Vibrary of the Aluseum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. PFounded by private subscription, in 1861. DIENSTE IE I Vo From the Library of LOUIS AGASSIZ. NINE Mare 2/24 “gu, Zeitschrift für die Gesammien Nalurwissenschaften. Herausgegeben ron dem Naturw. Vereine für Sachsen u. Thüringen in Halle, redigirt von €. Giebel und W. Heintz, Jahrgang 18357. Neunter Band. Mit 12 Tafeln und 3 Tabellen. Berlin, G Bosselmann res Inhalt. Original- Aufsätze. Er. Brendel, Vögel der Umgegend Peorias in Illinois ..o...seoeoooo 420 C. Chop, neue Mittheilungen über die Zähne und Fischreste aus dem Schlotheimer Keuper (Taf. 4.). ....cnerrunooo Sean alateheyatal alu tele LT G. K. Gerlach, Analyse eines Triphillins ....cuoe -.-erarerunen 149 C. Giebel, Dichelodus ein neuer Fisch im Mansfelder Kupferschiefer (Taf. 4. ) 121 —— , Characteristik der Federlinge Philopterus, aus Chr. L. Nitzsch’s handschriftlichem Nachlasse ...... ale S ER erelel sehe Nee rer 2 ——, Chr. L. Nitzsch’s kelmmiheloeicche Untersuchungen „.ooenese.. 264 —— , zur Osteologie der Waschbären....... esse Sie [et-1t-faie ala ellaele 349 —— , zur Fauna des lithographischen Schiefers von Solenkafen (neue Insekten, Krebs, Holothurien Taf. 5. 6.)..... ateja lofetefeleht lets Vehake dl —— , über den Sklerotikalring, den Fächer und die Harder’ sche Drüse im Auge der Vögel (Taf. 7—12.)..... VOUS OODDLEH ADB ARE OD 388 — — , Bemerkungen über Calhartes aura, Falco albicilla „nE. lagopus en P. bien Loos 000er Po. 20000 v»o0.000. a0 00000 on 80200» seeaon0e 426 W. Heintz, über die Zusammensetzung des festen Theiles de Olivenöles 434 H. Köhler, microchemische Untersuchung der reisskornförmigen Concre- mente aus Sehnenscheiden (Taf. 5.) ..ooeooonzceooononnnnnsonnnne 269 W. Lachmann, die Jahre, 1826 und 1846, "1836 und 1856 in ihren meteorologischen Verhältnissen. ......... 008080 Banana O0. A, Mörch, dis Weichthiergattung Onustus „.ooceoceccoouenee Sarscahlgh H. Neimke, Eelahnungen bei der Sprengarbeit in den Oben Gruben 11 0. Oberbeck, über die Schichtung und falsche Schieferung der Wissen- bacher Schiefer und die Beziehungen derselben zu den darin auftreten- den Diabasen im nordwestlichen Theile des Harzes (Taf. 1—3)..... 23 C. Prediger, Beiträge zur hypsometrischen Kenntniss des Harzgebirges. 1 Wahlberg, Beobachtungen über die nordischen Hummeln ....... aleiyaeh 132 - Mittheilungen. Ausfeld, Meteorologische Beobachtungen in Schnepfenthal 462. — W. Baer , Antıphosphorfeuerzeuge 65. — Bohemann, über Paarung verschieden- artiger Insecten 300. — Zlis, Wanderung durch den Huy. — C. Giebel, die paläozoischen Arten der Gattung Capulus 162; die Erderschütterung in Sachsen und Thüringen am 7. Juni 1857. 438; osteologische Notizen über den Orang- ulanschädel 443; über Hrn. Bornemanns Entdeckung der Kreideformation in Thü- ringen 455. — v. Gross, über die Ordnung einer geognostischen Gesteins- sammlung 153. — Güldenapfel, meteorologisches Phänomen in der Gegend von Weimar 299. — Hellmann und Kalb, erfolgreiche Vertilgung des Ham- sters um Gotha 170. — W. Hetzer, Intensität des Erdmagnetismus nach ab- solutem Maasse 169. — Nilsson, Etihnographisches 60. — Meves, zur Fauna von Gottland 459. — Purgold, von den Krystallen und ihrer Entstehung 277. — Soechting, Paragenesis von Weissbleierz und kohlensaurem Kupferoxydhydrat 168. — Stiehler, die Flora im Quadersandsteine des Langenberges bei Qued- linburg 452. — Thomsson, in Schweden gefundene Arten der Gattung Oma- lium 458. — Weber, Jahresbericht der meteorologischen Station in Halle 456. — Weichsel, alte Berg- und Hüttenwerke am nördlichen Harzrande 459. — Zetterstedt, Vegetation der Pyrenäen 300. » Literatur. Allgemeines. Fitzinger, wissenschaftlich populäre Naturgeschichte der Sängethiere (Wien 1857) 175. — (. Giebel, Tagesfragen aus der Natur- geschichte (Berlin 1857) 302; Lehrbuch der Zoologie (Darmstadt 1857) 174. w — Mann, Naturgeschichte der reissenden Thiere (Stuttgart 1857) 175 — Michelet, aus den Lüften. Das Leber der Vögel ‚Berlin 1857) 174. — v. Rou- gzmont, Geschichte der Erde nach der Bibel nnd Geologie (Stutlgart 1856) 472. — Schneider, zur Erdgeschichte. Geologische Studien Bamberg 1856) 173. — Die gesammten Naturwissenschaflen von Dippe, Golllieb, Koppe ete. (Essen 1857) 176. Astronomie und Meteorologie. Dove, die klimatischen Verhältnisse des preussischen ‚Staates 463. — Faye, die Faıbung des Mondes während seiner Verfinsterung 77. — Zaillard, uber Blitze ohne Donner und Donner ohne Blitze 76. — ZAelshuber, Untersuchungen über das atmospliäri- sche Ozon 176. Physik. Adie, einige tbermoelectrische Erscheinungen der Metalle Wismuth und Antimon im einfachen Element 474. — Bernard, Beschreibung eines nenen Cyanomelers 77. —. Böttger, Reinigung missfarbig gewordener Gegenstände 470. — Bromeis, das Geisirphänomen imilirt durch einen Appa- rat nach Bunsens Geisirtheorie 178.— Bonelli, Ersatz für den Seideuberspon- nenen Knpferdraht der Multiplieatorspirale 80. — Brücke, über Objrctträger ans Canarienglas 178. — Dumoncel, über Ruhmkorffs Iuduclionsapparat und die damit anzustellenden Versuche. A. d. Franzos. von Bromeis und Bockel- mann (Frankfurt a/M. 1857) 472. — Ebner, die Anwendung der Reihungs- eleeiricitat zum Zünden der Sprengladungen 179. — Faye, neues einfaches Sıereoskop 468. — Grove, einige neue Methoden zur Hervorbringung und Fi- xirung eleeirischer Figuren 470. — Hankel, farbige Reflexion des Lichtes von malt geschliffenen Flachen bei und nach dem Eintritt einer spiegelnden Zurück- werfung 465. — Jamin, die Geschwindigkeit des Lichtes im Wasser bei ver- sehiedenen Temperaturen 469. — Äreil, ersie Ergebnisse der magnelischen Beobachtungen in Wien 177. — Kuhn, abgeänderte Zusammensetzung der Kupferzınkbatterie 466. — Zamy, Magnelismus und electrisches Leilungsver- mögen des Kaliums und Natriums 304. — Zeroux, magnetoelecirische Ma- schinen. 78. — Doomis, einige electrische Erscheinungen in den Vereinten Staaten 473. — Magnus, electrolytische Untersuchungen 304. — Mathiesen, die Leilungsfähigkeit für Electrieität von Kalium, Natrıum, Lithion, Magnesium, Calcium, Strontinmn 469. — M’Rea, Messung der Geschwindigkeit eines Ei- senbahnzuges mitlelst Electromagnelismus 79. — Place, die Ursache des Ku- pferniederschlags auf die Thonzelle der Daniellschen Kelle und über dessen Verbutung 473. — Ziess, über den Einfluss eines electrischen Stromes auf die Art seiner Entladung 305. — Schaffgothsch, eine akustische Beobachtung 467. Secchi, über ein neues Barometer einer Luftdrnckwage 465. — Schulze, akustischer Wellenapparat 470. — Verdet, die optischen Eigenschaften durch- sichliger Körper unter der Wirkung des Magnetismus 303. Chemie. Anderson, l.eone-Irlandi- Gnano 492. — Bertagnini, künstliche Darstellung der Zimintsaure 188. — Berthelot, Untersuchungen uber den Schwefel 477; uber die Gahrung 318. — Bolley, Heizkraft des Holzgases verglichen mit Weingeist für dıe Arbeiten der Laboratorien 489. — Boussin- gault, Anwendung des Arseniks zum Beizen des Saalkornes 83. — Brunner, Darstellung und Eigenschaften des Mangans 434.. — BDuignot, nene Bestim- mungsweise der freien Kohlensaursa in Mineralwassern 309. — Chansel, neue Reaclionen des Chromoxydes 82. — Desaignes, Tıimethylamin aus Menschen- barn 193. — Dubrunfaut, die bei der Weiugahrung hervorgebrächte Warme und mechanische Krafı 316. — Dusar, über Jie Auffindung des Phosphors 478 — Eckard, Baryt in der Asche des Bichenholzes 83. — Fernet, Los- lichkeit der Gase in Salzlosungen 309. — Fremy, über die Silicale 481 ;. das kıystallisirte Chrom nnd seine Verbindungen 484. — Gobley, Untersuchungen über die chemische Natur der Galle und der darin enthallenen Felle 315. — Gorup-Besanez, bedeutender Eisen- und Mangangehalt der Asche einer Was- seıpflanze 188. — Hesse, Ammoniakhasen im peruanischen Guano 192; Tri- meihylamin ım Safte der Runkelrübenhlatter 193. — Zürzel, chemisches System der Elemente 307. — Houzeau, über den acliven Saueıslolf 475. 181. — \ v Sterry- Hunt, Zusammensetzung des Wassers im Lorenz- und Oltavastrome 475. — Hovoslef, über Phosphormetalle 479. — Johnson, über Punsche und Fichtenzucker aus Californien 490. — Kolbe, neue Bildungsweise des Benzoyl- wasserstoffs und die chemische Constitution der Aldehyde 194 — Kopp, Dar- stellu:g und Eigenschaften der Arsensaure 185. — Zanderer, Chlorolurm ge- gen Seekrankheit 189. — Zeudolt, die chemischen Vorgange in der Flamme des Leuchigases 85. — Zevol, verbesserte volumetrische Bestimmnngsweise des Chlors und der Schwefelsaure. 478. — Liebig, Darstellung der Pyrogallussanre 314. — de Zuca, Ozon in Jen von den Pflanzen im Lichte ausgehaaclhten Sauerstoff 310. — Maschke, Reinigung der Guttapercha dureh Chloroforın 189. — Maumene, Conservirung des Runkelrübensaftes durch Kalk 196. — Mayer, Verhaltniss der Phosphorsaure zu dem Stickstoff in einigen Saamen 311. — Nickles, Gegenwart des Fluors im Blut 313; Unutersuchuggen über das Fluor und die Einwirkung der Sauren auf Glas 478. — Odling, dıe gegenseitige Prä- eipilation der Metalle 482. — Pauli, neue Darstellung des Phosphorstickstoffs 182. — Payen, Auwendbarkeit des in der Natur vorkommenden phosphorsau- ren Kalkes als Dunger 456; Zusammenselzung der Epidermis der Pflanzen 490. — Pelouze, Verseilung der Felle durch wasserfreie Oxyde 491. — Petten- kofer, die Dicke einer Verzinkung auf Eisen zu schatzen 81. — Piggot, Guano von Jen Monksinselu oder columbischer 491. — Rhode, die verschiedene Zu- sammenselzung der Kuhmilch bei öfteren Melken 83. — Aobiquet, spontane Darstellung des valeriansauren Ammoniaks 313. — AKottmanner, Uutersuchung der Jodceigarren 31). — Schlagdenhauffen, Untersuchungen über den Amyl- alkohohl 314; volumetrische Bestimmung des Zinnchlorürs und Zinnchlorids io Gemischen heider 486. — C. Schmidt, die Borsäurefumarolen in Toskana 183. — Solms-Zaubach, Thonerde und: Kieselsäure in Lycopodium denticula- tum 82. — sSoubeiran, über den Jagıezucker 316. — Stromayer, quanlita- tive Bestimmung der Borsäure 481. — Thissier und Debray, Legirungen des Aluminiums 186. — Tissior, Eigenschaften des Aluminıums 483. — Versil- berung, ächte uud unächle zu unterscheiden 81. — Vincent, Doppelverbindun- gen von Chromoxyd und Ammoniak 483. — A. Vogel, quantitative Bestimmung des Bleioxydes 184. — Wagner, abgeändertes Verfahren der Stearin- und Pal- milinsaurefabrikation 87; neue Bildungsweise des. Ammoniaks und der Ammo- niaksalze 487. — Wicke, quantitative Bestimmung des Chlors im Chlorwasser 182. — Wittstein, Prufung des Guano auf seinen Werth als Dünger 190. — Wöhler und St. Claire Deville, über das Bor 480. Geologie. Achenbach, geognostische Beschreibung der hohenzol- lerschen Lande 492. — Boue, Parallele der Erdbeben, Nordlichter und des Erdmagnetismus 505. — Carl, Analyse der warmen Quelle des Gemeinbades in Wieshaden 503. — Conrad, miocäane und posipliocane Ablagerungen in Califor- nie 93. — v. Dechen, Geologie des Teutoburger Waldes 318. — Ehrenberg, zwei nene sudamerikanische Gebirgsmassen aus microscopischen Örganısmen 90; der Grünsand und die Erlaulerung seines organischen Lebens 195. — Fresenius, Analyse der Mineralgnelle zu Weılbach 502. — Haugthon, der Pechsteinporphyr von Longh Eske 330. — Hopkins, die äussere Temperatur der Erde und der übrigen Körper des Sonnensysiemes 506. — 4. Karsten, die Vulecane der Anden 504 — Kerner, Analyse der heissen QOnelle im Bade- bause zum Spiegel bei Wiesbaden 503. — Köchlin- Schlumberger,, Si. Cas- sianer Schichlen in Vorarlberg und NTyrol 92. — Mayer uud Neimanns, Erd- beben am 11. 12. October in Cairo 89. — v. Lidl, zur geognostischen Kennt- niss der Steinkohlenformation in Böhmen 204. — Oppel und Süss, muth-" massliche Arquivalente der Kössener Schichten in Schwaben 205. — Papon, Val Tuei 498. — Rolle, die lerliären und diluvialen Ablagerungen in einem Theile Steiermarks 206. — @. Rose, Gesteine im Riesen- und Isargebirge 90. — Sandberger, das rheinische Schichtensystem in Nassan 200. — Schinz- Gessner, der Torf, seine Entstehung und Benntzung (Zürich 1857) 504. — Schmidt, die primitive Formation des Fichtelgebirges 500. — Sismonda, geo- logische Constitution der Meeresalpen und einiger Gebirge Toskanas 206. — ‚ VI Stein, chemische und chemischtechnische Untersuchung der Steinkohlen Sach-- sens (Leipzig 1857) 91. — v. Strombeck, Septarienihon von Söllingen 499. Weichsel, Lagerstätte der Quadersandpflanzen zwischen Quedlinburg und We- sterhausen 497. — v. Zepharomitsch, die Silurformation in einem Theile Böh- mens 203. — Zimmermann, anstehendes Kreidelager bei Lüneburg und Ter- tiärschichten bei Altona 499. Oryetoegnesie. Bergemann, Untersuchung von Meteoreisen 510. — Dauber, Svanbergit und Beudantit 512. — Duglere, natürliche zu Dünger geeignete Phosphate 334. — Genth, Analyse des Meteoreisens von Tuczon in Mexiko 3380. — Gergens, kıystallisirte Mineralien in Chalcedon 95. — K, v. Hauer, Mineralanalysen 208. — Hautefeuille, Quecksilbergehalt des gedie- genen Kupfers vom Obern See 373. — Heddle, Mesolith und Faroelith 93. — v. Hornberg, mineralogische Notizen 331. — Kenngott, Zusammensetzung des Vanadinits 5ll. — Zaurenz, fossiles Harz von Brandeisl 209. — Mallet, zeolithısches Mineral von der Insel Skye 94. — Meigh, Beziehungen zwischen Atomwärme und Kıystallflorm 332 — Mayer, Analyse des Phosphorits von Am- berg 516. — Noeggerath, Vorkommen eigenthümlichen Zinkspathes 331. — Rammelsberg, Zoisit und Epidot 95, Zusammensetzung des Beudantits 513. — Reuss, gediegenes Silber in Przibram 514. — @. Rose, Diamanten im Ber- liner Museum 207; über den Babylonquarz in England 208. — Schabus, die Krystallformen des Kärnothschen Vanadinits 5ll. — Sheppard, neue Mineralien 333. — Stöhr, Vorkommen von Buntikupfererz bei Glarus 513. — Wöhler, über einen neuen Meteoriten 511. Palaeontologie. Darrande, neue Silurfossilien von Rokitzan 9314. — Bayle, Säugelhiere aus der Molasse von Neuchatel 523. — Bellardi, Versteinerungen des Nummulitengebirges in Aegypten 524. — Beyrich, nord- deutscbe Tertiäörconchylien (Berlin 1857) 526. — Blake, fossile Conchylien und Fische aus Californien 524. — Boll, norddeutsche Beyrichia 520. — Brodie, neue Pollicipes im Unteroolith und Lias 215. — Catullo, eocäne Cru- staceen 520; dei terrenı di sedimenli superiori delle Venezie et dei fossili Bryo- zoari, Spongiari ai quali danno ricelto (Padova 1856) 525. — Conrad, Penta- merus laquealus n. sp. 95. — Edwards, Monographie der britischen eocänen Moilusken 517. — EZwald, Rudisten am NRande des Harzes 216. — Fischer, über Sclerosaurus armatus 337. — Hebert, die Gattung Coryphodon 338. — Hoernes, über Gastropoden aus der Trias der Alpen (Wien 1356) 96. — Homwse, kritisches Verzeichniss von 43 Conchylien des permischen Systemes in Durham und Northumberland 215. — Jones, Monographie der tertiären. briti- schen Entomostraceen 5!8. — Zartet, Dryopithecus neuer Affe 523. — J. Lea, neues Mollusk aus dem rothen Sandstein von Pottsville 95; neuer Saurier dar- aus 96. — Leidy, 2 nene Ichthyodorulithen; neue fossile Fische; fossile Am- phibien und Fische in Nebraska 99; Säugethiere daher; postpliocäner Seehund; neue fossile Säugethiere 100; neue Kohlenfische NAmerikas 520. — Zycett, über Quenstedtia 215. — Meek und Hayden, neue Gastropoden aus der Kreide von Nebraska 97. — v. Meyer, paläontographische Studien (Kassel 1856) 213. ‚— Joh. Müller, neue Echinodermen des Eiller Kalkes (Berlin 1857) 527. — Neugeboren, die Foraminiferen aus der Ordnung der Stichostegier von Ober- lapugy in Siebenbürgen (Wien 1856) 335. — Nemberry, neue fossile Fische aus dem Obiokohlengebirge 98. — Normood und Pratten, Conchylien aus dem Kohlengebirge der Vereinten Staaten 96. — Omen, neue fossile Säugethiere aus dem Rederag von Suffolk; Scelidotherium leptocephalum 212; Monographie des Megalosaurus 517; Stereognathus oolithieus 528. — Pictet, Materiaux pour la Paleontologie suisse II. Il. (Geneve 1855) 522. — Piette, die untern Etagen des Jura aus den Ardennen und Aisne 96. — Raulin und Delbos, Monographie der terliären Osträen Aqnitaniens 97. — Fr. Roemer, über Acanthodes gracilis 520. — Rütimeyer, Belodon im Keuper bei Basel 519. — Roth und Wagner, die fossilen Knochen von Pikermi in Griechenland 209. — sSalter, palaozoi- sche Asteriaden mit lebenden verglichen 526 ; Verzeichniss von Kreidepelefakten 539; Fossilien in cambrischen Schichten 214. — Sharpe, Gonchylien des bri- vu ‘tischen Kreidekalkes 518. — Shumard und Yandell, Eleutherocrinus nov. gen. 526. — Troschel, die Fische in den Eısennieren des Saarbrücker Kohlengebir- ges 337. — Wood, Monographie der Cragmollusken Englands. Bivalven 516. — Woödward, chinesischer Orthoceratit 336. — Wright, Monographie der bri- tischen Echinodermen der Oolithformation 519. — Zeiler, Versteinerungen der älteren rheinischen Grauwacke 336. Botanik. Achmead, Meeresalgen 104. — Berkeley und Curtis, Commentar zu Schweiuilz’s Synopsis Fungorum Nordamerikas 531. — Braun, Parthenogenesis bei Pflanzen 104. — Caspary, botanische Notizen 338. — Cienkowsky, zur Genesis eines einzelligen Organismus 101. — Durand, cali- fornische Pflanzen 104; Flora NGrönlands 221. 531. — Zärenberg, die Mee- tesorganismen in 16200‘ Tiefe 103. — Engelhardt, die Nahrung der Pflanzen (Leipzig 1856) 105. — Göppert, die olficinellen und technischen Pflanzen in Gärten insbesondere (es botanischen Gartens zu Breslau (Görlitz 1857) 105. — James, nordamerikanische Moose 104. — Hillias, Nachtrag zu Moritzi’s Ver- zeichniss der Pflanzen Graubündeus 529. — Klotzsch, systematische Stellung der Gattung Ouvirandra 105; Verwandlung von Avena saliva in falua 221, — "Koch, gehen Mandeln in Pfirsichen und diese jn Neclarinen über 534. — ‘Zachmann, Entwicklung der Vegetation durch die Wärme 217. — Lighton, neue britische Flechten 221. — Lindley, das Vaterland der Kartoffel 534. — Moaximoviez, die ersten botanischen Nachrichten über das Amurland 529. — €. Naegeli und C. Cramer, pflanzenphysiologische Untersuchungen Heft 1. 3. (Zürich 1855) 535. — Palmyrapalme 339. — FPringsheim, Befruchtung und Generationswechsel der Algen 218. — Aegel, künstlicher Bastard zwischen Aegi- lops ovata und Triticum vulgare 532. — sSandberger, Hautpilze im Herzog- thum Nassau 531 — Schacht, Vorgang der Befruchtung bei Gladiolus sege- tum 220. — Smith, Diatomeen in den Pyrenäen 541. — v. Trautvetter, die Ulmen des Kiewschen Gouvis. 530. — Wigand, die feinste Struclur der vege- tabılischen Zellenmembran 216. Zoologie. Adams, neue Macgillivraya 545. — Alder, neue britische Polypen 223. — Anthony, neue Ancylus 108. — Baird, über Namerikanische Säugelhiere 115. — Darret, neue britische Echinodermen 225. — Sp. Bate, britische Edriophihalmen 229. — Benson, neue Landeonchylien 225; Streptau- lus 226; indische Bulimus 545. — Bland, über verschiedene Schnecken 107. — Blasius, Kritik neuer Säugethiere 239. — Bh. Bonaparte, ornithologische Arbeiten 233. — ‘Brühl, Osteologisches aus dem Pariser Pflanzengarten (Leip- zig 1856) 231. — Cassin, über amerikanische Vögel 114. 232. — Chitty, neue Cylindrellen 107. — Diesing, 20 Arten von Cephalocotylen (Wien 1856) 11l. — Z. Duthier, über Dentatium entale 226. — Fitzinger, natürliches Sy- stem der Vögel 233. — Fuss, Käfer Siebenbürgens 555. — Gaskoin, nackte Hausmaus 238. — Gegenbaur, über Etenophoren 223. — Gistel, Pleroma zu den Mysterien der europäischen Inseetenwelt (Straubing 1857) 556. — Gould, neue Muscheln 107; neue Meleagris 233. — Gray, Hapota nov. gen. 225; Schneckengebiss 225; Proserpina 226; 'Arcadae 545. — v. Gyory, Oxyuris spirotheca 228. — Hyril, anatomische Mittheilungen ücer Mormyrus und Gym- narchus (Wien 1856) 113. — Hagen, Singeicaden Europas 341; die Odonaten Russlands 346. — Haines, neue Conehylien aus Siam 108. — Hallowell, Urodelen 113. — Zenry, Ornithologisches aus Mexiko 114. 232. — Kenni- cott, neue Schlange aus Illinois 114. — Äress, Käfer des Steigerwaldes 555. — ÄKüster, Conchylien um Bamberg 546. — LZamrence, neue Vögel 114, — J. Lea, neue Conchylien 107. 547. — Le Conte, neue Astacus in Georgien 112; nordamerikanische Amaren u. Hydroporen 112; nordamerikanische Frösche 118; neue Hesperomys 115; Mycelophagen 230; Melolontbiden 555. — Zeidy, wirbellose Meeresthiere an der Küste von Rhodeisland "und New-Jersey 106; Bandwürmer 110; Helminthen 111. — 2. Leuckart, die Blasenbandwürmer und ihre Entwicklung (Giessen 1856) 547. — Lichtenstein, Hirsche NAmeri- kas 114. — Lieberkühn, parasitische Schläuche auf Insectenlarven 112. — Mayer, Anatomie des Orang und Chimpanse 240. — Moore, neue Vögel 282. vn — Joh. Müller, über Infnsvrien 222, — Murray, Käfer von Alıkalahar 230; 555 ; Catops: 230. — Nemcomb, neue Achatinellen 107. — Hietner, nene Käfer von Ceylon 230. 556. — Nördlinger, Nachträge zu Ratzeburgs Forstin secten (Stuttgart 1856) 556. — Pagenstecher,, Tvematodenlarven und Trema- tod*n (Neidelberg 1857) 550. — Papon, Desoria bei Chur 552. — Parker und Jones, Foraminiferen der norwegischen Küste 544.— Peters, riesige Tae- nia ]11; Arnbiyodipsas mov, gen. 232; Mormops 238, — Pfeiffer, Nouogra- phia Auriculaceorum (Casellis 1856) 546. — Pürkhauer, Couchylıen des Tau- bererundes 546. — Aedtenbacher, Fauna austriaca (Wien 1857) 556. — Rogers, über Chrysomela 231. — Rosenhauer, die Thiere Andalusiens (Erlan- gen 1856) 542. — Authe, Mieroctomus 345. — Sager, neue Myriopoden 553. Schenk, Goldwespen und Ameisen in Nassau 554. — A. Schmädt, die kriti- schen Gruppen der europäischen Clausilien (Leipzig 1857) 227. — 4. Schnei- der, Bewegungen an den Samenkörperchen der Nematoden 111; Mollusken um "Schweinfurt 546. — A. Schulz, zur Infusorienkunde Nassaus 544 — Sclater, neue Vögel 232. — Staudinger, europäische Sesien 342. — Steenstrup, die Hectocotylenbildung hei Argonanta und Tremoctopus 108. — Am Stein, Myrio- polen und Cruslaceen Graubündens 552; Dipteren ebenda 553 — Stimpson, neue wirhellose Meeresthiere 106. 547. — Ühler, neue Käfer 230. — White, über Lithodes 229; nene Käfer 230 — Woodward, Thier von Panopaea 225. — Wymann, Muskulatur des Troglodytes niger 115. Miscellen.:.!.Alwvesereersmerscht so ersmjsinelehe ee lernte cken :S, 241 Correspondenzblatt. Jannar 116—120. Februar und März 243 — 248. April 347— 348. Mai und Juni 557 — 563. A“ Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. f 1857. af Januar. | N? I, Beiträge zur hypsometrischen Kenntniss des | Harzgebirges (. Preliger. Einen Theil der Ferienzeit im vorigen Sommer habe ich wieder dazu benutzt, die Höhenbestimmungen am Harze durch das Barometer weiter zu vervollständigen, und erlaube ich mir. die Resultate meiner Messungen den Freunden der Hypsometrie hiermit vorzulegen. Sie gehören mit wenigen Ausnahmen dem Gräfl. Wernigerödischen Gebiete, sowie einem Theile des Königl. Preussischen Regierungsbezirkes Magdeburg an. Sämmtliche Messungen sind aufdie Stationen Clausthal und Brocken bezogen; für ersteren Punkt hätte sich zwar Halberstadt substituiren lassen, allein es ewäre dazu ein weiteres Nivellement nöthig gewesen, da so viel mir bekannt, der Königl. Preussische Generalstab nur. den Thurmknopf der Martinikirche daselbst trigonometrisch be- stimmt hat. Für die diesmaligen Messungen wäre Werni- gerode als Centralpunkt zur Hauptstation am geeignetsten gewesen; da jedoch von keinem Punkte dieser Stadt die Meereshöhe so genau bekannt ist, um darauf weitere Mes- sungen gründen zu können, so habe ich, um grössere Kosten zu vermeiden, dies aufgegeben. Aus demselben Grunde sind’ auch die von dem Herrn General Baeyer im vergangenen Sommer errichteten Signale, nämlich ein Stein- postament auf dem Regenstein bei Blankenburg, die Stand- Signale auf dem Klapperberg bei Oehrenfeld und auf der Leistenklippe im Hasseröder Revier, die in Verbindung mit meheren anderen genau bestimmten Punkten unseres 1. 1867. 1 p) Gebirges sich so ausgezeichnet zur Anwendung der höchst sinnreichen von Bessel angegebenen Methode*) geeignet hätten, unberücksichtigt geblieben. Indessen glaube ich nicht, dass bei aller möglichen Sorgfalt, mit Berücksichti- gung aller bis jetzt bekannten Umstände, und bei der Prä- eision der anderen Beobachter, die unten gegebenen Zahlen sich sehr von denen entfernen würden, die man nach der Besselschen Methode erhalten hätte, zumal da die grösste Entfernung von den Vergleichungspunkten kaum 3 Meilen beträgt. Wo es sich ohne grossen Zeitverlust bewerkstelli- gen liess, habe ich mehrere im Herbst 1855 gemessene Höhen noch einmal bestimmt; diese so wie auch bei allen Punkten, wo in der Oertlichkeit kein Zweifel obwalten konnte, die Resultate der Herren Professoren Lachmann, Berghaus und Hoffmann mit beigeschrieben. Die unter Nr. 45, 71 und 75 aufgeführten Höhen, welche das Mittelwasser der Ostsee zum Nullpunkte haben, verdanke ich einer gütigen Mittheilung des Herrn Generals Baeyer. Derselbe berühmte Beobachter hat aus seinen im vorigen Sommer auf dem Brocken angestellten geodätischen Operationen folgende Resultate abgeleitet: **) 1. Geographische Position von dem Mittelpunkte | des steinernen Thurmes. Breite = 51°48' 117 Länge = 28°16'48'71 (Ferro). 2. Höhe über dem Mittelwasser der Ostsee. Oberer Rand der Gallerie des Thurmes = 8550,01 par. Fuss. Oberfläche des Granitspfeilers, Theo- dolithen- und Heliotropenplatz 3517,85 ” DL) Die Bestimmungen, welche der Geh. Hofrath Gauss bei Gelegenheit der Hannoverschen Gradmessung für die- selben Punkte gemacht hat, sind folgende: *) Fischer, höhere Geodäsie, 3. Abschnitt, p. 232 u. fl. Darmstadt bei Leske. 1845. **) Notiz im Brockenhuche, d. d. 23; August 1856, 3 1. Geographische Position des steinernen Thurmes auf dem Wohnhause. *) Breite = 5148’ 1''79 Länge = 28016'51"42 "*). 9. Höhe der Thürschwelle des Wohnhauses über dem Niveau der Nordsee: = 3508,3 pariser Fuss. Der geringe Unterschied von 2,71 in der Längen- bestimmung kann nur in der Längenbestimmung der Stern- warten Göttingen oder Seeberg, auf welcher letzteren, so viel mir bekannt, sich die Preussische Messung stützt, zu suchen sein. Bei jeder Höhenzahl die Anzahl der Messungen, aus welcher sie Mittelwerth ist, beizuschreiben, habe ich für überflüssig gehalten. Es mag hier die Bemerkung genügen, dass die unter Nr. 87 und 104 verzeichneten Punkte 4 Mal jeder; die unter Nr. 1, 18, 28, 49, 50, 51, 67, 76, 81, 86, 94, 110, 116, 129, 130, 131, 135 und 142 verzeichneten 3 Mal; und die Hälfte der übrigen mindestens 2 Mal un- abhängig bestimmt sind, und dass es einer späteren Zeit vorbehalten bleibt, diese Messungen zu vervielfältigen. *) Dieser Thurm befand sich damals über der Mitte des Wohnhauses, während der jetzige steinerne Thurm etwa 30 Fuss östlich vom Wohnhause liegt. **) Eigentlich fand Gauss folgende Werthe: Breite — 51048‘ 1',85 Länge —= 28016°51‘',66 welche mit Zugrundelegung der Walbeck’schen Elemente. des Erdsphäroids, der besten damaligen Kenntniss (Abplattung I/303,78, mittlerer Erdgrad = 57009,76 Toisen) berechnet sind. Obige angegebene .Werthe habe ich aus den Gauss- schen Coordinaten berechnet, wobei die neuesten Bessel’schen Erddimensionen, Halbmesser des Aequators = 3272077,14 , halbe Erdachse = 3261139,33 Toisen; Abplattung !/agg,ıs2s zum Grunde gelegt sind. Man sehe: Gauss, F. C., Bestimmung des Breitenunterschiedes zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona. Göttingen bei Vanden- hoeck und Ruprecht. 1828. S. 72. Poggendorf’s Annalen, Band 55, S. 530. Walbeck, de forma et magnitudine telluris,- ex dimensis arcubus me- ridiani, definiendis. Abo 1819. J 1* 4 N Die Rechnung ist dieses Mal theils nach den Gauss- schen Tafeln, theils nach den Formeln geführt, welche von Baeyer ganz neuerlich in Poggendorf’s Annalen, Band 98, Seite 371 entwickelt sind und welche sich besser als alle vorhergehenden an die Wahrheit anschliessen, Die correspondirenden Beobachtungen zu Clausthal hat wieder Herr Oberlehrer Schoof besorgt; auf dem Brocken die Herren Administratoren Tolle und Köhler. Höhe; über dem Spiegel Nr. Gemessene Punkte. Formation, |derNordsee. - Par. Fuss. 1 } Abbenrode, Kirche Kreide 512 | Die Messung von 1855 ergab 523 2 | Abbenröder-Stapelburger Chaussee Desgl. 630 3 | Asnesberg, Kuppe über dem Werni- geröder Schloss Silur. 1195 | Lachmann findet (Nr. 329 Agnesburg) 1191 4 | Daselbst, zweiter östlicher Kopf Desgl. 1154 5 | Alteheg, Kuppe, Nöschenröder Ge- Desal. 1 meindeforst 1305 6 | Altenrode, Kirche Kreide 808 | Lachmann gibt an Nr. 10 825 7 i Altepadde, Hay unter dem Hohne- i bruch, Hasseröder Revier Diabas 1657 8 .f Andreasberg, Kuppe, in der Nähe des | Einhangs ı Drängethal, Hasseröder Revier Silur. 1589 9 } Asıberg, Kuppe, Nöschenröder Ge- meindeforst Desgl. | 1451 10 | Ausberg, bei der alten Warte, nörd- | lich von Benzingerode Trias 890 11 | Beerberg, Königlich Preussische Forst Silur. 1315 12 | Benzingerode, Kirche , Trias.nofi 758 | Villefosse gibt an 762 | Nach dem Lachmann’schen Verzeich- niss Nr. 24 732 13 | Berssel, Kirche Kreide 389 12 | Bettingerode, Kirche Desgl. 530 15 } Bielstein, Plateau, westlich vom Holz- emmelhal Hasseröder Revier rs | 1615 16 | Blankenburg, Bartholom.-Kirche Terrain Trias 763 36 37 nn ET Ser em ne Der Teuer Gemessene Punkte. ‚Blankenburg, Tränkethor Daselbst, Schlosshof Lachmann, Nr. 28 Villefosse Braunekoblberg, Königl. Preuss, Forst Daselbst, höchste Stelle ı Brücknerstieg, im 120jährigen Fichten- bestande, etwa 400 Schritt nord; westlich von den Quellen der klei- nen Holzemme, Hasseröder Revier Büchenberg, bei Elbingerode, Zechen- haus CGapitelberg, Kuppe, Privatforst Daselbst, tiefste Stelle des Rückens zw. d. und dem Sienberge CGapitelsberg, bei Wernigerode, auf der Höhe, Privatforst Chaussee, welche von Heimburg nach Benzigerode führt, bei einem Hand. weiser am Fusse des Struvenberges Dannstedt, Kirche Darlingerode, Kirche Lachmann giebt an Nr. 59 Drei Annenberg, dicht neben dem Wege, welcher in. das Drängethal führt Drei Annen, Zechenhaus Lachmann, Nr. 64 Drübeck, Fuss der Klosterkirche Eichberg, Nöschenröder Gemeindeforst Daselbst, höchste Kuppe Elbingerode, Kirche, Kuopf des Thurms Daselbst, Fuss Lachmann findet, Nr. 72 Berghaus Hoffmann Heron. de Villefosse Papen Fenstermacherberg, Nebenbenennung Triangel, Kuppe, Wernigeröder Revier Fichtenkopf, Königl. Preuss, Forst Gen ee Verse SI EEE ET Pop SSECCFBET ERST EEG vr EEE EEE TRGS RES WREEREEETSEEEESEEEET EEE EEE u STETEENCGEBBEETSESGRSEENEETE Herr BESSRR REGULIERT EEE LEBER ESESTERBEERUR TE BIRGERE AS RTIELEET BAT Ara SE ERNTERDEDATTEN Formation, |derNordsee, Par. Fuss, Trias 634 Silur, 936 1038 1038 Desgl. 1254 Desgl. 1260 Granit 9244 Devon. 1608 Silur. 1382 Desgl, 1296 Desgl. 1258 Kreide 564 Desgl, 516 Trias 829 833 Silur. 1578 Desgl. 1591 1545 Trias 788 Silur. 1482 Desgl. 1495 1524 Devon. 1452 1441 1406 1470 1422 1446 Silur. | 1428 Desgl. 1666 Höhe über dem Spiegel Höhe über Gemessene Punkte. kan \lermorddee Par. Fuss. Gebohrte-Stein, auf dem Plateau Has- Granit 1852 seröder Revier Gläshäu, kl. Höllenklippe, Hasseröder Desgl. 2657 Revier Daselbst, Jungfernklippen Fuss Desgl., 2756 Lachmann findet Nr. 499 b 2752 Daselbst, Spitze der Klippen Desgl. 2778 Daselbst, Leistenklippen, Spitze Desgl. 2759 Lachmann findet Nr. 499 a seines Ver- zeichnisses ‘ 2796 Hoffmann 2790 Hahnenthurm , höchste Stelle der Chaussee zwischen Ilsenburg und Oehrenfeld, | Trias 852 Hakenstieg auf der Höhe, Einhang Holzemme Silur. 1293 Halberstadt, Knopf des Martinithurmes Jura 638,9 *) Hannekensägemühlenplatz Granit 1779 Daselbst, Bette der Holzemme Desgl. 1766 Hasselkopf neben dem Grenzwege, welcher nach den drei Annen führt, ‚ Hasseröder Revier Silur. 1719 Hasserode, alte Kirche Desgl. 785 Daselbst, neue Kirche Desgl, 823 Daselbst, Gasthof zum Hohnstein Desgl. 869 Henkersberg, auf dem gr. Plateau, Wernigeröder Revier Desgl. 1459 Heimburg, Kirche 680 Lachmann Nr. 120 Kreide 743 Heudeberberg , Kuppe , Hasseröder Revier Silur. 1182 Heudeber, Kirche Kreide 552 Hilmarsberg, Kuppe, Wernigeröder i Stadtforst Silur. 1548 Hippeln, Cantorkopf, höchste Stelle des langen Rückens, Hasseröder Revier Granit 1687 Daselbst, Hirtenkopf Desgl. 1616 Hochwart, auf dem höchsten Kopfe, Wernigeröder Revier Silur. 1252 *) ÖOssteespiegel 638,9. Höhe über Nr. Gemessene Punkte. Formation. ee Par. Fuss. 60 | Hohne, Vw. und Forsthaus unter dem Hohnekopf Granit } 1841 Diabas | Lachmann Nr. 131 1784 61: | Hohnebruch, an dem chaussirten Ja- cobsbrucher Wege , Hasseröder | Revier Granit 1878 Lachmann Nr. 426 i 1886 62 | Hohneklippen,, Standsignal trigono- metrisch bestimmt Desgl. 2714 63 | Hohnekopf, Kuppe, Hasseröder Revier N 2572 64 | Daselbst, Standsignal Nr. 42, trigono- metrisch Ba an Desgl: 2462 65 | Daselbst, Kapellenklippe, Königl. Han- noversches Territorium, ebenfalls trigonometrisch best Desgl. 2299 66 Hohnstein, höchster Kopf Desgl. 1928 67 | Daselbst, Carlshaus Desgl. 1868 68 | Holzemme, Quellen am Renneckenberge Desgl. 2652 Lachmann findet Nr. 424 2634 Fr. Hoffmann 2710 69 | Holzemme, bei dem Wernigeröder Men ee Forstort Hölle Desgl. 2025 Lachmann Nr. 425 2018 70 | Horstberg, bei der alten Warte Trias 859 71 | Hüttenrode, Kirche, Thurmknopf, nach den Königl. Preuss. Generalstabs- aufnahmen Devon. 1590 Durch die Hannoversche Triangulirung wurde gefunden 1586 Lachnfann gibt an Nr. 134 b 1648 72 | Huhnholz, erster Kopf über dem Zil- lier-Bache, Wernigeröder Revier Silur. 1442 N 73. | Daselbst, zweiter Kopf, Einhang Zil- lier-Bach Desgl. 1454 74 | Daselbst, im kalten Thale, etwa 25 “ Schritte nördlich vom Mundloche des Erbstollens, weleher nach dem Büchenberge führt Silur. 1152 *) Bezogen auf den Ostseespiegel. 73 Höhe über Nr. Gemessene Punkte. er Mer Par. Fuss. 75 | Huyseburg, Knopf des nördl, Thurmes Trias 1010,5*) Lachmann Nr. 348 b 1019 76 j Ilsenburg, Gasthaus Deutscher Hof Silur. 763 Die Messung von 1855 ergab 786 Lachmann findet Nr. 139 c ı 759% 77 4 Jacobsbruch, Gebäude Granit 2463 Lachmann Nr. 136 2454 78 1 Jägerkopf , Kuppe , südlich von N Nöschenrode, Wernigeröder Revier Silur. 1357 79: | Kackemückenberg, nordwestlich von Hasserode Desgl. 1086 80 | Daselbst, höchste Stelle‘ des Kopfes Desgl. 1096 81 | Daselbst, am Fusse, etwa 200 Schritte westlich von Friedrichsthal entfernt, in einer Plantage Desgl. 810 82 j Kayserschwert , wo derselbe am Hohnekopf grenzt, am Wege nach | Granit } 1991 | dem Jacobsbruche Diabas | 83 I Kellerberg, Einhang Holzemme west- lich von Hasserode Silur. 1208 84 | Kohlweg, Gräfl. Forst, Kuppe Desgl. 1491 85 | Kollwege, chaussirter Weg, welcher nach Hasserode führt, am Fusse ‚des Jägerkopfes Granit 1748 86 | Langeln, Kirche Kreide 556 87 | Lochtum, Kirche Desgl. 447 Die Messung von 1853 ergab 431 88 | Mannsberg, Plateau Silur. 1186 89 | Mardlingeröderholz, auf dem Kopfe situ 1654 90 | Mastkopf, höchste Stelle des Plateau’s Silur.* 1572 91 Minsleben, Kirche Kreide 600 92 | Mönchmühle bei Heimburg Trias 666 93 | Daselbst, Teichdamm Desgl. | 698 94 |. Molkenhaus, Wernigeröd.,ForstortHölle Granit 2074 Lachmann Nr. 190 2064 Berghaus 2063 95 1 Muhlstieg, höchste Stelle des Rückens neben dem Wege, welcher nach Hasserode führt, Hasseröder Revier Silur. 1586 *) Ostseespiegel. Höhe über dem Spiegel Nr, Gemessene Punkte. Formation. | derNoräsee. ci Par. Fuss. 96 | Neueheg, Plateau “ Silur. 1548 97 | Oberbecksberg, oberhalb Friedrichs- thal, höchste Stelle des Rückens, Hasseröder Revier Desgl. 1118 98 | Oehrenfeld, Forsthaus Desgl. 954 Lachmann Nr. 207 890 99 1 Daselbst, -Ziegelhütte Trias 8395 Lachmann Nr. 280 861 100 | Panberg, nördliche Kuppe, Privatforst Silur. 1567 101 | Daselbst, höchster Punkt des grossen Plateau’s Desgl. 1595 102 | Petersholz, auf der Höhe bei dem Fichtenkamp, 'Werniger. Forstrevier | Devon. 1647 103 | Pieperberg, Kuppe, südwestlich von Hasserode Silur. 1473 104 | Plessenburg, Forsthaus Granit 1691 | Die Messung im Jahre 1855 hatte ergeben 1697 105. | ‚Polterberg, Ilsenburger I. Revier aid | 1751 Hornfels 106 | Reddeber, Kirche Kreide ° 642 107 | Salzberg, Wellbornkopf Silur. 1696 108 | Salzberg, Kuppe, Wernigeröder nt forst Desgl. 1305 109 | Scharfenstein, Nöschenröder Forst Desgl. 1441 110 | Schauen, Kirche Kreide 452 141 | Schimmerwald, höchste Stelle der Chaussee von Harzburg nach Stapel- burg Desal. 966 112 | Schwengskopf, auf dem Rücken, Hasse- röder Revier Silur. 1499 113 | Sienberg, höchste Stelle des Kopfes, neben dem Einhang Sandthal Desgl. 1636 ° 114 | Silstedt, Kirche Kreide 571 115 | Stammeshöhe auf dem Kopfe nalen den Granitklippen Granit 1728 116 | Stapelburg, Kirche Kreide 679 Nach der Messung von 1855 695 117 | Daselbst, Fuss der Ruine Desgl. 784 Messung von 1855 778 118 | Stapelberg-Harzburger Chaussee am Fusse des Eichberges Trias 908 Nr. 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 SS Te ee ee nn Ts ea ee EEE SEEE 10 Gemessene Punkte. Steinberg, Hasseröder Forst Steinerne Renne, oben. auf dem Pla- teau neben einer Klippe , Steinerne Renne, Oberfläche des Steges über die Holzemme, gleich oberhalb. der Cascaden Lachmann Nr. 754 a Tennthal, am Fusse des Nackten-Stein Daselbst, Bette des Baches Daselbst, am Fusse des Halberstädter-. bergs und des Tennbergs Teufelsbad, am Fusse des: Horst- und Nackenberges, unweit des Klosters Michaelstein Teufelsmauer, Spitze der Grossvater- klippe Lachmann Nr. 457 b Daselbst, östliche Klippe Thumkuhlenkopf, Plateau, Hasseröder Revier Thumkuhlenthal, wo sich dieses mit dem Drängethal vereinigt, am Fusse des Steinberges Veckenstädt, Kirche Nach der Messung von 1855 Vienenburg, lutherische Kirche Lachmann findet Nr. 638 b Daselbst, Eisenbahnstation Lachmann Nr. 689 Vogtstiegmühle, im Mühlenthale. ober- halb Nöschenrode Lachmann Nr. 201 Wasserleben, grosse Kirche Wernigerode, Liebfrauenkirche ® Daselbst, Markt Lachmann Nr. 300 a Berghaus Villefosse Papen Daselbst, Gasthof zum Deutschen Hause Westerode, Kirche Lachmann Nr. 302 Formation, Silur. Granit Desgl, Desgl. Desgl. Silur. Desgl. Kreide Desgl. Silur. Desgl. Kreide Det Desgl. Silur. Kreide Trias Desgl. Desgl. Kreide Höhe über dem[|Spiegel der Nordsee. Par. Fuss. 11 Höhe über dem Spiegel Nr. I Gemessene Punkte. Formation. |derNordsee. Par. Fuss. m oT room oe Droemer TOO 139 | Wolfsholz, Plateau, Privatforst Sılur. 1234 14D |. Wolfskopf, Hasseröder Revier Granit 1704 141 | Daselbst, höchste Stelle des Plateau’s Desgl. 1709 142 | Ziegelberg, am Fusswege von Werni- gerode nach Benzingerode, Werni- | geröder ‚Stadtforst Trias 830 143 | Ziegenkopf, bei Blankenburg, Terrain vor dem Hause Diabas 1247 Silur. 144 | Zilly, Kirche Kreide 398 Erfahrungen bei der Sprengarbeit in den Oberharzer Gruben von H Neimke, Bergeleven in Clausthal. Bei der Sprengarbeit ist der Pulververbrauch ein wich- tiger, wohl in’s Auge zu fassender Kostenpunct; bei grös- seren Bergwerken, bei denen die Sprengarbeit fast die aus- schliessliche Gewinnungsarbeit ist, wird dieser Kostenpunct ein sehr bedeutender; es sind zu dem Zwecke mannich- fache Versuche gemacht, Ersparungen beim Pulververbrauch zu erzielen, indem man mit einem geringeren Pulverquan- tum eine ‘gleich grosse Wirkung zu erzielen suchte, wie früher mit einer grösseren Pulvermenge. Man hat zu dem Ende versucht, mit Pulver zu sprengen, das mit trockenen Sägespänen vermengt war; man hat ferner versucht auf die Weise zu sprengen, dass man unter die Patrone einen klei- nen Holzpflock brachte, der zwischen dem Pulver und tief- sten Punkt des Bohrlochs einen mit Luft gefüllten Raum erzeugte. Beiden Versuchen scheint das Prineip zu Grunde gelegen zu haben, eine grössere Angriffsfläche für's Pulver gewinnen zu wollen. Die Versuche haben jedoch zu kei- nem günstigen Resultate geführt — man hat sie bald fal- 12: len lassen. Weiter unten werde ich zu zeigen versuchen, welche Umstände diese Resultate herbeiführen mussten. Eben so ungünstige Erfolge haben die Sprengversuche mit Schiessbaumwolle gehabt. Gegenwärtig werden hier auf dem Harze und in Oestreich Sprengversuche mit stärkerem Pulver und in letzterem Lande, wenn ich nicht irre sogar mit feineren Pulversorten ausgeführt, deren Resultate aber noch nicht vorliegen. ‘Im Nachstehenden soll ein Verfah- ren mitgetheilt werden, welches ich mit Vortheil bei der Sprengarbeit mittelst gewöhnlichen Harzer Sprengpulver's in den Gruben vor Firstenstössen oder auch vor Oertern, wo hinreichend tiefe Bohrlöcher (Löcher von wenigstens 16 — 20“ Tiefe) anzubringen waren, angewandt habe und wobei sich mir nach einer Reihe von Versuchen ein grös- serer Nutzeffect herausgestellt hat, als früher. Die bei der Explosion einer gewissen Menge Pulvers auftretende Wirkungsgrösse ist abhängig 1) von der Raschheit des Abbrennens; 2) von der Menge der entwickelten Gase; 3) von der Temperatur dieser Gase. ad. 1. Die Raschheit des Abbrennens !ist zwar wie- derum abhängig von der Mengung, der Beschaffenheit der Kohle und der Form des Pulverkornes; allein wir müssen dies hier als etwas Gegebenes betrachten und die Rasch- heit des Abbrennens in einem Bohrloch hängt nur von dem Aggregatzustande des Pulversatzes als solchem, d.h. von der Art und Weise ab, wie sich die einzelnen Körner des Satzes berühren oder von einander entfernt sind. Das Pul- ver verbrennt aber, wie bekannt, am schnellsten, wenn sich die Körner eben lose berühren, also durchaus nicht gepresst oder gar dicht zusammen gestampft sind. | ad. 2. Die Menge der hier entwickelten Gase muss gleichfalls als constant angenommen werden. ad. 3. Die Temperatur dieser Gase ist wiederum ab- hängig von der Raschheit der Verbrennung, je schneller dieselbe stattfindet, desto grösser ist die dabei auftretende Hitze; desto grösser gleichfalls die Ausdehnung der durch die Explosion erzeugten Gase. 13 "5 Beim Hinwegthuen eines Bohrlochs kommt es also in Bezug auf das vorhin Gesagte. zur Erreichung des grösst- möglichsten Nutzeffectes bei der Explosion hauptsächlich darauf an, die einzelnen Körner des Pulversatzes so wenig wie möglich zu pressen, was beim Stampfen ‘des Besatzes immer etwas geschieht. Um dies zu vermeiden, habe ich versucht, den unteren Theil des Bohrlochs, so weit wie ge- rade der Pulversatz reichte, mit einem entsprechend klei- neren Bohrer abbohren zu lassen. Es bildete sich dann im Bohrloch gerade da, wo das Pulver aufhörte, ein Abge- stemm, auf welches der Stampfer beim Besetzen auftreffen musste. Das Zusammendrücken des Pulvers wurde zwar auf diese Weise vermieden, ‘dafür wurde aber ‘wegen des nun viel kleineren Durchmessers des Bohrlochs die An- griffsfläche für das Pulver zu lang und verhältnissmässig zu schmal, so dass sich bei dem hierüblichen, verhältnissmässig schwachen Pulver, mit welchem ich. die Versuche machte, ein offenbar ungünstiges Resultat herausstellte; ob: aber dies Verfahren bei Anwendung von stärkeren Pulversorten vielleicht bessere Erfolge haben möchte, müssen Versuche lehren. Umständlich wird dasselbe immer bleiben, einmal, weil dem Bohrhäuer jedesmal genau angegeben werden müsste, wie tief der untere engere Theil des Bohrlochs werden soll: dann auch, weil jedes Hinderniss beim rich- tigen Abbohren des Loches, sei es, dass das Gestein un- ganz oder der Bohrer fest wird, oder dass bei grosser Ge- steinsfestigkeit der untere Theil des Loches einen zu klei- nen Durchmesser erhält: weil, sage ich, alle diese Hinder- nisse den beabsichtigten Raum für den Pulversack zu klein ausfallen lassen, wodurch der Zweck des ganzen Verfah- rens leicht verfehlt wird. Ein solches Verfahren muss aber vor allen. Dingen einfach sein und keine complicirten oder gar künstlichen Manipulationen erheischen, weil es sonst gar. leicht geschieht, dass dasselbe aus Bequemlichkeit und Nachlässigkeit: doch häufig nicht befolgt wird. — Im Vor- stehenden habe ich gesagt, dass sich einiges Zusammen- drücken des Pulvers auch beim vorsichtigsten Besetzen nicht vermeiden liesse, wie ich aber weiter unten zeigen werde ist es nicht allein die weniger rasche Verbrennung und die 14 dadurch bedingte niedrigere Temperatur, sondern auch die dadurch bedingte Verminderung der Angriffsfläche für die erzeugten Gase, welche den Effect des Pulvers bei der Ex- plosion vermindern. — Mein Verfahren hat nun den Zweck, das Pulver so locker wie möglich in das Bohrloch zu brin- gen und dann noch unterhalb des Besatzes einen, nur mit Luft angefüllten Raum: zu erzeugen, um dadurch für das Pulver eine vollkommenere Verbrennung und eine grössere Angriffsfläche zu erzielen. Die Grösse dieses Luftraumes richtet sich nach der Gesteinsbeschaffenheit und der Stärke und Tiefe des Bohrlochs. Bevor ich jedoch weiter hierauf eingehe, scheint es mir zweckmässig, zu zeigen, welcher Prozess im Bohrloch bei der Explosion stattfindet. Die Theorie des chemischen Vorganges setzt voraus, dass sich das K des KONO5 mit dem S zu KS; der O des KONO® mit dem C verbinde und der N des KONO? frei werde. Je nach dem man nun Kohlensäure- oder Kohlenoxydgaspul- ver erhalten will, würde das Schema sein: | K KS 5 K KS 1At. KONO° {N N oder 1At. KONO®!N 8 60 3002 60. 6C0 IutalS 0,8 Ir. =: 8.05 S Bien lieh SE 6. € 6C da wir es hier mit Kohlenoxydgaspuler, dem, so genannten Sprengpulver zu thun haben, so gilt für uns hier das zweite Schema. Die Theorie verlangt demnach die Pulverbestand- theile in folgenden Mengen: 1 At. KONO5S 101 Gewichtstheile oder in KONO° 66,015 Th, 1.5.1.8 16 - Procenten aus- N 10,455 - 6-6 36 - gedrückt C 23,53 - Ss. 153 - 100,00 Th, Berechnen wir nun aus diesen Mengenverhältnissen das Ge- wicht des bei Anwendung von 100 Grm. Pulver bei der Explosion auftretenden CO und des ©, so findet sich nach stöchiometrischen Regeln (da das Atomgewicht des C=6, das des CO = 14, das ds ® = 14 und das des Salpeters — 101) das Gewicht des CO, welches den C procenten des Pulvers (= 23,53) entspricht 15 | — - 23,25 = 54,90 Gr. CO und die aus dem KON05 erzeugte Gewichis- menge N BL 66,015 = 915 Gr. 8 101 | Zusammen 64,05 Gr. Gase. Da nun 1,2609 Grm. CO = 1 Lit. bei 0° C und bei 0m7 60 mittl. Barometerstand ist, so entsprechen 54,90 Grm. CO. — 43,5 Lit. CO. Da ferner 1 Lit. & = 1,2609, Grm,, so entsprechen 9,15 Grm. 7,25 Lit. N. Zusammen entspre- chen demnach 64,05 Grm. Gase = 50,75 Lit. Gase bei 0° und 0%,760 mittl. Barometerstand. Da nun 1 Lit. Wasser = 1000 Grm. wiegt und das Gewicht von 1 Lit. Pulver nach Gay-Lussac = 900 Grm. beträgt, so würde 1 Lit. Pulver = 9.50,75 = 456,75 Lit. Gas von 0° geben. Die bei der Explosion auftretende Wärme wird in der Regel bei CO pulver zu 1100° Cels angenommen und darnach berechnet sich bei zu Grundlegung des Aus- dehnungscoeffieienten von 0,00366 für jeden Grad Cels. für das aus 100 Gram Pulver erzeugte Gasquantum V = 456,75 Lit. eine Ausdehnung V’= 456,75 (1 + 0,00366.1100) = 2295,62550 Lit. Es erfolgt demnach bei der Explosion eine 2295 fache Raumvermehrung des Pulvers oder umge- kehrt giebt diese Zahl 2295 das Verhältniss oder die Grösse der Spannung an, mit welcher die aus 1 Lit. Pulver er- zeugten Gase in einen Raum = 1Lit. eingeschlossen sind. Da nun aber in der Wirklichkeit die chemische Hypothese in der Zusammensetzung und zugleich bei der Verbrennung nie ganz erreicht wird, so können wir, sage ich, statt 2295 die Zahl 2200 setzen, wahrscheinlich ist dieser Werth noch zu gross und 2000 würde dem wahren Werth vielleicht näher kömmen. Bei unseren Betrachtungen kommt es aber nicht darauf an, genau die Grösse dieser Ausdehnung zu kennen, da ihr Werth immer ein relativer bleibt und sich unsere Rechnung bei jedem anderen dafür substituirten Näherungswerth eben so gestalten würde: — Nachfolgende Zusammenstellung verschiedener Pulver- sorten wird die u ieeeunen in der Zusammensetzung zeigen: 16 Es besteht: hc Salpeter Kohle Schwefel Oestreichisches Sprengpulver aus ‚:.,60,19 21,35 18,44 . - 62,22 18,23 19,35 Härzer a 61,50 21,50 17,00 - (Densdorf) b 63,20 20,20 16,60 Französisches a 62,00 18,00 20,00 - bh 62,30 17,70 20,00 e - ce 65,00 15,00 20,00 > B d 65,50 15,00 19,50 Russisches - a 66,66 16,66 16,66 a . b 66,80 16,60 16,20 Preussisches Geschützpulver 74,84 13,32 11,84 Sächsisches Militärsprengpulver 64,00 16,50 19,50 = Bergsprengpulver 66,48 18,17 15,35 2 hochschlägiges Pulver 67.08 15,79 17,13 Doppelpulver . 73,60 13,00. 13,40 Zündpulver 1 70578 ,, 14,577 014,45 M 3,74K0N0° - Chilisalpeterpulver 61,66Na0N03 Westphälisches Sprengpulver (Dortmunder) 67,08 17,13 15,79 | (Siegensches) 68,53 15,83 15,83 Mansfelder - 66,36 20,95 11,75 Italienisches - 70,00 18,00 12,00 Chinesisches .. 61,5 23,1 15,4 Mit Zugrundelegung dieses so eben gefundenen Re- sultates wollen wir jetzt die Frage zu lösen suchen: „Wie wird in einem Bohrloch mit einer gewissen. Menge Pulver der grösste Nutz -Efiect erzielt?“ Ein 20 zölliges Bohrloch sei 8° mit Pulver gefüllt, die- ser untere Theil bilde einen Cylinder und betrage dessen Rauminhalt = 7 Cub“. Dann berechnet sich der Durch- messer dieses unteren Theiles des Loches — 1,054” und die Mantelfläche dieses 8° hohen Cylinders = 1,054.3,14.8 — 26,4764 OD“ und da der Druck auf die obere Hälfte die- ses Cylindermantels wirkungslos bleibt und hier nur die halbe untere Fläche dieses Cylindermandels in Betracht kommt, weil ja nur die untere Gesteinsmenge dem Druck der Gase nachgegeben wird, so beträgt die Angriffflläche _—— — 19,2882 er (In : den meisten Fällen, wo das Bohrloch nicht nach allen Sei- ten hin vollkommene Freiheit hat, möchte die Angrifflläche für die Gase im Bohrloch = 17 richtiger wohl nur 4, der ganzen Cylindermantelfläche be- 13,2382 E Tasilad 1,8926 DO’ Angriffsfläche. Da nun das Pulver bei der Ex- plosion eine 2200 fache Raumerweiterung erleidet, so drücken auf 1,8926 D‘ 2200 Cub” Gase, mithin auf 1 OD = 1162,31 Cub“ Gase und auf 13,2382 D" — 15386,6597 Cub“ Gase. Lasse ich jetzt im Bohrloch um die Patrone herum einen Cub‘ Raum frei, der nur mit Luft gefüllt ist, dann wird dieser Cub“ Luft bei der hohen Temperatur gleichfalls eine Ausdehnung erleiden = (1 0,00366.1100) — 5,026 Cub”. 1,054.3,14.9,14. 2 = 15,125 DO“ und drücken auf diese = 15386,6 + 5,026 = 15391,626 Cub‘ Gase, mithin auf‘ 1O“ = 1017,6 Cub“ Gase. Die Spannung: verhält: sich daher in beilem Fällen wie 1162,21 : 1017,6. Der ganze Druck der Gase auf ihre Angriffsflächen beträgt demnach, wenn wir unter Druckeinheit den Druck verstehen, welchen 1 Cub” Gas bei 0 Pressung und 0° R. auf 1 DD“ ausübt, in dem ersten Falle, wo keine Luft im Bohrloch gelassen war = 13,238.1162,3 = 15386,5274 Drück- einheiten und im zweiten Falle 15,391.1017,6 = 15661,8816 Druckeinheiten, im. letzten Falle: also 275,35 Druckeinhei- ten mehr. Sehen wir jetzt, wie sich für die oben angenommenen Fälle diese einzelnen Momente in Bezug auf die wegzuhe- bende Gesteinsmasse verhalten. tragen.) Folglich kommen auf 1 Cub“ Pulver Der halbe Cylindermantel beträgt jetzt = Fig. 1. Big, 1alıloial_ a d‘ m‘ x SEHEIFTE — b 4 Ss’. M M' ab und a’b‘ (Fig. 1 und 2) seien die beiden Bohrlöcher, denen unter sonst gleichen Umständen, als da sind Pulver, Gesteinsfestigkeit etc. die gleichen Gesteinsmengen M und 2 18 M' vorgegeben sind. Es fragt sich, in welchem Fall wird mit gleicher Pulvermenge ein grösserer Effect erzielt? Im ersten Falle ist Fig. 1 db der 8° lange, 7 Cub“ haltende, mit Pulver gefüllte Raum; im anderen Fall ist d’b' der 9,14“ lange, 7 Cub“ Pulver und 1 Cub“ Luft hal- tende Raum. Die Längen der beiden Angriffslächen mb und m'b‘ (Fig. 1 und 2) verhalten sich wie 8:9,14. Diese Län- gen repräsentiren aber die Spannungsbögen S und S‘ Fig. 1 und 2 in den wegzuhebenden Gesteinsmassen M und M', welche durch die Kraft des Pulvers überwunden werden müssen. Mit dem Grösserwerden dieses Spannungsbogen S’ vermindert sich umgekehrt die Kraft, welche nöthig ist, denselben zu zerbrechen. Die Grenzen, für welche dieser Satz gilt sind jedoch in der That nur klein; er gilt aber so lange, wie die Summe der im Bohrloch zur Wirkung kommenden Druckeinheiten noch grösser ist, als das Pro- dukt aus der Angriffsfläche in den Festigkeitscoefficienten d. h. in diejenige Zahl von Druckeinheiten, welche pro DI“ nöthig sind, um das Gestein eben noch zu sprengen. Die- ser Coefficient, welcher sich in jedem einzelnen Fall mehr oder weniger ändern wird, kann nur durch Versuche aus- gemittelt werden. In dem vorliegenden Fall ist die An- griffsfläche m’b‘ Fig. 2 um mehr als 1/, grösser, als mb Fig. 1; ausserdem wirken auf sie 275 Druckeinheiten mehr, als auf die Fläche nb. Der Erfolg hat nun aber gezeigt, dass im vorliegenden Falle das Loch weghebt, dass mit anderen Worten hier der angeführte Satz noch gilt: und dann muss auch wiederum für den zweiten Fall, wo eine um 275 Druckeinheiten grössere Kraft auf einen grösseren, mithin leichter zu zerbrechenden Spannungsbogen S‘ wirkt, ein grösserer Nutz-Effect ausgeübt werden können, als in dem andren Falle das aus der gleichgrossen Pulvermenge erzeugte Gasquantum auszuüben vermag. Daraus folgt aber, dass auf die angeführte Weise innerhalb jener Grenzen mit einem gleichgrossen Pulverquantum ein grösserer Nutz- effect, mithin eine Ersparung an Pulver bei doch gleicher Wirkung erzielt werden kann. Eine Reihe von Versuchen hat mir die Vortheilhaftigkeit dieser Schiessmethode ge- zeigt. Die Versuche habe ich auf die Weise ausgeführt, 19 dass ich 8 Wochen lang vor denselben Firstenstössen und Oertern auf die gewöhnliche und 8 Wochen lang auf die angeführte Weise geschossen habe. Beim Anweisen der Löcher habe ich das Prineip befolgt, so stark wie nur irgend möglich anzuweisen und um mich vor Selbsttäuschung zu bewahren, sind die Zeichen in beiden Fällen so gesteckt, wie aus dem Uebereinkommen mit praktisch erfahrenen Män- nern, welche beim Anweisen der Löcher zugegen waren, hervorging. Dann habe ich über die Anzahl der Löcher, ob zwei- oder einmännsch, ob trocken oder nass, so wie über den jedesmaligen Pulververbrauch genaue Tabellen ge- führt, aus denen sich zu Gunsten der von mir beschriebenen Methode ein nicht unwesentliches Plus herausgestellt hat. Den Luftraum unterhalb des Besatzes habe ich ein- fach dadurch gebildet, dass ich zum Schiessen Patronen von gewöhnlichem, etwas steifen Schreibpapier gebrauchte und diese entsprechend enger, als der Durchmesser des unteren Theiles des Bohrlochs betrug, anfertigen liess. In die Patronen schüttete ich das Pulver so locker, wie mög- lich und vermied zugleich durch das sonst wohl übliche Drücken der Patrone bei deren Füllung, dass sich das Pul- ver in derselben allzusehr setzte. In die locker mit Pulver gefüllte Patrone schob ich dann die Nadel und drückte oben auf die offene Patrone und um die Nadel herum etwas guten, weichen Letten und führte dann schliesslich die er- sten Bunde des Besatzgrandes vorsichtig nach, bis diesel- ben eben hinreichend banden, um ein Nachfallen in den Zündkanal nicht befürchten zu müssen. — Ein geringes Zusammendrücken der Patrone kann jedoch nicht vermie- den werden; dasselbe ist jedoch auch wenig oder so gut wie gar nicht nachtheilig, weil ich den Luftraum um so viel grösser nehmen kann, wie das Zusammendrücken aus- macht und: weil die Pressung der oberen Pulvertheilchen bei den angeführten Vorsichtsmassregeln so unbedeutend ist, dass die möglichst vollkommene und rasche Verbren- nung des Pulvers dadurch so gut wie gar nicht beeinträch- tigt wird. | Vergleichen wir nun noch dies Verfahren mit dem sonst üblichen, so wird, wenn wir unser altes Beispiel wie- VE 20 : der zu Hülfe nehmen, der 8" lange 7 Cub” betragende Pul- versatz, der das Loch locker ausfüllen mag, ziemlich um 1” bei unvorsichtigem Besetzen auch wohl 2” zusammen- gedrückt; das’ Pulver ist also um 1, —!/; seines Volum’s zusammengedrängt. Nehme ich dagegen eine 10—11” lange 7 Cub“ Pulver haltende Patrone und nehme an, dass dieselbe gleichfalls um 1—2" zusammengedrückt werden mag, so bleibt in diesem letzten Falle für Pulver und Luft immer noch ein Raum von mehr als 7 Cub“ und 8— 9" Angriffsfläche. Das Pulver kann somit in letzterem Falle rascher und vortheilhafter verbrennen. Manche Bergleute haben die üble Gewohnheit,. dass sie das Pulver vor dem Besetzen mit der Nadel oder dem Stampfer erst recht fest drücken, dass das Pulver dadurch noch mehr zusammengedrückt wird, — sie behaupten, das Pulver habe dann einen grösseren Effect. Diese Ansicht ist, wie aus dem Vorhergehenden erhellt, entschieden falsch, und. wenn in der That dadurch grössere Wirkungen erzielt sind, so ist dies nur auf Kosten eines grösseren Pulverauf- wandes geschehen. Ich mache aber noch einmal darauf aufmerksam, dass im Vorhergehenden immer nur von zwei in beiden Fällen gleichgrossen Pulversätzen die Rede ge- wesen. Bei weniger tiefen Löchern z. B. vor Oertern, die ausserdem, wie der Bergmann sagt, aus der Presse oder Klemme heben müssen, kann dagegen oft der Fall eintre- ten, dass mit verhältnissmässig viel Pulver geschossen und dass dasselbe auch wohl fest in das Bohrloch gedrückt wer- den muss, wenn Pulver — und Besatzraum in hinreichen- dem Masse vorhanden sein sollen. Auf den Nachtheil, welcher dadurch entsteht, wenn vorzüglich bei nassgebohrten Löchern ohne Patrone ge- schossen wird, weise ich hier nochmals besonders hin. Das Pulver wird immer mehr oder weniger feucht und wo das Auswischen des Bohrlochs dem Arbeiter zufällt, was in der Regel stattfindet, geschieht dies nur äusserst mangelhaft. Das Pulver verliert einmal durch das Feuchtwerden bedeu- tend an Kraft, dann wird dasselbe noch viel mehr zusam- mengepresst, als in den vorhin angeführten Fällen; der Pulversatz muss dann, selbst wenn das Loch schon das 21 hinreichende Pulverquantum erhalten hat, noch vergrössert werden. Auch dem weniger gewandten Schiesser, der seine‘ Sache mehr empirisch betreibt, ist es in einem solchen Falle klar, ja gewissermassen zur Gefühlssache geworden, dass das fragliche Loch nicht weghebt; — er fragt aber nieht: wie viel Pulver hat das Loch erhalten, mit wie viel Pulver muss das Loch wegheben? sondern er steckt den Stampfer in’s Loch bis aufs Pulver und misst die Länge für den |Besatz; findet er dann seiner Ansicht nach ein Missverhältniss zwischen Besatz und Pulversatz, dann giebt er dem Loch noch ein ,„Büchsel“ Pulver, auch wenn .das- selbe schon mehr als das nöthige Quantum enthielt. Schliesslich komme ich nochmals auf die anfangs er- wähnten Schiessmethoden zurück. Das Schiessen mit Schiessbaumwolle hat, abgesehen von der grossen Ge- fährlichkeit meiner Ansicht nach deshalb so ungünstige Re- sultate geliefert, weil der Raum und somit die Angriffs- fläche ‘für die aus der Schiessbaumwolle erzeugten Gase im Vergleich zu einem gleich starken Pulversatz zu klein ausfiel. Wir sehen hier’ also, dass die eine Grenze für den Spannungsbogen oder die Angriffgflläche bei sonst gleicher Menge von Druckeinheiten schon überschritten, d. h. dass der Bogen schon zu klein geworden war, als dass die Gase die Spannung in der wegzuhebenden Gesteinsmasse hätten überwinden können. Bei der Methode mit Pulver zu schiessen, das mit Sägespänen vermischt ist, tritt leicht der Fall ein, dass die Grenze in Bezug auf die Grösse der Angriffsfläche leicht nach der anderen Seite hin überschritten, dass mit anderen Worten die Angriffsfläche zu gross wird. Dann hat das Verfahren noch den grossen Nachtheil, dass sich Pulver und Sägespäne, auch wenn sie noch so gut mit einander vermengt sind, beim Tragen im Pulversack und wiederum durch das Ausschütten in die Patrone nach der Verschie- ‘ denheit ihrer spec. Gewichte separiren, wodurch leicht der Fall eintreten kann, dass die Patrone unten mit Pulver, oben meist nur mit Sägespänen gefüllt ist. Sehen wir hier wiederum von der sehr grossen Gefährlichkeit dieser Schiess- methode ab, dann wird in diesem Falle eine solch unregel- 22 mässige und verhältnissmässig langsame Verbrennung er- folgen, dass der Effect des Pulvers dadurch um so mehr vermindert werden muss. Diese Manier konnte nur da leidliche Resultate erzielen, wo früher mit zu viel Pulver geschossen war. — Beim sogenannten Pflockschiessen endlich, welches meiner Ansicht nach von diesen drei Me- thoden noch das Meiste für sich hat, möchte dessen Un- vortheilhaftigkeit wohl zum Theil von. der Umständlichkeit herrühren, den Pflock jedes Mal unter die Patrone bringen zu müssen; hauptsächlich aber daher, dass der durch den . Pflock erzeugte verhältnissmässig kleine Luftraum auf der anderen Seite leicht durch das Zusammendrücken der auf dem Holzpflock aufstehenden vielleicht eng an die Wände des Bohrlochs anschliessenden Patrone wieder verloren ge- gangen oder doch so sehr vermindert war, dass es äusserst schwierig vielleicht unmöglich werden musste, irgend wel- chen Vortheil dabei herauszufinden. Hiermit schliesse ich diese Betrachtungen, indem mir der Raum eine ausführlichere Behandlung dieses Gegen- standes nicht gestattet und füge noch den Wunsch hinzu, dass das hierin Mitgetheilte eine Anregung sein möge, das beschriebene Verfahren anderweitig zu prüfen und die er- haltenen Resultate zu veröffentlichen. Ueber die Schichtung und. falsche Schieferung der Wissenbacher Schiefer und die Beziehungen derselben zu den darin auftretenden Diabasen im nordwestlichen Theile des Harzes, (Taf. I. UI. IIL) von Carl Oberbeck in Clausthal. Die devonische Formation des Harzes nimmt von der Masse der ihn bildenden Gesteine nur einen ver- hältnissmässig kleinen Theil ein — den übrigen grössten Theil bilden Gesteinsschichten der silurischen Formation und die zur Kohlenformation gehörigen Kulmgesteine — 23 und zwar ist es besonders der nördliche Harz, in welchem zwei grössere Partieen der erstern an die Oberfläche treten. Der westlichen dieser Partieen möge wegen des ihr ange- hörigen Wissenbacher Schiefers, über dessen Eigenthüm- lichkeiten hier einige Bemerkungen gegeben werden sollen, unsere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie findet ihre Begrenzung zunächst in dem nördlichen Harzrande, wo sie mit den längs desselben sich erstreckenden Flötzschichten der Triasgruppe in Berührung tritt, welche überhaupt die nördliche Grenze des Harzgebirges bilden. Die dieser Grenze entsprechende Ausdehnung der devonischen Formation er- streckt sich von Oker bis in die Gegend von Langelsheim. In den übrigen Richtungen wird sie von dem Kohlengebirge in unregelmässiger Weise umgeben. Von den Gesteinen der Kohlenformation ist es ein von Herrn Bergamtsassessor Roemer als selbstständige Gebirgsschicht betrachteter Kieselschiefer, welcher die devonische Formation, wie ein Band, fast überall umgiebt. Will man die Grenzbestimmung bei Langelsheim, als dem westlichen, durch die Flötz- schichten bedingten Grenzpunkte anfangen, so muss man in einiger Entfernung von dem linken Ufer der Innnerste das Kieselschieferband aufsuchen. Etwas oberhalb des Steigerthales durchschneidet die Grenze den Innerstefluss, kehrt sich durch eine Krümmnng ihm wieder zu, durch- schneidet ihn unweit des Riesbaches zum zweiten Male und tritt bis an die von Lautenthal nach Seesen führende Chaussee, Hier wendet sie sich und geht unterhalb Lauten- thal zum letzten Male durch die Innerste. Von hier ab bildet die Grenzlinie eine nach Norden gerichtete Einbucht, welche nach dem Bohrberge, dann nach der Langeweth geht und bei Hahnenklee endigt. Von Hahnenklee erstreckt sie sich über Bockswiese, an dem südlichen Abhange des Kahleberges hindurch nach Oberschulenberg, nimmt eine nordöstliche Richtung an und erstreckt sich, die Schalke, den Riesenbach, das alte Thal und die. Acke durchschnei- dend, bis an den Eichberg. Hier wendet sie sich plötzlich dem Okerthale zu bis an die Oker, wo sie an einen von Kulmgrauwacken umgebenen Streifen devonischer Schichten tritt, welcher unterhalb Unterschulenberg anfängt, sich un- 24 weit des rechten Okerufers weiter erstreckt und am Fusse des Birkenthales sich mit den übrigen devonischen Schichten vereinigt. 'Die weitere Grenze zieht sich dann durch das Okerthal, sich meistens am rechten Ufer haltend, und tritt plötzlich an ‘die Granitmasse des Okerthales. Auf der andern Seite dieser Eruptivmasse lässt sie sich in der ver- längerten Richtung wieder finden, geht über den Adenberg und tritt bei Oker ankommend an die Flötzschichten, womit der östliche Begrenzungspunkt erreicht und die Begrenzung geschlossen ist. Genauere Angaben über die Grenze der devonischen Formation sind auf der von Herrn Bergamtsassessor Roe- mer geognostisch colorirten Prediger’schen Karte zu finden. Die gegenwärtig in diesem Theile des Harzes bekann- ten und von dem Herrn Bergamtsassessor Roemer in ihrer Altersfolge festgestellten devonischen Schichten sind der Reihe nach folgende: 1. der Spiriferen-Sandstein oder die ältere Grauwacke, 2. der Calceolaschiefer, 3. der Wissenbacher oder Orthoceras-Schiefer und 4. der Cypridinenschiefer und Clymenienkalk. Der Spiriferen-Sandstein, ein quarziger, häufig in Grauwacke übergehender, mehr oder weniger geschich- teter Sandstein, nimmt ungefähr den Raum zwischen dem Oker- und Gosethale ein, tritt in seiner nördlichen Begren- zung an die Flötzschichten und südlich zwischen Bocks- wiese und Oberschulenberg an den Kieselschiefer; in seinen übrigen Theilen wird er am gewöhnlichsten von dem Cal- ceolaschiefer begrenzt. Der Calceolaschiefer, ein brauner fester oder braungelber milder Schiefer, erscheint meistens an der Grenze des Spiriferen-Sandsteins und zwar so, dass er ihn fast überall umgiebt; so kommt er sowohl auf der südöst- lichen Seite desselben, nämlich in einer von der Schalk bei Oberschulenberg"'bis nach Oker sich erstfeckenden Richtung, als auch auf der nordwestlichen vor, wie z. B. am Rammelsberge, Harzberge, im Gosethale und in der Nähe des Auerhahns. 25 Der Wissenbacher Schiefer wird weiter unten näher betrachtet werden. Der Cypridinenschiefer, ein Complex verschieden- artiger, oft mit Kälksteineinlagerungen erfüllter Schiefer, über- lagert entweder den Wissenbacher Schiefer oder lagert sich an denselben, indem er ihn bald auf einer, bald auf beiden Seiten begrenzt. Seine grösste Entwickelung erscheint auf der äussersten südwestlichen Begrenzung der devonischen Formation, von Langelsheim bis nach Bockswiese, wo er stets von Kieselschiefer begrenzt wird. In kleineren Partien . findet man ihn in dem Schichtenzuge von der Schalk: bei Oberschulenberg bis nach Oker. | ‘Auf andere diese Schichten betreffende Erörterungen einzugehen, würde zu weit führen, und liegt nicht im Zwecke dieser Arbeit. Nur um in die später zu beschrei- benden Lagerungsverhältnisse einzuführen, habe ich es für nöthig erachtet, diese Bemerkungen voranzuschicken.. Die- jenigen, welche sich specieller mit diesen Gesteinsschichten beschäftigen wollen, verweise ich auf: F. A. Roemer’s Beiträge zur geologischen Kenntniss des nordwestlichen Harzgebirges. I. Abth. 1850. I. ' Abth. 1852 und III. Abth. 1855. Cassel. (Besondere Abdrücke aus den Paläontographicis von W. Dunker und H. v. Meyer.) B. Kerl’s Oberharz, Clausthal 1852 und Unterharz, Freiberg 1853, und die von Greifenhagen verfassten und in den Berich- ten über die 2. und 3. Generalversammlung des Clausthaler naturwissenschaftlichen Vereines Maja gedruckten Aufsätze: „Ueber das Auftreten des Orthoceras- und Calceolaschiefers in der Umgegend von Schulenberg;“ und „das Neben- gestein der Bockswieser Bleiglanz-Gänge.“ Der Wissenbacher Schiefer. Der Wissenbacher Schiefer, von dem hier besonders die Rede sein soll, schliesst sich einerseits an den Calceola- schiefer, andrerseits an den Cypridinenschiefer an und wird von beiden zuweilen über-, zuweilen unterlagert. Die bedeutendste zusammenhängende Masse bietet 98 sich auf einem Terrain dar, welches nördlich in einer Richtung von Goslar nach Langelsheim durch die Flötz- schichten, westlich durch das Innerstethal, südlich durch die unregelmässig eingreifenden Cypridinenschiefer und südöstlich durch den Calceolaschieferr am Rammelsberge, Herzberge, Hohenkehl etc. begrenzt wird. Die grösste Ausdehnung erreicht der Wissenbacher Schiefer in einer Linie, welche sich vom Rammelsberge bis an die Innerste erstreckt; weit geringer ist sie in einer normal dagegen gerichteten Linie vom Harzrande bis an die Cypridinen- schiefer. ’ In kleineren Partieen kommt der Wissenbacher Schiefer hei Lautenthal, in der Schalk und in dem mehrfach erwähn- ten Schichtenzuge vor, der sich von der Schalk durch das alte Thal, den Riesenbach etc. bis an den Eichberg, und von der langen Brücke im Okerthale bis nach Oker erstreckt. Die bei Lautenthal anstehende Schiefermasse scheint mit jener grösseren zwischen dem Rammelsberge und der Innerste gelegenen unmittelber in Verbindung zu stehen, obgleich sie an der Oberfläche durch Cypridinenschiefer getrennt sind. Dagegen lässt sich ein unmittelbarer Zu- sammenhang dieser grössern Masse mit der dritten Schie- ferpartie in dem mehrfach genannten von der Schalk bis nach Oker sich hinziehenden Schichtenzuge weder nach- weisen noch vermuthen; wenn auch die Möglichkeit, dass ursprünglich ein solcher bestanden hat, nicht unwahrschein lich ist. Beide Schiefermassen werden durch die wenig mäch- tigen Calceolaschiefer und den eine grosse Ausdehnung be- sitzenden Spiriferen-Sandstein von einander getrennt. Die Versteinerungen, welche bisher in den Wissen- bacher Schiefern des nordwestlichen Harzes gefunden sind. sind folgende: 1. In dem Gebiete zwischen dem Rammelsberge und der Innerste: Krinit bei Juliushütte Phacops latifrons Tentäculites annulalus =g g 72 Euomphalus retrorsus = laevis = el : 1 e-) RN = Goniatites bicanaliculatus a Goniatites lateseptatus 3 oe = r ; ® lateseptatus = Cardium seminulum = ) == ST, Orthoceras gracile u Pleurotomoria minima Ä ; ® : Turbinolopsis regulosa Cyrioceras. ventricosum i i } 2 Nordberg Ceriopora radiatula am Sülteberge Bactrites gracilis 27 Triacrinus polyodonla am Wege von Tentaculites conicus Bockswiese nach Hahnenklee Orthoceras mulliseplatum 2. In der Schalk bei Festen- Scus burg ete.: Gonialites circumflexifer Turbinolopsis punctato-crenulata planilobus pauciradialis ‚ Spirifer sella N za i ie plicata Pleurotomaria subcarinata: Leplaena Patella striato-sulcata Orthis ventricosa Choneles peclinala ohlusangula Bellerophon Acidaspis horrida Cyphaspis spinulosa. Cardium sexcoslalum Was die geognostische Lage der Wissenhacher Schiefer gegen die angrenzenden Schichten betrifft, so ist das Verhalten zu den Calceolaschiefern und Cypridinen- schiefern im Allgemeinen schon berührt. Zunächst sind die Lagerungsverhältnisse am Rammelsberge, wo ein aus- gedehnter Steinbruch Aufschluss giebt, einer besonderen Beachtung werth. Man beobachtet hier die abnorme Lage- rung, dass das Aeltere auf dem Jüngeren ruht. Ueber dem Wissenbacher Schiefer lagert sich zunächst der ältere Cal- ceolaschiefer und darüber der noch ältere Spiriferen-Sand- stein, und zwar hat letzterer ein Fallen von etwa 40 ° ‚gegen Süden. Auf der anderen südlichen Seite des Spiri- feren-Sandsteins, in dem Schichtenzuge von der Schalk bis Oker, liegt der Wissenbacher Schiefer gewöhnlich mit einem grösseren Fallen auf dem Calceolaschiefer, welcher letztere in gleicher Weise den Spiriferen - Sandstein über- lagert. In der Schalk bei Oberschulenberg bilden Spiriferen- Sandstein, Calceolaschiefer und Wissenbacher Schiefer eine Mulde: der Wissenbacher Schiefer liegt in der Mitte, wird von dem Calceolaschiefer umgeben und unterlagert, und letzterer ebenso vom Spiriferen-Sandstein. Ueber die Art und Weise, wie die Cypridinenschiefer mit den Wissenbacher Schiefern in Contact treten, haben wegen ungenügenden Terrainaufschlusses nur wenige Be- obachtungen angestellt werden können. Vorläufg will ich mich hier auf die Bemerkung beschränken, dass die Cypri- dinenschieler bald über, bald unter den Wissenbacher Schiefern liegen. Bei Lautenthal lässt sich die Ueber- und Unterlagerung zu beiden Seiten der Wissenbacher Schiefer 28 sehr schön beobachten (Profil IV. Taf. III.), eine Ueber- lagerung ebenso im Granethale und am Hessenkopfe (Pro- fil II. Taf. III.) Das grössere Gebiet des Wissenbacher Schiefers zwi- schen dem Rammelsberge und Innerstethale wird häufig von Diabas durchsetzt. Uebergeht man die Schiefer- schichten vom Rammelsberge ab, über den Steinberg, Nordberg, durch das Granethal, über den Todberg, Wester- und Sülteberg bis in das Innerstethal bei Langelsheim, so nimmt man wahr, dass die Schieferschichten in ihrer Auf- einanderfolge durch das häufige Vorkommen jener Diabase unterbrochen werden und bemerkt zugleich, dass besonders häufig die Kuppen und Kämme der Berge aus Diabas be- stehen. Die ganze Gegend scheint ihren eigenthümlichen Formencharakter dem Auftreten der Diabase zu verdanken. Dies lässt sich recht deutlich erkennen, wenn man diese _ Gegend mit derjenigen vergleicht, in welcher keine Diabase vorkommen, z. B. mit der angrenzenden zwischen dem Oker- und Gosethale gelegenen. Während die aus Grau- wacken bestehenden Berge der letztgenannten Gegend ein domförmiges gewölbtes Aeussere haben, an den Abhängen oft wenig bedeutende thalartige Einschnitte zeigen, sich durch eine grössere Höhe auszeichnen und meistens sehr enge Thäler bilden, so zeigen dagegen die zwischen dem Gose- und Innerstethale gelegenen aus Thonschiefer und Diabas bestehenden Berge zackige, unregelmässig kegel- förmige Profile, sind weniger hoch und unterscheiden sich dadurch besonders von jenen, dass sie nicht selten lange Rücken bilden, die an der einen Seite steil, an der anderen ziemlich flach abfallen und oft mit zackigem, scharfem Kamme geziert sind. Von den Bergen, an deren Kuppen Diabas zu Tage tritt, sind besonders der Steinberg, Königsberg, Rabenkopf und Sülteberg hervorzuheben; zu. denjenigen, welche lange Rücken bilden, und bei denen an dem steileren Abhange gewöhnlich Diabas hervortritt, gehört der Nordberg und mehrere zwischen der Varley und Innerste gelegene Berge. Durch einige neue und alte Steinbrüche sind mehrere Diabasvorkommnisse aufgeschlossen, welche zum Theil » die Contactverhältnisse der Diabase mit den Schiefern sehr gut beobachten lassen. Zwei bedeutende Brüche mit mehreren kleineren liegen am Steinberge, weniger ausge- dehnte am Schafskopfe, Rabenkopfe, Königsberge etc. Die Art und Weise des Vorkommens der Diabase ist für unseren Zweck von so hoher Bedeutung, dass ich ihr später einen besonderen Abschnitt in dieser Beschreibung widmen werde. Das Erzlager!) im Rammelsberge ruht in dem Wissenbacher Schiefer. Eine geognostische Beschreibung ‚dieses Erzlagers zu geben, verbietet der Zweck dieser Ar- beit; ich empfehle denjenigen, welche sich über diesen äusserst interessanten Gegenstand unterrichten wollen, das Bezügliche in Kerl’s Oberharz, pag.14 u. s.f. zu lesen. Es genüge hier folgende Bemerkung: Am nördlichen Abhange des Rammelsberges in einiger Entfernung von dem Calceolaschiefer, mit einer Längen- erstreckung von etwa 1800 Fuss und mit der geringsten Mächtigkeit beginnend, setzt das Erzlager in den Wissen- bacher Schiefer, mit einem Streichen von hora 4—5 und Fallen von 40—50°, indem es im Streichen fast gleich- förmig ab, an Mächtigkeit dagegen bis auf eine gewisse Tiefe zunimmt. Von dieser Tiefe ab theilt sich das Lager gabelförmig in zwei verschiedene Trümmer, von denen das hangende sich in einiger Tiefe auskeilt, das liegende da- gegen bis über die gegenwärtig durch den Grubenbetrieb erreichte Tiefe hinaus fortsetzt. Die Lage des Erzlagers wird überall als conform mit der Schichtung der Schiefer beschrieben, woher es kommt, dass der Begriff „Lager“ für dieses Erzvorkommen sehr gebräuchlich ist. Das Streichen der Schieferschichten wurde bisher meistens hora 4—5 und das Fallen 45—50° be- !) Ueber den auf dem Rammelsberger Erzlager betriebenen Bergbau hat in neuerer Zeit der Herr Oberbergmeister Ahrend zu Goslar eine Abhandlung niedergeschrieben, von welcher leider nur der rein bergmännische Theil in der berg- und hültenmännischen Zeitung (Jahrg. 1854 Nr. 1 u. s. f.) “der Oeffent- lichkeit übergeben ist. Sie enthält ausserdem eine geognostische Beschreibung Jes Erzlagers, sowie auch eine Ansicht über die Entstehung desselben. 30 schrieben. Eine solche Lage der Schiefer führte zu der Annahme einer Mächtigkeit von °/, Meilen, welche für eine einzelne Gesteinsschicht nicht wohl für möglich, gehalten werden kann. Daher glaubte man, die ungeheure Mächtig- keit sei nur eine scheinbare, und man erklärte sich diese auf verschiedene Weise. Unter andern herrschte die Ansicht !), dass die Schiefermassen von den in ihnen auf- tretenden Diabasen durchbrochen und verworfen wären, So dass die Schieferschichten nicht eine Aufeinanderfolge von verschiedenen Schichten, bildeten, sondern dass vielmehr die zwischen je zwei Grünsteindurchbrüchen liegenden Schiefermassen die nämlichen seien, welche nur von ein- ander durch die Diabase getrennt und entweder gehoben oder gesenkt wären. Diese Erklärungsweise erscheint etwas gezwungen; sie dürfte sich aber zugleich als unrichtig her- ausstellen, wenn meine Darlegungen erweisen, dass die Voraussetzung, worauf sie beruht, nämlich die Annahme des angeführten Streichens und Fallens der Schieferschich- ten, falsch ist. Ein ferneres Missverhältniss ergab das angenommene Streichen und Fallen in der Gegend von Lautenthal. Es folgen nämlich dort in ununterbrochener Reihentolge: Kie- selschiefer, Cypridinenschiefer, Wissenbacher Schiefer, darauf wieder Cypridinenschiefer und Kieselschiefer auf einander, mit fast gleichem Streichen und Fallen. Sie bilden demnach eine Wechsellagerung, welche auf den ersten Blick unge- reimt erscheint und in der That ein Umstand war, welcher das Verhältniss des Wissenbacher Schiefers zu dem Cypridinen- schiefer in jener Gegend bisher zweifelhaft liess ?). In Prof. IV. Taf. II. sind die richtigen Lagerungsverhältnisse verzeich- net, zu deren Verständniss das Folgende beitragen wird. Die Wissenbacher Schiefer besitzen im Allgemeinen so specifische Eigenschaften, dass ihre Unterscheidung von anderen Schieferschichten, z. B. Calceolaschiefer, Cypri- 1) Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereines in Halle. Jahrgang 1851. Berlin 1852. pag. 152. 2) F. A. Roemer, Beiträge zur geologischen Kenniniss des nordwestlichen Harzgebirges, Ill. Abıhlg. 1855. pag. 130. - 1 dinenschiefer, Posidonomyenschiefer etc, in den meisten Fällen sehr leicht ist. Merkwürdig ist die fast allen diesen Gesteinen mehr oder weniger eigenthümliche, mit dem Namen „Schiefe- rung“ belegte Spaltbarkeit, welche darin besteht, dass, wenn man ein Schieferstück zerschlägt oder mit geeigneten Instrumenten behandelt, die Zertheilung vorzugsweise nach einer gewissen Richtung erfolgt. Diese Eigenschaft ist jedoch auch bei verschiedenen Arten des Wissenbacher Schiefers verschieden ausgebildet; reinere Schiefer zeigen sie in höherem Grade als unreinere; am meisten ist sie dem Dachschiefer eigenthümlich. Letzterer, ein reiner, dichter, fester Thonschiefer, ver- dankt seine vielseitige Verwendung, wie solche die Dach- schiefer bei Goslar erleiden, zum grössten Theil dieser Theilbarkeit. Ausserdem wird seine Anwendbarkeit bedingt durch Homogenität, angemessene Härte und grössere Dauer- haftigkeit. Die Farbe der Schiefer ist sehr verschieden. Frisch- gebrochene Stücke besitzen meistens eine dunkelblaue, ins Dunkelgraue verlaufende Farbe. Bei Schiefern, welche län- gere Zeit der Luft ausgesetzt sind, geht die Farbe in Grau, Hellgrau und Braungelb über, womit ein Zerfallen, Reissen und Aufblättern, auch ein Mürbewerden verbunden ist. Daher kommt es, dass an der Oberfläche von Schieferfelsen, an alten Halden von Schieferbrüchen und einige Fuss unter der Ackererde nur zerstückelte Schiefer von hellgrauem Aussehen angetroffen werden. Diese durch Verwitterung bewirkte Veränderung nimmt man häufig an Schiefern währ, welche in Klüften vorkommen. Bisweilen sind die Schiefer in grosser Ausdehnung von accessorischen Einlagerungen ganz frei und in diesem Falle zur Verwendung zum Dachschiefer besonders geeignet. Von den Einlagerungen, welche bei anderen Schiefern sehr häufig vorkommen, verdienen besonders die Grauwacken- (Sandstein?) und Kalksteinlagen und die Quarz- und Kalkspathklüfte hier erwähnt zu werden. Grauwackenschichten sind die. verbreitetsten Einlagerungen im Wissenbacher Schiefer; am Rammels- 32 berge in der Nähe der Grenze des letzteren treten sie in sehr mächtigen Bänken auf; in 4—6 Zoll mächtigen Schichten wechsella&gern sie nicht selten mit den Schiefern, die von jener Grenze weiter entfernt sind; dünnere Schich- ten von wenigen Zollen bis zu den feinsten Schnürchen durchziehen die übrige Masse des Schiefers und sind sehr häufig anzutreffen. Was die petrographische Beschaffenheit dieser Einlagerungen betrifft, so besitzen diese mehr den Charakter der Sandsteine als den der Grauwacken. Die am Rammelsberge eingelagerten Schichten lassen sich von. den vorherrschendsten Varietäten. des Spiriferen - Sandsteins nicht unterscheiden. Die kleineren Einlagerungen sind in der That mehr sandiger Natur, gehen aber zuweilen in eigentliche Grauwacke über; sie besitzen gewöhnlich eine dunkel- und hellbraune, nicht selten auch dunkelgraue Farbe, und wenn sie in grösseren Bänken auftreten, eine bedeutende Härte und Festigkeit. An einigen Stellen findet man die dünnen Grauwackenschichten in einzelne kleine Theile gesondert, welche abgerundete Formen zeigen und von Schiefermasse umhüllt sind. Meistens stehen. diese Theile unter sich durch schmälere Streifen in unregel- mässiger Weise in Verbindung, und ein Durchschnitt recht- winklig; durch die Schichtung zeigt dann eine eigenthüm- liche, einer Marmorirung ähnliche Zeichnung (Fig. 3 Taf. 1.). Die Schiefer sind in diesem Falle mit diesen Theilchen und Schnürchen so innig verwachsen, dass Schiefer und Grau- wacke in einander überzugehen scheinen. Da diese Grauwackenschichten unzweifelhaft ein Pro- duct des successiven Niederschlags aus dem Meere sind, so müssen sie natürlich mit den Schieferschichten, von denen sie unmittelbar umgeben werden, gleiches Streichen und Fallen haben. Die Kalksteinlagen, theils in Form von geschich- teten Einlagerungen, theils in Form von Nieren, bilden in petrographischer Hinsicht einen kalkreichen, compacten, keine Spaltbarkeit zeigenden Thonschiefer. Sie haben eine dunkelblaue in Dunkelbraun verlaufende Farbe, besitzen muschligen Bruch und eine ausserordentliche Härte. Die geschichteten Kalksteineinlagerungen kommen vorzugsweise 33 in der Gegend, in welcher die Schieferbrüche liegen, vor und bilden Bänke, die oft einen Fuss und darüber mächtig sind und nicht selten von vielen feinen Quarz- und Kalk- spathschnürchen gangartig durchschwärmt werden. Neuer- dings verwendet man einige dieser Kalksteine zur, Dar- stellung künstlicher Cemente. Die nierenförmigen Kalksteine kommen in Form von grossen Linsen, von Thonschiefer eingeschlossen, vor. Gewöhnlich liegen mehrere in der Richtung. der Schichtung neben einander. (Fig. 4 Taf. I.) Bemerkenswerth ist die Einlagerung von wenige Zoll mächtigen Schichten eines thonigen Brauneisensteins oder auch brauneisensteinreichen Thons, welcher als Eisen- ocher betrachtet werden kann und als solcher auch zur Bereitung von Farbe Anwendung findet. Mehrere solcher Schichten folgen am Rammelsberge und am Wege nach Mänienbad in kurzen Abständen auf einander. Die zuletzt beschriebenen Kalksteinschichten sind häufig an einzelnen Stellen von diesem Eisenocher umgeben, und dieser scheint aus jenen entstanden zu sein. Von den Quarz- und Kalkspathklüften lässt sich nur bemerken, dass erstere häufiger als letztere, vorzüglich am Rammelsberge und in der Rathsschiefergrube vorkommen und daselbst die Schiefermasse in unregelmässiger Weise durchsetzen. Gesetzmässigkeiten lassen sie nicht erkennen. In den Quarzklüften der Rathsschiefergrube ist nicht selten Schwefelkies, oft in schönen Krystallen eingelagert, und in einigen Kalkspathklüften am Fusse des Rabenkopfes hat man derben Kupferkies gefunden. Diese sedrängte Beschreibung möge genügen, die Eigenthümlichkeiten der Wissenbacher Schiefer darzulegen. Besonders wichtig sind die Wissenbacher Schiefer wegen ihrer Brauchbarkeit zu Dachschiefern; daher hat bei Goslar eine nicht geringe Anzahl von Schieferbrüchen die Ge- winnung derselben zum Zweck. Eine an dem hohen Kehl liegende Grube, die sogenannte Rathsschiefergrube, die grösste von allen, ist Eigenthum der Stadt Goslar; die übrigen befinden sich in Händen von Privatpersonen. Von diesen liegen mehrere am südlichen Abhange des Nordber- 3 34 ges oberhalb Marienbad, andere im Schüsselthale und am Hessenkopfe. Ausser diesen findet man noch viele nicht mehr im Betriebe stehende Schieferbrüche, so namentlich am Ab- hange des Rabenkopfes rechts an der nach Clausthal füh- renden Chaussee und im Granethale, welche wegen ver- schlechterter Eigenschaften der Schiefer auflässig geworden sind. Diese Schieferbrüche haben viel dazu beigetragen, die Untersuchung der Schiefer zu erleichtern. Die oben beschriebene Schieferung als Absonderung betrachtet, hat von der Schichtung eine abweichende Rich- tung und muss daher mit „falscher oder transversa ler Schieferung“ bezeichnet werden. Bei den Schiefern hiesiger Gegend ist früher gewöhn- lich die Richtung, nach welcher sie spalten, für die Schich- tung angesehen, und auf diese irrige Betrachtungsweise sind manche falsche Ansichten über Lagerungsverhältnisse der Schiefer, sowie auch anderer damit in Beziehung stehen- der Gesteine gestützt worden, worüber weiter oben Einiges angedeutet worden ist. Von einigen der früheren Beobachter [Lasius, Hoff- mann *)] wird bereits einer Abweichung der Schichtung von der Schieferung erwähnt, jedoch mehr als eine Aus- nahme betrachtet. Erst in letzterer. Zeit haben Sedgwick, Murchison *) und Herr Bergamtsassessor Roemer die Auf- merksamkeit darauf gelenkt. Die Vorträge des letzteren, meines hochverehrten Lehrers, gaben mir ‚die erste An- regung zu dieser Arbeit, deren Zweck die Aufsuchung der wahren Schichtung und die Feststellung der daraus zu ent- lehnenden richtigen Lagerungsverhältnisse der Wissenbacher Schiefer in der in Rede stehenden Gegend ist. Durch meine Untersuchungen glaubte ich nicht nur die etwas ungewöhn- *) Hoffmann, Uebersicht der orographischen und geognostischen Verhält- nisse vom nordwestlichen Deutschland. Leipzig 1830. p. 375. *) Ueber die älteren oder paläozoischen Gebilde im Norden von Deutsch- land und Belgien, verglichen mit Formationen desselben Alters in Grossbritan- nien von Sedgwick und Murchison, bearbeitet von G. Leonhard. Stuttgart 1844. p- 109. 35 lich erscheinenden Lagerungsverhältnisse aufzuklären, son- dern auch über die Entstehungsart des Rammelsberger Erz- lagers einigen Aufschluss zu erhalten. Ich werde versuchen darzuthun, in wie weit mir Ersteres gelungen, dann aber auch, durch welche Umstände das Letztere erschwert ist. Das Auftreten der Schichtung. Obgleich die früheren Beobachter in ihren geognosti- schen Beschreibungen der betreffenden Gegend von einer Schieferung der Schiefer reden, so halten sie doch in den meisten Fällen die Richtung, nach welcher die Schiefer spalten, ‘also die wirkliche Schieferung für die Schichtung. Ich glaube nun dieses Umstandes wegen schuldig zu sein, auf die Art und Weise des Auftretens der Schichtung und auf die Momente, welche es mir möglich machten, dieselbe in den meisten Fällen zu erkennen, etwas näher einzugehen und durch Anführung einiger Beispiele die Resultate meiner Beobachtungen zu erläutern. Die Verschaffung dieser Momente, welche zur Erkennung der Schichtung dienen, ist mit viel Zeit- aufwand und Mühe verbunden, weil einerseits die Schiefer eine solche Menge von Absonderungen zeigen, dass es Schwierigkeiten macht, die Schichtungsabsonderung als un- zweifelhaft herauszufinden, anderseits aber die letztere zu- weilen so schwach angedeutet ist, dass man sie leicht über- sieht, und oft ist sie gar nicht einmal wahrnehmbar. Erst durch Vergleichungen sehr vieler Localitäten wurde ich in den Stand gesetzt, mir Anhaltspunkte zu sammeln, welche geeignet waren, mich bei der Aufsuchung der Schichtung zu leiten. Diese Anhaltspunkte sind folgende: 1. In den in der Nähe von Goslar und Lautenthal im Betriebe befindlichen Schieferbrüchen hat man oft Gelegen- heit Seitenstösse (verticale und gegen das Streichen ge- richtete Gesteinswände) zu beobachten, welche längere Zeit dem Einflusse der Atmosphärilien ausgesetzt gewesen sind. An diesen zeigen sich nicht selten feine Streifen (Fugen), welche in Zersetzung und Verwitterung begriffen sind. Sie lassen sich den ganzen Stoss hindurch verfolgen und sind, obgleich in ihrer Längenerstreckung meistens wellenförmig 3 * 36 gebogen, unter sich parallel. Durch mehrere Erscheinungen, die in den Schieferbrüchen zu beobachten sind, halte ich mich für überzeugt, dass solche Nähte als die Schichtungs- absonderungen betrachtet werden müssen. Figur 5 Taf.l. gibt eine Zeichnung von einer Wand in der am Nordberge liegenden dem Herrn Werner gehörigen Schiefergrube. a bildet eine scharf begrenzte 2 bis 4 Fuss mächtige Schiefer- schicht, welche von der umschliessenden Schiefermasse auf- fallend verschiedene Eigenschaften zeigt. Neben abweichen- der Farbe besitzt sie eine unregelmässige, oft ganz ver- worrene Schieferung, und die Masse selbst ist von kleinen unter sich und den Begrenzungsflächen parallelen quarzfels- artigen Schnürchen durchzogen. In Fig. 8 Taf. I. ist ein Stück davon in einem grösseren Massstabe dargestellt. Es kann nicht bezweifelt werden, dass sie eine durch die Ab- lagerung im Meere bedingte selbstständige Schieferlage ist. Wenn nun die erwähnten Streifen dieser letzteren stets parallel laufen, so muss man zu der Ueberzeugung gelangen, dass sie ebenfalls in der schichtenweisen Ablagerung der Schieferschichten ihren Grund haben. Diese Annahme wird noch ferner durch den Umstand gerechtfertigt, dass die von je zwei Streifen begrenzten Schichtenlagen bei genauerer Untersuchung grössere oder geringere Unterschiede zeigen. Treten die Streifen (Fugen) in der Weise auf, dass die einzelnen Lagen‘ von einander getrennt, also als wirkliche Absonderungen: erscheinen, so zeigen sich auf den Schie/e- rungsflächen geradlinige, unter sich parallele Risse oder Schnitte, wodurch unter Umständen die Schieferplatten in regelmässig begrenzte Stücke gesondert werden. (Fig. 10 Mar, 1) 2.. Da die in den Thonschieferschichten eingelagerten Grauwackenschichten gleich jenen ohne Zweifel ein Product des successiven Niederschlags Sind, so müssen dieselben natürlich ein gleiches Streichen und Fallen mit den sie umgebenden Schieferschichten haben. Daher bieten Grauwackenschichten da, wo sie vorkommen, zur Bestim- mung der Schichtung das beste Mittel dar. Obgleich die Grauwackenschichten mit einigen Ausnahmen in sehr dün- nen Lagen, in kleinen oft kaum sichtbaren und daher der 37 Beobachtung sich oft entziehenden Schnürchen erscheinen, so ist ihr Vorkommen in Bezug auf Häufigkeit doch sehr beachtenswerth und der Bestimmung der Schichtüng sehr förderlich... (Fig. 1, 2 und 3 Taf. L) > 3. In ähnlicher Weise, wie die Grauwackenschichten, gewähren auch die Kalksteineinlagerungen, die Kalksteinschichten sowohl als auch die Kalksteinnieren ein Erkennungsmittel für die Schichtung, indem von ihrer Ent- stehungsweise und ihren Lagerungsverhältnissen dasselbe angenommen werden darf, wie von den Grauwackenschichten. (Fig, 4 Taf. 1.) Andere weniger entscheidende Momente, die nur hin und wieder Anhaltspunkte für die Schichtung der Schiefer darbieten, sind folgende: Nicht selten erscheint die Spaltungsfläche (Schieferungs- fläche) der Schiefer wellenförmig gebogen und setzt jede einzelne Biegung, wenn man sie an einer quer gegen die Spaltungsflächen gerichteten Ebene betrachtet, durch die ganze Schiefermasse hindurch, d. h. die Spaltungsflächen sind unter sich parallel und wellenförmig. (Fig. 6 Taf. I.) Aus anderen die Lage der Schichtung betreffenden Be- obachtungen glaube ich schliessen zu dürfen, dass diese Biegung in vielen Fällen die Schichtung andeutet, und dass daher eine Linie, welche durch die Mittelpunkte der Bögen gelegt wird, die Schichtungsrichtung selbst angiebt. Viel Gewicht möchte man jedoch dieser Erscheinung als Erken- nungsmittel für die Schichtung nicht beimessen dürfen. Auf den Spaltungsflächen sieht man zuweilen feine Streifen und Linien, welche, wenn viele dicht neben ein- ander gedrängt sind, den Charakter von bandartigen Streifen erscheinen lassen. Am häufigsten beobachtet man dies in den Schichten, welche mit Tentaculiten erfüllt sind, und bei näherer Betrachtung scheinen diese die Ursache der Streifung zu sein, indem sie zu Hunderten in der Richtung der Streifen neben einander liegen. Auch von dieser Er- scheinung lässt sich in den meisten Fällen nachweisen, dass sie mit der Schiehtung zusammenhängt und diese selbst andeutet;, jedoch gilt in Bezug auf ihre Anwendbar- 38 keit zur Bestimmung der Schichtung dasselbe, was von der wellenförmigen Biegung der Spaltungsflächen gesagt ist. Eine im Grunde nicht hierher gehörige Erscheinung» die aber ihrer besondern Wichtigkeit wegen hier anhangs- weise Erwähnung finden möge, hat man Gelegenheit in den - sogenannten Kramenzelsteinen wahrzunehmen, welche unter andern im Granethale, am Hessenkopfe und bei Lautenthal vorkommen. Kramenzelsteine sind bekanntlich kalkige, zum Theil sehr harte Thonschiefer, in welchen den Schichtungsflächen parallel grössere und kleinere Kalkstein- knollen vertheilt sind, und die zu denjenigen Schichten der devonischen Formation gehören, welche man mit „Cypri- dinenschiefer“ bezeichnet. Die Schiefermasse selbst besitzt . Spaltbarkeit oder Schieferung, obgleich in einem geringern Grade als die Wissenbacher Schiefer. Die Kalksteinlagen geben unbedingt die von der Schieferung abweichende Schichtung an. AusFig. 9 Taf. I. wird man das Nähere über die Art dieses Vorkommens ersehen. In allen bisher angeführten Fällen hat die Bestimmung der Schichtung keine Schwierigkeiten; aber leider nur zu oft liegt der Fall vor, dass keine Spur, welche auf Schich- tung hindeutet, zu erkennen ist, und man ist dann nicht selten in Gefahr, andere Absonderungen für die Schichtung anzusprechen. Das gänzliche Fehlen von Schichtungsabson- derungen dürfte jedoch nicht auffallen, da man dasselbe auch bei anderen neptunischen Schichten wahrnimmt; — ich erinnere an die mächtigen Grauwackenbänke, wie sie z. B. im Sieberthale vorkommen und auf grosse Er- streckungen durchaus keine Schichtung erkennen lassen, und ferner an solche Fälle, in welchen das Verschwinden der Schichtung Gelegenheit gegeben hat, neptunische Ge- steine für plutonischer Entstehung zu halten. Was das Auftreten der Schichtung im Allgemeinen betrifft, so möge hier schliesslich nur so viel bemerkt werden, dass sie in seltenen Fällen geradflächig, dagegen meistens muldenförmig und sattelförmig gebogen erscheint. Nähere Erörterungen über die Lage der Schichtung behalte ich mir für einen besonderen Abschnitt vor, in welchem 39 ich über die Lagerungsverhältnisse des Schiefers sprechen werde. Die von dem Herrn Geh. Hofrath Hausmann*) unter Anderm beobachtete x „Nebenabsonderung der Schiefer, welche die Schichten rechtwinklig, häufiger aber schiefwinklig durchsetzt, auf den Spaltungsflächen am häufigsten horizontale, zuweilen unter verschiedenen Winkeln geneigte Intersectionslinien darstellt und dann und wann sich gebogen zeigt; welche Biegungen zuweilen durch grosse Gebirgsmassen fort- ‚setzen und bald in der Richtung des Streichens, bald, und zwar häufiger, in der Richtung, des Fallens, zuweilen in beiden zugleich stattfinden etc.“ dürfte wohl den Ergebnissen meiner Beobachtungen zufolge für die Schichtungsabsonderung anzusprechen sein. Damit würde die von dem Herrn Geh. Hofrath bei dieser Gelegen- heit (a. a. O. p. 66) ausgesprochene Vermuthung, dass „diese Absonderungen, welche mit denen vielleicht über- einkommen, die Sedgwick bei gewissen Schiefergebirgs- massen für die Schichtungsabsonderungen hält, indem er der Meinung ist, dass die Schieferung nicht der Schich- tung entspreche,* ihre Bestätigung gefunden haben. Es möchte auch zugleich aus meinen Beobachtungen hervorgehen, dass die Bemer- kung des Herrn Geh. Hofrathes: „wo ich Gelegenheit gehabt habe, die Structur von Schiefergebirgsarten genau zu untersuchen, entsprach die Schieferung im Allgemeinen stets der Schichtung,,“ ihre Geltung wenigstens in Bezug auf die in Rede stehen- den Wissenbacher Schiefer verloren habe, wie aus Nach- stehendem noch mehr hervorgehen wird. Die Schieferung. Schieferung besitzen besonders die Schiefergesteine: Thonschiefer, Schieferthone ete., wodurch sich diese vor den übrigen geschichteten Gesteinen auszeichnen. In einem hohen Grade ist sie den Dachschiefern eigen, daher, wie *) Hausmann, über die Bildung des Harzgebirges p. 65. 40 bereits oben bemerkt ist, ihre Anwendbarkeit zum Dach- decken. Die Schieferung äussert sich bei unveränderten, frischen Schiefern nicht etwa wie andere Zertheilung verursachende Absonderungen dadurch, dass schon in dem Schiefer ‚ die Theilung selbst vorhanden und die Richtung derselben mit dem Auge wahrnehmbar ist, sondern sie ist vielmehr im ursprünglichen Zustande versteckt und macht sich erst dann geltend, wenn man ein Gesteinstück zerschlägt, wobei dann eine Zertheilung in dünne geradflächige Blätter* vor- zugsweise nach der Richtung der Schieferung erfolgt. Diese Theilbarkeit ist bei den besten, reinsten Dachschiefern von der Art, dass sie bei schon getheilten Stücken durch ge- eignete Mittel immer weiter fortgesetzt werden kann, und setzte hier nicht die ' Unvollkommenheit der Instrumente, womit die Zerlegung ausgeführt werden muss, eine Grenze, so könnte man die Theilbarkeit bis ins Unendliche fort- führen. Es erinnert diese Eigenschaft an die Spaltbarkeit des Glimmers, obgleich diese kaum entfernt mit jener ver- glichen werden kann. “ Bei verwitterten, lange Zeit der Luft exponirten Schie- fern findet man dagegen schon ein Getheiltsein in der der Schieferung entsprechenden Richtung; es gilt daher jene Definition in ihrem vollen Umfange nur von frischgebrochenen Stücken. Der von dem Herrn Bergmeister Baur *) in Düren an den Schiefern in der Gegend von Düren beobachtete Un- terschied in der Art des Vorkommens der Schieferung, wel- cher darin liegt, dass die Schiefer entweder eine Spaltung in parallele Blätter nach der Richtung der Schieferung zulas- sen, oder dass sie in dieser Richtung durch parallele Blätter wirklich getheilt sind, lässt sich daher auch auf die in Rede stehenden Schiefer ungezwungen übertragen. Die erste Art des Auftretens der Schieferung erscheint auch hier, wie schon angeführt, an frisch gebrochenen Schieferstücken ; — bei Schiefern in unverändertem Zustande sieht man durch- aus keine Ablösungen in der Richtung der Schieferung, *) Karst. Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau- und Hüttenkunde. Band XX. p. 385. 41 und erst durch künstliche Mittel lassen sich solche hervor- rufen. Am besten überzeugt man sich hiervon bei geschlif- fenen Schiefertafeln, — auf unebenen Bruchflächen quer ‚gegen die Schieferungsebene, wie sie beim Brechen der Schiefer zum Vorschein kommen, gibt sich die schieferige Structur stets durch eine zackige und treppenförmige Ober- fläche zu erkennen. — Die Schieferung der zweiten Art, welche sich durch ein schon vorhandenes Getheiltsein kund- gibt, indem der Schiefer in Lagen, Platten und Blätter ge- theilt ist, erscheint nur an solchen Stellen, wo grössere Flächen des Schiefers längere Zeit entblösst und verwittern- den Einflüssen ausgesetzt gewesen sind, z. B. an verlassenen Steinbruchswänden, an steilen Gebirgswänden etc. Die Lage, welche die falsche Schieferung im Raume besitzt, bleibt sich wie bei den Schiefern in anderen Gegen- den, so auch bei den Wissenbacher Schiefern hiesiger Gegend merkwürdiger Weise in der ganzen Ausdehnung der Schiefer- masse auffallend gleich. Das Streichen schwankt im Allge- meinen zwischen hora 4 und 5, erreicht in seltenen Fällen hora 4 einerseits und hora 5 andrerseits. Das Fallen beträgt in den meisten Fällen etwa 45—60° gegen Süden, selten etwas weniger, häufiger dagegen beobachtet man ein grösseres Fallen, was jedoch 75° nicht übersteigen möchte. Wenn man nicht selten eine abweichende Lage der Schieferung bemerkt, so hat dieser Umstand darin seinen Grund, dass die beobachtete Schiefermasse selbst nicht mehr in ihrer ursprünglichen Lage sich befindet, was häufig an Abhängen, in Flussbetten etc. der Fall sein möchte. Nur Massen, die sich in unverrückter Lage gegen die übrige Schiefermasse befinden, was in ausgedehnten Schieferbrüchen mit Sicher- heit angenommen werden darf, konnten für die Beobachtung der Lage der Schieferung ohne Bedenken benutzt werden. Durch Einlagerungen von Grauwacken- und Kalk- steinschichten erleidet die Schieferung einige wesentliche Modificationen. Es kann hier nur von dem fast immer vorkommenden Falle die Rede sein, in welchem die Lage der Schichtung von der der Schieferung verschieden ist, die Grauwacken- und Kalksteinlagen also eine abweichende Lage gegen die 42 Schieferung haben. Bei ziemlich mächtigen Grauwacken- und Kalksteinschichten tritt die Schieferung zuweilen, ohne ihre Richtung zu verändern, an diese Schichten und setzt auf der andern Seite in gleicher Weise weiter fort; was in Fig. 1 Taf. I. zu ersehen ist. Doch nur in den seltensten Fällen. Häufiger dagegen verändert die Schieferung nament- lich bei Grauwackenschnürchen ihre Richtung, sie geht in eine krummflächige über und nimmt, nachdem sie die Grau- wackenschnürchen verlassen hat, die vorige geradflächige Richtung wieder an. Wenn mehrere dünne Grauwacken- schnürchen dicht neben einander liegen, so erscheint die Schieferungsfläche wellenförmig oder terrassenförmig (Fig. 6 Taf. IL.) gebogen. Eine merkwürdige Abänderung erleidet die Schieferung nicht nur in Hinsicht auf ihre Richtung, sondern auch auf den Grad der Spaltbarkeit durch die Einlagerung von Grau- wackenschichten von der Art, wie sie pag. 32 beschrieben und in Fig. 3 Taf. I. abgebildet ist. Man könnte den Ein- fluss, den diese Grauwackenstückchen auf die Richtung der Schiefernng ausüben, dahin feststellen: dass die Spaltbarkeit dadurch unregelmässig, verworren, die Schieferung theils krumm- theils geradflächig wird und bald nach dieser, bald nach jener Seite von der gewöhnlichen Richtung abweicht. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass die Ab- weichung in vielen Fällen zu den Grauwackenstückchen und Schnürchen in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnisse steht. Der die letzteren umhüllende Thonschiefer spaltet nämlich gewöhnlich nach Flächen, welche ihrer krummen Oberfläche parallel sind. Ein anderer Einfluss, welcher die Spaltbarkeit betrifft, äussert sich dadurch, dass sowohl der die Grauwackenstückchen umhüllende, als auch der in der Nähe befindliche Schiefer weniger spaltbar ist. Ganz dieselbe Erscheinung, nur in grösserem Mass- stabe und in einfacherer Art zeigt sich, wenn grosse ellip- soidische Kalksteinnieren in der Schiefermasse wahrzuneh- men sind. Der die Niere (Fig. 4 und 11) zunächst um- gebende Schiefer spaltet ebenfalls in gekrümmten Flächen conform der Oberfläche der Niere, und man könnte sagen: die Schieferung schmiegt sich der letzteren schalenförmig x 43 an. Der Schiefer schliesst sich aber so innig an die Kalk- steinniere, dass man mit Bezugnahme auf die weiter oben (pag. 32 gegebene Definition behaupten könnte, der spalt- bare Schiefer gehe allmälig in unspaltbaren, kalkigen über. In einiger Entfernung von der Niere nimmt die Schieferung ihre normale Lage und Beschaffenheit wieder an. Endlich ist zu bemerken, dass die Schieferung an eini- gen Localitäten durch Quarz- und Kalkspathklüfte alterirt wird, jedoch in so unregelmässiger Weise, dass durchaus keine Gesetzmässigkeit und Abhängigkeit zu erkennen ist. Andere am Schiefer vorkommende Erscheinungen. Die als charakteristisch für die Schiefer bezeichnete Eigenschaft, eine Abtheilung in Bänke zu zeigen, woraus nach Zimmermann *) die schönen terrassenförmi- gen Abtheilungen der goslarschen Schieferbrüche entspringen sollen, wird durch [ein Zusammentreffen der Schichtungs- absonderung mit der Absonderung der Schieferung bedingt. Letzterer hat ein steiles Fallen, während erstere in sehr vielen Fällen eine von der horizontalen nicht sehr abwei- chende Lage besitzt. Werden nun die Schiefer aus ihrer ‚natürlichen Lage mit Hülfe von Keilen, die in der Richtung der Schieferung geführt werden, herausgebrochen, so brechen die plattenförmigen Stücke gewöhnlich in der Schichtungs- absonderung ab, wodurch dann eine sogenannte Bank ent- steht. Die terrassenförmigen Bänke in den Schiefergruben verdanken jedoch nicht diesem Umstande ihre Entstehung, sie sind vielmehr durch den Steinbruchsbetrieb erzeugt, also künstlich gebildet. | Ausser der Absonderung in Folge der Schichtung und Schieferung zeigt der Schiefer in vielen Fällen noch Neben- absonderungen. Es sind vorzugsweise solche, welche in verticaler oder doch hiervon wenig abweichender Rich- tung die Schieferung fast rechtwinklig durchschneiden und sich durch die vollkommenste und schärfste Trennung. der Theile auszeichnen. Sie kommen bald genähert, bald mehr *) Zimmermann, das Harzgebirge in besonderer Beziehung auf Natur- und Gewerbskunde geschildert. Darmstadt 1334. 1. Theil. p. 91. 44 ‘von einander entfernt vor und verleihen in ersterem Falle dem Schiefer einen griffelartigen Charakter. Diese Absonderungen stehen hie und da mit grösseren und kleineren Verwerfungen im Zusammenhange, wel- che aber auch’ nicht selten in anderen Zerklüftungen ihre Ursache haben. In Fig. 7 Taf. I. habe ich eine merkwürdige und grossartige Verwerfung verzeichnet, welche ich in dem obersten Schieferbruche am Nordberge gesehen habe, die zugleich zeigt, welche Verschiebungen in der Schiefermasse selbst stattgefunden haben mögen. Die Erklärung jener macht einige Schwierigkeiten, da man annehmen müsste, die oberhalb der Verwerfungskluft liegende Schiefermasse wäre herauf- oder aber die unterhalb liegende bei unver- rückter Lage der ersteren hinuntergeschoben, was einiger- massen unglaubhaft scheint, zumal diese Schiefermasse, wie auch die Zeichnung erkennen lässt, an dem Abhange eines ee liegt. Die Lagerungsverhältnisse der Wissenbacher Schiefer. Aus dem Vorstehenden ergiebt sich eine von den früheren Beschreibungen sehr abweichende Lagerung der Schiefer. Die grosse Ausdehnung derselben in der quer gegen das Streichen gerichteten Linie (zwischen dem Ram- melsberge und, der Innerste), welche nach der früheren Ansicht über Lagerungsverhältnisse mit der daraus ent- springenden Mächtigkeit in Widerspruch zu stehen schien, ‘erklärt sich sehr leicht und ungezwungen durch die mulden- förmigen Biegungen der Schichten, in Folge deren.ein und dieselbe Schicht wiederholt in jener Richtung zu Tage tritt. Die Bestimmung der Aufeinanderfolge der einzelnen Schich- ten hat grosse Schwierigkeiten. Es fehlt an Anhaltspunkten; denn die Schiefer besitzen Eigenschaften, welche ziemlich in der ganzen Masse dieselben bleiben, und nur hin und wieder zeigen sie Abänderungen, die jedoch mehr örtlich, keineswegs aber durch den ganzen Horizont, dem sie an- gehören, gleich zu bleiben scheinen. Obgleich nun Grau- wacken- und Kalksteinlagen auf den ersten Blick für jenen Zweck als brauchbar angesprochen werden könnten, so legen deren häufiges Vorkommen, die Veränderlichkeit ihrer 45 Eigenschaften und der Umstand, dass sie sich oft auszu- keilen scheinen, Schwierigkeiten in den Weg, so dass man wohl nicht mit Sicherheit die sich wiederholenden Grau- wacken- und Kalksteinschichten unter sich in Verbindung bringen könnte, um gewisse Horizonte damit zu bezeichnen. Ein Umstand scheint mir. jedoch in dieser Sache von einigem Nutzen zu sein. Während nämlich der grösste Theil der Schiefer von Petrefaeten durchaus keine Spur enthält, so zeichnen sich einige Schieferschichten, deren Eigen- schaften auch bei genauer Untersuchung einige Abweichun- gen zeigen, dadurch aus, dass sie durch und durch mit Tentaculiten, denen sich zuweilen auch andere Verstei- nerungen beigesellen, erfüllt sind. — Sollten nicht vielleicht diese Schichten einem gewissen Horizonte angehören? Ich habe es gewagt, diese Annahme zu machen, und dieselbe bei Anfertigung eines idealen Profils zu Grunde gelegt. Dieses in Fig. I. Taf. III. dargestellte Profil; welches zwar auf Beobachtung beruht und daher, soweit es die Lagerung der Schiefer dafstellt, im Allgemeinen nicht weit von der Wirklichkeit entfernt sein mag, jedoch im Einzelnen abweichen möchte, wolle man nur als ein oberflächliches Bild von der Art der Lagerung betrachten. Die versteine- rungsführenden Schichten, die aufzufinden mir gelungen ist, habe ich da, wo sie an die Oberfläche treten, mit einem Kreuz (+) bezeichnet. Aus diesen Profilen geht hervor: dass die Schiefer- schichten eine in horizontaler Richtung ausge- dehnte Aufeinanderfolge von häufigen Sätteln und Mulden bilden. Was die verzeichnete Lagerung des. Spiriferen-Sand- steins betrifft, so habe ich die ganz ideellen Biegungen auf den Umstand gestützt, dass man nicht selten Biegungen, wie sie hier dargestellt sind, in ihm antrifft und ausser- dem an der Oberfläche häufig ein verschiedenes Fallen beobachtet. In Prof. V. Taf. IH. habe ich ein Lagerungsverhältniss von Schichten des Spiriferen-Sandsteins, Calceolaschiefers, Wissenbacher Schiefers und Cypridinenschiefers abgebildet, worüber man das Nähere in. Greifenhagen’s Aufsatze: „Ueber 46 das ‚Auftreten des Orthoceras- und Calceolaschiefers in der Umgegend von Schulenberg a. a. O. pag. 24“ nachsehen wolle. Dieses Profil zeigt zur Genüge, dass die Biegungen nicht nur den einzelnen Schichten eigenthümlich sind, son- dern auch bei Schichtenverbindungen vorkommen. Die Beziehungen, in welchen die Diabase zu der La- gerung der Schiefer stehen, werden später erörtert werden. Wenn die Beschaffenheit des Fallens der Schiefer- schiehten aus obigen Bemerkungen hinreichend hervorgeht, und als sehr veränderlich zu bezeichnen ist, so verdienen noch einige Bemerkungen über das Streichen hier Platz zu finden. — Bis auf einige Entfernungen von der süd- lichen Grenze des Wissenbacher Schieferss, am Rammels- berge, Herzberge ete. folgt das Streichen jener Grenzlinie, also dem Streichen des. Calceolaschiefers und Spiriferen- Sandsteins. So ist dasselbe am nördlichen Abhange des Rammelsberges, am östlichen Theile desselben hora 2—3, geht in der Weitererstreckung der Schichten in ein west- licheres Streichen über, erreicht in der Nähe des Malter- meister Thurmes hora 4 bis 5, wendet sich dann noch immer weiter nach Westen, nimmt unterhalb des Herz- berges, da wo dieser sich allmählig verflacht, hora 6—7 an, und scheint dann wieder abzunehmen. In grösserer Entfer- nung von jener Grenze beobachtet man mehr das mittlere Streichen von hora 3 bis 5, und es kommt zuweilen vor, dass das Streichen der Schichten bei abweichendem Fallen mit dem Streichen der Schieferung übereinkommt, was sich dadurch zu erkennen giebt, dass die auf der Schieferungs- ebene sich zeigende Schichtungsabsonderung (pag. 36) ho- rizontale Linien oder Schnitte bildet. Zuweilen kommt auch der Fall vor, dass Streichen und Fallen der Schichtung mit denen der Schieferung zusammenfallen. Rn Im Besondern muss von dem Streichen gesagt werden, dass es äusserst verschieden ist. Ich habe Gelegenheit ge- habt, ein Streichen bis hora 11 bis 12, so wie ein solches bis zu hora 7 zu beobachten. Weitere die Lagerung der Schiefer betreffende Bemerkun- gen muss ich, um mich nicht zusehr ins Specielle zu verlieren, ausschliessen und verweiseich in dieser Hinsicht auf die Profile. 47 Wie es wünschenswerth ist, aus geognostischen Be- obachtungen eine geologische Erklärung für die betreffen- den Erscheinungen und Thatsachen abzuleiten, so möge es mir erlaubt sein, nachdem ich die Lagerungsverhältnisse sowohl der Wissenbacher Schiefer als auch gelegentlich der angrenzenden Schichten dargestellt habe, über die muth- massliche Art und Weise der Entstehung jener Lage- rungsverhältnisse einige Worte zu reden. Freilich kann hier nur von einer Ansicht die Rede sein, deren Mit- theilung ich aus dem Grunde nicht unterlasse, weil sie im Wesentlichen mit einer früher ausgeprochenen des Herrn Bergamtassessors Roemer übereinstimmt und ohnehin zu einer richtigen geologischen Erkenntniss der betreffenden Gegend immerhin einen kleinen Beitrag liefern kann. Aus dem Früheren ist bekannt, dass der ausgedehnte Spiriferen-Sandstein an seiner nordwestlichen und südöst- lichen Begrenzung vom Calceolaschiefer und dem darauf folgenden Wissenbacher Schiefer umgeben .ist. Die Lage- rungsverhältnisse auf der nordwestlichen Seite sind der Art, dass das Aeltere auf dem Jüngeren, der Spiriferen-Sandstein auf dem Calceolaschiefer, und dieser auf dem Wissenbacher Schiefer ruht. — Man nennt ein solches Verhältniss wohl „Ueberkippung.* — Auf der südöstlichen Begrenzung, in dem Schichtenzuge von der Schalk bis Oker ist die Lage- rung eine normale: auf dem Spiriferen-Sandstein liegt der Calceolaschiefer, auf diesem der Wissenbacher Schiefer etc. Was liegt wohl näher als die Annahme, dass die jetzt durch den Spiriferen-Sandstein getrennten Schichten des Wissenbacher und Calceolaschiefer beziehungswiese im Zu- sammenhange gestanden haben! Wie lässt sich aber eine solche Trennung erklären? — Wenn man das häufige Vor- kommen der mulden- und sattelförmigen Biegungen sowohl im Wissenbacher Schiefer, als auch im Spiriferen-Sandstein beobachtet, wenn man ferner die in der Schalk und in den Bockswieser Gruben *) vorkommenden sattel- und mulden- *) Greifenhagen, das Nebengestein der Bockswieser Bleiglanz-Gänge, in dem Berichte über die 3. Generalversammlung des Clausthaler naturwissenschaft- lichen Vereines Maja. Halle 1854.— Diese Zeitschrift III. 350. 