Kibrarn of the Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGR, MASS, Bounded b» private subscription, in 1861. nıınNnNnr From the Library of LOUIS AGASSIZ. Nora ne u, BE 22 ER ji a a IR (23 at eh Fr { Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. Herausgegeben von dem Naturw. Vereine für Sachsen u. Thüringen in Halle, redigirt von C. Giebel und W. Heintz. 43 Brgsamngtt 8553, Sechster Band. Berlin, Karl Wiegandt. ”m1855. REM REN A 5 wor Inhalt. Original- Aufsätze. W. Baer, die Chemie auf der pariser Industrie-Ansstellung I....... .. 182 C. Giebel, das Erdbeben ın Wallis vom 25. Juli bis 7. August 1855.. 1 — —— , Artenzahl der lebenden Sängethiere........ nee 24 — —— , der letzte Schwanzwirbel des Vogelskeletes...... Se 29 — ——, über den Artbegriff in der Zoologie mit Rücksicht auf das Men- SCHEUDESCHTECHE Se ee N ee 437. E. F. Glocker , über einen eigenthümlichen Zustand von Magneteisenerz und dessen Veränderung nach Entfernung von seiner Lagerstätte..... 357 W. Heintz, über Jie Destillationsproducte der stearinsauren Kalkerde, namenllich, über das Stearon no... o.ne..sumsonurenemacen seien aene 24 — über die Pelle‘... ces oaecnsenn.s mia ao elle en ae Ar 279 Th. Irmisch, über die Früchte der Spiraea Ulmaria und Sp. Filipendula 461 E. Soechting, Mineralogische Notizen .........reoreoeerenennene bl G. Suckow, zur Geologie und Mineralogie: 1. Erörternng der Frage, ob die Intensität der Erdwärme vom Mittelpuncte der Erde aus mit dem Quadrate der Entfernung abnimmt? 2. Uebersicht der Mineralien nach geuelischer und metamorphischer Beziehung entworfen. 3. Ueber den Antheil des Chlorits an der Zusammensetzung bunter Sandsteine bei Jena 261 Mittheilungen. Creplin, über Nilsson’s Skandinavisk Fauna 20. — C. Giebel, Ausflug in die Walliser Alpen 395; über Fuchs- und Katzenschädel aus Südamerika 197; Wirbelthierreste in der thüringer Braunkohle 204. — 0. Krug,: über das Fett, welches sich in den Leibern einiger Schmetterlingsarten bildet 465. — A. Schmidt, Asterien im Lias bei Halberstadt 203. — E. Soechting, kurze Mittheilungen von einer Reise in England und Schottland 378. — L. Tischmayer, Eichel- und Kastanienmehl als Zusatz zum Brotmehl 466. Literatur. Allgemeines. Baumgärtner, Anfänge zu einer physiologischen Schöpfungsgeschichte (1855) - 205. — Beneke, physiologische Vorträge (1856) 467. — Czolbe, neue Darstellung des Sensualismus (1855) 467. — Heising, das australische Festland e’c. (1855) 467. — Humboldt’s, Ansichten der Natur russisch 467. — Quenstedti, Sonst und Jetzt (1856) 467. — Schilling, Grund- riss der Naturgeschichte (1855) 205. Astrenomie und Meteorslogie. Argelander, Fortschrilte der Astronomie im J. 1854. 308. — Beobachtun- gen meteorologische zu Paris 69, 401; auf der Dealyinsel 69; zu Hinrichs- hagen 399; Neuchatel 467 ; Chios 469. — Blitze ohne Donner 67. 400. — Deschwanden, Entstehung der Wasserhosen durch Wirbelwinde 206. — Drechster, astronomische Vorträge (1855) 205. — Galle, Meteorologi- sches aus Breslau 400. — Goldschmidt, neuer Planet 310. — Merian, Meteorologisches aus Basel 399. — Nardi, desgl. vom Grossen St. Bern- hard 400. — Meteorsteinfall zu Bremervörde 66. — Mondfinsterniss vom 2. Mai 66. — Pares, Luftspiegelungen 87. — Peters, über Sonnen- flecke 469. — Prettner, Klimatologie der Alpen 71. — Quetelet, Vege- talion in Belgien 69. — Regenverhältnisse in Deutchland 69; Sierra Leona 3ll. — Sternschnuppen 66. 468. — Temperatur zu Stutigart 207; Montevideo 311; Port Natal 401. — Thermometerskala neue von 400 Graden 68. — Wolff, Ozonometerbeobachtungen in Bern 312. — Vibrans, Gewitter nach Nebeltagen 311. IV Physik. Bauernfeind, zur Geschichte der Planimeter 76. — Becquerel, electrische Wirkungen zwischen festen und flüssigen Körpern 209. — Blume, Volks- naturlehre (1854) 473. — Bonelli, Eisenbahntelegraph 79. — Böttger, Fluorescenz der Losung des Kaliumplatineyanyrs 315. — Caullan, neue gal- vanische Batterie mit einer Flüssigkeit 79. — Forster, Molecularconstitution der Krystalle 401. — Gaugain, über Poggendorflsche Versuche 312; das electrische Leitungsvermögen der Luft 402. — Guillemin und Bucnouff, Geschwindigkeit der Electricität in Telegraphendrähten 470. — Gore, eigen- thümliches Phänomen bei der electrochemischen Ablagerung des Antimons 313. — Harting, Absorptionsvermögen des Chlorophylls für die Sonnenstrahlen 472. — Helmholtz, Ewpfindljchkeit der menschlichen Netzhaut für die brechbarsten Strahlen des Sonnenlichtes 315. — Heusser, Dispersion der Electricitätsachsen in Krystallen 207. — Hulot, Aluminium 78. — Ikono- meter für Photographen 783. — Lamont, magnelische Messungen in Baiern 210. — Magnus, hydraulische Untersuchungen 469. — Müller, zur Optik des schwefelsanren Kobaltoxydulammoniaks 472. — Poggendorff, neue Ver- stärkungsweise des Induetionsstromes 314. — Rhounseau, Photographisches 78. — Schneider , Phosphoreszenz durch mechanische Mittel 471, — Sil- bermann, Längenveränderungen der Massstäbe dnrch eigene Schwere 314. — Soleil, neues doppelbrechendes Prisma mit vier Bildern 209. — Schaf- haeutl, über Phonometrie 8l. — Teleyraphiren, gleichzeiliges auf dem- selben Drahte 80. — Wertheim, mechanische Wirkungen der Torsion 74. — Wiedemann, Fortpflanzung der Wärme in Metöllen 312. — Wheat- stone, Stellung des Alumininms in der electrischen Reihe 40B. — Zenyer, indirecte Methode, die Inclination zu bestimmen 208. Chemic. Adie, ihermoelectrische Untersuchungen verschiedener durch Wismuth verbun- dener Metalle 211; dieselben durch Antimon, Wismuth und Palladium ver- bundener Metalle, 212. — Alaunfubrikation, Untersuchungen darüber 403, — Arthur, über die Benzolreihe II. 215. — Ashby, üher die metallischen und einige andere Oxyde im Verhältniss zum katalytischeu Phänomen 320. — Ayres,, microchemische Untersuchung der Verdauung stärkehaltiger Körper 213. — Baudrimont, auf trocknem Wege erzengtes Wasserstoffgas 478. — v. Bibra, über Haar- und Hornsubstanz 479. — Church, freiwillige Zersetzung gewisser Sulphomethylate 324. — Cooke, über zwei neue kry- stallinische Verbindungen des Zinks und Antimons 405. — Crace Calvart & Richard Johnston, über Legirungen 408. — Davarne, über dıe Mengen von Kochsalz und Silber bei der Anfertigung der positiven photographischen Bilder auf Papier 93. — Debray, über das Beryllium und seine Verbindun- gen 91. — Deville, Gewinnung des Natriums und Aluminiums 85. — Derselbe, Dichtigkeit einiger Substanzen nach Schmelzung und rascher Er- kaltung 478. — Frankland, über organische Metallverbindungen 94. — Gladstone, Veıihältnisse die Thätigkeit der chemischen Affinität zu modifi- eiren 84. — m». Gorup- Besanez, eine eigenthümliche Modification des Faserstoffes 2]4. — Henry, neue Zusammensetzung von Gold und Qneck- silber 94. — Herapath, über Herapathit 212. — Hofmann, unterchlor- saures Magnesiahydrat als Gegengilt bei Phosphorvergiftungen 91. — Junoper, Einfluss des Schwefels auf die Beschaffenheit des Eisens und über das Ver- mögen des Phosphors,, diesen Einfluss z. Th. aufzuheben 92, — Kessler, Einfluss des freien Sanerstoffes bei Reductions- und Oxydationsanalysen 478. — Kopp, Stöchiometrie der physischen Eigenschaften chemischer Verbin- dungen 316. 473. — Kuhlmann, über die hydraulischen Kalke, die künst- lichen Gesteine und eine nene Anwendung der alkalischen löslichen Silicate 90. — Kumiss der Kalmücken ist saure Milch 476. — Leon. Pean, im Wasser lösliche Modification des Eisenoxydes 93. — Liebig, Kieselsänre- hydrat und kieselsaures Ammoniak 87. — Ludwig, Brandwein aus leinenen Lumpen 215. — Matthiesen, Bereitung der Metalle der Alkalien und alka- lischen Erden durch Electrolyse, und über die Darstellung des Strontium und Y Caleium 321. — Maskelyne, Untersuchung des vegetabilischen chinesischen Talgs 217. — Pavy, über die Metamorphose des Zuckers in der thierischen Oekonvmie 410. — Pelouze, Eutglasung des Glases 88. — Rammelsberg, Form und Zusammensetzung des weinsteinsauren Kalis und Ammoniaks, und deren isomorphe Mischung 476. — Derselbe, zur nähern Kenntniss der Formen des weinsteinsanren Doppelsalzes und der Traubensänre 477. — Reinsch, einige noch wenig beobachtete Eigenschaften des Stärkmehls 215. — Roscoe, das absorpliomelrische Verhältniss zwischen Chlor und Wasser 211. — H. Rose, neue Darstellung des Aluminiums 477. — Runkelrü- benzucker 215. — Schlossberger, Beiträge zur chemische Kenntuiss des Fötuslebens 235. — Schunk, über die Bildung des Indigblau 411. — Schwertfeger, über Kunsithefe 216. — Stenhouse, über platinirte Kohle 321. — Struckmann, Zerselzung der ‚alkalischen Silicate durch Kohlen- säure und Löslichkeit der Kieselsäure im Wasser und bei Gegenwart von Sal- zen 86. — Thomson, chemische Zusammensetzung der Wasser von London während des Herbstes und Winters von 1854. 322. — A. Vogel, über Ammoniakgasentwickelung 476. — Wagner, Läutern des Rüböls 216. — Warington, über ein eigenthümliches Chlorsalz 21l. — Werther, zur Kenntniss fluorescirender Körper. 34. Oryciognosic. Boedeker , chemisch mineralogische Notizen zur Kenntniss niederrheinischer Mineralien 103. 327. — Canaval, nene Vorkommnisse auf den Spathei- sensteinlagern des Hülteuberger Erzgberges; neues Vorkommen von Vanadin- bleierz 100. — Damour, Perowskit im Zermatthale 485. — Daubree, künstliche Darstellung der Mineralien aus den Familien der Silicate und Alu- minate 484. — Dieffenbach, Vorkommen von Chromerzen und ihre Ver- breitung in den Vereinigten Staaten 222. — Ditten, norwegischer Meleor- stein 414. — Ferstel, Analyse des Graphits und der Graphiltiegelmasse 101. — Fischer, über Eusychnit, ein neues Vanadinmineral 413. — Fou- que, Analyse eines trachylischen Feldspathes 414. — locker, mineralo- gische Beobachtungen aus Mahren 221. — Derselbe, Umwandlung von Ei- senerzen 487. — Grey, über zwei zweifelhafte britische Arten Glottalit und Zeuxit 326. — Derselbe, neue Melteoreisenmasse von Chili 327. — Derselbe, Fall einer grossen Meteoreisenmasse bei Corientes, S.- Amerika 817. — v. Hauer, Analyse des Obsidian von Moldawa 101. — Ders., Mineralanalysen 219; das schwefelhaltige Bleierz von Neusinka 220. — Heus- ser, die Mineralien des Binnen- und Saasthales 100. — Hunt, Untersu- chung einiger Feldspathe 96; über den Wilsonit 98. — Kennygott, mine- valogische Notizen 101. 220. — Ders., Synonymik der Krystallographie (Wien 1855.) 104. — Ders., Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen im Jahre 1853 (Leipzig 1855.) 104. (Leipzig 1856.) 414. — Krantz, Meteoreisen aus Mexiko 99. — Lenz, Naturgeschichte, Mineral- reich (1856) 487. — Leydolt, neue Methode, die Structur und Zusam- mensetzung der Krystalle zu untersuchen, besonders die Varieläten des rhom- boedrischen Quarzes 103. — Naumann, Tetartoädrie im Tesseralsystem 828. — Nordenskioeld, Kıystallform des Graphit und Chondrodit 486. — Roth, Glimmer nach Andalusit 99. — rom Rath, Zusammensetzung des gelben Apatit von Miask 487. — Rumpf, bayrischer Smirgel 486. — Schill, Analysen badischer Eisenerze 413. — J. L. Smith, wiederholte Untersuchung amerikanischer Mineralien 480. — Tamnau, Kıystallgruppi- rungen des Flusspathes 99. — Voyel, Analyse eines Arsenikkieses. 414. — Volyger, Kıystallographie (Stuttgart 1855) 218. — WVolger, Arvagonit und Caleit 219. — v. Zepharovich,, Jaulingit, neues fossiles Harz. 414. Geologie. Abich, die letzten Erdbeben im nördl. Persien und Kaukasus 123. — Ders., geologische Notizen aus Russland 414. — Beyrich, Lagerung der Kreide- formation im schlesischen Gebirge (Berlin 1855) 120. — Blake, Furchung und Glättung harter Felsen durch trocknen Sand 489. — Boue, Alter der -M Valkane 420. — Coqguand, geologische Beschreibung der permischen For- mation im Departement Aveyron und um Lodeve 416. — Dawson, über einen Jüngst unter Wasser geselzten Wald 489. — ®v. Dechen, geognost. Uebersicht des Regierungsbezirkes Arensberg 104. — Dela Marmora, geolog. Karte von Sardinien 329. — Doeriny, Sleinbrüche bei Kischenew 225. — Ebray, über die faulen Bänke der Steinbrücke 418. — Föt- terle, geolog. Uebersichiskarte des mittleren Theiles von S.-Amerika (Wien 1855) 223. — Fröhlich, Gebiet der Mineralquellen bei Rohitsch 224. — Gaudig, Berichte über die Ausbrüche auf Hawaii 494. — Girard, die norddeuische Ebene (Berlin 1855) 112. — Ders., geolog. Wanderungen I. (Halle 1855) 223. — Göppert, Kalklager zu Paschwitz bei Kantlıı 334. — Haime, Formationen auf Majorka 119. — Hauer u, Fötterle, geolog. Uebersicht der Rergbaue der österreichischen Monarchie (Wien 1855) 124. — Hamilton, Tertiärgebilde Norddeutschlands 490. — Hassenkamp, der Muschelkalk der Rhönberge 334. — Heilquellen der Transvaikaliens 226. — Hopkins, vertikale und meridionale Schieferung 494. — Huyssen Soolquellen des westphälischen Kreidegebirges 227. — Jokely, Urthonschie- fergebiel in der Mitte Böhmens 224. — Kjerulf, das Christianiasilurbek- ken chemisch geogn. untersncht (Christiania 1855) 113.— Köchlin-Schlum- berger, Kieselsteine mit Bindrücken 333. — Liebe, die Beimengungen der Zechsteinkalke und ihre Beziehungen zur Färbung 227, — Liebe, Zechstein des Fürstenthums Reuss-Gera 495. — Literatur 334. — Ludwig, geolog. Specialkarte des Grossherz. Hessen, 1. Section Friedberg ( Darmstadı 1855 ) 112. — Marcou, Geologie der Verein. Staaten und der englischen Provin- zen von N.-Amerika 115. — Marcou, Kreideformation in den Rocky Moun- tains 330. — Mauross, der Asphaltsee auf Trinıdad 487. — Nögge- rath, über einige knochenfuhrende Höhlen im Regierungsb. Arensberg 122. — Pfaff, Schöpfungsgeschichte mit besonderer Berücksichtigung der bibli- schen Schöpfung (Fıankf. 1855) 836. — Perrey, Erdbeben im J. 1854 335. — Peters, die geolog. Verhältnisse des Oberpinzgaues, insbesondere der Centralalpen 108. — Peters, die geolog. Verhältnisse der Nordseite des Radstadter Tauern 09. — Peters, Geologie des mittllereu Theiles von Un- terkärnihen 224. — Planer, Steinkohlenlager des Ural 119. — HJlasti- scher Thon von Paris 321. — Reuss, Beiträge zur geogn. Kenntriss Mäh- rens 107. — F. Römer, devonische Gebilde der Eifel 119. — Roth, veränderte Kreide vom Divisberge bei Belfast 122. — v. Rothhorn u. Ca- naval, Beilräge zur Geognosie von Kärnten Ill. — mw. Russegyer, Erd- beben in Schemnitz am 31. Jan. 123. — sStur, Geologie der Centralalpen zwischen dem Hochgolling und dem Venediger 110. — Tasche, Kieselguhr- lager im Vogelsberge 419. -— Tiger, Unteroolith Englands und im Sarthe Dept. 120. — PVulkanische Erscheinungen im indischen Archipel 124. — v. Wurnsdorf, geogn. Verhältnisse von Carlsbad 223. Paläontologie. Angelin, Palaeontologia scandinavica (Lips. 1854) 132. — Baily, Kreide- pelrefacten aus dem südl. Afrika 424. — Barrande, über Ascoceras als Prototyp von Nautilus 18). — Bornemann, Foraminiferen und Entomo- straceen bei Hermsdorf 499. — Cornuel, Süsswasserconchylien im Neo- comien 129. — Ch. Darwin, a monograph of the fossil Balanidae and Verrueidae of Great Britain (London 1854) 131. — Desor, Synopsis des Echinides fossiles (Paris 1855) 424. — Fr. Edwards, Monographie der eocänen Mollusken Englands Th. 2. 3. 127. — Milne Edwards u. J. Haime, Monographie der britischen fossilen Korallen 125. 230. — Ehr- lich, Beiträge zur Paläontologie und Geognosie von Oberösterreich und Salz- burg (Linz 1855) 140. — Eichwald, über Cryptonymus und Zethus 501. — Fraas, Sqnalina acanthoderma von Nusplingen 138. — Göppert, Flora des Kupferschiefergebirges 229. — Hall, Emmons’sche Petrefacten des ta- conischen Systems 138. — v. Hauer, die Cephalopoden aus dem Lias der nordöstlichen Alpen 425. — Hebert, neue Petrefacten des Pariser Beckens 139, — 0. Heer, die terliäre Flora der Schweiz (Winterthur 1854, 55) vu .421. — Hitchcock, neue Clathropteris im Sandsteine des Connecticutthales 125. — Hoernes, die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien 9. Heft (Wien 1855) 340. — Jones, über paläozoische Entomostraceen 132. — Ders., über Beyrichia 230. — Kiprijanoff, Fischreste im kurskschen Eisensandstein 501; Sängethiere im Diluvinm des Dnieper und Wolgathales 501. — Koch u. Berndt, die im Bernstein befindlichen Crustaceen u. s. w. (Berl. 1854) 3837. — de Koninck, über Davidsonia und Hypodema, nov. gen. Brachiopod. 129. — .Leidy, Bathygnathus, ein neuer Saurier 139. — Leidy, nordamerikanische Megatherien 339. — Lockart, Mastodonkiefer mit:Zahnwechsel 140. — Lycett, über Perna quadrata 127. — Mam- mut u. Mastodon in N.-Amerika 140. — ®v. Meyer, paläontolog. Nolizen 139. — Ders., über Trachyteuthis 501. — Milne Edwards s. Edwards. — Morris und Lycett, Monographie der Mollusken des Grossoolith 3. Th. 128. — Owen, fossile Reptilien der Wälderformation 140. — RBeuss, Foraminiferen und Entomostraceen des meklenburger Kreidegebirges 126. — Reuss, zwei Polypen aus den Hallstädter Schichten 230. — Richter, zur Fauna des thüringischen Zechsteines 499. — F. A. Römer, Grapteli- ıhen am Harz 230. — F. Roemer, über Palaeoteuthis (non dOrb) 500. — Rolle, Echinodeen der obern Juraschichten von Nickolsburg 127. — Sandberger, Anaplotheca nov. gen. Brachiop. 129. — Sharpe, Beschrei- bung der Fossilreste im Kreidekalk Englands 128. — ©». Strombeck , Alter der Belemnitella mucronata und B. quadrata 500. — Tuomey, neue Con- chylien aus dem nordamerikanischen Kreidegebirge 501. — Warren, über- zähliger Zahn bei Mastodon giganteus 140. — Wright, neue Cidariden- galtung Hemipedina 126; neue Hemipedinarten 230: Botanik. Agardh, neue Algen 151. — Beiträge zu den östreichischen Floren von Graf, Kokeil, Josch, Kohlmeier, Pokorny, Pluskal, Kerner, Reichhardt, Bayer 141. — @G. u. A. Bertolini, neue Pflanzen 505. — A. Braun, neue. Algen- galtung Chytridium 152. — Cohn, über Pilze als Ursache von Thierkrank- heiten 340. — Deeke, zur Entwickelungsgeschichte des Embryo von Pedi- eularis sylvatica 427. — Exploration scienlifigue del’ Algerie, Botanique, Phanerogamie 148. — Fischer, Synopsis Astragalorum Tragacantharum 149. — Fourres, Cultur der Nelumbiumarten im Freien 159. — v. Haus- mann, Flora von Tyrol (Innsbruck 1854) 142. — Hartig, Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Pflanzenzelle 242. 343. — Hofmeister, zur Morphologie der Moose 153. — Kreienberg, neue und Nutzpflanzen 504. — Literatur 160. 506. — Martens, über die Farben der Pflanzen 505. — H. v. Mohl, der vorgeblich entscheidende Sieg der Schleidenschen Be- fruchtungslehre 241. -—- Ders., der Primordialschlauch 425. — D. Mül- ler, über Pflanzenindividualität 8342. — K. Müller, neues deutsches Laub- moos 340. — Mwumienerbsen 160. — Oxalis tuberosa als Nahrungs- pflanze 506. — Rabenhorst, die Algen Sachsens (Dresden 1855) 243. — Regel, zur Aegilopslrage 504. — Rink, die Vegetation von Nordgrön- land 142. — Rota, neue Rüslerart 341. — H. Schacht, Entstehung des Keims von Tropaeolum majus 427. — Semenow, über die moskowi- schen Seerosen ]5l. — Serge Stschegeleew, neues Supplement zur Flora altaica 142. — Treul, Bau der geslielten Blätter von Drosera rolundifolia 240. — Tulasne, über Schleidens Befruchtungstheorie 502. — Unger, Anatomie u. Physiologie der Pflanzen (Wien 1855) 347.— E.H. Weber, Vergleichung einiger Theile der Generationsorgane phanerogamer Gewächse mit entsprechenden Theilen bei den Wirbelthieren 156. — Wichura, neue Arten der schlesischen Flora 341. — Ders., über Valeriana sambucifolia und Polygonum bistorta 502. — Zollinger, über die Pflanzenphysiogno- mik im Allgemeinen und diejenigen der Insel Java insbesondere ( Zürich 1855) 158. Zoologie. Baird u. Girard, neue amerikanische Fische 349. — Baird, neue ameri- kanische Frösche 350. — Spencer Bate, über den Panzer und An- VII tennen der Crustaceen 169. — Benson, System der Mollusken 166. — Bergh, Bidrag til en Monographi af Marseniaderne (Kiöbh. 1853) 248. — Blackwall, zwei neue Araneiden 170. — Biyth, zwei neue Re- plilien aus Pegu 173; über indische Spitzmäuse 175. — Boll, ver- schiedene conchyliologische Notizen 347. — Brandt, über die Gattun- gen Gerbillus, Meriones, Rhombomys, Psammomys 252. — Brehm, zu welcher Tageszeit ziehen die Vögel? 250. — Brewer, Ornis von -Wiscon- sin 513. — Bruch, über die Befruchtung des thierischen Eies und über die histologische Deutung desselben (Mainz 1355) 163. — Bruch, Revision der Gattung Larus 174. — Buryess, Lebensweise indischer Vögel 173. — Busch, die Honigbiene (Gotha 1755) 171. — Cassin, nordamerika- nische Faleoniden 350. — Chapuis et Candeze, Verzeichniss der bekann- ten Käferlarven 171. — Clark, über Assiminia Grayana und Rissoa ana- tina 167. — Claudius, de Lagenorhynchis (Kiel 1855) 254. — Con- rad, drei neue Unionen 347. — Conrad, Gould u. Lewis, neue Con- chylien 507. — Couch, neue amerikan. Vögel 350. — Dana, calilor- nische Krebse 507. — Diesiny, Revision der Cercarien 168. — Diesing, sechzehn Gattungen von Binnenwürmern und ihre Arten (Wien 1855) 245. — Duvernoy, die anatomischen Charactere der grossen menschenähnlichen Affen 254. — SS. Fischer, neue russische Daphniden 507. — Fischer, die Familien der Seeschlangen systematisch beschrieben (Hamburg 1855) 248. — Frey, schweizer Lithocolletisarten 170. — ®. Gallenstein,, Kärntens Land- und Süsswasserconchylien 164. — Ders., Reptilien von Kärnten 173. — Gegenbauer , Entwicklungscyelus von Doliolum 167. — Gerstäcker, Rhipiphoridum coleopterorum familiae disposilio systemalica (Berol. 1855) 246. — Giebel, die Säugethiere (Leipz. 1855) 253. — Girard, chile- sische Fische 349. — Gosse, neue Meeresthiere 169. — Gray, neue Thalassidroma 174. — Gruber, Anatomie der Eıngeweide des Leoparden (Petersburg 1855) 430. — Haeckel, Eier der Scomberesoces 172. — Halowell, neue amerikan. Reptilien 349. — Harcourt, Ornis von-Ma- deira 173. — Holbrock, neue Amerikanische Fische 513. — Horsfield, über neue, oder wenig bekannte Säugetbiere in Nepal 251. — Hyril, zur Anatomie der Clupeaceen 5ld. — Kner, neue Welsgattung 512; ichthyo- logische Beiträge 512. — Kölliker,, physiologische Studien über die Sa- menflüssigkeit 160. — Körber, Reptilien bei Augsburg 173. — Layard, über Paludomus 167. — Leconte, über Platynus u seine Verwandte in den nordamerik. Staaten 423. — Ders., über nordamerik. Käfer 509. — Ders., Eintheilung der Schildkröten 5ll. — Loew, neue Beiträge zur Kennt- niss der Dipteren (Meseritz 1855) 507. — Malm, Verzeichniss der bei Christianstadt n. Götheborn vorkommenden Land- u. Süsswassermollusken 347. — Malowsky, über Aspius Owsianka 512. — ®. Martens, die Verbrei- tung der europäischen Land- u. Süsswassergastropoden 164. — Meade, Monograpbie der britischen Phalangiidae 170. — v. Middendorff, Einthei- lung der Pferderassen 350. — Moore, neue nordindische Vögel 173. — Moore, Arten des Ortholomus 174. — Nicolet, Naturgeschichte der Pa- riser Akarinen 169. — Pacher, Käfer um Sagritz u. Heiligenblut 172. — Peters, Käfer aus Mossambique 5ll. — Peters, Uebersicht der in Mossam- bique beobachteten Seefische 247. — Peters, neue Käfer u. Schmetterlinge aus Mossambique 347. — Pfeiffer, über Ennea u. Achatinellen 167. — Radde, Lebensweise der Trappe 429. — A. Schmidt, zwei neue Helixarten 166. — M. Schultz, über die Fortpflanzung der Polythalamien 164. — Schascht, Käfer um Ferlach 172. — Sclater, Tanagraarten 114. — Selys Longchamps , Monographie des Calopterygines ( Bruxelles 1854) 171. — Stimpson, neue Meeresthiere bei Südcarolina 506. — Wagener, die Ent- wickelung der Cestoden (Bonn 1855) 245. — Wedl, helminihologische Notizen 245. — Woodward, beschreibt Muschelthiere 165. Correspondenzblatt: Juli u. August 177, September 255, October 853, No- vember 421, December 515. —HR Zeitschrift | für die Gesammten Naturwissenschaften. 1855. Juli und August. NV VI Das Erdbeben in Wallis vom 25. Juli bis 7. August 1855 €. &. Giebel. Ein Ausflug in die Walliser Alpen während der Zeit des Erdbebens selbst gab mir Gelegenheit, die Wirkungen der heftigen Erschütterungen an Ort und Stelle zu beobach- ten und über wichtige Einzelnheiten desselben von zuver- lässigen Männern Auskunft zu erhalten. So weit die Nach- richten reichen, wurde das Erdbeben noch in einem gros- sen Theil Frankreichs und Süddeutschlands verspürt, hatte aber in Oberwallis und zwar der Visp entlang seinen ei- gentlichen Heerd. Ich traf am 31. Juli in Macugnaga an der Südseite des Monte Rosa ein, ging am 1. August über den Monte Moro nach Saas hinab, am 2. der Saaser Visp entlang nach Vispach am Einfluss der Visp in die Rhone und am 3. im Rhonethal bis Martigni. Die heftigste Erderschütterung ereignete sich in Vis- pach am 25. Juli um 1 Uhr Mittags, der Pfarrer in Stalden gibt die Zeit genauer auf 1 Uhr 10 Minuten, der Pfarrer in Saas auf 12 Uhr 45 Minuten: Differenzen, welche nur in dem verschiedenen Gange der Dorfuhren ihren Grund ha- ben. An demselben Tage wurden noch mehrere schwä- chere Erschütterungen verspürt und am 26. Juli erfolgte nach Aussage des hart betroffenen Besitzers des Hotel du Soleil in Vispach Vormittags 11 Uhr der zweite heftigste Stoss, dem nach der Behauptung des Pfarrers in Vispach bis gegen 2 Uhr noch ein zweiter nicht minder heftiger VI. 1855. 1 2 folgte. Der Pfarrer in Saas vermerkte den stärksten Stoss am 26. um 11 Uhr 30 Minuten Vormittags und der Gast- wirth in Stalden bald nach 10 Uhr. Von Zeit zu Zeit setz- ten sich die schwächern Erschütterungen fort bis am 28. Julium 11 Uhr Vormittags und am 30. Abend 9'/, Uhr wie- der zwei stärkere Stösse bemerkt wurden, die jedoch min- der intensiv als die am 25. und 26. waren. In der Nacht vom 1. zum 2. August wurden in Stalden — in Saas hatte sie Niemand verspürt — wiederum vier ziemlich heftige Erschütterungen wahrgenommen, für welche der Pfarrer in Vispach die Zeit auf früh 2 Uhr, Vormittags 6'/, Uhr und Mittags 1 Uhr genauer angibt. Ueber die Zeit und Zahl der Erschütterungen bringt ein Berichterstatter aus Thierachern, einem kleinen Dorfe eine Stunde von Thun entfernt, in der Berner Zeitung, der Bund, Nro. 209, vom 31. Juli weitere beachtenswerthe Beobachtungen. Nach ihm wurde bereits am 24. Juli Abends 10 Uhr auf den Höhen bei Uebischi 800 — 1000 Fuss über dem Spiegel des Thunersee’s eine Erschütterung wahrge- nommen. Am 25. Juli Mittags 12 Uhr 50 Minuten ereigne- ten sich dann zwei sehr heftige Stösse, denen während 15 Secunden 5 bis 6 schwächere Erschütterungen folgten. Des- selbigen Tages Abends 8 Uhr wurden in 15 Minuten wie- derum 10 Erschütterungen verspürt, am 26. Juli 10 Minu- ten vor 10 Uhr erfolgte der oben erwähnte zweite heftige Stoss, 20 Minuten später ein schwaches Zittern und um 3 Uhr Nachmittags wiederum ein ziemlich starker Stoss. Die Zahl der an beiden Tagen in Thierachern beobachteten stär- kern und schwächeren Erschütterungen gibt der Berichter- statter auf 22 an, der Regierungsstatthalter von Visp für diese Gegend bis zum 26. Abends auf 40. In der Naeht vom 28. zum 29. um 21/, Chr wurden in Thierachern aber- mals vier leichte Erschütterungen beobachtet, und nach dem Bund vom 1. August Nr. 210. am 28. Juli 5 Minuten vor 11 Uhr eine Erschütterung in Bern, Liestal, Basel, in den Kantonen Aargau, Schwyz und Zürich. Die von der Wal- liser Regierung nach Visp abgesandte, aus 3 Mitgliedern bestehende Commission meldete am 3. August Morgens 8 3 Uhr eine ziemlich fühlbare Erschütterung, schwächere am 5. August berichtet soeben die Eidgenössische Zeitung und andere am 7. August das Berner Tageblatt. Die stärksten Stösse wurden in den Vispthälern überall als unterirdischer Donner: vernommen, der Pfarrer in Vispach bezeichnete mir denselben als knallartig, der Wirth im Hotel du Soleil als starken unterirdischen Donner, dem ein gewalti- ges Brausen und Erzittern folgte, der Pfarrer in Stalden als denfurchtbarsten Kanonendonner. Die leichtern Erschütterun- gen vernahm der Pfarrer in Saas als ein Brausen in denBer- gen gleich einem heftigen Sturme. Der Beobachter in Thier- achern spricht von einem dem ersten stärksten Stosse vor- angehenden und begleitenden Rauschen und Brausen eines alle Mauren und Wände durchdringenden Windes. Alle Leute wurden da, wo der erste Stoss sich am heftigsten äusserte, von einem panischen Schreck ergriffen. Sehr beachtenswerth für die horizontale Wirkung der Erschütte- rung ist die völlige Unterbrechung derselben am Gebirgs- stock des Monte Rosa. Jenseits Saas im Saaserthale hin- auf scheint Niemand die Erschütterungen vernommen zu haben, ich erhielt auf alle Anfragen bei den dortigen Be- wohnern und Hirten verneinende Antwort, die Gebäude sind völlig unversehrt geblieben, auch keine Steine von den Ge- hängen herabgerollt. Reisende, die von Zermatt herkamen, gaben mir gleichfalls die Versicherung, dass oberhalb Ni- clas und in der Gegend von Zermatt keine Spuren des Erd- bebens vermerkt wären. Die Geschiebe an der Südseite des Monte Rosa und des Monte Moro zeigten keine Ver- rückung und doch äusserte sich der erste Stoss in dem un- mittelbar am Fusse des Monte Rosa gelegenen Dorfe Ma- ceugnaga in sehr empfindlicher Weise. Der Gastwirth Loch- matter befand sich mit 30 andern Personen jenes Dorfes im Hause des Präsidenten versammelt; Alle stürzten bei der ersten Erschütterung vor Schreck aus dem Hause. Loch- matter vernahm eine zitternde Wellenbewegung mit drei heftigen Stössen. Der jüngere Lochmatter kam gerade im Thal herauf und sah an der Steinbrücke vor dem Dorfe plötz- lich den Thalboden sich so stark wellenförmig bewegen, dass er nicht weiter zu gehen wagte, im selbigen Augen- 1° 4 blick rollte ein grosser Felsblock von der linken Thalwand herab, der ihn fast ergriffen hätte. Die Wirkungen der Erdstösse an Gebäuden und festen Gegenständen sind so manichfacher und, mir wenigstens, so völlig räthselhafter Art, dass ich meine Beobachtungen auf dem Wege von Macugnaga bis Turtmann zur nähern Kenntnissnahme mittheile. In Macugnaga, also an der Südseite des Monte Rosa, wurde vom Pfarrhause ein Theil des Daches und vom Kirch- thurme das Kreuz herabgeworfen. In den starken Mauren der stattlichen Kirche öffneten sich fünf Spalten, stellen- weise bis 3 Zoll weit klaffend, der Kalkbeschlag der innern Wände war herabgefallen und zerstob, die ganze Kirche mit Staubwolken erfüllt, die Bilder von den Wänden und das Marienbild vom Altar lagen auf dem Boden. Macug- naga liegt in etwa 3000 Fuss Meereshöhe. In Saas an der Nordseite des Monte Rosa, in 4550 Fuss Meereshöhe war nur ein schon vorher wankender Schornstein herabgestürzt. Geschirr und Gläser bewegten sich und stürzten zum Theil herab. Uhren, deren Pendel von Ost nach West lief, blieben plötzlich stehen. Wasser und Milch in Gefässen bewegte sich in der Richtung von SW. nach NO. Erst etwa zwei Stunden unterhalb Saas begegnet man den ersten Spuren der gewaltsamen Erschütterung in schma- len Rissen des Weges. Die Wände einer am Wege stehen- den Kapelle waren von feinen Rissen durchzogen und der kleine Thurm derselben zeigte einen nach oben in kleine Risse sich zerschlagenden Spalt. Weiter auf dem Wege nach Stalden hinab mehren sich die Spalten des Weges, sie klaffen 1‘ bis !/,‘, die mörtellosen Maueraufsätze sind eingestürzt, und zahllose von der Thalwand herabgerollte Geschiebe und selbst colossale Felsblöcke überall auf dem Wege zerstreut, die Risse des Weges sind nicht eigentlich als Spaltungen des Bo- dens zu betrachten. Sie folgen überall der Länge des We- ges und da dieser nur aus lockerer Erde und Geschieben an den steilen Gehängen aufgeworfen worden, so vermochte schon eine leichte Erschütterung den Zusammenhang zu lösen. Nur einen einzigen 5‘ weit klaffenden Riss sah ich 5 . an einem Vorsprunge der Thalwand quer über den Weg setzen, ohne dass er sich weiter in die Thalwand hinein verfolgen liess. Bevor man nach Stalden gelangt, muss man die kühn über die Görnervisp gewölbte steinerne Kinn- brücke passiren. Der auf die beiderseitigen Felsen weit und hoch gespannte Bcgen dieser Brücke ist völlig unver- sehrt, dagegen sind die Brustmauren auf ihm zerstört, zer- rissen, stellenweise um einen Fuss breit verrückt, einzelne Steine hinabgeworfen. Ganz unmittelbar an der Brücke, am linken Felsenufer steht eine kleine Kapelle, deren Rückwand eingestürzt und deren Gewölbe zerrissen ist. Etwas über die Brücke hinauf ist der Felsen an beiden Ufern gespalten und der Spalt eine Strecke weit in den Wiesenboden hin- ein zu verfolgen. Wie ist die Erhaltung des kühnen Brü- ckenbogens zu erklären bei der starken Zerstörung der auf ihm befindlichen Mauren, der an ihr stehenden Kapelle und der gewaltsamen Zerklüftung beider Uferfelsen? " Stalden ist ein kleines an der Vereinigung des Saaser und Nielasthales malerisch gelegenes Dorf, dessen meist hölzerne Häuser auf steinern Grundmauren aufgeführt sind. Diese Grundmauren sind sämmtlich geborsten, zerrissen, z. Th. eingestürzt. Die starken Mauren und gewölbten stei- nern Bögen der schönen Kirche sind vielfach geborsten und gespalten, so sehr dass der Eintritt gefährlich ist und eine Reparatur das Gebäude schwerlich wieder zum Got- tesdienst tauglich machen wird. Der Pfarrer hat vor der Kirche einen Altar errichtet und versammelt an diesem seine Gemeinde zum Gottesdienst. Hier wie in Vispach wirkte der erste Stoss am 25. Juli am stärksten, im Niclas- thale aufwärts und in Niclas selbst soll die Erschütterung am 26. Juli verheerender gewesen sein. Kein Haus im Thale bis Niclas hin blieb unverschont. Die herabgeroll- ten Felsblöcke und Geschiebe sind zahlreicher als im Saa- serthal, die Zerstörungen des Weges grösser und die Ge- bäude von Niclas selbst ebenso beschädigt wie in Vispach. Die Kirche an der rechten Thalwand hoch oben über Stal- den, deren malerische Lage mir von dem vorjährigen Be- suche dieser Gegend recht frisch im Gedächtniss geblieben, ist ihres Thurmes beraubt. Auf dem Wege von Stalden 6 nach Vispach werden die Risse zahlreicher und grösser als im Saaserthal, ganze Strecken sind herabgerutscht, zahl- reichere Geschiebe und Blöcke von der Höhe’ herabgeschleu- dert, die Mauern häufiger zerstört. Die steinerne Bogen- brücke bei dem Weiler Neubrück bietet dieselben nur viel weniger auffallenden Erscheinungen als die Kinnbrücke, in- dem ihr Bogen völlig unversehrt, die auf demselben ste- hende Brustmauer aber etwas verschoben und zerrissen ist. Weiterhin ist an der rechten Thalwand an zwei Stellen hoch über dem Wege das Gehänge etwa 20 bis 30 Fuss tief ge- sunken und mit zunehmender Breite herabgerutscht, an er- strer Stelle sind drei starke Quellen hervorgebrochen, wel- che die herabgerutschte Erde in einem breiten Schlamm- strom auf der Wiese der Thalsohle ausbreiteten. Endlich nähert man sich Vispach. Bei dem ersten Anblick des stattlichen Fleckens fällt nur der Mangel aller Schornsteine und der auf Säulen ru- henden Kuppel des Hauptthurmes auf. Sobald man aber die Strassen betritt, befindet man sich in einer Ruine. Die Häuser sind sämmtlich stark beschädigt, unbewohnbar. Die von der Regierung abgesandte Commission glaubt, dass nur etwa 4 oder 5 Gebäude durch Reparaturen wieder in wohnlichen Zustand gesetzt werden können, alle übrigen aber abgebrochen und neu aufgeführt werden müssen. Der grössere Theil des Fleckens und die beiden grossen Kirchen liegen auf einem Felsen, der kleinere Theil auf der Thal- sohle 13 Fuss unter dem Spiegel der Visp. Ein etwa 4’ starker Damm der glücklicher Weise unversehrt geblieben ist, schützt diesen untern Theil vor den Ueberschwemmun- gen der Visp, die hier bei ihrer Mündung in die Rhone brei- ter ist als diese selbst. Die meisten Gebäude sind alte Adelspaläste und Burgen, mit starken massiven Mauren, mit steinern Wendeltreppen. Die Mauern sind geborsten, ihre Spalten klaffen oft Fuss breit. Die Spalten beginnen allermeist oben unter dem Dachsims und in den Fenstern und ziehen sich schmäler werdend nach unten, am stärk- sten sind sie gerade in den Ecken. Indem sich die Ring- mauern der Gebäude auseinander gaben, verloren die Ge- wölbe und Decken ihre Stütze und brachen zusammen. 7 Nur ein Paar Häuser sind völlig zusammengestürzt, an an- dern nur die Ecken, an noch andern die über einanderste- henden Fenster durchbrochen. Ein hoher aus 2 Fuss di- cken Mauren aufgeführter sechseckiger Treppenthurm ist ganz zusammengestürzt. Die beiden stattlichen Gasthäuser, Hotel du Soleil und Hotel dela Post im untern Stadttheil sind völlig ruinirt, ihre Wände von oben nach unten zer- rissen, ihre Decken herabgefallen. Im Gasthause zur Sonne speiste gerade der Nationalrath Barmen mit dem Wegebau- inspector zu Mittag im Saale der Bel-Etage. Bei dem er- sten Stosse fielen beide mit der Decke in das Erdgeschoss hinab und kaum hatten sie sich auf die Strasse geflüchtet, als die Decken der obern Etagen nachstürzten. Wunder- bar, bei der plötzlichen und gewaltsamen Zerstörung aller Gebäude in Vispach ist kein Menschenleben zu beklagen, nur in Gränchen soll ein Knabe erschlagen, ein Mann und eine Frau schwer, doch nicht lebensgefährlich verletzt sein. Entsetzen und Grauen überkam uns bei dem Eintritt in die beiden Kirchen. Ihre Gewölbe sind herabgestürzt und die Schuttmasse bedeckt den Boden. Das finstere, durchlöcherte Dach ruht schauerlich schwankend auf den Ringmauern, an denen noch einige verbogene Orgelpfeifen und lange zerknickte und gekrümmte Eisenstangen hängen. Die Kan- zel und der Altar der höher gelegenen, frühern Adelskir- che blieb unversehrt. Der wohl 130 bis 150 Fuss hohe Thurm dieser Kirche zeigt nur sehr schwache Risse, aber seine schöne von sehs Säulen getragene Kuppel ist herab- gestürzt und der in dieser befindliche Glockenstuhl mit den Glocken in das Innere des Thurmes gesunken. Die Säu- len der Kuppel etwa sechs Fuss lang liegen zerstreut am Thurme, die eine schlug durch das Dach und die Decke des etwa 15 Schritt entfernten Pfarrhauses, die anderen auf dem Pfarrhofe und neben dem Thurme bis 1!/, Fuss tief in den Boden. Von Vispach im Rhonethal abwärts sieht man hie und da noch feine Risse auf der Strasse, doch sind dieselben sehr unbedeutend, so dass die Strasse selbst keiner Repa- ratur bedarf. Weiterhin sind noch einige Häuser etwas be- schädigt, Schornsteine herabgestürzt und in Turtmann, 21/, 8 Stunde von Vispach, zeigen sich die letzten feinen Risse in einzelnen Mauren. Aufwärts im Rhonethal bis Brieg hin äusserten sich, wie ich in Vispach hörte, die Erschütterungen nur schwach und verursachten keinen erheblichen Schaden an Gebäu- den und den Strassen. Auch längs des rechten Ufers der Rhone blieben die Wirkungen schadlos. . Den Zeitungsnach- richten zufolge sind indess auch an andern Orten die Kraft- äusserungen noch sehr empfindlich gewesen. So meldet die Luzerner Zeitung vom 30. Juli, dass das Gewölbe der Je- suitenkirche in Luzern so sehr gelitten habe, dass der Got- tesdienst eingestellt werden musste. Im Leukerbad sind nur einige Schornsteine herabgestürzt, obwohl bei den hef- tigsten Erschütterungen die Häuser geschwankt haben. Wei- terhin wurden nur leichte 'und bewegliche Gegenstände in Bewegung gesetzt: in Bad Blumenstein schlugen alle Glo- cken an, Küchengeschirr fiel auf den Boden, und die Flüs- sigkeiten in Gefässen liefen über. Im Rheinthal hinter Alt- stätten klirrten gleichfalls während des ersten Stosses am 25. Juli Gläser und schwankendes Geschirr fiel zu Boden. Die gleichen Erscheinungen meldet nach dem Siecle vom 31. Juli Babinet an Arago von Chapareillan im Isere De- partement, das Journal des Debats aus Strassburg, Dijon, Grenoble, Lyon, Besancon u. v. a. O. Die stark strömende Visp ist von den Erschütterungen nicht betroffen worden, Nur wo dem untern Theil vom Vis- pach gegenüber am steilen Felsufer die Scheibe zum Schies- sen aufgestellt ist, sah Jemand während des ersten Stos- ses das Wasser zu einem Kegel von sehr bedeutender Höhe sich erheben und sogleich wieder zurücksinken. Desto zahlreichere Erscheinungen bieten aber die Quellen. In Vispach hatte ein Springbrunnen seit einer langen Reihe von Jahren sein Wasser verloren, seit dem ersten Stosse vom 25. Juli fliesst er wieder. Das Gasthaus zur Sonne in Vispach, obwohl tief unter dem Spiegel der Visp gele- gen, hatte stets einen sehr trocknen Keller, bei der ersten Erschütterung füllte sich derselbe mit klarem Wasser, wel- ches bei meiner Anwesenheit noch nicht gesunken war. Im Vispthale hinauf sind nach Aussage des Pfarres in Vis- PR 9 | pach alle Brunnen wasserreicher geworden, im Rhonethal .dagegen nach beiden Seiten hin merklich wasserärmer. Bei Saas sind an der westlichen Thalseite drei Quellen stark getrübt und an der östlichen eine in gleichem Grade und bei meiner Anwesenheit noch nicht wieder klar geworden. Im Thale entlang bis -Vispach hinab sind mehrere Quellen versiegt, dagegen zahlreiche neue hervorgebrochen, von denen einige sehr wasserreich sind und sich tiefe Rinnen gefurcht haben. Während meiner Durchreise wurde ihr, dem Saumpfade verderblicher Lauf bereits geregelt, die Rinnsäle früherer Giessbäche lagen trocken. Auch in Stal- den und Niclas sind Quellen versiegt und viele neue her- vorgebrochen. Den Zeitungsberichten nach hat die warme Quelle des Leukerbades plötzlich eine bläuliche Farbe an- genommen, doch eine andere Veränderungen nicht erlitten. Im Betragen der Thiere wurden minder auffallende Veränderungen wahrgenommen als sonst bei heftigen Er- schütterungen. In Vispach heulten einige Hunde ungewöhn- lich, andere verkrochen sich ängstlich, auch die Katzen waren unruhig, der muntre Gesang der Vögel verstummte schon am Vormittag des 23. Juli und erst seit dem 1. Au- gust kamen die Vögel wieder zum Vorschein und began- nen ihren Gesang. Die Kühe in Stalden waren unruhig und einige frassen am 25. und 26. Juli gar nicht. Im Saas- thale aufwärts und jenseits des Monte Rosa in Macugnaga war das Betragen der Thiere völlig unverändert. Die Witterung scheint von dem Erdbeben selbst nicht tangirt zu sein. In Vispach fiel am 25. Juli ein schwa- cher Regen und ein Regenbogen zeigte sich ohne irgend eine ungewöhnliche Erscheinung. Ueber Macugnaga war der uns ganz heiter und rein. Der Beobachter in Thier- verzeichnete am 24. Juli helles und warmes Wetter, NOWind, ; 20 R. Luftwärme, gegen Abend schwül, Gewit- terwolken, Aenderung des Windes nach S, um 7 Uhr Abends ein Gewitter, während der Nacht Regengüsse bei 10—15° R. am 25. Juli früh heftiger Regen bei 12° R SWWind mit ganz bewölktem Himmel, die Regengüsse mit kurzen Unterbrechungen den ganzen Tag anhaltend und am Abend sehr stark, dann hellte sich der Himmel auf und 10 der Mond schien. In andern nahen und fernen Gegenden war der Himmel theils frei, theils bewölkt. Ueber die ganze horizontale Ausdehnung dieses Erd- bebens lässt sich zur Zeit noch keine sichere Kunde ge- ben. Nach den mir vorliegenden Zeitungsberichten wur- den die Erschütterungen nach Deutschland hinein im Oden- walde, in Karlsruhe, Freiburg, im badischen Oberlande, in Stuttgart verspürt, in der Schweiz fast überall, nach Sü- den hinab in Turin ziemlich empfindlich, nach Frankreich hinein in Strassburg, Mühlhausen, Nancy, Lyon und nach dem Siecle auch in Paris. Das Erdbeben scheint daher das weitest verbreiteste und heftigste zu sein, welches die Schweiz seit den Wir- kungen des Lissaboner Erdkebens, also seit nunmehr 100 Jahren betroffen hat. Auch damals war es Oberwallis und besonders Brieg, wo die Erschütterungen am heftigsten sich äusserten. In Wallis überhaupt werden schwächere Erschütterungen viel häufiger als in andern Theilen der Schweiz, als in Deutschland und Frankreieh verspürt. Das dem gegenwärtigen an Heftigkeit sich zumeist annähernde Erdbeben in diesem Jahrhundert dürfte das vom 15. März 1817 sein, welches sich gleichfalls über die ganze Schweiz verbreitete und im Chamonixthale seinen Heerd hatte. Einer Nachricht der mir vorliegenden Nummer des schweizerischen Postheiri zufolge beabsichtigt Herr O. Vol- ger alle Beobachtungen und Nachrichten über das gegen- wärtige Ereigniss zu sammeln und dürfen wir daher einer umfassenden wissenschaftlichen Darstellung entgegensehen. Bern am 12. August 1855. 11 Ueber die Destillationsproduete der stearinsauren Kalk- erde, namentlich über das Stearon von w. Heintz. (Aus Poggend. Ann. Bd. 96. milgetheill von dem Verfasser.) Aus meiner Untersuchung der Zersetzungsproducte, welche bei der Destillation des Stearinsäurehydrats entste- hen, (siehe Bd. V. S. 111.), geht hervor, dass der Vor- gang bei dieser Operation insofern ein complieirter ist, als mehrere Prozesse neben einander hergehen. Ein gros- ser Theil der Stearinsäure destillirt unverändert über, ein anderer weit kleinerer zerlegt sich in Säuren der Fett- säurereihe mit minderem Kohlenstoff- und Wasserstoffgehalt und in Kohlenwasserstoffe von der Formel C’H?, ein dritter endlich zerlegt sich in Kohlensäure, Wasser und Stearon, welches letztere selbst zum Theil in Ketone von minderem Kohlenstoffgehalt und Kohlenwasserstoffe von der Formel CH" zerlegt wird. Diese Zersetzungsprozesse habe ich dort durch folgende Gleichungen ausgedrückt: 1. C3B30O:=-CPO°!L0H—Es—n II. C36H°°0°=C0°+H0--C°5H350 HI: C?H350 =e370 0328357 Zwar erscheint diese“Ansicht über die Vorgänge bei der trocknen Destillation der Stearinsäure durch die in der eitirten Arbeit beschriebenen Versuche vollständig begrün- det, allein dennoch hieltich es für nützlich, sie durch Ver- suche zu stützen, die in einer Weise angestellt sind, um den Vorgang bei der Zersetzung der Stearinsäure zu ver- einfachen. Hierzu schien mir nichts geeigneter, als diese Säure an eine starke Basis zu binden und die entstandene Verbindung der trocknen Destillation zu unterwerfen. Hier- bei muss nothwendig der Prozess der Destillatin unzersetz- ter Stearinsäure gehemmt sein. Auch kann schwerlich die durch die Gleichung I. ausgedrückte Zersetzung Statt fin- den, da sie darch die Gegenwart der starken Basis er- schwert, dagegen die durch die Gleichung U. ausgedrückte 12 durch die Verwandtschaft der Kohlensäure zu derselben er- leichtert werden muss. Es kann daher nur die Zersetzung Statt finden, welche durch die Gleichung I., die nur in (C?°H3503--RO)=(CO°+-RO)+C?3H350 umzuformen ist, aus- gedrückte Zersetzung erleiden. Dass in der That bei der trocknen Destillation der stearinsauren Kalkerde nichts entsteht, als Stearon und an- dere Ketone und Kohlenwasserstoffe von der Formel C’H», wird der Verfolg dieser‘ Arbeit lehren. Nur muss hinzuge- fügt werden, dass bei Anwendung zu grosser Hitze sich auch etwas Grubengas bilden kann, was jedoch nur unter Schwärzung des rückständig bleibenden kohlensauren Kalkes, also unter Kohleabscheidung geschieht. Dies deutet dar- auf hin, dass dieses Gas nur Product der Zersetzung des Kohlenwasserstoffs (C’HP) ist. Die Destillationsproducte der stearinsauren ' Kalkerde sind zuerst von Bussy’) untersucht worden, der darin ei- nen festen Körper fand, den er Stearon nannte und als was- serfreie Stearinsäure betrachtete, aus der soviel Aquivalente Kohlensäure ausgetreten sind, als die Basis zu sättigen ver- mag. Aus Redtenbacher’s**) Untersuchung der Destilla- tionsproducte der Stearinsäure schien hervorzugehen, dass ein solches Stearon nicht existire, wie ich das schon in der im Eingang eitirten Arbeit (S. 121.) erwähnt habe. Die Frage, ob wirklich bei der trocknen Destillation der stearin- sauren Kalkerde Stearon d. h. ein Körper von der Zusam- mensetzung C?°’H’’O, entstehe, ist erst in neuester Zeit von Neuem der experimentellen Prüfung unterworfen wor- den und zwar durch Rowney***). Dieser schliesst aus sei- nen Versuchen, dass hiebei weder Stearon, noch Margaron entstehe, sondern ein Körper von der Formel C?®H?30, den er Stearon nennt. Allein da er zur Darstellung des Stearon’s nicht reine Stearinsäure angewendet hat, sondern Säure, welche von den Stearinsäurefabriken geliefert wird und die ein Gemenge *) Annales de Chimie et de Physique T. 53. p. 398* Ann, der Chem. und Pharm. Bd. 9. S. 269°. ”*) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 35. S. 259. * #**) The quaterly journal of the chemical society, Vol. VI. (1853) p. 45.* 13 von Stearinsäure mit Palmitinsäure, vielleicht auch mit My- ristinsäure ist, so folgt aus seinen Versuchen nicht, dass dieser Körper ein Zersetzungsproduct grade der Stearinsäure sei. Ich vermuthe, dass Rowney eine Mischung der Ketone der genannten drei Säuren unter Händen gehabt hat. Mit dieser Annahme lassen sich alle von ihm gefundenen That- sachen in Uebereinstimmung bringen. Die vorliegende Ar- beit wird darthun, dass bei der Destillation der reinen Stea- rinsäure mit Kalkerdehydrat oder der stearinsauren Kalk- erde ein Körper entsteht, der einen grösseren Kohlenstoff- gehalt und einen um mehr als 10°C höheren Schmelzpunkt besitzt als der von Rowney Stearon genannte Körper. Die Ansicht also, welche Rowney ausspricht, dass bei der De- stillation der Kalksalze der kohlenstoffreicheren Säuren der Fettsäurereihe die ihm entsprechenden Ketone nicht entste- hen, sondern statt ihrer kohlenstoffärmere Ketone, darf nicht ferner festgehalten werden. Als Material zur Gewinnung der Destillationsproducte der stearinsauren Kalkerde wendete ich Stearinsäure an, deren Schmelzpunkt bei 69,°1—69,°2C lag und deren Rein- heit ich durch die Versuche dargethan hatte, welche ich in meinen früheren Arbeiten über die thierischen Fette beschrie- ben habe. Theils mischte ich diese Säure im geschmolze- nen Zustande mit Kalkhydrat und unterwarf das Product dieser Mischung der trocknen Destillation, theils fällte ich in Ammoniakflüssigkeit heiss gelösste Stearinsäure durch eine Lösung von Chlorcalecium, filtrirte den Niederschlag ab, wusch ihn mit Wasser aus und zersetzte die so gewon- nene stearinsaure Kalkerde in einem Destillationsapparate durch Hitze. In beiden Fällen waren, wie zu erwarten, die Producte der Zersetzung dieselben. Um alle Producte der Zersetzung der stearinsauren Kalkerde, auch die gasförmigen, gleichzeitig möglichst rein aufzusammeln, füllte ich dieselbe in ein an einem Ende in ein dünnes Rohr ausgezogenes Verbrennungsrohr, so dass sie die dem ausgezogenen Ende desselben zugekehrte Hälfte desselben einnahm, bog dann den leeren Theil des Rohrs 4mal knieartig. Hinter der stearinsauren Kalkerde blieb ein Theil des 14 Rohres leer und der letzte Theil wurde mit Stücken von geschmolzenem kaustischen Kali gefüllt. An die Oeffnung des Rohrs wurde dann ein mehr als 28 Zoll langes Gas- leitungsrohr durch einen mit Siegellack eingekitteteten Kork luftdicht schliessend befestigt und mit seiner untern Oeff- nung in Quecksilber getaucht. Nachdem das Rohr so vorgerichtet und der Theil des- selben über der Verbrennungslampe aufgehängt worden war, befestigte ich an seinem ausgezogenen Ende einen mit ei- nem langen Chlorcaleiumrohr verbundenen schon vollstän- dig mit Kohlensäure gefüllten Kohlensäureapparat, der die- ses Gas mit grosser Heftigkeit entwickelte und liess es ei- nige Minuten hindurchströmen um die atmosphärische Luft einigermaassen zu entfernen. Darauf schmelzte ich das aus- gezogene Ende zu und überliess den Apparat einige Zeit sich selbst. Das Gasleitungsrohr füllte sich dadurch allmä- lig mit Quecksilber. Nachdem alle Kohlensäure absorbirt war, brachte ich eine mit Quecksilber vollkommen gefüllte graduirte Glocke über die Mündung des Gasleitungsrohrs und leitete nun die Zersetzung der stearinsauren Kalkerde durch Hitze von dem zugeschmelzten Ende beginnend ein. In dem leeren Theil des Rohres sammelte sich nun der nicht gasförmige Theil der Destillationsproducte auch der gröss- te Theil des Wassers an, während der Rest desselben, so wie die etwa durch Zersetzung der gebildeten kohlensauren Kalkerde durch Hitze frei gewordene Kohlensäure von dem kaustischen Kali absorbirt wurde. Dasjenige Gas endlich, welches dieser Körper nicht verdichtete, wurde, nachdem der zuerst entweichende Theil desselben besonders aufgefangen war, um den Rest von Luft, der in dem Rohr noch enthal- ten sein musste, zu entfernen, in der Glocke aufgefangen. Die Untersuchung dieser gasförmigen Zersetzungspro- ducte geschah nach der von Bunsen zu hoher Vollkommen- heit gebrachten eudiometrischen Methode. Zuerst brachte ich eine an einen Draht befestigte Kalikugel in die Glocke, um Kohlensäure und Wasser, wenn sie nicht vollständig in dem Zersetzungsrohr absorbirt worden sein sollten, zu ent- fernen. Darauf liess ich der Formel C"H" gemäss zusam- mengesetzte Kohlenwasserstoffe durch bei gewöhnlicher Tem- 15 peratur feste rauchende Schwefelsäure absorbiren, welche in eine an einen Platindraht befestigte Koakskugel eingeso- gen war, entfernte die gebildete schwefelige Säure und Schwefelsäure durch nach einander eingebrachte ebenfalls an Platindraht befestigte Braunstein und Kalikugeln, und bestimmte durch den Verlust das Volum der durch rau- chende Schwefelsäure absorbirbaren Kohlenwasserstoffe. Das rückständige Gas untersuchte ich durch Verpuf- fung mit überschüssigem Sauerstoff und Absorption der ge- bildeten Kohlensäure durch eine Kalikugel. Nach dersel- ben Methode wurde, um zu beweisen, dass das durch Schwefelsäure absorbirbare Gas aus Kohlenwasserstoffen von der Formel C”H" bestand, das ursprüngliche Gas un- tersucht. Zur Controle der Resultate dieser Analyse unterwarf ich auch das zuerst aufgefangene lufthaltige Gas, dem sich durch einen Zufall noch mehr Luft beigemischt hatte, der- selben Analyse, nur unterliess ich in diesem Falle die noch- malige Verpuffung des durch Schwefelsäure nicht absorbir- baren Theils des Gases, Die Resultate der Versuche sind folgende: Analyse I, Absorptions - Analyse. Isq "wm 09, U 200 !aq sex) sauay 7013 jne J110npay 1. Vol. des Gases 36,31 Cub. C. bei 6%,8 Cu. 754,6 Mm. Barst.trock.! 8 2. Nach Absorplion Schwelelsäure etc. 24,19 - - - 607 - - 760,1 - - trocken] 23,61 oo m [02] Verbrennungs-Analyse des nicht absorbirten Theils des Gases. 3. Vol. des Sauer- stoffs zur Verpuf- fung des Gases 128,19 - - - 608 -- 759,6 - - feucht | 123,80 4. Sauerstoff+ Gas 147,87 - - - 6093 -- 759,9 - - feucht | 142,68 5. Nach der Verpuf- fung 109,00 - - - 661 -- 756,7 - - feucht | 105,17 6. Nach Absorption der Kohlensäure 89,62 - - - 694 - - 750,5 - - trocken] 86,47 ® 16 Verbrennungs-Analyse des ursprünglichen Gases durch Verpuffung. *) Isg "un 092 N I00 Sıq ser) saua} -704) JueJ11onpay a sr EEE m a a al 7. Vol. des Gases 18,87 Cab. C.bei 150,4 C.u. 649,1 Mm. Barst. trock.| 1 8. Vol. des im Rohr rückstländigen Ga- {ba 1 ID oa ses 3,18 = = = 1090,8.,....5667, 5 2 2 stroeken). 49,60 9. Vol. des Sauer- stofls A, = 756,109, 7, Mrocken] 44.97 10. Nach der Ver- puffung Sri 3:179,0 FEN 756,927 4 fencht 1 30,68 11. Nach Absorp- tion der Kohlen- säure 14,14 - - - 16092 - - 597,9 - - trocken| "19,50 12. Rückständiges Gas + Wasserstoff 65,94 - - - 1696 - - 757,9 - - trocken) 61,98 13. Nach der Ver- puffung 83,222 =,,= = 169,9. =, 757,0, — - feucht | 80,60 Hiernach enthalten: 35,18 C. c. Gas 11,57 C. c. Kohlenwasserstoffl (CHR) — 32,89 p. C. N - 28,61 - Grubengas + Luft (?) —= 67,llp. ©. 12,65 - - 10,06 .- Koblegas — 7519,53... 16. = 2 - 28,78 - Wasserstofflgas = Hear 0 - - 0,05 - Luft = 0,40 p. €. daraus folgt ein Gehalt an Grubengas von 66,71 p. €. 66,71 Vol. Grubengas enthalten 133,42 Vol. Wasserstoff und 83,95 Vol. Kohlegas, Zieht man diese Mengen Kohlegas und Wasserstoff- gas von den bei der Analyse des gemischten Gases direct gefundenen Mengen ab, so blieben 94,09 Vol. Wasserstoff- gas und 46,18 Vol. Kohlegas, welche Zahlen nahe zu in dem Verhältniss von 2:1 stehen, wie bei den der Formel CH? gemäss zusammengesetzten Gasen der Fall sein muss. Dieses Gas ist aber nicht reines ölbildendes Gas, sondern mit einem andern C"Hr von höherem specifischen Gewicht gemischt, denn diese 94,09 Vol. Wasserstoff und 46,18 Vol. Kohlegas waren in 32,89 Vol. Gas enthalten. Das Ver- dichtungsverhältniss ist nahe das des aus C°H® bestehen- *) Bei dieser Analyse wurde das Gas in einem besonderen Rohr abge- messen und allmälig dem Sauerstoff im Eudiometer beigemischt und so mehrmals verpufft, um nicht die Menge des beizumischenden Sauerstoffs zu gross werden zu lassen, so dass die Menge des verbrauchten Sauerstoffs bestimmt werden konnte, 17 den Kohlenwasserstoffs. Allein man darf ohne Zweifel an nehmen, dass mehrere Kohlenwasserstoffe von der Formel C’H? in dem Gase zugegen waren. Dass das nach Absorption des C’H? durch Schwefel- säure zurückbleibende Gas wirklich Grubengas war, geht aus den Messungen 3— 6 hervor. Danach bestehen 18,88 C.c. dieses Gases, wenn man berücksichtigt, dass 67,11 Vol. desselben 0,40 Vol. Luft enthalten, aus 9,35 C. c. Kohle- gas, 37,48 C. c. Wasserstoffgas und 0,11 C. c. Luft. Das Verhältniss des Kohlegases zum Wasserstoffgas ist ganz nahe gleich 1:4 und das Verdichtungsverhältniss sehr nahe gleich 10:4, wie dies beim Grubengas der Fall ist. SIEIE ar Analyse Il. een. za, Absorptionsanalyse Di 1. Vol. des Gases 26,59 C.c. bei .90, C.u. 760,8 Mm.Barst. trock.| 25,77 2. Nach Absorption durch Schwefelsäure 20,43 - - 995 - - 757,6 - - trocken] 19,63 Verbrennungsanalyse des gemischten Gases 3. Vol. des Gases 21,32 - - 1494 - - 755,75 - - trocken] 20,14 4. Vol. des rückstän- digen Gases 2,68 - - 139,0 - - 580,8 - - trocken 1,92 5. Sauerstoff 42,21 - - 1295 -- 746,2 - - trocken) 40,57 6. Nach der Verpuf- fung 42,438 - - 1294 -- 748,38 - - feucht | 39,39 7. Nach Absorption der Kohlensäure 24,85 - - 1191 -- 754,0 - - trocken) 23,69 8. Rückständiges Gas + Wasserstoff 100,79 - - 11098 - - 756,2 - - trocken) 96,13 9. Nach der Verpuf- fung 49,85 - - 909 - - 754,15 - - feucht | 468,69 Hiernach enthalten: 25,77 C. c. Gas 6,09 C. c. Kohlenwasserstoff (CnHn) = 23,63 p. C. - - - 19,68 - Grubengas + Luft 15163. 02 118,227, - . 7,80. - Kohlegas = 42,26 p. C. - - - 7,21 - Stickstoff — BITTER - - - 901 - Luft = 49,75 p. C. 13,22 - - 9,21 _- brennbares Gas — 5 - - - 920,38 - Wasserstoffgas = 111,86 p. €. Hieraus folgt ein Gehalt an Grubengas von 26,92 p. C. 26,92 Vol, Grubengas enthalten 13,46 Vol. Kohlegas und 53,84 Vol. Wasserstoff, 2 18 Zieht man diese Mengen Kohlegas und Wasserstoff- gas von den bei der Verbrennungs-Analyse direet gefunde- nen Mengen ab, so bleiben 28,80 Vol. Kohlegas und 58,02 Vol. Wasserstoffgas.. Auch hier ist das Verhältniss des Kohlenstoffs und Wasserstoffs nahe gleich 1:2, wie bei den Kohlenwasserstoffen der Formel C’H". Diese 86,82 Vol. sind verdichtet zu 23,63 Vol., welche Zahlen dem Verdich- tungsverhältniss des ölbildenden Gases nicht entsprechen. Auch in diesem Gase muss ein specifisch schwereres Gas enthalten gewesen sein, allein das Verdichtungsverhältniss ist hier dennoch ein anderes (nämlich 100 : 27,2) als bei der ersten Analyse gefunden wurde, (nämlich 100 :23,5). Hier- aus folgt, dass das durch Schwefelsäure absorbirbare Gas, welches bei der trockenen Destillation der stearinsauren Kalkerde entsteht, ein Gemenge von Kohlenwasserstoffen von der Formel C’H* ist. Das dadurch nicht absorbirbare ist, wie schon oben bewiesen, reines Grubengas. Der Theil der Destillationsproducte der stearinsauren Kalkerde, welcher sich in dem leeren Theile des zur Zer- setzung dienenden Rohrs angesammelt hatte, war anfänglich flüssig, erstarrte aber bald zu einer fast vollkommen farblosen krystallinischen Masse. Er schwamm auf dem ebenfalls hier angesammelten Wasser, das keine saure Reaction besass, wie auch in dem fettähnlichen Destillationsproduct keine fette Säure aufgefunden werden konnte. Diese Substanz wurde mit Wasser anhaltend gekocht, um eine geringe Menge eines riechenden Körpers zu ent- fernen. So gereinigt schmolz sie bei 81,5 C., besass also gleich anfangs einen um 5°,5 C. höhern Schmelzpunkt, als das Stearen von Rowney, dessen Schmelzpunkt in gerei- nigtem Zustande bei 76° C. lag. Zur Reinigung dieses Körpers verliess ich den bisher gebräuchlichen Weg der Umkrystallisation aus Aether, weil derselbe in diesem Lösungsmittel selbst im Kochen nur schwer löslich ist und beim Erkalten sich fast vollkommen wieder abscheidet, man daher nicht hoffen darf, ihn durch diese Operation wesentlich zu reinigen. Statt dessen kochte ich ihn im fein zerriebenen Zustande mit Alkohol und Sil- 19 trirte die Lösung kochend mit Hülfe eines auf fast 100° C. er- hitzten Wasserbadtrichters.. Den Rücktand auf dem Filtrum wusch ich mit kochendem Alkohol nochmals aus, presste ihn dann noch heiss aus, und bestimmte seinen Schmelz- punkt. Diese Operation wurde nochmals wiederholt, da- durch stieg der Schmelzpunkt des Körpers anfangs bedeu- tend, später langsamer, bis er endlich dadurch nicht wei- ter verändert werden Konnte. Von 819,5 C. stieg der Schmelzpunkt dieses Destilla- tionsproducts bei dem Isten Auskochen mit Alkohol auf 850,3 C. - .- ten - - - 2 SC. - .-.. dten - - - =. 80.2.0. - - . 4ten - - - - 87°,6C. - .- . Öten - - - -1.879,8C. - =. 6ten - - - - 87%,3C. ei arten - - - - .87°,8C. Später habe ich übrigens bemerkt, dass es durch Aus- kochen mit Aether, Filtriren der erkalteten Lösung und mehrmalige Wiederholung dieser Operation mit dem unge- löst gebliebenen Rückstande noch schneller gelingt, diese Substanz rein darzustellen. Der so gewonnene Körper be- sitzt ganz dieselben Eigenschaften, wie das am schwersten schmelzende Produet der trockenen Destillation der Stearin- säure, welche ich Bd. V. $. 121. beschrieben habe. Selbst der Schmelzpunkt differirt nur um 0°,3 C., eine Differenz, die allein daher rührt, dass es mir bei der geringen Menge der mir zu Gebote stehenden Substanz nicht gelang, durch Umkrystallisiren aus Aether diesen vollkommen rein zu erhal- ten. Er ist selbst in kochendem Aether schwer löslich und krystallisirt aus dieser Lösung beim Erkalten in klei- nen, zarten, perlmutterglänzenden Blättchen fast vollkom- men wieder heraus. In Wasser ist er unlöslich, in Alko- hol, selbst kochendem nur sehr wenig löslich. Durch Rei- ben wird er äusserst stark electrisch. Die Elementarana- lyse bewies, dass er mit dem bei der Destillation der Stea- rinsäure erhaltenen Körper identisch ist. Er ist das reine Stearon. SER 230 Bei der Analyse erhielt ich folgende Zahlen: I I berechnet Kohlenstoff 82,82 82,99 83,00 35 C Wasserstoff 13,94 13,90 13,83 35H Sauerstoff Bo: 3,11 3,17 10 100 100 100 Schon im Eingang zu dieser Arbeit habe ich erwähnt, dass Rowney das schwerste in Aether lösliche Destillations- product des Kalksalzes der Stearinsäure der Fabriken Stea- ren genannt und ihm die Formel C?°®H?®O zuertheilt hat. Diese Formel begründet er namentlich durch die Untersu- chung eines durch Brom erzeugten Substitutionsproducts. Es unterliegt auch keinem Zweifel, dass die analytischen Resultate, die Rowney sowohl bei Untersuchung seines Stearens als des daraus durch Brom enthaltenen Zersetzungs- products erhielt, jene Formel festzustellen scheinen. Es schien mir wesentlich, zu versuchen, ob das von mir aus der reinen stearinsauren Kalkerde durch Destillation ge- wonnene Stearon ein ähnliches bromhaltiges Product lie- fern werde. Zu dem Zweck verfuhr ich ganz wie Rowney. — Das Stearon wurde durch gelinde Wärme in einem klei- nen Kölbchen flüssig gemacht und überschüssiges Brom hinzugesetzt. Sogleich entwickelte sich Bromwasserstoff- säure und eine rothe ölige Substanz bildete sich. Als ich diese letztere mit Wasser schüttelte wurde sie fest. Ich trennte darauf das überschüssige Brom durch Waschen mit ammoniakhaltigem Wasser und endlich mit kaltem Alkohol. Durch Umkrystallisiren aus Aether, worin das Product weit leichter löslich war, als das Stearon selbst, erhielt ich das Brom enthaltende Product rein. Das bei der ersten Krystal- lisation aus dem Aether heraus krystallisirende schmolz bei 70° C., während das nach dem Verdunsten der Aether- lösung zurück bleibende bei 53° C. flüssig wurde. Der Schmelzpunkt von jenem erhöhte sich bei der zweiten Um- krystallisation auf 72° C. Bei einem zweiten Versuch aus einer grösseren Menge Stearon das Bromstearon, wie man diesen Körper nennen kann, zu erhalten, erhitzte sich die Masse weit stärker und 21 aus dem erhaltenen Product könnte ich kein Bromstearon gewinnen. Offenbar war hier der Substitutionsprocess wei- ter vorgerückt und dadurch neben Bromstearon ein viel leichter schmelzbarer in Aether äusserst leicht löslicher Körper gebildet, den. von jenem zu scheiden mir nicht gelang. Dieser Umstand beschränkte mich bei der Untersu- chung des gewonnenen Bromstearon’s auf eine sehr kleine Menge Substanz. Die Resultate derselben beweisen aber dennoch unwidersprechlich, dass dieser Körper ein Stea- ron ist, in welchem ein Aequivalent Wasserstoff durch ein Aequivalent Brom vertreten wird. Das Bromstearon krystallisirt aus der ätherischen Lö- sung in deutlichen, blättrigen Krystallen, die in kaltem Aether ziemlich leicht löslich sind. Es schmilzt bei 72° C., der Schmelzpunkt liegt aber etwa 15°,8 niedriger als der des Stearon’s selbst. Rowney’s Bromstearen schmilzt da- gegen bei 43°—45° C., also etwa 31— 33° C. niedriger als sein Stearen, das bei 76° C. flüssig wird. Dass beide Brom enthaltende Körper nicht identisch sein können, ver- steht sich von selbst. Dies wird durch die Analyse voll- kommen bestätigt, durch die ich folgende Resultate erhielt. I II berechnet Kohlenstoff — 63,03 63,26 35 C. Wasetof — 1035 10,24 34 H. Sauerstoff — — 2,41 10. Brom 24,38 — 24,09 1 Br. 100 334 Das Bromstearon besteht daher aus os) Br | ©. Dieser Körper ist also in der That als Stearon zu be- trachten, in dem ein Aequivalent Brom an die Stelle eines Aequivalents Wasserstoff getreten ist, und seine Zusam- mensetzung bestätigt vollkommen die oben für das Stearon aufgestellte Formel C3°H350 oder C7°H00?. Bei der Reinigung des rohen Stearon’s durch kochen- den Alkohol schied sich beim Erkalten der filtrirten Lösung eine Substanz aus, die ich abpresste und nochmals mit Dip) wenig heissen Alkohols auskochte. Die hiebei auf dem Fil- trum bleibende Substanz schmolz bei 79° C., die aus der filtrirten Lösung herauskrystallisirende bei 72°C. Obgleich beide Substanzen entschieden unrein waren, so analysirte ich sie doch, um zu ermitteln ob die dem Stearon darin beigemischte Substanz der Reihe der Kohlenwasserstoffe CH" oder den Ketonen C”H"@ oder keiner dieser Reihen angehöre. Ich fand folgende Zusammensetzung beider Körper I II Kohlenstoff 82,42 82,02 Wasserstoff 13,73 Ei) Sauerstoff 3,85 4,28 100 100 Die Analysen ergeben, dass die dem Stearon beige- mischte Substanz eben so viel Aequivalente Kohlenstoff als Wasserstoff enthalten muss, wie das Stearon selbst. Sie muss aber ein Keton sein, da die Mischung reicher an Sauerstoff, als das reine Stearon und zwar um so reicher an diesem Element ist, je mehr der Beimischung vorhan- den war. Um die vollkommene Identität des bei Destillation des ‘ stearinsauren Kalks und der Stearinsäure erhaltenen Stea- ron’s nachzuweisen, suchte ich das Stearon, welches ich aus dem Rückstande, der bei der Destillation der Stearin- säure in der Retorte blieb, in nicht vollkommen reinem Zu- stande gewonnen hatte, ebenso durch Alkohol zu reinigen, wie dies bei Untersuchung des aus stearinsaurer Kalkerde erhaltenen geschehen war. Anstatt aber, dass in diesem Falle der Schmelzpunkt des in kochendem Alkohol unge- löst gebliebenen sich stets erhöhte, bis er constant blieb, trat hier das Umgekehrte ein. Der anfängliche Schmelz- punkt von 86°,5 C. sank, als diese Operation zum ersten Male ausgeführt wurde, auf 86° C., während das aus der Alkohollösung sich abscheidende bei 86°,5 C. flüssig wurde. Bei nochmaliger ähnlicher Behandlung jenes Theils sank der Schmelzpunkt auf 85° C. Ich vermuthe, dass in diesem Falle die Beimengung eines Kohlenwasserstoffs von der 23 Formel C’H" von hohem Atomgewicht, der in siedendem Alkohol noch schwerer löslich, als das Stearon, vielleicht unlöslich ist, diese abweichende Erscheinung veranlasst hat. Die Bildung solcher Kohlenwasserstoffe erklärt sich aus der Bildung von Essigsäure und Buttersäure bei der De- stillation des Hydrats der Stearinsäure, die bei der Destil- lation der stearinsauren Kalkerde nicht entstehen. Darum ist es vortheilhaft, zur Darstellung des Stearons sich der stearinsauren Kalkerde zu bedienen, ausserdem freilich noch deshalb, weilman bei dieser Operation fast die ganze Menge der Stearinsäure in Stearon umwandelt, während bei der Erhitzung des Stearinsäurehydrats nur geringe Men- gen davon entstehen. Die wesentlichsten Resultate der vorstehenden Unter- suchung lassen sich in folgende Sätze zusammen fassen. 1) Bei der trockenen Destillation der stearinsauren Kalkerde entsteht neben der kohlensauren Kalkerde eine nicht sehr bedeutende Menge gasartiger Producte, welche im Wesentlichen aus Kohlenwasserstoffen von der Formel C’H” bestehen. Ausserdem erzeugt sich allerdings auch Grubengas, wenn die angewendete Hitze so gross ist, dass jene Kohlenwasserstoffe dadurch in dieses Gas und sich in dem Kalk absetzende Kohle zerlegen können. 2) Das zweite wesentliche Product dieser Destillation ist das Stearon C’°H'00? oder C?°H3>O, welches am leich- testen durch mehrfaches Auskochen des fettähnlichen De- stillationsproducts der stearinsauren Kalkerde mit Alkohol oder mit Aether, endlich durch Umkrystallisiren aus der ätherischen Lösung rein erhalten werden kann. 3) Ausser dem Stearon entstehen aber noch geringe Mengen von Ketonen (C?H?O) mit minderem Kohlegehalt, die nicht rein abgeschieden werden konnten. 4) Das erste Product der Einwirkung des Brom’s auf 34 Stearon ist das Bromstearon C?> in (o. Bei stärkerer Ein- wirkung eines Ueberschusses von Brom entsteht statt des- sen eine sehr leicht schmelzbare Verbindung, die nicht nä- her untersucht worden ist, wahrscheinlich aber mehr Brom enthält und weniger Wasserstoff als das Bromstearon. 24 Die Zersetzung der stearinsauren Kalkerde durch Hitze kann daher in der That durch folgende Formeln ausge- drückt werden I. C36H3503 + Ca O = (CO? + Ca C) + CEO IL. C35H350 — OHFO + CH Hier bilden sich aber nur Kohlenwasserstoffe von niederem Atomgewicht, oder mit andern Worten der Werth des n in der zweiten Formel ist stets nur wenig geringer als 36. Das Umgekehrte scheint der Fall zu sein, wenn das Stea- rinsäurehydrat der Destillation unterworfen wird, und sich aus derselben Kohlenwasserstoffe (CH?) und Säuren der Fettsäurereihe bilden. Hierbei scheinen sich namentlich Kohlenwasserstoffe von hohem und Säuren der Fettsäuren- reihe von niedrigem Atomgewicht (Essigsäure, Buttersäure) zu bilden. Artenzahl der lebenden Säugethiere von €. &. Giebel. Linne unterschied im J. 1766 nur 40 Säugethiergat- tungen mit 221 Arten, welche Zahl schon im J. 1777 von Erxleben auf 5l Gattungen mit 341 Arten erhöht wurde. Nliger zählte im J. 1811 dann 125 Gattungen mit 809 Ar- ten auf und Bonaparte steigerte bis 1332 diese Anzahl auf 268 Gattungen mit 1149 Arten. Seitdem haben nun Jour- nale, Reisewerke und monographische Arbeiten alljährlich neue Arten und Gattungen gebracht; so dass die Anzahl der Arten in den letzten zwanzig Jahren auf das Doppelte gestiegen ist. Wenigstens schätzt man jetzt die Zahl der lebenden Arten auf über 2000, näher auf 2200. Es sind allerdings in dieser Zeit grosse Ländergebiete, die bis da- hin nur wenig oder gar nicht von Zoologen bereist waren, sorgfältiger erforscht worden, doch steht jene Verdoppe- lung der Artenzahl mit dem in gleicher Zeit neu durchsuch- 25 ten Terrain noch in einem auffallenden Missverhältniss. Es sind vielmehr zahlreiche Arten, die zu G. Cüviers Zeiten schon bekannt waren, in mehrere aufgelösst worden und dadurch besonders ist die Anzahl so bedeutend angewachsen. Die Artenzahl der Säugethiere und jeder anderen Thierklasse genau festzustellen, ist eine schwierige, ja eine unmögliche Aufgabe und zwar, weil die Systematiker über den Artbegriff selbst nicht einig sind und wohl schwerlich sich jemals einigen werden und weil ausserdem eine gar nicht geringe Anzahl von Arten so ungenügend beschrie- ben worden ist, dass die Prüfung ihrer Selbständigkeit zu keinem befriedigenden Resultate führt. Jene Anzahl von über 2000 lebenden Säugethierarten ist noch viel zu ge- ring, wenn die Zählung nach den systematischen Principien der Herren Blyth, Hodgson, Gray und der verwandten amerikanischen Zoologen vorgenommen wird. Jede leichte Abänderung in der Farbe, Dichte und Länge des Haarklei- des, in der Körpergrösse überhaupt oder in den einzelnen Körpertheilen wird mit einem neuen Artnamen in das Sy- stem eingeführt, verstümmelte Bälge, einzelne Hörner und Geweihe, ja selbst nur aus der Entfernung ffüchtig gese- hene Thiere, die Niemand wieder zu Gesichte kommen, dienten zur Aufstellung eigenthümlicher Arten. Solche Ar- ten aber sind unsrer Ansicht nach für die Wissenschaft völ- lig werthlos, sie sihd gehörigen Orts unterzubringen und ihre Namen zu cassiren. Ich habe in meiner eben erschie- nenen systematischen Darstellung der Säugethiere (die Säu- gethiere in zoologischer, anatomischer und paläontologi- scher Beziehung umfassend dargestellt. Leipzig 1855. 8. bei A. Abel) alle bisher beschriebenen Arten lebender und vorweltlicher Säugethiere einer strengen Kritik unterworfen, die ungenügend characterisirten und auf oberflächliche Merk- male begründeten den genügend bekannten untergeordnet, soweit das vorliegende Material es gestattet, und die noch fraglichen Arten als solche bezeichnet. Nach dieser Revi- sion schmilzt freilich die oben angegebene Zahl von 2200 lebenden Arten auf die Hälfte zusammen und ich setze mich damit dem Vorwurfe aus die Mastozoologie um ein Viertel Jahrhundert eifriger Forschung zurückzuführen. Doch ich 26 fürchte diesen Vorwurf nicht von Seite derer, welche das Studium der Säugethiere nicht bloss auf Farbe und Haar- kleid, auf Schwänze und Ohren, auf ausgestopfte Bälge be- schränken, sondern dasselbe auch auf die wesentlichen For- menverhältnisse der äussern und innnern Organe ausdehnen, Nach meiner Zählung beläuft sich die Anzahl aller hinlänglich bekannten und genügend begründeten Säuge- thiergattungen und Arten auf 259 und 1135. Dieselben verheilen sich in folgendem Verhältniss auf die einzelnen Ordnungen: Flossensäugethiere 20 Gattungen mit 57 Arten Vielhufer 9 # Oi Wiederkäuer 9 6 Ba E SU 2202 Einhufer 1 2 Hi BR Zahnlose 9 1% ER Nager 87 4 2a BER Beutelthiere 16 a 1» 0a RU} Raubthiere 54 & Ara T9R,, Fledermäuse 28 is RR: BG DIR Affen 26 a WI 359 1135 Die Zahl der zweifelhaften Arten, deren Selbständig- keit durch erneute und gründliche Untersuchung wahrschein- lich noch dargethan werden möchte, kann ich auf nur un- gefähr 100 schätzen, alle übrigen sind völlig unhalthar. Wie ungeheuer auf diese in runder Summe auf 1200 Ar- ten anzunehmende Zahl die Synonymie meist nur durch flüchtige und leichtfertige Arbeiten gesteigert worden ist, zeigt die Zahl von nahe 6000 Art- und Gattungsnamen, einschliesslich jedoch der vorweltlichen Arten, die ich in meiner oben erwähnten Bearbeitung aufzuführen genö- thigt war. Die an Arten und Gattungen reichhaltigste Ordnung bilden die Nager, die ärmste die Einhufer, denen sich zu- nächst die Vielhufer und Edentaten anreihen. Die Arten- zahl der einzelnen Gattungen steht ziemlich in gleichem Verhältniss mit der generischen Manichfaltigkeit der Ord- nungen. Unter den Nagern zählen einzelne Gattungen 20 bis 40 Arten und mehr, unter den Raubthieren weist Canis 27 und Felis das Maximum auf, die grösste Artenzahl überhaupt hat Antilope und demnächst Vespertilio. Unter den Gat- tungsarmen Ordnungen steigt für die Flossensäugethiere Delphinus auf 15, für die Vielhufer Rhinoceros auf 5 Ar- ten. Unter den Wiederkäuern zeichnen sich die Antilopen und Hirsche durch seltenen Artenreichthum aus. Eine Ueber- sicht über diese Verhältnisse gibt nachfolgendes Verzeich- niss sämmtlicher Gattungen mit der Angabe ihrer Artenzahl. 1. Pinnata. Balaena 2 Balaenoptera 4 Phocaena 6 Delphinus 15 Ina 1 Platanista 1 Hyperoodon 2 Berardius 1 Ziphius 1 Delphinapterus 1 Monodon 1 Halicore 1 Manatus 3 Trichechus 1 Halichoerus 1 Phoca 6 Leptonyx 3 Cystophora 2 Otaria 4 2. Multungula. Elephas 2 Tapirus 3 Rhinoceros 5 Hyrax 2 Hippopotamus 1 Sus 1 Porcus 1 Dicotyles 2 Phacochoerus 2 3. Bisulca. Bos 9 Ovis 3 Capra 10 Antilope 56 Moschus 3 Cervus 24 Camelopardalis 1 Auchenia 4 Camelus 2 4. Solidungnla. Equus 6. 5. Edentata. Ornithochynchus 1 Echidna 2 Manis 6 Myrmecophaga 3 Orycteropus 3 Chlamydophorus 1 Dasypus 8 Bradypus 4 'Choloepus 1 6. Glires. Lepus 12 Lagomys 5 Cavia 3 Kerodon 5 Dolichotis 1 Hydrochoerus 1 Coelogenys 1 Dasyprocta 5 Chaetomys 1 Cercolabes 7 Erethizon 1 Hystrix 9 Atherura 3 Anomalurus 2 Myopotamus 1 Capromys 2 Plagiodontia 1 Echinomys 3 Mesomys 1 Habrocoma 2 Dactylomys 2 Cercomys 1 Carterodon 1 Aulacodus 1 Loncheres 6 Ctenomys 3 Petromys 1 Octodon 3 Ctenodaetylus 1 Schizodon 1 Spalacopus 1 Lagostomus 1 Lagidium 2 Chinchilla 2 Rhizomys 3 Heterocephalus 1 Spalax 2 Siphneus 1 Baihyergus 1 Georychus 2 Heliophobius 1 Haplodon 1 Ellobius 2 Geomys 5 Acomys # Sminthus 3 Reithrodon 3 Sigmodon 1 Neotoma 2 Hesperomys 24 Mus 26 Steatomys 2 Pseudouys 1 Dendromys 2 Akodon 1 Drymomys 1 Saccomys 1 Perognathus 1 Saccostomus 2 Cricetomys 1 Cricetus 7 Hydromys 1 Phloeomys 1 Hapalotis 2 Meriones 14 Mystromys 3 Otomys 4 Dipus 5 Alactaga 6 Jaculus 1 Macrocolus 1 Dipodomys 2 Pedetes 1 Myodes 5 Arvicola 18 Fiber 1 Castor 1 Glis 1 Muscardinus 2 Eliomys 3 Graphiurus 2 Arctomys 5 Spermophilus 15 Tamias 3 Pteromys 8 Sciurus 43 Chiromys 1 7. Marsupialia. Phascolomys 2 Macropus 25 Dendrolagus 2 Hypsiprymnus 8 Phascolarctos 1 Phalangista 12 Petaurus 9 28 _ Tarsipes 1 Cheironectes 1 Didelphys 27 Perameles 8 Choeropus 1 Myrmecobius 1 Phascologale 10 Dasyurus 5 Thylacinus 5 8. Ferae. Ursus 8 Procyon 4 Nasua 2 Cercoleptes 1 Arctitis 1 Ailurus 1 Meles 2 Mydaus 2 Mephitis 8 Helietis 2 Ratelus 2 Galietis 2 Rhabdogale 1 Mustela 15 Ictieyon 1 Gulo 1 Lutra 10 Pterura 1 Enhydris 1 Cynogale 1 Paradoxurus 7 Cryptoprocta 1 Bassaris 1 Viverra 7 Galidietis 1 Herpestes 19 Rhyzaena 1 Crossarchus 1 Galidia 1 Otocyon 1 Canis 28 Ayaena 3 Proteles 1 Cynailurus 2 Felis 34 Chrysochloris 3 Condylura 2 Talpa 2 Scealops 1 Urotrichus 1 Sorex 18 Solenodon 1 Myogale 2 Macroscelides 6 Rhynchocyon 1 Cladobates 4 Ptilocercus 1 Hylomys 1 Gymnura 1 Eupleres 1 Centetes 2 Erieulus 1 Echinogale 1 Erinaceus 8 9. Chiroptera. Furia 1 Nycticejus 12 Vespertilio 52 Thyroptera 2 Dysopes 17 Diclidurus 1 Emballonura 6 Noctilio 1 Taphozous 4 Chilonycteris 4 Mormops 1 Stenoderma 1 Brachyphylla 1 Rhinopoma 1 Glossophaga 6 Phyliostoma 15 Nycteris 3 Nyctophilus 1 Megaderma 4 Rhinolophus 12 Phyllorhina 10 Desmodus 3 Diphylla 1 Hypoderma 1 Harpyia 1 29 Macroglossus 1 Chirogaleus 4 Cebus 7 Pteropus 26 Lepidilemur 1 Lagothrix 1 Galeopithecus 2 Lemur 10 Ateles 7 Propithecus 2 Mycetes 3 Lichanotus 1 Cynocephalus 8 10. Quadrumana. Hapale 89 ee Tarsius 2 Chrysothrix 1 Cercopithecus 18 Otolienus 2 Gallithrix 7 Semnopithecus 15 Microcebus 2 Nyetipithecus &. Hylobates 4 Pcerodieticus 1 Brachyurus 3 Pithecus 3 Stenops 3 Pithecia 3 Der letzte Schwanzwirbel des Vogelskeletes von ö ©. G. Giebel. Während bei den Säugethieren und den Amphibien die Wirbelsäule im Schwanze unbestimmt ausläuft, die Wirbel ohne besondere Function des Schwanzendes allmählig ver- kümmern und auf blosse Knochenkerne sich redueiren, da- her auch die Anzahl unbestimmt und individuellen Schwan- kungen unterworfen ist, erhält dagegen bei den Vögeln und Fischen, weil im Dienste der Bewegung stehend, das Ende der Wirbelsäule gerade durch die eigenthümliche Mo- dification des letzten Schwanzwirbels eine bestimmte Gränze und gestattet nicht jene zufälligen Schwankungen im Zah- lenverhältniss. Als Träger der Steuerfedern bei den Vö- geln verdient besonders der letzte Wirbel eine grössere Auf- merksamkeit, als ihn bisher auch die grössern Lehrbücher der vergleichenden Anatomie schenkten. Seine ganze Bil- dung steht in innigster Beziehung zur Entwicklung der Steuerfedern, zur Grösse und Bedeutung des Schwanzes. Die flüchtigste Vergleichung dieses Knochens bei dem Pfau, Specht, Strauss, Taucher und Greifgeier zeigt die auffal- lendsten Differenzen in Form und Grösse, in: denen über- haupt ein und derselbe Knochen innerhalb einer Thierklasse 30 sich bewegen kann. Da diese Differenzen keine zufälligen sind: so haben sie auch für die Systematik einen besonde- ren Werth, auf diesen aufmerksam zu machen sollen ei- nige der wichtigeren Formverhältnisse hier hervorgehoben werden. Der ursprüngliche Typus des letzten Schwanzwirbels am Vogelskelet ist ein cylindrischer oder kegelförmiger Wirbelkörper ohne Bogen und Fortsätze, statt letztrer trägt derselbe oben, häufig zugleich auch unten eine dünne ver- ticale Knochenplatte, an deren Seiten die Steuerfedern be- festigt sind. Diese Platten mögen obere und untere Dor- nenplatte heissen. Sehr gewöhnlich verschmilzt aber noch der vorletzte Schwanzwirbel mehr weniger innig mit dem letzten und der scheinbar einfache Steuerträger besteht also aus den beiden letzten Wirbeln. Die Anwesenheit von Quer- fortsätzen ist stets ein Beweis für die Verschmelzung aus zwei Wirbeln, die Fortsätze gehören dem vorletzten an, der letzte trägt wie es scheint niemals Querfortsätze. Ausser- dem lässt sich die Zusammensetzung aus Perforationen und randlichen Kerben der oberen und unteren Dornenplatte, aus seichten Furchen an diesen und leichten Verdickungen an der Verbindungsstelle beider Wirbelkörper wieder erken- nen. Die Vergleichung zahlreicher Skelete verschiedener Alterszustände zeigt die allmählige Verschmelzung. So finde ich bei einem jüngeren Flamingo noch die deutliche Naht zwischen beiden Wirbeln, bei einem ältern ist diese Naht spurlos verschwunden, aber der obere und untere Dorn des vorletzten bleibt tief getrennt. Ebenso verhält es sich bei dem Kranich. An einem Straussskelete der Meckel- schen Sammlung, deren reichhaltiges Material mich zu die- sen Mittheilungen befähigt, liegt die beide Wirbelkörper trennende Naht noch deutlich auf einer ringförmigen Wulst und die Trennung der Dornfortsätze ist in einem verticalen Spalt gegeben; an dem andern Skelet erscheint dieser Spalt nur noch als Perforation und die Naht der Körper ist völ- lig verwachsen. Bei jungen Trappen sind beide Wirbel völ- lig getrennt, bei alten innig mit einander verschmolzen; bei Pandion zeigt eine seichte Furche jederseits die Verbin- dungsstelle beider Wirbel an, bei einigen Enten und dem sl Schwan bleibt die trennende Naht sichtbar, auch bei den Schnepfen und Raben ist die Verwachsung leicht wieder zu erkennen, minder deutlich bei den Papageien, bei Ocypte- rus nehmen die Dornen keinen Theil an der Verschmelzung. Schwierig findet man: an allen Skeleten die Gränze beider Wirbel, wenn der verletzte keine Dornfortsätze hat und die Dornplatten des letzten nach vorn verlängert deren Stelle vertreten. Dieses Verhältniss bieten unter Anderem der Cormoran und Picus martius, in gewisser Beziehung auch der Pfau. Bisweilen scheinen sogar die drei letzten Wirbel mit einander zu verschmelzen, so bei dem Casuar, vielleicht auch bei dem Pfau. Bei letzterem ist die Zusammensetzung aus zwei Wirbeln an den Querfortsätzen des vorderen un- verkennbar. Darf man aber mit Meckel‘) die untere hori- zontale Platte des letzten als Querfortsätze betrachten: so deutet deren tiefe randliche Kerbe auf eine abermalige Ver- bindung zweier Wirbel. Bei der innigen Verwachsung der beiden letzten Wir- bel erfordert die Zählung der Wirbel eine besondere Auf- merksamkeit. Die Zahlentabelle in Cuviers Lecons d’ana- tomie comparee I. 209— 211. bedarf hienach einiger Be- riehtigungen. So werden in derselben dem Strauss nur 9 Schwanzwirbel statt 10 zugeschrieben. Die Modificationen, welche die Gestalt des letzten Wirbels durch die verschiedene Entwicklung der Steuerfe- dern erleidet, beziehen sich allermeist nur auf die Grösse und Gestalt der Dornenplatten und auf deren Verhältniss zum Wirbelkörper. Alle Abstufungen bis zur völligen Ver- kümmernng der Dornenplatten einerseits und der gleichen Verkümmerung des Wirbelkörpers andrerseits kommen vor. Bei dem Kasuar z. B. bildet der Wirbel nur einen dieken Knochenkern, bei Crex pratensis, Anas histrionica u. a. eine dünne, schmale, schwach aufwärts gekrümmte Platte. In der Mitte der durch diese Extreme begränzten Formen- reihe stehen jene Wirbel, die eine nach der Länge wie bei Uria troile, oder nach der Höhe wie bei den Störchen über- wiegend ausgedehnte Knochenplatte mit der Länge nach ‚aa *) System der vergl. Anat, Ilb, 16. 32 verdickter Mitte darstellen, bei denen also Wirbelkörper (die verdickte Mitte) und Dornenplatten in gleichmässiger Entwicklung sich befinden. Der Wirbelkörper verläuft entweder nach hinten und der Wirbel endet in einem ununterbrochenen, von dem ver- einigten Dornenplatten gebildeten verticalen Rande oder er setzt sich wie bei dem Storch in einen Stachel nach hin- ten fort. Mit der Verkümmerung der untern Dornplatte pflegt er sich zu verdicken und erweitert sich dann am hin- ter Ende zu einer runden oder sechsseitigen in der Mitte vertieften Scheibe wie bei vielen Singvögeln oder seine vor- dere und hintere Unterecke spaltet sich. Die obere Dornenplatte ist allgemein die grössere. Sie erweitert sich überwiegend nach hinten, oder nach vorn oder bildet ein reguläres Viereck; die untere ist viel häu- figer nach vorn ausgezogen. Je nach der Form und Ent- wicklung dieser Platten ist auch der Umfang des ganzen Wirbels verschieden: schwertförmig, säbelförmig, dreiseitig, beil-, spatel- oder dolchförmig oder mehr weniger unregel- mässig. Der obere Rand ist meist dünn und scharf, der untere und auch der hintere häufiger verdickt, bisweilen nur die obere und nur die untere Ecke etwas angeschwollen. Die Formenmannichfaltigkeit noch näher zu bezeich- nen führe ich einzelne Gattungen und Arten auf. Bei den Gänsen und Enten bildet der Wirbel eine dünne dreiseitige Knochenplatte, die etwas gekrümmt, oben scharf- unten stumpfrandig ist. Bei Anas boschas und meh- ren andern Arten rundet sich die Spitze ab, die Platte streckt sich und wird breit säbelförmig, bei A. moschata dagegen bleibt sie gerade und zieht die hintere obere Ecke etwas aus, bei A. clangula spitzt sie sich scharf zu und wird lanzettlich, bei A. histrionica ist sie sehr dünn und schmal säbelförmig. Der Schwan hat eine sehr schlank dreiseitige, oben und unten scharfkantige, längs der Mitte verdickte Platte, Mergus merganser eine ähnliche, doch nach unten verdickte und stumpfrandige, M. serratus eine mehr dolch- förmige Gestalt. Puffinus major besitzt einen schlanken, stumpfspitzi- gen, pfeilförmigen letzten Wirbel, der längs der Mitte 833 schwäch verdickt ist, Procellaria glacialis dagegen einen sehr hoch vierseitigen, dessen üntere Hinterecke verdickt, mit kantig vorspringenden Seitenrändern' versehen ist. An Procellaria schliesst sich Larus leucopterus an mit seiner senkrecht beilförmigen Gestalt, indem sich die Platte nach ünten' verschmälert, oben nach vorn erweitert. La- rus canus entfernt sich weiter, durch Erweiterung der obern Hinterecke und der untern Vorderecke erhält die sehr dünne Wirbelplatte eine unregelmässig schief vierseitige Gestalt, der verschmolzene vorletzte Wirbel bildet gleichsam einen Stiel für die Platte: Bei Sula ist der Wirbel ein sehr langer, dreiseitig py- ramidaler Knochen mit knotig verdicktem Ende, oben scharf- kantig, mit convexer Unterseite, die sich nach vorn in ei- nen dicken Stachel auszieht, über welchem sich jederseits drei starke Knoten als Andeutung von Querfortsätzen be- finden. Auch bei Carbo cormoramus ist er bei ansehnlicher Grösse'dreiseitig, mit geradem scharfen Oberrande und brei- ter flacher Unterseite; die Querfortsätze sind schwach ange- deutet. Bei C. graculus wird die Gestalt fast pfeilförmig, schlank spitzig, vorn über und unter dem Gelenk etwas ausgezogen. Bei Pelecanus onocrotalus ist der Wirbelkör- per als mittlere Längsverdickung erhalten, die obere Dor- nenplatte hoch und dünn, nach hinten spitz ausgezogen, die untere niedrig‘, verdickt, stumpfrandig. Aptenodytes hat als letzten Wirbsl einen sehr langen dolchförmigen Knochenstachel, der oben scharfkantig, am untern stumpfen Rande mit einer Längsrinne versehen ist. Mormon fratereulus endet in eine längliche, winklig zugespitzte Knochenplatte mit stumpfer untrer Kante. Sie besteht aus der Verschmelzung zweier Wirbel. Eine ähn- liche nur kleinere, hinten stumpfe Platte längs der Mitte verdickt findet sich bei Uria Brunnichi, U: troile, U. alle. Bei’ Colymbus' eristatus‘ wird diese Platte dünn ünd klein, krümmt’ sich’ aufwärts’ und verliert ihre mittlere Verdickung, bei C. auritus dünn und‘ schlank’ spatelförmig, bei C. gla- cialis etwas breiter und wieder längs der Mitte schwach verdickt, bei’ C. stellatus’ erweitert sie sich nach’ hinten und oben und wird’ unregelmässig vierseitig. 3 34 Bei Parra aenea bildet der Wirbel eine dünne schief trapezoidale Platte mit sehr schwach verdicktem Ende, bei der gemeinen Ralle eine dreiseitige Platte, bei dem Rohr- huhn eine rautenförmige. Die Gestalt bei Crex pratensis erinnert wieder lebhaft an Colymbus cristatus, von dem nur die leichte Verdickung längs der Mitte einen Unterschied constatirt. Limosa rufa hat eine fast gleichseitig vierseitige ver- ticale Platte, deren untrer Rand schwach verdickt und mit einer Rinne versehen ist. Bei den nah verwandten Schne- pfen gestaltet sich die sehr dünne Platte ganz unregelmäs- sig, indem ihre obere Hälfte schief nach hinten aufsteigt und der untere Rand zackige Vorsprünge erhält. Die Wirbelplatte von Recurvirostris ist hoch und schief vierseitig, mit diagonaler schwacher Verdickung, unterhalb des Gelenkes nach vorn erweitert und zweizackig. Die ähnliche von Haematopus ist weniger regulär, unten stär- ker verdickt aber nicht zackig oder kantig. Bei dem Flam- mingo ist sie scklank dreiseitig, stumpf geendigt, oben und unten scharfkantig, unterhalb des Gelenkes stark nach vorn ausgezogen. Ebenso bei der Löffelgans, nur kleiner und am stumpfen Ende schwach verdickt. Bei Ciconia nigra trägt der lange cylindrische hohle Wirbelkörper eine niedrige obere und untere Dornenplatte, die beide nach hinten verschwinden. Bei dem weissen Storch dagegen steigt die obere Dornenplatte allmählig von vorn nach hinten auf und hat am Ende des Wirbels ihre, grösste Höhe, die untere verhält sich wie bei voriger Art. Der Kranich weicht davon erheblich ab. Er hat eine sehr kurze schief dreiseitige Platte, die oben scharfkantig, hin- ten stumpf und schwach verdickt, unten nach vorn erwei- tert und sehr verdickt ist. Die Reiher schliessen sich mehr den Störchen an. Ardea stellaris besitzt eine längliche, schief vierseitige, am hintern Ende verdickte, oben und unten scharfkantige Platte, A. nycticorax eine schmale sehr hohe, hinten buchtig gerandete, A. minuta eine kleine fast gleichseitig vierseitige. Otis tarda hat eine dünne vierseitige Platte, deren hin- tere obere Ecke sich in einen langen, etwas verdickten 35 Schnabel auszieht. Am jungen Skelet bildet der Wirbel nur einen schmalen stumpfen Stachel. Bei dem Strauss fehlt der untere Dorn, der aus zweien verschmolzene Wirbelkörper verdünnt sich nach hinten und trägt eine viel höhere als lange, vierseitige obere Dornen- platte mit verdicktem Hinterrande. Der Casuar dagegen hat nur einen länglichen unregelmässigen dicken Knoten. Einen eben solchen doch mehr comprimirten Knoten bildet der Wirbel bei Rhea. Die Tauben haben einen kurzen schwachen Wirbel- körper mit obrer und untrer hoher Dornenplatte, deren Grösse und Umfang nach den Arten variürt. Bei dem sehr ähnlichen Wirbel von Perdix zieht sich die obere Dornenplatte nach hinten schlankspitzig aus, die untere ist bei P. rubra gross und eckig, bei P. einerea klein, nach hinten verschwindend. Der Auerhahn ähnelt auffallend dem Cormoran, nur spitzt er sich in der hintern Hälfte schneller zu und ist etwas dicker. Bei dem Truthahn erhebt sich auf dem comprimirten unten gablig gespaltenen Körper ein verticaler, bisweilen gablig endender Dornfortsatz. Die Seiten treten querfort- satzartig hervor und legen sich innig an die Querfortsätze des vorletzten Wirbels an. Der Wirbelkörper selbst läuft nach hinten in einen langen, aufgerichteten, dreikantigen Stachel aus. Dieser Stachel wird der ursprünglich letzte Wirbel sein, der vordere fortsatztragende Theil der vorletzte. Ganz abnorm und eigenthümlich ist der mit dem vor- letzten vereinigte Wirbel bei dem Pfau gebildet. Die un- tere Hälfte des Wirbels stellt eine horizontale, sehr dicke, breitdreiseitige Knochenplatte dar, auf der sich der kurze Dornenkamm erhebt. Auf diesem liegt eine ebenfalls ho- rizontale, breit fünfseitige Knochenplatte auf, welche nicht ganz die Grösse der untern hat. Bei dem Weibchen ist der Wirbel merklich kleiner. Der Verbindung mit dem vor- letzten Wirbel ist oben bereits gedacht. Bei dem Perlhuhn bildet der Wirbel einen schlanken, vorn comprimirten, in der hinteren Hälfte stark deprimir- ten Stachel. Einen ebensolchen Stachel, vertical auf brei- 3 * 36 ter- Basis hat Phasianus) colchicus, ‘wo zugleich die- ver- diete untere Ecke gespalten ist. Bei Crax Blumenbachi ist er sehr lang, bildet im vordern. Drittel: eine trapezoidale Platte, deren obere Hinterecke sich in einen langen, oben scharfen, unten verdickten und schlank zugespitzten, brei- ten Stachel fortsetzt. Dieser Stachel erscheint bei Crax alector merklich dicker: und die vordere Platte mehr drei- seitig. als trapezoidal. Die stemmschwänzigen Spechte haben einen nicht, minder- eigenthümlichen. letzten: Wirbel als der Pfau. Bei Picus viridis besteht derselbe aus einer enorm grossen, horizontalen, rautenförmigen untern Platte, über derselben) gehen. gleich hinter dem Gelenk sehr lange nach vorn ge- richtete Querfortsätze aus und hinter dieser breitet sich die weit nach hinten ausgezogene scharf dreikantige obere Dor- nenplatte aus. Der vorletzte Wirbel besteht nur aus dem Bogen, dem Dorn - und den Querfortsätzen, ein selbstän- diger Körper fehlt gänzlich, mit demselben auch der untere Dorn, während der drittletzte einen grossen tief gablig ge- spaltenen unteren Dorn trägt. Aehnlich verhält, sich der Wendehals, indem sich die Unterseite seines Wirbels zu, einer enorm grossen, pentagonalen, concaven Platte erwei- tert. Der auf derselben stehende Dorn ist dreiseitig. Bei den Papageien ist allgemein ein untrer Dornfort- satz vorhanden. Bei Psittacus auricapillus verdickt sich der- selbe stark und ist nach vorn gerichtet, der Wirbel selbst eine längliche trapezoidale Platte. Bei Ps. erythacus und Ps. pulverulentus verdickt sich der-ganze Unterrand, bei Ps. sinensis; verkümmert. der untere Dorn, bei Ps. senegalensis wird die obere Dornenplatte sehr hoch dreiseitig, bei Ps. macao erweitert sich der untere Rand breit und flach. Bis- weilen wie bei Ps. pondicherinus und Ps. macao findet sich‘ gleich hinter dem Gelenk eine Perforation. Bucco schliesst: sich an die Spechte sehr innig an. Bei B, corvinus ist der Wirbelkörper dicker und die obere Dornenplatte kleiner, bei B. rubricollis letztere spitz dolch- förmig. Bei dem nah verwandten. Phoenicophaeus: viridis wird die obere Dornplatte sehr gross vierseitig. Die Quer- fortsätze gehören augenscheinlich dem mit dem letzten ver- 37 'schmolzenen vorletzten Wirbel an. Rhamphastus hat eben- falls die breite pentagonale horizontale untere Platte und auf derselben liegt ein nach hinten gerichteter dreikantiger Stachel, dessen vordere Ecken sich als falsche Querfort- sätze nach vorn ausziehen. Bei Buceros plicatus ist die untere Fläche rautenförmig und Schwach concav, ihr vor- deres Ende mit dem sehr grossen untern Dorn des vor- letzten Wirbels verschmolzen. Das obere hintere Ende bil- (det einen stumpfen Stachel. Bei dem Kukuk ist die Wirbelplatte hoch vierseitig, hinten erweitert, oben verdickt, der untere Dorn vorhan- den. Bei Coceyzus chrysogaster erweitert sich der Körper zu einer breiten Scheibe, der untere Dorn wendet sich nach vorn, über ihm Stehen sehr lange Querfortsätze, die obere Dornenplatte ist sehr gross, vierseitig, hinten verdickt. Musophaga persa trägt ebenfalls deutliche Querfort- sätze. Der sehr kurze Wirbelkörper hat eine enorm breite rautenförmige Unterseite, die sich verschmälernd am hin- tern Dornenrande hinaufzieht. Die obere Dornenplatte ist trapezoidal. Davon unterscheidet sich Centropus affınis durch den Mangel der Querfortsätze, die viel schmälere Unterseite, die niedrigere obere Dornenplatte und deren verlängerte Vorderecke. Bei Alcedo hispida theilt sich "der Wirbelkörper selbst in zwei horizontale Seitenstacheln nnd der schmale dünne Dornenfortsatz richtet sich schief nach hinten. Bei Upupa ist die untere Körperseite wieder scheibenförmig, quer rau- tenförmig, der obere Dorn höher als vorhin, stumpfer ge- endigt. Cypselus hat eine gekrümmt dreiseitige Platte, deren verschmälerter Untertheil sich stark verdickt, deren hintere Ecke stumpf und ebenfalls verdickt ist. Bei Caprimulgus europaeus erweitert sich die verticale Platte oben nach vorn und nimmt eine beilförmige Gestalt an. Am schmäleren üntern Ende verdickt sie sich stark und theilt sich. Bei der Elster und den Raben überhaupt bildet der Wirbel eine sehr kurze und hohe Platte, deren grösste Höhe im geräden Hinterrande liegt. Wie allgemein bei den Sing- 38 vögeln erweitert sieh der den untern Theil einnehmende Körper zu einer concaven Scheibe. Cei Corvus frugilegus ist ein kleiner unterer Dorn vorhanden. Bei Sturnus vul- garis ist die hintere Körperscheibe beträchtlich grösser und die spitz dreiseitige Dornplatte etwas gekrümmt. Pei der Ammer verlängert sich die hintere Scheibe und der obere Dorn ist gerade, bei Loxia curvirostris ist der letztere hoch trapezoidal, hinten stark verdickt. Ganz ähnliche Formen haben die Fringillen, die Nachtigall dagegen reiht sich an die Ammern, ihre hintere Scheibe ist rundlich, bei Sitta euopaea ist der Dorn wieder vierseitig, bei den Sylvien meist rechtwinklig dreiseitig, die hintere Körperscheibe klein, pentagonal oder hexagonal. Bei Turdus pilaris die Scheibe sehr breit oval, auch der Dorn breit, mit abgerun- deter Vorderecke. Bei Ixos perspicillata findet sich ein starker untrer Dorn, der obere Dorn ist sehr hoch dreisei- tig, die Körperscheibe länglich, bei Ixos macrurus letztere kreisrund und trichterförmig, der dreiseitige Dornfortsatz in der Mitte perforirt. Bei Oriolus galbula der obere Dorn trapezoidal, die Körperscheibe enorm gross. Bei Motacilla regulus der obere Dorn beilförmig, die kleine Scheibe rund. Edolius mit dreiseitigem hinten verdickten obern und sehr kleinem untern Dorn, die Scheibe auffallend erweitert, Ocy- pterus mit kleinen Querfortsätzen und vierseitigem obern und untern Dorn und sehr dicken Körper. Bei den Eulen besteht der letzte Wirbel aus einer veränderlichen verticalen Platte. Am wenigsten entwickelt, schwach und Sförmig ist dieselbe bei Strix flammea. Häu- figer ist der obere Theil trapezoidal, bei Str. bubo mit kno- tig verdickter Hinterecke, bei Str. perlata mit stachelartig ausgezogener Hinterecke, bei Str. lactea mit mehr vorste- hender Vorderecke, bei Str. aluco mit kleinen Querfort- sätzen und gablig gespaltner Unterseite. Viel grösser und kräftiger ist er bei den Tagraubvö- geln. Bei Sarcorhamphus gryphus bildet er eine sehr grosse dünne, schief und gestreckt vierseitige Platte. Sie geht vom Gelenk sich verschmälernd nach unten und vorn, sich beträchtlich erweiternd nach hinten und oben. Ihr grader Unterrand ist gerundet, der obere scharf. Bei dem Adler 39 \ verdickt sich der schmälere untere Theil ansehnlich. Bei Falco bucephalus spitzt sich der obere Theil zu, der ver- dickte untere Rand spaltet sich, bei F. islandicus ist die untere Verdickung sehr beträchtlich, quer perforirt, der obere ebenfalls perforirte Theil sehr erweitert, bei F. chry- saetos ist der verdickte Theil der Länge nach perforirt. Mittheilungen. Ausflug in die Walliser : Alpen. Am 24. Juli früh 6 Uhr traf ich mit meinem Freunde und Rei- segefährten, Herrn Winkler, in Nürnberg zusammen, wo derselbe bereits Tags zuvor nach einem glücklichen Eisenbahnsunfall — einer Fahrt durch die Wände des Güterschuppens bei Bamberg — ange- kommen war. Wir setzten unsere Reise auf der bayerischen Eisen- bahn ohne Aufenthalt fort, um noch selbigen Tages die äusserste Gränze Deutschlands zu erreichen. Der ungünstige, trübe Himmel, den wir in Halle schon wochenlang beklagt hatten, hellte sieh in der bayerischen Ebene freundlich auf und wir hofften wie voriges Jahr auch diess Mal die walliser Alpen unverschleiert zu treffen, um so sich- rer, da wir sogleieh an ihren südlichen Abfall eilten. Die Fahrt auf der bayerischen Bahn gewährt wenig Interessantes. Die seltsamen Kleidertrachten und besonders die fremdartigen Formen des Kopfputzes der Landbewohner, dessen grosse Manichfaltigkeit ich auf einer sonn- täglichen Fahrt im J. 1852, zuerst zu bewundern Gelegenheit hatte, kamen nicht zum Vorschein, die Bauern waren auf den Wiesen mit dem Heu beschäftigt. Damals führte mich die Post von Kaufbeuren an den Bodensee hinab, seitdem ist der Schienenweg vollendet, aber stellenweise in so kurzen Curven durch die schönen Thäler gewun- den, dass wir fürchteten unser Wagen, der letzte eines ungeheuer langen Güterzuges, würde aus dem Gleise geschleudert werden und mit uns in den Abgrund stürzen. Der helle Mond zeigte uns den Weg an das Ufer des Sees, wo nach einer sechstägigen Unruhe und An- strengung der erste erquickende Schlaf mich umfing. Am 25. Juli stieg die Sonne am wolkenleeren Himmel auf und erhellte die fern- sten Ufer des ruhig vor uns ausgebreiteten See’s, doch bald trübte sich der Himmel und ein sanfter Regen kühlte unsre frohe Hoffnung auf gutes Wetter ab. Der Dampfer förderte nur wenige Reisende nach Rorschach und da die in Nebel gehüllten Ufer keinen Stoff zur 40 Unterhaltung boten, so wandte sich das ‚Gespräch auf die nächsten Reiseziele. Erstaunt fragte ein Herr, der mit seiner jungen Frau das Berner Oberland besuchen wollte und sich zur Belehrung in Lin- dau den unvermeidlichen Bädecker gekauft hatte, — er war ohne Zweifel ein norddeutscher Gymnasiallehrer — bei Anblick unsrer Al- penstöcke, ob wir etwa mit diesen Stangen die Tiefe des Sees aus messen wollten. Und: wahrlich wir konnten ihn kaum von der Nütz- lichkeit des Alpenstockes auf schwierigen Bergwegen überzeugen, wahr- scheinlich kannte er bis dahin keinen andern Berg als den Kreuzberg bei Berlin. Von Rorschach führte uns nach eingenommenen Frühstück die Post durch den in Bau begriffenen Bahnhof der nach Chur füh- renden Eisenbahn eine kurze Strecke an dem fruchtbaren Ufer des Bodensees entlang und dann im Rheinthale über Rheineck nach dem freundlichen Städtchen Altstetten, wo das auf den schweizerischen Postfahrten übliche Mittagsessen für 2?/, Franken genommen wurde. Stundenweit rücken im Unterreinthal die Appenzeller und Vo- rarlberger Höhen auseinander und der breite unebene Thalhoden be- deckt sich mit den üppigsten Wiesen, Mais- und Kornfeldern, be- schattet von reichen Obstbaumpflanzungen. Aber der Rhein, ängstlich und neidisch von Zollwächtern bewacht, wälzt alljährlich seine mit Schlamm und Gerölle beladenen Fluthen verheerend über die Ufer, Im Juni und Juli, zweimal nach kurzer Unterbrechung hatte er Fel- der und Wiesen überschwemmt, die Dämme durchbrechen und die ge- segneten Mais- und Kornfelder der emsigen Anwohner mit Schlamm bedeckt. Noch jenseils der Strasse zeigte uns der Wasserstreifen hoch oben am Erdgeschoss der Häusser den hohen Stand der ver- heerenden Fluthen. Gewöhnt an den Kampf mit den unbesiegbaren Elementen waren die Leute mit dem Ausbessern der Dämme beschäf- tigt. Aber von Dauer ist ihr neues Werk nicht, denn schon das näch- ste Jahr ruft sie wieder an die Danaidenarbeit. Die Schweizerflüsse erhöhen sämmtlich durch die Menge der Gerölle, die ihnen alljähr- lich durch die wild herahstürzenden Gletscherbäche zugeführt werden, ihr Bett so sehr, dass dasselbe die zeitweilig anschwellende Wasser masse nicht mehr zu fassen vermag. Die Dämme können diesen Er- höhungen des Bettes nicht entsprechend vergrössert werden, nur gründliche Korrectionen des Wasserlaufes setzen den alljährlich wie- derkehrenden Ueberschwemmungen ein Ziel und bewahren die Thal- bewohner vor völliger Verarmung, vor Untergang. Die Schweizer werden noch viele Linthkanäle bauen müssen, Für das Unterrheinthal ist diese Nothwendigkeit von der schweizerischen und östreichischen Regierung erkannt, aber der Verlegung des Rheinbettes, der Durch- schneidung des sogenannten Eselsschwanzes bei Höchst treten eigen- thümliche Hindernisse entgegen. Die Schweizer wollen nicht auf den Besitz des Rheines verzichten und die östreichischen Anwohner des rechten Ufers, die bei der Verlegung des Bettes auf östreiehisches Ge- biet an das linke Ufer versetzt würden, wollen ebensowenig schwei- zerische Republikaner werden, um das neue linke Ufer wieder in 41 ‚schweizerischen -Besitz zu bringen. Die grimme Nothwendigkeit wird endlich doch das rechte entschieden monarchische Ufer ‘mit dem lin- ken republikanischen verschmelzen. Wir fuhren von Altstätten, in dessen Kloster Mariahilf der Bil- derstürmer Carlstadt vor seiner Berufung nach Zürich (1530) Pre- diger war, das hier beginnende, ebenfalls fruchtbare und reich be- lebte Obere Rheinthal auf der schön gebauten Strasse fort. Auf weite Streeken hin ist ‚bereits der Schienenweg vom Bodensee nach Chur geebnet, aber »ur nach dem: mitllern Wasserstande angelegt stellen- weise von den jüngsten verheerenden Fluihen ‘schon wieder verderb- lich ‚angegriffen worden, so dass eine Erhöhung und Sicherung drin- gend nothwendig scheint. Doch die Zahlungseinstellung der engli- schen Actionäre hat eine empfirdliche Stockung im Bau dieses Schie- nenweges herbeigeführt und es scheint fast, als sollten die angefah- renen Schwellenhaufen verfaulen, bevor sie von Schienen belastet die eilende Locomotive wiegen. Am Engpass des Hirschensprungs ziehen sich die Thalwände zu einem schmalen Felsenspalt zusammen und schliessen das Rheinthal ab. Die Schlucht soll vor dem grossen Fel- sensturz im J. 1837 sehr malerisch gewesen sein, jetzt erregt sie keine Bewunderung. Bald hinter ihr gelangt man nach Sennwald, wo die mumienartige Leiche eines vor 250 Jahren ermordeten Herrn von Hohensax, eines Protestanten gezeigt wird, die von den katho- lischen Bewohnern des jenseiligen Rheinufers als Reliquie geraubt und erst nach langen Verhandlungen der beiderseitigen Behörden wieder ausgeliefert wurde. Von: drüben herüber lacht freundlich die Lich- tensteinsche Hauptstadt Vaduz am Fusse des Dreischwesterberges. Eine Unterthanin dieses deutschen Bundesstaates, die das Bad Pfef- fers benutzen wollte, erklärte naiv: ja deutsch sind wir, welchem Herrn wir aber angehören, wissen wir seit einigen Jahren nicht mehr. Diese Aeuserung interessirte mich augenblicklich mehr als die ernste Frage meines jungen Nachbars, ob ich nicht um 1 Uhr den heftigen Erdstoss verspürt hätte, der Gläser und Geschirr in Bewegung ge- setzt hatte. Ich legte kein besonderes Gewicht auf diese Mittheilung, da ich schon früher und mit mir Herr Professor Nöggerath und viele andere Reisende über den Genfersee in Lausanne in der Nacht zum 26. August 1851 eine Erdschütterung verschlafen hatte. Der Him- mel trübte sich und ein sanfter Regen wechselte alsbald‘ mit heftigen Güssen, so dass wir das herrliche Sarganser Land mit seinen zahl- reichen Burgen und Schlössern nur theilweise übersehen konnten. In Ragatz selbst empfing uns ein starker Regen, so dass wir aus Furcht in dem durch die Gegenwart der Herzogin von Orleans über- füllten Hof Ragatz kein Unterkommen zu finden, sogleich in dem nä- hern Gasthause Tamina, vor dessen Besuch Bädeker mit Unrecht warnt, Schutz und Unterkommen suchten, Das Wetter fesselte uns an das Zimmer und an die Unterhal- tung einiger norddeutschen Schicksalsgenossen. Ragatz selbst bietet nichts Beachtenswerthes, aber seine Lage am Eingange der Tamina- 43 schlucht und seine Umgebungen sind herrlich. Unserem Beschlusse gemäss wanderten wir am andern Morgen (26. Juli) früh um 5 Uhr unter sanftem Regen in der Taminaschlucht entlang nach Bad Pfeffers. Der düstere Himmel machte die schauerliche Felsenschlucht noch schauerlicher, als sie erscheinen mag, wenn blauer Himmel die schwar- zen Felswände deckt. Die rechte Thalwand steigt senkrecht an durch- brochenen schwarzen von schmutzigweissen breiten Kalkadern gebän- derten Schieferschichten empor, die linke zwar auch wild zerrissen doch dichter bewaldet gibt einem schmalen, gut geebneten Fahrweg Raum. Tief unter demselben braust in wildem Sturze und hoch auf- schäumend die schmutzig graue Tamina. Nach einstündiger Wande- rung gelangten wir zum Bade Pfeffers, dessen klosterhaftes von Mön- chen gegründetes Kurhaus gewaltsam in die enge Felsenkluft einge- klemmt, durch Höhe und Länge zu gewinnen suchte, was ihm die Breite der Schlucht nicht gestattete. Für den Erlös einer Karte um einen Franken führte uns ein Diener durch die langen düstern Kreuz- Gänge und die am hintersten Ende des Gebäudes befindliche kirchen- ähnliche Halle, in welcher im bunten Gemisch und im Morgenneg- lige die zahlreichen Badegäste auf- und abspazierten, über eine schmale Brücke in die grausige finstere Schlucht, aus welcher die wohlthuende warme Quelle in Holzröhren zu dem Gebäude und nach Hof Ragatz geleitet wird. Die thurmhohen düstern Felswände rücken hier bis auf wenige Fuss aneinander, hoch oben schliessen sie sich und nur hie und da dringt ein schwacher Lichtstrachl hindurch, um dem beklommenen Wanderer den grausigen Pfad in die Unterwelt zu be- ieuchten. Feminore Cooper nennt die Schlucht unstreitig den ausser- ordentlichsten Ort seiner Art in der Welt. Hoch über der tobenden und donnernden Tamina wanderten wir den schmalen, durch eiserne Klammern in der buchtigen Felsenwand befestigten Bretterpfad ent- lang und erreichten endlich den durch eine kleine Offnung von oben her erhellten Schreckenwinkel, in welchem die warme Quelle aus dem Felsen hervorsprudelt. Ihr Hauptsprudel liefert 1425 Maass Wasser in der Minute. Dasselbe ist hell, geruch- und geschmacklos, und hat eine Temperatur von 30° R. Die wiederholte chemische Analyse wies keine besonders heilkräftigen Bestandtheile nach und doch gibt es Hunderten von Badegästen alljährlich frische Gesundheit. Bevor das jetzige Kurhaus aufgeführt war, wurden die Leidenden an Seilen in den hintersten Winkel der finstern Schlucht hinabgelassen und ba- deten an der Quelle selbst. Wir verliessen den unheimlichen, viel Heilkraft spendenden Schauerwinkel und wanderten, da das regnigte Wetter zu dem Wege über Kloster Pfeffers nicht einlud, den geeb- neten Weg nach Ragatz zurück. Die feuchte kühle Morgenluft hielt die Thierwelt noch in ihren Verstecken zurück. Nur einige unsrer gemeinen Helixarten schlichen an den nackten Felswänden umher und der schwarze Salamander lief eilig über den Weg. Ihn erwärmte die Liebe. Das Weibchen lag lang gestreckt auf dem Rücken, das Männchen in liebevoller Umarmung auf ihm. Unsere stille Betrach- 43 tung störfe den heimlichen Morgengenuss, dass Männchen ffoh be- schämt davon, aber das Weibchen schwang sich eiligst auf seinen Rücken und liess sich fortschleppen. Dieser schwarze Salamander ist etwas kleiner als unser Feuersalamander, völlig sammetschwarz, ohne Spur heller Flecken, seine Haut auf dem Rücken und dem Bauche deutlich quergerunzelt; von den Schultern bis zur Kreuzgegend läuft jederseits des Rückens eine Reihe Drüsenwarzen, die nach hinten kleiner. werden und je ein Grübchen haben, auf der Mittellinie des Rückens selbst liegen drei nicht ganz regelmässig alternirende Poren- reihen, die bis an das Ende des deutlich geringelten und stark com- primirten Schwanzes fortsetzen; die übrige Haut erscheint unter der Loupe fein punctirt; die Seiten des Kopfes sind unregelmässig mit Drüsenporen und feinen Puncten besetzt, auch die Kiefer stark pun- etirt, die. vier vordern und fünf hintern nagellosen Zehen sind auch äusserlich scharf gegliedert. Ich fand ihn später auf der Via mala wieder, doch nicht so zahlreich als hier in der Taminaschlucht, Viele Herpetologen halten ihn für eine blosse Varietät des Feuersala- manders. Der Himmel hellte sich auf, die Sonne verscheuchte die Regen- wolken und der um 9 Uhr von Zürich eintreffende Eilwagen nahm uns auf und führte uns nach Chur. Die Fahrt durch das fruchtbare Thal ist angenehm. Die ziemlich steil aufsteigenden Wände werden hie und da von 5 bis 6000 Fuss hohen Gipfeln überragt. Die erste Rheinbrücke von dem Bodensee her führt in das Hochgericht der fünf Dörfer, wo: wilde Fluthen ihre Geröllmassen ablagern und viel Land. verwüsten. Die unbändige Lanauart, die aus dem durch eine Fel- senenge geöffneten Prätigau herabkommt, ist endlich in ein gerades Bett gezwängt. Die Dörfer verstecken sich in dichten Nussbaumpflan- zungen und kaum gewahrt man das ganz auf der Thalsohle liegende, vierthürmige Schloss Marschlins hinter Dorf Igis, zu den Zeiten Pi- pins, 715 erbaut, der Familie von Salis gehörig und als Erziehungs- institut dienend. Hier unterrichtete von Leipzig, Erfurt, Giessen ver- trieben der berüchtigte Dr. Bahrdt, der bald darauf in Halle docirte und dann in der Nähe der Stadt eine Bier- Schenke etablirte.. Nach zweistündiger Fahrt erblickt man in einer Kniebeuge des Rheinthales gelegen Chur, Graubündens Hauptstadt. An freundlichen Landsitzen und herrlichen Wein- und Obstgärten vorbei gelangt man in die en- gen, sehr belebten Strassen. Die Curia Rhaetorum, Sitz der römi- schen Prokuratoren, erhieit schon im dritten Jahrhundert eine christ- liche Kirche und wurde bald darauf Bischofssitz, den seit dem Jahre 450 nach einander 87 Bischöfe einnahmen. Die Stadt ist daher für Historiker und Alterthumsforscher besonders interessant. Ihr gegen- wärtiger lebhafter Verkehr wird durch den Handel im Rheinthale ab- wärts nach Deutschland und aufwärts in die bündnerischen Thäler und nach Italien unterhalten. _ Wir besuchten die alte Bischofsburg, jetzt Hof Chur, und durchwanderten die Strassen nach allen Rich- tungen und nahmen dann in dem sehr empfehlenswerthen Gasthof zum 44 Steinbock, wo bald nach unsrer Ankunft der Herzog von Brabant ein- traf, einen Wagen der uns noch bis zur Via mala führen sollte, Die Strasse bietet anfangs kein besonderes Interesse. Die stei- len 'Felsen des Kalanda am linken Rheinufer hängen Verderben dro- hend über dem Dorfe Felsberg, welches nunmehr, von wiederholten Felsstürzen heimgesucht, durch milde Gaben des In- und Auslandes an einer doch aber nur für die nächsten Generationen minder gefähr- lichen Stelle abwärts stattlich aufgebaut ist. Der Thalboden wird bald hüglig und die sich windende Strasse berührı alsbald das erste romanische Dorf Ems, wo am 3ten Mai 1799 die 21jährige Hanna Maria Bühler den siegreich heranstürmenden Franzosen entgegentrat, ihre vodersten Kanoniere niederschlug und dadurch die Bündnerischen Truppen ermuthigend zum glänzenden Siege über den Feind führte. Eine prächtige, hölzerne, in 80 Fuss Höhe über dem Rheine schwe- bende, bedeckte Hängebrücke von 237 Fuss Länge führt in das statt- liche Dorf Reichenau. Gleich an der Brücke fällt das imposante Schloss des Herrn von Planta auf, in dessen Erziehungsanstalt Zschokke lehrte und auch Frankreichs letzter König während der Hinrichtung seines Vaters und der Deportation seiner Mutter als liebevoller Leh- rer fungirte. Unmittelbar hinter dem Dorfe vereinigt der Hinterrhein seine dunkeln Fluthen mit den klaren seladongrünen des Vorderrhei- nes. Die Aussicht ist weit ins Thal hinauf geöffnel. Unser Weg führte über die zweite prächtige Hängebrücke über den Vorderrhein in das sonnige Domleschg. Steil ansteigend erreichten wir das in sehr fruchtbarer Gegend gelegene romanische Dorf Bonaduz (Pona- doz von Pan a töls d. h. Brodt für Alle). Die Dorfmiliz stand auf- marschirt und gab uns Gelegenheit zu einem kurzen Aufenthalt. Es waren etwa 40 Mann, die von einer gewöhnlichen Uebung zurück- kehrend die eidgenössische und Bonaduzer Fahne in die Kirche be- gleiteten. Voran marschirten zwei Axt tragende Pioniere, deren wild kriegerisches Aeussere schon ausreichen möchte, einen kampfesunge- wohnten Feind der Ebene Furcht und Schrecken einzuflössen. In der Mitte der Phalanx standen zwei Hellebardenträger. in buntscheckig gestreifter Uniform, die wohl seit den Zeiten der Sempacher Schlacht jeder Modeänderung getrotzt haben mag. Unter Trommelschlag und Gewehrsalven marschirte der Trupp in die Kirche und von da nach Aufstellung der Banner ins Gasthaus, wo ihrer ein Fass zur Stärkung harrte. Wir aber fuhren unsre Strasse weiler an dem zweiten ro» manischen Dorfe Rhäzüns vorbei, neben welchem auf hohem Felsen in der Mitte des Thales ein schönes Schloss prangt, dessen Erbauung dem vorchristlichen hetruseischen Häuptlinge Rhätus zugeschrieben wird und dessen Besitz von den Edlen von Brun an den Grafen Zol» lern, dann an Oestreich, Bayern, Frankreich überging und endlich von Oestreich an Graubündten abgetreten und von letzterem an die Fa- milie Viali verkauft worden. Erst etwas weiter hin, wo bei Rothen- brunnen mit den Trümmern von Juvalta das Thal sich stark verengt, beginnt das eigentliche Domleschg, eins der lieblichsten und angenehm- 45 sten: Thäler Bündens. Zwar breitet der Rhein in der ganzen Länge der Thalsohle sein geröllreiches Bett störend aus, doch reihen sich überall üppige Wiesen und schöne Obstgärten dicht gedrängt: an ein- ander, freundliche Dörfer blicken rechts und links hervor, über ih- nen auf kühn vorragenden Felsenzinnen die Trümmer zerstörter Burgen und über den bewaldeten Thalhöhen gipfeln schneeige Kup- pen stolz empor. Wir langten um 5 Uhr Nachmittags in Thusis deut- scher Zunge am Ende des Thales an. Schon vor 2400 Jahren sol- len geflüchtele Tuscier hier den Ort Tusia gegründet haben. Am Ein- ffuss der wilden, ungeheuere Geröllmassen von Piz Beverin herab- führenden Nolla in den Rhein gelegen war das Dorf: wiederhelt den Verheerungen ausgesetzt, zu denen sich völlig vernichtende Feuers- hrünste gesellten. Nach dem letzten Brande, der am 29. Juli 1845 in. 3 Stunden das ganze Dorf in einen Aschenhaufen verwandelte, verliessen die Bewohner die Unglücksstelle und bauten daneben zwei- stöckige massive Häuser regelmässig geordnet wieder auf, zugleich so, nett und freundlich und reinlich, dass der Bewohner der nord- deutschen Ebene bei dem Anblick und Eintritt nicht wenig überrascht ist. Thusis gegenüber liegt Sils hinter dem sich das von der Albula tief, durchwühlte Thal des Schynpasses öffnet, Hinter Thusis schliesst ein fast 600 Fuss hoher Felsen scheinbar das Thal ab. Auf der Spitze desselben thronen die uralten Ruinen Hochrhätiens, im J. 587 v. Chr. von Rhätus gegründet. Das Rheinthal vom Bodensee herauf fruchtbar, zum Anbau verlockend und von Alters her die viel befah- rene Strasse über den Bernhardin aus Italien öffnend, wurde sehr früh reich bevölkert und bot in seinen steilen Felsenzinnen den Schutz- und Zwingherren, den Tyrannen und Wegelagerern sichere Asyle. Nirgends reihen sich daher so dicht gedrängt die Trümmer derer Burgen und Schlösser an einander als vom Bodensee her bis Thusis. Als die Kunde von Tells Thaten und dem Bunde der Urkantone her- überdrang, schüttelte das hartbedrückte Volk das Joch ab, zerstörte durch List oder Gewalt die steilen Zugänge öffnend, die über seinem Haupte thronenden Zinnen. Die Geschichte erzählt von schreckhaften und Grauen erregenden Thaten der Tyrannen und Wüstlinge. — In schönster Beleuchtung der Abendsonne lag das Thal hinter uns. Wir eillen anf den nahen, von einem Münchner Doctor juris bewohnten und mit schönen Anlagen versehenen Schlossberg, um die reizende Aussicht über. das ganze Thal mit seinen schneeigen Gipfeln in nah und fern satisam, zu geniessen. Bei dem Hinabsteigen nach Thusis sah ich am Wege auf einem: alten, 3 Fuss über dem Boden abge- sägten Lärchenstamme eine junge üppig emporgeschossene Lärche von halber. Fuss Dicke, die ihre Wurzeln in den Rissen des alten Stam- mes; hinabtreibt. Nach einem reichlichen und gut bereiteten Abend- brodt (#,Franken: ohne Wein) im Adler, begaben wir uns zur Ruhe; um am andern, Morgen zeitig, die Fusswanderung antreten zu können. Als die Morgensonne. das Thal freundlich begrüsste, schulter- ten wir- unsre nur mit: dem nöthigsten : Bedarf: gefüllten Excursions- 46 taschen und wanderten froh und frisch über die nunmehr in Dämme gezwängte Nolla der hintern Felsenwand des Thales zu. Jugendlich muthig tritt hier der Rhein aus der schauerlich düstern, kalten und feuchten Schlucht hervor. Senkrecht steigen die schwarzen seltsam jurassischen Schiefer bis zu 1600 Fuss auf, einander so genähert, dass nur der Rhein im wilden Kampie brausend und tobend sich durchwindet. Die Enge und Tiefe der Schlucht sichert ihre kahlen Wände, die stellenweise bis auf 30 Fuss zusammentreten, vor Ver- witterung. . Die Millionen Jahre alte Kluft ist so frisch, als wäre sie erst in unsern Tagen geöffnet. Nur hie und da zieht sich die linke Thalwand etwas zurück und schmückt sich mit frischer Waldung. Hoch über dem tobenden Flusse ist der Felsenwand die schöne Fahr- strasse, erst in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts zu ihrer jetzigen Vollendung geführt, mühsam abgewonnen; an der schwie- rigsten Stelle bricht sie mit einer 216 Fuss langen, geräumigen Gal- lerie durch den Felsen und setzt wiederholt in prächtigen Bogenbrük- ken, in 400 Fuss Höhe über den schäumenden Rhein gespannt, von einer Thalwand zur andern über. Wie man auf der Gotthardsstrasse durch die schauerliche Felsenschlucht der Schöllenen über die Teu- felsbrücke durch das Urnerloch plötzlich in das anmuthige Thal von Andermatt versetzt wird, so lacht hier dem Wanderer bei dem Aus- tritte aus der stundenlangen ungleich wilderen und schauerlicheren Via mala das reizendere Schamserthal entgegen. Bei Andermatt er- freut dem Eintretenden der liebliche Wiesengrund des flachen Thal- bodens, kahl oder nur mit dürftiiger Weide bekleidet erheben sich ringsum die steilen Thalwände, das Bannwäldchen ob Andermatt be- lebt die Einfassung nicht. Das Schamser Thal dagegen steigt lerras- senförmig zu beiden Seiten des Rheines auf, üppige Wiesen, reich gesegnete Felder in vielfachem Wechsel mit schöner Waldung ziehen sich bis auf die höchsten Gehänge hinauf, zahlreiche Dörfer und Hüt- ten beleben die Landschaft. Aber auch hier erinnern Trümmern alter Burgen an Tyrannei und Knechtschaft. Der letzte Vogt des Thales trat einst in die Hütte des von ihm hart gedrückten Johann Caldar und spuckte in die zum Mittagsessen aufgetragene Schüssel. Mit ge- waltiger Faust drückte Caldar des Tyrannen Gesicht in den dampfen- den Brei und schrie: friss nun selbst den Brei, den du gewürzet | das war die Losung zur Zerstörung der Burg, zur Ausrotlung des Tyrannengeschlechtes, zur Befreiung des Thales. — Die Strasse führt durch Zillis mit sehr grosser uralter Kirche und vielen verlassenen, erdbebenartig zerstörten Häusern, dann nach Andeer, dem grössten und wohlhabensten Dorfe des Thales. Hinter demselben rücken die Thalwände wieder zusammen und die Strasse steigt in vielfachen Win- dungen hoch über dem wild stürzenden und schäumenden Rheine in dem schauerlichen Rofflagrunde empor. Wieder ebnet sich der Thal- boden auf eine kurze Strecke, die mit dürftiger Weide und einigen verlassenen Hütten in dunkler Waldumgebung besetzt ist, Durch einen Engpass mit Felsenthor traten wir in die freundlichere Thalweite von 47 Suvers, die sich bald auch zu den weiten Thalkessel von Splügen öffnet. Hier in 4400 Fuss Meereshöhe wird noch Korn und Gemüse gebaut, den grössten Theil des Bodens decken jedoch grüne Matten. Splügen ist ein einladendes, stattliches Dorf, solide gebaut, mit dem lebhaftesten Transithandel, haushoch liegen die Waarenballen aufge- thürmt und breitschultrige .Abläder sitzen daneben. Wir kehrten in ‚der Post ein um nach der fast sechsstündigen, doch mehr genussrei- chen als anstrengenden Wanderung uns Erholung und Stärkung zu gönnen. Von Splügen führt eine Brücke über den Rhein ans rechte Thal- gehänge, an welchem sich in langen Krümmungen durch die letzte Waldung die Strasse über den Pass Splügen nach Chiavenna hinauf- windet. Wir folgten der Strasse am linken Ufer des breiten geröll- reichen Rheinbettes in der Thalsohle entlang. An der rechten, steiler aufsteigenden und spärlich bewaldeten Wand hängen überall noch schmutzige Schneestreifen, das linke terassenförmig aufsteigende Ge- hänge nährt mit seinen Matten, Aeckern und Waldungen ärmliche Dör- fer. Wilde Giessbäche stürzen von den Höhen herab und vernich- ‘ten durch Schlamm- und Geröllmassen von Zeit zu Zeit die Hoffnun- gen der Dorfbewohner, Das Thal verengt sich wiederum, um sich zum letzten Male bei Hinterrhein, dem höchsten Dorfe des Thales in 5000 Fuss Meereshöhe, dem letzten deutscher Zunge, zu erweilern. Hier reifen nicht immer die kümmerlichen Feldfrüchte, acht Monate lang deckt das winterliche Leichentuch Gehänge und Matten. Immer öder und kahler werdend zieht sich das Rheinthal noch 3 Stunden hinauf. Wir hielten im Gasthause zur Post Rast. Ein kleines Glas Zuckerwasser und ein Schoppen Wein, beides zu gleichen Preisen (40 Centimes) erfrischte uns. Die am klaren Himmel hinabsinkende Abendsonne lud uns zur Fortsetzung der Wanderung ein. Zur Er- leichterung unseres kleinen Gepäckes verlangten wir einen Buben, statt dessen stellte uns der Wirth unter .seiner ausdrücklichen Garan- tie eine kleine blauäugige Aelpnerin von nur 14 Jahren, Unsere Beden- ken gegen ihre Körperkraft und Ausdauer bestätigten sich nicht. Mit beiden Taschen auf dem Rücken schritt die Kleine rüstig voran. Es ging über die steinerne dreibogige Rheinbrücke die steile Thalwand hinauf, quer die 16 Schlangenwindungen der Fahrstrasse durchschei- dend. Wer nicht gute Lungen und kräftige Wadenmuskeln besitzt, der steige nicht mit einer vierzehnjährigen, belasteten Alpentochter bergan. Ohne Ruh und Rast gings hinauf. Die Vegetation schwand, die Schneemassen häuften sich und ein kalter eisiger Wind wehte uns auf den öden Steinhalden entgegen. Von den umgebenden Schnee- gipfeln eilten düstere Wolken herüber und ein sanfter Regen erfrischte die staubige Strasse. Starr und todt, wüst und schauerlich ist, die Höhe, der des Gemmipasses am Daubensee gleich. Halb verweste Pferdekadaver, gebleichte Skelete am Wege mahnen an die Verderben bringende Jahreszeit. Bald erreichten wir die Casa di Rifugio, ein Gebäude, so düster als seine Umgebung. Zwei weibliche Stimmen 48: aus den höhern Fenstern rielhen' von der Fortsetzung der Wanderung ab, doch auch diese hochalpinen Physionomien waren nicht freund. lieher, nicht verführerischer als ihre Behausung. An dem unheim- lichen, schwärzlichen Moösolasee entlang glaubten wir an dessen Ende die Passhöhe, 6584 Fuss ü. M. erreicht zu haben. Auf’ einem mäch- ligen weissen Quarzgange, der quer über die Höhe des Weges den dunkeln Schiefer durchsetzt, wurde Halt gemacht. Unsere kleine Führeiin und Trägerin eilte froh ihres reichen Lohnes des Wegs zu- rück. Während wir unser Gepäck ordneten näherten sich neugierig meckernde Gais, als wollten auch sie uns zur Rückehr in ihre Be- hausung mahnen und wahrlich die schwarzen vom Sturme gejaglen Wolken drohten dem Ausgange unsrer ersten Fusswanderung Schlim- mes. Wir gingen die labyrinthischen Windungen der Strasse durch- schneidend den steilen Abhang hinab, doch wurde dieser Weg durch die glatten Felsblöcke, die moorigen Zwischenräume und die heim- lich herabrieselnden Quellen bald gefährlich und nach einigen unglück- lichen Schritten und unbequemen Rutschparlien hielten wir die ge- bahnte Strasse inne. Inzwischen war ein stürmisches Regenweller über uns gekommen und durchnässte uns bis auf die Haut. Die Kühe gingen schweigend geraden Weges ihren Hütten zu und wir eilten die im Dunkeln her schimmernde Vietor-Emanuelsbrücke zu’ er- reichen, um unter der langen Gallerie hinter ihr Schutz zu suchen; Doch so schnell der stürmische Regen herbeigezogen; so schnell ent- wich er. Wir überschritten den prächtigen Brückenbau und gelang- ten bald nach 9 Uhr in Bernhardıno im Gasthof zum Kreuz an. Bernhardino ist ein von Italienern viel besuchtes Badedorf in herrlicher Lage 5100 Fuss ü. M., mehrere stattliche Hotels von ei- nigen Hütten umgeben. Nach einem einfachen frugalen Abendbrodte überliessen wir uns dem erquickenden Schlafe. Das Geläut zur Früh- messe weckte uns zu dem minder anstrengenden Wege durch das Misoxerthal. Der Himmel lachte wieder freundlich wie am gestrigen Morgen nnd mit frischen Kräften verliessen wir das Dorf. Schon un- terhalb der Baumgränze hoffte ich eine von der des nördlichen Ab- falles verschiedene Fauna zu treffen. Doch vergebens untersuchte ich die Kothhaufen in allen Stadien der Auflösung, vergebens wälzte ich die Steine und durchwühlte vermoderte Stämme, nirgends ein Käfer, nur Geschmeiss. Erst mehre Hundert Fuss unter Bernhardino traf ich Silphen, Ontophagen und Aphodien, bald auch gemeine Caraben, Mit jedem Schritte schienen die Sonnenstrahlen wärmer zu werden. In 3 Stunden senkt sich die Thalsohle hier um fast 3000 Fuss hinab, die Kunststrasse kann dem Falle nicht folgen, sondern windet sich in sinnreich geschlungenen Krümmungen, um in fanfterem Gefälle die Tiefe’ zu erreichen. Mit grösserer Sicherheit konnten wir heute diese Windungen durchsehneiden. Ein reicher bunter Flor in schönster Farbenbracht sehmüekte die grünen Matten und eine mannichfaltige Inseetenwelt, z. Th. Formen, die ich im vorigen Jahre um dieselbe Zeit auf dem Riffelhorn gesammelt hatte, z. Th. neue, durchschwärmte 49 denselben. Dorf an Dorf gedrängt, wo die Thalsohle sich flach er- weitert. Kastanienbäume beschalten, statt der Nussbäume am nörd- lichen Abfalle, die Wiesen: aus uralten Stämmen von gigantischen Dimensionen strecken die kräftigsten Aeste ihre reich belaubten Zweige aus, jeder Baum ein Wald für sich. Wir kehrten in der Dorfschenke von Misocco ein. Zur letzten Erquiekung am Nordabfalle in Hinter- rhein reichte uns der Wirth italienischen Wein, hier in der italieni- schen Schenke wurde uns Bier aus Chur geboten. Warum dieser beschwerliche Tausch des Hausgetränkes? Wird der Geschmack durch den Transport über den Bernhardiner Pass "etwa besser, wie die nach Amerika exportirten Pfälzer Cigarren, die als havannaische zurück- kommen? Die Sprache des Volkes ist die italienische, nur Einzelne verstehen dürftig französisch. Die Gesichtsbildung weicht merklich ab. Im Rheinthal vom Bodensee bis Chur hinauf, wo die wechseln- den Gesteinsmassen der Thalwände die Unebenheit und grosse Frucht- barkeit der Thahlsohle bedingen, trifft der Durchreisende sehr selten angenehme feine Gesichtszüge. Der weit sich öffnende Mund ist mit Reihen sehr grosser Zähne bewaffnet, die Nase klein, die Stirn von normaler Breite und Höhe, die Körpergestalt ansehnlich, nicht zier- lich. Weiter hinauf bis Splügen wird die Körperform gefälliger, zier- licher, die Gesichtszüge regelmässiger, angenehmer, die Augen feu- riger, das Haar dunkelt. Im Misoxer Thal hinab nimmt das schwarze Haar überhand, das Gesicht ist schöner, der Busen voller. Bei den Männern krümmt sich die Nase und ein kurzer schwarzer Bart rings- um das gebräunte Gesicht mit ununterbrochenem Schnurrbart ist fast allgemein im Handwerker. und Arbeiterstande. Nach stundenlanger Ruhe angesichts der prächtigen vierthürmigen Ruine des uralten Schlos- ses Misox und stiller Bewunderung der reizenden Thalenge eilten wir die immer noch steil abfallende Strasse hinab. Wie jenseits der Al- penkette wilde Bergwasser ungeheure Schuttmassen verheerend ins Rheinthal stürzen, ganz so hier in den Thalgrund der Moesa. Den traurigsten Anblick dieser Art bietet die böse Calancasca, Bis Mi- socco schneidet das Thal in den Schiefer ein, der seit der Vereini- gung des Vorder- und Hinterrheines fast allein herrschendes Gestein war, nach dem Lago maggiore hinab bleibt von jetzt ab Gneiss die eonstituirende Felsart. Nun beschatten Maulbeerbäume die Strasse, Feigenbäume strecken ihre Zweige über die Mauren, Oleander pran- gen in üppiger Blühtenfülle und Weinreben überranken die Gärten und Wege, und wie jenseits das Epheu die Nuss- und Obstbäume bis in die höchsten Gipfel umrangt, so klettert hier die Rebe hoch in die Aeste hinauf, doch nicht um Stamm und Zweige zu schützen, ihre wunden Stellen zu decken wie das bescheidene Epheu, sondern seinen Träger schwer belastend und die wuchernden Triebe keck und stolz aus der dunkeln Laubkrone allseitig austreckend. Im mannich- faltigen Wechsel der bilderreichen Landschaft gelangten wir endlich an den Tessin, der die Gotthardsstrasse herabführt und an der letz- ten Moesabrücke der Bernhardinerstrasse übergibt. Eine kurze, trotz 4 50 der sehr drückenden Nachmittagshitze sehr belebte Wegstrecke brachte uns an die Pforte der beiden wichtigsten Verkehrsstrassen mit Deutsch- land. Wir eilten durch Bellinzona hindurch um im Angelo am ent- gegengesetzten Stadithore Quartier zu nehmen. In Bellenz herrscht italienisches Leben, Sitte und Sprache. Die Geistlichen bilden einen Hauptiheil der Bevölkerung, wenigstens ver- liert man die dünnen hagern und anderntheils sehr wohlgenährten schwarzen Gestalten auf den Strassen bis in den spätesten Abend hinein nicht aus den Augen. Was ihre Lebensaufgabe ist, oh sie beten und bibellesen handwerksmässig wie der Schuster Schuhwerk macht nach Versicherung eines ehrwürdigen alten Paters (in dessen Gesellschaft ich 1851 nach Appenzell fuhr) auf die Fragen einer neu- gierigen Schweizerin nach den Beschäftigungen im Kloster oder ob sie wie die Geistlichen im Bernhardhospiz mit Leib und Leben der leidenden Menschheit dienen, ich weiss es nicht. Ihre äussere Er- scheinung deutet auf ein glückliches Wohlleben. Nach dem regen Leben und Treiben auf den Hauptstrassen bis weit zu den Thoren hinaus schätzt man die Einwohnerzahl auf mindestens das Fünffache der wirklichen Zahl (2000). Als die brennenden Strahlen der Sonne sich zurückgezogen, erging sich die schöne Welt zu 2 bis 4 Arm in Arm auf der Hauptstrasse zum obern und untern Stadithore hin- aus. Das Gesicht scheint nur angenehm, weil es eine hässliche Kör- pergestalt ziert. Sehr breite Schultern, eine schlanke dünne Taille und weit unter dem Normalmasse schmale Hüften verunstalten den Körper der Bellinzonerinnen. Lange Kleider verbergen den nicht son- derlich schön geformten Fuss und die Wade, wie denn auch der ärm- liche Busen unter Falten und Wölbung des Mieders verheimlicht wird. Ein ganz überraschender Gegensatz zu dem feinen Berner Typus. Die eigenthümliche tessinische Tracht sah ich nicht, auch Sonntags nicht, als Alt und Jung zur Kirche ging. Auf dem Markte — es . war Sonnabendnachmittag — sassen nur noch die Oebsterinnen hin- ter ihren Körben reich gefüllt mit den verschiedensten Obstsorten. Schwarzbärtige Bummler mit stark gebräunter Brust, mit nachlässig auf einer Schulter hängender Jacke, mit den Händen in den Hosen- taschen schlenderten ihres Weges einher, vor den Thoren sassen sie paarweise zusammen und lagen schlafend auf dem beschatteten Rasen zwischen den Tischen mit Zuckerwaaren, deren Verkäuferinnen eben sowenig liebenswürdig sind als die Frauen der arbeitenden Klasse, die ungenirt ihre gebräunte Brust mit oder ohne Säugling blos tra- gen und auf dicken Holzsandalen gehen. Die innere Stadt hat ausser der schönen Stiftskirche nichts Sehenswerthes. Drei Burgen, in denen zeitweilig die Vögte von Uri, Schwyz und Unterwalden residirten, erhe- ben sich in und neben der Stadt und gewähren die reizendste Aus- sicht ins Thal aufwärts und abwärts. Mit ihrer Armirung kann der Weg nach Deutschland verschlossen werden. Doch jetzt vertheidigt der Schweizer seine Grenzen mit der Brust; zwei der Burgen zer- 5l fallen in Trümmer, in der dritten hält er seine eignen Söhne, die die edle Freiheit misbrauchten, gefangen. Der Abend war schwül und auch der hell leuchtende Mond kühlte die Nachtluft nicht ab. Mein Reisegefährte warf sich dem süs- sen Schlummer in die Arme, mich liess die quälende Hitze nicht ru- hen. Ich vollendete während der Nacht die langweiligste aller Arbei- ten, das Register zu meinem Säugethierwerke. Der Sonntag war wieder ein heitrer, sehr heisser Tag. Wir hatten im Angelo, dessen gemüthlicher Wirth und niederes Dienstpersonal deutsch spricht, sehr gut und billig gelebt. Der Wirth liess um 10 Uhr anspannen und wir fuhren in Gesellschaft zweier Bellinzonerinnen und eines hayeri- schen Officiers, der der italienischen Sprache kundig die lebhafte Un- terhaltung vermittelte, nach dem Lago maggiore. Die Strasse führt durch schöne Wiesen, Korn- und Maisfelder, von Obstbäumen und Weinreben beschattet. Die Wiesen standen zum dritten Male in pracht- vollstem Flor und die Gärten prangten mit vierfacher Frucht, am Bo- den Kartoffeln oder anderes Gemüse, darüber Mais, dann Wein und zu oberst Obst. Nach kaum zweistündiger, angenehmer Fahrt langten wir in Magadino am Ufer des Sees an. Bald legte auch das östreichische Dampfschiff mit militärischer Bedienung und Besatzung an. Es führte uns nach Lugano, einigen anderen freundlichen Uferstädten und von Luino, dem östreichischen Kriegshafen mit einem, zwei 24 -pfünder führenden Dämpfer, einem Kanonenboot und zweien ebenso liliputa- nischen Forts, über Palanza in vierstündiger Fahrt nach der berühm- ten und viel besuchten Isola bella. Der schön grüne Wasserspiegel war ziemlich bewegt, der Dämpfer schaukelte und es zeigten sich un- verkennbare Anläufe von Seekrankheit. Die Ufer des Sees steigen bald steiler, bald sanfter auf, die Gehänge sind bis oben hinauf gleich- mässig dicht bewaldet, hie und da blickt aus weiter Ferne ein schneei- ges Haupt herüber, die Häusergruppen rechts und links sind im ita- lienischen Styl gebaut, wie die Anpflanzungen überall von dem mil- den warmen Klima zeigen, im untersten Theile aber flachen sich die Ufer ab, der Blick schweift in die Ebene hinein. So hält der Lan- gensee die Milte zwischen dem wild romantischen Vierwaldstätter und dem milden Genfer oder Züricher See, doch ist letztrer ungleich be- lebter an seinen Ufern. Die geringe Breite des Lago maggiore lässt beide Ufer während der Fahrt besser erkennen, als es auf dem Gen- fersee möglich ist. Unsere Reisegefährtinnen aus Bellinzona gingen im Kriegshafen ans Land, der bayerische Officier begleitete uns nach der Isola bella. Soll ich diese reizende Insel schildern mit ihren hoch aufsteigenden Terrassen, mit den zahlreichen Statuen und mannichfaltigen Grolten, dem fruchtreichen Citronen- und dunkeln Lorbeerwalde, mit den statt- lichen Palmen, Araucarien und den Cedern vom Libanon, mit über 50000 Blühten tragenden Camelienstämmen, mit den riesigen Agaven und Cacteen, die aus Felsenritzen hervorwuchern und zwischen de- 28 52 nen flüchtige Eidechsen hin- und hereilen, mit all’ den friedlich und üppig neben einander gedeihenden Repräsentanten der neuholländi- schen, africanischen und südamerikanischen Vegetation, das grossar- *tige Schloss mit seinen reichen bewundernswerthen Kunstschätzen, die reizende Aussicht naeh allen Seiten über den See? Ich würde weit, weit hinter der Natur zurückbleiben. Meine Schilderung redueirt sich auf den wohlgemeinten Rath, lieber Leser, reise hin und geniesse, was Kunst und Natur hier weiteifernd geschaffen, weder Feder noch Pinsel vermögen ein treues Bild davon zu entwerfen. Unter der Lei- iung des sehr unterrichteten Gärtners stiegen wir von Terrasse zu Terrasse und durch die untern prächtig decorirten Räume des Schlos- ses eilend kehrten wir in das Gasthaus zurück, wo inzwischen die 4 Franken table d’höte für uns bereitet war. Gegen Abend trat völ- lige Windstille ein, eine Wasserfahrt wurde verlockend, nach kurzem Kampfe, ob auf dem feenhaften Eilande die Nacht zu verweilen oder die Reise ins Gebirge fortzusetzen, sprangen wir in die Barke und ruderten nach Baveno, unser militärische Begleiter desgleichen nach Luvino. Auf unsere Frage, was die Barke bis Baveno koste, war die Antwort: 21/, Franken nach der Taxe. Beim Aussteigen mussten wir 5 Franken zahlen, denn nun kostete nicht die Ueberfahrt, sondern jeder Ruderer, deren wir zwei hatten, 21/5 Fr. So prellt der Sar- dinier nach der obrigkeitlich festgestellten Taxe. Ein sardinischer Zoll- und Passbeamter nahm uns am Ufer in Baveno im Empfang. Auf eine uns unverständtiche, vermuthlich das Gepäck betreffende Frage, antworteten wir verneinend, das Gepäck wurde nicht unter- sucht, die Reisetaschen nicht geöffnet, der Pass sofort zurückgege- ben und wir wanderten zu Fuss die Simplon .Strasse entlang. Sie zieht sich anfangs am Ufer der tiefen Seebucht hin, wo links an der hohen Thalwand Steinbrüche geöffnet sind, in denen der Granit zu riesigen Säulen, Postamenten, Pfosten u. dergl. kunstvoll verarbeitet wird. Die jenseitige Thalwand läuft als ununterbrochene Mauer fort, die diesseilige ist nach dem Ortasee hin breit durchbrochen. Dann aber verengt sich das Thal. Die Sonne war verschwunden, und das Thal verfinsterte sich, die Luft war still, mit des Waldes angeneh- men Duft erfüllt; wir wanderten im Dunkeln fort und noch ehe der Mond die Gipfel der Berge erleuchtete, erreichten wir das ansehnli- che Dorf Ornavasso. Seine Bewohner sollen aus dem Wallis abstam- men und noch vor 50 Jahren deutsch gesprochen haben, Wirthin und Dienstmädchen, die uns an der Thür begrüssten verstanden weder deutsch noch französisch. Nach ergötzlichen Miss- und Unverständ- nissen erhielten wir indess Zimmer und die gewünschten Erfrischungen. Die Bewohner von Ornavasso huldigen dem: Morgenstunde hat Gold im Munde, denn schon früh vor 5 Uhr kamen sie mit schwer belasteten Körben von den nahen Aeckern heim, die überall von Ar- beitern belebt waren, Die aufgehende Sonne verkündete einen heis- sen Tag. Wir eilten daher die spanne Zeit der angenehmen Morgen- luft zu geniessen. Das Thal bleibt aufwärts verengt und gönnt nur 53 wenig Raum den Wiesen und Aeckern. Eine Fährte neben der längst zerstörten, in ihren Resten bereits überwachsenen Brücke setzte uns über die breite schiffbare Tosa. Die Strasse zieht sich nun durch fruchtbares, mit schönen Obstbäumen bestandenes Wiesengelände am linken Ufer der Tosa hin bis hinter Vogogna, wo eine zweite Fährte ans rechte Ufer führt. An Stelle der schon im August 1834 von den hoch aufgestauten Fluthen zerstörten Brücke wird erst jetzt trotz des lebhaften Verkehres auf der über sie führenden Simplonstrasse eine neue aufgeführt. Die 3/, Stunden breite Thalsohle ist mit unge- heuren Geröllmassen bedeckt, welche die wilde, aus enger Felsen- schlucht hervorstürzende Anza verheerend ablagert. Ein riesiger Damm schützt jetzt wenigstens einen Theil des Bodens vor neuer Verwüstung. Wir durchschritten das Thal und hielten in Pie dı Mulera, wo die Anza hervorbricht Rast. Maulthiervermiether und Buben, die Alpen- stöcke zum Kauf anbieten, erinnern, dass man am Eingange eines besuchten Alpenthales steht. Die Luft war bereits drückend und die Sonnenstrahlen brannten heiss. Gleich vom Dorfe steigt die seit 1347 gebauete Kunsistrasse sehr steil am linken Gehänge des Anzascathales auf und läuft hoch über dem schäumenden Flusse bequem und ge- schickt angelegt, fort. An zwei Stellen durchbricht sie in langen Gallerien den Felsen und setzt mit schönen Bogenbrücken über die seitlichen Thalschluchten. Nur dieses linke Thalgehänge der Anza, obwohl auch steil ansteigend, trägt hie und da schöne Matten und sehr dürftigen Ackerbau, in und um die kleinen Dörfer auch etwas Weinbau. Die Mittagshitze war unerträglich, wenn wir die Höhe nach unsrer Gefühlskala bestimmen sollen, dürfen wir sie nicht un- ter 40° R. schätzen. Wir warfen uns unter einen schattigen Baum neben einen trägen Giessbach, dessen Temperatur keineswegs seinen Ursprung verrieth. Bisweilen wehte ein sanfter kühlender Luftzug vom Hintergrunde des Thales her, doch nur augenblicklich kühlend. Gegen 3 Uhr Nachmittags schleppten wir uns einige Minuten wei- ter und rasteten in der Osteria des Dorfes. Eine Flasche vortreffli- cher Limonade gazeuse schlug die innere Hitze nieder, die wir dann durch Kaffee auf die Dauer zu besiegen hofften. Des Wirthes Persön- lichkeit machte keinen angenehmen Eindruck, doch war er freundlich, gefällig und aufmerksam. Er besorgte die ganze Bedienung. Die Wirthin dagegen war eine kleine Vanzonerin in der seltsam eigen- thümlichen Tracht, mit feinen Gesichtszügen. Für unsere Zeche ver- langte der Wirth 20 Sols (Sous), als wir ihm diese mit einem Fran- ken gaben, reichte derselbe nicht, wir glaubten also a Person einen Franken zahlen zu müssen und fügten ein zweites Frankenstück zu, das war aber viel zu viel, der Wirtn nahm das zweite Frankenstück und gab das erste zurück. Gegen 6 Uhr gestattete die Hitze die Fort- setzung unsrer Wanderung. Die Strasse fällt schnell bis an das Ufer der Anza hinab und führt nach Ponte grande. Der Monte Rosa war uns schon früher aus dem Hintergrunde des Thales entgegengetreten, aber erst jetzt in der Abendbeleuchtung stand er, ein himmelanstür- 54 mender Gigant, in seiner ganzen Herrlichkeit vor uns. Ponte ‚grande liegt mit seinen wenigen Häusern und grossem Hotel unmittelbar an der Anza, über welche eine ungeheuer hoch gewölbte steinerne Bo- genbrücke nach dem ebenfalls kleinen Dorfe Banio fährt. Die Thal- wände buchten sich hier etwas und unzählige Kapellen rechts und links scheinbar bis zu unzugänglichen Höhen hinauf machen einen eigenthümlichen Eindruck. Die Kunststrasse endet hier, ist jedoch bis S. Carlo, wo sich grosse Schmelzhülten befinden, noch für kleine Wagen fahrbar, dann bloss Saumweg, der an der Thalwand wieder aufsteigt und unter herrlichen Nuss- und Waldbäumen sich auf- und abwindet. Wir hatten beschlossen in Vansone, dem grössten Dorfe des Thales Quartier zu machen, Eschers Reisehandbuch gibt zwei Gasthäuser an, wir durchsuchten vergebens das ganze Dorf und er- hielten auf Anfragen nach der Firma verneinende Antwort. Es war nur eine Osteria, die Dorfschenke vorhanden, deren Aeusseres so wenig einladend, deren Eingang so düster und unheimlich, dass wir ihr bedenklich aus dem Wege gingen. Wir waren an Escher, dem zu- verlässigsten und empfehlenswerthesten aller Reisebücher für die Schweiz, dessen Angaben ich in allen Theilen der Schweiz genau und zuver- lässig befunden hatte, bereits irre geworden, da er die schon 1847 gebauete Kunststrasse nicht angibt, auch in dem Zeitmass der Ent- fernungen hier viele Irrthümer hat, der unvermeidliche Bädeker bezeich- net sogar das Wirthshaus Moro als dürftig und schildert den Wirth. So von unsern Führern verlassen nöthigte uns der hereinbrechende Abend in der unheimlichen Osteria Nachtquartier zu suchen. Der Wirth, ein junger Mann, in seiner äussern Erscheinung einem nord- deutschen Schustergesellen täuschend ähnlich, sprach französisch. Er wies uns ein niedriges Zimmer mit ungeheuer hohem Bett an. Hei- ligenbilder schmückten die Wände; der Waschtisch war aus Mangel an Platz auf dem Blumenumrankten Balkon aufgestell. Im Parterre war die sehr geräumige, nur spärlich durch ein Fenster erhellte Gaststube, hinter derselben ein kleineres Gastzimmer, einfach und wahrhaft gemüthlich mit der herrlichen Aussicht ins verengte Thal. Die sardinischen Dorfschenken sind indess wesentlich anders als unsere norddeutschen. Wir erhielten sehr reinliche Servietten, fein und zier- lich aus Nussbaumholz gedrehte Becher zu den gut gekochten Eiern und vortrefflich zubereiteten Braten mit leidlichem Wein. Der Wirth servirle, die liebenswürdige junge Wirthin hielt sich in bescheidener Entfernung. Der Schlaf in dem himmelhohen Bett war nicht der er- quickendste wenigstens für mich, mein Reisegefährte hatte eine gute Nacht gehabt. Der Kaffee, dem die übliche Frühstücksbeigabe nicht fehlte, war zum grössern Theile Cichoriendecoct, obwohl die riesige, auf einer Bank befestigte Mühle einen grossen Bohnenverbrauch ver- mulhen liess. Milch hatten wir im ganzen Anzascathale nirgends er- halten können. Die auf einem Teller präsentirte Rechnung unserer gemeinschaftlichen Zeche betrug 5 Franken, wovon der Wirth bei der Zahlung 1/, Franken zurückgab, also für zwei Personen Zeche und 55 Bett nunmehr nicht so viel, als in schweizerischen Hotels das eben nicht nahrhaftere Abendbrodt für eine Person. Vansone ist ein ansehnliches, eng gebauetes Gebirgsdorf mit sehr reinlichen gepflasterten Gassen. Die weibliche Bevölkerung macht ei- nen seltsam eigenthümlichen Eindruck. Kleine kräftige Gestalten mit fein geschnittenen, zarten Gesichtszügen. Ihre Kleidung besteht aus dem Hemde und Rock. Das blendend weisse Hemde bedeckt, doch minder geziert und bestechend als bei den Bernerinnen, den obern Theil der Brust und die Arme, der Rock hängt völlig frei an Ach- selträgern auf den Schultern, vom Busen. bis an die Waden hinab. Diese Tracht, so sehr sie auch der Gesundheit angemessen, verun- staltet doch den Körper in widerlicher Weise. Der allgemein sehr volle Busen wird tief bis auf die Herzgegend hinabgedrückt und von ihm über den starken Unterleib bildet der Rock eine ununterbrochene starke Wölbung, so dass alle Mädchen und Frauen, jung und alt, das Ansehen hochschwangerer Frauen haben. Die Füsse sind ziem- lich grosse Plattfüsse, der Wadenstiel zu dick, der Körper der Wade zu «dünn. Wir setzten mit der Frühsonne unsere Wanderung auf dem schat- tigen Saumpfade fort, am Kirchhofe von Ceppo Morelli vorbei, wo im Beinhause den Schädeln (der jüngste in Glaskasten, die 5 ältern darüber gestellt) der Priester schwarze Priesterkappen aufgesetzt sind, über einige ältere ungeheure Felsenstürze hinweg bis ans Ende des Anzascathales. Wo im hintersten Winkel die Anza aus einer engen Felsenschlucht stürzt, führt eine kühne Bogenbrücke ans rechte Ufer und der Weg steigt nun steil und holperig an dem das Thal abschlies- senden Querriegel von einigen hundert Fuss Höhe hinauf. Oben ge- niesst man einen schönen Rückblick auf das Thal und auf die hoch am jenseitigen Gehänge malerisch gelegenen Dörflein. Auf dem Pla- teau dieses Bergriegels, Morghen genannt und wohl nichts weiter als eine ungeheuere, vom Gehänge des Monte della Caccia bei Eröffnung der Thalspalte herabgestürzte Felsenmasse, trägt fette Weide, dürfti- gen Gemüsebau und eine 200 Jahre alte Kirche mit einigen Holz- hütten. Der hinter dem Morghen gelegene Theil des Anzascathales heisst Macugnagathal. Die Bewohner seiner sechs Dörfer sind von Wallis herüber gewandert, daher wird man hier plötzlich von deut- scher Sprache und deutscher Sitte überrascht. Die officielle Sprache aber ist die italienische und die Geistlichkeit verfolgt mit besonderer Energie das deutsche Wesen, daher könnte Macugnaga nach 50 Jah- ren ebenso italienisch sein als Ornavasso, wenn nicht das völlig da- niederliegende Schulwesen die Umwandlung erschwert. Noch bevor man wieder über die Anza setzt, fällt die ungeheure Menge knolli- ger Auswüchse an den Alpenrosen auf. An den Spitzen, Rändern und Basen der Blätter wachsen kuglige und unregelmässig knollige Auftreibungen von grünlichweisser, stellenweise verführerisch geröthe- ter Farbe hervor. Im Innern sind sie weich, von dicht zelligem, schwammigen Gefüge, sehr feucht, Auf der diesjährigen Reise traf 56 ich sie nirgends wieder, früher sah ich sie doch nur vereinzelt hin- ter Kandersteg zur Gemmi hinauf. Das Macugnagathal treibt zwar noch 6 Fuss hohe Roggenhalme und trägt schöne Matten, doch nur auf der Thalsohle neben dem Geröllreichen Bett der Anza, an den steilen Gehängen wechseln kahle Felsen mit dürftiger Weide und Wal- dung, der Eindruck wäre daher kein günstiger, wenn nicht im Hin- tergrunde der Monte Rosa den directen Pfad ins dunkelblaue Him- melsgewölbe vorzeichnete. Am rechten Ufer der Anza liegen die sar- dinischen Goldgruben, der erzführenden Curve angehörig, welehe am Abfall des Hohlichtes gegen Gressoney auf Indren in mehr denn 9000 Fuss Meereshöhe, auf Imbour, abwärts im Anzascathale hoch oben auf der linken Thalseite bei S. Carlo und Ponte Grande, im Val An- trona und V. Vaira theils früher ausgebeutet wurde theils noch Schmelzhütten speist. Das goldführende Erz ist Schwefelkies, der im Kilogramm 6 bis 10 Grammen Gold enthält. Einige Frauenzimmer in den zwanziger Jahren von robustem Körperbau, barfuss, mit enorm grossen Füssen, heiteren Temperaments, tragen das Erz in Körben zur Hütte, wo es gemahlen und amalgamirt und dann nach Vogogna verfahren wird. Wir hielten in der gut bewirthenden Albergo dei Minieri in Pestarena Rast zu einem reichlichen Frühstück und legten dann in der drückenden Mittagssonne den Rest des holperigen Weges zurück. Der Wirth der Osteria di Verra im Strich oder Macugnaga im engern Sinne, Franz Lochmatter kam uns freundlich mit deutschem Gruss entgegen, die freundliche Wirthin begrüsste uns bei dem Eintritt in das düstere Gebäude. Es ist ungemein wohlthuend, nach mehrtägi- ger Wanderung im Gebirge, der Sprache des Volkes unkundıg, von heisser Sonnenluft ermattet der deutschen Biederkeit zu begegnen und in der einfachen Holzwohnung die freundlichste Aufnahme zu finden. Bald war die vom Schweiss triefende Kleidung gewechselt und der Körper äusserlich und innerlich erfrischt. Inzwischen langten auch unsere Reisegefährten für die nächsten Tage an, deren Bekanntschaft wir bei dem Frühstück in der Albergo dei Minieri so eben gemacht halten: der Herr eine imponirende militärische Persönlichkeit, von deutschem Schrot und Korn, einer Familie angehörig, deren Namen in der Preussischen Geschichte glänzt, die Frau begeistert für alles Schöne und Grosse in der Natur und Kunst, körperlich und geistig lebhaft und beweglich. Unser ursprüngliche Reiseplan lautete über den Tur- loz, Gressonay und Brussone nach Chatillon, aber die Spuren des Erdbebens an der Kirche und die angenehme Gesellschaft über den verlockenden Monte Moro an den Heerd der grossartigen Katastrophe versprachen auf dem entgegengesetzten Wege grössere Genüsse. Un- gleich inposanter als an der Nordseite erhebt sich hier der ungeheure Bergkoloss am Ende des Thales, eine 9000 Fuss hohe in den Him- mel hinauf gipfelnde Felsmasse, nur von schmalen scharfen Gräten geslützt, die zackig an der Wand hinauf streben. Dies steile Gneiss- gehänge duldet keine grossen zusammenhängenden Schneefelder, nur 57 kleine und schmale, nach unterwärts staubig beschmutzte ziehen sich zwischen den Felsrippen herab. Von der rechten Schulter senkt sich in des Thales Tiefe ein ungeheurer, vielfach zerklüfteter Gletscher, von einer gewaltigen Moräne umgürtet. Ihm enteilt die wasserreiche Anza. Rechts und links des nackten wüsten Hintergrundes schmücken dunkle Fichten und Lärchen das Thalgehänge. Wie ganz anders jen- seils auf dem 8000 Fuss hohen Riffelhorn. Als eine von Felsen- zacken durchbrochene Schneemasse steigt hier der Coloss massig ne- ben dem blendenden Schneemeere des Weissthorpasses auf, der An- fang eines himmelbegränzenden Walles, der in dem Lyskamm, den Zwillingen, dem Breithorn fortsetzt und in dem seltsam gestalteten Matterhorn endet, von weiten Schneefeldern überdeckt, die in den schönen Gornergletscher sich herabsenken. Wir besuchten gegen Abend die noch eine Stunde von unsrer Albergo enfernte Moräne, um den Gletscher näher kennen zu lernen, Die Insectenwelt am Waldessaum und auf den grünen Matten hatte sich bereits in ihre Verstecke zurückgezogen. Zwei wohl genährte Limax, die dem Monte Rosa entgegenschlichen, erinnerten mich an die malakologischen Studien unsres Freundes A Schmidt. Leider er- lagen sie der drückenden Hitze der folgenden Tage. Der Abendhim- mel war rein, die Luft im Thal still und kühl. Erst spät trennten wir uns von der genussreichen Ansicht, welche der Thalwinkel von der Bank an Lochmatters Hause aus bietet. Eine Genfer Pensions- anstalt, 16- bis 19jährige frische und hoffnungsvolle Jugend unter Anführung ihres Lehrers, suchte noch Unterkommen in der beschränk- ten Behausung, um Morgen gleichfalls über den Moro zu wandern. Die mit grossen Kosten bis Ponte grande geführte Kunststrasse soll noch bis ans Ende des Thales, an die Kirche von Macugnaga fortgesetzt werden. Dadurch wird der alljährlıch sich steigernde Frem- denbesuch des Thales noch viel belebter werden. Diesem zu genügen beabsichtigt Lochmalter schon im nächsten Jahre ein sehr geräumiges Hotel aufzuführen. Um 3 Uhr früh regte sich das Leben im Hause und um 4 Uhr rückte die grosse Caravane mit 6 Führern und Trägern unter Loch- matters umsichtiger Leitung der steilen Thalwand entgegen. Durch Wiesen und Wald steigt der betretene Pfad steil zur Betalp auf, dann steiler und beschwerlicher über die Bodmaalp. Wald und Weide ver- schwindet und über öde Gneisstrümmern, unter denen man oft schön eingewachsene Turmalinkrystalle findet, mühsam und nicht ohne Ge- fahr für den Unachtsamen, gelangten wir zu dem steilen Schneefelde., Der Rückblick auf das Thal verschliesst sich und neben dem stets sichtbaren Monte Rosa erheben sieh mit jedem Schritte aufwärts neue schneeumkleidete Gipfel. Die Morgensonne hatte den Schnee noch nicht erweicht, nur mit Mühe gelang es auf der blendenden steilen Fläche festen Fuss zu fassen, es fehlte daher nicht an tiefen Bück- lingen und krebsartigen Rutschpartien. Mit aller Kraftanstrengung war endlich die Höhe erreicht und der Blick nach Norden so frei 58 als nach Süden. Bezaubernder Anblick! Zur Linken neben dem Weiss- ihor führt der viergipflige Rosa die Reihe der Bergfürsten an; Pizzo bianco, Turloz und die gigantischen Herren des Sesiathales, neben denselben über das versteckte Thal der Anza hinaus in nebelblauer Ferne der Lago maggiore, dann die Hochgipfel des Simplongebietes, näher wieder das Fletschhorn und Jäzhorn, der Ballfrein, das Mit- tagshorn, die Mischabelhörner, das Rothhorn, in nördlichster Ferne der blendend weisse Gipfel der Jungfrau. Schneefeld reiht sich an Schneefeld, ringsum nach Norden und Süden, nach Ost und West nur kahle, himmelhohe Felszacken und vielgestallige Hörner, nirgends eine zusammenhängende Waldfläche, ein bebaules Thal, das von hier aus die seltsam grossartige Entfaltung der Hochgebirgsnatur unterbrä- che. Kein Wölkchen trübte die Fernsicht; scharf begränzt ragten die südlichen Gipfel in die dunkle Bläue des Himmels hinein und ebenso scharf die nördlichen in die matte weissliche Bläue. Die Furka, die Grimsel, die Gemmi, das Riffelhorn, der Col de Balm, die Wengern- alp und andere Höhen, jede hat ihren eigenthümlichen Reiz, aber die wahrhaft bezaubernde Aussicht, die sich dem Wanderer auf der Höhe des Monte Moro allseitig eröffnet, übertrifft sie alle, wenn nicht der Theodulspass, den ich nicht nicht überschritt, ihr den Rang strei- tig macht. Von dem ersten überwältigenden Eindrucke des erhabenen Stand- punctes erholt, lagerte die ganze Caravane so zahlreich, wie sie seit Menschengedenken nicht auf dieser Höhe beisammen gewesen, auf ei- nem trocknen Felsen neben dem Passübergange. Die Träger ent. ledigten sich ihrer vergänglichen Bürde und allgemeine Heiterkeit be- lebte das einfache stärkende Mahl. Die Todtenstille, welche die ge- waltige Gebirgsmasse deckte, wurde bald in unsrer nächsten Umge- bung zu allseitiger angenehmer Ueberraschung unterbrochen. Genfs muntere Jugend streifte zwischen den nahen Felsen umher und scheuchte drei Gemsen auf. Ein freudiges Hurrah empfing diese er- schreckten Hochgebirgsbewohner,, als sie unsrer Lagerstätte sich nä- herten. Aber mit Staunenerregender Schnelligkeit setzten sie in wei- tem Bogen über das Schneefeld zurück und verschwanden hinter den Felsen. Bald kammen sie auf der blendenden Fläche des Rothhornes wieder zum Vorschein, doch nur als dunkle Puncte konnten wir sie hier noch verfolgen. Vom Saasthal herauf bewegten sich drei Last- träger, ein Mann und zwei Frauen, über das weite Schneefeld nach Osten, Auch sie entzogen sich bald unsern Blicken. Von Macugnaga herauf kamen eilenden Schritts fünf dünnbeinige Söhne Albions mit ihrem Führer. Flüchtig wie die Gemsen rannten sie über die Pass- höhe hinweg ohne mit einem Blick rückwärts oder seitwärts in der bezaubernden Gebirgswelt zu verweilen, hinab in das öde Saasthal. Der Gneissfelsen, der uns zur Lagerstätte diente, war von schwarzen Flechten überkleidet. In seinen Rissen (7784 Fuss ü. M.) grünten dürftige Moose und kleine Phanerorgamen. Herr K. Müller war so freundlich die mitgebrachten Exemplare als Saxifraga bryoides, 59 Silene acaulis, Polytrichum septentrionale, Dieranum enerve (von die- sem ‚Standpunect bisher noch nicht bekannt) und Cetraria nivalis zu bestimmen. Thierisches Leben zeigte sich nicht. Nach zweistündigem Aufenthalte verliessen wir den Ort unver- gesslichen Genusses. Die brennenden Sonnenstrahlen halten inzwi- schen den Schnee erweicht und es ging mit sicheren Riesenschritten den ersten Abhang hinab. Dann leiteten die Führer uns an dem stei- len Gehänge entlang. Die zahlreich hervorragenden Gneissknöpfe und Wände waren von dem übersickernden Schneewasser glatt und mach- ten den Pfad unsicher und gefährlich. Lochmatters’s Gewandheit und Kraft überhob unsere Reisegefährtinn dieser sehr beschwerlichen und ängstlichen Partie, indem er mit ihr an einer felsenleeren Stelle die steile Schneewand unter hochaufwirbelnden Schneewolken blitzesschnell hinabfuhr. Einer der Genfer Jünglinge, schwach und unsicher auf den Füssen, fortwährend schon mehr auf allen Vieren sich forthel- fend, verlor den sichern Tritt und segelte unfreiwillig Kopf über Kopf unter, rath- und thatlos glücklicher Weise an einer gefahrlosen Stelle den Abhang hinab bis eine zufällige Wendung seines Alpen- stockes die Fahrt hemmte. Die belustigende freiwillige und unfrei- willige Ruischpartie war für die ganze Gesellschaft das Signal an dem nun schon sanftern Gehänge rutschend oder springend hinabzusetzen. Eine Strecke gings dann noch auf ebenen Schneefelde fort bis an den Fuss des prächtigen Morogleischers, dann über kleinere Strecken schmutzigen Lawinenschnee’s zu den Sennhülten der Distelalp, die wir aber noch nicht bezogen fanden. Der Weg über den Monto Moro war im 15. und 16. Jahr- hundert ein viel begangener Saumpfad, den die Gemeinden von Saas und im Anzascathal unterhielten, selbst das Postfelleisen von Mailand ins Rhonethal wurde über ihn dirigirt, bevor Napoleon die Strasse über den Simplon, die erste Kunststrasse über die Alpenpässe, er- bauete. Jetzt ist er für Maulthiere und Pferde ungangbar, für nicht geübte Bergsteiger beschwerlich, doch bei einiger Vorsicht zumal un- ter Leitung eines kundigen Führers nicht gefährlich. Die Thalbewoh- ner beabsichtigen ihn wieder für Maulihiere befahrbar zu machen. Wunderbar, die ärmlichen Bewohner der einfachen Holzhülten, die nur unter fortwährendem Kampfe mit den Elementen ihre Existenz fri- sten, bauen mit ungeheurem Kostenaufwande die schönsten Fahrstras- sen durch unzugängliche Felsenschluchten und über das wildeste Hoch- gebirge und unterhalten dieselben mit gleichfalls enormen jährlichen Summen *), — in Norddeutschland dagegen sind selbst in den Dörfern, von den reichsten Bauern bewohnt, in der ungünstigen Jahreszeit *) Die Lawinen, Bergwasser und Felsenstürze verursachen an der Sirm- plonstrasse einen jährlichen Schaden, den Wallis nur mit 50- bis 30000 Fran- ken beseitigen kann. Die von Uri und Tessin erbauete Gotthardstrasse wird mit ungeheurem Kraftaufwande seitens Andermatt, Hospenthal, und Airolo im Win- ter schneefrei gehalten. Zum Bau des untern Theiles der Anzascastrasse steuer- ten die Bewohner von Macugnaga schon 16000 Franken bei. 60 die Gassen unwegsam, viele Verbindungswege gar nicht zu passiren und doch würden hier mit viel geringerem Kostenaufwande gute Stras- sen gebauet und unterhalten werden können! Der Pfad läuft immer am rechten Ufer der Saaser Visp, die in ihrem schmutzig wild schäumenden Wasser ihrer dem Görnergletscher enleilenden Schwester gleicht, über dürftig bewachsene Schutthalden entlang. Ganz abweichend von dem fruchtbaren, belebten Hinter- grunde des tiefer eingeschniltenen Niclasthales ist das obere Saasthal auffallend öde und wüst, eine schauerliche Stätte verheerender La- winen und gewaltiger Gletscher, die von beiden Gehängen der Thal- sohle zueilen. Ungeheure Felsblöcke am Wege, darunter einer von 60 Fuss Höhe, 50 Fuss Breite und ebenso viel Tiefe, erst 1818 von der Höhe herabgeführt, geben Zeugniss von der unvergleichli- chen Tragkraft des Gletschereises. In der Nähe dieses grössten Blok- kes wird zur Bequemlichkeit der über den Moro Wandernden jetzt ein Gasthaus gebaut. Obwohl die Vegetation dürftig, sollen doch ei- nige interessante Alpenpflanzen hier wachsen. Ich sammelte unmit- telbar am obern Schneefelde nur folgende Arten nach den Bestim- mungen meines Freundes Andrae: Ranunculus glacialis, R. gracilis, Trifolium alpınum, Myosotis alpestris, Pedieularis verticillata, Primula pedemontana, Gentiana bavaric.. Die ungleich üppigere Flora des Riffelberges wird, wenn mein schwaches botanisches Gedächtniss mich nicht täuscht, alle wichtigeren Arten des obern Saasthales führen. Wir hielten vor dem prächtigen Allalingletscher eine kurze Rast. :Die- ser Gletscher kömmt von der westlichen Thalwand herab und hat von dem östlichen Gehänge aufgehalten zu einem ungeheuren Eiswalle sich aufgestaut, der nun in der Mitte des Thales nach vorn vorrückt. Er hat die Visp zu einem schmutzigen, unfreundlichen See abgedämmt, der unter ihm weg einen Abzugskanal sich gewühlt hat, bisweilen aber auch zu schreckenerregender Höhe anwächst. Unterhalb des Gletschers wird das Thal schnell freundlich, die Gehänge bewalden sich, stäubende und perlende Wasserfälle stürzen herab und reichere Matten gewinnen neben der Geröllreichen Visp Platz. An der Ra- pelle im Lerch vorbei über die Eieralp führt der Weg durch die Weiler Zermegern, Almagell, Moos und Zurbrücken. Hier ist ein Walliser Passbüreau, doch begnügt sich der dienstthuende Beamte mit dem zu erhebenden Franken, wohl dem einzigen an der ganzen eid. genössischen Gränze, und erspart dem Fremden die Mühe den Pass hervorzusuchen. Wir trafen um 6 Uhr in Saas ein. Albions Söhne, die so gemsenffüchtig über den Monte Moro eilten, waren bereits im Ne- glige und übten sich im Springen und Werfen, dann musste ihnen der Pfarrer, früher ein eifriger Gemsjäger die Construction der doppelt be- schlossten Gemsbüchse des Weiten und Breiten demonstriren. Wun- derlich sind doch die Zwecke der Alpenreisen. In der drückendsten Mittagshitze die beschwerlichsten Bergpässe mit den grossarligsten Aussichten übersteigen, um während des herrlichen Abends im engen 61 Thal Turnübungen anzustellen. Geht nach Sehastopol, sagte der baye- rische Officier, unser Gefährte über dem Lago maggiore, und zeigt dort eure Kraft, statt dass ihr von Söldlingen die auf dem Spiele stehende Ehre erkämpfen lasst. Drei rüstige Söhne des Hamburger Handelsstandes kamen aus dem Niclasthale herüber, nach elftägigen Passwanderungen, um weiter noch die Pässe nach Osten zu über- steigen. Ob sie mehr von den Hochalpen als jene Engländer, mehr als die Namen der Pässe an die Mündung der Elbe zurückbringen, dürfte sehr zu bezweifeln sein. Ein ältrer Herr gelangte bequemer zu demselben Resultat, um alle fahrbaren Alpenpässe kennen zu ler- nen schlief er regelmässig im Postwagen während der ganzen Pass- station. Die uns vorausgeeilten Gäste hatten das einzige Hotel zum Monte Rosa in Saas bereits üherfüllt und wir. mussten uns schon in eine Ausquarlirung fügen. Auf die Kunde hiervon räumte uns der freund- liche Pfarrer, ein bejahrter alter Herr, sofort sein Zimmer ein und sorgte mit aller Aufmerksamkeit für unsere Bequemlichkeiten. Ein im Bau genommenes grosses Hotel desselben Wirthes wird dem wachsenden Verkehre der nächsten Jahre wohl ausreichend dienen. Der 2. August wurde ganz den oben geschilderten Verheerun- gen des Erdbebens von Saas über Stalden und Vispach bis nach Turt- mann gewidmet, Unsere Reisegefährten wandten sich nun nach Leuker- bad, wir eilten am 3. August im Rhonethal entlang nach Martigny. Das Rhonethal macht einen viel weniger angenehmen Eindruck als das Rheinthal. Seine Sohle ist eben und Aecker und Wiesen den Ueberschwemmungen der schnell strömenden trüben Fluthen der Rhone ausgesetzt. Ebenso einförmig als der Thalboden sich ausbrei- tet, erheben sich die Gehänge steil und unwirthlich, rechts meist nackt und öde, links gleichmässig bewaldet. Das bewegte Leben in den an der Strasse gelegenen Städten und deren historische Erinnerungen gewähren allein einiges Interesse. Martigny selbst, das Octodurum der Römer, zeichnet sich nur durch die Zucht seines Geschmeisses ganz besonders aus. Der geräumige Speisesaal des schönen Gasthauses Tour war von Fliegen schwarz ‚gefleckt, die am Tage die Gäste quä- len. Die beweglichen Hände aller Gäste an der Abendtafel gaben mir die überzeugende Gewissheit, dass ich: nicht allein über den gan- zen Körper mit Mückenstichen besäet war. Kein Fliegentod, kein Mückenvertilger. Das kleine Städtchen bildet den Knotenpunet der Strassen vom Genfersee, Chamounix, über den grossen Bernhard nach Turin und über den Simplon und luangensee nach Mailand, es ist da- her viel Leben in den Gasthäusern. Am 4. August vor Sonnenaufgang wandelten wir bei Burg Mar- tigny mil seiner römischen Wasserleitung und dem schon von den Römern gepriesenen Weine über die wilde, Martigny Gefahr dro- hende Dranse, dann steil auf durch schönes Berggelände dem Col de Balme entgegen. Der Rückblick auf’s Rhonethal ist ungleich genuss- reicher als die Fahrt durch dasselbe. Auf der Höhe des Forklazpasses 62 ist das dunkel umwaldete , tief eingeschnittene Trientthals plötzlich den Blicken geöffnet. Man steigt hinab. Der Weg über die Tete noire nach Chamounix läuft rechts im Thal fort, der über den Col de Balme steigt wenig links am steilen Gehänge wieder in vielfachen Windungen durch prächtige Waldung auf. Im Thalwinkel senkt sich der schöne Trientgletscher hinab, den man bergauf lange im Auge behält. Holzmangel befürchten die Bewohner des Trientihales so we- nig als das Dorf Bernhardino, hier wie dort werden die stattlich- sten Stämme 6 bis 12 Fuss hoch über dem Boden gefällt und der gesunde kernige Stock des Stammes der Verwitterung und Verwe- sung Preis gegeben. Eine üppige Cryptogamenflor wuchert hier bis zur Baumgränze hinauf. Herr K. Müller erkannte iu den wenigen mitgebrachten Exemplaren: Polytrichum alpinum, Catharinea hereynica, Bartramia ithyphylla, Angströmia subulata, Bryum acuminatum, Br. elongatum var. macrocarpum. Das Trientthal ist in Gneiss einge- schnitten, den ganz unterhalb ausgezeichnete Euritgänge durchsetzen und neben dem Col de Balme der schwarze Anthracitschiefer der Tete noire begränzt. Unter nun mässigem Aufsteigen über schöne baumlose Weiden, die von zahlreichen wohl genährten Kühen belebt sind, er- reichten wir die Sennhütten von Herbageres, wo trotz der kühlen Luft ein Trunk kalter Milch wohlthätig wirkte. Nach halbstündiger Wanderung von hier aus standen wir auf der Passhöhe des Col de Balme. Die Aussicht wenn auch nicht so plötzlich überraschend als auf der Gemmi gegen die Rosagruppe hin ist doch entzückender, gross- artiger und nöthigt zu längerer Rast. Wir traten in das Gasthaus ein und nahmen mit einer Flasche sehr mittelmässigen Bieres für 2 Fran- ken und einem Stückchen ochsenlederähnlichen Schöpsenbratens für 3 Franken, (beides nach der Taxe, von unserem Führer nach der zwei- ten Taxe beides mit 60 Centimes bezahlt) verlieb. Unsrer Führer ging nun — die in der Schweiz übliche Bestellung durch den Telegraphen ist in Sardinien. noch nicht möglich — nach Chamonix voraus um Quartier zu machen, denn seit dem Brande, der drei Hotels zer- störte, ist stets Ueberfüllung zu befürchten. Wir stiegen den Gip- fel des Col de Balme (7086) hinan. Ueber dem reizenden Thals grunde von Ckamonix erhebt sich der Montblane höher als alle Gip- fel Europas, ihm zur Seite vasallenartig ein ganzer Wald senkrechter Felsnadeln (Aiguilles du Tour, d’Argentieres, Aiguilles vertes, du Dru, Charmoz u. a.), zwischen denen breite Eiströme in das Thal sich hinabsenken,, gegenüber starren die kahlen riesigen Aiguilles rouges empor. Rückwärts öffnet sich die Aussicht über Wallis und den gip- felgekrönten Damm der Berner Hochalpen mit der Jungfrau, dem Finsterarhorn, der Furca u. a. Nur der Monarch selbst verhüllte sein Haupt, alle andern Gipfel ringsum waren frei, der Himmel nur schwach bewölkt. Gewiss eine seltene Gunst des Himmels, die er mir alljährlich in den Alpen spendet. Lange standen wir in stiller Betrachtung des riesigen Felsge- bäudes versunken, dann gings an die Zergliederung und Musterung 63 der einzelnen Hörner, um in gewohnter Weise den Totaleindruck auf die Dauer zu fixiren. Nun zog auch das reiche animalische und thierische Leben um uns die Aufmerksamkeit auf sich. Insecten und Spinnen in bunten Wirren durch einander, eine ganze Welt von Dipteren, Orthoptern und Käfern wogte zwischen den Blühten. Die zur Erinrerung gesammelten Pflanzen bestimmte mir Freund Andrae als: Luzula spadicea, L. lutea, Agrostis alpina, Avena versicolor, Vac- cinium uliginosum, Polygonum viviparum, Saxifraga bryoides, Azalea procumbens, Potentilla aurea, Phyteuma hemisphaericum, Myosotis sylvatica, Astrantia minor, Gaya simplex, Meum mutellina, Hieracium alpinum, Leontodon pyrenaicus, Chrysanthemum alpinum, Homogyne alpina, Genliana excisa, Trifolium alpinum, Viola calcarata. Wir gingen den steilen Abhang hinab, durch die zahlreichen künstlichen Steinhaufen und weiten Fluren von blühenden Alpenrosen hindurch ans Ufer der Arve, an deren rechten Ufer wieder die nack- ten schwarzen Anthracitschiefer der Tete noire wie jenseits der Pass- höhe steil aufsteigen und leicht verwitternd den Fluss trüben. Bald erreichten wir bei Tour den bebaueten Thalboden, auf dem geseg- nete Kornfelder und schöne Wiesen sich ausbreiten. Hinter dem Dorfe im Thalwinkel speist der bis auf die Sohle htrabgerückte präch- tige Tourgletscher die Buisme, welche alsbald mit der Arve sich ver- einigt. Mit sehr geringer Neigung läuft die Thalsohle fort. In Ar- gentiere, dem zweiten Dorfe, fordert ein sardinischer Beamte den Pass ab. Er verlangt keinen Franken wie der Walliser im Saasthal, lässt sich aber, da er weder Namen, noch Datum, noch sonst ein Wort oder eine Zahl im Pass lesen kann, den wesentlichen Inhalt dietiren, um dennoch beliebige Charactere und Daten in seinen Royal- folianten einzutragen. Die ergötzliche Scene erinnerte mich an v. Tschu- di’s Passbeamten in Peru, der den vorgezeigten Theaterzettel aus Lima als vollkommen ordnungsmässigen Pass anerkannte. Wozu der Aufenthalt, wozu ein solches Passbüreau® — Der Thalboden wird nun unregelmässiger, behält aber die üppige Vegetation bei. Ange- sichts Chamonix aber kam vom Sturme getrieben in geringer Höhe über der Thalsohle eine schwarze Gewitterwolke drohend von unten her- auf, zackige und schlängelnde Blitze zuckten und Donner auf Donner rollte, wir beflügelten unsere Schritte und kaum waren wir durch die öde Brandstätte des Dorfes hindurch in die Vorhalle des kleineren Hotel royal de l’Union eingetreten, als sich ein furchtbares Hagelwet- ter entlud. Die herrlichen Kornfelder, deren Anblick uns so eben noch erfreut, lagen gestreckt da. Das Gewitter zog verheerend über den grössern Theil der Schweiz. Alle Hoffnungen der zahlreichen Gäste auf den folgenden Tag waren verhagelt. Finstere Gesichter, trübe und mürrisch wie der Himmel, aber Toiletten, rauschende Seidengewänder, wie man sie in grossen Residenzstädten, und nicht in einem umgletscherten, mit Holz- hütten besetzten Alpenthale erwartet, versammelten sich im Speise- saale, um wenigstens Gaumen und Magen den unverkümmerten Ge- 64 nuss zu verschaffen. Der Sonntagmorgen hegann mit sanftem Regen. Führer und Träger sammelten sich schaarenweise an. Wir versuchten eine Excursion nach der Cascade du Pelerin, vergebens, der Regen durch- nässte uns und die Giessbäche hemmten unsern Weg. Die Erinnerung an die vergangenen Tage erhielt unsere Stimmung heiter. Das von Brand (über die Hälfte des Dorfes, zugleich 3 grosse Hotels sind nie- dergebrannt) und Ungewitter schwer heimgesuchte Volk von Chamonix kam aus der Kirche. Einfach, düster und winterlich gekleidet, ohne alle körperliche Reize ist die weibliche Bevölkerung, ein entschiedener Gegensatz zum Berner Volk. Wir gingen nicht ohne alle Hoffnung für den Nachmittag schon um 1 Uhr zur Mittags- Table d’höte. Man sollte doch für die Engländer, deren Geld in den Alpen so gern ge- nommen wird, besondere Kinderspeisesäle einrichten, damit die vier- und sechsjährigen Kleinen mit ihren Bonnen der grossen Gesellschaft nicht den Appelit verderben. — Die Wolken zerrissen, aber noch war eine Excursion gewagt. Wir suchten daher erst im Calle des Hotel royal vergebens Neuigkeiten aus der Heimat. Auch hier führen wie in Martigny die Fliegen die Herrschaft, sie schaarten sich zu Tau- senden auf den Tischen und an den Wänden; der Zucker zum Kaffee war schwarz punctirt und porös. Endlich winkten die Alpenfürsten freundlich. Wir erhielten auf dem Büreau nach Einsicht der Taxe einen Führer und fort gings dem dampfenden Wasserfalle des Avei- ron entgegen auf den Chapeau. Der Weg steigt sehr steil in schat- tiger Waldung auf, wendet sich dann auf die grosse Seitenmoräne des Bois-Gletschers und von dieser wieder an die sehr steile Thal- wand. Ein Gasthaus, dem des Montanvert und der Flegere gegen- über bietet Erfrischungen für den anstrengenden Weg. Der aus ver- schiedenen Armen des felsigen Hochthales gebildete Gletscher gewährt mit seinen zahllosen senkrechten Eissäulen einen herrlichen Anblick, Er senkt sich bis auf die Thalsohle hinab. Und diese in zackige Säulen zerrissene Masse soll flüssig sein! Auch wenn man den Zu- stand mit Nepomus Fuchsens festweichen Urbrei des Erdballs ver- gleicht, sieht man nicht ein, wie ungeheure Massen ohne Stützpunet überhängend sich erhalten können, wie Felsblöcke von Hundert, ja von vielen Tausend Centner Gewicht Jahrelang auf der Oberfläche lie- gen, ohne merklich einzusinken. Bei keinen einzigen Gletscher des Berner Oberlandes, Bündens und der Walliser Kette gelang es mir das Räthsel der Flüssigkeitstheorie zu lösen. Mag immerhin die Be- wegung eine analoge sein, die Masse ist eine wesentlich andere, Vom Chapeau aus sieht man die Zacken und Nadeln bis zum Montblanc hin. Die Aussicht steht für den mit guten Augen begabten der vom Col de Balme weit nach, wie der Anblick des Montblanc selbst von Chamonix aus den des Monte Rosa von Macugnaga nicht erreicht, Der höchste Gipfel tritt zu sehr zurück, die Erhebung ist minder steil, minder plötzlich als bei dem Rosa, aber wie an der Nordseite dieses gewähren auch hier die ungeheuren Scehneefelder und die senk- rechten Schneewände ein angenehmes, der Wald himmelanstrebender 65 Felsnadeln ein seltsam; eigenthümliches Bild, Der Himmel entfernte den Wolkenschleier und breitete dunkles Blau über Thal und Höhe, Die Sonne neigte sich, ein Gipfel nach dem andern bleichte, lange noch winkte das goldigüberflogene Haupt des europäischen Bergfür- sten uns vergebens, dann schaute es uns geisterhaft gespenstisch an, bis es am andern Morgen wieder seinen glitzernden Schleier der Sonne entgegenhielt. Der Weg; über das Mer de glace nach dem Montanvert schien uns bei dem hereinbrechenden Abend keinen neuen Genuss zu bieten. Wir stiegen auf der Moraine des Gletschers wieder hinab. Auf vie- les Zureden unseres Führers umgingen wir den Rand des Gletschers zu dem in allen Reisebüchern gepriesenen Eisthore des Aveiron. Wesshalb® um dies wirklich unansehnlichste aller Eisthore zu sehen und dafür am zweiten Sonntage in Sardinien abermals nach der obrig- keitlich bewilligten Taxe geprellt zu werden, denn als wir den Führer um 3 Uhr Nachmittags annahmen schrieb die Taxe 6 Franken Lohn vor, als wir um 8 Uhr zurückkamen, wies dieselbe Taxe noch 1% Franken für das Eisthor nach. Auf den Besuch des Montanvert, die Flegere, den; Brevent verzichteten wir. Ein leichter Postwagen führte uns am 6. August nach Genf. Bis wo das Thal sich wendet, ge- niesst man den Anblick des Montblanc. Dann beginnen die Unan- nehmlichkeiten des Weges, der kaum mehr als ein breiter Saumweg, ist, und daher durch sein sehr steiles Fallen und Steigen, seinen ungeschützten Lauf an jähen Felsenwänden zum öftern Aussteigen nöthigt und die Augen mehr an die drohende Gefahr als an den Reiz des schönen Thales fesselt. Der Fremde findet keinen Grund, dass ein alljährlich von vielen Tausenden besuchtes, eine zahlreiche Bevölke- rung bergendes Thal keine sichere Kunststrasse hat. Nun da das ärmliche Anzascathal eine schöne Fahrstrasse erhalten, wird auch die minder kostspielige im Chamonixthale hoffentlich bald in Angriff genommen werden, Wie die Arve schnell zu einem ansehnlichen Flusse heranwächst, so erweitert sich auch das Thal und entfaltet immer reichere beleb- tere Landschaftsbilder. Bald thronen am Hintergrunde wieder die Gipfel des Montblancstockes. In Sallenches, von wo aus der Blick über das breite Thal nach den Bädern von St, Gervais und den schneeigen Felsenhöhen besonders fesselt, veranlasste der Wagen- wechsel einen angenehmen Aufenthalt. An Stelle des kleinen leich- ten Wagens trat nun ein ungeheurer, im Innern sehr bequem ein- gerichteter Wagenkoloss. Durch freundliche belebte Städte (Cluse, Bonneville, Annemasse, Chene), schöne Obst- und Weinpflanzungen gelangt man nach Genf. Hier endete der diesjährige Reiseplan. Der Himmel. trübte sich und Regenwetter verscheuchte die Reisenden aus- dem Hochgebirge, viele schon aus der Schweiz. Mein Reisegefährte eilte über Lausanne, Neuchatel, Biel durch das Münsterthal mit der Badenschen Bahn über Frankfurt nach Halle zurück. Ich erreichte nach zweitägigen Aufenthalt meinen Zweck in Genf nicht und wandte 5 66 mich nach Bern, diesmal den Weg von Lausanne statt über Freiburg, über Avenches mit seinen römischen Denkmälern und über das Schlacht- feld von Murten einschlagend.. Auch in Bern fand ich wie alljähr- lich durch die Universitätsferien den Zweck meines Aufenthaltes ver- eitelt. Am 12. August Abends verliess ich die Bundesresidenz und traf nach 33stündiger Fahrt in Halle wieder ein. Wer die Alpen genussreich bereisen will, der sorge für guten Humor, angenehme Reisegefährten und heitern Himmel; ich erfreute mich dieser Begün- stigungen nach früheren trüben Erfahrungen in den letzten vier Jahren regelmässig. Giebel. DL RERTIITT Astronomie und Meteorologie. — Mondfinsterniss vom 2. Mai. — Diese Finsterniss, die wegen des bedeckten Himmels nicht an vielen Orten beobachtet werden konnte, zeigte sich zu Brüssel unter den günstigsten Bedingungen. Bis zum 3ten Morgens war der Himmel vollkommen unbedeckt; einige kleine Wolken passirten darauf über die Scheibe hin, ohne diese jedoch auch nur für einen Augenblick dem Beobachter zu entziehen. Da- her konnte die Finsterniss bis zu dem Augenblicke beobachtet werden, wo der Mond unlerging. Gegen 2hl/; sah man noch keine Anzeichen derselben. Der Anfang der Finsterniss oder die erste Berührung mit dem Schatten hatte statt um 2b32m4s, OQusetelet beobachtete mit seinem Sohne dies Fortschreiten des Schattens und die Verfinsterung der Flecken Grimaldi (34m42s), Galiläi (39m18s), Tuples (47m33s), Aristarch (48m51s), Tycho (54178), Copernicus (54m17s), Timocharis (3b3m44s), Archimedes (8m178), Manilius (10m58s) und Plato (12m38s). Der Anfang der totalen Verfinsterung fiel auf 3h33m54s. Bis da- hin, wo die Mondscheibe halb verfinstert war, hatte der Schatten der Erde eine graue Farbe von der Art eines Nebels. Die Mondscheibe nahm dann eine ku- pferrothe Farbe an, die sehr ausgesprochen war, besonders dem unbewaffneten Auge, als der Mond sich ganz in dem Schatten der Erde befand. (L’Inst. Nr. 1123 pag. 242.) Am 13. Mai 5b Abends hat zu Bremervörde an der Aste, in der Nähe von Stade, ein Meteorsteinfall bei bedecktem Himmel stattgefunden, der von einem donnerähnlichen Getöse und einem bedeutenden Zischen beglei- tet wurde, Den Fall der Steine selbst hat man nicht gesehen, wohl aber de- ren mehrere aufgefunden, dreie davon hat Wöhler erhalten, der eine wog 3 Kilgrm., der zweite 1,5 und der dritte 0,325 Kilogrm. Sie sind mit einer schwarzen Kruste bedeckt, die eine Wirkung des Schmelzens zu sein scheint, Auf dem Bruch erscheinen mehrere Mineralien von grauer Farbe, unter denen man eine ziemlich grosse Menge von metallischem Eisen und Schwefeleisen er- kennt. (L’Inst. Nr. 1122. p. 233.) Ueber die Beobachtung der Sternschnuppen. — Die Stern- schnuppen zeigen sich in einer so verschiedenen Zahl nicht allein an verschie- denen Tagen und in verschiedenen Jahren, sondern selbst an einem Abend, dass es schwer sein wird dafür eine tägliche Durchschnittszahl aufzustellen, die einiges Vertrauen verdient, bevor man nicht Beobachtungen besitzt, die täglich durch eine grosse Zahl von Jahren angestellt worden sind. Indessen hat Wolf, auf 1565 Beobachtungen gestützt, die durch ihn und andere in Bern im Laufe 67 von 3 Jahren (Octbr. 1851 bis 1854), während welcher Zeit sie 5293 Stern- schnuppen beobachteten , angestelli worden sind, gefunden, dass ein Beobachter der den vierten Theil des Horizonts überschaut,, innerhalb einer viertel Secunde im Januar 1,22, im Februar 0,98, im März 0,82, im April 0,74, im Mai 0,79, im Juni 0,59, im Juli 2,69, im August 3,42, im September 1,78, im October 1,94, im November 1,14 und im December 0,92 Sternschnuppen beobachten wird; das Jahresmittel beträgt. daher 1,42. Die Stundenzahl ist demnach 5,68, für den ganzen Horizent also 22,72. Diese Zahl ist dreimal grösser als die, welche andere Berechnungen anders wo und für andere Perioden gegeben haben. Daraus folgt der Schluss , dass man noch während langer Zeit beobachten muss, bevor man daran denken kann, Mittelzahlen aufzustellen, die einigen Werth besitzen. j Blitze ohne Donner. Poey beobachtete solche, die aus den am Horizonte isolirten streifigen Haufenwolken (cumuls-stiatus) hervorbrechen, in der Havanna vom 15. Juli 1850 bis dahin 1851. Er giebt darüber folgende Aufzählung: Juli an 9, August an 22, September an 26, October an 9, No- vember an keinem, December an 1, Januar (1851) an 2, Februar an ] , März an keinem, April an 1, Mai an 6, Juni an 13 und Juli bis zum llten an 4 Tagen; in Summa an 94 Tagen. Hieraus ersieht man, dass die Blitze ohne Donner am häufigsten vom Juni bis October auftreten und nach dieser Zeit bei- nahe plötzlich aufhören. — Ueber die Himmelsrichtungen,, in denen diese Blitze ohne Donner zum Vorschein kommen, gibt P. folgende Zusammenstellung: N. 3, NO 32, 0 17, 0SO 3, SO 43, SSO 2, S8, SSW 2, SW 36, W 18 und NW 30 =189. Hieraus erkennen wir vier Himmelsgegenden, in denen die Blitze ohne Donner hauptsächlich zum Vorschein kommen: diese sind SO mit SW und NO mit NW. Vergleicht man die Summe der Blitze aus O mit der aus W so findet man das erstere die letztere um 16 überschreitet. — Am 18. Juni 1837 um 7 Uhr Abends zählte P. 89 Blitze ohne Donner aus SSW in einer viertel Stunde. Am 4. Juli 1850, um 10 Uhr Abends, zählte er sogar 110 Blitze ohne Donner in der Richtung von SW. Eine gleiche Zahl beobach- tele er am 4. August 1850, um 7 Uhr Abend in Zeit von 10 Minuten; in der ersten Minute allein 44 Blitze in der Richtung von SW. Zu derselben Zeit zählte P. in der Richtung von SO 66 Blitze ohne Donner in 5 Minuten. — Am 25. Januar 1851 um 9 Uhr Abends wurden 66 Blitze ohne Donner in 10 Minuten beobachtet. — P. glaubt nicht, dass die Blitze könnten angesehen wer- den als aus Wolken herstammend, die sich in einer so grossen Ferne befin- den, dass der Donner nicht gehört werden könne, oder aus Wolken von einer so grossen Höhe, dass sie unsichtbar sein. (Ibid. Nr. 1123. pag. 238.) Luftspiegelungen. — Solche beobachtete Pares am 19. März und 15. April in der Gegend der Dünen von Aigues - Mortes. In dem ersteren Fall waren die Bilder der Gegenstände zwar bedeutend vergrössert, aber sie stellten sich nicht, wie im zweiten, verkehrt dar. Beide Male boten sie sich dar auf einer Wolke, deren Grund die Bilder nach und nach prösentirte, und zwar von den Gegenständen, an welchen die Wolke vorüberzog (Bäume, Gebäude, Säu- len und Schiffsmaste). Am 19. März (gegen 51/2 Uhr Abends) hatten die Bäume eine ähnliche Färbung wie die Wolke, die Häuser aber, welche durch die letz- ten Strahlen der Sonne beleuchtet wurden, boten eine glänzend orangegelbe Fär- bung. Alle Bilder waren in einer beständigen Bewegung; sie vergrösserten oder verringerten sich, wie wenn sie elastistisch wären und an beiden Seiten aus- gezogen würden. Die Erscheinung währte beinahe eine halbe Stunde. — Am 15. April zeigte sich die Wolke weniger compact und weniger hoch. Die Häu- ser gaben drei, keinesweges unförmliche Bilder; das untere und obere standen aufrecht, das mitllere war umgekehrt: dieses erschien unter der Wolke, von den andern ruhte das eine auf der Wolke und das andere auf der Düne. Die Erscheinung dauerte gleichfalls eine halbe Stunde. — Die Temperatur der Luft beitrug am 19. März während der Erscheinung 15° und am 15. April 24°. (Ibid. pag. 256.) 68 Neue Thermometerskala, eingetheilt in 400 Grade. — Kei- nem, der sich mit den Naturwissenschaften beschäftigt, werden die Unannehm- lichkeiten, die sich aus dem Gebrauch der drei verschiedenen Thermometerskalen ergeben, entgangen sein. Die Verschiedenheit ist so gross, dass die mittlere Temperatur von Paris = 109%,8C nach R. 80,64 und nach F. 510,4 beträgt und die Blutwärme des Menschen = 37— 380C. 290,6 — 300,4 nach R. und 980 — 1000%,4 nach F. Eben so lebhaft wird jeder bedauern, dass diese 3 Skalen nicht auf eine gemeinschaftliche Grösse zurückgeführt sind, welche erlaubt die beobachteten Resultate direct mit einander zu vergleichen. Durch die oft wie- derholten Aufforderungen der ersten Gelehrten hat zwar der Gebrauch der R. Skala nachgelassen,, aber doch nur sehr langsam, zu einem gänzlichen Aufgeben derselben ist es jedoch noch nicht gekommen. Noch hartnäckiger beharrt Eng- land bei dem Gebrauch der F. Skala. Diesen muss man jedoch vor den übri- gen einen Vorzug zugestehen, weil der Nullpunkt hier sich 320 unter der Tem- peratur des schmelzenden Eises bei — 170,78 C. befindet. Daher hat man nicht nöthig bei den melereologischen Beobachtungen im Laufe eines Jahres die po- sitiven und negativen Zeichen in Anwendung zu bringen; die erstern nie, die letztern nur sehr selten. Der Gebrauch dieser Zeichen führt grössere Unan- nehmlichkeiten herbei, als man gewöhnlich glaubt. Ausser den Irrthümern, zu denen er sehr leicht Veranlassung gibt, ist er sehr unbequem bei der Berech- nung der mittleren Temperatur. Man muss dann beide Seiten von einander trennen und jede für sich berechnen. Der Gebrauch dieser Zeichen hat noch in die gewöhnliche Sprache eine Bezeichnung eingeführt, die trotz ihrer allge- meinen Anwendung dennoch falsch ist. Die unter Null liegenden Grade be- zeichnet man mit Kälte und die darüber liegenden mit Wärme. Man spricht im Winter z. B. von 5° Kälte und bedenkt dabei nicht dass 50 Kälte warmer sind als — 60 oder um in derselben Sprache zu reden als 60 Kälte. Eine bei weitem mehr befremdende Anomalie resultirt nolhwendig in einigen Fällen aus der Vergleichung F.0 mit Graden nach C. Man gelangt hier nicht allein zu Re- sultaten, die von einander verschieden, sondern die sich sogar direct en!gegen- gesetzt sind. Man bat oft, bei derselben Temperatur, Kältegrade naeh C, die genau mit Wärmegraden nach F. übereinstimmen. Z. B. — 5°C oder 50 Kälte = + 230 F. oder 230 Wärme. — 100C - 10 - = + l@4F. - 140 - — 159°C- 159° - =-+ 5°F - Bu = Die Metereologie nimmt heute eine solche Bedeutung ein, dass sich eine grosse Zahl von Beobachtern dem Studium dieser Wissenschaft gewidmet hat. Und sie sind es besonders, welche eine Modification der jetzt gebräuchlichen Thermo- melerskalen fordern. Es ist nun die Frage, kann dies geschehen obne eine grosse Verwirrung anzurichten und kann man der hunderttheiligen Skala nicht den Werth sichern, den sie besitzt. — Dulong und Petit haben festgestellt, dass von — 360 bis + 1000 das Quecksilberthermometer in Uebereinstimmung ist mit dem Luftthermometer und dies ist durch Regnault bestätigt worden. Die erstern haben gleichfalls beobachtet, dass der Siedepunkt des Qnecksilbers bei 360° seiner eigenen Skala liegt und Regnault fand dafür 3600,5. Auf der an- deren Seite gefriert das Quecksilber nach Pouillet bei — 400,5 und nach Per- son bei — 41°C. Walferdin schlägt deshalb eine neue Thermometerskala von 400° vor, die alle Temperaturen umfasst, welche das Quecksilber im flüssigen Zustande annehmen kann. Den Nullpunkt bildet hier die Temperatur beim Schmelzen des gefrornen Quecksilber; die beiden sogenannten festen Punkte bleiben vollkommen erhalten. Der des schmelzenden Eises entspricht 400 und der des bei 760mm (uecksilberdruck siedenden Wassers 1500 der neuen Skala (TC). Der Werth der hunderttheiligen Skala wird dadurch nicht im Geringsten verändert, denn auch hier liegen 1000 zwischen den beiden sogenanten festen Punkten. Hier ist weiter nichts verändert als der Nullpunkt; es genügt daher allen Graden nach C. über Null einfach die Zahl 40 ohne einen Bruch hinzu- zuzählen, um sie in Grade nach der neuen Skala umzuwandeln. Der Gebrauch der positiven und negativen Zeichen fällt hierbei ganz fort, denn die Grade von 69 0 bis 100 dieser neuen Eintheilung umfassen die äussersten Grenzen der Tem- peratur der Atmosphäre an der Oberfläche der Erde (von —400%C bis + 600 C oder von 40®%F bis 1400 F). Diese bilden daher das eigentliche sogenannte metereologische Thermometer. Das negative Zeichen würde dann nur in den wenigen Fällen zur Anwendung kommen , bei denen man sich überhaupt nicht des Quecksilberthermomelters bedienen kann, sondern zum Alkoholthermometer seine Zuflucht nehmen muss. — Babinet und die Vorsteher des Observatoriums von Versailles, Berigney und Rıchard, die sich dieser neuen Eintheilung be- reils seit einiger Zeit bedienen , sprechen sich darüber sebr günstig aus. (Ibid. Nr. 1125. pag. 253.) Quetelet berichtet, dass die Vegetation in Belgien am 21. April in Folge der verspäteten Fröste beträchtlich hinter dem Normalzustande zurück war. In dieser Beziehung war zwischen den Jahren 1855 und 1853 eine grosse Analogie bemerkenswerth ; allein es fand im Jahre 1853 ein verfrühtes Blühen frühzeitiger Pflanzen statt, das 1855 nicht eintrat. Ein anderer ziemlich merk- würdiger Unterschied ist der, dass das Zurückbleiben nicht bei denselben Pflan- zen statt hatte. Im Allgemeinen belief sich die Verzögerung in der Vegelalion im Mittel auf 15 bis 20 Tage; bei den einzelnen Pffanzen war der Unterschied ein sehr beträchtlich verschiedener. Die Birnbäume blühen gewöhnlich am 13. April, 1853 jedoch 12 und 1855 sogar 20 Tage später; Pfirsichbäume, gewöhn- liche Blühtezeit am 20. März, 1853 acht und 1855 25 Tage später. — Die Kälte von 1855 halte also besonders die Entwickelung der Bäume zurückgehal- ten, die von 1853 mehr die Sträucher und kleineren Pflanzen. So z. B. war die Blühtezeit von Daphne mezereum (15. März) 1853 um 20 und 1855 nur um 16 Täge hinausgerückt. (Ibid. pag. 242.). Metereologische Beobachtungen, angestellt auf der Stern- warte zu Paris während des Monats Mai. — Thermometerstand: max. 4 300 am 26; min. + 2% am 6. — Barometerstand: max. 761,0m 57 am 18. 9 Uhr Morgens; min. 741,mm]3 am 13. um Mitternacht. — Regen- menge: auf dem Hofe 24,mm 23, auf der Terrasse 18,mm 58. (L’Inst. Nr. 1124. pag. 252.). Kelleti’s metereologische Beobachtungen bei der Dealy- Insel (Melville-Insel) 1852 — 1854. — Temperatur: Monatsmittel: October — 140,3, November 180,6, December 1852 — 250,7 , Januar — 290,8, Februar — 270,6 und März 1853 — 220,7 R. — Die vorherrschenden Winde auf der Melville-Insel sind entschieden Nordwinde und zwar sind dieselben am überwiegendsten in den Monaten Januar bis März; in diesen Monaten betrugen alle Winde -der südlichen Hälfte der Windrose im Durchschnitt nicht einmal 100/g. Windstillen im September 16, October 40, November 8, December 1852 21, Januar 45, Februar 21 und März 1853 37 St. — Die Regenfälle im Jahre 1853 wurden sorglältig notirt und es stellte sich heraus, dass es im Ganzen an 22 Tagen regnete: 15 Stunden lang heftig, 106 St. lang weniger heftig und 6 St. lang Sprühregen, Diese Niederschläge waren nach Monaten folgender massen vertheilt: im Juni regnete esan 5 Tagen: 9St. heftig, 24 St. wen, nel, 6 St. SEıuhzeeen, RE ae m ee Br, -August - - - 6 - 6 - TO EUR WEICH = (Petermanns geogr. Mitth. 1855. IV. p. 117.). B. Die Regenverhältnisse Deutschlands. — (Abdruck aus d. Ab- handl. der naturforsch. Gesellsch. zu Görlitz. Bd. 7. Heft 1.). Der vorliegende Aufsatz enthält eine ausgedehnte Reihe von Beobachtungen über die Regenhöhe von 137 Orten aus allen Ecken Deutschlands. Der Zweck ihrer Zusammenstel- lung soll zwar kein streng. meteorologischer sein, sondern sie soll nur dem Drainirungslustigen Feldbesitzer als eine Grundlage dienen, nach welcher er die Weite der anzuwendenden Röhren berechnen könne. Wegen der Menge der darin aufgeführten Beobachtungsorte kann sie indess auch zu andern Zwecken dienen. Ein Uebelstand ist nur, dass bei vielen Orten die Beobachtungen erst 70 { aus der en Zeit sich herschreiben, bei andern mıt mehr Beobachtungs- jahren aber wieder die letzteren Jahre fehlen. Zur Vervollständigung dieser Quel- len richtet deshalb die Oeconomie-Abtheilung der naturforschenden Gesellschaft in Görlitz, an Alle, welche noch Beobachtungen besitzen, die Bitte solche ihr zukommen zu lassen. Zieht man ohne darauf Rücksicht zu nehmen dass die Beobachtungen aus verschiedenen Jahren herrühren, aus allen Bechaskätapen das Mittel, so beträgt die Regenmenge in Deutschland : im März 1,73 Par. Zoll im September 2,36 Par. Zoll „ April 2,09 5 AR, 40ctober#) 222 750, se Mana er, „ November 2,07 „ » ‘also im Frühling 6,16 Par. Zoll im Herbst 6,65 Par. Zoll im Juni 3,19 Par. Zoll im December 1,75 Par. Zoll »Julisw2s, en a „ Januar 1,60 05,05 „ August 2,99 „ „ Februar 170 „ » im Sommer 9,18 Par. Zoll im Winter 5,05 Par. Zoll im Jahre folglich 27,04 Zoll. Nach Procenten der jährlichen Regenmenge gerechnet, fallen im Frühling 22,8% Sommer 33,9 Herbst 24,6 Winter 18,70/0. Es gehört also Deutschland zum Ge- biet der Sommerregen. Es kommen jedoch Ausnahmen vor bei einzelnen Or- ten wie z. B. in Krefeld, Emden, Friedrichhafen,, auf dem Brocken, Freuden- stadt, Obervellach , Triest, St. Jacob, Adelsberg, Laibach, Cilli und Köslin wo die Herbstregen vorherrschend sind. Ueber den Einfluss der Meereshöhe lässt sich kein bestimmteres Gesetz auffinden, als dass der Regenfall in grösseren Höhen stärker ist. — Das gesammte Beobachtungsgebiet lässt sich zunächst in die Tiefebene und Hochebenen zerfällen. Erstere, die germanische genannt, erstreckt sich von den Ardennen bis zur Weichsel, von hier aus als sarmali- sche weiter nach dem Ural. Durch 2 Landrücken den preussisch-mecklenburgisch- holsteinschen und die uralisch-karpathische Landhöhe wird sie gesondert in eine nördliche zwischen Ostsee und dem preussisch- holsteinschen Landrücken; in die mittlere zwischen beiden Landrücken, in die südliche zwischen dem uralisch- karpathischen Landrücken und dem deutschen Mittelgebirge. In dieser Abthei- lung liegen die meisten Beobachtungsorte (24). Sie steht unter dem Einfluss des Mittelgebirges während auf die erste, die nördliche die Ostsee wirkte. — Ausser dieser germanischen Tiefebene ist noch die mittelrheinische Ebene auf beiden. Ufern des Rheins , von Mainz bis Basel, und die österreichische Tiel- ebene mit dem Marchfelde zu unterscheiden. Sie liegt an beiden Ufern der Do- nau von Wien bis Presburg, erstreckt sich nordwärts auf beiden Ufern der un- tern March und wird im Westen von dem Wiener Walde, Manbardgebirge, im Osten vom Leithagebirge und den kleinen Karpathen begrenzt. — Das eigent- liche Gebirgsland lässt sich in Bezug auf seine Regenverhältuisse schwer grup- piren. Von Hochebenen lässt sich die südbairische zwischen den Alpen, dem Böhmerwalde, dem fränkischen Jura, und der rauhen Alp, die schwäbische Ge- birgsgruppe zwischen dem Schwarzwald-Odenwaldzuge und dem deutschen Jura, und endlich drittens die fränkische Hochebene zwischen dem fränkischen Jura, dem Böhmerwald zwischen Donau und Main hervorheben. — Auf die Jahres- zeiten fallen in den einzelnen Gebieten folgende Procente des jährlichen Re- genfalls : 1) Land zwischen den preussisch- holsteinschen Landrücken Frühl. 19,.. Sommer 33,7 Herbst 29,2 Winter 18,1 2) Land zwischen den beiden Land- rücken - 226 - 8341 .- 244 - 18,9 3) Land zwischen dem uralisch- karpathischen Rücken und dem deutschen Mittelgebirge Zr) DEAN 83,6 - 28,7 19,4 4) Die mittelrheinische Ebene a7 FEN Bl 2HIE en 2. 5) Die östreichische Tiefebene mit dem Marchfeld er a = 86,..0=10122,9=- 1656 71 6) Die südbairische Hochebene Frühl. 21,3 Sommer 37,6 Herbst 24,7 Winter 16,4 7) Die schwäbische Gebirgsgruppe u. die fränkische Hochebene - BB. - I En EN EZ)! 8) Das Gebirgsland == 8336 - 246 - 187 In 1 zeigt sich ein vermehrter Herbstregen, dessen Ursache in der Wirkung der Ostsee zu suchen ist; die Länder 2 haben den geringsten Regenfall der germa- nischen Tiefebene, nehmlich 20,74 Zoll. Die beiden Landrücken halten den Einfluss der Ostsee und des Mittelgebirges ab ; der Einfluss des letztern macht sich dagegen geltend in 3, der jährliche Regenfall beträgt dort 24,01 Zoll. Gleichzeitig ist in dem westlichern Theile die Nordsee mitwirkend. — Auf ei- ner beigefügten Karte sind die Orte mit gleicher Regenhöhe durch Linien ver- bunden. Prettner, Beiträge zur Klimatologie der Alpen. — Wäh- rend in den Tropen die Menge der atmosphärischen Niederschläge am grössten ist, aber nur der Regenzeit zukömmt, vertheilt sie sich in den gemässigten Zo- nen, an sich schon geringer, auf alle Jahreszeiten. Doch ist die Menge der- selben wie ihre Vertheilung im Jahre für jedes Land eine andere. In den süd- lichern Gegenden wie im südlichen Spanien, Sicilien beschränkt sich die Re- genmenge fast ausschliesslich auf Herbst, Winter, Frühling; in den nördlichern Ländern ist sie in diesen Jahreszeiten ziemlich gleich, am grössten aber im Sommer. Dazwischen liegen die Länder mit dem reichlichsten Herbstregen. In Gebirgen steigt die jährliche Regenmenge über das Miltel der benachbarten Ebe- nen. Es erklärt sich diese Erscheinung durch die grösseren und kälteren Mas- sen, welche die in der Luft schwebenden Wasserdünste zu Tropfen verdichten und als Regen niederzufallen zwingen. Dieser in manchen Fällen auch richtigen Ansicht hat Schlagintweit eine andere zur Seile gesetzt, nach welcher die Wir- kung der Gebirge eine rein mechanische ist. Die freie Luft im Gebirg nimmt in grössern Höhen mehr an Temperatur ab, als die festen Gesteinsmassen. Kommt nun der mit Feuchtigkeit gesättigte Südwestwind, so kann er die käl- teren Luftschichten nicht vor sich herschieben , ohne sich gleichzeitig mit ih- nen zu vermengen. Dadurch wird seine Temperatur erniedrigt und die Dämpfe, zu Tropfen verdichtet, fallen als Regen nieder. Jedenfalls ist durch beide An- nahmen erklärlich, dass im Gebirge die Masse der Niederschläge grösser ist als in den nächsten Ebenen, und dass sie in den Alpen wieder an den Süd- und Westabhängen grösser ist als an den andern Seiten; da die Südwestwinde meist die regnerischsten sind. Wie die Regenmenge selbst, ist auch in den verschie- denen Alpengebieten ihre Vertheilung in den Jahreszeiten verschieden. Der Süd - und Westwind gehört noch ins Gebiet der Herbstregen, im letzteren ist sogar der Sommerregen sehr gering, am Nordrand aber ist dieser vorherrschend. Das Innere und die östlichen Abhänge der Alpen sind in dieser Hinsicht noch nicht genug erforscht. Diese l.ücken sollen die folgenden in Kärnten gemachten Beob- achtungen theilweise ausfüllen. — In Klagefurt lässı sich aus 40jährigen Beob- achtungen die monatliche Regenmenge nach Procenten der Gesammimenge, wie folgt, bestimmen. Es kommen auf den December: 6,7. Januar 4,0. Febrnar 4,0. März 4,4. April 6,6. Mai 9,1. Juni 11,6. Juli 13,2. August 12,4. September 9,8. October 10,3. November 7,9%). Auf den Winter 14,7. Frühling 20,1. Sommer 37,2. Herbst 28,0. Von der gesamten Schneemenge kommt auf den Winter 67,6. Frühling 20,9. Sommer 0. Herbst 15,5. Die Gesammtmenge des Schnees beträgt 25,9%/0 von der Gesammimenge der almosphärischen Niederschläge überhaupt. — Aus diesen Tabellen werden diese Folgerungen gezogen: 1) der jährliche Niederschlag zu Klagefurt ist unter dem für den Süd- und Westabhang und das ganze. Alpengebiet berechneten Mittelwerth, aber etwas über dem des Nordab- hanges. 2) Der grösste von 1844 übertrifft den kleinsten 1834 um mehr als das 3fache, jenes ist um 14 dieses um 20 Zoll vom Mittel verschieden, 3) In Bezug der Regenvertheilung gehört Klagenfurt durchschnittlich in die Provinz der Sommerregen, jedoch kommen unter den 40 Jahren 8 vor, wo Herbstre- gen, 2 wo Frühlingsregen und endlich 1 Jahr wo die Winterregen vorwiegend waren. 4) Die Schwankungen zwischen den Extremen sind am grössten im 72 Winter, wo der nasseste (1843) 13 mal soviel: Niederschlag hatte alsı der. wok- kenste (1849) ; am geringsten, im Sommer, wo dies Verhältniss nur 1:5 beträgt, im Frühling und Herbst nahe gleich 1:8. 5) Nasse Jahre (mit grossem jähr- lichen Niederschlag). sind es meistens nur in den einzelnen Jahreszeiten und zwar im Sommer oder Herbst oder in beiden ; besonders trockene sind es meist. durch alle Jahreszeiten wie 1818, 1822, 1834, 1335. 6) In den einzelnen Monaten vertheilt sich die Regenmenge so, dass in den Monaten Januar, Februar, März die Niederschläge am geringsten und nahezu gleich sind; von da steigen sie stelig bis Juli, wo sie ihr Maximum erreichen, um wieder, obschon langsa- mer, als sie stiegen, abzunehmen. Im; October findet sogar wieder ein kleines Stei- gen statt. 7) Obwohl durchschnittlich der Juli der regenreichste Monat ist, so war er doch in der 40 jährigen Reihe nur 10 mal wirklich der nasseste, von den übrigen: Monalen war es August 8 mal, October 7, Juni 5, November 3. Mai und Sep- tember 2 mal, December, Januar und April jeder 1 mal. 8) Die Schwankun- gen sind nahezu in allen Monaten gleich gross, die grössten Niederschläge fin- den sich: October 1850 mit 11,2. November 1851 mit 10,9 und 1326 mit 10,4. Juni 1825 mit 10,2. Juli 1833 mit 10,0. Ganz ohne Regen war der Ja- nuar 2 mal, Februar, März, April, Mai und December 1 mal. 9) Eine be- stimmte Periode des Steigens und Fallens der Regenmenge lässt sich in dieser Zeitperiode nicht wahrnehmen. — Für die Schneemenge folgt daraus: 1) dass dieselbe an sich am grössten ist im December; in Beziehung zum ganzen Nie- derschlag aber fälll am meisten im Januar, in welchem es häufig gar nicht reg- net, ganz ohne Schneefall sind nur die Sommermonate. Der April ist nur in den Jahren (814, 18, 20, 27, 28, 30, 31, 40, 45 ganz ohne Schnee, der November nur in den Jahren 1814, 17, 23, 24, 28, 30, 39, 49, 52. Im Mai ist in den Jahren 1816, und 1832 an zwei, in den Jahren 1821, 1837 und 1851 an einem Tage Schnee gefallen; der October halte im Jahr 1825 vier, in den Jahren 1836 und 1839 zwei, in den Jahren 1813, 17, 29, 35, 37, 50, 53 je einen Schneelag; in September ist nur das Jahr 1820 mit 2, und 1843 mit einem Schneetag bezeichnet. Im ganzen Jahr fallt mehr als der 4te Theil des Niederschlags in Schnee. 