatus, Sp. horridus, Cidaris numrnulitica, Hemieidaris Ar- chiaci, Salmacis Vandenheckei, Eupatagus minimus, Brissopsis menippes, Num- mulites Bellardii, Trochocyathus cornutlus, Flabellum Bellardii. Den Schluss der Abhandlung bildet eine vergleichende Zusammenstellung anderer Fundorte dieser Arten und danach hat das Nummulitengebirge gemeinschaftlich mit Paris 112 Arten, mit London 54, mit Belgien 48, mit Pau 21, mit Bayonne 47, mit den Corbieres 18, mit Verona 59, mit Aegypten 29, mit Kleinasien 11, mif Cutch 10 Arten, also ist beinahe ein Drittheil aller Arten mit dem Pariser Becken iden- tisch und daraus die Stellung des Nummulitengebirges in der Reihe der tertiä- ren Bildungen nicht mehr zweifelhaft. Diese Abhandlung wird uns Gelegenheit zu einer speciellern Vergleichung mit den norddeutschen Braunkohlen-Petrefakten geben, deren Resultat wir nächstens in diesen Blättern mittheilen wollen. (Mem. soc. geol. IV b. 205—297. Tb. 12—22.) Gl. Alex. Braun, über fossile Goniopteris-Arten. — Zur Be- stimmung der fossilen Arten von Goniopteris ist die auf das Schleierchen be- gründete Trennung von Nephrodium nicht annehmbar , um so weniger da sie auch für die lebenden Arten nicht ganz sicher begründet ist. Die von Br. un- tersuchten tertiären Arten sind folgende: 1) G. oeningensis n. sp. von Oenin- gen, eine unvollständige Fieder , deren Sekundärnerven von den starken Mittel- nerven unter 80° auslaufen, dicht gedrängt, gebogen sind und in die stumpfen Zähne des Randes auslaufen. Sie geben aussen 5 oder 4, innen 3 Tertiärner- ven ab. Sie steht den brasilianischen Polypodium fraxinifolium, P. proliferum und P. macropus zunächst. 2) G. styriaca Ung. hat längere stärkere Sägezähne der Fiedern, straffere Secundärnerven, zahlreichere Tertiärnerven und nähert sich dem Polypodium lineatum aus Nepal. 3) G. dalmatica hat sehr kurz ge- stielle Fıedern mit ganzen, ungezähnten Rändern, die Secundärnerven laufen gradlinıg in die Spitzen der Lappen aus, haben aussen 8 bis 9, innen 7 bis 8 Tertiärnerven. Steht Aspidium gongylodes u. a. tropischen Arten sehr nah. 4) G. lethaea Ung. von Kainberg. 5) G. Buchi n. sp. von Dijon hat längliche, ge- rundete ganzrandige Fiederlappen , gradlinige unter 60° abgehende Secundärner- ven und etwa 12 bis 13 Terliärnerven jederseits. Sie scheint ganz eigenthüm- lich zu sein. Schliesslich spricht Br. die Vermuthung aus, dass vielleicht Pe- copteris elegans des Steinkohlengebirges diesen tertiären Goniopteris anzureihen ist. (Geol. Zeitschr. IV. S. 545—564. Tf. 14.) al. v. Merklein, über fossiles Holz und Bernstein in Braun- kohle aus Gishiginsk in Kamschatka. — Die Braunkohle, aus wel- 245 eher die zur Untersuchung eingesandten Gegenstände herrühren, ist blältrig, sehr thonig und bildet steil fallende Lager von mehren Zoll Dicke, die mit weichem Sandstein wechseln. Diese Schichten gehen an der Mündung der Flüsse Awcko- wa 30 Werst von Gishiga und an der Mündung des Tschaibucho 40 Werst von derselben Stadt in steilen niedrigen Uferfelsen zu Tage. Die kleinen glänzend schwarzkohligen Holzstücke lassen bei schräg auffallendem Lichte einige unregel- mässige concentrische Schichten und auf denselben sehr feine Längsslreifung er- kennen, Die Oberfläche war ganz glatt, pechschwarz und glänzend , in einer kleinen Vertiefung fand sich fest ansilzender Bernstein und Schwefelkieskrystalle. Bei der Verbrennung der schwarzkohligen astförmigen Fragmente wurde kein Bernsteingeruch bemerkt, sondern ein schweflig brenzlicher. Im Innern konnte kein Bernstein aufgefunden werden. Unter der Loupe liessen sich 25 concen- trische Schichten unterscheiden, von denen ein Theil wie in einander geflossen schien, die aber unzweifelhaft Jahresringe sind. Bei der mikroskopischen Un- tersuchung zeichneten sich horizontale Schnitte durch eine grosse Menge meist ziemlich parallel verlaufender mehr weniger bogenförmiger Spalten aus, die je- doch nicht in der organischen Structur bedingt sind. Ausserdem erschien eine bandarlige farbige Streifung. Der Grundton der durchsichtigen Lamellen war gelbbraun. Bei 300maliger Vergrösserung wurde das Zellgewebe deutlich er- kannt, die Zellen von meist länglich ovaler Gestalt, sehr diekwandig und in mehrfacher Hinsicht auf Coniferennatur deutend. Die Längsschnilte zeigten pa- rallele, hellere und dunklere, breitere und schmälere Streifen mit gradlinigen oft sehr scharfen Grenzen, ohne Quertheilung. Sie bedeuteten die Holzzellen, auf denen die Tüpfel nicht mit genügender Bestimmtheit unterschieden werden konn- ten. Auch die Markstrahlen waren nur schwach und undeutlich. Es ist nach Allem diesem höchst wahrscheinlich, dass das fossile Holz von einer Conifere stammt, die vielleicht zu den Cupressineen gehörte. Wiewohl nun eine speeiel- lere systematische Bestimmung nicht erreicht werden konnte, so soll dieses Holz doch den Namen Cupressinoxylon Breverni führen. (Bnll. acad. Petersb. XI. p. 81. c. Tb.) al. Lycett deutet die bısher irrthümlich als Gryphaea eymbium aus dem Unteroolith von Cotteswold aufgeführte Muschel. Er erkennt darin eine neue Art, Gr. Buckmanni, mit der also die Gr. cymbium bei Murchison und Morris, sowie die Gr. columbia bei’ Lonsdale synonym sind. Die neue Art ist queroval, sehr gewölbt , unregelmässig concentrisch blältrig, ihr Wirbel spitz, gekrümmt, mit kleiner Area, die grosse Klappe seitlich erweitert, zweılappig, mit breiter tiefer vom Wirbel bis zum Unterrande ausgedehnter Rinne, die kleine Klappe concav, die Ränder beider Klappen buchtig. (Ann, mag. XI. March. p. 200.) @!. Owen, über Nesodon. — Die ersten Reste dieser untergegange- nen Galtung wurden bereits im Jahre 1836 in Patagonien entdeckt. Neuerdings sind nun von ebenda durch CGapitän Sulivan mehre Ueberreste eingesandt wor- den, welche die Aufstellung von & Arten rechtfertigen. Die Zahnformel der Gattung ist für jeden Kiefer oben und unten 3+1-+(4-+3), zusammen 44 Zähne. Die Schneidezähne haben schneidende, lange, leicht gekrümmte Kronen, die Eck- zähne sind klein, die ersten Lückzähne nicht überragend. Die obern Backzähne haben lange gekrümmte comprimirte Kronen an der Aussenseile gelurcht, innen mıt zwei mehr weniger complicirten Falten. Die untern Backzähne sind lang, gerade, comprimirt, aussen durch einen Längseinschnilt in zwei Lappen getheilt, innen mil einer nach hinten gewundenen Schmelzfalte. Die Kronen aller Zähne sind von gleicher Höhe und in ununterbrochener Reihe geordnet. Die herbivore Natur tritt hierin unzweifelhaft hervor und nähert sich das Nesodon am mei- sten den Hufthieren und zwar der Familie der Perissodactylen, in einigen Ei- genthümlichkeiten des Schädels mehr den Artiodaetylen und selbst in wichtigen Merkmalen dem Toxodon. Von den Arten hat N. imbricatus die Grösse des Lla-., ma, N. Sulivani die des Zebra, N. ovinus die des Schafes, N. magnus endlich die des Rhinoceros. Owen begründet auf die Verwandtschaft des Nesodon mit To- xodon die neue Familie der Ungulaten, Toxodontia. (Abid, April p. 318.) @l. 17 246 Literatur. Ewald betrachtet die d’Orbigny’schen Biradioliten nur als Subgenus von Radiolites, da die längs verlaufenden Bänder der Oberfläche auch bei typischen Radioliten erkennbar sind. Die Biradıioliten zeichnen sich vielmehr aus durch das Fehlen der Längsleiste in der kleinern Abtheilung der inneren Höhlung, und durch die nıcht vollständige Scheidung dieser kleinen Ab- theilung von der Höhle. Letzteres zeigt sich am deutlichsten bei B. cornu pa- storis. Da nun auch ächte Radıoliten diesen Character theilen, so müssen die- selben in das Subgenus Biradioliles versetzt werden. (Geol. Zeitschr. IV. 504.) — Beinert beschreibt einen Zahn von Polyptychodon aus dem untern Quader von Raspenau und Beyrich erwähnt einen gleichen nur grössern wahrschein- lich von Löwenberg. (Ebd. 529.) — v. Schauroth untersucht eine Voltzia coburgensis n. sp. aus dem Keupersandstein bei Coburg. Sie ist der Endole- pis elegans aus dem Jenaer Muschelkalk sehr ähnlich, doch lässt es sich über- haupt noch nicht mit Sicherheit entscheiden, ob sie zu den Phanerogamen oder Cryptogamen gehört. Zugleich spricht von Schauroth noch seine Ansichten über den obern Keupersandstein ans. (Ebd. 538.) — v. Helmersen hält sei- nen Aulosteges variabilis, den Gr. Kaiserling mit seinem Orthis Wangenheimi identificirend unter Strophalosia verselzte, aufrecht, indem er sich auf King’s und Davidson’s Vergleichung der Original-Exemplare für beide Gattungen bezieht. (Bull. acad. Petersb. XI. p. 140.). Botanik. — H. G. Reichenbach, zur Kenntniss der Chloraeaceae. — Alle Arten der Chloraea haben 4 fast halbmondförmige Pollınia tetradinischen Pollens mit sehr leichter Exine und keine Spur einer Klebdrüse. Hierzu kommen noch einige andere Merkmale, durch welche eine Gruppe der Chloräaceen natürlich begränzt wird. Unter denselben ist Bipinnula durch die sehr langen seitlichen Hüllblätter, die sich in eine Spitze mit fieder- kammigem Besalze verschmälern ausgezeichnet. Ehen so ausgezeichnet ist Bie- neria mıt sehr kurzem Antherenconnecliv, mit tief ın das gerandete AndocHnium hinabhängenden Antherenfächern, mit hornigem, wulstig gerandetem Kästchen an der Lippe und mit knieförmig umgebugener, breit genagelter, grosswulsliger Lippe. (Bot. Zeity. 1853. p. 1. Tfl. 1.) —e. G.W.Bischoff, Bemerkungen zur Entwicklungsgeschichte der Equiseten. — Schon früher ist von B., Agardh und Vaucher die Ent- wickelung des Vorkeimes aus der Spore und die Entstehung der jungen Pflanze aus dıesem beobachtet und neuerdings von Thuret, Milde und Hofmeister die Ausbildung der Antheridien auf dem Vorkeime verfolgt, von letzterem auch schon die Entwickelung der Keimknospe sowie der Keımpflanze dargelegt. Nach die- sen Untersuchungen sind die Vorkeime stets diöcisch. B. fand indess den Vor- keim von Eqnisetum sylvalicum hiervon abweichend. Derselbe zeigte nämlıch an der untern Seile seiner Hauptlappen zahlreiche Höhlungen als eben so viele Keimknospen mit verkümmerten Keimbläschen bis auf ein einziges, das sich zu einem Stengel ausgebildet hatte. Auch die Bildung der Keimknospe erschien ei- genthümlich. Zu unterst bildet nämlich ein über die Fläche des Vorkeimes et- was vorspringender Kreis von niedergedrückten Zellen gleichsam den Fuss der Keimknospe, der anch aus mehren Zellenreihen über einander besteht. Auf ihm erheben sich 4 höhere Zellen, die wieder vier längere walzige tragen. Diese 8 Zellen bilden den Hals der Keimknospe und umschliessen eine vierseitige hohle im Scheitel geöffnete Achse, einen Intercellulargang, der sich unten zu einer Hohlkugel mit dem Keimbläschen erweitert und schwarzbraun gefärbt ist. Zu- gleich mit den Keimknospen trägt nun der Vorkeim reichliche Antheridien, de- ren deutliche Ausbildung dıe monöcische Natur ausser Zweifel setzt. Hinsicht- lich der Bezeichnungsweise spricht sich B. noch entschieden gegen einige Aus- drücke der neuern Zeit aus. So hält er Archegonium für Keimknospe hier für ganz unpassend, denn dasselbe bezeichnet den Anfang der Frucht, keinesweges den die junge Pflanze in sich bildenden Apparat des Vorkeimes. Eben so un- zulässig sind die Benennungen Spermalozoen, Antherozoiden für die beweglichen Spiralfaden der Antheridien, da diesen die thierische Natur völlig fehlt, Auch 247 die Zusammensetzungen mit Sperma überhaupt sind unpassend und B. schlägt vor für diese Schwärmfaden und Schwärmfadenzelle zu wählen. Die von NHof- meister angenommene Unterscheidung von Vorkeim und Prothallium billigt B. ebenfalls nicht und schliesst seine Abhandlung mit einigen berichtigenden Bemer- kungen über seine frühere Darstellung der Entwicklung des Equisetum palustre. (Ebd. S. 97. Tfl. 2.) —e. G.W.Bischoff, Bemerkungen zur Entwicklungsgeschichte der Lebermoose, — Die widersprechenden Beobachtungen von Gottsche und Hofmeister veranlassen B. seine früher nur Lheilweise veröffentlichten Untersu- chungen zur Entwicklung der Lebermoose jetzt ausführlicher darzulegen. Die am ll. März ausgesäelen Sporen der Fegatella conica hatten am 19. ejusd. ein oder zwei einfache Wurzelhaare ausgeschickt , welche als Aussackung der innern zar- ien Sporenhaut die äussere raulıe Haut durchbrochen hatten. Bis zum 17. April hatte sich aus der Sporenzelle eine grüne Zellenmasse erhoben, die in weilest vorgeschriltener Entwicklung eine keillörmige Platte darstellte, deren vorderes Ende aus blossen Zellen bestand. Bis zum Ende des Jahres änderte sich der Entwieklungsgang nicht wesentlich, nur dass die knolienförmige von der ursprüng- lieben Sporenzelle herrührende Zellenmasse am Grunde der keilförmigen Platte verschwunden war. Gegen den Frühling entwickelte sich nur bei den völlig nie- derliegenden Keimgebilden aus der Spitze, bei dem mit ihren vordern Theile aufgerichleten, aber unterhalb ihrer Spitze ein junger Trieb, der einen mehr zu- sammengesetzlen Bau besass und bald auch die Epidermis erkennen liess, indem zugleich eine nervenähnliche Mittellinie sich zeigte. Dieser die wahre Keim- planze darstellende Trieb verrieth bald in der Eınkerbung seiner Spitze die An- lage zu einem ersten Gipfelspross, dener andere folgten. Die am 3. April ge- saelen Sporen von Pellia epiphylla hatten schon nach wenigen Tagen das erste Wurzelhaar getrieben und darauf bildete sich auch dieselbe Zellenmasse wie bei Fegatella. Die erst am Ende des Jahres als Gipfelspross aus dem Vorkeime ent- standene Keimpflanze besass ein dichteres Gewebe als jenes und eine sichtbare Mittelrippe. (Ebd. 113. Tfl. 2.) —e. H. Riess, Beiträge zur Pilzkunde. — Der Aufsatz enthält die ausführliche Beschreibung folgender Arten: Prosthemium stellare in der Aue bei Kassel, Stegonosporium elevatum an dürren Eichenzweigen von Herbst bis Früh- jahr treibend ebenda, Sphaeronaema squarrosum auf der Rinde frischer Aeste von Lonicera Xilosteum im April bei Allendorf an der Werra, eın Eurolium zwi- schen dichten Rasen von Aspergillus glaucus auf verdorbenen Speisen, Achroo- myces pubescens an dürren Lindenzweigen in der Aue bei Kassel das ganze Jahr hindurch, Lituaria nov. gen, ex Tubereulariaceis Corda: stroma determinatum, sub- cellulosum, floceis sporiferis consitum, sporae acrogenae, simplices, eylindricae, ad formam soleae equinae curyalae, in siratum exlernum conjunctae, die Art ist L. stignıatea auf einem dürren Ulmenzweige, Mucor brevipes auf altem Stärkeklei- ster als schwarze Punkte erscheinend, Monosporium oxycladum auf der Rınde dürrer Zweige bei Kassel im Herbst und Frühlinge, Polyseytalum nov. gen. ex Aspergillinis Corda: flocei erecli, subrigidi , ramosi, sporae simplices, eylindri- cae, in calenas ramosas, ex floccorum ramorumque picibus nalas seriatae, die Art ist P. feeundissimum im Habıchtswald auf modernden Blättern, Periconia capitulata an einem modernden Stengel im Herbst, Torula flagellum ein weisser mehlartiger Ueberzug auf faulenden Blättern, Helicomyces tubulosus an entrin- defem mürben Weidenholz. (Ebd. 129. Tfl. 3) —e. Literatur. Curtis’ botanical magazine vol. IX. March. Nr. 99. enthält: Galeandra Baueri Tb. 4701, Dipladenia ffava Tb. 4702, Eriogonum com- positum Tb. 4703, Impatiens Hookerana Tb. 4704, Pitcairnia macrocal; > Ally 4705, Gymnostachyum ceylanıcum Tb. 4706. — April Nr. 100.: Cereus Mac- donaldia Tb. 4707, Dendrobium heterocarpum Tb. 4708, Pitcairnia echirata Tb, 4709, Crossandra flava Tb. 4710, Dendrobium terelifolium Tb. 4711. Pasxton’s flower Garden (Vol. III. London 1853) enthält im Janvar- heft: Dielyira chrysanta Tb. 103, Spathodea campanulata Tb. 104, Laeliopsis n. gen.: omnino Cattleyia, nisi quod flores membranacei necnon venae labelli bar- lie 248 batae, die Art L. domingensis (== Caltleia domingensis Lindl.) Tb. 105, Salvia hians Fig. 307, Rosa Fortuniana p. 157, Comaclininm aurantiacum p. 158, Li- lium canadense Fig. 308, Fuchsia miniata p. 159, Siphocampylus penduliflorus Senecio concolor, Hoya fraterna p. 160, Alstromeria plantaginea Fig. 309, So- bralia chlorantha p. 161, Meriania Karsteni, Rhododendron Lonis Philippe p. 162, Phalaenopsis intermedia Fig. 310, Rubus japonicus p. 163, Echinopsis cristata, Hedychium flavescens Fig. 3ll. — Im Februarheft: Althaea frutex — Hibiscus syriacus Lin.) Tb. 106, Cinchona calisaya Tb. 107, Aeschyanthus splendidus Tb. 108, Coelogyne cristata Fig. 312, Houlletia Ligrina, Begonia xan- ihina p. 172, Sphaeralcea nutans Fig. 313, Odontoglossum Pescatorei, Mormo- des speciosum p. 174, Leptosiphon luteum Fig. 314. Hooker’s Journal of Botany 1852. Nr.41.: Hooker beschreiht Am- momum Danielli n. sp. 129. Tb. 5. von Jer Goldküste. — Berkeley führt die 39. und 40. Dekade von Pilzen aus Sikkim und Khassya auf p. 130—140. — Stocks 16 neue Pflanzen verschiedener Familien von Belodchistan p. 142 —150. — Nr. 42: Berkeley, über eine kleine Sammlung von Pilzen von Borneo (3& Arten) p. 161—164. — Champion und Bentham, Fortsetzung der Florula Hongkongensis (37 Arten werden diagnosirt) p. 164— 181. Fort- setzung (21 Arten) p. 193—199. — Drammond und Meisner, Verzeich- niss der Proteaceen des südwestlichen Australien p. J81— 187, 207 — 212. — Nr. 43: Asa Gray, über Tethratheca p. 199. — Hooker, über Dryobala- nops camphora auf Borneo und Sumatra p. 200—206. Tb. 7. 8. Linnaea Bd. XXV. Heft 3. enthält: A. Scheele, Beiträge zur Flora von Dalmatien (Ononis heterophylla n. sp. der ©. natrix zunächst stehend) 266. — FE. Klotzsch, Beiträge zu einer Flora der Aequinoctinalgegenden der neuen Welt (22 Arten von Stevia) 2658—292. — v. Schlechtendal, Bemerkungen über die Gattung Heterocentron 324—332. — Sporleder, Beitrag zur Flora der Insel Portorico mit Beilagen von Hampe über die Leber- und Laubmoose, von Klotzsch über die Pilze 333—366. — Ferd. Müller, Diagnosen und Beschreibungen neuer Pflanzen aus dem Innern Neuhollands (29 Arten) 367—384. Botanische Zeitung 1353. Janwar: C. Müller, Musei Neilgherrenses (56 Arten) p. 17. 33. 57. — Schenk, über die Cenien p.40.— L.R. Tu- lasne, de organis apud Discomyceles propagalioni inservientibus p. 49. — Gr. Henckel v. Donnersmarck, zur numismatischen Botanik p. 73. — €. H. Schulze, Notiz über Kalbfussia p. 8. — H. Hoffmann, botani- sche Skizzen aus dem Schwarzwalde p. 145. — Göppert, über das Ueber- wallen der Coniferenstämme in Bezug auf Schacht p. 153. Zoologie. — Th. Hinks beschreibt zwei neue Polypen, Cam- panularia parvula von der irischen Küste und C. caliculata an der Küste von Cork, und gibt alsdann noch sehr beachtenswerthe Beiträge zur Naturgeschichte der Cordylophora lacustris, Mimosella gracilis und Eucratea chelata. (Ann. mag. mat. hist. March. 178—175. Tb. 5. 6.) 61. Gray versetzt ein bisher irrthümlich in die Klasse der Würmer gestell- tes Thier als eigenthümliche Gattung, Rhopalodina, unter die Scytodermen, wo es wahrscheinlich den Typus einer neuen zwischen Sıphunculus und Holothuria stehenden Familie bildet. Das Thier hat eine keulenförmige Gestalt, deren stiel- förmiger Theil verlängert cylindrisch und röhrenförmig ist, während der ver- dickte Körper in der hintern Hälfte 10 zweireihige Ambulacralgänge besitzt. Die Art ist Rh. lageniformis genannt worden. (Ibid. April 301. c. Fig.) Gl. Conchyliologisches. Pfeiffer, Studien zur Geschichte der Auriculaceen. — Diese von Lamarck zuerst begründete, dann von Blain- ville und später von Menke und Deshayes noch schärfer begränzte Familie um- fasst gegenwärlig eine sehr beträchtliche Anzahl von mehr weniger natürlich be- gründeten Gattungen. Viele derselben fallen ohne Weiteres mit länger bekann- ien Typen zusammen, die übrigen sondern sich zunächst in 2 Hauptreihen, de- ren eine einen mehr weniger verdickten oder ausgebreiteten, die andere einen 249 scharfen einfachen Mundsaum zeigt, Die erstern sind fast sämmtlich Land- schnecken, die zweiten Wasserbewohner. Jene umfassen als Auriculea die Gat- tungen : Auricula, Cassidula, Scearabus, Carychium, diese als Melampea die Gat- tungen: Melampus, Pedipes, Marinula, Ophicardelus, Alexia, Leuconia. Nach einer vorläufigen Revision gestaltet sich nun die Familie also: I. Melampea wo- hin Melampus mit den Subgen. Melampus, Ophieardelus, Pythia, Leuconia, fer- ner fraglich Pedipes und Otina. II. Auriculea mit den Gattungen Pythia, Auri- eula (Auriculus, Cassidula und ?Alexia) und Carychium. (Zeitschr. f. Malakoz. 1853. I. S. 1—-10.) Gl. Rossmässler, Bemerkungen über die europäischen Na- jaden. — Nach einigen den Speciesfabrikanten sehr zur Beachtung empfehlen- den Worten über die trostlose Richtung in der Conchyliologie immer nur die todten Schalen und nieht die Thiere zu classificiren, verwirft R. die bei Unio- nen und Anodnoten bisher zur Unterscheidung gewählten Merkmale und glaubt in der microskopischen Textur der sogenannten 2 Paar kleinen und grossen Kiemenblätter und der Fühler haltbarere Charactere zu finden. Hieran knüpft R. noch Beobachtungen über das Vorkommen einiger Anodonten und Unionen bei Leipzig und im Altenburgischen. (Ebd. 11—16.) Gl. Gray revidirt dieFamilien der Nudibranchıaten und be- schreibt eine neue Gattung. — Diese Revision gründet sich auf die Untersuehung der Zunge nnd Zähne und gibt folgende Anordnung: a. Kiemen kreisformig in der Mitte des hintern Theiles des Rückens: 1. Fam. Onchidoridae mit 2 Zähnen in jeder Querreihe und mit Kiemen in getrennten Höhlen, Acan- thodoris, Onchidoris. 2, Fam. Dorididae mit vielen einander ähnlichen Zähnen in jeder Querreihe, Kiemen in einer gemeinschaftlichen Höhle, «. Doris, $. Go- niodoris, Ceratosoma, y. Aegires. 3. Fam. Triopidae mit ebenfalls vielen Zäh- nen in jeder Querreihe, die inneren seillichen gross, unregelmässig, Kiemen wie vorhin, Triopa, Idalia. b. Kiemen oberflächlich. «. Zunge breit mit zahlreichen Zähnen in jeder Querreihe. 4. Fam. Tritoniadae Tentakeln in einer Scheide, Kiemen jederseits des Rückens, Kiefer hornig, Tritonia, Dendronotus, Seyllaea, Eumenis. 5. Fam. Proctonotidae Tentakeln einfach, linear, ohne Scheide, Kiefer hornig und stark, Proctonotus, Anliopa. 6. Fam. Diphyllidiadae Tentakeln ein- fach, vereinigt, Kiemen in Falten an der untern Seite des Mantelendes, Diphyl- dia. ?. Zunge schmal, Zähne nur in einer Mittelreihe. 7. Fam. Dotonidae Tentakeln mit einer Scheide an der Basis, retractil, Kiemen an den Seiten des Rückens, Doto. 8. Fam. Glaueidae Tentakeln pfriemenförmig, einfach, contractil, Kiefer meist hornig, Glaueus, Eolidia, Montagua , Favorinus, Embletonia, Her- maea, Alderia. 9. Fam. Placobranchidae Tentakeln pfriemenförmig oder linear, gefaltet, Kiemen in Gestalt radialer Falten auf der Oberfläche des Rückens, Pla- eobranchus, Elysia. 10. Fam. Limapontidae keine oder einfache contractile Tentakeln, Körper deprimirt, Kiemen nicht äusserlich, Limapontia. 11. Fam. Phyllirrhoidae Tentakeln verlängert pfriemenförmig, Körper comprimirt, Kiemen nicht äusserlich, Phyllirrhoe. y. Zunge und Kiefer fehlen. 12. Fam. Phyllidia- dae, Tentakeln dorsal, retraclil, Kiemen radialfalig an der Unterseite, wohin Phyllidia mit den Arten Ph. trilineata, Ph. ocellata, Ph. annulata n. sp. und Freyeria nov. gen. mit der Art Fr. pustulosa. (Ann. mag.-nat. hist. March. 219—221.) Nach Gray hat Bifrontia, von der B. Zanclaea nenerdings lebend an der Küste von Madeira gefunden wurde, einen hohen kegelförmigen Deckel mit spiraler Falte ähnlich wie Torinia (Solarium variegatum) , deren Verwandtschaft schon Philippi vermuthete. Bei alten Exemplaren ist der letzte Umgang von den frübern getrennt wie bei den fossilen. (Ibid. 260.) Clark theilt seine Untersuchungen der Chitonidae mit und beschreibt Chiton faseicularis, Chiton asellus und Ch. eiriereus Lin. (Ch. marginatus autor). (Ibid. April 274-283.) Gray diagnosirt seine Gattung Alycaens also: Tentacula duo mediocria eylindracea, apicibus obtusis, oculos ad basin posteriorem ipsa gerentia, oculi integri, eirculares, nigri minuti (quasi puneta), vix prominentes, pes brevis, po- 250 slice ultra testam non transiens, operceulum testaceum concaviuseulum multispira- tum, sursum ad dextram gerens. Eine neue Art ist A. urnula vom Himalaya. Ausserdem diagnosirt Gray noch Cyelostoma tersum und C. milium n. spec. (Ibid. 283— 287.) Alb.Hancock beschreibt ausführlich das Thier von Myochama anomioi- des nach einem gut erhaltenen Spiritus-Exemplare. (Ibid. 2837—291. Tb.11.) Adams diagnosirt 41 neue Arten der Gattung Nassa aus verschiedenen Ländern in Cumings Sammlung. (Ibid. 320—325.) @l. Herbst, über die Natur und Verbreitungsweise der Tri- china spiralis. — Bei Untersuchung einer Krähe (Corvus cornix) zeigte sich die Oberfläche des Darmes mit zahlreichen Trichinencysten besetzt, deren Würmer 0,5‘ lang waren, ausserdem waren Eier mit kleinern Würmern theils einzeln Lheils haufenweise im Zellgewebe unter dem Bauchfelle des ganzen Darm- kanals und zwischen den Platten des Mesenterinm verbreitet, ebenso im Schleim der innern Darmfläche , im Blute des Herzens, an der Innenfläche der Bauch- muskeln, in der Leber. Ausserdem krochen aus der zerschniltenen Leber zoll- lange Stücke von Filaria attenuata hervor, welche einen dreifachen von Eiern strotzenden Eileiter enthielten. Die Zahl dieser Eier belief sich auf 30,000 und viele zeigten schon den lebenden Fötus. Diese Eier mit Embryonen waren’ ganz denen im Blute und den andern Organen gleich. H. untersuchte nun im April noch 6 Corvus monedula, 6 C. cornix, 6 C. corone und 2 C. glandarius. In allen war die Oberfläche des Darmes mit zahlreichen Trichinenceysten besetzt, deren Würmer 0,516‘ Länge und 0,029‘ Breite massen, sich lebhaft beweg- ten und an dem Kopfende zwischen zwei Papillen die Mundöffnung, an der kur- zen Schwanzspitze Runzeln zeigten. In 2 andern Krähen befanden sich auf dem Darme zahlreiche Kalkknötchen von der Form der Cysten. Von mehren Sper- lingen besass nur einer eine 18° lange Trichine in den Schenkelmuskeln, da- gegen hatte ein Buchfink am Magen und Darın viele Cysten, deren Würmer de- nen der Krähen ähnlich waren. Beim Habicht waren die Cysten zahlreich im Mesenterium und auf der Leber, gelblich und mit einem dunkelgrauen Gewebe erfüllt, welches aus röhrenförmigen Häuten bestand und den 0,15‘ langen Wurm einschloss. In der Eule war Magen, Vormagen , Mesenterium und der ganze Darm dicht mit Trichinencysten besetzt, in den Muskeln fanden sich zahlreiche freie Trychinen. Beim Enterich und Hahn zeigten sich die Cysten nur im Me- senlerium und auf dem Darm. Bei einem Hunde -war das Blut überall selbst in den kleinsten Gefässen mit Filaria sanguinis von 0,075‘ Länge erfüllt. 80 vom April bis August untersuchte Maulwürfe besassen gar keine erwachsenen Filarien oder Filarieneier, aber alle Scharen von Trichineneisten und freien Tri- chinen, meist aussen am Magen, am Darm, im Mesenterium und dem grossen Netz, weniger an der Leber, am Brustfell, in dem Gewebe der Lungen, in al- len willkürlichen Muskeln und im grossen und kleinen Gehirn. Die Cysten sind rundlich, halb durchsichtig, gelblich, mit wenig Flüssigkeit erfüllt und dem oben erwähnten Gewebe, welches den Wurm einschliesst. Bei einigen Thieren fanden sich statt der Cysten am Magen und Darm, nie in den Muskeln, runde weissli- che Knöthehen ohne Würmer aus körnigem Gewebe bestehend. In der Lunge wurden auch freie Trichinen beobachtet. Alle Cysten massen durchschnittlich 4‘ Länge, nur in 2 Fällen im Unterleibe %‘‘ Länge. Die im Unterleibe, der Brust und in dem Gehirn bestehen aus 2 Häuten. Die äussere derselben ist derb und aus 5 oder 6 durch Querfäden mit einander verbundenen Lagen elastischen Bindgewebes gebildet, die innere ist sehr zart und zerreisst leicht. Die freien Trichinen ruhen entweder oder bewegen sich spiralförmig windend oder schlängelnd und sind den encystirten völlig gleich. Um die Zahl derselben zu schätzen wurde 1 Gran Muskelfleisch vom Maulwurf untersucht und enthielt dasselbe mehr als 30 Trichinen, wonach allein in den gesammten Muskeln über 5000 leben. Ausserdem wohnt in dem Unterleibe des Maulwurfs noch eine 3‘ lange in einer Cysie von %‘‘ Durchmesser eingeschlossene Trichine, dessen Mund, Gefässsystem und drei Eileiterstränge deutlich ausgebildet sind. Götze beschrieb sie als Qucullanus talpae und Rudolphi als Ascaris incisa. Auch bei 251 Kröten und Fröschen, deren 200 zu diesem Zweck unlersucht wurden, fanden sich Triehinen auf der Leber, dem Magen, Dickdarm und sparsam im Mesente- rium, in den Muskeln jedoch niemals. Die Cysten hatten hier eine harte Kalk- hülle und ihre Würmer waren nur + bis #°‘ lang. — Da nun alle jene Tri- chineneier und Junge mit denen im Eileiter der Filaria altenuata völlig überein- stimmen: so werden erstere wohl nur als frühere Entwicklungsstufen der Fila- rien zu betrachten sein und als solche deutet H, alle anch in andern Thieren beobachtete, wo selbst Filarien noch nicht gefunden worden sınd. Die Verthei- lung der Cysten durch die verschiedensten Organe des Körpers kann nur durch das Blut geschehen. Die Einwanderung der Filarien wurde durch directe Ver- suche geprüft. HH. fütterle 2 junge Tauben vom 24. Mai bis 4. Juni ausser mit Erbsen zugleich mit Maulwurfslleisch , welches Trichinen bewohnten. Bis zum 10. Juni erhielten sie nun blosse Erbsen. Am Ill. wurde die eine Taube un- tersucht und halle in den Muskeln Jes Halses, der Flügel, Schenkel sehr viele freie Trichinen, aber keine Cysten. Ebenso wurde die zweite am 13. Juni ge- sehlachtete Taube befunden, während andere junge und alte Tauben keine Spur von Trichinen zeigten. Ein zweiter Fülterungsversuch mit Tauben ergab dasselbe Resultat. Eine mit Maulwurfsfleisch gefülterte Dohle besass unter dem Perito- nealüberzuge der Leber und Gedärme zahlreiche leere Cysten und in allen will- kürlichen Muskeln freie Triehinen von 0,15‘ Länge. Zwei mit Maulwürfen ge- fütterte Wiesel waren gleichfalls mit zahlreichen freien Trichinen behaftet. |Es wäre eine sorgfällige microscopische Untersuchuug der Cysten und Würmer vor und nach der Fütterung sehr zu wünschen, denn es stimmt die hier behauptete völlige Gleichheit der Triehinen in dem gefutterlen Thiere mit denen, der zum Fulter verwandten Thiere wenig mit der fortschreitenden Entwicklung überein, welche die Fütterungsversuche von Siebolds und die schönen Untersuchungen Stein’s dargelhan haben, die in vorstehendem Aufsalze keine Berücksichtigung gefunden haben ] (Göftting. Nachr. 1352. S. 153—204.) Gl. J. Eights, über Glyptonotus antarceticus noy. gen. et spec. von Neusüd Schetland. Das Thier gehört in die Familie der Idotäen und ist von riesiger Grösse, 3% lang bei 13‘ grösster Breite in der Mitte. Die 6 vordern Fusspaare sind kurz und eintingrig, die 8 hintern dagegen verlängert, stark, dreikantig, mit kurzer Klaue. Die obern Antennen haben die halbe Länge der unlern und eine sehr lange Geissel, die untern haben eine vielgliedrige Geis- sel von der Länge ihres Stieles. Der Körper ist länglich oval, das Abdomen fünfgliedrig, das letzte Glied dreiseitig mit ausgebuchleten Seilen, der Thorax mit mitllerem Rückenkiel, dıe Mandibeln ohne Palpen. (Ann. mag.1.c.339.) GI. Lubbock, zwei neue Subgenera der Calanidae. — Wir ha- ben die Diaguose der Gattung Labidocera schon im Jannarheft S. 59. mitgetheilt und zu dieser fügt L. nun noch die beiden Untergattungen mit je einer Art: Ivella wird diagnosirt: antenna anlica maris dextra tribus dentatis lobulis in- strucla, spina prehensilis, magua; pes Ihoraeicus quiatus sinister, magnus, for- tis, ad apicem aculus et corneus, ramum inlernum non gerens. Die Art heisst L. patagoniensis. Das andere Subgenus ist Iva: antenna anlica maris dexira quatuor dentatis Jamellis instructa tumidissima; spina prehensilis maxima annu- lata; pes thoracicus qnintus sinister magnus, ad apicem lumidus, papillosus. Die Art L. magna bewohnt den Süden des Stillen Oceans. (Abid. 202— 209. Tb. 10.) Gl. Entomologische Literatur. Blackwall veröffentlicht seine Un- tersuchungen und Beobachtungen des Giftorganes der Spinnen. (Transact. Linn. soc. 1852. XXlIa.) Dallas beschreibt folgende neue Hemipteren aus der Gruppe der Scu- tala: Oplomus elongatus in Brasilien, Sciocoris australis in Neuholland, Mecidea (=Cerataulax Sign.) quadrivittata von Mauritius, M, indica in Ostindien, M. lin- earis (ubi?), Aednus (noy. gen. Sciocoridarum) ventralis von Honkong, Dinidor lineatus von Para (SdAmka), Tropicoris latus in Brasilien, Amphaces (n. gen. dem Acanthosoma zunächst verwandt) virescens in Australien, Urostylis notulata 232 in Ostindien, Dinidor gibbus in Brasilien. (Transact. entom. soc. 1852. II. 6—19. Tb. 1. — Hewitson characterısirt 9 neue Papilionen: Papilio telearchus von Syl- het, P. Pausanias von Surinam, P. Chabrias vom Amazonenstrom, P. Orellana ebenda und P. Sakontala von Sylhet. Ibid. 22—24. Tb. 5. 6. — Douglas liefert Beiträge zur Naturgeschichte der Brittischen Mierolepidopteren, welche sich über Gelechia conligua, G. blandella, G. fraternella, Culeophora albitarsella, C. aleyonipenella, €. solitariella verbreiten. Zbid. 75-81. Smith führt neue chinesische Hymenopteren mit Diagnosen auf: Trogus Pepsoides, Cryplus purpuralus, Pison regalis, Cerceris zonalis, Rhynchium Nlavo- marginatum, Rh. ornatum, Aneistrocerus flavopunctalus, Eumenes decoratus, Eu. quadratus, Polistes sulcatus, Vespa mandarinia, V. ducalis, V. erabroniformis, Crocisa decora, Xylocopa appendiculata, X. rufipes, X. piclifrons, Bombus tuni- catus, B. haemorrhoidalis, B. trifasciatus, B. atripes, B. nasutus, B. breviceps, B. flavescens. Ferner aus dem nördlichen Indien: Vespa magnifica, V. auraria, V. basalis, V. obliterata, Bombus eximius, B. funerarius, B. rufofaseiatus, B. simillimus. Ibid. 33—48. Tb. 8. — Derselbe legte der entomologischen Gesellschaft in London eine Monographie der Gattung Cryptocerus vor, in wel- cher besehrieben werden Cr. dubitalus, Cr. aethiops n. sp. beide aus Brasilien, Cr. argentatus aus Columbia, Cr. orbignyanus n. sp. aus Südamerika, Cr. femo-- ralis n. sp. aus Columbia, Cr. unimaeulatus n. sp. aus Brasilien, Cr. patellatus n. sp. aus Brasilien, Cr. elegans n. sp. aus Columbia, Cr. araneolus n. sp. von St. Vincents, Gr. pubescens n. sp. von Adelaide, ferner die neue Gattung Meranoplus mit einer Brasilianischen Art, Cataulacus n. gen. mit. 3 Arten von Ceylon und aus Africa, Onychognathus n. gen. mit einer neuseeländischen Art. Ann. mag. nat. hist. April 333—338. — Newport gibt die Anatomie und Entwicklungsgeschichte einiger Chaleididen und Ichneumoniden mit Rücksicht auf ihre Lebensweise und zugleich die Beschreibung einer neuen Gattung Monodon- tomerus. Transact. Linn. soc. 1852. XXla. Tb. 8 — Derselbe theilt Beobachtungen über Anthophorabia mit Ibid. Curtis gibt die Naturgeschichte der Selandria Robisoni. Ibid. Tb. 5. Withe beschreibt einen nenen Käfer Doubledaxa viator von Madras in Ostindien, zur weitern Gältung Languria gehörig. Transact. entom. 1852. 1, 1—3. c. Fig. — Smith theılt Untersuchungen über Pediculus Melittae Kirb. mit. Ibid. 4. — Saunders characterisirt neue chinesische Käfer: Cosmio- morpha (n. gen. zwischer Jummos und Rhomborluna stehend) modesta, Rhom- borhina nigra, Rh. Forinnei, Taeniodera ornata, Protoetia intricata, Porphyronata sinensis. Ibid. 25-32. Tb.3. — Bates und Westwood theilen Untersu- chungen der Arten von Megacephala am Amazonenstrom wit unter Beschreibung von M. asperula n.sp. Ueber die Arten geben sie folgende Uebersicht: A. Ely- tra humeris rotundatis, hand angnlato prominentibus, a. Corpus aplerum, sub- eylindrieum, mandibulae dentibus acutis, color viridi metallicus, ely'ris lolis con- ceoloribus, Typus ist M., Senegalensis. b. Corpus alatum, latins, subdepressum. «. Mandibulae dentibus intermediis oblique truncatis, color metallieus, elytris ad apicem macula lutea notatis, Typus ist M. quadrisignata u. M. Bocandei, £. Man- dibulae dentibus intermediis acutis, sinistra dente secundo parvo vel terlio mi- nori, color luteus, Typus ist M. bifaseiata.. B. Elytra humeris angulato promi- nentibus. a. Mandibula recta, dentibus tribus apiealibus armata. «. Mandibula sinistra dente secundo minulo, color melallicus, elytrorum apice macuia lutea notato. Typus euphralica. ?. Mandibula sinistra dente tertio fere obsoleto, co- lor totus niger. Typus: M. sepulchralis. b. Mandibula recla dentibus quatuor apicalibus armata, color metallieus, elylris macula Jutea apicali nolalis. «. Man- dibula sinistra dente secundo minuto, labrum denticulatum. Typus: M. austra- lasia. 2. Mandibula sinistra dente secundo tertio majori vel aequali. Typus: M. carolina. Ibid. 49 —58. — Westwood beschreibt I. c. p. 59 — 74. noch 10 z. Th. neue Onchodaeus, 3 neue Liparochrus, Glaresis Frivaldszkyi n. g. et sp., Eremazus unistriatus und Triodontus Owas. — Ferner gibt derselbe p. 84. eine Synopsis der Familie der Paussidae mit Beschreibung eıniger neuen Arten. 293 — Newman theilt seine Beobachtungen über das neuholländische Genus Di- stichocera mit unter Beschreibung der Arten: D. maculicollis, wozu D. rubri- pennis und D. ferruginea die Weıbehen sind, D. par n. sp., D. Kirbyi n. sp., D. Mac Leayii n. sp. Amn. may. nat. hist. March. 253—259. — West- wood beschreibt 17 Arten der australischen Gattung Bolboceras und 29 Arten derselben aus Nordamerika, vom Cap der guten Hoffnung , Ostindien und der Insel Ceylon. Transact. Linn. soc. 1852. XXla. Tb. 3. 4. — Gl. Gervais hat zwei neue Gattungen Flussfische in Algerien erkannt. Die eine derselben gehört in die Familie der Seiaenoiden und ihr Typus ist früher von Geryais als Alherina Zellii aus den Quellgewässern der Sahara beschrieben worden. Sie erhält den Namen Coptodon. Der Typus der andern zur Familie der Eyprinodonten gehörig ist Tellia apoda aus den Quellen von Tell südlich von Constanline. In allen wesentlichen Characteren mit den Cyprinodonten über- einstimmend zeichnet sich diese Gattung durch den Mangel der Bauchllossen aus. (L’Instit. Mars 9. p. 86.) al. Ornithologie. — L. Martin, über den Farbenwechsel bei Muscicapa collaris, M. atricapillaund M. parva im Früh- linge. — Der auffallende Farbenwechsel vieler Vögel im Frühlinge ist bisher allgemein einer Frühlingsmauser zugeschrieben worden, ohne dass man stlichhal- tige Beobachtungen für dieselben aufzuführen im Stande war. Gegen eine sol- che spricht aber der schnelle Wechsel des Colorites z. B. bei Drosseln, Both- kehlehen, Fliegenfanger u. a., welche mit ihrem missfarbigen Colorit im Früh- linge ankommend schon nach 14 bis 20 Tagen ans Brulgeschäfft gehen und dann ın den Farben des Hochzeitskleides prangen. Die erhöhte Lebensfunetion während der Begaltungszeit färbt das Gefieder und die Beobachtungen an den oben genannten Fliegenfängern bestätliglen dies. Das Nestkleid aller dieser ist allgemein grau mit hellgelben Tropfen. Mitte August beginnt die Mauser der alten Vögel, bald nachher die der jungen, beide werden einfach grau und in diesem Kleide verlassen sie uns und kehren im Frühjahr darin zurück, Einige Tage nach der Ankunft sieht man am Rücken, Kopf und Schultern der Männchen viele Federn mıt dunkeln Längsstreifen, bald auch ähnliche Flügelfedern und zwar sind alle diese Federn alte, keine jungen. In 14 Tagen ist der Farbenwechsel vollendet. Allmähliges Zurückziehen des dunkeln Farhestoffes aus den späterhin weisswerdenden Theilen in das Liefschwarze Gefieder, wonach bei M. collaris der Stirnfleck, der Halskragen, Bürzel und der Spiegel immer weisser hervortreien und zugleich die ganze Unlerseile rein weiss wırd Mit deın Reinweisswerden des weissen Gelieders halt das Schwarzwerden des grauen gleichen Schritt, an- fangs nur in dunkeln Schaftstrichen erkennbar. Erst nachdem der ganze Mantel und die Flügeldeckfedern sıch mil schwarzem Pigment gesätligt haben, kommen die Schwingen und Steuerfedern an die Reihe, So ist der Gang bei M. colla- ris und M. atricapilla. ‘Bei M. parva liegen andere Gesetze zu Grunde, da hier die Farbenströmung fast blos nach der Kehle gerichtet ist, die sich gleichfalls aus der grauen in die schöne gelbe Färbung umwandelt, wobei das übrige Ge- fieder keine wesentliche Veränderung erleidet. (Journal für Ornithol. I. 16 — 19.) Kaup gibt eine Uebersicht über die Arten der Gattung Cnipolegus, de- ren er 5 characterisirt. (Ebd. 29.) Hartlaub liefert Beiträge zur exotischen Ornilhologie. Dieselben ent- halten Beschreibungen folgender Vögel: Melanotis hypoleacus n. sp. aus Guate- mala, Pomatorhinus ruficeps n. sp. von Adelaide, Sigmodus caniceps Temm. von der Guineaküste, Rhodinoeichla n. gen., deren Typus Furnarius roseus ist und dessen Stellung den Drosseln genährt wird, Copsychus Pluto Temm. von Borneo, Todirostrum fumifrons n. sp. aus Brasilien, Ornithion n. gen mit der Art ©. inerme ist Pachyrlamphus zunächst verwandt, Sporophila moesta n. sp. aus Brasilien, Eurypyga major n. sp. aus Columbien, Falco ruficollis Swains., Saroglossa madagascariensis Gray , Buteo Ghieshbrechti Dub. (Ebd. 30 — 45.) Gl. 254 2 Gervais hat an der französischen Küste des Mittelmeeres einen neuen Delphin, Delphinus Thetyos, entdeckt. Das einzige bis jetzt beobachtete Exem- plar unterscheidet sich von D. delphis durch mehrere Eigenthümlichkeiten im Schädel, welche es D. dubius näheren, besonders in der Gaumengegend, den Gaumen- und Flügelbeinen. (L’Instit. Mars 9. p. 86.) @l. Peters diagnosirt eine neue Antilope aus Sennär (Sobah), Antilope leu- cotis mit folgenden Worten: magniludine pygargae; badia, in dorso fusces- cens; rostri apice, labiis, ingluvie, gula, stria lata a rostri latere ad oculum ducta, regione ophthalmica, temporali, auriculari, auriculis, dıgitis latere artuum interno, uropygio gastraeoque albis; sinus lacrymales nulli (?); rhinarium an- gustum nudum, nares approximali nudi; cornua a basi inde divergentia, Iyrata, annulata, apicibus procurvis; ungulae duplo longiores quam alliores; ungulae spuriae majusculae; scopis melacarpi nullis. In der Färbung der A. Mhorr, in der Gestalt A. rufifrons zunächst verwandt. (Berl. Monatsber. 1853. Febr. 164.) Gl. Duvernoy, über Orycteropus. — Diese von Geoffroy St. Hilaire im J. 1792 auf eine capische Art aufgestellte Gattung ısi früher vielfach mit den Ameisenbären vereinigt worden , bis Geoffroy die Backzähne als generisch unlerscheidend erkannte. Erst im J. 1840 fügte Lesson eine zweite Art aus den sandigen Regionen des Senegal hinzu und Sundevall 1841 eine dritte aus Sennaar, welche Arnaud auch am Weissen Nil fand. Letztere ist von der des Caps in vielen Eigenthümlichkeiten unterschieden. D. war ım Stande mehre Ske- lete zu vergleichen und die specilischen Ditferenzen an denselben nachzuweisen. Nach ihm wird die capische Art beträchtlich grösser als die Abyssinische, beide sind in der Schnauzen- und Gesichtsbildung erheblich verschieden. Bei der erstern ist das Profil mehr gerade, bei der andern die Basis der Schnauze ge- wölbt die Mitte derselben bis zur Spitze hin merklich verengt; das Foramen oceipitale der abyssinischen rund, der capischen quer, breiter als lang, relativ grösser, aber beide besilzen an demselben unter dem Hauptgelenkhöcker noch einen kleinen supplemenlären. Die capische Art hat ferner längere Unterkiefer mit breiteren und hoheren Kronfortsälzen, die abyssinische mit niedrigerem Eck- fortsatz und dreiseitiger Tiefe auf ein raubgieriges Naturell deutender Masse- tergrube. D. zählt 4 ächte Backzähne; der erste eylindrisch und einfach, der zweile und dritte zwei verschmolzene Cylinder darstellend , der vierte ähnlich aber nur mit leichter Rinne an der Aussenseite. Die abyssinısche Art hat 2 kleine Lückzähne, deren erster sehr klein und hinfällig, schneidend, der zweite elwas grosser ebenfalls scharf (en biseau). Bei der capischen Art finden sich 3 oder gar 4 Lückzähne, die ersten sind rudimentär, sehr klein und fallen früh- zeilig aus. Vom übrigen Skelet ist zu erwahnen die beträchtlich geringere Kürze des Beckens und der hiatern Extremiläten bei der abyssinischen, deren Kreuz- bein nur aus 5, bei der capischen dagegen aus 6 und sehr frühzeitig verwach- senden Wirbel besteht; auch in den Querfortsätzen der Schwanzwirbel und in der Länge der ersten Vorderzehe macht sıch ein specifischer Unterschied bemerk- lich. Der ©. senegalensis hal die gewülble Stirn des abyssinischen, doch mit einer tiefen mittlern Depression, in der vordern Hälfte deprimirte Nasenbeine zum Unterschiede vom capischen, stärkere Zähne als das Exemplar vom Weissen Nil, der letzte deutlicher doppelcylindrisch, einen tiefer liegenden Condylus am Unterkiefer. Ueberhaupt aber steht der OÖ. senegalensis dem O. aethiopicus nä- her als dem O. capensis. (L’Instit. Mars 16. p. 92.) @l. — ORTE — CGorrespondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für Sachsen und Thüringen ın EHalle. 1853: März. IN II. Sitzung am 2. März. Als neue Mitglieder werden aufgenommen: Hr. Hauptmann v. Lochow in Aschersleben. Hr. Amtmann Hirsch in Kölme. Hr. Oberlehrer Weber in Halle. Der Vorsitzende Hr. Giebel übergiebt das Januarheft der Zeit- sehrift und theilt den Inhalt des von Hrn. Schmidt w. M. in Aschers- leben eingesandten Aufsatzes über Hydrocena Sirkü Parr. (S. 185.) mit, ferner des von Hrn. Witte in Aschersleben über die Windrich- tung im nördlichen Europa (S. 182.) und des von Hrn. Deicke in Bernburg über die Structur des Roggensteins (S. 188.). Hr. Schaller gibt noch einige Mittheilungen über den von ihm in voriger Sitzung behandelten Diamagnetismus. Darauf spricht Hr. Münter unter Vorlegung der betreffenden Präparate über das Jacobson’sche Organ (der Säugethiere, indem er hervorhob, dass dasselbe bei Nagern, Pferden, Wiederkäuern und dem Manatus vollkommen entwickelt sei, bei den Raubthieren jedoch nur rudimentär. Ebenso verbreitete sich derselbe noch über die Augen- lidknorpel, welche nur dem Menschen und Schweine zuverlässig zukom- men, dem Pferde, Stiere, Bär, Kameel und Elenn aber bestimmt fehlen. Hr, Heintz berichtet über Mitscherlichs Versuche die Tempe- ratur zu bestimmen, welche bei Umwandlung des durch Schmelzen krystallisirten Schwelels in die rhombenoctaedrische Form frei wird. (S. 200.) 2 Hr. Baer spricht über die neueren Untersuchungen Ritthausen’s betreffend das Vorkommen der Thonerde in den Pflanzen, (S. 147.) Hr. Reil verbreitet sich über die Darstellung, die Eigenschaf- ten und Wirkungen des Glonoin, welch’ letztere durch das Experiment nachgewiesen wurden. (S. 202.) Hr. Giebel theilt Valentin’s Gewichtsbestimmungen eines im Winterschlaf liegenden Igels mit. (S. 203.) Schliesslich übergibt Hr. Thümler noch einige bei Bruckdorf ausgegrabene Mammutreste. 256 Sitzung am 9. März. Eingegangene Schriften: 1) Verkandlungen des zoologisch - botanischen Vereins in Wien. II. Band. Mit 6 TAn. Wien 1853. 2) Verhandlungen des naturhıstorischen Vereins der preussischen Rheinlande und Westphalens. _ Herausgegeben von Dr. Budge. IV. Jahrg. 3. u. 4. Heft. Bonn 1852. Nebst Begleitungsschreiben des Hrn. Budge d. d. Bonn, Jan. 10. 1853. 3) K.L.Schmarda, Geographische Verbreitung der Thiere. I—IIf. Abtheil. Wien 1853. 80. Mittelst Begleitungsschreiben des Hrn. Verlegers Gerold d. d. Wien 20. II. Als neue Mitglieder wurden angemeldet: Hr. Grünhagen, Rittergutsbesitzer in Teuditz. Hr. Pabst, Apotheker in Halle. Hr. Weber gab den Februarbericht der meteorologischen Sta- tion. (S. 179.) Alsdann sprach Ir. Münter über das Leuchten, die electri- schen Erscheinungen im Thierreiche und einige verwandte Gegenstände. Hr. Giebel legte eine Anzahl verschiedener Koprolithen der akademischen Mineraliensammlung vor und gab Mittheilungen über diese Körper überhaupt. (S. 206.) Endlich brachte Hr. Schrader die schon früher in Erwägung gezogene Ausführung der Foucault’schen Pendelversuche zur Sprache und es wurde zur Anstellung dieser eine Commission bestehend aus den Hlrn. Schrader, Kohlmann, Schadeberg und Kleemann ernannt. Sitzung am 16. März. Eingegangene Schriften: 1) F. €. J. Crüger, die Schule der Physik, auf einfache Experimente ge- gründet und in populärer Darstellung fur Schule und Haus etc. I. u. II. Liefrg. Erfurt 1853. 8o. 2) — —, die Physik in der Volksschule. Ein Beitrag zur methodischen Be- handlung des ersten Unterrichts in der Physik ete. Dritte Auflage. Er- furt 1853. 80. 3) — —, Grundzüge der Physik als Leitfaden für die mittlere physikalische Lehrstufe methodisch bearbeitet. Zweite Auflage. Erfurt 1872. Nr. 1—3 Geschenk des Verlegers, Hrn. H. W. Körner in Erfurt. 4) Ein Weihnachtstag. Zeitz 1853. 120 5) In der Natur. «Zeitz 1853. 120. Nr. 4—5. Geschenk des Verlegers, Hrn. L. Garcke in Zeitz. 6) L. V. F, Graf Henckel v. Donnersmarck, zur numismatischen Bo- tanik. Halle 1853. 40. (Besonderer Abdruck aus der botanischen Zei- tung. Jahrg. Xl. Nr. 5.) Geschenk des Hrn. Verfassers. 7) F. M. Kaestner, de Somno hominis. Diss. inaug. Halae 1853. 80. — H G.Dobberkau, de ventrienli carcinomate. Diss. inaug, ibid. — J. G. A. Krause, Annotaliones ad Diabeten. Diss, inaug. ibid. Als neue Mitglieder wurden angemeldet: Hr. Thierarzt Wesche in Halle, Ir. Bergexspectant Grunow in Kalbe. Hr. Graf Henckel v. Donnersmarck, wirkl. Mitgl. in Merseburg, sendet eine Abhandlung über Auctions -Cataloge, ein Bei- trag zur botanıschen Bücherkunde ein, die wegen des verwandten In- 257 haltes einer von Hrn. Zuchold in Leipzig für den vorjährigen Ver- einsbericht früher eingesandten jenem bald erscheinenden Berichte noch einverleibt werden wird. Hr. Bischof, wirkl. Mitglied auf dem Mägdesprunge, theilt Zeichnungen einiger in seiner Sammlung befindlichen Labyrinthodon- tenreste und Sigillarien aus dem bunten Sandsteine Bernburgs mit, von denen letztere besonders wichlig erkannt und der Zeitschrift bei- gegeben werden sollen auf Taf. VIl. Hr. Rollmann, auswärt. Mitgl. in Stargard, übermacht der Vereinssammlung einen Mergus und fügt eine Abhandlung bei über eine neue Anwendung der stroboscopischen Scheiben. Den Inhalt derselben berichtet Hr. Kohlmann. (8. 209.) Alsdann erstattet Hr. Schrader Bericht über die Thätigkeit der Commission zur Ausführung der Foucault’schen Pendelversuche und gab alsdann eine Beweisführung der Keppler’schen Gesetze. Schliesslich sprach Hr. Baer noch über die neuern Untersu- chungen des Fettgehaltes im Gehirn. (S. 211.) Hiermit wurden die Sitzungen für das Wintersemester geschlos- sen und der Anfang der Sommersitzungen auf den 6. April fest- geselzt. Verzeichniss der von Hrn. Stippius dem Vereins-Herbarium geschenkten Pflanzen Fam. Ranunculaceen Juss.: Thalictrum collinum Wall., Müncheberg bei Suderode. — Ranuneulus hirsutns Curt., Ballenstedt. Fam. Crueiferen Juss.: Draba muralis L., Selkethal (beim dritten Ham-- mer). — Dentaria bulbifera L., Meiseberg im Harz. — D. enneaphylla L., Hoh- wald bei Lauban in Schlesien. — Erysimum erepidifolium Rohb., Reblingskopf bei Thale am Harz. — Birassica orientalıs L., Ballenstedt. — Cardamine hir- suta L., Selkensicht im Harz. — C. impaliens L,, Burg Anhalt im Harz. — C. sylvatıca Lk., ebenda. — Alyssum monlanum L., Alte Burg bei Gernrode. — Thlaspi perfoliatum L., Gernrode. — Senebiera Coronopus Pois., Ballenstedt. — Lepıdium campestre R. Br., ebenda. — Lunaria rediviva L., Mägdesprung i. H. — Cardaria Draba Desv., Halberstadt. — Rapistrum perenne All., Ballenstedt. Fam. Violarieen De.: Viola mirabilis L., Ballenstedt. Fam. Resedaceen De.: Reseda lutea L., Ballenstedt. Fam. Polygaleen Juss.: Polygala Chamaebuxus L., Basel. Fam. Sileneen De.: Dianthus armeriaL., Meiseberg i. H. — Silene no- etiflora L., Ballenstedt. Fam. Papilionaceen L.: Lathyrus palustris L., Magdeburg. — Orobus niger L., Ballenstedt. — Coronilla montana Riv,, Müucheberg bei Suderode, — Astragalus Hypoglottis L., Ballenstedt. — Vicia lathyroides L., Schloss Falken- stein. — V. tenuifolia Rıh , Ballenstedt. — V. sylvalica L., Selkeihal i. H. — V. pisiformis L., Meiseberg i. H. — Trifolium striatum L., Schloss Falkenstein. — Medicago minimum Lam., ebenda. — M. denticnlata W., Harsleben bei Hal- berstadt. — Hippocrepis comosa L , Mönchenberg bei Suderode a. H. Fam. Rosaceen Juss.: Agrimonia edorata Mill., Selkethal i. H. — Rosa alpina, Kochelfall im Riesengebirge. — Rubus saxatilis L., Meiseberg i. H. — Potentilla aurea L., Riesengebirge. Fam. Sanguisorbeen Lisvr,: Poterium Sanguisorba L., Ballenstedt, Fam, Pomaceen Lıxpr.: Cotoneaster vulgaris Lindl., Selkensicht i. H, 258 Fam. Onagrarieen Juss.: Circaea lutetiana L., Ballenstedt. — C. al- pina L., Ilfeld i. H. Fam, COrassulaceen De. : Sedum rupestre L., Ballenstedt. Fam. Saxifrageen VENT.: Saxıfraga caespitosa L., Rosstrappe. Fam. Umbelliferen Juss.: Caucalis daucoides L., Ballenstedt. — Cer- varia Rivini G., ebenda. — Tordilium maximum L., Schloss Falkenstein (West- seite). — Laserpitium latifolium L., Ballenstedt. — Hydrocotyle vulgaris L., Görlit. — Bupleurum longifolium L., Selkethal i. H. Fam. Oovrneen De.: Cornus sanguinea L., Ballenstedt. Fam. Caprifoliaceen Juss.: Lonicera Xylostemum L., Ballenstedt. — L. nigra L., Queisthal im Riesengebirge. Fam. Rubiaceen Dc.: Asperula tinetoria L., Möncheberg bei Suderode a. H. — A. galioides MA, Alte Burg bei Gernrode. — Galium boreale L.. Bal- lenstedt. — Rubia tinctorum L., am Gypsbruche bei Gernrode. Fam. Dipsaceen De.: Dipsacus pılosus L., Bärethal bei Ilfeld a. H. Fam. Compositen Avans.: Cenlaurea austriaca Rchb., Ballenstedt. — C. Caleitrapa L., ebenda. — Inula hirta L., Rosstrappe. — Hieracium pratense Tausch, Selkethal i. H. — Picris hieracioides L., Ballenstedt. — Podospermum laciniatum De.. Ballenstedt. — Pyrethrum corymbosum Willd., ebenda. Ham. Evicineen Desy.: Erica Tetralix L., Treuenbrietzen. Fam. Gentianeen Juss.: Gentiana Amarella L., Landskrone bei Görlitz. Fam. Boragineen Desv.: Omphalodes scorpioides Lehm. , Burg Anhalt ji. H. — Echinospermum Lappula Lehm., Ballenstedt. — Lithospermum purpu- reo-coeruleum L., Meiseberg i. H. — Pulmunaria azurea Bess , Rosstrappe. — Fam. Solaneen Juss.: Solanum miniatum Bernh., Ballenstedt. Fam. Scrophularineen R. Br.: Melampyrum ceristatum L., Ballenstedt. — M. arvense L., ebenda. — Orobanche arenaria Lehm., Spiegelsberg b. Hal- berstadt. — 0. loricata Rehb., ebenda. — O0. elalior Sutt, Müncheberg bei Su- derode a. H. — Veronia montana L , Hochwald bei Lauban in Schlesien. — Yinaria minor L., Ballenstedt, — Orontium arvense P., ebenda. Fam. Labiaten Juss. : Mentha nemorosa W., Selkethal. — Stachys ar- vensis L.. Ballenstedt. — St. germanica L., Suderode. — Teucrium Botrys L., Ballenstedt. — Prunella grandiflora L , ebenda. Fam. Primulaceen Vent.: Anagallis coerulea L., ebenda. — Androsace elongata L., Mägdesprung. — A. obtusifolia All., Kleine Schneegrube im Rie- sengebirge. — Primula aurieula L., Basel. — Pr. minima L., Kleine Schnee- grube im Riesengebirge. Fam Santalaceen R.Br.: Thesium montanum Ehrh., Selkethal i. H. — Th. intermedium Schrad., Möncheholz bei Suderode a. H. Fam. Euphorbiaceen Juss.: Euphorbia exigua L., Ballenstedt. Fam. Alismaceen Juss.: Alisma natans L., Görlitz. Fam. Orchideen Juss.: Ophris muscifera Auds., Müuchenberg bei Sude- rode a. H. — Neottia Nidus avis Rich., Burg Anhalt i. H. — Gymnadenia viri- dis Rich., Görlitz. — Orchis palustris L., Treuenbrietzen. — Cephalanthera en- sifolia Rich., Rothstein bei Sohland (Sachsen). — Anacamptis pyramıdalis Rich., Huy bei Halberstadt. — Spiranthes auctumnalis Rich., Ziegenberg bei Ballenstedt. Fan. Asparageen Juss.: Convallaria verticillata L., Mägdesprung i. H. Fam. Liliaceen De.: Allium fallax Don.. Selkensicht i. H. — A. olera- ceum L., Ballenstedt. Fam. Juncaceen Bartı.: Luzula maxima De., Victorshöhe i. H. — L. nivea De.; Berner ‘Alpen. — L. multiliora Lej., Ballenstedt. — Juncus glaucus Ehrh., ebenda. Fam. Oyperaceen Juss.: Carex dioica L., Oberlausitz. — C. montana L., Ballenstedt. — €. glauca Scopol., Stecklenburg a. H. — C. humilis Leyss., Falkenstein i. H. — Schellhammerıa eyperoides Rchb., Görlitz. — Cyperus fla- vescenz L., Treuenbrietzen. — Seirpus caespitosus, Elbwiese im Riesengehirge. — Blysmus compressus Panz., Alexisbad i. H. Fam. Gramineen Juss.: Andropogon Ischaemon L., Ballenstedt, — Era- grostis poaeoides P. B., Westerhausen bei Halberstadt, — Elymus europaeus L. 259 Burg Anhalt i. H. — Avena praecox P. B., Ziegenberg beı Ballenstedt. — Bro- mus Asper L., Burg Anhalt i. H. — Br. commntatus Schrad. , Ballenstedt. — Phleum alpinum L., Riesengebirge. — Chilochloa Boehmeri P. B., Selkensicht ı. H. — Poa sndelica Hze., Burg Anhalt i. H. — Melica reniflora L., Ballen- stedt. — M. eilıata L., Selkensicht i. H. Fam. Mursiliaceen R. Br.: Pillularia globulifera L., Mittel-Sohre bei Görlitz. Verzeichniss der von den Hrn. Zerrenner und v. Schauroth in Coburg der paläontologischen Vereinssammlung geschenkten Petrefakten aus dem Kupferschiefergebirge bei Pösneck, Gera und Glücksbrunn. Fenestella retiformis. — Acanthocladia anceps. — Calamopora Mackro- rothi. — Thamniseus dubius. — Cyalhoerinus ramosus. — Bakevellia antiqua. — Cardita Murchisoni. — Edmondıa Murchisonana. — Geıivillia keratophaga. — Pecten pusilluns. — Avicula speluncaria, Mytilus squamosus. — Cardiomor- pha modioliformis. — Leda Vinti. — Streptorhynchus pelargonatus. — Trıgo- notreta eristata. — Trigonotrela alata. — Tr. permiana. — Terebratula Schlot- heimi. — Terebr. superstes. — Productus horridus. — Productus umbonilla- tus. — Strophalosia excavala. — Str. Goldfussi. — Str. lamellosa. — Turri- tella altenburgensis. — Schizodus obseurus. — Trochus pusillus. Märzbericht der meteorologischen Station in Halle. Im Anfang des März zeigte das Barometer bei NNW und trü- bem Himmel einen Luftdruck von 279,''16 und war dann bei W und starkem Schneefall in schnellem Sinken begriffen bis zum Nach- mittag des folgenden Tages, wo dasselbe nur noch einen Luftdruck von 274,52 zeigte. Während der Wind sich an den folgenden Tagen nach SW und später durch OÖ und N nach NW herumdre- hete, stieg das Barometer wieder bei bedecktem Himmel und zuletzt auch regnigtem Wetter bis zum 10. Abends 10 Uhr auf 283,03, worauf es bei durchschnittlich nordöstlicher Windrichtung und sehr veränderlichem und oft nebeligtem Wetter auf die Höhe von 276,51 langsam herabsank. An den folgenden Tagen nahm der Wind eine im Durchschnitt mehr nördliche Richtung an und brachte uns eine grosse Menge Schnee und zugleich eine für die Jahreszeit ganz un- gewöhnliche Kälte. Dabei fiel aber das Barometer anhaltend, jedoch langsanı bis zum 24. Nachmittags 2 Uhr auf 27'5,"'94, stieg darauf wieder bei fortdauernd vorherrschend nördlicher Windrichtung und häufigem Schneefall bis zum 28. Abends 10 Uhr auf 28"1,”'33 und war dann bis gegen das Ende des Monats bei MO und durchschnitt- lich sehr heiterem Weiter im Sinken begriffen. Es war der mittlere Barometerstand im Monat 2710,04, der höchste Stand am 10. Abends 10 Uhr 28"3,‘“03, der niedrigste Stand am 2. Nachm, 2 Uhr 274,"'52. Demnach betrug die grösste Schwankung im Monat 10,51. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 3 — 4. Morgens 6 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 275,63 auf 2710,27 also nur um 4,64 slieg, eine für die Jahreszeit ziemlich unbedeu- tende Schwankung. Die Luftwärme, welche im Anfang des Monats sehr gering war, 260 stieg ziemlich schnell, so dass sie am 8. März im Tagesmittel 3,04 betrug. Dieselbe sank an den beiden folgenden Tagen bis auf die mittlere Wärme von ungefähr 0 Grad herab und blieb in dieser Höhe bis zum 15. (inelus.) Am 16. und folgenden Tagen aber sank das Thermometer tief unter 0 Grad und wenn auch die Kälte am 22. bis 24. etwas nachlassen zu wollen schien, so sank sie dafür an den folgenden Tagen bis zum Schluss des Monats um so tiefer. An 22 Tagen stand das Thermometer im Tagesmittel unter O0 Grad, an 7 Tagen sogar unter — 5° R. Die mittlere Wärme der Luft im Monat — 2,02, die höchste Wärme am 8. Nachm. 2U. = 5,7, dıe niedrigste Wärme am 29. Morg. 6 U. = 10,9. Die im Monat März beobachteten Winde sind so vertheilt, dass uf N= 16, 0=8S=(0, W=5, N00-=512, 450, 10, NW=16% SW =19, NNO.—= I8HNNWI= 9, SS0 = 0. SSW = I, 0NO — 6, 050 = 0, WNW = 2, WSW = 4 kommen, woraus sich die mittlere Windrichtung im Monat er- giebt: W — 70033'24,56 — N. Dabei war die Luft fast den ganzen Monat hindurch feucht und zwar betrug die mittlere relative Feuchtigkeit derselben 86 p@t. bei dem mittleren Dunstdruck von 1,47. Demgemäss war auch der Himmel durchschnittlich trübe. Wir zählten 16 Tage mit bedeck- tem 5 Tage mit trübem, 2 Tage mit wolkigem, 2 Tage mit ziemlich heiterem, 4 Tage mit heiterem und 2 Tage mit völlig heiterem Himmel. Die Zahl der Regen- und Schneelage ist nicht gross, jedoch zählten wir darunter einige Tage, an welchen es sehr anhaltend regnete oder schneiete. Ausserdem wurden im vergangenen Monate auch nicht ganz unbedeutende Niederschläge aus Nebel beobachtet, Die Summe aller im Regenwasser während des Monats gemessenen Niederschläge beträgt 241,81 Paris. Kubikmaass oder durchschnittlich täglich 7,80 auf den Quadralfuss Land. Da- von kommen aus Regen pro Monat 33,61; pro Tag 1,“08 aus Schnee pro Monat 208,20; pro Tag 6,72. Weber. Anzeige, die .erfle Heneralverfammfung betreffend. Um den verehrten Mitgliedern beider Gebiete unseres Vereines, Sachsens und Thüringens, die Theilnahme an der ersten Generalver- sammlung, welcher die für das weitere Gedeihen des Vereines wich- tige Revision der bisherigen Statuten obliegt, möglıchst gleichmässig zu erleichtern, haben wir für dieselbe Halle als Ort und die Zeit vom 22. u. 23. Juli gewählt, Indem wir schon hier die Versiche- rung geben, die Annehmlichkeiten, welche der Aufenthalt in der Uni- versilätsstadt und am Sitz des Vereines den Theilnehmern der Gene- ralversammlung gewährt, nach Kräften zu erhöhen, bitten wir zu- gleich um eine freundliche Berücksichtigung unserer seiner Zeit er- folgenden besonderen Einladung. Halle, im März 1853. Der Vorstand, ah De — (Druck von W, Plötz in Halle.) Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften, 1853. en NN Ueber die Gränze zwischen Brust- und Lendengegend in der Wir- belsäule der Säugethiere und deren Zahlenverhältniss von €. &. Giebel, Ein Organismus ist um so vollkommener, je mehr er in sich individualisirt ist, je inniger die Beziehung der einzelnen Organe sowie der dieselben zusammen setzenden Theile zu ein- ander ist. Im Skelet der Säugethiere spricht sich diese höhere Vollkommenheit besonders in dem Gegensatz von Vorn und Hin- ten aus, der so entschieden und durchgreifend in keiner andern Wirbelthierklasse ausgeprägt ist. Am auffallendsten erkennt man denselben in der Winkelung der Extremitäten, deren entsprechen- de Glieder in den hintern und vordern Gliedmassen bis auf das Wurzelgelenk hinab eine entgegengesetzte Richtung und Ausbil- dung haben. Dieser Gegensatz geht auch auf den Schulter- und Beckengürtel über und tritt sehr characteristisch in der Wirbel- säule des Rumpfes wieder auf. Hier ist er schon den Anato- men des vorigen Jahrhunderts in der Richtung der Dornfortsätze aufgefallen, aber eine Deutung desselben konnte in jener Zeit ebensowenig gegeben werden als von den Elementen des Schä- dels. Die Einheit in der grossen Mannichfaltigkeit der thieri- schen Schöpfung nachzuweisen, die allmählige Entwicklung zu immer höherer Vollkommenheit durch die lange Reihe der thie- rischen Gestalten hindurch zu erkennen, war die Aufgabe der neuern Zoologie. Heut zu Tage sind daher die Dornfortsätze IV, 1853, 18 262 der Brustwirbel nicht blos nach hinten gerichtet, weil sie in dieser Stellung den Sehnen der Nackenmuskeln einen kräftigern Ansatzpunkt gewähren und. umgekehrt die Dornfortsätze der Len- denwirbel nach vorn gerichtet wegen der Anheftung der Schwanz- muskeln, sondern diese entgegengesetzte Richtung ist zugleich in der Vollkommenheit des Säugethierskeletes begründet, in wel- chem nicht blos der Gegensatz von Rechts und Links sondern auch der von Vorn und Hinten die einzelnen Knochen in die in- nigste Beziehung zu einander bringt und dadurch die Form ei- nes jeden Knochens die Stelle im Skelet bestimmt. Die Grösse und Richtung der Dornfortsätze ist indess nur so weit durch die Gegensätzlichkeit bedingt, als ihr jedesmaliger Zweck es gestat- tet. Bei Delphinus phocaena z.B. dienen die Dornen zur Stütze der Rückenflosse, daher nehmen sie vom vordern und hintern Ende der Wirbelsäule gleichmässig bis unter die Flosse an Höhe zu und die Träger derselben stehen vertical. Hier ist also die Gegensätzlichkeit aufgehoben. Aber nur scheinbar, denn in den Wirbelkörpern, ihrem eigentlichen Sitze tritt sie ganz entschie- den hervor. Bei dem genannten Delphin ist der dreizehnte Wir- belkörper von vorn der kleinste und die folgenden nehmen wiıe- der an Grösse zu wie die vorhergehenden abnehmen, während die Dornfortsätze erst drei bis vier Wirbel hinter dem kleinsten ihre grösste Höhe erreichen. Aehnlich verhält sich die Wirbel- säule von Rhinoceros und einigen andern Säugethieren. Wir wollen indess hier die Gegensätzlichkeit selbst nicht zum Gegenstande einer Untersuchung machen, sondern vielmehr deren Werth und Bedeutung für die Gliederung der Wirbelsäule des Rumpfes näher betrachten. Die Gränze zwischen Brust- und Lendengegend der Wir- belsäule wird allgemein durch die Rippen bestimmt, also durch ein ausserhalb der Wirbelsäule gelegenes Moment. Der letzte Rippentragende Wirbel schliesst die Brustgegend und der erste rippenlose beginnt die Lendengegend. Insofern nun das Tragen der Rippen zugleich auch an dem Wirbel ein Kennzeichen, näm- lich die Anheftungsfläche gibt, scheint die hierauf begründete Unterscheidung von Brust- und Lendenwirbel annehmbar. Al- lein dieser Unterschied ist doch ein bloss äusserlicher, ein zu- fälliger und keinesweges in dem Wesen einzelner Wirbel be- gründet. Die letzten Rippen sind nämlich stets. falsche, rudi- 263 mentäre und können eben deshalb die natürliche Gliederung der Wirbelsäule nicht bestimmen. Solche rudimentäre Rippen tre- ten selbst noch bei den Säugethieren in allen übrigen Gegenden Wirbelsäule auf. An den Halswirbeln wird der eine Bogen- schenkel der Basis der Querfortsätze als Rippe gedeutet und diese Deutung unterstützt der letzte Halswirbel des Menschen, alle Halswirbel der Monotremen. Trägt doch der achte und neunte Halswirbel der dreizehigen Faulthiere ganz unzweifelhafte rudimentäre Rippen. An den Lendenwirbeln besitzt das Schwein im fötalen Zustande unverkennbare Rippenrudimente, Theile fand dieselben sogar zwischen dem ersten Kreuzbeinwirbel und dem Hüftbeine und Joh. Müller hat sie an den Kreuz- und ersten Schwanzwirbeln fötaler Gürtelthiere nachgewiesen. Das Tragen falscher oder rudimentärer Rippen ist somit ein ganz zu- fälliger Character, der die natürliche Gränze zwischen Brust- und Lendenwirbel nicht angibt. Kommt doch constant bei den Bären und einigen andern Säugelhieren bald auf der rechten bald auf der linken Seite eine überzählige Rippe vor, diese wird dem ersten Lendenwirbel zugeschrieben, warum nicht dem letzten Brustwirbel? Die Art der Anheftung der Rippen an die Wirbel ist zu auffallenden Aenderungen unterworfen, als dass von ihr ein Moment der Eintheilung entlehnt werden: könnte. Viel entschiedener aber als durch die äusserliche Anheftung der Rippen ist die Gliederung der Brust- und Lendengegend in der Wirbelsäule selbst ausgeprägt. Der erste Brust- und letzte Lendenwirbel sind als die Endpunkte beider Gegenden fest be- stimmt, beide sind zugleich die grössten Wirbel der zu bestim- menden Reihe. Von ersterem nimmt die Reihe der Brustwirbel gleichmässig nach hinten an Grösse ab und von letzterm die Reihe der Lendenwirbel gleichmässig nach vorn an Grösse ab. Beide Reihen treffen also in einem kleinsten Wirbel zusammen. In diesem liegt die natürliche Gränze zwischen Brust- und Len- dengegend und diese Gränze ist nicht blos eine ideelle, sondern der kleinste Wirbel selbst ist die Gränze, denn er gehört we- der zu den Brust-, noch zu den Lendenwirbeln, der Unterschied beider, die Gegensätzlichkeit der ganzen Wirbelsäule ist in ihm aufgehoben. Da in der Regel von ihm aus nach vorn und nach hinten die entgegengesetzte Neigung der Dorn- und Quer- fortsätze ausgeht, so nennt man ihn auch den antiklini- 18* 264 schen Wirbel. Ich habe indess schon auf einige erhebliche Ausnahmen, in welchen die Neigung der Fortsätze nicht von dem kleinsten Wirbel ausgeht, hingewiesen und möchte daher für jene Benennung eine passendere vorziehen. Wie das Zwerg- fell die Scheidewand zwischen Brust- und Bauchhöhle bildet: so ist dieser Wirbel das eigentliche Diaphragma der Brust- und Lendengegend der Wirbelsäule. Es ist nun keinesweges immer der Unterschied von Brust- und Lendenwirhel in dem Diaphragmatischen absolut aufgehoben. Dieses findet viel- mehr nur bei den Säugethieren Statt, bei welchen die Gegensätz- lichkeit den höchsten Grad der Ausbildung erreicht, d.h. in al- len Theilen eines jeden Wirbels deutlich ausgebildet ist wie bei den carnivoren Raubthieren. In vielen andern Fällen neigt sich die Form des diaphragmatischen Wirbels bald zu der der Brust- wirbel bald zu der der Lendenwirbel. Eine völlige Ueberein- stimmung mit dem einen oder andern wird jedoch durch diese Hinneigung nıcht erreicht, in scheinbar fraglichen Fällen ent- scheidet noch das Längen- und Breitenverhältniss des Wirbel- körpers. Das natürliche Diaphragma der Wirbelsäule fällt nun in den allerwenigsten Fällen mit der bisher allgemein angenomme- nen Gränze zwischen Brust- und Lendengegend zusammen. Bei den meisten Säugethieren liegt es um einige Wirbel weiter nach vorn, so dass die letzten falschen Rippen schon der Lendenge- gend zugewiesen werden müssen und diese Gegend also über- haupt einen grössern Umfang erhält. In nur wenigen Fällen rückt es über die übliche Gränze nach hinten und verlängert die Brustgegend auf Kosten der bisherigen Lendengegend. Am leich- testen ergibt sich dieses Verhältniss aus den Zahlen der Wirbel selbst, und führe ich zu diesem Behuf dasselbe im Nachfolgen- den von einer Anzahl Säugethiere verschiedener Familien an mit Hinzufügung der Rippenzahl. Zählung nach den Rippen. Zählung nach dem Diaphragma. Rw. Ldw, Rw. Diaphr.W, Ldw. Rippen. Simia troglodytes 14 4 9 1 6 12 Hylobates syndactytus 13 5 12 1 6 14 leueiseus 12 5 12 1 h) 12 Semnopithecus mitratus 12 7 10 1 3 12 nasicus 12.7 10 1 8 12 265 Zählung nach denRippen. Zählung nach dem Diaphragma. Rw. Ldw. Rw. Diaphr.W. Ldw. Rippen. CGercopitheeus ruber 129% 9 1 g 12 aelhiops 12 2 10 1 ie) 12 sabaeus 1287 0. — 12 monacha 13 6 Te 13 Macacus cynomolgus 120% 1) 1| I) 12 ecaudalus — — 1l l fe) — sinicus I, 9 _— {0 — — silenus 12 7 — {0 — rhesus 12 32 -— oo — —_ Cynocephalus Hamadryas 13 6 10 I 8 13 sphinx 13 6 B) 1 9 13 mormon 12.7 —_— o-.— 12 Ateles paniscus 13 5 0. — Cebus apella 14 6 12 1 7 13 trivirgatus 13.89 11 1 10 13 Hapale iacehus 13 & —_— = oedipus 12. 2 9 1 3 12 Lemur catta 12 0% 10 1 e) 12 albifrons 127 10 1 8 12 mongoz 12 73 9 1 9 12 macoco 12 7 9 I 8 12 Tarsius spectrum Tas, 9 1 9 14 Galeopithecus 136 B) 1 9 13 Pteropus jubatus 14 4 g 1 8 14 Erinaceus europaeus 15 6 14 1 7 15 Felis leo 13 17 10 1 9 13 Cynailurus 12 % 10 1 ) 13 Hyaena striata 16 4 12 1 7 16 erocuta 15 5 12 ji 7 16 Canis lupus 1% 7 g 1 10 13 vulpes 13.7 10 1 ie) 13 familiaris 13 2 10 1 9 13 megalotis 13.3 9 1 6) 13 Praoteles Lalandi l4 6 11 1 8 14 Ichneumon E37 11 1 ) 14 Mustela vulgaris 14 6 10 1 9 14 furo 14 6 10 1 9 14 foina 14 6 10 1 9 14 266 Zählung nach denRippen. Zählung nach demDiaphragma. Rw. Ldw. Rw. Diaphr.W. Ldw. Rippen. Meles taxus 15 5 1l 1 8 15 Lutra 14 5 ell l 8? 14 ?10 1 8? Procyon lotor 14 6 10 1 9 14 Nasua fusca 14 5 1l 1 8 14 Ursus americanus 11. 7- 12 1 8 14 maritimus 14 6 12 1 2 14 Gerbillus indicus 13 9 10 l 7 13 Myopotamus coypus 13 6 11 1 7 13 Lepus timidus 12 8 10 1 ) 12 Hystrix 1a 10 1 8 14 Arctomys alpina 12 57 9 1 9 12 Lipurus fuscus il 8 6 1 ,»12 11 Didelphys virginiana 13 6 1l 1 7 13 Equus caballus 18 6 15 1 8 18 asınus 18 5 14 1 8 18 Bos taurus 13 6 12 1 6 13 bubalus 13 6 12 1 6 13 Antilope picta 13 7 12 I 7 13 rupicapra 13 6 10 1 ) 13 quadricornis 13 6 11 1 7 13 Cervus elaphus 13 6 11 1 7 13 Camelus bactrianus 12 % 12 1 6 12 dromedarius 12° 7 10 l 8 12 Sus scropha 16 8 10 ı 1 16 Rhinoceros bicornis 20 4 13 1 10 20 javanicus 18 3 16 l 4 18 Hippopotamus 15 4 10 1 8 15 Elephas africanus 207 3 12 1 1% 79 Tapirus americanus 19 5 10 1.13 19 indicus 18 5 14 1 8 20 Hyrax capensis 20 7 18 1 8 20 Phoca groenlandica 15 5 13 1 6 15 Delphinus phocaena 12 14 14 Lead 12 267 Botanische Mittheilungen von Aug. &arcke in Berlin. 1) Ueber Malvaviscus ciliatus Dc. Obgleich aus der Gattung Malvaviscus in De Candolle's Prodr. I. p. 445. schon 15 Arten aufgezählt und in neuerer Zeit noch mehr daraus beschrieben sind, so bedürfen doch die meisten derselben einer genauen Begründung. Dies gilt nament- lich von den Species, welche De Candolle nach den nicht ver- öffentlichten Abbildungen der Flore Mexicane von Mocins und Sesse kurz diagnosirt hat, von denen drei (Malvaviscus candi- dus, M. penduliflorus und M. pentacarpus) zu der Abtheilung Achania und darin (M. flavidus, M. pleurogonus und M. pleu- rantherus) mit Fragezeichen zu der zweiten Section Anotea ge- stellt werden. Jedoch auch die andern Arten sind genau zu prüfen, ob sie sich wirklich als gute Species bewähren. Spren- gel, welcher diese Gattung mit dem Namen Achania Sw. bezeich- nete, hat in seinem Systema vegetabilium vol. III. p. 100. viel weniger Arten aufgeführt, da er ausser einer neu hinzugekom- menen, der Achania Poeppigi, nur sechs Arten annahm, indem er Malvaviscus grandiflorus H.B.K. und M. pentacarpus Mog. und Sess. mit Achania pilosa, Malv. acapulcensis H. B. K. mit Achania mollis Art. und Malv. Balbisü DC. mit Achania cordata Mart. und Nees vereinigte. Da aber Jie übrigen von De Can- dolle 1. c. genannten Arten ganz unerwähnt geblieben sind und überdies die Unterbringung dieser Species ohne Kritik und Sach- kenntniss angestellt worden ist, so kann dieser Aufzählung we- nig Beifall gezollt werden; dies beweist auch die als siebente angeblich neue Art genannte Achania Poeppigi, welche nicht einmal zur Gattung Achania oder Malvaviscus, sondern zu Hi- biscus gehört, wie wir bereits im zweiten Jahresberichte unseres Vereines S. 132 nachgewiesen haben. Von den bei De Candolle 1. c. angeführten 11 Arten der ersten Abtheilung Achania nun stehen Malvaviscus Balbisii und M. ciliatus unter De Candolle’scher Autorität. Zu der zuletzt erwähnten Art ist Pavonia spiralis Cav. als Synonym citirt. Sieht 268 man nun die von Cavanilles (Jcones et descriptiones plant. d. p. 20.) gegebene Beschreibung unter Vergleichung der auf Tafel 434 beigefügten Abbildung nach, so ist allerdings nicht in Abrede zu stellen, dass die die Kronblätter weit überragende Staubfadensäule, sowie die am Grunde geöhrten Kronblätter die- ser Species den Arten von Malvaviscus gleichfalls zukommen. Dies berechtigt jedoch noch nicht zu einer Versetzung der Art zur Gattung Malvaviscus, da für diese auch eine Beerenfrucht in Anspruch genommen werden muss. Ein solcher findet sich aber bei Pavonia spiralis nicht, denn Cavanilles sagt am angeführ- ten Orte ausdrücklich: Fructus coccineus: capsulae guingque bi- valves monospermae, in globum adproximatae intra calicem; es ist hier also von einer Kapselfrucht die Rede , welche bei der Reife sich in fünf einzelne Karpelle theilt. Aus diesem Grunde kann nun auch Pavonia spiralis nicht zu Malvaviscus gebracht werden, sondern muss bei der Gattung Pavonia verbleiben und sowohl Sprengel l.c., als auch Don (General system of gar- dening I. p. 475.) hätten wenigstens die Quelle nachsehen sol- len, ehe sie die De Candolle’sche Anordnung annahmen. Es wäre in der That zu verwundern, wenn Cavanilles, welcher die Gattung Malvaviscus sowohl, als die von ihm selbst gegründete Gattung Pavonia sehr wohl kannte und aus letzierer eine An- zahl von Arten richtig beschrieb, ein solches Vergehen sollte be- gangen haben. Eine gewisse Entschuldigung dieser von De Candolle vor- geschlagenen Versetzung der Pavonia spiralis zur Gattung Mal- vaviscus kann darin gefunden werden, dass ihm weiter keine Pavonia mit hervortretender Staubfadensäule, welches Merkmal den Arten der Gattung Malvaviscus zukommt, bekannt war. Dass aber das Vorkommen derselben in der Gattung Pavonia nicht einzeln dasteht, beweisen diejenigen Arten, welche von Adrien de Jussieu in der von St. Hilaire und Cambessedes ge- meinschaftlich herausgegebenen Flora Brasiliae meridionalis vol. I. sect. secund. Par. 1527 p. 185 in einer besondern Abtheilung alles Pavoniae malvaviscoideae beschrieben sind, denen sämmt- lich die Eigenschaft der über die Kronblätter hinaustretenden Staubfadenröhre zukommt. Zu dieser Abtheilung muss daher auch Pavonia spiralis gebracht werden. 269 2) Ueber die De Candolle’sche Gattung Periptera. In dem ersten Bande des Prodromus systematis naturalis regn. veget. p. 459 hat De Candolle die Gattung Periptera ge- gründet und zwischen Anoda und Sida gestellt. Er characteri- sirt sie durch einen nackten, fünftheiligen Kelch, durch aufrechte in eine Röhre spiralig gedrehte endlich freie Kronblätter und eine sternförmig ausgebreitete vielfächerige Kapsel mit einsami- gen Karpellen und bemerkt dabei, dass diese Gattung von Sida sich etwa so unterscheide, wie Malvaviscus von Hibissus. Die- ser Vergleich ist jedoch in mehrfacher Hinsicht unpassend. Denn diese beiden Gattungen weichen zunächst in der constanten An- zahl der Griffel und Narben von einander ab, da deren hei Mal- vaviscus stets 10, bei Hibiscus nur 5 vorhanden sind, ein Un- terschied, welcher bei Periptera und Sida nicht geltend gemacht werden kann, da die Zahl der Griffel besonders bei den Arten der zuletzt genannten Gattung sehr variirt, sodann lassen sich diese angeblich parallelen Gattungen auch in der Fruchtbildung nicht mit einander vergleichen, indem bei Malvaviscus die Frucht als Beere, bei Hibiscus dagegen als Kapsel erscheint. Bei dieser Vergleichung kann daher De Candolle nur die Beschaffenheit der Kronblätter im Auge gehabt haben. Nach De Candolle ist die Gattung Periptera meist wieder mit Sida verbunden, so verfuhr Sprengel in seinem Systema ve- getabilium vol. III. p. 116. und zwar ganz consequent, da er auch die andern mit Sida nah verwandten Gattungen Cristaria, Anoda, Gaya, Bastardia und Abutilon zu dieser stellte. Anders verhält es sich hiermit bei Don, welcher in seinem Werke (A general system of gardening vol. I. p. 489.). Die Gattungen Cristaria, Anoda, Periptera, Abutilon und Sida anerkennt, aber mit letzterer ganz inconsequent Gaya und Bastardia verbindet. Wie diese unhaltbare Vereinigung von Gattungen ist bei ihm auch die Versetzung einer neuen Species (Sida periptera Sims.) zu seiner neuen Gattung Periptera gestellt hatte, so finden wir bei Don |. c. noch Sida megapotamica Spr. fil. tent. suppl. Syst. p. 19. dazu gebracht, durch Sprengels eigene Worte, nach de- nen die eben erwähnte Art mit Sida periptera verwandt sein soll, irregeleitet. In Wahrheit sind jedoch diese beiden Arten weit von einander zu trennen und es kann von einer Verwandt- 270 schaft gar nicht die Rede sein, da die Sprengel’sche Sida me- gapotamica zur Gattung Abutilon in die Nähe von Abuf. striatum gehört. In noch anderer Weise als von den beiden genannten Schriftstellern ist von Endlicher diese Gattung behandelt. Von ihm werden nämlich (Gener. plant, p. 984) die Gattungen Anoda, Cristaria, Sida, Gaya, Abutilon und Bastardia anerkannt, aber Periptera mit mehren andern geradezu als Synonyme von Sida betrachtet, eine Ansicht, welche auch Asa Gray zu thei- len scheint, da er (Genera fforae Americae bor.-orient. ill. p. 46 sg.) in seiner Uebersicht der Gattungen der Malvaceen Peri- riptera nicht mit auflührt. Diese Stellung ist jedoch zuverlässig unrichtig, wie sich aus der Form der Frucht bei Periptera pu- nicea ergibt. Herr Professor von Schlechtendal hat schon früher in der Zinnaea Bd. 11. S. 207. auf die Verschiedenheit der Frucht von Anoda und Sida aufmerksam gemacht und nach- gewiesen, dass bei den Arten der Gattung Anoda die einzelnen Früchtchen der mit dem mehr oder weniger flach ausgebreite- ten Fruchtkelche verwachsenen Frucht ihre Seitenwände im rei- fen Zustande nicht ausgebildet zeigen, daher also eine sogenannte einfächerige, mehrsamige, mehr oder weniger sternförmige Frucht bilden, welche dadurch noch mehr sternförmig erscheint, dass jedes einzelne Früchtchen an seiner obern Fläche einen Fort- satz oder eine Stachelspitze trägt. Diese Frucht öffnet sich nun auf die Weise, dass ein jedes Früchtchen sich mit seiner gan- zen obern Wand, sowie mit der untern bis zu der Stelle, wo die Verwachsung mit dem Kelche beginnt, sowohl von den ne- benstehenden Früchtchen als auch von der Mittelsäule trennt, und seinen, wegen des Fehlens der Scheidewände leicht ausfal- lenden Samen mitnimmt. Dieselbe Art und Weise der Frucht- bildung wie Anoda zeigt nun Periptera punicea und nach ihr würde diese Species ohne Bedenken mit Anoda, mit welcher sie auch in der Tracht, namentlich in der Form der Blätter, in Be- treff der einzelnstehenden, langen, achselständigen, meist ein- blühtigen Blühtenstiele und der Beschaffenheit der Kelche über- einstimmt, aber keineswegs mit Sida vereinigt werden können. Nur die Blühten mit ihren aufrechtstehenden, spatelförmigen Kronblättern und der heraustretenden langen Staubladenröhre weichen von denen der Arten jener Gattung ab und hierin hat 271 Periptera allerdings einige Aehnlichkeit mit Malvaviscus, die De Candolle vielleicht mit zu der erwähnten Parallelisirung von Periptera mit Sida und Malvaviscus mit Hibiscus bestimmte, Die lange, die Kronblätter überragende Staubfadenröhre kann aber als alleiniges Merkmal zur Abtrennung als Gattung schwer- lich für hinreichend erachtet werden, da diese Eigenschaft sich in mehren Gattungen der Malvenfamilie findet, ohne dass die - betreffenden Arten zu eigenen Geschlechtern erhoben wären. So bemerkt man sie ausser bei den Mitgliedern von Malvaviscus, bei denen sie constant zu sein scheint, auch bei mehren Pavo- nien, bei einigen Hibiscus-Arten und bei Kosteletzkya paniculata Benth. Will man daher Periptera nicht als eigene Gattung bei- behalten, so kann sie doch nicht mit Sida, sondern nur mit Anoda vereinigt werden und muss in ihr eine besondere Ab- theilung bilden. 3) Ueber Paritium pernambucense G. Don. Bertoloni hat im vierten Hefte seiner Miscellanea bo- tanica p. 8. den schon früher (Excurs. de re herb. p. 13. Nr. 11.) von ihm aufgestellten Hibiscus pernambucensis abermals und zwar genauer beschrieben und auf der zweiten Tafel jenes Hef- tes abbilden lassen, da die Pflanze im botanischen Garten zu Bologna geblüht hatte, während an der ersten Stelle die Be- schaffenheit der Blühte dieser Art noch nicht angegeben werden konnte. Vergleicht man nun diese ausführliche Beschreibung und die dazu gegebene Abbildung, so findet man mit dem längst bekannten, von Linne beschriebenen Hibiscus tiliaceus keinen Unterschied. Die Form und die stärkere oder schwächere stern- förmige Behaarung der Blätter ändert ab, so dass hierauf kein Unterscheidungsmerkmal gegründet werden kann, ebenso haben die bald abfallenden Nebenblätter eine bald herz-eiförmige, bald länglich-lanzettliche Gestalt, daher auch hierauf kein Gewicht zu legen ist. Es ist demnach auch Hkbiscus pernambucensis Bertol. nichts weiter als ein Synonym von Hibiscus tiliaceus L., zu dem schon früher ganz mit Recht die in De CGandolle’s Prodr. I. p. 454. noch als selbständige Arten aufgezählten Hib. eircinna- tus Willd., Hib. elatus Sw. und Hib. Guinaensis DC. gezogen wurden und wozu auch Hibiscus abutiloides Willd., welcher nach 272 Enum. plant. horti reg. bot. Berol. p. 736. von Hibiscus tilia- ceus durch die niemals weisslich-filzige Unterseite der Blätter „ganz verschieden“, im Uebrigen aber „sehr ähnlich“ sein soll, zu bringen ist. Da Don in seinem @eneral. system of gardening vol. I. p. 485. die von Adrien de Jussieu aufge- stellte Gattung Paritium annahm und die bei De Gandolle l. c. in der zehnten Section (Azanza) angeführten Species ohne kritische Prüfung zu Paritium brachte, so ist durch seine Schuld die schon nicht unbedeutende Anzahl der Synonyme von Hibi- seus tiliaceus noch sehr vermehrt werden. Wie Bertoloni in Aufstellung dieser Species kein Glück hatte, so scheint die andere von ihm gegründete Art dieser Gat- tung, Hibiscus eruwentus, welchen Hr. Dr. Walpers in seinem Repertor. I. p. 310 lächerlicher Weise zu Abelmoschus bringt, gleichfalls nicht haltbar zu sein. Wenigstens findet sich in der vom Autor gegebenen Beschreibung (Flor. Guatimal. p. 28. Tb. 10.) kein einziges Merkmal angegeben, welches nicht auf Hi- biscus Sabdariffa L. passte und da auch die Abbildung, sowie das Vaterland mit letzteren übereinstimmen, so kann die Berto- linische Pflanze nicht von der Linne’schen getrennt werden. Ueber den Stand der Lufteleetrieität in Halle vom Juni bis December 1852 von Ed. Beeck. Nachdem ich jetzt, in dem Zeitraum von einem halben Jahre, die Beschaffenheit der Lufteleetrieität ununterbrochen fort- gesetzt, erlaube ich mir eine kurze Zusammenstellung von dem allgemeinen Resultate, welches ich dabei erhalten, hier mitzu- theilen. Im Voraus muss ich jedoch bemerken, dass dasselbe der erste und noch sehr unvollkommene Versuch ist, indem ich die Beobachtungen immer nur als Nebensache zu betreiben ge- nöthigt bin, und so vielleicht manche Gelegenheit zu den wich- tigsten Beobachtungen ungern ungenützt habe vorübergehen las- sen müssen, weshalb ich bei Beurtheilung dieses Versuches um möglichste Schonung bitte. 273 Im Juni 1852 war es als ich zum zweitenmal, und zwar umfangreicher als im Jahre 1851, wo ich die Beobachtungen wegen Gefahr bald wieder einstellte, eine Zurüstung zu Beob- achtungen der atmosphärischen Electricität und zwar nur als Zuleiter, erbaute, an welcher ich vom 1. Juli 1852 an täglich zu mehrenmalen Beobachtungen anzustellen, und hierüber ein genaues Tagebuch zu führen anfing. Obgleich dergleichen Beobachtungen wohl schon viel um- fangreicher gemacht und wohl noch angestellt werden, so erlaubte es mir jedoch weder meine Zeit noch ein dazu zweckbestimmen- des Gebäude, in welchem die Beobachtungen zu jeder Jahres- zeit mit demselben Erfolge angestellt werden können, und ich kann deshalb nur das hier wiedergeben, was ich bei meiner Beobachtungsweise verzeichnet. Eine Beschreibung meiner Beob- achtungsweise selbst, sowie der Construction meiner Zurüstung wäre hier nicht der Raum dazu und verweise deshalb auf T. A. v. Gersdorf Beobachtungen der atmosphärischen Electricität, Görlitz 1802, nach dessen Princip ich ebenfalls beobachtete und construirte, ich jedoch nur mit Electrometern beobachtete. Im Allgemeinen war im Laufe des verflossenen halben Jah- res die Atmosphäre ziemlich stark electrisirt, hauptsächlich im Monat August, in welchem die meisten auf die Luftelectricilät einwirkenden Phänomene eintraten. Nachfolgend gebe ich, da es hier nicht der Raum gestattet die einzelnen Monatsberichte aufzuführen, nur einen ganz allgemeinen um daraus das Ver- hältnıss der Luftelectricitätsstärke und Beschaffenheit in den ver- schiedenen Monaten vergleichen zu können. Dasselbe stellte sich in den 184 Tagen bei 552maliger Observirung so heraus, dass eine 48malige negative und eine 503malige positive Be- schaffenheit der Luftelectricität vorhanden war. Diese Zahlen vertheilen sich auf die 6 Monate als: negative Beschaffenheit | positive Beschaffenheit Te m m m em Juli 5 Mal 88 Mal August 15.203 78) September 1223) 78105 October 8 85 ,„ November 6; 84 „, December at), 90 ww), zusammen | 49 Mal 903 Mal 274 oder 552 Observirungen. In Betreff des dabei stattfindenden Oefinen der Electrozeiger-Blättchen und Faden stellte sich das jedesmalige Maximum bei einer Observirung angenommen, fol- gendes Resultat heraus: en RA Fer Juli 5 Grad 10 Zoll 6 Linien 2 Zoll August 28°, 14 2. 4L. bee N September 10 u 37, Ociober — ,„ ı KERLE BE 3 kt — ,„ November — ,„ ee a A — ,„ December nn — ii, are un zusammen| 43 Grad |26Z. 10L.| 78 Linien | 12 Zoll Hierbei ist zu bemerken, dass diese 17 Verzeichnungen auf jene 49malige negative Beschaffenheit der Luft- Electrieität zu stellen, da ich einen positiven Electrieitätsgrad der Luft wel- cher die Electrometer wie diese direct in Thätigkeit gesetzt hat, nur bei entfernten Blitzen und bei der Annäherung von 4 Ge- wittern auf kurze Zeit jedesmal beobachtete, und desswegen hier weiter nicht aufgeführt werden können. Während des ganzen Beobachtungszeitraumes habe ich viel- seitig Gelegenheit gehabt, bei den verschiedensten stattfinden- den auf die Luft-Electriciıtät einwirkende Phänomenen, Beobach- tungen anzustellen, und bin desswegen dabei mit der grössten Genauigkeit verfahren. Mein Tagebuch ist daher so angelegt, dass bei jeder Observirung die Colonnen für Wind, Wolken, Witterung. Die der vier verschiedenen Electrometer, die der Electricitäts-Beschaffenheit und eine zu den nöthigen Bemerkun- gen ausgefüllt sind. Fasse ich daher alle jene verzeichneten Thatsachen zusam- men, so bin ich leider noch nicht so glücklich wie Gersdorf gewesen, bei völlig klarer himmelheiterer Witterung dabei vor- ausgesetzt eine negative Beschaffenheit der Luft-Electrieität zu beobachten, ich mag dasselbe nicht in Abrede stellen, doch muss ich bis zur Selbstüberzeugung dasselbe noch in Zweifel ziehen. Die Luft ist za jeder Tageszeit electrisırt, obgleich man öfter und zwar hauptsächlich bei mit schweren Wolken bedeckten Him- mel sowie bei annähernden Gewiltern auf einige Augenblicke kein Vorhandensein von Electricität wahrnehmen kann, so tritt 275 ein solcher Zeitpunkt jedoch jedesmal nur bei dem Wechsel der Luft-Eleetricität selbst ein und währet im Maximum noch keine ganze Minute. Die längsten dieser Zeitpunkte finden bei an- nähernden Gewittern statt, wobei die Blitze schon ein positives Auseinandergehen der Electrometerblättchen verursachen, auch wohl geöffnet bleiben bis das Gewitter näher rückt, dann zu- sammenfallend keine Spur von Electricilät zeigen, und dann plötzlich wieder mit der ersten entgegengeselzten Electricitäts- Beschaffenheit anfangen weiter auseinander zu gehen. Was die verschiedenen Stärkegrade der Luft-Electricität betrifft, so theilen sich dieselhen nach meinen Beobachtungen etwa folgend: a) bei heiterer Witterung starken oder stürmischen Wind da- bei statthabend ist der schwächsie Electricilätsgrad vor- herrschend, b) ein etwas stärkerer Grad tritt bei ganz bedecktem Him- mel, wie er vor Eintritt bei Landregen bedeckt ist, ein. ec) ein um etwas stärkerer Grad wie bei b. tritt bei gewöhn- licher Temperatur und heiterer Witterung, auf, d) und ein um etwas stärkerer Grad wie bei c. tritt bei un- bewölktem Zenith, jedoch bewölktem Horizont, auf. Alle diese unter a. b. c. d. aufgeführten Electricitätsgrade sind nur vermittelst Uebertragung in den CGondensatoren, an ei- nen isolirt aufgehängten Kartoffelstengel-Markkügelchen, selten an den von Gersdorf sobenannten Weiss’schen Electrometer oder dasselbe mit aufgesteckter Spitze, an welchem ein Stück bren- nenden Schwammes befestigt, mit Anwendung eines dem Gaval- lo’schen Taschenelectrometer-Futterale ähnlichen Stäbchens, ih- rer Beschaffenheit nach zu bestimmen. Mit Eintritt von Regen nimmt auch die Stärke der Luft- Electrieität zu und zwar bei Platz- und Gewitterregen öfter in solchem Grade, dass sich an der Ausladungskugel der Zurüstung binnen einer Minute eine Leidner Flasche von 36—40D Zoll Belegung schon ziemlich stark ladet, Landregen dagegen bringen im stärksten Electricitätsgrade ein Auseinandergehen der Weiss’- schen Electrometerblättchen von 4 Linien hervor, sonst versa- gen bei denselben in der Regel die Instrumente ganz. Ziehende tief schwebende schwere Wolken bringen öfters sobald sie in’s Zenith treten, stärkere electrische Wirkungen hervor als bei den 276 stärksten Gewittern der Fall ist, und wechselt hierbei öfter die Electricitätsbeschaffenheit ohne alle weiteren zu beobachtenden Ursachen mit einer merkwürdigen Schnelligkeit, ich selbst hatte das Glück am 14. Juli einen dmaligen solchen Wechsel binnen einer Minute zu beobachten. Zur nähern Erläuterung der Steigerung der Electricitäts- stärke und Beschaffenheit bei Gewittern möge meine am 31. Au- gust gemachte Beobachtung dienen. Die Annäherung eines Ge wilters zeigte sich an meiner Zurüstung Schon auf drei Meilen Entfernung noch dadurch an, dass die Blitze ein Auseinander- gehen der Weiss’schen Electrometerblättichen von einer Linie mit positiver Eleetrieität verursachlen, später als das Gewitter noch 1 Meile entfernt stand, schlugen die Blätichen desselben Electro- meters bei Statthabung der Blitze schon an den Staniol, doch immer noch positiv electrisirt, endlich da das Gewilter, welches sich nicht direct entladete, nahe vorüber zog, schlugen die Blätt- chen des Bennet’schen Elertrometer bei Statthabung der Blitze an den Staniol und blieben dabei 1 Zoll weit positiv electrisirt geöflnet. Sobald jedoch die ersten Regentropfen fielen, schlu- gen auch die Blättchen zusammen, öffneten sich dann schnell wieder 2 Zoll weit, nun aber mil negaliver Blectrieität, und als endlich sich der Regen stärker herabstürzte, hatte ich das Ele- ctrometer schnell zu entfernen um die Blättchen nicht zerreis- sen zu lassen da sie fortwährend an den Staniol. anschlugen, denn die Ausladungskugel der Zurüstung gab schon */, Zoll lange viel stechendere Funken als die des Leiters einer Electri- sirmaschine, und trieb den Zeiger des angerückten Quadranten- Electrometers bis auf 10 Grad. Obgleich fast alles aus der Luft herabfallende Wasser eine negative electrische Beschaffenheit an den Instrumenten anzeigt, so gehört es doch zu keiner Seltenheit, dass viele Landregen entgegengesetzte Eleciricitäts-Beschaffenheit haben, auch habe ich nur einmal am 20. September eine negative Beschaffenheit bei Staubregen beobachtet. Wetterleuchten bringt öfter einen stärkeren Electricitäts- grad hervor, doch bleibt die Luft dabei positiv electrisch, so verursachte das starke Wetterleuchten am 16. November Abends ein positives Auseinandergehen der Weiss’schen Electrometer- blättchen von 6 Linien. 