48 förmigen Biegungen ganzer Schiehtencomplexe ins Auge fasst, so kann man nicht umhin anzunehmen, dass diese Umstände dadurch herbeigeführt sind, dass gewisse dem Erdinnern entstammende Kräfte, welche möglicherweise mit einer Hebung des Harzes oder eines Theiles desselben in Verbindung standen, auf die betreffenden Schichten sich in der Weise äusserten, dass sie eine seitliche Zusam- mendrängung und damit im Gefolge stehende Biegung derselben bewirkten. Dieser nämlichen Kraft ist denn auch gewiss die Trennung der zu beiden Seiten des Spiriferen- Sandsteins liegenden Schichten und die Ueberkippung der Schichten am Rammelsberge, Herzberge etc. zuzuschreiben. Die Richtung, in welcher eine solche Kraft ihre Wirkung äusserte, muss der Natur der Biegungen zufolge als eine von Süden nach Norden gehende bezeichnet werden. Bei Lautenthal, wo nur Wissenbacher Schiefer und Cypridinenschiefer auftreten, sieht man, wie auch die letz- teren an einer Biegung des Wissenbacher Schiefers Theil nehmen. Ich theile dieses interessante Verhalten in dem Profil FigIV.Taf.Ill. mit, welches zugleich die Beziehungen des zur Kohlenformation gehörigen Kieselschiefers zu den Cypridinenschiefern zu erkennen giebt. Was die Zeit anbetrifft, in welcher die Zusammen- drängung, die Sättel- und Muldenbildung und die Trennung der Schichten stattgefunden haben, so lässt sich darüber vermuthen, dass sie nicht sehr weit über die Zeit der Schichtenbildung selbst hinausgeht, dass vielmehr diese Umänderungen zu einer Zeit erfolgt sind, in welcher die Schichten noch in einem zähen, elastischen, mit einem Worte biegsamen Zustande sich befanden. Ein erhärteter, der jetzigen Beschaffenheit ähnlicher Zustand der Schiefer und Sandsteine konnte so vollkommene und zarte Biegungen, wie sie wirklich vorhanden sind, nicht gestatten. Schliesslich bleibt bei dieser Betrachtung noch übrig, die Lagerung des Rammelsberger Erzlagers einer Untersuchung zu unterziehen, für dessen Entstehung die Frage von der grössten Bedeutung ist, ob die Lage des- selben parallel dem Streichen und Fallen der Schichten oder von diesem abweichend ist. Nach allen das Erzlager 49 des Rammelsberges betreffenden Beschreibungen hat das- selbe mit den Schieferschichten gleiches Streichen und Fallen. Unter dem Streichen und Fallen der Schichten verstand man aber auch hierbei stets die Lage der Schiefe- rung. Durch die Bestimmung der wahren Schichtung glaubte ich jene Frage beantworten zu können. Eine Abweichung der Schichtung von der Schieferung in der Nähe des Erz- lagers ist nun zwar vorhanden, ‚aber leider ist sie, der veränderlichen Ausdehnung und unregelmässigen Begren- zung des Erzlagers gegenüber, so gering, dass sie für jene Frage kein entscheidendes Moment darzubieten scheint. Die Beziehungen der Diabase zu den Wissenbacher Schiefern. Eine petrographische Beschreibung der eruptiven Ge- steine, welche in unserem Gebiete auftreten, übergehe ich ganz, weil sie nicht im Zwecke dieser Arbeit liegt; man findet solche in Hausmanns Bildung des Harzgebirges pag. 18., Kerls Ober- und Unterharz pag. 147. und ande- ren Schriften. Wie bereits oben angegeben, sind es nur Grünsteine, welche das Gebiet durchsetzen, und von diesen gewiss nur Diabase. Die Diabase, welche sehr häufig im Wissenbacher Schie- fer auftreten, sind. für die Lagerungsverhältnisse des letz- teren von nicht geringer Bedeutung. Herr Hofrath Haus- mann schreibt ihnen, wie überhaupt den Grünsteinen des Harzgebirges, die nach seiner Ansicht stückweise erfolgte Erhebung und Aufrichtung der geschichteten Gesteine des Harzes zu; er meint, dass diese eruptiven Gesteine im feu- rig flüssigen Zustande mit Gewalt in das Schiefergebirge eingedrungen seien. Sie wären also hiernach späterer Ent- stehung, als das Schiefergebirge, und demnach in unserem besonderen Falle auch jünger als die Wissenbacher Schie- fer. Die Beobachtungen, worauf. der Herr Hofrath diese Ansichten und Theorien gründet,*) betreffen vorzugsweise die Art und Weise, wie die Grünsteine zwischen den Schich tenmassen sich befinden, und besonders die Erscheinung, dass die Grünsteine nach dem Streichen und Fallen der ge- schichteten Gesteine hervortreten. Durch viele Abbildun- *) Hausmann, über die Bildung des Harzgebirges p. 25. 4 50 gen, 'welche mit wenig Ausnahmen der hiesigen Gegend entlehnt sind, sucht Herr Hofrath Hausmann seine Ansich- ten zu begründen und zu rechtfertigen. Wenn man aber bedenkt, dass bei jenen Beobachtungen die Schieferung stets für‘ Schichtung angesehen ist, so dürfte es von hohem In- teresse sein, die Frage beantwortet zu wissen, wie sich der Diabas zum Streichen und Fallen der wahren Schich- tung verhält, und zu welchen Ansichten dann die Lage- rungsverhältnisse führen. Im Allgemeinen habe ich Sefmelene dass die en mit den sie umgebenden Schieferschichten gleiches Strei- chen und Fallen theilen, und lagerartig darin vorkom- men. — Für ein gangförmiges Vorkommen, welches die Eindringung der flüssigen Diabase in Spalten der Schiefer- masse unbedingt bewiese, habe ich nirgends Erscheinungen » wahrgenommen, wenn nicht etwa ein mir unerklärliches, zweifelhaft gebliebenes Diabasvorkommen in dem Grane- flusse und am linken Ufer desselben unterhalb des Hütten- teiches bei Juliushütte eine Ausnahme macht. Es ist meine Aufgabe, dies zu motiviren und durch Beispiele zu belegen. Fig. 1. Taf. I. giebt eine Abbildung: von einem en interessanten Falle, in welchem das Verhalten der Diabase zu den Schieferschichten recht klar vor Augen tritt. Die Sehichtung der Schiefer, deren Auffindung durch das sehr deutliche Vorkommen von Grauwackenschnürchen unter- stützt wird, hat eine fast horizontale Lage. Ihr parallel ist eine 4 Fuss mächtige Schicht eingelagert, welche aus ein zelnen sphäroidischen, aber von einander gesonderten Dia- basbrocken besteht. Ihre Zwischenräume sind mit Schie- fermasse ausgefüllt. Dieser zwischengelagerte Schiefer zeigt an einigen Stellen Schichtung, parallel derjenigen der übri- gen Schiefermasse. Die Schieferung tritt zum Theil in ganz unveränderter Weise auf, theils zeigt sie die Abänderung, wel- che sie bei Einlagerungen von Grauwackenschnürchen und Kalksteinnieren erleidet, (pag. 41.) nämlich, dass sie conform der Oberfläche der Grünsteinbrocken ist und die Spaltbar- keit in der nächsten Umgebung der letzteren nach krum- men Flächen stattfindet, welche der Oberfläche der Brocken 51 entsprechen. — Es dürfte dieses Vorkommen dem unbe- fangenen Beobachter die Ansicht einigermassen richtig er- scheinen lassen, dass hier das Auftreten der Diabase ein lagerartiges ist. Weniger evident erscheint das lagerartige Vorkommen an anderen aufgeschlossenen Localitäten. Am Steinberge ist ein Contactverhältniss im Hangen- den zu beobachten; dasselbe zeigt zur Genüge, dass die Schichtung der Schiefer, welche sich hier der söhligen Lage nähert, parallel mit der Diabaseinlagerung ist. Diabas und Schiefer gehen unmerklich in einander über, so dass die Grenze derselben zuweilen nicht zu ermitteln ist. Ja noch mehr, der compakte, derbe Diabas zeigt in der Nähe der Contactflächen nicht selten Absonderungen, die von Schich- tungsabsonderungen nicht zu unterscheiden sind. In den meisten Fällen bilden schalsteinartige Schiefer*) die allmäh- ligen Uebergänge von Schiefer in Diabas. Die verlasse- nen und gegenwärtig betriebenen Steinbrüche am Steinberge liefern für diese Erscheinungen Beispiele. In Fig. 4. Taf. II. habe ich ein Verhältniss abgebildet, wie ich es in dem grössten Steinbruche an dem südlichen Abhange des Stein- berges zu beobachten Gelegenheit hatte. Bemerkenswerth ist noch, dass der den Diabas zunächst überlagernde Schie- fer stellenweise veränderte Eigenschaften besitzt; bei be- deutender Härte ist er spröde, die Schieferung ist kaum wahrzunehmen, oft sogar nicht vorhanden, und die Farbe ist dunkelbraun bis schwarz. Ein ähnliches Verhältniss zeigt ein alter Steinbruch am Rabenkopfe rechts am Wege in’s alte Hai. Der Schie- fer, welcher in höchst veränderter Gestalt erscheint, keine Schieferung besitzt, in verschiedenen Farben, dunkelbraun, lichtgrau und schwarz auftritt und ausserordentlich dicht, dabei aber spröde ist, überlagert den Diabas in gleicher Weise wie am Steinberge, was deutlich zu erkennen ist. Das unmittelbare Liegende ist nicht aufgeschlossen. *) Vielleicht stimmt dieses Gestein mit G. Rose’s „‚grünem Schiefer‘ überein (Lehrbuch der Geognosie von Dr. C. F. Naumann, Leipzig1849. Ba. Il. P- 408.) 4* 52 Das Vorkommen der Diabase am Nordberge (Fig. 3. Taf. I.) führt bei oberflächlicher Betrachtung zu der An- sicht, dass sie lagerartig von dem Schiefer eingeschlossen sind, denn im Allgemeinen folgen die Diabaseinbettungen, .dem Streichen und Fallen der Schichten. 'Bei näherer Un- tersuchung einiger Localitäten scheinen aber in dieser An- sicht Ungereimtheiten zu liegen. Die vorzüglichste besteht darin, dass der Diabas eine äusserst unregelmässige mit dem Begriff „Lager“ schwer zu vereinigende Begrenzung zeigt, und dass ferner einzelne Diabaslagen in sich abge- schlossene Theile bilden, die unter sich in keiner unmittel- baren Verbindung stehen, und durch Schiefermasse getrennt sind. Was aber dennoch für die Lagerung spricht, ist vor- nehmlich der wohl zuberücksichtigende Umstand, dass die einzelnen Diabaspartieen in der Richtung des Streichens der Schichten eine grössere Ausdehnung besitzen, und dass man mehrere solcher Partien unter sich in Zusammenhang zu bringen vermag, wenn man sie in der Richtung des Streichens verfolgt. Die Zwischenräume erscheinen alsdann als Unterbrechungen der in der Richtung des Streichens ausgedehnten Diabaslagen und hat dieses Vorkommen dem- nach Aehnlichkeit mit dem eben beschriebenen am Fusse des Schafskopfes. Fig. 3. Taf. I. ist eine Ansicht von Schichtenköpfen. Zuweilen liegen einzelne kleinere und grössere kugel- förmige oder unbestimmt geformte Diabasmassen ganz iso- lirt im Schiefer; ob sie in der Richtung des Streichens un- ter sich oder mit anderen Diabasschichten in Verbindung gebracht werden können, kann ich nicht behaupten, es möchte dies auch schwer zu begründen sein. Macht man die Annahme, dass die einzelnen Theile in Verbindung gebracht Diabasmassen bilden, welche pa- rallel dem Streichen und Fallen der Schieferschichten ein- gelagert sind, so kann das Diabasvorkommen am Nord- berge so bezeichnet werden, dass es aus mehreren über einander liegenden Lagern besteht, welche theils durch schalsteinartige Schiefer (pag. 51.), theils durch Thonschie- fer,.in denen nicht selten Kalkstein eingelagert ist, von ein- ander geschieden sind. — Schalsteine sind hier die häu- s 53 figsten Begleiter der Diabase, und meistens mit ihnen fest ver- wachsen. Uebergänge von Schalstein in Diabas werden jedoch ‚selten bemerkt, dagegen im Thonschiefer um so häufiger. Der Diabas selbst erscheint hier fast überall als Blatterstein. Ein verlassener Steinbruch am nordwestlichen Abhange des Schafskopfes (Fig. 2. Taf. II.) bietet ein interessantes Profil eines Diabasvorkommens dar. Man steht hier vor einer ziemlich mächtigen aufrechtstehenden Diabasmasse, deren Begrenzung von ‚der Schiefermasse auf der rechten Seite (a) sehr gut aufgeschlossen ist. Der. Diabas ist da- selbst weggebrochen, der ihn umgebende Thonschiefer da- gegen auf einige Fuss — eine gekrümmte Wand bildend — stehen geblieben, und diese Umstände lassen recht deut- lich die für ein lagerartiges Verhalten sprechenden Con- tactverhältnisse erkennen. Der Thonschiefer zeigt ähnliche Eigenschaften, wie sie bei den Begrenzungsschiefern am Steinberge und Rabenkopfe beschrieben sind. An der lin- ken Seite sind Contactverhältnisse nicht zu beobachten. — Der Ansicht, dass die Diabase Lager bilden, könnte der Umstand entgegengestellt werden, dass der Diabas hier in seiner Mächtigkeit einige Unregelmässigkeiten zeigt; er er- weitert sich nämlich nach oben und scheint in der Tiefe an Mächtigkeit abzunehmen. Fig. 2. Taf. II. wird das a7 here dieses Vorkommens zu erkennen geben. Andere aufgeschlossene Oertlichkeiten, wo Diabase zu Tage treten, sind von geringerer Wichtigkeit für vorliegen- den Zweck; ich lasse sie unbeschrieben. Anhangsweise verdient die in einem Steinbruche am Königsberge wahrgenommene Erscheinung hier Erwähnung, welche darin besteht, dass der in der Nähe von Diabas vorkommende Schiefer in so veränderter Gestalt erscheint, dass man auf den ersten Blick Kieselschiefer oder Grau- wacke vor sich zu sehen glaubt, und dieser veränderte Schiefer hat einige Mächtigkeit. Seine Härte ist so bedeu- tend, dass er noch bis vor nicht gar Mn Zeit zu Chaus- Seesteinen verwendet wurde. Nach dieser kurzen Darstellung von Beobachtungen, will ich versuchen, diese für eine muthmassliche Entste- hungsweise der Diabase in Anwendung zu bringen. 54 Ich habe schon angedeutet, dass mir das Vorkommen der Diabase ein lagerartiges zu sein scheint. Wie wäre es, wenn man annähme, dass es wirklich Diabaslager wären, welche in dem Wissenbacher Schiefer eingebettet sind und demnach zu gleicher Zeit mit den Schiefern selbst entstanden wären. Zur Beantwortung dieser Frage mag fol- gende Erwägung dienen. Nach den Ansichten einiger Beobachter sollen die Dia- base die Schieferschichten gehoben und in ihre jetzige Lage versetzt haben. Da aber die auf die wahre Schichtung sich gründenden Lagerungsverhältnisse weniger eine Auf- richtung in jenem Sinne voraussetzen, als vielmehr auf eine Zusammendrängung und dadurch bewirkte Biegung der Schichten schliessen lassen, so möchte es damit etwas an- ders stehen. Was soll man aber für eine Lage der Schich- ten annehmen, als die Eruption stattfand? die ursprüng- liche horizontale, oder die gebogene? Die bei einer horizontalen Lage der Schichten erfolgte Eruption würde ein sehr einfaches Resultat geliefert haben; denn was wäre natürlicher gewesen, als dass sich die durch- gedrungene zähflüssige Masse auf der Oberfläche der Schich- ten ausbreitete? Gegen diese Annahme spricht entschieden das stete Eingeschlossensein der Diabase von den Schie- fern; daher ist sie unbedingt falsch. Nehmen wir nun ferner den gebogenen Zustand der Schichten als bereits vorhanden an, während die eruptiven Diabase sich ihre Lage in denselben sicherten, so. wider- streitet diese Annahme der Erscheinung, dass die Diabase stets in der Schichtung liegen, selbst wenn diese eine ho- rizontale und senkrechte Lage einnimmt. Möglich ist jeder- zeit eine seitliche Verästelung der von unten eindringenden Masse in den Schieferschichten, aber unwahrscheinlich ist es, dass diese Verästelungen immer nur der Schichtung folgen sollten. Das, was einen plötzlich erfolgten Durch- bruch durch schon gebildete Schichten wesentlich characte- risirt, nämlich eine gangförmige Durchschneidung dersel- ben, ist mir nicht möglich gewesen, wahrzunehmen. Es wäre jedoch möglich, dass das mir zweifelhaft gebliebene Vorkommen in der Grane unterhalb des Hüttenteiches bei 55 Juliushütte später durch bessere Aufschlüsse sich als einen ‚gangförmigen Diabasdurchbruch erwiese. " Mehrere Erscheinungen dürften aber geeignet sein, dieser später bewirkten Eindringung der Diabase in die Schiefer das Wort zu reden. Sie stehen aber keineswegs mit der weiter unten anzuführenden Ansicht über eine an- dere Entstehungsart im Widerspruch. Die veränderten Eigenschaften der Thon- schiefer*) in unmittelbarer Nähe der Diabase verdienen hier vor allem berücksichtigt zu werden. Dass sie von den Diabasen ausgehen, ist nieht zu verkennen, und sie lassen sich auch leicht erklären durch die Einwirkung. der letzte- ren im feurigflüssigen Zustande. Beweise dafür liefern ana- loge Erscheinungen bei anderen eruptiven Gesteinen, welche ebenfalls in Schichten, mit denen sie im Contacte stehen, _ veränderte Eigenschaften hervorgerufen haben. — Eine aus- führliche Erörterung dieses. Gegenstandes sehe man in Haus- mann's Bildung des Harzgebirges pag. 37 und 69. Die unregelmässige Lagerung der Diabase — sowohl das Vorkommen ‘von einzelnen von Thonschiefer umhüllten Brocken, als auch die unregelmässige Form grös- serer und kleinerer Diabasmassen, wohin besonders die Verschiedenheiten hinsichtlich der Mächtigkeit ein und des- selben Lagers gehören — lässt zu ihrer Erklärung eben- falls die Annahme einer plötzlichen Eindringung der flüssi- gen Diabase zu. Wie würde man sich aber die Zwischen- lagerung des Schiefers erklären können, wie sie z. B. am Fusse des Schafskopfes (Fig. 1. Taf. II.) wahrzunehmen ist. Versuchen wir nun endlich eine dritte Annahme über Lage und Zustand der Schiefer während der Eruption und untersuchen wir, wie jene angeführten Erscheinungen mit ihr sich reimen lassen. Nehmen wir’an, die Eruption der Diabase sei während der Ablagerung der Schiefer erfolgt zu einer Zeit, während welcher die den Schiefer ursprünglich bildenden Thonmassen in Form von Schlämmen auf dem Meeresboden sich niederschlugen, ein Theil bereits abgelagert war, und der übrige erst nach der . *) Hausmann a. a. 0. p. 69. 56 Eruption sich absetzte. Die flüssige Eruptivmasse ergoss sich also ins Meer! Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Vorganges ist von meheren Geologen ausgesprochen und sie ist bei vielen Grünsteinvorkommnissen anderer Gegen- den zur Gewissheit geworden. “) Das Auftreten der Diabase parallel der Schichtung, welches in besonderen Fällen sich schwer mit der ange- führten zweiten Erklärungsweise vereinigen liess, steht all- gemein betrachtet mit der letzten Annahme nicht im Wi- derspruch, denn die Biegung und Hebung der Schiefer- schichten erfolgte nach ihr erst später als die Bildung der Diabaslager, und letztere konnten daher gemeinschaftlich mit dem Schiefer in alle möglichen in horizontale, senk- rechte und geneigte Lagen versetzt werden. Scheinbar schwerer zu erklären ist durch unsere An- nahme die zuweilen ungleichförmige Einlagerung der Dia- base (Nordberg), die füglich einer Ausbreitung auf dem Meeresboden zufolge mehr Regelmässigkeit zeigen sollte; ebenso schwer scheint auch die Erklärung der häufigen Un- terbrechungen der Diabaslager, da man vielmehr einen Zu- sammenhang voraussetzen sollte. Man stelle sich aber die Umstände recht lebhaft vor, unter welchen die Eruption der Diabase stattfinden mochte. Die feurig flüssige Masse ergoss sich in’s Meer; — was war wohl natürlicher, als eine rasche Abkühlung, welche das Meer vermittelte?! Ein dünnflüssiger Zustand ging vielleicht bald in einen dickflüssigen über, die Masse selbst erstarrte rasch vollständig, aber neue Massen stiegen nach, flossen und wälzten sich über die erstarrten hinweg, einige strömten weiter und breiteten sich mehr und mehr aus, andere dagegen erstarrten rascher und bildeten aufge- häufte, diekere und dünnere Schichten mit un- regelmässigen Formen. Mit der Abkühlung der Ma- terie steht eine Zusammenziehung derselben in unmittel- barer Verbindung, und wenn die Körper innerhalb eines gewissen Raumes eine starke Abkühlung erleiden, so ist gewöhnlich eine Zertheilung in abgesonderte Stücke *) Naumann, Lehrbuch der Geognosie. Bd. II. p. 308 und 309. 57 die Folge. Es ist aus diesem Grunde wohl anzunehmen, dass die hervorgequollenen Massen bald nicht mehr eine ununterbrochene zusammenhängende Schicht bildeten, son- dern schon während der Eruption sich in Theile sonderten, welche wieder vielfach zerbarsten und sich in grössere oder kleinere Brocken theilten, wodurch grössere oder geringere Zwischenräume entstanden. Jetzt erfolgte die Ablagerung neuer Schlämme auf den Meeresboden, die Zwischen- räume der einzelnen Brocken wurden ausgefüllt, und end- lich die ganze Diabasablagerung überdeckt und somit ein- geschlossen. Diese Darstellung ergiebt: 1. dass es unserer Annahme und somit dem Begriff „Diabaslager“ nicht widerspricht, dass die eingeschlossenen Diabase eine variable Mächtigkeit besitzen; 2. dass das Vorkommen von abgesonderten Diabas- stücken sehr wohl seine Erklärung in jener Annahme fin- det; selbst die oben angeführten ganz isolirt auftretenden Diabaskugeln möchten nur scheinbar sich nicht mit ihr in Einklang bringen lassen. Dem Herrn Bergamtsassessor Roemer*) scheinen eben diese Diabaskugeln den Beweis für das gleiche Alter mit den Schieferschichten zu liefern, indem er ihnen eine Aehnlichkeit mit vulkanischen Bom- ben zuschreibt; 3. dass die meistens regelmässig und parallel der übrigen Schieferschichtung erfolgte Zwischenlagerung der Schiefer, zwischen den einzelnen Diabasbrocken entschie- den für jene Annahme spricht. Ein anderer Umstand, welcher noch zu erwägen übrig bleibt, ist der veränderte Zustand der die Diabase zunächst umschliessenden Schiefer. Ist die Behauptung richtig, dass jener Zustand durch die Einwirkung der feurigflüssigen Dia- base hervorgerufen ist, so wäre damit wenigstens die Ver- änderung der liegenden Schiefermasse, auf welcher die flüs- sige Masse sich ausbreitete, erklärt. Dass aber ferner die unmittelbar nach der Eruption abgelagerten Schlämme hier *) F.A. Roemer, Beiträge zur geologischen Kenntniss des nordwestlichen Harzes, II. Abtheilung. p. 76. 58 und. dort, während ihrer Ablagerung eine Veränderung er- leiden mochten, ist nicht unwahrscheinlich. Hiebei ist noch zu bemerken, dass die Schiefer nicht immer zu beiden Sei- ten der Diabaslager, oder doch nicht im gleicher Weise, abweichende Eigenschaften zeigen. So ist z. B. in dem Steinbruche am Schafskopfe die rechte Seite Fig. 2. Taf. II. (b) verändert, während die linke (e) die gewöhnlichen Ei- genschaften der Schiefer besitzt; anderer Fälle gar nicht zu gedenken. Was sich gegen unsere Annahme einwenden liesse, wäre vielleicht der Umstand, dass z. B. die Diabase am Nordberge fast immer Blattersteine bilden, während die des Steinberges und andrer Berge solche selten oder nicht zei- gen. Da man aber nicht die Ursachen kennt, welche die Entstehung von Blattersteinen ete. bedingen, so muss diese Erscheinung von unserer Betrachtung ausgeschlossen und der Zukunft überlassen bleiben, inwiefern diese petrogra- phische Verschiedenheit der Diabase ein Recht hat, bei einer geologischen Frage, wie die vorliegende, in. Rück- sieht zu kommen. „Betrachten wir nach diesen Untersuchungen unsere An- nahme einmal als richtig, so sind wir genöthigt auch. zu- zugestehen, das die Diabaslager alle Veränderungen, welche die Wissenbacher Schiefer in Betreff ihrer Lagerung er- fahren haben, mit diesem gemeinschaftlich erlitten haben müssen. Es knüpft sich daran die wichtige Frage, in wel- chen Zusammenhang die einzelnen an verschiedenen Orten zu Tage tretenden Diabaslager gebracht werden können, — wenn man die Voraussetzung macht, dass dieselben ur- sprünglich einem Lager angehörten. Eine Beantwortung dieser Frage kann der Natur der Sache nach wohl nur auf Wahrscheinlichkeit- beruhen. Ich habe es versucht, meine Ansicht über die muthmasslichen Lagerungsverhältnisse der Diabase durch beiliegende Profile (I. und I. Taf. III.) wie- der zu geben. Umin dem Profile II. das wirklich Beobach- tete von dem Fingirten unterscheiden zu können, habe ich das auf Beobachtung Beruhende in ununterbrochenen, alles Uebrige in punctirten Linien gezeichnet. Die Puncte, die mich bei der Entwerfung dieser Pro- 59 file leiteten, habe ich bereits p. 22. angeführt. Es betrafen diese die Versteinerungen führenden Schichten. Für un- sere Ansicht ist unstreitig der Umstand von grösster Be- deutung, das besonders die unmittelbar den Diabas be- grenzenden Schieferschichten Versteinerungen führen; so z. B. am Steinberge und Rabenkopfe — dicht über dem Diabase — am Wege nach Marienbad — unterhalb dessel- ben. — Da, wo diese versteinerungsführenden Schichten auftreten, ohne dass Diabase in der Nähe wahrzunehmen sind, liegen dieselben vielleicht nicht sehr fern. Bezeich- nen diese Schichten wirklich einen bestimmten Horizont, so wäre damit noch ein weiterer Beweis für die Richtigkeit unserer Annahme gewonnen! Beachtenswerth ist hiebei, dass fast sämmtliche Schie- ferbrüche sich in der Nähe von Diabasen befinden,‘) — meistens liegen sie am südlichen Abhange der Diabasberge (Nordberg, Rabenkopf, Schüsselthal, Hessenkopf). — Dieser Umstand hat mich zu der Vermuthung geführt, dass die Dach- schiefer eine gewisse Schicht in der Schiefermasse bilden. Den Schiefergrubenarbeitern ist sehr wohl bekannt, dass die Güte und Beschaffenheit der Schiefer in den Schie- ferbrüchen innerhalb jener Streifen, welche die erwähnte Schichtung andeuten, sich gleichbleibt, in verschiedenen Streifen aber verschieden ist, und diese Thatsche wird fort- während von ihnen beachtet, ohne dass sie wissen, dass diese Verschiedenheit durch die Wechsellagerung verschie- dener Schieferschichten bedingt wird. Wie hiernach ver- schiedene Schichten einen gewissen Horizont bezeichnen, sollten nicht ebenso die Dachschiefer der übrigen Schiefer- masse gegenüber einer gewissen Schicht oder Lage**) an- gehören und diese repräsentiren? Bei dieser Gelegenheit mag die Bemerkung Platz fin- den, dass die Ursache der Eigenthümlichkeiten des Dach- schiefers gegenüber denen des gewöhnlichen Schiefers wahr- scheinlich einestheils in der Masse selbst, anderntheils aber in der Intensität der Kräfte liegt, welche die falsche Schie- *) Hausmann, a. a. O. p. 68. **) Dr. H. v. Dechen, Geognostische Uebersicht des Regierung - Berirks Arnsberg. pag. 6 und 18. 60 ferung hervorgerufen haben; dass jene aber nach Ansich- ten Anderer eine Folge der Einwirkung der Diabase sind, ist nach dem was über die einzelnen Schichten des Dach- schiefers gesagt worden und aus anderen Gründen, nicht wohl anzunehmen. Dass die Diabase meistens die Kuppen der Berge bil- den, mag daher kommen, dass sie den zerstörenden Ein- flüssen der Atmosphärilien einen grösseren Widerstand ent- gegensetzen als die Schieferschichten. Sie sind daher ge- wissermassen als die Ursachen der Existenz der Berge an- zusehen. 1] Schliesslich möchte ich mir noch die Bemerkung er- lauben, dass ich weit entfernt bin, zu behaupten, alle Dia- base des Harzes seien auf die oben beschriebene Weise entstanden; vielmehr glaube ich, dass für mehrere andere Diabasvorkommnisse des Harzes eine spätere Entstehung als für die Sedimentschichten, von welchen sie umschlossen werden, anzunehmen ist. Die Möglichkeit solcher Verhält- nisse in ein und derselben Gegend scheint auch für andere Gegenden erwiesen zu sein, was aus Naumanns Worten,*) welche ich hier anführe hervorgeht: „Auf der anderen Seite treten aber auch in denselben Gegenden andere Grünsteine unter solchen Verhältnissen auf, dass sie erst nach der Auf- richtung des ganzen Schichtensystems abgelagert worden sein können. Sonach scheint es, als ob zweierlei der Zeit nach verschiedene Grünsteineruptionen unterschieden wer- den müssen.“ Mittheilungen. Ethnographisches von Prof. Nilsson. Seit uralten Zeiten hat man beim Graben in unserer Erde vor- weltliche Sachen von zugehauenen oder geschliffenen Steinen gefunden, welche deutliche Anzeichen ihrer Verfertigung durch Menschenhände an sich tragen. Lange verkanrte man jedoch ihre wirkliche Bedeu- tung und Zweck; lang nahm man für gewiss an, dass sie Streil- *) Naumann a, a. O. Bd. II. p. 308. 61 waffen gewesen wären, welche unsere durch Sage und Geschichte wegen ihrer Kriege und Wikingszüge berüchtigten heidnischen Vor- väter geführt hätten, Streitwaffen bei ihren Kriegen oder Symbole bei ihren Götzendiensten. So lange diese Ansicht herrschte, musste man einen grossen Theil hierher gehörender Formen übersehen, welche nicht recht für das System passten; Angelhaken von Feuerstein, Angelsenken, trag- bare Wetzsteine, Hohlmeissel, sehr kleine und schwache Pfeilspitzen u. s. m., so wie auch fast alle knöcherne Sachen entweder über- sehen oder unrichtig gedeutet wurden. Allmählig und Manchem unerwartet wurde erklärt, dass alle diese vorweltlichen Sachen Hausgeräthe und Werkzeuge für Fischerei, Jagd und andere Mittel zur Erlangung von Lebensbedürfnissen bei einem Volke gewesen seien, welches auf der niedrigsten Stufe mensch- licher Bildung als sog. Wilde gestanden habe, und man verwies auf Volksstämme in Amerika und Afrika und auf den Südseeinseln, um aus deren Lebensart und den dazu von ihnen angewendeten Werkzeugen die wirkliche Bedeutung der ähnlichen Formen kennen zu lernen, welche bei uns seit einer weit entlegenen Vorzeit in der Erde verborgen liegen. Man legte, Stück vor Stück, . Werkzeuge aus Stein, Thierknochen und anderen harten Materialien vor Augen, welche wilden Völkern aus den verschiedensten Welttheilen, als Nord- amerika, Tierra del Fuego, den Südseeinseln und anderen Ländern an- gehören, in denen noch jetzt wilde Stämme hausen; und neben diese Werkzeuge legte man völlig gleich gestaltete, ‚die bei uns aus der Erde, besonders in den südlichsten Gegenden des Landes, ausgegraben worden waren. Man ging noch weiter: man trennte das Studium dieser vor- weltlichen Sachen von der Geschichte, zu welcher sie früher gerech- net wurden, ausser deren Grenzen sie aber lagen, zog es in die Naturforschung, wohin jene auch eigentlich gehörten, und schlug sogar vor, für ihr gründliches Studium einen neuen wissenschaftlichen Zweig innerhalb der Naturforschung unter dem Namen: Verglei- chende Ethnographie zu bilden — jedoch nicht so, als sollte der eine noch lebende Volksstamm mit dem andern verglichen wer- den, sondern ’'so, dass die von Cuvier in seinen Recherches sur les Ossemens fossiles angewendete Methode befolgt würde, in- dem man die von vergangenen Geschlechtern in der Erde gefundenen Nachbleibsel mit ähnlichen Werkzeugen vergliche, die noch irgendwo auf der Erde von noch lebenden und wirkenden Völkern gebraucht würden. Die Grundzüge für einen solchen Zweig der Wissenschaft findet man in der „Litteratur-Tidning, Studier, Kritiker och Notiser för 1844“, Seitel51, Diese neuen Ansichten wurden freilich, wie alles Neue und Unerwartete, im Anfange bestritten; aber die Wahrheit empfing auch hier, wie immer, ihr Recht. Vieles, welches man früher nicht be- 62 merkt hatte, sah man jetzt und gab ihm seine richtige Erklärung. Von vielem Andern, auf welches ich mich hierbei berufen könnte, will ich nur ein einziges Factum erwähnen, über welches ich nachher Gelegenheit habe, mich etwas mehr auszusprechen. An verschiedenen Stellen der Meeresküste von Dänemark, sowohl von Jütland als von den Inseln, hatten seit undenklichen Zeiten Schneckenhügel mit eingemengten Aexten von Feuerstein und zer- schlagenen Knochen von jagdbaren Thieren, von Vögeln und von Fischen gelegen. Aber man hatte nicht Acht auf sie gegeben, und wenn dies geschehen war, so hatte man sie bloss als geologische Merkwürdigkeiten betrachtet. Man hatte viele Jahre hindurch tausende von Pferdelasten zum Füllen von Wegen und Gartengängen, ohne ihre Bedeutung zu alınden, aus ihnen hinweggeführt; denn die darin vor- kommenden: Aexte und anderen Werkzeuge von Stein wurden, wenn man sie auch einmal gewahr wurde, für zufällig verlorene Streitwaffen angesehen, und die grösseren und kleineren Thierknochen konnten natürlich noch weniger auf die Spur einer richtigen Erklärung leiten. Nachdem ‘aber die Ansicht sich geltend gemacht halte, dass die frag- lichen Steinantiquitäten, welche nebst den Knochen mit den Muschel- schalen vermengt lagen, Nachlassenschaft eines Volkes wären, welches, wie jetztlebende wilde Stämme, von Jagd und Fischerei gelebt hätte, lag die Erklärung beinahe auf der Hand und blieb ‘auch nicht lange aus. Der berühmte Zoologe, Prof. Steenstrup, der Alterthums- forscher Worsaae und der Geologe Forchhammer haben mit besonderm Fleisse diese Schneckenhügel der Vorzeit untersucht und ausführliche und genaue Beschreibungen von ihnen geliefert, in denen sie sie „Kjökkenmöddinger“ (dän.: Küchenabgangs - Haufen) aus der allerältesten Zeit der Landsbevölkerung‘“ genannt haben. Als mein geschätzter Freund, Prof. Steenstrup, mir zuerst Nachricht von diesem merkwürdigen Funde gab, sah ich sogleich ein, dass die Deutung vollkonimen richtig sei, und erinnerte mich, dass ich in irgend einer Reisebeschreibung gelesen oder von einem glaub- würdigen Reisenden gehört hatte, dass ganz ähnliche Schneckenhügel in Amerika, durch die Mahlzeiten der Wilden entstanden, vorkämen. Ich schlug in den mir zur Hand stehenden Reisebeschreibungen darüber nach, fand aber nirgends das Gesuchte. Endlich vor Kurzem ersah ich es aus einem Notizenbuche vom Jahre 1838, und was ich dort angezeichnet habe, erlaube ich mir hier abschriftlich mitzutheilen, indem es vollkommen die Richtigkeit der Deutung bestätigt, welche meine dänischen Freunde ihren „Kjökkenmöddinger“ gegeben haben, und daneben vieles Andere erläutert, was für unsere älteste Alter- thumsforschung nicht ganz gleichgültig ist, Die Anzeichnung lautet folgendermassen:: „Lund, den 18. October 1838. Der ausgezeichnete Natur- forscher, Dr. Natterer aus Wien, welcher sich einige Tage lang hei mir aufgehalten und achtzehn Jahre in Brasilien zugebracht, dort 63 aber in den Urwäldern oft mit den-Urbewohnern (Wilden) des Landes zusammen gelebt hat, herichtete mir Folgendes von deren Lebens- weise: Sie haben gebrannte thönerne Gefässe, welche sie mit den Händen (ohne; Töpferscheibe) auf die Weise verfertigen, dass sie den Thon zu langen schmalen Cylindern zusammenrollen und einen solchen auf’den Rand des abgeplatteten Bodens zu dem Gefässe legen, wel- ches sie verfertigen wollen. : Darauf legen sie den einen ‘Cylinder auf den andern, kleben. sie zusammen mit Wasser und drücken sie mit den Fingern, Auf diese. Weise formen sie das Gefäss und: glätten es mit einer, Muschelschale. Nachdem trocknen sie es an der Sonne und brennen es im. Feuer unter freiem 'Himmel. Dr, Natterer, welcher mehrere, bei, uns: nebst. steinernen Geräthen gefundene thönerne Ge« fässe sah, erklärte sogleich, dass sie auf dieselbe Art, die er bei den Wilden. gesehen. ‚hätte, verfertigt wären; besonders fand er ein Thon- gefäss von Järavalle auch der-Form nach denen, die er in den Ur« wäldern: Brasiliens: gesehen hatte, gleich. Diese Thongefässe benutzen die Wilden theils zum Trinkwasser- schöpfen, theils zum Fieischkochen zur Speise, Gleichwohl braten sie öfter Fleisch, Fische u. s. w., als sie sie kochen. Das Erstere geschieht so, dass sie von Steinen eine Unterlage machen; auf diese lesen sie Holz und, wenn dieses herabgebrannt ist, in die heisse oder glühende Asche das, was sie braten wollen. Spuren solcher Feuerstellen sind auch bei uns angetroffen worden. Einmal. stiess Natterer im Walde auf einen Trupp Wilder, welcher beschäftigt war, eine grosse Schlange zu braten. Er nahm Theil an der Mahl- zeit und fand die Speise schmackhaft. Schnecken und Muscheln essen sie roh. Ihre Steinäxte, welche von Grünstein ‘oder Graustein (2), und somit weit schlechter, als die unsrigen von Feuerstein, sind, sitzen in einem Schafte, so wie es in den „Urinvanarne“ (von Prof. Nils- son), A. IX. abgezeichnet ist, Breitäxte. haben sie auch, Mit ihren schlechten steinernen Aexten können sie kleinere Bäume fällen; die grösseren fällen sie mit Hülfe von Feuer. Sie schiessen mit Pfeilen, deren Spitzen. gewöhnlich von; Rohr oder Knochen sind. Das Rohr schneidet wie Glas. Vögel ‚schiessen sie mit kleineren, Säugethiere mit, ‚grösseren Pfeilen. Ein Stamm ‚schiesst die Pfeile. aus Blase» röhren; sie wickeln Baumwolle um. den hintern Theil des Schaftes so dass er das Rohr füllt, und blasen dann den Pfeil hinaus, An ‚einer Stelle nahe dem Meeresstrande liegen ungeheure Hügel von, Austerschalen. und anderen Muschel- und Schneckenschalen; sie sind so alt, dass ‚schon Erde sich über ihnen angesammelt hat und grosse, Bäume auf ihnen wachsen. In diesen Schneckenhügeln finden sich noch Steinäste; Natterer holte selbst solche aus ihnen hervor. Es ist eine Sage, dass der Stamm, von welchem diese Hügel herrüh- ren, von Muscheln gelebt: habe, dass diese Wilden jährlich 'an die Küste gekommen seien, um solche zu sammeln ‘und zu essen, dass die 64 Grösse der Hügel die Anzahlreichheit des Volkes darthue, welches sie zusammengebracht habe.“ Hier haben wir also eine kurze Beschreibung derselben Art von Schneckenhügeln, welche in Dänemark angetroffen werden, und welche letzteren ohne allen Zweifel auf dieselbe Art entstanden sind, wie die vorerwähnten. Hier haben wir folglich einen neuen Stoff zur Ver- gleichung zwischen den ältesten vorweltlichen Ueberbleibseln hier im Norden und solchen bei den Wilden in einem andern Welttheile. Es ist wahrscheinlich, dass sich dergleichen auch bei uns, an der Westküste oder auf den Inseln am Bohuslän finden werden. Man muss jedoch vorsichtig bei ihrer Bestimmung sein; sonst kann man sich leicht irren; denn nicht alle zu einem Haufen aufgeworfene, mehr oder weniger zermalmte Muschelschalen sind solche Abgänge von den Mahlzeiten der ältesten Ureinwohner. Wer unsere Westküste, besonders zur Untersuchung der Fischereien, bereist hat, weiss sehr wohl, dass Muscheln und Schnecken vordem weit reichlicher als jetzt angetroffen und desshalb weit mehr als jetzt zum Köder für die Angelfischerei benutzt wurden. An mehr als einer Stelle stösst man auf Spuren von grösseren oder kleineren Haufen von zerbrochenen Schalen, theils näher bei den Wohnungen der Fischer, theils mehr entfernt von ihnen. Wo dies Letztere der Fall ist und die Fischer genölhigt gewesen sind, ihren Köder in einer klippigen Gegend an der Küste, abgelegen von der Fischlage (d. h, dem Ort der Küste, an welchem die Fischer ihre Hütten haben), zu suchen, trifft man von Hütten nachgebliebene Spuren, welche Jene sich aus auf einander gelegten Steinen, mit der Klippe zur Rückenwand und mit dem Ein- gange an der gegenüberstehenden Seite, errichtet hatten. Das Dach hat vermuthlich aus Stangen mit aufgelegtem Tange bestanden. Aussen vor oder in der Hütte liegt gewöhnlich ein etwas grosser Stein, auf welchem sie die Muscheln zermalmt und dabei zum Zermalmungs- mittel oder als Hammer den ersten besten Feldstein gebraucht haben. In diesen Hütten, die ihnen Schutz gegen Sturm und Regen gewähr- ten, haben sie die Nacht zugebracht, nachdem sie ihre Angelhaken mit dem Köder versehen, um früh am Morgen sich hinaus zu begeben und ihre Grundschnur in die See zu legen. Ganz natürlich haben sie Schnappsäcke zu Abendbrot. und Frühkost mit gehabt, wesshalb man auch in oder vor der Hütte Knochen von solchen Hausthieren, deren Fleisch sie verzehrt haben, z. B. von Schweinen, Schafen und jüngerem Hornvieh, antrifft. Diese, aber keine anderen, habe ich bei den an unseren Strändern von mir untersuchten Schneckenhaufen gefunden. In einer solchen Hütte, die man für gleichzeitig mit den „Kjökkermöddinger“ ausgab, fanden sich zwei Wetzsteine, aber von solcher Sandsteinart, auf der man Eisen schleift, und mit welcher der Versuch, Steine zu schleifen, unnütz sein würde, wie Jeder, der sich mit den hierher gehörenden Gegenständen beschäftigt hat, leicht einsieht. Erinnert man sich dazu, dass man in einer dergl. Hütte zwischen den aufgestapelten Sandsteinen ein Bündel verrosteter eiserner 65 Angelhaken hineingelegt gefunden hat, an Grösse gleich denen, deren man sich in derselben Gegend noch jetzt zur Dorschfischerei bedient, so scheint es mir unmöglich anzunehmen, dass diese Hütten mit ihren Muschelschalen von den Zeiten der ältesten heidnischen Ur- einwohner herstammten; sie sind höchstens ein oder ein paar Jahr- hunderte alt. Zu jenem Missgriffe dürfte beigetragen haben, dass in einer Entfernung von den Hütten sich ein s. g. „Halfkorsgraf“ be- fand, in welchem man ein paar Feuersteinpfeile antraf; aber Jeder- man findet leicht, dass dieses Grab und die Hütten noch näher bei einander hätten gelegen sein können, ohne doch ein und derselben Zeit, selbst ein und demselben Jahrtausend, anzugehören. — (Aus der Öfversigt af K. Vet.-Akad. Förhandlingar 1856 Nr. 3, mitge- theilt von Dr. Creplin.) ' Die Anliphosphorfeuerzeuge. Sobald etwas Neues zu Tage kommt, wiederholt sich stets die alte Geschichte, dass der Eine das Neue bis in den Himmel erhebt und der Andere diesem eine jede Lebensfähigkeit abspricht. Unzählige Male sind diese Prophezeihungen, sowohl die eine wie die andere, durch die Erfahrung Lügen gestraft worden, und dennoch verhalten sie sich gegen diese Widerlegung gleichgültig und tauchen stets wieder von Neuem auf. So auch bei den Antiphosphorfeuerzeugen. Ausserdem sind noch über diese mancherlei Unrichtigkeiten verbreitet worden, dass es sich wohl der Mühe verlohnt, diese neue Erscheinung auf dem industriellen Gebiete näher zu besprechen, zumal sie an und für sich schon ein grosses Interesse darbietet. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wurden die ersten Ver- suche gemacht, die Macht des Stahles und Steines, durch viele Jahr- hunderte das einzige Mittel zum Feueranmachen, zu erschüttern. Der ersie Versuch war das eleetrische Feuerzeug, das Fürstenberger zu Basel 1770 construirte. Durch Auflösen von Zink in verdünnter Schwefelsäure wurde Wasserstloffgas erzeugt und dieser wurde durch einen electrischen Funken entzündet. Die sorgsame Behandlung, die dieses Feuerzeug in Anspruch nahm und der hohe Preis desselben beschränkten die Verbreitung ungemein, und als nun gar mitunter Explosionen vorkamen, da vershwand es auch aus den Prunkgemächern der Reichen und heute nimmt es nur noch ein historisches Interesse in Anspruch. Nicht besser war das Schicksal des pneumatischen Feuerzeuges, bei welchem durch schnelle Zusammenpressung der Luft leicht brenn- bare Körper entzündet werden. Seine Entstehung verdankt es der Beobachtung eines Arbeiters in der Gewehrfahrik zu Etienne, dass bei der Compression der Luft in der Ladungspumpe einer Wind- büchse Wärme erzeugt wird. Dieses Feuerzeug war noch weniger zum alltäglichen Gebrauch geeignet wie das vorige, und hat wohl den Weg aus den physikalischen Cabineten in das Leben nie gefunden, Seit 1674 besass man zwar in dem Phosphor einen Stoff, der Stahl -I 66 und Stein hätte entbehrlich machen können, aber gerade die Eigenschaft, die ihn hierzu fähig machte, die leichte Entzündbarkeit, verbreitele in der ersten Zeit einen solchen Schrecken, dass Kurkel nicht wagte, seine Bereilungsart zu veröffentlichen. Als diese nun doch mit der Zeit bekannt wurde, bot sie so grosse Schwierigkeiten dar, dass lange Zeit London fast der einzige Ort war, wo Phosphor bereitet wurde. So sehr auch die Eigenschaft des Phosphor, im Dunkeln zu leuchten, die Aufmerksamkeit der Chemiker auf sich zog, so wusste man von diesem merkwürdigen Körper doch keinen nützlichen Ge- brauch zu machen. Dem stand auch der hohe Preis entgegen. Noch 1730 wurde das Loth Phosphor in London mit über 5 und in Amsterdam sogar mit 8 Dukaten bezahlt. Diese Verhältnisse bewirk- ten, dass der Phosphor, der heute in Jedermanns Händen ist, lange Zeit eine chemische Rarität blieb. Dies änderte sich auch da nicht sogleich, als 100 Jahre nach der Entdeckung des Phosphors die Knochen für eine ungleich ergiebere Quelle denn der bis dahin all- gemein zu dessen Darstellung benutzte Urin erkannt wurde. Doch jetzt tauchten bald einige Versuche auf, die leichte Ent- zündbarkeit des Phosphors zur Construction eines Feuerzeuges zu benutzen; zuerst die sogenannten Phosphorfeuerzeuge. Dies waren kleine Fläschchen, in denen sich ein Gemisch von geschmolzenem Phosphor und Sand befand. Wollte man Feuer haben, so tauchte man ein Hölzchen hinein, das an dem einen Ende mit Schwefel ver- sehen war. Aber nach und nach oxydirte sich der Phosphor und zog Feuchtigkeit an, so dass die Fläschehen unbrauchbar wurden. Dann kamen die sogenannten Pophschen Lichterchen oder Tu- riner Kerzen auf, die bei ihrem ersten Auftreten grosses Aufsehen erregten und schon mehr unsern heutigen Streichzündhölzern ähnlich sahen. Es waren dünne Wachslichterchen an deren einem Ende sich ein wenig Phosphor befand. Der Feuergefährlichkeit wegen wurde jedes dieser Lichterchen in einem an beiden Enden zugeschmolzenen Glasröhrchen aufbewahrt, Wollte man Feuer machen, so brach man das Röhrchen an dem nicht mit Phosphor getränkten Dochtende ab und zog die Wachskerze behutsam heraus, die sich alsbald entzündete. Ein anderer Versuch, Streichfeuerzeuge einzuführen, konnte der Natur der Sache nach nicht von nachhaltigen Folgen sein. Die Grund- lage derselben bildete das so sehr gefürchtete Knallquecksilber. Aus all diesen Versuchen gingen Stahl und Stein siegreich hervor; sie waren zu unpraktischh um diesem einfachen Mittel Ab- bruch thün zu können. Allein der Phosphor hätte mit der Zeit ge- fährlich werden können, wenn nicht in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts die sogenannten Briquets sur oxygenes, die bekannten chemischen Feuerzeuge mit den Schwefelhölzchen, deren Zündermasse zumeist aus chlorsaurem Kali bestand, durch die französische Emi- gration nach Deutschland gekommen wären. Ganz besonders war es Wagenmann in Berlin, der angelegentlich für deren Einführung und Verbreitung Sorge trug. Diese waren sehr wohlfeil und elegant und 67 fanden daher bald ‘grossen Beifall. Andere Vortheile waren der sichere und schnelle Erfolg bei der Anwendung und die Unschädlichkeit, Mit der grössten Leichtigkeit liessen sie sich überall anbringen als Küchen- feuerzeug, Leuchter, Schreibzeug, Taschenlaterne, Wachsstockbüchsen u. s. w. Alle diese Vortheile. liessen es als unmöglich erscheinen, hier noch Verbesserungen irgend welcher Art zu ersinnen. Und doch sind nach. einem halben Jahrhundert diese Feuerzeuge von der Bühne des Lebens wiederum verschwunden, um Een Platz in der histori- schen Rumpelkammer einzunehmen. Obgleich die erster Versuche mit dem Phosphor ungünstig aus- gefallen waren, so reichte diese Niederlage doch nicht aus, um ihn dähzlich: aus dem Felde zu schlagen. Von Zeityzu Zeit tauchten die Phosphorfeuerzeuge in anderer Gestalt wieder auf, doch wurde der Sieg den chemischen Feuerzeugen sehr leicht. Ihr mächusster Bundes- genosse war die Furcht vor: en Missbrauch und der Gefahr, die man von Unwissenden, Unvorsichtigen und Uebelwollenden zu erwar- ten hatte. In jener Blühtezeit des beschränkten Unterthanenverstandes fühlte sich die Polizei, die sich als allwaltende Vorsehung gegenüber von Kindern dünkte, berufen, die Anwendung des Phosphors zu Feuerzeugen durchaus zu verbieten und das, wie man noch 1828 bei einem „Hofrath_ und ordentlichen Professor der Technologie. an einer deutschen Hochschule“ gedruckt lesen konnte, „von Rechtswegen.“ Seit diesem Verdammungsurtheil sind wenig mehr als 25 Jahre vergangen und wie haben sich in dieser kurzen Zeit die. Verhältnisse geändert! Der damals zum Tode Verurtheilte steht heute im höchsten Ansehen und alle Nebenbuhler: das non plus ultra (die briquets sur oxygenes), die elegante, aber doch unzulässige Döbereinersche Zünd- maschine und, was noch weit mehr sagen will, die Zündlade unserer Aeltermütter sind vollständig verschwunden. Das Phosphorstreichhölz- chen hat das Reich ganz allen und nachdem es sich gleich den Stutzern parfümirte, hat es selbst den Zutritt zu den elegantesten Wohnzimmern erhalten. Bis zu diesem Siege hin gab es halich noch manchen Kampf. Diese gewaltige Umwälzung ist freikah vor den Augen der jetztleben- den ‘Generation vor sich gegangen, aber dennoch können wir sie nur sehr schwierig von Stufe zu Stufe an der Hand der Geschichte ver- folgen, ‘Die einzelnen - Thatsachen scheinen den Zeitgenossen so un- bedeutend, dass man gar nicht darauf achtete. Und das ist um so mehr zu bedauern, als in nicht ferner Zeit die Geschichte der Indu- strie einen gewichtigen Einfluss auf die Stellung der Weltgeschichte ausüben wird. In der Mitte der dreissiger Jahre nahm die Fabrikation der Streichzünder, nachdem sie viel. in Bezug auf die bequeme Hand- habung von den gewöhnlichen Schwefelhölzchen gelernt hat, einen neuen Anlauf. Die Polizei war nicht gewillt, das Bevormundungsrecht aufzugeben. Aber trotz der vielfachen Verbote hat sich das Neue doch Bahn gebrochen. 1844 ‚bestanden (die Verbote noch in ‚den 5% 68 meisten Staaten, aber die Öffentliche Meinung hatte sich bereits so zu Gunsten der Neulinge geändert, dass man sie wenigstens schon duldete. Hier wiederholte sich Aehnliches wie bei der Einführung des Kaffee, Taback u. s. w., bei denen es auch nichts half, dass man den Teufel selbst an die Wand malte. | In diesem neuen Industriezweige haben wir ein lehrreiches Bei- spiel, dass auch der Mensch im Kleinen Grosses zu vollbringen ver- mag. Wer die Ausstellungen von München und Paris besucht hat, gerielh ‚gewiss in grosses Erstaunen über diesen kaum geahnten Aufschwung, und jeder gedachte gewiss beim Anblick dieser Pracht an die noch vor wenigen Jahren sprichwörtliche Jammergestalt des ‘Schwefelholzkrämersg der als der Repräsentant des armen Teufels an sich galt. Deutschland, und namentlich Oestreich führt hier den ‘Reigen. Hier blüht dieser Industriezweig in einer seltenen Gross- artigkeit. Zur Zeit der Londoner Ausstellung zählte man in Böhmen 16 Fabriken mit 1000 Arbeitern und im eigentlichen Oestreich 22 Fabriken — davon 16 allein! in Wien — mit 2000 Arbeitern. Zur Zeit der Pariser Ausstellung belief sich jedoch die Gesammtzahl der Arbeiter bereits schon auf 20,000. 1830 wurden verkauft: 1250 Ctir. Salpeter, 325 Ctr. Phosphor und 15,000 Cir. Schwefel. Das Gesammierzeugniss belief sich 1849 auf 50,000 Ctr., wozu 5000 Klafter weiches Holz erforderlich waren. Oestreich fabrieirt nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern noch für die Ausfuhr, die sich 1849 auf ein Fünftel der Production belief. Nicht unbedeutende Posten gehen davon über das Meer in andere Erdiheile. Der Ge- schmack und die Eleganz, welche die östreichischen Fabrikanten bei der Ausstattung ihrer Erzeugnisse entwickeln, ist um so mehr ehrend anzuerkennen, als man solche gewöhnlich nicht für ein Erbtheil der Deutschen ansieht. Sie sind der Art, dass bei der Pariser Ausstellung die östreichen Zündrequisiten selbst den Franzosen als Muster zur Nachahmung angepriesen wurden. Selbst in Paris finden die Wiener Fahrikate einen guten Markt, obgleich der französische Schutzzoll den Eingang derselben so sehr erschwert. So geringfügig dieser Industriezweig noch vor wenigen Jahren war, so nimmt er jetzt in der deutschen Industrie einen solchen Rang ein, dass er mit Productionsmengen auftritt, die nur in den riesigen Productionsverhältnissen Grossbrilanniens ihres Gleichen finden. Eine Fabrik, die täglich 5 Mill. Zündhölzer liefert, wird in Deutschland nur zu den mittelmässigen gerechnet. Frankreich ihut sich darauf viel zu Gute, dass eine Pariser Fabrik 300 Arbeiter beschäftigt, wäh- rend die Zahl einer Wiener Firma fast 10 Mal grösser ist. Der deut- sche Bericht über die Londoner Industrieausstellung hob hervor, dass ein Haus in Birmingham jährlich 3000 Ctr. Messingdraht zu Steck- nadeln verarbeite, welche der Länge nach neben einander:gelegt eine Linie von einigen Tausend Meilen bilden würden. Von gleich winziger Bedeutung sind die Streichhölzer; wollten wir mit ihnen ein gleiches Experiment machen, so würden schon die Fabrikate der fünf deutschen 69 Firmen, welche zu München ehrend ausgezeichnet wurden, hinreichen zu einem Gürtel, der 4 Mal um die ganze Erde ginge! Leider fehlt es hier noch sehr an genauen statistischen Nach- richten, so dass ein Ueberblick der ganzen Fabrikation nicht verstaltet is. Man nimmt jedoch an, dass jährlich eine halbe Million Klafter Holz zu den winzigen Streichhölzern verbraucht werde! Und wer, wird man staunend fragen, consumirt diese gewaltige Masse von Zündhölzern? Sie werden Jahr aus Jahr ein dargestellt und das ist der beste Beweis, dass sie auch verbraucht werden. Und dazu be- findet sich dieser Industriezweig nur noch in der Entwicklung. _ Wenn auch die Furcht, welche die Streichhölzer in der ersten Zeit ihres Daseins erregten, übertrieben war, so lässt sich doch nicht leugnen, dass durch sie manche Uebel über die Menschheit gekommen sind. Diese scheinen aber überhaupt unzertrennlich mit den Fort- schritten in der Cultur verbunden zu sein. Sehen wir auch ab von den Feuersbrünsten, die allerdings ziemlich häufig durch die Streich- hölzer herbeigeführt worden sind, sei es,-dass Kinder damit spielten oder dass ein Bösewicht sich ihrer bediente, — denn hier kann das Streichhölzchen sehr leicht durch viele andere Dinge ersetzt werden, — so verdienen doch zwei Hauptübel, welche im Gefolge der Streich- zünder auftreten, eine ernste Erwägung. Dies sind die schädliche Krankheit der Kieferknochen, die sich an den Arbeitern bemerkbar macht und der Umstand, dass in den Streichhölzern ein schnell tödtendes Gift für Jedermann leicht zugänglich gemacht worden ist. Sehr merkwürdig ist, dass die ersten Krankheitsfälle sich ein- stellten, nachdem die Fabrikation der Streichzünder schon eine Reihe von Jahren hindurch im Grossen betrieben worden war. In Nürn- berg verstrichen 6 bis 8 Jahre, bevor das Kieferleiden auftrat und dann kamen sämmtliche Erkrankungsfälle mit Ausnahme nur eines in derselben Fabrik vor, während die Arbeiter in den drei anderen ganz davon verschont blieben. In Wien wurde der erste Fall nach 10 Jahren (1839) beobachtet, der zweite 1844. Dann kamen 1844 3 Fälle vor; bis zu Ende 1846 steigerte sich die Zahl in rascher Zunahme bis auf 22 von den 100 Arbeiterinnen, die in den damals dort existirenden 3 Phosphorstreichzünderfabriken beschäftigt waren. Dr. Korinser, erster Wundarzt im Bezirkskrankenhause der Vor- stadt Wieden in Wien, hat das Verdienst, die Aufmerksamkeit der Aerzte zuerst 1845 auf diese neue Erscheinung im Gebiete der Pathologie hingelenkt zu haben. Fast gleichzeitig wurde man ın Nürnberg darauf aufmerksam und bald wurde die allgemeine Ver- breitung dieses Leidens in den Fabriken Preussens, Würtembergs und Frankreichs nachgewiesen. Ueberall offenbarte sich ein reger Eifer in der Erforschung des Wesens und der ursächlichen Momente dieser furchtbaren Krane sowie in der Auffindung alle Ver- hütungsmassregeln. Das erste Symptom der Krankheit äusserst sich nach Ueber- einstimmung aller Beobachter durch Zahnschmerz, der scheinbar einen 70 oder mehrere Zähne ergreift oder sich gleich dem rheumatischen über die ganze obere oder untere Kieferhälfte verbreitet. Nur in den seltensten, aber heftigsten Fällen beschränkt er sich nicht auf eine Hälfte, sondern ergreift auch die andere. Er wird als ein nagender, klopfender, mit heftigem Stechen wechselnder. Schmerz be- zeichnet, der bald nachlassend, bald anhaltend wüthet. In einzelnen Fällen verlässt er das Opfer nach wenigen Wochen, für Monate und Jahre, kehrt dann aber mehrmals wieder, bis zuletzt das tiefere Leiden ausbricht. Bei allen Kranken, über welche man genauere Erkundigungen einziehen konnte, fanden sich ein oder mehrere schad- hafte Zähne vor dem Eintritt in die Fabrik oder wenigstens lange vor dem Eintritt der Krankheit; dies scheint eine unerlässliche Bedin- gung für die Entwickelung des Leidens zu sein, denn nur hier ist der Sitz des Leidens, von dem aus es sich weiter verbreitet. Nach Wochen und Monaten schwellen die Halsdrüsen an und werden schmerzhaft, das Zahnfleich röthet sich, schwillt an und ebenso die Wange. Die Zähne werden wackelnd oder fallen von selbst aus oder der Schmerz zwingt zum Ausziehen. Der Umfang, in welchem die Zähne verloren gehen, bezeichnet gewöhnlich auch den, in welchem das Uebel den Kieferknochen ergriffen hat. An dem Zahnfleisch bilden sich nun Abscesse, die sich entweder im Munde durch das Gewebe des Zahnfleisches hindurch oder am Halse öffnen, je nachdem das Uebel in der oberen oder unteren Kinnlade seinen Sitz hat. Immer mehr verliert das Zahntleisch die hochrothe Farbe und wird mehr oder weniger von Fistelgängen unterminirt, aus denen ein stinkender Eiter wie aus einem Siebe hervorfliesst. Bald tritt auch ein beständiger Speichelfluss ein; die Eilerung wird von Tag zu Tag stärker und das Zahnlleischgewebe endlich ganz zerstört, so dass der mehr oder weniger abgestorbene un a sich ganz entblösst im Munde zeigt. Das Leiden greilt weiter um sich, erfasst die Schleimhaut der Wange, ihre Musculatur, die Schlingorgane und nun treten brandige Zerstörung und Schlingbeschwerden auf. Wird zur gehörigen Zeit eingeschritten und beobachtet der Kranke eine zweckmässige Diät, so kann Heilung erfolgen; häufiger aber entkräftet die durch .bestän- digen Speichelfluss a el durch eine unversiegbare Eiterung hervorgerufene Erschöpfung die Kranken. Die Verdaunng wird ge- stört; es kommt Fieber dazu und der Kranke. unterliegt seinen Leiden. Zuerst sah man den Arsenik, der zuweilen im Phosphor ent- halten ist, als die Ursache. dieser grässlichen Krankheit an. Bald jedoch musste man davon abgehen, und nun blieb nichts anderes übrig als die Phosphordämpfe selbst. Allerdings hat v. Bibra durch directe Versuche an Thieren durch Phosphordämpfe ähnliche Krank- heitserscheinungen hervorgerufen, doch dadurch ist die Sache noch keineswegs vollständig erklärt, zumal in den Phosphorfabriken, wo 71 doch auch Dämpfe genug vorhanden sind, diese Krankheit durchaus unbekannt ist. Als der eigentliche Heerd der verderblichen Entwickelung der Dämpfe ist der Trockenraum anzusehen; durch die hier herrschende Wärme wird die Verdampfung .des Phosphors sehr unterstützt. Und gerade hier werden alle gefährlichen Operationen zusammen verrichtet. Als solche haben wir anzusehen: die Bereitung des Breies, das Ein- tauchen der Hölzer in denselben, das Abzählen und Verpacken des fertigen Fabrikates und das Reinigen der gebrauchten Geräthschaften, wobei man den kürzesten Weg einschlägt, d. h. man zündet die Phosphorreste an und entwickelt dadurch eine Menge von Dampf. Dazu kommen nun noch die Millionen von Hölzchen, die hier des Trocknens wegen ausgebreitet sind und deren Köpfe von der feuchten Zündermasse umgeben sind. Doch mit der Erkenntniss der Ursache sind auch die Mittel zur Ahhülfe gegeben. Die Regierungen verordneten, dass Niemand, der mit schadhaften Zähnen versehen, in diesen Fabriken als Arbeiter zu- zulassen sei. Dies Verbot ist freilich sehr leicht ausgesprochen, aber sehr schwer zu erfüllen. Schadhafte Zähne sind leider ein sehr ver- breitetes Uebel; dadurch würde eine grosse Zahl von Arbeitern von dieser Beschäftigung ausgeschlossen werden und ein jetzt blühender Geschäftszweig ins Stocken geratnen, da eine Erhöhung des Lohnes in Folge der eingeschränkten Concurrenz der Arbeiter nicht zu um- gehen wäre. Unserer Ansicht nach: ist es die Aufgabe des Fahrikanten für die Gesundheit der Arbeiter zu sorgen, da er von deren Arbeit den grössten Nutzen zieht. Das wirksamste Mittel ist, dass der Trocken- raum überhaupt nicht als Arbeitsraum benutzt wird oder dass hier so wie in allen Arbeitsräumen durch eine gehörige Ventilation die verdorbene und mit Phosphordämpfen beladene Luft zeitweise ent- fernt und durch frische ersetzt wird. Alle Beachtung verdient eine Einrichtung in der Fabrik zu Schüttenhofen in Oesterreich, Hier wird das Trocknen der Hölzchen in den geschlossenen hohlen Wänden des Gebäudes vorgenommen. Hiermit wäre auch diesem Uebel wirksam ein Ende gemacht. So bliebe denn von allem Bösen, das man den Streichhölzern nach- redet, nur das eine übrig, dass der Phosphor selbst in sehr kleinen Mengen in den Organismus gebracht tödtlich wirkt. Diesem lässt sich freilich nicht vorbeugen und leider werden die Streichhölzer, nament- : Ar: ap lich in Frankreich, zu verruchten Zwecken in einem ausgedehnten Maasse missbraucht. Hier zeigt es sich deutlich, dass das deutsche Volk doch im Allgemeinen auf einer höheren Stufe der Bildung steht wie andere Völker. Bei uns gehören Vergiftungen durch Phosphor noch zu den Seltenheiten. So führt z. B. Schacht an, dass in den 6 Jahren seiner amtlichen Thätigkeit als Chemiker bei den Berliner Stadt und Kreisgerichten, die eine Einwohnerzahl von über ?/, Million 12 umfassen, nur 2 Fälle versuchter oder vollführter Vergiftung durch Phosphor vorgekommen sind. Bis auf das Letztere hätten wir alle Uebel, die man den Streichhölzern zuschreibt, wegdemonstrirt und hinlänglich gezeigt, dass sie nicht die Uebelthäter sind, wofür man sie besonders früher hielt. Nun liegt es aber in der Natur des Menschen, wie er einmal ist, begründet, dass er von allem Bösen, was ihm be- gegnet, nicht die Ursache in sich selbst, sondern in Anderen sucht und von diesem Gesichtspunkte aus können wir allerdings die Streich- hölzer nicht freisprechen. Und deshalb wäre auch ein minder gefähr- licher Erfolg. für sie wünschenswerth. Diesen will man in den so- genannten Antiphosphorfeuerzeugen, die zuerst aus den Nürnberger und und östreichischen Fabriken hervorgegangen sind und sich aus den angegebenen Gründen einer hohen Protection zu erfreuen haben, ge- funden haben. Der Name darf uns nicht zu dem Glauben führen, dass diese Feuerzeuge keinen Phosphor enthalten. Die Industrie liebt es bei neuen Dingen diese nicht nach dem zn nehmen, was sie sind, son- dern nach dem, was sie nicht sind. Ein eclatantes Beispiel von dieser eigenthümlichen Namenwillkür gibt uns die bekannte Alizarin- tinte, die keine Spur von Alizarin enthält. Die Antiphosphorfeuerzeuge enthalten eben so gut Phosphor wie die gewöhnlichen Streichhölzer; der Unterschied ist nur der, dass sie nicht gewöhnlichen, sondern amorphen Phosphor enthalten. Schon seit langer Zeit hatte man beobachtet, dass der farblose Phosphor beim Aufbewahren, namentlich in Folge, der Einwirkung des Lichtes, eine rothe Farbe annimmt. So merkwürdig diese Ver- ‘änderung auch ist, so hatte sie doch nicht besonders die Aufmerksam- keit der Chemiker auf sich gezogen und da sich Niemand damit ange- legentlich beschäftigt hatte, so herrschten darüber unter den bewähr- testen Chemikern die verschiedensten Ansichten. Dies gab Schroetter in Wien 1850 Veranlassung, der Sache näher auf den Zahn zu füh- len, und bald gelangte er zu einer der wichtigsten Entdeckungen, indem er durch Versuche unwiderleglich darthat, dass dieser rothe Ueberzug nichts anderes sei als Phosphor in einem neuen allotropi- schen Zustande. Schroetters Verdienst besteht hauptsächlich in der Nachweisung, dass diese Veränderung viel schneller durch. die Wärme als durch das Licht herbeigeführt wird. Man schmilzt den gewöhnlichen Phos- phor in eine Glasröhre ein, nachdem man daraus die atmosphärische Luft durch Kohlensäure, Wasserstoff oder Stickstoff ausgetrieben hat und erhitzt die Röhre bis auf 250°C. Durch diese Behandlung er- hält der Phosphor nicht allein ein anderes Ansehen, sondern auch ganz verschiedene Eigenschaften. Er bleibt an der Luft ganz unver- ändert; er entzündet sich nicht von selbst, sondern nur erst bei einer Temperatur von über 200°C. Daher kann er ohne Wasser aufbewahrt ins Trockne für sich mit Sägespänen verpackt versendet 13 werden. Die gewöhnlichen Auflösungsmittel des Phosphors sind auf ihn ohne Einfluss. Ihm fehlt sogar die Eigenschaft, welche dem ge- wöhnlichen Phosphor den Namen gegeben hat; der amorphe rothe Phosphor leuchtet bei gewöhnlicher Temperatur nicht. Er stösst daher auch keine Dämpfe aus und verbreitet nicht den bekannten unangenehmen Geruch wie der gewöhnliche Phosphor. Und dann wirkt er selbst nicht in bedeutenden Gaben giftig. So wäre denn der Phosphor auf leichte Art von allen seinen gefährlichen Eigen- schaften — der leichten Entzündlichkeit, den gefährlichen Dämpfen und dem Gifte — ganz und gar befreit, während die nützlichen nicht verloren gegangen sind. So wäre hier denn der Unterschied grösser wie oft bei zwei ganz verschiedenen Körpern. Dergleichen ist aber in der Chemie nicht selten. Wir erinnern hier nur an das verschiedene Auftreten des Kohlenstoffes als Graphit, gewöhnliche Kohle und Diamant. Dass der gewöhnliche und der amorphe Phos- phor trotz dieser grossen Verschiedenheit dennoch ein und die- selbe Substanz ist, geht daraus hervor, dass man den letztern durch einfache Destillation wiederum in den erstern verwandeln kann, ohne dass : dabei eine Verschiedenheit im ‘Gewicht auftritt. Ueberhaupt kann man diese Umwandlung des einen Zustandes in den andern wechselsweise beliebig oft vorführen und immer wird ein bestimm- tes Quantum des einen genau dasselbe Quantum des aßdern liefern. Das Gesagte, so wie das Verhalten des amorphen Phosphors zu verschiedenen Metallosyden macht einleuchtend, wie wichtig diese Entdeckung mit der Zeit für die Fabrikation der Streichhölzer zu werden verspricht. Bei der Anwendung des amorphen Phosphor werden die gefährlichen Krankheiten der Arbeiter vermieden; ferner hesitzen dann die Zündhölzer alle die Vortheile, die der amorphe Phosphor selbst in Bezug auf Verpackung und Transport darbietet; eine Entzündung wie sie hier oder überhaupt bei Streichhölzern oft. vorgekommen sein soll, ist nicht zu befürchten. Weitere gute Eigenschalten sind ferner, dass solche Reibzünder nicht riechen und nicht leicht feucht werden. Und dann kann man sie nicht zu einer Vergiltung missbrauchen. Die Wichtigkeit der vortrefflichen Eigenschaften des amorphen Phosphor erkannte man zuerst in England bei Gelegenheit der Lon- doner Ausstellung. Von hier aus kam auch der erste amorphe Phos- phor in grösserer Menge in den Handel. Es fehlte mit der Zeit auch nicht an Versuchen, diesen bei der Fabrikation der Streichhölzer zu verwenden. Doch hörte man davon wenig, bis neulich vor wenigen Wochen die sogenannten Antiphosphorfeuerzeuge auftauchten und mit einem übergrossen Enthusiasmus aufgenommen wurden, da hier mit einem Schlage alle Nachtheile, mit welchen die gewöhnlichen Streich- hölzer behaftet sind, beseitigt sein sollten. Eine andere Frage ist freilich die, ob sie auch in der That fähig sind, alles das zu erfüllen, was von ihnen gerühmt wird, 74 Man hat bei diesen Feuerzeugen einen eigenthümlichen Weg eingeschlagen. Der Phosphor befindet sich hier nicht in der Zünd- masse der Hölzchen, sondern auf einer besondern Fläche, Daraus folgt, dass sich die Hölzchen nicht ander« entzünden, als durch Reiben auf dieser bestimmten, dazu präparirten Fläche, Dadurch meint man den Unglücksfällen, die durch Fahrlässigkeit, namentlich durch das Spiel der Kinder herbeigeführt worden sind, gründlich vorgebeugt zu haben. .Dem ist aber in der Wirklichkeit durchaus nicht so, da .die Streichfläche sich bis jetzt unmittelyar an dem Be- hälter befindet, in welchem die Streichhölzer aufbewahrt werden. Uns will nun bedünken, dass dieser Umstand beide Arten der Streich- hölzer gleich gefährlich macht. _Sind Feuersbrünste und andere Un- glücksfälle. durch Kinder entstanden — und das lässt sich nicht läugnen — so haben gewiss in den seltensten Fällen oder niemals die Kinder die Streichhölzer als Spielzeug von Erwachsenen erhalten, sondern sie haben sich solche gewiss stets selbst zu verschaffen gewusst, und dann fällt ihnen ja auch bei den Antiphosphorfeuer- zeugen gleichzeitig die Streichfläche mit in die Hände. Soll hier etwas gebessert werden, so ist die erste Bedingung, dass die Streich- fläche von den Aufbewahrungsbehältern getrennt werden muss und dann ist es noch eine sehr grosse Frage, ob sie stets so angebracht wird, dass sigpden Kindern durchaus unzugänglich ist. Und wenn nun gar mit diesen Streichflächen ein gefährlich Ding mehr ins Leben getreten ist! Daran können wir nicht zweifeln, da sich schon schon von vielen Seiten warnende Stimmen erhoben haben. Dies hängt so zusammen. Hat man in Hinsicht auf den amorphen Phosphor des Guten zu viel gethan, d. h. enthält die Reib- masse zu viel davon, so entzündet sich zwar das Hölzchen beim Reiben. sehr leicht, aber eben so auch die ganze Reibmasse. Weit gefährlicher ist die Reibmasse noch in anderer Hinsicht, wie dies ein in Leipzig vorgekommener Fall zeigt. Ein Lehrling in einer dor- tigen Handlung wurde aufgefordert, einem Käufer diese ungefährlichen Reibzünder zu zeigen. Beim Oeffnen der Schachtel drückte er die auf dem Deckel befindliche Reibmasse gegen seine von Leim, mit welchem er eben gearbeitet hatte, klebrige Handfläche und schüttet dann die Hölzchen in dieselbe Hand aus. Sicher war von der Reib- masse eiwas in der Hand sitzengeblieben, denn auf einmal entzünde- ten sich diese „ungefährlichen“ Zündhölzchen, wobei die ganze innere Fläche der Hand schrecklich verbrannt wurde. Dieses Beispiel steht nicht vereinzelt da, obgleich das Leben der Antiphosphorfeuerzeuge nur erst nach Monaten rechnet. Wir ‘lernen hieraus wenigstens, dass nicht ein Ding an sich oder absolut schädlich oder unschädlich: ist, sondern dass’ es allemal nur auf die Umstände ankommt. Eine freiwillige Entzündung der Hölzchen selbst ist freilich unmöglich gemacht; aber es ist sehr fraglich, ob dieser Umstand von sehr grosser Bedeutung ist. Gut präparirte gewöhnliche Streichhölzer sind im Allgemeinen in dieser Hinsicht so gefährlich nicht, wie man allge- 75 mein ‘glaubt. Solche kann man bis auf 100°C. erwärmen, ohne dass sie entzünden. Dass dieses durch eine zufällige Reibung nicht so leicht stattfinden kann, ist leicht einzusehen und wäre überdies auch für den Transport durch sorgfältige Verpackung leicht zu ver- meiden. Allerdings gibt es auch wiederum Fabrikate, die bei der leisesten Reibung oder schon beim Liegen in der Sonne zur Flamme ausbrechen. Die Schuld liegt hier nicht an den Hölzchen, sondern an dem Unverstande des Fabrikanten. Man verwendet viel mehr Phosphor als nöthig ist, sogar bis zu 25 pCt., während 81/, bis höchstens 10 pCt. vollkommen ausreichen. Ferner bleiben zwar die Arbeiter von der erwähnten Krankheit verschont, aber dadurch ist nicht alle Gefahr von ihnen abgewendet. Die Masse von den Hölzchen besteht hier hauptsächlich aus chlor- saurem Kali, das durch seine Eigenschaft unter Umständen heftig zu oxydiren gleichfalls Gefahr bringen kann. Die beste Eigenschaft der Antiphosphorfeuerzeuge ist die, dass man sie nicht als Gift gebrauchen kann. Bereits im VII. Bande unserer Zeitschrift Seite 427 haben wir über die Versuche von Orfila und Brigout berichtet, die auf das Schlagendste darthun, dass der amorphe Phosphor selbst in sehr be- deutenden Mengen keinen nachtheiligen Einfluss auf den thierischen Organismus ausübt. Ueberdies stand die Unschädlichkeit des rothen . Phosphor schon längst fest. Um so mehr mussten wir uns daher über einen Ausspruch in einer der letzten Nummern der illustrirten Zeitung wundern, der wörtlich also lautet: „Gleich nach der ersten _ Ankündigung der Antiphosphorfeuerzeuge haben wir erkannt, dass diese angeblich ungefährlichen Zündhölzer weit gefährlicher sind, da der Phosphor nicht an dem Holze, sondern auf dem Deckel der Schachtel sich befindet, der, da man nicht gewöhnt ist, solche Deckel alter, entleerter Schachtel zu hüten und dem Spielzeug der Kinder zu entziehen, sehr leicht Vergiftung herbeiführen kann.“ Hat die er- wähnte Zeitung den Antiphosphorfeuerzeugen nichts weiter vorzuwerfen, so kann sie über diesen Punkt ganz ruhig sein. Alles Gute, was man an diesen neuen Feuerzeugen rühmt, wird aber wiederum ‘dadurch illusorisch, dass es bis jetzt noch nicht gelungen ist, den gewöhnlichen Phosphor vollständig in amorphen zu verwandeln. Wie lange man auch den Phosphor der angegebenen Temperatur aussetzen möge, so widersetzt sich jedoch stets ein Theil ‚des Phosphor der Umwandlung auf das Hartnäckigste. Schrötter ver- wandelte bei seinen Versuchen in 50 Stunden von 18 Loth Phosphor ‚nur 12 in amorphen. Selbst wenn man bei der Fabrikation im Grossen diegEinrichtung treffen wollte, dass der Phosphor während des Erwärmens tüchtig umgerührt wird, so dürfte auch hier eine vollständige ne nicht erzielt ee Da elle nun gesehen haben, dass der amorphe Phosphor durch die Lösungsmittel des gewöhnlichen Phosphor durchaus nicht ange- griffen 'wird, so sollte man glauben, dass die Entfernung des letztern nicht schwierig sein könnte, Zu diesem Zwecke wurde eine Behand- 76 lung. mit, Schwefelkohlenstoff vorgeschlagen. . Die Anwendung im Grossen zeigte aber so bedeutende Mängel, dass man selten amorphen Phosphor findet, der durchaus frei von dem gewöhnlichen ist. Und dadurch werden auch dem amorphen Phosphor die schädlichen Eigen- schaften des gewöhnlichen in einem höheren oder geringerem Grade zu Theil. Namentlich entzündet sich ein solcher unreiner Phosphor viel leichter als selbst der gewöhnliche. Man erzählt sich, dass ein ganzer Transport von amorphen Posphor sich auf dem Wege von England nach Deutschland auf der See entzündet habe. Welchen Er- folg die Antiphosphorfeuerzeuge haben werden lässt sich somit noch gar nicht entscheiden. Für jetzt lassen sie noch Manches zu wün- schen übrig. Besonders steht der Preis noch einer allgemeinen Ver- breitung entgegen. Dieser wird jedoch mit der Zeit heruntergehen und ebenso wird es auch nicht an Verbesserungen fehlen. W. Baer. ae Astronomie und Meteorologie. Raillard, über Blitze ohne Donner und Donner ohne Blitze. — Der Verf. bestreitet nicht nur die Möglichkeit von Blitzen obne Donner, so wie von Donnern ohne Blitz, sondern sucht auch zu zeigen, dass alle Erscheinungen des Blitzes nicht blos auf zwei oder mehrere Arten, wie bisher ge- sehehen, sondern auf eine einzige zurückzuführen seien. Von der Wahrnehmung ausgehend, dass schon ein so kleiner Blitz, wie wir ihn mit unsern Apparaten erzeugen können, nie ohne Knall erscheint, hält er diesen für die Blitze im Grossen für desto nothwendiger und unläugbarer. Wenn aber dennoch Blitze ohne Donner beobachtet werden, so liegt der Grund davon nur in der grossen Entfernung derselben von dem Beobachter: so können in der Nacht schwache Blitze aus grosser Entfernung noch sichtbar sein, während ihr Don- ner zu schwach ist, um bis in diese Weite vernehmbar zu bleiben. So beobachtete der Verf. eine Wolke, deren oberer Theil von rasch folgenden Blitzen ohne vernehmlichen Donner durchzuckt war, ihre Höhe berechnete er zu 11 Kilometern. Auch das \WVetterleuchten entsteht nur durch Blitze, die aus grosser Entfernung noch sichtbar sind, bisweilen ohne dass eine einzige Wolke am Himmel steht. R. bemerkte z. B. an einem Abend auf der Höhe von Moniprmentier in der Nähe von Fontaine-Francaise, in der Richtung nach Süden, bei wolkenlosem Himmel, starkes Wetterleuchten: kurz darauf meldeten die Zeitungen, dass zur nehmlichen Stunde über Marseille ein hefti- ger Gewittersturm gewüthet habe. Was zweitens die Donner ohne Blitz betrifft, so werden diese nur am Tage beobachtet, wo ihr Licht von dem Sonnenlichte verschwindet. Arago hat die Blitze in zwei 77 ‚Klassen getheilt, in solche, welche in scharfbegrenzter Form im Zick- zack die Luft durchschneiden und solche, welche nur als ein allge- meiner Schein ohne scharfe Umrisse eine Stelle des Himmels erleuch- ten. R. glaubt beide für ein und dasselbe halten zu müssen, nur (dass im letzteren Falle der Blitz in dem Innern einer Wolke oder hinter einer genügend dicken Regenwand verborgen ist, weswegen seine Strahlen nicht unmittelbar wahrgenommen werden können; die Wirkung ist dann für den Beschauer dieselbe, als ob man eine nur ‚durchscheinende Platte vor eine Kerzenflamme hält. (Compt. rend. Tom. XLIll. S. 816.) Faye, über die Färbung des Mondes während sei- ner Verfinsterung. — Bei einer Mondfinsterniss erscheint der- jenige Theil der Mondscheibe, welcher in den Erdschatten ragt in einem eigenthümlichen kupferrothen oder braunen Farbentone. F. hat sich bei der letzten Mondfinsterniss überzeugt, dass diese Farbe in- dess nicht objectiv bestehe, oder wenigstens dass sie stark durch den Contrast bedingt werde. Denn als er den hellen Theil der Mond- scheibe durch einen fernen Gegenstand sich bedecken liess, änderte sich die Farbe des verfinsterten Theiles vollständig und ging aus einem rolhbraun in ein lebhaftes morgenroth über, woraus hervor- geht, dass diese eigenthümliche Färbung nur die Wirkung eines durch das gelbe Mondeslicht hervorgerufenen Contrastes ist. Bei totalen Finsternissen, wo der Contrast fehlt, das Rothbraun aber trotzdem besteht, wird dies hervorgerufen durch eine wirkliche Mischung der rolhen Strahlen mit den brechbareren und gegen die Mitte des Schat- tens häufigeren violetten Strahlen. Die Ursache ist hier zwar eine andere, die Wirkung jedoch dieselbe. (Ebda S. 832.) Vv. W. Physik. Bernard, Beschreibung eines neuen Cyano- meter’s, — Durch einige Umänderungen in seinem Polarimeter, das er ©. R. tom. XXXIX. beschrieben hat, hat B. dieses Instrument zu unmittelbaren und genauen cyanometrischen Messungen passend gemacht. Diese Umänderungen bestehen in folgendem:' Man ersetzt das doppeltbrechende Prisma durch ein Nicol’sches, passt an das Ob- jectivende als Schirm einen Rahmen an, über welchen ein Stück weisses Papier gespannt ist, und bringt zwischen den beiden Nicol’s eine senkrecht zur Axe geschliffene Quarzplatte von I”M Dicke an, sowie ein zweites dünnes parallel der Axe geschnittenes Blättchen, welches eine violette Farbe und im polarisirten Licht die Complemen- tärfarbe zeigt. Die erste Platte kann leicht aus der Sehrichtung ent- fernt werden. Das Blättichen ist an dem einen Ende einer Alidade angebracht und im Mittelpunkte des Polarisationskreises in ein Stück mit einem Falz eingefügt, die Drehung dieser Platte, welche zwar un- abbängig von dem Zerleger stattfindet, wird jedoch mitlelst eines Nonius, welchen. das andere Ende der Alidade trägt, auf dem nehm- lichen Kreise gemessen. Daher kann, um das Instrument zu richten, auch diese Platte weggenommen werden, Das weisse von dem Schirme > 78 reflectirte Licht wird nun durch die Krystallplatten gefärbt; die Farbe hängt ab von der Neigung der Axe des dünnen Blättchens gegen die Ebene des Haupischnitts, des Polarisators und das Azimuth des Haupt- schnitts des Zerleger’s. Dieses System erlaubt nun leicht die Farbe irgend eines Theils des Himmels zu reproduciren; um jedoch sicher zu sein, muss man die Intensität derselben leicht auf die Intensität derjenigen bringen können, welche man mit ihr vergleichen will. Deshalb ist mit die- sem ersten Theile des Instruments eine zweite ihm parallele Röhre verbunden, und diese enthält zwei Nicol’s, Hierdurch wird es möglich, die beiden Bilder, welche man erhält, zur Berührung zu bringen und sie mit einem Blick zu prüfen. Hat man das Instrument auf irgend einen Theil des Himmels gerichtet, so untersucht man zuerst an dem Theile des Apparates, welcher die Farbe reproducirt, für welches Azimuth des Zerlegers. diese Farbe am meisten mit der des andern Bildes übereinslimmt, und bringt diese auf eine gleiche Inten- sität mit der ersten durch schickliche Drehung des zugehörigen Zer- legers. Der Farbenunterschied, sofern er vorhanden ist, wird dann auffälliger und man hebt ihn auf, entweder durch Aenderungen des Azimuths des Zerlegers im andern System oder durch langsames Aen- dern der Neigung des dünnen Blättchens, um das Uebermaass des grünen oder violetten Lichtes, welches sich in der primitiven Farbe findet, aufzuheben. Diese Vergleichung kann aber sehr leicht ge- schehen. Aus den durch die Beobachtung gegebenen beiden Winkeln und den bekannten Dicken der Quarzplatten kann man aldann das Verhält- niss der Menge des blauen Lichts zu der des weissen Lichts, aus deren Mengung für das Auge die beobachtete Farbe entstehen würde, bestimmen. Die Bestimmung des Anfangspunktes der Winkel geschieht dadurch, dass man nach Wegnahme des Schirmes und der Quarz- platten dein Licht einen directen Durchgang gestattet, und das Azi- muth bemerkt, welchem die Auslöschung des polarisirten Lichtbündels in dem die Farbe reproducirenden Systeme entspricht. Dazu richtet man dasselbe auf eine hellerleuchtete Stelle des Himmels. Alsdann wird das Quarzblättchen eingesetzt und mittelst der Alhidade gedreht, bis das Verschwinden des Lichts zum zweiten Mal stattfindet. In dieser Lage ist die Axe des Blättchens dem Hauptschnitt des Polari- sators parallel. (Compt. rend. XLIll. S. 982.) Leroux, über die magneto-electrischen Maschinen. — Der Apparat, mit welchem L. gearbeitet hat, besteht aus einer eisernen mit zwei bronzenen Rädern versehenen Welle, von denen jede sechzehn Drahtrollen trägt. Die Rollen bestehen aus einem Blech- eylinder von 1%®,5 Dicke, auf welchen vier gleichdicke übersponnene Drähte nebeneinander aufgewickelt sind. Jedes Rad kann sich zwischen 2 Reihen Hufeisenmagneie, deren jeder ungefähr 22 Kilogramm wiegt, drehen und jede Reihe enthält acht solcher Magneten so, dass. die 79 Enden sämmitlicher Drahtrollen zugleich vor einem Pole sind. Die mit diesem: Apparat angestellten Versuche betrafen 1. die Untersu- ehungen der Umstände, welche die Stromstärke verändern, 2. die Bestimmung der zur Hervorbringung gegebener chemischer oder ca- lorischer Wirkungen gebrauchten mechanischen Arbeit. Zu den Um- ständen, welche die Stromstärke ändern, gehört 1. der Widerstand in der äussern Leitung, ‘2. die Geschwindigkeit der Rollen, 3. der Stand der innern Spannung wie sie von der Anordnung der Rollen abhängt. 7. zieht nun aus seinen Versuchen folgende Schlüsse für die Construction magnetoelectrischer Maschinen: 1. für dieselbe Geschwin- digkeit wächst die Stromstärke nicht im umgekehrten Verhältniss mit dem Leitungswiderstand, sofern dieser nicht sehr gross ist im Ver- gleich zu dem des Apparats, 2. .für dieselbe Geschwindigkeit ist der durch jedes Element erzeugte Effect um so geringer, als die Zahl der Elemente, die in Spannung sind, grösser ist, 3. der Effect wächst um so weniger mit der Geschwindigkeit, je grösser die An- zahl der eingeschalteten Elemente ist. Die Messung der angewand- ten mechanischen Arbeit und ihre Vergleichung mit den erhaltenen Wirkungen geschah auf folgende Art: die Maschine wurde im leeren Raume bei einer constanten Geschwindigkeit erhalten und die dazu nöthige Arbeit gemessen. Eine Platinspirale von bekannten Wider- stand wurde sodann in den Strom eingeschaltet und wieder die Ar- beit gemessen, die jetzt nölhig war, um den: Apparat in derselben Geschwindigkeit zu erhalten. Da Sch die Spirale in einem Calorime- ter befand, so konnte die in diesem Theil der Leitung erzeugte Wärme, und weil der Widerstand der ganzen Leitung bekannt war, auch die gesammte Wärmemenge gemessen werden. Durch Vergleich dieser mit der inechanischen Arbeit (die z. B. durch einen Cyanometer gemessen wurde) fand sich als Mittel die Zahl von 458 Kilogram- men als mechanisches Aequivalent der Wärme, indem als Wärme- einheit, wie gewöhnlich, die zur Erwärmung von 1 Kilogramm Was- ser um 1 Grad nölhige Wärme genommen wurde. Bei ganz ähn- lichen Versuchen fand Joule 460, was mit dem vorigen übereinstimmt. (Compt. rend. XLIII. S. 302.) v. W. M’Rea, Messung der Geschwindigkeit eines Eisen- bahnzuges mittelst Electromagnetismus. — Die Räder eines Wagens machen eine gewisse Anzahl von Umdrehungen, indem sie über einen bestimmten Strassenraum gehen. Wäre nun der Wa- gen so construirt, dass der Kasten immer in gleicher Entfernung von der Achse bliebe, was die ihm durch die Federn ertheilte Bewegung verhindert, so wäre es nicht schwierig, das Rad bei jedem Umgang so auf einen Hebel wirken zu lassen, dass dieser innerhalb des Wa- gens ein Rad in Drehung versetzt, welches so viele Zähne hat als das Wagenrad beim Durchlaufen einer Meile Umgänge macht. Würde man in diesem Falle eine Reihe von Rädern wie bei einem Uhrwerk anwenden, so könnte das Indicatorrad auch eine Bruchzahl von Zäh- 80 nen enthalten im Verhältniss zur Anzahl der Umgänge, welche das Wagenrad beim Durchlaufen einer gegebenen Entfernung macht. Die Schwierigkeit, welche die unstäte Bewegung des Wagenkastens in Folge der Federn veranlasst, lässt sich überwinden durch Anwen- dung eines Magnets, einer Batterie und eines galvanischen Stroms; letzterer muss bei jedem Umgang des Wagenrades unterbrochen .wer- den. Hierbei wäre der Zweck des magnetischen Apparates, den Ge- schwindigkeits- Indicator um die Entfernung eines Zahnes zu bewe- gen. Ein derartiger Apparat lässt sich so construiren, dass er für die Benutzung nicht aufgezogen zu werden braucht. Die geeignetste Batterie für diesen Apparat ist die Sandbatlerie. Man muss dieselbe mit ganz reinem Sande herstellen. Als Behälter dient ein Porzellan- kasten. Die Kupfer- und Zinkplatten werden einen Zoll von einander entfernt angebracht und der Sand wird dicht um dieselben herum eingedrückt. Das Zink muss amalgamirt und das Kupfer mit Sand- papier abgerieben werden. Der Sand wird gut mit verdünnter Schwe- felsäure befeuchtet. Eine solche Batterie bleibt einige Wochen wirk- sam, wenn man jeden Tag ein wenig Säure zusetzt, (Dingl. polyi: Journ. Bd. CXLII. S. 458.) ! Bonelli, Ersatz für den seideübersponnenen Ku- pferdraht der Multiplicatorspirale. — Die mit Seide oder Baumwolle überspornenen Kupferdrähte und besonders die feineren Sorten sind sehr theuer, wodurch die praktischen Anwendungen der Blectricität sehr erschwert werden. Es gibt überdies Grenzen der Feinheit, welche man nicht überschreiten kann, so wichtig es auch Sein mag über eine noch grössere Feinheit und einen noch grösseren Widerstand verfügen zu können. Deshalb muss man auf mehrere Versuche, die dem Studium der Electricität ein neues Feld eröll- nen würden, verzichten. B. ist es gelungen Spiralen von unendlich grösserer Feinheit. als die dünnsten Drähte und zu einem um ?/, bil- ligeren Preise herzustellen. Das sehr einfache Mittel, um ein so wich- tiges Resultat zu erzielen, besteht darin, dass B. die Drähte durch endlose,. mit metallischen Linien überzogene Papierbänder ersetzt. Man denke sich z. B. ein Papierband von der Höhe einer eleciro- magnetischen Spule oder des Rahmens eines Galvanometers, und auf diesem Papier metallische Linien gezogen, so ist klar, dass diese Linien durch das sie trennende Papier von einander isolirt sind und dass der electrische Strom jede durchlaufen kann, wenn nur in dem Metall der Linien die nöthige Continuität stattfindet. Wickelt man nun dieses Papier auf die Spule oder den Rahmen, indem man die Enden der Linien an der einen Seite des Papiers mit einander und dem einen Pol und die Enden auf der andern Seite mit dem andern Pol der Batterie in Verbindung setzt, so hat man dieselbe Wirkung, welche ein Draht geben würde, dessen Querschnitt dem Querschnitt der Me- talllinien zusammengenommen und dessen Länge der Länge des Pa- pierbandes gleich käme. Lässt man dagegen das innere Ende des sl Bandes aussen und vereinigt nun den Endpunkt der ersten Linie mit dem Anfangspunkt der nächstfolgenden u, s. w., während man den Anfangspunkt der ersten Linie mit dem einen Pol und das Ende der letzten mit dem andern Pol der Batterie verbindet, so wird der Strom alle Linien hinter einander und zwar stets in demselben Sinne durch- laufen und die nämliche Wirkung hervorbringen, wie beim Durch- laufen eines einzigen sehr dünnen Drahts von dem (Querschnitt einer einzelnen dieser Metalllinien und von einer Länge gleich der Summe - der Länge dieser Linien. Man kann diesen Linien und ihren Zwi- schenräumen eine Breite von I”® und noch weniger geben, so dass auf eine gewöhnliche Spule davon 40 bis 50 kommen. Die metalli- schen Linien werden durch das zwischen und unter ihnen befindliche Papier vollkommen isolirt erhalten und da dieses Papier sehr fein sein und sehr dicht aufgewickelt werden kann, so ist man auch im Stande eine sehr bedeutende Länge solcher Metallspiralen anzuwenden, welche somit auf den Eisenkern eine erheblich stärkere Wirkung her- vorbringen werden. B. hat in dieser Art einen Galvanometer und ‚einen Electromagneten construirt, welche sich. trefflich bewährten. (Compt. rend. 1856. Nr. 19.) B. Chemie. Unterscheidung der ächten und unächten Versilberung. — Um dies leicht unterscheiden zu können, ist den östreichischen Zollämtern für jene Fälle, wo die Ueberzeugung vorliegt, dass Quecksilber an der Oberfläche der Waare nicht vor- handen ist, folgendes Verfahren an die Hand gegeben. Man bringt mittelst eines Glasstabes einen Tropfen frischbereiteter Schwefelleber- auflösung auf die Oberfläche des zu prüfenden Gegenstandes, welcher Tropfen nach einer halben Minute durch Abspülen mit Wasser oder durch Eintauchen des Gegenstandes ins Wasser entfernt wird. Ist der Gegenstaud von Silber oder ist er noch so oberflächlich ver- silbert, so wird augenblicklich ein dunkler schwärzlicher Fleck sicht- bar. Besteht dagegen die zu untersuchende Oberfläche aus einem andern silberähnlichen Metalle, wie Zinn, Nickel, Peckfory u. s. w. (mit Ausschluss des Quecksilbers, Zinns, Amalgams), so tritt nicht die geringste Reaction ein. (Dingl. polyt. Journ. Bd. CXLII: S. 449.) Pettenkofer, die Dicke einer Verzinkufig auf Eisen zu schätzen. Diese sehr leicht ausführbare und sichere Methode gründet sich auf das Verhalten von metallischem Zink und Eisen gegen eine verdünnte Kupfervitriollösung. Bekanntlich überzieht sich blankes Eisen, wenn man es in eine Auflösung von 1 Theil Kupfer- vitriol und 1 Theil Wasser taucht, sogleich mit einem metallischen glänzenden Kupfer, das ziemlich fest auf dem Eisen haftet. Taucht man hingegen blankes Zink in eine solche Lösung, so bedeckt sich dieses nach kurzer Zeit mit einem sammet-schwarzen Pulver, welches leicht abzuwaschen ist und darunter erscheint wieder die weisse Zink- fläche. Hat man eine verzinkte Eisenfläche‘ und taucht man diese zeitweise in verdünnte Kupfervitriollösung, indem man den sammet- 6 82 schwarzen Beschlag jederzeit abwischt, so erkennt man den Zeitpunkt, wo alles Zink aufgelöst ist und das Eisen bloss liegt, leicht daran, dass der schwarze Beschlag nach dem Eintauchen nicht wieder er- scheint, sondern dafür die rothe Farbe des Kupfers, welches sich auf das Eisen niedergeschlagen hat, bemerkbar wird. — Auf diese Art wurde verzinkter Eisendraht geprüft, der, für die Telegraphen- leitungen in Baiern bestimmt war, Ein englischer Musterdraht hielt 26 Eintauchungen zu 10 Sekunden aus; die beste von den baieri- schen Proben 16. Bei der letzteren Stärke der Verzinkung enthält 1 DJFuss Drahtoberfläche 16,261 Grm. (1,16 Loth) Zink. Ein Draht, welcher nur 3,847 Grm. Zink auf 195 [DJFuss Drahtoberfiäche ent- hielt, hielt 3 Eintauchungen aus, ein anderer mit 4,341 Grm. Zink ertrug 4 Eintauchungen. — Die Wiederholung des Versuches mit ein und derselben Drahtsorte gab stets die gleiche Zahl von Eintauchun- gen. — Diese Prüfungsmethode wird in Baiern von der Eisenbahn- baucommission bereits seit 1848 angewendet und ist bereits auch vielfach anderwärts in die Praxis übergegangen. — Das sammet- schwarze Pulver besteht aus 60 Kupfer und 40 Zink und scheint eine Metallegirung im amorphen Zustande zu sein. — (Ebda S. 420.) Chansel, neue Reactionen des Chromoxyds. — Chromoxyd und Zinkoxyd können in Lösung in Kali nicht zusammen existiren. Mischt man die Lösung beider, so fällt die im Ueberschuss angewendele das in der andern Lösung enthaltene Oxyd vollständig aus. Es entsteht ein grüner Niederschlag, der die Zusammensetzung 203, ZnO hat. Ebenso verhalten sich Chromoxyd und Bleioxyd; der Niederschlag (Cr?0°, PbO) ist grün. Wenn Chromoxyd in Kali gelöst oder auch nur mit Kalilauge gemengt ist, so genügt ein Zusalz von braunem Bleisuperoxyd und ein gelindes Erwärmen, um alles Chrom als chromsaures Bleioxyd in Lösung zu bringen. Aus der gelben Flüssigkeit lässt sich, nachdem das überschüssige Bleisuper- oxyd abfiltrirt worden ist, das chromsaure Bleioxyd durch Uebersätti- gung mit Essigsäure niedergeschlagen. — (Compt. rend. T. XL. pag. 927.) i Sölms-Laubach, Thonerde und Kieselsäure in Ly- copodium denticulatum. — L. dentieulatum ist eine exotische Species, die in unseren Gewächshäusern häufig cultivirt wird. Ob- gleich dasselbe unter diesen Culturverhältnissen gewiss für Aufnahme von Thonerde sich unter ungünstigen Verhältnissen befindet, so fand sich doch in seiner Asche 2 pÜt. Thonerde. Die Kieselsäure stieg aber auf 42 pCt. Vergleichen wir die Verhältnisse von Thonerde und Kieselsäure in den drei untersuchten Lycopodien: Die Asche ent- Lyc. Chamaecypa. Lyc. clavatum. Lyc. denticulatum. hält: . rissus Thonerde 54 plt. 27 pCt, 2 pl. Kieselsäure 13 „ 14 „ 42 „ so stellen sich hier höchst eigenthümliche Verhältnisse heraus, Wenn 8 wir diese Zahlen nicht für baren Zufall erklären wollen, welche Vorstellung können wir uns von dem Organismus dieser Pflanzen machen, wenn wir sehen: 1. dass Lyc. Chamaeeyparissus und clava- tum gleich viel Kieselsäure enthalten; 2. dass die Thonerde im ersteren das vierfache, im letzteren das doppelte der Kieselsäure be- trägt; 3. dass im ersteren die Thonerde doppelt so viel als im zweiten beträgt; 4. dass im dritten die Kieselsäure dreimal so viel als in den beiden ersten beträgt, — (Ann. d. Chem. u. Pharmacie. Ba. C. S. 297.) Eckard, Baryt ein Bestandtheil der Asche des Büchenholzes. — Da die Auffindung von Baryt in der Büchen- asche befremdete, so wurde bei weiteren Versuchen die grösste Sorgfalt beobachtet, aber das Resultat blieb stets dasselbe. Später fand sich, dass schon Scheele das Vorkommen von Baryt in Pflanzen- aschen entdeckt hat. Die barythaltigen Buchen waren auf dem bunten Sandstein des rechten Ufers der Nieder-Werra gewachsen. In diesem Sandstein wurde in der That fein zertheilter kohlensaurer Baryt ge- funden, wodurch das Vorkommen desselben in der Büchenasche er- klärlich ist. Ob dies ein allgemeines ist, bleibt dahingestellt. — (Ebda $. 294.) Boussingault, Anwendung des Arseniks zumBeizen des Saatkorns. — Die grossen Verwüstungen, welche die Feld- mäuse 1854 im Elsass anrichteten (allein im Bezirke Weissenburg wurde der. Verlust auf 800,000 Fres. angeschlagen), gaben B. Ver- anlassung, die Mittel, welche man zum Schutz der Saat gemeinhin anwendet, näher zu prüfen. Diese sind: Kalk, Holzasche, Jauche, Kochsalz, Alaun, Glaubersalz, Kupfervitriol, Grünspan, arsenige Säure und Schwefelarsenik. Jede dieser Substanzen schützt das Getreide vor dem Brande, aber nicht jede erfüllt den zweiten Zweck des Beizens: die Saat der Gefrässigkeit der schädlichen Thiere zu ent- ziehen, Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass die mit Kochsalz, Glaubersalz und Kalk behandelte Saat erst recht deren Appetit reize. — Zuerst stellte sich B. die Frage, ob das. mit Kupfervitriol behan- delte Getreide die Feldmäuse vergiftet. Aus verschiedenen Versuchen geht hervor, dass das Beizen mit Kupfervitriol die Erndten gegen die Zerstörung durch schädliche Thiere nicht im Geringsten zu schützen vermag. Selbst wenn die Saaten mit bedeutenden Mengen dieser Sub- stanz behandelt werden, so entgehen die Thiere, da der Kupfervitriol nicht über die Samenhaut hinaus zu dringen scheint, indem sie die Getreidekörner schälen, der Wirkung des Kupfersalzes.. Und dann verliert das Getreide, wenn es mit 18,82 Loth Kupfervitriol auf den preuss. Scheflel behandelt wird, die Fähigkeit, gehörig zu keimen. — B. hatte bei diesen Versuchen oftmals Gelegenheit sich zu überzeugen, dass eine Feldmaus die Entziehung der Nahrung kaum über 30 Stun- den erträgt. Er stellte auch Versuche an, wie viel Getreide sie in einem Tage verzehrt, Eine Feldmaus verzehrte in 5 Tagen 640 6* 84 Weizenkörner, also pro Tag 128 Körner. Ein Liter Weizensamen enthielt 20,710 Körner, folglich 1 preuss. Metze 71,138 Körner. Davon würden 555 Feldmäuse einen Tag lang leben oder 1000 Feldmäuse würden täglich 1,3 Meize verzehren. Dazu kommt noch, dass die Feldmaus das Korn nicht bloss verzehrt, sondern auch grosse Vorräthe für den Winter anzulegen pflegt. — Nun wendete B. Arsenik an und zwar auf lLiter Weizen 2 Grm, die mit 20 Grm. Kalk auf den befeuchteten Weizen gestreut wurden. Dies sind auf eine preuss. Metze 6,87 Grm. (1 Quentchen und 53 Grm.) arsenige Säure und 43, Loth Kalk. Eine gewöhnliche Maus kauete den Weizen aus, indem sie das Korn mit den beiden Pfötchen aufhob, welche sie, nachdem sie sie gefressen, gegen einander rieb und häufig ableckte. Nachdem sie 56 Körner verzehrt hatte, starb sie. Eine Feldmaus frass den Weizen, ohne ihn auszukauen, mit Begierde; schon nach 5 Stunden stellten sich die Wirkungen des Giftes ein; 35 Körner reichten zur Vergiftung hin. — B. machte nun das Korn gifiger, indem er die arsenige Säure tiefer "eindringen liess. Er wendete dazu, wegen der Schwerlöslichkeit der arsenigen Säure arseniksaures Natron an. Er behandelte 100 Grm. sehr fein gepul- verte arsenige Säure mit Wasser, welches Aetznatron enthielt, in der Wärme und löste dadurch 37,4 Grm. von ersterer auf. Die Lösung wurde mit Wasser versetzt, dass die Flüssigkeit genau 1 Liter be- trug. ‚Jeder Kub. Centim. enthielt folglich 0,05 Grm. arsenige Säure. Nun: liess er 1 Deciliter Getreide 12 Kub. Centim, Wasser verschlucken, welches mit 3,5 Kub. Centim. der Arseniklösung versetzt worden war. Jedes Korn enthielt demnach 0,1 Mgrm. Arsenik in Form von arsenigsauren Natron. Eine Feldmaus frass davon 10 Körner und liess dann die anderen unberührt. Nach 2 Stunden (Abends 7 Uhr) stellten sich die Vergiftungssymptome ein und in der Nacht starb die Maus. Eine andere Feldmaus frass nur 8 Körner und starb nach 12: Stunden. — Wegen der alkalischen Reaction ist das arsenigsaure Natron ‚wahrscheinlich auch ein kräftiges Mittel gegen die Entwicke- lung: des: Brandes. Die Anwendung einer titrirten Auflösung von arsenigsaurem Natron würde übrigens gestatten, die Beizoperation mit einer Genauigkeit auszuführen, die sie gegenwärlig bei weitem nicht besitzt. Denn nachdem man einmal durch einen vorläufigen Versuch die Quantität Wasser bestimmt hat, welche das Saatkorn verschluckt, ohne jedoch: zu feucht zu werden, braucht man nur die geeignete Menge 'arsenigsauren Natrons in dieses Wasser zu bringen. Nach B.’s Versuchen: verschluckt 1 preuss. Scheflel Weizen 6°; Quart Wasser; nach obigen Versuchen würde man zur Vergiftung eines preuss. Scheflels Weizen 113,821 Grm. (7,8 Loth) arsenige Säure gebrauchen. Hat man nun eine Auflösung von arsenigsaurem Natron, die im Quart 57,4 Grm, 'arsenige Säure enthält, so würde man davon 2 Quart und 42/, Quart’ ‘Wasser nehmen, um 1 Scheflel Weizen zu vergiften. Man bringt den Weizen in einen Behälter und giesst nach und nach, unter beständigem Umrühren, die ganze Menge des Giftwassers hinzu. 85 Eine Stunde nachher breitet man das Getreide zum Trocknen aus. — Mar hat behauptet, um das Saalkorn gegen den Angriff der Thiere zu sichern, genüge es demselben eine starke Bitterkeit zu ertheilen. Nach B. wird durch diese Mittel der Zweck ganz verfehlt. Denn es ist melır als zweifelhaft, dass man dadurch die Erndte gegen den Brand zu schützen vermöge. Die Thiere würden ein so zubereitetes Saatkorn ohne Zweifel nicht berühren. Aber die Saat würde nur einige Tage gegen die Angriffe der letzteren geschützt sein, weil bald die Keimung eintritt und die Wurzelchen und Stengelschen, in welche der giftige Stoff gewiss nicht gelangt, den Nagern zur Nahrung die- nen. Nach B.’s Ansicht muss das Saatkorn gefressen werden können und dann tödten;, es muss zugleich Lockspeise und Gift sein. — B. hat ferner untersucht, wie viel man an Saatkorn verliert, um die Feldmäuse auf einem von ihnen heimgesuchten Felde zu vertilgen. 1 Metze des auf angegebene Weise vergifteten Getreides würde aus- reichen, um 7113 Mäuse zu tödten. Nach B. wäre ein Landınann, der gebeizt hat, aber von Nachbarn umgeben ist, die es unterlassen haben, nicht im Nachtheile. Das Vergiften der schädlichen Thiere hat den Hauptzweck, die Erndte zu schützen. Nebenbei aber wird ein anderer Zweck erreicht, welcher. nicht zu verschmähen ist, dass nämlich ein Thier, so schädlich es lebend ist, nach seinem Tode höchst . nützlich wird, indem es als Dünger wirkt. Für den Preis einer Metze Getreide erhält man 228 Pfund Feldmäuse und wenig- stens 1/, davon kann man auf Fleisch, Blut und Knochen im trock- nen Zustande rechnen. Dieser Dünger ist noch dazu an Ort und Stelle geschaflt und auf dem Felde verbreitet. Um diesen Preis würde B. recht gerne die Feldmäuse seiner Nachbarn auf seinen Feldern sterben sehen und’ ım Herbst 1854 hätte er gerne Weizen in dem angegebenen Verhältnisse gegen Feldmäuse ausgetauscht, da letstere an Stickstoff und phosphorsauren Salzen die Elemente von ungefähr der 30fachen Menge Weizen, durch die sie getödtet, enthielten. — (Ann. de Chim. et de Phys. Avril 1856. pag. 458.) W.B. H. Landolt, über die chemischen Vorgänge in der Flamme des Leuchtgases. — Der Verf. leitete bei seinen Ver- suchen das von Sauerstoff und Kohlensäure befreite Leuchtgas aus einem Gasometer in einen cylindrischen Brenner und zog durch ein Saugrohr, das von unten her in die Flamme eingeschoben werden konnte, vermiltelst eines Aspirators die Flammengase in 2 geneigt ge- stellte Sammelröhre, nachdem dieselben vorher ein Chlorcalciumrohr durchstrichen hatten. Nachdem hinreichend viel Gas hindurchgezogen war, wurden die Sammelröhren an beiden Enden zugeschmolzen und das in ihnen enthaltene Gasgemisch nach der Bunsen’schen Methode untersucht. Die Sanieren Resultate stellt er in folgender Tabelle zusammen, in der die Gasmengen nach Gewichtsprocenten angege- ben sind. 86 a | gmm 10mm | 200m | 3Qmm Wasserstoff 2,10| 1,14) 0,18| 0,39| 0,26 | 0,19 Grubengas 24,97 18,38 | 7,22 | 4,38| 1,72 | 0,47 Kohlenoxyd 9,49 114,97 | 6,25 | 5,18| 5,61| 5,66 Elayl 5,48| 4,59| 2,03 | 1,72| 0,96 | 0,62 Ditetryl 7,93! 6,78) 2,93! 2,21! 1,64! 1,20 Sauerstoff 0,37 9,95. 50,242 = ee Stickstoff 38,19 41,33 162,95 |65,75 |68,38 169,47 Kohlensäure 3,94| 3,92| 7,07| 8,36| 9,42|11,44 Wasserdampf 6,95 | 7,94 11,13 |12,01 11,81 10,95 (Die Angaben O0", 10mm etc. beziehen sich darauf, dass die Gase aus einer Höhe von 0%, 10mm etc. über deren Ursprung ge- nommen sind.) Da es sich vor Allem um die Bestimmung der Menge Luft han- delt, deren Sauerstoff als Kohlenoxyd, Kohlensäure und Wasserdampf in den Flammengasen vorhanden ist, das Brennmaterial aber nicht frei von Stickstoff war, so dass nicht vom vorhandenen Stickstoff auf die Menge eingetretener Luft geschlossen werden konnte, so musste diese aus der Elementarzusammensetzung des zugeleiteten Leuchtgases und des Flammengases berechnet werden, Auf ‘diese Weise erhielt L. 4 Werthe für das Gewicht der in 100 Theilen Flammengas enthalte- nen Luft. Diese 4 Werthe sollten eigentlich dieselben sein, allein sie differiren besonders in den anderen Theilen der Flamme unter einander, was daher kommt, dass sich einerseits freie Kohle aus- scheidet, die der Analyse entgeht, andrerseits die nicht leuchtende Hülle, der den andern Theil der Flamme umgiebt, wegen seiner nie- dern Temperatur wie ein kalter Körper wirkt und Wasserdampf con- densirt. Es muss demnach der Sauerstoffgehalt der in dem untern Theile der Flamme sich vorfindenden Verbrennungsproducte grösser als der Sauerstoffgehalt der Luft, die dem eingedrungenen Stickstoff entspricht, sein. Und dies stimmt mit den Resultaten von L. ganz überein. Der weiteren Rechnung legt er nun den Werth zu Grunde, den er aus dem Stickstofl erhalten hat. Er berechnet alsdann die Zusammensetzung, die 100 Gewichtstheile Flammengas vor ihrer Ver- brennung besitzen und stellt daneben die Zusammensetzung des Gas- gemisches nach der Verbrennung. Dann geht er darauf ein die aus den verschiedenen Höhen stammenden Flammengase selbst unter ein- ander in Vergleichung zu bringen und kommt dabei zu folgenden Re- sultaten: die Menge Luft, die zu dem Leuchtgas hinzutritt, erfährt zwischen 10”2 und 20” eine plötzliche starke Zunahme: es erklärt sich dies dadurch, dass der gläserne Schornstein, der in dieser Höhe die Flamme umgab, einen starken Luftzug verursachte; diesem stär- kern Zutritt von Luft entsprechend tritt auch eine vermehrte Bildung von Kohlensäure und Wasserdampf ein: die Curven dieser beiden 87 Stoffe und des Stickstoffs steigen erst langsam, nehmen in Folge des erwähnten Umstandes zwischen 10% und 20%% stark zu und wach- sen dann gleichförmig weiter; in den höhern Theilen der Flamme ist die Menge der Kohlensäure geringer als man erwarten sollte; der Grund hiervon liegt in der Reduction derselben wie die Kohle zu Kohlenoxydgas; was die Curve dieses Gases anbelangt, so steigt sie bis 10@@, hleibt dann unverändert und nimmt wieder von 30=m an zu; die zweite Zunahme ist unbedingt dem erwähnten Umstande zu- zuschreiben. Bei der Betrachtung der Curven der brennbaren Be- standtheile zeigt sich, dass die Verbrennung des Grubengases gleich- mässig und ziemlich rasch vor sich geht, dass dagegen die schweren Kohlenwasserstoffe bei gegen 40m beinahe unverändert bleiben, dass der Wasserstoff bis zu 20%% rasch abbnimmt, dann wieder eine Zu- nahme erleidet, die von der Einwirkung der freien Kohle auf den Wasserdampf herrührt, dass also die Gase nach dem Grade ihrer Verbrennlichkeit verschwinden. — L. berechnete auch die Temperatur der Flammen aus den Wärmeeinheiten, welche die verschiedenen Gase geben. und aus ıhrer Wärmecapacilät und fand so die Verbrennungs- temperatur für die Höhe von 0mm 28430 C. 10mm 2581 2022 2689 30mm 1937 40mm 1628 somm 1375 Endlich untersuchte der Verf. die verschiedenen Theile der Flamme auch noch in Beziehung auf ihre Lichtstärke mit Hülfe des etwas modifieirten Bunsen’schen Photometer. Er fand, dass der am stärk- sten leuchtende Theil der Flamme etwas über der Stelle liegt, wo der dunkle Kegel aufhört, und stellte folgende Tabelle auf: Lichtstärke Höhe über dem Brenner nahe am Rande in der Mitte der, Flamme gem N 66 66 yallEn, 100 100 Homer 77 39 9umm 47 24 4ymm 20 5 3omm 4 — (Pogg. Ann. Bd. XCIX. S. 339.) F. .; Wagner, abgeändertes Verfahren der Stearin- und Palmitinsäurefabrikation. — W. schlägt vor die Verseifung des Palmöles oder Talges durch eine klare Lösung des auf gewöhn- lichem Wege durch Reduction aus Schwerspath erhaltenen Schwe- felbaryums zu bewirken. Letzteres zerfällt bekanntlich bei seiner Lö- sung in Wasser in Ba0,HO und BaS,HS. Die Verseifung des Fettes geschieht bei einer solchen Lösung weit schneller und leichter als mit Kalk. Wegen des sich reichlich entwickelnden Schwefelwasser- 88 stoffgases muss die Verseifung in geschlossenen Kesseln oder Bottichen vorgenommon werden. Das Schwefelwasserstoffgas wird verbrannt und die sıch bildende schwefliche Säure zur Darstellung von Antichlor (schwefelsaurem Natron) benutzt. Die Schwefelbaryumlösung muss im frisch bereiteten Zustande verbraucht werden; ausserdem enthält sie geringe Mengen von Baryumpolysulfuret, welches zur Bildung von geschwefelten Derivaten der Palmitin- und Aelsäure Veranlassung ge- ben könnte. Eine derartige Verunreinigung würde die Palmitinsäure zur Kerzenfabrikation untauglich machen, da als Verbrennungsproduct auch schwefliche Säure noch auftreten würde. Die Seife wird durch Salzsäure zersetzt. Das Gemisch der fetten Säuren wird gewöhnlich abgeschieden und die Chlorbaryumlösung durch Schwefelsäure gefällt. So erhält man schwefelsauren Baryt, der jetzt (als Barytweiss, Per- manentweiss, Blani-fix) in grossen Mengen künstlich dargestellt wird, als Nebenproduct. Anstatt der jetzt gebräuchlichen 15 pCt. Kalk würde man 43,3 pCt. Schwefelbaryum bei der Verseifung anzuwen- den haben, die 62,43 pCt. Barytweiss geben. — Man könnte die Barytseife zuerst auch durch Essigsäure zersetzen um essigsauren Ba- . ryt zu erhalten, welchen zu den meisten technischen Zwecken den Bleizucker ersetzen kann, namentlich bei der Erzeugung von essig- saurer Thonerde, wobei wiederum als Endproduct schwefelsaurer Ba- ryt entsteht. (Dängl. polyt. Journ. Bd. CXLIII. S. 132.) Rohde, über die verschiedene Zusammensetzung der Kuhmilch bei öfterem Melken. — Die zu diesen in Eldena im Winter 1355 angestellten Versuchen benutzten beiden Kühe wurden ganz gleichmässig gefüttert und das Futter ihnen genau zu- gewogen. Während des Versuches, der 24 Tage dauerte, wurden die Kühe in den ersten 12 Tagen dreimal (Morgens 6 Uhr, Mittags und Abends 7:Uhr) und in den letzten 12 Tagen nur zweimal (Morgens und Abends 6 Uhr) gemolken. Die Milch wurde am sech- sten Tage eines jeden Melkabschnittes auf ihre einzelnen Bestandtheile vom Prof. Trommer untersucht. Zu diesem Zweck wurde die bei jedesmaligem Melken gewonnene Milch von beiden Kühen gut mit ein- ander vermengt. — Der Versuch ergab folgende Resultate: I. Beim dreimaligen Melken. An jedem Tage wurde von beiden Rühen 13°/,, Quart Milch gewonnen. Zusammensetzung der Morgen-, Mittags- und Abendmilch. Wasser 87,5 86,8 88,3 Butter 4,2 4,2 3,9 Käsestoff 4,6 5,0 -4,0 Milchzucker u. Salze 3,7 4,0 3.8 100,00 100,00 100,00 II. Beim zweimaligen Melken. An jeden Tage wurden durchschnittlich 11”/,, Quart Milch gewonnen. 89 Zusammensetzung der Morgen- und Abendmilch. Wasser 88,0 87,8 Butter 3,5 3,5 Käsestoff 4,3 4,5 Milchzucker u. Salze 4,2 4,2 an 100,00 100,00 Durchschnitt von I, von I. Wasser 87,6 87,9 Butter 4,1 3,5 Käsestoff 4,5 4,4 Milchzucker u. Salze 3,8 4,2 100,00 100,00 Der Unterschied ist hiernach kein unbedeutender. Gerade von den wichtigsten Bestandtheilen enthält die öfter gemolkene Milch mehr, nämlich im Durchschnitt an ' Butter 0,6 pt. Käsestof 0,1 - dagegen zeigte die zweimal abgemolkene Milch mehr an Wasser 0,3 plt. Milchzucker u. Salzen 0,4 - So gering auch der Reinertrag an Butter im ersten Augenblick er- scheint, so darf man denselben doch nicht unterschätzen. Er beträgt auf jedes Quart Milch 15 Loth, wodurch dieselbe bei einem Preise von 8 Sgr. für das Pfund Butter um 1!/, Pfg. höher verwerthet wird. Wenn zu 1 Pfd. Butter von der Milch II. 16 Quart erforder- lich waren, so genügen von I. schon 122/, Quart. Wird der grössere Gewinn von Milch bei dem dreimaligen Melken (pro Kuh und Tag 11/,»Quart) noch dazu gerechnet, so erscheint dasselbe so vortheil- haft, dass es in allen Wirthschaften eingeführt werden sollte. Die Ansicht mancher Landwirthe, dass bei dem dreimaligen Melken die Milch zwar reichlicher, aber von schlechterer, wässeriger Beschaffen- heit, als bei dem zweimaligen Melken werde, scheint, da man bei gleichen Versuchen auf einem Gute in der Nähe von Göttingen zu demselben Resultate gekommen ist, dass die Milch reicher an Fett wird, wenn sie nicht zu lange im Euter des Thieres bleibt, hin- reichend widerlegt zu sein. — (Eldenaer Archiv. 1856. 1. II.) W. B. Geologie. Mayer und v. Neimans, das Erdbeben in der Nacht vom 11. 12.0ctober1856 in Bulak und Kairo. — Um 3 Uhr 15 Minuten Morgens fühlte man 'in Kairo die erste Erschütterung, 2 oder 3 Minuten darauf eine ununterbrochene gleich- arlige Reihe von Stössen so schnell wie Pulsschläge folgend, etwa 20. Zwei derselben waren auffallend stark und von unterirdischem donnerähnlichen Getöse begleitet. In Bulak war der erste Stoss um dieselbe Zeit mit unterirdischem Rollen begleitet, schwach wellenförmig 90 1 Minute dauernd, 4 Minuten später ein zweiter schwächerer von 30 Sekunden Dauer, um 3 U. 20. M. der dritte heftigste Stoss 2 Mi- nuten anhaltend. Er bestand in einem so heftigen Vibriren, dass man die Richtung nicht fühlen konnte. Die eingestürzten Minarets und Häuser beweisen indess, dass seine Richtung von 080. nach WNW. ging. Das Geräusch war wie wenn ein hefliger Hagelsturm ‘auf ein Blechdach niederfährt. Es stürzten nur die Mauern, welche von S. nach N. gebaut waren, die von O. nach W. zerrissen. In Bulak war die Zerstörung heftiger als in Kairo. Nur ein Mensch kam um. Das Barometer zeigte 280,4 bei 24°C. In der folgenden Nacht um 10 und 11!/, Uhr fühlte man noch 3 schwache Stösse, wobei wie in voriger Nacht grosse Unruhe unter Hausthieren und Vögeln. In Kairo überspülte der durch die Stadt tliessende Kanal stellenweis seine Ufer Meterhoch. Linant Bey in Kairo hat seit 18 Jahren 6mal Erdstösse in Aegypten wahrgenommen, der bedeutendste darunter vor 8 bis 9 Jahren Mittags im Juli. — (Berl. Monatsber. 1856. Novbr. 472— 473.) Ehrenberg, zwei neue südamerikanische Gebirgs. massen aus microskopischen Organismen gebildet — Die eine dieser Gebirgsarten wurde von Philippi aus der Wüste von Atacama in Chili als Tripel eingesandt, ist weiss bis gelblich, abfärbend, blättrig, sehr leicht. Die microskopische Analyse erwies ihn als ein Conglomerat feiner Polygasternschalen, deren E. 83 Formen unter- schied, nämlich 57 Polygastern, 7 Polyeystinen, 2 Geolithien, 15 Phytolitharien und 2 anorganische Formen. Es ist eine reine Meeres- bildung, wie solche aus Südamerika noch nicht bekannt ist, wobei der völlige Mangel an Polythalamien auffällt. _ Viele Formen stimmen ganz mit denen des peruanischen Guano überein. Das zweite Gestein ist ein vulcanischer essbarer Polirschiefer aus Honduras, welcher da- selbst von den Frauen während der Schwangerschaft und Menstruation viel genossen wird. Er ist ziemlich schwer, weiss, thonartig, unter dem Microskop erscheint sein Hauptbestandtheil ein sehr feiner bims- steinartiger Sandstein mit körnigem Mulm. Es finden sich darin 16 Polygastern, 19 Phytolitharien mn 2 anorganische Formen, alle dem Süsswasser angehörig. — (Ebda August 425—431.) G. Rose, die Beschaffenheit und Lagerungsver- hältnisse der Gesteine im Riesen- und Isergebirge. — Beide Gebirge bestehen grösstentheils aus Granitit, der sich durch gänzliche Abwesenheit des weissen Glimmers und die bedeutende Menge des Oligoklas vom Granit unterscheidet. Granit findet sich auch im Isergebirge, den Granitit von Tannenwalä bis Reichenberg umgebend, scharf von diesem geschieden. Der Granit ist das ältere Gestein. Im N. umgibt den Granitit ein grobflaseriger Gneiss, der bisweilen grobkörnig wird, aber auch dünnschieferig, und den hohen Iserkamm bildet, in der Tafelfichte 3400‘ hoch. In ihm findet sich ein mächtiges “limmerschieferlager, welches sich über Warmbrunn, 91 Querbach, Giehren, Fliensberg bis nach Raspenau zieht. Das Gestein ist in der Nähe des Granitits verändert, : kleinschuppig und braun. Ebenso ist-ein kleineres Lager im Granitit. Das grosse Lager ist merkwürdig durch Querthäler zerrissen, unterbrochen, ungleich ge- hoben und verschoben. Die Gränzen zwischen Gneiss und Glimmer- schiefer bilden einen förmlichen Ziekzack. Geringer ist die Zertrümme- rung in der unmittelbaren Nähe des Granitits, aber hier sind die Schichten stellenweise mauerartig aufgerichtet und beweisen den Hebungseinfluss dieses unverkennbar. Auf der NWSeite des Granitits liegt die grosse Basaltformation, deren Mittelpunkt der Schlossberg von Friedland ist. Der Basalt ist sehr fest und schwarz mit wenigen und kleinen Olivin- und Augitkrystallen, oft prächtig gesäult. Er durchbricht den Gneiss und findet sich auch mit Phonolith und einer grossen Sandablagerung zusammen. Letzterer scheint fast von Basalt gehoben. Der Phonolith bildet 3 grosse Berge als östliche Ausläufer der grossen Phonolithmassen des böhmischen Mittelgebirges. Weiter im O0. in Polen, Russland und Sibirien fehlt der Phonolith gänzlich, An der SSeite des Geiersberges treten an der Strasse nach Liebwerda bei der Steinwegbrücke noch einmal Phonolith und Basalt unter dem bedeckten Sande hervor, jener Stücke von diesem einschliessend, so dass offenbar der Phonolith jünger ist als der Basalt. — (Ebda Septbr. 444—449.) W. Stein, chemische und chemischtechnische Un- tersuchung der Steinkohlen Sachsens. Leipzig 1857. 