2) Die Stärke des Niederschlags auf einen Tag ist im Jahresdurchschnitt 0,39 Zoll; sie ist im Sommer und Herbst grös- ser als im Winter und Frühling, im Regen grösser als im Schnee (den No- vember ausgenommen), sie ist am geringsten im März, am grössten im Sep- tember. — In den Jahren 1853 und 54 sind noch an 8 andern Orten Kärnteus in St. Paul, Althofen,, Saifnitz, Tropolach, St. Jacob , Lienz, Obervellach, St. Peter Beobachtungen über die Regenmengen gemacht worden. Sie zeigen die ganz unregelmässige Vertheilung des Regens in den Jahreszeiten; der Sommer zeigt eine so geringe Menge auf, dass sie während der letzten 40 Jahre nur 2' mal noch geringer war. Es war dieser Sommer mithin ein sehr trockner. Re- gelmässiger ist der Sommer 1854. Der Sommerregen ist vorwiegend und über- steigt sogar das Mittel. Eine graphische Darstellung, welche von den südöst- lıchen Abhängen der centralen Alpen (St. Paul, Althofen) ausgeht, durch dıe Ebene (Klagenfurt) zu den Kalkalpen und mitten durch deren höchsten Erhe- bungen (Saifnitz 2586 Meereshöhe, Tröpolach St. Jacob) von dieser durch die, beide Formationen Irennende Thalebene (Lienz) nahe an die centıalen Erhebun- gen (Obervellach, St. Peter) sich erstreckt, lässt nun folgende Gesetze erken- nen: 1) Die jährliche Regenmenge nimmt im Verlauf dieser Linie stetig zu, bis sie milten in den Kalkalpen ihr Maximum erreicht; von dort sinkt sie in der Thalebene zwischen beiden Alpenzügen zu ihrem früheren Minimum herab, um in den centralen wieder nahe zum vorigen Maximum sich zu erheben. (Be- merkenswerth und einer Ausnahme gleich ist der geringe Niederschlag von St. Jacob.) 2) Das in dem Kalkgebirge sich findende Maximum ist genau so gross, wie die Regenhöhe am Südabhange der Alpen, das Maximum an den östlichen Abhängen etwas geringer als die am Nordabhange. 83) Die Vertheilung in den Jahreszeiten ist ganz analog wie im Alpengebirg selbst. In den Zonen der stärk- sten Niederschläge herrschen die Heıbst- im Gebiete der geringen, die Som- merregen vor. So gehört der Südabhang der Alpen mit seinen starken Nieder- 73 schlägen zur Provinz der Herbstregen, der Nordabhang mit geringerer Menge in die des Sommerregens. 4) Die Sommerregen sind in dem ganzen Bezirk ziem- lich gleichmässig; die Herbstregen im Sinne der Jahresmenge vertheiltl. 5) Die Frühlingsregen sind in der Kalkebene stärker als in den Centralalpen, in diesen fallen aber die Herbstregen reichlicher als in jenen. 6) Die Stärke des Re- gens auf einen Tag gerechnet, steht im geraden Verhältniss mit der Regenmenge selbst, sie ist überall im Sommer und Herbst grösser, als im Frühling und Winter. Sie ist an den Stationen St. Peter, Saifnitz und Tröpolach besonders stark, an letzterer z. B. 1,04‘ das doppelte von der Stärke des Regens in Kla- genfurt (0,48°). Daraus erklären sich die häufigen Ueberschwemmungen , wel- che die Chail und ihre Nebenflüsse anrichten. — Aus der Reihe von Thatsa- chen, welche jene Beobachtungen geliefert, wird nun der Einfluss der Nieder- schläge auf die Wasserstände der Drau nachgewiesen. An den Pegeln zu Ober- drauburg, Villach und Völkermarkt sind tägliche Ablesungen gemacht worden. Aus der Vergleichung dieser Pegelstände im Jahre 1853 mit den gleichzeitigen Regenmengen an den Beobachtungsorten hat sich Folgendes ergeben: 1) Das Wasser der Drau fällt Ende December unter den Nullpunkt, erreicht Anfang nächsten Monats seinen tiefsten Stand und behält diesen gleichmässig durch die Monate Februar, März. 2) Gleich Anfang April fangt es wieder und sehr rasch zu steigen an. Das Steigen ist jedoch am stärksten in Völkermarkt, der unter- sten Stalion;, am geringsten in Drauburg, der obersten Station, so dass es Ende April am letzteren Orte kaum über Null, in Villach 8, in Völkermarkt 13 Zoll darüber ist. 4) Im Mai setzt sich Jas Steigen im gleichen Sinne fort, so dass das Wasser, in diesem Monate zu Drauburg durchschnittlich auf 1%/,, in Villach auf 2, in Völkermarkt 2!/, über Null steht. 5) Im Juni steigt das Was- ser weiter, jedoch so, dass es in Drauburg durchschnittlich auf 3, in Villach auf 3'/s‘° über Null steht, in Völkermarkt aber um 2° 8°. Es sind in diesem Monate schon starke Schwankungen bemerkbar, rasches Fallen auf starkes Stei- gen. 6) Diese Oscillationen sind im Juli noch stärker und häufiger, während es in Villach und Drauburg seine höchsten Stände erreicht (6'25°2°) in Völ- kermarkt aber auf 2° 2° sinkt. 7) Im August fällt das Wasser allenthalben, am stärksten in Völkermarkt auf 1° 5°. in Villach und Drauburg auf 2° 2”, 8) Nach einigen vorübergehenden Steigen fällt es im September überall unter 1‘. 9) Im October steigt es noch einigemal über den bereits erreichten Stand, so dass es jedoch Ende October auf diesen wieder zurückkommt, aber es ist das Fallen am stärksten jetzt in Drauburg. 10) Das Fallen ist ım November ein gleichmässiges, in welchem es bereits den Nullpunkt erreicht. 11) Die mitt- leren monatlichen Stände der Drau hängen nicht von den monatlichen Regen- mengen ab, sie sind im Winter und Frühjahr bedeutend unter, im Sommer und Herbst bedeutend über den Mitteln dieser. 12) Die Curve der Wasserstände hat eine zıemlich analoge Krümmung mit der Curve der Temperatur hochgelegener Orte. 13) Die täglichen Schwankungen der Wasserstände hängen genau von den täglichen Regennmengen ab, und diesen nahezu proporlional. 14) Mehrere Tage mit schwachen Niederschlägen (Juni) wirken in dieser Beziehung so wie einzelue mit sehr starken (Juli, Sept ) Der unter ll. angeführte Umstand rührt davon her, dass die Gewässer, welche die Drau speisen, den in den Hochgebirgen schon vorher in Form von Schnee und Eis aufgespeicherten Wasservorrath ihren Wasservorraih den Ursprung verdanken. Und dieser fliesst gerade reichlicher zu einer Zeit, wo der Regen seltener ist. Obwohl die Drau selbst ihr Dasein keinem Gletscher verdankt, so kann sie doch bis Villach als reiner Gletscher- fluss angesehen werden, indem sie hier ihren Wasserreichthum ausschliesslich dem Wasser verdankt, welches ihr die Gletscher Matreithales in der Isal, der Grossglockner in der Möll bei Sachsenburg, und endlich die Maltathalgletscher in der Isel zu senden. Deshalb fängt sie im Frühjahr, gespeist von dem schmel- zenden Schnee, an zu steigen, wie andere Flüsse. Während dagegen andere Flüsse im Hochsommer Mangel an Wasser haben, hat die Drau noch hohen Wasserstand, denn jetzt hat sie Zufluss von den schmelzenden Eismassen der Gletscher. — Aus diesen Verhältnissen ist ersichtlich, warum die Drau zuerst 3 74 und so rasch an den untern Stationen, auf welche blos die Zuflüsse der Nie- derungen wirken, und erst zuletzt in Drauburg zu steigen beginnt; es ist be- greiflich warum sie in den obern Stationen in den Sommermonaten so unver- hällnissmässig steigt, in der untern hingegen wieder ein kleines Fällen eintritt, indem hier die aus den Gleischern herabgeflossenen Wassermengen nicht ganz jene erseizen können, die früher durch das Schmelzen des Schnees der Ebenen und übrigen Gebirge ( Gailthal, Rosenthal ) und fast nur allein auf diesen un- tern Stationen so hohe Wasserstände erzeugt hatten. Es erklärt sich, warum die mittleren Stände der Drau nicht von der Summe der Regenfälle abhängig sein, die einzelnen Regentage hingegen starke Schwankungen erzeugen müssen, warum überhaupt die Curve der Pegelstände nahezu analog der des Temperatur- ganges Ist. v. W. Physik. Wertheim, über die mechanischen Wirkun- gen der Torsion. — W. ha: eine Untersuchung der Torsionsfestigkeit un- ternommen, durch welche er auf dem Wege des Versuchs die Gleichgewichts- sätze der gedachten Körper und die Gesetze der drehenden Schwingungen, un- abhängig von allen Einschränkungen in Beziehung auf die Dimensionen der Kör- per oder die Intensität der einwirkenden Kräfte, auffinden will. Die Hauptre- sultate dieser Untersuchung sind folgende: I. Unterwirft man einen prismatischen Körper von irgend welchen bestimmenden drei Dimensionen der Torsion: so lassen sich folgende Thatsachen beobachten: 1) der Torsionswinkal besteht aus zwei Theilen, von welchen der eine zeitweilig, der andere bleibend ist; der letztere nimmt zwar ununterbrochen, jedoch nicht regelmässig, mit der Inten- sität der Kräflepaare zu. 2) Die zeilweiligen Torsionswinkel sind den Momen- ten der Kräftepaare nicht genau proporlionirt; sie nehmen schneller zu, als diese und dieses Wachsthum des mittleren Winkels, welches bei starren Kör- pern sich bis zum Bruche steigert, hört dagegen bei starren Körpern da auf, wo dieselben in Folge der Wirkung der Momente schnell und ununterbrochen ihre Gestalt zu vermindern anfangen. 3) Diese zeitweiligen Winkel sind den Längen nicht genau proportional; führt man sie auf den Halbmesser Eins zurück, so werıen sie nach diesem Gesetze der Proporlionalilät um so gıösser,, je kürzer unter übrigens gleichen Umständen der Versuchskörper war. 4) Jeder homogene Körper erfahrt in Folge der Drehung eine Volumveränderung, welche seiner Länge und dem Quadrat des Torsionswinkels proportional ist; jeder Punkt des Körpers durchläuft. statt einen Kreisbogen zu beschreiben, den Bogen einer Spirale, wahrscheinlich sogar eine konische Schraubenlinie. Wenn die Länge des Körpers conslant ist, so erfährt dieser natürlich eine von der Mitte nach dem Umfange zunehmende Verdichtung. 5) Bei den Körpern mit drei Elastici- tätsaxen sind die Volumveränderung und der Widerstand gegen die Torsion Fun- clionen dieser drei Axen und nicht nur der Queraxen. Der gegenwärtige Stand der Theorie lässt nur eine annähernde Rechnung zu; allein erfahrungsmässig kann das Verhältniss zwischen diesen Axen so beschaffen sein, dass die Volum- veränderung umgekehrt, d. h. eine Volumvermehrung wird. 6) Drehende und tönende Schwingungen können wir nur bei geringen Schwingungsweiten und mit dünnen und verhältnissmässig langen Stäben hervorrufen. Die Zahl der drehen- den Schwingungen weicht wenig von den nach den gewöhnlichen Formeln be- rechneten Werthen ab.. Nur ist zu bemerken, dass das Steigen des Tones nicht unabhängig von seiner Stärke ist und dass er um so höher wird, je schwächer seine Intensität ist. 7) Der Bruch durch die Torsion findet gewöhnlich in der Mitte des Prisma statt und beginnt in den gefährlichen Linien oder Punkten, nach Poncelel’s Benennung, d. h. in den Punkten des Querschnitts, welche von der Torsionsachse am weilesten entfernt sind. Er erfolgt bei starren Körpern durch Abgleiten und bei weichen Substanzen durch Veränderung. Für die er- sten kann man das Moment des Kräftepaares, welches den Bruch verursacht, mit hinlänglicher Genauigkeit berechnen und die Erfahrung zeigt, dass dieser Bruch dem Zermalmen gleichgestellt werden kann. Bei den letzteren dagegen machen die bleibenden Drehungen, welche dem Bruche vorhergehen und deren 15 Einflüsse und Grenzen unbekannt sind, das Bruchmoment yöllig unsicher. Für die praktischen Bedürfnisse genügt es, zu wissen, dass ein Körper, welcher bereits eine bleibende Drehung erfahren hat, der elastischen Torsion einen glei- chen und sogar einen grösseren Widerstand enigegengeselzt; als er vor seiner Formveränderung darbot. 8) Die durch Verlängerung, so wie durch statische Torsionen und durch .drehende Schwingungen homogener Körper erhaltenen Re- sultate geben abweichende Werthe von den bisher in die Gleichungen des Gleich- gewichts und der Bewegung dieser Körper eingeführten Constantenwerthen. — II. Was den Einfluss auf die Form und die absoluten Dimensionen des Quer- “ sehnilts betrifft, so kommt W. zu folgenden Schlüssen: 9) Bei homogenen Cy- lindern mit kreisförmiger Basis ist die Volumveränderung gleich dem Volumen multiplieirt mit dem Producte aus den Quadraten des Halbmessers und des Tor- sionsbogens vom Halbmesser Eins. Wenn man also annimmt, der Körper be- halte seine cylindrische Gestalt bei und die Verdichtung verbreite sich gleich- -förmig über seine ganze Masse, so hat:man folgendes Theorem:: das veränderte Volum verhält sich zum ursprünglichen wie der Halbmesser der Basis zum Krümmungshalbmesser der Schraubenlinie. Allein in Wirklichkeit erfährt jeder Punkt eine Verrrückung nach den drei Coordinatenaxen und der Cylinder, des- sen beide Enden in einer unveränderlichen Enifernung von einander gehalten werden, verwandelt sich in einen Körper, welcher aus zwei gleichen abgestumpf- ten, mit ihren kleineren Basen einander berührenden Kegeln besteht. Der Ein- Nuss, welchen diese Form - und Dichtigkeitsveränderung auf die Torsionswinkel ausübt, kann nur bei einer Länge vernachlässigt werden, welche mindestens dem hundertfachen Durchmesser gleich ist. Dieselbe Grenze gilt auch für dre- hende Schwingungen. Die Bruchfläche der Cylinder aus einer spröden Substanz ist konisch und nach Schraubenlinien gestreift, was das doppelte Abgleiten, wel- ches den Bruch verursacht hat, zeigte. Diese charakteristische Fläche lässt sich sehr leicht an Cylindern aus Siegellack nachweisen. 10) Bei elliptischen Cy- livdern kann der Einfluss der Formveränderung vernachlässigt werden, wenn die Länge wenigstens 100 Mal so gross als die kleine Axe ist. 11) Bei homoge- nen Pıismen mit reclangulärer Basis scheint die Volumveränderung proportional zu sein der vierten Potenz des Quadrats der halben Diagonale, dividirt durch das Quadrat des Inhalts der Grundfläche. Cauchy’s Formel entspricht der Grenze, wo der Eiufluss der Prismenwinkel wegen der grossen Länge der Prismen ver- schwinden würde. Beim gegenwärtigen Stande der Theorie sind wir genölhigt, in diese Formel einen Correclionscoefficienten einzuführen, welcher sich um so mehr der Einheit nähert: a) je grösser unter übrigens gleichen Umständen die Länge und je kleiner die Intensität des Kräftepaares ist, b) je kleiner bei glei- cher Länge und Breite die Dicke ist, und je grösser bei gleicher Länge und gleichem Querschnitt, die eine Seite des Querschnitts im Verhältniss zu der an- dern ist, d) je mehr bei gleicher Länge und ahnlichen Querschnitten die abso- lute Länge der Seiten abnimmt. — Diese Resultate sind durch die Versuche des Verf. für hohle Prismen, so wie für solche, welche drehenden Schwingungen ausgeselzt sind, bestätigt. — Die Bruchflächen der Prismen aus sprödern Kör- pern erinnern an die octaädrische Geschärfung, welche man in der Krystallo- graphie erhält, wenn man durch die Kanten eines quadratischen oder reclan- gulären Prismas Ebenen legt, welche mehr oder weniger gegen die Axe geneigt und parallel zu den Diagonalen sind. Nur werden hier die Ebenen durch krumme Oberflächen ersetzt. Fallt die Drehungsaxe nicht genau mil der geometrischen Axe des Körpers zusammen, so erhält man auf den beiden Fragmenten zwei Bruchflächen, welche umgekehrt auf einander passen, mit doppelter Schrauben- krümmung, welche auf der einen Seite convex und auf der anderen concav ist, Prismen aus faserigen Substanzen, welche bedeutenden Formveränderungen fä- big sind, spalten vor dem Laufe parallel zur Richtung der gedrehten Fasern. Dies findet namentlich bei denjenigen Fasern statt, welche am weitesten von der Axe entfernt sind und dieses seitliche Abtrennen entspricht auch dem Abgleiten der Fasern. Man kann hier noch sagen: die Prismen brechen der Quere nach durch Abgleiten lange zuvor, ohne sie der Länge nach durch die Veränderung 76 zerreisen. 12) Wir sind noch nicht im Stande, durch Rechnung das Moment des Widerstandes gegen die Drehung für ein rectanguläres Prisma nach den drei Elasticitätsaxen zu bestimmen. Wenn es sich um Holzprismen handelt und man mit Vernachlässigung der Ungleichheit dieser Axen, wie es gewöhnlich geschieht, nur die den Fasern parallel liegende Elasticitätsaxe die die Rechnung einführt, so findet man einen Winkel, welcher nur den sechsten bis zehnten Theil des wirklichen Torsionswinkels beträgt. Die Einführung der Co&fficienten zweier rechtwinkelig gegeneinander wirkender Elasticiläten hat Wagner bessere, aber immer noch nicht hinlänglich genauere Resultate ergeben, was nicht anders sein konnte, weil der Einfluss der dritten Axe nicht vernachlässigt werden durfte. (Compt. rend. XL. 411.). Banernfeind, zur Geschichte der Planimeter. — In Folge einer vor 2 Jahren erschienenen Abhandlung über die Planimeter von Ernst, Welli und Hassen sind B. mehrere Bruchstücke von alten Manuscripten und Zeichnun- gen zugegangen, welche den vollständigen Beweis liefeın, dass der wahre Er- finder dieser allein brauchbaren Klasse von Planimetern, welche den Flächenin- halt ebener Figuren durch das Umfahren des Umfangs darstellen, der verstor- bene k. bayersche Trigonometer Hermann ist und dass der ehemalige k. bayersche Steuerrath Lämmle — bekannt durch die 1819 gemessene Basis zwischen Speyer und Opperheim — wesentlichen Antheil hat an der ersten Ausbildung der nun- mehr in die Praxis übergegangenen Flächenmesser. — In einem Concepte mit der Ueberschrift : ‚Beschreibung einer Maschine zum Abnehmen des Flächenin- halts aller geometrischen Figuren durch blosses Herumführen eines Stifts anf ihren Gränzlinien‘‘ drückt sich Hermann wie folgt aus: „‚Der Flächeninhalt zweier Dreiecke oder Parallelogramme, welche eine und dieselbe Grundlinie ha- ben, steht im geraden Verhältnisse zu ihren Höhen. Denkt man sich nun ei- nen Kreis, dessen Peripherie gleich einer solchen gemeinschaftlichen Grundlinie ist, und diesen Kreis mit etwas anderem so in Verbindung , dass, wenn man mit letzterem längs dieser Linie hinfährt, er sich gerade einmal um seine Axe dreht, wenn die Höhe der Figur = 1 ist; denkt man sich ferner, dass, wenn die Höhe der Figur = 2 ist, sich der Kreis vermiltelst seiner Verbindung, während längs der Grundlinie hingefahren wird, zweimal um seine Axe drehe; denkt man sich endlich, dass die Revolutionen des Kreises wie die Zahlen der Höhen zunehmen, und würde die Zahl dieser Revolutionen an irgend etwas be- merkt werden können: so hätte man mit einem so verbundenen Kreise eine Art mechanischen Flächenmessers. Wollte man .nun‘ohne Zahlenrechnnng den In- halt geometrischer Figuren durch eine Maschine finden, so dürfte bloss die Art aufgesucht werden, wie die Kreisrevolutionen in dem obigen Verhältnisse bewirkt werden könnten, und die Maschine wäre erfunden. Als ich mehr diesem Ge- danken nachhängen konnte, kam ich nach angestrengtem Nachdenken auf fol- gende Idee. Der vorgenannte Kreis ist ein ungezahntes Radchen, das sich an einer Welle um seine Axe drehen lässt. Dieses Rädchen wird vermittelst einer Feder mit seinem Rande an eine Seitenlinie eines Kegels angedrückt, welche Seitenlinie des Kegels aber parallel mit der Welle des Rädchens seyn muss, Der Kegel ist um seine Axe drehbar und setzt, wenn er gedreht wird, das an ihn gedrückte Rädchen ebenfalls um seine Axe in Bewegung, und er wird wäh- rend der Bewegung von dem Rädchen in einem Kreise auf seiner Seitenlääche berührt, dessen Ebene parallel mit der Ebene seiner Basis ist. Gesetzt nun, das Rädchen berühre den Kegel an jener Stelle, wo der Kreis, den es auf sei- ner Oberfläche beschreibt, eben so gross ist als das Rädchen selhst, so wird zu einem ganzen Umlauf des Rädchens auch ein ganzer Umlauf des Kegels er- fordert; rücke ich aber das Rädchen noch einmal so weit von der Spitze des Kegels gegen seine Basis, so wird es dort, wenn der Kegel einmal um seine Axe bewegt worden ist, sich in dieser Zeit zweimal um die seinige bewegt ha- ben, weil die Peripherie des Kegelkreises jetzt doppelt so lang ist als die des Rädchens.“ ,,Es habe jetzt der Kegel auf seiner Basis einen concenlrischen Cylinder, dessen Durchmesser gleich dem Durchmesser des Rädchens ist, be- festigt, welcher, wenn der Kegel um seine Axe gedreht wird, an einem gera- 17 den Lineale sich fortrollt; die Welle des Rädchens behalte während des Fort- rollens des Kegels immer dieselbe Lage gegen des letzteren Axe, und könne längs der Seite des Kegels mittelst eines Reils hin und her gelassen werden; ferner sei irgend eine Vorrichtung angebracht, welche die ganzen Umläufe des Rädchens sowohl als die Theile des Umlaufs anzeige: so wird diese Vorrichtung die Verhältnisse des Flächeninhalts aller auf einer und derselben Grundlinie ste- henden Rechtecke anzugeben im Stande sein.“ Weiter reicht das Manuscript nicht, aber der erhaltene Theil beschreibt die Idee des Hermannschen Plani- meters’ so klar und deutlich, dass Niemand, der die Einrichtung des Ernstschen Planimeters kennt, daran zweifeln kann, dass der letztere dem ersteren fast ganz gleich ist. Während aber Hermann seinen Planimeter 1817 erfand, hat Ernst den von Opikofer 1827 wahrscheinlich neu erfundenen Planimeter erst 1836 verbessert und ausgeführt. — Der Verferliger des Modelles, von wel- chem in einem Berichte über „die glückliche Erfindung einer neuen Flächenbe- rechnungsmaschine, welche sich von anderen ähnlichen Werkzeugen dadurch un- terscheide, dass sie bloss durch das Herumführen eines Stiftes an der Periphe- rie jeder beliebigen Figur den Flächeninhalt derselben in welchem Maassstabe immer ebenso schnell angebe, als der Lithograph durch eben diese Manipulation die Planfiguren auf den Stein zeichne‘‘ — die Rede, ist nicht bekannt. Dass aber der Planimeter wirklich zur Ausführnng kam, geht zunächst aus einer gros- sen Zahl Aufzeichnungen von Versuchsresultaten, denen eine Genauigkeit von 3/40o zugeschrieben wird und weiter aus der folgenden Stelle eines Briefes von Hermann hervor. ,,Da sich bei allen angestellten Versuchen der Art die Dif- ferenzen stets gleich blieben, so folgt ferner, dass weder die Schnur einen be- deutenden Einfluss auf die Genauigkeit der Maschine habe, noch dass das Räd- chen an irgend einer Stelle des Kegels auslasse; zwei sehr bedeutende Dinge!‘ — In dem Nachlass des 1848 verstorbenen Mechanikus Sammet fand sich eine Maschine dieser Art, so wie die Zeichnung vor, nach der jene angefertigt wor- den war. Diese ist noch jetzt erhalten, jene aber wanderte ins alte Messing und existirt nicht mehr. Bei Lebzeiten rühmte Sammel den ziemlich hohen Grad der Genauigkeit dieser Maschine und beklagte deshalb, dass sie keinen Eingang, wohl aber viele Feinde und üble Nachreder gefunden habe. — Die Verbesse- rungen, welche Ernst an dem Opikoferschen Planimeter anbrachte, belohnte die Pariser Akademie 1836 mit einem Preise. Die wichtigste Vervollkommnung er- hielten die Planimeter durch Wetli in Zürich (1849) und weitere Verbesserun- gen durch Hansen in Gotha (1850). Die Wetlischen Planimeter werden in ho- her Vollendung in der Werkstätte des Wiener polytechnischen Instituts unter Leitung von Starke und dıe Hansenschen ebense- vorzüglich von Ausfeld in Gotha angefertigt. — Die Genauigkeit dieser Instrumente ist so gross, dass sie den- jenigen, welche noch nicht damit gearbeitet haben, auffällt, ja auffallen muss. B. selbst ging es so, als er die ersten Berichte von Stampfer über den Wetli’schen Planimeter las. Aber er hörte zu zweifeln auf, sobald er sich durch eigene Versuche von dem überzengen konnte, was er vorher nicht glauben wollte.. Er kann sich übrigens heute noch die jede Erwartung übertref- fende Genauigkeit der Wetli- und flansen’schen Planimeter nur dadurch er- klären, dass er eine Ausgleichung der kleinen Unregelmässigkeiten, welche mit der Bewegung verbunden sind, annimmt, ungefahr so, wie sie beim Ni- velliren stattfindet. Während nämlich hier in den einzelnen Stationen von 500 Fuss Länge Fehler von 1 Linie in dem Höhenunterschiede vorkommen, gleichen sich alle diese Fehler, wie jeder geübte Ingenieur aus Erfahrung weiss, bei Linien von 100,000 Fuss Länge in der Regel anf 10 bis 20 Linien und oft auf noch weniger aus. Vertheilt man diesen Unterschied auf die ganze Länge, so wäre in dem ersten Falle die Genauigkeit 1 Millionstel und in dem zweiten Falle 9 Millionstel der ganzen Länge, obgleich in den einzelnen Stationen die Genauig- keit 10- 20mal geringer ist. Was nun beim Nivelliren die ganze Länge einer grössern Linie, ist beim Flächenmessen mit dem Planimeter der ganze Umfang der Figur, und was dort die Station, hier ein Theil des Umfangs. — Wenn aber die Planimeter von Wetli und Hansen eine grössere Genauigkeit ge- 78 ben als man sie in der Praxis je bedarf; wenn sich diese Genanigkeit erfah- rungsgemäss selbst nach langem Gebrauche der Planimeter kaum merklich än- dert, und wenn sich dieselbe, nachdem sie etwas abgenommen hat, durch sehr geringfügige Mittel wieder auf die frühere Hohe zurückführen lässt: so können die neuesten Planimeter-Constructionen (wie z. B. von Prof. Decher in Augs- burg, Keller in Rom, Fichtbauer in Fürth u. a. m.), abgesehen von ih- rem theoretischen Interesse, einen Vorzug nur dann erlangen, wenn sie sich bei gleicher Genauigkeit wohlfeiler als jene nach Weili und Hansen hersiel- len lassen. In dieser Beziehung darf man jedoch nicht ohne Hoffnung der nächı- sten Zukunft entgegensehen. (Dinglers polyt. Jsurn. Bd. OXXXVIl. pag. 31.). Photographie. — Bei der Abbildung anatomischer Präparate, nament- lich solcher von wirbellosen Thieren (Insecten, Mollusken etc), die nur unter Wasser aufbewahrt und folglich nicht senkrecht gegen die Axe des Daguerrotyps gestellt werden können, hat Rounseau die Anordnung getroffen, dass er die Linse des Instrumentes vertikal über die mit Wasser gefüllte Kapsel stellt, in der sich die Präparate befinden. (L’Inst. Nr. 1122. pag. 234.). Horn hat gefunden, dass die von Günter construirte blaue Camera für Aufnahmen von Porträts bei gewöhnlicher Beleuchtung keinen Vortheil gegen eine gewöhnliche Camera mit schwarz gebeizten Wänden (ohne Sammet) bot. Bei sorgfälligster Prüfung hat er weder eine Vermehrung der Empfindlichkeit noch eine Aenderung in der Abbildung gelber oder rother Strahlen bemerkt. Die Ursache liegt darin, dass bei gesperrler Beleuchtung eines Objectes, wenn selbes auch lichte Partieen bietet, der in die Camera fallende Strahlenkegel so wenig Intensität besitzt, dass er die Wände der Camera durch seitwärtige Aus- strahlung so wenig zu erlenchten vermag, dass die violeit-dunkelblaue matte Färbung der Wände diese Strahlen keineswegs auf die Platte zu reflecliren im Stande ist, sondern dieselben absorbirt, was selbst bei jenen Strahlen des Bild- kegels der Fall ist, welche direct die Wände der Camera Lreffen. (Photo- graph. Journ. Bd. Ull. Nr. 7.). Ikonometer für Photographen. — Es ist dies ein ganz kleines Instrument, welches Reisenden zur Aufnahme von Ansichten vortreffliche Dienste leisten kann. Wenn der Photograph eine Ansicht aufnehmen und den Punct wissen will, wo er seine Camera aufstellen mnss, wenn er den Effect beurthei- len wıll, welchen das Bild nach seiner Höhe und Breite gewähren wird, wenn er wissen will, wie gross er die Platte, das Papier oder Glas benöthigen wird, um eine bestimmte Ansicht aufzunehmen , wird der Ikonometer mit seinern mal- ten Glase die Stelle der Camera vertreien, er wird an den verzeichneten Linien auf diesem Glase über Alles Auskunft erhalten und es ersparen, bald hier und bald dort die unbehülfiiche Camera aufzustellen, um den geeigneten Platz zur Aufnahme zu ermitteln. — Man kann so Untersnchungsreisen machen, z. B. Per- sonen, welche einen Photographen mit der Ansicht von Aufnahmen heauftragen, oder wenn der Photograph sich im Voraus durch eine Reise seine Notate über die aufzunehmenden Ansichten machen und dabei keine andere Bagage mit sich führen will, als ein Instrument, das er in seiner Tasche trägt. Es ist Jies eine kleine Camera obscura, ähnlich einem Theaterperspectiv, erfunden von dem Ma- ler und Photographen Ziegler in Paris. An einem Ende des Instruments belin- det sich ein Objectiv, am andern Ende das malte Glas, welches auf einer Scala im verjüngten Maassstabe die Verhältnisse der Höhe und Breite mit Bezug auf die eigentliche Camera enthält; diese Scala lässt sich für jedes Object bezeich- nen. Der Operatenr kann somit, wie mit einer Lorgnetle in der Hand, die verschiedensten Standpuncte studiren und die Mittel zur Ausführung bestimmen, (Photograph. Journ. 1854. Nr. 11.), Nach Hulot ist das Aluminium ein kräfliger negaliver Electro- motor. Ein galvanisches Element aus Aluminium und amalgamirten Zink gibt mit verdünnter Schwefelsäure einen Strom, der wenigstens eben ‚so slark ist, wie der eines gleichen Platin-Zink-Elements mit derselben Flüssigkeit, Nach 79 6 Stunden hatte der Strom ?/; seiner ursprünglichen Stärke verloren, nach 24 Stunden besass er er noch !/4 derselben. Taucht man das Aluminium dann eine Secunde lang in Salpetersäure und wischt es ab, so verschwindet die Polarisa- tion und es hat wieder die ursprünglichen negativen Eigenschaften. Man wird das Aluminium durch Aetzen mit Salzsäure, wodurch es, namentlich wenn es gewalzt wird, eine rauhe Oberfläche erhält, noch wirksamer machen können. (Compt. rend. XL. 1148.).: Callan, neue galvanische Batterie mit einer einzigen Flüssigkeit, welche stärker wirkt und wohlfeiler ist als die Batterien mit Salpetersäure. — Bei dieser Batterie werden nicht allein die porösen Zellen erspart und dadurch die Kosten verringert, sondern auch die Stromstärke bedeutend erhöht, indem man die beiden Metalle einander näher bringt. Bei Gusseisen als negativen und amalgamirtem Zink als positivem Metall ist die beste Flüssigkeit concentirte Schwefelsäure mit dem 3?/yfachen Volum starker Kochsalzlösung (2 Pfd. Salz und 10 Pfd. Wasser) gemischt. Sie ist nicht allein die wohlfeilste, sondern erhält auch die Oberfläche des amal- gamirlen Zinks am besten und reinsten und greift dasselbe weniger an. — Je näher man die Metalle stellt, um so stärker wirkt die Batterie, vorausgesetzt, dass der sich entwickelnde Wasserstoff gehörig entweichen kann, um der Flüs- sigkeit eine ununterbrochene Berührung mit den Metallen zu gestatten. Bei Zinkplatten von 4[_]'' darf das Gusseisen bis auf so‘ gewährt werden, denn bis dahin bekommt man eine conslante Ablenkung der Magnetnadel, also auch einen constanten Strom. Derjenige Theil des Gusseisens, welcher zur Hervor- rufung des Stromes wenig oder gar nichts beiträgt, muss vor den Angriffen der Flüssigkeit durch vulkanisirten Kautschuk, Holz etc. geschützt werden; sonst erleidet man einen nicht unbeträchtlichen Verlust sowohl an Eisen als andern Gehalt der Flüssigkeit. — Dem Gusseisen kann man die Form von Zellen ge- ben, in welche man die leitende Flüssigkeit bringt, oder auch von Platten, von denen je zwei mit einander verbunden sind; zwischen diese wird dann die Zinkplatte eingeschoben. Die Entfernung zwischen den Gusseisenplalten beträgt 2/4 oder %5‘‘ und die Zinkplatte ist 1/g‘ dick. Die Berührung der beiden Me- talle kann durch einen kleinen Holzkeil an jeder Ecke verhindert werden. — Die Zellen von Gusseisen müssen ]—1!/a‘‘ höher sein als die Zinkplatten. Die Weite des Raumes, in den die Zinkplatte kommt, darf 1/4‘ nicht übersteigen. Der Raum über der Zinkplalte ist jedoch 11/2‘ weit, damit er eine gehörige Menge von Flüssigkeit fasst, denn in dem engen Raume unlen ist so wenig da- von enthalten, dass ihre erregende Wirkung in wenig Minuten erschöpft ist. — Befestigt man 10 oder 12 Plattenpaare, bei denen die Aussenseilen der Eiser- platten unthätig sind , also geschützt werden müssen, wie die Plalten der Wol- lostonschen Batterie an einer Stange, so kann man sie alle zumal in einen Wed- woodtrog bringen, der die Erregungsflüssigkeit enthält, so wie auch sie wieder herausnehmen, wenn die Batterie nicht arbeiten soll. — Eine solche Batterie von 48 Zellen, zu deren Füllung 8 Pfund Schwefelsäure verwendet wurden und bei welcher die Entfernung von Zink und Eisen nahe zu !/g‘‘ betrug, gab we- nigstens 31/2 bis 4 Stunden hindurch eine glänzendes Kohlenlicht. (Phil. mag. Vol. IX. pag. 260.). Bonnelli’s Eisenbahntelegraph. — Der Bahntelegraph des Pie- montesen, Ritter Bonnelli (des bekannten Erfinders des electrischen Webe- stuhls) , hat den Zweck, den telegraphischen Verkehr sowohl zwischen zwei oder mehreren auf einer Bahnlinie in Bewegung befindlichen Bahnzügen, als auch zwischen letzteren und den an der Bahn befindlichen Stationen zu jeder Zeit zu ermöglichen. Es ist in dieser Absicht zwischen den Schienen des Bahngeleises eine gehörig isolirte Leitung miltelst eines eisernen Bandes her- gestellt und diese steht mit dem im Coupe eines Wagens befindlichen Telegra- phenapparate dadurch in Verbindung, dass eine vom Apparate herabgehende eiserne Feder über das leitende Band wegstreicht. Denkt man sich zwei solche fahrende Telegraphenbüreaux auf diese Weise mit einander metallisch verbunden, so fehlt zur Herstellung des erforderlichen electrischen Schliessungskreises noch 80 die gewöhnliche Erdleitung. Diese wird ersetzt durch eine zweite, mit einer Achse oder einem Rade des betreffenden Wagens in Berührung stehende Feder, wodurch die electrische Strömung den Schienen und von diesen der Erde, mit welcher sie in Berührung, zugeführt wird. Es leuchtet ein dass, um diese Ein- richtung praclicabel und zuverlässig zu machen, eine Menge Details nolhwendig sind, deren zweckmässige und scharfsinnige Anordnung eigentlich das Haupt- verdienst des Erfinders bilden. Anfangs Mai wurde von Bo uelli mit seinem Bahntelegraphen der erste Versuch auf der hiemil eingerichteten Bahnstrecke zwi- schen Turin und Moncalieri angestell. Aus einem mit einer Geschwin- digkeit von 4 geographischen Meilen in der Stunde fahrenden Eisenbahnwagen wurden hiebei mit Leichtigkeit Fragen und Antworten mıt der Turiner Station gewechselt. Sobald der Telegraph bis Traffarello vollendet ist, soli in Gegenwart von Sachverständigen die Correspondenz zwischen einem Bahnzug in voller Geschwindigkeit und einem andern auf der Bahn befindlichen , sowie den Stationen Turin, Moncalieri und Traffarello versucht werden. Die Ausführbar- keit der Bonnelli’schen Idee erscheint sonach ausser Zweifel geseizt. Eine andere Frage ist aber die, ob eine Einrichtung dieser Art Bedürfniss ist und den grossen damit verknüpften Aufwand lohnt. Wer den praktischen Eisenbahn- dienst genau kennt, dürfte diess verneinen. Es kommt nur selten der Fall vor, dass zwei Züge auf einer Balın sich in der Nothwendigkeit befinden, mit einander zu correspondiren, oder dass ein Bahnzug nach einer Station oder umgekehrt etwas mitzulheilen hat. Der Betrieb einer Eisenbahn soll nıemals von einem complıcirten Apparat abhängig gemacht werden, der nur zu leicht ausser Ordnung kommen und dann durch seine momentane Nichtbenützbarkeit mehr schaden kann, als er während längerer Zeit zu nützen im Siande war. Die Erfahrung hat längst bewiesen, dass diejenigen Eisenbahnen keineswegs die sicher- sten sind und die wenigsten Unfälle aufzuweisen haben, deren Signalsystem arn ausgebildetsten und kostispieligsten ist. Selbst die einfachere Einrichtung der transportabeln Telegraphenapparate, welche auf mehreren Eisen- bahnen besteht und den Zweck hat bei vorkommenden Unfällen miltelst Ein- schaltung des mitgeführten Apparats in die längs der Eisenbahn hinführende Drahtleitung eine Communication mit den Bahnslationen zu ermöglichen, hat bis jetzt nur wenig Vortheil gewährt und daher nur beschränkte Anwendung ge- funden. Will man von der elecirischen Telegraphie für den Eisenbahndienst ei- nen möglichst grossen Nutzen ziehen, so geschieht diess am einfachsten und sichersten dadurch, dass möglichst viele, am hesten alle an der Bahn befindlichen Stationen mit Telegraphenapparaten versehen werden, und dass für deren allzeilige sorglällige Bedienung gesorgt wird. — Nach dem Angeführten möchten wir der Bonelli’schen Erfindung vorerst eine grosse praktische Be- deutung nicht beilegen, dieselbe vielmehr nur als ein schönes Experiment be trachten , welches geeignet ist, die ausgedehnte und vielseilige Anwendung, de- ren die electrische Telegraphie fähig, darzutbun. (Dingl. polyt. Journ. Bd. CXXXVI. 74) Gleichzeitiges Telegraphiren in entgegengeselzler Rich- tung, aufeinem und demselben Leitungsdraht. — Wenige Erfin- dungen haben in neuerer Zeit so grosses Aufsehen erregt, wie das gleichzeitige Telegraphiren in entgegengesetzter Rıchlung auf einem einzigen Leiltungsdrahte oder — wie man es jelzt nennt — das Gegensprechen. Die Möglichkeit des Gegensprechens wurde zuerst durch den Telegraphendirector Gientl zu Wien (cf. Bd. V. S. 451.) Iheorelisch dargeihan und auch durch Versuche praclisch nachgewiesen. — Durch die ausgesprochene Idee augeregt, sann der Ingenieur Frischen, welchem die technische Leitung der hannoverschen Staatstelegraphen übertragen ist, über ein Mittel nach, um den oben genannten Zweck auf pracli- sche Weise zu erreichen. Bereits Anfangs März 1844 setzte er zwei vollständig exact wirkende Gegensprecher in seinem Bureau in Thätigkeit. Am 26. Mai v.J. telegraphirte Frischen auf dem 14"/, Meilen langen Drahte zwischen Göttingen und Hannover längere Zeit gleichzeitig hin und her. October 1854 verkaufte er seine Erfindungen an Newall und Gorden in London. — Kurze Zeit nachher &l waren auch Siemens und Halske in Berlin mit ihren selbständig geführten Ver- suchen so weit gediehen, dass sie praktisch brauchbare Gegensprecher in Thä- tigkeit setzen konnten, die im Wesentlichen mit denen von Frischen überein- stimmen, so dass Beide sich vereinigt haben. Solche Gegensprecher aus der Fabrik von Siemens und Halske sind auf mehreren Staatslinien mit so gulem Erfolge angewendet, dass jetzt schon grosse Bestellungen für fernere Linien eingegangen sind. Die hannoverschen Linien werden in nächster Zeit damit versehen werden. (Zeitsch. d. Archit. u. Ing. Ver. f. Hannover 1855. Ba. I. pay. 142.). Schafhaeutl, über Phonometrie, nebst Beschreibung ei- nes zur Messung der Intensität des Schalles erfundenen In- strumentes. München 1354.4%. — Die Wirkungen von unwägbaren Agenlien, welche in allen oder auch nur einigen Rörpern sichtbare und darum in der Regel auch messbare Veränderungen hervorbringen, lassen sich, wenn auch nicht absolut doch immer relativ mit hinreichender Genauigkeit messen. Schwieriger als bei der Warme wird diese Aufgabe schon beim Licht. Aber noch schlım- mer ist es mit dem Schalle. Seine Wirkungen beschränken sich im eigentlich- sten Sinne bloss auf das Ohr. Obwohl kein Zweifel ist, dass jeder Schall in jedem Körper verhältnissmässige Molecularbewegungen hervorrufen muss, so fehlen uns jedoch bis jetzt noch die Mittel, diese Bewegungen auch nur bemerk- bar zu machen. Vielleicht dass es gelingt, durch Hülfe des Mikroskops und des polarisirten Lichtes diese Bewegungen nicht allein bemerkbar, sondern auch messbar zu machen. Auch unter diesen Umständen würde es uns bloss mög- lich sein, die relative Stärke der Intensität irgend einer Schallgrösse zu bestim- men, indem wir ihre Grösse mit der einer andern Schallquantität zu vergleichen suchen. Dazu können wir jedoch auch gelangen, wenn wir uns des Organs selbst, das zur Perception des Schalles geschaffen ist, des Gehörwerkzeuges be- dienen und die relative Quantität der Wirkung zu bestimmen suchen, miltelst welcher zwei Schallgrössen unser Ohr affieiren. Der Schall selbst ist an und für sich nichts weniger als eine so einfache Wellenbewegung, wie man sie gewöhn- lich vorzustellen pflegt; beinahe jeder Schall ist ein Complex oder eine Summe mehrerer oft sehr eigenthümlicher Vibrationswellen und ist es um so mehr, wenn diese Vibralionswellen dauernd durch bestimmte Zeitgrössen als musika- lischer Ton erscheinen. Das Ohr hat vor dem Auge den Vorzug, dass es meh- rere zugleich existirende Schallcomplexgrössen recht von einander unterscheiden kann. Aber eben dieser Vorzug ist es, der die messende Vergleichung zweier Schallgrössen mit bedeutenden Schwierigkeiten umgibt. Wollen wir von Mes- sung des Schalles sprechen, so können wir hier nur die Messung der Intensi- tät dieser Schallcomplexgrössen im Auge haben, d. h. die Messung der Kraft, mit welcher die vibrirenden Molecüle das Tympanum der Gehörwerkzeuge be- rühren. Die Intensität des Schalles hängt ab von der Elongationsweite der os- _ eillirenden Molecüle und nur die Stärke des Stoffes oder vielmehr das Schwin- gungsmoment, durch die Elongation des oscillirenden Molecüles verursacht, ist es, welche wir als Schallintensität zu messen unternehmen können. Hierzu bie- ten sich zwei Anhaltspunkte. 1. Wenn eine Schallgrösse in ihrer vollen Ent- wickelung dauernd existirt, während die zweite sich gerade dem Ohre bemerkbar macht. 2. Wenn diese eben berührte zweite Schallgrösse so an Intensität zu- genommen hat, dass sie die erste dem Ohre unvernehmbar macht. Das arith- metische Mittel aus der Summe beider Momente bestimmte dann die Grenze, wo beide verglichne Schallgrössen an Intensität einander gleich sind. — Um diese zwei angegebenen Verhältnisse auf irgend eine Weise als Grundlage zu Verglei- chungen und Messungen brauchen zu können, müssen wir im Stande sein, eine Schallgrösse nicht nur willkührlich unter immer gleichen Umständen erzeugen, sondern sie auch innerhalb gewisser Grenzen und nach einem gewissen Geseize quantilativ verändern zu können. Dies ist mit nicht unbedeulenden practischen Schwierigkeiten verknüpft. Wir können musikalische Töne innerhalb gewisser Grenzen von verschiedener Stärke erzeugen; indessen diese verschiedenen Grade nach einem bestimmten Gesetze hervorzurufen, das uns also auch vergönnt, diese 6 82 verschiedenen Grade der Stärke in verhältnissmässiger Beziehung zu einen der in Maass und Zahl auszudrücken, das bietet grosse Schwierigkeiten dar. — Benutzbar wäre hier nur das Princip der krusischen Instramente. Der Ton wird bei diesen nur durch Schlag oder Stoss hervorgebracht und mit der Stärke dieses Schlages oder Stosses steht noch die Tonquantität in einen geraden Ver- hältniss. Die Regulirung der Stärke dieses Schlages in seinen feinsten Nüancen steht vollkommen in unserer Macht, wenn wir uns zur Erzeugung desselben jener bekannten, stets gleichförmig wirkenden Naturkraft bedienen, welche in jedem sich selbst überlassenen freien Körper eine gleichförmig beschleunigte Be- wegung erzeugt, nämlıch der Schwerkraft. Von der Zeit, während welcher wir diese Kraft auf irgend einen festen freien Körper, dessen wir uns zur Her- vorbringung eines Stosses bedienen wollen, wirken lassen, hängt natürlich die Gewalt des Stosses und also auch das Schallquantum ab, so dass wir in die- ser Weise das einfachste und sicherste Mittel besitzen, Ton- und Schallgrössen in der beliebigen messbaren und vergleichbaren Stärke zu erzeugen, von dem Momente an, in welchem der Schall gerade anfängt dem Gehörorgane vernehm- lich zu werden, bis zu dem Punkte, wo er alle andern Schallgrössen deckt. — Um ein solches Instrument zu construiren, ist erstens nöthig: ein leicht in Schwingungen zu verselzender Körper, auf welchen man einfach irgend einen anderen gerundelen festen Körper herabfallen lässt. Natürlich hängt bei gleich- bleibender Masse des fallenden Körpers die Schallgrösse von der Höhe des Fal- les allein ab und wir brauchen deshalb bloss die Höhe genau zu messen, wel- che der auf die schallende Unterlage herabfallende Körper durchlaufen hat, so haben wir in dieser Fallhöhe das genaueste Maass zur Vergleichung nicht nur all der Schallgrössen, welche durch den fallenden Körper auf seiner Unterlage erzeugt werden, mit einander, sondern auch zur Vergleichung dieser Schall- grössen, die wir in jedem Augenblicke mit derselben Genauigkeit hervorrufen können, mit andern Schallgrössen, was eigentlich die Hauptaufgabe ist und wodurch das Instrument zum Phonometer wird. — Da es sich hier um Ver- gleichung aller möglichen Arten von Schall handelt, so ist die Hervorrufung eines eigentlich ausgesprochenen reinen musikalischen Tones nicht wünschens- werth. Sch. hat in dieser Beziehung gefunden, dass eine reclanguläre Platte aus gewöhnlichem Spiegelglase, an ihren Schwingungsknotenlinien durch Schrau- ben festgehalten, wohl das beste Mittel sein dürfte, um Schallgrössen zu er- zeugen, welche mit jeder anderen Art von Schall und Ton verglichen werden können. — Wegen der Construction des Instrumentes, so wie der Vorrichtun- gen, die dazu dienen, um für das Ohr, welches den erregten Schall verneh- men und vergleichen soll, einen festen Anhaltspunkt zu erreichen und die Ent- fernung des Mittelpunktes des Gehörganges von der Mitte der Schallplatte zu messen, verweisen wir auf das Original (S. 11 und 12.). Als Fallkörper die- nen nach der Schallgrösse, welche hervorgebracht werden soll, kugelförmige Körper von Kork, Elfenbein und Blei, deren Gewicht genau bestimmt ist. Da es jedoch sehr schwer hält kleine Elfenbeinkügelchen von gleicher Grösse zu erhalten, so bedient sich Sch. meistens gewöhnlicher Bleischrote (Vogeldunst), die genau ‘nach ihrem Gewicht sorlirt werden. Sie haben noch den Vortheil, dass sie wegen ihres specifischen Gewichtes während des Falles durch die Luft weniger Widerstand erfahren, als Kugeln von gleicher Grösse aus Elfenbein. Ebenso springen sie wegen ihrer äusserst geringen Elasticität nicht mehr so sehr in die Höhe, beim Niederfallen einen störenden secundären Schall erre- gend. — Das Instrument ist bloss geeignet, dauernde Schallgrössen zu messen, oder musikalische, ausgehaltene Töne. Um Schallgrössen, welche nur einen Moment dauern, z. B. Knall, durch Schlag oder Stoss erzeugten Schall verglei- ehend messen zu können, ist diese Vorrichtung des Phonomelers, welche gleich- falls nur einen momentanen Schall erzeugt, nicht zu verwenden, weil es schon schwer, ja sogar oft unmöglich ist, die zwei mit einander zu vergleichenden Schallgrössen in demselben Momente entstehen zu lassen. Um die momentane Schallgrösse, welche als Urmass dient, in eine andauernde zu verwandeln, lässt Sch. statt einer Kugel, eine grössere Anzahl nach einander fallen. Von 83 der Zahl der Kugeln, welche nach einander fallen, hängt die Dauer der zu er- zeugenden Schallgrösse ab, welche in dieser Beziehung als Maasstab dienen soll. Die hierzu dienende Vorrichtung beschreibt Sch. auf S. 14. — Da sich die bei- den Elemente, welche zur Hervorbriogung des Schallmasses dienen, Gewicht und Fallhöbe, innerhalb sehr weiter Grenzen anwenden lassen, so dient das Instru- ment, die Grösse selbst der kleinsten Schallquantität zu bestimmen, welche die Gehörwerkzeuge noch zu afficiren vermag. Als solche gibt Sch. den Schall an, der von einem lm&r schweren Korkkügelchen durch Jjmm Höhe herabfallend er- zeugt wird. Von älteren Individuen fanden sich nur wenıge vor, welche diesen Schall noch zu hören vermochten, wenn sie ihr Ohr nicht geübt hatten. Diese Schallgrösse nimmt er als akustische Dyvamis an, welche die durchschnittliche Grenze der dem gesunden menschlichen Ohre unter den Einflüssen unserer Civi- lisation noch vernehmbaren Schallgrössen bezeichnet. Er schlägt deshalb vor, als Mass für jede Schallgrösse, welche mit seinem Instrumente gemessen wer- den soll, diese akustische Dynamis des Milligrammmillimeter Mm y = dem Bewegungsmoment des fallenden Körpers anzunehmen. Die Zeit, welche das Kü- gelehen zum Durchfallen mm gebraucht ist —= 0,014278 einer Secunde und die dabei erlangte Geschwindigkeit 140,07wmm, Ist ferner die Masse des Fallkörpers —=M=140,07mmX]; also Mm —=140,07m8 sein. — Wir sind nun in den Stand gesetzt, jede Schallgrösse mit dieser akustischen Dynamis zu messen, indem wir einfach angeben, wie vielen der akustischen Dynamien eine zu messende Schallgrösse gleich kömmt. Bezeichnen wir also mit <& die Schaligrösse, aus- gedrückt in akustischen Dynamien, mit M das Gewicht der fallenden Kugel; die Accelaralion durch den Fall in der ersten Secunden = g in mm ausgedrückt, mit S den durchfallenen Raum in mm, so wird die einfache Formel, welche uns die gemessene Schaligrösse in Dynamien oder Bewegungsmomenten angibt, heis- My 288. sn: BP=—T m " Hieraus ergibt sieh: 1. dass sich bei gleichbleibender Fallhöhe die Anzahl der Schalldynamien wie die Gewichte der Kügelchen ver- hält; 2. dass bei gleichbleibendem Gewichte der Kügelchen sich die Schalldyna- mien verhalten wie die Wurzeln aus den Fallhöhen. — Durch eine Maschine kann man noch die Fallhöhe von 404mm erhalten. Durch Bleikügelchen von 10000msr Gewicht ist es möglich bei dieser Fallhöhe Schallgrössen bis zu 277,376 Dynamien zu messen. — Ist der Schall, der gemessen werden soll. stärker als das Maximum des Schallguantums, das miltelst des Phonometers erzeugt werden kann, so hat man sich mit dem Instrumente so weit von der Quelle des zu messenden Schalles zu entfernen bis man in im Stande ist, dem- selben mit dem Instrumente zu messen. Natürlich hat man dann die erlangte Grösse mit dem Quadrat der Entfernung der Schallquelle zu multipliciren. — Dieses Instrument lässt eine mannigfaltlige Anwendung sowohl auf dem Gebiete der Akustik als in dem mit ihr so nahe verwandten Zweige der praktischen Mu- sik, ja selbst der Medizin zu, In der Physik wird es möglich, die Modifica- tionen, welche ein bestimmter Schall durch verschiedene Umstände immer er- leidet, z. B. durch Luftströme messen und diese Modificationen wissenschaftlich, d. h. durch Mass und Zahl ausdrücken zu können. Auf dem Gebiet der Me- dizin lassen sich der Grad der Stärke und Schwäche des Gehörorganes über- haupt und die Variationen derselben zu verschiedenen Zeiten und unter beson- dern Umständen mit Sicherheit bestimmen. Ebenso kann das gqantitative Hör- vermögen einzelner Individuen vergleichend dargelegt werden und ebenso ist es möglich, die verschiedenen quantitaliven Eindrücke des Schalles auf verschiedene Individuen durch diese phonometrische Normalgrösse mit aller Sicherheit zu messen. Es wird ferner auch möglich, das Schallquantum musikalischer Instru- mente messend zu bestimmen, was bis zu diesem Augenblicke unausführbar war. Der Arzt, der sich mit den Krankheiten des Ohres beschäftigt, hat nun das so noihwendig genaue Mass für die Schärfe oder Schwäche des Gehörs und ebenso für die Zu- und Abnahme der Harthörigkeit seiner Patienten. Ja selbst früher unmerkbare oder zweifelhafte, eben: beginnende krankhafte Veränderungen des Gehörorganes lassen sich mittelst dieses Instrumentes mit voller Sicherheit be- stimmen und deshalb zweckmässige Heilmittel zu einer Zeit anwenden, wo man sich noch Hülfe versprechen kann. In anderer Weise wird das Phonometer zur Entscheidung mancher technischen Streitigkeiten dienen, wozu bis jetzt noch gar, kein nur einigermassen verlässiger Anhaltspunkt gegeben war. B. Chemie. — ]J. H. Gladstone, On circumstances modi- fying the Action of Chemical Affinity. — G. mischte bekannte Men- gen verschiedener Eisenoxydsalze mit bekannten Mengen verschiedener Schwefel- cyanverbindungen,, und es zeigte sich, dass nie die ganze Menge des Eisens in Eisenschwefeleyanid überging,, dass die Menge des darin übergehenden von der Natur der Säure des Eisensalzes und der Base in der Schwefeleyanverbindung abhing. Die dunkelste Farbe der Mischung entstand, wenn salpetersaures Ei- senoxyd mit der Schwefeleyanverbindung gemischt wurde. Zusatz eines farb- losen Salzes verminderte wesentlich die Färbung. Achnlich waren die Resultate mit den gallussauren, meconsauren, pyromeconsauren und andern Verbindungen. — Bei diesen Untersuchungen wurde das Verhältniss der Verwandtschaft des Ei- senoxyds zu verschiedenen Säuren ermiltelt. Die Verwandtschaft der Schwefel- cyanwasserstoffsäure gleich 1 gesetzt, folgen die anderen Säuren in der Reihe — Salpetersäure 4, Chlorwasserstoffsäure 5, Schwefelsäure 7, Gallussäure 10, Pyromeconsäure, Mekonsäure, Essigsäure 20, Bromwasserstoffsäure, Komen- säure, Citronensäure 100, Ferrocyanwasserstoffsäure 170. Aehnliche Versuche hat G. noch mit einer grossen Reihe anderer Stoffe angestellt. Alle die Ver- suche, welche mit Stoffen angestellt sind, die eine so starke Verwandtschaft zu einander haben, dass sie andere Körper gleicher Art, welche sich in der Lö- sung befinden ausschliessen, indem sie sich verbinden, führen mit wenigen Ausnahmen zu folgenden Schlüssen: 1. Werden zwei oder mehrere binäre Ver- bindungen gemischt unter solchen Umständen, dass alle resultirenden Verbin- dungen auf einander wirken können, so verbindet sich jedes electropositive Ele- ment mit jeden electronegaliven in gewissen constanten Verhältnissen, 2. Diese Verhältnisse sind unabhängig von der Art der Anordnung derselben, bevor sie auf einander wirkten. 83. Diese Verhältnisse sind nicht rein die Resultanten der Verwandtschaftsstärken, sondern auch abhängıg von den Massen. 4. Eine Veränderung der Masse irgend einer der binären Verbindungen ändert die Menge der neu sich bildenden Verbindungen regelmässig im Verhältniss der Masse. Plötzliche Uebergänge auf andere Verbindungsverhältnisse von zwei vorhandenen Substanzen existiren. 5. Die Zeit, in der die Umsetzung in der Mischung ge- schieht, ist oft unendlich kurz, oft ist die Endmischung erst in Stunden gebil- det. 6. Hiervon gänzlich abweichende Erscheinungen finden statt, wenn Fällun- gen, Verflächtligungen, Cryslallisationen etc. eintreten, einfach deshalb, weil eine der Substanzen dadurch dem Felde der Wirksamkeit entzogen wird. 7. Es ist daher ein Fundamentalirrthum, in den Versuchen die relative Verwandischafts- stärke durch Fällungen zu bestimmen, in allen Methoden quantitaliver Analyse, die auf die Intensität der entstandenen Färbung gegründet sind, und in allen Folgerungen, die aus solchen empirischen Markzeichen im Betreff der Mischung der Substanzen in Lösungen gezogen sind. (Phil. mag. IX. 535.*) Hz. Werther, Beitrag zur Kenntniss fluorescirender Körper. — In den folgenden Versuchen wurde mittelst des Heliostates ein Lichtstrahl auf ein mit einer Linse versehenes Prisma geworfen, und von dem Spectrum der Theil von Roth bis zum Violett abgeblendet. Die auf Fluorescenz zu prü- fenden Stoffe sollten durch diese Vorrichtung nur im violetten und undurchsich- tigen Specirumtheile gehalten werden. Es zeigte sich, und zwar als charakteri- stisch für fluorescirende Körper; dass alle das Violett auslöschten und statt des- sen ein gelblich- oder bläulich - grünes Licht von grösserer oder geringerer In- tensilät zeigten. In den ührigen Theilen des Spectrums zeigten solche Körper die gewöhnlichen Speectralfarben. Man verglich die grössere oder geringere Aus- dehnung des Aluoreseirenden Spectraltheiles stets mit einem auf Papier gestriche- nen schwefelsauren Chinin, welches auf einer Glastafel ausgespannt war. Von den Stubstanzen, die in fester Form fluoreseiren, wurden auch einige in Lö- 85 sung auf Papier gestrichen. Das hinreichend dick aufgestrichene Kaliumplatin- cyanür zeigte sich hinsichtlich Ausdehnung und Denutlichkeit in Entwerfung der Frauenhofer’schen Linien eben so gut als das schwefelsaure Chinin. Das essig- saure Uranoxyd-Natron zeigte erst Fluorescenz, weun es in concentrirter Lösung viele Male aufgestrichen war. Seine Lösung lässt auch nicht die Epipolisation (das bläuliche Schillern) bemerken, dass die schwefelsaure Chininlösung zeigt. Die Lösung des blau schillernden Kaliumplatineyanürs verräth diese Eigenschaft auch bei grosser Verdünnung noch nicht. Die geprüften Salze sind: A Verhalten Zusammensetzung der Verbindung im Violett a den wiglenı U203,P0;,5H0 i stark gelbgrün fluoresc. grün- U203,As0;,5H0 gelb (2U2034+H0)PO;+8H0 bläulich - grün fInoresc. grün- gelb (2U303-+H0)PO;-+6H0 sehr schwach schwach gelb- grüngelb grün (2U203+ HO)PO;+3H0 zeigt gar nicht (2U,03)+H0)PO; stark gelbgrün schwach grün- gelb (2Uz03+H0)As0;+8H0 nichts schwach grün- (2U,03+H0)As0;+6H0 gelb en nn | stark meergrün stark gelbgrün (CuO +2U203)PO;-+-8H0 Bi PR Dasselbe, als Chalcolith | zeigen gar nichts (Cu0-+-2U303)As0;-+8HO gar nichts KOA+2(U,03A)+2H0 nichts schwach gelb- R in grün Na0A+-2(U203A) bläulich - grün stark gelbgrün (U203)2,PO5+(U203)3,PO; 2(2U203,P0;)-+Na0,Uz03+83HO zeigen gar nichts (NaA-+-2U203 ),As0;-+5H0 U20;,N0;-+6H0 stark gelbgrün stark grüngelb ee zeigen gar nichts. (Journ. f. prakt. Chemie. LXV. 349 — 351.) Deville, Gewinnung desNatriums undAluminiums. — Du- mas legte der Akademie der Wissenschaften zu Paris grosse Massen von Chlor- aluminium, Natrium und Barren von Aluminium vor, die auf der Hütte zu Ja- vel auf Kosten des Kaisers von Frankreich gewonnen wurden. Von Chloralumi- nium hat man hier bereits 200— 300 Kilogrm. dargestellt. Das Material von Chlor, Kohle, Kreide, Ammoniakalaun, das zur Darstellung von 1 Kilogrm. Aluminium dient, kostet nicht mehr als 32 Fres. Aber das Natrium, wenn man dessen Preis so hoch nimmt, als er zu der Zeit war, wo Deville seine Arbei- ten begann, erhöht den Preis jener Menge von Aluminium auf 3000 Fres. Du- mas und auch Balard gaben nun der Akademie die Versicherung, dass die Ge- winnung des Aluminiums wie die des Natriums im Grossen als bereits gelungen angesehen werden könne, und heben die Bedeutung dieser Metalle für die Indu- strie und Chemie sehr lebhaft hervor. In demselben Hefte beschreibt nun auch Deville das Verfahren, wonach beide Metalle dargestellt werden, genauer. Das Chloraluminium erhält man, indem man Chlor auf ein Gemenge von Thonerde und geglühtem Steinkohlengruss einwirken lässt. Die Operation wird in einer Gasretorte ausgeführt, das Chloraluminium in einer gemauerten, innen mit Faeince ausgelegten Kammer condensirt, Es fällt auf solche Weise rein von Eisen aus und besteht in schwefelgelben Krystallen. Das Eisenchlorid nämlich verwandelt sich durch Berührung mit Eisen in Chlorür, das weniger flüchtig ist als Chloraluminium, und so geht dieses rein über. Mit der Bereitung des 86 Natriums ist Deville schon sehr weit vorgeschrilten, er bereitet es gleich gut in grossen und kleinen Gefässen und ist bereits so weit dabei gekommen, dass die Hitze, der die zur Reduction dienenden Cylinder ausgesetzt werden, nicht höher steigt, als bei der Reduction von Zink. Die Reduction des Chloralumi- nium durch Natrium macht dem Verf. noch am meisten zu schaffen. Die dazu dienenden Gefässe sind noch nicht recht geschickt hergestellt. (Cozmptes rend. XL. 1296 — 1299.) Struckmann, Zersetzung der alkalischen Silicate durch Kohlensäure und Löslichkeit der Kieselsäure in Wasser und bei Gegenwart von Salzen. — Die folgenden Versuche sind in Boe- decker’s Laboratio zu Göllingen angestellt worden in der Absicht, dadurch zu bestimmen, welcher Natur die Zersetzungen der feldspathartigen Gesteine sind, und in welcher Form die Kieselsäure in die Pflanzen, namentlich in die kie- selsäurereichen Gramineen vom Boden austritt. Durch Zersetzung eines leicht löslichen Silicates, das durch Zusammenschmelzen von Quarzsand mit kohlens. Kali- Natron erhalten wurde, fand der Verf., dass das alkalische Silicat voll- ständig von Kohlensänre zersetzt wird, die Kieselsäure wird gallertartig ausge- schieden. Die Abweichung dieser Resultate von denen G. Bischoff's erklärt der Verf. aus der Annahme, Bischoff habe das Einleiten der Kohlensäure nicht lange genug fortgesetzt. Damit, meint der Verf., sei auch die Ansicht Bischoff’s (Lehrb. d. Geologie 1. 2. S. 824 ff.) unhaltbar geworden, dass sich neben koh- lensaurem Alkali ein saures kieselsaures bilde, und dass alkalische Silicate neben kohlens. Alkali bei Ueberschuss an Kohlensäure bestehen können. Der Verf. zieht aus seinen eigenen Versuchen vielmehr den Schluss: dass, wenn Gewäs- ser vollständig mit Kohlensäure gesättigt sind, eine vollkommene Zersetzung der darin enthaltenen Kali-Natronsilicate eintreten wird, dass daher von Feld- spalh abfliessende kohlensäuerliche Gewässer neben Carbonaten und Bicarbona- ten auch freie Kieselsäure in Lösung enthalten, während die abfliessenden süs- sen Gewässer vorzugsweise neben den Carbonaten alkalische Silicate enthalten werden. Bei den Versuchen über die Löslichkeit der Kieselsäure in Wasser und salzhaltigem Wasser hat der Verf. die aus löslichen alkalischen Silicaten durch Kohlensäure abgeschiedene, mit Salzsäure ausgezo- gene und ausgewachsene gallertartige Kieselsäure angewandi. Die erhal- tenen Resultate sind: 1) 100 Theile reines Wasser, mit Kieselsäurehydrat kalt digerirt, lösen — 0,021 Theile oder etwa !/as p. c. Si03. 2) Von reinem Wasser, durch welches in Unterbrechungen während 6 Tagen 131/2 Stunden lang Kohlensäure geleitet wurde, während es in einem Glascylinder mit Kiesel- säurehydrat in Berührung war, lösen 100 Theile = 0,0136 Theile Kieselsäure oder eiwa 1/74 p. c. 3) 100 Theile verdünnte Salzsäure von 1,083 spec. Gew., il Tage in der Kälte mit Kieselhydrat digerirt, lösen = 0,0172 Theile oder etwa N/s9 p. ce. Kieselsäure. — Als die salzsaure Lösung langsam verdunstet wurde, setzten sich an die Wände der Porcellanschale eben solche büschelför- mige Krystallnadeln von Kieselsäurehydrat an, wie sie bereits Doveri beobach- tete. 4) 100 Theile einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak, welche 5 Theile trocknes anderthalb -kohlensaures Ammoniak und 95 Theile Wasser enthält, lö- sen — (0,02 Theile oder !/;o p- c. Kieselsäure. 5) 100 Theile einer sehr ver- dünnten Lösung von kohblensaurem Ammoniak, welche nur 0,L p. c. trocknes anderthalb-kohlensaures Ammoniak enthält, lösen —= 0,062 Theile oder etwa /is P- €: Kieselsäure. Die grosse Differenz der Löslichkeit der Kieselsäure in Lösungen, die mehr und weniger kohlens. Ammoniak enihielten, erklärt der Verf, aus der Annahme, dass dıe Kieselsäure in der verdünnten Flüssigkeit kie- selsaures Ammoniak gebildet habe. Für diese Ansicht scheint dem Verf. das Verhalten eines Theils der oben zuletzt aufgeführten Kieselsäurelösung (Nr. 5) zu sprechen , weil sie nach einiger Zeit in Berührung mit der Luft Kieselsäure- Nocken absetzie, der Verf. meint, es sei hier durch Bildung von doppelt koh- lens. Ammoniak das kieselsaure Ammoniak wiederum zersetzt. Die Flocken, wurden abfiltrirt und beim Eindampfen einer gewissen Menge des Filtrats fand es sich, dass 100 Theile desselben noch 0,0288 Theile oder etwa 1/34 p. c. 87 Kieselsäure gelöst gehalten hatten. Eine fast gleiche Menge Kieselsäure (in 100 0,0306) wurde von der doppelt kohlensaures Natron und doppelt kohlens. Kali enthaltenden Flüssigkeit in Lösung gehalten. 6) 100 Theile einer Ammo- niakflüssigkeit, welche 19,2 p. c. wasserfreies NH? enthält, in einem dicht ver- schlossenen Gefässe mit Kieselsäurehydrat digerirt, lösen = 0,071 Theile oder eirca !/ıa p. c. Kieselsäure. 7) 100 Theile einer verdünnten Ammoniakflüssig- keit, welche 1,6 p. c. wasserfreies NH3 enthält, lösen unter gleichen Umstän- den — 0,0986 Theile oder fast "/ıo p» c. Kieselsäure. Ammoniakflüssigkeit, namentlich verdünnte , befördert demnach die Löslichkeit der Kieselsäure sehr bedeutend. Aus diesen Resultaten schliesst der Verf.: A) Alle Gewässer können freie Kieselsänre gelöst halten. 2) Die süssen Gewässer werden je nach den Gebirgsarten, durch welche sie fliessen, entweder die Kieselsäure in Form von Silicaten, oder in Form von freier Kieselsäure enthalten, grösstentheils wohl in ersterer Form. 3) In Kohlensäuerlingen kann ebenfalls freie Kieselsäure gelöst vorkommen. 4) Durch die langsame Zersetzung der alkalischen Silicate im Bo- den, meint der Verf., werde die Kieselsäure grösstentheils frei in die Wässer und auch in die Pflanzen übergehen. 5) Meint der Verf., dass Kieselsäure in ammoniakhaltigem Wasser als kieselsaures Ammoniak aufgenommen werden könne. Weitere bezüglich auf den letzten Satz mit Kieselsäure angestellte Versuche [üh- ren den Verf. zu den Behauptungen: 1) Dass die Kieselsäure im gelalinösen Zustande das Ammoniak chemisch zu binden vermag. 2) Wenn die Kieselsäure ihren gelatinösen Zustand durch Austrocknen an der Luft verliert, so schwindet auch allmälig ihr Vermögen, das Ammoniak chemisch gebunden zu halten; die Zersetzung geht langsam vor sich; denn auch Kieselsäure, die bereits mehrere Wochen der Luft ausgesetzt war, enthielt noch einen geringen Antheil an kie- selsaurem Ammoniak. (Man vergl. hiermit den folgenden Artikel von Liebig. ) (Annalen Chem. u. Pharmac. XCIV. 337 — 347.) Liebig, Kieselsäurehydrat und kieselsaures Ammoniak. — Nach Versuchen, die Liebig über die Löslichkeit der Kieselsäure in Was- ser angestellt hat, und bei deren Beschreibung Liebig auf einige in der vor- stehenden Arbeit enthaltene Punkte, die dadurch eine Modification erleiden, be- sonders hinweist, hängt die Löslichkeit der Kieselsäure wesentlich davon ab, ob in dem Momente, wo sie aus einem kieselsauren Alkali abgeschieden wird, die zu ihrer Lösung erforderliche Menge Wasser vorhanden ist oder nicht. Ist diese Menge zugegen, so löst sich von der Kieselsäure weit mehr in Wasser, als wenn man Wasser durch gallertarlig ausgeschiedene Kieselsäure sättigt. Wird eine Lösung von Wasserglas, deren Gehalt per Cub.- Cent. man kennt, nach und nach mit gemessenen Mengen Wasser verdünnt, so gelangt man zu einem Punkte, wo auf Zusatz von Säure (Salzsäure) bis zu einem kleinen Ueberschusse die Flüssigkeit vollkommen klar bleibt und keine Kieselsäure ausscheidet. Ver- suche lehrten, dass bei solchem Verfahren Wasser bis zu N/sgo Kieselsäure auf- löst. Was das Verhalten der Kieselsäure zu Ammoniak anlangt, so vermindert dasselbe ebenso, wie kohlensaures Ammoniak, die Löslichkeit der Kieselsäure in Wasser. Denn die oben beschriebene Lösung gibt, wenn man vor dem Zu- satze von Salzsäure einige Tropfen Ammoniak hinzugesetzt hat, eine Flüssigkeit, die später nicht mehr klar bleibt, sondern opalescirt und endlich zu einer Gal- lerte gesteht. Ebenso verhält sich die Lösung zur Lösung von Salmiak. Die Lösung von kohlens. Ammoniak bringt die oben beschriebene an und für sich nach Zusatz von Salzsäure klar bleibende Lösung von Wasserglas, selbst wenn sie noch mit dem doppelten Wasser verdünnt wird, zum Opalesciren und selbst zum Gerinnen. Die erstere Erscheinung tritt schon nach Zusatz einiger Trop- fen der Lösung von kohlens. Ammoniak ein, die leiztere wenn das zugesetzte Volum etwa !/s der der Wasserglaslösung beträgt. Ein kieselsaures Ammoniak, als chemische Verbindung. exislirt nach Liebig’s Versuchen nicht, das Ammo- niak, was Struckmann in Kieselgallerte fand, ist ia ähnlicher Weise davon zu- rückgehalten, wie es von porösen Körpern, z. B. von Thonerde, zurückgehal- ten wird. — Way hat (Journ. of the royal agric. Soc. of Engl. T. XI. P. 1. p- 124.) beobachtet, dass der Thon, von dem es bekannt ist, dass er Ammo- 88 niak absorbirt, auch die Eigenschaft hat, selbst ammoniakhaltigem Wasser das Ammoniak zu entziehen. Dieses Verhalten erklärt, wie Liebig sagt, warum die Drainwässer selten oder nie Spuren von Ammoniak enthalten, dass also auch das Ammoniak aus einem thonhaltigen Ackerboden nicht ausgewaschen wird. Way hat dieses aus der Annahme erklärt, das Ammoniak sei fähig, in die Zu- sammenselzung des ım Boden enthaltenen kieselsaurem Doppelsalzes, von Thon- erde und Kalk ähnlich wie Kali einzutrelen, indem der Kalk dadurch verdrängt werde, und ferner noch die Ansicht ausgesprochen, dass dergleichen Doppelsi- licate von Thonerde und Ammoniak den Pflanzen das zur Erzeugung ihrer Stick- stoffgehalte erforderliche Ammoniak liefern. Liebig spricht sich gegen diese Er- klärung der Thatsache, dass Thonerdesilicate ähnlich wie andere poröse Körper (Meeressand,, Asbest, Faraday) Ammoniak absorbiren, und auch gegen diese an- genommene Form der Stickstoffquelle für die Pflanzen sehr entschieden aus. (Annalen Chemie u. Pharmacie. XCIV. 373 — 384.) Pelouze, Entglasung des Glases. — Das entglaste Glas ist bei der Glasfabricalion gewiss schon viel früher beobachlet worden, bevor es die Aufmerksamkeit der Chemiker auf sich zog. Bekanntlich hat sich Reaumur wie- derholt mit diesem Producte beschäftigt, und man hat das entglaste Glas die- sem Gelehrten zu Ehren Reaumur’sches Porcellan genannt, da Reaumur sich be- sondere Mühe gab, die Bedingungen zu ermitteln, unter denen es gebildet wird und absıchtlich hergestellt werden kann. Derselbe hat in dieser Beziehung Fol- gendes angegeben: Die Glasgefässe, die man in solches Porcellan verwandeln will, packt man in sehr grosse Tiegel, indem man alle Zwischenräume und ihre eigenen Höhlungen mit einem aus feinem Sande und Gyps gemengten Pul- ver ausfüllt, so dass kein Gefäss das andere oder den Tiegel berührt, presst das Pulver selbst möglichst fest ein und gibt, nachdem der Tiegel bedeckt und der Deckel darauf lutirt ist, ein starkes Feuer. Reaumur schrieb dem Gypse vorzugsweise die Eigenschaft zu, die Entglasung einzuleiten, auch dem Sande, und meinte, der weisse Sand, so wie der von Elampes, eigne sich besonders gut dazu. Die Arbeiten Reaumur’s über diesen Gegenstand beginnen 1727, die letzten derselben finden wir vom Jahre 1739. Seitdem hat man sich vielfach bemüht, das Reaumur’sche Poıcellan zu einem allgemeinen Artikel der Industrie zu machen. Bei alle dem ist man damit noch nicht so weit gekommen, als Reaumur seiner Zeit es hoffte. Es sind im Wesentlichen zweierlei Schwierig- keiten bei der Fabrication des Reaumur’schen Porcellans zu überwinden: die eine liegt darin, dass das zu entglasende Gefäss sehr lange einer Temperatur ausge- setzt werden muss, bei (er es erweicht, die zweite entspringt aus der Steige- rung der Productionskosten durch den grossen Verbrauch an Feuermäterial und den Aufwand von Arbeitslohn behufs eines so langen Heizens. Bei alle dem ist es nicht unwahrscheinlich, dass das Reaumur’sche Porcellan einmal wichtig wer- den wird, denn man kann Tafeln von sehr grossem Umfange entglasen, so dass sie dem schönsten Porcellan gleichen, solche Tafeln lassen sich matt schleifen und poliren wie Spiegelglas.. Derartige Proben hat Pelouze der französ. Aka- demie vorgelegt. Was die Theorie der Bildung dieses Productes anbelangt, so hält Pelouze die von Berzelius für die wahrscheinlichste. Gegen andere, auch gegen die von Dumas und im Einklange mit der Ansicht von Berzelius führt Pe- louze die Eigenschaften des entglasten Glases, aber auch einige Versuche auf, die kaum eine andere Ansicht gelten lassen. Wägungen nämlich lehrten, dass durch den Process der Entglasung eine Glastafel nicht im Mindesten im Ge- wichte verändert wird. Aber auch die Zusammensetzung des Ganzen ist nicht verändert, es kann also keinen Falls ein Bestandtheil sich verflüchtigt haben, man kann entglastes Glas wieder zu Glas derselben Art zusammenschmelzen, die daraus verfertigten Gefässe oder Tafeln wieder entglasen und beides beliebig wiederholen. Ueberdies kann jede Art Glas, selbst das Spiegelglas, eniglast werden. Am leichtesten bereitel man Reaumur’sches Porcellan aus einer Glasta- fel, wenn man diese der Temperatur aussetzt, bei der das Glas derelben er- weicht, in 24—48 Stunden ist die Entglasung gewöhnlich vollständig vor sich gegangen, Sie sieht dann wie Porcellan aus, lässt sich aber auf dem Bruche 89 leicht daran von Porcellan unterscheiden, dass sie aus lauter unter einander pa- rallelen, sehr feinen undurchsichtigen Krystallnadeln besteht , die rechtwinklig gegen die Ebene der Glasflächen stehen. Zerbricht man eine solche Tafel, be- vor die Entglasung vollendet ist, so sieht man, dass diese Krystallisationen an den Glasflächen beginnen und sich von hier aus ins Innere fortseizen; man findet in der Mitte noch eine Schicht unentglastes Glas. In einigen wenigen Fällen nimmt das Glas nicht die faserige Structur, sondern eine körnige und somit den Bruch des Zuckers und das Ansehen eines schönen weissen Marmors an. Bisweilen bemerkt man gar nichts Krystallinisches, das Glas sieht dann wie ein Email aus. Das entglaste Glas ist ein wenig dichter als das durch- sichtige, es ist härter als dieses. Das durchsichtige wird vom entglasten ge- rilzt. Es ist ein schlechter Wärmeleiter und nicht so leicht zerbrechlich wie durebsichtiges Glas. Die Elektricität der Elektrisirmaschine leitet es so gut wie der Marmor, so dass es nicht als Isolator dienen kann. Man glaubte auch wohl, das entglaste Glas sei unschmelzbar, dass daraus verfertigte Röhren die- selben Dienste thäten wie Porcellanröhren. Woher dieser Irrthum gekommen ist, lässt sich nicht angeben, das Ganze, was wahr daran ist, ist, dass das entglaste Glas ein wenig mehr Hitze zum Schmelzen fordert, als das durchsich- tige. Wie oben schon angegeben, kann jede Art Glas entglası werden, das blei- haltige Spiegelglas scheidet dabei kein Bleioxyd aus. Dieses besonders zeigt den glatten, nicht krystallinischen Bruch bei übrigens vollkommen porcellanartigem Ansehen, der sich bei den gewöhnlichen Gläsern mit Natron und Kalk als Ba- sen viel seltener findet. Kaliglas, wie das böhmische, entglast sich viel schwie- riger als Natronglas.. Das Borosilicat von Kali und Kalk konnte 96 Stunden lang bis zum Erweichen erhitzt werden, ohne sich zu entglasen, das Borosili- cat von Kali und Zink zeigte bei dieser Temperatur einige Spuren von2Entgla- sung. Am leichtesten entglast das Natronsilicat NaO, 3Si0z. Der Eintritt der Entglasung kann durch Zusätze von unschmelzbaren oder sehr schwer schmelz- baren Pulvern, so durch Sand und selbst durch fein gestossenes Glas kerbei- geführt werden. Pelouze liess in einem Glasofen zwei Tiegel mit Glas so weit abkühlen , bis deı Fluss teigartig wurde, zu dem Flusse des einen mischte er dann eine sehr geriuge Menge solcher Substanzen und lies beide Tiezel im Ofen erkalten. Der eine Tiegel enthielt ein vollkommen durchsichtiges Glas, der an- dere, der den Zusatz bekommen hatte, enthielt ein Glas, das durch und durch mit Krystallknoten erfüllt war. 1—2 pCt. Sand reichen aus, um die Enigla- sung herbeizuführen , vorausgesetzt, dass die Temperatur nicht zu hoch ist. Quarz liess sich durch längeres Erhitzen nicht entglasen, offenbar weil die Hitze der Oefen ihn nicht zum Erweichen bringt. Gefärbte Gläser verhielten sich nicht anders wie ungefärbte. Pelouze sah die Entglasung eintreten bei: kobaltbraunen, kupferblauen, eisenschwarzen, chromgrünen, kohlenstoffgelben Gläsern. Zu dieser Abhandlung von Pelouze bemerkt Dumas, dass seine Ansichten über die Entglasung, mit der sich Dumas vor etwa 24 Jahren einmal beschäftigte, auf den Resultaten von Analysen beruhen, die ebenso, wie die viel später (1845) von Leblane angestellten, ausweisen, dass die Krystalle des entglasten Glases eine andere Zusammensetzung haben wie das ursprüngliche Glas, das sich ent- glast. Wenn nun auch die Zusammensetzung des ganzen Glases sich nicht än- dert, was aus den Wägungen, die Pelouze vornahm, unläugbar hervorgeht, so kann ratürlich bei einem Gemenge so vieler Silicate, wie das Glas enthält, sehr wohl eine Aenderung in der Zusammensetzung des Glases eintreten, denn beim Krystallisiren ist es zu erwarten, dass die strengflüssigsten solcher Silicate sich zuerst ausscheiden und somit auch zur Entstehung einer Verschiedenheit von dem ursprünglichen Glasflusse Veranlassung geben. Dumas meint daher, das Entglasen lasse sich vergleichen mit dem krystallinischen Erstarren eines Ge- menges fetter Säuren. Geschmolzen bilden sie eine durchsichtige homogene Flüssigkeit. Beim Erstarren aber wird jede einzelne Säure für sich krıystallisi- ren, und wenn das Auge in der faserigan Masse auch die einzelnen Säuren nicht erkennt, so ist die erstarrte Masse doch nicht mehr homogen zu nennen, Ganz 6° 90 ähnlich ‚wie entglastes Glas, kann ein solches Gemenge von fetten Säuren wie- der geschmolzen werden, um von Neuem zu erstarren. (Comptes rend. T. XL. 1321 — 1329.) Kuhlmann, über die hydraulischen Kalke, die künstli- chen Gesteine und eine neue Anwendung der alkalischen lös- liehen Silicate. — Gegen das Ende 1840 untersuchte K. eine Efflorescenz, die sich in einem neuen Werke aus dem hydraulischen Mörtel von Tournay aus- geschieden halte und fand, dass sie grösstentheils in kohlens. Natron bestand. Weiter fortgesetzte Untersuchungen lehrten dann, dass alle hydraulischen Kalke gewisse Mengen Kali und Natron enthalten. 1841 sprach der Verf. die Ansicht aus, dass das Alkali in den Cämentsteinen als Ueberträger der Kieselsäure auf den Kalk wirke, wodurch ein Theil des Kalkes in Silicat verwandelt würde, das in Berührung mit Wasser, ähnlich wie es der Gyps thut, Wasser bände und somit zu einem festen Gesteine erstarre. Späterhin unterstützle der Verf. diese Ansicht durch die Ergebnisse der Versuche, den felten Kalk durch Behandlung mit Wasserglaslösung in hydraulischen Kalk zu verwandeln. Er fand, dass man durch Mischen der feinen Pulver von 10 —12 Theilen eines trocknen Wasser- glases mit 100 Theilen fetten Kalks eine Mischung erhält, die alle Eigenschaf- ten eines hydraulischen Kalkes hat, und selbst die Kreide verwandelt sich durch Einwirkung von Wasser und ein lösliches Alkalisilicat in ein festes Gestein, und dieses Verhalten ist seit der Zeit vielfach benutzt, um Material zur Verzierung von Gebäuden künstlich herzustellen. Als einen Punkt von besonderem Inter- esse, der dabei aufzuklären war, fasst der Verf. ins Auge, worin die Wirkung der Luft auf die kieseligen und künstlichen derartigen Kalke bestehen möchte, da sie an der Luft erhärten. Durch Versuche zeigte der Verf., dass die Koh- lensäure allerdings Kieselsäure aus dem Silicate auszuscheiden vermag, dass aber diejenigen Tbeile des Silicates, die mit einer hinlänglichen Menge kohlens. Kalkes in Berührung kommen, in kieselsauren Kalk übergehen. Die 1841 pu- blieirte Abhandlung des Verf.'s wies überdies anf weitere industrielle Anwendun- gen der Injection von Mineralsubstanzen in das Innere poröser unorganischer wie organischer Körper hin. Der Verf. gab ferner dieser Umwandlung der wei- chen und porösen Kalksteine in kieselige und compacte den Namen der Verkie- selung (Silicalisation). Da die Operationen dieser Verkieselung an Sculpturen und Kunstwerken den Steinen oftmals eine bestimmte Färbung mittheilt, so hat der Verf. diesen Uebelständen abzuhelfen gesucht. Zu beseitigen war nämlich einmal der Uebelstand, dass die ‘Mauerwerke von Kreidesteinen zu weiss blei- ben, während gewisse eisenhallige Kalksteine zu dunkle Farben annehmen. Zur Verkıeselung solcher zu weissen Steine wendet der Verf. daher ein Doppelsilicat von Kali und Mangan an. Kobaltoxyd verbindet sıch auch, wenn schon in viel geringerer Menge, mit kieselsaurem Kali; die Kieselsäure, die man aus sol- cher Lösung niederschlägt, ist azurblauu Hat man es mit Steinen von dunk- len Farben zu thun und will man ihnen eine hellere Farbe geben, so vertheilt man feinen künstlich dargestellten schwefelsauren Baryt in der Wasserglaslösung. Derselbe dringt in die Poren des Gesteines mit ein, und tritt später auch in chemische Verbindung mit den übrigen Bestandtheilen. Die Verbindung der Steine kann mit gewöhnlichem Cäment hergestellt werden, dessen Farbe man durch Zusatz weisser Körper, wo nölhig, heller macht; besser indessen ge- schieht dieses, indem man Wasserglas und Fragmente der Gesteine selbst zu- sammenpulvert und dieses Gemisch in Teigform hinzusetzt. — Färbung der Steine. Bei den Versuchen, den verkieselten Gesteinen diejenigen Farben- nuancen zu geben, die einer Harmonie der in Verbindung zu selzenden Stücke entsprechen, färbte derselbe die Steine erst mittelst einer Metallsalzlösung, um nachher das Metalloxyd in denselben niederzuschlagen. Steine, die man in Lö- sungen von Bleioxyd- und Kupferoxydsalzen getrocknet halle, nahmen nachher bei Behandlung mit Schwefelwasserstoff oder einer Lösung von Schwefelammo- nium graue, schwarze und braune Nuancen an. Kupfersalze und Blutlaugensalz ertheilen den Steinen ein kupferiges Ansehen, Kocht man poröse Kalksteine und poröse Laugen aus ähnlichem Materiale mit den Lösungen von Schwelelsau- Mm. ren Metalloxydsalzen, so dringen die Metalloxyde sehr tief ein, indem sich Gyps bildet und Kohlensäure aus den Gesteinen frei wird, wobei sich das Me- talloxyd mit dem Gypse sehr innig verbindet und auch die Festigkeit des Ge- steines erhöht. Die gefärbten Metalloxyde erzeugen so die ihnen entsprechen- den Färbungen; der zweifach phosphorsaure Kalk verhält sich den schwefel- sauren Salzen ähnlich. (Comptes rend. XL. 1335 — 1340.) Debray, über das Beryllium und seine Verbindungen. — Der Verf. veröffentlicht eine Abhandlung grösseren Umfanges über das Beryllium und seine Verbindungen. Was dabei die Darstellung des reinen Berylliums an- betrifit, so ist diese in den ersten Artikeln, die Deville über das Aluminium gab, schon angekündigt, und sind in dieser Beziehung die früheren Arbeiten von Wöhler damit zu vergleichen. Wir lassen hier einfacher Weise die Resultate, zu denen der Verf. gelangt, so wie er sie gibt, folgen. Darnach ist das Be- ryllium dem Aluminium an die Seite zu stellen. Es ist unveränderlich an der Luft, selbst in der Hitze. Es zersetzt das Wasser in der Weissglühhitze nicht. Wird von Schwefel, Schwefelwasserstoff und alkalischen Schwefelmetal- len nicht angegriffen. Concentrirte Salpetersäure greift es in der Kälte nicht an, in der Hitze schwierig. Es ist leicht löslich in Salzsäure und verdünnter Schwe- felsäure. Das Oxyd der Beryllerde gehört nicht neben die Thonerde, wohin Berzelius es gestellt hat. Die wesentlichsten Verschiedenheiten, wodurch sich die Beryllerde von der Thonerde unterscheidet, sind folgende: Trockne Be- ryllerde absorbirt Kohlensäure aus der Luft und gehl in Carbonat über, und es existirt ein wohl krystallisirtes doppelt kohlensaures Salz und ein kohlensaures Doppelsalz von Ammoniak und Beryllerde, die bei der Thonerde nicht vorkom- men. Die Beryllerde verflüchtigt sich in hoher Temperatur, ohne vorher zu schmelzen, während die Thonerde erst schmilzt. Die Beryllerde gleicht vielmehr der Talkerde. Das Chlorberyllium ist weniger flüchtig als das Chloralnminiurm so dass man mittels Chler diese beiden Erden in dem Schmirgel von einander trennen kann. Das Chlorberyllium gleicht also mehr dem Eisenchlorür. Est ist ungefähr ebenso flüchtig wie Chlorzink. Das Chlorberyllium bildet mit den Alkalichlorüren keine ‚den Spinellen entsprechenden Doppelchloride, was umge- kehrt beim Chloraluminium der Fall ist. Vergleicht man nun mit einander die Formeln der Salze von Berzelius und von Awdejem: Berzelius Awdejew 3503,Be203+3S03KO0 8 SO3Be0O-HS03KO Fe3Be2-H3FIK | FeBe--FIK 3C203,Be20343C203K 0 C203,Bedö-FC203K0 3C203,Be203+-3C203NHzV C203,Be0-FC203NH40 9C02,4Be2039(COzNH,O)-+3HO 3C002,4BeO+3C0z3HN,O-+HO, so verdienen die letzteren Formeln wegen ihrer Einfachheit gewiss Beachtung: Allein ausser dieser Einfachheit findet man in den bekannten Salzen keine si- chere Stütze weiter, denn die Beryllerde ist nicht isomorph mit Talkerde und Kalk. Der Cymophan, der sich durch die Formel der Spinelle Al203,BeO aus- drücken lässt, weicht in der Krystallform wieder so weit von dieser Klasse von Körpern ab, dass man sie nicht mit den Spinellen vereinigen kann. Die An- sichten des Verf.'s laufen schliesslich darauf hinaus, die Berylierde vor der Hand als eine Erde anzusehen, die kein Analogon hat. Sie steht in ihren Eigen- schaften eben zwischen den Basen RO und Rz03. (Annal, Chim. et Phys. 3. Ser. XLIVv. 5—41.) Hofmann, unterchlorigsaure Magnesia und Magnesiahy- drat als Gegengift bei Phosphorvergiftungen. — Der Verf. (Apo- theker in Schlotheim) hat Versuche über die Wirkung der unterchlorigsauren Magnesia als Gegengift gegen Phosphor angestellt und gelangte dabei zu Resul- ten, die mit denen von Bechert im Widerspruche stehen. Auch Dr. Schrader gelang es bei Versuchen mit Kaninchen nicht, diese durch jenes Mittel von der, Phosphorvergiftung zu reiten. Der Verf. hat seine früheren Versuche nochmals wiederholt, 8 Kaninchen bekamen in den letzten 8 Tagen regelmässig gleiche 92 Quantitäten desselben Futters. Nr. I. wurde 1 Gran Phosphor, in ein wenig Mohnöl gelöst, durch die Speiseröhre beigebracht. Nach 10 Minuten traten die Vergiftungssymptome auf. Das Thier blähte sich stark auf, fing an zu ziltern, der Kopf wurde nach hinten gebogen, der Herzschlag freqnenter und stärker, es begann zu stöhnen und nach 46 Minuten erfolgte unter Convulsionen der Tod. Nr. II. empfing dieselbe Quantität granulirten Phosphor, mit etwas Mehl und Wasser zur Pille geformt. Es traten die nämlichen Erscheinungen , jedoch weniger rasch ein wie bei Nr. 1. Der Tod erfolgte nach 2 Stunden. Nr. II. wurde 1 Gran Phosphor in Mohnöl gelöst beigebracht und; sobald die ersten Vergiftungssymptome sich zeigten, in viertelstündigen Zwischenräumen eine Gabe von ai des Gegenmitlels (bereitet aus Magnesia usta 3P, Lig. Chlori 38, Ag. destillat. 311®) eingeflösst. Die auftretenden Erscheinungen waren diesel- ben wie bei Nr. I. Der Tod erfolgte unter Convulsionen bei Beibringung der Tten Gabe. Nr. IV. erhielt granulirten Phosphor in Form und Gabe wie Nr. II. und unmittelbar darauf das Gegenmittel in derselben Gabe und denselben Zwischenräumen wie Nr. Ill. Die auftretenden Erscheinungen waren ganz die- selben wie bei den anderen Thieren; der Tod erfolgte nach 2 Stunden 25 Mi- nulen.. Die Section von Nr. 1. und Il. wurde gleich nach dem Tode, die von Nr. II. und IV. 12 Stunden später vorgenommen. Im Magen der mit gelöstem Phosphor vergifteten Thiere zeigte sich keine Spur einer Corrosion, dagegen fanden sich bei den mit granulirtem Phosphor vergifteten am Fundus und Py- lorus einige ziemlich stark geröthete Stellen. Die rechte Herzkammer war durch coagulirtes Blut stark aufgetrieben und war der eigenthümliche phosphorige Ge- ruch sowohl hier, wie in der Gehirnhöhle deutlich bemerkbar. Diese Versuche bestätigen, dass 1 Gran Phosphor genügt, ein Kaninchen tödtlich zu vergiften, und dass gelöster Phosphor den Tod weit rascher herbeiführt, als wenn der- selbe in Substanz verwendet wurde, (Archiv der Pharmacie. CXXXII. 146 — 148.) Janoper, Einfluss des Schwefels auf die Beshaffenheit des Eisens und über das Vermögen des Phosphors, diesen Einfluss zum Theil aufzuheben. — J. hat durch Versuche entschie- den dargeihan,, dass der Schwefelgehalt des Eisens, welcher bekanntlich, selbst wenn er nur sehr gering ist, dasselbe rothbrüchig macht, insoweit er nicht aus dem Erze selbst herrührt, hauptsächlich bei dem Verschmelzen der Erze in Hohofeu mit schwefelhaltigen Kokes, nicht beim Puddeln des Eisens, wenn da- bei auch schwefelbaltige Steinkohle verwendet wird und beim Verbrennen der- selben schweflige Säure entsteht, in das Eisen gelangt. — Durch Verschmelzen eines Gemenges von einem reinen thonigen Eisenerz und einem phosphorhalti- gen Erz mit schwefelhaltigen Kokes erhielt J. ein Stabeisen von ganz anderem Verhalten, wie das aus nicht phosphorhaltigem Erz unter gleichen Umständen dargestellt. Ersteres war hart und eine Stange davon zerbrach, als beim Bie- gen derselben ın der Kälte ihre Enden bis auf 0,14 Meter einander genähert waren; in der Hitze war es dagegen nicht brüchig. Letzteres verhielt sich um- gekehrt; es war weich, in der Kälte nicht brüchig, aber in der Hitze zerbrach es und zeigie nicht die geringste Zähigkeit. Das harte Eisen, obgleich in der Kälte nicht so gut, wie das weiche, wurde doch diesem im Allgemeinen vor- gezogen, da es viel leichter in der Hitze zu verarbeiten war. — Dies veran- lasst J. Versuche anzustellen, bei denen er absichtlich Phosphor in das Eisen brachte, indem ein thoniger Brauneisenstein, der 0,2 pCt. Phosphorsäure ent- hielt, der Beschickung zugesetzt wurde und zwar in einem solchen Verhältniss, dass daraus ein Roheisen von 0,045 pCt. Phosphorgehalt resultirte. Das hier- aus dargestellte Stabeisen zeigte eine viel bessere Qualität als das bisher ge- wonnene. Ohne an Zähigkeit in der Kälte verloren zu haben, war es nicht mehr merklich rothbrüchig. Als es mit einem gleichen Stück Stabeisen aus nicht phosphorhaltigen Erzen auf gleiche Weise in der Hitze verarbeitet wurde erhielt das letztere an allen Biegungen Brüche, während das erste vollkommen widerstand. Daraus schliesst J., das ein geringer Phosphorgehalt des Eisens die nachtheilige Wirkung des Schwefels in demselben bis zu einem gewissen 93 Grade aufhebt. Dadurch dürfte auch zum Theil die bekannte Erfahrung zu er- klären sein, dass es für dıe Qualität sowohl des Guss- als des Stabeisens gün- stig ist, wenn als Material für ihre Erzeugung Erze verschiedener Art verwendet werden. — Darauf stellte J. weitere Versuche an, um zu ermitteln, in welcher Weise der Phosphor die besagte Wirkung ausübt, aus denen hervorgeht, dass die Gegenwart des Phosphors entschieden auf die Austreibung von Schwefel hin- zuwirken scheint. Flüchtiger Schwefelphosphor scheint sich hierbei jedoch nicht zu bilden. Die Wirkung des Phosphors scheint hier eine indirecte zu sein, in dem er, sich mit dem Eisen verbindend, Kohlenstoff frei macht und dieser dann mit dem Schwefel Schwefelkohlenstoff hilde. Hieraus erklärt sich auch zum Theil die Erscheinung, dass man aus phosphorreichen Erzen im Hohofen so leicht weisses Roheisen erhält, selbst bei hitzigem Gange und wenn die Schlacken eine vollständige Reduction andeuten. Neben der Leichtschmelzhar- keit, welche der Phosphor der Beschickung ertheilt und die früher als alleiniger Grund angesehen wurde, liegt dies auch in der Verringerung des Kohlenstoffge- haltes durch den Phosphor. Nach Karsten behält das Phosphorhaltige Eisen besser die Hitze, kommt schneller ins Weissglühen und vertheilt die Wärme gleichmassig in seiner ganzen Masse, während das schwefelhaltige, also roth- brüchige Eisen rasch und wenig gleichmässig erkallet. Eine geschmiedete Eisen- stange in diesem Zustande ist nicht homogen und bricht sehr leicht. Die Ge- genwart des Phosphors in der Beschickung des Hohofens kann daher in gewis- sen Fällen günstig wirken. Der höchste Phosphorgehalt in gutem Schmiedeeisen beträgt nach Karsten 0,3 pCt.; wird dieser überschritten, so verliert das Ei- sen seine Zähigkeit in der Kälte und widersteht nicht mehr dem Schlage. Man muss daher den Phosphorgehalt der Beschickung zuvor durch Analysen feststel- len. — Der Gang des Ofens bei einer Beschickung, die gleiche Theile Thon und kohlensauren Kalk enthält, ist am besten, um den Uebergang des Phos- phors in das Roheisen zu befördern, ohne jedoch dessen Qualität zu beein- trächtigen. Die dabei entstehende Schlacke, in welcher das Verhältniss zwi- schen dem Säurestoffgehalte der Basen und dem der Kieselsäure nahe zu—= 7:10 ist, ist nicht zu kieselig und kann folglich nicht durch Begünstigung der Re- duction von Silicium nachtheilig auf das Product wirken , ist aber andererseits auch nicht zu reichen Basen, wodurch die Reduction des Phosphors und der Uebergang derselben in das Roheisen verhindert werden könnte, — Stengel gibt an (Ann. des mines [3] T. X.), dass ein Gehalt an Kupfer hauptsächlich die Ursache von Rothbrüchigkeit des Eisens sei. J. bemerkt hierzu, das Kup- fer zwar diese Eigenschaft enthielte, aber in Wirklichkeit jedoch so selten da- rin vorkomme , als dass man nicht in den-meisten- Fällen die Rothbrüchigkeit entschieden einem Schwefelgehalte zuschreiben soll. (Ann. des mines [5] VI. 149.) Leon Pean hat eine in Wasser lösliche Modification des Eisenoxydes entdeckt, die man erhält, wenn man eine Lösung des essig- sauren Eisenoxydes längere Zeit einer Temperatur von 1000C aussetzte. Die Essigsäure entweicht und die Flüssigkeit wird opalisirend und ziegelroth. Im reflectirten Licht erscheint sie trübe, aber im durchgehenden klar; es bildet sich in ihr selbst nach langer Zeit kein Niederschlag. Man kann die filtrirte Lösung frieren und wieder aufthauen lassen, ohne dass sich ihr Ansehen verändert. Säuren und die meisten Salze schlagen das Eisenoxyd aus der Lösung nieder; dasselbe ist aber nachdem der fremde Körper durch Auswaschen wieder entfernt ist, in Wasser löslich. (Journ. chim. et pharmac. Mai p. 364.) Davarne, über die Mengen von Kochsalz und Silber, wel- che bei der Anfertigung der positiven photographischenBil- der auf Papier gebraucht werden. — Zu solchen Bildern präparirt man das Papier bekanntlich mit einer Kochsalzlösung, dann mit einer Lösung von salpelersaurem Silberoxyd und nach der Exposition vollendet man das Bild durch Fixiren mittelst eines Bades von unterschwefligsaurem Natron. — Ein Blatt Papier von 0,44 Meter Breite uud 0,57 Meter Länge, wie es gewöhnlich im Handel vorkommt nimmt nahe zu 5,2 Kubikcentimeter Kochsalzlösung auf, 94 Die in diesen Volumen enthaltene Kochsalzmenge ist eine verschiedene, da man Lösungen anwendet, die 2,5, 3 oder 4 Grm. Salz auf 100 Kubikcentimeter Was- ser enthalten. Je nach diesen Lösungen entzieht jedes Blatt dem Silberbade (12 Grm. salpetersaures Silberoxyd auf 100 Kubikcentimeter Wasser) 0,38, 0,45 oder 0,62 Grm. salpetersaures Silberoxyd, welchen Verlust man nach der Prä- paration von je 10 Blättern ergänzen muss, wenn das Silberbad eine ziemlich gleichmässige Stärke behalten soll. Bei einer Chlornatriumlösung von 2,5:100 nahm jedes Blatt noch eine Menge der Silberlösung in sich auf, die 1,62 Grm. des salpelersauren Silberoxydes entsprechen, im Ganzen also 2 Grm. In dem fertigen Bilde fand D. Silber Silberoxyd 0,019 Grm. F 0,031 Grm. 0,027 - entsprechend 0,043 - 0,024 - 0,087 - Diese Verschiedenheiten entsprechen der verschiedenen Intensität der Bilder und dem verschiedenen Verhältniss von Licht und Schatten anf denselben. Von 2 Grm. salpetersaurem Silberoxyd,, die das Blatt aufnimmt, gibt dasselbe 1,95 Grm. an die Wasch- und Fixirfüüssigkeit ab, so dass also 0,045 Grm. genügen, um das Bild hervorzubringen. — Bei Blättern, die auf der ganzen Fläche durch das Licht geschwärzt waren also das Maximum von Silber enthielten, fand D. Silber salpetersaurem Silberoxyd 0,059 Grm. 0,093 Grm. 0,060 - | entsprechend 0,094 - 0,066 - 0,096 - Mittel 0,094 - entsprechend 5 pCt. des angewendeten Silbers; 95 pCt. desselben hleiben also in den Wasch - und Fixir- bädern. Man sieht hieraus, wie sehr man Ursache hat diese Flüssigkeiten zu sammeln und das Silber daraus wieder zu gewinnen. (Ann. de chim. et de phys. Avril 1855. p. 485.) W. B. T. H. Henry, On anew compound of Gold and Mercury. — Wird Gold in stark überschüssigen Quecksilber gelöst, so scheidet sich oft ein Amalgan kıystallinisch aus, das in vierseiligen Prismen krystallisirt, aus sechs Theilen Gold und einem Theil Quecksilber besteht und in der Wärme schmilzt. Das davon getrennte Quecksilber aber enthält noch Gold in kleiner Menge. Aus einer Lösung von einem Theil Gold in 1000 Theilen Quecksilber, die man durch Leder gepresst hat, scheidet sich durch Auflösen des Quecksil- bers in verdünnter Salpetersäure bei gelinder Wärme ein Amalgan ab, das in Form vierseitiger, sehr stark metallisch glänzender, in kochender Salpelersäure nicht zersetzbarer , an der Luft nicht anlaufender Prismen zurückbleibt. In ge- linder Hitze schmelzen sie nicht, liefern Quecksilber und zurückbleibendes metal- lisches Gold. Dieses Amalgan besteht aus Gold 83,74 4 Au. Quecksilber 11,26 1 Hg. 100 (Phil. mag. Vol. IV. p. 458.*) Hz. C. Frankland, über organische Metallverbindungen. — Der Verf. hat schon früher in seiner Abhandlung über organische Verbindungen, welche Metalle enthalten, in der er das Zinkmethyl genauer beschrieb , die ho- mologen Verbindungen des Zinkäthyls und Zınkamyls erwähnt. Zinkäthyl. Der Verf. hat zur Bereitung dieses Körpers einen von Nasmyth verfertigten Ap- parat, im Grunde einen Papinschen Topf, benutzt, der mehr als 100 Atmosphä- ren Druck aushält. Man stellt in denselben die Substanzen, die in Glasröhren eingeschmolzen sind, und umgibt sie mit Wasser, dessen Dampf dann, bei höherer Temperatur von Aussen gegen die Glasröhren drückend, der inne- ren Spannung entgegen wirkt. Um indessen grössere Quantiläten von Zinkäthyl, Mengen von !/4 Pfund, bereiten zu können , bediente sich der Verf. eines von Kupfer verfertigten, hinreichend starken Cylinders, der mittels Deckel und Schrau- ben verschlossen wird. Zur Bereitung des Zinkäthyls brachte man 4 Unzen fein 95 gekörntes Zink, 2 Unzen Jodäthyl und ein gleiches Volum Aether, alle vollkom- men getrocknet, und ungefähr 100 Grm. wasserfreie Phosphorsäure zusammen, liess das Gemisch nach gehörigem Schütteln stehen, bis die Phosphorsäure sich zu gummiarligen Klumpen zusammengezogen hatte, und behandelte die abgegos- ‚sene Flüssigkeit in einem der Apparate bei höherer Temperatur und erhöhtem Drucke. Wenn die Substanzen bei 1200 etwa 12— 18 Stunden auf einander eingewirkt hatten, war das Jodäthyl vollständig zersetzt. Nach vollendeter Ein- wirkung und Erkalten der Apparate öffnet man dieselben. Waren die Substan- zen vollkommen trocken, so hat sich nur eine geringe Menge Gas gebildet, wa- ren sie feucht, so entweicht beim Oeffnen des Apparates eine grössere Menge, Dieses Gas besteht meist in Aethylwasserstoff. Sobald dieses Gas entwichen ist, schliesst man die Oeflnung durch einen Kork, in welchen eine gebogene Glas- röhre eingesetzt ist, und destillirt nun das flüchtige Zinkäthyl aus dem Appa- rate ab; alle vorgelegten Apparale müssen mit trocknem Wasseıstoffe,, Stickgas oder trockner Kohlensäure gefullt sein, da das Zinkäthyl sich an der Luft ent- zündet und, mit Wasser zusammengebracht, sich zersetzt. Das Zinkäthyl, C4H5Zn, ist eine farblose, leicht bewegliche Flüssigkeit, stark lichtbrechend. Geruch nicht unangenehm, und also sehr verschieden von (dem des Zinkmelhyls. Sein spec. Gew. ist 1,182 bei 180%, Bei — 220 erstarrt es noch nicht. Es siedet, ohne Zersetzung zu erleiden, bei 1180. Es zersetzt sich mit Wasser in Zinkoxyd und Aelhylwasserstoff. Die Dampfdichte, bestimmt nach der Methode von Gay-Lussac, fand der Verf. =4,259. Dieses ist sehr beachtenswerth , denn es folgt daraus, dass I Vol. Zinkäthyldampf besteht aus 1 Vol. Zinkdampf und 1 Vol. Aethylgas, nämlich: 1 Vol. Aethylgas 2,0039 1 Aegq. Zinkdampf 2,2471 i l Vol. Zinkäthyldampf = 4,2510, gefunden 4,259, woraus folgt, dass das Vol. von einem Doppelatom Zink gleich dem des Sauer- stoffes und nicht gleich, wie man gewöhnlich annimmt, dem Vol. des Wasser- stoffes ist. Demnach scheint die Constitution des Ziukäthyls sich dem Wasser- stoffgase unterzuordnen und aus 2 Vol. Aethyl- und 1 Vol. Zinkdampf zu be- stehen, so dass 8 Vol. zu 2 verdichtet sind. Anderenfalls würde man nämlich, wollte man 1 Aeq. Zinkdampf dasselbe Volum zu schreiben, das der Wasserstoff hat, auf eine Anomalie in der Verdichtung der Radicale stossen. Das Zinkäthyl hat zwar starke Verwandischalten zu anderen Körpern, allein es scheint sich dennoch nicht mit elektronegaliven Körpern zu verbinden, denn alle seine Reactio- nen sind doppelte Zersetzungen, bei denen das Zinkäthyl in seine Bestandliheile zerfällt. Das Zinkäthyl entzündet sıch an der Luft und verbrennt mit einer schönen blauen, grün gesäumten Flamme, in der ein kalter Körper einen grauen Beschlag von Zink und einen weissen von Zinkoxyd bekommt. Die Verbren- nungsproducle sind Zinkoxyd, Kohlensäure und Wasser. Die Analysen vom Zink- äthyl haben gegeben: C 88,82 4. 39,01 oder: CaH; 47,32 1 =29,00 47,14 —u8 H 820 5. 8183 Zn 52,67 1 2,52 52,86 Zn 52,27 1. 52,86 100,00 100,00 99,39 100,00 Producte der Einwirkung des Sauerstoffes auf Zinkäthyl. Wenn man die Einwirkung des Sauerstoffes anf Zinkäthyl dadurch mässigt, dass man den Sauerstoff verdünnt und sehr allmälig hinzutreten lässt, was dadurch erreicht wurde, dass der Verf. einen schwachen Strom von Sauerstoff in ein Gemisch von Il Th. Zinkäthyl und 3 Th. wasserfreien Aethers leitete, so bildet sich merkwürdiger Weise das dem Kalium- und Natriumäthyiate (Aetherkali) entsprechende Zinkäthylat ZnO, C,HA;0 oder . | 02; wenigstens macht die- ser Körper einen Hauptbestandtheil der so erscheinenden Zersetzungsproducte aus. Mit Wasser zersetzt sich das Product der langsamen Oxydation des Zink- älhyls, unter den Zersetzungsproducten findet man essigsaures Zinkoxyd und Zinkoxydhydrat. Gegen Ende entwickelt sich auch Aethylwasserstoff. In einem 96 Falle, wo der Verf. diese Körper bestimmte, in folgender Proportion ZnO, HO, C4H303-+6ZnO, HO. Daher muss die Zerselzung offenbar in Ersatz von Wasserstoff gegen Aelhyl oder des Aethers durch Wassers bestanden haben, so dass also die Zersetzung des Zinkäthylates ähnlich denen des Kalium- und Na- triumäthylates ist: Zn0,C;H;0+2H0—=C4H;0,H0-+-Zn0,HO. Die Essigsäure ist offenbar aus der weiter einschreilenden Einwirkung des Sauer- stoffes auf das Aethyloxyd, das zur Lösung diente, entstanden, so dass also die ganze Wirkung, auch die Bildung von Aethylwasserstoff, aus folgenden Glei- chungen sich erklärt: 1) C4HgZa+02=C4H;0,Zn0, 2) C4H;2n+C4H;0=Zn0,C4H303+-C4H;0-+-H0, 3) C4H;0,2n0+2H0=Zn0,H0-+-C;H50,H0. Die erste Gleichung drückt die primäre Einwirkung des Sauerstoffes auf Zink- äthyl aus. Diese Wirkung geht so lange vor sich, als in der Flasche Dämpfe von Zinkäthyl sich verbreiten und den Sauersoff, so schnell als er eintritt, absor- biren. Wenn diese Dämpfe nicht mehr vorhanden sind, so tritt die in der zwei- ten Gleichung ausgedrückte Reaction ein, denn die Prüfung ergab, dass zu dieser Zeit in der Flasche Aelhyldampf und freier Sauerstoff zugegen waren. Die in der dritten Gleichung ausgedrückte Reaction kann aber erst nach völliger Oxy- dation des Zinkäthyls eintreten, da man nicht annehmen kann, dass Zinkoxyd- hydrat neben Zinkäthyl existire. Es ist bei der Bildung des Zinkäthylates jeden- falls eine merkwürdige Thatsache , dass das Aethyl, das in der Reihe der electro- positiven Körper so tief steht, sich auf diese Weise mit Sauerstoff in Gegen- wart eines grossen Ueberschusses von dem stark elektropositiven Zinkäthyl ver- vereinigt. Der Verf. hat deshalb noch die Einwirkung des Jods, Broms, Chlors, Schwefels auf Zinkäthyl näher studirt, besonders weil sich die oben beschrie- bene Art der Bildung auch noch auf eine andere Art erklären lässt, die daraus sich ableitet, dass man zur Verdünnung des Zinkäthyls Aether angewandt hatte. Es war daher möglich, dass der Aether, den das Zinkäthylat enthält, von dem zur Lösung dienenden Aether abstammte und der Kolılenwassersioff des Zink- äthyls entweder als solcher sich entwickelt oder in Aethylwasserstoff und ölbil- dendes Gas umgebildet habe; C4H;Zn O0=C4H;0,2n0+-CyH;. Aber die folgen- den Reactionen bestätigen die in den obigen Gleichungen ausgedrückten Reactio- nen. Die Einwirkung des Jods, Broms, Chlors auf Zinkäthyl ist, wenn man diese Körper unmittelbar mit dem Zinkäthyle zusammenbringt, äusserst heftig, es treten Entzündungen oder Explosionen dabei ein, weshalb man die Reaction durch Verdünnung des Zinkäthyls mit Aether mässigen muss. Jod und Zink- äthyl. Man löst beide Körper in Aether und kühlt dieselben, während man sie mischt, stark ab. Die Reaclion kann so geleitet werden, dass kein Gas dabei entwickelt wird. Die Reaclion erzeugt dann einfacher Weise Jodäthyl und Jodzink, C;H5Zn+la—=C4HzsI+Znl. Brom und Zinkäthyl erzeugen ganz ähnlich Bromzink und Bromäthyl, und wahrscheinlich bewirkt eine gemässigle Einwirkung des Chlors auch eine ähnlihhe Zersetzung. Schwefel und Zink- äthyl auf Schwefelblumen kaum ein, bei gelindem Erwärmen aber wird das Zinkmercaptid C4H5Zn+S2=C;N;S,ZnS als ein flockiger weisser Niederschlag abgeschieden. Dieser bildet wenigstens das Hauptproduct der Reaction. (Journ. f. prakt. Chemie. LXV. 22 —45.) W.B Orycetognosie. — T. S. Hunt, examinations of some Felspathie Rocks. — Hunt hat die Feldspathartigen Mineralien aus dem Laurentian System in der Gegend von Quebeck untersucht, welches als we- sentliche Felsarten gneisarlige und quarzige Gesteine, kıystallisirten Kalkstein und feldspathiges Gestein enthält, das wegen des häufigen Gehalts an Hyper- sthen den Namen Hypersthenfels erhalten hat. — Der untersuchte Feldspath aus dem Kirchspiel Chäteau Richer Grafschaft Montmorenoi nahe bei Quebeck ist triklinoödrisch; der Winkel von P. M. ist etwa 800300. Spaltbarkeit nach P. vollkommen, nach den andern Flächen deutlich. P. ist oft fein gestreift und 97 eiwas gekrümmt, Härte = 6, Dichtigkeit = 2,667 bis 2,674, Glanz = Glas- glanz auf P. etwas perlmutterartig; Farbe fleischroth in roth, grün und grau- braun übergehend. Die Oberflächen sind oft gesprenkelt, doch ist das Roth stets vorwallend.. — Die Analysen von drei verschiedenen Proben dieses Feld- spaths geben I I TIL Kieselsäure 59,55 59,85 59,80 Thonerde 25,62 25,55 25,839 Eisenoxyd 0,75 0,65 0,60 Kalk 1,18 6,94 7,18 Talkerde Spuren (UI D BE Kali 0,96 0,96 1,00 { Natron 5,09 5,09 5,14 Glühverlust 0,45 0,30 0,00 100,15 99,45 99,32 Dieser Feldspath ist nahe zu wie Abich’s Andesin zusammengesetzt. — Die graue Grundmasse dieses feldspathigen Gesteins ist meist fein körnig, und sehr fest. Die Körner besitzen die Spaltbarkeit, den Glanz und dıe Härte des Feldspaths, die Dichte ist 2,665 — 2,668. Durch Hitze wird das grünlich weisse Pulver rolh. Essigsäure löst daraus etwas kohlensauren Kalk, Spuren von Magnesia, Eisenoxyd und Thonerde. Eine so gereinigte Probe besteht aus Kieselsäure 58,50, Thonerde 25,80, Eisenoxydul 1,00, Kalk 8,06, Talkerde 6,20, Kali1,16 Natron 5,45, Glühverlust 0,40 == 100,57. Sie ist den krystallisirten Feldspath fast gleich zusammengesetzt. — Der Hypersthen findet sich in dieser Felsart in blättrigen Massen mit gekrümmten Flächen. Härte 6, Dichte 3,409 — 3,417; Glas- bis Halbmetallglanz. Farbe schwarzbraun. Strich und Pulver aschgrau, in der Hitze röthlich grau. Halbdurchsichtig, brüchig, Bruch uneben. Er besteht aus I II Kieselsäure 51,85 51,35 Thonerde 3,90 3,70 Eisenoxydul 20,90 20,56 Kalk 1,60 1,68 Magnesia 21,91 22,59 Mangan . Spuren — Glühverlust 0,20 0,10 99,66 99,98 Auch Ilmenit kommt begleitend in diesem feldspathigen Gestein vor, des- sen Härte =6, Dichte —= 4,65 —4,68, Farbe und Strich eisenschwarz, Glanz halbmetallisch ist, und der keinen Magnetismus besitzt. Er besteht aus Tilan- säure 39,86, Eisenoxyd 56,64, Talkerde 1,44, Unlösliches, Quarz etc. 4,90 — 102, 84. Ein grosser Theil des Eisens ist wohl als Oxydul vorhanden. — Eine andere Varietät des Feldspaths aus derselben Gegend ist blass grün oder blaugrau, mit röthlichen Körnern, feinkörnig, besitzt Glasglanz auf den Spal- tungsflächen, sonst Wachsglanz. Die Dichte der grünlich grauen Portion ist 2,681 und die Zusammensetzung Kieselsäure 55,80, Thonerde 26,90, Eisen- oxyd 1,53, Kalkerde 9,01, Talkerde 0,27, Kali 0,86, Natron 4,77, Glühver- lust 0,45 — 99,59. In Chäteau Richer und der Umgegend hat man lose Stücke feldspathigen Gesteins gefunden, deren Grundmasse grobkörnig, licht röthlich- grau und glasglänzend ist. Neben wenig Ilmenit und Glimmer finden sich darin zahlreiche Feldspathkrystalle eingebettet, deren Flächen vollkommener Spalibar- keit schön gestreift sind. Die kleineren Krystalle sind zuweilen gekrümmt. Ihre Härte ist 6, ihre Dichte 2,680— 2,692, ıhr Glanz glasartig, ihre Farbe blass- lavendelblau. Sie sind perlmutterartig durchscheinend. Bruch muschelig. Die Zusammensetzung ist folgende : 7 ‘98 I N II Kieselsäure 57,20 57,55 57,35 Thonerde 26,40 27,30 Eisenoxyd 0,40 N Kalk 8,34 8,73 Kali 0,84 0,79 Natron Han, 5588 Glühverlust 6,65 0,20 0,25 99,66 99,75 Eın homogenes Stück einer Felsart von Rawdon, die sich viel im District Mon- treal (Grafschaft Leinster und Tenebonne) findet mit krystallinischen Kalkstein zusammen vorkommt, und oft ganz [rei von fremden Mineralien ist, oft aber Pyroxen, Ilmenit, auch wohl Hypersthen en!hält und deren Dichte 2,691 ist, fand Hunt wie folgt zusammengeselzt: Kieselsäure 54,45, Thonerde 28,05, Eisenoxyd 0,45, Kalk 9,68, Kali 1,06, Natron 6,25, Glühverlust 0,55 = 100,49. Zwei andere Feldspathe aus andern Gegenden die ganz ähnlich zusammengesetzt sind, sind die folgenden von ganz gleicher Dichte von Morin. von Drummond (Canada West). Kieselsäure 54,20 54,70 Thonerde 29,10 29,30 Eisenoxyd 1,10 0,36 Kalk 11,25 11,42 Talkerde 0,15 Spuren Kali 0,23 SE Glühverlust 0,40 0,40 100 99,33 Bei La--Chute am Riviere du Nord findet sich ein feldspathiges Gestein mit krystallinischem Kalkstein zusammen, der Feldspathkrystalle enthält, die Glas- glanz, die Dichte von 2,687, lavendelblaue bis saphirblaue Farbe besitzen und bestehen aus Kieselsäure 58,15, Thonerde 26,09, Eisenoxyd 0,50, Kalk 7,78, Talkerde 0,16, Kali 1,21, Natron 5,55, Glühverlust 0,45 = 99,89. Bei Bay St. Paul kommen grosse Ablagerungen von Ilmenit vor, der sich wie in den obigen Gesteinen neben kalkigem Feldspath findet. Dieser ist grobkrystallinisch, eisenschwarz, halbmetallisch glänzend, kaum auf den Magnet wirkend, besitzt die Harte 6, die Dichte 4,56 —4,66 und besteht nach Hunt’s Analyse aus Ti- tansäure 48,60, Eisenoxydul 37,06, Eisenoxyd 10,42, Talkerde 3,60 = 99,68. Diesem Erz ist reine Titansäure in Körnern beigemengt. — Vergleicht man die obigen Analysen feldspathiger Mineralien, so findet man, dass der Kalkgehalt steigt, wenn der Alkaligehalt sinkt und umgekehrt. Hunt hält sie für Mischun- gen von Albit Si*O3AIO3Na0 und Anorthit 3Si09 he: | 881094109 die zu- sammen krystallisiren. (Phil. mag. Vol. IX. p. 354.*) Hz. T. S. Hunt, Note on the Mineral Wilsonite. — Im vierten Bande dieser Zeitschrift S. 135. ist eines neuen Minerals, Wilsonit, Erwähnung geihan, das Hunt untersucht hat. Dieser berichtet, dass Prof. E. J. Chapman vollkommenere Proben desselben beobachtet hat, und fand dass es trıclino@drisch sei, und folgende Winkel habe: —P: T = 94%; P: e= 1450, T: e= 1290; P: M und T: M = 110% bis 1150. Spaltung nach P und T vollkommen, we- niger nach M. Die Spaltungsfläche nach e ist nicht leicht zu erhalten, dann aber deutlich und eben. Härte 3,5 da, wo die leichtere Spaltung statt findet; sonst 5,5, Dichte 2,77. — Chapman hat die Gegenwart von kohlensaurem Kalk in dem von Hunt analysirten Proben dargethan. Dieser hat bei der Analyse des mit kalter verdünnter Salzsäure ausgezogenen Minerals folgende Zahlen ge- funden. 99 I II II Kieselsäure 47,50 47,10 47,42 Thonerde 31,17 81,22 Mognesin ag aa} ‚85,58 Kalkerde 1,51 0,39 0,42 Kali 9,22 9,33 Natron 0,82 0,95 Wasser 5,50 5,35 99,97 99,13 Das Mineral scheint in der Zusammenselzung constant zu sein und Hunt rech- net es, obgleich es wasserhaltig ist, zu den Feldspathen. (Ibid. p. 382.*) Hz. Roth, Glimmer nach Andalusıt. — Ein veränderter Andalusit- krystall von Lisenz, auf der Oberfläche und im Innern grosse Blätter von weis- sem Glimmer zeigend und übrigens ganz in grauen Cyanit umgeändert, ergab bei der Analyse Kieselsäure 44,71 Sauerstoff 22,23 Eisenoxyd 4,12 1,23 Thonerde 35,29 16,48 Kalk 0,98 0,28 Talkerde 0,39 0,16 Glühverlust 5,69 (Wasser) 5,05 Alkalien (Verlust) 8,82 (KO) 1,50 100,00 Nach dem Glühen hatte das weisse Pulver seine Farbe nicht verändert. Wegen des fehlenden Natrons in den Glimmeranalysen ist nur Kali angenommen worden und danach ergibt sich für diesen Glimmer die Formel 2(KOSi03+34103Si03)--5H0, so dass von den 3 Rammelsbergischen Formeln für den Kaliglimmer nur die dzitte noch nicht iu Verbindung mit verändertem Gestein aufgefunden ist. Der Cyanit von 8,401 spec. Gew. wird beim Glühen gelblichweiss,, so dass eine Färbung durch Graphit anzunehmen ist. Die Aanalyse ergab Kieselsäure 36,74 Sauerstoff 19,09 Thonerde 59,65 27,86 Eisenoxyd 2,80 0,34 Kalk 0,49 0,14 entsprechend der Formel Al?03Si20?. Die Umänderung des Andalusits zu Kali- glimmer erklärt sich so, dass Thonerde nicht fortgeführt zu werden braucht, durch Einwirkung des aus dem Feldspath ausgelaugten sauren kieselsauren Kalis, zumal da sich fast überall neben dem Andalusit Feldspath findet. Für den ana- logen Cyanit gilt dasselbe Verhalten. (Geol. Zeitschr. WLI. 15—16.) Tamnau, Krystallgruppirungen des Flussspathes. — Ob- wohl die Durchgänge des Flussspathes den Octaederffächen entsprechen ist doch das Octaeder selbst eine seltenene Erscheinung und meist sind seine Flächen dann rauh. T. besitzt aus Schlackenwalde eine Reihe von Krystallen, Octaeder, Pyramidenoctaeder,, Hexakisoctaeder, welche aus einzelnen kleinen Würfeln zu: sammengesetzt sind. Die einfachste dieser Anhäufungen besteht aus 7 Würfeln, von denen einer in der Mitie liegt, während an jeder seiner 6 Seiten sich ein anderer in paralleler Stellung mit dem ersten gebildet hat. Die dadurch gebil- dete Verlängerung jeder Achse lässt das Ganze als rohes Gerippe eines Octaeders erscheinen. Weitere Würfel legen sich an und füllen an andern Exemplaren die Lücken aus bis zum vollständigen Octaeder. Vielleicht hat die Rauhheit der Octaederflächen,, steis seinen Grund in der Anhäufung von kaum erkennbaren kleinen Würfeln. Ganz ebenso erfolgte die Bildung der Pyramidenoctaeder aus Würfeln, wo jedoch die der Oberfläche minder regelmässig liegen. (Edda. 8.) Krantz, Meteoreisen aus Mexico. — K. erhielt aus dem Toluco- {hal in Mexico ein 43 Pfund schweres Stück Meteoreisen von Tejupilco, eines 100 von 27 Pfund und eines von 6 Pfund von Ocatitllan und eines von 19 Pfund von Ixtlahuaca. Das grösste Stück wurde durchgeschnitten und mit Salpeter- säure geätzt. Es zeigte die Widmanstättschen Figuren aufs allerschönste, recht- winklige Durchkreuzungen, auf der Bruchfläche sehr deutlich die octaedrische Spaltbarkeil, in der Masse selbst noch Schwefeleisen und Magnetkies ausgeschie- den. Die Oberfläche ist Y/g Zoll dick brauneisensteinartig geworden. Das Ei- sen gehört zu den Meteoreisen, welche sich nach Wöhler in einer Kupfervitriol- lösung passiv verhalten. Auf dem frischen Bruche ist es zinnweiss. (Werhdl. niederrh. Ges. 3. März.) Canaval, neue Vorkommnisse auf den Spatheısenstein- lagern des Hüttenberger Erzberges. — Würfelerz in sehr kleinen Würfeln wurde in einer Lölingitdruse entdeckt. Dieselben sind von ausgezeich- net grasgrüner Farbe, sehr lebhaftem Glanze, beinah durchsichtig und sitzen auf sehr schönen Skoroditkrystallen.— Wismuthocker als strohgelhe erdige Masse in Drusenräumen theils als Ueberzug theils als Ausfüllung. — Der Schwerspath war bisher von Hüttenberg nur in dichtem und späthigen Zu- stande in halbkugeligen Anhäufungen, seltem in Form wasserheller Blätter und Tafeln bekannt, neuerdings ist er auch in sehr schönen Krystallen auf unkry- stallisirtem mit Chalcedon gefunden. (Jahrb. Kärnt. Landesmus. 1854. Ill. 180—181.) Canaval, neues Vorkommen von Vanadinbleierz. — Unter kärntnerischen Mineralien fand C. kleine Krystalle, die in Gestalt, Farbe und Reaction auf Vanadin wiesen. Sie waren in einer Druse von Kalkstein einge- schlossen, der ganz dem Bleiberger Erzkalk gleicht, in welchem Görgey den Vanadingehalt nachgewiessen hat. Vor Kurzem erhielt v. Rosthorn aus Kappel ein neu in den nächst gelegenen Bleierzgruben aufgefundenes Mineral als Braun- bleierz vom Obir, dessen kleine Krystalle vollkommen mit jenen übereinstimmen. DiesKrystallisation ist deutlich rhomboedrisch, resp. dirhomboedrisch. Es er- scheint ein hexagonales Prisma mit einer Pyramide, zuweilen mil einer zweilen parallelgestellten und gewöhnlich noch mit der horizontalen Fläche combinirt. Theilbarkeit ist kaum wahrnehmbar. Der unebene Bruch zeigt Fettglanz, die Krystalllächen lebhaften Glassglanz; grössere Krystalle sind weiss bräunlichgelb und durchsichtig, oder am obern freien Ende klar weingelb, im Uebrigen bräun- lichgelb durchscheinend, kleine Krystalle vollkommen durchsichtig, weingelb. Die grössten Krystalle messen 0,003 Länge und 0,001 Dicke. Das spec. Gew. ist 6,83, die Härte übertrifft die des Kalkspathes etwas, Strich und Pulver sind weiss. Die chemische Analyse führte auf vanadinsaures Bleioxyd mit Chlorblei. (Ebenda 171—178.) J. Ch. Heusser, die Mineralien des Binnen- und Saas- thales. — Die durch Wiser besonders nachgewiesene hohe geologische Wich- tigkeit der mineralischen Vorkommnisse in den krystallinischen Massen der Cen- tralalpen weiter zn verfolgen untersuchte H. in dieser Beziehung zunächst das Binnen- und Saasthal. Im Binnenthal sind die seltensten und schönsten Mire- ralien der Binnit oder Dufrenoisit, der Realgar, Auripigment und Blende, alle vier im Dolomit etwa !/; Stunde über Imfeld und zwar die Blende nur in einem 5‘ breiten Quarz führenden Bande, die ührigen nur in einem 2° breiten Bande. Binnit oder Dufrenoisit sind vielleicht zwei verschiedene Mineralien. Zwei schöne Krystalle nämlich gehören nicht wie der Dufrenoisit dem regulären Sy- stem an, sondern dem 2- und 2gliedrigen oder vielleicht dem 2- und 1gliedri- gen. Die genauere krystallographische und chemische Untersuchung will H. spä- ter geben. Sehr häufig sind in diesem Dolomit Schwefelkies und Bitterspath, seltener Adular, Turmalin und Schwerspath. Tremolit ist noch nicht gefunden, doch scheint Saphir vorzukommen. Am rechten Ufer der Binna eiwa eine Stunde weiter aufwärts ist ein ähnliches Dolomitlager, das an einer Stelle reichlich mit Glimmer gemischt ist und hier grade sind die schönsten Rutilkrystalle, meist rein schwarz, einfach, ferner kleine durchsichtige Turmalinkrystalle und wasser- helle Adulare, im angrenzenden Gneis sehr schöne Epidotkrystalle. Thalab- 101 wärts kommen im Gneis die grossen rothen Zwillinge von Rutil vor, hinten im Thal am Fusse des Ofenhornes Granat und Eisenglanz, am Albrun schöne Rauch- topase, Bergkrystalle, Adular, Glimmer und Schwefelkies, am Pochtenhorn Ana- tas, Magneteisen und Zirkon, am Gaispfad rothe und grüne Granaten, schwarze Hornblende und Epidot, Strahlstein und Pennin im Serpentin. — Im östlichen Rücken des Saasthales 2 bis 3 Stunden oberhalb Saas findet sich im Gneis ein schwärzlich grünes Mineral mit Quarz, Glimmer und Kalkspath, wahrscheinlich G. Rose's Chloritoid, in der Almagellalp und im Furygihale kommen schöne Rutilkrystalle vor, an letzterem Orte Turmalin, schöner Heulandit und Faser- zeolith. Am Saasgrat führen das Eginer- und Mittagshorn Granat, Diopsid und Vesuvian ganz wie an der Mussaalp und in Tyrol. Auch erdiger Epidot fand sich als Ueberzug auf Strahlstein, ferner Schwefelkies und Kupferkies, im Ser- pentin Magneteisen und Eisenglanz, Rutil, Kalkspath, Bitterspath, Zoisit, Chlo- rophyllit. Auf der vordern Seite des Mittagshornes tritt ein breites Band von Kupferkies auf, tiefer hinab Bitterspath und Kalkspath ; in den grünen Schiefern des Meiggernthales findet sich Epidot, Prehnit, Albit, Bergkrystall, Asbest, Kalk- spath. (Zürich. Mittheil. IX. 431 —445.) Ferstel analysirte den Graphit und die Graphittiegelmasse von Kaisersberg, sowie die daselbst für Schmelztigel verwandten Thone und fand aut en gt a\ Aschengehalt in 100 Theilen. Graphittigelmasse 35,6 Thone P Thone von Göttweig von Pöchlare Kieselerde 59,40 Sauerstoff 80,65 62,54 Sauerstoff 82,46 Thonerde 30,35 14,18 14,62 6,83 Eisenoxyd 2,07 0,62 7,66 2,29 Manganoxydul Spur —_ Spur —_ Kalkerde - —_ - _ Talkerde - — - — Glühverlust 18,19 — 14,75 = (Jahrb. geol. Reichsanst. V. 868.) K. v. Hauer analysirte den Obsidian von Moldawa in Böhmen und erhielt 79,12 Kieselerde, 11,36 Thonerde, 2,38 Eisenoxydul,, 4,45 Kalk- erde, 1,48 Talkerde und 1,21 Natron aus dem Verluste berechnet. In gepul- veriem Zustande ist das Mineral ‘weiss, geschmolzen wieder grün und durch- sichtig. Die färbende Substanz ist Eisenoxydul. (Ebda 868.) A. Kenngott, mineralogische Notizen. XVI. Folge — 1) Die rauhen Basisflächen an Krystallen des Karstenit. Schön krystallisir- ter Karstanit von Aussee in Steiermark stellt die gewöhnliche Combination der orthorhombischen Quer-, Längs- und Basisflächen dar, an deren Combi- nalionsecken die Flächen der Grundgestalt oder auch noch mit dieser die Flä- chen der orthorhombischen Pyramiden der Querfläche 2P2 und SP3 auftreten, Schon mit freiem Auge sieht man, dass die Combinationskanten der Basisflä- chen mit allen rundum liegenden Flächen keine horizontalen Kantenlinien dar- stellen, sondern dass der ganze Rand gekerbt erscheint und dieses mit der Flä- chenbeschaffenheit der Basis zusammenhängt. Unter der Loupe zeigt sich nun, dass eigentlich keine Basisflächen vorhanden sind, sondern dass statt derselben zahllose kleine Endecken homolog gruppirter Grundgestalten durch ihre Summe die Basisflächen gleichsam dem freien Auge construiren, welches nur den Total- eindruck empfängt und eine rauhe Fläche zu sehen glaubt. Diese Krystalle stel- len demnach ein Aggregat homolog gruppirter Krystallchen der Kombinations- gestalt PP oP®. oP & (mit oder ohne 2P% und 3P3) dar und durch die Summe aller Endecken von P, welche nahezu in einer Ebene liegende Scheitel- puncte darbieten, werden die scheinbar rauhen Basisflächen construirt, während die Quer- und Längsflächen eben und glatt erscheinen. — 2) Ueber eine Krystallgestalt des Dolomit. Ein anderes Beispiel rauher Flächen zeigte der Miemit von Glücksbrunn bei Gotha. Das spargelgrüne Mineral bildet 102 einen krystallinischen Ueberzug , an dessen Oberfläche die nahe gruppirten klei- nen hervorragenden Krystalle deutlich zu sehen sind. Die Krystalle bilden die Combinalion 2R‘. R, die Flächen R bilden schmale Abstumpfungsflächen der Endkanten an 2 R’, fallen aber durch ihren Glanz auf, während die Flächen 3 R’ nur in gewissen Richtungen schimmernd sind. — 3) Krystallgestalt des Millerit von Saarbrücken. An zwei Exemplaren fand K. die schon früher bestimmte Combination des hexagonalen Prisma in normaler und das in diagonaler Stellung. Bei der Zartheit der linearen Kryställchen hatten sich nicht alle Flächen gleichmässig entwickelt und es liessen sich nicht alle 12 Flächen auffinden, doch zeigte sich keine bestimmte Tendenz trıgonale Prismen zu bil- den. An dem einen der beiden Exemplare sind Kluftflächen in der Schwarz- kohle mit Sideritkrystallen besetzt und auf diesen sitzen die haarförmigen Kry- stalle des Millerit begleitet von Körnern des Chalcopyrit. — 4) Ueber eine Krystallverbindung des Turmalin aus Brasilien. Um einen bereits ausgebildeten Krystall hat sich durch Ansatz weiterer Turmalinmasse derselbe vergrössert jedoch mit wechselnden Prismenflächen. — 5) Nachträgliches über Galaktit. Der Bd. IV. S. 237. beschriebene ist von Glenfary in der Grafschaft Perth in Schottland. — 6) Ueber einige Erscheinungen beim Krystallisiren des Wassers. — 7) Nachträgliches über den Plagionit. — 8) Eine dem Ser- pentin ähnliche Pseudomorphose des Diopsid. Ein krystallisirter Serpentin nebst losen Krystall aus China ergab sich bei der Untersuchung als umgewandelter Diopsid, wie derselbe als Abänderung des Augit in blassgrünen am Ende auskrystallisirten Krystallen im Alsthale in Piemont u.a. O. vorkommt. Die Combination ist oPw. ( o@Pw). aoP mit einer vordern und einer hin- tern Hemipyramide und andern Flächen in Spuren. Spaltbarkeit fehlt, der Bruch ist uneben; unrein pistaziengrün und durch eingewachsene fremdartige Theile gelblich gefleckt, schwach wachsartig glänzend, trüb durchscheinend. Härte 2,5 - 8,0. Milde, Strich grau, spec. Gew. 2,801, fast fettig anzufühlen. — 9) Ueber den Enstadit, eine neue Art der Augitspathe. Ein kör- nig krystallisirter Serpentin in derbem aus China erwies sich bei der Untersu- chung als neue Species Das Vaterland China schien problematisch und wird der Berg Zdjar in Mähren sein, von wo K. ganz gleiche Vorkommnisse erhal- ten. Die Krystalle sind fest eingewachsen, lang, linear, häufig quer durchbro- chen. Die Flächen der verticalen Zone entsprechen den Flächen des Augitge- schlechtes, als klinorhombische Quer- und Längsflächen , welche rechtwinkelig gegen einander stehen und früher zur Dentung quadratischer Prismen Veranlassung gaben. Die Spaltbarkeit ist den Flächen des klinorhombischen Prismas von nahezu 87° parallel. Die Krystalle sind graulichweiss, eiwas gelblich oder grün- lich ; auf den vollkommenen Spaltungsflächen ziemlich starker glasartiger Perl- mutterglanz;; halbdurchsichtig bis an den Kanten durchscheinend ; Strich weiss ; spröde; Härte 5,5; spec. Gew. 3,10—8,13; vor dem Lölhrohre fast unschmelz- bar, in Salzsäure nicht löslich. Die Analyse ergab 2 Kieselsäure 56,91 57,28 Thonerde 2,50 Eisenoxydul 76h 500 Talkerde 35,44 36,25 Wasser als Verlust 0,41 „ 1,51 er woraus die Formel 3MgO. 2SiO3 berechnet wurde. K. vergleicht bei dieser Ge- legenheit die verschiedenen Augitspalhe und verweisen wir in dieser Beziehung auf die Abhandlung selbst. — 10) Ueber den Pseudophit, eine neue Species der Serpentin Stealile. Die eben beschriebenen Enstatite sind in ein dichtes grünes Mineral eingewachsen, welches dem Serpentin sehr ähn- lich sıeht. Die Analyse ergab aber 1 2 Kieselsäure 83,51 33,88 Thonerde 15,42 Eisenoxydul 2,58 18,68 103 Talkerde 34,41 83,67 An 12,75. 1% 61 woraus die Formel 5[Mg0. HO--Mg0. Si03]+2[Mg0. HO-+HO, Alz03] gefunden. Der Bruch ist unvollkommen muschlig, die Farbe graulich oliven- bis pista- ziengrün, an den Kanten durchscheinend, matt, Strich weiss, Härte 2,5, spec. ‚Gew. 2,75— 2,77. — 11) Ueber den Isomorphismus des Zinkenit und Grenockit. — 12) Ueber eine Zwillingsbildung des Calcit vom wilden Anger am Salzberge bei Hall in Tyrol. — 13) Ueber ein mit dem Felsöbanyt verwechseltes Mineral von Kapnik, welches als Fel- söbanyt in den Handel gebracht ist, aber 6,20 Schwefelsäure, 75,75 Thonerde und 18,55 Wasser enthält. Auch die übrigen Verhältnisse sprechen für eine neue Species, zu deren ausreichender Characleristik K. jedoch nicht das Mate- tial hatte. — 14) Caleit als Einschluss in Pleonast vom Monzoni- berge in Tyrol. (Wiener Sitzgsber. XVI. 152 — 179.) Boedeker, chemisch-mineralogische Notizen zur Kennt- niss niederreinischer Mineralien. — 1) Ueber den Vanadin- und Titangehalt in niederreinischen Eisenerzen. Wird der gepulverte Sphärosiderit von Kessenich und Friesdorf bei Bonn mit saurem schwefelsauren Kali geschmol- zen, die erkaltete und gepulverte Salzmasse mit kaltem Wasser ausgezogen, die fillrirte Lösung gekocht, so fallen gelblich weisse Flocken von eisenhaltiger Ti- tansäure nieder; durch Glühen in einem Strome von Schwefelwassersioffgas und Ausziehen des Rückstandes mit Salzsäure erhält man sie fast ganz rein. Schmilzt “ man. den gepulverten Sphärosiderit mit 1/4 seines Gewichtes Salpeter und glüht ihn 4/2 Stunde, dann mit Wasser ausgekocht, so deutet die hellgelbe Färbung der Lösung gleichfalls schon auf einen Gehalt an Vanadin oder Chrom. Durch Eindampfen der wässrigen Lösung lässt sich der grösste Theil des aufgelösten salpeiersauren Kali's auskrystallisiren. Diese hellgoldgelbe Lösung wird mit ei- ner concentrirten Lösung von Schwefelwasserstoff-Schwefelnatrium einige Zeit gekocht. Hiebei bildet sich zuerst ein grüner Niederschlag, der endlich durch anhaltende Digestion aufgelöst wird. Die braunrothe Lösung wird mit verdünn- ter Salzsäure angesäuert, wo dann braunes Schwefelvanadin niederfällt. — 2) Ueber die Zusammensetzung des Phosphorit im Siebengebirge. Die Analyse des- selben ergab: 47,50 Kalk, 37,33 Phosphorsäure, 3,28 Thonerde, 2,70 Magne- sia, 2,20 Kohlensäure, 3,50 Kieselsäure, 1,65 Wasser, 1,84 Verlust. Es ist hienach der Phosphorit ein Gemenge von Dreibasisch phosphorsaurem Kalk, ohne Fluor und Chlor, mit geringen Mengen von kohlensaurem Kalk und wasserhalti- gen Silicaten von Thonerde und Magnesia. — 8) Das Vorkommen des Selens im Kupferphosphat von Rheinbreitenbach, wie es scheint als Selenkupfer und nur in Spuren, nicht in solcher (uantiläten wie es Böttger im mansfeldischen Kupferschiefer (cf. V. 500) gefunden hat. (Rhein. Verhandl. XII. 109 — 112.) Leydolt, neue Methode, die Structur und Zusammen- setzung der Krystalle zu untersuchen besonders die Varietä- täten des rhomboedrischen Quarzes. — Die Einwirkung der feuch- ten Atmosphäre auf Steinsalzkrystalle, die Aetzung des Amethystes durch Fluss- säure, die Untersuchung der Krystallisation des Eises und andere ähnliche Un- tersuchungen führten L. zur Aufstellung der Gesetze: 1) Durch die Einwirkung einer langsam lösenden Flüssigkeit entstehen auf den natürlichen oder künstlich erzeugten Flächen der Kıystalle regelmässige Vertiefungen, welche ihrer Gestalt und Lage nach ganz genau der Kıystallreihe entsprechen, in welche der Körper selbst gehört. 2) Diese Verliefungen sind gleich und in einer parallelen Lage, soweit das Material ein ganz einfaches ist: dagegen bei jeder regelmässigen oder unregelmässigen Zusammensetzung verschieden gestaltet. 3) Die Gestalten, wel- che diesen Vertiefungen entsprechen, kommen, wie man aus allen Erscheinun- gen schliessen muss, den kleinsten regelmässigen Körpern zu, aus welchen man sich den Krystall zusammengesetzt denken kann, Zur Untersuchung des 104 rhomboedrischen Quarzes nach dieser Richtung hin bediente sich L. einer mäs- sig verdünnten Flusssäure (8 Theile Flussspath, 16 Theile Schwefelsäure, 3 Theile Wasser), mit welcher er dıe in eine Platinschale oder ein Bleigefäss ge- legten Mineralien übergoss. Die Einwirkung folgt je nach der Beschaffenheit der Mineralien in verschiedener Zeit. Die ganzen Quarzkrystalle sind meist Combi- nationen einer sechsseitigen Pyramide mit einem sechsseitigen Prisma, P. P-++ . Nach 12stündiger Einwirkung der Flusssäure verschwinden aber gewisse Kanten, in den Flächen der Pyramide enistehen gewisse Vertiefungen. Die an den Kan- ten neu entstandenen Flächen trapezoedern in den vier möglichen Stellungen und auch solchen Gestalten, welche bei ihrer Vergrösserung eine dreiseitige Pyra- mide, die Hälfte des Dirhomboeders geben. Die zusammengesetzten Gestalten kommen weit häufiger vor und werden bei der Aetzung ganz deutlich, auch wenn vorher Nichts davon zu sehen war. Nach deren Untersuchung wendet sich L. zu den senkrecht auf die Achse geschnittenen Kıystallplättchen und verbreitet sich dann über die Methode, um vun den geälzten Flächen für die microsko- pische Untersuchung genaue Abdrücke zu erhalten. Zum Schlusse fast er die Resultate seiner Untersuchungen zusammen: alle Quarzkrystalle, was für eine äussere Gestalt sie immer besitzen mögen, bestehen ihrem innern Baue nach aus dem im rhomboedrischen Systeme vorkommenden Hälften und sind meist aus diesen Hälften mannichfaltig zusammengesetzte Zwillingskrystalle. Um diese Zwillingsbildung von der gewöhnlichen zu unterscheiden, schlägt L. vor, sie Zerlegungszwillinge zu nennen. Er beabsichtigt seine Untersuchungen auch auf die Sıructur aller Krystalle auszudehnen. (Wiener Sitzungsber. XV. 59—8l. Th. 1—5.) A. Kenngott, Synonymik der Krystallographie. Wien 1855. 80. 168 SS. — Die verschiedenen Systeme der Kıystallographie haben zu einer verschiedenen Nomenclatur geführt-und es ist dadurch eine ebenso grosse SynonyMmie entstanden als in der zoologischen, botanischen und oryctognoslischen Systemalik. Diese Synonymie erschwert das Studium dem Eingeweihten sowohl als ganz be- sonders dem Anfänger. Die vorliegende Schrift gibt uns ein erläuterndes al- phabetisches Verzeichniss aller kıystallographischen Namen, mit Hülfe dessen man jederzeit sogleich Auskunft über jede Benennung erhält, und beseitigt so- mit jene grossen Schwierigkeiten des Studiums der Mineralogie. A. Kenngott, Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen im Jahre 1853. Leipzig 1855. 40. — Die regelmäs- sige Fortsetzung dieser Berichte über die mineralogischen Arbeiten (cf. Bd. II. 142.) wird jeder Mineralog, Geolog und Chemiker freudig aufnehmen und ver- sichert uns der Verf. in der Vorrede, dass dieselben von jetzt ab pünctlich im dritten Quartal des nächst folgenden Jahres erscheinen werden. Auch diese Uebersicht zeichnet sich wie die früheren durch erschöpfende Vollständigkeit und klare Uebersichtlichkeit aus. G. Geologie. v. Dechen, geognostische Uebersicht des Regierungsbezirks Arensberg. — Es Ireten in diesem Gebiete die Grau- wackenformation , Steinkohlengebirge, Kreidegebirge, Diluvium , Alluvium, plu- tonische und vulkanische Gesteine auf. Die Grauwackenformation ist nur in ihrer obern Ahtheilung dem devonischen Schichtensystem mit drei Gliedern ent- wickelt. Das unterste Glied (untere Grauwacke, Schiefer von Goblenz, Spirife- rensandstein) erscheint im südlichsten Theile des Bezirkes. Die Gränze dessel- ben ist unbestimmt; die constituirenden Gesteine sind Thonschiefer, Grauwak- kenschiefer und feinkörniger Sandstein. Im Thonschiefer kommen Lager von Dachschiefer und Kalkstein vor. Die wichtigsten Versteinerungen sind Haliserites Dechenanus, Ctenoerinus typus, Tentaculites annulatus , Pterinea lamellosa, Or- {his Beaumonti, Spirifer macropterus, Sp. eultrijugatus , Pleurodietyum proble- maticum, Phacops laciniatus. Das mittlere Glied besteht aus dem Lenneschie- fer und Sandsteinlager mit Kalksteinlagern und Dachschiefer. Die Sandsteine sind vorherrschend sehr feinkörnig, nur bisweilen gehen sie in Conglomerate über, Darüber lagert der sogenannte Elberfelder Kalkstein, Massenkalk, Strin- 105 gocephalenkalk. Gegen S. und W. wird die Grenze dieses Gliedes durch das ältere Glied bestimmt, gegen N. dehnen sich diese schiefrigen Gesteine über sehr bedeutende Flächen aus, in einer Breite von nahe 6 Meilen zwischen Olpe und Limburg, in O. werden sie vom dritten Gliede begrenzt. Versteinerungen sind sehr häufig, Der Elberfelderkalkstein ist nicht gleichmässig auf dem Ge- biete entwickelt, sondern bildet nur einzelne Züge und kleine Partien. Er ist feinkörnig, grau bis schwärzlich, von weissen Kalkspathadern durchschwärmt, nicht ımmer deutlich geschichtet, stellenweise in Dolomit übergehend, mit Horn- steinparlien und Quarzdrusen. Seine Versteinerungen stimmen mit denen des zweiten Gliedes ganz überein, daher seine Selbständigkeit sich nicht halten lässt, Die wichtigsten derselben sind: Fenestella infundibuliformis, Stromatopora po- Iymorpha, Favosites goihlandica , F. fibrosa, Cyathophyllum caespitosum, C. helianthoides, Platyerinus granifer, Ctenocrinus stellaris, Terebratula prisca, T. primipilaris, T. concentrica, Stringocephalus Burtini, Pentamerus galeatus, Spi- rifer ostiolatus, Sp. speciosus, Sp. aperturatus, Leptaena depressa etc. Das dritte Glied endlich, der Cypridinenschiefer theilt sich in den Flinz (graue und grüne Schiefer mit Kalklager) und in den Kramenzel, (bunte, rothe und grüne Schiefer mit Kalknieren.) Zwischen beide schiebt sich eine Folge ächter Grauwackensandsteine. Die Verbreitung dieses Gliedes folgt dem nördlichen und östlichen Rande der älteren Schichten des Elberfelder Kalksteines. Der Flinz besteht wesentlich aus grauen und schwarzen Thonschiefer, der vom Dachschie- fer in milde , leicht verwitternde dünnblättrige Mergelschiefer und Schieferthon übergeht und mit dunkelgrauen und schwarzen Kalksteinschichten abwechselt. Der Kramenzel ist zu unterst vorzugsweise Sandstein, oben Schiefer mit Kalk- nieren. An Versteinerungen führt dies obere Glied: Goniatites retrorsus, Cly- menia laevigala, Cypridina serratostriata. Die untere Abtheilung des Kohlengebirges schliesst sich der jüngern Grau- wacke überall sehr innig an. Sie ist der Culm oder Posidonienschiefer, beste- hend aus Thonschiefer, Kieselschiefer, plattenförmigen Kalkstein, seltenen Sand- stein. Die Verbreitung ist durch die Grenze des Kramenzel gegeben. Zu oberst tritt ein Alaunschiefer auf, der aus milden schwarzen, mit Schwefelkies durch- drungenen Schiefern besteht, häufig Nieren von Kalkstein und von thonigen Sphärosideriten enthält und besonders bei Eppenhausen und Rehe ausgebildet ist. Die wichtigsten Versteinerungen sind Posidonia Becheri, Goniatiles cereni- stria, Orthoceras striolatum. Das mittlere Glied der Kohlenformalion oder der flötzleere Sandstein hat eine vom Culm ganz verschiedene Verbreitung. Er tritt zwischen Einergraben und Horath als ein Band auf und nimmt gegen O. an Breite zu. Zu unterst besteht er aus grauen und schwarzen dünnblättrigen Schie- fern, die an der Oberfläche sich zerstengeln, in einzeln Schichten Nieren von thonigem Sphärosiderit führend, fast ‚überall als schmales Band dem Culm fol- gend. Allmählig stellen sich Sandsteinlager ein, die nach oben ganz herrschend werden. Das obere Glied, die kohlenführenden Schichten erscheinen zu beiden Seiten der Ruhr, von Seele an durch das Kreidegebirge verdeckt. Sie bestehen aus wechselnden in Conglomerat übergehenden Sandstein, Schieferthon, den Kohlenflötzen und Lagern von Eisenstein. In den tiefsten Mulden mögen über 70 bauwürdige Kohlenflötze sich finden. Die Conglomerate enthalten Gerölle von Quarz, Kieselschiefer und Hornstein, seltener von Thonschiefer und Sand- stein, niemals von Kalkstein. Ihre Grösse steigt nicht über 4 Zoll. Der Sand- stein ist grobkörniger als der der Grauwacke, bald fester, bald lockerer, mit Schieferthon wechsellagernd. Die Kohlenflötze haben eine Mächtigkeit von we- nigen Zollen bis 14 Fuss, meist jedoch nur von 2 bis 4 Fuss. Bei Dahlhau- sen haben über 30 bauwürdige Flötze 90 Fuss Mächtigkeit in einem Gebirgs- mittel von 4100 Fuss. Die Kohle ist Backkohle, Sinterkohle und Sandkohle. Im westlichen Theile der Formation liefern die tiefern Flötze Sandkohlen, die mittlern Sinterkohlen, die obern Backkohlen. Allgemein verbreitet sind Lager von Faserkohle und Schwefelkies. Von folgenden Gruben wurden die Kohlen näher bestimmt: zrr 106 A. Backkohlen: Spec. Gew. Kohle. Asch 1. Urbanus Flötz Nro 3. 1,2865 80,05 1,55 9, Glücksburg, Flötz schmale Hoflng. 1.2984 83 2211 9, Friederica, Nro. 12. 1,2923 81,3 0,3 4. Hasenwinkel, Muldenflötz 1,2804 77,85 1,2 5. Verlorner Posten 1,3057 85,0 2,5 6. Franeisca, Flötz Franc., Oberbank 1,5024 82,45 2,15 7. Ebendaher, Unterbank 1,2897 883,61 0,19 8. Hütterbank 1,2906 85,3 1,0 9. Haberbank 1,2908 82,55 0,95 10. Stöcker Hauptgrube, Flötz Eggerbank 1,3045 783,8 4,3 11. Dasselbe 1,2818 79,45 0,65 12. Niederhofen, Flötz blauer Geist 1,2893 81,45 1,05 13. St. Martin, Flötz Nro. 1 1,2994 883,2 1,3 14. Glückauf, Flötz Gottvertraut 1,2899 74,2 0,8 15. Luise Erbstolln, Flötz Nro. 10. 1,2836 73,3 1,2 16. Daselbst Flötz Nro. 13. 1,2965 72,1 1,7 B. Backkohlen, die in Sinterkohlen übergehen: 1. Urbanus, Flötz Langebank 1,287 80,7 0,8 9. General, Flötz Nro. 6. 1,3277 883,4 0,7 5. Himmelsfürster Erbstolln, Flötz I. Schmierfuss 1,2995 85,51 0,49 4. Trappe 1,3206 82,4 2,9 5, St. Johannes Erbstolln, Flötz Hazard 1,3071 84,0 1,5 C. Sinterkohlen: 1. Turteltaube 1,3821 84,4 2,4 9. Hamburg 1,3232 88,2 0,9 3. Buschbank 1,3219 81,7. 5,8 4. Sperling 1,3307 82,0 3,5 5. Frosch 1,3807 82,0 3,5 6. Luise Erbstolln Flötz Nro 2 1,8119 78,8 1,7 7. Daselbst Flötz Nro. 17. 12915 714 1, D. Sinterkohlen, welehe in Sandkohlen übergehen: 1. Siebenplaneten 1827218512 eo 9, Himmelsfürster Erbstolln Sandbank 1,3269 87,85 1,15 3. Besserglück 1,3257 87,4 1,4 4. Geitling 1,3587 88,5 1,15 5. Adler 1,3169 87,95 1,06 6. Knappschaft und Vogelsang 1,3098 87,72 2,48 E. Sandstein. l. Schwarzer Junge 1,8125 90,8 1,1 2. Himmelsfürster Erbstolln, Sandbank 1,3409 93,1 0,4 3. St. Georg 1,3243 83,8 3,4 4. Alter Hase 1,8846 90,8 1,7 5. Ver. Wildenberg und Vogelbruch 1,3297 90,85 0,95 6. Ver. Kuhlenbergsbänke 1,8345 91,55 2,35 Hienach haben die Backkohlen bei vielen Schwankungen das geringste spec. Gew. und den niedrigsten Gehalt an Kohle, die Sandkohlen dagegen das grösste spec. Gew. und den höchsten Gehalt an Kohle. Lie Entwicklung von Gruben- gas war bisher nicht sehr bedeutend. Eisenstein kömmt in Nieren im Thon- schiefer vor, aber auch in regelmässigen Schichten als Kohleneisenstein und in Lagern als Spatheisenstein sind schon 10 Lager sicher bekannt. Sein spec. Gew. ist 2,8— 3,0. Die Analyse einer reicheren (A) und einer ärmeren (B) Abän- derung ergab. 3 107 As SB: A. B. Kohlens. Eisenoxydul 71,12 85,30 Kalk — .. 0,48 - Manganoxydul 021 — Magnesia — 0,34 - Kalkerde 1,02 0,41 Schwefels. Kalk 0,05 0,64 - Magnesia De Wasser 0,92 5,09 Kieselsäure ‘0,93. 20,23 Kohle 14,61 20,7 Thonerde 0,77 8,67 Eisenoxydul 1,30 7,09 Der Eisengehalt von A beträgt 38,42 pCt., der von B 21,2 pCt. Er sinkt bis auf 10,7 pCt. bei Steigerung des Kohlengehaltes auf 36 pCt. hinab. Die Ent- stehung der Kohlenflöütze aus Pflanzen lässt sich noch direct nachweisen, der Brandschiefer ist von breitgedrückten Stämmen gebildet, die den Schichtungs- flächen der Flötze parallel liegen. Die best erhaltenen Pflanzenreste sind: Ulodendron majus Sphenopteris latifolia Sagenaria aculeata s. aeutifolia „ obovata Alethopteris lonchitidis Lepidofloyos laricinus Neuropteris gigantea Sigillaria Sanlis Sphenophyllum Schlotheimi Calamites Suckowi Asterophyllites tenuilolia » _ Tramosus Artisia lransversa » Steinhaueri Carpolites coniformis „ Cisti Thierische Reste kommen nur sehr sparsam vor. Verwerfungen oder Sprünge sind viele bekannt. Bei Steinhausen ist das Hangende 200 Fuss tief gesunken. Das ganze Kohlenbecken ist durch viele parallele Erhebungen in zahlreiche kleine Becken oder Mulden getheilt. Das Rothliegende tritt bei Stadtbergen , Giersha- gen, Borntoster, Kanstein und Erlinghausen auf, ganz abweichend vom Koh- lengebirge gelagert, mit 3— 10° Neigung. An der Grenze gegen den Regie- rungsbezirk Minden tritt der Zechstein herüber, Die Kreideformation verbreitet sich über den ganzen nördlichen Theil des Gebietes. Ihre südliche Grenze zieht fast gradlinig von W. nach O., von Steele nach Miste und Kneblinghausen. Die Schichten lagern auf dem Kohlengebirge nur bei Belecke auf Kieselschiefer und Kramenzel, einzelne südliche Inselpar- tien noch anders. Der Grünsand von Essen oder die Tourtia ist meist nur we- nige Fuss mächtig, nach O. doch mächtiger. Er ist hier das älteste Kreideglied. Seine petrographischen und paläontologischen Charactere sind bekannt. Ihn-he- deckt überall der Pläner, der ein gelblichweisser und bläulichgrauer thonrei- cher Mergel ist und zwei Grünsandlager bei Overdyk und Unna einschliesst. Weisse Kreide oder Senongesteine ireten in vereinzelten Partien auf als milde, weiche, weisse und gelbliche Thonmergel. Von Bochum bis Westernkolten lie- gen mehre Salzquellen im Pläner. Das Diluvium besteht meist aus Lehm und Sand mit Geschiebelagern. Alluvium. Als plutonische Gebirgsmassen erscheinen im Arnsbergerbezirk zunächst Quarz- und Feldspathporphbyre,, die beide hier nicht von einander getrennt wer- den können. Das bekanteste Auftreten bilden die Bruchhauser Steine am Isen- berge. — Ferner erscheint Hyperit in schmalen Zügen an etwa 33 Puncten, und damit in Verbindung stehend Labradorporphyr; Schaalstein und Mandelstein. Im Gebiet der untern Grauwacke treten Basalte mit ihren Conglomeraten und Tuffen hervor an 28 Puncien. Die untere Grauwacke führt auch viele Erzgänge, die obern Erzlager, auch das Kohlengebirge enthält Erzvorkommnisse, das Al- luvium Gold. Alle diese Verhältnisse sind in der musterhaften Abhandlung spe- ciell beschrieben. (Rhein. Verhandl. XII. 117 — 225.) Reuss, Beiträge zur geognostischen Kenntniss Mährens, — Eine kurze Anzeige dieser an Detailbeobachtungen reichhaltigen Abhandlung haben wir bereits Bd. V. 334. gegeben. Wir können auch hier nur dıe wich- tigsten Resultate kurz zusammenfassen und müssen wegen des Details auf die Abhandlung selbst verweisen. Hinsichtlich des Rothliegenden gelangt R. zu dem Schlusse , dass dasselbe die unmittelbare Fortsetzung des böhmischen 108 Rothliegenden ist. Es füllt die schmale Lücke zwischen dem böhmisch - mähri- schen Gebirge und den Ausläufern der mährischen Sudeten aus. Wie das böh- mische bildet es das unterste Glied der permischen Formation und besteht eben- falls aus Conglomeraten, Sandsteinen und Schieferplatten mit einzelnen Einla- gerungen von Schieferthon und dichtem Kalkstein. Diese Gesteine wechseln in regelloser Ordnung, doch herrschen nach unten Conglomerate. In denselben überwiegen Grauwacke- und Thonschiefergeschiebe, die Quarz - und Kalkge- schiebe ireten zurück. Die Schichten steben überall auf der devonischen For- mation, Steinkohlenschichten fehlen ganz auf dem untersuchten Terrain und er- scheinen erst S. bei Rossitz und Oslawan. Die in Böhmen vorkommenden koh- lensauren Kupferoxyde scheinen ganz zu fehlen. Das Rothliegende erlitt nach seiner Ablagerung durch Hebungen vielfache Niveauveränderungen und Zerreissun- gen besonders im südlichen Theile theils vor theils nach der Kreideformation. — Juragebilde treten nur in isolirten Partien in Mähren auf, in einem Zuge von NO nach SW, von Skotschau, Tichau , Nesseldorf über Braunsberg, Stramberg bis zu den Nikolsburger und Pohlauer Bergen, und in drei Partien unweit Brünn. — Die Kreideformation Mährens ist eine unmittelbare Fortsetzung der böhmischen, abgelagert in einer Bucht des böhmischen Kreidemeeres, wel- che sich in der Lücke zwischen dem böhmisch - mährischen Gebirge und den mährischen Sudeten weit südwärts erstreckte. Sie bildete früher eine zusam- menhängende Decke, wurde aber durch spätere Katastrophen zerrissen und Iheil- weise zerslört, so dass nur einzelne grössere und kleinere isolirte Partien übrig geblieben sind. Im nördlichen Theile erreicht sie 600—800 Fuss Mäch- tigkeit, nimmt aber gegen S. mehr und mehr ab. Die Neigung ihrer Schichten ist gering, die liefern Schichten stark geneigt, die obern fast horizontal, das Fallen ‚ist vorwiegend östlich oder westlich. Die Unterlage bilden krıystallini- sche Schiefer, devonische Schichten, Roihliegendes und auch Jura. Die For- mation gliedert sich in die obersten Grünsandsteine, in den Pläner und unteren Quader. Die erstern sind in NW des untersuchten Gebietes entwickelt, ruhen auf Pläner und führen zahlreiche Scheeren von Mesostylus antiquus. Sie ent- sprechen dem Senonien. Der Pläner ist vorwiegend sandig, stets kalkig, stel- lenweise reich an Hornsteinen und Feuersteinen. Er entspricht dem Turonien. der untere Quader zerfällt in zwei nicht scharf geschiedene Abiheilungen, deren obere aus Grünsandsteinen, die untere aus gewöhnlichen, oft eisenschüssigen, auch conglomeratischen Sandsteinen besteht. Beiden fehlt stets der Kalkgehalt. Die untern Schichten enthalten pflanzenführende Schieferthone mit Koblenflötzen und reichem Schwefelkies, viel Eisengehalt. Diese Schichten gleichen dem Ce- nomanien. Gault und Neocomien fehlen wie in Böhmen völlig. — Die Tertiär- gebilde sind sämmtlich miocän und sind als unmittelbare Fortsetzung des Wie- ner Beckens zu betrachten. Die jetzt vereinzelnten Partien sind nur die Reste einer früher zusammenhängenden Tertiärdecke. Sie bestehen aus einem tiefern thonigen, dem Tegel, und einem höhern vorwiegend kalkigen Gliede, dem Lei- Ihakalke. Letztrer ruht überall auf ersterem. Die Mächtigkeit ist gering, auch fehlen alle pelagischen Formen, dagegen sind Forarainiferen zahlreich. Die Te- gelversteinerungen entsprechen denen von Baden bei Wien, die aus höherem Niveau denen von Grinzing und Nussdorf. Die Tertiärgebilde ruhen auf Roth- liegendem,, auf Kreide, Syenit, seltener auf devonischen Schichten. (Jahrb. geol. Reichsanst. V. 659 — 765.) Peters, die geologischen Verhältnisse des Oberpinz- gaues, insbesondere der Centralalpen. — Den zwischen der Salzach und dem Fusse der Kalkalpen streichenden Gebirgszug bezeichnete P. früher als einen unsymmelrischen Fächer , dessen Achse näher der Centralkette als dem Aufbruch der jüngern Formationen verläuft, Dies gilt auch für den westlich nächst Zell am See gelegenen Theil. Weiter östlich geführte Durchschnitte zei- gen ‚aber ein vorherrschend nördliches Einfallen der Schichten. Die bekannten silurischen Versteinerungen von Dienten sind leider durch keine neuen Vorkomm- nisse vermehrt, Die Mächtigkeit der Schichten zwischen den Dientner und dem bunten Sandstein lässt sich auf 300 bis 400 Klafter schätzen. Es liegt also 109 eine unberechenbar mächtige Masse von Schiefer und Kalkgebilden zwischen den Dientner Schichten und den krystallinischen Schiefern der Centralkette. Das Alter derselben lässt sich nicht mit Evidenz nachweisen. Die Kohlenformation der Stangalpe fehlt auf der NSeite der Tauern. Die Benennung Grauwackenzug für das Gebirge zwischen der Central- und Kalkalpenkette ist nicht zulässig, richtiger ist die Bezeichnung Zwischenzug oder Mittelzug. Der Centralgneiss bildet in den Salzburger wie in den westlichen Alpen nur einzelne elliptische Kernmassen. Diese Centralmassen liegen zum Theil ausserhalb der orographi- schen Mittellinie. Beiderseits fällt der schiefrige Gneiss, der am NAbhang von W. d. h. vom Krimmler Tauern nach O. an Mächtigkeit verliert, von den Cen- tralmassen ab; während er im WTheile mit wenig ausgesprochenen thonschie- ferarligen Zwischenlagern in fast senkrechter Schichtenstellung an grauen oder schwarzen Thonschiefer und mächtige Lager von krystallinischen uud dichten Kalk gränzt, schieben sich weiter in W. mehr und mehr verschiedenarlige kry- stallinische Schiefer zwischen den Centralgneiss und diesen Kalkzug ein. Glei- cherweisse werden die in W. sehr einfachen Lagerungsverhältnisse complieirter und in Betreff der Thalbildung zeigt sich von dem Krimmler Achenthal, welches senkrechte Schichten durchschneidet und im Sturze mehr als 1000 Fuss tief aus dem Gneiss in den Thonschiefer abfällt, eine fast gleichmässig sinkende Reihe bis zum Stubachthale, das vielfach gestuft und in seinen untersten Theile mit dem Hauptthale in gleicher Ebene liegend, das erste Querthal ist, welches an seinen Gehängen Schichtenstörungen zeigt, die auf eine tiefere Spaltenbil- dung hinweisen. Die Gesteine der Centralstöcke dieser Alpenkelte haben gewisse Eigenthümlichkeiten, durch welche sie sich von den krystallinischen Schiefer - und Massegesleinen der östlichen Ausläufer und der die Tauernkelte in S. be- gleitenden Züge auszeichnen. Das massige Orthoklasgestein der Centralstöcke heisst in Kärnthen Centralgranit, demgemäss die schiefrigen und flaserigen Ge- steine Centralgneiss, nach Studer Granitgneiss und Gneissgranit. P. trennt da- von den Glimmergneiss und Amphibolgneiss. Eigentlicher Glimmerschiefer tritt nur ganz untergeordnet auf, Talk- und Chloritschiefer und in unbedeutenden Lagern, mächtigere eigenthümliche grüne Schiefer, weniger wieder Thonschiefer und Thonglimmerschiefer und im Gerlosthale ein Uebergangsgestein vom Gneiss in Thon- und Kalk-Thonschiefer. Die Kalkgesteine bilden ziemlich regelmäs- sig die Reihe, in welcher sie in der Centralkette von N, nach S. auftreten, für den äussern Zug ist Kalkihonschiefer, für den innern Kalkglimmerschiefer be- zeichnend, in beiden mit mächtigen Lagern krystallinischen Kalkes. Besondere Vorkommnisse an Mineralien und Erzen sind unbedeutend. P. verbreitet sich nun über den Gebirgsbau, hinsichtlich dessen wir auf die Abhandlung selbst verweisen. Dann bespricht er noch die alluvialen Bildungen und speciell die Thalbildungen. (Ebda. 766 — 808.) Peters, die geologischen Verhältnisse der Nordseite des Radstadter Tauern. — P. untersuchte das Gebiet von der steiermär- kischen Gränze bis ans westliche Gehänge des Rleıinarlthales,, also die obersten vier Querthäler des Ennsgebietes und das der Salzach zugehörige Kleınarl. Süd- lich von Schladming tritt eine grosse Gneisspartie auf, der sich N. u.S. Glim- merschiefer auflagert ohne scharfe petrographische Abgrenzung, zwischen dem Zauch- und Flachauerthale in Grauwackenschiefer , endlich in Schiefer des Mit- telzuges übergehend. In der Mitte des Forstauthales stehen die Schieferschich- ten senkrecht, im untern und obern Theile schwanken sie zwischen S. und N. Verflächen. Sıe fallen unter die-schwarzen Thonschiefer ein, denen die Kalk- massen des Radstadter Tauern und die Kalkspitze aufgelagert sind. Zwischen der Figalalpe und dem Oberhüttensee liegt ein ungemein dichter, grüner, chlo- ritischer Schiefer auf dem Glimmerschiefer. Darüber folgt lichter Glimmer- schiefer und Kalkglimmerschieler,, endlich der schwarze Thonschiefer im Wech- sel mit grauem dünn geschichteten Dolomit. Nach W. stellen sich graue und grünliche Schiefer ein, die willkürlich als Grauwackenschiefer geschieden wur- den. Dieselben gehen zwischen Forstau und der Enns in wahren Kieselschiefer über, der mit yerticalen Schichten auf den sehr scharf begrenzten Kalkzug folgt, 110 welcher bis Radstadt fortsetzt und stark dolomitisch ist, von Stur Breceiendo- lomit genannt. Einen Eisenkies führenden eigenthümlichen Thonschiefer bezeich- net P. als Radstadter Schiefer; er unterteuft die grossen Kalkmassen und wech- sellagert nächst denselben mit dunkelgrauem Kalkschiefer und Dolomit oder mit einer sandigen Rauchwacke. Seine Mächtigkeit beträgt einige hundert Fuss. Am älhnlichsten ist mit ihm der schwarze Schiefer der Guttensteinerschichten. Die Kalkdolomitmasse ist auf der Nordseite des Tauern als zusammenhängendes Ganzes viel weiter verbreitet als auf der Südseite. Jüngere Ablagerungen sind wenig verbreitet. Auf dem Sattel zwischen dem Ennsgebiete und dem Salzach- thale tritt ein Conglomerat mit Sandsteinschichten und kleinen Kohlenflötzen auf, die miocän sind. Aehnlich ist die Bildung am westlichen Gehänge des Thurn- bergs. Bei Wagrein erscheinen bis 100 Fuss mächtige Schottermassen, (Ebda 808 — 818.) Stur, Geologie der Centralalpen zwischen dem Hoch- golling und dem Venediger. — Unabhängig von den topographischen Verhältnissen verbreiten sich auf diesem Gebiete die Gesteinsarlen. An dem centralen Theile des Erhebungsbogen der Alpenkette kommen Massen von Cen- tralgneiss vor, deren Ausdehnung unabhängig von der Richtung des centralen Kammes ist. Diese Gneisscentra werden von einem Complex von verschiedenen grauen und grünen Schiefern nach allen Richtungen umlagert und erst dann folgen die gewöhnlichen krysallinischen Gesteine oder auch unmittelbar jüngere Gebilde. Die östliche Centralmasse des Gneisses bildet die Höhen Hafner- Eck, Hochalpenspitz, Ankogel und Bathhausberg, ihre Achse läuft von WNW nach O0SO, während der Centralkamm von SW nach SO ausgedehnt mit dem Thal Fragant. Die dritte Masse zieht von WSW nach Tirol, wo sie eine ungeheure Ausdehnung gewinnt. Sie streicht von O nach W, im Venediger 11362 Fuss Meereshöhe erreichend. Alle drei Centralmassen werden von einer gemeinschaft- lıchen Schieferhülle eingefasst, welche im N. sehr mächtig, in S. unbedeutend ist. Daran legen sich in S., O. und N. die altkrystallinischen Schiefer, an diese in N. die bekannten Grauwackenschiefer zwischen Mittersill und Kitzbu- chel, Tapenbach und Werfen, zwischen Leoben und Eisenerz. Oestlich von Gmünd zeigen sich Steinkohlengebilde auf krystallinischen Schiefern, am Rad- städier Tauern ältere Glieder des Alpenkalkes, sogenannter Radstädter Kalk uni Radstädter Schiefer. Weiter nach W. ziehen über Kaprun bis Krimml dichte Kalksteine. Alle diese Gesteine werden in N. und S. der Centralkelte von bun- ten Sandsteinen und Alpenkalken eingefasst. St. beschreibt nun den bier auf- trelenden Gneiss, Glimmerschiefer , die Hornblendgesteine, den körnigen Kalk, zählt die Gesteine der Grauwacken- und Steiukoblenformation auf, characteri- sirt die Abänderungen des Centralgneisses, die Schieferhülle (Glimmerschieler, Dolomit, Kalkglimmerschiefer, Chloritschiefer, Talkschiefer, Serpentin, Gyps) ferner die Radstädter Schiefer und Radstädter Kalke, dann verfolgt er die La- gerungsverhältnisse dieser Gesteine und versucht deren Altersbestiimmung, Er stellt die verschiedenen Gruppen in folgender Uebersicht zusammen: Srehlurie Von Spittal en: Enns(har ’ Sadlıy. Rad- Lungau u. Linz bis EL stadt 2 - Salzach a. d. Salzach Alpenkalk Radstadter Kalk BRadstadter Radstadter Alpenkalk Tauerngebilde Tauerngebilde Grauwacke Grauwacke _ Schieferhülle Schieferhülle Grauwacke mit Central- gneiss altkrystall. altkıystall. altkrystall. altkrystall. altkrystall. Gebge. Gebge. Gebge. Gebge. Thonschiefer Die Schieferhülle des Centralgneisses parallelisirt St. also mit der Grauwacken- formation und betrachtet ihre Gesteine als metamorpbosirt. Zum Schluss gibt St. eine Entwicklungsgeschichte des untersuchten Gebietes. Auf die Ablagerung der ursprünglichen Gesteine der altkrystallinischen Formation folgte eine geringe 111 Hebung derselben im innern Theil und einzelnen Partien. An den Rändern die- ser Inseln lagerte sich die Grauwackenformalion ab. Auf der Stangalpe bilde- ten sich Kohlenschichten. Eine neue Hebung berührte die Grauwackengebilde und erst nach dieser lagerten sich Schichten der Trias ab. Nach dieser Zeit begann die metamorphosirende Kraft im Gebiele des Centralgneisses nnd der Schieferhülle ihre Thätigkeit. Lange Zeit der Ruhe folgte und dann trat die gewaltig zerstörende Kraft hervor, welche die Formationen durch einander warf und die fächerförmige Lagerung veranlasste und die Querthäler bildete, in denen dann die Ablagerung der miocänen Tertiärgebilde erfolgte. (Ebda. 818 — 852.) v. Rosthorn und J. L. Canaval, Beiträge zur Geognosie von Kärnten. — Das Urgebirge Kärntens soudert sich in zwei Gruppen, in eine durch Gneiss, in eine zweite durch Urthonschiefer characterisirt. In der ersten Gruppe ist Gneiss herrschend für das NW Kärnten, Centralgneiss. Er geht durch Centralgranilgneiss in den Centralgranit über. Granat und Turmalin fehlen darin gänzlich, Epidot und Sphen sind häufig. In und über dem Cen- tralgneiss tritt Glimmerschiefer, Chlorit- und Talkschiefer auf. Hier findet sich Granat, Turmalin, Albit, Magneteiserstein. Mit den Schiefern in Wechsellage- rung erscheint Tippolin, ein Gestein aus körnigem Kalk und Glimmer bestehend, Kalkglimmerschiefer. Untergeornet kommen vor Urkalk, Serpentin, Weissstein. In der zweiten Gruppe herrscht Glimmerschiefer , unterer, grauer, Kaliglimmer führend, mit Granaten und Turmalinen. Zu ihm gehört ein Turmalingranit oder Albitgranit und ein noch mächtigerer Albitgneiss, beide durch Uebergänge mit dem Glimmerschiefer verbunden. Hornblendfels, Hornblendschiefer, Ecklogit reihen sich daran. Der obere Glimmerschiefer ist ein Urthonschiefer mit Schwefelkies, Eisenglanz, Kalkspath, Granat, nirgends mit Turmalin. In seinem Gebiete 'sind häufig graue Porphyre mit blutrothen Granaten und Hornblende, Schalstein, Kalk- stein und Dolomit. Von älteren Formationen treten in Kärnten auf Grauwacke, als Schiefer mit Thonschiefern und Sandsteinen, und Uebergangskalk. Mit beiden - in engerm Zusammenhange stehen Syenit, Diorit und rolher Granit. Die Trias ist vertreten durch bunten Sandstein, conglomeratisch bis feinkörnig mit Schie- fern, darüber Stinkkalk, mit sehr reichen Bleierzgängen und zweierlei Dolomite. Dem Juragebirge gehören die hinlersten und südlichsten Kalkgebirge Kärntens an: dichter Kalk und körniger Dolomit. Die Kreideformalion ist gegen Krain hin mehr entwickelt, in isolirten Partien bei Althofen und St. Paul. Als eru- ptive Gesteine der Secundärzeit werden betrachtel: rother Porphyr, minder mächtig trachylischer Porphyr mit Leutschitgestein. Tertiärgebilde treten nur in geringer Ausdehnung auf als Molasse und Nagelfluh_ mit Braunkohlen und Tho- nen. Bei Kollnitz im Lavantihale erhebt sich daraus ein isolirter Basaltfelsen. Diluvialgevölle und Alluvionen sind zahlreich vorhanden , ebenso Kalktuffe. Die erste Gruppe der Urgebirgsarten beschänkt sich auf den NW Theil Kärntens, die Glieder der zweiten Gruppe herrschen zwischen der Möll und Drau, von der Liser bis zur Villacher Alpe ziehen sich die Triasgebilde hin. Dahinter tritt eine zweite Kalkalpenkeite vorherrschend aus Uebergangskalk gebildet, längs dem südlichen Ufer der Gail bis zur Gailitz auf. Die dritte Kelte ist Jura und zieht aus Friaul herüber über den Wischberg und Mangert gegen den Terglou hin. In Mitielkärnten setzt sich die Trias vom Mittagskogel und der Golitza in den vordern Kalkgebirgszug über den Singerberg, Herloutz, Matzen gegen den Obir foıt, während dahinter Jurakalk die Kelte vom Ston über die Selenitza und die Koschutta bildet. In Unterkärnten sind wieder drei Kalkalpenzüge hinter ein- ander gesiell. An der Gailitz erhebt sich zwischen Uebergangs- und Jurakalk der rothe Porphyr von Wolfsbach, ebenso in Unterkärnten westlich von Hein- toutz und bei Kancker, unter der Scheida im Uebergangsgebirge rolher Granit und Syenit. In Mittelkärnten ziehen sich die Uebergangsgebilde von der Gai- litz über die Wurzen nach Oberkrain , andrerseits die Drau hinauf. Im Bären- thal herrschen ebenfalls Uebergangsgebilde und erstrecken sich bis in das Vel- lachthal. Andere Vorkommnisse sind nntergeordnet. Isolirte Triaspartien finden sich an beiden Ufern der Drau. Der Jurakalk bildet die südlichste Kalkalpen- kette, das Kreidegebirge erstreckt sıch von Althofen gegen Kirchberg, nach S, 112 bis Mansberg und ober Eberstein und bei St. Paul. Tertiärgebilde herrschen von St. Ilgen an der Drau bis in die Thäler der südlichen Kalkalpen. Braun- kohlen führende Molasse findet sich am Faakersee und bei Feistritz im Rosen- thal, im Loibniggraben, im mittlern Joumtbale, im Miesthale und in der Liescha. Die Torflager erreichen in Mittelkärnten ihre grösste Ausdehnung. (Jahrb. Landesmus. Kärnthen II. 113 — 153.) Geologische Specialkarte des Grossherzogthums Hes- sen und der angrenzenden Länder im Maasstabe von 1:50000 herausgegeben vom mittelrheinischen geologischen Verein. Section Friedberg geologisch bearbeitet von R. Ludwig. Darmstadt 1855. — Im J. 1851 vereinigten sich mehre Geologen zur Bildung eines mittelrheinischen Geologischen Vereines, der es sich zur Aufgabe setzte geologische Detailaufnahmen der hessischen Lande, Nassaus , Frankfurts und der nächst angrenzenden Gebiete zu entwerfen. Die erste Section dieser Aufnahme liegt vor, dıe rächst erscheinenden Sectionen sind Giessen und Allendorf-Treis von Dieffenbach, Schotten von Tasche, Bü- dingen -Gelnhausen von Ludwig, Offenbach- Hanau von Theobald und Ludwig. Andere Sectionen haben ausser diesen Geologen noch Gutberlet, Seibirt, Voltz, G. Leonhard, Chrismar und Jäger übernommen. Ueber die Ausführung der Karten ist eine Vereinbarung getroffen und werden hienach alle Details auf den Karten angegeben so jedoch, dass für die Hauptbildungen nur eine Farbe, für die Unterabtheilungen besondere Zeichen angewendet werden, so dass die Ueber- sichtlichkeit nicht gestört wird. Das Unternehmen verdient ebensowohl wegen seiner Wichtigkeit als hinsichtlich seiner Ausführung nach der vorliegenden Section alle Anerkennung. Die Section Friedberg umfasst den grössten Theil der Welterau. Nach einigen topographischen Angaben beschreibt der Verf. A. die Sedimentgesteine und zwar 1) die Grauwackenformalion, welche als Spiriferen- sändstein, Orthocerasschiefer, Stringocephalenkalk und Taunusquarzgestein ent- wickelt ist; 2) die Steinkohlenformatien, die mit Congloneraten, grobkörnigen Sandsteinen und Schieferthonen auftritt; 3) Todtliegendes ebenfalls mit Schie- ferthonen ; 4) Tertiärformation nach Sandberger und Ludwig; 5) älteres und jüngeres Diluvium ; 6) Alluvialbildungen. — B. Eruptionsgesteine: Diabas, Me- laphyr, Dolerit, Basalt und Basaltmandelstein. — C. Die Mineralquellen und Salz- brunnen. Unserer Empfehlung bedarf eine von so gründlichen Kennern ihres Gebietes gelieferte Arbeit nicht, sıe wird, wir dürfen es hoffen, nicht ohne Nachahmung in andern Gebieten Deutschlands bleiben. Nur eine Bemerkung über die Nomenclatur sei uns erlaubt. Wir sehen aus den milgetheilten Verhand- lungen nicht, dass die Mitglieder sich wie über gleiche Bezeichnung auf den Karten auch über die Nomenklatur vereinbart haben und es wäre zu bedauern, wenn hier in dem kleinen Verein die ganze Fülle der geognostischen Syno- nymie zur Anwendung käme, wir meinen wenn der eine Bearbeiter von devoni- schem Sfstem,, von Rothliegendem spräche, der andere vom Uebergangsgebirge und permischen System , ein Dritter vom Grauwackengebirge, ein Vierter vom Rheinischen System , ein Fünfter das Rothliegende der Steinkohlenformation un- terordnete, während’es in dieser ersten Section selbständig behandelt ist u. s. w. Eine vollkommene Uebereinstimmung ist auch nach dieser Richtung hin sehr wünschenswerth , sie ist wichtiger, als Manchem scheinen mag. ‚HB. Girard, die norddeutsche Ebene insbesondere zwi- schen Elbe und Weichsel geologisch dargestellt. Nebst einer geo- logischen Karte der Gegend zwischen Magdeburg und Frankfurt a/0. und 2 Tff. Profilen. Berlin 1855. 8%. — Nach einer geographisch - orographischen Einlei- tung schildert der Verf. die einzelnen Localitäten der Triasablagerungen (Hel- goland, Lüneburg, Altmirsleben bei Kalbe, Scegeberg, Lübtheen, Rüdersdorf, Speerenberg, Elmshorn, Schobüll, Wapno, Inovraclaw), der Juraformation (Kammin, Ciechocinek) , der Kreideformation (dänisch- deutsche Kreide), der Tertiärformation (Braunkohlen, Septarienthon, nordische Bildungen, südliche Bildungen,, Salzquellen) und beschreibt alsdann einzelne Gegenden : die Altmark und Priegnitz, Magdeburger Gegend, Flemming, Niederlausitz, Havelland, Spreeland, Uckermark, märkische Schweiz, Oderland, Wartheland, Weichselland, Ostseestrand. gnostisch untersucht. Profilen. Christiania 1855. 4°. 115 Th. Kjerulf, das Christiania-Silurbecken chemisch-geo- Mit ‘einer geognostischen Uebersichtskarte und 68 SS. — Der Verf. theilt zunächst 51 Ge- sleinsanalysen mit, von denen wir hier nur einige wiedergeben können: 1) Quarzführender Felsitporphyr, A vom Hofe Nyholmen, B vom Gange bei Trosterud. kollen, Gefunden A B SiO3 75,193 76,550 Ala03 10,857 8,214 FeO 3,214 4,050 CaO 0,480 0,240 MgO 0,358 0,244 KO 3,083 8,628 NaO 3,976 3,922 Verlust 0,707 1,392 Normaltrachy- tische Zusam- menseltzung A. Auf 100 berechnet A B 77,39 ° 79,04 76,67 11.187 allg 331° 418 | 14.28 039 03 1,44 037 08 0.28 317.787 3.20 209 4.05 4.18 -_— — 2) Quarzfreier Felsitporphyr, A von Akershus, B von Makrelbaek. SiO3 Ala03 FeO NaO Verlust FeSa Gefunden Auf 100 berechnet A B A B 58,500 53,854 60,94 56,88 18,142 15,428 18,90 16,29 7,071 9,297 er 10,32 2,886 6,794 3,01 7,11 1,505 1,142 165 1,21 2,356 3,399 2,45 3,59 5,529 4,359 5,76 4,60 3,454 2,316 — — —_ 0,785 — —_— 3) Syenite: A grauer von der kleinen Kuppe Ullernaas, B von Vetta- C rother von ebenda, D grüner, feinkörniger von Barneckjere, E grauer vom Monte Margola bei Predazzo in Tyrol. SiO3 Al203 FeO CaO MgO 1140) NaO Verlust CO2 4) Angitische Gesteine: A von Listuen, Mandelstein von Holmestrand, D gabbroartiges Gestein vom Buhammerberg in E Augitporphyr vom Monte Mullatto bei Predazzo in Tyrol. Hadeland, SiOz Ala03 FeO CaO MsgO KO NaO Verlust A 93,642 15,714 11,121 6,874 2,594 2,887 3,731 0,759 Spur A 48,764 15,714 16,585 6,155 4,177 2,399 2,681 0,970 B. 56,78 16,642 9,577 5,120 2,634 2,547 5,500 1,266 B 49,072 13,571 17,678 9,397 5,446 1,003 2,120 0,750 C 62,520 14,130 7,350 C 48,795 16,428 13,885 6,480 5,334 0,463 4,526 (4,089) E D 59,928 58,050 16,071 17,714 8,761 8,293 4,560 5,808 2,076 2,071 2,818 3,244 8,021 2,977 0,672 1,387 B von F D 47,928 8,942 15,904 11,320 11,199 0,849 1,049 1,890 laga, C augitischer E 42,978 16,578 14,143 8,640 4,142 1,920 1,802 7,800 ) 114. 5) Diabase: A grosskörniger von Kastellet, B von Munkdam, € fein- körniger von Snuserud, D Aphanit aus einem Diabasgange von Knioskjärodden. A B C D | Si03 50,142 48,857 54,856 47,213 Ala03 16,428 16,000 16,388 13,285 FeO 12,793 13,950 10,593 15,621 CaO 6,489 5,920 5,494 7,185 Mg0 4,359 8,1712 2,825 4,443 KO 1,544 15,119) 2,000 1,894 NaO 4,558 3,869 5,896 1,088 Verlust 2,400 8,891 3,009 5,899 (03 0,362 — — 8,072 6) Melaphyre: A vom Barnekjern, B von der Spitze des Veltakollen, C vom Hofe Ris aus demselben Gange. A B C SiO3 52,970 56,000 54,888 Ala02 19,130 18,000 16,480 FeO 9,180 1,585 10,055 Ca0 7,056 3,448 4,009 5 Ms0 1,861 8,541 0,789 KO 2,952 8,659 6,302 NaO 3,614 5,013 7,041 Verlust _ 1,386 0,779 0,601 Die übrigen Analysen sind vom Thonschiefer, Kalkstein und tuffartigen Sandstein genommen. Die Schichtenfolge im Chistianiaterritorium ist bisher völlig verkannt worden. K. erkannte sie aus der Vergleichung mit andern schwe- dischen und russischen Verhältnissen als solche die nach der Ablagerung gefal- tet sind. Ihr Fallen ist regelmässig nach zwei Richtungen, wie ein Weg vom Fusse des Egeberges in Christianiathal darthut. Von geschichten Gebirgsarlen erscheinen schwarze Schiefer, Kohlen- und Kiesreich, zur Alaunfabrikation ge- eignet, graue Thon- und Mergelschiefer, fast von reinen Thonschiefer bis zu fast reinem Kalkstein. schwankend, Kalkstein mehr weniger rein, oft dunkel, beim Reiben stinkend, rothe Tuffe und ächter Quarzsandstein mit Conglomerat. Die angebliche Metamorphose der Thonschiefer in der Nähe des Granites durch Aufnahme von Kieselerde ist unbegründet, sie besteht nur in einem Verlust von Wasser, Kohlenstoff, z. Th. auch von Kohlensäure, verkieselten Schiefer gibt es nicht, auch keinen verkieselten Kalkstein. Am Fusse des Vettakollen liegen neben dem Granit dieselben reinen Kalksteine wie anderwärts, nur sind sie dicht und oft dunkel, krystallinsch, auch an der Grenze gegen den Feld- spathporphyr sind sie in Marmor verwandelt. Die Gliederung beschränkt K. auf drei Abtheilungen,, da die Petrefakten zu einer specielleren Eintheilung noch nicht hinlänglich gesammelt sind. Zu unterst Alaunschiefer und schwarze Schie- fer mit grossen Kalkellipsoiden, seltner mit Kalkbanken, fast nur Triboliten, darüber schwarze Schiefer mit diesen Bänken von hell gefärbten Orthoceraskalk und dann graue Thonschiefer mit kalkreichen Nieren, mit Graptolithen , Ortho- ceren, Trilobiten und Brachiopoden, zu oherst Kalkbänke, Mergel und Schiefer, Pentameruskalk, reich an Petrefakten. Auf diese jüngsten obersilurischen Schich- ten folgen die rothen Tuffe, die grauen Sandsteine und das Conglomerat, wahr- scheinlich devonisch, doch petrefactenleer, gebildet durch den Ausbruch der Porphyre. Die gesammte Mächtigkeit der Silurgebilde kann auf nahe 1000 Fuss angenommen werden, ebensohoch die der devonischen. Durchbrochen ist das Schichtensystem von Granit, Syenit, Diabas, Augitgestein, Felsitporphyr , Feld- spathporphyr, Quarzporphyr, Melaphyr und Augitporphyr. Die Porphyrströme sind von Breccien in grossarligem Massstabe begleitet. Das Christianiaterrito- rium war ein weites Meeresbecken im Urgebirge. Es füllte sich allmählig mit horizontalen Schichten. Die Felsitporphyre brachen hervor und falteten die Schichten, Nach der Ruhe geschahen submarine Ausbrüche von Porphyren, de- 115 ren Massen vom Wasser vollständig zerstört als rotlhe Tuffe sich ablagerten. Diese oder die Granit- und Syenitausbrüche drängten die silurischen Schichten zusammen und veranlassten die bedeutenden Faltungen. Das Becken füllte sich von Neuem durch Material von den umgebenden Urgebirgsarten, bis wieder nene Ströme krystallinischer Massen von Breccien begleilet sich daher wälzten. J. Marcon, Geologie der Vereinigten Staaten und der englischen Provinzen von Nord-Amerika (ef. V. 75.). — Das be- zeichnete Gebiet lässt sich in 3 grosse Bezirke zerlegen: 1) das Ostgebiet oder das des Atlantischen Meeres. Es erstreckt sich von den Küsten des Atlandischen Oceans bis zum Golf von Mexiko und den Prairien des We- sten. Die WGrenze zieht sich vom Adler Pass über den Rio grande del Norte und das Fort Inge in Texas bis zum Fort Washita, von da nach Couneil Grove oder Council Blufls und zu den Quellen des Mississippi und des nördlichen Ro- then Flusses. In W. ist es durch die Laurentinische Kelle von ©. nach W. begrenzt und die Wasserscheide zwischen der Hudsonsbai, dem Altantischen Ocean und dem Busen von Mexico. Die Laurentinischen Berge steigen. nicht über 2000 Fuss Meereshöhe. Die Gebirge dieses Bezirks sind: die Kelle der Notre Dame im Districte von Gaspe mit 2500 Fuss mittler Höhe und 4000 Fuss grösster Höhe, das grüne Gebirge, das weisse Gebirge , die Gebirge von Berk- shire und die Alleghanys mit 6000 Fuss grösster Höhe. Das die WGrenze bil- dende Ozarkgebirge ist niedriger, nur 2000 Fuss hoch. Zwischen ihm, den Alleghanys und Laurentinischen Gebirge breiten sich grosse stark ausgewaschene Ebenen äus, die wellenförmig ausgebuchtet sind. 2) Das Centralgebiet oder das der Rocky Mountains. Es umfasst alles Land im W. des allanlischen Gebietes und des 1130 der Länge. Es sind Hochebenen um hohe Gebirge, von 4000— 7000 Fuss Höhe. Das Felsengebirge erstreckt sich von S. nach N. mit schwacher Biegung gegen W. und mehrern Unterbrechungen, denn es gehören dazu die östlichen Ketten: Sierra de los Organos, Sierra de Guadalupe, Sierra de Manzana, Sierra de Sandia, Sierra de Santa Fe, Moro Piks, Pike’s Pik,, das eigentliche Felsengebirge, Long’s Pik. Ihre Höhen haben 10000 — 13000 Fuss und liefern ihre Wasser zum mexanischen Meerbusen, wei- ter nach W. die Ketten: Sierra de los Ladrones, der Berg Taylor, Sierra Madre, Sierra de Jemez, Sierra de San Juan und die westlichen Gebirge der Süd-, Mittel- uud Nord Parks mit 8&000—11000 Fuss Höhe, die Wasserscheide zwi- schen Atlantischem und Stillen Ocean bildend, das Whasatschgebirge im W. des grossen Salzsee’s gehört noch dazu; im Süden die Sierra blanca oder S. de Mogoyon mit 100009— 14000 Fuss Höhe, den Rio Gila, Rio Colorado Chiquito und William Fork speisend. 3) Das Westliche Gebiet oder das Ge- biet des Stillen Oceans. Es beginnt da, wo die Plateaux des californi- schen Colorado an die einzelnen Züge der Sierra Nevada anstossen und endigt an den Küsten des Stillen Oceanes. Es umfasst die Californische Wüste, die eigentliche Sierra Nevada, das Küstengebirge von Californien und Oregon, die Umpqua und Shastyberge zwischen Californien nnd Oregon, die Cascadenkelte von ÖOregon- und Washingtonterrilorium und die prächtigen und fruchtbaren Prai- rien. von Californien und Oregon. Die Californische Wüste besteht aus einer Reihe von, Ketten die von N. nach S. laufen, mit 3000 — 4000 Euss mittler Höhe und 9000 Fuss grösster Höhe. In der Cascadenkettie sind mehre Vulkane bis zu 15000 Fuss Höhe; das Küstengebirge hebt sich nur einige 100 Fuss über den Meeresspiegel. — Das Silurische System ist ausserordentlich entwickelt und gliedert sich wie in Europa in 3 Abtheilungen. Die untere begreift Barrande’s Urfauna, ceharacterisirt durch eigenthümliche Trilobiten, Lingula, Obolus, und Orbicula, in New’ York als Poisdamsandstein, in Wisconsin und Minnesota als niederer Sandstein des oberen Mississippi bekannt. Die mittlere Gruppe wird von Kalk- steinen und blauen Mergeln gebildet mit Trilobiten, Orthoceratiten, Orthis, Spi- rifer, Bellerophon, Korallen und Krineideen. Sie ist die Trenton group und Blue limestone der Nordamerikaner an den Wasserfällen von Trenton und bei Cincinnati besonders entwickelt. Die obre Gruppe besteht hauptsächlich aus ei- 116 nem grauweisslichen Kalksteine mit Pentamerus, Spirifer, Terebratula, Leptaena, Hypanthocrinus , Caryoerinus, Favosites, Cyathophyllum und Catenipora. Es bildet die berühmten Fälle des Niagara und ist nach diesen benannt. Die silu- rischen Schichten nehmen vorzüglich das östliche Gebiet ein, bilden im N. die Küste von Labrador und den ganzen Umfang der Hudsonsbai, viele Inseln nnd Küsten der arklischen Gegend, einen ungeheuren Streifen von den St. Antho- nysfällen über den obern Mississippi bis an den NO Winkel Alabamas, also über das Territorium Minnesota, Jowa, Wisconsin, Michigan, Ober Canada, New York, ;New Jersey, Pennsylvanien, Virginien, N. und S. Carolina, Georgien und Alabama, ferner in der Umgegend von Cincinnati, Madison (Indiana) und Frankfurt (Kentucky ) isolirte Partien, ebenso um Nashville, am untern Missouri von St. Louis bis nach Jefferson und Franklin, um Potosi und Springfield und in Texas. Das devonische System ist weniger ausgedehnt, am bedeutend- sten in New York und Pennsylvanien , zweigliedrig. Die untere Gruppe ist we- sentlich aus Kalk und Thon gebildet, die obere aus Lagen rothen Sandsteines. Schoharie bei Albany und die Heldeberggruppe bestehen ganz aus den untern, das Catskillgebirge aus den obern Schichten. In andern Gegenden sind es meist petrelactenreiche Kalksteine so bei Lonisville, den Ohiofallen, auf der Insel Mackinaw im Huronsee. In der Umgegend von Tuscalosa in Alabama beginnend ziehen die devonischen Schichten längs der Linie der Alleghanys, den ganzen südlichen Theil New Yorks bedeckend und den Eriesee umfassend, sie sind fer- ner die Grundlage eines Theiles der Küsten des Huron- und Michigansees, bil- den den ganzen STheil von Wisconsin, durchschneiden den Mississippi bei Davenport und gehen das Thal des Red Cedarflussus in Jowa hinauf. Der si- lurische Streifen von Cincinnati ist ganz devonisch umringt, isolirte Partien fin- den sich bei Nashville und in Perry County im Tennessee. Im W. jenseits des Cedarthales fehlen sie, erst in der Sierra blanca erscheint ein rother Sandstein, der ihnen angehören könnte. Das Kohlengebirge NAmerikas besteht aus Kohlenkalk und dem Hauptsteinkohlengebirge. Der Kohlenkalk ist derselbe wie in Europa, Asien und Australien. Er erstreckt sich ohne Unterbrechung vom Cap Breton bis zur Insel Vancouver mit denselben Characteren und führt Terebratula Roissyi, T. subtilita, Spirifer striatus, Sp. lineatus, Orthis crenistria, Productus semireli- ceulatus, Pr. cora, Pr. Flemmiagi, Pr. punctatus, Pr. costatus, Pentatremati- tes Nlorealis, Favosites parasilica, Amplexns coralloides,, Zaphrentis Stansburyi, Reiepora Archımedis. In den Alleghanys bildet er die höchsten Kelten und er- streckt sich rings um das unermessiiche Kohlenlager von Pennsylvanien , Virgi- nien, Maryland, Ohio, Kentucky, Tennessee und Alabama, in den NOWinkel des Staates Mississippi und bedeckt einen grossen Theil von Indiana, Illinois und Michigan, bildet die Ufer des Mississippi von Burlington bis in die Nähe von Cairo bei der Mündung des Ohio, dann geht er den Mönchsfluss hinab, erreicht die Prairien des Missouri, bildet das Fort Leavenworth, Council Grove, den Delawareberg, Cleakfock am Fiusse Brazos und grenzt endlich an den Rio San Saba in Texas. M. fand ihn um Washington, Stansbury in dem Felsenge- birge, an der WKüste des grossen Salzsee’s und auf einer Insel desselben, M. sah ihn in der Sierra Madre in 4 Meilen breitem Streifen, ferner in der Sierra von Jemey, Santale gegenüber, in Aqua fria, weiter in W. in der Sierra blanca, an der neuen Grenzlinie zwischen Mexico und den Vereinten Staaten an Jen Flüssen S. Pedro und Gila und im Staate Sonora, an den Ufern und Inseln des Pugeis Sund im Territorinm Washington und im mittlen Theil der Insel Van- couver. Von dem Hauptsteinkohlengebirge der ganzen Erde besitzt NAmerika mehr als den vierten Theil. Ihre Gesteine sind dieselben wie in Europa: Sand- steine, Schieferleiten, Conglomerate und Koblenflötze. Zahl und Mächtigkeit der leiztern wechselt sehr. So gibt es in South Joggins in Nova Scotia 76 Flötze, in den meisten andern Gegenden nur 5 bis 8, im Albion Bergwerk bei Picton (Nova Scotia) nur 1 Flötz von 30° Mächtigkeit. Die Kohle ist in der Regel sehr bitumenhaltig, bisweilen in Anthraeit oder Graphit verwandelt. Die Möch- tigkeit des ganzen Schichtensystemes steigt in Nova Scotia 10000, in Jowa, 117 Missouri und Arkansas nicht über 3000‘. Ihre Pflanzenreste sind meist mit den europäischen identisch. Das Kohlenbecken des Lorenzgolfes umfast die Küsten der Bai von St. Georges in Terre neuve, beinahe die Hälfte der Insel des Cap Breton und die ganze Küste von der Meerenge von Canseau bis zu Bathurst in der Bai von Chaleurs. In W. der Apalachenkelte liegt das ungehenre Becken von Illinois, Kentucky, Juwa, Missouri, Arkansas und Texas, deren Trennung erst in spälern Zeiten geschehen. Am weitesten von jenen entfernt sich das Becken auf der Halbinsel von Michigan. Im W. des Mississippi ist ein andres grosses Becken ausgebreitet vom Mönchsfort in Jowa bis zum Fort Belknap und an den Rio Colorado in Texas. Im Felsengebirge sind kohlenführende Schichten selten, wenig mächtig; zwischen Kalifornien und Oregon, an den Küsten des Stillen Oceanes, an mehreren Puncten des Pugels Sunds und auf der Insel Vancouver sind sie nachgewiesen. Der jüngere rothe Sandstein war nur an einigen Puncten der atlantischen Küste von Prinz Eduard Insel bis nach NCarolina bekannt. M. fand ihn am Oberen See, dessen ganze Südküste er bildet, und in ungeheurer Aus- dehnung in dem Centralgebiete. Das constituirende Gestein ist vorzugsweise der rothe Sandstein , die rolhe, grüne, gelbe und weisse sandige Thonerde, weisse und rosenfarbene amorphische oder crystallisirte Gypse, dolomitischer Kalk und salzhaltige Thonerden, ganz wie die Trias in Deutschland. Im St. Lorenz Golf nimmt der Sandstein einen Theil der NKüste der Bai des Chaleurs ein, die ganze Prinz Eduardinsel und alle Magdalenainselu, überall die Küsten der Fun- dybai und des Minas Bassin, bis Lübeck im Staate Maine. Die Sandsteine des Conneetieutthales mit ihren Vogelfährten sind bekannt. Sie kommen beschränkt vor in New Jersey, Maryland, Virginien und NKarolina, an letztern beiden Or- ten Kohle führend, ein Flötz von 45‘ Mächligkeit. In W. beginnt er bei dem Sault St. Marie am Obern See, umgibt diesen, geht zu den Quellen des Mis- sissippi und Red River, bildet das Plateau der Missouri Höhen, erstreckt sich in alle Prairien des W. hinein und bildet die Grundlage der Hochebenen am Fel- sengebirge. Er findet sich in dem Thale des Rio Pecos, des Rio del Norte in Neu Mexiko, bei Zuni und in dem Lande der Navajos- und Moquis Indianer am Rio Colorado Chiquito und Rio Colorado Grande in Californien. Das Juragebirge ist lange in NAmerika stark bezweifelt, M. fand es im Centralgebirge entwickelt. Es sind weisse und gelbe Sansteine, Lager von blauen Mergeln und dünne Schichten oolilhischen oder compaclen weissen Kal- kes. Petrefakten führt fast nur der blaue Mergel, Gryphaea Tucumcarii und Ostraea Marshi, wonach die Schichten dem Oxfordien entsprechen. Die For- mation bildet Gipfel der Hochebenen, welche das Felsengebirge umgeben. Der berühmte Llano Estacado ist ganz davon bedeckt, ebenso die kupelförmigen Gipfel des Tucumcari und der Schluchten des oberen Canadischen Flusses, der Canno Blanco und Cuesta in Neu Mexiko stehen unter ihnen, und einige an- dere Orle. Die Kreideformation sondert sich in drei grosse Gruppen, in Neo- comien, Grünsand mit Mergelkalk und in weisse Kreide. Die Gesteine sind weissgelbliche Kalke, grüne Thone und weisse Sandsleine, reich an Petrefakten. Zuerst in New Jersey entdeckt, fanden sich die Gebilde in Delaware, Virginien, Carolina, Georgien, Alabama, Mississippi und Tennessee, im S. von Arkansas, längs der ganzen Grenze von Texas, isolirt am Fort Washita, an beiden Ufern des False Washita, am Canadianfluss, am Verdagris, Arkansas, an den 'Gestla- den des Republican Fork, des blauen Flusses, am Council Bluff, längs des rechten Ufers des Missouri, bei Sage Creeck, in den Mauvaises terres und an der Mündung des gelben Steinflusses als dem nördlichsten Puncte überhaupt. Im Thal des Rio Grande del Norte von Lavedo bis Santafe herrscht die For- malion. Sie bildet auch das Thal des Rio Puerco bei Albuquerque. Im Gebiet des Stillen Oceanes fehlt sie. Von tertiären Bildungen sind nur die eocänen sehr entwickelt, die jüngern ireien ganz beschränkt auf. Die Gesteine sind weisse, oft sehr com- pacte Kalksteine, weisse, rolhe, grüne Thone, eisenschüssige Sande, rothe und 118 weisse Sandsteine, Puddingsteine. Einzelne Localitäten sind sehr versteinerungs- reich, die wichtigsten Arten sind Lucina rotnnda, Venericardia Sillimanni, Ostraea semilunata, Natica striata, Fusus Fittoni, Voluta Vanuxemi, Carcharodon angu- stidens. In den Pairien am Fort Pierre am obern Missouri findet sich ein eo- cänes Süsswasserbecken, dessen zahlreiche Säugetbierreste Leidy neuerdings be- schrieben (cf. unsere Zeitschr. 1854 Dechr., 1855 Januar; das Alter ist viel- mehr miocän nach der Fauna!) Die Tertiärgebilde treten anfangs mit einem ziemlich schmalen Streifen auf, der sich gegen das Mississippibecken hin er- weitert.. Er beginnt am Cap Cod bei Boston, umfasst die Inseln Nantucket, Martha Vineyard, Long Island, die Ostküsten der Staaten New Jersey, Delaware, Maryland, Virginien, Carolina und Georgien, Nordflorida, Südalabama, den grössten Theil des Staates Mississippi und die Hälfte der Staaten von Arkansas, Luisiana und Texas, durchschneidet den Rio Grande del Norte zwischen Laredo und Matamoras und dringt auch in Mexiko ein. Im Centralgebiete ist nur das erwähnte Becken der Mauvaises Terres bekannt und zwei Partien am Fusse des Felsengebirges. Im Gebiete des Stillen Oceanes bilden Tertiärschichten die Meeresküsten oberhalb der Mündung des Columbiaflusses bis zum Cap Mendo- cino und umfassen das Thal des Willamettelusses im Oregon, weiter nach S. erscheinen sie in den Thälern des Sacramento und San Joaquim bis nach Gon- lracosta; der grösste Theil des Küstengebirges von Monterey bıs S. Barbara be- steht aus ihnen; von San Pedro bis San Diego herrschen sie wieder und bil- den einen Theil der Küste von Niedercalifornien, erscheinen auch am östlichen Abhang der Sierra Nevada, an der Mündung des Colorado in den Golf von Ka- lifornien, am Williams Fort und bei Preuss See im Lande der Mormonen. Das Diluvium lagert auf den ältern Formationen und deckt fast den ganzen Flächenraum des östlichen und westlichen Gebietes, im Centralgebiete ist es weniger entwickelt. An der ganzen Küstenlinie von New York bis in den Busen von Mexiko finden sich alte gehobene Gestade, ebenso längs der grossen Ströme, nördlicher sind es Sande und Thone, erratische Blöcke, bis 800° mächtig, in Californien und Oregon besonders Drift. Die Bildungen der Gegenwart schreiten noch in grossartigem Massstabe fort, durch Korallenbauten und Flussalluvionen. Das krystallinische, vulecanische und metamorphische Gestein nimmt wenigstens den dritten Theil NAmerıkas ein. Es bildet fast sammtliche Gebirgscentra und bestimmt das Relief des Landes. Es scheidet sich in drei grosse Gruppen. Die erste begreift die Granite, Syenite, Porphyre, Glimmerschiefer , Gneiss etc. und bildet die SKüste von Labrador, das Lauren- tinische Gebirge, die NKüste des Huronsees,, des Oberen Sees, setzt durch den Rainy See, Wood See und Winnipeg See bis nach dem Kupfermienenfluss in der Polargegend; der östliche Theil und über die Hälfte Neufundlands besteht aus granalischen Gesteinen, ebenso Cap Breton und O Nova Scotia, das Ge- birge Notre Dame, die Kelten in Neu Braunschweig und Maine. In New York beginnt von Quebeck und Bangor ein breiter Streifen vulcanischer und mela- morphischer Gesteine , der last alle Staaten von Neu England, einen Theil von Neu York, von New Jersey, Maryland, Pennsylvanien, Virginien, Carolina, Geor- gien und Alabama umfast, auch S. vom Obern See und in Ober- Mississippi treten Wasser auf, in W. des Mississippi, in den Prairien des fernen W. fünf grosse Granitparlien, weniger entwickelt im Relsengebirge, der Sierra Jamez und Sierra Madre, und in etwa 15 Meilen breiten Streifen, mehr in der Sierra blanca und bedeutend in der Californischen Wüste und dem ganzen Gebiet des Stillen Oceanes. Die zweite Gruppe, Trapp und Grünsteine, während des Neurothen Sandsteines gebildet, enthalten sehr reiche Erzgänge so am Oberen See, auf den Magdalenen Inseln, an der Bucht des Chaleurs, von Fundy, im Connecticutthale und New Jersey; Trapp findet sich ferner bei New York , auf den Inseln im Obern See, am Flusse St. Croix und am Obern Mississippi, in den schwarzen Bergen und in Neu Mexiko. Die dritte Gesteinsgruppe, die vul- canischen, fehlt im Gebiete des Atlantischen Oceans, bildet aber einen Streifen von OÖ, nach W, im Gebiet des Felsengebirges und erscheint häufiger im Ge- 119 biete des Stillen Oceanes. (Peterm. geogr. Mittheil. VI. 149-159. Mit geol, Karte.) J. Haime bereiste die Insel Majorka im J. 1852 und untersuchte die daselbst gesammelten Petrefakten. Nach ihm treten daselbst folgende Formatio- nen auf: Lias, Oxfordien, Neocomien, Tuffkreide, Eocän, Miocän, Pliocän, Quartäregebilde. (L’Instit. Nro. 1122. p. 234.) F. Römer, devonische Gebilde der Eifel. — Durch eine Vergleichung der devonischen Gesteine der Eifel mit den Belgischen, besonders bei Couvin und Chimay gelangt man am ehesten zu einer Einsicht in ihre Glie- derung, denn in Belgien ist die Gliederung vollständiger, die ursprünglichen Lagerungsverhältnisse deullicher. An den genannten Orten folgen nach oben: 1) Versteinerungsleere, z. Th. halbkrystallinische Thonschiefer und Quarzfelsen (Terrain ardoisier); 2) braune eisenschüssige Grauwackensandsteine mit Ver- steinerungen der älteren rheinischen Grauwacke; 3) In mächtigen Lücken abge- lagerter compacter grauer Kalkstein mit den Korallen des Eifeler Kalkes; 4) Graue Schiefermergel mit Calceola sandalina und der übrigen Brachiopoden des Eifeler Kalkes (Calceolaschiefer); 5) Kalkstein, z. Th. pulverig aufgelöst oder dolomitisch, mit Stringocephalus Burtini und Uncites gryphus (Kalk von Paff- rath); 6) dunkle Schieferthone mit kleinen in Brauneisenstein verwandelten Go- nialiten (Goniatitenschiefer) ; 7) Olivengrüne Schiefer mit Kalknieren und Spirifer disjunetus, welche unmittelbar vom Kohlenkalke bedeckt werden. Die vier un- tern Abtheilungen finden sich mit denselben petrographischen und paläontologi- schen Merkmalen in der Eifel. Die versteinerungslosen halbkrystallinischen Schie- fer- und Quarzfelse setzen namentlich den breiten Rücken der Hohen Venn zwischen Malmedy und Spaa zusammen. Die Grauwacke von Coblenz bildet überall die Unterlage des die Eifeler Kalkpartien bildenden Kalksteines. Dieser selbst mit seinen mergligen Zwischenlagen entspricht den festen Kalksteinbänken mit Korallen und den Calceolaschiefern zusammengenommen und nur darin be- steht ein Unterschied, dass in der Eifel feste Korallenreiche Kalksteinbänken mit den versteinerungsreichen Mergeln anscheinend ohne Ordnung wechsellagern, während in Belgien die festen Bänke regelmässig zuunterst, die Brachiopoden - reichen Mergel darüber liegen. Das durch Stringocephalus Burtini bezeichnete Niveau war bisher in den südlichen Eifeler Kalkpartien unbekannt, R. fand es selbst noch bei Prüm. Namentlich gehören graue Dolomitschichten des östlich von Romersheim unweit Prüm gegen NO streichenden Hügelzuges hieher. Sie sind erfüllt mit Stringocephalus Burlini und einem grossen glatten Uncites An einer andern Stelle bei Bädesheim unweit Oos- sind sie noch von mäch- tigen Kalksteinbänken mit Korallen des Eifeler Kalkes bedeck. Die Go- niatitenschiefer am Etang de Virelle bei Chimay haben in den grünlich grauen Mergelschiefern von Büdesheim ihr vollkommenes Aequivalent, die über Oos hin- aus bis nahe vor Müllenborn sich erstrecken und den Cypridinenschiefern Nas- saus ganz gleich stehen, Auch die jüngste Abtheilung des belgischen Devonsy- stems ist in der Eifel gefunden. Von Prüm in das Büdesheimer Thal hinab- steigend sieht man neben einem lınks gelegenen Kalkofen eine auf dicken Do- lomitbänken mit den gewöhnlichen Korallen des Eıfeler Kalkes auf ruhende nur eiwa 20° mächtige Schichtenfolge von plattenförmigen, grauen Dolomit mit Spi- rifer disjunelus und einer radial gestreiften Avicula. Die erstere Art entschei- det unzweilelhaft über das Alter. (Neues Jahrb. 321 —323.) J. Planer, Steinkohlenlager am Westabhange des Urals. — Im Gouvt. Perm, wo sich die hüttenmännische Thätigkeit des Ural concen- trirt, lichten sich die Wälder mehr und mehr und die Entdeckung von Stein- kohlen ist daher eine sehr wichtige Angelegenheit. Durch Versuchsarbeiten im Ssolikamschen Kreise an der südlichen Lunja fand man glücklich ein Kohlen- Nötz in 6 Arschin Tiefe, 9 Werst vom Alexandrowschen Hüttenwerke, 7 Fuss mächtig. Sein Liegendes ist ein grauer Kalkstein, das Hangende ein sehr ver- breiteter Sandstein mit Zwischenlagern von Eisenocker. Das Flötz scheint nach der vorläufigen Untersuchung eine bedeutende Erstreckung zu haben, in der Länge mindestens 2 Werst. Die steile Schichtenstellung lässt einen grössern Reich- 120 thum in der Tiefe vermuthen. Die Kohle ist sammetschwarz, von starkem Fett- glanz, sehr spröde, im Bruch uneben etwas ins muschlige übergehend, Strich glänzend, Strichpulver schwarz, die Structur meist schiefrig, z. Th. auch dicht, dünne Splitter an der Kerzenflamme entzündet brennen mit hellleuchtender Flamme, einen rein bituminösen Geruch verbreitend; im Tiegel unter Ausschuss der Luft geglüht hinterlässt die Kohle einen schönen, metallähnlichen leicht zusammen- gebackenen Kook von grauer odez fast weisslicher Farbe, Schwelfelgehalt liess sich nicht nachweisen. Sie liefert, Kook 48,50 — 56,88, Asche 17,00 — 5,37, flächtige Bestandtheile 34,50 — 837,385 in 100 Theilen. Dies zur Ergänzung der Mittheilung in Bd. V. 332. (Bulletin nat. Moscou 1854. XXVIL 267 — 272.) Triger, über den Unteroolith Englands und den des Sarthe Depts. — Die verschiedenen Ansichten über die Grenzen des Unter- ooliths in Frankreich veranlassten Tr. zu einer Vergleichung desselben mit dem englischen an Ort und Stelle. Auf dem Wege von Bristol nach Dundry traf er den ersten Unteroolith auf dem Lias, kalkige und thonige Schichten ohne Petre- fakten. Näher bei Dundry wird die Aehnlichkeit mit dem Sarthe Dept. unver- kennbar, und es finden sich Terebratula perovalis, T. ovoides, T. simplex, Pho- ladomya Murchisoni, Ammonites Sowerbyi etc. Weiterhin bildet die Unterlage ein versteinerungsleerer sandiger Kalk, darauf lagert eine Schicht mit Trigonien- kernen, Nautilus toarcensis, Modiola plicata, Pholadomya fidicula, Belemnites sul- catus, Terebrateln und eine Lima, ganz wie in Frankreich. Für die obere Grenze besuchte Tr. Bath und Box. An letzteren Orte fand er schönen Aufschluss durch die Auflagerung des Grossooliths und der Walkererde, zugleich auch durch die Lage des Lias. Auch Cheltenham gewährte viel Belehrung. Er gewann die Ueberzeugung, dass der Unteroolith Englands mit dem des Sarthedepis. vollkom- men identisch ist. Wenn mar in Frankreich den Unteroolith mit dem Eisen- oolith von Moutiers und Bayeux begrenzt so geht man nicht so tief im Schich- tensystem hinab als in England. Wenn sich an beiden Orten der Lias wirklich unmittelbar unter dem Eisenoolith befindet: so fehlt offenbar die sehr wichtige Zone mit Modiola plicata, Pholadomya fidieula etc. Der Eisenoolith von Calva- dos ist sehr wahrscheinlich nur ein sehr wesentlicher Theil des Unteroolith und man muss dazu noch die in der dortigen Gegend maliere genannte Ablagerung hinzunehmen , um die Uebereinstimmung mil England zu erhalten. (Bullet. soc, geol. XII. 71 — 79.) E. Beyrich, über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge. Berlin 1855. 4%. — Die Schichten der Kreide- formation {reten im Innern des schlesischen Gebirges an vielen Stellen auf, an den Rändern ihrer Lagerungsräume steil erhoben bis zur verlicalen und selbst übergestürzten Stellung, in ähulichen Verhältnissen wie die böhmischen und sächsischen Kreide längs des Lausitzer und Erzgebirges. An der Nordseite des Riesengebirges findet sich die Kreide nur über Trias, Zechstein und Rothlie- genden alles in regelrechter Lagerung. Gegen N. lässt eıne Reihe isolirter Thon- schieferpartien von Goldberg über Bunzlau bis nahe zum Queiss eine Grenzlinie ziehen, welche von den südlich liegenden Flötzbildungen nicht überschritten wird. Zwischen seinem Rande und den Thonschiefern am Nordabfall des Riesengebir- ges ruhen die Flötzgebilde wie in einer weiten Mulde, welche in SD Richtung mit 3 schmalen fast parallelen Buchten von verschiedener Länge und Breite in die Thonschiefer sich hinein verzweigt. Der südlichste dieser Busen bei Klein- Röhrsdorf und Merzdorf ist 2 Meilen lang und höchstens !/a breit, gegen Stan- genberg hin erstreckt, ganz von Thonschiefer umgrenzt. Der mittlere längste Busen zwischen Schönau und Hohenliebenthal reicht bis an den O Rand des Ge- birges bei Bolkenhage, der dritte kürzeste und breiteste erstreckt sich vom Thal der Deichsel bis Hasel und Conradswalde. Die ungleichartige Ausfüllung der drei Ausbuchtungen der Hauptmulde des Flötzgebildges bedingt eine Sonderung der Kreideablagerungen in zwei vollständig getrennte Theile. In die mitte Länge bei Schönau beginnende Bucht ist nnr das Rothliegende eingedrungen, im Innern des südlichen Busens von Lähe wurden mit Ausnahme des Muschel- 121 kalks alle Formationen bis zur Kreide abgesetzt, aber das Rothliegende mit den Melaphyren zieht am Eingange des Busens vorüber. Nur die Gebilde des Gold- berger Busens hängen mit den jüngern der Hauptmulde als deren Ende zusam- men. Die hier auftretenden Glieder der Kreideformation sind wie in Böhmen und Sachsen. nur die obern. In der N.-Hanptmulde beginnen sie an den Rän- dern mit einem rauhen grobkörnigen Quadersandstein, der seinen Versteinerun- gen nach dem Cenoman entspricht. Er füllt allein den O.-Ausläufer der Haupt- mulde im Goldberger Busen aus und tritt fast allein auch in einem Ranm der S.-Nebenmulde des Lähner Busens auf. Darüber erscheinen nur isolirte Par- lien eines dünn geschichteten mergligen Kalksteines, der dem Plänerkalk von Strehlen und Oppeln gleich ist, dem Hippuritenkalk der Alpen entsprechend, zum Turonien gehörig. Stalt seiner erscheint im W. des Bobers ein sehr mäch- liges der weissen Kreide oder dem Senonien entsprechendes Gebilde Es be- ginnt mit Thonen, denen thonige Sandsteine eingelagert sind , darüber folgt ein feinkörniger Quadersandstein, bei Giersdorf petrefactenreich, zuoberst mürbe Sandsteine mit Lagen von Töpferthon oder lockere Anhäufungen von Sand und Kies mit Blöcken kieseligen Sandsteines (glasirte Blöcke). Diese jüngere Bıl- dung fehlt in Sachsen, aber hat Analoga am Harzrande. Bei Wehren am Queiss und zu Hermsdorf bei Goldbach lagert Muschelkalk in aufgestürzter Stellung. Mit 70 — 800 heben sich die Schichten bei Wehrau unter der Kreide heraus, nördlich vom Thonschiefer begrenzt. Die herantretenden Kreideschichten sind Senonien und von der Hebung des Muschelkalkes berührt; sie beginnen mit ei- nem Kohlenflötz, welches von lockerm Sand und Kieselsanstein bedeckt ist. Es sind dieselben wie am nahen Teufelswehr bei Wehrau, wo die Queıss den lok- kern Sand weggespielt und die kieseligen Blöcke herabgestürzt sind. Auch wei- ter nach W. ist die Hebung in einem Steinbruche blossgelegt, minder deutlich nach S. Der Kalkstein von Hermsdorf ist wie ein Keil zwischen den N.-Thon- schiefer und den S.-Quadersandstein geschoben, bei Pilgramsdorf ist er ver- schwunden. Die Muschelkalkschichten haben hier überall eine fast senkrechte Stellung bald vom Schiefer ab, bald übergestürzt ihm zufallend, häufig gebo- gen und geknickt. Der Quadersandstein hat hier keine deutlichen Schichten, lässt aber doch gegen Pilgramsdorf hin durch seine Schichtenköpfe die Auf- richtung erkennen. Im Katzbachthal biegen sie sich an der Thonschiefergrenze wie in einer Welle auf. In diese Erhebungszone fällt eine Aufstürzung des Zech- steines südlich von Ober-Praussnitz. In 0. und S. des Goldberger Busens bleiben ringsum die Schichten des bunten Sandsteines und Zechsteines in ruhiger Lage zwischen dem Thonschiefer und Quader. Letzirer ruht vom Queiss bis zum Bober bei Löwenberg, ebenso am Südrande des Goldberger Busens gleich- förmig auf bunten Sandstein, nur zwischen Plagwitz und dem Boberthal ist eine Stelle mit 800 fallenden Quaderschichten. In der kleinen Nebenmulde des Lähner Busens, am NW Eingange allein tritt Zechstein auf, bedeckt vom bun- ten Sandstein, die ganze Mulde erfüllt cenomaner Quadersandstein, und ist selbst in Rothliegendes eingesenkt. Die Schichten des letztern sind am N.- und S.-Rande überall steil aufgerichtet, in gleicher Weise die Quaderschichten von Waltersdorf bis Grunau, am N.-Rande bei Langenau, aber nicht bei Vorhus- dorf. — Auch im Innern des Gebirges ist die Kreideformalion verbreitet. Sie zieht von Kloster- Grüsau nach Reinerz, Habelschwerdt, Mittelwalde, über die Wasserscheiden zwischen Elb-, Oder- und Donaugebiet bei Grulich bis nach Schildberg in Mähren, 14 geogr. Meilen in der Länge bei höchstens 1!/, Mei- len Breite. Im N.-Theile, Adersbach und Heuscheuer, ruht sie auf Rothlie- genden, muldenförmig gelagert. . Die N.- und O.Ränder dieser Mulde liegen in weiter Entfernung, doch deutlich, die südlichen sind verschwunden, denn zwi- schen der Bildung des Rothliegend&n und der Kreide treien hier grosse Verän- derungen in den Formen des krystallinischen Gebirges ein. Von Neutscherbeney nördlich von Cudowa bis über Neubiebersdorf ruht nämlich die Kreide unmit- telbar auf dem von Graniten durchsetzten krystallinischen Schiefer und breitet sich weiter über die niedern Theile dieses Gebirges aus. Ein dritter Theil der Formation geht von Oberschwedeldorf und Piltsch südlich weiter als untere Aus- gr 122 füllung eines golfarligen bis Schildberg in Mähren reichenden Busens. Ihr pa- rallel ziehen noch andre Streifen nach Mähren hinein. Schon v. Carnall glie- derte hier die Formation in Quadersandstein, Plänersandstein und Plänerkalk. Alle drei repräsentiren gemeinschaftlich das Cemonanien, denn dieser Pläner- kalk ist ein andrer als der Turonische. Nur im Grunde des langen glätzisch - mährischen Kreidegolfes erfolgte noch über dem Cenomanien in ununterbroche- nem Zusammenhang von Oberschwedeldorf bis nach Schildberg die Ablagerung turonischer oder senonischer Schichten, das Kieslingswalder System. Ein iho- niger in Conglomerat übergehender Sandstein setzt als oberstes Glied des Sy- stemes O. von Habelschwerdt zwischen Neuwallersdorf und Kieslingswalde eine Gruppe von Bergen zusammen und erscheint nochmals zwischen Schönthal, Schreibendorf und Bobischau. Seine Unterlage ist eine überwiegend thonige Ab- lagerung mit Thoneisensteinnieren und Sandsteinbänken. In der ganzen Aus- dehnung dieses Kreidezuges wiederholten sich die Schichtenaufstürzungen, wo die Formation an hervorragende Ränder des Grundgebirges anslösst. Sie feh- len aber ganz in dem N.-Zuge des Heuscheurgebirges, wo das Rothliegende die Muldenränder bilde. Nur am Eingange des Golfes unweit Glatz am Rothen Berg stehen die Kreideschichten senkrecht. Die N.-Hälfte des Berges besteht aus krystallinischen von Euruptivgesteinen durchsetzten Schiefern. In überge- stürzter Stellung stossen die Schichten des Rothliegenden mit dem Urgebirge zusammen, dann folgen bis zur senkrechten Stellung ein conglomeralischer Sand- stein, dann Kalkstein, darauf Quadersandstein mit Exogyra columba, wieder Kalkstein, ein dritter Sandstein, alle das Cenomanien bildend und zuoberst die untern Thone des Kieslingswalder Systemes. Erst am Ende des Glimmerschie- ferzuges im Neissethal beginnt eine neue Erhebung des Kreidegebirges, welche 3 Meilen weit bis Lauterbach sich verfolgen lässt. Die Gesteine sind hier die- selben wie am Rothen Berge, und das Kieslingswalder System ist von der He- bung mit betroffen. In O. von Mittelwalde gegen S. hört die Aufrichtung der Schichten vollständig auf, nur ganz am Ende des Golfes sind nochmals die un- tersten Schichten senkrecht erhoben. Am W.-Rande des Golfes stösst der Kies- lingswalder Thon von Schildberg ab bis nach Bobischau an den Queiss ohne sich zu erheben und ohne unterliegendes Cenomanien, das erst am Fusse des Grenzberges bei Bobischau sich zeigt und im S. die Aufrichtung beginnt. Bei Rosenthal erweitert sich das Cenomanien horizontal und vertical und gewinnt die petrographische Mannichfaltigkeit. Die Ursache aller hier beobachteten Sıö- rungen ist nicht eine locale durch Hervortreten eines erupliven Gesteines be- dingte, sondern sie ist eine das ganze Gebirge beireffende Erschülterung, deren Stärke in verschiedenen Gegenden eine verschiedene war. Roth, veränderte Kreide vom Divisberge bei Belfast. — Die Einwirkung des Basaltes auf die Kreide bei Belfast ist schon 1816 von Berger in den Transact. geol. soc. ser. 1II. 122. beschrieben. Je nach der Heftig- keit der Einwirkung wird die Kreide in ein grobem Urkalk ähnliches, in zucker- körniges, in feinkörnig sandiges oder in ein porcellanarliges Gestein umge- wandelt. R. analysirte eine graulichweisse, zuckerkörnig sandige Varietät, de- ren rundliche Körner deutliche Krystalllächen von Kalkspath zeigen. Die directe Kohlensäurebestimmung ergab 41,90 pCt. und das Gestein enthielt: 0,52 hy- groskopisches Wasser, 0,37 Kieselsäure , 0,94 Thonerde und Eisenoxyd 55,06 Kalk, 0,01 Magnesia, 0,89 Phosphorsäure, 42,21 Kohlensäure aus dem Verlust bestimmt. Die Zusammensetzung weicht also nicht von der der gewöhnlichen Kreide ab und der Verlust an Kohlensäure kann nur ein äusserst geringer ge- wesen sein. Das spec. Gewicht war 2,719 —B,723. (Geol. Zeitschr. VII, 14— 15.) ö Noeggerath, über einige Knochenführende Höhlen im Re- gierungsbezirk Arensberg. — Die Höhle bei Illingheim im Kreis Arens- berg wurde im Frühjahr 1851 zufällig entdeckt. Sie liegt im devonischen Plat- tenkalk des Sümpfel, dessen Schichten unter 40— 500 gegen S. einfallen und verschiedentlich zerklüftet sind. Eine Hauptkluft mit mehren Nebenklüften durch- 123 schneidet die Schichtung ziemlich rechtwinkelig und bildet die Höhle, deren Mündung auf dem Rücken des Berges liegt. Dieselbe war durch Gerölle und Dammerde verschültet und wurde durch Steinbruchsarbeit geöffnet. Die Höhle geht anfänglich in einer geneigten Richtung bis zu 123° Tiefe in den Berg hin- ein und wird dann auf 118‘ Tiefe fast senkrecht. Am Eingange kaum 2' breit, dann nur 11/5" weit erweitert sie sich abwechselnd zu 3 bis 10° und verengt sıch zuletzt auf 7 Zoll. Die Wände sind fast allenthalben mit Stalactiten beklei- det und in dem wenigen Lehm am Boden fanden sich Trümmer von Knochen und Zähnen des Ursus spelaeus. — In der Höhle bei Balve desselben Kreises sind die vier verschiedenen Schichten der Knochenerde und des Höhlenlehmes, die N. früher beschrieben, von Neuem durchsucht und haben viele Zähne vom Mammut, ein Schläfenbein, Zähne und Knochen von Rhinoceros, viele Ueber- reste vom Höhlenbären, Zähne vom Pferd, Stier und Schaf und einen nicht fossilen Unterkiefer vom Menschen geliefert. — Die Höhle am Fusse des Ru- berkamp zwischen Grevenbrück und Elspe im Kreis Olpe ist in früherer Zeit vielfach durchwühlt, an den Wänden sind nur noch wenige Streifen von Knochenbruchstücken im Kalksinter, einer Breccie ähnlich mit Ursus spelaeus. Die übrigen in dem Kalksinter gebackenen Knochen gehören offenbar lebenden Thieren an, sind auch viel frischer als die Bärenknochen. Diese neuern Kno- chen gehören Putorius vulgaris, Mustela martes, Felis ferus, Lutra vulgaris Canis vulpes, 2 Arten Arvicola, ein Arctomys--ähnlicher Schneidezahn,, Lepus, Cervus capreolus, 5 Vögel, ferner Helix frulicum, Helix cellaria, H. rotundata. (Geol. Zeitschr. VII. 293 — 295.) v. Russegger, das Erdbeben in Schemritz am 31. Januar 1855. — Schon am 28. April und am 16. Septbr. 1854 wurden Erdstösse in Schemnitz verspürt und abermals ein Stoss am 31. Januar d. J., stärker als die beiden frühern, senkrecht von unten kommend mit einem kanonenschussar- tigen Knalle, so dass alle Mauern erbebten und mehrere zerrissen. Es war um 1 Uhr 35 Minuten Mittags. Am stärksten war die Wirkung wieder in der Mitte der Stadt in der Umgebung des sogenannten Kaufhausschächtchens, das übrigens nicht die mindeste Veränderung zeigt. Eine Befahrung der Grube zeigte die interessanten Wirkungen. Der Stoss wurde auf dem Spitaler Hauptgange bis in die grösste Teufe nach abwärts mit zunehmender Gewalt verspürt. Das feste Gestein und die Grubenmauern bekamen hie und da Risse, die Zimmerung wi- derstand; das Krachen des Gesteines war fürchterlich und im Augenblick der Detonnation fand stellenweise ein solcher Windstoss’ statt, dass die Grubenlich- ter erloschen und die Arbeiter glaubten, der ganze Grubenbau stürze über ih- ren Köpfen zusammen. Die Erschütterung war eine centrale, ihr Kreis hat ganz die Form eines Kraters, an dessen NO.- Rande sich der schöne Basaltkegel des Kalvarienberges erhebt. Und betrachtet man den Gebirgskessel von Schemnitz genau, so scheint es, dass derselbe ein Erhebungskrater im Grünslein- und Grünsteinporphyrgebirge ist, den der Spitaler Hauptgang mitten durchsetzt und an dessen NO.-Rande eine Basalteruption stattgefunden hat. (Wien. Sitzgsber. XV. 368 — 369.) Abich, über die letzten Erderschütterungen im nördli- chen Persien und dem Kaukasus. — Im Kaukasus sind Erderschütte- rungen nicht selten und stehen daselbst in nähern Zusammenhange mit den vul- canischen Gebilden. Die letzten Erschütterungen fanden zwischen den 10. und ll. Septbr. 1854 Statt. Seit 1843 wurden nicht weniger als 26 Erdbeben ver- spürt, nämlich 1843 am 6. 12. 14. 16. 17. 18. April, am 30. Mai und 23. Novbr., 1844 am 30. April, 1845 am 27. Juni, 1848 am 22. Januar, 3. und 93. Febr., 7. Juli, 1849 am 26. Juli, 1851 am 4. Febr., 2. und 11. März, 18. und 19. Octbr., 1852 am 22. Juli, 1853 am 16. August. Das letzte Erd- beben am 10. Septbr. 1854 war am heftigsten im Osten von Tebriz bei Gum- bed: und setzte nicht über die Gebirgskette fort, welche Karadagh von Tebritz trennt, westlich wurde es weder bei Ourmia noch bei Salmaz u, a. 0. vermerkt. Im Ghilan wurden am 19. Octbr. um 2 Uhr 15 Minuten Mittags sehr heftige 124 Erdschütterungen in der Richtung vom W. nach O. wahrgenommen. Bei Tebriz erfolgten nach dem 10. Septbr. noch weitere Erdstösse und zwar am 11. um 11 Uhr 48 Min. Nachm. 