277 Da in meinem Beobachtungs - Zeitraume bis jetzt nur erst zweimal Schneefall stattfand, so kann ich auch nur das Resultat angeben, welches ich dabei beobachtete und welches in einem negativen Auseinandergehen der Weiss’schen Electrometerblätt- chen von 2 Linien bestand. In Betreff der Einwirkung der Windrichtung auf die Ele- etrieitäts-Beschaffenheit der Luft habe ich bis jetzt nur die ein- zige Beobachtung gemacht, dass sobald Ostwind bei starkem Wind in Süd-Ost oder Südwind schnell übergeht und dadurch der erst klare Himmel bald mit Wolken bedeckt erscheint, die Luft-Electricität, sobald sie vorher positiv war in negative über- geht, und dass sobald die gebildeten Wolken Regenwolken mit oder ohne Entladung sind, einen starken Electricitätsgrad ver- ursachen. Ob dieses Resultat jedesmal zu erwarten steht, kann ich noch nicht behaupten, doch habe ich diese Beobachtung zu öfteren Malen gemacht. Schliesslich erwähne ich nur noch, dass ich trotz aller nur möglichen Genauigkeit bei meinen Prüfungen die beiden tägli- chen Maxima und Minima der Luft-Electricität nie wie nach Schübler’s Bestimmung beobachtete, sondern stets das erste Minimum früh nach Sonnenaufgang, Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr das erste Maximum, und Abends nach Sonnenuntergang das zweite Minimum fand, das zweite Maximum kann ich inso- fern nicht bestimmen, da ich des Nachts nicht beobachtete, soll- ten jedoch dieselben in einem gewissen Verhältniss zu einander stehen, so würde das letztere Nachts zwischen 12 und 2 Uhr eintreten. Halle, den I. Januar 1853. Monatsbericht a. Sitzungsbericht. April 6. Herr Kohlmann sprach über die wichtig- sten Abänderungen des Foucault’schen Versuchs. Um längere Zeiträume hindurch die Wirkung der Erdrotation beobachten zu können, schlug Franchot*) vor, durch besondere Vorrichtungen *) Compt, rend. XXXH. 505. 768. 19 278 dem schwingenden Pendel stets seine verlorene Kraft wieder zu er- setzen, ohne es in seiner Schwingungsrichtung zu stören. Die erste Ausführung eines solchen Apparates unternahm Kabisch*) in Barmen. Er befestigt das schwingende Pendel an einer hohlen, 2'/, Zoll wei- ten, prismatischen Säule, welche in seinem Zimmer vertical aufgerich- tet und um zwei Zapfen (der eine an der Decke, der andere am Fuss- boden) möglichst leicht drehbar ist. Säule und Pendel verharren nun als ein durch die feste Drehungsachse des letzteren zusammen- hangendes System stets in derselben Richtung, während der Fussbo- den in Folge der Erdrotation eine Drehung erfährt, die durch einen an der hölzernen Säule befestigten, horizontalliegenden Zeiger noch merklicher wird. Ein Uhrwerk mit einem Gewichte im Inneren der hohlen Säule unterhält die Bewegung des Pendels. Das hierbei ent- stehende Schwanken sucht er (doch wohl vergeblich!) dadurch zu vermeiden, dass er das durch ein Charnier senkrecht bewegliche Ende des Zeigers miltelst einer Gabel auf ein Rädchen stützt, welches wäh- rend der Umdrehung auf dem Fussboden hinrollt. Die Schwere des Zeigers und Rädchens muss sorgfältig ermessen werden, weil ein zu grosses Gewicht das Pendel ausser Stand setzt, die Säule zu drehen. Herr Kabisch erklärt selbst, ‚dass es sehr schwer sei, das Gleichge- wicht gehörig herzustellen, und noch schwerer, dasselbe zu erhalten, weil sich das Holz sehr leicht ziehe. Sein Apparat sei in den er sten drei Wochen ganz ausserordentlich gut (?) gegangen, so dass er und seine wissenschaftlichen Freunde sich darüber sehr gefreut hätten; jetzt habe sich derselbe krumm gezogen und bedürfe der Re- paratur; auch habe sein Apparat zu einer völligen Umdrehung etwa 34 Stunden, also etwa zwei Stunden mehr gebraucht, als nach dem Gesetze bei einer geographischen Breite von 51°15‘24 bedingt wür- den.“ Der Grund hiervon liegt offenbar in der Frietion und in der Ungleichheit der Massenvertheilung durch das Uhrwerk. Die prak- tische Ausführung lässt somit noch Vieles zu wünschen übrig. Fou- cault **) kam auf seinen berühmt gewordenen Pendelversuch durch die Beobachtung, dass ein dünner Stahlstab, auf der Drehbank eingespannt, seine Schwingungsebene unabhängig von der Drehung des Virtels be- hauptete. Eisenlohr basirte hierauf eine zweckmässige Abänderung des Wheatstone’schen ***) Apparates. Derselbe besteht aus einem ganzen Kkreisring, der auf die Scheibe einer Schwungmaschine aufge- stellt werden kann und an dessen Umfange sich zwei Klemmen ver- schieben lassen. Zwischen letzteren ist ein schraubenförmig gewun- dener Draht ausgespannt, welcher lange genug andauernde Schwin- gungen gibt, um ihre Richtung während der Drehung der Schwung- maschine beobachten zu können, zumal wenn eine kleine Kugel in *) Foncault’s Versuch von Garthe pag. 57. **) Institut 1851, 269. ***) Poggendorff’s Annalen. Bd. 83. S. 306. 279 der Mitte der Drahtlänge als Marke dient. Bei verticaler Stellung des Schraubendrahtes behalten die Schwingungen unverändert ihre Richtung bei, während man die Scheibe um ihre verlicale Achse dreht; der schwingende Schraubendraht repräsentirt dann das über dem Pole aufgehängte Pendel. Gibt man dem Draht nach und nach verschiedene Neigungen gegen die Drehachse, so lässt sich mit Hülfe dieses Apparates das Gesetz experimentell versinnlichen, dass die Ver- zögerung der Schwingungsehene in den verschiedenen Breiten für eine gewisse Zeit gleich sei der Winkelbewegung der Erde in dieser Zeit, multiplieirt mit dem Sinus der Breite. — Beachtenswerth ist ferner das von Prof. Krüger in Bromberg ersonnene Instrument*), durch welches die Abweichung der Schwingungsebene bis zu 24 Stunden erkannt werden soll. Die constante Ebene im Raume wird auch hier nicht durch die Schwingung eines Pendels erzeugt, sondern durch die Schwungkraft eines um seine kurze Querachse rotirenden, stabförmigen Electromagnetes. Die Drehpunkte dieser Achse liegen in der Mitte der beiden längeren Seiten eines Rahmens, der die Form eines Rechteckes hat und gleichfalls beweglich ist um zwei in der Mitte der kurzen Rechtecks- Seiten nach aussen angebrachten Zapfen, die ihre Drehungspunkte in den beiden seitlichen festen Magneten ha- ben, zwischen welchen der Eleetromagnet in seinen beweglichen Rah- men rotirt. Die Rotationsachse des Rahmens kann mittelst eines Char- niers im Fussgestell leicht auf die jedesmalige Polhöhe (= geograph. Breite) eines Ortes eingestellt werden. Indem nun am Rahmen, wo- rin sich der Electromagnet bewegt, ein Zeiger befestigt wird, der auf eine am Gestelle angebrachte, auf die Weltachse senkrecht gerichtete Scheibe weist, ist die Bedingung erfüllt, dass die Scheibe sich von W. nach O. mit der Erde herumdrehen und so der Zeiger — seine Lage im Raume beibehaltend — immer auf andere Punkte der ein- getheilten Scheibe weisen muss. Aber auch dieser Apparat bietet der praktischen Ausführung kaum zu überwindende Schwierigkeiten dar, indem der Magnetstab wegen der diametralen Vertheilung der schwingenden Masse bei schiefer Stellung der Drehungsachse in eine zitternde Bewegung geräth. Hr. Dr. Garthe (cf. dessen Schrift: Foucault’s Versuch pag. 60) in Köln hat darum statt des rotirenden Stabes ein eisernes Schwungrad von 15 Zoll im Durchmesser ange- wandt. Da es zum Gelingen des Versuches durchaus nothwendig ist, dass das mechanische Moment des in Bewegung gesetzten Schwung- rades und das dadurch erzeugte Beharrungsvermögen viel grösser ist als die Reibung, so sind zur möglichen Vermeidung der letzteren Fric- tionsrollen statt der Zapfen für die horizontale Achse des Schwung- rades gewählt. Letzteres wird mit allem Zubehör von einem Rahmen gelragen, der, in horizontaler Richtung drehbar, unten auf einer fei- nen, verticalen Stahlspitze ruht. Das andere Achsenende ist hohl, *) Poggendorfi’s Annalen B& 84. S. 191, 19 * 280 nach oben trichterförmig erweitert, nach unten gabelig getheilt. Wird nun aus einem Reservoir Wasser in den Trichter geleitet, so fliesst dasselbe durch einen Schenkel auf die Schaufeln des nach Art eines oberschlächtigen Mühlrades construirten Schwungrades und selzt das- selbe in Rotation. Hieran anknüpfend erörterte Herr Schrader einen von ihm zu demselben Zwecke construirten Apparat, bei welchem das Schwung- rad nicht durch Wasserkraft, sondern durch den kräftigen Zug an einem um die Achse desselben geschlungenen Faden nach Art eines Kreisels in Rotation versetzt werden soll. Dadurch ist zugleich die Möglichkeit gegeben, die Achse des beweglichen Ralımens, wie bei dem Krüger’schen Versuche, in die Polhöhe einzustellen. Hr.Baer berichtet über die zahlreichen Untersuchungen, welche Lehmann und Funke über die Krystallisirbarkeit ei- nes der Hauptbestandtheile des Blutes angestellt haben. — Diese Versuche wurden durch die Ansicht veranlasst, dass die eiweiss- artigen Stoffe wohl nicht absolut der Krystallısation unfähig seien. Sie wurden angestellt in der Hoffnung, dadurch zu einer genaueren Kenntniss jener chemisch noch räthselhaften Stoffe einen Weg zu bahnen. F. machte zuerst bei Gelegenheit der Untersuchung des Milz- venenblutes vom Pferde die Erfahrung, dass dieses Blut unter dem Deckplättchen beim allmähligen Eintrocknen während der mikroskopi- schen Beobachtung sich fast vollständig in prismalische Krystalle ver- wandelte; später fand er, dass das Gesammitblut vieler Süsswasserfi- sche krystallisationsfähig sei, und zwar in hohem Grade, so dass sich sämmitliche Blutzellen desselben in Krystalle verwandeln, ja dass letz- tere sich sogar innerhalb der unzerstörten Blutkörperhüllchen bilden, Schon früher hatte F.die Vermuthung ausgesprochen, dass wahrschein- lich der Zelleninhalt jedes Blutes, aus welchem Thier, aus welcher Ge- fässprovinz es auch sei, die krystallinische Form annehmen könne. Diese Vermuthung ist zur Gewissheit geworden. L. überzeugte sich, dass auch das Pfortaderblut der Pferde ebenso krystallisire, wie das Milzvenenblut. Dasselbe fand Zenker in einem Falle von Leuchämie bei enorm vergrösserter Milz. Kunde sah das Gesammtblut gesunder und kranker Hunde prismatlisch krystallisiren. F. beschäftigte sich damit, das Blut von Thieren aus den verschiedensten Klassen auf seine Krystallisationsfähigkeit zu prüfen. Das Blut von zwei jungen Katzen, unmittelbar nach der Tödtung der Thiere aus dem Herzen entnom- men, zeigte im ganz frischen Zustande wenig Neigung zu krystalli- siren. Als es jedoch zwei Tage in einem verschlossenen Gläschen gestanden halte, tral die Krystallisatiion auf Zusatz von wenig Wasser nicht nur sehr leicht und massenhaft, sondern auch in sehr grossen, schön ausgebildeten Formen. ein. Hier, wie bei den früher unter- suchten Blutarten, war die Farbenveränderung des Blutes durch Was- ser sehr auffallend; schon mit unbewalfneten Augen sah man die Tropfen eine verschieden hellrothe Farbe annehmen. Unter dem Mi- 281 kroskop bildeten sich beim Eindringen des Wassers aus den vorher mehr gelbgefärbten Blutkörperchenhaufen momentan intensiv rothe, stellenweise ins Violette spielende Lösungen, in denen die Blutzellen- hüllen, ihres Inhalts beraubt, in den verschiedensten, verzerrten For- men, meist jedoch von scharfen Umrissen umgeben, in unregelmässi- gen Haufen schwammen. Sobald die Lösung etwas verdunstet war, schossen allenihalben die reichsten Krystallbildungen in überraschen- der Schnelligkeit in folgenden Modificationen an. In der Mitte an Stellen, wo dichte Blutkörperchenhaufen gelegen hatten und demnach eine intensivgefärbte Mutterlauge vorhanden war, bildeten sich grosse oft 1“ lange, purpurfarbige, vierseitige Prismen, welche entschieden dem monoklinoödrischen System angehörten; an den Enden waren dieselben zum grössten Theil durch eine Fläche begrenzt, nur wenige zweillächig zugespitzt, sie lagen theils einzeln, theils in Bündeln oder selbst wirtelförmigen Drusen beisammen. An den Rändern der Deck- plättehben, wo die Verdunstung schneller von Stalten ging, ent. standen dieselben dichten Hecken nadellörmiger , haarfeiner Krystalle, wie sie früher beim Fischblut beobachtet wurden. Unmittelbar an diese nach innen zu grenzte in der Regel ein Flüssigkeitsstreifen, der mit den schönsten reichsten Netzen mehr ausgebildeter Krystalle mit scharfen bestimmten Enden bedeckt war. Diese beiden Krystalllagen zeigten merkwürdigerweise ganz verschiedene, grell von einander ab- stehende Farben ; die Hecken waren intensiv feuerroth, die Netze pur- purroth oder zuweilen schön violett gefärbt. Wahrscheinlich rührte dieses Farbenspiel von dem Zutritt der Luft zu den dem Rande zu- nächst liegenden Krystallen her. Ferner hat sich F. zu wiederhol- ten Malen überzeugt, dass das Blut der Schweine ebenfalls krystalli- sirt. Vollkommene Bildungen zu erzielen glückte hier nicht. Auch gelang es menschliches Milzvenenblut zu krystallisiren ; gleichfalls auch normales menschliches Venenblut. Die Krystallisation tritt leicht und jedesmal ein, sobald das Wasser hinreichend auf die Blutzellen ein- gewirkt, eine hinreichend gesättigte Lösung ihres eiweissartigen In- haltes aus ihren Hüllen befreit hat. Es bilden sich so schöne voll- kommen ausgebildete Formen und in so reichlicher Menge, wie sie ausser dem Meerschweinchen- und Katzenblut noch bei keinem andern beobachtet wurde. Die Krystalle sind vierseilige Prismen, die dem monoklinoödrischen System angehören, erreichen eine Länge bis zu 3“ und eine Dicke bis zu 0,1‘, ihre Farbe ist, je nach der Dicke, mehr oder weniger intensiv gelbroth. Reichert’s bekannte Entdeckung, wonach auf der Decidua trächtiger Meerschweine tetraädrische Pro- teinkrystalle vorkommen sollen, leitete L. auf den Gedanken, dass diese mit den Blutkrystallen nahe verwandt sein möchten. Diese Ver- mulhung bestätigte sich auch. L.fand ferner das Blut der Mäuse und Kunde das der Ratten krystallisirend. Letzterer aber entdeckte die ele- ganteste Krystallisationp im Blute der Eichhörnchen, Dasselbe liefert die schönsten und grössten sechsseitigen Tafeln (jedoch nicht dem hexagonalen System angehörend), zuweilen auch wohl ausgebildete 282 sechsseitige rechtwinklig abgestumpfte Säulen. Es war glaublich, dass vielleicht das Pfortader- und Milzvenenblut dieser Thiere in Prismen krystallisirte, jedoch überzeugte sich L, dass wenigstens das erstere stets Krystalle von derselben Form liefert, wie das Gesammtblut ; je- doch ist es durchschnittlich minder geneigt zur Krystallisation , als das Blut aus anderen Venen. Ueberhaupt ist aber sauerstoffreiches, künstlich mit Sauerstoff imprägnirtes Blut krystallisationsfähiger, als kohlensäurereiches. Blut von Vögeln, gewöhnliches Menschen-, Pferde-, Rindsblut ete. konnte ungeachtet mehrfach modifieirter Versuche nicht zur Krystallisation gebracht werden. Um diese Krystalle näher stu- diren zu können, mussten sie in grösserer Menge dargestellt werden. L. construirte‘ daher verschiedene Apparate, durch welche man die Leitung einer allmähligen Verdunstung in seine Gewalt bekam. Ein wesentliches Beförderungsmittel der Krystallisation ist die Zerstörung der Blutkörperchen, denn der Inhalt derselben ist das Krystallgebende. Zu diesem Ende werden lebhafte endosmotische Strömungen zwischen Blutzelleninhalt und umgebender Flüssigkeit am besten durch Wasser und Aelher eingeleitet. So gemischtes Blut wurde in einen Cylinder gebracht, der auf der einen Seite mit Schweinsblase, auf der andern mit einem Caoutchoukplättchen, durch welches so lange wässriger Spiritus zugelassen wurde, bis das Blut sich zu trüben anfıng, ver- schlossen war. Dann wurde der Apparat in eine Temperalur von 15—20° gebracht. Hier bildeten sich die schönsten Krystalle (beim Meerschweinchenblut bis zu °/,‘ Durchmesser). Mit Wasser ausge- laugter Blutkuchen oder Blutkörperchensediment giebt die schönsten Krystalle. Die tetraedrischen Krystalle des Meerschweinchenblutes sind in Wasser sehr schwer löslich; trotzdem bietet das Reindarstellen des krystallisirbaren Stofls grosse Schwierigkeiten. Die Krystalle wer- den mit Wasser wiederholt geschlemmt, wodurch ein grosser Theil der Hüllen der Blutkörperchen und anderer neben den Krystallen aus- geschiedener Molecule entfernt wird. Dann müssen die Krystalle in Wasser von 40—50°C. gelöst und filtrirt werden, da sie Hüllen der Blutzellen mit einschliessen. Das Umkrystallisiren geht aber nicht leicht von statten; das Fehlen der Blutkörperchenhüllen, die der Kry- stallisation als Ansatzpunkt dienen, mag theilweise daran schuld sein. Die Krystalle enthalten eine grosse Menge Hydratwasser; verwittern daher an der Luft sehr schnell, indem sie Risse bekommen und dann unregelmässige, hornartig erscheinende Stückchen von muschli- chem Bruch bilden. Ihre Lösung gerinnt bei 62—69°C,, nicht durch Essigsäure, wohl aber durch Alkohol, Mineralsäuren und alle andern Agentien, durch welche Proteinkörper präcipitirt werden. Die Kry- stalle bestehen aus dem eiweissartigen Stoffe mit Mineralsubstanz, analog der bekannten Harnzuckerkochsalzverbindung. Bei weiteren Versuchen erhielt L., je nach der Verschiedenheit der Bedingungen, unter welchen die Krystallbildung herbeigeführt wurde, bis zu 7,03 pCt. Krystalle aus dem Meerschweinchenblut. Einer Zersetzung im gewöhnlichen Sinne des Wortes Jdarf man die Krystallbildung nicht 283 zuschreiben, denn oft war dieselbe bereits eine Stunde nach der Töd- tung des Thieres vollendet. Ausser den Tetraedern, die sich hier gewöhnlich bilden, kommen aber auch zuweilen Oktaeder und andere Formen des regulären Systems vor. Ihre Farbe ist verschieden, dunk- ler und heller roth, selten sind sie farblos; bei Luftabschluss unter Wasser aufbewahrt nehmen sie eine violette Färbung an. An Aether und Alkohol geben sie nicht ganz 2 pCt. ab. Ein Theil’ derselben löst sich in 597 Th. Wasser. Durch Alkohol werden die Krystalle in Wasser unlöslich, behalten aber ihre Form ziemlich bei; ein Glei- ches tritt ein durch allmähliges Erhitzen bis auf 100° €. Die mit Alkohol behandelten Krystalle zeigen, mikroskopisch und mikroche- misch untersucht, alle die merkwürdigen Eigenschaften, welche Rei- chert den auf der Decidua gefundenen Krystallen zuschreibt. Reichert mag daher den Uterus und das Ei vom Meerschweinchen untersucht haben, das einige Zeit im Spiritus gelegen hatte. Er fand die Kry- stalle nur wenig gefärbt, da in der That die Krystalle durch die Coa- gulation bedeutend blasser werden. Die Krystallsubstanz ist ausser- ordentlich leicht zersetzbar. Sind die Krystalle jedoch nicht mehr mit anderen Blutbestandtheilen gemengt und besteht die darüber ste- hende Flüssigkeit nur aus der Lösung reiner Krystalle, so bleiben sie unter Wasser oft.S Tage lang unverändert, bei Luftabschluss selbst 8 Monate lang. Auch die Auflösung der Krystalle erleidet eine Zer- setzung, die immer von der Oberfläche aus beginnt. Die wässrige Lösung der reinsten Krystalle, die keine Reaction auf Pflanzenfarben zeigt, ist in der Hitze gerinnbar; bei 62° C. fängt sie an zu opalisi- ren, bei 63°C. wird die Coagulation vollendet. Während die Kry- stallsubstanz gegen einige Reagentien die auffallendste Analogie mit den eiweissartigen Stoffen zeigt, unterscheidet sie sich doch durch die Indifferenz gegen andere von jeder bekannten Proteinverbindung. Auch durch das Verhalten in der Hitze unterscheidet sie sich; indem sich beim Entzünden starkleuchtende Dämpfe entwickeln, als ob Fett verbrannt würde. Andere Eigenschaften hat sie auch bier mit den eiweissarligen Stoffen gemein. Da die Krystalle nicht luftbeständig sind, liess sich der Gehalt an Krystallwasser sehr schwer bestimmen. Zwei völlig übereinstimmende Versuche ergaben 19,9 pCt. als Was- sergehalt der lufttrockenen Krystalle; bei anderen schwankt er jedoch zwischen 15—16 pCt. Im Vacuo über Schwefelsäure ausgelrocknet verlieren sie im Luftbade bei 1200 C. nichts mehr an Gewicht, Da- gegen ziehen vollkommen ausgetrocknete Krystalle 11,19 pCt. Wasser in mässig feuchter Luft bei 15°C. an. Der Gehalt an Mineralbestand- theilen ist variabel (0,74 - 1,27 pCt.), abhängig von dem verschiede- nen Gehalte an rothem Pigment. Die Asche enthält zuweilen gegen 45 pCt. Eisenoxyd neben Phosphaten; der lösliche Theil derselben äussert keine Wirkung auf Pflanzenfarben und enthält weder kohlen- saure Alkalien noch Chloralkalien. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LVI. pag. 65, 193, 354 und LVII. pag. 95.) 284 Schliesslich legt Herr Giebel die ersten sechs Tafeln seiner Odontographie, welche das Zahnsystem der Affen, Chiropteren, Insec- tivoren und Felinen darstellen, vor und gibt den Plan dieses Werkes näher an. Die Bedeutung des Zahnsystemes für die systematische Zoologie und Paläontologie wurde zuerst von 6. Cüvier in ihrer ganzen Wich- tigkeit erkannt und in die Wissenschaft eingeführt. In den Recher- ches sur les ossemens fossiles sind die vielen schätzbaren Untersu- chungen niedergelegt, welche der Schöpfer der vergleichenden Anato- mie und wissenschaftlichen Paläontologie diesem wichtigen Organe wid- mete. Sie veranlassten auch bald den Bruder des Meisters, Fr. Cu- vier zu den Dents des mammiferes (Paris 1825. 8°.) einer mono- graphischen Bearbeitung des Zahnsystemes der lebenden Säugethiere, die der Zoologie wesentliche Dienste geleistet hat. Von dieser Zeit an erweiterten sich schnell die odontologischen Untersuchungen und die unübertrefflichen Werke Agassiz’s über die fossilen Fische, Blainville’s über den Skelet- und Zahnbau der Wirbelthiere, Owen’s über die fossilen Amphibien und Säugethiere zeigen den beträchtlichen Umfang, welchen das Studium der Odontologie gewon- nen, und die glänzenden Resultate, zu denen dasselbe bei den schwie- rigsten Untersuchungen der systematischen Zoologie und Paläontologie geführt hat. Owen wandte dem Gegenstande eine besondere Auf- merksamkeit zu-und lieferte eine zweite monographische Bearbeitung desselben in seiner Odontography (London 1840 —45.). Ueberra- schend neu sind die hierin niedergelegten speciellen Untersuchungen über die mieroskopische Strnctur der Zähne und über Entwicklung des Zahnsystemes. Ihre Darstellung ist meisterhaft. Bei diesem Stande der Odontologie könnte es überflüssig und selbst anmassend erscheinen eine dritte monographische Bearbeitung derselben zu unternehmen und indem ich den Anfang einer solchen hier vorlege, muss ich jenen Vorwurf beseitigen. Fr.Cuvier’s Darstellung bezieht sich nur auf das Zahnsystem der lebenden Säugethiere und bringt auf 103 Octavtafeln die Abbil- dungen des Zahnsystemes ebensovieler Gattungen mit dem erläutern- den Texte. Die Amphibien und Fische sind ausgeschlossen, ebenso die fossilen Wirbelthiere überhaupt. Diese berücksichtigt Owen’s Odontography mit gleicher Sorgfalt, aber sie räumt der im .Cuvier noch gar nicht beachteten microscopischen Untersuchung einen sehr überwiegenden Raum ein, indem von ihren 150 Octavtafeln 70 die- ser und nur 80 den für das Studium der Systematik wichtigern For- men des Zahnsystemes der lebenden und fossilen Wirbelthiere gewid- met sind. Die zoologischen und paläontologischen Studien haben nun in neuester Zeit und besonders in Deutschland eine so weit verbrei- tete und ernste Theilnahme gewonnen, dass eine neue Odontographie, welche die Typen der Galtungen und Arten möglichst vollständig be- rücksichtigt und dadurch die nur an den wenigsten Orten vorhande. 285 nen grossen Sammlungen und den wegen zu grosser Kostspieligkeit nur den Wenigsten zugänglichen umfangsreichen literarischen Apparat ersetzt, nicht nur nicht überflüssig, sondern Bedürfniss ist, Ich be- absichtige daher in meiner Odontographie von allen wichtigern Typen des Zahnsystemes naturgetreue Abbildungen zu liefern, welche mit dem erläuternden Texte die systematische Bestimmung der Gattungen und selbst Arten, soweit der Zahnbau dies gestaltet, möglich machen. Der mir zu Gebote stehende reiche literarische Apparat, sowie die mir freundlichst zur Benutzung frei gestellten hiesigen Sammlungen, setzen mich in den Stand, meiner Arbeit dem obwaltenden Bedürfnisse anzu- passen und ihr durch Original- Zeichnungen und gewissenhafte Kritik auch einigen wissenschaftlichen Werth zu leihen. Die Lithographie . der Tafeln führt Hr, Schenk mit grosser Sorgfalt und Liebe aus und für eine angemessene äussere Ausstattung hat der Verleger, Hr. Abel in Leipzig Sorge getragen. Die hier vorliegende erste Lieferung, der die übrigen in möglichst kurzen Unterbrechungen nachfolgen- sol- len, wird den besten Beweis geben, ob und in wie weit ich mein Ziel erreichen werde. In der Sitzung am 13. April übergab Hr. Giebel die von Hrn. Zekeli, corresp. Mitgl. in Wien, eingesandte Monographie der Gasteropoden der Gosauformation. Diese erste monographische Bear- beitung der Fauna einer der interessantesten und seilher von den er- sten Geognosten und Paläontologen sehr verschiedentlich gedeuteten alpinen Ablagerung lös’t alle Zweifel über deren geologisches Alter. Sie enthält in dem einleitenden Theile eine klare und einfäche Dar- legung der verschiedenen Ansichten über die Gosaugebilde und deren Petrefakten in historischer Reihenfolge der Literatur, welche Partsch und Boue, Keferstein, Lill von Lilienbach, Sedgwick und Murchison, Bronn, Goldfuss, Morlot u. A. darüber geliefert haben. Die Einrei- hung der Gosau in die Kreideformation war durch diese Arbeiten als begründet anzusehen und nur noch der Parallelismus mit den Glie- dern derselben speciell durchzuführen. Die sorgfältige Prüfung der Fauna, sowie eine Untersuchung der Ablagerungen selbst hat diese Frage entschieden, indem die Gosaugasteropoden und Conchiferen de- nen aus d’Orbigny’s etage turonien und senonien vollkommen entspre- ehen. Der paläontologische Theil enthält die Beschreibung aller von Hrn. Zekeli untersuchten Gasteropoden der Gosaugebilde, worunter die grössere Zahl der Arten neu ist und auch die Aufstellung eines eigenihümlichen Genus, Omphalia, gerechtfertigt erscheint. Die spe- cielle Aufzählung der Arten mit ihrer Synonymie und Verbreitung konnte einer freundlichen Mittheilung des verehrten corresp. Mitglie- des zu Folge schon im ersten Heft des vorjährigen Berichtes unseres Vereines (S.111—11S) geliefert werden, deren Ergebniss auch wohl uns Allen noch in frischer Erinnerung ist. Möge es dem Hrn. Ver- fasser gefallen mit gleicher Liebe und Sorgfalt auch die übrigen Theile der Gosaufauna zu bearbeiten, möge die kaiserliche geologi- 286 sche Reichsanstalt, die seit der kurzen Zeit ihres Bestehens schon so einflussreich auf den Fortschritt der geologischen Wissenschaften ge- wirkt hat, die Fortsetzung dieses die deutsche Literatur zierenden Werkes noch ferner unterstützen und baldigst fördern, April 27. Herr Heintz berichtet über eine Untersuchung des Dr. E. Frankland (On a new series of organic bodies con- taining metals, Philos. magazine fourth series Vol. V. p. 159*. und Vol. V. p. 239*. auch Philos. Transact. 1852. part. II. auch Annalen der Chem. und Pharm. Bd. 85. S. 329*,) über eine neue Reihe or- ganischer,. Metalle enthaltender Körper. Schon im Jahre 1349 hat Frankland die Existenz von Körpern nachgewiesen , in welchen Metalle oder Phosphor mit den Radikalen der Reihe C2H®+!, d.h. mit den Radıkalen der Alkoholarten verbun- den sind. Namentlich war es das Zink, Zinn, Arsenik und der Phos- phor, von denen er solche Verbindungen darstellte. Diese Verbindungen bedürfen zu ihrer Bildung entweder höhe- rer Temperatur oder der Mitwirkung des Lichts. Oft bewirkt jedes dieser Agentien die Entstehung derselben, oft nur eins, zuweilen muss gleichzeitige Einwirkung beider statt finden, wenn das gemischte Re- sultat erreicht werden soll. Die Versuche zur Darstellung dieser Substanzen geschahen in dem Falle, wenn als wirkendes Agens die Wärme angewendet wurde, in folgender Weise. Die Substanzen , welche auf einander wirken sollten, wurden in zwölf Zoll lange, sehr diekwandige Glasröhren eingeschmelzt, aus denen man vorher alle Luft entfernt hatte. Diese Röhren wurden darauf in ein Oelbad zur Hälfte eingesenkt und zu der zur Zersetzung der angewendeten Substanzen geeigneten Tempe- ratur erhitzt. Wenn das Licht die Zersetzung bewirken sollte, wurden ganz ähnliche Röhren dem directen Sonnenlicht ausgesetzt, welches oft noch durch einen 1S8zölligen Hohlspiegel concentrirt wurde. In den Fällen wo das Licht allein wirken sollte, umgab man die Röhren mit einer Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd, welche dazu be- stimmt war, die Wärmestrahlen zu absorbiren. In dem bis jetzt vorliegenden Theile der grössern zusammen- hängenden Arbeit, welche sich Frankland auszuführen vorgenommen hat, sind die Resultate enthalten, welche bei Einwirkung des Zinn’s auf Jodäthyl, des Zinks auf Jodmethyl und des Quecksilbers auf Jod- methyl erhalten worden sind. Zinn und Jodäthyl. Unter der Einwirkung der Wärme sowohl als des Sonnenlichts löst sich das Zinn allmälig in dem Jodäthyl auf. Die ätherische Flüs- sigkeit wandelt sich endlich in fast farblose Krystalle um. Die Pro. 287 ducte, welche sich bilden sind dieselben, mag Wärme oder Licht ihre Bildung veranlasst haben. Es bilden sich hiebei theils feste, theils gasförmige Substanzen. Oeffnet man die Röhre unter Wasser , so entweichen die Gase mit Heftigkeit. Die feste Substanz, welche sich gebildet hat, kann ohne Zer- setzung in Alkohol gelöst werden und krystallisirt aus dieser Lösung beim allmäligen Verdunsten über Schwefelsäure im Vacuum in lan- gen nadelförmigen Krystallen, die gelb gefärbt sind und rechtwinklige Prismen bilden. Die Zusammensetzung dieser Substanz kann durch die Formel C?H°Sn£ ausgedrückt werden. Dieselbe ist also die Jodverbindung des Radikals, welches Löwig* ) Stannäthyl nennt. In Aether ist Bi ser Körper sehr leicht löslich, wie auch in kochendem Alkohol. Was- ser und kalter Alkohol a, ihn schwieriger. Durch Kochen wird die wässrige Lösung gelrübt. Es bildet sich dabei niederfallendes Stannäthyloxyd und Jodwasserstoflsäure. Das Stannäthyloxyd C*H°SnO kann nicht allein auf die eben angegebene Weise, sondern auch durch Fällung des Stannäthyljodid’s miltelst Lösungen von Alkalien dargestellt werden. Kalihydrat und Natronhydrat lösen aber, wenn sie im Ueberschuss hinzugesetzt wer- den, das zuerst gefällte Stannäthyloxyd wieder auf. Ammoniak löst es aber nicht. Dieser Körper ist farblos. Er erscheint als ein weisses Pulver, das im Wasser, Alkohol und Aether unlöslich ist, sich aber leicht in Säuren und kauslischem Kalı und Natron auflöst. Die Salze dieser Basis sind schwer krystallisirbar. Frankland hat die Schwefel-, Chlor- und Bromverbindung des Stannäthyls näher untersucht. Erstere ist ein weisser, in verdünnten Säuren und Ammoniak unlöslicher Niederschlag. Letztere bildet mit dem Stannäthyljodid isomorphe nadelförmige Krystalle. Auch das Bromid bildet ähnliche Krystalle. Das Radıkal dieser Verbindungen hat Frankland aus der Lösung eines Salzes derselben durch Reduction mittelst Zink dargestellt. Es ist ein gelbes Oel, das in Wasser unlöslich, in Alkohol und Aether aber leicht löslıch ist. Die Gase, welche sich bei der Einwirkung des Zinn’s auf Jod- äthyl bilden, bestehen aus der Wasserstoflverbindung des Aethyls (C*H°-+H) und aus ölbildendem Gase (C?H*). Auch die Verbindungen des Methyls und Amyls, welche dem Stannäthyl analog sind, hat Frankland bei Einwirkung der entspre- chenden nennen auf Zinn erhalten. Die Salze, die diese Radikale bilden, sind mit denen des Stannäthyls isomorph. Diese Verbindungen sind jedoch noch nicht sorgfältiger untersucht. *) Diese Zeitschrift 1853. S. 36*. 288 Zink und Jodmethy]. Wird Jodmethyl und Zink in einer zugeschmolzenen, luftleeren Röhre längere Zeit bis auf 150°C, erhitzt, so löst sich das Zink all- mählig auf. Es bilden sich gasförmige Producte, eine farblose, leicht bewegliche Flüssigkeit und eine weisse Krystallmasse. Oeffnet man das Rohr unter Wasser, so entweicht ein Gas, welches ein Gemenge von fast gleichen Gewichten Methyl (C’H?) und Methylwasserstoff (Grubengas) (C®H°--H) ist. Gleichzeitig findet ein ziemlich starkes Aufbrausen statt, und es setzt sich ein flockiger Niederschlag von Zinkoxyd ab. Offenbar ist die Gegenwart von Zinkmethyldampf die Ursache dieser Erscheinung. Dieser zerlegt sich durch Wasser in _ Zinkoxyd und Methylwasserstoff. Uebergiesst man die Flüssigkeit und die Krystalle, welche in dem Rohre zurückbleiben, wenn das Gas entwichen ist, mit Wasser, so findet eine sehr starke Einwirkung statt. Es entwickelt sich ein Gas, das sich sofort entzündet und unter günstigen Umständen eine mehrere Fuss hohe Flamme erzeugen kann. Hat die Gasentwickelung einige Zeit gewährt, so kann man ohne Gefahr das Rohr mit einem Kork verschliessen, welcher ein Gasleitungsrohr trägt. Das nun auf- gefangene Gas besteht aus reinem Meihylwasserstoff (Grubengas). Die Zersetzung, welche das Jodmeihyl durch Zink erleidet, ist folgende. Es bildet sich Jodzink (die weissen Krystalle), und Methyl. Letzteres verbindet sich aber im Entstehungsmomente wenigstens zum Theil mit Zink zu Zinkmethyl (dem flüssigen Körper), welcher durch Wasser in Zinkoxyd und Meth,lwasserstoff umgewandelt wird. Um das Zinkmethyl, welches nicht bloss durch Wasser zerlegt wird, sondern auch an der Luft sich von selbst entzündet in reinem Zustande darzustellen, muss man es in einem Strome trocknen Was- serstoffgases der Destillation unterwerfen. Die von Frankland an- gewendete Methode ausführlich zu beschreiben, würde zu weit führen. Das Zinkmethyl ist eine leicht flüchtige, farblose, durchsich- tige, leicht bewegliche Flüssigkeit, die das Licht stark bricht, und einen eigenen, sehr unangenehmen Geruch verbreitet. Es besteht aus C’H?Zn. Das Zinkmethyl ist ein starkes organisches Radikal. Seine Ver- wandtschaft zum Sauerstoff ist sogar grösser, als die des Kaliums. Allein wenn die Heftigkeit der Verbindung nicht gemässigt wird, so ist die erzeugte Hitze so gross, dass das metallhaltige Radikal selbst zu Grunde geht, indem das Methyl zu Kohlensäure und Wasser und das Zink zu Zinkoxyd verbrennt, An die Luft gebracht, verbrennt das Zinkmethyl mit prächtig grünlich blauer Flamme, indem sich weisse Nebel von Zinkoxyd bilden. Im Sauerstoff verbrennt es mit Explo- sion. Das Zinkmethyl theilt die Eigenschaft des flüssigen Phosphor- wasserstoffs,. Eine kleine Beimengung desselben zu einem andern brennbaren, aber nicht selbst entzündlichen Gase, theilt diesem die 289 Eigenschaft mit, sich bei Berührung mit der Luft zu entzünden. Wird eine nicht zu geringe Menge Zinkmeihyl mit Wasser gemischt, so wird dieses unter Explosion und Feuererscheinung zersetzt. Auch mit Jod und mit Chlor verbindet sich das Zinkmethyl direct. Die Verbindungen des Zinkmethyls sind noch nicht näher un- tersucht. Eben so wie das Zinkmethyl bildet sich auch das Zinkaethyl, wenn man an Stelle des Jodmethyls Jodäthyl auf Zink einwirken lässt. Das Zinkäthyl C*H Zn ist ein farbloser, durchsichtiger, das Licht stark brechender, durchdringend riechender Körper, der schwerer flüchtig ist, als Zinkmethyl. An der Luft entzündet es sich schwerer als dieses von selbst. Wenn»es Gelegenheit findet, langsam Sauer- stoff aufzunehmen, so bildet sich daraus ein weisses, amorphes Oxyd. Auch mit Chlor, Brom und Jod lässt es sich direet verbinden. Was- ser zerlegt es sofort in Zinkoxyd und Aethylwasserstofl, Das Zinkamyl C!OH'! kann ebenfalls durch Einwirkung von Zink auf Jodamyl bei einer Temperatur von 180°C. dargestellt wer- den. Es ist eine farblose, durchsichtige Flüssigkeit, die an der Luft raucht, sich aber nicht entzündet. Wasser zerlegt es in Zinkoxyd und Amylwasserstoff (C'OHU"'--H). Quecksilber und Jodmelthyl. Jodmethyl das mit Quecksilber in Berührung anhaltend dem Sonnenlicht ausgesetzt wird, färbt sich anfangs roth, dann verschwin- det diese Farbe wieder, es erzeugt sich etwas gelbes Jodquecksilber. Allmälig vermindert sich die Menge des metallischen Quecksilbers und das Jodmethyl wandelt sich in weisse Krystalle um, während gleich- zeitig nur eine sehr geringe Menge gasartiger Körper entstehen. Durch Aether, der diese Krystalle auflöst, kann die gebildete Substanz von dem Jodquecksilber und dem metallischen Quecksilber geschieden werden, Beim freiwilligen Verdunsten der Lösung scheiden sich farblose, krystallinische Blättchen ab, die aus Jod, Quecksilber und Methyl bestehen. Jod-Quecksilbermethyl ist weiss, fest, krystallisirt in kleinen perlmutterartig glänzenden Blättern, ist in Wasser nicht, in Alkohol etwas, in Aelher und Jodmethyl leicht löslich und verflüchtigt sich an der Luft nur schwach. Bei 143”C. schmilzt es und sublimirt ohne Zersetzung. Kalihydrat und Ammoniak entziehen der Verbindung das Jod, und veranlassen die Bildung von Quecksilbermethyloxyd, das in einem Ueberschuss der Alkalien auflöslich ist. Aus diesen Lösun- gen fällt auf Zusatz von Schwefelammonium Schwefelquecksilberme- ihyl als ein flockiger, schwach gelblicher, unerträglich riechender Nie- derschlag zu Boden. Die metallhaltigen Radikale können nach Frankland nicht mit organischen Radikalen gepaarte Metalle sein, weil der Begriff der gepaarten Verbindungen wesentlich verlangt, dass sie sich in analogen 290 Verbindungsverhältnissen mit anderen Substanzen’ vereinigen, wie die Substanz vor Eintritt des Paarlings, welche hier Aethyl, Methyl oder Amyl sein würde. Die Verbindung der Metalle enthaltenden Radikale entsprechen aber dieser Forderung nicht. Frankland ist vielmehr der Meinung, dass diese Radikale mit ihren Verbindungen sich den unor- sanischen Verbindungen der Metalle so anreihen, dass Chlor, Schwe- fel- oder Sauerstoff in letzterem durch eine gleiche Anzahl Aequiva lente des organischen Radikals ersetzt sind. Unorganische Typen \£ Metallhaltige organische Derivate CH} Asyoayga Kakodyl c’H° C?H? Kakodyloxyd 0 e?’H? va As 0 Kakodylsäure h Zu(C?H?) Zinkmethyl c*H> c*H> Subäthyl CH 0215 (*H5 Sp/04H 5 Stibäthyloxyd 0 0 ku As Sb c?H° Sb/c*H 5 Stuibäthyliumoxyd c5H5 0 Sn C?H5 Stannäthyl \C+LLS Sn 2 = Stannäthyloxyd ( 2773 Hg I - Jod-Quecksilberäthyl Nach dieser Betrachtungsweise büssen diese Metallverbindungen den Character organischer Radikale ein. 291 b. Literatur. Physik. — Perturbalionen der scheinbaren Bewegung der Sonne. Le Verrier theilte der Par. Akademie Tafeln über die schein- bare Bewegung der Sonne mit, welche aus der Vergleichung der Theorie mit den seit 1750 bis jetzt gemachten Beobachtungen entstanden. Er sagt, man würde gewaltsam zu der nolhwendigen Annahme geführt, dass das Perigaum der Sonne in ihrer Bewegung eine Unregelmässigkeit darstellt, welche durch die bis jelzt bekannten physischen Einwirkungen nicht erklärt werden kann. Mit Ausnahme der Bewegungen, deren Ursache uns gänzlich unbekannt ist, zeigt das Perigäum der Sonne eine Schwankung, deren Amplitude 60‘ und deren Periode 66: Jahr beträgt. L. V. stellt die veränderliche Correction des Perigäums durch die Formel: — 7,'9+0, '5351429,''8sin(9.°41-207,°85), wobei t die Zeit in Jahren seit 1850 bedeutet. Man kann über den Grad der Genauigkeit und über die Nothwendigkeit der Anwendung dieser Formel durch die nachfolgende Vergleichungen mit den Beobachtungen urtheilen : Epochen. Correclionen des Perig. berechnete Berechn. vermindert abgeleitet aus d. Beobacht. Correelion, um Beobacht. 1753,3 — 39,‘'4 — 38,5 + 0,9 1759,0 — 25,3 — 27,7 — 2,4 1784,4 — 56,3 — 59,3 — 2,9 1801,5 — 62,3 — 58,1 + 4,2 1803,5 — 46,5 — 53,3 — 6,8 1815,3 — 20,9 — 16,1 + 4,8 1817,7 — 81 — 86 — 0,9 1842,8 — 2,7 — 6,0 — 3,3 1848,2 — 24,4 — 18,2 + 6,2 Der grösste Unterschied, welcher zwischen Formel und Beobachtung be- steht, beläuft sich auf 6,8. Man darf also in Wahrheit sagen, dass die vor- stehende Formel alle beobachteten Positionen des Periheliums mit aller Ge- nauigkeit, welche man nur fordern kann, darstellt; da die Weglassung des pe- riodischen Gliedes Fehler entstehen lassen wird, welche im Vergleich ihrer Grösse und ihrer Regelmässigkeit unzulässig sind. Wenn die secularen Aende- rungen der Excentrieität und des Perigäums der Sonne zum Theil durch bis jetzt unbekannte Ursachen hervorgerufen werden, so ist klar, dass diese Aenderungen nicht in Betracht zu ziehen sind bei der Bestimmung der Massen der Planeten. Diese Massen müssen überhaupt vermöge der periodischen Unregelmässigkeiten bestimmt werden. Mit Ausnahme der periodischen Oscillation hat das Sonnen- perigaum eine seculare Bewegung von 39‘ +, welche nicht durch bekannte Massen hervorgebracht werden kann. Ich halte, sagt L. V. weiter, es für unnütz mich gegenwärlig Vermuthungen über die Ursache der Fehler, welche ich eben studirt habe, hinzugeben. Andere Untersuchungen, die ich bereits begonnen und die viel Zeit fordern werden, dürfen nicht unterlassen werden, um über einen so delikaten Gegenstand hinlängliche Klarheit zu verbreiten. Vielleicht kennen wir nur einen kleinen Theil der in den Hitmmelsraumen befindlichen Materie ; die kleinen Planeten sind ohne Zweifel zahllos. Aber wenn es uns nicht erlaubt ist, selbst alle diese Körper kennen zu lernen, so wird man ohne Zweifel das Gesetz ihrer Vertheilung auffinden kön- nen, indem man das Ganze ihrer Einwirkungen auf die bis jetzt bekannten Pla- neten zu Hülfe nimmt. Zu dem Ende muss man die Theorie dieser Planeten mit der grössten Sorgfalt studiren. (L’Institut Nr. 1000. 2. Mars 53.) Tsch. Maschinen mit erhitzter Luft (machine ä air chauffe ou ma- chine calorique). — Es folgt die Beschreibung und Abbildung dieser Maschine von Ericksson, auf welche in diesem Augenblicke die Aufmerksamkeit des Publikums gerichtet ist. Die Figuren l. und 2. unserer Taf, 10, stellen Längen- 292 durchschnitte der Maschine dar, alle beide sind in ihren Haupttheilen hinläng- lich sich ähnlich und unterscheiden sich nur in einzelnen Theilen, wie man aus der folgenden Beschreibung ersehen wird. Zuerst beginnen wir mit der in Fig. 1. dargestellten Maschine. A und B sind zwei Cylinder von ungleichem Durchmesser, mit Genauigkeit gearbeilet und mit den Stempeln a und b versehen; der Letztere ist durch weine Garnitur von Ringen aus Metall vollkommen luftdicht schliessend; A wird der Ernährungs- und B der arbeitende Cylinder genannt; a‘ ist die Stange des Stempels a, wel- che milten durch eine Stopfbüchse auf den Deckel des ernahrenden Cylinders wirkt; C ist ein Cylinder mit kugelförmigem Boden, Welcher in e und e mit dem arbeitenden Cylinder verbunden ist; D, D sind zwei Stangen, welche die Stempel a und b mit einander verbinden ; E ist ein selbstwirkendes Ventil (self- acling), welches sich nach dem Innern des ernahrenden Cylinders öffnet; F ist ein ähnliches Ventil, welches sich nach aussen von demselben Cylinder aus öff- net und in der Ventilbüchse f steckt; G ist ein leerer Cylinder, Recipient ge- nannt, welcher mit der Ventilhüchse f durch die Röhre g commwnicirt; H ist ein leerer Cylinder mit kugelförmigem Boden, innen gewölbt und Heitzer (chauf- feur) genannt; I ist ein conisches Ventil, getragen durch die Ventilstange j und wirkend in der Venlilkammer I‘, eine Kammer, welche zugleich eine Ver- bindung zwischen C und H mit Hülfe der Röhre h beweıkstelligt; K, ein an- deres conisches Ventil, wird getragen durch die hohle Stange k und eingeschlos- sen in der Kammer k‘; L und M sind Räume in ihrer ganzen Ausdehnung, mit Ausnahme kleiner Räume am obern und untern Theile, angefüllt mit Scheiben von Netzen aus Metall oder von gerade ausgebreiteten und sehr einander genä- herten Faden oder von andern metallischen Körpern oder kleinen Mineralien, z. B. Asbest, welche so gelegt werden, dass sie eine Menge kleiner verticaler Canäle bilden. Diese Räume haben den Namen Wiederbersteller (r&generateur) erhalten ; l, 1, m, m sind Röhren, welche eine directe Communicalion zwischen dem Re- eipienten G und dem Heitzer H durch das Innere der Räume L und M herstel- len; n, n sind Stangen, welche durch die Stopfbüchsen n‘, n‘ gehen ; p ist eine Röhre, welche die Kammer K mit P verbindet; .die Röhre ©’ geht von der Kammer O aus; die Röhre Q mündet in den Recipienten G und ist mit einem Hahne g versehen; R, R sind Oefen, um die Räume H und C zu .erhitzen; T, r, r, r sind Räume, welche von diesen Oefen ausgehen und in r’ endigen ; der leere Cylinder S, der mit dem arbeitenden Stempel b versehen ist, hat ei- nen kugelförmigen Boden, welche auf den des Gefässes 'C passt. Dieser Cylin- der S, welchen man Wärmeempfänger (intercepteur de chaleur) nennt, ist auf dem Boden mit Stücken unschmelzbarer Mauersteine und oben mit Asche, Stein- kohle oder anderen schlechten Wärmeleitern angefüllt; er hat den Zweck zu ver- hindern, «lass eine bedeutende und schädliche Wärme den Stempel (piston tra- wailleur) trifft; T, T Mauern von Backsteinen oder andern nicht schmelzbaren Massen, umgeben die Oefen und die Erhitzer (chauffeur). Wir gehen zur Be- schreibung der zweiten Abbildung über. Die Buchstaben A, B, a, b, C, cc, c, D, F haben vollkommen dieselbe Bedeutung als in Figur 1, ebenso G, g; L ist wie oben regenerateur, l eine Rohre zwischen ihm und Recipienten, 1’ eine Röhre zwischen L und €. 0, 0‘, Q, , BR, r, r, r, r, r! T wie oben. U eine Welle mit abwechselnder Bewegung, ‘wird an beiden Enden von Absätzen gelra- gen; u, u‘ sind Curbelärme, befestigt an jener Welle; u‘’ verbindet diese Cur- bel mit dem Stempel b; V, ein anderer Curbelarm, ist am Ende der Welle U befestigt ; x ist eine andere Welle, an welcher die Curbel Y fest 'befestigt ist; v ist eine Stange, welche den Arm V mit dem ‘Knopf y der Curbel Y verbindet; y‘ sind Absätze, welche die Welle x tragen; Z, Z ist der Umfang des Schwung- rades, des Schaufelrades oder anderer Rotalionsapparate, welche die Maschine in Bewegung setzen soll. Die Maschine wird nun auf folgende Weise in Bewe- gung geselzt. Bevor man sie in Thaligkeit setzt, zündet man in den Oefen R, R Feuer an und unterhält darin eine langsame Verbrennung, bis dass die Heitzer C und die inneren Theile der Regeneratoren L auf eine Temperatur von 500 'F. 293 (260°C.) gebracht worden sind. Alsdann presst man mit Hülfe einer Pumpe oder eines anderen Apparates, atlmosphärische Luft in den Recipienten G, durch die Röhre Q, bis ein Druck von 0,60 Kil. bis 0,70 Kil. auf den Quadratcenti- meter ausgeübt wird. Man öffnet das Ventil I und der auf den Stempel b aus- geübte Druck hebt ihn in die Höhe, während die in A enthaltene, durch das Ventil F hindurchgedrungene Luft, sich in den Recipienten begiebt. Indem die Schieberventile N, N‘ zuvörderst vermöge ihrer Stangen n so glacirt sind, dass die Röhren |, I geöffnet sind, geht die Luft des Recipienten mitten durch das Netz metallischer Fäden in Lin den Heitzer H über, darauf sogleich nach C; wäh- rend die Temperatur der Luft steigt und ihr Volumen zunimmt, so wie sie durch das Fadennetz und den Heitzer geht. Das geringe aus A entfernte Volumen ge- nügt um den grösseren Raum C zu füllen. Bevor der Stempel das Ende seiner aufsteigenden Bewegung erreicht, schliesst sich das Ventil F und am Ende die- ser Bewegung öffnet sich das Ventil K. Indem der steigende Druck auf diese Weise vernichtet ist, bewegt sich der Stempel nach unten und die in C erhitzte Luft geht durch K‘, p, P und m in den Regenerator M, durchdringt die Gränze, welche ihm die kleinen zahlreichen Räume oder die Maschen zwischen den Fä- den bieten, und verliert ihre. Wärme, indem sie sich nach und nach abkühlt, bis sie, in O‘ entweichend, beinahe von aller Wärme befreit ist. Sobald der Stem- pel a sich niederzubewegen beginnt, schliesst sich das Ventil F und öffnet sich das Ventil E, wodurch eine neue Menge atmosphärischer Luft in den Cylinder A gebracht wird. Am Ende der herabsteigenden Bewegung schliesst sich das Ven- til K und öffnet sich von Neuem das Ventil I und es entsteht auf diese Weise eine abwechselnde Bewegung , welche sich von selbst fortseizt. Es ist klar, dass nach einer gewissen Anzahl Bewegungen die Temperatur der metallischen Fäden oder der andern in dem Regenerator enthaltenen Körper sich ändern wird, so dass die von M allmählig steigen, während dıe von L abnehmen wird. Die Stellung der Schieberventile N, N’ muss also nach 50 mehr oder weniger beschleunigten Bewegungen geändert werden , eine Umänderung , welche man entweder mıt der Hand oder mit einer passenden Vorrichtung bewerkstel- ligen muss. Ihre Stellung möge jetzt umgekehrt als die in der Figur darge- stellte sein; die heisse Luft, welche von C kommt, geht dann durch zum Theil erkaltete Fäden in L, während das kalte Medium des Recipienten durch die heissen Fäden von M geht und, wenn es in H eintritt beinahe die Wärme, mit welcher es wirken muss, erreicht hat. Auf diese Weise absorbiren und amilti- ren die Regeneratoren abwechselnd die Hitze, welche hauptsächlich die Tempe- ratur des eirculirenden Mediums unabhängig von aller Verbrennung, nachdem die Maschine einmal in Bewegung gesetzt worden ist. Die Maschine in Fig. 2. ar- beitet genau auf dieselbe Weise, ausgenommen dass der Regenerator nur ein ein- ziges Geläss bildet und dass die metallischen Körper, welche er einschliesst, die Hitze des circulirenden Mediums annehmen, welches von dem Cylinder € ausgeht, und sie von dem Medıum ersetzt, welches bei jeder einmaligen Bewe- gung der Maschine in den Cylinder tritt, anstatt diese Wärme abwechselnd, wie man es bei der Figur 1. angewendet hat, zu verändern. Die durch die Hitze hervorgebrachte aufsteigende Bewegung des Stempels b (Fig. 2.) in Uebereinstim- mung mit der durch die Schwere bewirkten niedergehenden Bewegung desselben theilen der Curbelaxe eine Rotationsbewegung mit. Auf einen Umstand muss man noch besonders achten, nämiich dass der bezügliche Durchmesser der beiden Cylinder A und B von der Elaslicität des angewendeten Mediums abhängt. So kann, wenn man almosphärische Luft oder andere permanente Gase anwendet, die Differenz der Grundflächen der Stempel ungefahr in dem Verhaltniss 2 zu 1 sein, wahrend wenn man Flüssigkeiten (z. B. Oele, welche eine geringe Elasti- eilät besitzen) anwendet diese Differenz kaum ein Zehntel betragen darf. Es ist noch zu bemerken, dass, wenn man sich eines anderen Mediums als almos- phärischer Luft bedient, es unerlässlich ist, die Röhre 0‘ und die Büchse e mit dem Ventile E zu verbinden, wie in beiden Figuren durch punktirte Linien an- gedeutet ist. Es istübrigens klar, dass die verschiedenen Theile dieser Maschine auf mannichfache Art abgeändert werden können und dass die äusseren Formen 20 294 verschiedene Modificationen erleiden können, wenn nur die Principien im Grunde dieselben bleiben, wie beschrieben worden ist. Man kann z.B. den Arbeitscylin- der horizontal oder anderswie stellen, ihm doppelte Wirkung geben, einen Raum anbringen, um die Wärme auf beide Oberflächen des Stempels wirken zu las- sen und endlich an beiden Enden des Arbeitseylinders B einen Heitzer wie C anbringen. (L’Institut, Mars 9. 53.) Tsch. Bourbouze, über die Vertheilung der Electricität auf der Oberfläche der Körper. — Electrisirte B. die Oberfläche einer hohlen, vollkommen isolirten Kugel, in deren Oeffaung, von ungefähr 8mm, sich ein langer Stab befand, der mit seinem einen Ende die innere Oberfläche be- rührte, aber durch Isolirung an jeder Communikation mit der äussern Oberflä- che verbindert war, so zeigle auch die innere dieselbe Electrieität und zwar in gleicher Menge. Dies zeigte sich an der ganzen Länge des Stabes, mithin war er nicht durch Einwirkung electrisirt. Anders aber war es, sobald der Stab nicht mehr die innere Oberfläche berührte. Dann sammelt sich die gleichnamige Electricität an dem einen Ende des Stabes, während die entgegengesetzie am andern Ende zurückgehalten wird. Um sich zu versichern, dass die Electrieität nicht von der äussern Oberfläche auf den Stab überging, berührte man die 1so- lation, welche den Stab umgab, und fand diesen doch andanernd electrisch. Wurde die Kugel luftleer gemacht, so fand keine Modification statt. (Ibid. Nr. 1005. p. 114.) B. Fizeau, über electrische Induktionsapparate und über ein leichtes Mittel ihre Wirkung zu vermehren. — Bei den ele- etrischen Maschinen, welche man seit einiger Zeit nach dem Princip der Induc- tion construirt, bemerkt man deutlich eine sehr wahrnehmbare Vermehrung der Wirkung derselben, wenn man, um den Apparat in Thätigkeit zu setzen, eine stärkere Bewegung anwendet; die beiden Polen der Maschine entschlüpfende Ele- etricität empfängt auf diese Weise eine sehr merkliche Spannungsvermehrung. Aber dieses Mittel ruft einen Nachtheil hervor, welcher dem Instrumente seinen Hauptvortheil raubt, dies ist die Regelmässigkeit und die Dauer der Wirkungen. Einer der wesentlichen Theile des Apparates ist der Unterbrecher der Vibratio- nen von de la Rive. Während nämlich das ‘Instrument in Thätigkeit ist, wer- den sehr lebhaft Funken zwischen den Oberflächen des Unterbrechers erzeugt und obwohl diese Oberflächen von Platin sind, sind sie bald geschmolzen und verunsiallet, wenn der Strom intensiver geworden ist und die Vibrationen werden dadurch weniger constant, die Hervorbringung der Electricität hört bald auf mit derselben Regelmässigkeit staltzufinden. Derselbe Uebelstand wird sich ohne Zweifel herausstellen, wenn man die Maschine in grösserem Maassstabe fertigt, als von ihrem Erfinder Ruhmkorff angenommen ist; denn die Stärke der Fun- ken, welche im Augenblicke, wo die Vibration beginnt, erscheinen, ist überhaupt abhängig von dem Inductionsstrome in dem Inductionsfaden und wenn man die Dimension der Fäden, sowie die Zahl ihrer Spiralwindungen vermehrt, so wird dieser Strom nothwendig dadurch intensiver und die Funken stärker werden, Mehrere Experimente zeigen, dass der Inductionsstrom , welcher in dem Induc- tionsfaden selbst entsteht, im Augenblick der Unterbrechung des Stromes, einen merklichen Einfluss ausübt auf die Erzeugung der Electricität in dem Inductions- faden, welcher von beiden Polen der Maschine ausgeht; wenn dieser Strom sich frei fortbewegt und sich ziemlich entwickelt, geben die Pole wenig Electricität ; im Gegentheil, wenn dieser Strom auf Hindernisse triffi und nur schwach sich entwickeln kann, geben die Pole viel Electricität und die Kraft der Maschine ist grösser geworden. Es folgt hieraus, dass, um die Kraft der Maschine zu ver- mehren, es genügt die Entwickelung des Stromes, welcher in dem Inductionsfa- den in dem Augenblicke der Unterbrechung der Circulation entsteht, zu verhin- dern. und es ist leicht zu begreifen, dass man dieses Resultat erlangen muss, wenn man auf die Spannung, die dieser Strom besitzt, wirkt und sie schwächer macht. In der That, wenn die Maschine in Thätigkeit ist, zeigt das grosse Licht der Funken, welche im Unterbrechungsmomente erscheinen, dass der Strom, um den es sich handelt, sich sehr entwickelt und dies findet statt, weil die Electri- 295 eität eine hinreichende Spannung besitzt, um mit Leichtigkeit die Zwischenräume zwischen den vibrirenden Theilen zu überspringen; wenn die Spannung schwä- cher wird und die Intervalle nicht so leicht übersprungen werden können, wird der Strom nicht mit derselben Schnelligkeit und Leichtigkeit slatiinden, die Funken werden weniger lebhaft werden und der Strom sich nur mässig ent- wickeln. Ein wirksames Mittel, die Spannung unter solchen Umständen zu ver- ringern, ist zu den Eigenschaften der Leydener Flasche oder ähnlichen nach dem- selben Prineipe construirten Staaten seine Zuflucht zu nehmen. Man bringt nämlich einen Condensator an, welcher aus zwei einander genäherten unı durch eine Firnissschicht von einander getrennten Zinnplatten besteht, und lässt jede der Zinnplatten mit einem der Enden des Inductionsfaden communiciren; die Befestigungspunkle müssen auf beiden Seiten des Unterbrechungspunktes, wo die Funken überspringen, sein. Dann breiten sich beide Electrieitäten, bevor sie zu dem Unterbrechungspunkte gelangen, über die beiden Metalloberflächen aus, wo sie zum grössten Theil ihre Spannung verlieren, in Folge des wechselseitigen Einflusses, welcher durch die isolirende Firnissschicht hindurch ausgeübt wird. Wenn der Condensator eine genügende Oberfläche von 5 bis 6 Quadrat- deeimeter bietet, so sieht man, dass, sobald die Communicationen hergestellt sind, das Licht im Unterbrechungspunkte schwächer wird und zu derselben Zeit die Maschine eine merkbare Kraftvermehrung erhält; die Pole geben dann stär- kere Funken, welche in beträchtlicheren Entfernungen als vorher, überspringen. Der Condensator kann auf eine bequeme Weise in horizontaler Stellung ein We- nig unter dem Elekromagneten angebracht und durch 4 Stützen von Glas getra- gen werden, Durch diesen Zusatz giebt die Maschine nicht allein mehr Elek- trieität, sondern sie wirkt auch längere Zeit mit Regelmässigkeit, weil die Ober- flächen des Unterbrechers nicht der Einwirkung der Funken , welche sie sehr verändern , ausgesetzt is. Um eine Vorstellung von der Eifectsvermehrung, welche er hei seinen Experimenten beobachtete, zu geben, führt F. folgende Beo- bachtung an: Indem ein Galvanomelter an dem Umfange befestigt war, liess man die durch die Maschine erzeugte Electrieität in verdünnte Luft gehen, wo sie die Effecte hervorbrachte, welche Quet vor Kurzem beschrieben hat. Wenn die Ma- schine unter den gewöhnlichen Bedingungen in Thätigkeit ist, zeigt der Zeiger des Galvanometers eine Abweichung von 8° an. Wenn man aber den Conden- salor wirken liess, erhielt das hervorgebrachte Licht einen grösseren Glanz, und die Abweichung des Zeigers wurde auf 159° gebracht. Die Idensität des Stromes war also beinahe verdoppelt. Kurz F. glaubt, dass durch das von ihm vorge- schlagene Mittel die Inductionsmaschinen stärker werden und während längerer Zeit constanlter wirken können. (Ibid. 9 Mars 53.) Tsch. Kar sten berichtet in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin über den merkwürdigen Niederfall einer Meteormasse, der vielleicht vor mehreren Jahrhunderten staltgefunden haben mag, aber doch geeignet zu sein scheint, unsere Kenntnisse über den noch sehr räthselhaften Gegenstand zu erweitern. Der Besitzer eines 700 Morgen grossen Gutes in der Nähe von Thorn fand das Ackerland durchweg so mit Eisenerz angefüllt, dass er kaum 4°‘ tief pflügen konnte, ohne Gefahr zu laufen, die Instrumente zu zerbrechen. Das Erz kommt fast auf dem ganzen Gute in einzelnen unzusammenhängenden, 2—3‘ langen, 3—6‘‘ breiten und 2—3 und mehr Zoll dicken Schichten vor. In einer Schlucht aber, zu beiden Seiten eines Baches findet sich eine grosse Ablagerung von dicht neben und über einander geschobenen Schollen auf einer Längenerstreckung von 160°. Die Mächtigkeit beträgt 2— 3‘, ja sogar bis 6’; die Ausdehnung in die Breite 15—20‘ auf der einen Seite des Baches, Auf der andern Seite ist diese noch nicht erforscht, weil das Erz hier tief unter Sand liegt. Auf solchem liegt das Erz überall und wird auch von ihm bedeckt, so dass es nur an vereinzelten Stellen ohne diese Decke vorkommt. Die kleinsten Zahlen geben für die eine Hälfte der Ablagerung einen Inhalt von 4800 Kubik- fuss oder schlecht gerechnet 7200 Centner. Das ganze Gewicht beläuft sich wahrscheinlich auf 20,000 Centner. Diese Thatsachen brachten den Besitzer auf den Gedanken, eine Eisenhütte anzulegen. Deshalb übersendete er dem Hüt- 296 teninspector Kreyher zu Wondelloch Proben des Erzes zur Untersuchung, der diese wieder, wegen ihrer ungewöhnlichen Beschaffenheit an Karsten gelangen liess. Auf den ersten Anblick kann man sie für Braun- und Gelb-Eisenstein haften, aber die frische Bruchfläche lässt diesen Schluss nicht zu. Unter den Proben fanden sich einige, die den gewöhnlichen Eisenfrischschlacken täuschend ähnlich waren, so dass die Masse selbst für das Produkt eines metallurgischen Processes gehalten werden konnte. Nun ist aber in dieser Gegend nie eine Eisenhütte vorhanden gewesen; auch durch die Beschaffenheit der Masse, die sich nicht in verschlacktem Zustande befindet, wird die eben ausgesprochene Vermu- ihung durchaus beseitigt. Es zeigt sich hier eine so innige Vermengung von regulinischem Eisen mit Schlacken und einem nicht verschlackten bläulichen, zu- weilen lauchgrünen Mineral, wie sie durch einen künstlichen Process unmöglich herzustellen ist. Die meteorische Abkunft der Masse liess sich an einem Pro- bestücke deutlich erkennen. Regulinisches Eisen in den feinsten Zacken und Aesten waren so innig mit einem lichtbläulich weissen Gestein verweht, dass man die Loupe zur Hand nehmen musste. Im Allgemeinen stimmt die Masse mit der Palias’schen überein; bei letzterer sind jedoch Eisen und Olivin scharf von einander gesondert, während bei jener eine mechanische Trennung beider nicht möglich ist. Ja selbst aus dem feinsten Pulver lassen sich die Eisen- theilchen nicht frei vom Mineral ausziehen. Auch ist in der Sihirischen Me- teormasse das Verhältniss des Eisens zum Mineral ungleich grösser als hier. Man sollte glauben, dass von diesem riesenhaften Meteormassenfall bestimmte Nachrichten vorhanden wären. Wir müssen aber bedenken, dass zu jener viel- leicht nicht zu entfernten Zeit das Gut ein unbewohnter Wald gewesen ist, und so Befremdet das Fehlen einer bestimmten Nachricht nicht. Vielleicht hängt hiermit auch ein Ereigniss zusammen, über welches Sebastian Münster in seiner Cosmographie berichtet. Am 9. Januar 1572, Abends 9 Uhr, heisst es hier, soll in Thorn ein heftiges Ungewitter gewüthet haben, verbunden mit einem „schrecklichen ‘‘ Erdbeben, wobei -es zehnpfündige Steine gehagelt, die ‚, viele Leute zu todt geschlagen.“ Das Niederfallen so grosser Massen auf einen ver- hältnissmässig kleinen Raum steht nicht allein da. Chladni berichtet von meh- reren, deren Gewicht hunderte von Centnern betragen haben muss. Capt. Ale- xander fand am östlichen Ufer des grossen Fischflusses eine so grosse Menge von Gediegeneisen, dass er deshalb die Möglichkeit des Herabfallens bezweifelte. Die Analyse jedoch ergab 4,61 pCt. Ni und so ist die meteorische Abkunft un- zweifelhaft. Ebenso erzählt Ainsworth in seinen Researches (p. 285.), dass in dem Thal von Ekmäh Chai und in der Ebene von Divriji in Armenien Eisen- schollen von 3° Länge und 1%‘ Dicke vorkommen. — Die durch Jahrhunderte hindurch statitgefundene Einwirkung hat nur den theilweise verschlackten Massen das äussere Ansehen von Eisenerzen gegeben. Die Schlacken, theils noch in Verbindung mit den Erzschollen, theils in grösseren oder kleineren Kugeln oder Knollen isolirt vorkommend, sind Schmelzproducte der ursprünglichen Masse, theils während des Herabfallens in der Atmosphäre, theils auf der Erdoberfläche selbst entstanden, da die Temperatur der Masse gewiss so bedeutend war, dass sie durch Ausstrahlung auf ihrem Wege zur Erde nicht stark genug herabsin- ken konnte, um den flüssigen Zustand aufzuheben. Der Zutritt des Sauerstoffs der Atmosphäre bildete Eisenoxyduloxyd, machte also die Masse leichter schmelz- bar. Je nach dem Verhältniss, in welchem der Sauerstoff hinzutrat, verminderte sich das des metallischen Eisens zum Gestein. Quarzkörner von dem Sandbo- den herstammend, sowie verkohlte vegetabilische Reste beweisen den geschmol- zenen Zustand auf der Erdoberfläche nach dem Herabfallen. Die vielen Blasen- räume sind durch das Entweichen des Stickstoffs der atmosphärischen Luft, vielleicht auch des Wasserstofls, von einer Zersetzung des Wassers herrührend, entstanden. Diese erleichterten später wieder das Eindringen der atmosphäri- schen Feuchligkeit und somit die fortschreitende Zersetzung. Es fragt sich hier- nach, ob wir diejenigen Meteorsteine, welche viel oxydirtes Eisen enthalten, als noch im ursprünglichen Zustande anzusehen oder ob sie auf dem Wege durch die Atmosphäre eine Oxydation erlitten haben. — Die unveränderte Meteormasse 297 besteht aus 54,75 Eisen und 45,25 Gestein. Speeifisches Gewicht des letzte- ren 2,9995; der ganz verschlackten Masse 3,1088. Das Eisen in den theil- weise veränderten Massen erscheint nicht mehr zackig, sondern blättrig; das specifische Gewicht sinkt von 7,0033 auf 6,6222. Gegen Kupfervitriollösung verhält es sich activ, löst sich leicht in NO°, mit &IH vorübergehend einen schwachen Geruch von SH erzeugend. Das Schwefeleisen ist jedoch selbst nicht mit bewaffneten Augen nachzuweisen. Das Eisen ist vollkommen rein und von aller Beimischung frei. €, S, P, El, As, Pb, Cu, Ni oder Co, Si oder irgend eine andere Erdbase fehlen ganz; nur zweideulige Spuren von Mängan, ‚Das Eisen aus den theilweise veränderten Massen löst sich nur sehr langsam in GIEH auf, und enthält unbestimmbare Mengen von C und S, aber viel Si, daher mit- unter eine gelalinöse Auflösung mit EIH gebend. Hat das Fe beim Verbrennen einen Theil der SiO° redueirt? Und stammt der C aus organischen Substanzen von der Erdoberfläche? — Der unveränderte bläulich weisse Me- teorstein ist in Salzsäure und Königswasser unlöslich; EIH: löst nur ge- ringe Mengen von FeO, Al’O3 und CaO auf. S, P, B, £I, €l, Cr, Alkalien fehlen ganz; nur Spuren von MgO und höchst wenig MnO. Zusammensetzung: 37,55 SiO’, 44,23 Al?:03, 17,50 Ca0, 0,53 FeO, 0,06 MnO, 0,10 GIO, 0,03 Mg0. Sauerstoffverhältniss der SiO? zu den Basen 3: 4, der schwächeren Ba- sen zu den stärkeren 4: 1, mithin ist die Zusammensetzung eigenthümlich und stimmt mit keinem andern jetzt bekannten Silicat überein. — HO zieht aus der vollständig verschlackten Meteormasse eine höchst unbedeutende Menge SO® aus, welche nicht an Kalkerde, sondern an oxydirtem Eisen gebun- den ist, Leicht und gelalinirend in GIH auflöslich; das Fe als FeO darin enthalten, Zusammensetzung: 19,05 SiO’, 18,33 Al?O’, 5,44 Ca0, 56,67 FeO, 0,01 MgsO, MnO und GlO. Sauerstoffgehalt der SiO? zu dem der Basen — 9,83: 24,5; die Schlacke ist daher überbasisch. Dies Verhältniss ist ein rein zulalliges, abhängig von dem Verhältniss des Meteoreisens zum Meteorstein und von dem Umstande, ob die auf der Erdoberfläche sich bildende Schlacke noch Gelegenheit fand SiO° aufzunehmen. — Aus dem Stein der Lheil- weise veränderten Masse lässt sich durch HO ebenfalls schwefelsaures oxydirtes Eisen ausziehen. Sonst ist er ein sehr veränderliches Gemenge von verschlackter und unveränderter Meteormasse; enthält aber noch veränderliche Mengen von Fe?03 und Fe?03H0, welche, wegen der Einwirkung der atmos- phärischen Feuchtigkeit auf die theilweise geschmolzene Masse, in steler Zu- . nahme begriffen sind. — Die Veränderungen, welche die Meteormasse von dem Augenblicke des Niederfallens bis zum völligen Erstarren auf der lördoberfläche erlilten hat, bilden ein hervortretendes Moment. Dadurch treten diese Massen in einer neuen Form anf, namlich als gefriltet, verschlackt und verglast, deren Abkunft ohne die noch erkennbaren Meteormassen nicht leicht zu bestimmen sein würde. (Ber. d. Berl. Akad. Januar 1853. p. 30.). B. Chemie. — Die leichte Darstellung der Schwefelverbindungen (vergl. S. 148.) brachte Fr&my auf den Gedanken, dass diese, wegen ihrer ausseror- dentlich leichten Zersetzbarkeit durch H0, in der Natur eine Rolle mitspielen bei Entstehung der Schwefelquellen, zumal die gewöhnliche Theorie: Reduction von SO3 Salzen, nicht überall anwendbar ist. F. ist jedoch weit ent- fernt auch hier den Schwefelkohlenstoff als Bilder der durch H0 leicht zersetz- baren Verbindungen anzunehmen, sondern er glaubt, dass Schwefel-Antimon und Arsenik bei einem hohen Druck und einer hohen Temperatur wohl ähnlich wir- ken können. (Journal de Pharm. et de Chim. T. XXI. pag. 161.) W. B. Baup hat in der Mutterlauge der Saline zu Bex Borsäure nachgenwiesen; in dem Salz selbst war sie jedoch nicht enthalten. Er glaubt, dass diese Säure auch in anderen Soolen in der Nähe von vulkanischen Ter- rains vorkomme. (Ibid. pag. 43.) W. B. Nach Lecanu sind in Südamerika beträchtliche Lager von borsauren Salzen entdeckt. Proben davon sind bereits nach Frankreich gekommen, Die 298 Stücke sind mit einem röthlichen, rauh anzufühlenden, amorphen Staube bedeckt, während das Innere vollkommen weiss, fettig anzufühlen ist und einen perlmut- terarligen Glanz besitzt. Mit der Loupe bemerkt man regelmässige vierseitige Prismen. In heissem Wasser ist die Masse theilweise löslich. Die Analyse er- gab: 34,6 Wasser, 10,7 Erden, 9,87 Chlornatrium, 5,04 schwefels. Natron, 13,44 bors. Natron, 26,35 bors. Kalkerde. (L’Instit. Nr. 1004. pag. 107.) W.B. Loewel, über den kubischen Alaun. — Lange Zeit nahm man an, dass der kubische Alaun ein basisches Salz sei, weil die Auflösung des ge- wöhnlichen Alaun nur in dieser Form krystallisirte, wenn ihr etwas Thonerde- hydrat oder Alkali hinzugesetzt worden war. Jetzt findet man wohl in denLehr- büchern der Chemie die Angabe, dass der Alaun in beiden Krystallformen die- selbe chemische Zusammensetzung besitze, aber durch die Analyse ist dies noch nicht dargethan. Eine solche hat nın L. mit dem cubischen Kali- und Ammo- niak-Alaun ausgeführt und gleiche Resultate wie bei den gewöhnlichen Alaunen erhalten. (Ibid. Nr. 1004. pay. 105.) W.B. Girardin, Untersuchung verschiedener Kunstproducte aus sehr alter Zeit. — 1846 fand man in Rouen beim Bau eines Hau- ses in einer Tiefe von 7° unter dem Strassenpflaster einen römischen Saal von 13° Länge und 104’ Breite aus den letzten Jahren des 3. J. H. stammend, des- sen Wände mit Malerei bedeckt waren.‘ Diese stellte jedoch keine Figuren oder sonstige Verzierungen dar, sondern ein Getäfel, verschieden gefärbten Marmor nachahmend. Der Zustand der Erhaltung war so ausserordentlich, dass man die trennenden Striche und selbst ihre Schattirungen sehr dentlich erkennen konnte. Die sehr dünne, weisse Unterlage, auf der die Farben aufgetragen waren, be- staud aus kaustischem Kalk, der nur sehr wenig CO? angezogen hatte. Eine stickstoffhaltige, fettige oder harzige Materie konnte nicht gefunden werden. Die Malerei sass daranf sehr fest; man konnte mit dem Nagel reiben, ohne dass sie abfärble. Sie war ausserordentlich dünn aufgetragen und zeigte noch ziem- lich lebhafte Farben. Durch Aether wurde aus ihnen Wachs ausgezogen , wo- durch die Alten ihren Farben mehr Dauer und Festigkeit gaben. Vitrivius (VII, 9) und Plinius (Hist. natur. XXXV, cap XXXI, 7.) geben dies auch an. H. Davy konnte diese Substanz bei seinen Untersuchungen nicht finden ; Cheyreul hat ihre Gegenwart aber bereits 1848 bestätigt. Diese Art der Malerei, die En- kaustik, sichert die Farben mehr vor der Einwirkung des Lichtes und der Luft als die Oelmalerei und ihr ist es zuzuschreiben, dass die Malereien von Pom- peji und Herculanum ihre Frische behalten haben. Später ging sie verloren und war für uns lange Zeit ein Geheimniss. Im Mittelalter war sie es jedoch nicht ganz, denn man hat in einer Kapelle zu Paris ein Gemälde dieser Art gefunden. — Ein violettes Glas, welches G. durch den Alterthumsforscher Deville zur Un- tersuchung zukam, verdankte die Färbung dem Mangan. Ein anderes, undurch- sichtig wie eine Art Porcellan aussehend, entsprach genau unserem heuti- gen Email. Ebenso untersuchte er auch ‘Proben aus Gräbern, die unserem Kry- stallglase entsprachen ; ferner durch Kupferoxyd und Kobalt blau gefärbte. (Journ. de Pharm. et de Chim. T. XXI. pag. 165.) W.B. Leon Pean, über Verbindungen der schwefligenSäure mit Quecksilberoxyd. — Das von Rammelsberg dargestellte schwelligsaure Quecksilberoxyd enthält nach ihm schwefelsaures Quecksilberoxydul. Man kann jedoch reine Verbindungen erhalten, wenn man eine syrupdicke Auflösung von salpeters. Quecksilberoxyd mit Ueberschuss an Basis mit einer sehr verdünnten Auflösung eines schwefligsauren Alkalı mischt. Es entsteht ein weisser, schwe- rer und käsiger Niederschlag, dessen Zusammensetzung je nach der des ange- wendeten Quecksilbersalzes zwischen Hg0,SO° und (HgO)?SO: schwankt. Nur das letztere kann man rein darstellen, aber auch dieses zerlegt sich bei einer wenig hohen Temperatur vollständig in schwefels. Quecksilberoxydul, ohne eines seiner Elemente abzugeben. (Hg0)?S0? = Hg?0S0®. Bei anderen Quecksilbero- xydsalzen entstehen diese Verbindungen nicht; die schwefligs. Alkalien reduciren sie oder lösen sie theilweise auf, Von den Haloidsalzen wird keines reducirt. 299 Quecksilberchlorid giebt Doppelsalze, die sich durch Schönheit und Beständigkeit auszeichnen. Schwefligs. Quecksilberoxyd-Kali. Hg0,SO:,K0,S0°, H0. Kleine, weisse Nadeln, neutral reagirend.. Schwefligs. Quecksil- beroxyd-Natron, Hg0,S0°,Na0,S0°,H0. Rhomboedrische Tafeln. Leicht löslich, daher muss man die Mischung aus der es entstehen soll, bei einem Ueberschuss des Alkali abdampfen. Jodkalium bewirkt in der Auflösung keinen Niederschlag. — (HgS,SO° )°,Na0,S0:,H0. Kıystallisirt in Nadelgruppen, wenn man heissgesälligle Lösungen bei einem leichten Ueberschuss an Hg&l mischt. Reagirt sehr alkalisch. Jodkalium fällt daraus die Hälfte Hg. Auf ähnliche Weise erhält man schwelligs.Ammoniumoxyd-Quecksilber- ehlorid. 3(HgEl)2(NH'0S0°). Perlmutterglänzende Schuppen, die beim Kochen Hg?€l absetzen. Die Doppelsalze entstehen auch durch Einwirkung der schwefligs. Alkalien auf HgO. Beim Kochen der wässrigen Lösung entwickelt sich SO?, zuerst entsteht schwefelsaures Quecksilberoxydul, später scheidet sich auch metallisches Hg aus. 2(HgOSO°,KOSO?)—=Hg’0S0°’-+-KOS0?-+-KO0,2(SO?°) —2Hg+2(K0OSO?)+2S0°. Selzt man eine lösliche Chlorverbindung zu, so fin- det die Reduction nicht statt. Hg&l wirkt verschieden, bei Ueberschuss dessel- ben setzt sich Calomel ab. 2(HAg&l)+K0OS0?+HO=Hg’EI+KOSO3+HEI. Bei Ueberschuss des schwefligs. Alkali findet keine Zersetzung statt. Hg&l-+ 2(K0S0?)+H0=Hg0S0?,K0OSO?,HO--KEl,. Hg?El verwandeln die schwelligs. Alkalien in ein lösliches Quecksilberoxyddoppelsalz und in metallisches Hg. Quecksilberjodid löst sich leicht in schwefligs. Alkalien ; es entstehen hier Dop- pelsalze wie beim Quecksilberchlorid. Auf Cyanquecksilber sind schwelligs. Kali und Natron ohne Einwirkung; schwefligs. Ammoniak bildet damit ein Doppel- salz, das mit Cyanquecksilber- Ammoniak oder dem Ueberschuss des angewende- ten schwefligs, Ammoniak zusammenkrystallisirt. (dbid. pag. 45.) W. B. H. Rose, über die Verbindungen der Borsäure mit dem Silberoxyd. — Gleiche Atomgewichte concentrirter Lösungen von NaBO°’—+ 8HO und NO°AgO in der Kälte mit einander gemischt geben einen schmutzig- gelben Niederschlag von käsigter Beschaffenheit, der, sobald er nicht ausgewa- schen wird, fast aus neutralem bors. Silberoxyd AgOBO®+HO besteht, dem nur auf 10 At. 1 At. freies Silberoxyd beigemengt ist und so die gelbliche Färbung bewirkt. Durch Auswaschen aber wird ihm fast alle BO? entzogen. Das Aus- waschen kann jedoch wegen der Löslichkeit des Silberoxyds selbst nicht so lange fortgesetzt werden, dass EIH keine Trübung mehr bewirkt. Der Rückstand zog beim Trocknen CO”? aus der Luft an und enthielt auf 6 At. AgO nur 1 At. BO®. — Werden die Lösungen kochend gemischt, so entsteht sogleich ein brauner Niederschlag, dessen Farbe dunkler wird, wenn das Kochen andauert. Er bestand nur aus AgO und zog beim trocknen CO? an. — Bei gewöhnli- chem Borax (Na0,2B0 ’+10H:0) entsteht in der Kälte ein weisser Niederschlag; das Filtrat enthält aber viel bors. Silberoxyd aufgelöst. Ohne Auswaschen be- steht der Niederschlag aus 3Ag0O+4BO°. Die Zusammensetzung ist jedoch nicht constant. Wird der Niederschlag mit kaltem HO ausgewaschen, so bräunt er sich stark auf der Oberfläche , bleibt aber im Innern weiss. Nach der Entfer- nung aller NO® hatte er wesentlich der Zusammensetzung 4Ag0 -F 5BO?, doch erhielt er noch etwas NaO. — Mischt man die Lösungen dagegen kochend, so ist die Fällung zuerst weiss , wird aber bald schmutziggrau. Ohne Auswaschen hat sie die Zusammensetzung AgOBO°’+HO. Erhitzt man bis zum Kochen, so wird der graue Niederschlag braun , bei längerem Kochen tief schwarz - braun. Wird er nur mit heissem HO0 ausgewaschen, su enthält das Waschwasser sehr viel bors. Silberoxyd aufgelöst und es bleibt reines AgO, das CO? anzieht, zu- rück. (Ber. d. Berl. Akad. Januar 1853. pag. 43.) W.B. Resultate aus den Versuchen, welche der Fürst zu Salm- Horstmar über die zur Ernährung der Pflanze des Sommer- rübsen (Brassica praecox.?) nothwendigen unorganischen Stoffe angestellt hat. — 1) Ohne unorganische und ohne gewisse stickstoff- haltige Zusätze wird die Pflanze in geglühtem Sande nur 14“ lang und 1rägt 300 zwar eine Blühte, aber keine Früchte, 2) Ohne unorganische Zusätze, aber mit einer passenden Stickstoffverbindung (salpeters. Ammoniak ) in Quarz gezogen, erscheint sie als kümmerliches Pflänzchen , das im dritten Blatt abstirbt. 3) Ohne Stickstoffverbindung mit folgenden unorganischen Zusätzen: kieselsaurem Kali, kohlens. Kalkerde, Talkerde, basisch phosphors. Kalk, schwefels. Kalk, Ei- senoxydul oder basisch phosphors. Eisenoxyd treibt diese Pflanze in geglühltem Sande 2 verkrüppelte Blälter und eine mangelhafte Blüthe ohne Frucht. 4) Mit folgenden unorganischen Zusätzen und mit einer passenden Stickstoffverbindung: Kieselsäure, salpeters. Kali, kohlens. Kalk, Talkerde, phosphors. Kalk, schwefels. Kalk, Eisenoxyd, Spuren von Natron und Chlor, salpeters. Ammoniak, in geglüh- tem Bachsand gezogen, wächst die Pflanze kräftig, blüht reichlich, trägt aber nur eine einzige, ziemlich vollständige Frucht. 5) Ohne Kali, die übrigen eben genannten Bestandtheile aber beibehaltend, eine 6‘ lange schmächtig niederlie- gende Pflanze mit Blüthen und zwei abnormen Schoten ohne Frucht. 6) Mit Natron statt Kali, ein schmächtiges Pflänzchen, das im zweiten Blatt schon ab- stirbt. Das Natron kann also das Kali hier nicht ersetzen. 7) Ohne Kalkerde stirbt sie ab, nachdem sich die Cotyledonen gebildet haben, obne das erste Blatt zu enlwickeln. 8) Ohne Talkerde entwickeln sich 5 Blätter, mehrere Blüthen- koospen, aber keine Blüthe entfaltet sich. 9) Ohne Eisen stirbt die kleine sehr bleiche Pflanze ab im 4. Blatt. Das Eisenbedürfniss spricht diese Pflanze also ebenso entschieden aus, wie die Haferpflanze, sie scheint sogar ein noch stär- keres Eisenbedürfniss zu haben, als diese. 10) Ohne Phosphorsäure eine sehr schmächlige Pflanze, im 4. Blatt absterbend. 11) Ohne Schwefelsäure absterbend, als die Pflanze 1‘ lang war. — Aus den Versuchen scheint daher zu folgen, dass ‚diese Pflanze Kali, Kalkerde, Talkerde, Eisen, Phosphorsäure, Schwefelsäure zu ihrem gehörigen Gedeihen nöthig hat, dass sie aber ferner, ausser einer passenden Stickstoffverbindung, auch noch andere anorganische Stoffe bedarf, wenn sie Frucht bringen soll. Ob Kieselsäure eine nolhwendige Bedingung für diese Pflanze ist, darüber sagen die Versuche nichts Entscheidendes, weil der Boden bei allen Versuchen Kieselsäure enthielt. Auch die Frage, ob die Pflanze un- ter diesen Umständen Mangan bedarf, bleibt unentschieden. Namentlich aus einem Versuch scheint zu folgen, dass diese Pflanze andere oder wenigstens ei- nen andern anorganischen Stoff zur Fruchlbildung gebraucht, als die Haferpflanze, weil in der Mischung, welche zu diesem Versuch diente, eine Haferpflanze zahl- reiche Früchte trägt, wie Versuche wiederholt bewiesen haben, während die Rüb- senpflanze hier bei gleicher Bodenmischung kaum eine einzige Frucht trug. Freilich ist die Möglichkeit vorhanden, dass die Wurzeln der Haferpflanze die natürlichen Silicate des Sandes leichter zerselzen, als die schwächern Wurzeln des Sommerrübsen und diesen dadurch die Natronquelle mehr verschlossen blieb. Chlorkalium wirkt nachtheilig auf diese Brassica; Chlornalrium und salpelers. Natron , in sehr geringer Menge zugeselzt, wirkt günstig. Nur drei Versuchs- pflanzen trugen Frucht, nämlich bei geglühtem Bachsand ohne Zusatz von Na- tron eine ziemlich ausgebildete Frucht; mit salpeters. Natron, phosphors. Na- tron-Amımoniak, Chlornatrium und phosphors. Kali 13 Früchte, von denen aber nur 3 einigermassen ausgebildet waren; mit ausgelaugter Buchenasche 4 Früchte, von denen 2 ganz vollständig ausgebildet waren. Neue Versuche müssen die Bedingung der Fruchtbildung verständlicher machen und entscheiden, welche von den 4 genannten Zusätzen hierbei nothwendig sind oder ob wirklich eine Spur von Fluor in der Buchenasche eine wesentliche Bedingung ist. Dass diese Pflanze aber im Zimmer ohne Humus in einem unlen geschlossenen Gelfäss von Glas reichlich Früchte tragen kann, das hat ein schon vor Jahren angestellter Versuch (Journ. f. pract. Chem. Bd. XXXVIll. pay. 431.) bewiesen, wo die Pflanze in ‚geglühtem Boden 240 vollständige Früchte trug, woran der Zusatz von ge- brannten Knochen und von ausgelaugter Buchenasche gewiss einen grossen An- theil halten. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LVII. pay. 289.) W.B. Fordos und Gelis, Analyse des käuflichen CGyankalium. — Bei der ausgebreileten Verwendung, welche dieses Salz ın der Technik. (bei der galvanischen Vergoldung und Versilberung , Daguerreotypie) findet, ist es 301 wichtig schnell den Gehalt desselben bestimmen zu können, denn der Erfolg der Operation hängt davon ab. Der Gehalt ist wegen der leichten Veränderlich- keit des Salzes sehr ungleich, ja, wenn es längere Zeit aufbewahrt ist, besteht es oft nur aus Co?’KO. F. u. G. benutzen dazu die von Woehler und Serullas an- gegebene Einwirkung des J auf Cyanverbindungen. CyK+2J—=KJ-+JCy. Sobald also die Sälligung eingelreten ist, zeigt diese eine Färbung an. Nach Art der bekannten Maassanalysen lässt sich die Untersuchung leicht ausführen, nur muss man das freie Kali und das kohlens. Kali vorher ın doppeltkohlens. Salze ver- wandeln. Ist S darin enthalten, so ist dieser durch wenige Tropfen einer Auf- lösung von schwelels, Zink- oder essigs. Bleioxyd zu entfernen. (Journ. de Pharm. et de Chim. T.XXIll. pag. 48.) W.B. Zenker, über zwei neueDoppelsalze von Phosphorsäure und Molybdänsäure. — Lässt man die anfangs oft blau gefärbte , hald farhlos werdende Auflösung des bekannten gelben Niederschlages, den phosphors. und molybdäns. Ammoniak, besonders beim Kochen, mit einander geben, in Aetz- ammoniäk verdunsten, so schiessen farblose Krystalle an, die sich äusserlich so- fort von molybdäns. und phosphors. Ammoniak unterscheiden. Später entstehen da neben Krystalle von der gewöhnlichenForm des ersteren Salzes, die nur sehr wenig PO? beigemengt enthalten. Die ersteren Kryst. erscheinen seltener in ein- zelnen Individuen; dünn säulen- oder nadelföürmig, meist in fächer- oder gar- benförmigen Aggregaten. Die Individuen zeigen Glasglanz auf ‘ihren Flächen, die Aggregate Seidenglanz.. Länge 1—2'. Sıe scheinen dem triklinoedrischen System anzugelhören. Leicht in heissem , weniger leicht in kaltem HO löslich; die Lösung reagirt schwach sauer, kocht man diese, oder setzt man sie längere Zeit der Luft aus, so entweicht Ammoniak und es entsteht ein weisser, in Am- moniak löslicher Niederschlag. Die feuchten Kryst. trüben sich leicht an der Luft und hinterlassen dann beim Lösen ein weisses Pulver; trocken verändern sie sich nicht merklich. Durch CIH oder NO° verwandeln sie sich in ein gel- bes Pulver; dasselbe entsteht durch diese Säuren in der Lösung. Durch Glü- hen verwandeln sie sich in eine blaugraue bis schwarze , nur stellenweis gelbe Masse , die beim Erhitzen mit NO° nur stellenweise gefärbt wird. — Bei der Analyse fand Z. den von Svanberg und Struve beim Auswaschen des Schwefel- molybdöns vorgeschriebenen Zusatz von Schwefelwasserstoffwasser unnöthig; er erhitzte im Gegentheil das Ganze nach Zusatz eines reichlichen Ueberschusses von Schwefelammonium bis zur vollständigen Entfernung des Schwefelwasserstoffs. — Bei der Bestimmung des HO gelang es Z. nur durch Anwendung von Blei- glätte die Reduction der Molybdansaure zu verhindern. Resultate der Analyse: 62,64 MoO°, 12,58 PO, 13,50 NH’O, 11,28 H0. Das Salz enthält demnach 5Mo0®, Po°, 308H°0 und 7HO, denn diese erfordern 62,10 MoO°, 13,83 NH*0, 12,79 PO° und 11,18 #0. Das kryst. molybdäns. Ammoniak hat nach Svanberg und Struve die Formel 2NH*0, 5M0o0’+5H0; und das doppeltphos- phors. Ammoniumoxyd NH*0,PO°+2H0. Addiren wir beide zusammen, so erhalten wir die Formel des obigen Salzes, die wir also (2XH ‘0, 5Mo0°+5H0) —+{NH°0, PO°+2H0) schreiben konnen. Einfacher erhält man das Salz, in- dem man kryst. molybdäns. Ammoniak und einen kleinen Theil kryst. phosphors. in heissem Wasser gelöst der Verdunstung überlässt. Schiesst zuletzt molyb- däns. Ammoniak an, so setzt man wieder phosphors. zu. — Z. erhielt auch noch ein Kalidoppelsalz, wenn er eine salzs. Lösung von MoO°, nach Zusatz ei- ner kleinen Menge von PO° zur Syrupsconsistenz eingedampft, mit KO sättigle. Die Krystallschüppchen sind der BO’ ähnlich. Beim Umkrystallisiren resultirten deutliche messbare Kryst,, farblos, glasglänzend, unveränderlich an der Luft, dem monoklinoedrischen System angehörig. Vorwaltende Forın des Klinopinakoid und das vertikale Prisma, sowie die beiden Hemipyramiden; die Kryst. sind tafel- oder säulenförmig. Die Lösung reagirt sauer, NO5 und EIH bewirken darin gelbe Niederschläge; diese Farbe nehmen dadurch auch die Kıyst. an. Beim Er- hilzen schmelzen sie leicht unter Wasserabgabe zu einem heiss gelblichen, kalt farblosen Glas , das beim Erkalten rissig wird, Resultate der Analyse; 20: 302 gefunden berechnet KO 17,77 17,96 H0 1450 14,58 PO> 7,24 6,88 M0o0? 60,49 60,58 Zusammensetzung daher: 4KO, 17H0, PO5,9Mo0°. Ziehen wir von dieser die verdreifachte Formel des dreifach molybdäns. Kali nach Svanberg und Struve (K0,3M00?-+-3H0) ab, so bleiben KO,PO°-+2H0, d. d. saures phosphor. Kali --6H0 übrig. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LVII. pag. 237.) W.B. Werther, über die sogenannte Cämentation der Kupfer- kiese. — Zur Stütze für die Hypothese der metamorphischen Umwandlung der Gesteine führt man gemeinhin die Caementation — die Umwandlung des Stabeisens ohne Veränderung des Aggregatzustandes in Stahl und das Reicher- werden der an Kupfer armen Kupferkiese von Roeraas und Agardo im Innern durch Rösten, während das Aeussere derselben daran ärmer wird, — an, ohne dadurch aber im Geringsten etwas zu erklären. Die letziere Operation hat je- doch mit der ersteren durchaus keine Aehnlichkeit, denn hier findet augenschein- lich eine theilweise Veränderung des Aggregatzustandes der sich umwandelnden Stoffe statt. W. lernte in Agardo selbst die Gewinnung des Kupfers aus sehr armen Erzen (Schwefelkiese mit einem Gehalt von durchschnittlich 1%—2 pt. Cu) kennen. Die Gewinnung hat grosse Schwierigkeiten, die nur durch eine eigenthümliche Art des Röstens überwunden werden, indem dadurch die Anhäu- fung des sonst spärlich und in einem grössern Volumen vertheilten Kupfers in elnzelnen Punkten des Röstproduktes bewerkstelligt wird. Jeder Rösthaufen enthält bei 100 Quadratmeter Grundfläche und 4 Meter Höhe durchschnittlich 3000 metrische Centner Erz und brennt 10 Monate, ehe er abgeröstet ist. Dann werden die Röstknoten mechanisch geschieden, indem eine zerreibliche Masse von dem festen geschmolzenen , metallglänzenden , oft bunt angelaufenen Kern, welchen sie umgiebt, getrennt und besonders verarbeitet wird. Der Kern, Taz- zoni genannt, sind Schwefelmetalle, oft 40° Cu enthaltend; die äussere Hülle aber Oxyde und schwefels. Salze des Cu und Fe, ersteres selten bis zu 12 da- rin enthalten. Letztere werden durch HO ausgezogen, die Laugen durch Fe cementirt und das unreine Cementkupfer mit den Tazzoni verarbeitet, während der Rückstand vom Auslaugen noch zweimal mit geröstet wird. — W. ver- sucht nun den Uebergang des grössten Theiles des Cu in die Tazzoni durch das chemische Verhalten des Fe, Cu, S und O zu erklären, ohne zu dem nebel- haften Begriff der Cämentalion seine Zuflucht zu nehmen. Die Grösse der Erz- stücke und der Rösthaufen lässt nur eine sehr unvollkommene Oxydation zu, die sich natürlich nur auf die äusseren Theile erstreckt. Der Gehalt an Schwe- feleisen ist bei weitem grösser als der an Schwefelkupfer , folglich macht sich die grössere Verwandtschaft des Fe zum OÖ besonders gellend ; während der grösste Theil des Schwefeleisens oxydirt wird, bleibt das Schwefelkupfer unzer- setzt. Die hohe Temperatur bringt die unzersetzten Schwefelmetalle zum Schmel- zen und diese sickern durch die poröse Masse hindurch. Treffen sie auf diesem Wege schon oxydirtes Cu, so tauscht dieses seinen O gegen den S des Schwe- feleisens aus und vereint sich mit den Schwefelmetallen. Im Innern des Erz- klumpens wird dem Weiterfliessen bald eine Grenze gesetzt, theils weil die Oxy- dation nicht tief eindringt, theils weil die Hitze nicht hinreicht, um eine grös- sere Menge Schwefelmetalle im Innern zum Schmelzen zu bringen. (Ebd. pag. 321.) Völckel, über das Kümmelöl*). Bei seinen früheren Untersu- chungen konnte V. das sauerstoffhaltige Oel, das Carvol nicht rein erhalten. Jetzt unterwarf er grössere Mengen von reinem Kümmelöl der fractionirten De- stillation. Der grössere Theil geht von 175° bis 200° C. über, der kleinere *) Man vergl. hierbei Journ. f. pract. Chem. Bd, XXIV. pag. 257, und Ann. d. Chem, u. Pharm. Bd. XXXV. pag. 308. 305 bei 225°C. über; Rückstand: eine kleine Menge Oel, stark gefärbt und dickflüs- sig, Die Entfernung der Siedepunkte des sauerstofffreien und des sauerstoffhal- tigen Oeles (175 und 225°C.) gestaltete beide Oele durch blosse wiederholte Destillation der beiden Destillate von einander zu trennen. Das bei 175 bis 178°C. übergehende Oel hat einen viel angenehmern, feinern, jedoch dem Küm- melöl ähnlichen Geruch. Spec. Gewicht 0,861 bei 15°C. Uebrigens die Eigen- schaften und Zusammensetzung, die Schweizer für das Carven (das sauerstofl- freie Oel) gefunden hat. Das Carvol destillirt bei 225 bis 230°C. über. Ge- ruch dem vorigen ähnlich; wird durch den Einfluss der Wärme allmählig verän- dert, daher das Steigen des Siedepunktes, wie bei sehr vielen flüchtigen sauer- stoffhaltigen Oelen, deren Siedepunkt sehr hoch liegt. Daher bei jeder Destilla- tion eine geringe Menge stark gefärbtes dicklüssiges Oel als Rückstand. In Folge der Veränderung durch die Wärme ist das Carvol schwer zu verbrennen. Das Carvol besteht aus 80,14C, 9,45 H und 10,410; erhält also die Formel C?°H?'0°, während die des Carven C5H* oder C’°H°* lautet, woraus hervorgeht, dass 3 Aeq. H in dem Carven durch 3 Aeq. O in dem Carvol ersetzt sind. Letzte- res ist also aus dem Carven durch Oxydation und Substitution von 3 Aeq. H entstanden oder vielleicht auch umgekehrt das Carven aus dem Carvol dadurch, dass in den Pflanzenzellen der O des letzteren durch H nach und nach vertre- ten wurde. Kümmelöl aus verschiedenen Jahren enthält ungleiche Mengen der beiden Oele. Spec. Gewicht des Carvols 0,953 bei 15°C. Wird von concen- trirter SO® und NO heftig angegriffen und verharzt. Schweizer giebt dem Carvacrol, aus Carvol durch wiederholte Destillation mit geschmolzener PO° oder gepulveriem Aetzkali, oder durch Einwirkung von Jod auf Kümmelöl und Cam- phyn entstanden, die Formel C?°H'°0°; diese drückt aber keine Beziehung, weder zu dem Carvol, noch zu dem Camphor, aus welchen das Carvacrol ent- standen, aus. Nach V. stimmen die Resultate von Schweizers Analysen besser mit der Formel C3’H°°0: und nun ist die Bildung sehr leicht durch Austre- ten von 1 Aegq. HO erklärt. Auch die Entstehung des Carvacrols aus dem Cam- phor C'°H®0 durch Jod lässt sich nun ableiten. Ein kleiner Ueberschuss an €. in V. Analysen des Carvols geben ihm die Vermuthung, dass das Carvacrol schon durch blosses Erhitzen des Carvols in geringer Menge gebildet werde. (Ann. d. Chem, uw. Pharm. Bd. LXXXV. p. 246.) W.B. Wagner, über das Hopfenöl. — Eine oberflächliche Untersuchung des-ätherischen Oeles der weiblichen Blühten der Hopfenpflanze (Humulus Lu- pulus) von Payen und Chevallier (Journ. de Pharm. 