4°. — Diese Schrift bildet den II. Theil zu Geinitz’ geogn. Darstellung der Steinkohlenformation in Sachsen und versucht zu ermitteln: die elementare Zusammensetzung der Kohlensubstanz, deren Aschengehalt und die qualitative Beschaffenheit der Asche, den Schwefelgehalt, das specifische Gewicht, die Menge und Beschaffenheit des aus der Kohle zu gewinnenden Leuchtgases, den theoretischen und pyrometrischen Heizeffeet und die Koksmenge. Diese Inhalsangabe mag auf die an Detailuntersuchungen sehr reichhaltige Schrift aufmerksam machen, denn Einzelnes daraus mitzutheilen gestattet unser kärgliche Raum nicht, Nur wenige Durchschnittszahlen mögen Platz finden. Der Aschengehalt der sächsischen Kohlen beträgt bei den Zwickauern 5,75, bei den Plauenschen 22,3, bei den Flöhaern 44,87; der Koh- lenstoffgehalt bei den Zwickauern 83,5, bei den Plauenschen 80,4, bei den Flöhaern 88,3, der Wasserstoffgehalt in derselben Reihe 4,8, 4,6 und 3,318; der Sauerstoffgehalt 11,3, 14,6 und 8,27; das spec. Gewicht 1,266 — 2,139. Koechlin. Schlumberger, die St. Cassianer Schich- ten in Vorarlberg und NTyrol. — Verf. theilt zunächst P. Merians Untersuchungen und Ansichten darüber mit. Nach demselben zeigt sich der Lias in Vorarlberg unter merkwürdigen Verhältnissen und führt z. Th. zahlreiche Petrefacten, welche die Vergleichung mit andern Localiläten gestalten. -Sein allgemeiner Character ist etwas 92 verschieden, was nicht überraschen kann; so fehlt z. B. die Gryphaea arcuata ganz, dagegen treten auf dem Spuller Kalkbänken mit Amm. Conybeari und Bel. acutus auf, also tiefster Lias. Das Liegende des- selben ist hier und weiter nach O. eine ganz eigenthümliche Bildung. Linth-Escher hat sie in den Schweizerischen Denkschriften beschrieben. Unmittelbar unter dem Lias folgen polypenreiche Dachsteinkalke mit dem viel besprochenen Megalodon scutatus, der Kopfgrösse erreicht und unter diesem schwarze Kalkschiefer mit Gervillia inflata, Plicatula interstriata, Cardium austriacum. Emmrich nennt diese Schiefer Gervillienschich- ten, die Oestreicher Kössenerschichten, worin Belemniten fehlen und Ammoniten sehr selten sind. Nun folgen nach unten sehr mächtige graue Dolomite, petrefactenleer, welche einen Haupttheil der Vorarl- berger Kalkalpen constituiren. Sie ruhen auf einem grünlichgrauem Sandsteine mit Pflanzenresten, darunter Equisetum columnare, Plero- phyllum longifolium u. a. der Leitenkohle. In einiger Beziehung da- mit steht ein bald schwärzlicher, bald graulicher Kalk, in welchem Halobia- Lommeli vorkömmt. Er scheint den Gyps an mehrern Orten unmittelbar zu bedecken und unter ihm tritt rother oft conglomera- tischer Sandstein, Verrucano, auf, dessen Liegendes krystallinische Ge- steine bilden. M. verfolgte diese untern Keuperassisen in 0. bis Innsbruck. Der Durchschnitt zeigte unter einer Dolomitdecke mehre Kalkbänke im Keupersandstein, in welchen die sehr characteristischen St. Cassianer Cardita crenata, mehre Myophorien, Ammon. Johannis Austriae nebst Globosen etc. liegen. Die Pflanzenreste des Sandsteines sind leider unbestimmbar. Dieselbe Schichtenreihe des Keupersandsteines mit St. Cassianer Bänken ist noch schöner im Lafatschthal aufgeschlos- sen, wo der opalisirende Muschelmarmor die Cassianer vertritt. Wei- ter nach W. und zwar N. von Telfs kömmt derselbe Marmor mit Cassianer Bänken vor und hier hat man auf Keuperkohlen gebauet; Von hier lassen sich die Schichten ununterbrochen verfolgen über Grameis, Bludenz und den Kulm von Triesn. M. hält daher den ganzen Schichtencomplex vom Dachsteinkalk bis zum Haselterrain für parallel dem schwäbischen Keuper. Die obere Abtheilung der St. Cas- sianer Schichten kommt im S. der Alpen am Comer- und Luganersee wieder vor, ferner im Skalvethal, im Val Trompia. — An diese Mit- theilung Merians knüpft nun K-S. eine weder vollständige, noch irgend Neues liefernde Zusammenstellung. der Ansichten über das Alter der St. Cassianer Schichten und gibt dann eine Kritik Münsterscher und Klipsteinscher Cephalopoden, die er wesentlich hätte vereinfachen können, wenn er sich die Mühe genommen Giebels Cephalopoden (Fauna d. Vorw. III.) einzusehen. Zum Schluss folgt eine ähnliche Kritik der St. Cassianer Cidariten. (Bullet. soc. geol. XII. 1045 —1065.) Conrad, über miocäne und postpliocäne Ablage- rungen in Üalifornien. — Postplioeäne, Conchylienführende Ab- lagerungen kommen an der Küste Californiens häufig vor so bei S. 93 Barbara, S. Pedro etc., aber miocäne Petrefakten kommen nur in der Nähe der Hauptstadt vor, wo ihr Lager nur wenig über dem Mee- resspiegel von postpliocänen bedeckt wird. Das Gestein besteht zu- oberst aus einem lockern braunen Sand mit kleinen Korallen und führt Mercenaria perlaminosa, Pecten Heermanni, Diadora erueibuli- formis, Pandora bilicata und Cardita occidentalis. Die beiden Corallen sind neu Idmonea californica und Lichenopora californica. Die Con- chylien in den postpliocänen Lagern kommen z. Th. noch lebend an der Küste vor. (Proceed. nat. hist. Philad. IX. 441.) @l. Oryetognosie. Heddle, über Mesolith und Faröelith. — Diese beiden Mineralspecies, die noch bis dahin zweifelhaft waren, hat der Verf. der Analyse unterworfen, indem er Sorge trug, recht reine Exemplare auszuwählen. Er glaubt durch dieselben ihre Eigen- thümlichkeit nachgewiesen zu haben. — Die Analysen des Mesoliths 1. von Talisker auf Skye, der ein weisses, in verwirrten feinen Na. deln krystallisirtes Mineral ist, 2. von Storr auf Skye, der aus weissen, fedrigen Büscheln besteht, 3. von Kilmore in Skye, gelblich weisse, strahlige Krystalle, die zu festen Massen vereinigt sind, 4. aus der Höhle auf Naalsöe (Faröe), wollige Büschel bildend, ergaben: v. Talisker v. Storr v. Kilmore v. Naalsöe Kieselsäure 46,71 46,72 46,26 46,80 Thonerde 26,62 26,70 26,48 26,46 Kalkerde 9,08 8,90. 10,00 9,08 Natron 5,39 5,40 4,98 5,14 Wasser 12,83 12,92 13,04 12,28 100,63 100,64 100,76 99,76 Die Resultate stimmen mit denen, welche Berzelius *), Fuchs und Gehlen **) fanden, recht gut überein. Diese gaben ihm auch schon die Formel, die nun Heddle wieder findet, nämlich 2 (CaO, Si03 + Al2035i10° + 3 H0) + (Na0, SiO® + AI20®, Si0? + 2 HO). Er kann für eine Verbindung des Scolecits, einem Kalkthonerdesilikat mit dem Natrolith, einem Natronthonerdesilikat angesehen werden. — Der Faröelith oder Mesol: 1. von Storr auf Skye, blauweisse einge- beitete Kugeln, 2. aus der Nähe von Portree auf Skye, aus weissen formlosen Körnern bestehend, 3. und 4. von Uig auf Skye, weisse strahlige Körner bildend, ergab folgende Resultate: I u II IV Kieselsäure 41,32 41,20 43,17 43,21 Thonerde 28,44 30,00 39,30 29,03 Kalkerde , 11,54 11,40 9,82 10,35 Natron 5,77 4,38 5,33 5,16 Wasser 13,26 13,20 12,40 12,46 100,33 100,18 100,01 100,21 *) Berzelius, Jahresbericht, Bd. 3 S. 147. **) Schweigger’s Journal, Bd. 18 8.19. 94 Berzelius’ (siehe obiges Citat) Analyse dieses Minerals von Faröe stimmt sehr nahe mit denen von Heddle überein. Die Formel, welche Heddle dafür aufstellt, nämlich (Na0, 2 CuO) 2 SiO3 +3 (Al203, SiO3) 4z-8°H0, hält schon Rammelsberg*) für wahrschein- lich, — Beide Mineralien finden sich bei einander,’ ja in ein und derselben Höhlung, und in diesem Falle findet sich der Faröelith stets zunächst der Felsart. — (Philosophical magazine. Vol. 13. p. 50—55.) J. W. Mallet, über ein Zeolithisches Mineral von der Insel Skye (Schottland.) — Dieses Mineral besteht aus einer Masse blauer Krystalle, ähnlich dem Hutzucker. Er ist leicht zerbrechlich und zwischen den Fingern zu einem groben Pulver zer- reiblich. Unter dem Mikroskop erscheinen die Körner als prismati- sche Krystalle, deren Form jedoch nicht vollkommen ermittelt werden konnte. Ihre Härte war etwas grösser als die des Kalkspaths. Spec. Gew. — 2,252. Starke Salzsäure auf das gepulverte Mineral ge- grossen, erzeugte eine deutliche Gallerte. Die Analyse ergab: Kieselsäure 53,95 Thonerde 20,13 Kalkerde 12,86 Talkerde Spur Kali (nebst Spur von Natron) 10,87 Wasser 12,42 100,23 Die Formel für-dieses Mineral ist: 2 (Ca0 + SiO®) + 2 (Al?03 + 2 SiO®) + 7 HO, Es unterscheidet sich wesentlich vom Stilbit und Hypostilbit. Es scheint ein eigenthümliches zu sein. Doch wagt der Verf. noch nicht ihm einen besondern Namen zu geben. — (Ebda Vol. XI. p. 406.) Hz. Rammelsberg, über Zoisit und Epidot. — Die krystallographischen Unterschiede dieser beiden Minerale sind nicht charakteristisch, daher R. ihre chemische Zusammensetzung einer er- neuten Prüfung unterzieht. Er stellt zunächst die bisherigen Analysen von Klaproth, Thomson, Kulezza, Stromeyer, Richter u. A. zusammen und lässt dann seine eigenen folgen. Das spec. Gew. = 3,251 bis 3,361. Die Analysen ergaben unter «a mit kohlensaurem Natron, unter b dieselbe auf wasserfreie Substanz berechnet, unier ce die des geglühten Minerals mit Chlorwasserstoffsäure, unter d das Mittel von e und b, Zeisit von der Saualpe: a b c b Kieselsäure 40,08 41,15 41,837 41,51 Thonerde 28,70 29,47 28,32 28,90 *) Handwörterbuch des“chem. Theils der Mineralogie, S. 421. 95 Eisenoxyd 3,50 3,60 437 3,98 Kalkerde 24,27 24,92 24,64 24,78 Talkerde 0,84 0,86 0,30 0,58 Glühverlust 2,09 _ — gi Zoisit vom Fichtelgebirge: a b c d Kieselsäure 40,21 41,07 41,30 41,18 Thonerde 29,00 29,62 31,19 30,40 Eisenoxyd 2:51... 2,938. 1.3. 1012,88 Kalkerde 24,31 24,28 24,93 24,87 Talkerde 0,26 027 023 0,25 Glühverlust 2,08 — — E— Zoisit aus Massachusetts: a b c d Kieselerde 40,00 40,92 41,04 40,98 Thonerde 30,16 30,86 31,91 31,38 Eisenoxyd 2,05 210 292 2,51 Kalkerde 23,54 24,08 24,55 24,46 Talkerde 0,32 0,84 0,15 0,50 Glühverlust 2,25 — — — Diese sowie die weitern Analysen des Zoisits von Sterzing, aus dem Fuschthal und vom Monte Rosa beweisen, dass derselhe eine dem Epidot gleiche Zusammensetzung hat. Der Epidot unterscheidet sich durch einen grössern Eisengehalt und damit abnehmenden Thon- erdegehalt. — (Berlin. Monatsber. 1856. Dechr. 605 —617.) Gergens, in Chalcedon von Oberstein einge- wachsene krystallisirte Mineralien. — G6. fand in einem Moosachate mit fast wasserhellem Chalcedon einen ausgebildeten Baryt- krystall von 2?/, Millim. Länge und einen zweiten, der von der Schlifffläche ergriffen ist. In einem Festungsachat mit eben solchem Chalcedon ferner eine Apatitsäule und andere minder scharf bestimm- bare Formen, in einem dritten zahlreiche Braunspathrhomboeder, Zwillinge und Einzelne. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 1856. 22—23.) @. Palaeontologie. Conrad beschreibt einen Pentamerus la- queatus n. sp. von Delphi, Indiana, ähnlich dem P, Aylesfordi als oval, die grosse Klappe bauchig mit 28 kantigen Rippen, wenig er- höhter Mittelfalte mit 5 bis 6 stärkeren Rippen, die kleine Klappe mit sanfter Depession jederseits und buchtigem Basalrande. (Proceed. nat. soc. Philad. IX. 441.) - Isaac Lea führt ein neues Mollusk aus dem Rothen Sandsteine von Pottsville auf. Dieses Fossil ist das erste der Art aus dem Rothen Sandsteine, der neuerdings auch den Sauropus primaevus geliefert hat, so dass die Hoffnung auf weitere organische Ueberreste zur nähern Bestimmung des Alters immer grösser wird. Die Schale besteht aus 2 flachgedrückten Klappen, welche Aehnlich- 96 keit mit Cypricardia rhombea Phill haben, sind aber mehr quadra- tisch und kleiner, Posidonomyen ähnlich, zumal in der Faltung. L. gibt nun eine kurze Diagnose für den Namen Cypricardia Leidyi und fügt die Abbildung bei, welche indess die Natur des Fossils noch sehr fraglich erscheinen lässt. (Ibidem VII. 340. Tb. 4.) Derselbe characterisirt einen neuen Saurier, Centemodon sulcatus, nach einem Zahne aus dem dunkeln Schiefer eben dieses Rothen Sandsteines von Phönixville. Er ist glatt, dick, leicht gekrümmt, mit scharfer Schneide, aussen gerundet; an der Basis ge- furcht und sehr fein gestreift von der Basis bis zur Spitze. Der in derselben Formation gefundene Clepsysaurus ist sägezähnig, der Ba- thygnathus aus dem Neurothen ist kleiner und schlanker. Die beiden in derselben Schicht gefundenen Posidonien nennt L. Posidonia ovata und parva. In den überlagernden Schichten wurden Fussspuren be- obachtel, denen. des Chelichnus Duncani ähnlich, daher sie L. als Ch. Wymannanus aufführt, ferner Pflanzenabdrücke von Coniferen darunter ein Zapfen von 6‘ Länge und 1°‘ Weite. Dieselben Schie- fer fand L. auch im nördlichen Pensylvanien bei Gwinnedd mit den- selben Posidonien und Pflanzenresten, darunter eine langblättrige, ähnlich der permischen Noeggerathia cuneifolia. Eine Ganoidenschuppe erinnert lebhaft an Pygopterus mandibularis. Andere Ueberreste lies- sen sich nicht bestimmen. (Ibidem VIII. 77 — 78.) J. Norwood und H. Pratten untersuchten Conchylien aus den Kohlengebirge der westlichen Staaten und beschreiben ausführlich unter Beifügung schöner Abbildungen folgende z. Th. sehr eigenthümliche Formen: Spirifer spinosus Illinois, Missouri. Sp. Leidyi Illinois. Sp. Forbesi Jowa. Bellerophon percarinatus Conr Illinois, Indiana. B. Montfortanus ebda. Pleu- rotomaria Grayvillensis ebda. Pl. carbonaria Illinois, Macrocheilus inhabilis Mort, Illinois, Indiana, Ohio. Natica ventrica Indian. Loxonema Halli In- diana, Illinois. (Journ. acad. nat. sc. Philad. 1855. ILI. 71—79. Tb. 9.) M. Hoernes, über Gastropoden aus der Trias der Alpen. Mit 3 Tf. Wien 1856. — Auf das Erscheinen dieser Ab- handlung haben wir bereits Bd. VII. 459. aufmerksam gemacht durch namentliche Anführung der Arten, welche hier nun beschrieben und vortrefflich abgebildet worden sind. Sie führen den Verf. zu der Ansicht, dass die dolomitischen Kalke von Esino, Hall, Unterpetzen u. s. w. dem grossen Complexe der Cassianer Ablagerungen angehö- ren. Einige derselben repräsentiren unverkennbar Typen aus dem norddeutschen Muschelkalk, während andere weit von dessen Conchy- liencharacter sich entfernen. Piette, über die untern Etagen des Jura in den Depts. der Ardennen und Aisne. — In dieser an geognosti- schen Beobachtungen reichhaltigen Abhandlung gibt P. zugleich lange Verzeichnisse von Petrefakten in den einzelnen Gliedern und versieht die meisten Arten mit Diagnosen, welche oft kaum mehr als der 97 Speeiesname besagen und daher werthlos sind. Doch müssen wir wenigstens die nov. spec. unseren Lesern vorführen: Im Unteroolith: Rissoina mullistriata, Rissoa erenulifera, nuda, Eulima micro- stoma, Chemnitzia rissaeformis, lercoronala, convexa; in den gelben Kalken: Rissoina magna, Chemnitzia cestillifera, fluctuosa , conoıdalis, Nerinaea Gay- dıyana, Bayei, funiceulifera, telstriata, bilineata, parvula, granulifera, striatifera, gemmifera, Aclaeon nudum, Natica ponderosa, Pileolus irregularis, Turbo Bourjoti, und die neue Gallung unter dem längst verbrauchten Namen Eusto- ma, Cerithium ähnlich, wit sehr feinen Falten an der Spindel oder der Lippe, der freie Mundsaum in einen sehr dicken Flügel ausgedehnt, etc.; in den Kalken mit Terebratula decorata: Actaeonina cassis, Natica Bulsoni, tracla, Eustoma tuberculosa, Purpura minax; im Nerineenkalk: Actaeon Bul- soni, Ampullaria acutispira; in den Mergelkalken: Nerinea pulchra, Actaeon puncialus, (Bullet. soc. geol. XII. 1085—1122. Tb. 31.) V. Raulin und J.Delbos, Monographie der tertiären Östräen Aquitaniens. — Gewiss ein höchst verdienstliches Unternehmen, die überaus schwierige Formenmannichfaltigkeit der Austern auf eine sichere systematische Grundlage zu bringen. Die Verf,“ erkennen in der Configuration der Bandfläche und in dem äussern Schmuck die am wenigstens variabeln Charactere. Die Band- fläche ist stets in 3 Theile geschieden; auf der linken Klappe ist ein mittler Theil als Kanal und die beiden seitlichen als Wülste zu er- kennen, auf der rechten sind diese 3 Theile minder scharf geschie- den und leicht ausgehöhlt, doch springt bisweilen der mittlere Theil stärker vor als der Kanal in der linken tief ist. Das relative Ver- hältniss dieser 3 Theile ist in jeder Art constant. Für ihre 33 tertiären Arten stellen die Verff. 8 Gruppen auf: 1. Vesiculares, beide Klappen glatt, Wirbel kurz. 2. Laterales, linke Klappe glatt, rechte eoncentrisch gestaltet. 3. Virginicae, linke Klappe mit krausen La- mellen oder Falten, Wirbel sehr verlängert. 4.«Edules, linke Klappe mit radialen Falten, rechte glatt, Wirbel breit und kurz. 5. Flabel- lulae, linke Klappe mit strahlenden Falten, rechte glatt, Wirbel schmal und klein. 6. Gornucopiae, Rippen auf der linken Klappe, rechte glatt. 7. Undatae, abgerundete Rippen auf beiden Klappen. 8. Cari- natae, kantige Falten auf beiden Klappen. Die Verff. geben nun einen analytischen Schlüssel ihrer Arten und dann die Beschreibung einer jeden nebst Literatur, Synomynie und Vorkommen. Hinsichtlich dieses Details wird die Arbeit allen denen willkommen sein, welche Austern gründlich untersuchen wollen. — (Ebda 1144—1164.) Meek und Hayden, neue Gastropoden aus der Kreideformation von Nebraska. — Einige der untersuchten Arten aus der jüngsten Kreide des obern Missouri gehören zu Gat- tungen, welche nicht unter die eigentliche Kreide hinabgehen, wäh- rend andere tertiären Formen analog sind, so dass es scheint, als gehöre das Lager auf die Gränze beider Epochen. Die Schichtenfolge der Lagerstätte zeigt zuoberst 400--600° mächtig 1ertiäre Sande, Thone, Braunkohlen mit Wirbelthieren, Pflanzen und verschiedene 7 98 Conchylien. : Darunter folgt die Kreide, bestehend aus grauen und gelblichen sandigen Thonen mit zahlreichen Meeresconchylien und Landpflanzen, 100— 150° mächtig, dann plastische Thone mit zahl- reichen Meeresmollusken 350‘, graue und gelbliche kalkige Mergel mit Östraea congesla, Fischschuppen etc. 100 — 150‘, darunter graue pelrefaktenarme Thone 80‘, endlich Sandsteine und Thone unsicheren Alters 90‘, welche auf Kohlenkalk ruhen. Die Verfl. diagnosiren fol- gende Arten aus diesen Kreideschichten, sämmtlich neu; wenn auch die Diagnosen derselben die ausführliche Charakteristik bringen: so fehlt doch die Angabe der verwandtschaftlichen Verhältnisse, die wir hei der Unmasse der Arten und der bereits unübersehbaren Mannich- faltigkeit der Formen für wesentlich notlhwendig zur Begründung neuer Arten halten; nur dadurch werden diese ins System eingeführt und der Autor beweist nur durch eine Darlegung aller verwandtschalt- lichen Beziehungen, dass er die Eigenthümlichkeit der neuen Arten sich zum Bewusstsein gebracht hat. Es sind: Scalaria cerelhiformis, Actaeon subellipticus, Avellana subglobosa, Natica am- bigua, oceidentalis, Moreauensis, Turbo nebrascensis, tenuilineatus, Rostella- ria biangulata, Fusus dakotaensis, galpinianus, contortus, Culbertsoni, Nlexuo- costatus, Newbertyi, Pyrula Bairdi, Fasciolaria cretacea, buccinoides, Bucei- num nebrascensis, Capulus fragilis, Helcion sexsulcatus, patelliformis, alveolus, subovalus‘, carinatus, Dentalium fragile, Bulla volvarıa, minor, occidentalis. — Turritella convexa, Moreauensis, Belemuitella bulbosa, Ammonites Halli, Ancyloceras nebrascensis, cheyenensis -— Pholadomya undala, Goniomya ame- ricana, Solen subplicatus, Tellina gracilis, aequilateralis, cheyennensis, seitula, subelliptica, Prouti, Cyiherea Deweyi, nebrascensis, Corbula ventricosa, Mo- reauensis, gregaria , Astarte gregaria, Nucula seitula, Evansi, aequilateralis, subplana, cancellata, planomarginata, Pec!unculina parvula, Arca cordata, Shu- mardi, Mytilus attenuatus, Avicula fibrosa, Inoceramus ventricosus, Pecten ne- brascensis, Natica snbcrassa. (Proceed. nat. sc. Philad. VIII. 65— 72. 81 —87.) . Newberry, neue Gattungen und Arten fossiler Fische aus dem Ohio-Kohlengebirge. — 1. Mecolepis, ein kleiner heterocerker Lepidoide mit stumpfem Kopfe und langem Schwanze, kleinen Flossen mit zarten Fuleris, R. und A. gegenüber- stehend und weit nach hinten gerückt, Oberfläche des Kopfes granu- lirt, Deckel- und Kieferstücke mit gewundenen Falten, Schuppen glatt oder gezeichnet, die lateralen mit gezähntem Rande, Seitenlinie fast gerade, Zähne kurz kegelförmig, bürstenförmig. Von Amblypterus und Elonichthys schon durch die feinen Fulera und kleinen Flossen unter- schieden, näher verwandt ist Palaeoniscus. Die Arten sind: M. corru- gatus, tuberculatus, granulatus, lineatus, ovoideus, ornatissimus, insculp- tus, serratus, — 2. Elonichthys, von dieser Wettiner Gattung er- kannte N. eine Art: E. peltigerus. — 3. Coelacanthus in 3 Arten; robustus, ornatus, elegans, — 4. Pygopterus nur P. scutellatus. — 5. Rhizodus liefert lancifer, incurvus, angustus. — 6. Diplodus die Arten: compressus, gracilis, latus. — 7. Cladodus nur acuminatus, ferner Chirodus acutus, Climaxodus brevis, Pleuracanthus biserialis arcuatus, dilatatus und die neue Gattung Compsacanthus, kleine 99: zarte, drehrunde Flossenstacheln 'mit einer Reihe grosser deprimirter Höcker am hintern Rande, die Art €. laevis- — (Ibidem 97 — 100.) J. Leidy beschreibt 2 Ichthyodorulithen: Stenacanthus nitidus aus dem alten Rothen Pensylvaniens, gerade, hinten säge- zähnig, und Cylindracanthus ornatus aus der Kreide von New-Jersey und Alabama, gerade, drehrund und gestreift. — (Ibidem 11— 12.) Derselbe, neue fossile Fische: Sicarius extinetus beruht auf einem Fragment, von dem zweifelhaft ist, ob es ein Zahn, eine Schuppe oder ein Stachel eines Fisches oder eines Reptiles ist, aus den Kohlenschichten von Pensylvannien. Wozu für ein undeutbares Fossil einen Namen, gibt es nicht schon inhaltlose Namen genug? Yerner Edestus vorax, Kieferfragment aus den Kohlenschichten vom Arkansas mit Zähnen ähnlich denen des Carcharodon, doch verweist L. die Gattung neben Lepidosteus. Oracanthus vetustus aus dem Kohlengebirge im Missouri; Pristis curvidens ein 5‘ langer Zahn aus dem Grünsande von New-Jersey, Pr. ensidens zahlreiche Zähne im Sande am Ashley, SCarolina. (Ibidem 414.) — Ferner Myliobates serratus im Grünsand von New-Jersey, M. rugosus im Mergel ebenda, M. obesus im Grünsand, Zygobates dubius eocän in SChrolind, Aeto- batis perspicuus im Grünsand von New-Jersey, Al. eximius eocän im Ashleysande, Odax carolinensis ebda, Pogonias einzelne Zähne ebda, Enchodus ferox im Grünsande, Xiphias antiquus ebda, Diodon veius im Ashleysande. — (Ibidem 395 — 397.) [3 Derselbe, fossileAmphibien undFische vom Judith- flusse in Nebraska. — Verf. beschreibt folgende 8 Arten, sämmt- lich als neu: Palaeoscineus costatus, ein flacher Zahn 'mit 8 am Rande in Zacken auslaufenden Rippen und glatter eylindrischer hohler Wurzel 4''‘ lang, Krone 4‘ breit. Trachodon mirabilis, Zähne einer herbivoren Echse, die grössten haben 14‘ Länge und 5° Dicke in der Krone, leicht gekrümmt, hexaedrisch, aussen glatt, nur an der Spitze mit einer Falte, die Innenseite bildet die fünf übrigen Flächen. Troodon formosus eine gekrümmte, comprimirt kegelförmige Zahn- krone mit scharfen Kanten, aussen mehr convex als innen, an den schneidenden Kanten fein gezähnelt, die Zacken scharfspitzig und nach oben gekrümmt, ganze Länge 3°. Deinodon horridus Zahn- fragmente, ähnlich den Meoalosaurischen, comprimirt kegelförmig und gekrümmt, mit gezähnelten scharfen Rändern, dicker und breiter als bei Megalosaurus. Crocodilus humilis nach 10 Zahnkronen, deren grösste 71/," Länge und 31/,'“ Basisdicke, mässig gekrümmt kegel- förmig, fast kreisrund im Querschnitt mit 2 scharfen Falten an der Innenseite. Trionyx foveatus Fragmente von Sternal- und Costal- platten, letztere auf der Aussenseite grubig, erstere mit wurmförmi- gen Falten. Endlich auf einzelne Schuppen ‘Lepidotus occidentalis und L. Haydeni. — (Ibidem 72— 73.) A r 100 Derselbe, Säugethierreste aus Nebraska. — Dieser neue Nachtrag zu der höchst interessanten Tertiärfauna dieses Terri- toriums (ef. IV. 404; V. 80.) beschäftigt sich mit folgenden neuen Arten. Leptochoerus spectabilis, Unterkieferfragment eines schweins- arligen Pachydermen mit 1. und 2. bleibenden Backzahn, deren Kro- nen im wesentlichen mit dem Pecari übereinstimmen, also 4 höckerig, mit vorderer und hinterer Basalwulst. Der hintere Innenhöcker ist der grösste, das äussere Paar fast gleich, der vordere innere der kleinste; die inneren dreiseitig; von ihren Spitzen laufen verbindende Leisten .herab. Leptauchenia decora, Kieferfragmente mit Zähnen eines Camelartigen Wiederkäuers. Die obern ächten Backzähne haben mehr quadratische Kronen als sonst bei den Tylopuden und die vor- dere Falte ihres äussern Lappens ist vielmehr nach aussen und vorn ‘entwickelt, die Flächen zwischen den Falten sind concav und viel schiefer nach hinten gerichtet als bei dem Kamel. Der letzte vor- dere Mahlzahn ist zweilappig. Die Unterkieferzähne ähneln ganz de- nen des Kamels. Ein Unterkieferfragment bietet noch besondere Ei- genthümlichkeiten. Ischyrotherium antiquus, verschiedene Skelet- fragmente eines herbivoren Cetaceums, Manatus zunächst verwandt, die Wirbelkörper queroval mit weiten Nahrungscanälen, seitlich und in den Gelenkflächen schwach deprimirt; die Rippen cylindrisch. Steneofiber nebrascensis, Schädel und Kieferfragmente, ersterer dm St. vieiacensis ähnlich, um 1/„—'/, kleiner, 4 Backzahne oben und wie dieser, auch von derselben Form. Worin liegt denn nun der specifische Character, wenn alles übereinstimmt? Ischyromys iypus, Schädel- und Kieferfragmente, vorigem ähnlich, oben 5, unten 4 Backzähne mit Wurzeln, die obern ähneln Artomys. Paloealagus Haydeni, Kieferfragmente eines Hasen, oben 6, unten: 5 Backzähne, der 1. untere zweilappig, die untern Nagzähne auch länger als beim Hasen. Eumys elegans, Unterkieferfragment mit mittlerm Backzahn von Rattengrösse, überhaupt 3 Backzähne, sonstige Eigenthümlichkei- ien fehlen, also auch der Name überflüssig. Amphicyon gracilis, Unterkieferfragment mit 2 Zähnen, deren Grösse angegeben wird, sonst scheinen sie keine beachtenswerihen Charactere zu bieten. Derselbe gibt noch Bericht über einen postpliocänen Seehund vom Oltavaflusse in WCanada. Es sind die Hinterfüsse in einer Thongalle, welche das Wasser zahlreich aus einer Thon- und Sandbank ausspült. Sie führen Tellina groenlandica, Mytilus edulis, Saxicava rugosa, Mallotus villosus und Cyelopterus lJumpus, nebst Blättern und andern Pflanzenresten. Der Fuss stammt von einer jun- gen Phoca, welche von den dort lebenden verschieden ist, leider werden aber die characteristischen Eigenthümlichkeiten nicht angege- ben und an der verkleinerten Abbildung sie aufzusuchen wird keine ganz leichte Aufgabe sein. Ferner macht uns L. noch mit folgenden Säugethieren be. kannt: Deinictis, Schädel zwischen Felis und Machairodus stehend 101 die Augenhöhlen mehr als bei diesen Thieren nach hinten ge- öffnet, Zahnformel wie bei Putorius, nämlich oben 3-LI+@-+-1-1), unten 34+1-(3--1-+-1), Schneidezähne wie bei Felis entwickelt, 1. Lückzahn klein, die folgenden stark, oben 2. unten 3lappig, der Fleischzahn ähnlich dem Machairodus primaevus, der untere Kauzahn ähnlich Putorius, der obere nach aussen sehr verdickt. Die Art D, felina von der Grösse des Machaerodus primaevus, 1/, kleiner als der Panther, von den Mauvaises Terres- Hyracodon, Schädel hornlos, mit langem schmalen Pfeilkamm. Augenhöhlen schärfer von den Schlä- fengruben ahgegränzt als bei Rhinoceros, Nasenbeine mit dem Inter- maxillare verbundef, Unterkiefer die Mitte zwischen Rhinoceros und Tapir,haltend, Zähne oben und unten 3+-1-4-(4-43), Schneidezähne und Eckzähne im Halbkreis wie bei Tapir stehend, mit einfach ke- gelförmigen Kronen, die Backzähne ähneln dem Rhinoceros incisivum. Die Art: H. nebrascensis früher als Rhinoceros (Aceratherium) ne- brascensis aufgeführt, ebenfalls in den Mauvaises Terres. Titano- therium, Zahnformel oben und unten 2-+1-1(4-13), zwischen Eck- und Backzähnen eine weite Lücke, erstere mit kurzen starken Kegel- kronen; die äusseren Lappen der vordern Backzähne rhinocerotisch, die der ächten aber paläotherisch. Die Art T. Prouti fällt mit Rhi- noceros americanus, Eotherium americanum, Palaeotherium giganteum zusammen. Sie war riesenhaft, die obere Zahnreihe hat 17° Länge und der 2. ächte Backzahn 3t/,“ Durchmesser. (Proceed. nat. sc. Philad. VIII. 88— 92.) Endlich beschreibt Derselhe zur Nebraskafauna noch ein Hip- parion occidentale nach 5 obern und 1 untern Backzahn und einen Hyopotamus americanus noch einzelnen Zähnen. (Ibidem 59.) G@l. "Botanik. Cienkowski, zur Genesis eines einzelligen Organismus. — C, beobachtete folgende Thatsachen an unter Wasser faulenden Kartoffeln. Um einzelne oder mehrere Stärkekörner bildet sich eine scharf begränzte Membran, welche allmählig vom Korn sich abhebt und an ihrer innern Wand eine Schleimschicht er- zeugt; zugleich wird das Stärkekorn kleiner, der Inhalt zwischen ihm und der Schleimschicht hellflüssig; später der Schleim körnig, die Körnchen grenzen sich schäfer ab und der Inhalt zerfällt so in viele Zellen, welche den Raum zwischen Stärkekorn und Membran dicht gedrängt erfüllen. Die Zellen fangen an zu zucken, werden aalför- mig, schlingen sich durch einander und schlüpfen langsam durch eine Oeffnung der Membran heraus. Das Korn mit der Membran mag Pilzzelle heissen. Das Detail dieses Entwicklungsganges wurde an ein und demselben Stärkekorn beobachtet. Normal besitzt bekanntlich das Stärkekorn keine nachweisbare Membran. Beim Faulen der Kartoffelknolle liegen in dieser normale und umhüllte Körner neben einander, beide stark aufgequollen. Da wo die Mem- bran 2 und mehr Körner umgibt schmiegt sie sich anfangs eng an diese an. Bei weiterer Entwicklung entstehen daraus bisquit- und 102 gelappte Formen, jedem Lappen ein Korn entsprechend. Beim Zer- drücken platzt die Membran, sie dehnt sich, bildet Fortsätze Ausstül- pungen wie keimende Sporen oder Pollenschläuche. Die’ grössten Formen haben Aa, —/z3‘' Länge, die gewöhnlichen 4/,9. Die Oeffnungen zum Ausschlüpfen der Zellen zeigen sich erst spät in der Membran. Die anfängliche Flüssigkeit in der Zelle färbt sich durch Jod braun, ist also stickstoffhaltig. Je mehr die Membran sich aus- dehnt, desto mehr verdichtet sich der flüssige Inhalt gegen die Peri- pherie und bildet die auskleidende Schleimschicht, welche oft wellen- arlig in das Lumen der Pilzzelle hineinragt. Die Entstehung der be- weglichen aalförmigen Zellchen wurde nur äussersißgelten in den Knol- len häufig aber bei isolirten Pilzzellen unter Wasser und unter Deck- hlätichen beobachtet, _Bisweilen entstanden schon nach ein paar Stun- den Schwärmzellen, unter den günstigsten Verhältnissen in 20 Minu- ten. Der Pilzzelleninhalt verhält sich dabei ganz wie bei den Algen. Die grosse Vacuole schwindet, der Inhalt wird grumös, die Körnchen treten schärfer hervor und bilden sich zu Zellen aus, welche das Stärkekorn von allen Seiten umgeben. Die Zellchen quellen ungleich an, schieben das Korn zur Seite, werden spindelförmig und beginnen ihre leisen Zuckungen durch schwingende Cilien an der Oberfläche. Aus der Pilzzelle hervorgetreten sind sie spindelförmig, selbst lineal, an beiden Enden fadenartig ausgezogen, oft auch comprimirt, spiral um die Längsachse gedreht. Jod färbt sie braun, ihre Oberfläche ist weich, an einem Ende schwingen 2 ungleichlange Cilien. Durch die wurmarligen Bewegungen zeigen diese Zellen so grosse Contractilität, wie solche von keiner Schwärmspore der Algen bekannt ist. Zum Ausschlüpfen aus der Pilzzelle führt die Schwärmzelle ihr Vorderende durch die erwähnte Oeffnung der Membran, schwillt vor dieser war- zenförmig an und klemmt sich durch Grösserwerden dieser Warze gewaltsam hervor. Andere folgen ihr nach. Die isolirten Schwärm- zellen schwimmen zitternd und munter nach allen Richtungen umher. Durch ihr Gewimmel in der Mutterzelle wird das Stärkekorn hin und her gewälzt. Nach längerem Liegen kugeln sich die Zellchen zusam- men. Was aus ihnen dann wird, ist fraglich, sie zerflossen stets. Wenn 2 und mehr Schwärmzellen in einen Körper zusammenschmel- zen, stellen sie Schleimklumpen von verschiedener Gestalt vor, an deren Oberfläche ihre Fadenenden frei hervorragen. Auch sie quälen sich aus der Pilzzelle heraus. Der Auflösungsprocess des Stärkekor- nes beginnt an der Oberfläche und schreitet nach Innen fort, Die’ Achse bleibt als Stäbchen übrig, verschwindet endlich aber auch, Die Schichten des Kornes verschwinden, sobald die Pilzzelle. mit Schleim sich auskleidet. Bleibt ein verkleinertes Korn nach Aus. schlüpfen der Schwärmzellen zurück: so bildet dieses eine neue Mem- bran um sich und wiederholt denselben Entwicklungsgang. Das ge- schieht wohl bis fünfmal. Alle diese Thatsachen wurden Middendorff, Jelesnov, Weisse und Merklin von €. zur Bestätigung vorgelegt. Es fragt sich zunächst, 105 'wie entsteht die Membran, durch Niederschlag von Aussen oder durch ‚Metamorphose der Oberfläche des Stärkekornes? Die wiederholte Bil- dung derselben um dasselbe Korn spricht für letztere Ansicht, ebenso die frühesten Zustände, andere Erscheinungen machen erstere wahr: scheinlich, so dass das Korn die Rolle eines Cytoblasten spielt. That- sache ist, dass das Korn sich mit einer Membran umhüllt, dann auf- löst, der Stoffwechsel beginnt, die Membran sich dehnt, wächst, kurz eine lebendige Zelle ist ohne Mutterzelle lediglich durch Generatio aequivoca entstanden. Ob diese Zelle eine thierische oder pflanzliche ist, lässt sich nicht entscheiden, ist aber auch für, die Theorie der Urzeugung zunächst ganz gleichgültig. Dass die Schwärmzellen nicht von aussen in die Pilzzelle eingedrungen, sondern unmittelbar aus deren Schleime entstanden sind, darüber lässt die aufmerksamste Be- obachtung keinen Zweifel. Bei der faulenden Bohne und Gerste wur- den dieselben Vorgänge beobachtet. C. hat also die Entstehung lebensfähiger Zellen aus einer orga- nischen Materie, dem Stärkekorn, auf das Unzweifelhafteste dargelegt. Die Zelle ist der einfachste individualisirte Organismus, sie ist zugleich das Element der pflanzlichen und thierischen Gestalten, das organi- sche Atom. Die Leugner der Generatio aequivoca stellen natürlich die Urzeugung der Zelle in Abrede und rufen unsichtbare und unbe- kannte Keime zu Hülfe, wo sie unerwartel Zellen vorfinden. Hier ist die Entwicklung der Membran um ein Stärkekorn dargelegt, und -C.’s Beobachtungen gehen Schritt vor Schritt vom Stärkekorn aus unsichtbare schlummernde Keime kommen nirgends zum Vorschein. Wie jene Thorheit; und physiologische Barbarei, welche die Luft mit Myriaden von Pflanzen- und Thierkeimen erfüllt und diese durch die unsichtbarsten Ritzen sorgfältigst verschlossener Versuchsgläser dringen lässt, die unter Schwefelsäure thierisches Leben erzeugen will, wie sie diese Verwandlung des Stärkekornes in eine individualisirte lebens- kräftige Zelle beseitigen wird, das werden wir seiner Zeit unseren Lesern mittheilen. (Bullet. acad. Petersbg XIV. 281—277. 2 Tjf.) Ehrenberg, die Meeresorganismen in 16200 Fuss Tiefe. — Schon vor Kurzem hatte E. das mieroskopische Leben aus 12000’ Tiefe untersucht und nun hat Bailey in Westpoint aus 16200' Tiefe dasselbe erforscht. Das Material förderte Brooke mittelst sei- nes neuen sichern Senkapparates aus dem Grunde des Kamtschatki- schen Meeres. Bailey fand in 3 Grundprohen einige unorganische Theilchen von Quarz, Hornhlende, Feldspath und Glimmer, das Or- ganische herrscht vor, meist Kieselschalen von Diatomeen mit Ueber- resten weicher Theile im Innern. Es sind schöne und grosse Cosci- nodisken, Rhizosolenien, Syndendrien, Chätoceroten und Asterompha- len, viele Spongolithen und Polyceystinen, kein einziges Polyihalamium. Diese Gebilde gleichen an Reichthum, Ausdehnung und hohem Breite- vorkommen denen des Südpols. Ihre vorteffliche Erhaltung weist darauf hin, dass sie kurz vor der Untersuchung noch lebten, aber 104 Bailey glaubt, dass sie aus flachen Gegenden weggeführt seien und nicht jener Tiefe heimathlich angehören. Ehrenberg glaubt dagegen an das tiefe Leben und überlässt die endgültige Entscheidung der Un- tersuchung frisch mit dem Senkapparate heraufgeholten Materiales. (Berlin. Monatsber. 1856. April 197 — 201.) Braun, über Parthenogenesis bei Pflanzen. — Die ältern hierauf bezüglichen Beobachtungen von Camerarius, Spallan- zani, Henschel, Ramisch, Bernhardi'sowie die neuerlichen von Naudin sind zwar nicht vollkommen beweisend, sprechen aber doch sehr zu Gunsten der Parthenogenesis. Geeignet zur Entscheidung der Frage ist die in europäischen Gärten nur weiblich vorhandene Coelebogyne ilicifolia aus Neuholland, zu den Euphorbiaceen gehörig. Nach J. Smith setzt dieselbe ohne Polleneinwirkung regelmässig Fruchte an, welche normal gebildet und mit keimfähigen Embryo versehenen Sa- men enthalten, die auch junge Pflanzen treiben. Die Beobachtungen im Berliner Garten bestätigen dies vollkommen. Der Embryo bildet sich in einem sehr verlängerten Embryonalsacke, indem sich von meist zweien innerhalb der Spitze desselben vorhandenen ovalen Keimbläs- chen das eine entwickelt und zwar zunächst durch eine horizontale Theilung in eine obere der Spitze des Reimsacks zugewendete Zelle, welche einen kurzen sich nicht weiter entwickelnden und bald ver- schrumpfenden Embryoträger darstellt und in eine untere, frei in den Keimsack hineinragende, welche durch weitere Zelltheilung zur Embryokugel anschwillt, die bald die Anfänge der zwei Samenlappen zeigt. Ein Pollenschlauch wurde bei sehr zahlreichen Untersuchungen ein einziges Mal beobachtet, er rührte von einer ändern Pflanze her. Dieses Resultat bestätigt vollkommen Radlkofer in London. Die männ- lichen Exemplare dieser merkwürdigen Pflanze sind nur aus Hookers Herbarium bekannt. (Ebenda Septbr. 434 — 436.) Th. James gibt ein Verzeichniss nordamerikanischer Moose, untsr denen als neue diagnosirt werden: CGalharinea crispa, Hypnum subtenue und ein zweites Hypnum. (Proceed. nat. sc. Phi- lad. IX. 414 — 417.) S. Ashmead desgleichen von den Meeres-Algen beı Bees- ley’s Point, welches 5 Melanospermen, 19 Rhodospermen und 6 Chio- rospermen aufzählt, (Ibidem VIII. 410 — 412.) E.Durand gibt ein kritisches Verzeichniss der von Pratt in Californien gesammelten Pflanzen nebst Beschreibung der neuen Arten. Letztere sind: Viola Beckwithi, Silene californica, Oenotkera biloba, Cornus sessilis, Seri- cocarpus californicus, Heliomeris simplex, Leptosyne Stillmanni, Monolopia Heermanni , Campanula prenanthoides, Dodecatheon ellipticum, Mimulus Prat- teni, Pycnanthemum californicum, Monardella Sheltoni, Stachys Pratieni, Erio- gonum Prattenanum, Gymnadenia longispica, Schoenolirion album (nov. gen. Liliacearum), Veratrum californicum. (Journ. acad. nat. sc. Philad. 1855. Ill. 79 — 104.) 105 Klotzsch, systematische Stellung der Gattung Ouvirandra. — Diese durch ihre skeletarligen Blätter merkwürdige Pflanze wächst an Flussufern auf Madagaskar und liefert den Einge- borenen in ihrem Wurzelstocke eine stärkemehlreiche Nahrung. Sie wird jetzt im Garten von Kew cultivir. Nach E. Meyer wird die Gattung Aponogeton von Bartling, Endlicher, Lindley und Bunge zur Klasse der Piperinen und Ordnung der Saurureen gestellt, Ouvirandra dagegen zur Klasse der Helobien und zur Ordnung der Alismaceen, nach Decaisne zu den Najaden. Pakenham Edgeworth machte zuerst auf die nahe Verwandtschaft beider Gattungen aufmerksam und ver- wies sie überzeugend zu den Monocotylen, dann würdigte Ad. Bron- gniart die An- und Abwesenheit des Perisperms im Samen der Spitz- keimer genauer und trennte seine Aperispermeen in die Orchidaceen und Fluvialen. Zur letztern Klasse gehören die Hydrocharideen, Butomeen, Alismaceen, Najaden, Aponogetoneen und Lemnaceen. — (Berl. Mo-, natsber. 1856. Febr. 71—73.) W. Engelhardt, die Nahrung der Pflanzen. Leipzig 1856. 8°. — Eine kleine, aber inhaltsschwere Schrift, welche nicht blos ein rein botanisches Interesse, sondern ein ganz allgemeines hat und vom Lehrer, Landmann, Staatsöconomen, kurz von jedem Gebil- deten mit der grössten Aufmerksamkeit gelesen zu werden verdient. Die Darstellung des überaus wichtigen Gegenstandes ist durchweg klar und anziehend.. Wir müssen uns hier auf eine blosse Inhalts- angabe beschränken: die Nahrungsfrage im Allgemeinen, Licht, Wärme, Electrieität, Sauerstoff, Wasserstoff, Wasser, Wasserdunst, Kohlenstoff _ und Kohlensäure, Stickstoff und Ammoniak, Luft, der Boden, auf welchem die Pflanzen wachsen, die Sauger, Phosphor und Phosphor- säure, Schwefel, Fluor, Chlor, Kali, Natron, Kieselerde, Kalk, Thon- erde, Bittererde, Eisen, Mangan. —e. H. R. Göppert, Die officinellen und technisch wichtigen Pflanzen unserer Gärten, insbesondere des bolanischen Gartens zu Breslau. Görlitz 1857. 8°. 14 Bogen. — Der rühmlichst bekannte Verf. führt uns hier mehr als 3000 nach dem natürlichen Systeme von Endlicher und Unger geordnete Pflanzen vor mit Beifügung ihrer Synonyma, dem Vaterlande und ihrer Anwen- dung in gedrängtester Kürze. So finden wir, um einige Beispiele der Behandlungsweise zu geben, auf Seite 41 Lavandula Spica L. et var. latifolia. Herba et Flor. Lavendulae, S. Europa. Mittelasien: Monarda Kalmiana Pursh. M. punctata L. und M, fistulosa L, M. didyma L. Theesurrogat N. Amerika. S. 40: Gentiana acaulis L, Herba et Radix Gentianae alpinae, Asclepias curassavica L. Radix emetica Westindien. S. 4: Osmunda spectabilis W. M. Amerika. Gegen Abzehrung — S.5: Phalaris arundinacea L. Halme zu Flechtwerk. Milium ellusum L. Zu Hüten. Europa. Paspalum stoloniferum L. Futterpflanze in Peru. P. scrobieulatum L. Samen in Ostindien als Nahrungsmittel. S. 6: Arundo arekaria L. Zur Bodenbefestigung. Europa. 8. 7: Cy- 106 perus Papyrus L. C. sieulus Parlat. Papier. In Abyssinien zu Booten. S. 73: Acer erelicum L. Brauner Farbestoff. Europa. 8. 37: Gar: denia Thunbergia L (fil.) Nutzholz. Cap u.s. w. u.s.w. Diese wenigen Beispiele mögen genügen, um daraus zu ersehen, wie hier. dem Apotheker, Techniker, Gärtner und Gartenfreunde, Landwirthe, Lehrer u.s.w, Rechnung getragen wird und wie durch den Gebrauch dieser -oder jener Pflanze die Aufmerksamkeit auf andere, verwandte gelenkt werden kann, die man bisher ganz unberücksichtigt liess. Zugleich beabsichtigt der Verf. auch noch den Katalogen der Handelsgärtner durch seine Schrift eine mehr wissenschaftliche und correctere Form zu verleihen, und die Reisenden unter denselben darauf anfmerksam zu, machen, uns mehr und mehr Pflanzen zuzuführen, deren Produkte wir schon vielfach benutzten, ohne Kenntniss von der Mutterpflanze zu haben, von denen gewiss ein beträchtlicher Theil zugleich zu den ’Zierpflanzen gehört. Tg. Zoologie. J. Leidy, Beiträge zur Kenntniss der wirbellosen Meeresthiere an der Küste von Rhode Is- land und New Jersey. Diese Abhandlung führt 88 Arten ver- schiedener Klassen auf, nämlich 2 Grania, 1 Olava, 1 Hydraectinia, 1 Eucoryne nov. gan., 1 Astrangix, 2 Actinia, 3 Escharina, Alcyo nium, Bowerbankia, Pedicellina, Valkeria, Monocelis, Planaria, Nemertes,- Meckelia, 2 Pontonema n. gen., Leucophrys, Naraganseta n. gen., Sa- bella, 2 Clymene, Terebella, Torquea n. gen., Cirrathulus, Lumbrieo- nereis, Eunice, Glycera, Siphonostomum, Lepidonote, Sigalion, Ophelia, Lumbriculus, Cepon, die Arten anderer Galtungen werden nur nam- haft gemacht, weil schon anderswo beschrieben. — (Journ. acad. nat. sc. Philad. 1855. 117. 135—151. Tb. 10. 11.) Stimpson diagnosirt folgende 127 neue wirbellose Meeres- thiere: Polypen: Anthelia lineata, Cornularia aurantiaca, Alcyonium agarıcum, Nepthya coccinea, Veretillum clavatum, Actinia radiata, ‚nigropunclala, inornata, multicolor, napensis, Cancrisocia expansa (n. gen.), Edwardsia collaris, bre- “ vieornis, clavata, rubricollum, cretata, von China und Japan. — Tunicaten: Ascidia tubifera, calcata, Schizascus (n. gen.) pellueidus, papillosus, Molgula labeeulifera, Cyathia satsumensis, delicatula, ocellifera, gemmata, arenosa von China. — Gastropoden daher: Coriocella punctata, tuberosa, Aplysia laevi- gata, Notarchus cirrhosus, lineolatus, Placobranchus guttatus, Eolis humilis, Gymnodoris (n. gen.) maculata, Polycera ramulosa, Idalia tentaculata, Hemi- doris (n.gen ) caeruleata, Doris indurata, gibberosa, olivacea, Rogersi, areo- lata, nigra, latens, onchis, fruticosa. — Turbellarien von China: Eurylepta interrupla, guttatomarginala, fulminata , Stylechus corriculatus, reliculatus Leptoplana sparsa, acula, obscura, trullaeformis, collaris, Nareda serpenlina, Meckelia piperata, cingulata, albovittata, siuensis, rubella, nigra. — Amphi- poden: Phoxus genieulatus, obtusus, Dareolhoe produetus, Amphithoe filigera, Gammarus flabellifer, tennicornis, Leucothoe stylifera, Allorchestes rubrieornis, penieillata, japonica, Orchestia poliicifera, Corophium contractum, Caprella luctator, gracilis, sämmtlich von China und Japan. — Echinodermen: Ophio- ihrix spongicola Australien, O. planulata, Ophiolepsis perplexus, Thyone buc- calis, Chirodota australis, Synapta dolabrifera, alle ebenda. — Tunicaten: Cynthia. angularis Cap, C. laevissima Australien, ‚sabulosa, dumosa,-Molgula 107 inconspicua, Ascidia sydneyensis, suceida, ebenda. — Nacktkiemer: Eolis ca- eaotica Australien, Tritonia pallida Cap, Trioja lucida ebenda, Goniodoris obseura, Doris obtusa und excavala Australien. — Turbellarien: Leptoplana patellarum Cap, Dioncus n. gen. mit D. badius und oblongus Australien, Thy- sanozoon australe, Valencinia annnlata Cap, Polia rhomboidalis Australien, P. grisea Virginien, Tetrastemma insicum und Meckelia olivacea Cap. — Ge- phyreen: Phascolosomum noduliferum Australien, Ph. semieinelum Cap. — Anneliden: Tecturella luctator, Siphonostomum laeve, Chaetopterus capensis, alle am Cap, Ch. luteus, Circatulus australis Australien, Glycera Krausi Cap, Nephtlys longipes, Lysidice robusta Australien, Nereis mendax, operta, Lepi- donole semitecta Cap. — Choristopoden: Anthura polita Vereinte Staaten, A. punctata, calenula, laevigata, Caprella solitaria Cap, Iphimedia obesa, Oedi- cerus fossor, Gammarus rubeomaeulatus Australien , Leucothoe affınis und Anonyx variegatus am Cap. — (Proceed. nat. sc. Philad. VIII. 375 — 8394.) Isaac Lea diagnosirt ein neues Subgenus der Najaden als Plagiodon, welches der Monocondylaea dO näher verwandt ist als der Margaritana Schum., die einzige Art: Pl. isocardioides vom Plataflusse. Dann führt er Triquetra lanceolata fraglich aus China als neu mit einer Diagnose ein und charakterisirt folgende californische Süsswasserconchylien ohne Angabe ihrer Verwandtschaft: Pompholyx (nov. gen.) eflusa, Melania shastaensis, nigrina, Physa tritica, Planorbis Traski, Lymnaea proxima, Ancylus patelloides. Dann zählt er noch mehrere bereits beschriebene Arten mit Fundorten auf. — (Ibidem 79—81.) Auch 25 neue Unionen aus allen Weltgegenden setzt er mit kahlen Diagnosen uns vor, ohne sich die Mühe zu nehmen, ihre Ver- wandten namhaft zu wiachen. — (Ibidem 92—95.) Desgleichen mit ebenso nackten Diagnosen W. Newcomb 3 neue Achatinellen, nämlich: Achatinella physa Hawai, indulata Oahu, nigra Maui, tetrao Ranai, succineta Oahu. — (Proceed. Boston soc. nat. hist. V. 218— 220.) Und Gould, Unio bractealus Obertexas, petrinus ebda, manu- bius Ringgold, Anodon horda Texas, Cyclas nobilis Californien. — (Ibidem 228.) Newcomb ferner von jenen REINE Achatinella zehra, humilis, petricola, fusoidea, pusilla, Dwighti, Remyi. — (Ann. Lye. at. hist. New York VI. 142 —147.) Und T. Bland verbreitet sich über das Vorkommen der Pupa bicolor Hutt auf St. Thomas, die bisher noch nicht von der westlichen Halbkugel bekannt war, dann über das Thier der Proserpina, welches nach ihm den Typus einer eigenthümlichen Familie repräsentirt, ferner über die Structur der Spindel von Cylindrella und über mehre Helix und Cyclostoma. — (Ibidem 147—-155.) Chitty beschreibt daselbst 2 neue Cylindrella, nämlich €, Baal und amethystina von ‚ Jamaika. — (Ibidem 155 —156. T. 5.) 108 Haines als neu aus Siam: Cyclostoma Housei, Meyersi, distor- tum und Vitrina siamensis. — (Ibidem 157—153. Tb. 5.) Anthony als neu aus dem W. Nordamerika: Ancylus elatior und Anculosa ampla. — (Ibidem 158—160. Tb. 5.) Jap. Steenstrup, die Hectocotylenbildung bei Ar- gonauta und Tremoctopus, erklärt durch Beobachtung ähn- licher Bildungen bei den Gephalopoden im Allgemeinen. — St. machte die wichtige, bisher ganz übersehene Beobachtung, dass bei allen männlichen Cephalopoden das eine der vier Armpaare an der einen Seite des Kopfes nicht bloss anders gebildet, als an der entgegen- gesetzten Seite, sondern sogar an dieser Seite in einer kürzeren oder längeren Strecke seiner Länge auf eine so eigenlhümliche Weise aus- gebildet ist, dass seine wichtige Wirksamkeit schon hieraus erkannt werden kann. Die Umbildung von Form zu Form verfolgt, lässt den Dienst des Armes zur Fortpflanzung deutlich erkennen und zeigt, wie derselbe zu anderen Functionen ungeschickt wird. Bei allen Loligo- arten erscheint der äusserste Theil des linken Armes so umgebildet, dass die Saugnäpfe allmählig verschwinden, während ihre Stiele zu langen kegelförmigen Papillen werden und diesem Armtheile ein kammartiges Ausehen geben. Bei L. Forbesi hat der 4. linke Arm 23 Paar Saugnäpfe wie der rechte, dann aber nimmt die Grösse der Näpfe ab, schon der 27. und 28. lassen sich nur unter der Loupe erkennen, dann verschwinden sie ganz und die muskulöse Wurzel ihres Stieles hebt sich um das Vierfache. Solcher Papillen sind 40 Paare vorhanden. Bei L. vulgaris stimmen die Saugnäpfe des rechten und linken Armes bis zum 18. Paare überein; bei anderen Arten erfolgt die Umbildung der Näpfe ungleich in beiden Reihen, bei L. brevis beginnt die Umbildung mit dem 14. Napfe in der äusseren Reihe, während sie in der innern nicht bis zum völligen Verschwin- den fortschreitet. Bei J.. media ist der ganze linke Arm mit nur kleinen Saugnäpfen besetzt und macht den geschlechtlichen Unter- schied zwischen Mann und Weib noch auffallender. Ganz wie Loligo verhält sich auch Sepioteuthis. Bei S. sepioidea werden jedoch die Stiele der äussern Napfreihe zu blattförmigen Papillen und verbinden sich durch Hautfalten mit denen der innern, ihre Umbildung beginnt mit dem 30. Napf. Loliolus, auf Loligo brevipinnis Less begründet, hat der linke Arm in seiner ganzen Länge nicht die mindeste Spur eines Saugnapfes, ihre Fläche ist eine stumplzähnige Armkante, die’ Zähne den Wurzeln der Napfstiele der innern Reihe entsprechend. Bei Sepia bildet sich nur der untere Theil des Armes um, bei S. offi- nalis hat derselbe nur die 2 oder 3 untersten Näpfe normal ent- wickelt, die 7—8 folgenden sind ganz klein oder völlig verkümmert; zugleich wird der Arm an diesem Theile breiter, sein äusserer Rand- saum viel mehr entwickelt, die Muskeln der Napfstielwurzeln heben sieh beträchtlich, kreuzen sich, wodurch Gruben entstehen, auf deren Gränzen sich häutige Falten erheben. Der 10. oder 11. Saugnapf 109 und die folgenden sind wieder normal. Bei S. inermis besitzt die untere Hälfte des Armes gar keine Saagnäpfe, sondern ist ganz grubig und faltig auf dem Raum von 20 Querreihen von Saugnäpfen. Bei Sepiola Rondeleti trägt der erste rechte Rückenarm zwei Reihen sehr kleiner Näpfe bis zur Spitze, welche aber noch nicht 1 so gross sind wie die grossen kugelförmigen Näpfe am 2. und 4. Armpaare, Der Arm der linken Seite dagegen weicht von dem entgegengesetzten ab und ist ganz eigenthümlich durch seine Anschwellung. Diese ent- steht dadurch, dass die kugligen Stiele der Saugnäpfe hier verlängert, walzenförmig sind und mit einander verwachsen; mit den stumpfen Spitzen dieser Walzen sind Saugnäpfe durch so dünne und kurze Fäden verbunden, dass sie wie sitzend erscheinen, namentlich die innere Reihe, wo am Grunde zugleich eine sehr muskulöse Hautausbreitung sich bildet, welche sich falten und als Zange wirken kann. Darunter sitzen noch 4 kleine Saugnäpfe. Kossia verhält sich ähnlich wie Sepiola. Ihre 3 unteren Armpaare, das 2. 3. und 4. haben grössere Saugnäpfe als das Rückenpaar und in der äussern Reihe dieser trägt die Näpfe auf hohen Stielen mit ungemein dicken Wurzeln. Auch sind diese Arme schief nach innen gedreht. Bei Ommatostrephes, Onychoteuthis, Loligopsis fand St. diese männlichen Armeigenthüm- lichkeiten nicht. Hier haben die Männchen kürzere Körper und län- gere, stärkere Arme als die Weibchen und beide Seitenarme mehr- mals grössere Saugnäpfe als die Bauch- und Rückenarme. Bekanntlich ist unter den Octopoden bei Tremoctopus der 3. rechte Arm, bei Argonauta derselbe linke hectocotylisirt. Auch bei Octopus bildet sich der 3. rechte um. Er ist kürzer als der linke, muskelreicher und kräftiger, trägt weit weniger Saugnäpfe und ist aussen an der Spitze mit einer eigenthümlichen länglichen Platte ausgerüstet, welche grubig und gerunzelt ist und zur Schwimmhaut an der Wurzel des Armes einen Hauptsaum sendet. Dieser Saum kann sich einrollen und einen Kanal bilden, in welchem die Spermatophoren fortgeführt werden. So fand es St. bei vielen Arten. Bei Heledone moschata ist eben- falls der dritte rechte Arm kürzer und stärker, trägt nur 64, der linke 93 Saugnäpfe. Ein starker Hauptsaum beginnt mitten auf dem Rande der zwischen dem 3. und 4. Arme ausgespannten Haut und verläuft bis zur Armspitze, wo sich ein von Saugnäpfen entblösster eigenthümlicher Endiheil findet, welcher der löffelförmigen Endplatte von Octopus entspricht, aber mit Längsfalten besetzt ist. Auch die 7 anderen männlichen Arme können sich am Ende mit Hautblättern versehen, die bei H. cirrosa Fäden sind. Alle diese eigenthümlichen Armbildungen mit ihren Beziehungen zur Begattung führen zu der merkwürdigen Hectocotylenbildung über. St. beschreibt nun noch den Heetocotylus von Philonexis Quoyanus. Dieser bildet sich nicht in einer gestielten Hautblase, sondern in einem grossen geräumigen Hautsack, der tiefer liegt als die Wurzel des Armes. Der Hectoco- tylus in demselben ist farblos, viel länger als der entgegengesetzte Arm. Seine Saugnäpfe haben alle gleiche Grösse. Aussen an der 110 Spitze schwillt der Arm zu einem saugnapflosen, fast birnförmigen Theile an und an einer Seite dieser Anschwellung sieht man eine Furche und eine Hautfalte, an ihrem Grunde dicht bei dem äusser- sten Saugnapf entspringt ein langer Faden mit einer Scheide an seiner Basis. An der Rückseite jederseits einer Längsfurche des Armes ‘stehen feine Papillen. Das birnförmige Ende dieses Hectoco- tylus entspricht der löffelförmigen Endplatte von Octopus, der Faden ist die verlängerte Endspitze, der Hautsaum der innere Kanal an der Rückseite des Bectocotylus. Durch diese Beobachtungen verliert die Hectocotylie ihre Para- doxie. Sie ist die auch sonst vorkommende gewaltsame Verwendung eines im Dienste der Bewegung oder Ernährung stehenden Organes zur Fortpflanzung, so (die Palpen bei den Spinnen, das erste Fuss- paar der männlichen decapoden Krebse, oder die Bauchflossen bei den Rochen und Haien. Der Argonautenarm löst sich ab und auch dafür scheinen Beispiele unter den Insecten vorzukommen, nur dass bei diesen keine Reproduction Statt hat. Dass nur die Octopoden diese Erscheinung zeigen, hat darin seinen Grund, dass den decapoden Gephalopoden das Reproductionsvermögen fehlt, während die Octopoden jeden Armverlust ersetzen. Das eigenthümliche Verhalten des männ- lichen Armes zur Eintheilung gibt folgendes Schema nach d’Orbigny’s Classification: Octopodes: Philonexidae nieht dritter a Arm als Hectocotylus Octopodidae | ale dritter rechter Arm hectocotylisirt Decapodes: . & : Ber Un. Tinker Ar hueiocan. Mom rechten au In a ie Ngopsidae | Sehintenihis) a0 dar pi Eolige 4. linker Arm hectocotyl. an. der! Spitze Loliolus in ganzer Länge Ommatostrephes Oigopsidae “ Onychoteuthis ohne hectocolylisirten Arm. Loligopsis i Das Verhalten des Begaltungsarmes rechtfertigt also d’Orbigny’s Trennung der Myopsiden und Oigopsiden, weist aber im Einzeln auf andere Verwandtschaft. Hinsichtlich der Entwicklung bemerkt St. noch, dass schon die kleinsten Männchen mit dem Hectocotylusarım versehen sind, der Unterschied der Geschlechter also schon im Ei sich einzustellen scheint, — (Kon. danske Vidensk. Selsk. Skrifter. 5 Räkke. 4 Bd.) J. Leidy beschäftigte sich mit Bandwürmern aus verschie- denen Thieren und Menschen. Er fand Taenia solium bei Anglo- amerikanern und Indianern am Obersee, T, laticephala n. sp. im Dünn- darm. von: Hystrix dorsata, T. serrata Gz im Dünndarm eines üchlen v 111 Eskimöhundes, T. eueumerina $1 im Dünndarm verschiedener Hunde, T.'elliptica Batsch im Darm der Hauskatze, T. crassicollis Rud sehr zahlreich im Dünndarm einer Katze, T. pusilla Gz zahlreich in der norwegischen Ratte (Lemming?), 'T. pectinata Gz im. Dünndarm des Lepus sylvatieus, T. expansa Rud 2° lang im Dünndarm des Ochsen, T. baeillaris Gz im Darm von Scalops aquaticus, T.; pestifera n. sp. 2‘ lang im Dünndarm von Molothrus pecoris und Dolichonyx oryzi- vora, T. strigis acadiae n. sp., T. variabilis Rud. im Darm von Meno- branehus maculatus, Rana pipiens und Bufo americanus, T. lactea. n. sp. im Darm von Tropidonotus sipedon, T. gibbosa n. sp. in Lamna, Dibothrium punetatum Rud in Platessa plana und Ligula mo- nosramma Crp in der Bauchhöhle von Morrhua americana und Leu- eiscus pulchellus. — (Proceed. nat, soc. Philad. IX. 443—-444.) Derselbe publicirt ausserdem noch ein Verzeichniss von 172 von ihm beobachteter Helminthen, für jede Art die Synonymie und das Vorkommen, für viele Beschreibungen und kritische Bemerkungen beifügend, (Ibidem VIII. 42—5S.) Peters diagnosirt eine Taenia gigantea aus dem Dünndarme des Khinoceros africanus in Mossambique. Sie ist 0,120 M. lang. — (Berl. Monatsber. 1856. Novbr. 469.) K. M. Diesing, zwanzig Arten von Gephalocotylen. Mit 6 Tff. Wien 1856. 4°. — Diese neue Abhandlung des unermüdet thätigen Helminthologen macht uns mit folgenden sehr beachtens- werthen Arten aus den verschiedensten Thieren bekannt: Dibothrium decipiens, serratum, hians, folium, Tetrabothrium heteroclinum, emar- ginatum, Solenophorus evatus, Anthocephalus giganteus, Pterobotbrium crassicolle, interruptum, Rhynchobothrium caryophyllum, Pentastomum recurvatum, pusillum, Taenia fimbriata, megastoma, tetragonocephala, decrescens, globiceps, macrophylla, scolopendra. Die beigegebenen Abbildungen sind sehr schön. A. Schneider, Bewegungen an den Samenkörper- ‚chen der Nematoden. — Die weiblichen Genitalien von Angio- stoma limacis bestehen aus 2 Röhren, jede mit dem blinden Ende neben dem Darmkanal beginnend, die eine bis an den Oesophagus, die andere bis zum After sich erstreckend, dann beide umbiegend und in der gemeinschaftlichen Geschlechtsöffnung nach aussen mün- dend. In jeder Röhre ist der Keimstock die erste Abtheilung, seine Wandung structurlos, dann folgt der etwas längere Dotterstock, in welchem die Eier hinter einander liegen, seine Wandung zellig. Die dritte Abtheiluug verengt sich, ist grosszelliger Structur. Die vierte bildet den sehr weiten Uterus, der sich in die Vagina zusammenzieht, Der Furchungsprocess spielt im Uterus. Hier findet man auch die kugeligen :Samenelemente, aber dieselben dringen ‘durch die Tuben in den 'Dotterstock vor, wovon Sch. sich deutlich überzeugte, und zwar durch ihre eigene Bewegung, da gleichzeitig in’ enlgegengesetzter 113 Richtung‘ die Eier vorrücken. Im Brugnenwasser blieben die Samen- elemente starr und platzten, im Hühnereiweis ist ihre Bewegung da- gegen sehr lebhaft, dabei zeigen sieh zuerst einzelne Wellenstreifen, dann kräuselt sich der Rand, Erhöhungen tauchen auf und verschwin- den u.'s.f.; auch in Kochsalzlösungen waren .die Bewegungen deutlich, noch lebhafter, und zeigten ähnliche Veränderungen. Sch. untersuchte auch andere Nematoden und fand seine Beobachtungen bestätigt. Die spindelförmigen Körperchen im Vas defereus bei Strongylus auricularis haben noch keine Bewegung, aus ihnen entstehen nach und nach die Spermatozoen. — (Berl. Monatsber. 1856. April 192—198.) Le Conte, neue Astacus in Georgien: A. troglodytes, Blandingi, spieulifer,, fossarum , maniculatus, penicillatus, angustatus, latimanus, .advena; neue Gelasimus an der Küste von New Jersey: pugilator Bose, minax und neue Cimex in Georgien: ' Reduvius pungens, Conorhinus saguisuga, letzterer an Säugethieren blutsaugend. Alle Arten sind ausführlich diagnosirt. — (Proceed. nat. sc. Philad. VIII. 400— 404.) Lieberkühn, über parasitische Schläuche auf eini- gen Insectenlarven. — Auf den Kiemenfäden mancher Insecten- larven und auf den dort vorkommenden Epistylisstöcken finden sich eylindrische, terminal zugespitzte, bewegungslose Schläuche bis 1/," Länge und 1/;oo Dicke. Einige enthalten eine farblose durchsichtige Substanz mit feinen Kernchen, welche bei Zerreissen des Schlauches in Kugeln hervortrit. Die Membran der Schläuche ist structurlos. Andere Schläuche sind ganz mit spindelförmigen Körperchen gefüllt, welche Psorospermien ähneln, wie sie in der Harnblase des Hechtes vorköfnmen, ihre Länge /,u“, ihre Dicke Us00 - Die Spindel trennt ihren Inhalt in 2 bis 5 Stöcke, welche sich alsbald bewegen, den Behälter verlassen und schnell fortkriechen. Ihre Gestalt und Be- wegung gleicht den Amöben, ihr Inneres ist feinkörnig und enthält eine Blase. Die Thierchen lebten einen Tag im Wasser, kugelten sich und starben. — (Berl. Monaisber. 1856. April 220.) Le Gonte untersucht die nordamerikanischen Amaren, deren er unter Amara 49 Arten diagnosirt, auf folgende Subgenera vertheilt: Liocnemis Zim 1, Lirus Zim 10, Bradytus Zim 5, Amara Zim 16, Celia Zim 17. — Dann wendet er sich zu den Hydro- philiden und diagnosirt 8 Helophorus, 11 Hydrocerus, 7 Ochthebius, 3 Hydraena, 2 Laccobius, 14 Berosus, 10 Hydrophilus, 2 Hydro- charis, 13 Philhydrus, 7 Hydrobius, 2 Cyclonotum, 2 Cercyon, 1 Me- galosternum und 2 Cryptopleurum. — (Proceed. nat. sc. Phalad. VIII. 346— 375.) Derselbe gibt eine analytische Tabelle der 73 nordameri- schen Hydroporus unter Berücksichtigung der zweifelhaften und synonymen Arten. Die zahlreichen neuen darunter werden ausführlich diagnosirt, Aus der Familie der Lathriiden charakterisirt er an nord» 113 ea Arten alsdann: 28 Corticaria, 11 Lathridius und 6 Monotoma. — (Ibidem 290 — 305.) J. Hyrtl, anatomische Mittheilungen über Mormy- _rus und Gymnarchus. Mit 6 Tf. Wien 1856. 4. — Die hier dargelegten Untersuchungen beziehen sich auf die Diverticula am Bul. bus der Kiemenarterie beider Fische, auf die Verdauungsorgane, die Schwimmblase, die Gemmingerschen Knochen, das Zungenbeinkiemen- gerüst und einige andere osteologische Eigenthümlichkeiten. Erdl gab die Anzahl der Wirbel auf 150 an, H. zählt dagegen 117 bei einem grossen, 114 bei einem kleinen Exemplar, an den letzten Schwanz- wirbeln verschwinden die Körper und nur die Basalstücke der Dorn- fortsätze bleiben übrig, Erdl führt nur 4 Kiemenhautstrahlen an, H. regelmässig 7 auf der rechten, 6 auf der linken Seite. Bei Gym- narchus ist die Schwimmblase das gefässreichste Organ des Thieres und dient als temporäre Lunge. Sie erhält ihr Blut aus der dritten und vierten Kieme und ihre Vene geht in den linken Ductus QGuvieri. Alle Mormyri besitzen 2 Appendices pyloricae. Hallowell beschreibt einige Urodelen unter Bemerkungen über die geographische Verbreitung und Classification der Caducibran- chiaten oder Enikiemten. Die Arten sind Ambystoma laterale am Ober- see, A. porphyrilicum (= Salamandra porphyritica Green) und Anei- des lugubris (= Salam. lugubris Hallw) in Obercalifornien. Für dıe atreloderen Urodelen schlägt er folgende Gruppirung vor: I. Mit Zähnen in Längsreihen: 1. Salamandridae, Zunge sehr gross, vorn und hinten angeheftet, an den Seiten frei, Zehen 4—5. Salamandra mit den europäischen Arlen: maculosa, corsica, alra. ‘2. Seiranelidae, Zunge länglich, vorn gerundet, nach hinten breiter und hier frei, vorn angeheflet, 4—4 Zehen. Salamandrina mit der europäischen perspicillata. 3. Pleurodelidae, Zunge klein, fast kreisrund, hinten frei und an den Seiten, vorn geheflet, Zehen 4 — 5, Rippen nicht rudimentär. Europäisch und Afrikanisch... 4. Tritonidae, Zunge fleischig, papillös, vorn und hinten geheflet, seitlich frei, Zehen 4—5, Hieher Euproctus, Cynops, Diemyclylus, Taricha, Triton, welche in’10 euro- päischen, asiatischen und nordamericanischen Arten bekannt sind. 5.-Ellipso- glossidae, Zunge länglich oval, an den Seiten frei, Zehen 4—5, mit der. asia- tischen Ellipsoglossa naevia. — II. Mit Zähnen in Längs- und Querreihen. 6. Plethodontidae, Zunge gross, breitoval‘, seitlich und hinten frei, Zehen 4 —5, Hieher Desmognalhus, Aneides und Plethodon mit 6 nordamericanischen Arten. 7. Bolitoglossidae, Zunge mässig, pilzförmig auf einem centralen Stiele, Zehen 4—5 und 4—4. "Hieher Batrachoceps, Spelerpes, Pseudotriton, Geo- triton mit 9 Europäern und NAmerikanern. 9. Hemidactylidae, Zunge oval, vorn und längs der Mitte angeheftet, hinten frei, Zehen 4—4, nur Hemi- daciylium scutatum in NAmerika. — Ill. Zähne nur in Querreihen. 8. Amby- stomidae, Zunge oval, an den Enden freı, Zehen 4—5. Onychodactylus und - Ambystoma mit 15 Asiaten und NAmerikanern. (Proceed. nat. sc. Philad. YIul. 6—11.) L& Conte gibt eine beschreibende Uebersicht der Frö-: sche der Vereinten Staaten nach lebenden Exemplaren, um die durch Veränderung der Farbe von Spiritus- und ausgestopfien Exem- plaren veranlassten Irrthümer zu berichtigen. Wir können bier nur die Namen mit den Synonymen wiedergeben und müssen wegen der Beschreibungen auf das Original ‚verweisen : ) 114 1. Rana Cattesbyana Sh = mugiens Merr, pipiens Holbr, scapularis Harl — 2. R. nigrescens Ag. Lake superior — 3. R. fontinalis LC = clamata DB, flavoviridis Harl, horiconensis Holbr im Norden — 4. R. pipiens L —= ba- licena- Daud, melanotus Raf, utricularia Harl — 5. R. palustris LÜE — par- dalis Harl — 6. R. clamator Daud —= clamitans Merr — 7. R. conspersa Pensylvanien — 8. R. sylvatica LC = pensylvanica Harl — 9. R. capilo Georgia — 10. Telmatobius lentiginosus = Bufo lentg. Sh, Georgia — 11. Acris gryllus LC im Süden — 12. A. crepitans Baird — Hylodes grylius Holbr — 13. Chorophilus nigrita = Rana nigrita LC, Cystignathus nigritus Holbr, Georgia, Carolina — 14. C. ornalus, Georgia — 15. Hyla versicolor = Den- drohyas versicolor Wgl, New-York, Georgia — 16. H. lateralis Daud —= Rana bilineata Sh, Hyla viridis Holbr — 17. H. femoralis Daud = Calamita fe- moralis Merr — 18. H. squirella Daud — 19. H. delitescens LC, Georgia — 20. H. Pickeringi Holbr — 21. H. ocularis Daud Georgia, die kleinste aller Arten. — 22. Scaphiopus solitarius Holbr, Connecticut. — 23. Bulo musicus Daud, Luisiana — 24. B. americanus LG. — 25. B. erylthronolus Holbr — 26. B. quereicus Holbr Georgia — 27. Engyostoma carolinense = Mierops Wgl, Stenocephalus Tsch, Georgia. (Ibidem IX. 423—431. Tb. 5.) R. Kennicott beschreibt eine neue Schlange aus 1lli- nois, Regina Kirlandi, ähnlich der R. rigida, mit 133 Bauchschuppen, 59 Schwanzschuppen, 19 dorsalen Schuppenreihen, 191/,‘ lang, der Körper fast dreikantig, mit Fleckenreihen auf: purpurbraunem Grunde. (Ibidem VIII. 95.)- J. Cassin gibt Bemerkungen verschiedenen Inhalts über fol. gende Namerikanische Vögel: Buteo montanus Nutt, Spizella pallida Sw, Sp. Breweri n. sp., Totanus brevipes Vieill, Anser hyperboreus Pall, A. albatus n. sp., A. coerulesceus L. (Ibidem VIII. 39—42.) Derselbe beschreibt unter Beifügung sauberer Abbildungen als neu Ara auricollis Bolivia, Chrysotis viridigenalis Brasilien, Psitta- cula lineola Mexiko, Brotogeris auriformis SAmerika, Prioniturus flavi- cans Celebes, Palaeornis Gironieri. (Journ. acad. nat. sc. Philad. 1855. III. 153 — 156. Tb. 12 — 14.) Lawrence beschreibt Mellisuga albocoronata n. sp. aus New Granada und Trochilus aquila Boureier. (Ann. Lyc, nat. hist. New- York VI. 137—142.) Ch. Henry theilt seine im J. 1853 und 1854 in Neu-Mexico gesammelten ornithologischen Beobachtungen .mit. Dieselben betreffen 170 Species und haben fast nur ein geographisches Interesse. — (Proceed, nat. sc. Philad. VII, 306 — 317.) Lichtenstein, die Hirsche des gemässigten NAme- rika. — Die beiden bisher unterschiedenen Arten Cervus mexicanus und virginianus fallen in eine zusammen, deren Vaterland sich vom 25 bis 50. Breitengrade erstreckt. Dagegen lebt eine eigenthümliche doch nah verwandte Art im äussersten W. der Vereinten Staaten un- ter dem Namen the blak tailed deer, deren Exemplare erst seit den letzten Jahren zahlreich nach Europa gekommen sind. Sie wurde von Audubon und Bachmann ungenügend als C. Richardsoni characterisirt. (Berlin. Monatsber. 1856, Dechr. 617.) 115 Le Conte beschreibt 2 neue Hesperomys, nämlich H. cognatus in Georgien und SCarolina ähnlich dem H. leucopus, und H. gracilis in Michigan ebenfalls nur durch das Colorit von jener unterschieden, deren Diagnose LC. nebst der von H. gossypinus hin- zufügt. (Proceed. nat. sc. Philad. IX, 442.) Baird gibt Mittheilungen über nordamerikanische Säu. gethiere: Seiurus limitus mit sehr kurzem, dichten, anliegenden Pelz, langen, kurz haarigen Ohren und 4 obere Backz. in Texas. Sc. castanotus 5 obere Backz., Schwanz von Körperlänge, nicht buschig. Tamias dorsalis. Spermophilus spi- losoma Benn, Couchi in Mexiko, Perognathus flavus, Geomys Clarki, Thomo- mysälimbrinus, Sigmodon Berlandieri, Neotoma mexicana, N. micropus. Fer- ner Lepus Washingtoni, Trowbridgi, Seiurus Suckleyi, Tamias Cowperi, Sper- mophilus Gunnisoni, grammurus Lay, Beecheyi Rich, Dipodomys montanus, agilis Gamb, Geomys breviceps, Thomomys Bottae, laticeps, Neotoma occiden- talis, Reithrodon mentanus, Hesperomys Boyli, Austerus. (Ibidem VII. 331 — 336.) Le Conte, Beobachtungen über nordamerikanische Fledermäuse. — Verf. beschreibt folgende Arten der Gattung Vespertilio. 1. V. noveboracensis L = rubellus .Palis, monachus u. tesselatus Raf, Ny- eticejus atalapha und Atalapha americana Raf, Taphozus rufus Less. Oben 1. 1. 1. 3, unten 3. 1. 2.3, die untern Schneidezähne zweizackig, die Back- zähne fünfspitzig, oben die beiden ersten sechsspitzig, der 3. vierspilzig. — 2. V. cinereus Pal, = pruinosus Say, Zahnsystem ganz wie bei voriger. — 3. V. erepuscularis in Georgien mit demselben Gebiss. — 4. V. fuscus Palis — arcualis Say, gryphus Cuv, gemein im Norden, oben 2 Schneide- und | Läckzahn; unten 2 Lückzähne sonst wie bei vorigen. — 5. V. carolinensis Geoffr in Georgien und Carolina, mit, den Zähnen der vorigen. -— 6. V. ur- sinus Temm in New-York, — 7. V. phaeops Temm im Norden. — 8.V. Ca- roli Temm von Neu-York bis Florida. — 9. V. pulverulentus Tem = Audu- boni Harl, noctevagans LC, oben 2 unten 3 Lückzähne sonst wie vorige. — 10. V. subulatus Say — 11. V. lucifugus LC, Georgien. — 12. V. Georgia- nus Cuv, ebda. — V. maerotis, Georgien. — 14. V. pallidus, Californien. — _ Ferner noch Rhinopoma carolinense Geoffr —= Nycticeja cynocephala LC, Mo- Josus cynocepbalus und: fuliginosus Coop, oben 1. 1. 2. 3, unten 3. 1. 2. 3 Zähne, in Georgien und SCarolina. (Ididem IX. 431 — 438.) Wymann gibt die wichtigsten Unterschiede in der Musculatur des Troglodytes niger und des Menschen an und fügt die Wirbel- zahl des erstern hinzu, nämlich 7 Hals-, 13 Rücken-, 4 Lenden-, 5 Kreuz- und 5 Schwanzwirbel. (Proceed. Boston soc. nat. hist. V. 274 —- 275.) al. —HRREIR Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen Halle. 185%. Januar. Puls St zum er aıne 12 an man. Eingegangene Schriften: 1. Verhandelingen der koninklijie Akademie van Wetenschappen. Derde Deel. Amsterdam 1856. 4°. . Verslagen en Mededeelingen der koninklijke Akademie van Wetenschappen. Afdeeling Natuurkande 4, Deel; Afd. Letterkunde I. 1 —3. II. 1. Am- sterdam :855. 56. 8. 3. Lycidas. Ecloga et Musae invocatio carmina al Joh. van Leeuwen. Am- stolod. 1856. 80. 4. Memorie dell’ Accademia delle Scienze dell’ Istituto di Bologna. VI 2—4. Bologna 1856. 49. . Collezione delle opere del celebre Prof. L. Galvani. Bologna 1841. 40, . Aggiunta alla collezione delle opere del celebre Prof. L. Galvani. Bologna 1842. 40, - Denkrede auf Johann Nepomuk von Fuchs. Gelesen in der k. bayer. Akad. am 28. März 1856. von Fr. v. Kobell. München 1856. 4°. - Ueber den Begriff und die Stellung des Gelehrten. Rede gehalten in der k. bayer. Akad. am 28. März 1856 von Fr, von Thiersch. München 1856. 4. 9. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. 10. Heft 1. Abtheil. Herausgegeben von E. Boll. Neubrandenburg 1856. 8°, [SS] (eI EZII epier! Zur Aufnahme werden angemeldet: Hr. F. W, Otto in Erfurt durch die Hrn. Giebel, Taschenberg und Kayser. Hr. Franz Beek, Collaborator an dem Progymnasium in Ohrdruff, Hr. Pfarrer Stetefeld in Hörselgau durch die Hrn. Hassenstein, Taschenberg und Giebel. Hr. v. Ziehlberg in Lützschena durch die Hrn. Heppe, Giebel und Taschenberg. Die Herrn Schoenichen in Bernburg und Ramdohr in Aschersleben zeigen ihren Austritt aus dem Vereine an. Der Vorsitzende Hr. Giebel gibt Auskunft über den Stand der Publicationen des Vereines und ersucht alsdann die Gesellschaft, da 117 mit der heutigen Sitzung der bisherige Vorstand und wissenschaftliche Ausschuss die Geschäftsführung niederlegt, die statutenmässige Neu. wahl vorzunehmen. Durch Acelamation wird alsdann der Vorstand und Ausschuss auch für das laufende Jahr wieder gewählt, in letztern für Hrn. Kegel, der durch Tod ausgeschieden, Hr. Krause aufgenom- men. Es fungiren also als Vorsitzende die Hrn. Giebel und Heintz, als Schriftführer die Hrn. Taschenberg, Andrä, Kohlmann, als Cassirer Hr. Kayser, als Bibliothekar Hr. A. Schwarz, im wissenschaftlichen Ausschuss die Herren: Volkmann, Knoblauch Girard Franke Schulze Kleemann Schaller Krause. Hr. Giebel theilt E. Webers Untersuchungen der Spinnmilbe mit unter besonderer Bezugnahme auf die Deutung der Mundtheile bei den Arachnoideen überhaupt. Sitzung am 15. Januar. Eingegangene Schriften: Quarterly journal of the geological Suciety of London 1856. IV. Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte 1856. I. u. II. H. R. Göppert, die officinellen und technisch wichtigen Pflanzen unserer Gärten insbesondere des botanischen Gartens zu Breslau. Görlitz 1357. 8°. DD Als neue Mitglieder werden proclamirt die Herren: F. W. Otto in Erfurt, Fr. Beek in Ohrdruff, Stetefeld Pfarrer in Hörselgau, v. Ziehlberg in Lützschena. Hr. Taschenberg beleuchtet die verwandtsChaftlichen Be- ziehungen und die geographische Verbreitung der Chrysomelinengat- tung Lema und Crioceris. — Hr. Giebel spricht über die verticale Vertheilung der Meeresmollusken. Sitzung am 22. Januar. Eingegangene Schriften: 1. Abhandlungen der kgl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Fünfte Folge. IX. Bd. 1854—56. Prag 1857. 40. 2. Memoirs of the literary und philosophical Society of Manchester. Vol. XII. et XIll. Manchester 1855. 56. 8°. 3. Verhandlungen des naturhistorjschen Vereines für Anhalt in Dessau. Fünf- zehnter Bericht. Dessau 1356. 80. 4. Die Vögel Ungerns in systematischer Uebersicht nebst kurzer Angabe ihrer unterscheidenden Charactere. Ein Beitrag zu einer künfligen ornitholo- gischen Fauna dieses Landes von G, A. Kornhuber. Pressburg 1856. 4°. 5. Records of the School of Mines and of Science ‚applied of the arts vol. 1. 3. 4. London 1853, 8°, 118 6. Memoirs of the Geological Survey of Great Britain and of Ihe Museum of practical Geology. Vol. I—II. London 1846—56. 80, Hr. Kreisphysikus Dr. Schwabe in Ilmenau zeigt hei seinem Abgange aus dem Vereinsgebiete seinen Austritt an. Zur Aufnahme angemeldet wird Hr. Bergexspectant Schreiber aus Aschersleben durch die Hrn. Reinwarth, Taschenberg, Giebel. Uebergeben wird der Kalender für die Versammlungen des Ver- eines im laufenden Jahre, Hr. Giebel legt Burmeisters Erläuterungen zur Fauna Brasi- liens vor und lenkt die Aufmerksamkeit. auf den merkwürdigen lcti- cyon venaticus und weist ausführlich nach, wie derselbe in seiner Skeletbildung zwischen Hunde - und rule stehe und wegen der ungemein starken Halswirbel und anderer Charactere auch an die Hyänen erinnere. Hr. Thamhayn macht die interessante Mittheilung, dass eine Hündin, welche zur Zeit nicht geworfen hatte, durch [ortgesetztes Saugen eines jungen Hündchens, für das sie specielles Interesse zeigte, Milch in ihren Brustdrüsen secernirte. Zuletzt gedenkt der Vorsitzende noch einer Beobachtung Bauers, nach welcher der Spiegel des Bodensees schon die Krümmung der Erdoberfläche erkennen lässt, Sitzung am 28. Januar. Eingegangene Schriften: Bulletin de la soeiete imperiale de Moscou 1855. Nr. 2. 3. 4. 1856. Nr. 1. Als neu aufgenommen wird proclamirt: Hr. Bergexspectant Schreiber aus Aschersleben. Hr, Giebel theilt einen Brief unseres Vereinsmitgliedes Hrn, Deissner auf Banca mit. Hr. Heintz zeigt und erläutert verschiedene Vorkehrungen, welche die Gasflammen im chemischen Laboratorium zu den verschie- denen Arbeiten geeignet machen und sie die Stelle der Spiritusflamme vertreten lassen, Derselbe macht hierauf auf eine Arbeit von Pauli aufmerksam, wonach eine Verbindung von Phosphor und Stickstoff, die sich sehr schwer darstellen lässt, einem bedeutend hohen Tempe- raturgrad ausgesetzt werden kann, ohne sich zu verflüchtigen. Wich- tiger ist eine Entdeckung von Wöhler und St. Claire Deville, welche gefunden haben, dass sich Bor insofern eng an den Kohlenstoff an- schliesst, als es sich in Formen darstellen liess, die der Diamantform, Graphitform und der formlosen Kohle dieses letzteren entsprechen; die winzig kleinen, aber nicht wasserhellen Krystalle der ersten Form übertrafen bei einem eben so vollständigen Lichtbrechungsvermögen den Diamant an Härte. 119 Hr. Stippius legt Ahdrücke von Fischen und Blättern der Zittauer Papierkohle vor, über die später noch weitere Bestimmun- gen erfolgen sollen. Ausserdem legt Hr. Giebel noch H. v. Meyers Zur Fauna der Vorwelt Heft 3 vor, welches den in 21 Stücken be- kannten Proterosaurus Speneri aus dem deutschen , Zechsteingebirge enthält, dessen Characteristik speciell erörtert wird. Januar- Bericht der meteorologischen Station in Halle. | Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei SW. und be- decktem Himmel einen Luftdruck von 28'0'‘,02 und sank bei an- haltendem SW. und meistens trübem und regnigtem Wetter bis zum 4. Morgens 6 Uhr auf 27‘'4‘,99. Während an den folgenden Tagen der Wind sich durch NW. nach N, herumdrehete, stieg das Barometer wieder bei trübem und nebligem Weiter bis zum 8. Abends 10 Uhr auf28'3‘',09, sank dann aber bei sehr veränderlicher, vorherrschend südwestlicher Windrichtung und eben so veränderlichem Wetter bis zum 12. Morg. 6 Uhr auf 27'0'',30.: Darauf stieg das Barometer wieder unter öfteren Schwankungen, während der Wind bei WSW, zurückging, bei durchschnittlich trübem, zuletzt auch regnigtem Wetter bis zum 18. Morg. 6 Uhr auf 282,62, fiel dann wieder bei sehr veränderlicher (westlicher) Windrichtung und sehr veränderlichem Wetter bis zum 24, Nachmittags 2 Uhr (27''3',08), worauf es bis zum Ende des Monats bei WNW. und trübem Wetter unter unbedeu- tenden Schwankungen steigend die Höhe von 27'11',61 erreichte. Es war der mittlere Barometerstand im Monat 27'851, der höchste Stand am 8. Abends 10 Uhr bei N, = 28"3‘‘,09, der tiefste Stand am 12. Morg. 6 Uhr bei SW. = 270,30. Demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat — 14,79. Die grösste ‚ Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 10—11. Nachm. 2 Uhr beobachlet, wo das Barometer von 27''8‘,69 auf 270,91, also um 7,78 fiel. Die Wärme der Luft war im Anfang des Monats verhältniss- mässig hoch, sank dann aber plötzlich ziemlich tief (am 7. —7°, mittlere Tageswärme) und nachdem dieselbe langsam bis auf c. —2° bis —1° gestiegen war, schwankte sie und die mittlere Monats- wärme, bis sie gegen Ende des Monats wieder bedeutend herunter- Wi ging. Es war die mittlere Wärme der Luft im Monat = —19,35. Die höchste Wärme am 4. Nachm. 2 Uhr bei SW. — 5,3; die nie- drigste Wärme am 30. Morg. 6 Uhr bei W. = — 109,6. Die im Monat beobachteten Winde sind: N=5 NO = 1 |NN0 = 9 0NO0 = 0 0= 0 SOFT NNW= 0 000 = 0 SS. .4 NW = 12 ss = 4 WNW = 17 W= 12 SW = 17 SW 7 WSW= 6 120 woraus die mittlere Windrichtung berechnet werden; ist auf S — .82023'14''29 — W. Die Feuchtigkeit der Luft war ziemlich gross. Das Psychrometer zeigte eine mittlere relative Feuchtigkeit von 84 pCt. bei einem mittlern Dunstdruck von 1‘,56. Dabei hatten wir durchschnittlich trübes Weiter. Wir zählten 13 Tage mit bedecktem, 9 Tage mit ‚.trübem, 5 Tage mit wolkigem, 3 Tage mit ziemlich hei- terem, und 1 Tag völlig heiterem Himmel. An 7 Tagen wurde Regen, an 5 Tagen starke Nebel beobachtet. Die Summe der im Monat erfolgten wässerigen Niederschläge ist = 107',7 (aus Regen und Nebel — 77,7; aus Schnee = 30,0) oder durchschnittlich täg- lich 3'',48 (aus Regen = 2,51; aus Schnee = 2''51: aus Schnee — 0‘,97) paris. Kubikmass auf den Quadratfuss Land. Die Regen- höhe würde demnach in diesem Monat 8',98 betragen. Weber. ANN4Z,Eal Be: Den neu eintretenden Mitgliedern stehen die bisher erschienenen Vereinsschriften zu folgenden Preisen zu Gebote: 1I. Jahresbericht des nalurwissenschaftlichen Vereines in Halle 1849, mit 1 Tafel. Berlin 1850. 8. SS. 161. II. Jahresbericht — 1850. Mit 3 Tfin. Berlin 1852. 8. SS. 189, Iy. Jahresbericht — 1851. Mit 4 Tfin. Berlin 1852. 8. SS. 306. V. Jahresbericht — 1852. Mit 7 Tfln. Berlin 1853. 8. SS, 576. die 4 Bände zusammen (statt des Ladenpreises von 9 Thlr) für 2 Thaler. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften. Herausgegeben von dem Naturwissenschaftlichen Vereine für Sachsen und Thüringen in Halle. Jahrgang 1853 bis 1856. Ed. I. mit 10 Tfin. — Ba. Il. mit 4 Tfin. — Bd. II. mit 15 Tfin. — Bd, IV. mit 7 Tfln. — Bd. V. mit 5 Tfin. — Bd. VI. — Bd. Vll. mit 6 Tfin. — Bd. VII, mit 4 Tiln. Jeder Band zu 1 Thaler. Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für Sachsen und Thüringen in Halle. I. Bdes 1. Heft. Halle 1856. gr. 4. Mit 23 Tin. — 5 Thlr, Daraus einzeln: A. Schmidt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren. Mit 14 Tfin. 2 Thlr. ©. Giebel, die Versteinerungen im Muschelkalk von Lieskau. Mit 7 Tfln. 2 Thir. Th. Irmisch, morphologische Beobachtungen an Irideen etc. Mit 2 TA. 1 Thir, Das zweile Heft ist unter der Presse. Bestellungen sind an den Vorstand zu a Halle, im Januar 1857. Der Vorstand. a (Druck von W. Plötz in Halle.) ce Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1857. Februar uw, März. Ne Il. Il. Dichelodus ein neuer Fisch im Mansfelder Kupferschiefer Taf. IV. C, Giebel. li dem Band VII. 367. Taf. 3. 4. beschriebenen Mans- felder Fisch kann ich jetzt schon einen zweiten hinzufügen, dessen Reste in sicher deutbaren Körpertheilen ' vorliegen und dessen verwandschaftliches Verhältniss und systema- tische Stellung daher befriedigend ermittelt werden konnte. Herr Alb. Ziervogel fand denselben im schwarzen Ku- pferschiefer bei Gerbstädt und stellte mir ihn zur Untersu- ‚ chung gefälligst zur Disposition. Das Fossil besteht in vier vollständig erhaltenen Zäh- nen und einem Flossenstachel, ringsumgeben von einer Ku- pferkiesausbreitung, in welcher andere Körpertheile nicht zuerkennen sind, obwohl es gar nicht unwahrscheinlich ist, dass wir in derselben zerdrückte und umgewandelte weiche Theile und Haut vor uns haben. Die'Zähne liegen paarig und symmetrisch'neben einander, in entgegengesetzter Stel- lung unmittelbar hinter einander und repräsentiren zweifels- ohne die Bewaffnung des Ober- und Unterkiefers in nur et- was verschobener Stellung. Die beiden oberen Zähne Fig. 8. stellen zwei nach vorn allmählig um die Hälfte verschmälerteHalbeylinder mit schief abgestutzten Enden dar. An der längeren Seite, welche sie einander zukehren, messen sie 9 Linien, an der äus- sern abgewandten 41/, Linien, am breiten hinteren Ende 54l,, am verschmälerten vorderen 3 Linien. Die Wölbung der Oberfläche wird von hinten nach vorn mit der Breitenab- nahme stärker. Der vordere und hintere Rand ist stumpf IL. III. 1857. 9 122 und gerundet, die geraden Seitenränder kantiger. Die glän- zende Oberfläche zeigt quere, flache Falten, welche dem Hinterrande parallel laufen und diesem näher markirter wer- den, auch gegen die Aussenseite hin sich völlig verflachen. Längsfalten dem äussern Seitenrand parallel treten mehr durch den Schimmer als durch ihre Convexität hervor. Die Dicke der Zahnplatten beträgt nur eine halbe Linie und ihre Substanz lässt im Querschnitt die senkrechten verästel- ten Kanäle erkennen. Die glänzende Oberfläche erscheint unter starker Loupe feinrunzelig. Vorn an der Aussernfseite des rechten Zahnes liegt noch ein 11/, Linien grosser ovaler Zahn, welcher an der Seite des linken fehlt. Ich hielt denselben anfangs für einen rand- lichen Vorsprung des Hauptzahnes, allein die völlige Bloss- legung des linken zeigte dessen unversehrte Kante. Die kiesige Umgebung macht es unmöglich über das Verhält- niss dieses kleinen warzenförmigen Zahnes völlig ins Klare zu kommen. Die beiden untern Zähne Fig. 6. sind schief dreiseitig, die Basis des Dreiecks 5'/, Linien, die kleine Kathete 7, die dritte Seite 10 Linien lang. Die Zahnplatte krümmt sich stark von der Spitze, welche in der natürlichen Lage nach aussen gerichtet war, zur Basis des Dreiecks, die der innere Zahnrand darstellt, also schief in dieser Richtung von innen nach aussen. Der Scheitel ist stumpfspitzig, die vordere Seitenkante rechtwinklig, so nämlich dass die vordere Fläche, deren Höhe (1/,“') die Dicke der Zahnplatte anzeigt, unter rechtem Winkel gegen die obere oder Kaufläche geneigt ist. Die hintere Kante wird durch eine tiefe und breite Rinne als schmale Wulst oder Saum abgesetzt. Bevor ich die Zähne ringsum blos gelegt hatte, hielt ich diesen randlichen Streifen für einen schmalen hintern Zahn, allein die Rinne, welche ihn abscheidet, liess sich bis auf den Grund reini- gen; sie entspringt ganz allmählig an der hintern Seite in der Nähe des Scheitels und läuft tiefer werdend, ohne je- doch die Zahnplatte zu durchschneiden bis an den innern Zahnrand. Die Oberfläche der Zahnplatte ist in der Rich- tung von vorn nach hinten seicht concav und zeigt die schwachen queren und schimmernden Falten der obern 123 "Zähne. Unter starker Loupe erkennt man auf den Quer- falten die Oeffnung der feinen Kanäle und die Oberfläche hat ganz das Ansehen einer abgeblätterten Productusschale. Der bei den Zähnen gelegene Flossenstachel Fig. 7. ist 11, Zoll lang, an der Basis 4 Linien breit, schlank zugespitzt und sehr leicht gekrümmt. Die geräumige Höhle zieht sich hoch in ihm hinauf. Die Oberfläche ist flach gerippt, die dicht gedrängten Rippen durch schmale Furchen von einander geschieden. Der Stachel ist gewaltsam zusammengedrückt, die Oberfläche grösstentheils überkrustet. In der Kiesausbreitung,, welche die eben beschriebene Theile umgibt, glaubt man an einzelnen Stellen :noch deut- lich chagrinirte Haut zu erkennen, die übrigen Unebenhei- ten verrathen weder durch ihre Form noch durch ihre Stru- ctur bestimmte Körpertheile. Dass wir es hier mit einem Fische aus der grossen Fa- milie der Dornhaien zu thun haben, ‘darüber lässt die Form und Structur der Zähne sowie der zugehörige Flossenstachel keinen Zweifel. Unter den bis jetzt aus dem Kupferschie- fergebirge bekannten Dornhayen und Plagiostomen überhaupt suchen wir vergebens nach einer der unserigen gleichen oder nur ähnlichen Gestalt. Gr. Münsters Wodnika von Richelsdorf hat Zähne vom Typus des Acrodus und einen kurzkegelförmigen , dickrippigen Stachel, Dictaea und Ja- nassa entfernen sich durch ihre eigenthümlichen Zahnrei- hen und die Formen der einzelnen Zähne sehr weit; Agas- sizs Gyropristis beruht auf einem noch nicht beschriebenen Flossenstachel, von dem es King überdiess zweifelhaft lässt, ob er permisch oder triasisch ist. Unter den Dornhayen des Kohlengebirges finden wir in Cochliodus eine Zahnform, welche Anhaltspuncte zur Ver- gleichung mit dem unserigen bietet. Der von Agassiz, Rech. poiss. foss. III. Tb. 19. Fig. 14. abgebildete Unterkiefer von Cochliodus contortus trägt jederseits drei gewundene Zähne- ‘Der letzte und grösste derselben entspricht dem unserigen in der Krümmung und besonders darin, dass seine hintere ‚Kante ebenfalls durch eine markirte Rinne abgeschieden ist. Agassiz hielt diesen abgesetzten Saum für den vierten ‚Zahn, aber nach M’Coy’s Untersuchungen (Synopsis brit. ! 9 + 194 palaez. rocks II. 622) ist derselbe eben ein integrirender Theil des Hauptzahnes ganz wie bei dem unserigen. Der Unterschied des Cochlioduszahnes besteht nun in der an- sehnlicheren Breite und der schief vierseitigen Form der Platte, in der Convexität von vorn nach hinten und in der grössern Breite und markirteren Absetzung des hinteren Saumes. M’Coy bildet 1. ec. Tb. 3i. Fig. 27. noch einen C. striatus aus dem unteren Kohlenkalk von Armagh ab, wel- cher die spitzdreiseitige Form und die leichte Concavität der Kaufläche des. unserigen hat, aber derselbe ist viel weniger, wie es scheint gar nicht gewunden und der Rand- $aum ist an der entgegengesezten Kante abgesetzt, die Punctirung seiner Oberfläche entfernt ihn noch mehr. Nächst Cochliodus würde Poeeilodus zur Vergleichung kommen, be- sonders mit P. sublaevis bei M’Coy l. c. Fig. 7—9. Der- selbe hat die Krümmung, dreiseitige Form, auch die leichte Concavität von vorn nach hinten, die Streifung und die ge- rundete Aussenspitze des unserigen, unterscheidet sich aber durch die rechtwinklig dreiseitige Form und durch die Lage seines schmäleren Randsaumes an der entgegengesetzten Seite. Ueberdiess sind sämmtliche Poecilodus stark ge- krümmt. Für unsere obern Zähne finden wir unter den bekann- ten Arten keine analogen Formen. Sie sind völlig eigen- thümlich. Einige Psammodonten haben zwar einen ähnlichen Umfang, aber weder diese quere Wölbung, noch diese Zeich- nung der Oberfläche und eine andere Structur. Der Flossenstachel gewährt in seinem zerdrückten, überkrusteten Zustande leider keinen Anhalt zur nähern Vergleichung. Nur allgemeine Beziehungen zu Ctenacan- thus, Leptacanthus und Onchus lassen sich feststellen, wo- ‚durch aber über die verwandtschaftlichen Verhältnisse un- seres Fisches nicht die geringste Aufklärung gewonnen ist. Die Eigenthümlichkeiten des vorliegenden Fossiles sind hiernach erheblich genug, um auf sie den Typus einer neuen Gattung für die Familie der Dornhaien zu begründen, für welchen ich den Namen Dichelodus (dıynAog Spalthufer, odovg Zahn) wegen der Aehnlichkeit der Zahnformen mit Wieder-- käuerklauen vorschlage. Als wesentliche Charactere lassen 125 sich folgende bezeichnen: Zwei dünne Zahnplatten oben und unten; die obere von länglich trapezischem Umfang, halbeylindrisch gekrümmt, mit glänzender Oberfläche, wel- che schwache Querrunzeln und schimmernde Längsstreifen zeigt; die untern schief dreiseitig, stark gekrümmt, die hin- tere längste Kante durch eine markirte Rinne abgesetzt, die Oberfläche in der Richtung von vorn nach hinten leicht con- cav, glänzend, mit schimmernden Längs- und Querstreifen; die innere Structur der Cochliodonten; der Flossenstachel sehr gestreckt kegelförmig, leicht gekrümmt und fein ge- rippt. Die einzige Art, D. acutus, im Kupferschiefer bei Gerbstädt. Die Familie der Dornhaien ist zu einer wahren Rum- pelkammer geworden, in welcher jeder einzelne Zahn und Flossenstachel mit eigenem Namen untergebracht wird. Ordnung’ in das angehäufte Material zu bringen bleibt ein nutzloses Beginnen, so lange nicht vollständige Gebisse und die Zugehörigkeit der Flossenstacheln nachgewiesen werden können. So viel leuchtet aber schon jetzt ein, dass die Hybodonten und Akrodonten nicht mit den Psammodonten und Strophodonten, noch mit den Cochliodonten in einer Familie mit dem lebenden Cestracion werden beisammen bleiben können. Asassiz gründete die Gattung Cochliodus auf einen prächtig erhaltenen Unterkiefer und fügte noch mehre inhaltsleere Namen auf Zahne von Armagh sowie eine todte Gattung Poecilodus hinzu. M'Coy gab a.a. O. die Beschreibung und Abbildung für die Agassizschen Na- men und wies darauf hin, dass die Cochliodonten keine Dornhaien gewesen seien. Es sind untere Zähne, wo sind die dazugehörigen oberen geblieben? Ich möchte annehmen, sie stecken unter Helodus planus und H. turgidus, welche Agassiz Tb. 15. Fig. 1—12 dargestellt hat und zum Theil auch unter Poecilodus, zu denen noch Glossodus hinzuzu- nehmen ist. Doch bleibt es ein Wagstück ohne Verglei- chung der Exemplare, die mir nicht zu Gebote stehen, mehr als eine blosse Vermuthung auszusprechen. Mit Bestimmtheit dagegen identificire ich M’Coy’s Pri- sticladodus dentatus und Pr. Goughi |. c. Tb. 3G. Fig. 2— 4. Tb. 3K. Fig. 11. 2—4 aus dem schwarzen Kalk von 126 Derbyshire mit dem bei Wettin vorkommenden Chilodus, welchen Germar im erten Hefte seiner Versteinerungen von Wettin und Löbejün Taf. 1. Fig. 1. als Lamna carbonaria ungenügend abgebildet und beschrieben, ich aber später in desselben achten Hefte Taf. 29. Fig. 1. 2. sowie in meiner Fauna der Vorwelt als Chilodus mit zwei Arten schärfer characterisirte. ‘Würde M’Coy sich nur etwas um die deut- sche Literatur bekümmern, ‘was man doch nach seiner Be- schwerde (Jahrb. 1849. 679) über Nichtberücksichtigung sei- ner nicht einmal im Buchhandel erschienenen Schriften in Deutschland hätte erwarten sollen, so würde er das System nieht um diesen und manchen andern Namen unnütz bela- stet haben. M’Coy würde dann auch den längst verbrauch- ten Namen Centrodus nicht von Neuem verwandt haben, den die neue Auflage der Lethäa geognostica p. 731. zu- gleich mit meinem gleichzeitig aufgestellten, aber völlig ver- schiedenen Centrodus berücksichtigt, obwohl ich meinen Missgriff alsbald erkennend eiligst bei der Abbildung und Beschreibung der Art in Germars Wetüner Versteinerungen 70. Taf. 29. Fig. 3. 4. meinen Centrodus cassirte' und dafür Styracodus setzte. Den-Chilodus carbonarius hat überdiess auch Geinitz in seinem Prachtwerke unter der falschen Ger- marschen Bestimmung Lamna carbonaria wieder aufgenom- men und Romanovsky hielt ohne M’Coys und meine Unter- suchungen desselben zu berücksichtigen noch einen dritten oder vielmehr schon vierten Gattungsnamen Dicerenodus okensis Bullet. natur. Moscou 1853. II. 405. (unsere Zeit- schr. III. 77.) für nöthig. Die Gleichgültigkeit gegen Ande- rer Arbeiten, welche trotz aller Repertorien, Uebersichten und sonstiger Hand- und Mundrecht eingerichteten Compi- lationen mehr zu- als abnimmt, muss natürlich bei der ge- senwärtigen gesteigerten Productivität die Synonymie ins Schreckenerregende vermehren und wird in gar nicht mehr ferner Zeit umfassende systematische Arbeiten ganz un- möglich machen. Wird damit die Wissenschaft nicht ihres schönen Vorzuges über alle andern Interessen der Men schen erhaben zu sein gewaltsam beraubt! 127 Neue Mittheilungen über die Zähne und Fischreste aus dem Schlotheimer Keuper Varıy. CarltCthop in Sondershausen. Ebenfalls durch die Güte des Herrn Stadtschreiber E. Picard in Schlotheim gingen mir einige Fisch- und Saurierzähne aus dem dortigen Keuper zu, welche mich in den Stand setzen, Hrn. Giebels Mittheilungen über diese Vorkommnisse, Bd. VII. p. 423 ff., zu vervollständigen. Das Material stammt aus derselben schwachen Sandstein- schicht des 1. c. 423 aufgestellten Schichtungsprofils, in welcher Herr Picard auch jene früher geschilderten Zähne gefunden hatte. 1. Nothosaurus Cuvieri. Dem Referenten hat ausser einer Reihe vollkommen erhaltener Zähne, welche den |. c. Taf. I. Fig. 2 dargestellten in Grösse und Form gleichen, auch noch ein Zahn vorgelegen, welcher bei im Allgemeinen gleicher Gestalt und Grösse insofern von dem beschriebenen und dargestellten abweicht, dass er ohngefähr bei ?/, seiner Höhe sich plötzlich in eine rundum laufende scharfe Furche einsenkt, aus der sich der gekrümmte Kegel schärfer zu- gespitzt wieder erhebt, als der untere Theil erwarten liess Ich wage indessen nicht den Zahn dieser kleinen Differenz willen einer andern Species zuzuweisen. 1b. Nothosaurus Picardi n. sp. Taf. IV. Fig.1 und 2. Vier verschiedene mir vorliegende Zähne gleichen den vorigen in der gefalteten Structur der äussern Wandung, weichen aber in Grösse und Form von denselben ab. Die Höhe des Kegels schwankt bei gleich starker und stärkerer, bisweilen gewulsteter Basis nur zwischen 11/, Linien bis höchstens 6 Linien. Schon durch das Verhältniss der Höhe zur Basis ist eine andere plumpere Form des Kegels be- dinst. Dazu kommt, dass diese Zähne in einer Weise ge- wunden und verbogen sind, dass sie einem leicht ge- schwungenen Fülihorn gleichen, dessen Spitzen senkrecht 128 über dem Ende der Basis stehen würde. Eine Verästelung der nur bis zu ?/; der Höhe verlaufenden, den Windungen des Zahns folgenden Falten habe ich nicht beobachten können. — Ein einzelner Zahn ist der Länge nach so ge- spalten, dass man an seiner Basis eine kleine etwa 11/, Li- nien hohe und 1/, Linie breite, spitz kegelförmige Höhlung bemerkt, von deren Spitze bis in die Spitze des Zahns eine den äusseren Umrissen des Zahnes genau correspondirende Naht verläuft. Ich halte die angegebenen Unterscheidungs- merkmale für genügend zur Begründung einer selbstständi- gen Species. Doch darf nicht verschwiegen werden, dass diese Form ebenso wie N. Cuvieri (der kleinsten Exemplare) im oberen Muschelkalk und auf denselben Handstücken der genannten Keuperschicht mit Zähnen von Nothosaurus Cu vieri vorkommt. 2. Amblypterus decipiens. Fragmente von Schuppen, die aber kein Material für selbstständige Untersuchungen lieferten. Bei dem einen Exemplare zieht sich dem aufge- wulsteten Vorderrande entlang eine stark vorspringende abgerundete Leiste. 3. Saurichthys Mougeoti. Einige der mir vorliegenden Zähne zeigen eine etwas breitere Basis (bis 2 Linien) und eine plumpere, seitlich stark comprimirte, leicht gebogene Spitze. 4. Hybodus tenuis. Fragmente von Flossenstacheln. 5. Hybodus plicatilis. Eins der zwei an mich gelang- ten Exemplare und zwar das bei weitem grössere aus dem oberen Muschelkalk stammende zeigt auf einem Wurzel- stücke von 21/, Linien Länge einen gefurchten seitlich com- primirten zugespitzten Basalhöker und dahinter einen be- deutend höheren und breiteren Hauptkegel von derselben spitzen Form, wie jener seitlich comprimirt und bis zur rückwärts gerichteten Spitze gefaltet. Dahinter finden sich noch zwei an die Giebelsche Abbildung von Hybodus Mou- geoti Taf. I. Fig. 7 erinnernde gefaltete Andeutungen von Basalhökern. Die Wurzel, welche nichts von knöcherner Structur erkennen lässt, ‘sondern von derselben Masse als die Spitze gebildet scheint, bildet einen abgerundeten stumpfen Winkel, 129 dessen Spitze unter dem Hauptkegel liegt. Dicht unter der Krone hin zieht sich eine schmale, scharfe Leiste, auf welche nach unten eine abgerundete Längsvertiefung in Form einer Hohlkehle folgt. Darunter wieder eine der obern parallele scharfe Leiste. An dem zweiten kleineren aus dem Keuper stammen- den Exemplare, welches zwei Basalkegel vor und eben so viel hinter dem Hauptkegel trägt, ist zwar die Knochen- structur der Wurzel und eine flache Längsfurche derselben, nicht aber eine der beiden Längsleisten zu erkennen. 7. Hybodus obliquus. Die concave Basis ist noch tiefer gehöhlt und mehr nach unten verlängert, als die Giebelsche Abbildung Taf.I. Fig.8 zeigt, und an einem Exemplare nach innen umgekrümmt, 8. Hybodus Thuringiae Taf. IV. Fig. 3. Hr. Giebel hat diese Zähne, welche übrigens nach den mir vorliegen- den Exemplaren nicht „völlig glatt“, sondern in einzelnen Exemplaren mit von der Spitze aus radial nach der Basis verlaufenden, nach unten verästelten Furchen bedeckt sind, nur vorläufig der Gattung Hybodus untergeordnet. Unter sich selbst sind die mir vorliegenden Exemplare sehr ver- schieden. Die jederseits bis zur Spitze des mittlern Haupt- hökers emporsteigenden Leisten werden bei einigen Exem- plaren auf den Seitenflügeln zu einer mittlern scharfen Kante, bei anderen treten sie auch hier als Leiste auf. Bei dem einen Exemplare lässt sich neben dem Haupthöcker eine abgerundete kleinere Erhöhung wahrnehmen, was die Stellung zu Hybodus rechtfertigen würde, während andere bei Acrodus Gaillardoti erwähnte Uebergänge sie der letz- teren Gattung annähern. Ein dritter Zahn endlich hat we- sentlich die Form eines sphärischen Dreiecks, dessen Seiten leicht S förmig geschwungene Linien zeigen. Die Spitze des Haupthökers liegt hier zwar in der Mitte, aber seitlich der von einem Ende des Zahnes zum andern zu ziehenden Längslinie.e Die oberen von den Seitenflügeln nach der Spitze des Haupthökers laufenden Kanten und resp. Leisten sind wie die Seiten der Basis Sförmig geschwungen. In gleicher Richtung laufen endlich auch die Falten von dem 130 mittlern Höker herab. Noch ist zu erwähnen, dass sich eine mittlere Längsleiste bei der letzterwähnten Form nicht erkennen lässt, dass dagegen eine scharfe geradlinige Kante (a, b der Abbildung) das Dreieck in zwei fast gleiche Theile theilt, indem sie von der Mitte der längsten Seite, über den Höker hinweg nach der Mitte des gegenüber liegenden Winkels verläuft. Der-linke Seitenflügel ist oben dreiseitig abgeplattet. Fig, 3 giebt eine Abbildung des Zahnes von oben gesehen, daneben von der Seite und in natürlicher Grösse. 9. Acrodus Gaillardoti. Hier liegen nicht nur schmale und runde, sondern auch abgerundet dreiseitige und keulen- förmige Zähne vor, welche die übrigen Merkmale von Acro- dus Gaillardoti in sich vereinigen. Nur eine verlängerte Form, deren Basis vorn und hinten eckig geformt ist und bei welcher unverästelte Falten fast rechtwinklig von der Längsleiste nach der Basis herablaufen, möchte ich ab- trennen und zu der (besonders im bunten Sandstein ver- tretenen Gattung Acrodus Brauni stellen. Taf. IV. Fig. 4. Die verlängerten Formen, welche mit Hybodus Thuringiae oft eine flache mittlere Erhöhung und seitlich davon einen querüberlaufenden Riss, stets aber die mittlere Längsleiste und die centralen Falten gemein haben, sind von den letz- teren Zähnen kaum zu trennen und zu unterscheiden. 10. Gyrodus Picardi n. sp. Taf. IV. Fig. 5. Ein tief- braunes 11/, Linien langes, 1 Linie breites hügliges glattes Zähnchen mit unregelmässigen Vertiefungen, scheint mir nach einer auf der Krone befindlichen flachen, rundlichen Vertiefung (in der Vertiefung erhält die Zahnsubstanz plötz- lich eine weissliche Färbung) der Gattung Gyrodus‘ beige- zählt werden zu müssen. Das Vorkommen dieser Gattung im Keuper ist mir um so wahrscheinlicher, als die nahe verwandten Gattungen Pycenodus, Placodus und Colobodus so stark in der Trias und die zunächst stehenden Pyeno- donten, namentlich im Keuper vertreten, die Gyrodonten aber stark in den zunächst gelegenen jurassischen Schichten entwickelt sind. Der Mangel des aus einer rundum laufen- den Falte. sich erhebenden stumpfen Hökers scheint mir nicht von Bedeutung, da derselbe auch bei Gyrodus umbi- 191 lieus (Ag) häufig zu fehlen pflegt. S. Bronn Leth. geogn. IV. p. 466. Ueber mehrere kleine Knochenfragmente, welche sich auf den mir vorliegenden Keuperbruchstücken befinden, vermag ich zur Zeit noch nichts Näheres zu sagen. Nur ein 4?/, Linien langes, 2 Linien breites Fragment verdient noch erwähnt zu werden. Dasselbe ist durchweg mit feinen Körnern besetzt, welche einen kieseligen, matten Glanz haben und dadurch dem Bruchstücke ein chagrinartiges Ansehen geben. Es mag deshalb wohl ein Stück Haut von einem Hybodonten gewesen sein, wenn es nicht etwa ein Bruchstück vom Kiefer eines Saurichthys ist, dessen Schädel gleichfalls eine gekörnte Structur zugeschrieben wird. Ersteres wird dadurch wahrscheinlicher, weil nicht nur die Hybodonten im Keuper stärker vertreten sind, sondern auch der Familie der Cestracionten angehörten, denen eine scharf gekörnte Haut eigen ist. Schliesslich stelle ich noch diejenigen Formen zusam- men, welche sich auf einem Bruchstücke des Gesteins ver- einigt finden, da auch dies einen wesentlichen Anhaltungs- punkt für die Zusammenstellung der verschiedenen Arten abzugeben vermag. Es fanden sich also: 1. Je ein Zahn von Acrodus Gaillardoti (lang, schmal, mit scharfer Kante, durch eine mittlere flache Erhöhung dem Hybodus Thuringiae sehr ähnlich), Hybodus Thuringiae (gefaltet), Gyrodus Pi- cardi und ein zungenförmiges Knochenfragment auf einem Keuper- bruchstücke von 2 Zoll Länge und 21/, Zoll Breite. 2. Je ein Zahn von Nothosaurus Picardi, 2 Zähne von Acro- dus Gaill. (beide lang, schmal, der eine mit breiter Längsleiste, der andere kleinere mit scharfer Kante) auf einem 2 Zoll langen, 11/, Zoll breiten Keuperbruchstücke. 3. Ein Stück Flossenstachel von Hybodus tenuis und ein Zahn . von Saurichthys apicalis auf einem 11/, Zoll breiten, 31/, Zoll langen Keuperbruchstücke. 4. Ein Stück Flossenstachel von Hybodus tenuis und ein Zahn von Saurichthys Mougeoti auf einem 1 Zoll langen, 3/4 Zoll breiten Keuperbruchstücke, 5. Ein Bruchstück von der Zahnbasis des Nothosaurus Cuvieri, ein Zahn von Sauriclithys Mougeoti, 3 Zähne von Hybodus obliquus dicht gedrä ngt beisammen auf einem kleinen Keuperbruchstücke, 132 6. Ein Zahn von Nothosaurus Picardi, ein Stück Flossen- stachel von Hybodus tenuis (unterer Theil) auf einem Keuperbruch- stücke von 5 Zoll Länge, 3 Zoll Breite. 7. Je ein Zahn von Nothosaurus Cuvieri und von Nothosaurus Picardi, Saurichthys Mougeoti, 6 Zähne von Hybodus Thuringiae (3 ge- faltet, 3 glatt, ein dreiseitiger mit wenig erhabenem Haupthöker, von einigen Formen von Acrodus Gaillardoti kaum zu unterscheiden) und 2 Zähne von Hybodus obliquus, 2 Stück von Flossenstacheln des Hybodus tenuis auf einem 7 Zoll langen, 5 Zoll breiten Keuper- bruchstücke. 8. Eine Schuppe von Amblypterus decipiens und ein Zahn von Hybodus plicatilis auf einem Keuperbruchstücke von 2!/, Zoll Länge und 2 Zoll Breite. Es ist sonach auffallend, dass auf drei Bruchstücken Flossen- stacheln von Hybodus mit Zähnen von Saurichthys und dass mehrere Zähne von Hybodus Thuringiae und Hybodus obliquus auf einem Bruchstücke zusammen vorkommen, Beobachtungen über die nordischen Hummeln von Prof. Wahlberg. (Aus den Förhandlingar vid de skandinaviske Naturforskarnes sjelte möte; Stockholm den 14—19. Juli 1851. Stockholm 1855. S. 230, übersetzt von Dr. Creplin.) Nachdem ich nicht allein in den südlichen und mitt- leren Landschaften von Schweden, sondern auch in den Lappmarken Gelegenheit gehabt habe, unsere einheimischen Arten der Gattungen Bombus und Psithyrus in der Natur zu beobachten, und da ich dabei einige wenig er- - forschte oder bisher unbemerkte Verhältnisse gefunden zu - haben glaube, welche zur nähern Kenntniss dieser Insecten beitragen können, so meine ich dieselben hier in der grössten Kürze andeuten zu dürfen, indem ich die speciellere Darlegung einer Mittheilung in der „Ofversigt af Kgl. Wet.- Ak.’s Förhandlingar *) vorbehalte. ”) S, diese, 1854, S. 199—211. 133 Es ist wohlbekannt, bis zu welchem Grade die Hum- meln in Farbe, nicht bloss bei ungleichem, sondern auch bei demselben Geschlechte variiren, ebenfalls wie zahlreiche Arten nur aus diesem Grunde aufgestellt worden sind, welche in nicht geringem Masse das Studium dieser Insecten erschwert haben. Bei genauerer Erforschung der Farben- veränderungen bei den verschiedenen Arten will es schei- nen, als ob die meisten, wenn .nicht alle, Arten, andere Abweichungen und das Ausbleichen, welches allmählig bei jedem Individuum eintritt, ungerechnet, eine hellere und eine dunklere Hauptform, mit oder ohne Zwischenformen, darböten,, welcher bisher übersehene Umstand gewisse zweifelhafte Species und insonderheit diejenigen, von denen bloss das eine Geschlecht gefunden worden ist, aufklären dürfte. Die Arten, bei denen ich zuverlässig solches Ver- halten wahrgenommen habe, sind: Bombus lapponicus Fabr., nivalis Zett., Dahlb., pratorum Illig., soroensis Fabr., terrester Fabr., hortorum Ill., hypnorum Fabr. und mus- corum Fabr., ferner Psithyrus campester St. Farg. und suaveolens, n. sp. *) Von mehreren anderen. habe ich Veranlassung, dasselbe zu vermuthen, obgleich ich noch keine Beweise dafür habe. So dürfte B, subterraneus Fabr., der dunkelste B. hortorum, B. latreillellus Ill das dunkele Männchen von B. fragrans Ill., B. arcticus Zett., Dahlb,, (B. agrorum, Fabr. ete.), der dunkle B. agrorum Dahlb. (Apis Floralis und beckwithella Kirby) und B. mniorum Fabr. dessen dunkelste Form, endlich Psitte vestalis der dunkle saltnum sein. Bisweilen ist die Farbe bei den Va- rietäten derselben Art so verschieden, dass man nicht ohne Untersuchung der Nester im Stande gewesen ist zu sehen, dass sie zusammengehören, z. B. bei B. nivalis, wo die helle oder gewöhnliche Form gelbe Farbe auf dem Vorder- rande des Thorax, dem Scutellum und der Basis und Spitze des Abdomens hat, die dunkle dagegen ganz schwarz, mit Ausnahme der gelbrothen Abdominalspitze, ist. Sie ist *) Ueber die besondereu Formen soll in der gen. „Ölversigt““ nähere Auskunft ertheilt werden. (Ist an der in der vorigen Anmerkung citirten Stelle “geschehen.) | 134 desshalb zu B. alpinus Fabr. gebracht, so wie die eben- falls schwarze Form von B.:lapponicus. Einen guten Charakter zur Unterscheidung sich sonst ähnlicher Arten liefert die Form des Kopfes, welche bei den meisten gerundet, aber bei einigen nach unten ver- längert ist, wie bei B. hortorum, subterraneus, tunstallanus (nach Kirby), consobrinus etc. Einige Arten verbreiten im lebenden Zustande, wenn sie berührt werden, einen starken Geruch nach Rosenöl, welches bei anderen, nahe verwandten Species nicht der Fall ist. Durch einen solchen Geruch zeichnen sich aus: z. B. B.lapponicus, fragrans, latreillellus und Ps. suaveolens. Zum Ersatze für das bedeutende Einziehen von Arten, welches Statt gefunden hat und noch ferner finden dürfte, erlaube ich mir hier die Diagnose zweier neuen mitzuthei len, welche ich zu keiner der vorher beschriebenen habe hinführen können, nämlich: 1. Bombus cingulatus: oblongus, breviter hirsu- tus, ater, capite brevi rotundato, thorace supra fulvo, in’ medio fascia transversa interalari, lata, nigra, ano albo, alis totis infuscatis. Q long. 6°". Hab. in floribus Salicum, praesertim in confinis fluvii Kalixelf. D. 15./17. Jua. 1847; in Lapponia meridionali, Zetterstedt. Steht in der Farbenzeichnung zwischen B. hypnorum und hyperboreus. Unterscheidet sich durch einen gerunde- ten Kopf von B. tunstallanus. 2. Psithyrus suaveolens: oblongus, hirsutus, ater, thorace antice sordide flavo, ano fulvescente, alis apice infuscatis. Masc. et Fem. long. 5—6'". Hab. in floribus Carduorum ad Gusum Ostrogothiae et circa Holmiam haud raro, praesertim auctumnum versus. In copula captus. Ist mit Ps. campester verwechselt worden, gleicht aber in der Statur eher dem Ps. vestalis. Unterscheidet sich vom erstern durch#eine breitere und weniger convexe Körperform und rothe, nicht grüngelbe Afterbehaarung, vom letztern durch geringere Grösse und rothe, nicht weisse. 135 Behaarung der Bauchspitze, von beiden durch seinen Rosen- geruch. Nicht wenige von unseren Hummein gehören mehr oder weniger ausschliesslich den nördlichen Landschaften, besonders Lappland, an, und diese haben ziemlich be- stimmte Gränzen ihrer Verbreitung nach oder auf den Bergen. Wenn man von Süden her diese Gegenden be- sucht, so werden zuerst B. agrorum Fabr. und scrimshira- nus gemein, welche vorher bloss sparsam angetroffen wer- den, z. B. in den Gebirgsgegenden von Wermland u. s. w. Danach begegnet man dem B. cingulatus in Wester- botten, welcher aber nicht zu den Bergen hinansteigt. Die folgenden Arten gehören alle hauptsächlich dem eigent- lichen Lappland an, in welchem B. lapponicus sich sowohl in den Thälern unterhalb der Berge, als an den Bergseiten und auf den zunächst über der Waldgränze liegenden Fel- dern. findet. B. consobrinus lebt in Bachthälern an den Bergabhängen in der Birkenregion, B. nivalis an der obern Gränze der Birkenregion und auf den am nächsten gelege- nen Plateaux; B. alpinus auf hoch über der Baumgränze befindlichen Bergebenen, und B. hyperboreus in der Nach- barschaft der Schneegränze, doch nur zwischen grossen Gebirgsmassen. B. lapponicus ist in Lappland die gemeinste und am weitesten verbreitete Art und hat daher seinen Namen mit gutem Fug erhalten. Bemerkenswerth ist auch, dass die Hummelarten nicht bloss an Rauhhaarigkeit, sondern auch an Grösse zunehmen, je höher hinauf nach Norden oder nach den Bergen sie leben. So sind B. agrorum und scrimshiranus nicht be- sonders gross und langhaarig, auch nicht B. lapponicus, welcher schon in den Gebirgsthälern angetroffen wird. B. consobrinus ist dagegen grösser als die grössten Arten des niederen Landes (B. terrester und hortorum), aber wenig ‚ langhaarig. B. nivalis ist noch grösser, besonders breiter, und hat eine ziemlich lange Beharrung, steht aber in dieser Beziehung dem B. alpinus nach. B. hyperboreus endlich ist die bei weitem grösste und am stärkste haarbekleidete Art der ganzen Gattung. 136 Als ein Beweis für die Arbeitsamkeit der eigentlichen Hummeln kann schliesslich angeführt werden, dass sie nicht allein sich auf den Blumen bei regniger und kühler Witte- rung, bei welcher andere Insecten sich still verhalten, in Bewegung zeigen, sondern dass sie auch im höhern Norden, wie in der Finnmark und in Lappland, während der hellen Sommernächte, in denen doch die übrigen Tagsinsecten ruhen, mit ihrer Arbeit ununterbrochen fortfahren. Ueber die Weichthiergattung Onustus 0. A. I. Mörch. (Aus den Förhandlingar vid de skandinaviske Naturforskarnes ete. übersetzt von Dr. Creplin.) In dem im Jahre 1848 erschienenen „Voyage ofH.M. Sh. Samarang“ hat Arthur Adams einem lange gefühlten Mangel in der Malakozoologie abgeholfen, indem er dort Abbildung und Beschreibung zweier Arten der Gattung Onustus nach lebenden Exemplaren lieferte, einer Gattung, welche in neuerer Zeit öfters die Aufmerksamkeit der Systematiker auf sich gezogen hat. Ich habe Gelegenheit gehabt, einige Individuen der gemeinen westindischen Art‘) zu untersuchen, welche im zootomischen Museum (zu Kopenhagen) aufbewahrt werden und von dem Wohlwollen des Hrn. Prof. Eschricht zu meiner Verfügung gestellt wurden, Da ich an diesen Exem- plaren, von denen jedoch nur eines einigermassen gut er- halten ist, verschiedene Verhältnisse beobachtet habe, welche vielleicht zur genauern Bestimmung der Stellung dieses merkwürdigen Gastropoden im Systeme beitragen könnten, so habe ich geglaubt, dass dieser kleine Beitrag nicht ganz ohne Interesse sein würde. *) O0. trochiformis (Turbo) Born, Index, 1778, pag. 3855 —= Trochus conchyliophorus Born, Mus., 1780, p. 833) t. 12, Fig. 21, 22 = Phorus onusius Reeve. 137 Die gemeinhin gebräuchliche Benennung, Phorus, ist von Montfort im Jahre 1810 eingeführt, aber schon 1797 hatte Humphreys im Kataloge über Calonne’s Samm- lung ihn Onustus genannt, eine Benennung, welcher man kaum das Prioritätsrecht rauben darf. Später, 1807, nannte Fischer von Waldheim ihn’ Xenophora. Lamarck brachte die Arten, wie Linne, zu Trochus. Ferussac, Blainville und Rang unterschieden sie bloss als Untergattung. Schmidt, Pusch, Swainson, Reeve und Philippi erkannten in ihr eine eigene Gattung aus der Familie der Trochoideen. Gray bildete in der Nähe der Crepidula eine eigene Familie, Phoridae, für die Gat- tung, welche er in zwei theilte, die eine, Phorus Montf.,, für Turbo (O.) trochiformis Born, die andere, Onustus Humphr. für Trochus (O.) indicus Gm., und schien Tro- chus (O.) solaris als Typus für eine dritte zu betrachten. Während Beck in Folge einer Bemerkung von Philippi inMenke’s Zeitschrift für Malakozoologie vom Jahre 1846 diese Gattung neben Litorina stellte, theilte er verschiedent- lich mündlich mit, dass er für ihren rechten Platz im Sy- steme die Nähe von Purpura oder Bucceinum halten müsse. Aus Adam’s Untersuchungen ersieht man, dass das Thier im Verhältnisse zur Schalenöffnung sehr schmal ist. Der eigentliche Fuss ist nur klein, während der Lobus operculiger ausserordentlich stark entwickelt ist, wie bei Atlanta und Strombus, wesshalb es sich auch, wie diese, ein wenig hüpfend oder springend bewegt. Der Rüssel hat etwa dasselbe Ansehen, wie bei Cerithium und Turritella. Die Fühler sind lang und dünn und haben die Augen aussen an der Basis. Adams führt ferner an, dass es lebhafte Thiere seien, welche sich an unebenen Stellen aufhalten, die sich für die gewöhnliche Bewegungsart der Gatropoden nicht ‚eignen. *) Meine Weingeistexemplare sind stark zusammenge- zogen; man kann aber doch dieselben Formen wieder- x bi; *) The Phori invariably inhabit rough places incapable of accomodating a gliding motion. Adams,a. a. O., S. 50. 