5 Erdstösse, am 15. um 8 Uhr 15 Min. Nachm. eine Erschülterung mit unterirdischem Getöse, am 16. um Mitternacht ein schwacher Stoss, am 1] Octbr. um 11 Uhr 48 Min. Vormiltags ein gleicher, am 14. Octbr. um Mitternacht ein Stoss mit unterirdischem Getöse, 7 Minnten später ein schwächerer und am 23. um 4 Uhr Morgens ein ziemlich starker mit Getöse und am 23. Januar 1855 um 5 Uhr 30 Min. Nachm. ein schwacher Stoss das Erdbeben am 11. Septbr. beschränkte sich ganz anf das tıachytische System des Sehend. Von den 33 Erschütterungen bei Tebritz 1843—1855 fallen 5 auf den Winter, 13 auf den Frühling, 4 auf den Sommer, 7 auf den Herbst, welche Vertheilung nicht auf Perrey’s aus 2879 Erschütterungen gezogene Regel passt, nach der das Maximum auf den Winter, das Minimum auf den Sommer fällt. (Bullet. acad. Petersbg. XIV. 50— 55.) Gl. Vulkanische Erscheinungen im Ost-Indischen Archipel. — In der Natuurkundig Tijdschrift voor Nederlandsch Indie. Deel. VI. (Ba- tavia. 1854. gr. 8.) befinden sich folgende Mittheilungen über dortige Erdbe- ben ete. Zwischen Trando und Kauwer, zur Gruppe der Kaij- Eilande gehörig, wurden drei früher nicht vorhandene Sandbänke entdeckt, welche sich wahr- scheinlich bei den Erd- und Seebeben des Jahres 1852 gebildet hatten. Sie bestanden aus Korallenfels und Sand. — Auf der Insel Banda verspürte man am 1. 14. 19. und 20. November 1853 leichte Erdbeben, während zu gleieher Zeit der Vulcan der Insel mehr Rauch ausstiess als gewöhnlich. — Am 8. No- vember 1853 wurden auf Banda zwei vertikale Erdstösse gefühlt, welche 6 Se- kunden anhielten. Sie waren von einem unterirdischen Geräusche begleitet. An den drei darauf folgenden Tagen folgten neue Stösse. Am 10. December wie- derholten sie sich, dauerten 10 Sekunden und halten eine horizontale Richtung von O. nach W. — Von den Molukken wurde mitgetheilt, dass sich in der Nähe des Eilandes Kay zwei Inseln an Grösse Poeloe Pisany gleich aus dem Meere erhoben haben. Man bringt ihre Erhebung mit dem Erdbeben vom 26. November 1853 in Verbindung. In der Nacht vom 30. zum 31. December 1858 wurde auf Amboina ein leichter Erdstoss wahrgenommen. — Am 27. Decem- ber wurden leichte Erdstösse zu Monado beobachtet. In Saparoea und Haroeko fanden am 2. 3. 4. und 5. Januar 1854 heftige Erderschütterungen statt, wel che eine Richtung von SO. nach NW, halten. — Am 8. und 26. Januar 1854 hörte man wieder Erdstösse, mit unterirdischem Geräusch verbunden. Am 19. Januar und 2. Februar fühlte man auf Ternate leichte Erdstösse. Zd. Fr. v. Hauer und Fr. Foetterle, geologische Uebersicht der Bergbaue der österreichischen Monarchie. Im Auftrage der k. k. geologischen Reichsanstalt zusammengestellt. Mit einem Vorworte von W. Haidinger. Wien 1855. 4%. — Es ist diese Schrift zunächst veranlasst durch die aus der österreichischen Monarchie nach der pariser Ausstellung gesandten Berg- und Hüttenproducte und dazu bestimmt in grossen Zügen ein zusammen- hängendes Bild der grossen Mannichfaltigkeit dieser Producte im Kaiserstaate zu liefern. Der erste Abschnitt zählt die Karten und Sammlungen auf, der zweite gıbt eine geologische Uebersicht über das böhmisch-mährisch-schlesische, das Alpen- nnd Karparthengebiet und über die Tertiär- und Alluvialebenen, der dritte führt die Bergbaue der österreichischen Monarchie auf und zwar 1) die Bergbaue auf verschiedene Metalle, 2) auf Eisensteine, 3) auf Steinsalz, 4) die Kohlenbergbaue und 5) anhangsweise die Baue auf Graphit, Gyps, Asphalt, Seliwefel, Alaun- und Vitriol, Schwerspath, die Torfstechereien und Goldwä- schereien. Die Schrift zunächst für den Berg- und Hüttenmann von höchstem Interesse verdient nicht minder die ganze Aufmerksamkeit der Geognosten, denn sie ist kein blosses Verzeichniss, sondern dıe Vorkommnisse sind überall durch geognostische Bemerkungen erläutert, für deren Werth die Namen der Vfl. ge- nügende Bürgschaft leisten. Gleiche Uebersichten dieser Art von den einzelnen Ländern Deutschlands wären im praclischen wie im wissenschaftlichen Interesse sehr wünschenswerth, Gl. 125 Palaeontologie. Hitchcock, neue Clathropteris im Sandsteine des Gonnectientthales. — Der durch seine Vogelfährten längst bekannte Sandstein des Connecticutthales erhält durch die endliche Entdek- “ kung anderer Versteinerungen ein neues paläontologisches Interesse. Diese Ent- deckung betriffi eine neue Clathropteris, der I. unter dem Namen Cl. rectius- eulus folgende Diagnose gibt: foliis profunde pinnatifidis, pinnulis rachi adnatis inter se discretis, oblongis, bipedalibus vel majoribus; nervis secundariis rachi subperpendieularibus, 4 lineis distantibus; nervis transversalibus rectiusculis vel leviter arcualis clathratis, nervulis tenuissime reticulatis, superficie foliorum planiuscula.. Die Lagerstätte ist ein fester röthlicher Sandstein am Fusse des Berges Tom, dessen oberer Theil aus Trapp“ besteht, während die tiefern Sandsteinschichten 5000 — 8000 Fuss Mächtigkeit haben. Die europäische Clathropteris meniscioides gehört dem ältern Lias an, wie die zahlreichen und sehr schönen Reste zwischen Quedlinburg und Halberstadt ganz unzweifel- haft dargethan haben, das Vorkommen im Keuper bedarf auch heute noch der weitern Prüfung. Ein mir eben vorliegendes Fragınent aus dem Lias von Helm- städt, im Gestein und der Form ganz mit dem Quedlinburger identisch, gleicht so vollkommen der amerikanischen Art, dass nach Hitchcocks Abbildung und Diagnose der neue Artname nicht gerechtfertigt scheint und die Reste des Con- necticutthales vorläufig der europäischen Cl. meniscioides untergeordnet werden können. — (Sillim. americ. journ. XX. 22 — 25.) M. Edwards und Haime, Monographieder britischen fos- silen Corallen. V. Th. (cf. Bd. Ill. 151.) — Dieser neue Theil der wich- tigen Monographie bringt die silurischen Korallen mit folgenden Arten : Palaeocyclus porpita (L) - praeacutus (Lonsd) - Fletcheri - rugosus Heliolites interstincta (L) - Murchisoni - megastoma (MC) - Grayi - inordinata (Lsd) Plasmopora petsliformis (Led) - seita Propora tubulata (Lsd) Favosites gothlandica (Lk) - aspera d’O - multipora Lsd - Forbesi - Hisingeri - cristata - fibrosa (LM) - crassa MC Alveolites Labechei - Grayi - repens (His) - seriatoporoides Monticulipora petropolitana (Pdr) - papillata (MC) - Fletcheri - pulchella Monticulipora Bowerbanki - explanata (MC) - lens (MC) Labechia conferta (Lsd) Halysites catenularia (L) Halysites escharoides (Lk) Syriogopora bifurcata (Lsd) - fascicularis (L) - serpens (L) Coeniles juniperinus Eichw - intertextus Eichw - linearis - labrosus - ‚strigatus MC Thecia Swinderana (Gldf) - Grayana Cyathaxonia siluriensis MC Aulacophyllum mitratum (Schl) Cyathophyllum Loveni - angustum Lsd - pseudocerates (MC) - articulatum His. - truncatum Br - flexuosum (L) - trochiforme (MC) vortex (MC) eng turbinata (L) - subturbinata (dO) - Murchisoni Goniophyllum Fletscheri - _pyramidale (His) Chonophyllum perfoliatum Ptychophyllum patellatum (Schl) Acervularia luxurians (Eichw) Strombodes typus (MC) - Murchisoni - Phillipsi - diffluens 126 Syringophyllum organum (L) Cystipbyllum Grayi Lonsdaleia Wenlockensis (MC) - siluriense Lsd Cystiphyllum cylindricum Lsd Obwohl durch die Monographie der Paläozoischen Corallen, welche die Vff. im Archives du Museum 1851. V. gegeben haben, diese Bearbeitung den frühern Theilen an Neuheit des reichhaltigen Inhaltes bedeutend nachsteht, so hat sie doch insofern ein ganz besonderes Interesse, als sie eine Kritik der massen- haften M’Coy’schen Silurarten gibt. Die beigefügten Tafeln laufen von 57—72. Da die ganze Monographie der britischen Korallen hiemit geschlossen: so ist am Schluss ein Verzeichniss der beschriebenen und abgebildeten Arten nach den Formationen und ein Generalregister der Namen gegeben. Wir behalten uns eine geologisch- geographische Uebersicht sämmtlicher Arten für eines unsrer nächsten Hefte vor. Reuss, Foraminiferen und Entomostraceen des Mecklen- burger Kreidegebirges. — Aus den Kreideschichten von Basdorf in W. von Krospelin von Dönitz, und aus den Brunshauptener Schichten beschreibt er folgende Arten, von denen wir die schon früher von ihm von andern Locali- täten beschriebenen mit R bezeichnen: Glandulina coneinna - rotulata dO Lunulites fegulata Nodosaria inflata R Robulina trachyomph. R Bidiastopora oculata - distans - signala Cytherella complanata R - Bolli - megalopolitana - parallela R - polygona Rotalia Karsteni - faba R Dentalina plebeja - Brückneri Cythere triangularis - _megalopolitana - deplanata - Kochi - tenuicollis Rosalina Kochi - Meyni - longicauda Amphistegina clypeolum - texturalta - acutissima Quingueloculina semi- - lima - Steenstrupi plana - gracilicosta - baltica Truncalalina concinna - insignis - interlineata Bulimina ovulum R - ceornuta Roem Cristellaria decorata Polymorphina uviformis - coronala Roem - prominula Triloculina Kochi Wenn auch im Allgemeinen diese Formen eine gewisse Aehnlichkeit mit Ter- tiären verralhen, so wird dieselbe bei der specielleren Vergleichung doch zurück- gedrängt und die wırkliche Identität von 9 Arten mit denen der Kreide setzt ihr Alter ausser Zweifel. Nur 2 Cytheren sind davon aus oberterliären Schichten bekannt. Bei näherer Parallelisirung gibt sich die Lagerstätte als dem Pläner oder Turonien angehörig zu erkennen, wofür auch die übrigen Versteinerungen sprechen. (Geol. Zeitschr. VII. 261 — 291. Tf. S—11.) Th. Wrigth, eine neue Cidaridengattung, Hemipedina. — Diese neue Gattung hat mit Diadema gemein die einfachen Porenpaare und die perforirten Warzen, unterscheidet sich aber durch den Mangel der Kerben an den Warzenringen. In letzter Beziehung gleicht sie Pedina, welche dreipaarige Poren hat. Von Echinopsis unterscheidet sie sich durch die schmäleren Ambu- cralfelder, dıe deprimirte Gestalt der Schale und durch die Form der Mündung. Die Arten gehören ausschliesslich dem Juragebirge an und sind 1. Lias. 9. Unteroolith. H. Bechei — Lyme Regis H. Bakeri — Crickley Hill. —: Cidaris Bechei Brod — Pedina Bakeri Wright — Diadenıa Bechei Ag. H. perforata — Crickley Hill, H. Bowerbanki — Lyme Regis = Goniopygus perforatus Wright H. Jardini — Ilminstr, ele, H. tetragamma — Crickley Hill. H. Eiheridgii — Ilminstr. H. Waterhousi — N H. seriale — Frankreich H. Bouei —_— 5. hi — Diadema seriale Ag. 127 3, Grossvolith und Cornbrash. H. Davidsoni — Minchinhampton H. Woodwardi — Wiltshire H. tubersulosa — , (Ann. mag. nat. hist. Maut, 94 — 100.) Fr. Rolle, die Echinodeen der oberen Juraschichten von Nickolsburg in Mähren. — Der aus Kalkstein, Mergel und Sandstein be- stehende obere Jurakalkalk bei Niekolsburg in Mähren und Ernstbrunn in Nie- deröstreich führt zahlreiche meist verkieselte Seeigel besonders in den mergli- gen Schichten, die eine nähere Untersuchung verdienen. Sie entsprechen denen des terrain A chailles im französischen und schweizer Jura und denen des mittlern und obern weissen Juras Würtembergs. Die beschriebenen Arten sind folgende: Polycyphus nodulosus Ag. Cidaris coronoides Glypticus Hoernesi = (. propinqua Ag. Acropeltis aequituberculata Ag. - brevicollis Hemicidaris conoidea (Q) — (. marginatus Gf. Cidaris coronata autor - trigonacantha Ag. - propinqua Gf. (Wiener Sitzgsbr. XV. 521 — 540.) J. Lycett verbreitet'sich über Perna quadrata Sowb und gibt eine bessere Abbildung als in der Mineral Conchology , da nach derselben die Art kaum wieder zu erkennen ist. Sie findet sich im Cornbrash von Bulwik, im Unteroolith von Nailsworth, Minchinhampton a. a. 0. (Ann. mag. hist. Juni 427 — 480.) Fr. E. Edwards, Monographie der eocänen Mollusken Englands. Thl. I. II. — Die beiden letzten Bände der Schriften der Lon- doner paläontologischen Gesellschaft (1852 u. 1854) bringen von dieser Mono- graphie den 2. und den Anfang des 3. Theiles. Der 2. beschäfftigt sich mit den Pulmonaten und beschreibt folgende Arten: Helix vectiensis Limnaea longiscata Brard. H. Natiheimense — Nattheim _ = Echinopsis nattheimense Q. H. Saemanni — Meusedept. Planorbis rotundatus - ÜUrbani sulcata Brard. - globosa Swbh. gıbbosula - obtusus Swb. - ocelusa sublata - diseus - tropifera mixta - oligyratus - omphalus ovum Brgn. - platysloma Wood. - Jabyrinthica Swb. ensiformis Swb. - lens Brgn. - sublabyrinthica tumida - _tropis - headonensis columellaris Swb. - hemistoma Swbh. Bulimus ellipticus Swb. subquadrata_ = elegans - polilus convexa - biangulatus - heterestomus costellata - Sowerbyi Bronn, Achatina costellata (Swb) Pupa perdentata - oryza Clausilia striatula Suceinea imperspicua Wood Limnaea caudata - pyramidalis Desh. fabulum Brgn. cincta augusla arenularia minima Swb. Tecla tenuis Planorbis euomphalus b. Ancylus latus Velletia elegans (Swb) Melampus tridentatus Pedipes glaber Cyelotus einctus - nudus Craspedopoma Elizabe- thae Der 3. Theil bringt den Anfang der Ordnung der Prosobranchiaten mit folgen- den Arten: Cypraea inflata Lk. - oviformis Swb. - Bowerbanki Swb. - globularis Cypraea bartonensis tuberculosa Desh. platystoma Wetherelli Cypraea Prestwichi Ovula anliqua Marginella eburnea Lk. - bifidoplicata 128 Voluta sealaris Swb. Voluta calva Swb. recticosta Swb. - sSelseiansis Marginella gracilis - oculata Lk. = - pusilla - suspensa (Sol.) - angusla Desh. - simplex - tricorona Swb, - cosliata Swb. - vittata - pugil - humerosa Voluta luctatrix (Sol) - alhleta Swb. - maga nodosa Swb. ambigua Swb. digitalina Lk. elevata Swb. crenulata Lk. Solanderi - denudata Swb. - spinosa Lk. - depauperata Swb. - geminala Swb. - horrida - Forbesi - Branderi Desh. - protensa Swb. - cithara Lk, - uniplicata Swb. - murieina Lk. - Wetherelli Swb. Die Tafeln laufen von 10— 23. die 9 erstern waren den Cephalopoden gewidmet. D. Sharpe, description of the fossil remains of Mol- lusca found in the chalk of England. Part. II. Cephalopoda. Lon- don 1854. 49, (cf. Bd. Ill. 159.) — Diese Fortsetzung bringt nur einen Bo- gen Text mit Tf. 11—16. Es werden beschrieben: Ammonites Wollgari Mant Ammonites Portlocki Ammonites leptonema — A. carolinus dO* = fissicoslalus Portl. - rolhomagens. Bıg. - Griffitbi - euomphalus = A. sussexens. Mant - Austeni - laticlavius - sussexensis Mant - ‚ planulatus Swb. - Oldhami - Cunningtoni. - calinus Mant — A.alternatus Portl. Morris und J. Lycett, amonograph of the Mollusca from ihe great oolite chiefly from Minchinhampton and the coast of Yorkshire. Part. III. London 1854. 4°. (cf. Bd. II. 151.) — Wir geben anschliessend an unsern frühern Bericht die Uebersicht der hier beschiebenen und abgebildeten Arten unter Hinzufügung der Synonymie: Opis similis = Cardita similis Swb. Cyprina nuciformis Lyc. Tancredia truncala Lyc. - Deshayesi - brevis Astarte squamula Arch. - curtansala - minima Phill. - Corbula eurt. Phill. = A. pulla Röm. - axiniformis — Nucula axinif. Phill. - pumila Swb. — T. extensa Lyc. - excentrica - rotunda Morr. - planata — A. orbieularis Swb. - angulata - rhomboidalis Corbicella bathonica — Isocardia rhomb. Phill. Quenstedtia oblita = an luciense d’O. = Pullastra oblita Phill. = . bajociense d’O, Corbnla involuta Gf. - excavala Swb. = (. striata Buckm. — A. complanala Röm. Neaera Ibertsoui Morr. - depressa Goldf. Gressliya peregrina - angulata — Gr. rostirala Ag. - elegans Swb. Ceromya Symondsi - interlineata Lyc. - undulata - Wiltoni - plicata Ag. - recondita — Cardita scoslata Buck. — Pullastra recond. Phill. - concentrica Cyprina Loweana = Isocardia conc. Swb. - trapezilormis - similis Lyc. = Venus trapezf. Röm. Thracia Studeri - jurensis — Corymya Studeri Ag. — Venus jur. Gf. — Tellina incerta Röm, - depressiuscula -. curtansata Myacites Vezelayi — Mya Vezelayi Arch == Monomya gibbosa Ag - erassinsculus - ealceiformis Phill — Mya margaritifera YB - ‚dilatus Phill = Panopaea dilalata dO -. Terquemea = Pleuromya lenuistriata Ag — Panopaea tenuistr. d’O = Panopaea terquemea Bvg - unioniformis - compressus - tumidus Anatina plicatella - undulata — Sanguinolaria undul. Swb Goniomya lilterala Ag - semicostala Pholadomya acuticosta Swb - soeialis - ovulum Ag - Saemanni - solitaria Heraulti Ag = Ph. Murchisoni Röm Hinnites abjectus = Pecten abjectus Phill Pholas oolithica Arten aus Yorkshire: Ostraea Marshi Swb — (0. diluviana Pk Ziet. = 0. sulcifera Phill Gryphaea mima Phill Pecten demissus Phill Perna rugosa Gf — P. quadrata Phill Pteroperna plana Avicula Münsteri Gf - Braamburiensis Swb Cornuel, 129 Pinna cancellata Lima punctata Gf Hinnites abjectus Morr Modiola cuneata Swb - Leckenbii - ungulata YB Cucullaea cancellata Phill —= (. obliqua Lye Unicardium gibbosum - depressum = Corbula depressum Phill Trigonia decorata Lye Astarte minima Phill - elegans Swb Isocardia cordata Buckm Quenstedlia laevigata Phill — Psammobia laevigata Phill Myacites Beani - securiformis — Amphidesma securif. Phill - decnrtatus — Amphid. decurt. Phill = Lutraria decurt. Gf - scarburyensis — Lutraria gibbosa Phill - gibbosus = Panopaea gibbosa Swb = P. Agassizi Val - aequatus Phill Gressiya peregrina = Unio peregr. Phill — Gresslya erycina Ag = Gr. concentrica Ag Goniomya Vscripta Ag — Mya Vsripta Swb Pholadomya ovalis Swb "= Ph. pelagiea Ag = Ph. nana Phill Pholas pulchralis - costellata Ceromya concentrica Gervillia acuta Süsswasserconchylien im Neocomien. — Fitton beschrieb einen Unio Marlini als aus dem Wealden Englands stammend und d’Orbigny nach Cornnels Exemplaren von.Wassy im Haute Marne. Neuerdings sind daselbst nun auch ächte Paludinen sogar mit Deckeln gefunden worden, ebenso einige Bulimus und Cyclas, während Meeresconchylien in dieser Neoco- mienhauk noch fehlen. Nur von Plesiosaurus kamen Reste vor. C. vermuthet, dass die Conchylien mit denen des englischen Wealden identisch sein könnten. (Bullet. soc. geol. XII. 47.) Sandberger, Anoplotheca, neue Brachiopodengattung. — Die Beschreibung dieser neuen ‚Galtung gibt folgende Charactere: Schale von eiförmigen Umfang, convexconcay, ohne Perforation, Schlossfeld und Delti- dium; der Schlossrand gekrümmt, die innern Ränder etwas aufgeworfen, von den Mantelfranzen radial gefurcht, die Bauchklappe grösser als die Rücken- klappe, mit 2 kräftigen Zähnen, vom Buckel bis zur Mitte mit schmaler Wand- platte, deren unteres Ende gespalten ist; zu beiden Seiten derselben die Ein- ‚drücke der Schlossmuskeln, am untern Ende den kleinen eiförmigen des Schliess- 9 130 muskels; die Rückenklappe nicht sehr vertieft, ihr kleiner Schlossfortsatz ge- spalten, jederseils mit kräftiger Lamelle, in welcher die tief ausgehöhlten Zahn- gruben liegen, darunter jederseits einer dickern auf der Mitte herabziehenden Wandplatte ein breiter ovaler durch eine schiefstehende Leiste gelheilter Schlies- muskeleindruck,, an dessen oberem und unteren Rande je ein in schiefer Rich- tung gegen den Rand laufender Hauptast von Gefässeindrücken entspringt; unter dem Schlossfortsatz am obern Ende der Wandplatte ein kleiner runder tiefer Eindruck. Die einzige Art ist A. lamellosa — Terebratula venusta Schnur = Productus lamellosus Sandb., in der Eifel, unweit Dillenburg. Lahnstein etc., im Spiriferensandstein gesellig. (Wiener Sitzgsber. XVI. 5— 3.) De Koninck, über die Gattung Davidsonia. — Goldfuss halle bereits nach einer Eliquelte im Bonner Museum eine Eigenthümlichkeit eines Eifeler Brachiopoden erkannt und Verneuil nach einer Schale aus den devoni- schen Schichten Russlands die Aufmerksamkeit auf dieselbe gelenkt, aber erst Bouchard -Chantereaux trennte dieselbe von Leptaena und gab ihr den neuen Namen Daviılsonia. Indess standen auch ihm nicht die besten Exemplare zur Untersuchung zu Gebote, daher seine Characteristik des neuen Typus noch man- gelhaft blieb. Auf reichliches Material gestützt gibt nun K. eine vollständige Characleristik der neuen Gatlung, die wir aufnehmen: Schale ungleichklappig, quer, gleichseitig bei normaler Ausbildung, oft aber unregelmässig; die grosse Klappe dick, an fremde Meereskörper unmittelbar angeheftet, mit geradem, dün- nen, oft spilzigen, nicht perforirten Schnabel; das Schloss besteht aus zwei seitlichen Zähnen, die am Grunde der Deltoidöffnung der Area stehen; die Area der der Thecideen ähnlich, scharfwinklig, sehr nach hinten gedrängt, das Del- tidium aus zwei dreiseitigen Stücken bestehend, sehr gewölbt, niemals die ganze Länge des Spalt einnehmend, deren vorderer Theil nur durch einen entsprechenden Vorsprung am Schlossrande der freien Klappe geschlossen werden kann; die freie Klappe deckelartig, bald schwach convex, bald leicht concav, selten flach. Der äussere Schmuck der Schale besteht nur in einigen Wachsthumsstreifen. Ausser zwei oder drei seitlichen Rinnen bemerkt man jederseits der Innenfläche der grossen Klappe einen Höcker, dessen Vorderseite treppenartig getheilt, während die Hinterseile nichts Eigenthümiiches bietet, sondern feingrubig wie die übrige Innenfläche gezeichnet ist. Zwei unregelmässige Muskeleindrücke stehen unmittelbar unter dem Deltoidspaltl. Der vordere Rand ist scharf und innen mit kleinen verticalen Falten bedeckt. Die Innenfläche der kleinen Klappe ist in zwei gleiche Theile getheilt durch eine mittle Wulst, die sich nach vorn spaltet und sich um den ganzen Rand der Schale herumzieht. In beide dadurch entstehende glatte Gruben passen die Höcker der grossen Klappe. Ihr Schloss besteht aus einem kleinen mittlern Knopf, neben welchem durch tiefe Rinnen getrennt zwei seitliche dickere stehen. An den Seiten derselben sind Gruben für die gegenstandigen Schlosszähne, darunter ein Muskeleindruck. Das Thier, wel- ches die Schale bewohnte muss sehr dünn gewesen sein wie viele Leptänen, Orthis und gewisse, Thecideen , die Verwandschaft mit Crania, auf welche Bou- chard hinweist, wird auffallend schwach gewesen sein, K. hält vielmehr die Davidsonia fär den Vertreter der Thecidea in der paläozoischen Zeit, so gross ist die Vewandischaft beider. Es sind bis jetzt nur 2 Arten bekannt, welche den mittlern devonischen Schichten mit Calceola sandalina, Orthis striatula, Terebratula relicularis gehören, an die sie sich gern anheften. D. Verneuilli Bouch. selten bei Chimay und Gerolstein; D. Bouchardana n. sp. an denselben Localitäten. (Mem. soc. roy. Liege VIII. 129— 139. 161.) De Koninck, über die Brachiopoden-Gattung Hypodema. — Die fortgesetzte Prüfung des Baues der Calceolaschalen führten K. zur Er- kenntniss gewisser Structureigenthümlichkeiten der Kohlenkalkarten ,. welche ihn nöthigen dıe früher von ihm als Calceola Dumontana beschriebene Art generisch zu trennen. Die Schalen dieser neuen Gattung sind zweiklappig, ungleichklap- pig, frei, die grosse Klappe kaputzenförmig, nicht immer ganz gleichseitig, ihr Ende spıtz, meist etwas nach rechts oder links gebogen, mit einer dreiseitigen platten Seite, deren Rand mit einer starken platten Wulst verschen ist, die 151 entgegengesetzte Seite ist gerundet, durch unregelmässige Wachsthumsstreifen rauh. Das Innere ist glatt, jederseits ein kleiner tiefer halbkreisförmiger Mus- keleindruck , beide durch eine Rinne verbunden. Die kleine Klappe ist fast ganz flach, innen wie die grosse beschaffen. Es fehlen also die bei Calceola vor- kommenden markirten Streifen der grossen Klappe, welche deren Rand kerben, die Gestalt ist minder regelmässig. Die beiden Arten birgt der untere Kohlen- kalk von Vise; Sie sind A. Dumontana (= Calceola Dumontana Kon) und H. transversa n. sp. (Ibidem 140 — 144. Tb. 2.) Barrande, über Ascoceras als Prototyp von Nautilus. — Das Gehäuse des Ascoceras hat eine sackförmige Gestalt, deren Wohnkammer die ganze Länge einnimmt, auf einer Seite aber ausgehöhlt ist zur Aufnahme des gekammerten Theiles.. Die Lufikammern umschliessen die halbe Breite der Wohnkammer, ihre Querwände verschmelzen mit denen und ihrer Aussenwand. Nur eine kleine Oeflnung verbindet die letzte Lufikammer mit der Wohnkammer, die übrigen Kammern sind völlig abgeschlossen. Abweichend von allen Nauti- len und Ammoniaden fehlt dem gekammerten Theil an der Berührungsstelle die selbständige Aussenwand. B. betrachtet nun Ascoceras als einfacher als Ortho- ceras, indem er die Querwände der Kammern nur als halbe ansieht dadurch entstanden, dass das Tbier sich nicht ganz erhob um eine neue Kammer zu bilden wie bei Orthoceras, sondern seinen Körper vielmehr zur Hälfte einzog. Als Sipho erklärt B. den ganzen uutern Theil der Wohnkammer, der neben dem gekammerten Theile des Gehäuses liegt und gelangt zu dieser Deutung durch die Vergleichung mit den durch sehr weiten Sipho ausgezeichneten Arten von Orthoceras und Endoceras, Die Vergleichung beider und Nautilus führt ihn denn auch zu der Annahme gleicher Functionen der entsprechenden Organe. Die innige Verschmelzung der Querwände mit der Schale erschwert die Deutung der Bildung der Luftkammern durch Einziehung eines Theiles des Körpers, inglei- chen die an dieser Stelle gelegenen weichen Organe, die umfangsreiche Leber und die Genitalien; immerhin muss wenn der neben dem gekammerten Theile des Gehäuses liegende Abschnitt dem Sipho entsprechen soll, der Körper sich ganz im Gehäuse emporheben; noch dunkler bleibt uns der frühere Jugendzu- stand des Thieres. Die Perforation der Scheidewände durch ‘den Sipho, ob nämlich dieser die Wand wirklich durchbohrt oder-ob er bloss in einer Aus- randung derselben liegt ist in anatomischer Hinsicht, also auch systematisch ganz bedeutungslos und darauf hin Clymenien und Goniatiten von Nautilus und Ammonites generisch zu trennen ist nicht gerechtfertigt. (Neues Jahrb. 257 — 236. Tf. 3.) Ch. Darwin, a monograph of the fossil, Balanidae and Verrucidae of Great Britain. London 1854. 40%. 44 pp. 2 Tbb. — Diese im neuesten Bande der Londoner paläontographischen Schriften enthaltene Mo- nographie macht uns mit 16 Arten Cirripedien bekannt, indem wir das Vorkom- men in der Kreide mit a, in eocänen Schichten mit b, im Corallinen Crag mit c, im Rederag mit d, im Säugethiercrag mit e und in der Gegenwart als lebende mit f bezeichnen und in der geographischen Verbreitung England als aller Ar- ten zukommend weglassen: Balanus tintinabulum Ch. — df — Tropen überall - calceolus Ell — cf — WKüste Afrika - spongicola Brw — ef — SKüste England und Afrika - concavus Bronn — cdf — SEuropa, Virginien, Californien, Peru, Australien - porcatus Costa — def —- England, NAmerika, China - crenatus Bmg — cdef — Skandinavien, Deutschland, NAmerika, Mittelmeer, Cap - Hameri (Ascan) def — Schweden, Canada, Russland, Grönland - bisuleatus —c — Belgien - dolosus — de — - inelusus —c — Deutschland - unguiformis Swb —b — Belgien 132 Acaste undulata =-c — 2 Pyrgoma anglicum Swb — cf -—- Mittelmeer, Afrika Coronula barbara —d — Verruca Strömia (Müll) — cdef — NEuropa - prisca Bosq — a — Belgien. R. Jones, über paläozoische Entomostraceen — J. ver- breitet sich zunächst über die Gattung Beyrichia im Allgemeinen und characteri- sirt dann drei Artgruppen derselben, nämlich Simplices , Corrugalae und Jugo- sae. Zur Gruppe der Jugosae beschreibt er B. Buchana n. sp., B. tuberculata (Klöd) in zwei Variatäten, B. Dalmanana n. sp., B. Maccoyana n. sp., B. Sal- terana n. sp. — Zur Gruppe der Corrugatae: B. Wilkensana n. sp., B. sili- qua n. sp. — und zur Gruppe der Simplices: B. mundula n. sp. Alle Arten gehören dem obern Silurkalk Schwedens an, der ausserdem noch folgende Arten führt B. Kloedeni Mc., B. complicata Salt, B. symmetrica Hall, B. lata Vauyx. B. busacensis Jon., B. bohemica Barr., B. simplex Jon., B. logani Jon., B. strangulata Salt. (Ann. mag. nat. hist. August. 83L— 92. Tb. 5.) N. P. Angelin, Palaeontologia scandinavica: I], Crustacea formationis transitionis fasc. 2. Lipsiae 1854. 40 p. 21—92. — Die erste Lieferung dieser Monographie erschien im J. 1851. und wurde ihr Inhalt in dem Paläontologischen Jahresbericht in den Beiträgen zur Paläontologie von C. Giebel (Berlin 1853. S. 127.) angezeigt. Hierauf verweisend theilen wir die Fortsetzung mit und bemerken zuvor, dass der Verf. in seinem Werke die Fa= milien und Gattungen diagnosirt und die untersuchten Arten unter Beifügung des Vorkommens und der Synonymie in solcher Kürze, dass die meisten nicht zu erkennen sein würden, wenn nicht gute Abbildungen beigegeben wären. Zur nähern Bezeichnung des Vorkommens ist die ganze Uebergangsfauna Skandina- viens in 8 Reiche getheilt, die mit AB C D E bezeichnet werden, Die älteste Sandsteinbildung mit Schiefer und Conglomeraten bildet das Reich der Fucoi- deen und ist Trilobitenleer. Das II. Reich, A, ist die regio Olenorum aus Thonschiefer mit wechselnden oft bituminösen Kalkschichten bei Andrarum, Möckleby, Kaflas Carlsfors und Latorp, auch auf Oeland. IH. Regio Conocory- pharum = B, nur bei Andrarum und auf Bornholm aus schwarzen Kalkschich- ten, Conglomerat und Thonschiefer bestehend, sehr trilobitenreich. IV. Regio Ceratopygarum = BC, hei Opslo inNorwegen und am Hunneberg in Westgoth- land, Thonschiefer und schwarzer Kalk. V. Regio Asaphorum = C, am wei- testen verbreitet, unreine bisweilen oolitische Kalke mit wechselnden Mergeln, VI. Regio Trinucleerum —= D, merglige Schiefer mit kieseligen Kalkeoncretio- nen in Skania, auf Bornholm in Westgothland und verschiedenen Gegenden Nor- wegens. VII. Regio Harparum —= DE, mächtige Kalkbänke in Dalecarlien, viel- leicht auch die jüngsten Schiefer in Westgothland u. a. 0. VII. Regio Cıypto- nymorum —= E, aus sehr mannichlaltigen Gesteinsschichten bestehend und sehr weit verbreitet. Die weitern Abtheilungen in diesen Reichen werden mit a b d e bezeichnet. Die diagnosirten Arten sind folgende: Pha&tonides Stockesi E Solenopleura holometopa B — Asaph. Stocki Murch. - canaliculata B Forbesia coneinna E - brachymetopa B — Calym. coneinna Dalm Liostracus aculeatus A Forbesia conspersa E - mulicus A Goniopleura elegantula E - stenomelopa A = Cyphaspis elegantulus Barv Calymene spectabilis E Celmus granulatus C - tubereulata E Anomöcare laeve B = C. Blumenbachi Brg - limbatum B = Tiil. tubercul. Brünn - excavatum B Homalonotus platynotus D—E - microphthalmum B — Asaphus platynotus Dalm - difforme B - rhinotropis E - aculeatum B Pliomera Fischeri C - acuminatum B == Asaphus Fischeri Eichw 133 — Cal. polytoma Dalın Leptoplastus stenotus A = Amphion frontiloba Pd - raphidophorus A Cheirurus ornatus C = ovatus A — Cal. ornata Dalm Eurycare brevicauda A - exsul Beyr. C - angustatum A - conformis E - Jatum A Cryptometopus clavifrons C —= Tril. latus Boeck —= dal. clavifr. Dalm - camuricorne A Acidaspis peclinata E Sphaerophthalınus flagellifer A - erenata E alatus A = Odontopl. cren. Emm. = Tiril. alatus Boeck — Ceraurus cren. Lov - terelifrons A Trapelocera bicuspis E Anopocare pusillum A Pliomera Mathesi B Megalospis aculicauda € - aclinura C - rudis C = Cal. actinura Dalm Ptychopyge applanata. C Cyrtometopus scrobiculatus € Asaphus rimulosus C - diacanlhus C - expansus aut. C - decacanthus D - raniceps Boeck C - octacanthus D - fallax Dalm C - longispinus D - laevigatus D Sphaerexochus angustifrons D—E - acuminatus C - scabritus E — Tril. acumin. Boeck - Jatifrons E Ptychopyge glabrata D Acidaspis granulata D—E Megalaspis excavatozonata C = Entom. granulatus Wahl - zonata C = Cal. centrina Dal Asaphus platyurus GC; - multicuspis E Eıyehnpyee rimulosa »e - Marklini E elliptica C - Barrandi E - multicostata C - armata E - leta C — Trilob. armatus Boeck - angustifrons Dalm C Trapelocera breviloba D — E - Jimbata C Rhodope lineala C - media C Lysplanus centaurus C - aciculata C —= Asaphus cent. Dalm Bronteus laticauda D—E - centrotus C —-Asaph. latic. Dalm == Asaphus centrot. Dalm - platyactin E Bumastes Lindströmi E - polyaclin E Illaenus crassicaudus Dalm € Hoiometopus aciculatus D—E Rhodope oblongata C - ornatus D—E - Jata D - limbatus C Aeglina oblongula E Isocolus Sjogreni D—E Olenus truncatus A Corynexochus spinulosus B — Tril. truncatus Brünn - umbonatus C - altenuatus A Nileus limbatus C = Tril. alten. Boeck Symphysurus breviceps C - sphenopygus A Euloma laeve C, - aculeatus A Pharostoma oelandicum C - gibbosus A Conocoryphe Dalmanni B = 0lenus gibb. Dalm = Asaphus Sulzeri His - acieulatus A Bumastes glomerinus C - acanthurus A = Asaph. glomer. Dalm Peltura scarabaeoides A Forbesia brevifrons D—E — Olenus scarab. Dalm Trinucleus Wahlenbergi Roualt. Dh Parabolina spinulosa A = Trin. granulatus Lov = 0Olenus spin. Dalm — Asaph. granulata Dalm Acerocare ecorne A - ceriodes. Da Trinucleus carinatus. Da - coseinorhinus. C - alfinis. Db Shhaerocoryphe dentata. Db Deiphon globifrons E Staurocephalus clavifrons D—E Lichas celorrhin € - Jaciniatus Lov. D-E affinis. D—E — L. laciniatus Lov - polytomus. D—E - depressus. Da - convexus C - coneinnus E - rolundifrons E - Jaticeps E - Jatifrons E - oelandicus C - gibbus E - pusillus E - deflexus Da - ornalus E Conocoryphe glabrata B Dolichometopus suevicus B Lichas pachyrhinus C — Asaphus pachyrh. Dalm == Metopias pachyrh. Lov - norwegicus C Platymetopus planifrons D—E Lichas conformis D—E - eciealricosus Lov D—E - sexspinus D - dalecarlicus D—E - gothlandicus C - aculeatus Db Platymetopus lineatus D—E Sphaerexochus clavifrons D - deflexus C - Wegelinii D—E - conformis D—E - granulatus D—E Sphaerocoryphe granulata D—E Deiphon laevis D—E - punclatus D— E Cyrtomelopus speciosus C — Calym. spec. Dalm - JSoveolatus D -- ‚affinisıC — Cal. flavifrons Dalm - Sarsi Da — Calym. speciosa Sars — Cal. flavilrons SB - tumidus C - gibbus C 134 Chirurus speciosus His. E - glaber D—E - punctalus D—E Ampyx costatus Da — A. mammillatus Sars = Tril. costatus Boeck - foveolatus D—E - mammillatus Sars. Da - nasutus Dalm. C - aculeatus Da Raphiophorus setirostris Da - tumidus Da - eulminatus Da - depressus Da - scanicus D Lonchodomas rostratus Da — Ampyx rostr. Sars-. - crassirostris Da - alfinis Da - jugatus C - domatus B—C Trinucleus discors Da - seticornis Lov. Db Lichas 4spinosus D Trinucleus affinis Dh - bucceulentus Ba - foveolatus Da Harpes Wegelini D—E - costatus D—E - seanicus C Arraphus corniculatus D—E Harpides rugosus B— C - breviceps B Centropleura dieraeura B— C - serrala B— C - anguslicauda B—C Cryptonymus caudatus D—E Cybele dentata D—E — Tril. dentatus Esm. — Tril. plicatus SB Cryptonymus striatus D—E Cybele brevicauda D—E Pliomera primigena B=C Liöstracus costatus A Holometopus elatrifrons B— C Bronteus Marklini E - nudus D—E Telephus granulatus Da - bieuspis Da - Wegelini Da Ogygocaris dilatata Ba = Asaphus dilat. Dalm Euloma ornatum B—C Die neuen Gattungen haben folgende Diagnosen erhalten : Calmus: corpus angustum, oblongum, convexum , distincte longitudi- naliter trilobum, crusta granulata tectum; caput subreniforme, undique margl- natum sulcoque intramarginali, anguli exteriores abbreviati, rotundati; Frons 137 distineta, latiuscula, ovata, sulcum apicalem allingens, utrinque subbiloba ; oculi parvi, papilliformes , appreximati, medium versus genarum sili; sutura fa- cialis postice ab oculis ad marginem basalem anticeque ad marginem apicalem ducta; thorax esegmentis 12, sulco pleurico impressis;; rachis lata, pleuris vix angustior. Abdomen.... Anomocare: corpus oblongum, convexum, distincle longiludinaliter wilobum , erusta laevi, excavalopunclala, aciculata vel alulacea teclum; caput semilunare, sagillalum, margine plano sulcoque intramarginali aut immargina- tum; anguli exteriores producli, acuminati; frons subangusta, ovala vel oblon- gula, marginem apicalem haud atlingens, utrinque lineis impressis lobala ; lobis decrescenlibus; oculi majusculi, distantes mediüm versus fronlis sili, loboque orbitali marginato praediti; sulura facialis postice ab oculis oblique ad margi- nem basalem anliceque ad marginem apicalem decurrens; ihorax constat e seg- mentis lO-angustatis, sulco pleurico extrorsum evanescente canaliculalis, apice obtusiusculis; rachis angusta, convexa; abdomen rolundatum, plerumque im- pressione inlramarginali lata praeditum, rachis dislineta, angusta, ante apicem sculi desinente; costis lateralibus ante marginem evanescentibus. (= Ptero- cephalia ? F. Roem.) Solenopleura: corpus ovalum, longiludinaliter trilobum, crusta gra- nulata vel elevalopunctata leclum; caput latum , semieirculare, convexum, undi- que inerassato marginalum sulcoque intramarginali; anguli exteriores abbreviati, mutici; prominenlia ovala, sulcum apicalem haud atlingens, subintegerrima vel utriogue biloba; oculi parvi, semilunares, remoli, genarum medium versus siti; sulura facialis poslice ab oculis ad angnlum capitis exteriorem, anticeque ad marginem apicalem decurrens; thorax e segmentis ceirciter 14, sulco pleurico eanaliculatis, apice rotundalis; abdomen parvum, rotundatum, immarginatum, costis lateralibus dıstinetis, 2—4 longitudinaliter sulcalis; rachis dislincta, la- teribas scuti angustior. Soll Typus einer eigentlhümlichen Familie sein. Liostracus: corpus..... longitudinaliter trilobum, crusta laevi te- clum; caput immarginatum sulcoque intramarginali; anguli exteriores...., frons ovala, inlegerrima; oculi parvi, dislantes, semilunali, genarum medium versus sili, sulura facialis postice ab oculis ad marginem apiealem ducta, anli- ceque ad marginem apicalem decurrens; Ihorax.... abdomen rolundatum, ra- chi costisque lateralibus dislincetis. Gleichfalls Typus einer neuen Familie. Pliomera, fam. Chiruridarum: corpus elongalum, convexum, longi- tudinaliter twilobum, crusta laevissima, impressopunctala vel foveolata; caput breve, {ransversum, undique marginatum suleogue intramarginali; anguli exte- riores abbreviati, rolundali; oculi parvi, remoli, subtiliter reliculati: sutura facialis poslice ab oculis ad latera capilis anliceque ad marginem apicalem ducta; frons distincla, breviuseula, subaequalis vel antice vix latior, sulcum marginalem attingens: thorax segmenlis numerosis (15 — 18), perangustis, sub- linearibus,, sulcoque pleurico omnino deslitutis; abdomen capite angustius, im- marginalum, rachis distincta breviuscula, costae laterales haud sulcalae, mar- ginem excedentes. (= Amphion Pand. ex parte.) Cryptometopus, fam. Chirurid:: corpus oblongoovatum, longitudina- liter trilobum ; cerusta variat laevis, alutacea, granulata vel scrobiculata; caput semilunare, cornigerum, ‚valde convexum, undique marginatum sulcoque intra- marginali; frons distineta, elevata, sulcum marginalem altingens antrorsum an- gustior, utrinque triloba; oculi parvi similunares, subtiliter reliculati, modice distantes, subapicales seu genarum antlico approximati; sutura facialis poslice ab oculis ad latera capilis decurrens, antice fronlem arcle circumscribens; tho- rax 'e segmenlis 11 anguslis, sulco pleurico angusto, extrorsum evanescente impressis, apice elongalis, acuminalis, deflexis; abdomen parvum, immargina- tum, rachi distincta, costis lateralibus marginem excedentibus. Rhodope, fam. Illaenidarum: corpus oblongoovale, trilobum, crusta laevissima, excavotopunclata; caput semilunare, convexum, immarginalum, apice subdeflexum; angulis abbrevialis, rotundalis; frons sat lala, ovata, integerrima obsolete terminata ante marginem desinens; oculi modici, depressi, semiluna- 136 res, subapproximati, subbasales, lobo orbitali rotundato supralecti; sutura fa- cialis postice ab oculis oblique ad basim capitis, anticeque ad marginem api- calem continuata,; thorax subaequalis, segmentis 8 angustis, sulco pleurico de- stitutis, apice oblusis; rachis distineta, convexa, pleuris medium versus defle- xis latior; abdomen semieirculum parum egredienle, convexiusculum, immargi- nalum, integerrimum; rachis obeonica, parum dislincta, pleuris fere duplo angustior, medium oculi subegrediens. Acerocare, fam. Leptoplastiidarum: corpus ovatooblongum, distincte longitudinaliter trilobum, crusta laevis vel aciculata; caput breve, subreniforme, undique marginatum sulcoque intramarginali, anguli exteriores rotundati, mutici; oculi minuti, papilliformes, distincte reticulati loboqne orbitali parco praediti, valde approximati, subapicales; sulura facialis postice ab oculis ad marginem baseos , anlice ad marginem apicalem producta; frons distincta, ovata, ante sul- cum apicalem desinens ; costula facialis nulla; thorax segmentis 12 canaliculatis, apice obtusis; rachis distincta , pleuris angustior; abdomen semicirculum 'sube- grediens, submarginatum , margine integerrimum; rachis elongatula, marginem scuti apicalem subaltingens; costae laterales destinclae. Leptoplastus: corpus oblongum vel ovatum, distincte longitudinali- ter trilobum, crusta laevissima praedilum ; caput semilunare, undique anguste marginatum sulcoque intramarginali; anguli exleriores spinis brevibus armali; oculi modici, semilunares, distantes, centrales, lobo orbitali praediti; costae faciales obliquae; frons breviuscula, ovata, sulcum marginalem haud atlingens; thorax segmentis 11 —12, longitudinaliter sulcatis, apice acuminatis ; abdomen parvum, margine armatum vel mulicum; rachis distincta, marginem suballin- gens. Typus der Familie der Leptoplastidae. Eurycare, fam. Leptoplastid: corpus ovalum, trilobum, crusta lae- vissima; caput breve, transversum, undique marginatum sulcoque intramargi- nali; anguli exteriores in spinas longissimas, arcuatas, divaricalas elongali; oculi modiei, semilunares, remoti, laterales, lobo orbitali praediti; frons bre- viuscula, angusta, subovata, utringue biloba; costulae faciales obliquae; tho- rax segmentis 12—15 longitudinaliter sulcalis, apice acuminalis; abdomen mi- nutum, margine dentatum, rachis crassiuscula, marginem subaltingens. Sphaerophthalmus, fam. Leptoplastid: corpus latum,, ovatum, tri- lobum, crusta laevitectum; caput perbreve, transversum, undique marginalum, sulcoque intramarginali; anguli exteriores in spinas longissimas, divaricalas producti; oculi sphaerici, distincte reticulali, remoti, sublaterales „, lobo orbi- tali nullo; frons angusta, elevata, fere cylindracea, utrinque lobala; costulae faciales obliquae; (horax segmentis 7—9, longitudinaliter sulcatis, apice in spinas longissimas retroflexas produclis; abdomen parvum, triangulare; rachis distincta, marginem atlingens. Anopocare, fam. Leptoplastid: corpus..... erusta subtilissime alu- tacea; capul subovale, anlice immarginalum, poslice margine basali distincto, sulcoque intramarginali, anguli exteriores spinis subuliformibus armati; oculi nulli; sutura lacialis nulla; costae faciales suboblique ad marginem lateralem deceurrenies; [rons lata, fere cylindracea vel antice parum angustior, sulcis transversis impressa; lhorax....; abdomen subtriangnlare, immarginatum inte- gerrimum, costis lateralibus obsolelis; rachis distincta, marginem allingens. Ptychopyge, fam. Isotelidarum: corpus latum, depressum, ovale, lon- gitudinaliter trilobum, crusta laevi, impresso-punclata vel irregulariter striolata; caput subovale, explanatum, immarginatum; anguli exteriores producto - acumi- nali oculi elati, semilunares, distincte reliculati, approximali, versus medium frontis sili, supra lobo orbitali rolundato tecli; frons obsoleta, parum elevata, oblongula, medio subangustala, apice ipso rotundala; sulura facialis postice ab oculis marginem baseos inlus flexa petit, anlice acuminala, frontem late circum- scribens ; ihorax segmentis 8 sulco pleurico obsolelo, extrorsum evanescente impressis, apice obliquetruncatis; rachis distincta, angusta; abdomen capili sub- aequale, explanatum, immarginalum, costis lateralibus simplicibus, obsolelis, 137 interstitiis latioribus; rachis angusta, elongata, marginem haud attingens ; lim- bus scuti inferior lalissimus , densissime striolatus (Asaphus Corda.) Holometopus, fam, Corynexochidarum: corpus.... erusta aciculata, laevi vel elevatopunetata teetum; caput semilunare, immarginalum, impressione lata , intramarginali praeditum; frons dislineta, integerrima, antrorsum dilatata, marginem haud attingens; oculi modici , semilunares, distincle reticulati, sub- centrales ; sutura poslice ab oculis ad latera capitis, antice frontem eircumscri- bens; thorag......; abdomen latiusculum, semicirculare, immarginatum , inte- gerrimum; rachis distincla, angusia, conica, apicem sculi haud attingens. Corymexochus: corpus.... crusta laevi vel impressopunctata 1eclum; eaput.... Srons dislinela, subelavala ,, ante marginem apicalem desinens, utrin- que integerrima vel suleis. obsoletis, abbrevialis impressa; oculi parvi, semilu- nares, ‚valde äpproximati subapicales, lobo orbitali exiguo praediti; sutura fa- cialis ‚postice ab oculis ad latera capilis decurrens, antice ad marginem apica- lem continuala.; thorax....; abdomen semicirculare, marginatum, margine modo muticum, modo arınatum,; ‚rachis eylindracea, marginem haud attingens; latera sculi subcostata. Typus der neuen Familie Corynexochidae. Eulomä, fam. Aulacopleuridarum: corpus.... crusta laevi teclum; ca- put transversum, semilunare, convexum ‚ margine undıque incrassato , sulcoque lato intramarginali (apicali plerumque excavatopunctato) praeditum ; anguli exte- riores elongali, acuminali ; frons abbreviata, ovata, utrinque distincte biloba ; oculi modici, semilunares, subcentrales, lobo orbitali exiguo praediti; sutura facialis postice ab oculis marginem baseos prope angulum exteriorem petit, an- liceque parum introrsum flexa ad marginem apicalem continuata; costula facia- lis utringue 1 a fronte ad oculos oblique ducta ; thorax.... segmentis suban- gustis, sulco pleurico lato canaliculalis, apice acutis, retroflexis; abdomen .breve, transversum, rolundatum, marginatum , ulrinque costis I—2 longitudinaliter 1—-2 sulcatis; rachis elevala, conica, intra marginem scuta desinens. Sphaerocoryphe, fam. Chiruridarum: corpus ovatum , distincte lon- gitudinaliter wrilobum, erusta laevi vel subtiliter alutacea praeditum; caput sub- triangulare, convexum , margine postico subincrassato sulcoque intramarginali, laterali denlalo ; anguli in spinas subuliformas:, retroflexas elongati; frons sub- globosa, tumida, ultra marginem oralem protuberante, basi constricta, utrin- que lobo obsoleto praedita; genae perangustae; oculi magni, globosi discum genarum fere totum occupantes; sulura facialis non distinguenda; thorax e seg- mentis 8—9 constat; rachis pleuris anguslior; segmenta lateralia basi sulco pleurico brevi impressa, apice elongata, retroflexa; abdomen parvum pliecis transversis 2— 3 ultra marginem in Spinas longissimas productis. Dolichometopus, fam. Lichidarum: corpus.... crusta laevissima textum; caput.... undique marginalum sulcoque intramarginali; oculi maximi, lobo orbitali semiorbiculari praedili; sutura facialis poslice ab oculis marginem basalem intus flexa allingens, antice brevissima, extrorsum flexa, ad marginem apicalem continuata; frons distincta, subclavata, integerrima, apice parum dila- tata ; thorax....; abdomen semicirculum subegrediens , convexum, marginatum, integerrimum; rachis dislincla, fere cylindracea, marginem haud altingens; la- tera sculi costis obliteratis utrinque 2— 8. Arraphus: corpus.... crusta elevatopunclata teclum; caput subsagit- tatum, applanalum, immarginatum, limboque intramarginali destitutum ; anguli exteriores producti, acuminati; frons distincta, oblonga , antrorsum parum an- gustior, marginem apicalem haud attingens, basi utringue uniloba, juxta apicem frontis tuberculo instructa ; genae planae, fronte vix latiores; thorax.... abdo- men.... Typus einer neuen Familie. Gentropleura: corpus elongatum, depressum , distincte longitudina- liter trilobum, crusta irregulariter striata, laevi vel granulata tectum; caput se- milunare, coreigerum, margine undique incrassato suleoque intramarginali , frons elevata, antrorsum dilatata, sulcum apicalem attingens, ulrinque quadriloba ; oculi depressi, semicirculares, a sulco capitis verticali ad lobum frontis anti- cum continuati loboque orbitali angustissimo , lineari praediti; sutura postice g** 138 ab oculis ad marginem baseos, antice ad marginem apicalem decurrens; 1horax e segmenlis 16, anticis apice obtusis,, reliquis elongatis spiniformibus, retro- flexis; abdomen immarginatum, margine spinosum vel dentatum ; rachis distin- cla, ante apicem seuti desinens. Typus einer eigenen Familie‘, von Paradoxi- des besonders durch die kleineren Orbitallappen und den ununterbrochenen Ab- dominalrand verschieden. Ogygiocaris, fam. Isotelid: corpus oblongoovale, crusta laevi vel aciculata tectum; caput amplum, semicireulare, postice margine incrassato „ sul- coque intramarginali, anlice immarginatum limboque lato , impresso praeditum; anguli exteriores producti, acuminali; frons oblonga, obsolete eircumseripla, pa- rum 'elevata, antrorsum haud anguslata, utrinque lineis 3—4 impressa; oculi modiei , semilunares , distinete reticulati, subapproximati, subbasales , lobisque orbitalibus rolundalis supratecti; sutura facialis postice ad oculis marginem baseos intus flexa altingit, antice frontem: late eircumscribens;; thorax constat e segmentis 8 sulco pleurico lato canaliculatis, apieibus oblusis, relrorsum spe- ctantibus; rachis dıslincta, angusta; pleurae subapplanatae? rachi latiores; ab- domen capili respondens, semieirculum subegrediens, immarginatum, impres- sione lata, intramarginali praeditum ; costae laterales numerosae, marginem haud allingentes, apicem versus sensim angustiores, sulco longitudinali omnino destitutae; limbus sculi. inferior sat latus, margine interiore undulato. Rapbiophoridae, nov. famil.: corpus latiusculum, breviter ovale; crusta laevis vel impressopunctata; caput subtriangulare, marginatum sulcoque intramarginali, anguli exteriores in spinas divergenles utrinque elongati; frons distineta, subintegerrima, medium versus dilatata, apice in rostrum longissimum producta; sutura facialis ab angulis exterioribus ad marginem apicalem conti- nuala;; thorax subaequalis, depressus, constat e segmentis 5—7 angustis, sulco pleurico canaliculatis, apice oblique Lruncalis; rachis distineta, sat lata, pleuris angustior; abdomen capite minus, depressum, triangulare, margine verlicaliter deflexo, integerrimo; rachis crassa, conica, marginem scuti apicalem atlingens. — In dieser Familie vereinigt A. den Ampyx mit 2 neuen Gattungen, nämlich Lonchodomas, cui [rons lanceolata, sensim in rostrum longissimum, pris- malicam altenuala segmenta thoracis tria und Raphiophorus, cui frons obo- vala, apice abrupte rostrata, segmenta thoracis quinque. Hall, übes einige Pretrefakten des Taconischen Syste- mes bei Emmons. — Fitch hat vor einigen Jahren schon erkannt, dass Emmons’ Nemapodia nichts weiter ist als die Spur einer Schnecke oder eines Wurmes, welcher über die schmutzige Oberfläche des Gesteines gekruchen ist. Dem blossen Auge erscheint die Oberfläche einfach bräunlich oder graulich, aber diese Farbe rührt von den Schmutzstäubchen her. Die Nereites bei Em- mons sind von Maine wahrscheinlich devonischen oder Kohlenalters, die Schie- fer gehören nicht zum taconischen System New Yoıks. Die Gordia marina ist nach Fitch’s Untersuchungen gleichfalls nichts als die Spur eines Meerthieres und soll nun Helminthoidichnites marina und H. tenuis heissen. ÖOlenus asa- phoides und andere Trilobiten sind neuerlichst in den Schiefern von Vermont gefunden, dessen Lagerung über das Alter keinen Zweifel lässt. Fitch fand den Trinucleus eoncentrieus in den Schiefern am Toby in Washington Co., der für takonisch gilt. Der Fucus sımplex ist unzweifelhaft ein Graptoliih und wahr- scheinlich identisch mit einer Art aus ‚den Schiefern der Hudsonsflussgruppe, Der F. rigidus (= F. Nlexuosus) gehört fraglich jenem System an. (Sillim, americ. journ. XIX. 434.) 0. Fraas, überSquatina acanthoderma von Nusplingen. — Der frühern (Bd. V. 408.) kurzen Notiz lässt Fr. jetzt eine ausführliche Mit- theilung über Squatina folgen, aus der wir Einiges behufs der Berichtigung mittheilen. Zunächst revıdirt er die Münsterschen und Agassiz’schen Reste, Den Thaumas bei Münster findet er nun mit Squatina nach dem Vorgange der Fauna der Vorwelt, Fische S. 398 identisch. Agassiz’s Asterodermus ist nach den vollständigen Exemplaren der Leuchtenbergischen Sammlung keine Roche, sondern ebenfalls eine ächte Squalina, Hinsichtlich des Nusplingerfisches, den 139 Fr. Acanthodermus nov. gen, nannte, gelangt, er jetzt zu der Ueberzeugung, dass dessen Neuheit unbegründet und er vielmehr auch eine Squatina ist, die als Sq. acanthoderma nun ausführlicher beschrieben wird. Die mittle Länge desselben beträgt 1 Meire, Wegen der Vergleichung des Schädels, Kiefer- und Kiemen- apparales, der Flossen, Wirbel und Haut mit denen des lebenden Meerengel müssen wir auf das durch Abbildungen erläuterte Original verweisen. (Geolog. Zeitschr. VI. 132 — 799. Tf. 27— 29.) Hebert, über beachtenswerthe Petrefakten des Pariser Beckens. — ]. Die linke Tibia eines Riesenvogels, Gastornis parisiensis aus dem obern Theile des die Unterlage des plastischen Thones bildenden Conglo- merates bei Meudon. Vergl. unsern Bd. IV. 413. 2. Zwei Fische aus dem untern Grobkalk von Nanterre. Der eine von 0,650 Länge und 0,105 Breite ist völlig neu, characterisirt durch eine fortlaufende Rückenflosse ohne Schwanz- flosse, durch die Länge der Wirbel, vielleicht ohne Bauchflossen; der andere 1,000 lang, 0,090 breit ist Hemirhynchus Deshayesi Ag, der auf ein unvoll- ständiges Stück begründet war, welches 'Gervais zu Palaeorhynchum verwies. Die Reste fanden sich _mit andera Fischen über der Muschelbank des untern Grobkalkes. — 3. Kiefer - ‚und Knochenfragmente eines riesigen Lophiodon aus einem Süsswasserkalk von Sezanne. Blainville hat die früher von Nodot er- wähnten Reste fälschlich zu L. commune gebracht, sie ähneln vielmehr dem L. lautricense [?] — (Bullet. soc. geol. XII. 349 — 352.) J. Leidy, Bathygnathus borealis, ein neuer Saurier. — Dieser neue Saurier gründet sich auf einen Kieferast aus dem Neurothensand- stein von der Prinz Edwards-Insel. Es sind 7 grosse Zähne vorhanden, die den Lacerten- Character zeigen. Der Kieferknocken ist höher als bei allen be- kannten Formen, nämlich 5 Zoll bei nur 71/4 Zoll Länge, die Mitte des hin- tern Randes ist auffallend dünn. Der Alveolarrand fällt am Sympbysentheil sehr steil ab und die Löcher unter diesem Rande bilden keine regelmässige Reihe. Die Zähne stehen an der Innenseite der äussern Alveolarplatte und ihre Anzahl mag 12 betragen haben. Die Ersatzzähne ireten an der Innenseite der Alten hervor. Die Zahnkronen sind comprimirt, kegelförmig, gekrümmt, aussen sehr convex, denen des lebenden Monitor ornatus zunächst ähnlich, im Querschnilt elliptisch mit flacher Innenseite und spitzigen Enden, die vordere und hintere scharfe Kante fein gekerbt, von Clepsysaurus pennsylvanicus durch grössere Breite und Compression und die Ränder verschieden. Die Lagerstätte liegt bei Neu London an der Nordseite der Insel, im-BRothensandstein mit kalkigem Bin- demiltel. (Siöllim. americ, journ. XIX. 444—446.) v. Meyer, paläontologische Notizen. — Ueberreste von mehr als 225 Archegosauren aus der Lebacher Kohlenformation konnte v. M. unter- suchen. Der kleinste Schädel mass nur 0,015, der grösste 0,296 Länge und da an dem Skelet des erstern schon Extremitäten ausgebildet waren: so kann eine den Batrachiern ähnliche Metamorphose nicht Statt gefunden haben. Doch fehlte den jungen der knöcherne Bauchpanzer der Alten. — An einem vollständigen Skelett des Rhamphorhyachus Gemmingi von Eichstädt sieht man 6 Halswirbel und die Länge des Halses gleicht nur der halben Schädellänge. Die Gesammizahl der Wirbel scheint 55 zu betragen. Das Kreuzbein lässt sich nicht genau er- kennen. Das Brustbein hat keinen Kiel, hinter demselben liegen sechs Bauch- rippen und diesen gehören die früher schon beobachteten gezackten Knochen an. Die Mittelhand ist sehr kurz. Die Spannung zwischen beiden Flugfingern be- wwägt 8 Fuss, Die Zehen sind 2, 3, 4, ögliedrig. — Bei Eichstädt fand sich ein Homoeosaurus. brevipes n. sp., dessen Vorderarm und Unterschenkel viel kürzer als bei den andern Arten sind. Die Zehen sind 2, 3, 4, 5, 4gliedrig. — In der Papierkohle der Grube Romerikanberg am Rheine wurde eine Schlange, Tropidonotus atavus entdeckt, die sich von den andern tertiären Schlangen hinlänglich unterscheiden lässt. — In der schiefrigen Braunkohle von Sieblos an der Rhön findet sich der Palaeoniscus (Edw) Brongniarli ganz so wie am Montmartire. (Neues Jahrb. 326 — 337.) \ 140 Owen, die fossilen Reptilien der Wealdformation — Die erste Abtheilung dieser schätzbaren Monographie beschäfftigte sich mit den Schildkröten (cf. Bd. II. 155.), diese zweite mit den Dinosauriern. Es wer- den beschrieben ein Theil des Skeletes eines jungen Iguanodon Mantelli von der SWKüste von Wight, die Rippen, Kreuzbein, Schwanzwirbel , Schädel, Kiefer, Zähne, Gliedmassenknochen und die äussere Körperbedeckung des Iguanodon von verschiedenen Localiläten Englands und zum Schluss aus diesen Fragmen- ten die Grösse des Iguanodon berechnet, welche sich auf 28 Fuss Länge stellt, nämlich der Kopf 3‘, der Rumpf 12, der Schwanz 13‘. Wo bleiben gegen diese zuverlössige und gündliche Nachweisung die früheren Angaben von 80, 100, ja 200 Fuss Körperlänge! die Zahl der Wirbel vom Atlas bis zum letzten Lenden- wirbel beträgt nur 24 wie bei der lebenden Iguana. (Palaeontogr. soc. 1854.) C. Ehrlich, Beiträge zur Paläontologie und Geognosie von Oberöstreich und Salzburg. Linz 1855. 8%. 27 SS. 2 Tf. — Un- mittelbar bei Linz lagert ein mächtiges Miocängebilde bestehend aus Sand, Ge- rölle, Conglomerat, Lehm, Mergel und Braunkohlen. In dem Sande wurde ganz neuerdings ein Rumpfskelet der Halianassa Collinii entdeckt, nachdem schon früher Ueberreste dieses Thiers daselbst gesammelt worden sind. Der neue Fund besteht in 17 Wirbeln mit 24 Rippen und von einer benachbarten Locali- tät aus 2 Wirbeln und 13 Rippen. Ausserdem gedenkt der Verf. noch der Ueber- reste von Squalodon Grateloupi und von Balaenodon lentianum. J. C. Warren, überzähliger Z’ahn bei Mastodon giganteus. — Unter mehrern Mastodonknochen aus einer Sandschicht von Terre Coupie in Michigan wurde ein rechter Unterkieferast von 28 Zoll Länge mit 3 Zähnen von 16 Zoll Längsraum gefunden. Der erste dieser Zähne gleicht in Form und Grösse dem fünften des Mastodon giganteus. Er ist etwas abgenutzt, viersei- tig und war dem Ausfallen nahe. Der zweite Zahn gleicht dem letzten oder sechsten und sitzt noch fest in der Alveole. Seine Krone trägt 4 Querjoche. Hinter demselben folgt nur noch ein Zahn, eiwas nach aussen gerückt, mit dem hintern Ende noch nicht über den Alveolarrand erhoben. Er trägt drei Querjoche, aus je zwei Höckern bestehend und gleicht seinem Vorgänger an Grösse. Die basale Schmelzwulst ist nur an der innern und vordern Fläche entwickelt. Er ist als eine Wiederholung des sechsten, als ein überzähliger Zahn zu betrachten. Bekanntlich hat das Riesenmastodon in jedem Kiefer 3 Milch- und 4 Ersatzzähne, also 7 überhaupt, doch ist der siebente normale mit vier Querjochen versehen und ausserdem mil einer hintern, zuweilen selbst joch- arlig entwickelten Wulst. Es wäre also der Mangel des vierten Joches in je- nem Exemplar das Abnorme. Da aber Warren ausdrücklich bemerkt, dass der hintere Theil des Zahnes noch im Kiefer steckt und nicht beschrieben werden kann: so hegen wir gerechte Bedenken gegen die angebliche Abnormität. (Sil- lim. americ. journ. XIX. 349 — 353.) Lockhart, Kieferfragment von Mastodon mit zwei Back- zähnen über einander. — Das Fragment wurde bei Beaugency entdeckt und trägt 2 Backzähne. Der hintere derselben hat drei hüglige Querjoche und ist noch nicht lange in Function, der vordere dagegen ist bis auf die Kronen- basis abgenutzt, seine vordern Wurzeläste sind völlig absorbirt und die hintern allein halten den Zahn noch im Kiefer. Darunter steckt nun ein ausgebildeter Ersatzzahn, der also senkrecht unter dem alten aufsteigt und nicht wie es bei Elephas und der Familie der Probosciden allgemein bis jetzt angenommen wor- den schief von hinten gegen den alten hervortritt. Das Kieferfragment schreibt Bayle dem Mastodon von Sydmore aus den Falunen zu. (Bullet. soc. yeol. X. 49—50. c. fig.) Mammut und Mastodon in Nordamerika. — Ein grosser Ele- phantenzahn, E. primigenius wurde nach Blake an der Bai von San Pedro in Kalifornien aus einer Schicht mit zahlreichen lebenden Conchilienarten frei ge- spült. Er ist prächtig erhalten, die Kaufläche 54/2 Zoll lang und zeigt 8 La- mellen, die ganze Länge des Zahnes ist 12 Zoll. Einige Meilen ins Innere des 141 ; Landes wurden gleichfalls Zähne und Skelettheile entdeckt. In Calaveras Co fanden sich in einem blauen Thone mit Goldsand in 30 Fuss Tiefe Mastodon- tenzähne. — Auch Campbell entdeckte in der Hudsonsbai Co von der West- seite des Felsengebirges unter dem 61. Breitengrade ein Elephantenskelet. Ma- stodon giganteus findet sich am Schwanenflusse nordwärts in Rupertsland bis unter den 52, Breitengrad, denn die von hier angeführten Reste eines angeb- lichen Elephas Rupertanus gehören jener Art an. (Sillim. americ. journ. XIX. 131— 133.) n Gl. Botanik. R. Graf, Beiträge zur Flora des Lavanttha- les. — Das Lavantihal wird in W. von der Saualpe, in O. von der Koralpe begränzt und von der in die Drau sich ergiessenden Lavant durchströmt. 6. zählt zunächst nur die Pflanzen des untern Lavanthales, von Wolsberg bis La- vamünd auf und zwar nach ihren Hauptstandorten, dann nach den eigeuthümlich- sten Localiläten, und in einem zweiten Aufsatze in gleicher Weise die Flora der Koralpe. - Einen gleichen Beitrag zur Kärntner Flora gibt Fr. Kokeil, in der Aufzählung der Phanerogamen und Farren um Klagenfurt, wo gleichfalls Ueppigkeit und Reichthum die Flora ausgezeichnet, denn K. führt 858 Phanerogamen und 32 Farren, Equiseten und Lyeopodiaceen von dem nur eine geographische Meile im Durchmesser halten- den Gebiete unter Hinzufügung der speciellen Standorte auf. (Jahrb. Kärnt. Landesmus. 1852. 3— 56; 1853. 21 — 29.) E. Josch, die Flora von Kärnten. — J. gibt eine Uebersicht über die in Kärnten vorkommenden Pflanzen, in systematischer Anordnung mit Hin- zufügung der Standorte und der localen Benennungen. Da dies die erste voll- ständige Flora dieses Landes ist: so verdient diese Arbeit eine besondere Be- achtung. (Ebda 1853. 53 — 96; 1854. 1 — 72.) P. Kohlmeyer liefert gleichfalls eınen Beitrag zur Kärntschen Flora in einer Specialflora von Kaning und Utngebung, einem von hohen Ge- birgen umgebenen Thaltrichter. Die namentlich ‚aufgeführten Arten sprechen auch hier für eine reiche und üppige Vegetation. Zur Beurtheilung der klimatischen Verhältnisse fügt K. einige Tabellen über die Vegetatifns-Erscheinungen im J. 1853 und eine Tabelle der kältesten und wärmsten Tage nebst den Monatsmit- teln von 1851 — 53 bei. (Ebda 1854. 72 — 78.) A. Pokorny, Vorarbeiten zur Kryptogamenflora von Un- teröstreich. — Der Verf. beschäfftigt ‘sich in dem vorliegenden 1. Theile dieser Abhandlung mit einer Revision der betreffenden Literatur, um da- durch das schon bekannte festzustellen. Kramer kannte im J. 1756 von diesem Gebiete nur 75 Kryptogamen,, Jacquin im J. 1762 schon 139, Host im J. 1797 dann 492 und gegenwärtig mögen 1218 bekannt sein, ohne dass ihre Zahl da- mit erschöpft wäre, denn vielleicht macht dieselbe nur ein Drittheil der wirk- lichen Anzahl aus. Der Verf. zählt nun die 57 betreffenden Schriften auf, aus denen er die niederöstreichischen Arten in der Anordnung von Rabenhorst’s Kryptogamenflora von Deutschland namentlich unter Beifügung des speciellen Vorkommens auflührt. Es vertheilen sich dieselben in folgendem Verhältniss 169 Algen, 93 Flechten, 541 Pilze, 71 Lebermoose, 304 Laubmoose, 40 kryptogamischen Gefässpflanzen. (Wien. zool. bot. Verein. IV. 35— 168.) Pluskal gibt einen Nachtrag zu der Phanerogamenflora von Lomnitz (ef. Bd. II. 157.), indem er seine Beobachtungen über 26 Arten mittheilt. (Wien. zool. bot. Verein. IV. 196 — 200.) Kerner liefert einen Beitrag zur Kenntniss der Flora des Mühl- viertels am linken Donauufer im Lande ob der Enns durch namentliche Auf- zählung von 343 Arten ohne nähere Angaben aus der Gegend um Grein, Kreuizen, Waldhausen und am Burgsteine. (Ebda 213 — 220.) R. W. Reichardt theilt als Beitrag zur Flora Nordböhmens ein Verzeichniss der von J. Ch. Neumann daselbst gesammelten Pflanzen mit. Die- 142 “ selben gehören meist den Leitmeritzer: und Bunzlauer Kreise an, wo als beson- dere Eigensthümlichkeiten unter Andern das Vorkommen von 30 Weihe’schen Rubusarten und 43 Lebermoosen auffällt. Das nach Rabenhorst geordnete Ver- zeichniss der Kryptogamen weist 22 Pilze, 15 Flechten, 1 Alge, 43 Lebermoose, 96 Laubmoose, 25 Gefässkryptogamen nach ihren speciellen Standorten nach, und das nach Reichenbach geordnete der Phanerogamen 126 Acroblasten, 31 Synchlamideen, 332 Synpetalen, 266 Calycanthen und 98 Thalamanthen, in Allem 853 Arten nach. (Ebda 253 — 284.) J. Bayer sammelte im September 1854 in der feuchten mit Sümpfen, Waldungen und Wiesen durchzogenen Gegend von Oderberg eine Anzahl Pflan- zen, die er als Beitrag zur Flora von Oestreich-Schlesien namentlich aufführt. (Ebda 118—120.) Fr. v. Hausmann, Flora von Tyrol. Eın Verzeichniss der in Tyrol und Vorarlberg wildwachsenden und häufiger gebaueten Gefässpflanzen. Mit Berücksichtigung ihrer Verbreitung etc. Innsbruck 1854. 80, 1613 SS. — Der Verf. gibt ein Verzeichniss der in Tyrol und Vorarlberg wildwachsenden und häufiger gebauten Gefässpflanzen mit specieller Angabe des Vorkommens, ferner einen Clavis zum Bestimmen der Gattungen nach dem Linneischen System, eine Uebersicht der die Tyroler Flora betreffenden Schriften, Abhandlungen, Herba- rieu und Abbildungen , biographische Notizen über die Gewährsmänner in dieser Flora alphabetisch geordnet nach In- und Ausländern, lebenden und todten, verbreitet sich über irrige und zweifelhafte Angaben von tyroler Pflanzen, stellt eine tabellarische Uebersicht der Ordnungen, Gallungen. und Arten seiner Flora zugleich ihrer Verbreitung über die 4 Kreise des Landes und im Vergleich zu den Floren von Deutschland, der Schweiz, Bayern, Salzburg, Kärnten und Tyrol, eine gleiche Tabelle der Flora Tyrols, der einzelnen Kreise des Landes und der beiden Floren von Innsbruck, 3 weitere vergleichende Tabellen, eine Höhenta- belle und schliesst mit Nachträgen und Register. Serge Stschegleew, neues Supplement zur Flora Altaica. — Zu den reichhaltigen Sammlungen der altaischen Flora, welche Karelin und Kirilow im J. 1840 und 184] veranstalteten und im Bülletin der Moskauer Ge- sellschaft bekannt machten, fügt der Verfasser eine neue Sammlung, die Kare- lin in den J. 1842 — 1844 im Altai und der Songarei zusammenbrachte. Es sind 386 Arten, darunter werden als neu ausführlich characterisirt folgende : Astragalus kirghisicus, Potentilla: turezaninowiana, Ferula capillifolia, Pyrethrum erassipes, Ligularia kareliniana, Chondrilla songorica, Taraxacum stenolobum, Echinospermum eymosum, Camphorosma n. sp., Euphorbia distincta, Salix. ma- eropoda, S. kirilowiana, Carex dimorphotheca. (Bullet, natur, Moscou. 1854. XXVII. 145 — 211.) H. Rink, die Vegetation von Nord-Grönland. — In Nord- Grönland kann nicht eine einzige Culturpflanze in der Weise gebaut werden, dass sie der Bevölkerung zur Nahrung dienen könnte. Die dänischen Beamten haben an den meisten Orten einen kleinen Garten vor dem Hause angelegt und darin versucht, wie weit mehrere unsrer Gartengewächse getrieben werden konn- ten, indem sie allen möglichen Fleiss anwendeten, den kurzen Sommer zu be- nutzen. Bei Jacobshavn und Godhavn (600 15’ nördl. Breite) hat man auf dıese Weise vorzüglich gute weisse Rüben und Radieschen erhalten; ebenfalls wach- sen .der grüne Kohl, Spinat, Salat, Rerbel sehr rasch und üppig, aber sowohl dem Kohl wie auch besonders dem Kerbel fehlt so gut wie ganz der würzige Geschmack. Gelbe Wurzeln hat man kaum zu einer Grösse bringen können, dass sie als solche zu erkennen waren, und die Kartoffeln konnten nicht ein- mal so gross werden wie diejenigen, die ohne Erde aus den alten Kartoffeln herauswachsen, welche an Bord der Schiffe auf der Heimreise verwahrt werden. Bei Omenak (700 40° nördl. Breite) kann man auch Salat, grünen Kohl und Radieschen mitten im August haben, aber weisse Rüben kaum von nennenswer- ther Grösse, Dieses sind die Küchengewächse , von denen nur die Wurzel und die Blätter benutzt werden; an solche, welche Frucht oder Samen geben sol- 143 len, ist natürlich gar nicht zu denken. Und doch erfordert diese ganze Gar- tenceultur die grösste Sorgfalt; man muss Erde an grönländischen Häusern um- her zusammenscharren, wo düngende Substanzen längere Zeit hindurch gelegen haben, da sie mehrerer Jahre bedürfen, um in diesem kalten Klima in die noihwendige Gährung überzugehen, und endlich muss man zum Theil im Voraus säen und die Stubenwärme benutzen, um die nöthigen Pflanzen zu bekommen, welche ausgeselzt werden sollen, sobald der gefrorne Boden bis zu ein Paar Zoll Tiefe aufgethaut ist. Die Gartencultur kann deshalb nie etwas Anderes werden als eine hübsche und angenehme Zerstreuung, zur Erinnerung an die Genüsse in der Heimath. In ökonomischer Beziehung kann nur die Rede von gewissen wildwachsenden Pflanzen sein, welche theils als Feurungsmaterial, theils als Nahrungs- und Arzneimiltel dienen. Feuerungsmaterial. — Hierzu wird vorzüglich die Weide und die Zwerg- birke verwendet, aber auch die ganz niedrigen Strauchgewächse: Empetrum, Vaceinium, Ledum groenlandieum , Andromeda tetragona, welches leizie sehr reich an Harz zu sein scheint, da es rasch auflodert. Die Birke und die Weide, welche die grössten und wichtigsten sind, fehlen nirgends, doch ist bald die eine, bald die andere vorherrschend in verschiedenen Gegenden. Gewöhnlich sitzen sie mit den Wurzeln in den Felsenspaltlen befestigt und kriechen dicht längs dem Boden hin, bis zu einer Länge von 3 bis 4 Ellen; gerade an der Wurzel mögen sie 2 bis 3 Zoll stark werden, aber im Uebrigen erreichen sie nicht 1 Zoll im Durchmesser und sind sehr aslig und krummgebogen. Nur an einzelnen Stellen sieht man eine grössere Menge dieser Sträucher auf einem Fleck vereint, wo sie sich gegenseitig so stülzen, dass sie sich höchstens 1a Ellen erheben können und etwas bilden, das mit Gebüsch verglichen werden könnte. Solches Weidengesträuch findet man an einigen Stellen bei Godhavn, aber doch am grössten in der Disko-Bucht, besonders in deren nordwestlicher und nordöstlicher Abzweigung: Koevsak und Qvannersoit; es bedeckt doch hier nur zersireut liegende Strecken von einigen hundert Ellen Länge, da wo der Boden aus Gerölle besteht; der grösste Theil des niedrigen Vorlandes ist aber sehr schwammig, feucht und bedeckt mit Hügeln von Halbgräsern und Liche- nen. An der Osiseite der Disko-Bucht scheint die Birke mehr vorherrschend zu sein, aber man sıeht sellen Stellen, wo sie gesammelt stände; die Grön- länder nehmen davon, was im Gebirge zerstreut steht, besonders im Winter, wenn die Zweige spröde sind; sie können selbst bei Jacobshavn, wo sie nun doch schon mehrere Jahre lang eine Anzahl von Oefen damit versehen haben, sich in ein Paar Stunden eine gute Tracht oder- eine Schlittenladung auf den nächsten Hügeln holen. Von der Südost-Bucht geht gegen Osten ein kleiner, schmaler Arm ab, welcher den Namen Orpiksoit, ‚der grosse Wald“, führt, und in dem Distriet Upernivik spricht 'man viel von einem solchen Wald (Orpik), welcher sich im Innern der Lax-Bucht (720 25‘ nördl. Breite) finden, und worin-sich ein Rennthier vor seinen Verfolgern verborgen haben soll; es wird indess sehr bezweifelt, dass einer dieser Wälder viel über 1 Elle hoch sei, oder dass man den Wald sonderlich gewahr werde, den man unter sich hat, wenn man im Winter an diesen Stellen über den Schnee fährt. Auf den äus- seren und niedrigeren Insele sind die Strauchgewächse, gleichwie die Beeren, sparsamer als auf den östlichen Landstrecken, um das Innere der Buchten her- um, im Ganzen kann aber diese Art Feurungsmaterial nur als von wesentlichem Nutzen angesehen werden während des umherstreifenden Lebens, das die Be- wohner im Sommer führen, und als eine kleine Hülfe für den Winter, beson- ders in den gelinderen Monaten desselben. Von grösserer Wichtigkeit ist die Rinde von Pflanzenüberbleibseln , welche so sehr gewöhnlich theils den blossen Felsenboden, theils die mit Grus ausgeebneten kleinen Vertiefungen zwischen den Hügeln bedeckt, und welche man in Grönland Torf nennt, wenn gleich er um ein bedeutendes von dem Torfe bei uns verschieden ist und namentlich der jetzigen Vegetation, welche ihn bedeckt, näher steht. ‚Das kalte Klima, das nur eine sehr langsame Verwesung oder Verwandlung in Mnllerde gestattet, ist ge- wiss der Grund zur Erhaltung und Aufhäufung der Ueberreste von den abge- 144 storbenen Pflanzengenerationen unter den jetzigen. ' Sogar an den noch wach- senden Pflanzenstengeln, z. B. besonders der Andromeda, bleiben die abgestor- benen Blälter von mehreren Jahren sitzen, und die genannten Strauchgewächse, welche dicke Kissen auf dem Felsen- oder Grusboden bilden, wachsen unmit- telbar nicht so sehr in eigentlicher Erde, als vielmehr in einem dichten Gewebe von abgestorbenen Pflanzen, die freilich wohl zum Theil in Mull verwandelt und unkenntlich gemacht sind, aber doch bei Weitem nicht den Verwandlungs- process durchgemacht haben, wie die Pflanzen in unsern Torfmooren. Man trifft diese Art Torfbildung sogar weniger an sumpfigen und feuchten Stellen, als auf den niedrigeren Hügeln, je flachere Flecke sich auf diesen finden; die grösseren Strecken des flachen Landes, die in den Vertiefungen in Sümpfe und Binnenseen übergehen , sind in der Regel unfruchtbarer und nur bewachsen mit Lichenen und Halbgräsern, welche Hügel mit dazwischen belegenen feuchten Vertiefungen bilden. Dergleichen niedrigere Hügel finden sich besonders in dem südlichsten Theile, an den äusseren Küsten und Inseln ganz hinauf um die Disko- Bucht herum bis Disko und.„zur, Mündung des Waigat. (70!/20 nördl. Breite) ; hier wird die Torfbilduog spärlicher,, aber zu gleicher Zeit thut sich ein neues Feurungsmalerial in den Kohlen auf, welche von hier nordwärts an der Küste - zerstreut gefunden werden ; doch. fehlt der Torf nirgends ganz, und selbst im Nördlichsten könnte man sicherlich Nutzen daraus ziehen. Es giebt zwei Arten, die doch keineswegs sireng unterschieden sind. Die Eine besteht zum grös- sten Theil aus Moos: und findet sich meistens auf den niedrigen Ausseninseln; sie ist sehr leicht und volminös , weshalb sie einen geringeren Brennwerth hat, sie. bildet aber gewöhnlich die dicksten Schichten. Auf der kleinen Torfinsel bei Egedesminde (680 44° nördl. Breite) ward sie auf Felsengrund ruhend und 21/2 Fuss dick gefunden; davon war Alles, was mehr denn 1 Fuss tief: lag, von dem beständigen Frost durchdrungen. Diese starke Anhäufung von Pflan- zenstoffen auf niedrigen Felseninseln kann kaum von etwas Anderem herrühren, als von dem Kothe der Vögel, welche sie zu ihren Brutplätzen benutzen ; so sieht man häufig auf einer Ausseninsel ganz isolirte grasreiche Flächen auf dem Gipfel der Hügel, sireng unterschieden von dem übrigen Erdboden und durch üppige Vegetation abstehend, und an den steilen Vogelhöhen sind das vorzüg- lich saftlige grüne Gras und der Sauerampfer (Syre), welche Wurzel geschla- gen haben in den Felsenspalten unter den Brutplätzen, in weiter Entfernung er- kennbar. Besser ist die andere Art Torf, welche viele Zweige und Wurzeln von den niedrigen Strauchgewächsen, besonders von Empetrum, in.ıhre Masse ver- mischt enthält, und welche vorzugsweise aus solchen mehr holzartigen Ueber- resten besteht. Diese findet sich am meisten längs der Ostküste der Disko - Bucht, in den Distrieten Christianshaab und Jacobshavn. Von vorzüglichster Qualität habe ich in den von den Inseln bei der Colonie Christianshaab gese- hen, wo er am compaciesten war und wohl anzunehmen war, dass er demje- nigen von unsern Heide- und Hochmooren ziemlich nahe stand, lm Ganzen ge- nommen, ist dieser grönländische Torf gewiss leichter, poröser und von ge- ringerem Brennwerth, im Verhältniss zu dessen Cubikinhalt, als der Torf von den eigentlichen Mooren in gemässigten Klimata’s, aber er kann doch als eini- zermassen hinreichend zu aller Art Küchengebrauch angenommen werden, — und um einen gewöhnlichen Ofen damit zu erwärmen, kann er ausreichend sein, ausgenommen in den vier kältesten Monaten , in denen er zwar als Beihülfe zu Steinkohlen oder Holz dienen kann, aber doch kaum allein genügen wird, um ein Haus zu erwärmen, es müsste denn der Ofen darnach eingerichtet und sehr geräumig sein. Die geringe Wärmekraft am Torf wird doch auf der andern Seite durch dessen grosse Verbreitung und Menge aufgewogen und durch die Leichtigkeit, mit der er zu Wege gebracht werden kann. Er wird in ziemlich grosse Stücke geschnitten, etwa !/s bis !/g Cubikfuss, ungefähr 4 Zoll tief und verbunden mit den Rasen; bei Claushavn und Jacobshavn hat man sich so mit diesen Feurungsmaterial während mehr als 50 Jahre versehen, theils unmitlel- bar an den Häusern umher, theils in weniger als tausend Ellen Entfernung, nnd wohl 20— 30,000 Stücke jührlich genommen, freilich aber jetzt weit mehr, 145 da mehr Oefen: in die grönländischen Häuser gekommen sind. Dennoch ist es noch bei Weitem nicht verbraucht, und man entsinnt sich dessen, dass diese Plätze nicht zum Anbau gewählt sind wegen des Antreffens dieses Feurungsma- terials, sondern dass man es in dieser Weise an der ganzen Küste verbreitet findet, so dass man’ rechnen kann, dass der Vorrath unerschöpflich ist, wenn man sich nicht auf die nächste Umgebung der Häuser beschränkt, sondern den Torfstich je nach Umständen in einer Entfernung von 1 bis 2 Meilen sucht, An Torfstücken, wie die erwahnten, pflegten bei Claushavn (690 8° nördl, Breite) von einem dazu’ gemielheten Grönländer täglich 500 aufgegraben zu wer- den; die ausgegrabenen Stücke brauchen dann nur gekehrt, getrocknet und in Diemen gesetzt zu werden, doch am liebsten unter Dach. Das Trocknen ist in den meisten Jahren mit keinen Schwierigkeiten verbunden. Für die grönländi- schen und sogenannten dänischen Häuser, welche von den verheiratheten Hand- werkern oder Dienstboten des Handels bewohnt werden, hat die Handelsdireclion bereits lange Zeit Oefen von passender Construction, zum Kochen eingerichtet, für einen: sehr‘ geringen Preis auszusenden gepflegt. Man kann auf einen sol- chen Ofen ‘oder auf den Bedarf einer Familie 8— 10,000 Torfstücke rechnen, und dass, wenn zugleich eine grönländische Steinlampe gebraucht wird, welche doch kaum :zu entbehren ist, dieses Feurungsmalerial zur Noih wird ausrei- chen können, selbst ohne Zuschuss: an Kohlen oder Holz. "Rücksichtlich der Verwendung des Torfes, so wie auch der Sträucher oder Heidekräuter, kommt es, wie schon erwähnt, sehr auf die Geräumigkeit des Ofens an. Wenn man Oefen von einer gewissen Grösse hälte, dürfte man annehmen. dass diese Ar- ten von Feurungsmaterial in grönländischen Häusern für das ganze Jahr ausrei- chen könmen. Es sind auch in dieser Beziehung Versuche angestellt und Oefen ausgesendel, welche besonders für diesen Gebrauch construirt waren. So wie das Meer in jeder anderen Beziehung die Bewohner dieser Küsten mit den Be- dürfnissen zum Lebensunterhalt versieht, so ersetzt es auch zum Theil Grön- lands Mangel an Wäldern , indem es von selbst Holz aus fernen und unbekann- ten Gegenden: zuführt. ‘ Das Treibholz wird, wie es scheint, durch denselben Strom in die Davis- Strasse hinaufgeführt, wie das Treibeis von Spitzbergen um Cap Farvel. Woher es eigentlich stammt, ist, soweit bekannt, noch nicht mit Sicherheit erwiesen; mir kommt es indess am wahrscheinlichsten vor, diese Analogie mit dem Treibeise fortzusetzen und anzunehmen, dass es, ursprüng- lich von den russischen oder sibirischen Flüssen ins Meer hinaus geführt, nörd- lich um Island und dann denselben Weg wie das Eis gegangen ist. In grösster Menge wird es an den Küsten von Südgrönland aufgeworfen, und darauf abneh- mend bis Upernivik, wo es noch ganz spärlich vorkommt. Die Eskimos im Innern der Baffins-Bai sollen es so gut wie gar nicht kennen. Die einzigste andere mögliche Quelle könnten die nordamerikanischen Flüsse sein, aber Nichts deutet darauf, dass ein Strom von dort unter die Küste von Grönland führen sollte; im Gegentheil schieben sich die Eismassen aus der Baffins-Bai und vom Lande von Nordgrönland gegen Westen und werden nach den Küsten von New- foundland hinuntergeführt. In Uebereinstimmung mit dem Letzterwähnten kömmt das Treibholz am meisten an dem südlichsten Theile von Nordgrönlands Küsten vor; damit es ans Land geworfen werden kann, ist es wichtig, dass sich so viele Berührungspunkte ‘zwischen Meer und Land finden wie möglich; deshalb ist das Labyrinth von Inseln, welches um diesen Theil der Küste herum liegt, und wohindurch der Strom gleichsam gesiebt wird, vorzüglich geeignet, Treib- holz aufzunehmen. Es geht von dort herum nach der Südostbucht und nach Grönne -Eiland , fehlt aber jetzt an der Ostseite der Disko-Bucht bis zum Wai- gat. Ein geringer Theil trifft die Südseite von Disko; aber der Theil von der Küste der Insel, welcher das Waigat begrenzt, soll ziemlich reich daran sein; hier fängt es auch wieder auf dem gerade gegenüberliegenden Festlande an, besonders an der nördlichen Mündung des Sundes, und eine bedeutende Menge soll endlich an der Haseninsel (700 28° nördl. Breite) aufgeworfen werden. In der Omenaks-Bucht weiss man nicht, dass es vorkommt, und nur wenig er- reicht noch Upernivik. Das Flössholz wird so gut wie allein in dem District 10 146 Egedesminde gesammelt und benutzt; es wird dort besonders um den Handels- platz Aito herum gefunden, auf den äussersten Inseln 'Simiutalik und Simiutar- soak, und ist von allen möglichen Dimensionen, — die grössten wie ganze Föhrenstämme von ohngefähr 20 Ellen Länge. Die Grönländer an den dortigen Plätzen versehen sich hiervon mit dem nöthigen Bauholz und zum Theil mit Feurung zu Oefen. Sie pflegen es immer auf Reisen, wo es gesehen wird, über das Hochwasserzeichen hinaufzuschleppen, welches als Zeichen dient, dass es in Besitz genommen ist, und später bolen sie es gelegentlich. Man kann wohl annehmen, dass alles, was das Meer jährlich aufwirft, benutzt wird.‘ Es kann indess im ganzen Distriet sicher bei Weitem nicht 20 Klaftern betragen. An den Küsten des Waigats wird es weniger benuizt, und dies ist wohl der Grund, dass es sich dort angesammelt hat und besonders auf Disko und der Hasenin- sel in grosser Menge gefunden werden soll. Noch in dem’ südlichsten Theile von Üperniviks -Distriet, in der Umgegend der Anlage Pröven, sagt man, dass jährlich so viel gesammelt wird, wie ungefähr ein Faden beträgt. Die Beeren sind die einzige vegetabilische Nahrung, welche die Grönländer in bedeutender Menge einsammeln und geniessen, und namentlich verwenden sie rur die eine der vorkommenden Arten, die Rauschbeeren (Empetrum nigrum). ‘ Rück- sichtlich der Aufbewabrung dieser Früchte im Laufe des Jahres.kommt die Natur ihnen in einer für dieses kalte Klima besonderen Weise zu Hülle. Es ist näm- lich leicht einzusehen, dass nicht viel übrig sein kann von (der Sommerwärme, welche Früchte entwickeln soll, die nahrhafte Substanzen ‘so gut wie Säuren und Zuckerstoff enihalten, und dass nicht viel Zeit zwischen dem Reifen der- selben und dem Frost des folgenden Winters liegen kann. Als eine ganz sel- tene Ausnahme kann es erwähnt werden, dass ‚man in dem warmen Sommer 1850 reife Rauschbeeren milten im Juli am Waigat fand. In Menge reifen sie erst im Anfang August, aber schon nach dem 20. August tritt durchschnittlich der Nachtfrost ein, welcher jedes weitere Reifen hemmt und zur selben Zeit jede Gährung. oder Verwesung hindert; im folgenden Monate legt sich darauf auch die beschützende Schneedecke über sie und verhindert ihr Eintrocknen, und sie können sich jetzt unverändert halten, bis die Wärme des folgenden Som- mers den Schnee wieder im Mai- Monat schmilzt. Wenn deshalb in gewissen Wintern eine geringe Menge Schnee fällt, können die: Grönländer in solchen Gegenden, die reich an Beeren sind, sich den ganzen Winter hindurch damit versehen; dies sah ich z. B. bei Jacobshavn 1850 —51, wo die Frauen und Kinder, selbst im December und Januar, beständig auf Beerensammeln ausgin- gen und mit Säcken und Körben voll nach Hause kamen; sie haben dann ein besonderes Gerälh dazu, um zu gleicher Zeit die Beeren aus dem Schnee auf- zukratzen und sie abzusondern. Am meisten werden sie doch im Herbst und im. Mai-Monat gesammelt, und in ausserordentlicher Menge überall an den mehr östlich belegenen Küsten gefunden werden, aber die Warme und Beständigkeit des Sommers haben nicht so grossen Einfluss auf diese Art Beeren, wie auf die anderen, und es gibt kaum ein Jahr, in welchem sie nicht in reichlicher Menge gesammelt werden könnten. Der Rauschbeerenbusch kann als die am meisten verbreitete Pflanze in Nordgrönland hingestelll werden und als diejenige, welche die grösste Masse der Vegetalionsdecke ausmacht. Rücksichtlich der Menge von reifen Früchten, welche er trägt, ist aber, wie erwähnt, em gros- ser Unterschied zwischen dem östlichen und westlichen Theile des Küstlandgür- tels, zwischen dem Innern der Buchten und deu äusseren Inseln oder Küsten. Man sagt, dass sie am reichlichsten in dem Innern der Neksotouk -, Auleitsi- vik- und Atanarme- Buchten vorkommen; die Ostküste: der Disko - Bucht ist in dieser Beziehung schon erwähnt; in der Omenaks-Bucht fehlen sie auch nicht, werden aber besonders in grosser Menge auf dem östlichen Theile der Stor - Insel (700 43° nördl. Breite) gefunden, welche darnach benannt ist (Paurnät);- in dem nördlichsten Distriet sollen sie spärlicher sein, doch müssen sıe ‘sicher auch da in den südöstlichen Gegenden gesucht werden, welche die Grönländer weniger bereisen, Die Rauchsbeeren können rücksichtlich der Süssigkeit oder des Geschmacks nicht mit irgend einer unsrer Garlenfrüchte verglichen werden; 147 aber ihre Menge und die lange Zeit des Jahres, in der sie eingesammelt wer- den können, machen sie doch zu einem wohlthuenden Beitrage 'zu der aus- schliesslich animalischen Nahrung, von der die Bevölkerung im Uebrigen lebt, und man kann diese Gabe der Natur auf einem ührigens so dürftig ausgerüste- ten Boden nicht genugsam ‘bewundern. ' Die Grönländer essen sie auch regel- mässig im Herbst als eine Art. zweiten Gerichts oder Desserts, nach der eigen- thämlichen Mahlzeit: dem Seehundsfleische; sie werden dann, gleichwie dieses, in. einem grossen Fass mitten auf den Fussboden gesetzt und mit kleinen Stük- ken Speck vermischt. Sie brauchen natürlich auch nicht eingemacht zu werden, um für den Winter aufgehoben werden zu können, da sie in gefrornem Zun- stande keine Veränderung erleiden können, und man sie nur in einen Erdscho- ber oder eine kalte Stube zu stellen braucht. Die Heidelbeeren (Blaabär, Vac- cinium uliginosum) kommen etwas weniger reichlich vor als die vorigen und tragen nur reife Früchte in Menge in den östlichen Gegenden, und auch da mit Unterschied je nach der Beschaffenheit des Sommers. Auch sie werden recht gut unter dem Schnee bis zum Frühjahre bewahrt; so habe ich sie im Mai-Mo- nat. in Menge, sehr süss und wohlschmeckend, im Innern der Eisbucht von Jacobshavn angetroffen , eben "als sie durch das Schmelzen des Schnees in der Sonnenwärme zum Vorschein kamen; nachdem sie aber so entblösst sind , ver- lieren sie sich freilich in wenig Tagen. Die grönländischen Heidelbeeren sind eiwas kleiner, aber feiner und süsser als die, welche in unsern europäischen Wäldern wachsen; dennoch werden sie gar nicht von den Grönländern gesam- melt, welche eine Art Vorurtheil dagegen haben und sie für schädlich ansehen. Endlich hat man noch eine dritte Art% die Preiselbeeren (Vaccinium vitis idaea) ; diese wachsen nur in dem südlichsten Theile, auf ganz bestimmten Strecken, besonders in der Umgebung der Südöstbucht. und reifen nur in gewissen Som- mern. Weiter gegen Norden habe ich wohl gehört, dass der. Strauch gefunden wird, aber nie, dass er reife Früchte getragen hätte. Die Beeren werden gar nicht von den Eingebornen; gegessen und können bekanntlich nur zum Einmachen mit Zucker verwendet werden. . Endlich findet man dort nicht wenige Pflanzen, von denen .die Blume ‘oder der Blumenkelch, Blälter und Wurzeln in robem oder gekochtem Zustande gegessen werden, nämlich: Sedum radiola, welche nur südlich von Egedesminde und auf der Insel Tosak in der Südostbucht vorkommt ; Pedieularis hirsuta, welche sehr verbreitet ist, und wovon die Blumenkelche wie eine Art Kohl gekocht werden; Epilobium, wovon ebenfalls die Blumen- kelche gegessen werden. Eine Art Sauerampfer ist sehr verbreitet. Am üppig- sten wächst er in der Umgebung alter Häuserplätze, auf den Vögelhöhen und auf denselben Sandsteinhügeln; welche die Steinkohlenschichten enthalten; es kann da dicke Sträuche von 1—2 Fuss Höhe bilden; das Löffelkraut ist eben- falls am üppigsten an alten Bauplätzen und auf den niedrigen Ausseninseln, die von den Vögeln gedüngt werden; aber, so viel man weiss, werden diese bei- den Pflanzen nicht von den Eingebornen gegessen. Dagegen lieben sie sehr die Engelwurz , wovon der 'Siengel roh- gegessen wird; diese Pflanze hat aber nur eine sehr geringe Verbreitung, ausser in den südlichsten Buchten kommt sıe nämlich nur auf der Insel Disko vor, was man in Verbindung mit der Sage bei den Grönländern zu bringen pflegt, dass Disko von einem südlicheren Lande losgerissen und von einem Zauberer nach ihrem jetzigen Platze hinaufbussirt sei. — Isländisches Moos findet man‘ überall, doch in grösster Menge auf den Aus- seninseln des südlichsten Districts, welche sich, im Ganzen genommen, durch ‚vorherrschende Moosarten und Lichenen auszeichnen, vermuthlich wegen der grösseren Feuchtigkeit und des Nebels, denen sie ausgesetzt sind Man sagt, dass dieses Moos in Grönland von geringerer Qualität sein soll, als das auf Island wachsende , obgleich es ganz dieselbe Pflanze ist. Endlich muss auch hier das Meer seine Hülfe leisten: von den Seegrasarten, welche in so grosser Menge an den Küsten wachsen, werden 3—4 von den Grönländern gegessen. Diese könnte man vielleicht als diejenige Pflanzennahrung bezeichnen, zu wel- cher sie zunächst aus Noth ihre Zuflucht nehmen, was besonders von der Art gilt, die „‚Aukpadlartok“* oder ,‚die roihe‘ genannt wird. ““ (Peterm. Mit- theil. II. 57.) 148 Exploration scientifique de l’Alge&rie pendant les annees 1840 et suivantes publiee par ordre du gouvernement et avec le concours d’une com- - mission academique. "Sciences physiques. Botanique. XVI livraison. Phane- rogamie par E. Cosson et Durieu de Maisonneuve. Feuilles 1 — 15. Paris 1855. Fol. — Diese erste Lieferung der Phanerogamen des grossen Prachtwerkes über Algerien bringt die Beschreibung der Gräser. Wir geben um auf die Reichhaltigkeit aufmerksam zu machen, eine Uebersicht der beschriebe- nen Arten, denen eine systematische Uebersicht der Gattungen mit lateinischen Diagnosen vorausgeschickt ist. Die beschriebenen Arten sind: 1. Phalarideae Zea mays L Coix lacryma L Lygeum spartum L Leersia hexandra Sw III. Poaceae Crypsis aculeata Ait - schoenoides Lmk = alopecuroides Schrad Alopecurus agrestis L Oryza sativa L - pratensis L Anthoxanthum odoratum L "= bulbosus Phalaris canariensis L - geniculatus L - brachystachys Lk - ulrieulatus Pers - minor Retz Phleum pratense L - paradoxa L - arenarium L - truncata Guss - .nodosa L - caerulescens Desf Mibora minima Desv Lagurus ovatus L Sporobolus pungens Kth Agrostis alba L II. Paniceae -. verticillata Vill Oplismenus erus galli Kth - pallida DC Panicum obtusifolium Del z EleBanS The - numidianum Lmk Apera spica venti PB - repens L - interrupta PB - Teneriffae R Br Gastridium lendigerum Gaud - miliaceum L - muticum Günth Digitaria sanguinalis Scop - debilis Wild - commutata Schult Setaria verticillata PB - viridis PB - glauca PB - italica PB Pennisetum eiliare Lk - orientale Rich - asperifolium Kth - dichotomum Del Penicillaria spicata Sw Tragus racemosus Hall Erianthus Ravennae PB Imperata cylindrica PB Hemarthra fasciculata Kth Sorghum halepense Pers - vulgare Pers Andropogon hirtus L - annulatus Forsk - Janiger Desf Pollinia distachya Sprg Heteropogon Allionii Röm Chrysopogon gryllus Trin Anthistria glauca Desf - nitens Lk Polypogon monspeliensis Desf Ammophila arenaria Lk Milium vernale Bieb Piptatherum coerulescens PB - paradoxum PB - miliaceum Coss Stipa pennata L - barbata Desf - juncea L - gigantea Lag - parviflora Desf - tortilis Desf tenacissima L Amhistkörom pungens PB - ciliatum Nees - plumosum Nees - obtusum Nees Aristida adcensionis L Cynodon dactylon Ridb Dactyloctenium aegyptiacum Wild Chloris villosa Pers Spartina juncea Willd Pappophorum brachystachyum J. Sp. - scabrum Kıh Echinaria capitata Desf. Ammochloa pungens Boiss - subacaulis Bal Corynephorus artieulatus PB Aira caryophyllea L - capillaris Holst - minula Löfl Airopsis tenella Cav Holceus mollis L - lanatus - annuus Salz Archenaterum elatius Mert Danthonia decumbens DE - Forskali Trin Gaudinia fragilis PB Ventenata dubia Leers Avena saliva L - orientalis Schreb -. abyssinica Hochst - strigosa Schreb 149 Avena brevis Roth - nuda L - ventricosa Bal - ‚sterilis L - eriantha DR - longiglumis DR - clauda DR - barbata Brot - fatua L - pratensis L - macrostachya Bal Trisetum flavescens PB - paniceum Pers - nitidum Pers - parvifiorum Pers - pumilum Kth Kochleria Balansae Coss - Micheli F. B. Fischer, Synopsis Astragalorum tragacantharum. — Der Verf. diagnosirt ausführlich folgende 175 Arten; I. Tragacanthae sessilifori. A. Microcalycini: dentibus calycis costatonervosi tubo multo brevioribus legumine monospermo, 1. Pyenophylli: acervulis paucifloris,, vexillo stenochyno, panduri- semio: A. Boissieri — Granada erinaceus — Türkei. acanlhostachys — ? microcephalus Willd — Kaukasus denudatus Stw Marschallanus — Kaukasus Persien A. ghilanicus — Ghila arnacantha MB — Krimm criacanlha Stev — Krimm filagineus Boiss — Persien argyrothamnus Boiss — Antilibanon talagonlicus Boiss — Gattade 2. Caucasici: aceryulis paucifloris, vexillo platonychino. A. echinus Dab — Libanon. Sinai myricanthus Boiss — Persien erianthus Willd — erelicus Lamk — Creta brachycentrus — Persien transoxanus — Persien floccosus Boiss — Persien eaucasicus Pall — Caucasus - fallax — Ghila verus Oliv — Persien stroboliferus Royl — Kunawur A. caspicus MB — Caueasus mesoleios Boiss — Teheran - Tourneforli Boiss — Cappadocien leioclados Boiss — Persien erenophilus Boiss — Kurdistan leptodendron — Firutz Kch roussaeanus Boiss — Latakia pseudocaspius — Natolien gummifer Lab — Libanon eryptocarpos DE — 3. Aurei: acervulis multifloris, vexillo planonychino. A. brachycalyx — Kurdistan aureus Willd — SOEuropa chromolejus Boiss — Teheran A. ochrochlorus Boiss — Lar bactrianus — Samarkand B. Macrocalycini: dentibus calycis costato -nervosi tubo aequilongis aut eo longioribus , corollis gamopetalis , legumine monospermo. 4. Compacti: aceryulis mnltifloris, bracteis angustis,, calycibus apteris a. Sphenosemii A. cylleneus Boiss — Kyllene eruentiflorus Boiss — Rascheya nevadensis Boiss — Granada siculus Raf — Sicilien A. brevillorus DC — Türkei Michauxanus Boiss — Persien Prusianus Boiss — Bithynien Meyeri Boiss — Persien oleifolius DE — Türkei. Armenien 150 b. Pandurosemii A. Parnassi Boiss — Parnass ce. longilolii Mitchellianus Boiss' — Phrygien A. deinacanthus Boiss — Syrien globifllorus Boiss — Persien lagonyx — Persien plilodes Boiss — Lydien Hasbeyanus Boiss — Antilibanon porphyrolepis — Persien longifolius Lamk — Syrien byzanlinus — Türkei \ kurdieus Boiss — Kurdistan ß. compact trachyacanthus — Firuz Koh lasiostylus — Bucharei barbajovis DCÜ — Armenien compactus Lamk — Armenien ö plumosus Willd — Galathia Lamarcki Boiss — Armenien antabicus Boiss — Syrien tokatensis — Natolien psilodontius Boiss — Libanon pyenocephalus — Kurdistan stenolepis — Teheran amblolepis — Kurdistan stenorhachis — Natolien gossypimei — „+ audrachnifolius Fzl — Taurus striclifolius Boiss — Gattade laxillorus — Libanon Drusorum Boiss — Libanon 5. Obvallati: acervulis multifloris, bracteis latis obvallatis calycibus apteris: A. lepidanthus Boiss — Aleppo A. diphtheritis Fzl — Tigris ' beihlehemiticus Boiss — Syrien 6. Pterophori: acervulis multifloris, calycibus bibracteolatis A. Iydius — Lydien A. Aucheranus — Coelosyrien brachyphyllus — Natolien Tmoleus Boiss — Bozdagh Wiedemannanus — $, ihracicus Grsb — Macedonien micropterus — > trojanus — Troja brachypterus — En calabricus — Calabrien C. Tubocalycini: ebracteati, calyce venoso - reticulato. 7, Altaganoidei: acervuli subpaucifloris, leguminibus polyspermis. — A. Hystrix in der Prov. Aderbeidshan. I. Tragacanthae peduneulai. 8. Caragonoidei: remolefo- liosi, pauciflori, habitu Caraganae: A. cicerilolius Royl A. multiceps Wallr — Hüungarung psilocentros infestus Boiss — Kabul grahamanus Royl — Caschmir lasiosemius Boiss — Kabul bicuspis genistoides Boiss — 9». psilacanthus Boiss — Kabul i leucacanthus Boiss — Aegypten raphiodontus Boiss — ,, kentrodes — Persien polyacantus Royl — Kanawur 9. Laxiflori: racemoso-spicati, parvi - bracteati a. Horridi b. Gywinolobi A, Navescens Boiss — Tmol A, gymnolobus — Kadiken horridus Boiss — Persien R macrosemius Boiss — Persien e. Heterodoxi Sahendi — Persien dendridium — Sufi sirinicus Ten — Corsica mucronifolius Boiss — Suli massiliensis Lamk — SFrankr. Fischeri Bhuse aristatus Her — Pyrenäen curviflorus Boiss — Persien oligophyllus — Kirghisen erylhrolepis Boiss — ,, Hermoneus Boiss — Libanon lycioides Boiss — = iymphresteus Boiss — Velugo leptacanthus Buhse — ,, angustifolius Lamk — Griechenland susianus Boiss — cephalonicus — Cephalonien argyrostachys Boiss — Persepolis pungen Willd — Natolien Bodeanus — Persien 10. Vestiti: dense spicati, grandibracteati, corolla pilosa, calyce inflato : A. vestitus Boiss — Isaurien 151 11. Lagorit dense spieati, grandibracteati, corolla glabra, calyce inflato : A, bunophilus Boiss — Caueasus A. mesopotamicus Boiss — Mesopotam. bulla — Persien brachypodius Boiss — Persien campylanthus Boiss — Schiras hymonostegis FM — N lagopoides Lamk — Armenien bymenocystes FM — Türkei lagurus Willd — Armen, Persien chrysostachys Boiss — Persien persicus FM — Persien, casp. Meer recognitus — Persien tabrizanus Buhse — Persien . sciureus Boiss — Gattade Kapherranus — Ghila ‚glumaceus Boiss — Persien 12. Cephalanthi: capitato spicati, calycibus indatis A. cephalanthus DE — Persien A, schirasicus — Schiras 13. Trieholobi: racemosocapitali,, calycibus campanulatis. A. wicholobus DC — Amadan A. ebenoides Boiss — Persien Hohenackeri Boiss — Persien 14. Physanthi: racemosospicati, calyeibus inflatis. a. Coluteoidei A. iodotropus Boiss — Persien A, ptychophylius Boiss — -Schiras microphysa Boiss — >} Renteranus Boiss — Persien coluteoides Willd — Libanon porphyrobaphis — a b. Cystanthi callistachys Buhse — Armenien IE 5 R E i Ir submilis Boiss — Persien murinus Boiss — Persien 3 x { distans — Kaschan non, } Szovitsii — Kaukasus tortuosus DE — Persien. Mesopot. \ 15. Tumidi: subuniflori aut pauciflori inflorescentia in ramulis secun- dariis, calycibus inflatis A. Forskahlei Boiss — Arabien A. fascieulifolius Boiss — Persien Clusii Boiss — Spanien scorpius Boiss — % armatus Willd — Barbhavi glaucacanthus — Persien Russelli Boiss — Aleppo anisacanlhus Boiss — Cabulien Bruguieri Boiss — Bagdad jubatus Boiss — 35 Speciesincertae sudis: A. Dombeyi — Peru; A. Bellangerianus — Persien; A. ovigerus Boiss — Persien; A. condensatus Ledeb. ?; A. barba Mosis Ehb.? (Bullet. natur. Moscou XXVl. 316 —486.) N. M. Semenow, über die moskowischen Seerosen. — Bis- her wurde im europäischen Russland nur Nymphaea alba L mit ihrer kleineren Varietät 8 minor DC als die einzige Art angegeben. Sie wächst in dem Flusse Schetum besonders bei Walinskoe und Spasskoe unweit Moskau ungemein üppig und in grosser Menge. Allein die Untersuchung ergab, dass sie hier gar nicht N. alba, sondern N. biradiata Somm ist. Erstere gemeine Art findet sich um Moskau gar nicht. Die Beschreibung der Moskauischen N. biradiata ist folgende. Das überarmdicke Rhizom wird wagrecht von starken seitlichen Wurzeln an den Boden befestigt und trägt oben Blumen- und Blatistiele von veränderlicher Länge. Die Blätter sind oval, tief herzförmig, die Lappen fast von der halben Länge des Blattes, gleichseitig oder spitz, ihre Iunenränder kreuzen sich ungefähr auf ein Drittheil ihrer Länge und gehen dann bogenförmig aus einander; die Blatt- nerven Tagen auf der untern Fläche sehr hervor. Die kleinen Blumen sind sehr wenig offen und schliessen sich aus dem Wasser gezogen vollkommen fest. Der 4- bis 5blättrige Kelch ist bleibend; die Blümenbläiter sind stumpf und gehen allmählig in die dottergelben in der Mitte ausgebreiteten Staubblätter über. Die Narbe ist 7- bis 12strahlig, meist 8- bis 9strahlig. In der Mitte der Narbe befindet sich ein blutrother ins Violett übergehender sternförmiger Fleck. die anfangs nach oben gerichteten Strahlen biegen sich allmählig nach innen und kommen endlich, wenn die Blume abgeblüht hat, mit den Spitzen in der Narbe zusammen, letztere ganz bedeckend. Der Fruchtknoten ist ein wenig flach zusammengedrückt, die Zahl seiner Fächer entspricht genau derjenigen der Narbenstrahlen. Indem die Frucht anschwillt und allmählig schwerer wird, sinkt 152 sie langsam zu Boden, um dort unregelmässig aufzuspringen und die reiche Saat zu entleereu. S. dringt sehr darauf die Nymphäen ganz frisch zu unter- suchen, da trockene Exemplare stets sehr entstellt sind. So scheinen ihm die canaliculirten Nerven z. B. nur in dem Zusammentrocknen bedingt_zu sein, so dass N. biradiata und N. pauciradiata ganz identisch sein werden. . Auch N. Basniniana gehört dazu. (Ibidem X XVII. 226— 232.) J. G.Agardh macht folgende neue Algen bekannt: Bryops Duchas- saingii bei Guadeloupe; Batophora nov. gen. Siphonearum inter Oliviam et Da- sycladum intermedium mit der Art B. Oerstedi bei S. Cruz; conferva centrifuga am Nicaragua, Ectocarpus clavifer bei Guadeloupe, Cryptonemia phyllantoides an der Mündung des Gabon, Gelidium serpens am Nicaragua, Delesseria opun- tioides an der Küste von Guinea, Mesotrema nov. gen. der Martensia zunächst verwandt mit M. pavonia bei Guadeloupe und Halopeltis nov. gen. früher zu Acropeltis gezogen. (Oefvers. k. vetensk. akad. förhdh. 1854. XI. 107 —111.) e A. Braun, über Chytridium, eine Gattung einzelliger Schmarotzergewächse auf Algen und Infusorien. — Die Gat- tung Chytridium umfasst kleine aus einer einfachen blasenartigen Zelle beste- hende Gewächse, die im süssen Wasser auf Infusorien und Algen, in deren Zellen sie oft durch eine wurzelarlige Verlängerung eindringen, schmarotzend vorkommen. Ihre derbe, feste Haut wird durch Jod und Schwefelsäure nicht gebläuet und in ihrem farblosen Inhalt lassen sich in der Jugend Oeltropfen un- terscheiden. Im reifen Zustande entwickeln sich daraus zahlreiche farblose Keim- zellen mit einer excentrischen dunklern Kern und einem einfachen Flimmerfaden. Nach der Lebensweise und dem Mangel an Chlorophyll gehörte diese Gattung zu den Wasserpilzen, ihrem übrigen Baue nach aber zu den einzelligen Algen. Es haben sich bis jetzt 21 Arten unterscheiden lassen, die entweder auf Algen, oder den Desmidiaceen, Diatomaceen, Chlamidomonaden, Volvocinen oder der Euglena , einem Thier leben. Die einen beschränken sich auf einzelnen Pflan- zen, ja nur auf bestimmte Theile einer Pflanze, während andere wieder auf meh- reren Nährorganismen gefunden werden. Die bisher beobachteten Arten sind folgende: 1) Ch. Olla, die grösste Art Ya — !/,;mm Jang, Y/yo —/so dick, ei- förmig mit flacherem,, stumpfgenabeltem Deckel und schlauchartig verlängerter Wurzel. Fast kuglige Schwärmzellen mit 4mal längerem Flimmerfaden. Auf Oedogonium rivulare, am Halse der bauchigen Sporenmutterzelle. Freiburg im Breisgau. — 2) Ch. acuminatum, kleiner als vorige, Y/spmm lang, mit länger zugespitztem Deckel. An der Sporenmutterzelle von Oedogonium Rothii Breb. bei Freiburg. — 3) Ch. oblongum, länglich oder fast keulenförmig, oben ge- rundet, ungedeckelt, !Y/o — som lang, 1/ıso diek. Nur- einmal gesellig auf der ganzen Sporenmutterzelle von Oedogonium vesicatum Link. Freiburg. — 4) Ch. Lagenula, länglich, unten stielarlig verschmälert, stumpf, ohne Deckel, an der Spitze sich öffnend. Yo — "/s0®M lang, Y/ı2o dick. Schwärmzellen fast kugelig. Auf Melosira varians und Conferva bombycina bei Freiburg. — 5) Ch. mammillatum, fast citronenfürmig, aber ohne Deckel, Yo — /s Mm lang I/go— !/so dick. An den Fäden und deren Gliederzellen von Coleochaete pul- vinata bei Freiburg und Berlin. — 6) Ch. minımum, längliche, an der Spitze sich öffnende Zellen von Y/ıoo — /somm Länge und 1/20o Dicke. Auf Fäden von Colochaete pulvinata bei Freiburg. Zweifelbafte Form. — 7) Ch. globosum, völlig kugelförmig, Yso — Ya„mm, Schwärmzellen mit 8mal längerem Flimmer- fäden. Auf den vegelativen Zellen von Oedogonium fonticula A. Br. und Oed. rivulare, auf Melosira varians und Eunotia amphioxys Ehrb. — 8) Ch. sporo- clonum, dem vorigen ähnlich. Zweifelhaft. — 9) Ch. pollinis Pini, kuglig mit /sgmm Durchmesser, dicker Haut und einem grossen Oeltropfen im Innern. Auf ins Wasser gefallenen Pollenkörnern der Pinus sylvestris bei Berlin. — 10) laterale, kugelförmig, reif mit seitlichen Vorragungen, die sich ohne Deckel öff- nen. Durchmesser Yro—!/so" m, Schwärmzellen mit 5—6 mal längeren Flim- merfäden. An den Fäden von Ulothrix zonala K. bei Freiburg. 11) Ch. sub- angulosum, der vorigen ähnlich, eiwas grösser, mit mehreren weniger stark vor- 155 springenden Mündungen sich öffnend. An den Spitzen der Fäden von Oscillaria tenuis var. subfusca’ K. bei Freiburg. — 12) Ch. transversum, erst kugelig, dann queroval, in eine zitzenarlige Spitze vorgezogen und so 4/sMMm breit. Auf Chlamidomonas Pulvisculus Ehrb. bei Freiburg. — 13) Ch. Chlamidocei, ku- gelig, auf eultivirtem Chlamidococeus pluvialis. — 14) Ch. Euglenae, fast kug- lig, später stark schlauchartig. verlängert, an der Spitze sich öffnend. Auf en- eystirter Euglena viridis bei München und Breslau. — 15) Ch. depressum, niedergedrückt, fast halbkugelförmig, mit breiter Basis aufsilzend; !/,,mm Quer- durchmesser, in der Mitte in eine Spitze sich erhebend. Auf Coleochaete pro- strata Prıngsh. Zweifelhaftes Gebilde — 16) Ch. Hydrodictys, kugelförmig, zuleizt ei- oder verkehrt birnförmig verlängeri, an der Spitze mit einfacher Mündung sich öffnend. Gesellig auf erkrankenden Zellen des Wasserneizes bei Freiburg. — 17) Ch. decipiens. Im Innern der Sporenmutterzelle von Üedo- gon!um Vaucherii Le Cleck, auf der Spore sitzend. — 18) Ch. apiculatum. Halb- oder fast kugelig, mit breiter Grundfläche aufsitzend, in der Mitte in eine schmale, zapfenförmige Spitze sich erhebend. An den grünen Zellen von Glaococcus muscosus A. Br.; nur mit der zapfenartigen Spitze aus der Zellhaut hervorragend. Freiburg. — 19) Ch. endogenum. Gedrückt kugelig, nach oben in einen flaschenartigen langen Hals auslaufend, der mit einer Anschwellung in der Mitte, sich an der Spitze trichterförmig öffnet. Im Zellenraum von Clo- steria Lunula dem contrahirten Inhaltskörper aufsitzend. — 20) Ch. Sapro- legniae. Bildet im Innern angeschwollener Fadenspitzen von Saprolegnia ferax K. längliche Schläuche von Y;— !/, um Dicke, welche mit einem kurzen, engen Halse die Zellhaut der Nährpflanze durchbrechen, um die Keimzellen nach aussen zu entleeren. Freiburg. — 21) Ch. ampullaceum. Farblose Kugeln von I/i5o mm Durchmesser, überragt von einem engen, in eine zarte, dünnwandige Spitze auslaufenden Halse., Gesellig auf Fäden von Mougeotia, Oedogonium ve- sieatum Link und undulatum R. Br. Freiburg und Berlin. Zweifelhafte Form. (Ber. Berl. Akad. Juni 1855.) v. W. W. Hofmeister, zur Morphologie der Moose — 1) Ent- wicklungsgeschichte der Riella Reuteri. — Die jungen Individuen dieser bei Genf entdeckten Art sind kurze Zellenreihen, die am Vorderende in eine schmale Zellenfläche übergehen. Die Anordnung der Zellen ist paarigfäche- rig hervorgegangen aus dem Auftreten zweier Zellen ersten Grades, die wech- selnd durch quere und Längswände getheilt werden. In der Jugend überwiegt bei Weitem die Bildung zur Mittellinie des Pflänzchens nahezu rechiwinkliger Querwände, somit dessen Längswachthum. Schon zeitig eilen die Zellen der einen Seite des Vorderrandes in Vermehrung und Ausdehuung den andern hbe- trächtlich voraus. Gleichzeitig mit dem Hervorsprossen der Blätter entwickelt das Pflänzchen durch Entstehung seiner Flächen paralleler Wände in gewissen Zellen, eine Mittelrippe; einen aus bis 6 Zellenlagen gebildeten Streifen massi- gen Gewebes, welche der minder entwickelten Seite des Sprosses entlang läuft. Aus der stetigen seitlichen Ablenkung der schief aufwärts strebenden Achse durch die schnelle Entwicklung des seitlichen Flügels folgt die constant rechte Schrau- benwindung des Stengels. Blätter bilden sich nur auf der Mittelrippe in der Ordnung nach 21/2. Sie entstehen aus Vermehrung einer einzigen über die Fläche der Endknospe hervortretenden Zelle. Die Zellenfolge entspricht in der Jugend genau der der Farrenspreublätter. Die Sprossfolge der Riella ist wie sonst bei den Riccien und Marchantieen unächt dichotomisch. Die erste schein- bare Gablung pflegt schon in der frühen Jugend neuer Individuen zu erfolgen. Antheridien werden angelegt, indem dicht neben den Vegetationspuncte eine Rand- zelle des häutigen Flügels anschwillt, worauf die blasige Ausstülpung durch eine Querwand vom ursprünglichen Zellraume abgetrennt. wird. Das Rudiment der Antheridie wird durch Wucherung der seiner Basis angrenzenden Zellen sofort von einer eng anschliessenden Scheide umwachsen. Nach Theilung der Zelle ersten Grades der Antheridie und so bewirkter Bildung eines kurzen Stıeles erfolgt in der halbkugligen Endzelle eine Reihenfolge von Theilungen. wie bei Riccia, welche einen eiförmigen Körper würfliger Zellchen , der Mutterzellen 10° 154 der Samenfäden , umschlossen von einer Schicht grösserer flacher Zellen, her- vorbringt. Die herangewachsenen Antheridien erscheinen jetzt Verdoppelungen des häutigen Flügels tief eingesenkt, Antheridien und Archegonien sind stets auf verschiedenen Sprossen vertheilt. Neue Individuen bringen zuerst Anthe- ridien hervor; Archegonien pflegen an ihren Sprossen 3. bis 5. Grades auf- zulreten, sind blattwinkelständig, ausgezeichnet durch grosse Centralzelle mit relativ kleinem Keimbläschen. Die Basis des jungen Archegonium ist von einer niedrigen, vor der Befruchtung nur 1 bis 4 Zellen hohen Ringscheide umgeben, welche nach Anlegung. der Frucht rasch zu einer krugförmigen Hülle mit enger Mündung heranwächst. Das befruchtete Keimbläschen schwillt sofort zur Grösse der birnförmigen Bauchhöhle des Archegonium an und folgt deren Erweiterung bedingt durch die lebhafte Vermehrung der sie umschliessenden Zellen. Die erste Theilung der Fruchturzelle ist horizontal, die untere Hälfte wird durch wiederholte Quertheilung zum Fruchtstiel der aus einfacher Zellenreihe bestehend später unten keulenförmig wird, die obere Hälfte bildet sich zur Fruchtkapsel aus, indem sie mittelst wechselnd nach rechts und links geneigter Wände ihre Theilung wiederholt und nach etwa achtmaliger kugelig ist. Ihre äussere Zel- lenlage wird zur Wand, die innern lockern sich auf, gestalten sich kuglig und bilden sich verschiedentlich aus. Der Inhalt der Hälfte derselben wird von fei- nen Körnchen getrübt, ihre Wände verdicken sich. Diese sind Mutterzellen, welche im Innern von 4 meist tetraedrisch gestellten Specialmutterzellen die von starkem zierlich gefeldertem Episporium bekleideten Sporen entwickeln. Die andern Zellen des Kapselinhaltes bleiben dünnwandig, Stärkekörnchen tre- ien im Innern auf. Weiler verändern sich diese nicht. ö 2) Bildung des Keimbläschens der Muscineen. Zu der Zeit, da durch Verflüssigung der Querwände des Stranges von Zellen, der die Achse des Archegonienhalses einnimmt, der diesen durchziehenden Schleim erfüllte Ka- nal zu entstehen beginnt, erkennt man bei Funaria hygrometrica unter dem sehr deutlichen primären centralen Kern der Mittelzelle des Archegonium eine sehr kleine Zelle mit stark lichtbrechendem flüssigen Inhalt und hellerem kernchen- losen Kern. Ihr Heranwachsen scheint mit ungemeiner Schnelligkeit zu erfolgen. Noch ehe die Bildung des Halskanales durch Auflösung der Wände auch der untersten bis zulelzt sich erhaltenden, die Centralzelle zunächst überlagernden Zelle des axilen Stranges sich vollendet, findet man die Centralzelle beinah ausgefüllt durch das herangewachsene Keimbläschen, dessen gleichfalls vergrös- serter, nunmehr kernchenhaltiger Zellkern dem primären Kern der Centralzelle so ähnlich sieht, dass sie schwer zu unterscheiden sind. Wie Funaria hygro- metrica verhalten sich in der Entwicklung des Keimbläschens Phascum cuspi- datum, Bryum caespiticum, Fossombronia pusilla, Marchantia polymorpha. Das Product der Auflösung der Querwände des Zellsiranges, welcher die Längsachse des Archegonienhalses durchzieht, ist bei Laubmoosen häufig eine wurmförmige Masse stark lichtbrechenden glasartig durchsichtigen Schleimes wie es scheint von der Feuchtigkeit des Standortes abhängig. Samenfäden wie bei Farren sind in der Centralzelle der Moos-Archegonien neben dem Keimbläschen noch nicht beobachtet, nur bei Fumaria drang ein Samenfaden in den Halskanal eines zur Befruchtung bereiten Archegoniums vor. 3. Die vermeintlichen Wurzeln des Haplomitrium Hoo- keri. Die von Gottsche nicht gedeuteten steil abwärts sich wendenden Gebilde des unterirdischen Stammtheiles lassen sich durch die feinere Anatomie deuten. Die Längsachse der ausgebildeten Sprossen ist von 4 parallelen Längsreihen ge- streckter enger Zellen eingenommen. Diese werden umhüllt von etwa 4 Schich- ten parenchymatischer Zellen, deren äusserste papillös aufgetrieben sind. Ein- zelne dieser tragen kurze zweizellige Haare mit gekrümmter keuliger Endzelle wie solche häufig bei Jungermannien vorkommen. Längsdurchschnitte der fort- wachsenden Spitze des Organes zeigen, dass das Wachsthum durch stetig wie- derholte Theilung einer einzigen, den Scheitel der stumpfkegellörmigen End- knospe einnehmenden Zelle mittelst nach verschiedenen Richtungen geneigler Wände erfolgt. Der Vegetationspunet ist also unbedeckt: die fraglichen Gebilde 155 sind zweifelsohne Stengelorgane, und Haplomitrium entbehrt aller und jeder Wurzeln. Die Differenzirung der gestreckten Zellen der Achse von der kürze- ren peripherischen wird dadurch bewirkt, dass in letzteren eine Quertheilung mehr erfolgt. Die Fruchtanlage wächst durch die gleichseitige Quertheilung vie- rer Zellen ersten Grades von Form von Kugeloctanten, wodurch sich Haplomi- wium als ächte Jungermannie -characlerisirt. 4) Die ersten Entwicklungsstufen der Frucht der Caly- pogeia Trichomanes. Gelungene Längsdurchschnilte senkrecht auf die Ebene, in welcher die »latiflächen der Hauplachse liegen, durch diese und durch den in der Achsel eines ihrer Amphigastrien entstandenen jungen Frucht- ast zeigen, dass das Ende dieses letztern, ursprünglich schräg nach unlen ge- richtet, sich aufwärts krümmt , so dass die Archegonien im Zeitpuncte der Be- fruchtung aufrecht stehen. Ihr Bau weicht vom gewöhnlichen nicht ab; die Centralzelle ist vor der Befruchtung auffällig klein, die Zahl der Blätter am Fruchtast schwankend, 2 bis S, meist nur Oberblätter. Die erfolgte Befruch- tung gibt zunächst durch sehr lebhafte Vermehrung der Zellen des zur Calyptra werdenden Bauchtheiles des Archegonium sich zu erkennen. Während derselben schwillt das befruchtete Keimbläschen nur mässig an. Die kleinzellige Gewebs- partie, welche das befruchtete und die fehlgeschlagenen Archegonien trägt, ist es, welche zum Fruchtsacke sich entwickelt, die grössere weitzellige Hälfte des Fruchtastes oberhalb derselben nimmt an dieser Neubildung keinen Theil. Diese Entwicklung des Fruchtsackes erinnert noch an Vorgänge, welche bei der Bil- dung anatroper Ei’chen von Phanerogamen sich ereignen. Die Vermehrung der Zellen des Gewebes unter dem befruchteten Archegonium erfolgt sehr lebhaft unter dem Auftreten von Wandungen, welche in Bezug auf die convexe Fläche des gekrümmten Fruchtastes radial stehen. Die Ringzone den Archegonien fern- ster solcher neugebildeter Zellen erfährt sofort nach ihrer Entstehung eine be- deutende Längsdehnung rechtwinklig zu den Theilungswänden, deren Entstehung die Zellen individualisirte. Dies die Art, in welcher das ursprünglich kissen- förmige Ende des Fruchtastes zu einem tiefen krugförmigen Organe sich umbil- dei. Es ist wesentlich der nömliche Vorgang, der die Höhle des Germens epi- gyner Blühten von Phanerogamen unterständig macht, der den Kern vieler ana- tropen Ei’chen mit massigem äussern Integumente in dieses versenkt, nur dass in diesem, namentlich dem letzten Falle Bildung und Streckung nicht so scharf sich sondern. Die Entwicklung des Bauchtheiles des Archegonium zur Calyptra ıst inzwischen nur langsam, noch langsamer entwickelt sich dessen Centralzelle zur Frucht. Noch nach vollständiger Anlegung des Fruchtsackes ist die letztere noch ungelheilt, und zur doppelten Länge herangewachsen. Auf allen Stufen normaler Entwicklung füllt die Fruchtanlage die Höhlung der Calyptra vollstän- dig aus, der von Golische abgebildete Zustand ist ein krankhafter; H. fand sie bei Pellia epiphylla, Jungermannia divaricata, Phascum cuspidatum, aber auch bei Aspidium filix mas, Pteris aquilina, Salvinia natans. 5. Die Keimung des Sphagnum acutifolium. Die ersten Ent- wicklungsstufen der Aussaat der Sphagnumspore in Wasser, viel verzweigte Zell- reihen, bildet Schimper ab. Auf feuchter Erde keimend wird eine der Veräste- lungen des fädlichen Vorkeimes zur Zellfläche. Die Anordnung der Zellen der- selben schwankt zwischen der paarig fächerigen und der einfach verschränkten, welehe hervorgeht aus der wiederholien Theilung einer einzigen Scheitelzelle mitlelst auf der Fläche senkrechter, wechselnd rechts und links geneigter Wände, dıe erstere Art der Zellenfolge überwiegt. Die reiche Verzweigung des Vorkei- mens erscheint bald ächt, bald unächt dichotom, getrübt durch das Auftreten zahlreicher adventiver Sprossen des Grundes. Der einigermassen kräftig ent- wickelte Vorkeım ist ein wirrer Rasen, den man auf keinen regelmässigen Gang zurückführen kann. Zwei Erscheinungen unterscheiden diese Vorkeime auffällig von den Prothallien der Farren und Equiseten. Die krausen Zellflächen sind durchweg einfach, auch nach zehnmonatlicher Lebensdauer. Nirgends zeigt sich das parenchymatische Gewebe, welchem auf grünen Prothallien die weiblichen Genitalien zu entspriessen pflegen. Basis und Seitenränder der Vorkeimlappeu 156 sind besetzt mit fädlichen Anhängseln, die verästelt und durch Scheidewände getheilt sind: die chlorophyllreicheren durch zur Längsachse senkrechte, die chloropbyllarmen durch schräge. Diese weit umherkriechenden Zellfäden hesitzen die Fähigkeit durch Anschwellen und Theilungsfolgen der Endzellen ihrer Ver- ästelungen neue flächenförmige Vorkeime zu erzeugen. In einzelnen Zellen der Vorkeimlappen beginnt eine Vermehrung in wesentlich abweichender Richtung und Art. Es erhebt sich ein halbkugliges, allmählig cylindrisch werdendes Knötchen von Zellgewebe, welches früh schon einige rudimentäre Blätter ent- wickelnd als der Spross eines Laubmooses sich zu erkennen gibt. Schon die Zellenanordnung der Blätter lässt auf Sphagnum rathen. Die Blattstellung ist nach ?/g. 6) Entwicklung der Frucht des Archidium phascoides. Die unbefruchteten Archegonien wie die Antheridien unterscheiden sich nicht merk- lich von denen der Phascaceen. Die Samenfäden sind ziemlich gross und tra- gen die beiden Wimpern. Das Kleinbläschen ist meist einer der Seitenwände der Archegonien-Centralzelle angeschmiegt. Nach der Befruchtung vergrössert sich dasselbe bedeutend, die Bauchhöhle des Archegonium sehr ausdehnend und die sie begrenzenden Zellen zusammendrückend. Die Zellenfolge der Fruchtan- lage ist die gewöhnliche aller Laubmoose. Die obre Hälfte derselben wächst zeitig in die Dicke und sprengt die Calyptra ab, im Innern treten zugleich der Aussenfläche parallele Zellschichten aus dem Zusammenhange : es bildet sich ein Intercellularraum von Form eines beiderseits gestutzten Ellipsoids.. Eine der Zellen des Innern der Kapsel des Archidium wächst beträchtlich heran, die Nachbarinnen verdrängend, verdickt ihre Wand und füllt sich mit körnigem Schleim. Sie ist die einzige Urmutterzelle der Sporen. Ihre ursprüngliche Lage ist stets excentrisch, durch zwei Zellschichten vom Hohlraum getrennt, welcher die äussre Kapselwand absondert. Während das umgebende Gewebe sich auflockert und verflüssigt, dauert ihr energisches Wachsthum fort. Sie liegt jetzt völlig frei in der Höhlung der Kapsel und fällt aus der geöffneten ohne Nachhülfe heraus. In ihrem Innern entstehen 4 frei schwimmende Mutter- zellen 2. Grades, deren jede in 4 Specialmutterzellen sich theilt und jede die- ser erzeugt eine Spore. Bei ihrer Bildung misst der Durchmesser der Spore nur 1/s von dem der reifen. Ein zartes Exosporium ist schon auf den frühe- sten Entwicklungsstufen zu erkennen. Noch geraume Zeit nach Bildung der Sporen ist die innere Kapselwand und die innere Schicht der äusseren vorhan- den. Erst durch das allmählige Heranwachsen der Sporen werden alle jene Zellenmassen bis auf die äusserste Schicht der Kapsel verdrängt. Dabei erhält sich bis zum Ende die Membran der Urmutterzelle, sämmtliche Sporen um- schliessend. Diess zur Widerlegung von Schimpers Ansicht in der Bryologia europaea. (Leipziger Berichte 1854. II. 92— 106. Tf. —7.) E. H. Weber, die Vergleichung einiger Theile der Gene- rationsorgane phanerogamer Gewächse mit entsprechenden Theilen bei den Wirbelthieren. — Wenn es auch zulässig ist die Ge- neralionsorgane der Pflanzen trotz ihrer Uebereinstimmung in den Functionen mit denen der Thiere mit besondern Namen zu belegen: so wäre es doch na- turgemässer die entsprechenden Theile beider auch mit gleichen Namen zu nen- nen. Die Theile, welche man im Germen der höheren Pflanzen Ovula nennt sind die Bildungsstetten der Eier und sollten vielmehr Folliculi heissen, der sogenannte Eikern, nucellus, nebst der die Höhle desselben auskleidenden Hant, die man den Embryosack nennt, sind die Wand des Folliculus. Denn nur die- jenige kernhaltige Zelle, welche in der in dem Embryosacke enthaltenen Flüs- sigkeit entsteht, und durch Zellenvermehrung die Anlage des Embryo und die Cotylen hervorbringt und von Manchen die Keimzelle genannt wird, verdient den Namen des Pflanzeneies, des Ovulum. Dieses ist bei seiner ersten Ent- stehung dem sich bildenden Thiereie auf eine überraschende Weise ähnlich und auch die Bildungsstätten der Eier der höheren Thiere und der Keimzellen, d.h. der Eier der höheren Pflanzen, entsprechen sich einander. Jedes Ei ist bei 157 seiner Entstehung eine in einer Flüssigkeit sichtbar werdende Elementarzelle, welche der Befruchtung durch den männlichen Zeugungsstoff bedarf, damit in ihrem Inhalte der Process der Zellenvermehrung vor sich gehe, wodurch die Anlage des Embryo und ein Magazin von vorbereitetem Nahrungsstoff für die junge Pflanze sich bildet. Dagegen sind der Eikern, nucellus, mit seinen Hül- len und mit dem in ihm eingeschlossenen Embryosacke Theile, welche in ei- nem continuirlıchen Zusammenhange mit andern Theilen aus der Pflanze her- vorwachsen, und sie können daher nicht für Theile eines Eies gehalten werden, sondern müssen für die Bildungsstätte des Eies, d. h. für den Folliculus erklärt werden, denn dieser ist bei den höheren Thieren ein Theil, der bei seiner Entstehung mit andern Theilen namentlich mit den Theilen des Eierstocks, Ovarium, gleichfalls in continuirlichem Zusammenhange sich bildet. Das Ei des Menschen und der Thiere wird im unausgebildeten Zustande und wenn es noch sehr klein ist, aus dem sich öffnenden Folliculus und Ovarium ausgetrieben, oder, wo der Eierstock aus Röhren besteht, von dem Orte in den Eierstocks- röhren, wo es sich gebildet hatte, foribewegt. Das Ei der höheren Pflanzen dagegen bleibt im Folliculus und mit diesem im Ovarium und wird dort be- fruchtet und ausgebildet, wo es entstand und die in einander eingeschlossenen Theile: das Ei, der Follieulus, der Eierstock und dessen Bedeckungen bilden zusammengenommen die Frucht. Indessen wird regelwidriger Weise und in sehr seltenen Fällen auch das menschliche Ei in dem Folliculus und daher auch im Ovarium zurückgehalten, und an dem Orte seiner Entstehung befruchtet und in einigem Grade entwickelt. Man nennt diesen krankhaften Vorgang Conceptio ovarii und er entspricht demselben Vorgange bei den höheren Pflanzen, wo die conceplio ovarii der regelmässige Zustand ist. Die conceptio ovarii hat W. selbst einmal in dem Eierstocke einer Frau beobachtet, Er fand nämlich in demselben einen sehr ausgedehnten und vergrösserten Folliculus, in welchem ein Ei lag, dessen äussere Haut das Chorion war, an welchem die bekannten verzweigten Zotten schon beträchtlich entwickelt waren. Indessen gelang es ihm nicht in dem Eie, das ungefähr 3/s Zoll im langen Durchmesser hatte, einen Embryo aufzufinden. Was die männlichen Zeugungsorgane der höheren Pflanzen betrifft, so ist die Vergleichung der Pollenschläuche mit den Samenfäden und des Pollenkorns oder der Pollenzelle, d. h. der Bildungsstätte eines Pollen- schlauchs, mit den Zellen, in welchen sich ein Samenfaden entwickelt, bei aller Verschiedenheit sehr einleuchtend. Es findet der Unterschied statt, dass der Samenfaden frühzeitig aus seiner Zelle ausgetrieben wird und dass er in einer Flüssigkeit beweglich ist und durch besondere Canäle und den Druck ih- rer Wände, zum Theil auch durch die ibm eigenthümliche Bewegung bis zu dem Eie gelangt und mit ihm in Berührung kommt, während der Pollenschlauch erst entsteht, wenn das Pollenkorn aus dem Staubbeutel ausgetreten ist, und sich auch dem Ovulum nicht durch Fortbewegung, sondern durch Wachsthum nähert, So kommt endlich dieser Pollenschlauch mit dem Embryosacke in Be- rührung und dringt sogar bisweilen, indem er den Embryosack einstülpt, bis in dessen Höhle ein, in welchen sich das Ei, ovulum (Keimbläschen) befindet. Die Samenfäden und die Pollenschläuche sind also die wirksamen Theile des männlichen Zeugungsstoffs, welche im ersteren Falle durch Bewegung, im letz- teren durch Wachsthum mit der Bildungsstätte des Eies oder mit dem Eie selbst in Berührung kommen und die Befruchtung bewirken. Diese Deutung der männ- lichen und weiblichen Geschlechtstheile bei Thieren und Pflanzen bestätigt sich auf eine interessante Weise durch die Vergleichung männlicher und weiblicher Thierbastarde mit männlichen und weiblichen Pflanzenbastarden. Denn durch die künstliche Kreuzung der Arten entstehen bekanntlich Speciesbastarde , wel- che hinsichtlich ihrer Geschlechistheile und deren Verrichtungen bei höheren Thieren und höheren Pflanzen sehr ähnliche Unvollkommenheilen zeigen. Bei den männlichen Thierbastarden ist nämlich der männliche Saamen und bei den männlichen Pflanzenbastarden ist der Pollen auf eine sichtbare Weise unvoll- ikommen gebildet, denn ia dem männlichen Samen der Thierbastarde entstehen n der Regel keine Samenfäden und aus dem sichtbar unvollkommenen Pollen- 158 körnchen der Pflanzenbastarde wachsen in der Regel keine Pollenschläuche. Die Beobachtung Brugnones, der im Samen des Maulthiers Samenfäden gesehen haben will, steht sehr zereinzelt da und mehreren Beobachtungen von der Ab- wesenheit der Samenfäden und der Impotenz männlicher Maulthiere gegenüber und die Fälle, wo bei männlichen Pflanzenbastarden von C. F. v. Gärtner keine Impotenz gefunden wurde, gehören gleichfalls zu den sehr seltenen Ausnahmen. Dagegen nimmt man an den weiblichen Geschlechtstheilen und an den Eiern bei ihrer ‘ersten Enistehung bei Thier- und Pflanzenbastarden keine sichtbare Misbildung wahr und auch die Verrichtungen beweisen bei ihnen in so fern eine grössere Vollkommenheit als bei männlichen Bastarden, als sie, obwohl nur in seltenen Fällen, befruchtet worden sind, so dass sich ein gedeihendes Jun- ges oder keimende Pflanzensamen gebildet haben, während kein sicherer Fall gekannt ist, wo sich ein männlicher Thierbastard mit einem zeugungskräftigen weiblichen Thiere fortgepflanzt hätte. Können nun schon mit Recht gewisse Geschlechtsorgane der Thiere und ihre Producte mit denen bei den höheren Pflanzen der Phanerogamen verglichen werden, so ist das noch weit mehr bei Thieren und niedern Pflanzen der Fall. Denn der wichtigste Unterschied zwi- schen den Früchten der Phanerogamen und den Ovulis (Sporen) der Kryptoga- men besteht eben darin, dass die Leizteren, wie die Ovula der Thiere sehr frühzeitig und klein ihre Bildungsstätte verlassen, während die Ovula der Pha- nerogamen immer in ihrer Bildungsstätte bleiben, so dass sie daselbst ihre volle Ausbildung erhalten, indem dort in ihnen ein Embryo und grosse mit vorbereiteten Nahrungsstoffen gefüllte Behälter, Cotyledonen entstehen. Die Ovula der Thiere, wenn sie sehr klein ihre Bildungsstälte, den Folliculus , oder den Ort der Eierstocksröhren in welchen sie entstanden sind, verlassen, werden theils bewegt, theils bewegen sie sich selbst, indem sie sich eine Zeit lang miltelst ihrer Cilien um sich selbst drehen. Sie begegnen dabei den Samen- fäden durch die sie befruchtet werden. Die Samenfäden der Thiere verlassen gleichfalls die Zellen, in welchen sie sich gebildet haben, und werden theils durch das Bewegungsvermögen der Canäle, in welchen sie sich befinden, fort- hewegt, theils bewegen sis sich selbst, indem jeder derselben wie eine colos- sale Cilie schwingt und nähern sich dadurch dem Eie. Auf ähnliche Weise wird das Ovulum mancher Kryptogamen, indem es sehr klein seine Bildungsstätte verlässt, durch Cilıen bewegt, und dadurch unstreitig mit dem männlichen Zeu- gungsstoffe in Berührung gebracht, z. B. bei Algen nach den Entdeckungen von Mertens, L. Chr. Treviranus, Trentepohl, Unger, die durch Agardh Thuret, Nägeli, Derbes und Solier und endlich durch W. Hofmeister u. A. vervollstän- digt worden sind. Auch die Aehnlichkeit der Zellen im männlichen Samen und der sich in ihnen entwickelnden Samenfäden mit den entsprechenden Theilen bei den Pflanzen, ist bei den Kryptogamen noch weit deutlicher, wo, wie bei vie- len Algen und bei Farrenkräutern, Zellen in männlichen Zeugungsorganen sich bilden und loslösen, in welchen freiliegende Spiralfäden entstehen, die sich bisweilen schon bewegen, wenn sie sich noch in den Zellen befinden, dann aber austreten und durch Ciliarbewegung herumschwärmen und die Befruchtung der Eier zu bewirken scheinen. (Ebda S. 81 — 87.) H. Zollinger, über Pflanzenphysiognomik im Allgemei- nen und diejenige der Insel Java insbesondere. Zürich 1855. 80, 48 SS. — Der Verf. bereiste während der Jahre 1842 — 1848 den indi- schen Arebipel und heabsichtigte eine vollständige Reisebeschreibung herauszu- geben. Durch Ungunst der Zeiten |und neue Reisepläne hiervon abgehalten bietet er dem botanischen Publicum vorliegende Abhandlung über Pllanzenphysio- gnomik. Nach einigen einleitenden historischen Bemerkungen verbreitet er sich über die Pflanzenphysiognomik im Allgemeinen und wendet sich dann zu der Javas, indem er 1) die Teppichvegetation und zwar die schwimmende, die gras- blättrige, kleinlaubige und grosslaubige, 2) die Stockvegetation, 3), die Kro- nenvegetalion in ihren vorbildenden Formen, den Laubholzbäumen, den nadel- blättrigen und den entlaubten Bäumen, 4) die Schopfvegetation und 5) die Ver- zierungsvegetation specieller schildert, 159 Regel, das neue Zuckergrass, Sorzhum saccharatum Pers. — Die Samen dieser Aufsehen erregenden Pflanze wurde von Montigny aus China nach Paris geschickt und es scheint, als gehörte dieselbe zu Sorghum vulgare Pers., welche Kunth zu Andropogun rechnet und unter 6 bis 7 Namen beschreibt. Ob sie der ächte Holcus saccharatus I. ist, ist sehr zu bezweifeln, da unter diesem Namen sehr wahrscheinlich 2 Arten stecken, von denen die eine gut, die andere zu Sorghum yulgare gehört. Aber auch letztere Art kann das jetzt von Frankreich ausgehende Zucker- Sorghum nicht sein, denn S$. sac- charatum d. h. die Form von S. vulgare besıtzt stark behaarte Kelche und licht- braun oder schwach rölhliche Samen, dagegen sind die Samen der in Frankreich eingeführten Art schwarz und gehörer unzweifelhaft zu S. nigrum. Doch viel- leicht gehören alle von S. vulgare cultivirten Formen wie die eben genannte, S. bicolor, S. caffrorum, S. saccharatum zu einander. Alle sind unter dem Namen Mohrhirse bekannt und werden in S. Europa, in N. und S. Africa, in Ostindien und China sowohl wegen ihrer Samen gebauet, wie auch zur Fabri- kation von Zucker, der sich in reichlicher Menge in theils erystallisirbarer theils in nicht erystallisirbarer Form in ihren Halmen befindet. R.’s Erfahrungen über den Anbau ergeben folgendes. Der Anbau der Zucker-Sorghum ist bei uns bei gehöriger Umsicht möglich. Man säet im April ‘die Samen in grosse flache Näpfe und stellt diese in ein mässig warmes, Treibbeet. Hier keimen sie bald und müssen nun an die Luft gewöhnt werden. Mitte Mai pflanzt man sie ın 3/; bis 1 Fuss Entfernung in eine warme, sonnige und geschützte Lage. Ein lockerer leichter und nahrhafter Boden befördert ihr Wachsthum sehr, doch ge- deıhen sie auch. in schweren Boden ziemlich gut. Die Pflanzen erreichen 8 Fuss Höhe und bilden daumendicke Stengel. Sie blühen im August und der Same reift erst im October. Schon 1776 machte Arduino Versuche der Zuk- kerfabrikation aus Sorghum und zwar mit einer Sorte mit braunen Samen und in China und am Kap ist diese Fabrikation schon lange im Brauch. Nach Vilmo- rin ist der Zuckergehalt am grössten zur Zeit, wenn sich die Samen der Reife nähern, aber noch milchig sind. Die Ansbildung der Samen soll den Zucker- gehalt der Halme nicht beeinträchtigen. Sehr wahrscheinlich dürfte sich aber der Zuckergehalt noch steigern, wenn man die Blühtenstände herausschneidet, da Blumen- und Fruchtbildung immer auf Kosten der in den Stengeln abgela- gerten Nahrungsstoffe geschieht. Je besser das Sorghum zeiliget, je höher die Wärmegrade während der Zeiligung, je grösser ist der Zuckergehalt des Sten- gels. Die Benutzung ist vielfach. Aus dem Samen kann ein Mehl bereitet wer- den, Blätter und Stengelspitzen liefern ähnlich dem Mais ein gutes Futter und aus den Stengeln wird Zucker bereitet. Man schneidet hiezu den von seinen Blättern befreieten Stengel in Stücke von 8 Zoll Länge und presst diese aus, nachdem man sie einige Tage der vollen Sonne ausgesetzt hat oder im Back- ofen getrocknet, damit die ziemlich wässrige Flüssigkeit sich etwas condensirt. Ausserdem kann man aus dem nicht erystallisirbaren Zucker einen starken dem Rum ähnlichen Branntwein brennen, sowie ein dem Cyder ähnliches Getränk bereiten. Trotz dieser Vortheile ist der Anbau dieser Pflanze in unserm Klima nicht zu ralhen, weil sie viel Cultur erfordert und in kalten Jahren ganz miss- rathen würde. (Regels Gartenflora. April 119— 120.) Fourres, Gultur der Nelumbiumarten im Freien, — Sie geschieht in Kübeln aus Zink, in halben Oelfässern, hölzern Trögen, in freien Bassins, aber durchaus nur in sonniger warmer Lage. Die Kübel werden bis 1/s Fuss unterhalb des Randes in die Erde eingegraben und bis zu 1 Fuss Höhe mit einer Mischung aus Torferde, Teichschlamm und einer kräftigen Lauberde zu gleichen Theilen gefüllt. Auf diesen Grund werden die Wurzelstöcke mit Ha- ken gut befestigt und dann 2 bis 3 Zoll hoch mit Flusssand bedeckt. Hierauf füllt man das Gefäss mit reinem Fluss- oder Teichwasser und erneuert diess öfters, indem man so viel zugiesst, dass es überfliesst. Sollte das Wasser dennoch stinkend werden, so muss man einige Wasserlinsen hineinlegen, die es bald reinigen. Wenn im Winter die ersten starken Fröste eintreten und eine dünne Eiskruste über dem Wasser bilden, dann bringt man über das Eis 160 eine Deckung von Blättern, damit der Frost nicht tiefer eindringen kann. Bei starker Kälte wird diese Decke noch vermehrt, im Frühling aber wieder abge- nommen. So behandelte Nelumbien blühen im zweiten Jahre, in Gefässen frü- her als in Bassins. Will man Blühte und Wachsthum beschleunigen, so decke man im Herbst Fenster über die Behälter und lasse diese bis Mitte Mai liegen, doch auch mit Laubdecke verwahrt, (Edda 135.) Mumienerbsen. — Das britische Museum erhielt vor 10 Jahren eine ägyptische Mumie. In dem Sarkophag fand sich eine wohl verschlossene Vase, in der Wein und Erbsen aufbewahrt waren. Nur eine dieser Erbsen kam zur Entwicklung. Ihr Samen wird nun auch schon in Deutschland gebauet und sie sollan Wohlgeschmack alle andere Erbssorten übertreffen, gedeiht auch bes- ser und liefert reichlichere Ernte. (EBbda Mai 171.) Curtis’s botanical magazine Nr. 126—128 bringt auf Tb. 4852 — 4868 folgende Abbildungen : Berberis Bealei Fort, Dendrochilum gluma- ceum Lindl, Canna Warszewiczii Dietr, Begonia urophylla n. sp., Embothrium coccineum Forst, Trichopilia coccinea Lindl, Genetyllis cupilifera Lindl, Rho- dodendron retusum Benn,, Genetyllis macrostegia Turcz, Diplothemium littorale Mart , Streptocarpus Gardeni, Rhododendron californicum Kook, Akebia quinata Decaisn, Nicoliana fragans n. sp., Drymonia villosa n. SP-, Stylophorum di- phylium Nuit, Thermopsis barbata Royle. Annalsand magazine of nat. hist. July a. August: Carter, Beobachtungen über die Entwicklung der Gonidia aus dem Zelleninhalte der Characeen und über die Saftbewegung in deren Zellen. 1—22. — Hooker, über Decaisnea nov. genus Lardizabalearum, von Griffith in seinen Reisenoti- zen als Stakia insignis vom Himalaya erwähnt, in 8000— 10000 Fuss Meeres- höhe wachsend. 52 — 54. — Seemann, über die Identität der Pinus hirtella und P. religiosa Hbld Ppld Kıh. 54— 55. — Gregory, neue britische Süss- wasser Diatomaceen. 73—75. — Balfour, über Megacarpaea polyandra Benth. 75—77. — J. Hardy, über den Ursprung des Namens Chenopodium Bonus Henricus. 77—78. — Griffith, über die Conjugation der Dialomaceen. 2— 9. —2— Zoologie. Kölliker, physiologische Studien über die Samenflüssigkeit. — Die sehr umfassenden und speciell dargelegten Un- tersuchungen der Bewegungen der Samenfäden und der ihnen zu Grunde liegen- den Ursachen führen K. zu folgenden Thatsachen und Schlüssen: Im reinen Sperma aus dem Nebenhoden und Vas deferens 1rifit man sehr häufig beweg- liche Samenfäden. Im Wasser und wassrigen Lösungen aller unschädlichen in- differenten Substanzen und Salze hört die Bewegung der Fäden auf und erhal- ten dieselben Oesen. Solche geösten Fäden sind nicht todt, sondern leben durch nachherigen Zusatz concentrirter Lösungen unschädlicher indifferenter Substan- zen (Zucker, Eiweiss, Harnstoff) und Salzen wieder vollkommen auf. In allen thierischen Flüssigkeiten von grösserer Concentration oder grösseren Salzgehalt, die nicht zu sauer und nicht zu alkalisch auch nicht zu zähflüssig sind, be- wegen sich die Samenfäden vollkommen ; so in Blut, Lymphe, alkalischen oder neutralen Harn, alkalischer Milch, dünneren Schleim, dickerer Galle, Humor vitreus, nicht in Speichel, saurem und stark ammoniakalischen Harn, saurer Milch, saurem Schleim, Magensaft, dünner Galle, dickem Schleim. Macht man die Concentration dieser Flüssigkeiten günstig und ihre Reaction neutral so schaden sie nichts. In allen Lösungen indifferenter organischer Substanzen von mittler Concentration bewegen sich die Samenfäden vollkommen gut, so in allen Zuk- kerarten, in Eiweiss, Harnstoff, Glycerin, Salicin, Amygdalin; stärkere Concen- walionen dieser Substanzen heben die Bewegungen auf, doch stellt nachträgliche Verdünnung mit Wasser dieselben stets wieder her. Gewisse sogenannte Lö- sungen indifferenter organischer Substanzen wirken wie Wasser, auch wenn sie noch so concentrirt sind, so Gummi arabicum, Pfanzenschleim und Dextrin; concentrirte Lösungen anderer Substanzen stellen auch hier die Bewegung wie- der her, Viele organische Substanzen heben die Bewegungen der Samenfäden 161 auf, weil sie chemisch auf dieselben einwirken, so Alkohol, Creosot, Gerbsioft, Aether, Chloroform, andere, weil sie mechanisch dieselben hindern wie die mei- sten Oele; Narcotica schaden bei gewissen Concentrationen nicht; Metallsalze schaden schon in ungemeinen Verdünnungen so Sublimat bei Y/ıoooo- Die mei- sten alkalischen und Erdsalze schaden bei einer gewissen, bei den einen grös- seren, bei den anderen geringeren Concentration nichts, so dass die Samen- fäden 1 bis 4 Stunden in ihnen lebend sich erhalten. Schwächere Concentrationen als die günstig wirkenden haben denselben Einfluss wie Wasser und machen Oesen, doch leben die Fäden durch Zusatz concentrirter Lösungen dieser Salze und von indifferenten Stoffen wieder auf. Stärkere Salzlösungen als die güusti- gen hemmen die Bewegungen ebenfalls, doch lassen sich dieselben auch in die- sem Falle durch Zusatz von Wasser wieder wecken. Eigentlich belebend wirken diese Salze kaum, denn in indifferenten Substanzen ruhend gewordene Fäden leben durch sie nicht auf und ist ihre Wirkung von der wirklich erregenden der caustischen Alkalien weit verschieden. Die kohlensauren Salze schliessen sich in ihren Wirkungen eher an die kaustischen Alkalien an, sie erregen die Samenfäden lebhaft, doch dauert die Bewegung nicht lange. Säuren sind schon in ganz geringen Mengen schädlich, so Salzsäure bei !/4sg0. Caustische Alka- lien, (Natron, Kali, Ammoniak), nicht Aetzkalk und Aetzbaryt, sind in allen Concentrationen von 1/32 bis 50 pCt. eigentliche Erreger der Samenfäden , mö- gen dieselben schon an und für sich ruhend sein oder durch ındifferente Lösun- gen ihre Bewegungen eingebüsst haben. In grossen Verdünnungen zu N/ıooo bis 1/s00 indifferenten Substanzen wie Zuckerlösungen beigemischt geben die causti- schen Alkalien ein Mittel ab um die Bewegungen der Samenfäden lange Zeit hindurch vortrefflich zu erhalten. In indifferenten Substanzen und in Salzlösun- gen eingetrocknetes Sperma ist in gewissen Fällen durch Verdünnung mit der- selben Flüssigkeit oder mit Wasser wieder in Bewegung zu bringen. Dies gilt Alles vom Sperma der Säugethiere , fast ganz auch von dem der Vögel, die Samenfäden der Amphibien haben minder concentrirte Lösungen nölhig, um sich naturgemäss zu bewegen, damit stimmen auch die der Fische überein, die sich aber bei Weitem nicht so lange lebenskräftig erhalten und durch viel zar- teren Bau auszeichnen. Die Ursache dieser Bewegungsphänomene der Samenfäden ist keineswegs Endosmose wie Ankermann behauptet hat. Dazu wäre die Existenz einer Mem- bran und eines besondern Inhaltes der Fäden nothwendig. Auch spricht dage- gen ihre Bewegung im reinen Sperma und die bessere Bewegung in Lösungen einer gewissen mittlern Concentration, ferner dass die caustischen Alkalien in allen Concentrationen ächte vitale Bewegungen hervorrufen und dass die Bewe- gungsmöglichkeit keineswegs bis zur Zersetzung der Substanz der Fäden reicht, endlich die eigenthümliche Bewegung der Fäden selbst. Weniger noch als En- dosmose ist Imbibition und Chemismus die Ursache der Bewegung , dieselbe liegt vielmehr in dem eigenthümlichen Wesen der Samenfäden selbst, sie ist keine physikalische, sondern eine entschieden vitale. _ Um über die noch sehr wenig bekannte chemische Zusammensetzung des Samers Aufschluss zu erlangen untersuchte K. verschiedenes Sperma vom Stier, Pferd, Frosch und Karpfen, er fand Feste Organ. Anorgan. Wasser Substanz Materie Substanz Sperma des Stier I 82,094 17,906 15,265 2.641 » skin 81,910 18,090 — — „ I 82,788 17,212 14,702 2,510 “ „» Pferdes 81,940 18,060 16,449 1,611 rn einer Cyste des Stieres 89,895 10,105 6,043 8,057 a unreifes desselben 88,264 11,786 10,631 1,105 - Hodensubstanz des Stieres 87,965 13,085 11,717 1,308 Sperma der Samenblase des Frosches 97,659 2,341 2,167 0,173 „= des Hoden desselhen 85,76 14,24 12,88 1,86 55 des Karpfen 75.89 34,11 _ —_ Hodensubstanz desselben 76,90 23,10 —_ Yu 162 9,1838 Grm. reinen Stiersamens gaben getrocknet 0,3919 Grm. und hieraus erhielt K. durch Aether 0,0473 Grm. eines gelblichen und butterartigen Fettes und beim nachherigen Verbrennen des Restes der mit Aether ausgezogenen Sub- stanz 0,0576 Grm. Asche. Auf 100 Theile berechnet gibt diess Wasser 82,06 Feste Substanz 17,94 davon kommen auf Fett 2,165 Die Substanz der Samenfäden 13,138 Die anorganischen Theile 2,687 Das reine Sperma der Säugethiere ist demnach viel reicher an fester Substanz als das ejaculirte des Menschen, welches 10 pCt. enthält. Am wenigsten feste Substanz hat der Froschsamen aus dem Samenbläschen , während er in dessen Hoden 10 bis 12 pCt. enthält. Das Felt im Sperma gleicht einem der Gehirn- fette. Hinsichtlich der Reaktionen sind die Samenfäden der Säugelhiere die re- sistentesten; concentrirte Schwefelsäure lösst die des Stieres nicht auf. Uebri- gens weichen die Samenfäden der verschiedenen Wirbelthiere ziemlich auffal- lend in ihren Reactionen ab. Die Entwicklung der Samenfäden betreffend hat K. seine frühern Unter- suchungen fortgesetzt und theilt die neugewonnenen Resultate mit. Besonders bei Säugethieren sind die Samenkanälchen durch und durch von verschieden grossen Zellen erfüllt, von denen die innern direct zur Bildung der Samenfäden in Beziehung stehen, während die äussersten durch ihren Gehalt an kleinen Pigmentkörperchen sich etwas unterscheiden, aber doch kein eigentliches Epithel bilden. Immer vom Embryonenaller an sind die Samenbläschen ganz von Zel- len erfüllt. Die Samenkanälchen sind in der ersten Anlage solide Zellenstränge ohne Hülle, bei Embryonen keine Spur freier Zellenbildung zu finden, daher die Zellen der Samenkanälchen in directer Folge von den ersten embryonalen Zellen abzuleiten. Bis zur Pubertätszeit vermehren sie sich an Zahl durch Thei- lung und wachsen nicht an Grösse. Zur Bildungszeit der Spermafäden erwacht in den äussern Zellen ein lebhafter Vermehrungsprocess, indem sich ihre sehr grossen Kerne mit mächtigen Kernchen fortwährend theilen. Es entsteht nach innen eine dicke Lage blasser Zellen, in deren einem Theil sich Samenfäden entwickeln, während die andern sich noch vermehren. Erstere sind vorzüglich einkernige Zellen und grössere Cysten mit 10 bis 20 Kernen, als Zwischen- formen finden sich Zellen mit 2 bis 4 Kernen. Die Bildung der Spermafäden geschieht in einer ganz bestimmten Zone im Samenkanälchen, von der nach aus- sen 2 bis 5 Lagen in Vermehrung begriffener Zellen sich finden, während das Centrum des Kanals von Zellen und Cysten mit entwickelten Fäden eingenommen wird. Die Kerne der Samenzellen und Cysten sind anfänglich alle rund, von 0,0025‘ bis 0,0035‘ Grösse stets mit kleinem Kern. Einzelne Kerne sind elliptisch, länglich, platt. Bald zeigen sie eine dunklere vordere und blasse hintere Hälfte, vorn entsteht eine dunkle knopfartige Verdickung, hinten ein sich verlängernder fadenförmiger Anhang unter Grössenabnahme des blassen Theiles, der vordere Theil wird birnförmig und nun ist das Spermatozoon un- verkennbar. Die entwickelten Fäden liegen einige Zeit zusammengerollt in. ih- ren Mutterzellen und Cysten und bedingen oft eine Aendrung von deren Form. Das Freiwerden der Fäden geschieht in verschiedener Weise, meist so, dass Kopf und Schwanzende gleichzeitig die Zelle durchbrechen. Die Reste der Mut- terzellen bleiben theils als kappenförmige Uebergänge der Körper au den Fäden hängen. Samenfäden mit zwei Körpern sah K. häufig, auch solche mit gespal- tenen Fäden in verschiedenen Stadien der Theilung, doch ist hier leicht Täu- schung durch Zusammenkleben zweier Fäden möglich. Bei Tauben fand K. ganz dieselbe Bildung, nur verlängern sich die Kerne viel bedeutender und bilden nicht zwei Hälften. In den Hodenbläschen des Frosches fanden sich grössere Zellen mit 1 bis 4 grössern Kernen, ähnliche Zellen mit rundlichen oder läng- lichrunden kernartigen Gebilden, gleiche Zellen mit längern stabförmigen Kör- perchen mit fadenförmigen, z. Th. schon beweglichen Anhängen, freie Bündel solcher Körperchen mit langen Fäden, Zellen mit vielen eingerollten, Samenfä- 163 den und deutlichem Zellenkern, ähnliche oft deutliche kernhaltige Zellen mit ei- nem eingeschlossenen Bündel von Samenfäden, dieselben an dem einen Ende geplatzt und die bekannten Samenfädenbüdel bildend, sehr verlängerte Zellen mit Andeutungen von Samenfäden im Innern und schönem Kern und ähnliche Zellen ohne Spur von Samenfäden. Der Entwicklurgsgang liegt hierin klar genug vor und sind damit Arkermann’s abweichende Angaben widerlegt. Auch bei den Fi- schen erfolgt die Entwicklung der Samenfäden aus Kernen. Im unreifen Samen finden sich die kleinen Zellen mit 1 bis 4 und mehr endogenen Bildungen, die zu Kernen mit zarten Nucleolis sich umgestalten. Bei Käfern sah K. die Fä- den erst, nachdem die Kerne geschwunden waren, bei Lumbrieus und Distoma beobachtete er direct die Verlängerung der Kerne, ganz so ist es bei Clubiona und andern Arachniden und Milben, scheint auch nach Frey und Leuckart bei Caligus, bestimmt nach Meissner bei Mermis und den Nematoden. Demnach steht wohl ziemlich fest, dass die Samenelemente aller Thiere direct aus den Kernen der Samenzellen sich hervorbilden. Die unbeweglichen Samenelemente oder dıe Samenkörperchen der Arachniden, Myriapoden etc. sind einfach verlän- gerle oder anderweitig in der Form umgewandelte Kerne. Bei den beweglichen Samenelementen oder den Samenfäden hat sich neben dem Körper des Sper- malozoons aus dem Kern nuch ein beweglicher Faden hervorgebildet. Diesem zufolge entsprechen die Körper der beweglichen Samenfäden den ganzen Samen- körperchen der andern Thiere. Sollte es sich ergeben, dass die Samenelemente gewisser Thiere wirklich nie einen beweglichen Anhang erhalten, so liesse sich hieraus noch folgern, dass nur die Körper der beweglichen Samenfäden der wirklich befruchtende Theil sind. (Zeitschr. wissensch. Zool. VII. 201— 271. Tf. 13.) - C. Bruch, über die Befruchtung des thierischen Eies und über die histologische Deutung desselben. Mainz 1855. 80, 20 SS. — Die beanspruchte vollständige Uebereinstimmung der thierischen und pflanzlichen Gewebe in allen Puncten der Entstehung und Entwicklung ist noch völlig unerwiesen. Für die thierische Zelle ist nicht sowohl nachzuweisen, ob überall doppelte Zellenmemhranen vorhanden sind — in den meisten Fällen nachweisbar nicht —, sondern wie sich die etwa vorkommenden Ausscheidungen der Zellen verhalten, welche bei den Pflanzen eine so grosse Rolle spielen und welche namentlich auch die sogenannte Zellenmembran der Pflanzen mit ihren Sehichtablagerungen darstellen. Nur die skeletbildenden und besonders das Knorpelgewebe können in dieser Beziehung mit den pflanzlichen verglichen wer- den, aber sie zeigen abweichend wieder eine massenhafte Intercellularsubstanz, die den Pflanzen kaum spurweise zukömmt. Zu dem Knorpel wächst dieselbe nicht blos durch Schichtung von den Knorpelzellen her, sondern auch durch Intussusception in ihrer ganzen Dicke. Die Masse selbst ist eine diffuse und gleichmässige, bei den Pflanzen dagegen deutlich geschichtet. Ueberdiess geht den thierischen Epithelialzellen, den Drüsenzellen, contractilen Faserzellen u, a. das Vermögen Ausscheidungen zu bilden gauz ab. Wo im entgegengesetzten Falle wirkliche schichtartige Ablagerungen um thierische Zellen vorkommen wie bei der Drüsenmembran und der Scheide der Chorda dorsalis ist doch merk- würdig und abweichend von der Pflanzenzelle, dass diese Ausscheidungen um ganze Zellencomplexe von sehr beträchtlicher Ausdehnung erfolgen. Einfache Zellen mit schichtartiger Ablagerung, die in der Pflanzenwelt Regel sind, sind in der thierischen Geweblehre noch ein Problem. Morphologisch der pflanzli- chen Zellenmembran vergleichbar ist nur das thierische Ei. Das Keimbläs- chen entsteht stets zuerst, der Doiter wird ihm später zugefügt, daher die Zona pullucida nur eine secundäre Abscheidung an der Oberfläche des Dot- ters sein kann. Die richtige Deutung der thierischen Eitheile ist für die Be- fruchtungstheorie von höchster Wichtigkeit. Nach der Mehrzahl der Botanıker ist das Ei nicht eine Abschnürung oder ein Bestandtheil des Zellenschlau- ches, sondern eine im Ovarium vorgebildete Zelle, welche nach erfolgtem Con- tacte mit dem durch die Narbe d. h. durch eine mehr minder vorgebildete ka- nalartige Oeffnung (Micropyle) hereingewachsenen Pollenschlauche, durch Thei- 11* 164 lung‘ oder Endogenese direct in den Leib des Embryo übergeht. So weit ist nun‘ die thierische Befruchtungstheorie noch nicht. Br. geht nun auf die Ent- deckungsgeschichte der thierischen Micropyle und das Eindringen der Spermato- zoen über und verweilt dann bei seiner Beobachtung an Forelleneiern (ef. V.425.) und deren: Bedeutung. Für die Knochenfische nimmt er die Anwesenheit der Micropyle als allgemein an und bezeichnet dies nebst Leuckarts Beobachtung vom Eindringen ‚der Spermatozoen durch die Micropyle bei Insecteneiern als Grund- lage der neuen Befruchtungstheorie, deren Bestättigung und Ausbildung den wei- tern Untersuchungen vorbehalten ist. M. Schultze, über die Fortpflanzung der Polythalamien. — In einer Sendung lebender Polythalamien von Triest erhielten sich diese Thierchen mehre Monate lang in Halle lebendig und gaben zu folgenden Beob- achtungen Gelegenheit. Eine Triloculina von 1/3‘ Durchmesser sass 8 bis 14 Tage lang unverrückt an einer Stelle der Glaswand fest, z. Th. mit einer dün- nen Schicht bräunlichen Schlammes umhüllt. Unter der Loupe wurden in let2- terem kleine runde scharf begrenzte Körnchen sichtbar, bis zu 40; es waren Junge mit blass gelbbrauner Kalkschale, die aus einem mittlern und einem röh- renförmigen nicht ganz vollständigem Kreisumgang ohne innere Scheidewand be- stand. Die Thierchen streckten ihre Fortsätze hervor und krochen behend um- her. Ihr Körper bestand aus einer durchsichtigen äusserst feinkörnigen Grund- substanz, in der kleine Körnchen und eckige Fettkörnchen eingebettet waren ; andere Elementartheile liessen sich nicht auffinden. Da die Jungen erst kurze Zeit vor der Beobachtung ausgeschlüpft sein können, so ist es sehr wahrschein- lich, dass sie ihre Kalkschale schon im Mutterleibe erhalten. In dem Gehäuse der Mutter waren nur noch Spuren einer feinkörnigen organischen Substanz enthalten und es scheint, dass der grösste Theil der mütterlichen Leibessubstanz ganz in die Jungen aufgeht. Die früher beobachtelen Gehäuse mit dichter An- füllung von dunkeln Kugeln fanden sich auch in dieser Sendung in einem Ge- häuse einer neuen Art wieder vor und die Deutung dieser Kugeln auf Embryo- nen gewinnt immermehr für sich. (Adhdl. naturf. Ges. Halle 11T.) E. v. Martens, die Verbreitung der europäischen Land- und Süsswassergasteropoden. — Der Verf. verbreitet sich zuerst über die allgemeinen Lebensbedingungen, über den Einfluss des Lichtes, die chemi- schen Einflüsse, den nähern Aufenthalt der Schnecken, die Grenzen der Ver- breitung und geht dann zur Schilderung der einzelnen Faunengebiete über, die er unter Nördliches und Südliches Europa scheidet, in ersterem die Polarzone und Alpenregion, die Zone und Region der Nadelwälder, die Zone und Region des Laubholzes (die deutschen Bergländer), das mitteleuropäische Tiefland, in letzterem die Berggegenden Südeuropas, die Küstengegenden des Mittelmeeres als Specialgebiete betrachtend. Die Grenzen dieser Faunen und ihre Analogie auf aussereuropäischen Gebieten sind gleichfalls in besondern Abschnitten be- handelt. Wir müssen uns auf die kurze Angabe des Inhaltes beschränken, da die Reichhaltigkeit des Inhaltes einen kürzern Auszug nicht gestattet. (Wür- temberg. Jahresh. XI. 129 — 272.) v. Gallenstein, Kärntens- und Süsswasser- Conchylien. — Der Verf, zählt ohne auf Vollständigkeit Anspruch zu machen die Conchy- lien aus einem grossen Theile Kärntens auf. Er bestimmte dieselben hauptsäch- lich nach Rossmässlers Iconographie, fügt überall die Beschreibung hinzu , das Vorkommen, die Häufigkeit u. a. Notizen. Wir theilen die Uebersicht der Ar- ten mit } Vitrina elongata Drap leucozona Ziegl ruderata Stud Helix pomatia L elolopida Jan solaria Mk arbustorum L unidentata Drap verticillus Fer austriaca Mk edentula Drap hispida Pfeiff nemoralis L rupestris Drap sericea Drap personata Lk villosula Koch strigella Drap obvoluta Müll pygmaea Drap carthusianella Drap holosericea Gm rotundata Müll carlhusiana Drap Helix fruticum Drap incarnata Müll lucida Pfeiff separanda Ziegl umbrosa Partsch pulchella Müll costata Müll Ziegleri Schm intermedia Fer phalerata Ziegl Presli Schm zonata Feruss foetens Stud planospira Lk _ achates Ziegl lucida Drap nitidosa Fer fulva Müll nitidula Fer nitens Michd cellaria Müll erystallina Müll hyalina Fer ericetorum Drap aculeata Müll Bulimus montanus Drap obscurus Drap Achatina lubrica Brug * nitens Kok Pupa tridens Drap frumentum Drap avena Drap Kokeili Rossm 165 Carychium minimum Müll Clausilia bidens Drap fimbriata Ziegl phalerata Ziegl commutata Rossm cerata Rossm ornata Ziegl Stenzi Rossm Rossmaessleri Pfeiff succineata Ziegl cincta Brum Bergeri Mayer rablensis n. Sp. ventricosa Pfeiff ventriculosa Ziegl asphaltina Ziegl basileensis Filz densestriata Rossm plicatula Drap plicosula Ziegl eruda Ziegl mucida Ziegl vetusta Ziegl similis Charp pumila Ziegl rugosa Drap pusilla Ziegl gracilis Pfeiff varians Rossm interrupta Ziegl filograna Ziegl balea fragilis Stud Cyclostoma maculatum Drap Limnaeus vulgaris Pfeifl roseus n. Sp. Physa hypnorum Pfeiff Planorbis marginatus Drap carinatus Müll albus Pfeiff cupaecola n. sp. spirorbis Müll imbricatus Drap eristatus Drap coutortus Müll nitidus Pfeiff complanatus Drap Paludina vivipara Drap impura Lk Paludinella viridula Kok fontinalis Kok. opaca Ziegl Valvata piscinalis Müll Ancylus fluviatilis Müll deperditus Ziegl Cyelas cornea Drap radiata Lk caliculata Drap Pisidium obliquum Pfeıff fontinale Pfeiff Unio pictorum L longirostris Zglı decurvatus Rossm atrovireus Schm reniformis Klm batavus Pfeiff piscinalis Ziegl badius Kok cinerasceus Rossm Succinea amphibia Drap Pfeifferi Rossm oblonga Drap bulina Fer Limnaeus stagnalis Pfeiff palustris Müll fusceus Pfeiff pereger Pfeiff thermalis Boub minutus Pfeiff auricularis Drap conica Rossm dolium Fer gularis Rossm doliolum Drap truncatella Pfeiff costulata Nils pagodula Michd muscorum L minutissima Hartm triplicata Stud Vertigo pygmaea Dr laevigata Kok sexdentata Pfiff ovatus Drap Carychium lineatum Drap erystallinus Ziegl (Jahrb. Kärnt. Landesmus. 1852. 15 — 145.) Benson gibt ein beschreibendes Verzeichniss der von Cantor gesam- melten Chusanconchylien, in welchem folgende neue Gatiungen diagno- sirt werden: 1) Incilaria: corpus elongatum, postice attenuatum, repens, undique velo marginatum ; tentaculis quatuor, superioribus oculiferis, inferiori- bus integris ; foramen commune latere dextro, non procul ab extremitate anlica veli situm. Die Art ist I. bilineata unter Baumwurzeln lebend. 2) Batil- laria: testa tarrila, insculpta, rudi; anfractibus plurimis,, apertura oblonga, infra angustiore, basi truncala, evasa; labro sinuata, supra emarginato , infra provecto; labio supra callo munito; columella planata, basi incrassata , oblique iruncata, canalem vix efformante; operculo corneo, tenui, spirali, multiverticil- fusculus Zgl carinthiacus Zgl Anodonta ceygnea Lk intermedia Lk grossa Zgl assimilis Zgl fuscata Zgl cellensis Schröt vetula Zgl deplanata Zgl rostrata Kok latissima Kok planyrhyncha Kok 166 lato. Die Art ist B. zonalis (= Cerithium zonale Lk). 3) Laguncula: testa turbinata, subglobosa, apertura majore, integra, oblonga, peristomate interrupto, lJabio subreflexo; umbilico profundo, tortuoso, Die Art ist L. pul- chella — die übrigen Arten tragen fast sämmlich Bensons Autorschaft, näm- lich Helix ravida, H. tapeina, H. naninoides, Clausilia pluviatilis, Cl. aculus, Achatina erecta, Planorbis papyraceus, Pl. hemisphaerula, Limnaea plicatula, L. minor, Bullaea caurina, Paludina quadrata, P. lecythoides, P. longicornis, P. striatula, Melania cancellata, M. crebricostis, Mytilus niger, Dreyssena pur- purascens, Modiola senhousia, Anodon gibbum, Unio divergens, Sanguinolaria iridescens, Arca galactodes. (Journ. asiat. Soc. Bengal II. 119 — 140.) Pfeiffer kritisirt nach Vergleichung der Originalexemplare im Bri- tischen Museum die von d’Orbigny beschriebenen Gubaischen Landschnecken (Ramon dela Sagra, Cuba). Er identificirt Helix marginata Müll mit H. mina Pf, H. marginatoides = H. Sagemon, H. pisanoides = ? H. pisana, H. pyramidatoides = H. pyramidata, H. carnicolor = H. musca- rum Lea, H. Lanierana —= H, cubensis, H. Lavalleana —= H. minuscula, Acha- tina orysacea = A. solidula, A. Michaudana —= A. exilis Pf, Bulimus octonoi- des = B. subula, Pupa decumana = P. maritima, P. chrysalis = P. mumia, P, Petitana = Bulimus turricula, P. Parraiana = P. nitidulus, P. brevis = Cylindrella crevis, P. Lavalleana = Cylindrella Moreleti Pf, Helicina variegata, marmorata und Lanierana = H. aspersa Pf, H. crassa = H. pulcherrima Lea, H. scopulorum = H. conica d’Orb, H. elegans = H. conica Pf, H. dentigera — H.hispida Pf, H. rotunda —= H. platychila MIf, Cyclostoma torta —= C. auri- culata, C. Auberana —= C. dentatum Say, Cistula Candeana Pf = Cyelostoma Delatreana d’Orb, Cycl. Poeyana = Chondropoma elongatum Pf. (Malakozool. Blätter 90 — 98.) F. Poey gibt folgende a der Mollusken und Gaste- ropoden in dem I. Bande der Memorias sobre la historia natural delo isla de Cuba (Habanna 1854). Die Cephalophoren sondern sich in die drei bekann- ten Klassen der Cephalopoden, Gasteropoden und Pteropoden, die Acephalen in die Klassen der Lamellibranchiaten, Rudisten, Brachiopoden, Tunicaten, Bryo- zoen [!!]. — Die Gasteropoden sind Ordnungen Pulmonata s. Coelopnoa . . » Be Pulmonata Pulmobranchiata s. Amphibia, testacca . Pulmobranchiata Branchiata a. dioica, testacea . «0 0 2“ Pectinibranchiata b. monoica «. androgyna TV lesheea er ; RER a Nucleobranchiata B Hypobranchiata IE TUT AL at Ten! en A HAENAR RRRNRNENE N Rtunne Tubulibranchiata Scutibranchiata Cyclobranchiata Cirribranchiata Woodward beschreibt einige Muschelthiere, nämlich: Solen ja- vanicus von Signapore, Glauconome rugosa von den Philippinen, Anomia ephip- pium (cf. Bd.V. 86) Placuna placenta von Signapore, Analina subrostrata von den Philippinen, und Modiolarca trapezina von den Falklandsinseln. Den Beschrei- bungen sind erläuternde Holzschnitte beigegeben. (Ann. may. nat. hist. July 22 — 27.) A, Schmidt beschreibt zwei neue Helixarten unter den Namen: H. stauropolitana von Stanropol im Kaukasus und H. pampelonensis von Pam- pelona in Spanien, (Malakozool. Blätter T70—T1. Tf. 3.) ß. hermaphrodita, testacea 167 Pfeiffer beleuchtet die artenreiche Adams’sche Gattung Ennea, de- ren Typus er unabhängig von Adams in Pupa elegantula erkannt hatte. Er gibt ihr folgende Diagnose: testa rimata, oblonga, ovata vel subeylindracea, albida vel hyalina ‚subvaricosa; apertura parvula, semiovalis; columella plicata; paries aperturalis plerumque lamina unica munitus, peristomatis margines subaequales, dexter repandus, plerumque :dentatus et scrobiculatus. Er zählt ihr 22 Arten zu, von denen E. anodon, E. Reeveana, E. Albersi, E. obovata, E. Pirriei, E. ceylanica als neu diagnosirt werden. — Dann setzt er seine Beobachtun- gen über die Achatinellen fort mit Diagnosirung folgender Arten: A. lo- rata Fer, A. multicolor, A. attenuata, A. Swainsoni, A. Sowerbyana, A. dolium, A. Forbesana, A. rudis, A. fusiformis, A. napus, A. ventrosa, A. pulchella, A. gracilis, A. crassidentata, A. valida, A. globosa, A. conspersa und A. obelavata (Malakozool. Blätter 58 — 70.) . Clark, über Assiminia Grayana und Rissoa anatina. — Cl. beschreibt Schale und Thier beider Arten, die erste unter Truncatella als Tr. Grayana versetzend. (Ann. mag. nat. hist. Auguste 114 — 120.) Layard verbreitet sich über die Gattung Paludomus Sw,., deren Arten er in 4 Untergattungen gruppirt, nämlich: 1. Paludomus. — 2. Ganga, wohin G, dilatata, G. neritoides, G. olivacea. — 3. Tanalia, wohin : loricata, crinascens, aerea, Layardi, undata, funiculata, Gardneri, Tennenti, Reevei, similis, violacea. — 4. Philopotamis mit sulcatus, Thevaitesi, regalis. — Die meisten dieser Arten werden characlerisirt. (Ibidem 132 — 140.) C. Gegenbauer, Entwicklungsceycelus von Doliolum und die Larven dieser Thiere. — Die untersuchten Exemplare des grossen Doliolum Troscheli zeichneten sich durch den mächtig entwickelten, dicht mit Sprösslingen besetzten Keimstock aus. Sie waren 2‘ bis 1‘ gross, mit ersler schmaler und sieben andern breiten reifenarligen Muskelbinden, und einer neun- ten abermals schmalen. Die glasshelle Mantelschicht überzieht ihre ganze Ober- Näche und kleidet den weiten Raum der Athemhöhle aus. Das auf der Rücken- fläche gelegene Nervensystem besteht aus einem deutlichen Ganglion zwischen der 4. und 5. Muskelbinde, welches mehre Fäden aussendet: einen grade nach vorn auf der zweiten Muskelbinde sich theilend, seitlich je 2 andere, die sich in der Mantelsubstanz verlieren und auch den Gehörnerv abgeben, 4 vom Cen- trum nach hinten laufende und zugleich den Keimstock versorgende. Das Ge- hörorgan liegt als Bläschen zwischen der 3, und 4. Muskelbinde, ist 0,02‘ gross, mit 0,01‘ grossem Otolithen und äusserst dünner Zellenmembran. Die Kieme fehlt grossen Exemplaren, bei jüngern ist sie eine zarte, die Leibeshöhle vom Rücken zur Bauchfläche durchsetzende Membran, von 8 längsovalen Oeffnun- gen durchbrochen. Die Ränder der Athemspalten sind leicht gekräuselt, mit Cilien besäumt. In der Mittellinie der Bauchfläche liegt die Bauchrinne als Ver- tiefung in der innern Mantelauskleidung, mit feinen Cilien überkleidet, die eine stete Strömung zur Mundöffnung erzeugen ; vorn theilt sich die Rinne in 2 auf- steigende Linien, die sich an der Rückenfläche nach hinten krümmen und vor dem Ganglion in spiraler Krümmung sich vereinigen. Unter der Bauchrinne be- findet sich der stabförmige Körper, an den Enden abgerundet, der Länge nach gefurcht für die Bauchrinnen. Die Mundöffnung ist weit, der Oesophagus gerade nach hinten und abwärts verlaufend, der Magen rundlich viereckig, stark abge- schnürt, der Darm schlingenförmig nach aufwärts gebogen, frei in die hintere Athemhöhle nach aussen mündend; hellwandig, am Pylorus mit Warzen, über- all mit Flimmern ausgekleidet. Das Herz liegt vor dem Magen, ist kurz schlauch- förmig, hellwandig mit dunkeln Ringstreifen. Der Keimstock befindet sich über der Oeffnung der Athemhöhle, als kegelförmiger Fortsatz beginnend, nach. hin- ten knieföormig umgebogen und dann schwach eingeschnürt und parallel der ver- längerten Längsachse des Körpers verlaufend. Bei jungen Thieren steht links und rechts am Keimstocke eine kurze Reihe kleiner Sprossen als rundliche und birnförmige Höcker, andere auf der Rückenfläche. An grossen Keimstücken älterer Thiere zeigt sich deutlich die verschiedene Form der Sprösslinge. Es 168 stellt daher Doliolum Troscheli eine ungeschlechtliche Thierform, eine Amme in Steenstrups Sinne vor und erzeugt durch Knospenbildung an seinem Keim- stocke eine zweite aber dimorphe Generation. Die Thiere dieser sitzen beider- seits des Keimstockes auf schlanken Stielen fest, sind löffelförmig gestaltet, mit der Oeffnung in den Athemsack nach oben sehend. Ihr Stiel legt sich mit ei- ner Schuppe an den Stock an, von welcher 2 geschlängelte Muskelbinden am Stiele hinauf in die Wandungen der Athemhöhle verlaufen. Eine dritte Muskelbinde geht um den vordern Körpertheil, geschlossene Reifen wie bei allen Thieren fehlen durchaus. Die Mantelsubstanz bildet in der Athemhöhle ringsum Ausbuchtungen, die den Mündungsrand zacken. Die Tiefe des Athemsaekes kleidet eine durch- löcherte Membran aus, in deren Mitte sich ein die Kiemenhaut in 2 Hälften scheidendes Septum hinzieht. Vorn wird die Kiemenhöhle von der Bauchrinne begränzt, die reichlich bewimpert ist und oben sich theilt, der unter der Rinne gelegene Stab ist schwach gekrümmt, oben knopfförmig und: deutlich von der Bauchrinne getrennt. Der wenig gekrümmte Oesophagus geht in den randlichen Magen über und um diesen krümmt sich der enger werdende Darm herum, der After springt steis etwas vor. Das Herz liegt zwischen Magen und Stab, ist länglich concavconvex, das rundliche Nervenganglion ist 0,023°' gross, vorn im Rücken gelegen, von zelliger Structur. Das Gehörbläschen fehlt. So organisirt verlassen die Sprossen den Keimstock und leben frei und selbständig. Was aus ihnen wird, ist noch nicht beobachtet. Die Sprösslinge auf der Rückenlinie des Keimstockes kommen in unregelmässigen Gruppen hervor und zeigen ver- schiedene Grade der Entwicklung immer neu hervorsprossend. Ihre ursprüng- lich knopfförmige Gestalt verlängert sich wird comprimirt, abgeschnürt, in ihr zeigt sich der Stab und Muskelreifen, die Gestalt wird tonnenförmig, die Athem- höhle geöffnet, deren hervortretendes Septum wird zur Kieme, dann vergrössert sich das Thier ansehnlich, Darmkanal und Nervensystem zeigen sich, am Kör- perstiele entstehen kleine Wärzchen, endlich erfolgt die Ablösung. Am freien Thier verlängert sich der Stiel, die Warzen werden grösser und erscheinen nun als die Anfänge einer neuen Generation. Diese Mediansprösslinge haben eben- sowenig als die lateralen und das alte Doliolum eine Spur von Geschlechtsor- ganen, Eine directe Verbindung der Sprossen am Keimstock mit dem Mutter- thier durch ernährende Gefässe existirt nicht, Diese Bildung zwiefacher unge- schlechtlicher Wesen an demselben Stock wurde an noch zwei andern bisher unbeschriebenen Formen heobachtet, wonach der Dimorphismus bei der Gattung Doliolum allgemein zu sein scheint. Die geschlechtliche Generation scheint aus der zweiten hervorzugehen und liefert die Eier, aus denen die erste Generation sich entwickelt. Die Larven dieser sind schon von Krohn beschrieben und theilt G. auch über sie seine Beobachtungen mit. Sie sind cercarienförmig. und haben ein Schwänzchen als Bewegungsorgan, welches später verschwindet. (Zeitschr. wiss. Zool. VII. 283 — 313. Tf. 14— 16.) K. M. Diesing, Revision der Cercarien. — Gegen Steenstrup, Siebold, Filippi u. a. hält D. die Cercarien für selbständige Schmarotzerthiere, welche iu und auf dem Leibe der Mollusken leben und an ihrem eigenen Leibe einen oder zwei schwanzartige Anhänge haben. Der Leib ist weich, durchschei- nend, flach, seltener drehrund, veränderlich, am Nacken mit oder ohne Sta- chel, unterhalb der Mündöffnung zuweilen mit einem Stachelkragen. Am Bauche oder hinten liegt gewöhnlich ein Saugnapf, dahinter selten ein After. Zwei dunkle Punkte vorn werden als Augen gedeutet. Die Speiseröhre theilt sich in der Mitte des Leibes gablig und endet blind. Genitalien fehlen; Speichel- drüsen und Schleimbehälter sind bisweilen vorhanden, auch verästelte Gefäss- stämme, Nerven fehlen. Die Schwanzanhänge sind sehr beweglich, bestehen aus über einander liegenden Häuten und Längs- und Querfasern. Der Schwanz wırd abgeworfen, nimmt dann an Grösse zu und in ihm entwickeln sich Keimkörner. Durch Verschmelzung dieser Körner entsteht ein ovaler Körper, der Zellkern, der sich bald mit einer Zellhaut umkleidet. Die Zelle verwandelt sich in ein gekörntes Bläschen, dass sich schnell vergrössert und in das neue Thier ver- wandelt. Der abgeworfene Schwanz ist demnach Sporenbehälter, von Baer als 169 Sporocystis, von Siebold als Keimschlauch, von Steenstrup als Amme, von Be- neden als Skolex, von Filippi als Redia beschrieben. D. nennt ihn Sporen- schwanz. Abgeworfen wächst er gleichförmig heran oder versieht sich mit 2 oder 4 Kegelhöckern; bisweilen ist er von einem fälschlich als Darm gedeute- ten Schlauche durchzogen. Die jüngern Cercarien verlassen den Sporenschwanz entweder mit Leib und Schweif oder ohne letztern, der sich innerhalb des Be- hälters wieder zum vollkommenen Sporenschwanz entwickelt. Die Cercarien sterben ab und zerfallen in eine aus Kügelchen bestehende Gallerte oder hüllen sich in Schleimmasse ein. Letztere verlässt das Thier wieder, um wie D. meint, von Neuem einen Sporenschwanz zu bilden, aber nicht um in ein geschlecht- liches Distoma sich zu verwandeln. Für die 9 Gattungen und 30 Arten gibt D. folgende Gruppirnng: Cercariaea Nitzsch. I. Monocercae, 1. Rhopalocerca Dies (= Distoma Baer) mit Rh. tardigrada auf Anodonten. 2. Cercaria Nitzsch (= Distoma Fil. Steenstr). a. Encercarıa, wozu C. minuta N, C. vesicula auf Paludina vivipara, €. brachyura auf Planorben, €. virgula auf Paludinen, C. chlorotica ebenda, C. neglecta auf Lymnäen, €. brunnea ebenda, €. fallax ebenda. b. Xiphidiocercaria: C. armata Sb frei und auf Lymnäen und Planor- ben, €, vesiculifera auf Paludinen, C. gibba Fil auf Lymnäen, (. macrocerca Fil auf Cycladen, €. microcotyla Fil auf Paludinen. ce. (Hormocercaria: C. echinata Sb auf Paludinen, Lymnäen etc., C. echinatoides Fil auf Paludinen. 3. Histrionella-Bory mit H. ephemera Ehb, H, lemna Ehb, H. alata Ehb, H. inquiata Bor, H. bilineata, H. melanoglena alle auf Planorben , Paludinen, Lymnäen. 4. Diplocotyle D (= Diplodiscus und Redia Fil) mit D. muta- bilis auf Planorben. — II. Dicercae. 5. Cheilostomum D mit Ch, va- ricans. 6. Maleolus Ehb mit Ch. furcatus Ehb auf Lymnäen und Paludinen. 71. Bucephalus Baer. a. Eubucephalus mit B. polymorphus Baer auf Unio und Anodonta, b. Bucephalopsis mit B. Haimeanus Zhd auf Osträen und Car- dien. — Minder bekannte Galtungen sind Heterostomum Fil und Zeucochlori- dium Carus. Zum Schluss zählt D. 17 völlig zweifelhafte Arten auf, (Wiener Sitzgsber. XV. 377 — 400.) ‚Spence Bate verbreitet sich über die Homologien des Panzers und über die Structur und Function der Antennen bei den Crustaceen. (Ann. mag. nat. hist. July 36 —46. Tb. 1. 2.) Ph. H. Gosse, über neue oder wenig bekannte Meeres- thiere. — Die hier beschriebenen Thiere sind: Halacarus nov. gen. Aca- rinorum Fam. Oribatadarum, eine Meeresmilbe mit Greifklauen an den Palpen, mit 2 Sichelklauen an.den Lauffüssen, deren 2 vorwärts und 2 ruckwärts ge- riehtet sind, mit fadenförmigen Mandibeln etc. Die Arten sind: H. rhodostigma und H. ctenopus. Ferner die Crustaceen: Phoxichilidium olivaceum wie vorige bei Weymouth, Cyamus Thompsoni ebenda; die Anneliden: Syllis tubifex von Ilfracombe, S. longiseta bei Weymouth, Othonia Fabricii, ©. Bairdi, ©. John- stoni sammtlich von Weymouth; und die Polyzoen: Nolella n. gen. fam. Vesiculariadarum Ord. Infundibulata mit der Art N. stipata auf Phyllophora ru- bens Ueberzüge bildend, durch ihre 18 Tentakeln von Bowerbankia unterschieden, (Ann. mag. nat. hist. July 27 — 36. Tb. 3. 4.) H. Nicolet, Naturgeschichte der um Paris vorkommen- den Akarinen. — Von den beiden Gruppen dieser Sippe begreift die der Land- oder Luftakarinen die Familien der Oribaliden, Gamasiden, Akariden, Ixodiden und Trombididen, die der Wasserakarinen nur die Hydrachniden und Demodiden. Der vorliegende erste Theil dieser schätzbaren Abhandlung, die mit prachtvollen Abbildungen begleitet ist, behandelt die Familie der Oribatiden. N. verbreitet sich über deren Embryologie und Metamorphose , beschreibt 11 ihrer bisher verkannten Larven, erläutert ausführlich den anatomischen Bau, die Respiration, Ernährung und Fortpflanzung und endlich die zoologischen Cha- raciere und Classification. Im systematischen Theile beschreibt er speciell fol- gende Gattungen und Arten \y Pelops Koch 170 Leiosoma.n. gen. bicarinatus K acromios nitens (Gerv) palustris K farinosus marginata sylvestris laevigatus similis nanus variolosus ovata (K) Damaeus Koch occultus K microcephala geniculatus K Oribata Latr lativentris riparius alata Herm Cepheus Koch verticillipes Lucasi vulgaris auritus agilis latus papillipes femoralis bifidatus Tegeocranus noy. gen. nitens -Notaspis Herm cepheiformis punctata -bipilis H femoralis languida exilis clypeatus orbiceularis K tibialis Hermannia nov. gen. piriformıs Eremoeus Koch crassipes setosa K oblongus K granulata lapidaria Lucas tibialis . arrecta clypeata cymba Hoplophora Koch ovalis Nothrus Koch magna Edwardsi spiniger K stricula K globula horridus (H) nitens (Archiv. du Mus. d’hist. nat. VII. 381 —482. Tb. 24 —33.) Meade, Monographieder britischen Phalangiidä. — Nach einer historischen Einleitung verbreitet sich M. über die für die Systematik wich- tigen äussern Charactere dieser Gruppe und beschreibt dann folgende Arten aus 6 Gattungen. P. Phalangium: 1. Ph. cornutum L (= Opilio cornutus Hbst, Cerastoma cornutum Koch), gemein. 2. Ph. urnigerum Her (= Opilio lucorum, 0. albescens, O. grossipes Koch) überall in England. 3. Ph. parielinum Geer (= Opilio parietinus, ©. longipes Hbst) häufig. 4. Ph. canescens (= Opilio canescens Koch) überall, doch nicht häufig. 5. Ph. minutum n. sp. nur 2 Exemplare. — 2) Megabunus n. gen.: 1. M. corniger (== Phal. cornige- rum Herm, Opilio corniger Koch) überall. 2. M. insignis n. sp. überall. — 3) Opilio: 1. O. histrix (— Phal. histrix Latr) sehr selten, 2. O. ephippiatus (= Acantholophus ephippiatus Koch) häufig. 3. O. agrestis n. sp. sehr gemein. 4. 0. terricola Koch in North Wales. — 4) Leiobunus: 1. L. rotundus Koch (= Phal. rufum Herm, Ph. longipes Hahn, Opilio fasciatus, O. hemisphaeri- cus Hbst, L. hemisphaericum Koch) sehr häufig, — 5) Nemastoma: 1. N. bi- maculatum Koch (= Phal. bimaculatum Latr) sehr gemein. 2. N, chrysomelas Koch (= Phal. chrysomelas Herm) bei Bradford. — 6) Homalenotus: 1. H. quadridentatus (= Phal. spinosnm, Ph. quadridentatum Latr, H. monoceros Koch) in Buckinghamshire. (Ann. mag. nat. hist. XV. June 393 — 416. Tb. 10. 11.) J. Blackwall beschreibt zwei neue Araneiden, nämlich Ciniflo humilis ın Buckinghamshire und Neriene affınis an der Küste von Yorkshire. (Ann. mag. nat. hist, Auguste 120 — 122.) H. Frey, die in der Schweiz beobachteten Arten der Gat- tung Lithocolletis. — Zeller zählte im J. 1839 von dieser Tineaceengat- tung in der Isis 18 Arten auf und vermehrte diese Anzahl bis 1846 in der Lin- näa auf 41; Heydenreich bringt in seinem Katalog vom J. 1851 etwa 50 Arten, zu denen dann Nicelli, Stainton, Herrich-Schäfer u. A. noch neue Beiträge lie- ferien, so dass die Anzahl sich auf 60 bis 70 Arten belaufen mag. Fr. hat seit 2 Jahren die Schweizerischen und hauptsächlich die Arten um Zürich gesammelt und gibt davon folgendes Verzeichniss mit mehr weniger ausführlicher Bemer- kungen über einzelne Arten: L. Roboris Zell L. distontella FR Saportella Dup Rajella L Ancyotella Dup Elatella Zell L. Coryli Nic carpinicolella Staint pomifoliella Zell 171 L. oxyacanthae n. sp. L. quinquenotella HS L. tristrigella Haw Sorbi n. sp. quereifoliella FR Nicellii Zell cerasicolella HS betulae Z Froehlichiella Zell Pruni n. sp. alniella Tisch scabiosella n. sp. fagicolella HS Heegeriella Zell lautella Heyd salictella Zell * Cramerella Fbr bremiella Zell ‚spinicoleila HS tenella Zell tremulae Zell spiniolella Dup acerifoliella FR populifolella Tr ulmifoliella Hbn Emberizaepennella comparella FR fraxinella Mann Bouch (Züricher Mittheil. IX. 600 — 635.) F. B. Busch, die Honigbiene. Eine Darstellusg ihrer Naturge- schichte in Briefen. Gotha 1855. 80. — Trotz der sehr reichhaltigen Literatur über die Bienen ist diese neue Schrift doch keineswegs überflüssig. Ihr In- halt ist folgender: 1. Ueberblick über die Forschungen und Leistungen auf dem Gebiete der Naturgeschichte der Bienen. 2. Von der Honigbiene und ihrem Ge- schlechtsleben. 3. Ueber die verschiedenen Geschlechter. 4. Von den Zellen in einem Bienenstock, den Eiern und der Entwicklung. 5. Von der Bienenkö- niginn. 6. Von den Dohnenmüttern. 7. Von den Drohnen. 8. Von den Ar- beitsbienen. 9. Von dem Schwärmen. 10. Von der Winterruhe, Zehrung und dem Alter der Bienen. 11. Von den Krankheiten. Nachtrag. - Die Darstellung ist einfach und klar, bei Streilfragen oft sehr ausführlich, die eigenen Beobach- tungen des Verf. sehr beachtenswerth. 7 de Selys Longehamps, Monographie des Calopterygines Avec la collaboration de Dr. H. A. Hagen. Bruxelles 1854. 8%. 291 pp. 14 tbb. — Der Inhalt dieser wichtigen Monographie, welche den 9. Band der Memoires dela Sociele royale des sciences de Liege füllt, haben wir bereits Bd. IV. 157— 158 nach der im Bülletin der Brüsseler Akademie erschienenen Synopsis dieser Familie mitgetheilt. Die dort gegebenen Diagnosen wiederholt der Verf. hier nicht, sondern gibt statt deren ausführliche Beschreibungen. Auf den Tafeln sind die characteristischen Organe abgebildet worden. Chapuis und Candeze, Verzeichniss der jetzt bis be- kannten Käferlarven nebst Beschreibung mehrer neuen Arten. — Eine sehr verdienstliche Arbeit, welche eine empfindliche Lücke in der ento- mologischen Literatur ausfüllt. Die Verff. verbreiten sich in der Einleitung über den äussern Bau der Käferlarven im Allgemeinen, characterisiren die einzelnen Familien und führen dann die Arten mit ausführlicher Angabe der Literatur bei den bekannten und: mit Beschreibung der neuen auf. Die Reichhaltigkeit des Inhaltes gestattet keinen Auszug. (Memoires soc. roy. Liege VIII. 347— 653. Tb. 1—9.) Peters liefert die Fortsetzung der in Mossambique gesammel- ten, von Gerstäcker diagnosirten Käfer (cf. V. 343.) mit folgenden Longicor- niern : Cerambyx incultus , Callichroma heterocnemis, €. leucorhaphis, C. rufi- crus, Compsomera speciosissima, Closteromerus insignis, Obrium murinum, Ceroplesis militaris, Cymatura nov. gen. mit C. bifasciata und C. scoparia, Rha- phidopsis nov. gen. mit Rh. melaleuca, Ceroplesis Klugi Dej, Tragocephale frenata, Zorapie hieroglyphicus, Oberea scutellaris, ©. pallidura und von Paussiden: Paussus Humboldti Westw, P. inermis, von Ptinioren: Ligniperda congener, L. cylindrus, Sinoxylon conigerum. — Die Diagnosen der beiden neuen Gattungen sind, Cymatura: corpus elongalum, cylindricum, tomentosum ; frons inter anlennas profunde excisa, tuberculo antennifero admodum elevato ; palpi articulo ultimo subulato; antennae corpore breviores, arlieulis 3—10. longitudine decrescentihus ; thorax angustus, basi apiceque evidenter constrictus, spina laterali post medium sita instructus; elytra latitudine communi triplo fere longiora, lateribus subparallela, apice subtruncata, angulo externo producto fim- briato; mesosternum lineare; pedes breviusculi, tibiae mediae extus profunde 172 exeisae, — Rhaphidiopsis: corpus parallelum , subeylindricum, tomento brevi dense vestitum; caput magnum, thoracis latitudine, sutura media longi- tudinaliter divisum, fronte a verlice sutura iransversa separata; antennae di- stantes, maris corpore lertia fere parte, feminae vix longiora; articulo primo ceteris crassiore, 2. brevissimo, 3. dimidio fere longiore quam ]. sequentibus ad 10. usque sensim brevioribus , ultimo praecedente dimido longiore, apice aculissimo; thorax longitudine non latior, subeylindrieus, basi sat late con- struclus, lateribus pone medium ın spinam brevissimam,, tuberculiformen dila- tatus; elylra thorace paullo latiora, latitudine communi plus duplo longiora ; pedes breviusculi ; prosternum simplex, medio angustatum, mesosternum tuber- culo parum elevato instructum. (Berliner Monatsber. April 265 — 268.) D. Pacher gibt ein Verzeichniss der um Sagritz und Heligen- blut vorkommenden Käfer. Beide Dörfer liegen an der äussersten. NW, Gränze Kärntens, mit ihrem niedrigsten Puncte noch in 3000 Fuss Meereshöhe, eingeschlossen von. hohen Gebirgen. Die Anzahl der namentlich aufgeführten Arten beläuft sich auf 655. Ein Telephorus darunter wird als neue Art, T. hreviventris beschrieben. (Jahrb. Kärnt. Landesmus. 1853. 30 — 52.) J. Schaschl veröffentlicht eia Verzeichniss der Käfer aus der Um- gegend von Ferlach, welches einen noch grösseren Artenreichthum als voriges nachweist. Ferlach liegt an den Ufern des Loibl-Wildbaches in dem lieblichen Rosenthale. Als neue Art wird beschrieben : Pterostichus planipennis dem Pt. Dufourei Dej. ähnlich: (Edda 1854. 89— 144.) E. Häckel, über die Eier der Scomberesoces. — Die Un- tersuchungen wurden an Belone vulgaris, Tylosurus, Scomberesox, Hemiram- phus , Exocoetus angestellt. Unmittelbar unter der äussern Eihaut oder Dotter- haut. erstreckt sich um den ganzen Dotter herum ein dichtes Netz eigenthümli- cher, sehr zahlreicher, dicht gedrängter Fasern, welche weder mit dem Dotter noch mit der Doiterhaut zusammenhängen und sich sehr leicht in Form ver- schlungener Stränge isoliren lassen. In einfacher Lage, am reifen Ei selbst in doppelter bis dreifacher Schicht bedecken sie allseitig den Dotter, so dass die- ser nur hier und da durchschimmert. Die Fasern anastomosiren nicht, sind voll- kommen einfach, solid, cylindrisch, ganz homogen, glashell und durchsichtig, stark lichtbrechend,, biegsam, elastisch. Ihre Länge scheint meist den Umfang des Eies mehremale zu übertreffen, ihre Breite variirt von U/go— Yızo Linie, im Mittel beträgt sie 1/39 Linie. Bei Scomberesox und Hemiramphus sind sie im Allgemeinen etwas breiter, bei Tylosurus und Exocoetus schmäler als bei Belone. An ihrem jüngern Ende laufen sie allmählig in eine lange Spitze aus, an ältern schwillen sie keulenförmig an. Hier sitzen sie mit abgeschnittener, kreisrunder,, platter Basis ziemlich fest an der innern Fläche der Dotterhaut an. Bei jüngern Eiern ist selbst ein zarter eylindrischer kurzer Schlauch zu erkennen, der sich von kreisförmigen Basalrande erhebend die Faserwurzel rings umgibt. Wo die Faser von der Wurzel abgeht, ist das schleierartige Säckchen zum Durch- witt der Faser durchbrochen. Die Gattungen bieten interessante Differenzen. Bei Tylosurus gleicht die Faserwurzel einer sehr zierlichen schlanken Urne, das Faserende geht in eine bauchige krugförmige Erweiterung über, welche oben sich wieder mehr verengt und dann durch einen vorspringenden tellerförmigen Rand abgeschnitten ist, auf welchem eine planconvexe Linse aufgesetzt ist. Bei Hemiramphus ist die Urne dicker und ohne Deckel. Bei Sairis ist der scharfe tellerförmige Rand verschwunden und durch eine rundliche stumpfe Kuppel er- selzt. Aehnlich ist Belone. Am einfachsten ist die Wurzel bei Exocoetus , wo die Faser sich in einen regelmässigen oder eiwas bauchigen Kegel erweitert. Die Grösse der Faserwurzel variirt in der Länge von Y/y,; — Yo Linie. in der Breite von Y/,g— Nızo Linie. Der Verlauf der Fasern gestaltet sich am einfach- sten bei Belone, wo die Fasern ziemlich grade und parallel wie die Parallel- kreise der Erdkugel den Dotter umspinnen, Minder regelmässig verlaufen sie bei Hemiramphus , stark wellig gebogen, in zierliche Lockenbündel geordnet, Bei Tylosurus sind die Bündel bunt durch einander gesponnen, völlig regel- los bei Sairis, Bei Exocoetus sind auf der Dotieroberfläche mehre Mittelpuncte, 2 173 um welche sich die sehr zierlich wellig gelockten Fasern in. concentrische Sy- steme ordnen. Bei völlig reifen Eiern verschwindet jedoch überall der"sehr re- gelmässige Verlauf. Das chemische Verhalten der Fasern ist ganz eigenthümlich. In kochender Essigsäure sind sie leicht löslich, von Alkalien werden sie ra- scher aufgelöst als das elastische Gewebe, in sehr concentririem Kali oder Na- iron werden sie blass und trübe, mürbe und bröcklich; Ammoniak greift sie weniger an, gegen Säuren sind sie resistent, nur concentrirte Schwefelsäure löst sie sofort auf, starke Salpetersäure nicht, Jod färbt sie gelb. Jede Faser geht nach der Untersuchung von Belone durch einseitige Verlängerung der Wurzel aus, die selbst als dunkler Punct entsteht. “Die Puncte werden allmählig rund- lich dreieckig, vieleckig, scharf umgränzt. Die einfache Contur verdoppelt sich, eine zarte Hüllenmembran bildet sich um das glashelle Korn, welche der spä- tern schlauchartigen Hülle der ‚Wurzel entspricht. Dann durchbricht der innere Kern die Hülle und wächst zur Faser aus, die anfangs stark gewunden und ge- dreht ist. Sollten diese Fasergewebe vielleicht in einer nähern Beziehung zu den eingedrungenen Spermatozoen Stehen? (Müller’s Archiv 1855. S. 23 — 31. Tf. 4—5.) v. Gallenstein, die Reptilien von Kärnten. — Die dem Verf. bekannt gewordenen Arten Kärntens, die er hier characterisirend mit An- gaben über das specielle Vorkommen, Notizen über Lebensweise, Fang etc, an führt sind Lacerta viridis Vipera amodytes Bombinator igneus agilis prester Salamandra ‚maculosa muralis Rana esculenta alra Anguis fragilis temporaria Triton cristatus Coluber natrix Hyla arborea punctatus laevis Bufo 'cinereus exiguus Aesculapi calamita nyetimerus Vipera berus thaul alpestris chersea variabilis (Jahrb. Kärnt. Landesmus. 1855. 1— 20.) G. Körber gibt ein Verzeichniss der bei Augsburg vorkommen- den Reptilien mit beachtenswerthen Bemerkungen über die einzelnen Arten. Diese sind: Lacerta agilis, L. crocea, Anguis fragilis, Coluber natrix, €. lae- vis, Vipera berus, Rana esculenta, R. temporaria, Hyla arborea, Bufo einereus, Bombinator igneus, Bufo calamita, B. viridis, Pelobates fuseus, Triton crista- tus, Triton punctatus , Triton palustris, Salamandra atra. (Augsburg. natur- wiss. Verein VIII. 35 — 44.) Blyth beschreibt zwei neue Reptilien aus Pegu, nämlich Homo- lopsis semizonata und Polypedates marmoratus. Zugleich bemerkt er, dass seine Homolopsis crassa mit Schlegels MH. Rheinwardti aus Luisiana identisch ist. (Journ. asiat. soc. Bengal II. 187 —188‘) Harcourt verbreitet sich über die Ornis von Madeira und zählt 99 Arten auf, die jedoch noch nicht die Gesammtzahl der dort vorkommenden Arten bilden. (Ann. mag. nat. hist. Juni 430—4383.) Burgess spricht über die Lebensweise einiger indischen Vögel: Urrua bengalensis, Noctua indica, Lanius Hardwicki, L. excubitor (gemein in Dekan), Dicrurus macrocereus, Phoenicornis peregrinus, Jora tiphia, Haema- tornis caffer. (Ibidem July 51 —64.) Fr. Moore beschreibt neue oder wenig bekannte nordindische Vögel: Pnoöpyga longicaudata n. sp., Brachypteryx nipalensis Hodgs,, Callene frontale Blyth (—Brachypieryx scapularis Horsf., Cinclidium Blyth), Trichostom aAbbottii Blyth (== Malacoeincla Abbottii Blyth, Malacopteron ‘Abbottii Gray), Nemura Hodgsoni n. sp., Tarsiger supereiliaris” Hdgs, Prinia cinereocapilla Hodgs, Suya atrogularis n. sp., Drymoica nipalensis Hodgs. (Ibidem 65 — 68.) 174 Gray characterisirt Thalassidroma Hornbyi n. sp. von der Nord- westküste Amerikas. (Ibidem 78.) d Moore gibt eine beschreibende Uebersicht der Arten von Orthoto- mus Horsf. — Er characterisirt: 1) O. sepium Horsf. von Java. 2) O. airo- gularis Tem. auf Malacca und Borneo. 3) O. flavoviridis n. sp. auf Malacca. 4) 0. edela Tem (= Motacilla sepium Raffe, Ede laruficeps Less) auf Sumatra und der malayischen Halbinsel. 5) ©. ruficeps (= 0. sericeus Tem) auf Borneo und Malacca. 6) O. cineraceus Blyth (= 0. sepium Lafres) auf Malacca. 7) 0. longirostris Sw. in SW Australien. 8) O0. cucullatus Tem. auf Java und Sumatra. 9) 0. longicauda Strickl, (= Motacilla longicauda Gmel, Sylvia lon- gicauda und S. suteria Lath, Malurus longieaudus Pears, Sylvia guzuratta Lath, Orth. Bennetti und O. lingoo Syk, O. ruficapilla Hutt, O. sphenurus Sw, 0. sphenurus, 0. ruficapillus, O0. sutorius, O. patia Hodgs, Sutoria agilis Nich) Indien, Ceylon. (Ann. mag. nat. hist. Auguste 123 — 133.) Ph. Sclater vervollständigt die Characteristik folgender Tanagraarten : Arremon axillaris Neu Granada, Ramphocelus dorsalis Brasilien, Buthraupis chloronota Ecuador , Euphonıa concinna Neu Granada, Eu. hirundinacea Gua- temala. (Ibidem 142 — 144.) J. F. Leu berichtet über die im Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg vorkommenden Vögel. Er zählt unter Mittheilungen über das nähere Vorkommen, Zeit, Häufigkeit auch über Lebensweise 228 Arten auf, de- ren Zahl er durch weitere Berichte zu vervollständigen beabsichtigt. Es sind 19 Tagraubvögel, 7 Eulen, 111 Hockvögel, 17 hühnerartige, 36 Stelzenläufer, 38 Wasservögel. (Augsburg. naturhist. Verein VILI. 15 — 34.) Bruch, Revision der Gattung Larus L. — In dieser schätzens- werihen Ahhandlung werden fotgende Arten nach den angegebenen Untergattnn- gen characlerisirt: 1) Rhodostethia Mcg. Die zwei mittlern Schwanzfedern bedeutend verlängert: Arten: roseus Id (=Rossii Sab) Nordküsten von Amerika und Asien. 2) Adelarus Bp. Sehr starker Schnabel mit einer dunklen Binde vor der helleren Spitze. Arten: leucophthalmus Lchtst. Rothes Meer melanurus Teck. Japan Hemprichi Bp. ebda = crassirostris Vig = crassirostris Lcht Herrmanni Cass. Californien Belcheri Vg. Chili — Procellarus neglectus Bp = fuliginosus Gld 3) Blasıpus Bp. Schnabel lang, stark, dunkel gefärbt, das Gefieder dunkel. Art: Bridgesi Fras (= modestus Tsch, polios Natt) W.-Küste von S.- Amerika. 4) Gabianus Bp. Nasenlöcher rund, der Schnabel alkenartig compri- mirt. Arten: pacificus Lth (= leucomelas Vieil, Georgii Vg) Vandiemensland, bathyrynchus Meg (= frontalis Vieill) ebenda. 5) Dominicanus Breh. Der Mantel schwieferschwarz , im Sommer Kopf, Hals und Körper rein weiss, im Winter am Kopfe und Halse kleine Flecke, in der Jugend der ganze Körper stark gefleckt. Arten: marinus L. N.-Küste Atl. Oc. = dominicans Lechtst. Fritzei Breh. Sundastrasse = marinus L pelagicus aut. Indian. Ocean fuscus L. N. - Halbkugel — dominicanus Lchst = flavipes Meyer = marinus und ; = [uscescens Lehst vetula Cap ® Verreauxi Bp. Chili — dominicans Lchst —: fuscus L — marinus L Antipodum Cab. Neuseeland vocilerus aut, SAmerika = anlipodus Gk. 6) Laroides Brh. Der Mantel grau. Glaucus Br, N.- Europa = consul Boie glaucescens Lichst. Kamtschatka — glaucopterus Kittl . leucopterus Fbr N. Halbkugel “= glaucoides Tem chalcopterus Lchst. N. - Amerika glacialis Benk. höchster Norden 7) Gavina Bp. zonorhynchus Rehds. N. - Amerika Bruchi Bp. Mexico = zonorhynchus Rchds. Heinei Hom. N. und O. See Vorigen ähnlich, aber kleiner [!]. 175 Hierher: argentalus Br. N. Europa argentaloides Rehds. N. Amerika Michahellesi Breh Dalmat N. Africa = leucophalus Lehst cachinnans Pall. Norden borealis Brdt. N. Asien oceidentalis Adb. Californien Audouini Pr. Mittelmeer Hierher: —= canus L canus L. N.Hemisphäre eitrirostris Schp. Kamtschatka = camtschaichensis Bp 8) Rissa Br. Hinterzehe wenig ausgebildet: tridactylus L im hohen Norden, niveus Pall (= brachyrhynchus Gld) NW.-Küste Amerikas, breviro- stris Brdt ebenda. 9) Gavia Breh. Jamesoni Wls. Vandiemensland Gouldi Bp N.- Neuholland Andersoni Breh. Neuseeland — canus Rock Im Alter der Kopf stets rein weiss, Gestalt klein. Hartlaubi Brch. Cap gelastes Lcht. Mittelmeer = rubriventris. Vieill corallinus Bp ebda. Pomare Brch. Gesellschaftsinseln 10) Pagophila Kp. Schnabel wenig comprimirt, stark, in der Ju- gend schwärzlich, im Alter bleiblau mit orangener Spitze, Füsse und Schwimm- häute kurz, Schwingen sichelartig gekrümmt. Arten: eburneus L. Grönland, brachytarsus Hlb N. Grönland. 11) Leucophaeus Bp. Gefieder dunkel, im Sommer mit dunkelgrauer Kappe, Schnabel und Füsse dick und stark, Schwimmhäute stark ausgeschnitten: haematorhynchus Kg (= Scoresbyi Traill) S.- Amerika. 12) Atricilla Bp. Die Sommerkappe von der Farbe des Rückens : Catesbyi Bp (= atrieilla L, ridibundus Wils, major Catsb, poliocephalus Wied) N. Amerika, megalopterus Bp. Peru und Mexiko , micropterus Bp N. Amerika, 13) Cirrocephalus Brch. nur mit plumbiceps Temm (= eirroce- phalus Wied) S. Amerika. 14) Chroicocephalus Eyt. Hochzeitskleid mit dunkler Kappe, im Winter der Kopf weiss mit dunklem Ohrfleck. Arten: ichthyaätus Pall. Indien ridibundus L. überall personatus Natt. W. Amerika = capistratus Tem — serranus Tsch glaucotes Meym. Chili melanocephalus Natt Mittelmeer = albipennis Lehst Franklini Rehds. N. Amerika maculipennis Lchist. Brasilien eucullatus Lehst. trop. Amerika brunniceps Cab. Indien = pipixcan Wgl == brunnicephalus Jard melanorhynchus Tem == lacrymosus Lehst minutus Pall. O.Europa. Asien Bonaparti Rehds N. Amerika = nigrolis Less. = subulirostris Bp 15) Xema Lch mit Sabini Leh N. Küste Amerikas 16) Geagrus Bp mit furcatus Nb in Californien. (Journ. Ornithol. 273 — 293.) Blyth, über die indischen Spitzmäuse. — Bl. unterscheidet die tropischen und subtropischen Spitzmäuse im Allgemeinen durch ıhre relative Körpergrösse und durch die verschiedenen Töne ihres schieferfarbenen Pelzes von blassgrau bis schwarz mit mehr weniger rothen Haarspitzen; ihr Schwanz ist diek und läuft spitzig aus, ist beschuppt und mit langen Haaren beseizt, die Zähne ganz weiss; die obern Schneidezähne gross, stark hakig, die untern 176 selten zackig, der erste obere Backzahn gross, die beiden folgenden wiel kleiner, der vierte der kleinste. Die in Indien beobachteteu Arten siud folgende: 1. S. caerulescens Sh (= S. pilorides Sh, S. giganteus Geoffr, S. murinus Gray, S. myosurus Hardw) ist die gemeine indische Spitzmaus. Hat 24 Schwanz- wirbel. In Nepal geht sie vom Flachlande bis 6000 Fuss Meereshöhe hinauf. Gray vereinigt mit ihr noch S. indicus und S. capensis Geoffr, S. Sonnerati Geoffr, S. crassicaudatus Lichtst, S. nipalensis Hodg, S, moschatus Rob. S. indieus Geoffr hält Bl. für verschieden, weil kleiner und ihr Schwanz nur 1/s der Körperlänge misst, ihr Pelz grau, verwaschen nussbraun, unten blass asch- grau, an der Küste von Koromandel und Mauritius. — 2. S. murinus L. (= S. myosurus Pall, S. caerulescens var. Raffll, S. Griffithi Horsf). Die gemeine malayische Art, auch auf Java, Sumatra etc. Ihre Ohren sind grösser als bei voriger Art, die Farbe oben dunkelbräunlich grau, unten hellbräunlich grau, Pfoten und Schwanz fleischfarben, im Tode grau, junge Exemplare sind mehr bläulichgrau. — 3. S. serpentarius Geoffr (= S. kandianus Kel), 41/2'’ lang, der Schwanz 21/3‘, an der Küste von Koromandel und Mauritius, dunkelgrau mit röthlichbraunen Haarspitzen. — 4. S. soccatus Hodgs in Sikkim und Nepal, sehr dunkel gefärbt, mit dicht behaarten Pfoten und Schwanz und grossen Kopf und Beinen. — 5. S. nemorivagus Hodgs in Nepal, mit kleinen Ohren , völlig nackten Pfoten, langen vierkantigen Schwanze, schwarzen Pelze mit röthlichem Anfluge. — 6. S. heterodon n. sp. sehr ähnlich S. soccatus, doch heller ge- färbt, mit kürzerem Pelz, breiteren Pfoten, schmäleren Schädel, weniger stark hakigen Schneidezähnen, im Khasyagebirge. — 7. S. niger Elliot, der Schwanz von Körperlänge, Schnauze stark zugespitzt, Farbe schwärzlichbraun mit röth- lichen Anflug, unten graulich, in Madras. — 8, S. ferrugineus Kel (= S. mon- tanus Bl) auf. Ceylon. — 9. S. montanus Kel, oben russschwarz, unten heller, die langen Schnurren silbergrau, Beine und Pfoten graulich, Krallen kurz und weisslich, Ohren gross, rund und uackt, in gebirgigen Gegenden auf Ceylon. Ein junges Exemplar scheint specifisch verschieden und soll S. Kelaarti heissen. — 10. S. pygmaeus Hodg, 2° lang, Schwanz 1?/ı6‘‘, russbraun, unten blasser, die nackten Theile dunkel fleischfarben, in Nepal. Sie soll von der Pallas’- schen Art verschieden sein und doch denselben Namen führen. — 11. S. mela- nodon n. sp, 17/g‘‘ lang, Schwanz 1"/ı6‘‘, bräunlich ohne röthliche Beimischung, Pfoten und Schwanz ziemlich nackt, die schwarzen Zähne weiss spitzig. — 12. S. mieronyx n. sp. 15/g‘‘ lang, Schwanz 1!/s‘‘, die Zähne weiss, Farbe mehr kastanienbraun als bei andern Arten, unten silberfarben, in Kemaon. — 13. S. Perottei Duv von den Nilgherris, einförmig braun, unten heller. — 14. S. nu- dipes n. sp..mit nackten Pfoten und sehr grossen Ohren, sehr entwickelten Mo- schusdrüsen, 13/4‘ lang, Schwanz 1/ıs‘‘, oben einförmig braun, unten silber- glänzend, in Tenasserim. — 15. $, atratus n. sp. in Khasyagebirge, sehr dun- kelfarben, schwärzlichbraun mit leicht röthlichem Anfluge, unten dunkelgraulich. — Feroculus Kelaart hat kleine Zähne, die obern Schneidezähne kürzer und we- niger hakig als Sorex, die untern gezackt, 4 kleine obere Vorderbackzähne wo- von der 2. und 3. gleich gross, der erste grösser, die Pfoten sehr gross, die Ohrmuscheln sichtbar. Dahin: 16. F. macropus (= S. feroenlus Kel, S. ma- cropus Bl) 61/3‘ lang, wovon 21/4‘ auf den Schwanz kommen, Pelz lang und sehr weich, schwärzlich, roth überlaufen, die Schwanzspitze nackt, auf Ceylon. — Unter Soriculus begreift Bl. Spitzmäuse mit gewöhnlich gebildeten Hinter- pfoten, die nicht zum Schwimmen eingerichtet sind und mit zugespitzt, an der Spitze etwas comprimirten Schwanze. — 17. S. nigrescens (= Corsira nigrescens Gray, S. sikimensis Hodgl) 3"/2‘‘ lang, Schwanz 1/2‘, 15 Schwanz- wirbel, Pelz schwärzlich mit röthlichem Anfluge. sehr gemein in Sikim. — Zu Crossopus Wagl. kommen: 18. Cr. himalayicus Gray 5/2‘ lang, Schwanz 3°, schieferschwarz, mit weissspitzigen Grannen, unten schön rothbraun, Zähne weiss, in der Nähe von Simla oder Masuri. — 19. Corsira caudata (= Sorex caudatus Hodg) den S. alpinus sehr nah verwandt, 21/2‘‘ lang, schwärzlichbraun, röthlich überlaufen. (Journ. asiat. soc. Bengal 1855. Nr. I. 24 — 38.) Gl. — On — Gorrespondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen Halle. 1855. Juli. August, Ne Nil. VI Sitzung am 4. Juli. Eingegangene Schriften: . Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft in Berlin 1854. 4. Heft. . Mittheilungen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften in. Her- mannstadt. V. Band. 1854. . Fischer, Lehrbuch der Elementar- Geometrie. Hamburg 1855. 8°. ,„ Führer durch das Hamburger zoologische Museum. 1. Heft. Ham- burg 1855. 8°. Nr. 3. und 4. Geschenke des Herrn Verf. Als neue Mitglieder werden proclamirt: Hr. Dr. Geiss, Apotheker in Acken a/Elbe und Hr. Rienäcker, Einfahrer in Bernburg. Po vH Wegen Störungen in der Umgebung des Sitzungslocales mussten sich die Anwesenden auf eine blosse Unterhaltung beschränken, nach- dem sie den Beschluss gefasst die Sitzungen von jetzt ab in den Gar- ten der Erhohlung (Restauration des Herrn Hoffmann) zu verlegen. Sitzung am 11. Juli. Als neue Mitglieder werden angemeldet: Hr. Dr. 0. Buchmann, pract, Arzt in Alvensleben und Hr. Dr. Gorgas, Gymnasiallehrer in Magdeburg durch die Hrn. Schwarz, Körner und Giebel. Der Vorsitzende übergibt das Maiheft der Vereinszeitschrift. Hr. Giebel macht auf die Wichtigkeit des eben erschienenen Werkes von de Koninck und de Hon: Recherches sur les Crinoides du terrain carbonifere de la Belgique aufmerksam, theilt die historische Einleitung über die Crinoideen daraus mit und ER den Bau der eigenthümlichen Gattung Woodocrinus. Unter der ausgelegten neuen Literatur befand sich A. Wagner’s Streitschrift: „Naturwissenschaft und Bibel“ gegen C, Vogt, die zu einer lebhaften Discussion über einige darin behandelte Fragen Ver- anlassung gab. 12 178 Sitzung am 18. Juli. Eingegangene Schriften: 1. Koninklijk Besluit tot Vorming der Akademie von Wetenschappen. Orga- niek Reglement der Akademie. ' Amsterdam 1855. 2. Verslagen en Mededeelingen der koninklijke Akademie van Wetenschappen. I—II. 1. 2. 1853 —1855. 8. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1852. Dargestellt von der physika- lischen Gesellschaft zu Berlin. VII. Jahrgang. Redigirt von Dr. A. Krö- nig. Erste Abtheilung. Berlin 1855. Bei Reimer. 4, A. W. Fils, Höhenmessungen im Herzogthum Coburg. Mit 3 Kartenskiz- zen. Gotha 1855. 8% — Geschenk des Verfassers. 5. J. Schabus, Leichtfassliche Anfangsgründe der Naturlehre. ZweitelAuf- lage. Wien 1854. 80% Bei Carl Gerold und Sohn. Als neue Mitglieder werden angenommen: Hr. Dr. 0), Buchmann, pract. Arzt in Alvensleben und Hr.Dr, Gorgas, Gymnasiallehrer in Magdeburg. Der Vorsitzende zeigt an, dass von Magdeburg der Prospectus und die Statuten einer Actiengesellschaft, welche die Anlage einer Mi- neralöl- und Paraffin- Fabrik auf der Braunkohlengrube ‚‚Gottes Gabe“ bei Zeitz beabsichtige, eingegangen seien und dass der Vorstand, we- - gen der Wichtigkeit, die dieses Unternehmen für die Provinz habe, sich veranlasst gefunden habe, dasselbe dem Publikum zu empfehlen, Hr, Heintz hält einen Vortrag über die Analyse gasförmiger Gemische und über die Anfertigung der dazu erforderlichen Mess- apparate, Sitzung am 25. July. Hr. Köhler berichtet Frankland’s Untersuchungen über orga- nische Metallverbindungen, Hr, Baer spricht über die neue aus China eingeführte Zucker- pflanze und über die Cochenillezucht auf den canarischen Inseln, Sitzung am 8 August. Hr, Giebel sendet aus Martigny einen Bericht über das Erd- beben in Oberwallis ein. (cf. Ss. 1— 10.) Hr. Baer berichtet über den erfreulichen Fortgang und die rege Theilnahme, welche die Rehmsdorffer Mineralöl- und Paraffın - Fabrik beim Publikum findet, Sitzung am 15, August. Eingegangene Schriften: 1. Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. IX. 2. 1855. 2. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Halle. IH. 2. 1855. Hr. Baer bespricht die verschiedenen beim Thermometer in Anwendung kommenden Skalen und die neuerdings von Wulferdin in Vorschlag gebrachte 400theilige Skale. (S. 68.) Hr. Giebel gibt einen Bericht über die in Gemeinschaft mit Hrn. Winkler unternommene Reise in die Walliser Alpen, (S, 39.) 19 Sitzung am 22. August. Eingegangene Schriften: ]. Die Braunkohlenablagerungen als Grundlage eines neuen Industriezweiges, Blätter für Handel, Gewerbe und sociales Leben. Beiblatt der Magdeburger Zeitung. Nr. 30, 31 und 32. Hr, Andrae legt die von Hrn. Giebel am Monte Moro und auf dem Col de Balme gesammelten Pflanzen vor unter Bemerkungen über die analogen Arten in unserer Gegend, Hr. Soechting theilt in einem Schreiben aus London mit, ‘ dass die Tauschanträge seitens des Vereines von den dortigen Gesell- schaften acceptirt seien, Hr. Tischmeyer in Alsleben berichtet brieflich über ein meteo- rologisches Phänomen und über eine Methode Eidotter aufzubewahren. Der Vorsitzende schliesst die Sitzungen für das Sommerseme- ster und verspricht die Einladung zur September - Generalversammlung in Kösen demnächst auszuschreiben, Die Sitzungen des Wintersemesters beginnen Mitwochs den drit- ten October, Bericht der meteorologischen Station in Halle. Juni. Zu Anfang des Monats zeigte das Barometer bei SO und völlig heiterem Himmel den Luftdruck von 27°9‘,36 und war unter zahlreichen Schwankungen bei sehr veränderlicher, durchschnittlich östlicher Windrichtung und meistens heiterem Wetter im Steigen begriffen bis zum 10. Morgens 6 Uhr, wo es einen Luftdruck von 28°'1‘'‘,29 zeigte. Darauf sank das Barometer bei vorherrschend östlicher Windrichtung und sehr veränderlichem, durchschnittlich ziemlich heite- rem Wetter bis zum 14. Abends 10 Uhr auf 976,52. An den folgenden Ta- gen stieg es wieder unter mehreren Schwankungen bei vorherrschend westlicher Windrichtung und durchschnittlich ziemlich heiterem Himmel bis zum 21. Nachm. 2 Uhr auf 27°'11°%,75, worauf es bei NW und sehr trübem nasskaltem Wetter bis zum 24. wieder bis auf 27‘‘7‘',79 herabsank. Während an den folgenden Tagen der Wind sich unter vielen Schwanken von W nach N herumdrehete, stieg das Barometer unter mehreren Schwankungen bei trüben und öfter nah regnig- tem Wetter bis zum 27. Abends 10 Uhr auf 28'2'‘,50, worauf es bis zum Schluss des Monats wieder nicht ohne Schwankungen bei durchschnittlich NO licher Windrichtung und sich allmählig völlig aufheiterndem Wetter langsam bis auf 281,03 herabsank. Der mittlere Barometerstand im Monat war = 27''10''',73. Der höchste Barometerstand am 27. Abends 10 Uhr war = 28°'2',505; der uiedrigste Stand am 14. Abends 10 Uhr war —= 276,52. Demnach betrug die grösste Schwankung im Monat 7‘‘,98. Die grösste Schwankung binnen 234 Stunden wurde am 17.— 18. Nachm. 2 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 277,53 auf 2711,91, also um 4'',38 stieg. Die Wärme der Luft war im Anfang des Monats der Jahreszeit ganz entsprechend und stieg noch bis zur Mitte des Monats nicht unerheblich. Vom 15. bis zum 20. sank sie aber ausser- ordentlich tief (bis auf 80,5 mittlere Tageswärme) und stieg als dann bis zum Ende des Monats auch so langsam, dass sie selbst am 30. trotz des völlig hei- tern Himmels keine grössere Höhe erreichte. Daher muss auch die mittlere Monatswärme als eine sehr niedrige bezeichnet werden, nämlich = 140,0. Die grösste Wärme wurde am 13. Nachm. 2 Uhr = 230,6, — die geringste Wärme am 20. Abends 10 Uhr = 7°,3 beobachtet. 