1822. und Dingler’s po- Iyt. Journ. Bd. XI. p. 75.) ist eine Quelle vielfacher Irrthümer geworden, In Folge dessen hiell man das Oel, ähnlich dem Senf-, Meerrettig, Asantöl für schwefelhaltig; man glaubte ferner, dass es sich in HO in grosser Menge löse und so die Haltbarkeit des Bieres bewirke, dass in ihm endlich zum Theil die narkotische Wirkung des Hopfens und des Bieres zu suchen sei. W. Untersu- chung lehrt, dass diese Angaben unrichtig sind. — Die Ausbeute betrug 0,8 pCt. vom Gewichte des lufttrockenen, jedoch frischen Hopfens. Das Oel ist von hell bräunlich gelber Farbe, besitzt einen starken, aber keineswegs betäu- benden Geruch nach Hopfen, und einen brennenden, schwach bitteren, etwas an Thymian und Origanım erinnernden Geschmack. Spec. Gewicht — 0,908 bei 16°C. Es röthet kaum Lackmuspapier, nach mehrstündigem Verweilen an der Luft tritt eine entschiedene Röthung ein. Es braucht mehr als das 600fache HO zu seiner Auflösung; enthält das HO aber Dextrin, Zucker, Hopfenextract, so nimmt die Löslichkeit zu. Das chemische Verhalten des Oeles beim Zusam- menschmelzen mit CO?2NaO und NO5>KO, beim Digeriren mit Bleioxydhydrat und gegen eine blanke Silbermünze bewies durchaus die Abwesenheit des Se mDıe französischen Chemiker scheinen nicht mit reinem, sondern mit geschwefeltem Hopfen gearbeitet zu haben. Sobald solcher Hopfen mit HO angerührt einige Tage sich selbst überlassen und sodann erst destillirt wurde, zeigte stets das Destillat die Reaction auf SH. Dieses rührt nur von der Reduction der schwef- ligen Säure, nicht aber von einem Sgehalt des Oeles her. Das über ElCa ent- wässerte Oel fing bei 125°C. an zu sieden, der Siedepunkt stieg bis 175° (De- 304 stillat A, 4 des Oeles, farblos, wasserhell, schwach nach Hopfen, mehr nach Rosmarin riechend), dann auf 225° (DestillatB, 4, wasserhell mit dem Geruch des rohen Oeles), endlich auf 235°C. (Destillat C gelblich). Der Rückstand (+) war bräunlich und terpinähnlich. Das Hopfenöl ist also ein Gemenge; es ist kein Aldehyd. Das entwässerte Oel wird durch trockenes K nicht verändert, beim Erhitzen aber findet Gasentwickelung statt und das Oel wird braun und dicklich. I färbt es in der Kälte braun, beim Erwärmen heftige Einwirkung, wobei das Oel in ein braunes Harz übergeht. Br wirkt ähnlich. Chlorkalk lie- fert kein Chloroform; zweifach schwefligsaures Ammoniak keine Krystalle. Mit alkoholischer Kalilösung bräunt sich das Oel und bei der Destillation geht Al- kohol und ein nach Rosmarin riechendes Oel über. Ist der grösste Theil ab- destillirt, so beginnt eine heftige Gasentwickelung (wahrscheinlich H) und es bleibt CO°RO, gemengt mit den Kalisalzen Nlüchtiger Fettsäuren (Capryl- und Pelargonsäure wahrscheinlich) zurück. Das übergehende Oel ist dem Destillate A ähnlich; es siedet bei 175—180°C.; besteht aus 88,9C und 1),9H. Formel: C°H*, gehört also zu der grossen Klasse der Camphene. Trocknes Clgas wird davon absorbirt; es wird dadurch bräunlich gefärbt, erstarrt aber bei niederer Temperatur nicht. — Destillat B wurde der fractionirten Destillation unterwor- fen und das bei 210°C. übergehende besonders aufgefangen. Es besteht aus 78,19C, 12,00H und 9,810. Formel: C:°H'°0°. Dieses Oel ist in dem rohen in fortwährender Oxydation begriffen und trocknet, auf einem Uhrglas der Luft ausgesetzt, zuletzt zu einer klehrigen Masse ein. Ueber geschmolzenem Chlorziok destillirt geht ein farbloses Oel über, das wit dem Kohlenwasser- stoff identisch zu sein scheint. Bildet sich in der That dieser aus jenem durch Austreten von H0, so erhält er die Formel &*°H'!° und das sauerstoffhaltige Oel die Formel C?°H'°+2H0. Das Oel C?’H'°0? ist isomer mit dem Borneo- campher, dem Cajeputöl und Bergamottöl, ferner mit dem Aldehyd der Campholsäure C?°H!30*. Durch Einwirkung der NO° auf dieses Oel entstand nur ein gel- bes sprödes Harz. — Das Destillat C ist sauerstoffhaltiger als B. Es enthielt 73,8 C. — Das Hopfenöl wirkt durchaus nicht narkotisch, sondern nur wie ähnliche ätherische Oele. — Neuere Untersuchungen haben dargethan, dass die sogenannten wirksamen Bestandtheile in den Pflanzen den Gliedern einer natür- lichen ‚Familie gemein sind. Da nun ohne Zweifel das Betäubende des Bieres von einem noch nicht bekannten Bestandtheile des Hopfens, wahrscheinlich einer organischen Base herrührt und der Hanf, der mit ihm zur Familie der Urticeen gehört, jedenfalls den nämlichen Bestandtheil enthält, so wäre es möglicherweise theoretisch richtig, anstalt des Hopfens Hanf zur Bierbrauerei zu verwenden. Die Bitterkeit ist in beiden gleich. Für die Landwirthschaft wäre dies von gros- sem Vortheil, da das Gedeihen des Hanfes weit unabhängiger ist von den Wit- terungsverhältnissen, als das des Hopfens und da ferner nach dem Auszie- hen der löslichen Bestandtheile der Hanf doch versponnen werden kann. Dass eine Varietät des Hanfes, Cannabis indica, narkolische Bestandtheile enthält, ist im Orient seit den ältesten Zeiten bekannt. Von ihm rührt das berühmte Ne- penthes der Alten her, das alles Unangenehme vergessen machte und das Ge- müth erheiterie. Der Araber berauscht sich noch heute mit Hanfzeltchen (Ha- schisch), von welchem Dr. Schroff in seiner Pharmacognosie (1852, p. 129.) bemerkt, dass es Hopfengeschmack besitze. In Persien verscheucht man die Müdigkeit der Fussgänger durch einen Hanfaufguss (Subjee oder Sidhee) und in Aegypten nimmt man das Extract häufig nach Tische mit Kaffee. Auch unser Hanf (C. sativa) wirkt betäubend. Hanf, Hopfen und Opium werden also von den verschiedensten Völkern zu dem nämlichen Zweck verwendet, so dass die Bemerkung von Kuapp (Technologie Bd. 2. p. 469.), der das Biertrinkeu ei- nem combinirten Genuss von Opium und Spirituosen vergleicht, äusserst tref- fend ist. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LVIU. p. 351.) W.B. Hennig, chemische und pharmakologische Prüfung del Gummi Kino. — Die Vorprüfung ergab, dass das unter dem Namen des „ostindischen‘‘ gewöhnlich im Handel vorkommende Kino richtiger afrikanisches zu nennen sei. H. giebt dafür felgende Charactere an: granatrothe, an dünnen ; 305 Blättchen schön roth durchscheinende, sehr spröde , muschelig brechende Stäb- chen von etwas grösserem speeifischen Gewicht als deutsche SO? ; gekaut fär- ben sie den Speichel im durchgehenden Lichte roth, im auffallenden violett. Mit kaltem destillirtem Wasser eine gelblich rothe, später fast weinrothe, klare Lösung gebend; der Auszug schmeckt ziemlich zusammenziehend fad, reagirt schwach sauer, Weingeist verändert ihn nicht, Aether schlägt zuerst zimmthraune Flocken nieder, die sich aber wieder lösen; Alkalien bewirken darin eine dunk- lere Färbung, Kalkwasser keine Fällung, kohlensaures Ammoniak aber sogleich fleischfarbene Flocken; Eisenchlorid dunkelgrün ins gelbe stechend , bei schwa- cher alkalischer Reaction bläulich schwarzer Niederschlag, bei starker rothbrau- ner; essigsaures Eisenoxyd blänlich graue Flocken, Eisenchlorür tiefgrüne Fär- _ bung, später lauchgrüne Flocken. Der concentrirte Auszug enthält beinahe 10 pCt. lösliche Theile. Weingeist giebt eine blutrothe Lösung, der erste Auszug enthält 124 pCt. Extractmasse. Wasser bewirkt darin nur Trübung, keine Fäl- lung; auch erstere verschwindet wieder mit der Zeit. Aether verhält sich hier wie beim wässrigen Auszuge. Weder heisses Wasser noch Weingeist lösen das Kino ganz. Wasser- und weingeisthaltender Aether sind gute Lösungsmittel ; reiner Aether löst nichts anf. — Die Tinktur röthet das Lackmuspapier stärker ; kaustische Alkalien: grauer violetter Niederschlag; Ammoniak rubinroth durch- scheinende Flocken; hier wie dort lösen sich die Niederschläge wieder; Eisen- chlorid dann eine braune, allmählich grün werdende Trübung, basisch essigsau- res Bleioxyd rothe Gallerte; Kalkwasser und Brechweinstein keine Veränderung. — Auf dem Platinblech erhitzt bläht sich das Kino auf mit süsslichem Geruch ; verbrennt dann mit heller Flamme und weisslichen,, stechend säuerlich riechen- den Dämpfen. Producte der trockenen Destillation: Wasser, ein vanillenartiger Geruch, saure (Ameisensäure ?) Flüssigkeit, Empyrenmata. Brenzgallussäure wurde nicht beobachtet. Das Kino hinterlässt 2 pCt. Asche, wovon + sich in kaltem Wasser löst (Ca0, MgO, wenig NaO, SO?, PO°), das Unlösliche besteht aus phosphorsaurer Magnesia, kohlensaurem Kalk, Eisenoxyd, Sand. Das Kino ist stark hygroskopisch. Der Sauerstoff der Luft wirkt nicht darauf. Aus der kalt bereiteten concentrirten wässrigen Lösung setzt sich an der Luft, wie in verschlossenen Gefässen, nach 24 Stundeu ein geringer feinpulveriger Satz ab, nach mehreren Tagen ein neuer, wo sich dann der erste dunkler gefärbt hat. Durch hineingeleileten, erwärmten O wird nur die Farbe tiefer, nicht aber der Gerbstoff verändert. Der w. A. kann bei n.ederer Temperatur an der Luft ein- gedunstet werden, ohne sich zu verändern. Ein verdünnter w. A. aber wird täglich röther,, bedeckt sich mit Schimmelpilzen (Trichospora) und verliert ım- mer mehr den zusammenziehenden Geschmack. Gallussäure konnte hier aber nicht gefunden werden. — Feuchtes Chlorgas bei gewöhnlichem Tageslichte in einen w. A. des K. geleitet, scheidet gelbe Flocken aus, die weder in Cl, noch in heissem HO, wohl aber in Kalilauge mit granatrother Farbe löslich sind. In dieser Lösung sind alle Bestandtheile des K., selbst der Gerbstoff verändert. Jod giebt mit dem w. A. einen röthlichen Niederschlag, theilweise löslich in H0, mehr in heissem und Alkohol. Die Säuren, auch die organischen, ausser CO° geben alle mit dem verdünnten w. A. Niederschläge. Concentrirte Säuren mit trocknem Kino zusammengebracht, verhalten sich wie folgt: Milchsänre und Essigsäure lösen es mit purpurrolher Färbung ziemlich ganz auf; SO® und NO® lassen weniger Rückstand; sämmtliche Lösungen bilden mit HO fleischrothe Coagula; die essigsaure Verbindung löst sich später ganz auf, auch in Essig- und Milchsäure löslich. Starke NO liefert in der Wärme Stickstoffoxyd, Blau- säure, Picrinsalpetersäure; Endprodukt: Oxalsänre. &IH entzieht dem Kino et- was CO°, dann die Salze (Erdbasen), aber äusserst wenig organische Substan- zen. Die El haltige Verbindung, bei 70° C. getrocknet, enthielt 34,20 C. 5,28H auf 9,42€]. Dem Ogehalte nach gehört sie in die Reihe der oxydirten Kino- verbindungen (Kinoroth); er ist so gross, wie in der von Gerding untersuchten ersten Uehbergangsstufe: 598,2. Blausäure, Schwefelwasserstoff und Einfach- Schwefelammonium bewirken keine Veränderung in der Kinolösung, H’NS® aber Shaltige Flocken. Concentrirte Kali- und Ammoniaklauge lösen das Kino voll- 306 ständıg auf; Wasser und Weingeist bewirken darin keine Veränderung. — Im w. A. bewirken Cyankalium,, -Cyanquecksilber, phosphorsanres Natron, Brech- weinstein keine Veränderung, kohlensaure Alkalien nur eine dunklere Färbung. Ag0ONO’ einen weisslichen Niederschlag, der sich schwärzt; Goldlösung einen grauen; wenige Tropfen einer concentrirten Cu&llösung gelbe Flocken, die nur 1,2CuO enthielten, mit hinreichendem Cu€l gefällt aber enthielten sie 14,6 da- von. Sämmtliche Bleiniederschläge veränderten sich an der Luft; deshalb wurde eine schrittweise Fällung bei Abschluss der Luft angewendet. 1 bis 2 Tropfen Bleizuckerlösung bewirken nach längerer Zeit ein amelhystfarbenes Sediment, das durch Schütteln fast wieder verschwindet und später wieder chocoladenfarben niederfällt; ohne Schütteln bedeckt der letztere Niederschlag den ersteren ; beide zusammen ergaben 15,7 pCt. PbO. Die nın fast farblose Flüssigkeit giebt eine Verbindung mit 32 pCt. PbO. Wird der w. A. sogleich mit überschüssigem Bleizucker versetzt, so enthält der Niederschlag 25,5 pCt. PbO. — Morphium bewirkt in der Tinctur ein massiges hellgelbes Gerinnsel, die Flüssigkeit da- durch entfärbt. — Thierischer Leim giebt im Extract voluminöse Niederschläge; Thierhaut, eben zum Gerben fertig, entzieht nach längerer Zeit allen Gerb- und Farbstoff. — Die bei der Erschöpfung des Kino mittelst Weingeist zurückblei- benden Hüllen gaben mit heissem Wasser eine braunrothe Flüssigkeit, die, ein- gedampft, in Alkohol völlig unlösliche Blättchen hinterliess. Die übrige Masse löste sich fast ganz in kaustischem Ammoniak; eine purpurne Flüssigkeit, von Fe’O?, CaO und MgO Salze wenig getrübt; eingedampft mit kaltem HO eine tiefrothe Lösung gebend, der Rest löste sich nicht ganz in heissem HO0. Die gesättigte Lösung trübte sich beim Erkalten stark; durch Eisenchlorür schwarzes Coagulum, die Flüssigkeit farblos nach Chloroform riechend ; Eisenchlorid grün- lich braune, dıe andern Metallsalze kastanienbraune Flocken. Die Bleiverbindung enthielt 34,49 pCt. PbO. Durch wiederholtes Eindampfen der w. L. der durch NH® aufgeschlossenen Substanz wird diese immer schwerer löslich, so dass sie selbst an NH° nur noch Spuren abgiebt. Was sich hierin wieder löst, ent- hält nur noch 1 pCt. Asche. Der bei 100°C. getrocknete Auszug, ein dunkel- braunes Pulver, enthielt C und O genau in dem Verhältniss wie die Ulminsäure, mit der auch die Reactionen passen. — Hauptbestandtheile des Kino. Der Gerbstoff ist hier durch den Farbstoff verdeckt oder gebunden, von dem er schwer zu trennen ist. Reine Gerbsänre zur Elementaranalyse stellte Hennig auf folgende Weise dar: Concentrirte Kinotinetur wurde so lange mit Bleiessig in längeren Zwischenräumen Lropfenweise versetzt, bis von der gebildeten braun- rothen Gallerie nur einige Tropfen reinen Wassers abliefen; die Masse stand nun bei niederer Temperatur so lange mit Wasser bedeckt, bis dieses sich zu farben anfing; dann wurde schnell filtrir. In dem Anszuge ist die grösste Menge Gerbsäure enthalten, aus dem sie durch feuchtes Bleioxydhydrat erhalten wurde. Aus zwei Analysen erhielt H. folgende Resultate, die er mit Berzelius’ Galläpfelgerbstoff wie folgt, vergleicht: Berzelins 53.16 52,7 14. H 3,71 3,9 10. 0 43,13 43,5 8. Um den Gehalt von PbO zu ermitteln, fällte H. einen zweiten Auszug mit neu- tralem essigsauren Blei, da sich bei der vorigen Darstellung ein Ueberschuss von PbO nicht vermeiden liess. Resnltate: Ik II. berechnet (2 733.0 34,55 34,02 18. H 5,93 5,92 5,67 18. 0 26,67 25,23 23,19 10. PbO 34,4 34,3 35,12 1. Der Metallgehalt entspricht dem gerbs. Blei von Berzelius, die Säure aber, nach Abzug von 6HO und 3H, der Catechugerbsäure=C'?H?0*. Diese Abweichung kommt anf Rechnung der eingemengten Essigs. — Die mit der Gerbs. so in- nig verbundene rothe Subst. stellte H. dar, indem er PFOHO zu dem w. A., 307 aus welchem sich das gelbe Pulver freiwillig abgeschieden hatte, bis nahe zur Entfärbung zuseizte. Resultate aus 2 Verbrennungen: ber. C 43,65 43,71 11 re re 0 53,04 52,98 10 In Anbetracht des Aeq., in welchem die Metallbase in dem Niederschlage mit hinreichendem Bleiessig gefunden wird , verfünffacht H. diese einfache Formel: C 38,08 55 H 2,838 25 0 46,16 50 PbO 12,88 1 Diesen Körper nennt er Kinosäure.— Die andere Substanz, welche sich von selbst abzuscheiden pflegt, war aus dem afrikanischen K. nicht farblos darzu- stellen. Der freiwillige Bodensatz wurde so lange mit HO behandelt, bis es auf Eisenchlorid nicht mehr reagirte. Dann wurde er mit starkem Weingeist ausgezogen, die Tincetur mit Bleizucker gefällt und der purpurblaue Niederschlag unter der Luftpumpe getrocknet. Er enthielt 25,29 pCt. PbO, bei unterbroche- ner Fällung aber 36,5. Resultate der Elementaranalyse: ber. C 41,74 41,74 29 H 499 4,73 22 0 53,27 53,93 25 Nahe mit der Ueberpectlinsäure Jahns zusammentreffend. Dieser Körper verändert sich noch leichter als der vorhergehende und geht endlich in Ul- minsäure über, aus der zum Theil der Rückstand bei der Erschöpfung des K. durch HO und Weingeist besteht. — H. spricht die Ueberzeugung aus, dass der Gerbstoff ursprünglich in allen adstringirenden Pflanzensäften mit der Gall- äpfelgerbsäure übereinstimmen wird, sobald man ihn hinreichend rein dargestellt hat. Die ganze Gruppe der eisengrünenden Gerbstoffe hält er für unstatthaft. Diese Reaction rührt her von einem gelben Nebenbestandtheil. H. erklärt auch seinen Gerbstoff für nıcht ganz rein, da er weder von Aether aufgenommen, noch von Brechweinstein gefällt wurde. Ebenso wenig konnte er unter den Destillationsprodukten Brenzgailussäure finden, weil die Menge des reinsten Ma- terials zu gering war. — Neben dem Gerbstoff kommt im Kino etwas Gallus- saure vor. — Der rothe Körper ist von besonderem Interesse. Aehnliche Be- gleiter der Gerbs. finden wir in der Tormentille, dem Catecbu, den Chinarinden, vielleicht auch in der Ulmenrinde; sie sind es wohl, welche den Grundstoff die- ser verschiedenen Pflanzen modifieiren. Im Verein mit dem Gerbstof spielen sie eine Rolle, die au die gepaarlen Säuren erinnerl. In der Pflanze selbst ist das Kinorolh vielleicht farblos — nach Pereira ist der frische Saft nur blass- rotlb — und neutraler Nalur, jedoch schon mil dem Gerbstoff verbunden, dem er selbst bis an die Grenze der Moderung, vielleicht noch im Ulmin selbst, hart- näckig anhängt, wenn er nicht selbst, wie durch die Behandlung mit Alkalien eine ähnliche Verwandelung erlitten hat. Er wird vom Weingeist viel besser auf- genommen, als vom Wasser, weshalb manche auch im Kino ein Harz gesucht haben. Nach Büchner soll Catechin im K. vorkommen; bei dem echten ist dies aber nicht der Fall. — Die Gegenwart des Pectin ist schon von Pereira ver- muthet. Dieses ist die Ursache, warum das K. den Namen eines Gummi führt, obgleich kein in Wasser allein löslicher, durch Weingeist fällbarer indifferenter Stoff darin enthalten ist. (Forts. im n. H.) W.B. Niepce, Vervielfältigung von Zeichnungen. — Bereits 1847 machte N. die Erfahrung, dass Joddämpfe sich nur auf den schwarzen Theilen einer Zeichnung anselzen, nicht aber auf den weissen. Man konnte die Zeich- nung dann auf Papier, welches mit Stärke geleimt, oder Glas, das mit Stärke- kleister überzogen, zwar übertragen , aber leider nicht festhalten. Das Letztere erreicht man nun auf folgende Weise. Taucht man den Abdruck in eine Lö- 308 sung von NO°AgO, so verschwindet die Zeichnung; setzt man denselben einige Sekunden dem Licht aus, so verbindet sich das Jod aus der Stärke mit dem Silber. Die Zeichnung kann man durch Gallussäure wieder hervorrufen und durch unterschwefligsaures Natron ebenso befestigen, wie die gewöhnlichen Pho- tographieen. — Bayard überträgt die den Joddämpfen ausgesetzte Zeichnung auf Glas, welches mit einer empfindlichen Albuminschicht überzogen ist und von hier auf gewöhnliche Art das negalive Bild auf Papier. So hat er sehr alte Stiche, ohne Nachtheil für das Original, vervielfältig. (Z’Instit. Nr. 1004. pay. 106.) W.B. Nach Fresenius ist der Gyps die Ursache des Kesselsteines, mit welchem man in den Dampfkesseln so sehr zu kämpfen hat. Die kollen- sauren alkalischen Erden nehmen keinen Antheil an der Bildung dieses festen Absatzes; sie fallen als ein äusserst zarter Schlamm nieder. Er schlägt daher vor den im Wasser enthaltenen Gyps durch eiren Zusatz von Soda, der sich nach dem Gehalt an ersterem richtet, zu zersetzen. Die Soda muss stets in geringer Menge vorwalten und deshalb ist das Wasser von Zeit zu Zeit zu prü- fen. Dies geschieht auf leichte Art, indem man die aus dem Dampfkessel ent- nommene, nölhigenfalls filtrirte Probe in zwei Theile theilt, den einen mit So- dalösung und den andern mit klarem Kalkwasser versetzt. Entsteht in ersterem Fall eine Trübung, so ist ein neuer Zusatz von Soda erforderlich; entsteht aber die Trübang bei Zusatz von Kalkwasser, so ist Soda genug vorhanden. Dieses Mittel hat sich durch viele Monate hindurch in der berühmten Chininfabrık des Dr. Zimmer in Sachsenhausen bei Frankfurt a/M., in der man früher viel mit den Unannehmlichkeiten des Kesselsteines zu kämpfen hatte, bewährt; ja selbst die alten Krustenreste, die mechanisch nicht fortzubringen waren, verschwanden mit der Zeit völlig. F. ist der Meinung, dass sich dieses Mittel ohne Zweifel auch in den Fällen bewähren werde, wo die Dampfkessel mit Seewasser gespeist werden. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LVIIl. pay. 65.) W. B. Oryetognosie. — Shepard, über Meteoreisen vom Lö- wenfluss (Gross Namaqualand, Süd-Afrika). — Das in London angekommene Stück wog 178 Pf. Die Namaquas hatten davon ein kleines Stück abgeschnitten und zu Pfeilspitzen und Hassagais verarbeitet. Gefunden wurde es auf Thon (hartem Mergel mit Schwefelkies ; wahrscheinlich zur tertiären For- malion gehörend), neben mehreren anderen, weit schwereren Stücken. Die Ober- fläche fast unoxydirt; daher die Masse entweder erst vor sehr kurzer Zeil ge- fallen oder durch eine Decke gegen die Einflüsse der Atmosphäre geschützt ge- wesen ist. 19%‘ 1., 12° t. und 13% br. Kruste nicht vorhanden. Farbe schwärzlicheisengrau, vermischt mit ockergelben Flecken. Weiches, homogenes dichtes, kaum kryst. Eisen; spec. Gew. 7,45. Die frische innere Fläche zeigte beim Anätzen viel Aehnlichkeit mit den Widmanstaettschen Figuren. Gegen Cu verhält es sich activ. Löst sich leicht in EIEE unter H Entwickelung. In Kö- nigswasser ohne Rückstand löslich. Zusammensetzung: 6,7 Ni, 93,3 Fe, Spu- ren von P, S, Sn, K.. (Sillim. Amer. Journ. V. XV. pag. 1.) W. B! Ebenda V. XIV. pag. 60. finden wir zahlreiche Analysen toskani- scher Mineralien, welche vom Prof. Pechi ausgeführt sind. — Blei- glanz: a. grobkörnig von Bottino bei Seravezra; b. und c. feinkörnig von ebenda ; d. feinkörnig von Argentiera in Val di Castello; e. Octae- der von ebenda, spec. Gew. 6,932. a. b. &o d. e. S 12,84 15.25 15,50 16,78 15,62 Pb 80,70 78,24 78,28 72,44 72,90 Sb 331 443 245 431 5,77 Pe 1,38 1,83 281 186 1,77 Cu 0,44 Spur — 425 111 Zn 002 — — — 1,33 Ag 033 049 056 0,65 0,72 99,02 100,24 99,60 100,29 99,22 309 Fahlerz von Angino in Val di Castello. Feine Kryst. Zusammensetzung: 24,14 S, 26,52 Sb, 37,72 Cu, 6,23 Zo, 3,03 Hg, 1,64 Fe und 0,45 Ag=99,73. — Federerz; Heteromorphit: a. haarförmig, b. nadelfuornig; Boulan- gerit: c. dicht, d. nadelformig; e, Janretarit (haarförmig) und f. Mene- shinit von Bottino. a. b. c. d. e. T. Ss 18,40 19,25 17,99 17,82 20,53 17,52 Sb 30,19 29,24 26,09 26,74 32,16 19,28 Pb. 47,68 49,31 53,15 55,39 43,38 59,21 Cu 13,5 12210075, 17241951 237441:250%7 3:54 Zn 1.097 20.29:4 147 00.0908 1,74 u Fe 0,26 — 0,33 0,237 0,95 0,34 98,73 100,01 100,23 101,52 100,01 99,89 Hiernach die Formel nahe zu die des Boulangerit: 3PbS-+ShbS°’. e. gleicht äusserlich a, aber die Formel=3PbS-+2SbS’. f. ist eine neue Species, dicht- faserig, sehr glänzend, Härte=2,5 ; Formel: 4PbS-HSbS®. — Kupferglanz a. und b. von Monte Catini, c. und d. von M. Vaso, e. und f. vom S. Biogio, a. b. c. d. e. T. " Ss 20.50 17,63 15,73 1548 24,53 .15,98 Cu 76,54 63,36 58,50 57,79 40,59 31,44 Fe E78 82743 051.257 201:33,7.15:53, 886 Fe’0° — 15,75 24,13 25,00 — Gangart — — 0,13 — 17,94 43,12 93,79 99,67 99,94 99,60 99,19 98,40 Kupferkies und Erubeseit. Kupferkies: S. Cu. Fe. . Gangart. a. von Castellina Morit 30,07 27,54 38,350 3,45= 99,86 b. - leCapanne Vecchie 30,35 18,01 43,34 ' 8,62 = 100,32 c. - Val Castrucei 35,62 34,09 30,29 — = 100,00 d.e - Ferriccio 41,31 15,96 38,43: 4.25 = 100,00 e. - Mt. Catini 36,16 32,79 ,29,75 0,36= 99,56 f. - Riparbolla 30,09 27,54 33,3 325= 99,71 8. - Campiglia 34,03 31,30 34,67 — = 100,00 Erubeseit: h. von Mt, Catini 24,93 55,38 18,03 — — 9584 en - 23,36 59,47 1387 225 = 98,95 k. - - - 23,42 59,67 13,57 2,69= 99,65 l.e - Miemo 23,93 60,16 15,09 — — 99,23 m. - Ferriccio 24,70 60,01 15,39 — — 100,60 n. - Castagno 94,11 52,297 718,19 475 99,34 0. - Roccaa Silleno 20:02.94677108°°1370218.39, 1 987 p- - L’Impruneta 21,04 46,30 15,60 16,50= 99,44 q. - Mt. Castelli 22,03 58,23 12,13 7,56 = 100,00 r. - JleCapannaVecchio 18,09 45,14 11,13 25,75= 100,11 Ziegelerz. a. von la Capanne Vecchie: 88,78 Cu, 11,22 O0; b. von Elba: in Würfeln kryst., mit häufigen Pseudomorphosen von Malachit: 86,12 Cu, 10,88 O gemischt mit 3,00 metallischen Cu. — Weissspiessglanz- erz von Pereta mit Stibin: dünne nadellörmige Kryst. 78,83 Sb, 19,47 0, 1,23 Fe, 0,75 Gangart, — Marmatit von Bottino. a. in schönen Tetrae- dern, b. dicht. a. b. S 32,12 33,69 Zu ) Auf ihm befindet sich wahrscheinlich Zn 50,90 48,11 Formel: Cd | S. ein Zersetzungsprodukt des Frankli- Fe il,44 16,23 Fe ’ nits, aus 31,73 Zn, 47,45 Fe’O° und Cd 1,23 Spur 20,83 HO bestehend Fes? 0,75. — 6,44 97,99 21 310 Chromeisenstein von Volterra: 42,13 Cr?03, 33,93 FeO, 4,75 SiO? und 19,84 Al?O°. Chromsälicat (Wolchonskoit): 28,36 SıO?, 8,11 Cr*0®, 41,33 Al?0® und 22,75 HO für Thon in der Nähe von V.: 63,16 Al 0°, 8,18 Fe’0*, 5,77 Cr?O, 5,93 SiO?, und 19,27H0. Diese drei schei- nen durch Zersetzung aus dem Augit entstanden zu sein, durch die Einwirkung von Schwefelexhalationen (Soffioni). — Caporcianit, monoklin. M: T=131° M: T über a=130°. Spaltbarkeit P und T und M. Farbe; fleisch- roth. Perlglanz. Flächen M gestreift. Härte 3,9 Spec. Gew. 2,47. Leicht in Säuren löslich, gelatinirend. Findet sich im Geoden im rolhen Gabbro des Mt. Caporciano bei L’Impruneta, begleitet von Calcit und bisweilen von Kupfer. 52,02 SiO', 22,83 Al O0’, 5,68 Ca0, 1,11 MgO, 1,11 KO, 0,25 NaO und 13,17 HO0. Formel: 2Ca0Si0°’+2Al 03.35i0°+6HO oder 20a0,3Si03-+2 ( Al’O? SiO')-H6H0. — Pikranalecim, monometr. Spaltbarkeit deutlich kubisch. Härte 5. Spec. Gew. 2,26. Glasglanz. Farblos bis fleischroth. Löst sich in Sänren. Vorkommen: wie das vorgehende, oder auf -Ablösungsflächen zwischen Gabbro und Ophiolit, begleitet vom Caleit, Caporcianit und Pikrothomsonit. Im Mittel: 59,12 SiO’, 22,08 Al®O3, 10,13 MgO, 0,45 Na0, 0,15 KO und 7,67 K 0 HO. Formel: NaO Mg nit, trimetr. Härte 9. Spec. Gew. 2,28. Perlglanz, weiss. Brüchig, in dün- nen Stücken, durchsichtig. Leicht in Säuren löslich, gelatinirend. Schmilzt un- ter Aufbrausen zu weissem‘ Email. Vorkommen: mit beiden vorhergehenden. 40,36 SiO?, 31,25 Al?O°, 10,99 Ca0, 6,27 MgO, 0,29 KO u. NaO und 10,79 3Cu0 <: N : H0.-Formel: 2 | 310 SiO? +5(A1?0°Si0®)+9H0. — Portit, trimetr., spallbar nach den Flächen eines rhombischen Prisma von 120°. Härte 5. Speeif. Gewicht 2,4. Weiss, undurchsichtig, Glasglanz. In Säuren löslich, gelatinirend. Schmilzt zu einem milchweissen Email. 58,13 SiO’, 27,50 , 1,76 Ca0O, 4,87 Mg0, 0,16 Na0O, 0,10 KO und 7,92 HO. Formel: 3050 | 28i0°-+4(A120°,98i0°)-H7HO. Weicht nur im HO Gehalt vom Mag- nesia-Harmotom ab. — Sloanit, trimetr., spaltbar nach allen Flächen eines rhombischen Prism. MiM=75° und 105°. Härte 4,5. Spec. Ge- wicht 2,44. Weiss, undurchsichtig, Perlglanz. In Säuren löslich, gelatinirend. Schmilzt zu weissem Email. 42,19 SiO°, 35,00 Al:O:, 267 Mg0, 8,12 Ca0, 0,25 Na0, 0,30 KO und 12,50 HO0. Formel: so) 2Si03 + 6A1? 0° Si0: —12H0. Schneiderit, undeutlich strahlig-blättrig, weiss, undurchsichtig. In Säuren löslich, gelatinirend.. Schmilzt zu einem blauen Email. Im rothen Gabbro mit Humboldtit (?). 47,79 SiO®, 19,38 Al’O°, 16,77 CaO, 11,03 NgO, 1,62 KO und NaO und 3,41 MO. Formel: 3 2Si0’34120°, Anke) 2Si0®+3H0. — Savit, dimetr., sehr zarte nadelf. rectang. Prismen, farblos, durchsichtig. Härte: 3,2. Spec. Gew. 2,45. In Säuren löslich; sehr schwer schmelzend. Im rothen Gabbro mit Pikranaleim. 49,17 SiO’, 19,66 Al?O3, 13,50 MsO, 10,52 NaO, 1,23 KO und 6,58 H0. Formel: { 28i0° + Al? 0 Si0?+2HO; oder a | SiO’+Al?0°,25i0°-+2H0.— Humboldtit (Da- tolith?), monokl. In Säuren löslich, gelatinirend. Schmilzt leicht. Vork. wit Schneiderit und Apophyllit in Geoden des rothen Gabbro, ähnlich dem Vor- kommen auf der Seisser Alp. 37,50 SiO?, 0,85 AI?O°, 45,34 Ca0, 2,12 Mg0, 22,03 BO’ und 1,56 HO0. Formel: (2(3Ca0,4Si0 ’)+3Ca0B0 *)--Mg0,2H0. W. B. 3,25i0°+3(A1?0°,25i0°)+6H0. — Pikrothomso- C. Brunner, Untersuchung eines vulecanischen Produk- tes. — Am Kraterrande des Vesuv fand B. theils weisse, meist aber citron- gelbe lockere, wie aus Pulver zusammengebackene, zerfressene Klumpen, theils 311 lockeres Pulver.: Bei der Analyse ergab: diese Mineralsubstanz: Kieselerde 97,313, Eisenoxyd und Thonerde 1,318,,Kalk 1,312.. Diese Zusammenselzung erinnert lebhaft an den am Jura vorkommenden sogenannten Huper. Der lockere Zu- stand lässt vermuthen, dass das Mineral sıch aus Dämpfen, etwa Chlorsilicium- Dämpfen, die durch Wasserdämpfe zersetzt wurden, entstanden ist. Mit Wasser behandelt reagirt es nachher deutlich mit Silberlösung. (Berner Mittheilungen 1852. S. 244.) @. Stein, über ein Eisensteinvorkommen bei OÖberneisen. — Wo das Netzbachthal in das Aarbachthal bei Rothengräber und Seitersfeld mündet, tritt abweichend von den bekannten Lagerstätten der Lahngegend eine sehr reichhaltige Eisensteinlagerstätfe in die engste Beziehung zum Feldspathpor- phyr und besteht vorwaltend aus Eisenrahm, von Brauneisenstein überlagert, sehr massig verbreitet und verbunden mit dichtem Rotheisenstein von vorzügli- cher Qualität. Das Lager tritt auch in 900 Lachter Entfernung bei Mensfelden im. Horbachthal mit derselben Schichtenfolge aber weniger mächtig auf. Der die Grauwacke durchbrechende Porphyr begleitet das Lager. Grauer z. Th. dolo- mitischer Kalk, das Liegende der Braunstein- und Brauneisensteinformaltion von Catzenelnbogen steht in unmiltelbarer Beziehung zum Porphyr. Einzelne von dichtem Rotheisenstein erfüllte Spalten finden sich im Porphyr schon weit ent- fernt von der Hauptlagerstätte. Diese bildet eine ansehnliche Mulde von etwa, 200 Lachter OWlicher Länge. Gegen Osten sich steil aushebend verflächt sie sich nach Westen und hat ihr Tiefstes unter dem Niveau des Netzbachthales. Das Ausgehende in nördlicher Richtung ist im festen Porphyrfelsen der Obernei- ser Kirche, in Osten im Porphyrthon. Im Tiefsten der Mulde beträgt die grösste Mächtigkeit 5 Lachter, am östlichen Flügel 4!, am westlichen 2 Lachter. Das Hangende ist Porphyreonglomerat und gelbbrauner Porphyrthon. Letzterer über- lagert eine als Alaunthon zu beziehende Thonschicht von intensiv schwarzer Farbe, in welcher stellenweise prismatische Bruchstücke von grauem Kalk ein- geschlossen sind. Darunter liegt hellgrauer zersetzter Porphyr, der das Eisen- steinlager unmittelbar bedeckt. Dieses beginnt mit Braueisenstein in Wechsel- lagerung mit gelbem Thoneisenstein und faserigem Grüneisenstein nebst Braun- stein untergeordnet führend. Darunter tritt Rotheisenstein auf, bestehend aus rothem Eisenrahm, z. Th. dicht und faserig. Der Eisenrahm hat im Tiefsten eine Mächtigkeit von etwa 4, Lachter. Zuweilen stellt sich oolithische Structur ein und untergeordnet erscheinen Rubinglimmer und Krystalle von Eisenglanz. Das Liegende der Lagerstätte ist zersetzter Porphyr und demnächst rother Por- phyr. Stein glaubt die Bildung dieses Eisensteinvorkommens durch Concentra- tion aus rothem Porphyr bei zunehmender Zersetzung erklären zu können. (Nas- sauer Jahrb. VIII. 123—127.) G. Bernard, Bericht über die wissenschaftlichen Leistun- gen im Gebiete der Mineralogie während des Jahres 1852 (Ab- handl, d. zool. miner. Vereins in Regensburg III. Heft) Regensburg 1853. 80. — Bei der grossen Zerstrentheit der Literatur, welche eine nothwendige Folge der sich immer mehr erweiternden Thätigkeit auf dem Gebiete der Natur- forschung ist, sind Berichte über den Fortschritt der Wissenschaft nicht bloss nützliche, sondern sehr nothwendige Arbeiten, welche die Thätigkeit des Einzel- nen wesentlich fördern. Nur wenige Forscher arbeiten unter so glücklichen Ver- hältnissen, dass ihnen Andrer Untersuchungen schnell und leicht zugänglich sind, den meisten bleibt ein grosser, wenn nicht der grössere Theil der umlangsrei- chen Literatur unbekannt. Für diese letztern haben Berichte einen unschätzba- ren Werth und erstern erleichtern sie wenigstens die zeitraubende Mühe des Nachschlagens. Aus diesem Bedürfniss entstand unsere Zeitschrift als ein Cen- tralorgan für gesammtie Naturwissenschaften mit dem Zwecke soforliger Bericht- erstältung über alle neue Erscheinungen. Jährliche Berichte haben vor ihr den Vortheil übersichtlicher und zusammenhängender Darstellung für die verzögerte Zeit vorats. Für die Mineralogie im engern Sinne halten wir bisher nur Bronn’s vortrefflich redigirte Jahrbücher, welche die oryctognostische Literatur referiren. Ihr Umfang von sechs jährlichen Heften gestalten indess keinen erschöpfend voll- 312 ständigen Bericht. Zusammenhängende Jahresberichte, wie sie Physik, Chemie und Zoologie schon längst erhalten ‘haben, sind daher auch für die Oryctognosie noch eine sehr willkommene Erscheinung und der zoologisch - mineralogische Verein erwirbt sich durch die Herausgabe derselben ein dankbar anzuerkennen- des Verdienst. Indem wir. hiermit auf den vorliegenden dritten Jahresbericht aufmerksam machen, müssen wir zugleich das rühmliche Streben des Verfassers hervorheben, mit welchem derselbe seiner Arbeit die unumgänglich nöthige -Voll- ständigkeit zu geben versucht. Schon der äussere Umfang spricht dafür, welcher den des zweiten um das Doppelte übertrifft. Eine absolute Vollständigkeit möchte kaum zu erreichen sein, aber eine grössere, als sie schon dieser dritte Bericht erstrebt,, dürfen wir für die Folge von den ernsten Bemühungen des Verfassers erwarten. Die Anordnung des Materials ist übersichtlich, wenn wir auch die Trennung der Mineralchemie, der chemischen Constitution, der Mineralanalysen, die Vereinigung letzterer mi) den nenen Species etc. in Rücksicht auf eine na- turgemässe Gliederung des Inhaltes nicht ganz billigen können. G, Geologie. — H.Karsten, geognostische Bemerkungen über die Nordküste Neu-Granadas insbesondere über die Vul- cane von Turbaco und Zamba. Die Ebene der Magdalenenmündung trennt zwei westöstllich sich erstreckende Gebirgszüge von scheinbar derselben Hebung, aber von verschiedener petrographischer Zusammensetzung. Der in die Wolken ragende eisbedeckte rechte Gebirgsstock bestelt aus feinkörnigen mit glimmerhalligen Quarzschichten geschichteten Syenit, der nach Aussen mit Horn- blendschiefer, glimmerfübrenden Quarzlagen und hornblendehaltigeın Granite wechsellagert, und am nördlichen Fusse aus gefritteten Gesteinen: kiesligen Tho- nen, dichten quarzigen Sandsteinen und späthigen Kalkschiefern. In den Tha- lern finden sich muschelreiche Schichten der jüngsten Bildung. Im Gegensatz zu diesem Schneegebirge von St. Martha besteht das Gebirge von Carthagena ganz aus neptunischen Gebilden der jüngsien terliären oder quaternären Epoche. Ein bis sechs Fuss mächtige Kalke zum Theil aus Korallen und Muscheln zusam- mengesetzt, wechsellagern mit Sand- und Mergelschichten und bilden in den bis 2000, Fuss sich erhebenden Bergen das Hangende lockerer Sandsteine, dünner und theils muschelreicher Mergel, die Bänke und Schichten eines dichten thoni- gen und sandigen Kalkes einschliessen. Alle Schichten streichen ziemlich von S. nach N, mit geringer östlicher Neigung. Unterliegende Kreidegebilde treten nirgends hervor. Bei Tumbaco siidlich von Carthagena brechen in 1000 und 1500 Fuss Höhe Gase und Wasserquellen hervor. Erstere treiben diese mit Schlamm erfüllt empor und haben wahrscheinlich die Benennung Vulcanes veran- lasst, obgleich die Quellen nicht warm sind. Die Temperatur beträgt 22 und 25%’R. Der Geschmack des Wassers ist stark salzig und eine Auflösung von salpetersaurem Silber giebt eınen sehr bedeutenden Niederschlag. Schwelelwas- serstoff liess sich darin nicht erkennen. Das Gas besteht aus einer Mischung von atmosphärischer Luft mit Kohlenwasserstoff nebst Spuren von Kohlensäure. Eine aus einer Thonschicht hervorbrechende Quelle befand sich früher auf dem Plateau eines Hügels der erhabenen Landzunge der Galera de Zamba und hiess der Volcan de Zamba, weil die Entzündung des ausströmenden Gases die An- wohner in Furcht und Schrecken setzte und endlich 1848 mit einem grossen Theile der angrenzenden Landzunge unter die Meeresoberfläche versank. Der Brand begann im October nach einer ungewöhnlich langen Dürre in der Nacht mit eintretender Regenzeit wahrscheinlich in Folge der eıhöhelen electrischen Spannung der Almosphäre. Das Gas brannte elf Tage und erleuchtete die ganze Umgegend auf 20 Meilen weit und trieb erhitzte Lehmmassen hervor, welche wie Leuchtkugeln umhergeschleudert wurden. Die Versenkung der Halbinsel ge- schah allmählig, aber noch jetzt treten an der Stelle aus dem Meere Gasblasen hervor. Kennt man die mächtigen Asphaltlager in der unteren Kreide des Ge- birges von Ocana und des Quindin, die Kohlen- und Steinsalzlager, welche dem südlichen Neu-Granada den Bedarf liefern: so muss man vermuthen, dass ähn- liche Salzlager und Flötze brennbarer Stoffe sowohl den Salzgehalt des Wassers wie das Kohlenwasserstoffgas der ausströmenden Luft liefern, dessen Entzün- 313 dung sich vielleicht auf die tiefer liegenden Flötze selbst fortpflanzte und durch eine theilweise Verbrennung dieser das Sinken des hangenden Gesteines veran- lasste. (Geol. Zeitschr. IV. 579—585.) @l. Gutberlet, Einschlüsse in vulcanoidischen Gesteinen, (Fulda 1853. 80.) — Die in dieser kleinen Abhandlung 'mitgelheilten Beobach- tungen wurden in der Gegend von Fulda und den nächst gelegenen Bergen der Rhön gesammelt. Die Einschlüsse und wechselseitige Durchbrechung der Ge- birgssteine führten G. zur Annahme folgender Durchbruchsperioden im Rhönge- birge: 1) die Phonolithperiode (des Porphyrschiefers und älteren Phonolithes). 2) Die Periode des ältern Basaltes oder Hornblendebasaltes. 3) Die Periode der trachylischen Bildungen, des trachytischen Phonolithes. 4) Die Periode des jüngern Basaltes. Die Einschlüsse in den Gesteinen sind nun allgemeinere und besondere. Von ersteren sind zu erwähnen die Kiesel- und Porphyrconglome- rate in den trachytischen Tuffen und Trümmerbildungen bei Schackau, Kleinsas- sen und Sieblos, ferner die Bruchstücke krystallinischer Schiefer in dem Phono- lith des Teufelsteines, des Pferdskopfes, auf der Breitfürst u. a. O., die grani- tischen und syenitischen Einschlüsse an verschiedenen Puncten. Die besondern Einschlüsse betreffen die von vulcanischen Gesteinen in solchen, nämlich in jün- gerem Phonolith und Basalt, wovon der Bildstein bei Poppenhausen, der Roden- bacher Kuppel bei Gersfeld,, der nordwestliche Fuss des Pferdskopfes u. a. 0, interessante Beispiele liefern. G. schliesst aus diesen Fragmenten älterer Feuer- gesteine in jüngern auf die Verbreitung des erstern im Innern der Erde und überhaupt auf den Bau des Erdiunern und erkennt in ihrem Vorkommen das schärfste Bestimmungsmiltel des relativen Alters der eruptiven Gebirgsmassen. Die Untersuchung des Olivinvorkommens in dem Basalt führt zu folgenden An- nahmen: 1) Der Olivin der Basalte zeigt verschiedene Entstehung und verschie- denen Ursprung und man unlerscheidet erralischen und dem Basaltgemenge an- gehörigen Olivin. 2) Beide Vorkommnisse entstanden nicht aus dem Magma des Basaltes, dieses hüllte jenes als Findlinge ein. 3) Diese Körper verhalten sich wie die ihrer Lagerstätte durch vulcanische Ströme entrissenen Trümmer des krystallinischen Schiefergebirges und der plutonischen Gesteine und deuten auf ein eigenthümliches anstehendes abnormes Gestein, dessen Verbreitung sich wohl nur auf das Innere der Erde beschränkt. 4) Das wandernde Fossil ver- breitet sich durch alle Produkte der ältern und neuern Vulkanperioden als lei- tender Faden. 5) Es verschwindet mit dem ältern Basalte ganz. 6) Mit ihm zugleich erscheint auch glasiger Feldspalh jedoch nur zufällig ausser allem ge- nelischen Zusammenhange, ärmer an (Quantität und in der Zahl der Fundorte. 7) Die Findlinge des Olivines und des glasigen Feldspathes bezeichnen den Pho- nolith als die Grenzmarke zwischen der plutonischen und vulcanischen Zeit. 8) Der Olivin des dritten Vorkommens krystallisirt aus dem flüssigen Magma des Basaltes in ähnlicher Weise wie Hornblende, Augit, Magneleisenslein u.s. w., ihm schliessen sich Hyalosiderit und die übrigen Substanzen der Peridotfamilie an. — ! Gl, Thurmann, über die Lagerungsverhältnisse des Port- landien von Porrentruy. — Schon seit einer langen Reihe von Jahren beschäftigte sich Th. mit der sorgfältigsten Untersuchung des Juragebirges von Porrentruy und theilt, da die ausführliche Monographie sich noch verzögert, hier nur einige der wichtigsten Resultate mit, zu denen er gelangt ist. Das Koral- lien bildet das Liegende des Portlandien. Den argiles avec chailles et spheri- tes folgt ein massiger, meist weisser, compacter, oolithischer Kalk mit einer von der überliegenden völlig verschiedenen Fauna, welche jedoch einige Arten des terrain ä chailles einschliesst. Die Polypenbänke erreichen hier oft eine beträchtliche Ausdehnung und bestehen aus den überall herrschenden Gattungen, Cephalopoden fehlen fast ganz, Gasteropoden sind zahlreich, meist Nerineen, Chemnitzien, Trochus u. a., von den Conchiferen herrschen Diceras, Pecten, Ger- villia, Cardita, Astarte, Radiaten sind selten. Ueber dem Corallien folgt mit beinah 200 Metres Mächtigkeit das Portlandien, ein meist dichter, bisweilen mergliger, selten oolithischer Kalk mit Mergeln, Die Fauna ist plötzlich eine 314 andere. Ihre Verbreitung in den verschiedenen Niveau’s lässt sich also dar- stellen. DBezeichnen ab e de fetc. die Totalität der Arten, so besitzt jedes Schichtensystem eine besondere Function jener Theile, z. B. f (a,b, e.....) oder f (a, b, g, h...). Die a, b, ec, d... gehören den höhern Regionen an, andere zeigen sich unten und verschwinden früher oder später und jede erreicht eine gewisse Höhe der Entwicklung. Die lockersten Schichten scheinen auf den ersten Blick die petrefaktenreichsten zu sein, doch sind nicht selten auch die ganz dichten sehr reich. Th. unterscheidet in der ganzen Schichtreihe des Port- landien einige 20 verschiedene Faunen,, deren jede einen bestimmten Totalcha- racler hat. Ihre Trennung steht mit dem Auftreten der Mergel in näherer Be- ziehung, durch welches zunächst drei grössere Abtheilungen bestimmt werden. Die erste derselben ist das Astartien bestehend aus den unmittelbar auf das Corallien folgenden mergligen, dolomitischen muschelreichen Schichten. Die ge- wöhnlichsten Arten darin sind: Astarte gregarea Th. (= A. minima Phil.), Exo- gyra Bruntrutana Th., Apiocrinites Roissyi d’Orb. (==A.Meriani Des.), Anomıa vercellensis Th., Turritella millemillia Th., Ostraea multiformis KD, 0. Sequana Th., Serpula philastarte Th. Minder häufig erscheinen Belemnites Royeranus d’Orb, Turbo princeps Br. und die in höhern Schichten wiederkehrenden Ostraea solitaria Swb., Homomya hortulana Ag., Ceromya excentrica Ag., Terebratula hu- meralis R. In horizontaler Erstreckung dieser Astartenzone stellen sich reiche Lager von Lithodendron , Astraea, Agaricia, Maeandrina u. a. ein. In verticaler Richtung lassen sich innerhalb derselben drei untergeordnete Faunen characteri- siren, die eine durch Natica als Hypoastartien und die dritte mit Exogyra, Ne- rinea, Diceras, Cardita, Lima, Trigonia, Arca, Astarte, Pecten, Pholadomya als Epiastartien, beide das Astartien im engern Sinne begränzend. Keine einzige der Arten geht in das Korallien hinab. Die herrschende Farbe des Gesteines ist rauchgrau, in den Mergeln zum Blanen neigend, die Mächtigkeit beträgt etwa 75 Metres. Die zweite Abtheilung ist das Pterocerien. Ueber den weissen Bänken des Epiastarlien stellen sich bald braungelbe etwas sandige Schichten mit Cephalopoden und Echinodermen ein, unter denen Nautilus giganteus d’Orb. Ammonites Achilles d’Orb., A. Lestocquei Th., Pygurus jurensıs Mare., Holecty- pus neglectus Th., Hemicidaris Thurmanni Ag. bezeichnend sind. Die Mächtig- keit‘ dieser Pterocerenzone beträgt etwa 10 Metres. Das daruuter liegende Hy- popterocerien führt Pleroceras oceani Brongn., Ostraea solilaria Sowb , Terebra- tula subsella Leim., Exogyra Bruntrutana Th,, Pinna Saussurei Desh., Spondy- lus inaequistriatus Voltz, Perna plana Th , Mytilus jurensis Mer., Ceromya excen- trica Ag., Venus parvula Röm., Pholadomya Protei Brg., Cardium Baunesanum Th., Corymya Studeri Ag., Mactromya rugosa Ag., Homomya hortulana Ag. Die höher gelegenen, mit Mergel wechsellagernden Kalkschichten bilden das Epipte- rocerien mit sehr häufiger Astarle subelalhrata Th. Das ganze Plerocerien ist etwa 50 Metres mächtig. Die herrschende Farbe ist weisslich mit Neigung zum Grünlichen in den Mergeln. Nach oben schliesst es mit einer bräunlichen Schicht mit Astarte subeclathrata Th. und Nerinea depressa d’Orb. und darüber beginnt eine merglige Schicht mit Corymya Studeri Ag. und Exogyra vfrgula. Das Vir- gulien, durch letztere Leilmuschel vortrefflich characterisirt. In dreissig Metres Mächtigkeit über der Corymya Studeri stellen sich schiefrige Mergel mit Millio- nen jener Exogyra ein. Die Fauna stimmt im Allgemeinen noch mit der Ptero- cerischen überein, aber Pholadomya multicostata Ag., Pleuromya donacina Ag., Rhynehonella inconstaus d’Orb., Trigonia concentrica Ag. , Isocardia orbieularıs Röm. herrschen. Das Hypovirgulien ähnelt petrographisch gewissen weissen Ko- rallenkalken und führt zahlreich Lima, 'Pecten, Diceras, Arca , Trigonia, Crassa- tella, Avicula, Astarte mit Maeandrinen, Lithodendren, Asträen ete. Das Epivir- gulien ist minder reich an Petrefakten und in dieser Gegend minder vollständig entwickelt als im westlichen Jura. Die Mächtigkeit des ganzen Virgnlien steigt auf 50 Metres und seine herrschende Farke ist weiss und Jichtgelb, in den Mergeln gelb. — Das Portlandien in der gegebenen Gliederung umfasst d’Or- bigny’s Portlandien, Kimmeridgien und die Abtheilung des Corallien mit Apio- erinites Roissyi. Das Astartien entspricht Römers oberem Coralrag mit Turbo 315 princeps. Ueberhaupt aber weicht die einer vielfachen Zertheilung günstige Fauna entschieden von der des Korallenkalkes ab. Hinsichtlich der Nomenclatur ist nur zu bemerken, dass das Astartien früher als Sequanien anfgeführt worden. (Berner Mittheil. 1852. Nr, 250.) Gl. Palaeontologie. — Heer, Uebersicht der Tertiär- flora der Schweiz. — H. kennt bereits 308 Arten dieser Flor, welche sich auf mehre Loecalitäten vertheilen. Diese werden zunächst einzeln geschil- dert. 1) Der hohe Rhonen enthält in den Mergeln der obern und untern Gru- bean 106 Arten , nämlich 4 Gymnospermen , 9 Monocotylen, 78 Dicotylen, 15 Cryptogamen aus 55 Gallungen. 84 waren holzartige Gewächse. Während ge- genwärtig die ganze deutsche und Schweizerflor nur 12 Cupuliferen zählt, birgt der hohe Rhonen allein 13, worunter ll Eichen mit lederarligen Blältern den amerikanischen Formen zunächst stehend. Aın häufigsten ist Quercus lignitum Ung. Buchen fehlen, dagegen finden sich 2 Hainbuchen, 2 Ulmen und 2 Ha- selnussarten , von denen Corylus grossedenlata der lebenden €. avellana nahe steht und ©. insignis eigenthümlich ist. Von den Betulaceen finden sich Alnus Kefersteini, A. gracilis, von den Myriceen eıne Myrica und 2 Comptonien in zierlichen Blaltformen. Noch schöner sind die artenreichen Storaxbaume, beson- ders Liquidambar protensum. Weiden nur Salix arcinervea, S. Bruckmanni, S. macrophylla; Feigen Ficus areinervis mit F. cuspidata verwandt; eıne Celtis, ein Lorbeer, Sapindus falcifolius und 4 Nussbäume; ferner 2 Kreuzdorn, Paliu- rus inaequalis, Cassia Berenices,, C. Fischeri, Hakea exulata, 2 Bumelien und 2 Ceanothen, welche das Strauchwerk bildeten. Die häufigsten Bäume dieses Waldes waren Cypressen, Ahorne und Dombeyopsen. Die Widdringtonia helve- tica hat grössere holzige Früchte und weniger zierlich gebildete Aeste als W. Ungeri Endl. Von Ahorn sind die weit verbreiteten Acer trilobatum , A. Iricu- spidatum und A. productum die häufigsten , der erste unserem Spitzahorn, der zweite dem nordamerikanischen A. dasycarpum sehr ähnlich. Von den 4 Dom- beyopsis ist D. crenata die häufigste, viel seltner D. Oeynhausana, D. Decheni, D. parvifolia. Dagegen fehlen Daphnogenen und Pappeln hier noch ganz. Unter den Monocotylen sind Phoenicites spectabilis und Ph. formosa zu beachten. Von Cryptogamen macht sich ein Blattpilz auf Dombeyopsis crenata bemerklich, andere (Hysterium deperditum) seltener auf Ahorn. Die Farren sind sehr schön: Aspidium Escheri, A. elongatum, Pteris pennaeformis, Gonyopteris sliriaca, G., helvelica. 2 Moose scheinen zu Hypnum zu gehören. Von der Totalsumme der Arten sind 59 sonst nirgends in der Schweiz gefunden und 37 sind neu. — 2) Der dem hohen Rhonen nah gelegene Albis lieferte 25 Arten in einem grob- körnigen Sandsteine. Darunter berrscht Populus ovalis Braun vor, seltener P. erenulata, P. oblonga, P. lalior rotundala, ferner Quereus chloropbylla, Q. elaena, Q. lignuitum, Daphnogene cinnamomifolia, D. lanceolata, D. polymorpha, welch’ letztrer wahrscheinlich eine miltvorkommende Frucht angehört. Einzelne Rham- nus, Cornus, Pyrus und Cäsalpinien wurden beobachtet und neue Arten: Vibur- num trilobatum, Rhus orbicularis, Populus erenulata. Cypressen und Dombey- opsen fehlen gänzlich, von Ahorn wurde nur ein Blatt, vielleicht A. trilobatum gefunden. — 3) Bei St. Gallen enthalten die Findlinge und ein zur Untersüss- wassermolasse gehöriger Sandstein bei Mönzlen und beim Riethhüssli Pflanzen, ebenso aber auch die marinen Mergel der Steingrube und die obere Süsswas- sermolasse von Ruppen. Die Findlinge bestehen aus einem sehr feinkörnigen, harten, gelbbräunlishen Kalkmergel, der vermuthlich aus Appenzell stammt. Er enthält 25 Arten. Daphnogene polymorpha, D. lanceolata, Planera Ungeri, Ju- glans elaenoides bekunden die lerliäre Natur. 16 Arten sind jedoch anderwärls in der Schweiz noch nicht beobachtet und 11 neue, Am häufigsten ist die zier- liche Acacia Kunkleri n.sp., zu der vielleicht auch lange dünne Hülsen gehören, demnächst eine Planera und die prächtige neue Myrica arguta. Die artenreichste Familie ist die der Papilionaceen und die der Mimoseen mit je 5 Arten, von denen die Robinia Regeli allein auch in der Molasse von Lausanne vorkömmt. Veberhaupt hat diese Flora grosse Aehulichkeit mit der von Sotzka und in der 316 Schweiz mit der von Ralligen am Thunersee (cf. uns. Febr. S. 156.). Der grobkörnige Sandstein in der untern. Molasse lieferte 13 Arten, keine Cypressen, Ahorne und Dombeyopsen,, aber 4 Lorbeeren, häufig Daphnogene polymorpha und D. lanceolata, sellner D. Buchi und D. Ungeri, ferner Salix elongata, Quer- cus lignitum, Q. chlorophylla und Q. elaena, auch Cornus und Rhamnus. Keine einzige ist diesem Gebilde eigenthümlich. Der marine Mergel liess erst 8 Arten erkennen , darunter eine Eiche und eine Myrica eigenthumlich. Die Arten in den losen Sandsteinblöcken des Ruppen stimmen zur Hälfte mit Oeningen über- ein, eigenthümlich sind nur eine Stechpalme, ein Lorbeer und ein Farren. Viele finden sich zugleich an andern Localitäten der Schweiz. — 4) Nächst dem hohen Rhonen ist die Flora des mergligen Sandsleines in Eritz unweit des Thu- nersee’s die reichste, nämlich 67 Arten. Taxodium dubium ist häufig, seltner Pinus hepios und ein Eibenbaum. Von den Laubbäumen dominiren die Lorbee- ren, 6 Daphnogenen, darunter aber die sonst häufigen D. polymorpha, D. para- disiaca, D. lanceolata hier selten, am gewöhnlichsten ist D Buchi n. sp. Von Eichen wurden 6, von Ulmen 5 Arten unterschieden. Pappeln fehlen, Weiden fanden sich 4, Ahorne 2, Nussbäume 5, ferner Terminalia radobojensis, Lirio- dendron helvelica, zwei neue Cornus und 4 Rhamnus. Von Farren zeigen sich Polypodium pulchellum, P. Fischeri, Gonyopteris stiriaca, Woodwardia Roessne- rana, daneben fragliche Reste von Flabellaria raphifolia. — 5) Der grobkörnige Sandstein von Dolsberg im Jura enthält 19 Arten , worunter Daphnogene poly- morpha am häufigsten. Mehre Früchte gestatlen keine sichere Bestimmung, ebenso die Fiederblättchen. Quercus elaena und Q. daphnes sind deutlich, auch Echitonium Sophiae und Salix elongata, Andromeda revoluta, A. vaccinifolia, Acer trilobatum. — 6) In der Meeresmolasse von Lausanne zeigten sich bis jetzt nur Baumstämme, in den darunter liegenden Süsswassergebilden auch Blät- ter und Früchte. Bestimmt wurden 18 Arten. Daphnogenen sind zahlreich, daneben Quereus lignitum, Alnus gracilis, Salix Bruckmanni, Myrica banksiaelo- lia, Rhamnus acuminatifolius, Rhus Meriani. Palmenreste und mehre Früchte sind beachtenswerth. — 7) Einzelne Ueberreste lieferten noch verschiedene an- dere Localitäten, so Stettfurt 3 Populus und Liquidambar europaeum, Irschel Daphnogenen und Populus, Rorbas ähnliche und zahlreiche Reste, Stein die Cy- cadites Escheri und Liquidambar europaeum , Bollingen schöne Fächerpalmen, Thun den Laurus styracifolia, Cyperites plicatus, Sparganium acheronlicum, Py- rus troglodytarum, Acer pseudomonspessulannm. Die einzelnen Florengebiete vergleichend erscheint am hohen Rhonen ein im Sommer untergegangener Ur- wald zu liegen, St. Gallen, der Albis, Eriz und Delsberg dagegen liefern herbst- liche Abfalle, die Mergel von Horgen deuten auf Torfmoore, Nur eine einzige Art ist allen Localitäten gemeinsam Die Vergleichung mit Oeningen ergibt, dass in den Fällen, wo die Süsswassermolasse die marinen Sandsteine überlagert, sie auch junger als diese ist, so am Albis und am Irchel, während die Molasse von Mönzlen, und dem Riethusli bei St. Gallen, vom hohen Rhonen, Eriz, Lausanne der untern Süsswasserbildung angehört. Jene lieferten 45 Arten, wovon 23 auch bei Oeningen, von den 10 Arten der marinen Sandsteine finden sich 4 bei Oe- ningen, von den 159 Arten der Untersüsswassermolasse 35 daselbst. Die ein- zelnen Localitälen haben nun zwar viel Eigenthümliches, doch alle denselben all- gemeinen Character. Die ganze Flora besteht aus 189 Arten, nämlıch 24 Cryptoga- men, 7 Gymnospermen, 14 Monocotylen, 68apetale, 10 gamopetale u. 63 polypetale Dicolylen. Die Kalksteine Oeningens gehören der obern Süsswassermolasse an, doch scheint zur Zeit ihrer Bildung das Meeresufer nicht fern gewesen zu sein, wenıg- stens spricht dafur der Grapsus speciosus. Die Oeninger Flora zählt 151 Arten. Davon sind die zugleich für die Schweiz wichtigsten: Daphnogene polymorpha, Planera Ungeri, Liquidambar europaeum, 4 Ahorne, 3 immergrüne Eichen und 4 Pappela 14 Arten gehören Oeningen und der Schweiz ausschliesslich an. Die Schweizerflora hat im Allgemeinen einen mehr südliehen Character als die Oeninger. Die Palmen und Sagobaume fehlen, statt der zimmelarligen Lorbeer- bäume treten mittelmeerische Laurus auf. Die neuholländischen Typen sind in Veningen völlig erloschen. Von den 11 Arten bei Aix finden sich 4 in der 317 Schweizermolasse: Pinus hepios, Salix angusta, Daphnogene lanceolata, Flabella- ria raphifolia, vielleicht noch Bambusium sepultum. Mit Parschlug theilt die Schweiz 44, mit den niederrheinischen Braunkohlen 40 Arten, mit dem Wiener Becken 7, mit Swoszowice 10. Daher darf die Molassenflora als miocen be- trachtet werden. Gering ist die Aehnlichkeit mit Radoboj, Sotzka und den vi- centinischen Becken, denn nur 29 finden sich in ersterer, 24 in zweiter und 25 in letzterer Flor. Die Mischung von mexicanischen, südamericanischen, indischen und neuhollärdischen Formen mit mittelmeerischen, mit Haselnuss, Erlen, Wei- den, Birken könnte dadurch erklärt werden, dass die Blälter ans einem grossen Areal zusammengeschwemmt sind, dass vielleicht ferne Gebirgsbäche solche aus höhern Gegenden mitgebracht und mit den Baumblältern der Niederungen ver- mischt haben. Daran lassen kaum die Verhältnisse am Albis, St. Gallen, Eriz und Delsberg zweifeln. Zum Schluss gibt H. noch ein Namensverzeichniss sämmtlicher Arten der tertiären Flor der Schweiz mit näherer Angabe der ver- schiedenen Fundorte, (Zürich. Mittheil. 1853. Nr. 84—883.) @l. Melion, die fossilen Conchylien bei Malomeritz nächst Brünn. — Der Hadiberg bei Malomeritz hat als feste Grundlage einen glim- merreichen granilischen Syenit und über diesen liegt ein durch viele Schluchten aufgerissener tertiärer Sand. Derselbe ist horizontal oder nur wenig geneigt. enthält Mergelknollen, ist zuweilen selbst erhärtet zu Sandstein, enthält aber keine Petrefakten. Erst in darüher lagernden diluvialen grobkörnigen Sande finden sich abgeriebene und z. Th. zerbrochene Conchylien, welche wahrschein- lich aus den nördlichen Gegenden der Zwittawa herbeigeführt worden sind. Hör- nes hat folgende Arten bestimmt: Conus Dujardini, Ancillaria glandiformis, Mi- tra fusiformis, Columbella Curta, Terebra acuminata, Buceinum Rosthorni, B. eostulatum, Cassidaria echinophora, Rostellaria pes pelecani, Murex lavatus, M. inermis, Fusus rostratus, Cancellaria Iyrata, C. acutangularis, Pleurotoma rotata, Pl. Goquandi, Pl. sigmoidea , Pl. brevirostrum, Turritella vindobenensis, T. acu- tangularis, T. Ruppeli, Trochus cumulans, Solarium variegatum, Natica mille- punctata, Melania campanella, Succinea oblonga, Dentalium elephantinum, Venus plicata, Venericardia tumida, Arca diluvii, Pectuneulus pulvinatus, Pecten nodo- siformis, Oeulina Popelacki , Turbinolia duodecimcostata, Cellepora trapezoidea. (Jahrb. kk. geol. Reichsanst. III. Heft 4. S. 77.) Gl. v. Ettingshausen, Steinkohlenflora von Radowitz. — Die wenigen höchst eigenthümlichen Arten der Radewitzer Flor gehören beinah zu zwei Drittel den Farren an. Darunter sind die sonst häufigen Annularia longi- folia, Neuropteris gigantea, N. Loshi, Sphenopteris trifoliata selten, haufiger da- gen Cordailes borassifolia und neue Arten von Sphenopteris, Asplenites, Cyclop- teris und besonders Chondrites, Cardiocarpum, Palmacites caryoloides. Am mei- sten fallt der Mangel von Sigillarien, Stigmarien und Lepidodendreen auf. Die Calamiten sind nur durch eine spärliche Art vertreten. (Ebd. 129.) Gl. Ehrenberg, vorweltliches kleinstes Süsswasserlebenin Aegypten. — Am See Garag in Fajum tritt eine weisse, lockere, kreidige Ge- birgsart auf, die aus kieselschaligen Polygastern und Polythalamien besteht. Die Grundlage in diesem Gebiete bildet der feinkörnige Kreidekalk des Mokkatamge- birges und die Ueberlagerung Nummulitenkalk, der mit lockern Sand bedeckt ist, in welchem die verkieselten Hölzer vorkommen. Jene weisse Substanz braust stark mit Salzsäure, wird geglüht schwarz und bleibt dann grau. Das Microscop liess 84 Formen unterscheiden. Am häufigsten ist Fragilaria rhabdosoma und Fr. ventricosa, demnächst Eunotia zebrina, Eu. gibberula, Gaillonella granulata, G, procera. Grosse und schöne Formen sınd Diseoplea atmosphaerica, Amphora libyca, Surirella undata, S. rophala. Phytolitharien sind sehr untergeordnet, da- her die Ablagerung eine Süsswasserseebildung ist. Die häufigern Spongolithen unterscheiden dieselbe von den Natronerden der Sahara. Die Polythalamien er- scheinen nur als geringe Beimischung der umgebenden Kalksteinmasse, welche den Boden zuvor gebildet hat. (Berlin. Monatsber. März S. 200.) Gl, Botanik. — Mayer erkannte neuerdings auf der Epidermis von Rana temporaria einen Pilz, Fungus Pentacrinus. Der !/,,‘‘‘ lange Stiel des- 3] ** - 318 selben wurzelt in einer Zelle des Epitheliums und besteht aus 6 bis 7 kleinen fünfeckigen , pentacrinitenarligen Gliedern. In seiner Mitte läuft ein heller aus den Wurzelfasern entspringender Kanal. Der auf ihm aufsitzende Kopf ist bald kuglig, bald in 2 bis 3 Blätter gespalten und etwa '/,.‘ gross. Im Innern findet sich eine kleine feingekörnte runde Zelle, bald mit bald ohne Nucleus. Oefters zeigen sich am Rande des Kopfes auch 5 bis 6 dicke Wimpern oder feine haarförmige Büschel solcher Wimpern. Andere dieser Pilze waren unvoll- kommener, nur aus Stiel und rundlichem Knöpfchen mit Nucleolus. Noch jün- gere Zustände waren in eine Blase eingeschlossen, deren einige einen tulpen- ähnlichen Kopf mit Wimpern zwischen den Blättern besassen. Mayer erklärt nun dieses Gebilde für ein Mittelding zwischen Pflanze und Thier, indem er die pilzähnliche Gestalt und die Wurzelung in einer Epithelialzelle für vegetabi- lisch, die Wimperbildung und Wimperbewegung für animalisch ansieht. Letz- tere beide sind freilich in vorliegendem Falle noch keineswegs so bestimmt nachgewiesen, als Mayer es ausspricht. (Rhein. Verhandl. IX. S.520.) —e. L. Schläfli legt die Ergebnisse einiger Beobachtungen über Cucurbita pepo und Bryonia dioica in Form einer Hypothese vor. Bei den Cucurbitaceen kommen zweierlei unbegränzle Achsen vor, welche in einander übergehen kön- nen. Die Achsen der ersten Art, der Stengel und die Laubzweige, sind mit sti- pellosen gestielten Laubblättern nach °/,, °/-, */, oder einem nahstehenden Verhältniss beselzt und erreichen eine beträchtliche Länge. Die Achsen der zweiten Art sind höchstens mit angewachsenen Blattstielbasen nach ?/, besetzt, haben regellos einander folgende gestauchte und längere Glieder bis gegen 20 und sind selbst von mässiger Länge. Es sind Blühtentrauben, welche nur bei Bryenia vorkommen. An beiderlei Achsen tragen in der Regel sämmntliche 1y- pische Blätter gestielle homodrome Blühten mit 2 seitlichen Vorblättern.. An den von wahren Laubblättern getragenen Blühtenstielen erscheint das erste Vor- blatt als grundständige Ranke, das zweile ist ideal und erscheint nur selten als höher stehende sterile Ranke. Die drei ersten Blühtenkreise sind in der Regel wechselnde Fünfer. Bei weiblichen Blühten von Cucurbita, wo die Haupinerven des Kelchs und der Corolle am Blühtenstiel herabliefen, schien ein Corollen- nery genau dem Hauptnerv des Mutterblattstiels zu entsprechen. Demnach würde ein Kelchzahn median nach hinten fallen. In der Jugend liegen die Kelchzähne rie- fenarlig neben einander, die Kronlappen ebenfalls klappig neben einander mit nach Innen gebogenen Randern. Bei Bryonia wechseln auch die typischen 5 Staub- faden mit Jen Kronlappen, wenigstens entspricht einer einem Kelchzahn. Bei der weiblichen Bluble von Cucurbita ist der Griffelnapf mit einem doppelten Diskus überzogen, einern äussern, dünnern, fast weissen und einem innern dik- kern, gelben. Die wolkigen Ränder beider entsprechen abwechselnd den Kelch- und Kronbiälltern. Da nun auch einmal 5 Fruchtblätter beobachtet wurden, so müssen 5 Bluhtenkreise angenommen werden. Das Ovarium ist entschieden mehr- facherig, die Placenten central. Ersteres ist mit einer dicken aus den & ersten Bluhtenkreisen gebildeten Haut überzogen und trägt bei Cucurbita den Blühten- becher unmittelbar, bei Bryonia auf einem Stiele. Hinsichtlich der Entwicklung verbalten sich nun die untersten Glieder des Stengels von Cucurbita sowie die spätern. Die ausgewachsenen Glieder sind bei Cucurbita häufig, bei Bryonia steis fünfkanlig. Am Laubblattstiele erkennt man eine Haupt- und eine Seiten- riefe, die andere Seilenriefe zieht sich an der Ranke hinunter, ‚daher scheinbar letztere mehr ais einseitiger Stipeltheil des Laubblattes erscheint und die Deu- tung als Organ einer zweiten Achse erschwert wird. Wäre die Basis der Ranke auch oben stärker abgesetzt, so liesse sie sich als symmetrische Ergänzung der Basis des Laubstielblattes ausehen und diese so vervollständigt als dicke ange- wachsene Scheide auffassen, innerhalb deren der Blühtenstiel mit seinem grund- ständigem Organ, der Ranke, entspränge. So verhält sich z. B. Vitis, wo der späte Spross mit quer disticher Blattstellung mit einem Niederblatt am Grunde anfängt, welches eine Laubknospe trägt, die später neben der zweiten Achse und zugleich mit ihr aus der ersten Achse zu entspringen scheint, Sollte es nicht eine Versenkung der Knospe in die Substanz der ersten Achse sein wie sie bei 319 Rhus typhina, Sempervivum teetorum und an den unterirdischen Stöcken von Crocus und Gladiolus sich findet? Wird nun die mittlere, die wahre Stellung des Laubblaltes angebende Riefe mit Null bezeichnet, die von der Ranke herab- laufende als erste gezählt und die den Knoten ohne Unterbrechung passirende zweite nach oben verfolgt, so erscheint sie als die vom nächstfolgenden Laub- blatt herrührende Haupt- oder Mittelriefe und die von der Richtung der Laub- blattranke gezählte Spirale wird 2. An den jungen Trieben und Knospen ist diese Spirale die gewöhnliche, nur an den Enden gestreckter Achsen kommt $ oder #, überhaupt also nahe 4 vor. Jedenfalls muss man sich wohl mehr bei der Beurtheilung der Blatistellung auf die dachige Lage der Laubblätter in den Endknospen als auf die Riefen der ausgewachsenen Achsenglieder verlassen. Für die Deutung des Blühtenstieles als zweite aus dem Winkel des Laubblattes ent- springende Achse spricht Bryonia. Das junge Laubblatt verdeckt den Blühten- stiel, die Hauptachse steht gerade dahinter und die Ranke ist seitlich sichtbar. Bei Cucurbita weicht, wenn man die Ranke links hat, die Hauptachse aus der medianen Stellung hinter dem Blühtenstiel oft stark nach rechts; ist aber die Laubknospe blühtenreich, mehr gestaucht und breit, so drängt sie den Blühten- stiel nach der entgegengesetzien Seite aus dem Blattwinkel heraus. Beim Laub- blatt und seinem Blühtenstiel bedingt die grössere Entwicklung des einen die geringere des andern. Entweder nämlich herrscht die Ausbildung des erstern und der Ranke vor und die Blühten drängen weit weniger zur Entwicklung hin, die Laubblattspitzen decken sich ringsum und die Blühten sind nicht sichtbar, oder die Blühten eilen jenen voraus und das Ende der Laubachse erscheint als ein dichter Knäuel von kugligen Blühtenknospen. Die Blühte ist homodrom, ihr erstes Vorblait, eine grundständige fertile Ranke divergirt um % vom Mutterlaub- blatt. Bei Bryonia rollt sich die Ranke in der Jugend mit auf einander liegen- den Windungen nach Innen ein. Diese Windungen fallen mit dem centralen Blühtenstiel in dieselbe quere Verticalebene. — Später rollt sich die Ranke ab, strebt aus dem Blattwinkel heraus, und hängt bedeutend verlängert nach einer beliebigen Seite hinunter. Bei Cucurbita (heilt sich die starke röhrige Ranke bald über dem Grunde in Aeste, deren stärkster die Hauptrichtung fortsetzt und sich so wie die einfache. Ranke bei Bryonia einrollt. Die beiden nächst kleinern Aeste divergiren in querer Richtung, der dritte geht nach hinten, die immer kleinern ahmen täuschend einem nach # geordnete Dolde nach. Die Ranke oder das erste Vorblatt trägt einen antidromen Laubzweig, welcher meist mit einem höhern Laubblatt beginnt, das von der Ranke um Nichts oder nur sehr wenig divergirt etwa zwischen — 4 und + !. Könnte man die positive Divergenz von '/,. beweisen, so bekäme die Annahme zweier seitlichen idealen Primor- dialblätter einige Wahrscheinlichkeit. Bei fortschreitender Entwickelung dieses Laubzweiges verändern sich allmählig seine Seitenzweige. Das tiefste Laubblatt iragt bei Bryonia gewöhnlich nur einen einfachen Blühtenstiel mit steriler Ranke am Grunde. Dasselbe ist bei einigen höhern der Fall und dann erscheint auf der der Ranke entgegengesetzten Seite etwas unter der Centralblühte ein kleines Bläschen oder ein Häufchen solcher, weiter nach oben tauchen zwei deutliche Bluhten hervor und gleichzeitig beginnt die Ranke eine Laubknospe zu Lragen, endlich stellt sich das Verhältniss wie an der Hauptachse ein. Auch die Ent- wicklung der Laubknospen von Bryonia verdient in dieser Hinsicht weiter ver- folgt zu werden. Das ideale zweite Vorblatt dieser trägt bald eine homodrome bald eine antidrome Blühtentraube , deren erstes Blühtenstielchen hinten, das zweite vorn steht und die übrigen eine # Spirale befolgen. Von Vorblättern ist nicht die geringste Spur, Bracteen scheinen in den verdickten Basen der Blühtenstielchen angedeutet zu sein. Das vertiefte Ende der Traubenachse, wel- ches meist vom Bluhtenknöpfchen bis zur verschwindenden Kleinheit eingenom- men wird fand sich einmal durch ein anfrechtes schmales steriles Blättchen an- gezeigt, welches der letzten Blühte gegenüberstand, wahrscheinlich die durch Verkümmerung der folgenden Blühte ins Dasein gerufenen Bracteen derselben. Die Traube erscheint bisweilen mit einem langen fast oder ganz bis auf den Grund gelösten Stiel, der nur wenig kürzer ist als der Stiel der Centralblühte, 320 meist aber ist derselbe mit seinem ganzen ersten Gliede angewachsen. Bei wei- terer Entwicklung wird dieser Stiel auf die Seite gegen das erste Vorblatt hin- gedrückt und das erste Blühtenstielchen der Traube richtet sich gerade auf- wärts. Die zwei ersten Blühten der Traube sind in der Regel nur wenig spä- ter als die Centralblühte, die folgenden hingegen meist merklich später. Den ungleichen Zeiträumen zwischen der Entwicklung der auf einander folgenden Blühten entsprechen die ungleich langen Glieder der Traubenachse. Unter dem Kelche der männlichen Blühten ist eine Gliederung, wo sie sich später ablösen, so dass nur die leeren Stielchen übrig bleiben. Die Zahl der weiblichen Blüh- ten ist viel geringer als die jener. An der männlichen Pflanze von Bryonia dioica kann die vom zweiten Vorblatt getragene Traube bis gegen 20 Blühten haben, an der weiblichen dagegen ist dieselbe nicht selten durch mehre Knoten hin- durch unterdräckt, beschränkt sich sehr oft nur auf 2 und kommt höchstens auf 5 bis 6 Blühten; bei der Reife sieht dann die Centralblühte mit den zwei Blühten der seitlichen Traube wie ein dreiblühtiges Dichasium aus, wo aber die scheinbare Mittelblühte später ist als die seitwärts gedrängte Hauptblühte. Bei der einhäusigen Cucurbita pepo gehen von derselben Laubachse nur einzelne zerstreute weibliche Blühten unter mehren männlichen ab. Die höchst eigen- thümlichen häufigen Anomalien der besprochenen Cueurbitaceen erläutern viel- leicht noch den schwierigen Bau und sind: 1) das Laubblatt kann ganz steril, ohne Blähtenstiel und ohne Ranke auftreten. 2) Im Winkel des Laubblattes fehlt der centrale Blühtenstiel und nur die Ranke ist vorhanden. (Berner Mit- theil. 1852. Nr. 224. S. 5—16.) —e, Löhr, zur Kenntniss der rheinischen Sagina Arten. — Ueber die fünf beobachteten Arten gibt L. folgende Mittheilungen: 1) S. pro- cumbens L. Pflanze kahl, glatt und freudiggrün,; Stengel vom Grunde an viel- ästig, niederliegend an der Basis und an den ersten Gelenken wurzelnd; Aeste weitschweifig, niedergestreckt und an den Enden aufsteigend. Blätter lineal- pfriemlich, kurzstachelspitz; Blüthenstiele nach dem Verblühen hackig umgebo- gen, bei der Fruchtreife aufrecht; Kelchblätter alle abgerundet-stumpf; Blumen- blätter länglich-rund, kaum + so lang als der Kelch; .Fruchtkapsel eirund und länger als der Kelch. £) subeiliata Bischoff. Blätter zuweilen an den Früh- lingsexemplaren fein gezähnelt-wimperig. Feuchte, grasige Orte, selbst im Was- ser, besonders auf Sand durch das ganze Gebiet. Mai—Sept. @) 2) S. ape- tala L. Pflanze zarter, mehr dunkelgrün , Stengel und Aeste nicht wurzelnd, Stengel meistens aufrecht vom Grunde an weitästig, Aeste aufsteigend oder hin- geworfen-weitschweifig; Blätter pfriemlich-lineal in eine Stachelspitze zugespitzt, an der Basis gewimpert, Blülhen und Fruchtstiele aufrecht oder vor dem Blühen etwas nickend, ganz kahl und glatt; Kelchblätter kahl, rundlieh-eiförmig, stumpf, bei der Frucht wagrecht abstehend , die zwei äusseren Kelchzipfel kurzgespitzt mit eingekrümmten Spitzchen und viel länger als die eirunde Fruchtkapsel ; Blumenblätter herzförmig, spitzlich, sehr klein und später verschwindend. 8) glanduloso -eiliata Fr. Schultz. Flora 1849. Blätter gewimpert, Blüthenstiele drüsig behaart, Kelchblättichen mehr oder weniger drüsenhaarig oder auch kahl und bei der Fruchtreife mehr aufrecht - abstehend. S. apelala c. ambigua Bi- schoff. Pollichia 1849. S. patula-apetula Fr. Schultz. Pollichia 1850. Die Hauptform wächst auf Aeckern, Saatfeldern und schwach begrasten Weiden, be- sonders auf Thon-, Sand- und Kalkboden, stellenweise durch das ganze Gebiet, die var. ß. bei Trier, Zweibrücken, Darmstadt und Heidelberg. Mai—Juni. © 3) patula Jordan. obsery. I. fragm. 1846. Stengel mehr borstlich , aufrecht, Seitenäste aufsteigend; Blätter pfriemlich-lineal, stachelspitz, an der Basis glatt und ungewimpert; Blüthen und Fruchtstiele aufrecht nach oben wie der Kelch drüsig-behaart; Kelchblätter eilanzettlich, stumpf, kaum kürzer als die eiförmig- längliche Fruchtkapsel, bei der Fruchtreife aufrecht und an die Kapsel angedrückt, die zwei äusseren Blältchen kürzer, mit eingekrümmten Stachelspitzchen; Blu- menblätter klein und abgestutzt. S. depressa Schultz fl. Stargard. suppl. 1. p. 10. S. ciliata Grenier et Godron non Fries. S. apetala et glandulosa Fr. Schultz Flora 1849. S. apetala b. patula Bischoff. Pollichia 1349. £) glaberrima Fr. 321 Schultz. Flora 1849. S. apetala-patula Fr. Schultz Pollichia 1849. Blüthen- stiele und Kelchblättehen nicht drüsenhaarig. Mit der Vorigen bei Cöln, Trier, Bingen und wahrscheinlich noch weiter verbreitet, aber mit S. apelala zusam- mengeworfen. Mai— August. @ 4) S. strieta Fries. nov. edit. 2, p. 58. Aufrecht, Aeste abstehend-aufrecht; Blätter lineal oder lineal-länglich, stumpf, ungewimpert, obere spitz; Blüthen und Fruchistiele kahl nach dem Verblühen immer aufrecht, Kelchblatter eiförmig, stumpf. S. maritima Don. Dieses Pflänz- chen, welches ein Bewohner der Seeküste ist, steht hier nur zum Vergleichen, Mai—August. ©) 59) S. ciliata Fries nov, edıt. 2. p. 49. Stengel ausgebrei- tet ästig, Blätter linealisch , borstenspitzig begrannt, am Grunde etwas häutig und gewimpert; Kelchblättchen eilanzettlich , zugespitzt, die zwei äusseren sta- chelspitz, Blüthenstiele kahl oder seltener drüsenhaarig, vor und nach der Blühte sackig-umgebogen und fruchttragend aufrecht. Saatäcker, Brachfelder selten in unserer Flora und nur mit Sicherheit an der Grenze des Reg.-Bez. Trier im Luxenburgıschen bei Dudelange , Bettembourg, indem die übrigen Standorte in der Rheinprovinz und Westphalen wohl zu S. patula Jordan gehören, demnach für S, ciliata Fries noch zu sichern sind. Juni— Juli. ®. (Rhein. Verhandl, IX. S. 593.) —e. Wilms, über Polypodium eristatum L. und P. callipteris Ehrh. — P. erıstatum hat ein eigenthümliches Schicksal gehabt und ist ohne Zweıfel doch eine genügend begründete Art. Die Angaben über sie und die nächst verwandten Arteu widersprechen einander und beruhen augenscheinlich auf Verwechslung. Skuhr lat auf Tb. 37. das wahre Aspidium cristatum abgebildet, das aber leicht mit A. callipteris verwechselt werden kann, welches er auch ir- rig als Synonym aufführt. Sprengel ist Skuhr gefolgt, Rabenhorst beschreibt geradezu A. callipteris als A. cristatum, Röper hat gewiss nur A. callipteris ge- sehen, Döll, Garcke u. Wirtgen characterisiren A. cristatum. Die sorgfältige Ver- eleichung lasst nun die Eigenthümlichkeiten nicht verkennen. Bei A. cristatum Sw. ist das Schleierchen fast kreisrand mit schwach wellig - buchtigem Rande und schmalem seitlichen Einschnitte bis zu dem fast in der Mitte befindlichen Anheftungspunkte, die Sporen sind braun, länglich-rundlich mit einer fast graden Seite und schwach gekörnelt. A. callipteris hat ein nierenförmiges Schleierchen mit schwach gezähneltem Rande, der Anheftungspunkt ist im Ausschnilte, braun- schwarze länglich runde Sporen mit einer graden Seite, stark warzig gekörnelt. A. dilatatum Sw hat ein herzförmiges stumpfes Schleierchen mit wellig buchti- gem Rande, Anheftungspunet im Ausschnitte, Sporen wie vorhin, braun, schwach gekörnelt. Die Sporenschläuche sind bei keiner Art eigenthümlich. Fernere Unterschiede sind: A. cristatum Sw. Wedel gefiedert, fiederspaltig, schmal, ver- längert lanzettlich, nur 5— 6’ breit, bis 2‘ lang, dunkelgrün, ziemlich straff, fast lederartig, Spindel bräunlich gelb, fast nur bis zu Anfang der Fiedern mit breiten lanzettlichen Schüppchen besetzt, Fiedern gegen 20 Paare spitzwink- lig aufwärts stehend, die untern 5—6 Paare unfruchtbar, entferut, fast gegen- überstehend, breit lanzettlich, die obern genähert, wechselnd, lanzettlich, wie die untern tief fiederspaltig, die Lappen abgerundet stumpf, doppelt gesägt, mit vor- wärls gekrümmten spitzen Zahnen, Fruchthäufehen gross, zweireihig in der Mitte zwischen Rippe und Rand der Abschnitte. — A. callipteris: Wedel unten doppelt gefiedert, oben gefiedert-fiederspaltig, schmal, verlängert-lanzettlich, 4—5‘' breit, 1— 14° lang, hellgrün, etwas straff, nicht lederartig, Spindel hell stroh- gelb, unlen ziemlich mit lanzettlichen Schüppchen besetzt, 10—15 Paare Fieder spitzwinklig aufwärts stehend, öfter zu beiden Seiten nach Innen zusammenge- schlagen, die untern entfernt, fast gegenüberstehend, breit-lanzettlich, 2 oder 1 Paar meist unfruchtbar, zuweilen auch alle fructificirend, die obern abwechselnd, genähert, in tief fiederspaltige übergehend, die Fiederchen nur an den unfrucht- baren Fiedern etwas stumpf, an den fruchtbaren spitz, doppeltstachelspitzig ge- sägl mit nach "vorne gekrümmten Spitzen, Fruchthäufchen von mittler Grösse, zweireihig, fast in der Mitte zwischen Rippe und Rand der Fiederchen. Die Unterschiede beider Pflanzen treten also in der Fıederung, in den Zipfeln der Fiederchen, in den Sägezähnen und im Schleierchen auf. (Ebd. 579—581.) —e. 322 Zoologie. Köllicker, über Siphonophoren. — Bei sei- nem Aufenthalte in Messina beobachtete K. Agalmopsis Sarsii und A. punctata n. specc., Forskalia n. gen. eine der Apolemia uviformis sehr ähnliche Art, eine Physophora, Athorybia rosacea, Hippopodius neapolitanus, Vogtia pentagona, eine Diphyes, Abyla pentagona, Praya diphyes, die keine Rhizophora ist, Porpita mediterranea und Velella spiralis. Alle diese Thiere sind nicht Quallen, son- dern Polypenkolonien, an die Sertularinen, Tubularinen und Hydrinen erinnernd, es sind schwimmende Polypen, Polypi nechalei. Diese zerfallen je nach der An- wesenheit oder dem Mangel von Schwimmstücken, der Beschaffenheit der Leibes- achse, der Gruppierung der einzelnen Polypen in mehre Abtheilungen, welche durch Agalmopsis, Physophora, Hippopodius, Athorybia, Praya, Diphyes, Velella repräsentirt werden. Der Leib derselben besteht stets aus 2 Theilen, einem vordern die Bewegungsapparate tragenden und einem hintern,, die Einzelthiere und Geschlechtsorgane bildend.. Der Schwimmapparat enthält Schwimmglocken, Schwimmblasen, Schwimmblätter. Er ist aus 2 übereinanderliegenden Glocken gebildet bei Diphyes und Abyla, ans 2 neben einanderliegenden bei Praya. Bei Hypopodıum und Vogtia sind die Glocken zweizeilig an einer kurzen Achse in einander geschachtelt, zapfenartig, bei Physophora, Agalmopsis, Apolemia bilden sie eine längere zweizeilige Schwimmsäule, bei Forskalia eine 8 bis 9 reihige Säule. Athorybia hat nur an einer ganz verkürzten Achse einen mehrfachen Kranz von Schwimmblättern , die beständig auf- und niederschlagen. Zwei Schwimmglocken hängen stets nur durch kurze hohle Stiele zusammen, mehre da- gegen an einer besondern Achse, welche bei Agalmopsis, Physophora, Apolemia und Forskalia eben zu der Schwimmblase sich erweitert. Auch Athorybia besitzt eine solche Blase, bisweilen auch Abyla. Die Schwimmglocken sind meist fla- schenförmig und bestehen aus einer homogenen fast knorpelartigen Substanz, in welcher die von einer Muskelhaut ausgekleidete Schwimmhöhle mit einer run- den contraclilen Oeffnung nach Aussen sich befindet. An den Wänden der Höhle sind meist 4 Kanäle, welche an der Mündung in ein Ringgefäss zusammenflies- sen und am andern Ende durch einen einfachen Kanal in die hohle Achse der Schwimmblase münden oder durch den Stiel der Glocke in die Höhlung des Po- lypenstammes sich öffnen. In den Schwimmblättern liegt nur ein schmaler cen- traler Kanal. Der eigentliche Polypenstock besteht entweder aus einer kürzern oder längern strangförmigen Achse oder aus einem kurzen breiten Strunk. Beide sind hohl, muskulös und communieiren mit der hohlen Achse der Schwimm- säule.. Bei den kurzstämmigen Colonien finden sich nur wenige Polypen, bei den andern zahlreichere. Jeder Polyp besteht aus einem schmalen zugespitzien Vordertheile, dessen vordere Oeffnung die Nahrung aufnimmt, einem bauchigen Mittelstück, welches verdauet und häufig braunrothe Streifen (Leber) besitzt, und einem kugligen dickwandigen hintern Abschnitt, der mit dem Stamme com- municirt. Die verdauete Substanz wird durch Contraction überall hingeführt. Oeffnungen finden sich an dem ganzen Höhlensysteme nirgends , ausser an den Spitzen der Polypen. Jeder dieser besitzt einen oder einige Fangfäden, welche aus einem hohlen sehr contraclilen Stiele bestehen, der wiederum einfach oder verästelt sein kann und ein oder mehre Körper trägt (Nesselknopf). Von dem- selben gehen einfache oder doppelte nesselnde hohle Fäden aus, bei Agalmopsis besitzt er eine geslielte Blase. Bei Physophora sitzen die spiralartig zusamnıen- gerollten Nesselknöpfe in besondern birnförmigen Kapseln. Kleine hohle farb- lose Fädchen am Stiele der Polypen scheinen zum Ersatz verlorener Fäden zu dienen. Bei manchen Gattungen finden sich schützende Deckstücke. Bei Diphyes und Abyla ist das untere Knorpelstück ein Deckstück für die ganze Kolonie und bei erstrer hat jeder Polyp noch seine eigene Deckschuppe. Ebenso Praya, aber bei Athorybia fungiren die Schwimmblätter als Deckblätter der ganzen Kolonie. Bei Agalmopsis, Forskalia, Apolemia sitzen zahlreiche Deckblätter regelmässig am eigentlichen Stock , bei Physophora, Hippopodius , Vogtia fehlen dieselben völlıg. Sie haben gar keinen, oder einen centralen oder 5 Kanäle und bestehen aus knorpelartigem Gewebe. Die Fühler sind fadenföormige oder cylindrische bewegliche Organe, deren innere Höhle gewimpert ist, Bald sind sie äusserst 323 beweglich, bald sehr iräg, immer mit Nahrungsstofl gefüllt, stehen aber in kei- ner Beziehung zu-den Fangfäaden. Die Genilalien sind auf einem Stocke verei- nigt. Die weiblichen als isolirte Kapseln oder als Eiertrauben. Die die Eier umschliessenden Theile sind gleich gebildet bei beiden, gestielte mit einer Oefl- nung versehene Kapseln, in deren Wänden 4 hohle vom Stiele ausgehende Ge- fasse verlaufen und an der Mündung zu einem Ringgeläss sich vereinigen. Im loanern der Kapseln befindet sich ein geschlossener Follikel, der eigentliche Eier- sack mit einem oder vielen Eiern, an denen der farblose Dollter, das Keimbläs- chen mit Keimfleck vorhanden ist. Auch die männlichen Genitalien kommen isolirt oder traubenförmig vor, die gestielte Kapsel hat gleichfalls 4 Gefässe und ein Ringgefass, einen innern Samensack, in welchen ein hohler Fortsatz aus dem Stiel hineingehti. Die Samenfaden sind linear und radial ineinander ge- reiht, stecknadelknopfartige Bei Hippopodius und Voglia sitzen die isolirten Kapseln in der Nahe der Polypen am gemeinschaftlichen Stamme, Eier- und Spermasäcke überragen weit ihre becherformigen Kapseln. Bei Physophora sind beiderlei Geschlechtstrauben dicht beisammen neben den Polypen auf gemein- schaftlichen Stielen. Forskalia trägt je eine hermaphroditische Geschlechtstraube an der Basis besonderer Doppelfuhler; Athorybia hat isolirte Hodenkapseln und Eitrauben ; bei Agalmopsis sitzt in der Nähe eines jeden Polypen eine Eiertraube und isolirte Hodenkapseln in grosser Anzahl am Stamme zwischen den Polypen und Fühlern ; Diphyes hat neben den ältesten Polypen je eine Eikapsel. Die Stiele der Geschlechtskapseln sind contraetil, auch die Samen- und Eikapseln besitzen Contraetilität. Die Entwicklungsgeschichte ist noch sehr ungenügend bekannt, doch scheinen diese Thiere keine Metamorphose zu besitzen. Von den hier geschilderten Gattungen weichen Velella und Porpita ab. Ihre centrale grös- sere Saugröhre ist als Einzelthier zu betrachten , ebenso die herumgestellten kleinern Röhren. Die am Rande der untern Fläche befindlichen, bei Porpita mit gestiellen Warzen besetzten fadenförmigen oder kolbenarligen Organe ohne Beziehung zur Nahrungsaufnahme und ohne äussere Oeffnung sind Fühler oder Fangfäden. Bei beiden Gattungen findet sich eine braune als Leber gedeutele Masse. Sie besteht aus radialen, gedränglen, verästelten, anastomosirenden Ka- nälen, welche theils in die Verdauungshohle münden theils über die Leber hin- aus in den Rand der Scheibe und Fuhler dringen und hier längst bekannt sind. An den Stielen der kleinen Polypen sitzen viele gestielte birnfürmige Körper vielleicht Sprossen oder unreife Genitalien. Sie enthalten eine innere flimmern- de Hohle mit 4 Ausläufern, in denen eine weisse körnige Masse und gelbbraune Kugeln wie Leberzellen angesammelt sind und in einer äussern Hülle die ge- wöhnlichen Nesselkapseln der Velelliden. Von der untern Fläche des mit Luft gefüllten Knorpelskeletes gehen bei Porpita sehr viele, bei Velella wenige mit Luft gefüllte und gegliederte feine Röhren durch die Leber hindurch bis an die Basis der Polypen, wo sie bei Porpita sich vielfach verflechten und dann noch Ausläufer an die Polypen hinsenden , welche geschlossen in den Stielen enden. Vielleicht haben sie eine respiralorische Bedeutung. Bei der Unbekanntschaft mit Entwicklung und Fortpflanzung können Velella und Porpita nur provisorisch neben Physophora und Athorybia gestellt werden. Weder von Nerven noch von Sinnesorganen wurde ein Spur bei all’ diesen Thieren entdekt. (Zeitschr. f. wiss. Zool. IV. 306 — 315.) @l. Conchyliologisches, Davaine über Fortpflanzung der Austern. — Man betrachtete die Austern früher als getrennten Geschlechtes, später als Zwitter und neuerdings kehrte man zu der ältern Ansicht zurück. D. hat nun die Anwesenheit von männlichen und weiblichen Geschlechisorganen in innigster Verbindung mit einander nachgewiesen durch die microscopische Un- tersuchung. In der Geschlechtsdrüse erscheinen die Spermatozoen und ihre Bildungszellen zuerst, anfangs in Gruppen vereinigt und leicht kenntlich an ih- ren Höfchen. Die Eier entwickeln sich später und so lange sie 0,2 Millimeter Durchmesser noch nicht erreicht haben, sieht man steis Gruppen von Samenfä- den und deren Bildungszellen zwischen ihnen. Erreichen sie aber die angege- bene Grösse; so zerfallen gleichzeitig die Spermagruppen, ihre Zellen verschwin- 324 den und man findet nur noch einzelne Spermatozoen, bei weiterem Wachsthum der Eier sind sie völlig verschwunden. Die Befruchtung der Eier geschieht im Ovarium,, nach derselben Lreten sie in die Mantellappen und Kiemen, wo sie eine Zeitlang verbleiben, und dann werden sie dem Meereswasser überlassen, un FaSSn alsbald die Larven auskriechen. (Journal Conchyl. Nr. I. pay. Bu .) Schmidt, Malakologische Mittheilungen. — Dieselben be- treffen zunächst die Pfeile der Helices. Der Pfeil von H. aspersa ist dem von H. pomatia ähnlich, hat jedoch einen längeren Hals und schärfere Schneide von zwiefacher Breite. Auch der Pfeil von H. cineta hat eine solche Gestalt, ist aber sehr stark gekrümmt. Die Pfeile von H. Gualteriana, H. spiriplana, H. campesina und H. alonensis stimmen fast ganz mit H. nemoralis überein. So auffallend sich auf den ersten Blick H. Gualteriana@von H. nemoralis auch un- terscheidet, so weist Schmidt doch eine sehr nahe Verwandtschaft beider nach. Der Pfeil von H. lactea und H. sylvatica gleicht fast H. hortensis, deren Pfeil bestimmt verschieden von H. nemoralis ist Der Pfeil von H. pisana ist gerade und etwas kleiner als der ähnliche von H. austriaca. NH. variabilis gleicht im Pfeil H. maritima. H. apieina hat 2 Pfeile, zart, schwach gekrümmt,. stielrund, ebenso hat auch H. cobresana 2. Der Pfeil von H. cingulata gleicht fast ganz H. Preslii, der von H. tigrina ist derber und stärker gekrümmt und der von H. Ziegleri ist kaum von H. intermedia zu unterscheiden. Als pfeillos wurden er- kannt: H. hyalina, H. candidissima, H. angigyra, H. eiliata, H. cincta, H. compa- eta, H. arenicola und H, paupercula. (Malakoz. Zeitschr. 17—32.) — Die weitern Mittheilungen beziehen sich auf die Zunge zuerst der Achatina Poireti, auf welcher jederseits 42 Reihen hakiger Zähne stehen. Aehnlich ist die Zunge von Helico- pkanta brevipes. Ganz ausgezeichnet sind die Zungen von Cyclostoma elegans und C, maculatum, auch hat erstere keinen , letztere einen halbmondförmigen, aus 2 Platten bestehenden sägezähnigen Oberkiefer. (Ebd. 39—48.) @l. Bernardi beschreibt Bulimus Alcantarae n. sp. von den Salomonsinseln. Journ. Conchyl Nr. I. 35. Tb. 3. Fig. 1. — Moricand, Planorbis dentifer n. sp. vom Barilsee bei Bahia. Ibid. 57. — Recluz, Pholas Beauiana n, sp. von Guadeloupe, Poronia rugosa n. sp. aus Neuholland, Pecten Philippii n. sp. von Sicilien , Natica Taslei n. sp. von Mazatlan. Ibid. 49. Tb. 2. — Ber- nardi, Mitra Rollandi n. sp. und Marginella Vautieri n. sp. unbekannter Hei- math. Ibid. 67. Bourguignat, nene syrische Arten: Zonites fimhriatus, Z. prophetarum, Z. nitelinus, Bulimus Sauleyi, Unio terminalis. Ibid. 69. Tb. 3. — Petit dela Saussaye, Turbinella dubia n. sp. von Basia, Fusus Cou- derti n. sp. aus China. Ibid. 75. Tb. 2. — Saulcy, über Helix nubigena. Ibid. 77. Tb. 3. — Raymond, neue nordafrikanische Arten: Helix moquinana, Bulimus Milevianus, Planorbis Brondelii. Ibid. 80. Tb.3.— Petit de la Saus- saye, Gnathodon rostratum n. sp. vonFlorida, Gn. trigonum n.sp. von Mazatlam. Ibid. 88. — Recluz, über Mytilus subdistortus. Ibid. p. 85. — Petit, über Arca Martinii Recl. Ihid.86. — Ders., über die Gattung Muelleriä, historische Bemerkungen. Ibid: 39 —48. — Bourgoignat, über die Gattung Ancylus. Die vielfach verschiedenen Ansichten über die systematische Stellung dieser Gattung sind durch Moquin Tandon’s ausführliche anatomische Untersuchung da- hin berichtigt worden, dass sie neben Lymnaea in die Familie der Lymnäaceen gehört. Hinsichtlich der Schale bemerkt B., dass dieselbe stets mehr‘ weniger spiral ist, was mehre Cönchyliologen in Abrede stellen, da häufig bei alten Exemplaren die gewundene Spitze abgerieben ist. Die Arten theilen sich in 2 Gruppen, nämlich in Ancylastrıum: das Thier links, die Schale mit nach rechts geneigter Spitze, und in Velletia: das Thier rechts, die Schale mit links geneig- ter Spitze. Bei der weitern Unterscheiduug der Arten ist das gradlinige, das convexe und das complicirte Wachsthum der Schale zu beachten, ferner die De- pression der Spitze. B. verspricht eine systematische Uebersicht aller bekann- ten Arten zu liefern. Ibid. 59- 66. — Aucapitaine, über Corbula nucleus Lk. (der älteste Name ist C. striata Walker 1784) deren Vorkommen betref- fend, (Ann. sc. nat. XVII. p. 271 — 272.) Gl, 325 v. Beneden, über Parasiten bei Seiaeanaaquila Cuv. — Dieser an den belgischen Küsten viel seltener als an den miltelmeerischen Kü- sten vorkommende Fisch wird von verschiedenen Würmern und Crustaceen ge- plagt. In den Kiemen , deren Blättern und zwischen denselbsn fand v. B. 10 weibliche und einen männlichen Lernanthropus, den er L. Gilleri n. sp. nennt, in der Haut der Kiemenbögen und in der Mundhöhle die Brachiella Thynni wohl zu 100 Exemplaren, neben derselben ebensoviele Thiere einer neuen Caliginen- galtung. Zwischen den Kiemenblättern wohnt ein höchst eigenthümlicher bisher unbekannter Trematode, welcher diese Gruppe mit Gyrodactylus verbindet. We- gen seines eigenthümlichen Kopfes soll er Calceostoma heissen. Der Kopf mit seinen Lappen gleicht einem Hemmschuh und die hintere Saugscheibe ist mit zwei scheerenartigen Haken bewaffnet. Auf der Haut des Fisches lebt eine ausgezeich- nete Art von Epibdella, deren Körper ziemlich einem stark contrahirten platten Blutigel gleicht. In den Muskeln der Schultergegend siedelt sich ein merkwür- diger zu den Cestoiden hinneigender Trematode au. (L’Instit. Avril p. 119.) Ders., über Kroyeria nov. gen. — Das Kopfschild dieser zu den Caliginen gehörigen Gattung ist breiter als lang, hinten mit 2 starken Stacheln bewaffnet, der Thorax aus 4 gleich schmalen Gliedern gebildet, die vier Fuss- paare doppelt von gleicher Länge, das erste Paar der Kieferfüsse scheerenför- mig, das dritte ausnehmend entwickelt, der Hinterleib lang und schmal, kaum breiter als der Thorax, bei dem Männchen mehrgliedrig, bei dem Weibchen ein- fach, ein borstentragender doppelter Schwanzfortsatz. Die Art ist Kr. lineata und bewohnt die Kiemen des Galeus canis. Das Weibchen ist 8mm Jang, das Männchen etwas kleiner. Die nächste Verwandtschaft hat Kroyeria mit Thebia. (Bullet. acad. Bruxelles XX. p. 23—29. 