10 158 erkennen, welche Adams (tab. XVII. Fig. 6 O. solarioides Reeve) dargestellt hat. Der nach vorn breitere und ab- gerundete Fuss hat den bei den Kammkiemern so allge- meinen „Sillon anterieur“ und geht geradenwegs in den nach hinten breitern Lobus operculiger über, so dass man keine Gränze zwichen ihnen ziehen kann, wie es die be- meldete Abbildung zeigt. Der hornartige Deckel*) ist nur wenig breiter als lang, nach vorn schmäler und gerade ab- geschnitten, hinten schief abgerundet. Die äussere, aus concentrischen Bögen bestehende Schicht ist hinten und an den Seiten nicht bedeckt von der innern, nach der Länge ge- streiften Schicht, welche von einem —förmigen Muskeleindruck begränzt wird, der kaum ein Viertel der Unterseite des Deckels einnimmt. Die quergerunzelten Fühler sind kürzer als der Rüssel. An einem der Exemplare kann der Ommatophor deutlich von dem Fühler unterschieden werden. Der Mantel- rand ist schmal, aber ziemlich dick, an der inwendigen Seite mit Warzen besetzt, welche bei einem Exemplare gleich gross sind und in regelmässigen Räumen von ein- ander abstehen; bei einem anderen sitzen sie paarweise, eine grosse und eine kleine zusammen; an einem Stücke des hintern Manteltheils sitzen sie selbst so dicht, dass der Rand crenulirt erscheint. Nach Oeffnung der Kiemenhöhle bemerkt man zuerst die Kieme, welche einfach ist; sie be- ginnt in der Nähe des vordern Mantelrandes und geht in geringem Abstande von demselben und parallel mit ihm, bis sie zur linken Seite des Thieres hinübergelangt ist, wo sie sich erst in die Kiemenhöhle hineinbiegt, ein Verhalten, welches mir von keinem anderen Kammkiemer, Janthina vielleicht ausgenommen, bekannt ist. Das vordere Drittel der Kieme, der dem Rande parallele Theil, besteht aus kurzen, an ihrem Grundtheile breiteren, ziemlich gesonder- ten Fasern, welche mit ihren Spitzen etwas über den Rand hinaus vorragen; der übrige, nach der Länge des Thieres laufende Theil besteht dagegen aus dicht gestellten, faden- *) Schon Chemnitz kannte den Deckel von Trochus solaris L. und be- schrieb ihn im „‚Conchylien-Cabinet“, Bd.V, S.132, so: „Der Deckel ist horn- arlig, dünn wie Papier und gelb von Farbe.“ 139 förmigen Zasern. Links von der Kieme, dicht an der Vena branchialis, befindet sich ein Organ, welches man für das- selbe halten: muss, das Quoy und Gaimard*) und Phi- lippi *) bei Vermetus dargelegt haben, und welches sie als eine rudimentäre Kieme deuten. So weit ich seinen Lauf habe verfolgen können, beginnt &r ein wenig vor dem Herzen und läuft mit vielen kleinen Biegungen. bis etwas über die Mittellinie des Thieres; doch ist es möglich, dass es der Kieme in ihrer ganzen Länge folge. Vielleicht steht dies Organ in Verbindung mit einer kleinen runden Oefl- nung, an der äussern Seite des vordern Manteltheils, welche ich jedoch nur an einem Exemplare gesehen habe. Der Mastdarm, dessen äusseres, etwas zugespitztes Ende frei ist, war mit einer gelblichen, gekörnten Masse ange- füllt, welche, ausser ziemlich grossen Kalkstücken, von 1 bis 2mm Grösse, Polythalamien und Dichotomeen enthielt. Rechts vom Mastdarme schien sich ein Ausführungsgang, wahrscheinlich von der Niere, zu befinden. Zwischen der Kiemenvene und dem Mastdarme liegen die für schleim- absondernde. Organe gehaltenen Lamellen. Der Penis ist bei allen drei Exemplaren — excort (?) — und lag zusammen- gebogen in der Kiemenhöhle, so dass ich ihn nicht gewahr wurde, ehe der Mantel geöffnet war. Er hat ungefähr die- selbe Länge wie das Quermaass der Schale, ist etwas zu- sammengedrückt, vornhin breiter, mit einem kleinen Dorne, welcher vom Ductus seminalis gebildet wird, der am Boden der Kiemenhöhle aus dem Innern des Thieres hervortritt, den Rücken entlang läuft und sich, indem er aus dem Mantel heraustritt, gegen den Grundtheil des Organes hinab und von da, längs dessen Hinterrande in den erwähnten Dorn (oder Falte) hinausbiegt. Die Zungenmembran stimmt im wesentlichen überein mit der der Heteropoden, sowie Loven sie charakterisirt (8. Öfversigt af Kgl. Vet.-Akad.'s Förhandlingar, 1847, Seite 191, Tab. 4), und weicht nur wenig von der aus der Atlanta Lesueuri gegebenen Abbil- dung ab. *) Voyage de P’Astrolabe, Vol. Il, p. 285, 1. 67, f. 5,12. **) Philippi, Ennumeratio Molluscorum Siciliae, p. 169, 1.9, 18, a,b. )7 140 Dies Verhalten in Verbindung mit dem ganzen Aeussern des Thieres scheint eine nahe Verwandtschaft mit den Hete- ropoden zu erweisen. Zwar fehlt ihm die dieser Familie eigenthümliche, mit einem Saugnapfe versehene Flosse, welche bekanntlich diesen oceanischen Thieren zur Be- festigung während der Ruhe dient; aber dies Organ würde von keinem Nutzen für die litorale Lebensweise der Onustus- Gattung sein. Die Schale, deren Fötalwindungen mir an keinem der zahlreichen Exemplare, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt habe, erhalten vorzufinden gelungen ist, gleicht sehr dem in der Uebergangsformation vorkommenden Euompha- lus alatus Wahlb., welcher sich durch Schizostoma an Porcellia zu schliessen scheint, die sich zu Bellerophon wie Turrilites zu Ammonites verhält. (Doch gilt dies in noch höherem Grade von Murchisonia.) Die Jahre 1826 und 1846, 1836 und 1856 in ihren meteorologischen Verhältnissen W. Lachmann in Braunschweig. Die periodischen Aenderungen der Wärme in unserm Luftkreise, grösstentheils bedingt durch die regelmässig steileren und flacheren Einfallswinkel der Sonnenstrahlen, sind in den gemässigten Zonen dieser Regelmässigkeit nicht entsprechend; sie zeigen nicht periodische Variationen, be- dingt durch den Kampf der Wärme mit dem Wasserdampfe ; und sind diese Variationen, der Beweglichkeit jener beiden Stoffe entsprechend, sehr manichfach in Bezug auf den Ort, die Intensität und die Dauer jenes Kampfes. Um die scheinbar unregelmässige Menge dieser Varia- tionen übersehen und vergleichen zu können, verengt man die Masse der Beobachtungen in kleinere Grössen, in Mittelwerthe, Aus den Medien der Tage findet man die 141 fünftägigen Medien (Mesopentameren), die Medien der Mo- nate (Maenomesothermen), die der Jahreszeiten (Horame- sothermen) und das Medium der Jahres (Eteomesotherme). Die nicht periodischen Variationen sind naturgemäss für gleiche Tage verschiedener Jahre am grössten; es zeigten sich in den zu Braunschweig genau beobachteten, verflossenen dreissig Jahren (1825, 1. December bis 1855, 30. November) diese Differenzen in den Pentameren des meteorologischen Winters, December, Januar, Februar, 15 bis 19°, des Frühlinges, März, April, Mai, 11 bis 15°, des Sommers, Juni, Juli, August, 9 bis 11° und des Herbstes, September, October, November, 8 bis 12° R. umfassend. Die Maenomesothermen zeigten in verschiedenen Jahren im December, Januar, Februar 9 bis 11°, im März, April, Mai 6 bis 9°, im Juni, Juli, August 4bis 6° und im September, October, November, 3 bis 5° Variation. Die Horameso- thermen variirten in den Wintern um 7°, den Frühlingen um 5°, den Sommern um 4° und den Herbsten um 3°5. Selbst die Eteomesothermen variiren noch um 3°5. Es ist dieses, wie schon erwähnt, die Folge der durch manich- fache näher oder entfernter liegende Verhältnisse bedingten, nicht stets gleichen Vertheilung der Wärme, und ist erstere, da bei der grossen Beweglichkeit der Wärme und der Wasserdämpfe, jene Verhältnisse auf grosse Räume in unserer Atmosphäre einwirken, in unseren mittlern Breiten- für einen Raum von 4 bis 6 Breiten- und Längen-Graden in verschiedenen Jahren wohl selten übereinstimmend. Die Meteorologie hat deshalb mit Recht derweilen auf eine er- kennbare und erklärbare Perodicität dieser Variationen renoncirt. Der Glaube an den Einfluss des Mondes auf den Gang der Wärme und Feuchte in unserem Luftkreise (ob- gleich die Einwirkungen unseres Trabanten in Bezug auf Gravitation, Licht, Wärme und Magnetismus durch die Be- mühungen vieler vorurtheilsfreier Forscher dargethan sind, und sich auf den Witterungsverlauf fast gleich Null heraus- gestellt haben) hält sich fortwährend bei Ungebildeten und Gebildeten, von denen Jeder den unläugbaren Einfluss mindestens einige Male beobachtet zu haben glaubt. Unser 142 lieber Trabant umkreiset uns ja regelmässig in 24 Stunden - in so ziemlich gleicher Entfernung, und beweiset seine Gravitationswirkung in der regelmässigen Ebbe und Fluth des Oceans, und in einer in den durch die Wärme und den Wasserdampf verursachten atmosphärischen Bewegungen meistens untergehenden, kaum 0,2 Linien Barometerver- änderung verursachenden Einwirkung auf unsern Luftkreis; er zeigt uns im regelmässigen, nur wenige Tage umfassen- den Wechsel sein .dunkles und sein beleuchtetes Angesicht; er ist also stets bei der Hand, und kann an jedem beliebi- gen Tage, bald so bald so, wie man es von ihm glaubt oder von ihm verlangt, wirken. — Wenn nun die vermeinte Einwirkung der verschiedenen Lichtphasen einem Jeden, der sich die Mühe gibt, nur einige Jahre hindurch diese mit den Witterungsveränderungen verbunden, vorurtheils- “frei zu beobachten und zu notiren, mindestens höchst schwankend erscheinen muss, hat man den Beweis der Mondwirkung in der einen längeren Zeitraum umfassenden Umdrehung der Mondaxe öder der Apsiden und in dem Umlaufe der Mond-Knotenlinie um die Erde finden wollen; erstere geschieht in 3232,57 Tagen, d.i. in 8 Julianischen Jahren 10!/, Monaten; letztere in 6793,39 Tagen, d. i. in 18 Julianischen Jahren 71/, Monaten. Obgleich auch dieses Capitel wohl ziemlich erledigt ist, habe ich diese Berech- nung für 30 von mir genau beobachtete Jahre wiederholt. Die Stellung der grossen Axe, wenn erstere nach einer Umdrehung wieder dieselbe geworden ist, müsste wiederum dieselbe Wirkung haben; gleiche Ursachen müssen unter gleichen Verhältnissen gleiche Wirkungen hervorrufen; also hier entweder stets Wärmezunahme oder stets Wärme- abnahme. Nun finden sich in 23 und 22 Axenumläufen, 1826 Januar zu 1834 November u. s. f., 1848 Januar zu 1856 November, Fälle der Wärmezunahme -+, der Wärme- verminderung —, und der entgegengesetzten Wirkung, also -H anstatt —, und umgekehrt, treffend: Januar zu November 7 + | 6 — | 10 entgegengesetzt. Februar „ December 6 +3 — | 14 do. März „ Jaur 10 4-/5—| 7 do. April „ Februar S+-13-—|11l do. 143 Mai „ März 3 + |6 — | 13 enigegengesetzt. Juni „ April 24|5|13 do. Juli „ Mai 4 +18 — 10 do August „ Juni 2+/|7—|13 do September „ Juli 5+!6—| 11 do October „ August 4+,8—!10 do November „ September 6 + | 6 — | 10 do. December „ Ocober 7+|7 — 8 do. Man darf diese Verhältnisse nur überblicken, um hier von keiner regelmässig wiederkehrenden Einwirkung zu träumen; im Mittelwerthe traf es 51/, mal +, 53/, mal —, und 103), mal entgegengesetzt; man kann an vorwaltende Umkehrung glauben. Auch der grossen Knoten-Revolution in 18 Jahren 74), Monaten ergeht es nicht viel besser; hier ist Januar 1826 auf August 1844 u. s. f. Januar 1838 auf August 1856 zu beziehen; nun finden sich in den 13 und 12 Knoten- revolutionen dieser 30 Jahre: Januar zu August 3 +1,65 — | 4 entgegengesetzt. Februar ,„ Septembr4 + 4 —|5 do. März „ October 5+)1— 7 do. April „ Novembr5 + 5 —|3 do. -Mai „ December 3 +5 —|5 do. Juni „ Januar 5+ 3-14 do. Juli „ Februar 2 +1 1—|9 -do, August „ März 1+|/2 —|9 do. -September „ April 2 3—|7 do October „ Mai 2+/1-—-|9 do. November „ Juni + 6—|2 do December „ Juli 7+|3—| 2 do. Im Mittelwerthe also 31, mal +, 31/,;, mal —, und 5l/, mal entgegengesetzt; hier darf man etwas weniger an vorwaltende Umkehrung glauben. — Ein fast gleiches Re- sultat ergiebt sich, wenn man in der Meinung, die Mondes- Knotenstellung wirke erst im folgenden Monate (etwa wie die Extreme der Lufttemperatur 4 Wochen nach dem höch- sten und dem niedrigsten Sonnenstande einzutreten pflegen) wenn man Januar 1826 auf September 1844 u. s. f. bezieht. — Nicht besser geht es, wenn man in der Meinung einer Nachwirkung den Umlauf in runder Zahl = 19 Jahren nimmt, also 1826 : 1845 u. s. £.; hier zeigt sich in 12 Um- 144 - läufen 2 mal 4, 3 mal — treffend, aber 7 mal umgekehrt, und zwar 4 mal + — und 3 mal — +. Man könnte auch hier an eine periodische Umkehrung glauben, und das Zu- sammentreffen für Ausnahme erklären. Nach diesen mit den Ergebnissen anderer vorurtheils- freier Forscher übereinstimmenden Resultaten warich über- rascht, in dem Raume der letztverflossenen 30 Jahre die 20 Jahre aus einander liegenden Wärmeverhältnisse der Jahre in merkwürdiger Uebereinstimmung zu finden. In diesen 30 Jahren, welche 11 Eikosaden (venia sit verbo) enthalten, zeigen sich 4 dieser mit übereinstimmend grösse- rer Wärme, 4 mit übereinstimmend geringerer, und nur 3, zu den extremistischen gehörende, im umgekehrten Ver- hältnisse Die Eteomesotherme dieser 30 Jahre (aus 32871 Beobachtungen hergeleitet) ist 7%,421 R. Zur bequemen Uebersicht möge hier das 4 und — dieses Mediums vor- geführt werden: 1826 + 0°,765 13828 + 00,519 1831 — 00,376 1832 4 09,261 1827 — 00,202 1530 — 19,268 1835 — 09,114 1836 — 09,351 1856 — 0,396 1829 — 10,431 1849 + 09,316 1833 + 09,258 — 1853 — 0%,104 1834 + 19,570 — 1854 — 00,230 Auch die meteorologischen Jahreszeiten zeigten in den regelmässigen Eikosaden grosse Uebereinstimmung in Bezug .auf 4 und — Medium; 4 mal ist völlige Gleichheit, 4 mal nur in einer Jahreszeit eine Abweichung. In Bezug auf die die Vegetation am meisten bedin- genden Monate, März. bis September, beide inclus., deren 1546 + 10,999 1848 - 0,608 1851 + 00,065 1852 4 09,794 1847 00.447, 1850 — 00,454 1855 — 19015 Bee ı mittlere Temperatur = 10°,85 ist, zeigte sich die Summe der das Monatsmedium übersteigenden +, und der das- selbe nicht erreichenden — Differenzen: 1826 1846 1826 19346 + 59,716 4149490 10 + + — 10,024 — 00,000 40,692 14,492 145 1827 1847 1827 1847 + 40,864, + 5%,839 10 + = Zc00, 33193 30,264 30,716 1828 1848 1828 1948 + 30,852 + 69757 0. +..+ —_ ON 20,589 69,211 1830 1850 1830 1850 20,437 1977, = — . — 409,390 — 39,669 1,953 1,972 1831 1851 1831 1851 + 39741 4197300 390.0. — 20,274 — 49,980 19,467 3,250 1832, 1852 1832 1852 + 20,640 + 50,009 10. — — zig 3 00,310 19,680 1835 1355 1835 1855 + 18064 + 0915 0 =... = Han 100120,475.5,293 1836 1856 1836 1856 220,709 409704. 1, es _ — 79,176 — 50251 49,467 40547 Hier zeigt sich das Jahr 1846 excessiv in Sommer- wärme; ihm zunächst das Jahr 1848. In Mangel an Som- merwärme excelliren 1855, 56 und 36. Fast gleich im + sind 1827 und 47, im minus 1830 und 50, 1836 und 56. Die Jahre 1832 und 1851, obgleich im Jahresmedium zu den warmen gehörend, haben kühlere Sommer. Die merkwürdige Uebereinstimmung der mittlern Ver- hältnisse zu zeigen, mögen hier sechs Plus-Jahre, 1826 und 46, 1823 und 48, 1831 und 5l, und sechs Minus-Jahre, 1827 und 47, 1835 und 55, und 1836 und 56 vergleichbar vorgelegt werden. Es sind hier, der bequemern Uebersicht wegen, die das Medium übersteigenden + oder die das- ‘selbe nicht erreichenden — Wärmesummen angegeben. Die mittlere Wärmesumme des Jahres ist: 2716° R. Hinzu- gefügt sind: die Anzahl der Sonnen-Tage und der Regen- (Schnee-) Tage; endlich die Quantität der Niederschläge der einzelnen Monate u. s. f. als + oder — dem Medium; die mittlere Summe der jährlichen Niederschläge ist (ein 27jähriges Medium) 3987 Cubikzoll Par. M.; (es fehlt die Angabe der Niederschläge in den Jahren 1826 bis 28, da 146 die resp. Beobachtungen nicht vollständig sind; sie be- ginnen mit dem 1. März 1828). — [Siehe die beiliegende Tabelle A.] In den warmen Jahren 1826 und 46 ist durchgehends ein Wärmeübergewicht in letzterem; 1826 hat eine Wärme- Summe = 2976°, das heisse 46 = 34453° also ersteres um 467° übertreffend; die meteorologischen Jahreszeiten liegen in beiden Jahren alle im-+. Dem Jahre 1846 fehlen 949 Cubikzoll Niederschläge (während das ihm nahe ver- wandte Jahr 1834 deren 991 zu viel hatte, und in der Wärmesumme dem Jahre 46 nur um 148° nachsteht). Die warmen Jahre 1832 und 52 zeigen beide mangelnde Nieder- schläge, 1278 und 585 Cubikzoll. Die warmen 1828 und 43 übersteigen die mittlere Wärmesumme um 190° und 154°; in beiden überwiegen die Sommerniederschläge das Medium. Die warmen 1831 und 5l überwiegen das Medium um 134° und 57°; in beiden aber fehlen Niederschläge, 433 und 507 Cubikzoll. In den kalten Jahren 1827 und 47 bleibt die mittlere Wärmesumme des Jahres um 60° und 52° zurück; sie haben nur 2656° und 2664°; im letzteren fehlen 1102 Cubikzoll Niederschläge: nicht viel geringer dürfte die Minussumme im Jahre 27 sein, wie aus den unvollständigen Beobach- tungen dieses Jahres hervorgeht. Die kalten 1835 und 95 zeigen in den drei warmen Jahreszeiten ein entschiede- nes Zurückbleiben, 142° und 212°; der wärmere Winter in 35 und der kältere in 55 verursachen ein bedeutendes Kälteübergewicht in 55, in welchem ausserdem die Sommer- und Winter-Niederschläge bedeutend überwiegen; ohne den etwas wärmern März und die 25 Sonnentage mehr im Sommer 35, würde die mittlere Wärmesumme der warmen Monate des Jahres 35 der des Jahres 55 sehr nahe gleich kommen. Die. kalten Jahre 1836 und 56 sind in den Jahres- zeiten und selbst in den einzelnen Monaten sehr harmo- nisch; ihre Jahreswärme bleibt 128° und 149° unter dem Medio: beiden fehlen Niederschläge, 308 und 771 Cubikzoll. In Bezug auf Insolution und Regentage im Jahres- verlaufe zeigt sich in diesen 6 warmen und 6 kalten Jahren 3 147 folgendes Verhältniss (die mittlere Summe der Sonnentage [Medium von 30 Jahren] ist = 100 Tage, der Regentage = 175 Tage) in 4 und — dieser Medien: Sonnentage Regentage Sonnenlage Regentage 1826 — 18 .— 33 1327 — 5 +5 1846 +23 — 1 Isar -nkbusn ei 22 er DT, 132 E11 zuryg Is +6 —9 18550423 u Isar gern ep isseranlg u 1851 — 17 — 17 1856 — 15 — 4 Das warme Jahr 1834 zeigt auch hierin mit dem 1846 eine gewisse Uebereinstimmung, + 25 Sonnentage und — 5 Regentage. Das Maximum der Sonnentage enthält das Jahr 1845 = — 31 und — 7 Regentage; das Minimum 1837 = — 24 und + 17 Regentage. Das Maximum der Regentage enthält das Jahr 1823 = +4 26 und — 10 Son- nentage; das Minimum des Jahres 1829 = — 41 und + 21 Sonnentage. In den heissen 1334 und 1846 überwiegen die Sonnentage; aber in den kalten 1845 und 29 über- wiegen sie ebenfalls; im warmen 1828 ist das Maximum der Regentage, im kalten 1529 das Minimum derselben. Die hier vorgelegten Resultate sollen nur das vorge- fundene Factum bezeugen; von dem Versuche einer Deu- tung dieser überraschenden Thatsache und von weiteren Schlüssen kann derweilen keine Rede sein. Angemerkt sei, dass die als warm notirten Jahre 1806 und 1811 den Jahren 1826 und 46, 1831 und 5l entsprechen; ebenso das kalte Jahr 1817 dem dito 1837. | Zur übersichtlichen Vergleichung mögen die Jahres- resultate der 8 harmonirenden und der 3 nicht harmoniren- ‘ den Eikosaden zusammengestellt werden; daneben die Sum- - men der 7 Vegetationsmonate, März bis September, deren mittlere Wärmesumme — 2321°R., mittlere Niederschläge- summe = 2481 Cubikzoll ist; die Zahlen geben das + oder —- dieser Medien. (S. die beiliegende Tabelle B.) Sehr instructiv würde es sein, wenn andere Meteoro- logen, denen brauchbare und genügende Beobachtungen dieser 30 Jahre und möglichst noch mehrerer Jahre zu 148 Gebote stehen, diese Vergleichung anstellen, und die ge- fundenen Resultate mittheilen wollten. Um Gleichartigkeit der Berechnung zu erlangen, be- merke ich schliesslich, dass die Jahre vom 1. December des vorhergehenden Jahres bis 30. November d. J. berechnet habe, da der dem Jahre vorhergehende Winter einen be- stimmteren Einfluss auf die folgenden Jahreszeiten hat, als der vorhergehende Sommer auf den nachfolgenden Winter, weshalb die Jahresberechnung wohl nicht zweckmässig mit dem 1. März des Jahres beginnt und mit dem 28. Februar des folgenden Jahres schliesst. Wenngleich die Eteomeso- therme von 30 Jahren nach beiden Berechnungssätzen nur in den Hunderttheilen (= 09,035) abweicht, finden sich in den einzelnen Eteomesothermen grössere Verschiedenheiten; so z. B. ist nach der Jahresberechnung A, vom 1. März d. J. bis 28. Februar des folgenden Jahres, die Eteomeso- therme des Jahres 1829 = 5°,364; nach der hier befolg- ten B, vom 1. December des vorhergehenden Jahres bis 30. Novemberd.J. = 50,799; 1837 nach A = 50738, nach B. = 60,833; 1844 nach A —= 6,794, nach B 7°,610. Das Jahr 1834 ist nach A das wärmste = 8°,655, 1846 = 80,306; umgekehrt ist nach B 1846 — 99,420, 1834 80,991; beide den Jahren 34 und 46 vorhergehende Winter waren warm, — 30,320 und 2°,865; die nachfolgenden drei warmen Jahres- zeiten hatten im Medio 1834 = 10,552, 1846 — 110,633; der nachfolgende Winter in 1834 war + 1°,977, der in 1849 = — 1,590; 1846 war also entschieden wärmer; es zeigt ausserdem (wie 1826, 43, 47, 52 u. a.), dass der vor- hergehende Sommer auf den nachfolgenden Winter von minderem Einfluss ist, als der vorhergehende Winter auf den nachfolgenden Sommer; es findet sich in den vorliegen- den 30 Jahren, fast ohne Ausnahme, kein in der Eteomeso- therme zurückbleibendes Jahr, dem nicht ein kalter Winter vorhergegangen wäre, und umgekehrt, kein die Eteomeso- therme überschreitendes, dem nicht ein warmer Winter vorhergegangen wäre. — Sogar die Eteomesothermen der 30 Jahre zeigen nach den beiden Beobachtungsarten nicht unbedeutende Verschiedenheit; nach A ist Maximum = 8°655, Minimum = 5°,364, Differenz = 3°,29; nach B 149 Maximum = 90,420, Minimum = 5,891, Differenz 3,53, also um 0°,24 abweichend. Uebereinstimmung der Berechnungsweise der meteoro- logischen Journale, mindestens die Angaben der angewen- deten Berechnungsweise bei Mittheilung meteorologischer Medien, sind demnach dringend wünschenswerth. Analyse eines Triphylin 6. K. F. Gerlach. Die quantitative Untersuchung eines im Granit mit “ mehreren anderen seltenen Mineralien zu Bodenmais vor- kommenden Triphylins, welche ich in dem hiesigen Univer- sitätslaboratorium unter Leitung des Herrn Prof. Heintz ausgeführt habe, hat folgende Resultate gegeben: _ Das sehr fein geriebene Pulver wurde bei 110°C. ge- trocknet, davon 3,073 Grm. abgewogen und darauf zur Be- stimmung etwaigen Krystallwassers geglüht. Durch mehr- maliges Glühen fand jedoch Gewichtszunahme statt, durch Oxydation des Eisenoxyduls zu Oxyd, so dass-dadurch die Bestimmung von Krystallwasser nicht möglich war; und es hatte das Glühen ferner den Nachtheil, dass die Auflösung der Substanz in Salpetersäure direct nicht ‘möglich war, sondern erst in Salzsäure geschehen musste. Bei der Lö- sung in Säure blieb nach dem Abdampfen zur Trockne und wieder Lösen in Salzsäure und Wasser ein unlöslicher Rück- stand von 0,0785 Grm., so dass das Gewicht der aufge- lösten Substanz noch 2,9945 Grm. betrug. Zur Entfernung der Salzsäure wurde die Lösung mehrfach mit Salpetersäure bis fast zur Trockne gebracht. Aus der Lösung wurde die Phosphorsäure nach der von H. Rose*) angegebenen Methode durch destillirtes Quecksilber, welches im geringen Ueber- schuss zugesetzt wurde, abgeschieden. *) Rose’s analytische Chemie, Bd. IH, S. 527. 150 Nachdem mehrmals mit Wasser bis zur Trockne ein- gedampft war, bis die krystallinische Masse nicht mehr nach Salpetersäure roch, sich phosphorsaures Quecksilber- oxydul und phosphorsaures Quecksilberoxyd gebildet hatten, und die Basen an Salpetersäure gebunden waren, wurde die ‘Masse in Wasser aufgeweicht, filtrirt und gut ausgewaschen. Der Rückstand wurde dann getrocknet, mit kohlensaurem Na- tron gemengt und nun anfangs schwach und dann sehr stark geglüht bis zum klaren Fluss. Nach dem Erkalten wurde der Inhalt des Tiegels in Wasser gelöst, filtrirt, wobei Eisen- oxyd und Manganoxyd zurückblieben und aus dem Filtrat die Phosphorsäure als phosphorsaure Ammoniak-Magnesia gefällt: Diese ergab getrocknet, geglüht und gewogen: 1,8986 Grm. pyrophosphorsaure Magnesia, woraus sich ein Gehalt an Phosphorsäure berechnet von 1,2088 Grm. Der Rückstand von der Lösung, welche die Phosphor- säure enthielt, wurde nach dem Trocknen in Salzsäure ge- löst, mit Ammoniak neutralisirt und das Eisenoxyd durch neutrales bernsteinsaures Ammoniak gefällt, filtrirt, geglüht und gewogen. Die Wägung ergab 0,0357 Grm. Eisenoxyd. — Das Filtrat vom bernsteinsauren Eisenoxyd wurde durch überschüssiges Schwefelammonium gefällt, der gewaschene Niederschlag noch feucht in Salzsäure gelöst und aus der Lösung durch kohlensaures Natron das Manganoxydul als kohlensaures Manganoxydul gefällt. Die Wägung des ge- glühten kohlensauren Manganoxydul ergab an Mangan- oxydoxydul 0,273 Grm. Der zweite Theil der Analyse betrifft die Behandlung der gelösten salpetersauren Salze, die bei der Abscheidung der phosphorsauren Salze im Filtrat geblieben waren. — Es wurde zunächst das Quecksilber theils durch Salzsäure, theils Schwefelwasserstoff gefällt und durch Filtriren abge- schieden, so dass nun bloss noch Eisenoxyd, Manganoxydul, Kalkerde, Magnesia und Alkalien in der Lösung waren. Das Eisen wurde wieder durch bernsteinsaures Ammoniak ge- fällt, wobei sich eine Gewichtsmenge ergab von 1,180 Grm. Eisenoxyd, so dass im Ganzen erhalten wurde 1,2157 Grm. Eisenoxyd = 1,0942 Grm. Eisenoxydul. 151 Darauf wurde aus dem Filtrat das Manganoxydul durch Schwefelammonium gefällt und der Niederschlag wie vorhin kohlensaures Manganoxydul und endlich in Manganoxydoxydul verwandelt, wobei sich ergab: Manganoxydoxydul = 0,0182 Grm.; so. dass die ganze Menge des Manganoxydoxyduls betrug = 0,2912 Grm. oder auf Manganoxydul berechnet — 0,271!6Grm: s Jetzt wurde das Filtrat eingedampft, die Ammoniak- salze verjagt, in Wasser gelöst, mit Essigsäure angesäuert, durch Oxalsäure die Kalkerde gefällt und’ dadurch erhalten 0,017 Grm. Kalkerde. Aus dem Filtrat ward die Magnesia durch reine Phosphorsäure und Ammoniak als phosphor- saure Ammoniak-Magnesia niedergeschlagen. Der Nieder- schlag ergab geglüht 0,1625 Grm. pyrophosphorsaure Magnesia, welcher 0,059 Grm. Magnesia entsprechen. Nach abermaliger Vertreibung der Ammoniaksalze wurde die überschüssig zugesetzte Phosphorsäure durch Barythydrat. gefällt, das Filtrat durch Schwefelsäure vom Baryt befreit und das neue Filtrat abgedampft, der Rück- stand in einem gewogenen Platintiegel mit kohlensaurem Ammoniak mehrfach geglüht und gewogen. Ich erhielt 0,9605 Grm. schwefelsaurer Salze. Darauf wurde die darin enthaltene mit den drei Alkalien: Kali, Natron und Lithion verbundene Schwefelsäure durch Fällen mit Chlorbaryum bestimmt, wobei erhalten wurden: 1,9505 Grm. schwefel- saure Baryterde, entsprechend 0,6701 Grm. Schwefelsäure. Das Filtrat hiervon wurde von der Baryterde durch Schwe- felsäure befreit und die Menge des Kalis durch Fällen mit Platinchlorid bestimmt, Es wurden gefunden: 0,0219 Grm. Platin, woraus sich 0,0105 Grm. Kali -berechnen. — Aus diesen gefundenen Gewichten wurde nun endlich die Menge des Natrons = 0,0800 Grm. und des Lithions = 0,2015 Grm. berechnet. | Stellen wir nun die gefundenen Bestandtheile des Triphylin zusammen und die entsprechenden Sauerstoff- mengen dahinter, so ergiebt sich seine Zusammensetzung: 152 Phosphorsäure = 1,2088 Grm. =40,32 %/,; darinO — 22,60 Eisenoxydull =10942 , = = 36 Ay ra E30 Manganoxydul = 0,2711 „ = 905, „ = 2,03 Kalkerde 0,0175, EUER RE EN Magnesia —.0,059 „= 11,97,,00, 0 0=10,77\= 19:45 Kali —-00105, = 035, „ = 0,06 Natron —.,0,0731.,, = sale, ee ra Lithion — (0,2048 46,84, AN el 98,16 %, Demnach ist das Verhältniss der Sauerstoffmengen der Basen zu dem der Phosphorsäure = 3,4 :5, was dem von Rammelsberg *) gefundenen von 3,5 : 5 sehr nahe kommt. Da bei der Auflösung des Triphylins ein unlöslicher Rückstand blieb — wahrscheinlich mehr oder weniger Kiesel- erde — so dürfte es nicht unwahrscheinlich sein, dass die gefundene Kalkerde und Magnesia dem Mineral gar nicht an- gehören und erst durch theilweise Aufschliessung der Gebirgs- art hineingekommen sind. Ebenso würde vielleicht aus dem- selben Grunde von dem Kali, Natron und Eisenoxydul so viel der Gebirgsart zugerechnet werden dürfen, dass von dem Sauerstoffquantum dieser Basen noch 0,90 in Abzug käme. Will man also die Sauerstoffmenge der Kalkerde und Magnesia = 0,93 und ebenso 0,96 Sauerstoff des Eisen- oxyduls, Natrons und Kalis, zusammen also 1,89 Sauerstoff der Basen als nicht dem Triphylin angehörend abziehen, so erhält man das der Sättigungscapacität der Phosphorsäure (3:5) in anderen Phosphaten gleiche Verhältniss von 13,86 22560373: 5 Halle im Februar 18357. P *) Poggendorf’s Annalen, Bd. 85, S. 439. 153 Mittheidungen. Ueber die Ordnung einer geognoslischen Gesleins- sammlung. Bei dem steigenden Interesse für Geologie ist auch die Neigung, geognoslische Sammlungen anzulegen, erwacht und hat bereits die Frage über deren zweckmässigste Aufstellung angeregt, Vordem wurde die Aufmerksamkeit nur auf die systematische Ordnung oryktognostischer Mineraliensammlungen gelenkt; die seltnern geognoslischen Sammlungen betrafen meist nur sogenannte Urgesteine mit geringem Anhange aus dem Flötzgebirge. Erst in den letzten Decennien in Folge wissenschaftlicher Reisen in die Gebirge ver- schiedener Continente, ingleichen angestellter Forschungen über die in den neptunischen Ablagerungen eingeschlossenen Petrefakien ging man in ein grösseres Detail der Gebirgsschichten ein, was zu localen Suiten Anlass gab und als man in der neuesten Zeit sich mit der Formationsfolge und Petrefaktenkunde näher beschäftigte und die in verschiedenen Gegenden gemachten Beobachtungen verglich und pa- rallesirte, vermochte man über Zahl, Bestandtheile und Bezeichnung der versteinerungsführenden Gebirgsschichten und über ihre Forma- tionsfolge nähere Bestimmung zu treffen und eine allgemeine Aufstel- lung nach ohngefährer Altersfolge zu ermöglichen, welche wenn 'auch _ „noch nicht vollständig, doch dem Ziele näher führt. Das beifolgende Verzeichniss ergiebt einen solchen Plan zur Ordnung einer geognostischen Sammlung. An die vorerst eingestellten krystallinischen und sonstigen Massengesteine reihen sich die ver- steinerungsführenden Gebirgsarten der Flötzformationen und der ter- tiären Schichten. Die vulkanischen Gebilde, welche eigentlich neben obigen Formationen aufgestelll werden sollten, sind zwischen den, bei- den Hauptabtheilungen eingereiht worden, wodurch freilich der An- schluss. des Urthonschiefers an den sogenannten Uebergangsthonschiefer einige Störung erleidet. Die Ordnung der Massengesteine, bei welchen eine Altersfolge nicht: Statt findet, erfolgte mit Rücksicht auf ihre Be- standtheile und deren Ausbildung. Vorerst die krystallinischen Gebirgs- arten mit verschiedenen Bestandtheilen, unter welchen die gleich- namigen zusammengestellt sind; hierauf die weniger krystallinischen Porphyre, dann der Urkalk und die quarzigen Gesteine und Schiefer. Die Altersfolge ist insofern einigermassen berücksichtigt, als ange- nommen ist, dass die am meisten krystallinischen Gebirgsarten mehr aus dem lieferen chemischen Heerde emporgedrungen sind. Ilierbei dürfte die Tiefe entscheidender sein, als die zufällige Zeit des Empor- dringens. Consequent sind hiernach die Schiefer zuletzt genannt, welche gleichsam die Rinde des feuerflüssigen Erdballs bildeten. Eine Abtheilung der sogenannten metamorphischen Schiefer ist als über- flüssig erachtet und nicht versucht worden, da bei den Urgesteinen durchgängig chemische Processe Statt gefunden haben, welche keine 11 154 Abtheilungen ermitteln lassen, und diese Processe um so eigenthüm- licher bei dem Contacte der ersteg neptunischen Sedimente auf das Urgestein wirken mussten. In der Abtheilung der vulkanischen Gebirgsarten, welche abge- sehen von ihren Bestandtheilen, einem höheren Schmelzungsgrade als die plutonischen unterlegen zu haben scheinen, findet man vorerst die krystallinisch- körnigen und dichten Gebirgsarten. Dem folgen die Gesteine mit einer weniger vollendeten Ausbildung. Dann = Laven, die Tuffe und Schlacken. Die nach der sogenannten Alters- oder Formalionsfolge geord- nele dritte Hauptabtheilung der versteinerungsführenden Gebirgssehichten bot mir hinsichtlich des Details einige Schwierigkeit, indem man neuerlich in manchen Gegenden die Lokalschichten zu sehr gegliedert hat. Einerseits musste der mehr oder weniger anerkannten Schiehten- folge Rechnung getragen werden, andrerseits gebot der Plan zu einer allgemeinen Sammlung hier Einschränkungen, so dass noch mancher Zweifel nicht ganz befriedigend gelöst werden konnte. Hierbei er- gaben sich für die ganze Sammlung, wenn man von den massigen Gesteinen die Haupt- und Nebengattungen nebst einfachen Uebergangs- gesteinen berücksichtigt, ohngefähr 300 Stufen, auf welche Zahl das nachstehende Verzeichniss auch gestellt ist. Um dasselbe gemeinnütziger und übersichtlicher zu gestalten, wurden ” a) die Benennungen der Gebirgsarten infranzösicher Sprache beigefügt; _ b) bei den gemengten Gebirgsarten die Hauptbestandtheile angegeben; c) bei den versteinerungsführenden Gebirgsschichten die Gesteine nach der Altersfolge der Formationen und ihrer Glieder aufgeführt, deren Namen und wichtigsten Synonyme in jedem Leitfaden der Ge- ognosie nachgesehen werden können u. hier überflüssig erscheinen. d) Die bekannten englischen Benennungen (in Parenthese) wur- den jedoch nur unvollständig angeführt, da sich das englische Detail der s. g. Kambrischen Silurformation mit unsern Schiefern ohne viele Wiederholung nicht parallelisiren liess. Die Kam- brische Formation, von der noch bestrittten ist, ob sie wirklich als besondere Formation unterhalb der silurischen besteht oder mit derselben zusammenfällt, dürfte’dem Urthonschiefer entsprechen. Wenn in dem Verzeichnisse 300 Gebirgsarten benannt sind, so ist nicht zu übersehen, dass bei der Verschiedenheit, welche Korn, Struktur und Farbe bieten (z. B. bei Granit, Porphyr, Melaphyr ete.), man bei Aufstellung einer Sammlung wohl 500 Stufen bedürfen wird, um die gewöhnlichsten Vorkommenheiten nachzuweisen, und dass diese Zahl sich bei jeder Bereisung eines neuen Gebirges durch vor- kommende eigenthümliche Gestaltung von Abarten, Uebergängen und Gontactgebilden erhöhen wird, woraus zu entnehmen, welches weite Feld der Beobachtung dem Geognosten auf Reisen vorliegt. Das Schwierige hinsichtlich der Bestimmung der Flötzschichten im Freien liegt darin, dass einzelne Glieder in der Folgenreihe bald hier bald 155 dort fehlen, so dass wenn man Sandstein und Kalkstein auf einander gelagert findet, die Frage entsteht, ob der Kalkstein wohl Bergkalk, Muschelkalk, Lias u. s. w. sei und wie sonach der Sandstein anzu- sprechen sein werde, ferner ob der Wechsel dieser Gesteine ein For- mationswechsel oder nur eine Schiehtenwiederholung sei. Es gehören oft sehr umsichtige Combinationen dazu, um hierin das Richtige zu treffen und daher sind nicht selten bedeutende Meinungsverschieden- heiten über die Formationen irgend eines Gebirges entstanden, bis es ‘gelang mit Hülfe vorgefundener Petrefakten die richtige Bestim- mung zu begründen. Deshalb empfiehlt es sich in einer Sammlung geognostischen Inhalts, jeder Formation die charakteristischen Petre- fakten beizulegen. In der Beurtheilung der Altersfolge kann der Umstand sehr zu Statten kommen, dass die Gebirgsschichten zu Tage ausgehen, so dass man deren Folge und Mächtigkeit bemessen kann, ohne in die Tiefe einzudringen. Vollständige Lokalsuiten aus einem Gebirge ergeben meist eine interessante und lehrreiche Darstellung, besonders hinsichtlich der Uebergänge aus einer Gebirgsart in die andere und gewähren, wenn nächstdem eine geognostlische Karte der Lokalitäten damit in Verbindung steht, eine ausführliche Kenntniss der orographischen und petrographischen Verhältnisse der Gegend. Die folgende Aufstellung dürfte mancher Anfechtung unterliegen- In Berücksichtigung jedoch, dass sie nicht für Fachgelehrte bearbeitet ist (die keiner Anleitung zur Aufstellung. ihrer Sammlungen bedürfen), sondern für Dilettanten, die nur einen einfachen planmässigen Vor- schlag in Anspruch nehmen, dürfte deren Veröffentlichung durch Auf- nahme in diesen Blättern manchem Sammler vielleicht nicht ganz un- willkommen sein. I. Krystallinische massige Gebirgsarten, 1. Granit. Granite. — Feldspath, Quarz, Glimmer. 2. Porphyrarliger Granit. Granite porphyroide, mit inliegenden grossen Feldspathkrystallen. 3. Talkhaltiger Granit. Protogyne. — Feldspath, Quarz, Talk. 4. Hornblendegranit. Granite Syenite.— Feldspatlı, Quarz, Hornblende, 5. Schörlgranit. Gr. avec tourmaline. — Feldspalh, Quarz, Schörl. 6. Miascit. Miascite. — Feldspath, Glimmer, Eläolith, 7. Halbgranit. Aplite Miasolit. — Feldspath, Quarz, 8. Schriftgranit. Pegmatite. — Feldspath mit Quarzlamellen durchsetzt. 9. Glimmersyenit. Granitello.. — Feldspath, Glimmer, 10. Greisen. Iyalomiete. — Quarz, Glimmer, Zinnerz. 11. Beresit. Beresite. — Sandsteinarliger Granit. 12. Gneissgranit. Granite gneissique. — Uebergang in Gneiss. 13. Gneiss. Gneiss. — Feldspath, Quarz, Glimmer, blättrig, grobflaserig. 14. Hornblendegneiss. Gneiss avec Amphibole. — Feldspath, Quarz, Horn- blende. 15. Talkgneiss. Gnegyne. — Feldspath, Quarz, Talk. 16. Dünnflaseriger Gneiss, —- Uebergang in den Weissstein, dulS® 156 17. Weissstein. Granulit. Leptynite. — Feldspath mit wenig Quarz. 18. Schieferiger Weissstein. Leptynite feuillete. 19. Talkhaltiger Weissstein. Leptynite talqueux. Mit Talk. 20. Feldspathgestein. Felsitgestein. Eurite. (Kein Weisstein.) Feldspath. 21. Topasfels. Leptynite topazoseme. — Quarz, Schörl, Topas. 22. Schörlfels. Roche de Tourmaline. Schörl mit etwas Quarz. 23. Syenit. Syenite. — Feldspath, Hornblende. 24. Syenitschiefer. Syenite schistoide, 25. Zirkonsyenit. Syenite avec Zircone. Feldspath, Zirkon, Hornblende, 26. Hornblendegestein. Amphibolite. Hornblendefels. 27. Hornblendeschiefer. Amph. schistoide. 28. Strahlsteinschiefer. Actinote feuilletee. Strahlsteinfels. 29. Epidotfels. Epidosite. —- Pistazit, Quarz. 30. Grünstein. Diorite. — Albit, Hornblende, 31, Grünsteinschiefer. Diorite schistoide. 32, Grünsteinporphyr. Diorite porphyroide. — Albit- und Hornblende- krystalle in Grünsteinmasse, 33. Dioritmandelstein. Diorite amygdaloide. 34. Trapporphyr. Aphanite. — Albit oder Labrador, Hornblende, Eisen. 35. Augitgrünstein. Diabase. — Albit oder Labrador. Augit oder Hypersthen. 36. Kugeldiabas. Diabase orbiculaire. 37. Augitporphyr. Melaphyre. Diabas mit Augitkrystallen. 38. Melaphyrmandelstein. Melaphyre amygdaloide. 39. Blatterstein. Spilite. Diabas mit Kalkblattern. 40. Augitfels. Pyroxene Pherzolite. _ 41. Erlanfels. Erlane. — Grünstein und Dolomit. 42. Hypersthenfels. Hyperite. 43. Hypersthensyenit. Hypersthengabbro. — Hypersthen, Labrador. 44. Gabbro. Bronzitgabbro. Euphotide. Labrador, Saussürit, Bronzit. 45. Eisengabbro. Norite. — Labrador, Titaneisen. 46. Smaragdit Gabbro. Labrador oder Saussürit. Smaragdit. 47. Omphazit. Eclogite.— Smaragdit, Granat. 48, Granatfels. Grenatite. 49. Eulysit. Eulisite. — Augit, Granat, Eisen. 50. Schillerfels. Ophiolite diallagique. — Serpentin, Schillerspath. 51. Serpentinfels. Ophiolite. — Feldspath, Talk, Magneteisen. 52. Serpentinporphyr. 53. Feldsteinporphyr, Porphyre eurite. Feldsteinmasse mit Feldspath- oder Glimmereinschlüssen. 54. Granitporphyr, Porphyre micace avec Quarz. Auch mit Quarz- krystallen. 55. Syenitporphyr. Porph. syenitique. Mit Hornblende. 56. Hornsteinporphyr. Porph. keratique. Quarzige Masse. 57. Thonporphyr. Argilophyre, — Thonsteinmasse. 58. Mandelsteinporphyr. Mühlsteinporphyr. Variolite, 157 59. Kugelporphyr. Pyromeride. — Quarz und Feldspathkugeln im Feldsteine. ° 3 60. Urkalk. Marmor. Calcaire saccaroide. 61. Cipolinmarmor. Cipolin. Glimmerhaltig. 62. Talkhaltiger Urkalk. Ophit. Ophiealce. — Mit Talk oder Serpentin, 63. Porphyrarliger Urkalk. Caleiphyre. — Mit Feldspath- und Quarz- einschlüssen. j 64. Dolomit. Dolomie. Körnig mit Bitterkalk. 65 Flussfels. Calcaire fluate. 66. Urgyps. Alabaster. Albatre. 67. Uralfels. Magneteisenfels. Uralit. 68. Itabirit. Itabirite. — Schieferiger Eisenglimmer, Beer elauz, Quarz. 69. Gelenkquarz. Itacolumite, — Glimmer und sandiger Quarz. 70. Glimmerschiefer. Micaschiste. — Glimmer mit etwas Quarz. 71. Quarzglimmerschiefer. Mic. quarzeux. — Quarzreicher Gl.-Sch. 72. Glimmertrapp. Amphibole mieace. — Glimmer und Hornblende. 73, Kalkglimmerschiefer. Micaleaire. — Uebergang in den Cipolin, 74. Talkglimmerschiefer. Micaschiste talqueux. — Glimmer, Talk oder Chlorit. 75. Talkschiefer. Steaschiste. Talk mit etwas Kiesel. 76. Topfstein. Eisenhaltiger Talkschiefer. Pierre, ollaire. — Talk, Asbest, Magngteisen, 77. Chloritschiefer. Chlorite feuilletee. 78, Chloritgestein. Roche chloriteuse. Chlorit mit Quarz, 79. Talkquarz. Listwenit. — (Quarz, Talk. 80. Quarzfels. Quarzite. 81. Quarzschiefer. Quarzite schisteux. 82. Horustein. Silex corne. 83. Kieselschiefer. Phtanite. 84. Jaspisgestein. Jaspe. 85. Hornfels. — Quarz, Feldspath, Schörl. 86. Urthonschiefer. Phyllade. 87. Glimmeriger Thonschiefer. Phyllade micace. Uebergang in Glimmer- schiefer. 88. Quarziger Thonschiefer. Phyllade quarzeux. Uebergang in Kiesel- schiefer. 89. Dioritischer Thonschiefer. Phyllade amphibolique. Uebergang in Grünstein. 1I. Vulkanische Gesteine. 90. Basalt, dichter. Basalte. — Labrador, Augit, Magneteisen. 91. Porphyrartiger Basalt. Monzonite. Mit Zeolith und Olivinein- schlüssen. 92. Körniger Basalt. Basanite. 93, Zelliger Basalt. Basanite celluleux. 94, Basaltbreccie. Breche basaltique. 95. Anamesit. Anamesite. Uebergang in den Dolerit. 158 . Dolerit., Dolerite. Grosskörniger und eisenhaltiger als Basalt. . Porphyrartiger Dolerit. Dol. porphyroide. Mit Nephelin ete. . Mandelsteinartiger Dolerit.. Dolerite amygldalaire. . Trachydolerit. Uebergang in Trachyt. . Basaltische Wacke. Vakite. Graue Masse mit Hornblendekryställen. . Mandelsteinartige Wacke. V. amygdalaire. . Basalttuff. Basaltthon. Tuf basaltique. . Klingstein. Phonolite. — Feldspath, Zeolith oder Natrolit, . Klingsteinschiefer. Ph. schistoide. . Klingsteinporphyr. Ph. porphyroide. . Trachyt, dichter. Trachyte. — Rauhe Masse von Feldspath und Augit. 107. 108. 109. 110. Porphyrartiger Trachyt. Tr. porphyroide. Mit Ryakolitkrystallen. Zelliger Trachyt. Trachyte celluleux. 2 Glasiger Trachyt.. Olibano. Granitischer Trachyt. Andesite. — Krystallinischer Ryakolit mit Albit, Hornblende, Glimmer, Magneteisen. 1:1.. 112. 113. 114, 115. 116. 117. 118. td), 120, 121. 122. 123. 124, 125. 126. 127, 128. 129, 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. 140. Trachytbreccie. Trachyte breche. Domit. Domite. Erdiger Trachyt. Trachyltuff. Tuf trachitique. Alaunfels. Alunite. Perlsteinporphyr. Perlite. > Pechstein. Retinite. Pechsteinporphyr. Pechstinite. Obsidian. Obsidienne. Obsidianporphyr. Stigmite. Bimstein, Pumite. Bimsteinbreccie. Pumite breccioleux. Lava, dichte. Lave. Tephrine. Schaumige Lava. Lave spongieuse. Glasige Lava. Lave vitreuse. Basaltische Lava. Lave basaltique. Augitlava. _Lave pyroxenique, Vulkanisches Conglomerat. Poudingue volcanique. Vulkanischer Tuff. Tuf volcanique. Peperino. Tufaite. Peperino. Trass. Bimsteintuf. Trasseite. Puzzolanerde. Solfatarengebilde. Tuf de la Solfalara. Rapilli. Rapilli. Vulkanischer Sand. Sable volcanique. Vulkanische Asche. (Cendre volcanique. Moja. Moja. —- Verhärteter vulkanischer Schlamm. Schlackenbombe. Bombes volcaniques, Pechsteinbomben. Schlackenkugeln- Boulets scories. Schwere Erdschlacke. Basaltschlacke. Scorie compacte. Leichte blasige Erdschlacke. Scorie poreuse. 159 141. Vulkanisch gefrittetes Thongestein. Argilolite scorifie, 142. Verglaster Schieferthon. Porzellanjaspis. Thermantide. 143. Gefritteter Quarz. 144. Grüner Fluss. Verglasster Quarz. Bouteillenstem. 145. Vulkanisch gefritteles Granitgestein. Scorie de Granit 146. Vulk. gefr. Urschiefer. 147. Vulk. gefr. Hornblendegestein. 148. Vulk, gefr. Grauwacke, 149. Vulk. gefr. Feldspathgestein SEEN Porphyr). 150. Vulk. gefr. Kalkstein. 151, Vulk. gefr. Sandstein. 152. Durch Erdbrand veränderte Steinkohle. 153. Durch Erdbr. veränderte Braunkohle. Pechkohle. Stangenkohle, Ill. Neptunische versteinerungsführende Gebirgsarten. In der Altersfolge der Formationen und ihrer einzelnen Glieder. a. Paläozoische Formationen. 154. Urfelsconglomerat. Anagenite. 155. Quarzbrockenfels. Poudingue Quarzite. 156. Tapanhoakanga. Tapanhoacanga, — Eisenglanz, Magneteisen, Eisenkiesel. 157. Grauwackenschiefer. Traumate schisteuse, 158. Trilobitenplatten. Traum. diorilique. 159. Silurischer Kalk. Uebergangskalk. Premier Calcaire intermediaire. 160, Thonschiefer. Dachschiefer. Ardoise. 161. Griffelschiefer. Schiste ligneux graphique. 162. Wetzschiefer. Schiste coticule: 163. Nereitenschichten. 'sandiger Schiefer. Schiste a Nereites. 164. Alaunschiefer. Graptolitenschiefer. Ampelite alumineux- 165. Zeichnenschiefer. Schwarze Kreide. Craie noire. Kohlehaltig. 166. Graphitschiefer. Graphite schistoide. 167, Grünsteintufl. 168. Grauwacke, Traumate. 169. Grauwackesandstein. Spiriferensandstein. Mimophyse, 170. Schaalstein schiefriger, Spilite. 171. Mandelsteinartiger Sch. Spilite amygdaloide. 172. Kalkhaltiger Sch. Aphanitkalk. Sp. calcarifere. 173. Stringocephalenkalk. Bergkalk. Calcaire de transition. Goniati- tenkalk. (mountain Limestone). 174. Eisenkalk. Kohrim. 175. Dolomit. Dolomie, 176. Marmorbreccie. Marbre breche. 177. Kalkthonschiefer. Nierenkalk. Clymenienkalk. Calschiste. 178. Cypridinenschiefer. Alter rother Sandstein. Kramenzelstein. 179. Quarzit. Flötzleerer Sandstein. Serieitschiefer. 180. Kohlenblendeschiefer. Anthrazite. 181. Kohlensandstein, Psammite. 182. 183. 184. 185. 186. 160 Kohlenkalk, Anthrakonite. Dichte Kohle, Kennelkohle. Houille compacte. Schieferkohle. Houille schistoide. Grobkohle. Houille terreuse. Brandschiefer. Schiste bitumineux. 187, Schieferthon. Argile schisteux. 188. Thonsteinschiefer. Uebergang vom Schieferthon in Thonporphyr. 189. Eisenthonmandelstein. Porphyrite. | 190. Thonstein.. Argilolite. 191. Thonwacke. Grünerdewacke. Vackite chloriteux. 192. Trümmerporphyr. Porphyrbreceie, porphyre breche. 193. Rothliegendes. Conglomerat. Psephite, 194, Roiher Sandstein. Gres rouge. 195. Weissliegendes. Grauliegendes. Gres blane. 196. Kupferschiefer, bituminöser Mergelschiefer. Schiste marnobitu- minifere, 197. Zechstein. Calcaire magnesien. 198. Rauhkalk. Zechsteindolomit. Calcaire caverneux. 199. Stinkstein. bituminöser Kalk. Calcaire fetide. 200. Asche. zersetzte bituminöse Mergelerde. 201. Gyps. Gypse. b. Mesozoische Formationen. 202. Schieferletten. Gres argilleux. 203. Bunter Sandstein. Gres bigarre. 204. Sandschiefer. Plattenschiefer. Kieselsandstein. 205. Thonmergel. Hornmwergel. Röth. Marne rouge sableuse. 206. Rogenstein. oolitischer Mergel. Calcaire oolitique. 207. Wellenkalk. Calcaire coquillier. Couches inferieures. 208. Schaumkalk. Mehlkalkstein. 209. Anhydrit. Anhydrite, 210. Salzthon. Argile duset marin, 211. Steinsalz. Sel gemme. 212. Muschelkalk. Calcaire coquillier. 213. Saurierdolomit. Calc. coq. 'granulaire. 214. Oolitischer Muschelkalk. Cale, coq. oolitique. 215. Terebratelbank. Calcaire a terebratulites. 216. Mergelkalk. Thonkalk. Marne. 217. Lettenkohle in Lettenschiefer. Houille terreuse tendre. 218. Keupersandstein. Schilfsandstein. Gres des marnes irisees. 219. Keupermergel. Marnes irisees. 220. Keuperdolomit. Marne ir. granulaire. 221. Gyps. Gypse. . Thonquarz. Kieseliger Thonmergel. Argile siliceux. . Unterliassandstein. Gres du lias inferieur. . Gryphitenkalk. Lias. — Etage d’Orbigny Sinemurien. . Nagelkalk. . Liasschiefer bituminöser, Lias noir schisteux, . 227. 228. 229. 230. 231. 232. 233. 234. 239. 236. 237. 238. 239. 240. 241. 242. 243. 244. 245. 246. 247. 248. 249. 250. 251. 252. 253. 254. 255. 256. 257. 298. 259. 260. 261. 262. 263. 264. 265. 266. 267. 268. 269. 270. 271. 272. 161 Numismalismergel. Belemmitenlias. Etage liasien. Amaltheenihon. Liasthon, mit Ammonites amaltheus. Posidonienschiefer, mit Posidonia. E..toarcien. Jurensismergel, mit Ammonites jurensis. (Inferior Oolit). Blätterkohle. Houille feuilletee du Lias. Oberliassandstein. Brauner Eisensandstein. Gres du Lias. Opalinusthon, mit Ammonites opalinus. Et. bajocien. (Fullersearth). Blauer Kalk. Plattenschiefer.‘ dalle nacree. (Forestmarble). Sandiger Mergel. E. bathonien. (bath oolit). Eisenoolith, Macrocephalenbank. E. callovien. (Kellowayrock). Ornatenthon mit Ammonites ornatus. E. oxfordien. (Oxfordclay). Weisser Jura. Impressakalk mit Terebr. impressa. Calcaire du Jura. Korallenkalk. Spongiten. Nerineenkalk. E. corallien (Coralrag). Juradolomit. Dolomie jurassique. Solenhofer Schiefer. Pierre graphique. (Portlandstone). Hasselgebirge mit Gyps und Salz. Marne gypseuse avec sel marin. Eisensand, Gres ferrugineux. (Hastingssand). Wälderthon. (Wealdclay). Untergrünsand. Hilssandstein. Gres vert. Hilsthon. Schwarzer Thon. Et. n&ocomien. (Speetonclay). Grüner Mergel. Gault. Et. aptien. (Gault). Quadersandstein. Obergrünsand. Glauconie sableuse. Tourtia. Flammenmergel. Et. cenomanien. Plänerkalk. Hippuritenkalk. Glauconie compacte. Et turonien. Oberquadersand. Arcose. Kreidemergel. Severkalk. Glauconie crayeuse. Et. Senonien. Weiche Kreide, Craie blanche. Kreidetuff. Craie de Mastricht. Et danien. c. Tertiäre oder neozoische Gebilde. Conglomerat. Poudingue. (Puddingstone). Nummulitensandstein. Gres marin inferieur, Nummulitenkalk. Caleaire a Numulites. Mergelschiefer (oft eisenschüssig). Schiste marneux. Plastischer Thon. Argile plastique. Londonthon. Sandiger Thon. Argile du bassin de Londres. Grobkalk, Calcaire grossier. Flyschsandstein, Gurnigelsandstein, Macigno. (Bagshotsand). Fucoidenmergel. Glarnerschiefer. Marne a fucoides, Süsswassermergel. Travertino. Alberese. Kieselkalk. Mühlsteinquarz. Calcaire siliceux. Gyps knochenführender mit Salz. Gyps a Ossements, Austernmergel. Marne marine. Et. tongrien. Späthiger Sandstein. Gres de Fontainebleau. Braunkohlensandstein. Blättersand. Gres a ligniles. Quarzit. Mühlstein von Montmoreney. Quarzite. » Braunkohle. Bituminöses Holz. Lignite. z Moorkohle. Lignite limoneux. 162 273. Erdkohle und Alaunerde. Lignite terreux. 274. Braunkohlenletten. ' Septarienthon. Argile & lignites. 275. Meermolasse. Molasse. Et, rupelien. 276. Nagelflüh. 'Gompholite. 377. Ockriger Sand. Crag. Gres marin sup6rieur. 278. Wiener Sandstein.' Molasse marneuse. 279. Tegel. Cyrenenmergel. 280. Leithakalk. Litorinellenkalk. (Brackwasserabsatz). 281. Süsswasserkalk, Landschneckenkalk. Calcaire moellon a Lymnees. 282. Muschelmergelbreccie. Faluns. 283. Subappeninenmergel. Caleaire marin superieur. 284. Süsswassermergel. Oeninger Schiefer. Marne d’eau douce. 285. Kalktuff, Tuf calcaire. I 286. Knochenbreceie. Breche a Ossements, 287. Löss. Briz. d. Diluvium und Postdiluvium. 288. Madreporenkalk. Riffstein. Calcaire mediterranten. 289. Meersandstein. Dünensandstein. Gres des Dunes. 290. Pflanzentorf, Tourbe. 291. Raseneisenstein. Limonite, 292. Süsswasserkiesel. Kieselsinter. 293. Sprudelstein. Erbsenstein, Pisolite. 294. Kalksinter. Tropfstein. Stalactite. 295. Kieselguhr. Infusoriengebilde. - 296. Marschland. Argile limoneux. 297. Mergel. Marne. 298. Lehm. Argile sableux. 299. Geschiebe und Gries. Gres. 300. Sand. Sable. © B.v. Gross. Die paläozoischen Arten der Gallung Capulus. Im Jahre 1810 trennte Montfort zuerst die Galfung Capulus von Linne’s Patella ab, indem er diejenigen Gehäuse darunter begriff, deren Wirbel hinter der Mitte gelegen häufig schief eingerolit ist, deren grosse Mündung einen unregelmässig gebogenen Rand und deren Muskeleindruck hufeisenförmig nach vorn geöffnet ist. Ohne auf Montforv's Bestimmung Rücksicht zu nehmen begründete Defrance im Jahre 1821 auf einige terliäre Arten die neue Gattung Hipponyx mit kegelförmigem Gehäuse und nicht spiral eingerolltem Wirbel; sie setzt sich auf andere Muscheln fest und ihr Fuss sondert hier eine hufeisenförmige Kalkmasse ab. Lamarck räumte dieser Eigenthümlichkeit nur eine untergeordnete Be- deutung ein und ordnete Hipponyx seiner Pileopsis als Subgenns unter. Diese Gattung halte er bereits 1812 aufgestellt, aber erst 1822, ohne von Montfort Notiz zu nehmen, speciell charakterisirt. Seine “ , 163 Diagnose führt die wesentlichen Eigenthümlichkeiten dieses Thieres und des Gehäuses auf, und die zehn ihm bekannten Arten sonderte er in die beiden Gruppen: coquille sans support connu, und coquille ayant support connu. Deshayes theilte anfangs Lamarck’s Ansicht, nahm später aber die Gattung Hipponyx wieder als selbständige auf, indem er die Kalkabsonderung des Fusses und die daraus folgende Lebens- weise des Thieres für so tief in der Organisation begründet erachtete, dass sie zur generischen Trennung nöthige. Andere Conchyliologen folgten ihm hierin, allein nach Reeve’s Beobachtungen sondert ein und dieselbe Art bald: eine Kalkplatte ab, bald aber erzeugt sie durch Resorption auf ihrer Unterlage eine Vertiefung, daher diese Eigen- thümlichkeiten blos individuell sind, durch zufällige Umstände ver- anlasst werden, also auch keine generische Bedeutung haben’ können. Indess war mit den drei identischen Namen Capulus, Pileopsis und Hipponyx, der Gattungstypus noch nicht anerkannt, es waren neue Namen nöthig. Schon im Jahre 1817 führte Schumacher für die ächten Capulusarten den Namen Amalthea und Rang im Jahre 1828 für den Typus der Lamarckschen Pileopsis squamaeformis den von Deshayes alsbald wieder unterdrückten Namen Spiricella ein. Einige Jahre nur reichten diese Namen aus, da fühlte im Jahre 1841 Philipps das Bedürfniss ihre Anzahl zu vermehren. Auf die flüchtige Diagnose: „Gehäuse schief spiral, der Wirbel frei, die Mündung weit, ohne Spindel, ein tiefer Sinus in der rechten Lippe“ begründete er für zwei devo- nische Arten den ganz sprachwidrig gebildeten Gattungsnamen Acroculia (statt Acrocyllia). Morris und M’Coy nahmen denselben anfangs auf, liessen ihn aber später als unbegründet fallen, während de Koninck ihn ohne Weiteres Capulus als syhonym unterordnet. In Deutschland wurde er frühzeitig von Roemer eingeführt und von diesem allein auch ohne neue Rechtfertigung bis jetzt noch aufrecht erhalten. Weder die Philipps’sche Diagnose noch die Arten selbst weisen irgend welche Eigenthümlichkeiten auf, die zu einer generischen Scheidung von Capulus ausreichten. Ganz unbeachtet blieb G. Fischer’s identische Gattung Actita vom Jahre 1825, obwohl im Jahre 1844 mit einer Actita Münsterana wieder an dieselbe erinnert wurde. In dieser Zeit tauchten auch in Amerika für paläozoische Gehäuse dieses Typus neue Namen auf, nämlich Conrads Platyceras, dessen Arten sich als ächte Capulus erwiesen, und desselben und Vanyxems Cyrtolithes, wohin fragliche auf Euomphalus, Capulus und selbst auf Cephalopoden bezügliche Gehäuse gehören. J. Hall schied mit triftiigeren Gründen den Typus Platyostoma aus, welcher Name nicht mit Meigens 1803 unter den Fliegen, und Agassizs 1829 unter den Fischen verbrauchtem Platy- stoma zu verwechseln ist, allein es scheinen unter dessen Arten sich auch ächte Capulus zu verstecken. Die lebenden Arten endlich haben in Gray ihre generische Zersplitterung erfahren. Derselbe verweist unter Sabia diejenigen Capulus, deren Wirbel kegelförmig und nicht spiral eingerollt ist und deren Fuss eine Vertiefung an seiner Haft- stelle erzeugt, unter Amathina solche mit kaum spiraligem Wirbel ® 164 am hintern Ende und mit dreirippigem Gehäuse, für die übrigen hält er Hipponyx und Capulus aufrecht. Alle Eigenthümlichkeiten,. welche zur Einführung der verschie- denen Gattungsnamen dienten, sind unwesentliche: die Kalkabsonderung des Fusses, die Krümmung und Einrollung des Wirbels, die Berippung, die kantige oder runde, gerade oder schiefe Form des Gehäuses haben nur eine untergeordnete Bedeutung. Bevor nicht neue und durch- greifende Eigenthümlichkeiten im anatomischen Bau der Capulusthiere nachgewiesen werden, müssen alle jene Gattungsnamen als Synonyme dem ältesten Montfortschen Capulus untergeordnet bleiben, die schwan- kenden Formen des Gehäuses leihen keine Selbständigkeit, Für die vorweltlichen Arten wird aber trotz des weilen Um- fanges der Gattung Capulus die systemastische Bestimmung sehr schwierig. Von vielen derselben, zumal aus älteren Formationen, zeigen die Exemplare nur den allgemeinen Habitus der Gehäuse, der zu Natica, Euomphalus, Platyostoma, Patella und verschiedenen Mit- gliedern der Calypträenfamilie bisweilen die überraschendsten Bezie- hungen hat. Das entschiedenste Merkmal, der hufeisenförmige Muskel- eindruck, ist von den .allerwenigsten Arten bekannt und es ist sogar wahrscheinlich, dass die paläozoischen durchweg generisch von den lebenden Capulus verschieden sind, aber ehe nicht entscheidende That- sachen für eine solche Trennung nachgewiesen werden, müssen wir uns derselben enthalten. Die allgemeine Gestalt, Form und Rand der Mündung und die Zeichnung der Schalenoberfläche gewähren wohl ausreichenden Anhalt für die paläozoologische Untersuchung der: Arten, aber nicht zur befriedigenden Sıcherheit über die generische Eigen- thümlichkeit. Da die bisherigen Versuche in jenen Anhalten Gattungs- merkmale zu fixiren, vollständig gescheitert sind: so bleibt nichts übrig als alle auch die extremsten Formen des Capuloideentypus unter dem Gattungsbegriff Capulus zu vereinigen. Es kann diese gezwungene Vereinigung freilich zu der sehr empfindlichen Unwahrscheinlichkeit führen, dass wir in einer paläozoischen Localfauna die ganze Ord- nung der Gastropoden nur durch die einzige Gattung Capulus in zahlreichen und sehr verschiedenen Arten vertreten sein lassen; allein diese Unwahrscheinlichkeit ist immer noch zulässiger und erträglicher, als die Einführung verschiedener Gattungen und Familien für jene Arten, denen jeder wahrscheinliche Grund und Boden, jeder nur an- nähernd beruhigende Anhalt fehlt. Die Untersuchung der silurischen Fauna des Selkethales im Un- terharze, zu welcher mir Hr. Bischof das reichhaltige und schöne Material seiner Sammlung zu Gebote stellte, nölhigte mich zu einer strengen Revision aller bis jetzt bekannten paläozoischen Arten des Typus der Montfortschen Gattung Capulus. Die Zahl derselben: ist durch die Arbeiten von Phillips, Roemer, Gr.Münster, Goldfuss, M’Coy, Sowerby, Sandberger, Hall, de Koninck schon sehr beträchtlich ge- steigert worden und das Selkethal liefert abermals neue. Um einen Ueberblick über diese Manichfaltigkeit zu gewinnen, theile ich nach- 165 stehend einen Schlüssel für die mir bekannten Arten mit. Für die- jenigen, welche den Uebergangsformen schlechtweg eine so hohe Be- deutung zuschreiben, dass sie derenthalben die verschiedensten Typen in eine Art zwängen, muss ich freilich erklären, dass sich diese grosse Artenzahl wohl auf etwa drei reduciren liesse, denn es kom- men alle erwünschten Uebergänge von der völlig geraden Gestalt des Gehäuses durch die mehr und mehr gekrümmite bis zur spiralgewun- denen, von der runden durch Compression und Depression in die ovale, drei- und vierkantige, von der glatten durch seichte Rinnen und schwache Falten in hochrippige und tief längsfaltige vor. Diese vielfachen Zwischenformen erschweren sowohl die Wahl der Gruppen- charactere als die scharfe Abgränzung selbst der Hauptgruppen. Die Einrollung des Gehäuses z. B. erfolgt ganz stufenweise: der Kegel krümmt sich: dann biegt sich der Wirbel stärker rückwärts, krümmt sich stark hakig und rollt sich endlich ein, nun krümmt sich das ganze Gehäuse mehr und mehr, bis es endlich die Spirale einer Na- tica mit freien oder sich berührenden Umgängen darstellt. Die Rip- penbildung beginnt mit ganz flachen und unregelmässigen Längsfalten, welche selbst stärker werden oder durch Vertiefung der sie trennen- den Rinne mehr hervortreten. Ich lege der nachfolgenden Gruppi- rung daher keineswegs den Werth einer natürlichen bei, das kann sie schon wegen der völligen Unbestimmtheit der generischen Eigen- ihümlichkeiten der Arten nicht sein, sie soll vielmehr nur eine bequeme Uebersicht über den grossen Rornlenkreis sein, der bereits ein höhe- res geognostisches Interesse beansprucht. Für die secundären und tertiären Formationen hat Capulus eine geringere Bedeutung und tritt hier meist auch in systematisch schärferen Gestalten auf, daher ich diese hier unbeachtet lasse, I. Gehäuse spiralgewunden, naticaähnlich. A. Spira zitzenförmig vorstehend a. Umgänge sich berührend, glatt Mündung halbkreisförmig, am Hinterrande tief ge- buchtet nalicoides R Mündung oval ‘ linealus Gf Mündung kreisrund, frei abstehend Umgänge glatt trochleatus Mstr Umgänge mit tiefen Längsfalten ? haliotis Swb b. Umgänge sich nicht berührend, mit tiefen Längsrin- nen, Mündung sehr schief disjunclus n. sp. B. Spira ganz flach oder eingesenkt a. Umgänge gerundet 1. Oberfläche völlig glatt oder mit Wachsthumslinien Umgänge drehrund, mit flacher Hinterseite contorlus R - hinten und linkerseits flach virginis n. Sp. - stark comprimirt gracilis Sdb 2. Oberfläche längs - und querstreifig Mit feinen Gitterstreifen substriatus Mstr Mit ganzen flachen Längsfalten vetustus Ph b. Umgänge unregelmässig gebuchtet neritoides Ph II: Gehäuse gekrümmt, nur der Wirbel spiral eingeroltt A. Schale gerundet, ohne Falten und Rinnen 166 Gehäuse im Querschnitt fast kreisrund, fein quer- streifig Gehäuse stark comprimirt B. Schale mit starken Falten oder tiefen Rinnen Mit 4 am Wirbel beginnenden Falten Mit Falten in unbestimmter Zahl und Entwicklung Nur an den Seiten, der Rücken kielartig vor- stehend Falten unbestimmt, der Rücken breit gerundet Falten dicht gedrängt, durch schmale Furchen geschieden, Wachsthumslinien schuppig C. Schale tiefbuchtig Mündung dreilappig - vierlappig III. Gehäuse schief kegellörmig, gekrümmten Wirbel A. Ohne Längsrippen oder Wülste a. Gehäuse gerundet 1. Mit Längslinien und Wachthumsrunzeln, Mündung längsoval > Ohne Längslinien Gehäuskegel stark gekrümmt, Mündung zundlich dreiseilig Gehäuskegel sehr schlank, sehr schwach gebogen, Mündung quer oval b. Gehäuse dreiseilig mit seichten Rinnen B. Mit Längsrippen, Wülsten oder Kanten a. die Rippen kantig und zwar sehr breit, durch schmale tiefe Rinnen getrennt, an Zahl 9 schmal und hoch, durch breite flache Zwischen- räume getrennt, 5 an Zahl schmal und hoch, an Zahl 6, paarig vereinigt b. die Rippen gerundet, blosse Wülste oder flache Fal- ten bildend 1. Gehäuse gar nıcht gekrümmt und unregelmässig, mıt unbestimmten rippenarligen Falten gegen die Mündung hin napfförmig, die Falten blosse unbestimmte schiefe Runzeln 2. Gehäuse mehr weniger stark gekrümmt Längsfalten ganz flach und völlig unbestimmt Gehäuskegel sehr schwäch gekrümmt Ich habe in dieser Aufzählung die Artnamen verändert angeführt. und einmal von Römer vor. mit nur hakigem oder schwach und M’Coy stellt denselben nur fraglich zu Capulus. Brauni Mstr eompressus Gf angulalus Hall trigonus Gf priscus Gf sulcatus His triloba Ph quadrileha Gf psittacinus Sdb uncinalus R aculissima n. Sp. Zinkeni R nonoplectus Mstr haliotis R multiplicatus n. sp. selcanus n. sp. Bischofi R aculus R der Autoren un- Der Capulus haliotis kömmt einmal von Sowerby Sowerby führt ih als Nerita haliotis auf Sowerby’s Ab- bildung und Diagnose unterstützt M’Coys Vermuthung keineswegs, da- her noch kein Grund vorliegt den Namen zu ändern. Ueberdiess ist er von Römer ganz irrthümlich auf die Harzer Art übertragen, welche nach vollständigen Exemplaren sehr auffallend von der Sowerbyschen abweicht und da diese vorläufig bei Nerita verbleiben muss: so kann der Harzer Capulus denselben Artnamen behalten. Ich habe die So- werbysche Nerita hier nur aufgenommen, wegen M’Coys Vermuthung und zur Vergleichung mit der Harzer Art, \ 167 Auch der -(. vetustus kömmt: doppelt vor, von Sowerby und von Phillips. Schon der Koninck hat auf die specifische Trennung beider hingewiesen, aber selbst wieder unter der Sowerbyschen Jurch- aus verschiedene Formen wie trilobus, quadrilobus, canalifer vereinigt, welche nothwendig davon getrennt bleiben müssen. Für die Art von Phillips ist ein neuer Name anzuwenden, den wir wohl in der Fort- setzung der Schriften der Paläontographical Society gelegentlich er- halten werden. : Die Sowerbysche Art kömmt auch im Selkethale vor. Phillips’ Acroculia sigmoidalis fällt mit dem Münsterschen C. substriatus, der: früher beschrieben worden zusammen. M’Coys €. euomphaloides gehört zum Typus des GC. contortus und virginis.. Weder Beschreibung noch Abbildung lassen ihn unterscheiden und da M’Coy es nicht für .nöthig hält die deutsche Literatur zu Rathe zu ziehen: so hat er die Art auch nicht mit Römers C. contortus verglichen. M’Coy führt ausserdem noch einen C. auricularis = Helicites auricu- laris Mart. Petref. Derb. Tb. 40. Fig. 3. 4. auf und bezieht auf den- selben die Phillipischen Arten Pileopsis vetustus, angustus, neritoides, indess alle nur fraglich und in der That wird es schwer werden velustus und neritoides zu verschmelzen. Sollte der vetustus wirk- lich auf Martins auricularis zurückgeführt werden können, worüber ich kein Urtheil habe: so würde damit die Synonymie gegen Sowerbys vetustus geregelt sein. — Hisingers Pileopsis cornula ist nach Abbil- dung‘ und Diagnose bis auf die viel geringere Grösse vollkommen Münsters C. Brauni gleich. Goldfuss’s Pileopsis ampliata von Vise und aus der Eifel würde nach der Beschreibung und Abbildung in Halls Platyostoma unterzubringen zu sein, indess hat de Koninck durch Untersuchung natürlicher Exemplare dieselbe unter Nerita. ver- wiesen, Verneuils C, Ermanni und P. cassidea und Phillips’ P. striatus sind mir nicht bekannt, daher ich sie ‘in der Uebersicht nicht auf- nehmen konnte, Die von ‚mir untersuchten Arten aus dem Kalke des Scheeren- stieges sind folgende: . Capulus acutus = Acroculia acuta R, deren nächster Ver- wandter Halls A. niagarensis ist. C. acutissima n. sp. die schlankeste, dünnste und längste Art unter allen, fast gerade, glatt, mit quer ovaler Mündung. C. Bischofi = Acroculia Bischofi R. Wird’wie vorige schwer- lich bei Capulus verbleiben dürfen. C. selcanus n. sp. eine ganz absonderliche Gestalt, einer ver- drückten Pickelhaube vergleichbar. ‚ C. uncinalus = Acroculia uncinata R steht dem. Sandberger- schen C. psittacinus sehr nah. -C. Zinkeni —= Acroculia Zinkeni R variirt mehr als Römers Angaben erwarten lassen, C, vetustus = Pileopsis vetusta Sowb und C, vetustus de Ko- ninck Tb. 23b. Fig. 2, (nicht Tb. 22. Fig. 9.) 168 C. haliotis = Acroeulia haliotis R ist nicht der Sowerbyschen Nerita haliotis, sondern Halls A. angulata zunächst verwandt, durch breite flache Zwischenräume zwischen den hohen Rippenkanten von dieser verschieden. C. multiplicatus n. sp. an den Typus der vorigen Art sich eng anschliessend, aber durch Theilung oder Verdoppelung der Rippen- kanten sich wesentlich auszeichnend. j €. contortus = Acroculia conlorta R ganz euomphalusähnlich, dessen von Römer angegebene Kanten ich auch an dem ältesten Ori- ginalexemplare in dem hiesigen mineralogischen Museum nicht auffinde. C. virginis n. sp. durch abweichende Form und Buchtung der Mündung von voriger unterschieden. C. disjunelus n. sp, spiral gewunden mit markirten Rinnen, unvollständigen Exemplaren von. Halls Platyostoma niagarense täu- schend ähnlich. C. naticoides — Acroculia naticoides R ist Münsters Pileopsis substriata zunächst verwandt. Die specielle Beschreibung dieser Arten von Abbildungen beglei- tet werde ich in einer demnächst erscheinenden Monographie der si- lurischen Fauna des Selkethales mittheilen. Die übrigen von Römer aufgeführten Arten des Harzes, A. com- pressa, Lrigona und sinuosa, versetzt derselbe in den Iberger Kalk, dessen Fauna nicht Gegenstand meiner gegenwärtigen Untersuchung ist. Giebel. Paragenesis von Weissbleierz und kohlensaurem Kupfer- oxydhydrat. Blum beschreibt *) Pseudomorphosen von Malachit nach kohlen- saurem Bleioxyd. „Cu0CO? + COuHO hat hier Pb0CO? umhüllt und zum Theil verdrängt.“ Daran knüpft er die Bemerkung, dass unter ganz ähnlichen Umständen, wie beim Malachit erwähnt, sich auch manchmal, aber weit seltener, die Kupferlasur finde, so dass diese das kohlensaure Bleioxyd ebenfalls zuweilen zu verdrängen und zu ersetzen scheine. Kürzlich erhielt ich aus einer alten Sammlung zwei Stufen, die ähnliche Verhältnisse zeigen, die eine als von Zellerfeld stammend bezeichnet, die andere „vom Rhein“ (Blum führt ein Vor- kommen von der Grube alter Grimberg im Siegenschen an). Beide sind „Verdrängungspseudomorphosen von Kupferlasur nach Bleispath“, Betrachtet man zunächst die Stufe von Zellerfeld, so erscheint es wie eine Gangdruse, deren Grundlage ein zum Theil verwittertes Fahlerz untermengt mit Bleiglanz bildet. Eine reichliche Ausscheidung brau- nen Eisenockers hat Statt gefunden, der auch das Innere einer grossen Zahl Hohlräume bedeckt, welche dureh spätere Entfernung früher *) Pseudomorphosen des Mineralreiches, S. 309 ff. 169 daselbst angesessener Bleispathkrystalle entstanden sind ; ‚derselbe dürfte also eine jüngere Bildung sein, als die Krystalle, an. denen sich die Kupferlasur ebenso. zeigt, wie Blum ‚es vom Malachit beschreibt. Aehnlicher Beschaffenheit ist das zweite Stück. Nur zeigen. viele Krystalle statt der Lasur Malachit, ja.man kann beide Krystallverbin- dungen zugleich an denselben Bleierzkrystallen wahrnehmen. Es ge- winnt daher den Anschein, als sei der Malachit selbst erst wieder nur durch Umwandlung der Kupferlasur entstanden, wie man sie so häufig in der Natur findet und worüber neuerdings auch Hausmann *) wieder geschrieben hat, woran man ferner die von Volger **) in der Gesslerkapelle zu Kappel zwischen Zürich und Zug beobachtete Um- änderung des zur Wanımalerei gebrauchten „Bergblaus“ (Kupferlasur) in Malachit reihen kann. Was nun die Paragenesis der fraglichen Carbonate anbelangt, so sind dieselben entweder gleichzeitiger Bildung oder die Kupfererze sind später hinzugetreten. Das erstere wäre nach dem, Zusammenvorkommen. blei- und kupferhaltiger Minera ein leicht erklärliches, Nimmt man. aber an, dass das kohlensaure Kupfer- oxydhydrat in Folge der Zersetzung des Bleispaths durch eine später hinzutretende Kupferlösung Statt gefunden habe, dass „das Bleicarbonat verdrängt worden sei, so muss man schliessen, dass sich hierbei ein Bleioxydsalz von grösserer Löslichkeit gebildet habe. Nach Bischof ***) lösst sich ein Theil neutralen Bleicarbonats in 50816 Theilen kohlen- sauren Wassers. Die vielen hohlen Krystallräume, welche die Druse von Zellerfeld zeigt, scheinen gleichfalls für diese Annahme zu spre- chen. Da nun die Krystalle des Bleispathes bereits bestanden, als die kupferhaltige Flüssigkeit mit ihnen in Berührung kam und durch sie. zersetzt ‚wurde, : wobei das Kupfererz in festen Zustand übergeführt wurde: so meine ich, dass es dem Gange der Entwicke- lungsgeschichte im diesem Falle, wie in vielen ähnlichen, mehr ent- sprechen würde, nicht von einer‘ „Verdrängungspseudomorphose von (Kupferoxydhydratcarbonat) nach (Bleicarbonat)“ zu sprechen, sondern von einer „Füllungspseudomorphose (des erstern) durch (letzteres) “ oder allenfalls von einer „Lösung (des PbO CO?) durch Kupfer- lösung.“ E. Söchting. Intensität des Erdmagnelismus in Halle nach absolutem Maasse. Nachträglich theile ich Ihnen das. Resultat einiger Versuche. mit, die ich im Februar 1856 im Laboratorium des Hrn. Prof. Knoblauch angestellt habe.. Durch die Güte des genannten. Herrn wurde mir es *) Weber die Molekularbewegungen in starren leblosen Körpern bewirkten Formveränderungen, S. 106 ff. (Aus d. Abhandl. der k. Gesellsch. zu Göttingen. Bd. VI. und VII.) **) Studien zur Entwickelungsgeschichte der: Mineralien, S. 276 fi. **%*) Lehrbuch, der chemischen und phys, Geologie. II. S. 2001. 12 170 möglich, an demselben Orte und mit denselben Instrumenten zu ar- beiten, wie früher Hr. V. Weber, der seine Resultate in Bd.V S.213 unserer Zeitschrift veröffentlicht hat. Die benutzte Methode anbetreffend, verweise ich Sie auf dessen Aufsatz und beschränke mich hier auf Angabe der gefundenen Zahlen, wobei ich mich ganz der Bezeichnungs- weise des Hrn. V. Weber anschliesse. I. IST v tgv | 13. tgv . 450mm 2016'15° 0,03965427 3613498,1 al 4052'30' 0,08529072 3656838,8 300mm 7°47'30' 0,1368347 3694536,9 Durch Auflösung der Gleichung r?. tv —x—+ _ vermittelst der r in’der letzten Colonne enthaltenen Werthe erhält man folgende Werthe für x x = 3547132,65 x = 3548667,06 x —= 3552444,06 Mittel x = 3549414,59 [In dem Weberschen Aufsatze muss es heissen: Mittelx=3596769,7421.] I. Die Schwingungsdauer des Stabes aus 62 Schwingungen bestimmt = 10,06‘ des Trägheitsmoment »K ist = 58318463,03 (nicht .... 303) und der Gleichung: T—= a x r?. tgv. g findet man die Stärke der horizontalen Intensität des Erdmagnetismus T= 1,7901 und da die Inclination = 6702'—‘' beobachtet wurde, dıe totale Intensität ‘ I = 4,587842... nach Weber: J = 4,53006 . .. " W. Hetzer. Zur Verlilgung der der Landwirthschaft schädlichen Thiere. In einem Aufsatze über die Nützlichkeit der Krähenhütte, der als Entgegnung eines andern: „Weg mit den Krähenhütten“ von Dr. Glögger dienen sollte, sprach ich inCabanis ornithol. Journale die Erfahrung aus, nach der, will man Thiere, gleichviel welcher Art, erhalten, man sie im Frühjahre schonen und pflegen muss; ihre Verminderung im Herbst schadet dann wenig oder nichts; wesshalb auch der Nutzen, den man manchen Raubvögeln zuschreibt, eben nicht so beträchtlich ist, als man zu glauben geneigt ist. In einem spätern Aufsatze werde ich mich genauer über diesen Gegenstand aussprechen. Bei Gelegenheit der jetzigen Mäusefrage, welche so schwer auf dem Landmann |Jastet, bin ich der Meinung, dass alle angewendeten Mittel zur falschen Zeit angewendel worden sind. Welches auch diese Mittel sind, so müssen i 171 sie im ersten. Frühjahre angewendet werden, sollen ‚sie von nach- haltigem Erfolge sein. Einen Beweis für die erfolgreiche Verminderung einer Thiergattung, wenn man das Vertilgungsmittel im Frühjahre : an- wendet, liefern die Acten des ökonomischen Vereines Gothas,. aus denen ich dem Vorsitzenden desselben, Hrn. Rendanten Kalb, nach- folgendes Actenstück verdanke, das veröffentlicht zu werden gewiss interessant ist, Die Ausrottung der Hamster in hiesiger Flur ist so vollständig, dassich, um für einzelne Sammlungen noch einige Hamster zu bekommen, das Stück mit 1 Thaler zu bezahlen versprochen habe und bis jetzt, keinen bekommen konnte. *) Dr. Hellmann. Ueber den günstigen Erfolg der Bemühungen behufs der Ausrollung der Hamster in den Fluren der Residenz- stadt Golha, vorgetragen in’der Monatsversammlung.des öconomischen Vereines, Februar 1857. In der Naturgeschichte für Kinder von M. Georg Christian Raff, Göttingen 1809, heisst est: „Der sehr schädliche und unverschämte Korndieb, der Hamster oder Kornferkel etc. In Thüringen, Böhmen und Schlesien, in Polen, Ungarn und Russland gibt es eine Menge Hamster. Aber so viele als es im Fürstenthum Gotha gibt, mag es wohl nirgend in der Welt geben. Man fängt darin oft dreissig bis vierzig Tausend Stück in einem einzigen Jahre.“ | Wenn schon diese letztere Behauptung, obgleich noch im Jahre 1817 in der Stadtflur allein 111,817 Stück gegraben wurden, fast an das Unglaubliche grenzt, so möchte der Unterzeichnete doch nicht behaupten, dass es eine Unwahrheit sei, denn es sind in der hiesigen Stadtflur, welche 15,530 Acker enthält, wie in den Acten des Vereins vorliegende Rechnungsauszüge bestätigen, vom Jahre 1816 bis mit 1856, also in 40 Jahren: Ba 395,910 Stück, und zwar 171,261 männliche, 82,094 weibliche und 142,555 junge Hamster mit einem Aufwande von 7214 Thlr. 7 Gr. 1 Pf, wozu 5595 Thlr. 21Gr. 2Pf. von den Ländereibesitzern und 1618 Thlr. 15 Gr. 9 Pf. aus der städtischen Casse beigetragen wurden, vertilgt worden und durch fortgeselztes Streben ist es soweil gekommen, dass jetzt allhier der Hamster zur Seltenheit gehört, und es möchte wohl nicht zuviel behauptet sein, wenn | versichert wird, dass: in der Stadtflur keine 50 Hamster mehr vorhanden sind, Wer sich nicht wie der dermalige Vorsitzende des Vereins mit der speciellen Beaufsichtigung und Leitung der Aufgrabung und ‚des Fangens jahrelang beschäftigt hat, vermag hicht zu beurtheilen, *) Inder Quedlinburg-Halberstädter Gegend sind sie noch massenhaft, — Red. 12* 172 welchen grossen Schaden diese Thiere verursachen können, wenn nicht mit Nachdruck auf ihre Vertilgung hingewirkt wird. = Das Weibchen des Hamsters wirft in einem Sommer 3 bis 4 mal 8 bis 12, ja zuweilen 16 Junge, wovon in der Regel 2 Drittheile Weibchen sind und diese im Frühjahre geworfene erzeugen in dem- selben Jahre ebenfalls noch ein ja zweimal Junge. Es kann sich demnach ein Hamsterweibchen gering gerechnet um das 60fache ver- mehren; berechnet man nun, dass ein Hamster jährlich nur 2 Metzen Frucht zu seiner Ernährung für den Winter einträgt, ohne zu berück- sichtigen, was er den Sommer über zu seiner Nahrung bedarf, so würde eine Familie jährlich mindestens 7 Malter 2 Viertel Frucht gothaischen Gemäss dem Acker und respective dessen Besitzer ent- ziehen. Welchen unermesslichen Schaden diese Thiere aber, wo sie in Masse vorhanden sind, anrichten, ist gar nicht zu berechnen. Der Vorstand des öconomischen Vereins allhier hat nun diese schädlichen Feinde der Oeconomie hauptsächlich dadurch in einem Zeitraume von 10 Jahren von 1847 bis jetzt so auffallend. vernichtet, dass- er, viele sogenannte Tellerfallen anfertigen und im Frühjahre, wenn die Hamster ihre Ausgänge und zwar die sogenannten Schleif- löcher geöffnet hatten, solche von den Flurschützen vor den letzige- nannten aufstellen und so dieselben wegfangen liess, die Weihehen aber mit einer von Jahr. zu Jahr und zwar von 9 Pf. bis auf 3 Gr. pro Stück erhöhten Vergütung bezahlt hat. Durch dieses Verfahren ist natürlich in ‚jedem Frühjahre der Vermehrung auf das Kräftigste entgegen getreten worden, und wenn, was der Unterzeichnete durchaus nicht anerkennen und auch in keiner Naturgeschichte angeführt ist, die Hamster nicht, wie von: Einigen be- hauptet wird, der Wanderratte gleich ihren Aufenthalt verändern, so hofft der öconomische Verein schon im nächsten Jahre dieselben in hiesiger Stadtflur gänzlich auszuroiten. Ein derarliges günstiges Resultat dürfte aber wohl nicht in die Acten zu vergraben sein, sondern verdient es gewiss zum allgemeinen Wohl solcher Gegenden, wo diese, wie oben genannt, unverschämten Getreidediebe noch vorhanden sind, veröffentlicht zu. werden, und es wünscht allen Denen, welchen es Ernst ist, diese unnützen Thiere zu vertilgen, einen glücklichen Erfolg L. W. Kalb. L:t ‚eur asbuanır: Allgemeines. Fr. v. Rougemont, Geschichte der Erde nach nr Bibel und der anlaae Mit Zustimmung. und Ver- besserungen des Verfassers a. d. Franz. von Rd. Fabarius. Stuttgart 1856, 8°. — Immer und immer wieder preisen die bibelgläubigen Geologen die Einfachheit und Klarheit in Gottes Wort und die über- 173 raschende Uebereinstimmung desselben mit den Resultaten der Natur- wissenschaft und doch erlauben gerade diese Herren sich die gröb- sten Gewaltthätigkeiten in der Auslegung und Auffassung von Gottes Wort und Gottes That. Da predigt Andreas Wagner in seiner Ge- schichte der Urwelt von 1845, dass die drei ersten Tage der mosai- schen Schöpfungsgeschichte grosse geologische Perioden, die drei folgenden aber einfache bürgerliehe Tage seien, und jetzt in seiner neuen Urweltsgeschichte beliebt es ihm die ganzen geologischen Perioden vor den ersten mosaischen Tag zusammenzudrängen und alle biblischen Schöpfungstage zu 24stündigen zu machen. Der Verf. der vorliegenden Schöpfungsgeschichte dagegen nennt es geradezu (S. 120) trivial und einen schweren Irrihum, wenn man den Tagen Gottes wie. den unsrigen nur 24 Stunden gibt. Ob ihr solch Spiel mit Gottes Wort treiben dürft, überlassen wir den Theologen, die Naturwissenschaft weist ihrerseits solche bodenlosen Willkürlichkeiten entschieden zurück; sie hat auch nichts mit den noch zu entdecken- den antesolarischen Pflanzen des dritten mosaischen Tages, nichts mit den angeblichen Steinkohlen- oder Zechsteincetaceen des fünften Tages, nichts. mit dem Adam in der 'subappeninschen Epoche, nichts mit dem Krystallgolde und ‘den ätherischen‘ Menschen der ewigen Welt zu ihun. Das sind Hirngespinnste, die nicht ‚dem Gebiete der Natur- wissenschaft angehören und mit denen man Unmögliches und Unglaub: liches leisten kann. Bewundernswerth in: der Thaf ist der Scharfsinn, mit welchem Verf. S. 254—268 die Wissenschaft mit der Bibel zu- sammenstellt; da heisst es am sechsten Tage in der Bibel: Gott lässt in Eden eine neue Flora wachsen; er setzt Adam hinein als die Ein- heit von Mann und Weib [ob Zwitter oder geschlechtslos?] geschaffen, — und in der Wissenschaft: die pliocäne Epoche ist durch locale Revolutionen von der vorhergehenden getrennt; — weiler in der Bibel: er bildet Eva aus der Substanz Adams, — in. der Wissen- schaft: sie hat ihre besondere Flora, in Europa aus Coniferen und Dicotyledonen bestehend! Und solches Zeug druckt man im intelli- genten Deutschland. Traurige Zeichen der Zeit, Eugen Schneider, zur Erdgeschichte. Geologische Studien. Bamberg 1856. 4°. — Verf. hat mit Herrn von Rouge- mont das gemein, dass er ebenfalls ursprünglich Jurist ist, aber wie jener die Bibelgläubigen mit der Geologie zu befreunden sucht: so will dieser ‘die lernbegierige Jugend vor den giftigen Lehren des Materialismus bewahren, wobei natürlich schulmeisterliches Schimplen — Verf. ist jetzt Rektor der Landwirthschafts-, Gewerb- und Handels- schule in Bamberg — auf die Materialisten "nicht fehlen darf. 'Nach- dem in. der Einleitung des Weiten und Breiten mit Hülfe der nöthigen Autoritäten Standpunkt und Zweck dargeiegt worden, beginnt der Text mit der mosaischen Schöpfungsgeschichte, geht dann durch das alte Griechenland schnell über das Mittelalter hinweg zn Leibnitz, Scheuch- zer, Büffon, Werner: und verweilt nun bei den geologisehen Theorien 174 unseres Jahrhunderts, jedoch ohne. alle Rücksicht auf deren Werth und Unwerth. Aus diesem Sammelsurium folgt denn schliesslich, dass weder das Feuer, noch das Wasser allein, sondern beide zu- gleich Theil an der Bildung der festen Erdrinde haben: ein Resultat, das sich bei dem gegenwärligen Stande der Geologie doch auf ein- facherem und kürzerem Wege erreichen liess. . Denn auf eine histo- rische Entwickelung der heutigen Geologie kann diese Schrift doch keinen Anspruch machen, da dem Verf, ein tieferes Studium der Thatsachen und ein freies Urtheil über die verschiedenen Autoritäten abgeht. J. Michelet, aus den Lüften. Das Leben der Vögel. Aus dem Französischen. _ Berlin 1857. 8°. — Ein hübsch geschrie henes, als unterhaltende Lectüre sehr empfehlenswerthes Buch, wenn auch der poetische Schwung in der Darstellung oft zu weit über die Gränzen der ernsten Naturbetrachtung hinausschweift. Die einzelnen Kapitel berühren das Ei, die Fischvögel an den Polen, den Flügel, Anfänge zu Flügeln, den Triumpf des Flügels, die Ufer, die Reiher- stände Amerikas, den Kampf der Vögel in den Tropengegenden, den Reinigungsprocess, den Tod, das Licht, Sturm und Winter, die Schwalbe, die Harmonie in der gemässiglen Zone, ‘den Vogel im Dienste des Menschen, die Arbeitervögel, den Gesang, das Nest, die Städte und Staaten der Vögel, Erziehung, die Nachtigall und den Gipfel der Kunst, Schlussbetrachtung. C. 6. Giebel, Lehrbuch der Zoologie. Zum Gebrauche an Schulen und höhern Lehranstalten. Mit 124 in den Text gedruckten Holzschnitten. Darmstadt 1857. gr. 8. — An Leitfäden, Hand- und Lehr- büchern der Zoologie ist heut zu Tage allerdings kein Mangel mehr ob mit den zahlreich vorhandenen aber dem Bedürfniss genügt sei, ist eine andere Frage. Wer Gelegenheit hat, die Resultate des niedern und höhern zoologischen Unterrichts näher kennen zu lernen, kann sich nicht befriedigt fühlen. Dem zoologischen Unterricht thut an Schulen wie an Universitäten ein grösserer Nachdruck noth, als ihm gemeinhin gegeben wird. Es sollen darum noch keineswegs alle Schüler und Studenten zu Fachzoologen herangebildet werden. Aber an jeden Gebildeten darf man doch wohl mit vollstem Rechte die Forderung stellen, dass er die Thiere, welche ihn nähren und kleiden, näher als durch blosses Ansehen kennt, und an jeden höher Gebil- deten, dass er wenigstens in den: allgemeinen Entwicklungsgang des thierischen Organismus, in die wichtigsten Momente seiner Manich- faltigkeit eine ungefähre Einsicht sich erworben hat. Dieses Ziel des Unterrichts verfolgt das vorliegende Lehrbuch. Es schildert nach dem natürlichen Systeme die weitern und engern Gruppen des Thierreichs bis auf die Familien herab und charakterisirt der Gattungen und Arten sö viele, als nur irgend für den Arzt und Lehrer Interesse haben können. Dabei sind die vorweltlichen Thiere aufmerksamer qerücksichtigt worden, als es in Büchern ähnlichen 'Umfanges zu . 175. geschehen pflegt; auch die anatomischen Charaktere haben überall Auf. nahme, ‚gefunden. , Von den Gattungen, und. Arten. sind diejenigen, welche in den Schulunterricht aufgenommen werden müssen, ausführ- licher nach ihrem Bau und ihrer Lebensweise geschildert worden. Die eingedruckten Holzschnitte zeichnen sich sowohl durch die Dar- stellung im Allgemeinen wie durch künstlerische Ausführung vortheilhaft aus. Allen Lehrern und Schülern, welche es ernstlich mit dem zoologischen Unterrichte meinen, ist dieses durch Wohlfeilheit be- sonders leicht zugängliche Lehrbuch angelegentlichst empfohlen. . 6. Mann, Naturgeschichte der reissenden Thiere. Thierschilderungen für Freunde der Natur und die Jugend aller Stände. I. Katzen. Mit 19 Tffln. Originalabbildungen. Stuttgart 1857. 80, — Verf. verbreitet sich zuerst über die Katzen im Allgemeinen, ihr Aeusseres, Colorit, Färbung der Haare, Gang, Beweglichkeit, Physiogno- mik, Charakter, Sitten, Lebensart, Familiencharakter, Anatomie und den menschlichen Blick, dann schildert er die Lebensweise und den Cha- rakter der 39 verschiedenen Katzenarten. Von der innern Organisa- tion ist nur die Musculatur der Tatze, welche der Verf. speciell untersucht hat, eingehend geschildert, weil sie den wichtigsten Galtungs- charakter abgeben soll, dagegen meinen wir denn doch, dass auch das Zahnsystem, der Schädel und andere Organe :nicht minder wich- tige generische Eigenthümlichkeiten bieten, und meinen ferner, dass wer für die Lebensweise aller 39 Katzenspecies ein Interesse hat, auch über den ganzen anatomischen Bau dieser Thiere Aufschluss verlangen wird. Man lest häufig dem Worte Naturgeschichte fälsch- lich einen ganz beschränkten Sinn bei, indem man nur die Schilderung des äussern Körperbaues und der Lebensweise darunter versteht. Natur bezeichnet doch aber die ganze Wesenheit hier des Thieres, also dessen innern und äussern Bau, und Geschichte heisst nicht Beschreibung, sondern Entwicklung, hier Entwicklung dieser Wesen- heit. “Von beiden aber ist in vorliegender Schrift nicht die Rede, vielmehr nur vom kleinsten und oberflächlichsten Theile des eigen- thümlichen Katzenwesens. WUebrigens hat Verf, die verschiedenen Katzencharaktere ganz gut gezeichnet und sein Buch empfiehlt sich als eine vortreflliche Lectüre und sollte in allen Schul- und Volks- bibliotheken eine willkommene Aufnahme finden. L. J. Fitzinger, wissenschaftlich-populäre Nalur- geschichte der Säugethiere in ihren sämmtlichen Hauptfoımen. Mit einer Einleitung in die Naturgeschichte überhaupt und in die Lehre von den Thieren insbesondere. Ein Hülfsbuch für Lehrer ‚; auch beim Unterrichte der Blinden. Mit Abbildungen. ' Wien 1855. 8°. — Der vorliegende erste Theil gibt die allgemeine Natur- geschichte S. 1—32 und von der speciellen die Säugelhiere his zu den Beutelthieren hinab, Zweck und Darstellung ‚gleichen dem vorigen Buche, nur dass Verf. die rein. zoologischen Charaktere der Familien, Gattungen ‚und Arten vollständig aufführt. und. dann ausführlich die .176 Lebensweise und das Belragen meist nur der bekannteren oder nur einer typischen. Art schildert. Ueberrascht hat uns des Verfassers Classification des Thierreiches, in welcher er die wirbellosen Thiere den Vertebraten als gleichwerthige Gruppe gegenüberstellt, und fer- ner die Radiaten, Quallen und Polypen als Darmthiere unter die Würmer und Infusionsthiere als Geschlechtsthiere (letztere haben doch gar keine Geschlechtsorgane!) herabseizt. Näher darauf einzugehen ist hier nicht der Ort. Wir zweifeln nicht, dass die eingehenden Schilderungen der einzelnen Thiere viel und gern gelesen und dass die in sauberm Buntdruck ausgeführten naturgetreuen Abbildungen der Thiere den zoologischen Unterricht auf Schulen nachdrücklich unterstützen werden, Der wässige. Preis bei schöner Ausstaltung wird wesentlich zur allgemeinen Verbreitung des Buches beitragen. 6 Die gesammten Naturwissenschaften, bearbeitet vonDippe, Gottlieb, Koppe, Lottner, Mädler, Masius u.s.w. Essen bei Bädeker. — Die vorliegenden Hefte bilden. den Anfang eines Werkes, welches das Gebiet der gesammten Naturwissenschaften um- fassen und in einem kurzen Abriss einen Ueberblick über die wich- tigsten Resultate jeder Wissenschaft bringen soll. Diesen Zweck voll- sländiger zu erreichen, ist für die Bearbeitung jeder einzelnen Wissen- schaft ein besonderer Fachgelehrte gewonnen worden. Es liegen uns zwar nur die zwei ersten von‘ Koppe geschriebenen Hefte vor, welche die Physik behandeln, doch lässt sich für die übrigen Fächer ein gleiches Resultat erwarten. Dem Zwecke dieses Unternehmens ge- mäss, dem grösseren Publikum eine verständliche doch auch wissen- schaftliche gründliche Darstellung zu bieten, kann man keine ausführ- lichen Erörterungen der subtilsten und feinsten Fragen, welche für den Eingeweihten vielleicht gerade das grösste Interesse besitzen, er- warten. Doch ist auch hier ein richtiges Maass getroffen, so ist von der Undulationstheorie des Lichts doch soviel gegeben, als für eine Erklärung der Reflexion, Brechung, Beugung und gradlinigen Polari- salion unumgänglich nöthig ist, dagegen sind Dinge, .: wie Fernrohr Mikroskop, die mit dem practischen Leben :in engerer Beziehung ste- hen, ausführlicher besprochen. Ueberhaupt kann die zwischen dem Aufzunehmenden und Wegzulassenden getroffene Wahl nur eine gute: genannt werden, wie andrerseits der Vortrag in einfacher, klarer Sprache geschieht, dessen Verständniss durch eine überaus grosse Anzahl vortrefflicher Holzschnitte noch wesentlich erleichtert wird. Damit sei das Unternehmen Allen bestens empfohlen. W. Astronomie und Meteorologie. Aug. Reslhuber, Unter- suchungen über das atmosphärische Ozon. — Dieser zahl- reiche Tabellen über Beobachtungen, die in Kremsmünster angestellt worden sind, enthaltenden Abhandlung entnehmen wir folgende Re- sultate. (Die Beobachtungen wurden mit dem Schönbein’schen Ozo- nometer angestellt.) Der Ozongehalt ist am grössten in den kälteren, 177 feuchten und trüben Monaten, am kleinsten in den warmen, trocke- nen, heiteren Monaten, doch richtet sich die Quantität des Ozonge- halt’s nach den örtlichen Verhältnissen. Letzteres zeigt besonders ein Vergleich der Beobachtungen zu Wien mit denen zu Kremsmünster, als einer grossen volkreichen Stadt mit einem kleinen Orte auf dem Lande. Während hier die Ozonverhältnisse in den feuchten, nebligen Monaten den Luftverhältnissen und bisherigen Erfahrungen ganz ent- sprechen; ist in Wien der Ozongehalt relativ viel kleiner als in den wärmsten trockensten Monaten, weshalb man Substanzen in der Luft annehmen muss, welche die Bildung des Ozon’s verhindern. Wenn ein dichter Nebel über einer bevölkerten Stadt lagert und durch Ver- hinderung. des Entweichens der verschiedenen Gasarlen zur Verschlech- terung der Luft beiträgt, dann treten häufig epidemische Krankheiten auf, dann ist aber auch der Ozongehalt ein sehr geringer. Es ist deshalb nicht ganz unwahrscheinlich, dass eine gewisse Menge Ozon zum Wohlbefinden des Menschen nöthig ist. Ein schnellerer Wech- sel der Luft hat eine grössere Ozonreaclion zur Folge und bei einem Winde aus einer bestimmten Gegend ‚richtet sich die Stärke desselben nach der Intensität des Windes, Bei Gewittern richtet sich der Ozon- gehalt nach der Menge und Art der: sie begleitenden Niederschläge. Nimmt man hierzu noch den Umstand, dass mittelst Reibungs-Electri- eität, sowie mıltelst eines Inductions- und galvanischen Stromes Ozon gebildet wird, so ist es wahrscheinlich, dass die Luftelectrieität die Ursache der Ozonbildung sei. (Sitzungsber. Wien. Akad. XXI. Bd. S..351.) { V: W. Physik. Kreil, erste Ergebnisse der magnetischen Beobachtungen in Wien. — Seit dem Sommer 1852 ist in Wien unter Kreils Leitung eine Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus errichtet und sind dort bis jetzt Beobachtungen an- gestellt, deren. Ergebnisse hier kurz mitgetheill werden. Als Werth der Declination ergibt sich für die Mitte des Jahres 1854 die Ablenkung 1306‘,0 westlich, und ihre jährliche Abnahme ist 9‘,15. Diese Abnahme ist wahrscheinlich noch im Wachsen begriffen, denn 1845 wurde sie zu 6'82 bestimmt. Mittelst dieser Werthe lässt sich für eine frühere oder spätere Zeitepoche die Grösse der Decli- notion nach der Formel Decl. = 1302',0 — 9',151 — 0',1223t? be- stimmen, wenn t die Anzahl der Jahre vor oder nach jenem Zeit- punkte (hier 1854) bedeutet. Diese Formel hat auch für jeden an- dern Ort in Deutschland oder Europa Richtigkeit, sobald sein Decli- nationsunterschied mit Wien für irgend eine Zeit bekannt ist. Die Deelination 0 wird in Wien nach dieser Formel im Jahre 1906 ein- treten, Die horizontale Intensität betrug in der Mitte des Jahres 1854: 2,00174, und ihre jährliche Zunahme 0,00290, welche jedoch ebenfalls nicht regelmässig erfolgt, sondern seit 1852 — 56 zwischen den Grenzen 0,0008 und 0,0049 geschwankt hat. Die ho- rizomale Intensität hat ihr erstes Maximum im Januar, ein zweites 178 kleineres im April, den kleinsten Werth im October ‚und Februar; im täglichen Gange hat sie. Vormittags ihr Maximum, Nachmittags das Minimum. Die Inclination endlich war für dieselbe Zeit in Wien 64°16‘,3 und zeigte eine jährliche Abnahme von 2‘,18, welche je- doch ebenfalls nicht regelmässig vor sich ging, aber der bei der ho- rizontalen Intensität bemerkten ganz entsprechend war. Als Werth der Gesammtkraft des Erdmagnetismus ergab sich 4,61048 für die Mitte des Jahres 1854 mit einer jährlichen, starken Unregelmäs- sigkeiten unterworfenen Zunahme. von 0,00195. (Sitzungsber. Wie- ner Akad. XXI. Ba. 157 S.) Brücke, über Objectträger aus Canarienglas. — Das blaue Himmelslicht ist dem Mikroskopiker nicht günstig. Der Grund davon liegt theils in der Construction: der Linsen, welche für das weissliche Licht der Wolken, nicht aber für- das Blaue des Him- mels eingerichtet sind, theils in der Ermüdung, welche der Anblick einer gesätligten Farbe dem Auge bringt, theils endlich in dem mit auffallenden Lichte, sobald man wie gewöhnlich mit durchgehendem Lichte arbeitet: Dieses von den Objecten selbst ausgehende Licht stört dann die Deutlichkeit des Bildes, und da pflanzliche und thierische Gewebe eine wenn auch schwache innere Dispersion besitzen, so kann diese mitunter auf das mikroskopische Bild nachtheilig wirken, sobald in dem auffallenden Lichte die Strahlen von grosser Brechbarkeit ein ungewöhnliches Uebergewicht erlangt haben. Es kömmt also darauf an, in dem einfallenden : blauen Himmelslichte die stark brechbaren Strahlen den weniger brechbaren gegenüber abzuschwächen. Dies kann geschehen durch Einschaltung eines Mediums, welches jene Strah- len absorbirt, und besonders durch ein solches Mittel, welches statt der absorbirten Strahlen von geringerer Brechbarkeit aussendet. Zu diesen Mitteln gehört nun vor allen das Canarienglas. Objectträger aus dıesem Glase müssen daher das auffallende blaue Himmelslicht verbessern und jene Uebelstände verschwinden lassen. Die von Brücke angestellten Versuche haben diese Erwartung, bestätigt; er wendet zu seinen Untersuchungen Objectträger von Canarienglas von mittlerer Farbe bei einer Dicke von 2— 4m an. (Sitzungsber. Wien. Akad. XXI. Bd. 430 S$.) RW C. Bromeis, das Geisirphänomen imitirt durch einen Apparat nach Bunsens Geisioiherrie. — Der Appa- rat, der übrigens mit dem von J. Müller in Freiburg (1850) unab- hängig construirten viel Aehnlichkeit hat (obgleich er bereits 1849 vollendet war), besteht aus einem conischen 2% hohen. Rohre, das oben 5° unten 15°® Durchmesser hat und oben in ein schwach vertieftes Bassin von 1” Durchmesser ausläuft. Es wird von unten durch ein Kohlenbecken geheizt. 70°% vom Boden des Apparats mün- det das Rohr eines kleinen Dampfkessels, nach einer spätern Verbes- serung wurde in derselben Höhe ein kleines concentrisches Kohlen- becken angebracht. In diesem Apparate finden sich alle Bedingungen 179 vereinigt, ‚auf ‚welche sich nach Bunsen, die Eruptionen des grossen Geisir’s basiren;, der Ofen. stellt den heissen vulkanischen Boden dar, in welchem der Geisir sich aufgebaut hat, der Dampfkessel ist der eigentliche Speise- und Erhitzungskanal der Quelle, durch welchen der überheisse Wasserdampf in das Geisirrohr einströmmt. Miitelst des Apparates, der somit aufs neue die Bunsen’sche Theorie, bewahr- heitet, lassen sich alle Erscheinungen des Geisirs nachahmen, und dürfte er sich wohl seiner Billigkeit und Einfachheit halber zur An- schaffung für Sammlungen empfehlen. (Schriften der Gesellsch. zur Beförd. sämmtl. Naturw. zu Marburg. Bd. VIII. 1857,) W.H. Ebner, über die Anwendung der Reibunsselectri- eität zum Zünden von Sprengladungen. — Die Anwendung der Eleetrieität überhaupt zur Sprengung von Minen und dergleichen ist nicht neu, doch hat man sich, die Electrisirmaschine für unpra- elisch haltend, fast nur der Berührungselectricität dient. Es gibt je- doch Gelegenheiten, wo der Transport so leicht zu beschädigender Dinge, wie eines Ruhmkorfischen Apparates oder einer Batterie mit ihren Flüssigkeiten beschwerlich oder unmöglich sein würde, wie z. B. im Felde, deshalb hat der Verf. (Major im k. östreich. Genie- stabe), als vor 4 Jahren die k. Genie-Akademie den Befehl erhielt eine electrische Zündungsmethode für den Gebrauch der Genie -Truppe in Vorschlag zu bringen, die Electrisirmaschine wieder hervorgeholt und für den vorliegenden Zweck passend zu machen gesucht. Die hierzu angewandte Einrichtung und Anordnung kann jedoch im Fol- genden nur der Hauptsache nach mitgetheilt werden, da ein Eingehen in das Einzelne zur Unverständlichkeit führen würde. Der Apparat besteht aus 1. Electrisirmaschine, 2. Leitung, 3. Patrone. Die Ele- etrisirmaschine enthält zwei parallel gestellte Glasscheiben von 12" Durchmesser und 4‘ Dicke, von denen jede ihr Reibkissen hat, doch sind beide Kissen so in eine Blechbüchse eingesetzt, dass sie nölhi- genfalls von dem Dampfe eines unter der Maschine befindlichen klei- nen Dampfkessels erwärmt werden können, ohne mit dem Dampf selbst in Berührung zu kommen. Letzterer kann durch ein Abzugs- rohr entfernt werden. Zwischen beide Glasscheiben ragt als Condu- etor eine Stahlspitze, welche vom Knopfe einer Leydener Flasche von 276 [0]* äusserer Belegung ausgeht. Maschine und Leydner Flasche sind unveränderlich in ein gemeinschaftliches Gehäuse so eingelassen, dass die Maschine durch eine aussen angebrachte Kurbel in Bewe- gung gesetzt, und die Flasche durch einen ebenfalls von aussen zu regierenden Drücker entladen werden kann. An diesem Drücker: ist ein Haken angebracht, ein zweiter aus dem Gehäuse vorstehender Ha- ken steht durch metallische Leitung mit der äusseren Belegung der Leydner Flasche in Verbindung. Werden also diese beiden Haken in die zur Mine führende Drahlleitung eingeschaltet, so kann die Ent- ladung durch Hineindrücken des Ausladers geschehen, ohne dass ein Oefinen oder Abheben des Gehäuses erforderlich wäre, ebenso hei 180 der Ladung. So eingerichtet ist die Maschine selbst im strömenden Regen oder bei dichtem Nebel wirksam geblieben. Will man einen Theil der Leistung sowie der bequemern Handhabung opfern, so kann man der Maschine leicht eine solche Einrichtung geben, dass sie nur 17 Pfd. wiegt und leicht von einem Manne getragen werden kann, Das Amalgam für das Reibzeug wird erhalten durch Zusammenschmel- zen von 1 G. Th. Zink und Zinn und 1?/, G. Th. Quecksilber, welche Masse zerstossen und zu einem feinen Pulver gerieben und dann auf das mit reinem Fett gehörig eingeriebene Kalbfell des Reibkissens mittelst eines Siebes gleichförmig aufgetragen wird. 2. Die Lei- tung. Damit die Leitung ebenso rasch hergestellt als wieder ein- gezogen werden könne, ist der Draht (für Luftleitungen. weicher Messingdraht von 073mm Stärke) auf eine mit einer Handhabe ver- sehene Spule aufgewickelt. Indem man dann, diese Spule in der Hand, vorwärts schreitet, wickelt sich der Draht von selbst ab, Neben diesem ersten Manne, welcher den Draht abwickelt, bewegt sich ein Handwagen mit dem nöthigen Materiale, von welchem an passenden Stellen eine mit ihrem Isolator bereits versehene Stange (nach Art der bei Telegraphenleitungen üblichen, nur im verkleinerten Maass- stabe) und 3 Holzkeile abgeladen werden. Diese bezeichnen die Stelle, wo zwei nachfolgende Arbeiter mit Hilfe des Locheisens ein rein konisches Loch, bis zur Tiefe von 2° schlagen. Die beiden letz- ten Arbeiter endlich schlingen den Draht in doppelter Windung um den Isolator und setzen die Stange ein, welche der eine verkeilt, während der andere unter gehöriger Spannung des Dralites ihre ver- tikale Stellung besorgt. Wurde jener Wagen von Pferden gezogen, so konnten auf freiem Felde durch geübte und abgelöste Mannschaf- ten solche Leitungen, mit einer Geschwindigkeit hergestellt werden, welche der eines nicht zu schnell gehenden Fussgängers ziemlich gleich kam. Für unterirdische Leitungen war. der Draht mit Guttapercha umpresst und dann 2° dick, ohne an Beweglichkeit verloren zu haben. Die Erdleitung (als Ersatz für den zweiten Draht) wurde meist. durch Messingbleche von 2 []‘ Oberfläche gebildet, welche etwa 3‘ tief in die Erde eingegraben und reichlich mit Wasser begossen wurden. Jedem Zündapparate sind in einem besondern Kasten 2000 Klafter blanker und 400 Klafter umpresster Draht nebst allen zum Bau von Leitungen nöthiger Requisiten. 3. Die Patrone. Die Pulverladung wird nicht unmittelbar durch den electrischen Funken entzündet, son- dern erst durch Vermittlung eines sehr leicht entzündbaren Stoffes, welcher aus einer innigen Mengung gleicher Gewichtstheile Grauspiess- glanzerzes und chlorsauren Kali’s besteht. Diese beiden Substanzen werden vorher aufs Feinste gepulvert und brauchen erst kurz vor dem Gebrauche gemengt zu werden, wodurch die Gefahr der Entzün- dung vermieden wird, da die Bestandtheile der Mischung für sich ge- fahrlos sind. Um diese Masse in die Pulverladung setzen zu können, wird sie. vorher erst in Form von Patronen gebracht, Man fertigt aus starkem Papier Hülsen von 1 Zoll Höhe und !/, Zoll lichtem 181 Raume, zieht durch 2 seitwärts gestochene Löcher ein Drahtstück von beliebiger "Länge ‚ein, dem man durch Erwärmen in seiner Mitte jede Federung benommen hat, und formt es im Innern mit Hülfe eines Häkchens zu einer 5'' Beh Schlinge. Zur Befestigung derselben giesst man geschmolzenes Harz bis zu ihrer völligen Bedeckung ein, und lässt den einen Theil desselben an der Wand hinauffliessen. So bildet sich ein Napf von Harz, aus dessen Mitte ein Theil der Schlinge frei hervorragt, aus welchen dann mit einer Scheere ein so langes Stück reset wird, dass die niedergedrückten Drahtenden sch höchstens 1,1 gegenüberstehen. Mit einem Masslöffel wird dann die Zündmischung bis 2°' hoch eingefüllt, und mit einem runden Kartenblättchen bedeckt. Der übrige Raum wird mit lockerer Baum- wolle (Schiesswolle-Werg) bedeckt, welche dann durch einen Kork fest an. das Blättchen gepresst wird. Die beiden anderen Enden des eingesetzten Drahtstückes ragen dann an den Seiten der Patrone her- vor. Mit diesen Apparaten sind nun bei verschiedenen Manövern der Genietruppen ausgedehnte Versuche der manichfachsten Art angestellt worden. ‚Man hat 30—50 zu einem System verbundene: Flatterminen gleichzeitig entladen, während ‚ein andermal 36 Ladungen, die 6’ tief _ in die.Donau versenkt und 20 Stunden vorher eingesetzt waren, bei ‚einer Luftleitung von 500 Klaftern Länge gleichzeitig entzündet wurden. Selbst bei Anwendung schwacher Maschinen ging die Ent- zündung bei Leitungen von 1—6000 Klaftern Länge ohne Schwie- rigkeit vor sich. Die grösste Entfernung, bis zu -welcher die Zündung versucht wurde, betrug 4 Meilen. Es wurde dazu eine Telegraphen- leitung. benutzt; nach 3 Umdrehungen der Glasscheiben war die Leydner Flasche hinreichend geladen, um jede Patrone zu sprengen. Nur wenn beide, sowohl! die Hin- als die Rückleitung, in der Erde liegen, muss die Ladung kräftiger sein. — (Sitzungsber. Wien. Acad, XXI. Bd. S. 55.) 1 W. Chemie. Houzeau, Untersuchungen über den Sauer- stoff im status nascens. — Im Gegensatz zu Schoenbein und Marignac behauptet Houzeau: 1) die Identität des Ozons von jeder Quelle mit dem Oxygen im status nascens, da es dieselben Eigen- schaften besitze. 2) Seine Identität mit dem aus Baryumsuperoxyd gewonnenen Sauerstoff. Das Ozon sei ein einfacher Körper, Oxygen in einem besondern (allotropischen) Zustande. Denn es enthalte weder Wasserstoff, noch wäre es eine Verbindung mit Stickstoff. Seine Experimente lassen ihn schliessen, dass man zur Gewinnung von Ozon mit Hülfe der Volta’schen Säule am Besten nur wenig verdünnte Schwefelsäure anwenden dürfe bei zu geringem Wasserzusatz. Wenn man dagegen das Monohydrat der Schwefelsäure der Wirkung des electrischen Stromes aussetzt, so hört auch wieder die Erzeugung von Ozon auf, und es zeigt sich statt dessen am negativen Pol eine Entwickluug von Schwefelwasserstoff und ein Niederschlag von Schwefel. Houzeau glaubt, dass das Wasser vielleicht nur ‘dann 182 fähig ist, Ozon zu erzeugen, wenn es sich in einer chemischen Ver- bindung. befindet. Es ist also nach seinen Untersuchungen das Ozon, weit entfernt eine anormale, sich nur in Ausnahmefällen bildende Abänderung des Oxygen zu sein, zu betrachten als die eigentliche Ursache seiner Oxydationswirkungen, welche man schon früher einem besondern Zustande des Oxygen, dem Oxygen im status nascens zu- geschrieben halte, Keineswegs machen sie aber die Schlüsse seiner frühern Arbeit unsicher, nämlich dass der gewöhnliche Sauerstoff nur eine andere Modificalion des activen Sauerstoffs ist, wie er in den chemischen Verbindungen existirt, und der bei seiner Abscheidung aus denselben in den gewöhnlichen Sauerstoff umgewandelt wird. — (Journ. de Pharm. Tom. XXX. pag. 342.) S. Wicke, quantitative Bestimmung des Chlors im Chlorwasser. — Zweckmässig geschieht dies durch eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron. Hat man diese in das Chlorwasser gegossen, so’ stellt man das verschlossene Gefäss einige Minuten warm, zerstört nach Aufhören des Chlorgeruchs das überschüssige unterschwefligsaure Salz mittelst Salzsäure und fällt das Filtrat mit Barytsalz. 1 Aeq. Schwefelsäure entspricht: 1 Aeq. Chlor, dem Na0 S20?2, 4H0 und 4Cl= Na0 2503, 4 HCl. — (Ann. d. Chem, u. Pharm. Bd, XCIX. S. 99.) W. B. Pauli, über eine neue Darstellungsweise des Phos- phorstickstoffs. — P. hat das Verhalten des Schwefelphosphors zu Chlorammonium untersucht; er destillirte. gepulverten Fünffach- schwefelphosphor mit überschüssigem Chlorammonium, wobei Chlor- wasserstoff, Schwefelwasserstoff und zuletzt Schwefelammonium ent- wichen. Den Rückstand befreite er durch wiederholte Erhitzung in ‘der Retorte von Chlorammonium. Das erhaltene Präparat ist in Wasser und rauchender Salpetersäure unlöslich; mit Aetzkali ge- schmolzen entwickelt es Ammoniakgas; durch. trocknes .-Schwefel- - wasserstoffgas wird es vollständig — in der Glühhitze — in Schwefel- phosphor und Ammoniak zersetzt. ‘Mit metallischem Zink bis zum vollständigen Schmelzen des Zinks erhitzt, findet Zersetzung. und Am- moniakentwickelung statt. Eine gewogene Menge Substanz 'mit der Se 1ptachen Menge reinen Bleioxyd gemischt, mit Salpetersäure im Wasserbade zur Trockne verdampft und im Tiegel geglüht, gab im Mittel 92,64 pCt. Phosphor. Mit Natronkalk zersetzt, erhielt er 29,62 pCt. Stickstoft Durch Zersetzung mit Schwefelwasserstoff und Einleiten des Ammoniak in Salzsäure erhielt er einmal 33,09, das andere Mal 28,73 püt.; Stick- stoff. ‚Nach H. Rose enthält der Körper 30,1 bis 35 pCt. Stickstoff. Durch Zersetzung mit chromsaurem Bleioxyd in der Verbrennungsröhre erhielt. er im Mittel 13,42 Wasser d. h.. 1,491 pCt. Wasserstoff. Dabei waren jedoch Dämpfe von Untersalpetersäure mit in das Rohr übergegangen, somit ist der Wasserstoff zu hoch berechnet. Er 183 nimmt daher an, 'ın das Chlorealeiumrohr sei zweifach gewässerte Salpetersänre (NO°—- ,H0O) übergegangen. Daraus berechnet Pauli die Zusammensetzung der Verbindung wie folgt: N PN,H = 22,49 100,00 (Ebda Bd. 101 S. 41.) Hz. ©.Schmidt, über dieBorsäurefumarolen in Toscana. — Sch. fand die Angabe Payen’s über die Abwesenheit der Borsäure in den Fumarolendämpfen vor ihrem Durchgang durch Wasser nicht bestätigt. Er prüfte einen nahe bei der Fabrik am Monte Cerboli austretenden unbenutzten Dampfstrahl und fand, dass das Gas viel _ Kohlensäure und wenig Schwefelwasserstofl enthielt; ausserdem ver- hältnissmässig wenig Stickstoff und keinen Sauerstoff, während Payen von letzterem 6 Volumprocente angiebt. Die aus den Dämpfen ver- dichtete Flüssigkeit bräunte Curcumapapier, gab mit Barytwasser einen starken Niederschlag von kohlensaurem Baryt und mit Silber- lösung 'eine schwarze Färbung, die sich in Salpetersäure mit Hinter- lassung von etwas Chlorsilber löste. Mit Barytwasser übersättigt ent- wickelte sich in der Wärme reichlich Ammoniak. In 400€. C, die mit kohlensaurem Kali eingedampft wurden, ergab sich’ sowohl eine entschiedene grüne Färbung der Alkoholflamme als eine Bräunung des Curcumapapiers. Um die Quantität der in den Fumarolendämpfen vor der Berührung mit Wasser fertig gebildet enthaltenen Borsäure zu .be- stimmen, wurden 500 C.C. der aus dem Dampfe verdichteten Flüssig- keit mit Barytwasser zerselzt. Der weisse Niederschlag wog 1,353 Grm. und enthielt: Kohlensäure 0,4036 Grm., Kieselsäure und Sili- cate 0,027 Grm., Kalk 0,0099 Grm., Magnesia 0,0027 Grm., Eisen- oxyd und Thonerde 0,0074 Grm., Borsäure (?) 0,011 Grm., Baryt, wahrscheinlieh an Borsäure gebunden, 0,153 Grm., an Kohlensäure gebunden 1,238 Grm. Aus der Löslichkeit des borsauren Baryts in reinem und ammoniakhaltigem Wasser berechnet Sch. für die Fuma- rolenflüssigkeit ungefähr 1 pCt. Borsäure. — Der dunkelgraue Lagunen- schlamm besteht aus Gyps, unterschwefligsauren und schwelelsauren Salzen der Talkerde, Ammoniak und geringen Mengen Kali und Natron, etwas Schwefelammonium und kohlensaurem Ammoniak und dolomili- schem Kalkthon, durch Schweleleisen gefärbt. Theils in den Klär- bottichen, theils auf der 300 Fuss langen, 40 bis 50°C. warmen Bleibase oxydirt sich die unterschweflige Säure vollständig und be- deutende Mengen Gyps setzen sich als Pfannenstein ab. — Die Mutter- lauge nach dem Auskrystallisiren des grössten Theiles der .Borsäure hat 1,0987 spec. Gew. bei 18° C., röthet Lakmus, bräunt Curcuma, ist klar, hellgelblich, entwickelt beim Eindampfen Ammoniak ‚ später Schwefelsäure und hinterlässt nach dem Rothglühen eine geschmolzene, graue, sauer reagirende Salzmasse. — Die Zusammensetzung der Mutterlauge ist in verschiedenen Jahren starken Schwankungen unler- 184 worfen; offenbar je nach dem verschiedenen Wege, den ‚die Fuma- rolen sich bahnen und nach der verschiedenen Constitution des Unter- grundes, den sie durchbrechen. In 100 Theilen Mutterlauge sind enthalten : z 18555 1850 Schmidt Abich Schwelelsaures Ammoniak 9,667 5,328 Schwefelsaure Magnesia 1,843 4,116 Schwefelsaurer Kalk 0,102 0,160 Schwefelsaures Kali 0,419 1,086 ss Natron 0,515 0,266 Chlorammonium 0,109 0,178 Eisenoxyd, Thonerde v,011 0,019 Ammoniak 0,614 0,159 Borsäure 3,094 1,754 ‚16,373. . 13,066 . Die rohe Borsäure aus jenen Fabriken enthält ungefähr 80 pCt. krystallisirte Borsäure und ausserdem bei weitem überwiegend schwe- felsaurn Ammoniak und dessen Doppelsalz mit schwefelsaurer Magnesia, während nur ein wenig Gyps und Glauberit gleichzeitig oder vor der schwefelsauren Ammoniak-Magnesia mit der Borsäure sich ausscheiden. — .(Ebda Bd. XCYIII. S., 273.) urdWrsBl A. Vogel jun., über die quantitative Bestimmung des Bleioxyds. — V. fand bei genauer Untersuchung verschiedener Bleilegirungen und Bleigläser, dass, wenn man schwefelsaures Blei- oxyd mit dem Filtrum glüht, ein Theil des Oxyds durch die beim Verbrennen des Filtrums sich abscheidende Kohle zu Blei redueirt wird und verdampft, so dass dadurch ein Verlust von ungefähr 3 pCt, eintritt. Wird. hingegen das aus salpetersaurer Lösung gefällte schwefelsaure Bleioxyd, nachdem es 5 Tage lang ausgewaschen ist, in einem trocknen Luftstrom von 100 oder 200 Grad so lange ge- trocknet, bis keine Gewichtsabnahme mehr erfolgt, so entsteht stets ein Ueberschuss an Bleioxyd von 2 bis 3 pCt., indem das schwefel- saure Bleioxyd noch Salpetersäure haltiges Wasser enthält, welches nur durch Glühen ausgetrieben werden kann. Es folgt hieraus, dass verdünnte Salpetersäure weder durch lange fortgesetztes Waschen, noch durch Trocknen bei einer Temperatur von 200 Grad vom schwefelsauren Bleioxyd entfernt werden kann, was er durch die An- ‚nahme erklärt, dass das schwefelsaure Bleioxyd die Fähigkeit besitze, Wasser und Salpetersäure zurückzuhalten, ähnlich der Fähigkeit der Kohle, Farbstoff zurückzuhalten. Schwefelsaures Bleioxyd aus essig- saurer Lösung gefällt hält dagegen kaum Wasser zurück, erhält. aber die Fähigkeit, es sowohl als Salpetersäure zurückzuhalten, wenn man es einige Zeit in Berührung. mit Salpetersäure lässt. Aus den er- haltenen Resultaten ergiebt sich die folgende Methode: Das schwefel- saure Bleioxyd wird bei 100 Grad getrocknet, bis das Gewicht nicht 185 mehr abnimmt; und mit'dem Filtrum ‚gewogen‘, darauf ein Theil des schwefelsauren Bleioxyds geglüht und der hierbei entstehende Verlust auf die ganze Masse berechnet. —- Vogel‘ fand. ferner, dass beim Abscheiden des Bleies von Zink durch Schwefelwasserstoif' stets etwas Schwefelzink gefällt wird, ‚selbst bei grossem Ueberschuss von Sal- petersäure, und dass beim Zusammenschmelzen von Blei und Zink "sieh zwei Schichten bilden, deren oberste (Zink) gar kein Blei ent- ‚hält, während; die untere (Blei) 1,5 pCt. Zink aufnimmt. — (Neues Repertorium der Pharmaeie, Bd, 5, Heft 7.) Hh. - Kopp, Darstellung und Eigenschaften der Arsen- säure, — Bei Darstellung grosser Quantitäten dieser Säure hat sich fol- gendes Verfahren bewährt. Auf 400 Kilogrm. gepulverte arsenige Säure lässt man sehr langsam 300 Kilogrm, Salpetersäure von 1,35 spec. Gewicht fliessen. Dies wird in einer 1500 Liter fassenden Cisterne ‚, vorgenommen, Die Reaction beginnt fast augenblicklich und durch stete Erhöhung der Temperatur tritt ein lebhaftes Kochen ein, wäh- rend sich eine bedeutende Gasmenge entwickelt. Um den Verlust an Salpetersäure, sowie ihre schädlichen Einflüsse auf die Vegetation zu vermeiden, leitet man die Dämpfe mit Luft und Wasserdampf ge- mischt durch einen langen Kanal, welcher Coaks enthält, die entweder durch einen Wasserstrahl nass erhalten werden oder mit früher ge- wonnener verdünnter Salpetersäure begossen sind und unterhält den nöthigen Zug durch eine sehr hohe Esse. Man gewinnt ?