180 Die im Monat beobachteten Winde sind N=4 0=]2 S=4 W=9 NO= 12 SO=6 NW=12 SW=7 NN0O=2 NNW=3 SS0=2 SSW=2 O0N0O=3 0S0 —=7 WNW=5 WSW==0 woraus die miltlere Windrichtung des Monats berech- net ist auf: N — 46‘13'14‘,40 — W. Die Feuchtigkeit der Luft war im Allgemeinen nicht gross. Das Psycho- meter liess eine mittlere relative Feuchtigkeit der Luft von 70 pCt. bei dem mitt- lern Dunstdruck von 4°‘‘,52 beobachten. Dem entsprechend hatten wir auch durchschnittlich ziemlich heitern Himmel. Wir zählten im Monat 2 Tage mit bedecktem, 8 Tage mit trübem, 4 Tage mit wolkigem, 7 Tage mit ziemlich heiterem, 5 Tage mit heiterem und 4 Tage mit völlig heiterem Himmel. An 7 Tagen wurde Regen beobachtet und die Summe des im Regenmesser gemessenen Regenwassers betrug 229°,85 im Monat, oder durehschnittlich pro Tag 7°',66 pariser Kubikmass auf den Quadratfuss Land. Ausserdem wurden im Monat noch beobachtet 3 Gewilter und an 3 Aben- den Wetterleuchten. Juli. Zu Anfang des Monats zeigte das Barometer bei SSO und ziemlich hei- terem Himmel einen Luftdruck von 28‘1‘,02 und stieg bis zum nächsten Mor- gen noch auf 28°1’,40; dann drehete sich aber der Wind nach W und wäh- rend er an den folgenden Tagen zwischen W und N schwankte, fiel das Baro- meter bei meistens trübem und regnigtem Wetter bis zum 11. Morg. 6 Uhr auf 27'577 , — worauf es bei sehr veränderlicher, vorherrschend NWlicher Wind- richtung und meistens wolkigem, bisweilen auch regnigtem Wetter bis zum 14, Morg. 6 Uhr die Höhe von 28''0°,34 erreichte. — Während an den folgenden Tagen der Wind eine vorkerrschend NWliche Richtung behauptete, sank das Ba- rometer bei wolkigem Himmel bis zum 18. Morgens 6 Uhr (27‘6‘,65), stieg dann aber bei sehr veränderlicher vorherrschend Wlicher Windrichtung und mei- stens trübem und regnigtem Wetter unter vielen Schwankungen bis zum 28. Nachm. 2 Uhr iauf 2710,36, worauf es unter mehreren Schwankungen bei sehr veränderlichem und zuletzt auch regnigtem Welter -bis zum Schluss des Mo- nats auf 27°9“‘,96 herabsank. Der mittlere Barometerstand im Monat war 279,63; der höchste Stand am 2. Morg. 6 Uhr war 28°1‘'‘,40; der nie- drigste Stand am 11. Morg. 6 Uhr war 27‘5‘77. Demnach beträgt die grösste Schwankung des Barometers im Monat: 7°',63. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 15.—16. Abends 10 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27‘‘9',68 auf 27'6'',40, also um 3°'28 sank. Die Wärme der Luft blieb sıch den ganzeu Monat hindurch ziemlich gleich bis auf einzelne Tage, welche hervarragend warm oder kalt waren. Es war die mittlere monatliche Wärme der Luft 140,4 R; die höchste Wärme wurde am 13. Nachm. 2 Uhr beobachtet — 210,3, die niedrigste Wärme am 18. Morgens 6 Uhr = 9,9. Die im Monat beobachteten Winde sind: N=3 0=1 S=12 W=20 NO —=0 NW=1l S0=2 SW=17 NNO=3 NNW=] SS0=4 SSW=3 NNO=0 0S0=0 WNW=5 WSW=]1 woraus die mittlere Windrichtung des Monats be- rechnet ist = S— 690%39'30',17 —W. Die Feuchtigkeit der Luft war den ganzen Monat hindurch ziemlich be- deutend. Es wurde mit dem Psychrometer eine mittlere relat. Feuchtigkeit von 77 pCt. bei dem mittlern Dunstdruck von 2',12 beobachtet. Dabei hatten wir durchschnittlich wolkigen Himmel. Wir zählten 2 Tage mit bedecktem, 10 Tage mit trübem, 12 Tage mit wolkigem, 6 Tage mit ziemlich hei- terem und 1 Tag mit heiterem Himmel. An 19 Tagen wurde Begen beobach- tet, und es beträgt die Summe des Regenwassers im Monat; 8832',1 oder durch- schnittlich pro Tag 28°,78 paris. Kubikmass auf den Quadratfuss Land. Ausserdem wurden noch im Laufe des Monats 9 Gewiller und an zwei Abenden Wetterleuchten beobachtet. Weber. —IOKEBOII— Druck von W, Plötz in Halle. Zeitschrift für die Gesammien Naturwissenschaften. 1855. September. NE IX, Die Chemie auf der Pariser Industrieausstellung W. Baer. 1. Nicht allein, dass ohne den annexe (das Anhängsel), zu dessen Ausführung man sich nach ziemlich weitläuftigen Debatten doch noch in der elften Stunde entschloss, mit seinem Flächeninhalt von mehr als 40,000 Quadrat-Meters die stolzen Benennungen Palais de l’Industrie und Exposi- tion universelle eitel Renommisterei gewesen wären, son- dern auch ohne den Inhalt, den er barg, wäre eine so prachtvolle Schaustellung, wie sie hier der Welt geboten wurde, ganz unmöglich gewesen. Während man im Palla- ste selbst schauen konnte, was die heutige Industrie zu lei- sten im Stande ist, waren in dem Anhängsel, der trotz sei- ner verfänglichen Benennung in seiner räumlichen Ausdeh- nung das Hauptausstellungsgebäude fast erreichte, die Grundlagen ausgestellt, auf denen die menschliche Arbeit si- cher ruht; einerseits die natürlichen Stoffe, die der Mensch nach seinem vielseitigen Bedarf meist veredelt, um die Ge- schenke der Natur für sich nutzbar zu machen, und ande- rerseits die mächtigen Hilfsmittel, die des Menschen Geist erdacht hat und die eben die riesige Entwickelung der In- dustrie unserer Zeit, das characteristische Wahrzeichen ge- gen die gesammte Vergangenheit, hervorgerufen und be- dingt haben. Gewiss hat auch nicht Einer unter den Millionen, wel- che die Ausstellung besucht haben, obgleich ein grosser VI. 1855. 13 182: Theil davon einzig aus demselben Grunde den Industriepal last aufsuchten, durch den sie in die Oper oder in irgend eine andere Schaustellung geführt werden, gleichgültig den grossen Kaum durchwandert, auf welchem das Hcer der Maschinen in gedrängten Reihen geordnet war. Die hier herrschende rastiose Thätigkeit, das unausgesetzte Schwir- ren der Rädchen und Räder musste ihn aufwecken zu ern- sten Gedanken und wenn das, was hier vorging, auch bei Manchem einen bittern Groll im Herzen aufkommeu liess, so musste er sich doch gestehen, dass er die einzige Macht vor sieh habe, die jetzt auf Erden herrscht. Sich dieses Eindruckes zu erwähren wird Wenigen gelungen sein; die Macht des Augenblickes war zu gross. Sollte nun aber wirklich den Maschinen die Krone ge- bühren? Sind sie es in der That allein, welche die riesige Entfaltung der Industrie unserer Zeit herbeigeführt haben! Ist ihre Macht so gross, dass sie keiner Bundesgenossen bedürfen und dass sie ein Recht haben, nur für sich allein allen Anspruch des Ruhmes in Beschlag zu nehmen! Dort an Ort und Stelle würde es schwer gehalten haben diese gewichtigen Einwürfe zur Geltung zu bringen. Freilich nach den Beweisen durfte man nicht lange suchen; sie wa- ren ganz in der Nähe aufgestellt, aber ihre äussere Erschei- nung war so wenig imponirend, dass es gewiss wenigen gelungen wäre, sich frei zu machen von den gewaltigen Eindrücken, denen sie sich kurz vorher gefangen gegeben hatten. Denn wo galt der triviale Satz des Lebens: ‚das Kleid macht den Mann“ mehr denn gerade hier. Hat man irgend wo in.der Ausstellung einen grösseren Andrang der Besucher gesehen als bei den Juwelen der französischen Krone, von denen einst Kaiser Karl V. sagte: „Zu Augsburg habe ich einen Leineweber, der dies alles mit Gold bezah- len kann.“ Und für welchen Theil der Ausstellung nehme ich eine Macht in Anspruch, die sich der der Maschinen ebenbür- tig zur Seite stellen kann? Es ist ein grosser Haufe von Gläsern und Flaschen, Glocken und Vasen, Cylindern und Büchsen, Kästehen und Schachteln, klein und gross — aber immer doch nur in bescheidenen Dimensionen — Alles durch- 183 einander. Es ist mit einem Worte die Abtheilung der Che- mie als Gewerbe betrieben; mit wenig Ausnahmen finden wir Alles auf der südlichen Gallerie im annexe vereinigt. Und was sehen wir hier? Flüssigkeiten, von denen eine genau so aussieht wie die andere; diese und einförmig weisse Substanzen, die man auf den ersten Blick auch nicht von einander zu unterscheiden vermag, treten dem Auge überall entgegen, wohin es sich wendet. Und wenn auch hier und da eine reiche Farbenpracht auftaucht, so ist der Anblick doch kein erfreulicher, weil es eben nur Farben sind und weiter nichts. Diese Abtheilung wird von den Meisten rastlos durch- wandert, weil nichts hier den Blick fesselt; nur an den kolossalen krystallinischen Massen und den industriellen Extravaganzen — den krystallisirten Kronen, Tempeln etec.. die man mit den beschnittenen Alleen und Hecken in den Gärten der französischen Lustschlösser vergleichen könnte, — hält der flüchtige Fuss des Besuchers einige Minuten inne; aber esist doch nur das Aeussere, das hier fesselt, der innere Werth ist wenigen verständlich, obgleich die Jünger der Wissenschaft zahlreich hinausgezogen sind, um die neue Lehre zu predigen. Gleichgültig liest man im Vor- übergehen die Namen auf den verschiedenen Gefässen, aber man setzt ganz theilnamslos seinen Weg fort, weil man sich doch nichts dabei denken kann. Wir möchten Alles das, was hier ausgestellt ist, ein Gerippe nennen, das erst durch die verschiedensten Zweige der Industrie sein Blut und Fleisch, das äussere Kleid erhält und man ist nur zu ge- neigt bei der Bewunderung dieses die Nothwendigkeit oder den Werth jenes ganz zu vergessen. Nichts ist geeigneter als gerade diese industrielle Schau- stellung, um die Bedeutung der Chemie für die Industrie in das rechte Licht zu stellen; alle Beweise sind bald her- beigeschafft. Wer z. B. gedenkt bei Betrachtung der Ge- genstände, welche im Panorama, dem Glanzpunkte der Aus- stellung, aufgehäuft sind an die unscheinbare chemische Abtheilung. Mancher würde ungläubig den Kopf schütteln, wollte ich ihm die chemischen Präparate vor Augen legen, welche die Grundlage der kostbaren Ausstellung von iS- 13 * 184 toffle et Comp., eines der grossartigsten Institute für gal- vanische Vergoldung und Versilberung, ausmachen oder wohl gar die verschiedenen Metalloxyde, deren Farbenpracht auf dem Porcellan von Sevres ihn in Entzücken versetzt hat. Fürs Erste mag es sein Bewenden haben mit dem Vorführen dieser beiden Paradestücken der Ausstellung, auf welche Frankreich nicht wenig stolz ist. Es wird uns leicht werden bei einer flüchtigen Wanderung durch die weitläuf- tigen Hallen fast auf jedem Schritte die Beweise zu häufen. Orientiren wir uns zuerst in der chemischen Abthei- lung selbst. Gewiss hat jeder Deutsche von der Industrie- Ausstellung die Gewissheit mit heimgebracht, dass sein Vaterland trotz der ungünstigsten Verhältnisse, die ihm zu tragen auferlegt sind, selbst nicht gegen die am besten situirten Nationen zurücksteht. In allen Sprachen Europas konnte man den Ausruf der Verwunderung beim Eintritt in die deutsche Abtheilung vernehmen und die Pariser Aus- stellung wird ihren Theil dazu beitragen, die Ansichten, welche man über das Jenseits des Rheines hegte, bedeu- tend zu modificiren. Ebenso wie die Londoner Ausstel- lung England einen Angstruf auspresste, hat auch die Pa- riser den Uebermuth der Franzosen ein Wenig herabge- stimmt. Und auf beiden Ausstellungen hat wesentlich ge- rade die chemische Fabrikation mit dazu beigetragen, dass geistige Uebergewicht Deutschlands geltend zu machen. Konnte auch in Bezug auf die Massendarstellung die deutsche chemische Fabrikation mit der englischen in kei- nen Wettkampf eintreten, so war doch der englische Bericht- erstatter über diesen Industriezweig, der Professor Playfair in London, genöthigt Deutschland ein Uebergewicht zu zu- gestehen. „Die grosse Mannichfaltigkeit der Producte ei- ner einzigen Fabrik, wie sie die fremden Ausstellungen und insbesondere die deutschen darboten, ‘ heisst es in diesem Bericht, „war oft in hohem Grade überraschend; eine Man- nichfaltigkeit, ohne Beeinträchtigung der Güte, die ein Zeug- niss der vorzüglichen chemischen Ausbildung und der da- durch vermehrten Hilfsmittel der Aussteller ist.‘“ Dies ist eine der durch die Londoner Ausstellung an den Tag ge- brachten Wahrheiten, die, wie Playfair sagt, mit der Stim” 185 me der Posaune die ernste Mahnung verkünden, dass ein Land (Alt-England), welches dahin strebt, einen Rang im Wettkampfe der Welt zu behaupten, die Pflege der Wissen- schaft nicht länger mit gleichgültigem Auge ansehen darf. Mit diesen Worten musste sich Deutschland begnügen; der englische Stolz liess es freilich nicht zu die deutsche Che- mie durch die Ertheilung einer grossen Preismedaille zu ehren. Aber nichts desto weniger ist John Bull doch zur Erkenntniss gekommen, dass sein Geld und seine Energie nicht für ewige Zeiten Schutzwälle sein werden gegen den deutschen Geist und deutsche Wissenschaft. Auch die Eranzosen können nicht umhin, gerade von dieser Abtheilung mit der grössten Achtung zu sprechen, während man auf England, trotz der entente cordiale, ziem- lich wegwerfend herabblickt. ‚Beim Durchwandern der südlichen Gallerie,‘ heisst es in einem französichen Be- richte, „stossen wir zuerst auf die chemischen Fabrikate aus Deutschland, bei denen wir längere Zeit verweilen müssen; in wissenschaftlicher Beziehung ist diese Ausstel- lung vielleicht reicher als die unsere.“ Mehr kann man von der französischen Eitelkeit nicht verlangen und doch geht man in der Anerkennung des deutschen Verdienstes noch weiter. „Wir finden in der Ausstellung des Dr. Lamatsch aus Wien eine bemerkenswerthe Sammlung zusammenge- setzter Aetherarten in beträchtlichen Mengen, wie sie kein französischer Fabrikant geliefert hat. Es gebührt in der That Deutschland, das so viel zu den Fortschritten der or- ganischen Chemie beigetragen hat, zu zeigen, dass es mit “Leichtigkeit alle die Präparate anzufertigen versteht, deren es sich täglich bei seinen Untersuchungen bedient. Die andern chemischen Producte des Dr. Lamatsch sind gleich- falls mit grosser Sorgfalt bereitet und selbst mit einem ge- wissen Geschmack aufgestellt, der ziemlich selten ist bei unsern Nachbarn jenseits des Rheines.“ So hat denn die deutsche Wissenschaft die Scharte jener phantastischen Spe- eulationen, welche die deutschen Gelehrten so umstrickt hat- ten, dass ihr Ohr taub war, gegen den Ruf zur That, der auch an sie erging, als eine neue Epoche für die Chemie anhob, auf das Vollständigste wieder ausgewetzt. 186 Ebenso haben die Ausstellungen der Schönebecker Fabrik, von Trommsdorff in Erfurt und Marquardt in Bonn grosse Bewunderung erregt, so dass allen Anzeichen nach die deutsche Chemie hier nicht ohne officielle Anerkennung bleiben wird. Namentlich die grossen Mengen der Alkali- Metalle aus Schönebeck sind ein bedeutender Stein des An- stosses für die Franzosen gewesen. Weiter verdienen er- wähnt zu werden: Lehmann und Kugler in Offenbach a/M., Pfeiffer, Schwarzenberg et Comp. in Kassel und die chemi- sche Fabrik zu Neusalzwerk. England bietet wenig Bemerkenswerthes. Augenschein- lich ist es auch nicht so vertreten, wie es zu wünschen und wie es der grossen Ausdehnung, welche die chemi- schen Gewerbe dort erlangt haben, entsprechend gewesen wäre. So ist z. B. nicht einmal die riesige chemische Fabrik von Tennant zu St. Mollox bei Glasgow, ohne Zweifel die ein- zige ihrer Art, vertreten. Hervorzuheben sind die Lithon- salze*) von Müller zu London, die durch ihre Mengen im- poniren und in wissenschaftlicher Hinsicht die organischen Präparate von Frankland, namentlich die metallhaltigen. Obgleich das von England ausgestellte gelbe Blutlaugen- salz sich durchaus nicht unter den zahllosen Proben des- selben Salzes hervorhebt, so verdient doch die Art seiner Darstellung ein besonderes Interesse. Ein Blick genügt um darzuthun, dass dieses Präparat eine bedeutende Rolle in der Industrie spiele und in der That wird es auch in enor- men Massen zur Darstellung des Berlinerblaus und beson- ders aber zur Herstellung einer dauerhaften und echten Far- be auf den verschiedensten Geweben verbraucht. Die gewöhnlichste Art der Darstellung ist die, dass man Pottasche mit thierischen Abfällen, die reich an Stück- stoff sind, z. B. Blut, Horn, Leder etc., in eisernen Geräthen glüht. Diese Abfälle aber sind zumeist Materialien, die einen vortrefflichen Dünger abgeben. Nun ist allgemein bekannt, wie eifrig in England die Landwirthschaft bemüht *) Diese werden übrigens auch in der chemischen Fabrik des Dr. Mar- quardt bei Bonn in grosser Menge aus der Kreuznacher Mutterlauge dargestellt. 8 8 Es sind aber nur chemische Merkwürdigkeiten und für die Industrie ganz ohne Interesse, 187 ist, die Forschungen der Wissenschaft in Anwenduug zu bringen, um dem Boden den höchst möglichen Ertrag ab- zugewinnen. Daher stehen dort auch alle Stoffe, die als Dünger benutzbar sind, in hohen Ehren und so musste sich die Industrie schon bequemen, der Landwirthschaft das Feld zu räumen und neue Wege für die Bereitung des ebenso unentbehrlichen Blutlaugensalzes aufzusuchen. Hierbei kam wieder der Reichthum an Kohlen zu statten. Zu Newcastle arbeitet eine Fabrik, welche dieses Product oder wenigstens die Grundlage desselben, das Cyankalium, durch directe Einwirkung des Stickstoffs der Luft auf glühende Kohlen, die vorher mit Kali getränkt worden sind, erzielt. Es lässt sich denken, dass man in Frankreich viel Aufhe- bens von dem Aluminium macht. Hat man sich doch selbst bei uns von dem „Silber aus Lehm‘ Dinge erzählt, die würdig sind in die Mährchen aus tausend und einer Nacht aufgenommen zu werden. Die Ausstellung musste den Prüf- stein abgeben für diese fälschlich sogenannte neue Entdek- kung und da wurde es denn offenbar, was freilich jeder Bedächtige längst gewusst hatte, dass der grösste Theil des- sen, was wir von diesem Wunderkinde gehört hatten, auf auf Rechnung des französischen Schwindels zu setzen Sei. Das öffentliche Hervortreten scheint auch die Franzosen etwas nüchtern gemacht zu haben. Man gesteht es ein, dass das ‚Silber aus Lehm‘ jetzt noch eben so theuer ist, als Gold und dadurch sind freilich die sanguinischen Hoff- nungen, denen man sich im ersten Taumel rücksichtslos überliess, bedeutend herabgestimmt. Ebenso wenig ist jetzt mehr die Rede von dem Silberglanz, den das neue Metall besitzen sollte; man kann es nicht mehr verhehlen, da es jetzt offen vor aller Augen liest, dass das Aluminium dem Zink und Zinn so ähnlich sieht, dass selbst der Verwe- genste es nicht mehr wagt, auf den Silberglanz anzuspielen. Und was hat denn zu dem grossen Schrei, der die ganze Welt durchdrang, berechtigt? Sollte man nicht glau- ben hier Berge von Aluminium und daraus gefertigten Ge- senständen zu finden. Es wurde mir schwer diese Schätze aufzufinden, so ‘wenig fielen sie in die Augen. Und nicht wenig war ich erfreut, als ich sie endlich erfragt hatte. 188 Die Barren, die so viel Redens von sich gemacht hatten, bestanden in zwölf Stangen von höchstens ?/, Fuss Länge und von der Breite und Dicke eines Fingers; das Gewicht des ganzen Schatzes betrug entschieden nicht ein Kilo- gramm, wenig genug für eine Entdeckung, welche die Welt aus ihren Angeln heben sollte. Und von den daraus gear- beiteten Gegenständen waren nicht mehr denn zwei Thee- löffel und eine kleine Gabel aufzufinden; ausserdem war noch das Werk eines Taschen - Chronometers aus Aluminium gearbeitet. Um dies Wunder zu schaffen war weiter nichts nöthig als Geld und damit sind freilich die deutschen Gelehrten nicht sehr gesegnet. Neue Bahnen hat Deville nicht ge- brochen; er verfolgt den Weg, der durch Wöhler vorge- schrieben ist und seine Erfolge hat er einzig den Mitteln zu verdanken, die ihm ‚eine erhabene Persönlichkeit‘ mit vollen Händen zu Gebote stellte. Jetzt, wo man nichts mehr verhehlen kann, gesteht man selbst ein, dass die Zersetzung des Chloraluminiums durch Natrium doch nicht so leicht sei, wenigstens nicht immer mit der Regelmässig- keit vor sich gehe, die man uns glauben machen wollte. Alles redueirte sich in letzterer Zeit auf die Verbesserun- gen, die Deville bei der Bereitung des Natriums eingeführt haben wollte. Dass aber auch diese nicht weit her seien, lehrt ein Vergleich der in der französischen Abtheilung ausgestellten Proben, mit denen der Schönebecker Fabrik. Dass auch dieser Nimlus schwinden musste, darüber war man so aufgebracht, dass man sich, um den falschen Glanz aufrecht zu halten, zu Mitteln hinreissen liess, die in kei- ner Weise zu billigen sind. Ist bis jetzt auch noch keine der übertriebenen Hoff- nungen in Erfüllung gegangen, so kann man doch nicht, wenn man vor diesem auf rothem Sammet in dem Glanz- punkt der Ausstellung, dem Panorama, ruhenden Schatz steht, die Bewunderung unterdrücken, selbst wenn man weiss, dass das Experiment eben nur zur Verherrlichung des Kaisers dienen sollte. Man bedauert, dass Deville selbst seinen Ruhm durch albernes Geschwätz und durch bedeu- tende Blössen, die er sowohl, wie: die französische Akade- 189 mie sich im ersten Freudentaumel gegeben haben, verklei- nert hat. Von allen fabelhaften Eigenschaften, die man dem Alu- minium beilegte, hat sich nur eine bewährt: die ausseror- dentliche Leichtigkeit. Der ganze äussere Anschein ver- kündet auf das deutlichste, dass man ein Metall vor sich habe. Tritt man daher mit diesem Begriff heran und hebht einen Barren auf, so glaubt man wahrlich, dass die Meta- morphosen des Ovid auch noch heute im Gange seien. Man traut seinen Sinnen nicht und doch muss man sich zufrie- den geben. Wir können nicht umhin anzuerkennen, dass die fran- zösische Abtheilung manches Bemerkenswerthe enthält. So zog z. B. eine wohlgeordnete Zusammenstellung der Prä- parate von Rousseaux meine Aufmerksamkeit auf sich. Hier fanden sich sehr schöne Proben von Gallus- und Pyrogal- lussäure, die jetzt in sehr grossen Mengen in der Photo- graphie verbraucht werden. Er stellt auch Kieselfluorwasser- stoffsäure im Grossen dar und verkauft die 100 Kilogrm. mit 48 Fres. Ausser dem Aluminium, freilich nur in win- zig kleinen Mengen, ist hier noch Chromsesquichlorür her- vorzuheben, ein Körper von schön violetter Farbe, der die eigenthümliche Eigenschaft besitzt, für sich fast unlöslich in Wasser zu sein, während er sich bei Zusatz von einer ausserordentlich geringen Menge des Chromprotochlorür in bedeutenden Quantitäten darin auflöst. Von Veron und Fontaine erblickten wir eine schöne Sammlung von Kobaltsalzen und valeriansaures Kali in be- deutenden Mengen. Weiterhin zog unsere Aufmerksamkeit ein gigantischer Block Salmiak auf sich; neben diesem fan- den sich bedeutende Mengen von Brom, Jod (in zwei Fin- ger breiten, grossen Lamellen) und Jodkalium in sehr schö- nen Krystallen. Die letzteren Gegenstände stammten aus Cherbourg; das nahe Meer liefert diese Producte, die in der Pharmacie und Photographie eine höchst wichtige Rolle spielen in unerschöpflicher Menge. Namentlich die Darstel- lung von Brom bildet auch bei uns bereits einen wichtigen Gegenstand für die chemischen Gewerbe und in welchen bedeutenden Mengen dasselbe in dem Wasser unserer Meere 190 enthalten ist, dafür liefert eine Saline auf der Insel Wange- rooge einen sprechenden Beweis. Hier benutzt man das Wasser der Nordsee zur Darstellung von Steinsalz, indem man es durch Gradiren und Auflösen von Kochsalz siede- würdig macht. Von 100 Cubikfuss Meerwasser fällt 1 Cu- bikfuss Mutterlauge, die während des Winters eine bedeu- tende Menge von Bittersalz liefert. Die hier abfallende Mut- terlauge liefert per Cubikfuss 12 Loth Brom, so dass jähr- lich von hieraus allein mehrere Tausend Pfunde Brom in den Handel gebracht werden könnten. Leider sind in Bezug auf Jod unsere Verhältnisse nicht so günstig. Wie bekannt gewinnt man in den südlicheren Ländern das Kochsalz meistens auf sehr einfache Weise durch frei- williges Verdunsten des Meerwassers. Bis vor kurzer Zeit hat man die hierbei abfallende Mutterlauge stets wieder dem Meere ‚übergeben, bis Balard, der Entdecker des Broms auf die darin enthaltenen Schätze aufmerksam machte. Agard, Prat et Comp. in Aix brachten die von Balard angegebene ebenso einfache wie sinnreiche Methode zur Ausführung und gewinnen seit Jahren durch weitere Verdunstung der Mut- terlauge und unter Beobachtung gewisser Grade der Con- centration und Temperatur grosse Mengen von schwefel- saurem Natron, schwefelsaurem Kali, schwefelsaurer Magne- sia, Chlormagnesium und Chlorkalium. Dieser neue Indu- striezweig, dessen Einführung, obgleich sie so nahe lag, doch so lange hat auf sich warten lassen, ist für die gesammte Industrie Frankreichs von der grössten Tragweite. Die hier gewonnenen Producte dienen weiter zur Darstellung von Soda, Salzsäure und Pottasche, deren immenser Verbrauch zu gewerblichen Zwecken billigerweise allgemein bekannt sein sollte. Während man sonst, um Soda zu gewinnen, das schwefelsaure Natron durch Zersetzen von Kochsalz mittelst Schwefelsäure, die beide auch erst fabrieirt werden mussten, darstellte, liefert jetzt die Natur durch eine höchst einfache Operation dieses Salz, die Grundlage einer bedeu- tenden Fabrikthätigkeit, in solcher Menge, dass man sich sogar in Frankreich mit der Hoffnung trägt sich in dieser Hinsicht mit der Zeit ganz von der sicilianischen Schwefel- einfuhr emaneipiren zu können, Und dieser Gewinn ist 5 191 nicht unbedeutend. Die Aussicht ist dazu da, denn das Meer ist unerschöpflich und die Fabrikation dieser. Salze würde noch gewinnbringend sein, selbst wenn das Koch- salz dann nicht zu verwerthen wäre, da man zur Abschei- dung desselben keine künstliche Wärme verbraucht, sondern nur die, welche die Natur mit freigebiger Hand spendet. Wichtiger noch als die Gewinnung des schwefelsauern Natrons ist die der Kalisalze, die einen Ausgangspunkt für die Darstellung von Pottasche bilden. Es hat den Men- schen gefallen, die Wälder von der Erde zu vertilgen. So gross der Vorrath an Bäumen auch war, man hat es ver- standen aufzuräumen — ein Ausverkauf in des Wortes ver- wegenster Bedeutung. Wegen des augenblicklichen Gewin- nes hat man sich um die später nachfolgenden Verluste nicht bekümmert. In der guten alten Zeit erhielt man die Pottasche und andere für die Technik wichtige Kalisalze durch die Verbrennung des Holzes. Es hat lange gedauert bis der Mensch mit der durch Jahrhunderte hindurch unge- stört fortgegangenen Production der Natur aufgeräumt hat, aber endlich ist er doch damit fertig geworden und heute flies- sen die Quellen für jene Salze selbst in Ländern wie Russ- land, Schweden, Amerika sehr sparsam. Nicht allein, dass die Preise in die Höhe gegangen sind, sondern die Wissenschaft hat der Technik auch Mittel an die Hand geben müssen, um mit andern Mitteln denselben Zweck erreichen zu kön- nen. So ist in der Seifenfabrikation z. B. an die Stelle der Pottasche die Soda getreten und in der Alaunfabrikation an die Stelle des schwefelsauren Kalis das schwefelsaure Am- moniak, das man vielfach bei der trocknen Destillation stick- stoffhaltiger organischer Substanzen gewinnt. Aber in an- deren Fällen lassen sich die Kalisalze nicht ersetzen und da machte sich das Verschwinden der Wälder schon fühlbar. Die eben besprochenen Umstände waren es, welche den genannten Fabrikanten eine von den wenigen grossen Medaillen verschaffte, die in London 1851 an die chemi- schen Gewerbe vertheilt wurden. Auf der Pariser Ausstel- lung befinden sich diese in vieler Hinsicht sehr interessan- -ten Producte ebenfalls in sehr schönen Proben, und auch 192 hier werden sie sicher nicht ohne ehrende Auszeichnung bleiben. Dass auch in der französischen Abtheilung das gelbe Blutlaugensalz nicht fehlt, brauchen wir kaum erst anzu- deuten. Diesem Salz begegnet man in der Ausstellung auf jedem Tritt. Es ist so zu sagen das Unvermeidliche. In- teressanter ist das ihm verwandte Cyankalium, erst seit kur- zer Zeit ein bedeutender Fabrikationsartikel.e Noch vor we- nigen Jahren eine chemische Seltenheit und ausserhalb der Werkstätten der Gelehrten ganz unbekannt, wird es heute in beträchtlichen Mengen bei der electro-chemischen Vergoldung und Versilberung, so wie auch zum Verkupfern auf galvani- schem Wege verbraucht. Welche Bedeutung die beiden ersten bereits gewonnen haben lehrt ein Blick auf die kostbare Aus- stellung von Christofile, die sich im „Heiligthum‘“ des Pal- lastes, im Panorama, befindet; ebenso bemerkenswerth ist auch das Lager von Elkington in Birmingham. Für die gal- vanische Verkupferung legen Beweise ab verschiedene Sta- tuen aus den bekannten Berliner Zinkgiessereien von Deva- ranne und Geiss. Vor dem östlichen Eingange ist eine Rei- terstatue Napoleon III. aufgestellt, welche auf das Schla- gendste darthut, dass die Bronze in dem Zink einen ge- fährlichen Nebenbuhler zu fürchten hat. Die Franzosen selbst gestehen ein, dass ihre Abthei- lung nicht so gut durch organische Präparate vertreten ist wie die deutsche. Doch finden wir auch hier einiges her- vorzuheben. So haben Bobee und Lemire essigsaure Salze, Essigsäure, Aceton und Holzgeist in bedeutenden Quanti- täten ausgestellt und Leroy Saliein in solchen Massen, wie man sie zu sehen nicht gewohnt ist. Die von Bouis ausgestellten aus dem Ricinusöl, das bis jetzt hauptsächlich nur als Arzneimittel verbraucht wird, durch die Einwirkung von Aetzalkali gewonnenen Producte legen aufs Neue Zeugniss ab, wie die Wissenschaft bemüht ist der Technik stets neue gewinnbringende Wege zu Öffnen. Bei der angedeuteten Behandlung destillirt eine Flüssigkeit über, die mit einer schönen weissen Flamme brennt und in dem Rückstande findet sich eine feste fette Säure, die, eben so wie die erstere berufen sind, dermaleinst in unserer 193 künstlichen Beleuchtung eine wichtige Rolle zu spielen. Durch Versuche ist nachgewiessen, dass diese Säure den Ker- zen eine grössere Härte und einen schöneren Glanz verleiht. Sie verhindert die zu rasche Crystallisation der zu den Kerzen gewöhnlich verwendeten fetten Säuren und ersetzt also das Wachs, das man bis jetzt als Gegenmittel gebrauchte, voll- ständig. Einem Aufschwunge dieser neuen wissenschaftli- chen Eroberung stehen aber noch mancherlei Hindernisse entgegen; in Frankreich ist das Rieinusöl noch mit einem hohen Eingangszoll belegt. Die chemische Natur dieser Produete ist noch nicht hinreichend erkannt. Bouis nannte die Flüssigkeit zwar Caprylalkohol, aber darüber ist schon viel Streit gewesen, ohne dass die Sache entschieden worden ist. Limpricht hat kürzlich die Ansicht aufgestellt, dass diese Flüssigkeit nicht Alkohol, sondern Aldehyd sei, während doch wieder- um die früheren Untersuchungen mancher Chemiker sehr zu Gunsten der alkoholischen Natur dieses Productes spre- chen. Es scheint demnach wahrscheinlich zu sein, dass bei diesem Vorgange beide Producte Alkohol und Aldehyd entstehen. Ebenso sieht es auch in Bezug auf die feste fette Säure aus. In einem französchen Bericht wird sie zwar acide sebacique genannt, aber es ist noch gar nicht entschieden, ob ihr dieser Name mit Recht zukommt. Die übrigen Staaten, ausser England, Frankreich und Deutschland, kommen weniger.in Betracht. Einzelnes fin- det sich jedoch auch hier, das einer Erwähnung verdient; so z. B. das in der belgischen Abtheilung ausgestellte Zink- weiss. Wie bekannt ist Belgien sehr reich an Zinkerzen und die societe de la vieille Montagne, die zu Ansgleur bei Lüttich ihren Sitz hat, ist eifrig bemüht diese Schätze zu heben, nicht allein hier sondern auch in dem benachbarten Deutschland. Sie ist es auch, welche die reichen Gruben von Wiesloch in Baden wıeder in Angriff genommen hat. Die Gesellschaft beschäftig nicht weniger denn 7000 Arbei- ter; und produeirt jährlich ungefähr 18,000 Tonnen Zink. Dazu verarbeitet man noch fremdes Zink, so dass man im letzten Jahr 25,000 Tonnen Zinkblech und 5 bis 6000 Ton- nen Zinkweiss geliefert hat. Aus den Minen förderte man 194 75,000 Tonnen Zinkerze, 5000 Tonnen Blei- Eisen- und Kupfererze und 130,000 Tonnen Kohlen. Das Zinkweiss bricht sich immer mehr Bahn, da sich die Vortrefflichkeit desselben gegen das Bleiweiss immer mehr herausstellt und es ist im Interesse der Arbeiter sehr zu wünschen, dass es sehr bald das schädliche Bleiweiss ganz verdrängt haben möge. In der toscanischen Abtheilung zog die Borsäure un- sere besondere Aufmerksamkeit auf sich. Es ist dies einer der eigenthümlichsten Fabricationszweige, die überhaupt existiren. Auf dem vulkanischen Boden der Maremmen in einer Ausdehnung von 7 bis 8 Meilen finden sich zahlrei- che Wasseranhäufungen (lagoni), die geringe Mengen von Borsäure enthalten. Diese wird durch zahlreiche Gasströme (suffioni), die aus der Tiefe der Erde aufsteigen und die lagoni durchbrechen, an das Wasser abgegeben und sam- melt sich so bis zu 1 bis 2 pCt. an. Höffer und Mascagny beobachteten diese Thatsache zuerst 1776. Bald aber ent- stand die grosse Frage, wie man dieses Vorkommen der Borsäure zum Wohle des Landes nutzbar machen sollte; bei dem geringen Gehalte musste also eine grosse Menge Wasser verdampft werden, das Holz aber war hier so theuer, dass man sich in eine Concurrenz mit dem in Ostindien natürlich vorkommenden Borax gar nicht einlassen konnte. Die Natur selbst hatte für ein Auskunftsmittel in die- ser Noth gesorgt, aber man musste darauf fallen. Larde- rel erkannte die ganze Wichtigkeit dieser Fabrikation für das kleine Land und er hatte auch den glücklichen Gedan- ken, die Natur selbst hierbei in den Dienst zu nehmen und ihr allein das Geschäft des Abdampfens zu übertragen; d.h. die heissen Gasströme, welche aus der Erde aufsteigen, zur Verdampfung des überflüssigen Wassers zu verwenden. Jetzt hat dieser Gedanke segensreiche Früchte getragen; es existiren nicht weniger als 10 solcher Fabriken, deren jede zwischen 3 bis 35 Lagunen besitzt. 1846 lieferten sie 19,436 Ctr. rohe Borsäure und doch erblickt man, obgleich unausgesetzt 460 Abdampfpfannen im Sieden sind, nirgends Feuer; der Heerd ist abwesend, er befindet sich da, wo die Natur selbst ihn erbaut hat. 130/95 Auch der heutige Aussteller führt den ehrenwerthen Na- men des Schöpfers dieses eigenthümlichen Industriezweiges: Ritter Graf Franz von Larderel. Wir finden hier eine höchst interessante Zusammenstellung aller in den Maremmen vor- kommenden Producte, so wie der daraus gefertigten Fabri- kate, die uns einen Beweis liefern, mit welcher Umsicht man diese günstigen natürlichen Verhältnisse zu benutzen weiss. Diese sind: das Wasser der Lagoni, der darin auf- gseschwemmte Schlamm, Schwefel, den man aus letzterem gewinnt, Gyps als Pulver und Incrustationen, concentrirtes Wasser, aus dem die Borsäure herauskrystallisirt, Borsäure (roh, gereinigt und bei --100°C. getrocknet), raffinirter Bo- rax, Larderellit (natürliches borsaures Ammoniumoxyd), natürliche Ausblühungen von schwefelsaurem Eisenoxydul, krystallisirtes Eisenoxydul, natürliche Ausblühungen von Ammoniumoxydsalzen, die löslichen Theile derselben, schwe- felsaures Ammoniumoxyd, roh und gereinigt, krystallisirtes Chlorammonium, natürliche Ausblühungen von schwefelsau- rer Thonerde, Ammoniak- und Kalialaun, ein schwefelsau- res Doppelsalz von Ammoniumoxyd und Magnesia, Staluc- titen von Borsäure. Besonderen Dank verdient der Aus- steller, dass er gleichzeitig ein schönes Modell der Fabrik zu Omarance bei Volterra, die ich unter jenen 10 Fabriken nicht aufgeführt finde, ausgestellt_hat. Wie wenige aber mögen sich daran ergötzt haben, obgleich es zu den inte- ressantesten Gegenständen der Ausstellung gehört. Der Graf Larderel hat 1847 auf der Ausstellung zu Toscana die goldene Medaille erster Klasse erhalten und die Decoration der ersten Klasse vom toscanischen industri- ellen Verdienstorden. Die Ausstellung zu London brachte ihm die grosse Medaille. Ausserdem ist noch Borsäure aus der Fabrik zu Mon- terodonto ausgestellt. Ein anderer Gegenstand von Inter- esse ist der Alkohol aus den Knollen des Affodil, einer zur Familie der Liliaceen gehörigen Pflanze. Zur Cultivirung dieses neuen Industriezweiges hat sich eine französich-ita- lienische Gesellschaft gebildet, die bis jetzt zwei Fabriken (zu Ortebello und Porte-San-Stefano) im Betriebe hat. Das neue Unternehmen verdient um so mehr Anerkennung als 196 man beabsichtigt durch die Cultur dieser Pflanze die be- rüchtigten ungesunden Gegenden in den pontinischen Süm- pfen und den toscanischen Maremmen fortzuschaffen. Man hatte verschiedene Pflanzen ausgelegt: wildwachsende aus verschiedenen Theilen des Landes (von den felsigen Küsten, aus den Lagunen von Telamone und den Wäldern der gross- herzoglichen Domäne Alberese) und durch die Cultur, theils durch Säen, theils durch Pflanzen gezogene, so wie auch 4 Flaschen mit Spiritus. Den Rückstand der Knollen nach der Destillation verarbeitet man theils für sich, theils zu- sammen mit den Stängeln und Blättern zu Papier, dem man auch einen Beisatz von Lumpen gibt. Proben von solchen Papieren, so wie die Masse in den verschiedenen Stufen der Bearbeitung waren gleichfalls ausgestellt. Auch Spanien können wir nicht ganz unerwähnt las sen. Freilich war unsere Abtheilung nur dürftig bestellt, aber selbst das Wenige begrüsst man doch als Keime ei- nes Bessern mit herzlicher Freude. Namentlich scheint Bar- celona ein Hauptsitz der chemischen Gewerbe zu sein, denn die Hälfte der Aussteller (sechs) fielen auf diese Stadt. Von grossem Interesse wäre eine Zusammenstellung der Aussteller der verschiedenen Länder in Zahlen, um eben Vergleiche anstellen zu können. Man muss aber be- denken, dass die Pariser Ausstellung trotz ihrer Reichhal- tigkeit doch kein zutreffendes Bild von dem wirklichen in- dustriellen Leben der verschiedenen hier vertretenen Län- der liefert. Und dann hat der Catalog auch bedeutende Mängel; man muss sich das Material zu einer solchen Zu- sammenstellung mühsam aus verschiedenen Klassen zusam- mensuchen und wollte man auch diese Arbeit nicht scheuen, so hat man doch keine Gewähr für die Richtigkeit, da der Catalog selbst bedeutende Lücken enthält. Obgleich der meinige die Aufschrift: ‚„deuxicme edition “ trägt, so sind darin doch alle diejenigen Aussteller nicht aufgenommen, von denen die betreffenden Verzeichnisse bis zum April nicht eingegangen waren. Bei einer zweiten Auflage hätte man diese Nachträge wohl besorgen können. 197. Mittheilungen Ueber Fuchs- und Katzenschädel aus Südamerika. Die Arten der Gattung Canis variiren ungleich mehr als die Katzen und ihre Begrenzung ist daher viel schwieriger. Die Unter- scheidung nach bloss äussern (Characteren ist hier kaum zulässig: Farbe und Haarkleid ändern vielfach ab, auch die Grössenverhält- nisse, wie die Länge des Schwanzes, die Höhe der Beine, die Grösse der Ohren, bieten keinen sichern Anhalt. Mehre Arten ire- ten constant in einer diek- und dünnschnäuzigen Art auf. Wenn uns daher neuerdings Blyth 7 indische Fuchsarten aufzählt: so kön- nen wir keinem einzigen derselben die Artrechte einräumen, bevor nicht constante und wesentliche Differenzen derselben in der in- nern Organisation nachgewiesen sind. Gleich variabel in ihrer äus- sern Erscheinung sind die südamerikanischen Füchse, denen v. Tschudi eine ganz besondere Aufmerksamkeit schenkte, indem er mehr denn 1000 lebende und todte Exemplare sorgfältig verglich und dann zu dem Resultate gelangte, dass auch hier nnr eine Art existire, die in Farbe, Pelz und Grössenverhältnissen vielfach und erheblich varıirt. Diese einzige Art Südamerikas, von der nur der Fuchs der Magellanstrasse specifisch verschieden ist, die übrigen angeblichen Ar- ten noch des gründlichen Nachweises ihrer Selbständigkeit harren, ist der Canis Azarae. Derselbe unterscheidet sich im Schädel von dem über ganz Europa, Nordafrika, Asien und Nordamerika verbrei- telen gemeinen Fuchse sogleich durch die convexe Stirn mit stark abwärts gerichteten Orbitalfortsätzen, während- unsere Art eine flache Stirn’ und horizontale oben eingedrückte Orbitalfortsätze hat. Zur ‚weitern Vergleichung habe ich zwei im Zahnwechsel befindliche Schä- del des €. Azarae aus Surinam und Venezuela und einen alten aus letzterem Lande vor mir. Der Schädel des ausgewachsenen C. Azarae ist kürzer als der unseres Fuchses, zumal im Schnauzentheil und hier zugleich dicker, hinter den Orbitalfortsätzen viel weniger ver- ‚engt. Die Schläfenleisten verlaufen leyerförmig, bei der gemeinen Art einander mehr genährt nnd geradlinig zu dem höheren und stär- keren Pfeilkamme. Die Nasenbeine sind breiter und reichen nicht über den Frontalrand des Oberkiefers hinaus, bei der gemeinen Art nur wenig oder ebenfalls gar nicht. Die Nasalfortsätze des Stirnbei- nes und Zwischenkiefers treten näher zusammen als jemals bei un- serem Fuchse. Die Nasenöffnung ist höher und schmäler und die obere Ecke des Zwischenkiefers tritt elwas winklig vor. Die Joch- bögen liegen besonders in ihrer vordern Hälfte enger am Schädel an, sind weniger aufwärts gekrümmt, aber etwas höher. Der hin- tere Ausschnitt des knöchernen Gaumens liegt ganz zwischen dem letz- ten Kauzahne, bei unserer Art hinter demselben. Der Körper des 14 198 Keilbeines tritt nicht leistenartig hervor. Die Pauken sind einander mehr genähert und höher aufgetrieben, die Lambdaleisten nach oben stärker entwickelt und weniger convergirend. Der Unterkiefer hat einen sehr breiten gerundeten Winkelfortsatz, bei unserem Fuchs ei- nen kurzen dickgriffelförmigen. Die Schneidezähne sind merklich kleiner, die Eckzähne viel kürzer und kanliger, beide obern Kau- zähne grösser, in gleichem Grade auch der erste untere Kauzahn. Die beiden Schädel mit dem Zahnwechsel sind nicht von ganz gleichalten Individuen, bei dem jüngern sind 2 Milchschneidezähne jederseits vorhanden und der 2. und 3. bleibende Schneidezahn bricht hervor, auch die Spitzen der bleibenden Eckzähne zeigen sich vor den Milcheckzähnen. Von den Backzähnen ist der erste ein bleiben- der, dann folgen ein Lück-, der Fleisch- und Kauzahn des Milch- gebisses, unter denen Ersatzzähne versteckt liegen und hinter ihnen ist der erste bleibende Kauzahn schon hervorgebrochen, der zweite noch in der Alveole versteckt. Im Unterkiefer sind die drei dünnen stiftförmigen Milchzähne noch vorhanden, hinter ihnen bricht ein bleibender hervor. Die dünnen hakigen Milchzähne haben vorn in halber Höhe der Krone einen scharfzackigen Ansatz. Ihre Erzatz- zähne brechen durch. Der erste Backzahn ist der bleibende, die bei- den folgenden und der Fleischzahn sind Milchzähne, dahinter bricht der bleibende Fleischzahn hervor, von den Kauzähnen ist nichts zu sehen. An dem etwas ältern Schädel sind oben 2 bleibende Schnei- dezähne vorhanden und der äussere bricht hervor, die bleibenden Eckzähne stehen vor den Milcheckzähnen schon mit ihrer obern Kro- nenhälfte vor. Der erste Lückzahn ist der bleibende, unter dem zweiten, dem Fleisch - und Kauzahne zeigen sich die Spitzen der Er- satzzähne, der erste bleibende Kauzahn ist ganz hervorgetreten und der zweite hat seine Alveole geöffnet. Im Unterkiefer erhebt sich der bleibende Eckzahn, der erste Ersatzlückzahn ist frei, zwei Lück- und der Fleischzahn des Milchgehisses folgen dahinter, der bleibende Fleischzahn hat sich schon hoch gehoben und der erste Kauzahn ist durchgebrochen. Während ‘also die Schneidezähne des Canis Azarae abgestos- sen werden durch die bleibenden, von denen der äussere zuletzt 'her- vortritt, brechen die Eckzähne die obern schneller als die untern hervor, der erste bleibende Lückzahn tritt früher hervor, der untere Fleischzahn gleichzeitig mit dem obern ersten Kauzahn und der erste untere Kauzahn etwas später und gleichzeitig mit dem zweiten obern, während der Milchfleischzahn in beiden Kiefern und der obere Milch- kauzahn noch in Funktion stehen. Die Differenzen zwischen diesen jungen Schädeln und dem aus- gewachsenen sind im Wesentlichen dieselben als bei den gleichaltri- gen unseres Fuchses. Die Leisten und Kämme treten sehr wenig hervor, die Stirn ist sehr convex, ‘die Orbitalfortsätze nur sehr schwach angedeutet, doch noch mehr abwärts gerichtet als bei ‚dem alten, (die 199 Jochbögen dünn, fast noch ganz horizontal, aber die Pauken schon hoch gewölbt und vollständig ausgebildet. Unabhängig von dem ver- schiedenen Alter zeigen die beiden jungen Schädel indess einige be- achtenswerihe Differenzen. Der ältere von beiden, der surinamenser hat einen schlankeren Schnauzentheil, viei schmälere Nasenbeine und dennoch treten die vordern Spitzen der Stirnbeine viel näher an die Spitzen der Zwischenkiefer heran als bei dem jüngern und dem aus- gewachsenen. Man wird dieser Differenz keine specifische Bedeutung zuschreiben. Die weitern Unterschiede ergibt die nachstehende Grös- sentabelle. C. vulpes C. Azarae I 11 III Länge der Schädel an der Unterseite 0,135 0,124 0,113 0,095 ‚Grösste Breite zwischen den Joch- högen 0,075 0,073 0,058 0,056 Abstand.des hintern Gaumenausschnit- tes vom Schneidezahnrande 0,073 0,065 0,056 0,050 Gaumenbreite zwischen dem Fleisch- zahne 0,035 0,034 0,032 0,028 Breite zwischen den Orbitalfortsätzen der Stirn 0.040 0,042 0,032 0,030 Länge der Nasenbeine 0,053 0,044 0,035 9,032 Breite derselben in der Mitte 0,008 0,009 0,005 0,007 Grösste Höhe der Augenhöhlen 0,025 0,021 0,019 0,018 Länge des Unterkiefers 0,110. 0,102 0,088 0,079 Höhe desselhen unter dem Fleisch- zahn 0,016 0,015 0,012 0,011 Dieselbe vor dem Condylus 0,038 0,041 0,030 0,030 Länge des obern Fleischzahnes 0,014 0,014 » » obern I. Kauzahnes 0,009 0,011 Breite desselben 0,010 0,013 “ Breite des II. obern Kauzahnes 0,008 0,009 Länge des. untern Fleischzahnes 0,015 0,015 » „ersten Kauzahnes 0,007 0,009 Kleinere Katzen von der Grösse unserer Hauskatze und Wild- katze kommen in Südamerika mehre Arten vor, die den heiden Grup- pen der Pardinae oder der gefleckten und der Unicolores oder ein- farbigen angehören und vom Typus unsrer Hauskatze, der auf die alte Welt beschränkt ist, durch die runde Pupille sogleich sich un- terscheiden. Aus der ersten Gruppe ist F. macrura, F. tigrina, F. Pajeros, F. Geoffroyi, F. colocolo hier zu erwähnen. F, Pajeros oder die Pampaskatze gehört dem Süden bis zur Magellansstrasse an, F. tigrina und colocolo bewohnen Guiana, die andern beiden Brasi- lien. Von den Arten mit einfarbigem Pelze verbreitet sich F. eyra von Paraguay bis Guinea, F. yaguarandi sogar bis Mexico hinauf. Schädel und Skelete dieser Arten sind mir nicht bekannt. Ausser der Abbildung des Schädels von F, Geoffroyi ia d’Orbigny’s Voyage 14* 200 dans l’Amerique möridionale Tb. 13. Fig. 1. fehlen selbst Abbildun- ‚gen der hier in Betracht kommenden Arten, nämlich der F. tigrina, F. colocolo, F. eyra und F. yaguarandi. Ein von Hrn. Wagner mit den obigen Fuchsschädeln an Hrn. Kayser eingeschickter Schädel einer in Venezuela unter dem Namen Gato Cervante bekannten Katze unterscheidet sich von dem Schädel unserer Wildkatze erheblich. Er ist im Allgemeinen schmäler, nie- driger, gestreckter, die Stirne ganz flach und von ihr fällt das Profil nach vorn wie nach hinten viel weniger steil ab. Hinter den Orbi- talfortsätzen und gegen das Hinterhaupt hin ist die Verengerung merk- lich geringer, daher der Hirnkasten viel weniger kuglig. Der ganze Schnauzentheil ist sehr viel schmäler, die Nasengegend stark compri- mirt, die Nasenöffnung viel höher als breit. Die Nasenbeine senken sich bei der Wildkatze von der Frontalspitze gleichmässig stark ab- wärts, bei der Gato cervante liegen sie in der obern oder Frontal- hälfte, die übrigens ansehnlich schmäler ist, horizontal, in der vor- dern Hälfte steigen sie mit sehr starker Erweiterung bognig abwärts und begränzen die ganze obere Hälfte der Nasenöffnung, bei der Wildkatze viel weniger, Der aufsteigende Ast der Zwischenkiefer ist ansehnlich schmäler als bei der unsrigen Art, in gleichem Grade der obere Theil des Oberkiefers breiter, Die Augenhöhlen der Venezue- laner sind merklich kleiner, weniger rund, ihr untrer Rand gerade, nicht bognig. Die Orbitalfortsätze der Stirnbeine biegen sich steiler abwärts und sind schmäler und kürzer. Die Jochbögen stehen we- niger vom Schädel ab, die ganze Gaumengegend ist schmäler, der hintre Ausschnitt des knöchern Gaumens weiter nach hinten gelegen, die Gelenkflächen für den Unterkiefer ohne überstehenden Vorderrand. Die Pauken mit der Basis Cranii und dem grossen Hinterhauptsloche sind leider zerstört. Der Unterkiefer ist schwächer, sein Kronfort- satz merklich breiter. Das Gebiss zeigt keine beachtenswerthen Eigenthümlichkeiten. Die Eckzähne sind an der Innenseite ganz flach und ihre vordere und hin- tere schneidende Verticalleiste tritt etwas schärfer hervor als bei un- sern Katzen. Am obern Fleischzahne erscheint der vordere innere Höckeransatz merklich kleiner als bei der zahmen und wilden Katze, die Kronen der ersten beiden Backzähne oben sowohl als unten etwas kräftiger. Gato F. catus T. catus cervante ferus domest, Totallänge des Schädels 0,088 0,095 0,074 Grösste Breite zwischen den Joch- bögen 0,060 0,072 0,060 Schädelhöhe über dem Unterkie- fergelenk 0,030 0,036 0,032 Grösste Breite des Gaumens 0,032 0,040 0,035 Entfernung vom Schneidezahnrande zum hintern Gaumenausschnitt 0,036 0,037 0,033 201 Gato F. catus T. catus . cervanle ferus domest. Breite der Nasenöffnung 0,012 0,013 0,010 Höhe derselben 0,014 0,911 0,010 Längsdurchmesser der Augenhöhle 0,023 0,028 0,025 Höhe derselben 0,018 0,025 0,022 Länge des Unterkiefers 0,058 0,066 0,054 Höhe desselben unter dem Fleisch- zahne | | 0,010 0,011 0,008 Höhe desselben im Kronfortsatz 0,028 0,030 0,024 Breite des Kronfortsatz über dem Condylus 0,018 0,015 0,013 Obwohl die speeifische Differenz zwischen der zahmen und wilden Katze keinem Zweifel mehr unterliegt, will ich bei dieser Gelegen- heit doch noch auf die wichtigsten Schädel- Differenzen hinweisen. Der Schädel der wilden Katze ist grösser und in allen Thei- len kräftiger gebaut als der der zahmen Art. Die Stirngegend ist bei ersterer flach, selbst etwas concav, bei dieser dagegen schwach ge- wölbt, das Profil des Gesichtstheiles fällt bei der wilden steiler, bei der zahmen sanfter ab. Der Schnauzentheil der wilden ist ansehn- lich breiter und dicker, die Nasenbeine breit und platt, bei der zah- men dagegen ist die Nasengegend stark comprimirt, die Nasenbeine schmäler, schwach convex, länger, über den Frontalrand des Ober- kiefers wenig hinausreichend, bei der wilden diesen Rand nicht er- reichend. Der Schädel der wilden Art ist hinter den Orbitalfortsätzen mehr verengt, das Hinterhaupt vielmehr verlängert und mit viel stär- kern Kämmen versehen. Bei der zahmen Art setzt sich der Rand der knöchernen Gehöröffnung sehr breit und stark von der Paukenblase ab, bei der wilden aber fast gar nicht, dagegen erscheinen bei die- ser die knöchern Pauken selbst schmäler und gestreckter. Der Un- terkiefer zeigt keine Differenzen ausser in seiner Grösse und Stärke. Giebel. F‘. Nilsson, Skandinavisk Fauna. (Fjerde Delen, Fiskarna. Lund, 1855. Gr. 8, Vorwort 4 S. Ein- leitung S. I—XXXIV, übriger Text nebst Register S. 1 — 768.) Der berühmte Verfasser schliesst mit diesem vierten Theile ein Werk, welches viele Jahre hindurch einen grossen Theil seiner Zeit in Anspruch genommen hat, nämlich seine treffliche Fauna der skandinavischen Wirbelthiere, von welcher bekanntlich die ersten drei Theile, die Säugethiere, Vögel und Amphibien enthaltend, nach und nach von 1820 bis 1842 erschienen. Hr. Prof. Nilsson suchte auch in diesem neuen Theile das Wissenschaftliche im Bestim- 202 men der Arten und in deren Eintheilung mit dem Populären im Dar- stellen ihrer Verbreitung und Lebensweise zu vereinigen. Es war sein erster Zweck, auf solche Weise ein Handbuch über die Fische zu liefern, in welchem Jeder, dem ein ihm unbekannter Fisch zu Händen käme, über dessen Namen, Lebensweise und Benutzung eine gewünschte Aufklärung mit Sicherheit erlangen könnte. Das System betreffend ist der Hr. Verf. meistens dem in Cu- vier’s „Regne animal“ aufgestellten gefolgt und hat dabei nur einige Veränderungen nach Joh. Müller und einige eigene, wo es nöthig schien, gemacht. Die Gattungen wurden von ihm im Allge- meinen nach dem Zahnsysteme bestimmt, welches er genau zu. unter- suchen sich bemühte, wodurch er aber auch zu der Ueberzeugung gelangte, dass dasselbe bei der Familie der Lachse und der der Heringe so veränderlich nach Alter und Individuen sei, dass es ohne Beschränkung nicht zum Grunde für den Gattungscharacter, ja kaum für die Artenbezeichnung, gelegt werden könne. Mehr, als früher geschehen ist, hat er aufmerksam auf die bedeutenden Ver- änderungen gemacht, welche die verschiedenen Gewässer, nicht allein auf die äusseren Formen der Fische, sondern auch auf ihre Lebens- weise u. s. w. ausüben, wie z. B. auf die Laichzeit des Herings im Kattegatt und in der Westsee u. s. w. Seit 1812 bei dem zoologischen Museum in Lund, welches bei seiner Anstellung höchst unbedeutend war, fungirend sammelte Hr. Nilsson in jedem Jahre Materialien für die skandinavische Fauna, wobei er von der Regierung, wie von Einzelnen. auf eine Weise unterstüzt wurde, deren er in dem ‚„Vorworte “ mit wärmster Dank- barkeit und dem Beifügen gedenkt, dass dadurch die Sammlung zu einer für die Unterweisung der studirenden Jugend und für das Stu- dium der Zoologie brauchbare und nützliche Lehranstalt habe heran- wachsen können, Auch für die Ichthyologie, sagt er, habe das Mu- seum unvergleichliche Schätze empfangen, so dass die skandinavische Fisch-Fauna in demselben jetzt ziemlich vollständig repräsentirt sei. Die ausgezeichneteren seit 1826 in Schweden erschienenen Schriften über Fische und Fischereien werden im Vorworte angegeben. Ueber seine eignen Arbeiten für die Ichthyologie sagt Hr. N, „Was mich betrifft, so habe ich theils auf Reisen Fische für das Museum gesammelt, theils in der Natur ihre Lebensweise zu studiren gesucht. Im Jahr 1316 machte ich meine erste Reise längs der Küste durch Christiania über Dovrefjäll nach Drontheim längs der Scheerengruppe nach Bodö hinauf. Im Herbste reiste ich auf einem andern Wege zurück nach Drontheim und von da über Röras nach Herjedalen durch die Dalar u.s. w. nach Stockholm. Im Jahre 1821 bereiste ich die meisten Landschaften des südlichen und mittlern Schwedens bis nach Gestrikland und besuchte auf der Rückreise Öland. Im Jahre 1826 unternahm ich eine Reise längs der bohuslänischen Scheeren nach Chri- stiania, über Ringerige u, s. w. durch Hallingdalen, über den. Gebirgs- 203 rücken nach Lerdalsöre und Bergen, von. wo die Rückreise durch Glesvär und von da über den Hardangerfjord nach Hildal, Hauklie, Holvig, die Rjukandfossen vorbei, nach Dale,»Kongsberg, Drammen und Christiania geschah. Von Christiania ging es durch Wermland nach Stockholm. Im Jahre 1827 wurde auf Befehl des Königs eine neue Untersuchung der Fischereien, insbesondere der Heringsfischerei in Bohuslän, vorgenommen, und 1832 bereiste ich zu demselben Zwecke die ganze Küste von Kullen nach Svinesund. Im Jahre 1833 begleitete ich auf Befehl des Königs den Präsidenten Poppius und den Landshauptmann, Graf v. Rosen, auf einer Reise zur Untersu- chung der Fischereien längs der Scheeren von Gothenburg bis Ström- stad, und 1844 besuchte ich von neuem Norwegens Hauptstadt, Somit. hat es mir nicht an Gelegenheit gefehlt, ziemlich ausdehnte Erfahrungen auch in diesem Theile der skandinavischen Fauna zu sammeln.“ U. s. w. Dem systematischen Haupt-Theile des Werkes geht eine umfang- reiche Einleitung voran, in welcher sich der Vf. über die Bedeutung der verschiedenen äusseren Formen und deren Einfluss auf die Le- bensart, wie auch über die verschiedene Entwicklung der äusseren Sinnesorgane bei den besonderen Gruppen der Fische ausspricht, und in welcher er ferner die verschiedenen Methoden der Fischcultur ab- handelt, von denen — wie er sagt — die erste und natürlichste (S. XX) selbst in Deutschland weniger bekannt, als sie es verdient, zu sein scheint, | Aus dem reichen Inhalte dieses vierten Theiles der ‚, Skandina- visk Fauna“ wollen wir schliesslich nur noch hervorheben, dass der Verf. viel Aufmerksamkeit auf die unterschiedlichen Formen oder Un- terarten des Aales, wie auch auf deren verschiedenartige Lebensweise verwendet, (s, S. 661 — 684.) ferner sich auf's kräftigste bemüht hat, die verschiedenen Formen und Laichzeiten des Herings zu ermitteln und in’s klare zu setzen (S. 489 — 531). Möge dieser gediegenen Arbeit die volle Anerkennung des Ver- dienstes zu Theil werden, welches sich Hr, Prof, Nilsson um die Ichthyologie durch sie erworben hat, und möge sie somit auf alle Weise nicht allein den Skandinaviern, sondern überhaupt Allen und Jeden, welche sich für diese Wissenschaft interessiren, Nutzen und Vergnügen in reichem Maasse gewähren! Creplin. Asterien im Lias bei Halberstadt. Im Juniheft (Bd, V. 474.) unserer Zeitschrift erwähnt Herr Ewald eine Asterie als leitend für die untern Schichten des Lias im Magdeburg- Halberstädtischen. Für die nähere Umgebung von Halber- stadt selbst ist Hrn. Ewald das Vorkommen unbekannt geblieben; 204 ich habe beide Asterienformen, ‘wie solche bei Herrenhausen gefun- den werden, auch auf dem Kanonenberge bei Halberstadt gesammelt; die Exemplare sind jedoch sowenig. deutlich, dass eine nähere Be- schreibung kein Interesse bietet. Sie bestätligen jedoch Hrn. Ewald’s Ansicht über das Alter der Liasschichten des Kanonenberges.“) A. Schmidt. Wirbelthierreste in der thüringer Braunkohle. In der paläontologischen Sammlung der Jenaer Universität fin- den sich drei Stücke eines sehr bituminösen Braunkohlenschiefers mit Batrachierresten, welche nach der beiliegenden Etiqueite von Mane- bach herrühren. Da bei diesem Orte aber keine Braunkohlen vor- kommen: so vermuthete ich eine Verwechslung mit dem Mahrburger Kreis in Steiermark, von wo (von Schönegg) ein Panzerfragment der neuerdings von Peters beschriebenen Trionyx styriacus herrührte, das mir Hr. E. Schmidt gleichzeitig zur Bestimmung übersandte. Die HHrn. Credner und Sack, deren Urtheil in dieser Angelegenheit das grösste Vertrauen verdient, erklärten indess die angeblichen Ma- nebacher Schiefer für höchst wahrscheinliche Kaltennordheimer und unzweifelhafte Thüringer, die darin befindlichen Ueberreste erhalten durch diese Deutung des Fundortes ein besonderes Interesse, Zwei der Schieferstücke enthalten nämlich Batrachierskelete, Dieselben sind leider völlig zerstört, die Knochen grösstentheils nur im Abdruck vorhanden bis auf einige Gelenkstücke der grössern Extremitätenkno- chen und einige Phalangen. Die Knochen liegen völlig unregelmäs- sig durch einander und fehlen darunter Wirbel und Schädel, Die systematische Stellung des Thieres ist daher kaum mit einiger Sicher- heit zu ermitteln, Aller Wahrscheinlichkeit nach gehören die Reste einer grösseren Art der Gattung Palaeophrynos, deren eine Art P. Gessneri Tschudi von Oeningen, deren andere P. grandipes aus der rheinischen Braunkohle ich im dritten Jahresbericht des Hallischen Vereines beschrieb. — Das dritte Schieferstück enthält den scharfen Abdruck eines 31/, Zoll langen Knochens, dessen Form besonders der beiden Gelenkenden für den Tarsus eines grossen Vogels spricht, Möchten doch die Thüringer Geognosten durch diese Mittheilung ver- anlasst werden, dem Vorkommen von Wirbelthierresten in der thü- ringer Braunkohle eine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, Giebel, *) Ganz dieselben Liasgesteine mit denselben Petrefacten, welche am Kanonenberge bei Halberstadt und am Helmsteine bei Quedlinburg vorkommen (ef. Dunker, Palaenotogr. I.), finden sich auch bei Helmstädt, selbst die schöne Clathropteris meniscioides, welche Hitchcock als Cl. rectiusculus aus dem Ro- then Sandsteine des Connecticutthales (unser Juliheft S.125) beschreibt, erhielt ich neuerdings daher, Giebel. 205 | DR a oh an re a A Da bl Allgemeines. Samuel Schilling’s Grundriss der Na- turgeschichte des Thier-, Pflanzen- und Mineralreichs. Sech- ste Bearbeitung. In 4 Theilen: I. das Thierreich; II. das Pflanzenreich nach dem Linne’schen System; II. das Mineralreich ; IV. das Pflanzenreich nach dem natürlichen System. Mit zahlreichen Holzschnitten. Breslau 1855. 80. — Bei dem Erscheinen der fünften Auflage dieses Leitfadens sahen wir uns (Bd. II. 197) veranlasst, die Aufmerksamkeit unsrer Leser auf denselben zulenken und bei dieser Gelegenheit den Verff. eine gewissenhaftere Bearbeitung der Detail- angaben dringend anzuempfehlen. Wenn wir auch nicht die massenhafte Auf- zählung von Arten mit nur ganz oberflächlicher Charakteristik für den Schulun- terricht geeignet halten, wenn wir auch nicht die hier und da ganz absonder- liche Systematik billigen können: so zeigen wir doch mit Vergnügen unsern Le- sern das Erscheinen der sechsten Auflage an. Der zoologische Theil ist aber auch jetzt noch nicht ganz von Ungenauigkeiten und Irrthümern gereinigt. Der Hund soll z. B. in Amerika ursprünglich unbekannt gewesen sein und doch wurde er von den Spaniern dort vorgelunden, doch finden sich Schädel und Skelete zahl- reich in den Gräbern aus den Zeiten der Incas lange vor der Ankunft der Eu- ropäer. Der Elephant soll 18° Höhe und 25’ Länge erreichen, wer sah einen solchen Riesen! und den Hund an Bildungsfähigkeit übertreffen, was schon des- halb nnmöglich ist, weil er nicht in die vielfach verschiedenen Lebensverhält- nisse des Hundes kommen kann. Warum wird in fast allen Leitfäden für Schu- len das Mammut allein von vorweltlichen Thieren erwähnt, gibt es nicht viel andere ebenso häufige und viel, viel merkwürdigere Thiere der Urwelt, die mehr Anspruch auf Beachtung machen können als ein gewöhnlicher Elephant! Das Skelet wird speciell behandelt, aber des sehr wichtigen Stimmapparates der Vögel ist mit keinem Worte gedacht. Das der Riesenhay nicht fleischfressend ist, ist uns völlig neu. Dass die Blasenwürmer nur Entwicklungsstadien von Bandwürmern sind, scheint der Verf. noch nicht zu wissen uud doch ist die Kenntniss dieser Verhältnisse auch für Schüler von grosser Wichtigkeit, viel wich- tiger als der Generationswechsel der Medusen und solche Spielereien, dass ein einziges Infusorium unler günstigen Umständen in 8 Tagen zum Volumen der ganzen Erde sich entwickeln känn ; Ratten, Mäuse und Schweine und jedes an- dere Thier würde das ebenso gut'können, wenn eben Unmöglichkeiten möglich wären. Der bolanische und geologische Theil ist mit ungleich grösserer Sorg- falt bearbeitet, in der Mineralogie hätten die physicalischen Eigenschaften mehr berücksichtigt werden können. K. H. Baumgärtner, Anfänge zu einer physiologischen Schöpfungsgeschichte der Pflanzen- und Thierwelt und Mit- tel zur weitern Durchführung derselben. Stuttgart 1855. 8%. 138. — Die Anfänge, welche der Verf. hier in einer Reihe aphoristischer Sätze auf- stellt, gehen leider schon weit über das Ende hinaus, Es sind Hypothesen auf Hypothesen gestützt. Die Thiere sind nicht ans organischen Massen sondern olıne Zweifel sogleich aus Zellen entstanden. Die ersten Individuen jeder Spe- cies entstanden aus Keimen, nicht aus Eiern. Die Keime für die höhern Thiere konnten nur die Eıer der niedern Thiere sein, so dass die Fledermäuse und Vögel z. B. aus den Eiern der Pierodaciylen, der Mensch aus Affeneiern etc. hervorging, Polarisationen, Aenderungen in der Achsendrehung der Erde und andere dergleichen hypothetische, unglaubliche und unmögliche Erscheinungen veranlassten jene wunderbare Metamorphose. Die ersten Menschen lebten als Larven im Wasser, und solche Menschenlarven und Menschenpuppen existirlen noch als schon andere ihre Vollendung erreicht halten. Solche Studien gehen doch wahrlich über die Naturgeschichte hinaus. 6 Astronomie und Meteorologie. A. Drechsler, Astro- nomische Vorträge in allgemein verstandlicher Form gehalten zu Dresden im Winter 1854. 55. Nebst lithographirten Sterntafeln. Dresden 1855. 9°. 206 104 SS. — Der Verf. verbreitet sich. in diesen: Vorträgen über den nördlichen Fixsternhimmel in astrognostischer und mythologischer Beziehung, über den Thierkreis und südlichen Fixsternhimmel: in astrognostischer und mythologischer Beziehung , über die Bewegungen der Erde, die Planeteusysteme, Monde, Ko- meten und die Sonne. Eine für Jedermann verständliche, lehrreiche und unter- haltende Lectüre, 4 J.. W. Deschwanden, die Entstehung der Wasserhosen durch Wirbelwinde. Um die Erregung der Wasserhosen durch Wirbel- winde erklären zu können, muss erst die Natur der letzteren erkannt werden. Die um die Axe des Wirbels rotirenden Lufttheilchen üben vermöge ihrer Cen- trifugalkraft einen Druck nach aussen hin aus. In Folge dessen wird am Um- fange des Wirbels sowohl die Spannung als die Dichtigkeit der Luft am grös- sten, in der Nähe der Axe am kleinsten sein. Am Umfange sind Dichtigkeit und Spannung gleich der der angrenzenden Atmosphäre, in der Nähe der Axe folg- lich kleiner. Diese umgibt also ein cylindrischer luftverdünnter Raum, in wel- chen nun von beiden Enden die umgebende atmosphärische Luft einströmen und allmälig an der drehenden Bewegung Theil nehmen wird. Durch das weitere Zuströmen von äusserer Luft in das Innere des Wirbels entsteht noch eine ab- und eine aufsteigende Bewegung der Lufttheilchen. Ein Lufttheilchen am un- tern Ende der Axe wird eine mit dem Aufsteigen sich erweiternde Spirale be- schreiben, ein oben einströmendes Lufttheilchen dagegen einei Spirale, die sich nach unten erweitert. Je schneller sich der Wirbel an seinem Umfange dreht, desto grösser ist die Lufiverdünnung im Innern des Wirbels. Befindet sich nun ein solcher Wirbel über einer Wasserfläche so wird sich in Folge der Reibung an der Wasserfläche, die Geschwindigkeit der untern Lufttheilchen des Wirbels ver- mindern, was an dieser Stelle wieder eine Vermehrung der Dichtigkeit der Luft zur Folge hat. Diese dichtere Luft wird die darüber befindliche leichtere heben und so wird die Strömung von unten nach oben die entgegengesetzte übertref- fen und daher der Ausgleichungspunkt beider Bewegungen über der Wirbelaxe liegen. Durch diese aufsteigende Bewegung entsteht ein luftverdünnter Raum und da die Wassertheilchen, je mehr sie von der Axe des Wirbels entfernt sind einen um so grössern Druck Seitens der Lufitheilchen erfahren, wird die Was- sermasse in diesem Raume in die Höhe steigen bis das Gleichgewicht hergestellt ist. In der Axe wird sie am höchsten steigen. Es wird deshalb die gehobene Wassermasse einen Rotationskörper darstellen der, mit der breitern Basis in die Wasserfläche übergehend, oben allmälig dünner wird. Die Theilchen dieser Wassermenge können nicht im Zustande der Ruhe sein, weil die umgebenden bewegten Lufttheilchen ihnen eine drehende und der aufsteigende Luftstrom eine aufsteigende Bewegung mittheilen. Die Folge dieser Einflüsse ist, dass das Wasser eine in einer nach oben sich erweiternden Schraubenlinie aufsteigende Bewegung annimmt. Und zwar wächst die Geschwindigkeit der Wassertheilchen mit der Erhebung über die Fläche; weil hiermit der Durchmesser der Säule abnimmt. Auf die einzelnen Theile der Wassersäule wirken ausser der durch den nach oben wirkenden Luftdruck aufgehobenen Schwere folgende Kräfte: die An- ziehungskraft der einzelnen Wassertheilchen, welche diese und mithin die ganze Säule zusammenzuhalten sucht. Wegen der grössern Menge von Wassertheilchen ist sie besonders in dem unteren dickeren Theile wirksam. In gleichem Sinne wirkt der Druck der umgebenden Luft, welchem aber gerade entgegengesetzt wirkt die Centrifugalkraft der Wassertheilchen. Aus dem Zusammenwirken dieser 3 Kräfte lassen sich alle noch stattfindenden Erscheinungen erklären. An dem Fusse der Säule sind besonders die Wirkungen des Luftdruckes und der An- ziehungskraft der Wassertheilchen stark, während die Centrifugalkraft in Folge der geringen Geschwindigkeit, welche diese untere Wassermasse besitzt, noch schwach ist. Der Zusammenhang der Säule wird also hier nicht gestört werden. Je höher man dagegen in der Wassersäule steigt um so schwächer werden die beiden ersten Kräfte, um so stärker die Centrifugalkraft. Wo diese jene über- wiegt, wird der innige Zusammenhang der Wassertheilchen gestört, und hier 207 die Säule aufhören ein massiver Wasserkörper zu sein. Die Säule ‘zerfällt in eine Tropfenmasse. Durch diese Zerstreuung wird das Gewicht der auf den untern Theilen ruhenden Wassermenge vermindert. Dadurch werden diese selbst genöthigt, höher hinaufzusteigen und dadurch fort und fort neue Wassermassen in jene Höhe zu erheben, wo sie der Zerstreunng unterliegen. Dann saugt aber die Säule auch unten neue Wassermassen aus der Wasserfläche an sich und hebt sie in schraubenförmigen Windungen bis zu jener Höhe, wo sie zerstreut werden. Alle diese Tropfen haben eine drehende und wegen der Centrifugal- kraft zugleich radiale Bewegung; welche beide ihnen eine Bewegung in mehr und mehr um die Axe sich erweiternden Spirallinien ertheilen würden. Es tritt aber noch die Wirkung des aufsteigenden Lufistromes hinzu. Die ganze Tropfen- masse wird daher die Gestalt eines umgekehrten Kegels haben, dessen Spitze mit dem Gipfel der massiven Säule zusammenfällt und dessen Basis nach oben liegt. (Mittheil. d. Naturforsch. Gesellsch. in Zürich. 1844. 8. Heft.) Dem so eben erschienenen sehr inhaltsreichen Jahresbericht über die würtembergischen Witterungsverhältnisse in den Jahren 1851 und 52 entnehmen wir nur folgende Zählen, welche die wahren monatlichen Temperaturmiltel aus den 8 täglichen Beobachtungen für Stuttgart angeben. 1851: Jan. + 1,686, Febr. + 1,212, März # 4,333, April + 8,152, Mai + 8,540, Juni + 14,343, Juli + 14,092, Aug. + 14,405, Sept. + 9,659, Octbr. +& 8,701, Novbr. + 1,059, Dechr. — 0,248. Jahresmiltelz + 7,161. 1852: Jan. + 3,009, Febr. + 2,451, März + 1,627, April + 5,853, Mai — 11,883, Juni + 13,698, Juli + 16,864, Aug. + 14,838, Sept. + 11,583. Octbr. + 7,252, Novbr. + 7,918, Decbr. + 5,223. Jahresmittel 8,516. Der Jahrgang 1851 war wärmer als 1850 im Januar, März, April, Juni, Aug., Sept., Octbr. ; warmer als das 20 jährige Mittel im Jan., Febr., März, April, Juni, Octbr. wärmer als das 50 jährige Mittel im Jan., März, April, Juni, Octbr. das Jahr 1852 war wärmer als das 20 jährige Mittel im Jan., Febr., April, Juli, Aug., Sept., Novbr., Dechr., wärmer als das 50 jährige Mittel im Jan., Febr., Mai, Juli, Novbr., Dechr, (Würtemb. naturw. Jahresber. VII.) v. W. Physik. J. C. Heusser, die Dispersion der Elastici- tätsaxen in einigen 2 und I gliedrigen Krystallen. — Nörrem- berg hatte die Beobachtung gemacht, dass in Krystallen des eben genannten Sy- stems die Farben der Ringe um die beiden optischen Axen unsymmetrisch ver- theilt sind. Neumann fand die Erklärung dieser Erscheinung darin, dass die Elastieitätsaxen in diesen Krystallen in Grösse und Lage verschieden sind. Es sind hierbei vornehmlich 2 Fälle zu unterscheiden. In dem einen, welchen der Gyps vertritt, fällt die Ebene der optischen Axen für alle Farben zusammen mit der symmetrisch theilenden Ebene, die mittlere Elasticitätsaxe ist allen Farben gemein, die grösste und kleinste dagegen haben für die verschiedenen Farben ungleiche Lage. Im 2ten Falle (wie beim Borax und Adular) gehen die Ebenen der optischen Axen für die verschiedenen Farben selbst auseinander, sie stehen sämmtlich auf der Symmetrieebene senkrecht. Die auf dieser Ebene senkrechte Elastieilätsaxe (die grösste oder kleinste) ist allen Farben gemeinschaftlich, während die mittlere und kleinste oder grösste verschieden gelegen sind für die ungleichen Farben. H. hat nun hier zuerst Messungen dieser Dispersion der Elasticitätsaxen angestellt und sich dazu eines Goniomelers mit Fernrohr und Polarisationsvorrichtung bedient. Als Beispiele des ersten oben angeführ- ten Falles wurden Diopsid und schwefelsaure Ammoniak - Magnesia gewählt. Von dem Diopsid wurde eine Platte von etwa 501/20 Neigung zur senkrechten Krystallaxe geschliffen. Bezeichnen r, g, gr, bd, roihes, gelbes, grünes, blaues Licht, so ergab die Messung für die Winkel der scheinbaren optischen Axe fol- gende Werthe. Für r: 1120 27°, für g: 1120 22°, für gr: 1120 10°, für b: 111° 41°. Um die Winkel der wahren optischen Axen zu finden, muss noch die mitllere Geschwindigkeit des Lichts im: Diopsid bekannt sein. Zn diesem Zwecke liess H. ein Prisma schleifen, dessen brechende Kante ziemlich parallel 208 der Krystallaxe A, und dessen brechender Winkel 570 11‘. Aus der Ablenkung für die Spectralfarben konnten die Brechungsverhältnisse gefunden werden, nehm- lich für r: 1,67810, für g: 1,68135, für gr: 1,68567, für b: 1,69372, und als Winkel der wahren optischen Axen: r: 590 7' 51‘, g: 580 57° 9, gr: 580 41‘ 32‘, b: 580 9° 56°. Für die Neigung der Mittellinie zur Krystallaxe a endlich sind folgende Werthe berechnet, im r: 500 44‘ 58,5', g: 500 45‘ 58,5“, gr: 500 51‘ 39‘, b: 500 58° 42°. Demnach gehen die Mittellivien für die äussersten Farben nur um 00 ]4° 12°‘ auseinander; es sind aber nicht die blauen und rotlhen Axen einander zugekehrt, sondern wie bei 2 und 1gliedri- gen Krystallen sind die wahren optischen Axen der rothen Farbe inwendig, die der blauen auswendig. Indessen sind auf der einen Seile die optischen Axen der äusseren Farben näher beisammen (16‘) auf der andern weiter (43°). Aus der Verschiedenheit der Brechungsverhältnisse der einzelnen Farben erklärt sich aber, warum auf der einen Seite rolh, auf der andern blau der Normale am nächsten liegt und deshalb auch in beiden Ringsystemen auf der einen Seite roth, auf der andern blau inwendig erscheint. Schwefelsaure Ammoniak-Magnesia: Winkel der wahren Axen gegeneinander für r: 500 26° 44,3, g: 500 14° 21,2‘, gr: 490 47° 5,2, b: 480 53‘ 45,6. Die Neigung derselben gegen die Normale auf der einen Seile : ri 250. 46' 34, 3: 250 35 158, | gr:'950 .16°’44%, b2\240'38' 33”; auf der andern: r: 240 40° 10‘, g: 240 38‘ 23, gr: 240 30° 21°, b: 240 15° 12°. Die rothen und blanen Axen gehen also auf der einen Seite um 10 6° auf der andern nur um 00 25° auseinander. Neigung der Mittellinie zur Normale auf der Platte: r: 00 33° 12°, g: 00 28° 48‘, gr: 00 23° 12°, b: 00 11° 40°. Die Mittellinien für roth und blau gehen demnach um 21,5‘ aus- einander. Die scheinbaren Axen zeigen das Eigenthümliche, auf der einen Seite der Normale in der Reihe: b, r, g, gr auf der andern Seite dagegen, wie re- gelmässig , in b, gr, g, r zu folgen. Ein Beweis, dass, um das Verhalten der wahren optischen Axen zu kennen, nicht das der scheinbaren Axen sondern nur die Kenntniss des mittleren Brechungsverhältnisses Aufschluss geben kann. Als Beispiel des 2ten Falles dienten 2 verschiedene Stücke glasigen Feldspaths von Rokeskil in der Eifel. Bei dem einen zeigten die scheinbaren Axen folgende Winkel: r: 280 48°, g: 300 46‘, gr: 330 26, b: 360 14°, bei dem andern dagegen, r: 420 16‘ 30°, g: 410 330°, gr: 390 1‘, b: 350 50‘. Für das 2te wurden folgende Brechungsverhältnisse gefunden, r: 1,52386, g: 1,52678, gr: 1,52979, b: 1,53488 und als Winkel der. wahren optischen Axen gegen einander, r:.270 22° 35‘,..g: 260. 33°: 29, gr: 250 13° 3’, .b: 280 7’ .26‘X und für die Neigung der Ebene der wahren Axen zum ersten blättrigen Bruch, r: 50 24', g: 50 33, gr: 50 51°, b: 6% 15‘. Die Neigung der Ebenen der rothen und hlauen Axen steigt also auf 00 51°. Für 2 Adularplatten dagegen fand H. als Winkel der scheinbaren Axen bei der einen, r: 1230 5‘, b: 1220 2° und bei der zweiten r: 1140 47‘, b: 1120 11‘. Die Verschiedenheiten bei den einzelnen Feldspathen dürfte wohl nach H.’s Meinung weniger in dem verschie- denen Auftreten isomorpher Basen (KO,NaO) als vielleicht in den Einflüssen, denen die verschiedenen Feldspäthe bei ihrer Bildung, namentlich in der Tem- peratur unterworfen sind. (Mittheil. der Züricher Naturf. Gesellsch. 1854. W. Zenger, über eine indirecte Methode, die Inclination zu bestimmen. — Um den Schwierigkeiten der Inclinationsbestimmung durch Inclinatorien oder die Schwingungsmethode zu entgehen, schlägt Z. die Vergleichung der horizontalen und vertikalen Intensität des Erdmagnelismus mit- telst einer Tangentenbussole vor. Es ist dann nur die Tangentenbussole dahin abzuändern, dass man die Nadel sowohl in eine vollkommen horizontale Ebene als auch in jene Lage bringen kann, in welcher blos die vertikale Componente des Erdmagnetismus wirkt, und die Nadel sich senkrecht auf die Ebene des Schliesungsleiters um ihre Axe drehe. Bezeichnet S die Stromstärke, & den Ablenkungswinkel, H die Stärke der horizontalen Erdeomponenle, so ist be- kanntlich S=H tang «, ebenso ist für die senkrechte Stellung der Nadel S=V, 209 tang a‘. Ist also für beide Stellungen der Nadel die Stromstärke S gleich, so REN «121, VA. Malen ' ergibt sich Av ee da ferner H=T cosi, V=T sin ii ist, wenn man . Ä & : .__ fang mit i den Inclinationswinkel bezeichnet, so findet sich endlich tang i = lang a’ Dies ist das Princip dieser indirecten Methode. Es folgt nun noch eine Berück- sichtigung der Fehlerquellen, welche hierbei unvermeidlieh sind, und eine Be- rechnung der Grösse, bis zu welcher die Fehler steigen können. Die Fehler- quellen sind: 1) der Beobachtungsfehler bei der Ablesung des Kreises, 2) die Einstellung der Nadelebene in eine vollkommen horizontale oder vertikale Lage, der 3. Fehler endlich liegt in der praktischen Unmöglichkeit eine Nadel genau zu äquilibriren. Durch Rechnung wird abgeleitet, dass der Einfluss des ersten Fehlers sehr rasch mit der Inclination abnimmt. Kann man an der Bussole noch 0%] schätzen so wird der Fehler nicht über 40 steigen. Der Fehler in der Einstellung der Nadelebene wird sich durch die vollkommenen Mittel der Ausführung, welche jetzt zu Gebote stehen, leicht auf ein unmerkliches herab- bringen lassen, jedenfalls wird man als die möglichen Grenzwerthe dieser Ge- nauigkeit, 00,5 und 00,1] annehmen können. Der Einfluss der Ueberwucht des einen Nadelendes lässt sich beseitigen, indem man den Versuch mit umgekehr- ten Magnetismus der Nadel wiederholt oder (bei sehr genauen Versuchen) den Einfluss für jede Beobachtung berechnet; indem man durch einen Vorversuch das Verhältniss p/V, wo p den Einfluss der Ueberwncht bezeichnet, bestimmt. Eine Vergleichung von Zahlen, nach dieser Methode gefunden, mit solchen, welche auf die früheren Arten erhalten wurden, ist nicht beigegeben. (Ber, Wien. Akad. XV, 1.) H. Soleil, über ein neues doppelt brechendes Prisma mit 4 Bildern. — So lange in einem doppeltbrechenden Prisma, dessen Ein- und Austrittsfläche parallel der Axe bleiben, die Kante des Prismas gegen diese Axe geneigt wird, so bleibt zwar der Winkel zwischen den gebrochenen Strahlen unverändert, aber die Polarisationsebenen beider Bilder sind jetzt ge- neigt gegen diese Kante und der Winkel zwischen ihnen und der Kante wech- selt mit dem Winkel zwischen Kante und Axe. Arago hatte diesen Umstand benutzt um sich ein Prisma mit 4 in gerader Linie liegenden Bildern zu ver- schaffen und Soleil führte diesen Gedanken practisch aus. Jetzt sucht er das- selbe zu erreichen durch eine einfache Zusammensetzung zweier Prismen. Bei dem ersten aus Quarz gefertigten Prisma ist die Eintrilisfläche parallel der Axe und die Kante macht mit letzierer einen Winkel von 45%. Indem zweiten, eben- falls einem Quarzprisma bildet die Austrittsfläche einen Winkel von 450 mit der Axe und die Kante ist senkrecht auf einer durch die Axe gelegten Ebene. Die- ses Prisma gibt ebenfalls 4 in gerader Linie liegende Bilder. Sieht man durch die Eintrittsfläche des ersten Prismas, so haben die beiden an einander stos- senden Bilder parallele und um 450 gegen die Kante geneigte Polarisationsebe- nen, aber die Polarisalionsebenen des linken Paares sind senkrecht auf denen des rechten Paares. Blickt man dagegen durch die Austrittsfläche des zweiten Prisma’s, so sınd die Polarisationsebenen der einander berührenden Bilder senk- recht aufeinander und abwechselnd parallel oder senkrecht auf der Kante, (Compt. rend. 1855. Nr. 10.) Edm. Becquerel, über die electrischen Wirkungen, wel- che bei der Berührung von festen und flüssigen Körpern im bewegten Zustande hervorgerufen werden. — |) Zwei Platten ei- ner ‘und derselben leitenden Substanz und ein flüssiger Leiter können ein Vol- tasches Element abgeben, sobald die eine Platte in der Flüssigkeit in Bewe- gung ist. Bei Stäben von Kohle, Platin, Gold, Wismuth ladet sich der be- wegliche Stab mit negativer, der feste mit positiver Electricität. ‘Bei leicht sich oxydirenden Metallen als Zink, Eisen, Blei, Antimon findet das Gegentheil Statt, indem die bewegte Platte positive, die feste negative Electrieität zeigt. Bewegi man, bei ruhenden Platten, die Flüssigkeit um eine derselben herum, 210 so ist die Wirkung dieselbe wie in den eben erwähnten Fällen. 2) Pulverför- mige mit der Flüssigkeit, in welcher eine der metallischen Platten in Bewe- gung ist, gemischt, vermehren die Wirkung, besonders wenn sie Leiter der Electrieität sind, wie Kohle und Braunstein. Man kann die Kohle von Zucker, Holz oder Koaks gebrauchen, nachdem man sie vorher mit irgend einer leiten- den Flüssigkeit zu einem Teig angerührt hat. Die Entstehung eines electrischen Stromes bei der Bewegung eines Zinkstabes in Kohle lässt sich am leichtesten durch die Zersetzung vun Jodkalium, welche derselbe bewirkt, darthun. 3) Bewegt man zugleich beide Electroden eines aus verschiedenen Metallen zusam- mengesetzien Paares in einer Flüssigkeit, so entsteht ebenfalls ein electrischer Strom, der sich besonders leicht mit Kohle, Platin und Wasser zeigen lässt, wo dann die Kohle negativ electrisch wird. Werden beide Electroden des Paa- res von der Flüssigkeit ungleich angegriffen, so erhält man bei gleichzeitiger Bewegung beider Platten eine Vermehrung der Stromintensilät und zwar ist allein die Wirkung der negativen Platte vorherrschend.. Der Grund der her- vorgebrachten Wirkung muss man in der Depolarisation der beweglichen ne- galiven Electrode, d. h. in dem Verschwinden des Wasserstoffs suchen. 4) Dreht sich der metallische Cylinder, welcher als negative Electrode eines Vol- taischen Paares dient, in einer Mischung von ungesäuertem Wasser und gepul- verter Kohle, so wird dadurch die Intensität dieses Paares vermehrt. Allein die Anfangs kräftige Wirkung nimmt bald ab; die Kohletheilchen depolarisiren zwar die Electrode, aber sie werden dabei selbst polarisirt. 5) Aehnlich wie die Kohle verhält sich mit saurem Wasser angerührter Braunstein, wenn er um einen beweglichen Cylinder von Platin, Kupfer oder Kohle, der als nega- tiver Pol dient, gelegt wird, nur bleibt hier die electromotorische Kraft meh- rere Stunden beständig. Der Braunstein gibt einen Theil seines Sauerstoffs ab an den aus dem zersetzten Wasser entwickellen Wasserstoff. Bei den bisher betrachteten Versuchen kommen also wahrscheinlich zwei Ursachen ins Spiel, zuerst die schwache electrische Wirkung der Reibung, so- dann die kräfligeren Wirkungen der Polarisation. Bei diesen Versuchen ist also die Depolarisation der negativen Eleciroden der Paare, also ihre grössere Wirk- samkeit, auf anderem Wege als durch die chemische Zersetzung von reducirba- ren oder oxydirenden Stoffen wie Kupfervitriol und Salpetersäure, erreicht wor- den. (Compt. rend. 1855. 2. Nr. 26.) Lamont, Ueber die im Königreich Baiern im Herbst 1854 ausgeführten magnetlishen Messungen. — Die in den Jahren 1849 — 52 angestellten Messungen hatten erwiesen, dass es in Baiern verschiedene Landstriche gibt, in denen ein anomaler Stand des Erdmagnetismus herrscht, Der Zweck der jetzigen Messungen war nur an diesen Stellen die Form der Störungen genauer zu bestimmen. Es lässt sich nun in jedem Störungsbezirk ein Mittelpunkt nachweisen, in dessen Nähe die beiderseits befindlichen Decli- nations- und Horizontal-Intensitäts Curven entgegengesetzte Ausbeugungen zei- gen. Um diese Aenderungen zu erklären muss man annehmen, dass in jedem Mittelpunkte eines solchen Störungsbezirks ein magnetischer Südpol wirksam ist. Man muss ferner annehmen, dass die Störungen sowohl als die Hauptkraft des Magnetismus vom Erdkerne ausgehen und da der Erdkern unter unserm Wohn- sitz südlichen Magnetismus hat, jene Störungen aber ebenfalls vom südlichen Magnetismus ausgehen, so muss weiter gefolgert werden, dass die Störungen bei uns dadurch entstehen, dass an einzelnen Orten der südliche Magnetismus des Erdkerns stärker hervortritt. Dieses stärkere Auftreten des südlichen Magnetis- mus an einzelnen Orten muss wieder als Folge davon betrachtet werden, dass die Erde aus einem kugelförmigen, compaclen, magnetischen Kern mit mehr oder min- der beträchtlichen Erhöhungen , dann aus einem dünnen Ueberzuge von lockerem Gefüge, grösseren oder kleineren Felsenstücken und fein zertheilten Substanzen besteht. Insofern nun die Störungen der mägnelischen Curven durch die Berge und Bergzüge des Erdkerns bedingt sind, kann man eine genaue magnetische Karte gewissermaassen als Abbild der äussern Fläche desselben betrachten. Der Erdkern wird jetzt wegen seiner Leitungsfähigkeit für Wärme, überall gleiche 211 Temperatnr ‘haben. Hat er also Erhöhungen, so wird die über ihm ‚liegende ‚dünnere Erdschicht eine höhere Wärme zeigen, als sonst. 'Es werden also (die Störungsbezirke eine grössere Bodenwärme haben. Und in der That stimmen die südöstlichen Theile ’Baierns in der Umgegend von Straubing, Bamberg, Vor- derpfalz in ihren Vegetationsverhältnissen auf “überraschende Weise überein. ‘(Poygdrff. Annal. B. 95. Nr. 7.) vr. W, Chemie. H.E.Roscoe, on the absorption of chlorine in water. — R. hat sich zur Aufgabe gestellt, das absorptiomelrische Verhält- niss zwischen ‘Chlor und Wasser zu bestimmen hei Temperaturen, die der nahe ‘kommen, bei der sich das sogenannte Chlorhydrat bildet. Er konnte von der Bestimmung des Absorptionsco£lficienten dieses Gases absehen, der ‘durch Sehönfeld’s Arbeit bekannt ist und wählte daher zu seinen Versuchen Mischun- 'gen von Chlor mit anderen Gasen von bekannter Zusammensetzung und ‚zwar ‘zunächst die Mischung von Chlor und Wasserstoff, die entsteht, wenn man ei- nen .electrischen Strom durch concentrirte Chlorwasserstoffsäure leitet. Bei Un- 'tersuchung dieser 'Gasmischung fand R. dass sie ‘genau aus: gleichen Volumen ‘Chlor und Wasserstoff besteht und weder Sauerstoff, noch gasförmige Sauer- stoffverbindungen enthält. Durch die Bestimmung der Chlormenge, welche luft- freies Wasser aus dem Gemisch gleicher Volume Chlor und Wasserstöff bei 149,4C, 210,0C und 250,0C aufnimmt, stellte sich heraus, dass ‚das Chlor dem 'Absorptionsgesetz nicht genau folgt, dass das Wasser mehr davon absorbirt, als ‚das Gesetz erfordert. R. suchte den Grund hiervon zuerst darin, dass sich unter ‚dem Einfluss des Chlors auf das Wasser etwas Chlorwasserstoffsäure und unter- chlorige Säure bilden möchte, überzeugte sich aber bald, dass dies nicht der Fall ist, indem er nachwies, dass die durch ein gewisses Quantum Kohlensäure ‚ausgetriebene Chlormenge vollständig der entsprach, welche nach dem Diffusions- gesetz dadurch ausgetrieben werden musste. Auch davon überzeugle sich R., ‚dass die Bildung einer geringen Menge Chlorwasserstoffsäure in dem Absorptions- wasser den Absorptionscoöfficienten des Chlors nicht erhöht, vielmehr erniedrigt. Hiernach bleibt keine Erklärungsweise für jene anomale Erscheinung übrig, als die, dass nahe der Temperatur, bei der die Bildung des Chlorhydrats beginnt, die Anzie- hung der Chlortheile auf die des Wassers die Genauigkeit des Gesetzes beeinträch- tigt. — R. untersuchte ferner wie sich Mischungen bekannter Volumen Chlor und ‚Kohlensäure zu Wasser verhalten und fand, dass auch hier mehr Chlor absor- ‚birt wurde, als dem Gesetze entsprach. Allein während bei den erst erwähn- ten Versuchen der Ueberschuss des absorbirten Chlor’s über die vom Gesetz verlangte Menge mit Erniedrigung der Temperatur zunahm und umgekehrt, konnte bei den mit Chlor und ‚Kohlensäure angestellten eine Veränderung dieses Chlor- überschusses bei den Temperaturen nicht bemerkt werden, bei denen die Ver- suche ausgeführt wurden. (Quart. journ. of the chem. soc. Vol. VII. pag. 14.) R. Warington, on a peceuliar efflorescence of the chlo- ride of potassium. — Von diesem Saiz wird in den Lehrbüchern nicht er- wähnt, dass es efllorescire. W. hat diese Erscheinung an demselben beobach- tet, 'Das efflorescirte Salz hatle im Ansehen grosse Aehnlichkeit mit den lan- gen Fäden der Distelwolle. Es war aus einer Masse emporgeschossen, die aus einer halbgeschmolzenen Mischung von Kieselsäure und kohlensaurem Kali, welche mit Salzsäure übergossen war, bestand. Die poröse Kieselsäure, die sich dadurch abgeschieden halte, war gleichsam der Boden für diese Salzvegetation. Unter dem Mikroskop erschien jeder einzelne Faden aus mehreren feineren Fä- den bestehend, deren Theile würfliche Form besassen. (Ibid. p. 30.*) R. Adie, onthe electrical eurrents generales in elements where bismuth is und to form the joint, — A. hat untersucht, 'wie verschiedene Metalle sich in Bezug auf ihre thermoelectrische Wirkung zu ein- ander verhalten, wenn sie durch Wismuth verbunden werden. 2 verschiedene Paare dienten zu den Versuchen. Von neun Metallen strömte, wenn zwei Stan- ‚gen desselben Metalls durch Wismuth verbunden ‚waren, der electrische Strom 212 im entgegengesetzten Sinne, als die Wärme. Sie waren Gold, Silber, Platin, Kupfer, Zink, Kadmium, Antimon, Eisen und weicher Stahl. Entgegengesetzt verhalten sich Palladium, Blei und Zinn. Bei 23 Paaren verschiedener Ele- mente der bezeichneten 12 Metalle, die durch Wismuth verbunden waren, war die Richtung des electrischen Stroms der der Wärmebewegung nach der Ver- bindungsstelle hin entgegengesetzt. Ein Paar verschiedener Metalle Zinn und Blei durchlief der electrische Strom in derselben Richtung wie die Wärme, Bei 31 Paaren verschiedener Metalle wurde die Richtung des electrischen Stroms nicht durch die Richtung der Wärmebewegnng über die Verbindungsstelle be- stimmt. Sie wirkten nach ihrem thermoelectrischen Verhalten zu einander ohne Rücksicht auf die Seite der Verbindungsstelle, wo die Wärmequelle wirkt. — Die Richtung des electrischen Stroms und der Warmebewegung ‚schien Adie dann zusammenzufallen, wenn die Metalle Neigung besassen, sich mit dem Wis- muih zu legiren. Um dies zu beweisen band Adie zwei Palladiumstreifen, zwei Bleistücke, zwei Zinndrähte, endlich einen Blei und einen Zinndraht an ihrem Ende fest zusammen, doch so, dass ein freies Stückchen Wismnth dazwischen ‚lag. In diesen Paaren strömte der electrische Strom der Wärmebewegung in der That entgegen. Hieraus folgt nun, dass die Quelle der Thermoelectricität die Oberfäche des verbindenden Metalls ist. (Ibid. p. 33.*) R. Adie on the thermo-electric joints formed with the metals Antimony, Bismuth and Palladium. — Wird Antimon mit Antimon durch eıne möglichst dünne Wismuthschicht zusammengelöthet, so ist in der Kette stets das nicht erwärmte Anlimonstück das positive, grade wie wenn eine lange Wismuthstange zwischen die Antimonstücke gelegt wäre. - Grade entgegengesetzt verhält sich eine durch eine möglichst dünne Wismuthschicht verbundene Palladiumpalladiumkette. Das nicht erhitzte Element wird das nega- tive. Ist das verbindende Wismuthstück jedoch Yıo Zoll dick, so wird das nicht erhitze Element das positive. Ein Palladiumstreifen und eine Antimon- stange, die durch eine dünne Wismuthlage verbunden sind, bilden eine Kelle ‘in der das Palladium stets positiv ist. Nur wenn das Palladium erhitzt wird, so ist einige Sekunden lang das Antimon das positive Element bis die Wärme durch die Verbindungsstelle gedrungen ist. Dann wird das Palladium das posi- tive Metall. Es scheiuen demnach die beiden Oberflächen des verbindenden Me- talls verschieden zu wirken. — Wird eine Antimon- und eine Wismulhstange mit einer Zwischenlage von Schwelelsilber fest aneinander gebunden, und er- steres nahe 4000 erhitzt, so entsteht ein schwacher Strom. Das Wismuth ist positiv, wogegen, wenn das Wismuth nahe der Verbindungsstelle erhitzt wird, dieses Metall negativ ist. — Aus Adie’s Versuchen folgt, dass in vielen Fällen es für die Richtung des Stroms gleichgültig ist, ob das die Elemente verbindende Wismuthstück dick oder dünn ist, namentlich dann wenn der electri- sche Gegensatz der beiden Elemente nur sehr gering ist. Selten findet es sich, dass eine dünne Wismuthlage anders wirkt, als eine dicke, und dass durch die Richtung der Wärmebewegung die des electrischen Stroms bestimmt wird (Blei und Zinn). Zuweilen ist die Wirkung einer dünnen Wismuthschicht der einer dicken einige Sekunden gleich und geht dann in die eigentliche thermoelectrische Wirkung über, die unabhängig ist, von der Art, die Wärme wirken zu lassen. (Ibid. pag. 86.*) W.B. Herapath, Further researches into Lheproperties of the sulphate of Jodo-quinine or Herapathite, more especially in regard to its Crystallography, with additional facts con- cerning its Optical relations. — In dieser Arbeit beschreibt der Ver- fasser die Eigenschaften des Herapathits ausführlich (cf. Bd. Ill. S. 64.). Er lässt sich der Inhalt derselben nicht gut im Auszuge wiedergeben, es muss da- her ‚auf die Arbeit selbst verwiesen werden, um so mehr als dieselbe nur für die Interesse hat, welche sich speciell mit diesem Gegenstande beschäftigen. (Phil. mag. Vol. IX. p. 366.*) Arthur H., Church, on the Benzole Series, Parl II. Note on some Derivationes of Xylole. — Lässt man auf Xylol (C16!0) Sal- 213 petersäure vom spec. Gew. 1,5 wirken, während man die Mischung stets ab- ‚kühlt, und setzt man Wasser hinzu, so scheidet sich ein gelbes Oel ab, das schwerer als Wasser ist, und sich nur, wenn es unrein ist, während des Auf- bewahrens zersetzt. Bei der Einwirkung. von Schwefelwasserstoff auf eine Mi- schung desselben mit Ammoniakflüssigkeit bildet sich Xylidin. Hat man es aus unreinem Xylol gewonnen, so muss 'man es an Ühlorwasserstoflsäure und Pla- tinchlorid binden: und die erhaltene Verbindung allmälig krystallısiren. lassen, um es rein zu erhalten. Man wählt, die Portionen der Krystalle aus, die 30,1 Proc. Platin enthalten. Sie bilden kurze, flache, orange Prismen oder stern- förmig. gruppirte gelbe Nadeln. Aus diesem Platinsalz kann durch Destillation mit Kalihydrat das Xylidin. CI6HMIN: gewonnen werden. Dieser Körper zieht schnell Sauerstoff an, wodurch er'sich röthlich violet färbt und harzartig wird. Georginenpapier färbt er grün, und reslituirt schwaeh die blaue Farbe des ge- rötheten Lakmuspapiers. . Die Salze (das oxalsaure und schwefelsaure) reagiren sauer. Es kocht zwischen 213—214°C. Das schwefelsaure Xylidin ist schwe- rer in kaltem Wasser löslich, krystallısirt aber aus heissem Wasser in langen farblosen Nadeln. — Wenn man reines Xylol mit rauchender Salpetersäure be- handelt und das erhaltene Nitroxylol ia rauchender Schwefelsäure löst, ‚die Mi- schung eine Stunde lang auf 1000C erhitzt und dann drei Tage stehen lässt, so entsteht eine mit. Baryt ein lösliches, 'ein citronengelbes Pulver darstellendes und aus CISHSN:02Ba2S03 Nitrosulphoxylolsaurem Baryt bestehendes, Salz bildende Säure. Bringt man Xylol mit Nordhäuser Schwefelsäure in, Contact und. lässt man beide Körper eine Woche auf einander wirken , so, bilden sich strahlig an- geordnete farblose Nadeln, Sulphoxylolsäure. Diese Substanz reagirt und schmeckt stark sauer, dann bitter, ist leicht in Wasser und Schwefelsäure löslich, zer- fliesst an der Luft, ist bei Abschluss der Luft ohne Zersetzung schmelzbar, färbt sich aber bei etwas höherer Temperatur braun. Das Barytsalz besteht aus 'CISH9Ba2S0?, krystallisirt in perlmatterglänzenden Blättchen und zersetzt sich nicht in der kochenden wässrigen Lösung. (Ibid. p. 453.*) P. B. Ayres, Microchemical Researches on the Digestion of Starch and Amylaceous Foods. — Die Schlüsse zu denen Ayres durch seine Untersuchungen über die Verdauung stärkehaltiger Körper gelangt ist, sind: 1) Dass: die Stärkekörner aus. zwei chemisch und histologisch verschie- denen Substanzen, einer Zellenmembran, und einem homogenen Inhalt, besiehn. Die Zeichnungen, die man an ‚manchen Varietäten von Stärke beobachtet hat, sind Falten und Zeichnungen auf der umhüllenden- Membran. — 2) Mit der Stärke, ‚sei sie roh oder gekocht, findet während ihres Aufenthalts im Magen vierfüssiger Thiere, oder der Vögel keine merkliche Veränderung statt, — 3) Die Umwandlung der gekochten Stärke in Dextrin und Traubenzucker wird haupt- sächlich in den. ersten Zellen des Dünndarms bewirkt, aber sie findet auch in deın fernern ‚Verlaufe ‚des Darmkanals statt. — 4) Bei der Verdauung von Wei- zen- oder anderer Stärke oder von Weizenbrod, verändert sich die Quantität der Masse schneller bei ihrem Durchgang durch den Darmkanal, bis ‚endlich nur eine kleine Menge Fäkalmaterie bleibt, die die Membranen der Stärkekörner ent- hält. — 5) Bei Tauben oder anderen körnerfressenden Vögeln schreitet die Lö- sung der Stärke langsamer aber gleichmässig durch den ganzen Darmkanal vor. Die Körner erhalten Risse und Spalten und verlieren nach und nach ihre Reac- tion mit Jod, welche Umänderung von Aussen nach Innen fortschreitet.. Doch werden auch noch mit Jod blau werdende Körner entleert. — 6) Im Magen wird die Stärke nicht umgewandelt. Darum ist nach ‚Ayres weder der Speichel noch der Magensaft das Lösungsmittel für die Stärke bei der Verdauung, ob- gleich Speichel für sich sie zu lösen vermag. — 7) Gekochte Stärke wird viel leichter verdaut als rohe. — 8) Galle wirkt nicht auf die Stärke. —.. 9) Auch der Pankreassaft scheint,bei der Verdauung derselben unwesentlich zu sein, da wan; ihn, vom Darmkanal abhalten kann, ohne diesen Prozess zu hemmen, — 10) Ayres hält den Darmschleim für den Stoff, der die Lösung der Stärke im Darmkanal bedingt. — . ‚11) Durch Kochen Stärke haltiger Vegetabilien lösen sich die Stärkezellen ab, wachsen stark an, dehnen ihre Membranen aus, Die 15 914 Zellen zerreissen selten, wo dann der Inhalt ausfliesst. — 12) Aus den Zel- len, die nicht zerplatzt sind, muss daher bei der Verdauung durch Diffusion der Inhalt entleert werden. — 13) Vor der Umwandlung der Stärke in Zucker, nimmt Ayres an, sei der Inhalt der Zellen dichter, als der Intestinalschleim, der deshalb in das Innere derselben eintritt. Nach der Umwandlung aber ist der Gehalt weniger dicht und der umgekehrte Strom tritt ein. — 14) Bei nor- maler Verdauung tritt der Chymus nur sehr langsam in den Darmkanal ein, um eine innige Mischung desselben mit den Verdünnungssäften zu bewirken. — 15) Ist die Speise zu fein zertheilt, oder unfähig im Magen coagulirt zu werden, so geht sie zu schnell in den Dünndarm über, und wird nun vollkommen verdaut, ebenso wenn die Speise aus zu harten Stücken besteht, wo nur dıe aussen be- findliche Schicht verdaut wird. 16) Der Inhalt des Darms braucht nicht al- kalisch zu sein und kann dem auf Stärke wirken. — 17) Der grösste Theil 'des Darmschleims ist nicht excremental, da nur wenig ‘in den Faeces gefunden wird, und dieser sich nur auf der Oberfläche der Fäces findet, also wohl vom Rectum herrührt. 'Ayres meint, das Cöcum möge wohl die Bestimmung haben, den Schleim wieder ins Blut zurückführbar zu machen. — 18) Nach ihm ist die Abstossung des Epitheliums die Ausnahme von der Regel und nicht die Regel. — 19) Nach dem Fasten ist die Bewegnng der Nahrung durch den Darmkanal ziemlich schnell. Bei einer Tanbe wurden 2 Stunden ‘nach der Mahlzeit Stär- 'kekörner in den Excrementen entdeckt. — 20) Bei der Stärkeverdauung fin- ‚den sich’ im untero Theil des“Darmkanals stets sehr grosse Mengen von Vibrio- nen. Man isieht'sie zuerst im unteren Theil des Dünndarms als kleine, glän- 'zende, in Bewegung befindliche Punkte. Von hier ab vermehrt sich ihre Menge und vergrössern sich die Individuen. (Ibid p. 459.*) Hz. 02.91. Gorup-Besanez, über eine eigenthümliche Modifica- tion des Faserstoffs. — Eine durch Thoracocentese aus der. Brusthöhle eines Tubereulösen entleerte blutig gefärbte ‚Flüssigkeit. verwandelte ‚sich alsbald in eine weiche, salzige, zitternde Masse. Nach mehreren Stunden zeigte sie den 'gewöhnlichen Concentrationsgrad derarliger Transsudate und am Boden des Ge- fässes waren klumpige und rothgefärbte Faserstoffeoagula abgelagert. Spec. Gew. = 1,007. Reaction sehwach alkalisch. Die mikroskopische Untersuchung er- gab ausser Blntzellen keıne characteristischen 'Formelemente. Die chemischen Bestandtheile der colirten Flüssigkeit waren die gewöhnlichen der Transsudate, namentlich war das Albumin als Natronalbuminat zugegen. Harnstoff wurde ver- gebens gesucht. — Der sehr viel Blutkörperchen einschliessende, dunkelroth ge- färble, weich klumpig geronnene Faserstoff nahm durch Kneten unter Wasser bald die gewöhnliche graue zähe fasrige Beschaffenheit des Blutfaserstoffs an; als er jedoch, um ihn möglichst hämatinfrei zu erhalten, noch weiter unter Wasser ausgewaschen wurde, verwandelte er sich allmälig iin eine aufgequollene, farblos durchscheinende, zitternde Gallerte, die mit Wasser erwärmt sich zu einer fast homogenen, trüben Flüssigkeit zer- theilte. Durch längeres Kochen klärte sie sich nicht. Beim Filtriren blieb ein nicht unbedeutender Rückstand auf dem Papier zurück, der bald das Ansehen eines milchweissen Niederschlages annahm und sich während des Trocknens in dünnen durchscheinenden membranähnlichen Massen vom Filter abziehen liess. Unter dem Mikroskop erinnerte die Beschaffenheit derselben an die der Faser- stoffschollen. — In sehr verdünnter Salzsäure (1 : 1000) löste sich diese Masse bei sehir gelinder Erwärmung vollständig auf und kohlensaures Ammo- niak bewirkte in dieser Lösung nach erfolgter Neufralisation einen flockigen weissen Niederschlag. Kalkwasser löste die Substanz auch beim Erwärmen nicht. Verdünnte Aetzkalilauge bewirkt in der Kälte gallertig-durchschei- nendes Aufguellen der ganzen Masse, concentrirte Kalilösung dagegen theilweise Lösung. — Das alkalische mit Wasser verdünnte Filtrat gibt mit schwefelsaurer Bittererde in der Kälte einen reichlichen, weisslich - Nockigen, mit verdünnter Salpetersäure einen geringen, weisslich - Nlockigen und mit Essigsäure, bis zur Neutralisation versetzt, einen ähn- lichen Niederschlag. In Salpeterwasser (6:100) löste sich die Substanz 215 auch nach ‘längerer Digestion' nicht. — Auf Platinblech, erhitzt, .blähte sie sich auf, fing Feuer, brannte mit dem Geruch der Albuminate und hinterliess eine voluminöse Kohle und.nach deren vollständiger Verbrennung einen geringen grauweissen Aschenrückstand. Einer weiteren ‚Untersuchung setzte die geringe Menge des Materials Schranken. — Aus dem Milgetheilten ergibt sich, dass die Substanz ein von dem gewöhnlichen Faserstoff ganz wesentlich verschiedenes Verhalten zeigte und inihren Reactionen noch die meiste VUeber- einstimmung mit Syntonin oder Muskelflaserstoff darbot. Ge- gen die Identität mit Muskelfibrin aber spricht die Unlöslichkeit in Kalkwasser- und die theilweise Löslichkeit in kaustischen,, auch concentrirten Alkalien. —. Hierdurch ist wenigstens soviel dargeihan,, dass ein von Blutfibrin verschiede-, ner ‚und dem: Muskelfibrin jedenfalls nahe verwandter eiweissartiger Körper in, Transsudaten vorkommen kann, eine Thalsache, die bisher noch nicht beobach- tet zu sein scheint. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. XCIV. pag. 166.) Reinsch, über einige noch wenig beobachtete Eigen- schaften des Stärkmehls. — Stärkmehl aus Kartoffeln wurde mit gröb- lichem Pulver von Bergkrysiall mehrere Stunden lang gerieben, hierauf mit, de- stillirtem Wasser zu einem dicken Brei angerührt und noch eine Stunde lang gerieben und nun mit mehr Wasser verdünnt 12 Stunden lang einer Tempera- tur von 180 ausgesetzt. Dann wurde filtrirt und das Filtrat bis zur Syrupdicke eingedampft. Der Rückstand enthielt neben einer gummiartigen Substanz Trau- benzucker; er beträgt 1!/» pCt. des Stärkemehls. Mit diesem Dextrin- und Zuckergehalt des Kartoffelstärkmehls bringt R. die Erscheinung eines schwarzen Kreuzes bei der mikroskopischen Betrachtung der Kartoffelstärkmehlkörner mit zu Hülfenahme des Lichtpolarisations - Apparates in Verbindung. Dies ist zu- gleich das beste Mittel die Verfälschung der Weizenstärke mit Kartoffelstärke zu erkennen. — Der süsse Geschmack der Kartoffeln nach dem Gefrieren scheint R‘ ganz einfach daher zu rühren, dass ‚die Starkmehlkörnchen gesprengt: wer- den, wodurch der Zucker frei wird, welcher vorher von der stärkemehlhalti- gen Substanz so eingehüllt wurde, dass er durch den Geschmack nicht wahr- genommen wird. — Lässt man Stärkekleister gefrieren und presst man diesen nach dem Wiederaufthauen aus, so eıhält man eine faserige Masse, Die Zu- sammensetzung derselben entpricht der Formel C124309%, R. sieht sie als was- serfreies Slärkmehl an. Dasselbe bildet unter keiner Bedingung mehr bei der Behandlung mit kochendem Wasser einen Kleister; nimmt aber begierig 1 At. HO auf, das es selbst nicht hei + 140% fahren lässt, wohl aber beim Gefrieren. Das gewöhnliche Stärkmehl sieht R. als nach der Formel C!2H909--3HO zusam- mengeselzt an. Auch durch langsames Eintrocknen verliert es das Wasser und da- mit die Kleisterbildungsfähigkeit. — R. ist überzeugt, dass das gefrorne Stärk- mehl sehr geeignet sei zur Darstellung eines möglichst reinen Collodiums für Photographen. (N. Jahrb. f. Pharm. Bd. III. pag. 65.) Runkelrübenzucker. — Production Frankreichs in dem Zeitraum von Beginn der Campagne 1853/54 bis Ende August 1854 in 303 Fabriken: - 1,668,059Y2 Ctr... 10974/g, Cir. weniger ‘als in dem entsprechenden Zeitraum 1852/53. Der Consumo betrug 1,513,086 Ctr. 21,372 Cır. mehr als 1852/53. (Ebd. pag: 42.) Ludwig, Branntwein aus leinenen Lumpen. — Die in öffent- lichen Blättern in letzterer Zeit vielfach empfohlene Darstellung des Branntweins aus Cellulose hat L. Veranlassung gegeben, die Menge des Weingeistes ausmit- teln zu lassen, welche leinene Lumpen bei der vorherigen Behandlung mit Schwe- felsäure geben. 50 Grm. lufttrockene reingewaschene weissleinene Lumpen wur- den mit 135 Grm. Schwefelsäure behandelt. Die Ausbeute an absolutem Alkohol betrug 15,001 Grm. oder 30 pCt. von dem Gewichte der Lumpen ; die höchste Ausbeute berechnet sieh aus der Formel der Cellulose auf das Doppelte. 100 Pfund lufttroekene Lumpen würden demnach 15 Quart absoluten Alkohol oder 30 Quart 50 grädigen Branniwein liefern. Praktische Folgerungen zieht L. aus diesen Versuchen nicht... Da es bereits als eine feststehende Thatsache ange- sehen wird, dass der Verbrauch des Papiers ausser allem: Verbältniss zur Pro- 216 duction des Rohstoffes (der Lumpen) für dasselbe gestiegen ist, da alle Be- mühungen, dieses fortwährend steigende Missverhältniss durch Benutzung ande- rer Rohmaterialien als Lumpen einigermaassen wieder auszugleichen, bis jetzt nur ein sehr unvollkommenes und keineswegs auch ein nur elwas wirksames Resultat gegeben haben, so dass Jobard, Director des Industriemuseums zu Brüs- sel die Sache für wichtig genug hielt, um zur Abhelfung dieser Noth die Aus- setzung eines Preises von 50,000 Fres. auszusetzen, so halten wir dafür, dass es nützlicher sei die Lumpen ihrer ursprünglichen Verwendung zu erhalten, als Branntwein daraus zu fabrieirien: um so mehr als bereits auch das, wie in gar vielen anderen Dingen, so auch in dem Zweige des massenhaften Zeitungs- und Literaturbetriebes grossartig auftretende Nordamerika auf dem europäischen Markte Rohstoffe für seinen enormen Papierverbrauch sucht, (Arch. d. Pharm. Bd. LXXXIII. S. 22.) Schwerdtfeger, über Kunsthefe. — Schon vielfach haben wir in unserer Zeitschrift Gelegenheit gehabt zu zeigen, wie wenig reellen Nutzen die Popularisirung der Naturwissenschaften, die Lieblingsphrase der Neuzeit getra- gen hat. Der Same des ‚Evangeliums der Neuzeit‘, der von Berufenen und Unberufenen mit vollen Händen ausgestreut wird, fällt auch zu meist auf den Weg, wo er zertreten wird oder unter Disteln und Dornen, wo er erslickt; auf geht wenig, d. h. wo es auf die That ankommt; mit Worten, da ist es freilich anders. Dass trotz alledem das alte Wort: ‚‚die Welt will betrogen sein, und darum wird sie betrogen‘‘ in voller Wahrheit dasteht, dazu liefert Sch. (N. Jahrb. f. Pharm. Bd. III. pag. ]8.) einen interessanten Beleg. — Kürzlich gab ein Recept zur Bereitung von Kunsthefe, das einem Durmmen, deren es leider sehr viele gibt, für 200 fl. verkauft worden, Veranlassung zu einem Pro- cess. Der Käufer desselben, der sich wohl in seinen Erwartungen über die Einträglichkeit des Geschäfts getäuscht sehen mochte, verweigerte die Bezahlung des Kaufpreises auf den Grund der Behauptung, dass die nach dem Recepte fabricirte Kunsthefe der Gesundheit nachtheilige Eigenschaften besitze, und er- bot sich zum Beweise durch Sachverständige. Ehe wir das Urtheil der letzteren mittheilen, wollen wir erst sehen, was für 200 fl. verkauft worden war. Nichts anderes als die natürlichste und gewöhnliche Anweisung zur Erzeugung von Hefe: Einmaischen von Malz mit warmem Wasser, Abziehen der Würze, Stellen mit Hefe zur Gährung nach bewirkter Abkühlung, Abgiessen der geistigen Flüs- sigkeit nach beendeter Gährung von der auf diese Weise erzeugien Hefe und Verwendung der ersteren zur Bereitung von Essig und Branntwein. Weiter. schrieb das Recept noch einige unwesentliche Zusätze chemischer Substanzen vor, die zumal in der Weise, wie sie zur Anwendung kommen sollten, weder zur Vermehrung der Hefe, noch zur Erhöhung ihrer Kraft etwas beitragen konn- ten. Zu 4 Ohm oder 400 Liter sollten 4 Loth kohlensaures Natron, 4 Loth Weinsteinsalz, 4Loth Schwefelsäure, 4 Loth kohlensaures Ammoniak und eben so viel Salmiakgeist gesetzt werden. Der Verkäufer schrieb jedoch diesen nichtigen Dingen eine grosse Bedeutung zu. ‚Durch die Schwefelsäure sollte das junge neugeborne Geschöpf gereinigt, von Schlamm und Mutterpech befreit und durch das Ammoniak aber demselben Geist und Leben eingehaucht werden.‘ Man sollte nicht glauben, dass ein solcher Unsinn heutigen Tages noch möglich wäre. — Es liess sich voraussehen, dass diese Zusätze der Hefe keine schäd- lichen Eigenschaften ertheilen konnten. Und dies wurde auch durch Versuche, indem man nach diesem Recept bereitete Hefe verbackte, bestätigl. — Gleiche Beschuldigungen wurden gegen den aus der Hefenflüssigkeit bereiteten Essig und Branntwein erhoben. Möglicherweise konnte die Gegenwart des Ammoniaks zu einer Verunreinigung mit Kupfer führen. In dem Destillat konnte aber weder Ammoniak noch Schwefelsäure nachgewiesen werden. Indessen ist eine Verun- reinigung mit Kupfer möglich, besonders wenn man das Branntweingut, um mehrere Sude zusammen zu brennen , längere Zeit liegen lässt, weil dann mehr oder weniger [reie Essigsäure darin enthalten ist. Wagner, Läutern des Rühöles. — W. hat gefunden, dass Chlorzink häufig in allen Fällen verwendet werden kann, in denen man höchst 217 eoncentrirte Schwefelsäure oder wasserfreie Phosphorsäure benutzt, um haupt- sächlich wasserentziehend zu’ wirken, So eignet es sich besser zur Umwandlung des Alkohols in ölbildendes Gas als Schwefelsäure; bei der Darstellung der Ni- trile ersetzt trockenes Chlorzink die wasserfreie Phosphorsäure vollkommen. Ameisensaures Ammoniak gibt, mit trocknem Chlorzink gemischt und. destillirt, fast reine Blausäure. Auch beim Läutern des Rüböls scheint es als Lösung vor- theilhaft verwendet werden zu können, da es die schleimigen Theile des rohen Oeles auflöst und mit der Zeit verkohlt, das Oel selbst aber nicht angreift, wo- fern man das rechte Verhältniss zwischen Oel und Chlorzink beobachtet. Die- ses beträgt 11/2 pCt. einer Lösung von 1,85 spec. Gew., die direct aus Zink- blende dargestellt werden kann. Durch Erhitzen des Oeles mittelst Hindurch- leiten von Wasserdämpfen, Zusatz von heissem Wasser und ruhiges: Stehenlas- sen wurde das Oei hell. — Es ist ferner wahrscheinlich, dass man eben so gut durch Chlorzink als durch Schwefelsäure die Farbestoffe des Krapps wird bloslegen können. Zu bemerken ist, dass der Preis der Chlorzinklösung ein geringerer ist als der der Schwefelsäure. (N. Jahrb. f. Pharm. Ba. Ill. pag. 25.) W. B. N. St. Maskelyne, Investigation of the vegetable tallow from a Chinese plant, the Stillingia sebifera. — Die unter dem Namen des chinesischen Talgs bekannte feite Substanz ist früher von Thomson und Wood, die es für eine Mischung von Stearin, Margarin und Olein erklär- ten und von v. Borck untersucht, der daraus eine neue Säure, die Stillistearin- säure dargestellt haben wollte, deren Zusammensetzung dem Gesetz nicht ent- spricht, welches von mir aufgestellt ist und wonach die Kohlenstoffatomanzahl in einem Atom der festen Säuren der Feitsäurereihe, welche bei Verseifung der natürlichen Fette entstehen, durch vier theilbar ist. Sie sollte aus C304300*% besiehen. Diese Angaben werden durch die Untersuchung Maskelyne’s wider- legt, der zugleich darthut, dass der chinesische Talg jenem Gesetze nicht wi- derstrebt. Zu der Untersuchung bediente sich derselbe aller der Methoden, wel- che in neuerer Zeit bei Untersuchung der Fette benutzt worden sind, nament- lich der von mir angegebenen. Der Talg selbst ist weiss, wird allmälig gelb- braun, richt schwach, ist vollkommen löslich in Terpenthin- und Steinkohlenöl, und kochendem Aether, theilweise löslich in kaltem Aether, Alkohol und Holz- geist. Bei 370C schmilzt er, erstarrt bei 32%C und wird hart bei 2600. Ge- schmolzen reagirt er sauer, welche Reaction ihm kochendes Wasser entzieht. Die in dieses übergehende Säure ist flüchtig und nicht der Essigsäure und Pro- pionsäure ähnlich. Ihre Natur ist nicht ermittelt, weil sie nur in geringer Menge im Talg enthalten war. Im Uebrigen besteht der chinesische Talg aus Olein und Palmitin. Stearin bat Maskelyne darin nicht finden können, ob- gleich er sich der besten bekannten Hilfsmittel bediente, um seine Gegenwart bemerkbar zu machen. — Eine Beobachtung Maskelyne’s verdient noch er- wähnt zu werden, dass nämlich das reine Palmitin, welches er aus dem chine- sischen Talg durch Umkrystallisiren aus einer Mischung von Alkohol und Aether, zuletzt aus reinem Aether erhielt, die von mir zuerst am Stearin beobachtete Eigenschaft theilt, nämlich zwei Schmelzpunkte zu haben. In ein Capillarrohr eingeschlossen und in Wasser allmälig erhitzt zeigt es einen ersten Schmelz- punkt bei 500,5C und einen zweiten bei 66%,5C, Die Differenz beider Schmelz- punkte beträgt 16°C, die Differenz der beiden Schmelzpunkte des chemisch rei- nen Stearin’s fand ich*) ebenfalls nahe zu gleich 16°C. Sie sind 55°C und 710,6C. Die Zusammensetzung des reinen Palmitins fand Maskelyne wie folgt: 1 1 berechnet berechnet Kohlenstoff 76,04 76,19 76,36 85C 13,93 102C Wasserstoff 12,16 12,03 12,00 33H 12,16 96H Sauerstoff 11,80 11,78 11,64 40 11,91 120 100 100 100 100 *) Diese Zeitschrift Bd. 3. S. 282. * . 218 Maskelyne benutzt für das Palmitin die-Formel C#2H31034-C3H20. Dann müsste esı aber bei der Verseifung über 16 Procent Glycerin liefern. Dies ist gewiss eben so wenig; der’ Fall, wie beim Stearin, das unter gleichen Umständen nur eirea 10 Proc. Glycerin erzeugt. Es ist: daher wahrscheinlich wie dieses ein Tristearin,, so ein Tripalmitin. Maskelyne 'hat die Salze der Palmitinsäure mit Natron, Baryt, Magnesia, Bleioxyd, Kupferoxyd, Silberoxyd, Aethyloxyd unter- sucht: und ‘im: Allgemeinen die Resultate meiner Untersuchungen *) über diese: Substanz vollkommen bestäligt. Das Keton der Palmitinsäure erhielt Maskelyne durch trockne Destillation derselben mit dem vierten Theil ihres Gewichts an Kalk und: mehrfache. Umkrystallisation des Destillats aus Alkohol. Es schmilzt bei. 84°C und wird fest bei 80°C. Es besteht aus CHIH3IO. (Quart. journ. of the chem. soc. Vol. VIII. p. 1.*) . Heintz. Oryctognosie. H. 0. Volger, die Krystallographie oder Formenlehre der stoffeinigen Naturkörper. Leicht fasslich bear- beitet für den öffentlichen Unterricht ete. etc. Stutigard 1854. 80. — Weil bereits eine Menge verschiedener Terminologien mit je eigenthümlicher Symbo- lik in den’ mineralogischen Schriften in Anwendung gekommen sind und diese das Studium der Krystallographie sehr erschweren, hielt der Verf. nach reiflicher Ueberlegung die Einführung einer neuen und zwar deutschen Terminologie für nöthig. Wird denn aber dadurch nicht die Synonymie wiederum erheblich ver- mehrt,' und somit das Studium Anfängern und Fachgenossen noch mehr er- schwert, oder meint der Verf., dass nun fortan alle vorhandenen Lehrbücher und mineralogischen Schriften unbeachtet bleiben sollen und sein Buch der ein- zige Leitfaden sein wird! Allerdings scheiut er mıt seiner massenhaften Pro- duction in. der‘ leizten Zeit die ganze vorhandene mineralogische Literatur ver- dunkeln zu wollen. Was würden die Zoologen und Botanıker sagen, wenn sie plötzlich mit ‚einer neuen durchgreifenden Nomenclatur beglückt würden, Stll- schweigend würde dieselbe ad acta gelegt werden, und so wird es auch dieser gepriesenen krystallographischen Namenneuerung ergehen. Dennoch widmen wir derselhen hier eine kurze Anzeige, denn der Verf. ist ein sehr eifriger und tüchtiger Mineralog, der wit Recht verlangt, dass wir seine Arbeiten berück- sichtigen. Wie wir nun aber gar nicht einsehen können, dass durch diese neue Benennungsweise für die Kryslallgestalten das Studium: der Mineralogie erleich- tert werden soll: so können wir auch dem Verf. die Berechtigung zur Einfüh- rung derselben nicht zugestehen. Die Krystallgestalten haben Namen und zwar sehr passende und diese müssen aufrecht erhalien werden, das ist eine heilige Pflicht, und würde der Verf. bei seiner grossen Produetivilät, die besten der längst anerkannten Namen mit, seiner Autorität abermals unterstützt haben: so würde er durch seine sonst verdienstliche Thätigkeit den. Fortschritt der Mine- ralogie wesentlich fördern, während er mit dieser neuen Sprache ein neues Hin- derniss ‚aufstellt. Diese neue Sprache ist die deutsche, und der Verf. ‚hat also ganz vergessen, dass die Wissenschaft nicht einem Volke, sondern der ganzen wissenschaftlichen Welt gehört. Die bisherige Terminologie ist eine allgemein verständliche und diesen Vorzug wird ihr Niemand. streitig machen. Ihr andrer Vorzug ist, dass sie der Mathematik entlehnt ist, also derjenigen Wissenschaft, welche die einfachste Sprache hat. Worin: das Unbequeme der bisherigen grie- chisch-mathematischen Namen liegt, vermögen wir nicht einzusehen. Jeder wer sich mit Krystallographie beschäftigt, muss die nöthigen mathematischen Kennt- nisse schon vorher erworben haben , das Unhequeme würde höchstens in den mathematischen Vorstudien liegen können. Nun aber die Einfachheit und Deut- lichkeit der vom Verf. eingeführten Namen, dafür ein Paar Beispiele: ‚‚ein plätt- lig - zweifachaberzwecklich - zweifachaberzähnlicher Zinnoberständling“, „‚einplätt- lich - zweifachkreislig - wendelkreislig -spindlig - wendelspindliger , zweifachrechts- trugspindliger , wendliger Apatitständling‘“, „ein vierfachlinkshalbpfriemänderlig- rechtshalbpfriemänderligwendelzahntäuschliger, halbsäuligständligdreifachkreisliger, *) Diese Zeitschrift Bd. 1. S. 471— 445.” 219 zweckliger Quarzaberzweckling‘“*, ‚, ein rechtshalbkranzligschwertliger, plättliger, firstlichkreuzgibliger, linksschwertliger linker Schwertling von schwefelsaurem Nickeloxydulkali‘‘ und ‚‚ein hinten rechtshalbrichtliger, dreifach vorn rechtshalb- richtliger, hinten linkshalbrichtliger, zweifachrechtsschärfliger, zweifachlinks- schärfliiger Oligoklasgiebling.“ Und diese halsbrechenden , schnurrigen Namen, in denen wir allerdings das onomatopoetische Talent des Verf. bewundern, sol- len einfacher und deutlicher sein als die bisher üblichen Symbole. Ob irgend ein Mineraloge des ganzen weiten Erdkreises, irgend ein Freund der Mineralo- gie Hrn. Volgers Begriffe von Einfachheit und Klarheit (heilen wird, das möch- ten wir stark bezweifeln. Nach diesem krystallographischen Handbuche zu uI- theilen ist Hr. Volger ein. unversöhnlicher Feind der: griechisch - mathematischen Namen und der nicht deutschen überhaupt, aber diese Feindschaft ist doch nur eine, scheinbare, ‚denn er ist immer noch ein Freund von Hemitropie „ Asteris- mus, Prisma u. dgl. und räumt auch den bisherigen krystallographischen Be- nennungen sogar mit Druckauszeichnung, wenn auch in Klammern, ein Plätzchen neben seinen auserwählten Kindern ein. Jeder Mineraloge wird es mit uns be- dauern, dass Hr. Volger von dieser Neuerungssucht befallen ist. 0. Volger, Arragonit:und Calcit. Eine Lösung des ältesten Wi- derspruches in der Krystallographie nebst Untersuchungen über den Asterismus der Krystalle. Zürich 1855. 8% — Das Räthsel der Mehrgestaltigkeit ist ge- löst, denn der Verf. liefert den Nachweis , dass die Unvereinbarkeit der Kıy- stallisätion der arragoniltischen und kalzitischen Species nicht aus einer Verschie- denheit der wirklichen Moleküle, sondern nur aus der Aggregationsweise dersel- ben entspringt und dass die gewissen Temperaturen und anderweitigen Ein- flüssen gehorchende Veränderliehkeit der Achsenverhältnisse der Moleküle die eine oder andere Aggregationsweise je nach den Umständen ermöglicht und also mit bedingt. Eine ausführlichere Arbeit über diesen Gegenstand stellt der Verf. ‘in Aussicht. & vw Hauer, Mineralanalysen. — 1) Augit von Walawa bei Honsberg in Böhmen ergab ir I em Kieselerde 52,04 52,66 Thonerde 1,15 Eisenoxydul 11,35 | n Kalkerde 18,87 == Talkerde 14,82 14,58 Wasser 0,51 =: Glähverlust woraus die Formel 3R0.2Si03 berechnet worden. — 2) Kr Yacht Kalkstein aus dem Eisensteinbergbau zu Wöülch ergab: Unlöslich 2,40 (Glim- mer), kohlensaures Eisenoxydul in Spuren, kohlensaure Kalkerde 92,52 und kohlensaure Talkerde 4,08. — 8) Umgewandelte a stalle von Wolfsberg bei ea in Böhmen Kieselerde 8,27 Kalkerde 9,93 Thonerde ie 46 Talkerde 11,06 Eisenoxyd 17,00 Wasser 1,85, 4) Rotheisenstein von Johannisthal in Steyermark enthält im Mittel 80,2 Eisenoxyd, nämlich in einer Probe 79,7, in einer andern 80,8, also 56,1 Pro- cent metallisches Eisen. — 5) Drei Braunkohlenproben a. von St.. Georgen. im Lavantthale, b. vom Wiesenbauer Bergbau ebenda und c. von: Guttaring: a b c Asche in 100 Theilen 3,5 10,2 25,7 Beducirte Gewichtstheile Blei 18,30 16,37 13,70 Wärme -Einheiten ‚14,36 87,00 30,96 Aequivalent einer Klafter 30zölligen weichen Holzes sind Centner 12,6 14,1 76,9 der Wassergehalt war unbedeutend. — 6) Angeblicher Serp Saat, ‚vom Berte Zdiar in Mähren in zwei Proben: 220 Kieselerde in 88,5, 111,88,88 1 Thonerde 15,42 Eisenpxydul 58 118,68 Talkerde 34,41 33,67 Wasser als Glühverlust 12,75 12,61 7) Angeblicher Skapolıth vom Berge Zdiar in Mähren in zwei Proben I II Kieselerde 56,91 57,28 Thonerde 2,50 Eisenoxydul 2,76 { 5,00 Talkerde 35,44 36,25 Wasser (Glühverlust) 1,51 Dieser Skapolith und Serpentin sind dieselben, welche Kenngott (cf. VI. p. 101.) als Psendophit und Eustalit beschrieben. — 8) Der Braunstein von Unter- steier an der Save lieferte 59,6 pCt. Mangansuperoxyd. Der Braunstein von Liehtenwald daselbst nur 36,3 pCt. Mangan. — 9) Andalusit von Landeck in Schlesien: 37,59 Kieselerde, 61,28 Thonerde, 0,50 Eisenoxyd, Spur von Kalkerde. — (Jahrb. geol. Reichsanst. VI. 154 — 158.) Derselbe, das schwefelhaltige Bleierz von Neusinkain Siebenbürgen. — Dies Erz tritt in einem zwischen Porphyren gangartig ein- ‚gelagerten Schiefer auf und zeigt alle Reactionen des Bleiglanzes. Das spec, ‚Gew. ist 5,715. Die Analyse ergab 69,31 Blei, 13,53 Schwefelsäure, 14,07 ‚Schwefel, welche auf 51,30 Bleioxyd, 39,61 Schwefelblei und 8,70 Schwefel ‚sich verlheilen. Schon mit der Loupe unterschied Haidinger die Schwefeltheil- ‚chen und ‚erkannte bei weiterer Prüfung das Gemenge, so dass von einer Mi- neralspecies hier nicht die Rede ist. (Edda. 1—9.) Kenngott, Mineralogische Notizen XVI. Folge — 1. Eine 'bemerkenswerthe Krystallbildung des Hausmannits von Ilmenau in Thü- ringen. Krystalle resp. Krystallgruppen des Hausmannits sind hier verwachsen mit bräunlichgrauem Calcit. Es sind Octaeder mit vierflächiger auf den Flächen ruhender Zuspitzung der Ecken. Die Octaederflächen sind triangulär gestreift parallel den Combinationskanten zwischen O und mOm. Bei weiterer Betrach- tung dieser Combination sieht man jedoch, dass sie nur eine Drillingsgestalt des quadratischen Systemes ist, indem die drei tessularischen Axen dreien qua- dratischen Hauptaxen entsprechen, welche bei gemeinschaftlichem Mittel- und Halbirungspuncte sich rechtwinklig durchkreuzen. — 2. Eine Krystallge- stalt. des Plagionit von Wolfsberg am Harz. Es ist eine klinorhombische Combination eines: Prisma mit zwei verschiedenen Querbemidomen in entgegen- ‚geseizter Stellung, nur einfacher als die von G. Rose in Poggendorffs Annalen XXVIII, 421. beschriebenen. — 3. Akanthit, neue Species der Silberglanze. Dies Mineral krystallisirt orthorhombisch, in sufgewachsenen spitzen Krystallen, deren genaue Messung noch nicht thunlich gewesen. Der Bruch ist uneben, die Bruchflächen glänzend, eisenschwarz, Metallglanz, vollkommen undurchsichtig; Härte 2,5; milde und geschmeidig: spec. Gew. 7,31 bis 7,86. Vor dem Löth- rohre fası dem Argentit gleich, schmilzt leicht und ruhig zu einer schwarzen Kugel, auf deren Oberfläche beim Erkalten dendritische Krystallbildung zu be- obachten ist. Beim längern Blasen erhält man ein Silberkorn. Die Krystalle sind meist auf kıystallisirten Argentit aufgewachsen. Fundort: Jeachimsthal in Böh- men. — 4. Vesuvian im Talkschiefer von Fahlun in zerstreut nadel- förmigen Kryställchen des quadratischen Systemes die Combination zweier Pris- men «P.; oP& darstellend, dunkelölgrün , stark durchscheinend. — 5. Kry- stallgestalten des Beudantit von Horhausen in Nassau. Sehr kleine scharf ausgebildet, entschieden rhomboedrische Krystalle auf dichtem fasrigen Limonit aufsitzend , gelblich ölgrün, vollkommen durchsichtig, stark glänzend, die Rhomboederflächen horizontal gestreift. — 6. Der Paraluminit, eine Abänderung des Aluminit,, Durch eine neue Berechnung der bekannten Analysen fand K. eine Vereinigung der abweichenden Resultate und stellt die 221 allgemeine Formel für den Aluminit so: m(GHO.Al203)-+3H0.S0;. In seiner einfachsten Form besteht das Mineral aus 29,814 Thonerde, 31,313 Wasser, und 23,202 Schwefelsaure als Hydrosulphat. Wegen der Prüfung und Verzlei- chung der Analysen von Marchand , Schmid, Wolff, Stromeyer, Backs, Haus- mann, Bucholz, Dumas , Berihier „ Lasaigne verweisen wir auf das Original. — (Sitzgsber. Wien. Akad. XV. 234 — 254.) Glocker, mineralogische Beobachtungen aus Mähren, — 1) Brauneisenslein und Psilomelan von Jacobau. - Erster kömmt wie es scheint hier nur in sogenannten Putzen in geringer Tiefe vor, ist dichter, gemeiner, theils rein, theils mit Quarzküörnern gemengt, z. Th. aber auch Pecheisenstein in kleinen derben Partien und als traubiger Ueberzug. Im vorigen Jahre wurde zugleich ein sehr ausgezeichneter lraubiger und nierenförmiger dichter Psilome- lan in reichlicher Menge gefördert,. welcher in Krusten den Branneisenstein be- deckt. — 2) Bitterkalkspath fand G. sehr schön im Talkschiefer an der Nord- seite von Lettowitz in nesterarligem Vorkommen. Er ist grossblättrig, von der vollkommensten rhomboedrischen Structur, isabellgelb und bräunlichgelb, schwach durchscheinend ;, braust schwach mit kalter Salzsäure und besteht aus 54,21 kohlensaurer Kalkerde , 39,55 kohlensaurer Talkerde und 6,13 kohlensauren Ei- senoxydul. Ein andrer grossblättriger Bitterkalkspath wurde im Talkschieferbruch auf der obersten Kuppe des steilen Jackwarzberges bei Zöblau gefunden und zwar in Form eines kurzen breiten Ganges. Ein drittes Vorkommen beobachtete G. im Talkschiefer bei Wermsdorf, welches 53,25 kohlensauren Kalk, 38,84 kohlensaurer Talkerde , 5,33 kohlensaures Eisenoxydul und 1,01 Wasser "bei der Analyse ergab, und ein viertes bei Hrubschütz. — 3) Pinguit von Sternberg, zeisiggrün , sehr weich, mild, sehr fetlig anzufühlen, im Striche blassgrün, ins Weissliche fallend, durchscheinend oder an den Kanten durchscheinend wurde als Ueberzug auf einem sehr aufgelösten blassgraulichgelben Thonschiefer der Grauwackenformation in einer Eısenerzgrube im Kühgraben beı Ritsch gefunden. Neu ist ferner das Vorkommen. in der Georgigrube im Walde Liskowitz. Hier erscheint der Pinguit in feinen kleinmuschligen Partien, gemengt mit feinkörni- gem Eisenglauz.. — 4) Pikrolith von Schönau bei Neutlitschein. In Schweden kommt der Pikrolith im Gneiss, in andern Ländern gewöhnlich im euglyphischen Serpenlin vor, hier bei Schönan aber im kleinkörnigen Augitgestein. Er ist blassberggrün, flachmuschlig, ganz dem schlesischen von Reichenstein gleich. Er bildet ein 3/4 bis 2 Linien starkes Gangtrum aufsilzend auf einem ungefähr ebenso starkem Trum von grünlichschwarzem und schwärzlich grünem eugly- phischen Serpentin, beide fest mit einander verwachsen, lassen sich in 2 bis 3 Einien: dicken Platten von dem Augitgesteiu ablösen. "Die Analyse dieses Pi- Krolithes lieferte 42,29 Kieselerde, 30,49 Talkerde, 9,98 Eisenoxydul, 15,55 ‘Wasser. — 5) Haarförmiger Glasquarz von Niemtschitz unweit Walchow. Es sind ausserordentlich dünne Röhren und haarförmige Stengel von !/3 bis 1 Zoll Länge theils' frei, theils zu faserigen Partien gruppirt, unter der Lupe rauh oder sehr fein gekörnt, durchscheinend , die dünnsten auch halbdurchsichtig, schimmernd bis glänzend, am freien Ende fein zugespitzt, theils gerade , theils unregelmässig gebogen, ganz starr und spröde, graulichweiss, stellenweise ochergelb oder braun, zuweilen unter einander durch ungemein zarte Querlamel- len desselben Quarzes verbunden, sehr locker aneinander gefügt. Sie sitzen in kleinen Höhlungen und Spalten dicht an gemeinem Brauneisensteine. — 6) Bergiheer, Erdpech und Ozokerit in der Karpathensandsteinformation. An einem Abhange des’ Stemmberges zwischen Malenowitz und Zlin, NO. von Napagedl fand: G. auf Klufiflächen eines kleinkörnigen breccienartigen Karpathensandstei- nes ein stark glänzendes schwärzlichbraunes uud pechschwarzes zähflüssiges Erdöl oder Bergtheer als ziemlich dicken Ueberzug; auch Bergtheer in kleinen Partien; muschliges Erdpech an mehren Orten z. B. eingesprengt und in klei- nen derben Partien in’ Begleitung kleiner Theilchen von Moorkohle in einem Kalkconglomierät: unweit Palkowitz bei Misteck, ferner im kalkigen Karpathen- sandstein an der Kabatschilzka unweit Friedeck. Als Ueberzug auf dichtem Sphä- rosiderit kommt Bergiheer in den Beskiden nicht selten vor. Beim Graben ei- 15 Kr 222 nes. neuen Brunnens in dem Boden, aus welchem die schwefelhaltige Quelle zwischen Neutischien und Libisch hervordringt, ist ein blass graulichgelber und gelblichgrauer, zuweilen auch braun gestreifter dichter Mergel zu Tage geför- dert, der mit Salzsäure ziemlich stark braust und den höchst angenehmen eigen- ihümlich aromatischen Geruch des Ozokerit in hohem Grade besitzt; es ist ein wahrer Özokerilmergel, der in der Keızenlichtilamme unter starkem Geruch zu einem schwarzen Korn brennt und hellbraunes durchschimmerndes Harz ausflies- sen lässt. (Jahrb. geol. Reichsanst VI. 935 — 103.) 0. Dieffenbach, Vorkommen von Chromerzen und ihre Verarbeitung in den Vereinten Staalen von Nordamerika. — Chromeisenerze sind in den“Staaten ziemlich allgemein verbreitet und zwar an zahlreichen Orten des grossen Ganggebirges, das sich über die meisten der at- lantischen Staaten erstreckt; meist Irelen sie Stockwerk- und lagerartig, hänfig auch in Gängen, ausschliesslich in Talk- und Cbloritschiefern auf. Oft sind die Schiefer der Salbänder mit Chromerzen imprägnirt. Man baut die Schiefer ab, pocht sie und wäscht das Erz aus. Oft ist dieses sogenannte Sanderz so mit Magneteisenerz und Korundkrystallen gemengt, dass dadurch der Chromoxyd- gehalt des Waschgutes wieder bedeutend herabgezogen wird. Der Chromoxyd- gehalt der derben Chromeisenerze variirt ungemein und ist nur an wenigen Or- ten bedeutend genug zur Verarbeitung der Erze. Zahllose Uebergänge in Mag- neteisenerz kommen vor und fast alle führen etwas Talk- und Thonerde. In einer reichen Varietät von Woolgulmine in Pensyivanien fand D. bei 61,13 Chrom- oxydgehalt 7,85 Talkerde und 10,54 Thonerde, in einer andern von Bar- Hill bei 48,5 Chromoxydgehalt 5,03 Talkerde und 6,19 Thonerde, in einer drilten von Waymannsfarm in Virginien bei 19 pCt. Chromoxyd Spuren von Talkerde und 3 pCt. Thonerde. Das Eisen scheint nur in den reichsten Varieläten als Oxydul vorhanden zu sein. Die Klüfte finden sich häufig mit Nickelsmaragd überzogen, auch Kämmererit von der Farbe des Lithionglimmers. Ein Stück von Lancaster Cy in Pennsylvanien enthielt Kieselerde 33,04 Magnesia 34,30 Thonerde 11,09 Soda u. Lithion 0,28 Chromoxyd 5,91 Rali 0,10 Eisenoxyd 1,33 Wasser 12,81 woraus die Formel 3(RO,Si03)+2(R203.Si03)+9MgO HO berechnet worden. Ge- genwärlig werden nur an einigen Plätzen Pennsylvaniens Chromeisenerze ge- wonnen, welche theils in den Chromwerken vou Philadelphia und Baltimore ver- arbeitet, Iheils nach England verschiffi werden. Die Gruben von Bar Hill un- weit Baltimore sind seil einigen Jahren ausser Betrieb. Die derben Erze wer- den in den Baltimorer Werken mit dem Hammer in etwa Faust dicke Stücke zer- schlagen, dann unter stehenden an einer Welle laufenden Mühlsteinen noch wei- ter zerkleinert und endlich in einer nach Art der gewöhnlichen Mahlmühlen kon- struirter Mühle zwischen horizontalen Steinen vollends fein gemahlen. Die Mühl- steine sind aus Chalcedonstücken zusammengefügt, die durch starke eiserne Ringe verbunden worden. Das fein gemahlene Erz wird mit dem gleichen Ge- wichtstheile gebrannten Kalkes, der durch Besprengen mit Wasser pulverisirt worden, gul gemengt und einem slarken Glüben im Flammofen übergeben. Ge- brannte Austerschalen sind zweckmässiger als der unreinere Steinkalk. Die Flammöfen sind den englischen Doppelrostöfen ähnlich , jedoch in 3 Elagen er- baut und erzeugen mehr Hitze. Jeder Heerd fasst gegen 20 Cr. Beschickung. Die Oefen sind aus feuerfesten Ziegelsteinen erbaut, mit Eisen dauerhaft ver- ankert. Die Beschickung wird dem obersten Heerde zuerst aufgegeben, der die Post gut austrocknet. Die Zeit des Glübens dauert 4 bis 5 Stunden bei höchster Hitze. Das Erz zersetzt sich soweit, dass es in verdünnter Salzsäure fast vollkommen löslich ist. Dem geglühten Gemenge werden 40 pCt. Pottasche zugeschlagen und dieses Gemeuge einem zweiten Ofen aufgegeben. Nach die- sem Glühen hat sich das Chromoxyd ziemlich vollständig oxydirt und mit dem Kaligehalt der Beschickung zu einfach chromsaurem Kali verbunden und auch der chromsaure Kalk zum grössten Theile seine Chromsäure an die stärkere 223 Basis abgegeben. Nun kömmt das Gemenge zum Auslaugen in hölzerne Aus- laugebottiche von je 400 Kubikfuss Gehalt. Die Rückstände halten gewöhnlich noch 1 bis 3 pCt. unzersetztes Erz ausser Eisenoxyd, Thonerde, Talkerde und Kalk, in der Lauge findet sich chromsanrer Kalk und chromsaures Natron. Die geklärte Lauge wird in flache eiserne Kessel von etwa 1660 Kubikfuss Raum gebracht, im 3/3 abgedampft und dann bis zur schwachsauren Reaction mit Schwefelsäure versetzt. Diese entzieht dem einfach chromsauren Kali einen Theil seines Kali und bildet schwefelsaures Kali, die frei gewordene Chroimnsäure ver- bindet sich mit dem übrigen chromsanren Kali zu doppelt chromsauren Kali. Ein Theil des schwefelsauren Kalis sehlägt sich verbunden mit schwefelsaurem Kalk nieder. Sobald die Lauge sich geklärt hat, wird sie in die Krystallisations- bottiche abgelassen. Am 4. oder 5. Tage, wenn die Kıystallisation beendigt ist, wird sie durch bleierne Heber ans den Wachsfässern entfernt und die Kry- stalle werden ausgebrochen, gewaschen und getrocknet. (Neues Jahrb. 533 — 539.) G. Geologie. H. Girard, geologische Wanderungen. 1. Wallis. Vivarais. Velay. Halle 1855. 8%. — Der Verf. schildert in Briefform, mit Einfügung von Reiseerlebnissen und allgemeinen Betrachtungen die allge- meinen Verhältnisse des Wallis, die Geologie der Alpen im Grossen und Gan- zen, die geologischen Verhältnisse des Wallis, das Eringer Thal und die Süd- seite des Rhonethales, Geologie des Annivier Thales, Profil der Gebirgsmasse zwischen dem Annivier und Turtmannthale, die Mineralien des Annivier Thales, das Annivier Thal und die Anniviarden, die Gegend von Leuk, von Sitten und die Anthracite, das Bad von Saxon, das untere Wallis und obere Waadtland, das Vivarrais und seine ältern Gesteine, Basalte und Vulkane im Vivarrais, La Coupe d’Ayzac, La Gravenne de Montpezat, das Velay, die Umgebung von Le Puy, Rocherouge und das Basaltplateau und die Phonolithe. Fr. Fötterle, die geologische Uebersichtskarte des mitt- lern Theilesvon Südamerika. Mit einem Vorworte von W. Haidinger. Wien 1854. 80%. — Während die geologischen Verhältnisse Nordamerikas schon seit einer Reihe von Jahren von Staats- und Privatwegen auf das eifrigste und gründlichste erforscht werden, herrscht in den südamerikanischen Staaten noch. immer völlige Unthätigkeit. Alles was wir über den geologischen Bau dieses unge- heuren Continentes wissen, verdanken wır europäischen Reisenden und da diese die geologischen Untersuchungen nicht zu ihrem ausschliesslichen oder Haupt- zweck machten: so konnten ihre Mittheilungen auch nicht erschopfend und be- friedigend ausfallen. Geologische Karten und Durchschnitte existiren nur von einigen kleinern Districten. Das Material ist überall zerstreut und kaum eine Uebersicht zu gewinnen. Es verdient daher die vollste Anerkennung, dass der Verf. dieses gesammtie Material zusammengestellt und danach eine geologische Karte des grössern Theiles von Südamerika entworfen bat. Es sind auf der Karte die Formationen in 15 Farben und ausserdem die Gold-, Diamanten-, Ei- senstein- und Kohlenlager besonders angegeben. Der Text zählt die Literatur auf und gibt Bemerkungen über die einzelnen Formationen. v. Warnsdorff, über die geognoslischen Verhältnisse von Carlsbad. — Der Verf. tritt der früher beilänfig geäusserten Ansicht entge- gen, dass die neu gefasste Quelle im Militärbadehause ans Hornsteingranit oder v. Hoffs Granitbreccie hervorbreche. Beim Grundgraben zum neuen Militärbade- hause eröffnete man die Quelle in etwa 6 bis 8 Ellen Tiefe unter einer Decke von Turf, einer starken Geröllschicht, vorwaltend aus Granit, Quarz, und Blök- ken von grauem Hornstein sowie Sand und Grus bestehend und einer 2 bis 3 Fuss starken Thonschicht. Die Quelle bricht theils aus den Klüften eines 3 bis 4 Fuss mächtigen Hornsteinganges, theils aus Klüften des hangenden Nebenge- steines desselben hervor. Der Gang streicht h 10,5, fällt 70 bis 750 in SW. und besteht zur Hälfte im Liegenden aus rothbraunem und zur andern Hälfte im Hangeuden aus granem Hornstein. Das Nebengestein ist aufgelöster Granit, der das Ansehn eines groben Sandsteines hat. Die rothbraune Hälfte zeigt An- deutung zu lagerartiger Structur, der graue Hornstein ist von gleichartigerer + Beschaffenheit, meist aber unrein. Die Klüfte in, diesem Gange, auf denen das 38 bis 390 R. warme Mineralwasser mit Druck ausbricht, sind mit einem gelb- lich weissen Pulver belegt und das Gang- und Nebengestein ist durch das Was- ser vollständig erwärmt. Der graue Hornstein enthält grössere und kleinere Bruchstücke von Granit und unyegelmässige Partien von. leicht verwitterbarem Schwefelkies. Im rothen Hornstein kommen häufig rundliche, nicht selten aber auch scharfkantige Bruchstücke einer pechsteinartigen Masse vor sowie länglich runde Mandeln von Achat und Chalcedon. Das Streichen des Ganges passt ge- nau auf den am Bernhardsfelsen beifder Felsen - oder Stephansquelle anstehen- den Gang, der nur noch die graue Hornsteinhälfte zeigt. Es unterliegt kaum einen Zweifel, dass die Mineralquellen Karlsbads in der Hauptsache auf diesem Gange emporsteigen und theils auf ihm selbst theils aus seinem hangenden Ne- bengesteine .hervorbrechen. Der Eingangs erwähnte Hornsteingranit ist. theils feinköroiger theils grobkörniger mehr weniger ausgelaugler und yerkieselter Gra- nit, der von einem mächtigen Hornsteingange mit sehr vielen schmälern Ge- fährten durchsetzt wird. Ist der Hornstein selbst ein Quellenproduct wie wahr- scheinlich: so muss es eine Zeit gegeben haben, in der das Mineralwasser aus der geöffneten Gangspalte hervorstieg. Die Richtung dieser Hauptgangsspalte ist parallel der Erhebungslinie des Thüringer- und Böhmerwaldgebirges und folgt in der Hauptsache hier dem Contact der vorhandenen beidcrlei Granite. (Jahrb. geol. Reichsanst. VI. 88 — 94.) Fröhlich, das Gebiet der Mineralquellen bei Rohitsch, — Der Boden, dem diese Quellen entspringen, ist durch die Zerworfenheit aller dortigen selbst der terliären Gebirgsschichten und durch das Vorkommen vul- eanischer, im benachbarten Croatien befindlicher Gesteine ausgezeichnet. Bisher kannte man im Rohitscher Quellengebiete nur zwei Varieläten von Sauerbrunnen, deren eine dem steierisch ständischen Tempelbrunnen mit reichem Gehalt von Kalk- und Magnesiacarbonat sowie von Natronsulphat, die andere, die ausge- zeichnete Natrokrene, den Ignazbrunnen zu Repräsentanten hat. Durch Ferstl’s Analyse eines neu entdeckten Säuerlings jener Gegend ist eine dritte Varietät bekannt geworden, welche sich durch eine sehr einfache chemische Constitution mit Reichthum an freier Kohlensäure und durch Bestandtheile characterisirt, die sehr an Jene des Dolomites erinnern. (Ebda. 165.) K. Peters, Geologie des mittlern Theiles von Unterkärn- ten im Gebiete der Mettnitz, der mittlern Gurk und des Glanflusses. — Dieses Terrain, umschlossen von den bis 2000 Fuss hohen Vorbergen in Längenzügen zwischen den genannten Flüssen successive bis zur Höhe von 6000 bis 6800 Fuss ansteigend, besteht grösstentheils aus Urtbonschiefer, welcher einzelne grös- sere Lager von Granatenführendem Glimmerschiefer umfasst. Nebst vielen klei- nen Lagern von körnigem Kalk, der bei Pörtschach, Tiefen u. a. O. als Werk- slein verarbeitet wird , enthält dieser Schiefercomplex das NW.Ende des Hütten- berger Lagerzuges, bestehend aus kıystallinischem Kalk mit den in der Gegend von Friesch bei Olsa und Micheldorf am Gaisberge, in Gundersdorf und Maria Weitschach abgebaueten Lagern von Spatheisenstein und Brauneisenstein. Dieser Lagerzug ist von dem Krems Turracher, welcher sich theils zwischen dem kry- stallinischen Gebirge und der Steinkohlenformatiou, 1heils in letzterer befindet, vollständig geschieden ; nur einige Eisenerzvorkommen von untergeordneter Be- deutung stellen eine geographische Verbindung unter ihnen her. Es kann daher von einem südlichen Eisenerzzuge, welcher dem an der Nordseite der Alpen in einem geologischen Horizonte streichenden Spatheisensteinzuge analog wäre, kaum die Rede sein. Andere technisch wichtige Mineralien enthält diese Gegend nicht. Die in alter Zeit ausgebeuteten Bleierzgänge bei Meisselding und die im körnigen Kalk bei Keutschach, SW. von Klagenfurt, vorkommenden Bleiglanze dürfte kaum je einen Bergbetrieb lohnen. (Ebda. 166.) Jokely, über das Urthonschiefergebiet in der Mitte Böh- mens. — Der Urthonschiefer bildet zwei isolirte, rings von Granit begränzte, mebr weniger deutlich muldenförmig eutwickelte Gebirgspartien, die bei vorherr- schender Längenerstreckung eine Richtung von NON nach SWS besitzen, Die 225 eine Partie fängt’in N. von Hochchlumetz an und erstreckt sich über ’Zahoran, Zdiakow bis Newiesitz, die andern bei Zduchowitz beginnend verläuft über Gross- und Kleinkraschtitz, Mirowitz und Rakowitz bis Sedlitz. Als Hauptge- birgsglieder treten auf: Phyllıte, Thonschiefer, grüne Schiefer, Quarzite, Quarzit- schiefer und gneissartige Gebilde, als untergeordnet: Dioritschiefer mit Diori- ten und Dioritporphyren, Amphibolit und Amphibolitschiefer, körnige Kalksteine, Felsitporphyre und granitähnliche Bildungen, endlich Manganerze und Brauneisen- steine. Die Phyllite treten in Verbindung mit den gneissartigen Bildungen als Grenzglieder der Formation, während die unkrystallinischen Thonschiefer, von jenen ringsumschlossen die Mitte der stellenweise muldenförmig entwickelien Gebirgstheile einnehmen. Die grünen Schiefer begleiten die Diorıte fast aller- wärts und stehen zu ihnen in su naher Beziehung, dass man zwischen beiden einen genetischen Zusammenhang anzunehmen berechtigt wird. Die Diorite und Dioritporphyre, mit den Dioritschiefer innig verschmolzen und innerhalb dieser in Nestern oder Stöcken ausgeschieden, bilden zusammen Lagergänge. Die Am- phibolite und körnigen Kalksteine sind dem Urthonschiefer als Lager eingeschal- let, ebenso die Porpliyre. Am mächtigsten treten die Amphibolite in der Ge- gend von Mirotitz auf, von wo sie sich bei SWStreichen bis Skworetitz hinzie- hen und überdiess noch bei Sedlitz und Lukowitz erscheinen. Mächtige Kalk- steinlager bietet die Gegend von Skauby, Pocepitz, Zahoran , Unternernstetz und Mischitz. Unter den Porphyren, die stets Quarzkörner führen, sind Felsit- porpbyre von grünlichgrauen oder röthlichbraunen Farben die herrschenden. Schiefriger Porphyr zeigt: sich namentlich an der Grenze der Porphyrlager, oft auch unmittelbar aus den gneissarligen Gebirgsgliedern,, wenn diese eine micro- krystallinische bis dichte Beschaffenheit annehmen ; durch deutlich krystallinisch körnige Ausbildung der Felsitgrundmasse hingegen resultiren granitähnliche Ge- steine, die mit den Graniliten G. Rose’s identisch sein dürften. Hinsichtlich des bergmännischen Interesses ist blos das Vorkommen der Manganerze und Brauneisensteine beachtenswerth. Erstere wurden bei Zahoran abgebauet, aber der Bau war nicht ergiebig genug, letztere lager- und putzenförmig dem Phyl- lit eingelagert, werden bei Mislin und Mirowitz gewonnen, (Eöda. 167.) A. Doening, über die Steinbrüche bei Kischenew, der Hauptstadt Bessarabiens. — Nach Nordmann gehören die Umgebungen Kische- news einer tertiären Bildung, älter als der tertiäre Kalk von Odessa. Unmit- telbar bei Kischenew ım ©. am rechten Ufer des Byk befinden sich mehre Stein» brüche, deren grösster folgendes Profil von oben nach unten bietet: 1) Humus mit Sand gemengt, 3"/2'; 2) Thon mit etwas Sand und feingebröckeltem Süss- wasserconchylien, 8°, mit seltenen Elephanten- und Rhinocerotenresten ; 3) Po- röser, zerirümmerter Kalkstein, von bimsteinähnlichen Ansehen, 8°; 4) sehr regelmässig wellenförmiger Kalkstein, 5°/4°; 5) compacten Kalkstein bie zu 28° Mächtigkeit aufgeschlossen. Nur letztrer liefert schöne Conchylien und Corallen, welche die Höhlen ausfüllen und im Kalkstein eingebettet sind. In Spalten und Höhlen nur hie und da durch Sinter verkittet kommen Knochen vor. Diese sind eigenthümlich petrifieirt, sehr schwer und von Farbe braun. Ihr Inneres erfüllt eine lichibraune feuersteinähnliche Masse. In den Steinbrüchen südöst- lich von Kischenew bei Brailowa kommen ebenfalls Conchylien vor, doch sind andere Gattungen herrschend. Der Kalkstein ist hier weniger compact und lässt sich sehr leicht bearbeiten. Seine Schichten liegen horizontal, sind ohne Spal- ten und Höhlungen. Unter den Knochen findet sich angeblich ein Phokakiefer und Wallrosswirbel.e. Die Conchylien sind Turbo Omaliusi dO Trochus Adelae dO Trochus Hommairei dO = Phillipsi n. sp. - Blainvillei dO - Nordmanni n. sp. - podolicus Dub Phasianella bessarabica dO - Cordieranus dO - Kischenewae dO - Feneonanus d® Buccinum dissitum Eichw - Rollandanus dO - Verneuilli dO - Woronzovi dO Cerithium Menetriesi dO 296; Cerithium Taitbouti dO Mytilus Denisanus dO ya - Comperi dO - inerassatus dO Cardium protraetum Eichw Mactra vitaliana dO- - Loveni n. Sp. - ponderosa Eichw - Fischeranum n. sp. Venus ponderosa dO Mytilus marginatus dO Solen vagina L (Erman’s Archiv XIV. 479 — 485. Tf. 2.) Die Heilquellen Transbaikaliens. — Im Kreise Werchne Udinsk sind ausser dem bekannten Turkiner Quellen die von Pogramin beach- tenswerth. Sie liegen in einer Aachen Niederung, die von unbedeutenden Höhen begrenzt wird. Sie öffnen sich im März und fliessen gewöhlich nur zwei Mo- nat, im Sommer sind sie schwächer. Ehe die Quelle hervorbricht, beginnt das Terrain mit einer merklichen Erschütterung sich zu heben und indem es nach einigen Tagen mit dumpfen Krachen auseinander borstet, bildet es eine Versenkung, aus welcher die mit kohlensaurem Gas geschwängerteu Wasser zum Vorschein kommen. Seit einiger Zeit sind bei der Quelle Häuser zum Anufent- halt für Badegäste errichtet. Die Analyse des Wassers ergab in einem Pfund 12,81 Gran schwefelsaures Natron, 0,99 Gran salzsaures Natron, 8,75 kohlen- saure Magnesia, 5,52 kohlensaurer Kalk und 25,158 Gran kohlensaures Gas. Im Distriet Bargusin des Kreises Werchne Udinsk finden sich gegen 30 verschie- dene Mineralguellen, von denen mehre benutzt werden. Sie sind über das ganze Land zerstreut, z. Th. in geringer Entfernung von dem See, vom Cap Swjatoi Nos abwärts bis Nijner Angarsk, z. Tb. an beiden Seiten des Flusses Bargusin, noch andere befinden sich in den Bergen, an den Bächen im Innern und eine sehr bedeutende Schwefelquelle in dem Bauntsee. Auf dem ganzen Raume vom Baikal bis Werchne Udinsk von der einen und bis zum Bannt von der andern Seite scheint eine mächtige unterirdische Kraft sich. geltend zu machen, welche alle diese heissen Qnellen erzeugt. Die Gegend ist vulcanisch, obwohl Erdbeben selten verspürt werden. Die Hanptquellen sind folgende. Die Gusichinchen Quellen am Flüsschen Malaja Gusicha in 7 Quellen einer sandigen Felsenwand hervorströmend. Sie bedecken die Steine mit einem weisslichen Niederschlag, der blaues Papier gelb färbt, ihr Wasser hat + 450,4. Die Quel- len am Fiusse Ura sind stärker, mehr als 20 entströmen bier dem Sandfelsen, mit 4505 R, übrigens gleichen sie den Gusichinchern. Von den kalten Quellen im Bezirk werden auch einige zum Waschen, Trinken, ja zum blossen An- sehen für Augenübel benutzt. Die Mineralguellen des Nertschinsker Kreises sind Sauerlinge, Eisen-.und Schwefelguellen. Zu den Sänerlingen gehört die Sjulsiner Quelle NW von Nertschinsk unweit des Dorfes Sjulsi, in einem schö- nen Thale und erst seit 1836 bekannt; ausser Kohlensäure enthält sie viel Eisen, etwas Magnesia und Schwefel. Die Borisowsche Quelle nördlich von Nertschinsk bei dem Dorfe Borisowka ‘an der Schilka, 1834 entdeckt. Die Steinquelle SW von Nertschinsk bei Andronikowo; die Savitiner bei dem Dorfe Sawitaja, unregelmässig fliessend; die Kutomarschen Quellen am Flusse Kuto- mar, früber sehr zahlreich besucht; die Uljatujer im Thale Ulan-Bulak sehr be- rübmt, magnesiareich; die Knjase-Uruljiner am Flusse Ingoda 1828 entdeckt; die Uldurginer ebenda von den Burgäten wegen ihrer Heilkraft angebetet; die Darasuner bei (lem Dorfe Darasun sehr besucht; die Ulinbulaker am Bache Aga in sumpfigem Boden, im Winter von Burgäten benutzt; die Tschitzsche bei dem gleichnamigen Dorfe, wenig bekannt; die Ilische am Flusse Onon, ebenfalls wenig bekannt; die Arschandnjer an der Grenzfestung Aschinsk von den Grenz- kosaken besucht; die Dumminer in derselben Gegend von geringer Heilkraft ; die Urejer am Flusse Urej ganz vorzüglich, sehr reich an Kohlensäure; die Manguter ebenfalls im Gebiete des Onon, sehr berühmt; die Byrziner bei Ongo- zon besonders viel von Burjäten und Tungusen benutzt. Alle diese Quellen werden von Leuten aller Art ohne ärztlichen Rath benutzt, sobald die üblichen Hausmittel ihre Wirkung versagen. Die warmen Sclwefelguellen werden mit grossem Erfolg bei erblicher Syphilis, Rheumatismen und Hautübeln angewen- det, die sauren in allen andern chronischen Gebrechen, (Erman’s Archiv XIV. 377 — 382.) 227 _ Huyssen, die Soolquellen des westphälischen Kreidege- birges ihr Vorkommen und mulhmasslicher Ursprung. — Der Verf. verbreitet sich in diuser umfangsreichen Abhandlung, auf die wir unsere Leser durch nur eine kurze Inhaltsanzeige aufmerksam machen können, zunächst über das Soolenführende Gebirge, dann über die Soolquellen selbst und zwar über die des Hellwegs, über die zwischen Hellweg und Lippe, über die am Nordrande des Münsterschen Beckens. (Geol. Zeitschr. VII. 17— 252.) Th. Liebe, Notizen über die Beimengungen der Zech- steinkalke und ihre Beziehungen zur Färbung derselben. — Die Farbe der dolomitischen Kalke des Elsterthales schwankt zwischen gran- schwarz, granlichblau, graulichweiss und röthlichbraungelb. - Als Beimengungen führen sie Glimmer, zumal die dunklern, welche unzählige kleine höchstens eine Linie grosse Schüppchen führen; ferner Quarz. Die Körner dieses sind in den Kalken erst bei starker Vergrösserung erkenntlich ‚und rundlich , in den Mergeln sind sie grösser und zahlreicher. Auch abgerundete z. Th. flache Grauwacken- bröckehen von verschieduer Grösse kommen im conglomeratischen Zechstein vor unmittelbar über dem Weissliegenden und influiren elwas auf die Färbung, während der Quarz und Glimmer kaum auf den Farbenton Einfluss haben. Be- handelt man die Dolomite mit verdünnter kalter Salzsäure so lange, bis man gewiss ist, nur die von den äusseın möglicher Weise elwas oxydirten Lagen befreieten Dolomitrhomboeder vor sich zu haben: so bilden diese ein weisses, nur wenig in das Gelbliche geneigtes Pulver und erscheinen auch unter dem Microskop weiss, durchscheinend bis undurchsichtig. Nach raschem sorgfälti- gen Schlammen und Auswaschen chemisch untersucht zeigen sie nur koblensau» res Eisenoxyd als vicarirenden Bestandtheil und keine Spur von Oxyd. Weni- ger lange und mit mehr verdünnter Säure behandelt sieht das erhaltene Pulver gelblicher aus und enthält mehr weniger Spuren von Oxyd. Demnach scheint das kohlensaure Eisenoxydul nicht im frischen Zustand, wohl aber in den ersten Stadien der Sauerstoffaufnahme zu dem Gelb in den gelbbraunen Dolomiten beizutragen, wie denn auch der in seiner Reinheit fast weisse körnige Spath- eisenstein allmählig dunkelt, ohne dass man anfangs noch eine Abnahme des Kohlensäuregehaltes chemisch nachweissen kann. Diese zarte Vergilbung lässt sich aueh an vielen schwärzlich grauen Kalken des dunkeln Kalkzechsteins am frischen Bruch durch die ganzen Gesleinsstücke hindurch wahrnehmen und ist nicht mit der eigentlichen Umwandlung in Eisenoxydhydrat zu verwechseln. Diese Metamorphose ist dagegen bemerklich durch eine von den Kluft- und ältern Spaltungsflächen aus zonenarlig nach Innen vorschreitende scharf abge- grenzte vollständige Farbenverwandlung, welche-nicht immer von einer Verrin- gerung der Zahigkeit begleitet ist und der namentlich die härteren Dolomite und nicht zu duukeln Kalke ausgesetzt sind. Sehr dunkle Kalke zeigen die Umwand- lung gar nicht oder nur in geringerem Grade, wahrscheinlich wegen der redu- eirend wirkenden organischen Substanzen. Sie findet sich am häufigsten im Ge- biete des obern Kalkschiefers und Mergelzechsteines.und bedingt eine ziemlich intensive graugelbe Faıbung. Das so entstandene Eisenoxydhydrat löst sich beim Digeriren mit kalter verdünnter Salzsäure vollständig. Am deutlichsten erkenn- bar ist die Umfärbung an den Wänden der Dolomitböhlungen und in der Grund- masse, in der die Dolomitrhomboeder eingeschlossen sind. Eine sehr schwie- rig durch Experimente zu entscheidende Frage ist die nach dem Wassergehalt des Oxydes. L. nahm dafür die Formel des Branneisenerzes an, obwohl die Wassermenge hie und da grösser ist. Die intensiv bräunlichgelbe Farbe gewis- ser Kalke vorzüglich des Kalkzechsteingebietes wird jedoch nicht durch Eisen- oxydhydrat für sich, sondern durch beigemengte röthlichgelbe bis röthlichgelb- braune eisenoxydhallige Silicate hervorgebracht, welche in verdünnter Salzsäure unlöslich,. in kochender Salpetersäure löslich sind und eine ziemlich verschie- denartige Zusammensetzung haben mögen. Da diese Kalke der Grauwacke un- mittelbar auflagern oder wenigstens in unmittelbarer Nähe liegen: so könnte die färbende Beimengung aus deren Zersetzung hervorgegangen sein. Braunrothe Silicate in ähnlichen Verhalten finden sich nur im obersten Formationsgliede, 298 im rothen. Zechsteinmergel, wo sie den Mergel zum guten Theil zusammensetzen: und die darauf verstreulen Kalkbänke und Kalkconcretionen ganz. oder flecken- weise röthlich färben. Sie enthalten weniger Thonerde und mehr Eisenoxyd als: die gelben Silicate und scheinen aüf zerstörte Massen des Rothliegenden und der rothen Porphyre zurückzuführen zu sein. Glüht man den Rückstand, welcher bei dem Auflösen der hellen gräulichen, bläulichen und schwärzlichen Kalke hinterbleibt, in einem weiten Tigel bei Luftzutritt zur Zerstörung der kalkıgen Beimengungen, so wird er meist etwas heller, verliert aber das Grau allermeist nicht. Dieses hat seinen Grund in gebundenem Eisenoxydul, denn wenn man das heisse Pulver mit Salpetersäure besprengt, wird es sogleich röthlichweiss’ bis hellroth und: lässt sich dann meist nach erfolgter vollständiger Oxydalion mittelst Salzsäure das Eisen ausziehen, zusammen mit Kieselsäure, etwas Thon- erde und Spuren von alkalischen Erden, wobei der Rückstand (Thon- und Kie- selerde) nach dem Trocknen weiss wird. Durch Reduction aus dem Oxyd bei Gelegenheit der Verbrennung der organischen Beimengung kann das Oxydul nicht entstanden sein, denn die Erscheinung lässt sich auch bei fast weissen Dolomi- ten mit kaum einer Spur von organischer Substanz sehr schön beobachten. Auch kommt sie minder schön ganz allgemein vor und die Rückstände, welche von fast ganz kohle- und ölfreien grobkörnigen Dolomiten der Rauchwacke und des Kalkzechsteins herrühren und schon dirch die gelben eisenhaltigen Silicate gelb- grau gefärbt sind werden zwar beim Glühen röthlich grau, nehmen aber beim Befeuchten mit Salpetersäure plötzlich eine noch weil intensivere rothe Farbe an. E. untersuchte’ auch die dunkeln und- bläulichen Kalke anf Phosphorsäure. Die Gegenwart von phosporsauren Eisenverbindungen,, welche dem Triphylla, Vivia- nit, Heterosit ete. ähnlich sind, hätte nicht nur einerseits die blaue Farbe voll- ständig erklärt, sondern sie hätte auf der andern Seite sich selbst durch die Verwesung organischer Substanzen und die dadurch bedingte Desoxydation und Phosphorsäureabgabe auch sehr leicht erklären lassen. Die chemische Unter- suchung lehrte Anderes. Phosphorsäure liess sich zwar in der grössern Hälfte der Gesteine auch ın den hellen versteinerungsleeren Dolomiten nachweisen allein nur in so geringen Spuren, dass nur nach der durch den Schwefelammonnieder- schlag bewirkten Concentration aus den Lösungen grösserer Stückchen die empfind- liche Reaction des molybdänsauren Ammoniaks auf sie führte. Hiebei zeigten die gelben, grauen und blauen Kalke keinen Unterschied. Nur in drei sehr versteinerungsreichen Kalken von Röbsen und aus dem Bramenthale bei Gera des dunkeln Kalkzechsteines war die Phosphorsäure commensurahel. Diese Mer- gel sind schwärzlich bis bräunlichgrau und enthalten unzählige Reste von Pro- duetus horridus, Terebratula Schlotheimi, Spirifer undulatus etc. Die Proben enthielten: I II IH Verbrennliches 2,67 Unlösliches 50,325 2806. 41,88 Kohlensaure Kalkerde 48,01 54,15 40,82 Kohlensaure Talkerde 1,62 2,11 5,14 Thonerde 9,22 7,83 2,66 Eisenoxyd 0,71 1,45 1,97 Eisenoxydul 8,27 2,36 8,56 Kieselsäure 0,34 0,23 0,17 Phosphorsäure 0,09 0,21 1,33 Kupfer und Mangan Spur Spur Spur Verlust, Wasser, Kohlensäure 3,75 3,65 2,97 100,00 100,00 100,00 Die Zusammensetzung der Mergel weicht hinsichtlich der Verhältnisse von der anderer benachbarte Zechsteinlagen ziemlich ab durch mehr lösliche Thonerde und lösliches Eisenoxydul, das nicht an Köhlensäure gebunden sein kann und dies spräche für eine Verbindung von Phosphorsäure und Eisenoxydnl. Nach der Formel des Vivianit berechnet resultiren für I. 0,31, für I. 0,72, II. 4,57 pC. Eisenphospat. Da im Allgemeinen die Gesteine, die bläulichen wie die 229 gelben, nur sehr schwache Spuren von Phosporsäure erkennen lassen und die drei Mergelproben vom Ausgehenden der Schichten herrührend secundären Ein- flüssen zu sehr ausgeselzt waren: so darf nun kein zu grosses Gewicht auf den Phosphorsaurebefund gelegt werden zumal da wenn Eisenphosphate z. B. die blaue Farbe bedingten, nach der Beobachtung am Vivianit und Heterosit eine Bläuung der Gesteine von aussen herein vorausgesetzt werden könnte. Es ist indess nicht zu leugnen, dass die geringen Beimengungen von phosphorsauren Salzen ein kleinwenig sei es zur bräunlichen oder bläulichen beitragen können. Hier darf’ nicht unerwähnt ‚bleiben, dass die bläulichen und dunkeln Kalke und Mergel mehr Kälkerde, Talkerde und Eisenoxydul enthalten, als man errechnen kann, — Kohlensaures Manganoxydul fand sich in den reinen Proben des Geraischen Zech- sleines so wenig wie in. den Salzburgischen Dolomiten. Nur in wenigen. Fällen wurden geringe (Quantitäten beobachtet. Dies ist bei der Menge in der -Rauch- wacke sehr beachtenswerth. Malachit und Kupferlasur treten nur als eingestreute Körner, als Höhlungsauskleidungen und. als Ueberzuge auf. Bleiglanz durch- schwärmt-in kleinen Aederchen die Kalke: des weissen Kalkzechsteines und Mer- gelzechsteines, deren Bildung in aller Ruhe vor sich gegangen ist, denn auch unversehrte Productus horridus sjnd mit Bleiglanzwürfeln ausgekleidet. Als’Fär- bungsmiltel spielen organische Stoffe: noch eine bedeutende Rolle. L. unter- schied bei der Untersuchung folgende: dunkelkastauienbraune durchscheinende unregelmässige Plättchen,, welche in. Alkohol nicht, in Aether nur etwas löslich sind. Sie scheinen harziger Natur zu sein. Im Schanm und Bodensatz bemerkt man unter dem Mieroskop eine lockere schwärzlich braune, fein zertheilte flockig- körnige Masse, welche ein sehr kohlereiches Zersetzungsproduct zu sein scheint. Sie ist'in Aether und Alkohol unlöslich, etwas löslich in Terpentin und rectifi- eirten Steinöl. Die aufschwimmende Materie besteht aus einer Mischung von Oeltröpfehen ‚mit Wasser, der vorher beschriebenen schweren kohligen Substanz und mit emporgerissenen feinen mineralischen Theilchen. Das reine Oel ist leicht löslich in Terpentin- und Steinöl, ziemlich schwer und unvollständig in Aether. In Alkohol vertheilt es sich mit grosser Leichtigkeit in sehr kleine Tröpfchen, scheint sich aber nicht zu lösen. Die Tröpfchen sind im auffallen- den Licht hellgelb bis bräunlichschwarz, im durchfallenden hellgelb bis ölgrün und grünlichbraun. Das hellere Oel ist leichtflüssig, leichtflüchtig und findet sich mehr in den jängern hellen Kalken, vorzüglich in den dichten, festen, hel- len Dolomiten,; während das dunklere mehr in den: ältern dunklern Kalken ent- haltene zähflüssiger und: so ‘schwer fast wie Wasser ist und sich ‘langsam ver- flüchtig. Bei der. irocknen Destillation gibt das bräunlich graue Pulver der dunkeln Kalke unter Anwendung nicht zw starker Hitze als Zerseizungsproducte Gase, worunter Köhlensäure, Kohlenwasserstoffe und zwei flüchlige Oele, ferner mit stark sauren Brandsäuren gemischtes Wasser, viel gelbliche Oeltropfen, einen nicht flüssigen schwerflüchtigen dunkelbraunen Theer und als Residuum kohliges Pulver. Zur höhern oder tiefera Färbung, zur Hervorbringung des Blau trägt wesentlich die Structur des Gesteines mit bei, indem durch die grössere oder geringere Reinheit, durch die gröbern oder feinkörnige kıystallinische Ausbil- dung die Zurückstrahlung des Lichtes bedeutend modifieirt wird. Das’ Oel dringt zwischen die kleinen Krystalle und in dıe zarten Spaltungsrisse ‚derselben ein. Daher erscheinen die Kalke eben so dunkel und noch dunkler als die Mergel, obgleich diese weit reicher an dunkel färbenden Beimengungen sind. (Wet- terauer Jahresber. 1855. 127 — 143.) Gl. Palaeontologie. Göppert, Flora als Kupferschiefer- gebirges. — Ber Verf. hat die Flora dieser Formation bearbeitet und wird die- selbe von Tafeln begleitet in den: Leopoldiner Akten herausgeben. Die bisher nur auf 40 belaufende Artenzahl ist auf 218 erhöht, die sich auf folgende: Fa- milien vertheilen: Algae: 2 | Filices: 116 Aphlebia 2 Equisetaceae 3 | incl. : ! Steirophyllum I : Ealamitae 11 Pachypteris' 5 Lycopodiaceae 12 16 230 Gramineae 1 Annulariae 3 “ Früchte 6, deren genaue Noeggerathiae 1 Cycadeae 7 Unterordnung nicht Palmae 3 Walchieae 6 immer zu ermilteln Stigmaria 1 Cupressineae 9 ist, Sigillariae 2 Abielineae 9 Im Allgemeinen repräsentirt diese Uebersicht den grössten Theil der Pflanzenfa- milien, welche auch in der Steinkohlenflor auftreten. Die bisher aufgeführten Algen gehören meist zu den Cupressineen, welche damit zuerst erscheinen, eben- so die Walchien, welche die Lycopodiacen mit den Coniferen verbinden. Die Lycopodiaceen selbst sind nur spärlich vertreten. Die Zahlen der Farren stei- gert sich durch die Psaronien beträchtlich. Mit der Uebergangsflora und zwar der jüngsten theilt die permische nur 2 Arten, mit der triasischen wie es scheint gar keine. Die Lykopodiaceen, Nöggerathien, 'Stigmarien, Sigillarien, Asterophyl- liten, Annularien und Walchien erscheinen in der permischen Flora zum letzten Male, wodurch sich die paläozoische Flora gegen die spätern abschliesst. Geo- graphisch vertheilen sich die obigen Arten auf Russland 68, Böhmen 63, Sach- sen 58, Schlesien 23, Frankreich 22, Prov. Sachsen 10, Hessen 10, Thüringen 7, Hannover 4, England 1. Russland zählt die meisten eigenthümlichen, Thü- ringen nur eine einzige. Viele Arten sind wegen ihrer weiten Verbreitung wahre Leitpflanzen. (Neues Jahrb. 548—549.) Fr.A. Roemer, Graptolithen am Harze. — Wenn man von Kupfer- hütte dem Thale nach Lauterberg folgt: so stossen an der rechten Thalseite zu- nächst Grauwacken an; bei der Einmündung eines kleinen Seitenthales folgen milde schwarze Thonschiefer, auf diese Kieselschiefer; in der Mitte jener Thon- schiefer sind Graptolithen nicht selten, andere Versteinerungen fehlen. Das Alter der Lagerstälte lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. R. verweist die Graptolithen sämmtlich zur Gattung Monograpsus, ein Name der willkürlich, ohne hinreichenden Grund für Monoprion eingeführt und deshalb keine allgemeine Aufnahme beanspruchen kann. Es sind: M. priodon Br. M. polyodonta n. sp. M. sagittarius His latus MC obliquetrunctatus n. Sp. proteus Barr, Jüngsti n. sp. subdentatus n, sp. (Ebda. 540 — 542. Tf. 7.) Reuss, über zwei Polyparien aus den Hallstädter Schich- ten. Mit 1 Tl. Wien 1855. 4%. — Der Verf. beschreibt Isastraea salinaria n. sp. aus dem grauen ammonitenreichen Kalke des Steinbergkogels bei Hallstadt und? Fleischeria annulata n. sp. von Aussee. Wright, neue Arten der oolithischen Gattung Hemipedina, (cf. p. 126). — Den früher beschriebenen Arten dıeser Gattung fügt W. jetzt noch als neu hinzu: H. marchamensis aus dem Calcareous grit von Marcham in Berkshire, H. Morrisi und H. Cunningtoni aus dem Kimmeridgethon von Hard- well und Aylesbury, H. Bouchardi aus dem Kimmeridgeihon von Boulogne am Meer. (Ann. mag. nat. hist. Septbr. 196— 199.) Jones liefert den Schluss seiner Monographie der Gattung Bey- richia (cf. p. 132.) mit der Beschreibung folgender Arten aus der Gruppe der Jugosae: B. complicata Salt. im unteren Silurium, B. Kloedeni MC, B. lata Vanx, B. bussacensis n. sp., aus der Gruppe der Corrugalae: B. Ribeirana n. sp., B. affinis n. sp., B. Burrandeana n. sp. und aus der Gruppe der Simpli- ces: B. strangulata Salt, B. bicornis n. sp., B. seminulum n. sp., B. simplex n. sp., B. mundula n. sp. (Ann. mag. nat. hist. Septbr. 198—175. Tf. 6.) Milne Edwards and Jules Haime, a monograph of the british fossil Corals. pt. I—V. London 1850—54. 4%. — Die wich- tige Monographie ist mit dem S. 125. von uns angezeigien Theile nunmehr vol- lendet und geben wir zur Vervollständigung unserer frühern Referate eine Ueber- sicht sämmtlicher beschriebener Arten mit ihrer Synonymie und dem Vorkom- men nach den Formationen, sowie die Seitenzahl und Abbildungen des Werkes. 231 Il. Im Crag. Sphenotrochus intermedius 1. I. 1. (= Turbinolia- intermedia Gdf., T. Mille- tana Wood) — Sutton, Antwerpen. Flabellum Woodi 6. I. 2. (= Fingia semilunata Wood) — Iken. Cryptangia Woodi 8. I. 4. (= Cladocora cariosa Lsd) — Ramsholt , Sutton. Balanophyllia calyculus 9. I. 3. — Sutton. I. Im Londonthon. Turbinolia sulcata Lk 13. II. 3. — Paris, Hauteville, Braklesham Bay. Dixoni 15. III. 1. (= T. sulcata Lsd) — Brakleshambay. Bowerbanki 16. Il. 3. — Barton. Fredericana 17. III. 2. — Barton. humilis 18. I. 4. — Barton. miror 19. II. 5. — Alum Bay. firma 20. II. 4. — Barton. Prestwichi 20. II. 5. — Haverstock Hill. Leptocyathus elegans 21. III. 6. — Haverstock Hill. Trochocyathus sinuosus 21. (=- Turbinolia turbinata Lk, T. sinuosa Brgn, T. dubia Defr.) — Sheppy, Südfrankreich , Norditalien. Paracyathus erassus 23. IV. I. — Brakleshambay. — caryophyllus 24. IV. 2. (= Turbinolia caryophyllus Lk) — Sheppy. — _ brevis 25. IV. 3. — Sheppy. Dasmia Sowerbyi 25. IV. 4. (= Desmophyllum Swb) — Highate. Oculina conferta 27. IV. 2. — Brakleshambay. Diplohelia papillosa 28. I. I. — Brakleshambay. Stylocaenia emarciata 30. V. 1. (= Astraea emarciata Lk, A. eylindrica Defr, A. siylopora Gldf, Cellastraea emarciata Blv, A. decorata Mich) — Paris, Brakleshambay. — monticularia 32. V. 2. (= Stylopora monlicularia Schw, Astraea hystrix Defr, Cellastraea histrix Blv) — Brakleshambay, Paris. Astrocoenia pulchella 33. V. 3. — Brakleshambay. Stephanophyllia discoides 34. VI. 3. — Haverstockhill. Balanophyllia desmophyllum 35. VI. 1. — Brakleshambay. Dendrophyllia dendrophylloides 35. VI. 2. (= Oculina dendrophylloides Lsd) — Brakleshambay. Stereopsammia humilis 37. V. 4. — Brakleshambay. Litharaea Websteri 38. VII. 1. (= Astraea Websteri Bwb.) — Brakleshambay. — Heberti 39. — Auvert. ELLE Holaraea parisiensis 40. VI. 2. (= Alveolites parisiensis Mich) — Barton, Paris. Graphularia Wetherelli 41. VIL. 4. (= Pinnatula Swb) — Hampstead, Heath, Barton. Mopsea costata 41. VII. 3. — Hallaraz. Websteria crisioides 48. VII. 5. — Haverstock Hill. IN. Im obern Kreidekalk. Cyathina laevigata 44. IX. 1. (= Monocarya centralis Lsd) — Diton. Parasmilia centralis 47. VIII. 1. (== Madrepora centralis Mant, Caryophyllia ceniralis Fl. Turbinolia excavata Hayn, T. centralis Roem, Monocarya cen- tralis Lsd) — Northfleet, Norwich, Damesdike, Brigthon , Lewes, Stei- ning, Haytesbury ; Beauvais, Deutschland. — Mantelli' 39. VII. 2. — Bromley in Kent. — ceylindrica 50. VIII. 5. — Norwich. — Fittoni 50. IX. 2. — Norwich. — serpentina 5l. VII. 3. — Bromley. Coelosmilia laxa 52. VII. 4. — IV. Im untern Kreidekalk. Synhelia Sharpeana 53. IX. 3. — Dover. Stephanophyllia Bowerbanki 54. IV. 4. — Dover. 232: V. Im obern Grünsand. Peplosmilia Austeni 57. X. J. — Haldon. Trochosmilia tuberosa 58. X. 2. (= Turbinolia compressa Morr) — nein. Parastraea striata 59. X, 3. — a Micrabacia coronula 60. X. 4: (— Fungia coronula Gläf). — Warminster, Dun- stable, Essen. | VI. Im Gault. Cyathina Bowerbanki 61. XI. I. — Folkstone. Cyclocyathus Fittoni 63. XI. 3. — Cambridge, Drayton, Folkstone. Trochocyathus conulus 63. XI. 5. (= Caryophyllia conulus Phill, Turbinolia conulus Mich) — Cambridge, Dinnville, Macheromenil, Perte du Rhone, Tournay. — Harveyana 65. XI. 4. — Folkstone — Konigi 66. (= Turbinolia Konigi Maut) — Folksione, Boulogne am Meer, Wissant, Fiz, Perte du Rhone, Lewes, Godstone, Malling, Ring- mer, Bletchingley. — Warburtoni 67. — Cambridgeshire. Bathycyathus Sowerbyi 67. XI. 2. — Folkstone. Trochosmilia sulcata 68. XI. 6. — Folkstone. VH. Im untern Grünsand.' Holocystis elegans 70. X. 5. (= Astraea elegans Fitt, Cyathophylla elegans Lsd) — Atherfield, Wight, Peasemsrch. VI. Im Portlandkalk. Isastraea oblonga 73. XU. 1. (= Corallicidea columnaria Park, Lithostion ob- longum Flem, Astraea tisburgensis Fit) — Tisburg. I. Im Coralrag. Stylina tubulifera 76. XIV. 3. (= Astraea tubulifera Phill, Hydnophora Freis- lebeni Fisch, Stylina tubulosa Mich, Agaricia lobata Morr, Dentipora glo- merata MC, Decacoenia Michelini d’O ya Steeple Asıhon, Malton, Frankreich, — Delabechei 79. XV. 1. — Steeple Ashton. Montlivaltia dispar 80. XIV. 2. (= Turbinolia dispar Phill, Anthophyllum ob- conicum Glf, Lithodendron dispar GIf, Montlivaltia dilatata, M. Moreausica, M. obconica MC. Thecophyllia arduennensis dO, Lasmophyllia radisensis dO) — Malton, Bridport, Damviliers, Is sur Thil, Re. Tbecosmilia annularis 84. XII. I. XIV. (= Madrepora Sm, Caryopbyllia annu- laris Flem, C. cylindrica Phill, Lithodendron trichotomum Morr , Thecos- milia cylindrica u. Th. trilobata Edw, Lobophyllia dichotoma MC) — Steeple Ashton, Malton, Slingsby, Straffon, Wills etc. etc, Rhabdophyllia Phillipsi 87. XV. 3. (= Lithodendron Edwardsi MC) — Malton, Cumnor Hill. Calamophyllia Stockesi 89. XVI. 1. — Steeple Ashton, Cladophyllia Conybeari 94. XVIL, 2. (= Caryophyllia caespitosa Conyb, Litho- dendron dichotomum MC) — Steeple Ashton. Goniocora socialis 92. XV, 2, (= Lithodendron socialis Roem, Dendrophjyllia plicata MC) — Steeple Ashton, Speckenbrink, Isastraea explanata 94. XVII. 1. e Astraea explanata Gif, A. favosioides Phill, Siderastraea explanata Blv, A. heliantoides MC, Prionastraea explanata Edw) — Steeple Ashton, Malton, Hackness, Stanton, Banners Ash, Swinden, Wills; Lifol, Stenay, Heidenheim. — Grenoughi 96. XVIll. 2. — Botley Hill, Thamnastraea arachnoides 97. XVII. 1. (= Madrepora arachnoides Park, Ex- planaria flexuosa Flem, Astraea arachnoides Flem, Siderasirara agaricia- formis MC) — Steeple Ashton, Upware, Malton, Chatelor. — coneinna 100. XVII. 3. (= Astraea concinna Glf, A. micraston Phill, A, varians Roem, Agaricia lobata Morr, Synastraea coneinna Edw, Stepha- 233 nocoenia concinna u. Tremocoenia varians dO) — Steeple Ashton, Upware, Malton, Hackuess, Minchinhampton, Cheltenham, Coomb Bay; Stenay, Gingen, Nattheim. Comoseris irradians 101. XIX. 1. (= Siderastraea maeandrinoides MC) — Steeple Ashton, Malton. Protoseris Waltoni 108. XX. 1. — Osmington. V. Im Great ;Oolith. Stylina conifera 105. XXI. 2. = (Gemmastraea limbata. MC) — Bath, Min- chinhampton. — solida 105. XXII. 3. (= Stylopora solida MC, Stylina Babeana d’0) — Dundry, Morey, Metz, Bath. — _Ploti 106. XXHIL. 1. — Combdown. Cyathophora luciensis 107. XXX. 5. (= Cryptocoenia luciensis dO) — Bradford- ihon von Pound Hill; Luc, Ranville. — Pratti 108. XXI. 3. — Combdown. Convexastraea Waltoni 109. XXI. 5. 6. — aa ta Cliffs, Minchinhampton, Montlivaltia Smithi 110. XXI. 1. (= Madrepora turbinata Sm) — Bath, — Waterhousi 111. XXVII. 7. — Minchinhampton. Calamophyllia radiata 111. XXI. 1. (= Eunomia radiata Lk, Favosites radiata Biv, Lithodendron eunomia Mich) — Bath, Combdown, Broadfield Farm, Terrington, Farby Downs, Hamptoncliff; Luc; Ranville, Chanceaux. Cladophyllia Babeana 113. XXI. 2. (= Madrepora flexuosa Sm, Eunomia Ba- beana u. Calamophyllia prima dO) — Bath, Castle Combe, "Meiz, Langres. Isastraea Conybeari 113. XXI. 4. — Combdown. — limitata 114. XXIII 2. XXIV. 4. (= Astraea limitata Lk, Prionastraea limitata Edw, Prionastraea alimena, luciensis dO) — Bath, Hamptondown; Caen, Luc, Ranville. — explanulata 115. XXIV. 3. (= Astraea explanulata MC) — Combdown, Dundry. — serialis 116. XXIV. 2. — Combdown, Minchinhampton. Clausastraea Pratti 117. XXI. 5. — Combdown. ‘ Thamnastraea Lyelli 118. XXI. es (== Siderastraea Lamourouxi MC) — Stones- field, Bath. Thamnasiraea mammosa 119. XXI. 3. — Sapperton, — stieta 119. XXIII. 4. — Hampton Cliffs. — Waltoni 120. XXIX. 4. — Bath. Anabacia orbulites 120. XXIX. 3. (= Madrepora porpites Sm, Fungia orbuli- tes Lk, F. laevis Gf, Cyelolites laevis Blv, Anabacia Bajociana dO) — Bradford , Combdown, Hampton, Lundry, Caen, Calvados, Schweiz. Comoseris vermicularis 122. XXIV. 1. (Maeandrina vermicularis MC), — Bath, Leck - Hampton. Microsolena regularis 122. XXV. 6. (= Alveopora microsolene MC) — Brad- ford Hills, Dunkerton, Minchinhampton. — excelsa 124, XXV. 5. (= Siderastraea incrustata MC) — Bath, Min- chinhampton. XI. Im Inferior Oolith. Discocyathus Eudesi 125. XXIX. I. (= Cyelolites Eudesi Mich, C. truncata Befr.) — Burton Bradstock, Greenland, Bageux. Trochocyathus Magnevilleanus 126. XXW. 1. ee Turbinolia Magnevilleana Mich, Aplocyathus Magn. d’Orb) — Burton Bradstock, Bridport, Bageux. Axosmilia Wrigbti 128. XXVII. 6. — Dundıy, Cheltenham. Stylina solida 128. XXII. 3. — Montlivaltia trochoides 129. XXVI. 2. 3. 10. XXVIL. 2. 4. (= M. caryophyllata Br) — Charl Comb. — tenuilamellosa 130. XXVI. 11. — Dunkerton, Englisch Balch. — Stutchburyi 131. XXVIL, 3. 5. — Frome. —— Wrighti 131. XXVI. 12..— Cheltenham: 234 ..— . eupuliformis 132. I. — Dundry. ..— Delabechei 132. XXVl. 5. (= M. decipiens MC) — Castle Beste Dun- dry, Sileombe, Camdown, Südbury; Metz. — _lens 133. XXVL. 7. 8. — Charl Comb, Englisch Balch. — depressa 134. XXIX. 5. — Wotton under Edge. Thecosmilia gregaria 135. XXVIIL..1. (= Monilivaltia gregaria MC) — Dundry, Leckhampton, Crickley. Latomaeandra Flemmingi 136. XXVI. 9. — Crickley. .— Davidsoni 137. XXVII. 10. — Crickley. Isastraea Richardsoni 138. XXIX. 1. — Dundry, Beachencliff. — tenuistriata 138. XXX. 1. (= Astraea tenuistr. MC.) — Crickley, Dundıy. — Lonsdalei 139. — Lansdown. Thamnastraea Defranceana 139. XXIX. 3. 4. (= Astraea Defranceana Mich, Sy- nastraea Defranceana Edw) — Dundry, Bageıx. — Terquemi 140. XXX. 2. — Cheltenham , Metz, — Mettensis 141. XXX. 3. — Crickley , Metz. — fungiformis 141. XXX. 4. — Charlcomb. — MCoyi 141. XXIX. 2. — Combdown. Anabacia hemisphaerica 142. XXIX. — Dundry. — orbulites 142. XXIX. 3. — Dundry. Cosmoseris vermicularis 143. XIV. 1. au Waltoni 143. XXVII. 8. — Dundıy. XI. Im Lias Thecocyathus Moorei 144. XXX. 6. — Ilminster, oberer Lias. Trochocyathus primus 145. XXX. 8. — Ilminster. Cyathophyllum novum 145. XXX. 7. — Wiston, XII. Im permischen System. Chaetetes Mackrothi 147. (= Calamopora Mackrothi Glein, Stenopora indepen- dens King, St. cerassa Howse) — Tunstall Hıll, Humblessen Quarry etc. ; Glücksbrunn. — columnaris 148. (—= Coralliolites columnaris Schl , Stenopora incruslans u. St. columnaris Kg) — Humbleton, Tunstall Hill. Withley ; Corbusen. — Buchana 148 (= Alveolites Buchana Kg) — Humbleton. Polycoelia Donatiana 149. (= Turbinolia Donatiana Kg, Calophyllum Donatia- num Kg) — Humbleton Hill. — profunda 148 (= Cyathophyllum profundum Germ, Petraia dentalis Kg, Coryophyllia quadrifidaHowse) — Humbleton Quarry ; Eisleben, Ilmenau etc. XIV. Im Bergkalk. Fistulipora minor MC. 151. — Derbyshire. — major MC. 152. — Derbyshire. Propora cyclostoma 152. (= Hydnophora cyclostoma Phill, Astraeopora antiqua MC) — Northumberland, Irland. Favosıtes parasitica 153. XLV. 2. (= Calamopora parasitica Phill) — Bolland. Michelinia favosa Kon, 154. XLIV. 2. (= Manon favosum Gdf, Porites cellulosa Fl. Favastraea minor Blv, Columnaria senilis Kon) — Sommersethhire, Derbyshire; Tournay , Vis@, Ratingen. — tenuisepta Kon 155. XLIV. 1. (== Calamopora tenuisepta Phill, Favo- sites tenuisepta MC, Mich. glomerata MC) — Bristol, Mendip, Bolland, Irland ; Tournay. — megastoma 156. XLIV. 3. (= Calamopora megastoma Phill, Favosites megast. MC, Mich. grandis MC) — Kendal, Bolland, Isle of Man; Mons. — antiqna 156. (= Dictyophyllia antigua MC, Michel. compressa Mich) Ir- land, Tournay. Alveolites septosa 157. XLV. 5. (= Favosites septosus Fl. Chaeteles septosus Keys) — Bristol, Lee, Irland, Russland. — depressa 158, XLV, 4. (= Favosites depressus Fl, F, capillaris Phill. 235 Chaetetes capillaris Keys) — Bristol, Salop, Gordale , Kendal , Armagh ; Russland. Chaetetes radians 158. (== Ch. dilatatus, cylindricus,, jubatus Fisch, Favosites excentrica Fisch) — Kendal, Russland. — tumidus 159. XLV. 3. (= Calamopora tumida Phill, Favosites scabra S. Calamopora Fibrosa, C. infata, Alveolites irregularis Kon, Favosites inflata MC, Stenopora tumida MC) — Harrowgate, Greenhow Hill, Arran, Rendal etc. Beaumontia Egertoni 160. XLV. 1. — Fermanagh. — laxa 161. (= Columnaria laxa MC) — Wellington. ud Syringopora ramulosa 161, XLVI. 3. (= Harmodites ramulosa Key) — Oswe- stry, Mold, Bradwell, Bolland, Mendip, Isle of Man, Tournay, Vise, Ra- tingen, Russland. — reticulata Gldf 162. XLVI. 1. (= Tubipora strues Fl, Harmodites ra- dians Br, Syring. catenata MC) — Bristol, Buxton, Kendal, Isle of Man; Limburg. — geniculata 163. XLVI. 2. 4. (= Tubipora catenala Fl, T. ramulosa Wood, Harmodites geniculata dO) — Kendal, Mendip, Oswestry, Irland, Fermannagh. — calenata MÜ 164. — Derbyshire. Rhabdopora megastoma 165. (= Dendropora megastoma MC) — Derbyshire. Pyrgia Delabechei 166. XLVI. 5 — Frome. Cyathaxonia cornu 166. (— Cyathophyllum mitratum Kon) — Kendal, Tournay. Zaphrentis cornucopiae 167. (= Caninia cornucopiae Mich) — Glasgow, Ken- dal. Tournay. Phillipsi 168. XXXIV. 2. — Frome, Tournay, Sable. Griffithi 169. XXXIV. 3. — Clifton. Enoniskileni 170. XXXIV. 1. — Sligo. Bowerbanki 170. XXXIV. 4. — Oswestry, Frome, Irland. patula 171. (= Caninia patula Mich, Cyatnopsis fungites MC) — Kil- marnock, Glasgow, Tournay. — ceylindrica 171. XXXV. 1. (= Cyathophyllum Fungites Portl, Caninia gi- gantea Mich, Siphonophyllia cylindrica Scoul) — Seransea , Sligo, Ferma- nagh, Tournay, Sable ete. — subibieina 172 (= Caninia subibicina MC) — Kendal. Amplexus corallioides Swb 173. XXXVI. 1. (= A. Sowerbyi Phill) — Dublin, Kildare ete., Tournay, Vise, Casatchi Datchi, Illinois. — cornubovis 174 (= Cyathophyllum mitratum, plicatum Kon, Caninia cornubovis Mich, Cyathopsis cornubov. dO) — Corwen, Tournay. — nodulosus Phill 175. (= A. serpuloides Kon) — England, Vise. — spinosus Kon 176 (= Cyathaxonia spinosa Mich, Calophyllum spinosum "MC) — Poolwart, Isle of Man, Tournay. — Henslowi 176 XXXIV. 5. (= Cyathophyllum ceratites Mich) Isle of Man, Vise , Boulogne. Lobophyllum eruca 177. (= Cyalhopsis eruca MC) — Ayrshire. Cyathophylium Murchisoni 178. XXXII. 3. (= Strephodes multilamellatum MC) — Frome, Cliffion, Mold, Kendal etc. — Wrighti 179. XXXIV. 6. — Frome. — Stutchburyi 179. XXX. 1. 2. XXX. 4. (= Turbinolia fungites Phill, T. expausa MC,, Cyathoph. expansum dO) — Bristol, Clifton, Bolland, Durham etc. — regium Phill 180. XXXH. 1—4. (= Astraea carbonaria MC, Favastraea regia dO) — Bristol, Corwen etc. — parrieida MC. 181. XXXVH. 1. — Mold. — pseudovermiculare MC 183. — Irland. — dianthoides MC 182. — Arnside, Kendal. — Archiacis 183. XXXIV. 7. — Llanymyuch. Campopbyllum Murchisoni 184 XXXVI. 2. 3. — England. Clisiophyllum turbinatum - 184. XXXIIM. 1. 2. (= Turbinolia fungiles Fl, Cya- thophyllum fungites Kon) — Oswestry, Frome, Wellington , Ayrshire. Pike 236 — coniseptum 185. XXXVH. 5. (= Cyathophylium coniseptum Kon) — - Tick- nell, Mold etc. — Bowerbanki. 186. XXXVH. 4. — Irland, — Keyserlingi MC 186. — Oswestry, Vise. — costatum 187. (= Cyathaxonia costala MG) — Derbyshire. — bipartitum MC. 187. — Derbyshire , Ayrshire. Aulophyllum fungites 188. XXSVIL. 3. (= Turbinolia fungites Fl, Clisiophyllum prolapsum MC) — Lowick , Ayrshire. — Bowerbanki 189. XXXVIIL. 1. — Irland. Lithostrotion basaltiforme 190. XXXVIIL. 3. (=Astraea basaltiformis Conyb, A. arachnoides Defr, Lithostr. striatum Fi, Columnaria striata Blo, Cyalho- phyllum basaltiforme Phill, Astraea hexagona Port], Lithostr. microphyllum Keys, Nemaphyllum minus MC, Stylastraea basaltiformis MC.) .— Bristol, Horfak , Kendal etc. _ ensifer 193. XXXVI. 2. — Clifton. — aranea 193. XXXIX. 1. — (= Astraea hexagona Portl, A. aranea MC, Lasmocyathus aranea 2 — Armagh. — Portlocki, 199. XL. 1. (= Astraea irregularis Portl, Nemaphylluih a siodes MC) — Bristol , Corwen, Irland. — MCoyanum 195. XLIL. 2. — Oswestry, Matlock. — concinnum 195. (= Diphyphyllum coneionum Lsd, D. latiseptatum MC) Corwen, Ural. — septosum 196. (= Nemaphyllum septosum MC) — Armagh. — decipiens 196. (= Nemapbyllum decipiens MC) — Derbyshire. — junceum 196.:XL. 1. (= Caryophyllia juncea Fl, Lithodendron sexdeeci- male Phill, Caryophyllia sexdecimalis Kon, Cladocora sexdecimalis Morr, Lithodendron coarctatum Portl, Siphonodendron sexdecimale MC) — Mold, Wellington, Oswestry, Allendale etc. ‘—— . Martini 197. XLI. 2. (= Caryophyllia fascieulata Fl, Lithodendron fas- eiculatum Phill, L. caespitosum MC, Siphonodendron fasciculatum MC) — Rugley, Oswestry , Corwen, Northumberland , Irland , Belgien. — irregulare 198. XLI 1. (= Caryopyllia fastieulala Blv, en irregulare Phill, L. fasciculatum Port, L. parciradialis MC, Siphonaseniron aggregalum MC) — Castleton , Corwen, Oswestry, Bristol elc. — affıine 200. XXXIX. 1. (= Madrepora pectinata Park , Caryophyllia alfl- niste, Lithodendron longiconum, sociale: Phill), - Kastleton, Settle, Winstr. — Phillipsi 201. XXXIX. 3. (= Lithodendron fasciculatum Keys) — Irland, Russland. — derbiense 201. (= Sıylastraea irregularis: MC) — Derbysbıre. — major 201. (= Stylaxis major Mc) — Derbyshire. — arachnoideum 202. (= Nemaphylium arachnoideum MC) — Derbyshire. — Flemmingi 203. (= Stylaxis Flemmingi MC) — Derbyshire, Phillipsastraea radiata 203. XXXVII. 2. (Tubipora radiata Woodw, Astraea Hen- nahi Phill, Sareinula placenta u. Phillipsi MC) Derbyshire etc. — wberosa 204. (= Sareinula tuberosa MC) Derbyshire. Petalaxis Portlocki 204. XXXVIII. 4. — Lonsdaleia floriformis 205. XLIII. 1. 2. (= Astraea fiorida Defr, Lithostrotion floriforme Fl, Columnaria florif. Blo, Cyathophyllum florif. Phill, Astraea emarcida Fisch, A. pentagona, A. mamillaris Fisch, Lithostrotion mamil- lare u. astroides Lsd, Strombodes conaxis, Nloriforme MC) — Bristol, Mold. Oswesiry , Bolland eic. — papillata 207. (= Cyathophyllum papillatum Fisch , Columnaria Troosti Cast, Lithostr. Noriforme u. emarciatum Lsd, Strombodes emariatum MC) — Derbyshire, Russland, Nordamerika. — rugosa MC 208. XXXVIIL. 5. — Mold, Corwen. — duplicata MC 209 (—= Cyathophyllia duplicata Fl, Lonsd. stylastvaea- for- mis u. crassicornis: MC) — Kendal, Bakewell. Morlieria: vertebralis Kon 209 — Derbyshire , Tournay. 237 Heterophyllia grandis MC. 210. — Derbyshire. — ornata MC 210. — Derbyshire. XV. Im devonischen Gebirge. Heliolithes porosa 212. XLVI. 1. (= H. pyriformis Guett, Astraea porosa Gf, Heliopora pyriformis Blv, H. interstincta Br, Porites pyriformis Lsd , Geo- porites porosa und Phillipsi dO, Palaeopora pyriformis MC) — Torquay, Beach, Newton, Plymouth, Lahn, Eifel. Battersbyia inaeqaulis 213. XLVII. 2. — Teignmouth. Favosites. Goldfussi 214. XLVM. 3. (= Calamopora gothlandica Gf, Favosites Goldfussi dO) — Barton, Plymouth, Vise, Paflraıh, Harz, Ural, Amerika, Neusüdwales, - — reticulata 215. XLVII. 1. (= Calamopora spongites Gl, Alveolites re- ticulata Blv, Fav. orbignyana Vern) — Torquay, Nehou, Brest, Eifei, Spa- nien, Russland. — cervicornis 216. XLVIII. 2. (= Calamopora polymorpha Gf, Alveolites cervicornis Blv, Thamnopora milleporacea Stein, Fav. cronigera u. Alveoli- tes celleporatus dO) — Torquay, Plymouth, Mons, Eifel, Spanien. — dubia 216. (= Calamopora polymorpha Gf, Alveolites dubia Bl, Tham- nopora madreporacea Stein, Alveolites cervicornis Mich) — Torquay, llfra- combe, Frankreich , Deutschland , Amerika. — fibresaLsd 217. XLVIM. 3. (= Calamopora fibrosa Gf, Fav. microporus Stein) — Torquay, Totness, Frankreich, Eifel, Harz; auch silurisch. — Emmonsia hemisphaerica 218. XLVII. 4. (= Favosites alveolaris Hall, F. hemisphaerica Yand) — Torquay , Spanien, America. Alveolites suborbieularis Lk 219. XLIX. 1. (= A. escharoides Lk, Escharites spongites Schl, Calamopora spongites Gf, C. squamosa imbricata Mich) — Torquay. — Batterbyi 220. XLIX. 2.'— Torquay. — vermieularis' MC 220. XLVIN. 5. — Torquay. — compressa 221. XLIX. 3. — Torquay. Metriphvllum Battersbyi 222. XLIX. 4. — Torquay. Amplexus tortuosus Phill 222. XLIX. 5. — Torquay , Plymouth , Barton. Hallia Pengellyi 223. XLIX. 6. — Torquay, Petherwin. Cyathophyllum ceratites Gf. 224, L. 2. (= C. tubinatum Gf) — Torquay, Eifel. — Roemeri 224. L. 3. (= C. dianthus Gf) — Torquay, Bensberg. — obtortum 225. XLIX. 7. (= Strombodes vermicularis Lsd) — Torquay, Plymouth. — damnoniense 225. L. 1. (= Cystisphyllum damnoniense Lsd) — Tor- quay, Plymouth. — helianthoides Gf. 227. LI. 1. (= Favastraea heliantoidea Blv, Monticu- laria areolata Stein) — Plymouth, Eifel, Amerika. — hexagonum Gf. 228. L. 4. (= Favastraea hexagona Blv, Astraea ananas Rom) — Torquay, Chimay, Eifel, Harz. — . eaespitosum Gf. 229. LI. 2. (= Caryophillia dubia Blv) — Torquay, Newton, Plymouth. — boloniense 230. LII. 1 (= Montastraea boloniensis: Blv, Cyathophyllum hexagonnm Mich, Lithostrotion arachnoides dO) — Torquay, Boulogne. — Marimini 231. LIl. 4. (= C. profundum Mich, Lithostrolion profundum dO) — Torgnay. — Sedgwicki 231. LI. 3. — Torquay. — aequiseplatum 232. LI. 1. — Ilfracombe. Endophyllum Bowerbanki 233. LIN. 1. — Barton. — abditum 233. LIL 6. — Teigmnouth, Pachyphyllum devoniense 234. LI. 5. — Torquay. Chonophyllum perfoliatum 235. L. 5. (= Cyathophyllum plicatum Gf.) — Torquay. Heliophyllum ‚Halli 235. LI..3. (= Strombodes helianthoides Phill, Cyatho- phyllum turbinatum Hall) — Torguay, Amerika. 16 * 238 Acervularia Goldfusei 286. LI. 3. (— Cyathophyllum ananas Gf, Astraea ba- saltiformis Roem.) — Torquay. ° 2 Fe — coronata 237. LIl. 4. — Torquay. — intereellulosa 237. LI. 2.. (= Astraea intercellulosa Phill) — Torquay. — pentagona. 238. LI. 5. (= Cyathophyllum pentagonum Gf, Favastraea pentagona Biv, Astraea penlagona Lsd, Acervul. ananas Mich) — Torquay, Babbacombe, Eifel. — limitata 238. LIV. 1. (= Astraea pentagona Lsd) — Torquay. — Battersbyi 239. LIV. 2. — Torquay, Newton. — Roemeri :239. LIV. 3. (— Astraea Hennahi ‚u. parallela Röm) — Tor- quay, Harz, Spanien. Smithia Hennahi 240. LIV. 4. (— Astraea Hennahi Lsd, Lithostrotion Hen- nahi , Actinocyalhus Hennahi, Phillipsastraea Hennahi dO, Arachnophyllum Hennahi MC) — Torquay, Plymouth, Newton. 7 — Tenngellyi 241. LV.1. (= Asıraea Hennahi Lsd) — Torguay, Plymouth, — Bowerbanki 241. LV..2. — Torquay. ’ Spongophyllum Sedgwicki 242. LVI. 2. — Torquay. Syringophyllum cantabrieum 242. LV. 3. (= Phillipsastraea cantabrica Vern) — Torquay , Spanien. Cystiphyllum vesieulosum Phill 243. LVI. 1. (= Cyathophyllum vesiculosum, secundum, ceralites Gf) — Torguay, Plymouth, Eifel, Spanien, NAmerika. XVI. Im silurischen System. Palaeocyelus porpita 246. LVII. 1. (Madrepora porpita L, Cyelolites numismalis Lk, Porpites hemisphaerieus Schl) Dudley, Gothland. — ' praeacutus 247. LVI. 2. (= Cyelolites praeacuta Lsd, Discophyllum praeacutum u. D. lenticulatum dO) — Marloes Bai. — Fleicheri 248. LVII. 3. — Dudley. — rugosus 248. LVII. 4. — Dudley, Wenlock. Heliolites interstincta 249. LVII. 9. (= Millepora subrotunda Fougt, Madrepora interstincta L, Sarcinula punctata Fl, Astraea corone Morreu, A. porosa His, Porpites pyriformis Lsd, Heliopora interstincta Eichw, Porites inter- stincta Keys, Geoporites Lonsdalei, G. pyriformis, G. interstincta dO, Pa- laeopora interstincta MC) — Caradoc, Applewtaite, Marloes Bai, Wen- lock, Dudley, Irrland, Frankreich, Gothland, Russland, NAmerika. — Murchisoni 250. LVII. 6. (= Palaeopora interstincta MC) —- Wenlock, Aymestry etc., Gothland. — megastoma 251. LVII. 2. (— Porites pyriformis Lsd, P. megastoma MC, Geoporites intermedia dO, Palaeopora megastoma MC, Heliolites macrosty- lus Hall) — Coniston, Wenlock, etc., NAmerika. — Grayi 252. LVIN. 1. (= Blumenbachium globosum Lsd) — Walhall, Wenlock. | — inordinata 253. LVI. 7. (= Porites inordinata Lsd, Lonsdalia inordi- nala dO, Palaeopora subtilis MC) — Pembrockshire, Kerry, Ayrshire. Plasmopora petaliformis 253. LIX. 1. (= Porites petaliformis Lsd, Astreopora petalif. dO, Palaeopora petalif. MC) — Dudley, Walhall, Lancashire etc. — seita 254. LIX. 2. — Dudley. Propora tubulata 255. LIX. 3. (= Porites tubulata Lsd, Astrepora tubulata A. Lons- dalei, A. grandis dO, Palaeopora tubulata MC, Heliolites elegans u, H. spinıpora Hall) — Dudley,: Wenlock, Malvern Hills,. Aymestry, Ayrshire, Gotllhland , Böhmen. Favosites gothlandica 256. LX. 1. (= Corallium gothlandicam Fougt, Tubipora prismatica Lk, Madrepora faseicnlaris Park, Calamopora gothl. Gf, F. re- ticulum Eichw, Calamopora basaltica His, F. subbasaltica dO, F. niagaren- sis Hall) — Tortworth, Wenlock, Aymestry , Dudley etc., Gothland, Russ- land, NAmerika. — aspera 257. LX. 3. (= Calamopora alveolaris Gf, F. alveol. Lsd) — Llandovery, Ludlow, Asmestry, Dublin, Schweden, Russland. 239 — multipora Lsd 258. LX. 4. (= F. alveolaris MC) — Haverfordwest, Marloe. Bai. Ki } — Forbesi 258. LX. 2. (= Calamopora basaltica Gf, C. golhlandica His. Tortworth, Dudley, Wenlock, Galway, Schweden, — Hisingeri 2598 LA: ee F. aleyon Dfr, F. gothlandica Blv, Calamo- pora minutissima Castl, Astrocerium venustum Hall) — Tortworth, Wen- lock, Gothland, NAmerika. — cristata 260. LXI. 3. (= Madreporites cristatus Blb, Calamopora poly- morpha, C, spongites His, F. polymorpha Lsd, Alveolites Lonsdalei dO) — Wenlock, Ludlow, Dudley, Irland, Schweden, Russland. — ‚fibrosa 261..LXl. 5. (= Stenopora fibrosa MC, Astrocerium constriclum Hall) ,— Llandovery. — crassa MC 261 — Lancashire. Alveolites Labechei 262.:LXl. 6. (= Favosites spongites Lsd, Calamopora spon- gites Eichw) :— Wenlock etc. , Russland. — . Grayi 262. LXl. 2. Wenlock, Dudley. — repens 263. LXII. 1. (— Millepora repens Fougt, M. cervicornis Whl, Calamopora fibrosa Gf, Poecilopora approximata; Eichw, Millepora ramosa Hiss, Chaetetes repens dO, Cladopora seriata Hall) — Dudley, Wenlock, Gotbland, NAmerika. . —_ seriatoporoides 263. LXI. 2. (= Millepora repens Lsd, Cladopora multi- ‚..pora Hall) — Dudley, Kart Montieulipora petropolitana 264 (= Fayosites petropol.. Pd, Calamopora fibrosa Gf, Favosites hemisphaericus Kut, F. lycopodites Vanyx, Chaetetes Iycoper- don, Ch. rugosus Hall) — Caradoc, etc., Russland, NAmerika. — ‚papillata 266. LXII. 4, (= Nebulipora papill. MC, Chaetetes tubercula- tus Edw, Rhinopora Inbereuiosa Hall) — Dudley etc., NAmerika. —_ pulchella 267. LXI. 5. — Wenlock, Dudley, Coalbrookdale. — explanala 268. (=, Nebulipora explanata MC) — Lancashire. — . Bowerbanki 263. LXUl. 1. (= Favosites spongites u. Discopora Squa- mala Lsd) — Wenlock, Dudley, etc. lens 269 (= Nebulıpora lens MC) — Bala, Corwen etc. Laeehen conferta 269. LXI. 6. (= Monticularia conferta Lsd) — Wenlock, Galway „etc. Halysites catenularia 270. LXIV..1. (= Tubularia fossilis Brom , Madrepora 1u- bis Fgt, Tubipora catenularia L, Tubiporites catenarius Schl , Catenipora tubulosa Lamx, €. labyrinthica Gr, Halysites attenuala , dichotoma, micro- stoma, sienostoma. Fisch, Catenipora appyoximata, distans, communicans Eichw, C. escharoides Blv, Halysites labyrinthica Morr, Calenipora agglo- merata, Hall, €. Michelini Casıl, C. gracilis, , compressa. Edw.) — Pem- brockeshire , Salop, Lichay, Dudley, Aymestry, Malvern, Irland, Schwe- den, Russland, Böhmen, NAmerika. — escharoides 272. LXIV. 2. (= Madrepora catenularia Esp, Catenipora escharoides Lk, C. exilis, reticulata Eiehw, H. Jaruyiekni Fisch) — Ben- thall Edge, el) Russland, NAmerika, Syringopora bifurcata 273. LXIV. 3. (= tubiporites fascicularis Whl, S. reti- eulata, Aulopora serpens His, Harmodites caltenatus Gein, H. bilnreafa dO) — Dudley,, Wenlock, Gothland. — faseicularis 274. LX. 1. (= Tubipora fascicularis L, S. filiformis Gf, Aulopora serpens Blo, Au: ‚tubaeformis Lsd,. Harmodites Aliformis, anglica, irregularis dO) — . Dudley, Newent, Gothland. — serpens 275. LXV. 2. (= Tubipora serpens L, Catenipora axillaris Lk, __ Aulopora conglomerata Lsd, Au. Lonsdalei dO)J — Dudley, Gothland. Ceonites juniperinus Eichw 276. LXV. 4. (= Limaria clathrata Lsd, L. Lons- dalei dO, L. ramulosa Hall) — Dudley, Russland , NAmerika. — intertextus Eichw 276. :LXV. &al= Limaria fruticosa Lsd) — He ‚Wenlock ‚ 'Aymestry, Russland. _ linearis 277. LXV. 3. — Dudley. 240 Ceonites labrosus 277. LXV, 6. — Dudley. — strigatus MC 278 — Dudley. Thecia Swinderana 278. LXV. 7. (= Agaricia Swinderana Gf, Porites expatiata Lsd, Astreopora expat. dO, Palaeopora expat. MC) — Dudley, Gothland; — Grayana 279. LXV. 8. — Dudley. Cyathaxonia siluriensis MC 279. — Kendal. Aulacophyllum mitratum 280. LXVI. 1. (= Hippurites mitratus Schl, Turbinolia obliqua, furcata, mitrata His, Petraia aequisulcata MC) — Dudley, Wal- hall, etc., Gothland. Cyathophyllum Loveni 280. LXVJ. 2. (= C. flexuosum His, Triplasma articulata Lsd) — Dudley, Gothland. — angustum 281. LXVI. 4. (= Cystiphyllum brevilamellatum MC) — Lickey. — pseudoceratites 282. LXVI. 3. (= Strephodes pseudocer. MC, C. recur- vam Edw) — Dudley, Wenlock, Gothland. — articulatum 282. LXVII. 1. (= Madrepora turbinata Esp, M. articulatus Whl, €. vermicularis His, C. caespitosum, dianthus Lsd, Lithodendron cae- spitosum Morr, Strephodes craigensis MC) — Wenlock, Dudloy, Girvan, Gothland, Russland. — truncatum 284. LXVI. 5. (= Madrepora truncata L, Strombodes trunca- tus Schw, Floscularia corolligera Eichw, Strombastraea truncala Blv, Ca- ryophillia explanata His, Cyath. dianthus Lsd, C. subdianthus dO, Strepho- des vermiculoides MC) — Wenlock, Aymesiry, Dublin, Schweden, Russland. — flexuosum 285. LXVII 2. (= Madrepora flexuosa L, Caryophyllia flexuosa Lsd, Diphyphyllum flexuosum dO) — Malvern, Gothland. — trochiforme 285. (= Strephodes trochiformis MC) Dudley. — vortex 286. (= Clisiophyllum vortex MC) — Wenlock. Omphyma turbinata 287. LXIX. 1. (= Madrepora turbinata L, Turbinolia tur- binata Lk, T. cyathoides Lk, Caryophyllia turbinata Brg, Caninia lata MC) — Wenlock, Dudley, Gothland. — subturbinata 288. LXVII. 1. (= Turbinolia verrucosa, eclimata His, Cyathophyllum turbinatum Lsd, C. subturbinatum dO) — Wenlock, Dud- ley, Schottland, Russland. — Murchisoni 289. LXVI. 3. (= Cystiphyllum siluriense Lsd) — Wenlock. Goniophyllum Fleicheri 290. LXVII. 3. — Dudley. — pyramidale 290. (= Turbinolia pyramidalis His, Calceola pyramidalis Gir, Petraia quadrata MC) — Kilbridl, Galway, Gothland, Chonophyllum perfoliatum 291. LXVIII. 2. — Wenlock. Piychopbylium patellatum 291. LXVI. 4. (= Fungites patellatus Schl, Strom- bodes plicatum Lsd, Cyathaxonia plicata dO) — Malvern, Kerry, Gothland. Acervularia luxurians 292. LXIX. 2. (= Madrepora ananas L, M. truncala Park, Floscularia luxurians Eichw, Astraea ananas His, Caryophyllia truncata His, Cyathophyllum dianthus Lsd, Lithostrotion Lonsdalei dO, Acervularıa ana- nas MC) — Dudley, Wenlock, Gothland. Strombodes typus 293. LXXI. 1. (= Arachnophyllum iypus MC, Str. Labechei Edw) — Wenlock Edge, Aymestry. — Murchisoni 293. LXX. 1. (= Acervularia baltica Lsd, Aclinocyathus dO) — Dudley, Wenlock. — diffluens 294. LXXI. 2. — Wenlock. Syringophyllum organon 295. LXXI. 3. (= Madrepora organum L, Sarcinula organon Eichw, Astreopora organon dO) — Dudley, Coniston, Gothland, Russland. Lonsdaleia wenlockensis 296. (= Strombodes wenlockensis MC) — Wenlock. Cystiphyllam ceylindricum 297. LXXH. 2. — Benthall Edge, Kerry. — Grayi 297. LXXIl. 3. — Dudley. — siluriense 298. LXXII. 1. (= Cyathophyllum vesiculosum Eichw) — Wenlock, Dudley, Russland, Gl. Botanik. A. Treul, Bawrder gestielten Drüsen der Blätter von Drosera rotundifolia. — Unter diejenigen Pflanzen, von denen gewisse Organe, wenn sie gereizt werden, Bewegungen ausführen. wie 241 die Blätter der bekannten Fliegenfalle (Dionaea), der Mimosa oder die Staub- fäden von Berberis, die bei der Berührung mit einer Nadel sich gegen das Pi- still werfen, hat man auch immer die Drosera rotundifolia gerechnet. Man fin- det auf ihren Blättern, in die klebrigen Drüsen verwickelt, oft kleine Insecten, die eben nach der gewöhnlichen Vorstellung von der sich krümmenden klebrigen Drüsenhaaren festgehalten und so getödtet worden sind. Tr. hat aber trotz zahlreicher Reizungen, solcher Drüsenhaare nie etwas wahrgenommen, woraus man auf eine Reizbarkeit derselben hätte schliessen können. Nach seiner An- sicht rührt die Insecktentödtung vielmehr davon her, dass auf den noch nicht völlig ausgebildeten Blättern die Drüsenhaare vom Rande nach der Mitte hin ge- krümmt sind und dort eine Höhlung bilden, Gelangt nun ein Insect dahin, so wird es in den Schleim verwickelt und festgehalten, Bei dem weitern Wachs- ihum der Blätler richten sich dann die Härchen wieder auf. Ueber den Bau dieser Drüsen hat besonders Meyen Untersuchungen an- gestelli und gefunden , dass sie elliptisch und gestielt sind, dass ein Spiralge- fäss den Stiel seiner ganzen Länge nach durchläuft und bis in die Drüse ge- langt. Meyen hat nun zwar gesehen, dass die Randdrüsen grösser sind als die andern, aber dıe Verschiedenheit ihres Baues ist ihm entgangen. Nach Tr. ha- ben nun die Randdrüsen eine sehr verschiedene Form von den Drüsen der Blattoberfläche. In den Randdrüsen scheint die Substanz des Stielchens an der Spitze in ein längliches Schalchen sich auszubreiten; in. dessen Grunde das rothe Drüsengewebe sich aushreitet. Die mitttelständigen Drüsen dagegen en- den in einfache Köpfchen von rundlicher. elliptischer Gestalt; die mehr dem Rande zustehenden sind roth, die miltieren ungefärbt. Das Innere der rand- wie miltelständigen Drüsen erfüllt ein ausgedehutes System breiter, netzförmiger Zellen. Die Stielchen der Randdrüsen sind am Grunde erweitert und grün ge- färbt. Sie verengen sich allmälig und ihre grüne Farbe geht in dem obern Theile, welcher dıe, Drüse trägt, in das röthliche über. Sie enthalten eine Epi- dermis, ein gelärbtes Parenchym und ein Gefässsystem. Eirstere besteht aus langen sich an der Spitze des Stielchens verengenden Zellen, die zur Basis ge- hörenden sind ungelarbt, die höher liegenden von rother Farbe. Oft waren die Epidermiszellen auf der an das grüne Parenchym stossenden Wand mit Chlorophylikörnern versehen. Zwischen den Epidermiszellen\gegen die breitere Basis sind oft auch einige Spaltöffnungen zu finden. Das grüne Parenchym ist ebenso aus verlängerten Zellen zusammengesetzt. Es nimmt mit dem Durch- messer des Stielchens an Dicke ab. Das Gefässsystem besteht meist aus einem einzigen ceniralen Bündel. gegen die Basis des Stielchens hin entdeckt war je- doch bisweilen 2 von einander abstehende Bündel, die sich in grösserer Höhe vereinigen. Jedes Bündel ist aus 2 oder 3 sehr feinen Luftgefässen zusammen- gesetzt, die oft 2 ein wenig getrennte und gleich gedrehte Schneckenlinien ha- ben. In den Drüsen selbst findet man eine Epidermis von farblosen oder ro- then Zellen und eine Schicht bleiches Chlorophyll haltiger Zellen. Diese beiden Theile bilden das Näpfehen, in dessen Grunde das Gelassystem ausgebreitet ist. Diese Gefässe oder netzförmigen Zellgewebe endlich sind wieder von den roth gefärbten Zellen bedeckt. Sie bilden mit den von ihnen eingehüllten Gefässen eine hervorspringerde längliche Drüse, welche von dem Rand des Näpfcheus ein- gefasst wird. (Compt. rend. XL. Nr. 26. S. 1355.) H. von Mohl, der vorgebliche entscheidende Sieg der Schleidenschen Befruchtungslehre. — Der immer noch unentschie- dene Streit, welche von den beiden sich gegenüberstehenden Befruchtungslehren als die richlige anzunehmen ist, sollte plötzlich unwiderleglich zu Gunsten der Schleidenschen Lehre geendet sein, indem Schacht bekannt machte, dass Deicke ein Präparat aufzuweisen habe, welches deutlich die Entwicklung des Embıyo im Pollenschlauche darlege. Es besteht dies Präparat aus einem Durchschnilte durch das Ovulum von Pedicularis sylvalica dessen Embryosack mit einem Stück der eingedrungenen Pollenröhre und dem sich auf früher Entwicklungsstufe be- findlichen Embryo freigelegt. Dieses Präparat hatte Deicke auch H. Mohl zur Untersuchung zugeschickt, der es aber nach wiederholter Untersuchung nicht für 2 3b. 1% : fähig hielt, eine Entscheidung herbeizuführen. Da inzwischen Schacht. Zeich- nungen jenes, Präparates veröffentlichte, die er mit der allergrössesten Sorgfalt nach dem mikroskopischen Bılde wiedergegeben habe, so hielt es H. v.. Mohl für seine Pflicht, damit sein Schweigen nicht als Beistimmung angesehen werde, Einsprache zu erheben, sowohl gegen die Beweiskraft des Präparates, als ge- gen die Richtigkeit der Schachtschen Zeichnungen. Obgleich nehmlich es höchst wahrscheinlich ist, so lässt es sich doch nicht unumstösslich beweisen, dass die aus der Spitze des Embryosackes hervorragende Röhre eine von aussen, in denselben eingedrungene Pollenröhre und nicht etwa das obere aus dem einge- rissenen Embryosack hervorgezogene Ende des Aufhangefadens des Embryo sei. Deswegen schon könnte also die Beweiskraft dieses Präparates als mangelhaft angegriffen werden. Aber auch abgesehen davon, so gibt jenes Präparat nach. M.s Beobachtung nicht die völlige Ueberzeugung, dass die in die Spitze des Embryosacks eingedrungene Pollenröhre in ihrem untern Ende das Rudiment des Embryo einschliesse. Denn weil die Röhre nicht frei daliege, sondern eine Menge übereinanderliegender Membranen und Falten, welche den Zusammenhang der einzelnen Theile uicht erkennen lassen, so liesse sich auch nicht mit Be- stiimmtheit behaupten, ob man den Embryosack mit seinen Falten und Rissen und die Pollenröhre sehe, oder ob die letztere sich eine Strecke unterhalb ihres Eintrittes in den Embryosack stark verenge und ihre Fortsetzung über dem Auf- hängefaden des Embryo laufe. Zur Entscheidung der Streilfrage ist es unbedingt nothwendig, das weitere Verhalten des Schlauches im Innern des Embryosackes aufs genauste zu kennen. Darüber gıbt aber eben jenes Präparat keine Aus- kunft. (Bot. Zeit. 1855. Nr. 22.) Th. Hartig, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Pflanzenzelle. — Die vorliegende längere Abhandlung hat neben ihrem besondern, auf die Erkenntniss der Pflanzenzellenentwicklung gerichteten Zwecke, auch noch den allgemeinern, für die Ansichten des Verfassers, ‚,welche nicht gerade Widerspruch noch weniger Widerlegung gefunden haben, sondern ein- fach zu den Acten gelegt worden sind, bekräftigende Beweismittel zu liefern. Er theilt deshalb die wichtigsten Ergebnisse seiner stets durch Verwendung chemi- scher Reagentien unterstützten bisherigen Beobachtungen, gedrängt in folgenden Sätzen mit: 1) Der ursprüngliche und zugleich in Bezug auf Zellen - Thätigkeit wichtigste, sehr wahrscheinlich allein active Theil der Zelle, ist ein häuliges schlauchförmiges Gebilde im Raume der aus ihm hervorgegangenen Zellwandung, ist der Piychodeschlauch (Primordialschlauch). 2) der Piychodeschlauch besteht aus zweien, ineinandergeschachtelten, hier und da zu Schlichtflachen unter einan- der verwachsener Häuten, zwischen denen der Piychodesaft mit mannichfaltigen zelligen und körnigen Gebilden, getrennt vom salzhaltigen, oft krystallführenden Safte des innern Zellraumes, sich kreisend bewegt. 3) Die Schlichtllächen be- nachbarter Zellen vereinen sich gegenseitig zu Tüpfeln in einer der Copulation der Spirogyren ährlichen Weise, 4) Aus dem Inhalte des Piychoderaumes und in diesem selbst entstehen die Ablagerungsschichten des Astathebandes, die starre Zellwand constituirend, beiderseits begrenzt bleibend, durch die mit den Abla- gerungsschichten verwachsenden Ptychodehaut ( Ptychode und Piychoide.) 5) Schon vor der Umwandlung des ersten Pıychodeschlauchs und dessen Inhaltes zur Zellwand entsteht ein neuer 2 häutiger Schlauch im Innern des älteren, die Functionen desselben übernehmend und fortführend. Dieser Vorgang. wieder- holt sich regelmässig zweimal, oft mehremale. 6) Die Zellenmehrung, das Wachsen der Pflanzen, beruht auf durchaus selbstständiger Abschnürung des Piychodeschlauches zur Tochterzelle, die bereits gebildete Zellwand ist hierbei in keiner Weise mitwirkend. 