5. Tb.) Gl. Entomologisehe Zeitung, Märzheft: Zeller setzt sein Verzeichniss der in den mittleren Odergegenden im geflügelten Zustande überwinternden Lepidop- teren (cf. unser Februarhefi 171) fort, indem er aufführt: Ephestia, Chimabac- che, Tinca, 5 Arten von Plutella, Ypsolophus, Oecophora, 14 Depressaria, Gele- chia, Roeslerstammia, 5 Gracilaria, Coriscium, Elachista, Lyonetia, Phyllocnistis, 2 Lithocoletis, 2 Pterophorus, 2 Alueita Ss. 8 —86. — H. Schaum, über Haemonia (Macroplea) Gyllenhalli Lac. und H. Curtisi Lac. (die specifischen Un- terschiede betreffend) S. 87—89. — Kellner, Beobachtungen über die im Roth- und Rehwilde lebenden ÖOestrusarten. Die Larven von Oestrus Trompe Fabr. und Oe. pietus Meg. sind mit Kopfhäkchen und leben in den Schleimhäuten der Nasenhöblen ; Oe. lineatus Vıll. und Oe... ? haben keine Kopfhäkchen und leben auf dem Rücken unter der Haut. Die Engerlinge schlüpfen vom März bis Juni aus und verpuppen sich unter Steinen .oder Moos, die der Nasenhöhle verlassen das Wohnthier sobald es todt und kalt ist. K.fand im Nachwinter Wild mit gegen 200 Engerlingen unter der Haut, welche das Leben gefährden. S.89—93.— G. Kraatz, Bemerkungen über Alomaria, über Fundort und Lebensweise und neue Arten: A. berolinensis , A. peltata in Thüringen und Sachsen, A. Rhenanum bei Bonn, A. salieicola bei Cassel, A. humeralis im. südlichen Europa. S. 94—98. — Leon Dufour, über die Larven der Libellen mit Berücksichtigung der frühern Arbei- ten von H. Hagen (aus Ann. sc. nat. 1852. XVIL.) S. 99— 107. Gl. Ornithologisches. — Brehm, über Species und Subspecies. Naumannia Il. 8-18. — Vierthaler, Beobachtungen über die Zugvögel im innern Afrika. S. 18—22. — J. F. Naumann, Notizen über die in der Umgegend der Kolonie Sarepta vorkommenden seltenen Vögel S. 23— 30. — E. Pralle, einige oologische Notizen nebst Beobachtungen über das Eintref- fen einiger Vögel in der Umgegend von Celle im Frühjahr 1852. S. 30 —36. — A. Gerhardt, Etwas über den Vogelgesang im südlichen Amerika. S.37 —39. — Th. Krüger, die Adler Pommerns S. 39—46. — J. Heckel, über die Verbreitung, das Nest und das Ei der Salicaria Auviatilis. S. 47—53. — C. W. v. Negelein, Verzeichniss der im Herzogthum Oldenburg vorkommen- den hier brütenden und seltenen Vögel (234 Arten) S. 683—64. — C.F. v. Homeyer, über den Federwechsel der Vögel gegen Schlegel. Es ist ein gros- 22 326 ser Irrthum, dass die Vögel im Herbst des zweiten Jahres zum ersten Male mau- sern sollen, bei weitem die meisten mausern im ersten Herbst, andere im er- sten Frühlinge, die Tauchenten befinden sich fast in einer besländigen Mauser. Nicht immer geschieht die Mauser nach dem Gesetze der Symmetrie, denn bei der jungen Eiderente z. B. mausert stets eine Seite der Brust und des Halses früher als die andere. Ueberhaupt endlich geschieht der Farbenwechsel keines- wegs bei allen Arten durch einen Regenerationsprocess der alten Federn, son- dern durch eine wirkliche Mauser. Die Drosseln z. B. ändern bestimmt. ihr Ju- gendkleid durch Mauser zum Prachtkleide um. v. H. theilt seine Beobachtungen über einzelne Vögel mit und diese ergeben folgende Veränderungen des Gelie- ders: durch vollständige oder (heilweise Mauser , durch Verfärben, indem sich eine höhere oder nicht vorhandene Färbung oder ein Verbleichen einstellt, durch Ahreiben, durch Nachwachsen des Gefieders. (Vergl. unser Märzheft S. 253.) S. 64—78. — Wallengren, die Vögel Gothlands (Verzeichniss von 170 Arten). Ss. 78-92. — Wodzicki, Aquila minnta gehört zu A. pennata. S. 93. — Calver, Ornithologisches Idiotikon. S. 94 — 101. — Fuhlrott, über eine Varietät von Turdus iliacus. S. 101. Gl. Moleschot, über Entwicklung der Blutkörperchen — Die Beobachtung zahlreicher farbloser Blutkörperchen in der Milz eines entle- berten Frosches veranlassten M. zu genauen Zählungen derselben zur Feststel- lung von deren Verhältniss zu den farbigen. Im Mittel aus 19 Beobachtungen fanden sich im Herzblut entleberter Frösche die farblosen zu den farbigen Blut- körperchen wie L: 2, 24, während Donders bei unversehrten Fröschen 1: 8 fand. Im Blut des Unterleibshöhle stellte sich das Verhältniss um das 24 fa- che geringer. Das Blut des Feitkörpers entleberter Thiere enthielt auf 1 farb- losen 3,82 farbige Körperchen. Ebenso vermehren sich erstere zu letztern im Blute der Milz. Es ergibt sich daher aus dem Verlust der Leber eine auffal- lende Vermehrung der farblosen Blutkörperchen auf Kosten der farbigen. Die- ses Verhältniss zeigt sich schon am ersten Tage nach Wegnahme der Leber und ohne Zweifel spielt die Leber eıne bedeutende Rolle bei Umwandlung der farb- losen in farbige Blutkörperchen. Hat doch auch Bennet beim Menschen unter 19 Fällen, in denen das Blut überwiegend farblose Körperchen enthielt, 13mal die Leber krank gefunden. Diese Untersuchungen führten zugleich auf den Ent- wieklungsgang, welchen die Blutkörperchen bis zu ihrer völligen Ausbildung durchlaufen. Indem wir hinsichtlich derselben auf die Abhandlung selbst ver- weisen, lheilen wir hier noch die von M. gewonnene Ergebnisse mit: 1) Ent- leberte Frösche enthalten in dem Blut der verschiedensten Körpertheile für je 1 farbloses Körperchen 2$mal weniger farbige als unversehrte Frösche. 2) Auf 1 farbloses Körperchen kommen im Blut der Milz unversehrter Frösche 6 Mal weniger farbige als in dem Blut des Herzens. 3) Das Milzblut entleberter Frö- sche enthält mehr farblose Körperchen als farbige, nämlich 1,6: 1. 4) Die Leber begünstigt in hohem Grade die Umwandlung farbloser in farbige. 5) Enimilzte Frösche zeigen die farbigen im Verhältniss zu den farblosen in ge- ringem Grade vermehrt. 6) Frösche ohne Milz und Leber besitzen 4 Mal we- niger farbige als unversehrte Frösche. 7) Bei der Umwandlung der farblosen Zellen in farbige zerfallen die Kerne in 2 bis 3 kleinere, diese in Körnchen, die Körnchen färben sich, lösen sich auf und so entstehen farbige kernlose Zel- len. Zugleich geht die runde Form der farblosen nach und nach in die ellip- tische der farbigen über. Diese Gestalländerung erfolgt bald vor bald nach der Spaltung des Kernes. (Müllers Archiv 1853. S. 73—85. Tf. 1) Gl. CGorrespondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für Sachsen und Thüringen ın Halie. 1853. April. N? IV. Sitzung am 6. April. Eingegangene Schriften: 1) €. Fr. Naumann, Elemente der Mineralogie. Dritte Auflage. Leipzig 1852. 80. Geschenk des Hrn. Verfassers. 2) 0. Schmidt, neue Rhabdoeölen aus dem nordischen und dem adriati- schen Meere Mit 4 Tfln. (Sitzgsber. Wien. Akad. 1852. Octbr.) Geschenk des Hrn. Verfassers. 3) E. A. Zuchold, Bibliotheca historiconaturalis physicochemica et ma- thematica oder systematisch geordnete Uebersicht etc, II. Jahrg. 2. Heft. Göttingen 1852. 80. Geschenk des Hrn. Verfassers. 4) Abhandlungen des zoologisch - mineralogischen Vereines in Regensburg. Drittes Heft: Bernard, Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen im Gebiete der Mineralogie während des Jahres 1852. Regensburg 1853. 8o. Nebst Begleitungsschreiben des Hrn, Verfassers, München d. d. April 2. 1853. 5) C. G. Giebel, Beiträge zur Paläontologie. Mit3 Tfln. Berl. 1853. 80. Geschenk des Hrn. Verfassers. 6) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. IV, Bd. 3. Heft mit 2 Tfln. Berlin 1852. 8o. 7) Nachrichten von der Georg -Augusts - Universität und der königl. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Göttingen. Jahr 1852. Nr. I—-14. Göt- tingen. 8o. Nebst Begleitungsschreiben des Hrn. Hausmann, Göttingen d. d. März 18. 1853. 8) Verhandlungen des naturhistorischen Vereines für Anhalt in Dessau. I—-IX. 1840 bis 1850. Nebst den Statuten dieses Vereines. Nebst Begleitungsschreiben des Hrn, Schwabe, Dessau d. d. März 19. 1853. 9) Mittheilungen des Vereines Nassau’scher Aerzte an seine Mitglieder. 1852. Druck von J. Etienne in Winkel a./Rh. 8o. Als neue Mitglieder wurden angemeldet: Hr. Uhlich, Berg-Secretär in Eisleben. Hr. Plümicke, Bergassessor in Eisleben. Hr. Schrader, Berggeschworener in Eisleben, Hr. v. Veltheim, Rittergutsbesitzer auf Ostrau. 328 Hr. Bleddensieg, Apotheker in Tennstädt. Hr. Rebling, Apotheker in Langensalza. Hr. Arkenhausen, Zeichenlehrer in Goslar, Hr. Wimmer, Lehrer an der Bergakademie in Clausthal. Hr. Güldenapfel, Dr. und Pastor in Isserode, Hr. Lübben, Rector in Merseburg. Hr. Gerding, Dr. phil. in Jena. Hr. Schwabe, Dr. med. in Ilmenau. Hr. Rosenbaum, Dr. und pract. Arzt in Halle. Hr. Brodkorb, Apotheker in Halle. Hr. Schaal, Lehrer in Halle. Hr. Wislicenus, Stud. chem. in Halle. Mitgetheilt wird ein Schreiben des naturhistorischen Vereins für Anhalt in Dessau, in welchem derselbe dem sächsisch-thüringischen Vereine sich anzuschliessen beantragt. Ferner wird eine Abhandlung von Hrn. Irmisch, wirkliches Mitglied in Sondershausen, Beitrag zur Naturgeschichte des Cirsium arvense und einiger anderer Distelarten mit 2 Tfln., sowie kritische Bemerkungen über Malvaviscus ciliatus DC., über die De Candolle’- sche Gattung Periptera und über Paritium pernambucense G. Don. von Hrn. Garcke, ausw, Mitgl. in Berlin übergeben. Der Vorsitzende Hr. Giebel übergibt das Februarheft der Zeitschrift. Die Commission für AUS/ünrung der Foucault’schen Pendelver- suche hat auf Hrn. Schrader’s Bericht ihre Arbeit während der Ferien soweit fortgesetzt, dass die Versuche in nächster Zeit ange- stelll werden können. Hr. Weber gibt den Märzbericht der meteorologischen Station. Hr. Kohlmann spricht alsdann über verschiedene Versuche zur Abänderung der Foucault’schen Pendelversuche, woran auch Hr. Schrader die Erläuterung eines von ihm modifieirten Apparates knüpft. Hr. Baer berichtet über Lehmann’s zahlreiche Versuche betref- fend die Krystallisirbarkeit der Blutkügelchen. Schliesslich legt Hr. Giebel ie ersten Tafeln seiner Odonto- graphie vor und spricht über den Plan und Zweck dieses Unter- nehmens. Sitzung am 13. April. Eingegangene Schriften: 1) L. Fr. Zekeli, die Gasteropoden der Gosaugebilde in den nordöstli- chen Alpen. Mit 24 lithogr. Tafeln. Wien 1852. Fol. Geschenk des Hrn. Verfassers. 2) L. V. F. Graf Henckel v. Donnersmarck, über Auctionskataloge, Ein Beitrag zur botanischen Bückerkunde. Halle 1853. 8o. 3) Verzeichniss der von dem Hrn. Senator Stieler hinterlassenen Büchersamm- lung ingleichen der Rest der Bibliothek des Hrn. Oberforstraths G. Kö- nig, welche durch J. G. Müller in Gotha zu beziehen sind. 329 Als neue Mitglieder werden angemeldet: Hr. Professor O0. Schmidt in Jena. Hr. Hüttenmeister Heine auf den Mannsfelder Hütten zu Leimbach. Hr. Hüttenschreiber Hoffmann ebenda. Hr. Dr. Böttger in Eisleben. Hr, Schichtmeister Seyffert auf der Sangerhäuser Hütte. Hr. Rechtsanwalt Weise in Delitzsch. Hr. Dr. med. Oestreich in Rossleben. Hr. Schrader theilt im Auftrage der Commission für die Fou- cault’schen Pendelversuche mit, dass dieselben nunmehr dem Publi- kum eröffnet werden könnten und erklären sich die HHrn. Schra- der, Kohlmann und Baer bereit die erläuternden Vorträge über dieselben zu übernehmen. Darauf hält Hr. Giebel nach Uebergabe von Hrn. Zekeli’s Gasteropoden der Gosauformation einen Vortrag über den Gegensatz von Vorn und Hinten in der Wirbelsäule der Säugethiere und eine darauf begründete Trennung der Brust- von der Lendengegend. Die nächste Sitzung fällt, da am 20. April Busstag ist, aus, Sitzung am 27. April, Eingegangene Schriften: 1) Correspondenzblatt des zoologisch - mineralogischen Vereines in Regens- burg. VI. Jahrg. 1852. Regensburg 1852. - 80. 2) Abhandlungen des zoologisch - mineralogischen Vereines in Regensburg. II. u. Ifl. Heft. Regensburg 1852.53. 8o. 3) L. Wineberger, geognostische Beschreibung des Bayerischen und Neu- burger Waldes. Nebst einer geognostischen Karte und einigen Tafeln. Passau 1851. 80. Nr. 1—3, nebst Begleitungsschreiben des Hrn. Schuch, d. d. Re- gensburg, März. 4) Meteorologische Beobachtungen zu Zittau in der k. sächs, Oberlausitz im Jabre 1852. XV. Jahrg Zittau 1853. 8o. 5) J. G. Fischer, die Einheit in der organischen Natur. Populäre Vor- träge. Mit 3] Holzschnitlten. Hamburg 1853. 80. Geschenk des Hın. Verfassers. 6) Rob. Galloway’s Vorschule der qualitativen Analyse für den ersten Unterricht auf Schulen und Universitäten sowie insbesondere zum Pri- vatgebrauche. Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von Th. Gerding. Mit 9 Tafeln. Leipzig 1853. 8o. Geschenk des Hrn. - Verfassers. 7) L. Reichenbach, Handbuch der speciellen Ornithologie. Beschrei- bender Text zu der vollständigsten Kupfersammlung der Vögel aller Welt- theile. 1—3. Lieferang. Dresden 1850. 5l. 4o. 8) — —, Ueber den Begriff der Art in der Ornithologie, Freier Vortrag in der Versammlung der Ornithologen in Altenburg am 8. Juli 1852, (Aus dem Journal für Ornithologie I. 61.) Nr. 7. u. 8. Geschenke des Hrn. Verfassers. 9) Ueber die klimatischen Verhältnisse des Preussischen Staates [von Dove]. Nebst Begleitungsschreiben des Hrn. Dieterici, d. d. Berlin April 6, 10) Der ärztliche Hausfreund.e Zur Fördernng der Gesundheilspflege und Kenntniss des menschlichen Körpers und der Natur von R. Froriep. 1. 1853. März Nr. 1—6. 8vo, | 330 11) Bülletin der k. baierischen Akademie der Wissenschaften 1852. Nr. 25—29. 12) A. Vogel, Ueber den Chemismus der Vegetation. Festrede zur Vorfeier des Geburtstages Sr. Maj. Maximilian II. in der k. Akad. d. Wissenschaf- ien am 27. Novbr. 1852. München 1852. 40. Als neue Mitglieder werden angemeldet; Hr. v. Schreb, Regierungsrath in Magdeburg. Hr. Suckow, Professor in Jena. Hr. Günther, Professor in Bernburg. Hr. Göbel, Professor in Sondershausen. Hr. Tausch, Stud. med. hier. Hr. Dr. Oehler, Oberlehrer hier. Der Naturwissenschaftliche Verein in Mühlhausen sendet den Auszug aus dem Protokolle seiner März-Sitzungen, nach welchem fol- gende Vorträge gehalten worden sind: 1) Ueber Gletscher und erra- tische Blöcke nach der L. v. Buch’schen und Brongniart’schen Theo- rie. 2) Ueber dasselbe Thema nach Vernet, Agassiz und Forbes. 3) Ueber Pflanzen-Physiologie im Allgemeinen. 4) Ueber Physiologie der Insecten und zwar über Entstehung und Fortpflanzung derselben. Ausserdem wurden noch Vorlesungen über das Entstehen der jetzi- gen Pflanzenwelt und über Foucault’s Pendelversuche gehalten. Hr. Möller übergab eine Fauna coleopterorum Muehlhusana und ver- sprach die gleiche der Schmetterlinge bald nachfolgen zu lassen, Hr. Heintz erörtert Frankland’s Untersuchungen über eine neue Reihe organischer, Metalle enthaltender Körper. Darauf legte Hr. Giebel nach Uebergabe eines Mammutzah- nes, der beim Brunnengraben in Aschersleben gefunden und von Hrn. Schmidt daselbst eingesandt, sowie einiger Fischreste aus dem Bernburger bunten Sandstein von Hrn. Spiecker für die Vereins- sammlung eingesandt, einen Ammoniten mit ringsgezackter Nahtlinie aus dem Muschelkalk von Schraplau vor und hebt erläuternd die Bedeu- tung dieses Fundes welcher als Ammonites dux n. sp. auf Taf. 9. ab- gebildet werden wird, hervor. Schliesslich spricht Hr. Reil über die beı der Tracheotomie in Anwendung kommenden Instrumente und legt einige der geeignet- sten neuerer CGonstruktion vor. Aprilbericht der meteorologischen Station in Halle. Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei O und völlig heiterem Himmel den Luftdruck von 27''9,'’00, fiel bis zum 2. Mor- gens 6 Uhr bei SO und sich schnell trübendem Wetter um fast 3°, und stieg darauf bis zum 3. Nachmilt. 2 Uhr bei WSW und regnig- tem Wetter auf 27‘9,“'90, worauf es (nach einigen nicht unbedeu- tenden Schwankungen langsam steigend) bis zum 10. Morgens 6 Uhr, anfangs bei vorherrschend SWlicher, später WNWlicher Windrichtung 331 und sehr veränderlichem, oft regnigtem Wetter die Höhe von 2711,75 erreichte. Von dieser Höhe sank es bei Wlicher Windrichtung und sehr veränderlichem Wetter bis zum 13. Morgens 6 Uhr, wo es nur noch einen Luftdruck von 275,33 zeigte und stieg dann wieder anfangs sehr schnell bei N, dann langsamer bei NO und ziemlich heiterem Wetter bis zum 17. Morgens 6 Uhr, wo es den Luftdruck von 280,10 zeigte. Vom 17. bis zum 23. hatten wir wieder sehr veränderlichen Wind und eben so veränderliches Wetter. Dabei war das Barometer jedoch unter vielen und zum Theil nicht unbe- deutenden Schwankungen im Sinken begriffen und zeigte.am 23. Mor- gens 6 Uhr den niedrigsten Stand im Monat: 274,62, worauf dasselbe aber bis zum Nachmittag des folgenden Tages trotz W und SW wohl um mehr als 5“ stieg, Dann aber war es unter vielen Schwankungen bei sehr veränderlicher Windrichtung und eben so veränderlichem Wetter bis zum Schluss des Monats im langsamen Sinken begriffen. Der mittlere Barometerstand war —= 278,57 Der höchste Stand am 17. Morg. 6 Uhr = 280,10 Der niedrigste Stand am 23. Morg. 6 Uhr — 27''4,'62 Demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat 7,48. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 23.bis 24, More. 6 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27'4,"'62 auf 279,16 also um 4,54 stieg. Die Wärme der Luft war zu Anfang des Monats sehr gering, stieg jedoch bald nicht unbedeutend bis zum 7. (im Tagesmittel 8,08), fiel dann aber bis zum 14. bis unter 0 Grad und blieb auch niedrig bis zum 20,, worauf sie bis zum Schluss des Monats im Allgemeinen im Zunehmen begriffen war. Die mittlere Wärme der Luft im Monat war = 4,% Die höchste Wärme am 30. Nachmittags 2 Uhr = 13,04 Die niedrigste Wärme am 1. Morgens 6 Uhr = 3,07 Die im April beobachteten Winde vertheilen sich so, dass auf N=6N = 6 | =0 090 —2 an SO = 5 I|NW=2 |050 =1 SP NW= 6 |SSO = 0 | WNW= 8 W= 20 |SW=19 SW= 1 |WSW=1 kommen, woraus sich als die mittlere Windrichtung im Monat erge- ben würde S—57013'34,”57—W. Die Luft war im vergangenen Monat im Allgemeinen sehr feucht, wenn auch selten bis zu völliger Dunstsättigung gesteigert. Das Psy- chrometer zeigte im monatlichen Mittel die relative Feuchtigkeit der Luft von 80 pCt. bei dem mittlern Dunstdruck von nur 2,44. Da- bei hatten wir durchschnittlich im Monat wolkigen Himmel. Wir zählten nämlich 2 Tage mit bedecktem, 8 Tage mit trübem, 1l Tage mit wolkigem, 7 Tage mit ziemlich heiterem und 332 2 Tage mit heiterem Himmel. Dabei beobachteten wir an 18 Ta- gen Regen, an 1 Tage Regen und Schnee und an 2 Tagen Schnee- fall und die Summa des an diesen Tagen im Regenmesser gemesse- nen Wassers beträgt aus Regen 220,83, aus Schnee 44,'15, zusam- men 264,98 paris. Kubikmaass auf den DJFuss Land. Davon würde durchschnitllich auf den Tag kommen: aus Regen: 7,36, — aus Schnee: 1,47, — zusammen: 8,83. Weber. A, z.eı,g &n. Von den frühern Jahrgängen der Vereinsberichte ist noch eine kleine Anzahl von Exemplaren vorräthig, welche den neu eintretenden Mitgliedern zu folgenden sehr ermässigten Preisen abgegeben wer- den: IH. Jahrg. (1849 — 50. Mit 1 Tl. 161 S.) für 10 Sgr. — III. Jahrg. (1850. Mit 3 Tün. 189 S.) für 15 Sgr. — IV. Jahrg. (1851. Mit 4 Tfin. 306 S.) für 1 Thlr. — V. Jahrg, (1852. Vier Quartalhefte mit 7 Tfln. 35 Bog.) für 1 Thlr. In Summa für I—V. 2 Thlr. 25 Sgr. Der erste Jahresbericht ist vergriffen, würde aber bei etwaigem mehrseitigen Verlangen zur Vervollständigung nochmals gedruckt werden können. Der Vorstand. Anzeige, die erfte .Jeneralverfamndung betreffend. Um den verehrten Mitgliedern beider Gebiete unseres Vereines, Sachsens und Thüringens, die Theilnahme an der ersten Generalver- sammlung, welcher die für das weitere Gedeihen des Vereines wich- tige Revision der bisherigen Statuten obliegt, möglichst gleichmässig zu erleichtern, haben wir für dieselbe Halle als Ort und die Zeit vom 22. u. 23. Juli gewählt: Indem wir schon hier die Versiche- rung geben, die Annehmlichkeiten, welche der Aufenthalt in der Uni- versilätsstadt und. am Sitz des Vereines den Theilnehmern der Gene- ralversammlung gewährt, nach Kräften zu erhöhen, bitten wir zu- gleich um eine freundliche Berücksichtigung unserer seiner Zeit er- folgenden besonderen Einladung. Halle, im März 1853. Der Vorstand. — HR Or — (Druck von W. Plötz in Halle.) Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1853. NY Mai. Zur Theorie der Planetenbewegung, Taf. 10. Fig. 3. 4. von W. Schrader. Lest man bei der Betrachtung der Planetenbewegung das Newton’sche Gravilalionsgeseiz zum Grunde, so ist es mit Hülfe des höheren Calculs nicht schwer, die Elliptieität der Planeten- bahnen zu beweisen. Bei der grossen Einfachheit der, ohne Rücksicht auf die Perturbationen betrachteten, Planetenbewegung erscheint es wahrscheinlich, dass die Gesetze dieser Bewegung sich auch in elementarer Weise ‚werden ableiten lassen, allein die besten Werke über populäre Astronomie enthalten über die- sen Punkt nur Unvollständiges, in Bezug auf die Elliptieität der Planetenbahnen bleiben sie bei der Versicherung stehen, ja sie beweisen nicht einmal, dass diese Bahnen geschlossene Cur- ven sind. Da es nun von Interesse sein kann, einen Gegenstand, welcher der Behandlung mit der höhern Mathematik vorbehalten zu sein schien, einer elementar-mathematischer Betrachtung zu unterwerfen, und da sogar hier und da ein Bedürfniss nach ei- ner solchen Behandlungsweise vorliegen mag, so sollen im Nach- folgenden einige Andeutungen darüber gegeben werden, wie sich das Wesen der Gentralbewegung elementar-mathemalisch dedu- eiren lasse. I. Ueber das Keplersche Gesetz von der Gleichheit der in gleichen Zeiten von den Radiusvectoren beschriebenen Flächen- räume giebt es einen bekannten elementaren Beweis. Ohne auf die sonst schon erörterten Mängel dieses Beweises einzugehen, wollen wir sogleich einen bestimmteren geben. V, 1853, 23 334 Das bekannte Gesetz des Kräfteparallelogramms lässt sich mit Hülfe des Begriffs der statischen Momente so aussprechen: Für jeden beliebigen Punkt in der Ebene des Parallelogramms als Mittelpunkt ist das statische Moment der Diagonalkraft gleich der Summa der statischen Momente der Seitenkräfte, wobei be- kanntlich das statische Moment das Produkt aus der Kraft und dem senkrechten Abstande ihrer Richtung von dem als Mittel- punkt angenommen Punkte ist. Dieser Satz hat sogar eine planimetrische Bedeutung, in- dem das Dreieck, dessen Grundlinie die Diagonale eines Paral- lelogramms ist, und dessen Spitze ausserhalb des Parallelogramms gleich ist der Summa zweier Dreiecke, welche mit jenem ersten Dreiecke dieselbe Spitze haben, und deren Grundlinien zwei an einem Ende jener Diagonale zusammenstossende Parallelogramms- seiten sind. \ Nimmt man den Mittelpunkt der statischen Momente auf der Richtung der einen Seitenkraft an, so fällt dadurch das Loth aus diesem Punkte auf die Richtung dieser Kraft und da- mit zugleich das statische Moment dieser Kraft fort; für diesen Fall ist das statische Moment der Diagonalkraft gleich dem sta- tischen Momente der anderen Seitenkraft. Setzen wir für die eine Seitenkraft die Geschwindigkeit einer schon bestehenden Bewegung, auf welche von der Seite her eine andere Kraft abändernd wirkt, welche alsdann die zweite Kraft darstellt, so wird die Diagonalkraft die Richtung und Geschwindigkeit der abgeänderten Bewegung angeben; der eben ausgesprochene Satz nimmt dann folgende Gestalt an: Wird eine Bewegung durch eine von der Seite herwirkende Kraft in ihrer Richtung aliein oder in ihrer Richtung und Ge- schwindigkeit zugleich abgeändert, so bleibt für jeden in der Richtung der ablenkenden Kraft angenommenen Punkt das Produkt aus der Geschwindigkeit dieser Bewegung und dem senkrechten Abstande des angenommenen Punktes von der Richtung der Bewegung vor und nach der Ablenkung unver- ändert. Aus diesem Satze folgt unmittelbar : Wird eine Bewegung nur abgeändert durch Kräfte, welche von einem unveränderlichen Punkte ausgehen, so bleibt fort- während das Produkt eins der Geschwindigkeit dieser Be- 339 wegung und dem senkrechten Abstande dieses Punktes von der Richtung der Bewegung unverändert, in welcher Zeitfolge, Art und Stärke auch die ablenkenden Kräfte wirken mögen. Nun wird die Centralbewegung nur abgeändert durch die anziehenden Kräfte des Gentralkörpers, die sämmtlich von dem Mittelpunkte des Centralkörpers ausgehend gedacht werden, folg- lich bleibt auch fortwährend das Produkt aus der Gesehwindig- keit des bewegten Körpers und dem senkrechten Abstande sei- ner Richtung von dem Mittelpunkt des Centralkörpers unverändert. Für hinreichend kleine Zeiteinheiten kann man jede krumm- linige Bewegung während der Dauer jeder Zeiteinheit als gerad- linig ansehen, dann ist das Mass der Geschwindigkeit gleich dem in der Zeiteinheit zurückgelegten Weg, und das Produkt aus der Geschwindigkeit und dem senkrechten Abstande an dem Mittelpunkte des CGentralkörpers ist dann dem doppelten Dreiecke gleich, dessen Grundlinie der zurückgelegte Weg und dessen Spitze der Mittelpunkt des CGentralkörpers ist. Dieses Dreieck ist aber das von dem Radiusvector während jener Zeiteinheit be- schriebene, und unser Satz lautet jetzt: Für hinreichend kleine Zeiteinheiten sind die von dem Ra- diusvector in der Centralbewegung beschriebenen Dreiecke von unveränderlicher Grösse. Da nun Summen aus gleicher Anzahl gleicher Summanden einander auch gleich sein müssen, so folgt: dass an der Gentralbewegung der von dem Radiusvector in irgend welcher Zeiteinheit beschriebene Sector eine unverän- derliche Grösse hat, Ist in irgend einem Momente der Bewegung d die Distanz des bewegten Körpers von dem Mittelpunkte des Gentralkörpers, m seine Geschwindigkeit, « der Winkel, den die Richtung der Bewegung mit dem Radiusvector bildet, und haben d‘, m‘, «' die- selbe Bedeutung für einen anderen Zeilmoment, so ist: mdsın al — m dsma. aD) II. Das zweite Kepler’sche Gesetz über das Verhältniss der Umlaufszeit zu den mittleren Entfernungen verschiedener Planeten von der Sonne, ist in einfacher Weise bewiesen, so dass sich hier nichts Neues bieten lässt. Wir könnten den Be- weis übergehen, wollen ihn aber des Zusammenhanges wegen aufnehmen, indem wir ihm die möglichst einfachste Gestalt geben, 23 * 336 Das Gesetz gilt streng nur für die kreislinige Centralbewe- gung, angenähert gilt es für die elliptische Bewegung von ge- ringer Excentricität. Bezeichnet m während einer kleinen Zeiteinheit das Mass der Geschwindigkeit, n die Beschleunigung der anziehenden Kraft des Centralkörpers auf den bewegten Körper und bildet die Richtung der Bewegung mit dem Radiusvecior einen rechten Winkel, so ist der Krümmungshalbmesser der während dieser P3 Zeiteinheit beschriebenen Bahn —= —.. Die Bahn wird eine n Kreislinie werden, wenn der Krümmungsmittelpunkt in den Mittelpunkt des Centralkörpers fällt, alsdann ist aber, wenn d die Länge des Radiusvectors bezeichnet: m?’ — d—— oderm=y nd n Die Länge der Bahn ist alsdann —= 2drr, und für die Um- laufszeit t ergiebt sich: le 2dr “ 2dre any l.....9 m Vnd n Da das Mass der anziehenden Kraft (n) im umgekehrten Verhältniss des Quadrats der Entfernung vom anziehenden Kör- per steht, so ist wobei A eine für alle Planeten desselben Systems constante Grösse ist. Durch Combination der beiden letzten Formeln er- giebt sich eine: RE an, d. h. das Quadrat der Umlaufszeit verhält sich wie der Kubus der mittleren Entfernung. Il. Um nun das dritte Kepler’sche Gesetz, die Elliptiei- tät der Planetenbahnen, zu beweisen, ist es nölhig einen neuen Begriff einzuführen. Es sei (Fig.3.) S der Mittelpunkt des Cen- tralkörpers, der Bogen AB sei ein Stück der Planetenbahn, AC sei die Richtung der Bewegung in A, BD diese Richtung in B. Während der Planet von A nach B ging, hat er die Richtung seiner Bewegung, und wenn wir jetzt die Kreisbewegung S aus- t= 2n a) 337 ausschliessen, auch seine Geschwindigkeit geändert. Diese dop- pelte Aenderung ist eine Folge von den anziehenden Kräften des Gentralkörpers, welche während jener Bewegung in der Rich- tung der einzelnen Radiusvectoren gewirkt haben. Wir können uns aber eine einzige Kraft denken, welche durch einmalige Wirkung der Geschwindigkeit und Richtung der Bewegung inA in der Geschwindigkeit und Richtung der Bewegung in B ver- wandeln kann; diese Kraft, deren Wirkung also gleich der Sum- ma der Wirkungen der anziehenden Kräfte s@in würde, welche von dem Centralkörper auf den Planeten wirken , während sich derselbe von A nach B bewegt, wollen wir die ablenkende Kraft für den Sector ASB nennen. Verlängern wir AC und BD bis sie sich in € schneiden, machen EG gleich dem Mass der Geschwindigkeit in A, CF gleich dem Mass der Geschwindigkeit in B, und vollenden das Paral- lelogramm, so würde die Linie CG Richtung und Stärke der ab- lenkenden Kraft für den Sector ASB vorstellen. Diese ablen- kende Kraft ist keine wirkliche Kraft, sondern nur eine gedachte, ein Hülfsmittel für die Vorstellung, indem wir unter ihr uns die Summe der Wirkungen vorstellen, welche in einer ge- wissen Zeit von den anziehenden Kräften in Rücksicht auf Ge- schwindigkeit und Richtung der Planetenbewegung hervorge- bracht wurden. Untersuchen wir nun das besondere Verhältniss der ablen- kenden Kraft zu ihrem Sector. 1) Da die Richtung und die Geschwindigkeit einer Bewe- gung unabhängig sind von der Zeitdauer derselben, so sind sie auch unabhängig von der Zeitfolge und Reihenfolge der Kräfte, welche auf jene Richtung und Geschwindigkeit eingewirkt haben, folglich kann ich auch unbeschadet der schliesslichen Richtung und Geschwindigkeit einer Bewegung alle Kräfte, die in ver- schiedenen Zeitmomenten bestimmend darauf eingewirkt haben, mir so vorstellen, als hätten sie gemeinschaftlich in demselben Augenblicke gewirkt. Wenden wir diesen ganz allgemein gülti- gen Satz auf unsern Fall an, so folgt: die ablenkende Kraft für den Sector ABC ist die Resultirende aller zu diesem Sector gehörenden anziehenden Kräfte des Gentralkörpers. 2) Ich kann mir den Sector ASB in eine so grosse An- 398 zahl kleinerer gleichwinkliger Sectoren zerlegt denken, dass die jeden einzelnen Sector begrenzenden Radiusvectoren als einander gleıch und die in jedem einzelnen Sector wirken- den anziehenden Krälte als unter sich parallel angenommen wer- den können. Alsdann ist für einen dieser kleinen Sectoren die ablenkende Kraft gleich der Beschleunigung der zu ihm gehören- den anziehenden Kräfte. 3) Da die kleinen Sectoren gleiche Gentriwinkel haben, so verhalten sich #hre Flächenräume wie die Producte der ein- schliessenden Radiusvectoren, und da diese einander gleich sind, wie die Quadrate derselben. Da der Radiusvector ferner in gleichen Zeiten gleiche Flächenräume beschreibt, so verhalten sich die Durchlaufungszeiten verschiedener Sectoren wie diese Sectoren, also bei unseren kleinen Sectoren wie die Quadrate der zugehörenden Radiusvectoren. | 4) Da die CGentriwinkel der kleinen Sectoren so klein ge- dacht werden sollen, dass die begrenzenden Radiusvectoren die- selbe Länge behalten, so bleibt auch für jeden einzelnen dieser kleinen Sectoren die anziehende Kraft constant, und für zwei verschiedene kleine Sectoren verhalten sich die anziehenden Kräfte nach dem Newton’schen Gesetz umgekehrt wie die Quadrate der zugehörenden Radiusvectoren. 9) Nach 2) ist für jeden kleinen Sector die ablenkende Kraft gleich der Beschleunigung der ihm zugehöreuden anzie- henden Kräfte, diese Beschleunigung verhält sich bei constanten Kräften (4) wie das Produkt aus dem Mass der anziehenden Kraft und der Zeitdauer ihrer Wirkung, für jeden unserer klei- nen Sectoren verhält sich aber das Mass der anziehenden Kraft umgekehrt wie das Quadrat des zugehörenden Radiusvector, die Zeitdauer ihrer Wirkung (nach 3.) aber gerade wie das Quadrat des Radiusvector; — folglich ist fur jeden der kleineren gleich- winkligen Sectoren die ablenkende Kraft von der Länge seines Radiusvectors unabhängig, also in dem ganzen Sector ASB eine constante Grösse. 6) Die ablenkende Kraft des Sectors ASB erscheint also als die Resultirende (1) einer grossen Anzahl gleicher Kräfte, die von S ausgehen und sich ganz gleichmässig über den Win- kelraum ausbreiten. Denke ich mir an verschiedenen Stellen der Planetenbahn zwei solcher Sectoren wie ASB, die gleiche 339 Centriwinkel haben, und denke mir beide in eine gleiche An- zahl kleinerer Sectoren zerlegt, so werden für beide Gruppen die kleineren Sectoren gleiche ablenkende Kräfte haben, und die ahlenkenden Kräfte der grossen Sectoren werden in beiden Fäl- len ganz genau dieselbe Zusammensetzung erhalten. Daraus folgt nun der Hauptsatz unserer Entwicklung: Für zwei gleichwinklige Sectoren einerPla- netenbahn sind die ablenkenden Kräfte ein- ander gleich. 7) Wirken mehrere gleiche Kräfte so auf einen Punkt oder von einem Punkte aus, dass je zwei zunächst liegende den- selben Winkel bilden, so bedarf die Behauptung keines Nachwei- ses, dass die Resultirende aller Kräfte in der Halbirungslinie des Winkels liegt, den die erste Kraft mit der letzten bildet. Wenden wir diesen Satz auf unsern Fall an, so folgt: Die zu einem Sector einer Planetenbahn ge- hörende ablenkende Kraft hat die Richtung der Linie, welche den Centriwinkel des Sec- tors halbirt. 8) Es sei S (Fig. 4.) der Mittelpunkt des Centralkörpers, ACB ein Stück der Planetenbahn, dessen Endpunkte A und B einander diametral gegenüber liegen. Die Fläche ACBS ist ein Sector, dessen Centriwinkel ein gestreckter Winkel ist, folglich hat die zugehörige ablenkende Kraft dieses Sectors die Richtung der auf AB vertikalen Linie LS. Durch die Linie CS ist der Sector ASB in den Sectoren ASC und CSB getheilt, deren ab- lenkende Kräfte die Richtung der Winkelhalbirenden PS und QS haben. Die ablenkende Kraft in LS ist die Resultirende der ablenkenden Kräfte in PS und QS, und ist die Länge die- ser Linien im Verhältniss der Stärke dieser Kräfte genommen, so muss PSQL ein Parallelogramm, und da XPSQ ein Rechter ist, ein Rechteck sein. Nun ist oder als 3(Na0,Mo0°) —+5(Na0,3M0o0°) schreiben. Es steht also zwischen den von Sv. und Str. be- schriebenen zweifach und dreifach sauren Salzen. Auffallend ist, dass in diesen grossen Krystallen, die doch so leicht rein zu erhalten sind, kein einfaches Verhältniss zwischen Basis und Säure stattfindet. — 2. Neutrales Salz, Setzt man zu einer Lösung des vorigen Salzes Aetznatron im Ueberschuss und dampft bis zur Syrupsconsistenz ab, so scheiden sich kleine perlmutterglänzende Blättcheu aus. Das Salz löst sich ausserordentlich leicht in kalteıh Wasser; die Lösung reagirt alkalisch; verliert beim Erhitzen ziemlich viel HO0. Schmilzt ziemlich schwer und erstarrt beim Erkalten zu einer trüben, weissen, nicht kry- stallinischen Masse, die sich ziemlich leicht in HO löst. Die Eigenschaften stimmen also nicht vollkommen mit den von Sy. und Str. für das neutrale Salz angegebenen überein. (Ebd, p. 486.) W.B. Nachdem H. Rose gezeigt hat, dass die Arseniksäure sich ähnlich wie die Phosphorsäure zum molybdänsauren Ammoniumoxyd verhalte, schlägt Struve jetzt vor dieses Salz bei gerichtlich chemischen Unter- suchungen zur Entdeckung von Arsenik zu verwenden, theils um Flecke, welche mittelst des Marshschen Apparates erhalten werden, als Arsenik zu erkennen, theils aber auch aus verdächtigen Substanzen den Arsenik leicht in einer Verbindung abzuscheiden, die nachher im Marshschen Apparate‘ geprüft werden kann. Die Reattion tritt jedoch nur bei Anwendung von NÜ® und Wärme ein. Erhitzt man den gelben Niederschlag in einem Röhrchen, so zerselzt er sich unter Entwickelung von Wasser und Ammoniak, während arsenige Säure sublimirt; hat man Re vorher mit € gemischt , so sublimirt metallisches Arse- nik. Bringt man (den Niederschlag in den Marshschen Apparat so trilt erst nach längerer Zeit (5 Stunde) Arsenikwasserstoff auf, augenblicklich aber wenn die Verbindung des arsen - molybdänsauren Ammoniumoxyds durch Ammoniak oder durch denen mit concentrirter Schwefelsäure aufgehoben worden ist. Will man in den Flecken Arsenik nachweisen, so löst man sie in NO° auf und er- hitzt'nach Zusatz der Lösung des molybdänsauren Ammoniumoxyds in NO° bis zum Kochen. Das Erscheinen der Reaction wird durch fortgesetzte Einwirkung der Wärme (Sandbad) bedeutend beschleunigt. In Lösungen, die nicht mehr als 05.00 Arseniksäure enthalten, entsteht nach einiger Zeit ein deutlicher Niederschlag; bei "/;oooo trat jedoch die Reaction nicht mehr ein. — Mit 376 Vortheil lässt sich das Reagenz auch bei der Prüfung von Antimon oder Zink auf eine Verunreinigung mit Arsenik benutzen. — Bei gerichtlichen Untersu- ehungen fällt man zuerst die PO°, die allein niederfällt, wenn keine Wärme nach dem Zusatz des Reagens angewendet worden ist; ist dieser Niederschlag abültrirt, so erhitzt man das Filtrat bis zum Kochen und der nın entstehende Niederschag enthält die AsO° neben einer geringen Menge PO5. Der zuletzt er- haltene Niederschlag wird nun, wie angegeben, im Marshschen Apparat auf As geprüft, (Ebd. p. 493.) W.B. A. Müller, über das flüchtige Oel der Pichurimbohnen (Fabae Pichurim minores). — Die Untersuchung wurde angestellt in der Hoffnung, dass sich zwischen der Pichurimtalgsäure und diesem Oel ein ähnlicher Zusammenhang werde auffinden lassen, wie zwischen der Caprinsäure und dem Rautenöl. — Ausbente: 0,7 pCt.; ein gelbgrünliches Oel mit dem Geruch der Bohnen ; leicht in Alkohol und Aether löslıch. Bei der Destillation stieg der Kochpunkt in verschiedenen Zwischenräumen von 80—275°;; hier trat schwacher Akroleingeruch , aber ohne Gasentwickelung auf; im Destillat zeigten sich weisse Krystalle. Rückstand: ein dickflüssiges Oel von bräunlicher Fär- bung. Durch fractionirte Destillation wurden erhalten: 1) bei 150° ein farb- loses Oel mit einem Geruch dem von Marum verum ähnlich. 86,23C, 11,29 H, 2,438 0. — 2) Bei 165 — 170° ein wasserhelles Oel mıt einem Geruch, der bei geringen Mengen an Orangen erinnerte, bei grösseren aber dem des Ter- pentinöls verwandt war. 86,34 C, 11,29 H, 2,37 0. Beide Oele sind also in ihrer Zusammensetzung nicht wesentlich verschieden. Vielleicht sind sie in der Hauptsache ein Kohlenwasserstoff, der eine angehende Oxydation erlitten hat. Die Formel 4C,,H#,;+C, ,#,0 mit 86,45 C, 11,24 H und 2,31 O entspricht den Analysen sehr gut. — 3) Bei 235—240° ein gelblich grünes Oel; Geruch weniger stark, dem der P.Bohnen ähnlich. 83,38 C, 10,77 H, 5,85 0. For- mel: 0,;,#,,0,; erfordert: 83,51 C, 10,63 H, 5,86 0. — 4) Bei 265— 270° ein tief dunkel blaues Oel, in grösserer Menge als 3. Von Neuem im Oelbade auf 270° erhitzt, gab es nur wenige Tropfen eines schwach gefärbten Destillats; sobald blaues Oel folgte, wurde die Retorte entfernt. Die reine blaue Farbe war jetzt dunkelblaugrün. Obgleich der Sıedepunkt constant, so ist das Oel dennoch ein Gemenge des blauer mit einem farblosen, bei starkem Erhitzen sich bräu- nenden und darum das Oel grünfarbenden Stoffe, einer Fettsäure. Als es daher mit Natronlauge übergossen wurde, erstarrte die ganze Masse; bei weiterem Zu- satz von Lauge bildete sich eine graugrünliche Emulsion, in welcher feine sei- denglänzende Nadeln suspendirt waren. Beim Erwärmen schied sich das blaue Oel auf einer farblosen Seifenlauge aus. H Entwickelung oder O Absorption war nicht zu bemerken. Das Oel gerieth nun hei 255° ins Sieden; die Tem- peratur stieg bis 265°. Destillat: blau, zuletzt tief indig-blau. Geruch: wür- zig-balsamisch. 86,09 C, 11,10 H, 2,831 0. Formel: C,,;H,,0; verlangt: 86,04 C, 10,94 H, 3,02 0. — 5) Bei der Behandlung der Krystallnadeln mit EIH schied sich eine hellbräunliche Feitschicht ab, von schwachem Butter- und Pichurimgeruch , schwachsaurer Reaction, bei 35° kıyst. erstarrend, bei 39° wieder schmelzend. Sie wurde als Pichurim - Talgsäure erkannt. Neben ihr. sind noch andere Glieder dieser Reihe vorhanden, aber in so geringer Menge, dass an eine genaue Bestimmung nicht zu denken war. (Ebd. p. 463.) W. B. Bence Jones, über die Lösung der Harnsteine in ver- dünnten Salzlösungen bei der Temperatur des Körpers mit Hülfe der Electricität. — Er versuchte zuerst Harnsteine in Salpeter- lösung zu lösen, indem er sie zwischen die Electroden brachte. Am negativen Pole zeigte sich eine Einwirkung auf die Harnsäure, aber entscheidende Resul- tate konnten nicht erhalten werden. Spätere Versuche ergaben Folgendes an Steinen aus Harnsäure und oxalsaurem Kalk und zwar hauptsächlich an der ne- gativen Electrode; 877 Dauer d. Ver- Stärke der Es wurde suchs. Stärke und Temperatur der Lösung. Batterie. gelöst in St: mM: Paar. Grains, 4 — Gesätligte Salpeterlösung von 100° C. 10 0,5 65 4 Salpeter, $ Wasser - 42,078 b) 11 6 10 - - - 38,033 10 14 6 20 - - - 37,078 10 16 6 45 - - - 41,°11 10 12 3.017 - - - 36,067 20 27,9 Steine aus oxalsaurem Kalk , gepulvert. 1 — 2 Salpeter, 3 Wasser von 32,022 5 0,5 7 — - - - 40,°0 10 2 6 is Schwefels. Natronlösung - 38,33 10 2 5 45 Kochsalzlösung - 38,089 al 1 6 10 + Salpeler, & Wasser - 42,022 20 6 3 19 4 Salp. mit phosphors. Natr. - 43,°33 20 1 3. 15 3 Salp.m.2faeh chroms.Kali - 43,°33 20 1 Sl 4 Salpeler - 43,033 20 2,5 2 50 3 Salpeler 1133,33 20 2,5 3. — - r 031.018 40 b) Oxals. Kalk löste sich also viel schwerer als Harnsäure; aber oxals. und harns. und oxals. und phosphors. Steine im Gemisch werden leichter angegriffın. Ein Stück von hartem phosphors. Kalk gab folgende Resultate: Dauer d. Ver- Stärke der Es wurde suchs. Stärke und Temperatur der Lösung. Batterie. gelöst in St. M. Paar, Grains. Ze, 4 Salpeler, 2 Wasser bei 380,89 10 15 1 35 - - - - - 35,059 20 3l Die Wirkung fand hauptsächlich an der positiven Electrode statt. — Versuche mit Marmor ergaben: 5 30 4 Salpeter. 40° 10 27,5 6.30 schwefels. Natronlösung 38,033 10 4,5 Diese Resultate erhielt man mit Steinen, die längst aus der Blase entfernt und bei 100° C. getrocknet waren. Schon 1823 schlugen Prevost und Dumas die Behandlung der Steine durch den galvanischen Strom vor, weil sie fanden, dass durch den mechanischen Effect der aus dem zersetzten Wasser entwickelten Gase die aus Phosphaten bestehenden Steine zerbröckelten; über die chemische Ein- wirkung auf die Oberfläche der Steine ermittelten sie aber nichts, (Chem. Gaz. 1853. p. 99, aus dem Journ. für practische Chem. Bd. LVIIl. p. 505.) W.B. W,Stein, über ein neues Farbemalerial aus China, welches in neuester Zeit unter dem Namen „,chinesische Gelbbeeren ‘‘ im Handel vor- kommt. Den Beeren Aehnliches ist aber darin nicht zu erkennen, vielmehr ist es ein Gemisch von holzigen Theilen (von Bruchstücken dünner , entrindeter Stengel und Blüthenstiele) und unaufgeschlossenen Blüthen. Die Mutterpflanze muss eine strauchartige Papilionacee sein; die Gattung liess sich jedoch nicht bestimmen. Eine Genista ist es aber nicht. Das neue Farbematerial hat nichts vor den uns bekannten voraus, es sei denn den grossen Gehalt an Farbestoff (20 — 25 pCt.). Dieser ist identisch mit der im Kraute der Ruta graveolens zuerst von Weiss ( Pharm. Centralbl. 1842. S. 903.) entdeckten, von Boro- träger (Journal f. pract. Chem. Bd. XXXIV., 357.) naher untersuchten und analysirten, und später von Rochleder (Ebd. LVI, 96. u. Ann. d. Chemie u. Pharm. Bd. LXXXII, 201.) und Hlasiwetz auch in den Kappern nachgewie- senen Rutinsäure (C,.H,0,). Diese Säure kommt also in drei zum Theil sehr verschiedenen Pflanzenfamilien vor; der Name entspricht also ihrem Vorkommen 378 nicht mehr, Eine Aenderung desselben ist um so mehr wünschenswerth weil auch die Caprinsäure, ein Oxydationsproduet des Rautenöls diesen Namen führt und in den neueren chemischen Werken von Loewig und Schlossberger allein aufgenommen worden ist. Dessenungeachtet kann jedoch eine neue Benennung nur erst dann eingeführt werden, wenn die wahre Constitution dieser interessan- ten Verbindung vollständiger aufgeklärt ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Rutinsäure auch noch in andern Pflanzen aufgefunden werden wird, da ihre Zu- sammensetzung in naher Beziehung steht zu vielen, zum Theil sehr allgemeinen Stoffen des Pflanzenreichs und zu den Umwandlungsprodukten derselben. So z. B. zu den Kohlehydraten im engeren Sinne ( Cellulose, Stärkemehl, Gummi, Zucker), von denen sie nur durch ein Minus von Wasser verschieden ist, In einem ähnlichen Verhältnisse steht sie natürlich auch zu allen Verbindungen, welche nebeu EC die Elemente des HO enthalten. So zu dem Safflorgelb C,, H,.0,;, welches = C „HE,0,’)+C,:#,0, (d. i. wasserfreier Zucker) ist; zu dem Morindin C„»sH#,,0,;, dem AlızarinC,,#,0,, dem Purpurin €, ;H,0.- Ferner steht sie mit der Gerbsäure der Galläpfel in naher Beziehung dadurch, dass sie der Pyrogallussäure C,H,0, polymer ist. Von dem Morin C,,H,0; unterscheidet sie sich nur durch die Elemente von 2C0; denn C,,H,0,-2C0 —=( ,„H,0;. Die Carthaminsäure, C,,H,0,, mit Rochleder’s Kaffeegerbsäure isomer, enthält die Rutinsäure und Bultersäure ; denn 4X(,,H,0,=(,,H;,,0,; — 4xXC,,4,0,=C, s#240:4 C,H ,0,=-Buttersäure. Die Carminsäure, C,5s#,,40,., der Viridinsäure Rochleders polymer, enthält die Elemente der Rutinsäure und Aepfelsäure; denn C, SH 40, 5 — 2X(,,H,0,—=C,,# ,,0,, C,#,0,==Aepfelsäure. Wenn von den Elementen des Chlorophylls C,;H,NO, die Elemente der Rutinsäure _ H, 0% abgezogen werden, so bleiben C,H#,NO,, d.h. es kann das Chlo- rophyll unter Aufnahme von 100--3H0 bilden 6C0?—-NH*0-+C, ,„#,0,=Ru- tinsäure. Freilich sind für alle diese Beziehungen durchaus noch keine that- sächlichen Beweise gegeben , aber dessen ungeachtet hat St. nicht unterlassen wollen, daranf aufmerksam zu machen, da schon mehr als ein Mal der theoreli- sche Nachweiss ähnlicher Verhältnisse Veranlassung gegeben hat, dass die Wis- senschaft auf dem Wege des Experiments mit interessanten Thatsachen bereichert worden ist. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LV1ll. pay. 399.) W. B. Delffs, über die Entstehung des Alloxan’s. — Die Wech- selwirkung zwischen Harnsäure und concentrirter NO°, deren Hauptprodukt das Alloxan ist, lässt sich durch folgende Gleichung ausdrücken : ! 3NC,H,0° — 3Aeq.Alloxan. 3(NH'0-+N0°)—3 - salpetersaur. 3 Aeq. Harnsäure == 3N,C,H..0, Ammoniak. 4 - Salpeters. = 4N0° = | 3C0? =3 - Kohlensäure.. 12 - Wasser = 12H0 NO? =] - Stückoxydgas N,.0,,5#,:0,,. = N,,0..B ;0,.. Nach diesen Verhältnissen nun muss man die verschiedenen Substanzen auf ein- ander wirken lassen, um eine möglichst grosse Ausbeute zu erhalten. Da aber ein Theil der |0° während der ziemlich langen Dauer des Versuchs verdunstet und ein anderer sich der Einwirkung entzieht, so wendet D. das doppelte Ge- wicht der Harnsäure an 00° an, während Liebig (Org. Chem. p. 656.) das vierfache vorschreibt. So erhielt D. 83—85 pCt. an wasserfreiem Alloxan, be- [U nn ) \ insä j ibasischen Bleisalz. 379 zogen auf das Gewicht der zersetzten Harnsäure; (der Rechnung nach sollten es 95 pCt. sein), während Gregory (Phil. Mag. XXIV. p..185.) schon 55— 60 pCt. ein sehr günstiges Resultat nennt. Um die Erhitzung des Gemenges möglichst zu vermeiden, stellt D. den Platintiegel mit der X0° in eine Schale mit kaltem Wasser und trägt er die Harns. nach und nach in kleinen Portionen ein, wo dann der ganze Process ohne die geringste Unbequemlichkeit vor sich geht. (Ebd. Bd. LVIII. p. 438.) W.B Wetherill, Chemische Untersuchung der mexikanischen Honig-Ameise. — DerBauch einiger dieser merkwürdigen Thiere war aus- gedehnt, bei andern ganz schlaff, die Flüssigkeit in einigen hell bernsteingelb, in andern dunkler gefärbt. Der Honig aus sechs Ameisen wog 2,3653 Grim., während die Leiber nur ein Gewicht von 0,288 Grm. hatten. Der Honig be- trug mithin 8, 2mal mehr. Der Syrup roch dem Meerzwiebelsyrup sehr ähn- lich und reagirte schwach sauer, wahrscheinlich von Ameisensäure herrührend. Er trocknete im Wasserbade und unter der Luftpumpe zu einer gummiähnlichen Masse ein. Von Krystallisalion war keine Spur zu finden. Die Masse zog aber sehr stark Wasser aus der Luft an. Der trockue Zucker (68,476 pCt. des Sy- rups) löste sich völlig in Alkohol, aber nicht ganz in absolultem. Auch diese Lösung lieferte keine Kryst., solche waren auch in dem Honig selbst nicht zu entdecken, Jod: keine Veränderung; SO°: Schwärzung (deutet auf Spuren von Rohrzucker ; deshalt auch ist es wahrscheinlich, dass die Ameisen ihren Honig aus denselben Quellen entnehmen, wie die Bienen) ; alkalische Kupferoxydlösung redueirte Kupferosydul; NO°AgO: weisser Niederschlag, beim Erwärmen dunkel- braun. Beim Verbrennen hinterliess der Honig einen kaum bemerkbaren Rück- stand. Das Resultat der Analyse stimmte ziemlich mit der Zusammensetzung des Stärkezuckers überein. (Chem. Gaz. 1853, pay. 72. aus Journ. f. pret. Chem. Bd. LV11. p. 430.) W.B. Wetherill, chemische Untersuchung der Nahrung der Bienenkönigin. — Es war eine längliche Masse mit zwei verschieden ge- färbten Schichten, deren innere hornähnlich und durchsichtig, die äussere weiss- lich und durchsichtig war, selbst unter starker Vergrösserung amorph, leichter als Wasser, von Wachsconsistenz, aber klebrig und elastisch. Sie enthält Wachs und zwar in der äusseren Schicht reichlicher als in der inneren. Beim Erhi- tzen schmilzt das Wachs aus, es bleibt dabei ein Rückstand, der nicht schmilzt, sondern mit dem Geruch nach verbranntem Leder verkohlt und eine schwer ver- brennliche poröse Kohle hinterlässt. Im warmen Wasser löst sich die Substanz zum Theil, die Lösung giebt beim Kochen einen weissen Niederschlag, der beim Erhitzen nicht schmilzt und sich weder in Alkohol, noch in Aether löst. Dies thut auch die Substanz selbst nicht; im Aether jedoch bildet sich eine weisse Decke auf der Oberfläche. Von warmer EIH wird sie leicht angegriffen, jedoch nicht völlig gelöst. Sie enthält eine beträchtliche Menge Stickstoff. Nach dem Vorigen scheint sie ausser Wachs Albumin und Proteinverbindungen zu enthalten und bildet also sicherlich ein daran reiches Brod für die Ernährung der plasti- schen Organe des Körpers. — Aehnlich wie nach Liebig sich Fett aus Stärke bildet, kann sich auch Wachs aus Honig bilden, indem 3 At. Traubenzucker (C,.#,.0,.) unter Abgabe von 2C0°, 2HO und 280 1 Atom Wachs (C;,; #H,,0,) erzeugen. Dass dies geschieht hat Gundlach gezeigt, aber dass dıe Luft des Bienenstockes während der Wachsbildung einen Ueberschuss an OÖ ent- halte, ist nicht dargethan. Gundlach behauptet, dass Honig allein ohne stick- stoffhaltige Körper zur Erhaltung der Bienen ausreicht, denn im April sterben die Bienen oft aus Mangel an Honıg, während sie Blüthenstaub auf dem Felde genug finden können. Aber dies beweist vielleicht nur, dass sie mehr Honig bedürfen wegen der reichen und unfreiwilligen Bildung des Wachses. Denn Bie- nen ohne eine Königin bauen keine Honigwaben, obwohl die Wachslamellen fortfahren, sich aus dem Körper abzusondern. Wenn daher eine solche Analo- gie zwischen den Bienen und den Wirbelthieren vorhanden ist, dass stickstoff- haltige Verbindungen ebenso zur Bildung der plastischen Organe, wie die slick- stoflfreien zur Respiration erforderlich sind, — und es scheint dies wahrschein- 380 lich, weil die Bienenkönigin , deren Arbeitsprodukt melır Stickstoff erfordert, von sehr stickstoffreichem Futter lebt, — so erscheint es ebenso unglaublich, dass Bienen bloss von Honig, wie dass Menschen bloss von Stärkemehl sollten leben können. (Chem. Gaz. 1853. p. 91.) W.B. Delffs, über das Laurin. — Die von Bonastre (Journ. de Pharm. X. 30.) 1824 entdeckte krystallisirbare Substanz der Lorbeeren konnte später von Marsson (Ann. d. Chem. u. Pharm. XLI. 329.) nicht dargestellt werden, wesshalb er die Vermuthung aufstellt, dass dieser Körper vielleicht ein Stearop- ten sei, in alten Lorbeeren durch Oxydation des ätherischen Oels gebildet. D. hat ihn jedoch auch aus frischen Lorbeeren dargestellt und zwar in eben der- selben Menge wie bei alten. Er zog die entschälten und zerstossenen Lorbee- ren mit Alkohol aus, wo dann, nach der Ausscheidung des Laurostearin, aus der davon abfiltrirten Flüssigkeit das Laurin in langen: prismatischen Krystallen anschoss, die sehr leicht durch Umkrystallisiren blendend weiss erhalten werden konnten, wenn man sie von dem dabei gleichfalls auftretenden Oele getrennt hatte, bevor dieses dick geworden. Das Laurin hat weder Geschmack, noch Geruch, weshalb anzunehmen ist, dass Bonastre nicht reines Laurin unter Hän- den gehabt hat. Ebenso wenig sind die Angaben Bonastre’s richtig, dass das Laurin löslich in Wasser und schwer löslich in Alkohol sei. — Die Krystall- form scheint zum zwei- und zweigliedrigen System zu gehören und aus geraden rhombischen Prismen mit den Flächen eines auf die scharfen Kanten aufgeselz- ten Doma’s zu bestehen. Zusammensetzung im Mittel: 76,86 C, 8,87 H, 14,27 0. Formel: C,,H,;0,; diese erfordert: 77,20 C, 8,77 H, 14,03 0. Mit Metalloxyden verbindet sich das Laurin nicht; es scheint zu den krystalli- sirbaren Harzen zu gehören. Am meisten ist es in seinen Eigenschaften dem von Lenoir (Ann. d. Chem. u. Pharm. LX. 83.) beschriebenen Lactucon ana- log; beide scheinen zu einer homologen Reihe zu gehören. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LVIlI. p. 434.) W.EB Oryctognosie. Hermann,über diegegenseitigeVertretung vonROundR?O°inVerbindungen von gleicherForm. — Das Gesetz, dass ein- und dreiatomige Basen mit einer Säure Verbindungen von gleicher Form bilden oder sich in diesen gegenseitig erseizen können, ohne dass die Form eine Aenderung erleidet, ist für die Beurtheilung der heteromeren Constitution der Mineralien von der grössten Bedeutung, da sie in dıe verwickeltsten Verhältnisse Licht bringt. So können Salzähnliche Verbindungen, die nur einatomige Basen enthalten, dieselbe Form haben, wie Verbindungen, die nur dreiatomige Basen enthalten, wenn nur die Proporlion des Sauerstoffs der Basen zu dem der Säure dieselbe ist. Ebenso kann das Verhältniss von RO: R°’O° in Verbindungen von gleicher Form den grössten Schwankungen unterworfen sein, wenn nur die Sum- me der Sauerstoff-Atome von RO--R’O° zu den Sauerstoffatomen der Säure in bestimmtem Verhältnisse steht. Dass die Schwankungen der Mischung der Tur- maline hierauf beruhen, hat Naumann bereits aus den Analysen von Rammels- ° berg nachgewiesen (vergl. S. 151.). H. trägt nun die Berechnungen seiner Tur- malin-Analysen nach und sucht zu beweisen, dass auch die Schwankungen der Mischung der Epidote und der Vesuviane auf dem angeführten Gesetze be- ruhen, I. Turmaline. (a) = (ROR?0?)®(Si0?)?. (R?O’=Al’0?, BO’). Berechnete Sauer- stoffproportion von (RO+R?0°): SiO?=1: 0,75. Berechn. Gefund. Gefunden. (RO+R?0°)Si0?.RO+-R?0°.5i0°.RO.R?O°. Ssi0?. (a) 1 0,75 1 0,755 1 4,33 4,06. Brauner Turmalin, Mursinsk. _ 1 0,75 1 4,99 4,52. Grauer - ,„Pyschminsk. re Han l 0,74 14,42 4,04. Schwarzer - , Gornoschit. BI ae DE 1 0,74 15,52 4,97. Rother - , Sarapulsk, - —-- — 1 0,84(?)1 10,8 79,99. Weisser - „Elba. 381 U. Vesuviane, ne Berechnete Sauerstoffproportion von (RO + R?O3): ef, Sr ’ si0? Berechn. Gefunden, Gefunden. (RO+R?O:) SiO?.(RO+R20° ,.SiO? RO.R:O', SiO°, (a) 1 1 1 0,95 1 0,65 1,57 Vesuvian, Fluss Wilei. Der a — 1 0.95 1 068 1, - ,„Achmatowsk. pe BE — 1 0.97 1 0,67 1,62 - ,Polaekowsk. u = — 1 0,95-1,0 1 1 1 Diverse Vesuviane nach älteren Analysen. 1lI. Epidote. (a)—=({ROR?O°)?Si0°. Berechnete Sauerstoffproporlion von (RO + R203): sa 1:1. Berechn. Gefunden. Gefunden. (RO-+R?03).Si0°?.(RO+R?03).Si0?,.RO.R?0°.Si0?. 1 (a) 1 1,03 1 1,06 2,13 Ural-Orthit, Minsk. een. = 1 0,93 1 1,63 2,45 Bucklandit, Achmatowsk. Mae: jan 1 0,99 1 156 2,55 Pistazit. N ge 1 110373 -1:53:012;58 - , Achmatowsk. Bee — 1 0,9338 1 162 259 - ,Bourg d’Oisans. ei — 1 0,93 1 1,74 2,69 - , Werchneiwinsk. — — E= 1 BIST 7a 270 - , Burnowa, ae ee _— 1 0.98 .17.71.917 79187. - ,„Arendal. Be et ar 1 0,96 1 2.03 2,93 Grüner Zoisit, Achmatowsk. — _ 1 az VE 207022 - - ,Schumnaga. ui Dygei — - 1,03 1 1,94 3,03 Grauer - ,Falltiegel. re ae 1 1,01 2,01 3,04 Grüner - ,Arendal. Gesellt sich zu der Vertretung von RO durch R?O? noch Moleeüle-Heteromerie, so werden die Verhältnisse der Bestandtheile der Mineralgruppe sehr verwickelt. Die allgemeine Formel solcher Mineralgruppen aus der Klasse der Silicale wird dann: (ROR?O?) (SiO’)m-H-x(ROR?O°)(SiO°’,)n. Hieraus ersieht man, dass nicht allein die Proporlion der Sauerstoff-Atome von RO: R?O® zu den Sauer- stoff-Atomen der Säure in gewissen Grenzen schwanken können, In der Familie der Skapolithe, die aus den primitiven Moleculen : (a)=(ROR?0 ')?Si0? (a)=(ROR?O?)SiO? bestehen, finden wir solche Doppel-Heteromerie sehr ausgebildet; in seltneren Fällen auch bei den Feldspathen, denn die Abweichung der Mischung des Hy- posklerits von Arendal von den gewöhnlichen Feldspathproportionen gehört hier- her. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LV1II. p. 502.) W.B. H. Reinsch hat von dem Stereokop beim Unterrichtin der Krystallograp hie Anwendung gemacht und glaubt, dass man auf keine andere Weise eine so genaue und gute Vorstellung von den Krystallen geben kann. Na- mentlich lassen sich auch die Zwillings- und Drillingsgestaälten sehr deutlich zeichnen. (Jahrb. f. pract. Pharm. Bd. XXVI. p. 152.) W.B. Ä Sandberger, über das Vorkommen des Manganspaths in Nassau. — Mitten unter dem Rotheisenrahm auf der neuentdeckten Eisen- steinlagerstätte bei Oberneisen (vergl. S. 311.) finden sich feste Knollen von halbzerseiztem braunen Porphyr und auf dessen Klüften und Drusenräumen him- beerrothe Krystalle in Begleitung mit Psilomelan, die S. sogleich für die von Breithaupt mit dem sehr bezeichnenden Namen Himbeerspath belegte Varietät des Manganspaths erkannte. Die Combination der Krystalle ist neu, — spilzes Rhomboeder mit der Endfäche, während man sonst an diesem Minerale nur stumpfe zu sehen gewohnt ist. Dufrenoy (Traite de Mineralogie 1. p. 421.) hat bis jetzt lediglich allein ein spilzes angeführt, jedoch ohne Angabe der Winkel, Die Messungen, welche an den am schärfsten ausgebildeten, wiewohl 26 332 nicht vollkommen glattflächigen Krystallen vorgenommen worden, ergaben für die Polkanten übereinstimmend 68° Neigung. Dieser annahernden Bestimmung ent- spricht mit Zugrundelegung von 106051‘ (Mohs) für das Grundrhomboeder der 7 13 Ableitungszahl —-. Das analoge Rh. der Kalkspathreihe =, R. Am Sphae- rosiderit von Steinheim kommen höchst selten kleine Kryst. vor, die mit dem obigen Manganspalh ganz übereinstimmen und auch fur dieses Mineral ein analo- ges spitzes Rh. vermuthen lassen. — Ausserdem findet sich der Manganspath hier auch in warzigen und traubigen Gestalten, öfters mit Anlage zur sirahligen Sıructur. Spalibarkeit parallel dem Grundıhomboöder , jedoch die Flachen im- mer etwas gekrummt. Wahrend die erwahnte Combination matt und glanzlos erscheint, zeigen die Spaltungsflachen in Perlmutterglanz übergehenden Glasglanz. In frischem Zustande ist «ie Farbe des Minerals himbeerroth, selten ins Roth- lichweisse übergehend, das Strichpulver rein weiss. Bei der Zerseizung geht die Farbe durch Rothbraun in Braun über, und der Strich wird gelbbraun, je- doch ohne Zerstorung der Krystalllorm und Spaltbarkeit. Mit CIE behandelt entwickelt sich 1 in grosser Menge und beim Gluhen in einer Röhre vielHO; daher muss eine Umanderung in Manganoxydhydrat vorgegangen sein. Das Zer- seizungsprodukt kann daher als Pseudomorphose von Manganit nach Manganspalh bezeichnet werden. (Poyy. Ann. Bd. LXXXV11I. p. 491.) W. B. Rammelsberg, über die chmische Zusammensetzung des Zinnkieses. — Gegen die von Kudernalsch für dieses seliene Mineral auf- gestellte Formel — (EuS,FeS,ZuS )SnS° oder specieller (GuS)?SnS-—+-(FeS, ZoS)?SnS®? —, zu welcher auch R. beı der Analyse des Zinnkieses von Zinn- wald (Poyg. Ann. Bd. 68. p. 518.) gekommen ist, sucht Kenngott neuerdings (Mineral Unters. Heft I. pay. 41. Auch: Uebersicht d. Result. mineral. Forschungen i. d. J. 1844—49 »p.237.) die Ansicht geltend zu machen, dass der Zinnkies gleichsam ein zinnhaltiger Kupferkies sei, der Formel EuS’SnS’, EeS’, enisprechend. Das stets vorkommende Zink ist dann also als von bei- gemengier Zinkblende heırührend anzusehen. Berechnet man hiernach die Ana- lysen von Kudernatsch, so lasst sich Kenngotts Ansicht wohl vertheidigen. In der Zinnwalder Varietät jedoch ist der Zn Gehalt (6,932 = 10,36: Zınkblende) viel grösser und kann nicht als ganz von Beimengung herrührend angesehen werden, sondern ein Theil des Schwefelzinks ist, wie in den eisenhaltigen Blen- den, den Fahlerzen ete., isomorph mit Eisensulfurat. Nach Abzug des sammt- lichen Zinks hätte R’s Analyse bei 2,73 pCt Verlust 2 pCt. S zuviel gegeben. Aus der wechselnden Menge des Fe bei ziemlich constantem Gehalt an Cu (Ku- dernatsch fand 12,44, R. nur 6,3 pC. Fe) geht gleichfalls hervor, dass Zn ein wesenllicher Bestandtheil des Kieses sei; zu dem verhält sich der Schwefel im Schwelelliupfer zu dem im Schwefeleisen und- Schwefelzinn (6,69: 17,69) auch nicht = 1: 3, wie Kenngolts Formel bedingt. Da diese aber doch Manches für sich hat, so wiederholte R. seine Analyse. Resultate: 28,40 S, 24,27 Sn, 28,04 Cu, 6,16 Fe, 9,24 Zn, 4,39 Pb. Obgleich nun auch diese Resultate sich nicht nach der Formel von Kenngott deuten lassen, so glaubt R. doch, dass diese noch unler einer Bedingung sehr wohl annehmbar sei. Schreibt man närn- lich allgemein RSR S’, so enthält die Verbindung 3 At. Metall gegen 4 At. Schwefel und vergleicht man ihn mit dem älteren (RS) SnS‘ oder (RS) RS*, so sieht man, dass auch hier dasselbe statifindet, nur darf man das Zu nicht ausser Acht lassen und muss €u = R setzen. Wahrscheinlich sind FeS und EeS°, sowie SnS neben SnS” vorhanden, wodurch die Resultate keine Aende- rung erfahren. — Der Zinkkies von Zinnwald unterscheidet sich nach R. von dem Cornwaller dadurch, dass bei ihm die Hälfte des Fe durch Zn ersetzt ist, Die specielle Formel würde nach R. CuS 3 SnS \ 2 FeS | (peags ZuS 383 zu schreiben sein und die Aequivalente von Sn: Eu: (Fe+Zn) sind 1: 1:1. Die neue Formel des Minerals RSR’S® hat ihre Analogien in der des Kupfer- kieses EuSFe’S?®, einer Verbindung, welche einen isomorphen Mischungstheil des ersteren ausmacht; ferner in der des Kobaltnickelkieses, vielleicht auch des Nickelwismuthglanzes und manche andere Mineralien ähnliche werden überhaupt als (RS)n R?S3 bezeichnet (Buntkupfererz, Nadelerz, Chiviatik, Kupferwismuth- erz, Sternbergit). Dies sind sämmtlich natürliche Schwefelsalze wie die Verbin- dungen von Schwefelantimon oder Schwefelarsenik mit electroposiliven Schwelel- metallen. (Ebd. p. 608.) W.B. Delanoue, über die Bildung der Erze des Zinkes, Bleies, Eisens und Manganes auf unregelmässigen Lagerslällen. — Die oxydischen Erze erscheinen auf diesen Lagerstälten stets in unregelmassigen Höhlungen abgesetzt, welche in den Formationen des verschiedensten Alters vor- kommen und als weite Trichter über Spalten betrachtet werden müssen. Sie enthalten bisweilen nur oxydirte Erze wie zu Altenberge bei Lüttich, häufig aber auch Verbindungen des Blei, Zink, Eisen, Kadmium mit Schwefelsäure. In de- ren Gesellschaft stellt sich zuweilen Schwefel ein und fast steis ein schwarzer Letten Die Schwefelmetalle treten im Liegenden auf oder gegen die regelmas- sigen Spalten gerichtet. Sie werden fast ganz von den später entstindenen oxy- dirten Erzen umhüllt. Das kohlensaure Bleioxyd scheint die älteste Bildung zu sein, welche die tiefsten Stellen unter den oxydischen Erzen auf der Lagerstälte einnımmt. Darüber liegt der Galmei, verschlackt, stalactilisch , dicht oder kıy- stallinisch, mehr weniger mit einer organischen Substanz verunreinigl, angegrif- fene Bruchstücke von Kalkstein und Dolomit sowie die braunen, weissen oder gelben Blenden überziehend, zuweilen Versteinerungen einschliessend , immer eisenhaliig. Kalkspath begleitet die Erze und bildet gleichsam die Gangart in der Nahe der Gebirgswände. Eisenoxydhydrat mit abnehmendem Galmeigehalt verbreitet sich nesterartig über die Ablagerung. Trotz der innigen Verbindung dieser verschiedenen Mineralien lassen sich doch folgende Bildungsperioden der- selben in aufsteigender Reihe unterscheiden: 1) Schwefelverbindungen; Eisen- kies, Zinkkies mit mehr weniger Schwefelkadmium , silberhaltiger Bleiglanz. 2) Zinksilicat ohne Wasser. 2) Dasselbe mit Wasser. 4) Carbonat von Blei- oxyd mit Chlorblei und phosphorsaurem Bleioxyd. 5) Carbonat von Zinkoxyd. 6) Dasselbe mit Manganoxydul oder zugleich auch mit Eisenoxydul. 7) Hydrat des kohlensauren Zinkoxyd. 8) Hydrat des Eisenoxydes mehr minder galmei- haltig. 9) Hydrat des Manganoxydes. 10) Späthiger Kalkstein. In einigen Ab- lagerungen treten die Schwefelverbindungen ın jeder Hohe auf, gewöhnlich aber mit einer Decke von oxydirtem Erz — Mehre dieser Epıgenien bılden sich noch fort und die wichtigsten derselben sind folgende: Kohlensaures Eisenosxy- dul mit Luft und Wasser — erhärtetem Eısenoxydhydrat unter Entweichung der Kohlensäure; kohlensaures Manganoxydul mit Luft und Wasser erhärletem Manganoxydhydrat unter Entweichung der Kohlensäure ; Schwefeleisen unter Luf- zutritt — schwefelsaurem Eisenoxydul und Schwefel, oder Schwefelsäure ; basi- sches schwefelsaures Eisenoxydul unter Luftzutritt — schwefelsaurem Eisenoxyd und schwefelsaurem Eisenoxydul ; schwefelsaures Eisenoxyd reagirend auf Kalk- stein — Eisenoxyd + Gyps unter Entwicklung von Kohlensäure ; schwelelsaures Eisenoxyd reagirend auf Galmei — Eisenoxydhydrat + Zinkvitriol unter Ent- weiehung von Kohlensäure. Der Zinkvitriol ist mit Unrecht von der Zersetzung der Blende hergeleitet worden. Auf der Grube von Altenberge stellen sich nam- lich in trockenen Zeiten häufige Efflorescenzen von weissem Vitriol eın, während die wenige vorhandene Blende ganz unzerselzt bleibt, aber die Eisenkiese über- all verwittern. Galmei und Zinkvitriol dagegen ändern sich wohl in Schwefel- zink um, denn auf altem Grubenholz finden sich Inerustalionen von Blende, Eisenkies, Schwefelkadmium mit Gyps, Der Galmei kann keine Epigenie der Blende sein, da die Metamorphose des auflöslichen Zinkvitrioles in ein nieren- förmiges erhärtetes Zinkkarbonat oder Zinksilicat unerklärbar bleibt. Es wur- den Kalkstein und Dolomit von Altenberge 8 Monate lang in einer wässrigen Auflösung von Chlorzink aufgehängt, ohne dass eine Reaction eintrat, Beim Er- 26 * 384 hitzen bis 70 und 80° fiel alles Metalloxyd mit Kohlensäure verbunden zu Bo- den, bei 100° trat die Reaction noch schneller ein. Der grau gefärbte Dolomit gab einen grün gefärbten und ein biluminöser mergliger Kalkstein einen dunkeln mit Thon verunreinigten Niederschlag. Chlorblei statt des Chlorzinks lieferte eben so gefärbte Niederschläge schon bei gewöhnlicher Temperatur. Chloreisen wurde viel langsamer gefällt, nur bei Luftzutritt unter Entweichung von Kohlen- säure. -Manganchlorür bleibt unverändert, bei Luftzutritt fallt oxydirtes Mangan mit Wasser unter Entwicklung von Kohlensäure. Es scheinen die Ablagerungen von Galmei durch die Reaction des Kalksteines oder Dolomites auf die heissen metallführenden Mineralwasser vollständig erklärt zu werden. Die Analyse von Niederschlägen aus Mineralquellen weisen in diesen Kupfer, Arsenik, Zinn, An- timon und Mangan nach. Geräth ein Quellwasser, das alkalische oder metalli- sche schwefelsaure Verbindungen enthält, mit oxydirenden bituminösen Substan- zen in Berührung, so entstehen jederzeit metallische Schwefelverbindungen. Bei den Quellen von Engbien und St. Amand lässt sich die fortdauernde Bildung von Schwefelealium nachweisen, indem das gypshaltlige Wasser mit organischen Substanzen in Berührung kommt und dadurch zur Bildung von Schwefelcaleium und Schwefelwasserstoff, der an der Luft zersetzt Schwefel fallen lässt, Veran- lassung gibt. Die zahlreichen Schwefelquellen von Aachen in der Nähe von Galmeilagerstälten würden noch heute Bleiglanz , Blende und Schwefel absetzen, wenn daselbst nicht die metallischen Formationen schon längst aufgehört hätten, Die häufige Anwesenheit des Eisenkieses und des Schwefels widersprechen der Annahme einer erhöheten Temperatur für den Process. Dieselben metallfuhren- den Quellen, welche Schwefelmetalle gangartig in den untern Spalten abseizten, konnten ihren Metallgehalt durch Kalksteine fortführen und dadurch Galmeiabla- gerungen veranlassen. Dabei müssten Höhlungen entstehen, welche sich mit kohlensauren Metalloxyden ausfüllen. Zur Bildung des Kalkspathes scheinen Chlorbildungen behülflich gewesen zu sein._. Wenn die Salzsäure an die Kalk- erde trat, musste Kohlensäure entbunden werden. Ein Theil derselben wurde durch das Wasser verdichtet und durch die Berührnng mit nentralem Kalkstein und. Dolomit entstanden leicht lösliche Bikarbonate, die durch Luftzutrilt wieder zersetzt wurden. Bei den Qnellen, welche Galmei absetzten, ward das Kalkbi- carbonat durch die metallischen Emanationen zersetzt und dann konnte sich Kalkspath bilden. (Karsten’s Archiv XXV. 2. S. 535—543.) Carriere beschreibt das bisher unbekannte und höchst eigenthümliche Vorkommen von Scheelit in prächtigen Krystallen auf den Erzlagerstälten von Framont in den Vogesen, (Bullet. soc. geol. X. p. 15.) G. Bei Neurod in der Nähe von Wiesbaden im Taunusgebirge kommt him- melblauer Barytspath vor. Es erschienen hier Barytlager feinkörniger Sıructur, von weisser, hin und wieder ins Bläuliche streichender Farbe. Nach Westen hin ging dıeses Lager mehr und mehr in Quarz über und dort fand sich in Drusen neben rein ausgeschiedenen Alkali - Thonerde - Silicatkrystallen erwähnter himmelblauer Baryispath in Krystallen. (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt. 111. p. 26—30.) Kr. Haidinger, Ueber Magneteisenstein pseudomorph nach Glimmer aus dem Fassathale. — Für die verschwundene Glimmer- substanz zeigen sich nach der ursprünglich tafelarligen Anordnung Zusammen- häufungen yon kleinen Magneleisenkrystallen, so aneinander gereiht, dass eıne ihrer rhomboedrischen Axen parallel steht der Axe der sechsseitigen Tafel de- früher vorhanden gewesenen Glimmers, und dass auch die Flächen der Pseudos morphose den früherer Krystallflächen entsprechen. (Ebd. p. 31.) Kr. Analyse Hg-haltigerFahlerze vonPoratsch bei Schmölnitz in Ungarn. Das Mittel aus 5 Analysen giebt folgendes Resultat: S 23,31. Cu 34,65, Fe 6,25, Ag 5,90, Sb 29.45, As in Spuren Der bei einer beson- deren Probe auf hültenmännischen Wege gefundene Ag- Gehalt ist = 0,1 plt. Spec. Gewicht = 4,6—5,8. (Ebd. p. 98—103.) Kr. C. Schnabel, Analyse einiger kohlensaurer Eisenerze. 385 — Der Spatheisenstein von der Grube Emma bei Hamm a.d. Sieg besteht nach der Analyse aus Eisenoxydul 46,49 oder kohlens. Eisenoxydul 74,75 Manganoxydul 10,50 = Manganoxydul 17,00 Kalk 0,12 » Kalk 0,22 Magnesia 3:17 5 Magnesia 6,64 Kohlensäure 33,42 R Kieselrest 3.37 Unlösl. Kieselrest 3,37 Der Eisengehalt beträgt 36,09 und der Mangangehalt 8,14 pCt. Der Spatheisen- stein von der Grube Gute Hoffnung bei Hamm dagegen enthält nur 34,71 Eisen, über 9,10 Mangan und hat folgende Zusammensetzung: FeO 44,65 oder Fe0,C0, 71,89 MnO 11,74 Mn0,C0, 19,00 CaO 0,23 Ca0,C0, 0.41 Ng 2.20 Mg0,C0, 461 CO, 37,09 "SiO, 5,74 SiO, 5.74 Cau.S Spuren Caun.S Spuren (Rhein. Verhandl. X. 125.) G. &eologie. Escher v.d.Linth theilt aus einer grössern in den Schwei- zer Denkschriften erscheinenden Abhandlung ein Schema der Reihenfolge der For- mationen in Vorarlberg und im Bergamaskischen mit, welches von dem grössten Interesse ist. Die Schichten sind folgende: =c3 = D Lias Ammonites radians, Regnardi, Valdani, Amaltheus efc. = =3 | Ammon. Conybeari, Bucklandi etc., Belemniten (tiefste). Se == Megalodus seutatus Scaarn., Korallen. H2 BEER Cardita crenata, Plicatula obliqua, Aetaeonina alpina d’Ore. Ger- SAP Cassian N yillia inflata Sceara., Ayicula gryphaeata, Spirifer uncinatus SCHAEFER. Fische von Perledo schöne Halobia nördlich von Varenna in schwarzem Kalk, verschie- den von H. Lommeli. Esino-Petrefaeten: Natica, Chemnitzia etc. Dolomit ’ Hauptmasse des Vorarlberg-Gebirgs . . Dolomit, sehr mächtig in Bergam. Alpen. Halobia Lommeli: Val Trompia, Triesnerkulm s. o. ob Valdutz. N äh Beige "me Ammonitae globosi: id. Rothe Keuperartige $ Keupersandstein mit Pterophyllum Mergel: id. tl longifolium in Vorarlberg. igoni ibelana, Tr. Whatelyae p 2 Wahr- \ en a Fo 2 h in Val Seriana. scheinlichke — ——— —_ — — — —— ———— ———_ —. Muschel- Lasen. \ Enerinites liliformis. in Val kalk. Folee, {Lima striata, TerebratulaMentzeli, trigonella ? j Trom- R Ceratites. pia. Bunter Sandstein? undeutliche Pflanzenreste nördlich von Varenna, Rothes Tod- | Rother Quarzsandstein an der Nord- und Süd-Seite der Alpen (Ver- tes? rucano). Steinkohlen-Formation ? Schwarze Schiefer. Von den Schichten mit Trigonia Whatelyae bis Cardita crenata finden sich kleine Körperchen, Bacteridium von Heer genannt, die bis jetzt bloss aus der Trias bekannt sind. Die St. Cassianer Bildungen sind hier so innig mit dem Lias verbunden, dass sie als die tiefsten Schichten desselben betrachtet werden könnten, doch wird es besser sein sie als marine Facies des obern Keuper anzusehen. (Bronn’s Jahrb. 2. Heft 167.) Gl. Diese Lagerungs-TFolge scheint eben- falls unzweifelhaft. f Holzmann, über die Umgegend von Wiesloch. — Die bis jetzt noch nicht durchsunkene, herrschende und älteste Formation dieses Ge- bildes ist der im Norden und Süden von bunten Sandstein begränzte Muschel- kalk, der von Keuper überlagert wird. Von Malsch und Rettighinn bis über 386 Langenbrücken und Upstadt lagert sich Lias an, in der Mulde jenseits der Hei- delberger Strasse ein tertiäres Thonlager. Die Schichten des Muschelkalkes fol- gen von oben nach unten also : dolomitische oder reichlich mit Braunspath- schnüren durchzogene Bänke eines leicht verwitternden Kalkes mit Pecten laevi- galus, Terebratula vulgaris ete., dann folgt rauchgrauer Kalk mit Ammonites no- dosus, Enerinitenschichlen in starker Verwilterung mit Cidaris grandaevus und in Wechsellagerung mit wahren Dolomiten (Buceinum turbilinum), endlich Wel- lenkalk. Diese Schichten sind vielfach verschoben, verworfen, verstürzt, doch folgt das Hauptstreichen der Klüfte dem des Gebirges von Norden nach Süden. Als besondere Vorkommnisse darin sind zu erwähnen: Kalkspath, Gypsspath, Barytspath, Braunspath, Bleiglanz, phosphorsaures Blei, Kupferlasur, Braun- und Thoneisenstein und Galmei. Letzterer bildet bekanntlich Gegenstand bergmänni- scher Arbeiten. Wandesleben analysirte denselben und fand in 3 Analysen: Kieselsäure 4,623 3,258 9,688 2,714 Kohlensäure 33,373 . 33,532 30,482 34,020 Eisenoxyd 1,612 3,445 2,882 3,692 Thonerde 3,319 1,340 3,116 2,191 Zinkoxyd 56,471 56,186 50,550 56,736 Kalkerde Spur Spur 0,567 Spur Die Petrefakten sind die überall vorkommenden. Der Keuper bildet in seinen bunten Mergeln mit Gypsschnüren bei Wiesloch einen Hügel, die Bohne genannt und führt Posidonia keuperina, Lima striata und einige andere undeut- liche Arten. Seine Mächtigkeit steigt über 150 Fuss. Der tertiäre Thon wurde nach der darin gefundenen Cyrena Faujasi und Lamna dentieulata bestimmt und ist bis 212 Fuss Teufe noch nicht durchsunken. Das Diluvium führt auf der oben erwähnten Bohne Bohnerze und sowohl plutonische als jurassische Gerölle. Der Löss tritt in allen Einschnitten und Thälern auf. Im Elsenzthale von Mauer bis Neckargemünd führt ein diluvialer Sand zahlreiche Säugethierknochen, welche meist sehr mürbe sind, während die Zähne besser erhalten. Sie deuten auf Rhinoceros leptorhinus, Elephas primigenius, Bos, Cervus, Ursus spelaeus. (Beitr. 2. Mineral. u. geoyn. Kenntniss Badens I. 69—74.) Gl. Hoffinger, Vorkommen des Galmei bei Wiesloch. — Die Jelzt in Angriff genommenen Strecken streichen nach den verschiedensten Rich- tungen und sind hanptsächlich zwei Horizonte — die Contacte von zweien En- erinitenreichen Schichten mit dem dichten Muschelkalke — deutlicher zu unler- scheiden. Das tiefste bis jetzt untersuchte Lager ist eine Breccie, über der sehr schönes Zinkerz vorkam. Auf einer Strecke war das Erz meist grau, kry- stallinisch und derb, roth und braun , von Eisen und Mangan gefärbt. Haufig tritt das weisse reine mulmige äusserst dünnblättrige Erz auf. Die Contactflä- che des Kalkes mit dem Erz ist weisslich, mehlig, leicht zerreiblich. Auf der sogenannten Hässel bei Wiesloch erscheint der versteinerungsreiche, poröse En- krinitenkalk besonders reich an Erz, der eingelagerte dichte Kalkstein führt auf den Klüften nur eisenschüssige Leiten. Bei einem Versuchsabtenfen wurde dichter blaugraner Kalk, blauer Ihoniger und dünnschiefriger Kalk, sehr mächtiger fester graner Kalk, Dolomit bis auf eine Breccie durchsunken. Die niedersetzende Kluft führte eisenschüssigen Thon und Spuren von Galmei. Kurz über der Bree- cie verwarf sich die Kluft und führte sehr schönen eisenhaltigen Galmei. Ein drittes Erzvorkommen ist hier sehr wahrscheinlich. (Ebd. 75—77. Tfl.2.) GI. H. Karsten, geognostische Verhältnisse der Ebenen Ve- nezuela’s. — Der südliche Fuss des Hochgebirges von Venezuela, welches als nordostlicher Ast der westlichen Anden in mehre Ketten gesondert bei Po- payan beginnt und bis in das Gebirge Cumana’s sich verfolgen lässt, wird von Sand, Mergel und Geröllen bedeckt, welche niedrige Berge constituirend bis an den Orinoko sich ausdehnen und eine Ebene von 20,000 Quadratmeilen erfül- len. Die Neigung derselben ist im Allgemeinen von NW nach SO, wird aber unterbrochen zwischen den Gebirgssystemen von Caracas und Cumana, deren Hö- hen nur selten bis 1200 und 1500 Fuss sich erheben. Die gegen Norden von diesen Höhen abfliessenden Wasser vereinigt der in das Antillenmeer sich er- 387 giessende Unare, gegen Süden wenden sich kleinere Flüsse zum Orinoko und von der Ostseite der von WSW nach ONO sich erstreckenden Mesa von Guanipa fliesst das Wasser osiwärts in das grosse Delta desselben Flusses. Der mittlere Neigungswiekel dieser ansgedehnten Ebene ist sehr gering, der Orinoko fällt von W nach O kaum 1 Fuss auf die Meile; Caicara liegt 200 Meilen von der Mün- dung des Orinoko nur 189 Fuss über dem Meere und St. Fernando de Apure 240 Meilen von jenem Orte entfernt nur in 240 Meereshohe. Die Höhen süd- lich von dem Gebirge von Cumana, welche die Wasserscheide von NO nach SW billen, sind keine Berge sondern nur eine Höhenlinie, die sogenannte Hochebene von Barzelona. Der Boden besteht aus meist sehr mächtigen Schichten eines bunten oft gypshaltigen Mergels, hedeckt von einem Sandsteine oder Conglome- rate aus kiesel- und kalkhaltigen Gesteinen mit quarzigem Bindemittel. Dieser Mergelgrund wird von den Flussthälern durchfurcht. Häufig breitet sich über die Ebene eine aus abgerundeten Kieseln bestehendes Gerölle, welches aus je- nem Conglomerat entstanden, indem wie bei Carora noch jetzt im Kleinen sich beobachten lässt, während der Regenzeit die steilen Abstürze mit fortgerissen werden. Auch die Ebenen des Apure und Arauca bestehen aus lockeren Lehm und Sand, die sich hier im Mittel nur 300 Fuss über das Meer erhebt, daher denn auch während der Regenzeit Strecken von 300 Quadratmeilen 10 bis 12 Fuss hoch mit Wasser bedeckt sind. Eiwas anders ist der Character der mehr geneigten Ebenen des Guarico in deren Mittelpunkt Calaboza liegt. Hier treten geschichtete Gesteine mit sehr geringer Neigung unter dem lockern Mergel und Sande hervor. Es sind Sandsteine, mehr weniger grobkörnig, mit sandigem Thon, Schieferthon, Mergel und kalkigen Gesteinen wechsellagernd, dünn ge- schichtet, weiss, an der Oberfläche rostbrann, ohne Spur von Versteinerungen, theils auch grau, kalkig, in Qnader zerkluftet mit dicotylen Pflanzenblattern, Gräsern und Farren und die sie begleitenden Thone mit Süsswassermuscheln In der Quebrada de Coco nahe am Tisnadas liegen 4 bis 6° grosse abgerundete Blocke jenes grauen Kalkes und kalkigen Sandsteines in Mergelschichten, über- lagert von quarzigen Geröllen. Die bedeutendste Erhebung in den Llano’s Ve- nezuela’s ist eine kleine Kette östlich von der Portuguesa, welche bis 2400° anfsteigt. Schon die ersten niedrigen Hügel derselben bei St. Bartholo am Chirguaflusse bestehen aus granilischem Gestein in colossalen Blöcken. Dane- ben treten geschichtele melamorphosirte Gesteine auf. Nach Westen werden erstere seltener und letztere allein bilden die Hügelketten. Der Neigungswinkel ihrer Schichten beträgt 45°. Der Granit ist rolh, seltner weiss, enthalt neben Glimmer meist Hornblende, kleinkörnig, doch zuweilen mit 4zölligen Feldspath- krystallen. Am Canno de Aceito erschien anstehender Granit nach oben mit Sandsteinen in Wechsellagerung und östlich davon bei St. Juan unter gleichen Verhaltnissen Syenit. Hier ist es ein zusammengesinterter grober Sandstein, der im ganzen Gebirgsstocke mit einer feinkörnigen Breccie von Quarz und röthli- chen und blauen Thonschieferstücken. Im Mittelpunkt des Gebirges am Cojedes sind die gefritielen Gesteine noch mehr verändert. Zuoberst lagern blaue oder braune Thonschiefer und deren Breccien, darunter quarziger fast jaspisarliger Thonschiefer, dann grüner Sandstein, quarziger Thonschiefer mit olivenartigen Kornern und endlich die feinkörnige Krystallinisch feldspathartige Breccıe in Wechsel mit rothem Thon. Petrefakten fehlen völlig. Die Breccie gleicht pe- trographisch der Nummnulitenführenden bei Pao, St. Francisco und Parapara und die Hebung scheint in der Epoche der jüngern Kreide stattgefunden zu haben. Diese dehnt sich westlich über Pao, San Carlos bis an das Gebirge von Trujillo aus, nördlich bis an die Küste von Pt. Cabello, westlich verliert sie sich im Morro Unare, wo ältere Kreideschichten mit characteristischen Ammoniten und Inoceramen zu Tage treten, nach Süden begränzen quarzige Sandsieine die For- mation, welche von kalkigen oder thonigen, mit Mergel und Thon wechsella- gerode und Pflanzenreste einschliessenden Sandsteinen bedeckt werden. (Kar- sten'’s Archiv XXV. 419-435.) Gl. G. Mortillet, Alter der Schichten mit Belemniten und Steinkohlenpflanzen bei Petit Coeur in Savoyen,. — Ueber die 388 Pflanzenreste dieser Localität haben Brongniart, Bunbury und Heer alle Zweifel gelöst und sie sind Formen der Steinkohlenflor. Ihr gemeinschaftliches Vor- kommen mit Belemniten könnte an eine Verwerfung der Schichten denken las- sen , aber auch diese Annahme ergibt sich bei der Untersuchung an Ort und Stelle als ganz unzulässig. Die Belemniten sind bisher noch nicht genau be- stimmt worden. Sie erscheinen unmittelbar neben den Pflanzen und in den Schichten darüber. Beide die obern und untern sind nun bestimmt verschiedene Arten. Die Belemniten in den Schiefern von Naves, also die obern, sind sammt- lich mehr weniger verlängert, cylindrisch oder keulenförmig, mit sehr kleinen Alveolen. Die tiefer gelegenen Belemniten dagegen sind sehr ku:z, kegelförmig, mit tiefen fast 2 der Scheide einnehmenden Alveolen. Von den obern erinnern mehre Formen lebhaft an liasinische, aber sie gestatten leider keine ganz zu- verlässige Vergleichung,, die tiefern gehören alle nur einer Art an. Die sorg- fälligste Untersuchung hat den B. acutus Mill. erkennen lassen und demnach ge- hören die Schichten von Petit Coeur dem untern Lias an, die bei Naves wahr- scheinlich dem mittlern oder obern. Die letzten Zweifel löst das Vorkommen des Ammonites bisuleatus in den untern Schichten. Wie ist nun das gemein- schaftliche Vorkommen von Steinkohlenpflanzen mit Liasthieren zu erklären ? (Bullet. soc. yeol. X. 18.) Gl. Jackson, über das Kohlengebirge von Hillsboro in Neu- braunschweig. — Die hier gewonnene Kohle zeichnet sich durch reichen Bitumengehalt aus und findet sich gangartig in einer Formation älter als das Steinkohlengehirge, dem Oldredsandstone. Jackson erklärt sie jedoch für Stein- kohle. Sie unterscheidet sich nämlich nur durch ihren Reichthum an Bitumen von der gewöhnlichen Kohle und bildet ein Flötz im Kohlensandstein. Die Schichten folgen hier von unten nach oben: Syenit, metamorphosirter Schiefer, oberes Conglomerat, grauer Bausandstein, oberes Conglomerat, grauer Kalk, Gyps, grauer Calamitensandstein, bituminöser Schiefer mit eben solcher Kohle, Pflan- zen und Fischen, grauer Calamitensandstein, Kohlenschiefer mit Fischresten. Der Gyps. ist etwa 30 Fuss mächtig und schneeweiss, ohne Schichtung und ohne Petrefakten. Er gehört entschieden zur Kohlenformation und die kohlenführen- den Schichten lagern über demselben. Die vorkommenden Fische sind Paläo- nisken und zwar drei neue Arten P. Alberti, P. Browni, P. Cairnsi. Die Pflan- zenreste bestehen in Palmenblättern, Stämmen von Lepidodendron gracile, ferner Lepidostrobus. Wenn nın schon hierdurch das Alter -ausser Zweifel gesetzt ist: so kann noch hinzu gefügt werden, dass diese Kohle nicht gangarlig sondern flötzartig in den begleitenden Schiefern auftritt und dass Bacon bei der micros- copischen Untersuchung deutliche Zellen und Gefässe darin erkannte. Der Bi- tumengehalt beträgt 58,8 pCt. Hiermit wäre Gessner’s Bericht an die englische Regierung, dass die Formation dem Silurium angehöre und ein Asphaltlager führe, vollständig widerlegt worden. (Ibid. 9. 33—39.) Gl. „Literatur. Ovarterly journ. geol. IX. 2. May. enthält: Murchi- son, über das Alter und die Lagerung des Pflanzenführenden Sandsteines von Lerwick p. 50 — 5l. — Motley, Geologie von Labuan (Tertiärgebilde) p. 54—57. — Vicary, Geologie eines Theiles des Himalaya bei Subathoo (Ter- tiärgebilde) p. 70—73. — Wathen, die Goldregionen von Victoria p. 74— 79. — Bigsby, Geologie von Quebeck (Gneiss, Potsdamsandstein, Trenton- kalk, Hudsonriver Gruppe und Diluvium) nebst Karte p. 82—101. Bulletin de la societe geologique de France IX: Desor, Bericht über den Congress der Geologen zu Cincinnati am 10. Mai 1851. p. 312 — 320. — H. Lecoqg, Betrachtungen über die Theorie der alten Gletscher p. 323 — 338, Coquand, Uebersicht der Formationen in der Provinz Constantine p. 339 — 348. — Hebert, Vergleichung der untern Tertiärschichten Englands mit de- nen des Pariser Beckens p. 330— 354. — Raulin, Beschreibung der Hü- gelreihen am rechten Ufer der Gironde, Garonne , Tarn, Aveyron , Leyre, von Royan und Montauban p. 354—357. — Ville, Geologie und Mineralogie des westlichen Theiles der Provinz Oran p. 363—380. — Casiano de Prado, über das Kohlengebirge Spaniens p. 331—384, — Vilanova, Beschreibung 389 des Schwefelbariumlagers bei Laize la Ville im Calvados p. 338—392. — Aco- sta, Geologie von Neu Granada p. 396—399. — Delanoue, die paläozoi- schen Gebilde von Bonlonnais verglichen mit den belgischen p. 399 — 406. — Raulin, über Tertiärgebilde Aquitaniens p. 406—422. — Rozet, Beweise alter Gletscher bei Gap und Embrun p. 424—436. — Delesse, über Varie- täten granilischer Felsarten p. 464—482. — Paillotte, über die Goldmi- nen im nördliehen Spanien p. 482—504. — Cornette, Geologisches aus Südamerika p. 509. — Tom. X.: Lory, über die Gebilde von Devoluy (Hautes Alpes) p. 20—33. — Delbos, über das Alter des Thones von Sa- dirae (Hautes Alpes) p. 41—46. Karsten’s u. v. Dechen’s Archiv für Minerulogie etc. XXV. 2: Gru- ner, die Bildungsweise der Manganerze in den Pyrenäen S. 510—519. — Ders., das metallführende Gebiet von Nontron und Thiviers S. 519 —535. — Thirria, die Analogien in der Bildungsweise der Bohnerzlager in der Fran- che-Comt& mit denen in Berri S. 543—560. — H. Karsten, über die Um- gebung von Maracaybo und die Nordküste von Neu Granada S. 567 — 573. — Jackson, über den metallführenden District am obern See im Staate Michigan S. 656—667. Bronn’s Neues Jahrbuch f. Mineralogie etc. 2.Heft: Voltz, Schich- tenfolge des Mainzer Beckens erläutert durch eine Reihe. von Profilen Taf. 5. S. 129—140. — Tasche, Tertiärformation am Rande des Vogelsbergs und ihre Bedeutung S. 141—149. — Jugler, Thierfährten am Isterberge S. 150—152. — Gümpbel, über den innern Bau der Achatkugeln S. 153—157. — Rich- ter, über thüringische Schiefer S. 158—16l. — Escher v. d. Linth, über den Schrattenkalk S. 166—168. Bulletin del’ acad. roy. Bruxelles XX. 1: Dewall, über die Ter- tiärgebilde um Anvers S. 3—8; 30—64. Correspondenzblatt des zool. mineralogischen Ver. in Regensburg VI: H. Müller, über die geognostisch-mineralogischen Verhältnisse der Ge- geng von Tirschenreuth in der Oberpfalz S. 33. 52. 65. — v. Stockheim, Vergleichende Uebersicht der Kreidegebilde Regensburgs mit denen von Passau und Böhmen (geognostisch - paläontologische Tabelle) S. 8$—93. — Jäger, über Arragonilkugeln S, 127. ai Silliman, americ. journ. of sc. a. arts. January: Coan, Note über den Kilauea und die letzte Eruption des Mauna Loa. p. 63— 69. — Hitch- cock, Beschreibung eines Braunkohlenlagers von Brandon in Vermont pag. 95 —104. Palaeontologie. — v. Prokesch-Osten und Unger, die versteinerten Holzstämme im Hafen von Sigri auf Lesbos. — Dieser von SSW nach NNO eingehende, 2 Meilen lange und 1 Meile breite Hafen wird durch die Küstenhügel von Mytilene und eine schmale Insel gebil- det. Letztere scheint ein vulcanischer Brodel und zeigt Hunderte von verstei- nerten Baumstämmen. Wie in einem verschlungenen Waldbruch liegen die Stäm- me bald wagrecht bald schief, einzeln oder haufenweise in der sandigen bim- steinartigen oder festen Felsmasse, mehre stehen senkrecht. Die ganze Westseite der Insel zeigt Stamm an Stamm, deren mehre von 24—40' dick, 3—4 Klal- ter lang ja 10 Fuss Durchmesser erreichen. Jahresringe, Astausbrüche,, Rinde sind vollkommen erhalten. Zuweilen ist nur der äussere Theil der Stämme feuerhart, der innere weich uud zerreibbar. ‘ Die Farbe der Olivenstämme ist rothglänzend, die des weichen Holzes roth, weiss, gelb und graulichblau , die verkohlten und dann versteinten Stämme glänzend schwarz. -- Die bisher unter- suchten Stämme sind Peuce lesbia, Taxoxylon priscum, Brongniarlites graecus, Mirbellites lesbius, Juglandinium mediterraneum. Doch scheint mit diesen Ar- ten der Reichthum der Lagerstätte uoch nicht erschöpft zu sein. (Sitzgsber. Wien. Akad. IX. 855—858.) al. 6, v. Ettingshausen, die Proteaceen der Kreide- und 390 Tertiärzeit. — Es werden 4 Arten beschrieben und abgebildet, von denen Dryandra acutiloba schon länger bekannt ist, die übrigen aber neu sind: 1) Hakea Germari: Blatt von Bornstedt bei Eisleben, schmal lanzettlich, zugespitzt, an der Basis in einen kurzen starken Stiel verschmalert, etwas lederarlig, Mit- telnerv unter der Spitze sich auflösend, schwach, Secundärnerven sehr spitzwink- lig abgehend , durch schiefe Seilenäste anastomosirend , ganz wie bei der neu- holländischen H. saligna. 2) Banksia prototypus aus der Kreide von Nieder- schöna bei Freiberg, fast lederartig, schmal bandförmig, in den kurzen Stiel verschmälert, feinsägezähnig, Mittelnerv schwach, Seitennerven sehr zart. 3) B. basaltıca hat die Blattiform von Quercus lignitum Ung., aber unterscheidet sich durch die starken rippigen Secundärnerven, von Bilin. (Ebd. S.820—824, T£. 57. 58.) Gl. Hooker erkannte in dem Oldredsandstone von Lerwick zwei Arten Ca- lamiten, deren Erhaltung jedoch eine genauere systematische Bestimmung nicht gestallele. (Quart. journ. geol. May p. 49.) al. Terquem, über die Gattung Ceronmya. — Diese von Des- hayes mit Gressiya vereinigte Gattung war bisher nur in Steinkernen bekannt -und am sorgfaltigsten von Buvignier untersucht worden. _T. hat nun das letz- tere Resnltat einer abermaligen Prüfung unterworfen, von der wir das Wesent- liche mittheilen. 1) Schale oval oder berzformig, sehr ungleichseitig (die rechte Klappe etwas grösser als die linke?) T. setzt die Ungleichheit der Klappen nach der Beschaffenheit der Wirbel und des hintern Theiles ausser Zweifel. 2) Die Wirbel bald grösser bald kleiner, genähert, nach innen und etwas nach vorn eingerollt, wo ihre Spitze stets sichtbar bleibt. 3) Die Schale sehr dünn, zer- brecüälich, schimmernd aus drei Schichten bestehend, der äussern sehr vergäng- lichen Epidermis mit feinen radialen höckerigen , dicht gedrängten Streifen, der mittlern durchsichtigen Lage mit dicken concentrischen Falten und der innern äusserst zarten Schicht. 4) Die Muskeleindrücke schwach, der hintere abgerun- det, der Manteleindruck hinten mit weiter Bucht. 5) Ueber dem Wirbel wird der Rand der rechten Klappe schneidend und bedeckt Jen Schlossrand der lin- ken Klappe seiner ganzen Länge nach. 6) Das Schloss einfach, zahnlos, in’ der linken Klappe in einer Erweiterung des Schlossrandes bestehend, welche hin- ter den Wirbeln zwei divergirende Kerben zeigt, die in die rechte Klappe ein- greifen; diese hat vorn eine kleinere Erweiterung des Randes. 