/,—?/, der angewendeten Salpetersäure, jedoch verdünnt (spec. Gew. 1,15— 1,18). Nach. 24— 30 Stunden zieht man die klare Arsensäurelösung mittelst eines Bleihehers ab. Ein geringer Ueberschuss von arseniger Säure kann durch Zusatz von Y,ooo— "soo cone. Salpetersäure zur noch warmen Flüssigkeit vollständig oxydirt werden. — In dieser Lösung, welche die Consistenz der .concentrirten Schwefelsäure hat, bilden sich öfters bei einer Temperatur unter 15°C. klare, durchsichtige Krystalle, bald verlängerte Prismen, bald rhombische Blättchen, die äusserst leicht zerfliessen und ausserordentlich leicht löslich in Wasser sind, wobei die Temperatur öfters um 15°C, sinkt. Sie enthalten 24 pCt. Wasser; ihre Formel ist daher As?0°--4 Aq., also die dreibasische Arsensäure mit 1 At. Krystallwasser. Bei 100° schmelzen die Krystalle und verlieren Wasser, während sich ein weisslicher Niederschlag bildet, der aus‘ kleinen ‚Nadeln: besteht und 19 pÜt. Wasser enthält; die Formel ist daher As?0° — 3.Aq. Aus diesem Hydrat, das man leicht im Kleinen erhalten. kann, ‘wenn man, irgend eine Arsensäurelösung im Wasserbade bis auf ein; spec. Gew. von 2,2 verdampft, kann man die Säure As?0°--4 Agq. erhalten, deren Dar- stellung, im. Kleinen ‚mit Schwierigkeiten verknüpft ist, Löst man den Niederschlag in etwas ‚mehr als der Hälfte seines Volumens ‚Wasser und giesst die Lösung in die gleiche Menge der. über dem Nieder- schlag stehenden Mutterlauge, so bilden sich nach einiger Zeit viele Krystalle von As?0°+4 Ag. — Dampft man eine Arsensäurelösung 13 186 bei 140 oder 180° ab, so erscheinen nach und nach andere Kry- stalle (scheinbar gerade Prismen), welche hart und glänzend sind und stark an einander haften, sie enthalten 13,5 pCt. Wasser = As?0°--2 Aq. Dieses Bihydrat löst sich leicht in Wasser unter be- deutender Erhöhung der Temperatur. Erhält man die sehr conc, Lösung einige Zeit auf 200°€. und steigert dann die Temperatur | vorsichtig auf 206°C., so bildet sich das Monohydrat. Die Flüssig- keit trübt sich plötzlich, wird teigartig und verwandelt sich in eine perlglänzende, weisse Masse, Sie enthält 7,3 pCt. Wasser und wird nicht ganz leicht frei von wasserfreier Säure erhalten. Sie löst sich langsam in kaltem Wasser, in etwas erwärmtem aber sehr leicht und unter grosser Wärmeentwicklung. — In allen Auflösungen ist die Arsensäure als Trihydrat enthalten. Diese verschiedenen Säuren lie- fern alle in der Dunkelrothglühhitze wasserfreie Säure, die nicht mehr die Eigenschaften einer Säure hat. Sie ist ohne Reaction auf Lakmus, unlöslich in Wasser, Ammoniak etc. Nach langer Zeit jedoch zerfliesst sie in feuchter Luft und, geht in Trihydrat über. In der Rothgluth zersetzt sie sich ohne zu schmelzen in Sauerstoff und arsenige Säure. Erhitzt man eine grosse Menge plötzlich zum Kirschrothglühen, so zersetzt und verflüchtigt sich zwar der grösste Theil, aber ein kleiner Theil schmilzt doch, Die Gegenwart von sehr wenig Alkali erhöht die Schmelzbarkeit ausserordentlich. — Wasserfreie Arsensäure erzeugt auf der Haut bald Blasen, den Brandblasen ähnlich. Die entstehenden Geschwüre heilen leicht. Bringt man die Hände oft in Berührung mit einer bis zum Verschwinden der sauren Reaction verdünnten Arsen- säurelösung, so stellen sich allmälig, besonders unter den Nägeln, schmerzhafte Empfindungen ein, welche ımmer stärker werden, wäh- rend die Finger endlich bis zum doppelten Volumen anschwellen. Die Geschwulst ergreift sogar den Vorderarm und Ireten Fieher- anfälle ein. Durch Waschen der Hände mit Kalkwasser kann jedoch das Uebel sehr bald beseitigt werden. — K. fühlte sich während einer 2monatlichen Beschäftigung mit Arsensäure wohl, jedoch konnte im Exerement und Harn Arsensäure nachgewiesen werden. RK. will die Arsensäure stalt der Weinsäure in die Zeugdruckerei einführen. (Compt. rend. T. XLII. pag. 1069.) W. B. Thissier und Debray, Legirungen des Aluminiums. — Das Aluminium verträgt, wie das Zink, die fremden Metalle sehr schwierig; sie ertheilen ihm zwar Härte, nehmen ihm aber seine Hämmerbarkeit. Enthält es 1/,, Eisen oder Kupfer, so kann es fast nicht mehr bearbeitet werden. Silber und Gold machen das Aluminium viel weniger spröde. Eine Legirung von 5 Theilen Silber auf 100 Theile Aluminium lässt sich wie reines Aluminium verarbeiten und hat den Vorzug, dass sie härter ist und eine schönere Politur an- nimmt, Aehnlich verhält sich eine Legirung mit 1/,, Gold; sie ist jedoch viel weniger hart als die Silberlegirung. /4ooo Wismuth macht das Aluminium so spröde, dass es ungeachtet wiederholten Aus- 187 glühens beim Hämmern Risse bekommt. — Andererseits modifi- eirt das Aluminium die Eigenschaften der andern Metalle vortheilhaft, sobald der Zusatz nicht zu beträchtlich ist. 1/,, Aluminium ertheilt dem Kupfer den Glanz und die schöne Farbe des Goldes und zugleich eine solche Härte, dass es die zum Münzen dienende Legirung des .Goldes ritzt und zwar ohne im Geringsten seine Hämmerbarkeit zu verlieren. ?/,, Aluminium liefert mit dem Kupfer eine Legirung von blasser Goldfarbe, grosser Härte und bedeutender Hämmerbarkeit; sie bekommt durch Poliren einen Glanz wie Stahl. 5 Theile Aluminium auf 100 Theile Silber geben eine Legirung, die fast so hart ist, wie eine Silberlegirung, mit 1/,, Kupfer. Auf diese Weise kann man dem Silber eine hinreichende Härte ertheilen, ohne es mit einem giftigen oder sich oxydirenden Metall zu verbinden. Die Eigenschaften des Silbers werden nicht verändert. — Nach Debray legirt sich das Alu- minium mit der grössern Anzahl der Metalle meistens unter lebhafter Wärme und Lichtentwicklung. _ Man erhält Legirungen, welche voll- kommen homogen sind, sich regelmässig bearbeiten lassen und grosse Vortheile gewähren. So besitzt z. B. eine Legirung von 10 Theilen Aluminium mit 90 Theilen Kupfer eine grössere Härte als die Bronze (im Verhältniss von 51 zu 49) und lässt sich in der Wärme leichter bearbeiten als das beste Stabeisen. Vergrössert man das Verhältniss des Aluminiums, so erhält man meistens härtere Legirungen; bei Gold und Kupfer werden dieselben spröde, wenn das Aluminium eine sehr beschränkte Grenze überschreitet. Diese Metalle verlieren zu- gleich ihre. Farbe und werden bald ganz farblos. Man begreift diese Thatsache leicht, wenn man den ungeheuern Volum - Unterschied von gleichen Gewichten des Aluminiums und jener Metalle berücksichtigt. Das spec, Gew. des ersteren ist = 2,76. Das Aluminium erhält durch die Vereinigung mit fremden Metallen neue Eigenschaften. Mit einer kleinen Menge Zink, Zinn, Gold, Silber oder Platin wird es glänzender, etwas härter, bleibt jedoch hämmerbar. Eisen und Kupfer eriheilen ihm keine besonders nachtheiligen Eigenschaften, wenn der Zusalz nicht ein sehr grosser ist. Die Legirung des Alu- miniums mit bloss 1— 2 pCt. Natrium zersetzt das kalte Wasser leicht; die Bildung. derselben verursachte anfangs bei der Aluminium- fabrikation bedeutende Verluste. D. hat die Hämmerkeit und Zähig- keit eines Aluminiums, welches 7 bis 8 pCt, Eisen enthielt, von denen des: reinen nicht sehr abweichend gefunden. Das mit Eisen verun- reinigte Aluminium lässt sich ebenso leicht wie das Natrium haltige durch blosses Schmelzen mit Kalisalpeter reinigen. , 5. Theile Alumi- nium ‚auf 95 Theile Eisen ‚vermindern ‚die Eigenschaften. des leiztern nicht sehr. — Eine Legierung von 97 Theilen Aluminium und 3Theilen Zink ist wenig härter als das reine Aluminium und sehr, hämmerbar ; an Glanz steht sie keiner andern Legirung des Aluminiums nach. Das Alumium kann 10 pCt. Kupfer enthalten, ohne die Hämmerbarkeit zu verlieren, die jedoch abnimmt. Mit mehr Kupfer wird es spröde und bleibt weiss, so lange jenes 80 pCt. nicht überschreitet. — Die oben 13 188 erwähnte Aluminiumbronze mit 10 pCt. Aluminium ist nicht nur in der Wärme schmiedbar‘, sondern widersteht auch sehr gut einer . Atmosphäre, welche. Schwefelammonium enthält. Die gelbe Farbe ist sehr schön, steht jedoch im Glanze der Legirung von 5 Theilen Alu- minium auf 95 Theile Kupfer nach. Die Legirung aus 3 Theilen Silber und 97 Theilen Aluminium hat eine sehr schöne Farbe und verändert sich in einer Atmosphäre, die Schwefelwasserstoff enthält, gar nicht. Gleiche Theile Aluminium und Silber geben eine Legirung, welche so hart wie Bronze ist. — “Die Legirung aus 99Theilen Gold und 1 Theil Aluminium ist sehr hart, jedoch hämmerbar; ihre Farbe gleicht derjenigen des grünen Goldes. Mit 10 pCt. Aluminium ist die Legirung farblos und spröde. — (Compt. rend. Novbr. 1856. Nr. 18 und 19.) W.B, Gorup-Besanez, bedeutender Eisen- und Mangan- gehalt der Asche einer Wasserpflanze. — Die Unter- suchung der Asche von der Wasserpllanze Trapa nalans, die in.der Umgegend von Erlangen in Teichen vorkommt, ergab bezüglich des Eisen- und Mangangehaltes und der Vertheilung der Aschenbestand- theile in den über und unter dem Wasserspiegel liegenden Organen merkwürdige Resultate. Die Asche von letzteren ist ganz dunkelbraun gefärbt und enthält ausser den gewöhnlichen Bestandtheilen der Pflanzenaschen so bedeutende Mengen von Eisen- und Manganoxyd, wie sie wohl noch nie bei einer Pflanzenasche und namentlich einer Wasserpflanze gefunden sind. — Im Mittel von zwei gut stimmen- den Beobachtungen sind in 100 Theilen kohlensäure-, kohle- und sandfreier Asche enthalten: phosphorsaures Eisenoxyd 6,01, Eisen- oxyd 19,65, Manganoxyduloxyd 13,85. Die Asche der über dem Wasserspiegel befindlichen Organe, der sogenannten Hochblätter, er- gab ein sehr abweichendes Resultat, indem hier der Eisen- und Mangangehalt ein bedeutend geringerer ist. — Die Thalsache, dass das Wasser dieser Teiche stark manganhaltig sei, beeinträchtigt das Interesse, welches der Befund darbietet, nicht, denn lelzteres liegt vorzüglich darin, dass er zeigl, welch bedeutende Mengen solcher sonst ungewöhnlicher Bestandtheile eine Pflanze unter Umständen aufzunehmen vermag, — (Annal. d. Chemie u. Pharmacie. Bd. C, S. 106.) W. B. Bertagnini, künstliche Darstellung der Zimmt- säure. — Die Untersuchungen von Chiozza über die Constitution der Zimmtsäure erweckten in B. den Gedanken, die künstliche Bildung dieser Säure durch die Vereinigung der in ihre 'Constlitulion ein- gehenden Atomgruppen zu versuchen, Die Zersetzung der Zimmtsäure in Benzo&ösäure und Essigsäure führte natürlich zu der Voraussetzung, dass in ihre Constitution die in der Essigsäure und in der Benzo&- säure enthaltenen Atomgruppen eingehen und es liess sich annehmen, sie entstehe durch die Paarung von gewöhnlichem Aldehyd mit Benzo&- säure oder durch die Paarung des Aldehyds der Benzo@säure mit Essig- 189 „säure. Leizteres hielt B. für wahrscheinlicher. _Um ‚diese Paarung zu bewirken, mischte er äquivalente Mengen Chloracetyl und reines und trocknes Bittermandelöl. Das’ Gemisch wurde in Glasröhren einge- schlossen und während 8 bis 10 Stunden auf 120 bis 130° C. erhitzt, Beim Erkalten hatten sich durchsichtige Krystalle abgesetzt. Das Er- hitzen wurde nun 12—15 Stunden lang fortgesetzt. Beim Oeffnen der Röhre entwickelte sich mit Heftigkeit ein Strom von Chlorwasser- stoffgas und die Flüssigkeit wurde zähe. Als diese Masse mit Wasser ausgekocht und der wässerige Auszug siedend filtrirt wurde, setzte Jas Filtrat weisse glänzende Nadeln ab. Besser ist es die Masse mit ammoniakhaltigem Wasser auszuziehen und dann die Flüssigkeit mit Salzsäure zu zerselzen. Die krystallinische Substanz zeigte alle Eigen- schaften der Zimmisäure., Ihre Bildung lässt sich durch. folgendes Schema versinnlichen: c12460? c?H3C10? = C1°H30* —+- HCl Bittermandelöl Ghloracetyl Zimmtsäure (Ebda S. 125.) W. B. | Landerer, Chloroform, ein Heilmittel gegen die Seekrankheil. — Auf einer Seereise von Zea nach Athen, wo in Folge eines heftigen Sturmes sämmtliche 20 Passagiere des hin- und hergeworfenen Schiffes die Seekrankheit bekamen, lernte L. das Chloro- form als ein wahres Specificum gegen die genannte Krankheit kennen; es zeigte wirkliche Wunderkraft. 6 bis 10 Tropfen mit Wasser ge- nommen, linderten den Brechreiz so gründlich, dass alle Anfälle be- seitigt wurden. Die Kranken richteten sich nach wenigen Augenblicken auf, setzten sich dem Winde aus und ertrugen von nun an alle Un- bilden des Sturmes leicht. Nur bei zwei Frauen musste die Dosis wiederholt werden, um sie herzustellen. — (Wittstein’s Vierteljahrs- schrift, Bd.V. S. 531.) W. B. Maschke, Reinigung der Gutta-Percha durch Chlo. roform. — Löst man die rohe Gutta Percha in 40 Th. Choroform, so erhält man eine trübe, braune Flüssigkeit, die sich leicht filtriren lässt und in kleinen Mengen fast farblos erscheint. Anf dem Filter bleiben Holzstücke, Sand und eine braune Substanz, der die rohe Gutta Percha zum grössten Theil ihre Farbe verdankt. Lässt man die Lösung I bis-2 Wochen ruhig stehen, so haben sich alle Unrei- nigkeiten, mit Ausnahme der Holzstücke, auf dem Boden des Gefässes abgelagert. Die Gutta-Percha-Lösung ist durchaus klar. Nimmt man 20 Th. Chloroform so lässt sich die Lösung nicht filtriren, wvohl aber wird sie durch Absetzenlassen nach längerer Zeit vollkommen klar. — Um die gereinigte Gutta-Percha, deren sich die Zahnärzte zur Ausfüllung hohler Zähne, zu Gaumunterlagen hei künstlichen Ge- bissen, so wie rolh gefärbt zur Nachahmung des Zahnfleisches be- dienen, darzustellen, verfährt M. folgendermassen: er übergiesst 1/, Pfd. Gutta-Percha mit 10 Pfd. Chloroform. Die Lösung ist nach 2 bis 3 Tagen erfolgt. Zu dieser Lösung setzt er 2 Unzen Wasser, schüttel 190 das Ganze gut durch und überlässt es der Ruhe. Nach 2 Wochen ist die Reinigung vollständig erfolgt; die Unreinigkeiten schwimmen oben auf und die klare Lösung wird durch einen Heber abgelassen. Da jedoch kleine Quantitäten der braunen Substanz ganz bedeutende Massen reiner Gutta-Percha bräunlich färben, so wird die Lösung fil- trirt und erscheint dann von weingelber Farbe. Das Chloroform wird durch Destillation aus dem Wasserbade abgeschieden. — Die gerei- nigte Gulta-Percha bildet eine weiche "blasige Masse, die durch ab- wechselndes Malaxiren und Erwärmen in kochendem Wasser zu einem gleichmässigen Aussehen gebracht und dann zu dünnen Stengelchen ausgerollt wird. Die Farbe ist weiss mit einem kleinen Stich ins Bräunliche. —— Vollkommen farblos kann man die Gulta-Percha nur erhalten, wenn man die Lösung mit Knochenkohlg, behandelt. Die Filtration ist-aber sehr schwierig und wenn die geringste Spur der Kohle durch das Filtrum geht, so wird-die Gutta grau gefärbt, - Durch Maceriren mit Alkohol oder Aether wird zwar die Gutta scheinbar weiss, wie das schönste Elfenbein, aber beim Erwärmen tritt die bräunliche Färbung wieder hervor. — Es gibt jedoch rohe Sorten, welche den braunen Farbestoff entweder gar nicht oder nur in sehr geringer Menge enthalten. — Beim Reinigen hält die Gutta-Percha kleine Quantitäten Chloroform und Alkohol mit grosser Hartnäckigkeit zurück, werden diese nicht his auf ein Minimum entfernt, so veran- lassen sie ein Brüchigwerden. (Arch. der Pharm. Bd. LXXXIX. S. 31.) W.B. Wittstein, Prüfung des Guano auf seinen Werth als Dünger. — Bei dem enorm gesteigerten Verbrauche des Guano kommen vielfache Verfälschungen vor, welche dessen Werth sehr ver- ringern. Es ist deshalb unerlässlich, ihn beim Einkaufe einer Prü- fung zu unterwerfen. W. gibt hierzu felgendes Verfahren. Qualita- tive Untersuchung. Die verschiedenen Sorten des echten Guano sind in ihren: äusseren Merkmalen‘ sehr oft ungleich. Die besseren Sorten — der. peruanische Guano — besitzt folgende Merkmale. Er ist ein gelbbraunes bis chocoladenbraunes, erdiges, feinkrümeliges, oft in ‚grössern Klumpen lose zusammengeballtes, etwas feuchtes Pul- ver, verbreitet einen eigenen urinösen, fast extrementarligen, zum Niesen reizenden Geruch und hat einen schwachen stechend salzigen Geschmack. In seiner. Masse finden sich zahlreiche weisse, leicht zerdrückbare Klumpen, welche an der Luft bald verwiltern, in Staub zerfallen und dabei einen sehr starken, ammoniakalischen Geruch. ver- breiten. — Erhitzt entwickelt der Guano weisse, starkammoniakalisch- riechende Dämpfe, schwärzt sich, verbrennt mit schwacher Flamme und hinterlässt eine grau. bis bläulich- weisse, schlackige Asche, welche 30 bis 35 pCt. beträgt. Ist..die Asche gelblich oder röthlich, so deutet dies auf Verfälschung mit Lehm etc., sie wiegt dann auch mehr (bis 80 pCt, und darüber). Die Asche löst sich in. Salzsäure bis ‚auf einen Rückstand von 1L—2 pCt. Mit Kalkhydrat und Was- 191 ser angerührt riecht der Guano stark ammoniakalisch; je mehr dieser Geruch hervortritt, um so besser ist der Guano. Beim Trocknen im Wasserbade verliert er nur 20 pCt. seines Gewichts; ein Mehr deu- tet auf absichtliche Befeuchtung. — In Wasser geworfen fällt der Guano rasch zu Boden, durch Kechen mit Wasser werden ihm 50 bis 60 pt. entzogen; 40 bis 50 pCt. bleiben demnach ungelöst. Schlechte Sorten hinterlassen 70 bis 80 pCt. Ein mit in Wasser lös- lichen Salzen (Kochsalz etc.) verfälschter Guano würde hiernach als eine gute Sorte erscheinen, wenn auf den Aschengehalt keine Rück- sicht genommen würde. — Mit Salzsäure übergossen zeigt sich nur schwaches Aufbrausen. Starkes Aufbrausen deutet auf beigemengten Kalk; ın diesem Falle liefert er auch viel Asche. . Mit Salpetersäure befeuchlet und in einer Porcellanschale eingetrocknet, nimmt der Guano eine schön roihe Farbe an. In concentrirte Chlorkalklösung gewor- fen entwickelt der Guano sofort Gasblasen von Sauerstoff. — Quan- titative Untersuchung. Die Zahl. der im Guano seither gefun- denen Bestandtheile ist sehr beträchtlich. Es sind folgende: Salmiak, oxsalsaures, harnsaures, phosphorsaures, humussaures und kohlensau- res Ammoniak, schwefelsaures Kali und Natron, phosphorsaure Am- moniak-Magnesia, phosphorsaurer Kalk, Chlornatrium, Thonerde, wachs- ähnlicher Stoff, kohlensaurer Kalk, unbestimmte organische Stoffe, Wasser, Sand. Sämmtliche Bestandtheile zu bestimmen, ist unnöthig. Es reicht vollkommen aus, wenn man nur auf folgende Rücksicht. nimmt: Wasser, organische Substanzen inel. Ammoniak, phosphorsau- ren Kalk incl. phosphorsaure Magnesia, Alkalisalze und Sand. Dann ermittell man noch durch besondere Versuche den Stickstoff und den Ammoniakgehalt. — Bestimmung des Wassers. Man mengt 500 Gran Guano gut mit: 10 Tropfen Salzsäure und trocknet im Wasserbade vollständig aus, Auf diese Weise geht alles Wasser, aber kein Ammoniak fort. 2. Bestimmung der organischen Stoffe inel, Ammoniak. 250 Gran Guano werden in einem Platin- oder Porcellantiegel vollständig eingeäschert. : Zu dem Gewichte der hierbei gebliebenen Asche addirt man die Hälfte des bei 1. gefundenen Was- sers und zieht die Summe von 250 ab. Der Rest ist das Gewicht der organischen Stoffe incl. Ammoniak. 3. Bestimmung des phosphorsauren Kalkes und der phosphorsauren Mag- nesia. Die in 2. erhaltene Asche wird mit Salzsäure ausgezogen und das Filtrat mit Ammoniak im schwachen Ueberschuss versetzt, Der Niederschlag wird ausgewaschen, getrocknet und geglüht. ‘Er be- steht aus basisch-phosphorsaurem Kalk (3Ca0-+-PO°) nebst pyro- phosphorsaurer Magnesia (2MgO 4 P0°). Letztere macht etwa As bis Ya des ersteren aus; es ist überflüssig, sie besonders zu bestimmen. 4. Bestimmung der Alkalisalze. Die von dem in 3. erhaltenen Niederschlage abfiltrirte Flüssigkeit enthält, wenn der Guano unverlälscht ist, nur noch Alkalisalze. Man dampft zur Trockne ein, glüht und wägt den Rückstand. . Er besteht wesentlich aus schwe- felsaurem Kali und Natron, kann aber möglicher Weise auch kleine 192 Antheile: dieser Basen an Phosphorsäure und Chlor gebunden enthal- ten, . die aber nieht besonders bestimmt werden, 5. Bestimmung des Sandes. Der bei 3. ungelöst gebliebene Autheil der Asche wird geglüht, gewogen und als Sand in Rechnung gesetzt. 6. Be- stimmung des Stickstoffs. Um die Menge des gesammten Stickstofls des Guano (im Ammoniak und den organischen Stoffen) zu bestimmen, werden 10 Gran Guano nach ‘den bekannten Meiho- den von Varrentrapp und Will behandelt! Die besseren Sorten Guano enthalten 12 — 14 pCt. Stickstoff; die schlechteren I— 5 plt. 7. Be- stimmung des Ammoniaks. "Bequem und hinreichend genau ist die Methode, die sich auf das Verhalten der Ammoniaksalze zu Chlor- kalklösung gründet.. Erstere entwickeln hier ihren Stickstoff gasför- mig. Statt aber das Gas aufzusammeln und zu messen, hat Wöhler _ zweckmässig empfohlen das Volum von Wasser zu messen, welches von dem entwickelten Gase verdrängt wird. Der einfache Apparat, der hierbei in Anwendung kommt, besteht aus einer Flasche, die un- gelähr 1/, Pfd. Wasser fasst, versehen mit einer zweimal gebogenen engen Glasröhre. Der eine, etwas kürzere Schenkel der Röhre wird luftdieht durch einen in den Hals der Flasche passenden Kork ge- steckt und unten aulwärts umgebogenen, um hierdurch das Entwei- chen von Gasbläschen möglichst zu verhüten. Er reicht bis nahe an den Boden der Flasche. — Durch den Kork wird nun noch eine zweite ganz enge und kurze Röhre gesteckt die nur dazu dient, der beim Einstecken des Korks verdrängten Luft einen Ausweg zu geben. Der zweite, etwas längere Schenkel der Röhre taucht in einen schmalen Cylinder, der in Cubikcentimeter getheilt ist. Die Flasche wird halb mit frisch bereiteter, concentrirter, etwas freien Kalk enthaltender Chlorkalklösung gefüllt und in dem abgeschnittenen Ende einer Proberöhre, in die man, damit es senkrecht schwimmend bleibt, einige Schrotkörner gelegt hat, 20 "Gran Guano abgewogen. Vermit- telst eines Eisendrahtes wird es in die Chlorkalklösung gesenkt, so dass es darauf schwimmt, der Kork mit den Röhren luftdicht aufge- setzt, die Mündung der kleinen Röhre mit Wachs verschlossen und die Flasche bewegt, so dass das Guanogefäss 'umfällt und untersinkt. Es fliesst dann in den graduirten Cylinder dem Volum nach eben so viel Flüssigkeit aus, als sich aus dem Guano Stickgas entwickelt. Hat die Entwickelung ‘aufgehört, so lässt man die noch die Glasröhre er- füllende Flüssigkeit zu der im Cylinder fiiessen, worauf man die Maas- theile abliest. 100 €. C. Stickgas, entsprechend 100 C. C. Flüssig- keit im Cylinder, wiegen 2,003 Gran und bilden mit 300 C, C. Was» serstoflgas, welche 0,425 Gran wiegen, 2,432 Gran Ammoniak, — 20 Gran guter Guano entwickeln 70 bis 100 C. Q. Stickgas; der Anı- moniakgehalt des guten Guano beträgt hiernach 7 bis 12 pCt. In den schlechteren Sorten findet man oft kaum %/, pCt. Ammoniak. — (Wiustein’s Vierteljahrsschr. Bd. IV. Heft 3.) W. B. Hesse, über die Ammoniakbasen im peruanischen Guano. — Die Entstehungsweise des Guano, 'sowie der eigenthüm- 195 liche‘ Geruch’ desselben, legten die Vermuthung nahe, dass Kohlen- wasserstoff-Ammoniake' diesen Geruch bedingen möchten, obwohl der- selbe aueh von einer 'Fettsäure, die nach ihren Reactionen Bultersäure zu sein scheint, bedingt sein könnte. In dem Ammoniak von 15 Pfd. Guano konnten aber nur Spuren von Aminbasen nachgewiesen wer- den.‘ Die salzsaure Verbindung des einen bildete mit Goldchlorid versetzt nach dem Verdampfen der Flüssigkeit im Vacuum ein Salz, das, dem Geruche nach zu urtheilen, den ‘die entbundene Base ver- breitete, das Monamylammoniumgoldchlorid war, während die des anderen mit Goldehlorid unter gleichen Umständen okta@drische Kry- stalle von orangerother Farbe bildete, die nach ihrem Löslichkeits- verhältnisse zu schliessen, das Goldsalz eines Triamins excl. Trimethyl- amins war. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LXVIII. S. 60.) W.B. Derselbe, Trimethylamin im Safte der Runkelrü- benblätter. — Behandelt man den frischen Saft mit Kali bis zur basischen Reaction, so entwickelt sich Ammoniak, dem aber Amine und hauptsächlich 'Trimethylamin beigemengt sind, die die Ursache des penetranten Geruchs sind. Ausserdem fand sich eine Base vor, deren Goldsalz das Ansehen von Monamylammoniumgoldchlorid hatte, eine andere bildete in ihrer Chlorverbindung mit Goldchlorid bedeutende Krystalle von orangerother Farbe. (Ebenda S. 60.) W. B. Desaignes, Trimethylamin aus Menschenharn. — Bei dem Abdampfen grosser Mengen Menschenharn machte sich der eigenthümliche Geruch des hierbei entweichenden kohlensauren Am- moniaks bemerkbar. Um die Ursache desselben aufzufinden, unter- warf. D. den Harn der Destillation. Das Desiillat, welches stark nach Ammoniak roch, zeigte auch Geruch nach Seefischen. Mit Salzsäure schwach übersättigt, färble es sich röthlich, durch den Gehalt an einer der im Harn durch Staedler aufgefundenen Säuren. Durch Kr;stalli- sation wurde viel Chlarammonium ausgeschieden. Die Mutterlauge wurde. zur Trockne verdampft, der Rückstand mit Alkohol ausgezogen und die alkoholische Lösung mit Platinchlorid versetzt. - D. erhielt schöne Krysalle des Doppelsalzes von ‚salzsaurem Trimelhylamin und Platinchlorid® 65 Liter, die durch die Destillation von vorher con- centrirtem Harn erhalten waren, gaben 2,200 Grm. Chlorammonium und nur 17 Grm. des Platindoppelsalzes von Trimethylamin, entspre- chend 3,7 Grm, freien Timethylamins. — D. lässt es dahin gestellt sein, ob man dasselbe als einen hier existirenden Bestandtheil des Harns oder als Zersetzungsproduct desselben zu betrachten habe. — (Compt. rend. T. XLIII. pag. 670 ) . W. B. Maumen&, Gonservirung des Runkelrübensaftes durch Kalk. — Versuche im Grossen haben gezeigt, dass der so leicht in Gährung übergehende frische Saft der Runkelrüben sich mit Kalk versetzt sehr gut 2?/, Monate lang erhalten lässt. Ausserdem wird “dadurch. schon in der Kälte eine Abklärung des Saftes bewirkt, 194 welche leicht selbst bei grossen Mengen durch Kohlensäure beendigt werden kann und ein Eindampfen an freier Luft gut möglich macht. Es tritt dabei keine Färbung ein und man kann die Anwendung von Knochenkohle umgehen, wenn die Rüben nicht alt gewesen sind.. In einer französischen Fabrik wurde ein in den letzten Tagen ausge- presster Rübensaft nach Stägiger Conservation durch Kohlensäure ge- klärt, wobei sich im Allgemeinen Folgendes ergab: Die Ausbeute war so gross, als ob man die Rüben sofort verarbeitet hätte, die Syrupe waren ohne Anwendung von Kohle nicht gefärbt, der Schaum ‚senkte sich bei Anwendung von Kalk und Kohlensäure in 40 Secunden, wäh- rend dies sonst gewöhnlich bei gleicher Grädigkeit erst in 90. Se- cunden geschah. Die Krystallisation war gut. Durch dieses Ver- fahren verschwinden die Differenzen in der Ausbeute zwischen Anfang und Ende der Campagne. (Ibidem T. XLII. pag. 645.) W.B. Rolbe, über eine neue Bildungsweise des Benzoyl- wasserstoffs und die chemische Constitution der Al- dehyde. — Die Chemiker theilen gegenwärlig, wie es scheint, ziemlich allgemein die Ansicht, dass die Benzo@säuren, das Chlor- benzoyl etc. Verbindungen des sauerstoffhaltigen Benzoylradikals sind. Nur über die chemische Constitution des Benzoylwasserstoffs ist man noch im Zweifel. Ob derselbe die Wasserstoflverhindung des sauer- stoffhaltigen Benzoyls oder die Oxydhydratverbindung des sauerstofl- freien Radikals (C,4H,) ist, darüber muss der Versuch entscheiden, ob sich Benzoylwasserstoff aus dem Chlorbenzeyl oder aus einer andern Haloidverbindung des sauerstoffhaltigen Benzoylradikals - durch geeignete Behandlung mit Wasserstoff im status nascens direct er- zeugen lässt oder nicht. Ersteres ist K. gelungen durch Zersetzung von Üyanbenzoyl mittelst granulirten Zinks unter Zusatz von über- schüssiger Salzsäure. Gegen Ende der Operation überzieht sich das Zink mit einer schmutzig-gelben, schmierigen Masse, in welcher aller gebildeter Benzoylwasserstoff enthalten ist, und aus der er durch Destillation mit Kalilauge gewonnen wird. Die chemische Analyse ergab die Formel 0,,1,0,. Jene gelbe Masse scheint übrigens Benzoyl- wasserstoff nicht als blossen Gemengiheil zu enthalten, sondern eine bestimmte chemische Verbindung desselben (vielleicht nrit Blausäure) zu sein. Die Zersetzung des Cyanbenzoyls in Blausäure und Benzoyl- wasserstoff erfolgt übrigens auch, wenngleich langsamer durch an- haltendes Erwärmen mit Hg und CIH. — Hieraus glaubt K. schliessen zu dürfen, dass Chlorbenzoyl, Cyanbenzoyl und Benzoylwasserstoff gleiche chemische Constitution besitzen, ihre Formeln schreibt er so: Chlorbenzoyl KORSEE)NLZO,, Cl Gyanbenzoyl (C42H;) 0,0,, Cy Benzoylwasserstoff (C,51l,) C,0,, H Ob man übrigens sämmtliche Aldehyde ebenfalls als Wasserstoff- verbindungen sauerstoffhaltiger Säureradikale ansehen kann, darüber muss erst ein Experiment entscheiden, indem man versuchte, aus irgend 195 einer Acetylverbindung in ähnlicher ‘Weise wie. K. den Aldehyd zu erzeugen. — (Schriften der Gesellsch, zur Beförder. sämmil. Na- turwissens. zu Marburg. Bd. VIII. 1857.) W. H. Geologie. C. 5. Ehrenberg, über den Grünsand und seine Erläuterung des organischen Lebens. Mit 7 Tf. Berlin 1857. 4°. — In dieser Abhandlung sind verschiedene geolo- gische und paläontologische Untersuchungen niedergelegt, über welche wir hier im Zusammenhange berichten. I. Zur Kenntniss der Natur und Entstehung des Grünsandes, Schon im Jahre 1823 wies Hum- boldt auf die geologisch weite Verbreitung dieses Gesteines hin und seitdem ist es mehrfachen Untersuchungen unterworfen worden. . E. lenkte seine besondere Aufmerksamkeit auf das Vorkommen im Num- mulitenkalk in Folge des veränderten Zustandes der Nummuliten. Sowohl der Nummulitenkalk von Trauenslein als der von Montfort in Frankreich besteht hauptsächlich aus Polythalamien und kleinen Muschel- frasmenten, dazwischen kleine sternförmige Krystalldrusen, Das Eigen- (hümliche darin war die Steinkernbildung. Nach Entfernung des Kalkes dureh Salzsäure blieb ein Steinkern zurück, der aus Grünsand besteht und leicht zerfällt, so dass seine polythalamische Herkunft nicht mehr zu erkennen ist. E. bestimmte eine ganze Reihe derselben. Er unter- suchte alsdann den Grünsand des Pariser Grobkalkes und erkannte auch darin deutlich die Zellkerne von Polythalamien, so von Trilo- eulina oblonga, Quinqueloculina saxorum, Alveolina Bosci, Sorites complanalus u. a. Er gelangte dadurch zur Aufstellung bestimmter Verkieselungsgesetze: 1. Die kleinen Kalkformen finden sich als volle, leicht. erkennbare Steinkerne; 2. als Umwandlung der Kalkschale in Kieselschale ohne Steinkernbildung,; 3. als mangelhafte Erfüllung nicht aller Zellen der Polythalamien, sondern nur einiger ohne Zusammen- hang. Auch hinsichtlich der Substanz erkennt man wesentliche Ver- schiedenheiten;, nicht Alles ist Grünsand -oder Eisensilicat, es kommen auch weisse, orangegelbe, hochrothe und schwarze vor. Diese Silicate haben polythalamische Zellenformen oder nicht. Im letzteren Falle ähneln sie den Meniliten im kleinsten Massstabe. Bei Anwendung von schwacher Säure werden mehr und bessere Formen sichtbar, bei starker oft gar keine, indem die heftige Gasentwicklung die For- men zerreisst. E. wendet daher schwache Säure und allmählige Auf- lösung an, süsst den Rückstand mit destillirtem Wasser aus und bringt ein Pröbchen des feinsten Sandes mit dem Pinsel unter 300- malige Vergrösserung; zur Fixirung überzieht er sie mit canadischem Balsam und einem Glimmerblätichen. Er ging nun zur Untersuchung des Kreide- und Juragrünsandes über. Der Kreidegrünsand Alabamas ist ein durch ein körniges grünes Eisensilicat gefärbter mürber Mergel, dessen Kalktheile häufig als wohlerhaltene Polythalamien er- kennbar sind und dessen Kieseltheile ausser den Körnern viele Meeres- polygastern, Phytolitharien, Serpulakerne, Entomostraceen und quarzi- gen Trümmersand enthalten. Die organischen Kieselformen sind deut- 196 lich, der Grünsand hat oft unverkennbar polythalamische Zellenformen. Auch kommen farblose Steinkerne vor im Innern mit schwarzen Mor- pholitkugeln traubenarlig von einem schwarzen Eisensilicat gebildet.‘ Dieser Grünsand ist eine brakische Bildung. Der von Werl in West- phalen enthält viele Kreidepolythalamien, deren Kerne nach Auflösung der Schale hellgrün oder schwärzlich sind. In englischen Grünsanden fanden sich Guttulinen, Textilarien, Rotalien, Planulinen, welche nach Auflösung mit Säure ihre Kerne zurückliessen, grüne und wasserhelle, opalartig. Die gröberen Grünsandkörner erschienen als Zellenkerne, viele Melonienkernen, Der lockere Juragrünsand von Moskau zeigt unter dem Microseop einen groben quarzigen Trümmersand mit vielen schwarz-grauen einfach lichtbrechenden Körnern und dazwischen fei- nen stängligen Sand doppelt lichtbrechend. Letzteres verschwindet durch Säure und besteht daher wohl aus späthigen Polythalamien; die schwarzgrünen Körner haben häufig die Form von Zellkernen. Der feste Juragrünsand ebendaher hat ebenfalls nur späthige Theil- chen, aber die sichelförmigen, nierenförmigen, halbmondförmigen grünschwarzen 'Körner erinnnern lebheft an polythalamische Zellkerne, und die weisslichen Kieselstäbe müssen als Geolithien gedeutet wer- den. Der feste grüne Sandstein der ältesten Uebergangsschichten von Petersburg besteht ganz aus Quarzkörnern und zahlreichen grün- schwarzen Körnern, beide mit einem spärlichen weisslichen Binde- mittel verkittet. E. erkannte deutlich Guttulinen und Planulinen, doch nur einmal spärlich, nicht wiederholt; ‘die grünen Körner aber be- trachtet er entschieden als polythalamische Zellenkerne. Es frägt sich nun, ob der Grünsand anscheinend azoischer Gebirge wirklich als organische Bildung anzusehen ist und ob aller Grünsand oder nur gewisse Theile desselben in Verbindung mit dem organischen Leben zu bringen sind. Jener Petersburger Grünsand gehört wirklich zum azoischen Gebirge. E. hat nun die Umwandlung der Polythalamien in grüne Steinkerne sicher ermittelt und beobachtet, dass ihre ein- zelnen Zellkerne häufiger sind als ihre Verbindung zu vollkommenen Reihen, dass auch kleinere Formen leichter ganz zu Steinkernen werden als grosse, ferner dass auch im Hornstein des Bergkalkes von Tula noch lebende Polythalamiengattungen vorkommen, und dass die ältesten Grünsandkörner wirklich die Formen polythalamischer Zellen darstellen, endlich in jenem Bindemittel vollkommene Guttulinen und Planulinen wirklich, wenn auch äusserst selten, vorkommen. Die Formen jener Körner können auch keine blossen Morpholitbildungen sein. Die sranitische Chloriterde verhält sich mieroscopisch und chemisch ganz anders und ebenso die anderwärts vorkommende Grünerde. Warum liegen aber noch häufig polythalamische Schalen zwischen nackten grünen Steinkernen? Das kömmt auch von andern Conchylien vor und im älteren Gebirge nehmen überhaupt die Steinkerne zu. Der Process der Kernbildung scheint im Contact die Schale aufgelöst zu haben. Die Grünsandkörner des westernegelnschen Terliärgrünsandes sind sehr deutlich die Kerne von grossen Rotalien, Guttulinen, Poly- 197 morphinen und Globigerinen; schon bei schwachem Druck zerfallen sie inihre Einzelglieder, ihre Splitter sind glasartig, durch ein Cäment verbunden würden .diese.Körner genau den Grünsandsteinen, verschie- dener Formationen gleichen, E. gibt nun eine Uebersicht der beobachteten Steinkerne und legt denselben eigene Namen bei um ihre Formen zu fixiren. Die polythalamischen Jugendzellen sind ‚fast unterschiedslose Kugeln, die der Textilarien, Rotalien und Globigerinen haben meist eine scharfe Ausrandung, die der Nodosarien einen Stiel, die von Milliola sind ei- förmig; die flaschenförmigen, halbmondförmigen, nierenförmigen, spa-. tel- und retortenförmigen passen auf Texüllarien und Uvellinen, die sichel- und sensenförmigen auf Grammostomum, die sattel- und herz. förmigen ‚auf Rotalien, die helmartigen, quadratischen, rhombischen und trapezoidischen auf die Familie der Rotalinen, gekrümmte gleich- förmige Stäbe auf Plicatilien, mehrfach gezahnte nierenförmige und siehelartige auf Helicotrochinen, die netzarligen stammen von Astero- diseinen, Soritinen und Helicosoritinen, die kammförmigen Stäbe von Alveolinen. Die beobachteten einzelnen Formen können wir hier nicht aufzählen. I. Ueber den Grünsand im eigentlichen Zeuglodontenkalke Ala- bamas. . Der an den Knochen des Zeuglodon haftende Kalk ist ein Chloritkalk von oft prächtig erhaltenen braunen, grünen, und weiss- lichen Steinkernen bestimmbarer Polythalamien. Nach Behandlung mit Säure lassen sich die Chloritkörner und der quarzige Sand iso- liren, erstere zeigen bei 300maliger Vergrösserung: die schönsten For- men, meist bis auf die Arten sicher bestimmbar.. Kleine pfropfen- zieherarlige Körper dazwischen möchten die Steinkerne junger Mol- luskenschalen sein. Diese Polythalamien führen zu einer tiefern Ein- sicht in die Schalenstructur überhaupt. . Die Bildung des Grünsandes besteht nämlich in einer allmähligen Erfüllung der innern Räume der kleinen Körper mit grünfarbiger Opalmasse, die’ sich darin als Stein- kern sammelt und die feinsten Kanäle erfüllt. Dadurch wird es mög- lich die allerfeinsten Structurverhältnisse zu erkennen. ‘E. fand z.B. sehon bei: Rotalinen und Helieotrochinen nicht bloss stets Röhrenver- bindungen der nach vorn und hinten benachbarten Zellen, sondern auch der obern und untern Zellen der verschiedenen Spiralwindungen, auch sogar netzartige innere Canäle der Schalenwände. Il. Neue Kenntnisse vom Grünsande und über massenhafte braunrothe und corallrothe Steinkerne der Polythalamienkreide NAme- rikas. E. untersuchte abermals die anorganische Grünerden und über- zeugte 'sich von deren ganz entschiedener krystallinischer Bildung. Dann ging er wieder zu den Grünsanden über und legte der Akade- -mie 150 Abbildungen dessen Körner aus allen geologischen Epochen vor. Der Alabamakalkstein eignet sich besonders zur Untersuchung der grünen Polyihalamienlienne: Sie lassen überraschend schön die Hauptverbindungskanäle der einzelnen Körperzellen erkennen. Es gibt entweder nur einen Hauptkanal der sich folgenden Zellen oder 198 mehrere, ausserdem aber noch feinere Verbindungskanäle in regel- mässigem Verlauf und oft von ‘einer Zelle divergirend zu 2 über- oder unterliegenden Zellen, wodurch die verschiedenen Kammersysteme allseitig verbunden erscheinen. Hiervon wendet sich E. zu den Wi- dersprüchen® welche seinen Ansichten über die Organisation des wei- chen Polythalamienköipers entgegengestellt sind und weist ausführli- cher die von M. Schultze in seiner Polythalamienmonographie zurück. Er hält seine Magenzellen aufrecht gegen die Vacuolen, nimmt die Existenz eines Mundes fest an, kämpft gegen die Sarkode und erklärt die von M. Schultze als Keimkörner gedeuteten Körner für die An- fänge der Steinkernbildung, für schwarzes Eisensilicat (!). Die neuere Systematik der Polythalamien erklärt er endlich für geradezu lächer- lich, indem er sie mit einem Pflanzensystem blos nach den Blättern vergleicht. — Die gelbe und röthliche Kreide aus Alabama, Carolina und Maryland gab neue Aufschlüsse über die Sieinkernbildung, Ihre Polythalamien zeigen die überraschendste Uebereinstimmung mit der Kreide des Missouri und Missippi. Ihre Steinkerne aber ünterschei- den sich durch carneol- oder corallenroihe Farbe und dann durch ihre Entwicklung aus kugligen traubenartigen Anfängen. Die röth- liche Farbe deutet auf eigene Oxydationsgrade des Eisenoxydes, durch Glühen steigert sie sich zum Blutrothen. Die eigenthümlichen An- fänge waren schon in leeren im Meeresschlamme liegenden Schalen beobachtet. Löst man diese durch Säuren auf, bleiben freilich nur unbestimmbare Formen zurück. IV. Neue Erkenntniss immer grösserer Organisation der Poly- thalamien durch deren fossile Steinkerne. Carter nöthigte zuerst die lebende Operculina arabica sich selbst mit Carmin zu injiciren und erkannte auf diese Weise die feinen Schalenkanäle. Ehrenberg wiederholte diese sinnreiche Methode und fand Carters Beobachtungen 'bestättigt. Dieser vergleicht die Polythalamien mit den Spongien, wo- gegen E. sich ausspricht. In einem weissen Tertiärkalk aus Java Jand E. unter den scheiben- und linsenförmigen Körperchen auch viele Amphisteginen- und Heterosteginenartige, deren schöne weisse Stein- kerne ein unerwartet zierliches Netzwerk. darstellen. Der so uner- klärliche Bau der oft mäandrischen Zeichnung dieser Galtungen wurde nach Auflösung der Kalkschalen plötzlich völlig klar. Sie bestehen nicht aus einer concentrisch doppelten Reihe von Kammern, sondern es sind zweischenklige in einfache Spiralform gestellte Kammern, deren Schenkel jederseits bıs zum Nabel reichen und wobei die spä- tern grössern Zellen die ältern kleinern ganz umschliessen. Die Stein- kernschenkel zeigen sich eigenthümlich durchbrochen, netzartig, deu- ten also auf solide Kalkzapfen, welche die Schalenhöhle abtheilen, jede Kammer besteht aus 3 Flügeln. Auch eine fünffache Kanalver- bindung der einzelnen Kammern we beobachtet; nämlich der Haupt- werbindungskanal der Kammern am Vereinigungspunete ihrer 3 Flügel (der Darm), dann einfache oder mehrfache Verbindungsröhren jedes Dorsalflügels mit dem zunächst hintern, ebensolche der Lateralflügel 199 unter einander, ferner ebensolche innere Anastomosen des doppelten Kanales im Innern der Lateralflügel, endlich oft zwiefache Kanalver- bindung der einzelnen Kammern der äussern Spirale mit den angren- zenden der inneren. Zur Aufbewahrung dieser überaus leicht zer- fallenden Präparate wendet E. folgende Methode an. Er löst Zucker in einem Urglase auf, in nahen die Körperchen liegen, die Auf- lösung durchdringt sie, dann wird Schwefelsäure. aufgegossen und diese über der Spiritusflamme erhitzt. Dadurch wurden alle weissen Opaltheilchen schwarz wie verkohltes Elfenbein. Die schwarze Farbe zeigte eine noch viel feinere Porosität als die Karmininjection an. Hierdurch wurde erkannt dass der grosse Nabel z. B. bei Robulina und Anomalina kein Theil des Thierleibes, sondern ein Theil der Schale ist, die erste Kammer ist vielmehr sehr klein und liegt immer neben dem Nabel. Dieser ist der Behälter eines starken Schalenge- fässes, welches mit der ersten Zelle beginnend Zweige zwischen je 2 Kammern sendet und mit den Nachbarkammern der ersten Windung am stärksten wächst. Die gefärbten Präparate lassen sich in canadi- schem Balsam aufbewahren. Die weissen Steinkerne beweisen auch, dass der amorphe Opalzustand der Kieselerde in den krystallinischen sieh umgewandelt hat, ohne die Polythalamienform zu ändern, es ist somit aus dem Steinkernen wahrer Qarzsand geworden. Weiter zeigte nun ‘die Nonionia bavariıca aus dem Grünsand von Trauenstein, dass jene baumartig verästelten Canälchen zwischen den Kammern der Opereulina feste typische Organe sind. Der Sipho oder dicke Verbin- dungskanal ist sehr deutlich. Auch über den Bau der Orbitoiden, Orbituliten und’ Soriten gewährten die Grünsandsteinkerne neue Auf- schlüsse und überzeugen von der polythalamischen Natur der Nummu- liten. Das Canalsystem in den Schalen ist kein Lacunensystem, son- dern ein wirklich häutiges, das bei Auflösung lebender Schalen als solches zurückbleibt, unzweifelhaft wenigstens der Sipho und die Ver- bindungkanäle der Kammerflügel, sie sprechen entschieden gegen die hautlose Sarkode. Für die Nummulitengruppe gibt E. folgende syste- matische Uebersicht: 1. Soritinen. Kein erkennbarer Sipho, noch geschlossene Kanäle; rund- liche. Kammern; Scheiben 'unspaltbar ; ob Bryozoen ? dahin: Sorites Kam- mern rundlich ohne Lateralloben, nackt ohne zelligen Ueberzug, in einfacher Ebene concentrisch und zugleich in krummen Linien strahlig geordnet. Am- phisorus Kammern ebenso aber in doppelter Ebene concentrisch und in krummen Linien strahlig geordnet. Orbitulitesrundliche Kammern ohne Lateralloben in: mehrfacher Ebene, ‚ohne andersartigen Zellüberzug eaueenlurh und zugleich in krummen Linien strahlig geordnet. 2. Helicosorinen. Deutlicher Sipbo, quadralische oder rundliche Ka mern, abgeschlossene Kanäle der Schale. Dahin: Cyelosiphon Kammern, rundlich ohne‘ Lateralloben, in einfacher Reihe concentrisch, mit dünnen ein- ‘; fachen oder undentlichzelligen Ueberzug, mit Sipho ' und verästeltem abge- schlossenem Kanalsystem in der dünnen Schale (= Nummulites Mantelli). ‚ Orbitoides Kammern quadralisch, ohne Lateralloben, in einfacher Reihe ' milten zwischen 2 verschiedenartigen Zellschichten und einem abgeschlossenen " verästelten Canalsystem in’ demselben. 8. Helicotrochinen. Zweischenklige anastomosirende Kammern in ein- facher vorn abnehmender Spirale mit Sipho. Nummulites. Kammern qua- 200 „dratisch oder sichelförmig, in einfacher. vollkommener Spiralreihe ohne an- dersartigen zelligen Ueberzug mit Sipho und verästeltem dichten abgeschlosse- nen Kanalsysteme der Schale um die Kammern. Die Lateralloben oft durch- brochen und anastomosirend. Die jüngsten Kammern stets kleiner als die ältern. Scheiben spalthar. a. erste Jugendkammern grösser und uuregelmäs- sig, Monetulites. b. erste Jugendkammern kleın regelmässig, Nummulites. — Die Operculinen haben weder zweischenklige umschliessende Kammern noch mehrfache Canalverbindungen der Dorsalloben, sind daher keine Nummuliteu. V. Darstellung ganzer Steinkerne von Nummuliten mit reicher organischer Structur. Bei Cuizac im Dept. der Aude kommt Num- mulites striala vollständig mit braunschwarzem Eisensilicat infiltrirt vor, welche E. isolirte und ein eigenthüwliches Randgefässnetz erkannte. VI. Gelungene durchscheinende Färbung farbloser organischer Kieseltheile für mieroskopische Zwecke. Dazu dient mit Wasser ver- dünnte salpetersaure Eisenauflösung. Durch diese Methode wurde (lie feinste Structur aufgeschlossen und in fossilen Steinkernen noch die Bacillarien nachgewiesen, welche den Thieren zur Nahrung dienten. G. u. Fr. Sandberger, das rheinische Schichten- system in Nassau. — Die Verff. geben in ihrer Monographie der Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau (Wies- baden 1850 — 1856) S. 451— 544 ‚zugleich eine detaillirte Be- schreibung dieses Systemes selbst, aus welcher wir unseren Lesern das Systematische mittheilen. Die paläozoischen Gesteine Nassaus bil- den einen Theil des grossen milleleuropäischen Schiefergebirges, wel- ches von der belgischen und Nfranzösischen Abdachung bis zur hes- sischen Niederung sich ausdehnt. In Nassau sind sie in den Aemtern Dillenburg und Herborn am manichfaltigsten entwickelt. Das .‚basal- tische Plateau des Westerwaldes scheidet sie fast vollständig von dem bei Hadamar und Weilburg beginnenden Hauptzuge, wo bei letzterm Orte die Gliederung wieder manichfaltig ist. Ihr Auftreten. am. West- rande des Basaltplateaus vereinigt sich im S. bei Nassau mit der Hauptbildung, ihr nördlichstes Vorkommen steht in unmittelbarer Ver: bindung mit dem hessen-darmstädtischen. Es sind Sandsteine, Schie- fer und Kalksteine mit verschiedenen krystallinischen. Einlagerungen, welche ‚sich in drei Gruppen sondern: I. Die untere: 1. Spiriferen- sandstein und 2. Orthocerasschiefer ; II. mittlere: 3. Stringocephalen- kalk und 4. Cypridinenschiefer; IM. obere: 5. Posidonomyenschiefer. 1. Der Spiriferensandstein begreift Sandstein, sandige Schiefer und reine Thonschiefer. : Die Sandsteine gehen selten in.Con- glomerate über, enthalten wenig Thon und Glimmer und ein quarzi- ges oder kalkiges Bindemittel. Die sandigen Schiefer bestehen aus Quarzsand, Thon und Glimmer, sind grünlich und grau und variiren in ihrer Sructur sehr. Die reinen blauen Thonschiefer sind im Gan- zen selten, liefern bei Caub am Rheine vortreffliche Dachschiefer, an andern Orten treten sie anders auf. Das Hauptstreichen des Spirife- rensandsteines liegt zwischen h 4—6, das Fallen durchschnittlich 550 S. Petrographisch lässt sich in ihm keine regelmässige Anord- nung nachweisen, doch führt er an vielen Orten Petrefakten, welche 201 Aufschluss über das Alter der Schichten geben. Spirifer macropte- rus, Chonetes sarcinulala und Ch, dilatata fehlen nirgends, zunächst häufig ist Spirifer aurieulatus, Rhynchonella inaurita und pila, Ano- plotheca lamellosa, Orthis striatula und Strophomena laticosta, Sel- tener als diese sind Phacops laciniatus, Pleurotomaria crenatostriata, Goleoprion gracilis, Grammysia ovata, Rhodocrinus gonatodes, Taxo- erinus rhenanus, Ctenocrinus decadactylus und Pleurodietyum proble- malicum, alle übrigen Arten kommen nur vereinzelt vor. Cephalo- poden fehlen gänzlich, Corallen sind selten, Algen in gewissen Schich- ten massenhaft. Als locale eigenthümliche Einlagerung gelten die grauen, porösen, grobschiefrigen Gesteine bei Singhofen hauptsächlich mit Muscheln, worunter Avicula bifida und Sanguinularia unioniformis häufig, danach die Bildung Aviculaschiefer heissen soll. Von der ganzen Fauna des Spiriferensandsteines kommen silurisch vor Homa- lonatus crassicauda, Bellerophon trilobatus, Tentaculites scalaris, Spiri- gerina retieularis, Strophomena taeniolata, depressa und Chondrites anliquus. Die grösste Uebereinstimmung besteht mit den unter dem Eifeler Kalk liegenden sandigen Schiefern, den gleichen des Hunsrücks, denen am OAbhange des Taunus bei Ziegenberg und Oppershofen, dem Gesteine des Schneebergs bei Gladenbach und des Kahleberges bei Zellerfeld am Harze sowie den sandigen Schiefern bei Torquay in Devonshire. Der Eifeler Kalk ist jedenfalls jünger. 2. Orthocerasschiefer. Ueberall auf der Gränze des Spi- riferensandsteines gegen die Schalsteine liegt ein breites Band blauer Dachschiefer mit verkiesten Petrefakten und bisweilen mit Reihen schwarzer Kalksteinknollen. An drei Orten führen dieselben Verstei- nerungen, hauptsächlich Cephalopoden, darunter allgemein Orthoceras regulare, triangulare, Ammonites subnautilinus, compressus, ferner 5 Flossenfüsser, 4 Schnecken u. s. w.; von Trilobiten ist Phacops latifrons allgemein, Homalonotus obtusus häufig. 8 Arten sind mit dem Spiriferensandstein gemein. Die blauen Thonschiefer von Hau- ı sen bei Butzbach bilden eine eng verbindende Ablagerung mit diesem untern Gliede. Homalonotus stirbt im: Orthocerasschieler aus, die subnautilinen Ammoniten sind auf dieses Niveau beschränkt, Orthoceras regulare und altenuatum sind auch silurisch. Identisch erscheinen die Schiefer von Lerbach, dem Ziegenberger Teiche und andern Orten des Harzes; vielleicht auch die Marcellusschiefer in New-York. 3. Der Stringocephalenkalk ist im N. Nassaus nur in einigen: grössern Lagern bekannt, im mittlern. Hauptschalsteingebiete mehr herrschend. Er besteht aus reinen, dichten, weissen bis schwarzen Kalksteinen oft mit reichem Eisengehalt, in Dolomit über- gehend, meist ungeschichtet. Versteinerungen sind häufig, bei Villmar ‚und Oranienstein in grösster Zahl, überhaupt sind 171 Arten unter- schieden. Darunter die gemeinsten: Heliolithes porosus, Favosites cervicornis, Alveolites suborbieularis, Lithostrotion caespitosum, Stro- - > matopora concenlrica, Spirigerina reticularis, Stringocephalus hians, Cephalopoden und Trilobiten sehr spärlich, Schnecken mannichfaltig 14 202 -und zum Theil sehr eigenthümlich. Silurisch kommen zugleich vor Pentamerus acutolobatus, Spirigerina reticularis, Strophomena. de- pressa. Mit älteren rheinischen Schichten ist nur Trigonaspis laevi- gata und Orthis striatula, sowie Favosites cervicornis identisch, mit dem Bergkalke: Bellerophon decussatus, Euomphalus serpula, Cardium aliforme, Rhynchonella pugnus, Orthisina crenistria und Strophomena depressa; viel grösser ist die Galllungsverwandlschaft, die auch durch Cidaris, Productus u. a. erhöht wird. Ganz charakteristisch für den Stringocephalenkalk sind die Gattungen: Catantostoma, Hoplomytilus, Stringocephalus, Uncites, Davidsonia, Hemitrypa, Myrtillocrinus, Sphaero- erinus, Hexacrinus und Hylocrinus. Im.Eifeler Kalk kommen 56 Arten des nassauischen Stringocephalenkalkes vor, ausserdem weist die relative Häufigkeit der identischen Korallen und Brachiopoden, sowie die petrographischen Verhältnisse auf die vollständigste Ana- logie. Nicht minder stimmen überein die Kalksteine von Bensberg und Paffralh bei Köln mit 44 Arten, die Kalksteine von Torquay, Newton -Bushei, Plymouth und Devonshire mit 32 Arten. Auch die Fauna des Elberfeldes, Iserlohner und Briloner Hauptkalkzuges weicht nicht ab, ebenso wenig die Kalke von Rittberg in Mähren und Ober- kunzendorf in Schlesien, die von Chimay in Belgien. Die Unterschiede des Kalksteines von Grund im Harze sind nur locale, es fehlen ihm Stringocephalus und Uneites und seine Cephalopoden und Schnecken sind nah verwandt, aber, nicht identisch. Endlich ist der Tullykalk Newyorks noch als Aequivalent anzuführen. 4. Der Cypridinenschiefer tritt im N. und mittleren Nassau in mehreren Zügen auf und besteht aus grauen und schwärz- lichen Plattenkalken in 1— 4‘ Bänken und aus bituminösen Kalk- steinen bis 50° mächtig, worauf grünliche Kalkreiche Thonschiefer folgen, dann rothe reine Thonschiefer nach oben mit Kalkknollen. - Millionen von Cypridina serratostriata haben die Benennung veranlasst. Die Fauna des Cypridinenschiefers besteht wesentlich aus Crustaceen, Cephalopoden und Muscheln. Aus dem Stringocephalenkalk kommen hier Ammonites retrorsus, Orthoceras lineare und arcuatellum vor, doch auch andere von andern Localitäten. Identisch zeigen sich die Schiefer von Rüdesheim bei Pelm in der Eifel, die gelben tripelartigen Schiefer von Nehden und Madfeld bei Brilon, die Kramenzelsteine bei Warstein und Brilon, der Kalkstein und Eisenstein von Adorf in Waldeck, die Stinkkalke von Kleinlinden bei Giessen. Im Harze kömmt die Cypridina mit der charakteristischen Avicula obrotundata im Schiefer von Lautenthal und im schwarzen Kalksteine bei Altenau vor, ebenso vollkommen stimmen die rolhen und grünen Schichten von Bohlen bei Saalfeld überein. Daran schliessen sich die flaserigen Kalksteine des sächsischen Vogtlandes und die bekannten Clymenien- kalke von Schübelhammer und Gattendorf. In Westphalen sind es die Kalke von Odersbach, Oberscheld und Bricken, Dagegen erscheint die Fauna des Elbersreulher Kalkes so eigenthümlich, dass ihre Iden- tifieirung Bedenken erregt; Barrande hält sie für silurisch In Schle- 203 sien stehen die Clymenienkalke von Eb&rsdorf analog, in England die Flaserkalke von Petherwin, 5. Der Posidonomyenschiefer tritt in Nassau nur be- schränkt auf und erscheint meist als ein. mit feinem Quarzsand und Glimmer gemengter Thonschiefer von wechselnder Farbe. Durch Ueberhandnehmen des Sandes und Vergrösserung des Kornes geht er in CGonglomerate und Grauwacke über. Bei Erdbaeh unweit Hor- born lagert schwarzgrauer Stinkkalk in ihm. An andern Orten geht er in harte verkieselte Thonschiefer und zuletzt in schwarze Kiesel- schiefer über. Versteinerungen kommen in allen Schichten vor, doch meist nur plaltgedrückte Steinkerne. Am gemeinsten ist Posidono- myia acuticosta, seltener Ammonites crenistria und Orthoceras strio- latum. Keine einzige Art kömmt in den früheren Schichten vor. Mit dem Bergkalk sind gemein Ammonites crenistria, mixolobus und jener Orthoceratit. Nach der Lagerung bei Elberfeld gehören die Posido- nomyenschiefer in das Niveau des flötzleeren Sandsleines. Die Pflanzen- _ reste besläligen diess. v. Zepharovich, die Silurformation in der Gegend von Klattau, Prestitz und Rozmital in Böhmen. — Die untersuchten Schichten gehören zu Barrandes AB. Die Etage A. ruht unmittelbar auf Granit und besteht hauptsächlich aus krystallinischen Thonschiefern, denen andere Gesteine untergeordnet sind. In B. haben die Thonschiefer das krystallinische Ansehen verloren und erscheinen als Grauwackenschiefer mit ebenfalls verschiedenen untergeordneten Gesteinen. Eine scharfe Gränze *zwischen beiden Etagen lässt sich nicht ziehen. Ihr Streichen ist vorherrschend von SW nach NO mit NW fallen. Im WTheile des Gebietes von Raby an der Watawa nach Blawitz folgen in regelmässiger Anordnung Gneiss, ‚Gneissgranit, Granit, Gneiss, Granit, Thonschiefer von A, Thonschiefer und Grau- wackenschiefer von B. Die silurische Formation bildet ein niedriges Gebirgsland mit ausgesprochenen Zugrichtungen. Z. beschreibt nun zunächst die Etage A speciell und dann B, Wegen des Details müs- sen wir auf die Quelle verweisen, nur die auftretenden Gesteine wol- len wir noch bezeichnen. Der krystallinische Thonschiefer geht nur ganz local durch Gneiss in den angrenzenden Granit über. Am schärfsten gränzt sich der Granit bei Schinkau gegen die schwarzen Kieselschiefer ab. Petrographisch variirt der Thonschiefer manichfach, erscheint als glimmerreicher und als feldspathreicher Schiefer, Letz- terer verwandelt sich auch in Dioritschiefer oder Diorilporphyr. Ser- pentin kommt bei Smolitvetz vor, zugleich mit Amphibolschiefer, Kalk- stein bei Newotnick und Cischkau. In der Etage B treten ausser den herrschenden Schiefern. noch Sandsteinquarzite mit Conglomeraten, untergeordnet Kieselschiefer, Quarzit, Braun- und Rotheisenstein, Kalk- “stein und Grünsleinaphanit auf. Anhangsweise werden noch die Allu- vialbildungen des untersuchten Gebietes beschrieben. (Jahrb. geol. Reichsanst. VII. 99— 136.) 14* 204 F. v. Lidl, zur geo&nostischen Kenntniss der Stein- kohlenformation im Pilsener Kreise, — Die Formation bil- det besondere Mulden bei Pilsen, Merklin, dann um Radnitz bei Brabb, Chomle, Moschtüz, Swina, Skaupy, Darowa und Miröschau und er- scheint in kleinen Partien bei Mies, Oberlukawitz, Holaubka u. a. 0. Alle ordnen sich in eine westliche Gruppe. bei Pilsen und eine öst- liche bei Radnitz und sind constituirt von Sandsteinen, Schieferthonen und Leiten, Kohlenflötzen und Conglomeraten, untergeordnet treten auf Eisensteine, Schwefelkies, Porzellanerde und feuerfester Thon, Kohlenkalk fehlt. Das Schichtensystem liegt überall frei zu Tage un- ter Diluvium. Das Pilsener Becken umfasst 10 TIM., ist ellip- tisch mit 41/, Meilen Längsachse und 3 Meilen grösster Breite, mit sichtbarer Gränze ringsum, und niederes Flach- und Hügelland con- stituirend. Die Schichten fallen von allen Rändern gegen das Innere der Mulde unter 5— 20°. Das Liegende bilden silurische Schiefer, z. Th. auch Granit und Urthonschiefer. Die Gesteinsschichten beste- hen von unten nach oben aus Sandstein, Schieferthonen, Kohlenflötz Schieferthonen und Leiten, Sandsteinen und zuoberst Gonglomeraten. Ein Hauptkohlenflötz scheint durch die ganze Mulde zu ziehen und führt sehr gute Schieferkohle. Von einigen hangenden Flötzen ist nur das Ausgehende bekannt. Bei Przischow tritt Basalt im Kohlen- sandstein auf, Die zahlreichen Pflanzenreste in den Schieferthonen gehören den gewöhnlichen Kohlengattungen an.‘ Das Merkliner Becken liegt in der sogenannten Wittuna und hat 1), DM. Seine Schichten lagern ebenfalls esoclinal mit 10 — 20° Neigung. Sand- steine herrschen vor mit Schiefertfionen und Kohlenflötzen, unterge- ordnet Thoneisensteine und graue Letten. Das Liegende bilden Ur- thonschiefer und Granit. Mit den Schächten wurden von oben durch- sunken: Quarzgerölle, Sandstein, Schieferthon, Kohlenflötz mit sehr guter Schieferkohle, Letten mit Sphärosiderit, zweites Kohlenflötz, Schieferihon und grauweisser Sandstein. Das Becken von Chomle bei Radnitz ist sehr unregelmässig, muldenförmig. Mit den Maschi- nenschächten wurden durchsunken Sandstein und Conglomerate, Schie- ferthon, Kohlenflötz, Schieferthon und zweites Kohlenflötz. Andere Aufschlüsse sind noch nicht gewonnen. Das Brasser Becken liegt in W. von vorigem und umfasst nur /,, DDM., hat esoklinale La- gerung mit Schichtenstörungen. Die Schichten sind von unten nach oben: silurische Schiefer, Kohlenflötz, Schieferthon mit Sandstein- schiefer, Kohlenflötz in 4 Abtheilungen getrennt, Schieferthon mit Quarzbreccie, Quarzsandstein, kaolinreicher, grobkörniger Sandstein, Dammerde und Lehm. Die Gruben bestehen schon seit 1618, auch Tagebau wird getrieben. Im Becken bei Swina foigen von oben Sand- stein, darunter das Kohlenflötz, im Becken von Moschtüz: Sandstein, Schieferthon, Kohlenflötz,, im Becken von Skaupy: Sandstein, Letten, Kohlenflötz. Das grosse Becken von Miröschau ist sehr arm an Kohle und daher wenig aufgeschlossen. Die Geologie der Pilsener Becken stellt J.. also dar. Die geschichteten Gebilde wurden in Süsswasser- 205 seen abgelagert und ihr Material lieferten die an deren Ufern anste. henden Gesteine. Die Kohlenflötze wurden vorzüglich von Stigmarien, Sisillarien, Calamiten und Lepidodendren gebildet, welche in der Nähe und auf den trocken gelegten Boden wucherten, denn in den meisten Becken finden sich noch aufrechte Stämme, und von den Pflanzen sind oft die zartesten Theile noch erhalten. (Ebenda 249 — 278.) Oppelu. Suess, die muthmasslichen Aequivalente der Kössener Schichten in Schwaben. — Die Ablagerungen von St. Cassian und Hall in Tyrol, behaupten die Verff., von Hall- stadt in Oberöstreich, von Esino in den Lombardischen Alpen und Raibl in Kärnten haben unter etwa 800 Arten keine einzige geliefert, welche ausserhalb [?] der Ostalpen vorkäme. Die über diesen folgenden Schiehten von Kössen in Tyrol, von Starhemberg und vom Kitzberge bei Pernitz in Niederöstreich, vom ‚Bellagio am Komersee, von der Sesa plana im Vorarlberg und vom Stockhorn und der Dachsteinkalk schliessen sich eng an den untern Lias. Echer von der Linth und Merian haben indess in Vorarlberg die Beziehungen zwischen Keuper und Cassianer Schichten aufgefunden und suchen die Kössener Schich- ten im obern Keuper. Die normale Entwicklung des Keupers in Schwaben ist nun von unlen auf: Gyps, bunte Mergel, thonige oder Schilfsandstein, Mergel ‚mit kieseligen Sandsteinplalten, Stubensand- stein, Rothe Keupermergel ‚bedeckt von den harten gelben Sandstei- nen des Bonebeds. Diese Gliederung ändert local ab und Jie Paral- lelisirung wird dann sehr schwierig, da eigentliche Leitmuscheln feh- len. In Schwaben sind nun neuerdings die Grenzschichten zwischen Keuper und Lias studirt. Bei Esslingen fand man von oben nach unten: 1. Lias. a. Thone mit Kalk und Sandsteinbänken, Ammon. angulatus; b. graubraune Kalkbänke, Ammon. planorbis; 2. Grenzschichten : bläu- liche Thone, hellgrauer Sandstein (Bonebed) mit Wirbelthieren und Cardium rhaeticum, cloacinum, Schizodus cloacinus, Leda Deffneri, Avicula contorta, Mytilus minutus, Pecten Valoniensis u. a., hellgauer glimmerreicher Thon mit Kohlenresten, gelbe harte Sandsteine; 3. Keu- per: rothe Mergel. Bei Nürtingen bestehen die Gränzschichten aus kieseligem feinkörnigen Sandstein. Die Vff. stellen nun die Arten unter, in und über dem Bonebed mit ihrem alpinen Vorkommen zu- sammen: Cardium rhaeticum, Neoschizodus posterus, Avicula contorta, Pecten Valoniensis. Das Lager dieser Arten ist ein ganz bestimmtes und darauf wie auf das allgemeine Verhalten der Fauna der Kössener Schichten gegen O. behaupten die Vff,, dass die Frage, ob man. die Kössener Schichten dem untern Lias oder den Gebilden von St. Cas- sian zuzählen solle, nicht entschieden werden kann, ohne auch für das Bonebed zu gelten und dass die Wirbelthiere des Bonebeds dem- selben geologischen Zeitabschnitte angehören wie die Kössener Schich- ten der Ostalpen. Nun geben sie noch die Beschreibung folgender Versteinerungen: 1. Anatina praecursor (= Cercomya praecursor Q) von Nürtingen. 2. Car- dium rhaeticum Mer (= C. -striatulum Portl, C, Philippianum Q) von Nel- 206 lingen, Birkengehren. 3. Cypricardia suevica n. sp. von Nürtingen. 4. Leda Deffneri n. sp. Birkengehren. 5. Avicula contorla Port! (= A. Echeri Mer, A. inaqniradiata Schafh, Gervillia striocurva Q) in den Oslalpen. 6. Pecten Valoniensis Defr (= P. lugdunensis Leym, P. acutauritns Schafh, P. lextu- ratus Opp, P. cloacinus Q) Nellingen, Birkengehren. Abgebildet wird noch Quenstedts Trigonia postera, die ich nach dessen Figur und Beschreibung wie nach der vorliegenden nicht von dem Neoschizodus curvirostris ans dem Muschelkalk zu unterscheiden im Stande bin und zweifelhaft scheint wenig- stens die Selbständigkeit der Gervillia praecursor, vielleicht soll sie auch nur eine geognostische Art sein. (Sitzungsber. Wien. Akad.. 1857. XXI. Juli 535 — 549 ) Fr. Rolle, die tertiären und diluvialen Ablage- rungen in der Gegend zwischen Gratz, Köhlach, Schwan- berg und Ehrenhausen in Steiermark..— Dieses _petrefakten- reiche Gebiet entspricht dem Horizonte des Wiener und oberen Main- zer Beckens und besteht aus meist lockeren Gebilden, blaugrauen Schieferthonen, Schiefermergeln, Sand, Schotter und Lehm, nur ein- zeln festen Lagern von Sandstein, Conglomerat und Kalkstein, Auf der WSeite der Mur lassen sich leicht 3 bis 4 Hauptgruppen unter- scheiden, deren gegenseilige Altersverhältnisse jedoch schwer festzu- stellen sind. Es sind 1. die braunkohlenführende Süsswasserbildung von köflach, Voitsberg, Mantscha, Strassgang u. a. O. bestehend aus Tegel, Kohlenflötzen mergligen Süsswasserkalken, ım Hangenden mit Sand und Schotter. Sie mögen Planorbenschichten heissen. 2. Die mergelig und ihonigsandige Meeresablagerung vom Sausal bis zum OAbfall der Alpen bei Stainz und Langberg, sehr conchylienreich, dem marinen Sand und Tegel des Wiener Beckens entsprechend. Sie sollen Turritellenschichten heissen. 3. Leithakalk und Leithategel mit Corallenbänken und Conglomeraten, Schiefermergeln und Sandsteinen bei Wildon, St. Nicolai, Ehrenhausen u. a. 0. Gegen S. schliesst sich an diese Gruppen Mittelsteiermarks das Glanzkohlen führende Süss- wassergebilde von Eibiswald, Wies, Arnfels und Grossklein, auf der OSeite der Mur die petrefaktenreichen brakischen Cerithienschichten. R. giebt nun eine sehr detaillirte Beschreibung dieser Gebilde, welche eines kürzern Auszuges nicht fähig ist; nur aus den Verzeichnissen der Versteinerungen wollen wir die als neu diagnosirten Arten nam- haft machen. Aus den Turritellenschichten: Venus Ungeri, Turritella Partschi, Hoernesi, Cerithium theodisecum. Bei Weitendorf unweit der Kainach tritt eine kleine Basallkuppe hervor. Die Diluvialgebilde be- decken als Absätze der Mur ansehnliche Strecken, (Jahrb. geolog. Reichsanst. VII. 535 — 602.) Sismonda, Bemerkungen über die geologische Con- stitution der Meeralpen und einiger Gebirge Toskanas. — Man kann sich diese Alpenkette als eine verworrene Vereinigung von Granit und Diorit vorstellen, umgeben von krystallinischen Schie- fern, auf welchen von unten nach oben auflagern krystallinischer Kalk in mächtigen Bänken, Quarzconglomerate, hier und da mit einer Art kalkigen Gneisses gemischt, der zahllose Kugeln von Quarz. ent- 207 hält, darüber ‘dann eine mächtige Masse erystallinischen, graulichen und weissen Kalksteines. Die CGonglomerate und anderen detritischen Felsmassen, welche englische Geologen in den Alten Rothen versetzten, gehören zum Jura und entsprechen ziemlich dem Oxfordien. Nach dieser auf Thatsachen sich stützenden Gruppirung wird der krystalli- nische Kalk in mächtigen Bänken unter jenen Conglomeraten dem in den centralen Alpen in der Tarentaise gleichaltrig sein und nach sei- nen Petrefakten dem obern Lias angehören, während der über den Conglomeraten in die letzten jurassischen Epochen fällt. Es würde nicht unmöglich sein, dass die oberflächlichsten, aus weissem Kalk bestehenden Schichten ein noch jüngeres Alter hätten und dem Neo- comien zufielen. Demnach scheint das älteste geschichtetle Gebirge in den Meeresalpen nicht unter den Lias hinabzureichen. Die Monti Pisani in Toskana rechtfertigen diese Ansicht. Bei Ripafratti nämlich liegen unter den Nummulitenschichten und neocomiensischen Kalken jene Gesteine, welche Savi unter Seisti varicoloris begreift. Es sind grünliche und röthliche Schiefer in Wechsellagerung mit erystallini- schem Kalk, Sand und einem sehr kalkigem anagenitischen Conglo- merat. Diese Vereinigung gleicht vollkommen jener von Tende, von St. Paul im Thal der Ubaye, denen zwischen dem Hügel von la Seigne und dem Chapin u. a. 0. Savi betrachtet diese Gesteinreihe als Re- präsentanten des Oolith, dem Oxfordien äquivalent. Sie lagert auf ery- stallinischem Kalke, in welchem Savi Liaspetrefakten fand. Unter die- sem Kalke tritt ein neues Quarzconglomerat auf, welches Savi Ver- . rucano nennt, weil das Verrucagebirge wesentlich aus ihm besteht. Aber geht man von den Monti Pisanı nach Jano, trifft man auf ganz andere Verhältnisse. Hier tritt der Verrucano unmittelbar unter plio- cänen Schichten hervor und bedeckt psammitische Sandsteine und kaum veränderte Thonschiefer mit einem mächtigen Anthracitflötze. In diesen Schiefer kommen Pflanzen vor, denen von Petit-Coeur iden- tisch, zugleich mit Bivalven, Eneriniten u. s. w. Wenn Savis und Meneshinis Bestimmungen dieser Petrefakten richtig sind: so haben wir bei Jano in Toscana und auf der Insel Sardinien paläozoische Gebilde. Doch könnten die Bestimmungen wegen schlechter Erhal- tung der Exemplare auch unrichtig sein und die Schichten von Janv wären dieselben wie in Savoyen, nur dass sie bei Jano in abnormer Lagerung sich befinden. Wenn man die Kette der Monti Pisanı mit der von Jano vergleicht: so vermisst man in dieser den Lias unıl Jura, in jener die Anthracitschichten. Entsprechen dieselben einander oder fehlen sie wirklich gegenseitig? Pentland sammelte bei Jano aber Produetus, Spirifer und andere paläozoische Formen, wie Elie de Beaumont mittheilt, und diese lassen keinen Zweifel über das hohe Alter. (Bullet. soc. geol. XII. 330 — 332.) @l. Oryetognosie. G. Rose, Diamanten im Berliner Mu- seum. — Eine Suite von Diamanten von Löwenstimm aus Peters- burg dem König von Preussen überreicht ist dem Museum überlassen 208 worden, : Es sind ein graulich weisses Dodekaeder mit rundlichen Flächen von 5‘ Durchmesser, ein rein weisser fast kugelrunder mit rauher Oberfläche 31/,' Durchmesser, zwei kleine derselben Art graulichweiss, ein gelblichweisses glattflächiges Octaeder 3‘'‘, ein Hexa- kisoctaeder 31/,'‘' mit rundlichen Flächen, ein ähnliches kleiner und wasserhell mit inneren grünen Flecken, ein Zwilling nach dem ge- wöhnlichen Gesetz, ein ähnlicher tafellörmig mit überaus regelmässig dreieckiger Form, ein Zwilling nach dem zweiten Gesetz, platt und gelblichweiss, 4''‘ gross, endlich ein schwarzer runder von 42 Ka- rath Gewicht. _ (Bertin. Monatsber. 1856. Decbr. 653.) K. v. Hauer, Mineralanalysen. — 1. Ein orangefarbenes, derbes, halbdurchsichtiges Mineral, auf Anhydrit aufsitzend, von Ischl in der Zusammensetzung mit dem Blödit identisch, spec. Gew. = 2,251 ergab I 1 Chlor 1,12 27.03 0,31 Schwefelsäure 46,55 46,77 47,61 47,78 Magnesia 12,23 12,84 12,09 / 12,15 Natron 16,05 18,00 Eisenoxyd 0,23 0,08 Wasser 23,10 21,49 21,51 99,33 99,58 diese Zusammensetzung entspricht der Formel Na0,S0, 4 Mg0S0, —+4H0. 2. Spatheisensteine aus Ruskberg im Banat I u NY V Unlöslicher Rückstand 22,54 17.3, aus. 25.420093 Kohlensaures Eisenoxydul 66,9 16,9 82,1 .63,9 76,5 Kohlensaure Kalkerde 1,9 42,4 0,9 2,9 1,2 & Talkerde 8,0,722340, 1.5,9,05,:,-6,351:,9,0 £ Metallisches Eisen 32,3 81 39,6 30,8 36,9 99,35 98,6 99,3 98,7 99,0 3, Steinmark von Saska im Banat I u II Wasser 15,01 15,53 15,90 Kieselerde 45,19 44,37 44,44 Thonerde 37,92 39,70 : 33,00 Eisenoxyd — Spur 5,39 Kalkerde 0,933 0,95 . 0,51. 99,05 100,55 99,30 De diese Zusammensetzung entsricht der des Kaolins nach der Formel 3A0?02,.48i0°+6H0. (Jahrb. geol. Reichsanst. VII. 362. 605.) G. Rose, über den sogenannten Babylonquarz aus England. — Zu Beeralston in Devonshire kommen eigenthümliche 2 — 3" grosse Quarzkrystalle vor, welche aus dünnen tafelförmigen, 209 parallelen, terassenförmig abnehmenden Krystallen zusammengesetzt sind. Auf ihre Bildung hat neuerdings Descloiseaux die Aufmerk- samkeit gelenkt. Die von R. untersuchlen Stücke sind zolldicke Plat- ten von körnigem Quarz, auf der einen Seite mit hexaedrischen Ein- - drücken wahrscheinlich von Flussspath und mit Babylonquarzen be- setzt, auf der andern Seite mit durch einander gewachsenen Quarz- krystallen. Auf den Gängen in Derbyshire kommen grosse Flussspath- würfel vor, welche mit I — 2"' grossen Quarzkrystallen bedeekt sind. Hebt man diese ab, ist der darunter befindliche Flussspath nieht glatt, sondern hat einen terassenförmig vertieften Eindruck, den auch der Quarzkrystall wiedergibt. Hier sind die Eindrücke dadurch enistanden, dass nachdem der Fiussspath eine gewisse Grösse erlangt hatte, eine Unterbrechung in seiner Bildung eintrat, in welcher kleine Quarzkrystalle sich auf ihn setzten, dann vergrösserten sich beide nun abwechselnd, der Quarzkrystall und dann der Flussspathkrystall wie- derholt mit einer neuen Schicht. Aehnlich muss dıe Bildung des Ba- bylonquarzes erfolgt sein, nur dass die Bildung länger dauerte und die Krystalle grösser wurden. Es ist also eine abwechselnde Bildung von Quarz und Flussspath. (Poggdffs Annalen C. 142 — 145.) Bere mie zZ, 1ossiıTes Harz vom Brantderst het Schlan in Böhmen, — Dieses Harz kömmt in der Steinkohle vor, einer festen schwarzen Schieferkohle mit Anthracit und _bildet bis 21/,' dicke oft ausgedehnte Lagen zwischen deren Schichten, Es ist bräunlichschwarz, an der Oberfläche schwach - demantartig glän- zend, von kleinmuschligem in den unebenen übergehenden Bruch, spröde; der Strich gelbbraun, glanzlos; dünne Splitter hyacinthroth durchscheinend; leicht zu einem dunkellockergelben Pulver zerreibbar, Härte 2,5; spec. Gew. 1,181, schmilzt sehr leicht unter starkem Aufblähen zu einer stark glänzenden blasigen Schlacke und verbrennt mit gelber, stark russender Flamme und nicht unangenehmen Geruche. Nach der Analyse enthält es halb so viel Sauerstoff auf dieselbe Koh- len- und Wasserstoffmenge wie das das von Rochleder analysirte Me- lanchym mit der Formel C?042806. Seine Formel ist nämlich (30 H>107. Reuss nennt es Anthracoxen. (Sitzgsber. Wien. Akad. XXI. 271 — 275.) r G. Palaeontologie. J. Roth und A. Wagner, die fossilen Knochenüberreste von Pikermi in Griechenland. — Wir haben schon Bd. III. 155 der neuern nach Paris gelangten Aus- beute dieser Lagerstätten berichtet und geben nun den Bericht über diese Münchener Untersuchungen. Finlay entdeckte im J. 1835 die Lagerstätte bei dem Dorfe Pikermi 4 Stunden von Athen unter einem Gerölleonglomerate in einem rolhen verhärteten Thone, Die Knochen liegen dieht angehäuft, viele fragmentarisch oder zerdrückt, offenbar durch die Strömung des Wassers bearbeitet und zusammengeführt, des thierischen Leimes vollständig enikleidet. Andere Knochenlager- stätten Griechenlands kommen auf Gangspalten im dolomitischen Kalk- 210 stein z. B. am Anchesmos bei Athen und auf einer kleinen Insel in dem; Poros von dem Festlande trennenden Kanale, beide nur mit Wiederkäuerresten. Sie sind jener von Pikermi gleichaltrig und gehören der plioeänen Zeit an. Die von Roth gesammelten und dem Münchener Kabinet überwiesenen Knochen weisen auf folgende Arten. 1. Mesopithecus pentelicus Won. Der Antlitztheil eines Schä- dels, in den Augenhöhlen Gibbonähnlich, in den 3 letzten Back- zähnen mehr Semnopithecus sich nähernd; der untere Eckzahn eines jungen Unterkiefers ist sehr klein, breitschneidig zugeschärft, innen concav, sein erster Lückzahn mit ungleich zweitheiliger Krone, der zweite vierhöckerig wie die folgenden Backzähne, beide und der Eck- zahn gehören dem Milchgebiss an; der letzte untere bleibende Back- zahn mit grossem hintern Ansatz, ebenfalls Semnopithekenähnlich, wie der Kieferast selbst; die beiden mittlern obern Schneidezähne mit brei- terer Schneide als die seitlichen, der obere Eckzahn stark, lang, ge- krümmt, dreiseilig, die untern Schneidezähne schmäler als die obern. Die generische Trennung des Mesopitheeus- beruht nun nicht mehr auf dem Gebiss, sondern auf der Formähnlichkeit der Nasen- und Augenhöhlen mit dem Gibbon. 2. M. major n. sp. Unterkiefer mit stark abgenutzten Zähnen, der letzte rechte Zahn mit hinterm Ansatz, _ der letzte linke ohne solchen, die obern Backzähne wie bei voriger Art, daher die Unterschiede nur in der grössern Stärke liegen, offen- bar nur individuelle und Alterseigenthümlichkeiten, welche die Aufstel- lung einer besondern Art nicht rechtfertigen. 3. @ulo primigenius n. sp. ein Unterkieferfragment etwas grösser und robuster als; der gailenreuther, in der Form nicht abweichend, vom ersten Lückzahn nur die Alveole vorhanden, vom 2, und 3. auch die Alveolen völlig ausgefüllt und verschwunden, doch die folgenden Backzähne nicht stark abgenutzt, der 4. Backzahn mit einem Einschnitt am hintern Rande, auch der Fleischzahn mit einem Zitzenzacken innen am zwei- ten Hauptzacken und mit grösserem hinteren Ansatz als der gailen- reuther; vom Kornzahn nur die kleine Alveole vorhanden, Da der Vielfrass keine Knochen kauet wie Hyänen und Wölfe: so nutzen sich auch die Zähne im höchsten Alter nicht soweit als bei diesen ab und das Verschwinden der Alveolen des 2. und 3. Zahnes ist offenbar ein Character sehr hohen Alters. Die Zackenbildung am 4. Backzahne wie am Fleischzahne entspricht nach der Abbildung nieht der regel- mässigen Zackenbildung der Zähne bei carnivoren Raubthieren son- dern giht sich als Abnormität zu erkennen. In der Meckelschen Sammlung in Halle steht ein übrigens ganz normales Tigerskelet mit ähnlichen abnormen Zacken am Fleischzahne, auch bei einer alten zahmen Katze beobachtete ich solche, daher ich den griechischen Un- terkiefer für nichts als eine Abnormität des Hohlenvielfrasses halten kann. 4. Ictitherium viverrinum n. sp. Früher als Galeotherium auf- ‚geführt, Unterkieferfragment mit noch nicht abgenutzten Zähnen, Eck- zahn mit zwei scharfen Leisten, der erste Lückzahn ein kleiner Korn- zahn, die 3 folgenden 2wurzlig mit sehr niedrigen und langen Kro- 211 nen, mit dieker Basis und kleinem hintern Basalzacken, der 4. auch mit vorderem Zacken; drei andere Kieferfragmente geben weniger Aufschluss. Die Stellung der Gattung muss noch fraglich bleiben, gegen die nähere Verwandtschaft mit den Viverrinen spricht die Dicke der Zahnkronen 5. Hyaena eximia n. sp. Unterkieferast mit auf- fallend hohem Kronfortsatz und hohem horizontalen Ast, zugleich kür- zer als bei H. spelaea, mit 2 Kinnlöchern unter dem 1. Backzahne; die Backzähne stark abgenutzt, am 3. der vordere und hintere Basal- höcker gleich stark, hinten am Fleischzahne ein starker Zacken. 6. Ca- nis lupus primigenius. Schädelfragment nur durch geringfüge Grös- sendifferenzen von C. spelaeus unterschieden. 7. Machaerodus_ leo- ninus n. sp. vorderes Schädelstück, grösser als Megantereon, Kinn- symphyse vorn fast senkrecht aufsteigend, auch die Schneidezähne hoch gestellt, der äussere derselben sehr gross; der obere Eckzahn enorm lang, stark cumprimirt, vorn und hinten bis zur Spitze fein gekerbt, unterer Eckzahn auffallend kurz, kegelförmig. mit gekerbter vorde- rer und hinterer Leiste an der Innenseite; der 1. obere Backzahn entspricht dem 2. des Löwen, nur ist sein Hauptzacken kürzer, der Fleischzahn länger als beim Löwen und höher, übrigens demselben gleich, dahinter ein Kornzahn. Die ersten beiden untern Backzähne gleichen dem Löwen, nur ist ihr hinterer Zacken deutlicher zweithei- lig. Die Krallenphalanx wie bei den Katzen. Das früher einer Felis gigantea zugeschriebenen Olecranon gehört diesem Machaerodus. 8. Ca- stor allicus n.sp. 2 untere Backzähne, welche zur Begründung einer Art nicht genügen, da die Schmelzfalten bei der lebenden Art mehr individuell variiren als diese fossilen. 9. Macrotherium zwei Pha- langen, welche keinen befriedigenden Aufschluss über die Art geben. 10. Sus erymanthius -n. sp. Kieferfragmente, unten mit 6 Schneidez. 1 Eckz. und 6 Backz. oben 4 Backz. den 2, 3. 4. 5. des lebenden Schweines entsprechend. Untere Eckzähne sehr klein, unregelmässig dreiseitig, die Backzähne durchweg grösser als bei der lebenden Art, die Schneidezähne breiter und flacher, die Kinnsymphyse relativ län- ger, schmäler, oben mehr concav. Sus priscus Gldf. gestattet keine Vergleichung, S. antiguus und palaeochoerus beide identisch, haben dieselben Zahnformen. 11. Rhinoceros Schleiermacheri Schädelfrag- ment, dessen obern Zähne nichts Eigenthämliches bieten, Oberarm, Oberschenkel, Schienbein und Füssknochen. 12. Mastodon fragmen- tärer Oberarm und Femur. 13. Hippotherium gracile Schädel und Zähne, Wirbel, Rippen und Gliedmassenknochen. 14. Antilope Lind- mayeri Stirnzapfen gerade, rundlich, mit zwei aufsteigenden Wülsten, die Zähne dazu nicht von den übrigen auszuscheiden, ein Oberschen- kel. 15. Antilope brevicornis früher capricornis, Hörnerzapfen. 16. A. speciosa, Gaumenstück mit Backzahnreihen, Backzähne, ohne Schmelzeylinder zwischen den Prismen. 17. Capra amalthea Hör- nerzapfen comprimirt dreiseitig wie bei Ziegen. 18. Bos maratho- nius vereinzelte junge Zähne mit sehr breiten bauchigen Schmelz- eylinder zwischen den Prismen, Humerus, Metacarpus, Tibia, Astra- 212 galus. Endlich ein Fingerknochen vom Huhn. (Abhandl. Münchn, Akad. VII. 373 — 464. Tff. 7 — 13.) R. Owen, fossile Säugethiere aus dem Red rag von Suffolk. — Seit der Herausgabe der History of brit, foss, Mammalia hat der Red Crag zahlreiche neue Ueberreste geliefert, welche hier einer sehr detaillirten Untersuchung unterzogen werıen. Es sind zunächst mehre Backzähne von Rhinoceros, welche dem Rh. Schleiermacheri zugewiesen werden, wobei Owen jedoch auf die Form und Grösse der Thäler und Gruben, der Kanten und Basalwülste ein grosses Gewicht legt, obwohl die Unterschiede hierin grössern Theils viel geringer sind als sie das gehörige Diluvium dem Rhinoceros tichorhi- nus nach den zahlreichen Zahnreihen von Quedlinburg (cf. Giebel, Jah- resbericht naturwiss. Verein in Halle 1850. III. S2—91.Tf, 3) bietet, wo solche Differenzen schon auffallend an demselben Zahne rechter und linkerseits desselben Schädels nachgewiesen worden sind. Vom Tapir, der tertiär und diluvial (in der Sundwicher Höhle) vorkömmt, ein unterer Backzahn, welcher vollkommen mit dem. T. priscus von Ep- pelsheim übereinstimmt. «Vom Schwein einige Backzähne, der letzte der Reihe ist kürzer als bei dem lebenden Schwein und es scheint als gehöre derselbe der Eppelsheimer Art S. palaeochoerus, während ein anderer mehr mit S. antiquus übereinstimmt. Obere untere Back- zähne eines Pferdes werden auf Equus plieidens gedeutet. Die Masto- dontenzähne lassen sich nicht specifisch von denen des Mastodon an- gustidens unterscheiden. Geweihfragmente von Hirschen gleichen de- nen von Cervus dicranocerus, welche Art Owen als Typus der Sub- gattung Dieranoceros betrachtet: auch ein unterer Backzahn gehört dazu. Ein anderes Geweihfragment muss auf Megacerus hibernicus oder Strongylocerus spelaeus bezogen werden. Von Raubthierresten entspricht ein Fleischzahn der Felis pardoides, welche mit Kaups F. antediluviana und Croizets F. pardinensis gleiche Grösse hat. Ein anderer unterer Fleischzahn nähert sich Gulo und Hyaena, vielleicht gehört er Hyaenodon oder Pterodon. Drei untere Fleischzähne lassen sich nicht von Canis lupus unterscheiden. Ein drittletzter oberer Back- zahn vom Bären ist etwas kleiner als Ursus spelaeus. Die meisten Cragreste gehören Cetaceen an. Zwei Cetotolithen unterscheiden sich von denen der Balaena emarginata durch grössere Dicke und mehr vier- seitige Gestalt des Tympanum. Ein Atlasfragment weist auf ein Thier von 30 bis 40° Länge. Einige Zähne weisen auf Phocaena, auch ein Felsenbein, ein zahnloses Kieferfragment auf Ziphius longirostris, dessen Vorkommen bei Antwerpen zur Aufstellung des Dioplolon Be- cani von Gervais benutzt wurde. (Quarterly journ. geol. XII. 217 — 236. c. Figg.) Owen gründete sein Scelidotherium auf Fragmente, welche Darwin bei Punta alta in NPatagonien gesammelt hatte, Neuerdings hat das britische Museum Bravards fossile Säugethiere von Buenos Ayres erworben und unter diesen befinden sich auch Ueberreste, welche 213 die Kenntniss jenes Thieres ansehnlich erweitern. Ein schönes Schä- delfragment zeigt schlanke Formen, weshalb Owen die Art Sc. lepto- cephalum nennt.. Es war ein Thier von 8—10° Länge bei nur 4° Höhe und eben solcher Breite in der Kreuzgegend. Die Schenkel- knochen sind ganz ausserordentlich breit im Verhältniss zu ihrer Länge, der Rumpf nach vorn allmählig sich verkleinernd bis zum schlanken Kopfe. Schlüsselbeine vollkommen, auch die Drehung des Vorderarmes, die Zehen mit langen und starken Krallen. (Ann. mag. at. hist. März 249 — 250.) H. v. Meyer, Palaeontographische Studien. (Cassel 1856. 4°.). — Verf. beschäftigt sich in diesem den VI. Bd. der Pa- - läontographica beginnenden Hefte mit folgenden fossilen Wirbelthie- ren: 1. Saurier aus der deutschen und schweizerischen Kreide, Polypiychodon von. Regensburg nach 4 Zähnen aus dem Grünsande, kegelförmig, schwach gekrümmt, mit verticalen Schmelz- leisten, im Querschnitt rundlich oval. Andere Exemplare sind ziem- lich dicht, und nicht bis zur Spitze gestreift. Bei Kelheim fand sich ebenfalls ein Polyptychodonzahn, desgleichen im Mergel von Langels- heim bei Goslar; alle beziehen sich auf P. interruptus, während die schlesischen von Beyrich auf P. continuus, Im Regensburger Grün- sand kömmt ferner Leiodon vor, kegelförmige Zähne mit ovalem Quer- schnitt, mit 2 unter der Loupe gezähnelten Kanten “und scheinbar glatten Schmelz. Sie passen auf L. anceps Ow, und A. Wagners dar- auf begründeter L. paradoxus ist nicht stichhaltig. Im neocomiensi- schen Mergel von Hauterive und Cote aux Fees bei Neuenburg wur- den Wirbel entdeckt, der grössere etwas länger als hoch und breiter als lang, mit rundlichen concaven Gelenkflächen, in der Mitte kaum eingezogen, mit auffallend kurzem Gelenkfortsatz und innig verwach- senen Bogen, das zweite Exemplar kürzer, 2 andere ganz. ähnlich. Sie werden wahrscheinlich zu Plesiosaurus gehören. Pictet beschreibt einen Wirbel von der Perte du Rhone als bestimmt dieser Gattung angehörig und nennt die Art Pl. gurgitis, welche aber von der Neuen- burger verschieden ist. — 2. Thanmatosaurus oolithicus aus dem Oolith von Neuffen schon früher beschrieben: Zähne langwurz- lig in getrennten Alveolen, mit rundlichem Querschnitt, kegelförmig, schwach gekrümmt, fein gestreift; Rückenwirbel mit stark eingezoge- nem Körper, aufgeworfenem Gelenkrande; Kippenstück ; unbestimm- bare Knochenfragmente. Der Thaumatosaurus scheint ein Meeresbe- wohner gewesen zu sein, die nähere Verwandtschaft lässt sich noch nicht ermitteln. — 3. Ischyrodon Meriani aus dem Ooolith im Frickthale (Roggeneisenstein bei Wölfliswyl) ein Zahn, colossal kegel- förmig, schwach gekrümmt,- im Querschnitt rundlich oval, mit starken und scharfen Schmelzleisten, von denen 4 die Spitze erreichen. Ein kleiner Zahn aus dem Bradfordihon von Donauöschingen ist ihm sehr ähnlich — 4. Zur Kenntniss der fossilen Fische aus dem Tertiärthon von Unterkirchberg als Nachtrag zu der Abhand- 214 lung in Bd. ll. der Palaeontogr. Die seitdem aufgefundenen Arten sind Cyprinus priscus, Leueiscus gibbus, Solea Kirchbergana, S. an- liqua, alle in vollständıgeren Exemplaren als früher, auch noch ein fraglicher Gobius. — 5. Arionius servalus aus der Molasse von Baltringen der schon früher beschriebene Schädel und einzelne Zähne, kömmt auch bei Ortenburg unweit Passau vor. Das Thier ist Del- phinähnlich, im hintern Schädeltheil Zeuglodontenähnlich, die Occipı- talfläche schwach nach vorn geneigt, aufwärts concav, Scheitel und Stirn breit und horizontal, allmählig in die Schnauze übergehend, Nasenkanal klaffend, Asymmetrie kaum wahrnehmbar, lange Unterkie- fersymphyse, zahlreiche gekantete Kegelzähne, das ganze Thier etwa 12‘ lang. — 6. Delphinus canaliculatus von Lenzburg und Zofingen im Aargau und von Baltringen, Unterkiefer ohne Zähne, Oberkieferbruchstück, Gehörknochen. Der Artcharacter liegt in liefen Rinnen an der Aussenseite beider Kiefer. — 7. Schildkröten und Säugelhiere aus der Braunkohle von Turnau in Steier- mark. Emys turnaviensis Rückenpanzerfragment mit eigenthümlichen Schildereindrücken. Von einer grössern Schildkröte ist ein randliches Knochenstück vorhanden. Chalicomys Jaegeri ein Zahn. Dorcathe- rium Naui Unterkieferfragment mit den 4 letzten Backzähnen, ganz denen von Eppelsheim gleich, — 8. Trachyaspis Lardyi Rippen- platte aus der Molasse des Moliereberges am Neuenburgersee mit der Oberflächenzeichnung der Trionychiden und mit Sehilderöindrüeken, daher es scheint, dass die Schilder lederarlig gewesen sind. Salter beschreibt einige Fossilreste aus den cambri- sehen Schichten von Longmynd und Wales. — Bisher war nur ein völlig undeutbares Petrefakt aus den cambrischen Schich- ten Irlands bekannt, neuerdings nun sind bessere in England gefunden worden. Eines derselben zeigt eiförmige Grübcehen in dicht gedräng- ten‘ Parallelreihen, welche S. als Arenicola didyma diagnosirl: fodinis didymis, minulis, approximatis, elliplieis, saepissime parallelis. Das zweite besteht in geraden Wurmröhren. Ein drittes ist ein Trilobi- tenstück Palaeopyge Bamsayi, freilich ein so seltsames Kopfstück, wie es ähnlich nur der älteste amerikanische Trilobit Dikelocephalus auf- zuweisen hat. Die übrigen Reste sind so undeutbare Spuren, dass wir sie mit Stillschweigen übergehen können. — (Quarterl. journ. geol. XII. 246—--251 Tb. 4.) J. Barrande, neue Fossilien von Rokitzan im mil- telböhmischen Silurbecken. — Die Fauna dieser Localität vertritt die Uranfänge der zweiten silurischen Fauna und besteht aus 40 Arten Trilobiten, Mollusken und Echinodermen. Von den 13 Tri- lobiten sind 8 neu, eine Cytherina und Anatifa gehen durch die ganze Etage D hindurch; die Cephalopoden sind selten und schlecht erhal- ten, von Pteropoden 3 Pugiuneulus, 5 Gastropoden darunter die Gat- tungen Ribeiria und Redonia, Die Vergleichung der Arten bestätigt die früher geäusserle Ansicht, dass die zweite Fauna von SW her 215 in. das: mittelböhmische Becken eingedrungen ist, wenn nicht etwa ‚Böhmen selbst einer der Entwicklungsmittelpuncte dieser während der silurischen Periode weit verbreiteten Fauna gewesen ist. Ausserdem 4 Brachiopoden und 2 Echinodermen. (Jahrb, geol. Reichsanst. yıI. 356— 360.) R. Howse gibt ein kritisches Verzeichniss von 43 Gonchylien des permischen Systemes in Durham und Nort- humberland und verbreitet sich ausführlich über einzelne Species- Lingula Credneri Gein. Discina Konincki Gein. Productus horridus Swb, Pr. latirostratus n. sp., Strophalosia Goldfussi Mstr. (= Ortho- thrix excavafus Gein, da der Sinus der Bauchklappe nur individuell ist). Strophalosia Cancrini Vern (= Str. Morrisana King, Orthothrix lamellosus Gein). Orthisina pelargonata Shl. Camerophoria Schlothei- mi Buch (= Terebratula superstes Vern). C. globulina Phill (= Te- rebratula superstes Gein). (. humbletonensis n. sp. Spirigera pec- tinifera Swb. Martinia Clannyana King. Spiriferina cristata Schl, Sp. multiplicata Swb, Spirifer undulatus Swb. Terebratula elongata Schl. — (Anm. mag. nat, hist. Jan. 38 — 52.) Brodie, neue Pollipes im Unteroolith und Lias von Gloucestershire. — Darwin behauptete in seiner Cirri- gedienmonographie (Palaeont. Soc.) dass die ältesten Pollicipes in den Stonesfielder Schiefern vorkämen. Seitdem hat nun Brodie solche im Unteroolith bei Stroud gefunden. Es sind die Klappen einer dem P. ooliticus von Stonesfield ähnlichen Art, welche Darwin genau be- summen wird. Eine andere Art fand Gavey im untern Lias.. — (Ibid, Jan. 102.) Lyeett, Bemerkungenüber die Gattung Quenstedtia. — Den Typus dieser Gattung bilden die Phillipsschen Pullastra oblita und Psammobia laevigata, wie in der Monographie der Mollusken das Great Oolite von Morris und Lyceit nachgewiesen worden nach gut erhaltenen Exemplaren aus dem Dogger in Yorkshire und nach voll- kommenen Schalen aus dem Unteroolith der Cotteswolds. Die Gat- tung wurde als Psammobia verwandt bezeichnet, aber durch die Schlosszähne und die Abwesenheit einer Bandleiste unterschieden, ‚ Ihr allgemeiner Habitus entspricht der Mactromya mactroides Ag. Ter- _quem, hat jedoch (ef. Bd. VII. 458.) die Indentität der Quenstedtia oblita mit Maetromya mactroides nachgewiesen und letzte für eine Psammobia erklärt, wohin auch M. tenuis, brevis und litterata gehö- ren. Diese haben einen kleinen Schlosszahn in jeder Klappe, der sie von der typischen Psammobia vespertina als besondere Gruppe scheidet. Dem kann nun L. nicht beistimmen, er hält vielmehr Quen- stedtia. aufrecht, deren Schloss in der linken Klappe einen stumpfen, oblongen, queren, elwas deprimirten, hinter dem Wirbel gelegenen Zahn. hat, welcher in eine entsprechende Grube der andern Klappe eingreift. Diese rechte Klappe hat keinen Zahn, also auch die linke keine entsprechende Grube, während Psammobia zwei Gruben für die 216 divergirenden Zähne in jeder Klappe hat. Das Band befestigt sich auf einer schmalen länglichen und tiefen Area hinter den Wirbeln. Aechte Psammobien sind unterhalb der Tertiärschichten noch nicht nachgewiesen worden. — (Ibid. Jan. 53 — 54.) Ewald, Rudisten am nördlichen Harzrande. — Die deutsche Kreideformation bildet drei geographisch bestimmt unterschie- dene Zonen: die südlichste gehört dem Alpengebiete; die zweite dem mittlern Deutschland, Sachsen, Böhmen, Schlesien, Baiern und zeichnet sich durch den Mangel des Neocomien und Gault sowie durch die Quadersandsteinbänke mit Exogyra columba aus. Die nördliche Zone begreift den Harzrand, Braunschweig, Hannover und Westphalen. In- nerhalb jeder Zone treten in gewissen Schichten Rudisten auf, nur in der südlichen sind dieselben zu ganzen Bänken vereinigt, In der nördlichen Zone gehören dieselben zu den grössten Seltenheiten, nur an einzelnen Punkten in spärlichen Exemplaren und wenig gekannten Arten, meist nur 1‘ lang. Dieses eigenthümliche Vorkommen der Rudisten weist schlagend auf klimatische Unterschiede während der Kreideperiode, auf niedrigere Temperatur nach Norden hin. Am häu- figsten sind die nördlichen Rudisten am Sudmerberge bei Goslar und zwar in den Trümmergesteinen des obern Theiles dieses Berges. Ihre Rudistennatur ergiebt sich aus der Structur ihrer Schale, welche aus feinen, ein zelliges Gewebe bildenden Längs- und Querlamellen gebil- det ist. Es sind bis jetzt nur Unterschalen, häufig mit Spuren vom Ansitzen an fremden Körpern, Deckelklappen fehlen noch. Von den Radioliten unterscheiden sie sich durch den Mangel der innern Längs- leiste, daher sie E. zu Biradiolites stellt, obwohl sie nichts von den zwei Längsbändern auf der Oberfläche der Schale zeigen, welche d’Orbieny zum Gatlungscharacter machte. Auch mit gewissen Capro- tinen haben die Sudmerberger einige Aehnlichkeit, so mit Caprotira coslala, striata, semistriala, welche indess die innre Leiste besitzen. Alle Sudmerberger gehören nur einer Art an, sind kegelförmig, an der Oberfläche mit 7 bis 9 starken Längsrippen versehen- E. nennt sie Biradiolites herceynius. Sie findet sich auch am Fusse der Teu- felsmauer zwischen Weddersleben und Thale, zwischen Timmenrode und Kattenstedt am südlichen Fusse der Fortsetzung der Teulels- mauer, an beiden Orten in Schichten, welche entschieden älter sind als der klippenbildende obere Quadersandstein der Teufelsmauer, aber jünger als der Pläner, ersterem sich eng anschliessend. Bei Wed- dersleben ist es ein grünsandiger Mergel, bei Cattenstedt ein einför- miges Trümmergestein. — (Berlin. Monatsber. 1856. Dechr. 596 — 599.). Gl. Botanik. Albert Wigand, über die feinste Struetur der vegetabilischen Zellenmembran, — Die von Mohl zuerst beobachtete feine spiralige Streiflung der primären Zellenmembran, so wie eine in derselben Richtung vorwiegende Theilbarkeit derselben führte Meyen zuerst auf die Behauplung, die Membran bestünde aus 217 zarten, spiralförmig gewundenen unter einander innig verwachsenen Fasern. Ihm schlossen sich Agardh, Crüger und Martin Barry an, wel- cher letztere besonders den Satz aufstellte, dass nicht die Zelle, son- dern die Faser das Primäre sei, aus welcher die Zelle erst hervor- gehe. Mohl und Schleiden hielten den Charakter der Zellenwand als einer continuirlichen Haut trotz jener Ungleichheiten der Structur fest und W. hat sich, um wenigstens einen bestimmten Anhaltepunkt zu haben, die sorgfältige Prüfung der Agardh’schen Beobachtungen zur Aufgabe gemacht. Er kommt zu folgenden Resultaten : Allerdings fin- det sich häufig eine regelmässige feine Streifung in der Zellenmem- bran, aber diese Erscheinung hat ihren Grund a) in einer an gewissen Stellen überwiegenden Verdrückung der Membran (Peristom der Laubmoose) b) am häufigsten in einer feinen Faltung oder wel. lenförmigen Biegung der Membran (in fast allen von Agardh angegebenen Fällen bei Conferva Melagonium, Polysiphonia, Griffithsia. sowie bei Bastzellen) c) in einer innern Verschiedenheit der Substanz selbst, also in einer chemischen Ungleichförmigkeit der Membran. Da W. von der Barry’schen Ansicht gänzlich absieht, so-stellt sich nach ihm die Frage nach dem Ursprung der Zellenwand in folgender Weise: „entstehen die secundären Verdickungsschichten als continuir- liche Schichten — oder zeigt sich Anfangs bei der Ablagerung des Zellstoffs auf der innern Zellenwand eine ebensolche Unterbrechung der Schichten wie diejenigen Unterbrechungen (ring -spiral- netzförmige Zellen) welche bis: ans Ende des Zellendaseins blieben, mit dem Un- terschiede, dass jene in Frage stehende Unterbrechung durch Ver- wachsung in der Folge verschwinde?“ Gegen die „Fasertheorie “ (so bezeichnet W. den letzten Theil der Frage) spricht zunächst der Umstand, dass aus der Beobachtung und Analyse fertiger Bildungen, für dieselbe durchaus nichts bewiesen wird, dass die Membrantheorie nach diesen Gründen mindestens ebenso berechtigt ist, Welche von beiden Hypothesen man fallen lassen muss, wird nur dadurch ent- schieden werden können, dass man die erste Entstehung der Ver- diekungsschichten, sei es durch partielle oder durch gleichmässige Ablagerung direct beobachtet. (Schriften der Gesellsch. zur Beförd. . der gesammten Naturw. zu Marburg. 8. Bd. 1857.) W. Lachmann, die Entwicklung der Vegetation durch die Wärme. In dieser Schrift macht L. zum ersten mal, so viel uns bekannt ist, den Versuch, in umfassender Weise meteoro- logische Beobachtungen mit der Entwicklung der Vegetation zu com- biniren. Da es nicht gut möglich ist, aus dem Werkchen, welches meist in Tabellenform 30jährige Beobachtungen an 24 Pflanzen und gleichzeitige S0jährige meteorologische Beachtungen zu Braunschweig enthält, einen kurzen Auszug zu geben, so müssen wir uns begnügen, es der Beachtung aller derer zu empfehlen, die sich für meteoro- logische und klimatische Verhältnisse interessiren. Recht zu wünschen 15 218 wäre, dass namentlich an meteorologischen Stationen baldigst ähnliche Beobachtungen gemacht würden, um solchen vereinzelt bestehenden Versuchen auch ein allgemeines Interesse zu verleihen. Dr. Pringsheim, über die Befruchtung und den Generationswechsel der Algen. — Die bereits 1855. von P. veröffentlichten Beobachtungen an Vaucheria sessilis genüglen zwar um die ungeahnte Geschlechtlichkeit der CGonferven wenigstens wahr- scheinlich zu machen, doch hat sich P. bemüht noch andre für die Beobachtung günstigen Objekte aufzufinden. Die Pflanzen ‚der Gat- tungen Oedogonium und Bulbochaete zeigen, abgesehen von den in- haltsleeren endständigen Borstenzellen noch dreierlei Arten von Zel- len; 1) die gewöhnlichen vegataliven Zellen, in denen auf unge- schlechtlichem Wege eine einzige mit Wimpernkranze versehene Schwärmspore entsteht, die entweder keimend eine neue Pflanze bil- det, oder namentlich bei Wassermangel sofort zu Grunde geht und also nicht im Stande ist, die Erhaltung der Art dauernd zu sichern; 2) zwischen diesen einzeln, oder zu mehreren neben einander nicht stark angeschwollenen Zellen, in weichen die ruhende Spore sich bil- det; (weibliche Geschlechtsorgane) 3) auf denselben Individuen, welche die weiblichen Geschlechtsorgane iragen oder auch auf besondern Exemplaren, kleinere meist zu mehreren nebeneinander stehende Zel- len, die entweder unmittelbar Samenkörper bilden (Arten von Oedo- gonium) oder erst mittelbar nach Hervorbringung einer selbsiständi- gen, die Mutterpflanze verlassende Zwischenbildung, welche in ihrem Innern den männlichen Geschlechtsapparat erzeugt. Den letztern bei den genannten Gattungen häufigen Fall beschreibt P. nach Beobach- tungen an Oedogonium ciliatum. Die Zellen, welche den männlichen Geschlechtsapparat erzeugen, erscheinen gewöhnlich im obern Theile des Pflanzenfadens zwischen der endständigen Borstenzelle und dem obersten weiblichen Geschlechtsorgane. Zur Zeit der Geschlechtsreife entsteht in jeder dieser Zellen eine einzige, den in den vegataliven Zellen erzeugten vollkommen ähnliche, nur durch ihre Grösse unter- schiedne Schwärmspore (Mikrogonidien nach Alex. Braun, deren Exi- stenz schon bei einer grössern Anzahl Algengattungen bekannt ist). Die Mikrogonidien von Oedogoninm, nennt P., wegen ihres geschlecht- lichen Werthes als Erzeuger des männlichen Geschlechtsapparates, Androsporen. Ob die Mikrogonidien andrer Algen auch Andro- sporen genannt zu werden verdienen, müssen spätere Untersuchungen ausweisen. Haben dieselben ihre kleine Mutterzelle verlassen, so selzen sie sich nach kurzem Schwärmen in einer für jede Species bestimmten Weise einzeln oder auch zu mehreren auf dem weiblichen Organe an, und erwachsen hier, während das weibliche Organ seinen spärlichen Körnergehalt stark vermehrt, zu einem wenigzelligen Pllänzchen (das Männchen nach P.) bestehend aus einer chlorophylihaltigen Fuss- zelle, welche ‚ein zweizelliges, fast farbloses Organ, die Bildungsstätte der Samenthiere (des Antheridium) trägt. Die Theilung der Andro- 219 spore in zunächst 2 Zellen geschieht übrigens auf die den Gattungen Oedogonium und Bulbochaete charakteristische Weise (siehe Band VI. 344. dies. Zeitsch.), während das so gebildete einzellige Antheridium sich ausnahmsweise durch Bildung einer horizontalen Scheidewand in 2 Tochterzellen theilt.e. In ihnen bildete sich der Samenkörper, der sobald er fertig ist, den Deckel des Antheridiums ein wenig hebt. Das weibliche Geschlechtsorgan hat sich um diese Zeit mit grosskör- nigem grünem Inhalte, der genau der Wand anliegt und nach dem obern Theile des Geschlechtsorgans zu von einer farblosen, feinkör- nigen Schleimmasse bedeckt ist, erfüllt. Plötzlich dringt durch einen am obern Ende des weiblichen Organes entstandnen Riss die genannte Schleimmasse hervor, und ihr äusserer Theil gestaltet sich unter dem Auge des Beobachters zu einem festen von einer farblosen Membran gebildeten Schlauche, welcher seitlich dem Männchen zugeneigt eine deutliche grosse Oeffnung besitzt. Die nicht zur Bildung dieses Schlau- ches (Befruchtungsschlauch) verbrauchte Schleimmasse fliesst wieder in die Zelle zurück und nimmt ihren frühern Platz ein. Der bis dahin genau der Wandung anliegende Inhalt gestaltet sich gleichzeitig zu einer einzigen, grossen frei in ihrer Höhle: liegenden Kugel (Be- fruchtungskugel), an welcher die zurückgeflossne Schleimmasse den vordern Theil einnimmt. In diesem dem Augenblicke der Zeugung unmittelbar vorhergehenden Momente, bricht der Deckel _des Anthe- ridiums völlig hervor, dringt durch den Befruchtungsschlauch in das weibliche Geschlechtsorgan ein, tastet einen Augenblick lang mit sei- nem spitzern Ende am Umfange der Befruchtungskugel umher, wird aber schon im nächsten unter Aufgebung seiner Gestalt, gleichsam borstend von der Befruchtungskugel aufgenommen, mit deren Masse er sich vollständig vereinist. Nach diesem fast augenblicklichen Akte der Befruchtung bleibt gar keine Spur des Samenkörpers ausserhalb der Befruchtungskugel zurück, weder Reste einer Membran, die auch früher nicht nachgewiesen werden kann, noch Reste des Inhalts; nur einige grünliche Körner, die sich in der gelblich schimmernden, mehr- genannten Schleimmasse bemerklich machen, scheinen seinem Inhalte angehört zu haben. Kurz nach der Befruchtung zeigt die Befruch- tungskugel einen immer deutlicher werdenden Umriss und endlich eine umhüllende Membran; sie ist durch die Veränderungen, die die Membran und der Inhalt später eingehen, befähigt, störende, die Ve- getation hemmende Einflüsse zu überwinden, und die Erhaltung der Art zu sichern. Diese Resultate bestätigen die von P. schon früher bei Vaucheria, ausgesprochene Auffassung des Befruchtungsaktes, denn die Thatsachen zeigen 1) dass im Zeugungsakte eine materielle Vermischung der Masse der Samenkörper mit der nackten Befruch- tungskugel stattfindet; 2) dass die erste Zelle des neuen Organismus ein Product der Zeugung ist, 3) dass die Samenkörper keinen morphologisch bestimmten Theil der neuen Zelle bilden, sondern nur durch ihre Masse wirken, 4) dass ein einziger Samenkörper zur Ausübung des Geschlechtsaktes genügt. Bei den übrigen Arten der 15% 220 Gattungen Oedogonium und Bulbochaete findet die Befruchtung auf wesentlich dieselbe Weise statt, die vorkommenden Verschiedenheiten können indess für die Systematik dieser Gattungen von bedeuten- dem Nutzen werden. — Vor allem muss hier auf die Analogie zwischen der Befruchtung der Phanerogamen und der der Oedogo- nien aufmerksam gemacht werden, indem bei beiden eine im Innern der Mutterpflanze erzeugte Zelle durch mechanische Bewegung auf das weibliche Organ übertragen wird und hier zu einem kürzern oder längern Schlauche dem Träger des Befruchtungsstoffes heran- wächst, Wenn die Analogie nicht trügt, so müssen nicht nur die Samenkörper im Pollenschlauche, sondern auch die Oeffnungen in den Keimbläschen den Bemühungen unsrer Embryologen, bisher ent- gangen sein. — Ueber die weitern Entwicklungen der Befruchtungs- kugel sind keine nähern Mittheilungen gemacht, Schliesslich giebt der Verf. noch einige Bemerkungen über die geschlechtliche Entwick- lung der Gattungen Coleochaete und Phyllaetidium, die überraschende Aebnlichkeit in diesem Punkte mit den einfachern Formen der niedern Moosfrüchte (Riccien) zeigen, Das Weitere darüber später. (Ber. d. berl. Acad. Mai 1856. S. 225.) j Schacht, der Vorgang der Befruchtung bei Gla- diolus segetum. — Durch diesen Aufsatz, von dem wir nur das Resume mittheilen, ist der Streit über die Befruchtungstheorie der Pflanzen, dessen auch in dieser Zeitschrift (conf. Bd. VI. S. 241, 427, 427 u. 502) mehrfach Erwähnung geschehen, in ein neues Stadium getreten, indem Schacht seine früher gemachten Beobachtun- gen und daraus gezogenen Behauptungen als irrthümlich aufgiebt. — Im. unbefruchteten Embryosack von Gladiolus segetum liegen, dem Mikropylekanal dicht angeklemmt, zwei Keimkörperchen (die Hofmeister’schen sog, Keimbläschen), welche im obern Theile aus einem Bündel zarter Fäden, im untern dagegen aus einer körnigen Protoplosmamasse bestehen. Diese Keimkörperchen sind zur Blühte- zeit von keiner festen Membran umhüllt, ihre Spitze ragt frei aus dem Embryosack hervor. Am 3ten oder 4ten Tage nach der Bestäu- bung trifft der Pollenschlauch auf die Keimkörperchen und verbindet sich innig mit ihnen und als erstes Product des Zusammentreffens entsteht um letztere eine feste Membran, das Pollenschlauchende schwillt dabei an, verdickt sich, und verliert seinen körnigen Inhalt. Beide Keimkörperchen werden in der Regel durch einen Pollen- schlauch befruchtet, aber nur eines derselben entwickelt sich weiter indem in seiner Plasmamasse ein Zellkern und bald darauf über dem- selben eine wagrechte Scheidewand auftritt. Die so entstandene erste Zelle der Keimanlage wächst allmählig zum Embryo heran, während der über ihr gelegene Theil des frühern Keimkörperchens zum ‚Em- bryoträger wird, der mit der Wand des Embryosacks fest verbunden scheint. Der Pollenschlauch wirkt darnach befruchtend, aber nicht, wie Sch. früher annahm, direct keimbildend, denn in seinem Innern 221 entsteht nicht die erste Zelle des Keims, es bildet sich vielmehr durch seine Vermittlung aus einer körnigen Plasma -Masse, die schon vor der Befruchtung im Embryosack enthalten ist, erst diejenige Zelle, aus welcher allgemach der Embryo und seine Träger hervorgehen. Jene Fäden (Befruchtungsfäden), aus welchem die Spitze der Keimkörperchen besteht und die stets unbeweglich sind, sind für den Befruchtungsact durchaus wesentlich, doch scheinen sie direct an der Bildung der ersten Zelle des Keimes nicht Theil zu nehmen. Die Beobachtung von Deeke (conf. Bd. VI. S. 427), nach welcher der aus dem Embryosack hervorragende Theil der Pollenröhre mit der Membran desselben verwachsen zu sein scheint, betrifft wahrschein- lich einen abnormen Fall; es wäre möglich, dass hier der Embryo. träger sich nach ausserhall des Keimsacks verlängert hätte (einen ähnlichen Fall hat Sch. in der Flora 1855. Taf. II. Fig. 7. für La- thraea abgebildet). (Ebda. S. 266.) Klotzsch berichtet über eine Nachricht aus der in London erscheinenden Agricultural -Gazette vom 11. October 1856. No. 41., nach welcher es durch Samenregeneralion, ohne künstliche Kreuzung des Pollens, in England gelungen ist, Avena sativa (Saat-Hafer) auf unfruchtbarem Boden in Av. fatua (Wind-H.) und Av. fatua auf frucht- barem Boden in Av. sativa überzuführen. Sollten sich diese Angaben bestätigen, so wäre es hierdurch dem Landmann möglich, aus der ursprünglichen Stammpflanze des Saathafers eine Sorte zu erzielen, die vortheilhafter für manche Bodenarten und gewisse klimatische Verhältnisse werden könnte. Die Pflanzen-Systematik würde denn auch aller sogenannten Species bis auf die ledig, welche den Oekonomen als „Rispenhafer‘“ bekannt ist. (Ebda 1856. S. 444.) Hr, W.A. Leishton, neue britische Flechten. — Verf. beschreibt unter Beifügung der Abbildungen Opegrapha anomala, Co- niocybe citrina und Sphinctrina septata. — (Ann. mag. nat. hist. Febr. 129 — 133. Tb. 8.) Durand untersuchte die auf E. K. Kanes Nordpolexpedition an der Westküste Grönlands gesammelten Pflanzen vom 73— 80° NB und zählt in den Arctic Explorations Il. 445. folgende Phanerogamen dieses nördlichsten Vegetationsgebietes auf: Arenaria groenlandica Spr Epilobium angustifolium L arelica var. H latifolium L Stellaria longipes d TG _Sedum rhodiola DE & TG Saxifraga oppositifolia Z Cerastinm alpinum «& L flagellaris Wild Silene acaulis aizoides Vald Lychnis apetala «u. $L trieuspidatus Retz Ranuneulus nivalis & E nivalis % Br Sabini alfinis Papaver nudicaule L Hesperis Pallasi TG Vesicaria arclica @ H Draba alpina 8 B alp. corymbosa alp. micropeltala glacialis & H rupestris « Br nivalis Wild hirta L Cochlearia fenestrata Br Dryas octopelala L integrifolia Vahl Alchemilla vulgaris L Potentilla pulchella Br nivea $ H frigida Vill tridentata Ait caespitosa 8 U aizoon Jacq nivalis «2 L foliolosa Br cernua .L Goaphalium sylvatieum L Hieracium vulgatum Fr 222 Arnica angustifolia Vahl Diapensia lapponica L Eriophorum polystachyon L Taraxacum palustre DC Polygonum viviparum L _ Alopecurus alpinus Campanula uniflora L Oxyria digyna Cpd Agrostlis canina Vaceinium uliginosum L Empetrum nigrum L Poa aretica Cassiope lelragona Don Salix arctica Br ° alpina L Pyrola chlorantha Sw _ herbacea Z Festuca ovina L Pedicularis arctica Br Luzula hyperborea Br Trisetum subspicatum L Kanei Dur arcuala Mey hirsuta Z j Carex rigida Gd Hiezu kommen noch die auf Richardsons Expedition gesammel- ten 3 Draba, 1 neues Gerastium, 2 Saxifragen, 2 Pedicularis, 2 Eri- ophorum. In Kanes Sammlung war neu nur Pedicularis Kanei der P. arctica zunächst verwandt. (ystopteris fragilis wächst noch unter dem 76°. —e Zoologie. Joh. Müller, Beobachtungen an Infusorien. — 1. Bei einem dem Loxodes rostrum und Trachelius meleagris ähn- lichem Infusorium fand M. eine lange Reihe runder blasenförmiger Organe, welche sich in dem meist ganz platten selten geschwollenen Körper näher dem convexen Rande und diesem parallel vom Vorder- theil bis nahe zum Hinterrande erstreckt. Die Blasen sind ohne Zu- sammenhang unter einander, nicht contracul, mit farblosen Inhalt, jede mit einem centralen, runden, stark lichtbrechenden, dunkelrandi- gem Körperchen, nicht contractil. — 2. Die Stentoren enthalten öfter in Hohlräumen ihres Körpers und an bestimmten Stellen bewegliche Fäden. M. sah einmal die klaren Hohlräume vorn neben der con- traclilen Blase und konnte die Fäden nicht isoliren. Dies geschah von Claparede, wobei die Fäden isolirt im Wasser schnell ihre Be- weglıchkeit verlieren. Es liegt nah, dieselben für Vibrionen zu halten, welche in das Verdauungsorgan eingedrungen sind. Doch könnten sie auch eigenthümliche Fäden im Infusorienkörper sein, Ehrenberg’s Samendrüse, der Nucleus. In diesem Organ findet sich zuweilen eine Anhäufung von gekräuselten Fäden, Lieberkühn beobachtete sie sogar im Kernkörperchen. M. sah bei Paramaecium aurelia den ganzen Inhalt des vergrösserten Kernes in einen Bausch von Locken gekräu- selter Fäden formirt, Andere dasselbe bei Chilodon cueullus. Bei einem andern Paramaecium aurelia fand Claparede das Organ vielmehr vergrössert, in 2 grosse Massen getheilt, wovon die eine noch die gewöhnliche Stelle des Kernes einnahm, die andere sich nach dem hinteren Theile des Körpers über den Schlund weg ausgebreitet hatte. Im Innern beider Massen war eine grosse Menge discreter Fäden locker zerstreut. Dass sich diese Fäden wie bei Stentor bewegten, wurde noch nicht beobachtet. Der Nucleus kann nach diesen Beoh- achtungen nicht mehr blosser Zellkern sein. — 3. Bei Paramaecium aurelia verdient die Action der birnförmigen Erweiterungen der Stern- strahlen des contraclilen Organes Beachtung, Man kann hier zwei Schläge unterscheiden, die Systole und Diastole. Ehe die Blase ihren Schlag ausübt, wird sie oft schon kurz vorher etwas enger, wobei sich die Sternstrahlen weit erfüllen, Dann erst erfolgt der Schlag 223 der Blase, der sie gänzlich entleert, wobei die‘ Sternstrahlen noch elwas weiter ausgedent werden, Mit der Entleerung der Blase ver- schliessen sich auch die Communicationen der, Sternstrahlen mit der Blase und bleiben diese ein Weilchen birnförmig erweitert. Dann erfolgt plötzlich die Entleerung dieser Erweiterungen, indem in dem- selben Augenblick die Flüssigkeit aus ihnen in die leere Blase stürzt und dieselbe ausdehnt. Ist die Systole der birnförmigen Erweiterun- ‘gen der Sternstrahlen nichts anderes als ein Veberlaufen der Flüssig- keit aus diesen in die erschlaffende Blase unter einem gewissen Druck der Körperwandungen oder ist es nicht vielmehr eine active Contra- etion der birnförmigen Erweiterungen? Letzteres ist das Wahrschein: lichere. Strahlen und Blase haben wohl ihre eigenen Wände, welche die Schläge ausführen. (Berlin. Monatsber. 1856, Juli 339 —393.