7) Der Zellkern ist bei der Zellenmehrung unbe- theiligt, er ist nicht Cyloblast, sondern ein dem Stoffwechsel dienendes Werk- zeug, Metecard.. — Die folgenden Beobachtungen sind meist an Wasseralgen angestellt worden 1) an der Vaucheria dichotoma. _H. liess sie einige Wochen mit andern Wasserpflanzen unter einer Glasglocke wachsen und lange, Triebe entwickeln. _Ein Bündel solcher Triebe wurde unter Wasser gebracht, die Schläu- che 1— 2‘ unter der Spitze durchgeschnitten und die Schnittlächen etwas 243 auseinandergeschoben. Es ergänzen sich dann zuerst wieder die durchschnitte- nen Ptychodeschläuche, quellen durch das eindringende Wasser auf und treten aus dem Innern heräus, schnüren sich auch zu kugelrunden Zellen ab; die in das umgebende Wasser gehen. Die abgeschnürten Zellen wie der hervorgequol- lene Piychodeschlauch setzen die normalen Funectionen der Pflanze fort, erstere zu neuen Individuen sich entwickelnd, letztere sich verlängernd. Die ursprüng- lich als Wasserhalliges Häutchen sıch zeigende Wandung des zusammengezoge- nen Ptychodeschlauches lässt steis am Grunde, aber auch an den Seiten, Häuf- chen. grüner Zellsaftsbläschen sehen. Diese grünen Körnchen sind aber nicht allein nach aussen vom umgebenden Wasser, sondern auch nach einen durch eine scharf gezeichnete Grenzlinie vom innern Zellraume geschieden; was für eine Duplicatur der Piychode spricht. Sobald ‘die Blase einige Minuten hervor- gequollen ist, vertheilen sich die grünen Zellsaftsbläschen gleichmässig über die ganze Wand; vielleicht unter Vermittlung des körnigen Schleimes, in welchem sie liegen. Beide Theile der hlasenförmig hervorgetretene, wie der abgeschnürte des Piychodeschlauchs zeigen nun ganz das normale Aeussere. Durch Einwir- kung von Chlorzink - Jodkalium, Zuckerwasser oder verdünnter Schwefelsäure eontrahirt sich der Piychodeschlauch , und zieht sich von der Zellwand zurück, nur ist die Piychodeauskleidung der Tüpfelkanäle mit ihr in Verbindung stehend. Eine neue wasserklare Zellwand, durch welche die Tüpfelkanäle hindurchgehen, sich an der Oberfläche "ausbauchen und kleıne Wärzchen bilden, umhüllt den Piychodeschlauch. Es wird dieser Vorgang als ein Beweis für die Ansicht an- gesehen, dass die Ablagerungsschichten nicht Sekretionsproducte eines und des- selben unverändert forlbestehenden Piychodeschlauchs seien, sondern dass sie sich aus dem primitiven Schlauche und seinem Inhalte bilden, während inner- halb des alten ein neuer sich bildet. An den Fäden dieser Conferve kann man besonders die verschiedenen Regenerationen des Piychodeschlauches untersuchen und sich von dem Fehlen der Zellenkerne überzeugen. Trotzdem finden, wie bei andern Conferven Abschnürungen und Bildung von Zwischenwänden Statt, was beweist dass die Mitwirkung des Zellkerns hierbei nicht nöthig ist. 2) Conferva glomerata. An dieser Alge, welche besonders als Beleg da- für dient, dass der Ptychodeschlauch dnrch eine von der Zellenwandung aus nach innen sich erweiternde Wandungsfalte abgeschnürt werde, glaubt H. durch Einwirkung chemischer Reagentien das Gegentheil bewiesen zu haben. (Forts. im nächsten Hefte.) (Bot. Zeit. 1855. Nr. 23.) Rabenhorst, die Algen Sachsens, bes. Mittel-Europas. Dresden 1855. Doppelheft 17. u. 18. Dec. der neuen Ausgabe. — Dieses Heft enthält folgende Algen: 1) Pleurocladia lacustris ‘A Braun neue Fucoideengattung des süssen Wassers. 2) Rhaphidium aciculare A. Br. 3) Rh. duplex Kiz, 4) Closterium Auerswaldi Rath. n. sp. 5) Protococcus roseus Menegh. 6) Chroo- eoccus eohaerens Naeg. n. sp. 7) Navicula eryplocephala Ktiz. 8) Synedra bi- ceps Kiz. £. recta. 9) Cocconeis Placentula Ehrb. 10) Epithemia gibba Ehrb. 11) Melosira varians Ag. 12) a. Gomphonema constrictum Ehrb. b. G. capi- tatum ejusd. 13) Microhaloa firma Breb. 14) Mesocarpus intricatus Havall. 15) Sphaeroplea Brauni Ktz. 16) Chantransia ( Chalybea) bergamensis Rab. n. sp. : 17) Uloibrix Ihermarum Wartm. n. sp. 18) Lemanea Thiryana Wartm, in litt. 19) Nitella (Tolypella) glomerata A. Braun in litt. (Chara glomerata Desv.) 20) Nitella flexilis Ag. v. subcapitata A. Br. Diese Algen sind gesam- melt worden bei Berlin, in Sachsen besonders um Leipzig und Dresden, in Thüringen, Mansfeld, Freiburg im Breisgau und bei Bergamo in der Lombar- dei.‘ Beigelegt ist noch Nr. 11. der Hedwigia mit Tab. XI. enthaltend: v. Strauss über Dothidia Pteridis und Sphaeria aquilina mit Abbild. Dr. E. Stitzenberges Notizen über Protococeus crustaceus, Pleurocadia lacustris von A. Braun. Dann noch Abbildungen von Sphaeria chondrospora , Aclinothecium caricicola Ces. und Peziza Cesatii Montage. v. W. Zoologie. Rudolph Bergh, Bidrag til en Monographi af Marseniaderne, en Familie af de gastraeopode Mollusker. En critisk, zootomisk, zoologisk Undersögelse. Kjöbenhavn 1853. 40%. 119 SS. 944 u. 5 lith. T. — Ueber diese ungemein gelehrte, mit sorgfältigster Benutzung der betreffenden Literatur ausgearbeitete Abhandlung, von ‚welchem uns vor kur- zem ein Exemplar als besonderer Abdruck aus den k. Danske Videnskabernes Selskahs Schriften , 5te Raekke, naturvidenskabelig og malhem. Afdeling, 3 die Bind, durch die Güte des Hrn. Verf.s (Reserve Chirurgen beim „,Almindeligt Hospital“ in Kopenhagen) zukam, glauben wir kein Mehreres sagen zu dürfen, als was die berühmten Gelehrten über sie aussprachen, deren Beurtheilung sie von der Gesellschaft der Wiss anheim gestellt worden war, welche in der Oversigt over det k. Danske Vid. - Selsk.'s Forhandl. etc. i Aaret 1853. S. 106 — 8. zu lesen ist und die wir in wörtlicher Uebersetzung hier ıittheilen : „Die Abhandlung theilt sich in drei Ahschnitte nach den drei Richtun- gen, welche, wie es schon der Titel besagt, der Verf. bei seinen Untersuchun- gen eingeschlagen hat. Im ersten handelt er die Geschichte der Marsenien ab und erörtert die Frage über die für diese Formen nach den Regeln der Wis-. senschaft passenden Galtungsbenennungen, wobei er zu dem, freilich sehr zu bestreitenden Resultate gelangt, dass Marsenia Leach vor der ältern Be- nennung Lamellaria Mtyg. beizubehalten sei. Im zweiten Abschnille stellt er den analomischen Bau dieser Thiere dar, indem er durch neue und selbst- ständige Untersuchungen mehrerer Arten — welche er hauptsächlich dem zoo- tomischen Museum der Universität verdankt — die geringen Kenntnisse, welche man nach früheren, minder vollständigen Anatomien dieser Thiere besass , be- stätigt oder berichtigt und nach mehreren Richtungen hin erweitert. Die Ver- hältnisse, welche der Verf. besonders hat erläutern können, betreffen die Hant, die Athmungswerkzeuge, die Mundhöhle und deren Raspel (die Zähne). Der dritte Abschnitt beschäftigt sich mit der systematisch -zoologischen Beschrei- bung aller bisher durch Text oder Figuren bekannt gemachten oder in unseren Museen aufbewahrten Arten, bringt sie zu Gallungen und Untergallungen und sucht ihre sehr verwickelte Synonymie zu eniwirren. Er führt hier in allem 26 Arten auf, nämlich 22 unter der Gattung Marsenia Leach (von denen 18 und unter Jdıesen 1 fossile in der Untergattung Marsenia p. Ss. d., und 4 in der Untergattung Chelyonotus Sws.), 2 Arten unter der Gattung Onchidiopsis Beck und 2 unter der Gattnng Marsenina Gray; alle drei Galtungen hat er mit Ar- ten vermebren können, welche neu oder zum Theile neu für die Wissenschaft waren. Die beiden letztgenannten Abschnilte sind durch Zeichnungen erläutert, welche theils die Schalen, theils das ganze Thier (nach Weingeistexemplaren,) tbeils innere Theile in natürlicher Grösse oder vergrössert, vorstellen und im ganzen recht hübsch ausgeführt sind.“ Da die Tbierformen, welche den Gegenstand dieser ersten wissenschaft- lichen Arbeit des Verf.s ausmachen, in mehrfacher Hinsicht von Bedeulung für eine natürliche systematische Zusammenstellung der Schnecken -Klasse sind, und da es bis jetzt an einer Zusammenlıangenden Darstellung des uns von den- selben Bekannten fehlt, und sie zudem, so weit sie aufgenommen, hier und dort in faunistischen Werken zerstreut, meistens auf eine weniger befriedigende Weise behandelt worden sind, so ist die vorliegende Arbeit sicherlich als eine Zeitgemässe zu betrachten. Ihre Ausführung zeigt, dass der Verf. vielen Fleiss, um Vollständigkeit zu erlangen, und viele Sorgfalt, um so weit als möglich mit den leider nur wenigen Exemplaren, welche ihm wegen des seltenen Vorkom- mens dieser Formen in den Museen zu Gebote standen, auszureichen, ange- wendet hat. Wenn gleich wir nun freilich uns nicht damit befassen konnten, die Richtigkeit der einzelnen Angaben in der Abhandlung zu prüfen, und wenn wir selbst annehmen, dass die Ermittelung der Synonymie und die Zweifel hin- sichtlich der Gattungs- und Artbenennungen nicht so abgemacht worden seien, wie es der Verf. meint, so hat man doch jedenfalls die Abhandlung als eine Arbeit zu betrachten, durch welche unsere Kenntnisse von der Familie um ei- nen Schritt vorgerückt sind, wesshalb wir nicht unterlassen können , in Ueber- einstimmung mit des Verf.s Wunsche,, ihre Aufnahme mit den nöthigen erläu- ternden Tafeln in die Schriften der Gesellschaft Dieser empfeblend anheim zu stellen. — Eschricht. Bendz. Steenstrup. — „Die Gesellschaft geneh- migle dieses Gutachten,‘ Cpl. 245 MH. M. Diesing, Sechzehn Gattungen von Binnenwürmern und ihre Arten. Mit 6 Tfln. Wien 1855. Fol. — Das Material für diese Ab- handlung wurde von Nalterer in Brasilien gesammelt und ist vom Verf. bereits in dem Systema Helminthum aufgenommen worden, es genügt daher hier die Namen der behandelten Gattungen und Arten aufzuzählen: Eustemma caryophyllum im Darm- 'kanal von Falco pileatus ; Rhopalophorus coronatus im Magen und Darm von Di- delphis cancrivora, D. myosurus und D. guica, Rh. horridus im Magen und Darm von Didelphis myosurus und D. philander; Gyrocotyle rugosa im Dickdarm von Antilope pygarga,, Sparganum reptans in Affen, Fledermäusen, Füchsen, Katzen, kleinen Bären, Beutelthieren, Ottern, Falken, Eulen, Raben, Drosseln, Eisvö- geln, Tauchern, Eidechsen und Schlangen, überhaupt in 10 Gattungen und 13 Arten Säugethieren, 16 Gattungen und 24 Arten Vögeln und 13 Gattungen und 15 Arten Amphibien, also gewiss ein merkwürdiger Wurm; Zygobothrium me- gacephalum im Darm von Phractocephalus hemiliopterus; Pterobolhrium hetera- canlhum auf der Schwimmblase und dem Darm von Micropogon lineatus und Pristipoma coro; Syndesmobothrium fragile im Darm von Pristis Perrolteti; Sciadocephalus megalodiscus im Darm von Cichla monoculus; Ephedrocephalus, microcephalus im Darm von Phractocephalus hemiliopterus; Amphoteromorphus Peniculus im Darm von Bagrus goliath ; Pallidocotyle rugosa im Darm von Pla- tystoma tigrinum; Aspidocephalus scolecıformis ia Gürtel- und Beutelthieren; Peritrochelius insignis im Magen von Delphinus amazonicus; Onchocerca relicu- lata in den Muskeln des Pferdes; Diaphanocephalus strongyloides im Darm von Podinema teguixin; D. costatus im Darm von Lachesis rhombeata und Hylophis laevicollis; Deletrocephalus demidiatus im Darm von Rhea americana. RK. Wedl, Helminthologische Notizen. — Der Verf. sammelte die hier mitgetheilten Notizen während eines fünfwöchentlichen Aufenthaltes zu Triest im August und September. Es beziehen sich dieselben auf folgende Würmer. 1) Der Skolex höchst wahrscheinlich von Bothriocephalus Lophii im Darme des Lophius piscatorius beobachtet. — 2) Acanthobothrium crassicolle n. sp. im Schleime der Spiralklappe des Darmes von Trygon pastinaca. — 3) Phyllobothrium Torpedinis im Darmschleime von Torpedo marmorata bei Ru- dolphi als Cephalocotyleum Torpedinis erwähnt. — 4) Der Skolex von Rhyn- chobothrium am Peritonealüberzuge des Magens. Der Rüssel desselben ist hohl und in seinem Innern mit Längsmuskelfasern ausgekleidet, nach vorn einstülp- bar. — 5) Tetrarhynchus longicollis an der Spiralklappe von Mustela vulgaris, — 6) Rüynchobothirium tenue n.. sp. im Darmschleime von Myliobatis aquila. — 7) Monostoma bipartitum n. sp. an den Kiemenbögen von Thynnus vulgaris. — 8) Ein geschlechtlich nicht entwickeltes Monostoma als Ecto- und Entopa- rasit bei Rhombus laevis. — 9) Monostoma foliaceum aus der Bauchhöhle von Accipenser sturio. — 10) Bisher unbekanntes Distoma aus dem Zellgewebe des Herzens von Belone vulgaris. — 11) Distoma megastoma im Magen von Scyllium catulus. — 12) Distoma polymorphum im Darm von Muraena an- guilla. — 13) Dikentrocephalus crinalis n. gen. nov. spec. ein neuer Nema- tode aus den Appendices pyloricae von Lophius piscatorius. — 14) Ein ge- schlechtliches Agamonema aus demselben Fische. — 15) Ein Nematode aus der Darmschleimhaut von Belone vulgaris. — 16) Agamonema capsularia in ungeheurer Menge in der Bauchhöhle von Scomber scombrus nach 18 Tagen in Brunnenwasser noch lebend. — 17) Ein ähnlicher Wurm bei Mullus barbatus und Zeus faber. — 18) Ascaris bicuspis a. sp. im Magen von Scyllium catu- lus. — 19) Ascaris rigida im Magen von Lophius piscatorius hat zwei ge- krümmte Spicula von beträchtlicher Länge, vor denselben 10 bis 12 Reihen von Saugwarzen, — 20) Ein Agamonema in der Leber von Pecten jacobaeus. — 21) Ein Rundwurm im Lungensack von Tropidonotus natrix. — 22) Tricho- soma in der Harnblase der Hauskatze. — 23) Zur Ovologie und Embryologie der Helminthen. Die wichtigern dieser Notizen werden wir gelegentlich ihrem Inhalte nach mittheilen. (Wien. Sitzungsber. VI. 371 —408.) ...@% RB, Wagener, die Entwicklung der Cestoden. Nach ei- genen Untersuchungen. Mit 22 Taff.. Bonn 1855. 4% — Der Verf, unter- 17 246 suchte 174 Cestodenarten in etwa 800 Exemplaren grösstentheils während eines längern Aufenthaltes in Pisa und Nizza und theilt die Resultate in der vorlie- genden, für jeden Helmintbologen wichtigen Schrift mit. Er verbreitet sich’ zu- nächst über die structurlose Haut nebst ihren Anhängen als den Haken, Sta- cheln, Härchen und Zotlten, über die Muskeln und deren Gebilde als den Rüs- sel, die Saugnäpfe, Sauggruben, Penis und der Rüssel der Tetrarhynchen, dann über das Fett, die rothen Flecke, Kalkkörper, sogenannten Elementarkörnchen und caclusförmige Gebilde, körnige Pigment, Gefässsystem, Geschlechtsorgane, Eier und Embryonen. Im speciellen Theile behandelt er: Ligula progloltis n. sp.; L. iuba Sieb, Triaenophorus nodulosus Rud, Taenia microstoma Duj, T. osculatla Goez, Echinoceus velerinorum, Coenurus cerebralis, Cysticereus tenui- collis, C. pisiformis, C. fasciolaris, Dibothrium, Scolex, andere junge Cesto- denblasen, cyslicerke Telrarhynchen in ganz geschlossener Blase und den Cysti- cerken der Tänien gleich gebildet, Tetrarhynchen ohne sogenannte hydropisch ausgedehnte Schwanzblase, ceysticerce Tetrabothrien, Proglotliis. Im Rückblick sind die allgemeinen Resultate mit folgenden Worten zusammen gefasst: der Embryo mit seineu sechs Haken ist als Kopfbildner anzusehen; der pulsirende Schlauch ist eine ihm eigenthümliche Bildung; nach erzeugtem Kopfe wird der Kopfbilder abgeworfen und schein keinen neuen Kopf mehr zu bilden; nur bei Ligula und Caryophyllaeus bleibt der Embryo an seinem Erzeugten durch das ganze Leben, jedoch obliterirt der pulsirende Schlauch zuweilen im alternden Thiere; Echinococcus und Coenurus nebst Cysticercus biceps erzeugen mehr als einen Kopf. A. Gerstaecker, Rhipiphoridum coleopterorum familiae dispositio systematica. c. Tab. Berolini 1855. 4% — Der Verf. cha- raclerisirt die Familie im Allgemeinen, dann ihre einzelnen Gruppen, Gattungen und Arten unter Hinzufügung des Vaterlandes , der Literatur und Synonymie. Wir theilen die Uebersicht des Inhaltes nachstehend mit: I. Trib. Ptilophorini: Antennae maris pectinalae, feminae serratae; oculi emarginati , scutellum apertum; elytra corpus totum legenlia, sutura con- ligua; coxae approximatae; unguiculi serrati vel pectinati. l. Trigonodera Dej.: antennae arliculis 4 vel 5 primis simpliei- bus; palpi maxillares articulo tertio breviore;; ligula subcordata; palpi labiales arliculis 2 et 3 subaequalibus; tibiae anticae bispinosae; unguiculi pectinati. Arten: suceineta (Grm) Brasilien, signaticollis Brasilien, nubila Peru, sulcicol- lis Brasilien, nuda Neuholland, maculata (Castelu) Brasilien, viltata ebda, bi- striata Peru, pallipes Brasilien, senilis Neuholland, lutea und sericea ebda, co- nicollis (Casteln) ebda. 2. Geoscopus.n. gen: antennae maris 11-, feminis 10 -articulatae ; palpi maxillares articulis 2 et 3 subaequalibus ;»ligula trapezoidea, medio incisa; palpi labiales articulo 2 longissimo; tibiae anticae bispinosae; unguiculi ser- rali. Arten: G. murinus am Cap. 8. Pelecotoma Fisch: antennae artieulis 3 primis simplicibus; palpi maxillares articulis brevibus, uljimo fortiter Lruncato ;, menlum elongatum; li- gula biloba; palpi labiales arliculo 2 longissimo, ultimo ovato; tibiae omnes inulicae; unguicnli obsolete bidentati. Arten: P. fennica Castl Deutschland, Schweden, Russland, P. flavipes Melsh. Carolina, 4. Clinops n. gen; antennae articulis 3 primis simplicibus, 1 et 3 subaegualibus palpi maxillares articulis deplanatis, ultimo oblongo ; mentum sub- quadratum ; ligula biloba; palpi labiales articulo ultimo lanceolato; tibiae an- licae mulicae; unguiculi bidenlati. Art: Cl. badius Kafferland. 5. Ancholaenıus n. gen: antennae articulis 3 basalibus simplicibus, primo elongato; palpi maxillares valde dilatatae, deplanatae; mentum elongatum ; ligula triloba; polpi labiales artieulis brevibus, ultimo forliter truncato; tibiae anlicae mulicae, mediae l-, poslicae 2- spinosae; unguiculi dentati. Art: A Jyeiformis Brasilien. 6. Euctenia n, gen: antennae arliculis 5 primis simplicihus; palpi maxillares articulo 2 longissimo , arcuato; ligula profunde biloba; palpi labiales 247 articulo 2 longissimo clavato; tibiae omnes bispinosae; unguiculi pectinati, Art Eu. sericea Neuholland. 7. Ptilophorus Dej: antennae articulo 3 in mare in processum di- latato; palpi maxillares articulo 4 longissimo subulato ; ligula subcordato ; palpi labiales articulis 2 ultimis elongalis; tibiae omnes bispinosae; unguiculi pe- etinati. Arten: Pt. pruinosus und Pt. nervosus in Neuholland, Pt, Dufouri Dej SEuropa , Pt. capensis Cap, Pt. Fischeri Alexandrowsk. 8. Ctenidia Castl mit Ct. mordelloides Castl Cafferei. I. Trieb. Rhipidiini: femina aptera, oculis minutis, antennis filifor- mibus; antennae maris pectinatae, articulis 3 primis simplicibus; oculi per- magni, totum fere caput occupantes; oris partes rudimentariae; elylra abbre- viata ; unguiculi simplices. Einzige 9. Gatiung: Rhipidius Thb mit Rh. natalensis Port Natal, Rh. lusitanicus Portugal. II. Trib. Myoditini: antennae maris biseriatim, feminae uniseria- tim flabellatae ; oculi ovati; scutellum apertum; elytra abbreviata; alae exsertae; - ‘coxae dislantes; unguiculi pectinati. Einzige 10. Gattung: Myodites Latr. mit M. subdipterus Latr OEuropa und Kl. Asien, M. caffer Cafferei, M. fascia- tus (Sey) NAmerika, M. scaber LC. ebda. IV. Trib. Rhipiphorini: antennae maris biseriatim, feminae uniseria- tim flabellatae vel serratae; oculi ovales; scutellum obtectum ; elytra dehiscentia, acuminata ; alae exsertae; coxae approximatae; unguiculi apice bifidi. 11. Metoecus Dij: maxillae lamina utraque minutissima; palpi maxil- lares articulo 4 longissimo; palpi labiales artieulis connatis; tibiae anticae ; muticae; tarsi postici articulis singulis elongatis, cylindricis. Art: M. parado- xus Dj Europa. 12. Rhipiphorus Tbr: maxillae lamina externa valde elongata; palpi maxillares articulo 2 longissimo ; palpi labiales articulo ultimo subulato ; tibiae anticae unispinosae; tarsi postici articulo secundo brevi. Arten: a) Rh. spini- pennis Para; acuminatus Brasilien, spinosus Fabr ebda, basalis ebda, dimi- diatus Fbr NAmerika, affıinis, biguttatus, rubropictus Brasilien, octomaculatus NAmerika und Bahia, bimaculatus SEuropa , novae Hollandiae Neuholland, scu- tellaris Ostindien, nigripennis Senegal und Aegypten, bipunctatus Fhr., varico- lor (= humeratus Fbr etc.) NAmerika, fenestratus Brasilien. — b) Rh. fla- bellatus Fbr SEuropa Africa Ostindien, rufipennis Guer Dalmatien, apicalis Kicht Spanien , Gayi Chile, cruentus Germ NAmerika , tricolor Neuholland, vit- tula Brasilien, sordidus ebda, tarsatus Fabr Amerika, nasutus Fabr Ostindi- sche Inseln, altenuatus , trisignatus, cordiger Brasilien, limbatus Fabr NAme- rika, variabilis Brasilien, axillaris Guinea, dispar Brasilien, pusillus Ostindien, discicollis Brasilien , mutilatus Columbien , quadrimaculatus Cuba, vittatus Peru — punctatus Fabr Cayenne, sexmaculatus Fabr. Amerika. Peters, Uebersicht der inMossambique beohachteten See- fische. — P. zählt in dieser Uebersicht 197 Arten auf, unter denen mehre neu und 'hier charaeterisirt werden, über andere bekannte sind beachtenswerthe Beobachtungen beigefügt. Wir geben die Namen der Arten wieder, die der neuen wie immer ohne ‚Beifügung der Autorität. Apogon quadrifasciatus CV Serranus marginalis CV Diacope octolineata CV — novem fasciatus CV _— flavogultatus — notata CV — zeylanicus CV — flavocoeruleus QG Priacanthus boops CV — 'roseipinnis CV — melas Dules Bennetti Blk Ambassis Commersoni CV _— squamipinnis — fuscus UV Grammistes orientalis Bl — abdominalis Therapon servus Bl Serranus oceanicus CV — golialh Pelates quinquelineatus CV — salmonoides CV Ptectrodoma melanoleu- Holocentrum diadema Rpp — areolatus CV cum CV — samara Rpp — merra CV Diacope coccinea Eib . — punctatissimum CV — guttatus Bl — marginata CV Percis hexophthalma Ehb — miniatus Bpp — quadrigutta CV — polyophthalma Ehh — fuscoguttatus Rpp — Sulvilamma Fk — cancellata CV 41707 Sphyraena Commersoni CV — obtusata CV Sillago acuta CV Upeneus viltatus CV — cinnabarinus CV — Jateristriga CV Dactylopterus orientalis CV Platycephalus insıdialor Bl — punctalus CV — ‚pristlis Scorpaena mossambica Pterois volitans CV Apistus binotalus Otholithus argenleus Khy Corvina dorsalis Prislipoma kaakan CV Diagramma gatherina CV — flavomaculatum Ehb — .einerasceus CV. — Blochii CV Scolopsis bimaculatus Rpp — ghanam CV Chrysophrys Rpp Lelhrinus, centurio CV. Gothofredi CV — mahsenoides Ehb olivaceus CV — variegalus Ehb — elongatus Ehb Sargus auriventris Crenidens Forskali CV Caesio tricolor CV — caerulaureus CV Gerres oyena CV Musgil Scheeli Fk Nestris cyprinvides V Atherina afra Scomber kanagarta CV Chorinemus St. Petri CV — moadelta Ehb Caranx speciosus Lcp — Belangeri CV Equula dentex CV Chaetodon faleula Bl Abhortani CV. virescens CV viltatus Bl Sebanus, CV setifer Bl nigripinnis Heniochus macrolepidotus Bl Zanclus cornutus Coms Holacanthus. semieirculare CV 248 — ehrysurus CV Platax vespertilio BI — theira Fsk. Pseltus rhombeus Fsk Petroseirtes. cynodon — barbatus — elongalus Salarias quadricornis CV Gobius albomaculatus Rpp- - — nebulopunctatus CV — obscurus — capislralus signalus alherinoides Sieydium lagocephalum CV Callionymus marmoralus Echeneis naucrales L Amphacanthus. Abhortani, CV — olivaceus CV — gultatus Bl Acanlhurus scopas CV — triostegus Bl — annularis CV — velifer Bl Naseus fronticornis. Coms Keris anginosus CV Aulston chinense: L Fistularia Commersoni Bpp Amphisyle scutala CV — brevispina Rhombus argus Bl Solea spec. incert, Fierasfer negleclum Cossyphus diana CV — opercularis — taeniops — filamentosus Chilio auratus Coms — cyanochloris CV Julis decussatus CV — hebraicus CV — lunaris CV — dorsalis QG caudimacula QG — coeruleovittatus Rpp strigiventer Ben — marginalus, Rpp Xyriehthys, macrolepidotus CV — — punciulatus CV Scarus capilaneus CV — maculosus Lsp Amphiprion. Clarki: CV. Pomacentrus payo, Lsp (Berlin. Monatsber. Juni 428 — 466.) J. G. Fischer, die Familien der Seeschlangen systema- tisch beschrieben. — annulatus. +. Dascyllus aruanus CV — .trimaculatus Rpp Glyphisodon coelestinus , Sol — sparoides CV — zonatus (y - — fSallax —‚ Sculptus Belone crocodilus Les Hemirhamphus far Rpp _ — Dussumieri CV Plotosus anguillaris Bl Saurida nebulosa Val Clupea sirm Fsk Chiroventris dorab C Lutodira mossambica Albula bananus Lsp Conger cinereus Rpp . Muraenesox bagio Cant Muraena variegata Fsh — fascigula — vermicularis — diplodon Ophiperus marginatus Sphagebranchus breviro- stris Diodon antennatus C Petrodon poeecillonotus Rpp — ocellatus — taenialus Östracion cubitus Bl — . quadricornis Bl . — cornutus Bl Balistes aculeatus Bl — lineatus Bl — albocaudatus Rpp, _ — flayomarginatus Rpp — rivulatus, Rpp —. stellatus Lsp Monacanthus frenalus Hippocampus: ramulosus Lech — comes (aut Syngnathus biaculeatus Bl — fascialus Gr — mossambicus g Ginglymostoma, concolor Mst Carcharias acutus: Rpp — glaucus C — lamia Riss Torpedo. fuscomaculata, Taeniura: lymna, MH: Hamburg 1855, 49%. 68 SS, — Obwohl in. den letzten 249: 20 Jahren unsere Kenntniss vom Bau ‘der Meeresschlangen und deren Arten durch manchen schätzbaren 'Beitrag erweitert worden: so war doch noch 'man- ches Unbestimmte aufzuklären und ganz besonders 'eine kritische Prüfung der Gattungen und Arten nöthig, um so mehr als diese von Dumeril'in der grossen Herpetologie mehr verwirrt als scharf gesichtet worden waren. Der Verf. hat nun in der vorliegenden Monographie mit Hülfe des in der Hamburger und Ber- liner Sammlung befindlichen Materials ‘die ganze Familie einer sorgfältigen Re- visiod unterzogen und dadarch manchen bösen Irrthum . beseitigl und durch neue Beobachtungen interessante Aufschlüsse gegeben. Er schildert zunächst die allgemeine Körperform, die Kopfschilder, die zur Bestimmung. der Gallun- gen und Arten theils wegen ihrer übereinstimmenden Form: theils aber we- gen erheblicher individueller Abänderungen nicht benutzt werden können, die Schuppen , Bauchsehilder, Zahnbau und Farbe. Hinsichtlich «der Banckschilder erkannte F., dass dieselben bei den. Hydrophisarten durch Verschmelzung von zwei oder mehr benachbarten Schuppenreihen entstehen; dass ferner die Kiele oder Tuberkeln auf ‘den so entstandenen Schildern demjenigen ' deutlicher Tuberkeln oder Kiele auf den übrigen Schuppen entspricht. ‘Die grössere oder geringere ‚Deutlichkeit der Tuberkeln wechselt‘ individuell: ‚und: 'hat- keine; speci- fische Bedentung. Es kommen zwei, vier und selbst ‘mehr Kiele vor. Die Zahl der Bauchschilder variirt individuell beträchtlich, ‘zumal. bei den kleinschuppi- gen Arten. In Bezug auf den Zahnbau: überzeugte 'sich 'F. ‚dass alle. Meeres- schlangen ohne Ausnahme wirkliche Giftzähne am 'vordern Ende des Oberkiefers besitzen und dieselben in Form und Bau sowie die dahinter liegenden soliden Zähne sich durchaus ‚den übrigen; Proteroglypben -namentlich der Gattungen Naja, Bungarus: und Pseudoelaps anschliessen. (Gerade hierin hat Dumeril sich un- verzeihliche Irrıbümer zu Schulden: kommen ‚lassen... Die kleineren soliden Zähne, hinter den Giftzähnen haben oft an der vordern Seite die Furche der letztern. Ihre Anzahl variirt individuell durch das unbestimmte Anftreten der Ersatzzähne, erst.bei genauer. Untersuchung ist die normale Zahl zu ermitteln, welche ‚F; für viele Arten feststellen konnte, , Aus:dem systematischen Theile der Abhandlung geben wir: die wichtigsten ‚Charactere wieder, da die Schrift selbst kaum die allgemeine Verbreitung finden durfte, welche sie verdient. Hyarina: Kopf nicht oder wenig’ abgesetzt ‘vom Rumpf ;;Höhendürch- messer des Körpers beträchtlicher als der Querdurchmesser ; der Schwanz kurz, höchstens !/; der Totallange , stark comprimirt‘, hoch, mit oberer und unterer Kante, am Ende mit einer grossen dreieckigen Schuppe; die Augen klein, höch- stens dreimal im Orbitalraum "enthalten, mit runder Pupille; die Oberseite, des Kopfes mit Schildern gedeckt; kein 'Frenalschild ; die Bauchschilder klein, nicht !/4 des Körperumfanges oder ganz felilend; der erste Oberkieferzahn ein gros- ser gefurchter Giftzahn, dahinter‘ 1 bis 14 kleine solide oft gefurchte Zähne. Die ganze Familie bewohnt die Meere an..den tropischen Küsten Asiens und Australiens und nährt: sich von wirbellösen' und kaltblütigen Wirbelthieren. 1..Platurus Latr: Kopf klein, platt, nicht abgesetzt ; Körper fast wal- zehförmig, wenig höher als breit; Nasalschilder seitlich, düreh ein Paar nor- mal gebildeter Internasalschilder getrennt“ Nasenlöcher seitlich nahe am üntern Rande der Nasalschilder; Mundwinkel nicht heraufgezogen; Lippenrand nicht eingezögen ; Schüppen dachziegelartig, rhombisch, glänzend; Bauchschilder brei- ter als Ye des übrigen. Korperumfanges ; Schwanz mit grossen: hochgestellten hexagonalen Schuppen, deren hintere Ecken zu einer ‚Curve abgeründet sind. Hinter dem Giftzaline das Oberkiefers und dessen Ersatzzähnen steht ein sehr kurzer schwächer solider Zain auf der Kante’ des Oberkiefers. Die einzige Art ist Pl. fasciatus Catr (— Coluber latieaudatus E Hydras colubrinus Scha, Co- lubrinus hydrus Shaw, Pl. Yaticaudatus und eolubrinäs Wgl, Hydrophis colubrinus Schl, Lätieauda Sinuata Cant) über 2"lang, tm- chinesischen ünd indischen Meere. . 2: Aipysarus Laep: Kopf klein, rundlich, nicht abgesetzt, Körper mässig' comprimirt; Nasalschilder' vertieal, ‘in gerader Linie an einander passend, jeder derselben breiter oder ebenso breit wie lang; Nasenlöcher vertical nahe dem’ äussern, Rande der Nasalschilder ;.keine, Internasalschilder; Mundwinkel nieht her- 250 aufgezogen, gerade; Schuppen mit freier Spitze, rhombisch, spiegelnd, mit einem, mehren, oder ohne alle Tuberkeln , nur mit Vertiefungen; Banchschilder breiter 2/; des übrigen Körperumfanges ; "Schwanz mit grossen hochgestellten hexagonalen: Schuppen; hinter den Giftzahn mehre äusserst feine hakenförmig gekrümmte Zähne in einer bis zum Mundwinkel sich erstreckenden Reihe. Arten: A. laevis Lep: (= Hydrus fasciatus Schn, Thalassophis anguillaeformis Schm, Th. murae-: noformis Schm) mit glatten Schuppen in 27 Längsreihen, im indischen und. chinesischen Meer; A. fuscus Tsch. [Vf. schreibt durchweg irrthümlich Tschudy statt Tschudi] = Hydrophis pelamioides Schl) mit 19 Schuppenreihen im in- dischen Meer. 8. Acalyptus Dum: Körper nur wenig comprimirt; Schuppen a tisch, mit sehr freiem hinteren Rande, leicht gekielt; keine Bauchschilder; Kopf kurz, fast viereckig, statt der Stirn- und Scheidelschilder Schuppen. Einzige Art: A. superciliosus Dum bei Neubolland. 4. Astrota n. gen: Körper robust, comprimirt, grösste Höhe des Rumpfes mehr als 11/, des Querdurchmessers; Nasenlöcher verlical im hintern äussern Winkel der Nasalschilder, diese länger als breit, in grader Linie an einander stossend ; keine Internasalschilder, Mundwinkel heraufgezogen, Lippen- rand eingezogen; Schuppen glanzlos, oval, sehr frei, dachziegelartig über die folgenden hinwegragend, gekielt; Bauchschilder fehlend oder kleiner als 1/; der übrigen Körperumfanges; Schwanz in der Mitte seiner Höhe mit am Ende freien Rhombenschuppen; hinter dem Giftzahne mehre kleine solide Zähne. Einzige Art: A, schizopholis (= Hydrophis schizopholis Schm) im chinesischen Meer. 5. Hydrophis auctor: Körperform wechselnd, schlank oder robust, comprimirt; grösste Höhe wenigstens 1!/2 Mal so stark wie die Breite; Mund- winkel heraufgezogen , Lippenrand eingezogen ; Nasenlöcher vertical, im äussern hintern Winkel der Nasalschilder, diese länger als breit, in gerader Linie an einander stossend; Schuppen glanzlos, sechsseitig, doch am Rücken bei eini- gen Arten in rhombische oder rechteckige übergehend, mit Tuberkeln oder Kie-' len oder blossen Längsvertiefungen versehen; Bauchschilder fehlend oder schmä- ler als !/; des übrigen Körperumfanges, mit je 2 oder mehr Tuberkeln oder den diesen entsprechenden Längsverliefungen; hinter dem Giftzahn mehre kleine so- lide Zähne. a. Hydrophis: Schuppen sechsseitig, überall mit deutlich ausspringen- dem Seitenwinkel, an Hals und Rücken oft durch Zuschärfung der hintern Kante in die rhombische Form übergehend; Bauchschilder deutlich vorhanden. Arten: H. siriata Schl (= Polyodontes annulatus Less, Hydrus striatus Cant) mit 7 kleinen soliden Oberkieferzähnen, 51/3‘ lang, im indischen und chinesischen Meer; H. hy- brida Schl an den Mollucken; H. pachycercos n. sp. mit 8 kleinen Oberkieferzähnen, im indischen Meer; H. nigrocincta Schl (= H. spiralis Shaw) mit 7 kleinen Oberkieferzähnen und 12 Zähnen im Unterkiefer, im indischen und chinesischen Meere; H. schistosa Schl (= H. eyanocinctus Daud, Enhydris Wgl, Thalasso-' phis Werneri Schm) mit 4 kleinen Oberkieferzähnen im Golf von Bengalen und dem indischen Meere; H. Schlegeli (= Thalassophis Schlegeli Schm) mit 10 soliden Oberkieferzähnen im chinesischen Meer; H. microcephala (= Microce- phalophis gracilis Less, Thalassophis microcephala Schm) mit 6 kleinen Ober- kieferzähnen bei Java; H. gracilis Schl (= Anguis mamilaris, H. chloris, H. obseurus Daud, Hydrus fasciatus Schn) mit J4 kleinen Oberkieferzähnen an der indischen und australischen Küste; H. doliata (= Disteira doliata Lacp, Tha- lassophis viperina Schm, Disteira praescutata Dum) mit 5 kleinen Oberkiefer- zähnen. bei Java; H. anomala (= Thalassophis anomala Schm) mit 5 kleinen krummspitzigen Oberkieferzähnen im indischen Meer; H. fasciata Dum von Java. — b. Pelamis Daud: Schuppen sechsseitig, stets mit deutlicher hintrer, Kante, nie ins Rhombische übergehend, an Rücken und Hals vielmehr rechteckig. Arten; U. bicolor (= Anguis platurus L, H. variegata Sieb, H. pelamis Schl) mit 8 kleinen Oberkieferzähnen im indischen Meer; H. pelamidoides Schl (= Hydrus major Shaw, Lapemis Hardwicki Gray); mit 5 soliden Oberkieferzähne an der Küste Javas, L. Brehm, zu welcher Tageszeit ziehen die Vögel? — Einige ziehen bei Tage, andere des Nachts. Bei Tage wandern alle guten Flie- 251 ger, namentlich die Tagraubvögel, die Schwalben , Segler, Bienenfresser,, alle krähenartigen 'und spechtartigen Vögel, die Kuckuke, Kreuzschnäbel , Grünlinge, Edel- uud Bergfinken, Lein- und Erlenzeisige, die Hänfiinge und Stieglitze, die Lerchen und Pieper, ‘die Schaf- und weissen Bachstelzen, die Staare, Wach- holder- und Rothdrosseln „die Meisen und Goldhähnchen, die Tauben, Störche, Löffler, Kiebitze, Austernfischer, Brachvögel, Seeschwalben, Möven, Raubmöven, Sturm- und Petersvögel, Kropfgänse und andere. ‘Die meisten von diesen zie- hen vor oder mit Tagesanbruch 'und in den Vormittagsstunden bis 9, 10 oder 11 Uhr, dann ruhen sie, um Futter zu suchen und sich zu. erholen. In den Nachmittagstunden setzen. sie ihre Reise weiter fort. Geht aber der Zug sehr rasch: dann ruhen sie fast oder gar nicht, sondern wandern bis zum Abend. Des Nachts ziehen alle eulenartige Vögel, die Nachtschwalben (Caprimul- gidae) und alle schlechten Flieger. Dahin gehören die Eisvögel, die ammerar- tigen Vögel, die Wasserschwätzer, ‚schwefelgelben Bachstelzen, Sing- und Mittel- drosseln, die Schwarz- und Ringamseln, die Blau- und Rothkehlchen, ‘die Spros- ser und Nachtigallen, alle 'Grasmücken , Laub - und Schilfsänger,, die Wachteln, die Rohrdommeln und Nachtreiher,, älle schnepfen-, rallen- und viele entenar- tige Vögel. .Alle diese Vögel suchen am Tage ihre Nahrung, und scheinen zur Zugzeit fast gar nicht zu schlafen. Dieses sehen wir am deutlichsten an den eingesperrten. Sie sind den ganzen Tag munter unter die ganze Nacht unruhig. Der Grund, welcher diese Vögel zum Nachtwandern veranlasst, ist leicht ein- zusehen. Die schlechten Flieger und die wohlschmeckenden schnepfen -, rallen - und entenarligen Vögel sind den Verfolgungen der Tagraubvögel zu sehr aus- geselzt, als dass sie ihre Reise am Tage unternehmen könnten. Von den Eu- len haben sie wenig zu fürchten: denn diese sind mehr auf Säugelhiere und Inseeten,. als auf Vögel angewiesen. und ausser Stande , einen fliegenden Vogel zu fangen. Ich habe wenigstens noch niemals einen Zugvogel in ihrem Magen gefunden, ein deutlicher Beweis, dass ‘die Nachtraubvögel den reisenden: Vögeln nicht gefährlich sind. Es gibt aber auch: Vögel, welche‘ Tag und Nachi ziehen. Dahin gehören viele reiherartige «Vögel, deren rauhe Stimmen man nicht nur bei Tage, sondern oft auch in der'Nacht hört. Auch die Kraniche wandern zu- weilen während der Nacht, besonders wenn sie von ihrer Schlafstelle aufge- scheucht werden. In unserer Gegend bemerkt man dieses Wandern bei Tage und bei Nacht besonders ‘an den Saatgänsen. "Wenn kaltes’ Wetter und tiefer Schnee. bevorstehen: sieht man diese Gänse nicht nur bei Tage durch die Luft ziehen, sondern hört auch ihr Geschrei aus hoher Luft oft spät in der Nacht. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass dieses angestrengte Wandern bei Tage und bei Nacht nicht regelmässig. ist, sondern uur dann vorkommt,. wenn beson- dere Umstände eintreten: denn die Kraniche und wilden Gänse gehen eigentlich Abends zur Ruhe und bleiben, die erstern auf Sandioseln, die letztern auf Ge- wässern oder an Fluss - und Seeufern die Nacht über. (Ornithol. Journ. III. 248 — 249.) 'Horsfield, Bemerkungen über neue oder. wenig ıbe- kannte Säugethiere in Nepal. — Diese Bemerkungen betreffen 37 Arten. 1) Megaderma schistacea. von M. Iyra' abgetrennt wegen der Farbe, in den hö- hern Regionen Bengalens. — 2) Rhinolophus perniger. in den mittlern Regionen des Vorhimalaya, ist: wohl mit. Rh. trifoliatus. zu. identifieiren. — 3) Rh. tra- gatus. —. 4) Hipposideros armiger ähnelt sehr. H. nobilis. — 5) Vespertilio siligorensis n. sp: spitzschnäuzig, mit. ovalen ,,. leicht ausgerandeten,, spitzigeu Ohren, länglichen spitzen, Tragus, Pelz oben .einformig dunkelbraun, unten schwarzbraun mit hellbraunen Spitzen, Haut braun, der V. mystacinus sehr ähn- lich, mit mehr ausgeschnittenen Ohren, kürzerer Tibia. ete. — 7). Scotophilus coromandelicus — Vespert. ‚corom., Lesch. — 8. Murina. suillus =. Vespert, suillus Tem. — 9) Barbastrellus Daubentoni Bell ganz der europäischen gleich. — 10) Plecotus homochrous ‚von Pl. auritus; durch. die getrennten Ohren ver- schieden, durch kürzeren Pelz, ‚anderes Grössenverhältniss der Glieder — 11) Pl. darjeliugensis :nur dunkler, fast schwärzlich, die Obrlappen mit kleinen ba- salen Anhängseln, der Tragus schmal. — 12) Lasiurus, Pearsoni Horsf. = ‚No- 25% ctulinia lasiara Hodgs. — 13) Nicticejus nivicolus einförmig "hellbraun , unten dunkelgrau mit: bräunlicher Mischung , die Ohren lang , stumpfspitzig‘, fällt wohl mit Biyths N. ornatus und N. Tickeli zusammen. — 14) Pteropus Edwardsi' Geoffr. — 15) Felis uncioides Hodgs. — 16) Felis macrosceloides Hodgs. — 17) F. murmensis Hodgs. — 18) F. Charltoni Grays.. — 19) Paradoxurus: stri-' cius, grau mit rostigem Anfluge, zwei weisse Flecken jederseits des Kopfes, 5 gerade, tief schwarze Streifen. vom Nacken längs ‚des Körpers, Unterseite grau, der Schwanz länger als der Körper mit schwarzer Spitze, die graue Brust mit schwarzem Streif, Körperlänge 23‘, Schwanz 25‘, ist dem P, Pallasi ‚ähnlich und mit demselben nur Farbenvarietät des P. musanga. — 20) P. quadriscri- plus, mit ‚nur 4 Längsstreifen, 26°‘ lang, der Schwanz 24‘, ist nur Spielart des P. bondar.'— 21) Hyaena striata, in den Sammlungen als'H. virgala auf- geführt, stimmt vollkommen mit der africanischen, bewohnt die Ebenen Indiens und steigt bisweilen zum Simla auf. — 22) Lupus laniger, nach der Diagnose nicht von dem gemeinen Wolf verschieden. — 2%) Mustela strigidorsa auf den Sikimberge des Tarai, 12‘ lang, Schwanz 6!/2‘‘, intensiv braun, Lippen, Kopf, Vorderhals, ein Rücken- und Bauckstreif gelblich weiss oder blass goldfarben. — 24) Meles leucurus Hodgs, von Hodgson und Gray beschrieben, von erste- rem zur Gattung Pseudomeles erhoben, von Blyth als M. albogularis aufge- führt. — 25) Lutra chinensis Gray = L. taragensis Hodgs. — 26) Aonyx si- kimensis Godgs. heller braun als die gemeine in Brotan und Afghanistan vor- kommende Art, das Exemplar ist jedoch ungenügend zu einer ausreichenden Characleristik. — 27) Sorex murinus Zim = $. myosurus Pall — 28) S. sa- turatior Hodgs. einförmig tiefbraun bis schwärzlich mit leichtem Rostanfluge, Pelz kurz mit langen Grannen, der lange Schwanz cylindrisch , -zugespitzt, Schnauze länglich, Ohren mässig, gerundet, 51/2‘ lang, Schwanz 3“, dem S. Griffithi Horsf, ähnlich. — 29) S. caudatus Hodgs. gemein, — 30) 8. nemo- rivagus Hodgs. nach defecten Bälgen. — 31) S. pygmaeus Hodgs. — 32) 8. leucops Hodgs, schwärzlich braun, mit sehr schlankem verdünnten Schwanze mit weısslicher Spitze, 3° lang, Schwanz 3!/2‘‘. S. sikimensis Hodgs. wird mit Corsira nigrescens Gray identificirt, wozu noch S. soccatus Hodgs. und S. aterrimus Blyth gezogen wird. — 83) Mus tarayensis Hodgs, dem M. brunnus- eulus Hodgs. zunächst verwandt. — 34) M. morungensis Hodgs. — 35) M. plurimammis Hodgs. — 36) Arctomys tibetanus Hodgs. bewohnt die untern Re- gionen des Himalaya, A. bobac = A. himalayanus die obern — 37) Seiurus M’Clellandi Horsf. Der Gattung Tamias sich annähernd. Ann. mag. nat. hist. Auguste 101— 114. J. F. Brandt, Bemerkungen über die Gattungen Gerbil- lus, Meriones, Rhombomys und Psammomys. — Br. nimmt auf die Untersuchung der Schädel gestützt diese 4 Gatinngen als gleichwerthig an und characterisirt sie in folgender Weise: 1. Gerbillus Desm (e. p. Gerbillus Fr. Cuv, Meriones Wagn): Den- tes incisivi superiores fere in medio unisulcati. Molarium omnium corona ex eminentiis laminas compressas, ellipticas, paululum arcuatas, medio plus mi- nusve coarclalas sejunctas sistenlibus, in dente molari primo utriusque maxillae ternis, in secundo binis, in terlio simplicibus composita, ita ut plicarum den- tium molarium numerus totalis in maxilla et mandibula sit senarius, ut in ge- nere Meriones. Cranium supra, praeserlim in vertice, plus minusve convexum. Os parietale insigne, latius quam longum, lateribus angulatum. Os lacrymale supra in processulum prominens: Mandibula sub processu condyloideo tuber- culo haud munita. Die Arten sind G. aegyptius, pyramidum, pygargus, Bur- toni, africanus, brevicaudatus, otarius. 2. Meriones Ill. (e. p. Rhombomys Wagn. und Gerbillus autor) : Den- tes incisivi superiores fere in medi@ unisulcati. Molarium maxillarium et man- dibularium primi corona laminas ternas compressas, transversim oblongas, me- dio conjunctas ibique sublatiores, quare plus minusve subrhomboidales, limbo externo subacutas exhibens. Secundi corona e laminis similibus binis, medio pariter conjtinetis, composita, tertii (i. e. ultimi) vero simplicissima , ita ut 253 numerus -totalis plicarum dentium'molarium in utröque maxillarum Jatere 'sit: se-' narius. Cranium inde a fronte, parte anteriore' depressa, Supra salis convexum. Os ınterparietale magnum, lateribus angulatum, multo lalius quam longum. Os lacrymale supra processu condyloideo tuberculo a .dentis incisivi' alveoli pärte posteriore prominente effecto munita. Arten: M. tämaricinus, meridianus, ‘cau- casicus, ol 3..Rbombomys Wagn: Dentes ineisivi superiores uni- wel’ subbis- eali. Molarium coronarum eminentiae plicatae, quoad formam! et juncturas 'cen- trales in dente primo et secundo observandas in universum ut in Merionibas,' sed maxillarum ultimi (tertii) corona tetrangula e laminis oblongis, transversis, binis, fere subaequalibus, parallelis, medio sublatioribus et conjunclis, fere ut in molarium secundo, composila; ita quidem ut in genere Rhombomys nu- merus totalis plicarım dentium molarium maxillarium utroque latere sit seple- narius. Mandibulae molarium primi coronae lobus anlerior reliquis similis, sensu transverso oblongus, anteriore parte planus. Cranium supra planum, Os interparietale mediocre ,. parum Jatins quam loneum, lateribus rotundalum. Ös lacrimale supra haud vel vix prominens. Arten: Rh. opimus etc. 4. Psammomys Kreizschm: Dentes ineisivi superiores in medio lae- ves, in limbo interno tamen suleci longitudinalis vestigio muniti. Molarium co- ronarum eminentiae sensu transverso oblongo-rhombuidales, margine externa aculae, medio invicem conjunctae. Molarium maxillarium superiorum posterio- ris corona subtriangularis, vel saltem obsolete teirangula, et e lobo anteriore transverso, majore (latiore) et posteriore multo angustiore composila, ila ut plicae dentium molarium superiorum quoad numerum totalem cum genere Rhom- bomys conveniant. Mandibulae molarium primi coronae lobus anterior reliquis, sensu transverso angustior, sensu longitudinali vero latior, subrhombeoidalis, antice subtriangularis. Plicarum dentium molarium. mandibularium 'numerus lo- talis senarius, ut in reliquis Merionum sectionis generibus. : Cranii pars ‚ron: talis subeonvexa, medio cum verticali depressa. Os interparietale.modice lalum, depressum, lateribus obtuse angulatum. Os lacrymale supra processulo: pro-: minente munitum. Mandibula tuberenlo sub processuum condyloideorum, ex- terna facie obvio destituta. Art: Ps. obesus. (Bullet. acad. Petersbg: XIV. 76 —79. c. Tb.) Ilter) C. Giebel, die Säugethiere in zoologischer, anatomi- scher und paläontologischer Beziehung umfassend darge-, stellt. Leipzig 1855. 8%. 1108 SS. — Der Mangel eines Repertoriums über die zerstreulen Arbeiten über diese Thierklasse, eines bequemern Handbuches zur Bestimmung der Gattungen und Arten, eines Lehrbuches, welches.dem Leh- rer der Zoologie, der nicht mit der Literatur vertraut ist, den neuesten Stand der Wissenschaft darlegt, war die Veranlassung zur Herausgabe der vorliegen- den Schrift. Die Anordnung des Stoffes ist sireng systematisch. ‚Nach einer umfassenden - Schilderung ‘der Säugethiere überhaupt folgt die ‚ausführliche Cha- racteristik der Hauptgruppen mit ihren Ordnungen, Familien, ‘Gattungen ‚und Arten.. Der äussere und innere Bau, die Lebensweise, die Verbreitung,; Nutzen und Schaden, für die menschliche Oeconomie sind bei allen Arten und Gattungen nach Maassgabe der vorhandenen Mittel gleich vollständig behandelt; die Syno- nymie der Gatlungen uud Arten kritisch gesichtet, die literarischen Quellen ci- tirt, die vorwelllichen Arten, Gattungen und Familien gehörigen Orts eingereiht, nach ihren Resten, ihrer geologischen und geographischen Verbreitung in glei- cher Ausführlichkeit wie die lebenden besprochen. Die Kritik, Synonymie und Literatur, die nur für den Fachzoologen Interesse haben, sind in besondern Anmerkungen unter den Text verwiesen. Von der Vollständigkeit der Darstel- lung, von den überall eingestreuten, berichtigenden und erweiternden speciellen Untersuchungen und von dem Werthe der auf diese und eine sorgfältige Prü- fung des Materials gestüzte Kritik wird der mit dem Gegenstande Vertraute sich schon bei der ersten Durchblätterung des Buches leıcht überzeugen, Der bei der Lieferungsweisen Ausgabe angewandte Titel: „Allgemeine Zoologie‘ ist bei dem vorliegenden Bande vermieden worden, um die sich an denselben knüpfende 254 Befürchtung einer unvollständigen Arbeit zu beseitigen. Der Plan auch die übrigen Thierklassen in entsprechender Weise zu bearbeiten ist damit nicht auf- gegeben. Jede derselben wird vielmehr als ein abgeschlossenes Ganzes ‚ wie auch bei der Fauna der Vorwelt (Leipzig 1847 — 53 bei Brockhaus) erscheinen und ein Band allgemeinen Inhalts wird Seiner Zeit den Titel ‚‚Allgemeine Zoo- logie‘“ für das vollendete Werk wieder aufnehmen und rechtfertigen. Der lang- samere oder schnellere Fortschritt einer so bedeutende Mittel, Kräfte und gros- sen Zeitaufwand beanspruchenden Arbeit knüpft sich leider an Verhältnisse, die der Verf. nicht frei beherrschen kann. | M. Claudius, Dissertatio de Lagenorhynchis. Kiliae 1853. 4°, 14 pp. — Diese uns vom Verf. freundlichst mitgetheilte Ahhandlung gibt uns über die bisher noch ungenügend bekannten Arten des Subgenus Lageno- rhynchus, von welchem bisher nur der Delphinus Eschrichti als genügend be- gründet anzuerkennen war. Dieser ebengenannten Art ordnet er den D. acutus Gray, D. leucopleurus Rasch oder Lagenorhynchus leucorbynchus Gray als iden-., tisch unter. Als zweite Art unterscheidet er den D. albirostris (= D. tursio Brightwell und Lagenorbynchus albirostris Gray, D. Ibsenii Eschr, L. electra Gray, L. asia Gray). Von dieser Art wurden 1852 im Frühjahr zwei männ- liche Exemplare im Hafen von Kiel eingefangen von ziemlich 10 Fuss Länge. Zähne sind in jeder Reihe 23 bis 24 und 3 bis 4 in der Kieferspitze versteckte vorhanden. Die Wirbelsäule besteht aus 7 Hals-, 38 Dorsolumbal- und 47 Schwanzwirbeln also 92 zusammen, nach einem zweiten Exemplar 94 Wirbel, während D. Eschrichti in Allem 10 Wirbel weniger besitzt. Damit ist die spe- cifische Differenz beider Arten ausser Zweifel geseizt. Wegen der übrigen osteo- logischen Eigenthümlichkeiten verweisen wir auf das Original.*) Duvernoy, die anatomischen Charactere der grossen menschenähnlichen Affen. — Der Verf. behandelt in dem vorliegenden ersten Theile dieser sehr umfangsreichen Abhandlung die osteologischen Cha- ractere der Schädel des Troglodytes, Orang und Gibbon und deren Arten so- weit dieselben in der Pariser Sammlung vertreten sind, dann: die wichtigsten Charactere der übrigen Skelettheile, die Differenzen des Gorilla von den andern Gattungen und zıeht schliesslich aus den angestellten Vergleichungen. allgemeine Folgerungen. Daran reiht sich eine vergleichende Myologie des Gorilla mit an- dern Affen und dem Menschen, eine Beschreibung des Kehlkopfes und der männ- lichen Genitalien und endlich allgemeine Betrachtungen, das reichhaltige Detail gestattet einen kürzern Auszug nicht, indess werden wir das für die Systematik Wichtigste gelegentlich daraus miltheilen. (Archives du Museum VIII. 1— 248. Tbb. 1— 16.) Gl. *) Hr. Claudius macht mich bei Uebersendung seiner Dissertation auf einen in meinen Sängelhieren S. 99. von Schlegel entlehnten Irrthum aufmerk- sam, den ich hei dieser Gelegenheit berichtige. Delphinus Eschrichti besitzt nämlich nicht 32, sondern nur 22 Lendenwirbel nach Eschrichts Zählung an dem von Schlegel untersuchten Skelet und beruht die erstere Zahl nur auf einem Druckfehler. Giebel. iO E — CGorrespondenzblatt Pr Fi des Re Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen Halle. September. NE IX. 1855. Fünfte Generalversammlung. Kösen am 30. September, Vormittags 11 Uhr. Zur Theilnahme an der Versammlung fanden sich folgende Her- ren im Cursaale in Kösen ein: Reinwarth,, Salinenrendant in Halle. W. Heintz, Professor in Halle. Graf v. Seckendorf in Halle. August Sack, Miueralog in Halle. Thümler, Berg - Inspector: in Halle. Müller , Lehrer in Halle. C. Noback , Gewerbekammer in Budweis. L. Garcke, Buchhändler in Naumburg. Stützer, Rector in Bitterfeld. Fr. Francke, Dr, u. Apotheker in Hall. Baeumler, Oberbergamtsrefr. in Halle. H. Stippius, Rentier in Halle. H. Credner, Regierungsrath in Gotha. Lepsius, Appellations - Gerichtsrath in Naumburg. Soechting, Dr. med. in Schulpforta, Delius in Kösen. Dupa in Kösen. Gerhard, Legationsrath in Leipzig! A. Barth, Dr. phil. in Leipzig. Seeretär der Handels - u. v. Bassewitz‘, Landrath a. D. in Halle. Paul du Bois-Reymond jun, , ‚Studio- sus in Königsberg. Fr. Nobbe, Studiosus in Jena. F. HB. du Bois-Reymond sen. in Berlin. Schreiner, Ministerialregistrator in Wei- mar. Erfurth, Lehrer in Weimar. v. Gross, Geheim., Finanzrath in Weimar. C. Brenner, Kaufmann in Weimar. Reil in Kösen. ! F. G. Gressler, Buchhändler in De gensalze. E. Gressler in Erfurt. A. Gressler, Oberlehrer in Erfurt. C.. Hellwig, Oberlehrer. in: Erfurt. Rosenberger, Dr. med. in Kösen, Lindenberg in Kösen. Müller in Schulpforta. C. Giebel, Dr. in Halle. Der Vorsitzende Hr. Giebel eröffnet in einer kurzen 'Anspra-, che über den Zweck der Generalversammlungen |des Vereines die Sitzung und übergibt, des Schriftführeramtes ersucht, nachdem er Hrn. Bäumler um Uebernahme die nachfolgenden während des Sep- tembers für die Vereinsbibliothek eingegangenen Schriften: 1. Eister bis Vierter Bericht des geognostisch-montanistischen Vereines für Steiermark. Gratz 1852 — 55. 80, 2. €. Ehrlich, geognostische Wanderungen im Gebiete der nordöstlichen ‘ Alpen. Linz 1852. ; 80. 3. Fr. Rolle, Ergebnisse der geognostischen Untersuchung des südwestlichen Theiles von Obersteiermark. — C. Andrae, dieselben der 9. Section der „Generalquartiermeisterstabskarte von Steiermark -und Ilyrienn —: A. v. wur 56 | Schouppe, geognostische Bemerkungen über den Erzberg bei Eisenerz und dessen Umgebungen. , (Abdrücke, a. d. Jahrb, der -kk. geol. Reichs. anstalt.) 4. Achter Bericht des Naturhistorischen Vereines in ae: ‘ Veröffent. licht im Monat März 1855. : 80, 5. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Zürich. Heft 8. 6. Zürich 1854. 55. 80, 6. Zeitschrift d. deutschen geol. Gesellschaft. VI. Bd. Heft 1. Berl. 1855. 80, 7. Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. Herausgegeben von H. v. Mohl etc. XI. Jahrg. 2. Heft. Stuttgart 1855. 80. 8. Memoires dela Societe royale des sciences de Liege. Tom. T— IX. Liege 1845 — 54. 8°. 9. Funfzehnter Bericht über das Museum Franisco - Carelinum. Nebst der- zehnten Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob deı Enns. Linz 1855. 80%. 10. Monatsbericht der k. preussischen Akademie der Wissenschaften zu Ber- lin. August 1854. Juni 1855. 8°. 11. Sitzungsberichte der kk. Akademie der Wissenschaften in. Wien. Mathem. naturwiss. Klasse. März und April 1855. 80. 12. The Quarterly: Journal of ıhe geological Soeiety. Vol. V-IX. 3. Lon- don 1850 — 55. 8°. 13: H. Schwarz, Versuch einer Philosophie der Mathematik verbunden mit einer Kritik der Aufstellungen Hegels über den Zweck und die Natur der, höhern Analysis. Halle 1853. 8°, "14. analytische Theorie der Dynamik nach (den Vorlesungen des Hrn. Prof. Dr, Sohnke bearbeitet. Halle 1854. 8% 15. ‚ "Elemente der Zahblen- Theorie allgemein’ fasslich dargestellt: Halle 1855. 8% (Nr. 13—15. Geschenk des Hrn. Verfassers.) 16. €. 6. Giebel, die Säugelhiere in. zoologischer, anatomischer und paläontologischer Beziehung umfassend dargestellet. Leipzig 1855, 80. Schlussliefrung. (Gescheuk des Hrn. Verf.) Zur Aufnahme in den. Verein werden. vorgeschlagen: Hr. Professor Dr. Carus in Leipzig durch die Hrn, Heintz, Zuchhold und Giebel, Hr. Appellations - Gerichtsrath Lepsius in Naumburg durch die Hrn, Sack, Graf v. Seckendorf und ‚Giebel, Hr. Recktor Stützer in Bitterfeld durch die Hrn. Giebel, Reinwarth und Bäunler, Hr. Kaufmann Carl Brenner aus Weimar, Hr, Seminarlehrer Ch. B. Erfurth aus Weimar durch die Hrn. Schreiner , Giebel, Reinwarth, Der Vorsitzende macht die betrübende Anzeige von dem Verlust dreier Milglieder durch den Tod der Hrn: Geheimerath Dr. Bachmann in Jena. Baron v. Veltheim auf Ostrau. Pastor Nagel in Gatersleben. Hr. Giebel berichtet dann noch über den Stand der wissen- schaftlichen Druckschriften des Vereines. Von den Quart- Abhändlun- gen legt er die erste; A. Schmidt, über den Geschlechtsapparat ‘der Stylommätophoren in taxonomischer Hinsicht, Mit 14 lithographirten Tafeln, Ber- lin 1859.: 8°. | 257 ‚vollendet vor und. versichert das’ durch unerwartete’ Hindernisse et- was: verzögerte Erscheinen der monatlichen Hefte ‚der‘ Zeitschrift‘ bald möglichst ‚wieder in den regelmässigen Gang zurückzuführen. ‚Alsdann theilt derselbe ein Schreiben der Kaiserlich russischen Gesellschaft der Naturforscher in Moskau d. d. 24. August 1855 mit, in, welchem dieselbe die auf dem 23. Dechr. h, a, fallende Feier ih- res. funfzigjährigen Bestehens anzeigt. Hr. Tischmäyer gibt in einem Schreiben, Alsleben d. d. 26, Septbr. die Nachricht, dass es ihm gelungen sei, durch Mischung von 1/, Eichehmehl und 2/, Roggenmehl ein gesundes und wohlschmecken- des Brod zu backen, worüber er ausführliche Mittheilung demnächst dem Vereine; zu machen verspricht. Hr. Soechting jun. sendet aus Paris einen Bericht über seine Reise durch die wichtigsten Fabrikstädte Englands Has der in ex- tenso: mifgetheilt wird. Hr. P. du Bois-Reymond sprach über die Adhäsion als eine Ursache von Strömungen in Flüssigkeiten und zeigte, dass wenn ein Tropfen Alkohol oder Aether auf eine über Wasser ausgebreitete Oel- schicht getropft wird, durch eine solche Strömung des Wassers in das Oel sich hineinwölbt. Er erwähnt schliesslich, dass. heisses Oel auf die kalte Oelschicht getropft denselben Effect hervorruft. Darauf berichtet Hr, Noback unter Vorlegung verschiedener Präparate über mehre auf der Pariser Industrie - Ausstellung ausge- legte technisch wichtige Pflanzenstoffe und über das: Aluminium. Hr, Schreiner:legt eine Sammlung. von ihm präparirter Rau- pen vor, die durch naturgetreue Aufstellung und ausgezeichnete Prä- paration, allgemeine Bewundrung erregen, Hr, Giebel gibt einige Mittheilungen über Wirbelthierreste aus der thüringischen Braunkohle ($. 204.) und über südamerikanische Fuchs- und Katzenarten (S. 197.) unter Vorlegung der betreffenden Gegenstände. Die bereits sehr vorgerückte Zeit gestattete nicht mehr den im Programm angekündigten allgemeinen Vortrag zu halten und es begab sich die Gesellschaft nun zum gemeinschaftlichen Mittagsmahle. Nach demselben lud das herrliche Wetter zu Spatziergängen nach den Rui- nen der Rudelsburg und im Saalthal aufwärts en, bis Abends der Abgang der Dampfwagen die Theilnehmer zur herzlichen Verabschiedung eines genussreich verlebten Tages auf einige Minuten nochmals zu» sammenrief, September-Bericht der meteorologischen Station in Halle. Zu Anfang des Monats zeigte das Barometer bei SSO und wol- kigem Himmel den Luftdruck von 28‘0,36, welcher, während der Wind durch N bis NW herumging, .bis zum. 5. Nachm. 2 Uhr bei trübem 958 und regnigten Wetter auf 27‘7‘‘,93 herunterging, dann aber, als der Wind sich wieder nach NO und später bis SO herumdrehete, schnell wieder stieg, so dass wir am 7. Abends einen Luftdruck von 284,34 beobachteten. Das Wetter hatte sich bis dahin aufgeheitert und blieb auch an den folgenden Tagen bei sehr veränderlicher, vorherrschend westlicher Windrichtung ziemlich heiter, obgleich das Barometer unter verschiedenen Schwankungen sank und am 14. Nachm. 2 Uhr nur ei- nen Luftdruck von 27‘‘8‘,31 zeigte. An den folgenden Tagen stieg das Barometer wieder unter vielen Schwankungen bei vorherrschendem S und sehr veränderlichem, bisweilen regnigtem, durchschnittlich aber ziemlich heiterem Wetter bis zum 26. M. 6 Uhr (28°4‘‘,04) worauf es bis zum Schluss des Monats bei vorherrschenden SO und heiterem Wetter bis auf 27°7‘01 ‚herabsank. — Der mittlere Barometerstand im Monat war sehr hoch —=27‘11''',86; der höchste Stand im Monat war am 7. A. 10 Uhr —=28‘‘4‘''34; der niedrigste Stand am 30,A. 10 Uhr —27''7‘,01.. Dennoch beträgt die grösste Schwankung im Monat —9',33. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 2—7. M. 6 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27'9',38 auf 28312, also um 5'‘,74 stieg, — Zu Anfang des Monats war die Luft ziemlich warm, vom 6. an aber sank die Temperatur und blieb niedrig bis über die Mitte des Monats hinaus. Darauf stieg die Temperatur, bis vom 24. an nördliche Winde empfindlich kalte Luft herbeiführten. Trotz des später auftretenden S wurde es im Mo- nat nicht wieder reeht warm. Es war die mitlere Wärme der Luft im Monat =10°,6; die höchste Wärme wurde am 23. Nachm, 2U, 190,0; die niedrigste Wärme am 27. M, 6 Uhr =19,1. — Die im Monat beobachteten Winde sind: N=9 0=6 S=22 W=6 N0=7 S0=10 NW=4SW=-8NNO=2 NNW=1SS0=6 SSW=3 0NO=1 0S0—2 WNW=2 WSW=1 woraus die mittlere Windrichtung im Monat berechnet worden ist auf: 0 — 12°10'35‘,85 — S.— Im Allgemeinen war die Luft ziemlich feucht. Nach den Beobachtungen am Psychrometer hatte die Luft eine relative Feuchtigkeit von 77 püt. bei einem mittlern Dunstdruck von 3‘,81. Dagegen fällt es auf, dass wir durchschnittlich ziemlich heitern Himmel und wenig Regen hatten. Wir zählten 2 Tage mit bedecktem, 3 Tage mit trübem, 7 Tage mit wolkigem, 5 Tage mit ziemlich heite- rem, 9 Tage mit heiterem und 4 Tage mit völlig heiteren Him- mel. Nur an 6 Tagen wurde Regen beobachtet und die Summe der an diesen Tagen niedergefallenen Wassermenge beträgt auf den Qua- dratfuss Land 84°‘,40 im Monat, oder durchschnittlich täglich nur 2,81 paris. Kubikmaass. Weber. —HOETEIH— Druck von W. Plötz in Halle. Bücher = Anzeigen. In Karl Wiegandt’s Verlage in Berlin erscheint: Der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren in taxonomischer Hinsicht gewürdigt von Adolf Schmidt. Mit 14 lithographirten Tafeln. Aus dem 1. Bande der Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Sachsen und Thüringen in Halle besonders abgedruckt. Preis 5 Thlr. Früher erschien in demselben Verlage: Oscar Schmidt, über den Bandwurm der Frösche Taenia dispar und die geschlechtlose Fortpflanzung seiner Proglottiden, Mit 2 Tafeln, Preis 10 Sgr. So eben ist erschienen : Flora Indiae Batavae auct. F. A. 6. Miquel. Vol. 1. fasc. 1. Continens dicotyledones polypetalas. Amstelodami et Lipsiae Fridericus Fleischer, Dieses wichtige Werk wird in 3 Bänden vollendet sein und circa 220 Bogen, 50 Kupfer und eine Karte enthalten. _ Die Ausgabe geschieht in Heften ä 11/g Thaler , welche aber nur mit Verbindlichkeit für Abnahme des Ganzen, welches 24 Thaler zu stehen kommen und in spälestens 3 Jahren vollendet sein wird, abgegeben werden. In:demselben Verlage erschien kürzlich : Anleitung zum wissenschaftlichen Studium der Botanik, nach den neuesten Forschungen von Prof. Dr. M. Willkomm. 2 Bände. gr. 8. Preis 5 Thlr. In der Dieterich’schen Buchhandlung Göltingen ist neu erschienen: Grisebach, A., systematische Bemerkungen über die beiden Pflanzen- ‘ sammlungen Philipps und Lechlers im südlichen Chile und an der . Maghellans -Strasse, gr. 4, 12 Ngr, _ Weber, W., Bestimmung der rechtwinkeligen Componenten der erd- magnetischen Kraft in dem Zeitraume von 1834 — 1853, Mit 1 _ Steindrucktafel. gr. 4, 16 Negr. Bei Theod. Fischer in Cassel ist, erschienen und in allen Buch- handlungen zu haben: NEON UI SIRCEIER Cabanis, Dr. Jean, Journal für Ornithologie. Ein Centralorgan für die gesammte Ornithologie. Zugleich Organ der deutschen Örnithologen- Gesellschaft. III; Jahrgang 1855. 1—4 Heft. 6 Hefte, 4 Thlr. Herrmannsen, A. N., Indicis generum malacozoorum primordia. No- mina subgenerum, generum, familiarum, tribuum, ordinum, clas- sium; adjectis auctoribus, temporibus, locis systematicis atque lite- rariis, elymis, synonymis. Editio nova. Fasc. 1. gr. 8. geh. (compl. in 6 Fasc.) & 1 Thlr. Malacozoologische Blätter. Als Fortsetzung der Zeitschrift für Mala- cozoologie. Herausgegeben von Dr. K. Th. Menke und Dr. L. Pfeiffer. 1855... gr. 8. 2, Thlr. Pfeiffer, Dr. L., Novitates conchyologicae. Abbildung und Beschrei- bung neuer Conchylien. I» Bd. 2. Hft. gr. 4. mit 3 Taf, color. ı Abbild, Deutsch u. französisch 14/, Thlr. Palaeontographiea. Beiträge zur Naturgeschichte der Vorwelt. _Her- ausgegeb. von Dr. W. Dunker u. H. v. Meyer. V, Bd., 1.Liefr. g. 4. mit 8 Taf. Abbild. 31/, Thlr. Römer, F. A, Beiträge zur geologischen Kenntniss des nordwestlichen Harzgebirges. 3. Band. gr. 4. Mit 8 Taf, Abbild. u, I geog- nost, Karte. 31/, Thlr. So eben erschien im Kommissions - Verlag der v. Jenisch & Stage’- scheu Buchhandlung in Augsburg: Leu, J. F., die im Regierungsbezirke Schwaben und Neuburg vor- kommenden Vögel. Eine ornithologische Skizze. 8. gef. 24 kr. Früher bereits ist erschienen: Uebersicht der Flora von Augsburg, enthaltend die in der Umgebung “ Augsburg wildwachsenden und allgemein kultivirten Phanerogamen, bearbeitet von P. F. Caflisch unter Mitwirkung von Dr. G. Kör- ber und J. Deisch. 8. geh. 48 kr. Im Verlage von Hermann Costenoble in Leipzig erschien und ist in allen soliden Buchhandlungen des In- und: Auslandes zu haben: Neue Darstellung des SENSUALISMUN Ein Entwurf von Heinrich Ezolbe, Dr. med, Diese bedeutende Erscheinung behandelt zum ersten Male vollständig und erschöpfend die wichtige Frage über Geist und Materie, welche dnrch- Vogt, Moleschott, Strauss, Feuerbach, Bauer nur angeregt, jetzt die ganze gebildete Welt beschäftigt und aufregt. Dies Werk ist nicht allein für alle Naturforscher und denkenden Aerzte, sondern auch für Philosophen und Theologen, sowie für jeden Ge- bildeten , welchen die grosse Bewegung im Reiche der Naturwisserschaft nicht gleichgültig liess, von höchstem Interesse. — An Bedeutung gewinnt diese. Er- scheinung noch dadurch, dass der Verf. darin unternimmt Prof, Lols&'s medicinische Psychologie wissenschaftlich zu widerlegen. Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1855. October. - Ne X, Zur Geologie und Mineralogie von & Suckow. 1. Erörterung der Frage: ob die Intensität der Erdwärme vom Mittelpuncte der Erde aus mit dem Quadrate der Entfernung abnimmt ? -Aus calorimetrischen, mit dem Differentialthermometer angestellten Vergleichungen ergiebt sich, dass die Wärme in Uebereinstimmung mit dem Verhalten der Gravitation, des Lichtes, des Schalles, des Magnetismus’s und der Electri- eität von jedem Puncte ihrer Ausstrahlung sich divergirend verbreitet und daher an Intensität mit dem Quadrate der Entfernung abnimmt, so dass in einem warmen, kugelför- mig gedachten Körper die Erwärmung der in der doppelten Entfernung vom ausstrahlenden Mittelpuncte entfernt lie- Senden Partieen nur !/; der von diesem Puncte ausgehen- den Wärme beträgt, und nur !/, so gross ist in der drei- fachen, und nur !/;; so gross in der vierfachen Entfer- nung u. S. w. Dass diese allerdings experimental gefundene Bestim- mung auf die gemäss der vulkanischen Thätigkeit, daher auch der Erdbeben und warmen Quellen im Erdinneren noch gegenwärtig wirksamen Wärme und deren Verbreitung vom Mittelpuncte der Erde aus nach den peripherischen Theilen derselben keine Anwendung finden könne, darüber dürfte allein schon folgende Argumentation entscheiden, VI. 1855, 18 262 Würde nämlich die Erdwärme nach dem astronomi- schen Gesetze der Schwere mit zunehmender Entfernung vom Mittelpuncte abnehmen, so müsste für die Entfernung x die Grösse der Abnahme die Form - haben, wo C eine Constante bedeutet. Wächst dann x um ein Differen- tial dx, so nimmt die Wärmeintensität um ein Differential du 24 i C du ab und es ist .du = —;z—- dx, woraus C = 1x“. 5% folgt. Darnach lässt sich nun C finden; denn da an der Oberfläche für eine Abstandsänderung dx—= 100 Fuss, du= 1° —=!/oo ist und im Vergleiche mit dem h u wird, also TE Erdhalbmesser r eine Länge von 100 Fuss hier genau ge- nug als Differential behandelt werden kann, so wird C= YUsr?. Yıoo = 75398630000000000000 Grade, wenn man die Grösse des Erdhalbmessers r zu 19608954 paris. Fuss nimmt. Welche Thermometerscale dabei zur Vergleichung an- gewendet würde, ob die Celsius’sche oder die Reaumur’sche, diess bleibt für die Zahl von 75 Trillionen wohl ziemlich gleichgültig. Die Wärme der Erdoberfläche, sofern dieselbe vom Einflusse der Sonne unabhängig ist, wäre also > — 196090 Grade; ein Resultat, durch welches diese Theorie in sich selbst zusammenfällt. Wenn es dagegen der Erfahrung nach angemessener erscheint, die Wärme vom Erdinneren aus nach arithmeti- scher Reihe, (nämlich mit jeder Höhenstation von 100 Fuss um 1°C) abnehmend anzunehmen, so dürfte diese Eigen- thümlichkeit der Abnahme in dem Umstande ihren Grund haben, dass sich die Wärme im Erdballe wegen der ver- schiedenen Wärmeleitungs- und Wärmesammlungsfähigkeit, nicht blos radial, sondern überhaupt nach allen Seiten hin verbreitet und zerstreut. 263 9%, Debersicht der Mineralien nach genetischer und metamor- phischer Beziehung entworfen. Seit dem Erscheinen meiner Lehre von der Verwitte- rung im Mineralreiche habe ich mich fortwährend bemüht, die daselbst nachgewiesenen Gesetze nicht nur durch mög- lichst zahlreiche und nach verschiedenen Richtungen ver- vielfältigte Vergleichungen empirisch zu confleetiren, son- dern auch für die Beschreibung der desshalb bekannten Mineralien in Anwendung zu bringen, in der Ueberzeugung, dass die Behandlungsweise der Mineralspecies zugleich nach deren Entstehung und Umwandlung weniger einseitig sei, überhaupt aber auch der Aufgabe, welche an die Natur- geschichte der Mineralien billiger Weise gestellt wird, am meisten entspreche. Der Erfolg meines Versuches, die Mineralogie nach dieser Beziehung auch in Vorlesungen zu behandeln, ent- sprach meinen Erwartungen vollkommen, in dem zumal die Bestimmung der chemischen Verhältnisse der Mineralien ein Interesse gewann, wie ihnen solches etwa durch blosse Angabe des Gehaltes nach Procenten nimmer verschafft werden kann. Da ich ausserdem durch fremde Forschungen sowohl als auch durch eigene Untersuchungen auf manche früher unerwähnt gebliebene Beziehungen geleitet wurde, da ich namentlich auf die mit der Verwitterung innigst verwandte und neuerdings vielfach cultivirte Pseudomorphologie vor- zugsweise mit berücksichtigen musste, da ich ausserdem den von der organischen Natur zu mancherlei Veränderun- gen beigetragenen Tribut zu erwähnen sowie auch endlich die überaus interessanten, durch vulkanische Agentien be- wirkten Vorgänge in den Kreis der Entwickelungsgeschichte der Mineralien aufzunehmen hatte, so fand ich es am an- gemessensten, nicht blos die Beschreibung einzelner Spe- eies mit den Angaben über deren Entstehung und Um- wandlung zu verknüpfen, sondern auch die Reihenfolge dieser Darstellung oder das ganze System der Mineralogie nach den genetischen und metamorphischen. Beziehungen und zwar in derjenigen Form. anzulegen und durchzu- 18 * 264 führen *), in welcher ich sie auf diesen Blättern abriss- weise den Mineralogen zur Prüfung und mit dem Wunsche vorlege, dass mein Versuch künftigen Forschern Anknü- pfungspuncte zur weiteren Ausbildung desselben gewähren möge. E. Classe: Metalle. Zum grossen Theil Urgebilde und chemische Elemente; unter ihnen lieferten die unedlen (Spec. 9—13) das Material zu mancher- lei Oxyden und Haloiden. 1. Platin, 4. Palladium, 3%. Iridium. 5. Quecksilber. 3. Osmium, 6. Silber. Häufig ein Abscheidungsproduct aus dem allmählig oxy- dirten und bei Zutritt vom kohlensaurem kalk- und organische Stoffehaltigen Wasser reducirten Schwefelsilber. (z. B. des Sil- berglanzes Spec. 31.) *) Dabei bin ich rücksichtlich der Gruppirung gewisser Reihen sowohl der Sulphuride als auch der Oxyde (Silicate, Haloide, Hydrolyte) fast durch- gängig den von Naumann in seinen Elementen der Mineralogie aufgestellten Grundsätzen gefolgt, ohne daher den Chemiker nicht ım Mindesten vorm Kopf zu stossen, mag dabei auch wirklich der Consequenz in Betreff der stöchiome- irischen Analogie, welche der Principien mancher anderer Anordnungen (,,Sy- steme‘‘) zu Grunde liegt, nicht entsprochen werden. Denn wie überhaupt eine zu consequente Verfolgung von Analogien die Wissenschaften nicht selten mehr seitwärts als vorwärts gebracht hat, so scheint uns bei übrigens vollkommener Anerkennung der ausgezeichneten Verdienste G. Rose’s in seinem „krystallo- chemischen Mineralsysteme‘‘ (Leipzig 1852) der wahre Gesichtspunct einer sy- stemalischen Gruppirung durch zu consequentes und buchstäbliches Festhalten an den chemischen und zwar im besonderen an den stöchiometrischen Verhält- nissen der Mineralien verrücket und ein auffallendes Beispiel dafür geliefert worden zu seyn, dass man bei strenger logischer Consequenz ım Gebiete der Naturwissenschaften auf Abwege geralhen könne, wenn man z. B: mit gänzlicher Vernachlässigung der physischen Bedeutung der chemischen Elemente nur in den nackten Begriff des Elementes ein mineralogisches System zwängen will. Und so dürfte Rose, mit seinen Systeme lediglich nur ein stöchiometrisches Register geliefert haben, dessen einzelne Gruppen Glieder enthalten, deren Zu- sammenstellung dem Principe der Aehnlichkeit im äusseren Habitus in greller Weise Hohn sprechen. Denn trägt man kein Bedenken, arsenige Säure und Ei- senglanz in eine Abtheilung desshalb zusammenzustellen, weil das numerische Verhältniss von Metall zu Sauerstoff in beiden übereinstimmt, so ist eine Grup- pirung auch um nichts besser, als wenn man in der Zoologie Menschen und Hühner neben einander stellen wollte, eben weil jedes Individuum derselben 2 Beine hat, 265 7. Amalgam. 8. Gold. Oft ein Abkömmling aus dem gold- und kieselhaltigem, durch Verwitterung in Brauneisen, Gold und Quarz zerfallenden Pyrit. (Spec. 44,) 9. Kupfer. In vielen Fällen ein Abscheidungsproduct aus Schwe- felverbindungen z. B. aus Spec. 38. auf ähnliche Weise, wie ‚ das Silber aus dem Schwefelsilber hervorgegangen. 10. Wismuth. 13. Antimon. f eulturisches. 14. _ Antimonsilber, 11. Eisen meleorisches. 15. Tellur. 12. Arsen, II. Classe: Sulphuride. Bei Weitem die meisten derselben sind Accessorien der Urge- birgsgesteine. Manche von ihnen lieferten das Material zu mehreren, durch Verwilterung und zwar durch Zutritt des atmosphärischen Sauerstoffes sowie theilweis auch des Wassers erzeugten Metalloxyden, Chaleiten und Hydrolyten, aus deren schwefelsauren Salzen ausserdem auch durch die desoxydirende Thätigkeit organischer Stoffe wiederum Schwefelmetalle hervorgingen. 1. Ordnung. Glanze. 16. Tellursilber, 26. Plagionit. 17. Tellurblei. 27. Zinkenit. 18. Schrifterz. 23. Antimonglanz. 19. Blättertellur. 29. Bournonit. 20. Selenquecksilberblei. 30. Kupferglanz, 21. Selensilber. 31. Silberglanz. 22. Selenblei. 32. Nadelerz. 23. Bleiglanz. 33. Wismuthglanz. 24. Geokronit. 34. Molybdänglanz, 25. Heteromorphit. 2. Ordnung: Kiese. 35. Weissgiltigerz. 40, Zinnkies. 36. Fahlerz. 41. Arseneisen. 36b. Arsensilber, 42. Arsenkies. 37. Buntkupferkies. 43. Magnetkies. 38. Kupferkies. 44. Pyrit. 39. Arsenkupfer. 45. Markasit. Während der Pyrit in den Urgebirgsgesteinen nicht nur selbstsändig in untergeordneten Massen auftritt, son- dern auch daselbst sehr häufig als ein accessorischer Bestand- theil vorkommt, dagegen der Markasit mehr den Flötz- als den Urgebirgen eigenthümlich ist, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass letzterer pyritischer Herkunft ist, indem die Pyrite von 266 ihrer ursprünglichen Lagerstätte translocirt und auf den Wege wässriger Auflösung von organischen Stoflen metamorphosirt wurden. 46, Glanzkobalt. 52. Rothnickelkies. 47. Speiskobalt, 53. Plakodin, 48. Tesseralkies. 54. Antimonnickel. 49, Kobaltkies. _ 55. Nickelarsenkies. 50. Willerit. 56. Nickelantimonkies. 51. Weissnickelkies. 57. Wismuthnickelkies. 3. Ordnung: Blenden. 58. Manganblende, 63. Arsensilberblende. 59. Zinkblende. 64. Mercurblende. 60. Miargyrit.' 65. Realgar. 61. Antimonblende. 66. Auripigment. 62. Antimonsilberblende. ESIE. Classe: Thiolithe. 67. Schwefel. Theils ein Urgebilde, theils ein secundäres, ent- weder durch Wechselwirkung des aus dem Erdinnern vulkanisch ausgehauchten Schwefelwasserstoffes und der daraus hervorge- henden schwefeligen Säure oder aus mehreren durch den at- mosphärischen Sauerstoff zerstörten, resp. in Metalloxyde umge- wandelten Sulphuriden (z. B. aus Spec. 28, 33, 34, 38, 44.) entstandenes Erzeugniss. 68. Selen. Selenschwefel (in manchem Salmiak.) 1V. Classe: Metalloxyde. Ihnen lassen sich füglich auch die tantal-, wolfram-, niob-, pe- lop- und titansauren Verbindungen einverleiben. Denn mit demsel- ben Rechte, mit welchem das Magneteisenerz ein Metalloxyd genannt wird, sind wir und zwar insofern auch befugt, Verbindungen mit den erwähnten Säuren für blosse Metalloxyde zu betrachten, als in den- selben die Säure der Stellvertreter des im Magneteisen enthaltenen Eisenoxyds ist, welches sich gegen das Eisenoxydul elektronegativer, also gewissermassen wie eine Säure verhält, und umgekehrt, jene Säuren die Analoga des Eisenoxyds bilden. Aber auch schon der ganze Habitus aller dieser Verbindungen lässt eine allgemeine Aehn- lichkeit gewiss nicht verkennen. a. krystallinische. 1. wasserfreie. Zum Theil sind dieselben Einschlüsse ver- schiedener Urgebirgs- und Porphyrgesteine, zum Theil auch Zerset- zungsproducte entweder vulkanisch exhalirter Chlormetalle oder ur- sprünglich an Kohlensäure gebundener und successiv höher oxydirter Metalloxyde, 267 '69, Zinnerz. 71. Brookit, 70. Rutil. 72. Anatas. 73. Rothkupfererz. Secundäres und parasitisches, auf Kosten entweder des Kupfers (Spec. 9) oder des Kupferkieses (Spec. 38) entstandenes Gebilde. Aus der Substanz des letzteren geht durch gleichzeitige Oxydation seines Kupfer- und Eisengehaltes ‚sowie durch Aufnahme von Wasser das s. g. Ziegelerz, Ge- menge von erdigem Rothkupfererze und Brauneisen, hervor, 74. Rothzinkerz. 76. Crednerit. 75. Uranpecherz. ) 77. Polianit. So gewiss es einerseits ist, dass der Polianit in manchen Fällen erst das Material zum Pyrolusit (Spec. 78) lie- fert, so liegt anderseits aber auch seine secundäre Entstehungs- . weise (zuweilen auf Kosten des manganhaltigen Eisenspathes Spec. 251) ausser Zweifel. 78. 'Pyrolusit.. In allen Fällen ein secundäres, entweder aus der Zersetzung manganhaltiger Eisenspäthe (Spec. 251), und Kalk- späthe (wie diess die Pseudomorphosen nach Kalkspath dar- thun) daher auch aus dem Manganite (Spec: 93) oder durch Cohäsionsumwandlung der vorigen Species hervorgegangenes Pro- duct *). 79. Hausmannit. Diese und die folgende Species sind nach der Beschaffenheit des sie begleitenden, und zwar wie gebrannt er- scheinenden Quarzes zu urtheilen, ohne Zweifel Producte einer Erglühung und der dadurch bewirkten partiellen Desoxydation z.B. des Polianits oder auch des mit ihnen nach unten ver- wachsenen Pyrolusits; der Eigenthümlichkeit dieses Erglühungs- processes mag der Umstand zum Grunde liegen, dass die Kry- stalle des Hausmannites und des Magneteisens sowie die Kry- stalle des Braunits und des Eisenglanzes, im Widerspruche mit den für den Isomorphismus gültıgen Principien, unvereinbaren Krystallreihen angehören. 80. Braunit. 83. Chromeisenerz. 81. Magneteisenerz. 84. Titaneisenerz **). 82. Franklinit. *) Jederzeit stellt zufolge der Einwirkung entweder der Atmosphärilien oder der vulkanischen Hitze das daraus hervorgegangene Mineral ein vom zer- störten Minerale verschiedenes Product dar. Wollte man nun einem derglei- chen Umwandlungsproducte die Ansprüche auf eine selbständige Species streitig machen, trotz dem, dass die Natur dasselbe mit Eigenschaften ausgestattet hat, welche von denen des ursprünglichen Minerales durchaus verschieden sind, so würde es dann aber auch die Conseguenz nicht erlauben, den Brauneisenstein oder den Kupfervitriol in die Kategorie selbständiger Species zu stellen. 1 **) Von der Gegenwart der der arendaler Zusammensetzung = Tiol’/2 + 3Ee01"/2 entsprechenden Varietät dieses Minerales sowie des Orthits und Pyror- thits in den auf Norddeutschlands Ebenen vorkommenden erratischen Granit- blöcken habe ich mich mehrfach überzeugt. 268 85. Rotheisenerz. Interessant ist das häufige Vorkommen des Rotheisenerzes in metasomatischen Pseudomorphosen nach Spee. 81., während in anderen Fällen die Verwitlerung des Eisenspa- thes (Spec. 291) sowie wohl auch in vielen Lagen die gegen- seilige Zersetzung des flüchtigen, daher sublimirten Chloreisens und des Wasserdampfes zur Entstehung des Rotheisens beigetra- gen haben. . 86. Columbit. 90. Fergusonit. 87. Pyrochlor. 91. Yitrotantalit. 88. Aeschinit. 92, Tantalit, 89. Wolfram. 2, wasserhaltige, Durch successiv höhere, mit Wasser- aufnahme verbunden gewesene Oxydation ursprünglich als Sulphuride oder Oxydule bestandener Metalle hervorgegangene Gebilde. 93. Manganit. In einigen Fällen aus dem manganhaltigen Eisen- spathe, in anderen wohl aus denjenigen manganhaltigen Feldspä- then hervorgegangen, welche das Material zu den dem Manganit umhüllenden Porphyr lieferten. Zufolge seiner Neigung, unter partiellem oder totalen Verluste seines Wassergehaltes Sauerstoff aus seiner nächsten (daher an schlechten Wettern leidenden) Umgebung aufzunehmen, geht allmälig der Varvicit sowie end- lich der Pyrolusit hervor. 94. Varvieit, 95. Brauneisenerz. In den Pseudomorphosen dieses Minerales nicht nur nach Fluss- und Kalkspath sowie nach Skorodit und Würfelerz, sondern auch nach Pyrit und Eisenspath, ausserdem besonders in dem Zusammenvorkommen desselben mit Kupfer- kies ist hinreichend seine secundäre Entstehungsweise angedeutet, welche aber auch noch durch Zerstörung zahlreicher anderer Mineralien (namentlich eisenoxydulhaltiger Silicate z. B. des Oli- vins und Lievrits) begründet wird. 96. Raseneisenerz. 98. Lepidokrokit. 97. Stilpnosiderit. 99. Nadeleisenerz. Der secundären zum Theil unter Mitwirkung von vegetabilischer und animalischer Phosphorsäure erfolgten Bildung dieser 4 Mine- ralien liegt offenbar die Zerstörung entweder des Eisenspathes oder des kieselhaltigen Pyrits zum Grunde. b, amorphe. l. wasserfreie 100. Eisenmulm. Jedenfalls ein Zersetzungsproduet aus anderen Eisenerzen. Unläugbar kann wenigstens von dem bei Teplitz vorkommenden Eisenmulme behauptet werden, dass derselbe ein Product von der Einwirkung unterirdisch entwickelter, reduci- render (kohlenwasserstoffiger) Gasarten auf Rotheisenerz (Spec. 85) sei, 269° 101. Wismuthocker, hervorgegangen auf Kosten entweder von Spec. 10 oder Spec. 32. 102. Molybdänocker. Auf Kosten der Spec. 34 entstanden, 103. Wolframocker. Aus der Zerselzung der Spec. 89 hervor- gegangen. 104. Antimonoxyd. Ebenfalls ein neueres, und zwar auf Kosten von Spec. 13 oder Spec. 28 sowie wohl auch zuweilen von Spec. 60 entstandenes Erzeugniss. 105. Mennige. Nach den metasomatischen Pseudomorphosen so- wie nach dem Vorkommen der mehligen Beschläge dieses Mine- rales zu urtheilen, ist dasselbe aus der Zersetzung resp. höheren Oxydation der Spec. 23 oder 260 entstanden. 2. wasserhaltige. 106. Psilomelan. In einigen Fällen ein Zersetzungsproduct man- ganhaltiger Eisenspäthe. 107. Wad. Auch dieses Mineral ist in vielen und zwar beson- ders in denjenigen Fällen aus der mangan-, aber auch zugleich kalkhaltigen Eisenspäthen hervorgegangen, wo dasselbe von Brauneisenstein und Aragonit begleitet ist. 108. Kupfermanganerz. An der Bildung desselben hat wohl die successive Zerstörung sowohl des mangan- und eisenoxydulhal- tigen Zechsteins als auch der daselbst mit einander vorkommen- der Erze und zwar des Kupferkieses und Rothkupfererzes haupt- sächlichen Antheil. 109. Kupferschwärze. Von derselben dürfte das über die vorige Species Gesagte gelten. 110. Kobaltmanganerz. Die Bildung dieses Minerales ist ohne Zweifel allmählig und unter Mitwirkung theils des Kupferkies -, theils des Speiskobalt- und des Kalk- und Barythaltigen älteren Flötzkalksteines erfolgt. ill. Pelakonit. Zur Bildung dieses Minerales mögen wohl ähn- liche Mineralien ihren Tribut beigetragen haben wie zu der des vorigen, 112. Uranocker. Abkömmling der Spec. 75. 113. Antimonocker. Stammt von Spec. 28, VW. Classe: Silicate. A. Chalkolitte. 1. krystallinische. a. wasserfreie. Entweder Einschlüsse in Urgebirgsgestei- nen oder Begleiter der daselbst vorkommenden Gänge. 114. Titanit. 116. Automolith. 115. Crichtonit. 117. Kieselwismuth. 270 118. Lievrit. *) 120. Kieselmangan. 119. Fayalith. 121. Troostit, b. wasserhaltige. 122. Galmei. 124. Cerit, 123. Dioptas. 2. amorphe. Zum grossen Theile solche Gebilde, welche dadurch hervor- gingen, dass die Basen der in kohlensaurem Wasser aufgelösten Ha- loide im Momente der Zersetzung derselben sich mit der auch erst aus Silicaten abgeschiedenen Kieselsäure vereinigten. 125. Volchonskoit. 132. Chlorophäit. 126. Kupfergrün. 133. Umbra. 127. Malachitkiesel. 134. Bohnerz. 128. Kupferblau. 135. Chamoisit. 129. Nontronit. 136. Hisingerit. 130. Chloropal. 157. Thorit. 131. Pinguit, B. _Amphoderolithe. l. wasserfreie. 138. Eudialith. 149. Gadolinit. 139. Cordierit. 150. Orthit. 140. Spinell. 151. Epidot. 141. Chrysolith, 152. Amphibol. 142. Axinit. 153. Pyroxen; durch Umschmel- 143. Turmalin. zung und rasche Abkühlung 144. Granat. metamorphosirter Amphibol. 145. Helvin. 154. Diallag. 146. Pyrop. 155. Bronzit. 147. Staurolith. 156. Alkaliglimmer. 148, Vesuvian. 157. Magnesiaglimmer. 2. wasserhaltige 158. Ripidolith. 165. Chlorophyllit. 159. Chlorit. (Esmarkit.) 160. Brandisit. 166. Pinit. 161. Delesit. 167. Fahlunit. 162. Pyrargillit. 168. Weissit. 163. Gigantholith. 169. Praseolith. 164. Bonsdorfät. 170. Aspasiolith. Dieselben bilden die durch Aufnahme verschiedener Wasserquan- tiläten hervorgegangenen Umwandlungsproducte der Spec. 139. *) Hier wäre wohl auch der Knebelit einzuschalten; sein in den Lehrbüchern der Mineralogie bisher unerwähnt gebliebener Fundort ist nach einer mir vom Entdecker desselben Herrn Major v. Knebel jun. allhier, gemäch- ten Mittheilung, Gegend von Ilmenan, wo dieses Mineral am Wege nach Mane- bach im Granite eingesprengt vorkommt. 71 C. Gebolithe. 1. krystallinische. a. wasserfrei. Bei weitem die meisten derselben sind Ge- mengtheile der Urgebirgsgesteine. 171. Malakon. 135. Periklin. 172. Zirkon. 186. Albit. 173. Chrysoberyll. 187. Sanidin. 174. Beryll, 188. Orthoklas. 175. Topas. 189. - Spodumen. 176. Andalusit. 190. Leueit. 177. Chiastolith. 191. Pollux. 178. Disthen. 192. Nephelin. 179. Chondrodit. 193. Porcellanspath, 180. Wollastonit, 194. Cankrinit. 181. Skapolith. 195. Sodalith. 182. Labrador. 196. Lasurstein. 183. Andesin. 197. Hauyn. 184. Oligoklas. 198. Corund. 199. Quarz. Obgleich derselbe in Urgebirgsgesteinen mit Feld- spath, Glimmer, Hornblende u. s. w. dasjenige Gebilde ist, wel- ches durchaus kein Recht vor den übrigen voraus hat, sondern nach den Gesetzen der gegenseitigen chemischen Verwandtschaft mit denselben aus dem Chaos heraustrat, so ist doch auch in zahlreichen Fällen ein Abscheidungsproduct aus den durch koh- lensaures Wasser bewirkten Zersetzungen vorzüglich der Spec. 182, 185, 186, 188, 200. Wenigstens möchte man wohl glauben vor Allem in den Quarzdecken auf Flussspath für diese Ansicht eine Unterstützung zu finden, abgesehen davon, dass auch mancher Quarz erst aus der bereits erörterten Verwitte- rung der zugleich goldliefernden Spec. 44 seine nächste Ab- kunft hat, sowie sich wohl auch der Gehalt an Kieselerde vieler Gewächse namentlich der Arnndosorten wohl nicht anders als auf obige Art deduciren lässt, b. wasserhaltige. 200. Datholith. 208. Gmelinit. 201. Harmolom. 210. Chabasit. 202. Brewsterit. 211. Phakolith. 203. Epistilbit. 212. Natrolith. 204. Sulbit. 213. Mesolith. 205. Desmin. 214. Skolozit. 206. Philippsit. 215. Thomsonit. 207. Leonhardit. 216. Apophyllit *) 208. Analcim. 217. Prehnit, *) Bei neuerdings von mir angestellten Prüfungen einiger schön rosen- roth gefärbter Varietäten aus der Grube Samson zu Andreasberg fand ich Cobalt- Auorit als Pigment derselben. 37 218. Diaspor. ne ‘223. Vermiculith. 219. Phodochrom. 224. Stealit. 220. Chrysotil. 225. Hydrotaleit. 221. Serpentin. 226. Talk. 222, Schillerspath. Dieselben sind Resultate der durch kohlensaures Wasser bewirk- ten Auslaugungen der ihnen zum Nehengestein dienenden Feld- spathigen Mandelsteine, Trachyte und Phonolithe oder auch der augitischen Basalte. 2. amorphe. a. wasserfreie, 227. Obsidian. 228. Sphärolith. Umschmelzungsproducte verschiedener (kali- und natronhaltiger) Feldspäthe, b. wasserhaltige. Zersetzungsproducte ursprünglich was- serfreier krystallinischen Geolithe. 229. Opal. 240. Seifenstein. 230. Pechstein. 241. Meerschaum. 231. Perlit. 242. Bergseife. 232. Allophan. 243. Plinthit. 233. Steinmark. 244. Bol. 234. Kaolin (Porcellanerde.) 245. Eisensteinmark. 2395. Kollyrit, 246. Gelberde. 236. Agalmatolith, 247. Pimelith. 237. Halloysit. 248. Grünerde. 238. Malthacit. 249. Glaukonit. 239. Pfeiffenstein. VIE. Ciasse: Haloide. a. krystallinische. l. wasserfreie. 250. Zinkspath. Ohne Zweifel auf Kosten der Spec. 59 ent- standen. 251. Eisenspath (und Sphärosiderit). In vielen Fällen hervorge- gangen entweder aus der Wechselwirkung des in den Augiten der Dolerite und Basalte sowie in den Orthoklasen enthaltenen Eisenoxyduls und der organischen in Kohlensäure verwandelten Stoffe, oder aus der Thätigkeit des Kohlenstofls der Braunkohle auf den Eisenvitriol, welcher dabei theilweise zu Markasit (Spec. 45) reducirt wurde. 252. Manganspath. 253. Mesitinspath. 254. Talkspath. Die Varietäten dieser Species scheinen aus der Ein- wirkung der dem Erdinnern entronnenen Kohlensäure auf Chlorit, sowie auf Talkschiefer (Spec. 159 u. 226) hervorgegangen zu sein. Dafür spricht wenigstens ihr Vorkommen in diesen Gestei- 273 nen sowie der für diese Species sehr characteristische Umstand, dass sie gänzlich frei ist von aller Kalkerde. 255. Kalktalkspath (Doiomit.) 256. Kalkspath, So gewiss es ist, dass der Urkalkstein als py- rogenens Gebilde zu betrachten sei, indem seine letzte Verfestung und Krystallisirung aus dem feurigerweichten Zustande unter hohem Atmosphärendrucke (welcher das Entweichen der Kohlen- säure und die Vereinigung des mit dem Kalksteine verwachsenen Quarzes (zu kieselsaurer Kalkerde verhinderte) Statt gefunden hat; so unterliegt es dagegen wohl nicht dem geringsten Zwei- fel, dass alle übrigen Kalksteine vorzüglich nur als hydrogene Bildungen anzusehen sind, deren Material theils durch kaikhaltige Quellen, theils durch die Flüsse geliefert worden ist, deren Wasser vermöge seines Kohlensäuregehaltes auf kalkhaltige Sili- cate (Labrador) eben so, wie auf den Urkalk auflösend wirkte. 257. Aragonit. Aus heissen Auflösungen des Kalkspathes oder des kalkhaltigen Eisenspathes niedergeschlagen, 258. Strontianit. 159. Witherit. Auf Kosten des durch Kohlensäure zersetzten Brewsterits (Spec. 202) entstanden. , 260. Weissbleierz, Hervorgegangen aus dem mit kohlensauren- kalk und Sauerstoff in Conflict getreinem Bleiglanze (Spec. 23). 261. Bleivitriol. Product aus der durch Sauerstolf- und schwe- felsauren Kalk haltiges Wasser bewirkten Zersetzung des Blei- glanzes. 262. Chlorsilber. 269. Apatit. 263. Chlorquecksilber. 270. Flussspath. 264. Schrelkalk. 271. Boraeit. 265. Gelbbleierz. 272. Kryolith. 266. Rothbleierz. 273. Baryt. 267. Braunbleierz. 274. Cölestin. 268. Grünbleierz. 275. Anhydrit. 2. wasserhaltige. Neuere Erzeugnisse, zum Theil von noch fortwährender Bildung. 267. Gyps. Entstanden entweder durch Einwirkung des Wassers auf Spec. 275 oder der vulkanisch ausgebrochenen sowie aus verwitternden Pyriten und Markasiten hervorgehenden Schwefel- säure auf Spec. 256 entstandenes Erzeugniss. Ausserdem trägt vieler Gyps vermöge seiner Auflöslichkeit im Wasser zur Rege- nerirung seiner Substanz bei. 277. Aluminit, 282. Libethenit. 278. Alunit, 283. Uranit. 279. Wavellit. 284. Bleilasur. 250. Lazulith. 285, Kupferlasur. 231. Vivianit. . 974 ‘286. Malachit. Dieses Mineral besteht‘ zwar aus denselben Be- standtheilen wie die vorige Species, welche jedoch älter und un- ter Mitwirkung höherer Grade der Temperatur und des Luft- druckes entstanden ist als der Malachit. Derselbe bildet sich noch gegenwärtig auf Kosten nicht blos der auch der Kupfer- lasurbildung zu Grunde liegenden Kupfererze (Spec. 9, 30, 36, 37, 38, 73), sondern selbst auch parasitisch auf Kupferlasur unter Vermehrung des Wassergehaltes und Vermindrung des Koh- lensäuregehaltes in der Weise, dass oft ein Lasurkrystall zur Hälfte oder blos stellenwsise in fasrigen Malachit verwandelt ist, während das Uebrige noch die frischeste Kupferlasur darstellt. 287. Olivenit. 289. Euchroit. 288. Kupferglimmer. 290. Linsenerz. 291. Pharmakolith. Dieses Mineral ist hervorgegangen aus den dasselbe begleitenden Arsen- und Kobalterzen (Spec. 47) sowie aus Kalkspath oder kalkhaltigem Eisenspathe. Waren diese Mi- neralien gleichzeitig magnesiahallig, so resultirte wohl auch der Pikropharmacolith. | 292. Kobaltblüthe. ‘Zu deren Bildung trug die ihr zur Unterlage dienende Masse von Kobaltblüthe (Spec. 47) bei. 293. Nickelblüthe. Ein Resultat aus der mit Wasseraufnahme verbundenen Oxydation der Spec, 47, 51 und 52. b. amorphe. 294. Bleiniere. 300. Kupferschaum. 295. Bleigummi. 301. Phosphoreisensinter. 296. Vitriolocker. 302. Evrinit. 297. Gelbeisenerz. 303. Thrombolith. 298. Karphosiderit. 304. Pissovan. 299. Arseneisensinter. AufKo- sten von Spec. 42 entstanden. VIE. Classe: Hydrolyte. Mit Ausnahme der Borsäure und des Steinsalzes lauter secun- däre und zwar die neuesten, mehrentheils auf Kosten gewisser, erst durch die Atmosphärilien zerstörter, dann zur Wechselzersetzung mit Haloiden und Geolithen gebrachter Sulphuride entstandener Er- zeugnisse. a. wasserhaltige. 305. Tektieit. 308. Botryogen, 306. Fibroferrit, 309. Coquimbit. 307. Copiapit, 310. Voltonit. 311. Eisenvitriol. ' Hervorgegangen mehrentheils aus Markasit (Spec. 45) oder aus demjenigen Pyrite (Spee, 44), welcher 275 arsenhaltig und in noch frischem Zustande von grünlich gelber Farbe ist*). 312. Johannit. 313. Kupfervitriol. Verdankt sein Dasein der Spec. 38. 314. Kobaltvitriol. Erinnert an Spec. 49, deren Zerstörung der- selbe wohl sein Dasein verdankt. 315. Zinkvitriol. Ein Erzeugniss der verwitterten Spec. 60. 316. Bittersalz. WUehberaus mannichfaltig sind die Bedingungen ‘seiner Entstehung und Arten des Vorkommens. Dieses Salz ist nämlich ein aus der Wechselzersetzung von gesellschafteten Mine- ralien hervorgegangenes Verwitterungsproduct, erzeugt durch die Einwirkung 1) des Gypses auf den Dolomit (Spec. 255). Der Gyps wird nämlich dureh die verschiedenen Tagewasser aufge- löst und zersetzt die kohlensaure Magnesia des ihm mehr oder weniger benachbarten Dolomites; neue Gypsmengen lösen sich auf und zersetzen sich wieder. Und auf diese Weise kann sich theils durch Verdampfung des auflösenden Wassers mittelst der Sonnenwärme festes Bittersalz an dem Ausgehenden der Gebirgsschichten krystallinisch absetzen, theils kann auch eine Quelle zwar oft nur einen geringen, aber constanten Gehalt an schwefelsaurer Magnesia zeigen, wenn sie nämlich (wie z. B. bei Saidschütz, Sedlitz und Püllna in Böhmen sowie an den Teufelslöchern und am Imzigberge bei Jena) zuerst durch ein Gypslager geht, davon, soviel sie vermag, auflöst, und dann durch ein Lager von Dolomit oder dolomitischen Mergel dringt; denn eine Gypsauflösung zerselzt sich, wenn man kohlensaure Magnesia hinzusetzt, innerhalb 14 Tagen vollständig in kohlen- saure Kalkerde und schwefelsaure Magnesia; — 2) des Gypses auf Talkspath (Spec. 254 nämlich koblensaure Talkerde); — 3) des *) In Betreff dieses Salzes stellen mehrere Mineralogen die rücksichtlich der Wasseräquivalentenzahl mit der chem. Zusammensetzung des Zinkvitrioles und des Bittersalzes übereinstimmende Formel SO3-+Fe0-+7HO auf. Wenn man indess erwägt, dass die Kıystallforınen des Eisenvitrioles monoklinoödrisch, jene des Zinkvitrioles sowie des Bittersalzes 1- und ] axig sind, und dass gleiche Wasseräquivalentenzahlen wasserhaltiger Salze übereinstimmenden Kry- stallformen entsprechen, so dürfte schon nach den erwähnten differenten Kry- stallversältnissen zu urtheilen, die Richtigkeit jener für den Eisenvitriol’ ange- nommenen Formel in Zweifel zu stellen sein, wenn nicht ausserdem auch die Rechnung auf einen anderen und zwar denjenigen Ausdruck führte, welcher 6 HO erfordert. Der Eisenvitriol ist nämlich in 100 Theilen zusammengesetzt aus 3l Schwefelsäure, 27. Eisenoxydul, 42 Wasser Setzt mau 1] Aegq. Eisenoxydul =36 (nämlich Fe=28 und O=8) und bildet nn obige Analyse die Proportion 27 Fe0: 42 H0 =36 (= 1Aegq. FeO): so ist x=56, was ziemlich genau 6 Aeq. HO entspricht on h Kon. HO = angenommen wird) und den Zinkvilriol sowie das Bittersala hiervon aus- schliesst. 276 Steinsalzes auf den Boraeit (Spec. 271) und durch die Zer- setzung des daraus hervorgehenden Chlormagnesiums durch hin- zutretende Gypsauflösung; — 4) der aus verwitterndem Pyrite hervorgehenden freien Schwefelsäure entweder auf Magnesiaglim- mer (des Gneuses und des Talkschiefers) oder auf Serpentin (Spec. 221) oder endlich auch auf Dolomit und Talkspath, 317. Alaun. Bildet sich durch Einwirkung verwitternder Pyrite und Markasite auf Alaun- und Thonschiefer, 318. Glaubersalz.. Entsteht durch Wechselzersetzung von Stein- salz (Spec. 327) und Gyps. 319. Natron (Soda). Bildet sich durch Einwirkung des Stein- salzes auf eine Auflösung des Kalkspathes in kohlensaurem Wasser. 320. Trona. 322. Borsäure. 321. Tinkal. b. wasserfreie. 323. Arsenige Säure. Erzeugt sich auf Kosten der Spec. 12. 36. 39. 42 und ist zugleich im Condurrit und Kobaltbeschlag enthalten, welche nur als solche parasilische Gemenge bestehen, aus denen die arsenige Säure durch Wasser ausziehbar ist. 324. Kalisalpeter. 327. Steinsalz. 325. Natronsalpeter. 328. Glauberit. 326. Salmiak, VIII. Classe: Hydrogenoxyü. 329. Eis. 330. Wasser, IX. Classe: Anthraecide. a. Kohlenstoff. 331. Diamant. Es ist wohl nicht unwahrscheinlich, dass zur Bildung des Diamanten gold- und kieselhaltiger Pyrit im Con- tacte mit organischen und zwar kohlenwasserstoffigen Körpern (Harzen) pinusarliger Abkunft gleichzeitig beitrugen. Hiernach verband sich der Kohlenstoff theilweise und zwar unter gleich- zeiliger Kohlenwasserstoffentwickelung mit einem Theile des Sauerstolls des zunächst aus der Verwilterung des Pyrits her- vorgegangenen Eisenoxydhydrates zu Kohlensäure welche mit dem dabei aus dem früheren Eisenoxydhydrate resultirten Eisen- oxydule Eisenspath erzeugte, während der noch übrige Theil des Kohlenstoffs im Momente seiner Abscheidung als Diamant her- vortrat. Für die Richtigkeit dieser Ansicht spricht im Besonde- ren das häufige Vorkommen der Diamanten in der Nähe von Gold, Quarzfragmenten und Eisenoxydhydrat, welches zum Theil erst aus dem inzwischen wieder zersetzten Eisenspalhe stam- men mag. 332. Graphit, 277 b. Phytogene Kohlen. 333. Anthraeit. 334. Steinkohle. 335. Braunkohle. Nicht blos aus Verwesung der unter Wasser befindlich gewesenen Holzfaser entstanden, sondern unstreitig auch dadurch hervorgegangen, dass die aus verwilterten Pyriten frei hervortretende Schwefelsäure die denselben benachbarten, vegetabilischen Körper ergriff und verkohlte, dadurch allerdings wesentlich verdünnt wurde, aber noch fähig war mit dem in der Nähe befindlichen Kalkmassen Gyps zu erzeugen, welchem man an vielen Orten zugleich mit anderen schwefelsauren -Ver- bindungen (z. B. mit Eisenvitriol, Haarsalz) als Begleiter der Braunkohle begegnet. c. Erdharze. 336. Erdöl. 339. Asphalt, 337. Erdwachs. 340. Retinit. 338. Elaterit. 341. Bernstein, d. Phytogene Salze. 342. Mellit. 343. Oxalit. 3. Ueber den Antheil des Chlorits an der Zusammensetzung bunter Sandsteine bei Jena. So oft auch die jena’sche Triasformation schon Gegen- stand specieller Beschreibungen gewesen ist, so sind doch dabei mancherlei Verhältnisse unbeachtet geblieben, welche die dahin gehörigen Gesteinsglieder charakterisiren und daher eine fernere Untersuchung derselben nicht ganz über- flüssig erscheinen lassen. Den Anfang mögen nachstehende Bemerkungen über den Antheil des Chlorits an der Zusam- mensetzung des daselbst vorkommenden bunten Sandsteines machen, auf welche mich die sorfältige Prüfung daher ent- nommener Gesteinsproben geleitet hat. Denn so häufig auch in dem bunten Sandsteine der jena’schen Trias die fast immer silberweissen oder röthlich- grauen Schuppen eines Kaliglimmers dermassen Ueberhand nehmen mögen, dass das Gestein insofern einen förmlichen Sandsteinschiefer darstellt, als die Glimmerblättchen zwi- schen den Sandsteinkörnern durch ihre reihenweise Ver- theilung eine meist deutliche Parallelstructur veranlassen, so verschwindet doch aber an vielen Stellen dieser Glimmer oft gänzlich und wird durch fein vertheilten, lauchgrü- 19 278 nen, fettig anfühlbaren Chlorit vertreten *), welcher in nicht seltenen Fällen einzelne Lagen der übrigens körnigen Sandsteinmasse gewissermassen wie eine zarte Membran bedeckt, indem in ihr dünne Blättchen desselben parallel rangirt mehr oder weniger sparsam ausgestreut sind, so dass das Gestein wie aus chloritreicheren und chloritärme- ren parallelen Zonen zusammengesetzt erscheint, welche bald allmählig in einander verfliessen, bald schärfer durch plötzliches Anhäufen oder Verschwinden des Chlorits ge- trennt erscheinen. Meist, namentlich am Fusse des Hausberges in der als Fahrweg von Jena nach Ziegenhain führenden Schlucht sowie kurz vorm Dorfe Wöllnitz, tritt etwas dolomitischer Mergel als Zwischenschicht zugleich mit dem Chlorite auf, an einigen Stellen ihn sogar allein repräsentirend. Dadurch aber, dass auch die Quarzkörner in ihrer Grösse variiren und mitunter verhältnissmässig gross ausfallen, wird denn die Structur’ dieses Chloritsandsteines ebenso, wie jene des Glimmersandsteines, körnig, und nur dann gestreift, wenn der Chloritdetritus nach einem gewissen Parallelismus, wie die Glimmerfragmente, eingereiht sind. Die Breite der Zo- nen ist auch da, wie im Glimmersandsteine, unbeschreiblich wechselnd, von einer Linie bis zu mehreren Fuss, ebenso wie die relative, zuweilen ungleichmässig vertheilte Menge der mitunter sogar zu knolligen Massen concentrirten Chlo- rittheilchen und die darin begründete dunklere oder lichtere Schattirung. ’ Durch den Umstand, dass das den Chlorit grünfär- bende, und für die Talkerde vicarirende Eisenoxydul sehr fest an die übrigen Elemente geknüpft ist, wird es erklär- lich, dass der Sauerstoff und die Feuchtigkeit der Luft ihm nicht viel anhaben können. Ohne daher in Eisenoxydhy- drat überzugehen, vertauscht der Chlorit nicht seine ur- sprüngliche lauchgrüne Farbe mit einer gelblichen oder *) Die chemische Analyse zarter, abgeschabter Aggregate dieses Chlorits überzeugte mich von der Gegenwart folgender Bestandtheile: 26,7 Kieselsäure, 11,3 Eisenoxydul, 21,3 Thonerde, 11,6 Wasser. 29,1 Talkerde. 279 bräunlichen, sondern bleibt selbst im zermalmten Zustande an der Luft unveränderlich. Um so weniger widersteht aber solcherlei Sandstein, besonders an seinem Ausgehenden, der zersprengenden Gewalt des Frostes, indem da, wo durch die capillare Thä- tigkeit der Chloritschichten Wasser hat eindringen und dann gefrieren können, die Sandsteinschichten wie die Blätter eines Buches von einander klaffen, während der ihm an vielen Stellen benachbarte und zwar über ihm ab- gelagerte gypshaltige, allerdings deutlich geschichtete, aber durchaus glimmer- und chloritfreie, ungemein feste und schwer zersprengbare Sandstein einer dergleichen Zer- trümmerung Trotz bietet, ohne doch den chemischen An- griffen der Atmosphärilien ganz zu entgehen *). Ueber die Fetie von WW. Heintz. (Im Auszug mitgelheilt aus dem Journ. f. pract. Chem. Bd. 66. S.1.) Nachdem in einer Reihe von Aufsätzen, die zum gröss- ten Theil in dieser Zeitschrift abgedruckt sind, die Resul- tate meiner Untersuchungen über die Fette veröffentlicht worden sind, erscheint es mir, da dieselben nun zu einen gewissen Abschluss gelangt sind, angemessen, die wichtig- sten derselben nochmals zusammenzufassen. Namentlich werde ich in dem Folgenden die Methoden beschreiben, nach denen die vier von mir genauer untersuchten Säuren der Fettsäurereihe am leichtesten rein dargestellt werden können, Methoden zu denen die Gesammtheit meiner Un- tersuchungen über die Fette geführt hat. Die Untersuchungen von Chevreul** über dıe thie- *) Auch in Hiusicht dieses Gypsgehaltes weichen meine Beobachtungen von den Schilderungen Anderer ab, indem man behauptet, die Sandsteine, wel- che wir hier vor Augen haben, seien frei von allen dergleichen Accessorien. **) Chevreul, recherches chimiques sur les corps gras d’origine animale. Paris 1823. 19° 280 rischen Fette hatten ergeben, dass diese Stoffe aus den zusammengesetzten Aetherarten ähnlichen Verbindungen bestehen, die sich durch kaustische Alkalien in Verbindun- gen derselben mit fetten Säuren und einen indifferenten Körper zerlegen lassen, der entweder in Wasser löslich ist (Glycerin), oder sich darin nicht löst (Aethal). Die fetten Säuren, deren Alkaliverbindungen dabei entstehen, sollten nach Chevreul gemeiniglich Stearinsäure, Margarinsäure und Oelsäure sein, zu denen nur in Ausnahmefällen noch andere hinzukommen sollten, wie namentlich in der Butter Buttersäure, Capronsäure und Caprinsäure, zu denen durch Lerch‘) noch Caprylsäure hinzugekommen ist, in dem Thran von Delphinus globiceps Phocensäure, in dem Bocks- talg Hircinsäure. Die auf Chevreul’s Arbeit folgenden Untersuchun- gen der Schüler Liebig’s, namentlich Redtenbacher’s Bromeis’s, Varrentrapp’s etc. stützen sich vollkommen auf diese Angaben von Chevreul, und haben eigentlich neben dem Zweck, die Zersetzungsweise der Fette und fet- ten Säuren zu ermitteln, nur den, die Zusammensetzung der verschiedenen fetten Säuren und den Zusammenhang in ihrer Constitution auszumitteln. Aus diesen Arbeiten schien hervorzugehen, dass die Stearinsäure, die um 70°C. schmilzt, als eine niedere Oxydationsstufe der Margarin- säure, deren Schmelzpunkt bei 60°C. liegen sollte, zu be- trachten sei. Jene sollte bestehen aus C;5H460; +2HO, diese aus Cz4H33503 +HO. Und diese Ansicht wurde durch Versuche bestätigt, welche den Uebergang jener Säure un- ter der Einwirkung oxydirender Mittel in diese darzuthun schienen. Nach diesen Arbeiten wurden dann später viele Fette, auch pflanzliche, untersucht, und da man stets die nach der Verseifung erhaltenen fetten Säuren, wenn sie aus al- koholischer Lösung so lange umkrystallisirt waren, bis ihr Schmelzpunkt sich nicht mehr änderte, für chemisch reine Substanzen hielt, so glaubte man sich berechtigt, ihnen in dem Falle, wenn sie andere Eigenschaften, namentlich *) Ann, d. Chem, u, Pharm, Bd, XLIX, S. 212. 281 einen auch nur unbedeutend von denen der bekannten Säu- ren abweichenden Schmelzpunkt besassen, einen neuen Na- men zu geben. So sind denn eine grosse Zahl Namen in die chemische Wissenschaft aufgenommen worden, durch welche besondere eigenthümliche fette Säuren bezeichnet wurden. So ist namentlich von Smith *) die von Che- vreul für Margarinsäure gehaltene fette Säure des Wall- raths für eine eigene Säure, für Aethalsäure erklärt worden, die später den Namen Cetinsäure erhalten hat. Durch meine Untersuchungen über die fetten Säuren wird die Existenz aller dieser Substanzen als chemisch reine Körper in Frage gestellt. Die einzige Beobachtung genügt dazu, dass es Mischungen verschiedener Säuren giebt, die aus ihren Lösungen in Alkohol sich mit densel- ben Eigenschaften, namentlich demselben Schmelpunkt wie- der ausscheiden, den die Mischung besitzt, bevor sie in Alkohol gelöst wurde. Man hatte bis dahin für die Rein- heit einer fetten Säure nur das eine Merkzeichen, dass durch Umkrystallisiren ihr Schmelzkunkt nicht mehr erhöht werden konnte. Ich habe deshalb nach einem Mittel gesucht, die Ge- mischtheit oder Reinheit einer Säure mit Sicherheit auszu- mitteln, und es in der Methode der partiellen Fällung ge- funden. Um mit Hülfe derselben die Reinheit einer fetten Säure auszumitteln, verfährt man wie folgt. Die zu untersuchende Substanz, wovon mindestens 1 Grm. angewendet werden muss, wird, nachdem ihr Schmelzpunkt ermittelt ist, in so viel heissen Alkohols ge- löst, dass selbst beim Erkalten bis zur Zimmertemperatur keine Abscheidung der fetten Säure eintreten kann, und nun moch heiss mit einer zur vollständigen Fällung der Säure unzureichenden Menge essigsaurer Magnesia in Alkohol, oder essigsaurer Baryterde in möglichst wenig Wasser aufgelöst, versetzt. In dem Falle, dass die zu untersuchende Säure einen hohen Schmelzpunkt (über 53°C.) besitzt, wählt man bes- ser das Magnesiasalz, anderenfalls das Barytsalz als Fällungs- *) Ebend. Bd. XLII, S. 241. 282 mittel. Von diesem nimmt man etwa ?/,; des Gewichts der zur Untersuchung genommenen Säure, von jenem dagegen nur etwa den vierten bis fünften Theil desselben. Nachdem die Mischung erkaltet ist und sich das Ba- ryt- oder Magnesiasalz abgeschieden hat, "filtrirt man, mischt den Niederschlag mit Alkohol, presst ihn aus und bringt ihn in eine Mischung von viel Wasser und etwas Salzsäure. Durch Kochen wird das Salz zersetzt. Man muss so lange kochen, bis die auf der heissen sauren Flüssigkeit schwimmende ölartige Substanz vollkommen klar ist. Durch Umrühren kann die Zersetzung des Salzes und die Ab- scheidung der fetten Säure wesentlich beschleunigt werden. Die so gewonnene Säure wird endlich auf ihren Schmelz punkt untersucht. Aus der von dem Salze abgeschiedenen Flüssigkeit muss nun ebenfalls die darin noch enthaltene Säure abge- schieden ‚werden, was jedoch nicht unmittelbar durch Zu- satz einer starken Säure geschehen darf, weil sich sonst leicht etwas des Aethers der fetten Säure bilden könnte, der den Schmelzpunkt derselben wesentlich erniedrigen würde. Ja es kann diese Flüssigkeit schon eine Spur des Aethers enthalten; denn ich habe mehrfach beobachtet, dass in einer Flüssigkeit, welche neben fetter Säure und Alko- hol noch eine andere stärkere Säure enthielt, beim allmä- ligen Verdunsten an der Luft sich zwei übereinanderste- hende flüssige Schichten bildeten, von denen die obere we- sentlich der Aether der fetten Säure war. Wollte man da- her die alkoholische, Essigsäure enthaltende Lösung der fetten Säure mit Wasser verdünnen, dann den Alkohol durch Kochen entfernen und nun durch mehr Säurezusatz die fette Säure vollständig von der Basis, die noch in die- ser Flüssigkeit enthalten ist, abscheiden, so würde die so erhaltene Säure einen zu niedrigen Schmelzpunkt besitzen. Man muss daher den etwa schon gebildeten Aether wieder zersetzen, ehe man die fette Säure abscheidet. Zu dem Ende neutralisirt man die alkoholische Flüssigkeit mit koh- lensaurem Natron, fügt etwas kaustisches Natron oder Kali hinzu und kocht nun ohne Wasserzusatz einige Zeit. Dann setzt man allmälig Wasser hinzu und kocht so lange, bis 283 die Flüssigkeit nicht mehr nach Alkohol riecht. Nun end- lich zersetzt man die Lösung durch Kochen mit verdünnter Salzsäure und prüft den Schmelzpunkt der als vollkommen klare Flüssigkeit abgesonderten Säure. Findet man den Schmelzpunkt beider Säureportionen unter sich gleich und auch mit dem übereinstimmend, den die Säure vor der, partiellen Fällung besass, so kann man von der Reinheit derselben überzeugt sein. Im andern Falle ist ihre Unreinheit erwiesen. Dieselbe Methode der Scheidung in etwas anderer Form habe ich zur Untersuchung von Säuregemischen auf die darin enthaltenen verschiedenen Säuren benutzt. In dem Vorhergehenden ist schon erwähnt, dass das Umkry- stallisiren aus Alkohol nicht genügt, um eine chemisch reine Substanz aus einem Gemisch fetter Säuren auszuson- dern. Wenigstens gelingt es nicht in allen Fällen, mit Hülfe dieser Methode eine reine fette Säure zu gewinnen. Jedenfalls kann aber mit Hülfe dieser Methode immer nur eine der in dem Gemisch enthaltenen rein abgesondert werden, wogegen die übrigen der Beobachtung entgehen. Diesem Uebelstande abzuhelfen, dient folgende freilich sehr umständliche Methode, die jedoch deshalb nicht verworfen werden darf, da sie bis jetzt die einzige ist, die den ge- nannten Zweck einigermassen erreicht. Das zu untersuchende Fett wird zunächst verseift, die Seife durch Kochen mit Salzsäure zerlegt, die erhaltene fette Säure, mit wenig heissen Alkohols gemischt, und die Mischung nach dem Erkalten kräftig ausgepresst, eine Ope- ration, die mit dem Pressrückstande mehrmals wiederholt wird. Ist der flüssige Theil der fetten Säure, die Oelsäure, durch diese Operation vollkommen abgeschieden, so werden die abgepressten Flüssigkeiten vermischt und mit essigsau- rem Bleioxyd unter Zusatz von etwas Ammoniak gefällt, das Bleisalz mit Wasser ausgewaschen, getrocknet und mit Ae- ther in dem von Mohr angegebenen Aetherextractionsappa- rate *) vollständig von allem ölsauren Bleioxyd befreit. Das nun ungelöst Gebliebene wird nach Verdunstung des Aethers *) Mohr, Lehrb. d. pharmaceutischen Technik, 2. Aufl, S. 127. 284 in Wasser vertheilt und mit sehr verdünnter Salzsäure so lange und so oft gekocht, bis die über der kochenden wäss- rigen Flüssigkeit schwimmende ölige vollkommen klar er- scheint. Dann wird sie nach dem Erkalten dem abgepressten festen Theil der fetten Säure beigefügt und durch Umkry- stallisiren aus Alkohol und Auspressen so lange gereinigt, bis der Schmelzpunkt sich nicht mehr ändert. Zur Prüfung der Reinheit der abgeschiedenen Säure dient nun die be- schriebene Methode der partiellen Fällung. Hat sich die Reinheit derselben ergeben, so hat man nur noch die alko- holischen Lösungen zu untersuchen. Anderenfalls fährt man mit dem Umkrystallisiren aus verhältnissmässig sehr viel Alkohol fort, wodurch es oft noch gelingt, eine der Prüfung auf Reinheit genügende Säure freilich in verhältnissmässig kleiner Menge abzuscheiden. Alle bei diesem Umkrystallisiren erhaltenen alkoholi- schen Flüssigkeiten werden nun vereinigt, und heiss mit einer Lösung des dreissigsten ‚bis vierzigsten Theils des Gewichts der in der Alkohollösung enthaltenen fetten Säure an essigsaurer Magnesia in Alkohol vermischt, der nach vollständigem Erkalten erzeugte Niederschlag auf einem Filtrum gesammelt, mit wenig Alkohol gewaschen, ausge- presst und durch Kochen mit Salzsäure enthaltendem Was- ser zersetzt. Die vom Niederschlage abfiltrirte Flüssigkeit wird, nachdem die freie Essigsäure durch etwas Salmiak- geist abgestumpft ist, successiv mit eben so viel wiegenden Portionen dieses Salzes ganz auf dieselbe Weise vermischt, der Niederschlag eben so abgesondert und die so abge- schiedenen einzelnen Säureportionen der Reihenfolge nach bezeichnet. Sobald essigsaure Magnesia keinen Nieder- schlag mehr giebt, versucht man, ob man durch mehrfachen Zusatz des zwanzigsten Theils des Gewichts der anfangs in Alkohol gelöst gewesenen fetten Säure an essigsaurer Baryterde, die man in möglichst wenig Wasser gelöst hat, noch einen oder mehre Niederschläge erhält, aus denen die Säure ebenfalls wie aus den Magnesiaverbindungen abge- schieden werden kann. Endlich, wenn auch durch essig- saure Baryterde kein Niederschlag mehr entsteht, kann man den Alkohol abdestilliren, die aus dem wässrigen Rückstand 285 durch Salzsäure abgeschiedene Säure mit einer alkoholi- schen Kalilösung kochen (um den etwa gebildeten Aether zu zersetzen) und die Kaliseife nach Zusatz von Wasser und Verdunstung des Alkohols durch Kochen mit Salzsäure zersetzen. ; . Alle diese einzelnen Säureportionen, deren man acht bis eilf erhalten wird, müssen nun aus der alkoholischen Lösung so lange umkrystallisirt werden, bis ihr Schmelz- punkt dadurch nicht mehr erhöht wird. Zuweilen wird man hiebei, namentlich anfänglich, eine Erniedrigung des Schmelz- punkts beobachten. In diesem Falle kann man ziemlich sicher sein, durch Umkrystallisiren nicht zu einer reinen Substanz zu gelangen, weil derselbe nur dann eintreten kann, wenn eine kleinere Menge einer schwerer in Alkohol löslichen fetten Säure mit einer wesentlich grössern einer leichter darin löslichen gemischt ist. Mehrere dieser Portio- nen werden aber beim Umkrystallisiren sofort ihren Schmelz- zunkt bedeutend erhöhen, und diese werden dann endlich auch meistens zu reinen Substanzen führen, die sowohl durch Umkrystallisiren, als durch die oben beschriebene Methode der partiellen Fällung nicht mehr ferner in Säure- portionen von verschiedenem Schmelzpunkt zerlegt werden können. Wenn dies indessen nicht der Fall sein sollte, so er- hält man bei dieser Untersuchung doch nebenher Anhalt- punkte, welche die Zusammensetzung der untersuchten fet- ten Säure, wenn nicht feststellen, doch andeuten. Diese basiren sich auf das eigenthümliche Verhalten der Gemi- sche fetter Säuren, namentlich in Bezug auf ihren Schmelz- punkt. Schon Gottlieb hatte beobachtet, dass, wenn man die sogenannte Margarinsäure, deren Schmelzpunkt bei 60°C. liegen sollte, mit etwas Stearinsäure (Schmelzpunkt um 70° C.) mischt, der Schmelzpunkt der Mischung sich weit unter 60°C. erniedrigt, und bei allmäligem Zusatz von Stearin- säure endlich auf ein Minimum kommt, von dem aus er allmälig wieder steigt. Dabei beobachtete er, dass die Art der Erstarrung der geschmolzenen Mischungen wesent- lich von der der reinen Säure abweicht. 286 Diese Beobachtung von Gottlieb ist von mir bedeu- tend ausgedehnt worden. Zunächst wies ich nach, dass - die Säure, welche man bisher Margarinsäure genannt hatte, deren Schmelzpunkt bei 60°C. liegen und die die jEigen- schaft besitzen sollte, beim Erstarren auf der Oberfläche Nadelform anzunehmen, selbst ein solches Gemisch von zwei Säuren ist, deren Schmelzpunkt höher liegt, als der der Mischung, nämlich von Stearinsäure (Schmelzpunkt 69,2°C.) und Palmitinsäure (Schmelzpunkt 62°C.). Dies wies ich dadurch nach, dass ich zeigte, theils dass ein Ge- misch von etwa 9 Theilen Palmitinsäure mit 1 Theile Stearinsäure alle Eigenschaften der vermeintlichen Marga- rinsäure, namentlich ihren Schmelzpunkt und ihre Art zu erstarren annimmt, theils, dass es mir gelang, aus Marga- rinsäure, die mir zu dem Zwecke von meinem Freunde Br o- meis übergeben wurde und die er selbst bei Gelegenheit seiner Untersuchung der Butter gewonnen, reine Stearin- säure und Palmitinsäure abzuscheiden. Die für Margarinsäure erklärte Mischung von Stearin- säure und Palmitinsäure besitzt viel grössere Krystallisa- tionsfähigkeit, als jede der reinen Säuren für sich. Wäh- rend diese unregelmässige Erhöhungen beim Erstarren bil- den, auf denen bei reflectirtem Licht nur kleine Lichtpunkte über die ganze Oberfläche zerstreut wahrgenommen werden können (eine Form des Erstarrens, die ich mit schuppig krystallinisch zu bezeichnen pflege), bildet jene Mischung auf der Oberfläche beim Erstarren lange Nadeln, die oft die Länge mehrer Linien erreichen. Die grössere Krystallisationsfähigkeit dieses Gemischs schreibe ich dem Umstande zu, dass dasselbe als ein Gemisch des bei der niedrigsten Temperatur schmelzenden Gemisches beider Säuren mit Palmitinsäure betrachtet werden könne, und dass diese bei 60°C. aus jenem, das noch bei 54°C. flüssig bleibt, wie aus einem Lösungsmittel regelmässiger anzu- schiessen Gelegenheit findet, als in dem Falle, wenn die ganze Masse der fetten Säure, sei sie eine reine Substanz oder ein Gemisch, bei derselben Temperatur fest wird. In der That sieht man, dass die nadelförmigen Krystalle zu- 287 erst anschiessen, und später erst die dazwischen liegende weniger krystallinisch erscheinende Masse fest wird. Dies musste zu der Vermuthung führen, dass, wenn umgekehrt die Stearinsäure in dem Gemisch bis zu einem gewissen Grade vorwaltet, ebenfalls eine vollkommenere Krystallisation erfolgen müsse. Bei der Untersuchung des Menschenfetts hatte ich eine auf ihrer Oberfläche in brei- ten, blättrigen Krystallen erstarrende Säure beobachtet, die ich für eine reine Säure hielt, und Anthropinsäure nannte. Diese bei etwas über 56°C. schmelzende Säure ist nichts anderes, als eben die Mischung des niedrigst schmelzenden Gemischs von Palmitinsäure und Stearinsäure mit etwas überschüssiger Stearinsäure, aus welcher diese beim Erkal- ten herauskrystallisirt, bevor jenes Gemisch, das als Lö- sungsmittel dient, fest wird. Man kann sich hiervon über- zeugen, wenn man 4 Theile reiner Stearinsäure mit 5 Thei- len reiner Palmitinsäure vermischt. Die dabei entstehende Mischung wird etwa bei 56,5° C. schmelzen und beim Er- kalten auf der Oberfläche deutliche Blätter bilden. Wenn man daher Stearinsäure allmälig mit immer grössern Antheilen Palmitinsäure vermischt, so nimmt ihr Schmelzpunkt allmälig immer mehr ab und sinkt selbst weit unter den der Palmitinsäure. In demselben Maasse wird die Säure anfangs immer unkrystallinischer, bis sie bei einem Schmelzpunkt von 56—67°C. schön blättrig krystallinisch erstarrt. Bei fernerem Zusatz von Palmitin- säure sinkt der Schmelzpunkt weiter, indem die Mischung wieder unkrystallinisch wird, bis er endlich auf etwa 54°C: gesunken ist. Von nun an steigt der Schmelzpunkt bei fernerem Zusatz von Palmitinsäure wieder, ohne dass an- fänglich die Krystallisationsfähigkeit der Mischung grösser würde. Erst wenn der Schmelzpunkt dadurch gegen 58° C. gestiegen ist, beginnt die nadelförmige Absonderung der Palmitinsäure, die bei einem Schmelzpunkt von 60°C. ihre höchste Vollkommenheit erreicht hat, worauf sie bei noch fernerem Zusatz von Palmitinsäure wieder schwächer wird, und so allmälig in die Erstarrungsform der reinen Palmi- tinsäure übergeht. Man kann den Einfluss der Zusammensetzung der 988 Mischungen der Stearinsäure und Palmitinsäure durch eine Curve ausdrücken. Verlegt man den Anfangspunkt dersel- ben von der leichter schmelzenden Palmitinsäure ausgehend in die Abscisse, so sinkt die Curve, wenn man auf die Ordinate die Schmelzpunkte aufträgt, zuerst unter die Ab- scisse herab, wendet sich dann wieder nach oben, schnei- det die Abscisse und steigt allmälich über dieselbe hin- aus. Auf beiden Seiten des tiefsten Punktes der Curve finden sich Mischungen, welche beim Erstarren schön kry- stallisiren. Dieses Gesetz, welches ich zuerst für die Mischungen der Stearinsäure und Palmitinsäure festgestellt habe, gilt eben so gut für Mischungen von Palmitinsäure und Lau- rostearinsäure. Nur sind die Schmelzpunkte analoger Mi- schungen um so niedriger, je niedriger die Schmelzpunkte der die Mischung constituirenden Säuren sind. Je zwei dieser Säuren bilden, in einem gewissen Verhältniss ver- mischt, eine nadelig erstarrende, und in einem gewissen andern eine blätterig krystallisirende Mischung, jene der vermeintlichen Margarinsäure, diese der vermeintlichen An- thropinsäure analog. Das Gewichtsverhältniss der leichter und der schwerer schmelzbaren Säure in der Margarinsäure und den ihr analog erstarrenden Gemischen ist ein und dasselbe, nämlich etwa 9: 1. Dasselbe gilt für die Anthro- pinsäure und die ihr ähnlich erstarrenden Gemische. Das Gewichtsverhältniss ist hier 5: 4. u Man sieht hieraus, dass wenn Mischungen fetter Säu- ren in Folge der Anwendung der partiellen Fällung und der wiederholten Umkrystallisation aus der alkoholischen Lö- sung so weit gesondert sind, dass man nur zwei dieser wichtigsten der festen fetten Säuren in der Mischung zu haben annehmen darf, man bei Berücksichtigung des Schmelz- punkts und der Art des Erstarrens der Mischung, so wie der Veränderung dieser beiden Verhältnisse durch ferneres Umkrystallisiren mit ziemlicher Sicherheit auf die Natur der die Mischung constituirenden Säuren schliessen kann. Frei- lich ist hiebei vorausgesetzt, dass ausser diesen vier Säuren keine andere in der Mischung enthalten sein könne. Allein ausser diesen vier Säuren ist keine, deren Schmelzpunkt » 289 in die Grenze der hier in Betracht kommenden Schmelz- punkte (zwischen 69,2°C. und 35,1° C.) fällt, bekannt, von der nachgewiesen wäre, dass sie eine chemisch reine Substanz sei. Wenn ich daher auch zugebe, dass durch diese Ver- hältnisse die Zusammensetzung von Mischungen fetter Säu- ren nicht entschieden dargethan wird, so werden dadurch doch sehr wichtige Anhaltepunkte gegeben, die zusammen- gehalten mit anderen, bei derselben Untersuchung gefunde- nen, dennoch zur Ueberzeugung führen können. Um einen Ueberblick über die Zusammensetzung der verschiedenen Mischungen der oben genannten vier Säuren von verschiedenem Schmelzpunkt zu geben, habe ich eine Tabelle entworfen, die schon Bd.5 S.22 dieser Zeitschrift abgedruckt ist. Hat man ein Säuregemisch durch partielle Fällung und durch Umkrystallisation aus Alkohol so weit gereinigt, dass man sicher sein kann, in demselben nicht mehr als zwei der fetten Säuren zu haben, so bestimmt man den Schmelzpunkt desselben und beobachtet die Erstarrungs- form. Darauf sieht man in der Tabelle nach, welches Säu- regemisch dem untersuchten in beiden Punkten am näch- sten kommt. Nun krystallisirt man noch mehrmals um, indem man jedesmal von Neuem den Schmelzpunkt und die Erstarrungsform beobachtet. Jedesmal sieht man von Neuem in der Tabelle nach, ob Mischungen der Säuren, die man nach dem ersten Versuche in der untersuchten Substanz vermuthet, Mischungen liefern können von dem Schmelzpunkt und der Erstarrungsform, die man beobachtet hat. Ist dies der Fall, und zeigt sich dabei, dass die Ver- änderungen, die durch das Umkrystallisiren in dem Ge- misch hervorgebracht werden, dem Umstande entsprechen, dass, wenn nicht die schwerer schmelzende Säure, die da- mit auch stets die schwerer 'in Alkohol löslich ist, in nur äusserst geringer Menge vorhanden ist, der Gehalt des Gemischs an dieser zunimmt, der Gehalt desselben an der leichter schmelzbaren aber nur dann, wenn sie sehr stark vorwaltet, so kann man mit ziemlicher Gewissheit schlies- sen, dass das untersuchte Säuregemisch eben aus jenen zwei Säuren besteht. | 290 r In die erwähnte Tabelle sind nicht bloss Gemische: von Stearinsäure und Palmitinsäure, von Palmitinsäure und Myristinsäure, von Myristinsäure und Laurinsäure aufge- nommen worden, sondern auch von Stearinsäure und My- ristinsäure, Stearinsäure und Laurinsäure, Palmitinsäure und Laurinsäure. Denn auch für diese Gemische gilt das Gesetz, dass wenn man zu der leichter schmelzbaren et- was der schwerer schmelzbaren hinzusetzt, der Schmelzpunkt der Mischung unter den der Ersteren sinkt. Allein die Curve, die das Verhältniss der Mischung und des Schmelz- punktes dieser Gemische ausdrückt, erreicht bei einem um so geringem Gehalt an der schwerer schmelzbaren Säure ihren tiefsten Punkt, je weiter die Schmelzpunkte der bei- den Säuren, die die Mischung bilden, aus einander liegen. Die Frage, ob die Mischung zweier Säuren, welche den möglichst niedrigen Schmelzpunkt besitzt, als eine che- mische Verbindung betrachtet werden darf, muss entschie- den verneinend beantwortet werden, denn in diesem Falle müsste gerade dieses Gemisch sich durch eine bestimmte Gestaltung beim Erstarren auszeichnen, was nicht der Fall ist, da gerade dies Gemisch vollkommen unkrystallinisch erscheint. Die Gewichtsverhältnisse der Bestandtheile in diesem Gemisch müssten ferner einfache sein, was eben- falls nicht zutrifft. Ja man müsste endlich, wenn man von diesem Gesichtspunkte ausginge, selbst die Existenz chemi- scher Verbindungen dreier Hydrate von fetten Säuren an- nehmen. Denn wenn man zu einem Gemisch von zwei‘ fetten Säuren, welches den möglichst niedrigen Schmelz- punkt besitzt, noch etwas einer Säure hinzusetzt, die in chemisch reinem Zustande einer höhern Temperatur zum Schmelzen bedarf, als jede einzelne der das Gemisch con- stituirenden'Säuren im reinen Zustande, so sinkt der Schmelz- punkt nochmals, Die Belege hiefür findet man in dieser Zeitschrift Bd. 4. S. 104. Es ist demnach zweifellos, dass nicht in der Bildung chemischer Verbindungen, sondern in dem physikalischen Verhalten der Atome allein der Grund für die beobachte- ten Erscheinungen gesucht werden muss. Die fetten Säu- 291 ren verhalten sich ähnlich wie die Metalle, deren Mischungen zu je zweien ebenfalls meistens einen niedrigeren Schmelz- punkt besitzen als jeder einzelne der die Mischung constitui- renden Metalle im reinen Zustande. Und wird zu solchen leichter schmelzbaren Mischungen noch ein drittes wenn auch schwerer schmelzendes, Metall hinzugesetzt, so ernie- drigt sich der Schmelzpunkt häufig von Neuem um ein Be- deutendes. Ich erinnere hier nur an das Rose’sche, New- ton’sche, Lichtenberg’sche Metallgemisch, die aus Blei, Zinn und Wismuth bestehend, im kochenden Wasser schmelzen. Mit Hülfe der Methode der partiellen Fällung habe ich nun eine Reihe namentlich thierischer Fette Untersu- chungen unterworfen, durch welche ich die Zusammenset- zung derselben ermittelt habe, Die Resultate dieser Ar- beiten, so weit sie auf ihre Zusammensetzung Bezug haben, sollen in Folgendem kurz zusammengestellt werden. Das Fett des Menschen enthält nur solche Fette, die bei ihrer Verseifung als indifferenten Körper das in Wasser lös- liche Glycerin liefern. Die dabei gebildeten fetten Säuren sind Oelsäure, Stearinsäure und Palmitinsäure. Das unver- seifte Fett des Menschen besteht daher aus Stearin, Pal- mitin und Olein, und zwar tritt ersteres Fett gegen das Palmitin sehr wesentlich zurück, wogegen das Olein in reichlicher Menge zugegen ist. Das Hammelfeit enthält ebenfalls nur Glycerinfette, und zwar dieselben, wie das Menschenfett, nämlich Stearin, Palmitin und Olein. Allein die Quantitätsverhältnisse sind hier umgekehrt. Das Stearin waltet nämlich gegen das Palmitin wesentlich vor, und auch die Menge des Oleins ist merklich geringer, als in dem Menschentfett. Das Rindstalg enthält ebenfalls dieselben Glycerinfette, wie die beiden zuerst genannten. Das Mengenverhältniss des Stearins und Palmitins in diesem Fett steht in der Mitte zwischen dem im Menschen- und im Hammelfett. Die Menge des Oleins in diesem Fett scheint etwa eben so gross zu sein, wie im Hammelfett. Die Kuhbutter ist ein complieirter zusammengesetztes. Fett, wie schon aus den Untersuchungen von Chevreul und Lerch hervorgeht. Die indifferente Substanz indessen, 292 welche bei der Verseifung derselben abgeschieden wird, ist dieselbe, wie bei den vorhergehenden Fetten, nämlich das in Wasser auflösliche Glycerin. Nach den Untersuchungen von Lerch sind darin vier Fette enthalten, welche bei ihrer Verseifung zur Bildung flüchtiger Säuren der Fett- säurereihe Anlass geben. Diese sind Buttersäure, Capron- säure, Caprylsäure und Caprinsäure. Die denselben ent- sprechenden Fette sind Butyrin, Capronin, Caprylin und Caprin. Meine Untersuchung der festen fetten Säuren, :die aus der Butter durch Verseifung entstehen, hat ergeben, dass sie ebenfalls der Zahl nach vier sind, nämlich Myristin- säure, Palmitinsäure, Stearinsäure, endlich eine vierte, die ich Butinsäure genannt habe, die ich jedoch, wegen ihrer geringen Menge in den Verseifungsprodukten der Butter, nicht rein habe darstellen können, von der ich aber nach- gewiesen habe, dass ihr Schmelzpunkt höher liegt, als der der Stearinsäure, und dass die Kohlenstoffatomanzahl in einem Atom derselben 38 übersteigt. Ich halte es für höchst wahrscheinlich, dass sie der Formel C5.#3903+H#0 gemäss zusammengesetzt, daher identisch ist mit der Säure, welche später Gössmann*) aus dem Fett der Erdnuss (Arachis hypogaea) dargestellt und Arachinsäure genannt hat. Endlich die Oelsäure aus der Butter ist nicht, wie dies Bromeis") behauptet hatte, eine eigenthümliche Säure, sondern im Wesentlichen dieselbe, wie die der zu- erst genannten Fette. Demnach besteht die Butter aus neun Glycerinfetten: Butyrin, Capronin, Caprylin, Caprin, Myristin, Palmitin, Stearin, Butin und Olein. Endlich der Wallrath weicht wesentlich in seiner Zu- sammensetzung von der der andern bisher erwähnten thieri- schen Fette dadurch ab, dass er bei seiner Verseifung durch kaustische Alkalien nicht zur Bildung von Glycerin Anlass giebt, sondern statt dessen einen festen, in Wasser nicht, wohl aber in Alkohol löslichen Körper abscheidet, der schon von Chevreul entdeckt und Aethal genannt worden ist. Die dabei mit dem Alkali sich verbindende fette Säure ist von Smith Aethalsäure, später Cetinsäure genannt *) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXIX, S. 1. **) Ann, d. Chem. u. Pharm. Bd. XLU, S. 46. 293 worden. Durch die oben beschriebene Methode der partiel- len Fällung habe ich jedoch dargethan, dass diese Säure ein Gemisch von Stearinsäure, Palmitinsäure, Myristinsäure und Laurinsäure ist, welche also mit Aethal verbun- den vier Verbindungen bilden müssen. Allein meine Un- tersuchungen des Aethals, welches man bis dahin für eine chemisch reine Substanz gehalten hatte, haben gelehrt, dass dieselbe ebenfalls noch ein Gemisch mehrerer, sämmtlich zu der Reihe der Alkohole gehörender Stoffe ist, Ich kann nicht umhin, die Methode hier kurz zu be- rühren, die ich angewendet habe, um die Richtigkeit dieser Behauptung zu beweisen. Dass es nicht gelingt, die ver- schiedenen Körper, die in dem Aethal enthalten sind, durch blosses Umkrystallisiren zu scheiden, war vorauszusehen, jedenfalls würde dadurch nur eine derselben, nämlich die schwerst lösliche, rein gewonnen werden können. Der Umstand jedoch, dass es mir gelang, durch blosses sehr häufiges Umkrystallisiren aus dem rohen Aethal einen Kör- per darzustellen, der alle Eigenschaften des Aethals besass, aber erst bei circa 55° C. schmolz, während das reine Aethal (Cz,H;;50-+H0) bei 49,50 C. schmelzen soll, beweist, dass darin noch eine andere Substanz enthalten ist. Auch den verschiedenen Verwandtschaftsgrad zu anderen Köpern zu dieser Scheidung zu benutzen, konnte nicht gelingen, da die Indifferenz des Aethals bekannt ist. Deshalb benutzte ich den Umstand, dass unter dem Einfluss der Hydrate star- ker Basen bei höherer Temperatur die Körper, welche dem Alkohol analog zusammengesetzt sind, wie dieser selbst in diejenige Säure der Fettsäurereihe übergeführt werden, wel- che in einem Aequivalent eben so viel Kohlenstoffatome enthält, wie sich in einem Aequivalent der dem Versuche unterworfenen Alkoholart vorfindet. War das Aethal, wie obige Formel will, zusammengesetzt, so müsste es bei sei- ner Zersetzung durch Kali-Kalk in der Hitze in Palmitin- säure oder eine ihr gleich zusammengesetzte Säure über- gehen. Nach Dumas und Stass*) bildet sich allerdings hiebei eine zwar wie die Palmitinsäure zusammengesetzte, *) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. XXXV, S. 139. 20 294 allein im Schmelzpunkt und in ihren Eigenschaften verschie- dene Säure, die von Smith für identisch mit der Säure erklärt wurde, die bei der Verseifung des Wallraths von dem Aethal abgeschieden wird. Diese ist aber, wie schon erwähnt, ein Gemisch von Stearinsäure, Palmitinsäure, My- ristinsäure und Laurinsäure. Die Vermuthung lag nahe, dass auch jene nach der Methode von Dumas und Stass erzeugte Säure ein gleiches Gemisch sein möchte, und in diesem Fall musste das Aethal ebenfalls ein Gemisch, und zwar ebenfalls von denjenigen vier Alkoholarten sein, deren Kohlenstoffatomanzahl in einem Aequivalent dem je- ner Säuren gleich kommt. Man könnte gegen diese Art zu schliesen einwen- den, dass die Zersetzung des Aethals durch Kalikalk nicht bei der Bildung der entsprechenden Säure stehen bleiben, sondern der Ueberschuss von Kalikalk die weitere Zersetzung der Säure C,H„0, in Cn-aHn-40, unter Wasserstoffentwicke- lung und Bildung von kohlensaurem Salz veranlassen möchte. Ich habe mich jedoch durch einen direeten Versuch überzeugt, dass das Kalisalz einer fetten Säure unter dem Einfluss einer Mischung von Kali- und Kalkhydrat bei 270° C. nicht weiter zersetzt wird, dass namentlich ‚keine fer- nere Wasserstoffgasentwickelung eintritt. Da sich nun fand, dass das rohe Aethal, als es unter dem Einfluss von Kalikalk zersetzt wurde, unter Wasser- stoffentwickelung in der That in ein Gemisch von jenen vier Säuren übergeführt wurde, die nach der oben von mir beschriebenen Methode der partiellen Fällung abzuschei- den gelang, so folgt daraus, dass jenen vier Säuren, de- nen, wie weiter unten gezeigt werden wird, die Formeln Cz6H3404 (Stearinsäure), C33Hz50, (Palmitinsäure), C35H3g04 (Myristinsäure) und C?*H??0? (Laurinsäure) zukommen, ent- sprechende Alkoholarten in dem Aethal enthalten sind. Zwar macht der Herausgeber des Journ. de Pharm. et de Chim. (T. 27, p. 235) in einer Anmerkung die Bemer- kung, der Schluss, den ich hier ziehe, sei falsch, weil man die organischen Substanzen nicht betrachten dürfe als aus ihren Zersetzungsproducten zusammengesetzt. Herr Nikles irrt jedoch, wenn er meint, dass ich dies thue. Daher trifft mich dieser Vorwurf nicht. : Da jedoch aus an- dern oben erwähnten Umständen die Gemischtheit des Aethals klar hervorgeht, die Elementaranalyse desselben aber beweist, dass es nur aus Alkoholarten bestehen kann, diese aber unter dem Einfluss von Kalikalk in die gleich viel Atome Kohlenstoff enthaltenden fetten Säuren überge- hen, welche ihrerseits unter dem Einfluss überschüssigen Alkalis bei der angewendeten Temperatur nicht weiter zer- setzbar sind, so dürfte doch wohl der Schluss nach den Resultaten meiner Versuche gerechtfertigt sein, dass das Aethal ein Gemisch von vier Gliedern der Alkoholreihe ist. Ich bezeichne diese vier Körper mit dem Namen Stethal (C34B330,, der Stearinsäure entsprechend.) Aethal (C35H;40;, der Palmitinsäure entsprechend), Methal (C,;H,,0,, der Myristinsäure entsprechend) und Lethal („,H550,, der Lau- rinsäure entsprechend.) Diese vier Stoffe können als Oxyd- hydrate der Radikale Stethalyl (Cz6Hz,), Aethalyl (Cz,Bz33), Methalyl (C33#55), Lethalyl (C53H5,) betrachtet werden, wie man den Alkohol als das Oxydhydrat des Aethyls (C°H?) anzusehen pflegt. Hiernach sind im Wallrath die Verbin- dungen von vier fetten Stäuren mit den vier ihnen ent- sprechenden Aetherarten enthalten. Es können daher 16 verschiedene Substanzen darin vorkommen. Zu entschei- den, welche von diesen 16 Verbindungen wirklich darin enthalten sind, möchte unmöglich sein. Ausser diesen Stoffen sind im- Wallrath noch einige andere in kleiner Menge enthalten, welche jedoch nur aus der öligen Substanz herzustammen scheinen, aus der sich der Wallrath beim Erkalten des Thrans der Physeterarten absetzt), von der er gewiss nicht vollkommen abgeschieden wird, bevor er in den Handel kommt. Dafür spricht na- mentlich der Umstand, dass unter ihnen auch Glycerin und Oelsäure in kleiner Menge auftreten, die dem eigentlichen Wallrath entschieden nicht angehören. Ich will daher diese Stoffe hier übergehen, zumal da ich sie, weil sie nur in geringer Menge gewonnen wurden, keiner genügend gründ- lichen Untersuchung unterwerfen konnte. Ich komme nun dazu, die Darstellungsweise, Eigen- schaften und Zusammensetzung derjenigen Säuren anzuge- 20 * ‚296 ben, welche im reinen Zustande zu gewinnen mir gelun- gen ist. Zwar ist schon in der oben beschriebenen Schei- dungsmethode der fetten Säuren eine Methode der Dar- stellung der vier hier zur Sprache kommenden Säuren ge- geben. Allein es kommt hier darauf an, solche Methoden anzugeben, welche, so weit meine Erfahrungen reichen, am leichtesten und schnellsten zur Gewinnung jeder einzelnen derselben im reinen Zustande führen, und dazu ist die oben beschriebene Methode nicht gerade die geeignetste. Stearinsäure. Die Stearinsäure erhält man am leichsten aus dem Hammelfett rein. Man hat es nur nach bekannter Methode durch etwa den dritten bis vierten Theil seines Gewichts an kautischem Kali zu verseifen, die Seife durch Kochen mit verdünnter Salzsäure zu zersetzen und die gewonnene, mit Wasser gewaschene Säure zuerst durch Lösen in wenig heissen Alkohols und Erkaltenlassen umzukrystallisiren, wo- rauf man das Festgewordene von dem Flüssigen durch eine starke Presse sondert. Dieses Umkrystallisiren muss so oft mit im Verhältniss zur rückständigen Säuremenge immer grösseren Mengen Alkohols wiederholt werden, bis der Schmelzpunkt der Säure bei 69,1% C. bis 69,2% C. liegt. Da jedoch eine selbst nur geringe Differenz im Schmelz- punkt schon eine merkliche Verunreinigung der Säure mit sich bringen würde, so ist es wichtig, zur Bestimmung des- selben ein jedesmal zuvor in kochendes Wasser getauchtes, sehr genaues Thermometer anzuwenden, um, wenn durch die Zeit eine Veränderung in der Lage des Eispunkts und des Kochpunkts eingetreten sein sollte, diese wieder mit der Scala in Uebereinstimmung zu bringen. Auch muss die Bestimmung desselben nach keiner andern Methode ge- schehen, als nach der, welche ich selbst benutzt habe, weil sonst eine Uebereinstimmung mit meinen Resultaten schwer- lich erzielt werden würde, und man daher nach dem Schmelz- punkt eine Säure für rein halten würde, die es keineswegs ist. Die von mir zu Schmelzpunktsbestimmungen der fet- ten Säuren benutzte Methode ist folgende. Man macht die Säure im Wasserbade flüssig und saugt schnell in ein sehr 297 feines, möglichst dünnwandiges Capillarrohr, das man durch schnelles Ausziehen eines schon dünnwandigen Gasleitungs- rohrs erhält, etwas davon ein. Dieses Capillarrohr hängt ‚man nun an einem Thermometer so auf, dass es die Kugel desselben unmittelbar berührt, und taucht diese nun in ein mit Wasser gefülltes Becherglas. Man erhitzt jetzt das Wasser sehr langsam und allmälich, und beobachtet den Moment, wo die im Rohr enthaltene fette Säure gerade an der Stelle vollkommen durchsichtig, d. h. flüssig wird, wo es die Thermometerkugel berührt. In diesem Moment liest man die Temperatur des Thermometers ab und hat dadurch den Schmelzpunkt der fetten Säure gefunden. Die reine Stearinsäure schmilzt also bei 69,1 bis 69, 20 C. und ist bei dieser Temperatur eine vollkommen farblose Flüssigkeit. Sie erstarrt beim Erkalten zu einer weissen, festen Masse, deren Oberfläche unregelmässige Erhöhungen zeigt und im reflectirten Licht glänzend erscheint, ohne jedoch deutliche krystallinische Formen darzubieten. Sie scheint aus lauter kleinen Schüppchen zu bestehen. Auf dem frischen Bruch erscheint die erstarrte Säure blättrig krystallinisch. Sie ist in Wasser unlöslich, löst sich aber leicht in Aether und heissem Alkohol, welcher sie in allen ‚Verhältnissen aufnimmt, wogegen sie in kaltem Alkohol nur wenig löslich ist, weshalb sie auch aus einer heissen alkoholischen Lösung beim Erkalten.zum allergrössten Theil herauskrystallisirt. Aus einer verdünnten Lösung krystal- lisirt sie beim Erkalten in ziemlich grossen blättrigen Kry- stallen. Die alkoholische Lösung der Säure .reagirt deut- lich sauer. Die Stearinsäure ist brennbar und brennt ähn- lich wie Wachs. Erhitzt man die Stearinsäure in einer Retorte bis zum Kochen, so soll sie nach Redtenbacher*) in Margarin- säure, Margaron, Kohlensäure, Wasser und Kohlenwasser- stoff zerfallen. Meine Versuche haben gelehrt, dass diese Angabe unrichtig ist, dass vielmehr der grösste Theil der Stearinsäure unverändert destillirt, ein anderer aber in Koh- ’lensäure, Wasser und Stearon C35H350, ein dritter in Säu- *) Ann. d. Chem. und Pharm. Bd.- XXXV,. S. 46. 298 ten der Fettsäurereihe mit geringerem Kohlenstoffgehalt als die Stearinsäure, worunter namentlich Essigsäure und Buttersäure, aber auch mindestens eine feste fette Säure, und in Kohlenwasserstoff von der Formel C,H, zerlegt wird. Das Stearon geht aber selbst bei der Destillation weitere Zersetzungen ein, so dass sich andere Ketone (Körper von der Formel C,„H,„O [n=ungrade Zahl], die durch Kohlensäure- entziehung aus den wasserfreien Säuren der Fettsäurereihe entstehen) und Kohlenwasserstoffe von der Fomel C,H, bilden. Erhitzt man statt der reinen Stearinsäure stearinsaure Kalkerde in einer Retorte, so erhält man theils feste, theils ga- sige Produkte, welche ein Gemisch von ölbildendem Gas und Grubengas sind, von denen Letzteres unter Kohleabscheidung aus Ersterem entsteht, und in der Retorte bleibt kohlen- saure Kalkerde. Das feste Destillat besteht wesentlich aus einem Gemisch mehrerer Ketone, in denen aber das Stearon wesentlich vorwaltet. Es kann durch Auskochen mit Al- kohol und Umkrystallisiren aus Aether leicht rein erhalten werden. Mit Brom giebt es eine Verbindung, deren Zu- 34 sammensetzung durch die Formel os (0 ausgedrückt wer- den kann. Nach Bromeis*) soll eine kleine Menge Stearinsäure, wenn sie nur eine halbe Stunde mit concentrirter Salpe- tersäure gekocht wird, vollständig in reine Margarinsäure übergehen und Redtenbacher**) giebt an, dass dasselbe geschehe, wenn eine verdünnte Chromsäure in der Wärme darauf wirkt. Meine Versuche mit Salpetersäure lehren, dass durch dieselbe aus der Stearinsäure nicht Margarin- säure gebildet wird, sondern ein Gemisch von viel Stea- rinsäure mit geringen Mengen riechender, mit den Wasser- dämpfen flüchtiger und in Alkohol sehr leicht löslicher Säu- ren, welches durch nur einmaliges, höchstens zweimaliges Umkrystallisiren aus der alkoholischen Lösung in reine Stearinsäure übergeführt werden kann. Was nun die Zusammensetzung der Stearinsäure an- langt, so hat sich durch meine Versuche herausgestellt, *) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. XXXV, S. 89. **) Ebend, Bd. XXXV, S, 65, 299 dass sie der Formel C?°H?°0°-FHO gemäss zusammenge- setzt ist. Meine Analysen der Stearinsäure und ihrer Salze, so wie die Beschreibung der Eigenschaften der letzteren, finden sich schon Bd. 1. S. 90 — 94. dieser Zeitschrift. | Palmitinsdäure. Diese Säure ist in den Verseifungsprodukten der mei- sten Fette in grösserer oder geringerer Menge vorhanden. In allen den Fetten, in denen man bis zu meinen Unter- suchungen der Fette die Gegenwart der Margarinsäure an- nahm, ist sie enthalten. Sie entsteht bei der Einwirkung des Kalihydrats in der Hitze auf Oelsäure, wobei nach Varrentrapp*) eine eigene Säure, die Olidinsäure ent- stehen sollte. Diese ist nichts anderes, als Palmitinsäure. Die Palmitinsäure kann am besten aus dem Wallrath, oder aus der Butter gewonnen werden, oder überhaupt aus jedem Fett, welches bei der Verseifung zwar reichliche: Mengen fester fetter Säuren liefert, deren Verseifungspro- dukte jedoch nur geringe Mengen Stearinsäure oder über- haupt von fetten Säuren enthalten , deren Kohlenstoffgehalt grösser ist, als der der Palmitinsäure.. Zu diesen Fetten gehört nach Maskelyne*) namentlich das Fett der Stl- lingia sebifera. Wendet man die Butter zur Gewinnung von Palmitinsäure an, so kann man durch Zersetzung der But- terseife durch Säuren in einem Destillationsapparate die mit den Wasserdämpfen flüchtigen Säuren abscheiden. Den Wallrath verseift man am besten durch anhaltendes Kochen mit einer Lösung von kaustischem Kali in Alkohol, wel- che nur etwa den 6ten bis 7ten Theil des Gewichts des Wallraths an Kalihydrat enthält. Die erhaltene Lösung fällt man dann durch Zusatz von concentrirter Chlorbaryumlö- sung und kocht den Niederschlag anhaltend mit Alkohol, endlich mit Aether aus, um die Aethalkörper und den et- wa noch unzersetzten Wallrath zu extrahiren. Das nun rückständige Barytsalz wird mit: verdünnter Salzsäure so lange gekocht, bis die fette Säure als vollständig klare Flüs- sigkeit auf der kochenden verdünnten Salzsäure schwimmt. *) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. XXXV, S. 210. **) Quart. Journ. of the Chem. Soc. Vol. VIIE. p. 1. 300 Aus dieser Säure kann dann endlich die reine Palmitinsäure, auf dieselbe Weise gewonnen werden, wie die Stearinsäure aus dem aus Hammeltag durch Verseifung erhaltenen Säu- regemisch. Will man dagegen die Palmitinsäure aus irgend einem der daran reichen Glycerinfette darstellen, so verfährt man genau so, wie bei der Darstellung der Stearinsäure. Findet man, dass die Säure selbst uach sehr häufig wiederholtem Umkrystallisiren nicht zu dem Schmelzpunkt von 62° C. gebracht werden kann, so ist dies durch die Gegenwart einer unerwartet grossen Menge einer an Koh- lenstoff reicheren Säure als die Palmitinsäure veranlasst. In diesem Falle muss man die ganze Menge der fetten Säure in so viel Alkohol lösen, dass beim Erkalten nichts davon herauskrystallisirt, die Lösung zwei oder drei Mal durch eine etwa nur den dreissigsten Theil der fetten Säure be- tragende Menge essigsaurer Magnesia fällen und die nach einander erzeugten Niederschläge durch Filtration und Aus- pressen von der Flüssigkeit trennen. Diese wird endlich heiss mit so viel heissen Wassers verdünnt, dass beim Er- kalten sich der grösste Theil der fetten Säure abscheiden muss. Man trennt sie von der Flüssigkeit und beginnt nun von Neuem das Umkrystallisiren aus Alkohol, was man so lange fortsetzt, bis der Schmelzpunkt der gereinigten Substanz bei 62° C. liegt. Die Palmitinsäure ist in dem äussern Ansehen von der Stearinsäure nicht zu unterscheiden, weder im flüssigen Zustande, noch wenn sie wieder erstarrtist. Nur erscheint sie gemeiniglich auf der Oberfläche etwas mehr blumig, etwa wie das Eis an den Fensterscheiben im Winter. Auf dem Bruch erscheint sie genau wie die Stearinsäure blät- terig krystallinisch. In Wasser ist sie ebenfalls unlöslich. Sie unterscheidet sich aber von der Stearinsäure durch den Schmelzpunkt, der, wie schon erwähnt, bei 62° C. liegt. Scheidet sie sich aus der alkoholischen Lösung ab, so bil- det sie kleine Schüppchen, die vollkommen weiss sind, und sich in kaltem Alkohol schwer, in heissem in allen Ver- hältnissen lösen. Die Analysen der Palmitinsäure die ich ausgeführt habe, 301 haben zu der Formel C*?H3!0°-+HO geführt. Die dabei ge- fundenen Zahlen findet man in dieser Zeitschrift Bd. 1. S. 99.und 441., ferner Bd. 2. S. 217. Die Resultate der Un- tersuchung ihrer Salze findet sich ebenda Bd. 1. S. 442—45. sn se Säure im reinen Zustande darzustellen, hat viel grössere Schwierigkeiten, als die Stearinsäure und Palmi- tinsäure. Indessen würde es leicht gelingen. sie aus sol- chen Fetten rein zu gewinnen, welche bei ihrer Verseifung ein Gemisch fetter Säuren liefern, in welchem die Myristin- säure in reichlicher Menge enthalten ist, die mehr Kohlen- stoff als sie enthaltenden Säuren aber entweder ganz feh- len, oder doch nur in sehr geringer Menge vorkommen. Man könnte sich dazu derselben Methode bedienen, wie. die» welche zur Darstellung der Stearinsäure dient. Leider ist aber bis jetzt ein solches Fett noch nicht bekannt. Viel- leicht besitzt die Muskatbutter eine solche Zusammensetzung, aus der Playfair’) zuerst eine freilich noch unreine My- ristinsäure dargestellt hat, oder das Fett der Myristica Otoba, das nach Uricoechea*) bei der Verseifung eine fette Säure giebt, die mit essigsaurer Magnesia partiell gefällt schon in dem ersten Präcipitat fast reine Myristinsäure lie- fern soll. Ob dies richtig ist, muss jedoch erst durch ge- nauere Versuche ermittelt werden. Deshalb kann bis jetzt nur die Methode mit Sicher- heit zur Gewinnung reiner Myristinsäure führen, welche ich bei den Untersuchungen der Butter und des Wallraths angewendet habe, die jedoch sehr umständlich ist. Am bequemsten wäre es, dazu die Butter zu wählen, wenn sie mehr dieser Säure enthielte. Man müsste das durch Ver- seifung derselben entstehende Säuregemisch, welches durch Kochen mit Wasser in einem Destillationsapparate von den mit den Wasserdämpfen flüchtigen Säuren befreit ist, nach- dem man die Oelsäure nach der schon oben angegebenen Methode abgeschieden hat, der Eingangs dieses Aufsatzes beschriebenen Methode der partiellen Fällung unterwerfen, . *) Ann. d. Chem. u. Pharm. B. XXXVII. S. 152, **) Ann, d. Chem. u. Pharm. Bd. XCI. 5 369. 302 und diejenigen Portionen zur Umkrystallisation auswählen, welche zuletzt durch essigsaure Magnesia und essigsaure Baryterde abgeschieden worden sind. Diese enthalten we- sentlich die Myristinsäure. Durch Umkrystallisiren dieser letzten Portionen aus Alkohol würde man die Myristinsäure erhalten. Soll aber dieser Versuch gelingen, so muss man, da eben die Menge des in der Butter enthaltenen Myristins nur gering ist, mindestens 10 Pfund Butter zu demselben verwenden, und dann die letzten Portionen der Fällung, welche einen unter 50° C. liegenden Schmelzpunkt haben, noch einmal waschen und von Neuem derselben Fällungs- methode unterwerfen. Erleichtern kann man sich dadurch die Arbeit, dass man das von der Oelsäure befreite Ge- misch der festen fetten Säuren so lange aus Alkohol um- krystallisirt, bis die abgeschiedene Substanz endlich einen Schmelzpunkt von 56°— 57° C. besitzt und nur die abge- pressten alkoholischen Lösungen, welche dann fast alle, ja vielleicht wirklich alle Myristinsäure enthalten müssen, der partiellen Fällung unterwirf. Wenn man so verfährt, so wird man wahrscheinlich der Wiederholung der partiel- len Fällung überhoben sein. Die zuletzt abgeschiedenen Portionen werden durch Umkrystallisiren freilich nur eine kleine Menge reiner Myristinsäure liefern, die sich durch ihren Schmelzpunkt von 53,5° C. kenntlich macht. Der Wallrath enthält etwas mehr Myristinsäure. Aus den Verseifungsprodukten desselben kann man daher diese Säure leichter und zwar vollkommen nach der so eben beschriebenen Methode erhalten. Die zuletzt durch essig- saure Magnesia gefällten Säureportionen liefern sie durch Umkrystallisation mittelst Alkohol. Allein auch hierzu be- darf man einer bedeutenden Menge Wallrath, und aus die- sem die fetten Säuren von dem Aethal rein abzuscheiden, ist eine sehr umständliche Arbeit. Es wäre daher eine recht verdienstliche Arbeit, wenn man ein Fett aufzufinden suchte, in deren Verseifungsprodukten die Myristinsäure diejenige ist, welche die grösste Menge Kohlenstoff enthält. Die Myristinsäure ist dem Ansehen nach weder im flüssigen noch im festen Zustande von der Stearinsäure 303 und Palmitinsäure zu unterscheiden. Namentlich kommt Letztere darin aufs vollkommenste mit ihr überein. Sie ist wie jene beiden Säuren in Wasser vollkommen unlöslich, löst sich dagegen in heissem Alkohol in allen Verhältnissen und scheidet sich beim Erkalten der Lösung, namentlich, wenn sie hinreichend verdünnt ist, zum gros- sen Theil in perlmutterglänzenden Blättchen wieder aus. In kaltem Alkohol löst sie sich nicht ganz leicht, indessen doch wesentlich leichter, als die Palmitinsäure. Ihr Schmelz- punkt liegt, wie schon erwähnt, bei 53,8% C., ist also be- deutend niedriger, als der der Palmitinsäure. Die Analysen, welche ich von dieser Säure ausge- führt habe, führen zu der Formel C?®H?'’0°+H0. Die Zah- len, worauf sich diese Formel gründet, so wie die Be- schreibung der Eigenschaften der von mir dargestellten My- ristinsauren Salze findet sich in dieser Zeitschrift Bd. 4, S, 89 — 93, _ Laurinsäure (Laurostearinsäure, Pichurimtalgsäure.) Diese Säure kann viel weniger leicht aus dem Wall- rath, dem einzigen Körper, worin ich sie beobachtet habe, im reinen Zustande gewonnen werden, als die Stearinsäure und Palmitinsäure, und selbst als die Myristinsäure. Fol- gende Methode kann dazu angewendet werden: Das aus dem Wallrath durch Verseifung erhaltene und nach der schon im Eingang beschriebenen Methode vom Aethal befreite Gemisch fetter Säuren wird in etwa dem zehnfachen Gewicht heissen Alkohols gelöst und die Lö- sung im Keller der allmäligen Erkaltung überlassen. Bei der .Kellertemperatur bleibt die ganze Menge der Lau- rinsäure gelöst. Man presst die Flüssigkeit mit Hülfe ei- ner hräftigen Presse von der fest gewordenen Säure ab und filtrirt sie. Die erhaltene Lösung verdünnt man noch mit dem gleichen Volum kochenden Alkohols und vermischt sie, nachdem man sie ammoniakalisch gemacht hat, mit einer alkoholischen Lösung von essigsaurer Magnesia im Ueberschuss. Nach dem Erkalten. der Mischung presst man den erhaltenen Niederschlag aus. In der davon abgepress- 304 ten Flüssigkeit findet sich die Laurinsäure, aber immer noch mit Myristinsänre und auch wohl etwas Palmitinsäure ver- unreinigt. Um sie davon zu befreien, destillirt man den Alkohol ab und scheidet die Säure dnrch Kochen mit ver- dünnter Salzsäure wieder aus. Man löst sie darauf von Neuem in so viel Alkohol, dass sie beim Erkalten gelöst bleibt und fällt die Lösung nun so oft mit etwa dem zwölf- ten Theil des Gewichts der fetten Säure an essigsaurer Ba- ryterde, die man vorher in möglichst wenig Wasser ge- löst hat, als dadurch noch beim Erkalten ein Niederschlag entsteht. Die zuleizt erhaltenen Niederschläge müssen die Laurinsäure enthalten. Man kocht sie einzeln mit verdünn- ter Salzsäure, bis die Säure vollkommen klar abgeschieden ist und krystallisirt diejenigen der erhaltenen Säureportio- nen, deren Schmelzpunkt über 36° C. liegt, jede für sich aus der Lösung in verdünntem Alkohol so lange um, bis ihr Schmelzpunkt auf 43,6° C. gestiegen ist, bei welcher Temperatur die Laurinsäure schmilzt. Mischt man die Por- tionen zusammen, um sie gleichzeitig umzukrystallisiren, so verliert man den Vortheil, die zuletzt abgeschiedenen Portionen, in welchen die Laurinsäure am reinsten enthal- ten ist, durch wenige Krystallisationen in die reine Säure überzuführen. Man erhält auf diese Weise die reine Lau- rinsäure in geringerer Menge, als wenn man die von mir gegebene Vorschrift befolgt. Nach dieser Methode erhält man die Laurinsäure aus den Verseifungsprodukten aller der Fette, welche sie in hinreichender Menge enthalten, vorausgesetzt, dass man die Oelsäure aus denselben zuvor abgeschieden hat. Nach den Untersuchungen von Marsson*) möchte das Fett der Lorbeeren die Säure in reichlichster Menge und um so leichter rein liefern können; da es keine oder nur Spuren mehr Kohlenstoff als sie enthaltender Säuren zu enthalten scheint. Auch die fette Säure aus dem Cocosnussöl ent- hält sie nach Görgey’s”) Untersuchung in bedeutender Menge, freilich noch mit Palmitinsäure etc. vermischt. *) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. ÄLI, S. 329. **) Ebend. Bd. LXVI, S. 290. 305 Eben so das Fett der Pichurimbohnen nach Sthamers*) Untersuchung. Die Laurinsäure ist im reinen Zustande in ihrem An- sehen von der Stearinsäure, Palmitinsäure und Myristin- säure durchaus nicht, ‚weder im flüssigen Zustande noch nach dem Erstarren, zu unterscheiden. Selbst auf dem Bruch besitzt sie dasselbe blättrige Gefüge, wie jene. Sie ist wie jene in Wasser vollkommen unlöslich, löst sich da- gegen in heissem Alkohol in allen Verhältnissen. Sie ist aber auch in kaltem Alkohol noch leicht löslich, so dass starker Alkohol in der Kälte eine bedeutende Menge der- selben aufnimmt. Ja bei der gewöhnlichen Zimmertempe- ratur ist sie immer noch in allen Verhältnissen darin lös- lich. Sie kann duher nur dnrch Erkalten der Lösung in Alkohol bis 0° C. mit Vortheil nmkrystallisirt werden. Ihr Schmelzpunkt liegt, wie schon erwähnt, bei 43,6° C. Durch die analytische Untersuchung der reinen Laurin- säure und ihrer Salze (siehe diese Zeitscrift Bd. 4. S. 94 — 96.) bin ich zur Aufstellung der Formel C?*H2303+HO für dieselbe geführt worden. Die Resultate, welche die sämmtlichen in dem Obigen enthaltenen Untersuchungen ergeben haben, lehren, dass keins der Fette, welches mit vollkommeneren Hülfsmitteln, als die bis zu meinen Arbeiten bekannten, analysirt wor- den ist, bei seiner Verseifung eine Säure erzeugt, welche, der Fettsäurereihe angehörend, d. h. der Formel C„Hn-10;3 —HO gemäss zusammengesetzt, eine nicht durch vier theil- bare Kohlenstoffatomanzahl enthielte. Dies hat mich ver- anlasst, anzunehmen, dass das Gesetz für die Fette allge- mein gelte, dass keins derselben bei der Verseifung zur Bildung einer Säure der Fettsäurereihe Anlass gäbe, deren Kohlenstoffatomanzahl nicht durch vier theilbar ist. Dieses Gesetz ist zuerst von Lerch für die flüchtigen Säuren der Butter, dann von Görgey für die Säuren des Cocosnuss- öls aufgestellt worden. Ich habe seine Geltung für die Säu- ren des Menschenfetts, des Hammel- und Rindstalgs, der Butter und des Wallraths nachgewiesen. *) Ebend. Bd, LIII, S. 393. 306 Daher schloss ich, dass alle die aus Fetten stam- menden Säuren, denen man Formeln beigelegt hat, in de- nen dieses Gesetz nicht aufrecht erhalten ist, noch Mi- schungen von mindestens zwei Säuren der Fettsäurereihe gewesen seien und war dazu um so mehr berechtigt, als: meine Untersuchungen die Gemengtheit mehrerer solcher Säuren dargethan haben. Zu diesen Säuren gehört auch Chevreul’s Phone säure, welche nach Dumas nichts anderes als Valerian- säure sein soll, was er jedoch nur daraus schloss, dass Chevreul*) sie für identisch hielt mit der von ihm aus den Beeren von Viburnum Opulus gewonnenen flüchtigen Säure, und L. v. Moro darthat, dass die aus der Rinde dieser Pflanze erhaltene flüchtige Säure mit der Valerian- säure identisch ist, und dass die Resultate von Chevreul’s Analyse der Phocensäure mit der Zusammensetzung der Valeriansäure, wenn auch nur unvollkommen, übereinstim- men. Ich habe daher den Zweifel ausgesprochen, ob nicht die Phocensäure auch noch ein Gemisch sei, nämlich von Buttersäure und von Capronsäure. In neuester Zeit hat Berhelot‘) die Ansicht, dass das Fett der Delphine wirklich ein Glycerinfett enthalte, das bei seiner Verseifung Valeriansäure liefere, durch Ver- suche zu befestigen und damit die Allgemeinheit des Ge- setzes über die Zusammensetzung der Fette, welches oben auseinandergesetzt ist, in Frage zu stellen gesucht. Aller- dings fand er die physikalischen Eigenschaften der daraus gewonnenen flüchtigen Säure und des daraus erzeugten Aethers mit denen der Valeriansäure nnd des valerian- sauren Aethyloxyds ausserordentlich nahe übereinstimmend, so wie auch die Zusammensetzung der Aethyloxydverbin- dungen. Da jedoch die Buttersäure, Valeriansäure und Capronsäure, wie auch ihre Verbindungen sich in ihren physikalischen Eigenschaften sehr nahe stehen, und zwar so, dass die Valeriansäure zwischen beiden die Mitte ein- nimmt, so ist es sehr möglich, dass ein Gemisch von But- *) Journ. de Pharm. et de Chim. T. XXVII, p. 34. **) Dies. Journ. LXIX, 495, 307 tersäure und Capronsäure, durch die von Berthelot ange- wendeten Mittel nicht von der Valeriansäure unterschieden werden kann. Das Mengenverhältniss der Elemente in ei- nem Gemisch gleicher Aequivalente buttersauren und ca- pronsauren Aethyloxyds ist natürlich ganz dasselbe, wie in dem valeriansauren Aethyloxyd. Allerdings wird es durch diese Versuche von Ber- thelot immer wahrscheinlicher, dass die Phocensäure mit ‘der Valeriansäure identisch ist. Es ist nur zu bedauern, dass Berthelot die einzige sichere Methode, um die Frage, die er sich vorgelegt hatte, zu entscheiden, nicht angewendet hat, nämlich die von Liebig vorgeschlagene Methode der Trennung der flüchtigen Säuren durch partiel- les Sättigen derselben mit einem Alkali und Abdestilliren desjenigen Theils derselben, der sich nicht mit dem Alkali verbunden hat. Sollte es sich aber auch durch diesen Versuch her- ausstellen, dass bei .dem Delphinfett eine Ausnahme von dem oben aufgestellten Gesetze stattfinde, so würde dies eben eine Ausnahme von derRegel sein. Jedenfalls würde dasselbe für die festen fetten Säuren immer noch voll- kommen allgemeine Geltung haben können. Damit will ich aber nicht sagen, dass überhaupt solche feste fette Säuren nicht existiren könnten, deren Kohlen- stoffatomanzahl nicht durch vier theilbar ist. Im Gegen- theil beabsichtige ich, in nächster Zeit Versuche anzustel- len, um ein oder das andere derartige Glied der Fettsäure- reihe künstlich zu erzeugen. Was nun die Zusammensetzung: der Fette selbst an- langt, so habe ich bis jetzt nur das reine Stearin unter- sucht, dessen Formel 2(0°H3503H0) + (C3°H3503-+- C5H30) ist. Das Nähere über diesen Gegenstand ist schon in die- ser Zeitschrift Bd. 4. S. 278. abgedruckt. 308 Bote Der Astronomie und Metesrologie. Argelander gibt in den Verh. d. preuss. Rheinl. u. Westph. XIl. pag. XXXVI. u. XLII. einen Bericht über die wichtigsten Erscheinungen im Gebiete der Astrono- mie während des Jahres 1854, dem wir Folgendes entnehmen. — Zu- erst hebt er die reichliche Vermehrung der Gruppe der kleinen Plane- ten hervor; in diesem Zeitraum sind sechs nene Mitglieder derselben: Bellona, Amphitrite, Urania, Euphrosyne, Pomona und Polyhyrania zu unserer Kenniniss gebracht. Von diesen zeichnet sich Amphitrite durch ihre geringe, Polyhymnia durch ihre starke Excentricilät aus; bei dieser belrägt sie nahe 3 Zelintheile, bei jener kaum !/ıs ihres mittleren Abstaudes von der Sonne Besonders merk- würdig in mehrfacher Hinsicht ist aber Enphrosyne. Ihr mittlerer Abstand ist der grösste unter allen den kleinen Planeten, ihre Exceniricität gehört gleich- falls zu den grösseren und ‘die Neigung ihrer Bahn wird nur durch jene. der Pallasbahn übertroffen. Da aber der aufsteigende Knoten ihrer Babn nicht weit von dem Frühlingsnachtgleichenpunkte entfernt ist, so kann sie sich vom Aequa- tor viel weiter entfernen, als irgend einer der andern Planeten. Wenn sie Ende December oder Anfang Januar in Opposilion der Sonne kommt, erreicht sie eine nördliche Declinalion von über 600 und gewährt uns so den eigen- thümlichen Anblick eines wochenlang nicht untergehenden Planeten, ein Fall, der schon im Januar des nächsten Jahres 1856 eintreten wird, wenn auch nicht in seiner grössten Steigerung, da die Opposition erst in das Ende des genann- ten Monats fälll. Dahingegen hat aber Euphrosyne , wenn ihre Opposition in die Monate Juni oder Juli fallt, eine so grosse südliche Declination, dass sie für uns nicht mehr aufgeht Ba nur auf der südlichen Halbkugel der Erde mit Vortheil beobachtet werden kann. — Von den 5 Kometen fällt der erste durch seine Entdeckung noch in das Jahr 1853 und der erste Entdecker derselben ist van Arsdale zu Newark in Nordamerika, der ihn schon am 25. Novbr. wahr- genommen hat. Dieser durch seine bedeutende Entfernung von der Sonne merk- würdige Komet ist bis zum 1. März beobachtet worden. Der zweite Komet war der im April überall mit blossen Augen gesehene; er hat eine sehr starke Neigung von 82°. Der dritte, entdeckt von Klinkerfues in Götlingen am 4. Juni und bis zum 29. Juli beobachtet, bietet in seinen Elementen viele Aehnlichkeit dar mit einem von den Chinesen im J. 862 beobachteten Kometen. Untersu- chungen von Keith in Washington und Ordemanos in Leyden haben aber die Identität beider Kometen sehr unwahrscheinlich gemacht. Der vierte Komet ist dadurch merkwürdig, dass fünf Astronomen ihn unabhängig von einander zwischen dem 12. und 21. Septbr. entdeckten. Der erste Entdecker ist aber wieder Klincker- fues. Beobachtet ward dieser Komet bis zum 13. Novbr. Der fünfte Komet gehört durch seine Entleckung eigentlich dem laufenden Jahre an; sie glückte gleichzeitig am 14. Jan. Wienecke in Berlin und Dien in Paris. — Hind hat mit Entschiedenheit gefunden, dass der Neptun-Trabant rückläufig ist und zwar bei einer verhältnismässig geringen Neigung von 29%. Für die Masse des Neptun hat er aus seinen Beobachtungen ein mit dem früheren nahe überein- slimmendes Resultat erhalten. — Ueber die Sonnenflecke hat Böhm in Prag eine sehr umfangreiche Abhandlung geliefert, worin er seine Beobachtun- gen über diesen Gegenstand aus den J. 1833 bis 36 mittheilt und dieselben sehr sorgfältig discutirt. Er erhält Resultate, die von den Bestimmungen von Laugier, welche wohl bis jetzt die schönsten waren, nicht unbedeutend abwei- chen und wiederum den von dem letztgenannten Astronomen mil Sicherheit aus- gesprochenen Salz bestätigen, dass nämlich die Sonnenflecke eine bedeutende eigenthümliche Bewegung haben, Die Rotationszeit der Sonne findet Böhm 25 Tage 12 Stunden 30 Minuten, 4 St. 20° länger als Laugier und 21/2 Stunde länger als die älteren Bestimmungen. — Unser Landsmann, Dr. Moesta, jetziger Director der durch eine nordamerikanische Expedition zu St. Jago de Chile 309 gegründeten Sternwarte, hat zwei interessante Beiträge zur Bereicherung unse- rer astronomischen Kenntnisse geliefert. In einer eigenen Schrift (Informe sobre las observaciones hachas durante el eclipsa solas de 30 de novembre de 1853) gibt derselbe seinen Bericht an den chilesischen Unterrichts - Minister über die totale Sonnenfinsterniss des auf dem Titel genannten Tages, welche er in der Haciende de Ocucaje in der Nähe von Ica in Peru beobachtet hat. Die Er- scheinnngen zeigten sich ganz ähnlich wie bei der letzten beobachteten totalen Sonnenfinsterniss und machen es immer wahrscheinlicher, dass die rothen Pro- tuberanzen mit den Sonnenfackeln in näherem Zusammenhange stehen. — Der- selbe Astronom berichtet über eine eigenthümliche fortwährende Senkung des westlichen Endes des Passage-Instrumentes seiner Sternwarte, die innerhalb 4 Jahre einen Viertelzoll auf eine Distanz von eiwa 3 Fuss betragen hat. Ausser dieser langsamen Senkung zeigt sich aber noch eine von der Temperatur abhängende sehr merkliche tägliche Veränderung und Moesta macht es sehr wahrscheinlich, dass dieses Phänomen durch den Einfiuss der Sonnenwärme auf den Berg, auf dem die Sternwarte steht, zu erklären ist. — J. Federenko, früher Eleve der pulkowaer Sıernwarte, jetzt auserordentlicher Professor der Astronomie in Kiew, hat aus denjenigen Beobachtungen, die Lalande in den „„Memoires de l’Academie‘“ für 1789 und 1790 bekannt gemacht hatte, einen vortrefflichen Katalog von Cireumplorar-Sternen mit grosser Umsicht und Sorgfalt abgeleitet. Der Katolog enthält 5012 Sternpositionen und gilt für 1790. — van Galen, der früher eine sehr sergfällige Berechnung des Brorsen’schen Ko- meten von kurzer Umlaufszeit und eine Ephemeride für dessen Erscheinung ım Jahre 1851 gegeben hatte‘, hat diese Rechnungen jetzt bis zur Erscheinung im Jahre 1857 fortgesetzt. Es ist nur zu befürchten, dass der Komet auch in dem genannten Jahre eben so wenig, als 1851 wird "aufgefunden werden kön- nen, da er dann während der Zeit seiner stärksten Helligkeit noch näher an der Sonne sich hält, als bei der früheren Erscheinung. — Ueber den Biela- sehen Kometen während seiner Erscheinungen in den Jahren 1846 und 1852 haben wir Untersuchungen von Hubbard in Washington und d’Arrest in Leipzig erhalten. Aus beiden geht übereinstimmend hervor, dass es bis jetzt 'noch nicht möglich ist, zu entscheiden, welcher der beiden Köpfe in den Jah- ren 1846 und 1852 mit dem andern identisch sei. Es wird dies auch wohl nicht eher gelingen, als bis alle früheren Erscheinungen ebenso sorgfältig un- tersucht und durch genaue Störuugsrechnungen mit einander verbunden sein wer- den, — eine gewaltige Aufgabe, 'welche die Petersburger Akademie zu einer Preisaufgabe gemacht hät. Uebrigens hat sich‘ sowohl 1846 als 1852 gezeigt, dass die beiden Köpfe, obgleich sie sich immer weiter von einander enifernen, doch während ihrer Sonnennähe noch gegenseitige Bewegungen haben, so dass sie vor und nach derselben sich näher gewesen sind, als in diesen Zeitpunkten selbst. — Für den bekannten Doppelstern des südlichen Himmels, Centauri, (der, so’ viel jetzt bekannt, uns nächise des ganzen Himmels, haben wir zwei Berechnungen erhalten, von Hind und Eyre B. Powell, die freilich noch recht bedeutende Unterschiede zeigen, aber doch die Umlaufszeit nahe überein- stimmend zu 75 bis 81 Jahren ergeben. — Die neuen Sonnentafeln von Hansen und Olafsen sind jetzt in den Händen der Astronomen. Sie bringen im Ganzen nur geringe Aenderungen der von Bessel aus vorläufigen Untersn- chungen abgeleiteten Rlemente, haben aber im Einzelnen eine viel grössere Sicherheit. Die Länge des tropischen Jahres folgt aus diesen neuen Uhntersu- ‚chungen zu 865 Tagen 5 Stunden 48 Minuten und 465/100 Seeunden für 1850; in jedem folgenden Jahre wird sie, wenigstens für die nächsten Jahrtausende, um !/iss Seeunde kleiner. Für den Planeten Mars haben: die Berechner eine in dem Verhältnisse von 5: 6 kleinere Masse gefunden, als Bessel angenommen hatte. Die Tafeln haben eine von den früher gebräuchlichen etwas verschiedene Einrichtung erhalten, die in manchen Fällen die Berechnung abkürzt, in allen eine grössere Genauigkeit erreichen lässt. Die Beweise für die vorgenommenen Aenderudgen werden in einer besonderen Schrift bekannt gemacht werden. — In Kurzem werden wir nun auch die neuen Mondtafeln von Hansen erhal- ten, auf welche die Astronomen um so mehr gespannt sind, als sie die frühe- ‘310 ren in allen’ Stücken. wesentlich an Genauigkeit übertreffen werden. Sie stellen die neuen Beobachtnngen dar bis auf 165/100 Secunde in gerader Aufsteigung und 1#!/joo in Declination, was nahe der Beobachtungsfehler selbst sein dürfte. Die Bewegungen des Perigäums und des Knotens; diese für die Chronologie nament- lich so wichtigen Elemente, stimmen sehr nahe mit. Bestimmungen von Airy überein. Merkwürdig ist, dass Hansen aus der sogenannten parallaklischen Gleichung eine nicht unbedeutend kleinere Entfernung der Erde von Jer Sonne findet, als man bisher angenommen hatte, wogegen für die Abplattung der Erde diese neue Mondtheorie nahe das Besselsche Verhältniss wiedergibt. Zu einem höchst merkwürdigen Resultat ist Hansen durch Untersuchung der Ursachen ge langt, welche die Gleichheit der Zeit, in welcher der Mond sich einmal um seine Achse dreht, mit seiner mittleren Umlaufszeit um die Erde hervorbringen. Er findet, dass der Schwerpunkt des Mondes und der Mitielpunkt seiner Figur nicht zusammenfallen, sondern der letztere uns ungefähr, 8 Meilen näher liegt, als der Schwerpunkt, dass also die uns zugekehrte Hälfte des Mondes bedeutend über, die andern ebenso bedeutend unter dem allgemeinen Niveau liege, dass daher auch sehr wohl auf der uns abgewandten Hälfte Atmosphäre, Wasser, Ve- getalion und organisches Leben sein könne. — Ferrel, ein amerikanischer Ma- ihematiker, hat eine Untersuchung über den Einfluss angestellt, den Sonne und Mond auf die Rotationsbewegung der Erde ausüben. Indem er die Anziehung, welche diese Himmelskörper auf die schon fertige Fluth- welle ausüben , noch einmal berücksichtigi, kommt er zu dem Resultate, dass durch den Rückschlag dieser neuen Fluthströmung gegen die festen Theile der Erde eine Verzögerung der Umdrehung der letzteren bewirkt werde, die er auf 91/3 deutsche Meilen in einem Jahrhundert berechnet. Da nun, schliesst Ferrel weiter, eine solche Verzögerung sich mit den astronomischen Beobachtungen nicht vereinigen lasse, so müsse eine andere compensirende Ursache vorhanden sein und diese findet er in einer Zusammenziehung der Erde durch die Abkühlung, die natürlich eine Beschleunigung der Rotation hervorbringen musste. Sollen beide sich das Gleichgewicht halten, so müsste nach Ferrel der Durchmesser der Erde in jedem Jahrhundert um einen Fuss kleiner werden. Eine solche Verkleinerung liesse sich rechtfertigen, wenn auch die mittlere Temperatur an der Oberfläche seit Erschaffung des Menschengeschlechts noch nicht um */s Grad bagenommen hälte. Die Prämissen, von denen Ferrel bei diesen Untersuchun- gen ausgegangen ıst, gestalten übrigens noch mancherlei Anfechtungen. — Der Director der pariser Sternwarte, der scharfsinnige Le Verrier, hat. interessante Untersuchungen über die Masse der kleinen Planeten zwischen Mars und Jupiter angestellt. Er hat die secundären Störungen untersucht, welche diese kleinen Planeten, unabhängig von ihrer jedesmaligen Stellung, bloss ver- möge der Form ihrer Bahnen, in der Länge des Perihels von Erde und Mars hervorbringen, und darin zwei Glieder gefunden, die zur Ermittelung der Mas- sen dieser kleinen Planeten, alle zusammengenommen, sehr geeignet sind. Bei der Erde stösst diese Ermittlung auf Schwierigkeiten, die in der Lage des Pe- rihels derselben gegen die Perihelien der grossen Mehrzahl der kleinen Planeten ihren Ursprung baben. Beim Mars aber findet diese Schwierigkeit nicht statt und Le Verrier findet unter Annahme, dass eine seculäre Veränderung des Pe- ribels dieses Planeten von 3 Secunden den Astronomen nicht enigangen sein würde, dass die Massen aller kleinen Planeten, der schon gefundenen und der noch unbekannten, zusammengenommen unler einem Viertel der Erdmasse sein müsse, — eın Resultat, welches auch durch andere Umstände sehr plausibel gemacht wird. B. Eir neuer Planet ]lter bis 12ter Grösse von Goldschmidt zu Pa- ris am 5ten October zwischen Wassermann und den Fischen entdeckt. Beobachtung Gerade Aufsteigung Declination 1855. October 5. 8 0m 2580 jm 19 — 70 49 - =. ‚68 41:05 23 0. 26 — 7.40 = - T. 2.280 22 59 34 — 7.833 . -.. rag 22 58 42 —1_.2 311 Es ist dieser Planet der 36ste in der Reihe der kleinen Planeten, Ueber seinen Namen hat der Entdecker noch nicht entschieden. (L’Inst. Nr.1136. S. 545.) dass jedem Nebeltage Um die vielverbreitete Ansicht: im März am 100sten Tage nachher ein Gewitter folge, zu wi- derlegen hat Dr. Vibrans die in den Jahren 1777 —81 und 1848 — 54 in Blankenburg am Harz angestellten Beobachtungen zusammengestellt. Es ergibt sich daraus, dass in jenen 12 Jahren überhaupt nur 47 Märznebel stattgefunden haben; diesen aber nur in 5 Fällen ein Gewitter am 100sten gefolgt ist. Dem- nach ist, wie vorauszusehen,, jene Ansicht gänzlich ungegründet. — Beigefügt ist noch eine Uebersicht wann und wie oft in jenen Jahren in Blankenburg Ge- wilterentladungen beobachtet und aufgezeichnet worden sind. (Braunschw. Mag. 1855. S. 41.) Ww. Temperatur von Montevideo. — Petermann gibt in seinen geogr. Mittheil. VI. 232 eine kurze Schilderung von Uruguay bezüglich der deutschen Auswanderung dorthin, aus der wir die Thermometerbeobachtungen,, welche die Uebereinstimmung mit dem südeuropäischen Klima darthun, unsern Lesern mit- theilen: die Grade sind Reaumürsche. Montevideo Januar 21,34 Februar 20,00 März 18,66 April 17,18 Mai 11,56 Juni 10,66 Juli 11,12 August 12,00 September 11,55 October 15,11 November 16,89 December 19,11 Jahresmittel 15,45 Regenmenge in Sierra Leone. 1852 Januar 0 Februar 0 März 0 April 4,88 Mai 4,00 Juni 37,57 Juli 40,16 August 35,54 September 25,02 October 10,28 November 4,09 December 1,11 162,12 (Petermann geogr. Mittheil. V. Messina 9,87 9,87 10,96 12,70 15,65 18,61 20,65 20,93 19,35 16,68 13,63 10,88 14,98 1853 0 0 0,02 0,60 12,40 14,24 21,30 31,94 16,24 12,74 146.) Gibraltar 11,56 11,39 13,87 15,11 16,69 19,17 21,09 20,34 18,59 15,72 13,37 11,63 15,75 Madeira 14,00 13,84 14,32 14,40 14,56 16,32 18,00 18,48 18,64 17,36 15,84 14,16 15,83 Die englische Kolonie von Sierra Leone besitzt wie die’ ganze Westküste des tropischen Africa eigentlich nur zwei Jahreszeiten, die nasse oder Regenzeit und die trockene. Erstere hält vom Mai bis October an und die mittlere jährliche Regenmenge kann zu mindestens 150 — 200 Zoll angenommen werden, also beinah zehnmal so gross wie im nördlichen Deutschland. Die Regenmenge variirt in verschiedenen Jah- ren ungemein. Die letztjährigen Beobachtungen in Sierra Leone und von Fu- rah Bal zwei Meilen östlich von der Hauptstadt in englische Zoll: Sierra Leone Furah - Bal 1852 18583 30 3,69 A 23,99 —b 312 R. Wolf, Resultate der Ozonometer-Beobachtungen in Bern vom December 1858 bis November 1854. — Die mittlere Summe der 2 täglichen Beobachtungen am Schönbeinschen Ozonometer ergab im: December 9,3 Juni 11,3, Januar 103 | Win 11,1 Juli 13 Sm 8,0 Februar 18,2 August 6,5 Im ganzen Jahr 9,2 März 10,2 Septbr. 5,1 April 8,4} Frühling 10,1 October 7,0) Herbst 7,5 Mai 11,8 Novbr. 10,3 In Beziehung auf den Zusammenhang der Ozonometionen mit der Witterung und den Winden erhielt W. Schöne T. ohne |Tage mit T Nieder- |Nieder- a8 | schlag | schlag | S |SW] W |Nw| N |no| 0 | so Winter 10,10 | 10,25 | 12,45 [10,2] 13,2] 14,0] 14,0|11,3| 11,4| 8,9| 9,3 Frühling 9,40 9,28 | 11,50 | 11,51 13,0) 13,2] 9,0] 9,6] 10,6) 8,5] 8,0 Sommer 5,10 6,60 9,50 | 5,3] 10,5] 12,0| 8,9] 9,8| 6,2] 4,5) 5,7 Herbst 5,00 6,00 8,20 | 5,2] 8,81 11,9] — |11,6| 7,8] 6,5) 3,7 Mittel | 7,40 | 8,08] 10,419 8,0 | 11,4] 12,8] 10,6] 10,6) 9,0] 7,1 | 6,7 (Poggd. Ann. XCIV. Bd. S. 335.) W. H. Physik. G. Wiedemann, Ueber die Fortpflanzung der Wärme in den Metallen. — Das durch eine frühere Arbeit dess, Vf. ge- wonnene Resultat, dass die Werthe der relativen Leitungsfähigkeiten verschie- dener Metalle für Wärme und Electricität einander sehr nahe stehen, bestätigte sich neuerdings durch die Bestimmung der Leitungsfähigkeit für Wärme beim Zink. Es ergab sich, dass dieselbe = 20,3 ist, die des Silbers zu 40 ange- nommen, während nach Becquerels Bestimmung die relative Leitungsfähigkeit für E. beim Zink = 24 ist, (die des Silbers zu 100 gesetzt). — Eine weitere Untersuchung des Verfassers bezieht sich auf die Vorgänge beim Uebergang der Wärme aus einem Metall in ein andres. Aus einigen, namentlich von Despreiz und Angström angestellten Versuchen schien nämlich zu folgen, dass hierbei die Wärme einen gewissen Widerstand zu überwinden hatte. Eine erste Versuchs- reihe des Verf. bestätigte auch scheinbar dies Gesetz, es zeigte sich allerdings ein Widerstand beim Uebergang aus dem bessern ın den schlechteren Leiter, derselbe fehlte jedoch beim Uebergang aus dem schlechtern in den bessern oder aus einem Metallstück in ein andres von demselben Material. Dieser Wider- spruch in den Resultaten liess den Verfasser einen Beobachtungsfehler vermu- then, der namentlich seinen Grund haben könnte in der Berührung der Metalle mit dem Thermoelemente behufs Bestimmung der Temperaturen. Die Versuche wurden daher in einer andern Weise angestellt, bei welcher jeder fremdarlige Einfluss möglichst vollständig vermieden werden konnte und es zeigte sich, dass die Temperaturen zweier mit einer glatt polirten Fläche aneinanderstossenden nicht verlötheten Metalle an der Berührungsstelle fast genau gleich «ind, was nicht der Fall sein könnte, wenn die Wärme beim Uebergang aus dem einen in das andere wirklich einen Widerstand zu überwinden hätte. Berühren sich aber die beiden an einanderstossenden Flächen nicht recht innig, oder sind sie gar durch einem dazwischen gebrachten schlechten Leiter (Papier) von einander ge- trennt, so tritt allerdings ein Temperaturunterschied an den aneinanderstossen- den Flächen ein, der unter Umständen sogar sehr bedeutend werden kann. (Poygend. Ann. Bd. XCV. S. 337.) W, H. M. Gaugain, Beobachtungen über einige von Poggendorff vor Kurzem veröffentlichte Versuche. — Es beziehen sich diese Beobachtungen auf die Versuche Poggendorfis, über die auch in dieser Zeit- 313 schrift’Band 5, Seite 452 berichtet worden ist, Versuche, die Gaugain eben- falls angestellt hat und bei denen er dieselben Resultate erhalten haben will, ehe er Poggendorffs Arbeit gekannt habe. G. bediente sich ebenfalls des Ruhm- korffschen Apparates, jedoch ehne Anwendung des Fizeau’schen CGondensators und des Neef’schen Hammers. Der indueirende Strom wurde durch 2 Platin- drähte geschlossen, von denen der eine an den Ambos, der andere an das Säulchen, welches den Hammer trägt, befestigi war. Taucht man die Enden dieser Drähte in die verchiedenen, von Poggd. angewandten Flüssigkeiten, so zeigten sich dieselben Erscheinungen, die P. angegeben. Fasst man mit beiden Händen die Platindrähte an, so erhält man durch den Extrastrom eine Erschüt- terung, die am staıksten ist, wenn die Funken des indueirten Stromes zwischen den Drahtenden am kräftigsten sind. Diese Erschütterung wird aber nur durch einen Theil des Extrastroms hervorgebracht, während der andere Theil den Pla- tindrähten folgt und durch den Funken zwischen deren Enden sich kund gibt. Schreibt man nun dem vollständigen Strome eine constante Siärke zu, so muss die Erschütterung zunehmen wenn der Widerstand im andern Theile zunimmt, Man muss also schliessen, dass der Funke leichter das Wasser durchdringt, als den Alkohol, dieser wieder leichter als das Olivenöl. Dieser Schluss scheint mit den gewöhnlichen Vorstellungen im Widerspruch zu stehen. Es ist aber zu be- denken, dass die Fortpflanzung electrischer Ströme durch Flüssigkeiten auf dreierlei Weise möglich ist: durch Leitung, durch Electrolyse, durch Funken. Die letztere Weise ist bisher noch zu wenig beachtet worden. G. hat deshalb directe Versuche zur Bestimmung der Leitbarkeit in diesem Falle angestellt. Dazu verwendete er den Condensator, den Neef’schen Hammer; schaltete in den inducirten Strom ein Galvanometer und 2 verschiedene Stromunterbrecher ein, von denen der eine aus 2 Stäbchen (baguettes ä la Wollaston) bestand, die in ver- schiedene Flüssigkeiten getaucht werden konnten, der andere sollte die Ströme, welche die erste Unterbreehung durchbrochen hätten, aufhalten. Taucht man nun jene Wollaston’schen Stäbchen der Reihe nach in Luft, Alkohol, Wasser, 55%, 250, 20°, bei geringerer Entfernung der Enden: 570 bei Luft, 540 bei Oel, 440 bei Alkohol, 420 bei Wasser: dann folgt aber, dass .die Flüssigkeiten, welche bei den Versuchen P.s die grösste Funkenentwickelung des inducirten Stromes, hervorbrachten, auch zugleich den grössten Widerstand dem Laufe des Extrastro- mes entgegenstellen. Die Erklärung davon würde die sein: der Extrastrom erregt in dem Inductionsdrahle einen entgegengeselzten Strom dritter Ordnung, der nun zum Theil den directen Strom zweiter Ordnung unwirksam macht. Alles was den Extrastrom schwächt, muss mithin anch den umgekehrten Strom dritter Ordnung schwächen und den direcien Stiom zweiter Ordnung verdecken helfen. — Die von P. gemachte Beobachtung, dass die Funken stärker sind, wenn man den Unterbrecher in einen luftverdünnten Raum bringt, als in gewöhnlicher Luft, würde schwer zu erklären sein, wenn nicht Gaugain früher gezeigt hälte, dass die Fähigkeit der Luft electrische Funken hindurchzulassen, nicht immer zu- nimmt mit der Verminderung des Drucks; bei geringer Schlagweite. Der Druck, welcher der grössten Leitungsfähigheit entspricht, ist dem atmosphärischen nahe gleich. Befindet sich daher der Unterbrecher unter einem Luftdruck von nur 3 bis 4mm Quecksilber, so muss der Extrastrom einen grösseren Widerstand treffen als bei gewöhnlichem atmosph. Druck. Es werden also auch die Funken des indueirten Stromes im ersten Falle stärker sein als im zweiten. (Compt. rend. T. XLI. Nr. 10. S. 405.) P. W. G. Gore, über ein eigenthümliches Phänomen bei der electro-chemischen Ablagerung des Antimons. — Verbindet man den positven Pol einer Smee’schen Kette von ] oder 2 Elementen, durch einen Draht mit einem Stück metallischen Antimons, welches in eine Lösung des salz- sauren Antimonchlorids taucht und bringt 2 bis 3 Zoll davon entfernt, ein gleich grosses blankes Knpferblech, das mit dem negativen Pol verbunden ist, in die Flüssigkeit, so geht sofort ein starker electrischer Strom durch die Flüssigkeit, das Kupfer überzieht sich mit einem silberglänzenden Ueberzug von metallischem Antimen, der nach 8—9 Tagen die Dicke von einem halben Zoll erreichen kann, 314 wenn während dieser Zeit die Kette in Tbätigkeit geblieben ist. Dieses nieder- geschlagene Antimon hat nun die Eigenschaft, dass es, mıt einem harten Stoffe gerieben, explodirt unter Verbreitung einer weissen Dampfwolke. Diese Explo- sion ist immer von einer bedeutenden Wärmeentwicklung zuweilen anch von einem Blitz begleitet. Namentlich sind diese Erscheinungen auffallend , wenn sich das Metall regelmässig abgelagert hat und daher ein homogenes Gefüge be- sitzt. Sie treten zuweilen auch ein, wenn man den Niederschlag in der Flüs- sigkeit an die Gefässwand schlägt; einmal auch, nachdem G. das Metall mit verdünnter Salzsäure gewaschen, getrocknet und mehre Stunden: ausserhalb der Flüssigkeit aufbewahrt hatte. (Poggdrff. Ann. Bd. XCV. S. 173.) V.W. Silbermann, die Veränderungen in der Länge, welche Massstäbe durch ihr eignes Gewicht erleiden. — Ein Massstab, der an seinem obern Ende befestigt, vertikal aufgehängt ist, wird sich durch sein eignes Gewicht etwas in die Länge ziehen müssen, ebenso muss sich ein Massstab verkürzen, der verlikal aufgestellt ist, so dass sein unteres Ende auf einer festen Unterlage ruht, während sein oberes frei ist. Es ergab sich nun zunächst, dass die Verlängerung in dem einen Falle gleich war der Verkürzung, im andern, die absolute Grösse derselben wurde durch genaue Messungen be- stimmt, sie ergab sich auf ] Metre Länge für Bronce: + 0,0034] mm für Platin: + 0,02305mm (Compt. rend. 1854. Nr. 27.) W. H. Poggendorff, über eine neue Verstärkungsweise des In- duetionsstromes. — Diese Versuche schliessen sich an die schon S. 352. Bd. V. dieser Zeitschrift erwähnte längere Versuchsreibe an; die vorkommenden Apparate sind ebenfalls die schon dort beschriebenen. Jetzt hat sich der Verf. vorgenommen zu untersuchen, in welcher Weise die Unterbrechung des induci- renden Stromes im Iuftverdünnten Raume wirksam ist. Indem er denals selbst- ständiges Ganze construirten Neel’schen Hammer unter die Luftpumpe brachte, überzeugte er sich, dass die Wirkung des Unterbrechers dadurch bedeutend ver- stärkt und der Condensator gerade da, wo er wirksam ist, ersetzt wird. Der Strom, durch 1 oder 2 Grove’sche Elemente erregt, durchlief abwechselnd so- wohl den kürzeren 2400' langen !/ymm dicken als den längern 10000° langen und !/gum dicken Inductionsdraht. Ebenso musste der Strom die beiden Drähte der Hauptrolle bald neben, bald hinter einander in gleichem Sinne durchlaufen, Wurde nun der Hammer in eine Atmosphäre von ] bis 1!/a Linie Quecksilber- druck verseizt, so zeigte sich entschieden, dass die Funkenwirkung der Indu- etionsrolle bei Anwendung des Hammers im leeren Raume ohne Condensator stets ebenso stark, oft sogar beträchtlich starker ist als die, welche man durch den Hammer in freier Luft mit dem Condensator erhält. Wurden die Drähte der Hauptrolle neben einander verknüpft, sö hatte die Verbindung des Conden- sators mit dem Hammer im leeren Raume keinen vergrössernden Einfluss auf die Schlagweite der Funken. Diese wurde aber bedeutend verringert, wenn un- ter übrigens gleichen Umständen, die beiden Drähte hintereinander verbunden waren. Alsdann wurde nämlich der Extrastrom so stark, dass er, unter fort- währendem Knacken, den Condensator in Funken durchdrang und durchlöcherte. Ebenso lassen sich die Lichterscheinungen im eleetrischen Ei durch den im leeren Raume vibrirenden Hammer ohne Condensator gleich gut darstellen, als wenn er mit dem Condensator verbunden in freier Luft seine Schwingungen voll- führte namentlich wenn der Inductionsstrom sehr stark und die Lufwerdünnung sehr bedeutend ist. — Besonders lehrreich sind die Schwingungen des Ham- mers im leeren Raum für das Studium des Extrastroms. Zu dem Ende entfernt man die Inductionsrolle ganz und benutzt blos die Hauptrolle, mit dem Hammer und der galvanischen Kette. Werden nun zuerst die beiden Drähte der Haupt- rolle so neben oder hintereinander verbunden, dass sie in entgegengeselz- ter Richtung vom Strom durchlanfen werden, so zeigt sich, wegen der Un- terdrückung des Extrastroms, nur ein ganz kleiner Funke von galvanischer Na-, 315 tur an dem Platinstifte des im luftverdünnten Raume vibrirenden Hammers. Die Einschiebung des Eisendrahtbündels in die Hauptrolle, oder die Verbindung des Hammers mit dem Condensator haben hier nalürlich keine Wirkung. Ist die Verbindung jener Drähte dagegen eine solche, dass beide in gleicher Richtung vom Strom durchflossen werden, so zeigt sich unter dem Einflusse des Extra- stroms eine bedeutende Lichterscheinung: ein Funke an der Unterbrechungstelle des Hammers und ein schön blaues sanftes Licht an den benachbarten Theilen. Beide ändern sich mit der Stärke des Stroms, der verschiedenen Verbindung der Drähte der Hauptrolle, die Anwendung des Condensators u. s. w. P. wandte 2 Grove’sche Elemente an, die er so mit dem Hammer verband, dass sein Stilt den negativen Pol bildete. Alsdann ist zunächst bei Anwendung eines Draht- bündels und neben einander verbundener Hauptdrähte der Funke stark, das Licht schwach. Beide verstärken sich ungemein nach Einschiebung des Drahlkändels in die Hauptrolle, indem das blaue Licht alle benachbarten Theile überzieht. In dem ersteren Falle ist der Condensator ohne Einfluss, im zweiten zerstört er das blaue Licht. Für Jen Fall der Verbindung der Hauptdrähte hintereinander wird nur der Funke etwas matter, das blaue Licht dagegen stärker. Werden aber noch die Pole umgekehrt, so überzieht sich die Zunge und sogar der nicht vom Strome durchflossene Theil des Hammers mit dem blauen Licht. Dabei wirkt ein massiver Eisenstab in der Hauptrolle schwächend , verstärkend dage- gen ein langes hohles Drahtbündel, auf dessen Mitte die Rolle geschoben wird, Die Hinzunahme der Inductionsrolle hat nur dann einen Einfluss, wenn sie me- tallisch oder durch das stark ausgepumpte electrische Ei geschlossen ist; sie schwächt dann dıe Lufterscheinung am Hammer: ein auffallender Beweis von der Rückwirkung des Induclionsstroms auf den Extrastrom. Bei allen diesen Versuchen wird indess der Hammer stark angegriffen, wenn die aneinander schla- genden Theile von Platin sind. Verringern lässt sich dieser Angriff, wenn man statt des Platinstifts einen silbern nimmt. Alsdann färbt sich der Funke grün. (Poggendorff Ann. Bd. 95. S. 156.) Nach Rudolph Böttger besitzt die Lösung des Kaliumplatin-cyanür’s das Vermögen der Fluorescenz in noch höherem Grade als die des schwe- felsauren Chinin, und zwar fluorescirt die Lösung des Metallsalzes mit einem gelblichen Lichte, ähnlich einer der Farben, welche die dichroitischen Krystalle desselben zeigen. (Ebda. S. 176.) V. W. Helmholtz, über die. Empfindlichkeit der menschlichen Netzbaut für die brechbarstien Strahlen des Sonnenlichts. — Zu den Versuchen dienten Quarzprismen, weil diese bekanntlich die überviolet- ten Strahlen des Sonnenspecliums in viel grösserer Menge geben, als Glaspris- men. Das durch ein Glasprisma dargestellte Sonnenspectrum wurde durch ei- nen Schirm aufgefangen, der mit einer beweglichen Spalte versehen war. Das durch den Spalt gegangene überviolelte Licht wurde durch ein zweites Quarz- prisma betrachtet; die Stelle, an welcher sich der Spalt gerade befand, konnte durch Chininpapier besiımmt werden. Es zeigte Sich, dass, soweit Chininpapier das Vorhandensein von Strahlen anzeigt, dieselben auch vom Auge empfunden werden konnten, sie erschienen in einer indigblauen, bis weisslichblauen Farbe. Es fragte sich nun, ob die übervioleiten Strahlen vom Auge unmiltelbar empfun- den würden, oder ob ihre hlaue Farbe nur eine Folge der Fluorescenz der Neiz- haut sei. Zu dem Ende wurde die Netzhaut eines vor 18 Stunden gestorbenen Mannes nach der von Stokes angegebenen Methode untersucht und es zeigten sich allerdings, wenn auch nur unbedeutende Spuren einer solchen Fluorescenz, dieselbe wurde jedoch ausser allen Zweifel gesetzt als sich Helmholz nach einer von ihm naher beschriebenen Methode überviolette Strahlen möglichst reichlich und auf einen kleinen Raum concentrirt darstellte. Unter ihrem Einflusse fluo- rescirlen Papier, Leinwand, Elfenbein, Haut und Nägel des Menschen , Holz, sogar unglasirtes Porzellan, welches nach Stokes diese Erscheinung nicht zeigen soll, hier zeigte nun auch die Netzhaut ihre Fluorescenz deutlich, die Farbe des dispergirten Lichtes war weiss mit einem blaugrünem Scheine, Der grosse 316 Unterschied zwischen der ziemlich gesättigten blauen Farbe der überviolelten Strahlen für das lebende Auge und der fast weissen Farbe des von der lodten Netzhaut dispergirten Lichtes macht die Ansicht unhaltbar, dass die Netzhaut die überviolelten Strahlen nur nach ihrer Verwandlung in minder brechbares Licht empfände. Die Vergleichung der Helligkeit des von (ler Netzhaut mit Aenderung der Brechbarkeit dispergirten Lichtes und des von einer malten weissen Porzel- lanplatte ohne Aenderung der Brechbarkeit dispergirten ergab, dass das Licht niedrer Brechbarkeit, welches die todie Netzhaut unter der Einwirkung übervio- letter Strahlen von sich giebt, stark genug sei, um die Farbe des direct em- pfundenen Antheils der übervioleiten Strahlen merklich zu verändern. Die erhal- tenen Resultate lassen sich kurz so zusammenfassen: 1) die menschliche Netz- haut ist im Stande alle Strahlen wahrzunehmen, deren Brechbarkeit die der äus- sersten rolhen Strahlen übertrifft. 2) Die Substanz der Netzhaut dispergirt un- ter dem Einflusse der übervioletten Strahlen gemischtes Licht niederer Brech- barkeit, dessen Gesammitfarbe nicht ganz reines (grünlichblaues) Weiss ist. 3) Die Fluorescenz der Netzhaut ist kein hinreichender Erklärungsgrund dafür, dass die überviolelten Strahlen überhaupt wahrgenommen werden. (Pogy. Annal. Bd. XCIV. S. 205.) Ww.H. Chemie. W.Kopp, Stöchiometrie der physischen Ei- genschaften chemiseher Verbin’dungen. — Die chemische Analyse hat seit den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts durch die Arbeiten von Berzelius und seiner Schüler erstaunliche, die theorelische Ausbildung der früher soge- nannten Scheidekunst zur Wissenschaft wesentlich bedingende Fortschritte ge- macht, wozu auch die grössere Vollkommenheit der Messinstrumente beigetra- gen hat. Trotzdem sind aber dem gründlichen Forscher von jeher alle Wege hoch willkommen gewesen, vermiltelst deren er zur Prüfung dieser durch sorgfältige Analyse gewonnenen Resultate gelangen kann. Daher die grosse Be- wunderung für die Mitscherlichsche Entdeckung des Isomorphismus, die die Ge- setze an die Hand gibt, nach denen wir von der Form der Körper auf deren Zusammenselzungsweise schliessen können, daher die grosse Aufmerksamkeit der bedeutendsten Männer , eines Lavoısier, Dulong, Petit, Delaroche und Regnault auf den Zusammenhang der spec. Wärme mit dem Atomgewichte der Körper. In der neuesten Zeit haben Kopp, Schröder, Gerhard und Andere bei den or- ganischen Verbindungen einen bestimmten Zusammenhang zwischen Siedepunkt und Zusammensetzung zu finden geglaubt; da aber andre Chemiker wie Pierre und Miller (Ann. d. Ch. p. Millon et Reiset 1846; Ch. S. 9. J. 1.363.) dies unbedingt, nach eignen Versuchen „ bestrilten, so fand der Gegenstand bei den Chemikern wenig Eingang, und Schröder und Gerhard liessen ihn fallen. Kopp dagegen hat, unbeirrt, auf dem eingeschlagenen Wege fortgeforscht und im Ok- tober 1855 die Resultate seiner Arbeiten veröffentlicht, welche beweisen : 1) Eine Alkoholart von der Formel CuHn+203 die im Ver- gleich mit C4H602 (Weingeist) xCaH2 mehr oder weniger besitzt, siedet um x.19%C höher oder niedriger als der Weingeist, des- sen Siedepunkt —=780 geselzt. 2) Der Siedepunkt einer Säure CnHnOg liegt um 40°C hö- her als der der entsprechenden Alkoholart CnHn+30;. 3) Eine Aetherart CnHnO; siedet 320 niedriger als die isomere Säure der Fettisäurereihe CnHnO,;. Zur Prüfung dieser Gesetze werden nun die bekannten Siedepunkte or- ganischer Körper dieser Reihen verglichen, wobei vom Alkohol C+H60? mit dem Kochpunkt von 780 C, ausgegangen wird. A. Alkohole. 1) Methylalkohol C3H40a (differirtt um CH22=19) Siedepunkt =59° beob- “achtet: Kane 60%, Delffs. 60,50 bei 744mm und 745mm Baromerstand. 2) Propylalkohol CgHs03 (hat C3H2—190 mehr) Siedepunkt — 97° beob- achtet Chancel 96% (Barometerstand ?) 317 3).Butylalkohol'CsH1002 (hat 2| CaH5 ] =380 mehr) Siedepunkt = 116° beobachtet Wurtz 1090 (Barometerstand ?) R 4) Amylalkohol CyoH1202 (3 [C2H2] = 570 mehr) Siedepunkt —= 1350 beob- achtet von Kopp, Pierre, Cahours 1300 — 1340. 5) Caproylalkohol Cj2H1403 (4 [C2H2] = 76% mehr) Sıedepunkt 1540 beob- achtet von Faget 1480 — 540 ; 6) Oenanthylalkohol CyH1602 (5 [C2H2] =950 mehr) Siedepunkt = 1730 7) Caprylalkohol (CısHis02) (6 [CeH2]| —=1149) Siedepunkt = 1920. Ueber 6 und 7 bestehen noch Zweifel und sind die Siedepunkte 1780 — 180% beobachtet. bei der Flüssigkeit die durch Kali aus Ricinusöl entsteht und die Limpricht für Caprylaldehyd hält. Alkohole von höherem Kohlenstoff- gehalt sind nicht bekannt, beobachtet ist nur noch: 8) Aethal (C32H340,) gibt 14 (CH) = 266° mehr, Siedepunkt 3449 beob- achtet von Silbermann 350°, für" die hohe Temperatur sehr übereinstimmend. B.e Säuren. ]) Ameisensäure: (2E#,0, (dem Methylakohol entsprechend, soll einen 40° höheren Siedepunkt haben , also 590400990; beobachtet 980 — 105°. 3) Essigsäure: (;H40: (sol! haben 7804001180), beobachtet 1140 Mit- scherlich, 1200 Dumas, Favre und Silbermann. 3) Metacetonsäure: Hs, (sol! haben 9704400 =1370), beobachtet 140° Dumas, 1420 Limpricht. 4) Buttersäure: (3430; (soll’haben 1160+400=156°), beobachjet 1560 Kopp bei 733 Mm. Barometerstand, 1640 Favre. 5) Baldriansäure: CyoH1004 (soll haben 1350+400 = 1750), beobachtet 174,50 bei 762mm his 175,80 bei 746,5mm Baromelerstand. 6) Capronsäure: CyaHı20; (soll haben 1540-+400—= 1940), beobachtet Brazier 1980, Fehling 204°. 7) Oenanthylsäure: Cı4H140; (soll haben 1730-400 2130) 8) Caprylsäure: Cj6H160ı (Soll haben 1920+400= 2320) beobachtet 2360. C. Aetherarten. Isomere Aetherarten zeigen einen Siedepunkt, der 820 niedriger ist als der der isomeren Säuren: 1) Ameisensaäures Methyloxyd: (4Hy0; (soll haben 1180 —820— 36 0), beobachtet Kopp 32,70, Liebig 360 — 380, 2) Essigsaures Methyloxyd und ameisensaures Aethyloxyd: " (C6H60z) soll haben 1870—820=550, bevbachtet Andrews 550 bei 762mm, Löwig 56,20 bei 730mm Baromelerstand. 3) Propionsaures Methyloxyd, essigsaures Aethyloxyd (CsH3s04) soll haben 1560 —820— 740 , beobachtet Thenard 71%, Dumas: 740, 4) Buttersaures Methyloxyd, propionsaures Aethyloxyd(CjoHı00«) soll haben 1750—820—=93% beobachtet buttersaures Methyloxyd Delis 930 bis Favre 102°, essigsaures Propyloxyd Berihelot circa 90°, 5) Valeriansäures Methyloxyd, huttersaures Aethyloxyd, pro- pionsauresPropyloxyd,essigsanres Butyloxyd, ameisensau- res Amyloxyd soll haben 1940 — 820] 120 beobachtet valerians. Methyloxyd Kopp 1140— 115,60; ameisensaures Amyloxyd Delfs 1140, Kopp 116°; butter- saures Aethyloxyd Lerch 110°, Pelouze 1100; essigsaures Butyloxyd Wurtz 114°. 6) Capronsaures Methyl-, baldriansaures Aethyl-, buttersau- res Propyl-, essigsaures Amyl- und ameisensaures Caproyl- oxyd C1sH1,0; (2130 — 820 — 1310), beobachtet sind valerians, Aethyloxyd .Delfs 131,50; essigsaures Amyloxyd Cahours 1250 bis Kopp 137,60; butter- saures Propyloxyd kocht nach Berthelot um 130°. 7) Oenanthylsaures Methyl-, capronsaures Aelhyl-, valerian- saures Propyl-, buttersaures Butyl-, propionsaures Amyl-, essigsaures Caproyl-, ameisensaures Oenanthyloxyd CjsH1s04 soll haben 2320 — 820—=150% Kochp. „ beobachtet 1200 Lerch, capronsaures Aethyloxyd bis 1620, propionsaures Amyloxyd’ Wright ungefähr 155°, Di *% 318 8) Caprylsaures Methyl-, önanthylsaures Aethyl-, capronsau- res Propyl-, valeriansaures Butyl-, buttersaures Amyl-, propionsaures Caproyl-, essigsaures Oenanthyl-, amei- sensaures Capryloxyd sollen haben 2510 — 820=1690, beobachtet buttersaures Amyloxyd 1730 — 1760 Dellfs. 9) Pelargonsaures Methyl-. caprylsaures Aethyl-, önanthyl- saures Propyl-, capronsaures Butyl, valeriansaures Amyl-, buttersaures Caproyl-, propionsaures Oenanthyl-, essig- saures Capryl- und ameisensaures Pelargonyloxyd Ca0H2004 kochen bei 1880), beobachtet 187,70 bis 1930 Bouis für valeriansaures Amyloxyd und essigsaures Capryloxyd. 10) Caprinsaures Methyl-, pelargonsaures Aethyloxyd etc. C»H20s soll haben 2070, beobachtet pelargonsaures Aethyloxyd Cahours 2160 — 2180, capronsaures Amyloxyd Brazier 2110, laurostearinsanres Aethyloxyd E23 Has04 soll haben 2640, beobachtet Görgey 264%. — Man fängt jetzt an den Schwefelä:her zu betrachten als Aethylätherart des Alkohols C4H602 und schreibt C4H;(C;H3;)02 oder C3H1002. Danach müsste der Kochpunkt 440 niedriger liegen als beim Alkohol, was in der That sich so verhält, denn wir finden, dass der Kochpunkt des Hydrats einer Säure der Feltsäu- rereihe um 440 C. (820—2.]190) höber liegt, a der der Verbindung der- selben Säure mit Aethyloxyd. Ferner hat Kopp aufgestellt: Benzoäsäure und Benzylverbin- dungen sieden 1540 höher als die entsprechende Methyl und Ameisensäureverbindnng, tslaT= == = - Aethyl- und Essigsäureverbindung, 7189, - - - - Amyl- und Valeriansäureverbindung, z. B. 1) Benzoäsäure © Cu, (soll haben z. B. 1180 (Kochp. der Essigs.) + 1350 — 2530) gefunden 250 Kopp. 2) Benzylalkohol C4Hs0z (soll haben z. B. 780 (Weingeist) +1350==213°) gefunden 2040—2060 Kopp. 3) Benzo&@saures Methyloxyd Cj6Hs04 (soll haben (ameisens. Methyl- oxyd) 36041540 =1900) gefunden 198% Dumas. 4) Benzoösaures Aethyloxyd CjsHıo0s (soll haben (essigsaures Aethyl) 7404-1350=2090) gefunden 2070, 2090, 2129. 5) Benzoäösaures Amyloxyd (34H160« (soll haben (essıgs. Amyloxyd) 1310 —+-1350==266°) gefunden 2550— 260° (Rickher, Kopp.) 6) Benzo@äsaures Benzyloxyd (23H120s (soll haben 344°, beobachtet von Cannizaro 345°. Die Phenylverbindungen enthalten C3H, weniger als die entsprechenden Benzylverbindungen und soll die Differenz, wie bei der Propionreihe, wieder 190 betragen: 1) Phenylalkohol Cı2H60z (soll haben 2180—190—=1949) gefunden 184%— 1880 Laurent... 2) Essigsaures Phenyloxyd Ci6H30; (soll haben 2090—190=190°) gefun- deu 1830 Scrugham. Essigsaures Phenyloxyd 196% und Jodphe- nyl 1900 sieden ebenso nahe, als essigsaures Aelhyloxyd und Jodätlhyl 70° Pierre und 720 Frankland Wir sahen, dass das Hydrat einer Säure 440 höher siedet, als ihre Aethyloxydverbindungen, 630 höher als die enispre- chende Methyloxydverbindung und 40% höher als der entsprechende Alkohol. Dies finden wir bei der Zimmtsäure wieder, denn Zimmtsänre Cj3H304 soll sieden bei 304°, beobachtet Dumas 2030, Kopp 3000—304%, Zimmit- saures Methyloxyd C»Hı00s soll sieden bei 3040°—630=241°, beob- achtet Kopp 241°. Die bisher beobachteten Siedepunkte differirten innerhalb der Grenzen der Beobachtungsfehler. Man kann die Siedpunkte daher als Controlle für die rationelle Formel benutzen. Siedet z. B. ein Oxydationsprodukt des Fuselöls bei 1900 und könnte es nach Cy0H:002, oder Cz9H2004 zusammen- 319 gesetzt sein, so ergibt der Siedpunkt, dass es als baldriansaures A myl- oxyd (30H 2004 zu betrachten ist u. Ss. w. Die regelmässige Differenz um 190 C. zeigt sich auch bei stickstoff- haltigen um C2H? verschiedenen Körpern: Dit. CH CısHN05 nitrobenzoes. Methyloxyd, Chancel beob. 2799 190 0272 SC)sHs NO; nitrobenzoes. Aethyloxyd, Derselbe 2980 Ebenso gilt es für die ‚„ Aetherarten‘‘ in denen „ Mineralsäuren‘“ vorkommen: Salpeters. Methyloxyd &H;'N0, soll haben 660 beobachtet 660 Dumas, Salpeters. Aethyloxyd GH,NG; - zs5) - 850 Millon, Salpeters. Amyloxyd CoHıNd - - 1420 - 1480 Hofmann. Ferner für die Nitryle a. h. die Verbindungen der Alkoholradi- kale mit Cyan: Cyanmethyl C4H3N berechnet 700 beobachtet 770 Dumas, Cyanaethyl GH;N - - 89% - - 820 Pelouze. Ferner gilt eben dasselbe für die Chlorverbindungen. Indess hat doch die Betrachtung der angegebenen berechneten und beobachteten Siedpunkte ergeben, dass oft isomere Körper: verschiedene Siedepunkte haben — dies gleicht sich bei Weiltem mehr aus, wenn man bedenkt, dass es nur bei homolo- gen Körpern zu erwarlen stand. In die Gruppe der Formel CnHnO;z gehören Aldehyde und Acetone. Man ist oft noch nieht imKlaren, zu welcher von bei- der Gruppen zwei isomere Körper gehören: Anisol Cj4Hs0, (1520) hiell man für homolog mit Phenol (Cj2H602) (Kochp. 1840—188° C.) Allein dieses kocht schwerer als jenes; in neuster Zeit hat man das Cresol (C1:H502) (Kochp. 203% C.) entdeckt, das dem Phenol homolog, dem Anisol isomer ist. Endlich zeigt sich die Siedepunktdifferenz für CaHa = 190 auch bei den flüchtigen organischen Basen, nur darf man nicht Amid-, Imid- und Nitryl- basen von gleicher Zusammensetzung vergleichen wollen, die zu vergleichenden Körper müssen homolog sein. Dann zeigt sich z. B.: Toluidin CH N—1980 beohachtet 1820 Hofmann, Amidbasen r nilin CprH,N=1790 - - 1980 Muspralt, Cumidin CsH13N=2360 - - 2250 Nicholson, ‚Pyridin CoHsN=1150 - - 1150 Anderson, Nitryle /Picolin CaH,N=1340 - = 1390-1380 Derselbe, - IL utidin CiaHsN—=1530 - - 1540 Derselbe. Für die künstlichen Basen, die durch Substitution von Alkoholradikalen ent- stehen ist die Regel noch durchaus nicht für alle Glieder nachgewiesen, wie Kopp selbst angibt. Ferner stimmen mit der Regel nicht die niederen Glieder der Aetherarten CnHn+402 z. B.: Methyläther C4H 602 — 210 Berthelot, Methyläthyläther C(4H302 + 110 Williamson, Aethyläther C;EH:002 349. Grösser ist ferner die Differenz bei den Kohlenwasserstoffen CoHns 2. B.: Benzol ConHs : 80,60 Kopp, Toluol CisHg : 103,70 Church, Xylol GeHio : 126,20 Derselbe u. s. w. Ebenso findet dies auf die von Wurtz neu entdeckten zusammengeselz- ten Alkoholradikale Anwerdung, wenn man z. B. vergleicht: Aethyl-Butyl Cı2H1s Wurtz beobachtet 620) „no Dir Ge Lineihyt-Capsonl CuHs - - - = SueDlT Aethyl-Amyl CG4uHks - - - 860 Butyl-Amyl CH» - - - 1320 Am y l CyoHaa - u e 260 320 Grösser ist die Differenz für die Chlor-, Jod-, und Bromverbindungen der Alkoholradikale, nämlich zwischen 310, 2.310, 290, 3.240 etc. schwankend. Kleiner dagegen ist entschieden die Siedepunktdilferenz. für CaH2 bei den was- serfreien organischen Säuren z.B.: 2C5Ha2 Essigsäure C;H;05 : Gerhardt, Kopp 135° Propionsäure C72#100; : Limpricht 1650 Eben dasselbe gilt für die Aetherarten der Oxalsäure und die der Bernsteinsäure. Etwas nähert sich die Siedpunktdifferenz 190 bei den kohlensauren Aelherarten: Kohlens. Aethyloxyd CoHı00s : 1250 Cahours [65 ee - - Butyloxyd CGsHıs0s : 1900 Wurtz ee Ebenso scheint die Differenz kleiner bei den Verbindungen des Schweleleyan’s mit Alkoholradikalen, hinsichtlich deren auf die Originalabhandlung zu verwei- sen ist. Kopp kommt schliesslich zu dem Resultat, dass der Siedepunkt für + CaH2 oder — CaH,» meist um 190 differire und dass dies wohl als Regel gelten könne, wenn man erwägt, wie so viele Siedepunkte noch mangelhaft bestimmt sind. Auf einen wichtigen Punkt macht Kopp .auf- merksam; darauf nämlich, dass sich die Siedepunkt-Differenz der Körper auch für verschiedenen Luftdruck ändern müsse. Wir kennen nun freilich die Veränderungen der Siedepunktsdifferenzen bei ver- schiedenen Barometerständen wenig, um uns darüber irgend wie ein Urtheil er- lauben zu dürfen. Es handelt sich übrigens nicht darum, in allen Fällen jene einfache Regelmässigkeit nachzuweisen und die Ausnahmen zw ignoriren oder gezwungen zu interpretiren. Die wirklichen Ausnahmen werden sich selbst wie- der in Gruppen ordnen lassen. Für die Produkte fraktionirter Destillationen muss, aus dem Betrachteten zu folgern, entschieden die Bestimmung des Siede- punkts der einzelnen Destillate Anhaltepunkte für die Erkennung ihrer Bestand- theile ergeben. Ueberhaupt wird die Siedepunktsbestimmung für die Beant- wortung theoretischer Fragen ein wichtiges Moment liefern. (Wöhler u. Liebig Annal. d. Chem. u. Pharm. Bad. 96. S. 1— 36.) | 2.13,5. H. K. J. E. Ashby, über die metallischen und einige andere Oxyde im Verhältniss zu katalytischen Phaenomen. — Der Zweck dieser Arbeit ist, die oxydirende Wirkung einiger Oxyde auf die Oxydation verschie- dener Gase und Dämpfe kennen zu lehren. Ashbys Versuche lehren, dass Kobaltoxyd die Oxydation von Alkohoi und Holzgeist sehr gut unterhält; ebenso Silber, das aus Silberoxyd redueirt ist, die Mischung von UO und U30#, die bei Rothglühbitze aus Uranoxydhydrat entsteht, Zinnoxydul, aus rothem Bleisuperoxyd redueirtes Bleioxyd, bei Rothglühhitze aus Mangansuperoxyd gehildetes Manganoxyd , fein- pulvriges lockeres Eisenoxyd. Dagegen wirken nicht Kalkerde , Stourbridgethon, Thonerde. Letztere rothglühend in absoluten Alkohol getaucht färbt sich aber schwarz und oxydirt einen Theil des Alkohols. Die Schwärzung rührt nicht von Kohle her; denn sie geschieht auch, wenn anstatt des Alkohols Ammoniakflüs- sigkeit angewendet wird. Ashby vermuthet, dass ein neues Aluminiumoxyd da- bei entstehe. Auch Kobaltoxydul scheint nur sehr wenig zu wirken, Zinnoxyd und Kieselsäure wirkte nur schwach. Wolframsäure scheint im Glühen doch nur we- nig zu wirken, da sie sich nur langsam in den Dämpfen jener Flüssigkeiten abkühlt. Cadmiumoxyd erglüht zuerst über Holzgeist, wird aber bald darauf un- wirksam. Aus kohlensaurem Nickeloxydul durch Rothglühen dargestelles Nickel- oxyd wirkt nicht, aus salpetersaurem gewonnenes wirkt nur kurze Zeit. Die Untersuchung lehrt, dass im Durchschnitt die Sesquioxyde die stärkste Wirkung auf Mischungen brennbarer Dämpfe mit Luft äussern. Eisenoxydhydrat verän- dert, wenn es erhitzt und über Alkohol gebracht wird, seine Farbe ungleichmäs- sig in eine dunklere, die beim Erkalten verschwindet. Taucht man es aber heiss in Alkohol ein, so bildet sich ein dunkel schwarzes magnelisches Pulver von Fe0OEe0?. Dasselbe bewirkt Ammoniakflüssigkeit. Hieraus erklärt sich, wie das Eisenoxyd bei der Oxydation brennbarer Dämpfe wirkt. Sein Sauerstofl ist 321 das Oxydationsmittel. Er wird. ihm aus der Luft ersetzt. (Philos. magaz. Vol. X. p. 52.