7) Band schmal, verlängert in einer äussern Rinne der linken Klappe an der Basis von der ge- kerbten Erweiterung, an der rechten Klappe auf dem leicht cannelirten Schloss- rande. Die Arten sind sehr selten im untern und mittlern Lıas, häufig dagegen im obern und allen folgenden Juragliedern in Gesellschaft mit Panopäen und Pholadomyen. (Bullet. soc. gevul. IX. p. 359—363.) Gl. Terquem, über Chiton Deshayesi n. sp. — In den mittlern Liasschichten von Thionville mit Belemnites niger, Turbo cyclostoma u. a. fan- den sich einzelne in Schwefelkies verwandelte. Schalentheile eines Chiton , den T. sorgfältiger untersuchte und als neue Art mit folgender Diagnose beslimmte: testa seplem vel octo valvala, elongata, crassa, fragili, stricle et omnino radia- tim strialopunctata. Die muthmassliche Länge der ganzen Schale beträgt 35—40 Millimeter. (Ibid. p. 386—89. c. fiy.) Gl. Brodie, Insectenreste im Kimmeridge- und tertiären Thone in Dorset. — Im Kimmeridgethone bei Weymouth, der sich durch seinen Reichthum an Hybodonten und Conchylien auszeichnet, fand Br, den gestreiften Decekflügel eines kleinen Käfers, den er jedoch nicht näher bestimmte. Die tertiären Sande und Thone bei Corfe bekannt durch ihre zahlreichen Pflan- zenresle, lieferten ebenfalls Flügel von Käfern aus den Familien der Cureulioni- den und Buprestiden , deren Beschreibung später mitgetheilt werden soll. Die Lagerstälte scheint dem untern Theile des Bagshotsandes zu entsprechen, doch ist die zuverlässige Stellung schwierig zu ermitteln. (Quart. journ. geol. May. 9 1—54.) @l, 391 Zwei neue Reptilien im Steinkohlengebirge. — Die koh- lenführenden Schichten Neuschottlands mit Sigillarien, Stigmarien, Calamiten und Farren lieferten neuerdings auch einen Femur und neun kleine Wirbel, welche Reste Wyman zuerst auf Reptilien deutete und zur Aufstellung der Gattung Den- drerpeton Acadianum benutzte. Quekelt untersuchte die Knochen microscopisch und erkannte eine ganz entschiedene Structur von Batrachierknochen, wie in Menopoma und Menobranchus. Derselbe ermiltelte auch aus der tnicroscopi- schen Structur eines gleichzeitig auf derselben 'Lagerstätle gefundenen Gehäuses die systematische Stellung desselben unter Pupa. Lyell gibt von diesen Resten dıe Abbildung im Quarterly journal namlich von Dendrerpeton Acadianum den Unterkiefer mit Zähnen, ein Kopfschild, den Oberarm, die Wirhel und Schilder und die kleine Pupa. Owen hat Wymann’s Bestimmung bestätligt. Von den Re- sten stimmt ein Darmbein am meisten mit Menopoma, der Oberarm mit Meno- branchus überein, das Kopfschild hat die Zeichaung der Labyrinthodontenschil- der, die Wirbel sind biconcav. Hiernach ist die Batrachiernatur des Dendrerpe- ton nicht mehr zweifelhaft. Wyman schätzt die Länge des ganzen Thieres auf 9 bis 3 Fuss. Owen beschreibt bei dieser Gelegenheit zugleich den vordern Schädeltheil einer neuen Gatlung Parabatrachus Colei aus dem brittischen Koh- lengebirge. Der in 3° Länge erhaltene Oberkiefer besitzt etwa 30 kleine, ziem- lich gleiche, spitz kegelförmige und leicht gekrümmte Zähne. Diese sowohl als die deutlich eıkennbaren Schädelknochen verrathen die nächste Verwandtschaft des Thieres mit dem Archegosaurus. (Jbid. pag. 599 — 70. Tab. 2 — 4.) @l. Jäger, fossile Knochen und Zähne im Donauthal. — Der erste Fundort, dessen Reste J. beschreibt, ist eine im Kalktuff befindliche mit Mergel ausgefüllte Höhlung im Steinbruche bei Langenbrunn. Das Alter dessel- ben ist diluvial. Die Ueberreste deuten auf zwei Exemplare von Ursus spelarus, Kieferfragmente und Zähne auf Hyaena spelaea, auf Canis spelaeus, eine klei- nere Art von Canis und Felis, ein Unterkieferast auf Agnotherium, ein gleicher auf das lebende Wiesel, zahlreiche vielleicht neuerer Zeit angehörige Kiefer auf Hypudaeus amphibius und H. arvalis, auf Hamster und Arctomys alpinus, Cer- vus, Ovis, Bos, Equus, Hippotherium gracile, Rhinoceros tichorhinus, Elephas primigenius. Io der Bohnerzablagerung von Vöhringendorff erkannte J. folgende Reste: 2 Schwanzwirbel und Phalangen eines Jaguar ähnlichen Thieres, Zähne und Gliedmassenknochen von Fuchs, Becken, Femur und Radius von Cavia, Nag- zahn von Mus decumanus, Backzahn von Antilope, von Palaeomeryx minimus, Gliedmassenknochen eben dieser Arten, Kieferfragment von einem noch kleineren Palaeomeryx. Die Bohnerzgriube bei Schmeien lieferte Zähne von Rhinoceros ineisivus und Rh. minutus, von letzterem ein Unterkieferfragment die Bohnerz- grube beı Thiergarten, dieselbe beı Melchingen Zahue von Anoplotherinm com- mune, Mastodon anguslidens , Rhinoceros minutus, Rh. incisivus Hippotherium gracile, die Gruben bei Neuhausen und Frohostetten Zähne von Palaeotherium magnum, P. medium, P. latum, P. minus, P. curtum, P. bippoides, Paloplothe- rium annectens, Anoplotherium commune, A. leporinum, A. murinum, Dichodon cuspidatus, Dinotherium gigantenm, Hyaenodon, eine Viverre und andere noch zweifelhafte Reste. (Würtemb. naturw. Jahresh. IX. 2. S. 129—169. Tf.2.) Gl. Botanik. — Die Soma-Pflanze. Die Soma- Pflanze spielt bekanntlich in den religiösen Ceremonien der Hindus eine grosse Rolle. In der Versammlung der Londoner asiatischen Gesellschaft vom 3. Juli 1852 wurde ein Brief von dem durch seine Studien der indischen Botanik bekannten Dr. Royle vorgelesen, in welchem derselbe nachwies, dass sämmtliche in den Vedas aufgeführten Pflanzen indischen Ursprungs seien. Die merkwürdigste darunter ist die Soma-Pflanze (Asclepias acida Roxburgh), mit glatten, blattllosen Kletten- stengeln, aus deren Knotenpuneten Bluhtenbuschel hervorkommen. Der milchige Saft, mit dem die Stengel gefullt sind, bat einen angenehm säuerlichen Ge- schmack und bietet ‘ein unschädliches Geträuk. Da die Pflanze nicht in ganz Indien vorkommt, sondern nur in einzelnen, wenn auch weiten Strecken , SO # 392 gibt sie einen Anhaltspunkt über die Gegend, in der die Vedas entstanden. Im Gangesthale ist sie unbekannt, in der Bombay-Präsidentschaft, in Central-Indien und an der Coromandelküste hinab kommt sie in vielen Lagen vor. Auch sieht man sie in Pendschab, und Hr. Elphinstone beobachtete sie in der indischen Wüste. Dr. Royle schliesst daraus , dass die alten Hindus sie nur im westli- chen Indien in der für ihre täglichen Opfer nöthigen Menge finden konnten. Er ist auch der Meinung, dass sie nur hier die See kennen lernen konnten und deshalb nur hier die See betreffenden Gesetze machten, dass überhaupt nur hier die Hindus zu einer solchen Civilisation gelangten, dass Araber und Phönicier ihre Manuscripte aufsuchten und ihre Gewürze und andere Erzeugnisse durch das rothe Meer und den persischen Golf zu allen Nationen des Alterthums brach- ten. (Botun. Zeit, 1852. S. 744.) Bin. Die Verfälschung des Thee’s, — Es gab eine Zeit, wo man glaubte, dass der schwarze Thee das Erzeugniss von Thea Bohea, der grüne das von Thea viridis sei. Allmählig jedoch fing man an, diese Meinung zu be- zweifeln, bis endlich die letzteren Jahre der Ueberzeugung Platz gemacht haben, dass es nur auf die Zubereitung ankomme, ob diese oder jene Sorte entstehen soll, dass grüner Thee, als Rohprodukt, selten oder nie nach Europa komme, und‘ dass überhaupt der Thee sowohl in China selbst , als in den aufgeklärten Ländern, vielen Verfälschungen unterworfen sei. Die armen Theetrinker! Von allen Seiten tönen ihnen Warnungen ent- gegen. „Wenn Ihnen Ihre Gesundheit lieh. ist,‘‘“ schreibt ein besorgter Freund, „so nehmen Sie keinen Lie- Thee. Wissen Sie, woraus er besteht ?° — „Nun, aus Blühten der Theesträucher !““ — .,, Bewahre!. aus nichts weiter als aus Staub, Gummi nnd Farbe.“ — Nun, so kaufe ich Gunpowder.“ — ‚„ Gunpowder! Sind Sie von Sinnen? Wer bürgt Ihnen für die Aechtheit der Waare? Wissen Sie, was jene runden Körner enthalten? Oft nichts weiter als Mist von Seidenwürmern.‘“ — ,‚Unmöglich! Wer würde sich erlauben, so etwas zu. verkaufen? Wer hat Ihnen solche Märchen aufgebunden ?“ — „,Auf- gebunden! Ich wiederhole Ihnen nur das Ergehniss wissenschaftlicher Untersu- chungen ; lesen Sie doch nur die Reihe jener Aufsätze, welche in „The Lancet,‘* „Hooker’s Journal of Botany,‘“ ,‚Phytologist““ und andern gelehrten Zeitschriften erschienen sind, Sie werden sich hald überzeugen, was für Aroma Sie leider nur zu oft schlürfen müssen.‘ Derartige Gespräche werden jetzt nicht selten in England geführt und ohne Zweifel wird auch anf dem Continente eine gedrängte Zusammenstellung unserer jetzigen Kenntnisse über ein so wichtiges Getränk, wie der Thee ist, nicht unwillkommen sein. Man kann zwei Arten der Verfälschung unterscheiden : 1) die Verfälschung von wirklichem Thee und 2) Fabrikate, welche aus fremden Stoffen bestehen und nur den Namen „, Thee “ führen. In „The Manual of Scientifie Inquiry‘“ fragen Sie,‘‘ sagt Berthold See- mann in einem Briefe an Sir William Hooker, ,‚ob in den nördlichen Provin- zen von China Indigo oder irgend ein anderer vegetabilischer Stoff zur Färbung von grünem Thee gebraucht werde. Ob die Färbungsmethoden, welche im Nor- den angewandt werden, von den im Süden gebräuchlichen sich urterscheiden, kann ich nicht sagen; aber ich habe ermittelt, dass in und um Canton , von wo aus jährlich grosse Massen ausgeführt werden , der grüne Thee mit Pulver und Gelbwurz (Cureuma), Gips und Indigo oder oft Berlinerblau gefärbt wird. Sir John F. Davis (The Chinese Vol. Ill. p. 244.) beschreibt diesen Process sehr gut, begeht aber den Irrthum , dass der ganze Vorgang des Färbens nur bisweilen geschehe, um einer plötzlich vermehrten Nachfrage Genüge zu leisten, während es jetzt wohl bekannt ist, dass der grüne Thee Canton’s seine Farbe nur künstlichen Mitteln verdankt. Ich hatte ‘so viel gehört von Kupferplatten, von dem Pflücken, Sammeln, Kochen und Aufrollen der Blätter, dass ich sehr begierig war mit eigenen Augen die Zubereitang des Thee’s, über welche ver- schiedene Werke mir eine verwirtte Meinung gegeben hatten , zu sehen. Einer 393 der grossen chinesischen Kaufleute führte mich nicht allein in seine eigene Fa- brik, sondern auch in die verschiedener anderer Besitzer. Man schien mir nichts verheimlichen zu wollen , alles wurde offen gezeigt und mit der grössten Höf- lichkeit erklärt; ja, ich bin fest geneigt zu glauben, nach Allem, was ich in diesem Lande sah, dass entweder die Chinesen sich sehr verändert haben oder dass ihr Wunsch Alles zu verheimlichen und geheimnissvoll zu machen, worüber man so viel erzählt hat, übertrieben sein mag.“ „Der Thee wird unzubereitet nach Canton gebracht. Zuerst wird er ge- reinigt. Weiber und Kinder säubern ihn von den kleinen Zweigen, Samen und andern Unreinigkeiten, mit welchen er vermischt ist, Die einzigen Sorten, wel- che man natürliche nennen kann, sind die, welche durch Sammeln in den ver- schiedenen Jahreszeiten entstehen; alle übrigen werden künstlich hergestellt. Ohne in die Beschreibung aller dieser Methoden einzugehen ‚,*wird es genügen eine als Beispiel anzuführen. Eine Quantität von Bohea Souchong warf man in eine eiserne Pfanne, welche sıch über einem gelinden Feuer befand. Die Blätter wurden so lange umgerührt , bis sie durch und durch erhitzt waren und dann verschiedene Farbestoffe hinzugefügt, auf etwa 20 Pfund Thee ein Esslöffel voll Gyps, eben so viel Gelbwurz und zwei oder drei Löffel voll In- digo. Der Thee nahm sogleich eine bläulich grüne Farhe an und nachdem er noch einige Minuten umgerührt war, wurde er aus der Pfanne genommen. Die Blätter hatten natürlich von der Hitze sich zusammengezogen und verschiedene Gestalten angenommen und aus diesen wurden die Sorten durch Sieben herge- stell. Die kleinen länglichen Blätter fielen durch das erste Sieb und wurden Young Haysan, während diejenigen, welche eine rundliche, körnerarlige Gestalt angenommen halten, durch das letzte Sieb fielen und Choo-cha oder Gunpow- der genannt wurden.‘ Der schwarze Thee, besonders Congo und Souchong, ist durchschnittlich der ächteste. Von 35 Proben, welche untersucht wurden, fand man 23 ächt 12 verfälscht. Die verfälschten Sorten waren die wohlriechenden Pecco und Ca- per, Chulan oder Black Gunpowder, sowie Nachahmungen derselben von Thee- staub.». Die Verfälschung bestand darin, dass man das Aussehen des Thees zu verbessern gesucht hatte, indem man die Blätter mit Reissblei (Graphit), gepulver- tem Glimmerschiefer, Indigo und Gelbwurz gefärbt hatte. Die Theetrinker kön- nen sich deshalb der Hoffnung hingeben, dass, so lange sie bei Congo und Souchong bleiben, sie wirklichen Thee geniessen; sobald sie aber die wohlrie- chenden Sorten oder grünen Thee gebrauchen, so können,sie fast immer an- nehmen, ein verfälschtes Getränk zu erhalten; denn unglücklicherweise haben in der Verfälschung sowohl chinesische, als europäische Betrüger einen Erfolg gehabt, der einer bessern Sache werth gewesen wäre. Im Jahre 1843 waren nicht weniger als 8 Fabriken in London und noch mehre in den übrigen Theilen der vereinigten Königreiche, welche sich lediglich damit beschäftigten, gebrauchte Theeblätter aufzukaufen und so zuzubereilen, dass sie dem ächten Thee auf das Täuschendste glichen. In den Gasthöfen,, Kaffee- häusern und dergleichen Orten wurde der alte Thee für etwa 25—3 Pence das Pfund aufgekauft, nach den Fabriken gebracht, mit einer Auflösung von Gummi vermischt wieder getrocknet und endlich je nachdem schwarzer oder grüner Thee gebildet werden sollte, mit den verschiedenen Farbestoffen und wohlriechenden Substanzen verselzt. Alles dieses wurde auf einem so grossarligen Fusse be- trieben, dass die Krämer durchaus nicht hineingezogen wurden nnd wohl in den meisten Fällen nicht wussten, dass sie verfälschte Waare verkauften. Glückli- cherweise sınd jetzt diese Theefabriken gesetzlich verboten, doch unterliegt es keinem Zweifel, dass dieser Erwerbszweig noch auf das Eifrigste betrieben wird. Eine andere Art der Fabrikation besteht darin, dass man die Blätter der Ulmen, Rosskastanien, Weiden, Pappeln, Schlehdorn und verschiedener anderer adstringirender Pflanzen in Thee umwandelt. Es ist wahrscheinlich diese Art der Verfälschung eine der ältesten. Wir erinnern daran, dass frühere Botaniker ehe sie den wahren Theestrauch kannten, sich abmühten die Blätter, welche man ihnen als Thee zusandie, zu entfalten und zu bestimmen. Mehre erklärten die- 394 selben für identisch mit den europäischer Gewächse, und ohne Zweifel hatten sie Recht, obgleich sie bei der Entdeckung des wirklichen Theestrauchs dem Hohne ihrer Collegen ausgesetzt waren, Die widerlichste Verfälschung des Thees ist die, welche zu ihren Zwecken sich wirklichen Schmutzes bedient und deshalb nur als roher Betrug bezeichnet werden kann. Die Chinesen selbst machen aus dem Staube, welcher sich in den Theekisten vorfindet, vermittelst Gummi’s und den üblichen Farbestoffen eine Sorte, welche sie die Aufrichtigkeit haben Lie oder falschen Thee zu nen. Diese Sorte wird selten allein verkauft, sondern meistens mıt andern schlechten Theearten vermengt; doch kommt sie auch oft in Massen nach Eu- ropa. Noch kürzlich versuchte man im englischen Zollhause die üblichen Abga- ben dadurch zu vermeiden, dass man eine Ladung Lie-Thee nicht für ein Natur-, sondern Kunstprodukte auszugeben sich bemühte. Diese Unverschämt- heit wurde jedoch gebührend zurückgewiesen und der hohe Zoll, der sonst ge- wöhnlich der Einfuhr des Lie-Thee’s seines geringen Preises wegen, hin- derlich ist, musste voll bezahlt werden. Ausserdem ist nenerdings ermittelt worden, dass oft der Mist der Seidenwürmer zur Herstellung von Thee und sei- ner rundlichen Form wegen, gern zu grünem Gunpowder benulzt wird, doch ist es zu hoffen, dass diese Verfälschung seltener vorkommt, als einige zu glau- ben scheinen. (Bonplandia 1853. p. 2.) Bin. Zwei Amerikaner besuchten kürzlich die berühmten Cedern desLi- banon. Nach ihrer Zählung sind nicht mehr als 400 dieser Bäume übrig. Der Umfang der ersten zwölf ist 25 Fuss, einer derselben aber hat gegen 30 Fuss im Umfang. Bei den ältesten Stämmen begınnt die Verzweigung bei 10 bis 15 Fuss Höhe vom Boden, bei andern erst bei 25 Fuss. Die Ansicht, als ob solche Cedern, ausser einigen besonders verpflanzien, nirgends anders sich fänden, ist irrig, Diese Amerikaner selbst fanden solche Cedern auch an andern Orten Syriens. Ihr Holz ist von weisser Farbe und hat einen angenehmen Geruch, ist aber nicht so fest, als das Holz der gewöhnlichen rothen Ceder. (Nordische Biene, 23. Snptbr. 1852 und Botanische Zeitung 1853. S. 16.) Bin. Zwei weniger bekannte rheinische Salatarten. In vielen Gegenden Deutschlands, wo die Brunnenkresse (Nasturtinm oflicinale R. Br.), welche einen der vorzüglichsten und belieblesten Salate liefert, gar nicht oder wenigstens nicht in Menge wächst, wird eine andere, ihr ähnliche Pflanze, näm- lich Cordamine amara L, für sie genommen und ganz olıne Nachtheil genossen. Dies geschieht nun auch am Rheine, aber weit häufiger wird hier eine andere Pflanze stalt jener in Anwendung gebracht. So bedient man sich namentlich in Coblenz, wo die ächte Brunnenkresse nicht so zahlreich vorkommt, dass sie dem Bedürfnisse der Bevölkerung entspräche, einer Pflanze, deren natürlicher Standort, in Betracht ihrer Stellung im Systeme unter den Umbelliferen, ein gerechtes Bedenken vor ihrem Genusse erwecken müsste, da sie stels nur im Wasser vorkommt und die Umbilliferen der feuchten Standorte alle mehr oder weniger scharf oder verdächtig sind. Es ist Helosciadium nodiflorum Koch (Sium nodiflorum L.), der knotenblähtige Sumpfschirm, womit der Markt zu Coblenz im Frühlinge reichlich versorgt und welches statt der Brunnenkresse gekauft und gespeist wird. Sein Geschmack aber ist dem der ächten Brunnen- kresse sehr unähnlich. Die Pflanze schmeckt namlich süsslich scharf und ver- ursacht ein unangenehmes Brennen im Munde und im Halse. Wahrscheinlich würde ihr Genuss noch schlımmere Folgen nach sich ziehen, wenn man mit dem Gifte nıcht zugleich auch das Gegengift, Essig und Oel, genösse. Als der um die Erforschung der rheinischen Flor hochverdiente Dr. Wirtgen einem in Coblenz wohnenden Medicinalbeamten vor mehr als 20 Jahren über diese Falschung Mit- theilung machte, meinte dieser jedoch, Kresse sei Kresse, und da sei es ganz gleichgıltig, welche man zur Speise gebrauche ! Den aus dem östlichen Deutsch- land kommenden Personen soll es aber gar nicht gleichgiltig sein und sich ge- wöhnlich daruber wundern, welchen schlechten Geschmack die rheinische Brun- 395 nenkresse habe. — In neuerer Zeit wird jedoch das Nasturtium officinale, wel- ches auf den Gebirgen der linken Rheinseite zu den seltenen Pflanzen gehört, häufiger von der rechten Rheinseite zu Markte gebracht und von den Verkäufe- rinnen stets die Versicherung gegeben, dass sie die ächte Brunnenkresse hätten. Wie die Anwendung von Helosciadium nodiflorum zur Speise weniger bekannt ist, so möchte dies auch von einer andern Pflanze gelten, der Lactuca perennis, welche mit ihren schönen himmelblauen, ins Violette ziehenden Blüh- tenköpfchen im Mai und Juni die Grauwackenfelsen am Rhein und an der Mosel schmückt. Wenn aber die zuerst erwälnte Pflanze ihres unangenehmen Ge- schmackes wegen nicht zur Empfehlung dienen konnte, so liefern dagegen die schrotsägeförmigen, mit einem bitterlichen Milchsafte angefüllten Blätter dieser, wenn auch nicht den gebräuchsten, doch für den Kenner den beliebtesten Salat. Sie wächst gewöhnlich auf den sonnigsten Abhängen der Gebirge, häufig auch da, wo der vorzüglichste Wein wächst. Sie liebt Licht, Luft und Wärme: kein Wunder, wenn mit ihrem bitlerlichen Harzstoff sich auch ein bedeutendes Aroma verbindet. Deshalb gehen die Feinschmecker unter den Winzern des Rhein- und Moselthales, wenn dıe erwärmenden Sonnenstrahlen das Leben auf den nach Süden gerichteten Bergabhängen wecken, auf die Felsen, suchen dıese hervor- sprossenden Blätter des perennirenden Latlichs auf, bedecken sie mit platten Schiefersteinen und sammeln sie nach acht Tagen, wenn dieselben gleich denen der Endivia, gebleicht und spröde sind, ein, um sie als Salat zu geniessen. Der Geschmack desselben gleicht am meisten dem der Endivie, der Cichorie und dem Löwenzahn, er ist jedoch bedeutend feiner und aromatischer. (Bon- plandia 1853. S 57.) Bin. Treviranus, über die Neigung der Hülsengewächse zu unterirdischer Knollenbildung. — Die meisten Pflanzen mit Hülsen- frucht und Schmetterlingsblume, unter den einheimischen Anthyllis, Ervum, Fa- ba, Galega, Lathyrus, Lotus , Lupinus, Medicago, Ononis, Ornithopus, Psoralea, Trifolium, Vicia sowohl die ausdauernden als die jährigen Arten, aber nicht Astragalus, Genista, Scorpiurus bilden gern an ihren Wurzeln rundliche fleischige Auswüchse. Dieselben finden sıch sowohl am Mittelstamme der Wurzel als an den Zweigen und Fibrillen. Bei Faba vulgaris zeigen sie sich schon, wenn das junge Pflänzchen kaum erst eine Spanne hoch ist und die Cotylen noch hat, bei überwinlerter Vicia narbonensis schon ehe im Frühjahr die neuen Blätter trei- ben. Ihre rundliche Form wird bisweilen sehr unregelmässig, eckig, lappig, ge- stielt. Der Durchschnilt zeigt unter dem Microscop äusserlich ein farbloses Zellgewebe, inwendig einen blass schmutzig rothen Kern, dessen Zellen Kör- ner enthalten. Zwischen Rinde und Kern ziehen Gefässe von der Anheftungs- stelle aus hin. Malpighi hielt diese Auswüchse fraglich für Gallen, Decandolle für krankhafte Produkte, Clos für Lenticellen der Wurzel. T. deutet sie dage- gen als unvollkommene Knospen mit knolliger Grundlage. Dafür spricht beson- ders die Vermehrung durch dieselben bei Ornithopus perpusillus, die Farben- veränderung des centralen Zellengewebes bei Eintritt einer neuen Vegetationspe- riode und die anatomische Beschaffenheit selbst. Ferner kommt die Neigung der Leguminosen unmittelbar über der Wurzel Früchte zu bilden hierbei in Be- tracht, andere Früchte als höher hinauf. (Bot. Zeit. Juni 393.) —e. Literatur. Silliman. Americ. journ. January: J. Carey, Bemerkun- gen über die Krümmung des Acheniums einiger Arten von Carex p. 22— 24. — A. Henfrey, über Fortpflanzung und Geschlechtsorgane der Lycopodıaceen, Isoätaceen und Rhizocarpeen, p. 25—4l. Annals a. magaz. of nat. history, May: Madden, über das Vorkommen der Palmen und Bambus mit Pinus und andern Formen am Himalaya ınit Be- schreibung von Chamaerops khasyana n. sp. p. 345—356. — Babington, Bemerkungen über Hypericum Androsaemum, Agrimonia adorata, Matricaria ma- ritima p. 360—368. — J. Miers, über Anthocereis (7 Arten), und Cyphan- tera (8 Arten) p. 368—38A, 396 Curtis’s Botanical magazine, May Nr. 101: Caelia macrostachya Lindl. Tb. 4712; Syphocampylus Orbiguyanus DC. Tb. 4713; Calanthe graeilis Lindl. Tb. 4714; Puya chilensis Mol. Tb. 4715; Sandersonia aurantiaca n. sp. Tb. 4716. Botanische Zeitung Nr. 11.: J. Rossmann, zur Entwickelungsge- schichte des Phallus impudieus L. S. 185—193. Tf. 4. — Treviranus, über die Umbelliferengattung Duriena B. R. S. 193— 195. — Nr. 12: H. ltzig- sohn, über den männlichen Geschlechtsapparat bei Spirogyra und einigen an- dern Conferven. ‘S. 201. u. 217. Tf. 5. — Nr. 13: H. C. Focke, de qui- busdam Orchideis surinamensibus S. 227—230. u. S. 339—344. — Nr. 14: Pringsheim, über die Schleuderer von Equisetum S. 241 — 248, Tf. 6. — v. Klinggräf, Verzeichniss der Moose in der Provinz Preussen S. 248—231. — Nr. 15: Talasne, de Erysiphis S. 257—267. — Nr. 16: Bonorden, Beiträge zur Mykologie S. 251—294. Tf. 7. — Nr. 17: Hampe, über Clas- sificalion der Moose S. 297 u. 321. — Hartig, über die Endosmolischen Eigensehaften der Planzenhäute S. 309—317. — Nr. 18.: Regel, einige neue Pflanzen des botanischen Gartens in Zürich S. 333—335. — Reisseck, ana- tomische und morphologische Notizen S. 335 — 339. — Nr. 19: Schmid, zur fossilen Flora Toskanas S. 345—353. — Treviranus, über die Gattung Porteria und eine neue Art derselben S. 353—355. — Nr. 20: Buchenan, zur Morphologie von Reseda R. 361 u. 377. Tf. 8. — Treviranus, de ger- minalione seminum Euryales S. 372— 374. — Nr. 22: Hartig, über die Oberhant der Holzpflanzen S. 399 —403. Neesv. Esenbeck, C. G., die allgemeine Formenlehre der Natur als Vorschule der Naturgeschichte. Mit 275 Holzschnitten und 6 lithogr. Tafeln. Breslau bei F. E. €. Leuckart 1852. 80° XIV u. 182 pp. Nicht eine Terminologie, ein Lexicon der naturgeschichtlichen Kunstaus- drücke, sondern eine wissenschaftliche Entwickelung der Naturformen bietet der greise Präsident der kk. Leopoldinisch-Karolinischen Akademie der Naturforscher in vorliegendem Buche. Dasselbe ist demnach nicht für Schüler und Anfänger, auch nicht für solche, die blos spielend und zum Zeitvertreib mit Naturgeschichte sich beschäftigen bestimmt, es erfordert vielmehr eın ernstes Studinm der Na- tur, wie es jeder Lehrer der Naturgeschichte, jeder Vertreter einer naturgeschicht- lichen Disciplin üben muss, und diesen sollte der Inhalt nicht unbekannt blei- ben. Für die tiefe Auffassung des Gegenstandes, für- die Gründlichkeit der Dar- stellung bürgt der Name des hochverdienten Verfassers und es genügt hier eine übersichtliche Angabe des Inhaltes mitzutheilen. Das 1. Capitel behandelt die Vorbegriffe: Natur, Körperlichkeit, Dimensionen der Raumerfüllung, Bestimmtheit des Masses. Die beiden folgenden Capitel erörtern die Momente der relaliven Betrachlung: Stelle, Verbindungsweise, Anordnung. Im vierten Capitel wird der Körper als Einheit in seiner äussern Theilung oder Zusammensetzung, im V. die Gliederung, im VI, die Richtung, im VII. die Gestalt als Einheit im Ganzen un- tersucht. Das VIII. Capitel handelt von den hohlen Körpern und das IX. end- lich von den Körpern als Flächen. Die in den Text gedruckten Holzschnitte stellen 888 einzelne Figuren dar und sind wie die Tafeln vortrefflich ausge- führt, beide erleichtern das Verständniss wesentlich und erhöhen den Werth des Buches nicht wenig. Die äussere Ansstatlung in Druck und Papier ist vor- trefllich. eo: Zoslogie. — Bruch, Beiträge zur Anatomie und Phy- siologie der Dünndarmschleimhaut. — Verfasser hat durch zahlrei- che an Hunden, Katzen, Ratten, Kälbern, Pferden, Hühnern u. s. f. gemachte Beobachtungen folgende zum Theil frühere Untersuchungen bestätigende, zum Theil neue Resultate gefunden: 1) Die neutralen Feite erfahren im Magen- und Darmkanale keine andere Veränderung, als, vielleicht in Folge der Bewegung und Durchknetung der Darmcontenta, eine feinere Vertheilung in, je weiter nach un- ten, desto kleinere Tröpfchen. 2) Die feinen Tröpfehen und Kügelchen des neutralen Fettes lassen sich auf ihrem Wege von der Darmhöhle durch die Darm- wände hindurch und in die Säftemasse hinein verfolgen. Sie dringen zuerst in 397 die Epithelialeylinder, ohne dass sich in der Wand derselben eine Durchgangs- öffnung nachweisen liesse, und vereinigen sich hier zu grössern- Tropfen *). Ausser ihnen enthalten die Epithelialzellen eine albuminöse, mit Wasser nicht mischbare Masse. 3) Eine Abstossung des Epithels findet während der norma- len Verdanung nicht statt; was man dafür gehalten war stets eine künstliche Ah- lösung des im Cadaver macerirten Epithels durch die Präparation. 4) Aus den Epithelialzellen dringen die Fettmolecule in das Parenchym der Zotte vorzüglich an der Spitze derselben. Webers innere Schicht runder Epithelialzellen unter der äussern ceylindrischen wurde niemals beobachtet. Im Zellenparenehym sieht man oft gebahnte Wege und Canäle mit nicht immer deutlich erkennbaren Wän- den, welche durch ihre Anfüllung mit hintereinander liegenden Fettmoleeulen deutlich sichtbar und bis an die Wurzel der Zotte verfolgbar werden. 5) Diese Zottengelässe sind die früher sogenannten verästelten Chylusgefässe und nichts Anderes, als moleculares Fett führende Blutcapillaren. Zwei oder mehrere der- arlige Gelässe laufen bis zur Spitze der Zolte und kehren von hier nach viel- fachen Verästelungen mit schlingenförmigen Umbiegungen zurück. Umsponnen von ihnen ist das schon lange bekannte centrale Chylusgefäss , welches unver- ästelt bis zur Spitze der Zotte verläuft und hier mit einer kolbenförmigen An- sehwellung blind endet. Ein klares Bild dieser Gefässe wird durch natürliche Injeetion derselben mittelst Unterbindung einer Darmschlinge bei ätherisirten oder eben getödtelen Thieren erhalten. Der Centralkanal scheint eine wandungslose Höhle des Zoltenparenchyms zu sein, wogegen die Blutgefässe deutliche Wan- dungen mit wandständigen Kernen zeigen. — Den vollständigen Beweis für die Identität der während der Verdanung durch das aufgenommene Fett weiss inji- eirten nit den in andern Fällen durch eine Blutstockung rolh injieirten Gefässen lieferten die Zolten einer Bruthenne,. in denen jedes einzelne Gefäss in seinem Veriaufe bald weiss bald rolh erschien und die von Chylus erfüllte Strecke in die blutgefüllte mit einer gelblichen Farbenmischung überging. 6) Die einzelnen untersuchten Thierspecies verhielten sich in Bezug auf die Zottengelässe ganz gleich. 7) Die zur Untersuchung der Zollenfässe geeignete Zeit ist 2-8 Stun- den nach der Fütterung. 8) Der Uebergang des Fettes in die Epithelialzellen und das Zottenparenchym denkt Br. sıch rein mechanisch, eiwa wie die Durch- pressung des Quecksilbers durch Leder, ohne etwa präformirte Poren anzuneh- men, und weist auf das Austreten von Blutkörperchen aus unverletzten Capillar- gefäsen, wie man es z.B. ım Mesenterio nach Unterbindung der Aorta abdomi- nalis leicht beobachten kann, als auf einen analogen Vorgang hin. Die grosse Weichheit des Zoltenparenchyms lässt eine Permeabilität desselben für die Feit- molecule wohl als denkbar erscheinen. 9) Aus dem Uebergange des Fettes in die Zottencapillaren erklärt sich leicht der grosse Fettreichihum des Pfortader- blutes. Das verseifte Feit, welches man im ‚Blute der Vena porta findet, wird daselbst erst währerd der Cireulation gebildet. 10) Der centrale Chyluskanal der Zolten verästelt sich in der Schleimhaut in feine weisse Gefässe, die durch eine sireckenweise Unterbrechung ihres ‘gewonnenen ?) Inhaltes und vielleicht auch durch die Anwesenheit von Klappen ein varicöses Ansehn erhalten, zuletzt aber ihre Wände zu verlieren und in Intercellulargänge auszulaufen scheinen. 11) In den Zellen finden sich ausser länglichen, dem Verlaufe der Muskelfasern entsprechenden, und querovalen, den Blutgefässwänden angehörenden Kernen auch rundliche, dem Parenchyme selbst angehörende Kerne, die oft in dichten regelmässigen Reihen im Lumen der Gefasse zu liegen scheinen und vielleicht aus den Darmdrüsen stammen, von diesen in den Darm entleert wurden und dann mit den Nahrungsstoffen in die Zotten drangen. 12) Durch die obigen Untersuchungen wird bewiesen, dass die Nahrungsstoffe nicht blos indirect durch den Chylus, sondern auch direet in das Blutgefässsystem übergehen. Die Lymph- gefässe des Darmes resorbiren nicht allein den Darminhaltı, sie werden von den Blutgefässen unterstützt. 13) Dass in der Regel nur die Gefässe des Dünn- *) Vergl. Kölliker ‚„‚Mikroskopische Anatomie‘‘ II. Bd. 2. Hälfte S. 168, 27 398 darmes, nicht auch die des Magens und des Dickdarmes Fett aufnehmen, ist wohl auf Rechnung der Zottenformation zu schieben, welche durch ihre eigen- thümlich construirte, unebne Oberfläche und die schwammige Textur ihres Ge- webes sowohl die Friction, als die Angriffspunkte für den Chylus vermehrt und den Uebergang desselben in dıe Gefässe in hohem Grade begünstigt. Die Galle steigert die Feltresorption , die durch dieselbe keineswegs absolut bedingt wird, wahrscheinlich nur durch Vermehrung der peristaltischen Bewegung, welche die Berührung des Darminhaltes mit der Darmwand inniger macht. 14) Die Lie- berkühn’schen und Peyer’schen Drüsen sind bei der Fettresorption nicht bethei- ligt. (Zeitschr. f. wissenschaftl. Zooloyie von Siebold u. Kölliker Bd. IV. S. 282.) R. H. Bruch, über die Blutfarbe. — Die verschiedene Farbe des arte- riellen und venösen Blutes erklärt Verf. auf folgende neue Art: Der Farbstoff des Blutes ist ursprünglich dunkel. Er geht mit dem Sauerstoff eine lose Verbin- dung nach unbestimmter Proportion ein, die eine hellrothe Farbe hatt. Wird aus dieser Veıbindung der Sauerstoff durch irgend welches Mittel, z. B, durch Auspumpen unter dem Recipienten der Luftpumpe, durch Hindurchleiten eines andern Gases (N,H,CO?) entfernt, so stellt sich das Blutpigment in seiner ur- sprünglichen Zusammensetzung und Farbe wieder her. Die CO? färbt das Blut nur dadurch dunkler, dass sie den O aus seiner Verbindung mit dem Blutfarbe- stoff austreibt (ähnlich wie ein Atom CO° des doppelt kohlensauren Natrons durch hindurchgeleiteten H ausgetrieben werden kann), nicht aber etwa dadurch, dass sie selbst mit dem Pigmente eine dunkel gefärbte Verbindung eingeht. Denn wenn man mit CO’ völlig geschwängertes und dadurch seines O beraub- tes Blut unter die Luftpumpe bringt, so wird es durch die Entfernung der CO? nicht heller, was der Fall sein müsste, wenn die dunkle Farbe auf einer Ver- bindung der CO? mit dem Pigmente beruhte. — Im lebenden Körper wird der O des arteriellen Blutes in den Capillaren durch chemische Verwandtschaften in Anspruch genommen, dadurch das Blut an O ärmer, und nur in Folge dieser Verarmung, nicht aber in Folge seiner Bereicherung an CO°, in den Venen dunkler. (Ebd. p. 372.) R. H. Moleschott, über die Bildung des Zuckers im Thierkör- per. — Zu den Gründen, welche frühere Forscher (Bernard , Frerichs, Broeck etc.) dafür anführten, dass der in der Leber enthaltene Zucker von dieser nicht bloss aus dem Blute secernirt, sondern erst aus den Bluibestandtheilen gebildet werde, fügt Verf. einen neuen Grund. Wenn nämlich die Leber nur Secretions- organ für den Zucker ist, so muss sich derselbe nach Exstirpalion der Leber im Blute oder in einem andern Körpertheile anhäufen. M. fand aber 14 Tage bis 3 Wochen nach der Entleberung weder im Blute Zucker, noch im Fleische, Magensafte, Harne, noch in dem Wasser, in welchem 26 entleberte Frösche 48 Stunden lang gelebt hatten. Mithin muss die Leber selbst die Bildungsstätte für den in ihr enthaltenen Zucker sein. (Müller’s Archiv 1853. Bd. I. S. 86.) R. H. Derselbe, Versuche zur Bestimmung der Rolle, welche Leber und Milz bei der Rückbildung spielen. Die Liebig’sche Hy- poihese, dass die Galle nur eine Durchgangsstufe sei, durch welche die für an- derweitige Zwecke der thierischen Oekonomie unbrauchbar gewordenen organi- schen Stoffe in eine respirable Form übergeführt werden, will Verf. auf experi- mentellem Wege zur Gewissheit erheben. Er entlebert zu diesem Zwecke Frö- sche (R. esculenta) und vergleicht die von 100 Gr. gesunder und operirter Thiere ausgeathmeten Kohlensäuremengen. Für erstern erhielt er als Mittel aus 16 Ver- suchen 430,5 Grm., für letztern als Mittel aus 25 Versuchen, die am 1. bis 10. Tage nach der Operation vorgenommen wurden, 192 Grm. das Verhältniss der CO°, welche entleberte und gesunde Frösche exhalirten, war mithin 192: 430,5, 1:2,24, d. h. die Operation des € ist in entleberten Fröschen um etwa 14 geringer als in gesunden. Die tägliche Respirationsgrösse sank um so mehr, je länger die Thiere ihrer Leber beraubt waren; sie betrug in den 5 ersten Tagen nach der Operation etwa den vierten Theil mehr, als in den fünf folgen- 399 den. Eine zweite, an lauter weiblichen Fröschen von ziemlich gleicher Grösse und gleichem Fundorte angestellte Versuchsreihe ergab im Mittel aus je 16 Beo- bachtungen das Verhältniss der CO° wie 204,8: 430,5 - 1:2,10, so dass beim Vorhandensein der Leber weuigstens doppelt so viel CO”? exspirirt wurde, als nach Entfernung dieses Organes. M. sucht die verminderte Oxydalion bei ent- leberten Fröschen mit einem andern von ihm entdeckten Factum in Einklang zu bringen, das leider schon seine gründliche Widerlegung gefunden hat, mit dem Auftreten der Oxalsäure im Fleische und Harne derartig operirter Thiere*). Er erklärt seine neuen Beobachtungen durch die Annahme einer specifischen Be- theiligung der Leber an der regressiven Stoffmelamorphose, eine Hypothese, wel- che durch die Entdeckung des Leucins in der Kalbsleber bestätigt zu werden scheint. Beim Mangel der Leber, eines im Destructionsprocesse thäligen Fac- tors, leidet die gesammle Rückentwicklung und mithin auch das Endglied der- selben, die Respiration. Eine ähnliche Rolle bei der Rückbildung der organi- schen Materie scheint die Milz zu spielen. Denn während im Mittel von 19 an männlichen Fröschen angestellten Versuchen die tägliche Exspiration von CO? auf 100 Grm. Thier bei normalem Zustande 514.6 Grm. betrug (also fast mehr, als bei gesunden weiblichen Fröschen), belief sich dieselbe bei entmilz- ten Fröschen im Mittel von 26 am 4ten bis ten Tage nach der Operation angestellten Versuchen nnr aaf 335,4 Grm. das Verhältniss ist 1: 1,53. Eine zweite an gleich lange und an demselben Orte gefangenen, ziemlich gleich gros- sen Fröschen angestellte Versuchsreihe ergab. das Verhältniss von 396,8: 553,7 — 1,139. Die Exahalation CO”? bei unversehrten Männchen ist demnach für das gleiche Gewicht und in der gleichen, Zeit eiwa 1: Mal so gross, als die Exspi- ration bei entmilzten Thieren. Doch vermindert sich die Respirationsgrösse nach Ausschneidung der Milz weniger, als nach Ausschneidung der Leber. Die Theilnahme der Mile an der Rückentwicklung war übrigens nach der früheren Entdeckung ihres Gehaltes an Hypoxanthin und Harnsäure schon im Voraus zu vermulhen. — Die Eigenwärme gesunder Frösche war trotz ihrer grössern Koh- lensäureexhalation durchaus nicht höher, als die entleberter und entmilzter Thiere, Im Mittel von 12 Untersuchungen betrug die Wärme gesunder Frösche, im Ma- gen gemessen, im Wasser von 15,81°6 nur 16,13°, die Wärme entleberter Frö- sche 16,19° ; im Mittel von 8 Untersuchungen in Wasser von 16,96° die Wär- me gesunder Frösche 16,50°, die entleberter 16,470. In beiden Fällen liegen die Wärmedifferenzen bei gesunden und operirten Fröschen innerhalb der Gren- zen möglicher Beobachtungsfehler. Es scheint daraus kervorzugehen, dass die Eigenwärme der Thiere nicht der Intensität ihrer Respiration proportional ist, (Ebd. p. 56.) R. H F. Cohn, über den Encystirungsprocess der Infusorien. — Den bisher durch Stein nur bei den Gregarinen und Vorticellinen entdeck- ten und näher beschriebenen Eneystirungsprocess weist Verf, bei einer grössern Reihe von Infusorien nach. Die gallertartige, stickstoffreiche äussere Begren- zungsschicht der Infusorien besitzt nämlich wahrscheinlich ganz allgemein die Fähigkeit, nach aussen hin später erstarrende und in einen membranösen Ag- gregatzustand übergehende Stoffe auszuschwitzen. Im Verlaufe der Entwicklung geht diese Membran entweder in einen starren, mit dem eingegeschlossenen Thiere organisch verbundenen Panzer (wie bei den Cryptomonaden, Coleps und den Euplotinen) oder in ein festes, das Thier lose umgebendes und an einer Seite offenes Gehäuse (Trachilomonaden, Rhizopoden) oder ın eine allseilig ge- schlossene Cyste über. Nach der Bildung von Panzera oder Gehäusen besteht das Leben der Thiere ungestört und in fortdauernder Communication mit dem umgebenden Medium fort, während eneystirte Thiere allmählig alle ihre vitalen Funetionen einstellen, ihre verschiedenen Organe nach und nach bis auf den Kern und die contractile Blase einbüssen und in den Zustand eines latenten Lebens übergehen. Ein solcher Zustand wurde durch directe Beobachtung unter den Fla- ....*) Vergl. das Märzheft dieser Berichte p. 231: „Grohl, über die Bestand- theile des Froschfleisches,‘* ar 400 gellaten bei den Monaden, Cryptomonaden und Euglenen, unter den Ciliaten bei den Vorticellen,, bei Trachelium Ovum und Trachelocerca Olor, bei Holophıya Ovum, Prorodon teres und Chilodon uneinatus mit Sicherheit nachgewiesen. Bei Euglena und Trachelius Ovum liess sich sogar die Bildung der Cyste aus einem peripherischen Exsudate durch unmittelbare Beobachtung constatiren. — Die phy- siologische Bedeutung der Eneyslirung. scheint eine doppelte zu sein. Einmal — und dies ist die wichtigste Seite des interessanten Processes — steht sie in einer gewissen Beziehung zur Fortsetzung. Denn die encyslirten Thiere theilen sich, wie C. direct beobachtete, nach dem Verschwinden ihrer Organe in 2 (Chi- lodon uncınatus und Prosodon teres) 4,38 bis 16 (Euglena) Partieen, von de- nen jede sich zu einem selbstständigen Individuum, dem ursprünglicken gleich, organisirt und als solches die gesprengte Hülle verlässt. Ferner scheinen die infusorien zum Schutze gegen äussere schädliche Einflüsse sich mit einer Blase zu umgeben. Trachelius Ovum z. B. eneystirte sich unter den Augen des Beo- bachters unter dem Objectiräger des Microscopes, als das Wasser verdunslete, vier Mal in einer Stunde, um die Blase, durch irgend welche äussere Verhält- nisse gestört, bald wieder zu verlassen [?]. Ebenso sah €. alle übrigen oben angeführten Arten in Bewegung gerathen, dadurch diese sprengen und so in die Freiheit zurückkehren. Die eneystirten Infusorien vertragen das Austrocknen des Wassers lange Zeit und können durch Befeuchten von Neuem belebt und zum Ausschlüpfen aus der Blase [?] veranlasst werden. Durch die Eneystirung ist mithin vielleicht die Conservirung der Infusorien in ausgetrockneten Sümpfen und das Räthsel ihres plötzlichen Wiedererscheinens bei Anfüllung derselben mit Wasser zu erklären. — Beim Verlassen ihrer Cyste gleichen die Infusorien vollstandig den schon länger bekannten Schwarmsporen niederer Pflanzenarten, die ıhre glashelle Zellenhülle verlassen und als frei bewegliche Körper in das Wasser austreten. In der Bildung von Schwarmzellen zeigen die Pflanzen un- verkennbare Analogieen mit den niedersten Thierformen, in der Cystenbildung erinnern die Thiere in hohem Grade an die niedern Vegetabilien, so dass eine feste Grenze zwischen beiden Nalurreichen zu ziehen nach C.’s Untersuchungen fast unmöglich wird. (Zeitschr, f, wissenschuftl. Zool. von Siebold u. Köl- liker Bd. IV. S. 253.) R. H. Czermak, über den Stiel der Vorticellen, — Dieses Organ besteht aus einem hyalinen, meist bandarlig abgeplalteien Hauptfaden, welcher einen excentrisch gelagerten in steil aufsteigenden Schraubentouren um die Längs- achse laufenden feınen Kanal eınschliesst,. In letzterem findet sich ein dünner gelblicher Faden, der in die Substanz des thierischen Körpers übergeht, am un- tern Ende sich verliert. Bei Carchesium erscheint der Kanal noch mit einer blassen fein granulirten Substanz erfüllt, und jeder Zweig des verästelten Stie- les besitzt seinen eigenen Kanal und Faden, der des Hauptstammes geht nur an ein Indıvidunm. Die Windangen des Kanales gehen bei den einen rechts, bei den andern links herum und ihre Zahl schwankt zwischen 0 bis 12, am häufig- sten zwischen 4 bis 8. Das Zusammenselmellen und Strecken, mit Drehungen (des Körpers verbunden, beginnt bald am obeın, bald am unterm Ende des Stie- les. Der hyaline Faden scheint biebei als Ausstrecker, der gelbe Faden als Zu- sammenzieher zu wirken. Wo leizterer zerstört ist, zeigt sich keine Spur von Contraction mehr. (Ebd. S. 438—450. Tfl. 17. Fig. 1. 2.) Gl. Kölliker, Entwicklung von Tubularia und Campanula- ria. — Bei einer an Messina vorkommenden Tubularia fand K. innerhalb des äussern Fühlerkranzes, auf verschiedene Indıyıduen vertheilt, die Geschlechtsor- gane als gestielle einfache oder traubenförmig gruppirte röthliche Kapseln. Die männlichen Kapseln enthielten einen hohlen rothen, mit der Verdauungshöhle eommunicırenden Zapfen und um diesen das Sperma. Aehnlich waren die weib- lichen Kapseln mit 2 bis 3 grossen rundlichen blassen Eiern. Eier mit klein- zelligsem Bau wandelten sich ın den Kapseln in birnförmige Embryonen um, bei denen in der Leibesmitte 4 bis 8 kurze Zapfen hervorsprossten. Erst wenn die 8 Arme ausgebildet der Körper verlängert war, traten die Embryonen aus den Kapseln hervor. Die medusenartigen Abkömmlinge der Campanularia dichotoma 401 sitzen zu vielen in- grossen Kapseln auf einem ästigen mit der Leibesböhle com- municirenden Stiele.. Jede Kapsel enthält einen Polypen, der allmählig durch Sprossentreiben verkümmert und spurlos verschwindet, während die Kuospen mit der umhüllenden Kapsel weiter wachsen. Jede Knospe besteht aus einer hellen Rinde und einem hohlen gelbröthlichen Zapfen, die sich beide zu einem birn- formigen Körper ausbilden. Zuerst sprossen am freien Ende der Knospe vier Warzen hervor, die sich zu Tentakeln verlängern, und zwischen denen sich eine Vertiefung einsenkt. In den Wänden entstehen alsbald 4 Gefässe, jedes mit ei- ner mittlern Anschwellung, mit einem Ringkanal und 8 Gehörkapseln paarig’ am Rande, endlich der Mund. Nun reisst sich der Embryo vom Stiel ab und schwimmt als Schirmqualle herum. Die weitere Entwicklung wurde nicht verfolgt. Diese Beobachtungen mit den von Andern früher bekannt gemachten verglichen führen K. zu folgenden allgemeinen Sätzen: 1) Es erzeugen viele Corynen, die Tu- bularien und Sertularinen durch Knospung Thiere, welche Scheibengnallen ähn- lich eine Zeit lang frei leben und zum Theil Eier in sich bilden. 2) Von die- sen Polypen haben manche keine Geschlechtsorgane, andere Ei- und Samenkap- seln und diese vermehren sich geschlechtlich. 3) Hieraus ergibt sich folgende Möglichkeit: a) die fraglichen Polypen zerfallen in 2 Gruppen, «) solche mit gewöhnlichen Gesehlechtsorganen und Fortpflanzung und daneben mit quallenar- ligen Sprossen, die geschlechtslos bleiben, sich aber später zu Polypen umge- stalten, 3) solche die geschlechtslos bleibend durch Sprossen quallenartige Ge- schöpfe hervorbringen, welche Eier und Sperma erzeugen. 3) Oder es gehören alle Corineen, Tubnlarien, Sertularineen zusammen und ergeben sich alle als mit Genilalien versehen und ausserdem durch Sprossen sich fortpflanzend. Wel- che von diesen Behauptungen der Wirklichkeit entspricht, muss die forlgeselzte Beobachtung erst entscheiden. (Ebd. S. 300—306.) Gl. Gray beschreibt eine neue Polypengattung, Gonigoria, als Gor- gonia zunächst verwandt, aber die Aeste des Stockes gerade aufgerichtet, kenlen- förmig, wenig verzweigt, die Wurzel erweitert, die hornige Achse schwarz, dünn, comprimirt, die Rinde dick, kalkig, mit Kegelhöckern besetzt. Die einzige Art, G. clavala, unbekannter Heimath. (Ann. a may. nat. hist. May 422.) G@l. Conchyliologie. — Adams liefert die Fortsetzung seiner Beschrei- bung neuer Nassaarten in Cumings Sammlung (unser Märzheft S. 250) und dıa- gnosirt 37 Arten des Subgenus Aleetrion Montf., 1 von Tritonella Ad., 3 Tritia Riss., 4 Desmoulea Gray, 6 Aciculina Ad (Ibid. 417—418.) Gray seizt seine Revision der Bivalvenfamilien fort. (Ibid. 398—402.) Gaskoin diagnosirt die Gattung Pachybathron mit folgenden Worten: Testa subeylindrica, longitudinaliter striata, unicolor alba opaca vel colore or- nata, poslice latior, varice lato, crasso, plano, ad marginem exteriorem abru- pto, basin totam columellae, parlemque anteriorem terliam testae lateris elfor- mante et latitudine deerescendo ad dorsum canalis desinente, munila; Spira plana, plus minusve acuminata, anfraclibus apparentibus; apertura anguslinscula, elongata, parum arcuata, posteriori non rostrala, denticulis forlibus remolis trans basin suleumgne eolumellarum extensis; labro crasso, denticulate. Die Arten sind P. cassidiforme von St. Vincent, P. marginelloidum aus Westindien. Ausserdem beschreibt G. noch Marginella albina aus Australien, M albanyana von der Ostküste Afrikas, M. rufula unbekannter Heimath. (Abid, 356 — 360. Tb. 12.) Ausführliche Untersuchungen über die Entwicklung von Buceinum unda- tum Lin. von J. Koren und D. €. Danielssen werden in den Ann. sc. nat. XVII. p. 255—271. Tb. 5. mitgetheilt. Ein Verzeichniss der 118 im Departement der Oise vorkommenden Con- ehylien worunter als neue Arten Suceinea Baudoni und Limnaea microstoma sich finden, veröffentlicht A. Baudon im II. Bande der Mem. de la Societe acad. de V’Oise. Ein 20 Seiten starker besonderer Abzug in 200 Exemplaren ist in den Buchhandel (Beauvais 1853. 80.) gegeben. In denselben Memeiren gibt B. den ersten Theil seiner Beschreibung dieser Mollusken, sowohl der Fa- milien als der Gattungen und Arten, letztere besonders ausführlich, 402 Pfeiffer diagnosirt neue Heliceen: 3 Vitrina, 3 Suceinea, 11 Helix, 1 Anostoma, 2 Bulimus. (Malakoz. Zeitschr. Nr. 4. S. 51—583.) Dunrker diagnosirt 4 neue Buceinum (1 Columbella und 3 Nassa). (Ebd. S. 58—61.) Gl. v. Siebold, über Leucochloridium paradoxum. — Dieser an Succinea amphibia vorkommende Schmarotzer steht mit dem Wohnthier in keinem organischen Zusammenhange. Das Geniste von verästelten, durch ein- ander gewachsenen starren und farblosen Blindschläuchen, aus welchen die Leu- cochloridienschläuche hervorwachsen, bildet einen in sich abgeschlossenen Kör- per, der im hintern Theile des Eingeweidesackes der Schnecke zwischen Leber, Darm und Genitalien steckt, während die contractilen Wurmschläuche mit ihren langen Stielen in den Vorderleib ragen. Die starren Schläuche des Genistes haben nichts mit den Leberdrüsenschläuchen der Succinea gemein, ihre Endi- gungen sind rundliche birnförmig angeschwollene Fortsätze, welche durch An- klammern haften. Hierdurch ist Carus (Nov, act. Leop. XVIl.a. 87. 92.) Be- hanptung von der Zeugung des Lebendigen in der Leber widerlegt. Schon Wiegmann (Archiv 1835. I. 335.) betrachtete dieses Geschöpf als eine vorüber- gehende Entwicklungsstufe und Steenstrup, von dessen Beobachtungen Diesing keine Notiz genommen, erklärte es für eine Amme, in der Distomen vorkom- men. Die Wandungen der Schläuche bestehen zu äusserst aus einer zarten ho- mogenen Tunica propria, darunter folgt eine doppelte rechtwinklig sich kreu- zende Faserschicht, und deren Inneres ist überall mit Körnern und körnigen Zel- len belegt. Letztere hielt Carus für Keimstälten. Der ganze Inhalt der vielfach verästelten hohlen Schläuche des Leucochloridium ist dıe nicht aus Eiern son- dern aus Keimkörpern hervorgegangene Brut eines Distomum, die Keimkörner sind nirgends festgewachsen und entstehen daher wohl frei in der Höhle des Schlauches, es fehlen ihnen alle Bestandtiheile des Eies, und sie bestehen viel- mehr aus dicht an einander gedrängten hellen und homogenen Körnern. Ihre runde Gestalt geht allmählig in die ovale über, die körnige Structur wird un- deutlicher. Dann zeigt sich in ihnen ein rundlicher Körper, der sich bald zu einem Saugnapfe ausbildet und das Distomum nicht mehr erkennen lässt. Hin- ter dem Saugnapfe tritt ein kleiner muskulöser Schlundkopf hervor, von dem zwei blind endende Kanäle als Darm ausgehen. Dieser Entwicklungsgang ist nur in den starren Schläuchen zu beobachten, in den contraelilen sind dıe Di- stomen alle in gleichem Entwicklungsstadium und von einer durchsichtigen Hülle umschlossen. Diese Hülle entsteht durch wahre Häntung und füllt sich mit einer Flässigkeit.. Das + Linie lange Distomum ıst in diesem encystirten Zustande schon weiter entwickelt als vor der Einkapselung, denn man kennt in ihnen schon ein System von Kanälen, weiches vor dem Hinterleibsende auf dem Rücken mit einer Sphincterarligen Mündung beginnt, die zunächst in einen rundlichen Behälter und dann in zwei an den Seiten des Leibes sich hınschlängelnde Ka- näle führt. Letztere biegen sich an dem vordern Saugnapfe schlingenarlig um und laufen dann wieder.nach hinten, wo sie undeutlich werden. Unter jener Mändung befindet sich noch eine zweite, deren Bedeutung nicht ermittelt werden konnte. Zwischen Bauchnapf und Schwanzende zeigen sich zwei durch einen Kanal verbundene runde Körper und ein birnförmiger, ganz hinten noch ein Jänglicher. Sie mögen vielleicht die Anlage der Genitalien sein. Die encystir- ten Distomen haben eine unverkennbare Aehnlichkeit mit den Distomum holo- stomum im Rectum und der Kloake der Ralliden und v. S. ist geneigt sie für die frühere Entwicklungsstufe dieser Art zu halten. Dieselbe findet sich übri- gens nicht blos bei Rallus aquaticus, sondern auch bei Gallinula Porzana und Chloropus. Fütterungsversuche würden hier entscheiden und zugleich über die Eier und Embryonen des Distomum Aufschluss geben, welche von den Rallen in die Schnecken gelangen. Steenstrup glaubt auch den Ursprung des Lenco- chloridium aus einem flimmernden infusorienarligen Thiere gesehen zu haben. (Zeitschr. f. wissenschaftl. Zool. IV. S. 425—437. Tf. 16h.) @l. Quatrefages theilt sehr umfassende anatomische, physiologische und systematische Untersuchungen über Branchellion mit, Wir beschränken uns jetzt 403 auf Mittheilung der Resultate für die Systematik, den Bericht über die Anatomie und Physiologie behalten wir uns vor. Die Gattung diagnosirt Q.: Animal ca- pula et cotyla instruetum, in duas regiones distinclas; collo nudo; corpore branchiis foliaceis, lateralibus marginato; capula simplici; cotyla composita. Die beiden Arten sind Br. torpedinis Sav.: branchiarum undulatarım 35 pari- bus instruelus, und Br. Orbignyensis n. sp.: branchiarum in rugas profundas replicatarum 43 paribus instructus. 0. schlägt vor die ganze Gruppe der Bdel- leen in eine besondere Klasse zu erheben und diese in 2 Abtheilungen zu zer- legen. Zur ersten, Bdellei branchiati würde ausser Branchellıon noch Hirudo branchiata aus dem Stillen Ocean gehören , welche zu der nenen Gattung Ozo- branchus zu erheben ist. Die andere Abtheilung umfasst die Bdellei abranchiati. — Eine zweıte Abhandlung erläutert die Anatomie von Pontobdella, besonders deren Nervensystem. (Ann. sc. nat. XVII. pay. 279 —336. Tab. 6—9.) Gl. Kölliker, über Lophura nov. gen. — Im Fleische des Lepi- doleprus coelorhynchus wohnt ein Schmarotzer aus der Abtheilung der Lernaen, welcher dem Sphyrion laeve Cuv. sehr nah steht, aber doch generisch eigen- thümlich ist. K. nennt ihn Lophoura Edwarsi und characterisirt ihn wie folgt: Leib aus drei Abschnitten zusammengesetzt, einem cylindrischen Vorderleib, ei- nem fadenförmigen Mittelstück und einem rundlichen Hinterleib. Der Kopf ist rundlich, 4° lang und +’ breit, der Mund mit 2 Paar kurzen Stummel, am Hinterleibe zwei Büschel von weissen Schläuchen, die in 5 bis 6 Reihen quirl- förmig an einem Stiel befestigt sind. Zwischen denselben öffnen sich auf einer Wulst Darm und Genitalien. (Zeitschr. f. wiss. Zool. IV. 359.) ° Gl. Lacaze-Duthiers gibt eine ausführliche Darstellung der Anhänge an den weiblichen Genitalien der Hemipteren. (Ann. sc. nat. XVII. p. 337 — 390. Tb. 10—12) Heeger, Beiträge zur Naturgeschichte der Insecten. — Diese sechste Fortsetzung der in den Sitzungsberichten der kk. Akademie veröf- fentlichten Beiträge verbreitet sich über folgende Arten: 1) Phytomyza albiceps Meig. Die Maden leben von Frühjahr bis Spätherbst in verschiedenen Pflanzen- laube, erhärten ohne Häutung und Gehäuse zu Puppen und kriechen nach 6 — 8 Tagen als Fliege aus, welche auf Blühten leben. Das Weibchen legt 20 bis 30 Eier an die Unterseite der Blätter, aus denen in 2 bis 3 Tagen die Maden hervorkommen. 2) Notiphila flaveola Meig. überwintert unter faulen Laubwerk und Steinen, köümmt im April hervor, nährt sich auf Blühten, legt 20 bis 25 Eier in heissen Sommertagen,, ans denen in.4&— 6 Tagen die Maden auskrie- chen. Diese miniren sich in Blätter und verpuppen sich ohne Häutung und sind Ende Sommers ausgebildet. 3) Drosophila variegata Fall. Die Fliege nährt sich vom nassen Koth der Raupen von Cossus lıgniperda, begattet sich 3 Tage nach dem Auskriechen und Tags darauf legt das Weibchen gegen 30 Eier. 4) Tachydromia und Hemerodromia, von letztrer H. femorata n. sp. in faulem Holze. (Sitzungsber. Wiener Akad. IX. S. 774 — 781. Taf. 52 — 59.) Gl. Stollwerck, entomologische Mittheilungen. — 1) In dem bleigrauen Staubschwamme, Bovista plumbea, fanden sich im Februar und März erbsengrosse Kügelchen aus der Substanz des Pilzes gebildet, welche eine 2''‘ lange Larve mıt hornartigem Kopfe enthielten. Sorgfältig verschlossen verpupp- ten sich dieselben und Ende April und Anfang Mai kroch Dorcatoma Bovistae Koch aus. 2) Necrophorus vespillo L. wurde mit einem schief längsgetheilten Prothorax beobachtet. 3) Necrophorus germanicns L. scheint von Fliegenmaden angegriffen zu werden, da ein Exemplar mit kreisrunder Oeffnung in der hor- nigen Flügeldecke gefunden wurde [?]. (Khein. Verhandl. X. S. 58—60.) @l. Klug diagnosirt folgende von Peters in Mozambique gesammelte Kä- fer: Cicindela intermedia, CE. congrua; aus der Familie der Carabiei: Brachi- nus venalor, Graphipterus tristis, Anthia ceircumseripta, A. Petersi, A. aequilatera, 404 siagona melanaria, Scarites molossus, Sc. superciliosus, Sc. morosus, Se. aestu- ans, Tefflus procerus, T. carinatus, T. violaceus, Calosoma mosambicense, Omo- phron depressum, Chlaenius apiatus, Oodes palpalis, ©. validus , Angionychus n. g. von Agonıum durch die geraden zugespilzten dicht aneinander liegenden Klauen unterschieden, A. lividus, Abacelus angustatus „ Feronia parvula, Rathy- ns melanarius, Platymetopus picipes, Selenophorus atratus, S. corvinus, S. di- latatus, Harpalus dorsiger, Stenolophus promptus, Acupalpus vitliger, A. plagifer, Lasiocera lessellata; aus der Familie der Dytisciden: Noterus imbricatus und Hyphydrus eireumllexus. (Ber. Berl. Akad. April S. 244—250.) @l. Aug, Dumeril, Monographie der Scyllien. — In dieser Ab- handlung werden folgende Arten beschrieben: Hemiseyllium oculatum Müll., H. wrispeculare Richards., H. variolatum n. sp. an den Küsten Australiens , Chilos- cyllium plagiosum Müll., Ch. punetatum Müll., Ch. griseum Müll., Ch. tuberen- Jatum Mull., Ch. malayanum Müll., Crossorhinus barbatus Müll., Ginglymostoma concolor Müll., G. eirrhatum Müll., Stegostoma fasciatum Müll. (Guerin, Re- vve et mag. de Zool. Nr. 3. p. 119—130. TV. 3.) Gl. John Gould, A monograph of the Ramphastidae or Toucans. Part I. London: published by the author, 20, Broad Street, Golden Square. 1852. Imp. Fol. (Blatt Text lith. und color. Tafeln) 3 Guineas,. — In diesem ersten Theile der schätzbaren Monographie sind folgende Arten beschrieben und abge- bildet worden: 1) Pteroglossus bitorquatus Vig. Double collared Aracari: man- dibula inferiore albida, fascia obliqua apicali nigra; gula gutlureque castaneis, hoc sublus nigro marginalto; torque peclorali angusta sulphurea, bei Para am unlern Amazonenflusse (= Pteroglossus bitorquatus, Vig. in Zool. Journ., vol. II. p- 481; Gould, Mon. of Ramph., pl. 16; Ib. Sturm’s edit, pl.; Gray et Miteh. Gen. of Birds, vol. II. p. 403, Pteroglossus, sp. 5, Bonap. Consp. Gen. Av., Pteroglossus sp. 9. — Pt. nigridens Wagl.) — 2) Pleroglossus flavıro- stris, Fras. Yellow -billed Aracari: rostro stramineo flavo; tomiae, mandibulae superioris emarginalionibus nigris; mandibula inferiore auranlio tincta, in Neu- granada (== Pt. Azarae, Gould’s Mon. of Ramph., pl. 17. — Pt. Nlavirostris, Fras. in Proc. of Zool. Soc., Part VI. p. 60; Sturm’s Edit. of Gould’s Mon. of Ramph., p. ... 2; Gray and Mitch. Gen..of Birds, vol. II. p. 403, Ptero- glossus, sp. 7; Bonap. Consp. Gen. Av., p. 94, Pteroglossus, sp. 7.) — 3) Pleroglossus Azarae. Azara's Aracari: rostro stramineo-flavo; mandibulae supe- rioris lateribus macula longitudinali rufa, am Rio Negro und Amazonensirome (= L’Aracani Azara, Leveill. Hist. Nat. der Ois. des Parad., Supp., p. 40, t. A. — Ramphastos Azara, Vieill. 2. Edit. du Nouy. Dict. d’Hist. Nat., tom. XXXIV. p. 283; Ib. Eney. Meth. Orn., part. III. p. 1431. — Pteroglossus Aza- vae, Vıieill. Gal. des Ois., tom. Il. pl. et p. (not. numbered.); Wagl Syst. Av. Pteroglossus, sp. 3; Gray and Mitch., Gen. of Birds, vol. II. p. 403, Ptero- glossus, sp. 6; Bonap. Consp. Gen. Av., Pteroglossus, sp. 6; Sturm’s Edit. of Gould’s Mon. of Ramph.. pl.) — 4) Pieroglossus castanotis, Gould. Chestnut- cared Aracari: mandibula superiore Navescenti-rufa; culmine late nisi apice maculaque triangulari utrinque nigro; mandibula inferiore nigra; regione paro- lica femoribusque salurale castaneis, am obern Amazonenstrome. Prov. Goyaz (= Pteroglossus castanolis, Gould, in Proc. of Zool. Soc., P. I. p. 119; Ir. Mon. of Ramph., pl. 13; Ib. Sturm’s Edit. pl. Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. I. p. 403, Pteroglossum, sp. 2; Bonap. Consp. Gen. Av., p. 93, Plero- slossus, sp. 2.) — 5) Pleroglossum viridis. Green Aracari: mas, mandıbula superiore culmine flavo; alateribus castaneo -rufis, supra linea longitudinali ni- gra; mandibula inferiore nigra, ad basin coceinea; capite colloque nigris; Fe- mina Capite colloque castaneis, in Guiana, Cayenne und die daran grenzenden Laudstriche des.tropischen America. (= Ramphastos viridis, Lion. Syst Nat., tom. 1. p. 150; Ib. Gmel. Edit., tom. I. p. 353; Lath, Ind. Orn., vol. I. p. 133; Shaw, Nat. Mise., pl, 717. — Tucana Cayanensis, Briss. Orn., tom. IV. p-. 423. pl. XXXIM. fig. 2; Ib 8vo. tom. Il: p. 162. — Toucan verd de Cayenne, Buff. Pl. Enl., 727. 728; Ib. Hist. des Ois., tom. VII p. 127. — Yellow- breasted Toucan, Edw. Glean. pl. 329, Green Toucan, Lath. Gen, Syn. 405 tom. I. p. 131. Shaw, Gen. Zool., vol. II. p. 370, pl. 43; Latk. Gen. Hist., vol. II. p. 288. — Pieroglossus viridis, Il. Prod., p. 202; Swains. Zool. Ill., vol. III. pl. 169; Wall. Syst. Av. Pteroglossus, sp. 6; Gould, Mon. of Ramph,, pl. 21; Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. Il. p. 403, Pteroglossus, sp. 8; Bonap. Consp. Gen. Av., p. 94. Pteroglossus, sp. 8 — L’Aracari verd, Le- vaill. Hist. nat. des Ois. de Parad., pp. 41, 43. pl. 16, 17. — Ramphastos glaber, Lath. Ind. Orn. tom. I. p. 133. — Smooth-billed Toucan, Lath. Gen. Syn. Supp-, p. 67; Shaw, Gen. Zool., vol. VII. p. 375; Lath. Gen. Hist., vol. Il. p. 2850. — Pteroglossus brevirostris, Less. Trait& d’Orn. p. 198?) — 6) Selenidera piperivora. Culic Toucanet: Mas. Sel., rostro nigro, basin ver- sus in rubrum transeunte; capite eollo pectoreque nigris; corpore superiore olivaceo-viridi; Foem. Cervice easlanea jngulo pectoreque einereo, viridi-lavalis, in Cayenne; am Amazonenstrome von der Mündung des Barra in denselben bis zum Rıo Negro. (== Ramphastos piperivonus, Linn. Syst. nat., tom. I. p. 150; Gmel. Edit., vol. I. p. 353; Bo:. nat. tom. Il. p. 92; Lath. Ind. Orn., tom. L p. 138; Vieil. Eney. Meih. Orn., part. III. p. 1433. — Tucana Gayanensis torquata , Briss. Orn., tom. IV. p. 429. pl. XXX. fig. 2; Ib. 8vo. tom. Il. p. 163. — Koulik, Buff. Hist. Nat. des Ois. tom. VII. p. 128; Toucan ä collier de Caienne, Buff. Pl. Enlum., 577, male — Toucan ä& ventre gris, Ib., 729, female. — Green Toucan, Edw. Glean., pl. 330. — Piperine Toucan, Lath. Gen. Syn., tom. I. p. 334; Id. Supp., p. 67; Shaw, Gen. Zool, vol, VII. p. 372; Lath. Gen. Hist. vol. II. p. 291. — Pteroglossus Culik, Wagl. Syst. Av., Pteroglossus, sp. 10; Gould, Mon. of. Ramph., pl. 27. — L’Aracari Koulik de la Guyane, Levaill. Hist. Nat. des Ois, de Parad., tom. II. pp. Saale pis. XIII. XIV. — Pteroglossus piperivorus, Sturm’s Edit. of Gould’s Mon. of Ramph. pl.; Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. Il. p. 404. Pteroglossus, sp. 24. — Selenidera piperivora, Bonap. Consp. Gen. Av. p. 95, Selenidera, sp. 6) — 7) Ramphastos Cuvieri, Wagl. Cuvier's Tucan: rostro tumido ad basin, brunneo-nigriscente , culmine luteo; genis, gutture, pectoreque albis lutescente- tinelis; teetrieibus caudae superioribus aurantiaco-Navis, am Amazonenstrome. (= Ramphastos Cuvieri Wagl. Syst. Av. Ramphastos, sp. 5; Less. Traite d’Orn., p. 171, Ramphastos sp. 5; Gould, Mon. of Ramph., pl. 2.; Ib. Sturm’s Edit. pl., Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. I. p. 403, Ramphastos, sp. 2; Bonap. Consp. Gen. Av., p. 92, Ramphastos, sp. 3. — Le Grand Toucan a gorge orange, Levaill. Hist. Nat. des Ois. de Parad., tom. II. p. 15. pl. 5. — Kamphastos Torsterorum, Wagl. Syst. Av. Ramphastos, ap. 9.; Gray and Mitch. Gen. of. Birds, sp. 3.) — 8) Ramphastos carinatus, Swains. Keel-billed Tou- ean. Pito canoa der Mexicaner: rostro compresso, fascia angusta nigra basali eireumdata , apice sanguineo; mandibula superiore viridi, culmine maculaque utrinque auratio-flavis; gullure pectoreque luteis; uropygio albo, in Mexico, von Vera-Cruz bis zum Isthmus von Panama. (= Toucan, or Brasilian Pie, Edw. Glean., vol. II. p. 64. pl. 64. — Yellow-breasted Toucan, Ib., vol. III. p. 253. pl. 329. Ramphastos Tucanus, Shaw, Gen. Hist., vol. VII. p. 362. — R. cal- lorbinchus , Wagl. Syst. Av., Ramphastos, sp. 6. — R. paecilorhynchus, Lieht. in Mus. Berol. — R. sulfuratus, Less. Traite d’Orn., p. 173. — R. carinatus, Swains, Zool. Ill., vol. I. pl. 45; Wagl. Syst. Av. Ramphastos, sp. 7; Gould, Mon. of Ramph., pl. 7; Ib. Sturm’s Edit. pl. — R. piscivorus, Linn. Syst, Nat., tom. I. p. 151; Gmel. Edit. tom. I. p. 355; Lath. Ind. Orn,, tom. 1. ps 136; Gray and Mitch. Gen. of Birds. vol. II. p. 403, Ramphastos, sp. 6; Bo- nap. Consp. Gen. Av., p. 93, Ramphastos, sp. 9. — Tucana Brasiliensis gut- ture albo, Briss. Oro., tom. IV. p. 413; Ib. 8vo., tom. II. p. 158. — Bra- zilian Toucan, Lath. Gen. Syn. tom. I. p. 327; Shaw, Nat. Misc., pl. 183; lb. Gen. Zool., vol. VIH. p. 363; Lath. Gen KHıst., vol. I. p. 284.) — 9) Ramphastos erythrorhynchus, Gmel, Red- bilied Toucan : rostro rubro, culmine Iuteo ; genis gulture, pectoreque, albis Intescenti-tinclis; teetricihus caudae supe- rioribus Navis, am Amazonenstrome in dıcht bewaldeten Gegenden. (= Tou- can Surinamensis niger ex albo, flavo, et rubro mixtus, Petiv. Gazoph. t. 44. fig. 13. Red-beaked Toucan , Edw. Glen. Nat. Hist., p. 58, pl. 238; Lath. 406 Gen. Syn., vol. I. p. 328. — Ramphastos Tucanus, Linn. Syst. Nat. Edit. 10; Borowski, Natur., tom. 1. p. 97. t. 6. — Tucana Cayanensis gutture albo, Brissa. Orn,, 4to. tom. IV. p. 416. pl. XXXI. fig. 2., 8vo. tom. II. p. 159. — Ramphastos erythrorhynchus, Gmel. Edid. Linn. Syst. Nat., tom. I. p. 355; Wagl. Syst. Av. Ramphastos, sp. 2; Vig. in Zool. Journ., vol. II. p. 473; Gould, Mon. of. Ramph. pl. 3; Less. Traite d’Orn., p. 170, Ramphastos, sp. 2. — Rampbhastos erythrorhynchus,, Vieill. Eney. Meth. Orn., Part III. p. 1429, Ramphastos, sp. 3. — Le Tocan, Levaill. Hist. Nat. des Ois. de Parad. tom. N. p. 10. pl. 3. — Le Tocan ä callier jaune, Levaill. Ib., p. 13. pl. 4. — Red-billed Toucan, Lath. Gen. Hist., vol. II. p. 285; Shaw, Gen. Hist., vol. VII. p-. 367. pl. 47; Ib. Nat. Mise., pl. 183. — Ramphastos Leveıllantii, Wagl. Syst. Av., Ramphastos, sp. 3; Less. Traite d’Orn., p. 170, Ramphastos, sp. 3.) — 10) Ramphastos Ariel, Vig. Ariel Toucan : rostro nigro ; fascia basali au- ranlia, culmine ad basin caeruleo ; gula, genis, gultureque aurantio luleis, hujus margine inferiore sulpbureo ; crisso uropygioque coceineis, in Brasilien am Ama- zonenstrome. ( - Tucana, sive Toucan Brasiliensibus, Marcg. Hist. Bras., p. 217; Ib. Orıg. Drauing in Roy. Lib. Berl. (J. Natterer.) — Tucana Brasilien- sis gulture luteo, Briss. Orn., tom. IV. p. 419. pl. XXXII. fig. 1. — Le Tou- can ä gorge jaune du Bresil , Buff. Pl. Enl. 307. — Le Toucan de Para de l’Amerique meridionale, Vieill Gal. des Ois. Supp. — Rampbhastos Ariel, Vig, in Zool. Journ., vol. Il. p. 466; Gould, Mon. of Ramph., pl. 10. — R. Tem- minckii, Wagl. Syst. Av., Ramphastos, sp. 10; Sturm’s Edit.. of Gould’s Mon. of Ramph. pl. — R. Tucanus, Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. II. p. 403, Ramphastos, sp. 10.) — Andigena hypoglaucus , Gould. Grey-breasted Hill. Tousan: mandibulis linea basali eircumdatis macula triangulari subbasali nigra plagaque vıridi-Nava nigro-marginata notatis; superioris culmine lateribusque an- trorsum salurate sanguineis, inferiore, nisi basin versus, atra; corpore inferiore caeruleo-cano, auf den Andes. (== Pieroglossus hypoglaucus , Gould, in Proc, of Zool. 'Soc., Part. I. p. 70; Ib. Mon. of Ramph., pl. 19; Ib. Sturm’s Edit., pl.; Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. Il. p. 403, Pteroglossus, sp. 9; Bo- nap. Consp. Gen. Av, p. 94, Pteroglossus, sp. 9.) — 12) Andigena nigriro- stris. Black-billed Hill Toucan : rostro nigro ; gula alba ; corpore inferiore pal- lide cyaneo, in Santa Fe de Bogota, auf den Andes. (== Pleroglossus nigrino- stris, Walerh. in Proc. of Zool. Soc., Part VII. p. A111. Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. II. p. 404, Pteroglossus, sp. 18; Bonap. Consp. Gen. Av. p. 94, Pteroglossus, sp. 10 — Pt. melanorhynchus, Sturm’s Edit. of Gould’s Mon. of Ramph., pl.) — 13) Andigena lamınirostris, Gould. Laminated Hill Toucan. rostro ad basin coceineo : culmine et apice nigris; lateribus laminatis corneis ; corpore sublus cinereo-ceyaneo, in den Wäldern am Fusse des Pichincha in der Prov. Ecuador. — Andigena laminirostris, Gould, in Proc. of Zool. Sod., 1850, p. 93.) — 14) Andigena cucullatus, Gould, Hooded Hill Toucan : ro- stro flavo, nisi tertia parte apicali, et macula oblonga utrinque ad basin mandi- balae inferioris, nigris; dorso, humeris, apieibusque teclricum alarum majorum aureo-oleagineis; uropygio autem et tectricibus caudae superioribus viridi-flavis infectis, in den Wäldern des Cocapata bei Cochabamba. (== Pieroglossus cu- eullatus, Gould, in Proc. of Zool. Soc. Part XIV.. p 69; Gray and Mitch, Gen, of Birds, vol. II. App. p. 19. (App. to p. 404.) ; Bonap. Consp. Gen. Av. p. 95, Pteroglossus, sp. 18.) Zd. Cabanis, Museum Heineanum. Verzeichniss der ornithologi- schen Sammlung des Öberamtmann Heine bei Halberstadt. I. Th. Singvögel. Halberstadt 1850/51. — Das Verzeichniss enthält 1070 Singvögel, deren Gat- tungs- und Artnamen alle mit Synonymie und Literatur, häufig auch kritischen Bemerkungen ın systematischer Ordnung aufgezahli werden. Wir müssen uns hier begnugen, die neuen Gallungen und Arten namhaft zu machen, woraus die wissenschaftliche Bedeutung dieser Arbeit zur Genuge eıkannt wird: Turdus as- similis, T.emaurochalinus, T. Melpomene, Thamnolaea n. gen. steht neben Mon- ticola und Saxicola, fur Turdus cinnamomeiventris und Thamnobia semirufa auf- gestellt; Anthus enonyx, Henicocichla major, Euthypis n. gen. für Motacilla ca- 407 nadensis M. aufgestellt, Helminthophaga n. gen. für Sylvia rubicapılla Wilh. be- gründet, Compsothlypis n. gen, für einige Sylviaarten aufgestellt, Hemithranpis n. gen, von Hylophilus abgetrennt, Phoenicotraupis n. gen. für Saltator rubieus Vieill.; Callispitza guttata, Thraupis glaucocolpa, Buthraupis n. gen. von Tanagra abgeschieden, Poecilothraupis n. gen. und Euthraupis n. gen. ebenfalls von Ta- nagra getrennt, Geobasileus n. gen. von Acanthiza getrennt; Melizophilus nigri- capillus, Aedon minor, Poodytes n. gen. für Megalnrus gramineus eingeführt, Tachycineta n. gen. mit dem Typus Hirundo thalassina, Psalidoprocne n. gen. für die neue Ps. cypselina, Choeramoeca n. gen. für Hirundo lencosternus ; Co- tsle minor, €. obsoleta, Alseonax n. gen. von Muscicapa geschieden, Eumyias n. gen. und Melanopepla n. gen. von derselben Gaitung abgetrennt, Sauloprocta n. gen. auf Rhipidura motacilloides begründet; Lencocerca rhombifer, Rhipidara Preissi; Trochocerus nov. gen. mit dem Typus Muscicapa eyanomelas ; Bulestes n. gen. für Lanius torquatus; Myiolestes n. gen. für Museicapa hirundinacea ; Sigelus n gen. für Lanius silens; Harpolestes n. gen. für Telephonus longiro- stris; Chlorophoneus n. gen. für Malaconotus rubiginosus; Archolestes n. gen. von Lanius geschieden; Lanius fiscus ; Bessethera n. gen. von Myıothera getrennt; Thryothorus venezuelanus; Phengopedius n. gen. für Myiothera coraya; Presbys n. gen. für Limnornis canifrons; Heleodytes n. gen. für Funarius griseus und H. minor n. sp.; Galeoscoptes n. gen. für Museicapa carolinensis Lin.; Mimus columbianus; Pomatostomus n. gen. von Pomatorhinus getrennt; Urocissa n. gen. für Cuculus sınensis Lin.; Aleippe solitaria, A. dumetoria; Lioptilus n.gen. für Turdus nigricapillus; Anthoscopus n. gen. für Sylvia minuta; Aegithaliscus n. gen. für Parus erythrocephalus; Machlolophus n. gen. für Parus spilonatus; Pentheres n. gen. für Parus niger; Arbelorhina brevipes, A. eximia, A. longiro- stris, A. brevırostris, Certhiola guianensis, Diglossa hyperythra ; Himathione n. gen. für Certhia sangniuea; Anthodiaeta n. gen. für Nectarinea collaris, Hedy- dipna n. gen. für Nectarinca metallica, Panaeola n. gen. für Certhia pulchella Lin., Aethopyga n. gen. von Nectarinia getrennt; Authobaphes n. gen. für Cer- thia violacea Lin., Leptocoma n. gen. für Certhia ceylanica, Cyrtostomus n. gen. für Certhia jugularis, Arachnechthra n. gen. ebenfalls von Certhia geschieden; Otocompsa n. gen. für Lanius jocosus Lin.; Trachycomus n. gen. für Turdus ochrocephalus ; Sphagias n. gen. für Turdus dispar; Dissemurus formosus, Tri- chemetopus brevirostris; Malacias n. gen, für Cinclosoma eapistratum ; Lichmera n. gen. von Cerlhia getrennt; Lichenostomus n. gen. mit eine Art L. occiden- talis; Calandritis minor, Melancorypha alboterminach , Coraphites melanauchen ; Ammomanes n. gen. von Alauda getrennt; Chersomanes n. gen. für Certhilauda gerrula; Glyeyspina u. gen. von Emberiza getrennt; Hypocentor n. gen. für Em- beriza aureola; Euspira n. gen. für Emberiza americana; Donacospiza n. gen. für Sylvia albifrons; Th!ypopsis n. gen. für Nemosia fulvescens und eine neue Art; Pyrrhocoma n. gen. fur Tachyphonus ruficeps; Hemispingus n. gen. für Arremon superciliaris; Chlorospinus n. gen. für Tanagra leucophrys, Compsoco- ma n. gen. für Tachyphonus Victorini; Buarremon xanthogenys, Saltator gigan- todes; Orchestieus n. gen. fur Tanagra oceipitalis, Haplospiza n. gen. für Tana- gra unieolor; Sporophila intermedia; Oryzoborus n. gen. von Loxia getrennt; Astragalinus columbiauus; Hypacanıbis n. gen. für Carduelis spinoides; Buca- netes n. gen. für Pyrrhula githaginea; Harbopyga natalensis, Sporaeginthus n. gen. von Fringilla geschieden, Aegintha n. gen., Uraeginthus n. gen., Lagono- stieta n. gen. desgleichen; Orynx approximans, Hypanthornis nigrifrons; Hypan- Ihurgus n. gen. für Ploceus ocularius; Agelasticus n gen. für Mimus Thılius; Pezites brevirostris; Aphobus n. gen. für Agelaius Chopi; Amydrus n. gen. für Turdus morio Lin,; Pilorhinus n. gen. für Ptilonorhynchus Rupp.; Temenuchus noy. gen. von Turdus getrennt; Glenargus n. gen. fur Glaucopis leucoptera ; Cyanolyca n. gen. von Cyanocorax gelrennt; endlich Corvus pbaeocephalus aus Abyssinien. Gl. Reichenbach, L.., Handbuch der speciellen Ornithologie. Beschreibender Text zu der vollständigsten Kupfersammlung der Vogel aller Welttheile, — Auch unter dem Titel: Avium systema nalurale. Das natürliche 408 System der Vögel mit 100 Tafeln grösstentheils Originalabbildungen der bis jetzt entdeckten fast 1200 typischen Formen. Vorläufer einer Iconographie der Ar- ten der Vögel aller Weltiheile, welche nachdem fast 3000 Abbildungen erschie- nen sind, ununterbrochen fortgesetzt wird. Dresden 1850 — 52. hoch 4°, Liefrg 1—3. — Nach der Darlegung der Principien des natürlichen Systemes, der Vogel und der Uebersicht der Haupt-, Secundär-, Tertiär- etc. Typen oder der Ordnungen, Cohorten, Familien, Tribus, Gattungen und Arten, gibt der Verf. im speciellen Theil die Diagnosen der Gattungen und Beschreibungen der Arten mit Anfuhrung der Literatur, Verbreitung, Lebensweise u. s. w. Bei dem un- geheuren Umfange, welchen die Ornithologie gewonnen, hei den sehr verschie- denen Weisen der Darstellung, welche in der vielfach zerstreuten Literatur über die Vögel geltend gemacht worden sind, wird dieses neueste und ausführlichste aller Handbücher einem jeden Ornithologen eine höchst willkommene Erschei- nung sein. Wir können hier nur eine nackte Uebersicht des Systemes wieder- gehen. Der Verf. nimmt 4 Ordnungen an, die in folgender Reihe den Klassen der Wirbelthiere entsprechen: I. Natatores, Schwimmvögel. Il. Grallatores, Wadvögel. Ill. Insessores, Baumvögel. IV. Rasores, Hühnervögel. Die Schwimm- vögel zerfallen nun wieder in eben so viel Cohorten mit entsprechender Bedeu- tung: 1) Pygopodes, Taucher. 2) Longipennes, Möven. 3) Steganopodes, Pe- licane. 4) Lamellirostres, Gänse. Die Cohorten gliedern sich in je eben so viele analoge Familien und zwar die Pygopoden in: 1) Aptenodytinae mit den Triben: Aptenodytes, Spheniscus, Eudyptes, Catarractes; 2) Aleinae mit Alca, Fratercula, Phaleris, Ceratorhyncha; 3) Cephinae mit Brachyrhamphus, Mergulus, Cepphus, Uria und 4) Colymbinae mit Eudytes,-Podiceps, Tachybaptus, Colymbus. Die. Longipennen umfassen: 1) Procellarinae mit Puflinus, Thalassidroma, Pro- cellaria, Diomedea; 2) Sterninae mit Rhynchops, Sterna, Naenia, Phaetusa ; 3) Lestrinae mit Coprotheres, Lestris, Catarraeta, Cimoliomis und &) Larinae mit Rissa, Xema, Rhodostetia, Larus. Die Steganopoden in 1) Sulinae mit Dyspo- rus, Piscatrix, Sula, Planeus; 2%) Phaötoninae mit Tropicophilus, Lepturus, Phae- ton; 3) Phalacrocoracinae mıt Protopelicanus, Fregala, Phalacrocorax, Motus und 4) Pelecaninae mit Eyrtopelicanus, Leptopelicanus, Catoptropelicanus , Ono- erolatus. Die Lamellirostres endlich in 1) Fuligalinae mit Erismatura, Harelda, Marila, Somalerıa ; 2) Anserinae mit Mergus, Anser, Bernicla, Pleetropterus ; 3) Analinae mit Marecca, Dafila, Anas, Dendrocygna und 4) Cygninae mit Ta- dorna, Cyenopsis, Cygnus,, Phoenicopterus. Die Cohorten für die Grallatoren sind Subnatatores, Longirostres, Magnirosires, Gallinirostres. Die Subnatalores enthalten an Familien und typischen Gattungen: 1) Haematopodinae mit Haemo- topus, Ostralegus, Melanibyx, Argoides; 2) Thinorninae mil Phegornis, Thinor- nis, Ibidorhyncha; 3) Ardeolinae mit Dromas, Anastomus, Hiator; Himantopo- dinae mit Himantopus, Cladorhynehus, Reeurvirostra. Für die Longirostren gel- ten 1) Phalaropodinae mit Phalaropus, Lobipes, Holopodius, Eurynorhynchus; 2) Scolopacinae mit Limnoeryptes, Scolopax, Rhynchaea, Gallinago ; 3) Ibidinae mit Pelidna, Numenius, Ibis, Tantalus und 4) Limosinae mit Heteropoda, Trigna, Philomachus, Limosa. Die Magnirostren sind 1) Plataleinae mit Platalea, Spa- therodia, Agata, Leucerodia; 2) Botaurinae mit Ardetta, Botaurus, Tigrisoma, Buphus ; 3) Ardeinae mit Agamia, Nyelieorax, Egretta, Ardea; 4) Ciconinae mit Scopus, Caneroma, Cieonia und Myeteria. Die Gallinirostren sind 1) Strepsilinae mit Strepsilas, Pluvianellus, Aphriza, Anarhynchus; 2) Charadrinae mit Calidris, Charadrius, Squatarola und Morinellus ; 3) Vanellinae mit Aegialitis, Hoplopte- vus, Vanellus, Lobivanellus. 4) Oedicneminae mit Oedienemus, Burhinus, Eso- cus, Carvanaeus. Die Uebersicht der Insessores ist noch nicht mitgelheilt wor- den. Die Cohorten der Rasores sind Fulicariae, Rallariae, Columbariae und Gal- linariae. Die Wasserhühner gliedern sich ın 1) Fulicinae mit Fulica, Phalaria, Lysca, Lupha; 2) Gallinulinae mit Gallinula, Tribonys, Porphyrio, Notornis ; 3) Parrinae mit Parra, Metopodıus, Hydrophasianus, Hydralector; 4) Palamedeinae mit Hitchcockia, Ischyrornis-, Chauna, Palamedea, Die Sumpfhühner in 1) He- liorninae mit Heliornis, Podoa, Podica, Deanea; 2) Rallinae mit Crex, Rallus, Ocydromus, Eurypygia; 3) Psophinae mit Corethrura, Aramus, Psophia, Balearica ; 409 4) Gruinae mit Grus, Scops,, Antigone, Laomedontia. Die Colambarien in 1) Megapodinae mit Megapodius, Leiopa, Mesites, Megacephalon. 2) Chamaepeleia, Peristera, Calloenas, Didus ; 3) Columbinae mit Turtus, Columba, Carpophaga, Trygon; 4) Aleetorinae mit Oreophasis, Ortalida, Penelope, Cariama. Endlich die Erdhühner in 1) Numidinae mit Numida, Tinamus, Meleagris, Tinamotis;; 3) Tetraoninae mit Chionis, Perdix, Centrocercus, Tetrao ; 3) Gallininae mit Satyra, Phasianus, Pavo, Lophophorus; 4) Strulhioninae mit Pluvianus, Otis, Casuarius, Struthio. Die Triben oder typischen Gattungen gliedern sich wieder nach der Vierzahl in kleinere Gruppen und Subgenera. Ueberall entsprechen die einzelnen Glieder den höhern Abtheilungen oder den parallelen Gliedern derselben und das ganze System hat 4 Ordnungen mit 16 Cohorten mit 64 Fa- milien mit 256 Triben, wovon indess schon einige wenige ausfallen, u. s. w. Im speciellen Theile Ss. 1 — 144 sind die Investigatoren und zwar deren erste beide Familien Alcedineae mit 23 Gattungen und 106 Arten und die Meropinae mit 46 Gattungen und 214 Arten beschrieben worden, woraus sich unsere Leser ein Urtheil über die Vollständigkeit des Handbuches entnehmen können. @!l. Peters, W. €. H., Naturwissenschaftliche Reise nach Mossambique auf Befehl Sr. Maj. Friedrich Wilhelm IV. in den Jahren 1842 bis 1848 ausgeführt. Zoologie. 1. Säugethiere Mit 46 Tafeln. Berlin 1852. 40. — In diesem durch Reichhaltigkeit des Inhaltes, durch Gründlich- keit der Darstellung und durch Schönheit der beigefügten Lithographien gleich ausgezeichneten Werke, dem sich nur wenige in der deutschen zoologischen Li- teratur zur Seite stellen können, werden folgende Säugelhiere beschrieben, bei denen wir für die neuen Gattungen die Diagnosen, für die neuen Arten nur das verwandtschaftliche Verhältniss angeben: Affen: Cercopitheeus erythrarchus n. sp. dem CE. monoides J. Geoffr. ähnlich, aber mit auffallend rother Färbung des Gesässes und derSchwanzbasis; C. ochraceus n.sp nähert sich C. pyrrhonotus Ehrb., aber mit gelbem Farbenton über den ganzen Körper ; C. Navidus n. sp, von welchen rufoviridis J. Geoffr. durch dıe weisse Stirnbinde und C. albogularıs Syk. durch die schwarzen Gliedmassen unterschieden ist; €. pygerythrus Cuv , C. samango Wahlb., Cynocephalus babouin Desm. Halbaffen: Otolienus crassicaudalus Geoflr., 0. senegalensis Geoflr., Microcebus myoxinus n. sp durch langere Ohren, hel- lere Farbe von M. pusillus untersebieden, Lemus catta Lin., L. niger Geoffr, L. nigrifrons Cuv., L. anjuanensis Geoflr. Chiropleren: Pteropus Edwardsi } 4.1.5. AR . ; Ä Geoffr., Cynonycteris n. ne” index unguiculatus , cranium maxime ante processum zygomalicum ossis frontis coarelatum, mammae anleriores, glans penis mollis, pollex palagio involutus, cauda brevis vel brevissima mit der ein- zigen Art €. collaris (= Pteropus collaris Ill.) ; Epomophorus erypturus n. sp. dem E. macrocephalus am nächsten verwandt, der aber viel kürzere schwarze Flügel hat; Phyllorhina vittata n. sp. der Ph. gigas Wag. ähnlich, aber russ- braun und nur 3 Falten jederseits des Hufeisens; Ph, gracilis n. sp. ganz ei- genthümlich; Ph. caffra (= Rhinolophus caffer Sund.); Rhinolophus lobatus n. sp. von Rh. elivosus Rüpp. durch Farbe und durch die Form des Nasenbesatzes verschieden; Nyeteris fuliginosa n. sp. durch den russbraunen Rücken und den grauen Bauch von den bekannten Arten verschieden; N. villosa n. sp. mit sehr kurzen, kaum kopflangen Ohren; Emballonura afra n. sp. kleiner als E. monti- cola und wit längerem fünften Metacarpus; Taphozus leucopterus Temm. ; Dy- sopes limbatus n. sp. kleiner als D. Geoffroyi Temm. und mit kürzeren oberen Schneidezähnen; D. brachypterus n. sp. durch die graue Färbung der Bauchseite von voriger unterschieden ; D. dubius n. sp. viel grösser als vorige; Vespertilio macnasues n, sp. nur durch Grössenverhältnisse von V. noctula unterschieden ; V. nanus n. sp. der V. minutus Temm. ähnlich; Nyeticejus planirostris n. sp. und N. viridis n. sp. Insectivoren: Chrysochloris obtusirostris n. sp. mil breitern stärkern Krallen der Vorderfüsse und stumpferer Schnauze als Chr. capensis Cuv.; Crocidura hirtan. sp. langschwänziger als Sorex flavescens Geoffr. ; Cr. saeralis n. sp. langhaariger und mit dunklem Fleck auf dem Kreuz; Cr. canescens n. sp. durch die Länge der Nägel von Cr. hirta abweichend; Macro- 410 scelidus fuscus n. sp. mit völlig eigenthümlieben Colorit; M. intufi Smith; Pe- trodromus n. gen.: Habitus et dentes Macroscelidis, pedes posteriores letradactyli mit der einzigen Art P. tetradactylus; Rhynchoeyon n gen.: nasus in probosei- dem longissimam porreetns, auriculae medioeres, oculi magni, artus posleriores elongati, pedes omnes teiradactyli planti gradi, cauda longa, squamala annnlata, pilix annulati rigidi, eranium depressum latum, arcubus zygomatieis palatogue inlegris annnlo orhitali praeditum, ossa anlibrachii disjuncta, intestiinum coecum magnum, dentes primores superiores nulli vel duo minimi, inferiores sex bılobi, canini superiores longi aculi, inferiores parvi ambıgui, molares supra et infra ulrinque senis, mit der einzigen Art Rh. Cirnei von der Grosse des Steinmar- ders. Carnivoren: Mellivora capensis Cuyv., Rhabdogale mustelina Wag., Lutra inunguis Cuv., Viverra civelta Bull, V. rasse Horsf., V. genelta L., Her- pestes undulatus n. sp. kleiner als H ruber Desm., H. fasciatus Desm., H. or- natus n. sp. kleiner und anders gefarbt als H. badius, der auch vorkommt, H. paludinosus Cuv., H. leucurus Ehrbg.; Bdeogule n. gen. habitus et dentes Her pestium, pedibus omnibus tetradaciylis mıt 2 neuen Arten Bd. crassicauda von der Grösse des H. alılax und Bd. puisa mit kürzerem Schwanze; Canis adustus Sund.; Hyaena crocuta Erxl., Felis leo L., F. pardus L., F. serval Buff., F. ca- ligata Temm. Nager: Sciurus flavivillis n. sp. durch weicheres Haar von Sc. leucoumbrinus Büpp. unterschieden; Sc. mutabilis n. sp. durch abweichendes Colorit und schmäleren Schädel von Sc. multicolor Rüpp. verschieden; Sc pal- liatus n sp. eigenthumlich; Sc cepapi Sm ; Myoxus murinus Desm.; Aulacodus Swinderanus Temm ; Heliophobius un gen . dentes primores laeves, labia per- foranles, extra cavum oris positi, molares simplices supra et infra utrinque seni, rostrum antice oblusatum, rhinario lalo nudo, oculi minimi, auriculae nul- la€, vellus molle, cauda brevissima, selosa, pedes distineti, planligradi, penta- dactyli, digito secundo terlio longiore, ungues anlici breviores, eranium Geory- chi, sed ossibus palatinis profunde excısis et fissuris orbitalibus coarctatis, mit der einzigen Art H. argenteocinereus mil dem Habitus des Blässmoll; Meriones leucogasier n. sp. durch breitere obere Schneidezahne von M. Schlegeli Smuts unterschieden; M. tenuis Smith; Mus microdon n. sp. die beiden hintern Back- zähne verkleinert; M. arborarius n. sp., M. mınimus n. sp., M. alexandrinus Geoffr., M. dorsalis Sm.; Pelomys n. gen.: denles incisivi superiores sulcati, molares Muris, sed latiores, habitus externus Muris, sed digilus anticus exter- nus brevis tegularis, digiti postiei laterales aequales, mit nur einer Art P. fal- lax; Ascomys spinosissimus n. sp.; Steatomys n. gen.: dentes ineisivi superior suleali vix a murinis diversi, sacculi buccales nulli, auriculae modicae, artus subbreves, anliei digilis quatuor et verruca hallucari, postici pentadactylı, ungues faleulares, antici longiores, cauda subbrevis , annellata, brevipilosa, mit den Ar- ten St. edulis als Leckerbissen sehr gesucht, St. Krebsi,; Saccostomus n. gen.: dentes incisivi laeves, molares vix a murinis diversi, saccali buccales interni, pedes Muris, cauda subbrevis, haud annulata, pilis brevibus sparsis obsita, in ebenfalls 2 Arten, S. lapidarius und S. fuscus; Cricelomys gambianus Waterh. ; Hystrix africae australis n. sp.: Lepus Saxatilis Cuv., L. capensis L. Edenta- ten: Manis Temmincki Smuls. Einhufer nur E. zebra, die gezähnten Arten gedeihen nicht, Vielhufer: Elephas africanus Bl., Rhivoceros africanus Camp., Rh. sinus Burch. , Hippopotamus amphibius Lin., Phacochoerus africanus Cuv., Hyrax arborcus Smuts Wiederkäuer: Antilope sylvalica Sparr., A. pyg- maea Lichist , A. altifrons n. sp ,„ A. Campbelliae Gray, A. ocularis n, sp., A. melanolis Forst , A. tragulus Forst., A. hastata n. sp., A. moschata Düb., A. isa- bellina Afz., A. ellipsipfymna Og., A. nigra Harr , A. strepsiceros Pall., A me- lampus Lichtst,, A. Lichtensteini n. sp., A. oreas Pall,, A gorgon Smith, A, oreotragus Forst., Bos caffer, Schaf und Ziege; endlich noch Halicore cetacea und Physeter macrocephalus. Gl. CGorrespondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für Sachsen und Thüringen ın Halle. 1853. Mai. N? N Sitzung am 4, Mai. Eingegangen Zwei neue Wanzen aus Kordofan von H. Mayr. Mit 2 Tafeln. (Wiener Ab- handl. II. 1852.) Geschenk des Hrn. Verfassers. Hr. Weber gab den Aprilbericht der Meteorologischen Station (S. 330.) und Hr. Baer sprach alsdann über die Stoffe, welche der Hopfen dem Biere verleiht, und über deren Ersatzmilltel. Hr. Reil theilte die Resultate der von ihm ausgeführten Unter- suchung einer menschlichen Missgeburt mit, deren linke obere Extre- mität an der siebenten Rıppe gelenkte und deren Eingeweide gröss- tentheils ausserhalb der Bauchhöhle lagen. Anknüpfend an diese Darlegung berichtete Hr. Mayer einen neuerlichst in England beobachteten Fall von scheinbarem Hermaphro- ditismus eines Kindes, dessen äussere Genitalıen weiblich, während in den grossen Schamlippen die Hoden sich befanden, Ueber die vom Arzte ausgeführte Kastration des Kindes entspann sich eine Dis. cussion. Sitzung am 11. Mai. Eingegangene Schriften : 1) R. Richter, Gäa von Saalfeld. Saalfeld 1853. 4o. Geschenk des Hrn. Verfassers. 2) Jahrbuch der kk. geologischen Reichsanstalt in Wien. 1852. II. Jahrg. 4. Heft. Wien. 40. Als neue Mitglieder werden angemeldet: Hr. v. Gross, Grossherzogl. Weimar’scher Kammerherr und Fi- nanzrath in Weimar. Hr. 0. Schreiner, Ministerial-Registrator in Weimar. Hr. 6. Neumüller, Schuldireetor in Naumburg. Hr. Fr. Heun, Besitzer der chemischen Fabrik in Dürrenberg. Hr. Tischmayer in Alsleben. Hr. Weber, stud. math. et phys. hier, Hr, Thannheym, stud. med. hier. 412 Hr. Heintz theilt zunächst das Resultat seiner Untersuchungen des Rindstalgs mit und spricht sodann über die von OLto neuerdings angestellten Versuche welche die Wägbarkeit der Wärme nachwei- sen sollen. Hr. Giebel legt Pilanzenreste aus dem quarzigen Sandsteine bei Skopau vor und erläutert dieses Vorkommen. Endlich zeigt Hr. Kohlmann drei verschiedene Monstrositäten von Primula elatior vor; die eine eine Rückbildung der Kelchblätter in Wurzelblätter, die andere eine Umbildung der Blumenkronblätter in Kelchblätter darstellend und die dritte mit sehr entwickelten pur- purfarbenen Kelehlappen mit grünlichem Rande. Hr. Bertram, w. Mitgl. in Dresden sendet die unten aufge- zählten Pflanzen für das Vereins-Herbarium ein sowie sehr grosse Krystalle von Bittersalz und Angelikasäure. Die nächste Sitzung fällt wegen der Pfingstferien auf den 25. Mai. Sitzung am 25. Mai. Eingegangene Schriften: 1) Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der kk. Akademie der Wissenschaften in Wien VIII. 4. 5. IX. 1. 2. 2) Die feierliche Sitzung der kk. Akademie. der Wissenschaften in Wien am 39. Mai 1552. Wien 1852. 8o. 3) Verzeichniss der im Buchhandel befindlichen Druckschriften der kk. Aka- demie der Wissenschaften in Wien. Wien 1852. 9o. 4) Verhandlungen des Nalurhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande und Westphalens. 1853. 1. Heft. . 5) €. 6. Nees v. Esenbeck, die allgemeine Formenlehre der Natur als Vorschule der Naturgeschichte. Mit 272 Holzschnitten und 6 Tfln. Bres- lau 1852. 80 Von dem Verleger Hrn. F, E. €. Leuckart in Breslau eingesandt. 6) Fr. S. Grohmann, Nuoya deserizione del Camaleonte Siculo, Cameleo sıculus. c. Tb. Palermo 1832. dito. Geschenk des Hrn. Zuchold in Leipzig. 7) A. Schwabe, Bad Iimenau am Thuringerwalde. Jena 1853. 80. Geschenk des Hrn. Verfassers. 8) J. C. Kayser, Deutschlands Schmetterlinge mit Berücksichtigung sämmt- licher europäischer Arten. Leipz. 1853. I. Liefrg. Mit 5 Tilo. 80. Geschenk des Hrn. Verfassers. DE Giebel, Odontographie. Vergleichende Darstellung der lebenden und fossilen Wirbelthiere. Leipz. 1853. I. Liefrg. Mit 6 Tfln. 40. Geschenk des Hrn. Verfassers. Als neue Mitglieder werden angemeldet: Hr. Beyer, Hauptmann a. D. in Freiburg a/U. Hr. Weber, Actuarius in Zeitz. Hr. Hetzer, Stud. math. et phys. hier. Hr. Bernhardy, Dr. med. in Eilenburg. Hr. Rosenberg, Dr. med, in Kösen. Hr. Weeren, Stud. phys. in Göltingen. Mitgetheilt wird ein Schreiben ‚des Präsidiums ‚des Landwirth- schaftlichen Centralvereins für die Provinz Sachsen und die Anhaltini- 413 schen Länder, Hrn, Graf von Beurmann, in welchem der Verein zur Theilnahme an der auf den 30. d. hier abzuhaltenden Generalver- sammlung eingeladen wird. Hr. Krause übergibt die unten verzeichneten Mineralien des Harzes für die oryctognostische Vereinssammlung. Das Aprilheft der Zeitschrift wird übergeben. Die Feier des auf den 21. Juni fallenden Stiltungstages be- schliesst die Gesellschaft an dem nächstfolgenden Tage, der ein Sit- zungstag ist, in der bisher üblıchen Weise durch einen Vortrag und nach demselben gemeinschaftliches Festmahl zu feiern, Hr. E.Söchting, w. Mitgl. in Göttingen, sendet Hrn. Schü- ler’s Untersuchungen über die Bildung künstlicher Krystalle des Greenokit ein. Hr. Heintz erläutert Liebig’s Methode der quantitativen Be- stimmung des Harnstofles im Harn. Hr. Giebel berichtet Kölliker’s Untersuchungen der Helmich- thyden und legt Gurlt’s Abbildungen von Backzähnen in Hoden der Pferde vor. Verzeichniss der von Hrn. Krause der oryctognostischen Vereinssammlung über- machten Mineralien, 1. Bleiglanz mit Spatheisenstein (3 Stück) von Nendorf. — 2. Braun- stein (3 Stück) von JIfeld.. — 3. Kupferkies mit Schwefelkieskrystallen von Kamsdorf. — 4. Kupferlasur. Kamsdorf. — 5. Fahlerz mit Kupferkies und Malachit von Kamsdorf. — 6. Grauspiessglanzerz. Wolfsberg. 