( J. Alder diagnosirt neue Gattungen und Arten britischer Polypen von den Küsten Northumberlands und Durhams: Coryniden: Vorticlava humilis; Tubularien: Eudendrium confertum, Eu. ca- pillare; Sertularien: Sertularia Irieuspidata, tenella; Campanularien: Campa- nularia volubilis, Johnstoni, Hineksi, gracillima, Grammaria ramosa, Tubu- laria implexa, Laomedea neglecta, acuminala. (Ann. mag. nat. hist. 1356. XVIII. 853 — 362. 440. Tb. 12— 14. 16.) C. Gegenbaur, Studien über Organisalion und Sy- stematik der Ctenophoren. — Eine in der Richtung der Längs- achse des Körpers sich erstreckende verdauende Höhle, welche von ihrem Grunde in ein radiär verlaufendes Canalsystem sich fortsetzt ist im Verein mit der Eiform des Körpers der wesentlichste Character des Ctenophorentypus. Dazu kömmt noch die Bildung rippenartiger Vorsprünge auf der Oberfläche des Leibes, welche vom Mundpole zum entgegengesetzten Körperpole verlaufen und den radiären Typus markiren, der jedoch meist in einen biradialen übergeht, indem nach diesem stets die Fangfäden geordnet sind. Alle seitlichen Fortsätze oder Lappen sind blosse Aushreitungen der Körpersubstanz, durch keine Gränze vom Mitteltheil des Körpers abgesetzt. Die Körpersub- stanz besteht aus einem durchsichtigen, selten Pigmente einschliessen- dem Gewebe von gallertartiger Consistenz. Es bildet eine homogene Grundsubstanz, in welche sich manichfache Zellenelemente oder deren Derivate einbetten. Die Bewegungen werden durch Muskelfasern und Schwimmblättehen vermittelt. Letztere in 4 oder 8 Längsreihen auf den Rippen angebracht, sitzen auf besonderen hyalinen Querleistchen, welche als Einlenkestellen dienend mit der Körpersubstanz in inniger Verbindung stehen. Form und Grösse der Schwimmblättchen ist sehr _ variabel, ganzrandig, gerundet, oder gezackt und zerschlitzt. Unter ihren Reihen verläuft stets ein nach Agassiz respirirender Kanal. Ihre Bewegungen sind völlig willkürlich und stehen im Zusammenhange mit den Körpercontraclionen, welche durch die allgemeine Muskel- schicht sowie durch die Contraclionen des Magens hervorgerufen wer- den. Die Muskulatur besteht bei den Cydippen in Längsreihen sehr langer Bänder oder spindelähnlicher Formen zwischen und unter den 224 Rippen und am Munde in einen Sphincler zusammenlaufend. Der Gastrovascularapparat ist symmetrisch und so gebauet,‘ dass die bald sehr weite bald äusserst schmale und enge verdauende Höhle sich mit einer hinter ihr gelegenen Cavität durch eine von einem Sphincter umgebene Oeffnung verbindet, so dass das Thier beliebig den Inhalt des Magens in jenes meist als Trichter bezeichnetes Cavum überlas- sen oder abschliessen kann. Von dem Trichter aus strahlen die den Chymus führenden Kanäle den Rippen folgend durch den Körper und vereinigen sich sämmtlich oder z. Th, in einen um den Eingang ge- legenen Ringkanal. Die Anordnung erleidet mehrfache Modificationen. So theilen sich bei den Cydippen die 4 vom Trichter ausstrahlenden Kanäle, je ein Ast verläuft unter einer Rippe gegen den Mund- und Trichterpol hin sich erstreckend ohne in ein Ringgefäss sich zu ver- einigen. Völlig ausgebildet dagegen ist der Ringkanal bei den Calym- niden. Die Verdauungshöhle stellt einen langen glatten Schlauch vor, der etwas über den Anfang der schnabelartigen Leisten hinaus sich nach hinten erstreckt um dort nach einer Einschnürung in den Trich- ter überzugehen, welcher hier als unregelmässiger Sinus sich gestaltet. Das glashelle Körperparenchyın bedeckt unmittelbar die Magenwandung. In der Verlängerung der Achse des Magens setzt sich der Trichter noch in einen erst engen, dann weiteren Kanal fort, welcher zwi- schen den beiden schnabelförmigen Fortsätzen nach aussen mündet. Von der Peripherie des Trichters gehen 6 Kanäle ab: 2 gegenstän- dige von der obern Trichterhälfte parallel an der breiten Seite des Magens aufwärts zum Munde verlaufend; der 3. theilt sich bald in 2 gleich starke Aeste für die Schwimmbhlättchenreihen, unter denen auch die übrigen sich ausbreiten. Die Ausmündung am Trichterpole fungirt nicht -als After. Als Galle bereitende Theile dienen eigenthüm- liche mit röthlicher, brauner oder gelber Flüssigkeit gefüllte Zellen an der innern Magenwand. Fangorgane besitzen die meisten Rippen- quallen in verschiedener Bildung. Hinsichtlich des Nervensystems tritt G. den Angaben Milne Edwards bei. Gehörbläschen sind allgemein in der Nähe des Trichters auf einem Nervencentrum, sie enthalten ein Häufchen oder nur einzelne Otolithen. Geschlechtsorgane fand 6. nur im Herbste, längs der Rippengefässe, in Ausbuchtungen dieser bestehend. Bei Owenia und Cydippe liegen Hoden und Ovarien in- nerhalb der Wand jedes der 8 Rippenkanäle, je in eine Reihe läng- licher Kapseln zerfällt, ihre Entleerung geschieht durch die Rippen- kanäle. Die von G. über die Entwickelung angestellten Beobachtun- gen sprechen für eine Metamorphose der Rippenquallen. Für die systematische Uebersicht schlägt G. folgende Einthei- lung vor: a. Körper mit Fortsätzen oder lappenartigen Anhängen, bald mit bald ohne Senkfäden. 1. Callianiridae, Seitliche die Cilien tragende flügelförmige An- hänge. 2. Calymnidae. Zwei lappenartige Fortsätze seitlich am Munde, 225 b. Körper ohne lappige Anhänge oder une ne um den Mund; stets Senkfäden. 3. Cestidae. Körper handarlig der diene nach verbreitert. 4. Oydippidae. Körper oval oder rundlich. c. Körper ohne lappige Anhänge, stets ohne Senkfäden. 5. Beroida. Körper oval länglich. _ Die Callianiriden mit Callianira sind noch am wenigsten genau untersucht. Zu den Calymniden gehören Calymna, Mnemia, Axiotima, Bolina, Eucharis, Leucotho&, Aleinoe, Chiaja und Lesueuria und Eu- rhamphaea n. gen., welche G. hier beschreibt. Die Cestiden werden nur-durch Cestum vertreten. Zu den Cydippiden rechnet G. die Gat- tungen Neis, Ocyroe, Mertensia, Anais, Eschscholtzia, Janira, Cydippe, Pleurobrachia, Beroe und Owenia, fast sämmilich noch ungenügend characterisirt. Als niedersten Ctenophorentypus beschreibt G. noch ein eigenthümliches Thier unter dem Namen Sieyosoma rulilum, — (Wiegm. Archiv XXI. 163 — 205. Tf. 7. 8.) L. Barret beschreibt 2 neue britische Echinodermen, nämlich Comatula Woodwardi von Skye und Amphidotus gibbosus an der Insel Bressa. (Ann. mag. nat. hist. Januar 32. Tb. 7.) S. Woodward gibt eine Beschreibung des Thieres von Pa- nopaea Aldrovandı Lk, welche im Mittelmeer und an den canarischen Inseln lebt, und zählt dann 9 andere verkannte Panopäen auf, näm- lich P. abbreviata Val (= P. antarctica Gould) Patagonien, Zelandica Quoy, Solandri Gray (wahrscheinlich mit voriger identisch), australis Sowb NSWales, australis Val in F. natalensis umzutaufen, japonica al der tertiären intermedia sehr ähnlich, generosa Gould Oregon, - norvegica Spgl Behringsstrasse, Middendorfi Ad scheint nur Varielät der vorigen. (Ann. mag. nat. hist. 415 — 418.) Benson beschreibt neue Landconchylien, welche Layard auf seiner Reise im Caplande, auf den Capverdischen Inseln und auf St. Helena sammelte: Bulimus arenicola, gemmula, compressilahris, Acha- tina spieulum, veru, Pupa acarus, Layardi, Helix charybdis, Tollini Alb, Cyclophorus convexiusculus Pff, Hydrocena noticola, (Ibidem 433 — 439.) J. E. Gray gründet auf Pfeiffers Trochatella regina von Cuba die neue Gattung Hapota, deren Umgänge gestreift, die Mündung halboval, die Aussenlippe erweitert, vorn mit einer tiefen Bucht und hinten mit tiefer weiter Einkerbung, die Innenlippe schwielig, vorn gerade ohne Schlitz, der Deckel halboval, dünn, hornig, mit Nucleus in der Mitte des geraden inner« Randes etc, und verbreitet sich noch- mals über die Gattung Assiminia. (Ibidem 414.) J. E. Gray beschreibt die Thiere und das Gebiss mehrerer Schnecken: von Fusus pallidus, Typhis tetrapterus (Deckel), Pisania elegans, Triumphis distorta, Cyclope nerilinea, Cuma sulcata, Fascio- laria salmo, Leucozonia angulata, Malea ringens, Ranella caelata, Im- 226 perater, Callopoma saxosum, Tegula fellis serpentis, Aplysia depilans, Tylodina punctulata, Umbrella mediterranea, Proserpina, (Ibid. 1857. Januar 96 — 102.) Auch verbreitet er sich über die systematische Stellung der Proserpina und ‚beschreibt deren Gebiss. Die typische Art wurde früher zu Helix, von Duclos zu Carocolla, von d’Orbigny zu Odo- stoma bezogen. Sie hat zwei pfriemenförmige Fühler mit sitzenden Augen an deren Basis aussen und keinen Deckel. Deshalb nähert sie Gr. nun seiner Familie der Oligyradae. Eine neue Art nennt er Pr. Salleana, deren detaillirtere Untersuchung ihn veranlasste für sie und die Pr. eolina die neue Galtung Ceres einzuführen. Dass Gebiss wird beschrieben und abgebildet. (Ibidem Febr. 181 — 183.) W. H. Benson diagnasirt Streptaulus n. gen.: tesla um- bilicata, pupiniformis, nitens; peristoma circulare, non conlinuum, superne tubulo sulurali interno et externo, conlinuo, ad exiremitates ambas aperto, siphonem mentiente, perforatum. Opere? — Die Art Str. Blanfordi von Darjiling am Siıkkim Himalaya, steht zwischen Rha- phaulus, Alycaeus, Amphora. Bei dieser Gelegenheit diagnosirt B. nachfolgende Arten jenes Gebietes: Diplommatina diplocheilus, pachy- cheilus, polyplearis, Alycaeus prosectus, stylifer, hebes, Leptopoma eybeus, Cyelophorus pinnulifer, tomotrema, eryptomphalus, Theobalda- nus, balteatus, scarra. (Ibidem März 201 —- 211.) Murray beschreibt eine var. intermedia der Patella vulgata, welche in Guernsey und Jersey vorkömmt. (Ibidem 211 — 213.) Lacaze Duthiers, Organisation und Embryogenie von Dentalium entale. — Nach einigen historischen Bemerkun- gen gibt Verf. folgende Beobachtungen als ersten Theil seiner Unter- suchungen. Der Mund öffnet sich auf einer gestielten Erhöhung und ist umgeben von einem Kranze von 8 ungleichen Fortsätzen, welche eine entfernte Aehnlichkeit mit einem Eichenblatt haben. Der Mund- höcker steht an der Rückenseite zwischen Fuss und Mantel, die zahl- reichen für Kiemen gehaltenen Fäden umgeben und verstecken ihn. In seinem Innern befinden sich 2 seitliche Taschen, wahre Backen- taschen, mit Nahrungsstoffen z. B. mit Foraminiferen erfüllt. Kau- apparate fehlen hier gänzlich, Ihre innere Wandung bekleidet eine drüsige Schleimhaut. Die den Stiel des Mundhöckers durchbohrende Röhre verdient kaum den Namen Oesophagus; sie verbindet die Mund- höhle mit einer Tasche, welche einen sehr complieirten hornigen Kauapparat enthält. Die Rückenwand dieser Höhle ist innig mit der äussern Körperbedeckung verbunden und lässt sich nur schwer iso- liren; an der untern Wand sitzt der Kauapparat: bestehend aus einem Knorpel, den Muskeln und hornigen Stücken. Der Knorpel hat Huf- eisengestalt, die Aeste nach hinten und gegen einander gerichtet, die Krümmung in der Mittellinie getheilt. Er ist von zelliger Struciur, bläulich weiss. Zwei Muskeln bewegen den Kauapparat. Der eine 227 ist unpaar und vereinigt die Enden der Aeste des Hufeisenknorpels, durch seine Contraction diese einander nähernd; der andere ist in zwei symmetrische Aeste getheilt und entspringt an der Aussenseite des Knorpels, läuft auf die Unterseite und krümmt sich an die Rücken- seite des Knorpels zurück, ist also um den Knorpel gewickelt und scheint diesen nach innen und nach aussen zu drehen. Die hornigen Stücke sind auf einer Zahnplatte oder Zunge befestigt, eine unpaare Mittelreihe, jederseits derselben symmetrisch seitliche, Platten‘ und Zähne, letztere frei, zweireihig, jeder gezackt. Eine llöhle, getrennt nach unten von der allgemeinen Höhle des Fusses durch eine häutig muskulöse Wand und vom hintern Theile des Körpers durch ein wahres Diaphragma, enthält den‘ Darmkanal. Der Dünndarm bildet drei innig verknüpfte Windungen, liegt hinter dem Kauapparat und führt ins Rectum, dieses durchbohrt das Diaphragma, wendet sich nach unten, bildet dann eine Erweiterung und öffnet sich dicht neben der schrägen Seite des Fusses mit einem Bulbus von schwammiger Beschaffenheit. Hinter der Höhle mit dem Kauapparate zieht sich der Darm zusammen, erweitert sich dann von neuem und verengt sich wieder gegen das Diaphragma hin, hinter diesem krümmt er sich plötzlich, bildet eine Schleife mit vorderer Krümmung und geht nun in die vorherige Höhle durch dieselbe Oeffnung des Diaphragmas zu- rück. In die Schleife münden mehre Drüsenkanäle. Die Leber ist grosszellig. Fortsetzung folgt später. (Compt. rend. XLIV. 91 —95.) A. Schmidt, die kritischen Gruppen der europäi- schen Clausilien. Mit 11 Tf. I. Abtheilung. (Leipzig 1857. 4°.) — Einen überaus wohlthuenden Eindruck macht die specielle Durch- sicht der vorliegenden Arbeit auf den Referenten der conchyliologi- schen Literatur, der wieder und immer wieder nackte Namen für kahle Diagnosen ohne irgend welche eingehenden Untersuchungen auf- zählen muss. Für uns haben solche nackten Diagnosen kaum den Werth schlechter Exemplare, denn an diesen erkennt doch der Syste- maliker gewöhnlich noch die nähern Verwandtschaftsverhältnisse der betreffenden Art, in jenen sucht man vergebens danach, vergebens nach einer Würdigung und Abwägung der wesentlichen Charactere, welehe den Typus kennzeichnen; ihre Darlegung ist den conchiologi- schen Onomatopoelen zu unbequem und sie könnte die Vaterschaft in Gefahr bringen, die doch gerade aufs höchste gesteigert werden soll. Auch hier finden wir die untersuchten Arten diagnosirt, aber des Verf.’s Diagnosen sind vielmehr reiflich erwogene bündige Beschrei- bungen des Typus, ihnen folgt der Nachweis nur der wirklichen lite- rarischen Quellen nebst Aufzählung der Synonymie und der Varietä- ten, dann eine sehr eingehende, erschöpfende Vergleichung aller ver- wandten Typen, durch welche die ganze Wesenheit der betreffenden Art zum vollen Bewusstsein gebracht wird. Endlich ist auch die geographische Verbreitung überall speciell verfolgt. Auf den reichen Inhalt der Detailbeobachtungen sowie der eingestreuten allgemeinen 228 Erörterungen näher einzugehen, gestaltet der uns kärglich zugemessene Raum nicht, es scheint bei dieser Arbeit auch weniger nöthig, da dieselbe das eingehende Studium eines jeden Conchyliologen bean- sprucht und der ernsten Aufmerksamkeit der Zoologen angelegentlichst empfohlen zu werden verdient. Nur die behandelten weitern Foer- menkreise wollen wir namhaft machen, es sind die Gruppe der Clausilia ventricosa, plicatula, rugosa, und die der Ül. graeilis und filograna, in allem 28 Arten. Der Verf. hat durch diese gründliche Bearbeitung eines der schwierigsten Theile der systematischen Con- chyliologie seine Meisterschaft auf diesem Gebiete hinlänglich bekun- det und wir wünschen seinen Untersuchungen einen ungestörten rü- stigen Fortgang, sie können nicht ohne Einfluss auf die Arbeiten An- drer bleiben. Die äussere Ausstattung der Schrift, insbesondere die Ausführung der 11 lithographirten Tafeln, welche 222 Gehäuse dar- stellen, verdient alle Anerkennung. A. v. Györy, Oxyuris spirotheca n. sp. — Bei 18 bis 20 Exemplaren des Hydrophilus piceus fand sich im Darm nicht weit vom After dieser neue Wurm zu 6 bis 30 Stück, meist nur weib- liche von 1 bis 2?/, Millim. Länge und sehr selten männliche von 1/, dieser Länge. Das Kopfende des Weibchens bildet eine kappen- arlige Anschwellung mit bulbusartiger Erhabenheit, diese zeigt vorn 5 radiale Falten oder Wülste, in deren Centrum der Mund liegt. Die Mundhöhle ist von einer hornartigen Substanz ausgekleidet nnd von hier ziehen sich auch 3 Hornleisten in den Oesophagus. hin. Dieser hat am untern Ende eine bulbusarlige Anschwellung mit Fal- ten, welche den Magen darstellt. Unter dem Magen liegt ein durch- sichtiger, bei alten Exemplaren zerstreute, dunkele, violette Körner enthaltender Sack, welcher mit einer wulstig umrandeten Oeffnung nach aussen mündet. Er scheint Secretionsorgan zu sein. Gleich hinter dem Magen bildet der Darmkanal eine kolbenförmige Auftrei- bung, breiter als der Magen und in einen eylindrischen Schlauch sich fortsetzend, um endlich vor dem Ursprunge des Stachels nach aussen zu münden. Der After ist zweilippig. Im hintern Drittheil des Lei- bes liegt die zweilippige Vulva, welche zum wahrscheinlich zweihör- nigen Uterus führt. Vorn und hinten neben dem Darm ein blind- sackartiges Ovarium. In demselben fand G. die Bier auf verschie- denen Entwicklungsstufen, ohne und mit platter Eischaale und den bräunlichen Dotter in zwei Kugeln getheilt, im Uterus entwickelte Embryonen. Das entwickelte Ei ist oval, 0,070 Millim. lang und 0,040 breit, an der Oberfläche von einem Spiralfaden gleichmässig umwunden, der Faden über beide Pole hinaus fortgesetzt in der Weise, dass er dem Ast einer Insectentrachee gleicht und so durchsichtig, dass man darunter deutlich die drehende Bewegung des Embryo wahr- nimmt, Der Spiralfaden steht weder mit der Wand des Uterus noch mit dem der Nachbareier in unmittelbarer Verbindung. Die Spirale weicht durch Druck aus einander und der Faden lässt sich mit der 229 Nadelspitze ausziehen. Er beginnt mit einer knopfförmigen Anschwel- lung an dem Ei, an dem er sich in 2 oder 4 Fäden spaltet, welche in entgegengesetzter Richtung um das Ei herumlaufen. Den Zweck dieser Fäden zu ermitteln, ist sehr schwierig. Das Männchen ist stets schlanker und kleiner als das Weibchen, mit stumpfem abgerundetem Schwanzende, an dem es bauchständig einen kurzen sichelförmigen Stachel hai. Ueber die Einlenkung des Stachels ragt aus einer run- den Oefinnng der borstenförmige Penis hervor, Davor liegt der Alter an der Bauchseite des Schwanzendes 6 Warzen. Am nächsten ver- wandt ist dieser neuen Art Oxyuris graeilis im Maikäfer. In densel- ben Hydrophilen fand G. auch zahlreiche Bursarien. — (Sitzungsber. Wien. Akad. 1856. Juli XXI. 327 — 332. c. Tab.) A. White gibt Bemerkungen über die Cruslaceengattung Li- thodes nach einem jungen Exemplar der L. maja, deren Rauheiten viel schärfer, deren Panzer relativ länger ist als bei erwachsenen. Er verbreitet sich dann auch über die andern Arten der Gattung und beschreibt L. (Petalocerus) Bellanus. (Ann. mag. nat. hist. März 263 — 2606.) Spence Bate beginnt eine Synopsis der britischen Crustacea edriophthalma mit den Amphipoden, in welcher er die Familien Gattungen und Arten kurz characterisirt. Wir müssen uns darauf beschränken die charactrisirten Arten aufzuzählen. Amphipoda normalia. I. Gammarina. a. vagantia. a. sal- latoria. 1. Fam. Orchestidaemit Orchestia, welche 3 Subgenera um- fasst nämlich Talitrus locusta Latr, (Talorchestia) und Orchesia litto- rea, Deshayesi, laevis n. sp., ferner Allorchestes Danai und imbricatus n. spp., Galanthis n. gen. G. Lubbokana. — P. nalatoria. 2. Fam, Gammaridae: Montagua n. gen. M. monoculoides, marina, Alderi, pollexiana alle neu; Danaia n. gen. D. dubia; Lysianassa Costae, Au- douinana n. sp. Chausica und marina n.-sp; Scopelocheirus n. gen, Sc. erenatus; Anonyx Edwardsi, minutus, Holbölli, ampulla, denticu- latus; Tetromatus n. gen. T, typieus, Bellanus; Westwoodia n. gen, .W. caecula n. sp.; Kroyera n. gen. Kr. carinata; Phoxus Kroyeri, Holbölli, plumosus; Sulcator n. gen. S. arenarius, marinus beide neu; Darwinia n. gen. D. compressa n. sp.; Iphimedia obesa; Acanthono- tus Oweni n. sp.; Dexamine spinosa, bispinosa, Gordonana. fucicola; Calliope Leachi n. sp.; Isaea Montagui; Lembos n. gen. L. cambri- ensis, versiculatus, Websteri, damnoniensis alle neu; Lonchomerus n. gen. L. gracilis; Eurystheus n. gen. Eu. tridentatus; Gammarella n. gen, G. orchestiformis; Amathia corinala; Gammarus Sabini, ca- rinatus, locusta, fluvialilis, pulex, gracilis, compylops, marinus, pal- matus, Othonis, longimanus, brevicaudatus, grossimanus, inaequimanus, pallidus, maculatus, subterraneus; Urothoe elegans n. sp.; Nyphargus stygius; Thersites n. gen. Th. Guilliamsonana, pelagica; Leucothoe ar- tieulosa, procera n. sp. — b. Domicola. 3.Fam. Corophiidiae: Pleonexes n. gen. Pl. gammaroides; Amphithoe rubricata, littorina 230 n. sp.; Sunamphithoe n. gen. S. hamulus, conformata beide neu; Po- docerus falcatus, variegatus, pulchellus, punetatus; Cyrtophium ‚Dar- wini; Erichthonius difformis; Siphonocelus Kroyeranus, erassicornis neu; Corophium longicornee — 4. Fam. Cheluridae: Chelura terebrans — 1. Hyperina. 5. Fam. Hyperidae: Hyperia galba, oblivia. — 6. Fam. Phronomidae: Phronoma sedentaria. — 7. Fam. Typhidae: Typhis nolens. — Amphipoda aberraniia. 8. Fam. Dyopedidae: Dyopedos n. gen. D. porrectus, falcatus neu. — 9. Fam. Caprellidae: Proto pedata, Goodsiri; Protella lon- gispina; Caprella linearis, Pennanti, tubereulata, lobata, acuminifera; y Cyamus Ceti, ovalis, gracilis. — (Ann. mag. nat. hist. Febr, 135—152.) A. Murray beschreibt die Käfer von Altcalabar an der WKüste Africas, einer schottischen Missionsstation. Es sind folgende: Cieindela senegalensis Dj, vieina Dj, Lowei n.sp., cincta Fhr., Tefflus planifrons n. sp,, Drypta pectoralis n, sp., Galerita femoralis n. sp., gracilis n. sp., interstitialis Dj, Macrocheilus grandis Dj, Acanthoge- nius bimaculatus Dej, Pherosophus marginatus Dj, minor n. sp., Callei- da ruficollis Fbr. — (Ibid. Febr. 153—150.). J. Nietner macht neue Käfer vonCeylon bekannt: Chlae- nius ceylanicus, quinquemaculatus, pulcher, cupricollis, rugulosus, Scarites minor, Ülivina rugosifrons, elongatula, maculata, Rhipiphorus tropieus, Oedichirus alatus. — /[Ibidem März 241—249.). White beschreibt neue Käfer aus dem britischen Museum: Psalidocoptus scaber, Tragocephala comitessa, Chevrolati, ducalis, gem- maria, Guerini, Buquetana, Trigonophorus Hookeri, Steihodesma Ser- villei, Clinteria ducalis, Hoffmeisteri, Schizorrhina Emilia, Idae, Cetonia procera, Schaumi. — (Ibidem 1856. XVLlI. 475—484.). Murray gibt eine Monographie der Gattung Catops, die Ge- schichte und Literatur, die Beschreibung von 63 Arten, 1 Catoptrichus und 1 Catopsimorphus, zum Schluss eine analytische Tabelle. — (Ibidem XVIII.) BR. Uhler, Beschreibung einiger wahrscheinlich neuen Käfer. — Wahrscheinlich neu — als ob das System nicht schon genug Namen unwahrscheinlicher Arten enthielte, dass nun gar noch die bloss wahrscheinlichen die Synonymie vermehren müssen. Es sind folgende: Omaloplia trogiformis Baltimore, Agrilus occidenta- lis Indiana, A. impressipennis Baltimore, Sphenophorus seulptilis Bal- timore, Chlorophanus undulatus ebda, Baridius pubescens Indiana, Acan- thoderes Morrisi Baltimore, Dorcaschema Wildi ebda, Pachnephorus viticolus ebda, Nemognatha flavipennis Virginien — (Proceed, nat, sc. Philad. IX. 415—419.). Le Conte verbreitet er sich über die Mycetophagiden der Vereinten Staaten, 9 Mycetophagus, 7 Lithargus und 1 Typhaea ana- lylisch diagnosirend, ferner über die Phalacriden, von denen er 6 Phalacrus, 10 Olibrus und 1 Litochrus characterisirt; daran schliesst ‘ 281 er ‘dann 7 Lithodus, und untersucht 5 Ligyrus, 6 Aphonus, 1 Po- Iymoechus und die neue Gattung Pleocoma, zuletzt stellt er eine analytische Tabelle der 338 Chlaenius in den Vereinten Staaten auf und beleuchtet. einzelne derselben. — (Proceed. nat. sc. Philad. YıII. 12 —.29.). Rogers beschäffigte sich mit der Gattung Chrysomela und ihren Verwandten in den Vereinten Staaten und diagnosirt 1 Blepha- rida, 5 Doriphora, 2 Timarcha und 40 Chrysomela — (Ibidem vll. 293—39. Tb. 1.). C. B.Brühl, Osteologisches-aus dem Pariser Pflan- zengarten. Mit 11 Tf. Wien 1856. gr. 4. — Studien über das Skelet der Knochenfische, welche zur Erweiterung und Ergänzung jeder bisherigen Skeletllehre der Fische dienen, Die Reichhaltigkeit der hier mitgelheilten Detailbeobachtungen gestattet einen kürzern Aus- zug nicht und wir müssen uns auf eine blosse Inhaltsangabe be- schränken und damit die unter schwierigen äussern Verhältnissen ent- standene Schrift den Zoologen und Anatomen wie sie es verdient recht eindringlich empfehlen. Inhalt. 1. Ueber ein bisher unbe- kanntes accessorisches Bogenelement der Oceipitalgegend einiger Kno- chenfische, nach Untersuchungen am Schädel des Megalops indicus, eines Thynnus, Ostracion, Häring. Alose, Chirocentrus und Esox lu- eius. ‘Am deutlichsten ist das Verhalten bei Thynnus, wo ein voll- kommen wirbelähnliches Gebilde aus Bogen und Körper bestehend dem Os basilare und Oceipitale laterale sich anschliesst. — 2. Das Occi- pitale superius des Lophius piscatorius und Bemerkung zu einer An- gabe von Stannius über Mormyrus. Jenes Oceipitale fehlt, die Oceci- pitalia externa verbinden sich in der Milte, dagegen trennt ein selbst- ständiges Interparietale die Scheitelbeine und reicht bis an die Stirn- beine, es möchte das dislocirte Occipitale superius sein. — 3. Zur genauern Kenntniss des Lepidosteus-Kopfes betreffend das sogenannte Felsenbein oder wahre Occipitale externum, das Masloideum, die seit- liche Schädelwand und das sogenannte Sphenoideum anterius, das hin- tere Ende des Sphenoideum prineipale, das Ethmoideum (Nasale Ag), die Zusammensetzung des Lepidosteus Schnahels und die accessori- schen Schnabelknochen, den wahren Zwischenkiefer, die Gelenkver- bindungen des Symplectlicum, die zweite oder miltle Seitenwandebene des Lepidosteusgesichtes, und endlich den Unterkiefer. — 4. Zur genauern Kenntniss der Wirbelsäule von Polyterus und Lepidosteus. Bei ersterem haben von 3—50 Wirbel die obern Dornen wesentli- chen Antheil an der Bildung des Rückenmarkkanales und je ein Dorn- stück entspricht zweien Bögen. Die Agassizschen Osselets interapo- physaires bei Lepidosteus ‚sind die wahren obern Dornen. — 5. Zur Osteologie von Aspredo, Schädel und Wirbelsäule. — 6. Zur Osleo- logie von Loricaria: Wirbelsäule von L. cataphracta, Kopf derselben — . 7.. Zur Osteologie von Hypostoma, ebenfalls Wirbelsäule und Schädel, — 8, Zur Kenntniss der Wirbelsäule der Aulosomata: Au» 232 ” lostoma chinense, Amphisile und Centriscus. — 9. Ueber Querfort- sätze der obern Wirbelbogen, welche denen der Säugethiere völlig analog sind. Sie sind deutlich als solche zu erkennen bei Esox lueius, mehrern Clupeiden und Salmoniden. — 10. Zur Kenatniss des Balisteskopfes mit Berücksichtigung anderer Plectognathen. — 11. Kleinere Bemerkungen: zur Kenntniss der Wirbelsäule der Plec- tognathen, einiger Gesichtsknochen des Lophius, des Felsenbeins bei Esox lueius, die Fusswurzel und das Nasale von Cyprinus carpio, des 'Schädels von Anarrhichas lupus, endlich Hinweis auf des Verf. s. frü- here Darstellung des Fischsceletes (Wien 1846). Jeder Tafel ist ein besonderer erläuternder Text beigegeben worden. Peters, neue Schlange aus Mossambique, Amblyo- dipsas. Dieselbe war von Bianconi als Calamaria microphthalma beschrieben. Ihrem Gebiss-nach gehört sie zu den Opistoglyphi und ihre Verwandschaft stellt sie zwischen die Familien der Stenocephali und Platyrhini. Ihre Charäctere fasst P. in folgende Diagnose: Maxillae superiores subbreves, apice inlrorsum curvalae Dentes maxilla- res pauci laeves, recurvali, retrorsum longitudine crescentes, diastemate a dentibus duobus postlicis juxtapositis sulcalis sejuncli. Dentes palatini recur- vali, longitudine fere aequales, pterygoidei minores. Dentes mandibulares recurvali primores discreli, versus medium longitudine sensim crescentes. Corpus teres. Cauda brevis, conica. Caput depressum, rostro brevi obtuso. Oculi mınımi, superi. Nares minimae, anticae, ulringue in sculelli nasalis medio apertae. Sculella praefrontalia labialia tangentia, frenalia, internasalia et auteorbitalia nulla; postorbitalia simplicia. Scuta abdominalia subangusta, subcaudalia divisa.. Squamae laevissimae. — Die Art A. microphthalma ist oben violetschwarz, ebenso die Bauchschilder in der Mitte, unten übrigens scharf abgegränzt weiss. — (Berlin Monatsber. 1856. Decbr. 592—595). J. Cassin, Notizen über neue und wenig bekannte Vögel. — Die hier zur Untersuchung gezogenen Species wurden {heils auf einer Expedition der Vereinten Staaten gesammelt, theils be- finden sie sich in der akademischen Sammlung in Philadelphia. Wir können nur die Namen derselben aufführen : ’ Museipeta cyaniceps von den Philippinen, der M. borbonica Buff sehr ähn- lich; Laniarius multicolor Gray WAfrica, Hypantornis flavigula Hıb (= H. Grayi Verr) vom Moondaflusse; Sycobius nigerrimus Vieill ebda, Symplectes princeps Bp WAfrica, Hyphantornis castaneofusca Less, Turacus giganteus Vieill, Muhoa nobilis Temm (Merops niger Gm, M. fasciculatus Lath) Sand- wichinseln, M. braccata ebd, M. angustipluma Peal Hawai — (Proceed. nat. sc. Philad. IX. 488—441.) Ch. Henry theilt seine im J. 1853 u. 1854. in Neu Mexico gesammelten ornilhologischen Beobachtungen mit. Dieselben betreffen 179 Speeies und haben fast nur ein geographisches Interesse. — (Proceed. nat. sc. Philad. VII. 306—317. Sclater diagnosirt als neu Dubusia aurierissa von Bogota der D. eyanocephala sehr ähnlich und Iridornis porphyrocephala ebda, der J. analis zunächst verwandt. (Ann. mag. nat hist. 1856. XVII. 418.) Ferner verbreitet er ‘sich über Arten ans Bogota, von denen Synallaxis elegans, S. moesta, Anabates erythropterus, Margarornis brunnescens, Ochthoeca fumicolor, Euscarthmus agilis, Pipra coracina, 233 Conopophaga ceucullata, Chlorospinus xanthophrys, Ch, Lichtenstein, Gallinago nobilis und Rallus semiplumbeus als neu characterisirt wer- den. — (Ibidem 1857. Januar 85 — 92.) Dann berichtigt er die Synonymie von Bonapartes Buglodytes albieilius, mit welchem zusammenfallen Furnarius griseus Sw, Cam- pylorhynchus griseus Schomb, Heleodytes griseus Cab. Er findet sich auf Trinidad, in British Guiana und an der NKüste von Neugranada. . Weiter gibt er noch die Synonymie und Diagnosen von Synal- laxis ruficapilla Vieil, S. Spixi n. sp.,. S. caniceps n. sp., alle drei in Brasilien. — (Ididem Februar 179.) Endlich beschreibt er als neu Nemosia guirina Neu-Granada, N. insignis SBrasilien und N. auricollis Cayenne. — /Ibidem März 272.) Moore desgleichen als neu Orthotomus derbianus von den Philippinen und 0. maculicollis von Malacca. — (Ibidem 430.) Gould verbreitet sich über Meleagris mexicana n. sp. von 4' Länge in der Nähe der Kupferminen in Neu-Mexico. — (Ibidem Januar 107 — 110.) Als neu beschreibt er ferner aus Veragua Trogon aurantiventris und Odontophorus veraguensis. — (Ibidem 110.) Ferner aus Mantells Sammlung von Neuseeland den Nestor no- tabilis und Spatula variegata, dann den Cuculus strenuus von Manilla, und C. hyperythrus aus China. — (Ibidem Februar 177—178.) Endlich aus M’Gillivrays Sammlung von den Fijis, Christoval, Pines u. a. Inseln Centropus Milo, Janthoenas hypoenochroa, Tura- coena crassirostris, Lorius chlorocercus, Hirundo subfusca, Jotreron Eugeniae. — (Ibidem März.) Ch.Bonaparte revidirt einige seiner ornithologischen Gruppen. Zur Ordnung der Herodier fügt er neu Leptoptilos Ruppelli Vierth, verwechselt mit Argale erumenifera (= Grus americana, Gr., Hoyiana. Dann geht er zu Aramus, Cancroma, Phoenicopterus u. a. Zur Ord- nung der Gavia erhält die Familie der Heliornithiden und die der Procellarier Berichtigungen und Zusätze. Auch von den Gallinen wer- den wenige kritische Bemerkungen beigebracht. (Compt. rend. 1856. XLIlI. 990— 997.) — Desgleichen über die Grallen, Palmipeden und Struthioniden. (Ibidem 1017 — 1027.) L. Fitzinger, das System und die Characteristik der natürlichen Familien der Vögel. — F, beabsichtigt eine naturgemässe Anordnung und schärfere Characteristik der Ord- nungen und Familien zu geben, als dies bisher geschehen. Wir ha- ben früher Bd. I. 908. das Reichenbachsche und Bd. IV. 160. das Bonapartische System unseren Lesern mitgetheilt und verfehlen daher nicht zur Vergleichung mit denselben das vorliegende aufzunehmen, Wir müssen freilich im Voraus unser Bedauern darüber aussprechen, 16 234 dass F, seine Charactere lediglich vom äussern Körperbau‘ entlehnt und die anatomischen Verhältnisse gar nicht berücksichtigt hat, ohne welche doch ein natürliches System nicht begründet werden kann. Er nimmt wie bei den übrigen Wirbelthierklassen auch für die Vö- gel 5 parallele Reihen an, jede mit 3 Ordnungen, welche unter sich je eine fortlaufende Reihe darstellen. Wir führen sie mit ihren Dia- gnosen auf. I. Reihe. Pyenopodes.- Dickfüssige Aetzvögel: Schienbeine ragen vollständig aus dem Körper hervor, und sind bis zur Fussbeuge befiedert. Schnabel hakenförmig; Beine Kletter- oder Gangbeine, stark; Krallen spitz; Nasenlöcher von einer Waehshaut umschlossen; Dau- menzehe mit den übrigen in gleicher Höhe eingelenkt und aufliegend. » I. Ord. Psittacini. Papageivögel: Kletterbeine, Krallen nicht zurückziehbar, Zunge frei, fleischig und dick, Augen seitlich gestellt, keine äussere Ohrmuscheln, Zehen frei, hintre Aussenzehe keine Wen- dezehe, Gefieder straff oder weich. Hieher: I. Fam. Arae. Unterkiefer tiefer als lang und breiter als der Ober- kiefer mit stark gekrümmter gegen die Spitze zu sehr stark aufwärts gebo- gener Dillenkante und kurz; Schnabel sehr breit mit sehr stark gekrümmter Firste und miltellang. Schwanz sehr lang, nicht sehr breit und keilförmig; Läufe sehr kurz, Zehen stark, Krallen stark gekrümmt. — Ara, Conurus, Enicognathus. 2. Fam. Pezopori. Erdpapageien, Nur die Gattung Pezoporus. 3. Fam. Platycereci: Uuterkiefer tiefer als lang und nieht breiter als die Oberkiefer mit stark gekrümmter, gegen die Spitze zu kaum nach aufwärts gebogener Dillenkante und sehr kurz; Schnabel nicht sehr breit, sehr kurz, mit sehr stark gekrümmier Firste ; Schwanz lang, sehr breit, keil- förmig; Läufe sehr kurz, Zehen stark, Krallen stark gekrümmt. — Melopsit- tacus, Nanodes, Calopsitta, Caracopis, Platycercus, Prioniturus, Palaeornis, Trichoglossus. 4. Fam. Lorii: Unterkiefer minder tief als lang, nicht breiter als die Oberkiefer, mit schwach gekrümmter, gegen die Spitze zu nur wenıg auf- wärts gebogener Dillenkante, ziemlich kurz; Schnabel. nicht sehr breit, kurz, mit ziemlich stark gekrümmter Firste; Schwanz mittellang , nicht sehr breit, keilfürmig oder breit und abgerundet; Läufe sehr kurz, Zehen stark, Krallen stark gekrümmt, — Eclectus, Coryphilus, Eos, Lorius, Pyrrhodes. 5. Fam. Psittaeci: Unterkiefer minder tief als lang, nicht breiter als die Oberkiefer, mit schwach gekrümmter,. gegen die Spitze zu kaum aufwärts gebogener Dillenkante, ziemlich lang; Schnabel breit, mittellang, mit ziemlich stark gekrümmter Firste; Schwanz miltellang oder kurz, breit und abgerundet oder abgestutzt; Läufe sehr kurz, Zehen stark, Krallen stark gekrümmt. — Tanygnathus, Psittacus, Chrysotis, Psittacula, Nasiterna. 6. Fam. Cacatuae: Unterkiefer wie vorhin, aber mit stark aufwärts gebogener Dillenkante; Schnabel sehr breit, mittellang, mit sehr stark ge- krümmter Firste; ‘Schwanz mittellang, oder kurz, breit und abgerundet; Läufe, Zehen und Krallen wie vorhin. — Cacatua, Licmetis, Microglossum, Calyp- torbynchus, Nestor, Dasyptilus, Strigops. II. Ord. Raptatores. Tagraubvögel. Gangbeine, Krallen zurück- ziehbar, Zunge frei und flach, Augen seitlich gestellt, keine Ohrmu- scheln Füsse Sitz- oder Spaltfüsse, Aussenzehe nur äussersi selten eine Wendezehe, Gefieder straff, 235 1. Fam. 'Cathartae. Aasgeier: Krallen unvollkommen zurückziehbar, nur wenig, gekrümmt, nicht sehr spitz; Läufe kurz. An.,der Schnabelwurzel keine Schnurrborsien, die Wachshaut frei; Kopf ganz oder grösstentheils nackt; Nasenlöcher durchgehend. Daumenzehe kurz und unvollkommen auf- liegend ; Füsse: Silzfüsse, Zehen am Grunde mit Spannhaut; Aussenzehe keine Wendezehe. — Sarcorhamphus, Cathartes. 2. Fam. Vultures, Geyer: Krallen und Läufe wie vorhin; Schnabel- wurzel, Wachshaut und Kopfbedeckung wie vorhin; Nasenlöcher nicht durch- gehend; Daumenzehe lang und vollkommen aufliegend; Füsse und Zehen wie vorhin. — Neopleron, Gyps, Otogyps, Vultur. 3. Fam. Gypohieraces: Wie vorhin , aber der Kopf dicht befiedert, nur Zügel und Augengegend nackt; Nasenlöcher, Daumenzehe, Füsse und Ze- hen wie bei Vultures. — Gypohierax. 4. Fam. Gypaeti: An der Schnabelwurzel . Schnurrborsten, welche die Wachshaut bedecken ; »Kopf dicht befiedert, übrigens wie vorhin. — Gy- paetos. 5. Fam. Gypogerani. Stelzengeyer: Läufe sehr lang, keine Schnurr- borsten, Daumenzehe kurz und unvollkommen aufliegend, übrigens wie vorhin. — Gypogeranus. 6. Fam. Polybori: Krallen vollkommen zurückziehbar, stark ge- krümmt und spitz. Kopf dicht befiedert, nur die Zügel oder auch die Au- gengegend mehr weniger nackt; Füsse Sitzfüsse, Beine nicht sehr stark, Läufe mittellang; Schnabel an der Wurzel grade, erst gegen die Spitze gekrümmt, am Oberkieferrande eingebuchtet uud ziemlich kurz; die Flügel lang; keine Wendezehe. — Polyboroides, Polyborus, Milvago, Ibycter. 7. Fam. Aquilae. Adler: Krallen und Kopfbedeckung wie vorhin; Füsse Silz- oder Spaltfüsse, Beine sehr stark , Läufe kurz oder mittellang; Schnabel wie verhin; Aussenzehe nur äusserst selten eine Wendezehe. — Aquila, Spizaetus, Thrasaätus, Morphnus, Circa&tus, Herpetotheres, Helotar- pes, Halia&tus, Haliastur, Heteroaötus, Pontoaelus, Pandion. 8.Fam. Milvi. Milane: Beine nicht sehr stark, Läufe kurz, Schnabel von der Wurzel an gekrümmt, alles übrige wie vorhin. — Macheiramphus, Baza, Ichthierax, Pernis, Cymindis, Milvus, Elanus, Gampsonyx, Nauclerus, - Ictinia, Rostrhamus. 9. Fam. Falcones. Falken: Von vorigen nur durch den gezähnten Oberkieferrend unterschieden. — Falco, Hypotriorchis, Hieracidea, Tinnun- culus, Harpagus, Hierax. 10. Fam. Aceipitres. Sperber: Von vorigen unterschieden durch mittellange Läufe, den: eingebuchteien Oberkieferrand und die mittellangen oder kurzen Flügel. — Astur, Melierax Micrastur, Aceipiter. 1l. Fam. Buteones. Bussarde: Oberkiefer des Schnabels kaum ein- gebuchtet, Flügel lang, übrigens wie die Sperber. — Poliornis, Buteo, Archi- huteo. 12. Fam. Circi. Weihen: Nur durch die langen (slalt mittellangen) Läufe von den Bussarden unterschieden, — Circus. III. Ord. Nocturni. Nachtraubvögel: Krallen zurückziehbar, Zunge frei und flach, Augen vorwärts gestellt, “Ohrmuscheln fast. im- mer vorhanden ; Spaltfüsse; Aussenzehe eine Wendezehe; Gefieder sehr weich. 1. Fam. Surniae. Sperbereulen: Aeussere Ohrmuscheln fehlen, Ohr- öffnung klein, ohne Klappe, Augenschleier unvollkommen , Kopf. nur wenig breit. — Surnia, Nyctea, Athene. 2. Fam. Bubones. Uhu: kleine Ohrmuscheln, Ohröffnung ik lendgst ohne Klappe, Augenschleier unvollkommen, Kopf ziemlich breit. — Bubo, Ketupa, Ephialtes. 3. Fam. Ululae. Käutze: grosse Ohrmuscheln, grosse Ohröffnung mit Klappe, Augenschleier vollkommen, Kopf breit. ö Syrnium, Nyctale, Otus 107 236 4, Fam. Striges. Schleiereulen: grosse Ohrmuscheln,, grosse Ohr- -öffnung mit einer Klappe, Augenschleier vollkommen, Kopf sehr breit [also ganz den Käutzen gleich!] — Strix, Phodilus, I. Reihe. Leptopodes. Dünnfüssige Aetzvögel: Schien- beine ragen vollständig aus dem Körper hervor und sind nur äusserst selten nicht ganz bis zur Fussbeuge befiedert; der Schnabel nicht hakenförmig; schmächtige Kletter- oder Gangbeine mit spitzen Krallen ; Nasenlöcher von keiner Wachshaut umschlossen. Daumenzehe. mit den übrigen Zehen in gleicher Höhe eingelenkt und aufliegend. IV. Ord. Scansores. Klettervögel: Kletterbeine; Schnabel am: Grunde nicht ausgebreitet und erweitert; Zehen frei oder die Vorderzehen an ihrem Grunde oder bis zu ihrem zweiten Gliede bis- - weilen aber auch fast bis zur Mitte oder selbst beinahe bis zur Spitze mit einander verwachsen; Mundspalte nur äusserst selten sehr tief und bis hinter die Augen reichend. Zunge frei. 1. Fam. Ramphasti. Tukane: Zunge flach, an der Spitze gefiedert, nur wenig ausstreckbar ;, zweite und dritte Zehe bilden die Vorderzehen und sind fast bis zur Mitte mit einander verwachsen ; hintre Aussenzehe keine Wendezehe; keine Schnurrborsten an der Schnabelwurzel; Schnabel gekrümmt, sehr lang, diek und hohlzellig, Rand des Ober- und Unterkiefers sägeartig gezähnt..-— Ramphastos, Pteroglossus. 2. Fam. Terogones. Nageschnäbel: Zunge weder gefiedert, noch ‚ ausstreckbar; dritte und vierte Zehe Vorderzehen, frei oder nur am Grunde verwachsen; hintere Innenzehe keine Wendezehe. Schnurrborsten an der Schnabelwurzel. Schnabel gekrümmt, kurz und dick, seine Ränder nicht im- mer. sägezähnig. — Trogon, Prionotelus, Hapaloderma, Harpactes, Calurus. 3: Fam. Crotophagae. Schneidenvögel: Zunge wie vorhin; 2.u. 3. ‚ Zehe Vorderzehen, am Grunde verwachsen; hintere Aussenzehe Wendezehe; Schnurrborsten; Zügel und Augengegend nackt; Oberkieferrand ausgebreitet; Nasenlöcher ohne erhabenen Rand; Schnabel mit sehr hoher comprimirter, schneidiger Firste, gekrümmt, mittellang und dick. Kralle der Daumenzehe gekrümmt. — Crotophaga. 4, Fam. Phoenicophaei. Ganz wie vorige, nur keine erhabene Schnabelfirste. — Scythrops, Carpococcyx, Phoenicophaeus , Zanclostomus, Dasylophus. 5. Fam. Cuculi. Kukuke. Wie vorige, aber keine Schnurrborsten, Zügel und Augengegend befiedert, Oberkieferrand nicht ausgebreitet, Nasen- löcher mit erhabenem Rande, Schnabel ohne erhabene Firste, gekrümmt, mit- tellang und dünn. — Leptosomus, Eudynamys, Coccystes, Cuculus. 6. Fam. Indicatores. Honigkukuke: Ohne erhabenen Rand um die Nasenlöcher, im Uehbrigen der vorigen Familie gleich. — Indicator. 7. Fam. Saurotherae. Eidechsenkukuke: Vorderzehen frei, Schna- bel lang, sonst der vorigen Familie gleich. — Geococcyx, Saurothera. 8. Fam. Cocceyzi. Regenkukuke: Wie, vorige, aber der Oberkiefer- rand ausgebreitet, der Schnabel kurz und ziemlich dick. — Diplopterus, Coceyzus, Cultrides, Coua. 9. Fam. Centropodes. Spornkukuke: nur durch die fast gerade Kralle der Daumenzehe von voriger Familie unterschieden. — Centropus. 10. Fam. Pogoniae. Bartvögel: Vorderzehen bis zum 2. Gliede mit einander verwachsen, am Schnabelgrunde Schnurrborsten, Schnabel lang oder mittellang, grade oder gekrümmt, am Oberkieferrande eingebuchtet oder ge- zähnt. — Megalorhynchus, Micropogon , Psilopogon, Megalaema, Pogonias, Laemodon. 1l, Fam, Tamatiae. Dickköpfe: hintere Aussenzehe keine Wende- 237 zehe, Oberkieferrand weder eingebuchtet noch gezähnt, sonst wie vorige. — Tamatia, Monasa, Chelidoptera. R 12. Fam. Galbulae. Glanzvögel: Vorderzehe beinah bis zur Spilze verwachsen, Daumenzehe fehlt bisweilen ganz, im übrigen der vorigen Familie gleich. — Jacamerops, Aleyonides, Galbula, Jacamaralcyon. 13. Fam. Pici. Spechte: Zunge wurmförmig, sehr weit ausstreckbar, Vorderzeher am Grunde verwachsen, Schwanzfedern steif, Schnabel grade und vielkantig, Daumenzehe rudimentär oder fehlend. — Dryocopus, Pieus, Picoi- des, Dendropicos, Campephilus, Chrysocolaptes, Hemicireus, Gecinus, Chry- soptilus, Campethera, Hemilophus, Celeus, Brachypternus, Tiga, Centurus, Melanerpes, Leuconerpes, Chloronerpes. 14. Fam. Colaptae. Erdspechte: nur durch den mittellangen , ge- krümmten und comprimirten Schnabel von den vorigen unterschieden, — Co- laptes, Meiglyptes. 15. Fam. Picumni. Zwergspechte: wie vorige, aber mit weichen Schwanzfedern, kurzem geraden comprimirten Schnabel und bisweilen fehlen- der Daumenzehe. — Sasia, Picumnus. 16. Fam. Yunges. Wendehälse: von den Zwergspechten nur durch die Vielkantigkeit des Schnabels unterschieden. — Yunx. V. Ord. Ambulatores. Gangvögel: Gangbeine, Schnabel am Grunde nicht ausgebreitet und erweitert; die Füsse sind Schreit-, Sitz-, Klammer-, Wandel- oder Spaltfüsse; die Mundspalte nur selten sehr tief und bis hinter die Augen reichend; Zunge mit der ganzen Unterhälfte fest gewachsen oder frei; die Aussenzehe oder auch die Daumenzehe nur äusserst selten eine Wendezehe, a. Gressorii: Schreitfüsse; Mundspalte sehr tief; Zunge angewachsen oder frei. 1. Fam. Bucerotes. Nashornvögel: Zunge sehr kurz , ganz festge- wachsen; Schnabel comprimirt, gekrümmt, sehr dick und hohlzellig, mit horn- förmigem Aufsatz ; Schienbeine bis zur Fussbeuge hbefiedert; keine Schnurr- borsten an der Schnabelwurzel; Oberkieferrand gar nicht oder nur aan der Spitze ausgerandef, im Alter durch Abnutzung gezähnt; Flügel mittellang oder ziemlich kurz. — Buceros, Tokus, Bucorvus, Eurycerus. 2. Fam. Halcyones. Krabbenfänger: Zunge wie vorhin; Schnabel vierkantig, gerade, lang, dick; Schienbeine nicht ganz bis zur Fussbeuge be- fiedert; Oberkieferrand weder ausgerandet noch gezähnt; Flügel kurz; Innen- zehe fehlt zuweilen ganz. — Dacelo, Halcyon, Tanysiptera, Ceyx. 3. Fam. Alcedines. Eisvögel: Ganz wie vorige, nur der Schnabel an der Wurzel zusammengedrückt statt flach gedrückt. — Alcedo, Alcyone, Ceryle. 4. Fam. Meropes. Bienenfresser: Zunge frei, flach, an der Spitze gefranzt; Schnabel vierkantig, gekrümmt, dünn und lang; Schienbeine wie vorhin; Schnurrborsten an der Schnabelwurzel; Flügel lang oder mittellang. Merops, Melittophagus, Nyctiornis. 5. Fam. Momoti. Säger: Schnabel comprimirt, Kieferränder sägear- tig gezähnt, übrigens wie vorige. — Momotus. 6. Fam. Todia, Platischnäbel: Schnabel flach gedruckt, gerade, sonst wie vorige. — Todus. 7. Fam. Eurylaemi. Kellerschnäbel: Schnabel gekrümmt, dick, kurz, Kieferränder nicht gezähnt, sonst wie vorige. — Eurylaemus, Cymbirkyn- chus, Pellops. 8. Fam. Piprae, Ziervögel: Schnabel wie vorhin, aber ziemlich dünn und sehr kurz; Schienbeine nicht bis zur Fussbeuge befiedert ; keine Schnurr- borsten; Oberkieferrand an der Spitze ausgerandet; Flügel mittellang oder ziemlich kurz. — Pipra, Rupicola, Calyptomena. b. Conirostres: Sitz-, Spalt-, Klammer- oder Wandelfüsse; Schnabel hau, kegelförmig, Mundspalte nicht sehr tief, Zunge frei. 238 9. Fam. Musophagae. Pisangfresser: Sitzfüsse, Aussenzehe eine Wendezehe; keine Schnurrborsten; Oberkiefer sägezähnig und mit schwacher akenspitze; Schnabelwurzel gewölbt; Schnabel sehr dick, an der Spitze com- primirt, mit stark gekrümmter Firste und 'winklig gebrochener Dillenkante ; Mundspalte gerade, Nasenlöcher mittelständig und offen. — Turacus, Muso- phaga, Schizorrhis. 10. Fam. Opisthocomi: Spaltfüsse, keine Wendezehe, Oberkiefer ungezähnt und geradspitzig, Mundspalte nach abwärts gezogen; Nasenlöcher mit häutiger Schuppe. — Opisthocomus. 11. Fam. Colii. Klammervögel: Klammerfüsse, Zehen frei, Daumen- zehe eine Wendezehe, übrigens wie vorige. — Colius. 12. Fam. Phytotomae. Zahnschnäbel: Wandelflüsse, Kaeuzder sägezähnig, Nasenlöcher halb verschlossen. — Phytotoma. 13. Fam. Loxiae. Kreuzschnäbel: Oberkieferrand nicht gezähnt, sonst wie vorige. — Psittirostra, Loxia, Paradoxornis. ‘14. Fam. Pyrrhulae. Gümpel: ganz wie vorige, nur die Dillenkante stark nach aufwärts gebogen, statt schwach aufwärts. — Crilhagra, Catam- blyrhynchus, Sporophila, Pinicola, Uragus, Carpodacus, Pyrrhula. 15. Fam. Alaudae. Lerchen: wie vorige, aber der Schnabel nicht be- sonders dick, mit schwach gekrümmter Firste und nicht aufwärts gebogener Dillenkante ; Mundspalt gerade; Nasenlöcher am Schnabelgrunde, von häutiger Schuppe überdeckt — Pyrrhulalauda, Mirafra, Megalophonus, Certhilauda, Melanocorypha, Otocoris, Alauda. 16. Fam. Emberizae. Ammern: Wie vorige, aber die Mundspalte abwärts gezogen. — Plectrophanes, Fringillaria, Gubernatrix, Euspiza, Em- beriza. 17. Fam. Fringillae. Finken: mit stark aufwärts gebogener Dillen- kante und gerader Mundspalte, sonst wie vorige. — Ammodremus, Zono- trichia, Tiaris, Passerina, Passer, Fringilla, Amadina, Estrelda. 18. Fam. Coccothraustae. Kernbeisser: Schnabel etwas verän- derlich, im Uebrigen den Fringillen gleich. — Spermospiza, Pyrenestes, Coc- cothraustes, Goniaphoea , Calamospiza, Geospiza, Camarhynchus, Cactornis, Certhidea, Cardinalis. 19. Fam. Plocei. Webervögel: wie vorige, nur die Schnabelwurzel nicht gewölbt, sondern flachgedruckt. — Chera, Vidua, Malimbus, Philacterus, Ploceipasser, Textor, Nigrita, Hyphantornis, Ploceus. 20. Fam. Tanagrae: Oberkiefer mit schwacher Hakenspitze, dahinter ausgerandet, Schnabelwurzel gewölbt, sonst wie vorige. — Saltator, Tanagra, Piranga, Lanio, Tachyphonus, Lamprotes, Thraupis, Cissopis, Tatao, Calospi- za, Nemosia, Euphonia, Tanagrella, Leucopygia, Arremon, Pytilus, Stephano- phorus, Embernagra, Pipilo. 20. Fam. Pari. Meisen: Schnurrborsten; Mundspalte gerade, übrigens wie vorige. — Parisoma, Xerophila, Sphenostoma, Certhiparus, Sutora, Pä- roides, Parus. (Sitzungsber. Wien. Akad. XXI. 277—318.) Gaskoin beobachtete eine völlig nackte Hausmaus nur mit wenigen Schnurrhaaren an den Lippen und queren Hautrunzeln um den Leib. — (Ann. mag. nat. hist. Januar 93 — 96.) Peters, systematische Stellung der Gattung Mor- mops und Classifieation der Phyllostomata. — Ueber Mormops widersprechen Grays Angaben den ältern von Leach sehr, die 3 Weingeistexemplare im Berliner Museum von Cuba stimmen vielmehr mit letzterem überein, so dass es fast scheint Gray habe ein anderes Thier gehabt. Leider tragen Grays Diagnosen nicht sel- ten das Gepräge der Leichtfertigkeit und Oberflächlichkeit, so dass es nicht rathsam ist seine Angaben für die Systematik zu verwerthen. \ 239 Wir erinnern nur an seinen Ietieyon. Die Berliner Art scheint mit der Leachschen identisch zu sein. Mormops gehört zu den schlan- keren Formen, der Kopf in gleicher Flucht mit dem Körper, die Ohren nicht sehr gross, /, der Kopflänge, der Vorderrand beider Ohren durch eine über das Gesicht hingehende Querleiste vereinigt, ihre vordere Fläche mit der hinteren Fläche des Nasenbesatzes ver- wachsen. Die Schleimhaut des Gaumens bildet 8 Querfalten, wovon die 5 hintern in der Mitte getheilt sind; der Körper ist fein und dieht behaart, die vorderen Gliedmassen sehr gestreckt, der Daumen kurz, die Füsse zart, die Zehen ziemlich gleich lang, der Schwanz von der Länge des Oberschenkels, erreicht nur die Mitte der ausge- streckten Schenkelhaut. Der Rücken schön umberbraun, die Bauch- seite heller braun mit grauem Anfluge. Der Schädel ähnelt am meisten Chilonycleris, nur viel kürzer, das foramen magnum ganz nach hinten und oben gerückt. Der Zahnbau von Leach richtig angegeben. Das Skelet stimmt am meisten mit Glossophaga amplexicaudata. Die Zunge lang, an der Spitze abgerundet, mit platten nach hinten gerichteten Schüppchen bedeckt, zwischen denen sich zerstreute linsenförmige Papillen auszeichnen. Die Eingeweide wie bei den Phyllostomata. Mormops schliesst sich durch die Unvollkommenheit des Nasenblattes an Brachyphyllum, durch das Gebiss an Vampyrus und im Uebrigen innig an Chilonycteris. — Für die Classificalion der Phyllostomata liefert das Zahnsystem die wichtigsten Charactere. — Schliesslich gibt P. noch die Diagnose eines Vampyrus auritus n. sp. aus Mexiko. — (Berlin. Monatsber. 1856. Juli 409 — 415.) J. H. Blasius, Bemerkungen über neue europäische Säugelhiere. — Bl. gibt einleitend sehr beherzigenswerthe Be- merkungen über Aufstellung neuer Arten und wir stimmen ihm voll- kommen bei, dass die Ansicht, die Arten seien künstliche, nicht natürliche, gewiss nicht aus gründlicher Untersuchung zahlreicher Individuen verwandter Arten, sondern aus einer bequemen, oberfläch- lichen Betrachtung oder sogar aus einer willkürlich sich bescheiden- den Naturphilosophie a posteriori entstanden ist. Wir haben uns Bd, VI. 437 — 460 ausführlicher hierüber ausgesprochen. Verf. beleuch- tet dann folgende Arten. - Arvicola leucurus Gerbe Rev. zool. 1852. 260 aus den Alpen stimmt nach Untersuchung der Originalexemplare mit A. alpinus Mart. überein. Arvicola Selysi Gerbe 1. c. 505 in Grösse und Köperverhältnissen, in Schädel, Gebiss und allen wesentlichen Eigenthümlichkeiten mit A. subterraneus = A. Savii identisch, nur das Haar ist länger, in den Weichen lichtgelblich, ersteres bei den Bergformen gewöhnlich. Dass der obere letzte Backzahn ein Prisma an. der Innenseite mehr besitze als die ebenfalls identische A. pyre- naicus ist nach Bl. nicht wahr. A, ibericus Gerbe l. c. 1854. 400. 608. ein trockener Balg aus Murcia ist A. incertus zum Verwechseln ähnlich, welche de Selys selbst nur fraglich von A. Savii schied. Sorex chrysothorax Dehne allgem, deutsche naturhist, Zeitg. 1853. 240 241. bei Dresden ist völlig ungenügend characterisirt. Bl. erklärt bei dieser Gelegenheit Crocidura thoracica Savi für Farbenvarietät von S. araneus und S. Antinorii Bp für einen im Spiritus gebleichten S. al- pinus, ferner S. castaneus und labiosus Jen für S. vulgaris, dann ru- stieus, hibernicus und pumilus für pygmaeus, und endlich suaveolens für elruscus. Für europäische Arten lässt er nur gelten: S. fodiens, alpinus, vulgaris, pygmaeus, leucodon, araneus, etruscus, worauf auch Referent in seinen Säugethieren (Leipzig 1855) S. 897 —906 die Zahl bereits beschränkt und alle übrigen als synonym oder unbegrün- det aufgeführt hat. Micromys agilis Dehne in einer besondern klei- nen Schrift, eine ebenfalls völlig ungenügend characterisirte Art, welche Ref. a. a. 0. S. 559 unter Mus minutus verwiess, wofür sie Blasius wirklich hält. Myoxus speciosus Dehne, allgem. naturhist. Zeite. I. 180 bei Tursi im Basilikate ist nach der Beschreibung nicht von M. avellanarius zu unterscheiden. Musculus mollissimus Dehne 1, c. 443 von Neapel, ganz ungenügend untersuchter Albino der Hausmaus. Was war leichter, als Schädel ünd Gebiss ete, dieser neuen Arten einer eingehenden Vergleichung zu unterziehen, wenn die allgemeine naturhistorische Zeitung keine liefern als Balgstudien machen kann, sollte sie doch wenigstens sich nicht zur Aufstellung neuer Arten ver- steigen, denn unbrauchbare Balgnamen gibt es bereits mehr denn zu- viel im Systeme. — (Wiegm. Archiv. XXII. 258 — 280.) Mayer, zur Anatomie des Orang Utan und des Chim- panse. — M. schlägt vor die Simiae anthropomorphae einzutheilen in Satyrus Knekias s. Orang Utan, Satyrus adrotes s. Gorilla und S. lagaros s. Chimpanse und Tschego. Er untersuchte einen 3° 3‘ grossen Chimpanse und einen jungen Orang Utan. Die Vergleichung bezieht sich auf Schädel und Gebiss und dann auf einige Weichtheile. Von letzteren heben wir Einiges hervor. Bei dem Chimpanse Weib- chen ist der Herzbeutel zart, das Herz weich und schwach, aus dem Arcus aortae entspringen nur 2 Stämme, wovon der rechte die Ca- rotis dextra und Arteria subelavia dextra, der Hnke die Carotis und subelavia der linken Seite abgiebt. Die Lungen sind gross und weich, die rechte schwach in 2, die linke in 3 Lappen getheilt, das Zwergfell schwach muskulös. Bei dem Orangweibchen ist der Herzbeutel dıcht, das Herz derb und stark, im rechten Ventrikel die dreizipflige Klappe. Am Aortenbogen entspringt ein Truncus anonymus, der sich in die Carotis sinistra und so dann in die Carotis dextra und subelavia theilt; die Subelavia sinistra entspringt besonders. Die Lungen sind gross und derb, beide 2lappig. Bei dem Chimpanse ist der Magen läng- lich rund und schwach häutig, sein Blindsack ziemlich markirt, das ostium oesophageum ohne Klappe, die innere Fläche glatt, nur der kleinste Theil am Pylorus mit zolllangen Falten; keine Ringklappe, die Muskelhaut schwach. Die Leber wenig gewölbt, weich, zweilap- pig, Gallenblase mässig. Der Ductus choledochus mündet neben dem D. pancreaticus hinter der zweiten Querfalte des Duodenums. Die 241 Milz breit, platt, weich, mager; der Blinddarm 1?/,' breit, der pro- cessus vermiformis 21/,‘‘ lang, die Grimmdarmklappe doppelt; die Nieren glatt und ohne Reniculis, die Nebennieren breit und platt, die innere weiche Substanz derselben braungelb. Bei dem Orang ist der Magen mehr rundlich, der Blindsack weniger vortretend, die innere Fläche hat dicke Runzeln, die Leber dick und sehr gewölbt, dicht und derb, 4lappig, Gallenblase ziemlich gross; das Duodenum mit 3 starken halbmondförmigen Klappen; der Blinddarm weniger weit, der processus vermiformis kürzer; die Grimmdarmklappe doppelt, die Nieren rundlicher, die Nebennieren schmal. Dann gibt Vf. noch Be- merkungen über die weiblichen Genitalien und das Skelet, endlich historisches über den Gorilla. — (Ebenda 281 — 304.) @l. Miscellen. Der schwarze Stein in der Kaaba zu Mekka ist nach P. Partsch’s Mittheilungen ein Meteorstein. Er ward schon lange vor Mohammed von den heidnischen Arabern als grosses Heiligthum verehrt; nach der Sage stammt er aus dem Paradiese und ist ein zur Bewachung Adams bestellter, nach dessen Sündenfall verwandelter Engel, Mohammeds Grossvater Abdel Mo- talleb zog ihn aus dem heiligen Brunnen Zanzem hervor und mauerte ihn selbst an der Ostecke der Kaaba ein, wo er nach vielen Schicksalen noch sitzt und von den Pilgern geküsst wird. Mehmed Ali, Vicekönig von Aegypten besitzt ein Stück davon und gibt die Grösse des Steines auf 21/2‘ Länge und 1!/a‘ Höhe an. Er ist aussen pechschwarz, innen feinkörnig, silbergrau, mit einge- sprengten Bouteillengrünen Würfelchen. Nach Ali Bey, der 1807 in Mecca war, ist der Stein ein durchsichtiger Hyacinth, die fortwährenden Küsse der Pilger haben seine Oberfläche abgenutzt. Statistık der Schweinezucht. Nach P. L. Limmonds statistischen Ermittlungen werden in den Vereinigten Staaten 40 Millionen Schweine gezo- gen, mehr als in ganz Europa. In Grossbritannien wird die Anzahl auf 2 Millionen geschätzt, wovon die meisten auf Irland, nur 200000 auf Schottland kommen. Frankreich hat 5 bis 6 Millionen, Oestreich 5!/» Millionen und die Lombardei etwa !/s Million, Russland eine ungeheure Menge wilder Schweine, die aber nur Haut und Knochen sind und ihrer Borsten wegen ‘einigen Werth haben. Der Verbrauch der Borsten hat sich gegen früher ansehnlich verringert, doch werden in England jährlich etwa 500 bis 1000 Tonnen eingeführt, da sie für Sattler und Schumacher unentbehrlich sind. — Die Vereinigten Staaten pro- duciren etwa 96 Millionen Pfund Schmalz, davon Cincinnati allein 20 Millionen Pfund. Nach England und Cuba werden davon 9 bis 10 Millionen Pfund ge- liefert. Die Pitcairninsel ist eine der östlichen Inseln des gefährlichen Archipels der Niedern Inseln etwa halbwegs zwischen Panama und Australien unter 250 3° 37° SB und 1300 8° 23° WL. Sie ist nur 21/2 engl. Meilen lang und I M. breit, ihr höchster Gipfe! 1100° engl. Ihr Boden besteht aus ver- witterter Lava und trägt üppige Waldung bis auf die Gipfel der Berge. Quel- len fehlen fast gänzlich. Die Temperatur schwankt zwischen 59—890 F und das Klima ist gesund, nur Rheumatismus, Asthma und Leberkrankheiten sind einheimisch. Die schroffen felsigeu Küsten gestatten nur an zwei Puncten Lan- dung. Korallenriffe fehlen in ihrer Umgebung. Etwas westlich von der in NO gelegenen Bounty Bai befindet sich die Niederlassung, welche aus einer Anzahl hübscher und bequemer Wohnhäuser und einem grossen massiven als Kirche und Schule dienenden Gebäude besteht. Es wachsen als Nutzpflanzen der Kakao- baum, Pisang, Bananen, der Brodfruchtbaum, Feıgenbaum, Orangen und Hibis- 2493 cus, gebaut werden Kartoffeln, Bataten, Yarı, Wassermelonen, Kirbisse, Gurcuma longa, ‚Zuckerrohr, Ingwer, Taback, Thee und Mais. Vierfüssler sind eingeführt ; Ziegen und, Schweine, auch Geflügel. Die Insel:.wurde von Carteret im J. 1767 entdeckt und nach einen seiner Officiere benannt. Doch wiesen alte Gräber darauf hin, dass sie schon früher bewohnt war. Im J. 1790 landeten 9 britische Matrosen, Meuterer vou Schiffe Bounty mit 18 Eingebornen von Tahiti, 6 Män- ner und ]2 Frauen. In Streitigkeiten rieben sie sich auf, so dass nach 10 Jahren ausser den Frauen und 19 Kindern nur noch ein Mann, ein Engländer John Adams lebte. Dieser führte Ordnung und gute Sitte in die kleine Ge- meinde ein und machte dieselben zu einer wahren Musteranstal. Nun nahm die Kolonie rasch zu und zählte 1825 schon 66 Köpfe, 1831 aber 87 Köpfe, welche nicht hinreichenden Unterhalt finden konnten. Deshalb versetzte die eng- lische Regierung die Kolonie nach Tahiti, aber hier brachen verheerende Krank- heiten aus und nachdem 12 gestorben, kehrten die Uebrigen wieder auf die In- sel zurück. Bis zum Jahre 1851 wuchs die Bevölkerung auf 81 Männer und 79 Frauen , welche 17 Häuser bewohnten. Die Besorgniss mangelnden Unter- haltes veranlasste die englische Regierung im J. 1855 die Kolonie auf die Nor- folkinsel überzusiedeln. Es waren jetzt 187 Personen in 8 Familien, darunter noch 6 von den ersten Ansiedlern. Sie willigten mit schwerem Herzen in die Uebersiedlung ein und die Pitcairninsel steht wieder entvölkert da. Das Blumenbach’sche anthropologische Museum ist ge- genwärtig in zwei Zimmern des physiologischen Instituts der Universität in Göt- lingen aufgestellt. In dem einen Zimmer stehen in Wandschränken die Schädel und Gypsabgüsse, im Mittelraum mehrere Mumien,, im andern Zimmer die üb- rigen Präparate und Abbildungen. Sie zählt gegenwärtig 310 Schädel und Schä- delfragmente, nämlich 129 der caucasischen Rasse exclus. Deutscher, 38 mon- golische, 20 afrikanische, 44 Amerikaner und 20 malayische und südseeinsula- nische, die übrigen sind pathologische und monströse; von Skeleten enthält sie nur europäische und ein Negerskelet; ferner 5 Mumien und mehre mumi- fieirte Köpfe, viele Gypsbüsten verschiedener Rassen. Eine phrenologische Sammlung basirt auf wirklich naturgetreue Büsten ist noch im Entstehen, ebenso eine Sammlung von Gehirnen. Die berühmte Mortonsche Sammlung in Phila- delphia ist die umfangsreichste anthropologische, sie enthielt nach dem im J. 1849 ausgegebenen: Kataloge schon 867 Schädel darunter 90 Neger, 84 alt- ägyptische, 35 Hinda, 201 Peruaner, aber nur 7 asiatische und zwar nur chi- nesische. Was ist die wilde Jagd? — Das Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte v. Mecklenburg (10. Heft I. Abth.) bringt eine Mittheilung von F. C. Pogge (Ziersdorf im Jahre 1832 in No. 721. das Freimüth. Abendbl.) Derselbe habe die wilde Jagd (plaltdeutsch ,,de Waur‘‘ ) mit angehört, Ge- wöhnlich sollte sie dem Gerüchte nach im Spätherbst Abends spät zu. hören sein. Zuerst habe sich aus der Ferne ein Geräusch vernehmen lassen, als wenn in einem entlegenen Walde viele Jagdhunde laut jagten. Bei weiterer Annä- herung hörte man ein lautes, dumpf und schauerlich klingendes Jagen und Sau- sen in der Luft wie von mehr als hundert Hunden zumal von vielen mit feinen Stimmen. Obgleich der Mond sehr hell geschienen, sei doch nichts zu sehen gewesen. Viele der Leute hatten sich versteckt gehabt, wohl auch das Gesicht in die Garben gesteckt, hatten aber nichts destoweniger Feuerklumpen in der Luft sehen wollen. Später sei Autor an einem sehr hellen, stillen September- abende gegen 9 Uhr auf dem Felde gewesen, in der Nähe von Gustrow, und habe die wilde Jagd wieder beobachtet. Der Zug sei in der.Richtung 8.0. — N. W. hoch in der Luft_ vorüber gegangen, und man habe deutlich bemerken können, dass es kein Hund, nicht einmal Uhus‘, sondern 50—60 wilde Gänse gewesen seien, die in einem langen Strich dicht hinter einander zogen. Die Verschiedenheit der Stimmen rührte von den alten und jungen Thieren her. In einiger Entfernung hätte man aber wirklich glauben können, die Slimmen von Hunden zu hören. — EN CGorrespondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die | Provinz Sachsen und Thüringen in ' Halle. 1857. Februar u. März. Ne II II: 10. ll Sitzung am 4. Februar. Eingegangene Schriften: Shmithsonian Contributions to Knowledge. vol. VIII. Washington 1856, 3. .J. B. Trask, Report on the Geology of Northern and Southern Califor- nia. Washington 1856. S. . Journal of the Academy of natural Sciences of Philadelphia, New Series II. 2. Philadelphia 1855. 4. . Proceedings of the Academy of natural Sciences of Philadelphia. Vol. VII. 8 — 12. Vol. VII. 1. 2. Philadelphia 1855. 56. 8, . Proceedings of the Boston Society of nataral history. Vol. V. 12 —2le May 1855 — April 1856. . D. Treadwell, on the Practicability of Construcling Cannon of Great Caliber capable of enduring longeonlinued use under full charge. Cam- bridge 1856. 8. . Annals of the Lyceum of Natural History of New-York. Vol VI. Nr. 5 October 1855. New-Vork 1855. 8. . Report of the Commissiones of Patents for the year 1854. Agriculture. Washington 1855. 8. » W. Lachmann, Physiographie des Herzogthums Braunschweig und des Harzgebirges oder Darstellung der orographischen , hydrographischen etc. Verhältnisse. Braunschweig 1851—1852. 8. 2 Thle. — Geschenk des Hrn. Verf.'s. k ‚ die Entwicklung der Vegetation durch die Wärme nach 30jäh- rigen Beobachtungen an 24 Pflanzen verbunden mit gleichzeitigen 30 jäh- rigen meteorologischen Beobachtungen zu Braunschweig. 1855. — Ge- schenk des Hrn. Verf.’s. Commission chargee del’ erection düne statue a Geoffroy St. Hilaire. Zur Aufnahme angemeldet wird Hr. Freiherr Earl v. Fritsch zu Weimar durch die Hrn. Freiherr v. Gross, Schreiner und Giebel. Der Vorsitzende übergiebt das Novemberheft der Zeitschrift. Hr. Giebel legt fossile Zähne aus dem Mansfelder Kupfer- schiefer vor und begründet auf dieselben die neue Gattung Dichelodus (S. 121). Darauf beleuchtet derselbe den gegenwärtigen Stand der Frage über die Urzeugung, woran sich eine längere Discussion an- knüpft, 244 Sitzung am 11. Februar. Als neu aufgenommen wird proclamirt: Hr. Freiherr Carl v. Fritsch zu Weimar. Unter Hinweis auf die früheren Mittheilungen über die Hecto- eotylie berichtet Hr. Giebel Steenstrup’s neue hierauf bezügliche Untersuchungen (S. 108). Sitzung am 18. Februar. Mitgetheilt wird ein Schreiben der Commission zur Errichtung eines Denkmales für Leopold von Buch in der Umgebung von Losen- stein zwischen Steyer und Weyer, d. d. Wien am 16. Dechr. 1856, durch welches eine Subscription zu Beiträgen von höchstens 31/, Thlr. eröffnet wird. Der Vorsitzende, Hr. Giebel, erklärt sich bereit die etwaigen Beiträge seitens der Mitglieder der Commission zu über- mitteln. : Hr. Thamhayn spricht über die Lebensfähigkeit und das Wachs- thum abgeschnittener Haare hauptsächlich nach Engels Untersuchungen. Hr. Giebel giebt eine übersichtliche Darstellung der wichlig- sten Entwickelungsphasen des Wirbel- und Gliederthierembryos nach dem gegenwärligen Stande der Untersuchungen, Sitzung am 25. Februar. Eingegangene Schriften: Monatsberichte der berliner Akademie. Jahrg. 1856. Hr. Giebel spricht unter Bezugnahme auf die neuern Unter- suchungen über die Fortpflanzung der Blattläuse. Sitzung am 4. März. Zur Aufnahme angemeldet wird Hr. Dr. Siegert, Sanitätsrath in Halberstadt, durch die Hrn. Elis, Hinze und Ruprecht. Das Decemberheft der Zeitschrift liegt zur Vertheilung vor. An seine letzten Vorträge anknüpfend gibt Hr. Giebel eine Vergleichung der Nomenclatur für die Geschlechtsorgane der Thiere und Pflanzen und berichtet alsdann A. Braun’s Parthenogenesis der neuholländischen Coelebogyne. (S. 104). Hr. Thamhayn theilt schliesslich eine bisher noch nicht be- obachtete Wirkung der Ipecacuanha mit. Ein Stosser in einer hie- sigen Apotheke bekam zu 4 verschiedenen Malen nach dem Stossen dieser Wurzel eine heftige Augenentzündung, 245 Sitzung am 11. März. Als neues Mitglied wird proclamirt; Hr. Dr. Siegert Sanitätsrath in Halberstadt. Hr. Giebel referirt Cienkowskys Beobachtungen über Entwick- lung belebter Zellen aus den Amylumkügelchen faulender Kartoffeln (S: 101) und legt alsdann eine Suite von Schnecken aus den siluri- schen Kalken des Selkethales vor, um sich ausführlicher über die Gattung Capulus zu verbreiten (S. 162). Oeffentliche Sitzung am 18. März. Hr. Giebel hält einen Vortrag über den modernen Materialis- mus vom zoologischen Standpunkte aus. Sitzung am 25. März. Eingegangene Schriften: 1. Sitzungsberichte der Wiener Akademie. Mathem. naturwiss, Klasse. 1856. 2. Tageblatt der 34. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Wien. Septbr. 1856. 4. 3. Jahrbuch der kk. geologischen. Reichsanstalt 1856. VII. 2. 3. 4. Entomologische Zeitung. Stellin 1856. 8. 5. Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den kgl. preuss. Staaten, Neue Reihe. IV. Juli bis Dechr. 1856. Berlin 1857. 8. Zur Aufnahme angemeldet wird Hr. Professor Dr. Erdmann hier durch die Hrn. Giebel, Thamhayn und Taschenberg. Hr. Apotheker Victor Sältzer in Gerstungen durch die Hrn. Hoschke, Giebel und Taschenberg. Hr. Giebel spricht über die von Hrn. Stippius bei Zittau gesammelten Fisch - und Amphibienreste und berichtet alsdann über Hrn. Ehrenbergs mikroskopische Untersuchungen des Grünsandes (S. 195). Bericht der meteorologischen Station in Halle. Februar. Das Barometer zeigte‘ zu Anfang des Monats bei WNW und heiterem Himmel den Luftdruck von 27'19'‘,83 und sank bis zum 3. Morg. 6 Uhr bei trübem und nebligem Wetter auf 27'7',74, worauf es ebenfalls bei WNW und trübem und schneeigem Wetter bis zum 5. Nachm. 2 Uhr bis auf 28'0'97 stieg. Darauf fiel das Ba- rometer langsam und unter mehreren kleinen Schwankungen bei ver- änderlicher, vorherrschend südwestlicher Windrichtung und eben so veränderlichem, durchschnittlich aber ziemlich heiterem Wetter bis zum 12, Morgens 6 Uhr auf 27''9'‘,68, worauf es unter erheblicheren 246 Schwankungen anfangs bei SW und ziemlich heiterem Himmel, dann bei NW und sehr heiteren Wetter wieder langsam steigend am 24. Morg. 6 Uhr die Höhe von 28''4‘,79 erreichte. Darauf fiel das Barometer wieder langsam aber unter bedeutenden Schwankungen an- fangs bei NO und sehr heiterem Weiter, und zuletzt bei NW und regnigtem Wetter bis zum Schluss des Monats auf 28'3‘,32. Der mittlere Barometerstand im Monat war sehr hoch, nehm- lich = 28'0‘',80. Der höchste Stand im Monat war am 24. Morg. 6 Uhr = 284,79; der niedrigste Stand am 3. Morg. 6 Uhr = 277,32; demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat = 905. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 13—. 14. Nachmittags 2 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27"10'',23 auf 281,85, also um 3',62 stieg, Die Wärme der Luft war im Anfang des Monats sehr niedrig (im täglichen Mittel = — 11°,0 R.), stieg aber in den nächsten Tagen sehr erheblich, dann langsamer und im Tagesmittel ohne er- hebliche Schwankungen bis ans Ende des Monats, so dass am letzten Monaistage die höchste mittlere Tageswärme von 4,0 beobachtet wurde. Es war die miltlere Wärme des Monats = 0,04, die höchste Wärme am 27. Nachm. 2 Uhr = 7°,6, die niedrigste Wärme am 1. Morg. 6 Uhr = — 149,0. Die im Februar beobachteten Winde sind: N=- 1 N = 0 NNO = 0 0NO = 0 0 —= 0 = 0 NNW= 2 050 = 0 Ss 2 IWW 9 ss = 6 WNW= 17 W= 9 SW — 3% SW= 2 WW= 6 woraus die mittlere Windrichtung berechnet worden ist auf: S — 73014'50'81 — W Die Feuchtigkeit der Luft war ziemlich gross; das Psychrome- ier gab die relative Feuchtigkeit der Luft auf 82 pCt. an. Dabei war jedoch das Wetter ziemlich heiter. ‚Wir zählten 4 Tage mit bedecktem, 3 Tage mit trübem, 3 Tage mit wolkigem, 4 Tage mit ziemlich heiterem, 5 Tage mit heiterem und 9 Tage mit völlig heiterem Himmel. Auch war die Regenmenge äusserst gering. Nur an einem Tage wurde Regen, an 2 Tagen Schneefall, an 5 Tagen feuchte Nebel beobachtet. Im Regenmesser wurden aufgefangen 3',4 aus Regen, 3',2 aus-Schnee, zusammen also nur 6‘,6; demnach betrug die durchschnittlich tägliche Regen- menge auf den Quadratfuss Land nur 0',24 (aus Regen 0, = und aus Schnee 0,12) Zell pariser Kubikmass. März. Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei WNW und bedecktem Himmel einen Luftdruck von 283,12, welcher bis zum 2. Abends 1V Uhr bei W und regnigtem Wetter noch auf 28'475 947 stieg. Darauf sank der Barometerstand bei vorherrschendem SW und veränderlichem, durchschnittlich wolkigem Himmel bis zum 8. Abends 10 Uhr auf 273,30, stieg dann aber wieder langsam und unter mehreren Schwankungen anfangs bei vorherrschenden W und trübem und regnigtem Wetter, später bei östlichen Winden heiterem Himmel bis zum 20. Morg. 6 Uhr, wo er die Höhe von 28”3”'37 erreichte, Darauf sank das Barometer wieder langsam aber unter häufigen Schwan- kungen, anfangs noch bei NO und heiterem Wetter, daun aber vom 23. an bei vorherrschendem NW und trübem, zuletzt auch regnig- tem Wetter bis zum Schluss des Monats auf 274,95. Der mittlere Barometerstand im Monat war = 27'9"',76; der niedrigste Stand im Monat wär am 2. Abends 10 Uhr — 284,76; der niedrigste Stand am 8. Abends 10 Uhr = 273'"30; — dem- nach beträgt die grösste Schwankung im Monat — 13,46. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 15 — 16. Nach- mittags 2 Uhr beobachtet, wu das Barometer von 27.4. 19, auf 27"10',86, also um 6°',67 stieg. Die Wärme der Luft war im Anfang des Monats ziemlich hoch (durchschnittlich c. 4° R.), sank aber am $. plötzlich sehr schnell (am 11. — 30,7), worauf sie bis zum 14. langsam auf 2%,7, am 15. aber schnell auf 69,5 stieg. Darauf sank sie wieder langsam bis zum 20. (—-0°,9) und stieg darauf wieder langsam aber anhal- tend bis zum Schluss des Monats (6°,9). Die mittlere Wärme des Monats = 2°,7; die grösste Wärme im Monat am 30. Nachmittags 2 Uhr — 10°%,1; die niedrigste Wärme am 11. Morgens 6 Uhr = —6,6. Die im Monat beobachteten Winde sind: Ne —ı 6 N = 4 NN =6 0NO — 10 ier® SO = 0 SO = 4 00 = 4 Su NW = 10 NNW — 0 WNW'zEi07 — SW = 17 SSW— a WSW = 14 woraus die mittlere Windrichtung im Monat berechnet worden ist auf W — 0°10'22",26 — N. Die Feuchtigkeit der Luft war bedeutend geringer als im vor- hergelienden Monat; durch das Psychrometer wurde dieselbe (relative Feuchtigkeit der Luft) auf 76 pCt. bestimmt. Dabei hatten wir aber in diesem Monat durchschnittlich wolkigen Himmel. Wir zählten 7 Tage mit bedecktem, 11 Tage mit trübem, 3 Tage mit wol- kigem, 3 Tage mit ziemlich heiterem, 5 Tage mit heite- rem, und 2 Tage mit völlig heiterem Himmel. An 7 Tagen wurde Regen, an 2 Tagen Schneefall, an 1 Tage feuchter Nebel beobachtet, jedoch war die Regenmenge auch in diesem Monate noch ziemlich gering. Dieselbe betrug nehmlich 90,7 (77'',0 aus Regen und 13,8 aus Schnee) oder durchschnittlich pro Tag 2,93 (2,48 aus Regen und 0',44 aus Schnee) paris. Kubikmass auf den Quadrat- fuss Land, Weber. 248 Bon An - Für die am 5. und 6. Juni in Halberstadt zusammentretende Pfingst- Generalversammlung haben die Herrn C. Elis und Dr. H. Hinze, Lehrer daselbst — und für die September - Generalversamm- lung in Naumburg Herr Dr. Tuchen daselbst die Geschäftsführung übernommen. Die Programme für beide Versammlungen werden be- sonders ausgegeben, Halle, im März 1857. Der Vorstand. Erklärung. Es ist mehrseitig der Wunsch geäussert worden, dass in die- sen Blättern Auskunft über die im Vereinsgebiete vorhandenen öffent- lichen und privaten naturhistorischen Sammlungen gegeben werden möchte, Diesem Wunsche zu genügen wenden wir uns an die Vor- steher und Besitzer zoologischer, botanischer und mineralogischer Sammlungen mit der Bitte uns derartige dem Sammler sowohl als dem Forscher interessirende Berichte zur Veröffentlichung mitzuthei- len. Dieselben würden etwa über die Entstehung, Einrichtung und den Umfang der Sammlung im Allgemeinen, specieller über die wis- senschaftlich besonders wichtigen Gegenstände, sowie die für das Vereinsgebiet irgend beachtenswerthen Abtheilungen, vielleicht auch über Doublettenvorräthe Auskunft geben müssen. Die Redaktion. — ri RR (Druck von W. Plötz in Halle.) Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1857. April. s1 Ne IV, Characteristik der Federlinge, Philopterus aus Chr. L. Nitzsch’ handschriftlichem Nachlasse *) mitgetheilt von . Giebel Ueber die systematische Stellung, welche Nitzsch der Gattung Philopterus anweist, hat sich derselbe in der einzigen Arbeit, welche er über seine ebenso umfassenden als gründlichen Untersuchungen über die Thierinsecten in Germars Magazin der Entomologie 1818. III. 261 — 316 publi- eirte, selbst ausgesprochen und ich theile nachfolgend nur mit stylistischen Aenderungen dessen allgemeine Characteri- stik der Federlinge aus den in meinen Händen befindlichen Manuscripten mit. $. 1. Unterscheidungsmerkmale. Die Federlinge bilden die erste und artenreichste Gattung der beissenden Thier- insecten (Orthoptera mallophaga) und unterscheiden sich nebst den Haarlingen, denen sie am nächsten stehen, von den Haftfüssen und Sprenkelfüssen schon durch den Mangel der Maxillartaster und durch stets sichtbare, aber kolbenlose Fühler; von den Häarlingen hingegen vorzüglich durch ein Plus von zwei Gliedern in ihren fünfgliedrigen Fühlern, fer- ner durch doppelte Fussklauen, durch den Mangel seitlicher Abdominalhaken und durch den Aufenthalt auf Vögeln. Alle Naturforscher haben die Haftfüsse mit den Feder- lingen verwechselt, da auch jene auf Vögeln und zwar häu- figst in Gesellschaft der Federlinge vorkommen. Man über- sah die, meist versteckten, Fühler der Haftfüsse, nahm ihre *) Vergl.' 1855. Bd V. S. 269. IV. 1857. Dig? 250 Maxillarpalpen für Fühler, was doch nur bei sehr oberfläch- licher Betrachtung möglich ist, und verkannte auf diese Weise die beiden wichtigsten generischen Charactere gänz- lich. Allein man wird bei genauerer Beobachtung auch ohne Fühler und Taster zu berücksichtigen, niemals Feder- linge und Haftfüsser mit einander verwechseln können, SO- bald man nur den auffallenden Unterschied in der Bildung der Fussenden einmal erkannt hat. Diese sind nämlich bei den Federlingen kurz, krumm, und bilden eine Zange oder Scheere, die der Haftfüsse sind gerade, bilden keine Zange und berühren mit ihrer Unterfläche den Boden. Jene kön- nen daher auf glatten Körpern gar nicht fortkommen, diese sehr schnell auf denselben laufen. Ihre weitern vielsei- tigen Unterschiede ergeben sich aus der nachfolgenden Schilderung. $. 2. Vom Kopfe und seinen unbeweglichen Theilen. Der Kopf der Federlinge ist wie bei allen Mallophagen platt ge- drückt und schildförmig, fast durchgängig länger als breit, hinten gewöhnlich, niemals vorn am breitesten, übrigens von sehr wechselnder Form und Grösse, doch stets ver- hältnissmässig sehr gross. Bei einigen Arten steht er in so enormem Missverhältnisse zum übrigen Körper, dass er fast dem Hinterleibe an Grösse gleichkömmt. Die einzel- nen Regionen des Kopfes lassen sich sehr gut unterschei- den. Stirn und Schläfen bilden bei Weitem den grössten Theil. Erstere wird durch den ganzen Vorderkopf, Synci- put, dargestellt, welche von der Linie anfängt, die man sich von einem Fühler zum andern gezogen denken muss. Da die Mundtheile unten am Kopfe und fast gerade unter dieser Linie liegen: so hat die untere Seite der Stirn so ziemlich dieselbe Ausdehnung als die obere und die Stirn selbst bildet einen wirklich lamellenartigen, horizontalen Vorsprung. Es kömmt auf die Figur der Stirn an, ob man einen besonderen Vorderrand von den beiden Seitenrändern unterscheiden kann, oder ob beide ganz unmerklich in ein- ander übergehen, wie diess dann, wenn der Stirnrand einen vollkommenen Bogen bildet, der Fall sein muss. Ist der Vorderrand zu unterscheiden: so ist derselbe meist durch eine mittlere longitudinale, breitere oder schmälere Aus- 251 höhlung der Unterfläche der Stirn mehr oder weniger zu- geschärft, während die Seitenränder sowie der ganze übrige Kopfrand stumpf sind. Jene Zuschärfung ist bei einigen Arten so stark, dass die Substanz der Stirn an einem Puncte wohl gänzlich schwindet und ein tiefer Ausschnitt z. B. bei Ph. exeisus, oder ein wirkliches Loch, wie bei Ph. pertusus entsteht. Wenn sich die sonderbare Verlängerung und Aus. breitung der Stirn selbst nur mit den doch nicht völlig ana- logen Formen bei Fulgora und Cassida vergleichen lässt: so möchte dagegen bei andern Insecten schwerlich ein Bei- spiel einer ähnlichen Durchlöcherung der Stirn aufzufinden sein. Die Schläfe bilden die beiden Seitenflügel des Hinter- kopfes, welcher hinter der zwischen den Fühlern gezoge- nen Linie liegt. Ihr äusserer Rand ist von dem Seiten- rand der Stirn durch die Insertion der Fühler oder durch die Orbita geschieden, Er kann in den seitlichen und hin- tern untern unterschieden werden. Die beide trennende Ecke ist dann doch gemeinlich stumpf und ziemlich abge- rundet, nurin einer Untergattung springt sie characteristisch vor, dann findet sich aber noch eine Ecke dicht am Genick. Die obere Fläche der Schläfe ist etwas erhabener als die untere. Die Gränze aber zwischen dem Schädel und den Schläfen wird entweder nur gedacht, oder ist durch eine feine Linie oder Einfurchung, wie wir weiter unten sehen werden, angedeutet. Der Scheitel oder der mittlere zwischen beiden Schlä- fen liegende Kopftheil stellt gleichsam das Centrum des ganzen oder die wahre Calvaria dar, unter welcher die in- nern Haupttheile des Kopfes als Schlund und Gehirn liegen. Er ist bald schmäler bald breiter, nach hinten meist schmä- ler als nach vorn. Sein hinterer Rand ist das Genick, wel- cher auf der Vorderbrust ein wenig aufliegt und mit dem hinteren Rande der Schläfe oft eine ziemlich gerade Linie bildet. Die Kehle, welche auf der untern Seite des Kopfes dem Scheitel entspricht, ist immer etwas erhaben. Die Augenhöhle, in welcher die Fühler wurzeln und die den Seitenrand der Stirn von dem der Schläfe trennt, 17 U 252 ist mehr oder weniger tief ausgeschnitten, meist nach Ver- hältniss der Stärke der Wurzelglieder der Fühler. Die Augen befinden sich an der hinteren Ecke der Augenhöhle gleich hinter den Fühlern, auf jeder Seite eines. Sie sind bei den Federlingen aus der Untergattung Dolichus und Gonocrotaphus meist sehr hervorspringend und zeigen sich als erhabene Halbkugeln, die jedoch von oben gesehen meist weiss oder durchsichtig erscheinen und nur in der Tiefe bisweilen einen kleinen dunkeln Kern sehen lassen. Bei manchen Arten sind die Augen kaum zu erkennen. Ich kann nicht mit Gewissheit sagen, ob diese Augen zu- sammengesetzt sind, indess vermuthe ich das Gegentheil, da ich noch bei der stärksten Vergrösserung sie nur ein- fach sah. Sowie die Augen an der hintern Ecke der Orbita her- vorschwellen, so zeigt sich bei vielen Arten an der vordern Ecke derselben gleich vor den Fühlern eine kleine kurze dornartige Ecke, Spina orbitalis; manchen Arten fehlt die- selbe gänzlich, bei vielen aber, vorzüglich bei den Doco- phoris wird dieselbe beweglich und bildet sich zu einem 'besondern Organ aus, dass ich Bälkchen nenne. Noch sind die eingedrückten Linien zu beachten, wel- che man in verschiedener Zahl, aber nach einem gewissen, regelmässigen Verhältnisse auf der obern Fläche des Ko- pfes vieler Federlinge bemerkt. Ich nenne dieselben Nähte, da sie sich mit den Nähten des Säugethierschädels in Hin- sicht ihrer Lage und Richtung einigermassen vergleichen lassen, ob sie gleich meist nur schwach angedeutet sind und niemals das zackige Ansehen wirklicher Nähte haben. Es sind die Schläfennähte, Kreuznaht, die Stirnnath, Ga- belnaht und die Naht der Signatur. re Die Schläfennaht, Sutura temporalis, fängt auf jeder Seite der Orbita an und geht schief rückwärts bis zum Ge- nick oder dem hintern Kopfrand. Sie scheidet also die - Schläfen vom Scheitel und Genick. Man trifft sie bei allen Untergattungen der Federlinge. Die Kranznaht, Sutura co- ronalis, ist transversal und bildet die Gränze zwischen Stirn und Hinterkopf. Sie kömmt eben nicht häufig vor z. B. bei den Ph. docophoris der Möven, Sternen und kleinen Sumpf- 253 vögeln.. Die Stirnnaht,, Sutura frontalis ist unpaar longitudi- nal und theilt die obere .Stirnfläche in eine rechte und linke Hälfte. Sie läuft niemals die Stirn ganz aus, sondern geht meist in die folgende über. Sie ist kürzer oder länger, manchmal sehr kurz, fast unmerklich, wenn die Gabelnaht nahe an der Basis der Stirn anfängt, kömmt aber bei vie- len Arten‘ verschiedener Untergattungen vor. Die Gabel- naht, Sutura furcata, befindet sich im: vordern Theil der Stirn, seltener beginnt sie gleich an der Basis. der Stirn. Sie hat die Figur einer Gabel, deren Oeffnung nach dem vordern Stirnrand gerichtet ist, ohne ihn zu erreichen. Sie sondert ein mittleres Feld der Stirn von den Seitenfeldern ‚ab. Gewöhnlich geht von jedem Aste der Gabelnaht gleich nach ihrer Theilung noch eine kurze Naht quer bis zum ‘Seitenrande der Stirn, welches eine Gabelnaht mit Aesten, Sutura furcata cum ramis, geuannt werden mag. Die Ga- belnaht, ist häufig zugleich mit der Stirnnaht vorhanden, in welchem Falle dann beide eine zusammenhängende Fi- gur bilden und die Stirnnaht dann den Stiel der Gabel dar- stellt. Auf gefärbten Köpfen zeichnen sich beide durch weisse oder blasse Farbe aus. Die Signaturnaht, Sutura signaturae, theilt das von .der Gabelnaht umgränzte Stirn- feld der Länge nach, kömmt aber nur sehr selten vor. Durch: diese Nähte wird die obere Stirnfläche in verschie- dene Felder getheilt: das von der Gabelnaht umschlossene Feld heisst das Signaturfeld, Area signaturae, weil auf dem- selben oft eine besondere Figur, die ich Signatur nenne, gezeichnet ist. Zu beiden Seiten dieses Feldes liegen die Nebenfelder, Areae laterales; dahinter durch die Stirnnaht getrennt die Hauptfelder der Stirn, Areae principales. Wenn die Nähte auf der Stirn fehlen, fällt natürlich auch die Ab- gränzung der einzelnen, Felder weg. Da die Form und. alle Verhältnisse des Kopfes, beson- der Stirn nach Verschiedenheit der Arten ungemein ver- schieden und folglich bei der specifischen Unterscheidung von grösster Wichtigkeit sind: so sind vorstehende doch bloss fundamentale Bestimmungen der Kopftheile nothwendig. 8. 3. Von den beweglichen Theilen des Kopfes. Hieher ge- hören die Mundtheile, die Fühler und die Bälkchen. Die 9254 von oben gar nicht sichtbaren Muntheile bestehen aus Ober- und Unterlippe, Oberkiefern und Unterkiefern und einem Paar Taster. Alle ragen mehr weniger nach unten über die Unterseite des Kopfes hervor. Die Oberlippe zeichnet sich durch ihre Adgenroiikte Basis und veränderliche Form auffallend aus. Ihre äussere Fläche ist viel grösser als die innere den Mundtheilen zu- gekehrte, ihre scheibenartige Basis aber viel breiter und ausgedehnter als ihr freies, ein wenig ausgeschnittenes Ende. Von der Seite betrachtet erhebt sich ihre äussere Fläche sehr schief und allmählig von der Unterfläche der Stirn bis zum Ende, während ihre Innenseite fast ganz perpendikulär gegen den Kopf gerichtet ist. Allein die Fe- derlinge können die äussere Fläche dieser Lippe auf ver- schiedene Weise verändern. Sie können dieselbe an irgend einen Körper, an Haut, an Federschaft, anlegen und in- dem sie die Mitte derselben einziehen, den Rand ringsher- um aber hervorpressen, einen luftleeren Raum bilden, der ihnen zum Ansaugen dient. So gelingt es ihnen, auf den glattesten Körpern, auf denen ihre Füsse durchaus nicht haften, einen sichern Anhalt zu gewinnen. Wenn sie sich auf dem gläsernen Objectträger ansaugen, braucht man denselben nur umzukehren und die angesogene Lefze mit- telst einer starken Loupe durch das durchsichtige Glas zu beobachten, um das beschriebene Verhältniss deutlich zu sehen. Ich habe dasselbe zwar nur an einigen Arten ge- nauer beobachtet, aber ich zweifle nicht, dass es allen Fe- derlingen zukömmt. Ausserdem sah ich Federlinge z. B. recht auffallend den Ph. variabilis den vorderen Rand der Basis ihrer Oberlippe gleichsam zu einer zweiten Lippe sehr stark sich erheben. Es ist wahrscheinlich, dass sie zwischen die so gleichsam verdoppelte Oberlippe Federtheile fest einklemmen können, um sich erforderlichen Falls auch auf diese Art anzuhängen. Demnach ist die Oberlippe oder Lefze der Federlinge ein Organ von höchst merkwürdiger Beschaffenheit. Bei einigen Haftfüssen ist sie ebenso pro- teusartig, aber ausserhalb der Mallophagen möchten ähn- liche Verhältnisse dieses Organes schwerlich gefunden werden. | 255 Die Unterlippe ist am freien Ende ebenfalls ein wenig ausgeschweift, aber ihre Basis ist bei Weitem nicht so breit und ausgedehnt wie die Oberlippe, auch ist sie nicht sol- cher Veränderungen fähig. Wenn sie sich an die Lefze an- legt: so bleibt vermöge des besagten leichten Ausschnittes in beiden Lippen eine kleine Oeffnung. Es’ werden aber beim Schliessen der Lippen die Mandibeln nicht verdeckt, sondern zwischen dieselben seitwärts so genommen, dass die Oberlippe an die obere oder Vorderseite der Mandibeln, die Unterlippe an die untere oder Hinterseite derselben angelegt ist. Die Unterlippe trägt ein Paar äusserst kur- zer Taster, welche bei einigen Arten zweigliedrig zu sein scheinen. | Die Mandibein stehen, wenn sie sich von einander thun, nicht weiter als die Lippen hervor. Sie sind sehr hart, haben stets eine dunkelbraune oder schwarze Farbe, ungefähr in der Mitte ihrer Länge eine nach innen gewandte ‘ hervorstehende Ecke und am Ende einen kleinen Ausschnitt, welcher das Ende in zwei kurze stumpfe Spitzen spaltet. Einige Naturforscher z. B. Hermann sind in den sonderba- ren Irrthum verfallen, die Mandibeln der Federlinge für Palpen und zwar wegen der 2 Spitzen für zangenförmige zu halten, wozu sie vermuthlich durch Redis Abbildurg veranlasst wurden. Latreille nennt sie ebenso unrichtig und unpassend Dentes. Die Maxillen der Federlinge und aller Mallophagen sind sehr schwer zu beobachten. Ich bin nicht im Stande gewesen ihre Form gehörig wahrzunehmen, aber über ihre Anwesenheit findet kein Zweifel Statt. Sie sind von blas- ser Farbe und werden bisweilen sehr lebhaft bewegt, in- dem sie sich bald aufthun, bald an einander legen. Keine Spur von Palpen lässt sich an ihnen erkennen. Die Fühler sind an den Seiten des Kopfes in dem oben erwähnten Ausschnitt, den wir Orbita nennen, einge- lenkt. Es gibt keine Furche oder Lücke am Kopfe, in welche sie sich einlegen oder verbergen könnten, wie diess bei den Liotheen der Fall ist, daher sie auch stets sicht- bar sind. Sie behaupten bei allen Federlingen ziemlich einerlei Länge; sind immer kürzer als der Kopf und be- r- 256 stehen ohne Ausnahme aus 5 drehrunden Gliedern, von welchen das erste oder Wurzelglied immer stärker als die übrigen, das zweite gewöhnlich länger als die folgenden jedoch, wenigstens bei den Weibchen mit ihnen von ziem- lich gleicher Stärke ist. Man kann die so gebildeten Füh- ler der Federlinge, wie sie mit denen der. Läuse die meiste Aehnlichkeit haben, fadenförmig nennen, ob sie gleich ge- gen das Ende zu oft ein wenig dünner werden im Verhält- niss zu ihrer Länge weit stärker sind und viel weniger Glie- der haben als die sonst fadenförmig genannten. Bei den allermeisten Arten der Federlinge, nämlich bei Niomis und Docophoris (bei beiden nur mit Ausnahme weniger Arten) sind die Fühler beider Geschlechter von ganz gleicher Form und Haltung und wie bei den Weibchen aller Arten wirk- lich fadenförmig. Allein bei den Säuglingen, Dolichus, meist auch bei den Eckschläfen, Gonocrotaphus, und noch einigen Arten der übrigen Untergattungen spricht sich der Unter- schied der Geschlechter auf eine sehr merkwürdige Weise - in der Bildung der Fühler aus, so dass die Männchen ganz eigene und von denen der Weibchen abweichende Verhält- nisse dieser Organe haben. Bei diesen Männchen ist näm- lich das erste Glied der Fühler, obgleich an sich das stärkste, mehr weniger stärker und länger als bei den Weibchen. Oft ist es spindelförmig und erreicht fast die Hälfte der ganzen Fühlerlänge. Das dritte Glied dagegen zeigt einen mehr: weniger hervorspringenden Ast, welcher von dem Ende des Gliedes ausgeht und bald nach vorn, bald nach hinten oder nach oben gerichtet erscheint. Mit dieser aus- gezeichneten Bildung. des ersten und dritten Gliedes ist zu- gleich eine besondere Bewegungsart der ganzen Fühler ver- bunden. Die männlichen Federlinge biegen nämlich die- selben öfters aufwärts und dann rückwärts dermassen in Zirkel zusammen, dass der Vorsprung des dritten Gliedes das erste Glied berührt oder sich doch diesem Gliede nähert, wodurch eine Art Zange gebildet, die ganz auffallend den ebenfalls zangenförmigen Fussenden der Federlinge oder noch genauer dem der Läuse entspricht, wenn man nur die beiden letzten Fühlerglieder hinwegdenkt. Das erste starke und lange Glied der männlichen Fühler stellt näm- 257 lich ‘gleichsam die Tibia, das zweite das Tarsusglied und das dritte mit dem Aste die Klaue dar. Diese Analogie aber und überhaupt die beschriebene Auszeichnung der Fühler gewisser männlicher Federlinge hat sehr 'verschie- dene Grade und solche Abstufungen, dass sich ein allmäh liger Uebergang von der ausgebildetsten Zangenform 'an bis zur einfachen fadenartigen Form nachweisen lässt. Der männliche Phil. faleicornis des Pfau. stellt die Zangenform der Fühler in ihrer grösstmöglichen Ausbildung dar. Hier ist das erste Glied nicht nur sehr stark und lang und macht eine deutliche Krümmung, sondern es ist auch wie die Ti- bia der Läuse noch mit einem besonderen dornartigen Vor- sprung versehen, welcher sich als Daumen dem Aste des dritten Gliedes entgegenstellt. Das dritte Glied aber bildet mit seinem sehr langen Aste gleichsam eine sichelförmig gekrümmte Klaue. Dabei verkümmern die beiden letzten Fühlerglieder auffallend. Bei dem Phil. chelicornis des Auer- _ hahnes ist es fast ebenso, nur dass der Dorn des ersten und der Ast des dritten Gliedes minder ausgebildet ist. Bei fast allen übrigen Philopteris heterocerotibus bildet der Ast des dritten Gliedes mit dem Stamme schon keinen continuirenden Bogen mehr, sondern tritt fast wirklich her- vor. Im Phil. stylifer des Puters und im Ph. squalidus der Ente verkümmert er zu einer blossen Ecke und der Dorn des ersten Gliedes, der sich bei Ph. ebraeus noch als Ru- diment zeigte, ist ganz verschwunden. Bei Ph. dispar des Repphuhnes schwindet selbst die auszeichnende Grösse des ersten Gliedes. Bei der männlichen Ph. nirmis der Krähen- arten endlich fehlt Ast und Dorn gänzlich und es unter- terscheiden sich die Fühler dieser Arten von denen ihrer Weibchen ausser einem etwas stärkern Wurzel- und längern 2. Gliede nur noch durch die häufige Krümmung nach hin- ten und oben. Wenn es schon auffallend ist, dass ‚die beschriebene Geschlechtsdifferenz der Fühler nur als eine Eigenthümlich- keit gewisser Arten der Federlinge hervortritt: so ist nicht minder auffallend, dass das Dasein jenes Verhältnisses so wenig dem Verhältnisse der Untergattuugen entspricht und dasselbe keine systematische Bedeutung hat. Ja die zwei 258 verschiedenen Philopteri docophori auf dem Uhu liefern ein Beispiel, wie auch bei der grösstmöglichen sonstigen Ueber- einstimmung zweier Arten doch jener Geschlechtsunterschied der Fühler bei der einen da sein und bei der andern feh- len kann. Die Bestimmung jenes eigenthümlichen Baues der Fühler ist durch meine Beobachtungen ausser allen Zweifel und findet in der Begattung der Federlinge seine hinlängliche Erklärung. Ausser den Mundtheilen und Fühlern gehören noch die schon erwähnten Bälkchen (Trabeculae) zu den beweg- lichen Theilen des Kopfes der Federlinge. Wenn dieselben vorhanden sind: so steht auf jeder Seite eines gleich vor dem Fühler am Seitenrande des Kopfes und zwar an der vordern Ecke der Orbita. Sie stellen die beweglich gewor- dene Spina orbitalis vor, von der sie sich eben nur durch ihre Einlenkung unterscheiden, und bestehen immer nur aus einem einzigen, kurzen, drehrunden, länglichen, am freien Ende etwas verschmälerten oder ein wenig zuge- spitzten Stücke. Man findet sie niemals bei den Eckschlä- fen, ebensowenig bei den Säuglingen, aber stets bei den Balklingen (Docophori), welche eben deshalb diesen Namen führen, und bei einigen Nerimis. Bei letztern sind sie meist nur wenig entwickelt und nicht immer leicht von der unbe- weglichen Spina orbitalis zu unterscheiden, wenn man nicht ihre oft wenig lebhafte Bewegung wahrnimmt. Bei den Do- cophoris hingegen sind sie stets sehr ausgebildet, reichen öfters bis zum Ende des Zweiten Fühlergliedes und über- treffen die Fühler bei Weitem an Dicke, in welcher sie den Tibien der Vorderfüsse fast gleichen. Ich bin nicht im Stande gewesen, den Zweck dieser eigenthümlichen Organe zu ermitteln, fast scheinen sie sich wie ein überzähliges Fühlerpaar zu verhalten. $. 4. Der Brustkasten. Der Thorax der Federlinge ist immer vollkommen in Vorderbrust und Hinterbrust getrennt, von einem Mesothorax aber ist nie eine Spur zu erkennen. Beide Bruststücke zusammen sind fast immer kürzer, sel- ten ebenso lang wie der Kopf, bei den Haftfüssen dagegen meist länger. 9 Der Prothorax ist ohne Ausnahme schmäler als der Kopf, oft kaum den dritten Theil so breit. Sein vorderer Rand geht gleichsam in den Kopf ein und wird vom hin- tern Rande dieses etwas überdeckt; ein Verhältniss, wel- ches zwar bei allen beissenden Thierinsecten gefunden wird, sonst aber nicht häufig vorkommt. Man kann vorzüglich auf der Rückseite den vordern und hintern, ebenso die bei- den Seitenränder und die Ecken unterscheiden. Meist bil- det der Prothorax ein Quadrat oder Trapez oder wenn die Seiten bogig sind eine vorn und hinten abgeschnittene runde Scheibe. Seitenecken zwischen den vordern und hin- tern, wie sie bei den Liotheen allgemein sind, fehlen den Philopteren stets. Ueberhaupt zeigt hier die Vorderbrust keine erheblichen Unterschiede und ist für die Speciesbe- stimmung von sehr geringem Werth. Die Hinterbrust ist immer breiter, bald ebenso lang, bald kürzer, bald länger als der Prothorax. Die Differen- zen ihrer Form sind erheblicher und für die Bestimmung der Arten wichtiger. Sie ist aber‘ ebenfalls vorn meist schmäler, niemals breiter als hinten; die Ränder und Ecken stets deutlich zu unterscheiden. Bei den Säuglingen er- scheint sie vierseitig länger als breit, an Gestalt dem Pro- thorax ähnlich und vorn nur wenig schmäler als hinten. Bisweilen wird sie trapezisch, überhaupt aber oft viel brei- ter als lang. Sehr häufig zumal bei den Bälklingen ist sie in der Mitte des Hinterrandes mit einer unpaaren Ecke versehen, welche gerade in der Längsachse des Rückens liegt und deshalb Rückenecke (Angulus dorsalis) heissen mag. Hat der Metathorax eine solche Ecke: so gleicht er einer Kaputze, er ist kaputzenförmig. Wenn die Hinterbrust bei bedeutender Kürze vorn viel schmäler ist als hinten: so kommen ihre Seitenränder schräg nach vorn zu liegen und die Hinterecken treten seitwärts vor und werden Sei- tenecken. So wie der hintere Kopfrand auf der Vorder- brust, so liegt der Hinterrand dieser auf dem Metathorax und wieder der Hinterrand dieses auf dem Abdomen. Der aufliegende Rand bildet mehr weniger eine schief senk- rechte Fläche, die ich Stufe oder Plicatura nenne. Biswei- len fliesst der Metathorax auf der Rückenfläche mit dem 260 ‚Abdomen zusammen und man sieht keine deutliche. Quer- furche zwischen beiden. Nicht selten haben auch Pro- und Metathorax in der Mitte eine besondere Längsfurche. Die Unterseite der Brust, an welcher die Beine eingelenkt sind, zeigt keine beachtenswerthen Eigenthümlichkeiten und kann bei der systematischen Bestimmung ganz unberücksichtigt bleiben. $. 5. Der Hinterleib.. Das Abdomen der Federlinge be- steht constant aus neun Segmenten. Es ist meist länger, kaum jemals kürzer als Kopf und Brust zusammen. Den kürzesten und kleinsten Hinterleib haben die männlichen Philopteri docophori. Wie die übrigen Haupttheile ist auch er platt gedrückt, doch meist nicht vollkommen, so. dass zwar sein Rand ziemlich zugeschärft, Bauch- und Rücken- höhe mehr weniger erhaben sind. Diese Erhöhung ist bei Weibchen stets stärker aber auch bei diesen verschieden nach Massgabe der Sättigung oder dem Grade der Träch- tigkeit. Die Figur des Hinterleibes, insofern sie durch die Ränder gegeben wird, richtet sich auffallend nach gewissen Verhältnissen des Kopfes und des Metathorax. Je breiter diese, desto breiter auch der Hinterleib und umgekehrt. Daher haben die Philopteri docophori und Gonocrotali den breitesten, die Dolichi und einige Nirmi den schmälsten, die meisten Nirmi einen ziemlich schmalen. Immer sind die ersten und letzten Segmente die schmälsten,, mehren- theils nehmen sie vom 1. bis zum 4. oder 5. an Breite zu und werden dahinter schmäler. Allein bei einigen Feder- lingen nehmen die Segmente bis zum 6. und 7. an Breite zu, bei andern nur bis zum 2. und erst mit dem 7. und 8. wieder ab. Alle diese Verhältnisse können bei sehr ver- schiedenen Graden der Breite des Hinterleibes vorkommen und durch dieselbe, sowie durch die schnellere oder all- mähligere Zu- oder Abnahme der Breite und Länge der Segmente wird die verschiedene Krümmung der Bogenlinie gesetzt, welche der Seitenrand des Hinterleibes beschreibt. Die Länge der Segmente nimmt bei dem Weibchen 'ge- wöhnlich mit ihrer Breite ab, sonst ist sie selten sehr merklich verschieden. Nur ist das letzte gewöhnlich, bei 961 den Weibchen ausnahmslos das kürzeste, so wie es durch- aus das schmälste ist. Bei vielen, aber keineswegs allen Federlingen ist je- des Abdominalsegment mit seinem Hinterrande über das nächstfolgende merklich 'erhaben und bildet mehr weniger deutlich eine Stufe. Insofern diese Stufen vorzüglich am Seitenrande des Hinterleibes bemerklich sind, was doch nicht immer der Fall ist, kerben sie diesen Rand oder zäh- nen ihn. Auf der Bauchfläche sind die Stufen gewöhnlich minder hoch, aber auch auf der Rückenseite mancher weib- lichen Bälklinge verschwinden sie fast völlig, so dass nicht einmal die trennende Querfurche sichtbar bleibt, was je- doch meist von der stärkern Füllung des Leibes herzurüh- ren Scheint, wenigstens stellen sich bei nüchternen oder nicht trächtigen Indıviduen, sobald der Hinterleib sich mehr zusammenzieht, die Stufen und Querfurchen wieder her. Beim Männchen verschwinden sie völlig. Luftlöcher sind 7 Paare vorhanden, an jedem Segmente bis zum 7. ein Paar, die beiden letzten ohne solche. Sie sind bei ihrer geringen Grösse ungemein schwer zu erken- nen. Ich konnte daher wohl ihre zirkelrunde Zone, aber niemals ihre Klappen deutlich unterscheiden. Sie liegen stets in einer grossen rundlichen Vertiefung auf der Rück- seite des Hinterleibes in der Nähe des Seitenrandes. Der nur bei gewissen Arten in den Fühlern ausge- sprochene Geschlechtsunterschied tritt stets in der ver- schiedenen Beschaffenheit des Hinterleibes hervor. Immer ist, nur Philopterus stylifer ausgenommen, der männliche Hinterleib kleiner und besonders kürzer als der weibliche und sein hinterer Theil hat eine leicht bemerkliche Neigung sich rückwärts zu krümmen, was man bei dem Weibchen nie beobachtet. Mit dieser Biegung des Hinterleibes ist zu- gleich oft eine auffallende nach vorn gehende bogenartige der 2 bis 3 vorletzten Segmente verbunden, wodurch der Mitteltheil des Abdominalrückens merkbar verkürzt wird und der Hinterleib mancher Männchen eine fast umgekehrt herzförmige Gestalt bekömmt. Ueberdiess ist mit Aus- nahme der Säuglinge und des Phil. stylifer bei allen männ- lichen Federlingen das letzte Segment immer am Ende ab- 262 gerundet, zugleich bedeutend länger als das vorletzte ganz ausnehmend kurz. Bei den Weibchen dagegen ist das letzte oft kaum deutlich erkennbar, durchaus viel kürzer als das vorhergehende und am Ende gestutzt oder leicht ausge- schnitten, bisweilen sogar tief gespalten. Wenn man diese Unterschiede gehörig beachtet und erwägt, dass alle Federlinge, bei welchen die sexuelle Dif- ferenz der letzten Abdominalsegmente nicht statt findet, dafür stets differente Fühler haben: so wird man bei eini- ger Uebung auch ohne anatomische Untersuchung die Ge- schlechter der Federlinge sicher unterscheiden. Die Oeffnung für den Mastdarm und die Genitalien ist bei allen Federlingen äusserlich eine gemeinschaftliche und zwar bei den weiblichen ganz am Ende des Hinterlei- bes zwischen dem Rücken- und Bauchblatte des letzten Segmentes befindlich. Diejenigen Männchen, welche gleich den Weibchen ein abgeschnittenes oder gespaltenes End- segment haben, befinden sich in dem nämlichen Falle. Die Ruthe tritt hier am Ende des Körpers aus eben der äusser- lichen Oeffnung hervor, aus welcher die Exkremente ab- gehen. Bei allen den Männchen aber mit abgerundetem Endsegmente kömmt die Ruthe aus der Rückseite dieses hervor, wo zugleich der After zu sein scheint. $. 6. Die Füsse. Bei oberflächlicher Betrachtung kann man leicht das erste Fusspaar übersehen, denn es ist so nahe am Kopfe unten am Prothorax eingelenkt und immer so kurz und einwärts gekrümmt, dass es ganz oder theil- weise vom Kopfschilde verdeckt wird. Indess kommen die Vorderfüsse doch bisweilen an der Seite hervor und sind bei den schmalköpfigen Arten auch noch von oben sicht- bar. Auch die andern beiden Fusspaare sind auf der Un- terseite der Brust eingelenkt, niemals seitwärts wie bei den Läusen. Beide sind immer leicht von oben sichtbar, bei den schmälsten Arten sogar bis zu den Hüften. Sie pfle- gen gleiche Länge und Stärke zu haben, oder die hintern übertreffen die mittlern an Grösse. Das Hüftstück ist immer etwas länger und stärker als der Trochanter, der Schenkel länger als die Coxa, Schen- kel und Tibia meist gleich lang und dick. Alle diese Theile 263 sind fast drehrund, nur zur Seite schwach zusammenge- drückt, Der Schenkel verschwächt sich gegen das Knie hin, die Tibia dagegen verdickt sich gegen den Tarsus. Die erheblichste Eigenthümlichkeit der Füsse liegt in der Bildung der Tarsen. Dieselben ‘bestehen nur aus 2 sehr kurzen Gliedern und 2 bogig gekrümmten Klauen, welche sich nicht spreizen, sondern blos in einer einzigen Rich- tung nach unten gegen das untere Ende des Schienbeines krümmen können, so dass eine wahre Zange entsteht. Der Unterschied der beiden Tarsusglieder und die Duplieität der ‚Klauen ist oft nur äusserst schwer zu erkennen. Das erste Glied hat fast die Dicke der Tibia und ist nach innen oder unten mit einem stark vorragenden weichen Ballen ver- sehen, der jedoch etwas eingedrückt wird, sobald sich die Klauen zur Tibia hinbiegen. Das zweite Glied ist etwas dünner und hat einen viel kleineren Ballen, der sich aber auch bei der Biegung der Klauen verbirgt. Meist liegen die beiden Klauen parallel und gleichsam zusammengeklebt an einander und biegen sich gleichzeitig gegen die Tibia, selten krümmt sich nur eine. Die vordere beider Klauen ist immer etwas länger und grösser als die hintere. Beiden Klauen sind eben so viele gerade bewegliche neben dem Ballen des ersten Tarsusgliedes am Schienbeine sitzende Fussstacheln gleichsam als Daumen entgegengestellt. Das ist ein ganz ausgezeichneter Character für alle Federlinge, der sie von den übrigen Thierinsecten unterscheidet. $. 7. Oberflächenzeichnung und Behaarung. Bei allen Fe- derlingen haben Kopf, Brust und Füsse einen durchaus har- ten Panzer, auch allermeist die Hinterleibsringe. Allein bei vielen tragen letztere nur harte Felder, während sie im übrigen weich und häutig sind. Der harte Panzer hat meist Spiegelglätte und grossen Glanz, die weichen Stellen sind weniger glatt, oft gekörnt, chagrinartig, oder fein gerieft. Die vollkommenen Federlinge haben meist farbige Zeich- nungen auf den harten Stellen, nie auf den weichen. Die Zeichnung ist ein- höchstens zweifarbig, die dunklere auf die hellere als blosse Schattierung aufgetragen. } 264 „Chr, 1. Nitzsch’s helminthologische Untersuchungen milgelheilt von et. Giebel. Schon frühzeitig noch während seines Aufenthaltes in Wittenberg hatte Chr. Nitzsch seine Thätigkeit neben der Beschäftigung mit den Epizoen nicht minder nachdrücklich auch auf die Endozoen gerichtet. Er setzte dieselben in Halle,.wo er nach Aufhebung der Wittenberger Universität die Professur für Naturgeschichte übernahm, ununterbro- chen fort. Jedes Wirbelthier, das er zu untersuchen Ge- legenheit hatte, prüfte er zugleich aufmerksam auf die etwa inwohnenden Eingeweidewürmer. Die aufgefundenen Exem- plare wurden in besonderen Collectaneen nach ihrem äus- sern und inneren Bau beschrieben, in mehr oder minder ausgeführten Abbildungen ‘gezeichnet und die Arten und Gattungen nach Rudolphi und Goeze bestimmt. Es sind mir zwei starke Quartbände dieser Collectaneen übergeben worden (Jahresber. Naturwiss. Verein Halle 1850. II. 33 — 37). Sie sind mit Bd. H. und III. bezeichnet und umfas- sen die Beobachtungen vom Jahre 1814 bis’ 1826. Aus diesem reichhaltigen Materiale veröffentlichte Nitzsch selbst nur, was die helminthologischen Aufsätze in den ersten Bänden der Ersch und Gruberschen Eneyclopädie enthalten. Ausserdem sind wenige Notizen durch briefliche Mitthei- lungen an Rudolphi und andere in Schmalz tabulas anatom. Entozoor. illustr. bekannt geworden, zu welch’ ‚letzteren Nitzsch die Correcturen besorgte, wie ein in den Collecta- neen liegender Brief von Schmalz besagt.‘ Ein von Nitzsch' Hand geschriebenes Titelblatt: „Helminthographia sive Ver- mium intestinorum omnium .generum Speceierumque prae- Sertim minus vel nondum .cognitarum Descriptiones et Ico- nes auctore Chr. L. Nitzsch“ sowie mehrere nach den Zeich- nungen in den Collectaneen sauber ausgeführte Abbildun- gen auf besonderen Blättern weisen daraufhin, dass Nitzsch die Absicht hatte seine Untersuchungen vollständig durch- gearbeitet zu veröffentlichen. Aber es unterblieb, wie bei allen übrigen seiner umfassenden Untersuchungen. Viele derselben haben nunmehr nicht blos die Neuheit, sondern 265 auch den wissenschaftlichen Werth verloren, besonders die helminthologischen und ornithologischen Arbeiten, weniger gilt diess von den schönen Untersuchungen über die Thier- insecten, welche 5 starke Convolute füllen. Immerhin ist auch in ersteren noch -manches Interessante und Wichtige enthalten und diess wollen wir zunächst der Vergessenheit entreissen und in einzelnen Aufsätzen. unseren Lesern mit- theilen, hoffend dass sich auch für die grösseren Arbeiten noch eine günstige Gelegenheit sie ans Licht zu fördern finden wird. Ich gebe zunächst eine Uebersicht aller von Nitzsch untersuchten Eingeweidewürmer mit den Wohnthieren, in welchen er sie fand. Sie sind nach der Zeit ihrer Unter- suchung geordnet. Ich lege dabei Diesing’s Systema Hel- minthum zu Grunde der bequemeren Debersicht halber und stelle dessen Namen voran und lasse den der Collectaneen, wenn er abweicht, folgen. 1. Hemiostomum excavalum Dies — Holostomum excavatum Rud. in einem jungen aus dem Neste genommenen Storch, Ciconia alba in sehr grosser Menge fast im ganzen Darmkanal, 2. Holostomum serpens Nitzsch. im Darm des Falco haliaetos sehr häufig. ochrealum Nitzsch ebenda. —? im Darm der wilden Ente und des Mergus merganser. —? im Schleim der dünnen Därme von Strix aluco. . variabile Nitzch ebenda und in Scolopax gallinula. —? im Darm von Coracias garrula sehr zahlreich. —? im Darm des Falco pygargus ziemlich häufig. . bursarium Nitzsch im Darm von Falco peregrinus. a tmam asperum Nitzsch im Sinus maxillaris des Mergus albellus und Anas clangula. 11. M. —? im Vormagen von Scolopax rusticola. 12. Distomum cinctum Rud 16 Exemplare im Darm eines alten Kiebitz. 13. D. ferox Zed zahlreich in Tuberkeln des Darmkanales von Ci- conia alba. 14. D. irigonocephalum Bud. zahlreich im Darmkanal von Mustela - Putorius. 15. D. ovatum Rud. in der Bursa Fabricii des Corvus glandarius, Scolopax gallinago, Numenius arcuatus und Anas glacialis. , 16. D. echinatum Zed in den Gedärmen der Anas bosehas in grosser Menge. 17. D. oxycephalum Rud — D. inerme Nitzsch im Darm der Anas boschas, span mn pw SEEEEITE er 18 266 18. D. caudale Rud. in der Nähe des Mastdarmes und im Dünndarm von Corvus caryocatactes zahlreich. 19. D. apiculatum Kud im Darm von Strix aluco. D. maculosum Rud zahlreich in den Gedärmen der Hirundo rustica. 21. D. aculeatum im Intestinum von Strix bubo. D. —? auf der rechten Niere bei Lutra vulgaris, 23. D. naja Rud am Ende der Lunge bei Coluber natrix. 24. Amphistomum conicum Rud im Magen eines Rehbockes. 25. Codonocephalus mutabilis Dies — Amphistomum urnigerum Rud im ganzen Leibe bei Rana esculenta, 26. Diplodiscus subclavatus Dies — Amphistoma subelavatum Rud in Rana temporaria. 27. Polystomum ocellatum Rud 2 Exemplare im a des Schlun- des einer Emys europaea. 28. Cysticercus cellulosus Rud im Zellgewebe aussen an der Trachea von Mustela putorius. 29. C. tenwicollis Rud im Mesenterium des ls erythro- DNSuS- 30. C. longicollis Rud in der Leber eines alten Cricetus vulgaris. 31. C. macrosomatus Nitzch im Mesenterium des Cercopithecus syl- vanus. 32. C. fasciolaris Rud in der Leber der Hausmaus. 33. Taenia infundibuliformis Goeze im Kiebitz zahlreich. 34. T. macrocephala Nitzsch (non Creplin) im Duodenum eines weib- lichen Oriolus galbula. 35. T. longirostris Rud im Blinddarm und Mastdarm der wilden Ente häufig, auch bei Scolopax gallinula. 36. T. mastigodes Nitzsch nebst einer zweiten Art in den dünnen Gedärmen der wilden Ente. 37. T. gutturosa Nitzsch im Darm von Corvus monedula und C. corone. 38. T. undulata Rud in Gedärmen von Corvus cornix und Sturnus vulgaris. serpenlulus Schrank? zahlreich im Darm von Corvus glandarius. . expansa Rud 2 Exemplare im Reh. . angulata Rud in dem Darm von Turdus pilaris. . sinuosa Rud häufig in Anas boschas. . crassicollis Rud im Darm eines Katers. —? zahlreiche kopflose Exemplare im Darm von Tringa pugnax. 45. T. pusilla Goeze häufig im Duodenum der Maus. 46. T. —? häufig im Darm von Tringa alpina. 47. T. iwrilineata Batsch zahlreich in derselben Tringa und bei Cha- radrius hiaticula. 48. T. spiculigera Nitzsch im dünnen Darm derselben Tringa und Fulica atra. 49. T. exarticulata Nitzsch in derselben Tringa. 50. T. triangularis Nitzsch in derselben Tringa und zahlreich im ganzen Darm von Charadrius hiaticula, > n 3 SNReuuksk 267 5l. T. muricata Nitzch in derselben Tringa. 52. T. — filum ähnlich bei Seolopax gallinula. 53. T. —? in Scolopax gallinula, 54. T. crateriformis Goeze im Mastdarm des Picus viridis. 55. T. —? im Darm von Vespertilio murinus. 56. T. dendritica Gveze häufig im Darm von Sciurus vulgaris. 57. T. pectinata Goeze im dünnen Darm des Hasen. 58. T. filirosiris Nitzsch in den Gedärmen von Scolopax rusticola. 59. T. chaotica Nitzsch dicht gedrängt im Duodenum von Scolopax ruslicola. 60. T. ? filum Goeze im Darm von Scolopax rusticola, 61. T. eurycephala Nitzsch im Darm des Buntspechts, 62. T. —? im Darm des Kiebitz. 63. T. oligotoma Nitzsch zahlreich in den Gedärmen von Scolopax media. 64. T. megalops Nitzsch im Mastdarm von Anas erex und A. acuta, 65. T. variabilis Rud im Kiebitz. 66. T. —? zahlreich im Sturnus vulgaris. 67. T. frustulum Nitzsch in Cypselus apus. 68. T. cyathiformis Froehl in der Nähe des Mastdarmes desselben Cypselus apus. 69. T. multistriata Rud in ungeheurer Menge im Intestinum des Po- diceps minor. 70. T. intermedia Rud in Mustela foina. 71. T. villosa Bloch ungeheuer zahlreich in Otis are und 0. tetrax nebst noch einer zweiten Art. 72. T. —? zwei Arten in Larus ridibundus. 73. T. —? in Himantopus verus. 74. T. —? in Recurvirostra avocetta. 75. T. —? zahlreich in Limosa rufa. 76. T. perlata Goeze ein Exemplar im Dünndarm des Falco brachy- dactylus. 77. T. reginata Rud sehr zahlreich im Darm von Himantopus verus. 78. T. —? im Darm von Numenius arqualus, 79. T. —? im Turdus viscivorus. 80. T. platycephala Rud in Alauda arvensis. 81. T. nasuta Rud zahlreich in Parus caudatus, 82. T. laevigata Rud zahlreich im ganzen Darm von Charadrius hiaticula. 83. Dibothrium dendriticum Dies — Bothriocephalus dendriticum Nitzsch -in Larus tridaetylus und L. ridibundus. '84. Schistocephalus dimorphus Crepl — Blu: nodosus und solidus Rud in Colymbus rubricollis. 85. Tetrabothrium macrocephalum Rud — Bothriocephalus macro- cephalus Rud in Eudytes arcticus. 86. Echinorhynchus heterocercus Nitzsch in der Gegend der Blind- därme der Sırix aluco häufig. - 18* 268 87. E. constrietus Nitzsch zahlreich im Darm von Anas fuligula. 88. E. gigas Goeze im wilden Schwein. 89. E. filicollis Nitzsch in der wilden Ente. 90. E. —? im Staar. 91. E- —? zwischen den Häuten des Duodenums von Mustela foina. 92. E. campylurus Nitzsch im Darm der Lestris eatarrhacta zahlreich. 