*) Hz. ‘A. Matthiessen, über die Bereitung der Metalle der Alka- lien und alkalischen Erden durch Electrolyse, und über die Darstellung des Strontiums und Calciums. — Wenn man nach der Methode, mit Hülfe welcher Bunsen das Magnesium isolirt hat, durch den elec- tischen Strom aus den geschmolzenen Chlorverbindungen des Baryıms, Stron- tiums, Caleinms diese Metalle abzuscheiden sucht, so sieht man eine grosse Zahl kleiner Flämmehen durch Verbrennung kleiner Theilchen des gebildeten Me- talls entstehen. Es bilden sich keine geschmolzene metallische Kügelchen. Wenn man indessen anstatt der breiten Kohlenfläche am negativen Pole einen Eisen- draht von der Dicke einer Nadel anwendet, so ‘kann man diese Metalle sowohl wie Kalium und Natrium leicht in Rugeln isoliren. Doch erheben sich die leichteren- Metalle leicht auf die Oberfläche der geschmolzenen Chloride und ver- brennen dann. Sie sind ferner schwer von dem Ueherschuss des Chlorides zu befreien. Diese Schwierigkeiten hat Matthiessen auf verschiedene Weise zu um- gehen gesucht. Zuerst schlägt er die Anwendung eines Platindrahts statt des Eisendrahts vor. Dann bildet sich jedoch eine Legirung des Metalls mit Pla- ‚lin, die allerdings durch ihr hohes specifisches Gewicht auf den Boden sinkend vor der Oxydation geschützt wird. Dann lasst er die Chloride zweier ‚Metalle zusammenschmelzen. Dadurch werden sie leichter flüssig, so dass selbst Ka- lium und Natrium aus der schmelzenden Masse sich nicht verflüchtigt. Man er- hitzi nun nur so stark, dass eine feste Decke auf der Oberfläche bleibt, unter der das Metall sich ansammelt. Endlich trennt er das Metall von den geschmol- zenen Chloriden durch einen spitzen Eisendraht, wobei eine dünne Chlorid- schicht es vor der Oxydation schützt. — Zur Darstellung des Caleiums bediente sich Matthiessen einer Mischung von zwei Aeqnivalenten Chlorcalcium und einem Aequivalent Chlorsirontium,, der eine kleine Menge Chlorammonium beigegeben war. Das Caleium ist ein hellgelbes, sehr ductiles Metall von der Härte 2—B. Spec. Gewicht = 1,56 — 1,58, Atomvolum 158. In trockner Luft oxydirt es sich langsam in der Kälte. In der Hitze verbrennt es mit sehr heller Flamme. Kaltes trocknes Chlor wirkt nur langsam darauf ein. In der Hitze verbrennt das Metall darin, wie auch in Sauerstoff, Jod-, Brom -, Schwefeldampf, mit glänzendem Licht. Mit Phosphor verbindet es sich ohne Lichterscheinung, Queck- silber bildet damit ein weisses Amalgam. , Wasser wird dadurch unter Wärme- entwickelung zersetzt. Salzsäure, Salpetersäure und Schwefelsäure verursachen eine noch heftigere Zersetzung. Concentrirte Salpetersäure wirkt erst bei Koch- hitze darauf ein. Caleium ist negativ gegen Kalium und Natrium, kann aber doch dadurch nicht redueirt werden. Deshalb ist das, was man früher für Cal- cium gehalten hat, nicht Calcium gewesen, sondern wahrscheinlich ein Gemisch von Kalium oder Natrium mit Alumininm, Silicium ete. — Das Strontium stellte Mauthiessen auf-dieselbe Weise aus einer Mischung von Chlorstrontinm mit etwas Chlorammonium dar. Es ist etwas dunkler gelb als das Calcium, leichter-oxy- dirbar, hat das spec. Gewicht 2,5 —2,6, das Atomvolum 216. Es ist electro- negativer als Caleinm, Gegen Chlor, Sauerstoff, Brom-, Jod-, Schwefeldampf und Säuren verhält es sich wie das Caleium. — Zur Darstellung des Magnesiums schlägt Matthiessen vor, nicht wasserfreies Chlormagnesium anzuwenden, dessen Darstellung Sehwierigkeiten macht, sondern eine Mischung von drei Aequivalen- ten Chlorkalium und vier Aequivalenten Chlormagnesium, die ohne Zersetzung durch Hitze von Wasser befreit werden kann. Der Mischung wird wie in den vor- herigen Fällen etwas Chlorammonium beigegeben. Das gebildete Metall ist spe- eifisch schwerer als die geschmolzene Mischung. (The quarterly joural of the chemical society Vol. VIII. p. 27, p. 107.*) Hz. L. Stenhouse, über platinirte Kohle. — Die zwei Wirkun- gen des Platins, die des Absorbirens der Gasarten und der Oxydation desselben durch den darin condensirten Sauerstoff besitzt auch die Holzkohle , doch jene in höherem, diese in geringerem Grade. Um die oxydirende Wirkung der Kohle zu erhöhen, ohne ihre Absorptionswirkung auf, Gase zu vermindern, hat Sten- 3233 house ein Product erzeugt, dass er platinirte Koble nennt, und das jene beide Eigenschaften in hohem Grade besitz. Zu dem Zwecke kocht man Kohle län- gere Zeit (10—15 Minnten) mit einer Lösung von Platinchlorid, und glüht sie in einem verschlossenen Tiegel durch. Diese Kohle leitet in Knallgas ge- bracht die Wasserbildung schnell ein, wenn sie elwa 9 Procent Platin enthält. Bei einem grösseren Gehalt explodirt das Knallgas. In die Luft ausströmendes Wasserstoffgas macht sie erglühen und das Gas entzündet sich. Aehnlich wir- ken, doch schwächer, Kohlenoxydgas, Alkohol- oder Holzgeistdampf. Alkohol wird dadurch bei Gegenwart von Luft in Essigsäure verwandelt. Diese_platinirte Kohle ist nach Sterhouse sehr anwendbar zu Luftfiltern und Respiratoren, weil sie die Luft vor dem Eindringen in die Lungen durch Oxydalion von miasma- tischen Stoffen reinigt. Auch in der Bunsenschen Koblebatterie möchte pla- tinirte Kohle vortheilhaft anwendbar sein. (T'he quarterly journal of the chemical society Vol. VIII. p. 105*) R. D. Thomson, chemische Zusammensetzung der Wasser von London während des Herbstes und Winters von 1854. — Die folgenden Tabellen enthalten die Resultate der Analysen Londoner Wasser, die vom lten September 1854 bis Anfang 1855 ausgeführt sind. Es wird durch dieselben dargethan, dass die Zusammensetzung desselben, in mancher Bezıe- hung schwankt. Tafel I. l Gallone Themsewasser enthält zur Fluthzeit in Granen | Vauxball |Hungerford on Greenwich Mechanische Unreinigkeiten 60,50 64,64 63.44 — Organische Bestandtheile 5,28 5,80 4,72 —_ Unorganische Bestandtheile 86,64 45.24 45,08 —_ Summa | 102,42 .|,115,68_ | 113,24 |. — Chlor 22,00 | 2400 | 2,0 | — Zur Ebbezeit Mechanische Unreinigkeilen 10,26 16,80 3,92 3,10 Organische Bestandtheile 4,34 8,40 7,36 19,44 Unorganische Bestandtheile 12,54 23,64 21,20 1712.54 Summa 27,14 | 48,84 | 32,08 | 95,68 Die von den verschiedenen Compagnien der Stadt zugeführten Themsewasser ent- hielten in der Gallone an Totalrackstand in Granen: |vaomten | ne] een ec |heisea | Srclart August 1854 — : = = 56,26 September - 13,37 14,42 19,04 60,17 48,18 October - — — — —_ 43,50 November - 17,40 17,92 18,97 — 41,78 December - _ — — 86,96 — März 1855 — — —_ — 23,15 Diese Verschiedenheiten sind offenbar abhängig von der verschiedenen Zusammen- setzung des Wassers an verschiedenen Stellen der Themse und zu verschiedenen Zeiten. — Die folgenden Tabellen enthalten die ausführlichern bei den Analysen des in London angewendeten Wassers gefundenen Resultate. Eine Gallone Was- ser enthält in Granen 323 gel. Ki HI Kl HI s8l Ft Big g'zT Gel — 0780 _— — 500° 0 09L‘LT 008° sI 08205 08.17 0,1'09 026° st 036‘9T Orr LL | Tps'ır |) Torist | Secaioa, |; 868‘0r. | 27003 |) eprist | DRLDT | BSEILS 19H°8T 639°07 86] sol | 2.080°E | 1026.57 31 z0BE/L,- 0887 098° : o1r'S 080% 066 L 068°T Auedwoy Auedwo) Auedıuo) | Auedwon kuedwoy Auedwo)) 09T nes Prrsaper | Kanderen | Kuedutog | Kueduoy tz edon, Suedwoy u9 TUEu] I9AI M9 TEAUJNO e9SIal x9sa]pp!W 2002 19ywue zuay a ie il nos 1349 som |-ung purig| " que 11 fi 4 N} u u I Rec ee EREESEREEEESERESEIHREEERERERREEREEEEEE Jasseyy Alapuy Jossey aswayL alıeH yeruowmy saIuesus]yoy puejsyonisdunjdwepaer ewwung wmunmeulo]) vogey Saluesuajyoy UOMEN. SaınesjoJamyaS wuıjey.lo]yJ ıjey SaunesjoJanuyoS wnıs9usewuoln‘) eısaugep aanesj9Jamyos eisgusejy Aluesua]yoN wntojed10]u9 yjey aunesıagadjes yjeyy -launespapomyos yjey ‚lainesua]yoy ajeydsoyg pun apıauoy,L “pAxouasıy aunesjasaly zueisqug ayasıurdılg aaesuajyoy aunesiojadjes 10149 aunesjaJamyas yeruomwuy wnıjey WOLIJEN] Ei eısausen aydı]sorf i aısausen ayaıjsojum Yley TogD1lsoT ey doyaısoun ajeydsoqg puu apıauoy, ‘pAxouasıq aunesjasaly zuejsqng Ayasıuedulg 394 Die Menge des Ammoniaks in den verschiedenen Wassern fand Thomson durch sorgfältigere besondere Versuche wie folgt: |St. Tho- Soulhwark und Vanxhall Wasser und 130.Nov.'22.Dee.| 5. Jan. !17.März Quelle St. Thomas Quelle 1854 | 1854 | 1855 | 1855 |. _ 17.März 1855 Amoniak(N-H3)gehalı in 50 Gallonen : durch Schwefelsäure bestimmt 10,184) 14,884 Ebenso durch Verdampfüng als schwe- felsaures Salz bestimmt -- — — Fa 9,111|41,717 2,575| 11,874 Ammoniakgehalt in der Gallone durch eine Säure bestimmt 0,203) 0,298] 0,169] 0,042] 0,234 Ebenso durch Verdampfung als schwe- felsaures Salz bestimmt — — — |0,0515} 0,2375 Kohlensanres Ammoniak p. Gallone 0,573| 0,850) 0,477| 0,119! 0,661 Lambeth Water Company: Ammoniak p. 10 Gallonen 0,2290| . — Er = Fr - p- 1 Gallone 0,0229) — —_ — — Kohlensaures Anm:cnick pp. Gallere 0,0640) — = = >= Endlich hat Thomson die Wirksamkeit des Clark’schen Processes dem Wasser seine Härte zu nehmen durch Untersuchung des dem Process unterworfenen uni des dadurch weich gemachten Wassers nachgewiesen. Die Analysen haben fol- gende Zahlen ergeben. Watfortwasser Plumsteadwasser hart weich hart weich Organische Substanz 1,400 1,420 2,720 2,300 Kieselsäure 0,480 0,580 0,720 . 0,720 Thonerde und Phospalte 0,240 0,120 0,340 0,280 Kohlensaure Kalkerde 14,181 0,520 11,406 0,400 Kohlensaure Talkerde 0,870 0,390 1,450 0,400 Schwefelsaure Kalkerde 1,887 0,500 3,864 8,976 Salpetersaure Kalkerde 1,521 1,580 — .— Schwefelsaures Kali 0 69 0,569 0,284 0,284 Schwefelsaures Natron — — 1.235 1,445 Chlornatrium 1,153 1,548 2,558 3,054 Summa 22,251 15327 80,577 18,359 Verdampfungsrückstand 22,400 8,030 30,900 18,28 (The quarterly journal of the chemical society Vol. VIll. p. 97.) A. H. Church, über die freiwillige Zersetzung gewis- ser Sulphometihylate. — Eine in einem lose verschlossenen Glasge- fäss 22 Monate dem diffusen Tageslicht ausgeselzte Mischung von melhylschwe- felsaurem Kalk und Baryt fand Church vollkommen zersetzt in eine oben auf- befindliche gelbliche Flüssigkeit von unangenehmem Geruch und sanrer Reaction und eine den Boden der Flasche einnehmende weisse, scheinbar amorphe feste pulverige Masse, auf der eine krystallisirte sich befand, von der eine grosse Masse dem Lichte zugeneigte Krystalle emporsteigen. Diese Krystalle waren farblos und durchsichtig. Härte über 1,5, Spec. Gew. 2,21 — 2,325. Sie be- standen aus S0O3CaA0+2H0, waren also Gyps. Das darunter befindliche Pulver erwies sich als schwefelsaurer Baryt, der mit schwefelsaurem Kalk hier und da gemengt war. Die gelbe Flüssigkeit reagirte stark sauer, enthielt freie Schwe- 325 Be felsäure, die durch kohlensauren Baryt abgeschieden ‘werden konnte. Die vom sehwefelsauren Baryt abgeschiedene neutrale Flüssigkeit wurde nun destillirt. Es ging ein schwach aromatisch riechendes Wasser über, und der Rückstand in der Retorte erstarrte beim Erkalten zu einer Masse farbloser Krystalle. Diese bestanden aus SO?Ba0+S0302H30-+2H0. Sie verloren bei 1000C das Kıy- stallwasser, waren in Wasser leicht löslich und die concentrirte Lösung der- selben konnte selbst durch anhaltendes Kochen nicht zersetzt werden, eben so wenig als das Salz selbst durch anhaltendes Erhitzen bis 1000C. Dieses Salz hat also andere Eigenschaften, als die methylschwefelsaure Baryterde. Es ist damit nur isomer. Church nennt es vorläufig Amethylschwefelsaure Baryterde. Er hält es für eine dem Salze correspondirende Verbindung, welches Gerhardt durch widerholentliches Kochen und Sätligen einer concentrirten Lösung von äthylschwefelsaurer Baryterde erhielt und das auch durch Sättigen der zur Dar- stellung des ölbildenden Gases benutzten Mischung von vier Volumen Schwefel- säure und einem Volumen Alkohol dargestellt werden kann. (Philos. magaz. Vol. X. p. 40.*) Schlossberger, Beiträge zur chemischen Kenntniss des Foetuslebens. — Schlossb. nahm das Material von 6, 10, 20 Wochen alten Kubembryonen. Er untersuchte: 1) die Uterinmilch, das Secret der Drü- sen an der Innenfläche des zweihörnigen Uterus, in derenVerliefungen sich die Gefässzellen senken, die bei den Wiederkäuern statt der Placenta fungiren. Das Secret ist dem Chylus ähnlich, es enthält kein Fibrin und wird an der Luft in Folge der Wasserverdunstung trüb und mit Wasserzusatz flockig, enthält Ele- menlarzellen, Feit- und Molekularkörner. Die darin enthaltenen rundlichen oder polygonalen Zellen zeigen auf Essigsäurezusalz einen oder mehrere Kerne. Es war geruchlos reagirte sauer und enthielt Eiweiss, es was zuckerfrei und ent- wickelle, mit Schwefelsäure erwärmt, den Geruch nach Bulteressigsäure. Die Asche enthielt: Phosphorsäure, Alkalien, Kalk, Chlor und Eisenoxyd. Arsen Wasser 88,07 Fett 1,59 nalySe: Fester Rückst. 11,93 Fester Rückst. ! Asche 0,71 100,00 Eiweis pp 9,63 11,93 Das Colostrum und meist die Milch, nehmen an Wassergahali ab, an Fett zu, und tritt bei ihnen noch zum Albumin das Casein. Reich ist die Foetusnahrung an plastischen Stoffen (Albumen), arm an Respiralionsstoffen. 2) Weiter wurde die schleimige klare, gelbliche, fadenziehende Substanz untersucht, die den Foetusmagen anfüllt. Kochen fällte nichts, Essigsäure dagegen einen gallertartigen Körper. Sublimat und Alaun gaben keinen, Gerbsäure einen reichlichen Niederschlag. Eben so fällle Alko- hol den Schleimstoff aus und die Substanz verlor ‘dann die fadenziehende Ei- genschaft. Analyse: Wasser 98,60 Schleimstoff 0,44 Salze 0,96 Durch Gerbsäure fällbar 0,10 100,00 Der Foetusmagen (20 wöch. Foetus) zeigt schon die merkwürdige Eigenschaft die Milch zum Gerinnen zu bringen. Der Schleim des Dünndarms war gelb und gab die Reaction des Biliphäins. Die Amnionflüssigkeit (1025 spec. Gew.) enthielt keinen Schleimstoff, war reich an Albumin, aber nicht fadenziehend. -Gerann nicht durch Labmagen. — Kochen und Essigsäure, so wie Alkohol brachten keinen, wohl aber Chlorcalcium , Bleiessig und Galläpfeltinktur einen bedeulen- den Niederschlag hervor (Spec. Gew.: 1011, 1012, 1014, 1025). 22 Die Analyse ergab: Foelus von: 10 Wochen 20 Wochen 4 Wochen 6 Wochen Wasser: 98,93 98,86 98,84 96,38 Org. Substanz: 0,14 0,18 > rg 2,93 Salze: 0,93 0,96 { 0,69 100,00 100,00 10000 Der Wassergehalt der Theile des Foetus ergab sich, wie folgt: b. Foet.4W. b.Foel.6W. b. Foet.20W. Gehirn 91,7 Herzmuskel 88,2 89,9 89,07 Andere Muskeln 97,4 92,0 87,14 Lunge 90,0 89,9 86,01 Bulbus oculi 90,1 83,4 Leber 83,41 Milz 81,32 Gland. Thymus 83,74 Das Blut enthielt zwischen 82,8— 80,65 0, die Galle 86,55%, Wasser. Das Blut des 20 Wochen alten Foetus enthielt kein Fibrin, 0,20/9 Fett. u. Liebig, Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 9. S. 67 — 76. Oryctogno tische Arten Glottalit sie. and Zeuxit. — (Wöhler H. K. R. P. Grey, über zwei zweifelhafte bri- Die erste dieser beiden Species ist von dem verstorbenen Dr. Thomson theils als derbe Massen theils als Krystalle beschrieben worden. probe dieser Mineralien gesehen hat, Edingtonit, letztere Chabasit. Erstere sind nach Grey, der die Original- Hiefür spricht z. B. auch der Wassergehalt der Krystalle, der wie beim Chabasit Den Zeuxit hält Grey für Turmalin oder nach Thomson 21,25 Proct beträgt. Schörl. Zum Beweise stellt er die Analysen des Zeuxit von Thomson mit den Turmalinanalysen von Gmelin und Leplay zusammen: Zeuxit Turmalin Th Gmelin v.| Leplay v. | Gmelin v. | Gmelin v. omSON | Fihenstock| M. Rosa | Grönlaud | Devonshire Kieselsäure 33,48 83,05 44,10 88,79 35,20 Thonerde 31,85 38,23 26,3 87,19 35,50 Eisenoxydul 26,01 23,86 11,96 5,81 17,86 Kalkerde 2,45 0,85 0,50 = 0,55 Talkerde == = 6,97 5,86 1,13 Natron —— 3,17 —_ 8,13 2,09 Kali == == 2,32 0,22 _ Borsäure —_ 1,89 5,72 3,63 _ Wasser 5,28 = 0,60 1,86 = 99,07 101,05 98,46 96,48 92,33 Spec. Gew. 3,05 3,03 3,14 3,06 3,24 Allerdings hat Thomson keine Borsäure angegeben, allein er hat sicher nicht da- nach gesucht. Dagegen ist es werth bemerkt zu werden, dass er in dem Was ser des Zeuxit Spuren von Chlorwasserstoffsäure beobachtet hat. (Philoso- phical magazine Vol. X. p. 118.) Heddle, Analyse des Lunnit von Cornwall. ral besteht aus zusammengehäuften kleinen Kugeln von strahliger Sructur. Dieses Mine- Spec. Gew. 4,25. Die Zusammensetzung ist Kupferoxyd 68,13 Phosphorsäure 22,73 Wasser 8,51 Kieselsäure 0,48 99,85 Die Kieselsäure war mechanisch beigemischt, (Ibid, p. 39.) 327 R. P. Grey, Beschreibung einer neuen Meteoreisenmasse von Chili. — Diese Meteoreisenmasse wog mehr als 17 Pfund, besass eine unregelmässige und becherarlige Gestalt. Nach aussen war sie mit schmalen eckigen und muscheligen Zeichnungen bedeckt. Sie ist von Greenwood in der. Wüste von Tarapaca, 80 Meilen nordöstlich von Talkahuaxo und 46 Meilen vou Hemalga gefunden worden. Die Analyse von G. Darlington gab folgende I II Eisen 93,41 93,48 Nickel 4,62 4,56 Kobalt _ 0,36 0,37 Magnesia 0,20 0,18 Phosphorverbindung. 1,21 1,26 Chrom Spur Spur 99,80 99,85 Ob dies Meteoreisen Schreibersit enthält, hat noch nicht eımittelt werden kön- nen. Das -specifische Gewicht ist etwa 6,5. Es ist ungewöhnlich weich, und zeigt keine deutlichen Widmannstättschen Figuren. Im Bruch beobachtete man Höhlungen, in denen sich reines Blei befand. Ausserdem fanden sich noch zwei andere Substanzen in einigen der Höhlungen, die Dr. Heddle zu ana- lysiren unternommen hat, wovon die eine sehr hart, grauschwarz, halbmetallisch, die andere gelbbraun , in Säuren unlöslich und von erdiger Textur ist. (Jbi- dem p. 12.*) 5 R. P. Grey, Fall einer grossen Meteoreisenmasse bei Corrientes in Süd-Amerika. — Grey theilt die Beschreibung eines Meteoreisenfalls mit, die einem Briefe eines Herrn H. E. Symonds entnommen ist. Die Masse fiel in schräger Richtung, etwa einen Winkel von 60° gegen die Erdoberfläche bildend von Osten nach Westen. Sein Licht war über alle Be- schreibung intensiv. Es erschien als eine in die Länge gezogene feurige Kugel, die einen Feuerstreifen hinter sich zog, der in ihrer nächsten Nähe höchst in- tensiv. leuchtete, aber an Helligkeit mit der Enifernung davon abnahm. Das dadurch. hervorgebrachte Getüse war unausgeset2t äusserst gewaltig und fürch- terlich, aber verschieden von Donner oder anderem Getöse. Die Almosphäre war anfangs von der Meteoreisenmasse gegen den Beobachter hin zurückgetrieben, Später entstand ein kurzer Wirbelwind. Es schien den Beobachtern, als wenn sie einen heftigen electrischen Schlag erhielten. Die Masse fiel eiwa 400 Yards von denselben nieder. Die Hitze derselben erlaubte nicht, sich ihr auf ge- ringere Entfernung als 10 oder 12 Yards zu nähern. Sie schien tief in die Erde eingebeltet, die durch ihre Hitze förmlich wallte. Der über der Erde befindliche Theil schien etwa einen Kubikyard einzunehmen und ziemlich sphä- rische Gestalt zu besitzen. Die Masse war äusserst glühend und leuchtend. (Ibidem p. 14.) Hz. Boedeker, chemisch-mineralogische Notizen zur Kennt- niss niederrheinischer Mineralien. — 1) Vanadin und Titan- gehalt in niederrheinischen Eisenerzen. — Aderholdt fand in der Asche von Lycopodium Chamaecyparissus, eine wenn auch nur geringe doch un- verkennbare Quantität von Titansäure, welche Thatsache durch sorgfältige Wıe- derholungen der Untersuchung mit geprüpften reinen Reagentien bestätigt wurde. Um die Quelle dieses Titangehaltes zu finden, liess B. mehrfach die thonigen Sphärosiderate von der linken Rheinseite untersuchen, die sich mit jener Pflanze an und auf den Bergen über Kessenich und Friesdorf bei Bonn häufig finden; Stücke vom Venusberg über Poppelsdorf, von den Kessenicher und Friesdorfer Bergen verhielten sich hierbei gleich, d. h. sie enthielten alle Titan und Vana- din; letzteres wurde gerade in solchen Stücken gefunden, die mit einer starken Verwitterungsrinde bekleidet waren. — 2) Zusammensetzung des Phos- phorit im Siebengebirge. Er ist von Krantz im Trachytconglomerat am Schwarz- erdenkopf entdeckt. Kieselsäure 3,50, Kalk 47,5, Phosphorsäure 37,33, Thon- erde 3,28,- Magnesia 2,7, Kohlensäure 2,2, Wasser 1,65, =98,16. Stellt man 398 diese Bestandtheile in. Verbindungen zusammen, so lässt sich die Due pansn: selzung auch in folgender Weise darstellen: a6a0 ED! neh ers Alle 0.0 2 = am 3MgO. sioa | NEN, er. ne 4,12. aossio | AI? = al 5,60. Wasser = 1,65 98,81 Die Kieselsäure existirt darin in der löslichen Modification. Fluor ist gänzlich abwesend. Die Probe auf Chlor ‘ist so äusserst schwach opalisirend, dass man das Mineral auch für Chlorfrei erklären kann. In rein ausgesehlagenen Stücken fand sich kein Eisen. — 3) Vorkommen von Selen im Kupferphos- phat von Rheinbreitenbach. — In der Kupferblühte von Rheinbreiten- bach ist schon von Kersten (Pogg. Ann. XLVI. 280.) ein Gehalt von Selen beob- achtet. Bei der von B. wiederholten Prüfung dieser Angabe fand er in vielen Stücken kein Selen. Erst später fand er hier und da in einzelnen Partien, in denen das Auge jedoch nichts besonderes vorher wahrnehmen konnte, einen sehr schwachen Selengehalt. Triebe-Gehr fand jedoch beim Erhitzen eines kleinen Stückchens des dunkelgrünen Pseudomalachits von Rheinbreitenbach einen star- ken Selengeruch und einen deutlich rothen Ring von Selen im Probirgläschen. Bei wiederholter Prüfung zeigte sich auch hier, dass das Selen nur sporadisch in Kupferphosphat enthalten ist und nicht zur eigentlichen Zusammensetzung ge- hört... Da die Untersuchung des Pseudomalachits weder Blei noch Quecksilber zu erkennen gab, sondern ausser Spuren von Eisen und Kalk, an Metallen nur Kupfer, so durfte man wohl annehmen, dass das Selen hier als Selenkupfer eingesprengt ist. Vielleicht gelingt bei aufmerksamer Durchmusterung grösserer Partien die Auffindung des isolirten Selenkupfers. (Verh. d. naturf. Ver. d. preuss. Rheinl. u. Westph. XII. 107.) W. B. C. F. Naumann. über die Tetartoödrie im Tesseralsyste- me. — Schon Mohs hat diese Tetartoedrie als möglich, dann aber vor Kur- zem Rammelsberg in der Wirklichkeit nachgewiesen. Sie besteht bekanntlich darin, dass an den meist vorwaltend hexaödrischen Krystallen des chlorsauren Natrons als untergeordnete Formen sowohl Tetrae&der und Pentagondodekaeder zugleich ausgebildet vorkommen. Dieses simultane Auftrelen zweier Formen, zwischen welchen man bisher überall eine so entschiedene Disjunctive erkannt halle, dass man sie mit Recht aus zweierlei ganz verschiedenen Gesetzen der Formbildung erklären zu müssen glaubte: diese Coexistenz des Tetraöders und Pen- tagondodekaäders an ein und demselben Individuum musste auf den ersten Anblick frappiren und an der Richtigkeit der Folgerungen über die Unvereinbarkeit der beiderlei Arten der Hemiödrie Zweifel erregen. Aber diese Folgerungen stehen unerschülterlich fest, denn als hemiödrische Formen wird man jene beiden nie- mals an einem Krystalle beobachten und wo sie zugleich vorkommen: wie am chlorsauren Natron, da sind sie als telardoödrische gegeben. Es ist nämlich eine nolhwendige Consequenz der von Mohs am Hexakisoctaäder beschriebenen Tetartoödrie, dass solche gleichzeitig das Octaöder zum Pentagondodekaeder umgestaltet, die beide von den gleichnamigen Hemiedrien wesentlich abweichen und auch den Gegensatz von rechts und links zur Verwirklichung bringen. Nach Marbach besitzen die Krystalle des chlorsauren Natrons diese Enantiomorphie wirklich, sie sind geometrisch und auch physikalisch als rechts und links gebil- dete verschieden, indem sie die Erscheinungen der Cirkularpolarisation auf äbn- liche Weise wie die rechts- und linksgebildeten Quarzkrystalle zeigen. Am leich- testen erkennt man die Wirkungen dieser Tetartoödrie, wenn man sie als eine nach den vier abwechselnden Raumoctanten wiederholte Hemiedrie der parallel- Nlächig-semitesseralen Formen in das Auge fast, dabei von den Dyakisdodekae- et 329 dern ausgeht, und auch die übrigen sechs Formen auf solche zurückführt ; man erhält dann folgende Resultate: 1) die Dyakisdodekaeder verwandeln sich in tetraödrische Pentagondodekaeder ; 2) die Ikositetraöder verwandeln sich in Trigondodekaäder, welche zwar in ihrer Form mit den gleichnamigen hemiedrischen Gestalten übereinstimmen, in ihrem Wesen aber von ihnen abweichen; 3) die Triakisoctaäder verwandeln sich in Deltoiddodekaäder, von welchen dasselbe gilt, wie von den Trigondodekaedern ; 4) die Pentagondodekaöder bleiben scheinbar unverändert, obwohl sie eigent- lich nur mit ihren halben Flächen ausgebildet sind ; 5) das Rhombendodekaeder verhält sich wie das Pentagondodekaeder ; 6) das Octaäder verwandelt sich in das Tetraöder, und 7) das Hexaöder bleibt scheinbar unverändert, Die Richtigkeit dieser Folgerungen wird dadurch bewiesen, dass die mOn 4 Formeln, welche zur Berechnung des tetraödrischen Pentagondodekaeders dienen, uns für na=m die Formeln des Trigondodekaeders, für a=1 die Formeln des Deltoiddodekaeders, für m—=&% die Formeln des Pentagondodekaöders, fürrm =» und n=]| die Formeln des Rhombendodekaäders, fürm=n=]1 die Formeln des Tetraöders, und firm=n=& die Formeln des Hexaöders liefern. Es wird also durch diese Tetarto@ädrie, welche, mit Ausnahme des Rbombendodekadders und Hexaeders, alle holoedrischen Formen umgestaltet, ein Inbegriff von parallelflächigen und geneigiflächigen Formen erzeugt, in welchem das Tetra&der und das Pentagondodekae@der, diese beiden gewöhnlichsten hemie- drischen, und als solche schlechthin unvereinharen Formen, abermals, und zwar als ein paar nolhwendig zusammengehörige tetarto@drische Gestalten zum Vor- schein kommen. (Poggendff. Ann. XCV. 465 — 468.) Geologie. A. de la Marmora, geologische Karte von Sardinien. — Nachdem der Verf. im Jahre 1845 eine auf vierzehnjähriger Arbeit ruhende topographische Karte dieser Insel veröffentlicht, nahm er die schon früher begonnenen Untersuchungen über den geologischen Bau des verzeichne- ten Landes mit erneutem Eifer auf, welche indessen durch die politischen Ereig- nisse der Jahre 1848 und 1849 eine Unterbrechung erlitten. Bei Ausführung der Rarte hat sich der Verf. desselben Maassstabes bedient, wie Dufrenoy und Elie de Beaumont für die geologische Karte von Frankreich, sowie fast durch- gängig derselben Farben. Durch die wichtigsten Puncle wurden 13 Linien ge- legt und danach Durchschnittszeichnungen angefertigt. Zwei grosse Blätter sol- len zur Darstellung der wichtigsten Eruptionserscheinungen dienen. Eines davon wurde der geologischen Gesellschaft von Frankreich vorgelegt und zeigte die basaltischen und neuern vulcanischen Ausbrüche ähnlich denen in der Auvergne, Ein besonderes Blatt giebt eine specielle Darstellung des westlichen Mittelmeer- bassins mit der Insel Sardinien als Mittelpnnet, die Ausdehnung dieses Meeres zur Zeit, da sich die quaternären Sandsteine und Sande ablagerten, mit 37 Durchschnitten. Hieran schliesst sich eine Ansicht des Felsens von. Gibraltar, an dem man eine solche Ablagerung und im Kalkfelsen eine horizontale Furche bemerkt, 10 Meter über den gegenwärtigen Meeresspiegel, ähnlich wie in Mo- rea und anderwärts. Von den 37 Durchschnitten durch die quaternären Sand- steine sind 3 ausserhalb der Meerenge von Gibraltar genommen (Tarifa, Santi - Petri und Cadix), welche zeigen, dass diese Ablagerungen jünger sind als der Durchbruch jener Meerenge. Auf derselben Tafel .befindet sich eine Gesammt- aussicht der Hügel von Cagliari um die Erscheinung eines gehobenen Strandes mit Trümmern von Töpferwaaren zu zeigen. Die Muscheln und diese Reste finden sieh in horizontalen Bänken und fast am Meeresspiegel, während am Cap St. Elias und-am Mont de la Pace bei Cagliari dieselben 60 Meter gehoben sind. 330 Zwei andere Blätter geben in 10 Figuren die Inseln Corsica ‘und Sardinien in ihren wichtigsten geologischen Phasen von der Silurzeit an. Die Richtung der Granitausbrüche läuft vom NO, Corsica’s bis zum SW. Sardiniens: N. 5° (od. 70) 0, so dass sie sich der Hebungslinie im Norden von!England nähert. Aus den Silurschiefern und Quarzadern derselben bildete sich ein Grauwacke, welche von Steinkohlenformation überlagert wird. Unterer und mittlerer Oolith lagerte sich in der Hebungsrichtung des Granits ab. Die östlichen und westlichen Grenzen Sardiniens nach der Jurazeit waren. nahezu dieselben, die noch jetzt bestehen, was daraus erhellt, dass man wohl in Osten und im Westen nicht aber im In- nern grosse Massen Kreidekalks mit Nerineen und Hippuriten findet. Dieselben sind in Osten an der Basis dolomitisch, während der Westen keine Spur davon zeigt. Auch ist bemerkenswerth, dass die jüngsten Schichten des obern Oolith magnesiahaltig sind, wogegen eben die untern Lagen des unmittelbar darüber folgenden Systemes dolomitisch sind. Nummuliten- und Milliolitenschichten ha- ben ihren Platz in Bassins,, gebildet durch eine Bewegung des Bodens im We- sten der Insel, in der Richtung O—W. Dieser Bewegung folgte bald eine an- dere in daranf senkrechter Richtung: das systeme sardo-corse par excellence, nach der Nummulitenbildung, eine Folge des Auftretens des Serpentins. In Sar- dinien haben die Dioritgesteine längs dieser Linie die Granite gehoben und ver- treten hier die Stelle des Serpenlins. Im Westen der grossen Granitkelte Sar- diniens aber bildete sich eine grosse Senkung in Folge der Erhebung der cen- tralen Granitmasse, und gerade nach dieser Depression, immer im Sinne N—S., ergossen sich auf dieser Seite der Insel die grossen Trachytmassen. Mitten aus den alten Trachyten stiegen auf alten Spaltlinien N—S. und NNO. — SSW. amphibolische und phonolithische Trachyte auf, gerade zur Zeit, als die grosse frühere Trachytmasse sich öffnete und dem Subappeninenmeere Zutritt in sein Inneres gestallele, fortschreitend von Nord nach Süd. In Corsica und NSardi- nien sind die subappeninen Fossilien noch mit einigen meerischen Arten der Mio- cänperiode vermengt. Je weiter man aber den Tertiärschichten gegen Süden folgt, um so mehr verschwinden die Reste der miltlern Tertiärformation und weichen denen des obern Subappeninsystems. Figur 8 zeigt, dass die Basalte den Raum einnehmen, welcher demjenigen correspondirt, den, nach Fig. 7, das Subappeninenmeer einnimmt. Im Osten ruhen die Basalte von Orosei gleich- mässig auf dem horizontalen Subappeninenlager. Nur bei Dorgali und Bavi ha- ben sie sich über den Kreidekalk oder Granit ergossen, steis jedoch an Orten, welche einst von den Wogen jenes Oceans überdeckt waren, oder wenigstens nahe dem Ufer. Die Basaltergüsse scheinen fast sämmilich untermeerische ge- wesen zu sein. Im Innern Sardiniens sieht man zur Quaternärzeit eine Beihe kleiner, erloschener Vulcane, nach der Dislocation der Basalte, ähnlich wie in der Auvergne gebildet. Nach der Zerstücklung des Basaltes folgten zwei Bewe- gungen des Bodens, die eine in der Richtung O. 160 S., die andere in der Richtung N. 200 O., der Erhebung des Tänarus entsprechend, zeigt sich uur im Westen der Insel. Hiermit scheint in Verbindung zu stehen die Anhäufung von Knochen in den Spalten des Mont Reale bei Cagliari, und wieder mit der- selben der Absatz rolher, ockriger Erde, welche rings um das Mittelmeer und auf seinen Inseln sich findet, dem qualernären Sandstein aufgelagert, der letzte Niederschlag aus dem Meere vor der jetzigen Periode. Von plutonischen Gesteinen finden sıch auch rothe Quarzporphyre in zwei Reihengliedern mit der miltlern Richtung NNO. — SSW. oder NO.— SW. (Bull. Soc. geol. XII. I1— I7,) Marcou, Kreideformation in den Rocky Mountains, — Im Thale des Rio Grande del Norte finden sich horizontale Lagen, die sich also erst nach der Hanptdislocation der Felsensebirge abgesetzt haben und Kreide- fossilien einschliessen. Diese beweisen, dass die weissen Sandsleine und grauen Thone die Aequivalente der weissen Kreide in Europa sind. Bis daher hatte man in Amerika noch keine Aequivalente des ‚‚green sand‘ und ‚‚marly chalk‘* gekannt. Die Kreideformalion Amerikas besteht demnach aus vier Haupigruppen, gleich wie die Europas. Die Fossilien in dieser weissen Kreide sind Bruch- stücke von Ammoniten, ferner Scaphiten, Inoceramen und Piychodus-Zähne. Die: 831 Arbeit Fr. Römers über die Geologie von Texas und auch über die Kreidebil- dung in diesem Lande waren M. noch unbekannt. (Ebd. S. 32.) Der plastische Thon aus den Umgebungen von Paris. — Ueber die Stellung desselben waren von Hebert neue Untersuchungen der geolo- gischen Gesellschaft von Frankreich mitgelheilt, worin nachgewiesen war, dass die erste Ansicht darüber, von den Verfassern der Mineralogie geographique des environs de Paris bereits 1808 aufgestellt, die richtige sei. An die Forschung über die Schichtenstellung dieser Thone reiht Hebert einige Betrachtungen über ihren Ursprung. Hiergegen tritt nun Omalius d’Halloy auf. Er lege geringen Werth auf solche Fragen, da er sie als den Roman der Wissenschaft ansehe. Dennoch müsse er sich hierauf einlassen, da Hebert mit Anspielung auf die von ihm (0.) aufgestellte Lehre von den Ergüssen (theorie des Ejaculations) erklärt habe, den Ausdruck einer Geyserablagerung (depöt geyserien) zurücknehmen zu wollen. Omalius streitet dagegen, dass (abgesehen davon, dass man sogar bei Basalten und ähnlichen Gesteinen an Gebilde denke, welche durch Transport durch Gewässer entstanden) Ablagerungen als durch Gewässer zusammen ge- schwemmt betrachtet werden könnten, wenn sie eine so grosse Homogeneilät zeigen, wie jene Thone. Wenn man in der gegenwärtigen Periode nach Aehn- lichem suchen wolle, so müsste man sich der Tuffe erinnern, der Absätze aus Mineral- und Thermalquellen. Es habe ja wohl eine Zeit geben können, wo die Wirkungen derselben bei Weitem kräftiger gewesen seien. Wenn man die heissen Quellen als Folge einer innern Erdwärme annehme, durch welche letz- tere der feurige Fluss des jetzigen Erdkernes sich über den ganzen Erdkörper erstreckt habe, so müsse mit der Abnahme der Temperatur auch ein Schwä- cherwerden in den Kraftäusserungen der Thermen Statt gefunden haben. Wenn man von einer andern Seile zugebe, dass Trachyte und Porphyre in breiigem oder Nüssigen Zustande aus der Tiefe hervorgetrieben seien, so wäre doch wohl kein Grund dagegen zu erheben, dass ähnliche Kräfte auch staubförmige Massen herausdrängen konnten. Dies scheint eine sehr einfache Annahme, da man wisse, dass der Cohäsionsgrad eines Stoffes oft an geringfügigen Umständen hängt, wozu die Beobachtung komme, dass die Einwirkung eines Gases oder sogar nur des warmen Wassers ein sehr festes Gestein in Staubmassen zu verwandeln ver- möge. Auch sehe man oft in ein und derselben Schicht feste und lockere Par- tien. Ueberdies zeigten die heutigen Vulcane Auswürfe gasiger, flüssiger und pulveriger Stoffe zu gleicher Zeit. Wenn er die Lehre von der Auswerfung von Massen in pulverförmigen oder körnig-niedergeschlagenem Zustande aufrecht er- halte, so glaube er doch an einen derarligen Ursprung für alle beweglichen Massen, denen man ihn möglicherweise zuschreiben könne; vielmehr möchten wohl die meisten als Gase entwickelt sein, da solche, wie die Kieselfluorwas- serstoffsäure, vermöge chemischer Einwirkungen, feste Körper niederschlagen können, oder, wie die Kohlensäure, den Gewässern die Fähigkeit verleihen, Stoffe aufzulösen, welche sich bei der Berührung mit der Luft wieder abscheiden. Mit- telst dieser ‚‚Ejaculationstheorie‘* könne man die Bildung von Absätzen mit wässerigem Ursprunge leichter erklären, als mittelst einer ausschliesslichen Al- luvialtheorie. — Wenn man die Gesteine in zwei Reihen trenne, je nachdem sie Absätze aus Wasser oder in feurigem Flusse aus dem Innern hervorgetrie- bene Massen seien, so bleibe eine weite Lücke, da man die Ausfüllungsmassen vieler Adern und Gänge nicht unterzuordnen vermöge, indem dieselben weder augenscheinlich aus der Tiefe glühendflüssig aufgedrungen, noch, gleich den ge- schichteten Gesteinen, in grossen Wassern gebildet seien. Für diese habe Du- mont die besondere Abtheilung der Geysergesteine (terrains geyseriens cf. V.404) aufgestellt, als für Erzeugnisse mineralischer und warmer Quellen, wie Absätze der kleinen Geyser Islands. Diese Bezeichnung biete einen Vortheil gegen die der Gangmassen, da auch die Eruptivgesteine dergleichen bilden. Dagegen bringe sie den Nachtheil, dass man überall an Absätze aus Quellen denken könne, wäh- rend doch viele solche Gangmassen auf trocknem Wege entstanden sein mögen, d. h. durch Sublimation, wie man es bei den Vulcanen und den Schornsteinen der Hochöfen findet. Ferner könnte man unter diesem Namen alle Gesteine 339 verstehen, welche gleich den der Geyser gebildet seien, also alle, welche durch Quellen aus dem Erdinnern herzugeführt seien. Auch müsste man, wenn alle auf diese Weise herbeigebrachten Massen in den Gängspalten hälten concentrirt bleiben sollen, annehmen, dass die Kräfte, welche den Transport dieser Massen bestimmten, stets in genauem Verhältniss mit dem Fassungsgehalte der Spalten hätten stehen müssen. Im Gegentheil hätte sich wohl der grösste Theil dieser Massen ausserhalb jener ausbreiten, mit den Gewässern mengen und in Lagern absetzen müssen, welche bald nur aus denselben, bald aus ihren Vermengun- gen mit, den bereits im Wasser aufgeschwemmten bestehen, so dass alsdann viele geschichtele Lagen als die Fortsetzung von Gangmassen anzusehen seien, wie man es bei der Ueberlagerung durch Basalt kennt. Die grosse Verschie- denheit zwischen krystallinischen Gangausfüllungen und geschichtelen Lagern, während eine solche für die ähnlichen Basaltgebilde nicht vorhanden, sei eine nothwendige. Eines Theils müsste die Zusammensetzung der gechichteten Ge- steine eine andere sein können, als die der Massen, welche nach dem Ausfluss jener aus den Gängen diese wieder nachfüllten, andern Theils fände man aber auch metallische Massen , gleichwie in den Gängen, in geschichteten Massen, wie im Kupferschiefer Thüringens, im Bleikalksteine der Sierra de Ronda. Hiergegen wendete der Marquis de Roy Folgendes ein. Wenngleich das Bestehen von Schlammvulcanen daräuf führen könne, gewissen Thonen einen Ur- sprung unmittelbar durch Austreibung aus dem Erdinnern zuzuschreiben, so müsse man doch nach den von Delesse angestellten Versuchen so starke und so häufige Ausbrüche bezweifeln, als zur Erzeugung so bedeutender Massen nolh- wendig anzunehmen seien. Wenn auch etwa vorausgeselzie Gegenwart von Säu- ren, die doch nur in unbedeutenıen Spuren vorhänden sein könnten, die Ein- wirkung der Wasserdämpfe verstärken könnten, obschon eine solche Einwirkung nach jenen Versuchen auf die Thonerdesilicate selbst bei sehr hoher Tempera- tur nicht Statt finde: so sei doch eine Erklärung über den Ursprung der Thone vorzuziehen, welche sich auf noch fortwährend vor Augen liegende Vorgänge stütze. Die oberflächliche Zersetzung der Feldspathe musste bei hoher Tempe- ratur und mit Dünsten geschwängerter Luft eine viel raschere sein. Wenn der Pisolithenkalk älter ist als der plastische Thon, so war die weisse Kreide tief ausgefurcht und ihre Oberfläche schon erhärtet, bevor der Transport der Pud- dingsteine begann. So kann man auch das specifische Vorkommen der Feuer- steine in der weissen Kreide im Vergleich zu dem in der untern Etage erklären. Als Beweis dienen nicht die Jaspisse in der Umgegend von Blais, welche dem- nach aus weiterer Entfernung stammen, sondern die Inoceramen und andern Fossilien der mittlern Kreide. Diese Kieselsteine wurden also hergefuhrt durch starke Strömungen in der Richtung OSO (senkrecht auf die Richtung der Erhe- bung des Monte Vıse, welche Bayle zwischen die Kreide- und Tertiär - Epoche einschaltet.) Nicht die kalkigen Theile der weissen Kreide werden stark ange- griffen, sondern unzweifelhaft das thonige Lager, welches zwischen Nemours und Montereux fast allein nur Wasser liefert, dıe chloritische Kreide mit ihren vielen Thonlagern, vielleicht selbst die mitllere, fast ganz thonige Jura-Etage. Noch jetzt liefern die französischen Flüsse, wie Rhöne und Seine, Beispiele für Verschwemmung des Thons auf weite Enifernungen. Wenn man frage, warum der Kalk zu verschwinden scheine so zeige eben dessen nur theilweises Vorhan- densein eine nicht durchgängige Gleichartigkeit des Thonlagers, sowie derselbe durch kohlensäurehaltige Wasser, selbst unmiltelbar atmosphärischen Ursprungs, ausgezogen werden könne. Eine Stütze für diese Annahme sei die Mächtigkeit des kieseligen Kalkes, welcher bei Nemours, Train, Melme u. s. w. unmiltel- bar den plastischen Thon bedeckt, woselbst bisher Fossilien nur in der obern Partie gefunden werden konnten. Wenn man endlich glauben wollte, dass die ausgespie’nen Thone durch die Strömungen herzugeführt wurden, die einen gros- sen Theil der Oberfläche bloss legten und die Kiesel brachten, welche die Pud dingsteine in allen Höhlungen der Kreide bilden, so bleibt immer noch die schwierige Frage, was aus dem übrigen Detritus wurde. Ausser der Unwahr- scheinlichkeit, dass sich die Natur nicht solcher Mittel bedient haben werde, 333 wie sie noch jetzt in Thätigkeit sind, so sei, im Falle die Ejaculation der Thone in ruhigem Wasser Statt gehabt, schwer zu erklären die Abwesenheit von Fos- silien, welche im Falle einer Bildung ‚durch Zerstörung früherer Gebilde ganz natürlich sei. Auch sei die vorgebliche Reinheit des Thones kein Beweis dafür, dass er unmittelbar als solcher ausgeworfen sei, da sich sehr plastische Thone auch in vielen angeschwemmten Massen (terrains de transport) finden, wie z.B. gegenüber von Saint-Mames 'und der Mündung Loiny in die Seine Ziegeleien mit- telst der Alluvionen betrieben würden, die wahrscheinlich vom erstgenannten Flusse herangeführt seien, obgleich der grössere Theil seines Thales in die weisse Kreide eingerissen sei. - Die Gleichmässigkeit des Thones, welche Omalius d’Halloy immer wie- der hervorhebt, anbelangend , bemerkt Constant Prevost, dass dieselbe auch für die Wealden-, Kimmeridge-, Oxford- u. a. Thone gelte, ohne dass man daher auch bei ihnen an eine Ausstossung aus dem Erdinnern denken möge. Oma- lius d’Halloy zaudert nicht, eine solche für denkbar zu halten, wenn auch diese Ablagerungen bedeutende Massen darstellen, da ja auch Greenough auf seiner neuen Karte von Indien ein Trappmassif, nicht kleiner als Frankreich, zeige. Ch. S.-C. Deville giebt die Richtigkeit der Ejaculationstheorie zu, unter andern wenigstens für die „„marnes irisees“‘, da sie Gyps und Chlornatrium einschliessen. wie sich solche in den eigentlichen Geyserbildungen finden. Wo- gegen Prevost auf die. noch fortdauernden Thonablagerungen in den Meeren hin- weist, eine Bemerkung, welcher Deshayes noch die beifügt, dass der Boden des Mittelmeeres, welcher Art auch die Küstengesteine seien, von Thon bedeckt sei. (Ebd. 36 — 45.) Köchlin-Schlumberger, über Kieselsteine mit Eindrük- ken. — Nachdem Schl. mehrmals verschiedene Lagerstätien des Vogesensand- steins besucht, ohne Steine mit Eindrücken zu finden, traf er solche im Thale von Guebwiller in ziemlicher Menge in Steinbrüchen am nördlichen Thalgehänge. Die einen dieser Steine dringen tief in die andern ein, wie deutlich zu sehen, wenn man sie trennt. Bisweilen zeigt sich der eine dem andern am Berührungs- punkte anhaftend; mitunter sind die, welche den Eindruck tragen, in verschie- dene Stücke zersprungen, und scheint es nach den sternförmigen Sprungrich- tungen, dass hierbei dieselbe Kraft (hätig war, welche die Höhlungen hervor- hrachte. Manche der eben dort vorkommenden Kieselsteine haben keine Ein- drücke, wohl aber krystallinische' Oberflächen, eine Erscheinung, auf welche be- reits Daubree in der Beschreibung zur geologischen Karte des Departement Bas- Rbin hingewiesen. Die oberflachliche Krystallisation erscheint in dreierlei Ab- stufungen: 1) Bänder vom Ansehen des Metall moire ; 2) Bedeckung durch kleine glänzende Flachen, welche gleichmässig vertheilt, von gleicher Grösse und ebenso- viele Endfläachen von Quarzkıystallen sind; 3) die Quarzkrystalle werden stärker und erreichen eine Grösse von 1—6 Millimetern. Um diese Erscheinung zu erklären, glaubt Sch. an eine starke gleichartige Pressung und Auflösung des Quarzes, durch irgend eine Ursache habe sich der Quarz leichter da aufgelöst, wo er mit den Kieselsteinen in Berührung kam und von diesen gedrückt wurde; die aus den Höhlungen hervorgetriebene Kieselmasse hätte sich auf der Aussen- seite abgelagert und die krystallinische Oberfläche geliefert. Schl. geht weiter, indem er annimmt, wenn zwei Steine sich unter sehr starkem Drucke berühr- ten, so würde sicher der härtere oder mindestens der spitzere den andern el- was beschädigt haben, indem er ein wenig von dessen Oberfläche abrieb. Diese unendlich kleine Menge abgeriebener Masse babe dem Lösungsmittel einen leich- tern Angriff verslaltet, und so habe sich in gehöriger Art das Ganze ausbilden können. — An den vorgelegten Stücken bemerkte Boubee, dass die einen aus Sandsteinen, die andern aus Quarzit bestehen, jene aber stärkere Eindrücke zei- gen. Er meint, die Sandsteine seien mit Kalk imprägnirt gewesen und durch dessen Auflösung für einen Eindruck mehr aufgelockert worden. Hebert sagt, dass die vorgezeigten Exemplare auf eine Erweichung durch Hıtze schliessen las- sen (?) (Ebd. 87 — 89.) ra Geologische Literatur: A. Burat, de la houille. Traite theorigne et pra- tique des combustibles mineraux. Paris. — J. Cornuel, Notice sur la cause des mouvements de rotation et de translation de la terre et des aulres planetes, sur divers autres pbenomenes auxquelles elle donne lieu, et sur ses effets pen- dant les revolutions de la surface de certains corps planeläres. Paris. — De- maria, Considerazioni sopra la formazione dei massi granitiei erratici dell’ Italia, della Savoia et della Svissera. Anneci. — Ch. Lory, Note sur le terrain nummulitigue du departement des Hautes Alpes. (Bull. soc. geol. de France XII, 17.) — Gailardot, Geologie vom Djebel Kaisoün und Libanon. (Ebd. 33.) — Meugy, Sur les caracteres du terrain de craie dans les departements du Nord, de l’Aisne et des Ardennes. (Ebd. 54.) — Delanoue, Bemerkungen darüber (Ebd. 66.) — Bourjot, Note sur le terrain de transition des Pyrenees, et plus particulierement de la vallee d’Ossare. (Ebd. 68.) — Triger, sur l’oolithe inferieure d’Angleterre et celle du departement de la Sarthe. (Ebd. 73.) — He- bert, Note sur le terrain jurassique du bord occidental du bassin parisien. (Ebd. 79.) — Renevier, Parallelisme des terrains crelaces inferieurs de l’ar- rondissement de Vassy (Haute-Marne) avec ceux de la Suisse oceidentale. (Ebd. 89). Sy. Hassencamp, zur Kenntniss des Muschelkalkes der Rhön- berge. — Schon früher hat H. nachgewiesen, dass die Lagerung der Trias- schichten im Rhöngebirge nicht allein durch den Ausbruch der vulcanischen Ge- steine bedingt ist, sondern dass eine Fältelung unabhängig von dem hebenden abnormen Gesteinen besteht, welche zwischen die letzten Trias- und ersten Ju- ragebilde zu versetzen ist. Durch Ludwigs Untersuchungen haben die Beobach- tungen über diese Muldenablagerung eine grössere Ausdehnung gewonnen und sie vervollständigt H. nun. Er fand schlecht erhaltene Exemplare der Armglie- der von Acroura prisca im Wellenkalk. Bei Grossenläder am Ostrande des Vo- gelsgebirges kommt eine gefaltete Terebratel vor, die sich von T. Mentzeli da- durch unterscheidet, dass ihre grösste Breite nicht in der Nähe der Stirn fällt und die Zahl der Falten geringer ist, nur 7 bis 11 im Ganzen. Dadurch ist die Verwandtschaft mit dem schlesischen und alpinischen Muschelkalke darge- ihan und noch mehr bekräftigt durch das Vorkommen der Terebratula trigonella, die ganz wie auch bei Eikerode und Forstberg nach v. Stombeck sich findet. Ein Spirifer reiht sich dem Spirifer fragilis von Wurzburg an, der im Wellenkalk der Eule und des Beutelsteines beobachtet worden. In Begleitung der Lingula tenuissima findet sich häufig im obern Muschelkalk Posidonomya minula, im Kalke. Auch Gervillia socialis, G. costata, G. subglobosa, G. polyodonta, G. Albertii kommen vor. Von Myophorien wurden neuerdings nachgewiesen M. Goldfussi in Schichten eines Biltermergelkalkes bei Rappich, Dernbach, die viel- leicht schon zur Lettenkoble gehören. Eine andere Art hat grosse Aehnlichkeit mit Trigonia Whateleyae,, ist aber specifisch verschieden und soll Myophoria aculeata heissen. Die früher als Myophorien bestimmten Steinkerne ergaben sich als Cucullaea Beyrichi; Euomphalus exiguus kommt in Hornsteinen vor, die zum Muschelkalk gehören. Der Menge der Arten nach ist der Wellenkalk am reich- sten an Gasteropoden, die übrigen Eiagen an Cormopoden. Die Terebratula vulgaris erscheint erst in der mitllern und obern Etage und meist nur in ju- gendlichen Exemplaren. Weitere Betrachtungen führen H. zu dem Schlusse, dass der bunte Sandstein in seiner ganzen Mächtigkeit in geringer Meerestiefe abge- lagert ist und da er 1600 Fuss mächtig ist, der Meeresboden in jener Zeit sich fortwährend langsam senken musste. (Würzburger Verhandl. VI. 59—64.) Goeppert, das Kalklager zu Paschwitz bei Kanth. — Die zufällige Auffindung einiger Kalktuffstücke gab Veranlassung deren Ursprung wei- ter zu verfolgen und wurde ein Lager auf sechs Morgen Flächenraum bei 3 bis 8 Fuss Mächtigkeit unter der Dammerde nachgewiesen, welches für die dortige Gegend von grosser praclischer Wichtigkeit ist. Es enthält zahlreiche Süss- wasserconchylien und Blattabdrücke jetziweltlicher Pflanzen. Das Lager befindet sich in einem kleinen flachen zum Flussgebiete der Weisstritz gehörenden Sei- denthale und seine Bildung muss in sehr früher Zeit Statt gefunden haben, 335 Kalkablagerungen , die das Material dazu geliefert haben könnten, sind in der Nähe nicht bekannt und es verdient der Gegenstand noch sorgfältiger Nachfor- schungen. Ein gleich grosses Lager von Kalktuff findet sich ın Schlesien nicht. (Jahresber. Schles. Gesellsch, XXXII. 35 — 36.) Perrey, die Erdbeben des Jahres 1854. — Der Verf. sam- melt schon seit einer Reihe von Jahren alle Nachrichten über Erdbeben und hat unseres Wissens die vollständigsten Verzeichnisse derselben geliefert. Er setzt diese Uebersichten fort und geben wir in Nachstehendem die Erschütterungen des Jahres 1854 an: Januar: Am 3. Abends 11!/a h bei Chartum in Aegypten, bei Mariposa in Californien. Nachts zwischen 3 und 4 h bei Theben 3 Erschütterungen. — Am 9. Morgens 1 h bei Tenes in Algerien eine sehr starke, und um 5 h eine zweite, um 8 h Morgens bei S. Francisco in Californien. — Am 13. in Anda- lusien. — Am 19. Nachmittags 2 h bei Gessenay im Canton Bern ein heftiger Stoss. — Am 23. um 12 h Abends bei Grosseto in Toscana eine verticale Er- schütterung , der am folgenden Tage noch zwei folgten. — Am 23. bei Sant- jago auf Cuba. — Am 24. um 7 h Morgens und am 27. in Massachussets, um- 4 h Nachmittags bei Smyroa. — Am 26. um 3!/a h Morgens bei Constanlino- pel. — Am 28. in Mexico eine heftige Erschülterung, Februar: 1. in den Gemeinden Termoli und Guglionesi in Molisa, zwi- schen 1 und 2 h Nachts in Oran drei Erschütterungen. — 2, Nachmittags 2 h in Abyssinien, am 4. um 6 h Morgens uud am 5. um dieselbe Stunde. — 8. um 7a h Morgens in Morbihan, 84/4 h Abends bei Urbino im Kirchenstaat. — 4. Abends zwei Erschütterungen in Pisa. — um 81/2 h Morgens starkes Beben in der Provinz Alicante. — 7. bei Theben. — 8. bei Ragusa ın Dalmatien, — ll. um 6 h Abends bei Urbino wiederholte Erschütterungen, die auch an an- dern Orten verspürt. — 12. um 3 h Morgens in Neapel, Abends wiederholt. — 15. um 10 h Abends und am 16. um 3 h Morgens in Abyssinien. — 21. um 3 h Morgens ebenda stärker. — 19. bei Theben. — 24. um 10 h Morgens bei Venosa, bei St. Helena an der-NOKüste Amerikas eine vulcanische Eruption und Erschütterung bei Truxillo. März: 1. um 2 h Nachmittags in Calabrien wiederholte Erschülterun- gen. — 2. um 41/2 h früh bei S. Francisco und Joggia. — 3. in Slavonien, Theben und Cagnano. — 4, bei Lavino, Guglionesi und Termoli. — 7. früh bei Porrentrny ziemlich stark mit Gelöse. — 12. um 4 h früh in Slavonien. — 14. in den Vereinten Staaten. — 15. um 4 hi früb"in Dalmatien bei Stagno. — 16. Mittags und Nachmittags in Calabrien und S. Francisco. — 17. Nachts auf Cuba. — 19. Abends in den Dept. de Basses Pyrenäes. — 20. früh in Geor- gien. — 29. Morgens bei la Chaux de Fond zwei starke Erschütterungen und in Mexiko. April: 1. Nachmittags bei Kingston auf Jamaica heftig. — 10. um 101/a h Morgens bei S. Francisco. — 15. bei S. Salvador in Guatemala ein heftiges Erdbeben. — 21. um 5 h Nachmittags bei Florenz. — 23. um 71/a h Abends bei Messina. — 26. bei Athen. — 29. um 6!/a h Abends bei Schemnitz. — 30. Nachts im Allier Dept. Mai: 5. Morgens bei Vera Cruz starke anhaltende Erschütterung. — 13. bei Valparaiso. — 14. Abends bei Bastia. — 15. um 4 h früh in mehren Thei- len Italiens, — 15. Nachmittags in Algier. — 16. und 17. in Calabrien. — 18. früh bei Lesina. — 22. Nachmittags bei Florenz. — 23. am Grossen St. Bern- hard. — 25. früh im Thal von St. Imier im Canton Bern. — 26. Morgens bei Lima heftig. — 29. Mitternacht bei Cosenza. — 29. bei Santa Barbara in Ca- lifornien. : Juni: 8. Morgens in Granada. — 11. bei San Salvador. — 18. bei Valparaiso. — 16. auf dem Meere unter 180,8° NBr. und 220,50 OL., und Nachmittags in Parma. — 19. bei Imola wiederholte Erschütterungen, — 24. um 6 h Nachmittags bei Koevorde in Holland. 336 Juli: 4. Mittags bei Florenz und Bologna. — 6. Abends beı Sienne. — 7. Abends in Serbien. — 11. Abends bei St. Gervais bei Sallenches. — 14. bis Ende Monats in Guatimala. — 15. früh bei Aspinwali in den Vereinten Staaten. — 16. um 31/a h früh bei Eglisau in der Schweiz. — 16. in Mexico. 18. und folgende Tage bei San Salvador. — 20. um 2h früh im Dept. du Midi, 22. um 4 h früh und 31. ebenda. — 29. um 7 h Abends bei Philadelphia. — 30. in Albanien. — 31. Abends im Dept. Haute Vienne. August: 6. Nachts bei Costa Rica in Centralamerika — 29. bei Pa- dang auf Java sehr heflig. September: 9. in Calabrien — 10. bei Madrid. — 13. bei Lavello in Neapel. — 13. Abends in Norwegen. — 14. um 1?/ h früh im Dept. der Obern Pyrenäen. — 16. früh bei Schemnitz. — 19. Mittags bei Pisa. — 24. auf Java. — 26. auf Cuba. October: 2. Nachmittags bei Cronstadt und in Californien. — 3. bei Hongkong — 4. Meeresbeben zwischen Californien und den Sandwichsinseln. — 12. um 6 h. Abends bei Wonosobo. — 18. auf Java und bei Petersburg. — 21. Abends bei Cantalegno und ‚Neapel. — 24. Abends in Neuhampshire — 29. Abends bei Potenzä. — 30. in Calabrien. November: 2. um 73/4 h Abends in Calabrien. — 14. um 3 h früh in Piemont. — 19. Meeresbeben unweit Callao. — 21. um 6 h Morgens im Dept. der obern Pyrenäen. — 21. auf der Insel Timor. December: 3. in Toskana. — 4. ebenda — 8. in Algerien. — 11. um 4 h Nachmittags bei S. Francisco. — 20. bei Turin. — 23. auf der In- sel Niplion bei Japan sehr stark. — 28. um 11 h Abends bei Genua — 29. früh ebenda heftiger. Hiernach wurden im Jahre 1854 überhaupt an Erschütterungen nach Jah- reszeit und Monat verspürt an Tagen im Januar 8 April 23 Juli 22 October 9 Februar 14 Mai 28 August 8 Novbr. 4 März 13 duni 6 Sepibr. 8 Dechr. 8 "33 2l "35 52 (Bullet. acad. Bruxell. XXII. 526— 572.) Fr. Pfaff, Schöpfungsgeschichte mit besonderer Berück- sichtigung des biblischen Schöpfungsberichtes. Frankfurt a/M. 1855. 8. — Der Verf. beabsichtigt die Entstehung und Entwicklung der ganzen sichtbaren Schöpfung ihren Hauptzügen nach darzustellen oder vielmehr nur die wichtigsten Resultate der Astronomie und Geologie übersichtlich mitzutheilen, sowie deren Verhältniss zur Bibel zu regeln. Nach der raisonnirenden Einlei- tung behandelt der Verf. zu diesem Zwecke in 2 Kapiteln Gegenstände aus der Astronomie und physischen Geographie, geht durch die Temperaturverhältnisse auf die vulcanischen Erscheinungen und Erdbeben über, von diesen zur Be- trachtung der Oberflächenverhältnisse und zieht hieraus die Schlüsse auf Jie frübern Zustände der Erde. Dann folgen vier Kapitel astronomischen Inbaltes, die Laplace’sche Schöpfungstheorie, vier Kapitel über Petrographie und Gesteins- bildung, darauf die beschreibende Geognosie in vier Kapiteln, die Theorie der fortschreitender Entwicklung, endlich die Vergleichung mit der mosaischen Schö- pfung, das Menschengeschlecht, die Sündfluth mit Noahs Kasten. Einem jeden Kapitel sind erläuternde und erweiternde Bemerkungen angehängt. Wenn das Buch auch zunächst für ein grösseres Publikum bestimmt worden: so verdienen doch einzelne Kapitel auch die Aufmerksamkeit der Fachgenossen. Jene die Bi- bel betreffenden Kapitel haben uns überrascht, weil sie weder etwas Neues brin- gen noch auch den extremen Parteien irgendwie genügen werden. Den Sireng- bibelgläubigen wie den Ungläubigen geht der Verf. zu weit, was er jenen viel zu viel nımmt, genügt diesen viel zu wenig. Und dass er der Theologie und Naturforschung ihre bestimmten Grenzen anweist, wird den Streit zwischen bei- den gewiss nicht besänftigen. Auf Einzelnes einzugehen , gestattet uns theils der Raum theils der Zweck unserer Blätter nicht, Gl. 337 Palaeontologie. J. Leidy, über die untergegangenen Familien der Megatherien in Nordamerika. — Der Verf. gıbt am Schluss seiner Abhandlung folgende Uebersicht über die Familie der Gravigrada: 1. Megalonyx Jeff: Dentes superiores 5, inferiores 4, discreli, an- liei a reliquis remoti, magni, elliptici; reliqui superiores trigoni, inferiores telragoni; pedes aequales, manibus et pedibus ? pentadactylis; falculae magnae, compressae ; femur capite integro; tibia et fibula discretae. Megalonyx Jeffersoni Harl (=M. laqueatus Harl, Aulaxodon s. Pleu- rodon Harl, M,. potens Leidy): dentes magni antici late elliplici; superiores ultimi trigoni. Virginia, Kentucky, Tennessee, Mississippi, Alabama. Megalonyx dissimilis n. sp: dentes magni antici anguste elliptici superiores ultimi vix trigoni sed potius elliptiei. Mississippi. 2. Gnatopsis nov. gen: dentes superiores 5, inferiores 4, discreli, inferiores antici elliptiei, secundi et terli ovati. Gn. Oweni Leidy. America meridionalis (— Megalonyx Jeffersoni Owen, Zool. Beagle.) 3. Ereptodon noy. gen: dentes superiores 5, inferiores 4 discreti?, antici ? magni elliptici, pagina externa? laqueata. E. priscus n._sp. Mississippi. 4. Mylodon Owen mit den Arten: M. Darwini Owen (= Glosso- iherium Owen) America meridionalis. — M. Harlani Owen (Megalonyx la- queatus Harl, Orycterotherinm missuriense Harl, Orycterotherium missuriense Perk, Eubradys antiquus Leid, Megalonyx potens Leid) Kentucky, Mississippi, Missonri, Carolina, Oregon. — M. robustus Owen, America meridionialis. 5. Megatherium Cuv mit den Arten M. Cuvieri Desm, America meridionalis und M. mirabile Leidy (= M. Cuvieri Harl), Georgia, Carolina. 6. Scelidotherium Owen mit den bekannten südamerikanischen Arten. Die Abhandlung beginnt mit der Untersuchung des Megalonyx Jeffersoni, von welchem dem Verf. ein sehr reichhaltiges Material zu Gebote stand: Schä- del, Kiefer, Zähne, Hals-, Rücken-, Kreuz- und Schwanzwirbel sowie beide Exiremitaten. Die zweite Art, M. dissimilis beruht nur auf einem ersten untern und einem fünften obern Backzahn und ist eine sehr fragliche Art. Von der neuen Gattung Ereptodon werden gleichfalls nur wenige Zähne beschrieben. Von Mylodon Harlani untersuchte L. einen Unterkiefer, Wirbel und andere Frag- mente, von dem neuen Megatherinm mirabile Kieferfragmente, Zähne, einige Wirbel 5 Extremitätenbruchstücke. (Contrib. Smithson. Instit. VLII. 16. Töb. €. L. Koch und G. C. Berendt, die im Bernstein befind- lichen Urustaceen, Myriapoden, Arachniden und Apteren der - Vorwelt. Mit 17 Tff. Berlin 1354. Fol. — Durch Berendt's Tod war die im J. 1845 begonnene Herausgabe der organischen Reste im Bernstein unter- brochen und bei der sehr geringen Theilnahme des Publicums in Frage gestellt. Der Herausgeber des vorliegenden Theiles, A. Menge in Danzig gibt indess in der Vorrede die erfreuliche Hoffnung, dass der zweite Band mit den Neuropte- ren von Pictet und Hagen bearbeitet und mit den Hemipteren und ÖOrthopteren von Germar binnen Kurzem folgen wird. Die weitere Fortsetzung ist noch un- bestimmt, da ausser den von Loew bearbeiteten Dipteren, über die wir seiner Zeit berichteten, die übrigen Ordnungen der Insecten noch keine Bearbeiter ge- funden haben. Die vorliegende Abtheilung bringt zuerst eine Uebersicht der nntersuchten Thiere, welcher Menge das Verzeichniss der in seiner Sammlung befindlichen Arten beifügt. Wir vereinigen nachstehende beide Uebersichten, des letztern Namen mit M bezeichnend. I. Crustacea II. Myriapoda Glomeris denticulata M Oniscus convexus Pollyxemus conformis Julus laevigatus- Porcellio notatus - ovalis - politus M - eyelocephalus M - colurus M - badius M - granulatus M - lophurus M - rubens M Tricboniscus asper M - caudatus Craspedosoma angulatum Craspedosoma affınis - obtusangulum M - aculeatum M - armatum M - setosum M - cylindricum M Euzonus collulum M Blaniulus ? Polydesmus ? Cermatia Leachi - Illigeri Lithobius maxıllosus - planatus - longicorais - oxylopus M - spinosulus M - brevicornis M - scaber M - stiriatus M Scolopendra proavita M Geophilus brevicaudatus M - filiformis M - crassicornis M Ill. Arachnidea l. Archaeidae Archaea paradoxa - conica - laevigata - sphinx M - incompta M - hyperoplica M 2. Epeiridae Gea epeiroides - obscara Zilla porrecta - gracilis - velerana - spinipalpa M - cornumana M Epeira eocaena M Onca pumila M - Jepida M Epeiridion femoratum M 3. Mithracidae Androgeus militaris -. triqueter 4. Therididae Flegia longimana Cliya lugubris Ero setulosa - sphaerica - quadripunctata M - coronala M - exsculpta M Corynitis spinosa M - undulata Theridium detersum - ovalum 338 Theridium ovale - simplex - hirtum - granulatum - alutaceum - clavigerum M - bifurcum M - chorius M - crassipes M - setulosum M Erigone stigmatosa Mycriphantes molybdinus - regularis - infulatus - turritus M - globulus M Linyphia oblonga - cheiracantha Anthopia punctulata - tenera M Mizalia globosa - rostrata - pilosula Clythia alma - gracilenta M - leptocarena M 5. Agelenidae Tegenaria obscura - gracilipes - virilis M Agelena tabida Tetrix lineata - funesta Hersilia miranda Thyelia tristis - anomala - villesa - scolina - .fossula - convexa - pallida - _marginata - spinosa M - pectinata M 6. Drassidae Amaurobius spinimanus M - faustus - rimosus Pythonissa alfinis - sericala - ambigua Melanophora regalis - coneinna - nobilis - mundula - nitida M - lepida M Macaria procera Macaria ovala M - squamata M Anyphäena fuscala Clubiona attenuata - microphthalma - sericea - lanata - tomenlosa - pubescens - pilosa M - Jlatifrons M - parvula M Drassus oblongus M Eritus applanatus M 7. Eriodontidae Sosybius minor - major 8. Dysderidae Segestria elongata - cylindrica - .nana - lomentosa - cristala M - pusilla M - sulcata M - exarata M Dysdera tersa - tenera M Thevea petiolata - hispida - villosa M 9. Thomisidae Syphax megacephalus - thoracicus - fuliginosus - radialus - gracilis - hirtus M Philodromus dubius - microcephalus - squamiger - spinimanus - spinipes - marginatus M Ocia hirsuta M Ocypele crassipes - decumana - trignliata - angustifrons M - marginata M 10. Eresidae Eresus monachus - curtipes 1l. Attidae Phidippus frenatus - melanocephalus - Sasciatus -r formosus 339 Phidippus paululus Opilio ramiger Cheyletus portentosus - impressus - corniger M Orybates politus - pusillus Gonyleptes nemastomoides - convexulus - ‚gibberulus Leiobunum sarapım M Acarus rhombeus - marginalus Cheiromachus coriaceus M Sejus bdelloides Leda promissa Acarina IV. Aptera Attus argutus M Trombidium clavipes Petrobius coruscus - griseus M - saccalum - imbricatus - latifrons M - serobiculatum M - longipalpus - pumilus M - heterotrichum M - electus Dielacata superba M - erassipes = - angneus Spheconia brevipes M - grannlatum M - selicornis Linoptes oculus M Rhyncholophus foveolatus - confinis Phalangopus subtilis M - longipes - saliens M Mastigusa acuminala M - illastris - albomaculatus M Aihera exilis M - incertus - macrura M Idmonia virginea M - procerus M Forbicina acuminata Pseudoscorpiones - bifrons M Lepisma dubia Chelifer Hemprichi - rostralus M - argentala - Ehrenbergi Aclineda venustula Glessaria rostrata - Klemanni - subnuda M Lepidium pisciculus M - Wigandi M - malleator M Lampropholis triquetra M - Hartmanni M Arytaena troguloides M Lepidetron pubescens M Obisium Rathkei Tetranydus gibbus Podura taeniata -. Siebboldi M -. brevipes - pulchra Dichela Berendti M Penthaleus tristiculus - fuscula Chelignathus Kochi M Bdella lata - pilosa Phalangidae - bieincta M Paidium crassicorne Nemastoma tuberculatum - bombyeina M - _pyriforme - denticulatum - obconica M Smynthurus longicornis - clavigerum M Erythraeus raripilus M - brevicornus - incertum - hirsutissimus M - ovatulus Platybunus dentipalpus - lagopus M Acreagris- crenata Opilio ovalis - proavus M Als allgemeine Resultate stellen die Bearbeiter folgende fünf Sätze auf: 1) die Bernsteinfauna der eben aufgezählten Gruppen ist völlig untergegangen. 2) Viele Gattungen leben noch gegenwärtig, andere-gehören ausschliesslich der Tertiär- zeit an. 8) Einige Gattungen leben jetzt nur in den Tropen. 4) Die Bern- steinfauna ist älter als die des Copals. 5) Die Bernsteine sind entweder durch Zufall in ihre damalige Lagerung gebracht worden oder es muss eine mächtige Veränderung in der örtlichen Temperatur Statt gehabt haben (?). Von den Myriapoden birgt der Bernstein nur europäische Gattungen, doch ist Cermatia nur südeuropäisch. Unter den Arachniden fällt am meisten auf Ar- chaea, welche den Typus einer eigenthümlichen Familie bildet. Lie Epeiriden haben keine eigenthümliche Gattung aufzuweisen, auch die Mithraciden nicht. Unter den Therididen stimmen die Arten von Ero gut mit den lebenden überein, ebenso die von Theridium, dagegen Fleia und Clya der Gegenwart fremd und nähern sich nur der Eucharia. Die eigenthümlichen Gattungen Myzelia und Cly- ihia ( verbrauchter Name ) entfernen sich weit von den lebenden. Unter den Ageleniden fällt die ausgestorbene Thyelia durch ihren Artenreichthum auf, un- ter den Drassiden verdienen die Arten von Clubiona eine besondere Beachtung. Die südamericanischen und Neuholländischen Eriodontiden sind durch die unter- gegangene Galtung Sosybius vertreten, die Dysderen durch Thevea neben den le- benden Segestria und Dysdera. Unter den Thomisidien ist der eigenthümliche Syphax dem heutigen Xysticus verwandt und die Philodromen stehen den leben- den auffallend nah. Die Arten von Oeypete ähneln den griechischen, ebenso die Eresusarten, die Arten von Phidippus denen von Neu- Orleans, Leda ist ausgestorben. Die Pseudoscorpionen bieten nichts Beachtenswerthes, ausser 340 dass die brasilianische Gattung unter ihnen ist. Die Milben haben nur heutige Gattungen aufzuweisen, ebenso die Apteren. M. Hörnes, die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. Heft 9. Wien 1855. Fol. (cf. Bd. 1IV.245.) — Dieses neue Heft der schätzenswerthen Monographie behandelt wieder einige der wichtigern Gaste- ropodengattungen und bringt diese umfangsreiche Gruppe ihrem Abschlusse nahe. Von der Gattung Ceritbium sind 26 Arten beschrieben worden, darunter als neu: C. Michelottii, Zelebori, nodosoplicatum,, Duboisi, maravicum, Bronni, Schwartzi. Von den 9 Turitellen ist neu: T. Riepeli, von den Phasianellen die einzige Art Ph. Eichwaldi, unter den 3 Turbonen und 3 Monodonten keine neue, dagegen ist wieder von Adeorbis eine und von den 14 Trochen drei Arten neu. Gl. Botanik. Cohn, über Pilze als Ursache von Thierkrank- heiten. — Pilze sind gar nicht selten an und in lebenden Thieren und werden hei Ueberwucherung dem davon befallenen Individuum gefährlich. Bekannt ist der den Seidenraupen gefährliche Pilz, Botıytis Bassiana, der die unter dem Namen Muscar- dine bekannte Krankheit jener Raupen veranlasst. Er verzehrt im Fettkörper der Rau- pen sich entwickelnd die ganzen Eingeweide derselben und bricht erst nach dem Tode des Thieres durch die Haut. Diese Muscardine befällt auch andere Schmet- terlinge und ist bei uns keineswegs selten. Die Raupen schwellen zu ungewöhn- licher Dicke an, so die von Bombyx aulica und ein feiner weisser Staub bedeckt ihre Oberfläche. Sehr ähnlich scheint die von Göthe beschriebene und von Nees von Esenbeck genauer untersuchte Krankheit zu sein, welche unsere Stubenflie- gen im Herbst befällt, wobei ihr Hinterleib stark aufschwillt und sich mit weis- sen Staub umgibt. Die Resultate der Uutersuchungen dieser Krankheit fasst C. in folgende Sätze zusammen. Die Krankheit befällt die Stubenfliegen epidemisch vom Herbst bis Anfang December. Sie ist characterisirt durch die Entwicklung eines microscopischen Pilzes in der Leibeshöhle, Empusa muscae nov. gen. et sp. (der Gattungsname ist längst in der Entomologie von Illiger verbraucht und noch in voller Anwendung.) Das Blut vermehrt sich anfangs stark und wird durch unzählige Fetitröpfehen milchähnlich. Es treten darin zahllose sehr kleine freie Zellen auf mit einer sehr zarten Membran und körnigem Inhalt. Sie wach- sen rasch zu bedeutender Grösse an und werden endlich schlauchförmig. Die Fliege wird träg, malt, unbeweglich, ihr Hinterleib dehnt sich enorm aus und nach wenigen Stunden erfolgt der Tod. Die Zellen haben in dieser Zeit Eiform, an ein oder zwei Puncten bilden sie blindsackartige Fortsätze, die sich wurzel- äbnlich verlängern und verästeln. Blut und Eingeweide werden allmählig von den Pilzen verzehrt, indem deren Wurzelende sich verlängert, und das andere Ende keulenförmig auswächst. Letztes dringt endlich nach aussen und gliedert sich vom Wurzelende ab. Die obere oder Stielzelle wächst an der Spitze in einen kurzen cylindrischen Fortsatz aus, der bald blasig aufschwillt und nach unten durch eine Scheidewand abgeschnürt wird. So bildet sich die Spore, mit welcher der Pilz. dreizellig ist. Die Sporen bedecken als weisser Staub den Körper der Fliege. Oft erscheinen sie haufenweise in Blasen eingeschlossen. Es hat nicht gelingen wollen die Sporen zum Keimen zu bringen. In feuchter Luft entwickeln sich auf der todten Fliege andere Pilze (Penicillinm.) Nach allen Untersuchungen entstehen die Empusen im krankhaften Blute der Fliegen durch generatio aequivoca. Der Pilz gehört unter die Acmosporacei in die Nähe von Hyalopus, Oidium und Acrosporium. €. gibt ihm folgende Diagnose: En- tophyta, e tribus constans cellulis, quarum infima in insecli cujusdam alvo evoluta, mycelii instar tortuosa, parce ramificala superne prolongatur in me- diam, extrorsum demum erumpentem, quae stipitis vel basidii instar spora simpliei, elastice tandem protrusa coronatus. (Schlesisch. Jahresber. XXXU. 43— 48.) Niypdz: K. Müller beschreibt ein neues deutsches Laubmoos, wel- ches er mit dem nächst verwandten Hypnum stramineum Dieks 9 Jahre hindurch an demselben Standorte beobachtet hat, ohne jedoch Uebergänge entdecken zu 341 können; daher M. nicht es als 'selbtständige Art zu veröffentlichen. Zum Ver- gleich werden die Diagnosen beider Arten mitgetheilt: 1) H. stramineum Dicks : Dioecum cespites latissimi laxissimi proceri straminei nitidi ; caulis ere- etus fillformis teretiusculus laxe julaceus flaceidus, obluse cuspidalus, ramis paucis distanlibus erecto-patenlibus obtuse cuspidatis subpinnalus ; folia caulina ovato - oblonga ligulato - oblusa, subeymbiformi-concava apice subcucullata, le- viter plicata, margine erecio inlegerrimo, nervo latiusculo infra apicem evanido, interdum furcato cellulis anguslissimis densissimis pallide Iuteis, apice multis brevioribus incrassalis vel laxioribus pallidis radicantibus, alaribus multis laxis- simis pellueidis ventricoso - impressis subdecurrentibus , perichaetialia semiva- ginanlia anguste elongato-oblonga, ad apicem oblusiusculo - acaminatum brevem sinnato-denlata , ubique laxe reliculata pellucida vel fuscescentia, ohsoletinervia; Iheca in pedunculo elongato flexuoso aurantiaco laevi subeylindrica arcualocer- nua inclinata, aurantiaca, exannulala, operculo conico acuto brevi; perist. den- les exlerni flavidi, dense trabeculati, int. albidi, haud vel vix hiantes, subru- gulosi,, eillis 1 — 2 interjectis longis vel brevioribus. Dem neuen Moose gibt M. den Namen: Hypnum pseudo-stramineum n. sp.: Monoicum; cespi- tes latissimi laxissimi procumbenles vel proceri straminei vel rufescentes, nitidi; caulis assurgens filiformis plumuloso-patentifolius, fläccidus, acute cuspidatus, ramis paucis distanlıbus erecto- palenlibus acute ceuspidatis subpinnatus ; folia eaulina, ohblongo-lanceolala acula, parum concava, apice planiuscula, leviter Plicata, margine suberecto inlegerrimo , nervo angusto infra apicem evanido, cellulis angustissimis densissimis pallide Inteis vel rufescenlibus, apice nonnul- lis paueis rolundis pellucidis, saepius radicanlıbus, alaribus paucis laxis pla- niuseulis, maleria granuloesa repletis, haud deeurrentibus; perichaetialia semi- vaginantia late ovata, sensim in acumen elongatum reflexiusculum aculum pro- dueta, integerrima laxissima, obsoletinervia; theca, pedunculus, operculum et peristomium Hypni straminei. Wie sich die Perichaetialblätter dieser Art zur vorigen verhalten, so auch die Perigonialblätter der männlichen Blühte, Diesel- ben ‘gehen allmälig in eine scharfe Spitze aus, während sich bei den Perigo- nialblättern des H. stramineum die kurze Spitze aus einer zähnigen Buchtung erhebt. (Bot. Zeitung Nr. 28. S. 500.) S L. Rota beschreibt eine ueue Rüsterspecies. — Es ist Ulmus expansa Rota: Foliis grosse duplicato-serralis, basi inaequalibus late obovatis, longe acuminalis, apiceve truncalis in lacinias plures divisis (quarum ires-quingue majores acuminalae duplicato-serralae) ; Noribus pedunculatis 5—7 andris; samaris late ovatis glabris bifidıs, lobis hamatis convergentibus . Arbor excelsa espansa more Tiliarum,, eoslice trunci senescenti anguste subprofunde rimoso esuberoso , junioris diametri 5 — 6°M, ‚siriato et lentieulis 7-—-gmm Jongis nolato. Rami sparsi, palenles, subpenduli , fusei, lenticulis millimetrum longis punctati , glabrı , ramuli juniores fusci, sparsi nunquam di- slichi, pilis longis et pubescentia scabri. Gemmae foliaceae ovalae aculae aler- rimae, squamis cilialis. Petioli 6mm Jongi scabri;. folia oblique vel obsolete aequaliter cordata; 16m longa, 11cm lata, quorum acumen 3m longum, pa- gina snperiore scaberrima, inferiore pallidiore ad venas praecipue scaberrima, ad axillas venarum barbata. Pedunculi 4mm longi, scaberuli. Perigonium cam- 5—7 laciniatum, laciniis ciliato-laceris. Samarae 20 — 22mm lon- Juxta Mumen Brembo crescit, in ditione Bergamensi (Longo- is alla Botta el Olma. Flor. mens. Martii — Aprilis.) panulatum gae, ]8mm Jatae. bardiae), in locis diet (Ebda. Nr. 26. S. 469.) 2 Wichura,neue Arten der schlesischen Flora. — Die bei- den von W. erkannten Formen sind bisher mit andern verwechselt worden und zwar Cerastium longirostre n. sp. mit €. triviale Lk und Diantbus Wimmeri n. sp. mit D. superbus L. Wir stellen dıe Diagnosen beider zur Vergleichung zu- sammen. 23 342 Cerastium triviale pilis foliolum subadpressis, rigidis, brevibus, pedicellis frucliferis calyce duplo triplove longioribus, 'pelalis ca- Iycem subaequanlibus vel paulo supe- ranlibus, capsula calyce subduplo lon- giore, cyma mulliflora. Cerastium longirostre pilis foliorum erectis, mollibus, nu- merosis, longioribus, pedicellis peta- lisque calyce subduplo longioribus, cap- sula calyce subtriplo longiore — quasi in rostrum producla — cyma 8—5 flora, caulibus sterilibus numerosis perennans. Die neue Art findet sich auf dem Gipfel des Petersteines gegen 4000 Fuss hoch und auf dem Gipfel des Altwvaters. Blüht im Juli nach 1 oder 1?/2 Jahren. Dianthus superbus caule florifero subarcualo-Nexuoso, fo- liorum vertieillis 4—7 supremis ramos floriferos gerentibus, ramis floriferis subdivaricalis, floribus pallidis. Dianthus Wimmeri caule erecto, folioram: verlicillis 2—3 supremis ramos floriferos gerentibus, ramis floriferis arrectis, floribus di- lute violaceorubellis, diantho superbo major, omnibus partibus robustior. Die neue Art im Kessel des Gesenkes am Schneeberge in der Grafschaft Glatz und im Teufelsgärtchen des Riesengebirges, blüht im Juli und hat im Septem- ber reife Kapseln, während die superbus Ende August blüht. (Schlesisch. Jahresber. XX XII. 74— 76.) Ey Daniel Müller, #ber die Pflanzen-Individualität. — Ueber das Wesen der Pflanzenindividualität sind selbst die Botaniker noch nicht einig. Während man im gewöhrlichen Leben unter Pflanzenindividuum jedenfalls die ganze Pflanze, (Baum, Strauch, Kraut u. s. w.) und unter Theilen davon nur die Organe desselben versteht, begriff Aristoteles und nach ihm. Viele nur die Knospe darunter. Nach Galesio umfasst zwar das Individuum die ganze Pflanze aber nur die aus Saamen erwachsene; alle durch andre Vermehrungsweisen ent- standen sind nur Theile dieses Individuums. Während wiederum manche Phy- siologen in jeder Zelle Individualitäten erblicken, gilt nach Alex. Braun nur der junge Trieb als solche. M. geht nun zu einer nähern Beleuchtung dieser An- sichten über. Was zuerst das Individuum von Galesio betrifft, so kann es sich hier ereignen, dass ein solches Individuum über mehre Erdtheile vertheilt ist, wenn z. B. Absenker von einer Pflanze nach verschiedenen Orten versandt wer- den; es kann in dem einen Orte seine Winterruhe halten, am andern in schön- ster Blühte stehen. Es kann ferner vorkommen, dass das erste Stammexemplar und die ersten Absenker oder Stecklinge längst zu Grunde gegangen sind, es ist immer noch das eine Individuum. Es mag dieser Ansicht wohl der Gedanke zu Grunde iiegen, dass Individuen nur durch Befruchtung, durch das Zusam- menwirken zweier Geschlechter entstehen können und dass jedes Individuum durch besondere Eigenschäften sich auszeichnen müsse. In der That zeigen auch die aus verschiedenen Samenkörnern derselben Mutterpflanze hervorgegangenen Individuen mehr und häufiger Verschiedenheiten untereinander, als die von ei- nem Exemplare durch ungeschlechtliche Vermehrung erhaltenen. Es finden sich aber auch hier Ausnahmen genug. - Wollte man diese Ansicht streng durchlüh- ren, so müsste man auch fürchten, dass eines Tags z. B. alle Obstbäume einer gewissen Art überall wo sie gebaut werden altersschwach werden und eingehen, weil sie ja nur Theile eines Individuums sind. Bei der A. Braunschen Ansicht, welche nur in dem Jahrestriebe das eigentliche PAanzenindividuum sieht , weiss man nicht, wofür man Zwiebeln, Knollen, Samen halten soll da diese doch Träger eines selbstständigen vegetabilischen Lebens sind. Jede einzelne Zelle aber als Individuum anzusehen ist jedenfalls nur bei den einzelligen Pflanzen richtig, denn wiewohl den einzelnen Zellen in den höheren Pflanzen eine ge- wisse Selbsiständigkeit zugeschrieben werden muss, da eine jede für sich ein Ganzes bildet und ihren Lebenskreislauf hat, so kann man sie doch nicht aus ihrem Verbande mit den übrigen reissen ohne ihre Selbstständigkeit zu gelähr- den. Selbst die als Pollenkörner erscheinenden selbstsländigen Zellen können nicht für sich allein eine Pflanze bilden. — Die Aristotelische Ansicht beirach- tet die einzelne Knospe als Individuum, so das also ein Baum eine Vereinigung 343 unzähliger solcher Individuen sein würde. Und allerdings ist die Knospe un- theilbar wie ein Individuum , sie kann getrennt vom Mutterstamme , sich zu ei- ner selbstständigen Pflanze entwickeln; wie dies die blattwinkelständigen Zwie- belchen mancher Lilienarten, indem sie vom Stamme abfallen, von selbst aus- führen, Es sind diese Zwiebeln in der That nur ausgebildete selbstständige Knospen. Viele Grasarten sind zwiebelartige Gewächse, die sich unmittelbar aus der Erde ernähren, und. sind folglich Knospenindividuen. Bei andern Pflan- zen (Saxifragen, Begonien) bilden sich in den Blattwinkeln kleine Knollen, aus einer fleischigen Masse und einer kleinen Knospe bestehend; die sich nun in ihrer weitern Entwicklung wie jene Zwiebelchen verhalten. Da hienach Knospe und Knolle analog sind, so muss auch die letztere ein Aristotelisches Pflanzen- individuum sein. Auf andre Weise noch zeigt sich die Selbstständigkeit der Knospe bei Sempervivum soboliferum. Auch die Blühle ist eine Knospe, die nur statt hervorzuwachsen und neue Individuen zu bilden, sich in sich selbst zurückgezogen hat. Die Anthe- ren sind eine höhere Metamorphose der Seitenknospen, Pistill und Ovarium eine Metamorphose der Haupt- oder Endknospe. Selbst das Samenkorn ist eine Knospe oder enthält eine: den Embryo. Es stellt sich also die Individualität der Knospe in ihren mannigfachen Metamorphosen als: Knospe, Zwiebel, Knolle, Blume, Anthere, Ovarium und Samenkorn dar. Es bleibt noch die Ansicht zu erwähnen übrig, welche die ganze Pflanze als ein Individuum betrachtet. Der Baum z. B. ist eine grosse Vielheit, der aber doch nicht aufhört selbstständig zu sein, wenn man ihn auch alle Schösse und Knospen raubt. Er ist auch nicht blos eine Zusammensetzung von Zellindividuen , sondern ein von den ein- zelnen Theilen gebildetes zusammenhängendes Ganze, der Baum. Daher sind die Vergleiche des Baumes mit dem Erdboden, in welchen die Individuen (die Schösse gepflanzt sind, oder mit den Korallenstock nicht schlagend. Neben den besonderen Individualıtäten der Zelle und der Knospe muss alsce noch eine dritte angenommen werden, die der ganzen Pflanze angehört und sollte diese auch nur in dem Leben dargestellt sein, wetches die Wirksamkeit des Ganzen leitet und so leitet, dass eben daraus die Pflanze wird und nur die ganz be- stimmte. Es sind also 3.innig vereinte Pflanzenindividualiläten, welche wir bei den höhern Pflanzen zu berücksichtigen haben: die der Zelle, die der Knospe und die der ganzen Pflanze. Das Wesentliche aber in der Zelle, der Knospe, wie in der ganzen Pflanze ist nur das wirksame Leben, welches das Ideal der Pflanze zu verwirklichen strebt, (Bot. Zeitung 1855. St. 30, S. 521.) Hartig, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Pflan- zelle. (Fortsetzung von S. 242.) — 3) Spirogyra crassa. Diese Alge ist mit ihren Verwandten besonders durch den grossen, an Schleimfäden in der Mitte der Zelle aufgehänglen Zellenkern ausgezeichnet. Entstehen durch Abschnü- rung neue Zellen, so zieht er sich an die Abschnürungsstelle ein, theilt sich, und jeder solcher Theil begiebt sich in eine Tochterzelle. Bei 300maliger Vergrös- serung und solcher Einstellung des Objects, dass die mitllere Längsschnittfläche im Focus liegt, sieht man deutlich die Ptychoide, die Ptychode und zwischen beiden den Inhalt des Ptychoderaumes in spiraligen Bändern. Durch Zerschnei- den eines Bündels dieser Alge in feine Querschnilte und unter Wasserbringen, erhält man den zelligen Inhalt des Piychoderaumes frei heraustretend, aber die einzelnen Zellsaftbläschen sind noch durch eine gemeinschaftliche Haut zusam- mengehalten. Platzt diese, so treten wieder runde Brutbeutel hervor die in ih- rem Innern Zellsaftbläschen enthalten. Die einzelnen Safıbläschen bilden aus 2 in einander geschachtelten Ptiychodehäuten einen Ptychodeschlauch ohne Zell- wandung, mit einem wasseiklaren Saft im inneren Zellraum, einem schleimi- gen, Chlorophyll führenden im Piychoderaume. Während man in der lebeuden Zelle eine sackföürmige, den Zellkern dicht umhüllende Schleimmasse zu erken- nen glaubt, erscheint diese, wenn man kräftige Fäden der Alge mit einigen Tropfen mit 1/3 Wasser verdünnter Schwefelsäure befeuchlet, als eine mehr oder weniger ausgedehnte Zelle, nach H.’s Ansicht die jüngste Ptychodeschlauch- Generation. Diese Erscheinung könnte man nach dem Verf. vielleicht, durch 23 * 344 die Annahme erklären, dass der Piychodeschlauch durch Verwachsung der Saft- zellen im Innern des ältern Ptychoderaumes und durch Resorption der Quer- scheidewände der einzelnen Zellchen entstehe, wodurch denn 3 getrennte Räume im. alten sich bilden würden. Zur weitern Erklärung der fraglichen Erschei- nung müsste man noch annehmen, dass der Zellsaft unter Umständen in den nenen mittleren Piychoderaum übergehen könne und durch Druck auf den jüng- sten, innersten Ptychodeschlauch, diesen nach dem Mittelpunkte der Zelle zu- sammenpresse. Nur an den Verwachsungsstellen der jüngsten Schlauchhaut mit den älteren Generationen in der Schlichthaut wurde die Verbindung leider nicht aufgehoben; die elastische Substanz der Schlauchhaut aber in, nach innen ge- richtete, zarte Schläuche, die sogenannten Schleimfäden ausgezogen werden. Am geeignetsten zur Untersuchung sind im Juli gesammelte Algen. 4) Die Gattung OQedogonium. Die Zellfäden dieser Gattung sind beson- ders dadurch ausgezeichnet, dass einzelne Zellen in ihrem obern der Spitze des Fadens zunächst liegenden Ende ausser der doppelten 'Zellscheidewand noch ein System von Ringen zeigen, ähnlich als ob man mehrere Uhrgläser in einander- sehichtet und die Wöibung nach oben kehrte. — Hier wird von dieser Gattung nur das der Untersuchung unterworfen, was Beweise für des Verfassers Ansich- ten liefern kann. Die Schwärmspore ist ein kugliger, von einer wasserhellen Membran begrenzter Körper, an dessen unterm Ende eine mit einem Cilienkranze umgebene Kuppe hervortritt. In dem Innern des Piychodeschlauchs lässt sich ein Schwarm kleiner, wimmelnder Rörperchen unterscheiden. Die Bewegung der Cilien theilt auch der Spore eine schnelle Bewegung um sich selbst und in ge- rader. Linie mıt; von denen die geradlinige später aufhört und nur die kreisel- förmige bleibt, bis die Spore auf einer Conferve oder Chara sich festgesetzt hat. Alsdann lösst sich auf der Kuppe ein Käppchen ab, und dieses wird von einem aus. der enistandenen Oeffnung hervordringenden Schlauche mit emporge- hoben. Cilienkranz und Zellwandung lösen sich auf. Die kuglige Spore ver- längert sich keulenförmig und umgibt sich wieder mit einer Membran. Das junge. Plänzchen aber, welches mit dem untern wurzelförmig verzweigten Ende auf der Unterlage aufsitzt , zeigt an dem Kopfe der Keule eine aus Ablagerungs- schichten bestehende, ringförmig nach innen hervorstehende Halte der Zellwan- dung. Die weitere Entwicklung dieser Falte zu jenen Ringfalten lässt sich dann an ausgewachsenen Fäden stufenweise verfolgen. In den jüngero Zelleu ist die Ringfalte noch dem Ptychodeschlauche angehörig, mit dem sie sich auch durch Einwirkıng von Zuckerwasser contrabirt, in den älteren dagegen ist sie Be- standiheil der Zellwand geworden indem sie eine verdickte Einfaltung der jüng- sten Ablagerungschicht darstellt. In diesem Uebergange der Ringfalte von dem Ptychodeschlauche zur Ablagerungsschicht, findet H. einen Beleg für seine Be- hauptung, dass die Ablagerungsschicht aus dem Piychodeschlauche selbst gebil- det werde, unter Regeneration des letzteren. — Hat das junge Pflänzchen dıe erste Bingfalte an der Spitze gebildet, so wird hier Ablagerungsschicht und Oberhaut zerrissen, ein Schlauch dringt hervor, das emporgehobene Mützchen festhaltend und bildet so ein neues Glied der Pflanze. Mit dieser Ausdehnung der Ringfalte zu einem neuen Gliede schnürt sich vom obern Theile des Ptycho- deschlauchs der ersten Zelle eine Tochterzelle ab, ein Vorgang der dem Verf. die volle Ueberzeugung gibt, dass die Abschnürung ein durchaus selbstständiger, den Ptychodeschlauch allein zustebender Act ist, an welchem die Zellwandung keinen Theil hat. Jst die Conferve ausgewachsen, was im April eintritt, so beginnt die Bildung der künftigen Schwärmsporen durch einfache Abschnürung einer Tochterzelle die alsdann eine langsame Drehung annimmt, ohne jedoch Cilien zu zeigen. Nach einiger Zeit zerreisst die Zellwand im Umkreise der Ringfalte, die nun sich zu einem Schlauche ausdehnt , welcher die Schwärm- spore aufnimmt. Dann etwa "/» Stunde hierauf platzt auch dieser Schlauch und die Spore ins Freie tretend, beginnt nun die oben beschriebene Bewegung. Auch diese Abschnürung gilt dem Verf. als eine selbstständige Function des: Piy- chodeschlauches, ohne Mitwirknng der Zellwand. Die Wintersporenbildung be- ginnt etwas später; anfangs ebenso, doch bildet sıch die Tochterzelle statt frei 345 zu werden, zu einem‘kugligen Sporangium aus, die Luftzellen gehen in Stär- kemehlkörner, welche später eine rolhe Färbung zeigen, über, ‘So überwintern die Sporen. Daneben aber entwickeln sich noch andere Schwärmsporen in der zuerst entwickelten Weise, und setzen sich an der Zelle unter dem Sporan- gium fest. . Sie entwickeln sıch indess nur so weit, dass die Substanz der Ringfalte sich- zu dem ersten cylindrischen Gliede ausgedehnt hat. Es werden auch wohl die Käppchen abgeworfen und die Zellen entleert. Es scheint dies auf einen Act der Befruchtung oder auf einen der Copulation der Spirogyren ähnlichen Vorgang hinzudeuten. 5. Ueber den Zellkern, die Kern- und Theilkörperchen desselben. In früheren Aufsätzen hat der Verf, hierüber seine Ansichten niedergelegt, dass nehmlich der Zellkern der Pilanzenzelle wie die Embryonalsackflüssigkeit einen Stoff (Chlorogen) enthalten, der in Flüssigkeiten aufgelöste Substanzen (Farb- stoffe) festhält und aufspeichert, eine Eigenschaft, die auch den Kerakörper- chen, die sich in ihm bilden, zukömmt. Letztere zerfallen in Theilkörperchen, welche wieder sich zu Saftbläschen und neuen Zellkernen umbilden. In den Safıbläschen wandelt sich das Eiweiss und der Kleber des Chlorogens in Chlo- rophyll um, in. dessen Innern sich wieder Stärkemehl und Wachs bilden. Alle diese nach einarder gebildeten Körper werden noch von der Aussenhaut des ursprünglichen Zellkerns umschlossen. — Es folgen nun hier die Erläuterungen der zu jenen Aufsätzen beigegebenen Figuren. 6. Zur Entwicklungsgeschichte der Palmellen. Die Entwicklung dieser Pflänzchen wird ausführlicher mitgetheilt, weil sie Andeutungen über das Ent- stehen und die Natur der Cilien gibt. Die untersuchte Palmelle besteht nehmlich aus einer 16 Zellen einschliessenden Kugel, von denen wieder jede aus 16 grünen Gonidien besteht, deren jede 2 den Tüpfelkanalschläuchen ähnliche Fäden durch die Zellwand bis zum Aussenrande der Innenzelle sendet. Bald lösen sich die innern Lagen der gemeinschaftlichen Zellwand auf und die Gonidien verbreiten sich in dem so enistandenen Raume. Gleichzeitig damit wachsen die vorher nur bis än die Grenze der Innenzelle reichenden Kanalschläuche zu Doppelcilien hervor; durch deren Bewegung auch die Zelle eine Drehung annimmt. Dieser Vorgang hat aber viel Aehnlichkeit mit der sackförmigen Ausbauchung der Tüpfelschlicht- haut in den Nachbarzellen und so könnte es wohl sein, dass die Cilie der Schwärmsporen eine nach aussen erfolgte Verlängerung der Piychoide d. h. des den Tüpfelkanal auskleidenden Theiles derselben betrachtet werden müsse. Hier- zu kommt noch, dass, wenn man die grossen Schwärmsporen der Vaucherien mit Jod und verdünnter Schwefelsäure behandelt, der in Folge dessen contra- hirte Ptychodeschlauch durch zarte Fäden mit der Wandung verbunden bleibt, die sich nach aussen in die Cilien fortzusetzen scheinen. 7. Ueber die Structur der Ablagerungsschichten. Um auch an der ferti- gen Zelle nachzuweisen, wie ihr Bau dem vom Verf. nachgewiesenen Entwick- lungsverlaufe entspreche, benutzt er die Bastfaser des Polisanderholzes, welche sich durch ihre Grösse und Schärfe auszeichnen mit der in jeder Bastfaser be- sondere Schichtungscomplexe sich dem Beobachter zu erkennen geben. 8. Einiges über die Schwärmfäden der Antheridien. Zerdrückt man unter Wasser zwischen 2 Deckgläsern reife Antheridien einer Chara, so kann man in jeder Zelle des Antheridienschlauchs spiralfadenähnliche Gebilde wahrnehmen. Haben die Zellfäden 1— 2 Stunden im Wasser gelegen: so tritt auch die Be- wegung des Piychodeschlauches im Innern der Zelle ein, der endlich sich her- ausdrängt und eine schaukelnde Bewegung annimmt. Die Windungen des Spiral- fadens dehnen sich nur langsam aus: Hat die Bewegung abgenommen, so sieht man am. Faden die beiden Cilien durch eine kleine Schlinge mit demselben ver- bunden. Dabei ist der untere Theil unbeweglich, während der obere wellen- förmige Bewegungen macht. Es erinnert diese Bewegung sehr an die des Fa- dens am Kopfende der Euglena viridis Ehrb. Nach Zusatz von etwas Jod hört die Bewegung auf und man kann die gewundene körnige Haut, welche die Win- dungen des Fadens zusammenhält und sich mit ausdehnt, wahrnehmen. An dem dickeren Ende des Spiralfadens bemerkt man eine einfache Reihe kleiner Kügel- 346 chen von dunkler Farbe, die sich bisweilen auch über die Mitte hinzıehen.: Durch Jod färben sie sich dunkel. Dies Alles nöthigt den Verf. die Schwärm- fäden der Antheridien für eine gewimperte Zelle mit Zellbrut zu erklären. 9. Was wird aus dem Schwärmfader der Antheridien? Zur Beantwor- tung dieser Frage hat der Verf. die Schwärmfäden der Marchantia polymorpha untersucht. Er wusch junge Antheridienteller wiederholt mit destill. Wasser, entnahm aus ihnen feine Querschnitte unter der hinweggeschnittenen Oberfläche, brachte diese auf Glastäfelchen und benetzte sie mit einem Tropfen destillirten Wassers. Aus den durchschnittenen Antheridienzellen traten dann eine Menge Schwärmfäden in das Wasser. Von diesen brachte er dann eine Anzahl auf reinem Wachstuch liegend unter Weingläser, deren Innenfläche mit nassem Lösch- papier ausgeschlagen war und beobachtete täglich 2—3mal. Es zeigte sich dabei Folgendes: Nachdem die Schwärmfäden , an den Rand des Tropfens sich ziehend, eine den Tropfen überziehende Haut gebildet haben, erkennt man unter derselben noch andere Schwärmfäden in Bewegung, die sich nach Kurzem in solche umgewandelt haben wie sie den Gattungen Spirillum und Vibrio Ehrg zukommen. Dabei sind sie beständig in Bewegung. Endlich nach Verlauf von 12 Stunden sind alle Schwärmfäden verschwunden und statt ihrer nur noch Vi- brionen und Spirillen, die aber nach 1—2 Tagen schon wieder in ihre Glieder zerfallen, sichtbar. Jetzt ist der Tropfen milchig getrübt und unzählige Men- gen Kügelchen ähnlich der Monas crepusculum wimmeln in ihm herum. Man kann sich bestimmt davon überzeugen, dass diese Gebilde aus der unzersetzten Substanz des Schwärmfadens hervorgingen, weil die Umwandlung ‘sehr rasch eintritt. Zu betonen ist, dass nicht Spirillum aus Monas, sondern Monas aus Spirillum hervorgeht. Die Monaden sammeln sich nun zu Gruppen, von. ihrer Bewegung abstehend; diese Gruppen umzieht eine wasserhelle Haut und am dritten Tage hat sich daraus eine Amoeba gebildet, die an Grösse sehr rasch zunimmt; sich aber nur sehr langsam bewegt. Nach mehreren Tagen wird die Amoeba kuglig und bewegungslos; ein Schleim überzieht Gruppen von 10— 20 derselben ; in dem Amoebenkörper tritt allmälig ein grüner Punkt auf, der sich vergrössert und schliesslich als grün gefärbte Zelle zu Tage tritt. Diese ver- längert sich dann, bildet Scheidewände und wird zur Gliederalge. Dieselben Vorgänge kann. man auch im Innern der Querscheiben durchschnittener An- theridien-Schläuche wahrnehmen. Auch die schwärmenden Gonidien der Gat- tung Cladophora zeigen ähnliche Umwandlungen. Die aus den Antheridien der Characeen erzogenen Amoeben unterscheiden sich dagegen in Form und Bewe- gung von den eben betrachteten. Sie zeichnen sich vorzüglich durch den Kreis- lauf der Säfte aus, wie bei den Charenzellen, so lange der keulenförmige Kör- per auf kein- Hinderniss stösst. — Dass Spirillum, Vibrio, Monas, Amoeba, Protococcus und die kleine Gliederalge, nıcht aus äusserlich hinzugekommenen Keimen oder aus formloser Materie, sondern aus den unzersetzten Schwärmfäden hervorgegangen sind, ist dem Verf. erwiesene Thatsache, ob aber Amoeba ein Thier, ob der Schwärm- faden Träger eines Befruchtungsstoffes sei, dass sind Fragen, deren Beantwor- tung der Zukunft überlassen werden muss. (Bot. Zeit. 1825. Stück 24, 25, 26, 27, 29.) V. W. F. Unger, Anatomie und Physiologie der Pflanzen. Mit 139 Holzschnitten. Wien 1855. 8%. — Der Verf. verbreitet sich in der Einlei- tung S. 1— 50 über die Hülfsmittel des anatomisch - physiologischen Studiums und die Geschichte dieses Theiles der Botanik. Im ersten Theil behandelt er die Anatomie der Pflanzen und zwar S. 51—54 die Elementartheile im Allge- meinen, S. 55—167 die Lehre von der Zelle, S. 188 —180 die Lehre von den Zellcomplexen, S. 181 — 222 die Lehre von den Zellgruppen und S. 223 — 248 die Lehre von den Systemen; im zweiten Theil der Physiologie der Pflanzen nämlich S. 249 — 254 die Pflanze als lebenden Organismus, S. 255 — 287 die Thätigkeitserscheinungen der Zelle, S. 288—425 die Thätigkeitser- seheinungen der Pflanze als zusammengesetzten Organismus, $. 425 —445 die 347 Lebenserscheinungen im Entwicklungsgange des Individuums. Uebersichtliche Vollständigkeit gründlicher Untersuchungen mit klarer Darstellung empfehlen diese schön ausgestatlete Schrift Jedem, der sich für Botanik interessirt. —e Zioologie. E.Boll, conchyliologische Notizen. — B. er- kannte unter einer Sammlung von Conchylien , welche bei dem Bade Kranken- heil unweit Tölz im südlichen Baiern zusammengebracht war, die bis jetzt in Deutschland noch nicht beobachtete Helix explanata Müll (Rossmässler Fig. 539). —. E. v. Martens behauptete dass in der norddeutschen Ebene Helix lapicida gänzlich fehle, H. hortensis nicht häufig sei und von Clausilien nur Cl. lami- nata, biplicata, nigricans und plicatula vorkämen. Dagegen bemerkt B., dass Helix lapieida in Mecklenburg nicht selten, auf Rügen sogar hänfig ist, Helix hortensis ganz gemein, aber H. neınoralis nur auf einzelne Localiläten beschränkt ist. Von Clausilien hat Mecklenburg: Cl. laminata überall gemein, €l, ventri- cosa selten, Cl. biplicata ziemlich häufig, Cl. rugosa Dr. ? sehr häufig, Cl. or- ihostoma sehr selten, Cl. nigricans überall gemein, Cl. plicata an einigen Orten sehr gemein, Cl. plicatula gemein. — Hinsichtlich der Helix nemoralis meint B. sie sei in Norddeutschland ursprünglich nicht heimisch, sondern nur durch Zierpflanzen eingeschleppt, da sie überall nur in Gartenanlagen vorkömmt und in neuen sich einstellt, wo sie früher nicht zu finden war. Den Bulimus de- tritus hat v. Hagenow in seinen Garten bei Greifswalde ausgeselzt und er ge- deibet, dagegen konnte B. dalmatische Clausilien bei Neubrandenburg nicht eul- tiviren. (Mecklenburger Archiv IX. 162— 165.) A. W. Malm gibt ein räsonirendes Verzeichniss der bei Chri- stianstad und Götheborg vorkommenden Land- und Susswas- sermollusken mit Abbildungen. — Von Cyclas beobachtete er: cornea und calyeulata für die Pisidien gibt er einen Clavis: I. Sipho ad extremitalem rectus. 1. Concha distincte inaequilatera; a. natibus projectura lamelliformi destilutis ; @. superficies striatosuleala: P. amnienm; £. superficies profundius et eleganter striata, nitida: P. pulchellum ; y. superficies lenuissime striala, nitidula, zona inframediana fusca plerumque ornata: P. subtruncatum n. sp. — b. Natibus projectura lamelliformi adornalis: P. Henslowanum. — 2. Concha parum inae- quilatera; a. ventricosa, umbonibus prominulis; «. margine inferiore arcuato, vix nitidula: P. oblusale; A. margine inferiore subrecto, nitidissima: P. arcae- forme n. sp. — b. compressiuscula, umbonibus parum prominulis: P. pusillum. — II. Sipho ad extremilatem valde constrictus: P. personatum n. sp. — Il. valde dilatatus: P. nitidum. — Ferner Unio margaritiferus, crassus, tumidus; Anodonta cygnea, analina; Neritina fluviatilis; Paludina vivipara und Listeri; Bithinia tentaeulata, similis; Valvata cristata, piscinalis, contorta; Arion alter, albus, rufus, flavus, hortensis; Limax maximus, agrestis; mehre Helix und Clausilia; Physa hypnorum, fontinalis; Planorbis corneus, albus, glaber, nauti- leus, Linnaei (— Helix planorbis L, Pl. carinatus Müll. Nilss. Rossm.) , botex, spirorbis, contorlus, complanalus, nitidus; Limnaea stagnalis, auricularia, limosa (= Helix limosa, und baltica L; Buceinum peregrum Müll etc.), truncatula, palustris, glabra, glutinosa; Ancylus lacustris, A. fluviatilis; Carychium. (Gö- theborgs Handlingar 1854. 73— 152.) Conrad diagnosirt drei neue Unionen: Unio grandensis vom Rio grande in Texas, dem U. cardium verwandt, U. Taumilapanus vom San Juan river in Taumilapas, dem U. niger ähnlich, U. pearlensis vom Pearlfluss in Mis- souri, dem U. crassidens ähnlich. (Proceed. acad. nat. Philad. VII. 255.) Peters diagnosirt folgende neue Käfer und Schmeiter- linge aus Mossambique, worunter die mit * bezeichneten Gallungen neu sind: Chrysomelinae Corynodes Dejeani Polystieta confluens Sagra festiva Pachnephorus flavipres Plagiodera egregia Clythra tetlensis Colasposoma erenulatum *Cerochroa ruficeps *Acolastus callosus *Ceralces ferrugineus Galleruca divisa Monolepta flaveola - discoidea - rivialis *Diamphidia femoralis Melasoma Opalrum angusticolle Cossyphus grandicollis Lagriariae Lagria aeruginea Cureulionides *Leptobaris castaneus Hylesinus pussillus Staphylini Philonihus nitidicollis - Juctuosus Buprestides Sternocera luclifera - monacha Julodis splendens Acmaeodera excellens - consobrina Steaspis aerugineus Chrysodema limbata Buprestis perspicillata - amaurocica - proxima - ophthalmica - consobrina - _papillata - pyrisosa - aliena Belionota reticulata - nervosa Elaterides Dicrepidius nubilus - adspersulus Physorhinns dubius Agrypnus infuscalus Cardiophorus taeniatus - vestitus - Jateritius - rufescens Lycus euspidatus Lampyrides Luciola obscuripennis - eisteloides - bimaculata - eincticollis - exigua Malachius pulchellus Lymexylones Atractocerus frontalis Histeroides Hister plebejus Nitidulariae Lordites gramicus Dermestini Altagenus vestitus 348 Hydrophilini *Acidocerus aphodioides Coprides Ateuchus aeruginosus - infernalis - . ebenus Gymnopleurus chloris - thalassinus - humeralis - ignilus Sisyphus infuscatus - atralus - calcaratus *Tragiscus dimidiatus Onitis Lycophron - uneinatus - fulgidus - aeruginosus Oniticellus egregius Onthophagus ardea - rangiler - pyramidalis - flavocinelus - boschas - loricatus - bicallosus - plebejus - .alcyon - carbonarjus - discolor - auriculatus - anomalus - cruentalus - sugillatus - maclatus - suffusus - tenuicornis - cerucifer - nigritulus - flavolimbatus - castaneus - nilidulus seminulum Copris Japetus rhinocerus - platycera . - Elphenor - Bootes - . excavata - Amyntor - evanıda Aphodiidae gpkonigs picipes adustus - dorsalis - connexus - ceruentus - cinerascens - eircumdatus - opalroides Chiron volvulus Orphnidae Orphnus bilobus Hybosoridae Hybosorus crassus Trogidae Omorgus tuberosus Oryctidae Temnorhynchus clypeatus Strategidae Heteronychus niger - corvinus - alralus Phileuridae Trionychus bitubereulatus Melolonthidae Clitopa Erichsoni *Cyclomera dispar - caslanea Leucopholis lepidota Schizonycha livida - consobrina Trochalus picipes Anomala lutea - brunnea - Jucida - nitidicollis Adoretus larsatus - sellatus - atricapillus - subcostatus Cetoniadae *Rhamphorrhina Petersana Heterorhina alternata Discopeltis vidua Oxythyrea luctifera Pachnoda cuneata - virginea Lepidoptera diurna Pieris Theysa - Eunoma - Simana Anthocharis Pallene Terias Zoe Acraea Oncaea - Cabira Neptis Marpessa Homaleosoma Neophron Aterica Theophane Harma Achlys - concordia Mycalosis Eusirus - Evenus Dipsas Antalus Jolatus Orejus Jolatus Caeculus 349 Lyeaena Calyce Lycaena Asopus ı -Pampbhia- lugens -. ‚Sybaris *Abanlis teltensis - Herılus - Jobates Pamphia Philander Pyrgus Diomus - Osiris - ‚ Fatuellus (Berlin. Monatsber. October 636 — 660.) Baird und Girard, neue Fische aus Texas, Nen-Mexico und Sonora. — Ueber den ersten Theil dieser Abhandlung haben wir Bd. V. 92. berichtet und geben jetzt die Fortsetzung, für die neuen Arten nur das Zahlenyerhältniss der Flossenstrablen hinzufügend. Percoiden Pomotis speciosus: PH. SED. U HS. TE — fallax: - 14; -L5; - X. 11; - IL 9; - 3.18.712. — convexilrons: ABER LIBRI El. I. rn — .nefastus;: 2,4 9 REN 2 IN. 10: 23.08.7110, — herus: - 185-1.552 X. 12; - 1.17; - 3.1.8.7.1.2. Bryttus longulus: - 13; - 1.5; - X. 11; - IT 9; - 3.1.8.7.1.2. Grystes nuecensis : a ee re Er ale I ba a et teiet inni Labriden Herichthys eyanognttatus: P.14; W.1,5; D.X\L.9 +1; A.V.6 +1; C.2. 1. lea... Siluriden Arius equeslris PP lanu9,49..6:5 D. 1. 2,Ar 165.018... 7.001812. Pimeledus atunıss =. 1055.85 - 1.65 7185: 6: Characinen Astyanax argentatus: P. 13; 9. 8; D. 1.10; 4.1.20 +1; 0.5.1.9. 81. Cypriniden 5 Catostomus congestus: P.17; 9. 9; D. 1.12; A.17+1; 0.4.1.8.8.1.3. — Clarki: Eee 0 MEII-EL ; - Urs - 5.1.8,.8.1.4. — plebejus: -14;- 8; - L9-+1; - 1.7; -. 8.1.8. 8.1.2, — insignis: - 18; - 10; - IL11;5 - 1.7+1; - 3.1.8.8.1.3. Carpiodes tumidus: - 16; -I.9; - 11.27; - 11. 9; -.5,1.8.8. 1.4. Gila gibbosa: lang; = 18rk-.l9; - 51.9.8.1.4. — pulchella Ze 9,5 - E.9E - 4.1.9.8.1.3, Von den beiden neuen Gattungen steht Herichthys dem Heros bei Heckel sehr nah, unterscheidet sich besonders durch die aus einfachen Zähnen bestehende Vorderreihe der Kieferzähne;, Ailurichthys ist auf Silurus marinus Mitch = Ga- leichthys parrae Cuv nebst Galeichthys Gronovi, Eydouxi und Blochi begründet, Astyanax hat weder Fang- noch Gaumenzähne, eine doppelte Zahnreihe in Ober- und Unterkiefer ; grosse Schuppen, keine gesägte Bauchlinie. (Proceed. ucad. nat. Philad. VII. 26 — 29.) Ch. Girard beschreibt die von Capit, Gillıs anf einer Expedition in Chiligesammelten Fische und Amphibien: Percichthys chilensis (— Perca trucha Gay), P. melanops n. sp., Percilia n. gen. mit P. Gyllisi, Athe- rinopsis .n. gen. mit A. californiensis (= Alherina menidia L-und A. notata Mitch) , Basiliehthys n. gen. mit B. microlepidotus (= Atherina microlepidota Jen), Heterognathus n. gen. mit H. Humboldiana (= Atherina Humboldtana Cuyv), Nematogenys u. gen. mit N. inermis (= Trichomyeterus inermis Gey), Trichomycterus maculatus Cuv, ferner A. musica n. sp., Engraulis pulchellus n, sp., Chirodes n. gen. Characinorum mit Ch. piscieulus und Bdellostoma poly- wema n. sp. — Batrachier: Cystignatus taeniatus n. sp,, Phyllobates aura- ws, — Schlangen: Elaps nigrocinctus n. sp., Dryophis vittatus n. sp., Ta- chymenis chilensis (— Coronella chilensis Schl, Dipsas chilensis Dum ), Tae- niophis tantillus n. gen. et spec. — Echsen: Proctotrelus femoratus und Pr. Stantoni, beide neu. (Ibidem 197 — 199. 226.) Hallowell veröffentlicht die Beschreibung folgender neuer ameri- canischer Reptilien: aus Texas: Cnemidophorus guttatus, Crotalus or- natus und aus Guinea: Echis squamigera, Hyla pnnetata,. (Ibödem 192—194,) 300 Baird, neue Gattung und Arten nordamerikanischer Frö- sche. — Aus der Hyladae beschreibt B. die Acris crepitans (= Hylodes gıyl- lus Dekay), A. acheta Hyla Richardi, Andersoni, eximia, Vanulieti, affinis und zwei nene Galtungen Chorophilus von Acris durch die Erweiterung der Querfortsätze des Kreuzbeines, von Litoria durch die hinten ausgerandete Zunge, die kleinere Zehenhaut und die zahlreicheren hintern Gaumenzähne, von Hylo- des durch die Zehenhaut verschieden, zwischen den beiden äussern Zehen fehlt die Haut völlig, die Gaumenzähne reichen bis zur hintern Nasenöffnung — und Helocaetes mit fast ganzer Zunge, mit Vomeralzähnen, schwach erweiterten Zehen mit schwacher Bindehaut auch an der Basis der äussern und mit am Ende erweiterten Querfortsätzen des Kreuzbeines (H. triseriatus = Hyla triseriata Wied und H. feriarum n. sp.) Aus der Familie der Ranidae: Rana Montezu- mae, septemtrionalis, sinuata, preliosa, cantabrigensis, Boylei und Scaphiopus Couchi. (Proceed. acad. nat. Philad. VII. 54 — 62.) Couch beschreibt drei neue nordamericanische Vögel: Cor- vus eryptoleucus von Tamaulipas in Mexico, Icterus Scotli von Coachuila und Struthus atrimentalis von ebenda. (Ibid. VII. 55.) Cassin verbreitet sich über folgende nordamericanische Fal- coniden mit Beschreibung der neuen Arten Falco nigriceps Cass. Buteo Swainsoni Bp — polyagrus Cass. — calurus n. sp. Hypotriorchis femoralis (Tem) — elegans n. sp. Tionunculus sparverius (L) — oxypterus n. Sp. Hierofalco candicus (Gm) Archibuteo lagopus (Gm) = Falco arclicus Holb. — ferrugineus%(Lichtss) — islandicus (Gm) Elanus leucurus (Vieill) Astur atricapillus (Wils) Circus hudsonius (L) Aceipiter Cooperi (Bp) Aquila chrysaetos (L) — mexicanus Sw Haliaetus albicilla (L) — fuscus (Gm) — Jeucocephalus (L) Buteo borealis (Gm) Polyborus tharus (Mol) — Bairdi Hoy (Ibid. VII. 277 — 284.) v. Middendorff, Eintheilung der Pferderassen. — v.M, hat sich lange und gründlich mit der Hippologie beschäftigt und ein umfang- reiches Material zu einem bezüglichen Handbuche aufgesammelt, doch feblt noch viel Arbeit, bevor dasselbe zum Abschlusse gebracht und macht er vorläufig Ein- zelnes davon bekannt. Wir theilen unsern Lesern die Uebersicht der Rassen mit. v, M. verwirft die bisherige Eintheilung in englische, dänische, holstei- nische etc. als ganz widernatürlich. Die völlig willkürliche Zucht und Kreu- zung hat dieses Gewirr der Hausthierrassen ins unübersehbare ausgedehnt und es gibt jelzt viele Pferde und Hunde, die gar keiner Rasse angehören. Die Rassen sind nach wesentlichen Merkmalen zu gruppiren, nur nach solchen Ei- genthümlichkeiten zu characterisiren, welche stets die Folgen einer bestimmten Lebensart und Gebrauchsweise sind. Wir verlangen vom Pferde drei Gangarten: Galopp, Trapp und Schritt. Jede derselben setzt für ihre besondere Ausbil- dung besondere Eigenthümlichkeiten des Körperbaues voraus. Danach zerfal- len die Pferderassen in Galopp- und Trabpferde, beide als Schnellpferde den Schlepp- oder Schrittpferden gegenüber. Die Schnelligkeit wird durch häufiger wiederholtes Ausgreifen oder durch besonders weitgreifendes Ausholen erzielt. Die- ser Unterschied hängt mit der Bodenconfiguration zusammen. Danach zerfallen die Trabpferde und Galopppferde in Rasch- und Schwungpferde. Nach sol- chen Principien stellt v. M. folgendes Rassenschema auf: A. Schnell - Pferde. 1) Hinterkörper (Hinterhand) vorwaltend oder mindestens ebenmässig mit dem Vorderkörper entwickelt, 351 a) Das Schulterblatt schräge gestellt : frei, beweglich. unter 350 bis 450%, Die Schulter b) Die Brust minder breit als ’/3 der Rumpflänge (oder Körperhöhe am Widerrist.) 2) Trockene, leichte Körperbeschaffenheit. 3) Kleiner oder mittlerer Wuchs: äusserste Grösse 7 Werschok ; Durchschnittsgrösse 1/2 bis Gewicht nicht über 30 Pud. 2 Werscok*): I. ya, Pferde. £ (d. i ae] Die Hinterhand vorwaltend ausgebildet. a) Die Brust minder oder eben so breit als !/ Rumpflänge. b) Hals dünn, leicht, a) Rasch-Pferde. In Hügel- und Gebirgs-Ländern. 1) Kleiner Wuchs : durchschnittlich Y/a Wersch. , nicht über 11/2 Wersch. 2) Rumpflänge gleich der Körperhöhe, 3) Brust breit, minder tief. 4) Vorder- und Hinterfüsse im Durch schnittisverhältnisse. Die arabischen und die Steppen-Pferde, oder die Morgenländische Rasse. lang. b) Schwung-Pferde. In Ebenen. 1) Grosser Wuchs: durchschnittlich 3 Wersch., ‚mindestens 11/2 Wersch. 2) Rumpflänge grösser als die Kör- perhöhe. 3) Brust schmal , tief. 4) Hinterfüsse unverhältnissmässig lang. Die englischen Renner oder die Renn-Rasse, I. Trab-Pferde. (d. i. leichte Anspannpferde.) Hinter und Vorhand gleichmässig entwickelt. a) Die Brust breiter als 1/s Rumpflänge. b) Hals gedrungen, schwer, kurz. a) Rasch-Pferde. In Hügel- und Gebirgs - Ländern. Characterislisch ebenso wie obenste- hend gegeben worden. Die Kleppper und Pony- Träber oder die Normannisch-finnische. B. Schlepp - Pferde. 1) Vorderkörper (Vorhand) vorwaltend entwickelt, a) Das Schulterblatt steii gestaltet: unter 25 bis 350, lastet, gebunden. b) Die Brustbreite beträgt !/; der Rumpflänge und mehr. 2) Feucht - lockere, plumpe Körperbeschaffenheit. 3) Möglichst grosser Wuchs, bis .16 Werschok. über 62 Pud. b) Schwung-Pferde. In Ebenen. In Niederungen. Die Renn- Träber oder die Harttra- ber-Rasse. Die Schulter be- Gewicht ausnahmsweise bis II. Schritt-Pferde. (d. i. schwere Anspannpferde.) In Niederungen. Beispielsweise können wir uns nun noch an einer weiteren Zerfällung der letzten Gliederungen versuchen: *) 1 Zoll engl. beträgt %/; Wersch. Man zählt nur die über das angenom- mene Hauptmaass (2 Arschiv = 32 Werschok) hinausgehende Anzahl von Werschok. 1 Pud enthält 40 russische Pfunde. 352 Die Morgenländische Rasse. Araber oder Süd-Morgenländer. 1) Kreuz Jang(1/3 Rumpflänge), horizon- tal, mit hoch angesetztem Schweife. Hals hoch angesetzt, lang, erho- ben, im Nacken gekrümmt. 3) Ganz ausgezeichnete Schulterfreiheit, vorwaltende Wirkung der Hinter- hand; Vorderfüsse stehend. 2) Schnell und ausdauernd. 4) Körper- | zart-irocken, (warm-kli- decken eh Dünne Haut, mit sichtbaren Venen- Verästellungen ; kurzes, seltenes, zar- tes, seiden-glänzendes Haar; fast keine Zotteln, Sporen und Hornwarzen. Mähnen- und Schweifhaare spärlich, glänzend , weich, vollwichtig. Nach Belieben lässt sich das nun 5) re | eckig- trocken. 6) Rücken, gerade, mässig gesenkt. 7) Weichen kurz, gut geschlossen 8) Brust breiter. 9) Glied- mit verhältnissmässig maassen ) sig langen Vorarmen u. Unterschenkeln. 10) Hufe klein, länglich, häufig zwang- hufig. 11) Kopf breit in Stiro und Ganaschen ; Augen gross, vorspringend. Nase gerade, sogar eingebogen. Verständig und gewogen. (Bullet. acad. Petersby. XIV. 832 — 87. Steppenpferde oder Nord-Morgenländer, (Tatarische Rasse.) kürzer, abschüssig und mit niedrig angeseiztem Schweife. tief angesetzt, Hirsch- oder horizon- taler Hals, kurz, im Nacken steif. mittelmässige Schukterfreiheit wegen Uebergewicht nach vorn; Vorderfüsse in den Knien stärker gebogen und hö- her gehoben. Ausdauernd und schnell. grob -trocken (kalt -klimatisch.) Dickes Fell; langes, dichtes rauhes und glanzloses Haar; entwickelte Zot- ten und Hornwarzen. Mähnen- und Schweifhaare buschig, lang, glanzlos, straff und leicht. auch weiter führen, wie z. B. eckig-straff und hager. gerade, unbiegsam: esel- oder karpf- rückig. länger , eingefallen. schmäler, tiefer. hochbeiniger, mit höheren Knien und Hacken. \ runder, aufgerichtet, nicht selten bock- hufig. schmäler; Augen klein, minder vor- springend. Nase eher etwas ramms- köpfig. Störrisch und meist tückich. Gl. — HRS OA — Correspondenzblatt aRUEHE; AR des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen Halle. 183.5 ;; October. | NE X, IS) Sitzung am 3. October. Als neue Mitglieder werden proclamirt: Nr. Professor Dr, Carus in Leipzig, Hr, Appellationsgerichtsrath Lepsius in Naumburg, Hr. Rector Stützer in Bitterfeld, Hr. Kaufmann Carl Brenner in Weimar und Hr. Seminarlehrer Erfurt, ebenda. Hr. Giebel berichtet über den Verlauf der fünften General- versammlung in Kösen, Hr. Kohlmann legt ein von Insectenlarven sehr regelmässig und kunstvoll durchfressenes Stück Eichenholz aus dem Bodethale vor und Hr. Baer zahlreiche Brochüren, Zeitungen, Berichte und son- stige Erläuterungen, die von ihm auf der 25. Versammlung der brit- tischen Naturforscher zu Glasgow und auf der allgemeinen Industrie- ausslellung zu Paris gesammelt worden sitid, zur Einsicht vor. Ueber Beide verspricht derselbe noch weitere Mittheilungen, besonders für die Zeitschrift, Hr, Martini aus Rothenburg erstattet Bericht über seine Un- tersuchung der Gegend von Achenrain und Häring in geognostisch - bergmannischer Beziehung unter Vorlesung der bezüglichen Pläne, Karten und geognostischen Handstücke. Sitzung am 10. October. Als neue Mitglieder werden angemeldet: Hr. Eisenhüttenbesitzer Martini in Rothenburg, Hr. Stud. Nobbe in Jena durch die Hrn. Giebel, Reinwarth und Baer. Hr. Professor Felgentreu in Bernburg durch die Hrn. Zincken jun., Giebel und Baer. Hr. Architect Echtermeyer in Sondershausen durch die Hrn, Chop, Irmisch und Giebel, :354 ‘ Hr. Preusing aus Bernburg hat eine schöne Suite von Stamm- stücken der Gattung Pleuromoia aus dem dortigen bunten Sandstein, sowie einige Reste von Labyrinthodonten eingesendet. Von letzteren nimmt Hr. Giebel Gelegenheit eine Uebersicht sämmtlicher bis jetzt bekannten Gattungen zu geben und auf die Eigenthümlichkeit der vor- gelegten Exemplare aufmerksam zu machen. Es wird beschlossen, dass die nächste Sitzung eine öffentliche sein sollte. Oeffentliche Sitzung am 17. October. Hr. Giebel gibt eine vergleichende Uebersicht der Säugethiere Deutschlands in den früheren Schöpfungsperioden und der Gegenwart unter Vorlegung mehrerer fossiler Reste. Er wiess sowohl die ent- sprechenden Arten der noch jetzt bei uns einheimischen Säugethiere nach, als auch für jede Familie derselben noch eine Anzahl fremd- artiger. Bei den Raub- und Hufthieren wurden Repräsentanten auf- geführt, die gegenwärtig über alle Welttheile und Zonen verbreitet sind und es ergab sich, dass Deutschland einst reicher an Säuge- ihieren bevölkert war als gegenwärtig, dass aber dieselben keines- wegs auf ein tropisches Klima hinweisen. Sitzung am 24. October. Als neue Mitglieder werden aufgenommen: Hr. Eisenhüttenbesitzer Martini in Rothenburg, Hr. Stud. Nobbe in Jena, Hr. Professor Felgentreu in Bernburg und Hr. Architeet Echtermeyer in Sondershausen. Zur Aufnahme werden angemeldet: Hr. Dr. Schlott in Torgau durch die Hrn. Imhoff, Schwarz und Giebel. Hr. Stud. phys. Krug, hier durch die Hrn, Baer, Weber und Giebel. Der Vorsitzende vertheilt das Juli- und Augustheft der Vereins- zeitschrift. Hr. Heintz spricht über das Verhältniss des chemischen Pro- cesses, wie er im lebenden thierischen Organismus statt findet und wie ihn der Chemiker ausserhalb derselben hervorruft, Er zeigt an dem Beispiel des Tyrosin’s und Leucin’s, dass die Proteinsubstanzen im Organismus dieselben Zersetzungsproducte liefern, welche aus ihnen durch chemische Mittel erzeugt werden können, dass also in diesem Falle beide chemische Processe, wenn nicht identisch, so doch voll- kommen analog sind. — Ferner theilt derselbe die Resultate der Untersuchungen von Houyeau über den durch Einwirkung von Schwe- felhydrat auf Baryumhyperoxyd erzeugten activen Sauerstoll (Ozon) mit und spricht die Möglichkeit aus, dass dieser vermeintliche modi- 395 fieirte Sauerstoff nichts anderes sei, als das Wasserstoffsuperoxyd, dessen Entstehung bei der Electrolyse des Wassers Baumert nach- gewiesen hat. Hr. Giebel theilte aus Noeggeraths Schilderung des noch fort- dauernden Erdbebens im Vispthale Ergänzungen seiner eigenen Beo- bachtungen, besonders aus der Gegend von Niklas und Zermatt mit, wo die Wirkungen stärker verspürt worden sind als im Saassthale. Darauf legte derselbe den gegenwärtigen Stand der literarischen Ar- beiten über das Grauwackengebirge nach den einzelnen Ländern über- sichtlich dar. Hr. Baer zeigte eine bedeutende Menge Mineralöl vor, das von ihm aus unseren Braunkohlen dargestellt worden war. Wegen der vollkommenen Farblosigkeit und in Bezug auf den Geruclı erfreute sich diese Probe des Beifalls der Anwesenden. Sitzung am 31. October. Als neue Mitglieder werden proclamirt: Hr. Dr. Schlott in Torgau und Hr. Stud. phys. Krug, hier, Zur Aufnahme werden angemeldet: Hr. Dr. Taschenberg, Rector in Zahna und Hr, Lackfabrikant Salomon, hier durch die Hrn. Giebel, Krause und Baer, Hr. Giebel theilt den Inhalt einer von Baumgärtner so eben erschienenen kleinen Schrift: „Anfänge zu einer physiologischen Schö- pfungsgeschichte der Pflanzen- und Thierwelt und Mittel zur weitern Durchführung derselben mit, in welcher unter anderen seltsamen und veralteten Ansichten auch die wieder aufgestellt ist, dass die höheren Thiere aus Eiern niederer, die ersten Menschen aus Säugelhieren ent- standen seien. Die Wege, auf denen diese und alle übrigen, nicht minder scharfsinnigen Behauptungen des Verfassers Nachb wien, wer- den, sind zwar angedeutet, aber nicht eröffnet, October-Bericht der meteorologischen Station in Halle. Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei SSO und ziem- lich heiterem Himmel einen Luftdruck von 27‘6‘,27 und stieg bei SSW und ziemlich heiterem Wetter bis zum 3ten Abend 10 Uhr auf 27''9',34. An den folgenden Tagen sank das Barometer unter vie- len kleinen Schwankungen bei vorherrschend südwestlicher Windrich- tung und sehr veränderlichem, durchschnittlich jedoch ziemlich heite- rem, zuletzt stürmischen und regnerischen Wetter bis zum 10ten Morg. 6 Uhr (27‘3‘,16), worauf es unter starken Schwankungen bei sehr veränderlichem, vorherrschenden SW und anfangs stürmi- | 356 schen und regnerischen, später ziemlich heiteren Welter steigend, am 22. Abends 10 Uhr einen Luftdruck von 28‘1‘,86 zeigte. Dar- auf sank das Barometer wieder unter häufigen kleinen Sehwankungen bei sehr veränderlicher, vorherrschend westlicher Windrichtung, und eben so veränderlichem, durchschnittlich. wolkigem, bisweilen auch regnigten Wetter bis zum 30. Morg. 6 Uhr auf 27°1‘,27 und er- reichte dann bis zum Schluss des Monats bei W und bedecktem und regnerischen Welter steigend, am 31. Abends 10 Uhr nur die Höhe von 27°4''54. Der höchste Stand im Monat war am 30. More. $ Uhr war = 27°'1',27; demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat 12°,79. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 29.— 30. Morg. 6 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27'605 auf 27°1'',27, also um 4,78 fiel. Die Wärme der Luft zeigte in diesem Monat keine erheblichen Schwankungen und war durchschnittlich verhältnissmässig hoch. Es war die mittlere Wärme der Luft = 99,2. Die höchste Wärme wurde am 7. Nachm. 2 Uhr = 17°,1, die niedrigste Wärme am 17. Morg. 6 Uhr = 3%,2 beobachtet. Die im Monat beobachteten Winde sind: N=2 0=6 S=8 W —=12 N0=2 SO0=1 NW=8S SW=36 NN0=0 NNW=2 SS0= SSW=-5 0N0=0 050=0 WNW==-3 WSW==6 woraus die mittlere Windrichtung berechnet worden ist auf: S—55041'39',98—W. Die Feuchtigkeit der Luft war in diesem Monat ziemlich gross. Die relative Feuchtigkeit derselben war 82 pCt. bei der mittlern Dampf- spannung von 3°‘,61. Dem entsprechend wurde durchschnittlich wol- kiger Himmel beobachtet. Wir zählten 2 Tage mit bedecktem, 9 Tage mit trübem, 6 Tage mit wolkigem, 6 Tage mit wol- kigem, 6 Tage mit ziemlich heiterem und 8 Tage mit hei- terem Himmel. An 12 Tagen wurde Regen, an 3 Tagen auch feuchter Nebel beobachtet. Die Summe des im Regenmesser gemes- senen Regenwassers beträgt 182,80 im Monat, also durchschnittlich pro Tag 5‘‘,90 paris. Kubikmass auf den Quadratfuss Land. Weber. Anzeige. Die British Natural History Society in York hat sich die Ver- breitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse durch unmittelbare Anschauung zum Zweck gestellt und setzt die Theilnehmer durch möglichst billige Subseriplion in Besitz der wichtigsten Versteinerungen und lebenden Conchylien, auf beson- deres Verlangen liefert sie auch seltenere Vorkommnisse, ganze Suiten und Lo- calfaunen. So erhalten die Subseribenten für 12 Schilling 40 Arten in 100 Exemplaren, für 25 Schilling 75 Arten in 160 Exemplaren, für 1 Lstr. 17 Schilling 200 Arten etc. Speeielle Kataloge und weitere Auskunft ertheilt auf frankirte Anfragen der Secretär der Gesellschaft Mr. Edward Charlesworth Esgq. in York. ERDE IIR — Druck von W. Plötz in Halle, Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1855. November. N? X Ueber einen eigenthümlichen Zustand von Magneteisenerz und dessen Veränderung nach Entfernung von seiner Lagerstätte von EB. FF. Glocker. In einem vor ungefähr drei Jahren eröffneten Schachte der Georgigrube am unteren Rande des Liskowitzwaldes %/, Stunden nördlich von Sternberg in Mähren, an der rechten Seite der von dieser Stadt nach Langendorf füh- renden Strasse, ist im Sommer 1852 in dem (devonischen) Thonschiefer der Grauwackenformation eine bis 9 Fuss mächtige lagerartige Masse von sehr feinkörnigem Magneteisenerz entdeckt worden, welches sich durch seinen eigenthümlichen Zustand auszeichnete. Dasselbe besteht zwar, wie anderes feinkörniges Magneteisenerz, aus lauter stark metallisch glänzenden eisenschwarzen enge an einander gedrängten feinen Körnchen, erscheint aber auf der Lagerstätte ganz mit Feuchtigkeit durchdrungen und hat in Folge dessen eine auffallend geringe Consistenz, so dass es sich ausserordentlich leicht zersprengen und selbst mit den Fingern zerbrechen lässt; es ist überdiess mit einer Menge unregelmässiger feiner Klüfte durchzogen, wodurch es sich in eckige Stücke absondert. Ungeachtet dieses Magneteisenerz, so wie es aus der Grube kommt, sanz das Ansehen eines festen frischen Zustandes, so wie auch das specifische Gewicht des reinen Magneteisenerzes hat, so ist es doch als Gesammtmasse so weich, dass es VI. 1855. 24. 358 sich wie weicher Thon mit dem Messer schneiden lässt, wobei es auf den geschnittenen Stellen eine ununterbro- chen glänzende Fläche, unter der Loupe aber noch lauter starkglänzende Pünctchen zeigt. Man könnte nach diesem Verhalten versucht sein, es für eine mit Magneteisenerz- körnchen angefüllte thonige Masse zu halten, wenn nicht die metallischen Körnchen so dicht gedrängt an einander lägen, dass man selbst mit der Loupe keine zwischenlie- gende Substanz als Bindemittel wahrnehmen kann. Unter einer Doppelloupe lassen sich zwischen den Körnern auch viele sehr feine Octaeder deutlich erkennen. Diese Magnet- eisenerzmasse ist also, wie hieraus erhellt, durch und durch rein und war daher den Bergleuten als ein vortreffliches Eisenerz hoch erwünscht, um so mehr, da die Natur durch eine so beträchtliche Auflockerung und Erweichung die un- mittelbare Vorbereitung zum Schmelzprocesse selbst über- nommen hatte. Weder von Quarz, noch von Kalkspath, welche beide mit den Eisenerzen der Sternberger Gegend sonst fast überall innig vergesellschaftet sind, habe ich eine Spur darin entdecken können. Soll man nun dieses Magneteisenerz als in einem Zu- stande anfangender Auflösung begriffen betrachten, da es doch aus lauter noch frischen metallisch glänzenden Körn- chen und Kryställchen besteht? Oder war die durchdrin- gende Feuchtigkeit allein im Stande, die feinkörnige Masse zu lockern, die Körnchen etwas auseinander zu treiben, ohne doch ihre Berührung ganz aufzuheben und ohne sie, was sonst bei langer Einwirkung von Wasser zu geschehen pflegt, in Eisenoxydhydrat zu verwandeln? Die Erschei- nung hat in der That etwas Ungewöhnliches. Vielleicht würde dieses Magneteisenerz durch noch länger fortgesetzte Einwirkung von Feuchtigkeit, aber gesichert vor dem Luft- zutritt, (unter dem Drucke des aufliegenden Thonschiefers) ohne zu Hydroxyd zu werden, seinen Metallglanz und seine feinkörnige Absonderung vollends ganz verloren haben und zuletzt erdartig und zerreiblich geworden, also in einen ähnlichen Zustand, wie der des sogenannten Eisenmulms ist, übergegangen sein. (Ob übrigens der mit Magneteisen- erz vorkommende Eisenmulm nur durch Auflösung des 359 letzteren entstanden ist, bleibt noch ungewiss; denn aus Mangel chemischer Analysen ist die chemische Natur des meisten Eisenmulms noch unbekannt, derjenige aber, von welchem Analysen vorhanden sind, besteht nicht allein aus Eisenoxydoxydul, sondern einem Theile nach auch aus Manganoxydul, wie z. B. der Eisenmulm aus dem Siegen- schen, welcher ausser Eisenoxydoxydul noch über 16 proc. Manganoxydul enthält.) | Noch eine andere auffallende Erscheinung bot das in Rede stehende Magneteisenerz dar. Ich habe an demsel- ben, nachdem es eine Zeitlang von seiner Lagerstätte ent- fernt war, eine verhältnissmässig sehr rasche Veränderung wahrgenommen. Mehrere Stücke desselben waren, so wie sie aus der Grube kamen, d.i. in frischem eisenschwarzen stark metallisch glänzenden Zustande, fest in Papier ver- packt worden und hatten so eingehüllt fünf Monate lang (vom August 1852 bis in den Januar 1853) dicht gedrängt an einander, mithin vor dem Luftzutritte möglichst ver- wahrt in einer Kiste gelegen. Als sie ausgepackt wurden, erkannte ich die Exemplare fast nicht mehr, so fremdartig kamen sie mir vor; denn sie hatten ihr Ansehen ganz verändert. Sie stellten eine schmutzig graubraune (also anders als ausgebildetes Eisenoxydhydrat gefärbte) schimmernde Masse. dar, angefüllt mit lauter feinen eisenschwarzen glänzenden Körncehen, "wie zuvor, im Striche glänzend, auch noch ebenso schwer wie in ihrem anfängli- chen Zustande, aber ihr Strichpulver war graulichbraun. Diese Veränderung kann natürlich nur einer anfangenden Umwandelung in Eisenoxyhydrat zugeschrieben werden, welche hauptsächlich durch die in: dem Erze enthaltene Feuchtigkeit verursacht, aber wegen Mangels an Luftzutritt nicht vollendet worden war. Auf der Lagerstätte selbst hätte sich dieses feuchte Magneteisenerz nach oben zu an allen der Luft zugänglichen Stellen ohne Zweifel mit der Zeit in vollkommenen Brauneisenstein umgewandelt, wie dieses an einer andern Stelle in derselben Grube, so wie auch in der Pauligrube bei Sternberg und in der obe- ren der beiden Gruben im Kühgraben bei Ritsch wirklich der Fall ist. Die graubraun gewordene Masse, welche 24* 360 nach dem Austrocknen ihre Farbe beibehielt, stellt also einen Uebergangszustand des Magneteisenerzes in Braun- eisenstein dar. Die erwähnte Magneteisenmasse der Georgigrube ruht auf hellgrauem Thonschiefer und hat zum Hangenden den mandelsteinartigen Thonschiefer, welcher in der Gegend um Sternberg und Bärn verbreitet ist und häufig mit ebenfalls mandelsteinartigem Chloritschiefer abwechselt und in diesen übergeht. Beide gehören zur devonischen Formation und entsprechen ganz dem soge- nannten Schaalstein im Nassauischen, über welchen so ab- weichende Ansichten geäussert worden sind. An ein Dio- rit- oder Aphanitgestein, womit man diese Schiefer ver- wechselt hat, ist hier eben so wenig zu denken, als an eine „plutonische Umwandelung“, wie vor einiger Zeit be- hauptet worden ist. Was man für Hornblendtheilchen in diesen Schiefern gehalten zu haben scheint, ist Chlorit, welcher oft ganz deutlich hervortritt. Die weissen und rothen Kalkspathmandeln, welche diesem Sternberger Schie- fer ein so schönes Ansehen ertheilen, sind eine entschie- dene Wasserbildung, ebenso wie der gelbe Eisenocher, wel- cher zuweilen ihre Stelle vertritt. Näheres über diese Thonschieferbildung wird in meiner geognostischen Beschrei- bung von Mähren und Schlesien mitgetheilt werden. Weder in dem Sternberger noch in dem ganz gleich- artigen Thonschiefer und Chloritschiefer von Bärn (zwischen Sternberg und Troppau) hat man bis jetzt Versteinerungen angetroffen. Indessen kann es als ein indirecter Beweis für die devonische Natur dieser Schiefer angesehen werden, dass ich in dem Thonschiefergebirge bei Morawitz, einige Meilen nordöstlich von Sternberg, welches Gebirge mit dem Sternberger Gebirge zusammenhängt, sehr niedliche aus Schwefelkies bestehende Exemplare von Groniatites com- pressus d’Arch. (Gyroceratites gracilis Bronn) gefunden habe, welche mit den im Dillenburgischen Thonschiefer vorkommenden vollkommen übereinstimmen. Bekanntlich gehört dieser Goniatit der devonischen Abtheilung der Grauwackenformation an. essen 361 Mineralogische Notizen von EB. Söchting. I. Bemerkungen zur Paragenesis. Bei meinen Besuchen in den Sammlungen des British Museum und des Museum of Practical Geology in London, des Jardin des Plantes oder des Museum d’Histoire Natu- relle, wie er jetzt heisst in Paris, sowie in denen einzelner Liebhaber, deren Benutzung mir bereitwilligst gestattet wurde, auch an mehrern selbst gesammelten Stücken, habe ich eine Reihe von Bemerkungen gemacht, welche sich auf die Ge- schichte der Mineralien beziehen, namentlich auf das Wech- selverhältniss im Vorkommen derselben mit andern. Da ich schon früher mehrfach diesen Gegenstand betreffende Mittheilungen in dieser Zeitschrift 1) gemacht, erlaube ich mir auch jetzt einige der oben erwähnten Betrachtungen hier zu veröffentlichen. Voran stehen mögen diejenigen, welche den Quarz, als einen der wichtigsten und verbreitetsten Mineralkörper anlangen. Ich behaupte für ihn wohl durchgängig da, wo er krystallisirt auftritt, sowie auch sonst in den meisten Fällen einen Absatz aus einer wässerigen Flüssigkeit. Ein Beispiel hierfür zeigte eine Stufe im British Museum, vom Vesuv stammend, an welcher Schwefel von einer Lage stalactitischen Quarzes bedeckt war. Die Flüssigkeit konnte neben der Kieselsäure auch andere Stoffe chemisch gelöst oder mechanisch aufgeschwemmt enthalten, welche zum Theil von den sich bildenden Krystallen des Quarzes in gleichfalls geregelten oder in unregelmässigen Gestalten umschlossen werden konnten. Dieselbe Annahme für die Abscheidung des fraglichen Körpers erlaubt auch auf das Leichteste die Erscheinung zu erklären, dass man nicht selten an einem Krystalle Ueberlagerungen derselben Sub- stanz oder Einschachtelung eines Kernes in eine oder meh- 1) Bd. II, 6; I, 270; IV, 15 V, 288. 362 rere gleichartige Hüllen erkennt. Hierbei konnte es dann auch ganz leicht geschehen, dass von der nächsten Ueber- schichtung mit neuer Quarzmasse ein Absatz irgend wel- cher fremder Substanzen erfolgte, durch welchen das Fort- schreiten in der Vergrösserung des Krystalls nach den einzelnen Perioden noch mehr verdeutlicht wird. In der Mineraliensammlung des British Museum sah ich in dieser Weise eine grosse Gruppe von Quarzkrystallen, welche bei radialer Anordnung nur die Spitzen frei zeigten. Der Quer- bruch dieses, mindestens halbkugelig gewesenen Gebildes, liess eine unzählige Menge von solchen einzelnen Abschei- dungen der Kieselsäure erkennen, mehrfach durch Einlage- rung von Bleiglanz noch mehr hervorgehoben. Als Fund- ort war angegeben: Schulenberg am Harze. Bei einem grossen Krystalle von Minas Geraes bezeichneten Chloritla- ger eine vierfachgetheilte Bildungszeit, in einem andern gleichfalls brasilianischen, eine zweitheilige. An einem dritten Krystalle mit gerundeten Endflächen und Endkanten war die zweite Ueberlagerung nicht recht symmetrisch er- folgt, da der innere Krystall jetzt ziemlich nahe einer Sei- tenfläche des äussern zu liegen gekommen ist. Früher 1) wurde von Seyfert und mir auch das Vor- kommen des Quarzes und Kalkspathes in abwechselnden Lager in Krystallen des erstern erwähnt. Hier will ich ei- nes andern Beispiels dieser Art gedenken, das, wenn auch schon vor Zeiten beschrieben, doch vielen Lesern unbe- kannt sein dürfte. Professor Fleming ?) in Leith bei Edinburgh zeigte und theilte mir mit Kalkstein von Ballanloch in der Nähe von Cork (Ireland), welcher Quarzkrystalle in der so eben bemerkten Weise gebildet enthält. An einem solchen von nur etwa /; Zoll Stärke hatte Herr Fleming neun solcher Lagen gezählt. Während beim sogenannten krystallisirten Sandstein von Fontainebleau die Krystallisationskraft des Kalkspaths so stark ist, dass er eine oft weit überwiegende 1) Natuurkund. Verhand. v. d. Holland. Maatsch. d. Wetensch. te Haarlem [2], IX, 184; im Ausz. diese Zeitschr. II, 11. — 2) Memoirs of the Wernerian Natural History Society II, 94. 363 Masse Sandes einzuschliessen vermag: findet hier das Um- gekehrte Statt, indem gleichzeitig mit der Bildung des Kalksteins der in geringer Menge vorhandene Quarz mit seinen im Verhältniss ganz unbeträchtlich dünnen Schichten den Spath in seine eignen Formen zwang. Die spätern Absätze erfolgten aber durchaus nicht immer unter Annahme der Gestalt ihrer Vorgänger. So zeigte eine Stufe von Botallack bei St. Just in Cornwall (im Br. Mus.) auf einer Unterlage von Hämatit grössere Kry- stalle von Eisenkiesel, welche von einer Schicht farblosen oder leichtröthlichen Zuckerquarzes bedeckt werden, auf dem sich wieder Eisenkiesel abgesetzt hat. An zwei Stu- fen aus Cumberland liegt lichtvioletter Flussspath auf fein krystallisirteem Quarze und zum Theil unter einer ähnlichen Decke. Man muss hier entweder eine in drei Zeiträumen erfolgte Bildung zugeben, was dem ganzen Ansehn mehr entspricht, oder annehmen, dass die Krystallisation des Flussspaths mit der des Quarzes in gleicher Periode zu Wege kam, aber erst gegen das Ende derselben. Ein ähn- liches Stück zeigte mir Professor Fleming von Aden am Rothen Meere. Schon Breithaupt ) macht auf die oft regelmässige Verwachsung von zweierlei Mineralien in der Superposition aufmerksam. Wenn auch die neuern von mir am Quarze beobachteten Erscheinungen dieser Art nicht so characteri- stisch sind, als die dort erwähnte Verbindung zwischen Rutil und Eisenglanz, oder selbst wie die später zu geden- kende Anordnung von Eisenkies auf Flussspath, so war es doch merkwürdig zu sehn, wie an einer Cornwaller Quarz- stufe des British Museum eine unendliche Menge feiner Ei- senkieskryställchen nur die Seitenflächen bedeckt, während auf einer andern aus eben jener Gegend Eisenspath fast nur auf den Spitzen knollig zusammengehäuft lag und sei- ner Seits wieder mit kleinen Krystallen von Misspickel über- streut war. Manche von den nun aufzuführenden Einschlüssen an- derer Mineralien in Krystallen des Quarzes sind allerdings 1) Paragenesis 14. 364 schon zum Theil erwähnt, mögen aber hier nochmals auf- gezählt werden, da sie an ausgezeichneten Exemplaren beo- bachtet wurden. So fand ich im Museum of Practical Geo- logy einen grossen Doppelkrystall (durch Juxtaposition), aus Brasilien, in welchem, ungefähr parallel der Kante R.oR ein dunkelweingelber Topas tief eingesenkt lag. In einem seschliffenen Stücke Bergkrystalls, des British Museum von unbekanntem Fundort gewahrte man blaue Krystalle, welche dem Cyanit zugeschrieben wurden. Mit Einschluss grünen Amianths sah ich ihn ebenda vom Glacier des Bois- sons. In der Sammlung des Museum of Practical Geology bemerkte ich einen schönen grünen Berylikrystall umgeben von einem gelblichen Mantel in einem grossen dunkelfarbi- gen Quarzkrystalle von Haddam in Connecticut (?). Eine grosse Stufe des British Museum von Nertschinsk zeigte vielen Quarzkrystallen Berylle auf- und eingewachsen und beide Mineralien mit einer schmutzigbraunen Rinde über- zogen. Der Einlagerung von Bleiglanz an einem Stücke von Schulenberg am Harze wurde schon oben gedacht. Eisenkies in krystallisirtem Quarz wurde mir ebenda von Madagaskar gezeigt, Baryt von Schemnitz. In der Mineraliensammlung des Jardin des Plantes bemerkte ich nachstehende Verdrängungspseudomorphosen von Quarz, welche wohl an und für sich bekannt sind, es aber nicht von den betreffenden Fundorten zu sein scheinen: nach octaedrischem Flussspath, von gelblichweisser Farbe, aus dem Departement der Haute Loire; faseriger Quarz nach faserigem Kalk von Coste liegne bei Vieille Briende in demselben Departement; hyaliner Quarz nach Calcaire metastatique vom Forez. Von Quarz nach Gyps sah ich daselbst mehrere Stücke aus den Umgebungen von Paris. Das Vorkommen aus den obern Lagen des Calcaire grossier von Passy hat bereits durch Blum 1) Erwähnung gefunden. Ein Stück, welches ich sah, zeigte auch äussere Bekleidung durch Chalzedon. Grosse Gypskrystalle aus dem Parke von St. Cloud waren in derben Quarz umgewandelt. Aehn- lich den linsenförmigen Krystallen von Passy gestaltet hat- 1) Pseudomorphosen der Min. 231. 365 ten solche von der Glaciere bei Gentilly eme Umwandelung in rothen hyalinen Qarz erfahren. In dem mittlern Oolith des Dorfes Allemagne bei Caen hatte man hohle Pseudo- morphosen von Quarz nach Cölestin gefunden. Die Form des letztern ist die sogenannte „forme apotome.‘‘ Eine an- dere Pseudomorphose war die von Baryt in tafelartigen Gestalten in Quarz von Chapelle St. Laurent (Dep. des Deux Sevres). Aehnlich den Pseudomorphosen des Hornsteins nach Kalkspath von andern Orten des Erzgebirges, welche Blum !) beschreibt, fand ich hier auch solche von Zinnwald in der Gestalt des Calcaire spathique equiaxe. Hornstein hatte auch Verdrängung bei einem Sphäroide linsenförmiger Gypskrystalle bewirkt: als Fundort wurde ein Springbrun- nen von Grignon bei Paris angegeben. Pseudomorphosen von Chalzedon nach Kalkspath aus der Gegend von Vallecas unfern Madrid sollten nach der zugehörigen Etiquette aus dem Salzthone stammen. Blum?) giebt Meerschaum nach Amar als Geburtsstätte von sol- chen an, Turmalin. An mehrern pleochromatischen Verwach- sungen des Turmalins, wie sie von Seyfert und mir) ge- nannt wurden, habe ich gesehen, dass die Farbenwandlung des Krystalls, als Ganzes betrachtet, oft nicht in abge- schlossenen Zeiträumen, sondern durch Compensation com- plementärer Farben geschehen ist, die Folge einer allge- mach veränderten Lösung, aus welcher die Krystalle sich ausschieden. Am angeführten Orte, so wie von G. Leon- hard®), war nun die einfache Thatsache hingestellt. Ein sibirischer Krystall des Museum of Practical Geology zeigte nach seiner Länge abwechselnd mehrere grüne und rothe Partien, zwischen denen man die Farben gegen einander hin verblassen sah, bis sie sich wechselseitig ganz oder fast völlig aufgehoben hatten. Hier hatte also das Wachs- thum in der Richtung der Hauptachse Statt gefunden. Da- gegen hatte sich ein brasilianischer Krystall der Sammlung 1) Pseudomorphosen 250. 2) Ebd. 247. 3) A. a. 0. 202. 4) Ebd. 124. 366 des Jardin des Plantes in der Richtung der Querachsen vergrössert und zwar so, dass dabei die Färbung aus einem dunkeln Roth in ein helleres und durch Weiss in Grün überging. Die Aussenseite war fleckig und streifig. Durch Schliff in der Richtung der Zunahme war die Art der Färbung um so deutlicher bemerkbar. Von dem Vorkommen der gebrochenen und durch Quarz wieder verkitteten Turmalinkrystalle zeigte mir Professor Fleming aus dem Granite von Aberdeen in Schottland. An einem andern grossen Krystalle war ein kleinerer in Quer- richtung eingelagert so, dass jener etwas übergriff. In dem Falze, so zu sagen, war Feldspath eingebettet, der auch an andern Stellen deutlich in die Oberfläche des Tur- malins eindrang. Stellenweis hatte letzterer bereits eine Umwandlung in Glimmer erlitten. — Von unbekanntem Fundorte sah ich im British Museum ein Stück derben Quarzes, welches mehrere, in der bekannten Weise zerbro- chene Krystalle trug; ein anderer jedoch war, ohne dass dergleichen zu bemerken gewesen wäre, nur langgezogen S-förmig gebogen. Ein zweites Exemplar bestand aus grü- nem Chloritschiefer mit Granaten von Salzburg mit einem eingelagerten langen und starken Turmalinkrystall, bei dem die Ausfüllung der Sprungklüfte durch Chlorit oder Chlorit- schiefer erfolgt war, ein Bindemittel, welches in ähnlicher Beziehung, soweit ich mich erinnere, noch nicht genannt wurde. Da Bischof!) den Turmulin als ein auf wässerigem Wege entstandenes Mineral ansieht, so schliesst er daraus auf eine solche in allen Fällen. Das Eindringen von Ge- birgsarten in feine Klüfte kann nach ihm aber nur dann erfolgen, wenn man jene nicht als zu der Zeit in feurigem Flusse betrachtet ansieht. Nach diesen Lehren muss man dann hier einen Beweis für eine Bildung des Chloritschie- fers auf wässerigem Wege finden. Bischof führt an der erwähnten Stelle das Vorkommen des Turmalins in den Granitdrusen des Sonnenberges bei Andreasberg an. Sollte es nicht vielleicht einige Beachtung verdienen, dass die Harzer Granitmasse nur in ihrem äussern Mantel turmalin- führend ist? 1) Lehrb. d. chem, u. phys. Geol. II, 428. 367 Feldspath. Wiser!) hat die Verwachsung des Sphen mit Adular vom Rothenboden auf dem rechten Aarufer bei Guttannen bekannt gemacht. Im British Museum sah ich den Sphen, licht grün, an einzelnen Stellen braun, durch- sichtig, wenn auch nicht so regelmässiger Verwachsung, als dort beschrieben, mit Adular aus dem Pfunderthal in Tyrol. Turmalins als seltenen Einschlusses von Adular führten wir 2) von Arendal an, ebenso Blum ?) vom St. Gotthardt. Jetzt sah ich in der Sammlung des Jardin des Plantes schwarzen Turmalin mit schwarzem Glimmer und Melanit in einem grossen Feldspathkrystalle von Mursinsk. In dem British Museum sah ich Beryll aus dem Gra- nite der Mourne Mountains in Ireland von Feldspath durch- wachsen. Aus demselben Granite besitze ich Krystalldru- sen, an denen man deutlich erkennt, wie zuerst der Quarz fest geworden ist, indem der Feldspath zahlreiche dunkel gefärbte Quarzkrystalle umschliesst, so dass sie zuweilen nur mit den Enden aus ihm hervorragen. Auch der Glim- mer scheint älter zu sein, als der Feldspath, da man ihn in Krystallen von letzterm theilweise umschlossen findet, während er anderer Seits zum Theil in den Quarz ein- dringt oder auch, wie einige meiner Krystalle zeigen, fest auf dessen Flächen liegt. Dieser Granit ist es, über den wir: neuerdings Mittheilungen von Delesse erhalten haben, namentlich auch über den Gehalt an Beryll und Topas ?). Beryll. Von dieser Species fand ich gleichfalls einige interessante Stücke im British Museum. So eines, wel- ches einen grossen farblosen Krystall von Cangayum in Ostindien aus einer ganzen Menge kleinerer zusammenge- setzt zeigte. Ein anderer von demselben Fundorte liess, gleich dem Turmalin, eine Farbenverschiedenheit in der Längenausdehnung bemerken, indem die bläuliche Farbe, welche am einen Ende herrschte, plötzlich verschwunden erscheint. Gleich wie die sogenannten Scepterkrystalle, Pigeon-houses, des Quarzes bekannt sind, namentlich von 1) Neues Jahrb. f. Min. etc, 1847, 550. 2)A.a.0. 206. 3) Ebd. 33. 4) Bull. geol. X, 574. 368 Mursinsk in Sibirien, so sah ich hier von demselben Orte ähnlich gebildete Smaragde, ja einer zeigte eine dreifache Theilung, ausserdem bemerkenswerth, dass zwei derselben gezähnelte Kanten zeigten, in Folge eines wiederholten Versuchs zur Ausbildung der Pyramiden.- Diese beiden Eigenthümlichkeiten der Ausbildung glaube ich noch nir- gends erwähnt gefunden zu haben. Der Beryll findet sich oft in Gesellschaft von tantal- und niobsauren Verbindungen, wie bei Bodenmais in Baiern, bei Haddam in Connecticut. Ich sah ihn, von letzterm Fundorte auch mit Einschluss von Columbit, im Besitz des Mr. H. Blanford in London. Auch der Beryll ist eines der Mineralien, dessen Kry- stalle mitunter von dem Schicksal des Zerbrochenwerdens betroffen sind. Das British Museum bot mir auch hierfür einen Beleg von Athol in Massachusets, einen Krystall in dichtem, weisslichen Quarze, dessen einzelne Stücke zum Theil weit auseinander gerückt waren. Um nochmals auf das oben erwähnte häufige Bei- sammensein von Beryll und Topas zurückzukommen, so macht bereits Th. Scheerer !), bei Gelegenheit seiner Be- merkungen über das Vorkommen des Smaragds in Norwe- gen, darauf aufmerksam, wie es ausser in Norwegen, be- sonders in Schweden, Russland, England (hier findet er sich unter anderm am St. Michaelsberge in Cornwall gleich- falls in Granit), Ireland, Nordamerika bemerkbar sei. Die Entstehung des Beryli und Topas leitet Scheerer aus einer Zersetzung des ursprünglich existirenden Fluorberylliums durch Thonerdesilicat und Kieselsäure her, so dass er sich hierin Daubree’s Ideen nähert. Wie der Topas häufig in der Zinnformation gefunden wird, gedenken wir der so eben genannten Localität in Cornwall, auch in Sachsen, so findet sich auch Beryll bisweilen zugleich mit ein, wie eben in Cornwall. Auch in der Gegend von Altenberg soll er in ähnlicher Weise entdeckt sein, so dass man an eine Wech- selwirkung bei der Entstehung der dieser Formation eige- nen Mineralien zu glauben geneigt wird. Ob hierbei aber 1) Pogg. Ann, LAV, 279. 369 an eine solche auf pyrogenem Wege, (sei es auch unter Annahme einer Abscheidung aus dampfförmigen Mitteln) zu denken, richtiger sei, als an eine Krystallisation unter Einwirkung wässeriger Lösungen, möchte ich nicht für durchaus gerechtfertigt halten, zumal da in der genannten cornwaller und sächsichen Zinnformationen der nach Wil- son !) in Wasser nicht ganz unlösliche Flussspath auftritt, und die bekannten Pseudomorphosen von Zinnstein nach Feldspath von der Grube Huel Coates bei St. Agnes Bea- con in Cornwall auch nicht dafür zu sprechen scheinen. In den Graniten von Aberdeenshire, in denen man gleich- falls Beryll und Topas zusammen findet, hat Wilson ?) Spu- ren von Fluor nachgewiesen, sowie auch Flussspath auf Gängen in diesen Graniten vorkommt, und auch reine Bergkrystalle gefunden werden, Wie aber beim Turmalin erwähnt wurde, kennt man auch dieses fluorhaltige Mine- ral aus dem Granite von Aberdeen. Da jetzt des Zinnerzes mehrfach Erwähnung gethan, so will ich sogleich hier bemerken, dass ich im British Museum auf einen interessanten Krystall von Zinnstein aus dem Departement du Morbihan stiess, welcher deutlich mehrfach zerbrochen war, und in dessen Klüften sich dann Quarz als neues Bindemittel niederge- lassen hatte, Rutil von Killin in Pertshire sah ich im British Mu- seum auf einer grossen Stufe eines Gemenges aus Quarz, Chlorit und nadelförmigem Rutil in einem einzelnen brei- ten Krystalle stark gebogen auf der Oberfläche liegen, ohne dass er gebrochen erschien, wie solches an einem Exem- plare meiner Sammlung von demselben Fundorte der Fall ist. An diesem liegt aber der Rutil nur auf derbem Quarz, und erscheinen die Sprünge nicht durch Quarz erfüllt, wie man es anderweitig beobachtet, und wie es mir unter an- dern ein schöner Krystall des British Museum (von unge- fähr 0,07 Meter Länge und 0,01 Meter Stärke) zeigte, der an mehrern Stellen gebrochen war. 1) Transact. Royal Soc. of Edinb. Vol. XVI, Part II; Ann. d. min. XIX, 260» 2) Edinb. Phil. J. LI, 356, 370 Ein loser Krystall der Sammlung des Jardin des Plan- tes von Montargis de Beaujolais, Säone et Loire, erschien eben so von Glimmer überkleidet, wie man es an andern Mineralien trifft, aus denen letzterer als Umwandlungspseu- domorphose- entstehen kann, während er hier nur eine Um- hüllung bildet. Sapphir. An zwei geschliffenen Stücken des Bri- tish Museum aus dem Orient ist eine Farbenwandlung wahrnehmbar: an einem ein Uebergang von Farblosigkeit in lichtes Blau; am andern aus solchem durch einen schwach grünen Schein in helles Gelb, ähnlich wie bei den oben an- geführten Beispielen von Farbenausgleichung an Turmalinen. Stilbit. In der Sammlung des Mr. Rose zu Edin- burgh sah ich ein Stück isländischen Gesteins, durch Zer- setzung unkenntlich, mehrfach zerbrochen, während Grup- pen von Stilbitkrystallen über die Klüfte gelagert wa- ren, so dass sie nur erst nachträglicher Entstehung sein können. Apophyllit. In derselben Sammlung sah ich meh- rere Stufen isländischen Apophyllits, © P®.P, ringsum ausgebildete Krystalle von röthlicher Farbe, welche nur von einigen wenigen kleinen Quarzkrystallen getragen wurden, die, mit gezähnelten Conturen, aus einer Schicht von Zuckerquarz aufragten, so dass die Apophyllite ausser an den Stellen, wo sie gestützt wurden, frei waren. Gleichfalls als jüngeres Gebilde erschien Apophyllit, hier aber von aquamarinartiger Färbung an einem Stücke, im Besitz Professor Flemings. Der Apophyllit umschloss die Enden von Poonalithkrystallen; mitunter jedoch ragten diese durch einen Krystall hindurch und in einen zweiten hinein. Steinmark. Ein Stück des British Museum unter solchem Namen von unbekanntem Fundorte zeigte abwech- selnd gelblichweisse und violette Lagen, welche jedoch mehrfach mit scharfen Linien verworfen erschienen. Kalkspath. In derselben Sammlung, leider aber gleichfalls ohne Fundort, fand ich ein Gebilde, ähnlich in seiner Zusammensetzung dem sogenannten krystallisirten Sandstein vonFontainebleau, jedoch von der Form »@ R,—YaR. 371 Ebenso bemerkte ich einen ziemlich starken, blaulich- grün gefärbten Stalactiten, welcher an seinem Ende eine blumenförmige Zusammenhäufung kleiner, spitzer Skale- noeder trug, th. farblos, th. gelblich, trug, so dass also in einer spätern Epoche dem Kalke die Möglichkeit gegeben war, frei und regelmässig zu krystallisiren, während solche ihm zuvor abging; oder es müssten die Skalenoeder sich aus einer ganz andern Flüssigkeit abgesetzt haben, als aus der, aus welcher die Bildung des Stalactiten selbst erfolgte. Flussspath. In trübem Flussspath von Adontscho- lon, Bruchstück eines Würfels, fand ich Beryll als Einschluss (British Museum). So stösst man hier wieder auf das be- reits oben bemerkte Zusammenvorkommen des Flusses mit Beryll und dem auch von Adontocholon in grösster Schön- heit bekannten Topas im Granit. Auch fehlt hier Wolfram nicht, der sich gleichfalls in den Zinnformationen Sachsens und Conwalls zeigt. Im Besitz des Mr. H. Blanford in London bemerkte ich ein grünliches Octaeder von Altenberg in Sachsen, zu- sammengesetzt aus vielen kleinen Oo. O, untermengt mit einzelnen, grössern, violblauen Kryställchen. Ein rauchgrauer Flussspathwürfel des British Museum aus Cornwall umschliesst eine grosse Anzahl kleiner Quarz- krystalle, ebenso in einem rothvioletten Würfel von Dur- ham. An einer grossen Druse aus Cornwall waren Quarz- krystalle von Flussspathwürfeln und Pyritkrystallen über- lagert, welche letzteren jedoch nur auf oder im Flussspath, nicht unmittelbar auf dem Quarze sassen. Trübe, graue Würfel von Beeralstone in Devonshire zeigten weisse, gleichfalls trübe Kanten. Eine Reihe blassgelber oder farbloser Würfel, welche ich zu Matlock sammelte, zeigt, durch Einschluss von Ei- senkies in Würfenflächenlagerung verdeutlicht, eine mehr- fache Einschachtelung von Krystallisationen. An andern farblosen treten die Kanten gestellartig verdickt hervor und zeichnen sich durch violette Färbung aus. Ein grünlicher Würfel des Jardin des Plantes von Schlackenwald hatte violette Ecken. 372 Fahlerz. Im British Museum bemerkte ich, jedoch ohne den Fundort dazu erhalten zu können, ein Tetraeder, welches so von mehreren kleinen Quarzkrystallchen getra- gen wurde, dass dieselben z. Th. frei hervordrangen. Die Oberfläche des Fahlerzes war ein wenig zerfressen und ausserdem mit kleinen Partien von Kupferlasur bedeckt, eine Folge beginnender Zersetzung, worüber Blum !) be- reits mehreres gesagt. Kupferkies. Früher?) habe ich eines Stalactiten, aus Eisenkies gebildet und von Neudorf am Harze stam- mend, gedacht und als eines Belegstückes für einen Absatz des genannten Minerals aus wässeriger Lösung Erwähnung gethan. Bei meinen Besuchen im British Museum fand ich nun eine Stufe Kupferkies aus Cornwall, an welcher der- selbe in Gestalt zahlreicher und ziemlich langer bunt ange- laufener Stalactiten ausgebildet ist, so dass auch hier der- selbe Schluss gezogen werden muss. Bleiglanz. In London erhielt ich, „von England“ jedoch ohne nähere Bezeichnung des Fundorts eine für die Paragenesis interessante Stufe. Die Grundlage bildet ein grauschwarzes, hartes Gestein, wie solches jedoch nur an einer schmalen Seite des, im Ganzen einen flachen, an ei- nem Ende spitzen, am andern ziemlich scharfen dreieckigen Keil darstellenden Stückes erkennbar ist. Die zweite Längs- seite ist stark rostfarben. Es scheint also, als-ob das Stück in einen Gang oder sonst eine Höhlung frei hinein geragt habe. Die beiden flachen Seiten sind mit missfarbigem Flussspath in kleinen Würfeln bedeckt, der sich auch um die scharfe Rückenkante herumgelegt hat. Auf dieser und IN der einen Breitseite hat sich eine E ? SL Anzahl von Bleiglanzwürfeln nie- LH dergelassen, von 0,05 —0,20 Meter Kantenlänge, zugleich aber auch eine Schaar von Kalkspathkrystal- ER len (verschieden grosse, ziemlich spitze Rhombo&der), theils unmit- 1) Pseudom., Nachtr. I, 120. 2) Diese Zeitschr. V, 298. 373 telbar auf dem Flussspath, theils in den Bleiglanz hinein- ragend. Ja der grösste Würfel zeigt sich nicht einmal völlig um den in ihm steckenden Theil des Kalkspaths vollendet, indem man eine unter diesen leitende Höhlung bemerkt, als auch einen weit klaffenden Spalt, der auf der einen Seitenfläche mündet ‚ wobei zu bemerken, dass, ob- wohl derselbe sich nach dem Ausgange hin verengert, doch die in seiner Richtung laufenden Seitenkanten eine aus- wärts gerichtete Auseinandertreibung zeigen. Zuletzt er- schien Eisenkies, der noch etwas in die Oberfläche des Bleiglanz eindringt, auch von dem Kalkspath umschlossen scheint (derselbe ist jedoch etwas sehr trübe) und durch seine Verwitterung die, auf diese Weise Umhüllungspseudo- morphosen darstellende Ockerdecke auf Bleiglanz und den nächst gelegenen Flussspathwürfeln geliefert hat, sowie also auch Umwandlungspseudomorphosen von Brauneisen nach Markasit entstanden sind. Die Auflagerungsweise des Kieses ist dadurch besonders interessant, dass sie eine ganz regelmässige ist, insofern seine feinen Gruppen zusammen- hängende Flächen bedecken, welche von Linien begränzt sind, die den Kanten ©O », O parallel laufen. An mehre- ren Krystallen, in denen Kalkspath die Mitte einer Würfel- fläche einnimmt, finden sich vier solche Partien, so dass mitunter ein, dem Chiastolith in seinem Bau ähnliches Ge- bilde entsteht (Figur). Dass man bei dieser Paragenesis doch unmöglich an eine Erzeugung auf pyrogenem Wege denken könne, braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden. Eine Gruppe der bekannten an beiden Enden aus- krystallisirten Kalkspäthe von Matlock, die ich selbst an diesem Orte erhielt, zeigt häufigen Einschluss von Bleiglanz. Derselbe stellt theils einfache kleine Würfel dar, theils aber auch Aggregationen ganz ähnlich denen, welche man am Flussspath bemerkt, besonders an dem von Schlacken- walde, deren Zusammensetzung neuerdings Tamnau !) be- schrieb, dass im einfachsten Falle um einen centralen Wür- fel sich sechs andere lagerten. Da aber die Spaltungsrich- 1) Zeitschr. d. deutsch. geol, Ges. VII, 7. 25 374 “ tung des Bleiglanz parallel» O » liegt, so wird die Ausbil- dung der grössern Krystalle nicht nur symmetrisch wie ‘beim octaedrischspaltenden Flussspath, sondern völlig in gleichem Maasse zur Ausfüllung des durch die sieben Wür- felchen als Achsen angedeuteten Raumes erfolgen. Ein drittes Stück, merkwürdig für die Bildungsge- schichte des Bleiglanzes, lieferte mir wieder das British Mu- seum. Ein Krystall (ein On mit sehr flachgeneigten Seiten) war von einem zweiten, von der Form Oo um- geben, dessen oberer, zum völligen Einschluss des innern Kernes nöthiger Theil jedoch nicht zur Ausbildung gelangt war. Zwischen beiden befand sich, wenigstens theilweise, ein leerer Raum. Noch interessanter aber ist dieses Stück dadurch, dass es eine Sprengung erfahren hat, nach wel- cher die hierdurch hervorgebrachte Kluft durch Flussspath wieder verkittet worden ist, der sowohl in Gestalt kleiner Würfel die Unterlage bildet, als auch als solche den Riss durchzieht und den offen daliegenden Scheitel des Tetra- kishexaeders mit einer kleinen Gruppe krönt. II. Bemerkungen über Störungen in der Krystallisation. Werfen wir, mit Rücksicht auf mehrere der so eben aufgeführten Vorkommnisse, einen kurzen Blick auf einige Fälle der Störung in der Ausbildung von Krystallen. Diese Störungen fanden Statt entweder sogleich bei der Bildung des Ganzen oder erst in einer spätern Periode, in so fern als ein anderes Mineral dabei betheiligt ist, welche Fälle allein hier zunächst ins Auge gefasst werden sollen. Während man oft genug sieht, dass zwei Mineralien gleichzeitig, wie man zu sagen pflegt, krystallisirt sind, und bei solchem Vorgange nicht selten das eine vom andern ganz oder theilweise eingeschlossen wurde, ohne dass in der äussern Gestalt des letztern eine hierdurch hervorge- rufene Unvollkommenheit hervortritt: giebt es dagegen Beispiele davon, dass die Bildung des einen Körpers die es andern wesentlich hemmte. In Bezug auf die erste 375 Reihe erinnere man sich nur der vielfachen, bekannten Einschlüsse in Quarz, Flussspath, Kalkspath u. s. w. Die äussern Formen dieser Körper sind völlig regelrecht herge- stellt und ringsum abgeschlossen, resp. bis auf die kleinen Theile, in denen durch das Herausragen oder Eindringen des Einschlusses nothwendig ein Defect sich ergeben musste. Anderer Seits zeigt z. B. die oben beschriebene Stufe von Bleiglanz und Kalkspath aus England in meiner Sammlung, wie der Krystallisationsprocess des Bleiglanzes durch den theilweisen Einschluss des Kalkspaths nicht nur in der nächsten Umgebung des letztern eine Störung erlitt, son- dern sich diese auch auf eine weitere Entfernung hin erstreckte. Ein anderes Beispiel, um nur von mir erwähnte aufzuführen, beschrieb ich!) an Quarz von Zinnwald, in dem Zinnerz- krystalle so eingebettet lagen, dass Höhlungen, von den regelmässigen Flächen des Quarzes begränzt, zu ihnen führten, also der über ihnen befindliche Raum des Quarz- krystalls unausgefüllt blieb. Diese Art der Störungen ist nicht selten. Vielleicht beruht sie auf irgend welchen po- laren Gegensätzen während des Actes der Krystallisation. Auch solche Vorkommnisse gehören gewissermaassen hierher, bei denen ein innerer Krystall von einem äussern derselben Substanz umschlossen ist, jedoch so, dass zwi- schen beiden ein Hohlraum geblieben, wie unter andern bei dem zuletzt beschriebenen Bleiglanzstück aus dem Bri- tish Museum und wie bei Quarz und Kalkspath, an denen man diese Erscheinung, das „Losziehen‘, schon mehrfach beobachtet hat. Das Beispiel des nicht völlig ausgebildeten und mit einem Risse versehenen Bleiglanzwürfels leitet uns auf die zerbrochenen und wieder zusammen gekitteten Krystalle, wie solche auch eben an dem Bleiglanz - Tetrakishexaeder und dem Zinnstein des British Museum beschrieben wur- den, sowie an dem durch Chloritschiefer verkitteten Tur- malin u. s. w. In der That lässt es sich nicht läugnen, dass mehr- fach eine Verkittung zersprengter Krystalltheile Statt gefun- 1) Diese Zeitschrift V, 291. 23 376 den hat, sei es nun, dass das Bindemittel einfach in bereits vorhandene Risse eindrang, oder dass es selbst erst durch sein Festwerden solche erzeugte oder mindestens erweiterte. So erwähnt bereits Breithaupt!) die nicht selten an Quarz- krystallen von Zinnwald beobachtete Erscheinung, dass sie in einzelnen Theilen verschoben, dann aber wieder verei- nigt seien; ferner ein Granatdodekaeder der Freiberger Sammlung von Fahlun, eingehüllt in Chlorit, das beim Schieferigwerden der als Matrix gedient habenden Gebirgs- art in mehrere Theile verschoben und wieder fest ver- wachsen sei. Bekannt ist der Granat in Gestalt kleiner Körner im Glimmer von Haddam in Connecticut. In der Freiberger Sammlung sah ich ?) ihn so dünn ausgebreitet, wie es Glimmerblättchen sind, deren man sich zum Ge- brauche unterm Mikroskope bedient. Der Granat ist also in das Krystallisationsverhältniss des Glimmers hineinge- zwängt. Aehnliches findet man am Turmalin. Sonst ist der Turmalin einer von den Körpern, an denen man ausser Biegungen die oben beregte Eigenthümlichkeit einer quer über die Hauptachse erfolgten Zwischenlagerung von Quarz- scheiben häufiger beobachtet. Da, wie schon Breithaupt bemerkt, Krystalle nicht von selbst mit krummen Achsen krystallisiren, so muss irgend eine fremde Kraft diese Bie- gung hervorgerufen haben, und man hat daher, wie Bi- schof?), diesen Umstand für eine Folge der Adhäsion des umgebenden Quarzes angegeben. Nachdem der Turmalin bereits erhärtet, während der Quarz noch weich, ja dünn- flüssig gewesen sei, um in die Risse einzudringen, habe sich dieser an eine Seite des Turmalins fest angelegt und ihn gezwungen, seiner Zusammenziehung beim Festwerden zu folgen, was indessen nicht ohne Zerbrechung erfolgen konnte. Diese Erklärungsweise scheint mir aber nur für diejenigen Vorkommnisse recht zu passen, bei denen man eine Krümmung des gesammten Urkrystalls bemerkt, wenn man nicht zugestehen will, dass der zuvor gebogene und gebrochene Krystall sich durch ein in gleicher Weise von den andern Seiten her geschehenes Anlegen von Quarzmasse 1) A. a. 0. 11. — 2) Uns. Zeitschr. V, 297. — 8) A. a. 0. 329. 377 wieder gerade gerichtet sei. Hätte dieses aber erst nach dem Festwerden des ersten Quarzanschusses sich ereignet, so musste letzterer entweder noch in einem relativ fügsa- men Zustande gewesen oder nun selbst zerrissen wor- den sein. Dieses ‚„Gebrochensein‘ findet sich characteristisch an Turmalin, Beryll, Rutil, stark nach der Richtung der Haupt- achse ausgedehnten Krystallen. Da Rutil nach oP und &P» vollkommen spaltet, Turmalin unvollkommen nach R und ©P2, Beryll leicht nach OP: so ist nur beim letz- tern das Verhältniss für eine transversale Zerreissung am Günstigsten. Aber bereits Tamnau hat sich dahin ausge- sprochen !), dass z. Th. wenigstens eine andere Erklärung zu geben sei. An Berylikrystallen seiner ausgezeichneten Sammlung von Royalstone in Massachusets, Leipserville in Pennsylvanien und Haddam in Connecticut beobachtete er, dass die Bruchflächen mit dem Prisma stets Winkel von 90° bilden. Er meint demnach, dass man es nicht mit Theilen eines einzelnen Krystalls, sondern mit Reihen ein- zelner Individuen zu thun habe, eine Ansicht, welche mir beim Anblick sehr wahrscheinlich wurde, als ich die be- treffenden Stücke durch die Freundlichkeit des Besitzers vorgelegt erhielt. Jetzt habe ich selbst ein Stück von den Mourne Mountains in Irland erhalten, einen Beryll von ziemlicher Stärke in Granit eingewachsen zeigend.. An demselben sieht man drei Prismenflächen frei liegend und von einer OP-Fläche einen grossen Theil, während die andere durch Feldspathmasse bis auf einige Combinations- kanten verdeckt ist. Aber sowohl an diesen, als besonders an einer Prismenkante, wo die Granitmasse den Beryll in seiner Ausbildung gestört hat, erkennt man an dem vielfa- chen Wechsel von ©P. und OP-Parallelen das Bestreben nach Ausbildung der Basis. In die ziemlich freiliegende Endfläche dringt ein Glimmerblatt schräg ein, bevor dieselbe hinter einer Quarzmasse verschwindet, und liefert den Be- weis der Ursprünglichkeit jener Fläche. Rechnet man 'hierzu noch das ausgezeichnete Verhal- 1) Zeitschr, d. deutsch, geol. Ges. IV, 500. & 378 ten, namentlich des Turmalins, in Bezug auf Electricität und Magnetismus, so dürfte es nicht so unwahrscheinlich sein, dass bei hinreichender Menge die Mineralmasse in einzelne Krystalle sich zusammengezogen, welche durch Polarität in der jedenfalls während der Bildungszeit noch eine Bewegung gestattenden Matrix zu einer Annährung an einander geführt werden konnten. Vielleicht würde eine Untersuchung der einzelnen Theile in dieser Beziehung Aufschlüsse geben. Bei dieser Anordnung konnte es nun geschehen, dass die Hauptachsen mehr oder minder nahe zusammenfielen, wenn sie nicht etwa durch das Festwerden der Matrix et- was verrückt wurden. Aber letzterer Umstand scheint nur nicht wesentlich gegen die Annahme einer Zusammen- setzung aus einzelnen Krystallen statt der sogenannten Zerbrechung und Wiederverkittung zu sprechen, wie ich sie mindestens für einen grossen Theil der Vorkommnisse bei Beryll, Turmalin und Rutil aufstellen möchte. Mittheilungen Kurze Mitiheilungen von einer Reise in England und Scholtland. Da Sie einige Nachrichten von meiner kürzlich beendigten Reise durch Belgien, England, Schottland und über Paris zu erhalten wünsch- ten, sende ich Ihnen Folgendes, freilich nur Umrisse. Meine Zeit verstattet mir jedoch für jetzt nicht mehr. Meinen Weg nahm ich über Kassel, Paderborn und Düsseldorf zunächst auf Aachen, jener alten Römer- und Kaiserstadt, über deren Geschichte sich eine vollständige Literatur in der städtischen Biblio- thek findet. Die Quellen kommen aus Uebergangskalk, und ihre Wär- me steigt bei den Kaiserquellen, welche das Kaiserbad, das Neubad, den Elisenbrunnen und das Bad zur Königin von Ungarn versorgen, bis auf 44°R.—= 55,°C., während aber z. B. die Corneliusquelle nur 36,3°R.—45,4°C. Wärme besitzen.*) Man zählt acht Hauptschwe- felquellen in Aachen. Bei einer Excursion nach dem Altenberge fand ich in einer Sandgrube dicht an der Chaussee Stücke fossilen Holzes, z. Th. nur verkieselt, z. Th. aber auch zu gleicher Zeit verkieselt und Pen *) Nach Untersuchungen von J. Liebig i. J. 1850. 379 verkohlt, eine Erscheinung, über welche Dr. Debey, wie er mir sagte, nächstens eine Abhandlung veröffentlichen wird. Die Galmeigruben des Altenberges mit ihren Tagebauen sind wohl hinlänglich bekannt. Ich wunderte mich, bei der Destillation des Zinks soviel von diesem Metalle verloren gehen zu sehen, wenn die Hälse der Retorten, die in vielen Reihen über einander in den Oefen lagen, abgebrochen wurden, worauf dann Flammen mit glänzend weissen, rothen, blauen, gelben, grünen Farben hervorbrachen: allerdings für das Auge ein an- genehmer Anblick. Diese Werke gehören einer belgischen Gesell- sehaft, der Vieille-Montagne, deren Sitz zu Angleur bei Lüttich ist. Andere Werke, wie die von Stollberg, sollen jetzt die frühere Be- deutsamkeit nicht mehr ganz erreichen, auch an den sonst häufigern mineralogischen Merkwürdigkeiten ärmer geworden sein. Nach Ronheide, der ?/, Stunde entfernten Station der rheini- schen Eisenbahn, werden die Züge jetzt nicht mehr wie früher, durch eine stehende Dampfmaschiene an einem langen Seile aufgewunden („by rope“, wie man in England, z. B. in Liverpool, für diese Be- . wegungsart sagt), sondern zur Bergfahrt dienen nun schwere Loco- motiven, während bei der Thalfahrt diese entfernt und durch zwei und mehr Bremswagen ersetzt werden, trotz denen aber die Ge- schwindigkeit immer noch gross ist. In Lüttich (Liege) benutzte ich unter andern meinen mehrtägi- gen Aufenthalt dazu, bei Mr. de Koninck und der Societe royale des sciences, gleichwie in Brüssel durch Mr. Quetelet, den berühmten Astronomen, bei der Academie, deren Secrelär er ist, den Schriften- tausch mit unserm Verein zu betreiben. Dass derselbe angenommen, haben Sie bereits aus meinen frühern Briefen und den Schriften jener Gesellschaften selbst ersehen. Ueber meinen übrigen Aufenthalt in Belgien lassen Sie mich jetzt hinweggehen und nur die Bemerkung hinzufügen, dass man in Seraing bei Lüttich, einem der grössten Eisenwerke der Welt, die Benutzung der Gichtgase aufgegeben hat, weil dieselbe die nöthigen Kosten nicht decke, vielmehr der Be- schaffenheit des Eisens selbst nachtheilig sei. In Ostende konnte ich leider Mr. van Beneden, den Zoologen nicht auffinden, an den mir Mr. de Koninck eine Empfehlung gegeben, um womöglich für den zoologischen Theil unserer Vereinssammlung Verbindungen anzu- knüpfen, Ich kam erst Nachmittags an und musste mich bereits am Abend geraden Weges nach London einschiffen. welches ich dann nach ausgezeichneter Fahrt nächsten Tages etwa gegen 10 Uhr Mor- gens erreichte. Verlangen Sie nicht, dass ich hier eine Beschreibung dieses Sammelsuriums alles dessen gebe, was England, und mehr als Eng- land, Gutes und Schlechtes enthält, wo man neben den prächtigsten Pallästen Gassen findet, in welche zu scheinen die Lichter des Him- mels sich scheuen, und die, wenn bei den häufigen Nebeln kaum die Hauptistrassen durch unzählige Gasflammen wegsam werden, ihre Häss- lichkeit in undurchdringliches Dunkel verhüllen. Und die Bevölkerung! 380 Zwischen Leuten, wohlgekleidet in allen aufsteigenden Graden des Luxus, die vollständigste Reihe von „Gestalten“, herabsteigend zu|den Tiefen der Verkommenheit. Ich denke, dass man in unserem Vater- lande, wenn auch manchen zerrissenen, doch nicht so vielen unge- flickten, selbst seidenen Kleidern begegnet. So unzählige Tractätchen ausgesandt und Meetings gehalten werden von den Anhängern der „Temperance“, so dass sich sogar eine eigne Classe der Temperance- Hotels gebildet hat: das Gift des Alkohols lässt sich nicht ausrotten, und den ganzen Tag über sieht man Männer, Weiber, sogar Kinder, den Jammer ihres Lebens durch alle Abstufungen der ‚,Intoxicalion“ vergessen wollen, ohne dass sie sich selbst durch den Anblick der Bilder abschrecken lassen, welche hinter den Fenstern der Tempe- rance-Buchhändler die Folgen der Trunksucht gegenüber den Freu- den der Mässigkeit in den haarsträubendsten Gegensätzen darstellen. Aber gerade in London ist es nicht leicht, am Wassertrinken Ge- schmack zu finden. Brunnenwasser, angesteckt durch die Ausflüsse der unterirdischen Gasröhren und anderer Leitungen, und filtrirtes Wasser aus der Themse! Von diesem Flusse, wenigstens soweit er der Stadt angehört, möchte man fast sagen, wie es im Liede von Noah heisst, dass ‚darin ersoffen sind all sündhaft Vieh und Men- schenkind.“ Mr. Punch war, gerade zur Zeit meiner Anwesenheit, sehr bemüht, diesem hässlichen Gegenstande in seinem vielgelesenen Witzblatte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Was ich soeben von den unangenehmen Ausflüssen der Gas- leitungen andeutete, bemerkt man besonders, wenn jene blossgelegt werden, welcher Nasen und Augen erfreunden Begebenheit man nur zu häufig begegnet; und man kann sich eine Vorstellung von dem schädlichen Einflusse machen, den die Kohlengasflammen der schon an und für sich oft höchst unerquicklichen Luft hinzufügen, wenn man bedenkt, dass Dr. Leiheby, nach seinem Berichte an die Com- missioners of Sewers of the City of London, mehr als 21 Grains Schwefelsäure aus 100 Cub. F. Kohlengas erhielt und, bei einer An- nahme von nur 15 Grains, die Menge der jährlich in die Atmosphäre der Stadt verbreiteten Schwefelsäure auf 600 Millionen Grains, d. h. nahezu 6000 Pfund berechnet. In Manchester, um dies hier sogleich anzuknüpfen, berichtete mir Mr. Spence, Besitzer eines der grössten Alaunwerke (er fertigt jährlich wenigstens 2500 Tons ä 20 Cir.), dass diese Stadt jährlich 2 Mill. Tons Steinkohlen verbrennt, wo- durch, nach den Untersuchungen von Dr. Angus Smith, in demselben Zeitraume etwa 2000 Tons schwefelsauren Ammoniaks verflüchtigt würden. Statt einer Reihe von mehr oder minder zerstreuten Notizen über das Leben der Engländer, das man genugsam beschrieben hat, und von dem mir selbst Eingeborne zugestanden, dass es in Hinsicht auf den freiern und höhern Genuss an Umgang u. s. w. dem unse- rigen nicht gleichkomme, da, hauptsächlich in der Geschäftswelt, viel Eifersüchtelei herrsche, welche stets fürchte, man möchte etwas „auf- 381 picken“ und sich selbst zu Nutze und zu einer Quelle zum „Geld Machen“ aneignen: statt dessen lassen Sie mich nur einige stalisti- sche Angaben aufführen, um einen Begriff von der Grösse dieser Stadt zu fassen, und dann mich zu einer kurzen Schilderung des „manufacturing distriet“ Englands wenden. Die Bevölkerung Londons nähert sich drei Millionen. Dieselbe bedarf zur Ernährung jährlich ungefähr: 1,600000 Quaters Weizen (man isst nur Weisshrddi wie ich es auch in Paris, aber hier oft in Gestalt von Rollen bis zu 6 Fuss Länge und etwa 4 Zoll Stärke wieder gefunden habe), 240000 Ochsen, 25000 Kälber, 1,700000 Schafe, 35000 Schweine. Allein auf dem Leadenhallmarket werden über 4 Mill. Stück Geflügel verkauft. Von Fischen speist man allein ea. 3 Mill. Salmen. Um dieses alles hinunterzuspülen trinkt man mehr als 43 Mill. Gallons Ale und Porter. Zur Herstellung dieser Masse arbeiten jene grossen Brauereien, wie die von Barkley, Perkins & Co., welche letztere täglich mit 400 Arbeitern etwa 3000 Barrels liefern und zur Lagerung Fässer bis zu einer Höhe von 43 Fuss und einer Breite von 32 Fuss haben und ihr Erzeugniss mit 150 — 160 Pfer- den durch die Stadt führen, welche den andern Mitgliedern ihrer Art gegenüber ein wahrhaft vorsündfluthliches Ansehen sind. Aber nicht nur jenes Quantum Bier wird vertilgt sondern nebenbei etwa “ Mill. Gallons andrer Spirituosa, abgesehen von ca. 65000 Pipes Wein, der übrigens sehr theuer ist und daher die Industrie in eine Richtung gelenkt hat, in der ihr Fortschreiten wenig zu wünschen ist, indem sie sich nicht bloss mit einer Schönung des Weins durch Zusatz von Zucker und durch ähnliche und wohlangebrachte Verbes- serungen begnügt, sondern sich sogar dahin versteigen soll, die Wein- stöcke überflüssig machen zu wollen. Ist es doch auch eine Pariser Anecdote, dass ein Weinhändler einen andern, von dem er nicht gekannt war, besuchte, mehrere Flaschen des verlangten Weines immer wieder als unächt zurückstellte und endlich dem ärgerlichen Wirthe sich als selbst Weinhändler vorstellte, darauf aber die Ant- wort erhielt, dass dies nicht wahr sein könne, da er sonst wissen müsse, wie es überhaupt gar keinen ächten Wein gebe. Einen etwas andern Begriff gewinnt man aber doch, wenn man das ungeheure Weinlager in Paris, die Halle aux Vins neben dem Jardin des Plan- tes an der Seine sieht, ein Quadrat von 2500 F. Seite, mit einem Gehalt bis, an 450000 Fass, die hier bis zur Ausfuhr steuerfrei la- gern. Doch zurück nach London. Zur Beleuchtung der Strassen, deren Gesammtlänge mehr als 700 deutsche Meilen betragen soll, dient ungefähr eine halbe Million Gas- flammen, welche in 24 Stunden 14— 15 Mill, Cub. F. Gas verzehren. Was zur Beleuchtung im Innern der Gebäude, sowie nach und nach zum Gebrauche der Heizung (doch sind die Apparate noch bedeutend iheurer als die ausgezeichneten Berliner von Elsner) verwandt wird, ist mindestens nicht eben weniger. Zur Heranführung der Kohlen, etwa 3 Mill. Tons, dient eine Flotte von 1000 Segeln, ausser den 382 Eisenbahnen, welche ungeheure Massen anschleppen. Die Wasser- werke liefern täglich über 45 Mill. Gallons. Ausser den zahlreichen Privatfuhrwerken jagen täglich viele Tausende von Omnibuss (,„,— bus“) und Cabs (Abkürzung von Cabriolet) mit 40 — 50000 Pferden durch die Strassen, und es ist erstaunlich mit welcher Geschicklichkeit sie ge- lenkt werden. Zur Bekleidung arbeiten an 24000 Schneider, 30000 Schuster und, sage, mehr als 40000 Putzmacherinnen und Damen- kleidermacherinnen. Das Adressbuch dieses Jahres enthielt 2579 Seiten Lexicon 8°, mit je 3 Spalten zu 90 Zeilen. Darin finden sich Rubri- ken, wo bei uns kaum für Einzelne an dergleichen Beschäftigung ge- dacht wird. So z. B, Artificial Leg- und Arm-Makers (Verferliger künstlicher Beine und Arme) 19, Backgammonboardmakers (Schach- brettmacher) 3, Bladder Dealers (Schweinsblasenhändler) in den Ar- tikel Bed (Bett) theilen sich die Bed & Mattress (Bett- und Matratzen -) Makers, B. Feather Manufacturers, B. Lace (Beltschnur -) Makers, B, Pillar Carvers (Bettpfostendreher), B. Sacking (Bettsack-) Makers, Bedstead Makers u. s. w. Wenn auch durch Industrie und „business“, (Geschäft), England hoch steht, so kann man das doch nicht ebenso von seiner allgemei. nen Kraft sagen. Zwar gedruckt wird genug. Das kürzlich begrün- dete Londoner Deutsche Journal (bis jetzt leider von keiner grossen Bedeutsamkeit in dem, was es bietet) führt an, dass die Tagesblätter allein jährlich eine Oberfläche von 350 Mill. OD) Fuss bedecken wür- den, hierzu die im vereinigten Königreiche wöchentlich oder halb- monatlich erscheinenden Blätter gerechnet, ergibt sich eine Summe von 1?/, Milliarde O7] Fuss. Ausserdem kämen aber noch soviel Mo- nats-, Vierteljahres- etc. Schriften heraus, dass sie wohl 5000 Acker bedecken könnten, oder als ein Streifeu von 1 Fuss Breite eine Länge von 4000 Meilen erreichen. Im letzten Jahre seien dazu 2250 Tons Papier verbraucht. Ausserdem ercheinen allein in London jährlich etwa 4500 neue Werke. Nichts desto weniger ist die Bildung des grössern Theiles des Volkes eine äusserst mangelhafte. Unter den Arbeitern sollen mindestens 10 pCt. keinen Begriff von Lesen und Schreiben haben. Es soll Kinder von 10 — 15 Jahren geben, die nie von Gott gehört haben, nichts von der Bibel wissen und Chri- stus für den Schöpfer der Welt halten. Und doch liebt England die äussere Mission, und stehen die meisten Schulen unmittelbar unter der Geistlichkeit. Aber die „business“, welche schon die Kinder möglichst früh zum Erwerben anhalten lässt, verhindert den Besuch der Schule. Daher jene Ausbrüche von Rohheit, welche, verstärkt durch die Trunksucht, so häufig sein sollen. Auch sei die grösste Menge der Erzeunisse der Presse nicht angethan, Bildung zu beför- dern. Selbst auf höhern Schulen, Colleges u. s. w. herrscht viel- fach eine verrostete Methode, wenn sie überhaupt oft mehr sind als Uebungsorte für junge Leute wohlhabenderer Stände, sich in äussern Fertigkeiten zu vervollkommnen. An der Londoner Universität, so ist mir von einem deutschen Assistenten im Laboratorium erzählt, 383 werden die Studenten ganz schülermässig behandelt, Sonnabends über die Vorträge der Woche examinirt, nöthigen Falls ausgezankt u s, w. Ausser in den Mining-Districts, den Bergbau treibenden Gegen- den, wie um Newcastle u. s. f.: sammelt sich die selbstthätig schaf- fende Bevölkerung Englands hauptsächlich in dem Manufacturing - Di- striet, welcher sich über die Counties von Lancashire, Cheshire, Staf- fordshire und Warwickshire ausbreitet, reich an Kohlen, Eisen, Flüs- sen, Eisenbahnen, reich an Reichthum und Armuth, Nach mehrwöchentlichem Aufenthalte, über dessen Anwendung auch zur Anknüpfung von Verbindungen für den Verein ich bereits berichtet, fuhr ich von London zuerst (mit einem Abstecher nach Tiptree Hall, der bekannten Farm des Streichriemenfabrikanten Mechi, mit ihrer Dampfmaschine zur Vertheilung des Düngers in flüssigem - Zustande über die Aecker und ähnlichen Künsteleien) über Ipswich und Norwich nach Lovestoffet, dem östlichsten Puncte Britanniens, an der Nordsee. Den Schiffern durch die in der Nachbarschaft drohen- den Sandbänke und die betrügerischen Rettungs- oder vielmehr Räu- bergesellschaften bekannt, fand ich nur eine neu angelegte Dünger- fabrik interessant, welche sich damit beschäftigte, besonders aus He- ringen einen künstlichen Guano zu machen, statt dass man, wie sonst landüblich, den an organischen Resten reichen Seesand oder die unter dem Namen Spratts bekannten sardellenartigen Fischchen, welche ausdrücklich dazu gefangen werden. aufs Land sitreut. Doch war man noch nicht recht mit dem Erfolge zufrieden, indem beim Pressen ein grosser Theil des in den Fischen enthaltenen Oels und Saftes abfloss, ohne dass man bis jetzt genügenden Gebrauch davon machte, Ueber Ely und Peterborousgh nahm ich nun meinen Weg nach Birmingham. Der nächste wäre eigentlich der der London- and North Western Reilway gewesen, auf welchem ich dann auch Coventry ge- sehen hätte, welches ausser in Uhren besonders in Bändern macht. Die Bandmanufactur scheint der erste Zweig der Seidenindustrie in England gewesen zu sein, da er durch Hugenotten nach Aufhebung des Ediets von Nantes eingeführt wurde. Jetzt sollen in Stadt und Umgegend 17 — 18000 Leute dahei beschäftigt sein. Die Eigenthümlichkeit Birminghams mit seinen unzähligen, rau- chenden Schornsteinen hat man folgender Weise beschrieben: Man suche eine Küche mit unheilbar schmauchenden Schornstein (einem Hauptleiden der Engländer in ihrer mit „damp and fog“, Dunst und Nebel erfüllten Atmosphäre). Wenn dann der Wind aus der falschen Ecke bläst, bedecke man den Boden mit einer gehörigen Menge von Backsteinen, dazwischen hier und da einen Lichtlöscher (wie solche auf das brennende Licht gedeckt werden, um es zu löschen), hin und wieder eine Pfeflerbüchse dazwischen. Hierauf schliesse man die Thür und gucke, wenn der Rauch recht stark geworden, durchs Schlüsselloch. Auf diese Art gewinnt man eine Ansicht der Stadt wie aus der Vogelperspective.“ Birmingham hat-mancherlei Ehrennamen in 384 erhalten. Wie es schon bei Camden ,incolis infertum et incudibus resonans‘‘ (vollgepfropft von Einwohnern und wiederhallend vom Klange des Ambos) hiess, so nannte man es späler „the metropolis of the Inland Counties“, „Ihe loy-shop of Europe“ (den Kramladen Euro- pas). Auf mehreren Höhen gelegen, sollte die Stadt eigentlich ganz trocken sein; aber die luft von qualmiger Beschaffenheit enthält im- mer eine gewisse Feuchtigkeit, und nirgens habe ich so stark, als hier, einen Geruch nach Maschienenschmiere wahrgenommen. Die Beschäftigung der etwa 190000 Einwohner der Stadt und 230000 ihres Gebietes ist sehr mannichfach. Daher heisst Fabrikarbeit der verschiedensten Art, -oft mit etwas herabsetzender Nebenbedeutung, nach der Volksmundart ‚Brummigam-Ware.“ Vorzüglicn wird Me- tallarbeit getrieben, und man hat bemerkt, dass- Birmingham jedes nur bearbeitbare Metall verwende. Es sei in England kein noch so kleines Zimmer und keine noch so arme Person, ohne in irgend einer Art die Wohltihat von Birminghams Betriebsamkeit zu fühlen; und man brauche vielleicht weniger Raum, um alles das aufzuschreiben, was hier nicht gemacht werde, als das, was von hier versandt werde. Ueber 2300 Firmen stehen mit dieser Thätigkeit in unmittelbarer Ver- bindung, von denen manche bis zu 500 Leute beschäftigen. Doch zeigt auch hier die Mode starken Einfluss. So fanden z. B. früher, als noch die Schuhschnallen in Gehrauch standen , etwa 5000 Arbei- ter durch deren Verferligung ihr Brod, das sie jetzt verloren haben. Ausser Eisenwaaren liefert Birmingham viel Messingwaare, so dass, um einige Beispiele anzuführen, allein die Fahrication von Fingerhü- ten 250 Paar Hände, meist von Weibern und Kindern in Anspruch nimmt, etwa eben so viele die Anfertigung von Leuchtern. Bei die- ser Messingproduclion sah ich wieder einen Beweis für die oft un- glaubliche Materialvergeudung, wie man sie kaum für möglich halten sollte, und die ın dem Kohlenrauchentlassen ıhren Gipfelpunkt er- reicht. Selbst in einem der grössten Werke bemerkte ich, dass man den Zinkrauch gleich den weissen Wolken einer Dampfmaschine da- vonfliegen liess. Ausserdem besitzt Birmingham viele galvanoplasti- sche Anstalten (so namentlich das Haus Elkington & Co., welches sich eines grossen Electromagneten bedient), Walz- und Press - Werke, Stahlfedermanufacturen. Vor ungefähr 40 Jahren soll der Betrieb der letztgenannten so schwach gewesen sein, dass ein Gross im En-gros- Handel auf mehr als 7 Lst. (ca. 45 Rıhlr.) zu stehen kam, während jetzt eine Factorei allein wöchentlich ca. 40000 Gross oder 5,670000 Stück, d.h. täglich etwa 1 Million fertigt.. Den jährlichen Gesammt- belauf schätzt man auf 1000 Mill., im Preis von 2 d. (20 Pfennige) bis 5 s. (1?/, Rthlr.) das Gross. Ebenso ungeheuer ist die Nagel- fabrication. Mittelst Maschinen liefert man wöchentlich 15 — 20 Mill., wobei besonders Knaben thätig sind, während Weiber mehr an Schrau- ben arbeiten und einzelne es bis auf 24 Gross täglich bringen sollen. Eine einzige Factorei braucht wöchentlich hierzu 30 —40 Tons Ei- sen. Nicht minder bedeutend ist die Fabrication von Näh - und Steck- 385 nadeln. Doch kommen erstere in noch grösserer Masse von Redditch in Worcestershire (etwa 5000 Mill. jährlich). So einfach eine Steck- nadel aussieht, hat sie doch bis zu ihrer Vollendung 10 Processe durchzumachen, eine Nähnadel gar 30. Vorzüglich stark ist und war Birmingham in Feuerwaffen. Zur Zeit des französischen Krie- ges hiess es „eine Flinte jede Minute, Tag und Nacht, Sonnabend und Sonntag.“ Früher gingen viele Gewehre nach Afrika, wo ge- wöhnlich ein solches der Preis eines Negers war. Jetzt, wo Eng- land nicht mehr direct in schwarzen Häuten macht, nehmen sie den Umweg über Brasilien. Dieser ganze Betriebszweig mit seiner aus- serordentlichen Arbeitstheilung (manche machen nur Röhre, andere die Schlösser u. s. f.) nährt ungefähr 7000 Mann. Ein anderer Ar- tikel, von dessen Wichtigkeit man sich kaum träumen lässt, sind die Knöpfe. Man bedenke, dass schon die Herstellung der Perlmutter- knöpfe etwa 2000 Arbeiter verlangt. In Papier mache, rühmt man, habe Birmingham keinen Rivalen, kaum komme ihm eine andere Stadt gleich, Diese Masse wurde von der Firma Jenner & Beitridge vor etwa einem halben Jahrhundert eingeführt, und jetzt sah ich sie in den prächtigen „showrooms“ (Ausstellungen der einzelnen Fabriken) zu den verschiedenarligsten Gegenständen des täglichen und des lu- xuriösen Lebens verwandt. Bei allen diesen Sachen bedient man sich hauptsächlich weiblicher Hände, da solche zu billigerem Preise zu haben sind. Findet man doch auch bekanntlich besonders in Frank- reich viele Frauen in solcher Beschäftigung, zumal als Dames du comptoir, und habe ich sie sogar auch als Einnehmerinnen an Ei- senbahnen gesehen, z. B. in Paris auf den Stationen für St. Cloud, Versailles u. s. w., sogar auf dem Bahnhofe der Strasburger Linie. Der Birmingham Canal, der sich bis in die Stadt hineinzieht, liegt oft höher, als der umgehende Boden. Es gehört sonst auch in England zu den gewöhnlichsten Erscheinungen, Eisenbahnen auf lan- gen Bogenreihen durch und über die Städte ziehen zu sehen. Ja London trägt sich mit einem Plane, eine grosse schwebende Strasse mit zwei Reihen Häusern über die jelzige Stadt zu bauen und eine zweite Stadt-Etage anzulegen, so dass der Ponte di Rialto in Vene- dig mit seinen beiden Budenreihen, in denen ich mich des Genusses der herrlichsten Früchte erfreute, immer mehr an Bedeutung sinkt. Curven und schiefe Ebenen zeigen die englischen Eisenbahnen in er- staunlicher Weise. Die meisten habe ich in den Kohlendistricten von Durham und Newcastle gesehen, wo lange Reihen kleiner Kohlenwa- gen zu ca. 8 Tons Gehalt hinter kleinen Locomotiven, die meıst den Tender unmittelbar tragen, mit der grössten Ungenirtheit: auf- und absteigen, wo nicht eine allzustarke Neigung den Seilzug nölhig macht, Der obengenannte Canal führt in das Kohlenfeld von Staflord- shire um Dudley und Wolverhampton. Zu allen Tageszeiten, vor allen aber Nachts, bietet diese Gegend den eigenthümlichsten Anblick. Reich an Kohlen und Eisen hat dieser District etwa 20 Miles (4— 5 deutsche Meilen) Länge gerade von N, nach S., und 5 Miles Breite, 386 Von den vielen Kohlenschichten ist die ausgezeichnetste die der „ten yards coal“, nach ihrer Mächtigkeit, welche sich unter dem grössten Theile des Feldes ansbreitet. Die allgemeine Neigung geht von S. nach N. Das Coke-Brennen sah ich hier auf eine höchst einfache, aber wenig rationelle Weise betreiben. Gleich neben dem ,„pit“ (Grube) wird von Steinen ein kurzer durchbrochener Canal aufge- setzt, zur Beförderung des Zuges, dann die Kohle darumgehäuft, mit Coke-Klein überdeckt, angezündet und zu Coke geschmort. Die Gase, welche sich hierbei erzeugen, brennen lichterloh aus den Haufen her- aus oder wälzen sich als dieker Qualm über den Boden hin. Eben- so gemüthlich verfährt man beim Kalkbrennen. An den Steinbrüchen des Wrens-Nest bei Dudley hatte man einfach Gruben aus der Berg- wand gehauen, worin man nun Kalkstein und Kohlen abwechselnd auf- schichtet, letztere in Brand setzt, und das Ganze sich selbst überlässt. Mehr nach der Ebene zu hatte man bisweilen eine Art Thurm mit ver- schiebbaren Wänden über diese Gruben gesetzt. Eigenthümlich wird der Anblick der Gegend ferner durch die vielen Eisenöfen mit wehen- den Flammenfahnen. Nicht wenige brennen sich ihren Coke auf oben angegebene Weise selbst neben den Oefen, so dass es auf allen Seiten, hoch und tief, glüht und lodert. Dazu kommen die langen Schlote der Dampfmaschinen, welche die Minern fördern und die colossalsten Massen Kohlenstoffes in allen Graden der Verbrennung und Nichtver- brennung ausspeien. Kohle gehört hier buchstäblich zum täglichen Brode. Ueber dies das mannichfaltigste Sausen, Brausen, Rasseln, Pfeifen, Hämiern! Dieses Zusammenvorkommen von Kohle und Ei- sen gewährt der Industrie Englands wesentliche Erleichterung. Ein grosser Theil des hier gewonnenen Metalls wird gleich in der Nach- barschaft verarbeitet, doch fast in jedem Flecken zu einem andern Gegenstande, zu Wagenachsen, Schlössern, Ketten, Feuergeräthen, Nägeln, schweren Maschinentheilen u. dergl. m. Dudley ist eine berühmte Localität im Gebiete des Bergkalkes, welcher in mehreren Brüchen gewonnen wird, wie an dem bereits genannten Wrens Nest. Der beste Stein bildet zwei Schichten von etwa 10— 12 Ellen Mächtigkeit, zwischen denen geringere Sorten und Thonlagen eingeschoben sind. Der Fall der Schichten ist sehr bedeutend. Nachdem der Abbau über Tage beendet, wobei man starke Pfeiler zur Stütze der stehen gelassenen Lagen ausgespart und so eine eigenthümlich imposante Colonnade hergestellt hat, wird er jetzt unterirdisch betrieben. Die Sonderbarkeit dieses Säulenganges wird noch dadurch erhöht, dass sie, nach Beschaffenheit der Lage- rung, in eine Schlucht gebaut zu sein scheint, in deren eine Wand sie selbst gearbeitet ist, während man die andere, aus bröcklicher Masse bestehend, mit Grün bedeckt sieht, namentlich in der Perspe- ctive zwischen den massigen Tragsäulen ein schöner Anblick. Die etwa vorkommenden Versteinerungen werden von den Arbeitern eif- rigst gesammelt und sehr theuer gehalten, ein gewöhnlicher Produ- etus zu 1 s., ein „locus“, d, i. ein halber Trilobit zu 4—6 s. 387 Ein zweiter, grosse Bruch befindet sich in und unter dem Berge, auf dem das Schloss steht, dessen Gründung noch vor die Zeit der Eroberung durch die Normannen fallen soll. Hier fand man die be- rühmten Höhlen und erweiterte sie nach und nach. Jetzt stellen sie, nach der Lagerung des Kalkes, zwei lange Tunnel in verschiedener Höhe unmittelbar neben einander dar, durch weite Querschläge zwi- schen riesigen Pfeilern verbunden. Durch ein bedeutendes Stück des untern Ganges ist ein Canal geleitet, der an den Enden von schwar- zen Schlünden verschlungen wird. Ich traf es, dass ein Volks- und Musikfest im Hofe des alten Schlosses gehalten wurde. Bei dieser Gelegenheit war die Höhle mit Gas prächtig erleuchtet. Unter ande- rem hatte man dicht über dem Spiegel des ruhigen Canals zwei Röhren angebracht, aus denen unzählige Flämmchen in dichten Rei- hen herausbrannten, so dass man, am einen Ende stehend, eine vier- fache Lichtlinie erblickte, während über dem andern ein mächtiger Stern leuchtete. Später kam noch eine Saxhorn-Bande (Milizmusik, mindestens ein halbes Dutzend Trommeln und eine Menge niederträch- tig kreischender Quer- und Pickelflöten) herein, um ihren stets ap- plaudirten Lärm hier in einen wahrhaft infernalischen Scandal zu ver- wandeln. Dazu Hurrahgeschrei des Volkes und Schattenspiel an der Wand! Ich war wirklich froh, als ich das helle Tageslicht wieder erblickte. Ueber Wolverhampton, wo viel verzinntes Eisenblech und lak- kirte Waaren verfertigt werden (ausser dem „home demand “, Be- darf des Landes, soll die Ausfuhr der ersten Waare von Liverpool aus ungefähr einen jährlichen Werth von einer Viertelsmillion Lst. betragen) machte ich einen Seitenausflug nach Burton mit seinen vie- len und grossen Brauereien, ferner nach Derby und Bad Matlock mit seinen Höhlen und Schleifereien. Besonders verarbeitet man hier Flussspath, wovon der violettbunte von Castleton in Nord - Derbyshire am Höchsten geschätzt wird, zu Schalen, Tellern, Tassen u. s. w. Von da kehrte ich wieder über Derby zurück, nach den „Pot- teries“, dem Töpfereidistriete Staflordshires.. Mit diesem Namen be- zeichnet man ein Gebiet von etwa 30000 Acres, östlich von New- eastle-under -Lyne, mit den Hauptorten Stoke-upon-Trent, Etruria, Burslem u. s. w. Die eigenthümliche Betriebsamkeit der Gegend ist die Ursache ihres Namens, indem eine Einwohnerschaft von unge- fähr 20000 Leuten sich mit der Anfertigung aller Arten Töpferwaare beschäftigt. Am Frühesten, bereits vor Ende des 17. Jahrh. ge- schah dies zu Burslem, „der Mutter der Töpfereien. “ Die Geschichte dieser Manufactur bietet in ihren Anfängen Bei- spiele vom Einflusse dessen, was man Zufall nennt. So verdankt hier diesem die Entdeckung der Glasur. Ein Diener, wie man er- zählt, sollte ein starkes Lixivium von Salz zur Cur von Schweinen kochen, liess es aber aus Unachtsamkeit überlaufen, und siehe, das glühend gewordene Gefäss wurde daher glasirt. Schon um 1700 gab es 22 Glasiröfen allein in Burslem. Um diese Zeit sollen sich zwei deutsche Brüder Elers in dieser Stadt niedergelassen haben, welche 388 das Geheimniss besassen, aus dem rothen Thon mittelst Mangans schwarzes Porcellan, „Egyplian ware“, zu machen. Ihr Verfahren wurde aber ausgekundschaftel, und sie selbst zogen nach London. Auch das weisse Poreellan ist eine Gabe des Zufalls. Man berichtet seine erste Herstellung also. Das Pferd eines uach London reisenden Fabricanten habe unterwegs ein Auge verloren. Ein Curschmied über- nahm die Heilung und legte dazu einen Flintstein ins Feuer. Als der Fabricant denselben beim lerausnehmen weiss und glasarlig gewor- den sah, fasste er die Idee auf und gelangte nach angestellten Ver- suchen zur Darstellung des weissen Porcellans. Die grössten Verbes- serungen aber verdankt man dem Josiah Wedgewood, welcher 1730 zu Burslem geboren wurde. Ausser auf Vervollkommnung in Masse und Farbe suchte er auch die Form durch Nachahmung, besonders etrurischer Alterlhümer zu veredeln. Daher nannte er auch die von ihm bei Stoke angelegte und noch jetzt im Besitze seiner Erben be- findliche Factorei „Etruria“, oder im Volksdialecte kurz ‚,Trury “. Hier fertigt man vorzüglich das blaue Zeug, welches man in Deutsch- land oft selbst Wedgewood nennt, ein in England so unbekannter Name. Alles Zeug, welches ich sowohl im „show- room“ der Fa- brik als von ihr auf der Pariser Ausstellung sah, erschien mir von tieferem Blau, als das ältere, welches mir sonst vorgekommen. Masse und Farbe in der von mir, ausser Etruria, besuchten grossen Fabrik der Herren Minton in Stoke waren gut, auch vielfach die Form, obgleich nicht selten Steifheit zu bemerken war, wie überhaupt oft an englischen Werken. Aber man begegnete sogar Absurditäten, dazu unter den als Probe ausgestellten Sachen, so z. B. einem nackten, dennoch aber Schlittschuh laufenden Knaben. Als ich den mich um- herführenden Clerk auf diese unpassende Zusammenstellung aufmerk- sam machte, entschuldigte er sie damit, dass man dem verschieden- sten Geschmacke Rechnung tragen müsse. Die Nachgiebigkeit bis zu solchen Widersprüchen dürfte aber doch nicht zu weit getrieben sein. Das viel bewunderte Spitzenwerk der englischen Porcellanfiguren wird ganz einfach durch Eintauchen wirklicher Spitzen in dünnflüssige Por- cellanmasse erhalten, ist aber nicht so schwierig dargestellt, als das feine Tüpfelwerk, wie ich es z. B. in Meissen habe machen sehn. Den Weg nach Liverpool nahm ich über Chester, welche Stadt dem umliegenden Lande und den darin bereiteten Käsen den Namen gegeben. Die lelztern erscheinen in grossen, runden, dicken Schei- ben von 1,—2 Ctr. Gewicht und sind gewöhnlich mit Orleans oder Annolte gefärbt: Mir erschien das Zeug immer ziemlich trocken, namentlich zum trocknen Weisbrodt, wie man es vielfach zum Des- sert hat. Ehemals ein römisches Lager, bewahrt der ältere Theil der Stadt Chester nach dessen Form in seinen Mauern, auf denen man, gleich wie in York, ringsum spaziren kann, und dessen Thore genau den der alten Befestigungswerke entsprechen. Nächstdem. sind höchst be- merkenswerth die sogenannten „rows“, Reihen, Gänge an den 389 Strassen. Die Strassen nämlich sind tief aus dem felsigen Boden ge- hauen, und die Häuser haben in gleicher Höhe mit diesem nun eben- falls ausgesprengte Keller- und Ladenräume. Die Höfe befinden sich hinter dem ersten Stock, welches die vorzüglichsten Läden enthält. Diese liegen aber etwas zurück, so dass vor ihnen und vom zweiten und zum Wohnen bestimmten Stockwerke bedeckt die „rows“ hin- - laufen, wie bei uns die Trottoirs an den Seiten der Strassen. Diese rows bilden den allgemein benutzten Fussweg. Da sie aber nicht in allen Häusern gleich hoch angelegt sind, so geht es immer mit Stu- fen auf und ab. Ausser den z. Th. höchst alterthümlichen Gebäuden in den Strassen ist auch ein kurzer, vierseitiger Thurm zu bemerken, dessen Erbauung Cäsar zugeschrieben wird. Neben Käsen bilden vor- züglich Handschuhe die Ausfuhrgegenstände Chesters. Doch hat der Handel bedeutend abgenommen, seitdem man den Dee, der gleich vielen andern britischen Flüssen eine Meerbusen-artige Mündung, be- sitzt, hat versanden lassen, so dass grössere Schiffe nicht mehr die hinreichende Tiefe finden. Seit jener Zeit hat sich Liverpool am nördlichen. und Birken- head, dessen Tochterstadt, am südlichen Ufer des breiten, für grosse Schiffe wegsamen Mersey in unglaublichem Masse gehoben. Nament- lieh ist der letztere Ort ein Kind der Neuzeit. Noch im Jahre 1831 soll er nur 2600 Einwohner, 1851 aber bereits 25000 gehabt ha- ben. In Liverpool wurde das erste Dock 1708 angelegt, das erste im Königreich. Jetzt zählt man 25 Docks, 3 Halb - Fluth-Docks und 15 andere Bassins mit Raum für mehr als 1500 Schiffe, mit einem Quai von 14 Miles (etwas über 3 deutsche Meilen) und einem Raume von 200 Aeres. Im Jahre 1851 sollen aber 21000 Schiffe mit ei- nem Gehalt von weit über 31/, Mill. Tons eingelaufen sein. Einen bestimmt ausgesprochenen Character der Manufactur bemerkt man in Liverpool weniger als in andern Orten der umliegenden Manufactur- gegenden, ausser dem, was sich auf Ausrüstung von Schiffen bezielıt, grosser Taudrehereien, Anker-, Ketten- und Maschinenschmieden. Da ich letztere schon anderwärts, Taudreherei besonders im Arsenal zu Venedig gesehen, interressirlen mich die Ankerschmieden. Es ist ein aussergewöhnlicher Anblick, 6 — 8 Cyelopen auf solche Eisen- stücke loshämmern zu sehen, dass es, um sie zu bewegen, der Hilfe von Krahnen und Ketten bedarf; und dazu begleitet jeder seinen Schlag mit einem eigenthümlichen Schrei. Die Art, das Eisen fügsam zu machen, ist aber durchaus nicht ökonomisch. Dicht über dem Erd- boden befindet sich der Heerd, auf welchen das Eisen mit Maschinen gehoben wird. Dann bedeckt man es mit einem ungeheuren Haufen Kohlenkleins, und nun wird der Blasebalg, von Dampfkraft bewegt, in seine volle Wirksamkeit versetzt. Nicht geringere Verschwendung von Feuerung und Hitze zeigte die Benutzung kurzer dünnwandiger Schachtöfen zum Eisenschmelzen, welche ganz frei und ohne Wärme- hältenden Mantel im Hofe in Thätigkeit waren. Von Liverpool fuhr ich nach Ehester zurück, um von hier die 26 390 Eisenbahn zu einer Fahrt an der Küste von Nord -Wales bis Bangor undCärnarvon zu benutzen, von wo ich noch den Engpass von Llan- berris besuchen wollte und. den Snowdon oder Craig Eryri der Wa- len wenigstens sehen, jenen 3570 F. hohen’ Berg, dessen Spitze so scharf ist, dass die Wände eines Zeltes bereits auf die Abhänge zu stehen kamen, da man.ein. solches bei Gelegenheit trigonometrischer Messungen hier als auf dem höchsten Puncte von Nord-Wales errich- tete. Den Pass von Llanberris (im Walischen Cwm Glas d. i. das blaue Thal) füllt auf eine Länge von 2— 3 Miles ein schöner See, die Fahrstrasse dicht an die Thalwand drängend. In den Bergen ringsum, sowie längs der Küste, befinden sich unzählige Schieferbrü- che. _Die Eisenbahn auf dieser Strecke ist ein kühnes Stück Arbeit. Auf einer Länge von 58 Miles zwischen Chester und Cärnarvon schlän- gelt sie sich bald um die Vorgebirge, bald durchbrach sie dieselben in Tunneln, deren man 14 zählt (soweit ich nachgerechnet, habe ich in England und Schottland deren 85, auf der ganzen Reise 157 durch- fahren). Oft irennt nur eine einfache Mauer die Bahn von den Flu- ihen des: Meeres, ähnlich wie auf der Strecke zwischen Berwiek und Edinbourgh. Zuweilen schneiden Arme des Salzwassers unter der Bahn weg tief ins Land hinein, so namentlich bei Conway, wo. letztere geradezu eine Art von Hafendamın bildet. Dicht hinter Bangor ver- bindet, über die Strait of Menai weg, eine Keltenbrücke das Fest- land mit der Insel Anglesee. Sie wird von 16 Ketten, jede 1714 F. lang, und 796 eisernen Stangen getragen. Nahe den Küsten ste- hen zwei Pfeiler mit ihrem Fusse im Meere, über: welches sie sich zur Fluthzeit bis zum Brückenwege über 100 F., in ihrer ganzen Höhe über 150 F. erheben. Die Ketten können sich nach den Jah- reszeiten über Rollen ausdehnen und zusammenziehen. Ein wenig gegen Westen hat man die Britanniabridge erbaut, um, das Land von London her quer durchschneidend, mit ihrer Hilfe bis Holyhead fah- ren zu können und von hier, als dem nächsten Puncte, sich nach Kingstown und Dublin einzuschiffen. Diese Britannia - oder Tubular Bridge besteht bekanntlich aus zwei geschlossenen Röhrenfahrten, wel- che von mächtigen Thurmpfeilern, die aus dem Meere sich stolz er- heben, getragen werden. Hinter der Station Bangor theilt sich die Bahn. _Der eine Arm führt nach Anglesea hinüber, der andere hebt sich in rascher Steigung auf eine bedeutende Höhe, und nach dem noch eiwa 9 Miles entfernten Endpuncte Cärnarvon oder eigentlich Cär-yn-Arfon (Cär = Festung, Stadt, Arfon = umgebendes Gebiel). Hier sind noch. die prachtvollen Ruinen eines alten Königschlosses, im ruinenreichen Wales die grössten und schönsten. Doch ist von hier aus der Blick über die irische See nicht so weit und schön, als von den Höhen hinter der Stadt, die ich auf.dem Wege nach Llan- berris zu übersteigen halte. Der Rand der eigentlichen Gebirge tritt etwa 2—3 Miles zurück und erinnerte mich einigermaassen an den südlichen Rand des Harzes. Das Land ist hier nicht eben anmuthig, mit Torf und Haide bedeckt; die kleinen Hütten lehnen sich meist 391 an die kahlen Berge an und bestehen meist nur aus roh übereinan- der gelegten Steinen, haben wohl zwei Stockwerke, doch ist das obere ausserordentlich niedrig. Oft schienen mir die Kuhställe unse- rer Dörfer stattlicher. Alle aber sind hell weiss getüncht. Die Wei- ber tragen hohe Männerhüte, die Männer und Knaben hingegen spitze, ähnlich den der Tyroler, mit denen das Volk überhaupt in manchen Sitten, auch in der Sprache Verwandschaft zeigen soll. Ihre Mund- art ist reich an Kehllauten und Häufungen von Consonanten. Von Liverpool nahm ich meinen Weg nach Manchester, nach- dem ich noch das seitlich gelegene St. Helens mit seinen ausgedehn- ten Glaswerken besuchte. Die Wanderung durch solche gehört aber durchaus nicht zu den Annehmlichkeiten für die Sinne, da einmal die Hitze der Schmelzöfen unerträglich ist, anderntheils die Ohren in den Schleifsälen durch den grässlichsten Lärm zerrissen zu werden in Gefahr kommen. Man denke sich je zwei grosse Glasplatten mil- telst einer Art von Schleudermaschinen über einander bewegt, um mit einer Einstreunng von feinem Sande sich wechselseitig zu schlei- fen: und 50 — 60 solche Paare in einem Saale! Manchester ist die Königin der Baumwollen- und Seidenmanu- faclur, reich an den sinnreichsten Maschinen und voller Kohlendunst. Wenn auch die Geschichte dieser Stadt bis zur Römerzeit zurückreicht, wo sie unter Titus ein Lager (man -castra) gewesen sein soll, so beginnt ihre commercielle Wichtigkeit doch erst seit Anfang des vo- rigen Jahrhunderts. Hier wurde zuerst in England von Wyatt Ma- schinengarn gesponnen (1730). In jenen Zeiten brauchte man 14 Tage, um ein Stück 18 d. — Waare (für 15 Silbergr.) von 12 Pfund zu ferligen, was jetzt in kaum einem einzigen geschieht; 1761 er- hielt Arkwright das erste Patent auf einen Spinnstuhl; 1773 führte man die Calicoweberei ein, 1780 die der Musline, 1783 ist das Geburtsjahr der „powerlooms‘, die noch jetzt in Gebrauch sind, eine Erfindung Cartwrights; aber erst 1784 begann man, sie mit Dampf zu treiben. Seitdem ist das Wachsthum der Stadt und ihrer Industrie ein ungeheures gewesen. Das Weichbild soll 550 Miles mit mehr als 300000 Einwohnern umfassen. Die ‚Cotton-Mills“ sind riesige Gebäude von 6— 10 Stockwerk, in den man z. Th. mit Steigmaschinen auf- und niederfährt. Da hört man den tollsten Lärm, zumal in den klappernden Weberäumen, in deren einem ich 300 Stühle, je zwei von einem Frauenzimmer bedient, in Thätigkeit sah. Ein für die Industrie Manchesters bemerkenswerther Gegenstand sind Regenschiıme. Allein in einer einzelnen Fabrik beschäftigt man damit etwa 250 Arbeiter und soll in den letzten 10 Jahren einen Schirm in der Minute fertig gebracht haben. In Manchester sah ich ein schönes Beispiel englischen Geschmackes, ein grosses, prachtvoll gemaltes Gasthausschild, welches St. Georg im Kampfe mit dem Dra- chen zeigt, bei diesem gefährlichen Abenteuer aber nur mit Helm und fliegendem Mantel hekleidet. Von Manchester reiste ich über Leeds mit seinen Tuchmache- 26 * 392 reien, York mit seiner Cathedrale und seinen Alterthümern nach Dur- ham. Auch in dieser Stadt findet man ausser einem noch unterhal- tenen Schlosse, in welchem die Universität ihren Sitz hat, eine präch- tige Kirche im normanischen Style, deren Dach jedoch den spätern „pointe“ zeigt. Diese, sowie die von York ähneln mit ihren bei- den Hauptthürmen der Westmünster- Abbey und machten sämmtlich einen viel stärkern Eindruck, als die viel gerühmte Notre -Dame - Ca- thedrale in Paris, wichen jedoch, ausser der \Vestmünster- Abbey, dem Strasburger Münster und Cölner Dom. Den besten Anblick ge- währt Durham Cathedrale und Castle von der gegenüberliegenden ho- hen Seite am Wear, welcher die Stadt hufeisenförmig durchströmt und reich an schönen Thalpartien ist. Durham, sowie das nicht weit entfernte Newcastle - on- Tyne, sind die Mittelpuncte der sie umgebenden Kohlendistricte, deren Er- trag ein wahrhaft ungeheurer ist. Ueberall sieht man Grubengebäude mit Dampfmaschinen, flammende Coke-Oefen, Eisenbahnen in vielfa- cher Dnrehkreuzung auf- und absteigen und sich selbst die steilen Ufer hinabschieben, um ihre werthvollen Lasten gleich aus den Wa- gen in die Schaaren der Schiffe zu fördern. In Newcastle selbst fiel mir nichts besonders auf, als die prachtvollen Eisenbahnbauten, der grosse Bahnhof und die mächtige Brücke, welche die beiden ho- hen Ufer des Tyne verbindet. Zur Seite oberhalb der alten unten im Thale schwingt sie sich in schwindelnder Höhe als ein Doppel- weg über den breiten Strom, der obere für die donnerden Wagen- reihen und der untere für ruhiges Treiben der Fussgänger und ge- wöhnlichen Geschirre. Von Newcastle flog ich nach Schottland weiter. Ein grossarti- ger Viaducet von 28 runden Bogen, jeder zu 61 Fuss Spannung, in einer Gesammtlänge von mehr als 2100 Fuss und selbst eine Curve von 1/, Meile Radius bildend führte mich 125 Fuss hoch über den Tweed nach Berwick, der letzten Stadt Englands, wie es heisst, eine Ansiedlung der Dänen (um 867). Etwa 3 Miles von der Stadt kommt man auf schottischen Boden und dnrchfährt nun Gegenden, berühmt dureh manche blutige Schlacht zwischen den beiden, so lange feind- lich gesinnten Nationen. Der erste Ort nun ist Lamberton Tollhouse, für den Osten dasselbe, was das bekanntere Gretna Green unweit Carlisle für den Westen, die Feierstätte der „runaway marriages“, der Durchgänger-Hochzeiten. Die Eisenbahn verläuft theils dicht am Meere, ähnlich wie die in Nord Wales, theils durch reiche Landschaften mit Schlössern und Dörfern. Von letztern ist Coldingham (3!