5 Stuck. — 7. Spatheisenstein mit Flussspathkrystallen (3 Stuck). Rottleberode. — 8. Scherbenkobalt von Kamsdorf. — 9. Bituminoser Kupferschiefer durch Schwe- felkies zusammengekiltet, aus dem Mansfeldischen. - 10. Quarz, krystallis. mit Spatheisenstein. — 11. Chalcedon. — 12. Jaspis. — 13. Schorl, am Hartenberge bei Wernigerode gefunden. — 14. Mandeln aus dem Thonporphyr bei Ilfeld ınit Quarz und Kalkspath ausgefullt. — 15 Grauwackensandstein (un- tere Granwacke,) bei Clausthal. — 16. Tentaculitensehiefer aus der Granwacke - bei Clausıhal — 17 Grauwackenconglomerat. Clausthal. — 18. Titanqnarz. — 19. Kalkspath in Krystallen. — 20. Derselbe mit Kupferkieskrystallen. von Neudorf. — 21. Arsenikkıes aus dem Haugenden der Steinkohle. Wetln — 22. Kalkspath von Sangerhausen. — 23. Gangstuck von Benekenstein mit Blenden, — Verzeichniss der von Hrn. Bertram für das Vereinsherbarium eingesandten Pflan- zen der Dresdner Flor. Gryptogam.en. Pilularıa globulifera L. Lycopodium Selago L. Salvinıa nalans Hoffn, annolinum L, rs 414 Lycep. inundatum L. cristatum Ktn. clavatum L. dilatatnm Hoffm. Chamaecyporissum A. Br. spinnlosum De. Botrych. Tunaria Sw. Cyelopteris fragilis Bernh. Ophioglossum vulgatum L. Asplenium Trichomanes L, Osmunda regalis L. Breynii Retz. Polypodium vulgare L. septentrionale Sw. Phegopter L. ruta muror (var. multie. Pressel?). Dryopter L. Scolopend. officinarum Sw. Robertianum Hoffm. Blechnum Spicanthum Rth. Aspidium Braunii Spener. Pter aquilina L. Polystichum filix mas Rth. Allosorum erispatum Bernh. fil. mas. var. erosum Skuhr. Struthiopleris germanica. Phanerogamen. Actaea spicata L. Littorella lacustrts L. Androsace elongata L. Lunaria rediviva L. septentrionalis L. Nasturtium austriacum Crtz, Allium fallax Schutt. Orlaga grandiflora Hoffm. Astrantia major L. Pedieularis Sceptrum Carolinum L. Arabis arenosa Scop. Prenanthes purpurea L. Halleri L. Potentilla aurea L. Atropa Belladona L. Polygalum chamaebaxus L. Centaurea phrygia L. Pyrola secunda L. Cirsium heteropbyllum All. chlorantha Sw. Cytisus nigricans L. rotundifolia L. Corydalis lutea DC. umbellata L. Chaerophyllum aromatis L. Pyrethra macrophylla Dianthus caesius Sm. Saxifraga decipiens Ehr. Erysimum repandum L. Scilla bifolia L. Empetrum nigrum L. Sedum album L. Galium boreale L. Sweertia perennis L. rotundifolium L. 'Thesinm alpinum L. Ledum palusire L. Viola biflora L. Linaria cymbalar. MIl. Stand der Luftelectricität in Halle während April u. Mai. Im Allgemeinen erlitt im Monat April die atmosphärische Elec- trieität wenig Veränderungen. Meinen Beobachtungen zufolge, fand ich während des ganzen Monates nur eine viermalige negativ electrische Beschaffenheit der Luft und zwar, am 9ten Vormittag zwischen I1 und 12 Uhr, denselben Nachmittags Ip Uhr, am 12ten Vormittag um 9 Uhr und ebenso am 13ten des Vormittags, erstere drei Fälle bei statthabender Grau- pelschauer, letzterer bei Regen mit Schnee vermischt. Ausserdem stieg die Electricität der Atmosphäre noch am 15. von Nachmittags 4 bis 7 Uhr bei abwechselndem Schneefall, jedoch mit positiver Beschaffenheit, Alle übrigen Tage des Monats war die Atmosphäre wenig electrisirt. Im Monat Mai war der electrische Zustand der Atmosphäre viel- seiligen Veränderungen unterworfen, und ist ersterer im Allgemeinen als ein ziemlich starker zu bezeichnen. Ich beobachtete im Verlauf des ganzen Monats eine 7malige ne- 415 gative eleetrische Beschaffenheit der Luft und zwar die 1ste am Sten Nachmittags 4 Uhr 40 Min. bei statthabendem Gewitter wobei das Quadrant Electr. 5 Grad zeigte, 2tens am 19ten Abends 6'/, Uhr bei Platzregen, wobei die Blättchen des Bennet’schen Eleetr. sich 12 Linien öffneten, 3tens und 4tens am 2lten Abends S und 11"/, Uhr, beide Fälle bei Regen, wobei sich bei ersteren die Blättchen des Ben- net. Elecetr. 6 Linien, bei letzterem die des Weissischen Electr. 4 Li- nien öffneten, ötens am 27ten Abends 7 Uhr 6 Min. bei Regen, wo- bei sich die Blättchen des Bennet. Electr. 12 Linien öffneten, 6tens am 29ten Abends 11?/, Uhr bei starkem Gewitter, wobei das Qua- drant. Blectr. 25 Grad zeigte und die Ausladungskugel !/, Zoll lange Funken gab, 7tens am 30ten Abends S Uhr 55 Minuten bei starkem Regen, wobei sich die Blättchen des Bennet. Electr. 13 Linien öffne- ten. Bei diesen angeführten 7 Fällen ist jedesmal das Maximum, welches sich bei der Observirung zeigte, angegeben. Ausser jenen schon erwähnten Fällen war die Luft noch an 5 verschiedenen Zeitpunkten der letzteren Tage des Monat stark positiv electrisirt, doch setzten diese Stärkegrade noch kein Electrometer di- reet in Thätigkeit. Zusammen genommen zeigte demnach das Quadrant, Eleetr. 30 Grad der Bennet’schen Electr. 48 Linien und das Weissische Eleetr. 4 Linien im Laufe des ganzen Monates ; Electrieilätsstärke der Luft, und in Bezug auf ihre Beschaffenheit bei 97 Observirungen eine 7- malige negative, und eine 90malige positive an. Beeck. Maibericht der meteorologischen Station in Halle. Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats einen Luftdruck von 27'S“‘31 und war bei vorherrschendem NW und sehr verän- derlichem, bisweilen aueh regnigtem Wetter im Steigen begrillen bis zum 4. Abends 10 Uhr, wo es den Luftdruck von 2711,60 zeigte. Darauf fiel der Barometerstand anfangs bei vorherrschendem NO, spä- ter bei SW und durchschnittlich wolkigem Himmel bis zum 8. Nach- mittag 2 Uhr (274,34), worauf es wieder anfangs bei vorherrsch, SW und heiterem Wetter ziemlich schnell, dann aber bei vorherrsch. N und wolkıgem Himmel langsam und unter Schwankungen stieg und am 14. Morg. 6 U. den höchsten Stand im Monat, 28°1'",62 erreichte, Während an den folgenden Tagen bis zum 18. das Baromet. wieder langsam sank, brachte uns ein ziemlich starker NO einige sehr heitere Tage (am 15 u.16.) worauf das Barom. wieder, anfangs bei NW und wolkigem Himmel, dann bei NO und heiterem Himmel langsam stieg und am 24. wieder eine Höhe von 28'0‘',31 erreichte. Nach dem 24. hatten wir noch einige ziemlich heitere Tage, dann aber gegen das Ende des Monats sehr feuchtes und regnigtes Wetter bei sehr ver- änderlicher Windrichtung, Das Barom. war während dıeser ganzen Zeit, wenige Schwankungen abgerechnet, in langsamem Sinken begriffen und hatte am Ende des Monats nur noch eine Höhe von 27''7'’,23. Es war der mittlere Barometerstand im Monat — 27'956, der höchste 416 Stand am 14. Morg. 6 Uhr = 28°1'",62, der niedrigste Stand am 8. Nachm. 2 Uhr = 27''4'',43. Demnach betrug die grösste Schwankung im Monat 9,19. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 10.—11. Morg. 6 Uhr beobachtet, wo das Barom. von 277,73 auf 280,62, also um 489 stieg. — Die Wärme der Luft war, die 3 ersten Tage des Monats abgerechnet, bis über die Mitte des Monats hinaus sehr niedrig, so dass die mittlere Tageswärme sel- ten viel über 7"R. stieg. Erst vom 21. ab nahm dieselbe bedeutend zu und steigerte sich bis zum 26. auf 15,6 im Tagesmittel, worauf dieselbe aber wieder langsam zu sinken anfing. Es war die mittlere Luftwärme im Maı = 9,7, die höchste Wärme am 26. Nachm. 2 Uhr — 21,0, die niedrigste Wärme am 8. Morg. 6 Uhr = 3,2, Die im Mai beobachteten Winde waren so vertheilt, dass auf N=13 0=9 Ss=0 W- 10 NO=19 SO=3 NW=7 SW=6 NN0=3 NNW=5 Sss0=] SSW=1 0N0=6 050=2 WNW=2 WSW=6 kommen. woraus sich ‘als die mittlere Windrichtung im Monat ergehen würde: 0 — 14053°50',38 — 0. Die Feuchtigkeit der Luft war im All- gemeinen nicht bedeutend: sie erreichte nur an wenigen Tagen einen hohen Grad. Im monatlichen Mittel betrug die relative Feuchtigkeit der _buft 68 pCt bei dem mittleren Dunstdruck von 3°',13. Der Him- mel war dabei durchschnittlich ziemlich heiter. Wir zählten näm- lich 2 Tage mit bedecktem, 5 Tage mit trrübem, 7 Tage mit wol- kigem, 4 Tage mit ziemlich heiterem, 10 Tage mit heiterem und 3 Tage mit völlig heiterem Himmel- An 11 Tagen wurde Regen, meistens jedoch nur sehr wenig beobachtet. Nur in der Nacht vom 29—30 hat es sehr viel geregnet woher es hommt, dass die Menge des Regenwassers im Mai nicht der stattgehabten grossen Trockniss entspricht. Es beträgt nämlich die ganze Menge des im Regenmesser während des Monats aufgefangenen Wassers 367,15 paris. Kubikmaass, pro Tag also durchschnittlich 11,84 auf den Quadratluss Land In der Nacht vom 29.—30. jedoch sind bei einem staıken Gewilter al- lein 215,10 auf den Quadratfuss Land gefallen. — Im Mai sınd 5 Ge- witter beobachtet, von denen sich jedoch nur das schon erwähnte am 29.— 30. durch besondere Stärke und Ausdehuung auszeichnete Aus- serdem ist von mehreren Mitgliedern des Vereines anı 25. Abds. 6'/, Uhr eine Nebensonne in südlicher Richtung etwa 25—30 scheinbare Son- durchmesser von der wirklichen Sonne entfernt beobachtet worden. Das Phänomen war so glänzend hell um 7 Uhr, dass es von dem ei- nen Beobachter für die wirkliche Sonne gehalten wurde, ehe er diese selbst hinter den Häuseru hervortreten sah. Um 7'/, Uhr war die Erscheinung verschwunden. Endlich wurde am 20 Abds. 8 Uhr am westlichen Himmel ein Liehtmeteor beobachtet, welches sich dadurch wesentlich von einer Feuerkugel auszeichuete, dass es sich im Bogen berabsenkte und im Bogen auch wieder aufwärts steigend verschwand, Weber. —URS REN — (Druck von W. Plötz in Halle.) Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1853. Juni. «N? V. Zur Theorie der Wärme (Taf. 10. Fig. 4.) von W. Heintz. Die Beantwortung der Frage, ob die Wärme Schwere habe, oder nicht, hat offenbar den aller entschiedensten Einfluss auf die Vorstellung, welche man sich von der Natur der Wärme machen darf. Im ersteren Falle muss man dieselbe für einen Stoff erklären, im letzteren Falle kann sie nur auf Bewegung ir- gend einer Materie beruhen. Zwar hat man schon eine ziemlich grosse Menge Versu- che angestellt, um die Wägbarkeit oder Unwägbarkeit der Wärme darzuthun. Dessenungeachtet ist die oben aufgestellte Frage durchaus nicht als beantwortet zu betrachten. Bevor man den Sauerstoff kannte, veranlassten alle die Versuche, bei welchen eine Vermehrung des Gewichts eines Kör- pers bei seiner Erhilzung an der Luft beobachtet wurde, den Schluss, dass die Feuermaterie, die man meist mit der Wärme für identisch hielt, Schwere besitze. Alle in diesem Sinne an- gestellten Versuche haben für die Wärmetheorie kein Interesse mehr, da man jetzt weiss, dass eben der Sauerstoff jene Ge- wichtsvermehrung verursachen musste. Der Erste, welcher die Wägbarbeit der Wärme in anderer Weise experimentell darzuthun versuchte, war meines Wissens Marat*). Das Mittel jedoch, durch welches dieser zum Ziele zu gelangen suchte, wählte er so, dass die Resultate seiner Ver- suche den Schluss, welchen er daraus zieht, gar nicht rechtfer- tigen. Er fand nämlich, dass eine zwölf Loth schwere silberne *) Decouvertes sur le feu, l’eleetrieit& et Ja lumiere. Paris 1779. Ma- rat”s Unters, über das Feuer, übersetzt von Weigel. Leipz. 1782. S.47.* VI. 1853. 27 418 Kugel im rotlıglühenden Zustande 5'/, Gran und eine 31°/, Loth schwere weissglühende kupferne Kugel zwei Gran mehr wog, als sie in der Kälte gewogen hatten. Diese Versuche führten Marat zu dem Schluss, dass die Wärme Schwere besitze, daher ein Stoff sei. Ja er glaubte sogar, dass ihr specifisches Gewicht grösser sei, als das der Luft. Die von Marat beobachtete Erscheinung kann aber und muss ohne Zweifel auf eine ganz andere Weise erklärt werden. Die kupferne Kugel musste sich im glühenden Zustande an der Luft offenbar oxydiren. Der sich mit dem Kupfer verbindende Sauerstoff musste also das Gewicht der Kugel vergrössern. Aehn- lich mochte der Kupfergehalt der silbernen Kugel, die schwer- lich aus chemisch reinem Silber bestand, Veranlassung zur Ge- wichtsvermehrung dieser gegeben haben. Aber es gibt noch einen andern, physikalischen Grund für die scheinbare Gewichtsvermehrung der Kugeln durch die Er- hitzung. Legt man eine glühende Kugel auf die eine Schale einer Waage, so steigt ein heisser Lufistrom von der Kugel auf, welcher, da die kalte Luft von unten her nachströmt, die Schale nach oben treibt, die Kugel also scheinbar leichter macht. Die- ser heisse Luftistrom trifft aber gleichzeitig den über der glü- henden Kugel befindlichen einen Schenkel der Waage, welcher dadurch erwärmt, also ausgedehnt, also verlängert wird. Indem der eine Hebelarm des zweischenkligen Hebels, der Waage, sich verlängert, muss nolhwendig die Wirkung der Schwere des da- ran befindlichen Gewichts vergrössert werden, die Schale muss sinken. Indem man also das Gewicht auf der einen Schale einer im Gleichgewicht befindlichen Waage erhitzt, treten zu gleicher Zeit zwei Umstände ein, welche die entgegengesetzte Wirkung auf das Gleichgewicht der Waage ausüben. Der eine macht die Schale, auf der sich das heisse Gewicht der Wage befindet, steigen, der andere sinken. Je nachdem daher dieser oder je- ner stärkeren Effeet hat, wird es erscheinen als sei das heisse Gewicht schwerer oder leichter geworden. Heben beide sich gerade gegenseilig auf, so wird das Gleichgewicht der Waage nicht gestört werden. Bei so hohen Temperaturen, wie sie Ma- rat seinen Kugeln gab, war offenbar die Erwärmung und dadurch die Verlängerung des einen Wagbalkens so gross, dass der durch 419 die hohe Temperatur hervorgebrachte Luftstrom die dadurch veranlasste Senkung der Wagschale nicht aufzuheben vermochte. Dies sind die Gründe, weshalb die Resultate der auf die- selbe Weise angestellten Versuche anderer Naturforscher, wie von Rob. Boyle*), Homberg*), du Hamel***), Buffon***), Whitehurst undRöbuckr) und anderen, die Wägbarkeit oder Unwägbarkeit der Wärme nicht erweisen. Aber auch eine an- dere Folge von Versuchen, deren Ausführung in einer anderen, vollkommneren Weise geschah, ist auf die Entscheidung jener Streitfrage ganz ohne Einfluss geblieben. So hat Fordyce++) 1700 Gran Wasser in einem hermetisch verschlossenen Gefäss gefrieren lassen, und dabei eine Gewichtszunahme von !/,, Gran beobachtet, welchen Versuch de Morveau, Gouvenain und Chaussier zu Dijon+7rr) mit demselben Erfolge wiederholten. Letztere fanden ausserdem, dass zwei Pfund Vitriolöl beim Fest- werden um drei Gran an Gewicht zunahmen. Die Resultate dieser Versuche sind offenbar dadurch zu erklären, dass beim Festwerden das Wasser und die Schwefel- säure unter die Temperatur der Atmosphäre abgekühlt wurden, weshalb die dieselben umgebende Luft ebenfalls erkältet und also specifisch schwerer werden musste. Der hierdurch verur- sachte absteigende Luftstrom musste die Schale der Erde zu bewegen. Es schienen daher die festgewordenen Körper schwe- rer geworden zu sein. Die sehr sorgfältig ausgeführten Ver- suche von Rumford}+7rr) stehen daher auch mit den Anga- ben der genannten Forscher in directem Widerspruch. Denn dieser fand, dass ein mit Wasser gefülltes Gefäss genau dasselbe Gewicht besitzt, wie wenn dasselbe in einem Raum gewogen wird, in welchem es zu Eis gefriert. *) De ponderabilitate flammae S. 4 etc. In opp. Genevae 1677*, **) Hist. de P’Acad. 1709. p. 402.* ***) Hıstoria Acad. Reg. Scient. L. I. sect. 2, cap. 1, #=@*) Hist. nat. Suppl. T. II. p. 11.* »F) Jouru. de Phys. T. XI, Suppl. p. 111. 112.* Fr) Philes. Transact. Vol. XXXV. 1785. P. II. Nr. 21.* Lichtenberg’s Magazin. Gotha 1786. Bd. IV, St. 4. S. 49,* rr) Journal de physique Oct. 1785. T. 27. p. 268. Anmerk.* TTrrr) Phi. trans. T. LXXXIX. p. 179, Scherer’s Journal Theil 5, Ss. 53.* 2 420 Auch die Versuche von Eimbke*) erlauben keinen sıchern Schluss. Dieser brachte nämlich 2 Loth gewöhnlichen gebrann- ten Kalk und eben so viel Wasser in ein Arzneiglas, welches er, nachdem es sorgfältig verstopft und verkitiet war, wog, bevor der Kalk sich mit dem Wasser chemisch verband. Darauf be- wirkte er durch Schütteln die chemische Verbindung beider Kör- per und wog den ganzen Apparat nach dem vollständigen Er- kalten wieder.: Er beobachtete dabei stets einen Gewichtszu- wachs, der aber nicht 0,43 Gran überstieg. - Bei allen Wägun- gen, bei welchen die Temperatur der Luft bemerkt ist, war die- selbe vor der Bildung der chemischen Verbindung höher als nachher. Die Vermuthung liegt nahe, dass dieser Umstand jene geringen Gewichtsdifferenzen veranlasst haben möchte. Auch Ewell**) hat ähnliche Versuche angestellt. Er wog zwei elwa eine Unze fassende Flaschen, von denen die eine mit Schwefelsäure, die andere mit Wasser etwa zur Hälfte gefüllt und welche beide sorgfältig verkorkt waren. Darauf goss er das Wässer in die Schwefelsäure ein und wog die sofort verkorkten Flaschen wieder, nachdem sie sich wieder abgekühlt hatten. Hie- bei fand ein Gewichtsverlust von 1'/, Gran statt. Hieraus schloss Ewell dass die bei dem Versuch entwichene Wärme 1'/, Gran gewogen haben müsse. Er bedachte nicht, dass bei der Mischung von Wasser und. Schwefelsäure so viel Wärme frei wird, dass Wasser in beträchtlicher Menge verdunsten kann. Andererseits will er jedoch beim Mischen ‚von 30 Theilen Wasser mit einer Mischung von 11 Theilen Chlorammonium, 10 Theilen Salpeter und 16 Theilen Glaubersalz einen Gewichtszuwachs von '/, Gran beobachtet haben, nachdem die Mischung wieder die Temperatur der umgebenden Luft angenommen hatte. Der Grund dieser Erscheinung kann nur darin gesucht werden, dass auf die stark erkaltete Mischung der Salze und ‚des Wassers sich Wasser aus der Luft niederschlug, welches das Gewicht derselben vermeh- ren musste. Endlich hat auch Moscati***) Versuche angestellt um auf ähnliche Weise die Wägbarkeit der Wärme darzuthun. Statt *) Gren’s Journal der Physik Bd. VII. S. 30. (1793) * **, Medical Repos. 1805. Januar. Bibl. Brit. T. XXXVIN. p. 293,* *»**) Bibliolheque Britanique T. XLVI. p. 405.* 421 aber die Gefässe, welche die Schwefelsäure und Wasser enthiel- ten, nur zu versiopfen und die Mischung an der Luft zu bewir- ken, nahm er zwei Kolben, von denen der eine eine weite Oeffnung, der andere einen langen dünnen Hals hatte, und schob nachdem er in den einen Schwefelsäure, in den anderen Wasser gegossen hatte, den Hals des letzten in die Oeffnung des an- dern ein, worauf er die Verbindungsstelle sorgfältig verkittete. Nachdem der ganze Apparat so gewogen war, liess er die Säure sehr langsam und allmälig in das Wasser fliessen, um zu ver- hüten, dass der Apparat bei der dadurch verursachten Erhitzung zerspringen möchte. Nach dem Erkalten der Mischung fand Moscali eine Gewichtsabnahme des Ajparats, welche in einem Falle 0,01, in einem andern 0,015 Grm. betrug. Diese Resultate sind, wie es scheint, dadurch zu erklären, dass die Verbindung der beiden Kolben nie so geschehen kann, dass nicht doch eine geringe Menge der eingeschlossenen Luft bei der durch die Mi- schung veranlassten Ausdehnung derselben entweichen könnte. Nachdem die Frage über die Wägbarkeit der Wärme län- gere Zeit geruht hatte, ist ihre Beantwortung neuerdings wieder von Otto*) auf experimentellem Wege versucht worden, und zwar sind die Versuche,‘ wie es nach der Beschreibung dersel- ben scheint, in einer Weise angestellt, dass man zu glauben geneigt sein möchte, ein Zweifel an der Richtigkeit der unmit- telbar erhaltenen Resultate sei vollkommen unstatthaft. Damit es dem Leser möglich sei, selbst darüber zu urthei- len, will ich die Beschreibung der Versuche, wie sie Otto an- geführt hat, mit seinen eigenen Worten anführen. Er sagt: „Ein Ballon von starkem Glase und etwa 180 Kubikzoll Inhalt diente als Gefäss. An den Hals desselben war eine messingene Hülse, welche unten in einen eben solchen Hahn endigte mit- telst Schelllacks angekittet. Im Innern trug dieselbe ein Stativ, auf dessen oberer Platte sich ein kleines Näpfchen von gebrann- tem Pfeifenthon befand. Dies war unten und seitwärts mit meh- reren feinen Oefinungen versehen, um dem Luftstrom von da Zutritt zu verschaffen, und enthielt ein Stück trockne Holzkohle von 32 Gran Gewicht. Nachdem der Apparat so weit hergerich- tet war, untersuchte ich zunächst seine Dichtigkeit. Zuerst be- *) Zur Theorie der Wärme, Nordhausen 1853.* 422 feuchtete ich ihn mit Alkohol, reinigte ihn von Aussen vollstän- ständig, liess dann den Alkohol verdunsten, tauchte den Appa- rat mehrmals in Wasser, und trocknete ihn mit mehreren Tü- chern nach einander vollständig ab. Darauf wog ich ihn auf einer vorher sorgfältig geprüften Waage, welche bei 1!/, Pfund Belastung das Uebergewicht von */, Gran noch vollkommen deut- lich, also "/geoso des Totalgewichts anzeigte. Demnächst nahm ich ihn wieder von der Waage, presste mit der Luftpumpe etwas Luft hinein und verschloss ihn wieder. Danach wog ich den Apparat nochmals, fand dabei eine Vermehrung seines Gewichts um 16!/, Gran und stellte ihn dann an einen trocknen und staubfreien Ort. Nach 14 Stunden nahm ich denselben wieder zur Hand und brachte ihn zum dritten Male auf die Waage, nach- dem ich ihn wiederholt mit trocknen Tüchern gereinigt hatte. Sein Gewicht hatte sich nicht verändert. Als ich aber nach hin- Jlänglicher Abkühlung desselben den Hahn öffnete, und nach dem Entweichen der überschüssigen Luft wieder verschloss, fand ich, dass er wieder um 16'/, Gran leichter geworden war. Dies überzeugte mich von seiner Dichtigkeit. Nun schrob ich den Ballon wieder auf die Luftpumpe, und entleerte ihn bis zu gros- ser Verdünnung. Um ihn wieder zu füllen hatte ich ein Gaso- meter in Bereitschaft, welches reines, aus chlorsaurem Kali be- reiteles Sauerstoffgas unter ausgekochtem Wasser enthielt, und an dessen Ausflussröhre ich ein mit Chlorcalecium gefülltes Rohr befestigt hatte. Nachdem ich die atmosphärische Luft durch Einströmenlassen von Sauerstoff aus demselben verdrängt hatte, brachte ich sein Ende mittelst eines genau schliessenden durch- . bohrten Korks mit dem Hahn des Apparats in luftdichte Verbin- dung und liess dann. durch theilweises Oeffnen desselben das Gas bis zur vollständigen Füllung eindringen. Demnächst trennte ich die Gefässe wieder von einander, reinigte den Ballon von Aussen sorgfältig mit seidenen Tüchern und brachte ihn in ein nach Norden gelegenes ungeheiztes Zimmer, in welchem eine Temperatur von + 1&° C. herrschte. Dort liess ich ihn eine Stunde liegen, reinigte ihn nochmals und brachte ihn ohne unmittelbare Berührung auf die Waage. Nach vollkommener Her- stellung des Gleichgewichts befestigte ich zum Ueberfluss um die Hülse und den Hahn eine möglichst entleerte und von Aussen angefeuchtete, aber sorgfältig ausgepresste Kälberblase, so dass 423 sich das Entweichen einer selbst geringen Luftmasse hätte ver- rathen müssen, und schritt denn zur Entzündung der Kohle mit- telst einer Sammellinse, da der Himmel grade günstig war. Nach der Verbrennung liess ich das Instrument in jenem Zimmer unter Verschluss wieder eine Stunde liegen, entfernte die Blase, die sich, so viel sichtlich , nicht im Mindesten ausgedehnt hatte und wog es danach, während die Lufttemperatur noch nicht um 00,5 C. gestiegen war, von Neuem.‘ Diese Beschreibung erweckt gewiss Vertrauen auf die Zu- verlässigkeit der Resultate der von Otto angestellten Versuche. Dieser fand bei freilich nur zwei Versuchen stets eine Gewichts- abnahme des Apparats nach der Verbrennung, und zwar betrug dieselbe bei dem ersten derselben, obgleich nur 22 Gran Kohle verbrannt waren, 1,5, und bei dem zweiten, bei welchem nur 13 Gran Kohle in Kohlensäure übergeführt waren, 1 Gran. Otto schliesst aus den Resultaten dieser zwei Versuche, dass, da aus dem hermetisch verschlossenen Ballon nichts ent- weichen konnte, als die Wärme, welche die festen Wände des- selben zu durchdringen vermag, dieses Entweichen der Wärme die Ursache der Gewichtsverminderung des Ballons gewesen sein müsse, mit einem Wort, dass die Wärme wägbar, dass sie ein Stoff sei. Diese theoretische Ansicht über die Natur der Wärme, zu welcher Otto auf diese Weise gelangt war, und die ibn veran- lasst hat, in dem oben citirten Schriftchen eine grosse Reihe vgn Wärmeerscheinungen der Idee von der stofllichen Natur der Wärme anzupassen, war es weniger, was mich veranlasste, seine Versuche in einer etwas abgeänderten Weise zu wieder- holen, als vielmehr die Betrachtung, dass, wenn Otto’s Resultate wirklich richtig wären, ein Grundgesetz der Chemie, dessen Richtigkeit von Niemand bezweifelt wird, unrichtig sein müsste. Wenn nämlich wirklich ein hermetisch verschlossenes Gefäss, in welchem Kohle im Sauerstoff verbrannt werden kann, vor der Verbrennung mehr wiegt, als nach der Verbrennung, so ist das Gesetz, dass eine chemische Verbindung genau eben so viel wiegt, als die Summe ihrer Bestandtheile, wenn sie sich noch nicht mit einander verbunden haben, wenigstens in dem Sinne, in welchem man es bis dahin aufgefasst hat, nämlich bei der Annahme, dass die Wärme nicht wägbar sei, gänzlich falsch, ArA Zwar gibt es eine grosse Reihe von Analysen, durch wel- che die Menge aller einzelnen Bestandtheile chemischer Ver- bindungen ausgemittelt worden sind, und wir wissen, dass, wenn die Analysen gut ausgeführt waren, und die untersuchte Substanz nicht eine sehr complieirte Zusammensetzung besass, die Summe der gefundenen Bestandtheile stets nahezu dem Gewichte der angewendeten Verbindung entsprach. Allein auf diese Weise kann nicht entschieden ausgemittelt werden, ob nicht doch die aus den Resultaten von Otto’s Versuchen hervorgehende Folge- rung richtig ist, da man die Meinung aufstellen könnte, jene Gewichtsunterschiede möchten innerhalb der Grenze der bei sol- chen Versuchen unvermeidlichen Fehler fallen. Deshalb war es nothwendig die Versuche von Otto in einer Weise zu wiederholen, welche vollständig unbezweifelbare Re- sultate zu erzielen erlaubte. Zu dem Zweck stand mir eine vorzügliche, von Oertling in Berlin gefertigte Waage zu Gebote, welche vorher von dem hiesigen Mechanikus Kleemann und kurz vor den Versuchen von mir selbst auf ihre Richtigkeit geprüft worden war. Diese Waage erlaubt bei einer Belastung von zwei Kilogrammen noch 0,001 Grm. Mehrgewicht mit Sicherheit zu erkennen. In den Messing- arm, durch welche die Arretirung der Wage geschieht, sind zwei genau übereinstimmende Therinometer eingelassen, welche mit Sicherheit selbst geringe Temperaturunterschiede der beiden Hälften des Wagbalkens anzeigen. Diese Waage wurde mit ihren drei Stellschrauben auf einen eichenen, verschliessbaren Schrank gestellt, welcher vor jeder Erschütterung möglichst gesichert wurde und dessen Decke grade mitten unter den Aufhängepunk- ten der beiden Schalen der Wage zwei Löcher hatte, die in dem Boden der Wage mit zwei andern Löchern correspondirten. Durch diese Löcher wurden zwei an beiden Enden hakenförmig gebo- gene Drähte an zwei Haken, welche sich in der Mitte der Un- terseite der Schalen befinden, angehängt, welche endlich inner- halb des Schranks die zu wägenden Apparate zu tragen bestimmt waren. Zu den Versuchen diente ein Glasballon Tf. 10. Fig. 4. von etwa 350 — 370 Kubikzoll Inhalt, auf dessen Mündung eine Messingfassung a mittelst Schellack auf’s Sorgfältigste aufgekittet war. Diese Mes- singfassung hatte eine Oeffnung mit conischen Wänden von un- 425 gefähr °/, Zoll Durchmesser, in welche ein messingener Conus genau eingeschliffen war, welcher in seiner Achse einen starken Eisendraht b trug, an welchem zwei kleine, eiserne, kreisförmige Platten c,c‘ von etwas geringerem Durchmesser als die Oeffnung der Messingfassung centrisch angebracht waren und dessen Ende in ein kleines napfförmiges, eisernes Gefäss d auslief. An diesem waren drei Drähte e befestigt, welche einen Eisenring f trugen, in welchem ein Einschnitt g angebracht war, welcher dazu diente, den Zapfen eines vielfach durchlöcherten eisernen Cylinders h auf- zunehmen und diesen durch Bajonetverschluss daran zu befesti- gen. An diesen Cylinder konnte endlich gleichfalls durch Ba- jonetverschluss ein kleinerer, namentlich engerer und nicht mit Löchern versehener, am einen Ende geschlossener Cylinder i be- festigt werden. Alle Theile, welche an dem Eisendrahte sich befanden, waren von solchen Dimensionen, dass sie grade noch mit Leichtigkeit durch die Oelinung der Messingfassung in das Innere des Glasballons eingeschoben werden konnten, so dass durch Einsenken des festen Messingconus in die Messingfassung ein luftdichter Verschluss möglich wurde. Um diesen zu errei- chen, dazu diente eine Schraube k, welche auf die Fassung auf- geschraubt werden konnte, und welche den Conus slark in diese einpresste. Endlich durch einen an den Apparat angebrachten Haken | wurde es möglich ihn an der Waage aufzubängen. Dieser complicirtere Apparat war deshalb nothwendig, weil ich nicht, wie Otto, Kohle als brennbaren Körper anwenden wollte, sondern Phosphor. Es bewog mich dazu der Umstand, dass erstere bei ihrer Verbrennung ein Verbrennungsprodukt (Kohlensäure) erzeugt, welches dasselbe Volum einnimmt, wie der bei der Verbrennung verbrauchte Sauerstoff, wogegen der Phosphor ein nicht flüchtiges Verbrennungsproduct liefert, wes- halb sich hier das Volum der Stoffe in dem Ballon bei der Ver- brennung vermindern musste. Während also in jenem Falle während des ganzen Verlaufs der Verbrennung wegen der in dieser Zeit stattfindenden höheren Temperatur die Gase in dem Ballon stark von innen nach aussen drücken, kann dies bei der Anwendung des Phosphors nur im ersten Moment der Fall sein, bis eine gewisse Menge Sauerstoff consumirt ist. Zu gleicher Zeit ist dadurch ein Mittel gegeben, nach wieder erfolgter Ab- kühlung den absoluten Verschluss des Apparats zu beurtheilen. 426 Ist er nämlich nicht vollkommen luftdicht, so muss sein Gewicht nach der Abkühlung fortdauernd dadurch zunehmen, dass durch die undichte Stelle allmälig Luft in den mit stark verdünnten Gasen gefüllten Ballon eindringt. Zur Entzündung des Phosphors bediente ich mich der Ei- genschaft desselben, sich, wenn er mit Jod in Berührung kommt, so stark zu erhitzen, dass er sich, vorausgesetzt, dass er mit Luft oder Sauerstoff in Berührung ist, sofort entflammt. Der Apparat wurde nun in folgender Weise vorbereitet. Aus einem Gasometer liess ich in den Ballon durch ein Gasleitungsrohr das am Boden des Ballons mündete, Sauerstoff einströmen, so dass dadurch die darin befindliche Luft allmälig verdrängt wurde. Indessen brachte ich in den letzterwähnten engen, cylindrischen Theil i der Vorrichtung, welcher durch Bajonetverschluss an den durchlöcherten Cylinder befestigt werden konnte, einige Körn- chen Jod, und schob in den stärkern Cylinderh ein Stück Phos- phor von etwa 3 bis 4 Grm. Gewicht ein. Dieser Cylinder wurde nun mit jenem mit Jod gefüllten durch Bajonetverschluss so verbunden, dass das Jod nicht auf den Phosphor fallen konnte. Darauf wurde auch dieser Cylinder in derselben Stellung durch Bajonetverschluss mit dem an dem napfförmigen Gefäss befestig- ten Ring in Verbindung gesetzt. Dieser ganze Apparat wurde nun sofort in den mit Sauerstoff gefüllten Ballon eingesenkt, und zwar immer in einer Lage, in welcher der Phosphor mit demJod nicht in Berührung kommen konnte. Der Conus wurde mit Talg gut eingerieben, darauf die Pressschraube aufgesetzt und möglichst stark angeschraubt. Der so vorgerichtete Apparat wurde nun, nachdem er aufs sorgfältigste gereinigt worden war, an die Waage gehängt und als Gegengewicht ein nahezu gleich grosser, ebenfalls hermetisch verschlossener Ballon von demsel- ben Glase, wie jener, benutzt. Nachdem das Gleichgewicht her- gestellt war, liess ich die beiden Ballons mehrere Stunden an der Waage hängen, während ich öfters das Gleichgewicht dersel- ben untersuchte. Es fand sich, dass es nicht constant blieb, wenn die Temperatur des Zimmers nur um einen Grad schwankte. Es variirte um mehrere Milligramme. Ich notirte daher das Gewicht des Ballons, welches bei den verschiedenen an den beiden Thermometern der Waage abgelesenen Temperaturen ge- funden wurde. 427 Nachdem dies geschehen, nahm ich den Ballon, ohne ihn mit den Händen zu berühren, mit Hülfe eines reinen leinenen Tuches von der Wage und wendete ihn so um, dass die Fassung nach unten gekehrt war, in welcher Lage ich ihn auf den Rand eines Cylinderglases aufsetzte. Dadurch fiel das Jod auf den Phosphor, entzündete ihn, und der dadurch schmelzende Phos- phor floss in das napflörmige Gefäss d, in welchem er mit einer ausserordentlich schönen Lichterscheinung verbrannte. Gegen das Ende der Verbrennung namentlich nahm die Farbe der Flamme den violetten Ton der Joddämpfe, die sich dabei ent- wickelten, an. Nachdem die Verbrennung vollendet und der Apparat wie- der erkaltet war, wurde dieser umgewendet und von Neuem an der Waage aufgehängt, wo dann die Gewichtsveränderung bestimmt werden sollte. Bei drei in dieser Weise ausgeführten Versuchen erhielt ich folgende Resultate: I. Gewicht d. Ballous vor d. Verbrennung = Ballon + 260,359 Grm. shlkenssur/s Stynach.d.). ,; = ,„+260,388 „ e) ” ” 3 Sal 1390. 3493.099 Iren » + 260,399 {A „ ER) ER) 22 3a nah: 29.144139 = „ + 260,489 „ Hier war offenbar der Apparat nicht ganz dicht gewesen, denn er nahm nach der Verbrennung fort und fort an Gewicht zu. Der conische Verschluss war nicht mit Talg sondern mit Oel eingedichlet worden. IT. Gewicht d. Ballons vor d. Verbrennung = Ballon 4 261,492 Grm. 5St.nachd. ,, „ + 261,497 I ER] DR) ER) Kun RE TS DR N REN. OeaRe = ,.-#+261,540 MR ER SE 2527 TERRIERNDERTE SEEN = „261,600 „, ee ae en = 261,616. Me = 261651, Auch in diesem Falle war daher, trotz des Verdichtens mit Talg der Apparat nicht dicht gewesen. Indessen hatte ich beo- bachtet, dass der Zug der Luft, welcher in die Lücke zwischen dem Boden der Wage und der Decke des Schranks eindringend die an die Schalen gehängten Drähte treffen konnte, oft die Wä- gungen sehr unsicher machte. Deshalb wurde diese Lücke von nun an verstopft. 428 Il. Gew. d. Ballons vor d. Verbrenn. bei 6"R. = Ballon +260,571 BU RI RT 6 bei 7,02R. „+ 260,568 ee s hei 7,"5R. „+ 260,563 od, „Its ua RN % bei 7,PIR. „+ 260,569 Yauheb and/ Bein sale bei 7,04R. „ + 260,567 re a bei 6,"2R. = , + 260,570 RT a bei 7,03R. » + 260,567 RI, een bei 7,"2R.= ,, 260,568 Als ich 4 Stunden nach der Verbrennung eine neue Wä- gung vornehmen wollte, fand ich das Gewicht plötzlich bedeu- tend vergrössert. Der Ballon hatte da, wo die Fassung einge- kittet war, einen Riss bekommen. Aus den Resultaten dieses letzten Versuchs ersieht man jedoch, dass das Gewicht des Bal- lons nicht merklich abgenommen hatte. Da es nicht allmälig zunahm, bis derselbe zersprang darf man schliessen, dass er vollkommen luftdicht war. IN I Das Resultat dieses einen Versuchs steht mit dem von Otto erhaltenen in so vollkommenen Widerspruch, dass es nothwen- dig war noch mehrere Versuche anzustellen. Da jedoch der Bal- lon zerbrochen war, und sich die Misslichkeit des Versuchs, wenn er, wie so eben beschrieben, ausgeführt wird, hinreichend herausgestellt hatte, namentlich ein luftdichter Verschluss des Ballons nicht mit Sicherheit erzielt werden konnte, so zog ich es vor, statt den Apparat in derselben Weise wieder herstellen zu lassen, einen andern, sicher luftdicht verschliessbaren Apparat zu den fernern Versuchen zu benutzen. Zu dem Zweck liess ich mir aus einer Glashütte Glasku- geln von etwa zehn Zoll Durchmesser blasen, an deren Oeffnung zwei Fuss lange, etwa °/, Zoll Durchmesser habende Röhren sofort auf der Glashütte angeschmelzt wurden. In diese Glasku- geln brachte ich ein Janges Stück Holzkohle ein, welches an einem Eisendraht so befestigt war, dass dieser es in der Mitte der Glaskugel erhielt. Darauf wurden die Enden der Glasröhre über einem Spiritusgebläse ausgezogen, doch nur so weit, dass noch ein Gasleitungsrohr in die Kugel eingeführt werden konnte, mit Hülfe dessen ich dieselbe mit Sauerstoff zu füllen beabsichtigte, Nachdem dies geschehen und das Gasleitungsrohr wieder ent- fernt war, wurde endlich das Glasrohr vollkommen ausgezogen 429 und zugeschmelzt. Auf diese Weise war nun entschieden ein luftdichter Verschluss erreicht. Um diese Ballons aufzuhängen hatte ich anfänglich das ausgezogene Ende des Glasrohrs hakenförmig umgebogen. Allein ich fand stets, nachdem dieselben mehrere Stunden mittelst die- ser Haken an der Waage gehangen hatten, die Ballons zerbrochen an der Erde liegen. Merkwürdiger Weise war aber nicht das Abbrechen der Glashaken die Ursache dieser Unfälle, sondern der Bruch fand jedes Mal an der Stelle statt, wo das Rohr an die Kugel angeschmelzt war, so dass das erstere wohl erhalten an der Waage hing, während sich die Kugel zerbrochen am Bo- den fand. Ich vermuthete, dass mangelhafte Kühlung Anlass zu die- sen Unfällen gegeben haben möchte, und liess daher eine neue Sendung solcher Kugeln anfertigen, indem ich den Auftrag gab, die Abkühlung derselben sorgfältiger geschehen zu lassen. Der Versuch mit den neuen Ballons ergab aber ganz das- selbe Resultat, so dass ich mir die Erscheinung nicht anders erklären kann, als dadurch, dass trotz meiner besondern Be- stellung zur Anfertigung der Glasröhren ein anderes Glas ange- wendet worden war, als zu den Glaskugeln. Um den erwähnten Uebelstand zu vermeiden, musste ich daher zu einer andern Aufhängungsweise der Ballons meine Zu- flucht nehmen. Zu dem Zweck dienten zwei Drahtringe, welche mittelst je dreier Drähte an den beiden Schalen der Waage aufge- hängt wurden. In diese Ringe wurden die beiden Ballons hin- eingesetzt, so dass die Kugel nicht mehr durch ihre eigene Schwere sich von dem Glasrohr losreissen konnte. Bei den Versuchen diente stets ein zweiter ebenfalls zur Verbrennung vorgerichteter Ballon als Gegengewicht, so dass mit denselben beiden Ballons stets zwei Versuche ausgeführt werden konnten. Die Entzündung der Kohle geschah ganz auf dieselbe Weise, welcher sich Otto bedient hatte. Ich wendete dazu ein Biconvexglas mit grosser Brennweite an. Die Versuche haben zu folgenden Resultaten geführt. Temp. 4 30 Versuch ]. und Il. Vor der Verbrennung. Schale 1. Schale 2. 5° R. Ballon 1 und 103,465 Grm. Ballon 2 und 0,006 Grm. 4° R. 2IER. MR. 8" R. 51/,’R. Ballon 1 und 103,465 Grm. 5 R. 40 R. 5 R. 4/, R. 30. R. 20. R. OI-R. 2o.R. TOR. 80.R. gr. 80 R. TOR. GO. 51,OR. 6/0 R. 6° R. 63/,°R. 6'/,PR. 5R. 41,0. T/OR. 80. R. 4'/,OR. IOAR. 4!,,R. 4° R. er} ” ’ ” I) L] r) 9 ” ” LE} ”’ eh) „ ” ” Nach der Verbrennung „ „ ” „ ” „ ” „ ER „ „ „ „ 2] ” „ ” ” „ „ ER) „ 2) „ ” ER) ” 2) „ „ „ ” ” „ „ ” „ „ 2) „ „ $7 „ „ „ „ „ » ER) ” ” „ „ „ „ „ „ „ ” „ „ EZ) » ” „ „ ” ” „ „ ” ” > 9 2 9 „ „ „ „ ” „ „ „ „ „ ” „ „ „ „ ” Nach Ballon ER e22 e2} ” E23 E22 El ’ 7 2 [23 » 0,005 ” ” ” r} ER] ” ” I} 0,002 ” 2) 2] ” 0,005 5 SENSE) der Kohle im Ballon 1. Ballon 2 und 0,007 0,006 > 5:,8000:0003 % „use 0,006 r [weder 601005 i Eye) „ ni! a ic, oa % »H'n.23.„;tn000 ” bei „un0l00T R one DO M 0.060, 0‘ 2 a 0.006 k #7... :0:008 A u Be > # 52 40:02 A 0004 „ „ ” „ 0,009 " ee ee N AlBos # a log # a „ N 2 2 DM der Verbrennung der Kohle ım Ballon 2. 1 und 103,465 Grm. Ballon 2 und 0,003 0,001 L] 3 E22) E23) EZ ”„ ” „ 0,006 »7 „ ” „ 0,002 431 Temp. Schale 1.- Schale 2. 4!/,PR. Ballon 1 und 103,465 Grm. Ballon 2 und 0,003 Grm, 4°/,° R. ” 3700.77 » E2 ” 97097 0,004 „ 3" R. ” 7920037 „ ER) „ 33R93 0,001 „ TR. Re. 2 = DE ARNRRN N 1. 80 R. ” „ ” 270 » „ „ „ 0,011 „ Dee R. „» ” „ „> » ”„ ” >” 0,006 Pr) 61/,° R. „ 320.39 „ „ „ »» 0,006 5 6°/,° R. „ 9%073) „ „ „ ”„ » 0,007 > N Nasen ut ® = 500 1)” R. ” 234 233 „ „ „ » 9» 0,005 „ Diese Tabelle zeigt, dass wenn man keine Rücksicht auf die Temperaturschwankungen nimmt, die höchste Differenz aller Wägungen doch nur 0,01 Grm. beträgt, und dass im Allgemei- nen das Gewicht der Schale 2 mit der Temperatur zu- oder ab- nimmt. Allerdings zeigt sich, dass dieses Zu- und Abnehmen des Gewichts der Schale 2 nicht ganz proportional den Tempe- raturschwankungen ist Allein dergleichen kleine Differenzen, wie sie von mir beobachtet sind, sind ohne Zweifel nur den ge- ringen Unvollkommenheiten meiner Waage zuzuschreiben, die ja auch der feinsten Waage nicht abgehen. Bei so grossen Bela- stungen, wie bei meinen Versuchen vorkommen (ein Ballon wog ungefähr 1'/, Pfund), mussten die Wirkungen dieser kleinen Un- vollkommenheiten natürlich um so deutlicher hervortreten. Versuch III. und IV. Vor der Verbrennung. Temp. Schale 1. Schale 2. 80 R. Ballon 1 und 78,670 Grm. Ballon 2 und 0,002 Grm. 6°/,R. ” ” ” ” „ ”„ ” „ 0,000 „ TOR. „ ”» » DD) » » „74 A0;0031 77, 8/,? R. ” ER, ” ” ” » » 0,007 PR) ISA: 4 93.01. 3900097 5) >> 203, 0,005; ,„ N R. „ ” „ „ > „ „ b$) 0,008 „ 10°/,"R. » » » ” » » 400% 11/yR. » »» „ „ » #1 11',,° R. ” »„ » ”» E2) E2) » » 0,014 „ 11?/,° R. ” ” ” ” ” ” „ ” 0,014 ”» 432 Nach der Verbrennung der Kohle im Ballon 2. Temp. Schale 1. "Schale 2. 113/,’R. Ballon 1 und 78,670 Grm. Ballon 2 und 0,014 Grm. A; R. „ 39:2 39 ” „ „ „» » 0,014 2) 93/4 R. „ 2900729 ER) 2) 2) IE 0,012 „ 10 1 R0.0, „» » „ „“ „ 31,9 0,012 2) 83/4? R. » „ „ ” „ ” ” ” 0,011 „ SR; „ » » ” ”» EZ) » » 0,009 „ 9’R. E2) 1797 E2) » E2) » » 0,011 „ IR. „ 2301097 EZ) E2) 2) 270.29 0,008 E2) 91/5? R. „ 20129 2) » „ » » 0,010 EL) 917, R. „ al 39 „ ” EB) » » 0,011 ” 104,° R. „ >’ » „ =192 3% » ” 0,013 e} RE R. „ 3.5» ” E2) 2) »„ » 0,013 „ W272 Bas 23 E2) 2) „ 39) 14193 0,012 „ Nach Verbrennung der Kohle im Ballon 1. 10% R. Ballon 1 und 78,670 Grm. Ballon 2 und 0,011 Grm. dc > Say R. ” 3302092 ” ” E23) >». » 0,011 2 te); R. ” 72097 ER) „ ” » » 0,017 „» 122/,° R. „ 33,029 ” ” ” >» » 0,020 = Aus den Resultaten dieser Versuche geht hervor, dass die von Otto angestellten entschieden eine Fehlerquelle eingeschlos- sen haben müssen , welche demselben entgangen ist, und die vielleicht darin bestand, dass trotz aller Sorgfalt bei der herme- tischen Verschliessung seines Ballons doch eine kleine Menge Luft durch die bei der Verbrennung erzeugte Wärme aus dem- selben herausgepresst wurde. Denn dieser fand als er 22 Gran Kohle im Sauerstoff verbrannte einen Gewichtsverlust von 1,5 Gran, und als beim zweiten Versuch 18 Gran Kohle in Kohlen- säure umgewandelt wurden, eine Verminderung des Gewichts von 1 Gran. In Grammen umgerechnet beträgt dies ungefähr Versuch 1. 1,34 Grm. Kohle 0,091 Grm. Gewichtsverlust gi Di: 21.0908 R; DOSE . Bei meinen Versuchen dagegen waren bei Versuch I., H., II. und IV. 1,35 Grm., 1,24 Grm., 1.31 Grm. und 1,42 Grm. Kohle verbrannt und doch war die höchste Differenz des Ge- wichts nur 0,018 Grm. Betrachtet man aber obige Tabellen genauer, so wird man finden, dass mit der Erhöhung der Tem- 433 peratur im Allgemeinen auch das Gewicht des einen Ballons schein- bar abnahım, gleichgültig ob in der Zeit zwischen beiden Beob- achtungen eine Verbrennung eingeleitet war oder nicht, ob die Kohle in dem scheinbar leichter werdenden verbrannt worden war oder die in dem andern enthaltene. Zwar stimmen die einzelnen Wägungen nicht so genau überein, dass sie unumstösslich erweisen könnten, die Wärme sei unwägbar. Allein mit grosser Wahrscheinlichkeit lässt sich die Richtigkeit dieser Annahme doch auf Grund derselben be- haupten. Ihre vollkommene Richtigkeit wird sich nur dann dar- ihun lassen, wenn jemandem, der über eine vorzügliche Waage gebietet, ein Zimmer zu Gebote steht, in welchem eine stets constante Temperatur herrscht, also etwa ein Zimmer, unter welchem sich ein Eiskeller befindet, dessen Decke wenigstens grösstentheils entfernt werden kann. Ist demnach die Unrichtigkeit der von Olto erhaltenen Re- sullate dargelhan, und vielmehr erwiesen, dass wenn sich zwei Körper mit einander chemisch verbinden, kein Gewichtsverlust zu bemerken ist, so bleibt auch das chemische Gesetz bestehen, welches durch die Resultate der Versuche von Otlo umgeworfen zu werden schien: Die Summe der Gewichte zweier Körper ist gleich dem Gewicht der daraus resulti- renden chemischen Verbindung. Zur mineralischen Verwilterung von f & Sucksw in Jena, 1) Ueber das Morschwerden der Boracitcrystalle. Eine sehr häufige Erscheinung an den Boracitkrystallen ist ihr leichtes Verwittern, wobei sie morsch und trübe werden, während sie im noch frischen Zustande sehr spröde, von einer Härte — 7, glas- bis diamantglänzend und so pellucid sind, dass sich über ihr eigenthümliches Refraclionsvermögen urthei- len lässt. 28 434 Diese Hinfälligkeit wird man an den meisten Individuen des mehrentheils steinsalzführenden Gypses der Gypsfelsen nicht allein von Lüneburg, sondern auch von Segeberg, im Holstein- schen gewahr. Und so kleinkörnig und dicht denn auch diese Gypsmatrix scheinen mag, so bestehen doch in ihr auch unzählige Zerbor- stungen und feine Klüfte und Risse, welche den Atmosphärilien Zugang in das Innere des Gesteines und Spielraum zur zerstö- renden Thätigkeit auf die Boracite eröffnen, eine Zerstörung, welche Hoffmann recht treu schildert*), indem er sagt: „Ihr Verwittern in dieser krystallinischen Umhüllung ist ein interes- santer Beweis von der beständigen Fortdauer parlieller Zerset- zungen in dem anscheinend für die chemischen Agenlien unzu- gänglichen festen Gestein. Diese Verwilterung macht die Bora- citen trübe, schmutzig weiss und ganz undurchsichtig; sie ver- lieren allmälig an Härte, zerfallen zuletzt ganz und lassen eine leere Höhlung zurück, in welcher etwas Gelbeisenocker die rau- hen Wände begleitet**). Diese Erscheinung, welche die hiesi- gen Steinbruchs - Arbeiter das Verrotten der Steine nennen, fol- gen sich schnell, wenn die Boraciten in gebrochenen Gypsstük- ken der Luft und der Feuchtigkeit ausgesetzt liegen. Bekannt und zuerst von L. Gmelin gefunden ist das Vorkommen ein- zelner Steinsalz-Körnchen im Innern der Boracit-Krystalle; auch der umgebende Gyps ist häufig sehr fein mit Steinsalz durch- drungen, welches mit Bittersalz zu efflloresceiren pflegt. Schon aus dieser Beschreibung geht also hervor, dass die atmosphärische Feuchtigkeit es ist, welche in den Boraciten alle möglichen Grade der fortschreitenden Zerstörung bewirkt, wel- che. genauer betrachtet, in einer zunächst auf Erzeugung von Chlormagnesium (= CIMg) und boraxsaurem Natron ( - 2B0o0°—+ Na0-++10H0) gerichteter Wechselwirkung des Boracites (= 4BoV? —-3Mg0) und des durch die atmospbärische Feuchtigkeit aufge- lösten Steinsalzes (= ClNa) bestehen dürfte, während die Bil- *) In der geognostischen Beschreibung der Hervorragungen des Flötzge- birges bei Lüneburg und Segeberg; in Gilbert’s Annal. d. Physik 1824. Bd. LXXVI. S. 44. und 49. **) Auch dieser Ocker dürfte aus dem Boracite stammen, da du Me- nil’s Analyse der Boracite 1,50 pCt. Eisenoxyd angibt. S. dessen chemische Forschungen S, 30. 435 dung von Chlorcaleium (= ClCa) und Bittersalz (= SO°+MgO +7H0), veranlasst durch Zersetzung des leicht zerfliesslichen Chlormagnesiums und des ebenfalls in Wasser auflöslichen Gyp- ses (= S0?+Ca0+2H0) uns das zweite Stadium, zugleich aber auch das Ziel dieser Zerstörung bezeichnet. Indem also die Feuchtigkeit der Luft mittelst des Stein- salzes diese Zerrüttung im Boracite zunächst hervorbringt, aber nicht jeder Boracit, ebensowenig auch jeder die Boracite umge- bende Gyps Körner von Steinsalz enthält, so erklärt sich’s, dass in solchen Fällen weder die Feuchtigkeit für sich noch auch die alleinige Schwefelsäure des Gypses über die Boracite etwas ver- mag*), diese daher sich fortwährend durchsichtig erhalten, wo- für sich im hiesigen Grossherzoglichen Museum (auch in kry- stallographischer Hinsicht, besonders wegen ihrer Uebereinstim- mung mit der Zinkblende, interessante) Belege auffinden lassen. 2) Einwirkung des verwitternden Eisenspathes auf das Rothkupfererz. Dass sich Rotlıkupfererz unter Mitwirkung verwitternden Eisenspathes in gediegen Kupfer umwandele, davon habe ich mich neuerdings wieder und zwar bei Gelegenheit einer Excursion in die Umgegend von Saalfeld auf den Gängen der Kupferschiefer- flötze bei Grosscamsdorf hinreichend überzeugt. Das einzige Exemplar, welches ich von dergleichen Zusam- menvorkommen als theilweise Ausbeute dieser Excursion aus dem erwähnten Flötze besitze, wird vor Allem durch das einför- mig gebildete Kupfer merkwürdig, welches in Form dünner Schalen erdiges Brauneisenerz bedeckt. Da nun alle jene Ku- pferschieferflötzgänge nicht nur spatheisenstein-, sondern auch rotbkupfererzführende sind, und da das Kupfer zum Sauerstofle *) Dagegen glaubt Lasius, welcher den Boraeit zuerst und zwar in Crell’s chemischen Annalen, 1787, Bd. II. S. 333 ff. beschrieben hat, in der Schwefelsäure des Gypses die alleinige Ursache der Zerstörung suchen zu müs- sen. Daselbst bemerkt er nämlich: „‚die äussere Rinde der Krystalle ist zer- fressen, welches walırscheinlich von der in dem Gypse (worin sie brechen) ent- haltenen Vitriolsäure herrühren kann, die freilich in unseren Laboratoriis keine Veränderung in dem Boracite hervorbringt, wohl aber in demjenigen es bewir- ken mag, worin es Jahrtausende dieser Säure ausgesetzt war.‘ 285* 436 eine schwächere Verwandtschaft hat als das Eisenoxydul, so liegt die Conjeciur nahe, dass auch in diesem, wie in manchem ähn- lichen (in meiner Schrift über die Verwilterung im Mineralrei- che S. 186 u. d. f. beschriebenen) Falle Tagewasser, welches verhältnissmässig mehr Kohlensäure als Sauerstoff absorbirt ent- hält, zum Spatheisensteine drang und denselben zu doppelt koh lensaurem Eisenoxydul auflöste, welches dann vermöge seiner Begierde, noch mehr Sauerstoff aufzunehmen, als das Wasser durch Absorption enthält und zur Bildung von Eisenoxyd erfor- derlich ist, das ursprünglich mit ihm verwachsene Rothkupfer- erz d.h. das Kupferoxydul das oxydirte und in regulinisches Ku- pfer umwandelte, während er dadurch unter Abscheidung der ihm ursprünglich angehörenden, sowie der ihn auflösenden Kohlen- säure, aber auch unter gleichzeitiger Aufnahme von Wasser, wel- ches zu Hydratwasser verwendet wurde, einer Umbildung zu Eisenoxydhydrat unterlag. Jene Camsdorfer Stufe wird ausserdem noch dadurch in- teressant, dass ihre Unterseite Ausfüllungspseudomorphosen von Brauneisenerz nach rhomboödrischen Braunspathkrystallen der Combination */, RoR darstellt, bei deren Entstehung sich näm- lich die der Substanz des diehten Brauneisenerzes ganz zufällig dargebotene Form des in dem dortigen Kupferschieferflötze häu- fig auftretenden Braunspathes nur wie ein Gefäss verhielt, um welches sich die Brauneisenerzinasse anseizte. Ueber die Zusammensetzung des Rindstalgs von W, Heintz. In einer im Jahre 1849 erschienenen Arbeit hat Arzbä- cher*) nachzuweisen versucht, dass das aus dem Rindstalg dar- gestellte Stearin zwei Procent Kohlenstoff mehr enthält, als das aus dem Hammeltalg gewonnene, und Liebig”) unternahm es, die Richtigkeit der Resultate dieser Untersuchung zu verthei- *) Ann. d. Chem. und Pharm. Bd. 70 S. 239 *, **) Ebendaselbst Bd. 80. S. 296*. 437 digen, ohne dass sie bis dahin angegriffen worden wären. Bei meiner Untersuchung des Rindstalgs bin ich zu der Ueberzeu- gung gelangt, dass die Angaben von Arzbächer dennoch un- richtig sind. Dieser stellte das Stearin auf folgende Weise dar. Das Fett wurde im Wasserbade geschmelzt und mit Aether geschüt- tet. Nach dem Erkalten wurde letzterer abgegossen, das Stea- rin zwischen Papier gepresst und auf dieselbe Weise 4—5 Mal behandelt. , Das so gewonnene Stearin schmolz bei 60°,6 C., war blendend weiss, leicht zerreiblich und pulverisirbar. Die Zah- len, zu welchen Arzbächer durch die Analysen des so aus Rindstalg dargestellten Stearins gelangte, waren folgende: I, II. II. IV. Mittel Kohlenstoff 78,67 78,62 78,95 78,72 78,74 Wasserstoff 12,22 . 12,23 12,22. 12,43 12,27 Sauerstoff 9,14:.4.9:19.778:83 3,83 71.3,99 wogegen seine Analysen des Hammeltalgstearins folgende Zahlen lieferten: I. I. I. IV. Mittel Kohlenstoff 76,18 76,60 76,68 76,57 76,50 Wasserstoff 12,238 12,17 12,17 12,50 12,28 Sauerstoff 11,54 11,23 11,15 11,03 11,22 100 100 100 100 100 Meine Untersuchung des Stearins aus Hammeltalg*) weist nach, dass die vorstehenden Resultate der Analysen dieses Kör- pers richtig sind. Denn ich fand darin: Kohlenstoff 76,74 Wasserstoff 12,42 Sauerstoff 10,84 100 Anders aber verhält es sich mit dem Stearin aus Rindstalg. Ich erhielt dasselbe auf folgende Weise. Das geschmolzene Fett wurde in warmen Aether gegossen und nach dem Erkalten der Lösung das ausgeschiedene Stearin abgepresst, welche Operation mehrmals wiederholt wurde. So stellte ich aus Talg, welches *) Poggend. Ann. Bd, 84 S, 230,* 438 von drei verschiedenen Thieren herstammte, drei verschiedene Proben von Rindstalgstearin dar, von denen die erste bei 61,2 C., die zweite bei 61° C., die dritte bei 60%,7 C. schmolz. Bei der Analyse dieser Proben erbielt ich folgende Zahlen *): I. 11. I. Kohlenstoff 76,61 76,54 76,39 Wasserstoff 12,61 12,30 12,32 Sauerstoff 10,78 11,16 11,33 100 100 100 Auch Duffy**) fand bei der Untersuchung des Rindstalg- stearins keinen höheren Kohlenstoflgehalt als 76,87 pCt. Aus diesen analytischen Resultaten folgt, dass die Zusam- mensetzung des aus Rindstalg gewonnenen Stearins ganz mil der des Hammeltalgstearins übereinkommt, und zwar ist sein Koh- lenstoffgehalt um so grösser, je höher sein Schmelzpunkt ist. Da nach meinen früheren Untersuchungen das in der angegehe- nen Weise dargestellte Stearin stets noch ein Gemenge des ei- gentlichen reinen Stearins mit Palmitin ist, welches letztere we- niger Kohlenstoff enthält als das Stearin, so folgt daraus, dass dieses schwerer in Aether löslich ist, als das Palmitin und dass es einen höheren Schmelzpunkt besitzt, als dieses. Als ich die Untersuchung des Stearins des Rindstalgs be- gann, schien mir dieselbe namentlich deshalb interessant, weil die aussergewöhnliche Zusammensetzung, welche das daraus dar- gestellte Stearin nach Arzbächer besitzen sollte, vermuthen liess, dass eine eigenthümliche, kobhlenstoffreichere fette Säure als die Stearinsäure daraus würde dargestellt werden können. Die Wiederholung der Analyse des Rindstalgstearins hat zwar diesen Grund zur nähern Erforschung der Zusammensetzung jenes Fettes hinweggenommen. Dennoch schien es mir auch wichtig genug, die Untersuchung fortzusetzen, wenn ich auch *) Alle in dieser Arbeit erwähnten Elementaranalysen sind mit Kupfer- oxyd im Sauerstoffgasstrom ausgeführt worden. Die zur Aufsammluug der Koh- lensäure und des Wassers dienenden Apparate wurden aber nicht eher gewogen, als bis der Sauerstoff aus denselben durch atmosphärische Luft wieder ausge- trieben war. **) Journ. f- pract, Chemie Bd. 58 S. 359.* Quart. Journ. of the Chem. Soc. Vol. V. p. 303, 439 nun nur hoffen durfte, die Uebereinstimmung in der Zusammen- setzung auch dieses Fettes mit der der übrigen thierischen Fette darzuthun. Dass dasselbe wirklich nicht davon abweicht, wird die folgende Untersuchung ergeben. Ich habe indessen gleich- zeitig Gelegenheit genommen, die etwas grössere Quantität rei- ner Palmitinsäure, welche ich bei dieser Untersuchung erhielt, dazu zu benutzen, um durch eine grössere Zahl von Atomge- wichtsbestimmungen und Analysen der Verbindungen derselben ihre Formel unwiderruflich festzustellen. Der Gang der Untersuchung dieses Feltes war genau der- selbe, welchen ich bei der Zerlegung des Menschenfetts und Hammeltalgs*) angewendet habe. Ich kann es unterlassen, ihu hier nochmals ausführlich zu beschreiben. Nur das darf ich nicht unerwähnt lässen, dass ich zur partiellen Fällung der festen, fet- ten Säuren, stels essigsaure Magnesia anwendete, welche, wie ich mich nun schon vielfach überzeugt habe, zu diesem Zweck ausserordentlich viel anwendbarer ist, als die essigsaure Baryt- erde, oder das essigsaure Bleioxyd. Die Untersuchung des flüssigen Theils der aus dem Rinds- talg erhaltenen fetten Säuren ergab, dass derselbe wesentlich aus Oelsäure bestand, ausserdem aber noch eine andere Säure, freilich nur in geringer Menge enthielt, deren Atomgewicht viel niedriger war, als das der übrigen darin enthaltenen fetten Säu- ren. Der in Aether lösliche Theil des Bleisalzes des leichter in Alkohol löslichen Theils der fetten Säuren enthält wesentlich diese beiden Säuren, welche sich dadurch von einander trennen lassen, dass man die Barytverbindung derselben darstellt, und mit Aether auszieht. Die ölsaure Baryterde bleibt zumeist un- gelöst, während das Barytsalz der anderen Säure sich leicht auflöst. Um dieses Salz im möglichst reinen Zustande zu erhalten, fällte ich die ätherische Lösung durch wenig Alkohol, trennte den zuerst klebrig erscheinenden Niederschlag von der überste- henden Flüssigkeit und wiederholte diese Operation so oft, bis der Niederschlag flockig wurde und nicht mehr zusammenklebte. *) Poggend. Annalen Bd. 84. S. 238.* *") Poggend, Annalen Bd. 87. S. 593.* 440 Er wurde darauf mit Aether enthaltenden Alkohol gewaschen, ge- trocknet und der Analyse unterworfen. Die so gewonnene Barytverbindung war nicht vollständig farblos, sondern etwas gelblich gefärbt, konnte bei 110° C. ge- trocknet werden, ohne zusammenzukleben und enthielt ziemlich viel Baryterde, mehr als ich bei Untersuchung der analogen Ver- bindungen, welche aus den fetten Säuren des Menschenfetts und des Hammeltalgs erhalten worden waren, gefunden hatte. Die ganze Menge der möglichst reinen Substanz, welche mir zu Ge- bote stand, betrug nur so viel, dass sie zu einer Analyse hin- reichte. Diese ergab folgende Zahlen: 0,2543 Grm. des Barytsalzes lieferten 0,401 Grm. Kohlen- säure, 0,1473 Grm. Wasser und 0,1093 Grm. kohlensaure Ba- ryterde. Diese Zahlen entsprechen folgender Zusammensetzung: Kohlenstoff 45,62 Wasserstoff 6,44 Sauerstoff 14,56 Baryterde 33,38 100 Es ist nicht möglich aus diesen Zahlen eine einfache For- mel abzuleiten. Wahrscheinlich liegt der Grund dazu darin, dass die Substanz, welche zur Analyse diente, noch immer nicht eine chemisch reine Verbindung war. Ungeachtet der Abweichung der Resultate dieser Analyse von denen, welche ich bei Unter- suchung des analogen Products aus dem Hammelfett erhielt*), wage ich doch nicht die Behauptung aufzustellen, dass dieses von jener aus dem Rindstalg erhaltenen Barytverbindung wesent- lich verschieden sei. Ich glaube vielmehr, dass letztere nur et- was vollkommener von unwesentlichen Beimengungen . befreit worden war. Die ölsaure Baryterde, aus welcher durch Aether die so- eben erwähnte Verbindung entfernt worden war, wurde mehr- fach aus der alkoholischen Lösung umkrystallisirt. Die Analyse erwies, dass die so gereinigte Substanz wirklich aus reiner öl- saurer Baryterde bestand. Ich erhielt folgende Zahlen: *) Poggendorffs Annalen Bd. 87. S. 855,* Diese Zeitschrift Heft II, S. 87, 441 I. II. berechnet Kohlenstoff — 61,20 61,82 36 GC Wasserstoff — 9,45 9,44 33H Sauerstoff — 7,49 6,58 30 Baryterde 21,87 21,90 21,86 1 Bä 100 100 Den festen Theil der fetten Säuren des Rindstalgs fand ich genau eben so zusammengesetzt, wie den entsprechenden Theil der Säuren des Hammeltalgs. Er bestand wie dieser aus Stea- rinsäure und Palmitinsäure. Nur schien hier die Menge der letz- teren Säure gegen die der ersteren etwas grösser zu sein. Auch bei der Untersuchung dieses Säuregemisches beobachtete ich die Erscheinung, dass bei allmäliger Scheidung dieser Säuren, in der Weise wie die vermeintliche Anthropinsäure und Margarinsäure krystallisirende Säureportionen erhalten wurden, deren Schmelz- punkt bei 56°C. und 60°C. lag, aus denen aber dort reine Stea- rinsäure hier reine Palmitinsäure mit Leichtigkeit dargestellt wer- den konnte. Die Eigenschaften der Stearinsäure, welche ich aus dem Rindstalg erhielt, stimmten vollkommen mit denen der entspre- chenden aus Hammeltalg dargestellten Säure überein. Nament- lich lag ihr Schmelzpunkt genau bei 69° bis 69,2 C. Bei der Analyse dieser Säure erhielt ich folgende Zahlen: I. 1. berechnet Kohlenstoff 75,77 15,85 76,06 36 GC Wasserstoff 12,59 12,69 12,68 36 H Sauerstoff 11,64 11,46 11,36 40 100 100 100 Die Palmitinsäure, welche mir aus dem Rindstalg darzu- stellen gelang, unterschied sich in keiner Weise von der aus dem Hammeltalg gewonnenen. Namentlich lag ihr Schmelz- punkt bei 62°C. Auch ihre Zusammensetzung stimmt vollkom- men mit der Formel 0?’H3?0* zusammen. Bei der Analyse die- ser Säure erhielt ich folgende Zahlen: I. u. berechnet Kohlenstoff 75,00 74,95 75,00 36 Wasserstoff 12,71 12,60 12,50 32H Sauerstoff 12,29 12,45 12,50 40 100 100% u 100 442 Da ich bei dieser Untersuchung eine etwas grössere Menge Palmitinsäure erhielt, so habe ich dieselbe benutzt, um eine grös- sere Zahl von Verbindungen derselben darzustellen, und durch Atomgewichtsbestimmungen die oben für sie aufgestellte Formel unwiederruflich zu befestigen. Einige dieser Verbindungen habe ich auch aus Palmitinsäure dargestellt, die aus Hammeltalg ge- wonnen worden war. Zur Darstellung der einzelnen Verbindungen bediente ich mich genau derselben Methode, weiche ich auch benutzt habe, um die Verbindungen der Stearinsäure zu erhalten, und welche ich schon ausführlich beschrieben habe*). Es ist daher nicht nothwendig, hier noch einmal darauf zurückzukommen. Palmitinsaures Natron. Diese Verbindung bildet, wenn sie sich aus ihrer alkoho- lischen Lösung abscheidet, eine gallertartige Masse, die aber nach längerem Stehen, wenigstens wenn eine hinreichende Menge Alkohol zugegen ist, sich in blättrige Krystallchen umändert. Im trocknen Zustande ist sie vollkommen farblos. Bei der Ana- Iyse derselben fand ich folgende Zahlen: 1. II. berechnet Kohlenstoff —. 68,67 69,06 324E Wasserstoff — 11,15 11,15 31H Sauerstolf — 9,15 8,64 30 Natron E08 1503° 715 1 Na 100 100 Palmitinsaure Magnesia, Diese Verbindung bildet einen schneeweissen, höchst locke- ren, krystallinischen Niederschlag, der in kochendem Alkohol löslich ist, beim Erkalten der Lösung sich aber fast vollständig wieder abscheidet. Sie krystallisirt hierbei in kleinen, mikros- kopischen, rechtwinkligen Blättchen. In höherer Temperatur schmilzt sie, ohne sich zu zersetzen. Ihr Schmelpunkt liegt et- wa bei 120° C. Bei der Analyse dieser Verbindung fand ich folgende Zahlen: *) Poggendorffs Annalen Bd. 87, S, 560* und folgende. 443 1. I. IE IV. berechnet Kohlenstoff — 7127 — — 71,91 32 C Wasserstoff — 1161 — — 11,1 31H Sauerstolf — 943 — — 899 30 Magnesia 7,62 7,69 7,58 755 749 1Mg 100 100 Palmitinsaure Baryterde ist ein weisses, kryvstallinisches Pulver, das sich durch seinen Perlmutterglanz auszeichnet. Betrachtet man sie mittelst des Mikroskops, so erkennt man ähnliche krystallinische Blättchen, wie sie das Magnesiasalz bildet. In der Hitze zerselzt sich diese Verbindung, bevor sie schmilzt. Bei der Analyse derselben erhielt ich folgende Zahlen: Aus Rindstalg Aus Hammeltalg I. 11. III. berechnet Kohlenstoff — 39,04 — 39,37 33:6 Wasserstoff — 9,74 — 959 31H Sauerstoff — 7,45 — 7,42 3:0 Baryterde 23,114 23 IR 23,39...23,62 1 Bä 100 100 Palmitinsaures Bleioxyd. Diese Verbindung ist ein schneeweisses Pulver, das unter dem Mikroskop betrachtet aus kleinen Schüppchen bestehend er- scheint. Bei einer Temperatur zwischen 110° und 120° C. schmilzt sie und erstarrt beim Erkalten zu einer weissen, un- durebsichtigen, gänzlich unkrystallinischen Masse. Die Analyse dieser Verbindung führte zu folgenden Zahlen: I. II. berechnet Kohlenstoff — 53,97 53,94 32C Wasserstoff _ 8,62 8,63 3lH Sauerstoff _ 8,87 8,92 40 Blei 29,02 25,94 28,89 1 Pb 100 100 Palmitinsaures Kupferoxyd. Dieses palmıtinsaure Salz bildet ein hell grünlich - blaues, sehr lockeres Pulver, das aus sehr kleinen, nur durch das Mi- kroskop erkennbaren Blättchen besteht. Beim allmäligen Erhitzen AA schmilzt es zu einer grünen Flüssigkeit, die sich bei nur we- nig höherer Temperatur zersetzt. Bei der Analyse dieser Verbindung erhielt ich folgende Zahlen : I. II. berechnet Kohlenstoff _— 66,69 66,98 32:6 Wasserstoff — 10,78 10,52 3lH Sauerstolf - 8,42 8,37 30 Kupferoxyd 13,92 14,15 13,83 1 Cü 100 100 Palmilinsaures Silberoxyd. Diese Verbindung ist ein selbst unter dem Mikroskope gänz- lich amorph erscheinendes, weisses, meist ein wenig ins Graue ziehendes, höchst voluminöses und leichtes Pulver, das sich selbst im Tageslicht nicht schwärzt. Getrocknet erscheint es als ein voluminöses, lockeres, leicht zu kleinen Häufchen zusammenbal- lendes Pulver. Die Analyse dieser Verbindung führte zu folgenden Zahlen: I. I. IH. berechnet Kohlenstoff - — 5271 — 32239 320 Wasserstoff — 8,53. — 854 3L H Sauerstoff — Dame 8,832 40 Silber 29,79 29,74 29,72 29,79 1 Ag 100 100 Palmitinsaures Aethyloxyd. Diese Verbindung habe ich genau in derselben Weise dar- gestellt und gereinigt, wie die entsprechende Verbindung der Stearinsäure*) Das palmitinsaure Aethyloxyd schmilzt bei 24°,2 C., wird also flüssig, wenn man es in die Hand nimmt, und er- start beim Erkalten zu einer blättrig krystallinischen Masse. Wenn es sich aus einer verdünnten alkoholischen Lösung bei einer Temperatur von $— 10° C. abscheidet, so schiesst es in langen flachen Nadeln an. Ich habe letztere von einer Länge von vier Linien gesehen. Bei der Analyse des Palmitinsäureäthers erhielt ich fol- gende Resultate: *) Poggendorffs Annalen Bd, 87. S. 567,* 445 I. II. berechnet Kohlenstoff 76,06 75,91 76,06 36 Wasserstoff 12,73 12,66 12,68 36 Sauerstoff 11,21 11.43 11.26 4 100 100 100 Schliesslich sei es mir erlaubt die Resultate dieser Arbeit mit wenigen Worten noch einmal zusammenzufassen. 1) Die Angabe von Arzbächer, wonach das aus Rinds- talg gewonnene Stearin ungefähr 2 pCt. Koblenstoff mehr ent- halten soll, als das aus Hammeltalg dargestellte, ist nicht richtig. Beide Körper haben ganz dieselbe Zusammensetzung. 2) Der flüssige Theil der aus dem Rindstalg durch Versei- fung dargestellten felten Säuren besteht wesentlich aus Oelsäure (C3°4330°-+H0) enthält aber noch eine geringe Menge einer andern Säure, die ein niedrigeres Atlomgewicht besitzt, als die Oelsäure. 3) Der feste Theil der aus diesem Fett gewonnenen fetten Säuren besteht wesentlich aus zwei Säuren, der Stearinsäure (c3°H3°03-+H) und der Palmitinsäure (CH3'0°+H). 4) Das palmitinsaure Natron besteht aus C?’H3103NA. 5) Die palmitinsaure Magnesia aus C?2H3'0°Mg. 6) Die palmitinsaure Baryterde aus C?’H#?'0°Ba. 7) Das palmitinsaure Bleioxyd aus C3’H3'!03Pb. 8) Das palmitinsaure Kupferoxyd aus C3’H3'0°Cu. 9) Das palmitinsaure Silberoxyd aus C3’H3103Ag. 10) Die Zusammensetzung des palmilinsauren Aethyloxyds (des Palmitinsäureäthers) endlich kann durch die Formel c?°43!0°--C:H°0 ausgedrückt werden. C H 0 Monatsbericht. a. Sitzungsbericht. Juni 1. Hr. J. Jeitteles, mag. pharm. in Prag sendet fol- gende Mittheilung über eine eigenthümliche Bewegung ein. Bei Ge- legenheit der Fällung eines Kupfersalzes mit Schwefelwasserstoff aus stark saurer Lösung war von dem auf das Filter gebrachten Schwe- felkupfer etwas von der freien Säure wieder gelöst worden. Bei dem darauf folgenden Auswaschen mit Schwefelwasserstoff bildete sich im Triehterrohre Schwefelkupfer in feinen Häutchen und diese zeig- ten auf der Oberfläche der herabströmenden Flüssigkeit eine eigen- 446 thümliche Bewegung, die genauerer Beobachtung nicht unwürdig er- schien. Es bewegen sich nämlich die feinen Theilchen zu beiden Seiten auf der Oberfläche der am Trichterrohr herablaufenden Flüs- sigkeit, oft bis nahe an die Mitte hin, in einer Bahn, die einer Ellipse ähnlich, deren Excentricität bald grösser, bald kleiner, zuweilen ganz in den Kreis übergehend, mit grösserer oder geringerer Geschwindig- keit in einer für das freie Auge vollkommen deutlichen Weise. Der grössere Durchmesser der Bahn beträgt oft über einen Zoll und es werden sehr wohl erkennbare Stückchen in dieser, der Schwere und dem Sirome entgegengeseizten Richtung umhergetrieben. Weitere Versuche lassen Folgendes erkennen. Das Phänomen ist bedingt durch eine Bodenflüssigkeit, in die der Strom mündet. In einem nur wenige Linien breiten Trichter- rohr entsteht diese dadurch, dass die Oelfnung ganz oder Lheilweise von der Flüssigkeit ausgelüllt wird. Nimmt man eine eben so weite Röhre, die aber am untern Ende conisch erweiılert ist, entsteht die Bewegung nicht, weil dann eine derarlige Wasseransammlung unmög- lich ist. Sie entsteht nicht in einem Trichter mıt so weiter Oefl- nung, dass sie durch das Wasser nicht geschlossen werden kann, sie zeigt sich, sobald das Trichterrohr in eine Flüssigkeit eintaucht. Sie findet nur in einer gewissen Höhe über der Bodenflüssigkeit stalt, der übrige Theil der Röhre mag noch so lang sein, so zeigt sie sich in ihm doch nicht. Diese Höhe hängt ab von der Geschwindigkeit des Stromes, sie nimmt ab, wenn der Strom schneller fliesst, wobei die Umdrehungen der Theilchen schneller und kreisähnlicher werden, sie nimmt zu, wenn der Strom langsamer wird und beim Verrinnen der letzten Tropfen ist die Bewegung fast nur eine aufsteigende. Die verschiedenartigsten Körper zeigen, in Pulverform ange- wandt, dieses Phänomen, so Kohlenpulver, das Pulver von gerösteten Eicheln, Assa foetida, Cubeben, Weinsteinrahm, ja selbst von metal- lischem Eisen. Diese bunte Neihe dürfte zur Genüge beweisen, dass Stoffverschiedenheit nichts zur Sache thut. Die Bewegung zeigt sich, wenn die Bedingungen gegeben sind, in engen Röhren, an der Wand von Bechergläsern, an ebenen Glas- platten, wenn auch. nicht in allen mit gleicher Intensität, die mit der Krümmung der Wand zuzunehmen scheint. Sie zeigt sich unter al- len Neigungen gegen den liorizont. Der Stoff des Gefässes bringt keine Verschiedenheit hervor, Glas verhält sich eben so wie Metall. Wenn die Bodenflüssigkeit eines Becherglases mit dem feinen Pulver bedeckt ist, so sieht man, wie es in der Mitte der herabströ- menden Flüssigkeit weggetrieben, an den Seiten aber wieder angezo- gen und in die Bewegung gebracht wird. Was die Natur der Flüssigkeiten anbelangt, so verhalten sich Salzlösungen, Zuckerlösung, verdünnte Säuren dem Wasser gleich. Es ist jedoch bemerkenswerth, dass Weingeist und Aelherarten unler kei- ner Bedingung die Bewegung hervorrufen. Diese negative Eigenschaft behält der Weingeist bis zu einem bedeutenden Grade der Verdünnung- 447 Darauf kommt ein von Hrn. E. Leo I., Bergfactor in Esper- städt eingesandter und die 17 Tafeln Abbildungen betreffenden Ge- zenslände begleiteter Bericht über ein Knochenlager zwischen Uders- leben und Jehstedt in der Rudolstädtischen Unterherrschaft Franken- hausen zum Vortrag. Schon im Jahre 1541 wurden auf dem Schlachtberg bei Fran- kenhausen in einem Gypssteinbruche fossile Knochen gefunden, aber sie wurden nicht beachtet und sind jetzt spurlos verschwunden. Trotz allen Nachforschens in den Höhlen und Klüften der dortigen Gyps- und Flötzgebirge gelang es Hrn. Leo nicht, eine Lagerstätte solcher Reste zu entdecken. Die jetzt in Bau genommene Chaussee von Fran- kenhausen nach Arten hat ındess einen lebhaften Betrieb in den Stein- brüchen bei Frankenhausen hervorgerufen und wenigstens eine solche Lagerstätte aufgeschlossen und zwar am sogenannten Buchsloche am Fusse des Rhiemenberges zwischen den oben genannten Dörfern. Das Lager scheint sehr reich gewesen zu sein und ist ein Theil der ge- sammelten Knochen in Privathände, ein anderer in die Zuckerfabriken und nur der kleinere in das fürstliche Naturalienkabinet in Rudolstadt gelangt. Die mitgetheilten Abbildungen stellen nur Reste von Pferd, Rhinoceros und Mammut dar und zwar Zähne, Kieferfragmente, ein- zelne Wirbel und Gliedmassenknochen, meist in sehr fragmentärem Zustande. Ueberreste von Raubthieren und Wiederkäuern werden darunter gar nicht erwähnt und scheinen den Nachforschungen des Hrn. Leo entzogen zu sein. Die Verhältnisse der Lagerstälte sind dieselben wie bei Thiede, Egeln, Quedlinburg und an andern Orten in der Umgebung des Harzes. Juni 8 Hr. Heintz theılt die Resultate der Versuche von M.Baumert über die chemische Natur des Ozonsmil. Dieser hat nachgewiesen, dass der Körper, welcher bei der Einwirkung des elec- trischen Stroms auf Wasser neben Sauerstoll und Wasserstoff entsteht, und dessen stark oxydirende Eigenschaften die Aufmerksamkeit der Phy- siker und Chemiker erregt hat, eine höhere Oxydationsstufe des Was- serslofls ist. Dass dieser Körper nur Wasserstoff und Sauerstoff enthalten kann, leuchtet schon aus dem Umstande ein, dass er aus reinem Was- ser entsteht, wenn auch nur in geringer Menge. Freilich ist die Quan- tilät desselben, welche sich durch ein und denselben Strom bildet, viel geringer, wenn man dadurch reines Wasser, als wenn man da- durch sauer gemachtes Wasser zerselzt. Allein die Natur des ge- bildeten Körpers ist ganz dieselbe, mag man Schwefelsäure, Phosphor- säure oder Chromsäure dem Wasser hinzusetzen. Es lässt sich übrigens mit Sicherheit darihun, dass das Ozon sowohl Wasserstoff, als Sauerstoff enthält. Zu dem Zweck treibt man einen trockenen Luftstrom, in welchem Phosphor verbrennt durch eine lange Glasröhre, wodurch diese sich mit einem hauchartigen An- flug von wasserfreier Phosphorsäure beschlägt. Durch diese Röhre leitet man darauf den Strom des Sauerstoffgases, welches sich am po- 445 sitiven Pole eines kräftigen electrischen Apparates entwickelt, und das auf’s sorgfältigste getrocknet worden ist. Die Phosphorsäure ändert ihr Aussehen dadurch nicht im Mindesten. Sowie man aber eine Stelle der Röhre nur ganz schwach erhitzt, so wird das Ozon zer- selzt, es bildet sich Wasser. welches von dem strömenden Gase fort- serissen dicht an der erwärmten Stelle die Phosphorsäure zerllies- sen macht, i Der Umstand, dass das Ozon eine so stark oxydirende Wirkung äussert, genügt, um darzulhun, dass es mehr Sauerstoff enthalten muss, als das Wasser. Baumert hat aber auch das Gewichtsver- hältniss des Sauerstoffs zum Wasserstoff in dem Ozon zu bestimmen versucht, und es folgt aus seinen Versuchen, dass es aus einem Atom Wasserstoff und drei Atomen Sauerstolf besteht. Die Ausführung der Versuche bot sehr grosse Schwierigkeiten dar. Der ganze dazu dienende Apparat musste aus einem Stück bestehen oder wo dies nicht thunlich mussten die Theile in einander eingeschliffen werden, weil das Ozon sowohl durch Kork, als durch Kautschuk, als durch irgend welche andere organische Substanz sofort zersetzt wird. Eine andere Schwierigkeit bestand darin, dass die Menge des Ozons, welehe das bei der Electrolyse des Wassers gebildete Gas enthält, trotz des starken Geruchs und trotz der kräftigen Action auf andere Stoffe nur sehr gering ist. Die Analyse geschah in folgender Weise. Man löst eine genau gewogene Menge Jod in einer Jodkaliumlösung auf, so dass das in einem Grade der Bürette enthaltene Jod nur einen Bruchtheil eines Milligrammes dieses Körpers enthält. Durch Bestimmung des Volums der ganzen Mischung lässt sich der Gehalt derselben an Jod leicht feststellen. Dann stellt man eine Lösung von schwelfliger Säure in Wasser dar, die höchstens 0,00003 Grm. dieser Säure enthält. Durch jene Jodlösung lässt sich nun der Gehalt dieser Flüssigkeit an schwef liger Säure beslimmen. Wenn man nämlich allmälıg Jodlösung der Lösung der schweflligen Säure hinzusetzt, so wird das Jod in Jod- wasserstoff verwandelt, was so lange fortdauert, bis endlich die schwef- lige Säure vollständig in Schwefelsäure übergeführt ist. Dieser Punkt lässt sich dadurch leicht bestimmen, dass bei dem geringsten Ueber- schuss an Jod in der Mischung ein Tropfen derselben die Eigenschaft erhält, Stärkemehllösung blau zu färben. Will man nun die Zusammensetzung des Ozons bestimmen, so leitet man den aus Wasser, das mit Chromsäure gemischt ist, durch Electrolyse entwickelten Sauerstoff durch ein langes Rohr, welches mit Bimstein gefüllt ist, den man mit chemisch reinem Schwelelsäure- hydrat getränkt hat. An dieses Rohr lässt sich ein mit einer con- centrirten Lösung von Jodkalium gefüllter Kugelapparat luftdicht mit- telst Schliffflächen befestigen und mit diesem kann auf dieselbe Weise ein zweiter mit concentrirter Schwefelsäure gefüllter Kugelap- parat ebenfalls luftdicht verbunden werden, Diese beiden letzten Ap- parate sind vorher gewogen worden, 449 Die Jodkaliumlösung dient dazu das Ozon zu zersetzen. Das Ozon wird dadurch unter Abgabe einer gewissen Menge Sauerstoff in Wasser zurückgeführt. Es entsteht dadurch zuerst Kali und freies Jod, das die Lösung braun färbt. Bald verschwindet aber diese Farbe wieder, indem sich Jodkalium und jodsaures Kali bildet. Die Schwe- felsäure hat den Zweck, das mit dem Sauerstoff fortgerissene Was- ser zu absorbiren. Die Gewichtszunahme dieser beiden Apparate gibt daher das Gewicht des zersetzten Ozons an. Um nun auch die Menge des Jods zu bestimmen, setzt man zu der ein Gemenge von Jodkalium und jodsaurem Kali enthaltenden Flüssigkeit zuerst Salzsäure, wodurch so viel Jod frei wird, als der von dieser Flüssigkeit aus dem Ozon absorbirten Menge Sauerstoff äquivalent ist. Darauf setz man so viel der Lösung von schwelli- ger Säure von bekanntem Gehalt hinzu, bis die Farbe des Jods voll- ständig verschwunden ist. Man bestimmt das Volum der verbrauch- ten Lösung und schliesst daraus unmittelbar auf die Jodmenge, wel- che dadurch in Jodwasserstoffsäure umgewandelt werden konnte, Da aber hier der Punkt nicht genau getroffen werden kann, wo alles Jod mit Wasserstoff verbunden und schweflige Säure noch nicht im Ueberschuss zugeselzt ist, so hat man einen geringen Ueberschuss der- selben anzuwenden. Jetzt setzt man allmälig wieder Jodlösung von bekanntem Gehalt hinzu, bis ein Tropfen der Mischung Stärkelösung blau zu färben beginnt. Die Menge Jod, die in einem solchen Vo- lum der Probeflüssigkeit enthalten ist, welches mehr nothwendig ge- wesen wäre, wenn man die hinzugegossene Menge der Lösung der schwefligen Säure für sich mittelst der Jodlösung zersetzt hätte, statt den Versuch so auszuführen, wie eben beschrieben, ist der Menge Sauerstoff äquivalent, welche aus dem Ozon in die Jodkaliumlösung übergegangen ist. Baumert hat zwei Versuche in dieser Weise angestellt und fol- gende Resultate erhalten: 1. I, berechnet Wasserstoff 4,34 3,76 4,00 1 H Sauerstoff 95,66 96,24 96,00 30 100 100 100 Wenn es demnach erwiesen ist, dass es eine Sauerstoffverbin- dung des Wasserstofis giebt, welche aus Jodkaliumlösung Jod abzu- scheiden vermag, so folgt daraus noch nicht, dass durch Einwirkung electrischer Funken auf vollkommen wasserstofffreies Sauerstoffgas nicht ein allotropischer Sauerstoff erzeugt werden könne, der jene Eigen- schaft des Ozons theil. Baumert hat bewiesen, dass eine solche Modifikation des Sauerstoffs existirt. Er leitete auf electrolytischem Wege erzeugtes Sauerstolfgas durch einen mit concentrirter Schwefelsäure gefüllten Kugelapparat, dann durch ein glühendes Rohr (um das Ozon zu zerstören), dann durch eine mit Jodkaliumstärke gefüllte kleine Glaskugel, darauf durch 29 450 ein mit chemisch reiner, staubiger Phosphorsäure gefülltes Rohr und darauf in eine Kugel, in welcher mittelst einer Inductionsspirale foıt- dauernde Electrieitätsentladungen veranlasst werden konnten. Der von hier abströmende Sauerstoff färbte stets Jodkaliumlösung gelb und machte also Jod aus dem Jodkalium frei, was der reine, durch elek- trısche Funken nicht veränderte eleetrolytische Sauerstoff nicht thut. Von der vollkommenen Abwesenheit jeder Wasserstoffverbindung bei diesem Versuch hat sich Baumert mit Sorgfalt überzeugt. Merk- würdig ist, dass der durch Eleectrieität erzeugte allotropische Sauer- stoff bei einer Temperatur noch unter 200° C. seine Fähigkeit, aus Jodkaliumlösung das Jod abzuscheiden wieder verliert (Poggend. Ann. Bd. 89. S. 38.*) Juni 16. Hr. Thamhayn verbreitet sich über die Untersu- chungen betreffend die Chylusresorption im Darm. Wie noch so manche physiologische Untersuchungen ihrer Voll- endung entgegensehen, so ist auch noch die Art und Weise der Chy- lusresorption im Darm Gegenstand lebhafter Controverse.. Die ver- schiedensten Ansichten traten sich hier entgegen, schwierige Fragen stellten sich zur Beantwortung. Sind da Epithelialeylinder und Zellen’ offen oder nicht, besitzen letztere eine centrale Höhle oder nicht, giebt es Chylusgefässe oder nur Chyluswege, und wie beginnen sie, das waren die Punkte, auf die es hier ankam und die der Un- tersuchung grosse Schwierigkeiten in den Weg legten. Nachdem Lieberkühn zuerst eine centrale Zottenhöhle ange- nommen hatte, die sowohl an ihrer Spitze nach dem Darmrohr zu als auch an ihrer Basis geöffnet wäre und hier mit einem Lymphge- fäss in Verbindung stehe, traten ihm Rudolphi und Fohmann entge- gen, liessen zwar jene Höhle im Innern der Zotte problematisch, leug- neten aber die Oelfnungen der Zolte nach dem Darm zu auf das ent- schiedenste und zwar mit solchen Gründen, dass nach Hyrils Meinung die Lieberkühnsche Ansicht für immer abgethan sei. Die Zottenhöhle wurde endlich durch Müller constatirt, aber auch nur theilweise, in- dem er sie bei einigen Thieren zwar fand, bei andern aber vermisste, bis endlich Frerichs und Gerlach sie auch bei den Menschen fanden und Schwann sie sogar mit Quecksilber injieirt haben wollte, was aber bei der Feinheit des Präparates und Schwere des Materials wohl leıcht zu Täuschungen Anlass geben konnte. — Durch einen endos- molischen Process nun sollten die flüssigen Nahrungssäfte in diese Höhle gelanzen. Nachdem man so die Uranfänge der Resorption bestimmt zu ha- ben glaubte, handelte es sich um die weitere Fortleitung der aufge- nommenen Chylusmasse. Auch hier traten wieder die verschieden- sten Ansichten sich entgegen. Wenn Henle sich für einen blinden Anfang der Cliylusgefässe erklärt, der je nach der Zolte verschieden ist und bald keulen-, rankenförmig oder spitz erscheint, wenn Krause es unentschieden lässt, ob sie als blinde Bläschen beginnen oder sich aus den Netzen der Zotte entwickeln, wenn endlich Valentin sich 451 entschieden für einen netzförmigen Anfang ausspricht, so weicht Hyrtl, schon von dieser Ansicht ab, indem er die eignen Wandungen der durch Injeetionen netzförmig erscheinenden Chylusgefässe nicht un- bedingt annimmt und es für nicht unwahrscheinlich hält, dass sie als Chyluswege Interstitien des fasrigen Grundgewebes sind. In neuerer Zeit nun hat sich unter andern Brücke in Wien, dieser genaue und fleissige Forscher, wieder vielfach mit diesem Ge- genstande beschäftigt und der Akademie der Wissenschaften die Re- sultate seiner Untersuchungen vorgelegt. Leider sind sie im Sitzungs- bericht nur im Auszug mitgetheilt und wenn auch dieser Auszug das Wissenswertheste und Hauptsächlichste enthält, so würde doch eine weitere Auseinandersetzung manches haben klarer erscheinen lassen. Seine Untersuchung nun ergiebt folgendes. Ist es wahr, dass die Fettikügelchen unmittelbar in die Cylinder- epithelien eintreten, so dass sie oft mit einem Theile ihrer Peripherie über die Zelle hervorragend, mit der andern in sie eingedrungen ge- sehen worden, so ist es aus physikalischen Gründen nicht gut mög- lich, dass dieser Process bei vollständig geschlossenen Epithelialzellen vor sich gehen soll, ein Umstand, der durch die Wistingshausischen Erklärungen nicht genügend beseitigt ist. Nun aber ist jener Eintritt der Fettkügelchen in die Epithelialeylinder durch Gruby’s und Sele- fronds Untersuchungen vollkommen constatirt, weshalb auch beide Forscher ein temporäres Oeffnen. dieser Oylinder annehmen, sowie eine Communikation derselben mit der Zottenhöhle. — Brücke nun geht, auf seine Untersuchungen gestützt, noch weiter, indem er be- hauptet, dass nicht allein Zotte und Cylinder communieirten, sondern auch dass diese Cylinder nach dem Darmrohr zu durch keine Mem- bran geschlossen seien, sondern nur durch eine dünne Schleimschicht. Ist so nun der Nahrungssaft eingetreten, so verbreitet er sich nicht etwa in besondere Gefässe sondern die ganze Zolle, die nur aus dem Epithelium, der membrana intermedia, dem Blutgefäss- und Muskel- system besteht, kann damit getränkt werden, so dass alle jene an- genommenen verzweigten, netz- oder schlingenförmigen Chylusge- fässe nur der Ausdruck von Chyluswegen ohne selbsständige Wandungen sind, indem die Zotte nur unvollkommen mit den Fett- kügelchen angefüllt war. Die weitere Fortbewegung des durch Darm- muskel contractiv in die Zotte eingetriebenen Chylus macht B. abhän- gig von der Construction der eignen Muskellasern der Zotte, nach- dem vorher letztere, durch den Blutdruck der Gefässe expandırt, taug- lich zur Aufnahme wurden. Diese Annahme hält er für um so zu- verlässiger, als nach seinen Beobachtungen die Einscheidung der Blut- gefässe in Chylusgefässe nicht allein bei den Amphibien sondern auch im Darm der Säugethiere vorkommt, so dass also die Blutgefässe in Bindegewebsscheiden eingeschlossen sind, in denen sie vom Chylus umspült werden. Auf diese Fortbewegung des Chylus in seinen Wegen erlaube ich mir vielleicht später noch ein Mal zurückzukommen, wenn Brücke, 29* 452 wie er verspricht, seine Beobachtungen hierüber ferner veröffentlicht hat, da er auch hierin sehr von den älteren Ansichten abweicht. Hr. Giebel berichtet von Siebold’s Untersuchung der Verwand- lung der Echinococens-Brut in Tänien. Nach den resultatreichen Füt- terungsversuchen mit Cysticereus wandte sich v. Siebold zu den Echi- nococcen, um auch deren Verwandlung auf demselben sicheren Wege zu erforschen. Er nahm zu diesem Behufe die Echinococeuslarren aus dem flüssigen Inhalt der trächtigen Blasen, schüttete sie in lau- warme Milch und fütterte diese jungen Hunden, wobei die erforder- liche Sorgfalt, Pflege und Aufsicht angewandt wurde. Die Section der gefütterten Thiere ergab nun folgende Resultate. Der erste am 22. Mai mit Larven gelülterte und am 3. Juni mit Chloroforın ge tödtete Hund hatte im Darmschleim des ganzen Dünndarmes unzählige Echinococeuslarven mit hervorgestülpten Köpfen, gestrecktem völlig ungegliedertem Körper und einer sphincterartigen Oeflnung am Hin- terleibsende, wo früher der Fortsatz für die Knospenblase sich be- funden. Ein zweiter am 23. Mai gefütterter Hund wurde bald krank und am 14. Juni getödtet. Der Magen enthielt eine bräunliche Flüs- sigkeit und die innere Wandung des Dünndarmes war stark geröthet, dicht mit milchweissen Papillen besetzt und diese’ ergaben sich bei der mieroscopischen Untersuchung als zahllose Tänien, die mit dem Kopfe in den Darmschleim sich eingegraben und mit dem kreideweis- sen Hinterleibe frei hervorragten. Die Würmchen waren 1 bis 1'/, Linie lang und ihr Kopf stimmte vollkommen mit dem der Echino- coceuslarven überein, ihr Leil war zwei- oder dreigliedrig, nur bei wenigen ungegliedert. Im Innern des letzten Gliedes zeigten sich deutlich die Umrisse der Genitalien. Diese Würmer wurden nun ei- nem jungen Pudel gefüttert und 5 Tage nachher (oder 27 Tage nach der ersten Fütterung) in dessen Duodemum wieder auflgelunden. Sie waren noch dreigliedrig und wenig weiter gewachsen. Ihr letztes Glied aber enthielt bereits vollkommen reife Eier, in denen der Em- bryo mit seinen sechs Häkchen lag, und der Penis, welcher in einen haarförmige Spermafäden enthaltenden Kanal führte. Ein mit dersel- ben Brut gefülterler junger Fuchs lieferte 74 Tage nach der Fütte- rung im Dünndarme kleine Exemplare von Taenia cucumerina, Asoa- ris Iriquetra, Stiongulus trigonocephalus, Holostomum alatum und keinen Abkömmlıng von Echinococeus veterinorum. Taenia cucume- rina wurde auch zahlreich bei einem 48 Tage nach der Fütterung getödteten jungen Pudel beobachtet neben den Echinoeoceus - Tänien. Aus diesen Untersuchungen geht mit Bestimmiheit hervor. dass der Echinoeoceus in jene dreigliedrige Taenia sich verwandelt und diese nicht wie die Helminthologen annahmen junge Brut, sondern bereits vollkommen ausgebildet ist, v. Siebold nennt sie Taeuia echinococ- eus und diagnosirt sie mit folgenden Worten: Corpus triarlieulatum ; eaput subglobosum; rostellum rotundatum corona dupliei uneinularum 23—36 brevium armatum; collum longiusculam in posteriore parte strieturam gerens; ambo articuli androgyni oblongi et apertura geni- 453 tali marginali alternante instructi. Longit. 1"/,“‘. Hab. in intestino tenui Canis familiaris. Hr. Heintz spricht über die Ursache der Erscheinung, von welcher schun in einer frühern Sitzung (vergl. S. 203.) die Rede war, und welche von Sacc am Murmelthier und von Valentin am Igel beobachtet ist. Beide Beobachter fanden, dass diese Thiere oft während des Winterschlafs, ungeachtet sie keine Nahrung zu sich nehmen, an Gewicht zunehmen, und dass dies namentlich dann statt- findet, wenn sie möglichst gefühllos geworden sind. Diese Ge- wichtsvermehrung hört auf, sobald dıe Thiere während eines partiel- len Erwachens Harn gelassen haben. Sacce beabsichtigte die Respiration der Murmelthiere, welche zu seinen Versuchen gedient hatten, zum Gegenstande einer Untersu- chung zu machen um dadurch jene sonderbare Thatsache aufzuklären, als er erfuhr, dass Regnault und Reiset eine grosse Reıhe von Versuchen über dıe Respiration verschiedener Thiere mit Hülfe eines ihnen eigenthiimlichen Apparates theils früher angestellt hätten, theils noch anzustellen wıllens seien. Deshalb schickte er diesen seine Murmelthiere zu mit der Bitte, sie in die Reihe der Thiere aufzuneh- men, mit denen Versuche angestellt werden sollten, Regnault und Reiset*) fanden, dass bei der Respiration der Murmelthiere, welche im wachen Zustande dem Versuch unterworfen worden waren, keine wesentliche Abweichung von den Gesetzen zu entdecken war, welche die Respıration anderer Säugelhiere regeln. Sobald aber die Thiere im Zustande des Winterschlafs in den Re- spirationsapparat gebracht wurden, zeigte sich eine bedeutende Ab- weichung. Obgleich nämlich im Ganzen die Menge des Sauerstofls, welche durch die winterschlafenden Murmelthiere absorbirt wird, viel geringer ist, als die Menge, welche in derselben Zeit von demselben wachen Individuum verbraucht wird, so ist doch die ausgehauchte Kohlensäure in jenem Falle im Verhältniss noeh um Vieles mehr ver- mindert. Während nämlich eius der Murmelthiere innerhalb 117 Stunden und 45 Minuten 13,088 Grm. Sauerstoff aufnahm, hauchte es nur 7,174 Grm. Kohlensäure aus. Da das Thier weder feste Ex- cremente von sich gegeben noch Harn gelassen hatte, so musste sein Gewicht um 5,914 Grm. sich vermehrt hahen, vorausgesetzt, dass es durch Verdunstung nichts an Gewicht verlor. Diese Voraussetzung ist allerdings nicht richtig. Indessen da die Thiere, während sie sich im Winterschlaf befinden, eine sehr niedrige Temperatur annehmen, die 12" C. nicht übersteigt, so kann der durch Verdunstung veran- lasste Gewichtsverlust nur sehr gering sein. War er in dem vorlie- genden Falle geringer als 5,914 Grm., d. h..geringer als die Diffe- renz des absorbirteu Sauerstoffyuantums und der ausgehauchten Koh- .*) Recherches chimiques s. ]. respir. des animaux des diverses classes, Paris 1849 p, 133—150*. 454 lensäuremenge, so musste das Gewicht des Thieres zugenommen ha- ben. Hierdurch erklärt sich das nur scheinbar wunderbare Factum, Der Vortragende beschrieb endlich mit kurzen Worten den von Regnault und Reiset bei ihren Respirationsversuchen angewende- ten Apparat. Da derselbe sehr complieirt ist und nicht ohne Zeich- nung verstanden werden kann, auch die Arbeit von Regnault und Reiset schon vom Jahre 1849 datirt, so mag hier auf die aus- führliche Beschreibung desselben hingewiesen werden welche diese Forscher*) selbst davon gegeben haben. Juni 29. Hr. Heidenhain theilt die Untersuchungen mit, welche von Dr. Th. Clemens über Miasma und Contagium angestellt worden sind. Einer der dunkelsten Punkte der Pathologie ist die Lehre von den Contagien und Miasmen. Die Thatsache, dass zu ge- wissen Zeiten an demselben Orte, in derselben Gegend, eine mehr oder weniger grosse Zahl von Personen, die ausser den allgemeinen Bedingungen des Lebens, den gleichen tellurischen und atmosphäri- “schen Verhältnissen, Nichts mit einander gemein haben, unter gleichen Symptomen erkrankt, diese Thatsache hat man auf keine andere Weise zu erklären gewusst, als durch die Annahme einer dem Körper nach- theiligen Veränderung in jenen allgemeinen Lebensbedingungen. Ich sage, durch die Annahme, denn an einem Beweise dafür fehlte es durchaus. Man hat sich in den vagesten Hypothesen über die Art dieser Veränderung erschöpft. Die Einen beschuldigten die atmos- phärische Electricität, eine abnorme Beschaffenheit derselben sollte das Unheil der Epidemieen über weite Länderstrecken verbreiten. Doch kennen wir das Gesetz der Electrieitätsvertheilung in der Atmosphäre noch nicht genau. Wo die Kenntniss der Norm fehlt, kann von einer Abnormität füglich nicht die Rede sein. Andre hielten sich, dem An- scheine nach, mit mehr Grund, an die Zusammenselzung der atmos- phärischen Luft. Bald sollte das quantitative Verhältniss der sie con- stituirenden Gase zum Nachtheile der athmenden Organismen verän- dert, bald eine fremdartige Beimischung, giftige Dünste, Keime vege- tabilischer und animalischer Organismen von noch geringerer, als mi- eroscopischer Grösse hinzugekommen sein. Doch war dies Alles Hy- pothese, der kein objectives Factum, keine physikalische oder chemi- sche Untersuchung zu Grunde lag. Das atmosphärische Gift von un- bekannter Beschaffenheit, das Miasma, sollte seinen Ursprung an Stät- ten nehmen, wo organische Materien dem Processe der Fäulniss und Verwesung unterliegen, oft vorzugsweise in wasserreichen, sumpfigen Gegenden. In der That sind sumpfige Territorien meistens die Ur- sprungsstätte und der hauptsächlichste Sitz verderblicher Seuchen. Deshalb suchte man in den Exhalationen der Sümpfe das Miasma auf. Man konnte weiter Nichts nachweisen, als dass die Sumpfgase, durch concentrirte Schwefelsäure geleitet, dieselbe schwärzen, zum Beweise *) Recherches sur la respiration des animaux des diverses classes. Pa- ris 1849 p. 15 etc.* 459 für die Anwesenheit organischer Materien in denselben, Ob diese aber wirklich das giftige Prineip bildeten, blieb fraglich. Neuerdings hat Dr, Clemens angefangen, eine Reihe von Untersuchungen über die lebensfeindlichen Eigenschaften des Sumpfwassers und seiner Exhala- lionen zu veröffentlichen, die einiges Licht in das Duukel dieser An- gelegenheit zu bringen versprechen. Clemens füllte grosse Gläser mit Wasser aus verschiedenen Sümpfen der Umgegend von Frankfurt, das von seinen gewöhnlichen Bewohnern belebt war, kleinen mieros- copischen Cryptogamen und Infusorien, sowie grösseren Wasserpllan- zen (Lemna, Ranunculus aquaticus elc.). In dieses Wasser selzle er Salamander und Frösche. Zunächst wurden die unter dem Ein- flusse des Sonnenlichts exhalirten Gase untersucht. Sie enthielten Sauerstoff in ozonisirtem Zustande, was sich nach den neuern Ent. deckungen wohl dahin berichtigen wird, dass darin Sauerstoff und jenes mit dem Namen Ozon bezeichnete Wasserstoflsuperoxyd anwe- send war. Um nun den Einfluss sich zersetzender organischer Ma- terien auf die Entwicklung der Gase zu untersuchen, legte Clemens in ein Sumpfwassergefäss zwei todte Trıtonen. Das Ozon verschwand, in dem Wasser entwickelte sich eine bedeutende Menge von Vorti- cellen, welche sich an die Tritonen ansetzten und dieselben zu mehr- maliger Häutung veranlassten. Im Uebrigen blieben sie so lange ge- sund, his das Gefäss an einen dunkeln Ort gestellt wurde. Die Ver- wesung ging jetzt viel langsamer vor sich, die Sauerstoffexhalation hörte auf, es begann die Bildung von Pilzen, Paramezien, Rotileren und Vibrionen. Die Tritonen kränkelten und .magerten stark ab. Alle diese Erscheinungen hörten bald auf, als das Wasser wieder dem Einflusse des Sonnenlichts ausgesetzt wurde. Die im Dunkeln begon- nene Schimmel- und Pilzbildung veranlasste Clemens, Sumpfwasser mit Coniomyceten zu infieiren, welche er durch hineingelegten Hafer- brand erzeugte. Geschah dies in Gläsern, die schon durch Thierlei- chen miasmalisirt waren, so starben alle Bewohner derselben binnen 3 Stunden. Gesunde Frösche, welche in derartig miasmatlisirles Was- ser, ın welchem Haferbrand 45 Stunden gelegen halle, gesetzt wur- den, starben oft schon naclı 10 Minuten. In dem Wasser war eine enorme Menge von Infusorien entstanden, die Spuren des Brandes hatten lange, sich unter einander verfilzende Fäden getrieben. In den Exhalationen des Wassers befand sich Ammoniak, während Sauerstoff darin fehlte. Kohlensäure war nicht in erheblicher Menge vorhan- den. Im Darmkanale und Blute der gefallenen Thiere fand sich eine grosse Menge von Infusorien, die Blutkörperchen hatten eine unregel- mässige, zum Theil zerrissene Gestalt angenommen. — Clemens ging nun weiter und filtrirte das durch Brand miasmalisirte Wasser durch mehrere Filtra. Es wurde klar, behielt aber etwas von dem früher angenommenen Modergeruche bei und entwickelte bald in sich grosse Infusorienmengen. Die Tritonen wurden unruhig, krank, mager, doch wurde ein so plötzliches Sterben nicht beobachtet. — Wenn es nun nicht gerade sehr auffallend ist, dass die Thiere, die in einem durch 456 Pilz- und Schimmelbildung offenbar vergifteten Wasser leben, bald krank werden und sterben, so sind doch die folgenden Beobachtun- gen höchst überraschend, welche nachweisen, dass derartiges Wasser auch par distance schädlich auf Thiere, die in seiner Nähe leben, wirken kann. Clemens füllte nämlich Gläser nur theilweise mit bran- digem Wasser und brachte zwei Zoll über dem Wasserspiegel ein Drahtnetz an, auf das er hin und wieder feuchtes Moos legte und dann Tritonen und Frösche setzte. Das Glas wurde mit einem viel- fach durchlöcherten Deckel geschlossen, so dass es an der nöthigen atmosphärischen Luft nicht fehlte. Schon am zweiten Tage fingen die Thiere an zu kränkeln, während sich in dem Moose eine zarte Vegetation von Bissus- und Penieilliumarten, auch von grössern Bo- tryssporen entwickelte. Die Thiere magerten schnell ab und die Frösche starben alle in 8, die Tritonen spätestens in 14 Tagen. Die Section ergab dasselbe Resultat, wie das in miasmatisirtem Wasser gestorbenen Thieren. Es scheint hiernach, dass die Keime der Infu- sorien und Üryptogamen des Sumpfwassers sich, unbemerkbar dem Auge des Beobachters, durch die über dem Wasser stehenden Luft- schichten verbreiteten und, auf diesem Wege in das Innere der Thiere gelangt, die tödtliche Vergiftung veranlassten. — Ueber das chemi- sche Verhalten der miasmatisirten Luftschichten verspricht Clemens bald nähere Auskunft. (Vierordis Archiv XII. p. 281.) Herr Baer spricht sodann über die in neuerer Zeit häufiger auftauchenden Elemente in der Chemie, die ihr kurzes Dasein nur oberflächlichen Untersuchungen verdanken und erscheinen, um wieder zu verschwinden. In kürzerer oder längerer Frist geben sie die Ver- anlassung zu leider unnützen Arbeiten, denn vor den Augen solcher, die weniger begierig sind, ihren Namen durch die Entdeckung eines neuen Elementes unsterblich zu machen, stellt sich die Nichtigkeit der angegebenen Thatsachen bald heraus. Wie in neuester Zeit das Do- narium ist auch Ullgreens Aridium (Ofvers. af k. Acad. Förh. 1850. Nr, 3. p. 55. auch Centralblatt 1850. p. 417.) ohne Sang und Klang zu Grabe getragen. Bahr hat (Ibid. 1852. p. 161) dasselbe Chromeisen untersucht und genau nach U. Angaben, das Aridium dar- aus dargestellt. Bei sorgfältiger Untersuchung aber fand er, dass das Aridium nicht nur dem Eisen „ähnlich“, sondern auch vollkommen gleich war. Das abweichende Verhalten gegen Reagentien, wodurch U, zur Octroyirung eines neuen Elementes sich berechtigt glaubte, rührte von noch darin enthaltenem Phosphor und Chrom her. — Aehnlich wie wir im Leben häufig neben der Bahre die Wiege fin- den, haben auch wir gleichzeitig mit der Todesanzeige die Meldung von der Geburt eines neuen Elementes zu machen, von dem es bis jetzt freilich noch heisst: „Namen nennen dich nicht.“ Genth, ein sich in Amerika aufhaltender Chemiker, will diese neue namenlose. Entdeckung gemacht haben bei Gelegenheit einer Untersuchung von weissen Körnern — aus 49,4 Sisserskit (JrOs*), 2,2 Platiniridium, 48,4 Platin und Gold bestehend, — die aus californischem Golde aus- 457 gelesen waren. Er fand nämlich bei der Behandlung mit siedender Salzsäure, dass an zweien derselben eine Wasserstoffgasentwickelung stattfand. Sie wurden sogleich entfernt und untersucht. Die Lupe liess Gold darin erkennen; die Farbe war zinnweiss bis stahlgrau. Sie waren sehr dehnbar, härter als Zinn, lösten sich in Salpetersäure, wohei das Gold zurückblieb und die Lösung lieferte ein kryst. Salz. Kupfer wurde dadurch aus seinen Lösungen langsam niedergeschla- gen; Schwefelwasserstoff bewirkte in der Lösung einen braunen Nie- derschlag. Vor dem Löthrohr auf der Kohle schmolz das Metall leicht, sich dabei mit einem schwarzen Oxyde bedeckend; Borax wurde dadurch nicht gefärbt, nach dem Erkalten war die Perle opalescirend. Diese ziemlich vagen Gründe haben Genth zu der Octroyirung eines neuen Elementes veranlasst, unbeirrt um das Schicksal, dem in neue- ster Zeit ähnliche Entdeckungen verfielen. Er wirft hierbei noch die scharfsinnige Frage auf, ob nicht die von Hermann im sibirischen Goldsande bemerkten Zinnkörner dasselbe Element gewesen seien. (Sillim,. amer. Journ. T. XV. p. 246. auch Centralblatt 1853. p. 366.) Unserer Meinung nach gehören vollwichtigere Beweise als die angeführten zur Hinstellung eines neuen Elementes. Ob diese Entdeckung einen grössern innern Werth hat als die, womit wir von jenseits des grossen Wassers in jüngster Zeit so freigebig beschenkt worden sind, das muss die Zeit lehren. Freilich ein längeres Leben als seine Genossen der jüngsten Zeit wird das namenlose Element wohl führen, denn so leicht wird sich das zur Entscheidung der Frage: ob ächt oder Bastard, nöthige Material nicht finden, b. Literatur. Physik. — Grüel, über eine electro-magmetischa Ma- sehine mit oscillirenden Ankern. — G. hat die Ueberzengung noch nicht gewinnen können, dass das Princip, nach welchem Page seine bekannte Maschine construirt hat, mehr leiste, als die Anwendung vollständiger Electro- magnete Die über dıese Maschine gegebene Auskunft führt nur zu dem Schlusse, dass mit einer monströsen Stromeskraft operirt worden sei, indem hier gesagt wird, dass der bei der Bewegung und Wechselung des Commulators auftretende Induetionsfunken jedesmal den Knall eines Pistolenschusses erzeugt habe. Fer- ner ersehen wir hieraus den ganz eigenthümlichen Umstand, dass die Maschine fast dıe doppelte Kraft entwickelt habe, sobald man dieselbe rückwärts laufen liess. Dies giebt zu der einfachen Frage Veranlassung, warum man denn die Maschine überhaupt nicht immer habe rückwärts laufen lassen. Ferner wird auch im Allgemeinen die Richligkeit der ia jenem Berichte enthaltenen Zahlenangaben in Frage gestell. — G. fertigte zuerst 1537 ein electromagnelisches Modell ; hatte aber seildem häufig Gelegenheit dergleichen Maschinen uud Apparate in den verschiedensten Formen zu fertigen, und lernte so leicht erkennen, welchen Einfluss oft eine geringfügig scheinende Modification auf den Erfolg hat. — Vor längerer Zeit verfertigte G. ein Modell mit 2 alternirend wirkenden Electro- magnelen, deren hufeisenföormige Eisenkerne wenige Zoll lang und kaum ?/, Zoll dick waren. Die vier aufrecht stehenden Pole bildeten ein Quadrat, in dessen 458 Mittelpunkt sich die Unterstützung des schwingenden Theils, der an seinen End- punkten die Anker trug, befand. Hier wurde durch eine sehr winzige salvani- sche Kette, — die aus einem 2 Zoll langen Platindraht von der Dicke eines Pferdehaares, wovon auch nur die Hälfte in die Salpetersäure einlauchte, einer Thonbüchse von + Loth Inhalt und einem Zinkstreifen gebildet wurde — ein Schwungrad von 11 Zoll Durchmesser in eine ungemein rapide Bewegung ge- setzt. Eine Abänderung in der Oscillationsbewegung des Ankers steigerte hei ei- ner ähnlichen Maschine dıe Kraft erbeblich. Man verzichtete hier gänzlich auf die Trennung des Ankers vom Magneten und benutzte nur diejenige Kraft, mit welcher der Magnet einen schief auf seine Pole aufgesetzten Anker gerade zu richten suchte. Die Kraftleistung des kleinen Apparates mit zwei Elementen — Zink, Eisen — war = (0,03 Pferdekraft. — G. ist der Meinung, dass die Ver- vollkommnung der electiromagnetischen Maschinen eine Aufgabe ist, zu deren Lö- sung die Mechanik nur dann wesentlich beitragen wird, wenn ihre Prineipien mit. steter Berücksichtigung der Wirkungsweise der electromagnetischen Kraft an- gewandt werden. Noch ist das Aequivalent der Stromstärke, wenn man den Magnetismus des Schliessungsdrahtes als ein solches betrachtet, nicht bestimmt. Wird der Widerstand dieses Drahtes in dem Maasse verringert, als die Länge zunimmt, so wird jeder Theil desselben eine eben so starke magnetische Erre- gung als zuvor erfahren. Gestützt auf die Zuverlässigkeit der Ohmschen Theorie hat Poggendorff schon vor Jahren die Erbauer electromagnetischer Maschinen auf diesen Satz hingewiesen. Besonders aufmerksam macht G. die, welche eine er- weiterte praclische Anwendung des Electromagnetismus erstreben, auf Poggendorfls Abhandlung: über die Erscheinung bei geschlossenen Electro- magneten Bd. LXXXV. — G. beabsıchtigt, die oben angegebene einfache Con- struction in einem grössern Maasstabe auszuführen, worüber er seiner Zeit be- richten wird. (Pogyend. Ann. Bd. LXXXIX. p. 153.) B. Bravais thut dar (Ann. de chim. et de phys. Ser. III. T. XXXIV. p. 82.), dass Potter in einer Abhandlung über die Geschwindigkeit des Schalls (Phil. Mag. 1851. T. I. p. 101.) versucht die Formel von Laplace, die bekanntlich auf die abwechselnd entgegengesetzten thermischen Effecte, wel- che die Schallfortpflanzang begleiten, gegründet ist, umzustossen. Potter ist zwar der Meinung, dass er durch seine Veränderung der Formel eine Ueberein- stimmung zwischen Theorie nad Erfahrung vollkommen hergestellt habe, Br. je- doch versucht zu zeigen, dass diese Sätze falsch sind. Br. zeigt ferner, dass die Zahl, zu der Potter gelangt wenigstens um 10 Meter von der Wahrheit abweicht, während die aus der Laplace’schen Theorie hergeleitete Geschwindigkeit kaum um 1 oder 2 Meter von der beobachteten verschieden ist. Uebrigens hat Potter durch seine Behauptung einen lebhaften Streit im Phil. Mag. hervorgerufen, indem Rankine, Stokes und Haughton die Theorie von Laplace zu verlheidigen suchen. (Ebd. Bd. LXXXIX. p. 95.) B. Die Untersuchungen von Helmholtz — vergl. S. 32 —, aus welchen er folgert, dass die seit Newton allgemein angenommene Theorie der Far- benmischung in den wesentlichsten Punkten irrig sei und dass es nament- lich nur zwei prismatische Farben gebe, welche vermischt Weiss liefern, geben Grassmann Veranlassung, zu zeigen, dass die Newtonsche Theorie bis zu einem gewissen Punkt hin, und namentlich der Satz, dass jede Farbe ihre Com- plementarfarbe hat, welche mit ihr vermischt Weiss liefert, aus unbestreitbaren Thatsachen mit mathematischer Evidenz hervorgeht, so dass dieser Satz als einer der wohlbegründetsten angesehen werden muss. Er zeigt ferner, wie die vön Helmholtz angestellten positiven Beobachtungen, statt gegen diese Theorierzu zeugen, vielmehr dazır dienen können, dieselbe theils zu bestätigen, theils zu er- gänzen: (Ebd. Bd. LXXXIX. p. 69.) j B. Melloni, über die Diathermansie des Steinsalzes. — De la Provostaye und Desains haben angegeben (Compt. rend. T.XXXVI. p. 84 und nicht 34, wie es hier heisst), dass das Steinsalz weniger -durchgänglich sei für strahlende Wärme aus Quellen von niederer Temperatur als für die aus Quel- 459 len von höherer Temperatur. M. will jedoch nicht zugeben , dass man daraus schliesen dürfe: ‚‚das Steinsalz lasse nicht alle Arten Wärme gleich gut durch.‘ Durch eine genaue Beschreibung setzt M. jeden Beobachter ın den Stand mit dem angegebenen thermo-electrischen Apparat die Versuche zu wiederholen, wel- che die Constanz der Durchgänglichkeit des Steinsalzes für alle Arten von strah- lender Wärme auf eine ganz entschiedene Art darthun. Hieraus geht hervor, dass die Strahlung des bis zum Siedepunkt des Wassers erhitzten Kupfers das Steinsalz in demselben Verhältniss durchdringt, wie die Strahlung des beinahe zu Rothglut gebrachten Kupfers; und dieses strahlt durch dieselbe Substanz so viel wie die Flamme und das glühende Platin. Es giebt also ein starres Me- dıum, welches alle Arten von strahlender Wärme mit grosser Leichtigkeit durch- lässt; eine Eigenschaft von höchster Wichtigkeit, denn sie bildet die wahrhalte und sichere Grundlage für die Theorie von der Identität des Princips, welches die leuchtenden und dunkeln Wärmestrahlungen erzeugt. (Ebd. p. 84.) B. Srtsezek beschreibt — Pogg. Ann. Bd. LXXXVIIl. p. 493 — eine auffallende electrische Erscheinung folgendermassen. Nähert man den Knopf einer geladenen Leidener Flasche allmälig mehreren auf einem reinen Pa- pier liegenden Goldblatt-Stückchen von etwa 6 bis 12° L. und 1 bis 15°“ Br., von verschiedener Gestalt, so beginnt sogleich, wie bekannt, ein Hüpfen der Blättchen, aber bald wird das eine oder das andere sich gegen den Knopf be- wegen und ohne diesen erreicht zu haben in einer gewissen, milunter 2’ be- tragenden Entfernung plötzlich stehen bleiben, frei in der Luft schweben und nicht selten sich in dieser Entfernung um den Knopf, sowie gleichzeitig um die eigene Achse bewegen oder wenigstens das aan zu diesen Bewegun- gen zeigen. Poggendorff bemerkt hierzu — p. 496 — dass diese Erschei- nang keineswegs neu, sondern schon 1749 von Franklin am Conductor der Ma- schine beobachtet worden sei. Die neuern Lehrbücher der Physik schweigen jedoch über dieses Phänomen. Riess zeigt nun ferner — Bd. LXXXIX. p. 164 — dass Franklin die Bedingungen des Versuchs sogleich auf das Klarste erkannt habe. Ein Goldblattstreifen, an seinen Enden verschieden zugespilzt und mit dem stumpferen Ende dem Conduetor genähert, fliegt darauf zu und bleibt in einiger Entfernung schweben, weil der an der stumpferen Spitze erzeugte elek- trische Wind den Streifen zurücktreibt, während der an der schärferen Spitze auftretende Wind und die eleetrische Anziehung iha auf den Conductor zu trei- ben. Eine an der Seite des Streifens befindliche Spitze muss die Axendrehung hervorbringen. Diese Wirkung kann man auch an einer horizontal aufgehäng- ten Nähnadel mıt abgebrochenem Oehre sehen, sobald man den Knopf einer ge- ladenen Flasche behutsam nähert Wichtig für die Lehre von der Electricität ist allein die Ruckwirkung des electrischen Windes auf die ihn erzeugende Spitze, die einfach und klar au ‚dem Spitzenrade gezeigt wird, das mit Recht seit 1760 den goldenen Fisch, wie Franklin sein Experiment nennt, verdrängt hat. B. Rijke, Erklärung der Verstärkung, die das durch einen galvanischen Funken verursachte Geräusch erleidet, wenn der Strom unter gewissen Umständen unterbrochen wird. — Page hat mit seinem riesenhaften eleciromagnetischen Apparat wahrgenommen, dass, wenn man den galvanischen Strom, der einen Electromagnet zur Wirksam- keit bringt, unterbricht, es zur Hervorbringung des Funkens nicht gleichgultig ist, wo man die Unterbrechuüg bewerkstelligt. Je naher an den Polen man die Un- terbrechung hervorbrachte, desto stärker wurde das den Funken begleitende Ge- rausch, so dass Page selbst einen Knall bekam, der dem eines Pistolenschusses gleich, war. Zugleich sah er den Funken kürzer und breiter werden, zuweilen so breit, wie die Hand. Page giebt keine Erklarung der Erscheinung und auch andere Naturforscher konnten sie nicht finden. Obgleich der Apparat, welcher R. zu Gebote stand, nicht mit dem von Page verglichen werden kann, so reichte er jedoch ‚bin das wahrzunehmen, worauf es vornehmlich ankommt. Ein Kärzer- und Breiterwerden des Funkens hat R. nicht wahrnehmen konnen. Er bemerkt ferner, ‘dass die’ physiologische Wirkung, von der Page nichts sagt, mit der Ver- stärkung des Geräusches gleichen Schritt hielt. Diese Wahrnehmung hat mit 460 dazu beigetragen, die Ursaehe der Erscheinnug aufzufinden. — Der Funke besteht grösstentheils aus dem des Faradayschen Extrastromes und alles, was die Inten- sität dieses Stromes befördert, erhoht auch die Kraft des Funkens. Der Extra- strom, der in diesen Versuchen hervorgebracht wird, besteht aus den Strömen, die indueirt werden durch das Aufhören des primären Stromes in dem Draht und des magnetischen Zustandes in dem Eisen. Der andere Theil des Funkens ist derjenige Funke, den man beim Unterbrechen eines durch einen kurzen Lei- ter gehenden Stromes bekommt. Diesen kann man nicht dem gewöhnlichen electrischen Funken gleichstellen, wohl aber dem Davy’schen Lichtbogen. Die Intensität oder die eleetromotorische Kraft der beiden inducirten Ströme hängt ab von der Art der Unterbrechung des primären Stromes und sie wird grösser, wenn man den primären Strom schneller vernichtet. R. weiset nun nach, dass bei dem Versuche von Page die Vermuthung des primären Stromes viel schneller als gewöhnlich geschieht oder was dasselbe ist, dass der Davy’sche Bogen auf einer viel kürzeren Strecke vorhanden ıst, Ist diese Erklärung richtig, so muss die electromotorische Kraft eines jeden Extrastromes verstärkt werden, sobald die Unterbrechung des primären Stromes in der Nähe der Pole eines Electromagne- ten statlindet. Die Erfahrung hat gelehrt, dass dies der Fall ist. Auch jeder inducirte Strom muss unler dıesen Umstanden verslärkt werden, welche Voraus- setzung sich auch bestätigte. — Wir haben es hier also nicht, wie man anfangs meinte, mit einer ganz neuen Klasse von Erscheinungen zu thun. (Ebd, p. 166.) Literatur-Nachweis. — Pogg. Ann. d. Phys. und Chem. Bd. LXXXFINM. St. 3: Brücke, über die Farben, welche trübe Medien im auf- fallenden und durchfallenden Lichte zeigen. — Leon Foucault, über die Wiedervereinigung der Strahlen des Spectrums zu gleichförmigen Farben. — Seguin d. A., Theorie der Cohäsion und Trennung der materiellen Theilchen oder Molecüle der Körper. — Haidinger, die Löwe’scheu Rınge, eine Beu- gungserscheinung. — Helmersen, Versuche die relative Wärmeleitungsfahig- keit einiger Felsarten zu ermitteln. — Kohlrausch, über electrische Differen- zen und über Faraday’s Schwefel-Kalium-Kette. — Eder, ein einfacher Apparat zur Anschauung des Foucault’schen Beweises für die Umdrehung der Erde. — St. 4: Kohlrausch, das Sinus-Kleetrometer. — Drobisch, über die Wel- lenlängen und Oscillationszahlen der farbigen Strahlen im Spectrum. — Clau- sius, über das Vorhandensein von Dampfbläschen in ‘der Atmosphäre und ihren Einfluss auf die Lichtreflexion und die Farben derselben. — Faraday, Beob- achtungen über die Magnetkraft. — Romershausen, der verbesserte Apparat zur Beobachtung der atmosphärischen Eleectrieität. — Hankel, über die Mes- sung der atmosphärischen Eleectrieität. — Fouconpret, über einen Commu- tator von neuer Form. — Salm-Horstmar, über das optische Verhalten von Prismen ans Doppelspath, Beryll, Quarz und Arragonit. — Beer, über den Hof um. Kerzenflammen. B. Chemie. — Wöhler, Einfluss des Drucks auf das Be- stehen von Verbindungen. — W. hat durch einen Versuch gezeigt, dass die Haltbarkeit des Chlorhydrats in einem zugeschmolzeren Glasrohr, selbst bei Sommertemperatur, durch den Druck des comprimirten Chlorgases, welches durch Zersetzung eines gewissen Theiles des Chlorhydrats frei geworden ist, bedingt wird und nicht durch die Chloratmosphäre, in der es sich gewöhnlich befindet. In einer solchen zersetzte sich das Chlorhydrat selbst bei Ausschluss der atmos- phärischen Luft, sobald die Temperatur über 0% stieg. — In einem zugeschmol- zenen Rohr, welches während eines ganzen Sommers der vollen Wirkung des Sonnenlichts ausgesetzt wurde, zerlegte sich das Chlorhydrat zwar in Wasser und liquides Chlor, sobald aber das Chlor wieder der gewöhnlichen Temperatur aus- gesetzt wurde, bildete sich das krystallisirte Hydrat wieder. — Die Bildung der farblosen Krystalle, die man zuweilen in liquidem Schwefelwasserstoff, welches in einem zugeschmolzenen Rohre aufbewahrt wird, beobachtete und die ohne Zweifel ein Hydrat vom Schwefelwasserstoff sind, scheint dadurch bedingt zu 461 werden, dass man mit wasserfreiem Wasserstoffsuperfulfuret eine kleine Menge Wasser mit einschliesst und dieses dadurch unter dem Druck des condensirten Schwefelwasserstoffs, also unter einem Druck von 17 Atmosphären, mit diesem in Berührung bringt. Unter diesem Druck erhält sich das Hydrat bei gewohnli- cher Temperatur. Taucht man aber das Rohr in Wasser von 30°, so verschwiu- den die Krystalle in wenigen Augenblicken unter lebhafter Gasentwieklung, bilden sich aber sehr bald wieder, wenn das Rohr die gewöhnliche Lufttemperatur wie- der angenommen hat. (Ann. d. Chemie u. Pharm. Bd. LXXXF. ». 374.) W.B. In einer Arbeit, betitelt: ‚On the relations betwien the Atomic Weight of analogous Elements“ macht Gladstone darauf aufmerksam, dass in ihren chemischen Eigenschaften sich nahe stehende Elemente oft nahezu dasselbe Alomgewicht haben, wie Chrom (26,7), Mangan (27,6), Eisen (28), Kobalt (29,5) und Nickel (29,6), ferner wie Palladium (53.3), Rhodium :52,2) und Ruthenium (52,2), ferner wie Platin (98.7), Iridium (99) und Osmıum (99.6:, ferner wie Cerium (47), Lanthan (47). Didym (50). Ausserdem aber zeig! er, dass die Atomgewichle anderer Elemente, die sich eben- falls in ihren Eigenschaften nahe stehen, in dem Verhältniss I: n stehen, wo n eineganze Zahl bedeutet. So z.B. Sauerstoff (8) und Schwefel (16); ferner Bor 10,9 und Kiesel 21,3, ferner Titan (25), Molybdän (46), Vanadin (68,6 ,, Wolfram (92), Tantal (184). Endlich macht Gladstone noch darauf aufmerksam, dass oft die chemisch sich ähnlich verhaltenden Substanzen in derselben Ordnung, in welcher gewisse dieser chemischen Eigenschaften zu- oder abnehmen ihre Alom- gewichle vergrössern oder verringern; so bei folgenden Körpern: Lithium 6,5, Natrium 23, Kalium 39,2; Calcium 20, Strontinm 43,8, Barium 68,9; Chlor 35,5, Brom 80, Jod 127.1; Schwefel 16, Selen 39,5, Tellur 64,2. In dem Falle, wenn in ihren chemischen Eigenschaften ähnliche Elemente nahe gleiches Atomgewicht besitzen, halt Gladstone es für möglich, dass diese verschiedenen Elemente nur allotropische Zustände desselben Elements seien, welche Zustände aber durch alle Verbindungen derselben hindurchgehen, so dass es nicht ge- lingt, die verschiedenen allotropischen Modificationen in einander umznwandeln. Der zweite Fall, wo nämlich in ihren chemischen Eigenschaften ähnliche Elemente Atomgewichte haben, welche Multipla von ganzen Zahlen sind, veranlasst Gladstone die dieses Verhältniss zeigenden Elemente mit den polymeren organischen Kör- pern zu vergleichen, oder mit den verschiedenen Verbindungsverbältnissen man- cher Metalle, in welche sie multiple Quanlitälen eines anderen Elements aufzu- nehmen vermögen. Der dritte Fall endlich ist ganz den homologen organi- schen Verbindungen zu vergleichen, deren Atomgewicht anch steigt mit der Zu- oder Abnahme gewisser Eigenschaften. Man braucht nur sich an die Reihe der Alkohole oder der fetten Säuren zu erinnern, um die Analogie sofort zu be- merken. Wie man diese Reihen von Substanzen z. B. durch a, (das allen Ge- meinschaftliche) a+x, a+2x, a-}+-3x etc. ausdrücken kann, so glaubt Gladstone auch die analogen Elemente durch diese Reihe ausdrücken zu können, indem er z. B. Natrium als L+x und Kalium als L+2x (L = Lithium) betrachtet. In dieser Reihe ist dann x — 16,3, in der Calciumreihe ist x = 24,2, ın der Chlorreihe 45,8, in der Schwefelreihe 24,1. In der besprochenen Arbeit hat Gladstone nur Ideen niedergelegt, ohne versucht zu haben die Richtigkeit der- selben zu erweisen. (Phil. mag. Vol. V. p. 313.*) [ehe E. W. Davy schlägt vor, die Salpetersäure durch ihre Eigenschaft zu erkennen, merkliche Mengen von Nitroprussidverbindungen bei Einwirkung selbst kleiner Quantliläten derselben auf Kaliumeisencyanür zu bilden. Die Methode der Untersuchung ist folgende: Man thut zu der möglichst wasserfreien Substanz, in welcher die Gegenwart der Salpetersäure nachgewiesen werden soll, wenige Tropfen einer concentrirten Lösung von Kaliumeiseneyanür und dann etwas starke, reine Salzsaure. Nachdem dıe Mischung geschehen, erhitzt man sie bis 70— 72” C. oder etwas, aber nicht viel, höher, Nach der Abküh- lung neutralisirt man die Mischung mit kohlensaurem Kali oder Natron. (Ein geringer Ueberschuss an Alkali ist nicht schädlich.) Die klar filtrirte Lösung 462 wird mit .wenigen Tropfen eines löslichen Schwefelmetalis versetzt, wodurch die violeite oder Purpurfarbe erscheint, welche die Nitroprussidverbindungen charak- terisirt, wenn Salpetersäure in der Substanz vorhanden war. — Diese Methode, die Salpetersäure zu entdecken, genügt nur, wenn mit äusserster Sorgfalt gear- beitet wird Sie möchte auch an Empfindlichkeit die gewöhnlich dazu die- nende Methode nicht übertreffen, wenn letztere in folgender Weise ausgeführt wird. Eine kleine Menge der Lösung der zu untersuchenden Substanz in Was- ser oder verdünnter Salzsäure wird mit einem gleichen Volum concentrir- ter, von Oxydationsstufen des Stickstoffs ganz freier Schwefelsäure vermischt. Zu der heiss gewordenen Mischung giesst man langsam und vorsichtig eine Lö- sung von schwefelsaurem Eisenoxydul, so dass diese Flüssigkeit über jener Mi- schung stehen bleibt, ohne sich damit zu mischen. An der Berührungsstelle beider Flüssigkeiten entsteht sofort eine bräunliche ode braunschwarze Färbung, wenn Salpetersäure in der zu untersuchenden Flüssigkeit enthalten ıst. (Jbid. p. 330.) IH: Gibbs, Beiträge zur analytisehen Chemie. — G. legt der von Schönbein beobachteten Thatsache, dass das Mangan aus seinen Lösungen in €IH und S03 durch Bleisuperoxyd vollständig ausgefallt wird, für die ana- Iytische Chemie eine grosse Wichtigkeit bei und erklärt das Bleisuperoxyd für eins der schätzbarsten Hülfsmiltel der analylischen Chemie, da mittelst derselben das Mangan. leicht und vollständig von vielen andern Basen ohne Anwendung von Ammoniaksalzen abgeschieden werden kann, eine Operation, die sonst müh- sam war und doch ungenau ausfiel. Es bildet sich hier eine Verbindung von Bleısuperoxyd und Mangansuperoxyd, während zu gleicher Zeit ein Theil des Bleies zu Oxyd reducirt wird und sich mit der Säure vereinigt, mil welcher das Mangan verbunden war. Bleisuperoxyd fällt das Mangan vollständig aus neutralen Lösun- gen in EIH,S0° und NO°; ein Ueberschuss von EIH und SO° verhindert die Fallung nicht. wohl aber NO°, da hierbei Uebermangansäure gebildet wird, die in Lösung bleibt. Ebenso ist auch ein Ueberschnss der beiden ersteren Säuren zu vermeiden, weil dadurch die Menge des aufgelösten Bleies grösser ıst, als die dem Gewicht des gefällten Mangans entsprechende. Weinsaure und diejeni- gen organischen Substanzen, welche auf Kosten des Bleisuperoxyds verbrennen, hindern zwar die Fallung des Mangans nicht, jedoch ist es besser, wenn eine grosse Menge der organischen Substanz vorhanden, wie gewohnlich mit Schwe- felammonium zu fallen. Oxalsaure, freie Esig- oder.Bernsteiwsäure, schwelel- und salpetersaures Ammoniak, Chlorammonium — wahrscheinlich alle Ammoniak- salze — hindern nicht. Eisenoxydul und Kohaltsalze werden theilweise durch Bleisuperoxyd gefällt G. giebt ein Verfahren an, um das Mangan zu trennen von Kali und Natron, von Baryt, Strontian, Kalk, Magnesia und Thonerde, von Zink und Nickel und für Mineralien. Wahrscheinlich ist auch, dass miltelst dieses Reagens das Mangen vollständig von Beryllerde , Zırkonerde und den Me- tallen aus der Gruppe des Cers gelrennt werden kann. Wir gehen hierauf je- doch nicht naher ein, weil nach Wills Angaben (Ann d. Chen und Pharm. Bd. LXXXVI1. p. 62), auf dessen Veranlassung Parkinson sich mit diesem Gegenstande beschaftigle, das Reagens nicht so vortreflich ist, wie G. meint. Eine vollständige Fallung des Mangans findet zwar aus neutralen Lösungen in S0°:, 00° und EIH statt, aber nicht bei Gegenwart von fieier NO und SO°, selbst in geringen Mengen Ferner möchten die mühevolle Darstellung eines völlig reinen Bleisuperoxydes — aus käuflicher Mennige darf man es nicht berei- ten, weil diese neben Eisen und Mangan auch noch andere Verunreinigungen enthält, — sowie der Umstand, dass die schwerlöslichen Bleisalze das Auswa- schen erschweren, der allgemeineren Anwendung hindernd in den Weg treten. — G.’s Angaben sind uberhaupt nur qualitativer Natur, deshalb musste er sich nach einem sehr empfindlichen Reagens auf Mangan umsehen. Crum’s Verfah- ren — Erhitzen der zu prüfenden Flüssigkeit mit Bleisuperoxyd und N0°, wo sich Uebermangansäure bildet und die Flüssigkeit roth gefärbt wird — er- klärt er für das vorzüglıchste, das selbst noch '/,oo000 Mangan in einer farb- losen Flüssigkeit anzeigt. Da Crum seiner Zeit — Ann. d. Chem. u, Pharm. 465 Bd. LY. p. 219 — die hierbei zu beobachtenden Umstände nicht mitgelheilt hat, so verbreitet sich G. genauer darüber. Das Mangan kann als Chlorid, sal- peter-, schwefel- oder phosphorsaures Salz zugegen sein; ebenso auch die Ba- sen, welche anf Mangan zu prüfen sind. Die Empfindlichkeit der Reaction wird nicht merklich beeinträchtigt durch schwefel- oder salpetersaures Ammoniak, Ei- sen; Kobalt darf jedoch nur in kleiner Menge zugegen sein. Bei Auwesenheit von Chlorammonium und organischen Substanzen ist es besser, das Mangan durch Schwefelammonium zu fällen und die Prufung mit dem Niederschlage vor- zunehmen. Ein Ueberschnss eines Nickel- und Kobaltsalzes hebt die Reaction auf. Man kann sie aber bei Gegenwart des einen oder anderen Salzes, sofern nur Arsen, Kupfer und Eisen nicht zugegen sind, sehr deutlich hervorrufen, wenn man, wie Maumene angegeben hat, die Farbe des einen Salzes durch Zu- satz des andern anfhebt. In allen Fällen, wo man sich dieses Reagens bedient, muss jedoch die Flüssigkeit sehr bald beobachtet werden, weil die Farbe sehr leicht durch Zutritt der Luft und des Lichts verschwindet. — Die Zusammen- setzung der schwarzen Substanz, welche aus Manganlösungen durch Bleisuper- oxyd niedergeschlagen werden, näher zu studiren behält sich G. vor. (Sillim. Amer. Journ. |2.] F. XIV. p. 204.) W. B. Eine vollständige Trennung der Thonerde von Chromoxyd bewirkt man nach Dexter nur dann, wenn man zu der Auflösung der durch Schmelzen mit Alkalien erhaltenen Masse eine bedeutende Menge von chlorsau- rem Kali hinzugefügt und mit Chlorwasserstoffsäure schwach übersälligt, dann dampft man bis zur dicklichen Consistenz ab, wobei man von Zeit zu Zeit stets noch etwas chlorsaures Kalı hinzufugt. Löst man nun das Ganze in Wasser, so fällt man die Thonerde vollständig frei von Chromoxyd durch koblensaures Ammoniak. (Poygend. Ann. Bd, LXXXIX. p. 142.) W.B. Wicke hat gefunden, dass Schwefel und Phosphor schon im starren Zustande und bei gewöhnlicher Temperatur unter Wasser sich zu liquidem Phos- phorsulphuret vereinigen. In dem Verhältniss von 8 G. Th. P auf 2 G. Th. S angewandt verschwinden beide Substanzen und das Sulfuret hat alle Ei- genschaften, welche die Lehrbücher angeben. Im direkten Sonnenlicht wird es augenblicklich unklar, im Dunkein jedoch bald wieder klar. — Bei S im Ueber- schuss löst sich dieser trübe im Sn!furet auf. Durch längeres Schütteln mit verdünnter Kalilauge wird jedoch die Flüssigkeit klar und stark liebibrecheud ; nach längerer Zeit setzt sie S in schönen Kıystallen ab. Das unterphosphorige Sulfid (2S und 4P) bildet sich nicht; S bleibt frei und es bildet sich das Sul- furet. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXV1. p. 115.) W.B. H. Rose, über die isomerischen Modificationen des Schwefelantimons. — J. Schwarzes Schwefelantımon. Kommt in der Natur kryst. als Grauspiessglanzerz (Antimonglanz) vor; künstlich erhält man es von gleicher Beschaffenheit, wenn man Schwefel und Anlimon zusam- menschmilzt und langsam erkalten lässt. Fein gerieben kein kryst. Pulver; er- scheint unter dem Microscop glasartig. Pulver, selbst das feinste, schwarz; ebenso der Strich. Leiter der Electricität, auch als Pulver. Spec. Gew. 4,614, des feinen Pulvers 4,641 bei 16°C. — II. Rothes Schwefelantimon. 1) Durch schnelles Abkühlen des geschmolzenen schwarzen. Die Umwandlung des kryst. Schwefelantimons in dieses amorphe gelingt nicht immer, man erhält oft Mischungen beider Modificatıonen. Pulver rothbrann, je feiner das Pulver, um so röther. Strich rothbraun. Speeifisches Gewicht des groben Pulvers 4,167; des feinen Pulvers 4,202. Das Pulver war aber durch Glas von der Bereitung her verunreinigt (mit 2,42 pCt.), daher wohl das rich- ligere specifische Gewicht 4,28. Dieses Schwefelantimon ist härter als L; ritzt dieses auf der Spaltungsfläche ziemlich stark; ebenso auch den Kalkspath. — Einen geringen Oxydgehalt kann man darın entdecken durch die Entwicklung von schwefligter Säure beim Zusammenschmelzen mit Schwefel in einer Atmos- phäre von trocknem Kohlensäuregas. Leitet man hierbei die Gase in Wasser, so erhält man bei Gegenwart auch nur einer geringen Menge von Oxyd im Schwe- felmetall deutlich den Geruch nach schwefligter Säure. Diese Probe muss ge- 464 nügen; das Wasser selbst darf man nicht untersuchen, weil das Schwefelanti- mon elwas fluchtig ist und seine Dampfe ım Wasser mit denen des Schwefels und mit der Kollensaure Producte liefert, die ahnliche Reaclionen geben. Eine grossere Sicherheit giebt dıe Verwandlung des bei IU0°C. vollstandig getrock- neten Schwefelmeialls durch H in metallisches Antimon ; ist es durch Oxyd ver- unreinigt, so bildet sich HOV. — Zusamiensetzung wie I. — Beim Abkuhlen in Wasser entwickelte sich eiwas Schwefelwasserstoff; es musste sich daher Oxyd gebildet haben. Da es sich aber nicht auffinden liess, muss es sich wohl iu der grossen Menge HO gelost haben. — Die Umwandlung von 1. in II 4. erkennt man am deutlichsten, wenn man ein Stuckchen von I. in einer Barometerrohre schmilzt, wahrend man einen schnellen Strom von trockner Kohlensanre daruber leitet an dem Sublimat von schön zinnoberrother Farbe. — Das amorphe Schwe- felanlimon Nichtleiter der Bleetrieität; ist die Umwandlung unvollständig gesche- hen oder enihall es Oxyd dann leitet es diese, — Diese Modifiealion wandelt sich bei 200 ’C. sehr leicht in I. um. Das Pulver unter dem Mikroskop kıyst. Leiter der E. Speecilisches Gewicht 4,66 mit I. übereinslinimend Der Ueher- gang erfolgt auch durch Säuren (EIH: und verdunnte SV®, namentlich beim Er- hıtzen ; concentrirte SO® verwandelt sich in schwelelsaures Antimonoxyd. Durch Kochen mit Weinsteinsäure oder Weinstein tritt die Veränderung nicht ein. — Das kryst. schwarze Schwefelanlimon zeigt ein ähnliches Verhalten wie das mit ihm analog zusammengeselzte kryst. gelbe Schwefelarsenik. Dies wird ebenfalls durch Schmelzen amorph, verändert dabei die Farbe, jedoch ist hier die Um- wandlung viel leichter. — 2. AusAntimonoxydlösungen durchSchwe- felwasserstoff. — In der Farbe mit Il. 1. nur entfernte Aehnlichkeit; auch in anderer Beziehung, weicht es davon ab. Nach dem Trocknen ein voluminö- ses Pulver; unter dem Mikroskop erscheint es als eine gleichsam häutige, unre- gelmässige Masse, aber nicht glasartıg. ‘ Ueber die Natur dieses Niederschlags sind die Chemiker noch uneinig. Allgemeiu angenommen, dass er noch chemisch gebundenes HO enthalte, welches erst fortgeht, wenn es in I. umgewandelt wird. Nur Berzelius lässt diese Frage zweifelhaft. Beim Auswaschen hält der Nieder- schlag hartnäckig einen Theil der Säure zurück, in welcher das Antimonoxyd aufgelöst war. — Diese Modificalion verwandelt sich ebenso wie II, 1. bei 200° C. in I. — Spec. Gewicht im Mittel aus drei Versuchen: 4,421. Diese Zahl drückt jedoch nicht das wahre Verhältniss der Dichtigkeit des Schwefelantimons zum HO aus. Wegen der porösen Beschaffenheit des Niederschlags eine ge- naue Bestimmung schwierig; jedenfalls ist es dichter als I. 1. — Nichtleiter der Electricität. — Das durch Erhitzen hieraus erhaltene schwarze Schwefelan- timon zeigle eine grössere Dichtigkeit als I. (4,756 und 4,806) ; sonst mit die- sem übereinstimmend. Auch hier erfolgt wie bei U. 1. der Uebergang in I. vermittelst Säuren. Hat man beim Auswaschen nicht alle EIH entfernt, so ge- schieht dies beim Kochen mit HO. Das specifische Gewicht des so erhaltenen schwarzen Pulvers = 4,64; vollkommen kryst.; jedoch nicht ein so guter Lei- ter der Rlecirieität, wie die andern Arten des schwarzen Schwefelantimons. Dies, wie das geringere specifische Gewicht, rühren wohl daher, dass die Umwandlung nicht ganz vollständig. Säuren, welche nicht auflösend wirken, verändern diese rothe Modification nicht. — Die höhere Schwefelungsstufe des Antimons S$bS°, welche dem äusseren Ansehen nach dieser Modification SbS° gleicht, hält nicht, wie diese, #0 beı höherer Temperatur zurück. Durch langes Erhitzen bei 300°C. wird auch SbS° in I. umgewandelt; bei einer höheren Temperatur — bis 230° — oxydirt es sich theilweise. Das Oxyd kann durch Schlemmen mit H0 fortgeschafft werden. Das so erhaltene schwarze Schwelelanlimon kryst., Leiter der Eleetricilät, doch nicht so vollkommen wie das aus den rothen Mo- dificationen von $bS? erhaltene. Dichtigkeit elwas geringer (4,97). (Poygend. Ann. Bd. LXXXIX, p. 122.) W.B. Köhler, über die Verbindungen der beiden Säuren des Selens mit den beiden Quecksilberoxyden. — Bis jetzt waren bekannt das neutrale selenigsaure Quecksilberoxydul und das neutrale und saure selenigsaure Quecksilberoxyd. K. stellte dar das saure selenigsaure, das selen- 465 ‚saure Quecksilberoxydul, das basisch selensaure und das selensaure Quecksilber- -oxyd. 1. Saures selenigsaures Quecksilberoxydul, — Entsteht wenn das neutrale Salz über seinen Schmelzpunkt (180°C.) erhitzt wird. Dun- kel ziegelrothe, undurchsichlige Masse, dem fünffach Schwefelkalium ähnlich ; Bruch: kryst. strahlig. Speeifisches Gewicht 7,35 bei 13,9°C. Verhält sich wie das neutrale Salz, nur wird es selbst durch kochende 090° nur wenig verän- dert, giebt auch beim Erhitzen ein reichlicheres Sublimat von Se0?, Zusam- menselzung: 73,507 Hg0, 26,236 SeO°’; Formel: 3Hg0, 4Se0°, wahrschein- licher 2Hg0Se0 :+H30,2Se0°. — 2. Selensaures Quecksilberoxy- dul. — Selensaures Natron mit salpelersaurem Quecksilberoxydul: weisser Nie- derschlag, wahrscheinlich das wasserhaltige, neutrale Salz. Erleidet beim Aus- waschen eine Zersetzung, wird allmälig gelb und löst sich in sehr geringer Menge. Nach dem Trocknen im Wasserbade schwach gelbliche Farbe, im Lichte bald grau werdend. Durch Kalılösung augenblicklich schwarz, von NO’ selbst im Kochen wenig angegriffen, hierbei weiss werden. IH färbt es in der Kälte nicht, wohl aber ın der Hitze (roth, durch ausgeschiedenes Se). Verhal- ten auf Irocknem Wege dem selenigsauren Quecksilberoxydul ähnlich. 78,604 Hgs0, 21,216 SeO°. Formel: 6Hg05Se0’, oder 4Hg0Se0 —+2Hg0.Se0'; wahrscheinlich ein Gemenge von neutralem mit halbselensaurem Quecksilberoxy- dul. — 3. Selenigsaures Quecksilberoxyd. Während Berzelius beim Eintragen von HgO in SeO°? ein sich ausscheidendes weisses neulrales und ein leicht auflösliches, in langen Säulen kryst. saures Salz beobachtete, fand K., da durch Vermischen von Quecksilberchlorid mit selenigsanrem Natron, weder in der Kälte noch in der Wärme eine Zersetzung erfolgte, dass die SO*® auf rolhes Hg0, welches auf trockenem Wege bereitet, weder in der Kälte noch in der Wärme einwirke, während auf nassem Wege dargestelltes gelbes Oxyd in ko- chender SeO° zwar sich blassgelb färbte, ohne aber aufgelöst zu werden. Beim Abdampfen zur Trockne und Wiederauflösen in HO, nahm dieses nur SeO®, aber nicht HgO auf. Die Concentration der SeO' mag also bei der Darstellung dieses Salzes wesentlich sein. — Das blassgelbe amorphe Salz verändert sich am Lichte nicht; in heisser NO° schwer, in €IH leicht auflöslich ; durch RO gelbes Oxyd abscheidend, beim Erhitzen wenig HO gebend, ziemlich viel subli- mirte SeÖ* und reducirtes Hg; schmilzt dann zur braunen, sich in schwefel- gelben Tropfen sublimirenden Flüssigkeit unter Hinterlassung eines geringen Rückstandes von HgO, das erst bei stärkerer Hitze sich allmälig zersetzt. — 76,957 HgO, 22,521 Sce0?. Formel : 7Ag0,4SeO?, wahrscheinlich 3(HgO) :Se0?’+ Hg0Se0°, wenn nicht ein Gemenge wie 2 — 4 Basisch selensaures Quecksilberoxyd. Verhalten der Se0° gegen HgO wie das der SeO°. Dies erinnert an das von Pelonze (Ann. d. Chem. uw. Pharm. Bd. LXXXVT. p. 195,) beobachtete abweichende Verhalten derselben Oxyde gegen Chlorgas, wo- durch die von Berzelins (Lehrb. 5. Ausg. Bd. II. p. 531) vermuthete allo- tropische Verschiedenheit derselben eine neue Stütze gewinnt. — Das gelbe HgO löst sich elwas in concentrirter SeO°. Das ungelöst gebliebene Salz nass leb- haft roth, — dem basischen chromsauren Bleioxyd ähnlich —, beim Trocknen an der Luft und im Wasserbade etwas bräunlicher werdend und sich dann nicht mehr verändernd. In heisser NO3 auflöslich, leicht in EIH, mit KO gelhes HgO gebend. Beim Erhitzen ohne zu schmelzen, aber sich schwarzbraun fär- bend, eine geringe Menge HO0, dann reducirtes Hg, SeO° und selenigsaures Quecksilberoxydul ; endlich schmilzt der Rückstand und erstarrt wieder, indem erst bei stärkerer Hitze sich zersetzendes HgO zurückbleibt. — 82,747 Hg0, 15,523 SeO°, 1,203 HO. Formel: 2(HgO)',Se0®+HO, also das HO0 abge- rechnet, eine dem Mineralturpeth analoge Mischung. — 5. Selensaures Quecksilberoxyd. Die von 4. abgegossene saure Flüssigkeit gab beim Eindampfen in sehr gelinder Wärme kleine warzenförmige Gruppen von concen- trisch fasriger Structur ; unter der Luftpumpe getrocknet: ein Haufwerk matter, leichter Körner, schmutzig graugelblich, am Lichte sich nicht ändernd. Mit HO sıch schnell röthend, nur wenig löslich. Kali scheidet gelbes HgO aus. Er- hitzt, schmilzt es sehr leicht, giebt zuerst HO, dann SeO? welche mit HO 30 466 grosse Krystalle bildet, redueirtes Hg, die gelben Tropfen des selenigsauren Quecksilberoxyduls und hinterlässt endlich wenig Hg0, 59,253 Hg0, 35,163 Se0°, 4,043 HO. Formel: Hg0Se0’+H0. Ohne HO also dem neutralen schwefelsauren Quecksilberosyd analog. (Ebd. p. 146.) W.B. Heliographie auf Stahl. — Bekannt ist, dass die ersten photo- graphischen Versuche zu der Vervielfältigung von Zeichnungen dienten ; dass aber Niepce später den Gedanken fasste, auf der Metallplatte selbst ein Bild durch des Sonnenlicht hervorzubringen. — Kürzlich sind der Akademie der Wissenschaften zu Paris zwei Druckproben von solchen Platten, die N. schon am 2. Februar 1927 durch Lemaitre besorgen liess, vorgelegt. Der Neffe des ursprünglichen Erfinders der Photographie, der mit vielem Glück seinem Onkel nachstrebt, hat diese Arbeiten im Verein mit Lemaitre wieder aufgenommen. Der Zweck ıst zum Druck geeignete Stahlplatten darzustellen. Das Verfahren ist dem bekannten alten ähnlich, nur dass hier Photographien auf die Stahlplatte übertragen werden — in directem Sonnenlicht innerhalb einer Viertelstunde. Die auf diese Art geätzten Platten, welche de: Akademie vorgelegt wurden, waren zwar noch unvollkommen, sie hatten aber durchaus keine Nachhülfe von Seiten des Stechers erfahren, Der geübten Hand eines Künstlers würde es sehr leicht werden, sie wesentlich zu verbessern. Man würde dann zahlreiche und gute Ab- drücke erhalten. N. undL. hoffen sehr bald die erforderliche Vervollkommnung dieser Methode herbeizuführen. (L’Inst. Nr. 1014. p. 191.) W. B. Bei dieser Gelegenheit wollen wir anführen, dass man in diesem Augen- blicke in Frankreich bei einem Prachtwerk eine vortheilhafteAnwendung von der Photographie macht. Das Werk ist betitelt: Photographie zoolo- gique ou represenlation d’animaux rares des colleclions du museum d’histoire nalurelle. Die Herausgeber sind L. Rousseau, am gedachten Museum angestellt und "der Maler Deveria. Die Photographien werden ausgeführt von Lemereier und den Gebrüdern Bisson. Zu den Abbildungen, die auf 60 Blättern in kleın Folio, in 10 Lieferungen, deren jede 10 Francs kostet, erscheiuen, bieten die grossen Sammlungen eine reiche Zahl der einzelnen Individuen zur Auswahl dar. Die Ankündigung verheisst so treue Abbildungen, dass man an ihnen vermiltelst der Lonpe Charactere erkennen werde, welche dem blossen Auge an dem Ge- genstande selbst aufzufinden unmöglich seien. Milne Edwards hat bereits der Pariser Akademie über dieses Unternehmen Bericht erstattet, wobei er zugleich aufmerksam machte auf die Vortheile, welche Photographien bei dem Studium der Naturgeschichte gegen gewöhnliche Zeichnungen darbieten. Er forderte die Akademie auf, die Unternehmer zu unterstülzen, auf welchen Antrag auch einge- gangen wurde. W. B. In einem Briefe an die Herausgeber des Philos. magaz. and journ. macht C. Greville Williams auf ein neues Mittel aufmerksam, die ätherischen Oele, welche mit dem Terpenthinöl gleiche Zusammensetzung haben, also aus C5H* bestehen, von einander zu unlerscheiden. Bisher konnte dazu nur der Geschmack, der Geruch und die Wirkung derselben auf das polarisirte Licht dienen. — Schönbein giebt an, dass gewisse Oele, wenn sie ozonisirt werden, die Fähigkeit erhalten, das schwarze Schwefelblei in weisses schwelelsaures Bleioxyd zu verwandeln. Williams hat jedoch gefunden, dass diese Eigenschaft gewissen ätherischen Oelen zukommt, selbst wenn sie nicht ozonisirt worden sind. — Die Methode der Untersuchung der Oele, welcher sich Williams bedient ist folgende. Streifen von in essigsaures Bleioxyd getauchtem Papier werden über einer mit Schwefelammonium gefüllten Flasche den Dämpfen dieses Reagens aus- gesetzt, bis sie eine gleichmässig braune Farbe angenommen haben. Darauf lasst man einen Tropfen des zu untersuchenden Oeles auf das Papier fallen und häit dieses über die Platte eines Ofens, um den Process zu beschleunigen und das Oel zu verdunsten. Hierbei ändert sich entweder die Farbe des Pa- piers in weiss um oder bleibt nuverandert. — Williams fand folgende Resul- Ei als er verschiedene Oele diesem Versuch unterwarf Terpenthinöl - ;- die Farbe des Schwefelbleis verschwand. Münzenöl - - dito 467 Lavendelöl - + dito Bernsteinöl - - dito Citronenöl - - keine Farbenveränderung. Anisöl -.- dito Zimmtöl - .- dito Man sieht hieraus, dass man durch diesen Versuch die Verfälschung des Citro- nenöls durch Terpenthinöl leicht erkennen kann. Eine Beimischung von einem bis zwei pCt. des letzteren zu dem ersteren kann dadurch leicht entdeckt wer- den. (Phil. mag. Vol. V. p, 536*.) Han. 2: Patrick Duffy hat seine Untersuchungen über das Stearin fortge- setzt, deren erster Theil schon früher erschienen, und schon kurz in dem Jah- resbericht des naturwissenschaftlichen Vereins in Halle Jahrgang 1852 S. 261. besprochen ist. Durch diese neue Untersuchung beabsichtigt Duffy die Zusam- menselzung des Stearios zu ermilteln, indem er die Menge der fetten Säure und des Glycerins zu bestimmen sucht, welche aus einer gewogenen Menge des Stea- rins entstehen kann. Er fand, dass im Mittel 100 Theile Stearin 95,6 Th. der fet- ten Säure und 8,94 Th. Glycerin lieferten. Die Säure war aber nicht reine Stearin- säure, denn ihr Schmelzpunkt lag bei 64°,7 C. und nicht bei 69°,1 bis 69,2 C. Dessenungeachlet stimmte die durch die Analyse des Silber- und Natronsalzes der Säure gefundene Menge der Basis mit der Menge sehr genau überein, wel- che die reinen stearinsauren Salze liefern müssen. Duffy fand 27,79 pCt. Silber und 10,37 pCt. Natron, während die Formel €C°°HE:°0'RO 27,62 pCt. Silber und 10,13 pCt. Natron verlangt. — Duffy glaubt nach dem Vergleich der Re- sultate, welche er bei der Analyse des Stearins und der daraus durch Verseifung erhaltenen Säure erhielt, schliessen zu dürfen, dass dieses Felt bei seiner Ver- seifung nicht wie man bisher glaubte drei Atome, sondern nur zwei Alome Koh- lenstoff verliert um einen Atom der felten Säure zu bilden, und dass die letztere dagegen mehr Sauerstoff und. weniger Wasserstoff enthält als die Feltmenge, aus der sie durch Verseifung entstanden ist. Diese Annahme ist aber durch seine Versuche nicht genügend begründet. Da man aus 100 Theilen Fett etwa 8—9 pCt. Glycerin erhält, so möchle die Ansicht gerechtfertigt erscheinen, dass nicht, wie man früher meinte, ein Alom des Feits in einen Atom der feltlen Säure und einen Atom Lipyloxyd (C'H:O) zerlegt wird, sondern in zwei Atome der ersteren und einen Atom des letzteren. Nach dieser Ansicht würde das Stearin z. B. beste- hen aus stearinsaurem Lipyloxyd verbunden mit Stearinsäurehydrat. (C?°HE°50°-+ C’H°’0)+(C3°H°°0’+H0). Das chemisch reine Stearin müsste demnach bei seiner Verseifung 7,8 pCt. und das chemisch reine Palmitin 8,23 pCt. Glycerin liefern, das durch Aufnahme von zwei Alomen Wasser aus dem Lipyloxyd eniste- ben würde. — Duffy hat ferner die Zusammensetzung des aus Rindstalg erhal- ienen Stearins untersucht und gefunden, wie auch ich *), dass Artzbächer’s An- gabe, dieses Stearin enthalte zwei pCt. Kohlenstoff‘ mehr als das Hammeltalg- stearin, falsch ist. Er fand folgende Zahlen bei seinen Analysen : I. II. Kohlenstoff 76,87 76,87 Wasserstoff 12,24 12,15 Sauerstoff 10,89 10,98 100 100 Eine eigenthümliche Bildung von Stearinsäureäther hat Duffy beobachtet. Löst man Stearinsäure in absolutem Alkohol, in welchen Natrium gebracht worden ist, welcher also Aethyloxyd-Natron enthält, so bildet sich in der Kochhitze, selbst wenn die Menge des Natrons noch hinreicht um die Stearinsäure in stea- rinsaures Natron umzuwandeln, neben diesem Salze noch stearinsaures Aethyl- oxyd. Auf ähnliche Weise wurde auch stearinsanres Amyloxyd erhalten.— Durch Einwirkung von Phosphorsuperchlorid auf Glycerin erhielt Duffy eine gallertar- tige Masse, die in der Kälte hart wird, und aus der durch Waschen mit Was- *) Diese Zeitschrift S. 437.* 30 * 468 ser, oder besser mit einer Lösung von kohlensaurem Natron ein weisser, fester, chlorhaltiger Körper, der schwerer als Wasser ist, abgeschieden wird. Diese Substanz ist in kaltem Wasser, Alkohol und Aether nicht löslich, kochendes Wasser aber, sowie Lösungen von kaustischem Kali und Natron lösen sie auf, Ebenso Essigsäure, und durch Neutralisation dieser Lösungsmittel wird sie nicht wieder gefällt. Sie wird durch kochendes Wasser in eine sehr stark Was- ser anziehende Substanz umgewandelt. Näher ist dieser chlorhaltige Körper nicht untersucht worden. (Quart. Journ. of the Chem. soc. Vol. V. p. 303.*) [10.00.088 .. Von E. Schunck ist die Einwirkung der fixen Alkalien und desKrappferments aufRubian, einen Bestandtheil der Krappwurzel, des-- sen Zusammensetzung durch die Formel C5°H#°*03° ausgedrückt werden kann untersucht worden. — Während das Ammoniak diesen Körper nicht zersetzt, sondern seiner gelben Lösung nur eine blutrothe Farbe ertheilt, die sich selbst in der Kochhitze nicht verändert, wird durch kochende Kalilösung, die anfangs ebenfalls blutrothe Flüssigkeit purpurfarben. Nach anhaltendem Kochen ist das Rubian in vier Stoffe zerlegt. — 1) Alizarin, ein dunkelgelber Farbstoff dessen Formel € ’H'0°’+HO ist. 2) Rubirelin, eine dunkelbraune, undurchsichtige, zerreibliche, harzähnliche Substanz, deren Zusammensetzung durch die Formel C:*H°0* ausgedrückt wird. 3) Verantin, ein rothbraunes Pulver, das aus C'*H’0*-+-HO besteht. 4) Eine Substanz die Schunck Rubiadin nennt. — Die drei erstgenannten Körper sind schon früher bekannt gewesen. Sie bilden sich auch bei der Einwirkung starker Säuren auf Rubian*). Der letztere ist eine bis dahin noch nicht bekannte Substanz. Zur Darstellung desselben wird die filtrirte alkoholische Lösung der durch eine Säure aus der kalihaltigen Flüs- sigkeit abgeschiedenen Mischung jener vier Substanzen mit einer Lösung von essigsaurer Thonerde gefällt. Die aus der abfiltrirten Flüssigkeit durch Wasser und eine Säure abgeschiedenen Substanzen werden in Alkohol wieder gelöst und durch essigsaures Bleioxyd wieder gefällt. Die filtrirte Flässigkeit enthält das Rubiadin. Es wird durch Wasser gefällt, der Niederschlag in Alkohol gelöst und mit Bleioxydhydrat gekocht. Die kochend filtrirte Lösung setzt beim Erkal- ten das Rubiadin in kleinen, gelben Nädelchen ab, die sublimirbar sind, mit Flamme brennen, in Wasser nicht, wohl aber in Alkohol, kalter concentrirter Schwefelsäure und alkalischen Flüssigkeiten löslich sind. Das Rubiadin besteht aus C’?H'?0°, und kann aus dem Ruhian dadurch entstanden gedacht werden, dass letzteres unter Aufnahme von zwei Atomen Wasser sich in einen Alom Rubiadin und zwei Atome Zucker zerlegt C°°H°*0°°+2H0 =2C'?H'?0'?—4+ C:°2H' 0°. — Durch Einwirkung einer fermentähnlichen Substanz, welche in dem Krapp enthalten ist und die Schunck Erylhrozym nennt, auf das Rubian hat der- selbe diesen Stoff in eine grosse Menge von Substanzen zerlegt, von denen ei- nige nicht in Wasser löslich sind, wie Alizarin, Verantin, Rubiretin, Rubiafin, Rubiagin und Rubiadipin, einige in dem Wasser, worin das Rubian gelöst war, aufgelöst bleiben, wie Zucker, der hier in grosser Menge sich bildet und wie es scheint Peelinsaure. — Die Eigenschaften des Rubiafin’s, Rubiagins und Rubia- dipins, welche Körper bis dahin noch nicht bekannt waren, sind folgende. Das Rubiafin krystallisirt in gelben Plättchen oder Nadeln, die sublimirbar sind, sich wenig in Wasser lösen, durch kochende Salpetersäure nicht zersetzt werden, und sich in alkalischen Flüssigkeiten mit rother Farbe lösen. Es besteht aus G°°H'°0°, und bildet sich aus dem Rubian durch Aufnahme von drei Atomen Wasser unter Bildung von Zucker. C>°H*0°’+3H0 = 2C!?’H'20':4 032 H':0°. — Das Rubiagin ist schwer krystallinisch zu erhalten. Es hat eine gelbe Farbe, schmilzt zu einer braunrothen Flüssigkeit und brennt mit Flamme. Es ist nicht ohne Zersetzung flüchtig, -in Wasser ganz unlöslich, aber leichter löslich in kochendem Alkohol als Rubiania oder Rubiadin. In alkalischen Lö- sungen färbt es sich blutroth. Seine Zusammensetzung hat Schunck noch nicht *) Wer sich darüber genauer unterrichten will findet das nähere: Phil. magaz. Vol. V. p. 213.* und 354.* 469 sicher ermittelt. — Das Rubiadipin ist ein weicher, klebriger Körper, der ge- färbtem, halbflüssigem Fett sehr ähnlich ist. Seine Farbe ist gelblich braun. in kochendem Wasser schmilzt es und schwimmt dann auf der Überfläche des Wassers. Es löst sich mit blutrother Farbe in kaustischen Alkalien, aber diese Lösungen schäumen nicht, wie dıe der Seifen, wenn sie gekocht werden. Die Bleioxydverbindung dieser Substanz besteht aus C?°H?*0°PbO. — Schunck zieht aus den Resultaten seiner Untersuchung über die Zersetzungsweise des Rubians durch Gährung den Schluss, dass der Process, der bei dem: Färben. mit Krapp vor sich geht, ein Gährungsprocess ist, der freilich mit einer aussergewöhnli- chen Schnelligkeit vor sich geht. Die Frage, durch welche Mittel die. Wirkung des Ferments auf das Rubian vernichtet, verlangsamt oder beschleunigt werden und wie seine Wirkung so modifieirt werden kann, dass gewisse Substanzen vorzugsweise gebildet werden, hat denselben zu einer neuen Reihe von Versu- chen geführt, die folgende Schlüsse erlauben: 1) Es giebt kein Mittel, die Wir- kung des Fermenis auf Rubian zu hemmen, ausser wenn man es im feuchten Zustande bis 100° C. erhitzt. Wırd es im trocknen Zustande bis zu dieser Temperatur erhitzt, so wird seine Wirksamkeit nur gemindert. 2) Antiseplische Mittel, wie Schwefelsäure , arsenige Säure, Bleizucker, Sublimat, Alkohol und Terpentinöl hemmen die Zersetzung des Rubians nicht, verzögern und modifiei- ren sie nur. 3) Je mehr die Gährung verzögert wird, um so mehr Rubiretin und Verantin und um so weniger Alizarin bildet sich, so dass oft letzteres sich gar nicht bildet. Ist die Wirkung des Ferments mässig verlangsamt, so bildet sich Rubiafin und Rubiagın. 4) Zusatz von Alkali zu der gährenden Mischung scheint die Gähung wenn nicht zu beschleunigen, doch auch nicht zu verlang- samen. Hierbei vergrössert sich die Menge des Alizarins und vermindert sich die des Rubiretins und Veranlins.. — Hieraus erklärt sich der schödliche Ein- Nuss der Gegenwart von Säuren in der Färbebrühe beim Färben mit Krapp. Die Säuren wirken dabei nicht nur deshalb schädlich, weil sie die Wirkung der Beiz- mittel hemmen und die schädliche Wirkung der nicht färbenden Bestandtheile des Krapps in volle Kraft setzen, sondern auch weil sie die Bildung des Aliza- rins verzögern und hemmen. — Die ferneren Versuche von Schunck führen ihn zu dem Schluss, dass andere Fermente, als das im Krapp selbst enthaltene, das Rubian wenig oder gar nicht zerseizen. Nur das Emulsin veranlasst daraus die Bildung von Alizarin, Verantin und Rubiretin. — Während audere Chemiker die färbende Kraft des Krapp in mehreren Farbstoffen suchen, ist Schunck der Meinung dass die färbende Kraft desselben einzig und allein dem aus dem Rubian leicht entstehenden Alizarin eigen ist. (Phil. mag. Vol. V. |fourth se- ries] p. 410.* u. 495.*) Az: Winckler, über die flüchtige Säure des Weines. — Bei einer früheren Gelegenheit glaubte W. in dem Destillat eines ordinären Bergsträs- ser Weines, der mehrere Monate gelagert hatte, Butlersäure zu bemerken, wäh- rend dasselbe kurz nach beendeter Gahrung des Weines eine nicht unbedeutende Menge Essigsäure enthalten hatte. Kürzlich hatte W. Veranlassung die Nüchtige Säure in grösserer Menge aus dem Weine darzustellen. Diese schien in Geruch und Geschmack von der früheren nicht verschieden, jedoch veranlasste der Um- stand , dass auf ihrer Oberfläche sich farblose olahnliche Tropfen ausgeschieden halten, eine nähere Untersuchung. Das Verhalten des aus der Säure dargestell- ten Kalksalzes entsprach genau dem des melacelonsauren Kalkes; ebenso gab das Silbersalz als Mittel von drei unter sich überemstimmenden Versuchen 39,1 Ag, welches Resultat der von Keller bei der Analyse des metacetonsauren Silber- oxydes erhaltenen Silbermenge 59,32 — nahezu entspricht. Eine verglei- chende Untersuchung ergab, dass die früher dargestellte Säure auch Metaceton- säure sei, aber auch Essigsäure in beträchtlicher Menge enthielt. Die Bildung der Metacetonsäure aus der Essigsäure ist um so interessanter, da dieselbe höchst wahrscheinlich in naher Beziehung zu einer bis jetzt völlig unbekannten Mela- morphose der Paracitronensäure zu stehen scheint, mit deren Studium W. soeben beschäftigt ist. Hiernach scheint der sehr characteristische und eigenthümliche Geschmack der sehr alten Weine durch das sich allmalig bildende metacelon- 470 saure Aethyloxyd hervorgerufen zu werden. — Bei dieser Gelegenheit untersuchte W. auch die von Nölluer beschriebene Pseudoessigsäure,. welche er von dem Entdecker selbst erhalten hatte. Berzelius -und Nickles hielten sie für ein Ge- misch von Buttersäure und Essıgsäure, Dumas, Malaguti und Leblanc dagegen haben sie als Metacetonsäure bezeichnet. W. fand, dass sie ein Gemisch von viel Melacetonsäure mit wenig Bultersäure und einer sehr geringe Menge Essig- säure sei. (Jahrb. f. pract. Pharm. Bd. XXVI. p. 209.) W.B Martin, über die chemische Umsetzung des Santonins bei seinem Durchgange durch den thierischen Organismus. — Wie bekannt, nimmt der Harn nach dem Gebrauch des Zittwersamens und des Santonins eine eigenthümliche gelbe oder rothbraune Farbe an; ebenso wırd das Santonin im Sonnenlicht gelb und in Berührung mit Basen und Alkohol theils roth theils gelb. In jüngster Zeit beobachte R. Schmidt, (deutsche Kli- nik 1852. Nr. 52) dass nach dem Gebrauch des Zittwersamens als Intoxications- phänomen Gelb- resp. Grünsehen der Gegenstände eintritt. Alle drei Erschei- nungen stehen ursächlich wohl im engsten Zusammenhange mit einander, um diesen aufzufinden nahm M. mit sich selbst Versuche vor. Als er drei Gran Santonin um 5 Uhr Nachm. genommen hatte; beobachtete er schon nach 4 Stun- den die letzte Erscheinung, die ziemlich schnell an Intensität zunahm. Beim Erwachen war er sehr überrascht, als er alles um sich her, namentlich die hell erleuchteten Gegenstände, die Fenster, den Himmel, Schreibpapier ete. ganz inten- siv gelbgrün erscheinen sah. Am Mittag war das Phänomen jedoch spurlos ver- schwunden. Eine gelbe Färbung der Augapfelbindehaut oder der äussern Haut, ähnlich wie beim leterus und dem zuweilen dadurch bedingten Gelbsehen, konnte jedoch nicht beobachtet werden. — Der an diesem Morgen gelassene Harn war in Quantität und Qualität verändert. Die Menge auffallend weniger als sonst. Farbe dunkel citronengelb; diese nahmen auch Papier und Leinwand, die darin eingetaucht wurden, an. Reaclıon stark sauer; nach mehreren Stunden selzte er sehr viele, dunkelgelb gefärbte Harnsäure-Krystalle ab. Galle war nicht darin zu finden. Alkalien und alkalische Erden bewirkten sofort eine schön kirschen- bis amaranlhrothe Färbung, die an der Luft nach 36 Stunden vollständig verschwun- den war und bei einem neuen Zusatz nicht wieder 'hervortrat. Der so roth ge- färbte Harn wurde durch Säuren wieder gelb. Diese Reactionen konnten noch 60 Stunden nach der Einnahme des Santonins am Harn beobachtet werden. — Das Santonin erleidet also vielleicht während, ganz bestimmt aber nach seiner Resorption im Darmkanale eine chemische Umsetzung, vielleicht in einen der Chrysophansänre ähnlichen, wenn nicht gleichen Körper, welcher im Stande ist die Farbe und Reaction des Harns hervorzubringen. Versuche an Hunden erga- ben, dass auch das Blutserum gelb gefärbt war. — Santonin ausserhalb des Körpers mit Harn oder Blutserum zusammengebracht, damit gekocht, erlitt diese Umsetzung nicht. In Alkohol gelöst aber ergaben die Basen stets die vorste- hende Reaction. (Neues Kepert. f. Pharm. Bd. II. p. 215.) W.B. Hennig, chemische und pharmakologische Prüfung des Gummi Kino. (Fortsetzung zu S. 307.) — Um die Wirkung des Kino zu studiren , stellte H. an sich selbst, andern Personen, Thieren, thierischen Säf- ten und Geweben Versuche an, denen wir. Folgendes entnehmen. Zunächst stellt er den Begriff „‚adstringirende Wirkung‘‘ fest, wobei H. jedoch von den metal- lischen Adstringentien gänzlich absieht. Dieser ist theils dem Geschmacke ent- nommen, welchen gerbstoffhaltige Säfte auf der Zunge erregen, wobei der Ein- druck, welcher auf die Gefühlswärzchen , die ganze sensible Fläche der Mund- und Rachenschleimhaut hervorgebracht wird, wenn die sie passirenden Tannica ihnen HO entziehen und sich theilweise mit ihnen chemisch verbinden, gewiss nicht zu gering anzuschlagen; dazu kommt noch das gestörte Muskelgefühl, durch die schwerere Beweglichkeit der halbgegerbten Oberflächen entstanden , welches sich als Aneinanderkleben, Steifheit und Rauhigkeit lebhaft geltend macht. Ueber diese Grenzen hinaus ist er ein eingebildeter. Hier kommt nun die örtliche Verbreitung in Frage, wo die „zusammenziehende Kraft‘‘ als staltfindend ange- nommen wird, dann aber auch die physiologischen Funetionen , welche durch 471 jenes Agens erregt oder abgeändert werden sollen. Das Adstringente einer Ar- zenei kann sich entweder beziehen auf die zu verringernde Ausdehnung eines Substrates im Raume, oder auf die zu erschwerende oder ganz zu verhindernde Lösbarkeit, Verllüssigung, Zersetzung gesunder und kranker Theile, oder auf die den organischen und willkührlichen Muskeln zükommende, fast nur einer in ab- gegrenzten Massen vor sich gehenden Verschiebung der kleinsten Theilcben ver- gleiehbare Contraclion hinzielen, und theils durch unmittelbare Reizung des Mus- kelfleisches, theils durch directe oder refleclirte Anregung von Seiten der gereiz- ten zugehörigen Nervenstämme bewirkt werden, oder normale und abnorme Se- erelionen beschränken, nach Befinden aufheben. — Nur concentrirte Gerbstoff- lösungen, also besser das Pulver, haben eine Volumsverringerung zur Folge, in- dem das Gesetz der Exosmose auftritt, dem Muskellleisch HO entzogen wird; während es solches aus verdünnten Lösungen anfnimmt. Hiervon ist jedoch die chemische Wirkung selten zu trennen. — Die Einwirkung auf die von Nerven- einflüssen hergeleiteten Bewegungen beobachtete H. als sehr unbeständig, oft zweifelhaft. Gesunde, lebenskräftige Theile wurden vom Gerbstoffe fast gar nicht in ihrem Blutlaufe gestört; verletzte, in denen die Blutsäulehen schon schwan- ken, waren der Einwirkung zugänglicher. Hier wirkt wohl die chemische Ein- wirkung auf das Albumin reizend und veranlasst Zusammenziehung der kleinen Venen, welcbe ihren Inhalt dem Herzen schneller zusenden. also gegebene Be- zirke von stagnirendem Blute befreien können. Vegetabilische Adstringentien eignen sich daher zur Anwendung gegen mässige Stasen, nicht zu weit verbrei- tete Entzündungen ; bei hochgradigen Entzündungen, bei von Blut strotzenden Gefässen zu oft oder zu stark angebracht stiften sie nur Schaden, da sie durch Coagulation des Eiweissstoffes die vasomotorischen Nerven vollends lähmen und den Inhalt der- Gefässe, sowie das ausgetretene Blastem erstarren lassen. Dage- gen kann diese chemische, gleichsam älzende Wirkung zur Verschliessung und Verödung neugebildeter oder aus dem Bereiche des Kreislaufs austretender Ge- fässe verwandt werden. — Die Resorption in den Verdauungskanal gelangter Gerbstoffe erfolgt am leichtesten im nüchternen Zustande des Individuums ; fer- ner besser gelöst, doch nicht zu concentrirt, auch nicht zu verdünnt, — als in trockner Form. Der Gerbstoff geht viel schwerer in's Blut über, als andere fernwirkende Mittel — Eisen, Blei, Jod, — und wird hier viel schneller zer- setzt als Bitterstoffe. Dem Tannin entsprechende Körper — Gallus- und Brenz- gallussäure wurden nur im Urin aufgefunden ; Speichel und Schweiss waren nur zweimal in ihren Reactionen deutlich verändert; der Urin nie alkalısch, jedoch durch humusartige Körper stets dunkel gefärbt. DBeständig fand aus dem Gal- lussäure haltenden Urin eine starke Ausscheidung von Harnsäure statt. — Zu adstringirenden Wirkungen in den zweiten Wegen ist die Gerbsänre nicht zu brauchen, da sie in den Secreten nur als Säuren auftritt, welche weder Eiweiss noch Leim fällen. Zudem muss sie, um in’s Blut zu gelangen, in solchen Mas- sen genommen werden, die ein Kranker nicht lange verträgt. Zulässig ist die Benutzung bei von Aussen nicht zugänglichen blutenden Gefässen, besonders aber bei chronischer Ueberfüllung gewisser Gefässabschnilte mit verändertem Blute. Zu starke oder zu häufige Einführung des Tannins während der Verdauung stört diese, kann sie sogar ganz aufheben. — Als äusseres Mittel wird das Kino nicht hinter dem Tannin zurückbleiben. Die Tinetur enthält mehr von der Ki- nosäure und durch diese eine nachhaltigere Nebenwirkung. Diese erregt Kratzen im Schlunde, Würgen und Erbrechen, sogar heftiges Leibweh und Stuhldrang in verhältnissmässig geringen Gaben, intensiv. Daher werden sich diese Präparate des Kino meist nicht zum innern Gebrauch eignen. (Arch. d. Pharm. Bd. LXXIH. p. 129.) W.B. ®ryetognosie. — Rammelsberg, über die Zusammen- setzung des nordamerikanischen Spodumens. — Nach R. und Hagen beträgt der Sauerstoffgehalt der Alkalien, der Thonerde und der Kiesel- säure im Spodumen von Utö und aus Tyrol 1: 4: 10. Das ganze Mineral be- steht also aus Bisilikaten, der Formel 3R0,2Sı0’+4A10°SiO’. Während Arf- vedson, Regnault, Hagen und R, stets 65— 66 pCi. SiO® erhalten haben, giebt AT2 Brush in zwei nordamerikanischen Spodumenvarietäten, von Norwich und Ster- ling, nur 62—63 pCt. an. Die von diesem vorgeschlagene Formel ist der des Leucits analog. Durch Dr. Kranz in Bonn erhielt R. eine anschnliche Menge Spodumen von Sterling, Massachusets, die er der Analyse unteıwarf. Ansehen nicht so schön und frisch wie das des Sp. von Ulö. Weiss, gelblich oder bläu- lich gran, wenig glänzend, von feinen Spalten durchsetzt, in diesen, wie an der Oberfläche mit zarten Glimmerblättchen, so wie auch mit gelben Flecken von Eisenoxydhydrat überzogen. Es erscheint nicht mehr ganz frisch, welcher Ver- muthung die Analyse nicht wenig zur Stütze dient. — Specifisches Gewicht = 3,073; nach Brush, das von Norwich — 3,17, das von Utö und Tyrol = 3,13. — Resultate der Analysen: a. b. Mittel Sauerstoff Kieselsäure 69,27 65,27 33,91 Thonerde 237,28 27,66 27,47 12,83 Kalkerde 0,43 0,18 0,30 Talkerde 0,18 0,03 0,10 Lithion 2,95 2,90 2,51 Natron 0,44 0,44 Rali 4,54 4,54 101,02 Uebereinstimmend fand Hagen früher in dieser Varietät 69,25 SiO°® und 37,55 Al®O°, Bowen fand in dem Sp. von Conway, Massachusets, 65,3 SiO°; auch die Thonerde weicht hier wenig ab. Jedoch ist der amerikanische Sp. ärmer an LiO und: NaO und enthält KO. - Das. Sauerstoflverhältniss von RO: Al?03 : SiO3 ist —= 0,77: 3,8: 10. Ursprünglich war es wohl wie im euro- päischen Spodumen 1: 4: 10; jedoch ist das Mineral etwas verwittert. Der Anfang der Glimmerbildung giebt sich hier eben, wie beim Turmalin von Roze- na, Cordierit- und Skapolith - Pseudomorphosen durch das Auftreten des bedeutenden KO-Gehaltes zu erkennen, während das O-reiche LiO und NaO theil- weise ausgelaugt sind. Hiernach ist wahrscheinlich, dass der amerikanische Sp., wo er ganz unverändert ist, auch die Zusammensetzung des europäischen hat. (Poygend. Ann. Bd. LXXXIX. p. 144.) W. B. Joy, Analyse des Meteoreisens von Cosby’s Creek (Cocke County, Tennessee). — Die Masse 112 Pfd. schwer. In derselben Gegend vor- her eine von 2000 Pfd. gefunden, die jedoch leider bis auf 1 Pfd. verschmie- det worden ist. Das Eisen hat grosse Aehnlichkeit mit dem so eigenthümlichen von Arva in Ungarn. An der Oberfläche bis ziemlieh in die Masse ist es in leicht zerbröckelnden Brauneisenstein verwandelt, darin häufig und z. Th. ziem- lich grosse, gelblich-weisse, völlig metallisch glänzende und biegsame Blatter von Schreibersit. (Phosphornickeleisen). Nach dem Aetzen einer kleinen, vollkommen polirten Flache kam eine sehr ausgezeichnete, feinlinige, parallele Streifung zum Vorschein, die im Sonnenschein durch den eigenthümlichen Schimmer der Flä- che schon mit blossen Augen bemerkbar. — Die zur Analyse dienenden Stück- chen waren alle äusserlich sehr oxydirt. Es enthielt eine unwägbare Menge S. Der in EIH unlösliche Rückstand besteht meist aus kleinen eckigen, sehr mag- netischen Stückchen von Tombackfarbe, wie Magnetkıes, und aus feinen schwar- zen Schuppen, beide schon unter der einfachen Loupe erkennbar. Bei 4ölacher Vergrösserung sieht man ausserdem stahlfarbene, lange scharfe Prismen, ferner Stückchen von einem bräunlichen. durchscheinenden Mineral, und einzelne farb- lose, durchscheinende , abgerundete Körnchen, wie Quarzsandkörner. Nach der Verbrennung der C im O-Strom zeigten sich unter dem Mikroskop noch viele unoxydirte magnelische Stückchen; nach der Digeslion in Königswasser und noch- maligem Glühen im O-Strom blieb ein weisses Pulver zuruck, bestehend aus weissen, undurchsichtigen, mikroskopischen Stückchen und einzelnen klaren, ab- gerundeten. wie Quarzsand aussehenden Körnern. Sie ritzten nicht in Bergkry- stall, aber wohl in Glas. — Zusammensetzung: 91,64 Fe, 5,85 Ni, 0,81 Ca, 0,20 P, 0,22 Cu und Sn, 0,10 Mn, 0,80 Graphit, 0,08 Quarz und (?) Schwe- 473 fel. Davon unlöslich in GIH 3,21 bestehend aus Phosphornickeleisen, Graphit, Quarz. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXVI. p. 39.) W. B. J. Liebig, über den Thierschit. — Vor einiger Zeit erhielt L. von dem bekannten Gelehrten Thiersch ein Stück einer cannelirten Säule von weissem Marmor vom Pantheon, das auf der äussern Oberfläche mit einem Ue- berzuge bedeckt war, den man als von einer Farbe herrührend ansah. Der Ue- berzug bildete eine etwa liniendicke Kruste von der Härte des Flussspathes ; unter dem Mikroskop im Sonnenlicht glänzend, opalähnlich, als eine Zusammen- häufung kleiner Wärzchen von concentrischem Gefüge erscheinend; bei unbe- waffnelem Auge uneben, schmutzig grau. Die nähere Untersuchung ergab, dass die Hauptmasse aus kryst. oxalsaurem Kalk bestand. Weder in der Kruste, noch in dem iu 30° löslichen Rückstande war eine organische Structur zu erkennen; deshalb glaubt sich L. berechtigt diesen Ueberzug, den man wahrscheinlich auf Kalksteinen noch öfter finden wird, als eine Mineralspecies anzusehen. Sandall hat bereits krystallinischen oxalsauren Kalk auf und zwischen metallischen Kalk- spalhkrystallen aus Ungarn wahrgenommen, ohne denselben aber mineralogisch zu benennen. Der Ursprung dieses oxalsauren Kalkes stammt offenbar von Flech- ten her, die auf dem Kalkstein vegelirten, und ist ein Rückstand yon einer Reihe von Generationen, welche Jahrhunderte lang auf einander folgten, bıs die ganze Oberfläche des Steins in Folge des Absterbens und der Verwesung der früberen Generalionen so mit oxalsaurem Kalk bedeckt war, dass neue Keime keinen Bo- den von kohlensaurem Kalk mehr vorfanden. Der aus NO unlösliche Rück- stand enthielt noch Spuren einer humusartigen Substanz, ohnstreitig der letzte durch den oxalsauren Kalk vor der gänzlichen Zerstörung geschützte Rest der früher darauf gewachsenen Flechten. (Ebd. p. 113.) W.B. A. Müller hat einen auf eınem Lager zu Eschwege in der Nähe der Carlshütte zwischen Alfeld und Einbeck im Braunschweig’schen vorkommenden vanadinhaltige Eisenstein, ein sehr kleinkörniges Bohnerz,, analysirt. Zusammensetzung: 67,8 Fe?0’, 8,5 Al’O°, 2,8 CaO, 0,8 MgO, 0,7 MnO, 0,7 MnO, 0,3 KO, 10,3 H0, 7,9 SiO®, 2,3 PO°, 0,1 As05, 0,1 mit Spuren von Cr, Mo, Cu. Regulus bei der Reduction im Kohlentliegel: 48,8 des Eisen- steins. Specifisches Gewicht 7,088. (Ebd. p. 127.) W. B. Dieffenbach, Verdrängungs-Pseudomorphosen von Quarz nach Schwerspath zu Griedel bei Butzbach. — Hier hebt sich aus tertiären Schichten eine kleine z. Th. aus Grauwackenschiefer bestehende Insel hervor, der sogenannte Wingertsberg, dessen Gipfel Basalt ist und der von der Wetter umflossen wird. Im Hangenden jenes Schiefers kommt ein in den obern Teufen dolomilisirter und mit mulmigem Braunstein imprägnirter Stringocepha- lenkalk vor, der bis nach Hochweisel sich hinzieht. Auf demselben sitzen faust- guasse Quarzkrystalle auf und sehr viele dieser finden sich auf dem überlagern- den\Ackerboden zerstreut. Im Hangenden des Kalkes kommen einige Fuss mäch- tige \veisse sandig Ihonige Sehiefer vor, die weiterhin sich unter der Ackerkrume verberzen, dann folgen aın Abhange des Berges grössere Massen von Feilquarz mit Drusen von Bergkrystall, innig verbunden mit braunem Glasskopf. Endlich folgt geh Südosten lerliäres Gebilde, Sand, Sandstein, Braunkohlen,. Ob die Quarzmassen dem letztern oder dem Uebergangsgebirge angehören lässt sich nicht definitiv bestimmen, wahrscheinlich bilden sie einen Gang im Uebergangsgebirge. Der Quarz bildet grosse, stark zerklüftete Massen von brauner Farbe, auf den den Klüften mit Braun- und Gelbeisenstein. Drusenräume sind häufig und mit glatten oder rauhen Bergkrystallen bekleidet, letztere mit einer dünnen Rinde von Eisenoxyd und darüber wieder sehr kleinen Quarzkrystallen. An den Spitzen der Quarzpyramiden hängen häufig kleine Tropfen und Stalactiten von Hyalith. Ausserdem finden sich grössere Drusen mit schönen stalaclitisch zusammengerei- heten Formen von Quarzkryställchen auf Brauneisenstein, der selbst Quarz zur Unterlage hat. Am interessantesten sind grössere Räume, in welche 2 bis 3% lange und 1‘ breite Tafeln hineinragen, die aus Quarz mit der Form des Schwer- spaihes oo Po, &P2, Poo bestehen. Die Kanten dieser pseudomorphosen Kry- 30 *+* 474 stalle sind scharf, doch äusserlich rauh aus demselben oben angeführten Grunde, Die meisten von ihnen sind im Innern ganz in Quarz verwandelt und zeigen deutlich den von Aussen nach Innen erfolgten Absatz. Seltner ist der Raum der Schwerspathtafel nur z. Th. ausgefulll und die Spitzen der Qnuarkrystalle stehen nach Innen. Aber wo man auch keine Pseudomorpbosen frei heraus- schlagen kann, da sind doch ihre Umrisse in dem festen Qnarz oder die paral- lelen Durchschniltslinien von oP& sichtbar. Oft sitzen die Tafeln auf Glass- kopf auf, oft sind sie von Hohlräumen umgeben, die in Entfernung 2 oder we- » nig mehr Linien den pseudomorphen Kıystallen folgen und fruher vielleicht mit Brauneisenstein erfüllt waren. Auf einigen Pseudomorphosen und den erwahnten stalactitischen Quarzdrusen sitzen */, bis L'/,‘'‘ lange wasserhelle oder weisse Schwerspaihkrystalle von dem Habitus des Cölestines auf, nämlich mit vorherr- schendem Po und oP® zusammen ein scheinbar hexagonales Prisma bildend und zugespitzt duch Po, &P2 und P. Andere, einzeln stehende, weisse Kry- ställchen haben genau dieselbe Form, nnr sind sie durch Vorherrschen von © Po talelföormig ausgebildet. Hell weingelbe glasglänzende Krystallaggregate, auf dem ersten Blick Arragonit ähnlich, besiehen ebenfalls aus Schwerspath. Während in den grossen pseudemorphosen Tafeln sämmtlicher Schwerspaih verschwunden und durch Quarz ersetzt ist, haben sich diese Kryställchen zuletzt gebildet, denn sie erscheinen als das oberste in den Drusen oder wenigstens als gleichzeitig mit dem rauhen Quarzüberzuge der Drusen, der auch sie bisweilen theilweise überzieht. Bei Betrachlung des Ganzen drängt sich die Ueberzeugung auf, dass der grössere Theil wenn nicht das Ganze des Gangquarzes ursprünglich Schwer- spath gewesen, dessen Krystalle von Eisenoxydhydrat umhüllt wurden oder der Schwerspath bildete vielleicht ursprünglich die Gangart für Brauneisenstein oder irgend ein anderes Mineral. Der Schwerspath wurde entfernt vielleicht durch Quellen, welche kohlensaure Alkalien in geringer Menge enthielten, oder nach sei- ner Reduction als Schwefelbaryum und an seiner Stelle wurde Quarz niederge- schlagen ; das ihn einhüllende Mineral wurde ebenfalls entfernt und hinlerliess- leere Räume. ‘Die entstandenen Quarztafeln überkleideien sich mıt Eisenoxyd und darüber wieder mit Quarz. Die Deutung der Quarzmasse als Gang im Ue- bergangsgebirge beruht auf dem Ansehen, der Grösse der Kıystalle und andern Kriterien, allein auch in der Braunkohlenformation kommen hier grosse Quarz- massen vor, der Braunkohlensandstein führt Schwerspath in denselben Formen wie jene pseudomorphen Tafeln, ja so häufig dass man ihn Barytsandstein nennt. Die neuesten Fortschritte des Bergbaues haben indess die gangartige Beschaffen- beit noch wahrscheinlicher gemacht, der Quarzgang im Uebergangsgebirge von Kalteneschbach bei Usingen zeigt ähnliche psendomorphe Bildungen, dıe Kupfer- gänge bei Medenbach und Amdorf sowie bei Donsbach im Dillenburgischen, da- her diese Umwandlung im rheinischen Uebergangsgebirge als eine gewohnliche Erscheinung zu betrachten ıst. (11. Bericht oberhess. Ges. 1853. 1383.) G. Schmitz, Gediegen Quecksilber undGoldamalgam in Ca- lifornien. — Gediegenes Quecksilber und Goldamalgam finden sich in allen Distrieten Californiens, wo Gold vorkommt. In Mariposa erhielt Schm. unge- fähr 2 Unzen sehr flüssigen Goldamalgames in einem leicht zusammengebacke- nen feinen Gerölle von Grünstein und Schalstein unter dichter Thouporphyrerde, und gleichzeitig einige Loth Gold in solchen zarten und zerbrechlichen Formen, dass sie bei längerm Aufenthalt zwischen den Flussgeschieben zerstört worden wären, (Geol. Zeitschr. IV. 712.) G, Schönaich-Carolath gedenkt emes Honigsteinänlichen Mi- nerals vom Pochhammerflötz der Steinkohlengrube Königin Luise bei Zabrze. Dasselbe ist strahlig blättrig, traubenförmig, backt beim Zerreiben zusammen, baftet an den Zähnen, gibt im Kolben sehr viel Wasser unter Entwicklung eines brenzlichen Geruchs und färbt sich in der Glühhitze schwärzlıch, was auf eine organische Verbinduug mit Thonerde als Basis schliessen liess. Bei starkem Feuer gab das sich weiss brennende Pulver mit Kobaltsolution eine dunkelblaue Färbung. Kali unter Zusatz von Ammoniak lieferte den characteristischen gal- 475 lertartigen Thonerdeniederschlag. Das Mineral scheint die Verbindung einer der Honigsteinsäure ähnlichen organischen Säure, eines Zersetzungsproductes der Steinkohle mit Thonerde und Wasser zu sein, wenn es nicht etwa Honigstein in einer andern Form, also ein Isomerismus, oder sein älterer Bruder aus der Steinkohlenformation ist. (Ebd. 714.) G. Haidinger, über den Eliasit von Joachimsthal. — Das Mi- neral bildet plattenförmige Gangtrümmer, ist von kleinmuschligem bis unebenem Bruche, hat Fettglanz mit Neigung zum Glasglanz, dunkelröthlichbraune Farbe, die an den dünnsten Kanten in das Hyacinthrothe streift, der Strich matt, wachs- gelb in Orangegelb, ist an den Kanten durchscheinend, spröde, Härte 3,9, Ge- wicht 4,086—4,237 (Mittel 4.129). Die chemische Zersetzung ergab mit 15,06 0 61,33 Uranoxyd, 3,09 Kalkerde, 6,63 Eisenoxyd, 1,09 Eisenoxydul, 4,62 Bleioxyd, 1,17 Thonerde, 2,20 Magnesia, 5,13 Kieselerde, 2.52 Kohlensäure, 0,84 Phosphorsäure, 10,638 Wasser und Arsenik in Spuren. Das nene Mineral hat eine sehr grosse Aehnlichkeit mit dem Breithaupt.schen Gummierz ohne je- doch identisch mit demselben zu sein, wie die Vergleichung der Eigenschaften beider ergiebt. Das Vorkommen ist gangarlig, auf dem Fluthergange der Elias- grube, mit Uranerzen, Fluss, Dolomit und Quarz. (Berichte Wien. Akademie X. Jan. 103—106.) G. Reuss, über einige Pseudomorphosen. — 1) Mangan- spath nach Bleiglanz. An einer aus mehr als Zoll grossen Krystallen bestehenden Bleiglanzdruse aus Siebenbürgen haben die Krystalle sehr rauhe Flä- chen und sind mit rundlichen wie ausgenagten Vertiefungen bedeckt und glanz- los, im Innern dagegen ganz frisch und auf den vollkommenen Theilnngsflächen stark glänzend. In den Vertiefungen findet sich eine feinkörnige gelblich weisse Masse, die auch einzelne Kanten und Ecken der Krystalle ersetzt hat. Sie hängt mit der Bleiglanzmasse innig zusammen und umschliesst selbst frische Bleiglanz- parlikelchen. Stellenweise mengt sie sich mit Schwefelkiestheilchen. Die che- mische Analyse liessen sie als kohlensaures Manganoxydul erkennen. — 2) Kalk- spath nach Granat. Die zu einer Druse vereinigten Aflerkrystalle von Aren- dal sitzen auf einem körnigen Gemenge von braunem Granat, Kalkspath und Mag- neteisen mit eingewachsenen Krystallen von Granat. Sie sind scharfkantig, glalt- flächig, wenig glänzend, bilden Leucitoeder mit Tetrakontaoctaeder und bestehen aus graulichweissem Kalkspath bis auf den Kern, weleher unregelmässig körni- ger brauner durchscheinender Granat ist. Auf ihrer Oberfläche liegt eine kaum */,‘‘ dicke Haut von braunem Granat, die aussen ebenfalls glatt ist und sich leicht absprengen lässt. Hier verdrängte also erst der Kalkspath den Granat, dann überzog dieser wieder jenen und endlich überzog Kalkspath die ganze Druse. Bei den angewachseneu Granatkrystallen bildet umgekehrt körniger: theil- barer Kalkspath den Kern.— 3) Granat nach Kalkspath. Ein- bis zwei- zollige Nache rhomboedrische Krystalle sind äusserlich röthlichgrau, eben, scharf- kantig, unter der Loupe fein gerunzelt, glatt firnissartig glänzend, im Innern aus rothbraunem körnigen Granat gebildet mit stellenweis eingewachsenen, veränder- tem Skapolith. Letzterer bedeckt auch in Linien grossen Krystallen die Aussen- fläche. — 4: Weissbleierz nach Kalkspatih Auf einem Handstück von Annaberg welches aus einer porösen körnig zusammengesetzten, mit kleinen Krystallen bedeckten Weissbleierzmasse besteht, sind bis Zallgrosse Rhomboeder aufgewachsen, deren Grundkanten 75° messen. Sie sind ebenflächig, scharfkan- tig, obgleich mit feinen Rauhigkeiten bekleidet und glanzlos. Eine dünne Schicht graulich weissen Quarzes überzieht sie, im Innern zeigen sie ziemlich gross- körniges, schwach gelblich weisses, demantglänzendes Weisshleierz und sparsame Lücken. Auf den Rhomboedern findet man kleine krystallinische Partien farb- losen Quarzes und einzelne grössere gelblich weisse Krystalle von Weissbleierz. (Ebd. 63—66.) G. &eologie. — E. Schmid, der Muschelkalk bei Jena und seine organischen Reste. — Schm. iheilt den Muschelkalk fol- gender Weise ein: I. Oberer Muschelkalk. a) Lettenkohle. Thon und 476 Humuskohle mit etwas Schwefelkies; die Kohle dem Thone entweder in schwa- chen Flötzen eingelagert (Neues Weck zwischen Maitstädt und Wickerstädt) ‚oder gleichmässig eingemengt (Heusdorf bei Apolda). Mächtigkeit sehr verschieden. b) Glasplatten: dünne Kalkschichten mit Ceratites nodosus und Nautilus bidorsa- tus; eingelagert zwei 6—8“ starke und sehr harte Bänke. Mächtigkeit 24‘, c) Glauconitischer Kalk. Starke (l—1z‘) Bänke, durch Eisenoxydulsılicat grau, mit Zwischenlagen von Mergel. Reich an organischen Resten, besonders Fisch- Zähnen und Schuppen. Mächtigkeit 20°. d) Terebratulitensehicht. Anhäufung kleiner Schalen von Terebratula vulgaris. Mächtigkeit „—1‘. e) Avicula- Kalk. Meist helle, harte und dichte Kalkschıefer, besonders reich an Avicula Bronni, Gervillia socialis und Myophorien. Mächtigkeit 15° f) Striata-Kalk. Helle, harte, dickschiefrige Bänke, vorzüglich mit Lima striata, Avicula Albertii, Pecten diseites und Terebratula vulgaris. Mächtigkeit 10°. U. Mittlerer Muschelkalk. Helle, sehr gleichmässige Kalk- Schiefer, mitunter Hornstein-Linsen enthaltend. Dolomitischer Saurierkalk des Rauh-Thals bei Jena, sehr reich an Saurier- und Fischresten. Dolomitischer Mergel mit Gyps von Unter-Neusulza. Mächtigkeit 130°. II Unterer Muschelkalk. a) Schaumkalk (Mehlbatz). Mächtige Bänke voll kleiner rundlicher Höhlungen. Die Schalen der zahlreichen Petrefak- ten. stets resorbirt. Am häufigsten sind Myophorien. b) Oberer Wellenkalk. Mächtigkeit 60’. c) Terebratulitenkalk. Kalk-Schichten, I—1#‘ stark, in zwei Bänken, zu 34‘ und 6° Mächtigkeit, dazwischen etwa 24’ Mergelschiefer. Fast ganz aus Terebratelschalen oder Encriniten-Gliedern bestehend. Mächtigkeit 12‘ d) Untererer Wellenkalk. Dünne, flaserige bis wellige Schiefer, in der Mitte drei härtere, nahe constante Bänke. Mächtigkeit 190°. - e) Cölestin-Schichten. Ebene Schiefer, nach unten häufig dick und fest, mit Ammonites Buchi und Pe- ceten tenuistriatus. Zwischenlager faserigen Cölestins. Mächtigkeit. 30’. Die Gesammtmächtigkeit des Muschelkalks mit Ausschluss der Lettenkohle beträgt 500°. Die angegebenen Zahlen gelten streng für den Terebratulitenkalk, während sie sonst local schwanken. Das soeben aufgestellle Schema ist nicht wesentlich verschieden von dem, welches Credner für den Thüringer Muschel- kalk und zwar vorzüglich für den in der Mitte der Mulde etablirt hat. In dem letzteren folgt als letztes Glied der obern Abtheilung noch ein oolithischer Kalk. Bei Jena ist derselbe nur im Rauhthale lokal, wo er indessen den vorbemerk- ten Platz einnimmt. Die Lagen des Muschelkalks sind meist aus reinem, seltner dolomitischen Kalkstein bestehend. Gyps, der in der Mitte der Thüringer Mulde stark entwickelt ist, ist nur bei Unter-Neusulza in einer schwachen Einlagerung vorhanden. Die Cölestinschichten entsprechen den Myophorien- (Trigonien -) Kalke Credner’s. Allein die Myophorien sind fast durch alle Schichten verbrei- tet, so dass die oben genannten Petrefakten characteristischer erscheinen. Bei Vergleichung des Jenaer Muschelkalks mit dem Braunschweig’schen vereinigt Schmid die vier obern Glieder der mittlern Abtheilung von Strombeck’s (den ei- gentlichen Trochiten-Kalk, den oolithischen Kalk und die dünnen Schichten com- pacten Muschelkalks und Thons mit Pecten discites, Avicula Albertii, einzelnen Trochiten und Lima striata) mit der obern, indem er darin nur seinen Striata- Kalk sieht, welcher die genannten Formen vereinigt führt. Die mittlere Abthei- lung Strombeck’s wird dadurch sehr reducirt. Während in seiner untern Abthei- lung der Wellenkalk charakteristisch hervortritt, fehlt ein eigentlicher Terebratu- litenkalk. Terebratula vulgaris scheint danach im untern Wellenkalke zerstreut in welchem sie sich im Saalthale nicht findet. Von Petrefakten werden aufgeführt: I. Reste von Nothosaurus aus dem Saurierkalke des Rauhthales. Unbe- stimmte Ueberbleibsel ebendaher, aus den Cölestinschichten von Wogau und dem Terebratelkalk, ll. Von Fischen :*) Hybodus Mougeoti Ag., Zähne Acrod. GaillardotiAg., Zähne Acrodus acutus Ag., Zähne Acrodus sp. Strophodus angustissimusAg. Zähne Pyenodus Zähne Placodus gigas Ag., Zähne Placod. Münsteri Ag., Zähne Placodus Andriani Mnst. (?) Tholodus Schmidi Münst. Zähne Gyrolepis Albertii Ag. Schup- pen Saurichthystenuirostris Mün- steri Schädel Saurichthys Mougeoti Ag.., Zähne Saurichthys sp., Unterkiefer Unbestimmte Reste Il. Von Anneliden Serpula valvata Goldf. Serpula serpentina Schmid einziges Exempl, auf einer Lima-Schale im Gerölle IV. Von Cephalopoden. Nautilus bidorsatus Schl. Ammonites nodosrs Schl. Ammonites Buchi Alb. Ammonites parcus Buch Conchorhyachus avirostris Schl. Rhyncholithes hirundo Brgn. V. Von Gasteropoden : Turbonilla dubia Br. Turbonilla scalata Br. Helicites turbolinus Schl. Buccinites gregarius Schl. Buceinites obsoletus Schl. Planorbis vetustus Zenk. Dentalium laeve Schl. Trockus Albertianus Goldf. sehr selten VI. Von Brachiopoden: Terebratula vulgaris Schl. Delthyris fragilis Buch Lingula tenuissima Br. L. calcarea Zenk. VII, Von Conchiferen: Ostrea spondyloides Schl. Ostrea exigua Dckr. Ostrea multicostata Münst. triasicus Münst. *) Die ‚, bezeichnen 477 1-1 — N Sea | das Vorkommen. ee | 1,a | L,b Le | 2al Le | 1 Im. el alın. Para ) | ) va | 478 Ira | I,b | T,e | I,d I;e | Lf | II. Inr.altın,»ferr,efe,alır,e OstrNeristaldifformis Schle I le eo een BREIT RR DITE Ostrea complicata Goldf.- |—|— |— || — ||| — N ER SR Ostrea decemcostata Goldf. — | — | — | — | = | — | — | — San “ee Ostrea placunoides ea, ln 2 | | | | Ostrea. subanomia Münst. lol) | | | Be OR ER N RR Pecten discites Br. la a le ee oe, Pecten tenuistriatus Münst. | — | — | — |— | — | — | — | — URS UIGERENE., Pecten laevigatus Br. a RS RE Re ER I en a Pecten reticulatus | | | | > | | Lima lineata Goldf. | — | || I | 2 una, Lima radiata Münst. | | Lima interpunctata Alb. — | — | — | — | — | — | — | — ” Lima striata Goldf. — ||| —|— | „|— | 6,)| 6)| 6)| 696, Gervillia socialis Quenst. 1 ea, ers na ses le a5, 1 2a RI, Avicula Bronni Alb. Ze Avicula Albertii Gein. —I-|—-|1-|—-| „I-|-|1—-|—-|—|,, Avicula Albertii Goldf. —|\—| „I-|-[1—-|—-| „Il || ,„ Myophoriapes ansenis Sch! 1} je A. la || | Myophoria vulgaris Schl. Bl Edle ee Myophoria elegans Dkr. —— — ll, ae, Myoph. cardissoides Ziet. _ „I 1-11 -1- 1-1 |1— |— Mvophoria laevigata Goldf. | — —|_-|1-|1-|—-| „I-|-|1—-|, Myophoria ovata Goldf. — | — Myophoria orbieularis Goldf. | — | — | = | — | = | |— | NENe EN PS Myophoria Goldfussi Alb. —|— Cucullaea Beyrichi Stromb. | — | — Eucullaea (?) Schmidi Gein. | — | — Cucullaeca (?) nuculiformis Zenk. —| — ie Eueullaea (?) ventrieosa Deck. | — |— || — | — | — | — NER Nucula Goldfussi Alb. zul | || — ||| || — || ai Spondylusxcomptus -Goldf. i | il le lies \zälem a ee Astarle sp. | er | el Myacites elongatus Schl. | ul le [el u, Myacites ventricosus Sch. |— I — | —- |— | — | - |—| »| » „ VIII. Von Radialen : Gidarites grandaevus Goldf.