/, M. von Re- ston Station) schon auf der Karte des Ptolemäus zur Römerzeit ver- zeichnet. Hinter Grant’s House Station führt der Penmanshiel Tun- nel durch die Lammermoor Kelte. An seinem Auß@änge trifft er auf ein Flüsschen, dessen Bett 10 F. über der Bahn liegt, und zu des- sen Entfernung man sich damit half, dass man ihn durch zwei Ei- senröhren auf der einen Seite hinab unter die Bahn und auf der an- dern wieder in die Höhe leitete. Tiefe Einschnitte geben Profile des 393 Old Red Sandstone und der ihn zunächst überlagernden Schichten. In der Ferne auf einem hohen steilen Vorgebirge gewahrt man auch die Trümmer von Fast Castle, welches W. Scott das Vorbild zur Beschreibung von „Wolf’s Crag“ in der ‚„Bride of Lammermoor “ geliefert hat, den Schauplatz von Caleb Balderstone’s und des Ma- sters of Ravenswood Thaten. In dem bald darauf erreichten Dunbar nahm „Queen Mary“, an welche sich in diesen Gegenden überhaupt viele Erinnerungen knüpfen, vier Mal ihren Aufenthalt, des letzte vor ihrer Uebergabe zu Carberry Hill, welehes weiter hin folgt, und auf dem Felde vor dem Bahnhofe wurden zwei Schlachten zum Nachtheil der Schotten geschlagen (die zweite von Cromwell.) Weiterhin liegt Hailes Castle, der Sitz Marias während ihrer Verbindung mit Boll. well. Bei der jetzigen Station Tranent, auf dem Felde Prestonpans, schlugen die Hochländer des Prince Charles die Engländer, Scott hat dieses Gefecht im Waverley und in den „Tales of a Grandfather“ geschildert. Die letzte Station vor Edinburgh, Portobello, ist ein Seebad am Firth of Forth, mit vielen schmucken Landhäusern, die sich bis nach der Hauptstadt hinziehen. Ein 420 Yards langer Tun- nel führt, nachdem man noch flüchtig Holyrood Palace und Arthurs Seat gewahrt, 70 Fuss unter Regent’s Road durch den Calton Hill und öffnet sich mitten in der Stadt. Diese Erscheinung, dass man aus einem solchen finstern Wege unmittelbar in das dichteste Trei- ben der Stadt versetzt wird, habe ich sonst mehrfach gesehn. Reist man von Manchester nach Liverpool, also in einer der meinigen ent- gegengesetzten Richtung, so wird auf der letzten Station die Loco- motive entfernt, und der Zug gleitet, von einem langen Seile gehal- ten, durch einen Tunnel hinab nach Lime Street Station ins Herz der Stadt, während Seitenzweige tief unter den Häusern, unter den Füs-- sen der rastlos (hätigen Leute hinuntersteigen an das Ufer des Mer- sey zu den harrenden Schiffen. Ebenso fand ich mich in das Leben von Glasgow geworfen; in ähnlicher Weise fuhr ich in Carlisle ein. Auch in Paris brauste der eilende Zug von St. Cloud und Versailles, von Hävre und Rouen u. s. w., nachdem er die Festungswerke durch- brochen, den Docks Napoleon vorbei unter der Place de l’Europe hin- durch zur Embarcadere in der Rue Amsterdam, auch der Bahnhof der Strassburger Linie befindet sich noch ziemlich in der Stadt. Edinburgh zu schildern, würde mich hier zu weit führen. Es ist eine der eigenthümlichsten Städte. Vom Calton Hill mit der Stern- warte und seinen Denkmalen (darunter das nach Beendigung des letz- ten französischen Krieges nach dem Vorbild des Parthenon begonnen, aber bald aus Geldmangel liegen gelassene Nationaldenkmal, eine mo- derne Ruine) blickt man einerseits über Leith, Edinbourghs Hafenstadt, nach dem breiten Firth of Forth mit seinen Inseln und gegenüber emportauchenden Hochgebirgen; andererseits über die Stadt auf Hü- gelzügen und in Thälern, die von grossartigen Brücken überspannt werden, sich ausbreitend, beherrscht von dem mächtigen Castle, ein- gerahmt von fernen Bergreihen. Unter sich hat man das prächtige, 394 schlossartige Gefängniss, den Königspalast Holyrood mit seinen Abtei- trümmern und den alten Strassen, worunter namentlich Canongate be- kannt ist. Diese setzt sich als Highstreet fort bis zum hochgelege- nen Castle. Wunderlich aber ist der Anblick der zu jenen beiden gehörigen Häuser von der Rückseite; z. B. hetrachtet von Princes- street in der Neustadt, auf der andern Seite der Schlucht, durch welche die Caledonian Railway gen Glasgow führt, sieht man sie mit schmalen Fronten tief den steilen Berg hinabsteigen, um Raum zu gewinnen, und so auf dieser Seite sich bis S—10 Stockwerken auf- thürmen. Am Abhange der Princes Street steht auch das gothische Monument, die „Perle Edinburghs“, errichtet zu Ehren W. Scotts, „dessen bewundernswerthen Werken“ (wie es auf der Widmungs- Tafel heisst) „es vorbehalten war, mehr Vergnügen und bessere Ge- fühle einer grössern Menge von Lesern aus allen Ständen einzuflö- sen, als es durch die irgend eines andern Schriftstellers, mit einzi- ger Ausnahme Shakespeares, geschehen u. s. w.‘“ Eine ausführlichere Beschreibung kann ich hier nicht geben. Ueber die Pseudomorpho- sen von Feldspath nach Laumontit, welche am Calton Hill gefunden sein sollen, konnte ich von keinem der Mineralogen, die ich danach gefragt, Auskunft erhalten. Nach einer Fahrt durch reiches Land mit Zweigeisenbahnen, Canälen, Schlössern und Aussicht auf die Vorberge des Hochlandes gelangte ich an den Tunnel, durch welchen man „hy rope‘“ nach Glasgow hinabgleitet, der „Queen of the Scottish West.“ Der Haupttheil dieser reichen Handelsstadt liegt auf dem nördlichen Ufer des Clyde, dessen Ufer weitberühmt sind als die Geburtsstätte un- zähliger, ausgezeichneter Dampfschiffe, welche in vielen Fabriken bis zum Meere hinab jährlich vom Stapel laufen. Daher findet man auch am rechten Ufer ein Denkmal Henry Bells, welcher hier die Dampf- schifffahrt einführte. Glasgows Geschichte reicht zurück bis zur Zeit St. Mungo’s oder Kentigerns um 580, doch fängt die Blühte erst seit der Union an, durch welche die Verbindung mit den englischen Colonien eröffnet wurde. Wesentliche Erleichterung fand der Handel durch Schiffbarmachung des Clyde, da früher im Port Glasgow, dem Vorhafen der Stadt, grössere Fahrzeuge hatten liegen bleiben müs- sen. Jetzt beschäftigen sich die zahlreichen Fabriken besonders mit der Verarbeitung von Wolle, Baumwolle, Seide, Flachs, Eisen, Kelp u. s. w. Die Jodfabrikation ist eigenthümlich für Glasgow. Doch ist es mir bei dieser Gelegenheit nicht möglich, Näheres über diese, sowie über viele andere chemische Fabriken, die ich gesehen, mit- zutheilen, z. B. über das grossartige Etablissement der Tennaents Chemical Works eben in Glasgow, welches 1400 Arbeiter beschäftigt und für welches sich allein die jährlichen Ausbesserungskosten auf mehrere Tausend Lst. belaufen. Um nur etwas anzuführen, sei hier- von ferner erwähnt, dass zur Schwefelsäurefabrication zwei Platinre- torten (und eine dritte in Reserve) ä& 2000 Lst. (12—13000 Rthlr.) im Gange sind; dass. zur Beschaffung des Fassbedarfs die gewöhnli- 395 che Küferei nicht zureicht, sondern dass derselbe durch Maschinen hergestellt wird, wie ich es auch in den Jarrow Works zu South Shields bei Newcastle sah. Nachdem die Maschine die Dauben ge- hobelt und geschnitten, werden dieselben zusammengestellt und durch Dämpfe biegsam gemacht, Hierauf kommt der Fasseimbryo in eine hydraulische Pressagh welche ihn unter eine Art von Mantel schiebt, in welchen die Eisenreifen gelegt werden, mit denen umgeben und geformt das Fass dann ans Lieht tritt. Fine andre Maschide schnei- det die Ränder glatt, und die Deckelfalzen ein, sowie eine fernere die mit der Hand zusammengefügten Deckel selbst zurundet. So wer- den täglich mehrere Tausend Stück Fässer fertig. Von Glasgow aus beschloss ich noch eine Fahrt nach der In- sel Staffa mit der berühmten Fingalshöhle zu machen, einem theueren Preise für die damit verbundene lange Strecke Weges, den die Damp- fer nur an bestimmten Tagen machen. So ging es denn hinunter den Clyde, an dessen Ufern Schaaren von Dampfern mit Rädern oder Schraube fertig oder im Bau lagen, vorüber der Mündung des Great Junction Canals, welcher den Clyde mit dem Firth of Forth, West- und Ostküste Schottlands direct verbindet, vorüber an Dumbarton Castle, gelagert an einem zweigipfligen, einsam aus dem Wasser auf- steigenden Felsenriesen von 560 F. Höhe, vorüber an Port Glasgow nach Greenock. Dies ist der grösste Seehafen Schottlands und End- punkt der Eisenbahn, welche von Glasgow zur raschern Verbindung mit der See erbaut ist. Die rechte Küste, zu Argyleshire gehörig, ist durch eine Reihe von Buchten (Loch Long, Holy Loch u. s. w.) tief eingeschnillen. Hinaus den Firth of Clyde wurde die Insel Bute an ihrer Nordspitze umschifft. Ein schmaler Meeresarm, die Kyles of Bute, trennt diese Insel, den alten Königssitz, vom Festlande. Die felsige Insel Arran blieb südlich liegen, und wir steuerten nun nord- wärts in den Loch Fine hinein. Der Wind. war schon die ganze Zeit her ziemlich unangenehm, und die Luft feucht gewesen. Beim Umlegen gegen N. bekamen wir eine ziemlich scharfe Brise von Westen, welche die Wellen gerade auf die Seite des Schiffes warf, so dass sie öfter auf das Verdeck schlugen, obgleich das Aufziehen der Segel eine ziemlich starke Nei- gung vom Winde ab hervorriefen. Da stellten sich alsbald unzwei- felhafte Spuren von Seekrankheit bei der übrigen Gesellschaft ein (ich blieb diesen Tag verschont), sogar einen Hochländerhund, deren mehrere an Bord waren, sah ich unfähig, dem Drange seiner Ge- fühle zu widerstehen. Bei Ardrishaig wurde gelandet, da das Schiff weiter bis Inverary gehen sollte. Wir selbst bestiegen ein anderes Schiff’, das von Pferden gezogen uns auf einem Canale über die Halb- insel Cantire schaffte, statt dass man sonst diese umsegeln müsste. Eine Reihe von 15 Schleussen dient dazu, die Boote über die mitt- lere Erhebung des Landes hinwegzuhringen, bis man bei Crinan, wo- nach der Canal benannt ist, wieder die See erreicht, Der grösseren Insel Islay und einer Menge anderer von .geringerer Grösse vorüber 396 geht es nun den Loch Linnhe hinauf, der sich bis Fort William er- streckt. Bei dem an und für sieh unbedeutenden Städtchen Oban im Grunde einer schönen Bucht wird jedoch für die Nacht beigelegt, Hier theilt sich wieder die Schaar der Reisenden, da die, welche Staffa sehen wollen, als blosse Vergnügungsfahrer auf einem beson» dern Schiffe zu erhöhten Preisen befördert werden. In der Gesellschaft befand sich auch ein Dudelsackpfeifer (bag- piper), welcher sich zum allgemeinen (?) Ergötzen mehrfach hören liess. Er gehörte zum Grenadierregimente des Prinzen von Wales, von welchem jener sagte, dass er denselben Tartan trage, wie Charles Stuart, „König von Schottland.“ Der Anzug dieses militärischen Vir- tuosen bestand in weisser Jacke mit blauen Aufschlägen und Tartan- hosen, Ueber die linke Schulter geschlagen und auf der rechten Seite zusammengenommen flalterte eine schmale Schärpe desselben buntge- würfelten Stoffes. Die Befestigung auf der Brust bildete eine mäch- tige Brochenadel mit einem geschliffenen, gelben Glasstück. Auch die Mütze war aus Tartan und hatte die schotlische Form, Die „bag« pipe“ bestand aus einem ledernen Sacke mit grüntuchenem Ueber. zuge. Zu ihm führt eine Röhre, durch welche, wie durch ein Löth- rohr, Luft eingeblasen wird. Diese wird durch den Druck des rech- ten Arms in die Tonröhren getrieben. Eine davon hatte 8 Löcher und wurde wie eine Clarinette gehandhabt. Ausserdem ruhen, durch seidene Tartanbänder an den obern Enden verbunden, drei andere oboenartige Röhren auf der rechten Schulter und im rechten Arme, Die eine hatte die doppelte Länge der beiden andern, Dieselben ge- ben ausdauernde tiefe Grundtöne zu dem scharfen Gekreisch der eigentlichen Spielröhre. Ich muss gestehen, dass die begeisterten „Pibrochs“, welche der Mann, in kurzem Marschschritt einherwan- delnd, vortrug, meinem nicht dudelsackmusicalischen Ohre im Ganzen nur als ein schauriges Getriller u. s. w. der acht näselnden Töne mit den Brummstimmen vorkamen, ausser wenn einzelne, mehr melodiöse Stellen in ruhiger, fast melancholischer Haltung dazwischenfielen, welche aber leider allzubald wieder von den rasendsten Trillern, Dop- pelschlägen, Läufen und anderm Gewirre der neumodernen Musik, die hier aber einer alıhergebrachten Gewohnheit folgte, verschlungen wurden. Früh um 7 Vhr ging es wieder zu Schiffe. Die Fahrt war wieder ziemlich stürmisch und regnerisch, so dass auch ich einen kurzen Anfall der Krankheit zu bestehen hatte, der aber nach einer einzigen Explosion und beim Betreten des Landes verging. Dies war die ‚Insel Jona. Wir umfuhren nämlich die grosse Insel Mull mit ihren Trappgebirgen zunächst auf der Ost- und Südseite und hatten nun die freie Aussicht auf den atlantischen Ocean. Gegen Mittag - wurde bei Jona geankert, und ein grosses Boot brachte uns hinüber. Das Inselchen, auch Icolmhill genannt, ist. nun 3 Miles Ik— a Stun- den) lang und 1 Mile breit. Um etwa 565 wurde es der Sitz Co- lumba’s, eines irischen Apostels, Noch jetzt gibt es viele Kloster. 397 ruinen, welche von der Gesellschaft nach Anleitung der unvermeid- lichen „Guide“ getreulich besichtigt wurden, während ich mich mit dem Anschauen des dem Strande nahen schönen Kreuzes aus Glim- merschiefer, des letzten von 360 Stück, begnügte und dann den Strand nach Muscheln, Polypen u. s, w. absuchte. Bei Staffa wurde wieder gelandet. Dieses kleine Eiland ist wohl oft’ genug beschrieben worden, als dass ich mehr davon berichten sollte. Da der Wind noch steif von W. kam, war es nicht möglich, in die Fingals Cave mit dem Boote einzudringen. Es wurde daher an der Ostküste beigelegt und die, gewöhnlich nur von einer Rinder- heerde bewohnte Insel zu Fusse überschritten, um zunächst das Meer in die der Fingalshöhle ähnliche Clam- oder Scallop Shell Cave stür- men zu sehen und dann auf steiler Leiter an der Wand von Basalt- säulen nach dein Wege von abgebrochenen Basaltpfeilern hinabzustei- gen, der dicht überm Wasser zum Eingange der Höhle führt. Das Meer brandete so, dass es oft auf den schmalen Pfad schlug, der sich in jene hineinzieht, und grosse Vorsicht nöthig war, um nicht von den schlüpfrigen Steinen in den grünweiss schäumenden Schwall, der an der Schlusswand sich hoch auf bäumte, zu stürzen. Aber ein herrliches Schauspiel war es doch. Nichtsdestoweniger freute ich mich des Gedankens, dass nun der Rückweg nach Deutschland be- ginne. Durch den Sound of Mull, der diese Insel von der Südseite des zu Argyleshire gehörigen Morvens trennt, kehrten wir nach Oban zurück. Am andern Morgen wanderte ich die Küste gegen N. hinauf, die sich dann östlich in den Loch Etive hineinzieht. Das Land war bald romantisch mit schönen Bergen und Burgen und Wäldern, bald abscheulich ödes Moorland. Unter den Ruinen trat besonders Dun- staffnage hervor. Hier befand sich auch früher der berühmte ‚Stone of Scone“, auf dem die schottischen Könige gekrönt wurden. Der Fabel nach soll es derselbe gewesen sein, welcher Jacob bei seinem Traume von der Himmelsleiter als Kopfkissen gedient habe. Da an seinen Besitz die Sage den der Herrschaft knüpfte, so brachte ihn Eduard I. nach Besiegung des Schotten von Scone, wohin er von hier geschafft war nach London, wo er jetzt in der Chapel of St. Eduard the Confessor oder Kingschapel der Westminsterabtei unter einem der Krönungsstühle befestigt ist. Die Häuser der Landleute sind z. Th. sehr ärmlich. An die Strohdächer sieht man Steine, an Bastseilen hängend, gebunden, um ihr Davonfliegen zu hindern. In den Loch Etive ergiesst sich von Osten her der River Awe, aus dem Loch Awe kommend. Er hat sich einen Weg durch den schauerlichen Pass von Awe”gebahnt. Die Wände dieses Passes, der auch „hollow“ oder „gully“, Brand, heisst, sind steil und kahl und treten so nahe zusammen, dass der schäumende Fluss kaum einer schmalen Strasse Raum lässt. Der eine Absturz wird von dem Gebirgsstocke gebil- det, der 20 I Miles bedeckt und im rauhen Ben Cruachan eine Höhe von 3400 Fuss erreicht. Dieser Pass soll der Schauplatz des Gemetzels gewesen sein, als der mächtige Clan Mac Dougal von 398 Robert Bruce vernichtet wurde. Hier spielte auch die Begebenheit, welche W. Scott in seiner Chronik von Canongate unter dem Titel der „Highland Widow‘ erzählt. Ein Hochländer machte mir das Vergnügen seiner ungeladenen Gesellschaft durch diese Wüste, in welcher wir, da es Sonntag (der langweiligste Tag in Britannien) war, während mehreren Stunden kaum einem halben Dutzend Leuten begegneten. In gebrochenem Englisch fragte er höchst ungenirt nach Allem, was ihm von mir interessant sein konnte, wodurch er sich allerdings ziemlich lästig machte. Endlich als wir uns dem Loch Awe näherten, schlug er sich seitwärls in die Büsche. Gegen 6 Uhr Abends erreichte ich Dalmally; die Hauptstadt der Breadalbane Camp- bells, an der Nordspitze des schönen Sees. Da ich am nächsten Nachmittage einen Besuch in einer grossarligen Färberei an der süd- lichen Seite des Loch Lomond versprochen hatte, bis nach Inver- arnan an dessen Nordspitze, wo ich um Mittag das Dampfschiff treffen sollte, aber noch 24 Miles (5 — 6 Meilen) waren, so zog ich es vor, denselben Abend noch bis Tyndrum, ungefähr auf der Hälfte des Weges, zu gehen. Schon glänzten die Glens (Bergspitzen) in den Strahlen der Abendsonne. Die Strasse, gut gehalten, zog sich immer höher. Da ich von früh 9 Uhr an unterwegs war, rückte ich nicht mehr so rasch fort. Bald wurde es ganz düster, so dass ich die Strasse nur in ihrer Verlängerung erkennen konnte. Um die Berge hatten sich ein- zelue Nebelballen gelagert. Die Stille wurde nur durch den vereinzelten Schrei eines Raubvogels oder das Geplätscher eines Sturzquells unter- brochen. Endlich leuchteten die Sterne auf, und bei einer Biegung des Weges erglänzte auch der prächtige Jupiter von der Heimatlı herüber und erweckte eine Flut von Erinnerungen und Gedanken, welche in dem Düster freien Lauf fand, das nur einmal durch den Lichtschein einer fernen Hütte unterbrochen wurde, bis ich endlich nach 10 Uhr Tyndrum erreichte. Nach einem tüchtigen Schlafe setzte ich andern Tages meinen Weg durch das im Ganzen doch ziemlich unwirthliche Land fort. Bei Inverarnan an dem nördlichen bach-artig verengertem Ende des Sees bestieg ich das Dampfboot, welches mich rasch über diesen Glanz- punct Schottlands binwegtrug. Die Ufer waren mit malerischen Ber- gen eingefasst, an welche sich helle Häuser anschmiegten; zahlreiche Inseln, Inches, unterbrachen die Wasserebene theils flach, theils sich hoch erhebend, theils kahl, theils reich bewachsen. Sehr oft ge- dachte ich der Fahrt über den Garda-See, als ich durch das herr- liche Tirol nach Wälschland zog. Aber da gab es prächtige Kasta- nienbäume, graugrüne Olivenpflanzungen, schlauke Cypressen und vor allen süssduftende Orangengärten mit weissleuchtenden Marmorsäulen dazwischen, um sie vor der Ungunst des Wetters zu schützen. Oben auf dem Berge schimmerten Städtchen, wie Limone u, s. w. Und über alles strahlte tiefblauer Himmel und die Sonne des jungen Ta- 399 ges, während man auf dem schottischen See die höhere Breite deut- lich gewahr wurde. Bei Balloch nahm mich die Eisenbahn wieder auf und führte mich nach Dumbarton, von wo ich mit Dampfschif! nach Glasgow zurüchkehrte. Die 405 Miles (ca. 96 deutsche Meilen) nach London wurden in etwas mehr als 12 Stunden, den Aufenhalt eingerechnet, durch- eil. Noch blieb ich über eine Woche in dieser Weltstadt, und schiffte mich dann in Southhampton nach Hävre ein, das ich nach köstlicher Nachtfahrt erreichte und verliess, um über Rouen mich nach Paris mit seinen Wundern zu wenden, Soechlüng. Literatur: Astronomie und Meteorologie. P. Merian, Meleo- rologisches aus Basel. — Die Mittel ans den täglichen Temperatur - Beobachtungen in Basel während 1853 und 1854 betragen für dıe einzelnen Mo- nate nach Reaumur: 1353 1854 1853 1854 Janur + 3,0 + 02 Juli + 15,6 + 15,4 Februar — 0,3 — 0,9 August + 15,9 + 14,4 Mrz + 05 + 44 September + 12,0 + 12,7 April + 61 + 83 Ocober + 87 + 85 Mai + 10,4 + 11,5 November + 35 + 21 Juni + 13,4 + 13,3 December — 36 — 25 das Jahresmittel für 1853 ist 47,10, für 1854 + 7,70. Die Beobachtungen von 1829 bis 1848 ergaben ein Jahresmittel von 7,6%. Januar von 1853 wird nur von dem 1834 mıt +5,49 übertroffen. dagegen war seit 1829 kein März von so niedriger Temperatur, Juli und August waren wärmer als gewöhnlich, der December ungewöhnlich kalt. Den niedrigsten Stand hatte das Thermome- ter am 80. December, nämlich — 140, den höchsten am 22. August mit 27,80. Regenlage waren im Jahr 1853 116, Schneetage 39. Der mittle Barometerstand betrug 27'260, es ist der tiefste Stand seit 1827, der höchste war am 9. November 27',9',]4, und der lielste am, 10. Februar. 26,448. Der Fe- bruar von 1854 war «ehr kalt, ebenso der November, dagegen der December warm. Am 25. Juli errreichte das Thermometer seine Höhe mit 26,90 und am 5. Februar seine Tiefe mit 13,6%. Regentage gab es 1854 148, Schneetage 24. Der mittle Barometerstand stelll sıch hoch auf 27'405, der höchste am 27. Februar auf 23°0',24 der niedrigste am 23. December auf 26’'4°'39. Im Fehruar 1855 fiel in Basel eine Schneemasse wie seit Menschenge- denken nicht, und zwar vom 8. bis 18. Die tiefe betrug 2'/a Schweizer Fuss oder 0,75 M. Schon in Liestal und weiter hin war sie weit geringer. Den- noch liessen sich die ersten Störche schon am 22. Februar sehen. Aehnliche Massen fielen im Februar 1731 und im Januar 1784, etwas weniger im Winter von 1788 auf 1789. — (Baseler Verhandl, II. 296 — 403.) Meteorologische Beobachtuugen zu Hinrichshagen in Mecklenburg im J. 1854. Dieselben ergaben folgende Mlıtel für die einzel- nen Monate \ 400 Barome- Thermome- Temperatur des terstand terstand Erdbodens bei stand sland 4‘ Tiefe Januar 271, 8.9 — 1,40 2,32 Februar 27, 3.36 — 0,67 2,12 März 28, 0.08 2,06 2,62 April 37.10.28 4,90 4,60 Mai 27, 84l 9,45 7,01 Juni 9448-3: 11,33 9,34 Juli 23.928 13,75 11,44 August 27, 3.45 12,8] 12,26 September 27,10.87 9,46 20,83 October 27, 8.89 6,51 8,80 November 26, 6.78 0,57 5,94 December 27,10.12 — 8,42 3,62 Jahresmiltel 27,9.29 5,50 (Sa Die Zahl der Regentage betrug 121, der Schneetage 40, Regen und Schnee fiel an 5 Tagen, Hagel 2, Nebel 74. Die Gesammisumme der Niederschläge be- irägt 18°5‘,42. Gewitter wurden 12 beobachtet. Völlig heiter waren 21 Tage, bedeckter Himmel an 67 Tagen. (Mecklenbgr. Archiv IV. Tabelle.) Galle, Meteorologische Beobachtungen in Breslau — Aus 64jährigen Beobachtungen von 1791—1854 ergeben sich folgende Tempe- raturmiltel nach R, Jannar — 9,73 Inli 14,34 Februar — 0,95 Augnst 14,08 März 1,27 September 10,86 April 6,04 October 6,94 Mai 10,45 November 2,39 Juni 13,05 December — 0,33 das Mittel ans 64 Jahren 69,24, also eiwa 10 kälter als das nördlicher gele- gene Berlin. Das kälteste Jahr war 1829 im Mittel nur —+30,46, der December hatte —10V,09. Das wärmste Jahr 1797 hatte 470,88 und der wärmste Mo- nat war 1834 Juli mit 4180,08. Der.erste Frost tritt in,Breslau durchschnitt- lich am 31. October ein, der letzte am‘ 12. April. Der mittlere Baromelerstand für 64 Jahre ist 331‘,94, der Dunstdruck 3°‘,03, die mittlere Windrichtung 790 WSW, die jährlichen Niederschläge 13,03, Regentage 35, Schneetage 28, Gewitter an 14 Tagen. (Schlesischer Bericht XXXII. 103 — 105.) Blitze ohne Donner. — Zn den S. 67. mitgelheilten donnerlosen Blitzen fügen wir noch Boll’s Bericht hinzu, der zwei solcher zackigen Biıtze bei Ihlenfeld unweit Neubrandenburg am 10. März d. J. spät Abends zwischen 11 und 12 Uhr ohne den geringsten Donner erwähnt. Nach einer ältern zuverläs- sigen Mittheilung lief der Wind am 4. August 1784 zwischen 6 bis 10 Uhr Vormittags zweimal die ganze Windrose durch, Nachmittags 4 Uhr zog ein Ge- witter herauf, bei Gross - Uemerow derselben Gegend stiess ein Wirbelwind auf dasselbe, die Blitze fuhren wie weisse Pfeile in die Höhe und verschiedene der- selben waren ohne Donner. Nach Verlauf einer halben Stunde nach dem 'Ge- witter erfolgte noch ein rother Blitz mit nahem Donnerschlage. (Mecklenbgr. Archiv IX. 186.) Nardi, Meteorologisches vom Grossen St. Bernhard. — Im Hospiz dieses Alpenpasses werden von 6 Uhr früh bis 10 Uhr Abends zwei- stündliche Beobachtungen gemacht. Nach den letzten drei Jahren ist der herr- schende Wind NO, dann SW, das Wetter sehr veränderlich vom Mai bis Octo- ber gewöhnlich schön; das Barometer steigt nie über 22° und sinkt bis 18° auf dieser Höhe von 7630‘, am 4. October stand es auf 566,mm9 also auf 21‘. Das Wasser siedet bei 64° R. so dass das Fleisch 6 Stunden gebraucht um zu kochen. Die Dünne der Luft ist das Unerträglichste; die Kälte wenn auch an- 401 haltend und heftig, lässt sich ertragen. Nur der Luft wegen müssen die Väter nach 6, höchstens 10 Jahren den Aufenthalt verlassen. Der tiefste Thermome- terstand in den 3 Jahren war —27%C, sehr oft kommt —22 und —23 vor, be- sonders im Februar , der der kälteste Monat zu sein scheint. Einmal sank so- gar das Thermometer auf —300C. Dabei wechselt aber die Temperatur schnell, so war 1854 am 2. Januar —21,6, am 3. Januar —12,8, am 6. —8, ferner am 24. April —14,0, am 21. Juni —3,9 und am 18. Juli —2,9%C. Dass bei diesem Klima keine Cultur möglich ist, versteht sich von selbst, ja die Versu- che mit Anbauung von Salat oder gewöhnlichem Lattig (Lactuca agrestis) schlu- gen ganz fehl oder lieferten ein elendes ungeniessbares Kraut. Die bekannten Hunde sind bis auf vier zusammengeschmolzen und werden jetzt durch Neufund- länder ersetzt. (Die im Bau begriffene Fahrstrasse über den Grossen St. Bern- hard wird nicht über die Passhöhe geführt werden, sondern miltelst eines Tun- nels unter derselben durch, womit das segensreich wirkende Hospiz seine Be- deutung verliert.) (Petermanns geogr. Mittheil. X. 302.) Temperatur von Port Natal. Die mittlere Temperatur beträgt nach fünfjährigen Beobachtungen (1845 — 1850) im Winter 190 R. ım Sommer 220 und wechselt zwischen 9 bis 26%. Für die einzelnen Monate ergaben sich im Jahr 1851 bei d’Urban folgende Mittel Temperatur Regentage Temperalur Regentage Januar 199,1 15 Juli 110,6 2 "Februar. 180,7 14 August 120,9 4 März 170,3 10 September 140,7 8 April 169,4 2 October 150,6 7 Mai 149,7 5 November 170,8 15 Juni 139,8 6 December 180,2 22 Die herrschenden Winde sind NW und SO, die erstern meist heiss und. unan- genehm, die Vegetation dörrend. die letzten kühler und stärker. Im Allgemei- gen ist das Klima gesund, erfordert aber viel Bewegung im Freien. (Ebda 279.) —b Meteorologische Beobachtungen auf dem Pariser Obser- valorium im Juli 1855. — Thermometer: Max. -+270,9 am 14ten Minim. -++80,2 am l8ten. Baromeler: Max. 765mm, 92 am Iten um Mitternacht. Minim. 745mm, 68 am 10ten 6 Uhr Abends. Menge des gefallenen Regens: auf dem Hofe gesammelt: 40mm,86 auf der Terrasse 37mm,34. Noch ist zu be- merken dass in den Beobachtungen für den Mai die Regenmenge fälschlich an- gegeben ist, wie jetzt berichtigt wird. Es war auf dem Hofe gesammelt: 5gmm,52 statt 24mm, 23 und auf der Terrasse 78mm,35 statt 18mm,58. (L’Inst. Nr. 1139.) W. Physik. R. F. Forster, über die Molekularconstitu- tion der Krystalle. Nachdem Forster die verschiedenen Theorien über die Molekulareonstilution der Krystalle von Huygens, Hooke, Prechtl, Wollaston, Hauy und Dana durchgesprochen und mangelhaft gefunden hat, stellt er folgende Theorie auf, durch welche er alle Krystallisationserscheinungen erklären zu kön- nen glaubt. Er nimmt an, dass die Krystalle aus Molekulen bestehen, von de- nen jedes sechs Pole hat, die sich alle gegenseitig anziehen. Sulche Molekule müssen nolhwendig, wenn ihre Anziehung auf einander wirksam wird, Würfel bilden. Nun aber nimmt Forster ferner an, dass diese Pole eine andere Stelle einnehmen oder verschwinden können wegen ihrer gegenseitigen Anziehung zu einander, und dass nur die Coörcilivkraft des Molekuls selbst das anziehende Fiuidum an seiner Stelle erhält, wie beim Magneten. Wächst nun der Kıystall an, so werden die äusserst gelegenen Molekule mehr und mehr dadurch influen- zirt, und einige derselben verlieren dadurch ihre Polaritäl. Diese ziehen dann nicht .neue Molekule an, und dadurch müssen die Flächen modificirt werden. — Verliert z. B. das Molekul an jeder Ecke eines Würfels seine drei nach aussen gekehrten Pole, so werden hier Flächen entstehen und dann Octaäder sich bilden. 402 Wenn eine Molekulreihe jede Kante des Würfels entlang ihre ungebundenen Pole verliert, so muss ein Dodekaäder, wenn zwei Reihen, ein Tetrakishexae- der, wenn drei Reihen ein anderes Teirakishexaöder sich bilden. Mit Hilfe die- ser Annahme sucht. Forster nicht nur die verschiedensten homoedrischen Kry- stallformen zu erklären, sondern auch die hemiedrischen so wie die Combina- tionen dieser Formen mit jenen. Nur muss hier die Annahme gemacht werden, dass die Molekule zwölf wirksame Pole haben. Die Dodekaederform dagegen verlangt zu ihrer Bildung 8 wirksame Pole in den Molekulen. (Philosophi- cal magazine Vol. X. p. 108.) Charles Wheatstone, über die Stellung des Aluminiums in der electrischen Reihe. — Nach den Versuchen von Wheatstone wirkt Kalilösung kräftiger auf Aluminium ein a’s auf Zink, Cadmium oder Zinn. Die Wasserstoffentwieklung ist energischer. In der Kalilösung ist das Aluminium negaliv zu Zink und positiv zu Cadmium, Zinn, Blei, Eisen, Kupfer und Pla- tina. Als positves Metall erzeugt es den stärksten Strom mit Kupfer. Alle an- deren Metalle werden bald polarisirt. — In Salzsäure ist Aluminium negativ zu Zink und Cadmium und posiliv zu den übrigen oben genannten Metallen. Auch bei Anwendung dieser Flüssigkeit gibt Kupfer den stärksten Strom damit. — Salpetersänre und Schwefelsäure wirken bekanntlich nicht merklich auf Alumi- nium. Mit ersterer Säure im verdünnten Zustande ist das Aluminium negaliv zu Zink, Cadmium, Zinn, Blei und Eisen. Der Strom mit Zink ist stark, mit den übrigen Metallen sehr schwach, und es ist wahrscheinlich, dass ihr an- scheinendes negatives Verhalten Folge der Polarisation ist. Wırd Aluminium in verdünnte Schwefelsäure getaucht, so erscheint es negaliv zu Zink, Cadmium, Zinn und Eisen; aber mit Blei, auf welches die Säure nicht einwirkt, ist der Strom unmerklich. In diesen beiden Flüssigkeiten sind Kupfer und Platin ne- gativ zu Aluminium, und ungeachtet der scheinbaren Unwirksamkeit derselben auf letzteres, entstehen dadurch schwache Ströme. — Es ist beinerkenswerth, dass ein Metall mit so niedrigem Atomgewicht sich gegen Zink negativ verhält. (Philosophical magazine Vol. X. p. 143.*) Hz. Gaugain, über das electrische Leitungsvermögen der Luft. — G. bringt für die Richtigkeit seiner Behauptung, dass mit der Dich- tigkeit der Luft gleichzeitig auch ihre Leitungsfähigkeit für Electrieität abnimmt, neue Beweise, die er theils mit Hilfe seines Ventileies, theils mit einfachen Röh- ren mit Melalldrahten als Electroden erhalten hat. Bei allen Apparaten stellte sich heraus, dass, wenn die Induclionsströme des Ruhmkorfischen Apparates sich in Luft bewegen, die allmälig verdünnt wird, die Intensität, des Stromes erst zunimmt (wenn man von dem gewöhnlichen Luftdruck ausgeht) bis zu einem Maximum, dann aber abnimmt bis sie bei der grössten erreichbaren Verdünnung ihr Minimum erreicht. Die dem Maximum entsprechende Spannung wechselt mit einer Menge von Nebenumstländen, mit der Oberfläche der Electroden u. s. w. Im Allgemeinen ist die Periode der wechselnden Intensitäten sehr gross, die der abnehmenden sehr kurz, wenn die Oberfläche der negativen Electrode und die Dicke der durchlaufenen Lufischicht gross sind. Im entgegengesetzten Falle findet das Gegentheil statt. Die Erklärung dieser Erscheinungen findet G. darin, dass man die Ver- hältnisse beim Durchgang eines Stromes durch eine Gassäule als gleich anneh- men muss mit denen beim Durchgang desselber. durch eine Flüssigkeitsschicht d. h. dass der Widerstand gegen den Strom abnimmt mit der Grösse des Durch- schnitts der Gassäule. Auf die Grösse dieses Durchschnilles kann man aus der Breite der sich zeigenden Lichtgarbe schliessen. Nach dieser Vorausselzung wird bei grosser Oberfläche der negativen Electrode der mittlere Durchschnilt des Stromes beständig zunehmen, wenn wan die Verdünnung forlsetzt. In der That nimmt auch in diesem Falle das Lichtbündel an Breite zu: ein Beweis, dass in gewissem Maasse die Durchschnilisvergrösserung zur Ausgleichung der Lei- tungsverminderung beiträgt, welche wieder Folge der verringerten Elastieität ıst, Bei sehr kleiner Oberfläche der negativen Electrode dagegen, kann das aus der 403 Vereinigung der elementaren Ströme gebildete Bündel sich nicht mehr ausbrei- ten, nichts hebt die Abnahme der Leitungsfähigkeit auf, daher tritt diese in die Erscheinung. Die eben entwickelte Hypothese wird noch durch folgenden Versuch be- stätigt: Schaltet man in einer electrolytischen Flüssigkeit zwischen die Electro- den eine Melallplatte ein, so trägt bekanntlich die Gegenwart dieses Schirmes nur zur Vermehrung des Widerstandes bei und seine beiden Oberflächen werden entgegengeselzle Pole. Eine ganz entsprechende Erscheinung trilt auch bei Fort- pflanzung des inducirten Stromes in verdünnter Luft auf. Denn werden die Pole des Ruhmkorff’schen Apparates mit der Sangröhre der Luftpumpe und einem kupfer- nen im Knopfe des Recipienten gleitenden Stempel verbunden, so sieht man zwi- schen diesen Punkten wie gewöhnlich ein Lichtbündel. Bringt man aber zwi- schen beide Electroden in einen Abstand von 5mm yon jeder eine dünne Zinn- scheibe, so bemerkt man einen rothen Lichtbüschel an dem Stempel des Reci- pienten und eine blaue die obere Fläche der Zinnscheibe überziehende Aureole, wenn die Ströme den Recipienten von oben nach unten durchlaufen , darauf ein zweites rotlhes Lichtbändel än der unteren Fläche der Scheibe und eine zweite blaue Aureole an der Saugröhre. Das Zinnblältchen bildet also einen doppelten Pol. Drückt man jetzt den Stempel etwas herab so dass er sich dem Zinnblält- chen nähert, so wird dies wie ein Kartenblati durchbohrt, der Strom geht ganz durch diese Oeffnung hindurch, man sieht blos ein rothes Lichtbündel, eine dunkle Schicht und nur eine blaue Aureole. Mit diesem Versuche ist erwiesen, dass die Electrieitäl.einen Widerstand erfährt, wenn sie von einem festen Körper auf einen gasförmigen und umgekehrt übergehen soll, denn offenbar rührt der Wi- derstand, welcher den Strom zur Durchbohrung des Blättchens bestimmt, nicht von dem eigentlichen Widerstand des Metalles her, indem dieser viel schwächer ist als der Widerstand der Luft, in welcher sich das Blättchen befindet. Wenn schon der leere Raum unter der Glocke der Luftpumpe die In- duelionsströme nicht hindurchlässt, so muss dies in noch stärkeren Grade bei der noch besser verdünnten Torricelli’schen leere im Barometerrohr der Fall sein. Als G. in diesen Theil eines Barometerrohres einen Platindraht einschmelzie, nun das Barometer fertig machte und die Pole des Inductionsapparats mit die- sem Drahte und dem Gefäss des Baromelers in Verbindung selzte, so war nicht der geringste Lichtschein in dem leeren Raume wahrzunehmen, so oft die Ent- fernnng des Platindrahtes von der Spitze der Quecksilbersäule nur 3 bis Amm betrug. Dabei wurde der Inductionsstrom durch eine Kette von 6 Bunsen- schen Elementen erregt. Einen stärkeren Strom anzuwenden, wäre unzweck- mässıg gewesen, da dieser den Induclionsapparat verdorben haben würde. Den Mangel an Uebereinstimmung seiner Versuche mit denen von Masson früher ver- öffentliehten findet G. darin, dass Masson’s Baromelerröhren, nachdem sie luftlleer gemacht, zugeschmolzen und also dabei bis zur Rothglut erhitzt wor- den waren. Durch eine geringe Erwärmung der Quecksilberkuppe mit einer Lampe wird aber nach G. der leere Raum ein Leiter und die Kuppe wird etwas herabgedrückt. (Compt. rend. T. XLI. S. 152.) vr. W. Chemie. J. Wilson, Untersuchungen über die Alaunfa- brikation. — Nach dem der Verfasser dieses Aufsatzes die allmälige Entwickelung der Alaunfabrikation geschichtlich verfolgt hat, erwähnt derselbe einer Methode, nach der früher zu Hurlet in Schotland Alaun gewonnen wurde. Hier liess man den Alaunschiefer in der Grube der Luft Jahre lang ausgeseizt, wobei sich der- selbe mil einem weissen, asbestähnlichen Salze hedeckte, das Wilson analysirt hat. Es besteht aus S03M03+4S0?FO-+34H0 und enthält eine Spur Kalı. Hier- ans wurde in bekannter Weise der Alaun gewonnen. — Der frische Schiefer besteht nach Wilson aus Kieselsäure 48,28, Thonerde 26,96, Eisenoxydul 3,72, Kalk 2,38, Magnesia Spur, Kali 0,24, Schwefelkies 11,13, Wasser 2,02, Koh- lensioff 8,98, Wasserstoff 1,07, Stickstoff 0,62 —= 100,40. Dieser Schiefer liegt in Schichten von wenigen Zollen bis 3/2 Fuss un- ter dem Kalkstein und über der Kohle, ist frisch sehr hart, zerfällt aher an 404 der Luft. — Ein anderes dort befindliches Alaunerz (Duff bed genannt) findet sich über dem Kalkstein. Es ist nahe zu dem unteren gleich zusammengetezt. Der Kalkstein selbst hat ein specifisches Gewicht von 2,71 und besteht nach Wilson aus: Kohlensaurem Kalk 88,81 - - Magnesia 1,18 - - Eisenoxydul 4,76 Schwefelkies 0,40 Kieselsäure 3,41 Kohlehaltige Substanz Spur Wasser 1,08 99,67 Das durch Calcination zur Alaunfabrikalion vorbereitete Er2 besteht nach Wilson aus; I II 2 { Kieselsäure 235,28 38,31 3 \ Thonerde 14,48 14,91 F7 Eisenoxyd 21,40 21,67 = | Kalkerde 3,26 2,56 = \ Talkerde Spur — Schwefelsäure 8,88 8,86 & | Thonerde 2,92 1,24 © / Eisenoxyd 1,50 1,56 = | Kalkerde 0,87 1,52 — | Wasser 10.72 11,16 99,61 101,09 Der Wassergehalt ist nur dadurch zu erklären, dass die gebrannte Masse Gelegenheit fand, nach dem Brennen Wasser ans der Luft anzuziehen. Das dureh Mutterlauge” und zuletzt durch Wasser zur Alaunfabrikation ausgelaugte cal- einirte Erz fand Wilson bestehend aus: 8 ( Kieselsäure 40,39 S \ Toonerde 17,25 = | Eisenoxyd 30,66 = \ KRalkerde 2,22 > a Schwefelsäure 1,92 = ) Eisenoxyd und Thonerde 0,92 = \ Kalkerde 1,00 3 ( Wasser 6,36 100,72 Der Gehalt einer Gallone der Laugen, welche bei den vier ersten Wa- schungen des gerösleten Erzes erhallen wurden, an Salzen fand Wilson wie folgt (in Granen) I 1 I IV Spee. G. 1,188 Spec. G. 11,29 Spec. G. 1,100 Spec. 6. 1,090 Schwefelsäure 233,05 595,05 456,90 415,35 Eisenoxyd 346,75 118,68 112,42 bBIG2| Thonerde 194,59 149,99 59,42 91,50 Eisenoxydul 73,18 126,92 85,11 138,45 Chlor 27,44 42,85 88,54 36,60 Talkerde 14,13 14,83 16,06 21.48 Kali A367 60,98 23,90 27,05 1664,81 1109,30 197,35 783,74 Chlor und Kali stammt aus der Mutterlauge, die zur Extraction diente. Beim Abdampfen dieser Lauge, die durch über die Oberfläche streichende Flamme und heisse Luft erwärmt wird, setzt sich ein bräunliches oder gelb brannes , ge- wöhnlich basisch schwefelsaure Thonerde genanntes Pulver ab, das aber neben 405 50 pC. Schwefelsäure und 25 pC. Eisenoxyd nur 3 oder 4 pC. Thonerde ent- hält, Die nun abgelassene mit Chlorammonium oder Chlorkalium versetzte Lö- sung selzt, sich selbst überlassen, Alaunkıystalle ab, die durch Eisenoxyd braun gefärbt sind und nach Wilson aus Schwefelsäure 34,33 Thonerde 6,44 Eisenoxyd 4,52 Kali 2,33 Ammoniak 2,81 Chlor 0,36 Wasser 49,31 100,0 bestehen. Den durch Umkrystallisation gereinigten Alaun fand Wilson beste- hend aus: Schwefelsäure 36,08 Thonerde 9,60 Eisenoxyd 0,88 Ammoniak 8,83 Kali 0,73 Chlor Spur Wasser 48,88 100 Den nochmals durch Umkrystallisation gereinigten Alaun fand Wilson wie folgt zusammengeselzl: 5 Schwefelsäure 85,57 Thonerde 11,40 Eisenoxyd Spur Ammoniak 3,42 Kali 0,83 Wasser 48,78 100 Schliesslich erwähnt Wilson der Darstellung der reinen schwefelsauren Thonerde. Man erhält sie durch Auflösen von Thon in Schwefelsäure, Fällung des Eisens durch Natrinmeisenceyanür, und Abdampfen der Lösung, bis sie beım Erkalten erstarrt. Die Analyse eines aus der Fahrik von Patinson et Comp. her- vorgehenden Products führte Wilson zu folgenden Zahlen Thonerde 19,36 18,20 Schwefelsäure 38,46 88,08 Wasser 42,18 48,12 100 100 Die Formel dieser Substanz scheint zu sein 5503--2A103+26H0. (Philos, magaz. Vol. IX. p. 413.*) Hz. J. Cooke, über zwei neue krystallinische Verbindun- gen des Zink’s und Antimon’s u. s. w. (veröffentlicht 27. Juni 1849 und 20. Juni 1855). — Die Metalllegirungen sind chemisch nur we- nig untersucht. Aeltere Arbeiten sind die von Rudberg über die Legirungen des Zinn’s und Blei’s (Poggend. XVII. 240.) Svanberg (Poggend. XXVI. 280.) Croockewit (Journ. f. pr. Chemie XLV. 247.) über Verbindungen von Kupfer, Zinn, Blei, Zink (z. B. Cu2Sn;,CuSn,Cu3Zn;,Cu3Zn2,CuaPb3,SnZnz u. s. w.), fer- ner Levol über die Legirungen von Kupfer und Silber (Ann. d. Chim. et d. Phys. XXXVI. 193). Der Verfasser beschreibt nun als neu dargestellte Legirun- gen: I. Stibiotrizincyl SbZn;.. Um dasselbe zu erhalten werden 570/, An- timon und 430/, Zink zusammengeschmolzen; man lässt den Tiegel abkühlen, bis sich eine Kruste an der Oberfläche bildet, stösst die Kruste durch, giesst das Flüssige aus und lässt völlig erkallen. Wird der Schmelztiegel dann zer- schlagen, so zeigt er sich angefülll mit schönen, prismatischen Krystallen; diese besitzen Metallglanz und sind silberweiss, zu einem grauweissen Pulver 27 406 zerreiblich. Härte 3,5. Spec. Gewicht 6,327 bei 430/, Zinkgehalt. Die Form ist ein rhombisches Prisma. Die Analyse ergab: Antimon 57,24 56,50 berechnet 56,93 Zink 42,83 43,06 43,07 100,07 99,56 100,00 (Hinsichtlich der genaueren Angaben über die Winkel dieser Krystalle ist auf das Original zu verweisen.) Wasser wird durch SbZn® in der Kochhitze in seine Bestandtheile zer- legt, es bildet sich ZnO und $bO3 und Wasserstoff entweicht. Chlorgas bildet unter Entwicklung von Licht und Wärme Antimon - und Zinkchlorid. Jod in starkem Alkohol gelöst erzeugt Antimonoxyjodid und Zinkjodid.. Brom eben- so gelöst, lässt Zinkbromid (löslich) und Zinkoxyd entstehen. Absoluter Alkohol mit Brom reagirte nicht. Sauerstoff über erwärmtes SbZn3 geleitet gibt Zn0Sb05 und SbO%. Jodäthyl mit den Krystallen im Digestor auf 1350 er- hitzt, gibt eine Mischung von Jodzinkäthyl 2Zn(C4H;)E und Jodantimonäthyl Sb(C4H;)st. Mit Salzsäure oder Schwefelsäurehydrat erwärmt, ent- steht unter hefliger Reaklion schwelelsaures Zinkoxyd, Antimon, Wasserstoff und Spuren von Anlimonwasserstoff. Salpetersäure lässt salpelersaures Zinkoxyd und basisch salpetersaures Antımonoxyd neben $bO0% oder SbO0°, entstehen. SbZn3 ist also ein Radikal, nach Art der metallischen Alkoholradikale, dessen Elemente schwache Affinität zu einander besitzen. Es entspricht Zinkmethyl (SbMe3) indem ein mehr elecetropositives Metall die Stelle des electropositiven Ratikals einnimmt. Stibiobizinceyl: SbZu2. 31,5 %0 Zink und 68,5 0/9 Antimon wur- den, wie sub 1 beschrieben, zusammengeschmolzen ; die tafelfürmigen Krystalle sind silberweiss, metallglänzend, vom Härtegrade 8,5, vom spec. Gew. 6,384 bei 83,6 %/0 Zink. Analyse: Zink 33,95, Antimon 66,09 = 100,04 Zink. Diese Verbindung zersetzt das Wasser nicht und wird von verdünnten Säuren nicht, nur von concentrirten zerseizt. Cooke kam zu dem Resultate, dass Legırun- gen von Sb und Zn, die von den Formeln SbZn®? und SbZn2 wesentlich abwei- chen doch ebenso krystallisiren, wie SbZn3 und SbZn?. Er fand Legirungen von 43 —60 Procent Zinkgehalt wie erstere und von 20—42 Procent wie letztere krystallisirt. Man sollte erwarten, dass mit abweichendem Zinkgehalt, also ver- änderter Constitution, auch die Krystallform sich ändern müsste, dem ist aber nicht so; sie bleibt dieselbe und C. sucht im Folgenden dieses Räthsel zu erklären. Sodann geht C. zur Vergleichung der spec. Gewichte über, die sich, mit der Abweichung im Zink - und Antimongehält ändern. Die nach- folgende Tabelle lehrt, dass: 1) die Vereinigung von Antimon und Zink von Expansion begleitet ist, 2) das spec. Gewicht sich mit der chemischen Constlitution ändert, 3) die Minima der spec. Gewichte den Zusammensetzungen SbZnz und SbZn3 ent- sprechen; dann aber wachsen die spec. Gew. und die Expansion nimmt in dem Verhältnisse ab, als man sich von den beiderseitigen Centren entfernt‘, 4) das spec. Gewicht für SbZnz geringer ist, wie das [für SbZn2. Tabelle der spec. Gewichte bei: Spec. Gew Expansion 0%/, Zink |0/, Antimon 0/, Zink |%/o Antimon 2 "|bei der Kry- d. Krystalle stallisation 96,00 4,00 1 —_ m S| 7,069 0,065 70,40 29,60 JZS| 64,20 35,80 [8% | 6,699 0,283 58,60 41,410 |S8| 50,39 | 49,61 [5 | 6,396 0,521 35,00 65,00 355 — en 32 | 6,404 0,440 21,50 18,50 \©3| 24,83 75,17 |&8| 6,467 0,328 10,00 90,00 1ER] — _ SS | 6,608 0,122 5,00 50 Je) — — | 6,655 0,046 407 Endlich besprieht der Vf. die Abweichungen, die sich bei ver- ändertem Zinkgehalt in der Menge des durch Wasserzer- setzung gewonnenen Wasserstoff’s ergeben. 200 Gramm der ver- schiedenen Legirungen wurden mit Wasser gekocht und das Gas üher Wasser aufgefangen. Die Kubikcentimeter bei 200 C. ergibt die Columne I. Ferner wurden die Leairungen alle in bestimmter Form ausgegossen und so mit Was- ser gekocht; die Resuitate hinsichtlich des entwickellen Wasserstoffgases gibt Columa 2. Endlıch wurden die granulirten Legirungen mit Platinchlorid behandelt, nach gehöriger Einwirkung aber das Platinchlorid weggewaschen. Dies vermehrt die Ausbeute an Wasserstoff ausserordentlich, wie aus Columna 3 ersichtlich. Bis 40%, Zink wächst die Menge des ent- wickelten Wasserstoffs nicht bedeutend. Bei 420%, Zink aber tritt ein bedeutendes Maximum ein; man vergleiche hierzu die folgenden Zahlen, und beachte, dass reines Zink allein schon im Stande ist, wie die erste Reihe ergibt, Wasser beim Kochen in seine Bestandtheile zu zerlegen. Wasserstoffeu-| Wasserstoffeu- Die Leg. gibt Kubik- | bikeent. bei | bikcent. bei Daun centimeter Wasserstoff |vorh. Behandlg.|Anwendung von mit Pt@ls Stangenform 0 (reines Zink) 2 Cubike. Wasserst. 68 5 Re NO - 34 10 Aynkır ET 28 3 15 EI: SU TERE - r 20 Don. - 18 5 25 = - 19 30 ai - 3l 5 35 > DEnRE - 49 40 Bien: - 72 7 45 ld: ke - 45 50 8 ı- - 44 9 55 A re - 46 "58 (42%, Zink) | 130 - -.L 224 84! 60 50, - 139 47 65 Ne - 35 70 1320,75; € 45 7 80 5 z = 28 { 6 Interssant ist es, dass Cooke die Angabe von Devılle (Compt. rend. 14 Aout 1854) bestätigt, wonach reines Zink in der Siedhitze das Wasser zer- setzt. Cooke basirt auf diese Thatsache folgendes neue Verfahren, rei- nes Wasserstoffgas zu bereiten. Er stellt die Legirung mit 43%, Zink dar, granulirt sorgfältig und bringt sie in eine Porzellanschale. Hierauf übergiesst er sie mit gewöhnlicher Chlorwasserstoffsäure und wartet, bis die Gasentwicklung aufhört, dann aber wäscht er die Körner mit Wasser sorgfältig aus, um alles Chlorzink zu entfernen. Nun wird mit heissem Wasser ubergos- sen und auf diese Weise konnte aus 500 Gramm der Legirung während eines ganzen Winters reines, geruchloses Wasserstoffgas gewonnen werden, wobei zu bemerken, dass die Entwicklung, wenn auch etwas schwächer, noch bei 40 C. fortdauert. Soweit die Thatsachen, welche Cooke angibt. Es handelt sich nun darum , zu erklären, wie Krystalle von ShZn;z bei ganz abweichen- dem Zinkgehalt doch gleiche Krystallform zeigen können. Folgende Wege könnten dazu eingeschlagen werden; 1) der Ueberschuss an Zink 408 ist gar nicht chemisch gebunden, sondern den Krystallen nur mecha- nisch beigemengt, wie das Eisenoxyd den (Quarzkrysiallen. Bei so be- wandten Umständen weichen aber die Winkel immer, wenn auch nur unbedeu- tend, ab. Cooke konnte aber bei den vielen Messungen von SbZnz Kıystallen keine Abweichung finden. 2) Dass in den Krystallen 2 oder 3 isomor- phe Verbindungeu vorhanden seien; diese könnten hier nur sein: SbZn; , SbZnz und SbZn; SbZn; und SbZnz sind aber nicht isomorph, eines krystallisirt in Tafeln, das andere in Prismen und wenn ZnSh bereitet wird, ist es unkrystallinisch-. Diese beiden Wege verlassend, erklärt der Verf. sich für den dritten, nämlich anzunehmen, dass 3) die Krystalle, welche 55% Zn enthalten ebenso zusammen gesetzt sind, wie die, welche 43%), Zu enthalten, oder mit andern Worten, dass hier das Aequiva- lent des Zinks sich geändert hat und: 52,57 geworden ist. So soll also hier die Kraft der Masse, (force of mass) welche nicht mit in die chemische Verbindung einging, auf letztere, welche von schwacher Affinität zusammengehalten wird, so einwir- ken, dass das Aequivalent sich ändern kann (für Zink, während das von Antimon dasselbe bleibt). Die Aequivalente, sagt Cooke, sind nur aus Verbindungen von Elementen berechnet , welche grosse gegenseilige Alfinilät be- sitzen, für sie gelten die bekannten stoechiometrischen Ver- hältnisse, für Verbindungen durch schwache Verwandtschaft ändert sich aber das Aequivalen. Er führt noch andere Beispiele an z. B. Staedeler’s „Doppelsalz aus Kochsalz und Traubenzucker“, in welchem bei gleicher Krystallform der Gehalt an Kochsalz variiren soll (?!) und be- hauptet, dass auch hier die Aequivalente, der schwachen Affinität wegen, sich geändert hätten. Die Gewalt der Masse soll auf die Aequivalente ebenso wirken, wie die Gravitation auf den Laufder Him- melskörper, die Natur der hier wirkenden, die Gesetze des Isomorphismus modificirenden Kraft ist noch unbekannt. Diese, von Cooke aufgestellte Hy- pothese der „Kraft der Masse“, würde, blindlings angenommen. auf eine gefährliche Weise an den auf Thatsachen wohl basirten stoechiome- trischen Gesetzen rütteln und ist es vor der Hand der Zukunft anheim zu geben, ob sich zahlreichere Thatsachen bei gründlicherem Studium des Gegenstandes ergeben werden, welche zu dem jetzt wenigstens noch ge- waglen Schlusse berechtigen, dass das Aequivalent der Körper sich nach dem Grade der gegenseitigen Affinität ändern könne. Näher möchte es liegen anzu- nehmen, dass in dem vorliegenden Falle sich das eine der Metalle der Legi- rung beimischen könne, ohne dass, wie das gewöhnlich geschieht, die Winkel der Krystalle sich merklich ändern. (Memoires of the American. Aca- demy, new ser Vol. V.) R. Crace Calvart & Richard Johnson, über Legirungen. — Ausgehend von der Ansicht, dass alle Körper sich nur in bestimmten Verhält- nissen zu chemischen Verbindungen vereinigen und also auch bei dem Zusam- menschmelzen von Metallen solche nur nach bestimmter Gesetzmässigkeit zu Stande kommen; sonst aber Mischungen entstehen von einer chemischen Verbin- dung mit dem Ueberschuss des Einen oder des Andern der Metalle, unternah- men die Verfasser die Untersuchung der Legierungen, hoffend, dass dadurch der Verkehr mit einer Anzahl gleichmässig beschaffener und haltbarer Legirun- gen bereichert werden würde. Sehen wir, wie weit ihnen dies gelungen. I. Legirungen von Eisen und Kalium: sie meinten, das Eisen würde in Verbindung mit und gleichsam geschützt durch ein noch electropositiveres Metall, weniger oxydirbar und also brauchbarer werden. Sie stellten durch Zu- sammenschmelzen von 12 Aequiv. Eisen und 8 Aequiv. zweifach weinsteinsau- rem Kali Fe3K und aus 12 Aequivalenten Eisen und 3 Aequiv. zweifach wein- steinsaurem Kali und Kohle FesgK dar. Beide Verbindungen waren dem Schmie- deeisen ähnlich, aber so hart, dass sie kaum hämmerbar waren und kaum von der Feile angegriffen wurden. Sie waren indess ihrem Zweck nicht entsprechend, da sich das Eisen an der Luft und unter Wasser begierig mit Sauerstoff ver- 409 band. I. Legirungen von Aluminium und Eisen: die Verfasser hoff- ten, sowohl einige der unschätzbaren Eigenschaften des Aluminiums auf das Ei- sen zu übertragen, als auch eine leichtere Methode zu finden , Aluminium rein zu gewinnen. Es gaben: 8 Aeqniv. Chloralumioium, 40 Aequiv. Eisenfeile, 8 Aequiv. Kalk*) bis zur Weissglühhitze erhitzt die Verbindung AlFe4. Wurde zu obiger Mischung noch Kohlenpulver gesetzt, so fanden sich in dem Schmelztie- gel eine grosse Zahl von Kügelchen von Erbsengrösse und darunter solche, die aus: 24,55 Proc. Aluminium und 75,45 Eisen also aus AlaFeg bestanden. Beim Ausziehn des Eisens mit verdünnter Salzsäure blieb reines Aluminium. Beide Verbindungen waren übrigens sehr hart, jedoch schweissbar und hämmerbar leider oxydirte sich auch in ihnen das Eisen in feuchter Luft. II. Legirun- gen von Aluminium und Kupfer: Beim Zusammenschmelzen von 20 Aequ. Kupfer, 8 Aequiv. Chloralaminium und 10 Aequiv. Kalk entstand Allı,, Ohne Kalkzusatz entstand die Verbindung CuzAl. — IV. Legirungen von Ei- sen und Zink: In einem Metallbade, was benutzt wurde, Eisen zu galvani- siren, fand sich ein Bodensatz , bestehend aus: FeZnj2. Es war in dem Me- tallbade kein Eisen gelöst, sondern dieses hatte sich mit dem Zink zu einer krystallinischen Verbindung vereinigt, welche bei 8000 F. sich am Boden ab- setzte. Der Inhalt des Metallhades zeigte sich, je nach der Tiefe verschieden zusammengesetzt, nämlich (es bestand aus Zink, Zinn und Blei.) 1) An der Oherfläche 2) 21—24 Zoll tiefer 3) Am Grunde aus Zink: 81,48 87,72 90,04 - Zinn: 13,60 10,03 8,64 - Blei: 4,92 2,25 1,32 100,00 (ZnııSn) 100,00 (ZnısSn) 100,00 (Zn19Sn) Merkwürdiger Weise finden sich die spec. schwereren Metalle: Blei und Zinn gerade am Grunde in geringerer Menge vor und sind in allen drei Tiefen Zion und Zink nach bestimmten Aequiv. verbunden. Durch Zusammenschmelzen von Zion, Zink, Blei und Kupfer entstanden Verbindungen , bestehend aus: 6 Aequiv. Zink (10 Aequiv. Ziuk rs Aequiv. Zink 1.1 - Zion 9 il - Zinn E 2, Zion le - Kupfer s) LE } lich 1 - Kupfer Den Kupfer. Von Verbindungen, welche Kupfer im Ueberschuss enthielten, wurden darge- stellt: CugZnz3 und Cujs.ZnSn, endlich CujpZn3Sn. Endlich untersuchten die Verfasser noch das Verhalten der beschriebenen Legirungen zu con- centrirten Säuren. Waren die Legirungen nur mechanische Mischungen, so kounte nichts die Säure hindern , sie wie gewöhnlich aufzulösen, waren sie chemische Verbindungen, so musste die Einwirkung der Säuren modificirt sein. In der That zeigte sich, dass die Säuren, welche die Metalle, Kupfer, Zink und Zinn sonst schnell lösen, fast gar nicht auf die Legirungen wirkten; denn es bewirkte Chlorwasserstoff vom spez. Gewicht 1,24 2 Stunden mit den Le- girungen in Berührung gelassen, bei 1) CussZnSn : 0,18%/o Substanzverlust 2) CnoZuSn : 0,12%/9 = bs 3) Cn 4203 E 0, 20/0 99 P2) Schwefelsäure vom spec. Gewicht 1,50 gab unter gleichen Umständen bei: 1) CujsZnSn 2) CuroZnSn‘Y keinen Substanzverlust. 8) Cu 4Zng Salpetersäure vom spec. Gewicht 1,100 gab unter gleichen Umständen bei: 1) Cu,sZoSn : 0,02%/g Substanzverlust 2) CugZuSn : 0,06%9 > n 8) Cu aZnz : 0,02%/9 „ y *) Um das freiwerdende Chlor zu binden. 410 Es folgt hieraus, dass Legirungen von bestimmter chemischer Constitution der Einwirkung der Säuren‘, selbst der heftig oxydirenden Salpetersäure, einen be- deutenden Widerstand entgegensetzen, der die praktische Brauchbarkeit der Le- girungen sehr erhöht. (Philos. Magazine, Vol. X. 66. Okt. 55. p. 240.) H. K&. A. Pavy, über die Metamorphose des Zuckersin der thie- rischen Oekonomie. — Der zuckerige Stoff, der im thierischen Organis- mus angetroffen wird, stammt entweder aus der vegelabilischen Nahrung oder aus der Leber des Thiers selbst, und wird in beiden Fällen durch die Leber- venen in die Circnlation gebracht. Die Leber erzeugt nicht allein Zueker, son- dern modifieirt auch den aus den Speisen stammenden, der durch ihre Capil- laren strömt und der dadurch vom vegelabilischen in thierischen Zucker überge- führt wird. — Aus den Lebervenen geht der Zucker in die Lungencapillaren über, wo er zum grossen Theil aber nicht vollständig verschwindet, wie Pa- vy’s Analysen darthun. Wenn das Blut von den Arterien durch das Capillarsy- stem in die Venen übergeht, verschwindet der noch darin vorhandene Rest von Zucker jedoch in verschiedenen Theilen desselben verschieden vollkommen. In den Capillaren der chylopoetischen Eingeweide ist die Zersetzung desselben voll- kommen, wogegen das Femural- und Jugularvenenblut noch Zucker enthält. EG Nach diesen Thatsachen scheint der Zucker zunächst eine der Substanzen zu sein, die einem Oxydationsprozess zu Wasser und Kohlensäure im Organismus unterliegen. Der Umstand jedoch, dass Pavy bei zeitweiser vollkommener Hem- mung der Respiration dennoch eine beträchtliche Zersetzung des Zuckers in den Lungen beobachtete, scheint diese Ansicht in Frage zu stellen. (Hat Pavy da- rauf Rücksicht genommen, dass das Blut auch bei Hemmung der Respiration doch noch lange Zeit Sauerstoff enthält?) Pavy’s Beobachtung, dass der Zuk- ker auch in anderen Theilen des Organismus aus dem Blute verschwindet, ver- anlasste ihn nach einem anderen Grunde dafür zu suchen. Er injieirte deshalb Blut aus dem rechten Herzen eines Thiers, das also Zucker enthielt durch die Capillaren der künstlich athmenden Lunge eines anderen, und fand, dass so lange das Blut sein Fihrin enthielt, ebensoviel Zucker zerstört wurde, wie in dem lebenden Thiere, dass aber nach Abscheidung des Fibrin’s der Zucker nicht mehr verschwand. Wenn nun auch Pavy sich überzeugt hat, dass ohne den Sauerstoff der Zucker im Blut nicht zersetzt wird, so scheint doch noch etwas anderes dazu nöthig zu sein, und zwar eine slickstoffhaltige Substanz, entweder das Fibrin oder eine aus dem Fibrin durch den Sauerstoff gebildete Substanz. Wir wissen nun, dass der Zucker ausserhalb des Organismus durch stickstoffhal- tige Stoffe in Milchsäure übergeführt wird, ein Prozess, der nicht mit einer Oxydation verbunden ist. Analogie, so wie obige Versuche führen daher dahin, anzunehmen, dass die physiologische Zersetzung des Zuckers eine ähnliche ist, wie ausserhalb des Organismus, dass sie durch Gährung eingeleitet wird. Hie- mit in Uebereinstimmung findet man Milchsäure im Organismus, nämlich ım Muskelsystem und im Magensaft (ob die Magenschleimhaut Milchsäure secernirt ist noch nicht vollhommen erwiesen Hz.). — Man weiss, dass die Milchsäure- gährung durch freies Alkali begünstigt, durch freie Säure verzögert wird. Durch Injection von Phosphorsäure in das Blut sah Pavy dem entsprechend den Zuk- kergehalt desselben wesentlich wachsen. — Folgende Beobachtungen sind noch interessant. Wird zuckerhalliges Blut 24 Stunden sich selbst überlassen, bis sich das Serum vom Blutkuchen gut gesondert hat, so findet man, dass das Se- rum reich an Zucker ist, der Blutkuchen aber fast nichts davon enthält. Da dieser noch viel Säure enthält, so ist die Erscheinung nur dadurch zu erklären, dass das Fibrin im Blutkuchen die Zersetzung des Zuckers im Blutkuchen be- dingt. Im Blutkuchen von Diabetischen verschwindet dagegen der Zuckergehalt nicht in dem Grade. War das Blut reich an Zucker und ist der Zucker gänz- lich verschwunden so reagirt das Blut sauer. Diese Reaction mag wohl von Milchsäure herrühren. Jene Zersetzung des Zuckers wird zwar durch obsolute Abwesenheit von Sauerstoff gehemmt, allein die geringe Menge, welche die be- ginnende Umsetzung des Bluts selbst einleitet, genügt, um allen Zucker daraus 411 verschwinden zu machen. Ist aber der Zucker einmal in Zersetzung begriffen, so wird diese durch einen Sauerstoffsirom wesentlich beschleunigt. Aus dem diabetischen Blut verschwindei aber der Zucker langsamer unter dem Einfluss des Sauerstofis, als aus gesundem zuckerhaltigem Blut. Pavy meint, dass der diabetes mellitus dadurch veranlasst sei, dass in der Leber eine andere Zucker- art, als die normäle gebildet werde, die nicht dem normalen Zerseizungsprocess im Organismus unleıliegen kann, (Philosophical magazine Vol. X. p. 144. *) E. Schunk. über die Bildung von Indigblau. (Erster Theil.) — Schunk hat sich die Frage zur Lösung vorgelegt, in welcher Form befindet sich das Indigblau in den Pflanzen und Thieren, von denen es gewonnen wer- den kann. Die darüber von den Chemikern aufgestellten Ansichten lassen sich in drei Hauptformen bringen. 1) Indigblau ist ferlig gebildet in den Pflanzen. 2) Es ist darin als reducirter Indig. 3) Es bildet sich erst aus Bestandiheilen der Indigpflanzen durch Gährung. Die gewöhnliche Methode der Darstellung des Indigs besteht bekanntlich darin, dass man die ihn liefernde Pflanze in Wasser unterlaucht, den erhaltenen Aufguss stehen lässt, und endlich durch den Einfluss der Luft und von Kalkhydrat den Farbstoff niederschlägt. Zu seinen Versuchen wendete Schunk Waid (isalis tincloria) an, den er selbst aussäete. Ein Aufguss der Blälter mit heissem Wasser setzte in selbst langer Zeit keinen In- dig ab. Erst durch Kochen mit Salzsäure oder Schwefelsäure setzten sich da- raus braune, fast schwarze Flocken ab, die Indigo enthielten. Der frische aus- gepressie Saft des mit Wasser angestossenen Waid setzt durch Kochen ein durch Chlorophyll grün gefärbtes Eiweiss ab. Die flltrirte hellgelbe Flüssigkeit giebt mit neulralem essigsauren Bleioxyd einen gelben Niederschlag, der keinen Indig enthält, wäbrend die davon abfiltrirte farblose Flüssigkeit nach Zusatz von Schwe- felsäure oder Salzsäure neben den Bleiverbindungen dieser Säuren schon eiwas Indig absetzt, welche Abscheidung nach der Filtration beim Kochen wesentlich zunimmt. Fällt man die durch neutrales essigsanres Bleioxyd präeipitirte Flüs- sigkeit durch Ammoniak, so enthält die vom Niederschlag abfiltrirte Flüssigkeit die Indiggebende Substanz nicht, wohl aber der Niederschlag selbst. Indessen erleidet dieselbe hierbei eine wesentliche Zersetzung, so «dass diese Methode der Abscheidung zur Darstellung derselben nicht angewendet werden kann. Durch Alkohol lässt sich dieselbe ebenfalls aus der frischen und durch Aether aus der getrockneten Pflanze ausziehen. Hieraus folgt, dass der Waid eine in kaltem und heissem Wasser, Alkohol und Aether lösliche Sıabstanz enthalt, aus der unter dem Einfluss starker Säuren Indigblau entsteht, und dass dieser Stoff dar- aus sich bilden kann, ohne Mitwirkung von Sauerstoff und Alkalien. Schunk fand sogar, dass, wenn man letztere vor Anwendung der Säuren auf den in- diggebenden Stoff wirken lässt, sich gar kein Indig bildet. Bei den Versuchen diesen Indiggebenden Stoff zu isoliren , traf Schunk auf grosse Schwierigkeiten, weil er sich äusserst leicht zersetzt. Nach. vielen vergeblichen Versuchen blieb er bei folgenden drei Methoden stehen. Zu allen dreien wird die Pflanze im vollständig trocknen, gepulverten Zustande angewendet. Sie sind folgende: 1) Das Pulver wird im Deplacirungsapparat mit kaltem Alkohol extrahirt, der Al- kohol verdampft, die rückständige Flüssigkeit filtrirt und zu einem dicken, brau- nen Syrup verdampft. Dieser wird in einer Flasche mit warmem Alkohol über- gossen und gelöst, worauf das mehrfache Volum Aether hinzugefügt und der entstandene Niederschlag getrennt wird. Der Aether wird abdestillirt, Wasser hinzugefügt und der entstandene Niederschlag abfiltritt. Die Flüssigkeit enthält die Indiggebende Substanz ziemlich rein. Um sie noch mehr zu reinigen, kann man sie in der Kälte mit Kupferoxydhydrat schütteln, filtriren, und das Filtrat durch Schwefelwasserstoff vom Kupfer befreien, worauf man das Filtrat im Va- cuum über Schwefelsäure verdunstet. 2) Das Pulver wird im Verdrängungsap- parat mit Aether extrahirt, der Aether verdunstet, etwas kaltes Wasser hinzu- gefügt, filtrirt und die Flüssigkeit im Vacuum verdunstet. Man kann die Snb- stanz noch mit Kupferoxydhydrat reinigen wie oben. 3) Das Pulver wird im Verdrängungsapparat mit Alkohol ausgezogen, die Lösung mit .einer alkalischen 412 Lösung von essigsaurem Bleioxyd gefällt und der Niederschlag nach Zusatz von elwas Ammoniak abfiltrii und mit kaltem Alkohol gewaschen. Er wird in Was- ser vertheilt und durch einen Strom Kohlensäure zersetzt. Die nun abfiltrirte Flüssigkeit wird von dem Rest des Bleioxyds durch Schwefelwasserstoff befreit, filtrirt und im Vacuum über Schwefelsäure verdunstet. — Den so gewonnenen Stoff nennt Schunk Indican. Nach Verdunstung der wässrigen Lösung bleibt er als ein gelber, durchsichtiger, zäher Körper zurück, der nur durch Vertheilung in dünne Schichten ausgetrocknet werden kann. Im Wasserbade zersetzt er sich. Er schmeckt schwach bitter und ekelhaft, reagirt sauer, bläht sich in der Hitze auf und giebt ein braunes, öliges Destillat, in dem sich bald eine weisse kry- stallinische Substanz bildet. Kochende Kalilauge entwickelt daraus Ammoniak. Seine Verbindungen mit Basen sind gelb. Durch starke Säuren entsteht daraus namentlich beim Kochen ein Niederschlag, der neben anderen Stoffen Indigblau entbält und in der sauren Flüssigkeit findet sich eine eigenthümliche Zuckerart. Kocht man den Niederschlag mit Alkohol aus, so behält dieser selbst nach dem Erkalten und längern Stehen einen rothen Stoff in Lösung, den Schunk Indiru- bin (Berzelius’s Indigoroth ?) nennt. — Wird die wässrige Lösung des Indi- can’s erhitzt oder gekocht, so wird es zersetzt. Es wird unlöslich in Aether und schwer löslich in Alkohol, giebt nun mit essigsaurem Bleioxyd in der wäss- rigen Lösung einen starken Niederschlag und liefert mit Säuren keine Spur In- digblau mehr, wohl aber entsteht, wie bei der gleichen Behandlung des unver- änderten Indican’s Zucker, während sich eine in der sauren Flüssigkeit nicht lösliche Masse bildet, die aus zwei Substanzen besteht, die Schunk Indirelin und Indihumin nennt. Alle diese Prozesse geschehen ohne Mitwirkung des Sauerstoffs, denn sie können auch im luftleeren Raume eingeleite) werden. — Ler bei der Zersetzung des Indican’s durch Säuren sich bildende Zucker ist sy- rupartig, schwach süss, schwillt in der Hitze auf, verbreitet dabei den Geruch nach erhitztem Zucker und hinterlässt viel Kohle. Concentrirte Schwefelsäure färbt ihn dunkelroth, in der Hitze schwarz. Natronhydrat färbt seine wässrige Lösung gelb, indem sich braune Flecken ähsetzen. Kupferoxyd wird bei Gegen- wart von Alkali mit blauer Farbe gelöst; im Kochen setzt sich aus der Lösung Kupferoxydul ab. Salpetersaures Silberoxyd wird in der Kochhitze dadurch nur schwach reducirt, nach Ammoniakzusatz bildet sich aber ein Metallspiegel. Goldchlorid wird dadurch ebenfalls redueirt. Bleisalze wirken nur nach Ammo- niakzusatz darauf fällend ein. In Alkohol ist er löslich, nicht aber im Aether. — Das Indican konnte Schlunk nur in der aus Alkohol gefällten Bleiverbindung analysiren. Dieser giebt er folgende Formel C5?H35>N03°+9PbO. Allein auch diese Verbindung enthielt das Indican nicht unzersetzt. Andere Bleiverbindungen, die unter dem Einfluss von überschüssigem Ammoniak erzeugt waren, führten zu der Formel C52H37N04°+10PbO. Ein anderer Bleiniederschlag der unmittelbar aus ei- nem wässrigen Auszug des Waid dargestellt war bestand aus C®H3NO%--13Pb0, Diese verschiedenen Verbindungen unterscheiden sich nur durch verschiedenen Wassergehalt. — Der Zucker der sich bei Zersetzung des Indicans bildet, be- steht aus Cl2H10012, wenigstens ist der Bleiniederschlag aus C12H9011--4Pb0 zu- sammengeseizt. Addirt man zu der Formel des Indigblaus C!$H5NO? das drei- fache der Formel dieses Zuckers, so erhält man C?H3>N038, Dies ist die Zu- sammenselzung des Indican’s in der erst erwähnten Bleiverbindung. Das Indi- humin scheint aus C!6HSN.O5 zu bestehen, also gleich Indigblau + 3 Aequiv. Wasser zu sein. Indirelin hat dagegen eine andere Zusammensetzung, seine Formel ist C5#$H20N03,. Dieser Körper scheint aus dem Indican unler Bildung eines Aequivalents Zucker, 4 Aequiv. Kohlensäure und 7 Aequiv. Wasser erzeugt zu werden, C3°H20N013 ] Aequiv. Indirelin 2 CET HR — 7 7Zucker CRHNNON- Gt— —084 — Kohlensäure —H '-077 — Wasser E C2HTNOD En 413 Allein Schunk hat freilich bei der Bildung dieses Körpers keine Kohlensänrebil- dung bemerkt. Schunk fasst die Resultate seiner Arbeit in folgender Weise zu- sammen, 1) Weder weisser noch blauer Indig präexistirt ın der Isatis tincto- ria. 2) Sauerstoff und Alkalien haben keinen Einfluss auf die Bildung dessel- ben. 3) Indigblau ist nicht in chemischer Verbindung mit andern Stoffen an der Pflanze, es kann nur daraus erzeugt werden. (Philosophical magazine Vol. 10. 9. 73.*) Hz. Oryetognosie. Fischer, über Eusychnit, ein neues Va- nadinmineral. — Die Zahl der vanadinhaltigen Mineralien ist bisjetzt noch sehr klein, um so mehr Beachtung verdienen neue Vorkommnisse derselben. Die neue Species fand sich auf Erzgängen in der Nähe bei Freiburg, nämlich bei Hofsgrund mit Blei- und Zinkerzen. Die Analyse ergab einen vom Vanadinit wesentlich verschiedenen Gehalt an, denn sie führte auf 56,33 Bleioxyd, 20,73 vanadinische Säure und 22,94 Vanadinsäure. Das Mineral krystallisirt nicht frei aus, ist microkrystallinisch, in kugligen traubigen Aggregaten und Ueberzügen, stalactitischen Formen etc. Härte 3,5; spec. Gew. 4,945; Farbe gelblichroth, auch ledergelb mit einem Stich ins Röthliche; Strich etwas heller, glänzend ; frischer Bruch kaum kantendurchscheinend, deutlich radialfasrig. Vor dem Löth- rohre und auf Kohle ohne Funkensprühen und Decrepitiren und ohne die Flamme blau zu färben leicht schmelzbar zu einer bleigrauen Kugel, aus welcher auf Kohle Bleikörner reducirt werden; mit Phosphorsalz im Oxydationsfeuer eine gelbe, im Reductionsfeuer eine grüne Perle gebend; in verdünnter Salpetersäure mit lebhaft gelber Farbe leicht löslich. Ueberzüge auf zelligem von Eisenoxydul schwärzlich gefärbten Quarz.bildend. (Freiburger Verhandl. I. 33 — 42.) Schill, Analysen badischer Eisenerze. — 1) Linsenerz von Esslingen bei Bachzimmern. Die glatten Mohn - bis Senfkorn grossen braunen und glänzenden Körner sind mit Quarzkörnern gemengt. Eisenoxyd 66,333 Kieselsäure 12,966 Thonerde 7,143 _Phosphorsäure 0,020 Manganoxyduloxyd 0,423 Schwefelsäure u. Natron 0,028 Kalkerde 0,410 Wasser 11,766 Talkerde 0,366 ’ 2) Linsenerz von Gutmadingen bei Geisingen. Die Körner sind mit der kalki- gen Bergart und Quarzkörnern untermengt: Eisenoxyd 68,323 Kieselsäure 10,440 Thonerde 3,190 Schwefelsäure 0,205 Manganoxyduloxyd 0,0931 Phospborsäure 0,093 Kalkerde 2,1725 Kohlensäure 1,943 Talkerde 0,533 Wasser 13,748 3) Das Bohnerz von Liptingen. Das Biademittel wurde durch Pulvern und Wa- schen von den Körnern getrennt und es ergaben die Erzkörner das Bindemittel Eisenoxyd 57,32 Eisenoxyd 44,03 Chromoxyd _ Spuren Manganspuren Thonerde 1,68 Chromoxydspuren Zinkoxyd 0,47 Thonerde 0,59 Kalkerde 0,14 Zinkoxyd 0,17 Phosphorsäure 0,32 Kalkerde 0,13 Schwefelsäure Spuren Phosphorsäure 0,41 Vanadinsäure Spuren Schwefelsäure 0,09 Kieselsäure 30,64 Vanadinsäure Spuren Wasser 12,70 Kieselsäure 38,10 Wasser 12,90 (Freiburger Verhandlgn. I. 65 — Tl.) 37 ** 414 v. Zepharovich, Jaulingit ein neues fossiles Harz. — In den Braunkohblen des grossen Jauling südlich bei St. Veit a. d. Triesting in Niederöstreich kömmt ein Harz vor, welches in seinen dunklern Partien Aehn- lichkeit mit Haidingers Ixolit hat. Es findet sich in den Stämmen einer Abies, bildet meist unregelmässige knollige Massen oder dünne Platten , hat eine leb- haft hyacintrothe Farbe mit ausgezeichnet feltglänzenden flachmuschligen Bruch- flächen, in kleinen Splittern durchscheinend bis durchsichtig, das Pulver isa- bellgelb oder ockergelb; sehr spröde, leicht zersprengbar, leicht zerreiblich, Härte 2,5; spec. Gew. 1,098 — 1,111. Schmilzt an der Kerzenflamme zuerst unter ruhiger Blasenentwicklung, entzündet sich dann und brennt rubig mit leuch- tender, rothgelber stark rauchender Flamme mit brenzlichem Geruch. In Glas- kolben erhitzt schmilzt es leicht, zersetzt sich, ein Theil destillirt über als gelbbraunes Oel, der andere bildet eine klare gelbe Flüssigkeit. Die chemische Analyse wies zwei Harze nach das Alphaharz und Betaharz, das erstere besteht aus 70,94 —70,85 Kohlenstoff, 7,92 —7,95 Wasserstoff und 21,14— 21,20 Sauerstoff, wonach die Formel C36H2003 ist, das Betaharz aus 70,895 Kohlen- stoff, 7,935 Wasserstoff und 21,170 Sauerstoff, woraus die Formel CısH1204 ist. (Wiener Sitzgsber. XVI. 366 —370.) Ditten, Analyse eines in Norwegen niedergefallenen Me- teorsteines. — Bei Schir in Ackerhuus Amt entstand am 27. Dechr. 1848 Abends bei wolkenlosen Himmel und etwas trüber Luft plötzlich ein sehr laules Geräusch wie hundert Sprengschüsse zugleich mit starkem Licht. Zwei Tage später fand sich auf dem Eise des Flusses ein Stein von Kinderkopfsgrösse und 850 Gramm schwer. Er ist äusserlich mit einer braunschwarzen etwas glasar- tigen Rinde von Imm Dicke überzogen, innerlich grauweiss mit körniger Tex- tur, von einzelnen rostfarbigen Adern durchzogen , überall mit eingesprengten kleinen metallglänzenden Körnern. Die unregelmässige Oberfläche deutet auf eine Stalt gehabte Schmelzung. Das spec. Gewicht ist 3,5389. Der Magnet zog aus der fein gepulverten und geschlemmten Masse hauptsächlich Nickeleisen mit mechanisch anhängenden Silicaten und Einfach Schwefeleisen aus. Die weitere Analyse ergab als magnetische Theile 84,20Fe, 14,42Ni und 0,49FeS, Silicate nebst Spuren von Kobalt, Kupfer und Zinn, in dem mit Salzsäure zersetzbaren Theil 37,80Si0;3, 31,68Mg0O , 3,08Ca0 und 27,44FeO und Einfachschwefelei- sen, in dem mit Salzsäure nicht zersetzbaren Theil 57,10Si0;3, 19,46MgO, 1,47Ca0 , 5,62Ala03, 14,72Fe203 und Spuren von Chromeisen und Zinnstein. Das mit Salzsäure zersetzbare Silicat gibt sich als Olivin zu erkennen, das nicht zerseizbare führt auf die Formel 2R203.7R0.8SiQO3. Die Abwesenheit von Koh- lenstoff, Phosphor, Arsen und Zweifachschwefeleisen wurde durch qualitative Versuche erwiesen. (Poggendorff’s Annalen XCVI. 341 — 344.) Fouqu& analysirte einen zum Oligoklas gehörigen Feldspath aus dem Trachyt des Siebengebirges in der Gegend des Laacher Sees und fand 63,5 Kieselsäure, 22,1 Thonerde, 8,9 Natron, 0,3 Kalkerde, 1,8 Talkerde und 3,4 Rali. (Ann. chim. phys. XL. 279.) A. Vogel analysirte ein Arsenikkies von Zwiesel und ein Was- serkies aus dem Oxfordtihon bei Hanover, das derb vorkommende Arsenikkies hat 6,21 spec. Gew. und besteht aus 7,44 Schwefel, 54,70 Arsen und 35,20 Eisen. Das Wasserkies kömmt als Petrificationsmittel vor und besteht aus 52,7 Schwefel und 46,9 Eisen. (Jahrb. f. Mineral. 674 — 377.) A. Kenngott, Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen im J. 1354. Leipzig 1856. 4%. — Es ist dem thätigen Verf. gelungen diese in ihrer Einrichtung und Vollständigkeit musterhafte, allen Mineralogen wichtige Uebersicht zeitiger als die früheren erscheinen zu lassen und dürfen wir nun hoffen, dass auch die weitlern Fortsetzungen ‘gleich schnell ge- fördert werden. G. Geologie. Abich, geologische Notizen von Russland. — Am West- und Nordufer des Aral-Sees findet sich eine mächlige, eocaene 415 Ablagerung, reich an Gattungen und Arten von Mollusken, wovon die meisten mit solchen aus dem Becken von Paris übereinstimmen. Die Erhaltung ist aus- gezeichnet. Unter diesen Schichten lagern Nummulitenkalke, ganz ähnlich den von den Küsten des Mittelmeeres; und noch tiefer trifft man die Kreide, Die untere Etage der Kreide und die Juraformation ragen an den steilen Ufern des Sees hervor. Gault und Neocom sind durch dieselben Versteinerungen characterisirt, wie im Norden des Caucasus (beschrieben in einem Briefe jan L. v. Buch: Jahresber. d. deutsch. geol. Ges. 1852.) Die untere Tertiärformation wird von der mittlern bedeckt, welche auch den obern Theil des Urt- Urt bildet, dessen absolute Höhe sich beträchtlich über das Maximum des mittlern Niveaus erhebt, welches neuesten, sogenannten aralo -caspischen Schichten auf dem grossen aralo-caspischen Plateau erreichen. Der Nordabfall des Caucasus wird vom Mit- teltertiär gebildet (mit denselben Fossilien wie in Volhynien, Podolien und Bes- sarabien),, nicht von aralo-caspischen Schichten, wie die geologische Karte von Russland irrthümlich angiebt. Nach diesen Ermittlungen bearbeitet v. Hel- mersen die Steppen und Ablagerungen um den Aralsee. — Im südlichen Theile des Gouvernement Toula hat ein craterförmiger Einsturz Statt gefunden, wie daselbst schon früher mehrfach vorgekommen, jedes Mal am Fusse der devoni- schen Erhebung von nahezu O.—W. Richtung, welche das europäische Russ- land in ein nördliches und ein südliches Becken theill. In dem horizontalen Lande am Fusse der devonischen Achse und in den mächtigen diluvialen Thon - und Sandablagerungen haben sich, zumal in den Wäldern, Moräste gebildet, welche nun durch Urbarmachung verdrängt werden. Das Wasser, welches meist keinen äusserlichen Abfluss hat, sickerı 200 — 300 Fuss tief durch die untere Steinkohlenformation, welche aus Kalken, Mergeln und sandigen Thonen ohne regelmässige Lagerung besteht. Endlich stösst dass Wasser auf eine mächtige Schicht zerreiblichen Sandsteins, welcher auf den Kalken und Gypsmergeln der obern devonischen Etage ruht. Begünstigt durch den nördlichen Einfall der Schich- ten finden hier unterirdische Auswaschungen Statt, in deren Folge an der Ober- fläche craterförmige Einsenkungen entstehen, oft in gerader Linie. Sie füllen sich alsbald mit Wasser und ähneln oft den kleinen Lavacratern der Eifel. Bald bilden sich darauf schwimmende Inseln; nach und nach erfüllt die Vegetation das Ganze, es erzeugt sich eine Art Torf und endlich ersteht darauf ein Wald. In ähnlicher Weise, wie diese Höhlungen von 400—600 WJTeisen entstehen, konnten beträchtlichere Bodenveränderungen ım Beginn der gegenwärtigen Epoche erfolgen. So mochte wohl der grösste Theil des Plateaus der leicht gehobenen devonischen Achse zwischen dem Meridian von Novgorod und Smolensk und dem von Simbirsk und Samara an der Wolga und vielleicht bis zum Ural mit Süämp- fen bedeckt sein, als sich das europäische Russland aus den Gewässern hob. Zuerst musste sich der Rücken der devonischen Zone mil seiner mittlern Höhe von 800—900 Fuss erheben, und so vereinigten sich die günstigsten Bedin- gungen zur Bildung des Tsohorno-sem (Tscherno-sem, Schwarzerde), welches am Meisten längs dieser Erhebung, zumal am Nordhange entwickelt ist. Die Bildung der Thäler der Dwina, des Dnieper, der Wolga und vieler ihrer Zu- flüsse, die ganze hydrographische Beschaffenheit dieses Landestheils richtete sich nach dieser Bodenerhebung. Der Tsohorno-sem ist eine Süsswasserbildung, da nach den Untersuchungen Ehrenbergs und Schmids (?) in Jena die darin ent- haltenen organischen Formen meist nur den Phytolitarien angehören, welche den Organen noch lebender Gramineen entsprechen. Auch die geologischen Verhält- nisse deuten darauf hin, dass sich diese Erde an Ort und Stelle gebildet habe. Aehnlich diesem Tsohorno-sem hat A. eine schwarze Erde auf den Theilen des nördlichem Abfalls des Caucasus gefunden, welche der Peripherie der grossen hemisphärischen Erhebung angehören, deren Mitte der Elberirouz einnimmt. So ruht sie auf den Höhen von Temnolensk 1600-1680 Fuss über dem Meere unmittelbar auf den sandigen Diluviallhonen, ohne Spuren von Detritus oder gar von erratischen Blöcken. Diese Diluvialschichten bedecken wahre Faluns mit wohlerhaltenen und den des volhynisch - podolischen Beckens entsprechenden Muscheln. Die ausserordentliche Verschiedenheit in der Erhebung dieser Schich- 416 ten erklärt sich wahrscheinlich durch die Annahme einer continentalen Erhebung im Beginn der laufenden Epoche. (Bull. Soc. geol. XII, 115.) Coquand, geologische Beschreibung der permischen For- mation im Departement Aveyron und um Lod&ve (Herault). — I. Im Dep. Aveyron. C. fand zwischen dem Kohlensandstein und dem Bunt- sandstein ein Terrain, welches unter dem Schlosse Albuy eine Mächtigkeit von mehr als 60 Meter hat. Es beginnt mit einer Ablagerung von Conglomeralen und Sandstein mit quartzigen Elementen, worauf bituminöse Schiefer foigen zuletzt eine Reihe kalkiger, bisweilen dolomitischer Schichten, welche gegen N, einfallen und die erste Abtheilung der Trias unterlteufen: also eine Formation, identisch mit der permischen Mitteldeutschlands. Der Aveyron theilt sie, indem er von ©. nach W. fliesst, in zwei ungleiche Stücke. Das nördliche schliesst sich in gleichem Sinne an die Secundärlagen von Concoures an, während sich das andere im SO. auf die Kohlenformalion legt, welche das Granitmassif des Gebirges von Palange beherrscht. Wenn man von der Brücke über den Aveyron zwischen Gages und Layssac ausgeht, findet man zuerst dıe untere Etage des Volith, welche aus sieben Gliedern besteht, von dem das unterste, blauliche, Glimmer- und Quarz haltende Kalkmergel, die obere Partie des supraliasischen Sandsteins darstellen. Zwischen der Kirche von Gayes und dem nahen Kohlen- schachte findet sich eine Schlucht und hier stossen ın einer Verwerfung die Schichten des untern Ooliths auf den bunten Sandstein und die obere Abthei- lung der Zechsteinformation. Gleich darauf sieht man wieder einen Theil der dritten permischen Etage und die Basis des Buntsandsteins sich am Kohlen- sandstein und den beiden untern permischen Etagen abstossen. Dieses Stück liegt zwischen der Verwerfung von Gages und einer zweiten, weniger beträcht- licher, welche jener parallel und gleichfalls von N. nach S. läuft. Bis nach dem Gasthause von Albny hat man nun permische Schichten, z. Th deren Köpfe. Die Kieselgerölle des Grundconglomerats sind verkiltet durch ein kieseliges Bin- demiltel mit zersetzten Feldspathen oder in ein Mittel aus diesen Elementen eingeschlossen. Sie gehen in Puddingstein mit Granitbrocken über. Endlich entsteht feinkörniger Sandstein. Er ist fein gebändert und wird unmittelbar vom bituminösen Schiefern überlagert. In diesen obern, sandigen Schichten finden sich Spuren von Pflanzen. An der Luft nimmt der permische Sandstein eine grünlichgelbe Färbung an, welche C. als eine Folge der Zersetzung von Schwe- felkies ansieht, und die dazu dient, jenen vom Kohlensandstein zu unterschei- den. Diese etwa 10 M. mächtigen Conglomerate ruhen auf der Kohlenforma- tion in concordanter Lagerung. Die bituminösen Schiefer sind bräunlich, grau- lich oder blaulich wie die Ardoisschiefer, geben starken Thongeruch, lassen sich sogar mit dem Nagel mit weissem Striche ritzen. Glimmer macht einen we- sentlichen Bestandtheil, wodurch das Ganze eine blättrige Structur annimml, aber nur im Kleinen, während dasselbe sich im Grossen wie feldspathreicher Gneiss verhält, d. h. als Bänke von ungleicher Dicke, welche sich unterbrechen und die Enden wechselseitig in einander schieben. An der Luft zerfallen sie in einen zähen Lehmkoth. Eingelagert finden sich kleine Massen zerreiblichen, feinkörnigen Sandsteins. Diese Etage endet mit einer Bank weisslichen Sand- steins von 0,30 M. Mächtigkeit, sehr reich an Quarz und kaolinisirten Feld- spath. Die Gesammtmächtigkeit dieser Schieferreihe ist 16m,40. Von grösse- rer Bedeutung ist die dritte Abtheilung, welche in zwölf Schichtungen zerfällt: 1) schwarzbräunlicher Kalk, dicht, schımmernd, von muschligem Bruch, un- term Hammer klingend, mit feinen Kalkspathadern. 2) Mergeliger Schiefer, graulich, gelblich. 3) Sehr schwarzer Kalk, aussen gebändert und gemohrt, massiv, fein- und kleinzuckerkörnig, in zwei gleich starken Bänken. 4) Schwärz- liche Schiefer, im frischen Zustande fest, im angegriffenen zu kleinen, trocken anzufühlenden Stücken zerfallend. C. fand darin einige sehr zerbrechliche Rep- tilienknochen. 5) Schwarzer Kalk in dünnen Lagen, mit muschlichem Bruch und vielen weissen Kalkspathadern durchschwärmt, auch mit Kalkspathdrusen. 6) Grünlicher, zerreiblicher Schiefer, in Thon übergehend. 7) Gelblicher, fe- ster Sandstein mit quaderartiger Absonderung. 8) Rauchschwarzer oder schwarz- 417 brauner Kalk, matt, in dicken Bänken, dem Muschelkalk ähnlich. Von den eingeschlossenen und in weissen Kalkspath verwandelten Bivalven erkennt man nur die Durchschnitte. 9) Thoniger Schiefer, in staubigen Thon zerfallend. 10) Bräunlicher, dolomitischer Kalk, mit glänzendem Korn, unter den Fingern zerkrümelnd ; enthält: Ca0,Co258,60,Mg0,C0239,40; Thon etc. 2,10. 11) Do- lomitischer Kalk, gelblich, eisenschüssig, von zuckerigem Bruch. 12) Schwar- zer Kalk, in dünnen Schichten, ähnlich dem unter 8). Alle Kalke geben einen solchen Geruch, dass sie an den Stinkstein erinnern. Unter dem Schlosse Albny wurden Rippenstücke und ein conischer Zahn eines Reptils gefunden, sonst nur Spuren kleiner, kugeliger Bivalven. — Bei Rodez liegt permischer Kalk- und Buntsandstein, mit Streichen von O. nach W,. und unter einem Fall von 220 gegen N., auf fast senkrechten Bänken von Glimmerschiefer. Gegen Lauterne verschwindet der Zechstein und der bunte Sandstein ruht nun unmittelbar auf dem Schiefer. Bei Rodez findet man auch ächte Dolomite in festem oder im erdigen Zustande (als Asche). Letztere enthielten: Ca0,Co251,25,Mg0,C0?40,23, F203 etc. 8,52, wonach man die Formel CaMC*=Ca6?-+-MC? bilden könne. Eine untergeordnete Bank ist ausserordentlich reich an silberweissem Glimmer (eine Probe, mit Salpetersäure behandelt, hinterliess 1/3 Rückstand). In dersel- ben finden sich einzelne Fischschuppen. Bei Rodez, nicht bei Albny, sind die Kalke durch zahlreiche Adern weissen und rothen Baryts und Kalkspaths durch- setzt. Möglicher Weise zeigt das Sulfat, eine so häufige Gangart in den Erz- gängen, den Eintritt derselben Ursache, welche die Mansfelder Schiefer mit Schwefelmetallen geschwängert hat. — II. Umgegend von Lodeve (Herault). Schon Adolph Brongniart hielt die pflanzenführenden Schiefer von Lodeve für Glieder der permischen Formation, während Dufrenoy und Elie de Beaumont dem Buntsandstein der Vogesen zuschrieben. Lodeve liegt auf einer Insel von Uebergangsgebirge, welche von Buntsandstein und Jura umgeben wird. Der Bach Ergue Iheilt jene, indem er auf einer Verwerfung fliesst, welche einen Theil der permischen Formation mit den seidenglänzenden Schiefern und feinen, rothen Sandsteinen des Üebergangsgebirges in Berührung bringt, deren Schich- ten fası aufrecht stehn. Wendet man sich gegen Süden von der Stadt aus, so tritt man in Buntsandstein, welcher von einem Systeme schwarzer, leicht auf- blätternder Schiefer unterteuft wird. Die Gesammtmächtigkeit dieses Systems beträgt eiwa 1LOM. Weiter hin an der Ergue findet man die permischen Schich- ten in einem höheren Nivean am Montagne des Yenses. Auch hier wurden zwölf Abtheilungen gemacht. Alle Schichten unter den bituminösen Schiefern und über dem Grundconglomerat sind reich an weissem, blättrigen Baryt. Der Dolomit (Schicht H.) enthält Bruchstücke von Reptilienknochen. Im bituminösen Schie- fer darüber finden sich Gebilde ähnlich in ihrem Bau mit gewissen Coprolithen von Lyme Begis. Hierauf folgen, mit ]4m Mächtigkeit, die matten, blaulich- grauen, festen Schiefer, welche unterm Hammer wie Phonolith klingen, Glim- merblättchen führen und ihre Pflanzenreste berühmt sind. Auch in dem Han- genden, sehr feinkörnigen Sandsteinen von grauschwarzer Farbe, findet man, wenngleich seltner, Pflanzenabdrücke. Die Gesammtmächtigkeit beträgt hier Ylmlö5, und zerfällt in 1) Conglomerate und Sandsteine 42m.; 2) Dolomite 22m.; 3) Schiefer 27m1l5. Gegen das Dorf Soumout hin lagert die permische Formation concordant auf festerm , sehr glimmerreichem Sandstein, welcher mit zerreiblichen Thonen wechsellagert und zahlreiche Eindrücke von Sigillarien und Calamiten enthält, also zum Steinkohlengebirge gehört. Die Pflanzen in den permischen Schiefern von Lodeve sind nach Ad. Brongniart: Neuropteris Du- frenoyi Bragn.; Sphenopteris artemisiaefolia id., — tridaetylitis id., — platy- rachys id., Alethopteris Christoli id., Callipteris heteromorpha id., — Car- ronii id., Pecopteris hemitelioides id., — oreopteridius id., — plumosa id., — abbreviata id., — dentata id., — Lodevensis id., Annularia floribunda Sternb,, Walchia Schlotheimi Brngn., — piniformis Sternb., — Eutassäfor- mis id., — bypnoides id. Auch Fournet hat um Neffiez (Languedoc) aus den Pflanzenresten und den bituminösen Coprolithen mit Kupferkies, Bleiglanz und Schwefelkies auf Vorhandensein permischer Schichten geschlossen, welche im 418 Ganzen einen dolomitischen Character haben. Nach ihm fanden sich Neuro- pteris Dufrenoyi: Callipteris Wangenbeimii, Täniopteris vittata, — antiquior, Walchia Schlotheimii, — Eckardii, — piniformis, Asterophylliten, Fischab- drücke, ein kleiner Saurierschädel, Coprolithen. — In einem Nachtrage bemerkt C., dass Pidancet im Arkose-Gebiele der Foret de la Serre (Jura), der Bour- gogne und des Charolais über der Steinkohlen- und Granitformation zwei Sand- steinelagen unterschieden habe, deren untere die permische Formation darstelle, während die obere, unter dem Namen Arkose, den Buntsandstein vertrete, In jenem habe P. prächtige Exemplare von Walchia Schlotheimi und hypnoides ge- funden. Das Permien lagert discordant gegen die Arkose, diese aber concor- dant mit dem Muschelkalk und den bunten Mergeln. Schon die Herausgeber der Carte geologique de la France, ebenso Burat und Rozet haben die Eigenthüm- lichkeit dieser Formation erkannt. Letzterer (Sur les montagnes qui separent le Rhöne et la Saöne de la Loire in Mem. de la Soc. geol. [1] IV. 104.) bat das „Terrain permien‘‘ Pidancets als „‚gres rouge“ oder Rothtodtliegendes von der Arkose geschieden und letztere als unterstes Glied der Trias angesehen. Elie de Beaumont und Dufrenoy erkannte hier gleichfalls permische Formation (Explication de la Carte geol. II. 102). So hat diese in Frankreich eine bis fast vor Kurzem ungeahnte Verbreitung. (Bull. Soc. geol. XII. 128.); Th. Ebray, über die faulen Bänke der Steinbrüche — Unter diesem Namen (bancs pourris) werden solche verstanden, welche eine grosse Menge Fossilien enthalten und dadurch für Bauzwecke unbrauchbar wer- den, während die liegenden und hangenden Schichten immer dicker sind, aber fast ohne Spuren von organischen Wesen oder im enigegengesetzten Falle nur mit solchen aus tiefen Meeren. Diese Bänke bezeichnen daher gewiss geologi- sche Krisen. Alle organisirten oder nicht organisirten Körper führen ein ein- faches Leben, gleich dem Metall, dessen Volum in einer Lösung gleicher Masse zunimmt, oder ein zusammengeselztes, wie die Thiere und Pflanzen : alle aber stehen unter der Einwirkuug zweier Kräfte. Die eine, die belebende (force vitale), sucht alles zu erhalten, die andere (force morbide), die tödtende, alles zu vernichten, Wie an jedem Individuum zeigen sie sich auch an dem Wachs- thumsgesetze der Familien, Gattungen, Arten. In Bezug auf den fraglichen Ge- genstand sind die Veränderungen dieser Kräfte, die Ursachen der Zerstörnng bald plötzlich und zufällig, bald langsam und naturgemäss. Im erstern Falle wird das Individuum durch einen äussern oder innern Zufall, der nicht zum bestehenden Zustande passt, vernichtet; im letztern greift kein Zufall in den Kampf der beiden Kräfte ein. In der Paläontologie können die plötzlichen Ur- sachen liegen: 1) in einem jähen Temperaturwechsel, wodurch Familien, Gat- tungen und Arten unter Verhältnisse kommen, in denen sie nicht erstanden; 2) in einer übermässigen Erhöhung oder Erniedrigung des Wasserspiegels; 3) in grossen geologischen Strömungen. Die natürlichen Ursachen wechseln: 1) nach der den Familien, Gattungen und Arten eigenen Lebenskräftigkeit (vi- talite); 3) nach den mehr oder minder langsamen Umwandlungen des Mittels, für welches die Wesen zuerst geschaffen waren. Letztere Ursachen lassen die Arten von einer Etage in die andere reichen, die plötzlichen Umstände vernich- ten fast gesammte Faunen. Jene lragen bei zur Vermengung unter den Etagen, letztere zu deren klarer Unterscheidung. Nun werden die verschiedenen Schich- ten und Etagen der Juraformalion in dieser Hinsicht besonders mit Rücksicht der Cephalopoden kurz besprochen. Indem Verf. auf die Untersuchung der Ent- stehung der faulen Bänke eingeht, schickt er voran, dass alle getödtelen Cepha- lopoden, wenn ihre Gehäuse nicht durchbrochen seien, in Folge der luftgefull- ten Kammern, welche sich nicht sentleeren konnten, an die Küste geworfen wur- den. Hier sammeln sich alle todten Thiere, und im Falle eines natürlichen Todes findei man in den Ablagerungen die grossen Ammoniten, welche zur Zeit ihres grössten Wachsthums abstarben, wie in den Umgebungen von Poitiers u.s.w. Was der Tod gewaltsam, vernichtete eine abnorme Ursache die gros- sen und kleinen Wesen der Meere, so lagerten sich die Ammoniten auch an die Küste, aber statt grosser trifft man viel kleine und junge. Man könne diese 419 Beobachtung überall in den „‚bancs pourris‘‘ machen, wo man unter 10 Indivi- duen 5 junge, 4 erwachsene und 1 altes träfe, und daraus schliessen: 1) dass diese Ablagerung an einer Küste erfolgte und 2) dass ein plötzlicher Untergang die Thiere des Meeres getroffen. Vergleicht man die Sedimente an den Küsten und die in einer gewissen Tiefe, so sieht man sogleich mineralogische Unter- schiede: jene enthalten Rollstücken, sind unregelmässig und wenig mächlig, diese aber sind fein, regelmässig und dicht. Ueberlagern daher mächtige Bänke mit feinem Korn und ohne Fossilien die faulen, so waren letztere versenkt worden; es fand eine Erhebung oder Verflachung des Meeresspiegels Statt; die mächti- gen Ablagerungen verschültelen die Fossilien, welche bereits hinreichend einge- hüällt waren, um vom Spiel des Wassers nicht mehr bewegt. zu werden. Die faserige Natur des Gesteins und die Verletzung der Fossilien bilden den Grund einer Zusammendrückung in beiden. Die Stärke derselben folgt: 1) aus dem sehr raschen Absatz der überliegenden Sedimente, oder 2) aus dem noch nicht genug gefestigten Zustande der Bänke selbst. Da sich die mächtigen, fossil- freien Bänke von andern ziemlich schwachen mit zahlreichen Exemplaren von Ammonites bullatus, microstoma , Herveyi, sub- Backeriae und ohne die Eigen- thümlichkeiten der faulen Bänke zu zeigen finden, so kann man sicher anneh- men: |) dass während der Dauer der Gross- Oolith-Etage die Wasser sich nochmals senkten, oder der Boden hob, und 2) dass diese letztern Schichten einer plötzlichen Zerstörung und Pressung unterworfen waren. Für den Gross - Oolith und deu untern Oolith findet sich die Erscheinung der faulen Bänke nur im pyrenäischen Becken. Endlich geht Verf. auf paläontologische Betrachtungen über die Vertheilusg der Arten in den faulen Bänken ein. Im Allgemeinen seien die Fossilien besondern Lagen eigen, namentlich streng in einem Theile des Pyrenäenbeckens. Wenige Arten gingen aus dem obern Lias ins ‚„‚elage bajocien‘ über. Die unterste Bank des letztern seı characterisirt durch Ammonites Mur- chisonae, Sauzei, Sowerbyi, welche alle fast ganz durch die Ereignisse vertilgt schienen, durch welche die erste faule Bank entstand. Die zweite derselben Ab- theilung zeigt nicht mehr jene Fossilien, sondern Ammonites nıorlensis, Blag- deni etc., die weiter hinauf fehlen. Ammonites Parkinsoni, polymorphus, discus aber scheinen widerstanden zu haben, da man sie in der ersten faulen Bank des Grossoolith mit Ammoriles arbustigerus findet; A. sub-Backeriae und bullatus sind selten. In dieser Bank verschwinden für immer A. polymorphus arbnsti- gerus, interruptus und viele andere, weniger gemeine Fossilien ; aber A. bullatus, sub - Backeriae, subdiseus sowie Nantilus biangulatus, bathoniensis leben noch fort und finden sich zumeist entwickelt in den letzten Küstenlagen des Batho- nien. In der letzten Lagen verschwinden A. bullatus, sub-Backeriae, während A. macrocephalus, hecticus fortleben. Hiernach macht Verf. auf dıe Wichtigkeit des Studiums der faulen Bänke für die Straligraphie aufmerksam. (Ibidem 132.) Sg. Tasche, das Kieselguhrlager bei Altenschlirf im Vo- gelshberg. — Dieses Lager ist seit einigen Jahren erst in der dortigen Ge- gend als Putz- und Polirmittel benutzt. Es liegt etwa 10 Minuten von Alten- schlirf und 5 Minuten von Steinfurth am sogenannten Katzenklos. Die Umge- bung ist gebirgig und das Lager selbst breitet sich am südwestlichen Abhange eines schmalen Bergrückens aus, der zwei Thäler von einander scheidet, welche ihre Gewässer zur Fulda senden. Das Gebiet ist basaltisch. Nach wiederholten Tuff- und Schlammausbrüchen folgte eine Zeit der Ruhe, in welcher siedend heisse Quellen zwischen dem Schlamm aufsteigen und ihr kieselsäuerreiches Wasser über den Pfuhl ergossen. Beim Erkalten erfolgte die Sinterbildung, die durch Milliarden von Infusorien gefördert wurde. Der jugendliche Basalt hat erst bei seinen Durchbruch zu der Entstehung des Bergrückens Anlass gegeben, auf dem sich das Infusorienlager befindet, die spätern Veränderungen des Ter- rains sind unbedeutend. Die Periode der Infusorienbildung muss ziemlich lange gedauert haben, bis neue Schlammausbrüche die todien Leiber begruben und die Entstehung plastischer Thone veranlassten. Zuletzt brachen die schwarzen und schweren Laven der Basalte durch und bedeckten das Uebrige. Verschiedene 420 Bohrversuche gaben nähern Aufschluss über die Lagerung. Die Schichtenfolge war 2°‘ Dammerde, 13‘ grauer sehr bildsamer Thon, 143° weisse und röth- liche Kieselguhr , 25° gelblicher wenig plastischer Thon , 19° kurzer körniger Thon und darunter Basalttuf. Wo die Infusorienerde mächtig entwickelt ist, scheidet sie sich in einzelne verschieden gefärbte Schichten ab, deren Jıchtes Kolorit nach dem Trocknen jedoch fast ganz verschwindet und nur einen leich- ten Stich in Gelb oder Rötblich zurücklässt. Der Masseninhalt des Lagers be- trägt etwa 83,330,000 Kubikfuse. Die Guhr besteht fast nur aus microskopi- schen glashellen Kieselpanzern, in welchen Kützing Spongilla lacustris, Gallio- nella distans und Navieula oblonga erkannte. In nassem Zustande gehl sie wie Gallerte auseinander, getrocknet ist sie weiss und koıkartig, zereiblich, mager anzufühlen, zerfällt sogleich im Wasser und enthält 92,00 Kieselsäure und 8,00 Wasser und organische Substanzen. Sie wird sich zu schwımmenden Ziegeln, leichten Gewölbsteinen und feuerfesten Steinen ganz vorzüglich eigenen, zu Por- zellan- und Fayance - Waaren, Gläsern, künstlichen Edelsteinen, Schmelztiegeln, Putz- und Polirmittel et. (Oberhess. Gesellsch. V. 51 — 54.) Gt. Bou&, über das Alter der Vulcane. — Die Behauptung, welche Omalivus d’Halloy (Bull. Soc. geol. de France XI, p. 80. 1853) ausgesprochen: „Es habe sich kein Crater vor der Quarlärzeit gebildet,‘‘ sei unannehmbar. Feuer und Wasser, nach der Sprache der Alten, seien seit Erschaffung der Erde Ursache von Erscheinungen gewesen, welche unter den nölhigen: Modificationen bis in die Gegenwart dauern. Die Meinung sei unrichtig, dass die früheren vuleanischen Ausbrüche Ejacnlationen in Spalten oder schlammige Massen gelie- fert hätten oder unter dem Meere erfolgt seien. Vielmehr hätten von den frü- hesten Zeiten an die Inseln Vulcane haben müssen, wie sie solche in Oceanien bilden. Je weniger stark die Erdkruste war, um so weniger abgekühlt war sie, und um so mehr waren der Vulcane. Gleichwie wir jetzt Cratere verschwinden sehen, oder Kegelberge einstürzen: so hätten ähnliche Schicksale a forliori die alten Crater treffen können. Alte Schriftsteller wüssten davon mehr als wir, da sie dort von Vulcanen sprächen, wo wir nun Massivs plutonischer oder vul- ceanischer Gesteine, oder isolirte Trapp-, Basalt- oder Trachyt - Partien. sähen. Die leichten Körper, welche um die Cralere gehäuft waren, bildeten durch nep- tunısche Einflüsse geschichtetle Gesteine. Mit Schriftstellern des vorigen Jahr- hunderts finde er vulcanische Gegenden in den granitischen,, syerilischen , por- phyrischen, trappischen, basaltischen und trachylischen Gebielen. Wern er sie aber im Allgemeinen in den nicht geschichleten Gesteinen sähe, so wolle er sie doch nicht ganz aus der Mitte der geschichteten ausschliessen. Man könne mit Wahrscheinlichkeit das Bestehen von Cratern his zur Secundärperiode zurück- verfolgen, vielleicht bis jenseits der Steinkohlenepoche. Das Alter vieler alter vulcanischer Mündungen bleibe unbestimmbar. Wöären sie die Oelfnungen unter- meerischer Vulcane, so seien sie irgendwie, wenigstens durch Alluvionen, erfüllt, In Ungarn und Siebenbirgen böten gewisse Trachylmassivs noch vollständig das Ansehn von Crateren, z. B. das des Sees St. Anna im Szekler-Lande. Er habe Bimmsteine ausgeworfen. welche in die Seen fielen und Lager bildeten, welche der Tertiärzeit angehören und sich sowohl um die Mündung, aus wel- cher sie gekommen , als am Fusse der Gebirge im Thale der March fio- den. Ein andres Beispiel biete der noch fast vollständige Ring von Gleichen- berg in Steiermark. Während ringsum Trachyle und ähnliche Agglomerate, sei seine alte Mündung von Ihonigen Massen erfüllt, aus denen die sauren, salz- und eisenhaltigen Quellen kämen. Dies sei eine vulcanische Insel in einem Tertiärgebiete, das noch jünger als die Eocaenzeit sei. Seien ferner die Euga- neen ohne Cratere, oder allein in der Quartärepoche entstanden ? Gehörten die grossen Seen von Albers, Bolfena, Bracciana etc. dieser Periode an ? Omalius wird hierdurch nicht befriedigt. Er glaubt nicht, dass der Aus- fluss der Porphyre und Trachyte gleich dem der jetzigen vulcanischen Producie geschehen sei, und dass ihre Cratere so ganz hätten zerstört werden können. Der von Bou& aus Siebenbürgen angeführte See sei nicht beweisend, da er nach der Beschreibung nicht mitten in einem Eruptionskegel läge und nicht von La- 421 vaströmen begleitet sei. Dies halte er aber für wesentliche Merkmale von Cra- teren. Die angezogenen Beispiele italienischer Seen, falls sie auch Cratere wä- ren, würden seiner Behauptnng nicht zuwider seien, da die Schichten , in de- nen man sie findet, allgemein für jünger als terliäre betrachtet würden. In den Ringgebirgen der Alpen habe wohl noch kein Geologe einen wirklichen Vulcan sehen wollen. Die Vulcane Oceaniens endlich ähnelten den in andern Erdstrichen, näherten sich aber durchaus nicht Prophyren und Trachyten. (Bull. Soc. geol. de France [2] XII, 109 f.) Sg. Palaeontologie. 0. Heer, Flora tertiaria Helvetiae. Die tertiäre Flora der Schweiz. Winterthur 1854.55. Fol. Liefg. 1—4. Tf. 1—80. — Wir machten unsere Lesern bereits Bd. Ill. 74. auf das Er- scheinen dieser wichtigen Arbeit aufmerksam und sprachen schon im Voraus die begründete Erwartung aus, dass dasselbe ein sehr hohes Interesse beanspruchen würde. Wir sind in unseren Hoffnungen nicht getäuscht, das Werk lässt alle, die in den letzten Jahren über fossile Pflanzen erschienen sind, weit hinter sich und schliesst sich in seiner allgemeinen Bedeutung sowohl als hinsichtlich der Gründlichkeit der dargelegten Forschungen unmittelbar an Brongniarts classische Arbeit über die fossilen Pflanzen an. Es sind nicht kurze lateinische Diag- nosen mit deutschen Uebersetzungen an neue Speciesnamen gehängt, sondern erschöpfende Beschreibungen und eingehende Vergleichungen der Fossilreste mit ähnlichen fossilen; und lebenden Formen, welche uns Heer über die terliären Pflanzen ganz wie in seiner Insectenfauna über die Insecten bietet. Die Dar- stellung befriedigt vollkommen und überlässt es nicht dem Leser, die Verwand- schaft der aufgeführten Arten, deren Werth und Begründung aus einer dürftigen Diagnose und Abbildung mühsam und mit grossem Zeitaufwand zu ermilteln. Die Zahl der neuen Arten ist daher auch im Verhältniss zu dem grossen Material, welches der Verf. bearbeitete, viel geringer als sonst in ähnlichen monographi- schen Arbeiten, und viele ın jenen nicht hinlänglich begründete Arten finden hier ihre richtige Deutung. Das Werk war ursprünglich auf 4 Lieferungen be- rechnet, aber das reichhallige Material liess sich nicht in der beabsichtigten Weise beschränken und wir können es dem Verf. nur Dank wissen, dass er seine musterhafte Arbeit nicht durch kleinliche Ausserlichkeiten beeinträchtigt. Wir geben den Inhalt der vorliegenden vier Liefrungen übersichtlich an. Die Einleitung beschäftigt sich mit den geologischen Verhältnissen der Localitäten, welche das Material lieferten und mit den allgemeinen Vegetations- verhältnissen derselben. In der untern Molasse unterscheidet H. zwei Abtheilun- gen und zwar a) die rolhe Molasse des Genferseebeckens, Ralligen am Thu- nersee, Findlinge bei St. Gallen, die röthlıchen Mergel von Wäggis, am Fusse des Rigi,. b) Mornex am Saleve, die Lignitenlager längs der Pandeza, vom Ufer des Genfersees bis nach Oron, die höher liegenden Mergel- und Sandsteiu- massen von Rianmont, der Solitüide, dem Tunnel von Lausanne und von Cal- vere, ferner Eriz in der Nähe des Thunersees, der Rossberg bei Lowerz, der hohe Rhonen, Rufi bei Schännis, Mönzlen hei St. Gallen, die Süsswassermo- lasse der Jurathäler und von Basel. Die marine Molasse ist in der westlichen Schweiz sehr, in der östlichen nur wenig entwickelt. Die obere Süsswassermo- lasse zerfällt wieder in zwei Abtheilungen: a) die Albiskette mit Käpfnach bei Horgen, der Zürichberg und der Ischel, im Thurgau Steitfurt, Berlingen, Steck- horn, Wangen und Stein. b) Oeningen. In der untern Süsswassermolasse findet sich keine einzige noch lebende Art und wenn auch die meisten Gattungen noch lebend sind, so gehören doch viele derselben nicht mehr der Schweiz, ja nicht mehr Europa an. Der terliäre Urwald ist ganz eigenthümlich, der grosse Reichtkum an Baumformen (180 Ar- ten) fällt auf, Buchen fehlen ganz und Tannen sind sehr selten, statt letzirer herrschen Cypressen, von den Laubbäumen herrschen immergrüne Eichen, Lor- beerbänme, Ulmen, Ahorn - und Nussbäume, daneben Fächer- und Fiederpal- men. Farren wucherten in grosser Manichfaltigkeii und als Unterholz treten Myriceen, Erlen, Weiden, Rhus , Cornel und Kreuzdorn auf, auch Bumelien 28 422 Ceanothen und Stechpalmen. Andern Characters war die Flora an kleinen mo- rastigen Landseen jener Zeit: Victorien-ähnliche Seerosen auf dem Wasser, am Ufer hohes Schilfrohr , Seggengräser, Andromeden, Weiden und Ahorne und prächtige Farren. In der marinen Molasse ist jene Flora verschwunden, die Meerespflanzen sind nur sehr spärlich erhalten, nur von der damaligen Ufervegetation kommen Bäume und Sträuche vor: Ulmen, Hainbuchen, steifblältrige Eichen, Eugenien und Akazien. Die obere Süsswassermolasse weicht in mehrfacher Beziehung von der untern ab. Es fehlen die Palmen, die feinblätterigen Akazıen und Mimosen, die immergrünen Eichen sind selten, aber Ahorne, Weiden und Pappeln viel häufiger. Ueberhaupt erkannte H. in der Molasse 296 Bäume und Sträucher, wäh- rend die jetzige Schweizerflora nur 250 Arten derselben besitzt. Die Waldvege- tation dominirte und die krautarlige trat zurück, doch sind letztre weniger zur Erhaltung geeignet und wohl nur deshalb spärlicher beobachtet, auch das Vor- kommen gewisser Insecten spricht für eine grössere Manichfaltigkeit derselben. Von den heutigen Floren scheint die des sublropischen Amerika der Schweizer Tertiären am ähnlichsien zu sein Bei der Darstellung der. einzelnen Pflanzen ist die systematische Folge beobachte. Wie müssen uns hier darauf beschränken die beschriebenen Arten namentlich aufzuführen und damit Jedem, der sich irgend für die Pflanzenwelt früherer Schöpfungsepochen interessirt, die Anschaffung dieser werthvollen Mo- nographie, welche die Grundlage zur Bestimmung andrer Tertiärfloren bildet, angelegentlichst empfehlen. Cryptogamen I. Fungi Phyllerium Kunzi Friesi Sphaeria interpungens Brauni ceulhocarpoides Trogi Kunkleri Secretani Depazea increscens Smilacis pieta Phacidium Eugeniarum Populi ovalis Gmelinorum Histerium opegraphoides decipiens Stegilla poacitarum Xylomites maeulifer varius protogaeus Aceris Daphnogenes Sclerolium populicola minutulum pustuliferum II. Algae Nostoc protogaeum Confervites debilis Naegelii oeningensis Enteromorpha stagnalis Cystosira communis Ung Sphaerococeuscrispiformis (Stb) Chara Meriani Escheri Bernoullii Rocheltana inconspicua granulifera Zollerana Blassiana dubia II. Musei Hypnum Schimperi (Ung) Heppi oeningensis IV. Filices Woodwardia Roessnerana Ung Lastraea styriaca (Ung) oeningensis Braun helvetica dalmatica Braun pulchella Fischeri valdensis Polypodium Gessneri Aspidium filivxantiqua Meyeri elongatum Escheri Cheilanthes Labarpei Pteris pennaeformis parschlugana Ung Gaudini Goepperti Wb inaequalis oeningensis Ung ruppensis blechnoides radobojana Ung Lygodium Gaudini acutangulum Laharpei acrostichoides Kargi V. Calamariae Equisetum Brauni limosellum tunicatum VI. Selagines Isoetes Brauni Scheuchzeri Phanerogamen I. Zamieae Cycadites Escheri Zamites terliarius I. Coniferae Libocedrus 'salicornoides .. (Ung) Widdringtonia helvelica Taxodium dubium (Sıb) Fischeri Glyptostrobus europaeus Ungeri Podocarpus eocaenica Ung Sequoia Langsdorfii (Brg) Araucarites Sternbergi Gp Pinus palaeostrobus Eitg Hampeana (Ung) hepios Ung brevifolia Langeana Goetheana Ung Brauni Leuce Ung oceanicus Ung Lardyana dubia rabdosperma Ephedrites sotzkanus Uug Il. Glumaceae Arundo Goepperti (Msir) anomala (Brgn) Phragmiltes oeningensis Panieum Hartungi troglodylarum macellum rostratum Oryza exasperata Poacites acutus durus rabdinus laevis firmus caespilosus torlus repens strietus anguslus pseudovinus subtilis rigidus Cyperus vetuslus Braunanus Chavannesi Tirenum Morloti Scirpus deperdilus proltogaeus Carex lertiaria Scheuchzeri Cyperites dubius plicatus Custeri Zollikofferi multinervosus tenuistriatus Rechsleineri Guthnicki canaliculatus 423 Cyperites alternans deucalionis margarum confertus paueinervis senarius angustior suleatulus anguslissimus reticulatus IV. Coronariae Junecus retractus arlicularius Scheuchzeri Smilax grandifolia Ung obtusifolia sagillilera parvifolia angustifolia Gloriosiles rostratus V. Palmae Chamaerops helvetica Sabal Lamanonis (Brg) major (Ung) Flabellaria latiloba Ruminiana Manicaria formosa Geonoma Steigeri Phoenicites spectabilis Ung Palmaeites helvetlicus (Ung) canalieulatus Moussoni Martii VI. Spadiciflorae Aronites dubius Typba latissima Sparganium Brauni valdense stygium VII. Fluviales Potamogeton genieulatus Bruckmanni obsoletus Najas stylosa effugila Zosleriles marina Ung Najadopsis dichotoma major delicatula VII. Helobiae Butomus acherontieus IX. Hydrocharideae Stratiolites Najadum X. Ensatae Iris Escherae obsoleta Bromelia Gaudini Physagenia Parlatorii Xl. Iteoideae Liquidambar europaeum Braun protensum Ung Populus latior Braun allenuata melanaria Heliadum Ung glandulifera balsamoides Gpp mutabılis Gaudini Salix varians Gpp Lavateri aculissima Gpp Hartigi acinervea Wb macrophylla cordalolaneeolata denticulata angusla longa elongata Wh media tenera integra Gpp Xl. Amentaceae Myrica oeningensis (Elig) vindobonensis (Etig) Gaudini Laharpei obtusiloba Ungeri deperdita (Ung) amissa Studeri salicina Ung Alnus gracilis Ung Kefersieini ‘Gpp nostratum Ung oeningensis Betula Blancheli Weissi dryadum Ung Brongniarti Etitg Carpinus grandis Ung oeningensis Ung Ostrya oeningensis Corylus insignis grossedentala Quercus nervifolia Heeri elaena Ung chlorophylla Ung myrtilloides Ung Seyfriedi 28" Quercus modesla Apollinis Ung valdensis anguleserrala Godeti Hamadryadum Ung 424 mediterranea Ung Hagenbachi Gmelini Haidingeri Ellg Meriani tephrodes Ung Desloesi Ulmus Fischeri Wimmerana Gpp Bronni Ung plurinervia Ung Massalongii Drymeja Ung sclerophyllina minuta Gpp lonchitis Ung euspilormis Brauni fureinervis -Ung Buchi Wb punctata Nimrodi Ung ilicoides Planera Ungeri Ettg firma cuciala Mureli Charpentieri E. Desor, Synopsisdes Echinides fossiles. Paris 1854. 55. Livr. 1. 2. 8%. Tb. 1— 16. — Diese Synopsis kömmt einem sehr empfindlichen Bedürfnisse in unserer Literatur entgegen, denn es fehlte noch gänzlich an einer übersichtlichen, zum Handgebrauche geeigneten Darstellung der Echiniden, was um so verdriesslicher war, da Agassizs Monographien über diese Grupp- seit einer Reihe von Jahren dem Buchhandel entzogen waren. Der Verf. voll- kommen vertraut mit dem Gegenstande seiner Darstellung liefert uns in der That eine ganz vortreflliche Bearbeitung, welche den Paläontologen gleich wie den Geognosten willkommen sein wird. Er characterisirt in den voriiegenden bei- den Lieferungen zunächst die Familie der Cidariden, gliedert dieselbe in die Angustistellen, Latistellen und Salenien, und wendet sich an die specielle Dar- stellung der ersten Gruppe, characterisirt deren Galtungen und kürzer deren Arten nach den Formationen unter Beifügung der wichtigsten Literatur, Syno- nymie und des speciellen Vorkommens. Um unsere Leser den Reichthum des Inhaltes darzuthun führen wir die behandelten Gattungen mit ihrer Artenzahl auf: Cidaris mit 9 Arten aus der Trias, 22 aus dem Jura, 27 aus der Kreide und 4 terliäre, 1 unbekannter Herkunft; Stacheln von Cidaris 30 triasische, 97 jurassische, 26 cretaceische, 18 terliare; Rabdocidaris mit 7 jurassischen und 3 cretaceischen Arten und 9 Stacheln; Diplocidaris mit 6 jurassischen Arten, Porocidaris mit 4, Goniocidaris mit 2 lebenden, Palaeocidaris mit 3 Arten, Zur Gruppe der Latistellen gehören Hemicidaris mit 22 jurassischen, 3 ereta- ceischen , 1 tertiäre Art und 2 Stacheln, Hemidiadema mit 5 Arten; Hypodia- dema mit 2 triasischen, 14 jurassischen, 6 crelaceischen, Pseudodiadema mit 26 jurassischen, 28 crelaceischen und 4 tertiären, Diplopodia mit 11 jurassi- schen und 9 Kreidearten, Diademopsis mit 11 liasinischen, Diadema mit nur 2 lebenden, Savignya ebenfalls nur lebend, Asteropyga mit nur 2 lebenden, Acrocidaris mit 4, Acropeltis mit 2, Phymosoma mit 138, Coplosoma mit 6, Goniopygus mit 8, Glyptieus mit 5, Coelopleurus mit 8, Echinopsis mit 5, Pedina mit 8 und Glyphocyphus mit 6 Arten. Die sehr sauber lithographirten Tafeln stellen die wichligsten Typen dar. W.H. Baily, Kreidepetrefakten aus dem südlichen Africa. — Dieselben wurden von Capt. Garden an der Küste Südafricas bei Natal gesammelt und entsprechen denen unseres Grünsandes und der chloritischen Kreide. Es sind folgende: Ammonites Soutoni dem A. varians nahstehend, A. Strangeri, A. Um- bulazi dem A. Reqnienani verwandt, A. Gardeni dem indischen A. Rembda ähnlich, Baculites sulcatus dem B. anceps sehr ähnlich, Solarium pulchellum häufig, Turritella Bouei der T. diffieilis ähnlich, T. Meadi, T. Reuauxana d’Orb, Scalaria ornala vielleicht mit Sc. Dupinana identisch, Chemnitzia Southerlandi, Voluta rigida an V. cincta Swb sich anschliessend , Natica multistriata der indi- schen N. pagoda ähnlich, Cardium denticulatum, Arca umzambanensis der A. fibrosa ähnlich, A. natalensis der indischen A. Japetina ähnlich, Trigonia ele- gans, Inoceramus expansus dem J. latus zunächst stehend, Pecten quinquecosta- tus, eine Osträe, Teredine und andere nicht sicher bestimmbare Muscheln; He- miaster Forbesi, ein Corax und Schildkrötenreste. — (Quart. journ. geol. XT. 454 — 464. Tb. 11— 13.) 425 Fr. v. Hauer, über die Cephalopoden aus dem Lias der nordöstlichen Alpen. — Anschliessend an die frühere Abhandlung über die Heterophyllen und Capricornier (cf. Bd.V.168) bearbeitete der Verf. alle übri- gen Cephalopoden der erwähnten Ablagerungen, welche sich in den Wiener Sammlungen befinden, es sind 60 Ammoniten, 4 Nautilen und 1 Orthoceralit, von welchen 34 Arten auch in Norddeutschland vorkommen. Dem untern alpi- nen Lias gehören 12 Arten, dem obern 57, beiden gemeinsam nur 4. Von den 12 Arten der Kössener Schichten sind 5 auch im deutschen Lias bekannt, von den 45 Adnether 23 ebenda, von den 19 Hierlatzer 5 daselbst. Von den Hall- städter Arten wurde keine Art im Lias der nordöstlichen Alpen wieder gefunden. — (Wiener Sitzgsberichte XVI. 433 — 186.) Gl. Botanik. H.v. Mohl, der Primordialschlauch. — Die von H. v. M. zuerst aufgestellte, bisher allgemein für richtig anerkannte Lehre vom Pri- mordialschlauch ist in neuster Zeit von Dr. Pringsheim (Untersuchungen über den Bau und die Bildung der Pflanzenzelle, Berlin 1855.) sowohl in Bezug auf die Richtigkeit der Thatsachen, auf welche sie sich stützt, als hinsichtlich der daraus gezogenen Folgerungen angegriffen worden, indem Pr. die Behauptung aufstellt, der Primordialschlauch ist keine organisirte Membran, sondern die äussersle Schicht des Protoplasma, die in Form eines zähflüssigen Schleims einen Ueber- zug über die innere Fläche der Zellenwandung bildet, aus unreinen Zellstoff be- steht, sich von Zeit zu Zeit in die innerste Schicht der Zellenwandung umwan- delt, und nachdem sie auf diese Weise mehr oder weniger vollständig consu- mirt ist, sich aufs Neue erzeugt. — Von Wichtigkeit ist hier zunächst die Ent- scheidung der Frage, gibt es überhaupt Zellen, die nackt sind d. h. nur von einem Primordialschlauch umgeben. Solche Zellen sind nun allerdıngs die Schwärmsporen der Confervaceen ; zwar behauptet Pr., dieselben seien umhüllt von einer selbstständigen Cellulosemembran , als den schon früher von Thuret und Al. Braun angestellten, von Mohl an Hunderten von Sporen wiederholten Untersuchungen geht dagegen mit Entschiedenheit hervor, dass der Primordial- schlauch hier vollkommen frei liegt; dafür sprechen seine Klebrigkeit und Zä- higkeit, das Vermögen, Wunden durch Zusammenkleben der Ränder von selbst wieder zu schliessen, seine körnige Structur, die Verlängerung in wimpernde Cilien, die sich nirgend bei Zellulosemembranen findet, vor allem aber seine chemische Reaction, die der der Zellulose fast entgegengesetzt ist, und nicht dıe geringsten Spuren von Zellstoff anzeigt. Die Annahme Pr., dass der Zell- stoff in diesem jungen Zustande noch so unrein sei, dass er unmöglich die Reactionen desselben vollständig zeigen könne, wird durch die Erfahrung wider- legt, dass in allen andern Fällen gerade die jüngste Cellusose die reinste und am leichtesten als solche nachzuweisen ist. — Ist hier nun der Primordial- schlauch eine organisirte Membran oder eine hblosse Schleimschichte ? Nach Pr. ist er das leiztere, weil er zu einer wirklichen Membran zu weich sei und dann müsse eine solche auch die Fähigkeit besitzen, durch Intussusceplion zu wach- sen, was beim Primordialschlauch nicht der Fall sei. Nun ist aber erstens gerade Weichheit die erste Bedingung zu einem raschen Stoflwechsel ‚- dieselbe kann auch keineswegs so gross sein, wenn man die Schnelligkeit bedenkt, mit der sich die peitschenschnurförmigen Cilien, die doch eine unmittelbare Ver- längerung des Primordialschlauchs sind, in einem so resistenten Medium, wie das Wasser, bewegen ; zweitens ist es noch durchaus unerwiesen, dass bei der Keimung der Primordialschlauch nur durch Apposition und nicht durch Intus- susceplion wächst. Endlich ist es auch der Primordialschlauch allein, der den Zoosporen ihre eigenthümliche bald mehr bald weniger länglichen Formen ver- leiht, dieselbe müssten nothwendig eine kugellörmige sein, wenn die umhül- lende Substanz eine unorganisirte Schicht sei. Wenn also der von keiner be- sondern Zellenmembran umhüllte Primordialschlauch gewiss keine unorganisirte Sehleimschicht ıst, so kann er es auch denn nicht sein, wenn er nur eine Auskleidung der Zellenmembran bildet, da er hier ein durchaus gleiches Ver- halten zeigt, und für den Zelleninhalt dieselbe Bedeutung hat. Von Wichtigkeit 426 ist hier die Beobachtung Naegeli’s, dass sehr häufig bei Siphoneen und Con- fervaceen der Primordialschlauch sich ohne abzusterben, von der Zellenwandung zurückzieht, worauf die Zellenwand sich zu verdicken aufhört und die auf der Oberfläche des Pıimordialschlauchs sich ferner bildende Zellulosemembran eine neue Zelle bildet. Dass eine solche allmählige Loslössung des Pimordialschlauchs wirklich ohne wesentliche Störung der Lebensverhältnisse geschehen kann, sieht man daraus, dass man in den Blautzellen von Vallisneria durch endosmotische Einwirkung von Zuckerlösung den Primordialschlauch loslösen und auf die Hälfte seiner Dimensionen reduciren kann, ohne die Rotation des Protoplasma zum Stillstand zu bringen. Es weisen diese Erscheinungen auf eine grosse Unab- hängigkeit des Lebensprocesses von der Zellenwand hin und machen das Vor- kommen von nackten Zellen nur noch wahrscheinlicher. Dass auch der in eine Zelle eingeschlossene Primordialschlauch nur eine unorganisirte Schleimschicht sei behauptet Pr. auf Grund der Erscheinungen, die sich bei Einwirkung con- trahirender Reagentien zeigen. Der Primordialschlauch löst sich dann nemlich nicht glatt ab, sondern er bleibt an einzelnen Stellen an der Zellenwand hangen, zieht sich hier in dünne Fäden aus die endlich abreissen; eine solche Weich- heit und Zähigkeit sei mit dem Begriff einer organisirten Membran unvereinbar. Wenn indess die gar nicht zu läugnende Organisation des freien Primordial- schlauchs mit Weichheit, Klebrigkeit und der Fähigkeit, Wunden zu schliessen verbunden ist, so kann man doch nicht vernünftiger Weise dem in eine Zelle eingeschlossnen Primordialschlauch derselben Eigenschaften wegen die Organisa- tion absprechen wollen. Eine fernere Stütze für seine Ansicht findet Pr. darin, dass nach seinen Beobachtungen den keimenden Sporen von Oedozonium der Primordialschlauch in einem bestimmten Zeitpunkte gänzlich fehlen, wenigstens sei er dann nur in Form eines grossmaschigen Netzes vorhanden, eine Form in der allerdings eine organisirte Membran nicht auftreten darf. Diese Beobach- tungen beruhen auf einem Irrthum, indem es nach den zahlreichen Untersuchun- gen von Mohl immer und in jedem Stadium des Keimens gelingt, einen voll- ständig geschlossnen, freilich noch sehr dünnen Primordialschlauch durch Ein- wirkung von Zuckerwasser loszulösen; was Pr. gesehen hat, war nicht der Pri- mordialschlauch, sondern wahrscheinlich nur das stets vorhandene Netz von Pro- toplasmafäden. Ein grosses Gewicht legt Pr. auf die eigenthümlichen Vorgänge bei der Theilung der Zellen von Oedogonium. Während hier durch Bildung eines Celluloseringes nahe am obern Ende der Mutterzelle die Theilung verbrei- tet wird, sondert sich auch der Zelleninhalt in 2 Hälften, die noch vom ge- meinschaftlichen Primordialschlauch umhüllt und nur durch eine feine nicht aus Cellulose bestehende Grenzlinie getrennt sind. Ob diese Linie schon eine vollkommene Scheidewand ist, lässt Mohl dähin gestellt sein, glaubt es aber mit ziemlicher Gewissheit in Abrede stellen zu können. Lässt man in diesem Stadium Zuckerlösung auf die Zelle einwirken, so contrahirt'sich der ganze Zel- leninhalt gleichmässig, die Grenze ist aber auch ausserlich durch eine Einschnü- nung des Primordialschlauchs, die in keiner Verbindung mit der Zellenwand steht, deullich angezeigt. Nach der Pringsheim’schen Deutung sind jetzt schon die beiden Tochterzellen vollständig fertig gebildet, ihre Membranen überziehen den Primordialschlauch,, die erwähnte Grenzlinie ist die Scheidewand zwischen beiden. Gleichwohl ist es nun unmöglich, durch chemische Reagentien auch nur die geringsten Spuren von Cellulose nachzuweisen, was hier um so mehr zu beachten ist, da gerade bei Oedozonium auch die dünnsten und zartesten Cellulosemembranen sich durch Jod leicht färben lassen, und eine eintretende Färbung wegen der, durch ungleiche Vertheilung des Chlorophylis bedingten, iheilweisen Klarheit des Zelleninhalts durchaus nicht übersehen werden kann. Die Annahme einer Zellulosenmembran ist also eine durchaus willkührliche, mit ihrem Wegfall muss man aber zugleich dem Primordialschlauch die Fähigkeit selbstständige Falten zu bilden zugestehen, der schlagendste Beweis für die Or- ganisation desselben. Als einen leizten Beweis für seine Ansicht führt Pr. noch an, dass man bei grössern Oedogonien und Spyrogyren auf Chlorzinkjodlösung, nachdem sich der Inhalt auf bekannte Weise zusammengezogen habe, zwischen 427 Inhalt und Zellenwandung in einiger Entfernung von dieser eine schön blau ge- fäarbte Membran sehe, welche den ganzen Inhalt umschliesse und bald sehr scharf begrenzt bald nur körnig erscheine und wahrscheinlich die jungste Schicht der Zellenwandung sei, durch Verwandlung des Primordialschlauchs entstanden. Nach Mohl ist diess nun aber nichts als eine abnormale Ablagerung von Schleim, der sich durch Jod violett oder blau farbt; die Zeit ihres Auftretens ist sehr verschieden, ebenso ihre Form, die bald eine unregelmässig, wolkenartig aus- gebreitele Masse, bald Ringe, bald nur einzelne Tüpfel, aber nie eine scharf begrenzte Membran ist, bildet; dabei findet man immer den Primordialschlauch in voller Integrität. — Schliesslich wird noch die Zellentheilung von Cladophora besprochen. Hier bildet sich nemlich, ohne dass sich vorher der Zelleninhalt sichtbar veränderte an der Wandung der Mutterzelle eine Falte, die in ihrem Wachsthum den Primordialschlauch abschnürt und endlich eine vollständige Schei- dewand zwischen den entstandenen Tochterzellen bildet. Es wäre diess ein di- recter Beweis für die pringsheimsche Theorie der Zellentheilung durch Falten- bildung in der Wand der Mutterzelle. Nun dürfte es überhaupt schwer zu ent- scheiden sein, ob wirklich die Scheidewand den Primordialschlauch einstülpt, oder. ob derselbe bei seiner Abschnürung die sich bildende Scheidewand nach sich zieht, da beide Vorgänge sich für das Auge in durchaus gleicher ‚Weise darstellen müssen. Anderntheils sehen wir, dass in allen andern Fällen die Zelleneintbeilung von der Zellenwandung vollkommen unabhängig ist, dass sie beginnt mit einer Faltenbildung im Primordialschlauch, oft an einer ganz andern Stelle, als da, wo sich späterhin die Scheidewand an der Mutterzelle bildet, es liegt somit die Vermuthung nahe, dass die Natur in dem einzigeu Falle der Cladophora eben nicht anders verfahren werde, und dass hier nur die Veränderungen, welche der Bildung der Scheidewand am Primordialschlauche vorgehen, von uns bisher übersehen worden sind. (Bot. Zeitung. 1855. S. 689.) H. Schacht, über dieEntstehung des Keimes von Tropaeo- lum majus. — Die Beobachtungen über diese für die Schleiden’sche Befruch- tungstheorie so wichtige Pflanze waren alle mangelhaft. Schacht stellte dess- halb eine neue, sehr vollständige an, deren Resultate folgende sind: ber Pol- lenschlauch tritt durch den ziemlich weiten Staubweg in das Ovarium, dringt in die Mieropyle ein und durchbricht die Wandung des Embryosackes. Von Keimbläs- chen konnte Sch. zur Zeit der Befruchtung nichts bemerken, ja es bildet sich nicht einmal ein Samenreiweiss und der flüssige Inhalt des Embryosackes muss also hier im Stande sein die Keimenlage allein zu ernähren. Das in den Em- bryosack eingedrungene Ende des Pollenschlauchs, welches aus einer, wasser- hellen, blasenförmigen Zelle mit Zellkern besteht, theilt sich zuerst horizontal, die obere Zelle bildet allmählig durch fortwährende Vermehrung 2 seitliche Arme von denen der eine zur Mikropyle heraustritt, der andre die beiden Eihäute durchbricht und dicht an der Saamenknospe in die Fruchtknotenhöhle hinabsteigt. Die untere Zelle hingegen, die gleichfalls durch Bildung von neuen Zellen in die Länge wächst, ist der eigentliche Embryoträger, der an seinem untern Ende die bereits sichtbare grüngefärbte kuglige Keimanlage trägt. Um diese Zeit hören die beiden seitlichen Arme auf, sich zu vergrössern und sterben nach und nach ab, auch der Träger verlängert sich nicht mehr, dagegen wächst die neue Keim- anlage die immer noch vom Embryosack umgeben ist zusehends; die Cotyledo- nen und die Plumula mit ihren beiden Blättchen entwickeln sich, im Innern entsteht ein Cambiumring der einerseits in der Plumula, andrerseits in der Ra- dieula endigt. Bald darauf ist der Same reif. — Der Entwicklungsgang von Tropaeolum unterscheidet sich von dem gewöhnlichen namentlich durch den Man- gel der Sameneiweissbildung und durch das eigenthümliche Verhalten des Em- bryoträgers, von denen letzteres vorzüglieh zu Gunsten der Schleiden’schen Be- fruchtungstheorie spricht. (Bot. Zeitung 1855. S. 641.) Th. Deeke, zur Entwicklungsgeschichte des Embryo von Pedicularis silvatica. — Die von D. im vorigen Jahre gemachte Ent- deckung, dass bei Ped. silv, das untere Ende des Pollenschlauchs sich im Em- 428 bryosacke zum Embryo entwickelt, hat von Mohl’s und Hofmeister’s lebhaften Widerspruch erfahren, indem beide den Beobachtungen Deeke’s den Vorwurf der Unvollständigkeit machen. Durch diesen Vorwurf gegen den sich übrigens D. im vorliegenden Aufsatze nachdrücklich verwahrt, angeregt hat D. seine Unter- suchungen wiederholt und durch dieselben seine frühern Beobachtungen nicht nur durchaus bestätigt gefunden, sondern er hat derselben noch eine neue hin- zugefügt ans der freilich unmittelbar dle Richtigkeit der Schleiden-Schacht’schen Befruchtungsiheorie folgen würde. War nämlich im vorigen Jahre die äusserste Grenze bis zu welcher hinauf der Vorgang verfolgt werden konnte, der Entwick- lungszustand,, in welchem sich bereits durch Theilung die erste Embryonalzelle im eingedrungenen Pollenschlauche gebildet halte, so gelang es D. in diesem Jahre den direkten Uebergang des dünnen Pollenschlauchs ausserhalb in den ver- dickten innerhalb wahrzunehmen. Von dem Hofmeister’schen Embryobläschen konnte D. nichts bemerken. Die Resultate der Untersuchung an einer Unzahl andrer Pflanzen verspricht D. später mitzutheilen. (Bot. Zeitung 1855. p. 657.) 2 Zoologie. Leconte, über die Arten von Platynus und den verwandten Gattungen in den Vereinten Staaten. — L. dia- gnosirt von folgenden Gattungen die Arten nach diesem Schema: ]) Mentum dente bicuspi; ungues plusminusve serrali. a) Paraglossae ligula non longiores, Calathus mit 6 Arten: gregarius Dj, confusus, opaculus, quadricollis, ruficol- lis Dj und obscurus. — b) Paraglossae longiores, ultra ligulam extensae,, Pri- stodactyla mit 4 Arten: impunctata, corvina, advena, dubia. — 2. Mentum dente simplici, ungues simplices. a) Paraglossae ligula longiores, Anchus mit der einzigen Art A. pusillus. — b) Paraglossae ligula non longiores. «) antennae articulo lerlio sequente sesqui longiore, Rhadine mit Rh, larvalis von St. Louis. ß) antennae articulo terlio sequente subaequale, Platynus. — 3) Mentum dente nullo, olisthopus mit O. parmatus und micans. Für die 61 Arten der Gattung Platynus gibt er folgende Uebersicht: 1. Corpus apterum gracile; thorax fortiter marginatus, ovalis; elytra humeris rotundatis indistinctis : P. fragilis. Californien P. angustatus Dj. Neuyork. Georgia hypolithos. Mitt. und W. Staaten stygieus. St. Marie - erythropus Dej 2. Corpus alatum gracile; thorax margine mediocri, elytra basi Iruncata, angulis postieis dislinelis, Lripunclala. a. angulis posticis thoracis non prominulis , anlennae subsetaceae ; elytra tenuiter striata: P. tenuicollis. St. Marie P. eincticollis. Mittl. und W. Staat. marginatus. Ob. See - blandus Germ - corvinus Dj b. Angulis postieis thoracis prominulis; antennae filiformes ; elytra tenuiter striala: P. bicolor. Californien P. cinctellus. Californien c. nigerrimi; elytra profunde striata: P. decens. gemein P. sinuatus. gemein 3. Corpus alatum gracile; thorax subcordatus, tenuiter marginatus, an- gulis post in distinctis, impressionibus basalibus praecipue profundis productis. a. elylra tripunctala, pedes concolores: P. funebris. Californien P. aeneolus. Oregon b. elytra multipunctata, pedes rufei vel picei: P. extensicollis (Say). Ober See P. anchomenoides. Pennsylv. etc. simplex. Californien californicus (Dj). Californien decorus (Say). gemein 4. Corpus alatum, praecipue minus gracile; Ihorax rolundatus (raro qua- dratus); elytra tripunctata, 429 a. praecipue nigri (raro picei vel metallici), pedes concolores: P. collaris (Say). Luisiana P. piceus. Massachus. moerens (Dj). carbo. Ober See laevis. Mittel und W. Staaten alralus. ,, melanarius (Dj). gemein frater. Californien metallescens. Ober See quadralus. Oregon tenuis. Oestl. Staaten eupripennis (Say). gemein Harrisi. Ober See. Massach. b. pedes testacei vel rufi, Ihorax convexus tenuiter marginalus: P, punctiformis (Say). gemein P. limbatus (Say). Pennsylv. Georgia 5. Corpus alatum, gracile; thorax ovalis vel leviter cordatus, tenuius marginatus ; elytra tripunctala; pedes plus minusve testacei: P. aeruginosus (Dj). gemein P. subcordatus. Ober See excavatus (Dj). ns hasalis. Nebraska ferreus (Hld). ei vagans. New-York errans (Say). Nebraska 6. Corpus alatum, gracile, praecipue elongatum; thorax ovalis; elylra multipunctata; pedes plus minusve testacei: P. nutans (Say). gemein P. ruficornis. Ober See erenulatus. Georgia. Luisiana pieipennis (Kb). gemein striatopunctatus (Dj). Georgia lutulentus. Ulaine. Ober See retractus, Ober See. New-York nigriceps. Ober See 7. Corpus alatım, miuus gracile, (horax praeeipue rotundatus , impres- sionibus basalibus latis, minus profundis; elylra multipunctata. a. corpus elongatum metallienm, pedes concolores; P. protractus. Ober See P. chalceus. Ober See b. corpus minus elongatum suhgracile, pedes plus minusve lestacei , P. placidus (Say). gemein P. variolatus. Californien. maeulicollis (Dj). Californien e. corpus robustiuns, angulis thoracis posticis fere distinclis: P. deplanatus (Men). San Jose P. fossiger (Dj). Californien 8. Corpus alatım, thorax rotundalus, tenuissime marginatns; elylra foveata: P. octopunctatus (Fbr). gemein. 9. Corpus alatum, fere gracile, elyira oblonga, hasi valde emarginata, apice fere truncala, elytra vel tripunctata vel quadrifoveala : P. consimilis. Ober See P. bembidioides (Kb). Ober See obsoletus (Say). Ober See. NYork stigmosus. Ober See strigicollis (Mau). Oregon (Proceed. Philadelphia VII. 35—58.) F. Radde theilt seine ornithologischen Beobachtungen wäh- rend eines zweijährigen Aufenthaltes in der- Krim mit, wir entlehnen daraus zunächst die Schilderung der für die Steppenfauna characteristischen Trappen. Otis tarda L. Ist in den Steppen ein gemeiner Vogel, der zum gröss- ten Theil hier wintert, obgleich es vorkommt, dass er bei kaltem Wetter ge- sellschaftlich fortzieht und sich dann an der Küste in Menge niederlässt. Das- selbe geschieht auch im Frühjahr und oft sollen die Trappen nach ihrer An- kunft so müde sein, dass man sich ihnen mit Stöcken nähern nnd sie erschla- gen kann. Ebenso ereignet es sich wirklich, dass wenn auf starkes Regenwet- ter plötzlich gegen Morgen Frost eintritt, die Schwungfedern der Art bereifen, dass die Thiere nicht auffliegen können und man sie mit Windhunden fangen oder, falls man zu Pferde ist, sie erschlagen kann. Zu Fusse kommt man, wenn eine Trappe läuft, ıhr schwerlich nach, überhaupt sind sie nur im Mai und Juni mit dem Gewehr leicht erlegbar. Mitte Mai’s legen sie in das sehr kunstlose Nest, welches aus einzelnen zusammengelegten Grashalmen besteht, auf die flache Steppenerde 3—4 Eier, die malt graugrün mit dunklern bräun- lichen Tupfen gefärbt sind. Fürchtet das brütende Weibchen nichts, so hält es den Kopf hoch aufrecht, rähert sich die Gefahr, so streckt die Trappe den Hals 430 wagrecht an die Erde, nach vorne, nie zieht sie ihn ein. Daher kommt es auch, dass man selbst in nur 1‘ hohem Grase, wenn man nicht schon ein sehr ge- übtes Auge hat, die sich gelegten Trappen oft übersieht. Merkwürdig ist es, dass die Männchen zur Brutzeit fortziehen, jedoch ist diese Thatsache nunmehr erwiesen, sehr selten findet man nämlich im Sommer die Trappenhähne, sie fliegen nach der Begaltung mit den alten zum Brüten unfähigen Weibchen weit nördlich fort, wo man daher wohl Trappen, aber niemals Nester von ihnen fin- det. Nach den Beobachtungen glaubwürdiger Personen sieht män z. B. bei Mos- kau jeden Sommer viele Trappen, aber noch nie hat man ein Ei gefunden. Die Männchen kehren erst im Frühjahr zurück, wenigstens findet man nur dann die grösste Zahl alter männlicher Exemplare. Im Juli und August rottet sich die Brut, die jetzt erwachsen ist, zu grossen Völkern zusammen, die dann bis Mitte Octo- ber gemeinschaftlich äsen. Später verlassen sie die magern Sommerweiden und begeben sich gerne in die Heuschläge, wo sie auch wintern, aber so scheu sind, dass man selten bis Ende April zu Schuss kommt. In den Mägen, die ich öffnete, fand ich ausser verschiedenen Grasarten stets viel Schötchen von Lepidium perfoliatum und in der Regel 1—4 Quarzstücke, dıe oblong eckig waren und eine Höhe von 2—3 Linien halten, während die Länge’ !/, Zoll betrug. Mausern im Juli und August. [Fortsetzung nächstens.] (Bullet. nat. Moscou 1854. III. 148— 150. N. Gruber, Anatomie der Eingeweide des Leoparden (Fe- lis leopardus) mit vergleichenden Bemerkungen über andere Felisarten. Mit 4 Tfin. Petersburg 1855. 4%, — Katzen sind viel und oft untersucht, doch meist nur theilweise, so auch der Leopard nur z. Th. In einer Petersburger Me- nagerie fiel ein männlicher Leopard, dessen anatomische Untersuchung Gr. in dieser Abhandlung darlegt. Er halte von der Schnauzenspilze bis zur Schwanz- wurzel 42/3‘, der Schwanz 3’, die Schulterhöhe 2° 3°. Die Zungenstacheln sind zugespitzt, wallförmige Warzen sah Gr. rechts 3, links 4, bei dem Löwen rechts 4, links 2, bei dem Luchs jederseilts 3 oder 4 und 5. Das Zungenbein gleicht dem des Löwen. Der Schlundkopf ist sehr muskulös, die Speiseröhre 19‘ Jang, ihre Schleimhaut ın der vordern Hälfte längs - in der hintern quergefaltetl. Der Magen misst längs der grossen Curvalur 31°‘, ist sehr gestreckt, der Darmcanal vom Pylorus bis After 19°, wovon 15° auf den Dünndarm kommen, der elf Peyerische Drüsenhaufen bat. Der Dickdarm ist 11)g —13/4‘'‘ weit, der Blind- darm 21/2‘ lang, 4°‘ im Umfange. In den Mastdarm mündet jederseils ein vom Sphineter bedeckter, länglich runder Aftersack. Die Leber besteht aus einem rechten, einen miltlern Lappen mit der Gallenblase, einen in zwei getheilten linken und 3 kleinen obern hintern Lappen. Die Gallenb lase ist 4° lang. De Ductus choloedochus mündet gemeinschaftlich mit dem pancreatischen Gange wie beim Löwen. Das Pancreas ist sehr lang, zweiläppig, die Milz 1‘ lang. Die Nieren wie gewöhnlich, die Harnleiter mit sehr feiner Mündung, die Harn- hlase eiförmig, 7° lang, 5‘ breit; der linke Hoden fehlte, der rechte Samen- gang theille sich vor der Prostata, Samenblasen fehlen, Cowpersche Drüsen jederseits eine, der Penisknochen eine kleine rautenförmige Platte bildend , der Kehlkopf, der sehr ausführlich beschrieben wird, weicht mehrfach von andern Arten ab, die Lufröhre I‘ lang, aus 41 — 42 Ringen bestehend, der Löwe hat 38, der Tiger 45, die Unze 34, der Luchs 40 (37— 42), die Hauskatze 38, der Serval 52 Ringe; die rechte Lunge ist vier-, die linke dreilappig, die Schilddrüse zweilappig, das Herz 5‘ lang, 4° breit, sehr stumpfspilzig. Gl. ET — Gorrespondenzblatt au: Naturwissenschaftlichen Vereines Provinz Ar ai Thüringen Halle. 1855. November. MA Sitzung am 7. November. Eingegangene Schriften: J. G. Fischer, die Familie der Seeschlangen systemalisch beschrieben. Hamburg 1855. 4% — Geschenk des Hr. Verf.’s Als neue Mitglieder werden proclamirt: Hr. Dr. Taschenberg, Rector in Zahna und Hr. Salomon, Lackfabrikant hier. Zur Aufnahme wurde vorgeschlagen: Hr. Schütze, Berggeschworner in Zorge durch die Hrn. Weichsel, Giebel, und Baer. Die geographische Gesellschaft in Paris zeigt durch ihren Secre- tair an, dass sie den durch Hrn, Söchting beantragten Tausch der gegeiseiligen Vereinsschriften acceplire. Hr. Giebel theilt die interessantesten Ergebnisse aus Hr, Fi- schers oben angeführter Schrift über die Seeschlangen mit. Hr. Jacobson legt einen Weichselzopf vor und erläutert das Wesen dieser krankhaften Bildung. Hr. Rosenbaum nimmt davon Veranlassung die Resultate sei- ner früher hierüber angestellten historischen und pathologischen Un- tersuchungen mitzutheilen. Hr. Baer spricht über die Vertretung der chemischen Gewerbe auf der Pariser Ausstellung. Sitzung am 14. November. Eingegangene Schriften: Jahresbericht der Wetierauer Gesellschaft für die gesammte Naturkunde in Ha- nau über die Jahre von August 1853 bis 1854. Hanau 1855, 89, Als neues Mitglied wird proclamirt: Hr. Schütze, Berggeschworener in Zorge, Zur Aufnahme angemeldet wird: Hr. Voley, Apotheker in Dessau durch die Hrn, Giebel, Baer und Weber, 432 Der Vorsitzende meldet die plötzliche Abberufung des bisheri- gen geschäftsführenden Secretärs, Hrn. Baer, zur lechnischen Dire- clion der neu begründeten Paraffin- und Mineralölfabrik zu Rehms- dorf bei Zeitz mit einem Hinweis auf dessen mehrjährige schr rege und aufopfernde Theilnahme an der Geschäftsführung sowohl als an den wissenschaftlichen Verhandlungen des Vereines; für letztere habe Hr. Baer sein thätiges Interesse auch aus der Ferne ungeschwäeht zu erhalten versichert. Da die Geschäfte des Schriftführers bis zur nah bevorstehenden Neuwahl des Vorstandes von den beiden andern Schrift- führern, den Hrn. Andrä und Kohlmanr, fortgeführt werden: so wird die Ersatzwahl für Hrn. Baer bis Neujahr vertagt. Hr. Köhler verbreitet sich über die Nitroprussidverbindungen unter Darlegung seiner eigenen hierauf bezüglichen Untersuchung. Hr. Giebel gibt unter Vorlegung von Koch’s Werk über die im Bernstein befindlichen Arachniden und Crustaceen eine Uebersicht über die vorweltlichen Spinnen und zeigt ein neues Theridium im Bernstein vor, Sitzung am 21. November. Bezug nehmend auf die in frühern Sitzungen ausgelegten Schrif- ten von R. Wagner, C. Vogt, A. Wagner etc. etc. erörtert Hr. Gie- bel in einem längern Vortrage die Frage über den Artbegriff in der Zoologie und dessen Anwendung auf den Menschen. Derselbe legt nach längerer resultatloser Debatte über die Schlussfrage seines Vortrages noch einen Käferflügel aus der Braun- kohle von Eisleben vor, den er als von einem Elater stammend cha- racterisirt, und ersucht die Versammlung, derartigen Vorkommnissen in hiesigen Braunkohlenablagerungen eine grössere Aufmerkamkeit zu- zuwenden, da das vorgelegte Exemplar bisjetzt noch der einzige In- seclenrest überhaupt aus unserer hiesigen Tertiärformalion sei. Sitzung am 28. November. Eingegangene Schriften: 1. Bulletin de la Soeciete des sciences naturelles de Neuchatel. Novemler 1853 — Mai 1854. 8°. 9%. Aus der Natur. Die neuesten Entdeckungen auf dem Gebiete der Natur- wissenschaften. Bd. VII. Leipzig 1855. (Geschenk des Hrn. Verlegers A. Abel.) 3. J. G. Fischer, die Familie der Seeschlangen systematisch beschrieben. Mit 3 colorirten Tf. Hamburg 1856. 49. ‚ neue Schlangen des naturbistorischen Museums in Hamburg. Mıt 3 Tif. Hamb. 1856. 4%. — (Nr. 3. u.4. Geschenk des IIrn. Verfs.) 5. J.D. Dana, Mineralogical contributions. (Aus Sillemann’s americ. journ.) (Geschenk des Hrn. Verfs.) 6. Archiv des Vereines der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg. 9. Heft. Neubrandenburg 1855. 8°. 7. Blum, Volksnaturlehre wit besondier Rücksicht auf Gewerbe, Künste und die Bedürfnisse des bürgerlichen Lebens. . Heft 1—3. Stultgard 1854. 55. 80% — (Geschenk des Hrn. Verfs.) 8. G. Czolbe, neue Darstellung des Sensualismus. Leipzig 1355. 8. (Geschenk des Hrn. Verlegers G. Costenoble.) 4. 433 9. ‚Bulletin del’ academie royale des sciences, des lettres et: des beaux arts de Belgique. tom. XXIl. I partie. Bruxelles 1855. 80, 10. Bibliographie academique ou liste des ouvrages publies par les membres, correspondans et associes residents. 1854. Bruxelles 1855. 8°. 11. Annuaire del’ academie royale des sciences, des lettres ei de beaux arls de Belgique 1855. Bruxelles 1855. 8°, 12. J. B. Trask, report on the geology of the coast mountains embrasing their agrieullural resources and mineral produclions. Washinglon 1855. 80. , report on Ihe geology of Ihe coast mountains and part of the Sierra Newada embracing their industrial resources in agricullure and mining. Washington 1854. 80, 14. Eight and ninth annual report of the boards of regents of the Smithsonian Institution. Washington 1854.55. 80. 15. Report of the commissiones of patents for Ihe year 1853. Agriculture. Washington 1854. 80, 16. Smithsonian contributions to knowledge, vol. VII Washington 1855. 40. 17. Journal of the academy of natural sciences of Philadelphia. New series vol IH. pt. I. Philadelphia 1855. 40. 18. Proceedings of the Boston Society of natural history. vol. IV. 1851 —54. Boston 1854. Vol. V. Juli 1854 — April 1855. 19. Proceedings of ihe academy of natural sciences of Philadelphia. vol. VII. Nr. I —1I. 80, 20. Zwei und dreissigster Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für va- terländische Cultur. Jahr 1854. Breslau 1855. 4% Hr. Hetzer verbreitet sich über Deeke’s Beobachtungen an Pe- dieularis silvalica und über Schachts an Tropaeolum majus die Befruch- tungstheorie betreffend (S.427). Nachdem noch N. v. Mohl’s Einwen- dungen hiergegen berührt und der augenblickliche Stand der thieri- schen Befruchtungstheorie zur Vergleichung gezogen war, erörtert Hr. Giebel die Begriffe von Feldstein und Bruchstein mit Rücksicht auf die praclische Bedeutung dieses Unterschiedes, veranlasst durch einen hiesigen Fall, in welchem die technischen Beamten des Strassenbaues die anstehenden Bänke des quarzigen Braunkohlensandsteines als Feld- steine betrachtelen und verwendeten. Nekroloe Dr. Karl Friedrich Bachmann, Herzogl. Sachsen - Altenburg’scher Geh. Hofrath, ordentlicher Professor der Mo- ral und Politik an der Universität zu Jena sowie Director der Grossherzoglichen mineralogischen Anstalten daselbst. Geboren am 24. Juni 1785 zu Altenburg, verliess das Gym- nasium seiner Valerstadt Ostern 1803, um die Universität Jena zu besuchen, wo er erst Theologie, nachher Philosophie studirte und Hegel, Krause, Ast und Schelver hörte. Ausserdem war. er drei Jahr lang Mitglied der lateinischen Gesellschaft unter Eichstädt. Nachdem er 1806 die philosophische Doetorwürde erlangt hatte, be- gab er sich im Frühjahre 1807 nach Dresden, um durch Benutzung 434 der dortigen literarischen Schätze sich auf die akademische Docenten- laufbahn vorzubereiten. Im Herbste 1808 reiste er nach Heidelberg, in der Absicht, daselbst als Privatdocent aufzutreten. Da er jedoch durch eine sechswörhentliche Krankheit an der Eröffnung seiner Vor- lesungen für das nächste Semester behindert wurde, so ergriff er, zugleich auf den Rath seines Arztes, die Gelegenheit, eine Hausleh- rerstelle in der Schweiz, beim Herrn Wattenwyll in Belp bei Bern anzunehmen. Hier blieb er bis zum Sommer 1810, worauf er nach Jena zurückkehrte und im Herbst desselben Jahres als Privatdocent der Philosophie auftrat. Bereits im Jahre 1812 wurde er zum aus- serordentlichen und schon im Jahre 1813 als Nachfolger Ulrich’s in der philosophischen Facultät zum ordentlichen Professor der Moral und Politik ernannt. In dieser Funelion gewann er noch so viel Zeit, um mehrere Jahre hindurch naturwissenschaftliche Vorlesungen seiner Collegen zu besuchen und manche Lücken seiner Studien in diesem Gebiete des Wissens möglichst auszufüllen. Dadurch wurde vorzüg- lich sein Interesse zur Mineralogie geweckt, welche er so lieb ge- wann, dass er sich nicht allein eine ansehnliche Mineraliensammlung sowie eine zahlreiche Bibliothek mineralogischer Zwecke anschaflte, sondern auch ihr schriftstellerisch widmete, indem er im Jahrgange 1524 der bei Brockhaus in Leipzig unter dem Titel Hermes erschie- nenen Zeitschrift eine Uebersicht der neueren Leistungen in der Mi- neralogie inserirte. Vom Geh. Rath Göthe, dem damaligen Präsidenten der vom Bergrath Lenz gestifteten und dirigirten mineralogischen Societät zu Jena wurde er bereits im Jahre 1826 zum Prodirector derselben ereirt und, um die Benutzung des dahin gehörigen mineralogischen Museums unter den eigentlichen Universitätslehrern der Mineralogie in unparteiischer Weise und unbehindert bestehen zu lassen, wurde ihm nach dem im Jahre 1832 erfolgten Ableben des Bergrath Lenz das Directorium nicht sowohl dieser Societät als auch sämmtlicher Sammlungen derselben übertragen. Von Sr. Hoheit dem Herzoge von Altenburg erhielt er den Cha- racter eines Hofraths und nach einiger Zeit den eines Geheimen Hof- raths. Die Kaiserliche Russische Gesellschaft für Mineralogie in Pe- tersburg, das historische Institut in Paris, die Königliche medicini- sche Akademie in Madrid, die gelehrten Gesellschaften in Paris, Brüs- sel, Antwerpen, Utrecht, Philadelphia und mehrere andere ernannten ihn theils zum wirklichen, theils zum Ehrenmitgliede. Seit 1853 gehörte er unserem Vereine als Mitglied an. Die von ihm seit seinem Auftreten ununterbrochen gehaltenen Vorlesungen erstreckten sich über Psychologie, Logik, Metaphysik, Religionsphilosophie, Ethik und Geschichte der Philosophie, sowie er auch ausserdem nicht nur mehrere Recensionen in die Jena’sche Li- teraturzeitung sowie einzelne Aufsätze in Wielands deutschen Mer- kur und in die Studien von Daub und Creuzer geliefert, sondern 435 auch umfassenderer selbständige Werke philosophischen Inhalts ver- fasst und herausgegeben hat, Wegen mehrfacher Hämorrhoidal- und Gichtbeschwerden sah er sich genölhigt, meist die Zeit der Herbstferien zum Genusse auswär- tiger Bäder und Mineralquellen zu verwenden. Und so wurde er veranlasst, auch im Jahre 1855 während der Monate August und September in Schlangenbad zuzubringen. In Folge einer daselbst durch einen Sturz von einem Maulthiere sich zugefügter Kopfver- letzung verliess er früher, als er anfänglich beabsichtigt hatte, das ihm ärztlich empfohlene Schlangenbad um über Kreuznach (a. d. Nahe) nach seinem Wohnort Jena zurückzukehren, welchen zu erreichen, ihm indess nicht beschieden war, indem er zu Kreuznach am 18ten September (1855), also im 71. Lebensjahre, von einem Schlag- flusse getroffen, dahinschied. November-Bericht der meteorologischen Station in Halle. Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei trübem Him- mel einen Luftdruck von 27°4'78 und stieg bei vorherrschendem W und sehr veränderlichem, durchschnittlich trübem, häufig auch nebeligem Wetter bis zum 11. Nachm. 6 U. auf 28°'2,‘48, worauf es bei NW und trübem Himmel bis zum 14. Morg. 6 U. bis auf 27°‘10,'25 zurücksank. Während der nächsten Tage stieg es bei W und fort- während trübem Weiter bis zum 17. Abends 10 U. auf 282,21, und sank dann wieder langsam bei N. und trübem Wetter bis zum 24. Nachm. 2 U. anf 27‘8,‘"39. Noch einmal fing das Barometer ‚an schnell zu steigen, indem es schon bis zum 26. Morg. 6 U. bei trübem und schneeigem Wetter eine Höhe von 28°‘2,‘'‘06 erreichte, worauf es aber bei NW und trübem, bisweilen auch regenigtem Him- mel und unter häufigen Schwankungen bis zum Schluss des Monats auf 27‘°5,‘85 sank, Es war der mittlere Barometerstand im Mo- nat ziemlich hoch, nämlich —=27‘11,‘‘16. Den höchsten Stand er- reichte es am 11. Nachm. 2 U. —28''2,‘''48; den niedrigsten Stand am 11. Morg. 6 U. —27''4‘'78. Demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat =9,'''70. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 2—3. Morg. 6 U. beobachtet, wo das Baro- meter von 275,84 auf 2710,57, also um 4,75 herabsank. Zu Anfang des Monats war die Luft ziemlich warm, es sank alsdann die Wärme im Allgemeinen bis zum 17. und blieb den übri- gen Theil des Monats verhältnissmässig kalt. Nur die letzten Tage des Monats hatten wieder eine mittlere Temperatur. Es war die mittlere Wärme des Monats =1,08; die höchste Wärme am 1. Nachm. 2 U. =9,06; die niedrigste Wärme am 21, Morg. 6 U. = —,6,9. Die im Monat beobachteten Winde sind: N=10 0=0 S—=0 Ww=13 N0=0 S0=0 NW=35 SW=4 NNO=0 NNW= 6 SS0=0 436 ssw=2 0N0=0 050=0 WNW=14 WSW-=6 woraus die mitt- lere Windrichtung berechnet worden ist auf W — 5805'14,"47—N. Die Feuchtigkeit der Luft war ziemlich gross. Es wurde eine mittlere relative Feuchtigkeit von 88 pCt. beobachtet bei einem milt- lern Dunstdruck von 2,’12. Dabei hatten wir durchschnittlich Lrü- bes Wetter, wir zählten 11 Tage mit bedecktem, 14 Tage mit trübem, 3 Tage mit wolkigem und 2Tage mit heiterem Him- mel. Dabei aber wurde auffallend wenig Regen nämlich nur an 2 Tagen Regen an 1 Tage Schneefall, dagegen an 6 Tagen feuchter Nebel beobachtet. Die im Regenmesser gemessene Wassermenge be- trug auch nur 37,25 paris. Kubikmass, wovon 44,‘'95 aus Regen und Nebel, 2,3K aus Schnee gesammelt wurden. Durchschnittlich kommen also täglich 1,‘50 aus Regen, 0,07 aus Schnee, zusam- men 1,‘57 auf den Quadratfuss Land. Besondere Naturerscheinungen sind nicht zu erwähnen, Weber. Zur Nachricht. Dem mehrfach geäusserten Wunsche statt des bisherigen com- pressen Druckes unserer Literaturberichte einen grössern und deut- lichern Satz anzuwenden, werden wir mit Beginn des siebenten Ban- des nachkommen und zugleich den durch grösseren Satz beanspruch- ten Raum durch eine Vermehrung der Bogenzahl ohne Nachtheil für den Umfang unserer Berichte erselzen. Die Redaection. — HE OA — Druck von W. Plötz in Halle. Zeitschrift für die Gesammien Naturwissenschaften. 1855. December. N? ll. Einige Worte über den Artbegrifl mit Rüeksicht auf das Menschengeschlecht von € Giebel. Die Erörterung des Artbegriffs in der systematischen Naturgeschichte, insbesondere in der Zoologie hat durch den neu entbrannten und mit unbegrenzter Leidenschaftlich- keit geführten Kampf über die specifische Identität oder Differenz des Homo sapiens ein gesteigertes Interesse ge- wonnen und es dürfte daher am Orte sein die Frage, was ist Art, species, im Sinne der heutigen Zoologie, und ihre Beziehung zum Menschengeschlecht auch hier einer unparteiischen, wenigstens von den persönlichen Inter- essen des Kampfes um „Köhlerglauben und Wissenschaft“ völlig unabhängigen Prüfung zu unterwerfen. Unsere wissenschaftlichen Journale und monographi- schen Prachtwerke bringen uns .alljährlich Tausende neuer Arten von Thieren und Pflanzen und es genügt der flüch- tigste Blick auf diese Schaaren von mihi, nobis und nov. spec., um sich zu überzeugen, dass heut zu Tage Nichts leichter sein kann, als neue Arten zu machen. Frägt man bei den Speciesfabrikanten an, was ist eine Art? so sieht man der Verlegenheit ins Gesicht. Andre geben nun zwar eine Definition des Artbegriffs, aber die Arten, welche sie selbst anerkennen oder als neue in das System einführen, stehen im schreiendsten Widerspruch mit jener allgemeinen vi. 1855. 29 438 Definition. Wollen wir aus dem gegenwärtigen Treiben in der systematischen Naturgeschichte eine Antwort auf die Frage, was man heutzutage überhaupt unter Art versteht, suchen und darum handelt es sich ganz besonders in dem Streite um die specifische Einheit oder Differenz des Men- schen: so haben wir jene allgemeinen Definitionen dieses Begriffes zu prüfen, dann aber und das gibt den wahren Aufschluss, nachzusehen, wie in den verschiedenen Thier- klassen und Familien von den verschiedenen Monographen die Arten umgränzt und begründet, nach welcher Methode sie gemacht werden. Es kann nicht unsere Absicht sein, hier Alles, was seit den letzten zwanzig oder dreissig Jah- ren über den Artbegriff geschrieben, aufzuführen und zu- kritisiren und noch viel weniger, alle seit jener Zeit von den verschiedensten Autoren neu aufgestellten Arten zu beleuchten. Es genügt unserem Zwecke schon vollkommen, einige jener Begriffsdefinitionen herbeizuziehen und die wichtigsten und herrschendsten Methoden der Artfabrika- tion unseren Lesern und zugleich zur Berherzigung der Fachgenossen kurz darzulegen. Alle Thiere, die fruchtbare Junge mit einander zeugen, gehören zu einer und derselben Art. Diese Behauptung, wel- che den Artbegriff auf die Zeugungsfähigkeit der Jungen basirt oder vielmehr mit derselben identificirt, rührt aus dem vorigen Jahrhundert her, ist in diesem Jahrhundert oft wiederholt worden und wird in der neuesten Zeit von R. Wagner und A. Wagner, deren Verdienste um die Wissenschaft wir keineswegs verkennen, mit ganz besonde- rem Nachdruck hervorgehoben, ja letzterer nennt sie ein sicheres mit logischer Schärfe und wissenschaftlicher Evi- denz gewonnenes Kriterium zur Feststellung der Arten*). Was hat die Systematik an diesem sicheren Kriterium und wie wendet Herr A. Wagner selbst dasselbe zur Un- terscheidung der Arten an? Wir wissen aus sehr vereinzelten ältern und noch we- nigeren neueren, weit von überzeugender Gewissheit ent- fernten Beobachtungen, dass etwa ein, duzend Bastarde *) Naturwissenschaft und Bibel (Stuttg. 1855). S. 27. 439 verschiedener Säugethier - und einiger Vögelarten zeugungs- unfähig zu sein scheinen und diese unzulänglichen Beo- bachtungen sollen nun für Hundert Tausende von Arten massgebend sein, sie sollen den das ganze Thier- und Pflanzenreich in seine Elemente zergliedernden Artbegriff bestimmen. Ist es nicht ganz dieselbe logische Schärfe, wenn Jemand behauptet: einige Hundert Menschen sind blödsinnig, das ist Thatsache, also, ist das ganze Menschen- geschlecht blödsinnig! — Wer hat denn die Bastarde von Amphibien und Fischen, von Inseeten und Gewürm aller Art schon auf ihre Zeugungsfähigkeit untersucht und wer will sie untersuchen? Wo bleibt denn dieses sichere Krite- rium mit seiner wissenschaftlichen Evidenz für die grosse Anzahl sich selbst befruchtender Zwitter, wo bleibt es für die geschlechtslosen Infusorien und Polypen, wo bleibt es für die selbstständig fort existirenden und zeugenden Ent- wicklungsstufen, die uns der Generationswechsel kennen lehrte? Bei den Tausenden von neuen Arten, die alljähr- lich als sogenannte gute und sicher begründete in die Wis- senschaft eingeführt werden, denkt auch kein einziger Au- tor an die Zeugungsfähigkeit der Jungen und Herr A. Wag- ner, der die Säugethiere für das ganze Thierreich zu halten scheint, hat selbst von keiner einzigen seiner eigenen Arten dieselbe weder nachweisen wollen, noch nachweisen können. Und wenn es möglich wäre für hundert lebende Thierspecies dieses Kriterium thatsächlich zu begründen, wie steht es dann wieder mit der Systematik der vorwelt- lichen Thiere‘, mit denen wir weder Begattungsexperimente vornehmen, noch die Genitalien und Spermatozoen unter- suchen können. Viele, sehr viele Arten von diesen, denen auch Herr A. Wagner die Artrechte jetzt nicht absprechen wird, sind augenscheinliche Bastarde, wenn sie mit dem Masse der bekannten Bastarde lebender Thiere gemessen werden sollen. Unsere ganze Systematik, dieses mit ungeheurem Zeit- und Kraftaufwande aufgeführte Gebäude, das Endziel aller zoologischen Forschungen würde sofort in Nichts zer- fallen, wenn das Kriterium von der Zeugungsfähigkeit der Jungen das allein gültige wäre, wenn es überhaupt nur 232 440 Geltung hätte. Glücklicher Weise oder unglücklicher, wie man es nun nennen will, haben Herr A. Wagner und alle Zoologen, welche dieses Kriterium an die Spitze ihrer Sy- stematik stellen, dasselbe längst vergessen, wenn sie an die Unterscheidung der Arten kommen und wer möchte ih- nen diese Vergesslichkeit zum Vorwurfe machen! Ob die Bastarde von diesen oder jenen Arten unter einander sich fruchtbar begatten, darüber ist viel gestritten worden und zwar am Studiertisch resultatlos. Weg mit dem „alten Plunder‘, macht neue Experimente und wieder- holt sie, bis die Facta feststehen. “Ich halte mich daher auch bei der Prüfüng jener Angaben für und gegen die Fruchtbarkeit der Bastarde hier nicht auf und berufe mich nur auf den Hund, den Jeder untersuchen, mit dem Je- der experimentiren kann, wenn ihn die Auctoritäten im Stiche lassen. Der Haushund, der seit Linne unter dem Canis familiaris als eine Species im zoologischen Systeme steht, ist nicht eine Art mit zahllosen Rassen, sondern bil- det mehre Arten jede mit ihrem eigenen Rassenkreise. Diese Arten sind durch und durch verschiedene, wie ich in diesen Blättern, Bd. V. 8. 349— 363 evident nachge- wiesen habe. Hier hebe ich aus jenem Nachweis nur her- vor, dass es Hundearten mit vier und solche mit fünf Zehen an den Hinterfüssen gibt. Wer sich mit der innern Orga- nisation der Säugethiere und nicht blos mit deren Bälgen nur einigermassen eingehend beschäfftigt hat, weiss, dass eine normal ausgebildete Zehe ein wesentliches Glied des Körpers ist, dessen An- oder Abwesenheit für den ganzen Organismus von Bedeutung ist und weiss ferner, dass weder Kultur, noch Klima noch irgend welche äussere Einflüsse ein solches Glied Generationen hindurch constant entfernen oder hervorbringen können. Die Zehe allein, weil sie eben eine wesentliche und durchgreifende Aendrung des ganzen Organismus bedingt, beweist die specifische Differenz der Haushunde und doch begatten sich vier- und fünfzehige Hunde fruchtbar und deren Bastarde wiederum fruchtbar. Das ist eine Thatsache, die auch nicht den lei- sesten Zweifel duldet. Sie beweist die Fruchtbarkeit der Bastarde verschiedener Arten schlagender als alles Kritisi- 441 ren an veralteten, unzuverlässigen und unzulänglichen Nach- riehten, aus denen nach Belieben für und gegen die Frucht- barkeit Schlüsse gezogen werden können. Sie beweist an und für sich schon, dass das auf die unfruchtbare Bastard- zeugung begründete Kriterium für die Arten ein haltloses, unzulässiges ist. Mag man nun diese Thatsache verallgemeinern, d.h. auf die ganze Klasse der Säugethiere oder auch auf sämmt- liche Wirbelthiere ausdehnen, oder mag man umgekehrt jene aus blossen unzuverlässigen Nachrichten gewonnene widersprechende Ansicht aus persönlicher Vorliebe auf- recht erhalten, in keinem Falle gewährt sie dem Systema- tiker einen weitern Anhalt. Mögen die Wirbelthierarten fruchtbare Bastarde zeugen oder nicht, die niedern Thiere zeigen ein anderes, ganz anderes Verhalten. Die Fort- pflanzung ist ihrer systematischen Bedeutung nach bei ih- nen eine wesentlich verschiedene. _ Wir finden sich selbst befruchtende Zwitter, Zwitter die sich zu zweien, dreien und mehrern gleichzeitig befruchten, einzelne Glieder, die für sich das Geschlechtsleben repräsentiren, ja der Ge- schlechtsunterschied fällt ganz weg, die Genitalien ver- schwinden, der Generationswechsel in seinen mannichfalti: gen Erscheinungen und die Zeugungsfähigkeit der Körper- masse an sich vernichtet endlich das Kriterium von der Zeugungsfähigkeit der Bastarde völlig. Nicht die Bastard- studien haben unsere Kenntniss von den Artrechten bei den Finnen gefördert, sondern Küchenmeisters und von Siebold’s Fütterungsversuche eröffneten den Weg, auf wel- chem wir zum Begriffe der Helminthenarten gelangten. Und wie steht es in dieser Hinsicht noch mit den Infusorienarten! Das Kriterium ist also für den Systematiker nicht blos ein unzuverlässiges, trügerisches und falsches, es ist ein überhaupt zur Prüfung der Arten gar nicht an- wendbares. Die logische Schärfe und wissenschaftliche Evidenz desselben ist ein leerer Traum, ein klägliches Blend- werk für den, der weder Thiere kennt noch über das We- sen derselben nachdenken kann. Wir wollen gleich hier einen Abstecher in Herrn A. Wagners zoologisches Cabinet machen und einen Blick 442 in sein Quartantenreiches Säugethierwerk werfen, um sei- nen eigenen Widerspruch gegen das hochgepriesene Krite- rium kennen zu lernen. Wir treffen daselbst untern vielen andern seltenen Thieren ein Eichhörnchen, Sceiurus russa- tus, aus der Türkei an. Es stimmt dasselbe in den Form- verhältnissen mit dem Ehrenbergschen Eichhörnchen aus Syrien, Sciurus syriacus, vollkommen überein, es hat sogar an seinem Pelze dieselben Farben, nämlich schwarz, weiss und röthlich oder rostbraun, aber weil diese Farbentöne etwas anders vertheilt sind: so schliesst Herr A. Wagner, dass das türkische Eichhörnchen mit dem syrischen keine fruchtbaren Bastarde zeugt und also specifisch von demsel- ben verschieden ist. Worauf gründet sich nun dieser Schluss? Herr A. Wagner weiss, dass unser gemeines rothes Eichhörnchen rothe und schwarze Junge wirft, dass die schwarzen Jungen wieder rothe und schwarze Junge zeugen, dass die schwarzen und rothen sich fruchtbar be- gatten, kurz dass das schwarze und rothe Eichhörn- chen nur eine Art ist. Die Erfahrung, die directe Beo- bachtung erweist also, dass bei Eichhörnchen total verschie- dene Färbung keine specifische Differenz bedingt. Die ein- fache und richtige Folgerung daraus ist nun doch keine an- dere als, dass der nur durch sehr geringe Aenderung in der Farbenvertheilung verschiedene türkische Balg von ei- nem Eichhörnchen herrühren muss, welches mit dem syri- schen fruchtbare Junge zeugen konnte, also auch beide nur eine Art ausmachen. Herr A. Wagner stellt uns ferner den Balg einer brasilianischen Blattnase unter der Benennung Phyllostoma pusillum als specifisch eigenthümlich vor, weil sich der- selbe durch den Mangel eines weissen Rückenstreifens von Ph. lineatum unterscheidet, und wiederum einen andern Balg als Ph. personatum, weil derselbe oben russig braun, statt schön kastanienbraun, unten lichtbräunlichgrau statt hellgelb bräunlich mit grauröthlichem Anfluge ist (!). Diese leichten Farbendifferenzen, an einzeln und noch dazu nicht einmal frischen Bälgen beobachtet, sollen also beweisen, dass die betreffenden Thiere keine fruchtbaren Jungen mit einander zeugen konnten; dass sie verschiedenen Species 443 angehören. Wir bewundern diesen Scharfsinn,, aber benei- den Herrn A. Wagner darum nicht. Bei einem Beutelthierbalge vom Rionegro schliesst derselbe Mastozoolog aus dem etwas mehr wollartigen Pelz und die dichtern langen Grannen bei ebenfalls leichten Far- bendifferenzen, dass derselbe von einem Thiere herrührt, welches bei übrigens völliger Gleichheit mit der Didelphys lanigera sich nicht fruchtbar begattete. Von dem gemeinen Fuchs schildert uns Herr A. Wagner sehr auffallend ver- schiedene Farbenvarietäten, die alle fruchtbare Junge zeu- gen, den südamerikanischen Füchsen dagegen spricht er bei viel geringern Farbendifferenzen jene Fähigkeit ab und sondert sie demgemäss in verschiedene Arten. Wir würden bei längerem Verweilen im Münchner zoo- logischen Cabinet oder in dem grossen von zwanzigjähri- gem Fleisse zeugenden Säugethierwerke neben sehr ver- einzelten auf Schädel- und Gebissdifferenzen begründeten noch viele Arten, zumal unter den Ratten und Mäusen, tref- ‚ fen, die auf gleich oberflächliche, zufällige, bisweilen selbst auch auf künstliche Eigenthümlichkeiten begründet sind, doch zeigen die angeführten schon zur Genüge, was Herr A. Wagner selbst von dem sicheren Kriterium hält, und mit welch’ logischer Schärfe er dasselbe in seiner wissen- schaftlichen Praxis anwendet. Wenn er alle Haushunde ohne Ausnahme in eine Species vereinigt, dann darf conse- quenter Weise auch keine einzige der Arten, deren Vater- schaft er sich rühmt, fortbestehen, denn die Hundarten unterscheiden sich in ihrer äussern und innern Organisation viel auffallender von einander als die Wagnerschen Arten von andern schon früher bekannten. Von den Hundearten ist die fruchtbare Vermischung Thatsache, für die Wagner- schen Säugethierbälge ist die nicht fruchtbare Vermischung absolut unbeweisbar, wohl aber für die meisten weit .mehr als wahrscheinlich annehmbar '‘). *) S. 29 der oben erwähnten Schrift: Naturwissenschaft und Bibel, wi- derlegt Herr A. Wagner meinen Nachweis von der specifischen Differenz des Bos banteng und B. taurus durch die Behauptung, dass ich den Zebu nicht zur Vergleichung gezogen hätte. Damit sagt der gelehrte Forscher, weder Balg noch Skelet des B, banteng aus eigener Anschauung kennend, nur, dast er meine 444 Auf leichte Farbendifferenzen, auf geringfügige Unter- schiede im Haarkleide und dergleichen Aeusserlichkeiten gründet also Herr A. Wagner hauptsächlich und vor Al- lem seine Säugethierarten und behauptet auf selbiges Prin- cip der Systematik gestützt, Papuas, Neger und Europäer gehören zu ein und derselben Species im zoologischen Sinne. Die Menschenrassen sind doch wahrlich unter ein- ander in Farbe, Haar, Habitus, und selbst im Knochenbau viel auffallender verschieden als das türkische Eichhorn von dem syrischen, die erwähnten Phyllostoma- und Didel- phys- und andere Wagnersche Arten. Wo da nun die logi- sche Schärfe und wissenschaftliche Evidenz ist, das begreife wer kann! Soweit von A. Wagner, der sich als gründlicher Säugethierkenner anmasst über den Artbegriff in der Zoo- logie und dessen Anwendung auf das Menschengeschlecht eine entscheidende Stimme abzugeben und Forschern, die seine Ansicht nicht theilen, „ein Brett vor die Stirn nagelt.‘“ Wenden wir uns noch zu einigen andern Zoologen, höhern und niedern Ranges ohne die grosse Anzahl derer weiter zu berücksichtigen, welche den Artbegriff lediglich auf die Zeugungsfähigkeit der Jungen setzen: so finden wir zu- nächst bei H.Bronn die Definition dahin modifieirt, dass Art der Inbegriff aller Individuen von gleicher Abkunft Characteristik der Arten nicht gelesen, noch viel weniger dass er sie geprüft hat und bevor er nicht auf letzterem Wege meine detaäillirten Beobachtungen wider- legt oder als unhaltbar nachweist, bedarf es meinerseits keiner Erwiderung. In dem neuen Supplemente zum grossen Sängelhierwerke war dazu Gelegenheit, aber dort ist keiner der von mir beseitigten Irrthümer gelacht. So verkündet um nur ein Beispiel beizubringen Herr A. Wagner mit besonderem Wohlge- fallen seine Entdeckung von 4 obern Schneidezähnen bei den Cameelen, ich habe in meiner Odontogr. S. 65 und in den Säugethieren S. 369 aber die Exi- stenz von 6 obern Schneidezähnen nachgewiesen. Davon schweigen die Supple- mente und der Jahresbericht. Ja der Säugethierbericht für 1848 (Wiegm. Arch. 1849. XVb. 29) meldet, dass sich in Ersch und Grubers Eneyclopädie eine in anatomischer und zoologischer Hinsicht vortreffliche Bearbeitung der Robben von Burmeister findet. Hätte Hr. A. Wagner den Artikel auch nur durch- blättert und das musste er doch als Berichterstatter mindestens, so konnte ihm mein Name unter dem Artikel nicht entgehen. Sind noch schlagendere Be- weise für die leichtfertige Behandlung der Literatur und der darin nachgewiese- nen Thatsachen nöthig ? 445 ist und derjenigen, welche ihnen ebenso ähnlich als diese untersichsind*). Gleiche Abkunft und Aehnlichkeit sind also hier die wesentlichen Momente des Artbegriffs. Bronn erkennt überdiess die Unbestimmtheit und Unanwend- barkeit seiner Definition an, denn wie einerseits in sehr vielen Fällen die gleiche Abkunft nicht nachweisbar: so ist an- drerseits Aehnlichkeit ein zu sehr beweglicher Begriff, der der willkürlichen Begränzung der Arten freies Spiel lässt. Es können zwei Arten einander in der äussern Erscheinung sehr ähnlich sein, in der innern Organisation aber sehr wesentliche Unterschiede bieten, noch öfter ist die Aehnlich- keit in den äussern Merkmalen nicht gering, in den innern aber findet vollkommene Congruenz statt. Genügt die Aehnlichkeit einiger Organe und welcher oder muss der ganze Organismus in all seinen einzelnen Theilen ähnlich sein und nach welchem Massstabe wird der Grad der Aehn- lichkeit bestimmt? In der Praxis, zumal der paläontologi- schen wägt Bronn selbst die Grade der Aehnlichkeit auf sein umfangreiches Wissen und seinen geübten Blick gestützt sehr vorsichtig ab. Er scheidet die schwankenden, zufälli- gen Charactere von den constanten, wesentlichen und be- gnügt sich nicht mit einzelnen beliebigen, sondern mit durchgreifenden, kurz er begründet die Arten wirklich, und beschränkt sich nicht auf eine blosse Unterscheidung. In ganz andrer Fassung gibt R. Leukart seine De- finition von Art. Er betrachtet *) nämlich die Art als eine bestimmte abgeschlossene und sich selbst erhaltende Form des organischen Lebens. Eine leere Phrase. Die Art ist keine Form, sondern sie ist ein Typus; Form oder Gestalt ist das Exemplar, und das Exem- plar ist bestimmt, abgeschlossen, erhält sich selbst, aber erst eine Anzahl von solchen abgeschlossenen, sich selbst erhaltenden Exemplaren repräsentiren den Typus der Art. Auch die Abart, Spielart, Varietät, Rasse ist noch eine sich selbst erhaltende Form. Gerade die Auffassung der Art als Form hat das Unheil über die Systematik gebracht, in *) Geschichte der Natur III. 63. **) Ueber den Polymorphismus der Individuen S. 2. 446 ihr allein hat die zur Fabrikmässigkeit aufgewucherte Spe- ciesmacherei ihre Stütze und ihre vollkommene Berechti- gung; mit ihr ist es unmöglich zum Begriff von Art, Gat- tung etc. sich zu erheben. Dass das Moment der Selbster- haltung im Artbegriff, wie es jene Definition auffasst, etwas ganz Gleichgültiges ist, beweisen alle vorweltlichen Arten ohne Ausnahme. Wer kann die Existenz der Terebratula vulgaris, des Ammonites communis, des Elephas primige- nius leugnen? und wie sorgen diese für ihre Erhaltung! Das Prädikat „bestimmt“ ist in dieser Definition ein völlig unbestimmtes, denn das Exemplar ist (durch individuelle Eigenthümlichkeiten) bestimmt, die Varietät ist eine be- stimmte, der Art-, Gattungs-, Familien- und Klassentypus ist ein in sich selbst bestimmter. Dagegen bemerkt V. Carus*) sehrrichtig, dass die Ue- bereinstimmung der [wesentlichen] Merkmale zum Artbegriff führe und dass schon die Gleichheit gewisser [durchgrei- fender] Merkmale zur Begründung der Species ausreiche. Aber seine eigene Erfahrung scheint ihm hierbei nicht zu befriedigen, denn er nimmt sogleich zur Hypothese der Zeugungsfähigheit seine Zuflucht und findet erst in deren Annahme den Speciesbegriff begründet. Ich stelle keines- wegs in Abrede, dass die Zeugungsfähigkeit, die Zeugung congruenter Individuen eine in der Natur tief begründete Erscheinung ist, aber das Wesen des Artbegriffes über- haupt bestimmt dieselbe nicht, schon deshalb nicht, weil sie für eine nicht geringe Anzahl von Arten gar keine Gel- tung hat. Der allbekannte Oritholog L. Brehm begreift in eine Art eine solche Reihe von Geschöpfen, wel- che in Massen ziemlich einerlei Grösse, Gestalt und mit wenigen Ausnahmen einerlei Farbe und Zeichnung haben**). Massen konnten die Zoologen und Botaniker bis jetzt leider nur von den wenigsten Ar- ten untersuchen, von sehr vielen sind nur einzelne und gar nur ein Exemplar bekannt. Die Gestalt, nun wie ver- *) System der thierischen Morphologie S. 15. **) Naumannia 1858. S. 9. 447 hält es sich mit ihr bei unsern Hausthieren, die wir doch in Massen vergleichen können. Schwerlich wird der erfahrene Ornitholog die verschiedenen Exemplare einer neuholländi- schen oder sonst einer in nur wenigen Exemplaren bekann- ten Vogelgattung in eine Art vereinigen, wenn dieselben in Grösse und Gestalt so sehr differiren als das Hauspferd, Schaf oder Schwein. Und die Farbe ist gar ein Character, dem wir von vornherein alle systematische Bedeutung ab- sprechen müssen, sie ist rein äusserlich und oberflächlich, zufällig und veränderlich. Sie erhält erst Werth für die Systematik, wenn tiefer im specifischen Wesen des Orga- nismus begründete Eigenthümlichkeiten als ihr entsprechend nachgewiesen worden sind. Der innern Organisation, wel- che allein erst den systematischen Werth der äusseren Charactere bestimmt, gedenkt Brehms Artbestimmung gar nicht. Der Dresdner Ornitholog, L. Reichenbach stellt der Systematik eine entschieden höhere Aufgabe, denn er setzt*) den Begriff der Art in den Inbegriff der Indi- viduen, welchein allen wesentlichen Merkmalen übereinstimmen und vom Ursprunge ihrer Schöpfung an unter unveränderter Beibehaltung jener Merkmale sich fortgepflanzt haben. Die Identität der wesentlichen und unveränderlichen Merkmale vereinigt allein verschie- dene Exemplare in eine Art und diese einfache und be- stimmte Definition des Artbegriffs gibt denn auch unser grösste Systematiker schon in seiner ersten Arbeit **). Sie legt auf das specifisch eigenthümliche Wesen der Na- turkörper den Nachdruck, nicht auf einzelne, zufällige, gleichgültige, willkürliche Unterschiede, sie betrachtet die Arten nicht als Producte der Laune, des Zufalls, der Spielerei. In jenem Werke, mit welchem die neuere Zoologie anfängt, dem Tableau elementaire d’histoire na- turelle des animaux **), gibt G. Cuvier, dessen Na- men wir hier nicht mit Stillschweigen übergehen dürfen, *) Journal für Ornithologie 1853. I. S. 5. **) H. Burmeister, Handbuch der Entomologie 1832. I. S. 648. ”**) Paris an 6. p. 9% 448 jene Definition des Artbegriffs, welche H. Bronn unver- ändert (wie oben) aufgenommen hat, aber er erörtert zu- gleich den Begriff der Aehnlichkeit, schliesst die zufälligen variabeln Charactere aus und weist auf die constanten we- sentlichen hin. Und in diesem Sinne fasst auch der grosse Zeitgenosse Lamarck*) dessen Verdienste um die syste- matische Zoologie die Nachwelt stets ehren wird, den Be- griff der Aehnlichkeit auf. Neben diesen grössten Systematikern sei es vergönnt auch noch eine jener extremen Richtungen zu erwähnen, in welcher die Systematik ihre Auswüchse treibt. Das ecla- tanteste Beispiel derselben gibt Fr. Aug. Quenstedt, der mit bewundernswerthem Eifer für: die Lithologie vergange- ner Jahrhunderte gegen die heutige Paläontologie kämpft. In seiner Petrefaktenkunde Deutschlands (Tübingen 1346— 1849), die mit den Cephalopoden begann und endete, er- örtert derselbe auch den Artbegriff und gelangt alsbald zu dem Resultate, dass nur solche Individuen eine Spe- cies bilden, welche durch markirte, mittelst Be- schreibung und Zeichnung leicht mittheilbare Kennzeichen geschieden sind und dass der Be- griff des Genus schlechthin künstlich und nicht in der Natur begründet ist. Wie leicht hat es die herrliche Natur doch den Naturforschern gemacht! Was kann leichter durch Zeichnung und Beschreibung von einander unterschieden werden als ein braunes und ein weisses Schaf, was leichter als ein herabgekommener Droschkengaul von einem wohlgenährten und gepflegten Acker- oder Reitpferde, also sind diese im Quenstedtschen Sinne verschiedene Spe- cies. In der That unterscheidet Quenstedt auch die Lias- Gaviale **) als dritthalbfüssige, fünffüssige, siebenfüssige, zwölffüssige und achtzehnfüssige. Ist denn aber nicht ein völlig rippenloser und ein deutlich gerippter Ammonit ebenso leicht von einander zu unterscheiden und doch vereinigt solche Quenstedt gegen sein Princip in die eine Species Ammonites flexuosus, ebenso unter A. Lamberti magere *) Philosophie Zoologique. Paris 1809. p. 53. **) Jahrb. f, Mineral, 1850. S. 323. 449 Formen mit schmal ovaler Mündung und macrocephalen- ähnlich aufgeschwollene, unter A. angulatus solche mit niedrigem Maule und geringster Invoiubilität und andere mit hohem Maul und starker Involubilität. Da die Gattun- gen schlechterdings künstliche sein sollen: so hält Quenstedt selbst die ausgezeichnetsten Gattungstypen z. B. die Ska- phiten für blos krankhafte, verkrüppelte Ammoniten und ist von diesem Unsinn so eingenommen, dass er wirklich wähnt derselbe sei ihm schon einmal gestohlen *). Wir begnügen uns mit den angeführten allgemeinen Begriffsdefinitionen von Art, und werfen nun noch einen flüchtigen Blick auf die systematischen Principien in der Bearbeitung der einzelnen Thierklassen. J. E. Gray, der eifrigste Onomatopoet jenseits des Kanales, vermehrt alljährlich die Mastozoologie und Con- chyliologie ausser andern Theilen der Zoologie mit ganzen Suiten neuer Arten und Gattungen. Seine Säugethiere diagnosirt er durch die Farbe, das Haarkleid, Ohren, Schwanz und Krallen, andre Organe werden nur ausnahmsweise be- rücksichtigt. Er hat fast ganz Brehms Ansicht vom Art- begriff, nur dass er nicht Massen von Exemplaren verlangt, sondern mit einem einzigen, ja mit einem halben sich schon begnügt. So schildert er uns neue indische Mustelen: eine Mustela Horsfieldi einförmig dunkel schwärzlich braun mit dünnem schwarzen Schwanz, M. Hodgsoni gelblich braun oben viel dunkler mit ziemlich buschigem Schwanz, M. xan- thogenys hell kastanienbraun und das Schwanzende schwarz. In der Conchyliologie geht er einen Schritt weiter, indem er zur Characteristik der Gattungen und Familien wichti- gere Organe z. B. das Zahnsystem berücksichtigt, die Ar- ten werden wie bei den Säugethieren mit den oberfläch- lichsten Merkmalen abgefertigt, die Verwandschaftsverhält- nisse mit andern, schon bekannten Arten in der Regel gar nicht geprüft oder nur sehr flüchtig berührt und die gründ- licehsten Untersuchungen deutscher Zoologen würdigt Gray keines Blicks. Dasselbe Prineip verfolgen Hodgson und Blyth in *) Jahrb. f. Mineralogie 1852. S. 650. 450 ihren unermüdlichen Bemühungen die Säugethiere und Vö- gel Asiens in das System einzuführen. Auch sie gehen selten über Farbe, Haarkleid, Ohren, Schwanz und Krallen hinaus. Gould hält sich in seinen Prachtwerken auf dem- selben Standpuncte, indem er die blendend colorirten Ab- bildungen meist nur mit Farbenbeschreibungen und An- gabe der Grössenverhältnisse zur Begründung seiner eige- nen und zur Kritik Andrer Arten begleitet. So bezeichnet er, als ein Beispiel statt vieler, seinen Andigena cucullatus als mit gelbem Schnabel, jederseits des schwarzen Unter- kiefers mit länglichem Fleck, an Rücken, Schultern und Spitzen der ‚Schwingen goldgrün, am Steiss und den Schwanzfedern grünlich gelb. Die Ornithologie hat wie die Conchyliologie besonders viele Vertreter, welche auf die blos äussern Merkmale bei ihrer Untersuchung sich be- schränken und deren Werth weder bemessen noch zu be- messen verstehen, weil sie niemals den Skeletbau und die übrige innere Organisation prüften. Doch gibt es einzelne Ornithologen, welche wenigstens die Totalität der äussern Charactere zur Begründung ihrer Arten prüfen. Die gründ- liche Untersuchung, welche Chr. L. Nitzsch durch seine pterylographischen und anatomischen Arbeiten in die syste- matische Ornithologie einführte, ist leider von keinem spä- tern Ornithologen hinlänglich gewürdigt und fortgeführt worden. Unter den Entomologen dagegen überwiegt die Zahl der gründlichen Beobachter die der flüchtigen bedeu- tend, Namen wie Burmeister, Erichson, Westwood, Schaum, Loew, Pictet, Hagen, Selys Longchamps, Boisduval, um nur sehr Wenige aus der grossen Anzahl aufzuführen, ver- dunkeln die hier dilettantirenden Forscher, deren auf leichte Farben- und Grössenunterschiede, auf unwesentliche Form- differenzen aufgestellte Arten und Gattungen alsbald auch ihre richtige Deutung finden, so dass trotz vieler oberfläch- lichen Arbeiten die systematische Entomologie doch vielen andern Theilen der Zoologie weit voraus geeilt ist. Die Conchyliologie als die blosse Schalenkunde son- dert sich recht scharf von der Malakozoologie als Weich- thierkunde und leider verfolgt gerade die erstere vorzugs- weise die systematische Thätigkeit, letztere mehr. die ana- 451 tomische und physiologische. Die leichte Herbeischaffung der schönen Gehäuse hat die Unterscheidung derselben nach Arten und Gattungen allerdings auch nach sehr spitz- findigen Eigenthümlichkeiten ungemein gefördert, aber die Thiere bleiben dabei völlig unberücksichtigt. Pfeiffer’s, Philippis, Adams’, Reeve’s und Andrer Arbeiten zeichnen sich durch Gründlichkeit, soweit von derselben hinsichtlich der Conchyliologie die Rede sein kann, aus vor denen von Gray, Gould, Conrad, u. A. Die Untersuchungen von Lo- ven, Moquin Tandon, A. Schmidt verbinden die Con- chyliologie mit der Malakologie, indem sie die Arten und Gattungen nach dem Bau der Thiere und zugleich den ihrer Gehäuse zu begründen trachten. Die meisten andern anatomischen Untersuchungen der Weichthiere lassen die conchyliologischen Arbeiten unberücksichtigt, wie sie selbst von diesen gar nicht beachtet worden sind. In andern Thierklassen treten die verschiedenen Rich- tungen der systematischen Untersuchung gegenwärtig min- der grell hervor als in den erwähnten, weil sie sich vor- züglich an gründliche umfassende Arbeiten anlehnen, so an Dumeril’s und Bibron’s für die Amphibien, an Cuvier's und Valenciennes für die Fische, an Milne Eward’s und Dana’s für Krebse und Polypen. Auch fesseln gerade diese Thiere diejenigen, welche die Wissenschaft nur aus Zeit- vertreib pflegen oder nur um persönlicher Interessen willen dieselbe eifrigst fördern, zu wenig, daher auch die Zahl der dilettantirenden Forscher hier nur sehr gering ist. Im All- gemeinen ist daher die Bestimmung der Arten und Gattun- gen in diesen Thierklassen auf sichere und wesentliche Charactere begründet. Würmer und Infusorien erfreuten sich bei der Schwierigkeit ihrer wissenschaftlichen Unter- suchung meist nur der Theilnahme ernster Forscher und ihrer systematische Behandlung war von jeher gründlicher und wird auch in unsern Tagen wieder mit allem Ernst tiefer Wissenschatftlichkeit verfolgt. Die systematische Bearbeitung der vorweltlichen Thiere befindet sich leider noch in einem wenig erfreulichen Zu- stande, weil sie gerade von Geognosten, denen alle gründ- liche Kenntnisse in der Zoologie und vergleichenden Ana- 452 Verschiedenheit des Menschengeschlechtes vom herrschen- den, die entferntesten Extreme in sich fassenden zoologi- schen Standpuncte aus gar nicht einmal zu erledigen. Die widersprechenden Ansichten darüber lassen sich nicht aus- gleichen, so lange mit den Arten nicht wie mit mathema- tischen Formeln gerechnet wird und das erleben weder wir noch unsere Kinder und Kindeskinder. Es ist öfter gestritten worden, ob die Natur Exem- plare, ob sie Arten oder Gattungen geschaffen habe und es sind noch gegenwärtig die Ansichten der Zoologen dar- über sehr getheilt. Einige zersplittern die Gattungen ins Endlose hinein, weil sie dieselben eben nur für künstliche Abtheilungen des Systemes halten, nöthig zur leichtern Uebersicht für beschränkte und träge Köpfe, Andere häufen neue Arten auf neue Arten, weil sie als Freunde der Ono- matopoetik mit Namen den Formenreichthum der organi- schen Welt am einfachsten bemessen und übersehen zu können glauben; noch Andere hassen alle Art- und Gat- tungsmacherei und bleiben bei den Linneischen stehen, weil es doch gar zu viel Anstrengung kostet bei jeder microsko- pischen oder anatomischen Untersuchung sich durch Hun- derte und Tausende von Arten durchzuarbeiten. Erbärm- liche Ansichten von der Natur! — Die Aufgabe der Zoologie ist die ganze Manichfaltig- keit des thierischen Organismus zu begreifen. Wer dazu fortschreitet, der wird sich überzeugen, dass der Begriff von Art, Gattung, Familie etc. ebenso nothwendig, ebenso- tief in der Natur begründet ist, als die Exemplare den sinn- lichen Augen sichtbar sind. Für Zoologen, die blos sehen, ist der Art- und Gattungsbegriff gleichgültig, jedes belie- bige Merkmal, ein anders gefärbter Fleck, eine Schuppe mehr oder weniger genügt zur Aufstellung einer neuen Art, zur neuen Gattung *); für den denkenden Zoologen ist Art und Gattung ein unwandelbarer starrer Begriff, die Exem- plare der materielle Ausdruck, die Verkörperung dieser Be- *) Die Specieskrämer pflegen gute und schlechte Arten zu unter- scheiden, in der Natur sind alle Arten gut und allerdings auch keine Reihen von Schubkästen wie im Krämerladen vorhanden, in denen die verschiedenen Arten und Gattungen wie die Waarensorien geordnet und auf den ersten Blick und Griff erfasst werden können. 453 griffe. Das blosse Unterscheiden der Arten ist nichts als eine anständige Spielerei, ein Zeitvertreib für Leute, die eben viel Zeit haben, aber keine Zoologie; ihr Wesen zu erkennen und zu begreifen erfordert geistige Anstrengung, ein tief eingehendes, anhaltendes Nachdenken, alle Energie der geistigen Thätigkeit, eigentliches Aufgehen in der Wis- senschaft. So unmöglich man Jemandem der von Mathematik nichts versteht einen klaren Begriff von der Integralrech- nung beibringen kann, ebenso unmöglich ist es einem Nicht-Zoologen begreiflich zu machen, was Art und was Gattung ist. Dazu gehört eine gründliche Kenntniss des äussern und innern Baues der Thiere, ihrer Entwicklung und ihres geologischen Auftretens, nicht einer Klasse oder einiger Thiere, sondern jeder wichtigen Familie, jedes wich- tigeren Typus aller Klassen. Wer sich nur damit beschäf- tigt, Federn zu zählen und zu messen, Punctstreifen auf den Käferflügeln oder Mündung und Nabel der Schnecken- gehäuse zu vergleichen, oder wer nur Embryonen unter dem Microskop belauscht, nur Würmer, oder Blutgefässe und Genitalien präparirt, oder wer nur Versteinerungen zeichnet und benamt, der wird nimmermehr das Wesen einer Art, einer Gattung, überhaupt des thierischen Orga- nismus begreifen. Er ist und bleibt ein blosser Handlan- ger der Wissenschaft. Zu einer Art gehören alle Exemplare, die in den wesentlichen Merkmalen vollkommen übereinstimmen. Die wesentlichen Merkmale sind in den verschiedenen Thierklassen, in den verschiedenen Familien und selbst Gattungen gar sehr verschiedene. Nur wenige Beispiele mögen diese Behauptung begründen. Bei vielen Säugethie- ren varürt die Anzahl der Schwanzwirbel, weil der einzelne Schwanzwirbel als dem völlig unbestimmt auslaufenden Ende der Wirbelsäule angehörig für das Säugethier keine Bedeutung hat. Die gemeine Fischotter mit 24 und die- selbe mit 26 Schwanzwirbeln stimmen in allen übrigen Characteren vollkommen überein, es wäre daher ganz na- turwidrig die Lutraarten nach der Anzahl der Schwanz- 30 * 454 wirbel zu unterscheiden. Die Beobachtung hat für die Säu- gethiere die Anzahl der Schwanzwirbel als rein zufälligen Schwankungen unterworfen nachgewiesen, und desshalb ist eben dieser Character für die Systematik bedeutungslos. Anders bei den Vögeln. Der Schwanz trägt hier die Steu- erfedern, und ist mit denselben ein für die Existenz und das specifische Wesen wichtiges Organ. Die Anzahl der Schwanzwirbel ist daher auch eine constante, einer mehr oder weniger zieht unverkennbare Aendrungen in andern für das specifische oder generische Wesen ebenso bedeu- tungsvollen Organen nach sich und desshalb kann der Or- nithologe diesen Character für die Systematik gebrauchen. Die Zahl der Zähne ist bei den Nagethieren durchaus con- stant, bei den Delphinen ist sie vielfachen individuellen Schwankungen unterworfen. Eine falsche Rippe mehr oder weniger bei den Säugethieren bedingt keinen speecifischen Unterschied, sie ist für das specifische Wesen zweck- und bedeutungslos, die Entwicklungsgeschichte lehrt auch, dass falsche Rippen noch an beliebig andern als den Rücken- wirbeln vorkommen. Ebenso verhält es sich mit der An- zahl der Nierenlappen bei den Säugethieren mit traubigen Nieren, ebenso mit der Theilung der Leber und den Lun- sen. Für die Antilopen ist die Gabelung der Hörner von der grössten Bedeutung, für die Hirsche ist die Zahl der Geweihsprossen etwas Zufälliges: in jenen Hörnern erken- nen wir eigenthümliche, von Alter, Geschlecht und indivi- duellen Einflüssen unabhängige Fortsätze der Stirnbeine; das Geweih ist ein von Alter, Geschlecht, Brunst, Nahrung und andern äusseren Einflüssen abhängiger Auswuchs. Me- ckel vereinigte die wilde und zahme Katze in eine Species, in der Meinung die verschiedene Darmlänge beider rühre von der verschiedenen Lebensweise her. So sehr verlän- gert sich aber niemals der Darm eines entschiedenen Fleisch- fressers durch omnivore Lebensweise und die weitere Ver- gleichung ergibt in der That auch andere und so durch- greifende Differenzen, dass wir in beiden Katzen zwei we- sentlich verschiedene Arten haben. Aus den Eiern eines und desselben Huhnes von dem- selben Hahn befruchtet ziehen wir Hühner mit und ohne 455 Federschopf auf dem Kopfe, dieser ist daher für die speci- fische Bestimmung in dieser Gattung bedeutungslos, bei den Psittaceen hat dagegen der Schopf eine wesentliche Bedeutung. Die Abschliessung der hintern Lücke in der Platte des Brustbeines ist in einigen Vogelfamilien con- stant, in andern zufällig, individuell schwankend. Die Kopfschilder der Hydrophiden ändern so vielfach individuell ab, dass sie der Systematiker nicht berücksichti- gen kann, in andern Schlangenfamilien gehen diesen Aen- derungen entsprechende in andern Organen parallel und zeigen daher einen wesentlichen, zur Art- und Gattungs- bestimmung geeigneten Character an. Die Zahl der Gau- menzähne zeigt sich bei einigen Eidechsen constant, bei andern und den Batrachiern schwankend. Hier bei den Amphibien ist die Zahl der Zehen eine ganz bestimmte, die ihnen entsprechenden Flossenstrahlen bei den Fischen variiren nach den Arten, ja in einigen Gattungen wenig- stens der unpaaren Flossen ändert die Zahl zufällig ab und verliert sogar die specifische Bedeutung. Bei Buprestiden und Elateren mit gestreiften Flügel- decken sehen wir die Randstreifen bisweilen individuell ver- schwinden, bei Feronien ändern mit dem Streifen auch andere Organe ab. Die ältesten Krebse oder Trilobiten haben eine specifisch und individuell schwankende Zahl der Leibesringe, die lebenden Krebse eine constante schon in den Familien. In den Ammonitenfamilien der Arieten und Caprikor- nier treten uns einfache Rippen als wesentlicher Character entgegen, bei den Planulaten tritt zufällige Spaltung der- selben ein, bei noch anderen werden die Rippen überhaupt bedeutungslos, sie fehlen oder sind da. Bei Naticaarten finden wir den Nabel geöffnet, halb geschlossen oder ganz geschlossen und zwar bei ein und derselben Art, in andern und nah verwandten Gattungen ist der offne oder der ge- schlossene Nabel von wesentlicher Bedeutung. Bei der gemeinen Helix nemorum lösen sich die farbigen Bänder völlig unbestimmt, rein zufällig auf, in andern Gattungen sind die Farbenstreifen wie bei vielen Käfern die Farben- binden auf den Flügeldecken constant, Bei den Foramini- 456 feren ist die Anzahl der als Tentakeln dienenden Fäden gleichgültig, bei den Anthozoen ist sie Gesetz. Es erhellet aus diesen wenigen Beispielen, dass für eine ganze Reihe von Merkmalen lediglich nur durch die Beo- bachtung der systematische Werth sich feststellen lässt und dass das blosse Unterscheiden der Arten nichts als ein Experiment ist, auf das jeder Kriegsknecht einexercirt werden kann, — in der gegenwärtig sehr beliebten Weise geübt sogar ein ganz werthloses Experiment, weil die Unter- scheidung nicht für den ganzen Organismus durchgeführt wird oder wenigstens nicht durch die Analogie des hin- länglich Bekannten gestützt wird. Differenzen in den Strei- fen oder Rippen eines Schneckengehäuses erhalten erst dann systematischen Werth, wenn ihnen correspondirende Eigenthümlichkeiten in dem innern und äussern Bau des Bewohners nachgewiesen worden sind. Die Natur unter- scheidet ihre Arten nicht nach einem einzelnen Merk- male, sondern nach mehrern, nicht ein beliebiges Organ trägt ausschliesslich die specifische Eigenthümlichkeit, son- dern mehrere, nicht die äussern Organe allein, sondern zu- gleich auch die innern und für die kurze Characteristick, für die Diagnose zum Unterscheiden, Aufsuchen und Be- stimmen für Sammlungen sind einige der erheblichsten Ei- genthümlichkeiten hervorzuheben, aber nicht irgend belie- bige ohne Rücksicht auf ihre Bedeutung. Finden wir einen Elephanten, dessen Ohren von denen des africanischen und asiatischen in Grösse und Form erheblich abweichen: so wird auch die Vergleichung weitere Differenzen im äussern Bau, im Skelet, in den weichen Theilen nachweisen, mit deren Erkenntniss wir die specifische Eigenthümlichkeit der neuen Art, ihr Wesen, ihren Typus fixiren können. Das kurz- oder schlankkegelförmige Horn von der Nase eines un- bekannten Rhinoceros gibt uns über das specifische Wesen des fraglichen Thieres gar keinen Aufschluss, das Zahnsy- stem, der Schädel, der Oberarm oder Oberschenkel dagegen gestatten aus ihrer Form weitere Schlüsse nach Analogie der bekannten Arten auf den übrigen Bau der unbekannten Art. Es ist absolut unmöglich bei den meisten Nagethie- ren aus der Form des Schneidezahnes die Species zuer- 457 kennen, in den Falten oder Höckern der Backzähne dage- gen spricht sich die specifische Eigenthümlichkeit unver- kennbar aus. Ob ein Vogel etwas mehr gelb und braun in seinen Federnkleide hat als ein andrer, daraus wird auch der geübteste ornithologische Scharfblick keine Differenz im Skelet oder Darmkanal demonstriren können. Aus dem fünf Grad grössern oder kleinern Gehäuswinkel eines Ce- rithiums, oder aus der Höckerzahl seiner Oberfläche wird kein Conchyliolog und wenn er auch Lamarcks und Pfeiffers Blick zugleich hätte, die Form und Grösse des Canales, die Organisation des Thieres ermitteln wollen. Die Feststellung und respective Erkenntniss der Arten und noch mehr der Gattungen erfordert unbedingt die Un- tersuchung des ganzen Thieres oder mindestens solcher Theile, aus welchen mit Evidenz die Eigenthümlichkeiten andrer für die Existenz des Thieres, für die Characteristik der Gattung und resp. der Familie wesentlich nothwendigen Organe sich erschliessen lässt. Dieser Schluss setzt die gründliche Kenntniss der zur Vergleichung zu ziehenden Arten, Gattungen und Familien voraus. Wie daher schon für den Zoologen die Anatomie und Physiologie ganz un- entbehrlich ist, so noch mehr für den Paläontologen, der bei allen systematischen Arbeiten auf Bruchstücke, oft sehr unbedeutende und gar noch verunstaltete, angewiesen ist. Ornithologen, die nicht über Schnabel, Gefieder und Fuss- bekleidung hinausgehen, Conchyliologen, die bei ihren Scha- len stehen bleiben und weder Anatomie noch Entwicklungs- geschichte ihrer Lieblinge kennen, treiben dasselbe Spiel wie Paläontologen, welche nicht im Stande sind ein lebendes Thier oder eine Pflanze systematisch zu bestimmen und anatomisch zu untersuchen, die nie gründliche und um- fassende Kenntnisse in der Zoologie, Botanik und Anato- mie sich erworben haben. Für sie ist und bleibt das We- sen der Art und der Gattung, die systematischen Begriffs- bestimmungen, ich wiederhole es, dasselbe Räthsel, wie für den, der sich überhaupt nie um Naturgeschichte küm- merte, sei er Theolog oder Philosoph, Indogermane oder Botokude. Das Wesen der Art liegt auf unsrem zoologischen 458 Standpuncte in durchgreifenden Eigenthümlichkeiten oder wenigstens in Eigenthümlichkeiten derjenigen Organe, nach welchen das Wesen der Gattung und Familie bestimmt worden ist. Wenden wir nun diese Bestimmung des Artbegriffs, welche wir in der systematischen Zoologie für die einzig zulässige halten, auf den Menschen an, d.h. wollen wir vom rein zoologischen Standpuncte aus über die spe- cifische Einheit oder Differenz des Menschen entscheiden: so müssen wir nothwendig im Homo sapiens mehre Species constatiren. Wir wollen die Schädel von vier, fünf oder sechs Rassen neben einander stellen. Alle haben dieselbe Zahl der Schädelknochen, wesentlich dieselbe Form der einzelnen Knochen, die Differenzen liegen lediglich in der Configura- tion des ganzen Schädels oder doch seiner Haupttheile. Um den rein zoologischen Werth dieser Differenzen zu be- messen, legen wir die Schädel aller Arten etwa von Sem- nopitheken, Hylobaten und Cercopitheken oder auch von Mus, Lepus und Sciurus daneben. Welche Differenzen zeigen sie? Alle dieselbe Zahl der Schädelknochen, we- sentlich dieselbe Form der einzelnen, nur die Configuration des Schädels im Allgemeinen ändert ab und bei vielen Ar- ten sind diese Abänderungen gar noch geringer als an den Schädeln der Menschenrassen. Also müssen wir ganz mit demselben Rechte, wie die Zoologie jene Affenschädel spe- cifisch scheidet, auch die Menschenrassen als vollkommen begründete Arten betrachten. Anthropologen, welche mit den Affenschädeln und überhaupt dem Skeletbau minder vertraut sind und von dieser Behauptung überrascht werden, mögen die spitzfindigen Messungen ansehen, die ganz neu- erdings von Blyth, Fitzinger u. A. zur Vergleichung mit denen von Owen an Orang Utan Schädeln angestellt sind, um aus viel geringern Differenzen, als sie die Menschen- schädel bieten, eine specifische Verschiedenheit des Orang- affen herauszurechnen. Der Schädel ist ein wichtiges Organ, seine Differenzen sind von wesentlicher Bedeutung, dass dieselben bei den Affenarten und in der rein zoologischen Betrachtung bei den Menschen geringer sind als z.B. bei 459 den Elephanten und Rhinoceroten hat lediglich seinen Grund in der höchsten Vollkommenheit, in welcher sich der Affen- typus uns präsentirt. Aus der Differenz der Configuration des Schädels schliessen wir mit grosser Sicherheit auf ent- sprechende Differenzen in andern wichtigen Skelettheilen und im Skeletbau im Allgemeinen. Auch hier erweist uns z. B. das Becken der Menschenrassen bei der directen Vergleichung grössere Differenzen nach als bei vielen Hy- lobaten, Semnopitheken und andren Affenarten ein und der- selben Gattung. Die Vergleichung des ganzen Skeletbaues führt zu keinem andern Resultat. Diese osteologischen Differenzen sind so erheblich, dass sie auch in der äussern Erscheinung der Arten sich geltend machen. Es sind nicht bloss die Gesichtszüge und Formen des Negers von denen des Europäers verschieden, auch die Farbe, das Haar, die Arme, Hände, Waden, Beine, kurz der ganze äussere Kör- perbau. Im weiblichen Geschlecht treten diese äussern Differenzen noch greller hervor als im männlichen. Mu- stern wir in dieser Beziehung ebenfalls unsere Semnopi- theken und Hylobaten; so treffen wir auch hier bei meh- rern Arten wieder geringere Differenzen als bei den Men- schenrassen: der Oa (Hylobates leuciscus) und der Ungko (H. variegatus) und mehre der andern Gattungen ähneln in ihrer äussern Erscheinung einander vielmehr als der Boto- kude den Europäer. Ich beziehe mich bei dieser Verglei- chung auf wirklich verschiedene Affen und nicht auf solche der Speciesfabrikanten, deren Producte sich oft viel ähnli- cher sehen, als die verschiedenen Stämme ein und dersel- ben Menschenrasse, als die Kinder derselben Aeltern. Aber die angeblich über die specifische Einheit ent- scheidende Urform des menschlichen Schädels, der Urtypus des menschlichen Beckens ist ermittelt worden und wo? ebenda wo der Typus einer jeden Thierspecies, einer jeden Thiergattung existirt. Ist es nicht die erste Aufgabe der systematischen Zoologie den Art-, Gattungs- und Familien- typus festzustellen ganz wie es die Aufgabe der Anthropo- logie ist den Typus einer jeden Rasse, und des Menschen- geschlechts überhaupt zu fixiren. Die Differenzen der Menschenrassen verwischen sich, 460 sind durch allmählige Uebergänge vermittelt, aber doch wiederum aus keinem andern Grunde als z. B. bei den Hundearten. Bei sehr vielen andern Arten der Thiere ist es gleichfalls noch nicht gelungen, die scharfe Grenze zu ziehen. Wer aber will behaupten, dass diese Grenze wirklich existirt, bevor sie nicht nachgewiesen worden. Für die vorweltlichen Thiere wird uns Hr. Quenstedt im Tübinger paläontologischen Cabinet von unzähligen Arten die sanftesten Uebergänge vorführen, die keine Grenze scheidet und doch erkennt die Paläontologie die Arten an. Das ist kurz gefasst das Resultat der rein zoologischen Betrachtung des Menschen. Was mich betrifft, so gestehe ich, dass meine anthropologischen Studien keine umfassen- den und erschöpfenden sind, aber sie reichen doch so weit, dass sie meinem persönlichen Bedürfniss und meinen wis- senschaftlichen Ansprüchen genügen. Und sie haben mich längst zu der vollen Ueberzeugung geführt und bestärkten mich mit ihrer Fortsetzung immermehr darin, dass der Mensch kein Thier ist, dass er nicht vom rein zoologischen Standpuncte aus systematisirt werden kann, ebenso wenig wie die Thiere nur nach Verdauungs- und Geschlechtsorganen als den vegetativen Organen classificirt werden können. Die Anthropologie steht der Zoologie und Botanik vollkommen gleich berechtigt gegenüber und setzt die Zoologie nicht mehr voraus als diese die Botanik und die Mineralogie. Der Artbegriff ist in der Mineralogie ein anderer als in der Botanik, in dieser ein anderer als in der Zoologie und ein in eben dem Grade wesentlich andrer in der Anthropologie. Die Erniedrigung, welche in der rein zoologischen Unter- suchung dem Menschen angethan wird, kann durch den blinden Glauben, den man ihm zur Entschädigung anhängt, nicht aufgehoben werden. Das Volk gibt dieser Erniedri- gung den wahren Ausdruck, indem es das Wort Art zum Schimpfworte macht. 461 Ueber die Früchte der Spiraea Ulmaria und Spiraea Filipendula. Von Th. Ermisch. Die Rosaceen-Gruppe der Spiräaceen ist in Deutsch- land nur schwach vertreten, und unsere nord- und mittel- deutsche Flora besitzt als eigentlich einheimisch nur die drei Arten: Spiraea Aruncus*), Sp. Ulmaria’*) und Sp. Filipendula, von denen wiederum nur die beiden letzteren wei- ter verbreitet sind, indem die erstere meist auf die bergigen Gegenden beschränkt ist und selbst in. diesen oft. fehlt. Nun wird in der deutschen Flora nach de Candolle’s Vorgange die Gruppe der Spiraeaceen ohne irgend eine Einschränkung folgendermassen charakterisirt: Früchtchen zwei- bis viereiig, bei der Reife kapselartig, einwärts auf- springend.. Wenn man aber die Früchtehen von Spiraea Ulmaria***) untersucht, so findet man durchaus nichts, was berechtigen könnte, sie als aufspringend zu bezeichnen. Ich sammelte die Früchtehen spät im Herbste, wo sie bereits völlig reif und trocken waren, fand sie aber immer an der inneren Naht verschlossen und verwachsen und sah auch keine Andeutung dazu, dass sie an einer Stelle sich hätten öffnen wollen. Vaucher hat das bereits ganz richtig be- *) Herr Prof. Treviranus hat ganz neuerlich (Berliner bot. Zeit. 1855, Nr. 47) die Ansicht ausgesprochen , dass diese Art gar nicht zu den Rosaceen, sondern zu den Saxifrageen gehöre. **) Bei Dodonaeus führt diese Pflanze den poetischen Namen Wiesen- königin (Regina prati, Reynette); im Englischen Meadow-sweet, dem entspricht der deutsche Namen ‚‚Medtsüss‘‘, welchen uns Thalius sylv. herc, aufbewahrt und den Cordus in Medesusium latinisirt hat. Neben Ulmaria findet sich auch der Name Argentilla, der wohl auf die weisse Unterseite der Blätter anspielt. ”**) Die Drehung der Früchtchen fiel schon ältern botanischen Schrift- stellern auf und bildet mit ein Hauptmerkmahl, durch welches die Gattung Ul- maria von der Gatlung Filipendula unterschieden wurde. So z. B. bei Rajus Synops. method. stirp. Brit., wo es heisst: Ulmaria differt a Filipendula radici- bus fibrosis, magnitudine qua illam excellit et seminibus intortis in glo- bulum congestis. Aehnlich auch bei Tournefort und in den ältern Schriften Linne’s. Die Bemerkung des letzteren, dass die: semina Ulmariae contra seien, ist insofern unrichtig, als sie bald rechts bald links gedreht sind. 462 obachtet, indem er (histoire physiol. des pl. d’Europe) be- merkt, die einzelnen Früchtchen fielen ab, ohne sich zu öff- nen. Bei Sp. Filipendula ists im Ganzen ebenso; wenn auch wirklich zuweilen die innern Ränder der reifen Frücht- chen auf eine kleine Strecke ein wenig von einander klaf- fen, so bleibt doch das Samenkorn fest in der Fruchtschale eingeschlossen und fällt erst mit dieser ab. Das „Kapselartige‘“ könnte vielleicht darauf bezogen werden, dass die Samenkörner (regelmässig bildet sich nur eines aus, ja sehr viele Früchtchen bleiben ganz steril) bei ihrer Reife nicht dicht von ihrem Fruchtblatte umschlossen würden. Das ist nun auch bei unserer Sp. Ulmaria der Fall; hier erfüllt das flache, schmale (der Längsdurchmesser beträgt ungefähr dreimal mehr als der Querdurchmesser), an beiden Seiten abgerundete meistens etwas gekrümmte Samenkorn, welches von einer dünnen, bis auf die dunkler gefärbte Fläche der Chalaza hellbräunlichen Haut überzogen ist, den Hohlraum der seitlich zusammengedrückten Frucht keineswegs ganz aus. Bei Spir. Filipendula nimmt dagegen das völlig ausgebildete, in seinem Umrisse eiförmige flache Samenkorn, dessen zarte Testa gleichfalls hellbraun ist, die Fruchthöle ganz ein; zwar verwächst es nicht mit der Frucht- schale, allein das ist ja auch bei den Dryadeen, deren Früchte nuss- und steinfruchtartig genannt werden, nicht der Fall, vielmehr ist bei manchen Arten derselben, z. B. bei Potentilla alba, das Samenkorn ganz locker in der Fruchtschale. Aus alledem geht zur Genüge hervor, dass die oben angegebene Charakteristik der Spiraeaceen gerade auf unsere gemeinsten Arten nicht genau passt. — Die bis- her geschilderten Eigenthümlichkeiten sind auch den ältern Systematikern nicht entgangen, wenn sie auch von ihnen nicht ganz naturgemäss aufgefasst worden sind. Tourne- fort z. B. bringt seine Gattung Spiraea zu den „arboribus et fruticibus flore rosaceo, cujus pistillum abit in Fructum ex siliculis in capitulum congestis compositum; dagegen steht Filipendula als besondere Gattung mit Ranunculus und Clematis in derselben Abtheilung, in welcher die Frucht ge- schildert wird: compositus ex plurimis seminibus. Wie- derum in einer andern Abtheilung, bei der die Früchte ve- 463 luti capsulis compositi genannt worden, findet sich die Gat- tung Ulmaria untergebracht. Tournefort wollte wohl, wie das auch aus seiner Definition der capsula hervorgeht, dadurch, dass er hier von Kapseln redet, eben nur das bezeichnen, dass sich bei Ulmaria die Fruchtschale noch von dem ein- geschlossenen Samenkorn deutlich unterscheiden lässt, und es stehen desshalb ausser Spiraea auch noch unter andern die Gattungen Barba Caprae (Aruncus) und Helleborus in derselben Section. Linne war anfangs (man vergl. codex Linn. p. 494) in Betreff der generischen Trennung der uns hier interessirenden Pflanzen ganz ähnlicher Ansicht wie Tournefort: er unterschied Spiraea, Aruncus und Filipen- dula, zu welcher letzteren Gattung er indess noch Ulmaria Tournef. zog. Er sagt von Filipendula in dieser Umgren- zung: pericarpium nullum, nisi crustas seminum velis; mit Unrecht wiederholt er freilich diese Phrase bei Aruncus. Später hat er bekanntlich alle jene Gattungen zu der einen Spiraea, verbunden und dieser dann schlechtweg capsulae polyspermae beigelegt. — Adanson (fam. des pl.) nimmt, indem er ebenso, wie früher Linn&, drei Gattungen bei- behält, bei den Früchtchen nur auf die verschiedene Zahl, nicht aber auf das Verhalten bei ihrer Reife Rücksicht, und bedient sich auch der Blattformen und der Blühtenstände (über welche man Wydler’s Bemerkungen in der Linnaea XVII, p. 182. vergleichen mag) zur Sonderung der Gattun- gen. Jussieu (gen. p. 2.) hat nur eine einzige Gattung: Spiraea, angenommen, deren Früchte er capsulae intus bi- valves nennt; bei Sp. Ulmaria und Sp. Filipendula gedenkt er auch nur der Zahl und Richtung der Einzelfrüchtchen. Die Insertion der reifen Früchtchen von Sp. Ulmaria ist insofern eigenthümlich, als dieselben keineswegs mit ih- rem äussersten Grunde auf dem niedrigen Fruchtboden aufsitzen, sondern vielmehr an ihrer Innenseite mit einer ganz kurzen, fast punktförmigen Stelle dem letzteren ange- wachsen erscheinen, indem sie unterhalb der Insertionsstelle (der organischen Basis) sich in einen hohlen, stumpfen, seitlich zusammengedrückten, sackartigen Fortsatz verlän- gern. Die Länge dieses Fortsatzes beträgt in vollkommen ausgebildeten Früchtchen ungefähr ein Drittel, in manchen 464 Fällen fast die Hälfte der Länge des ganzen Früchtchens. Es ist dies eine ähnliche Bildung des Fruchtblattes, wie sie die Kronblätter mancher Dicentra-Arten zeigen. Die Inser- tion der Früchtchen von Sp. Filipendula ist ähnlich wie bei Sp. Ulmaria; denn auch dort ist unterhalb derselben ein zusammengedrückter Fortsatz zu bemerken, doch ist er weit kürzer und beträgt höchstens den sechsten oder fünften Theil der gesammten Fruchtlänge. Bei gut gereif- ten Früchten treten diese Eigenthümlichkeiten am bestimm- testen hervor. Die Samen beider Arten fand ich constant in der Fruchthöhle herabhängend (semen descendens) und dem ge- mäss den Embryo mit dem Würzelchen nach oben gewen- det (embryo inversus); bei Sp. opulifolia*), einer nordame- rikanischen Art, die häufig in unsern Lustgehölzen ange- pflanzt wird, finden sich bekanntlich neben hängenden auch aufrechte Samen (mit radicula infera), und ich bemerke dies nur aus dem Grunde, weil selbst in ganz neuen, sonst tüchtigen systematischen Werken der Embryo der Rosa- ceen ohne Einschränkung umgekehrt genannt wird, eine Bezeichnung, die in ihrer Allgemeinheit auch noch durch die bekannte und leicht zu konstantirende Thatsache, dass die Geum-Arten einen aufrechten Keim haben, als unrichtig sich erweist. Ebenso ist es nicht zu billigen, wenn man den Rosaceen schlechthin einen seitenständigen Griffel zu- schreibt, da bei den Spiraea-Arten dieser Theil endständig ist. *) Wenn diese Art fünf Karpelle hat, so stehen sie vor den Kronblät- tern. Dies ist bei Sp. salicifolia noch deutlicher. Man vergleiche hierüber, so wie über das Verhalten der Pomaceen, wo die Karpelle vor den Kelchblättern stehen, eine Abhandlung des Herrn Prof. Röper in der Berl. Bot. Zeit. 1846, Sp. 237. 465 Mittheilungen - Ueber das Felt, welches sich in den Leibern einiger Schmetterlings-Arten bildet. Allen Entomologen ist der Uebelstand bekannt, dass mehrere In- secten bei längerm Aufbwahren besonders in warmen Räumen eine ölähnliche Substanz absondern, deren Natur bisher nicht ermittelt ist. Es ist mir nun gelungen, das wenigstens festzustellen, dass man es hier mit einem verseifbaren Fette zu thun habe. Der Thon, mittelst dessen das Felt aus den einzelnen Exemplaren ausgezogen war, (die Art des Verfahrens dabei werde ich weiter unten beschreiben) wurde mit Alkohol und Aether ausgewaschen. Schon nach dem Verdunsten des Aethers setzte sich bei niederer Temperatur aus der alkoholischen Lösung eine feste Fettschicht zu Boden, welche sich beim schwachen Erwärmen in ein dickes, im Alkohol untersinkendes Oel umwandelte, dann bei starkem Umschütteln im heissen Alkohol sich vollstandig auflöste. Das Fett lässt sich nach dem Verdunsten des Alkohols mit Kali verseifen. Das Gemisch der fetten Säuren, welches aus der kla- ren Seifenlösung mit Salzsäure abgeschieden war, zeigte einen Schmelz- punkt von 59,5°C. und erstarrte undeutlich krystallinisch. Es ge- lang mir, mit dieser Säure eine Umkrystallisation aus Alkokol vorzu- nehmen. Die sich dabei abscheidende Säure zeigte einen Schmelz- punkt von 62,0°C, und erstarrle ganz mit dem Ansehn der reinen Palmitinsäure. Durch partielle Fällung aber nachzuweisen, dass diese Saure jetzt wirklich aus reiner Palmitinsäure bestand, war wegen der geringen Menge der noch übrigen Säure nieht möglich. Die Quantität der gesammelten Substanz, obgleich aus einigen siebenzig Exemplaren, war leider zu gering, um Glycerin und etwaige andere Bestandtheile nachzuweisen. Sobald es mir gelingt genügendes Ma- terial zu erhalten, werde ich mich auch über die andern Bestand- theile ins Klare zu setzen suchen. Die Exemplare, welche das Ma- terial zu meiner Untersuchung lieferten gehörten zu den Familien nonagria, cerastis, xanthia und galeria. Um überhaupt eine genü- gende Quantität der Substanz zu einer vorläufigen Untersuchung zu erhalten, habe ich das Fett von Exemplaren aus allen diesen ver- schiedenen Familien vereinigen müssen, Wo sich eine genügende Anzahl von Exemplaren findet, wäre es von Vortheil wenigstens die Familien von einander zu sondern. Zum Extrahiren wird Thon, hier die käufliche Hallenser Porzellanerde gebraucht. Die einzelnen öligen Exemplare werden zu diesem Zwecke vollständig mit der fein ge- schabten Erde überschüttet, dann am Besten auf einem Spannbrett der höchsten Temperatur, welche man ohne den Exemplaren zu scha- den anwenden kann, mehrere Stunden ausgesetzt. Nachdem sie dann wieder erkaltet sind, schüttet man den Thon vorsichtig ab, wobei die mit Oel getränkten Theile desselben noch an dem Exemplare haf. ten bleiben. Diese entfernt man durch leises Schlagen an die Nadel 466 und die letzten Anhängsel durch einen weichen Haarpinsel, welches Verfahren man so lange wiederholt bis sich keine Spur eines öligen Aussehens mehr zeigt, oder sich die letzten Spuren des Thon’s durch hlosses Blasen enifernen lassen. Bei stark behaarten Schmetterlingen ihut man wohl den Leib vor dem Extrahiren mit Thon mit weichem Feuerschwamm zu umhüllen. O0. Krug. Eichel: und Kastanienmehl als Zusalz zum Brodmehl. Die anhaltend hohen Kornpreise veranlassten mich zu einer ernsten Prüfung der Ersatzmittel für das Korn, um ein wohlfeileres, aber doch gesundes und nahrhaftes Brod herzustellen. Es ist mir gelungen, aus der Eichel und aus der Rosskastanie ein Mehl zu be- reiten, welches meinen Erwartungen entspricht und dessen Verwen- dung ich nun nach längerer Erfahrung angelegentlich empfehlen kann. Zur Bereitung des Eichelmehls wird die Eichel von der Schale gereinigt, auf einer Reib- oder Quetschmaschine gut zerkleinert, die Masse dann in ein Gefäss geschüttet und während achtzehn Stunden drei Male mit frischen Brunnen- oder Flusswasser übergossen. Dar- auf presse ich die Masse scharf aus, trockene sie und lasse sie mah- len. Ist die Presse gut eingerichtet und wird die Masse gehörig ge- presst: so genügt schon ein zweimaliger Wasseraufguss. Das ge- wonnene Mehl hat eine braune Farbe. Wird die von der Schale gereinigte Eichel in ganzen Früchten durch Wasserdämpfe in einem Kessel stark erhitzt, dann getrocknet und gemahlen: so erhält man ein gelbes Eichelmehl von besserer Qualität als das braune. Auch zur Bereitung des Kastanienmehles befreit man die Ka- stanien mittelst einer Quetschmaschine von ihrer Schale, befeuchtet sie ein wenig, zerkleinert sie alsdann unter einer Walze, wäscht darauf das Stärkemehl aus und das gereinigte und getrocknete Mark erhält nun gleichfalls drei Aufgüsse von frischem Wasser, wird stark gepresst, getrocknet und gemahlen. Das Mehl ist sehr fein und weiss. Ein Scheffel Kastanien gibt 9— 10 Pfund Stärke und 20 Pfund Mehl. Diese Mehlsorten liefern zu ein Dritttheil oder der Hälfte mit Roggenmehl vermischt ein sehr gesundes, nahrhaftes und wohlschmek- kendes Brod, von welchem nur das Kastanienbrod, zwar schöner von Ansehn als Eichelbrod, einen schwachen bittern, aber keineswegs wi- derlichen Nachgeschmack hat. Bei dem Verbacken wird das Roggen- mehl allein mit dem Sauerteig gesäuert und das Eichelmehl erst beim Kneten zugethan; der Teig fest gearbeitet. *) L. Tischmayer. *) Vergleiche Correspondenzbl. Sitzung am 12, December. 467 Brle--l-U-7; Allgemeines. H. Czolbe, neue Darstellung des Sen- sualismus. Ein Entwurf. Leipzig 1855. 80% — Der Verfasser versucht eine tiefere Begründung und consequentere Darstellung des Sensualismus, als die neueren Materialisten im Allgemeinen erstrebt haben. In der Einleitung ver- breitet er sich über das Grundprincip des Sensualismus, im ]. Abschnitt be- handelt er die Psychologie (Nerven als passives Substrat, Bewusstsein, sinnliche Wahrnehmung, Wille, moralische Freiheit, Seele), im zweiten die Naturphilo- sophie und zwar die physikalischen und chemischen Kräfte, die Widerlegung der Hypothese von einer Entstehung der Welt und die Lebenskraft, im dritten end- lich die Politik. Der naturwissenschaftliche Theil der Schrift ist sehr schwach und der Verf. lässt sich, da ihm gründliche und umfassende Stndien abgehen, nur zu oft zu ganz unhaltbaren Schlüssen verleiten. Uebrigens enthält die Schrift Andeutungen, die den Sensualisten und Spirilualisten Gelegenheit zum Nachden - ken geben. Fr. Aug. Quenstedt. Sonst und Jetzt. Populäre Vorträge über Geologie. Mit 46 Holzschnitten und 1 Karte. Tübingen 1856. 8°, — Der Verf. verbreitet sich über die Geologie unserer Zeit, entwirft ein geo- logisches Bild Schwabens, spricht über Krystalle, Entwicklungsgeschichte der Erdrinde, über Sündfluth und Paradies, über Menschen und Meteorsteine. Man erwarte keine irgendwie zusammenhängende oder erschöpfende Darstellung der angeführten Themata, es ist ein beständiges Umherflattern, ein wirres Durch- einander, aber frisch und für den Leser, der bereits auf eigenen Füssen steht, eine kurzweilige Lectüre, die auf Mancherlei aufmerksam macht, was in derarti- gen Schriften sonst nicht zu finden ist. F. W. Beneke, Physiologische Vorträge Für Freunde der Naturwissenschaft. I. Band. Mit zahlreichen Holzschnitten und zwei Farbendrücken. Oldenburg 1856. 8%. — Der erste Vortrag verbreitet sich über die Elementarstoffe und deren Verbindungen, der zweite über die Erd- bildung, der dritte über die Metamorphosen der Erdrinde, der vierte die Or- ganismen der Vorwelt, der fünfte über die erste Entstehung und die allmählige Entwicklung der Organismen, der sechste den Kreislauf des Stoffes, der siebente den inneren Bau der Pflanze, der achte das Leben der Pflanze. Der Verf. hat das Material mehrerer der neuesten und besten Lehrbücher über die betreffenden Gegenstände ganz gut verarbeitet und denen eine willkommene Darstellung ge- liefert, die sich auf dem bequemen Wege der Unterhaltung belehren wollen. 6 Dr. Albert Heising, das Australische Festland, die Gold- entdeckungen und die Civilisation der Südsee. Regensburg, Manz. 1855. gr. 8. (94 S.) 12 Sgr. -- Wir machen unsere Leser auf die in an- ziehender , lebendiger Sprache geschriebene, einen so interessanten Gegenstand behandelnde Schrift aufmerksam, einmal weil sich ia derselben manche für den Geognosten wichtige Mittheilungen, dann aber auch verschiedene Nachrichten über unsern kühnen Landsmann, Dr. Leichhardt, den vorzüglichsten Entdeckungs- Reisenden Australiens, mit Fleiss und Liebe zur Sache zusammengetragen finden. Befremdend ist es uns, dass trotz des Interesses, welches der Verf. für Dr. Leichhardt an den Tag legt, der Name des Reisenden durchgehend falsch (Lei- chard) gedruckt ist. Ebenso ist Leichhardt nicht in Beeskow, sondern in Tre- batsch geboren. Alex. von Humboldts Ansichten der Natur sind in einer von Rule besorgten Russischen Uebersetzung (Moskau 1855. 2 Bde. Lex. 8.) er- schienen. - 2d. Astronomie und Meteorologie. Kopp, Meteorolo- gische Beobachtungen in Neuchätel im Jahre 1853, — Die sl 468 Beobachtungen wurden 9 Uhr Morgens, Mittags und 3 Uhr Nachmittags ange- stellt. Sie betreffen sowohl die Wärme der Luft als des Wassers des See’s. re EEE VEREIN Mittlere Tempe- Ö Monate. rafur.der Luft, des See's. Januar 2,086 C 6,0997 C Februar 0,033 5,075 März 0,015 5,009 April 6,038 6,064 Mai 10,088 9,052 Juni 15,023 15,042 Juli 18,060 15,083 August 17,078 21,010 September 13,065 17,022 October 9,066 14,010 November 4,066 10,071 December 2,081 5,015 Winter 0,0 0 6,007 Frühling 10,083 7,008 Sommer 17,020 17,040 Herbst 9,032 14,001 Jahresmittel 8,006 C 11,086 € Das Maximum der Wärme: 31,0 wurde am 28. Juli, das Minimum: 10,5 am 30. December. Im Vergleich mit 1852 war das Jahr 1853 um 0,0% im Mittel wärmer. (Bull. de la Societ. de Neufchatel T. III. S. 117.) Aus 15jährigen Beobachtungen über die Sternschnuppen, die jedesmal in der Nacht vom 12. zum 13. November angestellt wurden, glaubt Coulvier- Gravier sich zu dem Schlusse berechtigt, dass sie an Menge bedeu- tend abgenommen haben und dass es keine aussergewöhnliche jährliche Erschei- nung mehr gibt. Denn es betrug die stündliche Menge Mittel Mittel im Jahre: 1841 27 1850 16 1842 m 26 Ka 1843 20 1852 16 1844 20 1855 1 1845 85) 23 1854 } 11 1846 18 1855 13 1847 - 23 1848 14 1848 17 18 (L’Inst. 1855 Nr. 1142.) Dem stehen jedoch entgegen, die zu Brüssel und Gand vom 9. bis 11. August dieses Jahres angestellten Zählungen. Zu Brüssel wurden am 9. August gezählt von 9Uhr 26 Min. bis 9 Uhr 46 Min. 18 Sternschnuppen von 2 Beobachtern re een ggiatn a nd A PRUETANE NE SE een]: Pearl BU a nA. PS Ip, een 3 et Tao Mu DR reed Als Mittel für die Stunde erhält man hieraus 38 Sternschnuppen für 2 oder meh- rere Beobachter. Am 10. August bei gleich schönem Wetter wurden gezählt von 9Uhr 22Min, bis 9 Uhr 52 Min. 20 Eee Dune von 3 Beobachtern = 189, EnGal ee > 6Mlope 659 ce, Da eg - a il2 re eu apereh _ Als Mittel für die Stunde ergibt sich die Zahl 60,5. 469 Am 11. August endlich wurden gezählt von 9 Uhr 19 Min. bis 10 Uhr 19 Min. 59 Sternschnuppen von 2 Beobachtern alOeIren mut zenshr. „asBnual- Zu Gand hat Duprez am 10. August 51 Sternschnuppen in der Zeit von 21/2 Stunden und am 11. 22 in 11/3 Stunde gezählt. Im Mittel hat'er am 10. 22,7 Sternschnuppen in der Stunde gezählt, am 11. 14,6, während in andern Nächten für einen Beobachter diese Zahlen kaum über 8 steigen. Die vorherr- schende Richtung, welcher sie folgten, war die vou Südwest nach Südost, (Ibid. Nr. 1143.) - Meteorolgische Beobachtungen in Chios, angestelltvon Condogouris in der Zeit vom ersten September 1854 bis dahin 1855. Mittl. Temper. in co Regentage Temperatur Regentage 1854: September _ 20,09 3 März 12,03 12 October 17,04 2 April 13,02 ) November 14,04 7 Mai 19,95 3 December 10,00 8 Juni 24,06 1 1855: Januar 6,01 12 Juli 27,02 0 Februar 11,02 5 August 26,05 0 Jahresmiltel: 16,06C, Zahl der Begentage: 62. Die Wärme erreichte ihr Maximum 31,05 am 25. Juli, ihr Minimum —2° am 17. Januar, der höchste Stand des Barometers am 2. September war 786mm der niedrigste 736mm am 12. März. Die herrschenden Winde sind auf der In- sel Nordwind im Sommer, und Südwind im Winter, da letzterer allein an 144 Tagen geweht hat. Bei dem Erdbeben von Brussa, welches auch auf der In- sel verspürt wurde, stand das Barometer auf 748mm, das Thermometer auf 120 bei Südwind.. (Edda Nr. 1135.) | W. Peters, über die Sonnenflecke. — 1835 begann P. in Neapel eine Reihe von Messungen aller Sonnenflecke , besonders in der Absicht zu er- forschen, ob auf der Sonnenoberfläche gewisse feste Localitäten existiren, wo diese Flecke vorzugsweise entstehen. Bis Ende 1846 hatte er 813 Oerter von 286 Flecken bestimmt und die Discussion der daraus hergeleiteten heliocentri- schen Coordinaten führt zu folgenden Resultaten. 1) Die Flecke haben alle eine Bewegung gegen den Aequalor. 2) Wenn ein Fleck in der Nähe eines andern ausbricht, so bewegt sich letzterer nach der vom ersteren abgewandien Seile. 3) Die Flecke haben ebenfalls eine Eigenbewegung nach Westen; dies ist jedoch nur Vermuthung. 4) Gewisse Stellen sind vorzugsweise producliv. — Die Er- scheinungen des Entstehens und das Wachsthum der Flecke, die der Fackeln und die obigen Thatsachen lassen sich nach P. bis ins Detail vereinigen, wenn man annimmt, dass auf den Sonnenkörper etwas wie Vulkane existirt, welche gas- förmige Materien versenden. (Pogyd. Ann. Bd. XCIV. S. 628.) B. Physik. Magnus, Hydraulische Untersuchungen. — Die auch als besondre Schrift erschienene Abhandlung betrifft die bisher so we- nig bekannten Gesetze des Zusammenstosses zweier Wasserstrahlen und des Aus- flusses von Wasser aus Oeffnungen in dünner Wand. 1) Einwirkung zweier Wasserstrahlen auf einander. Der benutzte Apparat besteht aus ei- nem Reservoir, an dessen Boden eine lange Glasröhre von 15mm Durchmesser angeselzt ist. Dieselbe trägt am untern Ende ein Hahnstück, welches, sich in 3 Arme theilend, durch Kautschukschläuche mit denen ebenfalls J2mm weite Mes- singröhren verbunden ist. Letztere tragen vom vordern Ende durchborte Kap- pen aus denen das Wasser ausströmt. Dem bereits von Savart beschriebenen Falle, dass die Achsen der beiden sich gegeneinander bewegenden Strahlen in einer geraden Linie liegen, fügt M. noch den hinzu, dass die Achse des einen Strahls etwas tiefer liegt, als die des andern. Endlich wurden auch noch Ver- suche angestellt mit 2 Strahlen die einander kreuzen, dabei lagen ihre Achsen theils in derselben theils in verschiedenen Ebenen!, ebenso konnten ihre Durch- messer und Geschwindigkeiten gleich oder ungleich sein. Im Allgemeinen lässt 470 sich hier folgendes Gesetz aufstellen: Zwischen 2 Wasserstrahlen, die einander ireffen,, entsteht jedesmal eine membranartige Wasserfläche, die die Richtung der Resultanten hat, deren Componenten die Bewegungsquantitäten der beiden Strahlen sind. Was die Entstehung dieser Fläche anbetriffi, so wie die man- nichfachen Formen, die dieselbe unter Umständen anzunehmen vermag, so müs- sen wir auf die Arbeit selbst verweisen. 2) Strahlen als Oeffnungen in dünner Wand. Die die Oeffnungen enthaltenden Platten werden mittelst einer. besondern Vorrichtung am Boden eines grössern Wasserbehälters befestigt. Ist die Oeffnung eine länglich viereckige, so bildet der Strahl, kurz nachdem er die Oeffnung verlassen, dicke Ränder, die sich gegen einander bewegend, wie gehemmie Strahlen wirken; es, entsteht zwischen ihnen eine Fläche, die aber- mals dicke Ränder bildet, und so eine dritte Fläche hervorruft. Mehr als 3 Flächen zu beobachten gelingt nur selten. [Auf ganz ähnliche Weise erklären sich auch die complicirten Formen von Strahlen aus kreuzförmigen, quadrali- schen, dreieckigen etc. Oeffnungen. Der aus kreisförmiger Oeffnung austretende Strahl bildet einen vollkommen regelmässigen Cylinder, der, scheinbar ohne die geringste Bewegung eine Länge von mehreren Fussen erreicht. Um bei allen diesen Versuchen die Strahlen in ihrer eigenthümlichen, normalen Gestalt zu er- halten, ist es nöthig, eine rotirende Bewegung des Wassers im Ausströmungs- gefäss zu vermeiden, die jedesmal eintritt, sobald der Ausfluss kurze Zeit ge- dauert hat. Dies geschieht, indem man unmittelbar über die Ausströmungs- öffnung einen aus 4 kreuzförmig mit einander verbundenen dünnen Blechen be- stehenden Apparat (Beruhiger), stell. In Bezug auf die nähere Erklärung dieser zam Theil sehr verwickelten Vorgänge müssen wir abermals auf die Ab- handlung verweisen. — Es folgt nun noch eine Reihe höchst schätzenswerther Bemerkungen über das Maximum der Contraction, die Savart'schen Anschwellun- gen, und das Eindringen von Luftblasen in Flüssigkeiten. — Die Resultate dieser Untersuchungen, in denen eine ganze Reihe bisher falsch oder gar nicht erklärter Erscheinungen auf die Gesetze der Bewegung und Cohäsion zurück- geführt wird, werden aueh auf die Bestimmung des praktisch so wichtigen Ausflusscoefficienten nicht ohne Einfluss bleiben. (Poygendorf, Annalen Bd. XCV, Seite 1.) Guillemin und Bucnouff, über die Fortpflanzungsge- schwindigkeit der Elektricität in Telegraphendrähten. — Die von G. und B. angewendete Methode ist keineswegs neu, sondern bereils im Jahre 1850 von Fizeau und Gounelle benutzt worden. Sie beruht auf folgender Betrachtung: wenn man von den beiden in einem Zimmer zusammenlaufenden Enden eines langen Telegraphendrahtes das eine mit einer electr. Säule, das andre mit einem Galvanometer verbindet, und beide Verbindungen gleichzeitig rasch hinter einander unterbricht, so wird endlich ein Zeitpunkt eintreten, in welchem der Zwischenraum zwischen je 2 Unterbrechungen zu kurz ist als dass in ihm die E. die ganze Länge des Drahtes durchlaufen könnte; die Nadel des Galva- nometers wird also dann gar nicht mehr .alfieirt werden, Dieser Zeitpunkt lässt sich, wenn man die Geschwindigkeit der Unterbrechungen allmählig steigert, ge- nau bestimmen und aus der bekannten Länge des Drahtes kann man die Ge- schwindigkeit der E. berechnen. — Der Apparat ist ziemlich einfach, die Unterbrechungen geschehen, in ähnlicher Weise, wie bei den electromagnetischen Rotationsmaschinen, durch hölzerne Räder, auf deren Umfange in gleichen Ent- fernungen Metallplättichen eingelassen sind. Bei der Ausführung sind noch zwei Punkte zu berücksichtigen. Einmal nämlich empfängt der Draht, sobald nur die Unterbrechungen hinreichend schnell erfolgen, allmählig eine kleine elektri- sche Ladung, die die Nadel des Multiplicator ablenkt. Dies lässt sich vermei- den, wenn man den Apparat so einrichtet, dass während der Unterbrechung der Draht mit der Erde leitend verbunden wird. Dann aber kommt noch eine In- ductionswirkung hinzu. Gehen nämlich, wie dies grwöhnlich der Fall ist, die beiden Hälften des Telegraphendrahtes parallel untereinander, so wird im un- tern, mit dem Galvanomeler verbundenen, durch den obern in welchen der Strom eintritt ein Induclionsstrom erregt, der die Nadel ablenkt, wenn die Un- 471 terbrechungen auch noch so schnell hinter einander geschehen. Im Endresultat muss hierauf mit Rücksicht genommen werden. Letzteres stellte sich so. In einem Eisendrahte von 4mw Durchmesser bewegt sich die Elektricität mit einer Geschwindigkeit von 45000 lieues in der Sekunde (27000 geogr.M.) (Compt. rend. Bd. XXXIV. S, 330.) W. H. Schneider, Phosphorescenz durch mechanische Mittel. — Diese Erscheinungen sind nicht sellen auch von Electricitäts- und Wärmeent- wickelungen begleitet und es ist wohl zu unterscheiden, ob die Lichtphänomene bloss Folge einer Störung des electrischen Gleichgewichts , des Glühens oder des Verbrennens sind oder aher einen selbstständigen Ursprung haben, d. h. eigentlich phosphorischem Lichle angehören. Becquerel glaubt schon a priori eine Identilät zwischen dem phosphorischen und electrischen Lichte aus dem Grunde vermulhen zu müssen, weil durch alle die Mittel, welche ‚störend auf das Gleichgewicht der electrischen Kräfte einwirken, auch die Phosphorescenz erregt werde und weil die verschiedenen Farben des electrischen Lichtes’ die grösste Aehnlichkeit mit dem phosphorischen haben. Für diese Ansicht fehlen jedoch die Beweise. Es wird sogar schwer begreiflich, wie sıch Electrieität in hinreichender Intensität ansammeln könne, um sich unter Lichterscheinung zu verbinden, wenn wan-z. B. zwei Bergkrystalle unter Wasser aneinander reibt. Die Sache wird noch schwieriger bei der Phosphorescenz durch Insolation, durch Temperaturerhöhung, durch den Lebensprocess. Becquerel spricht hier zwar von einer Intermolecularelectricität, die beı jeder Molecularände- rung frei werde und sich unter Lichterscheinung wirksam zeige. Aber von die- ser wissen wir herzlich wenig. Alle Versuche, die Sch. besonders über Phos- phorescenz durch Reiben einer grossen Anzahl kieselhaltiger Körper angestellt hat, weisen darauf hin, dass, unabhängig von allen andern Agentien, die Grund- ursache der Phosphorescenz unmittelbar in einer Veränderung der Gleichgewichtslage der Molecule zu suchen sei. Reibt man z., B. zwei Bergkrystalle mit ihren rauhen Flächen aneinander, so erhält man ein schö- nes phosphorisches Licht, ebenso wenn man irgend einen andern harten Körper auf eine der rauhen Flächen eines Bergkrystalles einwirken lässt; reiht man da- gegen die beiden Bergkıystalle an ihren ebenen und glatten Flächen aneinander, so zeigt sich kein Licht. Dasselbe geschieht, wenn man die platte Fläche des Krystalls mit irgend einem andern platten Körper reibt, während wenn der rei- bende Körper ein harter- ist, selbst die platte Fläche leuchtet. Man sieht, dass zur Erregung :des phosphorischen Lichtes eine öfters bis zu ihrer Aufhebung ihres Zusammenhanges sich steigernde Erschütlernng der Molekule erforderlich ist und eben diese Aulhebung des nalürlichen Gleichgewichts der Molekule ist es, die den Lichtäther unmittelbar in Schwingungen versetzt, gleıchwie durch eine ähnliche Molekularwirkung die beiden andern Agentien, Wärme und Electri- eität, ins Leben gerufen werden, ohne dass die eine von ihnen bloss als eine Folgewirkung der anderen anzusehen wäre. Einzelne Fälle, wo durch mechani- sche Mittel Störungen des electrischen Gleichgewichts und damit verbundene Lichterscheinungen auftreten, sind jedoch nicht von der eigentlichen Phospho- rescenz zu unlerscheiden ; diese und jene dürfen wir nicht identificiren und noch weniger darf dies bei den durch die übrigen bekannten Mittel erregten Phospho- rescenzerscheinungen geschehen. — Wenn wir daher die Lichterscheinungen, wel- che die unmittelbare Folge einer Molecularbewegung sind und diejenigen , wel- che ‚in Folge elektrischer Entladungen entstehen, von einander trennen müssen, so hat diese Unterscheidung auch bei den Lichtphänomenen, die der Phospho- rescenz im eigentlichen Sinne und denen, die dem Glühen oder Verbrennen an- gehören, ob schon sie öfters zusammen auftreten, statt zu finden. Die von Sch. angestellten Versuche zeigen, dass schon bei schwacher Reibung die Phospho- rescenzerscheinungen sich deutlich zeigen, dass aber bei sehr starker Reibung, bei heftigem Zusammenschlagen solcher Gesteine, andere Verhältnisse -hinzutre- ten, die zu dieser Unterscheidung auffordern. In dieser Beziehung führt Sch. vorzugsweise folgenden Versuch an. Wird ein auf seiner flachen Seite stark mit .Schwefelblumen eingeriebener Kiesel mit einem anderen flachen Kiesel stark 472 angeschlagen, so zeigt sich eine mehr als einen Zoll hoch Auflodernde öfters über die ganze Fläche des Steines sich aushreitende Flamme von blauer Farbe, nach deren Verschwinden ein deutlicher Geruch von schwefliger Säure auftritt. Die erhöhte Temperatur, bej der sich die in die Höhe fahrenden Schwefeltheil- chen entzünder , ist offenbar eine Folge der starken Reibung. Ebenso hat man die oft bei gleicher Veranlassung wegfliegenden Funken als abgesprungene durch Glühen leuchtend gewordene Theilchen angesehen. Bei Sch.’s Versuchen trat selbst durchweg ein eigenthümlicher Geruch, wie man ihn beim Verbren- nen organischer Substanzen wahrnimmt, auf, von dem schon Dessaignes spricht. Helle Quarze bedeckten sich mit einem feinen blauschwarzen Anfluge. Dieser Geruch, der zunächst wohl mit der Phosphorescenz in keiner Beziehung steht, zeigte sich auch bei solchen Gesteinen, die frei von organischen Resten waren. (Poggyd. Ann. Bd. XCVI. S. 232.) Nach Müller gehört das schwefelsaure Kobaltoxydul-Amm o- niak zu den Salzen, welche die Erscheinungen des Pleochroismus in ganz ausgezeichnetem Grade zeigen. Dieses Doppelsalz krystallisirt im monoklinischen System; die Grundgestalt wird durch die schiefe rhombische Säule &©P und die schiefe Endfläche OP gebildet, wozu dann noch die +Po, (Po), und +P kommen. Schaut man senkrecht zur Richtung der Endfläche OP durch den Kıy- stall hindurch, so erscheint er ‚gelblich roth, während das Licht, welches recht- winklig zu einer derFlächen “oP durch den Krystall hindurchgegangen ist, eine violettrolhe Färbung zeig. Am- deullichsten tritt die Erscheinung auf, wenn Mad zwei gleich dicke Platten, deren vorherrschende Fläche bei der einen durch OP, bei der andern durch zwei der Säulenflächen &P gebildet werden, milttelst Canadabalsam dicht neben einander zwischen Glasplatten kitte. Die Untersu- chung mit der dichroskopischen Loupe lässt einen vollständigen Trichrois- mus erkennen. Je nachdem die Strahlen beim Durchgange durch den Krystall in der Richtung parallel mit der Saulenaxe, oder in der Richtung der Makro- diagonalen oder der Mikrodiagonalen schwingen, beobachtet man eine violelte, röthlichgelbe oder weingelbe Färbung. — Das mit dem eben besprochenen isomorphe Nickelsalz zeigt keinen Pleochroismus; ebensowenig das Kobaltöxy- dul. (Ebda. S. 348.) Harting, Absorptionsvermögen des reinen und des un- reinen Chlorophylls für die Strahlen der Sonne. — H. will den Schluss, den Angström aus seinen Versuchen über den ähnlichen Gegenstand (ef. Bd. 8. S. 51.) zu ziehen sich berechtigt hielt, dass nämlich der grüne Farb- stoff der Phanerogamen einen bestimmten optischen Unterschied zeige von dem grünen Farbstoff der Algen und einiger Infusorien, nicht gelten las- sen. Er macht hiegegen darauf aufmerksam, dass solche alkoholischen Aus- züge keinesweges reines Chlorophyll enthielten, sondern ein Gemisch von verschiedenen Substanzen, in wechselnder relativer Menge und daher sei einleuch- tend, dass man den obigen Schluss nieht ziehen dürfe. Weder die morpholo- gischen Eigenschaften des grünen Farbstofis, so wie sie aus mikroskopischer Beobachtung hervorgehen, noch seine chemische Natur, so weit wir sie kennen, noch auch seine physiologischen Wirkungen, geben Anlass, einen so durchgrei- fenden Unterschied zwischen Chlorophyll in Lieht- und Wasserorganismen für wahrscheinlich zu halten. Finden Verschiedenheiten statt, so sind diese eben den Verunreinigungen beizumessen. Um die Sache ins Reine zu bringen stellte H., unterstützt von van Rees und Rauwenhoff, eine Reihe von Versuchen an mit alkoholischen Infusionen der Blätter von Syringa vulgaris, Fraxinus ex- celsior, Senecio Doria, Vitis vinifera, von Süsswasseralgen meistens Vaucheria clavata, mit ätherischen Infusionen von Syringa vulgaris, Spirogyra maxima und ferner mit einer Lösung des sogenannten reinen Chlorophylis, wodurch die Ein- gangs angeführten Aussprüche H.’s bestätigt wurden. Das reine Chlorophyll, in Salzsäure gelöst, unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht optisch von den grünen Pflanzenfarben, was gleichfalls auf Rechnung der in den letzteren ent- haltenen fremdartigen Substanzen zu setzen ist. (Ebda. S. 543.) B. 473 Ludwig Blume, Volksnaturlehre für Schule und Haus mit besondrer Rücksicht auf Gewerbe, Künste und bürgerli- ches Leben. Stuttgart 1354. bei J. B. Müller. — Die drei ersten bis jetzt erschienenen Hefte (1. die Materie und ihre Eigenschaften, 2. Mechanik fester Körper, 3. Mechanik flüssiger und luftförmiger Körper) werden mit den 83 nächsten (über Licht und Wärme, Eleciricität und Magnetismus ) ein populäres Lehrbuch der Physik bilden, welches einem Jedem mit vollem Recht empfohlen zu werden verdient. Gründlichkeit und Verständlichkeit, eine fliessende aber durchweg ernste, der Wissenschaft angemessene Sprache bilden seine Vorzüge vor der grossen Menge populärer Lehrbücher , dabei machen es die zahlreichen angezogenen Beispiele für Lehrer und Lernende in gleicher Weise nützlich. Die vielen in den Text eingedruckten Holzschnitte sind durchgängig originell, und vortrefflich ausgeführt, — 13 — Chemie. H.Kopp, Beiträge zur Stöchiometrie der phy- sikalischen Eigenschaften chemischer Verbindungen (Schluss von Bd. VI. pag. 316— 20 dieser Zeitschrift). — Wie der Vf. früher bewies, dass der Zusammensetzungsdifferenz CaHs die Siedepunktdifferenz 19% zukömmt, sucht er hier darzuthun, dass auch ein Zusammenhang zwischen dem spec. Volum (welches gleich ist dem Atomgewicht dividirt duıch das spec. Gewicht) organischer Körper und ihrer che- mischen Constitution stattfindet. Der Vf. verweist auf seine frühern Arbeiten (Wöhler u. Liebig Ann. XLI. 79, worin er aufstellte, dass bei gleicher Spannkraft der Dämpfe, das spec. Volum der Körper sich in bestimmter Ge- setzmässigkeit mit der Constitution ändert (nachgewiesen an den Aethyl und Me- thylverbindungen). Die Einwürfe Schröder’s, der die Beobachtungen nicht bei gleichweit vom Siedepunkte entfernten Temperaturen gemacht halte, wider- legte Kopp (Ann. d. Chem. u. Phys. L. 71.), und Schröder gelangte selbst zu der Ansıcht *), dass Verbindungen, deren eine Sauerstoff an der Stelle einer äquivalenten Menge Wasserstoffs in der andern enthielte, gleiche Volumina ha- ben, das Volumen dieser beiden Organogene in ihren Verbindungen also das- selbe sei, und schloss dasselbe für den Kohlenstoff. Pierre bestritt dies und Kopp suchte dagegen durchzuführen, dass Wasserstoff und Sauerstoff, wenn sie im Radikal einer organischen Verbindung enthalten seien, dasselbe Volumen, nämlich 6,38 haben, der Sauerstoff aber, der nicht im Radikal, sondern in Form von Wasser vorhanden sei, das Volumen 3,1 zeige. Seit 9 Jahren hat sich das Material für comparalive Untersuchungen wesentlich vermehrt. Will man die Volume bestimmen und vergleichen, so muss, da man dies bei dem einzig genau bekannten Punkte, wo die Körper im expansiblen Zustande gleiche Spannkraft kaben, also beim Siedpunkte, allein thun kann, das Atomgewicht, der Siedpunkt, das spec. Gewicht der Flüssigkeit und die Ausdehnung der Flüssig- keit bei der Temperatur, wo das letztere bestimmt wird, bekannt sein. Die spec. Gewichtsbestimmung ist gerade bei organischen Flüssigkeiten sehr schwierig. Kopp reducirt, vorausselzend, dass dieselben sich auf Was- ser = 1 beziehen, die Angaben anderer Autoren darüber, auf Wasser von 00 als Einheit, Dazu ist die Kenntniss der Ausdehnung der in Rede stehenden Flüssigkeiten nöthig, ein Umstand, der die Zahl der zu vergleichenden Körper bedeutend beschränkt. Ueber 40 Körper hat Kopp selbst untersucht. Da er- wiesen ist, dass sich isomere Aelherarten aus der Propionreihe (z.B. buttersaures Aethyloxyd und valeriansaures Methyloxyd: beide Cj2H1204) zum Siedepunkte hin fast ganz anf gleiche Weise ausdehnen, so schliesst er dies für isomere Körper dieser Klasse überhaupt und zugleich für die Fettsäuren , welche diesen benannten Aetherarten isomer sind. Sodann führt der Vf. in ausführlichen Tabellen, die eig’nen Beobachtungen und diejenigen an- derer Autoren über Siedepunkte und Atom- und spec. Gewichte auf, indem er daraus die Volumina berechnet, welche auf H202 bei 00— 18 bezogen sind. *) Schröder, über die Siedehitze der chemischen Verbindungen 1844. 474 Ist das Aequivalentgewicht = G, das spec. Gewicht bei 00 =S, das Volum beim Siedepunkte (wenn das bei 00 = ] gesetzt ist) = Ve, so ist das spec, Volum bei 00° — G beim Siedepunkt G Ve N Ss Spec. Volum. Holzgeist: C2H402 Atomgew. 32 Siedep. 590 ; spec. Gew. 0,3207 bei 00 | 41,9 bei 599 Weingeist: C;H602 Atomgew. 46 Siedep. 78% | 61,8 bei 780 spec. Gew. 0,151 bei 00 Amylalkohol: CjoH1202 Atomgew.. 88 Siedep. 1350 spec. Gew. 0,8297 bei 0% |123,6 bei 1350 Essigsäure: C4H,0; Atomgew. 60 Siedep. 1180 spec. Gew. 1,0801 bei 00 | 63,5 bei 1180 Ameisensaures Meihyloxyd: C4H40, Atomgew. 60 Siedep. 8360 spec. Gew. 0,9934 bei 00 | 63,4 bei 360 Baldriansäure: CioH1004 Atomgew. 102 Siedep. 1750 spec. Gew. 0,9560 bei 00 |130,2 bei 1750 Baltersaures Methyloxyd: CjoHı0o0ı Alomgew. 102 Siedep. 430 spec. Gew. 0,9210 bei 00 | 127,3 bei 980 u. Ss. w. Die Betrachtung der Tafeln lehrt, dass der Zusammensetzungs-Diffe- renz xCgH2 eine entsprechende Differenz im spec. Volum ent- spricht Ferner sieht man, z. B. an Essigsäure und amei- sensaurem Methyloxyd, dass isomere Körper gleiche spec. Volumina, folglich auch gleiches spec. Gewicht haben. Ferner können sich aequivalente Mengen Sauerstoff und Wasserstoff, ohne merkliche Aenderung des spec. Volumen’s, ersetzen, so ist es z. B. für Holzgeist (C2H405) 41,9, für Ameisensäure (C2H204) 41,8, wobei 20 für 2H eingetreten sind. Endlich können sich Kohlenstoff und Wasserstoffohne Volumsveränderung ersetzen woraus folgt, dass ihre spec. Volume gleich sind, so z.B. bultersaures Metbyloxyd CjoH1004 und Benzoösäure C14H604, wo 4C für 4H eintreten, haben beide das Volumen 127 u.s.w. Kopp ent- wickelt nun die Volumina für Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff d. h. die Verhältnisszahlen, mit denen die Atomzahlen einer aus Sauerstoff, Wasser-- stoff, Kohlenstoff bestehenden Verbindung zu multipliziren sind, um bei Addi- tion der Produkte, das Volumen der ganzen Verbindung zu erhalten. Hinsicht- lich der Entwickelung, ist auf die Originalarbeit zu verweisen und hier nur zu bemerken, dass dieselbe sich auf die Typentheorie von Gerhardt stützt, wonach der Sauerstoff in den Verbindungen, welche dem Typus: Wasserstoff (z. B. Aldehyd: Gar h 02) entsprechen, ein anderes spec. Volum haben soll, als in denen nach dem Typus: Wasser (z. B. N 02, welche Verbindung noch nicht dargestellt ist). Kopp stellt nnn folgende Volumina auf: für Koh- lenstoff und Wasserstoff 5,5, für Sauerstoff in Verbindungen nach dem Typus Wasserstoff: 6,1, für Sauerstoff in Verbindungen nach dem Typus Wasser: 3,9. Demnach berechnet sich das Volum einer Ver- bindung, die aus a. (Atomer) Kohlenstoff, b. Wasserstoff, c. Sauerstoff (nach dem Typus Wasserstoff) oder a. Kohlenstoff, b. Wasserstoff, c. Sauerstoff (nach dem Typus Wasser) besteht, als: a.5,5 + b.5,5 + c.6,1... oder 2.5,5 + b. 5,5 + d. 3,9. Hat man z. B. einen Körper, von der Zusammensetzung Gag (Benzol), so wird sein berechnetes Volumen sein =12.5,5+6.5,5—=99,0— beobachet wurde 96,0 — 99,7. Oder besteht derselbe aus eB 02 (Weingeisı), so wird sein Volumen gleich sein: 4.5,5-46.5,5-+2.3,9=62,8, gefunden: 62,5. In derselben Weise stimmt das beobachtete, mit dem berechneten Volumen aller, 475 aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff bestehenden Körper, bis auf eine Diffe- renz, die nie über 40/9 beträgt. — Weiter bespricht Koppe: die spec. Vo- lume der Schwefel, Chlor, Brom, Jod enthaltenden organischen Verbindungen. 1. Schwefel: Hier entspricht ebenfalls ein Mehrgehalt an Schwefel einem bestimmten plus im spec. Volum. Der Schwefel kann vorkom- men: «) den Sauerstoff im Typus = O2 ersetzend; £) den Kohlenstoff inner- halb eines Radikals vertretend (wie in SO2 und CO2); Y) den Sauerstoff inner- halb eines Radikals ersetzend. Für die Fälle: « und y fand Kopp das spec. Volumen = 11,3. Besteht also ein Körper aus ee S3 (Mercaptan), so ist sein spec. Volum —4.5,5+6.5,5-4+2.11,3=77,6 (beobachtet ist 76,1). Für den Fall 8 dagegen, wo Schwefel den Kohlenstoff innerhalb eines Radikals er- setzt, gilt das Volum 14,4. 2. Chlor: Das Volum des Chlor’s fand Kopp — 22,8 und wird daher ein Körper, der aus C3H-El3 besteht (Chloroform), das Volum: 2.5,545,5+3.22,8=84,9 haben (gefunden 84,8). 3. Brom: Das spec. Volum des Brom’s ergab sich als: 27,8. Die Verbindung C3H;Br (Brommethyl) wird also das spec. Volumen —=2.5,5+3.5,5-+27,8 - 55,3 haben, beobachtet ist 58,2. 4. Jod: Das spec. Volum des Jod’s ist, nach Kopp = 375; Jodäthyl C4H;E, wird also das spec. Volum: 4.5,5-+5.5,5-4+37,5—=87 haben, beobachtet 86,4. (Für Zinn und Titan wird die Zahl 18,7, für Blei, Silieium und Arsen 25, für Antimon 33, angegeben). — Vf. betrach- tet nun die spee Volumina flüssiger Verbindungen im Allge- meinen; Schon früher (,‚Handwörterbuch d. Chemie‘ Supplbd: 423 f.) hat Kopp angegeben, dass der Quotient aus spec. Volum durch die Summe der Kohlen- Wasser- und Sauerstoffatome, ein be- stimmter, fast bei allen Körpen derselbe sei. 45 Flüssigkeiten, deren spec. Volumina berechnet und beobachtet wurden, ergeben nun die Be- stäligung jener Angaben und es könnte, als allgemeine Regel gelten, dass das Volumen eines Körpers CaHbOc, dividirt durch a4+b-+c, die Zahlen 5,1 bis Sp. V. 5,6 gibt, das also AR Baron = 3,1 sei, wenn nicht gerade das Wasser bedeutend abwiche und die Zahl 4,7 gäbe. Die spec. Volumina für Schwefel, Chlor, Brom und Jod sind Multipla, für Schwefel (11,3) das zweifache, für Chlor (22,8) das vierfache, für Brom (27,8) das fünffache, für Jod (37,5) das siebenfache, von dem nach dieser Betrachlungsweise anzu- nehmenden spec. Volum. Für einen Körper, der aus CaHh0cSd&leBrfFg be- steht, wird also ebenfalls dieselbe Zahl: 5,3 — 5,6 erhalten, wenn das spec. Vo- lum durch die Summe der Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Sauerstoffatome plus der zweifachen Zahl der Schwelel-, der dreifachen Zahl der Chloratome a, Mo .... Spee. V. a he us S. w. dividirt wird. Oder afb-Fc+24+38e-L5f-F4g — 5,3. Hier hindert die beobachtete Zahl für den Sehwefelkohlenstoff: 6,2, diese Gesetz- mässigkeit als die Norm für alle Fälle gelten zu lassen, wonach man, ohne Rücksicht auf die rationelle Constitution, das Volum jeder Flüssigkeit, wenig- stens annähernd, berechnen könnte. Den Umstand, dass die spec. Volumina oft für ganz verschieden zusammengeselzte Verbin- dungen, dieselben sind, will Kopp damit'erklären, dass viel- leicht die Volumina einzelner Elemente gleich sind, oder das spec. Volum eines Elements der Summe der spec. Volumina der in einem Atomcomplexe enthaltenen Atome gleich ist. Das Volum für C ist gleich dem für H, und. das Volum des in einem Radikal ent- haltenen Sauerstoff’s — 6,1, demselben. fast gleich; das Volum des Brom’s (27,8) ist ferner nahe gleich demjenigen des Methyl’s (CaH3), denn 2.5,4+ 3.5,5=27,5 u. s. w. Der Vf. hofft, dass seine Arbeit wenigstens Fingerzeige für die Ermiltelung des Zusammenhanges zwischen dem spec. Gewicht und der chemischen Constitulion geben möchte. (Annal. d. Chem. u. Pharm. XCVI. 2. pug. 153 —185. u. ibid. XCVI. 3. pag. 303 — 330.) . H.K. ol 276, A, Vogel jun,, über Ammoniakgasentwicklung. — V.er- klärt die Erhitzung eines trockenen Gemisches von Salmiak und gepulvertem Kalk behufs der Darstellung von trocknem Ammoniakgase für unzweckmässig, weil zur vollständigen Zerlegung des Salmiaks eine ziemlich hohe Temperatur erforderlich ist, indem derselbe den Kalk als Dampf durchdringen muss; zudem ist der Salmiak oft nicht ganz frei von organischen Substanzen, durch welche das Produkt empgreumatisch wird. Seit längerer Zeit bedient sich V. zur Dar- stellung von trocknem Ammoniakgas folgender Methoden. Er löst möglichst viel Chlorcaleium in einer concentrirten Ammoniakflüssigkeit und erwärmt diese Lö- sung, die viel leichter kocht (schon bei 80° C.) als die reine Ammoniakflüssig- keit. Weit unter dem Siedepunkte des Wassers entwickelt sich hier das Ammo- niakgas und zwar sehr rasch und regelmässig. Das mit fortgehende Wasser ver- dichtet sich grösstentheils schon in der Vorlage; zur Entfernung der letzten Antheile genügt eine !/2’ lange mit Stücken von kaustischem Kali gefüllte Röhre, (N. Rep. d. Pharm. Bd. IV. S. 244.) Der Kumiss oder Kumysz der Kalmücken und anderer Hirten- völker Mittelasiens ist nicht, wie man gewöhnlich glaubt eine Art Milchbrannte- wein, sondern eine davon ganz verschiedene Flüssigkeit, wenn schon beide aus demselben Stoffe, der Milch der Heerden bereitet werden. Der Kumiss wird im Allgemeinen aus abgerahmter Milch bereitet, aus der man die Butter entfernt hat, Er ist im wesentlichen sauere Milch, die einen gewissen Grad weniger Gährung erlitten hat, also übereinstimmend mit dem Pınna der Lappländer (aus Rennthiermilch). Der Milchbranntwein — brennend, ziemlich berauschend und angenehm schmeckend — wird aus dem Kumiss durch Destillation gewonnen. Der Apparat aus sehr grobem Thon ist ausserordentlich einfach. Als Brenn- material dienen trockene Schilfblätter, Kräuter, am häufigsten aber trockener Vieh- mist. Dieser Branntwein führt den Namen Mack oder Macky; er erinnert an den Arak der Indianer. — Kuh- und Schafmilch liefern nur wenig Kumiss von niederer Qualität; besser schon ist die Kameelmilch und besonders die Stuten- milch. Man bereitet den Kumiss durch Vermischen von 1 Th. warmen Wassers mit 6. Th. warmer Milch und fügt als Hefe eilwas alten Kumiss hinzu. Man rührt oder schüttelt das Ganze bis die Gährung eintritt; Wärme und beständige Bewegung werden als nolhwendig zum Gelingen angesehen. (Journ. de Pharm. et de Chim. Mars 1855. pag. 196.) Rammelsberg, Form und Zusammenseizung des wein- steinsauren Kali’s und Ammoniak’s und deren isomorphe Mi- schung. — Ueber die Zusammensetzung und die Krystallform dieser bei- den Salze herrschte bis jetzt grosse Ungewissheit. Die Resultate der analyli- schen Untersuchungen liessen es zweifelhaft, ob diese Salze wasserfreie seien oder Y/a Aeq. (das Kalisalz) oder 1 Aeq. (das Ammoniumoxydsalz) Wasser ent- hielten. Dasselbe galt von der Kıystallform: ob diese zwei- und eingliedrig, oder zweigliedrig sei, Um diese Unsicherheiten zu beseitigen unternahm R. eine genaue Untersuchung der beiden Salze. Das weinstein'saure Rali ge- hört hiernach, wie es schon früher Hankel behaupet hat, zum zweigliedrigen System. Die Form dieses Salzes besteht aus Combinationen eines rhombischen Pris- mas p, dessen stumpfe Seitenkanten durch die Hexaidfläche a, die scharfen durch b. stark abgestumpft sind , so dass p untergeordnet an dem rechtwinklich vierseitigen Prisma ab erscheint. — Die Krystalle sind hemiedrisch und hemimorph und zwar links, wie die der Doppelsalze von Natron und Kali oder Natron und Ammoniak. Mitunter sind die Krystalle nach der Axe verkürzt und erscheinen daher tafelartig. Formel: 2KOT+aq. — Das weinstein- saure Ammoniak krystallisirt in Prismen, gebildet aus den Flächen a und r’, deren stumpfer Winkel 1401/40 beträgt und deren scharfe Kante durch die Fläche ce schief abgestumpft wird, insofern sie mit a einen Winkel von 921/40, mit r‘ einen solchen von 873/s% bildet. Die Endigung besteht aus einer auf c aulgesetzten Zuschärfung durch die Flächen q und oft sieht man noch schmale Abstumpfungsflächen o‘ zwischen aund q. Das System ist hiernach ein 477 epidotähnliches zweı und eingliedriges und a, c, r‘ sind Flächen der herrschenden Vertlicalzone, q liegt in der Diagonalzone von c, und o‘ ist ein Augilpaar. Die Ansicht von Pasteur, dass zwischen dieser Form und der des Kalisalzes eine nahe Beziehung stallfinde, so dass selbst die Axen sich auf einander beziehen lassen, scheint nicht gegründet. Das Salz ist wasserfrei. — Die leicht zu erhaltenden, durchsichligen Krystalle des weinsteinsauren Kali-Ammoniaks sind, wie es schon de la Provostaye angegeben hat, mit denen des Kalisalzes isomorph. Die quantitative Analyse ergab, dass das Salz eine isomorphe Mischung der Kali- und Ammoniakverbindung ist, worin letztere, isomorph mit jener, als 2AmOT-taq enthalten ist. (Pogg. Ann. Bd. XCVI. 8. 18.) Rammelsberg, Beiträge zur näheren Kenntuniss der Form der rechts und links weinsteinsauren Doppelsalze und der Traubensäure. — Die von Pasteur entdeckte ungemein merkwürdige Ent- deckung, dass die optisch indifferente Traubensäure aus gleichen Theilen der gewöhnlichen rechts drehenden und einer links drehenden Weinsteinsäure zu- sammengesetzt sei und dass die Spaltung der Traubensäure in diese beiden Säuren, deren optisch entgegengeselzten Character auch eine entgegengesetzte Hemiddrie in ihren Krystallen entspreche, durch das Krystallisiren ihrer Dop- pelsalze mit Kali und Natron oder mit Ammoniak und Natron von selbst erfolge, indem alsdann die Krystalle eines solchen Salzes, welche gleichfalls hemiedrisch sind, zur Hälfte rechts, zur Hälfte links hemiädrisch erscheinen, und dadurch eine entgegengesetzte Wirkung auf die Polarisationsebene ausüben, — konnte nicht verfehlen zahlreiche Wiederholungen der Varsuche von Seiten Anderer zu veranlassen, ohne dass jedoch eine direcle Bestätigung bekannt geworden wäre. Neuerdings ist es jedoch R. gelungen, dieselben in allen Punkten zu bestätigen. Seine Hauptaufgabe war die genauere Beobachtung der Krystallform , insbeson- dere der hemiedrich auftretenden Formen, «da die Angaben von Pasteur über den geomeirischen Character sehr [ragmentarisch sind. Es gelang ihm gleich- zeilig, auch an Kryslallen des Seignettesalzes die Hermiedrie zu beobachten. In seiner Abhandlung, auf die wir verweisen, beschreibt R, das weinstein- saure RKali-Natron undAmmoniak-Natron und das traubensaure Kali-Natron undAmmoniak-Natron. Gleichfalls hat R. die zu diesen Versuchen dienende Traubensäure krystallographisch untersucht. (Ebenda S. 28.) H. Rose, neue und vortheilhafte Darstellung des Alu- miniums. — R. erhielt durch die Einwirkung von Natrium auf Kryolith — eine reine Verbindung von Fluoraluminium mit Fluornatrium — beim Erhitzen in einem kleinen eisernen Tiegel bis zur starken Rothgluth mit leichterer Mühe Aluminium als auf die von Deville angegebene Art. Das Material bezog er von Krantz in Bonn, pro Kilogramm 2 Thlr, — Unter dem Namen Mineralsoda waren grosse Quantilälen eines weissen groben Pulvers aus Grönland über Ko- penhagen nach Stettin eingeführt und dort zu dem Preise von 2 Thlr. pro Cent- ner den Seifensiedern angeboten. Auch nach Berlin waren bedeutende Proben gekommen und man hatte in der That daraus mittelst kaustischen Kalkes eine Natronlauge gewonnen, die wahrscheinlich gerade wegen ihres Thonerdegehaltes sich vortrefflich zur Bereitung von mancher Seife eignete. R. erkannte dieses Pulver für Kryolith. — Die eisernen Tiegel, in denen R. die Reduction des Kryo- liths vorormmt haben eine Höhe von 1?/s” und 13/s‘‘ im obern Durchmesser. Das feine Kıyolithpulver wird hierin mit dünnen Lagen von Natrium geschich- tet und festgestampft, das ganze mit einer guten Decke von Chlorkalium ver- sehen, R. erklärt das Chlorkalium für das beste Flussmittel, weil es das ge- risgste spec. Gewicht hat, und mit dem Fluornatrium leichter zusammenschmilzt, als dieses für sich. R. wendet auf 5 Th. Kryolith 2 Th. Natrium an und eben- soviel Chlorkalium als Kryolith. Für die angegebene Grösse der Tiegel pas- sen am besten 10 Grm. Kryolithı. — Am zweckmässigsten erscheint es zu sein die Rotbglaht eine halbe Stunde und nicht länger zu unterhalten, während da- 478 bei der Tiegel sorgfältig bedeckt bleibt. Die geschmolzene Masse wird mıt Wasser vermengt. Nach 12 Stunden kann man die Masse mit einem Pistill zerdrücken und dann findet man grössere Aluminiumkügelchen von 0,3 bis 0,5 Grm. — Die Ausbeute an Metall schwankt bedeutend, selbst wenn genau auf dieselbe Art gearbeitet wird. Niemals erreicht sie die Menge des Aluminiums, welche in dem angewandten Kryolith enthalten war (13 pCt.). Bei 10 Grm. Kıyolith war die günstigste Ausbeute 0,8 Grm.; in der Regel aber nur 0,6 oder 0,4 Grm. statt 1,3 Grm. Gegen Deville’s Bereilungsmethode ist dieses Resul- tat aber dennoch ein sehr vortheilhaftes. Die Ausbeute hängt vorzüglich von der Hitze ab; je stärker dieselbe ist, desto mehr vereinigen sich die kleine- ren Kügelchen zu grösseren und .desto weniger bleibt Aluminium im pulverför- migen Zustand, welches bei dem nachherigen Erkalten zu Thonerde sich oxy- diren kann. Letzteres geschieht namentlich beim sehr langsamen Erkalten, wenn die Luft hinzutritt. (Pogg. Ann. Bd. XCVI. 8. 152.) Kessler, über den Einfluss des freien Sauerstoffs bei Reductions- und Oxydationsanalysen. — Bopp erhielt bei der vo- lumeirischen Bestimmung von Zinn durch chromsaures Kali nach der Methode von Streng von einander sehr abweichende Resultate, je nachdem die Lösung des Zinnchlorürs vorher mit mehr oder weniger Wasser verdünnt war. Einen Grund für diese Erscheinung hat Bopp nicht gesucht. Auch von anderer Seite wurde wegen dieser Unregelmässigkeit die Streng’sche Methode für unbrauchbar gehalten und angegeben, dass Chromsäure und Zinnoxydul nur in concen- trirten Lösungen sich vollständig zerlegen. Diese Erklärung schien K. nicht vereinbar zu sein mit früheren von ihm angestellten Versuchen, wo er bei einer Reihe von volumetrischen Bestimmungen nicht bemerkt halte, dass verschiedene Mengen von Wasser irgend welchen verändernden Einfluss auf die erhaltenen Resultate ausübten. Es ist bei der Streng’schen Methode jedoch nicht zu ver- gessen, dass dabei ausser den beiden auf einander wirkenden Verbindungen noch Jodkalium, an welchem die Beerdigung der Reaction wahrgenommen wer- den soll, sich in der Lösung befindet. Es sind hier also noch die Fragen auf- zuwerfen: bestehen Chromsäure und Jodkalium und Jod und Zinnoxydul in ver- dünnten Lösungen nebeneinander? Aber auch diese kommen hier nicht in Be- tracht, da K. durch Versuche nachgewiesen hat, dass diese Unregelmässigkeiten von der Einwirkung des vom Wasser absorbirten Sauerstoffs herrühren. (Pogg. Ann. Bd. XCVI. S. 332.) Baudrimont führt (Compt rend. T. XLI. 177.) an, dass das auf trocknem Wege erzeugte Wasserstoffgas ebenso gut wie das auf ge- wöhnliche Art erzeugte die Eigenschaft besitzt, sich in Berührung mit feinzertheil- tem Platin zu entzünden. Faraday hatte bekanntlich jenem Gase diese Eigenschaft abgesprochen und dadurch wurde Berzelius veranlasst den Grund davon in ei- nem verschiedenen allotropischen Zustande des Gases zu suchen, der sich nach den Versuchen von Baudrimont nicht mehr aufrecht erhalten lässt. Deville, Dichtigkeit einiger Substanzen nach Schmel- zung und rascher Erkaltung. — Schon früher hatte D. gefunden, dass zwischen der Dichtigkeit gewisser kıystallisirter Mineralien (Labrador, Feldspath, Horoblende, Augit, Vesuvian) und der der glasigen Körper, die man dureh Schmelzung und rasche Erkaltung dieser Mineralien bekommt, sich ein beträcht- licher Unterschied herausstellt und zwar der Art, dass bei diesen Substanzen im Acte der Kırystallisation das sehr merkwürdige Phänomen der Verdichtung der Substanz und ein Maximum der Dichte stattfindet. Das Gleiche stellte sich auch bei der krystallisirten Kieselerde oder dem Quarz heraus. Gerade der Quarz scheint im höchsteu Grade die merkwürdige Eigenschaft zu besitzen, sich während der Erkaltung eine gewisse Wärmemenge anzueignen, die selbst nach der Erstarrung die Molekule in einem normalen Abstand hält. Diese Eigenschaft hält D. für der Art, dass sie die Hypothese von einer Üeberschmelzung (Sur- fusion) rechlferligt, die mehrere Geologen zu den Umständen rechnen , welche die Erstarrung von Gesteinen, die wie der Granit, Quarz in bedeutender Menge 479 enthalten, begleiten mussten. Der Schwefel erleidet diese Ueberschmelzung am leichtesten ; der Unterschied in den Dichtigkeiten ist jedoch nicht sehr gross, — Die Metalle und deren Verbindungen, ausser den Silicaten, scheinen dagegen wenig Neigung zur Annahme dieses besonderen uud anomalen Zustandes zu ha- ben; der Uebergang zum krystallinischen Zustand ist fast augenblicklich, wie schnell auch die Erkaltung sei. Wismuth, Zinn, Blei, Steinsalz zeigen keine Unterschiede in der Dichtigkeit; es sind also Körper, welche im Gegensatz zu Schwefel, Quarz und den Silicaten eine sehr schwache oder gar keine Tendenz besilzen, auch nur momentan den glasigen Zustand anzunehmen. Dasselbe gilt vom Corund und diese physische Eigenschaft der Thonerde, wie alle ihre che- mische Eigenschaften, versetzt das Aluminium direct in die Gruppe der Metalle. (Comp. rend. Tom. XL. pag. 769.) W.B. F. Toel, über Cystinbildung. — Das Cystin (C6H’NO2S2) ist bisher nur sellen in gewissen Concrementen gefunden worden und die Art sei- ner Entstehung noch ganz unbekannt. Willkommen müssen also alle Beiträge zur Kenniniss des Vorkommens und der Entstehung dieses Körpers sein wie deren der Verf. folgende 2 Fälle angiebt , 1) ein Mädchen, 28 Jahr alt, litt an Nephritis caleulosa. Der Verf. wurde auf den Cystingehalt des Harns bei der mikroskopischen Untersuchung des Sediments ihres schleimigen Urins aufmerk- sam, welcher mit zahlreichen mikroskopischen sechseiligen Säulen angefüllt war, welches die Krystallform des Cystin’s ist. Die Kranke klagte über bedeutende Schmerzen in der Gegend der rechten Niere und der Uretheren und liess je mit dem Morgenharn ein Cenligramm Cystin. Wenn der Verf. den Harn von den Phospbaten befreite, ihn mit Bleioxydlösung in Kali versetzte und kochte so bildele sich schwarzes Schwefelblei, vom Schwefel des zerselzten Cystin’s abhängig. Das gesammelte Cystin ist in Wasser sehr schwer, aber leicht in Al- kalien und Säuren löslich, und brennt mit einer grünlichen Flamme ; die Analyse er- gab die oben angegebene Zusammensetzung. Harnstoff und Harnsäure waren in dem Harn nicht in normaler Menge vorhanden, dagegen das Chlornatrium weder ver- ‘ mehrt, noch verändert. (Harnsstoff 0,960%/9, —1,91%/9, 14— 19 Gramm in 24 Stunden.) Das Cystin wurde quantitaliv, nachdem die Sulphate entfernt waren, als Schwefelsäure bestimmt, indem der Rückstand mit kohlensaurem Natron und Salpeter verpufft wurde; (Cystin 1,33—1,5 Gramm in 24 Stunden.) — 2) Die Schwester der vorigen, 30 Jahr alt, litt an demselben Uebel. Der Harn war sauer, von 1,022 spec. Gewicht. Der Rückstand im Wasserbade für den Tag 45,52 Gramm, die feuerbeständigen Bestandtheile 17,28 Gramm, der Harnstoff 16,7 Gramm, die Harnsäure 0,25 Gramm, das Cystin 1,4 Gramm; der Kochsalzgehalt war auf 13,33 Gramm in 24 Stunden vermehrt. — Uebri- gens schien das Uebel in der Familie und zwar bei deren weiblichen Mitglie- dern erblich; der Harn der Mutter der besagten Mädchen reagırte ebenfalls auf Cystin und die Grossmulter war an Niphrilis zu Grunde gegangen. Der Harn des Vaters und der Brüder der Mädchen war cystinfrei, dagegen entwickelte sich das Leiden bei einer dritten jedoch jüngeren Schwester gleichfalls. (Annual. d. Chem. u. Pharm. XCVI. 2, 247 —5]1.) v. Bibra, über Haare nnd die Hornsubstanz. — Arbeiten über diesen Gegenstand existiren von Vauquelin, Chevreul, van Laer, und Scherer. v.B. fand ihre Angabe bestätigt. Er versuchte, wie jene For- scher, vergeblich einen Farbstoff aus den Haaren darzustellen, und ist der Mei- nung, dass die Lösung der Frage, wie die Farbe derselben zu Stande kömmt, nachdem die Chemie damit nicht zum Abschluss kommen konnte, der Mikros- kopie zu unterbreiten sei. Dagegen meint v. B., die Bindesubstanz der Haarzellen isolirt zu haben und beschreibt dieselbe als eine klebrige, gela- linöse, im Wasser lössliche, dem Leim sich ähnlich verhaltende Substanz, die indess in ihrer Zusammensetzung variirte (i. e. nicht rein erhalten wurde.) So- dann giebt v. B. Angaben über den Schwefelgehait der Haare; es ent- hielten 100 Theile Haare einer Frau von 90 Jahren, grau, früher blond 4,32 pCt. - eines Mannes - 32 - braun 4,40 - 480 Haare eines Mannes von 30 Jahren roth 8.23 pt. (?) - einesMädchens - 11 - hellblond 4,22 - usw. (v. B. scheint den Umstand gar nicht erklaren zu können, dass der Sch we- felgehalt rother Haare so bedeutend steigt. Zur Beantwortung der Frage, wie der Schwefelgehalt in sehr alten Haaren beschaflen sei, wurden mindestens 400 Jahr alte Haare, die v. B. aus Gräbern von Peru und Bolivia mitgebracht hatte, untersucht. Die Analyse ergab: für Haare der altperuanischen Race ’3,890/9 - 00 - alten Titicaca Race 4,390), der Schwelelgehalt hatte sich also nicht geändert. Ebenso hatten diese Haare, nachdem sie getrocknet, ihre hygroskopischen Eigenschaften behalten. Der Schwe- felgehalt für menschliche Haare ist 4,50/,; van Laer fand mehr Schwefel. Die Haare der Söugethiere enthalten weniger, z. B.: Hasenhaare (vom Rücken) 3,060/o - - (vom Bauch) 3,150/g Rehhaare (vom Fuss) 2,08%/0 Schaafwolle (gemengt) 0,92%o Pferd (weisse Mähne) 3,52% Schwein (Rückenborsten) 83,440/g Pudel (Seitenhaar) 4,170/o Ochse (Haare zwischen den Oberschenkelmuskeln) 1,0009. Der Schwefel kommt gebunden vor an zwei eiweissarlige Substanzen, die aus der Kaliauflösung schwarz und: gelb gefälli werden und welche van Laer als Protein und Bioxyprotein bezeichnet (jetzt nicht mehr haltbare Namen.) — Was den Schwefelgehalti der Hornsubstanz anlangt, so fand v. B. im Horn des Ochsen 3,0000 - - der Antilope 1,170/o - - der Gemse 3,20%o - - des Schafes 1,750/o in der Klaue des Ochsen 1,370%/o in d. Nägeln d. Menschen 2,71%/o im Fischbein 3,440/9 in d. abgeworfenen Haut der Kreuzolter 0,830/, u. S. w. Das Fett in den Haaren besteht nach van Laer aus Elain, Margarin uud freier Margarinsäure (also palmilin- uud stearinsaurem Glycyloxyd) v. B. will darin Cerebrinsäure gefunden haben. Rothe Menschenhaare lieferten 3,400/9 Fett und 0,4109 Asche. Der Feit- und Aschengehalt in den Haaren der Säugelhiere weicht hiervon wenig ab. Die Haare vom Feldhasen enthalten 3,37%/0 Fett und 1,810%/0 Asche, braune Rosshaare dagegen 0,123%/, Fett und 0,162%/, Asche. Der Chlorgehält der Asche beim Pferde war grösser wie beim Menschen. Die Winterbaare des Fuchses lieferten 4,540/, Fett und 4,09%/0 Asche. — Was den Fett- und Aschengehalt der Hornsubstanz anbelangt, so enthielt das Horn des Ochsen 2,10%/, Fett und 2,5006 Asche, die Klauen des Elenn 1,72%, Asche, die Haut der Ringelnatter 7,0%, Felt und 2,3%/0 Asche. Die Asche enthielt: kohlensauren Kalk, schwefelsauren Kalk und Talkerde, Kieselsäure, Spuren von Phosphaten etwas Chlor und Eisen. Ueber die menschlichen Nägel fehlen die Angaben. (Ibid. 3. 239 — 301.) H. RK. O®ryetognosie. J. Lawrence Smith, wiederholte Unter- suchung americanischer Mineralien (der krystallogr. Theil nach J. D. Dana’s Mittheilungen.) — Die Mineralien der Wheatley Mine in Pennsylva- nien (Chester Co., in der Nähe von Phönixville) bestehen aus Blei-, Kup- fer - und Zinkerzen in Gängen, welche Gneiss und mittelsecundäre rolhe Schie- fer und Sandsteine durchsetzen. Die im Gneiss führen besonders Bleiminern, die im Sandsteine Kupferminern. Die Zinkerze, Blende und Galmei, finden sich in beiden Arten, vielleicht doch in grösserer Menge in den Kupferführenden Adern. Der Gneiss wird von unzähligen Granit-, Grünstein-, Trap-Adern durchsetzt, Diese Minen liefern prächtige Handstücke, indem z, B. nach Sil- 481 limann die von da stammenden schwefelsauren und molybdänsauren Bleierze ausgezeichneter seien, als alle andern in den europäischen Cabinellen. — Angle- sit in sehr grossen und durchsichtigen Kıystallen von zuweilen einem halben Pfunde an Gewicht. Krystalle mit Flächen an beiden Enden fanden sich bis zu 54/2 Zoll Länge bei 1/2 Zoll Dieke. Es wurden beobachlet unter andern: — 0,0,1.8; — 0,12.0,@©,0,1. Dh &, et 14%,0,1.2, 2.4; —0,12.0,0.% ‚u: 1, Er DIN 2: 4, 1.%. Oft sind die Kıystalle voll Höhlungen und anlehweiss! denen Zusammensetzung jedoch von der der Durch- sieh tigen nicht abweicht. Es kommen auch runde (eircular) Krystalle vor. Durch Einmengung von Schwefel, Blei und Kupfer (mit Spuren von Silber) wer- den die Krystalle mehr oder minder schwarz, zart grün durch Kupfercarbonnat, gelb durch Eisenoxyd. Sp. Gew. = 6,35. Sie enthalten 1 2 Schwefelsäure 26,78 26,61 Bleioxyd 78,81 78,22 Kieselsäure 0,20 100,29 99,83 Die Analyse geschah in den meisten Fällen durch Auflösung znerst in citronsau- rem Ammoniak. Der Anglesit findet sich in geodischen Höhlungen des Bleiglan- zes, welche 1/ao—!/a Zoll und mehr stark, mit Hämatit ausgefüttert sind, der oft Anglesit innig gemengt enthält. Bisweilen nehmen die Krystalle nur einen Theil der Höhlung ein, oder deren ganzen Raum und zugleich deren Gestalt. Auch trifft man ihn in den Glanz eingehüllt ohne das Erscheinen einer Höh- lung oder die Gegenwart eines andern Minerals ; nadelförmige Kıystalle liegen zerstreut in dem Bleiglanz. Auch silzt er auf Kupferkies mit einem Zwischen- lager, von Hämatit — auf Zinkblende in Quarz — auf Quarz in Begleitung von Pyromorphit — auf Bleiglanz mit Schwefelkrystallen — auf Kalkspath, Ein in- teressanles Stück zeigt einen platten Krystall von 1[_] Zoll Grösse, durch dessen Mitte ein zarter Ralkspath, über 1!/g Zoll lang, geht, der dem Sulfate als An- selzpunet gedient zu haben scheint. Der Anglesit findet sich auch allein auf Flussspalh. Einige ausgezeichnete Krystalle des Sulfats sind mit solchen des Carbonats bedeckt, welche öfter in jene eindringen. — Cerussit, durch Grösse und Durchsichtigkeit ausgezeichnele Krystalle; die Zwillinge oft 2 Zoll breit, durchsichtig und gleich den Flügeln eines Schmetterlings ausgebreitet. Ein Kıy- stall von 5 Grammen eıgab das spec. Gew. — 6,60 und enthielt CO2—= 16,38, PbO—=83,76. Er findet sich in Hämalit, eraleimen Bleiglanz bekleidet, ahnlich wie der Anglesit, und mit diesem zusammen; auch mit Pyromorphit, der oft die Krystalle völlig färbt; auch allein auf Bleiglanz — auf grünem und blauem Kupfercarbonat — auf Pyromorphit — auf Manganosyd,, in schneeweissen Kry- stallen auf Hämatil in ähnlicher Weise; milunter gehen warzenförmige Massen desselben durch die Krystalle. Auch traf man einige Bleiglanzkıystalle. mit sehr feinen hemitropischen Cerussitkrystallen auf der Oberfläche. Gelegentlich wird der Cerussit von einer äusserst dünnen Eisenoxydrinde bedeckt, wodurch die Rrystalle eine tief rolhe Farbe erhalten, einige davon wieder mit einem zarten Anfluge von Pyromorphit. Aehnlich wie die Krystalle des Anglesit sind auch die des Cerussit schwarz, grün, gelb gelfäbt. — Wulfenit, kleine Krystalle von lichtgelber bis dunkelrother Farbe. Die Gestalten sind sehr mannichlach , ta- felförmig und octa@drisch und andere. Spec. Gew. = 6,95. Die Verschieden- heit der Färbung rührt von Vanadsäure in den röthen Abänderungen her, Gelb Roth Molybdänsäure 88,68 87,47 Vanadsäure — 1,28 Bleioyd 60,48 60,30 99,16 99,05. Die letztere Varietät enthält nahezu 970/o PbO, Mh03 und 307, PbO, VO3 Chrom *) *) Dieselhe Bemerkung machte bereits C. M, Welheritt über Wulfenit von 482 (das Mineral ist als Chromomolybdat beschrieben) war nur in Spuren vorhanden. Der Wulfenit findet sich allein auf krystallisirtem und zelligem Quarz, oder von Pyromorphit begleitet — in zersetztem Granit — auf Bleicarbonat und Mangan- oxyd — auch in Begleitung von Bleivanadat. — Bleivanadat (Descloisit ?). Früher in Amerika noch nicht bemerkt, obgleich Chlorovanadat (Vanadinit) in Mexico entdeckt wurde. Die dunkelfarbigen Krusten, in denen es Quarz und eisenschüssigen Thon, von andern Mineralien begleitet, bedeckt, zeigen sich unter dem Vergrösserungsglase als feine linsenförmige Krystalle, zu traubenför- migen Massen angehäuft, von dunkelpurpurner bis schwarzer Färbung. Im durchfallenden Lichte sind sie hyacinthroth. Strich dunkelgelb. Für die Be- stimmung von H, und spec. Gew. konnte kein ausreichendes Material gewonnen wer- den, und auch das für die Analyse enthielt Krystalle von Molybdat und andre Un- reinigkeiten. S. fand: Vanadsäure 11,70, Molybdänsäure 20,14, Bleioxyd 55,01, Eisen- und Manganoxyd nebst Thonerde 5,90, Kupferoxyd 1,13, Sand 2,21, Wasser 2,9D:99,03. Nach Abzug der, der Molybdänsäure entsprechenden Menge Beioxyds, bleiben von diesem noch 22,35, gebunden an 11,70 Vanadsäure, oder in 100 Theilen: 66,1RO und 33,9V03. So nähert sich die Zusammensetzung mehr der des Decloisit als der des Dechenit. Vielleicht liefert eine Analyse des erstern mit reinerm Material, als Damour besass, die Formel 3 PbO, 2 VO3, entsprechend dem Chromate Melanchroil: Dieser wurde in den Wheatley Mines nur in sehr geringer Menge gefunden. — Pyromorphit, die Farbe wechselt von fast schwarz bis zu grünlich gelb. Er wird in grossen Mengen gefunden und verschmolzen. Ausgezeichnete Vorkommnisse hestanden in traubigen Massen mit säuliger Structur, in regelmässig hexagonalen Prismen mit mehr oder weniger modifieirten Enden, Kıystalle ergaben sich von 1/a Zoll Durchmesser. Manche sınd hohl und besitzen nur eine hexagonale Schaale; bisweilen sind die Kry- stalle zu federärtigen Gestalten zusammengehänft. Spec. Gew. einer dunkelgrü- nen Varietät —=6,84. S. wird nächstens eine Arbeit über die Zusammensetzung der americanisechen Pyromorphite veröffentlichen. Er findet sich in zersetztem Granit auf Quarzkrystallen, deren ganze Oberfläche er gelegentlich bedeckt; in zelligem Quarz mit Bleimolybdat; in grossen Gruppen mit kleinen Krystallen ro- then und gelben Molybdats auf Krystallen des Sulfatls und Carbonats ; auch als Ueberzug auf Bleiglanz. — Mimetene (Mimetesit), obgleich in geringer Zahl, doch in „ausgezeichneten Krystallen, fast farblos und ganz durchsichtig, oder ci- trongelb, rein oder mit Grün gemengt. Die Endkanten der hexagonalen Prismen oft so stark abgestumpft, dass sich fast hexagonale Pyramiden ergeben. Die Länge beträgt bis !/; Zoll und mehr bei Haardünne, oder bald bis zu breiten, kurzen Tafeln. Ein ceitrongelber Krystall lieferte spec. Gew. =7,32 und Arsen- säure 23,17, Chlor 2,39, Bleioxyd 67,05, Blei 6,99, Phosphorsäure 0,14 : 99,74 —=80,21 arsensaurem Bleioxyd und 9,38 Chlorblei = 3PhO, As05-- !/zPhCl. Er findet sich in Granit oder Quarz. Auch mit Pyromorphit ist er vergesell- schaftet, und bisweilen fliessen beide ohne bestimmte Gränzlinie in einander. Manche Kıystalle bestehen aus beiden zugleich, indem der Pyromorphit die eine Oberfläche, der Mimetesit die gegenüberliegende einnimmt, wozwischen verschie- dene Mischungen erscheinen. Er tritt auf mit Bleiglanz und Bleicarbonat. — — Bleiglanz. Derb, faserig und kıystallisirt; Würfel, Würfel mit modificeirten Ecken und Kanten, Octaöder, Rhombendodeca@der, oft sehr abgeplattel und zu- gerundet, im letztern Falle gewöhnlich mit Pyromorphit bedeckt; bisweilen zel- lig in Folge beginnender Zersetzung, und so besonders silberhaltig und auch Schwefelkrystalle enthaltend. Der Silbergehalt beträgt etwa 30 Unzen auf die Tonne. Der Bleiglanz ist mit Quarz, Kalk- und Flussspath, oft in die Krystalie derselben eingeschlossen. Er begleitet auch die andern Mineralien. Man hat grosse cubische und octaädrische Krystalle gefunden, welche Massen und Plat- ten von mehreren Quadratfuss bilden und ganz mit grünem Phosphate bedeckt demselben Fundorte (Sillim. J. XV, 446) nachdem W. T. Blake Chromsäure in derselben gefunden haben wollte (ebend. XIV, 105.) Sq. 483 sind. — Küpfer.*) In gediegenem Zustande nur als ‘dünne Häutchen, über Hämatit oder Quarz, als Zwischenlager : zwischen Hämatit und Kupferkies. — Kupferkies. Mitunter so häufig, dass er als Erz gewonnen wird; manche die- ser Massen wiegen 300 —400 Pfund. Er liefert schöne tetraedrische und oc- taedrische Krystalle. Zusammensetzung: Schwefel 36,10, Kupfer 32,82, Eisen 29,93, Blei 0,35:99,23. — Malachit. Kleine, nierförmige Massen, aus (ase- rigen Krystallen bestehend, hellgrün; auch seidenglänzende Büschel, mit Lasur und Weissbleierz. Spec. Gew. —4,06. Enthält: Kohlensäure 19,04, Kupfer- oxyd 71,46, Wasser 9,02, Eisenoxyd 0,12:99,69 = Cu0,C0? + Cu0,HO. Ver- bunden mit. den übrigen Blei- und Kupfererzen, und das Sulfat und Carbonat des Bleis oft ganz färbend.. — Azurit. Obgleich selten, doch in schönen Kry- stallen von Y— \/a Zoll Durchmesser. Spec. Gew.=38,88. Besteht aus Koh- lensäure 24,98, Kupferoxyd 69,41, Wasser 5,84:100,23=2CuV, CuV,H0. — Zinkblende. Findet sich in grossen Massen, derb und kıystallisirt. Manche Krystalle haben 3—4 Zoll Durchmesser. Die Farbe ist dunkelbraun und schwarz. Sie besteht aus: Schwefel 33,82, Zink 64,39, Cadmium 0,98, Kupfer 0,32, Blei 0,78:100,29. Sie lagert in Flussspath, Kalkspath und Quarz, mehr oder weniger mit den andern Schwefelmetallen gemengt. — dGalmei. Feine, seiden- glänzende Krystalle, bisweilen als schneeweisse Häutchen auf Flussspath, Blende und Kalk, auch auf zelligem Quarz. Durch Kupfercarbonat und Eisenoxyd ist er bisweilen blau und gelb gefärbt. — “Brauner Hämalit. Concreliönäre Mas- sen von leberbrauner Farbe, in Gesellschaft aller vorkommenden Mineralien. Nadelförmige Concrelionen desselben durchdringen Krystalle von Anglesit und Cerussit. Ein reines Stück enthielt Eisenoxyd 80,32, Kupferoxyd 0,94, Blei- oxyd 1,5l, Wasser 14,02, Kieselsäure 3,42:100,21. — Flussspath. Ausge- zeichnet durch Farblosigkeit; die Krystalle wohlgebildet, aber klein, bisweilen kugelige Concretionen mit radialer Structur. Man fand ihn erst in 300 Fuss Tiefe, dann aber sehr reichlich. -—— Kalkspath. Die häufigsten Formen sind der Hundszahnspath (dog toolh-spar) (Skalenoeder) und das hexagonale Prisma mit dreiseiligem Enden, bisweilen das hexagonale Prisma mit abgeplatteten En- den, gleich dem Arragonit. Manche Stücke hatten 3—10 Quadrat Fuss Ober- fläche, bedeckt mit prismatischen Krystallen von L—2 Zoll Dicke, meist ver- tikal, zuweilen aber auch horizontal mit doppeltendiger Ausbildung angesetzt. Diese haben oft 8— 10 Zoll Durchmesser, Sie bestehen aus kleinen hexago» nalen Prismen, deren Flächen von der Seite her erweitert sind. Mitunter sind einzelne dieser schlanken Krystalle von andern derselben Art durchkreutzt. Eine ausserordentliche Bildung ist von der Art, dass die kleinen Prismen eine voll- ständige, doppelte Spirale um eine Achse bilden. Das Stück ist 3 Zoll dick. Die Spiralweite beträgt !/a Zoll. Die Spirale beginnt von einem kleinen Prisma, welches ein andres in der Milte unler einem Winkel von eiwa 400 — 50° Di- vergens durchkreuzt, und so fort, S. beschreibt interessante Einschlüsse ver- schiedner Kalkspathformen und Flussspaths in andere Kalkspathkrystalle , regel- mässige Auflagerung von Eisenkies in. feinen Krystallchen nach krystallographi- schen Linien. Der Kalkspath findet sich in grossen Krystallen in Dolomit und in Gesellschaft der meisten Erze. Bisweilen giebt er Veranlassung zu Pseudo- morphosen von Blei. Molybdat und Carbonat in Gestalt blosser Schalen. — Schwefel. Kleine blassgrünlichgelbe Krystalle, durchsichtig und auf zelligem Blerglanz zerstreut, welcher eine theilweise Zersetzung erfahren zu haben scheint. — Die übrigen Vorkommnisse sind schon erwähnt: krystallisirter Quarz, Manganoxyd, Eisenkies, Baryt, Kurpferindig , schwarzes Kupferoxyd, Dolomit. — Ueber die Bildung dieser Gänge konnte kein betimmter Schluss gezogen werden. Bei der Eröffnung derselben bis zu 30 Fuss Tiefe fand man das Bleiphosphat mit etwas *) Dieses Vorkommen erinnert an das von Saalfeld, worüber sich Be- merkungen von G. Suckow in dieser Zeitschrift I, 435 finden, dass die’ Redu- clion des Kupfers mit der Oxydation des Eisens in Verbindung stehe, welche beide hier aber aus dem Kupferkiese stammen, während Suckow von Rothkupfer- Erz als Stamm -Mineral spricht. Stg, 32 484 Bleiglanz und Cerussit sehr häufig; etwas tiefer war jenes minder , letzteres mehr vorhanden. : Wulfenit und Anglesit erschienen bei 120 Fuss; Phosphat und Earbonat hielten mit Bleiglanz und jenen beiden aus, bei 180 Fuss ver- minderte sich das Phosphat stark; das Carbonat und Sulfat fanden sich in schö- nen Krystallen, auch erschien hier das Arseniat. Bei 240 Fuss traten auf Blende, Galmei und Flussspath mit beträchtlichen Mengen von Dolomit und nur wenig Bleiphosphat, indem Bleiglanz fast allein das Bleierz bildete. (Szllim. americ. journ. XX, 242.) Daubr&e, Untersuchungen über die künstliche Darstel- lung der Mineralien aus den Familien der Silicate und Alu- minate durch Einwirkung von Dämpfen auf Gesteine, — Als Hauptursache des Metamorphismus hat man seit den Versuchen des James Hall eine erhöhte Temperatur angesehen. Aber diese kann nicht allein thätig gewe- sen sein, sondern chemische Kräfte müssen gleichzeitig Einfluss geübt haben. Ehlorsilictumdämpfe zersetzen sich bei Rothgluth mit den Basen, welche in die Constitution der Gesteine eingehen, z. B. mit Kalk zu Chlorkalk und Kiesel- säure. Diese bleibt frei oder verbindet sich mit dem Ueberschuss der Base zu einfachen oder multiplen Silicaten. Die auf. diese Weise entstehende Kieselsäure und ihre Verbindungen haben grosse Neigung zum Krystallisiren und zwar weit unter ihrem Schmelzpunete. Mit Kalk-, Talk-, Thon-, Süss-Erde erhält man Quarz in der gewöhnlichen Krystallgestallt und einen Theil der Base als Silicat: mit Kalk als Wollastonit, mit Magnesia als Peridot, mit Thonerde als Disthen. Um ein Doppel- oder Multipel-Silicat zu bilden, muss man die Basen nicht nur in passenden Verhältnissen mengen, sondern auch, indem man eine der- selben oder den Kalk im Ueberschuss zufügt, den zur Bildung von Kieselsäure nölhigen Sauerstoff darbieten. Ein Gemenge von Kalk- und Talkerde liefert farblose Diopsidkrystalle. Sieben Aeq. Kali oder Natron, ein Aeq. Thonerde, oder besser ein Aeq. Alkali, ein Aeg. Thonerde mit sechs Aeq. Kalk gibt Kıy- stalle, welche den des Feldspaths völlig entsprechen. Auf ähnlichem Wege er- hält man Willemit, Idokras, Granat, Phenakit, Smaragd, Euklas, Zirkon. Zur Mischung der Magnesia- und Eisenmagnesia - Turmaline nach Rammelsberg Mag- nesia oder Kalk (um für die Kieselsäure Oxygen zu geben) gethan, ergibt hexa- gonale Prismen mit den Eigenschaften jener. Chloraluminium kann die Stelle des Chlorsiliciums vertreten und bildet Korund. Nimmt man statt des Kalkes Magnesia, so kann sich Spinell bilden. Besser ist es, Chloraluminium und Chlormagnesium mit rolhglühendem Kalk zusammenzubringen. Mit Chlorzink und Chloraluminium gewinnt man Gahnit, Chlortitan und Kalk geben Brookit und Anatas. In ähnlicher Weise bekommt man Zinnstein, Eisenoxyd in Spie- gelkryställen,, gleich den vom St. Gotthardt, oder in hexagonalen durchsichti- gen Krystallen; Eisen- und Zink-Chlorid zusammen geben Franklinit. Periklas, wie von der Somma, erhält man durch Chlormagnesium, welches sich auch in den Gasen des Vesuvs finde. Um sich den natürlichen Bedingungen mehr zu nähern und unter starkem Druck zu arbeiten, schloss D. in wohlzuverschlies- sende Flintenläufe Kreide mit den Chloriden von Silicium und Aluminium in zugeschmolzenen Glasröhren ein, welche in die Mitte gebracht wurden, so dass sie nur erst springen konnten , wenn die Hitze durch das Ganze bis zu ihnen ge- drungen war: — aber jene Chloride griffen nur das Eisen an und bildeten Eisen- chlorür. Uebrigens sprangen sämmitliche Röhre durch die Ausdehnung des Gases. Doch beansprucht D. für diese Versuche keinen exclusiven Character zur Annahme der Mineralbildung auf trocknem Wege. Die Gegenwart einer bestimmten Quantität Wassers bietet ähnlichen Reactionen durchaus kein Hinderniss, da sich nach Senar- monts Versuchen Kieselsäure und Thonerde in wasserfreiem Zustande bei 800° — 4009 aus einer wässerigen Lösung abscheiden. Die Schwierigkeit hierauf bezüg- licher Versuche, unter starkem Druck bei Gegenwart von Wässer, haben D. ver- hindert, dergleichen anzustellen. Der Reichthum des krystallinischen Kalkes an oft ganz fremdartigen Mineralien kann nicht aus einer Einwirkung auf die Kiesel- säure und Bildung besonderer Silicate herrühren. . Vielmehr konnten. sich viele nur durch spätere Einführung chemischer Agentien ‚bilden. Die Ankunft salziger 485 Verbindungen, aus den der kohlensaure Kalk die Basen füllte, erzeugte derar- tige Mineralien, von denen Korund und Spinell die Hanpttypen sind. Ebelmen meinte, dass durch lange fortgesetzte Berührung der Kalkfelsen mit den Silicat- gesteinen in geschmolzenem Zustande ausser Schmelzung und Krystallisation des kohlensauren Kalkes auch Einwirkung, ähnlich den, welche er in seinen Ver- suchen verfolgte, eintrelen mussten. Doch :hält D. diese Meinung nicht für durchaus anwendbar, namentlich nicht für die Spinelle. Sollte dies wirklich der Fall sein, so hätten sie sich in einer Art Saalband sammeln müssen längs der Verbindungsfläche der beiden Gesteine und seine Beständigkeit und Un- schmelzbarkeit hätten seine Vertheilung in kleinen Krystallen durch die ganze Masse verhindert. Man hat daher zuzugeben, dass das Agens zur Erzeugung der Spinelle so in die Kalkmasse dringen konnte, wie eine Flüssigkeit und Dämpfe in ein poröses Gestein und zumal unter starkem Druck. Da von dem ursprüng- lichen Salze nur die basischen Bestandtheile übrig sind, muss man glauben, dass sein electronegatives Element eliminirt und an Kalk gebunden wurde, ge- mass der Löslichkeit in Wasser, so wie der Kalk überhaupt in dıe Metalladern und in die crystallinischen Gesteine, selbst in die dichtesten,, gelangt ist. Von allen Ausflüssen der Tiefe scheinen die Chlorverbindungen am Meisten diesen leıziten Bedinungen zu entsprechen. Waren sie mit Fluorverbindungen gemengt, so konnten auch Fluorate entstehen, wie z. B. der Chondrodit, welcher in den it} Vereinigen Staaten und bei Aker in Schweden, in den Tuffen der Somma (als Humit) den Spinell begleitet, so dass ihre Krystalle sich oft ‚einander durch- dringen. Oft finden sich magnesiahaltige Fossilien in magnesiafreiem Kalke stark angehäuft. Dies würde eine Folge der verschiedenen chemischen Verwandtschaf- ten der Kalk- und Talkerde sein, welche letztere durch jene aus Lösungen ge- fällt wird und bei Versuchen, gleich der D’s, während die Kalkerde die Chlo- ride zersetzt, als Oxyd bleibt und sich mit der gebildeten Thonerde und Kie- selsäure verbindet. Bei D’s Versuchen krystallisirt auch der Quarz später als die Silicate, ein Umstand, der zur Deutung Krystallisationserscheinungen der Urgesteine dienlich werden kann. Wenn der Glimmer durch Glühen Fluorate von Silicium, Bor, Lithion ausgibt, kann die granitische Grundmasse auch Chlor- verbindungen des Siliciums, Bors, Aluminiums enthalten haben, obgleich solche jetzt unter den vulkanischen Gasen fehlen, da sie durch Wasser zersetzt wer- den. Aber man findet.doch auch Chlor, wie in den norwegischen Zirkonsye- niten, im Miascit. (Bull. Soc. yeol. de France XII. 299.) A. Damour, Perowskit im Zermatt-Thal. — Unter den von Hu- gard gesammelten Mineralien fand sich eine amorphe, halbdurchsichtige Sub- stanz mit besonderm Glanz. D. erkennt darin wesentlich Titansäure und 'Kalk, wie in H, Rose’s *) Perowskit von Achmatowsk bei Slatoust am 'Urral. Der P. vom Findelgletscher im Zermatt- Thale bildet eierförmige, an den Rändern (wahr- scheinlich durch Wasserwirkung) abgestumpfte Massen. Stroh-, honig-, orange- gelb, bisweilen in rothbraun hinüberziehend ; Splitter durchsichtig. Unter star- ker Vergrösserung sieht man auf einem Stücke eine Druse mit durchsichtigen und farblosen, würfeligen Krystallen. Bruch fast immer rauh und uneben; bis- weilen jedoch bemerkt man stellenweise zwei undenutliche, rechtwinklige Spal- tungen. Strich weiss. Spec. Gew. 4,87— 4,39. Er ritzt Apatit, wird aber durch Stahlspitzen geritzt. Etwas grosse Stücke wirker schwach auf die Mag- netnadel in Folge der Beimengung kleiner Krystalle von Magnet- oder Titaneisen, reine und durchsichtige Stücken aber sind wirkungslos. Aehnliches bemerkte D. an Uralischem Perowskit. Vor dem Löthrohr unschmelzbar ‚und unverändert ; in Phosphorsalz völlig löslich, im Reductionsfeuer unter 'vıolblauer Färbung. Heisse Salzsäure löst ihn z. Th. auf, Salpetersäure nicht. Schwefelsäure zer- setzt ihn bei 3000 völlig unter Gypsbildung und Lösung der Titansäure, D. fand *) Entdeckt von G. Rose. 486 TiO2 59,23 Sauerstoff 23,62 2 CaO 34,92 11,35 $ Fe20°: 1,14 0,25 J1160 1. MgO Spuren 100,29 Die Zusammensetzung des uralischen Perowskit ist dieselbe, die Formel (a0, TiO ? Auch das Schweizermineral findet sich in einem Gange grünen Talkschie- fers mit Adern krystallinischen Kalks. In seiner Begleitung zeigt sich Magnet- eisen und faseriger Asbest. Ein Stück trägt eine schwarze Rinde von mehrern Millimeter Dicke, hauptsächlich aus Titaneisen bestehend mit starkem Mangan - und Magnesiagehalte. In den Serpentin- und Talkgebieten er piemontesischen Alpen und der Gegend von Achmatowsk trifft man eine ganze Reihe von Mine- ralien gemeinschaftlich: Grossulargranat, Topasgranat, Idokras, Diopsid, Chlo- rit, Ripidolith, Pennin, Serpentin, Sphen, Zirkon, Korund, Rutil, Magneteisen, Titaneisen, Perowskit. Vielleicht verdanken sie alle ihre Bildung ein und der- selben Ursache; vielleicht sind die ganzen Gesteine gemeinschaftlichen Ursprungs und gleichalterig. (Ebd. S. 332.) Stg. Rumpf, über bayerischen Smirgel. — Den Smirgel, dessen man sich seit uralter Zeit als Schleifmittel, besonders für Spiegelgläser bedient, bezieht man zumeist von der Insel Naxos. Ganze Schiffsladungen desselben sind aber oft nur im Gemenge von vorherrschendem Quarz mit geringerem An- theil von Magneteisenerz,, eigenllichem Smirgel und Glimmer. Der Smirgel von der Insel Quernesey ist durch Eisenglanz sehr verunreinigt und der reinere vom Ochsenkopf bei Schwarzenberg im Erzgebirge kommt nur sehr beschränkt vor. Dasselbe gilt von den bei Biella in Piemont in einem verwitterten Feldspäthge- stein vorkommenden, bisweilen faustgrossen Korundkrystallen, die einen ausge- zeichneten Smirgel liefern. Für die Technik ist es daher sehr erfreulich, dass man in Baieru auf der Karolinenzeche bei Wildereuth, Landgericht Erbendorf in der Oberpfalz, ein Mineral gefunden hat, welches ein sehr kräftiges Polir- mittel abgibt und als solches schon vielfache Verwendung gefunden hat. Die Masse besteht vorzugsweise aus edlem Granat (Almandin) und aus (uarz, welcher letztere, der am Stahl lebhafte Funken gibt, von ersterem in der Härte noch übertroffen wird. Der Centner des Rohmaterials kostet an Ort und Stelle 17 Sgr. bis 1 Rthlr. _Es werden bereits 9 verschiedene Arten von dem gröbe- ren bis zum feinsten Pulver dargestellt. (N. Rep. d. Pharm. Ba. IV. S. 405.) Nordenskiöld, Krystallform des Graphits und Chondro- dits.— 1. Graphit. Die Kalkbrüche vou'Ersby und Storgard im Kirchspiele Pargas sind ohne Zweifel in mineralogischer Hinsicht die interessantesten Fundorte für den Graphit, obgleich er daselbst ziemlich sparsam vorkommt. Dieser Gra- phit enthält 98,2 Kohlenstoff und 1,8 unverbrennbare Stoffe. Letztere bestehen zu meist aus Kieselsäure, etwas Eisenoxyd und mechanisch beigemengten Körn- chen von Hornblende.‘ Von der allen Ansicht ausgehend, dass die Kıystallform dieses Minerals zum hexagonalen System gehöre, konnte N. die Kıystallcombina- tionen nicht entwickeln , so dass er sich nach dem Vorgange Kokscharows in Beireff des Klinochlors (ef. Bd. V. S. 240.) veranlasst sah, an Stelle des hexa- gonalen das monoklinoedrische System zu setzen. Viele Umstände trugen je- doch dazu bei, die Berechnung der am Graphit ausgeführten Messungen zu er- schweren. Fasst man die Ergebnisse der Untersuchung kurz zusammen, so ist die horizontale Axe = 1], die Hauptaxe = 0,5089, die schiele Axe = 0,7069 und der Winkel, den die letztgenannten Axen mit einander bilden = 88% 14‘. Die Form, in welcher dieses Mineral gewöhnlich krystallisirt, ist eine Combi- nation. von oa:b:oc(a), a: ob: wc(k), a:2b:c(c”), wa: !/ab:c(e). — 2. Chondrodit. In den meisten Kalkbrüchen in Pargas trifft man häufig ein honiggelbes, gewöhnlich in Kalk eingesprengtes körniges Mineral an, welches zuerst unvollständig von d’Ohsson urtersucht und von ihm Chondrodit genannt wurde. In Bezug auf die Krystallform hat man einige unvollständige Angaben von Hauy und Dana. N. beobachtete eine Menge Kıystalle dieses Minerals. Sie 487 hatten gewöhnlich ein monoklino@drisches Ansehen, doch bei der Berechnung er- gab sich bald, dass die Kıystallform eine rhombische ist. Das monoklinoedri- sche Aussehen wird durch eine Hemiödrie bedingt, die gleich der am Wolfram und Humit beobachteten ist. Gewöhnlich sind die Kıystalle kugelförmig, bis- weilen jedoch verlängert, in der Richtung der Hauplaxe oder seltener der Bra- chydiagonale.e. Das Verhältniss der Axen zu einander ist a:b:c—=1:0,6417: 1,0361. — Die Chondrodit -Krystalle kommen mit kleinen Octaedern von Spi- nell, körnigem Flussspath und Hornblende im Kalk eingesprengt vor. Aeusserst selten triffi man das Mineral in grösseren compacten Massen und dann gewöhn- lich schmutziggelb an. Trotz ihres zahlreichen Vorkommens hält es jedoch sehr schwer bestimmbare Krystalle anzutreffen. Oft sind die Korner gleich der Horn- blendekrystallen von einer weichen, grünlichen, gleichsam verwitterten Rinde umgehen. Der Chondrodit kommt noch in vielen anderen Kalkbrüchen Finnlands vor. (Poyg. Ann. Bd. XCV1. S. 110.) Glocker theilt in Pogg. Ann. Bd. XCVI. S. 262. seine reichen Erfah- rungen über Umwandlungen von Eisenerzen mit. Sie beziehen sich auf die Umwandlung von Magneleisenerz. in Eisenglanz und Rotheisenerz, von Eisenglanz in Rotheisenerz, von Magneteisenerz in Brauneisenstein, von Roth- eisenerz in Brauneisenstein und von Brauneisenstein in Rotheisenerz , von Eisen- spath in Brauneisenstein, von Schwefelkies und Markasit in Brauneisenstein, von Schwefelkies in Rotheisenerz. (cf. S. 357.) vom Rath, Zusammensetzung des gelben Apatits von Miask. — Der Apalit findet sich in Kryställen mit abgerundeten Kanten und von gelber Farbe, wie der Spargelstein vom Zillerthal und Tyrol und kommt in Feldspath und Eläolith eingewachsen vor. Die Kıystalle erreichen zuweilen Zollgrösse,' sind durchsichtig, sehr rissig und voller Sprünge. Die gelbe Farbe scheint von einem organischen Stoffe herzurühren, da sie schon unter der Glühhitze verschwindet. Spec. Gew. = 3,234. Resultate der Analyse: 55,17 Ca0, 42,08 POS, 0,17 Fe203, 0,16 HO und organische Substanz. Zur Bildung von PO? 3CaO verlangen 42,08 PO3 49,75 CaO. 5,42 CaO sind daher in dem Mineral mit Fl verbunden gewesen. Die Zusammensetzung ist demnach: 49,75 CaO, a PO>, 3,87 Ca, 0,16 Fe20?, 0,17 HO, 3,97 Fl. (Pogy. Ann. Bad. XCr. S. 831.) W. B. H. 0. Lenz, gemeinnülzige Naturgeschichte V. Bd.: Mine- ralreich. 3, Aufl. Gotha 1856. 89%. Mit 13 Tff. — Lenz’s Naturgeschichte ist ein anerkannt brauchbares Buch und machen wir besonders Lehrer an Gym- nasien auf die vorliegende neue Bearbeitung der Mineralogie aufmerksam, wobei wir freilich die Bemerkung nicht zurückhalten können, dass die Krystallographie durch das ganze Buch hindurch doch zu dürftig behandelt worden ist und der- selben schon in den miltlern Klassen der Realschulen noch mehr aber in den obern dieser und der Gymnasien nothwendig eine grössere Aufmerksamkeit ge- widmet werden muss. Hie und da finden sich Nebenbemerkungen, die wir uns nicht erklären können so S. 100: dass der Flussspath, wenn viel vorhanden ist in Dunkeln erhitzt phosphoresecirt, da doch auch das kleinste Splitterchen schon leuchtet. Die Petrographie ist in die Oryctognosie verselzt, wo die Gesleine als gemengte Mineralien abgehandelt werden, was sich nicht rechtfertigen lässt. Der geognostische Theil S. 317— 431 ist schwach und genügt den Anforderun- gen nicht. Auf 7 lithographirten Tafeln sind Kıystallgestalten, auf 4 Versteine- rungen, darunter sogar der fratzenhafte Hydrarchos und auf der letzien ein ge- waltig dicker Erddurchschnitt abgebildet. @. Geologie. N. S. Mauross, der Asphaltsee auf Trinidad. — Derselhe findet sich an der Westküste auf etwa der Hälfte des Weges von dem Nord- zum Südende der Insel. Man landet bei La Braye am Golf von Paria, dem See gegenüber, 39 Miles südlich von der Stadt Trinidad oder Port au Spain. La Braye liegt auf einer vorspringenden Landzunge, welche ganz aus erhärteten Asphalt (pitsh) besteht, ebenso wie die Küste auf einige Meilen ge- 488 gen N. und S.: Der Ort selbst ist auf Asphalt erbaut; Gärten und Bäume be- finden sich in der wenige Zoll starken Bodendecke, welche das Bitumen über- lagert. Ein Weg führt vom Landungsplatze zu einigen Zuckerplantagen. Es führt einen kleinen Hügel erhärteten Asphalts hinan , der da, wo er sich selbst überlassen ist, dicht mit Rohr und Büschen bewachsen ist. Aber an den durch Cultur aufgebrochenen Stellen reichlich die gewöhnlichen tropischen Gartenfrüchte trägt. Der Weg ist an solchen Theilen, wo das Bitumen zu sehr mit Erde ge- mengt ist, auf mehrere Zoll gepulvert, sonst aber oft so rein und fest, dass die Räder und Hufe kaum leichte und vorübergehende Eindrücke zurücklassen. Die Härte des Asphalts ist elwa gleich der des Gypses; der Bruch muschlig, aber glanzlos. Wo an abhängigen Plätzen keine schützende Pflanzendecke vor- handen, wird es durch die Sonnenstrahlen so erwärmt, dass es noch nach der Tiefe gleitet. Näher nach dem See zu wird die Steigung des Bodens stärker, bis etwa 25 Fuss auf die letzten 10 Ruthen. Hier liegt das Pech nackt oder nur leicht mit Gras bedeckt, und scheint in einer grossen Menge von Strömen, wenige Yards oder Ruthen breit, geflossen zu sein. Diese unabhängigen Ströme haben einander gestört. Ihre Oberfläche ist. in der verschiedensten Weise hin und her gewunden, und da, wo die Ecken an einander stossen, sind kleine Kämme aufgeworfen und Stücke aufgebrochen, ähnlich wie bei Lavaströmen. Die Entfernung vom Landungsplatze bis an den See beträgt drei Vierlelmeilen, die Steigung 96 Fuss. Der Haupistrom hat nördliche Richtung. Ersteigt man diesen Asphalt- Gletscher, so erblickt man eine schwarze, runde Pechfläche, eine halbe Meile im Durchmesser, in einer Ebene mil dem Ende jenes Stromes liegend, umgeben von einem dichten Waldrande, in dem sich besonders mehrere Arten grosser Palmen auszeichnen. Der See selbst ist frei von Vegetation, ausser eiws 20 kleinen Baumgruppen, welche in einer Art gebrochenen Cirkels halbwegs vom Mittelpunkte nach dem Umfange stehen. Die ganze Oberfläche ist mit einem Netzwerk von Wasserläufen durchzogen, Der Asphalt ist in flache oder schwach convexe, meist vieleckige Stücke von 4—8 Ruthben Durchmesser getheilt; die Zwischenräume sind voll Wasser. Diese Wassercanäle sind keine Spalten, da sich solche, selbst der Ansfuhr des Asphalts wegen in grossem Maassstabe ausgearbeitete Höhlungen, alsbald durch den Druck der uoch plasti- schen Masse von unten und von den Seiten her wieder füllen. Sie entstehen daher, dass jede der vielen Hundert Asphaltplatten (areus) auf dem See eine unabhängige, umwälzende (revolving) Bewegung besitzt, indem im Mittelpuncte derselben der Asphalt fortwährend sich ‚‚en masse‘“ hebt — nicht in Strömen ausbricht — und so stets denjenigen verdrängt, welcher früher jene Stelle ein- nahm, und ihn nach dem Rande drängt. Die Oberfläche bedeckt sich daher mit concentrischen Ringen, während die innere Structur blaltarlig wird. Wo nun eine solche sich vergrössernde Masse an eine andere stösst, da rinnt das Pech in die Tiefe, um später wieder in die Höhe getrieben zu werden. Oft kom- men mit dem Bitumen Holzstücke von mehreren Fuss Länge und 5—6 Zoll Durchmesser in die Höhe. Erreichen sie die Oberfläche, so nehmen sie in Folge der Aufsteigung eine aufrechte Stellung ein. Das Material scheint daher, so fest es ist, noch im Aufkochen begriffen, obgleich mit unendlich langsamer Bewegung. Das Wasser in den Zwischenräumen ist klar und sehr rein, be- sonders gegen den Rand des Sees und wird sehr zum Waschgebrauch gesucht. Wie das Wasser jetzt vom Gipfel der Halbinsel, den der See genau einnimmt, nach allen Seiten fliesst, so einst der Asphalt, sogar bis zur See, und bedeckt eine Fläche von etwa 3000 Acres. Die Grösse des Sees selbst beträgt 100 Acres.. Bei La Braye ist die Tiefe des Asphaltstromes 15—18 Fuss. Schwere Belastung vermag die Asphaltdecke des Sees nicht zu tragen, sondern die ein- zelnen Stücke sinken damit, zumal die weichern .Massen in der Mitte des Sees, um welche man auch dunkelgrünes, salziges und unangenehm riechendes Wasser findel. Gasströme brechen hervor, theils durch das Wasser , häufiger aber durch kleine Oeffnungen im Asphalt, Es scheint vorzüglich aus Schwefelwasserstoff zu bestehen, da es stark danach riecht und Silber schwärzt. Entzündet brennt es mit blassgelber Flamme. :Die Oberfläche des Bitumens ist stellenweise mit 489 Schwefel bedeckt. Die Temperatur eines Gasstromes betrug 970 F. — ca. 360C., die des Wassers bis 950 F. = 350 C. Die Wärme der Pechmasse, wo diese am weichsten war, betrug 950 F. Die Flüssigkeit derselben rührt nicht von erhöhter Temperatur, sondern von einem Gehalte öliger Materie her: die Er- härtung von einer Oxydalion oder Verflüchtigung weniger feiner Bestandtheile. Im Wasser des Sees leben zahlreiche Fische von 10—12 Zoll Länge. Sogar Alligatoren finden sich. Vögel legen ihre Eier auf das nackte Pech. Etwa 19/2 Mile südlich vom See an der Küste findet man zahlreiche Lager erhärteten Thons mit vegetabilischen Resten, elwas weiter eine Lage brauner Kohlen und Lignite von ca. 12 Fuss Dicke, welche in ihrer Verlängerung gedacht in grosser Tiefe unter den See reicht. Doch ist die Schichtenstellung hier sehr verwirrt, sogar bis zu völliger Aufrichtung. Die Wogen spielen Asphaltstückchen an, und nicht weit davon sieht man glänzenden Titaneisensand. Näher und in SW. des Sees springt unler der See eine stärke Steinquelle. Oft brechen dabei Gase so stark hervor , dass sie eine Wassersäule mehrere Fuss hoch heben. Im Innern , we- nige Miles vom See gibt es viele Petroleumguellen, Asphaltladern im Thon. Wenigstens 3 Miles der Küste von jener Petroleumquelle gegen N. bestehen ganz aus Asphaltströmen vom See her. Wo diese durch Erhöhungen aus ihrer Rich- tung gelenkt wurden, finden sich Sandsteine und Thone. Etwa 1 Mile nördlich vom See streicht eine ähnliche Kohlenlage an der Küste aus. Man darf daher diese vegetabilischen Massen als die Quelle der bituminösen Ausflüsse ansehen, “ indem sie vielleicht durch vulkanische Hitze eine schwache Destillation erleiden. Zwär hat man um den See keine vulkanische Anzeichen, aber bei Cedras, 20 Miles südlich, sind thälige Vulkane, sowie die jüngern Schichten stark gestört sind, Auch ist die Küste von Cumana nicht fero, wo sich zahlreiche Erdbeben ereignen. (Sillim. americ. journ. XX. 153.) W. P. Blake, über die Furchungund Glättung harter Fel- sen und Mineralien durch trocknen Sand. — Die hierauf bezügli- chen Beobachtungen geschahen am Pass San Bernardino in Californien, welcher dıe südliche Verlängerung der Sierra Nevada durchbricht und die Abhänge nach dem Stillen Ocean mit der breiten und niedrigen Colorado Wüste im Innern verbin- det. Ihm zur Seite liegen Berge bis zu elwa 8500 Fuss Höhe. Die Erhebung des Passes beträgt 2808 Fuss über dem Meere und seine Breite oben ‚gegen 2 Miles. Auf dem östlichen Abfalle gegen die Wüste ziehen sich der Granit und die ihm verwandten Gesleine vom spilzen Gipfel der San Gorgonio bis in das Thal des Passes in einer Folge nackter, scharfer Rücken. An ihnen war des Granits Oberfläche auf breite Stellen in langen und völlig parallelen Furchen ausgeschnilten und jeder Theil derselben geglättet und, obgleich uneben, fein polirt. Diese Einwirkung auf Granit, Quarz, Granat, Turmalin , Kalkstein ist eine Folge der Sandwehen, welche die Winde aus der Tiefe heraufbringen. Da- bei schützten härtere Mineralien Theile der weichern, so dass horizontal lie- gende Mineralien nackt mit Knöpfchen , z. B. Feldspath mit Granat, aus der übrigen Masse frei herausgearbeitel wurden. Dieselben zeigen alle westwärts in der Richtung des Passes. Der Wind erscheint als ein regelmässiger, gleich- förmiger starker Luftzug von der Küste über die Passhöhe in das innere Land, von wo eine erwärmle Luftsäule in die Höhe steigt, welche durch die kühlere Seeluft ersetzt wird. Die Einwirkung des hiermit zugleich bewegten Sandes zeigt sich auch an den in der Ebene liegenden Gesteinstücken. Unter dem Mikro- skope erkennt man ın den Sandkörnern der Ebene lauter kleine Kügelchen ir. Folge fortdauernder gegenseitiger Abreibung. B. erinnert nun daran, wie die Betrachtung dieser ausserordentlichen, von so kleinen und in einem so: dünnen Mittel (Luft) fortbewegten Körpern geäusserten Einwirkungen auf den Gedanken leiten, dass einfach grössere Geröllstücke in einem starken Wasserstrome tiefe Furchen ausarbeiten. konnten, ohne dass man dabei an einen ferneren Druck durch Gletscher und Eisberge zu denken brauche. (Ebenda S. 178.) J. W. Dawson, über einen jüngst unler Wasser geseizie; Wald bei Fort Lawrence, Nova Scotia. — So bekannt die Fundy-Ba mit ihrem Wechsel von Ebbe und Fluth, den daher stammenden Ablagerungen» 490 vorweltlichen Fussspuren ,; Regentropfen u. s. w.: so sei es doch noch nicht beachtet, dass mindestens ein grosser Theil ihres Grundes auf einer versenkten Erdfläche ruhe, von der man sichere Spuren in den Schlammlagen finde. Aus solchen besteht der Alluvialboden der Furdy-Bai und wird z. Th. von der Fluth bedeckt, oder er ist für die Cultur abgedämmt. Diese Marschen tragen. reich- lich Gras und Cerealien, aber keinen Wald. Aber im Cumberland Bassin wurde ein solcher unter dem jetzigen Boden gefunden. Fort Lawrence liegt zwischen den Mündungen der kleinen Flüsse La Blanche und Missequah (dieser scheidet Nova Scotia von New Brunswik),, welche grosse Marschen gebildet haben, vor denen noch tieferer Boden liegt, der von der Fluth verschieden weit überspült wird. An der Gränze, welche diese gewöhnlich erreicht, hat sie ihn weggewa- schen , so dass eine 5 Fuss hole Wand entstanden ist. Auf dem unter dieser und vor ihr liegenden ziemlich festen Boden sah D. Spuren von. Regentropfen, Stapfen von Strandläufern und Krähen, viele Schalen der Sanguinolaria fusca. Eiwa 326 Schritte von jener Wand und etwa 25 Fuss unter dem höchsten Fluth- stande, zeigt der Schlamm sich mit Sand und Schotter, zuweilen. mit grossen Steinen gemengt. Hier erscheinen auch Stümpfe und umgeworfene Stämme von Bäumen. Jene stehen ,- wie in einem offnen Forste und verbreiten sich über einen Raum von 135 Schritten Breite und noch grösserer Länge. Zwischen den am niedrigsten stehenden Stümpfen und dem Spiegel bei Ebbezeit ist ein Raum von 170 Schritten, in dem nur Wurmstücke und umgeworfene Stämme gefunden wurden, welche von einem durch Eis hervorgebrachten Umbruch. her- rühren mögen. Beim Nachgraben zeigte sich der Boden um die Stümpfe gleich gewöhnlichem Waldboden, an einem Platze ähnlich dem von Fort Lawrence. Die Wurzeln hatten noch ihre Rinde so dass die Bäume wohl ebenda gewach- sen sein müssen. D. meint, sie seien von den Fluthen bedeckt und wieder eniblösst worden. Die Stämme gehörten Pinus strobus (pine) und Fagus fer- ruginea (beech). Das Fichtenholz ist innen noch gesund, an der Oberfläche erweicht und entfärbt ; das Buchenholz aussen verkohlt und dann ist es so er- weicht, dass grosse Stöcke mit dem Spaten zerschnitten oder mit einem leich- ten Schlage durchgebrochen werden können. Oben sind sie gerundet und ragen nur wenig aus dem Boden, während manche Fichtenstöcke einen Fuss lang her- vorstehen. Diese sind denn auch vom Eise mehr beschädigt. Der grösste Stamm war eine Fichte von 2 Fuss 6 Zoll Durchmesser und erhob sich etwa 200 Linien hoch. Die gewöhnliche Erklärung dort ist, dass die Flulhen in ei=- ner frühern Zeit hereinbrachen, da ihr Zufluss an der Mündung der Bai durch eine Enge beschränkt wurde. Diese Meinung wird durch die Fluthzeichen des St. John Biver bestätigt. Ein Felsendamm beschränkt die Strömung so, dass sie zur Ebbezeit einen Fall’ nach aussen, bei Halbfluth einen Spiegel und bei Vollfluth einen Fall nach innen bildet, wobei sich das süsse Wasser aufstaut. Die Entfernung des Hemmnisses würde bewirken, dass Bäume einige Fuss un- ter der jetzigen Hochwassergränze im Cumberland Bassin wachsen könnten, aber nicht, dass Wälder des höher gelegenen Landes irgendwie so nahe dem Was- serspiegel bei Ebbezeit aushalten könnten in einem Lande, das so wohl mit Strömen versehen ist. Es bleıbt daher nur der Gedanke an eine Senkung des Bodens von etwa 40 Fuss übrig. Nach der Versicherung vieler Leute sollen sich in der That ähnliche Baumstümpfe auch sonst in der Nachbarschaft, aus- ser an Fort Lawrence Point finden. Auch beim Graben in den Marschen ent- deckte man Bäume und Pflanzenboden. Dergleichen Zeichen hat man auch aus- serhalb Cumberland Bassin, wie an der Mündung des Folly River, und in den Marschen von Cornwallis und Granville. Die Senkung scheint daher den ganzen Umfang der Bai betroffen zu haben. Der seitdem verflossene Zeitraum muss min- destens zwei und ein halbes Jahrhundert betragen, seit welchen die Europäer jene Küsten eingenommen haben; und die Beschaffenheit des Holzes zeigt, dass es der spätern Zeit der neuesten Periode angehört. (Quart. Geol.journ. XI, 119.) W. J. Hamilton, über die Tertiärformation Norddeutsch- lands. — Die folgenden Bemerkungen sollen als Supplement zu frühern *) *) Quart. journ. Geol, Soc. X, 254. 491 dienen. Dort war angegeben in Bezug auf die Tertiärlager von Westeregeln bei Magdeburg , dass deren Verhältniss zu den Schichten des Mainzer Beckens aus- gemacht sei, dass sie die Braunkohlenformalion des Westerwaldes überlagern, welche selbst die oberste der beiden Braunkohlenformalionen des Mainzer Bek- kens sei. Diese Meinung hat durch Sandberger und Andere ihre Berichtigung erfahren. Es bleibt daher von ihr nur richtig, dass die Meeressande von We- steregeln eine Braunkohlenformation überlagern, aber eine solche, die weit äl- ter ist als die der Wetterau oder des Westerwaldes. H. bespricht nun folgende drei Capitel: — I. Tertiärschichten in Hessen-Cassel. Dieselben sind beson- ders merkwürdig durch die in ihnen auftretenden Basalte. Zur Erläuterung werden Durchschnilte gegeben. 1) Durchschnitt durch den Habichtswald und Wilhelms- höhe. Muschelkalk bildet die Basis der Tertiärschichten. Er bildet in der Richtung 0.— W. von Cassel bis in den Norden der Wilhelmshöhe eine nie- drige Hügelreihe. Der Fall der Schichten ist 60 —80 S., weiter nördlich wer- den sie gleichförmig von Buntsandstein umlagert. Basalt bricht rechtwinkelig hindurch nahe der Stadt und irn Ahnethal, wo er auch tafelige Einlagerungen im Kalke bildet. Ueber dem Muschelkalke liegen in aufsteigender Reihe abwech- selnde Sand - und Thonschichten; Thon, 4—5 F. (blauer Leiten), als Unter- lage der Braunkohle; Thon; mergeliger, gelblicher Sand mit Seemuscheln ; loser, unzusammenhängender Sand, Triebsand genannt, mitunter mit grossen Blöcken quarzigen Sandsteins. Diese Schichten zeigen schwaches Fallen. Die Braunkohle streicht unter den Basalt, welcher die Spitze des Ilügels einnimmt. Die meerische Ablagerung ist also unbeträchllich. 2) Durchschnitt bei Ober- Kaufungen. Nier lagern die Tertiärschichten auf Buntsandstein und bestehen aus folgenden aufsteigenden Gliedern: steifer blauer Thon mit Eisenkiesknollen; loser Sand ; Braunkohle, 8—10 F.,. zuweilen mit Zwischenlagern von Sand oder Thon; bilaminöser Schiefer; Mergel und Thon; feiner, weisser Sand, bis- weilen mit Sandstein- oder Quarzit- lagern; Thone. Man hält diese Forma- tion für identisch mit der von Cassel. Wenn man sich dem Districte nähert, wo sich die Hauptkohlenwerke finden, zeigt sich folgender Durchschnitt: Braun- kohlen, zuweilen mit stehenden Baumstümpfen : blauer Tbon mit Septarien; Kalkstein, blauer Letten mit Seemuscheln, muschelreieher Sand; loser, fossil- freier Sand; auf der Spitze des Hügels harter compacter Sandstein. An der Nordseite des Thals liegt Muschelkalk unter den Tertiärschichten. Bei Nieder- kaufungen findet man: Muschelkalk; dünne Thonlagen ; eine schwache Lage Kohle; Sande. Hier hat man die Küstenlinie des Bassins mit der seichten Lagune, wo sich die Kohle bildele, und die beim Einbruch der See von einer meerischen Lage mit Fossilen bedeckt wurde. 3) Durchschnitt am Hirschberge. Hier, wie im nahen Meissner bildet Basalt die Spitze der Erhebung und durchbricht die Braunkohle. Nach Schwarzenberg findet man in absteigender Reihe: Basaltblöcke vom Gipfel des Hirschbergs, Ackerkrume; gelber Thon; Braunkohlen; biluminö- ser Mergel; Braunkohlen ; Quarzsand oder Grünsandslein; Sand und sandiger Thon; Braunkohle; untere Kohle, sogenanntes Schnapperz, bituminös und mit Eisenkies ; bituminöser Schiefer (Lebererz), Braunkohle. Zwischen dieser und dem Muschelkalke Thone. Oestlich von Ringköhlen (Ringkenkuhl) und am nörd- lichen Abhange des Hirschberges gegen Gross - Almerode mächtige Lager feuer- festen Thons. Halbwegs zwischen Ringkühl und Gross-Almerode folgen nach Schwarzenberg von oben nach unten: muschelgelber Sand ; grauer Thon ; Braun- kohlen; Süsswasserlagen sandigen Thons (Polirschiefer): Thonschiefer und Mergel; 'Thone ; Kalksteinknollen; kalkigthonige Schiefer mit Versteinerungen ; grauer Thon; compacter, Ihoniger Sand; feiner Sand; Pfeifenthon (40 Fuss) ; Braunkohlen; grauer, seifiger Thon; Braunkohlen; grauer Thon; Muschelkalk. Besonders bemerkenswerth sind zwei dünne Lagen mit Süsswasserfossilien über dem zweiten Kohlenlager. Das Ganze scheint ein Süsswasser -Bassin gebildet zu haben, wie am Meissner, umgeben von Bunisandstein. Zur Erklärung des Einfallens der Braunkohlen unter den Basalt stellt H. folgende Ansicht auf. Die Braunkohlenlager Norddeutschlands erfuhren beträchtliche abwechselnde Hebun- gen und Senkungen zugleich unter seitlichem Druck. In Folge davon brachen 32 ++ 492 sie entweder völlig auf oder wurden wenigstens stark wellig gebogen. Die Spal- ten nach unten boten dem später hervorbrechenden Basalte einen leichtern Durch- gang. Dieses mag unter Wasser erfolgt sein. Als die Wirkung der Wogen oder almosphärische Einflüsse die Umgebung entblössten, schülzte die Basalt- kappe die unterliegenden Schichten. Meerthierreste fehlen bei diesem Braun- kohlenvorkommen ganz. Zwischen dem Hirschberg und Meissner, aber näher bei diesem, zeigt sich ein einzelner basallischer Ausbruch auf dem Gipfel eines Hügels. Nicht weit davon liegt ein grosser Haufen gebrannten Steins, in Jaspis oder Thonjaspis verwandelte Tertiärthone. In einiger Enifernung gleicht dieser kleine Hügel dem Krater eines Vulcans. H. meint, die Metamorphose sei eine Folge geologischer Ursachen, vielleicht des Hervorbrechens heisser Gase. Durch die Umwandlung in Jaspis geschah auch die Aufschweilung. — II. Tertiärfor- malion von Westeregeln. Die Versteinerungen fanden sich in feinem grünlichen ( Glauconit-) Sande, welcher unregelmässig eine mächtige Braunkohlenlage be- deckle, die auf blauem Thone über Muschelkalk oder Buntsandstein ruht. Die- ser Sand scheint die älteste fossilhaltige Schicht Norddeutschlands zu sein. Die nächste versteinerungslührende Ablagerung ist der Septarienihon, der eine grosse Verbreitung besitzt. Diese beiden stehen der Formation von Hessen und Wein- heim am Nächsten. Hier aber liegt unter ihm Braunkohle, eine Süsswasser- bildung, während die Tertiärsande von Weinheim und im Mainzer Becken un- miltelbar auf der Steinkohlenformation oder dem Rothliegenden ruhen, Il. Das relative Alter der Tertiärlager Norddeutschlands. Philippi hat gefunden, dass die Fossilien von Cassel u. s. w. zumeist mit den der Subappeninenfor- malion übereinstimmen, dann zumeist mit der lebenden Fauna. Sandberger iden- tifieirt die Tertiärschichten von Weinheim mit den belgischen Limburgschichten, besonders mit den miltlern, und die Cyrenenmergel mit dem Oberlimbnrg. Nach Philippis Aufstellung müssen daher die Casseler Schichten weit über den von Weinheim stehen. Die Sande von Westeregeln sind gleichalterig mit den von Weinheim, die Septarienihone mit den Cyrenenmergeln. Beyrich stellt die Sande von Westeregeln zur Leihen - Formation Belgiens, welche Lyeil als un- terstes Glied der miltlern Limburgreihe annimmt, Beyrich aber als Untertongri- sches System, der untern Limburgreihe gehörig. Die nächst jüngste Formation Norddeutschlands ist der Septarienthon, welchen Beyrich mit den belgischen Bildungen von Boom, Baesele u. s. w. identifieirt. Diese gehören nach Dumont zum System von Rüpelmonde (Systeme rupelien), Lyells Oberlimburgreihe. H. meint, es sei unwahrscheinlich, dass die drei oben von ihm besprochenen meerischen Formationen mit ihrer beschränkten Entwicklung und nicht grossen Entfernung von einander, drei verschiednen Perioden angehören sollen: die Weinheimer als Mittellimburg, die Casseler als Subappenin (nach Beyrich hat Philippi hier zu hoch gegriffen), die Westeregelner als Unterlimburg oder Bar- tonthon, während der Septarienthon darüber zum Rupelien gehöre. Die Schich- ten von Cassel und Weimheim haben nach H. 24 Species gemein. In dem er- sten Aufsatze führt er nur 87 Arten von Westeregeln an, von denen aber be- reits 25 sich auch bei Weinheim finden. Die Aehnlichkeit zwischen den Casseler und Westeregelner Fossilien ist keineswegs so gross. H. fand nur 5—6 Spe- cies beiden gemein. H. ist nicht sicher, ob zwischen dem Sande von Wester- egeln und dem Septarienthone ein Trennungsglied besteht oder ob. die Auflage- rung des lelztern bestimmt sei. Aber selbst dann würde der Wechsel zwischen Sand und Thon eine solche Aenderung der Lebensbedingungen für die Fauna andeuten, dass sich letztere beträchtlich ändern könne, ohne sie zwei verschied- nen Epochen zuzuschreiben. Wie bemerkt stellt Sandberger den Westeregeln- sand neben den von Weinheim, den Septarienthon neben den untern Cyrenen- mergel. Dieses enthält viele Brackwasserformen, der Septarienihon nicht. Der Wechsel im Mainzer Becken ist nur local; und daher findet sich kein Beweis, dass es gleichzeitig mit dem Septarienthon erfolgt sei. Die Meerfauna des ‚Main- zer Beckens gehört nach H. zum Mittellimburg, in den obern Lagen durch Süss- wasserbildungen oder durch Absonderung von oceanischen Einflüssen modificirt. Die Meeresablagerungen von Cassel betrachtet H. als einen Theil derselben Ab- 493 sätze und als ein Glied derjenigen, welche zwischen dem Mainzer Becken und dem Nordocean eine Verbindung herstellen mussten. Bei Cassel finden sich wieder zwei pelrographisch verschiedne Gebilde: blauer Leiten oder Mergel und Muschelsand. Hier aber liegt der Mergel unterm Sande. Bei Oberkaufungen finden sich zahlreiche Septarien ; anderwärts fehlen sie. Die Schichten um Cas- sel sind nicht mächtig: ohne Zweifel eine Folge der früähern Erhebung der un- terliegenden secundären Formationen (vor den vuleanischen Ausbrüchen) , welche zuletzt eine Höhe von mehr ale 1000 F. über der See, im Norden von Cassel, erreichten. Diese Erhebung unterbrach die Verbindung mit dem Nordocean und beschränkte die Gewässer des Mainzer Beckens, indem dieselben zugleich der Einwirkung der Süsswasserströme ausgeselzt wurden, woher die Brackwasserbil- dungen stammen. In dem grossen Districte der norddeutschen Ebene begann das meerische Verhältniss früher, wie in den Sanden von Westeregeln sich an- zeigt, und dauerte es länger, bis diese Gegend (indem sie, wiewohl schwä- cher, den Einfluss der erhebenden Kräfte erfuhr) gleichfalls über den Wasser- spiegel hervortrat und mit Sumpfvegetation sich bedeckle, deren Zerstörung die Braunkohlenlager Brandenburgs und Preussens lieferte. “Schon in seinem frü- hern Aufsatzte halte H. die Ansicht bestritten, dass das Mainzer Becken einen salzigen Binnensee gebildet habe ohne Verbindung mit dem Nordocean. Ohne mit den geognoslischen Eigenthümlichkeiten der Casseler und andern Gegenden bekannt zu sein, hatte er eine solche um die Ostseite des Taunus herum an- genommen, welche durch die Erhebung des Vogelgebirges (damals unrichtig als Fichtelgebirge bezeichnet) oder durch andre Basaltausbrüche verschlossen wurde. Diese Annahme sei sehr wahrscheinlich, wenn die Reihe der Basaltberge und der durch sie hervorgerufenen Erhebungen der Schichtgesteine von Frankfurt und Hanau an bis nördlich von Cassel in Betracht ziehe, welche eine Barre zwischen dem Nordocean und dem Mainzer Becken bilden. Die beträchtliche Aufrichtung des Buntsandsteins nördlich von Cassel gegenüber dessen niedriger Lage gegen Frankfurt, bilde ein Antiklinaltheil, letztere den Synklinalen einer grossen Wellenbildung. Die Basalte brachen leichter durch den weniger erho- benen Theil, also häufiger zwischen Frankfurt und Cassel, als weiter gegen Norden. Die frühesten Tertiärablagerungen finden wir aber in der Braunkohle von Magdeburg mit ihren Unterthonen. Während der frühern tertiären Epoche scheint ganz Deutschland trocken gelegen zu haben. In dieser Zeit oder am Ende der Periode erstreckte sich ein sumpfiges Land mit halbtropischer Vege- tation längs der Gebirge von Schlesien und Polen bis nahe an den Eocänocean in Holland und Belgien. Allmälige Senkung, vielleicht gleichzeitig mit der Ab- lagerung des Flysch oder der Molasse liess jene Vegetalion unter Wasser ver- schwinden und sich in Braunkohle verwandeln, während eine Meerfauna hervor- {rat und verschwand. Hier mögen sich die Eocän- und Miocän- Periode schei- den, wenigstens für diesen Theil der Erdoberfläche. Die Wasser des Oceans ergossen sich ins Land zwischen Harz, und Wesergebirge,, um die Ostseite des Westerwaldes und Taunus, längs des jetzt _vom. Oberrhein eingehaltenen Laufes, bis sie die Theile des südlichen oder alpinen Oceans erreichten, in dem: Flysch und Nagelflue, vielleicht auch die alte Molasse abgelagert wurden. In dieser Zeit setzte sich der Meeressand von: Weinheim ab, bis die folgenden Schwan- kungen des Bodens zuerst die Verbindung mit dem Südocean, dann, mit der Erhebung des Buntsandstein. und Muschelkalk, die mit dem Nordocean unter- brachen. Hierauf erstreckte sich eine Zeit lang ein Sumpfland mit kräftigen Pflanzenwucher längs der. gebirgigen Küste hin und bedeckte den meerischen Septarienthon, wobei sie die Bildung der obern Braunkohlenformalion in der Mark u. s. w. veranlasste, an der Stelle, wo deren Pflanzen wuchsen, eine Süsswasserbildung, die vielleicht höchstens nur wenig unter den Seespiegel ver- senkt wurde, wie die Cypressensümpfe Lonisianas. — In Bezug auf die ver- schiednen Braunkohlenablagerungen des nördlichen Deutschlands ist wohl das unter den Sanden von Westeregeln das älteste; das in Brandenburg über dem Septarientbon mag gleichalterig mit einem im. Mainzer Becken sein. Hier fin- det sich noch eines. Das von Cassel ist vielleicht mit dem von Magdeburg von 2 494 einem Alter. Die obern Braunkohlenschichten der Wetterau sind mit den des obern Cyrenenmergels als gleichzeitig anzusehen. H. hält sie aber nach den Untersuchungen Ludwigs in Manheim für jünger, da sie auf oder in Thonlagen ruhen, welche aus der Verwitterung des Basaltes sich herschreiben. (Ebd. p. 126 ff.) E. Hopkins, über verticale und meridionale Schieferung der Primärgesteine. — H. beschreibt weite Strecken aus verschiedenen Welttheilen , welche in ihrer geologischen Structur die Eigenthümlichkeit zeigen, das verticale Bänder schieferiger und krystallinischer Gesteine einander parailel und unter meridionaler Lagerung laufen. In Ebenen oder wo sonst die schie- ferige Structur nicht gestört worden, läuft die Spaltungsrichlung mehr oder minder vertical; bisweilen jedoch sinken an hohen Gebirgsreihen mit steilen Seiten die Schichtungsflächen aus Mangel an Stützung, wodurch strahlige oder fächerförmige Bildungen entstehen. Bisweilen lagern an den Enden geschiefer- ter Gebirgsmassen horizontale Sedimentschichten, von denen manche an der Berührungsgränze mit den ältern Gesteinen einen Process verticaler Spaltung er- kennen, wobei die Schichtungslinien allgemach verschwanden. Selbst com- pacter Schlamm am Rande schieferiger Gesteine wurden unter Umständen einer Spaltung und Zwischenschieferung mit kalkiger und kieseliger Masse unterwor- fen beobachtet. H. behauptet für alle krystallinischen oder ‚‚primären‘‘ Ge- steine eine gleichförmige senkrechte Spaltung oder Blätterung mit nördlicher oder südlicher Richtung; und dass dieselben, wie in Australien, einem Theil von Indien, Sibirien, Südamerika, Centralamerika, Californien, wo sie diese meridionale Gleichmässigkeit zeigen. Gold, Platina, Silber und kostbare Steine an den Schieferungskanten führen, während da, wo Störungen Statt gefunden haben, nur die gewöhnlichen Mineralien in grösseren oder geringeren Massen sich vorfinden. Wenn auch in der nördlichen Halbkugel, zumal in den Verei- nigten Staten und in Europa eine nordöstliche Abweichung der Spaltungsı ich- tungen "auftrete, so nähere sich doch im Ganzen die Gleichmässigkeit mehr dem wahren als dem magnetischen Meridian. H. bemerkt, dass. nach: seinen Beobachtungen die machlige Grundlage aller Gebirge mehr oder minder grani- tisch und stark mit Mineralwassern gesättigt sei, und dass sie nach oben all- gemach von krystallinischen, heterogenen Verbindungen zu geschieferten Ge- steinen (wie Gneiss) und noch höher zu Schiefern in verlicalen Flächen über- gehe, indem die Besonderheiten der höhern Gesteine von mineralischen Chara- cter der Muttergesteine (‚‚parent rocks‘) darunter abhänge, so dass die Schie- fergebilde die äussere Begränzung der grossen, allgemeinen, krystallinischen Grundfeste ausmachen. (Ebd. p. 143.) A. Gaudry, Analyse der über die vulcanischen Ausbrüche der Insel Hawaii veröffentlichten Berichte. — Dana hat 1850 eine Uebersicht der bisherigen Arbeiten geliefert.*) Die Gestalt dieser dreisei- tigen Insel (W., SO., NO.) wird durch drei vulcanische Gipfel bestimmt: den Mauna Loa, den höchsten (13460 F.) im S., den Mauna Rea im N., den Ha- lalai im W. Mauna Loa und Mauna Lea sind einzelne vulcanische Kegel, de- ren Fuss nur durch den Zusammenstoss der Lavaströme verbunden ist. Mauna Loa besitzt eine mittlere Neigung der Seiten von 60 30° und eine Basis von 46 Längenmeilen (milles). Seine Thätigkeit beherrscht einen Raum von 70 Meilen, d. h. die ganze Breite der Insel von ©. nach W. Er besitzt drei thä- tige Kratere , welche tiefe Schlünde bilden mit senkrechten, aus einer Art Lava oder basaltischen Gestein in horizontalen Schichten bestehenden Wänden. Der Kräter Mokua Wev-Wev befindet sich auf dem Gipfel, ihm nahe der zweile, während der dritte, Rilauea, der bekannteste, sich am Abhange erhebt. Steigt man gegen Kilauda hinauf, so sieht man sich plötzlich am Rande dieses Schlun- des, zu Füssen ein Amphitheater von 7’/a Meilen Umfang, deren Wände bis *) Dana, historical account of Ihe eruptions of Hawaii (Amer. J. [2.] IX. 1850). 495 zu 650 F. einsinken. In diesem Abgrunde herrscht eine Gallerie, nach der schwarzen Farbe ihres Gesteins Black- Ledge genannt, mit einer zweiten Ein- senkung von 310 F. in der Mitte. Hier liegt der Boden auf eine Länge von mehr als 2 Meilen nackt. In dieser zweiten Einsenkung (deuxieme gouffre, lower pit) herrscht fast völlige Ruhe. Hier sind drei Schlotten in Thätigkeit. Eine davon hat in der grossen Achse 1500 F., in der kleinen 1000. An der Oberfläche erscheinen die Laven blutrolh, sind aber in keiner stärkern Bewe- gung, als kochendes Wasser. Nur im Nivean des Black-Ledge hört man ein dumpfes Brausen und in langen Pausen elwas, wie sich entfernendes Flinten- feuer. Weisse, rölhlich gefärbte Dämpfe steigen aus den Spalten. In der Nacht wurde das Schauspiel grossarliger. Im SO. des grossen Feuersees ergoss eine Reihe kleiner Bassins ihre Laven. Die beiden andern Schlotten-warfen von Zeit zu Zeit einzelne Massen bis 50 F. hoch. In Zeiten des Ausbruchs werden die Schlotten zahlreicher, grösser, vermehren sich die Kegel, finden häufige Explo- sionen Stall, bedecken die Lavaströme den ganzen Krater zu einer Feuerfläche von 7!/g Meile Umfang. Nach den Berichten der Eingebornen ist der Kilauea seit undenklichen Zeiten thätig. Sein erster, genauer bekannter Ausbruch er- folgte 1789, als Kamehameha die Insel eroberte, Ein heftiger Ausbruch mit Erdbeben fand 1823 Statt; 1832 erschienen. 56 Kratere. 1833 stürzten die Laven über den Kralterrand bis zum Meere; 100 Meilen weit konnte man auf leizterm den Brand erkennen, nnd 40 Meilen weit um Mitternacht deutlich le- sen. 1841 füllte sich der Krater allgemach mit Lava; 1344 erhöhte sich diese und Lrat über. Seit der letzten schwachen Eruption 1849 scheint der Krater zu erlöschen. Die Laven des Kilauea zeichnen sich vor allen durch Flüssigkeit äus, So dass die Gase leichter durchdringen können, und nicht in Folge von Ansammlung derselben, so heftige Explosionen zu Wege kommen. — Der Kra- ter Mokua Wev-Wev hat elliptische Gestalt mit Richtung der grossen Achse von NW. nach SO. Sein Boden besteht aus erhärteter Lava, aus deren Spalten dicke Dämpfe aufsteigen. „Die meist senkrechten Wände bestehen aus grauem Phonolit, der nicht zellig ist, sich in Platten theilt und weissen Feldspath ein- schliesst. Ein Ausbruch desselben 1832 dauerte fast drei Wochen; ein anderer heftiger erfolgte 1843 Seine Paroxismen scheinen noch mehr, als die des Kilanea, ruhig, ohne Erdbeben (durch die Beschaffenheit der Laven) zu ver- laufen. Ohne die gewöhnlich einen Ausbruch anzeigenden oder begleitenden Anzeichen erschien der Lavasırom selbst als Signal derselben. — Dritter Krater: Dana *) beschreibt eınen Ausbruch im August 1851 von drei bis vier Tagen, wobei sich ein neuer Krater einige Meilen vom Gipfel und, wie es scheint, unabhängig vom Kilanea, bildete. Im Februar 1852 entzündete sich der Gipfel des Mauna Loa von Neuem. Die Eaven- flossen gegen die Stadt Hilo bis auf nur 10 Meilen Entfernung in einem: Schlangenlaufe von 40— 50 Meilen. (Vor Kurzem ist den Zeitungen nach ein neuer heftiger Ausbruch auf Hawaii erfolgt). (Bull. Soc. yeol. de France XII. 306.) Stg. Th. Liebe, der Zechstein des Fürstenthums Reuss-Gera. — Wir kabes über die frühern Zechsteinarheiten des Verf’s Bd. II. 72; VI. 227. berichtet und theilen die interessanten Resultate dieses neuen Beitrags unsern Lesern gleichfalls mit. Das Thal der Elster durchschneidet in der Gegend von Gera in NNW Richtung die Grenzen der alten thüringischen Beckenbildungen, die im S und SO der Stadt überall zu Tage tretende Grauwacke erscheint in NW nur in einer vereinzellen Klippe im Rothliegenden und ältern Zechsteine, im SO, S und N der Stadt erheben sich mehre regelmässige, sanft gewölbte Kuppen des Rothliegenden. Das überall aus einer untern graulichen und obern gelblichen Lage bestehende Weissliegende lagert sich dem Rothliegenden sehr regelmässig anf, bedeckt aber nicht dessen Ränder. Es wird selbst vom Zech- stein concordant überlagert, dessen Schichten am Rande des Elsterihales meist gegen diese hin geneigt sind. Im W und N erscheint der bunte Sandstein, von welchem ein grosser Theil fortgespült worden. 1. Conglomeratischer Zech- *) On the eruption of Mauna Loa, 1851, Amer. J. [2.] Nr. 39. Mai 1852. 496 stein. Die älteste Abtheilung der Formation findet: sich nur im NW und N des Fürstenthums, aufgeschlossen von Röpsen bis Tinz und an der Schiefergasse, wenige Fuss mächtig, bestehend aus einem Conglomerat mit dolomitischem Bindemittel. Die festern Partien sind graulich und blaulich gefärbt in Folge einer niedern Oxydationsstufe des darin enthaltenen, grösstentheils von Kohlen- saure gebundenen Eisens, die untere gelblich. Die Analyse des obern blauen (A) und untere gelben (B)- Conglomerates wies nach Unlösl. 2Fe2033H0 _ Fe0.C0Ozg Ca0.CO2 Mg0.CO, Verlust dolom. Proc. A 59,09 1,03 6,53 24,32 6,82 2,21 21,9 B 6381 9,01 — 19,48 6,68 1,02 25,4 In den unlöslichen Bestandtheilen des Gesteines finden sich kleine oft sehr scharfkantige Grauwackenrollstückchen, seltener weisse Quarztrümmer. Die Leit- muscheln sind Lingula Credneri, Terebratula Geinitzana, Productus Leplayi und P’flanzenreste. Es kommen häufige Nester von Kupfer-, Blei- und Eisenerzen vor. — 2. Schwarzer Zechstein. Auf das Conglomerat folgen Mergellagen wech- selnd mit Kalk- und Dolomitbändern. Der schwarze Zechstein lagert stets über dem conglomeratischen und zwar ein wenig übergreifend. Ausgezeichnet durch einen sehr starken Gehalt an Bitumen und kohligen Stoffen besteht er aus meist dünnen Schichten eines festen grauschwarzen Kalkes und eines weichen eben- schiefrigen bräunlichschwarzgrauen Mergels in Mächtigkeit bis zu 3 Fuss. In der Lagerung entspricht er dem Kupferschiefer, gleicht aber übrigens dem Mansfel- dischen Dachflöütz. Die Analyse ergab für den schwarzen Kalk von Tinz (A), von der Schiefergasse (B) und den schwarzen Mergel'von ebenda (€) Unlösl: 2Fe203.3K0 FeO0.C02 Ca0.COz Me0.COz Verlust dolom. Proc. A 10,12 = 0,90 80,39 5,88 2,21 6,8 BES — 11,55+ 58,07 17,67 1,01 23,9 C 41,64 1,81 2,40 45,14 6,35 2,16 13.2 Einen Theil der unlöslichen Stoffe bilden zarte Glimmerblattchen, die sich überall häufig in den Zechsteinkalken finden. Von Petrelakten kommen nur Pflanzenspuren in den Mergeln vor. — 3. Kaikzechstein. Da diese Schichten weit über die vorigen hinansgreifen, muss vor ihrer Bildung die alte Meeres- küste sich gesenkt haben. a Der dunkle Kalkzechstein an der Schiefergasse und östlich davon Es sind glimmerreiche, ziemlich dicke Kalkbänke von dunkler Farbe mil zwischengelagerten dünnen Schichten eines dunkeln sehr bituminösen Mergels , sehr versteinerungsreich: Produetus horridus, Spirifer undulatus, Or- thotrix lamellosus, ©. Goldfussi, Orthis pelargonata, Terebratula Schlotheimi, Fenestella anceps, F. retiformis, F. antiqua etc. etc. Der dunkle Kalkstein bildet hier drei Abtheilungen : zu unterst liegen schwärzlich graue Bänke eines zähen, mergligen, petrefaktenreichen, sehr bituminösen Kalksteines von 3 bis 4 Fuss Mächtigkeit; dann folgt ein weicher mehlbatzenartiger Kalk von dersel- ben Mächtigkeit, endlich ein homogener, dunkelgrauer bıtuminöser, dünn ge- schichteter mergliger Kalk. Analysen: A. untrer fester dunkelgrauer Kalk, B. mittler dunkelgelbgrauer Kalk, C. oberer, D. sehr mergliger schwarzgrauer Kalk Unlösl. 2Fe203.3K0 Fe03C02 Ca0.COz M2V.CO2 Verlust dolom. Proc. A 20,44 1,04 1,51 67,01 7,29 2,71 9,8 B 41,08 5,99-+ — 37,40 13,15 2,38 26,0 © 15,40 — 0,97 + 179,47 2,64 1,92 5,2 D 21,72 — 2,56+ 69,78 5,19 0,35 Abe b. Dolomitischer Kalkzechstein. Von Lasur an zieht sich über Pfordten, Collis und Zschippern bis 8 Fuss mächtig eine Reihenfolge von dolomitischen fast glimmerleeren Kalkbänken hin, welche im Aeussern gewissen Dolomiten der Rauchwacke täuschend ähnlich, in Folge des Mangels an Kohle und dunklen Bitumen durchgangig eine helle, grauliche oder gelbliche Färbung besitzen; ver- wittert sind sie bröcklich griesig. Im. Zaufensgraben lassen sich folgende Schichten unterscheiden: «&. 11/2 Fuss graulich gelb, rein dolomitischen Anse- hens, unten versteinerungsleer, oben mit Carditen. £. 4 Fuss unten bröcklig griesig, oben fester, mit viel Gervillien, Nuculen und Dentalien. y. 2 bis 3 497 Fuss, hellgrau, rein dolomitischen Ansehens, ziemlich fest, nur mit viel Nu- culen. Schon bei Pfordien und am Lasur sind die Schichten andere, doch auch dreifache, die in der Analyse mit abc von unten nach oben bezeichnet werden sollen Unlösl. 2Fe303.3H0 Fe0.C0;z Ca0.COz Mg0.COz Verlust dolom. Proe. « 2,96, 1,424 an 61,35 31.20 1 3,07 38,7 Ben 71.057 = 62,40 31:98... .3,0 33,8 he 2,73-- 63,05 24,12 2,23 91,7 a 237% 2,22-+ 62,22 30,82 1,99 33,1 b_ 6,59 1,92+ 66,38 2 32,17 25,7 ee 2,524 64,25 20,09 1,74 23,8 Die Versteinerungen sind meist nur Steinkerne: Gervillia keratophaga, Cardita Murchisoni, Nucula speluncaria, N. Beyrichi, Dentalium Speyeri, Schizodus Schlothheimi ete., Brachiopoden fehlen fast gänzlich, auch Mytilus Hausmanni fehlt. — ce. Weisser und blauer Kalkzechstein zwischen Schwara und Trebnilz. Es fehlt ihm die dolomitische Struciur und der hohe Magnesiagehalt, aber Mergel- zwischenlagen treten wieder auf. Die Färbung ist hell, graulich weiss bis hell- gran. Sehr häufig ist Productus horridus, ausserdem finden sich Carditen, Ger- villien und Terebrateln; Bleiglanz eingesprengt, dessen Würfel auch in Pro- ducten. Analyse des weissen Kalkes (A) und des braunen (B): Unlösl. 2Fe03.3H0 Fe0.COz Ca0.COz2 MgO.CO2 Verlust dolom. Proc. A 2,24 0,55 93,21 2,09 1,91 2,2 B ee Ol — 83,40 5,44 2,09 3,8 4. Grauer Mergelzechstein mit voriger Abtheilung den eigentlichen Zechstein eonstilu irend. Er besteht aus Mergelbänken mit Kalksteinschichten und überla- gert den Kalkzechstein, an dessen Grenze einen kohligen Mergel bildend mit undeutlichen Pflanzenresten. Analysen wurden gemacht von der untersten (A) und zweiten (B) Schicht und dem blauen Kalke (C) am Zaufensgraben, vom blauen Kalke (D) bei Zschippern, von der untern Kalkbank (E) und dem dun- keln Mergel (F) bei Schwara, von der untern Kalkbank (G), der zweiten gelb- lichen Bank (N), dem grauen Kalk (I), dem Mergel (RK), den Kalkknollen (L) und der obern Kalklage (M) an der Schiefergasse und von dem obern Kalk (N) des Lasener Hanges: Unlösl. 2Fe303.3H0 Fe0.C0,z Ca0.COz Mg0.COz Verlust dolom.Proc. A 12,02 3,22-+ == 58,73 28,59 244 28,7 B 14,62 2,914 53,10 2668700 2,67, 30 C 5,32 — 0,69+ 84,57 1.66 8 21,76 8,3 D 19,18 w_ 1,19+ 81,40 8,40. 183 4,0 E, Von a ERBE 0,547.00.89,09 216 1,90 2,4 F 30,41 1 2,41 63,18 0,51. 2,38 0,8 G. 15,40 _ 0,97 719,47 2,64. 1,52 3,2 H 31,80 3,914 58,20 3 99 5,2 1.78.10 _ 1,08 - 87,68 2,21 0,98 2,5 B33l 4,24 56,73 2-0 3.0 4,9 L., 321 — 1,07--. 93,45 0,69 1,58 0,7 M 4,18 4,01+ a a Ne N 15,43 5,594 53,08, a5 2065, 80 Die dolomitischen Procente nehmen hienach bis ungefähr zur Mitte der Abthei- lung ab, dann wieder zu. Die obern z. Th. schiefrigen Schichten enthalten das Eisen als kohlensaures Oxydul und werden durch Verwiltrung gelb. Die Kalksehichten und Concretionen sind ausserordentlich hart und zäh. Charactri- stische Versteinerungen sind: Panopaea lunulata, Orthöthrix Canerini, O. lamel- losus, Gervillia keratophaga, Nautilus Schlotheimi , Arca tumida, Cardita Mur- ehisoni, Schizodus Iruncalus, Pecten pusillus, Turbonilla Geinitzana, etc. — 5) Rauchwacke, 30 bis 40 Fuss mächtig, auf voriger Abtheilung aufliegend und durch Uebergänge damit verbunden, so dass auch in andrer Beziehung noch hier keine Formationstrenaung angenommen werden kann. Zuunterst liegen noch 498 Mergel zwischen den Dolomitschichten und darin Dolomitknollen , die dann fol- genden Dolomitbänke werden immer dicker und endlich wieder dünner, indem sich zugleich Blasenräume einstellen. Die obere Hälfte hat bisweilen ausgezeich- nele oolilhische Structur. In den Leumitzer Brüchen treten Oolithe mit eigen- Ihämlichen Concretionen auf. Analysen wurden gemacht von der untern (A) und mittlern (B) Rauchwacke der Schiefergasse, von der untern (C) und obern (D) am Merzenberg, von den Oolithen (EFG) bei Leumnitz, von der dünngeschich- teten Rauchwacke (H) und der Asche (I) bei Groilzschen: Unlösl. 2Fe203.3110.Fe0.C0z2 Ca0.CO, MgO.CO, Verlust Dolom. Proc. A 8,24 2,61 59,84 28,2 1,46 82,8 B 10,13 3,40 . 58,84 80,49 2,14 36,1 C 5,00 3,82 58,6] 30,35 2,22 84,1 D Ehe) Karen 57,89 26,24 1579 81,2 E 2,13 1,48 60,11 33,15 8,18 35,6 F 1,94 1,48 61,50 82,18 2,95 84,8 G 1,42 2,04 67,46 26,81 1,97 28,4 H 0,95 2,39 67,28 28,01 1,87 29,4 I 1,37 1,49 64,66 31,44 1,06 82,7 Es stelli sich also eine starke Zunahme der dolomilischen Procente im obern Mergelzechsltein und in der untern Rauchwacke und eine darauf folgende lang- samere Abnahme derselben heraus. Nur in der Rauchwacke kommen vor: My- tila® Hausmanni , Gervillia keratophaga , Dentalium Speyeri, Arca tumida, Avi- cula Kazanensis, Arca Inmida, Schizodus Schlotlheimi. Die Schichtung und Struclur ist ganz regelmässig. — 6) Oberer Kalkschiefer hebt sich immer scharf von der Rauchwäcke ab, Mergellager fehlen gänzlich. Es ist ein ausgezeichnet geschichteter, wenig mächtiger, nach oben immer dünner und schiefrig werden- der, auf den Schichtflächen ofi mit Dendriten geschmückter, dichler, gelblich grauer bis graubrauner Kalkstein. Steinkerne und Abdrücke sind sparsam zer- streut; Spuren von Kupfererzen höchst selten. Stellenweise verliert jedoch das Gestein den angegebenen Character, wird feinkörniger und porös oder Jolomi- tisch, in Dolomitbänke übergehend. Analysirt wurde dichter Kalkschiefer von Thieschütz (A), derselbe (B) von Pfordten, harter Dolomit (C) vom Zaufens- graben, derselbe (D) vom Pfordtinerberg, cavernöser Dolomit (E) von Geiers- berg und dolomitischer Kalkschiefer (F) von Groitzschen: Unlösl. 2Fe0203.3H0 ; FeO.C0z Ca0.C0z Mg0.C0z Verlust dolom. Proc. A 71,59 - 8,21+ 63,67 24,27 1,26 27,6 B 6,89 3,07+ 64,66 24,31 1,07 27,3 C 0,83 = 4,90+ 60,60 81,91 1,76 84,5 D 2,36 = 1,25 63,60 30,69 2,10 32,9 E 0,34 — 1,6°+ 73,18 23,34 0,91 24,0 F 1,10 1,755+ 74,42 20,60 2,07 2157 7) Rother Zechsteinmergel ist die jüngste versteinerungsleere Abtheilung der For- mation und steht schon in näherer Beziehung zum bunten Sandstain. Die Kalk- steinbänke in ihm haben ein sandiges, körnig dolomitisches Ansehen, führen Drusen und Höhlen mit schneeweissen Schaumkalk und lösen sich stellenweise ganz in solchen auf. Analysirt wurden Proben (A) aus der Kalkbank mit Schaumkalkdrusen bei Thieschülz, aus dem Schaumkalklager (B) am Geiersberg und Kalkknollen (C) von Tehieschütz: i Unlösl. 2Fe0203.3H0; Fe0.C0Og Ca0.COz Mg0.COz2 Verlust dolom.Proc. A 0,99 1,00-+ 91,39 6,12 1,50 6,3 B’ 9,65 1L12+ — 86,038 - 1,04 2,16 1,2 C 11,96 0,57+ 86,09 0,73 0,65 0,9 Die angestellten Untersuchungen machen die Aufstellung eines Zahlengesetzes für das verticale Schwanken des Bittererdegehaltes durch die ganze Formation un- möglich und weisen vielmehr auf viele rein örtliche Ursachen desselben hin. Letztere können für das untersuchte Gebiet nicht in von unten aufsteigenden Ga- sen gesucht werden, auch Korallenmassen, die zur Bildung Veranlassung geben 499 konnten, fehlen, es lässt sich vielmehr nur eine Umbildung auf hydrochemischem Wege annehmen, der freilich wieder andere Schwierigkeiten in den Weg Ire- ten. Die eingebettelen Conchylienschalen enthalten keine Bittererde. L. ver- sucht folgende Erklärungsweise. Das Zechsteinmeer ward von Zeit zu Zeit von Erup- tionen und mehr oder weniger gewaltsamen Ereignissen heimgesucht, welche Magnesia aus der Tiefe förderte. Diese ward aufgelöst über weite Flächen ver- breitet. An der Oberfläche des Wassers entwich die überschüssige Kohlensäure und es bildeten sich mieroscopische Dolomitkıystalle, die zu Boden fielen und durch magnesiahaltigen Kalk verkitiet wurden. An der flach ansteigenden Küste wırden mehr Krystalle angetrieben. Hier bildeten sich auch vereinzelte Quarz- krystalle etc. (Geol. Zeitschr. VII. 406 — 437.) @l. Palaeontologie. Bornemann, die microscopische Fau- na des Septarienthones von.Hermsdorf bei Berlin. — Abwei- chend von den Resultaten aus der Vergleichung der Conchylien über das Alter des Septarienthones hatten Reuss’ Untersuchungen der Foraminiferen eine schein- bar grosse Uebereinstimmung mit dem Wiener Becken dargethan. B. sammelte bei Hermsdorf zahlreiche Foraminiferen und Entomostraceen, deren Untersuehung nun mitgelheilt wird. Reuss zähite nur 62 Foraminiferen, B. kennt aber 117 Arten, die "29 (früher 24) Gattungen angehören. 47 Arten sind völlig nen. Nach dieser grössern Anzahl ist nun das Verhältniss derer mit dem Wiener- becken identischen kleiner geworden, nur 18 Arten und diese nicht einmal ganz sicher stimmen überein, ohne Zweifel nur folgende vier: Dentalina aculicosta, Nonionina quingneloba, Rotalina Boueana, Quinquelocnlina tenuis und diese ge- hören keineswegs zu den häufigen. B. beschreibt nun die beobachleten Arten, von denen wir hier nur die Namen der noch nicht von Hermsdorf bekannten anflühren können. Monostegia. Cristellaria convergens Globulina minima Ovulina elegantissima elliplica Guttulina fracta laeryma excisa dimorpha lenuis maxima ovalis Fissurina globosa Robnulina Beyrichi incurva Valvatina umbilicata declivis vitrea Polystegia integra globosa Glandulina inflata nitidissima R ohlusa elongata radiala rolundala Nodosaria Mariae dO inornata dO ceylindrica solnta Robnlina limbata Polymorphina Humboldti Dentalina pauperata dO trigonostoma R Agathistlegia. Vernenili dO navis Spiroloculina limbata aculicosta R. compressa Biloculina caudata bifurcata dO Nonionina latidorsata globulus multilineata Rotolira taeniata Triloculina eireularis Marginulina pediformis Globigerina spirata laevigata tenuis Bulimina socialis _ Quinqueloculina ovalis Helicostegia Enallostegia cognala Cristellaria tetraedra Chilostomella tenuis Ermanni die Entomostraceen vertheilen sich auf Cytherella 3, auf Bairdia 5, auf Cythe- ridea 1 und Cythere 6 Arten und alle sind dieser Localität eigenthümlich — (Geol. Zeitschr. VII. 307—371. Tf. 12—21.) Richter, zur Palaeontologie desthüringischen Zechstei- nes. — Die dunkelgrauen Kalksteine des thüringischen untern Zechsteines na- mentlich am Rothenberge bei Saalfeld enthalten die meisten der von Jones und Reuss beschriebenen Ostracoden und Foraminiferen. Die Lagerstätte in Eng- land gehört jedoch einem Niveau an, welches in Deutschland diese Pertrefakten nicht führt. Bei Saalfeld sind es besonders die in Folge eindringender Ver- wilterung etwas mergligen Partien des sehr festen Gesteines, in denen die klei- nen Petrefakten wegen der hellern Färbung ihrer: caleinirten Schalen erkennbar 39 n 500 werden, im frischen Gestein sind sie nur schwierig zu erkennen. Die von untersuchten und beschriebenen Arten sind folgende Cythere Roessleri R Bairdia mucronalta R Cytherella inornala J Stenopora spec? nuciformis J Textularia cuneiformis J Cylhereis drupacea triticum J Bairdia Geinitzana R Nodosaria Geinitzi R eurta MC Dentalina permiana J gracilis MC (Ebenda 526—533. Tf. 26.) v. Strombeck, Geologisches Alter von Belemniltella mu- eronata und B. quadrata. — Von den auf dem Pläner ruhenden, dem Senonien zugehörigen Kreideschichten Braunschweigs führen einige B. muero- nata, andre B. quadrata, beide nie zusammen. Oestlich bei Vordorf zwischen Braunschweig und Giffhoru liegt ein alter Steinbruch, dessen Gestein aus ei- nem weissgrauen, durch Sand und Thon verunreinigten Kalk besteht. Darin ist häufig B. quadrata, Ananchytes ovata, A. corculum, Micraster cor anguinum, Inoceramus Cripsi, Parasmilia centralis, Coeloptychium agaricoides, selten Nau- tilus simplex, Baculites anceps elc. Die Schichten streichen h. 10 bis 11 mit 30 Grad Fallen gegen NO. Nicht ganz 100 Schritt von dem Steinbruche entfernt ist eine Mergelgrube eröffnet im Streichen nach S., in deren Länge die nächsten 40 Fuss mächtigen jüngern Schichten aufgeschlossen sind. Letztere bestehen aus einem milden schmutzig weissen Kreidekalk, der nach unten in das Gestein des Steinbruchs übergeht. Jener Kreidekalk führt B. mucronata, Ananchytes ovatus, Micraster corangninum, Inoceramus Cripsi, selten Coeloptychium agaricoides, Seyphia coscinopora, Rhynchonella octoplicata, Terebratula carnea, aber nicht B. quadrata. SO von der Mergelgrube ist eine zweite geöffnet im Kreidekalk. Es nimmt nach diesen Beobachtungen B. mucronata das jüngere, B. quadıala das ältere Niveau im Senonien ein. Beide Abiheilungen haben nordwärts vom Harze eine nicht unbedeutende Verbreitung. (Ebenda 502—510.) F. Roemer, Palaeoteuthis (non d’Orb.), Gatlung nackter Cephalopoden aus der Eifel. — In der Grauwacke von Daun, welche nach ihren Versteinerungen die Unterlage des Eifeler Kalkes bildet, fand sich die Schale eines Dintenfisches. Dieselbe ist elliptisch, stark gewölbt, vollkommen symmetrisch, auf der Oberseite mit zierlicher Structur. Von dem einen Ende ziehen sich völlig gradlinig und divergirend zwei stumpf gerundete Kiele bis zu dem andern Ende, das das vordere ist. Auf der Innenseite ist jeder dieser Kiele durch eine eingedrückte scharfe Linie bezeichnet. Das von ihnen be- gränzte Feld ist zu einem stumpf gewölblen breiten Rücken erhoben, während die Seiten zu einer seichten Furche herabgedrückt sind. Die Anwachslinien ziehen in einem nach vorn flach convexen Bogen quer über das Mittelfeld. Zahl- reiche Anwachslinien und flachwellige unregelmässiıge Anwachsringe, welche mit dem Aussenrande nicht genau parallel laufen, sondern nach hinten hin sich mehr demselben nähern , unterbrechen die gleichmässige Wölbung der Seitentheile. Schief ‚diese Anwachsringe durchschneidend sieht man eine eingedrückte, scharfe, aber etwas unterbrochene, den beiden auf der Innenseite der Längskiele be- findlichen ähnliche gerade Linie radial über die Oberfläche der einen der bei- den Seitenparlien verlaufen. Sie scheint oben aus den Vereinigungspuncte der beiden Längskiele zu entspringen und divergirt mit diesen. Eine zweite schwä- chere Linie neben ihr verliert sich bald. Die feinere Skulptur der Oberfläche besteht in sehr zierlichen und regelmässigen, unter einander und mit den An- wachsstreifen parallelen erhabenen Linien, so fein, dass 8 bis 10 auf den Raum einer Linie kommen. Auf dem Mittelfelde scheinen die Linien wieder fein gekerbt zu sein. Form und Structur des Fossiles weisen auf die Rücken- schale des Dintenfisches, den R. Palaeoteuthis dunensis nennt. Der neue Gat- tungsname Palaeoteulhis ist schon von d’Orbigny für einen Sepienschnabel aus dem Callovien verbraucht , was der Verf. doch leicht ersehen konnte, wenn er sich die Mühe $enommen nachzuschlagen. Er ist also durch einen neuen zu ersetzen. (Palaeontographica IV. 72—74. Tb. 13.) 01 y. Meyer, Trachyteuthis ensiformis aus dem lithogra- phischen Schiefer Bayerns. — v. Meyer führte schon 1846 zwei Solen- hofer Sepienschulpen als Trachyleuthis oblonga und und Tr. ensiformis auf, die er jetzt in eine Species vereinigt, unter der alle jurassische Sepiaarten aufzu- "führen sein, vielleicht nur Sepia caudata ausgenommen. Alle sind dünner als die ächten Sepiaschalen und hinten spatelförmig erweitert. Der vollstandigere der neu untersuchten Schulpen ist 0,339 lang, der spatelförmige Theil 0,095 breit, auf der Oberseite deutlich bewarzt, in der Mitte schwach gekielt, am Rande aufgeworfen. In der Rückenlinie liegt eine Reihe eigenthümlicher Ein- drücke, der letzte derselben ist kreistusd 31/2 Millimeter im Durchmesser, ge- strahlt, mit eiwas gekerbler Peripherie, die davor liegenden weichen in Form und Zeichnung etwas ab. Zufällig sind sie wegen der regelmässigen Anordnung nicht, die Organisation von Sepia gibt auch keinen Aufschluss darüber. (Ebda 106— 109. Tf. 19.) Eichwald, über Eryptonymus und Zethus. — Diese gegen Volborth (cf. Bd. V. pag. 413) gerichtete Abhandlung beginnt mit einer Dar- legung der Historie von Cryplonymus, die Angelın neuerdings vollständiger cha- raclerisirt hat als [rüber Eichwald selbst. Den Zethus verrucosus, der die Ver- wirrung mit Cryptonymus veranlasste, erklärt Pander selbst für sehr fraglich, während Zethus uniplıcatus die Selbständigkeit der Gallung Zeihus aufrecht er- hält. Den Cr, parallelus erklärt E. für völlig verschieden von Z. verrucosus. Eryplonymus punclalus ist die typische Art der Gallung und hat mit Calymene bellatula nichts gemein, wie alle Synonyme, die Volborth unter Z. bellatulus stellt. Calymene variolaris Brg ist ein wirklicher Cryplonymus und Cr. Woerthi ist der von Volborth abgebildete. Z. bellatulus, der aber gar nichts mit Cr. bellatulus Dalm. zu schaffen hat, endlich darf auch Calymene verrucosa Dalm — (Cybele yerrucosa Lov) nicht mit Cr. bellatulus Dalm gereinigt werden. E. halt daher seine Gattung Cryptonymus für russische und schwedische Arten in Angelins Sinne aufrecht, den Zeihus nur für Z. uniplicatus Pand. (Bullet. nat. Moscou 1855. I. 218 — 240.) V. Kiprijanoff, Fischüberreste im eisenhalligen Sand- steine von Kursk. — Die Fortsetzung dieser Untersuchungen (cf. Bd. V. S. 483.) heschäftigt sich mit folgenden Fischen: Hemipristis plicatilis n. sp. dem H. paucidens ähnlich, aber mit stark ausgeprägten Falten auf der Aussenseite, mit schwacher Zähnelung nur am Vorderrande. Carcharias medius n. sp. zwi- schen lenuis und CE. acutus stehend, grösser als dieser, höher als jener. Oto- dus Brandli n. sp.; O. cerassus Ag, O. Renardi n. sp. sehr hoch, allmählig zugespitzt, minder dick als voriger, mit sehr verdickter Wurzel, O. basalis Gieb., ©. subbasalis n. sp. von vorigen unlerschieden durch abgerundete Buckel an den Seiten unmittelbar auf den scharfen Rändern der Krone selbst. Oxyr- rhina Rouilleri n. sp. Lamna raphiodon Ag, L. subulata Ag. Ausserdem einige unbestimmbare Zähne. (Bullet. nat. Moscou 1854. IV. 373— 397. Tb. 3.) V. Kiprijanoff, Wirbelthierreste in den Thälern des Dniepr und der Wolga zwischen Orel und Charkow. — Die Ueber- reste gehören folgenden Arten an. Elephas primigenius sehr verschiedene Ske- lettheile. Rhinoceros Lichorhinus ebenfalls häufig. Equus fossilis zwei Atlas, Zähne und Kielerfragmente. Bos priscus ein Schädelfragment und Zähne. Cer- vus tarandus priscus Geweihlragmenle. Dachsknocken. Spalax typhlus zwei Schädel im Alluyium. Arctomys bobac 20 Schädel und andere Skelettheile im diluvialen Töpferlehm , über ‚die sich K. des Weitern verbreitet. (Bullet. nat. Moscou 1855. I. 185 — 205.) Tuomey diagnosirt folgende neue Conchylien aus dem Krei- degebirge d’er südlichen Vereinten Staaten: Nautilus Spillmani — Mississippi Ammonites magnificus — Alabama - orbieulatus — Alabama - earinatus — Columb. ‚Mississippi - angulatus — Mississippi - ıbinodosus — Alabama 39 * 502 Ammonites lobatus — Mississippi Corbula ecaudata — Mississippi - ramosissimus — Alabama Cardium hemicyclicus — Alabama - angustus — Mississippi Arca ungula — Se Turrilites allernalus — „ » Inoceramus biformis — ,„, » Turritella fastigiata — „ ,, - gibbus — ae, Phorus umbilicalus — ,‚, ;, - salebrosus — Pie. Voluta cancellata — ,„ , - inflatus — Mississippi - jugosa — he - triangularis — „ » - Spillmanni — 9 » - proximus — %,„ - fusiformis — 9, Ostraea crenulata — Alaıbaika Fusus enfauliensis — Alabama Sphaernlites Ormondi — „, , - turriculus — Mississippi - lamellosus — Sa Pyrula trochiformis — ,„, » - Aimesi — ee - Richardsoni — ,„ , - undulaa — = Cerithiaum nodosum — Alabama Caprinella cornuta — Mississippi Teredo calamus — Mississippi - loricala — Bo Panopaea crelacea — ,„, - quadrangularis — „ Pholadomya tenua — ,„ Die vorstehenden Arten werden zwar als neu diagnosirt, allein viele Namen darunter sind längst vergeben und es ist unverantwortlich, in so leichtfertiger Weise die Synonymie zu vermehren. Wie leicht hätte sich T. überzeugen können, dass schon 7 verschiedene Ammoniles carinalus exisliren, dass auch binodosus und anguslus schon verbraucht sind, dass es ein terliäres Cerithium nodosum, Fu- sus turriculus, und eine Voluta jugosa, V. cancellata, V. fusiformis gibt! — (Proceed. acad. nat. Philad. VII. 167 — 172.) Gl. Botanik. Tulasne, zur Schleiden’schen Befruchtungs- lehre. — In Bezug auf den Streit welcher sich nach Deecke’s Beobachtungen (vergl. Bd. VI. 241 und 427.) entsponnen hat, hat Tulasne ebenfalls Beobach- tungen angestellt und spricht seine Ansichten in folgenden Worten aus: der Uebergang jedes Geschöpfes aus dem Nichtsein in das Sein, sein Eintritt in das Leben ist ein zu geheimnissvoller Vorgang, als dass wir uns schmeicheln dürf- en, jemals alle die Umstände genau würdigen zu können. Wo es sich indes- sen wie bei dem Streite zwischen Schleiden und seinen Gegnern, um That- sachen handelt, die von unsern Augen untersucht werden können, darf man doch nicht die Hoffnung aufgeben die Meinungen der Botaniker, welche sich mit der Befruchtungstheorie beschäftigen , weniger auseinander gehen zu sehen. Weit entfernt, dass für jetzt die Hoffnungen Schacht’s sich verwirklicht hätten oder nur nah daran wären. Ich habe jetzt mehr als je die Ueberzeugung, dass sie auf einen Beobachtungsfehler beruht, einem Irrthume, den ich auch einen Au- genblick getheilt habe, den nehmlich: den Aufhängefaden des Emhryo’'s für die in den Embryosack eingedrungene Pollenröhre zu halten. Während des ver- flossenen Sommers habe ich eine grosse Reihe von Zergliederungen ausgeführt, um die (in den Annal. des sciences naturelles 3. Serie t. XII. 1849 ) veröffent- lichten Besultate zu bestätigen und habe dabei in Gemeinschaft mit meinem Bru- der vollkommen bestätigt, dass der sitzende oder gestielte Embryo, in keinen einzigen Augenblick den geringsten wirklichen organischen Zusammenhang mit der Pollenschlauchröhre hatte. Der Embryosack an seinem der Mikropyle zu- gelegenen Ende oft verdeckt, befindet sich äusserlich in der innigsten Berüh- rung mit diesem Schlauche, er legt sich selbst bisweilen in eine Falle seiner Membran , ohne dass er jemals von ihm durchbohrt zu werden, dann verbindet er sich in seiner innern Seite vom äussersten Ende des Pollenschlauchs gegen- über oder in einiger Entfernung davon diesen mit dem Embryo. Tulasne hat seine Untersuchungen verzüglich- mit Labiaten,, Earyoplıylleeneg) und Scrophulari- neen angestellt. (L’Inst. 1855. Nr. 1143 ) Vv. W. Wichura, über Valeriana sambucifolia Mik. — Aus Samen erzogen entwickelt die Pflanze im ersten Sommer in zweizählig alternirender Ordnung an einem getauschten Axentheile eine ganze Anzahl erst einfacher, dann 503 ımmer mehr eingeschnittener und endlich vollkommen fiederspaltig getheilter Laubblätter, denen im Herbste mehrere die Entwicklung schliessende schuppen- arlige Niederblätter folgen. Im zweiten Sommer verlängert sich sodann die Axe zu einem mit zweizähligen alternirenden Wirteln besetzten Blühtenstengel. Ein Punkt, auf welchen bei dieser eigenthümlichen Entwicklung zuvörderst auf- merksam zu machen ist, ist die Art und Weise, in welcher die zweireihige Blattstellung der ersten Vegetationsperiode in die Wirtelstellung der zweiten übergeht. Dieser Uebergang wird im Bereiche der schuppenartigen Niederblät- ter durch 2 Blattschuppen vermittelt, die von der Stellung der vorangegange- nen Schuppen dadurch abweichen , dass ihr gegenseitiger Abstand weniger als der halbe Umfang des Stengels beträgt. Auf sie folgt dann der erste Blattwir- tel, dem sich die nunmehr beginnende, zunächst ebenfalls durch Schuppenblät- ter eingeleitete Wirtelstellung des Blühtenstengels in unmittelbarer Folgeordnung anschliesst. Bemerkenswerth erschien demnächst aber auch die unsymmetrische Lage des Systems der gekreuzten Wirtel im Vergleich zu den beiden diametra- len Reiken der vorangegangenen Blattstellung. Das gegenseitige Verhältniss der beiden Blattstellungs- Systeme wäre dann ein regelmässiges zu nennen, wenn die Ebene, welche man durch die beiden dıametralen Blattreihen gelegt denken kann, entweder mit einem der nachfolgenden Wirtel zusammenträfe, oder die beiden Kreuzungswinkel der Wirtel, durch welche sie hindurchgeht, halbirte. Keine dieser beiden Voraussetzungen trifft indess bei unserer Pflanze zu. Die Ebene der diametralen Blattreihen bildet vielmehr mit dem ersten Wirtel der Schuppenblätter einen Winkel, der kleiner als ein halber rechter ist, und da die Kreuzungswinkel der Wirtel selbst rechte Winkel sind, so werden sie auf diese Weise durch die Ebene der diametralen Blatireihen ungleich getheilt. So erhalten wir, wenn wir die Axe des ersten Jahres mit ihrer im zweiten Jahre eintretenden Verlängerung zusammenfassen, ein bezüglich der Blattstellurg un- regelmässiges Ganzes, welches nach keiner irgend möglichen Richtung hin in zwei congruente oder auch nur ähuliche Hälften zerlegt werden kann. Bei den Stolonen, durch welche die Pflanze perennirt, beginnt die Entwicklung ebenfalls mit zweizelliger Blattstellung, die im zweiten Sommer der wirtelförmigen Platz wacht. Der Uebergang von der zweizeiligen Blatistellung zur wirtelständigen erfolgt hier ın der nämlichen Weise wie an der Centralaxe; auch ist das ge- genseilige Verhältniss beider Blatistelluugs -Systeme dasselbe wie dort. Aus- uahmsweise kommt es aber vor, dass die Stolonen schon im ersten Jahre blühen, und in diesem Falle setzt sich die zweizeilige Blattstellung bis unmit- telbar uuler den Blühlenstand fort. Derselbe, über Polygonum bistorta L. — Die Stiele der Keimblätter sind vom Ursprung an bis zur Spreite in eine Röhre verwachsen, welche bisweilen über einen Zoll lang wird. Der Stengel ist von verschwin- dender Kleinheit, so dass die Röhre der Keimblätter unmittelbar auf der ein- fachen Wurzel aufzusitzen scheint. Sobald die Entwicklung der Plumula be- giant, zeigl sich, wenige Tage nach dem Keimen schon äusserlich wahrnehm- bar, am Grunde der Röhre eine Anschwellung, die sich nach Hinwegnahme der Röhre als ein kugelförmiger glatter Körper darstellt, auf dessen Spitze das ersle, durch die Röhre der Keimblätter mit seinem Stiele hindurchwachsende Blatt der Plumula inserirt ist. Diese Anschwellung ist der Anfang des Rhizoms. Nach wenig Wochen durchbricht sie seitlich die Röhre der Keimblätter, und das zweite Blatt der Plumula bahnt sich durch diese Oeffnung einen Weg in’s Freie. In derselben Richtung wächst das Rhizom, an seiner Spitze immer neue Blät- ter entwickelnd, seitlich weiter, und am Ende des Sommers hat es unler gün- stigen Verhältnissen etwa 3/4 Zoll Länge erreicht. In seiner Gestalt gleicht es aldann einem mit dem breiteren Ende nach Unten gekehrten Füllhoro, auf des- sen nach Oben gerichteter schmalen Seite sich eine tiefe Rinne befindet, welche die ehemalige Lage der nach Oben zu wachsenden, eng an das Rhizom an- und gleichsam in dasselbe hineingedrückten Blatistiele bezeichnet. — Beobach- tungen über die weilere Entwicklung bleiben vorbehalten. (XXXII. Jahres- ber, schlesisch. Ges. 1854. 76 — 77.) 504 E. Kreyenberg diagnosirt folgende neue Pflanzen im bo- tanischen Garten zu Büitenzog: Kaempferia undulata, Elettaria anthodioides, Donacodes villosa, Sponia strychnifolia, Beaumontia multiflora, Hoya Motoskei Coceulus Jucida, Uvaria multiora, U. acuta, Calophyllum lanceolatum — und gibt dann noch folgende interessante Notizen. Der Getah pertja Baum findet sich auf der Westküste Borneos in den niederländischen Besitzungen in hinlänglicher Menge, jedoch geschieht die Einsammlung in grösserer Menge nur im Metamschen. Die Bäume stehen vereinzelt, höchstens 5 bis 6 beisammen, in unbewohnten Ge- genden und sind erst im 20 jährigen Alter produetliv. In der trocknen Mousson ziehen die Getasucher nach dem Walde in Gesellschaften von 5 bis 6 mit Le- bensmilteln für 1 bis 2 Monate. Finden sie einen Gelahbaum von der Höhe und Dicke einer ausgewachsenen Kokuspalme so wird derselbe sogleich gefällt. Ein Baum von 39 Fuss Höhe und 5 Fuss Umfang lieferte 20 medie. Unzen. Allein der Bast befasst Getah, darum werden rund um den Baum bis in den Gipfel Einschnitte von 2 bis 3° tiefe anf ungefähr 1‘ Abstand von einander gemacht, wozu man sich eines Beiles bedient. Sogleich fliesst der Getah als milchweisse Flüssigkeit aus. Der Baum wird alsdaun mit Kadjangmatte bedeckt der Wirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt und verlassen. Erst nach 12 Tagen wird die ausgeflossene Masse gesammelt und dann der Baum nicht wieder beachtet. Auf diese Weise sammeln 6 Personen in 2 Monaten höchstens 12000 Unzen und für 2000 Unzen sind durchschnittlich 100 Bäume nöthig. Zu Soe- kadana hat man 2 Sorten Getahbäume:; Die eine giebt eine 'bräunliche, die an- dere eine hellere Getah. Die Blühte beider Bäume ist wohlriechend, weiss und gleicht sehr der Fliederblühte. Die Frucht ist von der Grösse einer Feige, ke- gelförmig, von angenehm süssen Geschwacke, erquickend. Sie hat einen Stein beinah von der Grösse eines Daltelkornes, die Steine enthalten einen süssen Kern; man sammelt und zerstampft sie und presst olıne viel Mühe eine reichliche Menge hell brennenden Lampenöles daraus. Der Stamm der bessern Getahbäume wird so dick, dass ihn drei Personen kaum umklaftern können. Eine Sorte trägt die männlichen, eine andere die weiblichen Blühten. Die jungen Pflanzen werden in Menge am Fusse der alten Bäume gefunden, kommen aber selten zum vollen Wachsthum, (la das zahlreiche Wild sie gern frisst. In der Ost- meussen 1852 sind von Neubrüssel 440,000 Unzen Gelah pertja ausgeführt, wo- ran die Händler 100 p€. gewinnen, wenn sie Vorschuss zahlen noch mehr. Die erwähnten Kadjangmatten werden bereitet von den Blättern von Pandanus humilis, aus denen man auch grobe Hüte macht. Zu Matten verarbeitet man fer- ner noch die Blätter von Marquartia leucantha, Pandanus furcatus, P. latifolins P. samax, die Stengel von Fuigena quinquangularis, die Blätter von Pandano- phyllum sylvestre, die alten Blätter von Saguerus saccarifer werden zum Dach- decken gebraucht, ebenso die von Onkosperma filamentosum, Corypha Gebanga, Nipa fruticosa u. a. Die Bambus apoes dient zu Tauwerk, die sehr dünnen aber starken Stämme von Calamus equestris benutzt man als Bindemittel und zu Flechtarbeiten ebenso die Stämme von C. asperimus, zu starken Seilen C. rhomboides, zu Peitschen den Stamm von Ceratolobus glaucescens, zu Stricken die Stämme von Daemornohops melanochaetes. Der getrocknete Bast von Gne- tum funiculare liefert feines Bindwerk, die Gefässbündel der Quanasblälter feines Nähgarn. Neuerdings cultivirt man Urtica albicans zur Darstellung von Gewebe, das sehr schön, weiss, glassglanzend ist. etc. — Bullet. natur. Moscou 1854. III. 255-266. E. Regel, zur Aegilopsfrage. — Unseren früheren Mittheilungen über diesen Gegenstand Bd. Il. 167. fügen wir R. s Erörterungen hinzu, die sich zunächst über die Aufnahme und Beurtheilung verbreiten, welche über seine Ansicht geltend gemacht ist. R. weist Klotzschens Behauptung von der Pollenunfruch- barkeit der Bastarde zurück. Sehr wahrscheinlich wird der Bastard zwischen Ae- gilops und Triticum im Pollen fruchtbar sein und da kann doch wieder Aegi- lops für die gleiche Art mit dem Weizen erklärt werden. Aber eine solche Er- klärung ist eine sehr gewaltsame. Die Begriffe zwischen Art und Form ünd Mischling sind überhaupt in der Botanik noch lange nicht äbgeklärt genug und 905 werden bei der endlichen Entscheidung dieses Streiles erst eine solide Basis bekommen müssen. R. hat sich bei der Beantwortung dieser Frage lediglich an die ihm bekannt gewordenen Naturgesetze gehalten, die er aus dem Vorkommen der Pflanzen im wilden Zustande und aus deren Verhalten in der Cultur ableiten konnte. Danach ist er ebensoweit entfernt alle die sogenannten constanten For- men unsrer Culturpflanzen in die jener vielgestalligen Galtungen unsrer wild- wachsenden Pflanzen für Arten, als auf der andern Seite sie für blosse Formen zu halten. Als reine Form kann er nur jene Pflanzen einer vielgestaltigen Pflan- zenart erkennen, welche unter gleichartige Verhältnisse gebracht auch wieder zur gleichen Form übergehen. Jene sogenannten constanten Varietäten, welche diese Eigenschaft nicht zeigen, sind mehr als blosse Formen, sind sämmtlich höchst wahrscheinlich nur Mischlinge guter Arten, welche durch Bastardirung und fort- gesetzle Befruchtung des Bastards entstanden sind. Es gibt auch in der freien Natur Bastarde viel häufiger als man gewöhnlich glaubt, deren Fruchtbarkeit oft wie bei Salix, Hieracium, Rubus etc. die systemalische Feststellung der Arten so sehr erschwert. Aegilops betreffend scheiterte der erste von R. angestellte Versuch und er wiederholte denselben dieses Jahr unter günstigeren Bedingun- gen, so dass nun die Selbstbefruchtung des Bastardes und das Verhalten der auf diesem Wege erlangten Generationen, die Befruchtung mit den Stammarten weiter mit Erfolg betrieben werden kann. Die gleichen Versuche sind auch mit den beiden Bastarden zwischen Begonia rubrovenia und B. xanthina eingeleitet worden, sowohl in Bezug auf erneuerte doppelte Befruchtung der beiden Arten unter einander, sowie durch Befruchtung des Bastardes mit sich selbst. Es ist aber sehr zu wünschen, dass ähnliche und durchaus sorgfältige Versuche an ver- schiedenen Arten angestellt werden möchten. Die Vorwürfe, welche R. den eng- lischen Forschern bei dieser Gelegenheit hinsichtlich ihrer Leichtfertigkeit, ihrer Vornehmthuerei und ihrer unverantwortlichen Vernachlässigung der deutschen Ar- beiten macht, gelten auch auf andern Gebieten. — Beyels Gartenflora De- cembr. 387 — 389. Giuseppe Bertoloni beschreibt in seiner IV. Abhandlung über Mosasmbiguer Pflanzen folgende: Cyperus caffer, Mariscus piluliferus, Xanthoxylon cerebinthoides, Scleria Coriacea und Bridelia calhartica und Antonio Bertoloni aus Alabama: Potamogeton delicatulum, Convol- vulus dilicatulus, gentiana graeillima, Hibiscus trisectus, Polygala incarnatä, P. pseudosenega, Marskallia dentata, Orchis ciliaris — Bendic. accad. Bolog&a 1854. 33 — 37. Martens über die Farben der Pflanzen, — M. zieht aus sei- nen zahlreichen Beobachtungen über diesen Gegenstand folgende Schlüsse: 1) Blau und Gelb (Anthocyan und Anthoxantin) sind die beiden einzigen Grundfar- “ben, die sich in Blumen, Blättern etc. unter dem Einflusse der Lebenskraft bil- den und indem sie sich mit andern organischen Stoffen vereinigen z. B. das unlösliche Pflanzengrün (Chlorophyll) bilden. 2) Vermöge der grossen Verän- derlichkeit der blauen Grundfarbe zeigt das Chlorophyll eine Neigung zum Gelb- werden. Wird das Blau durch Einfluss einer Säure roth gefärbt und dauerhaf- ter: so geht aus dem Grün die rothe Färbung hervor. 3) Die rothe Farbe der Blätter kann jedoch auch durch Oxydation des gelben Farbestoffes entstehen. 4) Die Farbstoffe werden im anfgelösten Zustande in die der Oberfläche zunächst liegenden Zellschichten geführt, durch Verdunstung des Wassers wird deren inten- sive Färbung bedingt und durch Einfluss des Sauerstoffes häufig noch eine Ver- änderung derselben bewirkt. 5) Das Chlorophyll nimmt durch Zersetzung in blauen und gelben Farbstoff oft thäligen Antheil an der Bildung der Blühtenfar- ben, gefärblen Blälter etc. 6) Die Farben der Blühten können daher sich nur in den Nuancen bewegen, deren das Blau und Roth oder die aus Mischung bei- der entstehenden Farben, fähig sind. Blau geht durch Sauren in Roth über: so können die blauen Blumen roth werden und ausserdem alle Farben zeigen, die durch Mischung von Blau und Roth hervorgehen. Auch der gelbe Farbstoff kann aber durch Säuren in Roth übergehen und so entstehen alle aus Gelb und Roth gefärbten Farbestoffe. 7) Beide Farbenreihen sind in Hinsicht auf Ursprung 506 und Veränderungen durchaus verschieden, doch kommt es vor, dass beide Arten von Roth oft in der gleichen Blume vereinigt sind. — Bullet. acad. belg. — Reyels Garlenfl. Dechr. 393. Ueber Oxalis tuberosa als Nahrunspflanze. — In Bolivia scheinen unter dem Namen Oca mehre Varietäten dieser Pflanze eultivirt zu wer- den, von wo sie durch Weddell zu uns gebracht wurden. Im Jahre 1353 be- kam Vilmorin einige Knollen in der Grösse einer Erbse, die er in einem Me- lonenkasten zog. Zwei von diesen Pflanzen lies er im Weinhaus, zwei andere setzte er an eine Mauer unter Glas. Die erstern starben iın Boden ab, ohne Knollen zu bilden, die andern tödtete der Novemberfrost. Ihre Stengel wurden hier 5 Fuss hoch und halten gesundes dunkelgrünes Laub, aber sie bluhten nicht. Als ihre Wurzeln herausgenommen wurden, fanden sich zahlreiche Knöll- chen, von denen mehre einen Zoll Durchmesser hatten ; sie waren rundlich oder etwas geplattet und mit vielen Würzelchen versehen, die Haut glatt, an einigen Stellen blass strohgelb, aber meist von zartem Carmoisinroth. Die Wurzeln wurden mit der daranhängenden Erde herausgenommen nnd im kühlen Wein- haus mit ganz trockner Erde bedeckt. Von den grössten Knollen können starke blühbare Pflanzen erwartet werden; man kann sie wie die Kartoffeln in Stücke zerschneiden. Möglicherweise könnte die Oca in warmen Boden und heissen Sommern auch bei uns Knollen treiben ohne Hülfe des, Glases ausser im Früh- jahr, wo sie angetrieben werden muss. Obgleich sehr unvollkommen gereift be- sassen diese Knollen doch wenig von der Säure, die von einer Oxalıs erwarlel werden konnte, vielmehr hatten sie einen angenehmen Geschmack, der dem von unreifen spanischen Kastanien mehr als irgend etwas Anderem glich. Die da- von erhaltene Auzahl war zu klein zur Anstellung von Kochversuchen, man wird sie nächstens ausgedehnter anbauen und da sie wahrscheinlich das Interesse fesseln werden: so mag Decaisne’s Bericht noch Platz finden. Die Oca wird in den gemässigten Gegenden Bolivias in grosser Ausdehnung angebauel, wo ver- schiedene Varietäten davon ausgezeichnet sind. Zwei derselben sind als Oca blanca und Oca colorada bekannt. Die Säure der Knollen, welche für Manchen unangenehm sein dürfte, kann in Zuckergeschmack verwandelt werden, wenn man sie der Sonne aussetzt. Diese Erscheinung ist derjenigen analog, welche in den meisten Früchten bei deren Reife vor sich geht und die Oca wird dadurch so mehlig als die hesten Kartoffelvarieläten. Sie soll 8 bis 10 Tage der Sonne ausgeselzt werden. In Bolivia wird diese Operation in wollenen Säcken vorge- nommen, welche die Verwandlung der Säure zu begünsligen scheinen. Um die- ses Resultat zu erlangen sollten jedoch die Säcke nicht mehr Knollen enthalten als genügen, um eine dünne Lage zu bilden. Werden die Ocas der Sonne mehre Monate ausgesetzt, so bekommen sie die Consistenz und den süssen Geschmack getrockneter Feigen. Man kocht sie im Dampfe, indem die Knollen auf ein Strohbetl gelegt werden, welches die Berührung mit dem Wasser, über welchem sie gekocht werden, verhindert. In Bolivia und vorzüglich in La Paz wird die Oca doppelt soviel angebaut wie die Kartoffel und ihr Preis ist auch doppelt so hoch als der der letzten. — Regels Gartenflor. Novbr. 368. Curtis’s botanical magazine bringt in Nro. 128 —131 August — Novbr. auf Tbb. 4858 —5885 folgende Abbildungen: Akebia quineta Desce, Ni- coliana fragrans n. sp, Drymonia villosa n. sp, Stylophorum Diphyllum Nutt (= St. ohioense Spr, Meconopsis diphyllum DC), Thermopsis barbata Royle, Physosiphon Loddigesi Ldl, Eremurus spectabilis Biebst, Achimenes heterophylla DC, Leptodactylon californicum Hook, Helianthemum tuberaria Mill, Salvia car- duacea Benth, Rhododendron Keysi Nutt, Gilia doianthoides Eudt, Odontoglossum maculatum Ldl, Campanula primulaeflora DC, Clerodendron foetidum Bunge, Phygelius capensis Benth, Sobralia fragans Ldl, Bilbergia rhodocyanea Houth, Salvia asperata Benth, Stanhopea ecornuta Lem. ee Ziooologie. W. Stimpson verbreitet sich über folgerde neue Meeresthiere von der Küste Südcarolinas: Actinia producla, Lepton lon- gipes, Aneistropus sanguineus, Thalasseına americanum, Arenicola cristata, Acoötes lubina, (Proceed. Boston soc. V. 110 — 118.) 507 Conrad diagnosirt drei nene Unionen: Unio grandensis aus Texas, U. taumilapanus von Taumilapas und U. pearlensis aus Missouri. (Proceed. acad. Philad. VII. 256.) Ferner eine neue Melania exigua aus Californien. (Ibidem 269.) Uud ein neues Dolium album, Conularia indentala, Bulimus lineolatus. (Ibidem 31 — 32.) Gould diagnosirt folgende neue Land- und Süsswassercon- ehylien des westlichen Amerika: Helix aeruginosa von San Francisco der H. Townsendiana Lea und H. tudicnlata Binn verwandt; H. infumata von ebenda, der H. plicata Born ähnlich; Physa bullata vom Oregon der Ph. heterostropha Say ähnlich; Ph. humerosa aus Californien ähnlich der Ph. tabulata Gould; Ph. virgata von San Diego der Ph. micerostoma nahstehend; Planorbis ammon aus Californien der Pl. corpulentus Say ähnlich; Pl. gracilentus daher, dem Pl. deflectus Say nab stehend; Amnicola protea daher und A. longingqua vom Ty- pus der A. Galbana. (Proceed. Boston Soc. V. 127 — 130.) Lewis beschreibt eine Cyclas crocea n. sp. und Lymnaea catascopıum n. Sp. aus dem Staate New-York (Ibidem 25. 27.) und theilt die Gattung Cyclas in drei Gruppen: zum Typus der ersten gehören C. similıs, solidula, fuscata, distorta etc , zur zweiten C. elegans, oceidentalis, cardissa etc., zur dritien C. Lransversa, partumeia, securis etc. (Ibidem 122.) S.Fischer, neue oderwenig bekannteDaphniden undLyn- ceiden Russlands. — F. verbreitet sich über folgende Arten: Daphnia longispina Müll, von der gleichnamigen bei Strauss Dürkheim, Ramdohr u. A. zu rennen, Bosmina curvirostris u. sp, Lynceus tenuiroslris, L. excisus, L. lineatus, L. griseus, L. acanthocercoides alle neu und Acanthocercus sordidus Liev. (Bullet. nat. Moscou 1854. IV. 423—434. Tb. 3.) Dana gibt ein Verzeichniss der von Le Conte in Californien gesammel- ten Krebse rebst Beschreibung der neuen Arten: Hippa talpoides Say, Clibana- rius aequalis, Callianassa californiensis,, Idotaea oregonensis, 1. media, Steno- soma gracillimum, Sphaerilio affinis, Porcellio gemmulatus,, Styloniscus gracilis, Alloniscus perconvexus, Lygia occidentalis, Aega microphthalma , Aegacylla Le- ‚ contei, Sphaeroma oregonensis, Orchestia Pickeringi, ©. californiensis, Allor- chestes angustus. Die beiden Gattungen Alloniscus (Scyphlacis verwandt) und Aegacylla (Aega verwandt) sind neu und werden hier diagnosirt. (Proceed. acad. Philad. VII. 175 — 177.) H. Loew, neue Beiträge zur Kenntniss der Dipteren. 3. Beitrag. Meseritz 1855. 4%. — Der rühmlichst bekannte Verf. behandelt in der vorliegenden Schrift die überaus schwierige und bisher noch sehr in Argem ge- legene Gattung Bombylius, zu der ihm ausser seiner eigenen sehr reichhaltigen Sammlung die Originalexemplare der Wiedemannschen , Meigenschen, Wintham- schen etc. Arten zur Benutzung zu Gebote standen. Die Uebersicht der grossen Fülle von Formen sowohl als die Kenntniss der einzelnen Arten selbst und haupt- sächlich der europäischen ist sehr bedeutend hierdurch gefördert worden. Wir müssen uns hier darauf beschränken die Uebersicht mitzutheilen, wobei wir be- merken, dass der Verf. nur dann aussereuropäische Arten berücksichtigt hat, wenn ihm typische europäische für die betreffende Gruppe fehlten. I. Die erste Hinterrandszelle geschlossen. A. Drei Unterrandzellen. Triplasius mit Tr. bivittatus B. Zwei Unterrandzellen l. die vordere Basalzelle länger als die hintere. Bombylius a. die Behaarung der Oberseite schwarz oder doch an einzelnen Theilen derselben ausschliesslich schwarz. ce. der Körper lang behaart. Hierher: B. lateralis Fbr, delicatus Wd, lugubris, ater L, ornatus Wd, amhustus Wd, fuseus Fbr. ß. der Körper kurz behaart. Hierher: B, analis Fbr, punctatus Fbr, fulvonotatus Wd, 508 b. die Behaarung der Oberseite gelb, graugelb oder weiss, oft mit viel unlermischlen schwarzen Haaren ea. Mit punctirten Flügeln aa. jenseits der kleinen Querader in der geschlossenen ersten Hin- terrandszelle kein dunkler Punet. + das dritte Fühlerglied sehr breit: B. piclus Pz fr das dritte Fühlerglied schmal: B. callopterus bb. jenseits der kleinen Querader in der geschlossenen ersten Hin- terrandszelle ein dunkler Punct. Hierher : B. discolor Mk, me- dius L, punclipennis, pielipennis, albomicans, pallipes, confraler ß. mit unpunclirten Flügeln aa. die Vorderhälfte der Flügel mit brauner, nach hinten scharfbe- gränzter Färbung j mit dunkelm Fieck in der ersten Unterrandzelle * die vor ihr liegende Zelle ganz dunkel: B. major L, consan- guineus Meg, basilinea, fratellus Wd. die vor ihr liegende Zelle mit einem hellen Fleck: B, fimbriatus Mk, ventralis, debilis. rr obne dunkeln Fleck in der ersten Unterrandzelle: B. lorqua- lus, undatus Mk , diagonalis Mg. bb. die Flügel entweder hell oder nur auf der Wurzelhälfte gebräunt, zuweilen auf der Vorderhälfte mit Bräunung, deren hintere Gränze alsdann verwaschen ist 7 Hinterkopf mit langer Behaarung, am hintern Angenrande mit noch längern schwarzen Ilaaren * Behaarung überail von gewöhnlicher Länge: B venosus Mk, rhodius, canescens Mk, variabilis der ganze Körper und besonders der Kopf lang behaart: B. pallens Mg, fuliginosus Mg, polypogon. jr der Hinterkopf mit kurzer oder ziemlich kurzer Behaarung, der hintere Augenrand stets ohne ihn einfassende schwarze Haare * die vordere Hälfte der Flügel gebräunt —+- die .Behaarung am Hinterleibsende nicht schopfförmig: B. nubilus Mk, pi'irostris + + die Behaarung am Hinterleibsende mehr weniger schopf- förmig: B. micans Fbr, hypoleucus Wd, elegans Wd ** die Flügel ganz klar oder nur die Wurzelhälfte gebräunt, wo sie dann bei den Weibchen viel heller als bei den Männchen sind 2 —- die kleine Querader weit jenseils der Mitte der Dis- coidalzelle: B. senex Mg —+-- dieselbe nicht weit. jenseits der Mitte der Discoidal- zelle oder auf derselben: ! das Untergesicht glänzend: B. mexicanus Wd, leiostomus !! dasselbe nicht glänzend a. mit dunkeln Beinen: B. cruciatus Fbr, quadrifarius, vulpinus Mg, cinerascens Mk, tephroleucus b. mit hellen Beinen: B. rufus Ec, ferrugineus Wd, varius Fbr, helvus Wd, abdominalis Wd, fulvescens Mg, pumilus Mg, eitrinus, favipes Wd, minor L, einerarius, niveus Mg, candidus. 2. beide Basalzellen gleich lang. Systoechus. a. die Behaarung lang und gegen das Hinterende hin fast schopfförmig: B. nitidulns Fbr, hircanus Wd, stramineus Mg b. die Behaarung von gewöhnlicher Länge, gegen das Hinterleibsende durchaus nicht schopfförmig +*t ** 509 ce. an den Hinterleibseinschnitten mit schwarzen Haaren: B. selosus, sulphurens Mk, ctenopterus Mk, aurulentus Mg, mixtus Wd ß. an den Hinterleibseinschnitten ohne schwarze Haare: B. leucophaeus Mg, exalbidus Mg, gradatus Mg, microcephalus, laevifrons. II. Die erste Hinterrandszelle offen. A. Drei Unterrandszellen 1. der Körper von gewohnlicher Gestalt, die Flügel nach der Basis hin ver- schmälert: Sobarus mit B. anomalus Wd 2. der Körper kurz, Nach , die Flügel nach der Basis hin nicht verschmä- lert: Platamodes mit B. depressus, B. Zwei Unterrandzellen. 1. Flügel erweitert: Legnotus mit B, irichorhoeus 2. Flügel nicht erweilert a. an der Basis keilförmig verschmälert: Scinax mit B. sphenopterus b. von gewöhnlicher Gestalt a. ohne Stachelborsten auf der Unterseite der Hinterschenkel: Spar- nopolius aa. die vordere Wurzelzelle wenig länger als die hintere, das erste Fühlerglied verdickt «ca. ohne Knebelbart: B. fulvus Wd ßß. mit schwachem Knebelbart: B. confusus Wd bb. die vordere Wurzelzelle viel länger als die hintere; das erste Fühlerglied nicht verdickt ac. ohne Knebelbart: B. caminarius Wd ß. mit schwachem Knebelbart: B. bicinctus Wd ß. mit Stachelborsten auf der Unterseite der Hinterschenkel: Di- schistus aa. mit schwarzen Haaren an den Hinterleibseinschnitten: B. my- stax Wd, minimus Schk, similator, imitator, vitripennis bb. ohne schwarze Haare an den Hinterleibseinschnitten: B. flavi- barbus, unicolor, barbula, breviusculus, melanocephalus Fbr, lutescens. Le Conte, über nordamerikanische Käfer. — ]. Synopsis der Byrrhidae der Vereinten Staaten: Nosodendron unicolor Byrrhus concolor Kb Amphieista simplicipes Mh Synealypla strigosa Mels Cylilus varius Er Limnichus olivaceus echinala Pedilophorus acuminatus punclalus Byrrhus Kirbyi Mh ‚obscurus americanus Symplocaria tessellata aler eyclophorus Kb nitida Motsch nitidulus geminalus Amphieista chrysomelina ovalus eximius Er Physemus minutus murinus dentipes Er (Proceed. acad. Philad. VII. 113— 117.) 2. Synopsis der Dermestiden der Vereinten Staaten. Die Anordnung ist nach Erichson gemacht mit Hinzufügung einer neuen Gallung. Diagnosirt werden: Dermestes 13 Arten darunter als neu: D. fascialus, sobrinus, rollus, mucoreus, pulcher, elongatus, ferner Attagenus 5 Arten, wovon A. dichrous neu, Trogo- derma 5 Arten, wovon Tr. inclusum und pusillum neu, Cryptorhopalum 6 Arten, wovon Cr. balteatum, Iriste, picicorne, ruficorne, fusculum neu, Anthrenus 5 Arten, A. lepidus und flavipes neu, Orphilus nur mit O. ater Er. die neue Gallung ist Aspeclus: capul prosterno receplum, oculi magni, ocellus fron- talis; mesosternum (ransversum haud emarginatum; antennae tenues, clava triarticulata , scrobiculis male definitis receplae; pedes tenues, tibiis linearibus, antici modice distantes, die Art ist A. hispidus (= Syncalypta hispida Melsk.) (Ibid. 106 — 113.) 510 3. Neue mexikanische Käfer. Folgende Arten werden diagnosirt: Pusimachus costifer Helochilus aequalis Elaphidion lenue Harpalus impiger Cymatodera balteata Oncyderes pustulalus Phileurus cribrosus cancellata Aedilis spectabilis Athyreus serralus Phaenops mirandus Mallodon serulalus Buprestis sphenicus Eusaltus puberulus Asbolus infaustus ambiens Lylta costala Alleluca socia Meloe sublaevis luteicornis Zonilis rufa Anomala luteipennis Elaphidion taeniatum Tanymeecus lautus marginella und die neue Gallung, Ulochoetes: caput deflexum, fronte quadrala, per- pendiculari , pone oculos subilo, at parum constrielum ; oculi emarginali; an- tennae inter oculos pone medium inserlae; palpi breves arlieulis lurbinalis sub- aequalibus; antennae corpore duplo breviores, arliculis 3 et 4 conjunclis quarlo aequalibus; Lhorax transversus lateribus et dorso acule Luberculatus densissime pilosus ; elytra abbreviala, scabra, apice subacule rolundala, humeris valde ele- valis; tarsi posleriores arliculo primo segmentibus conjunctis aequali; alae ab- domine longiores, reclae. Die einzige Art ist U. leoninus in Oregon. (Ibid. 19 — 85.) 4. Synopsis der Cucuiidae in den Vereinten Staaten. Es werden aufge- führt: 1 Catagenus, 2 Cucujus, 3 Pediacns darunter neu P. subglaber , 13 Lae- mophloeus, darunter neu: L. adustus, bullatus, nitens, Zimmermanni, puncla- tus, geminatus, puberulus, cephalotes, 2 Dendrophagus, 3 Brontes als neu Br, debilis, 1 Telephanus, 11 Silvanus als neu S. cognalus, imbellis, nilidulus, opaculus, und der neue Newicelus marginipennis. (Ibidem 73 — 79.) 5. Synopsis der Erotylidae in den Vereinten Staaten. Der Verf. diagno- sirt als neue Arten: Languria laeta, collaris, pulchra, diseoidea, taedata, Tri- plax macra, Tr. californica, confinis und zählt überhaupt auf | Engis, 2 Dacne, C Ischurus, 13 Languria, 19 Triplax und 2 Erotylus. (Ibidem 153 — 163.) 6. Neue Trox und Omorgus in den Vereinten Staaten: die Arten von Trox sind a. thorax inaequalis praecipue bicostatus wohin Tr. Sonorae, alter- nans, sordidus, porcalus, tuberculatus , erinaceus, Llerrestris, capıllaris und b. ıhorax haud inaequalis, wohin Tr. variolatus, aequalis, falcifer, laticollis, striatus, atrox und die Arten von Omorgus a) corpus apterum , thorace bullis nitidis ornato: nämlich ©. texanus, scutellaris, suturalis, umbonaltus und b) eorpus alatum, thorax tuberculis punclalis haud nilidis ornatıs, wohin ©. scabro- sus, O. pustulatus, asper, punclatus, morsus, integer und tesselatus. (IJbid. 211 — 216.) 7. Synonymische Bemerkungen über nordamerikanische Käfer betreffend 5l Arten, worunter auch LC’s Eugnathus, welcher Name schon 2 mal unter den Käfern und von Agassiz an einen Fisch vergeben worden, nun mit Mi- erixys vertauscht wird. Ausserdem theilen wir die Anordnung der Lepturidae mit: anlennae ante oculares; libiae calcaribus äd apicem silis sterna gibba ; coxae anlicae discreli Rhagium prosternum simplex; coxae anlicae conliguae; oculi ıntegerrimi mesosternum protuberans Gaurotes mesosternum planum Acmaeops anlennae vix inleroculares üibiae calcaribus ante apicem silis Toxalus libiae calcaribus ad apicem sitis oculi mediocres ; elytra poslice angustala Argaleus oculi magni; elytra linearia Centrodera anlennae inlerocularis ; oculi intus emarginali; libiae calcaribus ad apicem sitis Anthophylax palpi labiales dilatati palpi labiales maxillaribus non latiores 511 antennae arliculis exlernis utrinque impressis Typocerus antennae 11 articulalae articulis haud impressis Ihorax angulis postieis productis Strangalia = - 5 haud produelis Leptura (Ibidem 216 — 220.) Leconte theilt die Schildkröten nach folgendem Schema ein l. Familia. Pedes pinniformes; sternum osse episternale poslice pro- ducto. 1. Chelone Brg. Corpore sculalo; slernum seulellis pluribus a testa sejunelum (Carella, Corindo, Thalassuchelys;) — 2. Sphargis Merr. Cute coria- cea (Corindo, Dermatochelys, Scylina). U. Familia. Pedes compressi, ungulati; sternum scuto singulo alato, alarum marginibus non inflexis. a. sternum osse epislernali postice producto. l. Chelydra Schw. Corpore sculato, slerno sculis decem; abdominalibus luxa- tis alas formentlibus (Chelonura, Rapara, Saurochelys, Emysaurus). 2. Stauro- Iypus Wgl. Corpore scutalo; sterno anlice mobili, sculis septem, brachialibus et gularibus nullis, anali unico. — 3. Trionyx Geoffr. Cute coriacea; ossibus marginalibus nullis (Gymnopus, Amyda, Platypeltis, Pelodiscus) — Emyda Gray. Cute coriacea; ossibus margınalibus distinclis (Trionyx, Cryptopus) — 6. Ster- num plus minusve uni— vel bivalve, osse episternale maximo, entosternali ob- soleto alis a scuto abdominali solum projecis — 5. Kinosteruum Wgl. Alis seutellis duobus addititiis, sterno sculis 11 (Staurotypus, Sternothaerus, Cistudo). 11. Hamilia. Pedes ungulati plerumque compressi; slernum sculis duobus alatis peclorali abdominalique; alarım marginibus, excepta Cistudine, fortiter inflexis; sculis caudalibus duobus dislinclis. — a. sternum seulis 11 s. 12 tectum, unguibus 5. 5, 4. 4, vel 4. 3. 1. Emys. Sterno solido sutura la- lerali ossea, sculis gularibus duobus; alis scutellis duobus addititiis ; unguibus 4. 5 vel 4. 4; (Tetronyx, Rhinoclemmys, Terrapene, Clemmys, Geomys) — 2. Platysternum Gray, sterno solido, sutura laterali ossea, scutellis tribus addititiis a sculiä marginalibus sejunetum — 3. Teleopus noy. gen. Sterno solido, sutura laterali ossea, alis seutellis addititiis duobus; seutellis brachialibus luxatis et quasi inter marginem pectoralis inferiorem et abdominalis superiorem propulsis, unguibus 5. 5; transitum facit ad familiam quartam. — 4. Lutremys Gray. Terrestris; Sterno diviso anlice mobili, sulura laterali ligamentosa, alarum mar- ginibus inflexis (Cistudo) — 5. Cistudo Flem. Sterno diviso antice et postice mobili sutura laterali ligamentosa, alis nullis unguibus 4—5 vel 4—3. (Terra- pene, Pyxidemys, Onchotria, Emys) — b. Sternum sculis tredecim tectum. 6. Chelys Dum. Labiis carneis (Matamata) — 7. Chelodina. Labiis sieut in om- nibus sequentibus, corneisz5 alis scutellis addititiis nullis, scuto gulari interme- dio luxato et inter scuta brachialia et pectorali, infraque gularia duo reliqua posito; unguibus 4.4. (Chelidonia, Hydromedusa, Emys, Hydraspis) — 8. Ster- nothaerus Bell. Sterno diviso antice mobili; alis scutellis addilitiis nullis, scuto nuchali nullo, marginalibus 24. (Emys, Terrapene, Pelusios) — 9. Pentonyx Dum. Sterno solido, alis seutello addititio posleriore ; senuto nuchali nullo, mar- ginalibus 24; unguibus 5. 5. (Emys, Pelomedusa, Hydraspis) — 10. Platemys aut. Alis sculello addilitio parvo anteriore; testa scutlo nuchali marginalibus ideo 25. (Rhinemys, Phrynops, Emys, Hydraspis) — 11. Podocnemis Wegl. Alis sine seutello addililio; testa scuto nuchali magno lato. (Peltocephalus, Emys, Hy- draspis). IV. Familia. Terrestres; corpus sculatum; sternum alatum, sutura la- terali ossea, alarum marginibus fortiter inflexis; pedes clavati, ungulati; scutum caudali numquam divisum, sed stria superiore perpendiculari forliter impressa, qua in partes duas secari videtur. — 1. Testudo aut. Alis scutellis addititiis nullis, scuto gulari in partes quatuor diviso, dorso osse penultimo vertebrali V formi. (Chersine, Chersus, Psammobates, Geochelone, Chelonoides, Cylindras- pis) — 2. Pyxis Bell- Sterno articulato, antice mobili; alis scutellis addititiis duobus. — 3. Homopus Dum. Sterno solido, alis scutello addititio anteriore; unguibus 4—4. (Chersine, Testudo) — 4. Cinyxis Bell. sterno solido, alis 512 scutellis addititiis duobus ; testa postice artieulata et mobili, scuto nuchali nullo. — Proceed acad. Philad. VII. 186—138. Maslowsky vervollständigt die Charactristik des Aspius Owsianka Cz. — Die Schlundknochen tragen 2 Reihen Zähne, die klein, dünn, eylindrisch und stampf zugespitzt sind. Der Darmkanal bildet zwei Windungen, ist bis zur ersten Umbiegung breit, dann allmählig dünner. Die Leber ist weich, dunkel- roth, zweilappig, öft ohne Gallenblase (unter 20 Exemplaren nur bei dreien) ; die Nebenkiemen klein, langlich, frei über und vor den Riemen; die Schwimm- blase getheilt, der vordere Theil eylindrisch, der hintere kegelförmig; 36 Wir- bel mit 13 Rippenpaaren, die 4 ersten rippenlos, 19 Schwanzwirbel. Der Fisch ist comprinirt; die Rückenflosse grünlich mit schwarzen Flecken, zehnstrablig, der erste Brustflossenstrahl grün und hart, 13 bis 14 Bruststrahlen, wovon der zweite der längste; die Bauchflossen vor der Rückenflosse, neüunstrahlig, After- flosse 13, Schwanzflosse 28 Strahlen ; der Rücken dunkelgrün, die Seiten silbern — (Bullet. natur. Moscou 1854. IV. 442—452.) Kner, neue Gattung aus der Familie der Welse. — Diese neue von Henglin aus Charium nach Wien gesandte Gattung zeichnet sich durch zwei Characlere aus: der behelmte Kopf fällt von der Stirn gegen den Mund steil ab und die zweite Rückenflosse ist mit einem Stachel- und zahlreichen Gliederstrahlen versehen. Kn. nennt sie Clarotes und die Art Cl. Heuglini. Sie ist 221/2‘‘ lang, am Kopfbüge fast 7‘ hoch. Der Unterkiefer ist etwas länger als der obere, beide mit breiten Binden spitzer schwachgekrümmter Bür- stenzähne besetzt. Die Eckbarteln reichen bis über die Brustflossen hinaus. Die Augen sind gross; Hinterhaupt und Stirngegend bis vor die Augen mit ei- nem Helme rauhkörniger Knochenschilde besetzt, zwischen denen eine lange Stirnfontanelle frei bleibt; Schnauze, Wangen und Seiten des Kopfes sind nackt. Die erste Rückenflosse enthält !/g, die Brustflossen !/g, die Bauchflossen !/;, die Afterflosse 12, die Schwanzflosse 21 und die zweile Rückenflosse einen fast graden Stachel 24 bis 25 gegliederte Strahlen auf einer fellflossen ähnlichen Basis aufsitzend. Neun Kiemenstrahlen. Die Färbung ist oben dunkelbraun, nach unten hell bleigrau. Der Fisch wühlt sich in den Sand ein und das ein- zige eingesandte Exemplar lebte noch drei Tage im Trockenem. (Wiener Sitzgsbr. XVLI. 318—316. Tf. 1) Derselbe, Ichthyologische Beiträge. — 1. Ueber die Siluroi- deen Aspredo und Chaca. Erstere ähnelt in mehrfacher Hinsicht der Lorica- ria, unterscheidet sich aber durch Packete von Sammetzähnen in beiden Kiefern, äusserst kleine überbäutele Augen ohne Spalt, einen beiderseits gezähnten Brust- flossenstachel, sehr lange vielstrahlige Afterflosse und den Besitz einer Schwimin- blase. Bunocephalus n, gen. (= Platystacus verruscosus Bl) hat einen höheren Vorderrücken, kürzeren und höheren Schwanz, durchaus warzige Haut, sundliche Höcker auf dem Oberkopf und Rücken und eine wenig sirahlige Afterflosse. Die Art ist B. verrucosus von Valenciennes zu Aspredo gestellt. Schwimmblase selm gross, der Dickdarm auffallend weit, Dünndarm in drei Windungen, Harnblase gross. B. hypsiurus n. sp. Rückenflosse mit nur zwei Strahlen, Schwanzflosse mil 9, Afterflosse mit 5 Chaca lophioides Val. wird ausführlich beschrieben. — 2, Callichthys L hat Arten mit nackter Brust: C. ssper Val, C. thoracatus Val, C. laevigatus Val, C. sulcatus n. sp., und andere mit beschilderter Brust. — 3. Doras Lep hat 2 Eck- und 4 Unterlippenbarteln, längs des Seitenkanals eine Reihe von Schildern mit einem nach rückwärts ge- richteten Haken; Hinterkopf und Vorderrücken von einem knöchernen Helme be- deckt; der Stachelstrahl der Brustflosse am äussern und innern Rande gesägt; alle andere Charactere sind variabel. Beschrieben werden: D. armatulus Val, D. dentatus n. sp., affinis n. sp., asterifrons n. sp., Heckeli n. sp., cataphra- clus Val, dorsalis Val, murica n. sp., lıthogaster n. sp., carinalus Val, niger Val, lipophthalmus n. sp., Orbignyi Kroy. — 4. Ueber die Siluroideen: Ploto- sus, Saccobranchus, Tricbomycelterus und Pareiodon n. gen. Die erste Gattung Plotosus steht durch die grosse Ausdehnung ihrer unpaaren Flossen, die eigen- 513 thümliche Bezahnung des Vomer und das räthselhafte dendritische Organ hinter der Genitalpapille scharf abgegrenzt dar. Mehrere Eigenthümlichkeiten werden specieller beschrieben. Zwischen ihr und Heterobranchus steht Saccobranchus ohne Spur eines Porus lateralis, die Kiefer mit Sammetzähnen, Oberkiefer ru- dimentär, Barteln auch am Mundwinkel und am Unterkiefer, alle acht von gleicher Länge, Rückenflosse sechsstrahlig, ohne Stachel. Der merkwürdige Trichomyeterus ist ein ächter Siluroide, mit Porus lateralis, ohne Feitflosse, ohne Seilenlinie, mit zahlreichen obern und untern Stützstrahlen der Schwanz - flosse, mit von sich durchkreuzenden Runzeln durchzogener Haut, kleinen über- häuteten Augen, ohre Unterkieferbarteln ete. Pareiodon n. gen. langgestreckt, fast walzig, Mund jederseits mit 2 kurzen Eckbarteln,, die wulstigen Lippen mit kurzen Papillen dicht bedeckt, Zwischen - und Unterkiefer mit einander ein- facher Reihe flacher Schneidezähne, Gaumen und Zunge zahnlos, Augen klein, Zwischendeckel mit starken Dornen. R. 9, A. 7, Br. 6, Beh 5, Schwil. 17 Strahlen. Die einzige Art ist P. mierops. (Ebda 92 —162. 6 Tff.) Hyrtl übergab der Wienor Akademie eine Abhandlung über die ac- cessorischen Kiemenorgane und den Darmcanal der Clupea- ceen. — Eıstres Organ hat einige Aehnlichkeit mil der Kiemenschnecke von Heterotis, ist am einfachsten, als blosse sackfürmige Ausstülpung bei Clupano- don aureus, länger und gekrümmt bei Kowala albella, in 11/2 Windungen ge- rollt bei Chatoessus chacunda und Meletta ihryssa. Es fehlt völlig bei Osteo- glosum formosum, Albula bonanus, Notopierus Bontianus, Rogenia alba, Mega- lops atlanticus, Kozlia Dussumieri, Elops saurus, Clupea harengus, Cl. latulus, Harengula spratla, Engranlis alherinoides. Ferner hat Clupanodon einen mit 12 Längsreihen konischer harter Höcker besetzten Schlund. Bei Alausa, Sardi- nella und Harengula mündet der spiralgedrehte Ductus pneumaticus wie bei Clu- pea in das hinterste zugespitzie Magenende, das nahe am After liegt. Unmiltel- barer Zusammenhang von Schwimmblase und Magen per Anastomosin ohne Duc- tus pneumalicns kommi bei Elaps und Kowala vor. Die Zahl der Appendices pyloricae variirt von 0 bıs mehre hundert. Sie fehlen bei Megälops atlanticus 5 Hoydon und Kowola besitzen nur eine dicke, Notopterus zwei ansehnlich lange, Koilia acht, Alausa vulgaris 77 und A. pilchardus nur 7, Clupea harengus 24 lange ungetheilte, Elops 9 Büschel von 15 bis 24, Meletta und Chatoessus sehr zahlreiche. Einen vollkommen kugelrunden Magen mit sehr nalı zusammenge- rückten Pylorus und Cardia hat Koılia. — (Ebda 163—165.) Hollbrook beschreibt neue americanische Fische: Pomotis elongatus, P. speciosa P. marginalus, Bryttus fasciatus alle aus Florida, Br. glo- riosus von Georgia, Callinrus floridensis Florida, Pimelodus marmoratus Massa- chuselt, Boleosoma Barrati Florida und Georgia — (Journ. acad. Philad. III. 47—57. Tb. 5. 6.) Brewer gibt säch C. Barry’s Sammlung folgende Uebersicht der Ornis von Wisconsin. Cathartes aura Buteo borealis lineatus pensylvanicus Archibuteo Sancli Joannis Aquila chrysaätos Haliaetus leucocephalus Pandion haliaelus Istinea plumbea Nauclerus furcatus Falco peregrinus Hypotriorchus columbarius Tinnuneulus sparverius Astur palumbarius Aceipiter Cooperi Cireus eyaneus Strix cinerea Nyctea nivea Aıhene passerina Syrnium cinereum Otus Wilsonius Bubo virginianus Ephialtes asio naevia Kirtlandi Caprimulgus vociferus Chordeiles virginianus Acanthylis pelagicus Progne purpurea Cotyle riparia Cotyle serripennis Tyrannus intrepidus Myiobius crinilus alter acadicus fuscus virens Tetophaga ruticilla Vireo flavifrons solidarius noveboracensis gilvus Culieivora caerulea Mniotilla canadensis coronala striata superciliosa caslanea pensylvanica pinus parus virens marilima eoerulea Blackburniae aesliva nigrescens discolor agilis peregrina rubricapilla pusilia Trichas philadelphia marylandieus Parus atricapillus Regnlus eristalus calendnla Sialia Willsoni Enicoeichla auricapillus noveboracensis Anthus pipiens Cerihia varia familiaris Silta carolinensis canadensis Troglodytes americanus aedon arundinaceus brevirosiris Mimus rufus carolinensis Turdus migratorius mustelinus fuscescens solitarins Icteria viridis Olocoris alpestris Plectrophanes nivalis lapponica Zonotrichia grammaca savanna soeialis monticola palustris Lincolni iliaca melodia pensylvanica leucophrys alricapilla Emberiza passarina pusilla 514 Fringilla hyemalis linaria pinus americana Spiza cyanea Pipilo erythrophthalma Carpodacus purpureus Loxia curvirostra Guiraca Indoviciana Coceothranstes vesperlinus Pyranga aestliva rubra Dolichonyx orizivorus Molotbris pecoris Agelajus phoeniceus xanthocephalus Ypbantes baltimore Xanthornis spurius Quisulatus purpurens Scolecophagus ferruginens Sturnella ludovieiana Corvus corax corone Pica hudsonica Cyanocorax crislalus Perisoreus canadensis Lanins Iudovicianus borealis Ampelis garrulus carolinensis Mellisuga colubris Ceryle alcyon Dryocopus pilealus Picus villosus pubescens varius Melanerpes erythrocephalus Colaptes auralus Coccyzus erythrophtalmus Ectopistes migratorius marginalus Ortyx virginianus Bonasa umbellus Tetrao canadensis eupido phasianellus Porphyrio martinica Fulica americana Ortygometra carolina Rallus crepitans virginianus Grus americana Tantalus loculator Platalea ajaja Botaurus lentiginosus Ardea exilis virescens (Proceed. Boston Soc. 1854. 1—13.) ET — oceidentalis herodias Nyeticorax naevius Charadrius virginicus voeilerus melodius Cinelus interpres Limosa fedoa Gallinago Wilsoni Philohela americana Tringoides bartramia macularia canula einclus subareuata Totanus glottis semipalmatus Navipes melanoleucus Recurvirostra americana Numenius longirostris. Bernicla canadensis Hutchinsi brenta Anser Bruchi hyperboreus Cygnus americanus Anas bochas obsenra Chaulelasmus strepera Mareca americana Dafila acuta Aix sponsa Querquedula carolinensis Pterocyanea discors Spatnla clypeata Nyroca vallisneria ferina Fuligula marila collaris Erismatura rubide Clangnla albeola Harelda glacialis Mergus custor serrator eucullatus Pelecanus trachyrhynchus Hydrochelidon nigra. Sterna minuta Larus Bonapartei marinus Colymbus glacialis septemtrionalis Podiceps eristatus cornutus auritus Podilymbus arolınensis. Gl. CGorrespondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen BZalle. 1855. December. «Ne Xll. Sitzung am 5. December. Eingegangene Schriften: 1. Fünfter Bericht der oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Giessen 1855. 80. 2. Aus der Natur. Die neuesten Entdeckungen auf dem Gebiete der Natur- wissenschaften. Bd. VI. Leipzig 1855. 80. Geschenk des Herrn Verlegers A. Abel. Als neue Mitglieder werden angemeldet: Hr. L. Schlunck, Salinenexspectant aus Schönebeck, Hr. W.Dannenberg, Salinenexspectant aus Gross-Salze durch die Hrn. Andrae, Giebel und H. Schmidt. Hr. Tischmeyer aus Alsleben sendet die von ihm früher (ef. S. 257) angekündigten Proben von Eichel- und Kastanienmehl nebst Methode der Bereitung (S. 466) ein. Das Mehl war hier mit ?/; und 1/, Roggenmehl und resp. Weizenmehl zu Brodt und Kuchen ver- backen und beide wurden allgemein als ganz wohlschmeckend befunden, nur das Kastanienbrodt mit einem schwach bittern Nachgeschmack. Hr, Tischmeyer verwendet das Brodt schon seit mehrern Wochen und ist mit der Nahrhaftigkeit sehr zufrieden, so dass die allgemeinere Anwendung der Eicheln und Kastanien sehr zu wünschen ist. Hr, Krug berichtet seine Untersuchung der Fettsubstanz eini- ger Schmetterlingsarlen (S. 465). Hr. Hetzer spricht über die Empfindlichkeit der menschlichen Netzhaut für die übervioletten Stahlen des Sonnenspectrums mit Be- zug auf Helmholtz’ Untersuchungen (S. 315) über diesen Gegenstand. Hr. A. Schmidt aus Aschersleben gibt unter Vorlegung der betreffenden microskopischen Präparate die Resultate seiner Untersu- chungen der Otolithen bei den Schnecken und verspricht Ausführ- licheres darüber für die Zeitschrift demnächst einzusenden, Zum Schluss zeigt er noch mehre schöne Zungenpräparate von Gasteropoden. 34 516 Sitzung am 12. December. Eingegangene Schriften: 1. J. P. Cooke, on Ihe two new crystalline compounds of Zine and Anli- mony and on the cause of the varialion of composilion observed in their erystalls. Cambridge 1855. 40. (from Ihe Memoirs Americ. Acad. V.) — Geschenk des Hrn. Verf's. 2, J. V. Carus, Systern der thierischen Morphologie. Leipzig 1853. 80. — Geschenk des Hrn. Verf's. 93. Fr. v. Hauer und Fr. Foetterle, geologische Uebersicht der Berg- baue der östreichischen Monarchie. Mit einem Vorworte von W. Haidin- ger. Wien 1855. 4°. Als neue Mitglieder werden proclamirt: Hr. Schlunck aus Schönebeck Hr. Dannenberg aus Gross - Salza. Der Vorsitzende theilt einen Brief des Hrn. Deissner, gegen- wärtlig Arzt in holländischen Diensten, d. d. Batoe Roesa auf der Insel Banka 1855. October 1. mit, in welchem derselbe sich erbietet, etwaige Aufträge seitens des Vereines dort gern auszuführen. Hr. Heintz sprach über die Natur des Aethals, veranlasst durch einen von Scharling herrühbrenden Einwurf gegen seine Angaben, dass dieser Körper aus vier Alkoholarten besteht, dem Stethal, Aethal, Methal und Lethal. Er theilte mit, dass er zwar bei Wiederholung desjenigen Versuchs von Scharling, welcher ihn veranlasst hat, an der erwähnten Angabe zu zweifeln, dasselbe Resultat erhalten habe, das nämlich, dass sich bei Erhitzung von mehrern Aethal mit Kalı- kalk an der Luft Buttersäure bildet, «dass dies aber bei Abschluss des Sauerstoflfs der Luft nicht der Fall ist, wesshalb Seharling’s Einwurf als unbegründet betrachtet werden muss. Hr. Giebel legt einen zgeschlilfenen Bernstein mit künstlich eingeselztem Fisch vor, ganz denen ähnlich, welche schon Sendel in seinem grossen Prachtwerke über die Bernstein - Organismen abbildet, und spricht dann über das Vorkommen von entschiedenen Süsswas- sermollusken im Meereswasser und von Meeresconchylien in süssen Gewässern hinsichtlich der Folgerungen, welche dıe Geologie aus der- arligen Vorkommnissen zu ziehen berechtigt ist. Si zun ana Id December Zur Aufnahme angemeldet werden: die Hrn. Kolla und Unbekannt, Fabrikanten hier durch die IIrn. Jacobson, Giebel und Reinwarth. Der Vorsitzende zeigt der Gesellschaft an, dass das bisherige Verlagsgeschäft des Hrn. Karl Wiegandt an Hrn. Bosselmann überge- gangen sei und dieser Wechsel auf den Geschäftsgang unserer Zeit- schrift in keiner Weise störend einwirke, vielmehr die ersehnte Um- änderung des compressen Satzes der Literaturberichte in einen grös- sern und deutlichern bereits mit dem nächsten Januarhefte zur Aus- führung kommen werde, 517 Ferner wird die durch Hrn. Haidinger veranlasste Bildung einer geographischen Gesellschaft in Wien angezeigt und dieses neue Unter- nehmen als ein auch für den Fortschritt der Naturwissenschaften sehr erfreuliches begrüsst. Hr. Köhler berichtet Hrn. Cooke’s Untersuchungen über Zink und Antimon (S. 405). Hr. Giebel legt ein schönes und deutliches Exemplar der Syn- cladia virgulacea Phill. aus dem Zechsteindolomit von Altenberg in Thüringen vor, sowie verschiedene Petrefakten, Conchylien und Früchte, welche Hr. Soechting für die Vereinssammlungen übersendet hat. Hiermit wurden die Sitzungen für das laufende Jahr geschlos- sen und die erste Sitzung im neuen Jahr auf den 9. Januar ange- kündigt. December-Bericht der meteorologischen Station in Halle. Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats einen Luftdruck von 27‘‘7‘,95 und stieg bei vorherrschendem N und wolkigem Him- mel bis zum 3ten Abends 10 Uhr auf 27°11‘,63, worauf es bei vorherrschend NNWlicher Windrichtung und bedecktem Himmel bis zum 7ten Morg. 6 Uhr auf 27'251 herabsauk. Darauf stieg das Barometer unter bedeutenden Schwankungen bei sehr veränderlicher, westlicher Windrichtung und durchschnittlich trübem, bisweilen reg- nigtem oder schneeigem Weller bis zum I9ten Nachm. 2 Uhr auf 29'731, worauf es anfangs bei NNO und heiterem Wetter lang- sam, dann aber bei SW und trübem und regnigtem Weiter schneller sank und am 26ten Abends 10 Uhr den Luftdruck von 27° 22 zeigte. An den übrigen Tagen des Monats slieg das Baromeler wie- der bei SW und durchschnittlich wolkigem Himmel bis zum Schluss des Monats auf 28°3‘“.45. Es war der mittlere Barometersiand im Monat = 27'10'',32; der höchste Baromelerstand am 19ten war —= 28'731; der niedrigste Stand am 7ten Morg. 6 Uhr — 272 51; demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat — 16,80. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am sten bis 4ten Nachm. 2 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27.932 auf. 27002027, also um 7,05 sank. Die Wärme der Lult war im Anfang des Monats noch ziem- lich hoch, sank aber im Laufe des Monats mit einigen Schwankun- gen bis etwa zum 22ten, worauf sie bis zum Schluss des Monats wieder sehr erlıeblich stieg. Es war die mittlere Wärme des Mo- nats sehr niedrig, nämlich = — 3,1; die höchste Wärme wurde am 30ten Nachm. 2 Uhr beobachtet —= 49,6, die niedrigste Wärme am 22. More. 6 Uhr = — 14,0. 518 Die im Monat beobachteten Winde sind: N=10 0=2 S=0 —16 N0=3 S0=-0 NW=9 SW=-20 NNO=5 NNW==0 SS0 —=0 SSW=1 0N0=7 05S0=0 WNW=7 WSW=13, woraus die mittlere Windrichtung sich ergiebt: W— 66044’46'',45—N. Die Luft war auch in diesem Monat ziemlich feucht, die mitt- lere relative Feuchtigkeit war 81 pÜt. bei dem miltlern Dunstdruek von 1°‘,35. Dabei war der Himmel durchschnittlich wolkig. Wir zählten 9 Tage mit bedecktem, 5 Tage mit irübem, 8 Tage mit wolkigem, 3 Tage mit ziemlich heiterem, 4 Tage mit heiterem und 2 Tage mit völlig heiterem Himmel. An 3 Ta- gen wurde Regen an 5 Tagen Schneefall beobachtet. Die Summe der im Regenwasser theils aus Regen, theils aus Schnee gesammelten Wassers beträgt 71,40 paris. Kubikmaass, wovon 19'',J0 aus Re- gen, 52,30 aus Schnee. Demnach kämen durchschnittlich pro Tag 230 Wasser, 0,62 aus Regen, 1‘69 aus Schnee auf den Qua- dratfuss Land. Besondere Naturerscheinungen haben wir nicht zu erwähnen. Weber. Druckiehler. Band IV. S. 433 Z. 7 v. u. statt Harrhausen lies Hahausen. - 434 - 20 - o. - Harrhausen lies Herrhausen. - — - 3-u. - die lies der. - Ae5. no, das Wort ‚‚heisst‘* zu streichen. -436 - 8- - - erweiternde lies erweiterte. ee ne ee =aberalieszoben. - 437 = 2-0. = aber lies oben: - — - 1%- - -- sind östlich lies südöstlich. - — - 13 - u. - Hagelberges lies Haselberges SEAN I Or - Rhöden lies Rhüden Auf Tafel 7 lies Trentge stalt Prentge. Band VI. S. 201 Z. 10 v. u. statt F. Nilsson lies S. Nilsson. - 241- 2- - - Deicke lies Deeke. 22969 - 19,2, = 727 Ivonaliesgvon. - 399 - 5-0. - pointe lies poinled. - 394 - 7-uw - Tennaents lies Tennants. —PPDEETER IR — Druck von W. Plötz in Halle. ERNST MAYR LIBRARY 2044 114 205 651 | aan