— | — \— |— | — |) — | —- | |— | — PR Aspidura Ludeni Hagenow —. | — | | Ge Encrinus liliiformis Schlth. | „I „I, „0.1.1 »1—l „ Nur einmal vorgekommen sind: der einzige Gaumenknochen von Tholo- dus Schmidi Meyer und ausserdem zwei Zähne; Ammonites parcus Buch; Pecten reticulatus — Ostracites Pleuroneclites retieulatus Schlih., in Zenker’s Sammlung; Myophoria. pes anseris Schl.; Cucullaea(?) Schmidı Gein. ; Astarte sp.; Cidarites grandaevus Goldf. ; Aspidura Ludeni Hagenow. Früher, na- mentlich von Zenker angegebene Arten waren nicht wiederzufinden, namentlich: Natica oolithica Zenk. (der oolithische Kalk des Rahthales, welchen Z, von diesen gebildet glaubte, ist völlig unorganischer Natur); Patellites discoides Sehl ; Patella elegans Zenk.; Bulimus (?) granum Zenk.; Bulimus (?) turbo Zenk., Lingula calcarea Zenk.; Lingula keuperea Zeuk.; Lingula (?) trans- versa Zeuk. Von Pflanzen hat Schleiden bestimmt: Phyllites Ungeranus Schleiden, Blattfragmente in den Humuskohlenlinsen der Cölestinschichlen von Wogau. Dryoxylon jenense Schleiden, ebenso. Pinites Göppertanus Schleiden, Holzreste, in der Wogauer Kohle. Endolepis elegans Schleiden, im Saurierkalke des Rauh- tbals. Endolepis communis Schleiden, ebenda. Es gehören hiernach dem ganzen 'Muschelkalke; Turbonilla dubia Br., 479 Helicites turbilinus Schl., Buccinites gregarius Schl., Dentalium laeve Schl., Pecten discites Br., Gervillia socialis Quenst., Myophoria vulgaris Br., Saurier - und Knorpelfische. Es beginnen: Mit dem untern Wellenkalke: Lima lineala Goldf.. Lima radiata v. Münst., Lima interpunctala v. Alb., Enerinus liliiformis v. Schlih. oder überhaupt En- trochites. Mit dem Terebratulitenkalke: Terebratula vulgaris Schlth. Mit dem Schaumkalke: Avicula Bronni Alb. Mit dem mittlern Kalke: Gyrolepis Albertii Ag. Mit dem Striatakalke : Lima striata Goldf. Mit dem Aviculakalke: Nautilus bidorsatus Schl., Ammonites nodosus Schl. Es finden sich nur In den Colestinschichten; Ammonites Buchi Alb., Lingula tenuissima Br. Pecien tenuistriatus Münst. Im untern Wellenkalke: Ostrea exigua Dekr., Nucula Goldfussi Alb, Im Terebratulitenkalke: Placodus gigas Ag., Placodus Münsteri Ag. Placo- codus Andriani Münst., Tholodus Schmidi Munst. Im Schaumkalke; Myophoria laevigala Goldf., Astarte sp., Turbonilla sca- lata Br. Im Saurierkalke: Saurichthys tenuirostris Münst, Im Aviculakalke: Ammonites parcus Buch. In den mittlern Gliedern des untern Muschelkalks: Cucullaea Beyrichi Stromb., Cueuliaea Schmidi Gein. (Neues Jahrb. 1853. Heft 1.) S—J. Ewald, Verhalten des Keuper und Lias in Oberfranken. — In den Durchstichen des Main-Donau-Kanales, namentlich zwischen Wendel- stein und Schwarzenbach beobachtet man, dass Keupersandsteine, welche fast nur aus locker zusammenhängenden groben Quarzkörnern bestehen, in ihren obern Lagen ein kalkig thoniges Bindemittel von grauer Farbe aufnehmen, wel- ches durch Verwitterung die braungelbe Farbe des Eisenoxydhydrates annimmt. Das Bindemittel wırd nach oben den Quarzkörnern gleichhaltig und gewinnt end- lich das Uebergewicht. In diesem Niveau stellen sich die ersten Belemniten ein und zwar in Formen, welche denen des nächst höhern, quarzfreien Mergel mit Ammoniles costatus völlig gleich, von denen des untern Lias anderer Gegenden aber verschieden sind. Die Lagerstätte gehört also zum mittlern Lias, der hier durch so allmälige Uebergänge mit den Keupersandsteinen verbunden ist, dass keine nur einigermassen beslimmie Gränze angegeben werden kann, (Geolog. Zeitschr. IV. 608.) Gl. H. B. Geinitz, die Versteinerungen der Grauwackenfor- mation in Sachsen und den angrenzenden Ländern. II. Heft. Mit 20 Tfln. (Leipzig 1853. Fol.) — Das früher erschienene erste Heft dıe- ser wichtigen Monographie enthält eine umfassende Bearbeitung der Graptoli- (hen, dieses zweite bringt die Darlegung der geognosuschen Verhältnisse der Formation und die Beschreibung aller übrigen Versteinerungen derselben. Die geognoslischen Untersuchungen betreffend theilen wir das Resultat mit, welches der Verfasser selbst S. 22 in folgender Uebersicht der Formation zusammenfasst: I. Urthonschiefer (Richters grüne und graugrüne Grauwacke z. Th., auf der Nau- mann’schen Karte scharf bestimmt). Il. Silurformation. a) Untere: 1) Nau- mann’s alte quarzige Grauwacke (südlich von Zwickau als fester feinkörniger Grauwackensandstein mit Nereograpsus tenuissimus, ferner im Ophitzer Walde bei Schleiz); 2) Grauwackenschiefer mit Nereograpsus cambrensis Gein. (Rich- ter’s Nereitenschichten und graue Grauwacke bei Saalfeld) ; 3) Graptolithenschie- fer (Kiesel- und Alaunschiefer mit Graptolithen erfüllt, südlich von Zwickau, bei Reichenbach, Pöhl, Plauen, in der Nähe von Magwitz, Messbach, Rebesgrün, zwischen Pausa, Tanna und Schleiz, Zeilenroda bis Weida, Ronneburg, Hof). b) Die obern silurischen Gebilde fehlen in Sachsen völlig. III, Devonforma- tion: 1) Tentaculitenschichten (Grauwackenschiefer z. Th. mit Kalkknollen und 480 mit Tentakuliten bei Ronneburg, Zeulenroda, Schleiz, Messbach, Saalfeld, Alt- mörbitz, Gräfenwart) ; 2) Kalkstein von Wildenfels, Plauen und Schleiz u. a. 0. 3) Planschwitzer Schichten mit Grünsteintuffen, Kalkknollenschichten oder Kno- tenkalken, Eisensteinen u. S. W. 4) Münster’s Ciymenienkalk. 5) Jüngste Grau- wackenschiefer mit Calamites transilionis und Noeggerathia Rückerana. IV. Koh- lenkalk von Trogenau. Von den zahlreichen Petrelakten, welche Verf. beschreibt, müssen wir uns darauf beschränken die neuen Arten aulzuzählen, Es sind Pha- cops Roemeri, Gomphoceras Naumanni , Phragmoceras corniforme, Porcellia tu- berculosa. Megalodon suberenatus, Cardinia devonica, Mytilus devonicus, Posido- nomya strialissima, Lingula paralleloides, Tentaculites subeonicus, Chondrites Goepperti. Von der Gesammtzahl der beschriebenen Arten sind 5 Crustaceen, 24 Cephalopoden, 11 Gasteropoden, 26 Conchiferen, 20 Brachiopoden, 13 Ra- dıaten, 39 Polypen und 3 Pflanzen. Gl. Casiano de Prato, über das Kohlengebirge Spaniens. — d’Orbigny stellt mit grosser Bestimmtheit das Kohlengebirge von Leon und eini- gen Localitäten Asturiens zu dem devonischen System, obwohl Pailette sowohl als Verneuil, auf die er sich dabeı bezieht, das Alter sehr fraglich bezeichnen. Die Kohlen von Sabero gehören nun entschieden zum Steinkohlengebirge, denn sie enthalten kein einziges devonisches Petrefakt unter ihren unzweıfelhaften Pflanzenresten. Begleitet wird diese Ablagerung zu beiden Seiten von devoni- schen Schichten und ın diesen tritt an der westlichen Seite eine Einlagerung mit Hippuriten auf. Eine speciellere Arbeit über das Kohlengebirge der Kantabri- schen Kette ist in Aussicht gestellt. (Bullet. geol. IX. 381.) Gl. Das Warasdiner Teplitz in Croatien ist von den Molasseschich- ten (miocenen) umgeben, in deren Nähe bedeutende Braunkohlenablagerungen sich” befinden. Die dortige Schwefelquelle setzt grosse Mengen Kalktuff ab, wie denn dieses Teplitz auf einem auf solche Art gebildeten Kalktuffhügel erbaut ist. (Jahrb. der k. k.'geolog. Reichsanst. III. p. 13.) Kr. Skizze der geologischen Verhältnisse des Viertels unter dem Mannhardshberge in Oesterreich unter der Enns. — Diese Gegend bildet einen Theil des Wiener Beckens, theilweise von Alluvium und Diluvium überdeckt. Unter diesen folgen die Löss-, Tertiärscholter- und Con- glomerat-Bildungen, worauf sich abwärts Sand, Sandstein, Kalk und Tegelbildun- gen anlegen. Zu unterst ist der Nummulilen- und der Wiener Sandstein, theils auf Jura gelagert, Iheils sogar (sämmtliche andere Schichten ebenfalls) an kıy- Stallinische Gesteine anliegend.. Im Löss fand man Helix, Pupa, Suceinea, wie auch 2 Rhinoceroszähne. Der Schotter wimmelt von fossilen Thierresten. Merk- würdige Veränderungen hat der Leithakalk an der Gränze mit granilischen Mas- sen erlitien. Er ist hier ein grusiger weisser Kalk mit so viel Quarzgeschie- ben, dass das Gestein fast das Ansehen eines Conglomerates hat. (Ebd, p. 17.) Kr. Eine Kreideschicht am Fusse der Karpathen bei Friedeck in k. k. Schle- sien rechnele man bis jetzt bald zum mittleren Jura, bald zum Neocomien, bald zur Nummnlitenformation. Nach jetzt gefundenen verkiesten Exemplaren von Baculiles veriebralis Lam. und von Ammonites Mayoranus d’Orb. lassen sich diese Schichten in petrographischer Beziehung mit den böhmischen Plänermer- geln so vollständig parallelisiren, dass sogar die kleinen Gypskrystalle auf den Ablösungsflächen des Gesteins sich hier wiederfinden, (Ebd. p. 33.) Kr. Geologische Stellung der Alpenkalke, welche die Dach- steinbivalve enthalten. — v. Hauer zählt diese Kalke zum untern Mu- schelkalk, für welchen erwähnte Dachsteinbivalve (Isocardia) als leıtend angenom- men wurde. Lipold kam 1850 bei Untersuchung dieser Kalke auch nur zu dem Resultate, dass sie älter als die rolhen Liaskalke seien. Nach neuerdings ange- stellten Untersuchungen des Hın. Lipold stellt sich darüber folgendes fest. Es kommen hier zuerst zwei Schichten, nach den Localitäten benannt in Betracht: die Hirlatz und Kössener Schichten, Diese beiden sind in Folge genauester pe- 481 trefactologischer Untersuchungen als basischen Ursprungs anzusehen. (Die letz- teren zu den dunkeln Liaskalken,, Gervillienschichten, gehörig.) Nun bestätigt sich aber an einigen Orten, dass die Hirlazschicht unzweifelhaft tiefer liegt als die Isocardia führenden Schichten. Dass ferner mit ihnen auch die Kössener- schicht öfter zusammen vorkommt, so dass wohl zweifelsohne hienach diese Schichten wie oben benannte Hirlatz- und Kössener Schichten dem Lias und nicht der Tıias zuzurechnen sind. (Ebd. p. 90.) Kr. Escher von der Linth hat sich bestimmt überzeugt, dass die Orbi- ceulina lenticularis am Glärnisch und überall in den Schweizer und Vorarlberger Alpen nur im Urgonien vorkommt. Für den Glärnisch gibt er folgendes Pro- fil vom Klönthalsee zum Nordkamm aufsteigend: 1) Brauner Jura, vielleicht Kelloway; 2) weisser Jura mit Amm. biplex; 3) Schichten mit Exogyra Couloni und Toxaster complanatus; 4) mit Janira atava; 9) mit Orbiculina, Toxaster ob- longus und an andern Orten: Radiolites neocomensis, Caprolina ammonia, Pte- rocera pelagi; 6) Gault mit Turrilites Bergeri; 7) Seewerkalk. Aus dem Gault des Glärnisch ist erst der einzige Turrilit bekannt, aber aus dem der Appen- zeller und Schwyzer Berge noch Discoidea rotula, D. ceylindrica, Micraster mini- mus, Belemnites minimus, Ammonites Beudanti, A. mammillatus, A. Milletanus, A. nodosocostalus, A. Velledae, A. regularis, Hamiles Saussureanus, H, rotundus, H. attenuatus, H. Charpentieri, Inoceramus Coquandanus, I. concentrieus, I. sul- calus. d’Orbigny eitirt nun zwar im Prodrome die Orbiculina lenticularis im Albien oder Gault, so dass dieselbe leicht als Leitmuschel für letztere genom- men werden könnte, aber die Sache verhält sich wohl so: Albien d’Orb. mit Avellana subincrassata und allen von Pictet in seinem Gres verts aufgeführten Arten; Urgonien oder oberes Neocomien, Orbitulina lentieularis, Toxaster oblon- gus, Pterocera Pelagi etc. Letztere kommt gewiss nicht im untern Neocomien vor, wie d’Orbigny angibt, sondern stets nur im Urgonien. (Bronn’s Jahrb, S. 328.) Ei. F. Römer, Gault bei Neuenheerse im Teutoburgerwalde. — Die Petrefakten, welche bisher die Existenz des Gault in Deutschland bewei- sen sollten, kommen in Frankreich auch in der unlern chlorilischen Kreide vor und sind daher nicht ganz entscheidend. Dies ist mit Ammoniles auritus Sow. nicht der Fall, er gehört nur dem Gault und wurde vollkommen mit den folk- stoner Exemplaren übereinstimmend im Eisenbahneinschnitte bei Neuenheerse entdeckt. Dieser Durchschnitt hat folgende Schichten von unten nach oben auf- geschlossen: 1) rothe und graue Keupermergel mit eingelagerten Sandsteinbän- ken von mehren 100 Fuss Mächtigkeit. 2) Schwarze Liasmergel mit Gryphaea arcuata. 3) Schwarzer plastischer Thon mit häufig verkiesten Ammonites Par- kınsoni, 4) Gelblichweisse Sandsteinschichteu stark zerklüftet, nach seinen Pe- irefakten zum Hils gehörig. 5) Braunrother , stark eisenschüssiger, lockerer Sandstein mit Hornsteinknollen und Ammonites auritus. 6) Pläner mit Micra- ster cor anguinum etc. Der Gaultsandstein (5) lässt sich bis Altenbecken verfol- gen und erstreckt sich südlich vielleicht bis in die Nähe von Blankenrode un- weit des Diemelthales. (Geol. Zeitschr. IV. 731.) Gl. Sismonda, über die Glieder der Tertiärformation. — Die miocenen und pliocenen Gebilde haben offenbar eine abweichende Schich- tung, denn die subapenninischen Sande und Mergel liegen fast wagrecht z. B. bei Asli, die miocenen Puddinge und Sandsteine an der Superga u. a. O. sind mehr weniger geneigt und selbst vertical. Beide Lagerungen gehen aber ohne eine scharfe Gränze in einander über, so dass gewisse zumal pliocene Schich- ten nicht nach der Neigung classifieirt werden können, wie der Sand von Ver- rua mit seinem starken Fallen. Beide Abtheilungen haben nun auch eine grosse Anzahl von Arten gemein und darunter sogar lebende. Die Puddings und Sand- steinschichten mit ihren Abänderungen im Gebirge von Turin und Piemont wie die Sande und Mergel von Asti u. a, O. möchten daher nur als vier verschie- dene Stücke ein und derselben Formation zu betrachten sein, deren Eigenthüm- lichkeiten: nur von localer Bedeutung sind. Die Tertiärepoche gliedert sich da- her nur in zwei Formationen, die untere und obere, jene mit dem Nummuli- sl 482 tengebirge beginnend und alles Eocene in sich fassend, diese mit dem Mioce- nen anfangend, das Pliocene sowie die Süsswasserbildungen mıt Pachydermen- knochen und Binnenconchylıen umfassend. So wenigstens ist es in Italien und dem Wiener Becken. In dem Sande von Asti ist die Anzahl von noch lebenden mıltelmeerischen und überhaupt europäischen Arten sehr beträchtlich, in den so- genannten miocenen Schichten ist dieselbe elwas geringer und betrifft meist tropische Arten, ausserdem ist beiden eine kleine Anzahl lebender identisch. Deshalb bıldet wohl die Hebung der Westalpen wenigstens in Piemont keinen scharfen und genauen Horizont zwischen mio- und pliocen. Diese Hebung er- folgte vielmehr stufenweise, allmalig,. Für Piemont nimmt S. folgende Gliede- rüng an: 1) Alluvioglacialbildung: alle Allnvionen über die ganze piemontesische Ebene verbreitel, erratische Blöcke, Lehm, Moränen u. s. w. 2) Oberes Ter- liärgebilde: a) Süsswassersande und Thone mit Pachydermenknochen und Binnen- conchylien bei Asli u. a. 0. b) Mergel und Sande von Asti, Masserane, Valence, Tortona u. s. w. 3) Unteres Terliärgebirge: Kalkstein von Gassino, Macigno und Kalkstein von Pongonu im Bermidathale, Mergel und Sandsteine von Car- care, von Dego u. a. O., welche alle Nummuliten enthalten. (Bronn’s Jahrb. 333.) @l. Fr, Sandberger, Untersuchungen über das Mainzer Ter- tiärbecken und dessen Stellung im geologischen Systeme. (Wiesbaden 1853 8.) — Der erste beschreibende Theil dieser kleinen Schrift enthält nach des Verfassers Aussage nichts Neues von besonderer Bedeutung; im zweiten wird die Fauna der einzelnen Schichten mit der entspreehenden anderer Localitäten verglichen um daraus das Alter zu ermilteln und das Resultat dieser Vergleichung ist in einer am Schlusse mitgeiheilten Tabelle übersichtlich zusam- mengefasst. Aus dieser heben wir nur folgende Parallelen der Schichten des Mainzer Beckens in aufsteigender Reihe hervor. 1) Der Sand von Weinheim entSpricht dem Sandsteine von Steinberg und Magdeburg, sowie dem belgischen Systeme tongrien und $. rupelien Dumonts. 2) Der Cyrenenmeıgel dem Sep- tarienthon bei Berlin, Celle, im Magdeburgischen. 3) Der Landschnecken- kalk dem Kalke von Ehingen und Zwiefalten, 4) Der Cerithienkalk geht im belgischen Syst. bolderien und im böhmischen Becken auf. 5) Der Litorinellen- kalk und die Braunkohlenletten sind einem Theile der Bohuerze der Alp, dem Kalke von Steinheim, dem Braunkohlenthone des Westerwaldes und Niederrhei- nischen Beckens parallel. b) Der Blättersandstein demselben von Bad Sulz, von Quegstein, dem Braunkoblensande und Conglomerate des Westerwaldes. 7) Der Knochen- und Meeressand endlich dem belgischen Systeme diestien, dem Sand- stein von Düsseldorf, Astı u. a. Gl. Plock, Untersuchung von Basalten bei Salzhausen auf Chlor. — Der Zweck dieser Untersuchung war zu prüfen, ob der Ursprung mancher Soolquellen im Chlornatrium haltenden Basalt zu suchen sei, Es wur- den 6 Proben aus der nächsten Umgebung von Salzhausen genommen und ge- prüft. Die pulverisirte Probe wurde mil Regenwasser, welches zuvor durch salpelersanres Silkerosyd auf seine chemische Reinheit untersucht war, im Kol- ben verdünnt und über einer Weingeistlampe einige Minuten lang mässig er- wärmt. Nach ungefähr °/, Stunden kam die Probe aufs Filter, wonach-die fil- irirte Flüssigkeit mittelst salpelersauren Silberoxydes geprüft wurde. Sammtliche Proben zeigten hierbei keine Spur von Chlor, (Bericht. oberhess. Gesellsch. Ir. 1853. S. 116.) @l. v. Heyden, Erdlöcher mit tödtlichem Gas bei Traishor- loffin der Wetterau. — Auf den ebenen Wiesen bei Traishorloff' unweit Hunger fand: von H. neben dem daselbst befindlichen Mineralbrunnen zwei kleine Gruben , in welchen zahlreiche todte Wespen, Käfer, andere Insecten und eine todte Maus lagen. Verschiedene lebende Insecten, die von H. hineinwarf, slar- ben augenblicklich und Frösche schon nach 10 bis 15 Secunden, so dass der Gedanke an hier ausströmendes tödtliches Gas sich sogleich aufdrängte. Die Gruben sind 1'/, Fuss breit und 1 Fuss tief und in ihrer Tiefe hört man Was- ser rauschen, welches nur durch loses dürres Gras und lockere Erde verdeckt 483 zu sein scheint. Das Gras am Rande derselben ist gelb und abgestorben. Frü- her stand hier eine Saline in Betrieb und als vor etwa 50 Jahren die Salzquel- len wieder ‚gefasst werden sollten, ertranken mehre Arbeiter, die trotz der schnel- len Hülfe nicht wieder ins Leben gerufen werden konnten. Salzpflanzen und Salzkäfer finden sich in dieser Gegend. . Eine nahere Untersuchung dieser Gru- ben und des Gases zu veranlassen theilt v. H. diese Beobachtung mit. (Ebd. 1.) Gl Tasche untersuchte die Temperaturverhältnisse in derBraun- kohlengrube zu Salzhausen und fand auf 100 Fuss Tiefe eine Erhöhung der mittlern Ortstemperatur um 5,2”. Da aber die Steigerung nach den bisherigen Untersuchungen auf 100 Fuss nur 1° beträgt, so bringt Tasche die übrigen 4° auf Rechnung chemischer Actionen, welche fortwährend in dem Braunkohlenflötze vor sich gehen, Durch Anhäufung von Kohlen- und Wasserstoff, Freiwerden von Sauerstoff und Bildung von Kohlensäure und Wasser, womit man die fortschrei- tende Carbonisation näher zu moliviren pflegt, sowie durch stete Umwandlung und Erzeugung von Gyps, Schwefelkies, Eisenvitriol, Kalialaun und andern Sal- zen steigert sich die Temperatur zu der angegebenen Höhe. So lange die Braun- kohlenflötze von der schützenden Decke des Wassers oder von Thonlager um- hüllt sind, wird ihre Temperatur gewiss nicht so hoch sein. Indess können auch Klüfte und Spalten den Zugang öffnen und eine Steigerung der Tempera- tur hervorrufen, und dieser Umstand möchte bei manchen warmen Quellen wohl zu beachten sein, deren Ursprung dann minder tief im Innern der Erde 'gelun- den werden möchte. (Ebd. S. 11—17.) Gl. Paläontologie. C. v. Ettingshausen, über die fos- sile Flora des Monte Promina in Dalmatien. — Die Existenz eoce- ner Floren war durch L. v. Buchs Arbeit über die Braunkohlengebilde Europas sehr in Frage gestellt und von E. gibt nur in diesem kleinen Aufsatze einen vorläufigen Bericht über die Entdeckung einer wirklich alttertiären Flor, welche auch v. Buch erwähnt ohne ausreichende Beweise für ihr Alter gekannt zu ha- ben. Am Monte Promina nordöstlich von Sebenico in Dalmatien finden sich nämlich in Schichten von Ralkmergel und Mergelschiefer, welche ihren Lagerungs- verhältnissen nach mit der Kohle und den sie hedeckenden Pflanzenreste fuh- renden Schichten gleichaltrig sind, Nummuliten und andere eocene Versteine- rungen. Diese Flora zeigt die grösste Aehnlichkeit mit den Floren von Sotzka und Häring, weicht aber von denen von Bilin, Parschlug, Wien, Radoboj und andern miocenen entschieden ab. Es fällt sogleich das Vorwiegen der schma- len, lederarligen, am Rande gezähnten Proteaceen und der ebenfalls schmalen ganzrandigen Jderben Blälter von Myrtaceen aul', vieler anderer Repräsentanten der neuholländischen Vegetation nicht zu gedenken. Breite Blattformen mit bo- genläufiger Nervation und eigentliche Randläufer, welche die miocene Flor vor- namlich characterisiren, kommen selten zum Vorschein. Die erstern entspre- chen meist acht tropischen Dicotylen als Fieus, Arthrocarpus, Dombeya, einigen Laurineen, Apueinaceen, Malpighiaceen etc. Jm Ganzen hat diese Flora wie die Sotzkaer und Haringer einen neuholländischen Character. Von den 45 Arten wurden 25 auch bei Sotzka und Haring beobachtet, nır 7 zugleich in miocenen Ablagerungen. (Sitzysber. Wien. Akad. März S. 424.) Gl. d’Archiac et Haime, description des animaux fossiles du Groupe nummulitique del’ Inde, precedee d’un resume geologique et d’une monographie des nummulites. (Paris 1853. 410.) — Wir beschranken uns beule darauf Jie in diesem ersten Theile der längst erwarteten, ausgezeich- neten Monographie beschriebenen Arten der Nummuliten ete. in ihrer systemali- sehen Anordnung mit Angabe des Vorkommens aufzuzählen und behalten uns den Bericht über die allgemeinen Untersuchungen bis zum Erscheinen des N. Theiles vor. Die Nummuliten theilen sich in zwei Hauptgruppen mit sechs Ab- theilungen. A. Die Kammern umfassend mehr weniger geneigt und gebogen: 1) Laeves et sublaeves: N. complanata Lamk. in den ‚Pyrenäen , Nizza, Schwei- zer Alpen, den östlichen Alpen, Algier; N, Dufrenoyi n. sp. Pyrenäen, bayeri- 484 sche und östreichische Alpen, Klemasien; N. Puschi Arch. Pyrenäen, Karpathen ; N. distans Desh., Pyrenäen, Nızza, Schweiz, Krimm, Kleinasien, Aegypten; N. latispira Mengh., Apenninen; N. gyzehensis Ehrbg., Aegypten; N. Lyelli n. sp. Verona, Aegypten; N. Caillaudi n. sp. Aegypten; N. Carpenteri n. sp. Apenni- nen; N. Tchihatcheffi n. sp. Verona, Apenninen, Karpathen, Griechenland, Krimm. 2) Reticulatae: N. intermedia Arch. Pyrenäen, Schweiz, Baiern, Oestreich, Grie- chenland, Taurus, Armenien, Persien; N. Fichteli Mich. Verona; N. garansensis Jol. Pyrenäen; N. Molli Arch. Pyrenäen, Apenninen, Karpalthen. 3) Subreticu- latae: N. laevigata Lamk. England, Belgien, Frankreich, Pyrenäen, Kleinasien, Persien; N. sublaevigata on. sp. Indıen; N. scabra Lamk. Belgien, Frankreich, Pyrenäen, Kleinasien, Taurus, Indien; N. Lamarcki n. sp. Frankreich, 4) Pun- eiulatae: N. Brongniarti n.sp. Pyrenäen, Verona, Apeninen, Karpathen, Aegypten ; N. Defrancei n. sp. Verona; N. Bellardii Hrch. Nizza; N. Deshayesi n. sp. Kar- patben; N. perforata d’Orb. Pyrenäen, Alpen überall, Kleinasien, Persien, Aegyp- ten, Algier; N. Meneghinii n. sp. Apeninen; N. Rouaulti n. sp. Pyrenäen; N. obtusa Sowb. Indien; N. Verneuli n. sp. Pyrenäen; N. Sismondai n. sb. Klein- asien; N. Lucasana Defr.: Pyrenäen, Nizza, östlichen Alpen, Apeninen, Aegypten, Indien; N. curvispira Menegh. Verona, Aegypten. 5) Plicatae vel seriatae: N. Ramondi Defr. fast überall; N. Guettardi n. sp. Apeninen, Krimm, Aegypten; N, biaritzensis. Arch. fast überall; N. Beaumontli n. sp Indien, Aegypten ; N. obesa Segm. Pyrenäen, Nizza, Alpen, Kleinasien; N. striata d’Orb. Pyrenäen, Alpen, Aesypten; N. contorta Desh. westl. Alpen, Verona; N. Pratli n. sp. Verona; N. Murchisoni Brunn. Alpen, Verona; N. irregularis Desh Pyrenäen, Krimm; N. Vicaryi n. sp. Indien; N. discorbina Arch. Apeninen, Aegypten; N. Viquesneli n. sp. Kleinasien ; N. planulata d’Orb. Europa ; N. vasca Jol. Pyrenäen; N. va- riolaria Sowb. England, Belgien, Frankreich ; N. Heberti n. sp. Belgien. B. Kam- mern nicht umfassend, fast gerade: b) Explanatae: N. exponens Sowb. Pyre- näer , Alpen, Apeninen, Kleinasıen, Indien; N. granulosa Arch. südliches Eu- ropa, Indien, Aegypten; N. Leymeriei n. sp. Pyrenäen, Apeninen, Krimm; N, mammillata Arch. Pyrenäen, Nizza, Verona; N.spira Rois. Pyrenäen, Alpen, In- dien. — Aus der Klasse der Polypen werden folgende Arten beschrieben: Tro- choeyathus Burnesi Haim. Halaketle; Tr. eyclolitoides Edw. ebenda, Cuty; Tr. Vandenheckei Edw. Palarea; Ceratotrochus exaratus Haim. ebenda, Sinde; Tr. multisinuosa Edw. ebenda; Stylocoenia emarciata Edw. ebenda; St. Vicaryi Haim. ebenda; Phyllocoenia irradians Edw. ebenda; Montlivallia Jacquemonti n. sp. Sinde; M. Granti n. sp. ebenda; M. Vignei n. sp. ebenda; Siderastraea funesta Edw. ebenda; Cyclolites Vicaryi Edw. ebenda; Cycloseris Peresi Haim. ebenda, Frankreich; Pachyseris Murchisoni n. sp. Sinde. — Die Klasse der Radiaten lieferte: Cidaris Verneuili Arch. Sinde; C. halaensis n. sp. Halakette; Phymo- soma nummuliticum n. sp. ebenda; Coenopleurus coronalis Arch. ebenda, Bia- ritz, Spanien; C. Pratti n. sp. Hydrabad; €. Forbesi n. sp. Halakette ; Echinus Stracheyi n. sp.; Temnopleurus Valenciennesi Arch.; T. Hookeri n. sp.; T. eoslalus n. Sp.; T. Ronsseaui d’Arch. ; T. tubereulosus n. sp.; Echinometra Thomsoni n. sp. ; Echinanthus profundus n. sp.; E. halaensis n. sp. ; Echino- lampas discoideus Arch., E. Sindensis Arch., E. sphaeroidalis Arch., E. Jacque- monti n.sp., E. subsimilis Arch., E. Vicaryi Arch., Eurodia Morrisi Arch. sammt- lich von der Halakette; Conoeclypeus Flemmingi n. sp. von Keurah; Brognia carinata n. Sp., Eupatagus patellaris Arch., E. rostratus Arch., F. avellana n, sp., Brissopsis seutiformis Arch., Br. Sowerbyi Arch., Hemiaster digonus Arch., Schizaster belutschistanensis n. sp., Sch. Newboldi n. sp. sämmtlich von der Halakette. Gl. Carter beschreibt Orbitolites malabarica n. sp. aus einem hläulich grü- nen miocenen Thone an der Küste von Malabar, in die Familie der Cyclostegier gehörig und spricht bei dieser Gelegenheit zugleich über die Identität von Or- bitolites Lamk. und Cyclolina d’Orb. (Ann. mag. nat. hist, June p. 425. Tb. 16.) @l. Suess, über die Brachiopoden der Kössener Schichten. — ‚Die Brachiopodenfauna der alpinen Ablagerungen zeigt in dem Auftreten der 485 Gattungen ein ähnliches Verhältniss als die Cephalopoden. So ist die paläozoi- sche Spirigera in einer der schönsten Arten hier beobachtet Die ausführliche Darlegung dieses Verhaltens ist einer grössern in nahe Aussicht gestellten Ab- handlung vorbehalten und jetzt nur ein vorläufiger Bericht über dieselbe mitge- theılt, den wir im Wesentlichen wiedergeben. Die Kössener Schichten gehören zum Lias und bestehen aus schwarzen bis hellgrauen Kalken, die aus Baiern längs dem Nordabhange der Ostalpen bis in die Gegend von Wien sich fort- ziehen. Am Südabhange entsprechen ihnen die Gebilde des Col des Encombres, von Arzo bei Mendrisio. Kössen in Tyrol ist die typische Localität. Die hell- rothen bis weissen Kalke der Starhemberger Schichten enthalten fast dieselben Brachiopoden. Die schwarzen Kalke von Gresten, Grossau, Pechgraben , Bern- reuth u. a. O., die gewöhnlich das Hangende der Alpenkohle bilden, haben nur die allgemeine liasinischen Arten mit Kössen gemein z. B. Spirifer Münsteri und Sp. rostratus und lassen sich noch nicht identifieiren. Zu jenen beiden Arten kommen für die Kössener Schichten noch Terebratula cornuta und Rbyn- chonella variabilis. Bezeichnend sind Spırigera oxyocolpos, Spirifer Emmrichi, Thecidea Haidingeri, Rhynchonella eornigera, Rh. fissicostata, dagegen für die Schichten von Gresten ete.: Spirifer Haueri, Terebratula grossulus und Rhyn- chonella austriaca. Beweise für einen Parallelismus mit dem deutschen Mu- schelkalk und mit St. Cassian finden sich in dem Brachiopoden nicht. (Si- tzungsber. Wien. Akad. März. S. 233.) Gl. M. Hörnes, die fossilen Mollusken des Terliarbeckens von Wien. Nr. V. Ranella u. Murex. (Wien 1853. fol. Mit 6 Tfln.) — Die fünfte Liefrung dieser ausgezeichneten Monographie enthält die ausführliche Beschreibung und Abbildungen von 5 Arten der Galtung Ranella und 43 der Gattung Murex. Von erstern ist R. Poppelacki neu und nur bei Steinabrunn beobachtet, R. marginata Brgn. allein hat eine weitere Verbreitung, die übrigen sind selten. Von Murex sind neu M. goniostomus, M.. Haidingeri, M. ventrico- sus, M. Schönni, M. vindobonensis, M. Borni, M. Partschi, M. Wenzelidesi, meist von beschränkter Verbreitung. Von den übrigen Arten finden sich lebend M. te- trapterus Bronn im Mittelmeer, M. brandaris in europäischen Meeren, M. distin- elus Jan im Mittelmeer, M. scalaris Brocch. im adriatischen Meere, M. eraticu- latus Broch. im Mittelineer, M. Lassaignei Bast. ebd., M. incisus Brod. in West- eolumbien,, also der sechste Theil aller Arten, die übrigen haben meist eine grössere Verbreilung in den Tertiärgebilden. A. d’Orbigny, über einige fossile Mollusken Neu Gra- nada’s. — d’O. hat schon früher Conchylien besonders aus der Gegend um Santa fe de Bogota untersucht und in denselben entschiedene Kreideformen er+ kannt. Die neuerdings von Acosta daher gebrachten bestätligen die Behauptung, ‚lass sich das Meer der Kreideepoche ohne Unterbrechung von Amerika herüber bis an die Alpen erstreckte. Von diesen werden nun 3 Ammoniten beschrieben und abgebildet: A. Acostae von A. Roissyanus d’Orb. durch geringere Involu- bilität und die Stachel tragenden Rippen , A. solilae durch zahlreichere gleiche Rippen und zahlreichere runde Höcker von A. mammillatus, endlich A. Guadua- nensis durch stärkere Compression, minder breite und ınvolute Umgänge von A. nodosocostalus unterschieden. In einem weisslichen Kalk vom Magdalenen- flusse fanden sich Ostraea vesicularıs und Cyprina Royana. (Journ. Conchyl. p. 208. Tb. 4.) Gl. Baudon beschreibt eine Toruatella Bevaleli n. sp. und Turbo obtusa- lis n. sp. beide sehr selten in einer glauconitischen Schicht bei St. Felix im Oise dept. (Ibid. 214.) Gl. Herbst, Mammontreste bei Weimar. — In den Kalktuffbrüchen südlich von Weimar am Wege nach Belvedere fanden sich 3 Stosszähne, ein 4 Fuss langer Schenkel von Elephas primigenius. Die Lagerstätte besteht fast ganz aus Resten eıner Chara, in Allem Ch. hispida gleich, welche in einem Wassertümpel . hinter der Papiermühle zu Oberweimar noch massenhaft lebt. (Bronn’s Jahrb. 323.) | Gl, 486 Botanik. — Ph. B. Webb, Otia hispanica seu delectus plantarum rariorum aut nondum rite notarum per hispanias sponte nascentium. avec. 46. pl. (Parisiis 1853. fol.) — Wir können von dem Inhalte dieses vortreffllichen Werkes , dessen schöner Atlas auf 46 Ta- feln sowohl die beschriebenen Pflanzen in vollständigen Exemplaren als nach ihren einzelnen Theilen analysirt sorgfältig abgebildet sind, nur die neuen hier zum ersten Male characterisirten Arten aufzählen: Cytisus tribracteolatus, Ade- nocarpus Boissieri, Luteola complicata, Boelia nov. gen. Diagnose: Galyx bre- viter urceolatocampanulatus , totus persistens, bilabiatus, labio superiore fisso, denlibus lateralibus , inferiore tridenticulato; corolla papilionacea , glabra, pela- lorum unguibus calyce subbrevioribus, ad medıum usque cum vagina staminali connexis, vexillo imbricante, apice surrecto, caetera excedente, alis oblongis basi plicatosaceulalis, auriculatis, carina basi sacculata aurieulata, ab alis libera, horizontali genitalia occludenti , vel deflexa genitalibus erumpentibus ; stamina monadelpha, perigyna, tubi calyeini'summo urceolo inserta; antherae dorso fere ad basin affixae; ovarium oblongum, uniloculare, 4— 6-ovulatum, subsessile, glabrum ; ovula biseri alia, pendula; stylus filiformis, basi anceps, e basi re- etus, post medium incurvus; stigma papillosum, breviter retrorsum declive; legumen siccum drupaceum, sphaeroideoreniforme, uniloeulare, pericarpio corneo, suluris filiformibus, indehiscens, diu persistens, semine intus soluto, erepilaculi modo quassabili; funiculi breves incrassali; semina uno vel duo, rotundatocom- pressa vel reniformia, integumento crasso, corneo, hilo magno ecarunculato, raphe evanescente cum chalaza inferiore conjuncto ; embryo sacco corneo inelu- sus; radicula brevis, claviformıs, deflexa, apice, ob crassitiem circa hilum re- lictam, a cotylis aversa; cotylae crassae, ovatae vel rotundatae, subaccumbentes, hilum lateraliter, chalazam inferam apicibus spectantes; frutices inermes , gla- brescentes, lenti; rami alterni, tennes striati, glabri, aphylli, foliorum pulvinulis indurescentibus nodosi, juniores folioferi, sericei, post inflorescentiam prorum- pentes, anni anterioris, foliis jam deeiduis, floriferi; racemi breves, obtusi vel spiciformes, erecti, solilarii vel bini; pedicelli brevissimi, crassi, in praeflora- tione deflexi, mox arrecli vel horizonlales, hbasi bracteali, apice bibracteolati, bracleis bracteoligue inter se liberis, concavis, alabastra nascenlia involventibus, hyalinis,, glabris, fugacissimis; flores parvuli, flavi, inodori. Die einzige Art dieser Gatlung ist B. sphaerocarpa (Geuista sphaerocarpa Lamk.), Retama rae- tum , R. parviflora, R. Goussonei, R. hipponensis, Stauracanthus spartioides, St. spectabilis, Nepa nov. gen. begründet auf Ulex sect. Pseudogenista Coss. mit den neuen Arten: N. lurida, N. Cossonii, N. Boıvini, N. megaloriles, N. Salzmanni, N. Vaillantii, N. Escayracii; ferner Ulex africanus, U. Bourgaeanus, U. ianthoclades, U. Willkommi, U. Jussieui, U. opistolepis, U. argenteus ; Sa- rolhamnus grandillorus, S. baeticus; Pinguicula Vallisneriaefolia ; Forfkalia Cos- soniana. —1. R. Wight, Icones plantarum Indiae orientalis. Vol. 1. part 11. (Madras 1852. 4.) Dieser Theil enthält die Tafeln von 1763 bis 1920 nebst den Diagnosen der darin abgebildeten Arten und wir können auch hier nur die neuen Arten namentlich aufzählen: Chamissoa aspera, Pseudanthus bra- chiatus, Aerva floribunda, Achyranthes rubrofusca, Pupalia orbienlata, Attriplex heterantha, Obione Stoksi, Rochia indica, Chenopodina indica, Caroxylon indi- cum, Begonia Grahamana, B. subpeltata, Diploclinium biloculare, D Arnotbianum, D. cordifolium , D. Lindleyanum, Phoebe villosa, Machilus glaucescens, Crypto- carya Griffithana , Lepidadenia glabrata, L. ovalilolia, L. Neesana, L. Griffithi, Schmidia n. gen. mit Meyenia und Hexacentris zunächst verwandt, Schm. bico- lor, Blakwellia tetrandra, Aristolochia lanceolata, Excaecaria erenulata, Falconera malabarica, Sarcococca trinervia, Gonghia nov. gen. mit Griftithana, G. Neilgher- vensis, Dalechampsia velutina, Macaranga indica, Claoxylon digynum, Baliosper- mum polyandrum, Claoxylon myricatum, Sarcoclinium n. gen. mit S. longifolium Trigonostomum hetheranthum, Peltranda nov. gen. mit P. longıpes, P. parvifo- lia, Phyllanthus Rheedi, Ph. leprocarpus, Melanthesa turbinata, M. obliqua, Ani- sonema multiflora , Ceratogynum nov, gen, mit C. rhamnoides,, Macraea nov. 487. gen. mit M. Rheedi, M. oblongifolia, M. Gardnerana, M. ovalifolia, Reidia nov, gen. mit R. floribunda, R. fimbriata, R. latıfolia, R. ovalifolia, R. polyphylla, Glochisandra nov. gen. mit Gl. acuminata, Glochidion elliptieum, Gl. arborium, Gl. neilgherrense , GI. velutinum, Gynoon hirsutum, Actephila neilgherrensis, Amanoa indica, Tiglium Klotzscheanum, Dieraea longifoiia, D. stylosa , Dalzellia zeylanica, D. foliosa, D. Lawi, D. pedunculosa, D, ramosissima. —l. Buchenau, zur Morphologie von Reseda. — Die Blühten der Reseda sind in einer gedränglen, mil Bracteen versehener Traube angeord- net. Die Deckblätter bilden zur Blühlezeit kleine linealische zugespitzte Blätt- chen, an deren breiter Basis wieder ganz kleine Nebenblättchen !stehen. Das Deckblatt entsteht inmitten ganz junger Blühtenstände an dem von den ältern Deckblälttern umhüllten Achsenende seitlich unter der Spitze desselben als ein wulstförmiges Höckerchen, neben ihr an seitliche Anschwellungen die Neben- blättchen,, anfangs halbkuglig, dann warzenförmig, zuletzt länglich rübenförmig, Der Blühtenstiel bildet sich erst spät, wenn die Blumen schon nahe der Enifal- tung sind. Die Blühte besitzt zuäusserst 6 Kelchblätter, welche in der Entwick- lung den andern Theilen schnell vorauseilen. In ganz jungen Knospen decken sie sich etwas dachziegelastig, später schieben sie sich aus einander. Die übri- gen Blühtentheile ändern bei den verschiedenen Arten sehr ab. Die Corolla be- steht bei R.odorata aus 6, mit den Kelchblättern älternirenden Blättern. Astro- carpus sesamoides hat nur 5 Kelchblätter, R. luteola 4. Bei R. odorata sieht man in der geöffneten Blühte oben zahlreiche weisse Lappen, die in der un- tern Hälfte zu fehlen scheinen. Die obern Blumenblätter bestehen nämlich aus 2 Theilen, einer basilaren Schuppe und zahlreichen auf ihrem Rücken befindli- chen Lappen. Jene ist oval, grünlich, mit Papillen am Rande, mit der Spitze nach Innen gebogen. Auf der Mitte des Rückens bemerkt man eine Erhebung über die flachen Ränder der Schuppe und dieser Theil trägt die keulenförmigen Lappen. Die obern Blumenblätter zeigen viele Unterschiede. Bei R. undata z.B. findet sich auf dem Rücken der Schuppe ein linealisches Zünglein mit flü- gelförmigem Anhang jederseits ; ähnlich ist R. Iutea, R. alba aber besitzt an der Spitze der kleinen rundlichen Schuppe einen langen umgekehrt dreieckigen an der Spitze dreispaltigen Lappen; ähnlıch verhält sich R. fruticulosa und R. sco- paria; R. glauca und R. complicata besitzen handförmig fünftheilige, R. Iuteola einen unregelmässig vieltheiligen Endlappen auf dem Rücken der Scehuppe. Die mittlern Korollblätter sind in ihrer untern Hälfte meist wenig oder gar nicht entwickelt, die untere Seite trägt keinen seitlichen Lappen. Sie besitzen gar keine basilare Schuppe. Die untern Blumenblätter sind bei R. odorata aus einer tief und spilz ausgerandeten mit. Papillen besetzten Schuppe gebildet, de- ren Rücken ein langes weisses Zünglein trägt, Die Blumenblätter der R. odo- rata sieht man in Knospen, deren Kelehblälter erst wenig über den Vegetations- punct der Blühte gekrümmt sind, mıt diesen alternirend als kleine runde Hö- ckerchen entstehen. Diese werden schnell kegelförmig und verdicken sich dann an der Spitze. Darauf breitet sich ihre Basis aus und erzeugt die später grosse Schuppe. Jetzt zeigt sich auch zuerst der Unterschied zwischen den in verschie- dener Höhe der Achse befindlichen Blumenblätter. Die Endlappen erhalten seit- liche Auswüchse, die sich zu 5 bis 6 Lappen jederseits ausbilden. In gleichem Fortschritt entwickelt sich auch das Gewebe. An der innern Seite der basilaren Schuppe entsteht ein Wulst, der sich zur Spitze ausbildet, während die an der Spitze derselben gebildeten Lappen mit dem primären Zünglein auf den Rücken gedrängt werden. Gleichzeitig dehnt sich die basilare Scheibe in die Länge und Breite aus, wird grün und versieht sich mit den randlichen Papillen. Bei den mittlern Blumenblättern bleibt die Schuppe auf der nach unten gerichteten Seile des Hauptlappens unentwickelt. Für die untern Blumenblätter bilden sich aus der primären Anlage des mittlern Lappens beiderseits der Basis kleine Hö- eker welche später die grüne Scheibe liefern, auf der am Rücken unter dem Ausschnitt das lange weisse etwas keulenförmige Zünglein sitzt. Als Hauptmo- mente der Entwicklung, der Kronenblätter stellt B. folgende Sätze auf: 1) Die Blumenkrone besteht der Anlage nach aus 6 Blättern. 2) Dieselben treten als 488 ganz einfache Höckerchen auf, welche sich später in das centrale Zünglein ver- wandelt. 3) Die basilare Schuppe entsteht durch secundäre Ausbildung der Rän- der des bis dahin noch völlig einfachen Blumenblattes. 5) Aus der Spitze der Schnppen bilden sich secundäre Lappen, welche dieselbe anatomische Beschaf- fenheit annehmen als das Zünglein. 5) Der obere Theil des Blumenblattes eilt in Entwicklung der Form und des Gewebes dem untern sehr voraus. 6) Die Befestigung der Lappen auf dem Rücken der basilaren Scheibe ist eine nur se- cundär gebildete, indem sie in Wahrheit aus dem obern Rande derselben ent- springen und der nach innen vorspringende Wulst secundären Ursprungs ist. Das Achsenglied zwischen Kelch und Krone bleibt unentwickelt , der Achsentheil dagegen zwischen Krone und Staubgefassen ist in einen hervorspringenden, am Rande unregelmässig, schwach gekerbten, mit kleinen Papillen dicht bedeckten Saum ausgedehnt, der die Schuppe oder sogenannte Honigschuppe bildet. Die Symmetrie erscheint an ihm viel spater als bei andern Blühtentheilen und be- ginnt dasselbe überhaupt erst wenn die ersten seitlichen Lappen der Blumen- blätter sich zeigen. Die Entwicklung der Staubgefässe zeigt wenig Eigenthümli- ches. Zuerst stellen sie einen Kreis von Wärzchen dar, aus denen sich die Staubbeutel entwickeln und später bilden sich deren Träger. Das in seinen For- men höchst manniglaltige Pistill beginnt am flach gewölbten Ende der Achse (bei R. odorata) mit 3 bis 4 Blaltspitzen als Wärzchen angelegt. Rasch er- greift von ihnen aus die Zellenbildung eine grössere Strecke der centralen Achse und die Spitzen verschmelzen zu einem Ringe. An der Innenseite der Blätter entstehen alsdann kleine kuglige Höckerchen, die Spitzen verlängern sich in Fortsätze, die Basis bildet sich zur eigentlichen Wand des Fruchtknotens aus. (Botan. Zeity. Nr. 20. s. 361. Tf. 8.) —e. Unger, zur Aufsaugung vonFarbestoffen durch lebende Pflanzen. — U. hat früher eine Reihe von Versuchen angestelll und nachge- wiesen, wie gefärbte Pflanzensäfte von Wurzeln lebender Pflanzen aufgenommen, und auf welchem Wege dıeselben bis zu den äussersten Theilen der Pflanze ge- langen. Die weissblühende Hyacinthe und der Kermesbeersaft waren am geeig- neisten zu den Versuchen. Später hat derselbe nun den dunkelrothen Saft der Beeren des Hollunders angewandt, aber eine abweichende Wirkung erkannt. Das weisse Perigonium wurde nach längerer Einwirkung des Farbestoffes auf die Wurzeln der Pflanze endlich gefärbt doch nicht so intensiv wie bei dem andern Versuche. Der Farbestoff wurde auch hier nur allein von den Gefässbündeln geführt, aber die langgestreckten Zellen derselben enthalten den Farbestoff nur in einem sehr verdünnten und kaum bemerkbaren Grade, dagegen waren die sonst nur luftführenden Spiralgefässe reichlich damit gefüllt. An der Spitze der Zipfel der Blumenkrone zeichneten sich besonders die in ein Bündel vereinig- ten Spiralgefässe durch grosse Menge von Farbsioff aus und vorzüglich sind es die Zwischenräume zwischen den Windungen der Spiralfaser, wo er sich an- häuft. Die Ursache, dass dieser Farbestoff einen andern Weg nımmt als der Phytolaccasaft, liegt wohl in seiner Einwirkung auf die Zellenmembran. — An andern weissblühenden Pflanzen wie an Tradescantia Sellowi, Begonia colorata, Nareissus polticus und andern wurden die Färbungsversuche ohne allen Erfolg angestellt. An den Faserwurzeln der Hyacinthe zeigte sich die Spitze sehr tin- girt, der Grund kaum gefärbt. Der benutzte Farbstoff wurde so gewonnen, dass die, farbstoffhaltigen Früchte zerquetscht, der Saft ausgepresst und filtrirt, als- dann der Gahrung ausgesetzt, in steinerne Krüge gefüllt, fest verkorkt und ver- bunden und. so in ein Wasserbad gestellt zum Kochen gebracht. Nach dieser Operation wird der Krug. verpicht und bis zum Gebrauche im Keller aufbewahrt. (Sitzysber. Wien. Akad. X. 117—120.) op, Steven, Xiphocoma et Gampsoceras, zwei Ranuneula- ceen. — Die Diagnose der Galtung Xiphocoma fasst St. also: Calyx sepalis 5 sessilibus, plerumque reflexis, tandem deciduis; pelala 9 ungue fovea necta- rifera margine in lamellam protracto; carpella nncamentacea monosperma com- pressa basi producia, margine superiore membranaceo in rostrum incnrvum de- sinentia. Die Arten sind: X, orientalis (= Ranunculus orientalis De.) auf Les- 489 bos, X. heterophylla (= Ran. orientalis var. heterophylla B. et Heldr.) in Klein- asien; X. dasycarpa n. sp. in Persien, X. tenuifolia (== Ran. orientalis DC.) bei Smyrna, X. leptalea (— Ran. leptaleus DC.) auf Cyprus. — Die Gattung Gampsoceras wird diagnosirt: Calyx sepalis 5 erectis, demum deeiduis ; corolla petalis 5 oblongis basi angustatis; carpellum nucamentacea monosperma com- pressa, margine utroque incrassato Tostro longo apice uncinato. Die Art ıst G. Pinardi (= Ran. eornutus Pinard in coll.). (Bull.nat. Moscow 1852. II. 537. Tb. 7.) —e. Babigton beschliesst seine Mittheilungen über britische Pflanzen mit Myosotis alpestris, Thymus serpyllum, Th. Chamaedrys. Ann. a. mag. June 427. _— Miers setzt seine Bemerkungen über die Gattungen der Duboisieen mit An- thotroche (A. pannosa), Duboisia (D. myoporoides) fort. Ibid. 435 — 442. — Clarke gibt den dritten Theil seiner Abhandlung über eine neue Anordnung der Phanerogamen. Idid. 444. — Andersen sprach in der botanischen Ge- sellschaft zu Edinburgh über die Charactere der Solaneen. Ibid. 478. Curtis’s botanical magazine vol. IX. June Nr. 102 enthält auf Tb. 4717-4721: Brillantaisıa owariensis Pal. de Beauy., Rhododendron Dalhousiae Hook., Skimmia japonica Thunb., Episcia melittifolia Mart., Rhododendron glau- cum Hook. Transactions of the Linnean society of London XXI.a enthalten: Miers, über das zur Familie der Capparidaceen gehörige Geschlecht Atamis- quea mit 1 TN,; Ders., über die Familie der Triuriaceen mit 2 Tfln.; Hen- frey, über die Entwicklung des Ovulum bei Orchis morio mit 1 TA. Trecul legte der philomatischen Gesellschaft in Paris eıne Abhandlung über die Bildung der Blätter vor. D’Instit. Juni 201 u. 212. Zoologie. — W. Thomson, über Reticularia, eine neue Galtung der Sertnlarien. Das Thier ist von grünlicher Farbe, sehr klein und mit zahlreichen glatten soliden Tentakeln versehen. Der Stock bildet einen netz- förmigen Ueberzug horniger Röhrchen in einer homogenen hornigen Rinde. Die einzige Art ist R. immersa auf Sertularien bei Newhafen. (Ann. mag. nat. hist. June 443. Tb. 16, a) Conchyliologie. — Gray beschreibt Vaganella nov. gen. von Neuseeland, welche der Spisula sehr nah verwandt ist. Ihre einzige Art heisst V. Taylori. Eine andere Art von Neuseeland wird als Arachnoides antipodarum aufgeführt. (Ibid. 475.) J.Friele, Norske Land- og Ferskvands-Mollusker. (Chri- stiania 1853. 80.) — Eine systematische Uebersicht der um Christiania vor- kommenden Land- und Süsswassermollusken. Es sind 19 Gattungen, die sämmt- lich auch in Deutschland vorkommen, und 57 Arten. Der Verfasser ‚gibt von jeder Gattung und Art die lateinische Diagnose, die wichtigste Literatur, die beobachten Spielarten und eine Beschreibung in schwedischer Sprache, die wir leider nicht verstehen. Da indess die Arten sämmtlich schon hinlänglich bekannt sind, so hat die kleine Schrift nur für deren geographische Verbreitung Werth und nur dieserhalb wollten wir unsere Leser darauf aufmerksam machen. Petit de la Saussaye diagnosirt eine Recluzia noy. gen. mit fol- genden Worten: Animal pelagicum, magna parte iguotum, Janthinarum sat affine; testa ovalis vel oblonga, buceiniformis, tenuis, sub epidermide fusco albicans, spira elongata, anfractibus venlrieosus , infimo spiram superante; apertura ova- to-obliqua , ad basim parum effusa, marginibus disjunelis, Jabio obliquo medio subsinuoso, labro acuto integro, opereulo nullo. Von den Janthinen unterschei- det sich diese Gattung durch die verlängerte Gestalt, das höhere Gewinde, die schiefe Columelle, den geraden nicht ausgeschnittenen Mundrand u. s. w. Die beiden ebenfalls neuen Arten sind R. Jehennes aus dem arabischen Busen und R. Rollandana aus dem atlantischen Ocean. (Journ. Conchyl. 1853. 116—120. Tb. 5. Fig. 3. 12.) Bernardus stellt Conus Reeluzanus aus dem chinesischen Meere und Bo 490 Marginella Beyerleana unbekannter Heimath als neue Arten auf. (Ibid. 148. Tb. 5; Fig. 15. 16. Tb. 6. Fig. 6.) Recluz beschreibt folgende Arten als neu: Tellina Schrammi der T. erystallina Hanl. zunächst verwandt, von Guadeloupe; Pecten antillarum von eben- da; Natica Moquinana aus dem stillen Ocean. (Ibid, 152. 70.5. Fiy. 1.9. 10. Tb. 6. Fiy. 7. 8.) Petit de la Saussaye führt gleichfalls als neu ein Bulimus Fairmai- reanus und Melania guayaquilensis beide von Guayaquil. (Ibid. 156. Tf.5. Fig. 6. 8.) — Ferner beschreiht derselbe Gnathodon rostratum n. sp. Tb. 6. Fig. 1 — 3. von der Küste von Florida und Gn. trigonum n. sp. Fig. 13 — 15, von Mazatlan. (Ibid. 163.) Duval diagnosirt Murex Moguinanus n. sp. aus dem chinesischen Meere M, calcitrapa Lamk. zunächst verwandt. (Ibid. 205. Tb. 5. Fiy. 4.) Recluz untersuchte die Gattung Rupicola Fleur. Bell. Von den beiden bekannten Arten derselben ist es zweifelhaft, welche zur Aufstellung der Galtang diente. R. prüfte dieselben und stellt nun für die Gattung folgende Diagnose anf: anımal saxicola, ovatorotundatum vel oblongum, pallium undique clausum, nisi anlice parum apertum proemissione pedis, posliceque siphonibus duobus brevissimis, inaequalibus, orificiis externis simplieibus munitam; corpus globo- sum; pedem parvum, lenticularem parte posiero inferiori ferens ; branchiae uni- cae laleri corpori, ovatae, antice truncatae, crassae, liberae ; os minimum, trans- versum cum labiorum appendicibus anguslis, elongatis, crassiusculis, striatis, acutis. — Testa libera, polymorpha, transversalis sive rotundata, inaequivalvis inaequilateralis, postlice parum hians, punelis minutissimis undique asperata, saepius rugis eoncenlrieis eircumdata; cardo nullus ; ligamentum duplex: inter- num robustum , cartilagineum, chondrophoribus trigonoobliquis basi rotundatıs supra saepe emarginalis alfıxum, exlernum fibrosum, angustam, emarginaturam tegenlem ; impressiones musculares duae parvae dissimilares, antica oblonga, ar- cuala postica rotundata; sinus palliaris arcuatim excavatus, cum angulo pallii trigono, parvo et obluso. Auch die beiden Arten mit ihren Varietäten beschreibt R. unter Auffuhrung der Synonyme. (Ibid. 120—132.) Petit de la Saussaye, über die Gattung Modulus und de- ren Arten. — Souleyme und Adams, welche zuerst den Trochus modulus L. gründlich untersuchten, weichen zwar in einigen Angaben von einander ab, stel- len aber beide die Galtung in ‚die Familie der Litorinen. -P. S. zählt nur 9 ihm bekannte Arten, darunter 3 von Adams mit ausführlicher Diagnose auf und fügt noch eine neue M. candidus unbekannter Heimath hinzu. (Zbid. 133. Tb. 5. Fig. 11.) — Coquand führt 5 Helixarten aus Marocco auf. (Ibid 138.) — Derselbe zählt auch dıe 16 Arten der Gattung Cyllene auf, unter denen 4 von Adams diagnosirt und eine, C. senegalensis neu ist. (Ibid. 144. Tb. 5. Fiy. 5.) — Die neuerdings von Lea von Melania abgetrennte Gattung Pachilus mit der Art P. Cummingi will P. S. nicht zugestehen , sondern betrachtet‘ die- selbe nur als Varielät von M. Indorum Montf., zu welcher auch M. laevissima Sowh. gehört. — Endlich vereinigt derselbe noch die Eglisia Cummingi Adams mit der Turritella suturalis. (Zbid. 205.) ; Kölliker beobachtete bei der Cymbulia radiata QG. die bisher nur von den Cephalopoden bekannten Chromatophoren. Das Thier bedeckte sich plötz- lich mit schönen rosenfarbenen Flecken, welche schnell zu kleinen schwarzbrau- nen Pigmentflecken sich zusammenzogen. Die microscopische Untersuchung zeigle srosse Pigmentzellen mit radiaren spindelförmigen Muskelfasern, Auch bei an- dern Pteropoden und Heteropoden, bei Phyllirrhoe und Tiedemannia wurden die Chromatophoren beobachtet. Die Larve eines Pneumodermon, vielleicht Pa. violaceum d’Orb., von Mes- sina war bei *|, ““ Grösse noch vollkommen wurmförmig.ohne Flügel. Sie halte drei vollkommene Wimperkränze, welche den Körper in 4 Zonen theilten, Die Gehörbläschen mit vielen Otolithen lagen in der Höhe des ersten Wimperkran- zes in der Nähe einer granulirten rundlichen Masse, Im zweilen und dritten ai 491 Leibesabschnitt fand sich die Zunge und links davon ein stark flimmernder hel- ler Kanal. Der Darm erschien als braunrother Kanal und im ganzen Leibe zer- streut zahlreiche grosse rundliche Oeltropfen. In einem spätern Stadium der Entwicklung war der erste Wimperkranz verschwunden, dagegen die Flossen als zwei kurze conische Zapfen, die hufeisenförmige Falte im Nacken und im In- nern die zwei Arme mit den Saugnäpfen bereits vorhanden. Eine Eierschnur von Plerotrachea wurde mehre Tage aufbewahrt. Auf dem wimpernden Embryo erhoben sich bald zwei neben einander befindliche Hügel, darum lange Cilien, ähulich wie bei der Entwicklung des Segels der Ga- steropodenlarven. Auch die Atlantalarve ıst mit 2 mächtigen heizformigen Se- gellappen versehen. Bei Pteropoden wie häufig bei elebdora und Tiedemannia beobachtet findet sich ebenfalls anfänglich ein von einem dichten Flimmersaume umgebendes Segelpaar , das sich nicht in Flossen umwandelt, sondern verloren geht. — Bei allen Pteropoden, bei Atlanta, Firola, hl am Herzen im Hin- tertheile der Leibeshöhle, bei Heteropoden zwischen Herz und Kiemen findet sich ein aus contractilem Gewebe bestehendes cavernöses Organ, welches von venösem Blut durchströmt wird und eine nach Aussen mündende Oeffnung hat. Diese schliesst und öffnet sich, das Organ selbst zeigt deutliche Contraclionen und scheint der Respiralion in der Weise zu dienen, dass es dem Blute See- wasser zulührt. Für die Gattung Phyllirvrhoe erkannte H. Müller mit Bestimmtheit, dass die als drei lappige Ballen vorhandene Geschlechtsdrüse eine Zwilterdrüse ist. In demselben Läppehen enthielt eine äussere Abtheilung Eier mit Keim- bläschen und Keimfleck, eine innere Spermatozoen, letztere mit spindelförmigen, gewundenen Körper und sehr langem Faden. Das rudimentäre Auge ist ein pigmentirtes Bläschen mit hellem Fleck, der aus einer einfachen Zelle zu be- stehen scheint. Arterien mit eigenen Wänden wurden erkannt, aber keine selb- ständigen Venen gefunden. Der Vorhof besteht blos aus einem an der Herz- kammer befestigten trichterförmigen Balkengewebe, durch welches das Blut aus der Leibeshöble eintritt. Die Herzkammer liegt in einer scharf begränzten Höhle. In sie mündet eın contraeliler Schlauch, der sich nach aussen öffnet und weder Uterus noch Venenstamm ist. An den Wänden der Leibeshöhle hängen noch zahlreiche getrennte Gruppen von körnigen Zellen an dünnen Stielen, deren Deu- tung sehr schwierig ist. Zur äussern mit einem Epithelinn versehenen Haut verlaufen viele Nerven mit zahlreichen Ramificationen, in welche man grössere und kleinere etwas körnige Zellen in derselben Weise eingeschoben sieht, wie bei andern durchsichtigen Mollusken. Ausserdem kommen fast über die ganze Körperoberfläche zerstreut und am feinsten Nervenfädchen sitzend scharf um- gränzte rundliche Zellen vor, welche neben einem Kern eine gelblich glänzende Kugel enthalten. H. Müller untersuchte noch mehre meist seltenere Cephalopoden. Die äussere Haut liess deutlich ein zelliges Epithelium , eine faserige Schicht, farblos oder schillernd, und die Schicht mit den Chromatophoren erkennen. Eine andere häufig getrennt darstellbare Schicht bedingt die von Brücke erwähn- ten entoptischen Erscheinungen, den metallischen Schimmer und die intensiv weisse Beschaffenheit vieler Stellen. Sie besteht aus regelmässig gelagerten Plat- ten, welche deutlich aus kernhaltigen Zellen hervorgehen. Aehnliche Erschei- nungen werden durch Plättchen und Körperchen der verschiedensten Form, Grösse und Zusammenselzung beilingt. Unter diesen Schichten liegen die grössern Bind- gewebe- und Muskelbündel,, sowie Gelässe. Bei manchen Arten kommen com- plieirtere Körper in der Haut vor: so bestehen bei Enoplotenthis die grössern Blauschillernden Puncte aus zwei übereinander liegenden kugligen Körpern, wel- che im Innern theils structurlose, theils aussenher concentrische, innen radial geordnet schillernde Masse enthalten. Diese werden von unter gelagerten Chro- matophoren bald mehr bald weniger umschlossen. Anders gestaltete Körper lie- gen noch unter der allgemeinen Chromatophorenschicht. Die Farbenpracht aller dieser Arten ist eine ganz ausserordentliche. Bei Tremoctopus violaceus trägt 492 die Haut konische Papillen,, welche aus einem eigenthümlichen netzartig blasi- gen Gewebe bestehen. Grössere fadenartige Zöltchen finden sich um die Saug- näpfe, dagegen wurden wahre Hauldrüsen nur an den Segelarmen von Argonauta argo beobachtet. Dieselben bestehen aus Blinddärmchen , welche von eylindri- schen Zellen ausgekleidet sind. Bei den zahlreichen Gattungen und Arten, wel- che untersucht wurden, fand sich im Trichter ein eigenthümliches Organ , be- stehend aus einer weisslich durchscheinenden flachen Erhebung. Bei Octopus gleicht dieselbe einem einfachen Bande, das zwei nach der Trichterspitze con- cave Krämmungen macht. Bei Eledone sind 4 getrennte Platten zu unterschei- den; bei Tremoctopus ist die Innenfläche des Trichters zu einer Menge von dünnen hohen Längsfalten erhoben, über welche ein breiter Streifen hinzieht. Meist aber ist an der Rückenseite des Trichters ein grösserer Streifen, welcher in der Mittellinie einen Winkel nach vorn bildet, und nach der Bauchseite hin zwei kleinere Plättchen zu unterscheiden, welche weder unter sich noch mit den vorigen in Verbindung stehen. Microskopisch bestehen sie aus spindelförmigen Körperchen. Vollständige Capillaren zwischen den Arterien und Venen wurden deutlich beobachtet. Ausserdem zeigten sich an den durchsichtigen und sehr mit Flüssigkeit in filtrirten Partien zahlreiche Ausläufer der Gefässe, die seröser Natur zu sein scheinen. Es sind reiche weithın strahlende, anastomosirende Ramificationen. Ihre feinsten Reiser hängen mit einem Netz von Zellen zusam- men, deren ramifieirte Ausläufer an Reichthum und Ausdehnung nur mit den grössten Knochenkörperchen der höhern Thiere verglichen werden können. An diesen feinsten Forlsätzen entstehen leicht Varicosiläten. Eine Oeffnung des Venensystems nach Aussen liess sich nirgends auffinden. Die von diesem völlig getrennten Wassergelässe dagegen sind nach Aussen offen. An den Verdauungs- organen Ist eine geschichlele hornig gladige, über Zellen gleichmässig ausgebrei- tete Lage sehr ausgezeichnet. Die dritte Lippe der Loliginen besteht aus einem weissen mit Falten und Zolten besetzten Fasergewebe, welches bei einigen Ar- ten [auch zierliche Drüsenschläuche in Gruppen enthält und von einem weichen Epithelium bekleidet ist. Von den innern Lippen zieht sich dann ein cylindri- sches Epithelium bis zum Ausgang des Magens hin und geht in diesem in eine horizontal streifige Schicht über. Der Magen selbst ist bei vielen Arten nur muskulös, ohne Drüsenschicht. Die Innenwand des Darmes ist von Flimmerepi- thelium ausgekleidet. Am Ausgange des Magens finden sich grosse verästelte Zotten, weiterhin schlauchförmige Drüsen, wie denn auch der Blindsack ganz drüsig ist. Letztrer ist spiral gekrümmt und enthält eine Menge auf die Spirale quergeslellter mehr weniger halbmondförmiger Falten, die auf ihren Flächen wieder Leistchen tragen. An den concaven Seiten der Spirale ziehen Längs- wülste hin. Die Leber ist aus kleinen, bei Octopus auch äusserlich unterscheid- baren Abtheilungen zusammengesetzt. Im Innern derselben liegen Zellen gefüllt mit Fetttropfen und gefärbten Klümpchen. Das Pancreas ist wenig gefärbt, bei Octopoden mit der Leber zu einer Masse vereinigt. Die Iris im Auge der Oc- topoden und Decapoden enthält eine muskulöse Platte, welche die innere ring- förmige Hornhaut überragt und dann nur von der Argentea bedeckt wird. Einen sehr merkwürdigen Bau zeigte der innere Ring des Corpus ceiliare und die Linse. Eine mittlere z. Th. gefaltete Schicht enthält Gefässe, deren Endschlingen im Lin- senseptum einen Kranz um dessen freibleibende mittlere Partie bilden. Eine vordere und eine hintere Schicht besteht aus eıgenthümlich geordneten Zellen, welche klein oder sehr gross, blasskörnig, mit bläschenförmigen Kern und Kern- körpercheu sowie mit einem langen Fortsatz versehen sind. Die Fasern gehen alle nach der Linse zu und ihr Uebergang in die breiten Bänder der Linse ist unzweifelhaft. (Zeitschr. wissensch, Zool. IV. 332—345.) @l. -Diesing erklärt sich gegen die Deutung der von Stein im Magen des Mehlkäfers, in Blaps mortisaga, im Rosskäfer beobachteten Würmer und Cysten (Zeitschr. f. wiss. Zool. 1852.) und hält diese nicht für Entwicklungsstufen derselben Art sondern für neue Gattungen und Arten, für die er folgende Na- men unter Hinzufügung der Diagnosen einführt: Mastophorus globocaudatus im Mistkäfer, M. echiurus in Tenebrio molitor, Cephalacanthus monacanthus in eben 493 dem Wohnthier, €. triacanthus im Mistkäfer, Agamonematoidenm Blapis morti- sagae. Ebenso hält Diesing die von v. Siebold und Stein beschriebenen jungen Tänien nicht für solche sondern für Arten der Gattung Scolex und nennt sie Sc. commutaltus und Sc. deeipiens. Da wir erwarten dürfen, dass v. Siebold sowohl als Stein selbst diese Deutung ihrer Untersuchungen einer Prüfung unterworfen werden, so beschränken wir uns vorläufig auf die einfache Mittheilung von D.’s Ansicht. (Sitzysber. Wien. Akad. X. 31 —43.) al. Creplın untersuchte die von Burmeister in den Gedärmen von Dicho- lophus eristalus gesammelten Helminthen und erkannte folgende Arten: Echino- rhynehus taenioides Diesg., Ascaris pterophora n. sp., Oxyurus allodapa n. sp. und Taenia brachyrhyncha n. sp. (Abhandt. naturf. Ges. Halle I. 59 — 68.) al. Pontallie gibt einige Mittheilungen über den Rüssel und die Geschlechts- organe des Regenwurms, (Ann. sc. nat. XIX. 18—24.) ” C. G. Mannerheim, Il, Nachtrag zur Käferfauna der nord- amerikanischen Länder des russischen Reiches. — Der erste Nachtrag erschien bereits im Jahre 1846 und dieser zweite enthält 180 Arten, welche M. sämmtlich diagnosirt und. mit dem Vorkommen begleitet. Sie sind auf den aleutischen Inseln und der Insel Sitkha gesammelt worden. Wir können hier nur die neuen Arten aufzählen: Anchomenus strigicollis,, Miscodera iusig- nus, Trechus speetabilis, Tr. oblongulus, Agabus scapularis, Hydroporus con- tractelus, H. ruficapillus, H. rufinasus, H. erythrostomus, Boletobius poecilus, Quedius erylhrogasier, Q. melanocephalus, Cryptohypnus limbatus , Corymbites speetabilis, Dolopius sellatus, Catops Frankenhaeuseri, €. eryptophagoides, Colon inermis, Peltis Pippingsköldı, Peltastica tubereulala, Epuraea adumbrala, Atoma- ria fuseicollis, Helophorus inquinatus, Cercyon fulvipenne, C. fimhriatum, C. po- stiecatum, Anisotoma lateritia, Direnea Holmbergi, Stenotrachelus obscurus, Me- loe strigulosus, Tanyrhinus singularis, Salpingus elongatus, Liophloeus inquina- tus, Pissodes coslatus, Emphyastes facicola, Trachodes horridus, Cautorhynchus pusio, Hylurgus nigrinus. Bostrichus inlerruptus, B. concinnus, B. semicaslaneus, B. affaber, Cis trıdentatus, C. biarmatus, Corticaria trisignata, C. spinulosa, La- thridius sabrinus, Rhizophagus seulpturatus, Pediacus sabcarinatus, Rhagium in- vestigator, Agalhidium coneinnum, A. rolundulum, (Bull. nat. Moscou XXV.b 283 — 375.) Gl. Czernay, über Cobitis merga Kıyn. — Der Kopf dieser Art ist breit und gewölbt und misst den siebenten Theil der Totallänge des Thieres. Das Auge hat im Durchmesser den vierten Theil der Kopflänge. Die stumpfe Schnauze ist scharf von der Stirn abgesetzt und trägt 6 Bartfäden. Die Brust- flossen sind ziemlich spitz, länger als der Kopf, die Afterflosse klein, die Schwanz- Nosse halbmondförmig ausgeschnilten. Strahlen zählt die Rückflosse 8, Afterflosse 7, Schwanzflosse 20, Brustflosse 12, Bauchflosse 7. Kopf und Basis der Flos- sen sind schön citrongelb, der übrige Theil trägt Reihen schwarzer Flecke über und unter der Seitenlinie. Die Art bewohnt den Podeumock und seine Zuflüsse am Kaukasus. (Bullet. nat. Moscou XXV,a 598.) @l. Günther, die Fische des Neckars. — Wiewohl in dieser Ab- handlung nur bekannte und selbst sehr gemeine Arten beschrieben werden, so verdient dieselbe doch alle Beachtung, da die Beschreibungen ausführlich die äus- sern Characlere und die anatomischen Verhältnisse jeder Art darstellen. Abge- bildet ist nur der Leueiscus muticellus Bonap., weil derselbe von dem gleichna- migen Italiens in mehrfacher Hinsicht abweicht. (Würtemb. naturw. Jahresh. IX.c 225—360.) @l. Kner, die Panzerwelse des Hofnaturaliencabinets in Wien. — Die in der Familie der Loricata s. Goniodontes vereinigten süd- amerikanischen Süsswasserfische sind besonders durch Natlterers Bemühurgen im Wiener Cabinet so zahlreich und in schön erhaltenen Exemplaren vertreten, dass eine monographische Bearbeitung derselben von besonderem Interesse ist. Kn. trennt die Familie wie Agassiz scharf von den Siluroiden und sieht sieh 494 genöthigt für sie noch 2 neue Gattungen aufzustellen: Hemiodon mit 12 und Acestra mit 2 Arten. Erstere hat einen sehr platt gedrückten Körper, nur im Unterkiefer Zähne und eimen zahnlosen rudimentären Zwischenkiefer. Acestra dagegen hat einen langgestreckten, fast eylindrischen Körper, Zähne in beiden Kıefern und die Rücken - und Afterflosse gegenständig. Zur Unterscheidung der Arten dient die relative Länge der Kieferstücke, Grösse, Form und Zahl der Zähne, die Ausdehnung der beiden Mundsegel, der hintere Augenrandausschnitt, der Besatz der Deckelstücke und angrenzenden Kopfschilder und die Beschaffen- heit der untern Schnauzenseite. Für die ganze Familie führt Kn. noch einige Eigenthümlichkeiten an. Sie unterscheidet sich von den ächten Siluroiden we- sentlich durch die Form der Wirbelsäule, die eigenthümlichen Stützgerüste der Rücken- und Afterflosse und durch ihre Mundbildung. Ihre Hautgebilde stehen in der chemischen Zusammensetzung denen der Ganoiden zunächst. _ Alle Mit- glieder haben ein gut entwickeltes System von Kopf- und Seitenkanälen und jenes rälhselhafte Seitenloch, das bisher nur von Cetopsis bekannt war. Ihre Pupille hat die Form eines liegenden Halbmondes. (Sitzungsber. Wien. Akad. Xa. 113—116.) @l. Brahts, Vogelfauna von Neuwied. — Diese vom Rhein durch- schnittene Gegend wird in etwa 2 Stunden Entfernung von Gebirgen mittler Grösse, dem Westerwalde und der Eifel umschlossen. Teiche, Sümpfe und See’n fehlen gänzlich. Die Waldungen sind vornehmlich von Buchen, demnächst von Eichen bestanden, Nadelhölzer treten untergeordnet auf. Die Hecken bilden Weiss- und Schwarzdorn, wilde Rosen, Haseln-, Eichen-, u. a. Büsche. Apfel-, Pflaumen- und Kirschbäume, auch Nussbäume sind häufig, dagegen Bırnen spar- sam. Der Boden ist sandig lehmig, nur am Rheine Wiesenboden. Nach die- ser Beschaffenheit des Terrains fehlen in der Ornis fast ganz die Vögel der Nadelhölzer,, die Schnepfen und andere ächte Sumpfvögel, auch Schwimmvögel. Das Verzeichniss zählt 63 Gattungen nach folgenden Familien vertheilt auf: Py- gopoden 2 Gatt. mit SArten, Pelikone 2 G. mit 3 A., Möven 3 G. mit 12 A., Gänse 4 G. mit 24 A., Sumpfhühner 4 G. mit 5 A., Reiher 3 G. mit 7 A., Skolopacinen 6 G. mit 15 A., Brachvögel 3 G. mit 6 A., Raptatoren 4 G. mit 27 A., Singvögel 24 G. mit 88 A., Spechte 5 G. mit 9 A., Tauben 1 G. mit 3 A., Hühner 1 A. mit 2 A. und Waldhühner 1 G. mit 3 A., also insgesammt 63 Gatt. mit 212 Arten, bei deren jeder die Zeit und der Aufenthalt angegeben wird. (Rhein. Verhandl. X. 61—101.) Gl. d’Alquen, Vogelfauna der Gegend um Mülheim am Rhein. — Auf einem Terrain von zwei Meilen im Durchmesser beobachtete A. seit 4 Jahren 193 Arten, die in diesem Verzeichnisse mit einzelnen Bemerkungen auf- gezählt werden. (Ebd. 102—110.) @l. Cornalia, über eine neue Art der Gattung Euchloris Fi- lip. — Dieser Gattung, welcher Cotinga als synonym unterzuordnen ist, gehör- ten bisher 7 Arten aus Peru, Bolivien, Columbien an und die neue Art, Eu. Sclateri, bewohnt ebenfalls Bolivia. Ihre Diagnose ist: Eu. smaragdina viridis, mento gula peetoreque igneo-ochreaceo aurantiacis, parte basali primarium isla- rum regione laete flava et albida; abdomine viridi, crisso pallide flavo ; remigi- bus quinque primariis nigris, externe colore virescente ac flavo marginatis, pri- ma exceptus alba terminatus; secundariis viridibus, lunula nigra prope apicem macula albo-flava terminatis, nec non interne albo cireunıdatis; rostro flavo ru- bro apice nıgricante , pedibus rubris, cauda viridi, subtus brunnea, plumis albo terminatis nec non in quodam puncto protractis; plumulis narium aperturam attingentibus nigris. Schliesslich gibt C. noch einen Clavis aller 8 Arten: 1) Schnabel ganz roth, a) Lauf schwarz. «&) Kopf schwarz, Eu. formosa. Pf) Kopf grün, Eu. aureopietus. b) Lauf roth. «) Kopf oben schwarz, Eu. ar- quata. , £) Kopf oben grüv. ««) Schwanz mit schwarzem Streif, Eu. viridis. ßß) Schwanz ohne Streif, Eu. Riefferi. 2) Schnabel roth mit schwarzer Spitze, Eu. Selateri. 3) Schnabel ganz schwarz. a) Schwanz mit gelber Spitze, Eu. cinela, b) Schwanz schwarz, Eu. rufaxilla. (Guerin, Rev. Zool. Nr. 3. p. 104—109. Tb. 4.) H jondal: a 495 Jaubert hält Chlorospiza incerta nur für eine Varietät von Pyrrhula erylhrina. (Ibid. 109—114.) Gloger, Steinchen, Sand und Getreide im Magen des Wanderfalken — Eın im September geschossenes prachtvolles Exemplar eines alten Wanderfalken hatte im Magen über ein Dutzend Steinchen von Erb - sen- bis Bohnengrösse nebst grobem Sande und Körnern von Getreide. Zugleich fanden sich aber im Magen noch die Reste eines verzehrten Fasans und eines grossen Hühnervogels und von diesen hat er ohne Zweifel jene unverdaulichen Substanzen erhalten , die vielleicht noch lange in seinen Magen verweilt hätten. (Journ. f. Ornith. Heft 4. 300.) al. A.Th. Middendorff'’s Sibirische Reise Il. 2. Wirbelthiere. I, Liefrg. mit 27 TfIn. Petersbg. 1853. 4.) — Der Verf. beschreibt z. Th. sehr ansführlich die einzelnen von ihm beohachteten , nachstehend auf- geführten Arten und verspricht die zoologisch-geographischen Ergebnisse im letz- ten Bande mitzutbeilen. I. Säugethiere: Meles taxus Schreb. ; Guloborealis Niess ; Ursus aretos L. S. 4—67; U. maritimus L.; Mustela zibelina L. ; M. sibirica Pall., M. erminea L., M. vulgaris Erxl., M. aterrima Pall.; Lutra vulgaris Erxl.; Canis Jupus L., €. alpinus Pall., C. vulpes L., C. lagopus L.; F. Iynux L., F. tigris L. (lässt sich ausnahmsweise am Stanowoj-Grenzgebirge sehen), F. irbis Müll., F. auritus Gmel.; Sorex fodiens Pall., S. vulgaris L.; Talpa europaea L.; Vespertilio borealis Nils.; Pteromys volans L.; Sciurus vulgaris L.; Tamias striatus L., T. uthensis Pall.; Arctomys Eversmanni Brandt, A. monax L.; Myodes torqualus Pall, M. obensis Brandt, M. schisticolor Lil.; Arvicola amphi- bius L., A. obseurus Evers., A. rufocanus Sund , A. rutilus Pall.; Mus sylvati- eus L., M. musculus L.; Castor fiber L.; Lepus variabilis Pall., Lagomys alpi- nus Pall.; Sus scrofa L.; Aegoceros montanus Desm.; Bos Pallasi Dek. (ein fossiler Schädel am Taimyrflusse) ; Moschus moschiferus L. ; Cervus capreolus L., €. tarandus L., C. elaphus L., C. alces L.; Equus caballus (ein Unterkiefer), Elephas primigenius Blumb,.; Phoca barbata, Ph. groenlandica, Ph. nummularis, Delphinapterus leucas Pall., Phocaena orca fabr., Balaenoptera longimana Rud. — II. Vögel: Gypaelos barbatus L., Aquila pelagica Pall., A, albicilla Briss. ; Buteo vulgaris Bechst., B.lagopus Briss.; Falco gyrofalco L., F. peregrinus Briss., F. subbuteo L., F. aesalon L., F. tinnunculus L.; Milvus niger Briss.; Astur palumbarius L., A. nisus L.; Circus cyaneus L.; Strix uralensis Pall., Str. otus L., Str. brachyotus Forst., Str. nyctea L., Str funarea Lath., Str. passerina L., Str. bubo L.; Cuculus canorus L.; Jynx torquilla L.; Picus martius L., P. leu- eonotus Bechst., P. major L., P.minor L., P.tridactylus L.; Alauda calandraL., A. tartarica Pall., A. alpestris L., A. arvensis L., A. brachydactyla Leist.; Ple- etropus lapponica L.; Emberiza aureola Pall., E. rustica Pall., E. esclavonica Briss., E. cioides Brandt, E. rutila Pall., E. spodocephala Pall., E. schoeniclus L., E. polaris n. sp., E. pusilla Pall.; Passer montanus L., P. domesticus L., Pyrrhula vulgaris Temm., P. rubieilla Güld., P. erythrina Pall., P. enucleator L.; Fringilla linaria L., Fr. spinus L., Fr. montifringilla L., Fr. arctoa Pall.; Coc- colhraustes vulgaris Pall.; Loxia eurvirostra L‘, L. leucoptera Gm.; Parus cau- datus L., P. major L., P. borealis Sel., P. ater L., P. sibiricus Gm. ; Sitta eu- ropaea Gm., Bombycilla garrula L., Garrulus infaustus L., G. glandarius L., Nucifraga caryocaltactes L., Pica caudata L., Corvus dauricus Pall., €. cornix L., C. corone L., C. japonensis Bon., €. corax L., Sturnus vulgaris L., Certhia familiaris L., Cinclus leucogaster Eversm., €. Pallasi Temm., Anthus arboreus Bechst., A. rufovulgaris Brehm, A. cervinus Pall.; Motacilla alba L., M. eitreola Pall., M. sulphurea Bechst., M. flava L., Turdus iliarus L., musicus L., T. ob- scurus Gm., T. ruficollis Pall., T. fuscatus Pall., Accentor montanellus Pall., A, alpinus Gm., Saxicola oenanthe L., S. rubicola L., Sylvia Kamtschatkensis Gm., S. erythronota Eversm., S. sueeica L., S. cyanura Pall., S. Eversmanni Bon., S. sibirica Midd., S. coronata Temm., S. proregulus Pall., S. certhiola Pall., S. ochotensis Midd., S. locustella Tenn,, Muscicapa luteola Pall., M. pon- diceriana Lichtst., Lanius phoenicurus Pall., L. excubitor L., Hirundo rustica L., H, urbica L., H. riparia L., Columba gelastes Temm., Lagopus albus Gm, L, 496 alpinus L., Tetrao urogallus L.. Tetrao tetrix L., T. canadensis L., T. borasia L., P. cinerea L., Charadrius squatarola L., Ch. pluvialis L., Ch. morinellus L., Ch. mongolieus Pall., Ch. hiatieula L., Strepsilas interpres L., Haematopns ostra- legus L., Totanus glotiis L., T. stagnalis Bechst., T. fuscus Briss., T. pulve- rulentus Mill., T. callidris L., T. glareola L., T. ochropus L., Actitis hypoleu- cos L., Phalaropus einereus Briss., Ph. rufescens Briss., Limosa einerea Güld., L. rufa Briss., L. aegocephala L., Trigna pugnax L., Tr. arenaria L., Tr. cras- sirostris L., Tr. canutus L., Tr. maritima Brün., Tr. subarquata Güld., Tr. einelar L., Tr. rufescens Vieile, Tr. Temmincki Leisl., Tr. minuta Leisl., Tr. subminnla n. sp., Tr. pygmaea Lath., Scolopax rusticola L., Se. solitaria Hodgs., Scolopax gallinago L., Se. gallinnla L., Cygnus musiens Bechst., C. Bewicki Yarr, Anser segelumı Gm., A. albifrons Penn., A. Temmincki Boie, A.leucopsis Bechst, A. bernicla Ill., A. ruficollis Pall., Anas Penelope L., A. boschas L., A. quer- quedula L., A. creca L., A. crocitans Pall., A. falcata Pall., A. strepera L.. A. acuta L., A. elypeata Lm, A. spectabilis L., A. stelleri Pall., A. nigra L., A. fusca L., A. glacialis L., F. clangula L., A histrionica L., A. fuligula L., A. marila L., M. merganser L., M. serrator L., M. albellus L., Podiceps cornn- tus L., Colymbus glacialis L., C. aretiens L., C. septentrionalis L., Uria carbo L., Phalerus tetracula Pall., Ombria psittacula Pall.. Mormon cornieulatum Kittl., M. ceirrhatum Pall., Lestris Pomarhina Termm., L. parasita Boie, L. Buffoni Boie, Larus glaucus Brün., L. argenlatus Brün., L. canus L., L. ridibundus L., L. Sabinus Leach, L. minutus Pall,, Sterna macrura Naum , St. longipennis Lichif, — III. Amphibien: Lacerta vivipara Jacq., Vıpera berus L., Rana temporarıa L., RB. eruenta Pall. — Auf den 26 vortrefflich ausgeführten Tafeln sind theils die ganzen Thiere, theils nur einzelne Theile (Schädel, Zähne, Skelet, Schnabel, Füsse), dargestellt. 61. r L. Rousseau et Dev£ria, Photographie zoologiqgue ou re- presentation des animaux rares des Collections du Museum d’histoire naturelle. I. livr. (Paris 1853. Fol.), Dargestellt sind Tf. 1.: Tolypeutes trieinetus Geoffr., Dasypus minutus Desm.; Tf. 2.: Varanus Belli Dum., V. varius Merr.; Tf. 3.: Macrodonlia cervicornis Fabr., Erioplocerus armillatus Fabr., Aerocinus longima- nus Fabr.; Tf. 4.: Lithodes arclica Lamk.; Tf. 5.: Triton lampas Lamk. iu 7 Ansichten ; Tf. 6.: Fungia patella Edw., F. confertifolia Edw., F. Limnaei Va- lene. — Das ganze Werk wird 60 Tafeln mit erklärendem Text umfassen, die in 10 Lieferungen zu je 9 Francs erscheinen sollen. (cf. S. 466.) @l. Rapp, W.v., Anatomische Untersuchungen über die Ed- entaten. Mit 10 Tfln. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. (Tübingen 1852. 4.) — Es ist eine sehr erfreuliche, aber leider noch sehr seltene Er- scheining, dass eine specielle Monographie soviel Absatz findet, dass sich der Verleger zu einer neuen Auflage versteht. Für den Verf. ist eine solche nur möglich, wenn er neues Material zur Untersuchung erhielt und die vorliegende zweite Bearbeitung der Edentaten ist in der That nicht unansehnlich bereichert worden, so dass sie jedem Zoologen und Anatomen mit vollem Recht empfohlen werden kann. Drei Skelete vom Riesengürtelthier, eine vollständige Haut des- selben, mehre Ameisenfresser, Gürtel- und Schuppenthjiere sowie der pflanzen- fressenden Edentaten konnten ahermals untersucht werden. Voran geht eine Cha- racteristik der Gallungen und Arten in systematischer Reihenfolge, welche die neuesten Untersuchungen gewissenhaft berücksichligt. Der zweite Theil verbrei- tet sich über sämmtliche anatomischen Systeme dieser höchst eigenthümlichen Säugethiergruppe und bringt viel Neues und Beachtenswerthes. Die Abbildungen der ersten Auflage sind z. Th. beibehalten, die minder guten aber durch bessere ersetzt und durch neue vermehrt. Ihre Ausführung lässt nichts zu wünschen übrig. @l. — A CGorrespondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für Sachsen und Thüringen ın Halle. 1) 2) 3) 4) Sitzung am |], Juni. Eingegangene Schriften: Thirty Second Congress. First Session. — William T. G. Morton, Sul- phurie ether. Boston. 8vo. E. Brücke, Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Physiologie des Gefässsysiemes. Wien 1852. Fol. Mit 8 Tin. — — Untersuchungen über den Farbenwechsel des afrikanischen Cha- mäleons. Wien 1852. Fol. Mit 2 Tfin. Nr. 2. und 3. Geschenk des Hrn. Verfassers. Philippi, R. A., Enumeratio Molluscorum Siciliae cum vivenlium tum in tellure tertiaria fossilium. Vol. Il. Halae 1944, 4to. Geschenk des Hrn. Thamhayn. 9) Schabus, J., über die Krystallformen des zweifach chromsauren und des pikrinalsauren Kali's. — Ueber die Anwendung des zweifach chromsau- sauren Kali’s zur Eisen-, Braunstein- und Chlorkalkprobe. — Ueber die Krystallformen des Zinnohers. — Ueber die Krystallformen der Zimmt- säure, Hippursäure und des hippursauren Kalkes, des zweifach weinsau- ren Kali’s und des essigsauren Kupferoxydes, des Baryum-Platin-Cyanürs, des Kalium-Eıisen-Cyanides nnd über den Pleochroismus des letztern. — Ueber das hei der Qnuecksilbergewinnung aus Fahlerzen gebildete Kalo- mel nebst einem Berichte Winckler’s über die Gewinnung des Quecksil- bers aus Fahlerzen. — Monographie des Euklases. Wien 1850—52. 8. 6) Schabus J. und J. Pohl, Tafel zur Bestimmung der Capillardepression in 7) Barometern. — Tafeln zur Reduction der in Millimetern abgelesenen Ba- romelerslände auf die Normaltemperatur von 0° Celsius. — Tafeln zur Vergleichung und Reduction der in verschiedenen Längenmassen abgele- senen Baromelerstände. Wien 1852, 9vo. Nr. 5. und 6. Geschenke des Hrn. Schabus in Wien. Der ärztliche Hausfreund. Zur Förderung der Gesnndheitspflege und Kenntniss des menschlichen Körpers und der Natur von R. Froriep. 1. 1853. April Nr. 7—10. 8vo. 8) Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. IX. Jahrg. II. Heft. 9) Mit 4 Tfln. Stutig. 1853. 8vo. Catalogue d’une Collection de livres, d’ouvrages d’Estampes et de livres d’histoire naturelle, dune collection magnifigque de mollusques et enfin d’une collection superbe de lepidopteres et de col&opleres, qui ont ferme le cabinet de Feu C. Dalen. Rotterdam 1853. 8 Als neue Mitglieder werden angemeldet: Hr. Schulze, Oberlehrer in Quedlinburg. Hr. Abel, Dr. med. und pract, Arzt ebenda. Hr. Leutsen, Maler ebenda. 32 498 Herr Dr. Otto Ule hier zeigt seinen Austritt aus dem Ver- eine an, Mitgetheilt wird ein Aufsatz über eine eigenthümliche Bewegung eingesandt von Hrn. Joseph Jeiteles, Mag. pharm. in Prag. Ferner die Beschreibung eines diluvialen Knochenlagers bei Frankenhausen nebst 17 Tafeln der aufgefundenen Knochen von Hrn. Bergfactor Leo in Esperstädt. Endlich der Bericht über den Stand der Luftelectrieität während des April und Mai von Hrn. Beeck. Sitzung am ®. Juni. Hr. Heintz berichtet ausführlich die neuesten Untersuchungen des Ozon. Hr. Weber giebt den Maibericht der meteorologischen Station. Sitzung am 16. Juni. Eingegangene Schriften: Be ie Einheit in der organischen Natur. Hamburg 1853. 8vo. Geschenk des Hrn. Verfassers. Als neues Mitglied wurde angemeldet Hr. Studiosus Hoffmann hier. "Nachdem noch über die auf den nächsten Mittwoch fallende Feier des Stiftungstages beschlossen war, genehmigte die Gesellschaft den Antrag des Vorstandes, den Bericht über die Verwaltung nur bis Neujahr zu erstatten, zu welcher Zeit die Umgestaltung des Vereines zu einem allgemeinen sächsisch -thürıngischen erfolgte und demnach das Verwaltungsjahr von nun ab nach dem bürgerlichen Kalenderjahr festzustellen. Auch wurde beschlossen den neuen Vorstand nach dem Revisions-Entwurf der Statuten zu wählen. Hr. Thamhayn sprach über die Chylusaufsaugung im Darm- kanal, Hr. Giebel legte zuvörderst einen schönen Nothosauruszahn und Zehenphalanx aus dem Jenaer Muschelkalk sowie eine Missbildung an der Tulpe vor, jene von Hrn. Söchting in Göttingen und diese von Hrn. L. Garcke in Zeitz eingesandt. Darauf berichtete derselbe v. Siebold’s Untersuchungen über die Umwandlung des Echinococ- cus in Taenia. Endlich erläuterte Hr. Heintz die Gründe der Gewichtszu- nahme gewisser Thiere während des Winterschlafs. Sitzung am 22. Juni. Zur Feier des sechsten Jahrestages der Gesellschaft hatten sich 42 Mitglieder und Gäste in dem Sitzungssaale eingefunden. Herr Baer eröffnete die Sitzung mit einem Glückwunsche für das neue Vereinsjahr und sprach alsdann über die Geschichte der Photographie. Nach dem Vortrage vereinigten sich die Anwesenden zu einem gemeinschaftlichen Mahle. 499. Sitzung am 29. Juni. Eingegangene Schriften: 1) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. IV. Bd. 4. Heft, Ber- lin 1853. 2) Zweiter und dritter Bericht der oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. - Giessen 1849 u. 53. 8vo. 3) Bulletin de la Sociele des Naturalistes de Moscou 1852. II. Moscou 1852. vo. 4) A. Kenngott, Mineralogische Untersuchungen I, u. !I, (Wiener Berichte 1852.) 8vo. Nr. 4. Geschenk des Hrn. Verfassers. Als neue Mitglieder wurden angemeldet: Hr. Dr, Ruprecht in Hettstädt. Hr. Bergmeister Breslau in Eisleben. Der Vorsitzende Hr. Giebel übergibt das Maiheft der Zeit- schrift und das Schlussheft des fünften Jahresberichtes. Der Vorsitzende Hr. Gie bel legte den Rechenschaftsbericht des Vorstandes über das Halbjahr von Juli bis December 1852 vor, von wo ab der Bericht der Generalversammlung künftig erstattel werden wird, Der Kassenbericht wies nach an Einnahme. ID. Igr 8. 1) Baarer Kassenbestand - - - »- - 57 2 3 2) Beiträge der Mitglieder - - - - 74 23 — 3) Eintrittsgelder - -- - ». - - 111 — — 4) Honorar für meteorologische Beobacht. 50 °— — 5) Verkauf der Berichte - - - - - 2 23 — 6) Rückstände - - - - - . - 23 20 — 7) Lager der Jahresberichte - - - - 133 — — 352 12 3 Ausgabe, TG Ir A 1) Für Druckarbeiten - - »- - » - 163 19 6 2) Für Lithographie - - »- » » - 46 4 — 3) Für Buchbinderarbet - - - -.- 12 12 3 4) Botenlohn und Bureaukosten - - 16 6. — 5) Tischlerarbet - - -»- = - » 415 — 242 26 9 wonach sich ein Plus von 109 Thlr. 15 Sgr, 6 Pf. ergibt; werden jedoch die Positionen 6 und 7 der Einnahme von 156 Thlr, 20 Sgr. als noch nicht flüssig in Abzug gebracht: so erfolgt für den Kassen- bestand am 31. December 1852 ein Minus von 47 Thlr. 4 Sgr. 6 Pf. Die Bibliothek hat sich auch im Laufe des vergangenen Halb- jahres in erfreulicher Weise vermehrt, indem der Tausch mit auswär- ugen Gesellschaften wiederum erweitert worden ist und von einzel- nen Mitgliedern zahlreiche Geschenke eingegangen sind. Die Vermeh- rung ist im vorjährigen Berichte abgedruckt und ein vollständiges Verzeichniss der Bibliothek wird noch bis zur Generalversammlung im Druck erscheinen, 500 Das meteorologische Observatorium ist in ununterbrochener Thä- tigkeit gewesen und durch Hrn. Beecks regelmässige Beobachtungen über Lufteleetrieität erweitert worden. Auch den Sammlungen sind einzelne Bereicherungen durch Geschenke zugekommen und hinsicht- lich ihrer Ordnung konnte wenigstens ein Theil der zoologischen, die Conchylien, systematisch bestimmt und catalogisirt übergeben werden. An der Aufstellung der übrigen Theile wird fortwährend gearbeitet. Die Zahl der Mitglieder betrug am Schlusse des IV. Vereins- jahres 89, nämlich 44 hiesige, 25 auswärtige und 20 correspondirende. Bis December wurden 17 hiesige und 3 auswärlige neu aufgenommen. Ein Mitglied verloren wir noch am Ende des Jahres durch den Tod. Die wissenschaftliche Thätigkeit des Vereines liegt in dem voll- endeten Bericht, der Ihnen heute als 3. und 4. Heft des V. Jahrgan- ges übergeben wird, vor. Nur einige statistische Angaben mögen über dieselbe angeführt werden. Es wurden in dem Halbjahr 21 Sitzungen gehalten, und in diesen über 70 Gegenstände verhandelt, von welchem 20 aus dem Gebiete der Physik, Meteorologie und Technologie, 12 ans dem der Chemie und Pharmacie, 30 aus der Zoologie, Paläontologie, vergleichenden Anatomie und Physiologie, nur 5 aus der Botanik und 2 aus der Mineralogie und Geologie entlehnt waren. 24 Mitglieder lieferten das Material dieser Verhandlungen und 355 Zuhörer waren insgesammt zugegen. Hierauf legte der Vorstand sein Amt nieder und nach dem frü- her bei der Uebergabe des Entwurfs zur Revision der Statuten ge- fassten Beschlusse wurde alsdann zur Wahl des neu organisirten Vor- standes geschritten und folgende Herren ernannt zu Vorsitzenden die Herren Giebel und Heintz, zu Schriftführern die Herren Baer, Schrader, Kohlmann, zum Gassirer Hr. Kayser, zum Bibliothekar Hr. Tschetschorke. Dieselben erklärten sich bereit bis zur definitiven Feststellung der Statuten durch die Generalversammlung am 23. Juli die Geschäfts- führung zu übernehmen, Hierauf berichtet Hr. Heidenhain Clemens Untersuchungen über Contagien und Miasmen, welche einiges Licht in dieses Dunkel zu bringen versprechen. Hr. Baer theilt mit, dass Ullgreens Aridium als Element zu streichen sei und dass Genth ein neues, bis jetzt noch namenloses Element aufgefunden haben will. Stand der Luftelectricität in Halle während des Juni. Im verflossenen Monat Juni erlitt die atmosphärische Eleectrici- tät, welche im Allgemeinen in Folge der vielen Landregen sehr schwach war, wenig Veränderungen. Kin stärkerer als gewöhnlich positiver Electrieitätsgrad war bei 501 dem am 2. d.M. Abends 9 Uhr 15 Min. und am 93. früh S Uhr 35 Min, statthabenden Regen verherrschend. Ausser diesen beiden Fällen waren noch zu 4 verschiedenen Zeitpunkten stärkere electrische Grade der Luft bei negativer Beschaf- fenheit vorherrschend und zwar erster am 13. Abends 7 Uhr 30 Min. bei starkem Regen, wobei sich die Blätichen des Bennet’schen Electrometers 12 Linien öffneten, zweiter am 16. Vormittags 11 Uhr 45 Min. bei Platzregen, wobei sich die Blättchen des schon erwähn- ten Electrometer 10 Linien öffneten, drittes am 20. Nachmittags 5 Uhr 55 Min., wo sich der merkwürdige Fall ereignete, dass bei schwa- chem Regen und leicht bewölktem Zenith die Lufteleetrieität einen so starken Grad erreichte, dass sich zuerst die Blättchen desselben Ele- etrometers 12 Linien positiv electrisirt öffneten, und 6 Uhr 17 Min. nach Beendigung des Regens das Quadranten - Eleetrometer 12 Grad negativ eleetrisirt anzeigte, so dass die Ausladungskugel kräftige Fun- ken gab, viertes den 25. Nachmittags 1 Uhr 55 Min. bei Platzregen, wobei sich die Blättehen des in vorigen drei Fällen erwähnten Ele. etrometers 12 Linien öffneten. Beeck, Junibericht der meteorologischen Station in Halle, Zu Anfang des Juni zeigte das Barometer bei NO und bedeck- tem Himmel einen Luftdruck von 27'7,'38 und stieg unter mehre- ren nicht unbedeutlenden Schwankungen bei vorherrschend nordwest- licher Windrichtung und durchschnittlich trübem und regnigtem Wet- ter bis zum 8. Abends 10 Uhr, wo wir einen Luftdruck von 2711,20 beobachteten. Darauf sank dasselbe wieder bei sehr veränderlicher aber vorherrschend nördlicher Windrichtung und anfangs ziemlich hei- terem, später aber trübem und regnigtem Wetter bis zum 13. Nach- mittag 2 Uhr auf 277,90, und erreichte dann bei sehr veränder- licher aber vorherrschend nordwestlicher Windrichtung und eben so veränderlichem Wetter steigend am 18. Morg. 6 Uhr die Höhe von 2711,43. Während nun die Windrichtung — an den nächstfol- genden Tagen NO bei heiterem Himmel, — durch S—N fast eine völlige Umdrehung machte bei meistens trübem Wetter, sank das Ba- rometer wieder unter mehreren Schwankungen bis zum 23. Nachm. 2 Uhr auf 27'4,'47 und war dann bis gegen den Schluss des Mo; nats bei vorherrschend südwestlicher Windrichtung und sehr veränderli- chem bisweilen auch regnigtem Welter, unter mehreren unbedeuten- den Schwankungen in langsamem Steigen begriffen. Es war der mitt- lere Stand des Barometerss — 278,69, der höchste Stand am 18. Morg. 6 Uhr = 27'11,''53, der niedrigste Stand am 23. Nachm. 2 Uhr = 27'447. Demnach beträgt die grösste Schwankung im Juni nur 7,06. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 23— 24. Abends 10 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 274,72 auf 278,36 also um 3,64 stieg, Die Wärme der 502 Luft war im Allgemeinen sehr niedrig, besonders zu Anfang der zwei- ten Hälfte des Monats. Erst gegen das Ende desselben hatten wir einige Tage lang sommerliche Wärme. Es war die mittlere Wärme der Luft = 13,07, die höchste Wärme am 29. Nachm. 2 Uhr — 22,04, die niedrigste Wärme am 12. Morg. 6 Uhr = 8,04. Es muss jedoch hervorgehoben werden, dass die niedrigste miltlere Tageswärme am 26. (= 9,02) beobachtet wurde. Die Winde waren so vertheilt, dass uff N=8,0=5, S=1, W=7, NO = 10, SO=3, N\W= 27, SW 7 NNO==3,,NNW =83880, 2) SSW==0.,0N0F55, 0S0 =0, WNW=1, WSW= 3 kommen, woraus die miltlere Wind- richtung auf W—2801'25‘',35—N berechnet worden ist. Das Psychrometer zeigte im Juni nicht einen auffallend hohen Grad der Feuchtigkeit der Luft an. Es betrug nämlich die mittlere relative Feuchtigkeit der Luft bei 4,'97 Dunstdruck nur 78 pCt. Dem entsprechend hatten wir auch durchschnittlich wolkigen Him- mel. Wir zählten nämlich 5 Tage mit bedecktem, 11 Tage mit trübem, 3 Tage mit wolkigem, 6 Tage mit ziemlich hei- terem, 4 Tage mit heiterem und 1 Tag mit völlig heiterem Himmel. An 14 Tagen nur wurde Regen beobachtet, aber die Summe des an diesen Tagen gefallenen Regenwassers beträgt 866,05 Paris. Kubikmass oder durchschnittlich pro Tag 28,87 auf den Quadrat- fuss Land. Im Juni beobachteten wir 7, zum Theil mit sehr hefü- gem Regen verbundene Gewitter, und an 2 Abenden auch Wetter- leuchten. Ausserdem wurde am 25. Abends 10 Uhr bei bedecktem Himmel plötzlich eine ausserordentliche Helligkeit am westlichen Him- mel beobachtet, welche ziemlich eine Minute laug anhielt und viel- leicht von einer durch die Wolkendecke verdeckten Feuerkugel her rührte, Weber. Druckfehler S. 79. Z. 8. v. o. lies Söchting statt Sötenick. „178. „412. v.u. — Schrader statt Schader. „8328 „ 6.v.0. — Lüben statt Lübben, „338. „u 9. v. 0. — Fig. 3. statt Fig. 3. 4. » 346. „3 v.0. — Schüler statt Söchting. „ 398. „, 19. v. u. schalte hinter Blut ein „von Fröschen. „398. „ 4 v. u. lies Oxydation statt Operation. 898. „ v. 0, schalte hinter Exhalation ein „der.“ „400. „ 8. v. o. lies Fortpflanzung statt Fortsetzung. „» 400. „, 14. v. 0. — auf statt unter. „» 400. ,, 25. v. 0. — Schwärmsporen statt Schwarmsporen, „41. „, vw. — Thamhayn statt Thannheym. — HERE — (Druck von W, Plötz in Halle.) Zaitschrifö [.g@.Natırm 1822. b \ Nu NN \ | l = Taf. HE A ae SL £ a $ 6 N 2 a + een > e Y \ „ bon) ö De; Sa a ‚) D pr N En ir KG N ) \ > R; ’ Va.) Di \ ! ug > >> N I i / N ® big Ei N u) 7 = 4 ea III f N 7 | Y 77 7 MER NET ET uk Q 33 £ ae > 3 j m ” N) Re /i% AS ’Q ) Le Se DO ’ B) S - NA 4 De N ie Se S 152 ( e neun u Zeitschrif£ fges. Maturm. 1832. Tafıd AUS ULMLLLITTN a sun N \\ green ae. 6” - N \ \ NUN EN \. N Prev. Q.lMliigen Halle TapIZ Zeitrdrzjk fig Natur 1833. Richtung. des Windes wahrend I0l Tage Richtung. des Windes nährend 1600 Tage 0 in Dänemark, Schweden, Russland au e Hl attırnı IS. LI‘ Zeitschrift in Hirt 2 dA. Mlover ‚th Top 1 Keitschrif£]. ge-Iaturn 1553 Zeitschrift f.ges. Naturw. 1833. 15, Taf. a \ 1 | l ! NH LIBRARY ann 10016448 'STT®H | Hg7140 84797