93. E. fasciatus Westr sehr häufig im Darm der Nachtigall. 94. E. undulatus Nitzsch im Darm des Falco brachydactylus. 95. E. —? im Darm von Sy!via rubetra. 96. Oxyuris mastigodes Nitzsch im Pferde. 97. Ascaris —? im Darm der wilden Ente. 98. A. marginata Rud im Darm der Katze von der des Hundes gar nicht verschieden. 99. A. oxyra Nitzsch in der Hausmaus zugleich mit. A. obtusa, Taenia pusilla und Cysticereus fasciolaris. 100. A. —? im Magen von Vesperlilio murinus. 101. A. —? im dünnen Gedärmen von Corvus cornix. 102. A. spiralis ? in den Blinddärmen der Strix flammea und Faleo pygargus. 03. A. semiteres Bud häufig im Kiebitz, 104, A. —? im Staar. 105. A. —? in Falco peregrinus. 106. A. vesicularis Rud in Otis tarda. 107. A. depressa Rud in Falco brachydactylus. 108. A. truncata Rud * im Darm von Psittacus macao und Ps, sol- stitialis. 109. A. inflexa Rud ? in Phasianus gallus. 110. A. —? in Falco aesalon. 1ll. A. —? sehr zahlreich in Colymbus rubriecollis, 112. A. transfuga Rud im Dünndarm des Ursus arctor, 113. Spiroptera ascaroides Nitzsch im Magen und Rachen des Falco peregrinus. 114. Sp. aurita im Schlunde des Falco peregrinus. 115. Sp. quadriloba Rud im Vormagen des Picus martius. 116. Sp. obtusa Rud im Magen der Hausmaus sehr häufig. 117. Sp. anthuris Rud im Magen von Corvus frugilejus. 118. Liorhynchus truncalus Rud im Vormagen von Scolopax galli- nula und im Dünndarm des Dachses. 119. Filaria ? auf der Leber des Rebh’s. 120. F. coronata Rud in der Luftzelle des Halses bei Coracias garrula, 121. F. tendo Nitzsch in Falco peregrinus. 122. F. aspera Nitzsch in der Halsluftzelle von Strix hraclyol. 123. F. —? in Dytiscus marginalis. 124. F. —? in Numenius arquatus. 125. F. labiata Crepl in der Brusihöhle bei Ciconia nigra. 126. F, — ? in Caprimulgus europaeus. 127. Trichocephalus —? in der Lultröhre von Mustela martes, 269 128. Tr. — ® in Camelus dromedarius. > 129. Strongylus truncatus Nitzsch im Colon des Rehbockes. 130. Str. retortaeformis Zed sehr zahlreich im Duodenum des Hasen. 131. Str. undularis Rud. in der Magenwand von Anas fuligufa und A. segelum. 132. Str. radiatus Rud in Falco albicilla. 133. Str. papillosus Rud in der Magenwand von Coracias garrula. 134. Str. tubifex Nitzsch in Mergus merganser. 135. Str. eriniformis Rud im Dachs. 136. Ligula uniserialis —? im Darm von Mergus merganser sehr zahlreich und in Larus ridibundus. 137. Ligula alternans Rud ım. Schlund und Magen von Larus canus und L. tridaetylus. | 138. L. interrupta Rud in Colymbus rubricollis. 139. L. sparsa Bud. ebenda. Ausser diesen Arten finden sich noch Notizen über Haemularıa im -Iltis, Alarıa in Strix bubo, Cysten in Coluber natrix elc. Mikrochemische Untersuchung der reisskornförmigen Coneremente aus Sehnenscheiden Taf. V. Herrmann Köhler. Im Junihefte des V. Bandes unserer Zeitschrift be- richtete ich über eine analytische Untersuchung des gela- tinösen Inhaltes der Sehnenscheiden, wie derselbe in den sogenannten Ueberbeinen gefunden wird. Anknüpfend an diese Arbeit, erlaube ich mir, im Folgenden Einiges über gewisse, nur selten in den Sehnenscheiden angetroffene Concremente mitzutheilen, welche den Aerzten als Corpus- cula oryzoidea bekannt sind. Die neueste Untersuchung derselben rührt von Meckel her (Froriep’s Notizen 1857. 1.) und werde ich, auf die Ansicht, zu welcher der genannte Forscher durch seine Untersuchung über jene sonderbaren Gebilde gelangte, nachdem ich die Resultate meiner eige- nen Arbeit mitgetheilt haben werde, um so lieber zurück- kommen, als dieselben mich von der Wahrheit des von Meckel Angegebenen überzeugt haben. Das Material zu meiner Untersuchung verdanke ich der Güte des Hrn. Prof. Middeldorpf zu Breslau. Die 270 mir übergebenen Corp. oryzoidea stammen von einer alten Frau her, welche im Hospital zu Allerheiligen in Breslau be- handelt wurde. Da ich diesen Fall nicht selbst zu beobach- ten Gelegenheit hatte, so will ich hier das Erforderliche aus der Krankengeschichte eines männlichen Individuums mittheilen, welches sich unter den mir zugetheilten statio- nären Kranken des Hospitals befand. Unter den Symptomen der Entzündung und Eiterung des subcutanen Zellgewebes entstand in der Gegend des Daumenballens bei dem Kranken L., welchem als Hospital- diener der Dienst im Leichenhause oblag, ein Abscess, scheinbar denen völlig gleich, welche sich der Kranke schon früher, wenn er sich gerizt oder gestochen, durch Verunreinigung der Wunde durch Leichengift zu wieder- holten Malen zugezogen hatte. Die ganze Daumengegend und der Handteller der rechten Hand waren geschwollen, heiss, geröthet und schmerzhaft. Dabei fieberte der Kranke, namentlich gegen Abend sehr stark, ein Umstand der zum Theil auf Rechnung einer gleichzeitigen Exacerbation seines Lungenleidens (Tuberkulose) zu setzen war. Das heftige Fieber dauerte auch nachdem der Abcess geöffnet war fort und bald zeigte sich, dass gleichzeitig eine Tendoitis be- stehe. Die in der Gegend des Daumenballens gelegenen Flexorensehnen lagen, nachdem Eiterung und Zerstörung der Sehnenscheiden selbst vorangegangen war, bloss und mit dem Eiter wurde aus der Sehnenscheide eine grosse Menge gurkenkerngrosser Concremente entleert, die leider zugleich mit ‘dem Eiter weggeworfen wurden. Auch die Sehne des Flexor carpiulnaris wurde, nachdem auch dort sich ein Abscess gebildet hatte, frei gelegt, wobei jedoch weniger Concremente abgingen. Die Beweglichkeit der Finger war natürlich sehr gestört und als die Abscesse zu- geheilt waren, blieb Ankylose des Handgelenks zurück. I. Was zuvörderst die physikalischen Eigen- schaften der von mir untersuchten Corpuscula oryzoidea betrifft, so stellen dieselben herzförmige, oft gurkenkern- grosse Gebilde dar, von weisser oder gelblicher Farbe und der Elastizität des Faserknorpels; getrocknet gleichen sie dem Horn und sind durchscheinend. In Wasser quellen sie 271 auf, ohne sich zu lösen. Dagegen schrumpfen sie in star- kem Weingeist ein, indem dieser eine grosse Menge Fett auszieht. Sie verbrennen auf Platinblech unter Verbreitung des Geruch’s nach verbranntem Horn und hinterlassen einen -Aschenrückstand aus anorganischen Salzen bestehend, die ich später genauer bezeichnen werde. II. Zur mikroskopischen Untersuchung ist man einer wenigstens 400 fachen Linearvergrösserung henöthigt; namentlich, wenn man gewisse eingestreute Körper, die ich sehr bald beschreiben werde, genau erkennen und über die histologischen Elemente in’s Klare kommen will. Man sieht bei der erwähnten Vergrösserung eine Grund- masse, welche keinem bekannten Gewebe congruent erscheint; vielmehr im Detritus begriffenem Bindegewebe gleicht, eine Annahme, welche fast zur Gewissheit erhoben wird dadurch, dass wir, durch die ganze Grundmasse zerstreut, durch die dunklen Conturen und den stark Licht brechenden Inhalt ausgezeichnete, zahlreiche Fettzellen eingelagert finden und ausserdem nicht selten intakte Bindegewebsfibrillen und durch ihre rankenförmige Kräuselung characterisirte elasti- sche Fasern wahrnehmen können. 'Auch Meckel erklärt das beschriebene Gewebe für eine Detritusmasse, wofür übrigens auch die nicht selten anzutreffenden Cholesterin- plättchen sprechen. Die Corpuscula oryzoidea. besitzen ferner ein Pflasterepithelium. ‚Ob jede der concentrisch angeord- neten Schichten, aus denen diese Concremente zu beste- hen scheinen, ihr eigenes habe, will ich dahin gestellt las- sen, so viel steht jedoch fest, dass jeder Schnitt am Rande zahreiche, grosse Pflasterepithelzellen zeigte. Was mir nun von besonderem Interesse erschien, war, dass ich in den Corpuscula oryzoidea bei 450 facher Vergrös- serung nicht selten braunrothe Krystalle gefunden habe, ‚gerade, dreiseitige Prismen darstellend und wahrscheinlich zersetztem Blutfarbestoff ihre Entstehung verdankend. Da dergleichen Krystalle nur gefunden werden, wo Blut in Ky- Sten etc. oder im Magen des vollgesogenen Blutegels lange Zeit-so zu sagen, stagnirt, so erschien mir die Gegenwart derselben in den Sehnenscheidenconcrementen für die Erui- . tung der Genese dieser reisskornförmigen Körper nicht ohne 272 Wichtigkeit. Einigemal glaube ich auch Fettnadeln bemerkt zu haben, wie sie die älteren Autoren als Margarinkry- stalle beschrieben. Wir können also die Resultate der mikroskopischen Untersuchung der Corpusc. oryzoidea dahin zusammenfas- sen, dass dieselben aus, in fettigem Detritus begriffenen Bindegewebe bestehen, mit einem Pflasterepithelium ver- sehen sind und eingestreute Blutfarbestoffkrystalle (Häma toidin) enthalten. III. Die chemische Untersuchung wurde beson- ders in der Absicht angestellt, zu erweisen, dass 1. die in der Grundmasse eingestreuten Zellen wirklich Fett ent- halten und zu erforschen ob 2. die Salze, welche im Aschen- rückstande blieben, dieselben seien, wie die in der Gan- gliongelatine vorkommenden. Letzteres erschien mir für die Lösung der Frage, ob die Sehnenscheidenconcremente Niederschläge des gelatimösen Inhaltes seien, oder nicht, von Interesse. Um zu prüfen ob jene, der Grundmasse eingestreuten Zellen Fett, und zwar ein verseifbares Fett enthielten, kochte ich 15 — 20 Corp. oryzoidea mit absolu- tem Alkohol aus, filtrirte und dunstete das alkoholische Ex- tract ein. Den Rückstand brachte ich in ein Uhrglas, setzte etwas verdünnte alkoholische, stark mit Wasser verdünnte Kalilösung zu und kochte in einem Wasserbade, indem ich das verdunstete Wasser von Zeit zu Zeit durch neues er- setzte. Nach längerem Kochen setzte ich einige Tropfen Salzsäure zu und kochte noch einige Minuten... Es schieden sich an der Oberfläche der Lösung ganz feine Tröpfchen ab, die nur bei günstig auffallendem Licht sicher erkannt wurden, sich aber, wenn ein Tropfen der Flüssigkeit mit solchen Tröpfchen an der Oberfläche unter das Mikroskop gebracht wurde, deutlich als freies Fett auswiesen. Machte man einen feinen Schnitt durch ein ausgekochtes Corpusc. oryzoideum, so fanden sich die dunkel contourirten, stark lichtbrechenden, der Grundmasse eingebetteten Zellen (?) nicht mehr vor. Das Angeführte mag genügen, zu erwei- sen, dass der Grundsubstanz der Sehnenscheideneoncre- mente, nach Art anderer fettig degenerirender Gewebe 273 z. B. der Muskeln, freies Fett und zwar verseifbares Fett eingestreut war. Um die Salze des Aschenrückstandes der Concremente mit denjenigen, welche sich in der Gangliongelatine finden, zu vergleichen, äscherte ich die mit Alkohol erschöpften Corpuseula mit noch 10 andern zugleich auf Platin ein. Der Rückstand löste sich, bis auf wenige Kohlenpartikel- chen, leicht in Wasser. Die filterirte, wässerige Lösung benutzte ich, um die in der von mir eitirten Arbeit über die Gangliongelatine angestellten qualitativ-analytischen Ver- suche zu wiederholen.- Auf Säurezusatz brauste die Asche nicht auf; Kohlensäure war also darin nicht zu vermuthen; Phosphate und Kalk konnte ich aller angewandten Mühe ohnerachtet nicht in den geringsten Spuren nachweisen. Schwefelsäure fand ich in geringer Menge. Dagegen be- stand der Aschenrückstand der Hauptmasse nach aus Chlor- natrium (salpetersaures Silberoxyd gab einen intensiven, in Ammoniak löslichen Niederschlag). Der’Gehalt an Chlor- natrium ist um so höher anzuschlagen, als die angewand- ten Concremente lange Zeit in Weingeist aufbewahrt wa- ren, der neben dem Fett gewiss auch Kochsalz ausgezogen hatte. Dieser Umstand machte es unmöglich, eine quan- titative Wasserbestimmung und Ermittelung des Verhält- nisses der organischen zu den unorganischen Stoffen vor- zunehmen. Die chemische Untersuchung des Aschenrück- standes führte also zu dem Resultate, dass in den Sehnen- scheideneoncrementen nicht dieselben Salze enthalten sind, wie in der Sehnenscheidengelatine. Mit den Resultaten einer mikroskopischen und chemi- schen Untersuchung ausgerüstet, konnte ich wohl wagen, eine Deutung der Genese der Concremente in Sehnenschei- den zu versuchen. Wie der Inhalt der Sehnenscheiden physikalisch und chemisch demjenigen der Synovialgebilde sehr nahe steht, so ist auch der feinere Bau der Sehnenscheiden dem der Synovialmembranen erstaunlich ähnlich. Auch die Sehnen- scheiden sind aus Bindegewebe gebildet und enthalten jene gefässreichen, zottenartigen Vorragungen, wie wir sie in 274 den Gelenken wiederfinden. Nichts kann ‘demnach näher liegen, als, dass alle Hypothesen, welche über die Ent- stehung der sogenannten mures articularos von den Auto- ren aufgestellt wurden, auch auf die Entstehung der Seh- nenscheidenconcremente ihre Anwendung finden werden und dass wir durch Ausschliessung allein dazu gelangen werden, eine Entstehungsweise für diese Corpuscula zu eruiren, wobei natürlich allein die Resultate der objecti- ven, mikrochemischen Untersuchung die leitenden Momente abgeben dürfen. Was zuvörderst die Annahme von Brechet betrifft, der die Mures articulares für abgelöste Knorpelpartikel erklärte, so kann dieselbe auf die Sehnenscheidenconcremente schon darum keine Anwendung finden, weil diese Gebilde gar keine Knorpelzellen enthalten. Die Ansicht von Pare, dass die Mures Niederschläge aus der Synovia seien, muss für die Sehnenscheidengela- tine ohne Geltung bleiben aus Gründen, welche sich aus der mikroskopischen und chemischen Untersuchung erge- ben. Denn abgesehen davon, dass kein Fall bekannt sein dürfte, wo sich aus einer schleimstoffartigen Flüssigkeit, wie es die Gangliongelatine, nachdem von Virchow und später von mir Angegebenen ist, eine Bindegewebssubstanz gebildet und organisirt hat (denn, dass Blutgefässchen da gewesen sein müssen, dafür sprechen die Blutfarbstoffkry- stalle, die ich darin gefunden habe!), so ist die Natur der anorganischen Salze, wie sie der Aschenrückstand enthält, eine zusehr von derjenigen abweichende, wie ich sie in der Gangliongelatine gefunden und beschrieben habe. Die Hypothese von Velpeau, die Mures art. seien verknorpelte Blutextravasate, ist für die Sehnenscheiden- körperchen eben so unhaltbar, wie für die Gelenkmäuse, denn sie enthalten keine Knorpelzellen. Laennec’s Annahme, dass die Gelenkmäuse anfangs gestielt seien und entstünden, indem Entzündungsprodukte an der äusseren Seite der Synovialmembran sich bildeten und durch Einstülpung der Membran in das Innere des Ge- lenks gelangten, wo sie bei der Bewegung lossgerissen würden, wäre auf die Corpusc. oryzoidea an sich recht 275 wohl anwendbar, um so mehr, als in dem von mir erzähl- ten Falle schon wiederholte Entzündungsprocesse in der Hand und in der Nähe des Daumenballens vorangegangen waren. Indessen wird uns die Entstehung der Sehnen- scheidenconcremente auf diesem Wege doch höchst un- wahrscheinlich, wenn wir erwägen, dass das durch Ein- stülpung in die Sehnenscheide eingedrungene Entzündungs- produkt, sich organisirt oder mit Blutgefässchen versehen haben müsse; denn wo Blut war, wie es die Gegenwart der Blutfarbstoffkrystalle erweist, da sind wir auch berech- tigt, das Vorhandensein von Gefässen anzunehmen, weil, wenn das Blut auch vielleicht in den Lücken und Maschen des Bindegewebes ergossen worden wäre und daselbst sta- gnirt hätte, wir unsimmer die Antwort auf die Frage schul- dig bleiben mussten, woher das Blut in diese Lücken er- sossen worden sei; (noch dazu in Körperchen, die in Seh- nenscheidenmembran völlig eingebettet und nur durch Stiele an der Wand der Sehnenscheide befestigt wären). Wir sehen also, dass die aufgefundenen Blutfarbestoffkrystalle für die Deutung der Genese des Corp. oryzoidea nicht ohne Inter- esse sind. Es bleibt nun noch die Lehre Rokitansky’s über die Entstehung der Gelenkmäuse übrig, wonach in den hy- pertrophirten Gelenkmembranzotten, wenn diese abgestos- sen werden, die erste Anlage jener Gelenkconcremente zu suchen ist. Wie wir bald sehen werden, ist nach dieser Theorie die Entstehung der Corp. oryzoidea sehr einfach zu deuten und auf eine Weise, welche durch die Existenz der Blutfarbestoffkrystalle eher an Wahrscheinlichkeit ge- winnt, als verliert. Denn wir haben nicht nöthig die Auf- nahme grosser Mengen von Natronalbuminaten *) in die Zot- ten anzunehmen, welche das ursprüngliche Gewebe dersel- ben comprimiren und entarten machen: sollen, (wie dies Andere gethan haben!) — es scheint meinen bescheidenen Begriffen nach viel einfacher anzunehmen, dass in den *) Um so weniger als es wohl schwer halten dürfte, dergl. Natronalbu- minate als den Corp. oryzoidea oder gar den Sehnenscheidenzotten selbst zu isoliren! 276 Sehnenscheiden, vielleicht von der Nachbarschaft übertra- gen, ein chronischer Entzündungsprocess eingeleitet sei, dass dieser sich auf die Zotten verbreitet und in denselben zuerst als Hyperärmie ausgesprochen -habe. Einmal konn- ten nun die strotzenden Capillärchen jener Zotten durch ihr gesteigertes Volumen das Gewebe der Zotten compri- miren und zur Atrophirung bringen, anderseits aber auch Blutextravasate entstehen, wie sie durch die Existenz von Blutfarbstoffkrystallen mehr als wahrscheinlich werden, wel- che ebenfalls den Degenerationsprocess einleiten mussten. Die eben vorgetragene Ansicht gewinnt an Wahr- scheinlichkeit, wenn wir uns streng an die Resultate der mikrochemischen Untersuchung halten. Dass wie es mit Sehnenscheidenzotten zu thun haben, findet in der Gegen- wart von Epithelium einen hohen Grad von Begründung. Dass durch Compression, sei es durch welchen Process be- dingt, als da wolle, das Gewebe der Zotten fettig degenerirt sei, beweisen die in die Grundmasse eingestreuten Fett- zellen, so wie die Beschaffenheit der Grundsubstanz selbst, die ich, übereinstimmend mit Meckel nur für eine Detri- tusmasse erklären kann. Das von mir Angegebene können wir leicht dahin zusammenfassen, dass die Corp. oryzoidea aus einem fettig degenerirten Bindegewebe bestehen, welches wahrschein- lich die abgestossene, hypertrophirte, ursprünglich’hyperä- mische Sehnenscheidezotte darstellt, in welcher Blutextra- vasate das normale Gewebe comprimirten und zum Schwund brachten. Für das Vorhandengewesensein der Blutextrava- "sate, wie sie aber nur im organisirten Geweben vorkommen können, sprechen namentlich die von mir gefundenen Blut- farbstoffkrystalle. Tafel V. A. Corpuscula oryzoidea a. Grundmasse mit eingestreuten Fettzellen. a'. Grössere elastische Faser. b. Pflasterepithel. c. Blutfarbstoff - Krystalle. d. Cholesterin. e. Fettnadeln. 277 Mittheilungen. Von den Kryslallen und ihrer Entstehung: Die Krystalle sind bekanntlich bei vollständiger Ausbildung, welche allein allgemeinen Betrachtungen zu Grunde gelegt werden kann, innerhalb eines geradlinigen Achsensystems von der Krystall- masse erfüllte Räume, Polyeder, deren Umgränzungslinien, die Kan- ten, wenigstens zu je. zweien entweder unter sich parallel sind, oder doch einander unter bestimmten Winkeln kreuzen und hiernach um einen Mittelpunkt der Symmetrie, der zugleich der Schwer- punkt des Krystalles ist, vertheilt liegen. Natürlich bedingt der Pa- rallelismus der Kanten einen höheren Grad der Symmetrie als ihre Kreuzung. Die Stücke jedes Krystalles stehen in einer strengen ma- ihematischen Abhängigkeit von einander, welche zu entwickeln ohne einen gewissen Formelapparat indessen unmöglich, also hier nicht der Ort ist, die aber als unumstössliche und höchst wissenschaftliche Thatsache wenigstens erwähnt werden muss, um die Krystalle als wesentliche Formen, als Individuum des unorganischen Rei- ches aufzustellen. Wesentlich sind die Formen der Krystalle, weil sie im_innigsten Zusammenhange stehen mit den übrigen Eigenschaf- ten und der Entstehungsweise der Materie, die ohne Veränderung der Krystallform nicht verändert werden können, so dass das eine sich als Nothwendigkeit aus dem andern ergiebt. Individuen sind die Krystalle, weil jeder ein räumlich abgeschlossenes Ganze bildet, von dem kein Stück getrennt werden kann, ohne den Charakter des Gan- zen sofort aufzuheben, Durch diese allgemeinen Charactere stellen sich die Krystalle nun zwar in einer Reihe mit den Individuen des Thier- und des Pflan- zenreiches, jedoch bedingt der Mangel jeglicher Lebensthätigkeit und aller dararf hinzielender Organe wesentliche Unterschiede, deren vor- züglichste beim Eingehen in die Sache sich selbst herausstellen werden. Die Existenz der Thiere wie der Pflanzen ist auf einen unun- terbrochenen Kreislauf und Stoffwechsel gegründet und dadurch auch ihre Individualisirung nothwendig bedingt; so wie ein Stillstand in solcher Bewegung eintritt schwindet das Leben aus der Materie und dieselbe verfällt dem Reiche und den Gesetzen der unorganischen Natur. In dieser letzteren ist aber die Individualisirung der Sub- stanz nicht eine Nothwendigkeit, sondern wird nur in gewissen Fällen und unter besonderen günstigen Umständen ins Werk gesetzt, wäh- rend ihr der Masse nach bei Weitem grössere Theil nie individuali- sirt wird; ja für sehr viele Zustände und Verbindungen ist gerade der Mangel an Individualität ebenso charakteristisch als für andere die bestimmte Krystallform, Lebenskraft und Krystallisirung schliessen einander streng aus und die krystallinischen Abscheidungen, welche in manchen Pflanzen, besonders Rohrarten, so wie in manchen Krankheitsformen des Thier- 278 reichs als Sekretionen der Nieren oder der Gelenkbänder vorkommen, beweisen eben nur, dass die ausgeschiedene Substanz in Folge eines krankhaften abnormen Zustandes dem örtlichen Einflusse der Lebens- kraft oder der Assimilirung entzogen ist. Auch bei Gasen und tropf- baren Flüssigkeiten als solchen kann natürlich nicht von einer Kry- stallform die Rede sein, denn die Beweglichkeit der kleinsten Theil- chen, welche diese Aggregat-Zustände bedingt widersetzt sich ja direkt allen Bedingungen einer starren Form. Dennoch gibt es aber an tropfbaren Flüssigkeiten gewisse Zu- stände und Eigenschaften, welche nur durch die Tendenz der Mole- eüle erklärt werden können, trotz der Flüssigkeit der ganzen Masse - sich zu Individuen zu gruppiren, oder mit anderen Worten zu kry- stallisiren. Dem allgemeinen Gesetze von proportioneller gleichzeiti- ger Abnahme der Dichtigkeit bei Zunahme der Wärme und umgekehrt entgegen, ist es eine bekannte Erfahrung, dass das Wasser seine grösste Dichtigkeit, sein höchstes spezifisches Gewicht nicht bei der Tempera- tur des Gefrierpunktes, sondern schon bei einer um & Centesimal- grade höheren Temperatur erreicht. Da nun diese Thatsache ledig- lich auf dem Bestreben der Wassertheilchen beruht, schon vor ihrem Uebergange in die feste Form, d. h. vor ihrer Krystallisirung, nach gewissen Richtungen sich auszudehnen und gleichsam auf die Krystal- lisation sich vorbereitend,, leichter zu werden, weist dieser anschei- nend unbedeutende Umstand unmittelbar den ausserordentlich grossen Einfluss der Krystallisationskraft auf den ganzen Haushalt der Natur nach. Denn nur in Folge der erwähnten Eigenschaft des Wassers ist es möglich, dass selbst bei einer Temperatur der Atmosphäre, welche die Erstarrung der Oberfläche des Meeres und aller stillste- henden Gewässer bedingt, unterhalb dieser Oberfläche eine wärmere Wasserschicht sich erhalten kann, die nicht nur jene Temperaturer- niedrigung eine Zeil lang paralysirt und mithin das Gefrieren der Oberfläche verzögert oder gar verhindert, sondern auch zu Strömun- gen in horizontalem Sinne Veranlassung giebt und überdiess für eine Unzahl Wasserthiere die Lebensbedingung eines erwärmten Mediums abgiebt. Hieran anknüpfend, erscheint nun die spezifische Leichtigkeit des Eisens, das bekanntlich auf dem Wasser schwimmt, nur als eine nothwendige weitere Consequenz. Die Eigenschwere des Wassers nach der Krystallisation d. h. als Eis, beträgt nur °/,, von der beim Maximum seiner Dichtigkeit, oder mit andern Worten neun Cu- bikfuss gefrierendes Wasser liefern zehn Cubikfuss Eis, durch den Vorgang der Krystallisation vergrössert es also sein Volumen um 1/y. Wäre dem nicht so und verhielt sich das Wasser z. B. dem gerin- nenden Oele entsprechend, so würde die jetzt auf die Polargegenden beschränkte Erstarrung der ganzen Natur bıs tief in die gemässigten Zonen herab sich erstrecken und mithin auch auf die intellektuelle und materielle Eutwickelung des Menschengeschlechtes den allerbe- schränkendsten Einfluss ausüben, 279 Auch andere Flüssigkeiten, die im Momente der Erstarrung kry- stallisiren,, zeigen entsprechende Erscheinungen; z. B. beträgt das spe- zifische Gewicht des in tetragonalen Octaedern, krystallisirten Zinnes um zwei pCt. weniger als das desselben Zinnes in geschmolzenem Zustande. Endlich muss hier übrigens bemerkt werden, dass der Vorgang der Krystallisation nicht immer eine Ausdehnung, sondern in einzel- nen Fällen auch eine Verdichtung der Masse bewirkt, z. B. beim natürlichen Silberamalgam. Das specifische Gewicht desselben ist 13,75 und es besteht dem Gewichte nach in runden Zahlen aus 34 Silber und 66 Quecksilber; das specifische Gewicht des Quecksilbers be- trägt aber blos 13,55, das des Silbers gar nur 10,5. Aus diesen Daten berechnet sich nun mit Leichtigkeit, dass die Verbindung bei- der genannten. Metalle zu Amalgam sich um reichlich 9 pCt. ihres ur- sprünglichen Volumens zusammengezogen hat. Ein weiterer Beleg für die ausgesprochene Ansicht, dass schon in Flüssigkeiten die Tendenz zur Individualisirung vorhanden sei, er- gibt sich aus den gewissen Auflösungen zukommenden Eigenschaften, wie ausserdem und ‘vorzüglich nur an Krystallen vorkommen und welche unmittelbar zu dem Schlusse nöthigen, dass die Linearabmes- sungen solcher Substanzen und der Krystalle im Allgemeinen nicht blos die Folge sind von grösserer oder niederer Anhäufung der Ma- terie, sondern dass nach bestimmten Richtungen ihre Molecule in der That einen verschiedenen Grad von Cohärenz besitzen, gleichsam com- primirt oder andrerseits ausgedehnt sind@und also dem -Durchgange der Lichtstrahlen nicht einen nach allen Seiten hin gleichmässigen Widerstand entgegensetzen können, sondern nach verschiedenen Rich- tungen die Lichtstrahlen selbst auch auf verschiedene Weise ablenken und abändern und speciell die Erscheinung hervorrufen, welche unter dem Namen der Polarisation des Lichtes verstanden wird. — Die bekanntesten solcher Flüssigkeiten sind unter anderen das Ter- pentinöl, Kirschlorbeerwasser, Citronenöl, Zuckersyrup, Lösung von Dextrinzucker u. s. w. Da man eine Zeit lang den Gehalt des Bie- res an Dextrinzucker als maassgebend für seine Güte im Allgemeinen zu betrachten pflegt, ist sogar eine optische Bierprobe vorgeschlagen worden um nach dem Grade der Polarisation des Lichtes nach links oder rechts den Dextringehalt des Bieres zu ermessen. So sinnreich eine solche technische Anwendung feiner physikalischer Gesetze auch ist, zeigte sie sich im vorliegenden Falle doch zu vieler Correctionen bedürftig und überhaupt zu einseitig um allgemeine praktische Be- nutzung zu erfahren. Um auch überzugehen zu dem Vorgange 'der Krystallisation sel- ber, so ergiebt sich sofort aus der Natur der Sache, dass für ihn der Augenblick des Ueberganges aus dem dampfförmigen oder tropfbar flüssigen in den starren Zustand am günstigsten ist, weil hier- bei der freien Bewegung der kleinsten Theilchen sich regelmässig zu gruppiren der geringste Widerstand geleistet wird. Die Umstände 280 durch welche die angedeütete Veränderung des Aggregatzustandes er- folgt müssen daher auch als Mittel gelten der Krystallisation fähigen Substanzen dazu zu verhelfen. Temperaturerniedrigung und Druck sind es vorzüg- lich, durch welche Gase und Dämpfe zu starrer Form verdichtet wer- den, oft auch ohne die Zwischenstufe der tropfbaren Flüssigkeit zu passiren. Die Abkühlung und darauf folgende Zersetzung gasförmi- gen Eisenchlorides ist es z. B. die noch täglich in den Kratern des Vesuv und des Epomeo, wie ehemäls in den jetzt erloschenen der Auvergne, die prachtvollen glänzenden sechsseiligen Tafelı von Eisen- glanz erzeugt, deren ausgezeichnete Spiegelung trotz der Dünne noch die Seitenflächen verschiedener Rhomboeder, ja sogar Zwillingsbildung erkennen lässt. — Aufl entsprechende Weise, d. h. durch Abkühlung aufsteigender Dämpfe bildet sich überhaupt die Mehrzahl der krystal- linischen Niederschläge, welche die Wände der Krater erloschener wie noch thätiger Vulkane bedecken. unter denen aber die angeführten Krystalle von Eisenglanz jedenfalls eines der schönsten und überra- schendsten Ergebnisse sind. Ganz analog ist die Entstehung des so- genannten regenerirten Bleiglanzes, d. h. in Würfeln mit trichterför- mig eingesenkten Seiten krystallisirtes Schwefelblei, welches sich in den oberen kühleren Räumen der Schmelzöfen absetzi, die Bleiglanz verarbeiten, und es beruht auf derselben Erscheinung überhaupt die Anlage der sogenannten Giftkammern zu Aufsaugung und Verdichtung ab- sichtlich oder zufällig verflüchtigter, vorzüglich schwefelhaltiger, arseni- kalischer, antimonialischer, tellurischer oder ähnlicher Erzeugnisse, Hiervon verschieden ist der Vorgang bei der Condensation an- derer aus dem Erdinnern aufgestiegener Dämpfe, welche nicht durch einen vulkanischen Schlund frei entströmen konnten, sondern weni- ger gewaltsam sich ihren Weg erst suchen mussten. -Einerseits die sehr hohe Temperatur, welche dergleichen Dämpfe schon ursprüng- lich haben müssen, um ihre Existenz überhaupt möglich zu machen, andererseits der ungeheure Widerstand, der ihrer Fortbewegung durch die starren. Felsmassen entgegengestellt wurde, bewirkten zusammen eine solche Spannung, dass durch solche natürliche Destillationspro- cesse sowohl viele chemische Verbindungen in Dämpfe verwandelt und unverändert wieder niedergeschlagen wurden, die unter gewöhnlichen Verältnissen sich gar nicht oder nicht ohne chemische Zersetzung ver- flüchtigen, als auch verschiedene zugleich oder nach einander zur Con- densation gelangende Gase chemische Verbindungen unter einander eingingen wie sie ebenfalls nicht mit menschlichen Hülfsmittela dar- stellbar sind, Waren diese Dämpfe nun nicht im Stande den ihnen örtlich entgegenstehenden Druck zu durchbrechen, so mussten sie sich schliesslich trotz der hohen Temperatur condensiren; und war während des Vorganges der Condensation durch irgend einen Um- stand die weitere Mittheilung von Wärme verhindert, so musste auch eine bedeutende Abkühlung eintreten und auf solche Weise eine neue Veranlassung zur Verdichtung gegeben werden. 281 Auf solche Art mögen in vielen Fällen mancherlei Species der grossen Familie der Zeolithe trotz ihres Wassergehaltes entstanden seinund auch verschiedene amphibolische, pyroxenische und verwandte Mineralien, deren Krystalle für Felsarten vulkanischen oder plutoni- schen Ursprunges charakteristisch sind. Die Entstehung und .Ausfüllung der Erzgänge mit edlen und unedlen metallıschen Geschicken wie mit Krystallen nicht metallischer Mineralien beruht ebenfalls hauptsächlich auf dem Drucke der Aus- strömung und endlichen Verdichtung von den näheren oder entlern- teren Bestandtheilen in Be Zustande derjenigen Gesteine, welche die Gangausfülllung constituiren und welche als solche den ältesten, eigenthümlichsten und edelsten Gegenstand der bergmänni- sehen Thätigkeit bilden, Freudiges Staunen erfüllt den Bergmann, wenn er tief unter Tage in engem Firstenbau eine Druse anschiesst, die noch nie sich menschlichem Blicke erschlossen halle und deren Wände tausendfach das Grubenlicht von glänzendem Spath, edlem Erz und buntem Kies wiederstrahlten, die in regelrechten Gestalten hier dasselbe mathematische Gesetz die gleiche Harmonie verkünden wie die Weltkörper, die am Himmel leuchten. Rothgülden und Falıl- erz, Bleiglanz und Blende, Mispickel und Kobalt, Schwerspath und Flusspalh, und wie alle die Erze und Steine heissen die auf gang- förmiges Vorkommen beschränkt, oder wenigstens dafür charakteri- stisch sind — in der grossen Mehrzahl verdanken sie in diesem Falle ihren Ursprung aus dem Erdinnern entquollenen Dämpfen. Aus dem verschiedenen Grade der Flüchtigkeit dieser Dämpfe und Gase erklärt sich auch ganz ungezwungen die Verschiedenheit der Erzführung in verschiedenen Teufen der Gänge; die flüchligeren Substanzen sind höher gestiegen, haben sich später niedergeschlagen als die weniger flüchligen und es ist gewiss .kein Zufall, dass ge- diegene Metalle hauptsächlich in oberen Teufen sich finden, dass das Ausgehende der Gänge silberhaltigen Bleiglanzes am Oberharze wie im südlichen Spanien und auf der Insel Sardinien von Chlorsilber ge- bildet, aber freilich im Laufe der Jahrhunderte abgebaut wurde und ausser in wenigen Handstücken nur noch in der Tradition alter Berg- leute als Gegenstand sehnsüchligen Neides sich erhalten hat. Beim Uebergang aus dem tropf[bar flüssigen in den star- ren Zustand sind die Bedingungen zur Krystallisatiion schon weniger günstig als bei gasförmigen Körpern, daher der Vorgang der Kry- stallbildung selbst auch complicirter, und zwar anders, sobald die ganze Flüssizkeit zu einer Masse erstarrt, als wenn in ihr nur feste Theile, dıe darin gelöst waren, sich zu Krystallen abscheiden, wäh- rend ein Antheil, die Mutterlauge, in flüssigem Zustande übrig bleibt. — Mehr oder weniger bedeutende Abkühlung der Temperatur einer» seits, chemische Zersetzung der Flüssigkeit andrerseits sind "die ge- wöhnlichsten Ursachen der Erstarrung derselben. — Viele krystallisir- ‚bare Substanzen, damit sie sich zu deutlich individualisirten Krystallen abscheiden, verlangen nur einen freien Raum, eine Höhlung, und in- 19 \ 382 dem man diese auf irgend eine Weise darstellt, erhält man bekannt- lich z. B. von geschmolzenem Wismuth oder Schw efel recht hübsche Krystalle dieser Substanzen. Auch vielen ursprünglich geschmolzenen Steinarten wurde durch zufällige Höhlungen oder Gasblasen Gelegen- heit zum Krystallisiren gegeben, z. B. viele Hauyne, Leuzite, Feld- spalhe, Granaten, Idokrase, Epidote vw. s. w., ebenso wie manche Frischschlacke in Höhlungen krystallisirt. Viele Stoffe, besonders manche Mineralien, besitzen aber eine solche starke Neigung, eine solche Kraft zu krystallisiren, dass für sie es eines besondern freien Raumes nicht bedarf, sie vielmehr den Widerstand der umgebenden, oft noch dazu breiartigen Flüssigkeit überwanden und sich ganz innerhalb dieses Mittels als Krystalle ab- - schieden, ja in vielen Fällen gerade des ringsum wirkenden Druckes von Aussen bedurft zu haben scheinen, um sich in aller Vollkom- menheit frei auszubilden. Langsamkeit der Erstarrung, bezüglich der Abkühlung und Ruhe des Mediums, kurz Behaglichkeit der Bildung und des Wachsens ist in diesen wie allen übrigen Fällen eine der wichtigsten und günstigsten Vorbedingungen zur Erzeugung schöner, regelmässiger und grosser Krystalle. Obgleich die Laven der neuern Vulkane beim Ausflusse aus dem Krater nur ausnahmsweise ein kryställinisches Gefüge zeigen und nur bei besonders langsamer Erkaltung in einzelnen günstigen Fällen beim Erstarren ein solches annelımen, so müssen doch zuweilen schon im Innern des Feuerschlundes, ganz innerhab der flüssigen Lava einzelne Bestandtheile derselben zu schwerer schmelzbaren Verbindungen zu- sammengelreten sein, sich zu ringsum ausgebildeten Krystallen grup- pirt haben und als solche frei in der Lava schwiınmend mit dieser aus- geworfen oder ausgeflossen, vollständig fertig an die Erdoberfläche ge- langt sein. Diese Entstehungsweise kömmt ohne Zweifel den meisten Leuciten zu, die inso ungeheurer Menge in den vulkanischen Bıldun- gen Unteritaliens sich befinden und deren im Jahre 1844 der Professor Scaechi zu Neapel auch geradezu aus einem Krater des Vesuv heraus- fliegen gesehen hat. Dasselbe hat Covelli 1835 bei Augitkrystallen am Aelna beobachtet, und Augite und Leucite sind die Begleiter der bekannten Melanite von Frascati, welche ihren ganz gleichen Ur- sprung aus einigen Kratern von Lepium, namentlich aus dem der Camaldolenser herschreiben, dessen Lava fast ausschliesslich aus amorpher Granatmasse, sogenanntem Sperone, besteht. Manche Chry- solithe, Epidote u, s. w., die ebenfalls in ringsum ausgebildeten Kry- stallen sich mit jenen der genannten drei Species, aber freilich ın ungleich geringerer Erregung finden, mögen gleichen Ursprunges sein. Abgesehen von dem zufälligen Umstande, dass die eben er- wähnten Leuzite, Augite und Melanite nach ihrer Bildung noch eine wesentliche Ortsveränderung erfuhren, ist ihrer Genesis ganz gleich diejenige bei Weilem der meisten Krystalle, durch welche die Mehr- zahl der Felsarten plutonischen Ursprungs charakterisirt 283 werden. Dieselben wären ursprünglich homogene Massen, in welchen dann während der jedenfalls langen Periode des Erkaltens chemische Verwandschaft und Tendenz zur Individualisirung einander seeundirten, damit gewisse Bestandtheile zu neuen Verbindungen zusammentraten und herauskrystallisirten, während das Residuum noch eine Zeitlang in mehr oder weniger flüssigem Zustande verweilte, sich mit andern Bestandtheilen, auch wohl der gleiche Process wiederholte bis end- lich die gänzliche Erstarrung des Gesteines diesen Vorgängen ein Ende setzte, denen sämmtliche porphyrischen Bildungen, sowie Syenite und Granite und dergl. ihre eigenthümliche Structur ver- danken. — Im Granit muss die Ausscheidung der Krystalle minde- stens drei Mal, mit dem Quarze wohl zuerst, dem Glimmer zuletzt vor sich gegangen sein, aber in verhältnissmässig kurzer Aufeinander- folge, denn die Quarzkrystalle waren noch nicht ganz erhärtet als die Feldspathe anfingen sich zu bilden, da letztere bisweilen Eindrücke in ihnen bewirkten. In Porphyren mit krystallinischer Grundmasse muss die Krystallbildung sich mehre Male als in solchen mit derber Grundmasse wiederholt haben. — Die Mineralspecies nun, auf welche die eben geschilderte Entstehungsweise Anwendung findet, sind vor allen Dingen die verschiedenen Species der zahlreichen Fa- milie der Feldspathe; dann zunächst Quarze und Glimmer, mit Rück- sieht indessen auf die Art ihres Vorkommens; ferner manichfaltige Vorkommnisse von Amphibolen und Pyroxenen, von Turmalinen, Be- rylien, Topasen, Dichroiten, Epidoten, Granaten, Zirkon, Magnet- eisensteinen, Zinnsltein etc, etc. Aus eigentlichen Auflösungen findet Krystallisation statt zunächst auch in Folge chemischer Zersetzung, indem ein Bestandtheil abgeschieden oder ein anderer hinzugefügt und dadurch die Bedingung der Löslichkeit aufgehoben. Je allmähliger diese Zersetzung statifin- det, d. h. je verdünnter die Auflösungen sind, je langsamer der, Ein- tritt der zersetzenden Ursache erfolgt, desto vollkommener werden die Krystalle ausfallen. So ist z. B. mit kohlensaurem Gase gesät- tigtes Wasser viele Substanzen aufzulösen im Stande, die nach Ent- weichung der Kohlensäure sich wieder abscheiden, welcher Vorgang durch Auflösung einerseits und durch Niederschlag andererseits nicht nur in früheren geologischen Epochen eine sehr bedeutende Rolle spielte, sondern dieselbe auch heute noch fortsetzt. Die gewöhn- lichste Art des Vorkommens der Zeolithe und verwandter Mineralien als Auskleidung von Drusen in Basalten, Klingsteinen, Mandelsteinen und dergl., auch wohl viele Bergkrystalle und glimmerartige Minera- lien mögen der tropfsteinartige Absatz durchsickernden Wassers sein, welches ursprünglich mit Kohlensäure gesättigt und durch hohe Tem- peratur und Pressung unterstützt auf seinem Wege durch die umge- benden Gesteine gewisse Bestandtheile derselben auflöste und fort- führte — ebenso wie die meisten Spatheisensteine, Braunspathe, Kalk- spalhe auf diese Art gebildet worden sind. Die manichfaltigen Ab- sätze von Mineralquellen, die Bildung der Tropisteine gehen noch 197 284 täglıch vor sich. — Die ganze Methode der wissenschaftlichen chemi- schen qualitativen und quantitativen Analyse beruht ebenfalls nur auf der Bildung eines sehr oft krystallinischen Niederschlages, welcher unlöslich ist in den Flüssigkeiten, durch deren Zusammenfügung und wechselseitige chemische Wirkung er entstand. Ein ganz entspre- chender, jedoch viel langsamerer stetigerer Vorgang ist auch in der ‘Natur häufig unverkennbar, indem oft sich nur dadurch die Art der Bildung und des Vorkommens schön krystallisirter Mineralien allen- falls erklären lässt. So findet sich z.B. in der Juraformation Schwa- bens die innere Wandung vieler versteinerter Schnecken mit schönen Krystallen‘ von Schwerspath und Kalkspath ausgekleidet, für welche‘ in diesem Falle eine andere Entstehung als auf nassem Wege geradezu . undenkbar ist. Schwerspath (schwefelsaure Baryterde) ist aber be- kanntlich eine der unlöslichsten Substanzen die es giebt; hingegen ist kohlensaure Baryterde ziemlich leicht löslich, und noch leichter darzustellen und zugleich in allen Flötzformalionen sehr gewöhnlich ist Gypsauflösung (schwefelsaure Kalkerde); indem nun eine dieser Lösungen durch die Wandungen jener Schneckengehäuse hindurch filtrirte, während die andere Lösung sich schon darın vorfand, musste nach den allgemeinen chemischen Gesetzen eine Austauschung der Säuren und somit die Bıldung besagter Mineralsubstanzen und zwar unter so günstigen Umständen stalifinden, dass sie zugleich krystalli- siren konnten. Ganz analog mag der Vorgang hei noch sehr vielen anderen Krystallbillungen gewesen sein, als der Cölestine, der ma- nichfaltigen Salze schwerer Metalle, welche deren Erze begleiten u. s. w., wie ja selbst im Laboratorium bei gehörigen Vorsichtsmassregeln nach- geahmt werden kann. Krystallbildung aus Auflösungen endlich ohne chemische Zersetzung beruht auf der Eigenschaft der Flüssigkeiten, dass ihre Fähigkeit gewisse Substanzen aufzulösen beschränkt, d. h. ihnen ein Punkt der Sälligung gesetzt ist, über den hinaus; sie gewisse Körper nicht weiter aufzulösen vermögen und welcher überdiess bei den ver- schiedenen Lösungsmitteln gegen verschiedene lösbare Körper und bei verschiedenen Temperaturen wechselnd ist. Wird die Capacitäl einer gesälligten Lösung neu vermindert, sei es durch Entziehung des Lö- sungmiltels oder durch entsprechende Veränderung der Temperatur, so muss eine Aussonderung der betreffenden Substanz statlfinden. Für die Technik ist diese Methode von der allergrössten Bedeutung und dadurch eingeleitete Krystallisationsprocesse sind eines der ein- fachsten und sichersten Mittel um mit einander vermengte Substanzen von einander zu Irennen, und jede von einem gewissen, olt sehr vollkommenen Grade der Reinheit besonders darzustellen. Das Koch- salz z. B. wird rein und in fester Form erhalten in Folge der Ent- ziehung des Lösungsmiltels, indem die Soole versoiten, d.h. das Was- ser verdampft wird. Wäre der Grad der Löslichkeit der übrigen gleichzeitig damit vorkommenden Salze, als das Chlormagnesium, das schwefelsaure Natron u. s. w. nicht bedeutend verschieden von der Löslichkeit des Kochsalzes selbst, so würde die Herstellung geniess- baren Küchensalzes sehr schwierig, aus dem Seewasser wohl über- haupt ganz unthunlich sein. Die Darstellung hingegen des Alauns beruht auf seiner Eigen- schaft, dass heisses Wasser davon eine bedeutend grössere Menge auf- zulösen vermag als kaltes, in hoher Temperatur gesättigte Lösungen daher beim Erkalten den Ueberschuss fallen, denselben zur Krystal- lisation gelangen lassen. Bei der Gewinnung des gelben Blutlaugen- salzes im Grossen werden beide Mittel, Entziehung des Lösungsmit- tels und Veränderung der Temperatur zugleich und einander zur Un- terstützung angewendet, um das Salz in Krystallen zu erhalten, wel- ches erst nach wiederholten Umkrystallisiren sich in den bekannten prachtvollen gelben Krystallgruppen abscheidet. - Viele natürliche Gypskrystalle, Vitriole u. dergl. sind auf gleiche Weise entstanden und bilden sich noch fortwährend. In allen letzterwähnten Fällen spielt die Eigenschaft der Kry- stalle eine wesentliche Rolle mechanische Beimengungen fremdartiger Körper von sich auszuschliessen, gleichsam auszustossen und dadureh sich zu reinigen, sonst wäre z. B. das häufige Vorkommen von Kry- stallgruppen wasserhellen Gypses isolirt in Thonschlamm ganz unmnög- lich. Ein Uebermass mechanischer Verunreinigung verhindert indes- sen im Allgemeinen die‘ Krystallisation, obgleich. allerdings manche Substanzen eine so starke Krystallisalionskraft besitzen, dass sie selbst einen Ueberschuss mechanischer Beimengungen überwinden, wie denn der sogenannte krystallisirte Sandstein von Fontainehleau nichts als ein mit Sandkörnern überladener krystallisirter Kalkspath ist, Auch manche chloritische oder ähnliche Einschlüsse in Bergkrystallen sind wohl hier zu erwähnen, während die Mehrzahl derselben die Folge einer successiven Entstehung des Krystalles sein dürfte, indem über den Flächen schon existirender Krystalle, auf denen sich andere Mi- neralien schon angesetzt halten, sich parallele neue Ablagerungen bildeten, die schon unterbrochene Krystallisation. wieder fortgesetzt wurde. Endlich ist noch anzuführen, dass unter gewissen Umständen sogar starre Körper ohne aus dem starren Zustande herauszulreten eine Krystallform, ein krystallinisches Gefüge annehmen wie sie vor- her nicht besassen. So ist es ja bekannt, dass die glasartige arse- nige Säure, so wie ungeschmolzener Zucker sehr bald trübe werden blos in Folge davon, dass ihre Theilchen sich im Meere krystallinisch gruppiren; auch die besten nervigsten Eisensorten, nachdem sie eine Zeit lang rasch auf einander folgenden Erschülterungen ausgesetzt waren, nehmen eine stahlartige Structur an, d.h. werden krystalli- nisch und in Folge davon brüchig, welcher Umstand ja als Sünden- bock für die häufigen Achsenbrüche an Eisenbahnwagen angenom- men ist. Ueberhaupt muss hier bemerkt werden, dass viele Krystallisa- tionsprocesse zu ihrer Einleitung eines Anstosses von Aussen bedür- 286 fen, wie es ja bekannt ist, dass ganz ruhig stehendes Wasser bis zu 6 Grad unterm Nullpunkt erkältet werden kann, ohne zu Eis zu er- härten, dann aber auch bei der geringsten Erschütterung plötzlich durch und durch gefriert, ebenso wie manche Niederschläge z. B. der des Platins dnreh Weinsteinsäure aus verdünnten Lösungen durch Rei- ben an den Wänden des Gefässes befördert werden. Auch grosse geologische Vorgänge, die sogenannte Metamor- phosirung der Gesteine, die wohl nur in seltenen Fällen mehr als eine Erweichung der Felsmassen bewirkte, beruhen auf einer Um- setzung des Gefüges derselben ohne den starren Zustand wesentlich zu verlassen, womit allerdings zuweilen die Durchdringung gewisser Dämpfe verknüpft gewesen sein mag, wie bei der sogenannten Dolo- mitisirung, vielleicht auch bei der Entstehung der Gneuse, der Glimmer- und Talkschiefer. Indessen wurden auch ohne solche Durchdringung z. B. Kalksteinschichten in krystallinisch körnigen Marmor umgewan- delt und in ihnen unter Andern die Concentralion der Kieselsubstanz als porphyrische Auscheidung wasserheller Bergkrystalle bewirkt, wie sie in einem Theile des als Giallo antico bekannten Marmors von un- bekanntem Fundorte, und im Carrarischen Marmor vorkommen, der mitten in seiner Masse Bergkrystalle von absoluter Klarheit einschliesst, deren Anblick in solcher körniger, blendend weisser Umgebung gleich Thautropfen auf dem Schnee nicht nur überrascht, sondern überhaupt zu den lieblichsten und elegantesten Vorkommnissen des ganzen Mi- neralreichs gehört. Beim Rückblick auf die im Vorhergehenden weitläuftigst geschil- derten Umstände, unter welchen Krystalle sich bilden können, bietet jetzt zunächst sich der freilich ziemlich trostlose Aristotelische Satz dar, dass die Natur zur Erlangung gleicher Zwecke über die manich- faltigsten Mittel verfüge und andrerseits durch scheinbar gleiche Mittel die verschiedensten Ergebnisse erreiche. Aber zum Glück hat die Natur- forschung sich hierbei nicht beruhigt und es ist ihr in der That ge- lungen durch genaue Messung und gegenseitige Vergleichung der ver- schiedenen Krystalllormen, mögen diese von der Natur uns fertig dar- geboten, oder erst durch menschliches Zuthun entstanden sein, und durch ihre ebenso sorgfältige chemische und physikalische Untersu- chung einige empirische Gesetze aufzustellen, deren allgemeine Noth- wendigkeit zwar noch nicht a priori bewiesen, sondern nur geahnt werden kann, welche aber durch jede neue genau beobachtete That- sache noch bestätigt worden sind. Von den Krystallen ausgehend wird kraft ihrer chemischen Con- stitution zunächst die Bedeutung der Materie zur Geltung gebracht durch das Gesetz des Homöomorphismus. Dieses ist auf die Thatsache gegründet, dass diejenigen Körper, welche in ihren näheren wie entfernteren Componenten aus der gleichen Zahl Aequivalente ein- ander im allgemeinen chemischen Charakter analoger Bestandtheile zusammengeselzt sind, nicht nur gleiche oder nahebei gleiche Kıy- 287 stallformen besitzen, sondern dass in ihnen auch ohne wesentliche Aenderung der Krystallform die chemisch gleich formulirten einander entsprechenden Bestandtheile in ganz beliebigen Mengenverhältnissen für einander vicariren können. So besteht bekanntlich jedes der drei Mineralien Kalkspath, Talkspath und Spatheisenstein aus 1 Aequivalent Kohlensäure mit 1 Aequivalent von bezüglich Kalkerde, Talkerde und Eisenoxydul, von welchen drei Basen jede wiederum zusammengesetzt ist aus 1 Aequi- valent des bezüglichen Radikales mit 1 Aequivalent Sauerstoff. Jeder der drei genannten Spathe krystallisirt im Rhomboedrischen Systeme nach Grundformen, die für die drei Species noch nicht um 3 Winkel. grade von einander abweichen, also für congruent genommen werden können. Ausser ihnen giebt es aber noch eine ganze Reihe als Braun- spätlhe, Rauthenspäthe, Manganspäthe bekannter Mineralien, in denen neben der Kohlensäure nicht nur Kalkerde, Talkerde und Eisenoxydul in den wechselndsten Verhältnissen gemengt vorkommen, sondern ausser ihnen auch noch Manganoxydul; und deren Krystallformen sich ebenfalls auf Grundformen beziehen die unter einander und den obi- gen gleich sind, ganz innerhalb der Grenze der Winkelschwankungen die für jene festgestellt wurde. Kalkerde, Talkerde, Manganoxydul und Eisenoxydul müssen also als homöomorph angesehen werden, was sich noch aus unzähligen andern Beispielen des Mineralreichs belegen liesse. Eine andere Reihe homöomorpher Substanzen, in denen die- jenige Varietät der Kalkerde mit auftritt, wie sie im Aragonit an Kohlensäure gebunden ist, besteht aus dem Aragonit selbst, aus dem Stronlianit, Witherit und Weissbleierz, woraus die Homöomorphie wieder‘ von Strontianerde, Baryterde, Bleioxyd und unter Umständen Kalkerde sich ebenso ergiebt, wie aus den entsprechenden Sulfaten, die als Cölestin, Schwerspath und Bleivitriol wieder ihrerseits gleiches Krystallsystem zeigen. Ferner sind Manganoxydul und Zinkoxyd gänzlich mit einander homöomorph wie die Krystalle des Bittersalzes und des Zinkvitrioles beweisen, welche ohne chemische Untersuchung nur durch das spe- zifische Gewicht von einander unterschieden werden können, In vielen Fällen zeigen sich mit Kalkerde, Manganoxydul und Eisenoxydul sogar auch Kali und Natron homöomorph, besonders in der Zusammensetzung der Feldspathe; in der der glimmerartigen Min- neralıen auch Lithion, ferner z. B. im Alaun, Kali und Ammoniak, wobei gleichzeitig auch Thonerde, Chromoxyd, ‚Eisenoxyd und Man- ganoxyd für einer vicariren. Letztere vier, aus zwei Aequivalenten des Radikales auf drei Aequivalente Sauerstoff bestehend, bilden überhaupt eine der wich- tigsten und einflussreichsten Reihen homöomorpher Substanzen. Zu- nächst stellen sich da die natürlichen Krystalle der Thonerde und des Eisenoxydes als Korund und Eisenglanz dar, deren beiderseitige Grund- rhomboeder nur um wenige Minuten von einander abweichen; dann 288 ) spielt ihre gegenseitige Vertretung in der verschiedenartigen Zusam- mensetzung der Granate eine Hauptrolle, in denen zugleich Kalk -, Talkerde, Eisen-, Mangan-, und Zinkoxydul einerseits und Thonerde, Eisenoxyd, Manganoxyd andererseits für einander vicariren. — Be- sonders interessant zeigt sich der gleichzeitige llomöomorphismus sowohl basischer als saurer Bestandtheile in der Reihe der Spinell- und Magneteisensteinarligen Mineralien. Der reinste Spinell ist zu- sammengeselzt aus Talkerde, Thonerde; für die Talkerde treten nach und nach und zugleich Eisenoxydul, Manganoxydul, Chromoxydul und Zinkoxyd auf, für die Thonerde Eisenoxyd und Titanoxyd. Dadurch bilden sich nun 1) die verschieden gefärbten Spinelle, Balais Rubin, Rubicell, Saphirin, Pleonast u. s. w.; 2) der Gahnıt, Automolit durch Zinkoxyd, 3) der Ouwarowit durch Chromoxyd - oxydul charakterisirt; 4) Chromeisenstein; 5) Titaneisenstein und endlich 6) der reine nur aus Eisenoxyd- oxydul bestehende Magneteisenstein, welche sämmtlich dem regulären Krystallsysteme angehören. Phosphorsäure und Arseniksäure, jede aus 2 Aegnivalent Ra- dikal auf 9 Sauerstoff bestehend, machen ihre Homöomorphie sehr auffallend unter andern im Grünbleierz und Apalit geltend, in denen überdiess auch Bleioxyd, Kalkerde und Eisenoxydul und andererseits Chlor und Fluor einander ganz oder zum Theil ersetzen. Chlor und Fluor scheinen sogar hin und wieder, z. B. im Apophyllit für Sauer- stoff zu vicariren. Natürlich beschränkt die Homöomorphie sich nicht blos auf Sauerstoffverbindungen, sondern gilt gleicherweise auch für andere, z..B. für die Schwefelungsstufen, die im Mineralreich eine so bedeu- tende Rolle spielen. Die manichfallige Zusammensetzung der Fahl- erze erklärt sich hierdurch ganz einfach und genügend; die einfachste Formel dafür ist bekanntlich Schwelelantimon - Eisen plus zwei Schwe- felanlimon-Kupfer. In ihnen tritt aber einerseits für Schweleleisen Schwefelzink und für Schwefelkupfer Schwefelsilber, Schwelelblei, Schwelelquecksilher und andererseits für Schwefelantimon Schwelel- arsenik ein. Die zweierlei Zusammensetzungen, die als helles und dunkles Rothgülden bekannt siud, beruhen ebenfalls auf dem theil- weisen Ersatze des Schwefelantimon durch Schwefelarsenik. Die Anzahl der Beispiele des Homöomorphismus konnte ohne Schwierigkeit um viel andere ebenso wichtiger und schlagender ver- mehrt werden, jeloch werden die angeführten zum vollständigen Be- lege des ausgesprochenen Gesetzes hinreıchen. Im sche.nbaren Ge- gensalze dazu wurde jedoch die nieht minder wichtige Erfahrung con- stalirt, dass nämlich viele Körper, zwischen denen die genaueste che- mische Analyse keinen wesentlichen Unterschied anzugeben vermag, in gänzlich von einander verschiedenen durchaus nicht auf einander zu- rückführenden Krystallformen auftreten, ja unter Umständen, welche für dıe Krystallisation sonst sehr günstig scheinen, durchaus nicht krystallisiren, sondern gallerarlig, derb, amorph werden, letzterer Zu- stand für gewisse Bedingungen also ebenso charakteristisch ist als für Er 289 andern eine bestimmte Krystallform. Diese höchst wichtige Erschei- nung des Auftretens materiell gleich constituirter Körper unter ver- schiedenen wesentlichen Formen ist es, die mit dem Namen des Dimorphismus oder Heteromorphismus belegt wird. Das bekannteste Beispiel dafür, das zuerst zur allgemeinen Fest- stellung der Thatsache leitete, bilden die zweierlei Formen unter de- nen der kohlensaure Kalk in der Natur sich vorfindet, nämlich als Kalkspath, dessen Formen der rhomboedrischen Abtheilung des hexagonalen Krystallsystemes angehören, und als Aragonit, der nach dem rhombischen Systeme krystallisirt. Anfangs glaubte man, dass ein sehr geringer Gehalt von Strontianerde im Aragonile dessen vom Kalkspath so bedeutend verschiedene Natur bewirke; aber nach- dem Araeonite ohne den mindesten Gehalt an Strontianerde, hingegen auch Kalkspathe mit dieser Beimischung aufgefunden waren, mussle der Grund des Dimorphismus wo anders als in einer chemischen Ver- schiedenheit gesucht werden. Methodisch angestellte Versuche im Laboratorium, wie genaue Forschungen über das Vorkommen jedes der beiden Mineralien, hahen nachgewiesen, dass der Aragonit vor- zugsweise aus heissen Auflösungen, in heissen Medien entsteht, wäh- rend ausserdem Kalkspath sich bildet —; ja in vielen Fällen findet nach Aenderung der Umstände sogar eine Umsetzung des Aragoniles in Kalkspath statt. — Ausser der Krystallform und dadurch beding- ten physikalischen Erscheinungen sind übrigens auch specifisches Ge- wieht und Härte des Aragonites wesentlich verschieden, d. h. bedeu- tender als beim Kalkspath, was ebenfalls für ihre specifische Ver- schiedenheit spricht. Der Sehwefel ist sogar in dreierlei wesentlich von einander verschiedenen Zuständen bekannt, nämlich in Krystalllormen des rhom- bischen Systemes, denen nicht nur die natürlich vorkommenden Sehwe- felkrystalle angehören, sondern auch diejenigen, welche man aus Auf- lösungen z. B. aus Schwefelkohlenstoff krystallisirt erhalten kann; ferner in Krystallformen des klinorhombischen Systemes, wie sie sich bei Erstarrung geschmolzenen Schwefels bilden und die in durchaus keinen mathematischen Beziehungen zu jenen Krystallen stehen; end- lich kennt man den Schwefel auch in einem durchaus unkrystallini- schen, guhrartigen Zustande, der eintritt nach etwas andauernder 'Schmelzung und durch Aufbewahren der zäh und braun gewordenen Flüssigkeit unter Wasser Tage lang erhalten werden kann. In jedem der dreierlei Zustände zeigt sich das speeifische Gewicht bedeutend verschieden, und ausserdem ist in hohem Grade bemerkenswerth, dass Krystalle des klinorhombischen Schwefels beim Eintauchen in eine Schwefellösung, in Schwelfelkohlenstoff, aus der sich rhombische Krystalle bilden würden, in diese rhomhische Form sich umkrysalli- siren, wobei ihre Masse sich um reichlich 11/, pCt. zusammenzieht und so viel Wärme freilässt als hinreicht, um ein gleiches Gewicht Schwefel um 121/, Grad zu erwärmen. Von’ der arsenigen Säure ist schon angeführt worden, 290 dass sie in zweierlei Zuständen, einem amorphen glasartigen, und einem krystallisirten bekannt ist, und ohne die starre Form zu ver- lassen aus ersterem in letzteren übergeht. Noch auffallender ist die- ser Debergang indessen bei der Krystallisation aus der Auflösung in heisser Salzsäure. Befand die aufgelöste arsenige Säure sich in amor- phem Zustande, so findet beim Krystallisiren -eine Lichtentwicklung statt, dass die ganze Masse erglüht; wurde jedoch eine nicht mehr amorphe sondern schon trübe gewordene, d. h. schon unkrystallisirte arsenige Säure zur Auflösung benutzt, so geht die Krystallisation obne den geringsten auffallenden Umstand vor sich. Die Beispiele des Heteromorphismus könnten noch um viele vermehrt werden, wie ja die Titansäure in der Natur als Anatas, Ruul und Brookit, also unter drei wesentlich von einander verschie- denen Gestalten vorkömmt; wie ja unter vielen Gliedern der sonst so sehr verschiedenen Familien der Amphihole und Pyroxene, zwi- schen vielen Species der Feldspathe, zwischen Granaten, Idokrasen und Epidoten, zwischen Alstonit und Barytocaleit, zwischen Schwe- felkies und Wasserkies durchaus kein chemischer, und doch ein so auflallender Unterschied der übrigen Eigenthümlichkeiten, namentlich der Krystallform besteht. Die angeführten Beispiele sind aber schon hinreichend, um den allgemein gültigen Schluss zu moliviren, dass der Heteromorphismus begründet ist in dem Einflusse und der Ge- genwart der Imponderabilien überhaupt, der Wärme insbesondere, und dass mithin das Wesen der unorganischen Stofle kaum weniger als das der Organismen bedingt ist nicht ausschliesslich von der Menge und der Verbindungsweise der durch die chemische Analyse nachweissbaren wiegbaren Bestandtheile, sondern das weniger materielle, feinere, zur Zeit aber noch nicht quantitativ messbare Einflüsse der Impon- derabilıen Wärme, Licht, Electrieität, Magnetismus, besonders im Au- genblicke der Entstehung eine höchst bedeutende Rolle dabei spielen. Ja es erscheint nun weniger gewagt die Vermulhung auszu- sprechen, dass manche als verschiedene Elemente angenommene Stoffe nur heteromorphe Zustände eines und desselben Körpers seien, zwi- schen deren vielen ja durchaus keine hedeutenderen chemischen und physikalischen Verschiedenheiten stattfinden, als z. B. zwischen den verschiedenen &-, ®- und y-Phosphorsäuren, zwischen der glas- arligen und krystallinischen arsenigen Säure, zwischen Diamant und gewöhnlicher Kohle, deren gleiche "procentische Zusammensetzung aus bezüglich denselben wägbaren Elementen Niemand bezweifelt. Natürlich müssen nun auch solche Substanzen, die aus homöo- morphen Bestandtheilen auf gleiche Weise zusammengesetzt sind und dennoch verschiedenen Krystallsystemen angehören, ebensogut dimorph genannt werden, als wenn sie identische chemische Zusammensetzung hätten. — Die Schwankungen, welche in Folge der Stellvertretung homöomorpher Stoffe durch einander an den Winkeln der Grund- form des Krystallsystems eintreten, weshalb ja auch nie von Isomor- phismus, sondern stets von Homöomorphismus gesprochen wurde, 291 ‚können: nicht auffallen, nachdem die Thatsache der Heteromorphie festgestellt worden ist. Denn natürlich müssen die verschiedenen chemischen Elemente, die auf solche Weise eine Verbindung einge- hen und somit einander oft sehr fern stehende Stofle zusammenbrin- gen, wie z. B. Caleium und Eisen, indem Kalkerde und Eisenoxydul für einander vicariren, eine sehr verschiedene Capacität für die Wir. kung der Imponderabilien zeigen und deshalb auch deren Wirkung auf die Winkel der Grundform modificiren. So wenig es falsch ist, von der nördlichen Richtung der Magnetnadel zu reden, obgleich Je- dermann weiss, dass sie beträchtlich vom Meridian abweicht, so wenig ist für jede Krystallreihe die Annahme fester Winkel und Achsenver- hältnisse für die Grundform fehlerhaft, es kömmmt nur auf den al- lerdings schwierigen Punkt hierbei an, den allgemeinsten Mittelwerth dafür zu ermitteln, was nur in Folge zahlreicher und genauer Un- tersuchungen sämmtlicher Eigenschaften der concurrirenden Körper geschehen kann Die Körper von der einfachsten chemischen Formulirung, haben im Allgemeinen auch die symmetrischsten Krystallforwen. Es ist sehr bemerkenswerth, dass die Metalle: Kupfer, Blei, Silber, Quecksilber, Gold, Platin, Palladium, Eisen, sämmtlich dem regulären Krystallsy- stem angelıören, was für sich aber noch nicht berechtigt, sie für momorph zu erklären, da ja das reguläre Krystallsystem als solches die Congruenz der Grundformen bedingt. Die Metalle Wismulh, Tel- lur, Antimon, Arsenik, krystallisiren in Rhomboedern, die aber merk- würdiger Weise sämmtlich dem Würfel so nahe kommen, noch nicht um einen Winkelgrad davon verschieden sind, dass man ganz unwill- kürlich an eine ursprüngliche Beziehung zu demselben erinnert wird; die eine der Diagonalen des Würfels brauchte nur um kaum ein Hun- dertstel ihrer Länge verkürzt zu werden, damit der Würfel die Form eines solchen Rhomboeders annehme. — Auch die Oxyde und Säuren, so wie die Amphidsalze so lange sie wasserfrei sind, besitzen in der grossen Mehrzahl sehr symmetiische Krystallformen; sobald aber ein Wassergehalt dazu tritt, wird die Symmetrie sogleich und höchst auffallend gestört, wie die meisten aus wässerieen Lösungen krystal- Iysirenden Aullösungen beweisen; die sehr -symmetrischen Formen z. B. des Analeiımes und Apophyllites, des Alaunes und Bittersalzes und einiger andrer Hydrate können in der That nur als überraschende Ausnahmen gelten. Nächst dem Wassergehalte scheint auch ein Gehalt an Borsäure eine bedeutende Störung der Symmetrie zu bewirken, wenigstens zeichnen sich sämmtliche borhaltige Mineralien Turmalin, Borazite, Datolith, Axinit u. s. w. durch Mangel an Symmetrie aus. Gegenüber den höchst unsymmetrischen Formen, nach denen die zahlreichen Species der Feldspathe, Ampbibole, Pyroxen, Epidote gebildet sind, fällt das Gleichgewicht auf, in welchem die Krystalle des Granates, Idokrases, Chrysolithes sich befinden, da die Formel ihrer chemischen Zusammensetzung kaum weniger complieirt, der Antheil 292 stellvertretender Bestandtheile in ihnen kaum geringer, die muthmass- liche Bedingung ihrer Entstehung kaum verschieden von der jener Mineralien ist. Die eben citirten Familien der Feldspathe, Amphibole, Pyroxene, Epidote und ähnliche bringen übrigens ein Hülfsmittel ganz: vorzüglich zur Anschauung, dessen sich die Natur zu bedienen pflegt um, in diesen wie vielen andern entsprechenden Fällen die Symmetrie die aller Krystallisation zu Grunde liest, hier aber im einzelnen lndivi- duen nur unvollkommen zur Ausführung hat gelangen können, ganz oder theilweise wieder herzustellen, nämlich die regelmässıge Verwachsung mehrerer Individuen zu einem einzigen, die soge- nannte Zwillings-, Drillings- und Vierlingsbildung. An den Krystallen der angeführten Genera finden sich die Flächen einzeln betrachtet fast in (derselben ungünstigen Vertheilung, wie z. B. die Finger an der menschlichen Hand, welche für sich angesehen daher ja auch un- symmetrisch ist. Werden aber nun beide Hände z. B. mit den in- nern Flächen aufeinandergelegt, so dass die Fingerspitzen jeder an die Handwurzel der andern stossen und wird dann ein solches Hän- depaar als ein Ganzes betrachtet, so stellt sich sofort eine symme- trische Vertheilung gleicher Stücke heraus, indem jedem oben, rechts oder links, eines unten links oder rechts und umgekehrt entspricht. Zwei solcher Händepaare neuerdings in bestimmter Lage wiederum zu einem Ganzen verwachsen, , würden dadurch offenbar einen noch höhern Grad von Symmetrie, die Möglichkeit mehrerer Achsen der Symmetrie, um deren Pole gleiche Stücke vertheilt liegen, darstellen. Unter den Feldspathen aus dem Granit von Baveno am Lago maggiore z. B. finden sich auf entsprechende Weise entstandene Vierlinge, de- ren Entstehung aus vier Individuen nur durch ganz spezielle minera- logische Kennzeichen und durch die Analogie mit dem allgemeinen Vorkommen des Orthoklas-Feldspathes erkannt werden kann, da sie auf «as Vollständigste das Gleichgewicht der Flächenvertheilung um jeden Pol der Krystallachsen wieder herstellt. Unter den imponderabeln Bestandtheilen der unorganischen Körper ist es vorzüglich die Wärme, welche einen grossen Einfluss auf ihre Individualisirung ausübt, wie schon mehrmals im Vorherge- henden hat angedeutet werden müssen. - Freie Wärme ist zur Kry- stallisation in den meisten Fällen unerlässlich, weil sie die wesent- liche Bedingung für den gasförmigen und tropfbar Nlüssigen Aggregat- zustand ist, wie er der Entstehung der meisten und vollkommensten Krystalle bekanntlich vorherging. Abgesehen hiervon, muss jedoch’ nach aller Erfahrung die Wärme als Freundin der Krystallisation an- gesehen werden; je mehr Wärme mit in die chemische Verbindung der materiellen Bestandtheile einzieht, um so unkrystallinischer fällt dieselbe aus. Der Kalkspath z. B. ist einer der allerkrystallinischsten Körper, die überhaupt bekannt sind, in ihm hat‘ die Krystallisation die Cohäsionskraft so sehr überwunden und unterdrückt, dass die Krystalle fast nie brechen, sondern der Grundform des Krystall- 293 systemes parallel sich spalten; die Wahrnehmung des muschligen Bru- ches gehört daher am Kalkspath zu den Seltenheiten und muss denn natürlich als ein Zeichen minder entwickelter krystallinischer Structur gelten. In vorzüglichem Grade zeigt sich indessen der Bruch an einem ganz ausgezeichneten Kalkspathe (Doppelspathe) aus Ostindien, welcher aber zusammen mit Apophyllit, überhaupt unter Umständen vorkömmt, die eine vorangegangene Erhitzung zu erkennen geben. — Der aus heissen Lösungen krystallisirende Aragonit ist weit weniger krystallinisch, als der aus kalten entstandene, Kalkspath. — Die glas- arlige arsenige Säure giebt beim Uebergang in dıe Krystallform so viel arme frei, dass wie schon gesagt, die ganze Masse eine Feuer- erscheinung zeigt. — Alle guhrarligen poroclischen Bildungen, d. h, solche, für welche der gänzlich unkrystallinische Zustand, der Mangel jeglicher Tendenz zur Individualisirung charakteristisch ist, und über deren Bildungsweise eine Kenntniss vorhanden, oder wenigstens eine Muthmassung ımöglich ist, sind unter Umständen entstanden, die eben- falls den Eintritt sehr vieler Wärme in die chemische Verbindung be- förderten, so dass ganz allgemein die chemisch gebundene Wärme als Ursache des porodischen, dem krystallinischen entgegengeselzten Zustandes überhaupt gelten muss. Schon vor Jahren hat Graham in prineiples of Chimistry diese Ansicht ausgesprochen, neuerdings sie Breithaupt fortgebildet. Entgegen der lange gehegten, von Hauy zu Ende des vorigen krnnleris aufgebrachten Meinung, dass die Krystalle gebildet seien durch den Aulbau sehr kleiner, nach ihrer Grundform gestalteten Körperchen über einander, wodurch aber gerade mathematischen Eigenthümlichkeiten der Krystalle aın allerwenigsten genützt wurde — ist heute zum Theil durch positive Beobachtung festgestellt und an- genommen, dass auch die Krystalle in ihren kleinsten Theilchen aus sphäroidischen Körperchen entstehen, welche nur durch Kry- stallisationskralt der Wirkung der Schweikraft und Centralaltraction iheilweise entzogen und dısponirt wurden, sich ganz bestimmten Richtungen um die Pole gewisser Achsen symmetrisch zu gruppiren, endlich auch nach vollbrachter Krystallisation durch Fortlauer der- selben Kraft in ihrer einmal angenommenen Lage erhalten werden. Dass die Krystallisationskraft auch in fertigen Krystallen noch fortwährend thälig sei, ergiebt sıch sofort aus dem Fortwachsen der Kıystalle parallel ihren schon gebildeten Flächen, sohald sie selbst nach Unterbrechung des Vorganges wieder in die krystallisirende Auf- lösung ihrer Suhstanz gebracht werden, was ja vom Zucker, Alaun u. dergl. bekannt genug ist. Aber auch an Flusspathen, Kalkspathen, Granaten und vielen andern Mineralien ist oft ganz deutlich und schön sichtbar,, wie die äusseren Krystallflächen eine Hülle von gleichblei- bender Dicke um einen ebenfalls krystallisirten, aber anders gefärb- len, oder weniger durchscheinenden, oft auch an Flächenzahl ver- schiedenen Kern bilden, welcher mit mathematischer Genauigkeit nach den Axen der äussern Krystallform orientirt ist. So zeigen z. B. 294 sächsischen Flusspathe hin und wieder einen schönen grünen Kern ven oktaedrischer Form mit abgestumpften Ecken und Kanten, welcher durch violelte Auflagerung zu einer Combinalion aus Würfel und Rhombendodekaeder, und diese wieder durch einen gelben Ueberzug zum Würfel ergänzt ist; auch englische Flusspathe bringen in sehr schönen Farben ähnliche Erscheinungen, jedoch mit minderer Deut- lichkeit zur Anschauung; ja mittelst verschieden gefärbten Alauniö- sungen lassen sie sich sogar künstlich herstellen. — Aber nicht blos gegen ihre eigne Substanz, sondern auch gegen von ihnen verschie- dene, ebenfalls krystallisirende Körper zeigt sich die fortdauernde Anziehungskraft schon ‚fertiger Krystalle, indem z. B. gewisse Salze, die auf frischgespaltenen Glimmerblättchen als Unterlage krystallisiren, gegen dieselben eiue ganz bestimmte Stellung einnehmen, sich nur mit gewissen Flächen an sie anlegen; den besten Beleg liefern indes- sen nalürliche Verwachsungen von Mineralien. Die massenhafteste Darstellung wird von den sogenannien Schriftgraniten geliefert, deren eigenthümliche Struktur darauf beruht, dass Quarzkrystalle parallel unter sich mit ebenfalls krystallinischen Feldspathausscheidungen ver- wachsen sind, viel elegantere und deutlichere Beispiele sind jedoch z. B. die auf Orthoklas aufgewachsenen Albitkrystalle von Baveno, die rothen Rutile auf Eisenglanzkrystallen aus dem Tavetschthale u. s. w., in welchen Fällen die aufgewachsenen Krystalle mit ganz constanten Flächen und Känten eine feste Parallelstellung zu bestimmten Krystall- theilen des unterliegenden Minerales einnehmen. Neben den verschiedenen chemischen und andern Vorgängen, die nach Herrn von Reichenbach dem Hochsensitiven die Natur des Odes bemerkbar machen sollen, citirt er auch einen Berekrystall, des- sen Pole einerseits einen blauen, andrerseits einen gelblichen Licht- büschel, negatives und positives Od ausstrahlen, wodurch ebenfalls auf eine noch fortwährend im Krystall thätige Kraftäusserung geschlos- sen werden musste; dafür reden endlich die elektrischen Erschei- nungen, die an vielen Krystallen, z. B. an Turmalinen, Topasen, Bo- raciten, manchen Flusspatlhen und Diamanten. Die Fortdauer der Krystallisationskraft scheint für das Fortbe- stehen der Krystalle selbst zum mechanischen und chemischen Zu- sammenhalt der Materie ebenso nothwendig zu sein, wie für die or- ganisirten Körper die Lebenskraft. Erlöscht durch irgend eine Veran- lassung die Krystallisationskraft, so verfallen die Krystalle der mecha- nischen und chemischen Auflösung, woher sich die auffallend unauf- haltsame Verwilterung ganzer Gebirgsmassen, z. B. gewisser Basalle, Serpentine, Granite erklärt, während andre ihnen gleiche unter übri- gens mindestens ebenso ungünstigen Umständen frisch und unberührt bleiben vom Einflusse der Atmosphärilien, dıe ja ohnehin von aussen nach innen wirken, aber nicht in umgekehrter Richtung, während Bruchstücke z. B. des Brockengranites Ölter aussen noch sich verhält- nissmässig wohl conservirt, aber im Innern einen gänzlich verwitter- ten Kern zeigen, von welchem aus wıe bei einem faulenden Apfel 295 sich die Zersetzung nach und nach durch die ganze Masse verhrei- tet. Dass übrigens die verschiedenen Dimensionen eines Krystalles nach gewissen Richtungen nicht die Folge sind einer blos äusserlichen grösseren oder geringeren Aneinanderhäufung der Partikeln, sondern einer wirklich mindern oder stärkern Zusammenziehung oder Span- nung der Masse, ist schon Eingangs dieses Aufsatzes angedeutet wor- den, und ergiebt sich mit aller Evidenz und Gewissheit aus opti- schen Erscheinungen, wie doppelter Strahlenbrechung, Polari- sation und Dichroismus aus der verschiedenen Ausdehnung durch die Wärme, der verschiedenen Wärmeleitung, Elastizität und Härte nach verschiedenen Richtungen der Krystalle. Die doppelte Strahlenbrechung kömmt allen nicht nach dem regulären Systeme gestellten Krystallen zu, gerade weil in diesen letzteren Aequivalenz der Krystallaxen und allseilige Gleichartigkeit der Substanz einander gegenseitig bedingen. Am gewöhnlichsten dient der Kalkspath zur Demonstration der Erscheinung, an dem sie im Jahre 1669 auch entdeckt wurde und dessen hierzu geeigneiste Exem- plare daher den Namen Doppelspath zu erhalten pflegen. Sicilianische Schwefelkrystalle, Bergkrystalle u. dergl. sind indessen auch hin und wieder von gehöriger Grösse und Durchscheinendheit, um recht deut- liche Doppelbilder zu zeigen. Bedeckt man eine Rhomboederfläche eines Doppelspathes mit einem Kartenblatt, welches an einer Stelle fein durehbohrt ist, und lässt durch dıese Oeffnung einen Sonnen- strahl auf die entgegengesetzte Rhomboederfläche fallen, so zeigen sich auf einem zu diesem Zwecke hier aufgelegten transparenten Papierblait zwei helle Punkte, zum evidensten Beweis, dass in der That der einfal- lende Lichtstrahl in zwei gespalten worden ist. Solche Versuche an verschiedenen Substanzen methodisch verfolgt und modificirt, haben nun allgemein ergeben 1) dass alle Krystalle mit eminenter Hauptaxe, d.h. diejenigen des telragonalen und hexagonalen Systems in einer Rich- tung rechtwinklig gegen dieselbe dem Durchgange des Lichtes einen andern Widerstaud entgegensetzen als parallel mit der Hauptaxe, das Licht selbst also nach verschiedenen Richtungen verschiedene Geschwin- digkeiten hat, ja selbst in Richtung der Hauptaxe in zwei Portionen von zweierlei Geschwindigkeit zerfäll. So z. B. ist bei Kalkspath, Turmalin, Idokras die Geschwindigkeit des Lichtes rechtwinklig zur Hauptaxe grösser, bei Quarz, Eis, Apophyllit geringer als ebelle. zu ihr. — 2) Bei Krystallen der rhombischen Systeme giebt es hingegen zwei Richtungen, nach denen sämmtliches Licht sich mit gleicher Geschwindigkeit fortpflanzt, im Gegensatz zu allen übrigen, in deren keiner weiter der Fall ist, welche Richtungen daher optlische Axen genannt werden, welche stets in einer durch zwei Krystallaxen ge- henden Ebene und“ symmetrisch zu beiden Seiten einer Krystalyaxe liegen, bei verschiedenen Substanzen jedoch verschieden, und mıt der Temperatur wechselnde Winkel mit einander bilden, Die aus doppelbrechenden Körpern austretenden Lichtstrahlen sind nun in solcher Weise modifieirt, dass sie mit dem Namen Po» %“ 296 larisation bezeichnete Eigenschaft besitzen, nämlich die Eigenthüm- lichkeit aus unter ganz bestimmten Einfallswinkeln vollständig von irgend einer spiegelnden Fläche reflectirt werden zu können, ja in Richtungen rechtwinklig auf jenen Einfallswinkel der Reflexion gar nicht fähig zu sein. Indem ferner in den doppelbrechenden Körpern die Geschwindigkeit des Lichtes nicht nur nach den Richtungen ver- schieden ist, sondern auch für jede Farbe des Spectrums ein Wenig abweicht und dadurch natürlich eine Zerlegung des weissen Lichtes bewirkt wird, endlich auch jeder Strahl des Speetrums wieder seine besondere Polarisation erleidet: so wird dadurch Veranlassung gege- ben zu einer Menge der complieirtesten und überraschendsten Far- benerscheinungen an den Krystallen, welche beständig einen direkten Zusammenhang mit der Form, d h. mit der Lage der Krystallaxen zeigen, daher zur Bestimmung derselben dienen können. Zum Theil sind diese Erscheinungen ohne Weiteres an den Krystallen wahrzu- nehmen, zum Theil werden sie erst durch besondere Combination siebtbar, in welche man dünne Plättchen des Krystalles zu polarisi- renden Körpern bringt, wozu am Gewöhnlichsten und Einfachsten man sich zweier Plättchen von Turmalin, parallel zur Hauptaxe ge- schliffen, bedient, welche sehr stark polarisiren. Diese Plättchen ver- kreuzt über einander gelegt, sind in Folge der Polarisation undurch- sichtig; sobald aber eın ebenfalls polarisirendes Plättchen, z. B. von Gyps dazwischen gelegt wird, stellt sich die Durchsichtigkeit wieder her. Durch diesen einfachen Versuch ist es gar nicht schwierig z. B. die ‚verschiedenen Speeies der glimmerarligen Mineralien. in optisch einaxige und zweiaxige von einander zu trennen, wozu die meist unvollständige oder undeutliche Krystallform derselben nur sehr sel- ten Anhaltspunkte bietet. Indem auf diese Weise dünne polarisirende Krystallblättchen den Durchgang des Lichtes durch die Turmalinplatten vermilteln, zei- gen sie oft recht schöne Farbenerscheinungen, nämlich die Farben des Speelrums um einen oder zwei Mittelpunkte in Ringen oder Schleifen gruppırt und von einem schwarzen Kreutze oder zwei schwarzen hyperbolischen Bogen durchsetzt, — welcher Versuch übrigens aueh so gut umgekehrt werden kann, dass statt der farbi- gen Linien deren Complementärfarben, statt der schwarzen weisse Durchsetzungen erscheinen. Bei den Platten anderer Krystalle, von denen der Bergkrystall am gewöhnlichsten zur Demonstration dient, gruppirt unter dem Polarisationsinstrumente die Farbenvertheilung in solcher Weise unsymmetrisch nach lınks und rechts, dass dadurch höchst merkwürdiger Weise die unsymmefrische Vertheilung der Flä- chen am Krystalle nachgeahmt wird, aus welchem die Platte geschlif- fen wurde. Wie auch durch manche Flüssigkeiten eine Polarisation des Lichtes bewirkt, und dadurch gleichsam eine krystallinische Struk- tur der flüssigen Masse angedeutet wird, ist schon weiter oben erwähnt. Die auffallendste Wirkung der Polarisation der Lichtstrahlen ist e 297 aber der Dichroismus mancher Krystalle, d. h. ihre Eigenschaft nach verschiedenen, durch die Lage der Krystallaxen angedeuteten Richtungen beim durchfallenden Lichte verschiedene Farben zu zeigen, _ dureh ‘ein stets fertiges natürliches physikalisches Experiment dem Auge deullich zu machen, dass Färbung keineswegs von materiellen Stoffen herzurühren braucht, sondern wesentlich auch in der innern Constitution der Substanz begründet ist. Das Mineral, an welchem diese Erscheinung zuerst auffiel, ist der danach benannte Dichroit, welcher nach der einen Krystallaxe betrachtet lebhaft dunkelblau, nach der zweiten matt hellblau, nach der dritten schmutzig bräunlich oder farblos durchscheint. Den prachtvollsten Dichroismus dürfte jedoch wohl edler Turmalin zeigen, der parallel mit der Hauptaxe tief und rein purpurroth, senkrecht dagegen, selbst in fast zolllangen Stücken, lebhaft entenblau aussieht. Noch sehr viele natürliche und künstliche Krystalle, selbst Flüssigkeiten, zeigen schwächeren Dichrois- mus, der aber durch passende Verbindung mit polarisirenden Turma- linplatten deutlicher hervortritt. Die Farbenwandlung mancher Flusspathe im reflektirten Lichte, das innere Lichtwogen mancher Feldspathe, Sapphire u. dergl. beruht auf ähnlichen Vorgängen der Polarisation. Wie den Lichtstrahlen, so setzen Krystalle auch dem Durch. gange der Wärmestrahlen einen nach der Richtung verschiedenen Widerstand entgegen. Ganz direkte Versuche über Wärmeleitung auf Krystallplatten haben dieses unmittelbar nachgewiesen; ein dünner gleichmässiger Wachsüberzug z. B. auf einer Gypsplatte, dem auf einem Punkte durch einen Metallstift Wärme zugeführt wird, schmilzt nicht wie auf einer Metallplatte in kreisförmigen, sondern in ellipti- scher Gestalt um den Zuleitungspunkt weg, und die Axenlängen die- ser Ellipsen scheinen in Relation zu denen des Xrystalles zu stehen, Noch auffallender wird die Thatsache der verschiedenen Wärmeleitung aber durch die Winkel der Krystalle, bei verschiedener Temperatur nachgewiesen. Kalkspathrhomboeder, welche bei 31/, Grad unterm Gefrierpunkt einen Neigungswinkel von 105 09/,‘ zeigten, verminder- ten bei 171/, Grad über dem Gefrierpunkt, also bei 21 Grad Wärme- zunahme diesen Winkel auf 105°72/,‘; bei 100° Temperaturverän- derung betrug die Winkelveränderung 81/, Minute. Da nun eine Winkelveränderung die entsprechende Veränderung des Axenverhält- nisses mit mathematischer Nothwendigkeit voraussetzt, dieses Verhält- niss jedoch auch durch das specifische Gewicht bei einer bestimmten Temperatur controlirt wird, so fand sich bei Vereinigung beider Kri- terien ganz unwiderlegbar, dass die Kalkspathrhomboeder, während sie sich nach der Hauptaxe ausdehnen, sich sogar in Richtung der Nebenaxen zusammenziehen, Analoge Beobachfungen sind auch am Gypse gemacht worden. Platten aus Bergkrystall, aus Spatheisenstein und Kalkspath pa- rallel zu den Krystallaxen geschliffen und zu den Chladnischen Schall- versuchen benutzt, zeigten eine je nach der Lage der Axen ver- 20 298 schiedene Elastiecität, wodurch. ebenfalls , ein wechselnder Grad des Zusammenhangs der Theile der Krystalle nach verschiednen Rich- tungen dargethan wird. Endlich zeigt sich auch die Härte .der Krystalle nach ver- schiednen Richtungen verschieden, im Allgemeinen ist anzunehmen, dass die härteste Richtung im Krystalle den Spaltungsrichtungen pa- rallel gehen, die weichste rechtwinklig dagegen gerichtet sei. Cyanit, der deshalb ja auch Disthen getauft ist, Gyps, Kalkspath, zeigen leicht diese Verschiedenheit durch sehr beträchtliche Unterschiede an. Wie die Härte der direkte Massstab der Cohärenz der Krystalle im Kleinen ist, so ist ihre Spaltbarkeit dieser Massstab im Gros- sen, nämlich die Eigenthümlichkeit der meisten Krystalle den Zusam- menhang ihrer Masse nach ganz bestimmten ebenen Richtungen, welche gewissen Krystallflächen parallel sind, ganz vorzugsweise leicht zu trennen. Nach diesen Richtungen hin ist durch die Krystallisations- kraft die Cohäsionskraft der Krystallmasse gerade zu mehr oder we- niger. neutralisirt, bei vielen Substanzen, z. B. Bleiglanz, Kalkspath, Diamant u. s. w. in so hohem Grade, dass sie nur in Fällen seltener Ausnahme oder durch ganz gewaltsame Hülfsmittel sich nach anderen als Spaltungsrichtungen zerstücken und daher eben erwähnte drei Mi- neralien nur in Formen von bezügl. kleinen Würfeln, Rhomboedern, Oktaedern zerbrechen. Die Blättrigkeit des Glimmers, des Frauen- eises u. s. w. bringt eine einseitige Spaltungsrichtung zur Anschauung. Die nun naheliegende Frage, was denn endlich die manichfa- chen Hindernisse überwindend, die Tendenz der unorganisirten Kör- per zur. Individualisirung zur Geltung bringe, .die Krystallisation be- wirke, kurz was Io Ryan oma eigentlich sei, kann auf eine befriedigende Weise nicht beantwortet werden. Von einer Kraft lässt sich überhaupt keine Definition geben, aber .von der Kry- stallisationskraft speziell ist zur Zeit uns ‚noch weit weniger als von vielen anderen Kräften bekannt. Wir, kennen ihre Resultate, die Kry- stalle, zum Theil sogar sehr genau; wir kennen einige die Krystalli- sationskraft bedingende. und modifieirende Umstände, deren vorzüg- lichste im Vorhergehenden ja angeführt sind, wir vermögen auch ein- zelne der Vorbedingungen der Kıystallisation hervorzubringen — aber die Krystallisationskraft vermögen wir weder zu schaffen, wo sie nicht schon ruhend vorhanden ist, noch können wir ihre Thätigkeit irgend- wie leiten oder nach Belieben unterbrechen, und auch nicht, wo sie einmal im ‘Gang ist paralysiren. Die Krystallisationskraft ist polarisch wirkend, aber. mit keiner der andern bekannten Kräfte dieser Art identisch; sie ‚coneurrirt mit der Cohäsionskraft und der Centralan- ziehung, ebenso wie mit der Wärme; sie bleibt auch nach vollbrach- tem Aktus an die krystallisirte Materie gebunden, ja scheint zum Fortbestehen des krystallisirten Zustandes unerlässlich zu sein — aber das ist auch Alles, was jetzt uns von der Krystallisationskraft be- kaunt ist, Gleich der Wirkung der Lebenskraft auf die Organismen 299 bedingt sie Individualisirung, Form ‚und Fortbestehen der unorgani- schen Materie; während die Lebenskraft aber nur sehr weniger von einander verschiedene chemische Elemente in ihren. Wirkungskreis zieht, giebt es keines der mehr als 60 chemischen Elemente, das nicht für sich oder. in Verbindung. mit anderen in krystallisirter Form dargestellt wäre. Während die Pflanzen und Thiere als Produkte der Lebenskraft durch die Manichfaltigkeit ihrer und ihrer Theile Formen überwältigen, reduziren die Krystalle, so viele ihrer bekannt sind, sich auf nur dreierlei malhematisch von einander wesentlich ver- schiedene Gerüste, Achsensysteme, deren numerische Verhältnisse zwar eine unendliche Verschiedenheit gestatten und in der That auch zeigen, die aber nur den gleichzeitig einmaligen, zwei- oder drei- maligen gleichen mathematischen Vorgang bedingen, um sämmtliche Krystalle als specielle Fälle und Ausdrücke eines und desselben durch- gehenden mathematischen Gesetzes darzustellen. Die Abhängigkeit jedes Achsensystems und seiner Proportionen _ von der Materie und von den mit ihr verbundenen Imponderabilien zu bestimmen, das ist das Endziel der Krystallographie, dessen Er- reichung aber noch in weiter Ferne liegt und nur ‘durch gemein- schaftliche Anstrengung der Mathematiker, Physiker, ‚Chemiker und Mineralogen erlangt werden kann. Purgold, Meteorologisches Phänomen in der Gegend von Weimar beobachtet. Am Sonntag den 19. April früh 5° 30‘, als die Sonne sich kaum über den Horizont erhoben hatte, zog ein heller Streifen am östlichen Himmel von Isserode aus betrachtet meine Aufmerksamkeit auf sich.” Der Wind wehte ziemlich stark aus SO, der Himmel war fast ganz rein, nur im Osten zeigten sich einige schmale Strei- fen von Cirro -Stratus, der Horizont schien stark mit Dünsten gefüllt, die ihm die bekannte orangene Farbe verliehen. Da er- schien etwa 15 bis 18 Grad östlich von der Sonne ein heller Streif von ungefähr 8 Grad Höhe, welcher, freilich nur sehr matt, die Regenbogenfarben erkennen liess; violet war auch hier wie bei dem Regenbogen an der innern, d. h. der der Sonne zugewendeten Seite, ‘Dieser Streif erschien auf dem heitern Himmel, konnte ‚also nur durch die Brechung der Sonnenstrahlen in den Dünsten des Ho- rizontes entstanden sein. Merkwürdig blieb mir aber dabei, dass er nicht auf dem Horizont aufstehend, sondern erst etwa 8° über dem Horizont anfing, und dass schmale Streifen von Cirro -Stratus sich darüber hinzogen und ihn zum Theil verdeckten. Auch schien es mir, als sei derselbe an der Basis ein wenig breiter, als an der Spitze und als zeige sich 18° westlich von der Sonne an einem Cirrus eine ähnliche Färbung. Ich konnte diese Erscheinung leider 20* 300 nur ungefähr 20 Minuten beobachten, da mein Beruf mich weiter rief, jedoch konnte ich mit mir nicht ins Klare kommen, unter welche Kategorie meteorologischer Phänomene ich diese Erscheinung verweisen sollte. Vielleicht liesse es sich als einen Sonnenring erklären, dessen oberer Theil auf dem tiefen Blau des Himmels nicht hervorgetreten sei; aber warum reichte derselbe nicht bis zum Horizont und warum zeigte er sich nicht eben so deutlich auf der entgegengesetzien Seite? Isserode, 26. April 1857. Güldenapfel. Boheman, über Paarung verschiedenartiger Insecten. Obzwar bekanntlich mehrere Insectenarten nach Form und An- sehen einander äusserst nahe stehen und somit schwer zu unlerschei- den sind, so scheint dennoch eine Paarung zwischen den verschie- denen Arten selten Statt zu finden. Ich selbst habe mit Aufmerk- samkeit das Benehmen und die Lebensweise dieser kleinen Thiere verfolgt, aber nicht öfter, als zweimal, das Glück gehabt, Beobach- tungen in der genannten Hinsicht machen zu können. Die erste, zur Zeit des Anfangs meiner entomologischen Einsammlungen gemacht, habe ich jetzt nicht mehr in so sicherer Erinnerung, dass ich sie mit, völliger Zuverlässigkeit anführen könnte; die andere aber, welche mir im Sommer 1855 gewährt wurde, dürfte wohl der Aufzeichnung um so mehr werth sein, als auch im Auslande solche selten gemacht zu sein scheinen. Auf einer Excursion im Park von Haga, fing ich im Kescher zwei Curculioniden, Cneorrhinus Coryli und Stro- phosomus muricatus Q, welche sich in Paarung mit. einander befanden. Ich beobachtete sie lange in diesem Zustande und trennte sie schliesslich mit Mühe, Es dürfte verdienen bemerkt zu werden, dass diese Thiere, obgleich zu ein und derselben Familie gehörend, so verschieden von einander sind, dass man sie zu zwei verschie- denen Gattungen gebracht hat. Dass Abkömmlinge von einer solchen Paarung überhaupt, wenn gleich selten, ‘entstehen mögen, dürfte wohl anzunehmen sein, obgleich ich sogenannte Hybriden unter den Insecten niemals wahrgenommen habe. — (Aus der Öfversigt af k. Vet,-Ak.’s Förhandlingar 1856. XIII. S. 229. Mitgetheilt von Dr. Creplin). J. E. Zetterstedt, über die Vegelation der Pyrenäen. Am 1. Junius langte ich zu Luchon in den Pyrenees centrales an. Nach Benachrichtigungen, welche ich in Paris empfangen hatte, hielt ich es für das Beste, ein kleineres Terrain genauer zu untersu: chen, und ich wählte dazu die höchste Gegend in der Centralkette, zwischen dem Maladetta und ‚Mont perdu, nicht etwa, weil sie we- niger untersucht wäre (sie ist im Gegentheil vielleicht die am besten untersuchte); sondern weil sie ohne Zweifel Dem, welcher Vergleiche zwischen den nordischen Gebirgen und den Pyrenäen anzustellen ver- 301 suchen will, die passlichste ist.” Es fehlt’ nicht‘ an auffallenden Aehh- lichkeiten‘ und Unähnlichkeiten. '%'Die‘' höchsten ‘Felsen, welche aus Granit und mit denen unserer Berge gleichartigen Formationen be- stehen, haben auch viel Aehnlichkeit' mit ihnen rücksichtlich der Ve- getation. Die hohen Gebirgsthäler dagegen, welche grossentheils aus Kalk bestehen, als Castaneze und Esquierry, ‘weichen in derselben sehr von unsern Gebirgen 'ab. ‘ Ueberall in den niedern Gegenden, in de- nen der Kalk vorherrscht, begegnet der Nordbewohner ebenfalls einer ihm ganz fremden Vegetation. Ich habe, wie ich glaube, etwas über 1000 Arten auf diesem nieht besonders ausgedelinten Terrain gesam- melt. Von diesen halte ich 2/,; für gemeinschaftlich 'mit Arten un. serer Flora, von welcher die von Schonen und'den südlichen Ge- birgen, als Herjeadalen, Jemtland, Dovre, die grösste Aehnlichkeit mit der pyrenäischen hat. Es giebt auch einige Gewächse, welche bei uns auf Oeland und Gottland beschränkt sind, als Globularia, San- guisorba, Toffieldia, Anacamptis, 'Coronilla, Thalietrum saxatile DE (Th. Kochi et flexuosum) ete., und diese wählen sich auch hier vor- zugsweise kalkartigen Boden. Die Salicineae, Belulineae, Ericineäe, Carices und Junci 'sind hier im Allgemeinen schwach repräsentirt, Luzula hat nur 8 Arten in den Pyrenees centrales, ist aber reicher in den’ P, orientales. Ranuneuli, Saxifragae, Primulae, Gentianae, Androsace-Arten, mehrere Crassulaceae, eine bedeutende Anzahl von Umbelliferae und Erucifera, ‘zahlreiche Liliengewächse (Liliaceae, Nar- cissineae, Irideae), mehrere Valerianeae und Caprifoliaceae, Senticosae und Papilionaceae setzen Den, welcher vorher nur Gebirge des Nor- dens gesehen hat; in Erstaunen, Compositae finden sich auch 'zahl- reich, besonders Cynarocephalae. Alle diese Familien und Gebirgs- Genera sind reicher als bei uns. Dennoch steht die eigentliche Hoch- gebirgsflora bedeutend hinter der der Alpen zurück, wo Primula, Gentiana, Androsace, Draba u. m. weit artenreicher sind; aber viele wunderbare und den Pyrenäen fast eigenthümliche Gewächse finden sich in der niedern alpinen und subalpinen Region, und dort hat man den grössten Theil der Arten zu suchen, welche den Trivialna- men ‚„pyrenaica“ erhalten haben, so:;Potentilla pyrenaica, Herniaria pyr., Valeriana p., Fritillaria p., Vicia p., Geum p. etc. Drabae giebt es besonders wenige, Arten sowohl, als Individuen. Die Gattung Saxifraga ist in den Pyrenäen gut repräsentirt; viele Arten aber: sind selten, und obgleich’ im Ganzen ca. 40 wirkliche Arten für die Py- renäen angegeben worden sind, so habe ich doch nur 22 bekom- men; denn sie haben. ihre Hauptstation in den Pyrenees orientales. Lapeyrouse hat unstreitig grosse Verdienste um diese Gattung, ob- gleich er bisweilen nach seiner Gewohnheit aus den zufälligsten For- men neue Arten zu schaffen gesucht hat. Seine Flora ist eine Art Curiosum, und französische Botaniker tadeln sie einstimmig. Bent. ham ist auch strenge gegen ihn, und es ist nicht zu’ leugnen, dass er sich mancher groben Missgriffe schuldig gemacht hat.. Doch geht Bentham zu weit, wenn er auch an Lapeyrouse’s Angabe, dass 302 Betula in den Pyrenäen wachse, zweifelte, ‘In den: Centralpyrenäen findet sich blos eine Art (Betula verrueosa Ehrh., oder wir: wollen sie lieber mit dem: Linneischen Namen, B. alba nennen); aber diese ‚scheint dort unzweifelhaft einheimisch zu: sein, Es freuet mich, für diesen FallLapeyrouse rechifertigen zu können; denn jene wächst - in bedeutender Anzahl an mehreren Stellen der centralen Pyrenäen. Von der centralen Kette habe ich besucht: Maladetta, Port de la Picade, Port de la Fraiche, Port de Benasque neht Pena blanea, Port de la Glere, ‚Port d’Estruats, Tusse de Maupas, Gabioules, Port. d’0o, Marbore nebst Cirque ‚de Gavarnie und Breche de Roland, welches der Eingang zum Mont perdu ist; ferner die berühmten Gebirgsthäler Castaneze (in Arragonien), Esquierry und Medassoles, wie auch ver- schiedene Berggipfel, welche in einiger Entfernung von der centralen Kelte nach der französischen Seite hin stehen, wie den Pie Ceeire, Superbagneres, Cazaril,; Fic de Gard, Pie du midi etc. Natürlich habe ieh die niedern Thäler zwischen diesen letztgenannten nicht unbeach- tet, gelassen; doch hat sich meine Neigung mehr. den Bergeshöhen zugewendet, welche in mein Gedächtniss die Berge von Dovre und Herjeadalen zurückriefen. — Auch von Moosen habe ich eine ziemlıch reiche. Ernte gehalten, doch fast: bloss von unseren Arten, welches auch nicht zu verwundern ist, da Scandinavien wohl fast 3/, der ganzen europäischen Moosflora besitzt. — Die letzte Gebirgsexeursion machte ich nach den Crabioules am 18. September, einem schönen und warmen Tage, aber in der Nacht fiel auf den hohen Bergen viel Schnee, welcher in diesem Jahre: nicht schmilzt. lch verwandte deshalb die letzte Woche auf das Sammeln von Moosen in: der subal- pinen Region, verliess am 1. October die Pyrenäen und langte am 4. hier an, — (Briefliche Mittheilung aus der Oefversigt af kgl. Vet.- Ak’s Förhandlingar 1856 XII. S. 2331 — 233 übersetzt: von Dr. Creplin). Literatur. Allgemeines. C. Giebel, Tagesfragen aus der Natur- geschichte. Zur Belehrung und Unterhaltung vorurtheilsfrei be- leuchtet. Berlin 1857. 8%. 316 SS. — Diese Schrift ist bestimmt den Lesern, welche ernste und belehrende Unterhaltung in der po- pulär naturwissenschaftlichen Literatur suchen, über Fragen von all- gemeinerem und hohem Interesse zu: belehren. Die erörterten The- mata sind folgende. 1. Ueber den Werth der zoologischen Unter- schiede der Menschenrassen S. 1—60. Verf. beleuchtet die ver- schiedenen Ansichten des Speciesbegriffes in der Zoologie und prült nach denselben die Menschenrassen, in ‚jedem Falle ergeben sich diese als bestimmt verschiedene zoologische Species, doch wird zum Schluss darauf hingewiesen, dass die: rein zoologische Untersuchung 303 des; Menschengeschlechtes ‘dessen 'Naturgeschichte noch keineswegs abschliesse. 2. Die Abstammung) von einem Paare S. 61-106, Die gegenwärtigen Verhältnisse und Beziehungen der Thiere und des Menschengeschlechtes werden in’ Hinsicht auf ‘je ein paradiesisches Urpaar geprüft, und es ergibt‘ sich, dass nothwendig für jede Art mehre Stammpaare und verschiedene 'Schöpfungsmittelpuncte 'ange- nommen werden müssen. 3. Die Wunderthiere der: Vorwelt S. 107 — 146. Die gewöhnlich für wunderbar und 'absonderlich erklärten Thiere der Vorwelt unterwirft Verf. einer Prüfung auf ihre Eigen- thümlichkeiten und weist dadurch nach, dass‘ die Thiere früherer Schöpfungen denselben Organisationsgesetzen gehorchten als die heu- igen und dass kein einziges Geschöpf der Vorwelt wunderbarer" oder absonderlicher als die lebenden organisirt' sei. 4. Klima in früheren Schöpfungsperioden S. 147—190.. Nach Mittheilung: der’ verschie- denen irrigen Ansichten über das Klima in der Vorzeit wird die or- ganische Welt der einzelnen Epochen absteigend von der diluvialen bis zu der ‘des Grauwackengebirges beleuchtet und dargeihan, dass nach Verlanf der Steinkohlenepoche bereits die gegenwärtigen Zonen- unterschiede sich unverkennbar- bemerklich : machten und die 'gestei- gerte Temperatur seit Erscheinen der Pflanzen und Thiere nicht in Erwärmung des Erdbodens ihre Ursache gehabt haben könne.‘ 5. Die Fortpflanzungsweisen im Thierreich- S. 191 — 300. Nach einer 'Be- leuchtung der Urzeugung wird die Fortpflanzung durch Theilung, Knospenbildung, Keimzellen und die geschlechtliche zugleich die Ent- wicklung mit dem Generationswechsel und der Metamorphose überall mit Herbeiziehung specieller Beispiele geschildert. 6. Der Materialis- mus vom zoologischen Standpunkte beleuchtet S. 301 —316. Bis jetzt haben die materialistischen Forschungen die Aufgabe der. Zoo- logie noch nicht berührt, über das individualisirte Leben, über. Spe- cies und Gatlung noch nicht den geringsten Aufschluss gebracht, dass sie jemals Licht hierüber verbreiten werden, stellt Verf. nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft geradezu in Abrede, Die Darstellung geht zwar speciell auf die einzelnen Fragen ein, allein sie erstrebt überall Klarheit und Verständlichkeit ohne mehr als ernste Aufmerksamkeit bei der Lectüre vorauszusetzen, sie beleuchtet. die verschiedenen Parteiansichten, gränzt wo es nölhig wird, den Boden der 'Thatsachen scharf von dem der Hypothesen ab und gründet ihre eigenen Ansichten nur auf erstere, daher empfehlen wir, das, Buch allen denen, welche den naturwissenschaftlichen Streitfragen der Ge- genwart ihre Aufmerksamkeit schenken und eine ‚vorurtheilsfreie Ein- sicht in dieselben sich erwerben wollen. 6 Physik. Verdet, die optischen Eigenschaften durch- sichtiger Körper unter der Wirkung des Magnetismus. — De: la Rive hat mit Rücksicht auf Bertin’s Versuche angegeben, dass die Drehung der. Polarisationsebene unter dem Einfluss des Mag- netismus um so: stärker sei), je höher das Brechungsverhältniss des 304 drehenden Körpers ist. Diese Angabe zu ‚prüfen, hat Verdet eine Reihe von Versuchen angestellt, die. jedoch eine solche Beziehung zwischen dem Drehungsvermögen und dem Brechungsverhältniss nicht erkennen lassen, indem z. B., gleiche Dicke vorausgesetzt, Zinn- chlorür um 8° 16° dreht, salpetersaures Ammoniak um 3° 44', de- stillirtes Wasser um 4° 0‘, während die mittleren Brechungsverhält- nisse dieser Körper der Reihe nach 1,424; 1,448 und 1,334 sind. Dagegen hat er bei Eisenverbindungen eine eigenthümliche Wirkungs- weise aufgefunden, dass nämlich das Drehvermögen. ihrer Lösungen stets geringer war, als das des lösenden Wassers und dass, wenn man, mit Berücksichtigung der Dichte und der Zusammensetzung der Lösung die Drehung berechnet, welche die darin enthaltene Wasser: menge für sich bei gegebener Dicke hervorbringen würde, man be- ständig eine grössere beobachtet. Der Vorgang ist also ein solcher, als wenn das gelöste Eisensalz ein umgekehrtes Drehungsvermögen wie das Wasser besässe. Die Eisensalze üben daher unter dem Ein- flusse des Magnetismus eine umgekehrte Wirkung auf das polarisirte Licht aus, als wie im Allgemeinen die durchsichtigen Substanzen. Andere magnetische Salze. wie Nickel- und Mangansalze zeigten diese auffallende Erscheinung nicht, so dass hier ein Gegensatz auftritt, der neue Schwierigkeiten für die Aufstellung einer Theorie der Er. scheinungen erzeugt. (Poggend. Ann. Bd. C. S. 172.) Lamy, über den Magnetismus und das electrische Leitungsvermögen des Kalium’s und Natrium’s. — Ent- gegen der Meinung Faraday’s, dass Kalıum und Natrium diamagne- tisch seien, findet L., dass sie schwach magnetisch sind. „Denn er beobachtete im Augenblicke des Schliessens der Keite eines Ruhm- korff’schen Electromagnets stets eine starke Abstossung (welche von der Entstehung inducirter Ströme in der influencirten Masse herrührte), welcher eine deutliche und bleibende Anziehung folgte, wenn der Electromagnet das Maximum seines magnetischen Gleichgewichts er- reicht hatte. Die Anziehung fand statt bei einem Kaliumkügelchen, welches aus stark diamagnetischem Kali mittelst der Säule direct ohne Dazwischenkunft von Quecksilber, gewonnen war. Gleich grosse Kü- gelchen von Kupfer und Silber wurden unter gleichen Umstanden von den Magnetpolen abgestossen.“ Ferner Kat L. in Bezug auf das electrische Leitungsvermögen des Kalium’s und Natrium’s gefunden, dass das Natrium in der Reihe der Leiter hinter den besten, Silber, Kupfer, Gold, und vor Zink, Zinn und Eisen zu stellen ist. Kalium etwas weniger gut leitend, würde jedoch noch vor dem Eisen kom- men. (Ebenda S. 165.) V. W. Magnus, electrolytische Untersuchungen. — Bekannt- lich folgen Satzlösungen dem von Faraday aufgestellten Gesetze der aequivalenten Zersetzung durch den elektrischen Strom nicht, son- dern werden so zersetzt, dass sich neben einem Aequivalent Säure und Basis noch ein Aequivalent Wasserstoff und Sauerstoff abscheidet. 305 Um: diese auffallende Erscheinung mit dem Faraday’schen Gesetze in Einklang‘ zu bringen, nahm Daniell, und nach ihm fast alle Physiker, die sich mit diesem Gegenstande beschäftigten, an, das schwefelsaure Natron 2. B..bestände nicht aus Basis und Säure, sondern aus Na- trium und einer Verbindung von I At. Schwefel und 4 At. Sauerstoff (Oxysulphion); demnach. bestände das schwefelsaure Kupferoxyd aus "Kupfer und. Oxysulphion, salpetersaures Kali aus Kalium und Oxyni- trium. » M. hat zunächst die Daniell’schen Versuche wiederholt, und im Allgemeinen dasselbe Resultat erhalten, doch schied sich nicht immer für ein Aeq. Sauerstoff ein volles Aeq. freier Säure und Basıs aus, sondern nur 60 — 80 pCt. Zur Erklärung der anschei- nend doppelten ‘Zersetzung bedarf man der Daniell’schen Annahme nicht, sondern M. schliesst aus seinen Versuchen, dass, um einen einfachen Körper aus einer Verbindung zu scheiden, stets dieselbe Kraft erforderlich ist, ‚derselbe mag mit nur einem einfachen Kör- per‘ zu einer binären oder mit mehreren einfachen Körpern zu einer salzartigen Verbindung vereinigt sein. Mit Hülfe dieses Satzes lässt sich die Richtigkeit des Faraday’schen Gesetzes auch für salzarlige nnd unorganische Verbindungen überhaupt nachweisen. Daniell fand sieh zur Annahme seiner Theorie besonders dadurch genöthigt, weil er auf keine andere Weise zu erklären vermochte, wie es zugehe, dass derselbe Strom, welcher das Metall zur negativen Eektrode fort- führt, den Sauerstoff und die Säure, also zwei Körper ın entgegen- geselzter Kichtung fortzuschaflen vermag. Allein eine Fortschaf- fung im Sinne Daniell’s findet nicht statt, und es lässt sich zeigen, dass wenigstens in gewissen Fällen für ein Aeq. Metall oder Was- serstoff, der an der negativen Elektode frei wird, ein Aeq, Saner- stoff und ein Aeq. Säure an der positiven frei werden. Um diese Fälle bestimmter bezeichnen zu können, hat M, zunächst die Bedin- gungen untersucht, unter welchen die Ausscheidung einer Substanz durch den Strom aus einem Elektrolyten, der mehrere ausscheidbare Substanzen enthält, erfolgt. (Monatsber. der berl. Academ. 1856. 5. 158). W. H. Riefs, über den Einfluss eines elektrischen Stro- mes auf die Art seiner Entladung. — Der Einfluss der Strom- leiter auf den Entladungstrom der leydner Batterie, muss als ein zwiefacher aufgefasst werden. Erstlich verursacht er, je nach seinem Leitungsvermögen, eine Verzögerung des Fortschrittes des Stromes (normale Wirkung); zweitens verändert er bei einer gewissen, durch die Stromdichte bestimmten Beschaffenheit die Gangart der Entladung. Die in diesem Falle gemessene Stromstärke, kann mit der bei nor- maler Entladung verglichen werden. Diese Vergleichung bildet den Gegenstand vorliegender Uutersuchung, die das bemerkenswerthe Re- sultat ergeben hat, dass hei Veränderung der Entladungsweise eine gänzliche Aenderung der Leitungsgesetze stattfindet, welche letztere dabei so verwickelt werden, dass sich nicht hoffen lässt, sie auf 306 einfache Regeln zurückzuführen. (Die verschiedenen Arten ‘der Eni- ladung 'anbetreffend, verweisen wir auf Bd. VII. S. 173 dies. Zeitschr.) 1. Aenderung der Entladung durch einen metallischen Stromleiter. Die Versuche, mit einer Batterie von 4 Flaschen, von je 2,6 Quadrat-Fuss Belegung, in deren Schliessungsbogen 2 lange Platindrähte von verschiedener Stärke: eingeschaltei werden konnten, angestellt, ergeben folgendes Resultat: Die für die Strom- stärke aufgestellten Formeln gelten hier nur so lange, als die Entla- dung im Bogen, continuirlich geschieht, die Art der Entladung ist, wenn die Ladung der Batterie. constant erhalten wird, durch Stoff und Dimensionen des Schliessungsbogens bestimmt, sie ändert ‘sich nämlich, sobald der elektrische Strom den eingeschalteten Platindraht mechanisch verändert, zum Glühen oder Schmelzen bringt, Hieraus erklärt sich die Erscheinung, dass ein elektrischer Strom, der sich zwischen Zweige von verschiedenem Leitungsvermögen zu theilen’ hat, so lange durch den bessern Leiter geht, als in diesem die continuir- liche Entladung statt hat; tritt bei gesteigerter Elektrieitsätmenge, oder veränderten Dimensionen des guten Leiters die discontinuirliche Ent- ladung ein, so kann der Strom zum grossen Theil durch den schlech- ten Leiter gehen. - So kann unter Umständen auch der Blitz, statt durch eine Metalleitung, durch den schlecht leitenden menschlichen Körper und durch Luft gehen. 2. Aenderung der Entladung durch einen flüssigen Stromleiter. Die unterbrechende Flüssigkeit war destillirtes Wasser, dem man allmählig Kochsalz zu- selzie. Auch hier findet eine Aenderung der Entladungsart statt und zwar folgt, dass, wenn eine bestimmte elektrische Entladung durch eine Salzlösung entladen wird, deren Leitungsvermögen durch Entziehung des aufgelösten Salzes successive verringert wird, der Entladungstrom so lange an Stärke abnimmt, als die continuirliche Entladungsart stalt- findet. Bei einem gewissen Grade des verminderten Leitungsvermö- gens der Flüssigkeit, wird die Entladungsart geändert und damit tritt eine Verstärkung des Stromes ein. Bei fortdauernder Vermin- derung des Leitungsvermögens, nimmt auch die Aenderung der Ent- ladungsart zu und der Strom erreicht, wenn das Salz vollständig entfernt ist, eine auffallende Stärke. Zu bemerken ist hierbei, dass nach jedem Versuche die Endflächen der Elektroden (Platindrähte von 1'' Durchmesser) abgetrocknet und mit Sandpapier geputzt wer- den. Unterlässt man dies, namentlich nach Versuchen, die Funken. enlladungen gaben, so vermindert sich bei den nächsten Versuchen die Stromstärke und wird nach kurzer Zeit —= 0. Der Grund davon ist in der Reinheit der Flektroden zu suchen, die nach Faraday’s Entdeckung vom Wasser vollständig benetzt werden, sobald ein elek- trischer Strom durch sie entladen worden ist. Hieraus bestätigt sich die Vermuthung, die R. schon früher über den Mechanismus der discon- tinuirlichen Entladungsart geäussert hat, deren Wesen darein gesetzt wurde, dass die Entladung, des bei der normalen Art von einem Querschnilte des Stronileiters zu dem nächstfolgenden continuirlich 307 geschieht, an einem Querschnitte stockt, der dadurch eine grössere elektrische Dichtigkeit erhält als früher, und dass sich ın Folge davon die Entladung von: diesem’ Querschnitte' zu einem entfernteren 'sloss- weise‘ fur!pflanzt. Ursache zu einer solchen Stockung des Stromes giebt die absolute, eine innigere Berührung mit dem Wasser ver- hindernde Reinheit: der Elektroden, oder wie die Versuche gezeigt ha- ben, eine dünne Fettschicht, die man über deu Endflächen derselben anbringt. 3. Aenderung der Entladung durch verdünnte Luft. Die Luft hat in Bezug auf. die eontinuirliche Entladung (ge- wöhnlieh Zerstreuung der E. genannt): ein sehr geringes, mit der Ver- dünnung abnehmendes Leitungsvermögen, für die discontinurliche ein sehr ‘grosses, ‘mit der‘ Verdünnung zunehmendes. Daher kann eine gegebene Elektrieitätsmenge, die bei gewöhnlicher Dichtigkeit der Luft die Zerstreuung verlährt, bei Verdünnung der Luft entladen wer- den. Von verschiedenen: diseontinuirlichen Entladungen. in Luft, wer- den die sogenannten Funken-, Büschel- und Glimm-Entladungen in verschiedenen und. zwar in dieser Ordnung zu nehmenden Zeiten 'aus- geführt, so dass wenn eine gegebene Elektricitätmenge durch Funken entladen wird, im Schliessungsbogen die stärkste, wenn dureh Glimm- entladung die schwächste Stromstärke bemerkt wird. ' Wird also eine bestimmte Luftschieht vom Strome unter Funkenentladung durch- brochen, so würde bei Verdünnung der Luft die Stromstärke zuneh- men, wenn nicht diese Verdünnung zugleich eine Veränderung der Entladungsart (in Büschel-Entladung) und damit eine Abnahme der Stromstärken zur Folge hälte. Je nach Gestalt und Entfernung der Elektroden überwiegt bald die eine, bald die andre Wirkung auf die Stromstärke. Tritt hingegen bei fortgesetzter Verdünnung die Glimm- entladung ein, so ist damit eine nicht zu verkennende: Schwächung der Stromstärke verbunden, (Ber. d. berl. Acad. 1856. 8.241.) W.H. Chemie. Das chemische System der Elemente von Dr. H. Hirzel. — Nachdem der Verf. darauf aufmerksam gemacht hat, dass die jetzt übliche Eintheilung der Elemente in. Metalloide und Metalle den Anforderungen der Wissenschaft nicht mehr genüge, da sie sich auf physikalische Eigenschaften gründet, giebt er als allein richtigen Eintheilungsgrund das chemische Verhalten an. Es zerfal- len ihm hbiernach die Elemente in 2 grosse Haupigruppen; nämlich in: I. solche, die sich. sowohl unter einander als mit den Elementen der zweiten Hauptgruppe sehr leicht vereinigen lassen und deren Verbindungen selbst. wieder verbindungsfähig sind; doch eine viel einseitigere, beschränktere Verbindbarkeit, als die reinen Elemente besitzen (Combustem) ; II. solche, die sich zwar gewöhnlich leicht mit den verbindungsfähigen Flementen der ersten Hauptgruppe vereinigen, und dann, wenn sie sich unter einander vereinigen, Verbindungen bilden, ‘die in ihren Verhältnissen wieder grosse Aehnlichkeit mit den Elementen zeigen, so dass man sie oft für Elementehalten konnte (Combustibilien). - 308 Zu den Combusteen rechnet er den Sauerstoff, das Fluor, das Chlor, Brom, Jod, Schwefel, Selen, Tellur. Indem sich nun jeder Combu- ster mit den übrigen Elementen vereinigt, entstehen 8 Reihen von Verbrennungsprodukten; es sind dies die Oxyde, Fiuoride, Chloride, Bromide, Jodide, Selenide und Fiuoride. Als Eigenthümlichkeit wird hervorgehoben, dass die Verbrennungsprodukte ein und derselben Reihe sich wieder leicht mit einander verbinden, während die Ver- bindungen aus den verschiedenen Reihen viel weniger energisch vor sich gehen. Bei der Unterscheidung von Säuren und Basen bemerkt er, dass Säure und Basis nur den Gegensatz bezeichnen, welcher die verschiedenen Verbrennungsprodukte ein und derselben Reihe anneh- men, ferner, dass man ein Uebereinkommen treffen musste, das bestimmte Stoffe als saure und andere als basische hinstellt. “Die Verbindung einer Säure mit einer Basis, woraus ein neutrales Pro- dukt resultirt, nennt er ein Salz. Er polemisirt hierbei gegen den Namen ‚„Haloidsalze“; und macht darauf aufmerksam, dass diese so- genannten Salze basische Verbrennungsprodukte sind. Die Wasserstoff- säuren sieht er für indifferente Verbrennungsprodukte an, weil sie seiner Meinung nach kein Neutralisationsvermögen besitzen. Die Combustibilien theilt er ein in: I. Verbrennliche Elemente, die mit den Combusteen vorzugsweise indifferente Verbindungen bilden. Wasserstoff. II. Verbrennliche Elemente, die mit den Combusteen vorzugsweise saure Verbindungen bilden. Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor, Arsenik, Antimon und Wis- mulh, Gold, Platin, Palladium, Rhodium, Ruthenium, Iridium und Osmium, Zinn, Titan, Tantal, Niobium, Silicium, Bor, Molybdän, Wolfram, Vanadin. III. Verbrennliche Elemente, die mit den CGombusteen vorzugs- weise basische Verbindungen bilden. Chrom, Mangan, Eisen, Uran, Cerium, (Lanthan, Didym), Kobalt, . Nickel, Zink, Cadmium, Blei, Kupfer, Quecksilber, Silber, Alu- minium, Zirkonium, Beryllium, Thorium, Yitrium (Erbium, Ter- bium), Magnesium, Calcium, Strontium, Baryum, Lithium, Na: trium, Kalium. Als Characteristicum der Combustibilien hebt er hervor, .dass sie sich zwar leicht mit den Combusteen vereinigen, schwerer aber oder auch gar nicht untereinander, dass sich ferner die Verbindun- gen zweier Combustibilien entweder ganz neutral verhalten, oder eine ausserordentliche Verbindbarkeit zeigen, so dass sie hierbei viel we- niger beschränkt erscheinen als die Verbrennungsprodukte. Die einen - von diesen Verbindungen zweier verbrennlichen Elemente zeichnen sich hauptsächlich dadurch aus, dass sie sich wie Elemente verhalten und wie diese mit andern Elementen verbindbar sind; die andern dagegen sind nicht mit Elementen verbindbar, sondern hauptsächlich mit den Verbrennungsprodukten und mit den Salzen derselben. Bei 309 der Betrachtung der Verbindungen zweier verbrennlichen Elemente, welche sich selbst wieder wie Elemente verhalten, zu welcher Gruppe er die Kohlenwasserstoffe und die Kohlensauerstoffe rechnet, bemerkt .er, dass das Cyan sich wie ein Combuster verhalte und als schwächster angesehen merden müsse, und dass die Blausäure ein indifferentes Cyanid sei. Zu den Verbindungen zweier verbrennlichen Elemente, die besonders mit Verbrennungsprodukten verbindbar sind, zählt er das Ammoniak, den Phospliorwasserstoff, Arsenwasserstofl, Antimon- wasserstoff, Stickstoff, Quecksilber und andere Stickstoffmetalle. Das Ammoniak betrachtet er als Repräsentanten dieser Gruppe genauer. Ihm ist das reine Ammoniak keine Basis, weil es keinen Combuster in sieh enthält, Wohl geht aber das Ammoniak Verbindungen ein, die sich wie Basen verhalten und auch wirklich Basen sind. Er nennt diese Verbindungen gepaarie Verbrennungsprodukte. Näher betrachtet er die gepaarten Verbrennungsprodukte des Ammoniaks mit den Ver- brennungsprodukten des Wasserstoffs, und belegt dieselben auch mit eigenen Namen, so nennt er die Verbindung des Ammoniaks mit Was- ser Hydriat. Hiernach wirft er auch die herrschende Ammonium- theorie um. Uebrigens will er später Gelegenheit nehmen auf die Besprechung der Ammoniumtheorie näher einzugehen. (Separatab. druck aus der Zeitschr. für Pharmacie.) Fr. Hhum. © „Fernet, über die Löslickkeit der Gase in Salzlö- sungen. — Durch Magnus und Gay Lussac ist es bekannt, dass 1000 Th. arteriellen Blutes ungefähr nur 100 — 130 Th. Sauerstoff aufzulösen im Stande sind, während reines Wasser nur I9— 25 Th. desselben Gases löst. Welche Bestandtheile des Blutes die Eigen. schaft haben Gase im grösserem Masse aufzunehmen als Wässer ist der Gegenstand der Untersuchung von F. Sie beschränkt sich zu- nächst auf die Absorptionsco@ffiecienten der Kohlensäure für Wasser und für Lösungen des phosphorsauren Kali, Chlorkalium und koh- lensauren Kali; Salze, welche im Blute vorkommen: Chlorkalium ver- mindert die Absorption fast um die Hälfte; phosphorsaures Kali be- schleunigt sie bedeutend mit der Menge des gelösten Salzes. Die noch nicht beendete Arbeit wird der Verfasser fortsetzen in dem Sinne auch die Absorptionscoälficienten des Sauerstofis und Stick- stoffs für die Lösungen der übrigen im Blute vorkommenden Salze zu bestimmen. /Journ. de Chem. et de Pharm. T. XXX. p. 234.) 0. K. H. Buignot, neue Bestimmungsweise der freien Kohlensäure in Mineralwässern. — B. benutzt dazu den- selben Aparat, der zur Bestimmung der Elasticilät von Gasen zwi- schen 0° und 100° angewandt wird, mit dem Unterschiede, dass die Röhren etwas weit sein und eine Cubikcentimetertheilung haben müssen. Eine dieser Rühren füllt er bis zu etwa 0,9 ihrer Höhe mit Quecksilber, giesst dann eine bekannte Menge frisch geschöpften Wassers darauf, verschliesst die Mündung schnell mit dem Finger, 310 kehrt um: und bringt sie unter Quecksilber. Dann: lässt er die Koh- lensäure sich in Ruhe entwickeln und über. dem Wasser ansammeln, schüttelt ein wenig und liest bald darauf das Volum ab, welches er H H' 760. (-FaN) vw om Zur Enz V‘ ist das wirkliche Volum der freien Kohlensäure bei 0° und 760mm Druck, V das abgelesene Volum, v das der Wassersäule über dem Quecksilber, H der Druck unter dem sich das Gas in der Röhre befindet: in Millimetern, ‘H‘ die Spannung der von ‚dem Wasser ab- sorbirten Kohlensäure, und ıhr Löslichkeitscoeffieient in Wasser bei der Temperatur t. Sind noch andere freie Gase in merkbaren Men- gen im Wasser enthalten, ‘z. B. Stickstoff und Sauerstoff, 'so lässt er die Kohlensäure leicht durch eingebrachtes geschmolzenes Kalihydrat absorbiren, und bestimmt das Volum der bleibenden Gase. auf dieselbe Weise. Der Unterschied beider Volumina giebt daun das der Koh- lensäure.. Die Vortheile dieser Art der Kohlensäurebestimmung sind die Einfachheit des leicht transportablen Aparates und die Schnellig- keit und Leichtigkeit des Verfahrens. Bei den früheren Methoden war es sleis sehr schwer die Zersetzung der im Wasser enthaltenen Bicarbonalte zu vermeiden, was hier nicht geschehen kann, da der ganze Process sehr schnell und ohne jede Erwärmung vor sich geht, Die Genauigkeit seines Verfahrens belegt B. mit Kohlensäurebestim- mungen der Wasser von Vichy. (Journ. de Pharm. et de Chim. T. AXX. p. 321.) J. Ws. nach der Formel V' —= V M. S. De Luca, Ozon in dem von den Pflanzen, im Lichte ausgehauchten Sauerstoff, — Seine schon früher mitgelheilte Erfahrung, dass feuchte, ozonhaltige Luft ihren Stickstoff zu Salpelersäure zu oxydiren vermag, benutzte DeL. zur Lösung der Frage, ob der von den Pflanzen im Lichte ausgehauchte Sauerstoff sich im erregten Zustande befinde; weil ihm Lackmus- und Jodstärke- papier. keine genügend sicheren Aufschlüsse gegeben ‚hatten, — Er stellte daher. in einem der Gewächshäuser ‘der Ecole medicine im Luxembourg einen Apparat auf, durch welchen er die Luft vermil- telst eines Aspirators hindurchsog, so dass sie, in, einem mit, Baum- wollenwatte gefüllten Rohre von. schwebenden Partikelchen fester Kör- per befreit, durch einen mit Schwefelsäure gefüllten Kugelapparat trat. Hierauf kam sie. in Berührung mit, Kalium und ‚ging, zuletzt durch reine ‚Kalilauge. Nachdem der Apparat sechs Monate lang in Thäligkeit gewesen und ca. 20000 Litres hindurch, getreten waren, enibielt die Schwefelsäure nachweisbare Mengen von Ammoniak, und die Kalilauge so viel Salpetersäure, dass es sogar gelang Krystalle von kalısalpeter rein zu gewinnen. ‘Zur Controlle stellte De L. im Hofe des Laboratoriums des College de France, fern von aller Vege- talion, zweı ähnliche, Apparate auf, die ‚nach dem Durchtreten von 17000 und 19000 Litres Luft ‚wohl die Gegenwart von Ammoniak darthun, aber keine Spur von Salpetersäure erkennen liessen. DeL, sit nimmt 'hiernach an, dass die lebenden Pflanzen ohne Einwirkung auf den Ammoniakgehalt der Luft sind, aber im Lichte Ozon entwickeln, durch das der Stickstoff der Atmosphäre oxydirt wird. Ferner zieht er daraus den weiteren Schluss, dass von den Pflanzen nicht Stick- stoff als soleher, sondern in seinen, mit Hülfe des von den Pflanzen selbst entwickelten Ozones gebildeten Oxydalionsprodukten absorbirt wird. (Ibidem T. XXXI. p. 5.) J. Ws. Rottmanner, Untersuchung der Jod-Cigarren. — Diese Cigarren, ein neuer Versuch dem Tabak ein besonderes Medi- cament einzuverleiben, werden als sehr sicher bei Brustaflfectionen u. s. w. angepriesen und dabei mehrere Aerzte namhaft gemacht, die solches bestätigen. In München sind zwei Arten dieser Cigarren käuflich; die eine wird in Berlin und die andere in Frankfurt a. M. fabrieirt. Die ersten kosten pro Stück 4 kr. (1 Sgr. 1°/, Pf) und bestehen aus einem Deckblatte von sogenanntem Cigarrenpapier und einer Einlage von gutem, geschnittenen Tabak, dass der Geruch sich von dem einer gewöhnlichen Cigarre nicht unterscheidet. Das Jod findet -sich vor in dem Tabak, unzweifelhaft in Form von Jodkalium, indem der Tabak mit einer solchen Lösung benetzt und wieder ge- trocknet wird. Desshalb muss die Jodmenge in der Cigarre sehr un- gleich sein. Die Untersuchung bestätigte diese Voraussetzung. Eine Cigarre enthielt 2,38 Gr. Jod oder 3,11 Gr. Jodkalium; also von ersterem 1/,, und von letzterem 1/, ihres Gewichtes. Eine andere weniger als die Hälfte der vorstehenden Zahlen. — Die Frankfurter sind theurer (5 kr. oder 1 Sgr. 5 Pf. pro Stück) und enthalten noch weniger Jod, die Verfertiger geben !/,,— °/ao Jod an, die Untersu- chung ergab aber nur !/,, —. Diese Abweichung ist ganz gleich- gültig, denn die einzige Wırkung besteht in dem Trost, eine Cigarre zu rauchen, die Jod enthält. Schon von vornherein lässt sich ein- sehen, dass die Wirkung des Jod auf den Körper eine rein illusori- sche ist, In welchem Zustande sich auch das Jod in den Cigarren befindet, so tritt es beim Brennen an das Alkali der Cigarrenasche und verbleibt darin. Um dies zu beweisen, wurde der Dampf durch eine Glasröhre in verdünnten Stärkekleister geblasen, der dann durch- aus keine Reaction auf Jod zeigte. Durch den Rauch gelangt also keine Spur von Jod in den Körper; allerdings durch das Halten der Cigarre zwischen den Lippen wird eine verschwindende Spur Jod aufgesogen, aber auch dies fällt fort, wenn man die Cigarre mit einer Spitze raucht. Dem Raucher würde nur dann der ganze Jodgehalt der Cigarre zu Gute kommen, wenn er von Zeit zu Zeit die Asche verschlucken wollte. Diese Cigarren sind also nichts mehr und nichts weniger zu leisten im Stande als gewöhnliche; letztere bieten zu dem noch den Vortheil, dass sie bedeutend billiger sind. (Arch. der Pharm. Bd. LXXXIX. S. 170.) W. B. Mayer, Verhältniss der Phosphorsäure zu dem Stickstoff in einigen Samen, — M. glaubt aus einer um- 312 fangreichen Untersnchung, die im Auftrage des Generaleomite’s der landwirthschaftlichen Vereine von Bayern ausgeführt wurde, so wie aus bereits früher aufgestellten Thatsachen folgende allgemeine Folge- rungen ziehen zu dürfen. 1. Der Gehalt der Getreidekörner an Wasser ist sehr constant, auch wenn dieselben unter den verschie- densten klimatischen. und Bodenverhältnissen gewachsen sind. 2. Ver- hältnissmässig nicht so constant ist der Gehalt derselben an Phos- phorsäure und an Stickstoff, doch bewegt er sich in bestimmten, ziemlich engen Grenzen. Viele Abnormitäten, welche namentlich äl- tere Analysen ergeben, haben ihren Grund in einer mängelhaften Me- thode der Einäscherung, der Trennung und der Gewichtsbestimmung. 3. Der Aschengehalt der von den Spelzen befreiten Geireidearten va- rürt ebenfalls innerhalb enger Grenzen. Beim ungeschälten Getreide sind die Schwankungen grösser, weil der Aschengehalt wesenllich abhängt von dem Gewichtsverhältniss der Spelzen zur Frucht. 4. Die verschiedenen Mehlsorten, von einer und derselben Frucht, enthalten, je weisser und feiner dieselben sind, um so weniger Stickstoff, um so weniger Salze und in diesen um so weniger phosphors. Verbindungen, 5. Die Kleie von Getreide ohne Spelzen enthält eine sehr grosse Menge von Stickstoff und Salzen. Die Asche besteht grösstentheils aus phosphorsauren Verbindungen und enthält nur wenig Kieselerde, Sie unterscheidet sich dadurch wesentlich von der Asche der Spelzen. Die Kleie ist als ein höchst werthvolles Nahrungsmittel zu betrachten. 6. Die Früchte der Leguminosen enthalten mehr Stickstoff und meist mehr Phosphorsäure, als die der Getreidearten. 7. Das Verhältniss der Phosphorsäure zu den Basen ist in den Gelreidekörnern ein an- deres, wie in den Hülsenfrüchten; jene enthalten in der Asche zwei- basische, diese dreibasische phosphorsaure Salze. In den Legumino- senfrüchten selbst ist die Phosphorsäure wohl in derselben Modifica- tion wie in den Getreidekörnern enthalten und das Alkali, das sich in der Asche mehr an diese Säure gebunden vorfindet ist wohl in dem Samen mit dem für sie characteristischen Eiweissstof, dem Le- gumin, verbunden. 8. Die Existenz der Eiweissstoffe ist bedingt durch die Gegenwart der phosphorsauren Verbindungen. Zwischen den Eiweissstoffen und der Phosphorsäure bestehen bestimmte Ver- hältnisse, so zwar, dass mit der Zunahme der Eiweisskörper eine Zunahme der Phosphorsäure statlfindet. 9. Dies Verhältniss ist für jeden der Eiweissstoffe ein anderes. Die Früchte der Leguminosen, in welchen _hauptsächlich Legumin mit löslichem Eiweiss vorkommt, enthalten auf dieselbe Menge Phosphorsäure ein und ein halb- bis zweimal so viel Stickstoff, als die Getreidekörner, deren Albuminate vorzugsweise aus Kleber mit wenig löslichem Eiweiss bestehen. 10. Wenn einer dieser Eiweissstolle im Samen derselben Pflanzenart und Varietät durch einen andern vertrelen ist, wie solches Millon für Weizen gezeigt hat, so wird dadurch natürlich das Verhältniss des Stickstoffs zur Phosphorsäure ein anderes, 11. In den Getreidekör- nern scheint das lösliche Eiweiss vorzugsweise in dem mittleren, 313 stärkemebhlreichen Theil enthalten zu sein, während die äusseren Theile des Samens die, grösste Menge von Kleber und dann die grösste Menge von Phosphorsäure enthalten. 12. Aus der Gesammimenge der Asche kann man nur. sehr bedingt auf den. Stickstoffgehalt der Frucht schliessen, weil die Asche neben den Bestandtheilen, Jie zum Stickstoff in unmittelbarer Beziehung stehen, auch solche enthalten, bei denen dies nicht. der Fall ist, und weil sich die Basen, wenig- stens ‘bis zu einem gewissen Grade — vertreten können. 13. Aus dem Schwefelsäuregehalt der Aschen, bereitet nach den bisher übli- chen Meihoden, kann kein Schluss auf den Schwefelsäuregehalt der organischen Substanz gemacht werden, aus welcher die Asche er- halten wurde. — Die in der Asche der Früchte meistens gefundene Magnesia ist zum Theil als phosphorsaure Ammoniak-Magnesia in den Körnerfrüchten enthalten. Es drängt sich nun gerade bei der in Rede stehenden Arbeit, die Frage auf, ob man berechligt ist, allen durch die Verbrennung mit Natronkalk erhaltenen Stickstoff, als von Eiweisssteffen herrührend zu betrachten oder vielmehr, ob die Menge des Stickstoffes, der als Ammoniak in diesen Früchten enthalten ist, gegenüber der Menge desjenigen, den die Albuminate enthalten, so klein ist, dass man den Ammoniakgehalt vernachlässigen darf, ohne einen merklichen Fehler zu begehen. Zur Lösung dieser Frage hofft M. in kurzer Zeit elwas beitragen zu können. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. CI. S. 129.) W. B. Nilkles, Gegenwart des Fluors im Blut, — Berzelius hält die Gegenwart des Fluors im Lhierischen Organismus für zufällig; seitdem aber das Fluor fast in jedem Wasser nachgewiesen ist, liess sich vermuthen, dass es nicht nur auch in den organischen Welt verbreiteter, sondern sich auch als integrirender Bestandtheil befinden möge. N. hat das Vorkommen desselben beim Menschen, Schaaf, Schwein, Rind und Hund, sowie bei Vögeln (Truthahn, Gans, Ente, Huhn) nicht nur im Blute, sondern auch in der Galle, dem Eiweiss, in der Gelatine, dem Speichel, dem Urin, dem Harn der Wieder- käuer, kurz- fast im ganzen Organismus nachgewiesen, (Journ. de Pharm. et de Chim. T. XXX. p. 406.) M. E. Robiquet, spontane Darstellungsweise des valerıansauren Ammoniaks. — Die wachsende therapeutische Anwendung des valeriansauren Ammoniaks bestimmte B., statt der bisherigen schwierigen Darstellungsweise einen Weg zu finden, auf dem es leicht und rein gewonnen werden könnte. Er liess sich da- bei von der Erfahrung leiten, dass die Ammoniaksalze im Allgemei- nen viel leichter bei einem Ueberschusse von Ammoniak krystallisiren, als im neutralen oder sauren Zustande. Seine Methode ist folgende: Auf eine platte Scheibe z. B. von Porcellan, stellt er ein flaches Ge. fäss, welches ein inniges Gemenge von 50 Grm. gepulverten Chlor- ammenium und 100 Grm. gelöschtem Kalke enthält. Darüber bringt er ein Schälchen mit 20 Grm. ‚höchst concentrirter Valeriansäure, al ‚314 von öliger Consistenz, an und bedeckt das Ganze mit einer gut aul- schliessenden Glasglocke. Das sich in dem unteren Gefässe entwik- kelnde Ammnoniakgas wird von der Valeriansäure so energisch ahsor- birt, dass sie schon nach einem Tage krystallinisch erstarrt und nach dem Verlaufe von weiteren vier und zwanzig Stunden vollständig ge- sätliet ist. Das Salz ist dann vollkommen trocken, weiss und von grosser Reinheit. Es muss sorgfältig aufbewahrt werden, Ja es an der Luft schnell Ammoniak verliert, Wasser anzieht, und sich färbt. Es ergab sich durch mehrfache Versuche, dass das Gelingen der Dar- stellung nur von der nölhigen Concentralion, nicht aber von der Art der Gewinnung der Valeriansäure abhängt. (Ibid. T. XXX1.p. 9.) J. Ws. Schlagdenhaufen, Untersuchungen über den Amyl- alkohol. — 1. Einwirkung des Chlorkalks auf Amylalkohol. Wenn man Amylalkohol mit Chlorkalk und Wasser destillirt, so besteht das Destillat aus zwei Schichten, deren unlere Wasser, deren obere Amyl- alkohol und ein Chlor haltiger Körper ist, welchen letztern Verfasser in einer früheren Arbeit für verschieden von Chloroform gehalten hat. Die jetzt von ihm angewendele fractionirte Destillation stellt aber den Körper allen seinen physikalischen und chemischen Eigen- schaften nach als reines Chloroform hin. 5 Theile Amylalkohol, 20 Theile Chlorklalk und 40 Theile Wasser liefern ungefähr einen Theil Chloroform. 2. Einwirkung des dreifachen Chlorphosphor auf essig- . saures und benzoösaures Amyloxyd. Der Verfasser hat eine Mischung von essigsauren Amyloxyd und dreifachem Chlorphosphor in einer zugeschmolzenen Röhre 6 Stunden der Temperatur eines Oelbades ausgeselzt; es setzte sich dabei, ein glasiger gelber Niederschlag von phosphoriger Säure ab, der sich bei Verlängerung der Operation nicht mehr vermehrte. Die überstehende Flüssigkeit der fractionırten De- ‚stillation unterworfen, lıeferte bei 70% ein Gemisch von Chloracetyl und wenig Chloramyl, dann reines Chloramyl, endlich über 125° essigsaures Amyloxvd. Verf. stellt diesen Process durch die Formel dar: 30%H4303,0410#110 4 2PCI? = 2P03 + 3C?330?c1 + 3C10H CI, Analoge Resultate lieferte die Einwirkung des dreifachen Chlorphos- phors anf benzoösaures Amyloxyd 30144503,0104 110 4 2PCi?= 2P03 —+ 30.1224 502C1 + 3Ct’H3Cl. 3. Einwirkung von Reduetionsmitteln auf salpetersaures Amyloxyd. Der Verf. hat beı dieser Arbeit den Zweck die Zerselzungsweise der organischen Nitrate bei Gegenwart von Eisensalzen einer sichern Erklärung zu unterwerfen. Bei der Einwirkung von salpetersauren Amyloxyd auf eine Eisenoxydullösung, scheidet sich Eisenoxyd und Stickstoffoxyd ab. Nimmt man dagegen essigsaures Amnyloxyd, so uxydirt sich das Eisen auf Kosten des gan- zen O der Salpetersäure und des Wassers; es bildet sich Ammoniak. (Ibidem T. XXX. p. 401.) 0. K. Liebig, Darstellung der Pyrogallussäure — Die Pyrogallussäure, auf deren vortheilhafte Anwendung ın der Photo- 315 graphie L. aufmerksam machte (Ann. d. Chem. u. Pharm. N. X. Bd. I. S. 113.), hat seitdem die Gallussäure ganz verdrängt. Jetzt macht L. ein Verfahren zu ihrer Darstellung bekannt, das unter allen die vor- theilhafteste Ausbeute geliefert hat. Stark getrocknete Gallussäure wird mit dem doppelten Gewicht gröblich gepulverten Bimstein ge- mischt und in einer Tubulatretorte, welche nicht über 1/, damit an- füllt ist, in einem Kohlensäurestrome ihrer Zersetzungstemperatur aus- gesetzt. 2 At. Gallussäure C28H1?020 verwandeln sich hierbei in 2 At. Pyrogallussäure, 1 At. Metagallussäure C12H20% wobei 4 At. Koh- lensäure und 2 At. Wasser frei werden. Hiernach sollten 100 Th. getrockneter Gallussäure 20 Th. Pyrogallussäure liefern. Die Aus- beute beläuft sich jede nur auf 31 bis 32 pCt. Der Verlust wird zum Theil dadurch bedingt, dass die Pyrogallussäure nahe bei der Temperatur, in welcher die Gallussäure zersetzt wird, in Wasser und Metagallussäure zerfällt, durch den Kohlensäurestrom, der die sich bildende Pyrogallussäure so rasch wie möglich aus der heissen Re- torte in die lose angelegte geräumige Vorlage überführt, soll dieser Verlust möglichst eingeschränkt werden. Ausser den weissen, glän- zenden Nadeln, die sich im weiten Halse der Vorlage ansetzen oder wenn diese schmelzen, der weissen Kruste, die sich weiter unten ablagert, verdichten sich in der Vorlage gleichzeitig die Dämpfe der Pyrogallussäure und des Wassers zu einer syrupdicken Lösung, aus der man die Pyrogallussäure durch Verdunsten, wiewohl niemals un- gefärbt, gewinnen kann. Auch beim Schmelzen nimmt die Pyrogal- lussäure eine röthliche Farbe an, die sich nicht entfernen lässt. Die -—. Kohlensäure entweicht als weisser Rauch und dies macht unzweifel- haft, dass man durch einen besser construirten Apparat noch einige Procent Pyrogallussäure gewinnen würde. (Annal. d. Chem. und Pharm. Bd. CI. p. 47.) W. B. Gobley, Untersuchungen über die chemische Natur der Galle und der darin enthaltenen Fette. — Verf. hält für die Entscheidung der Frage der Physiologie, ob die Galle ihrer Natur nach nur ein Exeret sei, und in welchem Verhältniss sie zur Verdauung stehe, die Bedeutung der in ihr sich findenden Fettstoffe für entscheidend. Die Versuche, welche Verf. angestellt und hinsicht- lich deren wir auf das Original verweisen ergeben die Resultare, dass die Olein- und Margarinsäure nicht wie man gewöhnlich ansimmt in der Leber praeexistiren, sondern dass sie Zersetzungsproducte des Leeithins (?) durch chemische Agentien oder durch Fäulniss sind; das Olein, Margarin, Cholesterin und Leeithin bilden die nähern Be- _ standtheile des Fettes der Galle. Alle diese Stoffe werden im Darm absorbirt, da man in den Excrementen nur geringe Spuren Olein, Margarin und Cholesterin findet. Deswegen darf die Galle nicht als unbrauchbares Exeret angesehen werden, was auch daraus hervor- geht, dass die Thiere bei ihrem Verlust, mehr Nahrungsstoff bedür- fen, (Journal de Pharm, ei de Chim. T. AXX, p. 241.) O0. K. “ 21° 316 J.L. Soubeiran, über den sogenannten Jagrezucker. — In Indien ‚und dem indischen Archipel gewinnt man aus dem Safte verschiedener Palmenarten den sogen. Jagre- oder Jaggerzucker, der dort in enormen Mengen consumirt wird. In ralfinirtem Zustande schliesst er sich ‚dem Rohrzucker entschieden an, zeigt aber roh, je nach den Palmenarten, aus denen man ihn gewinnt, wesentliche Differenzen, In Anfang der Blühtenzeit, oder in einigen Fällen erst nach Beendigung derselben, bohrt man die Stämme der Bäume an und dampft den aufgefongenen Safı mit etwas Kalk, um die Säure zu neulralisiren, bis zur dieken Syrupsconsistenz ein. „Beim Erkal- ten erstarrt dann der Zucker za festem, krystallinischem Wasser. Die Bäume gewähren, wenn die Saftentziehung elwas gemässigt wird, viele Jahre eine gute Ausbeute, — Ein einziger Baum von Cocos nu- eifera ‚liefert im Jahre mehr als 500 Pfund -Palmwein oder Callon, der ein Fünftel Zucker enthält, weleher, in Cocosnüssen geformt, in runden Bıoden «in den Handel kommt, und vorzugsweise auf den Mal- diven, der Coromandel- Küste, den Mollucken, zum Theil auch Ceylon und in. Guzerale gewonnen wird. — Brassus flabelliformis L. wird meist in Remnad und Geylon ausgebeulet, und der Rohzucker auch schon von französichen Fabriken bis zum Betrage von 1800 Tonnen jährlieh raffinirt. — Phoenix: daetylifera, vorzugsweise an der Küste von Orixa vorkommend, liefert einen guten Zucker, doch ist der von Cocos Nipsh noch mehr. geschätzt. ‚Er ist brauner, etwas fellig, we- ‘niger kryslällinisch und besızt einen salzigen Nachgeschmack, da der kleine sorgfältig eultivirte Baum vorzugsweise am Meere gedeiht. Eine Hektare Land trägt 13000 Bäume, ‘die bei. 580 Franken Unko- sten 250 Hektolitres Zucker mit einem Gewinne von 770 Fr. geben. Der Salt von Borasus Gomodus Rumph. wird weniger zur Zucker- bereitung, als zur Darstellung von Toddy und Arak. benutzt, wohin- gegen der von Sagus Rumphii das vorzüglichste Fabrikat liefert, wel- ches in Java sogar dem Rohrzucker vorgezogen wird. Gegohren giebt der Saft einen guten Wein von mildem Geschmack. — In Fra- vencoe werden auch aus Caryota urens geringe Mengen von Palmen- zucker gewonnen. — Der Jagrezucker wird in Indien auf dieselbe Weise wie der Rohrzucker bei uns verbraucht; eine Anwendung aber ist uns fremd, die zum Mörtel, dem er eine grössere Bindekraft er- theilen soll. (Ibidem T. XXXl. p. 14.) A J. W. Dubrunfaut, über die bei der Weingährung her- vorgebrachte Wärme und mechanische Kraft. — Die Be- wahrung der während der weinigen Gährung entwickelten Wärme bietet keine besondern Schwierigkeiten. Nur scheint sich ein Element der directen Beobachtung zu entziehen; es ist dies die Wärmemenge, welche durch Austrahlung oder durch die Gefässwände verloren geht. Hier kann jedoch Newton’s Formel für das Gesetz der Abkühlung an- gewendet werden. Die Abkühlung kann auch aus folgenden Elemen- 317 ten berechnet werden. Nachdem;, die, Erhöhung. .der Temperatur | in. dem Weine während. der. Gährungszeit festgestellt worden, bestimmt man die ‚Zeit, welche 'nöthig. ist, um. die Flüssigkeit auf! ihre ur- sprüngliehe Temperatur zurück zu bringen, wobei das umgebende Mittel auf, gleicher Temperatur erhalten wird. — In einem Raum, dessen Temperatur nur zwischen 4-12 und 16° schwankte, wurden 21,406 Liter (18,690 Quart' Most,) die: 255 Kilogr., (491,9 Pfd.) Zucker enthielten, zur ‚Gährung \ gebracht. Die ‚ursprüngliche Temperatur (+ 23,7%) erhöhte sich allmählig auf 33,75%, ‚Die, Abkühlung be- trug in 4 Tagen 4°... Die. Temperaturerhöhung der ‘ganzen ‚Masse würde. demnach 14,030 gewesen sein‘, statt: 10,03 °, wenn der Bot- tich vor Abkühlung. geschützt werden wäre. — Die erzeugte Kohlen- säure‘ belief sich ı auf.. 1156. Kilogrm.. (2471,5 Pfd., also auf 45,18 pCt. vom Zucker), entsprechend 614,893 Liter (19,889'79 Kubikfuss) bei 760”M Barometerstand und 15°C. Bei diesen Daten berechnen sich folgende Wärmemengen: i Wärme - Einh. 21,400 Kilogrm.. Wein von 4 14,05 300,670 Durch das Holz aufgenommene Wärme 7,280 1156 Kilogrm. Kohlensäure, erzeugt bei — 24° 6,096 19236 Grm. verdunstetes Wasser X 565° 10,869 Summa 324,915. Diese Menge umfasst sowohl die fühlhare, wie die latente Wärme, Erwägt man, dass die Kohlensäure das Gewicht der Atmo- sphäre heben muss, um sich zu entwickeln, also eine mechanische Wirkung hervorbringt, unter Umständen, die denen ähnlich sind, unter welchen eine Umwandung der Wärme in ihr mechanisches Aequi- valent festgestellt worden ist, so kann man. dieses Element in die Frage aufnehmen. Der Werth für die während der Gährung hervor- gebrachte Wirkung ist = 6351814 Kilogrm. - Meter (= 43167917 Fuss- Pfund). Hieraus ergeben sich noch 14535 Wärmeeinheiten, so dass sich im Ganzen 339450 Wärmeeinheiten bei der Gährung von 2559 Kilogrm. Zucker entwickelt haben. Die nützliche Wirkung der Wärme repräsentirt fast ?/,, des absoluten Effectes. — D. hat ferner die Zahl für die durch Gährung entstandene Wärme mit der vergli- chen, welche man bei der direeten Verbrennung einer äquivalenten Menge Kohlenstoff zu Kohlensäure erhält. 1156 Kilogrm. Kohlen- säure enthalten 315 Kiloerm. (673,47 Pfd.) Kohlenstoff und diese liefern bei der Verhrennung zu Kohlensäure 2520000 Wärmeeinhei- ten. Die bei der Spaltung des Zuckers in Alkohol entwickelte Wärme macht nur 0,134 von der aus, welche das gleiche Gewicht Gas bei directer Verbrennung des Kohlenstoffs liefert. — Werden dıe be- schriebenen Gährungsversuche in verschlossenem Gefässe und ohne Gasableitung vorgenommen, so würde im Gefässe ein Druck von 30 Atmosphären entstanden sein. Es könnte durch Anwendung der dop- pelten Menge Zucker eine doppelte Pressung, also ein. Druck von 60 Atmosphären erzeugt werden. Natürlich kann aber auf diesem Wege 318 nicht beliebig fortgeschritten werden; eine Vergrösserung des Druckes kann das Flüssigwerden der Kohlensäure bedingen und die Gährung unterbrechen. Nach Döbereiner soll eine alkoholische Gährung bei einem Druck von 28 Atmosphären aufhören, nach D. aber unter einem weit grösserem Drucke noch stattfinden können. — Die durch Gährung des Düngers und des feuchten Heues erzeugte Wärme, muss noch viel grösser sein. Durch erstere tritt oft eine Art von Ver- kohlung der Mistlager in den Bleiweissfabriken ein und feuchtes Heu bewirkt oft Entflammung der umgebenden Gegenstände. Da die durch Gährung des Zuckers erzeugte Wärme ein dem: Zucker gleiches Ge- wicht Wasser nur um 133° erhöhen kann, so muss die durch Gäh- rung des Düngers und des Heues erzeugte Wärme wenigstens 4—9 Mal so gross sein. (Compl. rend. T. XLII. p. 945 ff.) W. B. Berthelot, über die Gährung. 1. Der Mannit liefert, wenn derselbe einige Wochen mit Kreide und Käse gemischt bei 40° C. stehen bleibt, eine grosse Menge Alkohohl unter Entwicklung von Kohlensäure und Wasserstoff, wobei gleichzeitig Milchsäure entsteht, Fast aller Stickstoff des Ferments entweicht in Gasform. Eine Bil- dung von Hefenzellen konnte nicht beobachtet werden. Alle thieri- schen Gewebe und sauerstoffhaltigen Körper wirken fast ebenso wie der Käse. 2. Das Dulein giebt unter gleichen Umständen eine grosse Menge gewöhnlichen Alkohols. 3. Das Sorbin nur hisweilen, aber stets Milchsäure. 4. Das Glycerin eine gewisse Menge gewöhnlichen Al- kohol. Dadurch wird die grosse Annäherung des Glycerin und. Man- nit an die unmittelhar gährungsfähigen Zuckerarten bestätigt. 5. Un- ter gleichen Umständen geben auch Rohrzucker, Stärkezucker,. Milch- zucker, Gummi, Stärke, und die Bierhefe eine gewisse Menge Alkohol, dessen Bildung nicht verhindert wird durch gewisse Salze und äthe- rische Oele, die man als Hinderniss der alkoholischen Gährung be- trachtet. Bei Sorbin, Milchzucker und Stärke konnte zu keiner Zeit in der Flüssigkeit eine intermediäre Substanz aufgefunden werden. Beim Mannit, Dulein und Glycerin wurde .nie die vorübergehende Bildung eines der Glucose ähnlichen Zuckers beobachtet. 6. Lässt man den kohlensauren Kalk fort, so tritt keine Gährung der 3 ge- nannten Stoffe ein. Lässt man aber eine Lösung von Mannit oder Glycerin von mittlerer Concentration in Berührung mit gewissen fri- schen Geweben, namentlich denen vom Testikel und Pankreas stehen, so findet sich sehr häufig nach wenigen Wochen ein der Glucose ähnlicher Zucker, der unmittelbar gährungsfähig ist und zwar in grös- serer Menge als die in Lösung gegangene stickstoffhaltige Substanz. (Ibidem T. XLIII. p. 238). W. B. Geologie. v. Dechen, der Teutoburger Wald, eine geognostische Skizze, — Wir theilen aus dieser höchst schät- zenswerthen Abhandlung in den Verhandlungen des rhein.-westphäl. Vereins 1856 XIII. S. 331 — 410 unsern Lesern die Schlussbemer- kungen aus den Detailuntersuchungen mit. — 1, Die Reihenfolge der 319 Gebirgsbildungen, welche in. dem Teutoburger Wald auftreten, um- fasst einen beträchtlichen Theil der überhaupt bekannten und ist von den ältesten anfangend: Steinkohlengebirge, Rothliegendes, Zechstein, Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper, Lias, mittler Jura, oberer Jura, Serpulit, ‘Wealdthon, Hilssandstein, Gault, Flammenmergel oder obe- rer Gault, Pläner, Diluvinm. — 2. Das Steinkohlengebirge tritt nur ‘in der Bergplatte von Ibbenbühren auf. Die Aufrichtung seiner Schichten und die Veränderung seiner ursprünglichen Oberfläche war bereits erfolgt, als der Zechstein auf demselben abgelagert wurde, Denn derselbe bedeckt das Kohlengebirge in abweichender Lagerung. der steile 'Südrand dieser Bergplatte musste bereits vorhanden sein und demselben eine grosse Tiefe vorliegen, in denen so viele Schich- tenabsätze in den nachfolgenden Perioden statıfinden kounten. — 3. Das Rothliegende, welches nur an dem Hügel auftritt “und sonst erst in weiter Entfernung gegen 0. hin an dem Südrande des Harzes vorkommt, reicht bei seiner Ablagerung an dem Rande des Ibbenbührener Steinkohlengebirges nur bis zu einem Niveau, dass es von dem Zechstein, Buntsandstein und den jüngeren Gebirgsbildungen vollständig bedeckt werden musste. Es kann daher auch gar nicht ermittelt werden, wie sich die Zeit der Ablagerung des Rothliegenden zu derjenigen verhält, in welcher die Aufriehtung der Schichten des Steinkohlengebirges und die Veränderungen seiner Oberfläche erfolgt sind, da beide Gebirgsarten mit einander in keine Berührung in die- sem Gebiete kommen. Es verdient hier nur bemerkt zu werden, dass auch in der Nähe des S. Endes des Teutoburger Waldes der Zechstein unmiltelbar die Schichten des Westphälischen Grauwacken- gebirges abweichend überlagert und hier das Rothliegende elienso fehlt, wie in der Umgebung des Ibbenhührener Kohlengebirges. — 4. Der Zechstein findet sich in kleinen isolirten Partieen auf dem Ibbenbührener Kohlengebirge in einer nach seiner Ablagerung wenig veränderten Lage; dagegen an einzelnen Stellen des südlichen Randes desselben von den mannigfachsten Veränderungen ergriffen. Der Zechstein, welcher das Rothliegende am Hüggel bedeckt, hat an den späteren Hebungen desselben Theil genommen. Der Zechstein an dem Ostrande des westphälischen Grauwackengebirges hat eine wenig veränderte Schichtenlage und hat nur Verwerfungen mit seiner Un- terlage gemeinschaftlich erlitten, die also ert nach der Ablagerung des Zechsteins eingetreten sein können. — 5. Die drei Glieder der Trias: Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper schei- nen in diesem Bezirke in gleichmässiger Lagerung auf den Zechstein zu folgen, Dieselben haben in dem südlichen Theile des Teutobur- ger Waldes Aufrichtungen ihrer Schichten und Veränderungen ihrer Oberfläche vor der Ablagerung der sämmtlichen Kreidebildungen er- litten; Veränderungen ihrer Oberflächen sogar vor der Ablagerung des Lias,. Keuper und Lias folgen zwar unmittelbar aufeinander, indes- sen findet in dieser Gegend doch eine grosse Trennung zwischen bei- den statt, um solchen Veränderungen Zeit zu lassen, indem die obe- ren Sandsteine des Lias gänzlich fehlen. —: 6. Die drei’ Glieder der Trias kommen von dem S. Ende des Waldes bis an den Rand 'des lbbenbührener Kohlengebirges vor, dieselben fehıen aber gänzlich ‘an dem südlichen Rande des Kreidebeckens von Münster von Essentho an gegen W. bis zum kheine hin, ebenso wie ihre Unterlage‘'von Zechstein und von Rothliegendem. Es entsteht daher die Frage: bis zu welcher Grenze sich dieselben unter der Kreidebedeckeng von ih- rem Hervortreten an der Oberfläche in W. und S, Richtung ausdeh- nen mögen; oder, was ziemlich gleich bedeutend damit ist, welche Gestalt hat die einstmalige Küste des Meeres: gehabt, in welchem: die Trias abgelagert wurde, von Essentho in NW. Richtung gegen lbben- bühren hin? Diese Frage hat nicht bloss ein theorelisches, sondern auch ein doppeltes ‚praktisches Interesse. Die Trias ist das Stein- salzführende Gebirge im NW. Europa. Da, wo also: in dem Bek- ken von Münster die Kreidebildung die Trias nicht überlagert ‚wo unter der Kreide in diesen Gegenden das Vorkommen der Trias nicht wahrscheinlich ist, da darf auch kein Steinsalz erwartet werden, Dann ist diese Frage aber auch wichtig in Bezug auf die Aufsuchung der Fortsetzung der Steinkohlenbildung der Ruhr unter den Kreidebildungen in dem Becken von Münster, ‘denn wenn schon nach der Mitte dieses Beckens hin die Mächtigkeit der Kreidebildun- gen immer mehr zunimmt, so wird.doch da, wo die ‚Trias zwischen den Kreidebildungen und: der Oberfläche des Steinkohlengebirges auf- tritt, die Tiefe bis zu diesem letzteren ausserordentlich zunehmen und nur mit sehr viel grösseren Schwierigkeiten zu. erreichen sein, als in denjenigen Bezirken, wo bei dem Fehlen der Trias die Kreide- bildungen unmittelbar anf dem Steinkohlengebirge aufliegen. Wenn berücksichtigt wird, dass der äusserste Punkt, wo SW. vom Rheine noch ein Glied der Trias (der Keuper) die Oberfläche. erreicht, bei Ebbing, ungefähr zwischen Rathum und Südlohn liegt, so könnte wohl angenommen werden, dass eine Linie von hier nach Essentho gezogen, welche nahe N. von Dülmen vorbei geht und die Lippe oberhalb Gültrop schneidet, den südlichen Rand der Trias unter den Kreidebildungen bezeichnen würde. Diese Linie liegt jedoch, beson- ders in: ihrer östlichen Erstreckung, ‘zu weit gegen $., denn der Flötzleere ist in dem Aftenthale bis: Büren unmittelbar von den Krei- debildungen bedeckt, es. tritt hier kein Glied der Trias dazwischen auf, und 1/, Meile S. von Lippstadt an der Geseke ist mit einem Bohrloche unmittelbar unter der Kreide ein Gestein erreicht worden, welches nur dem Grauwackengebirge angehören kann. Zwischen Lipp- stadt und Essentho muss daher nothwendig diese Verbreitungsgrenze der Trias weiter gegen N, liegen, als sie durch die oben angegebene Linie bezeichnet wurde. Unsicher wird: diese Betrachtung noch da- durch, dass sich das Kohlengebirge von Ibbenbühren und der Hügel steil aus den umgebenden Schichten hervorhebt. Solche Hervorhe bungen und grössere Unregelmässigkeiten der Grenze können ebenso wohl unter der Bedeckung der Kreidebilduugen wie an der Oberfläche = 321 vorkommen. Sicherer scheint die Frage zu beantworten zu sein: wor- aus: besteht der ursprüngliche Küstenrand der Trias auf der Linie von Ebbing bis Essentho? Da nur die Glieder der Kohlengruppe und des Devon in diesem Bezirke als älter hervortreten, so liegt kein Grund vor anzunehmen, dass andere Bildungen hier auftreten, nur Zechstein und Rothliegendes mag demuach dazwischen den stufenweis verminderten Umfang des vormaligen Meeres bezeichnen. — 7. Die Glieder des Jura finden sich ın diesem Gebiete an der Oberfläche nur sehr zerstreut. Bei ihrer Ablagerung müssen sie nothwendig einen zusammenhängenden Verbreitungsbezirk gehabt haben, der die jetzt vereinzelten Partieen 'einschloss,. In dem südlichen Theile des Teutoburger Waldes nehmen 'sie an den Hebungen und Störungen Theil, welehe die Triasschichten vor der Ablagerung der sämmtlichen Kreidebildungen erlitten haben. Ihre Lagerung zeigt aber eines Theils, dass ihr’ Verbreitungsbezirk in einigen Gegenden über denje- nigen hinausgreift, welchen die Trias einzimmt; so. grenzt der Lias stellenweise unmittelbar an das Kohlengebirge von Ibbenbühren und übergreilt hier nicht allein den Keuper und Muschelkalk, sondern. selbst den Buntsandstein. An mehreren Punkten ruht der Lias auf Muschelkalk auf und greift also entweder über das Verbreitungsgebiet des’ Keupers hinweg, oder seine Ablagerung ist erst erfolgt, nach- dem der Keuper theilweise zerstört worden war. Die äussersten Punkte, an denen der Lias in diesem Gebiet auftritt, sind Rhein und Welde; der mittlere Jura reicht gegen S. bis an den Ralekesberg bei Volkmarsen. Das südliche Verbreitungsgebiet scheint schon ursprüng- lich einen schmalen Busen erfüllt zu haben, so dass die Grenze des Lias unter den Kreidebilduegen des Beckens von Münster sehr wahr- scheinlich viel weiter gegen N. und 0. gelegen haben mag, als dieje- nigen der Trias. Das Verbreitungsgebiet des Lias war hier beschränk- ter. — 8. Die Mächtigkeit, in welchem der Lias, der mittlere und obere Jura in diesem Bezirke auftritt, ist überhaupt sehr gering. Damit "hängt auch das abgerissene Vorkommen zusammen. Die Schichten sind durchaus nicht in irgend einer Vollständigkeit entwik- kelt, wie sie in dem nahen Wesergebirge in so grosser Ausdehnung vorhanden ist. Diess mag theils seinen Grund darin finden, dass der uns im. Teutoburger Walde sichtbare Theil dieser Bildungen dem ur- sprünglichen Rande der Ablagerung sehr nahe gelegen hat und daher die Schichten nur in geringer Mächtigkeit abgelagert worden sind, theils aber darin, dass durch sehr bedeutende Zerstörungen und Ent- blössungen (Denudationen) die abgelagerten Schichten wieder wegge- rissen worden sind. Ganz besonders ist hervorzuheben, dass der einzige Punkt, wo der obere Jura in diesem Bezirke bekannt ist (am Kreuzkrug SO. von Werther) ursprünglich mit einer allgemeinen Verbreitung dieser Schichtenfolge im Zusammenhange gestanden ha- ben muss; — 9. Die Wealdbildung besteht aus einer unteren Abtheilung, Serpulit (Sperpulitenkalk), welcher im Meere und aus seiner oberen Abtheilung, ‘dem Wealdthon und Sandstein, 322 welcher im brackischen und Süsswasser abgelagert worden ist. ' Die Verbreitungsbezirke dieser beiden Schichtenfolgen scheinen jedoch nicht wesentlich von einander abzuweichen. Aber so weit nach dem Vorkommen der Wealdbildungen am Teutoburger Walde, an der gegenwärtigen Oberfläche geschlossen werden kann, ist ihr Verbrei- tungsbezirk ‚durchaus von demjenigen der vorhergehenden, ältern Bil- dungen verschieden. Weiter gegen SO. als Oerlinghausen erscheint keine Schicht der Wealdbildung am Teutoburger Walde, und es ist kein. Grund vorhanden anzunehmen, dass sie auch in grösserer Tiefe sich nach dieser Richtung weiter ausdehnen sollte. In SW. Richtung von Rheine ist der letzte Punkt des Vorkommens von Wealdthon bei Raıhum, und wenn die südliche Grenze dieser Bildung ‘unter der Kreidebildung im Becken von Münster nach dieser ziemlich genau von W. nach O0. laufenden Linie angenommen wird, so würde S. von Münster die Wealdbildung unter der Kreide nicht weiter vorhanden sein. Gegen W. und NW. reicht diese Bildung noch N. von Bent- heim und über die vereinzelten Keuperpunkte hinaus. Bei allen vor- hergehenden Bildungen ist nur die südliche Grenze ihrer Verbreitung in diesem Bezirke untersucht worden, allein bei der Wealdbildung zeigt sich schon entschieden, dass sie in der Richtung von Oerling- hausen, Borglohe, Ibbenbühren einen Rand, eine Grenze ihrer Verbrei- tung gehabt haben müsse, denn ausserhalb dieser Linie gegen 0. und N. findet sich keine Spur derselben, Es ergiebt sich hieraus für die ursprüngliche Verbreitung der Wealdbildung die Gestalt eines gegen W. geöffneten Busens, dessen Scheitel in der Nähe von Oerlıngbau- sen und dessen S. Rand ungefähr gerade nach W, nach Rathum hin verlief, während der nördliche über Borglohe nach Ibbenbühren ging. Der Verbreitungsbezirk dieser Bildung, welche in der Gegend von Borglohe sehr bauwürdige Steinkohlenflötze einschliesst, hat deshalb ein praktisches Interesse. — 10. Die Bildung des nördlichen Randes für die Verbreitung der Wealdschichten, oder ‘eine Küste, welche hier das Meer begränzte, in dem diese Schichten abgelagert wurden, selzt nolhwendig die Hebung der früher hier unter dem Meere gebildeten Schichten des Jura, der Trias voraus. Dass diese Hebung mit einer beträchtlichen Aufrichtung der Schichten und mit ‚beträchtlichen Zerstörungen derselben verbunden gewesen ist, zeigt die Grenze der Wealdbillung zwischen Borglohe und Wellingholzhau- sen sehr bestimmt. Diese Hebung halhıt also beinahe, wenn auch nicht ganz, die Richtung des NW. Theiles des Teutoburger Waldes von SO. gegen NW. gehabt und ist diess die älteste Hebung in. dieser Richtung, von der hier ein Zeugniss erhalten worden ist; dieselbe ist jünger als der Jura und älter als die Wealdbildung. — 11. Von der Kreidebildung treten nur die beiden unteren Abtheilungen: der Hilssandstein, der Gault in seinen beiden Abtheilungen und das unterste Glied der oberen Abtheilung, der Pläner in den Bezirken des Teutoburger Waldes auf. Die höheren Glieder der obe- ren Abtheilung bleiben. ziemlich weit davon entfernt in der Mitte des 323 Beckens von Münster zurück, nehmen also ein viel kleineres Verbrei- tungsgebiet ein, als die tieferen, älteren Schichten der Kreidehildung. -— 12. Der Hilssandstein verbreitet sich nur wenig in O. u.N. über den Hügelzug des Teutoburger Waldes hinaus, in vereinzelten Partieen zwischen Kühlsen und Siebenstern,® bei Werther und im Iburger Gebirge, und diese Partieen bezeichnen nach diesen Richtun- gen hin die Grenzen seines Verbreitungsgebietes oder die Küstenrän- der des Meeres, in welchem: dieser Sandstein abgelagert wurde. Nur gegen S. greifen dieselben über die Begränzung der Wealdbildung wesentlich hinaus. Bemerkenswerth ist ‘dabei der plötzliche Ueber- gang von dem Zustande des hrackischen und süssen Wassers, in wel- chem die oberen Schichten ‘der Wealdbildung abgelagert wurden, zu dem offenen Meere, in welchem der His sandstein abgelagert worden ist, eigentlich die Rückkehr zu demselben Zustande, welcher früher bei der Ablagerung aller bis zur Wealdbildung angeführten Gebirgs- schichten stattgefunden hatte. ‘Von dem Burgberge bei Borlinghausen läuft der Küstenrand des Meeres, worin der Hilsandstein abgelagert wurde, ungefähr gegen N. bis in die Gegend von Horn und wendet sich hier in einen Bogen gegen Oerlinghausen. Dieser Rand stimmt nahe mit dem der Wealdbildung von Ibbenbühren bis Oerlinghausen überein und ist daher zwischen der Ablagerung des Jura und derje- nigen der ältesten Kreidebildungen entstanden. Von Oerlinghausen aus greift die Verbreitung des Hilssandsteines nur allein bei Werther über diejenige der Wealdhildung hinaus. — 13. Die Bildung des -Küstenrandes in der Richtung von Borlinghausen gegen N. und dann bei Horn bogenförmig gegen NW. nach Oerlinghausen vor der Ab- lagerung des Hilssandsteins, ungefähr dem Verlaufe des Teutoburger Waldes in seiner ganzen Ausdehnung folgend, und dabei in Ueber- einstimmung mit dem Küstenrande für die Ablagerung der Weald- bildung ist für die Erkennung der Bildungsursachen dieses ganzen Hügelzuges von der äussersten Wichtigkeit und muss daher beson- ders hervorgehoben werden. Diese Hebung hat die Glieder des Jura und der Trias in dieser Gegend betroffen und einen zusammenhän- genden Küstenrand von der NO. Spitze des Teutoburger Waldes bis gegen Ibbenbühren geschaffen, welcher früher und namentlich bei der Ablagerung der Juraschichten nicht vorhanden war. — 14. Da an dem südlichen Rande des Kreidebeckens von Münster: keine Spur von Hilssandstein weder an der Oberfläche, noch in den vielen Bohrlöchern bekannt ist, welche hier durch den Pläner bis auf das Steinkohlengebirge. und dıe älteren Schichten überhaupt niedergebracht worden sind, so muss nothwendig der: Hilssandstein unter der Ver- breitung des Pläners eine Grenze besitzen. Da derselbe W. von Rheine noch bei Gildehaus und Losser auftritt, so würde danach diese Grenze in einer Linie von Blankenrode nach Losser hin ‚ange- nommen werden mögen, wobei jedoch wegen der wenigen Anhalts- punkte, die dazu vorhanden sind, manche Bedenken bestehen bleiben. — 15. Der untere Gault folgt von Blankenrode bis Altenbecken 324 zusammenhängend dem Hilssandstein mit ‚etwas vermindertem Verbrei- tungsgebiete, zeigt sich an der Grotenburg und tritt bei. Rheine und W. von Wetteringen wieder hervor. Der Flammenmergel oder der obere Gault ist nur allein in dem Theile des Teutoburger Waldes zwischen demsGlusebrink bei Borgholzhausen und dem Hop- penbrink bei Wistinghausen bekannt. Diese beiden Abtheilungen des Gault kommen daher nicht zusammen in unmittelbarer Ueberlagerung im Teutoburger Walde vor und ihr gegenseitiges Verhältniss ist nur aus anderen Gegenden bekannt. Diess mag daher noch als einiger Massen zweifelhaft betrachtet: werden und wird sich vielleicht durch eine genauere Untersuchung noch bestimmter ermitteln lassen. Der Gault zusammengenommen folgt der Verbreitung des Hilssandsteins und besitzt dabei ein etwas vermindertes Verbreitungsgebiet als dieser und theilt mit demselben auch die Eigenthümlichkeit an dem S. Rande - des Kreidebeckens von Münster durchaus zu fehlen. Wie daher die südliche Grenze des Gault unter den bedeckenden oberen Kreide- schichten gestaltet sein mag, ob sie hier über den Hilssandstein weg: greift, oder wie am O0. und NO. sichtbaren Rande von demselben eingeschlossen wird, darüber mangelt jede Kenntniss. — 16. Die eigenthümlichen Schichten der Tourtia oder des Grünsandes von Essen, welche am südlichen Rande des Kreidebeckens von Münster von Mühlheim a. d. Ruhr an ostwärts bis Wünnenberg ohne Unter- hrechung vorkommen und in so vielen Bohrlöchern, als unmittelbare Decke. des Steinkohlengebirges durchbohrt werden, sind in dieser Aus- bildung in der ganzen Erstreckung des Teutoburger Waldes nicht be- kannt. Dieselben würden auf der Grenze des Pläners und: des Gault, sanz besonders des Flammenmergels; als dessen obere Abtheilung zu suchen sein. — 17. Der Pläner endlich umgiebt zusammenhän- gend die Ränder des Beckens von Münster und lässt nur die Oeffnung zwischen Südlohn und Duisburg frei. Am Teutoburger Walde ist das Verbreitungsgebiet des Pläners wesentlich von demjenigen des Hilssandsteins und des Gault eingeschlossen, nur an: wenigen Punkten greift dasselbe darüber hinaus, wie in den vereinzelten Parlieen zwi- schen Siebenstern und Kühlsen, in der Gegend von Bielefeld und Borgholzhausen, aber an Stellen, wo durch spätere Störungen: die Verhältnisse unklar geworden sind. — 18. Der Rand, welcher die Ablagerung des Hilssandsteins gegen O. und gegen N. begränzt hat, ist daher im Allgemeinen für die weiter darauf folgenden Schichten der Kreidebildung bis einschliesslich des Pläners derselbe geblielren, nur weist die Verminderung des Verbreitungsgebietes auf eine fort- dauernde Mebung des Küstenrandes hin und zwar mil wenigen Aus- nahmen, an einzelnen Stellen, wo die jüngeren Schichten. über: die älteren der Kreidebildung hinweggreifen und der Pläner unmittelbar auf dem Muschelkalk abgelagert ist. — 19. Während Hebungen mit Neigungen der Schichten verbunden in der Richtung von NW, gegen SO, bereits vor der Ablagerung der Wealdbildung, Hebungen und Aufrichtungen der Schichten in der Richtung von N. gegen $., und ‘325 starke Entblössungen (Abnagungen, Denudationen) derselben vor der Ablagerung des Hilssandsteins vorgekommen waren, so haben sich diese Hebungen und Aufrichtungen der Schichten doch ganz hauptsächlich nach der Ablagerung des Pläners in einem grösseren Maasstabe wiederholl. — 20. Es ist hier zu bemerken, dass in dem S. Theile des Teutoburger Waldes von Blankenrode bis gegen-Horn der Hilssandstein mit flach geneigten Schichten ganz entschieden die Bildungen von Buntsandstein an bis zum milt- leren Jura abweichend und übergreifend überlagert, dass also diese Schichten schon vor dessen Ablagerung aufgerichtet und Denudalionen unterworfen gewesen sind und dass der Hilssandstein und der Pläner zwischen Siebenstern und Altenheerse ebenso steil aufge- riehtet worden ist, wie der Muschelkalk. Es ist also die Aufrichtung und Hebung der Schichten im S. Theile des Teutoburger Waldes von N. gegen S. theils älter als die Ablagerung des Hilssandsteins, theils jünger als die Ablagerung des Pläners. Die jüngeren, viel- fach nebeneinander laufenden Hebungslinien liegen hier beinahe aus- serhalb ‚oder östlich des Verbreitungsgebietes der Kreidebildung und deshalb sind nur kleine Partıeen davon ergriflen worden und die Hauptmasse ihrer Schichten bat eine flache Neigung der Schichten beibehalten. — 21. In dem NW. Theile des Waldes dagegen liegt eine Haupthebungslinie an dem Rande des Verbreitungsgebieles des Hilssandsteins und daher sind denn auch hier die sämmtlichen Schich- ten von Muschelkalk bis zum Pläner in weiten Erstreckungen in pa- rallelen Zügen aufgerichtet. Die Aufrichtung ‘geht in dem mittleren Theile von Borgholzhausen bis zur Dörenschlucht über die senkrechte Stellung hinaus bis zur vollständigen Ueberkippung, als wenn ein seitlicher Druck normal gegen die Hebungslinie in der Richtung von NO. gegen SW. gewirkt hätte. Nach beiden Seiten vermindert sich die Stärke der Aufrichtung, und die Schichtenstellung wird flacher und hängt südlich ohne Unterbrechung mit der regelmässigen Lage- rung zusammen. Gegen NW. nimmt. die Aufrichtung bis zum Ende des Hügellandes ab. — 22. Von der Dorenschlucht über Horn hinaus hängt diese flachere Schichtenstellung mit dem Bogen zusammen, wel- ehen die Hebungslinien machen. Die beiden Richtungen an den En- den dieses Bogens sind sehr von einander verschieden, ihre Wirkung ist dieselbe; auch haben sich diese Hebungen in derselben Periode zugelragen: Es lassen sich daher die Hebungen in verschiedenen Richtungen der Zeit nach nicht von einander unterscheiden. Dagegen ist hier nicht eine einzelne Hebung, sondern es sind deren viele, theils an derselben Stelle, theils nebeneinander zu erkennen, welche in einem langen Zeitraume von dem Ende der Jura-Periode bis’nach der Ablagerung des Pläners eingetreten sind. Die an derselben Stelle wiederholte Wirkung mag darauf hinweisen, dass dieselbe nicht aus wenigen grossen, sondern aus vielen kleinen Er- eignissen abgeleitet werden muss. — 23. In der NW. Erstreckung des Hügelzuges findet ein häufiger Wechsel in der Richtung 326 der Hebungslinien statt, so dass die einzelnen Stücke derselben ganz beträchtliche Winkel untereinander bilden, aber irgend eine Ver- schiedenheit in ihrer Wirkung, in ihrem Verhalten, in der Zeit ihres Auftretens lässt sich dabei nicht erkennen. Alle diese verschiedenen Richtungen sind bogenförmig mit einander verbunden und gehören denselben Ereignissen an. — 24. Die drei grossen Unterbre- chungen im Laufe des Hügelzuges: bei Borgholzbausen , Bielefeld und in der Dörenschlucht sind ihrer Entstehungsweise nach verschie- den. Bei Borgholzhausen hat schon bei der ersten Randerhe- bung vor der Ablagerung der Schichten der Wealdbildung eine be- trächtliche Störung stattgefunden, die mit ansehnlichen Denudalionen verbunden gewesen sein mag. Die Unregelmässigkeit hat sich bei den späteren Hebungen und Aufrichtungen der Schichten an derselben Stelle wiederholt und so ist denn eine solche Verwicklung der ver- schiedenen Gebirgsbildungen hervorgebracht worden, dass sie durch die Beobachtung weniger Entblössungen au der Oberfläche nur sehr unvollständig aufgefasst werden kann. Es mögen hier zwar grosse Verwerfungen und Störungen nach der Aufrichtung der Schichten stalt gefunden, allein von einer Zerreissung des ganzen Hügelzuges und einer Verwerfung der beiden Theile kann nur sehr uneigentlich die Rede sein. Wollte man dieselbe auch annehmen, so würden doch dadurch die wahrnehmbaren Verhältnisse nicht erklärt werden. Auch hei Bielefeld haben schon bei der ersten Bildung des Randes für die Ablagerung der Wealdbildung, ganz besonders aber des Hils- sanıdsteins, wesentliche Störungen und Denudationen stattgefunden, die aber mit der Richtung der Hebung in keinem Zusammenhange gestanden haben. Die Lücke, welche hie in dem Hügelzuge vorhan- den ist, kann jedoch nicht als eine unmittelbare, sondern nur als eine mittelbare Folge dieser Störungen angesehen werden. Die grosse Lücke der Dörenschlucht hat keinen Grund in der Hebung und in der Aufriehtung der Gebirgsschichten, denn soweit diese hier zu beobachten sind, ist ihr Verlauf ein regelmässiger und wenn Unre- gelmässigkeiten darin vorhanden sind, so haben dieselben sehr früh begonnen und sich nicht bis ‘in ‚die jüngeren Aufrichtungen fortge- selzt; eine gewaltsame Zerreissung des Hügelzuges ist hier nicht vor- handen. — 25. Die Zeit, in der die jüngsten, mit Aufrichtung der Schichten verbundenen Hebungen hier stattgefunden haben, lässt sich nur dem Anfange ihrer Periode, nicht aber dem Schlusse derselben nach näher bestimmen, denn nicht einmal die oberen Glieder der Kreidebildung — diejenigen, welehe über dem Pläner liegen — oder das Senon d’Orb. — sind in dieser Gegend vorhanden, so dass es ungewiss bleibt, ob sie vor oder nach diesen Hebungen zur Abla- gerung gekonımen sind. Weder in der Nähe des Teutoburger Wal- des, noch überhaupt in dem ganzen Bereiche der Kreidebildungen des Beckens von Münster sind Tertiärbildungen bekannt. Bei der grossen Verbreitung von diluvialen Massen kann zwar die Mög- lichkeit nicht bestritten werden, dass Tertiärbildungen darunter vor- + 327 handen sind, allein es bleibt immer sehr auffallend, dass, sobald gegen W. der Kreidebezirk überschritten wird, in der ganz flachen Gegend Tertiärbildungen, zum Theil sehr ausgedehnt, wie bei Bocholt, aus dem Diluvium hervortreten und so einen Rand des Meeres be- zeichnen, woraus dieselben abgelagert worden sind, der durchaus nicht in das Innere des Kreidebeckens eindringt. Ebenso finden sich auch nordwärts vom Teutoburger Walde bei Osnabrück, Bünde, Lemgo Tertiärbildungen, aber gänzlich ausser dem Bereiche desselben. Die- selben geben daher in keiner Beziehung einen Maasstab für die Zeit der jüngsten Schichtenaufrichtung in dem der Betrachtung unterworfenen Gebiete. — 26. Das Diluvium bedeckt dagegen den ganzen südlichen und westlichen Fuss des Hügelzuges, welcher dem Innern des Kreidebeckens von Münster zu gewendet ist und dringt auch "weit von NW. her auf der Nordseite des Hügelzuges gegen Ost vor. Ebenso findet sich von der Dörenschlucht an auf der O. Seite des- selben eine grosse diluviale Verbreitung. Die Schichten des Diluviums sind an dem Fusse des Hügelzuges nirgends aufgerichtet, und es möchte wohl ganz unzweifelhaft sein, dass sämmtliche mit Schichtenaufrich- tung verbundenen Hebungen in diesem Bezirke älter sind, als das Diluvium. Aber Hebungen des Bodens haben noch nach der Ablagerung des Diluviums stattgefunden, denn nur dadurch ist es zu erklären, dass der Rand des Diluviums 'an dem ‚Fusse des Hügelzuges von NW. bei Beverger anfangend gegen SO. hin fortwährend ansteigt, bei dem Fusse des Hermannsberges 713 Fuss, bei dem Jagdschloss Lopshorn am Fusse des Bilhorn 978 Fuss erreicht, dann weiler nach Süd gegen Lippspring und Paderborn wie- der sinkt und diese Senkung in der Richtung von 0, gegen W. bis nach Duisburg hin wieder fortsetzt. Ueber den Diluvial-Rand kann eine andere Vorstellung nicht Platz greifen, als dass derselbe den einstmaligen Rand des Meeres bezeichnet, in dem die Diluvialmassen, hier ganz besonders Sand mit nordischen Geschieben, abgelagert wur- den. Wenn nun dieser Rand sich von einer Höhe von 200 Fuss bis zu 800 Fuss in der Richtung von W. gegen O. ununterbrochen hebt; so muss wohl angenommen werden, dass, während Bevergern und Duisburg nur 200 Fuss emporgehoben wurden, der Hermanns- berg und der Bilhorn 800 Fuss, oder 600 Fuss mehr gestiegen sind. Die äussersten Spuren des Diluviums sind die erratischen Blöcke, welehe sich auf dem südliehen Rande des Pläners vom Rheine bis oberhalb Paderborn und dann gegen N. bis zur Dörsenschlucht fin- ‚den. Ihre Höhenlage beweist dasselbe, wie die zusammenhängenden Diluvial- Massen. — 27. Diese Hebung ist allerdings nicht vollkom- men gleichmässig auf der ganzen Fläche, aber ungemein verschieden von den linearen Hebungen, wodurch die Aufrichtung der Schichten bewirkt wird. Ausser der eben betrachteten Hebung, welche neuer ist, als die Ablagerung des Diluviums und daher zu den allerjüngsten grösseren Ereignissen, welche diesen Theil der Erdoberfläche betrof- fen haben, gehört, ist in demselben Bezirk eine ältere, ihr durch- 328 aus ähnliche Hebung nachzuweisen. , Die 'Kreidebildung be. deckt mit sehr flacher Schichtenneigung das Steinkohlengebirge bei Duisburg und erreicht hier eine Höhe, die 200 Fuss nicht viel über- steigt; sie steigt gegen 0. hin fortdauernd an, und. erreicht in Hohen Lau bei Oisdorf 1350 Fuss. Ursprünglich muss. das Niveau der Ab- lagerung dasselbe gewesen sein,. denn es wird ebenfalls durch ‘den Raud ‘des Meeres bedingt. Wenn nun auch eingeräumt ‚wird, dass die Denudalion bei Duisburg die Kreidebildung bei weitem mehr. an- gegriffen habe, als. weiter gegen O., so. ist doch, ioffenbar dadurch die Erscheinung gar nicht zu erklären, denn es würden. sich wohl weiter gegen S, einzelne Reste der Kreidebildung erhalten haben, da das Grauwackengebirge erst “in weiter Entfernung. Höhen | von 1350 Fuss erreicht und von solchen Resten auf. dem S. gelegenen. Grau- wackengebirge ist auch keine Spur vorhanden. Sonach ist also ‚ seit der Ablagerung der Kreide Oisdorf 1150 Fuss mehr gehoben worden als Duisburg, und wenn nun für die Hebung nach der Ablagerung des Dilüviums 600 Fuss abgerechnet werden, so. bleiben für die frü- here Hebung 550 Füss übrig, deren Periode allerdings nur sehr un- bestimmt nach der Ablagerung des Pläners und vor der Ablagerung des Diluviums bezeichnet werden kann und mithin einen Theil der Kreidebildung und das gesammie Tertiärgebirge ‚umfasst. — 28. Die gegenwärtige Oberflächengestaltung findet ‚eine ihrer ‚wesentlichsten Grundlagen in ihrer Hebung und: Aufrichtung der Gebirgsschichten. Bei einer so auflallenden, merkwürdigen Form, wie sie sich im Teu- toburger Walde darstellt, ist dies ganz unleugbar. . Allein ganz un- möglich ist es nachzuweisen, dass diese Oberllächengestaltung das unmittelbare und unveränderte Ergebniss der He- bung und Aufrichtung der Gebirgsschichten sei. Bei dieser Annahme, fehlt überall. der Zusammenhang der Erscheinungen und nirgends tritt der Grund der Manichfaltigkeit der Gestalten bei einer so allgemeinen Ursache hervor. Schon bei Angabe der älteren Hebungen und Aufrichtungen. der Gebirgsschichten ist auf die Ent- blössungen. (Denudationen) hingewiesen worden, welche dieselben be- troffen haben, bevor jüngere Ablagerungen. darauf ihren Boden ge- funden haben. Die Zerstörungen der Oberfläche sind ‚die nothwendige Folge des Hervortretens aus der Wasserbedeckung, unter welcher die Schichten abgelagert worden sind. Die Entblössungen (Denudalionen) mögen im Allgemeinen als die. Wirkungen des Meeres auf die Küsten- ränder und die Auswaschungen, (Erosionen) als die Wirkungen des fliessenden Wassers auf das Festland bezeichnet werden, Diesen Ein- flüssen verdankt wesentlich die Oberfläche ihre Gestaltung. _ Hieraus ergiebt sich, dass eine Reihenfolge der verschiedenarligsten Hebungen und Senkungen während der Ablagerung der hier auftretenden Ge- birgsbildungen statt gefunden‘ haben müsse, also. auch ein. wechsel- voller Angriff des Meeres auf die Küstenränder und, ‘des fliessenden Gewässers auf das Festland. Aber wie tief eingreifend. dieser Ein- fluss auch gewesen sein mäg, so ist doch die Denudation bei 329: dem letzten Hervortreten des Landes ‘aus: dem Meere und die nach dieser Zeit staltgefundene Erosion am wichtigsten für die gegen- wärtige Oberflächenform. — 29. Der Teutoburger Wald kann nur als eine lange schmale Inselreihe aus dem Meere hervor- getreten sein, da er zu beiden Seiten das angrenzende Land: bedeu- tend überragt und an dieser schmalen Inselreihe hat das Meer genagt. Die Höhe der Rücken steht in einer wesentlichen Beziehung zu der Festigkeit und der Lage der sie zusammensetzenden Schichten. Die Vertiefungen bestehen aus dem Ausgehenden der weicheren und leich- ter zerstörbaren Schichten. So ist denn der Keupermergel, der Mer- gelschiefer, der Lias, der mittlere Jura und der Wealdthon dureh Niederungen bezeichnet im Verhältniss zu den Rücken des Muschel- kalks, des Hilssandsteins, des oberen Gault oder der festeren Schich- ten des Pläners. Die Lücken in dem Hügelzuge, deren nur wenige sind und welche ganz entschieden, durch Erosion nicht entstanden sein können, sind die Wirkungen der Meeresströmungen, welche ge- rade in diesen Engen die Zerstörung des Küstenrandes um so mehr beschleunigten, je schneller die Trümmer der Zerstörung fortgeschafft wurden. Der Zusammenhang der Rücken, die Form der Abhänge, ist ganz abhängig von der Meereswirkung, denn bei einem so schma- len Inselzuge konnte die Erosion wenig wirken, da das darauf nie- derfallende Wasser nach kurzem Laufe die Küste erreichen musste, die vielen kleinen Schluchten, welche den äusseren Plänerzug in zahllose Kuppen absondern,. sind durch die vielen Buchten des Mee- res vorbereitet worden, welche, begünstigt durch’ die Zerklüftung des Pläners mit Leichtigkeit 'eingespült werden konnten. — 30. So bildet denn dieser Hügelzug eine fortlaufende Wasserscheide auch selbst da, wo derselbe bis auf seine’ Grundlage durchschnitten ist, und wenn sich auch die von seinen beiden Seiten ablaufenden Ge- wässer weiter abwärts vereinigen, so ist doch ihre anfängliche Tren- nung ebenso gross, als da, wo die Wasser zwei verschiedenen gros- sen Stromgebieten angehören, Die Schluchten, welche auf der Süd- und Westseite herabkommen, sind vollkommen gleichmässig gebildet, mögen sie nun der Lippe und dadurch dem Rheine angehören, oder in die Ems fallen, sie haben einst dieselbe Meeresküste nach ganz kurzem Laufe erreicht. Erst nachdem die Hebung des Landes viel weiter vorgeschrittien war, konnte die tiefliegende Wasserscheide zwi- schen Ems und Lippe entstehen. Aehnlich verhält es sich auf der Nord. und Ostseite, wo die Schluchten auf der Länge des Hügelzuges gleichmässig abfallen, dann aber theils der Weser, theils der Ems zugeführt werden. Dieselben sammeln sich theilweise in der Else und in der Haase, deren Wassertheiler bei Gesmold gänzlich verschwindet, so dass hier eine Bifurkation oder Theilung der Gewässer eintritt. Das Wasser eines und desselben Baches wird zwischen Else und Hase getheil. Während hier 'also zwischen den grösseren Flussgebieten der Weser und der Ems kein Wassertheiler vorhanden ist, liegt der Hügelzug selbst zwischen den unbedeutenden Zuflüssen der Beverger- 22 330 ner Aa und Ibbenbührener Aa. Alle diese Erscheinungen werden nur verständlich, wenn dieselben unter dem Einflusse der Mee- reswirkungen auf die nach und nach sich erhebenden Länder in den verschiedenen Niveaus ihrer ‘Höhenlage und unter Wir- kung der Erosion der in den tieferen Gegenden später und spä- . ter vorhandenen Thäler betrachtet werden, S.Haughton, über den Pechsteinporphyr von Loush Eske, Co. Donegal. — In diesem Fechstein fand Haughton: Kieselsäure 64,04 Thonerde 10,40 Eisenoxyd 9,36 Kalk 4,24 Rali 3,63 Natron 2,91 Glühverlust 5,13 99,71. Unter der Voraussetzung, dass dieser Pechstein ein Gemeng von Quarz; Feldspath und Stilbit sei, berechnet sich folgende Zusam- mensetzung, desselben : Quarz 7,33 Feldspath 62,55 Stilbit 29,83 99,21. Aus dem Wassergehalte ist die Menge des Stilbits berechnet, aus dem restirenden Alkali der Feldspath. (Philos. magaz. V. 13. pag. 116.) Hz. Oryetognosie. Genth, Analyse des Meteoreisens von Tuczon, Provinz Sonora in Mexiko. — 6. fand folgende Bestandtheile in diesem. von Sheppard in Sillim. Journ. americ. sc, 1854. XVII. 369 beschriebenen Eisen; b a C. Kupfer 0,008 unbest. unbest. Eisen 83,472 unbest, 83,657 Kobalt 0,420 0,366 | 9 851 Nickel 9,441 8,689 ? Chrom unbest, unbest. 0,174 N Thonerde Spur. Spur. Spur. Talkerde 2,593 2,030 2,147 Kalkerde 0,463 0,550 unbest. Natron: unbest. unbest. 0,174 Kali unbest. unbest. 0,098 Phosphor 0,103 unbest. 0,150 Kieselerde 2,889 unbest, 4.169 ? Labrador 1,046 unbest, / (Proceed, acad. nat, sc. Philad. 1855. VII. 317.) 331 u. Noeggerath, Vorkommen eigenthümlichen Zink- spalhes, — Ein vom. gewöhnlichen Zinkspath sehr abweichendes kohlensaures Zinkoxyd wird jetzt in). grossen (uantitäten aus Spanien nach Belgien geführt und hier zu Gute gemacht. Es ist ein fasriges, schön weisses, elwas' seidenglänzendes ‚Mineral, offenbar von stalak- “tischer Bildung, äusserlich vom grössern Gewicht abgesehen sehr ähn- lich‘ dem faserigen Aragonit, und wird der Zinkblühte beizuordnen sein, Die Zinkblühte von Orawitza im Bannat und von Raibl und Bleiberg in Kärnthen ist aber wohl niemals: so massenhaft und in einer so schönen Ausbildung vorgekommen als das spanische Mineral, Nach, Smithson soll die Zinkblühte einen grösseren Gehalt an Zink- oxyd aber immer geringern an Kohlensäure haben als der Zinkspath, ersterer auch 15,1 Wasser enthalten. Deshalb verdiente das spani- sche Vorkommen eine sorgfältige Analyse, (Sitzungsbericht der nie. derrheinischen Gesellsch. 1857. 25.) . v. Hornberg, mineralogische Notizin. — Auf den An- timongruben bei Brandholz kommen folgende Mineralien vor: 1. Der Antimonglanz, auf welchen der Bergbau vorzüglich betrieben wird, erscheint auf der Fürstenzeche in säulenförmigen, spiessigen und na- delförmigen, büschelförmig gruppirten oder zu Drusen verbunden, auch regellos verwachsenen Krystallen; ‚oft mit zugerundeten Enilflä- chen, seltener die Säulen entrandet, entspilzrandreckt und vierfach entscheitelt, ferner derb' und eingesprengt, in blättrigen und’ strahligen, feinkörnigen bis dichten Aggregaten, selten in vereinzelten nadelför- migen Krystallen mit Quarz. Auf der Schiekung Gotteszeche auf der Veitsleithe kamen nur nadelförmige Krystalle vor, im übrigen gleicht das Vorkommen dem der Fürstenzeche. 2. Heteromorphit in Beglei- tung von Zundererz, Antimonglanz, Arsenkies und Pyrit erscheint nicht nur in hornförmigen zu filzarligen Massen verwebten Krystal- len auf. der Fürstenzeche, sondern kam auch in grösseren Krystallen, ja selbst in dem aufgelassenen Antimongang vor, 3. Antimonblende in sehr kleinen nadelförmigen, zu Büscheln und Sternen gruppirten Kryrtallen höchst selten auf der Fürstenzeche mit Antimonglanz und Antimonblühte, . 4. Stilbit auf der Fürstenzeche und im tiefen Stollen vom Schmutzbau in der Sickenreuth, Antimonocker auf der Schiekung Gotteszeche. 5. Fahlerz mit Quarz, Heteromorphit und Pyrit selten auf der Fürstenzeche, ebenso selten krystallisirtes Kupferkies mit Perlspath auf der Schickung Gotteszeche; hier auch sehr spärlich Eisenspath in erbsengelben linsenförmig ‚gekrümmten Rhomboedern mit strahligem Antimonglanz.,. Pyrit und Arsenikkies, ferner Magnet- kies auf Quarz-Pyrit, Arsenikkies und Quarz in verschiedenen For- men bilden die treuen Begleiter der Antimonerze. — Vorkommen von Bismulit auf, den Gruben der bayrischreussischen Grenze, Auf bayrischem Gebiete liegen die Gruben Friedensgrube bei Lichtenberg und Siebenspitz unweit Hof, auf reussischem Arme Hilfe bei Ullers- reuth, Phosphorocalcit kam auf allen dreien vor, schöne Krystalle 22* 332 von Malachit nur auf der Siebenspitz, in Strahlenbüscheln auf der Friedensgrube, nicht ausgezeichnet auf der Arme Hilfe, diese und die Friedensgrube lieferte aber den Hypochlorit sehr schön, der Sie- benspitz fehlt. Die Bismutit war bisher auch nur von beiden be- kannt, ist aber neuerlich in nadelförmigen Pseudomorphosen sehr schön in Brauneisenerz auch auf der’ Siebenspitz gefunden. — Pseu- domorphosen von Kupferpecherz nach Bitterspath begleitet von Fahlerz, Kupfergrün, Kupferschaum und Kupferlasur liefert Kaulsdorf. — Chalkotrichit kömmt mit Brauneisenerz, Quarzmalachit auf dem rech- ten Stollen unfern Blankenberg an der bayrischen Grenze vor. — Liebigit auf dem sächsischen Edelleutestollen bei Joachimsthal mit Ura- nochaleit, Zippeit ete. — Bekannt ist der Antholith vom Peterlesstein bei Kupferberg in Oberfranken in Gemeinschaft mit Bronzit, Chrom- eisenerz, Diaklas und Kinochlor, ähnlich erscheint er am vordern Röhrenhof unfern BrandAolz zugleich mit Granat und Aragonit. — Diopsid findet sich krystallinisch in Bayern nur im Serpentin von Erbendorf und wenigen andern Orten. — Brauneisenocker kleintrau- big und taubenhälsig angelaufen bei Röthenbach, Bezirk Wunsiedl, — (Regensburger Correspondenzbl. X, 45. 95.) Meigs, Beziehungen zwischen Atomwärme und Kry- stallform. — Verf. gelangt zu folgenden am Schlusse seiner Ab- handlung zusammengestellten Resultaten: 1]. Es besteht keine unab- änderliche 'Verkettung zwischen Form und Zusammensetzung eines Körpers aus wägbaren Atomen. 2. Die Form ist unmittelbar be- dingt von gewissen Achsenverhältnissen, welche selbst das Ergebniss gewisser Anordnungen der Moleküle sind. 3. Die Ordnung und Stö- rung der Atome setzt ein Bewegendes voraus, während die bestimmte und beständige Beziehung zwischen dem Wechsel in der Zusammen- häufung und Veränderungen in der Form die Materialität und bestän- dige Anwesenheit jenes Bewegers in gleichen oder veränderlichen Mengen bedingen. 4. Dieses Bewegende Agens hat Perioden der Thätigkeit und Ruhe. 5. Wärme ist eine positive materielle Wesen- heit, ein wesentliches Element in allen Körpern und überall anwe- send in veränderlichen Mengeverhältnissen. 6. Wärme ist sich selbst zurückstossend und mit grosser physicalischer Kraft versehen. 7. Kry- stallform ist der sichtbare Repräsentant des Atomvolumens. 8. Iso- morphe Körper haben auffallend gleiches Atomvolumen und gleiche Atomwärme, 9. In einfachen und zusammengesetzten isomorphen Gruppen stehen die die Atomwärme ausdrückenden Zahlen in einfa- chem Verhältniss zu einander, ebenso jene, welche das Atomvolumen ausdrücken.. 10. Zwei oder mehr Atome eines Grundstoffes können ein Alom eines anderen ersetzen und gleiche Form bewahren oder umgekehrt; gleiche Atomezahl ist daher für den Isomorphismus nicht nölhbig,. 11. Aehnlichkeit dıeser Zusammensetzung ist gewöhnlich, doch nicht ausnahmslos, begleitet von gleicher Menge combinirter Wärme, 12. Bei gewissen Temperaturen können alle Grundstoffe zur 333 Annahme einer gleichen Form gelangen. : 13. Veränderung der Atom- wärme eines Körpers ist begleitet von Veränderung seiner Form. 14. Atomwärme ist die Ursache von Isomorphismus und Polymor- phismus, folglich von Krystallform im Allgemeinen. Ist demnach nicht der Wärmestoff durch seine Affinität zur und durch seinen be- wegenden Einfluss auf die wägbare. Materie die physikalische Grund- ursache 'aller Krystallisation® — Wegen der Belege für diese Sätze müssen wir auf das Original verweisen. — (Journ. academ. nat. sc. Philad. 1855. IIId. 105 — 134.) @. Hautefeuille, Quecksilbergehalt des silberhalti- gen gediegenen Rupfers vom oberen See. — H. erhielt 200 Kilogrm. dieses Minerales. Es ist mit Kalkspath durchwachsen, aber das bloss gelegte Kupfer ist mit mehr oder weniger dicken Büscheln von metallischem Silber bedeckt. — Die Kupferstücken, wel- che äusserlich und auch im Innern kein Silber erkennen liessen, er- gaben hei der Analyse einen Silbergehalt von 0,002, während eine Mischung von sämmtlichen Kupfererzen 0,008 Silber enthält. Da die Lösung des gediegenen Silbers nicht völlig klar war und sich das Chlorsilber am Lichte nicht schwärzte, so vermuthete H. Quecksilber darin und fand solches noch auf, — H. zerlegte die 200 Kilogr. Mineral in Kupfer 138,560 Kilogrm. oder 69,28 pCt. Silber 10,906 - - 5,45 - Quecksilber 0,0358 - - 0,02 - Gangart 50,496 - N AILD N- (Compt. rend. T. XLIII. pag. 166.) Shepard, neue Mineralien. -— 1. Xanthitan. Vorkom- men: in ganzen Krystallen von der Gestalt des Sphen und pulver- formig. Gelblich weiss. Glanz schwach, bisweilen stark und harz- ähnlich. Brüchig. Härte = 3,5. Spec. Gewicht = 2,7 — 3,0. Spaltbarkeit undeutlich. Im Glaskolben Wssser, vor dem Löthrohr Reaction an der Titansäure. Enthält 12,5 pCt. Wasser, Titansäure und Spuren von Zirkonerde. Fundort: Green Riols, Grfsch. Hender- son, N. W. in verwittertem Feldspath gleichzeitig mit Zirkon. Ist wahrscheinlich ein Zersetzungsprodukt des Sphen. — 2. Pyrome- lan findet sich in granatähnlichen Körnern in den.Goldwäschen der Grfsch. Me Donald, N. E. Härte —= 6,5. Spec. Gewicht — 3,87, Farbe dunkelrothbraun, selten gelbgefleckt. Durchscheinend; Harz- glanz bis Harzglasglanz, Vor dem Löthrohr unschmelzbar und schwarz werdend — daher der Name zum Unterschiede vom Pyrochlor. Re- aclionen der Titunsäure und des Eisenoxydes. Durch Schwefelsäure ‚nur wenig angreifbar, aber durch Schmelzen mit zweifach schwefel- saurem Kali. Besteht wesentlich aus titansaurer Thonerde und Eisen- oxyd mit Spuren von Beryllerde (?) und Kalk, vielleicht auch von Zirkonerde. Scheint äusserst selten zu sein- 3. Pyroklosit dicht in breiten nierenförmigen Massen, ähnlich dem Calcedon von Farö 334 oder dem Galmei von ’Cumberland, ' Undeutlich'eoncentrisch, mit Bän- derstructur. Rosenfarbig und an der Oberfläche milchweiss und zer- fressen. Glanz schwach harzartig'auf frichem Bruche. ‘ Brüchig. Un- durchsichtig. Härte = 4,0. Spec. Gew. —= 23,36 — 2,4. Im Glas- rohr erhitzt decrepetirend und sich‘ schwärzend, giebt Wasser und einen schwach thierischen Geruch. In der Flamme brennt er sich weiss, phosphoreseirt stark und färbt die Flamme gelb mit leichtem Anflug von Grün, schmilzt endlich an den Ecken und reagirt‘ dann alkalisch. Durchglüht und mit Schwefelsäure befeuchtet färbt er die Flamme tiefer grün. Löst sich in Borax zu einem klaren Glase. In Salz- und Salpetersäure fast völlig löslich obne merkliches Aufbrausen; durch Ammoniak scheidet sich aus der Lösung 3Ca0,P0°. Kein Am- moniak beim Erhitzen mit Kali oder Kalk. Das Mineral en!hält 80 pCt. phosphorsauren Kalk, 10 pCt. Wasser nebst etwas kohlensaurem und schwefelsaurem Kalk, Glaubersalz und Spuren von Chlornatrium und Flor. Oft isi mit dem Mineral Trappgestein gemischt; in unmit- telbarer Berührung mit letzterem ist ersteres geschmolzen und dann eine breceienarlige Masse. — Den Namen hat S, abgeleitet von der Eigenschaft des Minerals beim Erhitzen zu zerspringen. — 4. Glau- bapatit. Kleine tafelförmige Krystalle in traubenförmigen und sta- laktitischen Drüsen. Wird vor dem Löthirohr braun, schmilzt aufbrau- send und färbt die Flamme gelb und um die erhitzte Masse grün und schmilzt schliesslich zu einem halbdurchsichtigen Glas. Mit Bo- rax farbloses Glas. Zusammensetzung in 100: phosphorsaurer Kalk 74,00, schwefelsaures Natron 15,10, Wasser 10,30, Spuren orga- nischer Materie, von schwefelsaurem Kalk und Chlornatrium — 99,40. — 5. Epiglaubit. Vorkommen: kleine Aggregate halbdurchsichtiger und glasglänzender Krystalle in den Drusen von 4. Härte = 2,5 pCt. Giebt im Kolben reichlich Wasser. : In Wasser unlöslich; in Salzsäure ohne Aufbrausan löslich. Schmilzt zu einem halbdurch- sichtigen farblosen Glase und färbt die Flamme grün. Ist ein was- serreiches Kalkphosphat. — 3— 5 fasst S. unter dem Namen Pyro- guaritmineralien zusammen; sie stammen von dem Mongs-Inseln, die aus Trapp, Tertiärem und Korallenformation bestehen und aus soge- nannten versteinerten Guano inerustirt sind. Letzterer ist hart, stei- nig, frei von Ammoniak und besteht vorwaltend aus 3 und 4. — (Sillim. Amer. Journ. Vol. XX1I. p. 96.) Dugl&r&, natürliche, zu Dünger geeignete Phos- phate, — Die verschiedenen Phosphorsäure haltigen Minerale, die ausserhalb Frankreichs als Dünger Anwendung gefunden haben, len- ken D. Aufmerksamkeit auf ein derartiges Mineral, das sich im De- partement der Ardennen, in der Umgebung Vouziers, findet. Es besteht in Agglomeralionen von Klumpen etwa von der Grösse. eines Hühner- eies, die eine graue oder grünliche Farbe haben und in Kreide ein- gehüllt sind. Ihre Menge ist sehr bedeutend, Es sind mehrere Ana. Iysen davon gemacht, deren Resultate hier folgen: 335 1. I. „ Chrom und Kieselerde 25,66 30,00 Eisenoxyd ‚Spur. Spur. Kali 44,54 43,94 Phosphorsäure 12,12 14,12 Kohlensäure 7,32 1,66 Wasser und Glühverlust 10,33 — 99,98 99,32 'Kieselsäure u. Silicate 11,8 Eisenoxyd und Thonerde 16,9 Kalk 32,5 Phosphorsäure 22,0 Kohlensäure 4,9 Wasser 4,7 Organische Materie 0,2 100,0, (Compt. rend. T. XLIV. pag. 97.) W. B. Palaeontologie. J. L. Neugeboren, die Foraminiferen aus der Ordnung der Stichostegier von Ober-Lapugy in Siebenbürgen. Mit 5 Tff. Wien 1856. 4°. — Ober-Lapugy ist eine der pelrefaktenreichsten Lagerstätten des Wiener Tertiärsy- stems und verdient daher eine eingehende monographische Bearbei- tung. Verl, liefert diese zunächst für eine Familie der Foraminiferen, ‚aus der er folgende Arten beschreibt: Glaudulina laevigata d’O MNodosaria exilis Dentälina conferta abbreviata gracilis Haueri ovalis Bropnana Roemeri neglecta “ _ .elavaeformis inornata -d’O discreta Rss conica pauperata d’O elegans hispida d’O Orbignyana Reussi rudis d°O subtilis nitidissima asperula Partschi nitida verruculosa mucronata conica scharbergana badenensis d’O nucula arınata subulata Nodosaria ambigua spinosa elegans d’O Beyrichi multicostata tenuis incerta Boueana d’O . Reussi Geinitzana spinicosta d’O Haidingeri mammila badenensis d’O eonsobrina d’O Inversa baecillum d’O spinigera .. Inconstans affinis d’O abbreviata slipitata Rss elegans d’O trichostoma Rss Hauerana Reussana Boueana d’O Brakenthalana Ehrenbergana seharbergana Orbignyana compressiuscula scabra Rss ... irregularis d’O Dentalina perversa subcanalieulata longiscata d’O dispar Rss subspinuosa Roemerana pygmaea adolphina .d’O nodifera globuligerä ornata Dentalina Beyrichana 336 Frondicularia tenuicostata Marginulina deformıs Hoernesi .,.eultrata Ehrenbergana crebricosta irregnlaris similis Ehrenbergana Amphimorphina n. gen. abbreviata Geinilzana y Hauerana Hauerana Lamarcki Lingulina rotundata Rss Haidingerana carinala costala d’O Czjzekana obliquestriata Rss papillosa vagina & pungens Rss Vaginulina badenensis dO costala Frondicularia monacantha Bruxenthali variabilis Rss. coslata carınala speciosa Phecadium simplex rugosa Hoernesi ellipticum hirsuta d’O lapugyensis Marginulina dubia cristallaroides venusia incerla hispida pulchella allenuata echinata Acknerana Fichtelana agglulinans tricostata Rss anceps viltala. digilalıs inflexa dıversicostata inversa Zeiler, Versteinerungen der ältern Rheinischen Grauwacke. Es werden beschrieben: Pterinea lamellosa Gf von Singhofen mit Schloss, Conocardium reflexum im Unkeler Stein- bruche ‘ähnlich €. hibernieum Ag., Orthis personata ebenda, O. trian- gularis, Crania cassis und Chonetes Burgenana von Burgen an der Mosel, — (Rhein. Verhandl. XIV. 46 — 51. Tf. 4.) S. P. Woodward, ein chinesischer Orthoceratit. — Die Exemplare wurden 200 engl. Meilen von Shanghai entfernt ge- funden und ist das grösste derselben 29‘ Jang und 4‘ dick, obwohl an der, Spitze noch. 5 und ausserdem; die letzte Kammer fehlt. Der Gehäuswinkel beträgt nur 6 Grad und die sehr convexen Schei- dewände sind um 1/,— ?/, ihres Durchmessers von einander entfernt, der Sipho einfach und central. Bei einem andern Exemplar beträgt der Gehäuswinkel 12 Grad, der Sipho scheint von der Spitze her sehr häutig gewesen zu sein und füllte «die Weite einer Röhre aus, welche sich von der Wölbung jeder Kammerwand auf 1/, des Rau- mes zwischen ihr und der concaven Seite der nächst kleinen Schei- dewand erstreckte. Nur an den sieben letzten und grössten Kammern erreicht diese Röhre die jedesmalige nächste Scheidewand und schliesst den häutigen Sipho in seiner ganzen Ausdehnung ein. In den klei- nen Kammern mit verkürzter Röhre erweitert sich der freie Theil des _ häutigen Sipho so beträchtlich, ‘dass er die äussere Schalenwand er- “reicht und den Kammerraum auf diese Strecke ausfüllt, wenn er nicht von hinten her zusammengefallen ist. In Tennant’s Sammlung befin- det sich die Spitze eines Kohlenkalkorthoceras, dessen Kammerräume ganz von einem ungeheuren rosenkranzarligen Sipho ausgefüllt sind, in dessen Mitte aber erst der enge fast eylindrische, von jeder Kam- merwand etwas eingeschnürte ächte Sipho erscheint. Nach W. ist daher bei allen typischen Orthoceratiten wie bei dem lebenden Nau- tilus der Sipho ‚eine einfache Röhre, welche gefässführend . ist. und 337 in Verbindung mit einer dünnen, die Kammer auskleidenden Haut steht, Bei den: Aclinoceratiten aber hat der ‚Sipho eine complicirtere innere Structur, dessen ‘Ansehen durch die’ Petrifikation sehr : verändert werden kann. Stockes: hat dieselbe von.Hormoceras Bayfieldi Geol. Transact. b. V. tb. 60 abgebildet, indem: sich, der vasculäre Sipho in Segmente theilt, welche strahlig' gefaltet: und verkalkt sind. Die ‚Ge- fässe in ‚der Haut 'der Kammern ‚treten durch Buchten ‘zwischen den Anschwellungen ‘des Sipho heraus, bei Actinoceras Bigsbyi u. a. silu- rischen: Arten strahlen die Löcher nach. allen Seiten aus, bei A. gi- ganteum des Kohlenkalks kommen sie nur an der Ventralseite: vor. Bei den excentrischen Orthoceratiten scheint die Schale am Seegrunde eine schiefe Haltung gehabt zu haben, mit der Dorsalseite nach oben, so dass die Siphonalseite die ventrale war. — (Quart, Journ. geol. 1856. WVI. 368— 381. ıb. VI. fig. 1.) H.F. Troschel, über die Fische in den Eisennieren des Saarbrücker Steinkohlengebirges. — Auf ein unge- mein reichhaltiges Material gestützt, untersuchte Tr. folgende Arten: 1. Acanthodes Bronni Ag wird 3° 7‘ bis 10° Länge und wird 11 Mal so lang: wie hoch bis 4 Mal so lang wie hoch, der Kopf war nicht deprimirt, Unterkiefer nicht vorstehend, Bauch nicht ‚hängend, Leib gestreckt eylindrisch, Schuppen sehr klein, glatt, Seitenlinie ziem- lich gerade, von 2 Reihen grösseren Schuppen gebildet, 2 andere eigenthümliche Schuppenreihen am Bauche, Augen von einem kranz- förmigen Schilde umgeben, kein kleiner Stachel vor dem grossen in den Brustflossen, Bauchflossen klein als einfacher Stachel vorhanden, Afterflosse mit Stachel‘ und fein beschuppt, ähnlich die Rückenllosse, Kiefer zahnlos, etwa 30 Kiemenhautstrahlen, 4 Kıemenhögen, jeder aus 3 Stücken bestehend und mit Dornen. — 2. Amblypterus euryp- terygius ist über der Schnauze angeschwollen und dadurch von A. maeropterus unterschieden, letzter hat ein-Reihe Kegelzähne, euryp- terygius höhere und sehlankere Zähne und 13 bis 14 Kiemenhaut- strahlen. Bei A. latus' beginnt die Rückenflosse weit‘ vor der Alter- flosse, bei A. lateralis viel näher vor derselben, beide haben sehr feine, spitze Hechelzähne, auch auf dem Gaumen, wo sie Tr. auch bei macropterus und eurypterygius fand. Wegen des Unterschiedes der Kieferzähne trennt Tr. ‚die gestreifischuppigen generisch als: Rhabdo- lepis ab, auf welche die übrigen Arten noch geprüft werden, — (Rhein. Verhandl. XIV. 1—19. Tf. 1. 2.) Fischer, über Sclerosaurus armatus Meyer im bun- ten Sandstein bei Warmbach gegenüber Rheinfelden. — Der Saurier- rest besteht in einem Theile der Wirbelsäule und des Hautpanzers eingebettet in einem feinkörnigen grünen Thonsandstein des oberen Buntsandsteins. Kopf und Hals fehlen, von Extremitäten sind nur Ober- schenkel vorhanden, '11 Rückenwirbel. Letztere haben ein spongiö- ses Knochengewebe und sind länglich rhombisch. Der Panzer besteht in‘ der Rückenmitte aus queren, breiten rhombischen Platten mit’ klei- 338 nem Ausschnitt ‘an der vordern Ecke. Jederseits schliesst sich daran eine Schilderreihe, die 2. oder 3. Schild in den vordern ‘Reihen mehr oblong als die übrige ist, nach hinten werden die Schilder klei- ner. Nach aussen legen sich an dieselben noch kleine runde Haut knöchelchen nur die Oberfläche der Schilder zeigt unregelmässige Ver- tiefungen, ihre Innenfläche zarte faltige Unebenheiten. Rippen sind 13 vorhanden, lang und stark, an den Querfortsätzen angelenkt ; die Rückenwirbel mit breiten Bögen, kurzen starken Dornen und Ein- schnitt zwischen dem Querfortsatz. “Oberschenkel relativ kurz, — (Neues Jahrb. f. Mineral. p. 136 —140. Tf. 3.) Hebert, über die Gattung Coryphodon, — Im Jahre 1846 gründete Owen diese Galtung auf einen letzten untern Backzahn ähnlich dem Tapir und Lophiodon, aber mit nur 2 Querhügeln statt drei. Auf sie ist Blainvilles Lophiodon anthracoideum zu beziehen. Gervais betrachtet sie als blosses Subgenus von Lophiodon. Hebert untersuchte nun verschiedene Skelettheile theils von Meudon, iheils aus verschiedenen Sammlungen. — Danach besitzt das Thier in jeder Reihe 3 + 1 + (3 + 4) Zähne. Die untern Zähne unterscheiden sich auffallend von Lophiodon und Tapir, die obern entfernen sıch weiter von Lophiodon, als diese, Tapir, Rhinoceros und Palaeotho- rıum unter einander. Die nur wenig von den Schneidezähnen ab- gerückten Eckzähne sind kräftig und charakteristisch, ganz eigen- ihümlich, die obern dreiseitig, sehr lang scharfspitzig mit gerader dicker Wurzel, die untern aussen gerundet, flach innen, mit schnei- denden Rändern an den Seiten. Die Schneidezähne sind stark, regel- mässig, gelappt, stumpfspitzig, an der Aussenfläche convex, innen flach, dreiseitig herzförmig, den obern von Anthracotherium ähnlich. Demnach ist Coryphodon als selbständiger Gattungstypus aufrecht zu erhalten. Der Oberschenkel gleicht in der obern Hälfte dem Nashorn, im untern Gelenk dem Klippdachs und Tapir, auch Anoplotherium, weicht also erheblich von Lophiodon ab. Der Oberarm des Lophio- don du Soissonais bei Cuvier und Blainville gehört dem Coryphodon. Der Radius ähnlich Lophiodon. Die Art aus den Braunkohlen von Soissonnais gleicht ganz Owens C. eocaenus, und der spätere Name €. anthracoideum ist daher zu unterdrücken; die Art aus den‘ Con- glomeraten des plastischen Thones ist neu, C. Oweni. In der Grösse verhalten sich beide Arten wie 3:4, beide plumper als der Tapir. Sie liegen in tiefern Tertiärschichten als die Lophiodonten. — (Compit. rend. Jan. 135 — 138.) | Gl. Botanik. Caspary, botanische Nlokiz6ni — Verf. fand in der Flora von Bonn zwei bis dahin nicht beobachtete Arten, näm- lich Myriophyllum alterniforum DC und Heleocharis multicaulis Sm, beide im Juli bei Siegburg. — Er beobachtete ferner in der Gal- meigrube des Altenberges bei Aachen in 53 Metres Tiefe zwei Pilze mit gut entwickelten Sporen, einen Agaricus und einen Ascobolus. — Die bisher nur im Damm’schen See bei Stettin gefundene Udora 339 oeeidentalis Koch ist von 'Sanio auch im kleinen Salmentsee 'bei Lyck in Ostpreussen entdeckt worden. ‘Sie findet sich besonders im rus- sischen‘ Litthauen, in Ostindien, China, Java, Geylon und Neuholland und ist: die Serpieula verticillata Lin- fib, aber Hybrida wverticillata zu/mennen,, unterschieden von ihren nordamerikanischen Verwandten durch die Zähne des Blattes, die gefranzten’Nebenblätter und durch das erste Blatt des Astes, welches stengelumfassend ist. — (Nieder- rhein. Verhandl. 1857. 17. 27.) Die Palmyra-Palme. — Einer der am weitesten verbreiteten und zugleich einer. der nützlichsten Bäume der Erde ist die Palmyra, Borassus flabelliformis L. Sie wächst zu beiden Seiten des persischen Golfes, in ungeheuren Wäldern an der Malabarküste vom Cap Como- rin durch Travancore, Galieut Goa, Bombay und Judjerat, ja sogar eine gute Strecke die Ufer des Indus im Seinde Heran. Die eigent- liche Palmyraregion aber hat ihre Grenze längs der Coromandelküste von Coromin bis Madras, schliesst den nördlichen Theil von ‚Ceylon in sich“, Tinevelly, Tandjore, Pondicherry bis zum 85° OL und 25° N Br. Die Verlängerung dieser Linie erreicht Ava, die birmanische Hauptstadt, unterhalb welcher die Ufer des Jrawaddi unermessliche Wälder dieser Palme tragen. Von Ava wendet sich die Grenzlinie südwärts durch die Halbinsel Malacca dem indischen Archipel zu. und umfasst Sumalra, Borneo, Celebes, Flores, Coram, Amboina, die Mo- lucken, vielleicht bis Neu-Guinea. Die Ausdehnung dieses Gürtels in SO Richtung von Arabien 54 Grad O L. beträgt 86 Grad bis Neu- Guinea also fast ?/, des Erdumfanges. Die Palmyra erreicht in meh- ren Ländern Asiens nordwärts den 25. bis 30. Grad. Die Insel Ti- mor ist ihre S. Gränze. In mehren Gebirgslandschaften Ceylons, Kandy und Badulla inbegriffen, wächst sie zu 1680 bis 2450 Fuss Meeres- höhe, wo die mittlere Jahrestemperatnr etwa 74 Gr. F resp. 71°), Grad beträgt. Die für ihre Entwickelung geeigneten Stellen sind je- doch jene niederen, kaum über dem Meeresspiegel erhabenen Sand- ebenen, die eine glühende Sonne bescheint und die dem Wehen eines Monsum ausgesetzt sind. So Djafna mit den nahe gelegenen Eilanden, auf denen nach Fergusons Schätzung etwa 61/, Millionen Palmyrabäume stehen, so der District Tinnevelley mit ‚einem Theile del Madurakollectorates, gewisse Striche von Madrab und Bombay, sowie des Sundaarchipels. Eine ausgewachsene Palmyra hat 60 bis 70 Fuss Höhe, ihr Stamm am Grunde etwa 54/,‘ nach dem Gipfel hin 21/,‘ Umfang und ist gewöhnlich einfach, bisweilen jedoch mehr ‚oder minder verzweigt, so das er 4, 6 oder mehr Kronen. trägt. Jeder Baum besitzt 15 bis 40 frische grüne Blätter, während. die Blatistiele der alten verwelkten im wildem Zustande den Stamm mit einer Spirallinie von riesigen Stacheln umgeben. Die Eingebornen pflegen jährlich 12 bis 15 Blätter abzuschneiden, sowohl um sie zu verschiedenen Gebrauch zu verwenden, als auch um die Reife der Frucht zu beschleunigen, s Wenige Bäume gewähren Thieren aller 340 Art besseren Schutz als ‘die Palmyra; denn sie dient Nachts vielen Vögeln, bei Tage Ratten, Eichhörnchen, Lemuren ‚ ‚Affen u. a. zum Zufluchtsorte.‘ Auf Bäumen, welche alle ihre alten Blätter erhalten haben, ist die Menge der Fledermäuse, die sie bewohnen, unglaub- lich gross. Die Furchen der Blattstiele, der ganze Bau des Blattes sind ganz dazu geeignet, den Regen aufzufangen. Jeder Tropfen der auf die Krone fällt, rieselt dem Stamme zu. Deshalb ernähren diese Bäume zumal im wilden Zustande zahlreiche Schmarotzer, Or- chideen, Farren, Ficus u. drgl. Die am meisten ins Auge fallende interressanteste Verbindung der Palmyra ist die mit 10 bis 12 Fei- genarten, darunter Ficus religiosa, glomerata, indica, die ächte Ba- ' niane der Engländer. Sie beginnen wahrscheinlich in einem Blatt- winkel der Palmyra ihr Dasein und breiten sich von da zu jenen ungeheuren waldähnlichen Bäumen aus, die den Mutterbaum so um- fassen, dass nur der höchste Gipfel desselben gerade aus der Mitte darüber hinausragt. Die Anwendungen, welche die Palmyra gestattet, sind fast nicht‘ aufzuzählen. Alle Theile, vielleicht die Wurzeln ausgenommen, wer- den mannichfallig benutzt. Die jungen Pflanzen von 2 bis 3 Mona- ten sind unter dem Namen Kelingoos in Ceylon ein beliebiges Nah- rungsmittel und werden zu diesem Zwecke gezogen. Man geniesst sie frisch, gekocht, getrocknet, geröstet oder in Scheiben geschnit- ten und wie Brodfrucht in der Pfanne gebacken. Das ganze Jahr hindurch findet man sie auf den Bazars von Columbo und anderwärts. Das aus ihnen bereitete Mehl ist das beliebte Cool oder die cinga- lesische Grütze. Das Holz der ausgewachsenen Bäume wird vorzugs- weise zu Bauten, namentlich auch zum Schiffbau verwendet. Es wird vom Point Pedro und andern Theilen Djafnas massenhaft nach Co- lombo und Madras ausgeführt. Zu gewissen Zeiten des Jahres be- sehäftigt das Fällen und Hauen, die Zurichtung und Ausfuhr Tausende von Tamilen im nördlichen Ceylon. In den sandigen Districten Djal- nas, wo sich Wasser .nahe der Oberfläche vorfindet und wo durch die Heftigkeit der Winde die Brunnen leicht verschütlet werden, senkt man einen ausgehöhlten Palmyrastamm in die Erde und dieser bildet einen Brunnen, der manchen durstigen Wanderer zur Erfrischung dient. Mit den Blättern werden die Dächer gedeckt, obwohl sie we- niger dazu geeignet sind als die dauerhaftern und nettern Cocosblät- ter. Dagegen geben sie sehr dichte und hübsche Umzäunungen und und einen vorzüglichen Dünger für die Reisfelder. Auch werden Matten aus ihnen verferligt, die man als Fussdecken zur Dekorirung von Plafonds, zum trocknen von Kaffee, zum Verpacken der Ausfuhr- arlikel benutzt. Säcke, Körbe, Wasserkörbe, Schwingen, Hüte, Mü- tzen, Fächer, Schirme, das Alles wird aus Blättern gemacht. Einer der seltsamsten Zwecke aber, zu welchem sie dienen, ist der, dass man darauf schreibt, ein Gebrauch, der nach dem Zeugniss des äl- testen Hinduschriftsteller Panninyrishee über 4000 Jahre alt ist. Die Schrift wird mit einem Griffel auf die Maufläche eingegraben und 341 durch das Einreiben einer Mischung von Oel und Kohle leserlich ge: . macht. ‘So ‘schreiben die Eingeborenen ihre Briefe darauf, welche nett zusammengerollt und ‚bisweilen mit Gummi versiegelt durch das Postamt gehen. Die noch in .der Scheide eingeschlossenen Blühten- knospen liefern den Toddy, ein durch seinen Geruch fast ebenso be- rühmtes, wie durch seinen Missbrauch berüchtigtes Getränk, welches durch Pressen und Anzapfen jener Blühtenscheiden gewonnen wird. Ausserdem dass er frisch und gegohren genossen wird, dient er häu- fig zu Hefe, namentlich in Ceylon, auch werden grosse Massen in Weinessig umgewandelt, um Gurken, Limonen, Cocos uad Palmyra- blattknospen einzumachen. Die bei Weitem grösste Menge aber 'wird zu Jaggery oder Zucker eingekocht. Im Jahre 1849 betrug die To- talausfuhr von Zucker aus Ceylon 550 Ctr. mit 1934 Pfd. Strl. Zoll. Zwei Drittel‘ der: Masse ‘war das Product der Palmyra. Nach Malm- coäm und Crawford bildet Jaggery einen Handelsartikel aus den ‚obern und untern Provinzen Birmäs. In Sawen ernähren sich die Einwoh- ner bei Misserndten von Jaggery und auf Timor bildet er einen Theil des Jahres hindurch das Hauptlebensmittel,. Es steht fest, dass der hauptsächlich aus Palmyrasaft bestehende Zucker körniger und preis- würdiger ist, als der aus Zuckerrohr und dass man grosse Massen desselben von Madras und Cuddalore nach Europa bringt. Aus Ma- dras werden jährlich etwa 9000 Tonnen Zucker darunter eine bedeu- tende Menge Palmyrazucker ausgeführt. Die Früchte der Palmyra variiren, je nach den Bäumen, an Form, Farbe, Geruch und Ge- schmack und werden von den Eingebornen als Varietäten betrachtet, deren jede einen besondern Namen führt. Die reif abgefallene Frucht wird mitunter roh gegessen, weit. häufiger aber geröstet und als so- genannter Punatro eingemacht. Das letztere, von dem in früheren Zeiten bedeutende Quantitäten nach Java und. den Niederlanden aus- geführt wurden, wird mallenweise für 3 bis 6 Schilling. verkauft. Tausend Früchte ungefähr reichen für eine Matte aus. Es ist die Hauptspeise der ärmern Einwohner der Halbinsel Djafna mehre Mo- nate des Jahres hindurch und in dieser Hinsicht ist ihnen der Pal- myra was dem Irländer oder Schotten die Kartoffel. Sie liefert ‘wohl den vierten Theil der Nahrung für 250,000 Menschen: in der nörd- lichsten Provinz Ceylons, macht aber gewiss den Hauptlebensunter- halt von 6 bis 7 Millionen Indiern und andern Asiaten aus. So stellt sie sich als eines der wichtigsten Gewächse der Erde heraus, sie, welteifert mit. der Dattelpalme und ‚steht nur der Cocospalme an ‘ Nützlichkeit nach. (Regels Gartenfl. Jan. 49 — 51.) @. Loologie. Hagen, die Sing-Cieaden Europas (Fort- setzung 1856. VII. S. 309.) — 4. Cicada Orni L. s. Europa bis zum 46° n. Br. ist aber auch bei Fontaineblau und Regensburg vorge- kommen. 5. C. querula Pallas. asiatische Art, die sich nach Europa vorgeschoben hat. : 6. C. hyalina Fab. (non Oliv) wohl auch asia- tisch und Lis Taurien vorgeschoben, 7. C. lineola Mus. Berol. asia- 342 tisch möglichenfalls aber auf ‘den Inseln des Mittelmeeres und deshalb mit aufgenommen. 8. €. atra Oliv. specifisch der Fauna des Mittel- meeres angehörig. 9. C. montana Scop. (Synonym. haematodes‘L, _ F. — Tettigonia dimidiata Meg. — T. sanguinea — Orni Pz. — Cic. . Schaefferi Gm. — Orni Sulz. — tibialis Ltr. — angliea Leach. — brachyptera Mus. Vienn. — adusta Mus. Berol): am meisten verbrei- tet. 10, €. prasina Pall. östl, Europa. ‘11. €. tibialis Pz. nur in Oestreich und südlich davon. 12. C. annulata Brulle südöstl. Europa, Griechenland und Cypern. 13, €. flaveola Brulle Mittelmeerfauna. 14. C. argentina Ol. Pyrenäische Halbinsel, $S. Frankreich, Sieilien. 15. C. dimissa Hagen „Media, prothorace lateribus exeisis, angulis anlicis obligne truncalis, valde depressis, angulis postieis lobatis,. vix porrectis, margine anteriori rotundato; femoribus anlieis tridentatis, dentibus obliquis, longis, aculis; maris opereulis majoribus, paulo distantibus, basi angustiori, apice magno ovali; lamina ventrali pe- nultima lata apice valde coarctata; ultima aequalı, ovata, obtusa. — Nigra, sanguineo maculata, squamis areis; eapite, supra anlennas, linea media postica, prolhoracis linea media, mesothoracis: maculis duabus segmentorum dorsalium margine, ventris lateribus cum oper- eulis sanguineis;' pedibus rubris, femoribus intus et supra, tibiis exlus, tarsis apice nigris, alis hyalinis, costa testacea, venis fuscis.“ Long. eorp. 21 mill. Long. cum alis 30. Exp. alar. ant. 51. — Balkan. 16. €, pieta Germ. Germ. Portugal, S. Frankreich. 17. C. aestuans Fab. Algier, Barbarei, S. Frankreich? . 18. C. violacea L. Vaterland unsicher. (Stet. Entom. Zeitg. XVII. 1856. $, 27 u. 66. p. 131. Zusäize p. 381) Staudinger, Beitrag zur Feststellung der bisher bekannten Sesien-Arten Europa’s und des angrenzen- den Asien’s. — Der Verf. führt zunächst von Klerk (1759) und Linne (1761) beginnend die ganze lepidopterologische Literatur auf mit den darin beschriebenen und abgebildeten Sesien und zwar in chronologischer Anordnung um dadurch später den ersten Namen für jede Art feststellen und als endgiltigen aufnehmen zu’ können, kriti- sirt hierbei zugleich die aufgestellten Arten oder verweist auf die Herrich-Schäffersche Kritik in dessen „Systematische Beschreibung der europäischen Schmetterlinge“ II. Heft 17. p. 51 — 80. Heft 32. 47. VI. Heft. 55. p. 47 — 50. Hierauf folgen die Diagnosen der Arten mit den Synonymen, wobei die bisher in den meisten Verzeichnissen gebrauchten Namen verworfen und durch die älteren ersetzt, oder durch Einziehung der Arten kassirt werden andererseits aber auch eine Menge neu aufgefundener Arten hinzukommen. Sonach sind die auf 5 Gattungen vertheilten 56 Arten folgende: Gen. I. Trochilium S$cop. Inst. hist. natur. 1770. .p. 414. 1. Apiforme 2 f. L. Fauna Suec Ed. II p. 289. —'Crabroniform...W.V, — Schneid. — Sireciform. Esp. = Melanocephala Dalm = Tenebrioniform. Esp. Kommt in 2 var. vor und ist im nördlichen und mittleren Gebiele zu Hause. 9, Bembeciforme »n.f. H. S. Tom. p. 61. f. 1. H.— 0. = Crabroni- form. Lew — Wood. Die Raupe lebt in der Wollweide (Salix Caprea) und ist 345 bisher nur im England , den’ Niederlanden und einmal in Böhmen aufgefunden worden. 3. Laphriiforme »n. f. (Laphriaef.) H. S. Tom. II. p. 62. H. Tr. Raupe in Stämmen und Zweigen der Espe (Pop. tremula) bisher nur bei Berlin, in Pommern und einmal bei Glogau aufgefunden. Gen. II. Sciapteron Standing. Dissertatio de Ses. 1854. p. 43. v. Rot- temburg , Naturforscher VII. p. 110. n. 4. ' 4. Tabaniforme n.f. Asiliform. W. V. F. = Serratiform. Freyer. var. a. Rhingiaeform. H. — 0. — Craboniform. Lasp. Fast im ganzen nördlichen und mittleren Europa, die var. dagegen im Süden, 5. Stiziforme H. S. f. 58. Text Tom. VI. p. 47. in Kleinasien. 6. Gruneri f. Staud. Coeruleo-nigrum, alarum anlicarum costa Lrans- versa externe ochraceo -punctata; abdominis segmento 2 fascia ulrinque abbre- viata, 4 inlegra lavis. Magnit, 34 mm. Kleinasien. 07. Fervidum f. Lederer Verhandl. d. zool. bot. Ver. 1855. Quant. II. p. 189. Taf. .1V. f. 10. Coeruleo-nigrum; thorace alisque antieis minialis; abdo- minis segmentis 4. 5. 6. supra, fasciculoque terminali ulrinque favis. Magn. 31 mm. Kleinasien. Cypern. 8. Sanguinolentum Led, l. c. 1852. p. 81. = Tengraeformis H. S, Klein- asien. Gen. Ill. Sesia Fab. Syst. Ent. 1775. v. 547. 9. Scoliiformis 79. f, Laspeyre& Sesiae Europ. 1801. p. 13. f. 1. 2. — Borkb. Raupe in der Birke; im grössten Theile des nördlichen und: mittleren Europa. 10. Sphegiformis m. f. F. Syst. Ent. ed. II. Tom. III. p. 383. 13. = Spheciform, Lasp. — Esp, Wie vorige verbreitet und noch südlicher, so bei Toskana. 11. Messiiformis an. f. H. S. Tom. Il. p. 65: 76. 75. f. 17. 18. Bis- her nur in R. Russland. 12. Anthraeiformis a. f. Esp. Tom. II. Tab. 44. f. 1. 2. Fortsetzung p: 29. = Atlantiform. Wood. Ungarn und S. Russland. 13. Cephiformis m. f. O. II. p. 169. Wien. Regensburg. Schlesien. 14. Tipuliformis m. f. L. Faun. Snec. ed. Il. p. 289. 1096 = Salma- ehus Hufnag. Raupe in den Zweigen der Johannisbeeren und Haselsträucher. Bisher sind Toskana und Piemont die südlichsten Punkte dieses bis Lappland verbreiteten Schmelterlinges. 15. Conopiformis m. f. Esp. II, 213. Tab. 31. f. 1.2. = Nomadaeform. Lasp. = Syrphiform. H. Raupe in der Eiche. Deutschland. Frankreich NlItalien. 16. Asilıformis m f. v. Rottemb. Naturforsch. VII. p. 108. 2. = Cyni- piform. 0. — Esp. = Vespiform. Lasp. — Oestrifor. f. v. Rottemb. Raupe in Eichen und Buchen. Ganz Europa mit Ausnahme des höchsten Nordens. Klein- asien. 17. Melliniformis f. Lasp. p. 19. f. 5. 6. — O0. eine noch sehr frag- liche Art, 18. Myopiformis =». f. Borkh. II. p. 169. = Mutillaef, Lasp. — Wood. — (ulieif, f. Wood. var. Luctuosa Led. N.Frankreich. England. Deutschland. Ungarn und die var. in Kleinasien. 19. Thyphiiformis m. f. Borkh. Eur. Schm. Tom. Ill. p. 174. f. 4. 5. = (ulicif. (theilweise) F. Italien. Frankfurt a/M. 20. Pipiziformis 7. Led. Verh. d. zool. bot. Ver. 1855. Quart. II. p. 395. Taf, 1. f.:2. ‚Syrien. 21. Culiciformis m. f. L. Faun. Suec. ed. II. p. 289. — Stomoxyf. Wood. Raupe in, Birke (Betul. alba) ‘im ganzen Gebiete dieses Baumes, südlich bis Sa- voyen und Piemont beobachtet. 22. Thymniformis 98 'Lasp. p. 21. =? Scoliaeformis m. O0. scheint Dur‘ var. vonder vorigen zn sein. 23. Stomoxyformis @.f. Schik. Faun. boic. Il. p. 234. 0.—H. Südl, Hälfte ‚Europas und eine var. in ‚Kleinasien. 344 24. Formiciformis »n, f. Esp. II. Taf. 32. f. 3. 4. H. — Borkh.— Lasp. = Tenthredinif. Esp. — F. = Nomadaef. H. Ganz Europa und in Sibirien. 25. Lomatiiformis 72. Led. en d. zool. bot. Ver. 1852. p. 89. Kleinasien. 26. Ichneumoniformis »m. f. F. Syst. Ent. ed. II. Tom. 1II. p. 385. 22. = Vespif. Esp. — Palpivua Dalm. — Staluif. Fr. = Ophionis. Dup. = Systro- phaef. H. — var. Megrillaef. H. S. Ganz Europa und Westasin, 27. Uroceriformis n.f. Tr. X. Abth. 1. p. 121. — Crabonif. F.= Ody-. nerif. Ghiliani var. a Mamertına Zell. var. b. Doryceraef. Led -Südhälfte Europas. 28. Masariformis »m. f. 0. II. ‚p. 173. = Allantif. Eversm. = Löwii Zell. = Ranchıf. =. H. var. a. ‚var. b.. Odynerif. H. S.. Südöstliches Viertel Eu- ropas und angrenzendes Asien. 29. Annellata Zell. Isis 1847. p. 415. = Muscaef. H, S. var. a. Ce- riaef. Led. var. b. Ortalidif. Led. Verbreitung wie die vorige. 30. Empiformis m f. Vieweg Tab. Ver. p.. 19. — Esp. — Borkh. — Tenthredif. Lasp. — H. = Muscaef, Borkh. mit einigen var. Deutschland. Un- garn, Frankreich (nicht im Süden) östliche Pyrenäen. ? 81. Astatıformis am. f. H.S Il. 70. — Tbyreif, f. H.S. Beide IGesehleche ter sehr. verschieden. Ungarn. S. Russland. Portugal. 32. Braconiformis ».f. H. S. Il. p. 68. — Triannulif. F. — Meriaef. Assm. = Philanthif. Led. = ? Tenthedinif, var. 0. Ganze Südhälfte Europas mit Ausschluss des aussersten Westen. _ 33. Manni m. f. Led. Verh. d. zool. bot. Ver. 1852. p. 88. Konstan- tinopel. Kleinasien. 34. Herrichi m. f. Stand. Fusco-nigra, antennis externe alarum anti- carum fascia exlerna (violaceo-costala) abdominis ‚(ubique flavoconspersi) macu- lis dorsalibus lateralibusque flavis; segmenli 4. annulo postico albo, ulrimgque dilatato. Magn. 22—25 mm. f. Abdominis (parum flavo-conspersi) segmenlis 2. 4. 6. postici albis = lIcteropus H. S. var. a. Euceraef. 0. Dalmatien. 35.. Colpiformis Staud. Fusco- nigra, alarum anticarum .fasciae externae sirigis, abdominis segmenlorum posticorum mäculis, fasciculigue terminalis strigis duabus, obsolete flavis; segmentis 4. et 6. poslice albidis. Magn. 19— 22 mm. m.f.—f. abdominis aan plerumgne nullis, segmenlis 2. 4. 6. po- stice albis — Dolerif. Led. = Philanthif. H. S. = ? Polistif. Boisd.‘ Südl. Europa und Rleinasien. 36. Biblioniformis m. f Esp. II. p. 30. Tab. 44. f. 3. 4. = Philantrif. H. S. —= Tenthredinif. var..? 0. — var. Mysinif. Boisd. Ungarn. var. in An- dalusien 37. Philantiformis m. f. Lasp- p. 81. f. 23—283. = Muscaef. Hufnag. var. a. Corsica Staud. Minor, alarım anliearum areis ‚minulissimis, area exte- riore tribus lantum areolis composila. Magn. 11—16 mm. f. antennarum ma- - enla apicali albida mojori var. b. Deucomelana Zell. Isis 1847. p. 410. = Therevaef. Led. = Merıaef. m. Ramb. = Philantif, f. Ramb. — Raupe in der Wurzel der Wolfsmilch (Euphorbi Cyparissias) ın Nord- und Mitteldeutsch- land und wahrscheinlich N Frankreich, var, ‚a. in Corsica, var. b. bei Granada. 38. Alfinis' »92. f. Staud. Fusco-nigra, tituris duabus ante oculos abdo- minisque segmenlis 4. 6, in 7a. 7. albıs, thoracis strigis duabus flavescentibus; alarum anlıcarum area externa 'areolis 3 .compositla, Magn. 15—13 mm. = Leucospidif. Led. — Süd-Tyrol und Frankreieh 39. Albiventris 3 Led. Verh. d. zool. bot. Ver..1852. p. 82. Kleinasien. 40. Aerifrons m.f. Zell. Isis 1847. p. 415, var. a. Sardoa Staud. = Meriaef. Boisd. Sıcilien. S.Frankreich. var. Sardinien. 4]. Leucospidiformis ‚m f. Stand. Fusco-nigra, fronte arnea, alarum anlicarum area externa acroolis 3 composila; thoracis viltis 8, abdominis vittis 4 (una dorsali, altera ventrali, reliquis: d duabus ag segmentoque 4. po- slice, crelaceis. Magn. J8—22 mm, = Leucopsif. H. S. — Esp. Raupe in Cypressenwolfsmilch. Ungarn. Berlin. 42. Algsoniformis m. H. S. Il. 73. f.46. = Trivittata Zell. — Rleinasien. 345 43. Fenusiformis @. f. Led. Verh. d. z. b. Ver, 1852. p. 54. = Leu eopsif. H. S. — Kandia und Kleinasien. 2 44. Stelidiformis m.f. Freyer N. 2. II. p. 141. Taf. 182. 1.2, = Uni- eincla H. S. — Südöstl. Europa, Kleinasien, 45. Osmiiformis m. f. H. S. f. 52. = Stelidif. Zell. = Zelleri Led. Sieilien, Calabrien ? 46. Chalcocnemis 7. Staud. Aenea, abdominis segmento 4. postice albi- cante, alarum anlicarum (fuscescentium) margine poslico fasciaque media externe auranliacis, area exierna compressa. Magn. 19 mm. — Montpellier. 47. Azonos 7. Led. Verh. d. z. b. Ver. 1855. Quart. II. p. 194. Taf. N. f. 1. Syrien. a s 48. Joppilormis m. f. Staud. Caeruleo-nigra, alarum anticarum area ex- terno areolis 3 composita. Magn. 19 —21 mm. = Anthracif. Ramb. Corsica, Sardinien. 49. Doryliformis 23 f. O. II. p. 141; nr. = Euceraef: H. S. = Ictero- pus Zell. f. — Schmidtii Zell. — Baconif. Ghiliani. — Portugal, Sicilien, Sardinien, Corsica. 50. Chrysidiformis ma. f. Lasp. pe 15. — 0. — HS. — Esp — H. var. a. Miniacea Led. = Minianif. Fr. = Melampif. Mann. — Westeuropa von England an. var. Candia und Kleinasien. 51. Chaleidiformis m. f. Esp. Il. Forts. p. 44. Tab. 47. f. 1.2. = Prosopif. ©. = Halietif. H. S. — var. a. Schmidtii Led. = Schmidtiif. Fr. = Prosopif, H. S. — Ungarn. Südost-Russland. Turin. Dalmatien. Sieilien. Klein- asien, in den 3 letzteren Ländern ist ausserdem die var. bisher nur gefunden worden. 52. Elampiformis f. H. S. VI. p. 49. f. 54. — Kleinasien. 53. Foeniformis f. H.S IM. p. 65. a. 78. f. 11. Südeuropa. Beide letzte Arten als solche noch sehr unsicher. Gen. IV. Bembecia H. Cat. 1816 p. 128. 54. Hylaeiformis = f. Lasp. p- 14. — 0. = Apiformis H. — Raupe in der Himbeere ; kommt wehl überall vor, wo diese wächst. Gen. V. Paranthrene H. Cat. 1816. p. 181. 55. Tineiformis zm.f. Esp. Tab. 38. f. 4. H. — H.S. — 0. — Zell. var. a. Brosif. H. — O0. — Led. — Südfrankreich. Sicilien, Portugal, var. mit Sicherheit nur aus Kleinasien. 56. Myrmesiformis H. S II. p. 59. f.30. 31. — Led. — Sicher bisher nur in Kleinasien gefangen. 4Stett. E.. Z. 1856. S. 193. 257. 321.) Anm. Hr. Stange ein eilriger hiesiger Sammler und Sesienzüchter hat Nr. 3. bei Frankfurt a/O, und Halle, Nr. 23. und 41. bei Halle aufgefunden. J. F. Ruthe, Prodömus einer Monographie der Gat- tung „Mieroctonus Wesm.“ — Dieses Braconengeschlecht wird erst characterisiri und sodann die Diagnose gegeben von folgenden 33 zum grossen Theil neuen Arten, mit deren bloser Aufzählung wir uns jedoch begnügen müssen. Die ohne Autor aufgeführten Ar- ten smd von Ruthe neu aufgestellt: 1. Microctonus vernalis m. f. Wesm — 2. politus m. — 3. elegans f. — 4. Klugii f. — 5. ma- eroscapıs m. — 6. plumicornis f£ — 7. aelhiops m.f. Nees var. spurius als Nr. 16. aufgeführt und deshalb dort einzuziehen. — 8. melanopus f. — 9. aemulus m.f. — 10. lancearius f£ — 11. bicolor Wesm. m. f. — 12. parcicornis f. — 13. fulviceps m. f. — 14. vaginatus Wesm. f. — 15. labilis f£e — 16. s. 7. — 17. de- ceptor f. Wesm. —= Perilitus rutilus Nees var. 8. — 18. retusus f. — 19, dubius f. Wesm = Perilitus rutilus Nees var. & — 20. 23 N 346 rutilus f. Nees (Perilitus) — 21. terminatus f. Nees — 22. falei- ger f. — 23. deficiens m.f. — 24. truncator f. — 25. parvulus m.f. — 26. fascipennis m.f. — 27. claviventris f. — 28. oblitus f. — 29. reclinator f. — 30. relietus m. f. — 31. laeviventris m. — 32. brevicornis f. var. ? var. ® — 33. barbiger m. f. Wesm in 5 var. (Ebenda S. 239.) Hagen, die Odonaten-Fauna des russischen Rei- ches. — Zunächst stellt der Verf. das zusammen, was über die Odonaten Russlands bisher veröffentlicht ist, woraus sich etwa 22 Arten ergeben. Dann folgt die von einzelnen Bemerkungen beglei- tete Aufzählung von 41 Arten einer Sendung der HHrn. Motschulski und Menetries aus Archangel, Petersburg, Caucasus, Sibirien, Kamt- - schatka, Kirgisensteppe, Kurilische Inseln, Ajan, Russisch - Amerika, von denen 18 für Russlands Fauna neu und 9 überhaupt noch gar nicht beschrieben sind (die Beschreibung wird in der Monographie der Odonaten von Selys und Hagen verheissen). Diese etwa 63 Arten sind genügend, um den Charakter der russischen Odonaten - Fauna festzustellen, die für das europäische Russland nach Hagen in 3 Zo- nen zerfällt: 1. die Ländertheile über dem 60°; 2. die zwischen dem 60 ® und 50.0; 3. die unter dem 50.0 befindlichen Provinzen. Die 1. Zone dürfte die arktischen Arten umfassen und für Russland die im mittleren Schweden fliegenden Arten mit zu berechnen sein; aller Wahrscheinlichkeit nach wird diese Zone 36 Arten begreifen, von welchen 20 bereits entschieden als ihr angehörig nachgewiesen wor- den sind. Für die 2: Zone würden sich 57 Arten annehmen lassen, eine den allgemeinen Gesetzen entsprechende Zahl, und eine Fauna, die den Charakter der von Mitteleuropa und der norddeutschen Ebene trägt. Für die dritte Zone kennt man bis jetzt nur 14 Arten. Ha- gen vermulhet aber, dass sich aus den Faunen der benachbarten Länder auf eine Erhöhung dieser Zahl auf 60 schliessen lassen dürfe. “ Aus dem transkaukasischem Gebiete sind nur 8 Arten bekannt. Das angrenzende Persien mit seinen Odonaten ist durchaus noch un- bekannt. Für Sibirien werden 69 — 75 Arten berechnet. Mit dem auf der Kurilie und in Kamtschatka gefangenen Arten dürfte die Fauna der sämmtlichen russischen Besitzungen in Asien die Zahl 10V über- steigen. Ueber das russische Amerika lässt sich, noch nicht ziel sa- gen, interessant ist das dorlige Vorkommen der Aeschna juncea, einer europäischen Art. (Ebenda S.. 363.) Tbg. —HRKEi — Correspondenzblatt des Naturwissensch altlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen’ in Halle. 1857 April. NM. Sitzung am 21. April. Eingegangene Schriften: 1. Gelehrte Anzeigen. Herausgegeben von Mitgliedern. der königl. bayrischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 42. 43 München 1856. 4. '2. Jahresbericht des Frankfurter De eben Vereins 1855 —56. Frank- furt a. M. 1857. 8. Als neue Mitglieder werden proclamirt: Hr. Prof, Dr. Erdmann in Halle, Hr. Apotheker Vietor Sältzer in, Gerstungen. Hr. 0. Schreiner in Weimar macht die betrübende Anzeige, dass Hr. Freiherr v. Gross daselbst, der dem Vereine. von seinem -ersten Entstehen an als eifriges Mitglied angehörte, mit dem Tode abgegangen sei. Hr. Giebel legt einige neue Petrefakten. des Solenhofer litho- ° graphischen Schiefers aus Herrn Bischofs Sammlung vor und giebt eine specielle Deutung derselben. Das Nähere darüber verspricht er im Maihelle, der Zeitschrift zu publiciren, Sitzung am ee Ayri Eingegangene Schriften: 1. Verhandlungen des naturhistorischen‘ Vereins der preussischen Rheinlande "und Westphalens. Bd. Xlll. 4. XIV 1. Bonn 1857. 8. 2. The Quarterly journ.. of the geological Society of London. 1857. 1. Lond. 8. 3. Sechster Bericht des geognostisch-monlanistischen Vereins in Steyermark, nebst Beilagen. Gratz 1857. 8. 4. C. Giebel, Lehrbuch der Zoologie zum Gebrauch beim Unterricht an Schulen und höhern Lehranstalten. Mit Holzschnitten. Darmstadt 1857. 8. Geschenk des Hrn. Vfs, Hr. Güldenapfel in Isserode sendet die Beobachtung eines eigenthümlichen Meteores ein. Hr. Giebel giebt eine Uebersicht über die verschiedenen Ent- wickelungsstufen des Nervensystems in der Thierreihe. April-Bericht der meteorologischen Station in Halle. Das Barometer zeigte zu/Anfang des Monats bei N und bedeck- tem Himmel den Luftdruck von 27''4'',87 und stieg anfangs lang- sam, während der Wind sich bei sehr veränderlichem, durchschnitt- 23° 348 lich heiterem und öfters regnigtem Wetter bis zum 5. nach S herum- drehte, — dann schneller, während der Wind bei wolkigem und regnigtem Wetter langsam wieder nach NW zurückging, bis zum 8. Nachm. 2 Uhr (27”10'',05). An den folgenden Tagen sank das Barometer wieder langsam, während sich der Wind wieder bei trü- bem und regnigtem Welter langsam bis SW zurückdrehte, bis zum 13. Nachm. 2 Uhr auf 270,92, erreichte dann aber bei SW ziem- lich heiterem und trocknem Wetter anhaltend steigend am 18. Mor- gens 6 Uhr die Höhe von 28°'1'‘,56. Darauf fiel das Barometer anfangs bei NO und heiterem Himmel anhaltend, dann aber unter öftern Schwankungen bei NW und trübem und regnigtem Wetter bis zum 26. Nachm. 2 Uhr (27°7‘',37), worauf es bei NNW und be- ständig bedecktem Himmel steigend am 30. Abends 10 Uhr die Höhe von 27°10‘',06 erreichte. Der mittlere Barometerstand im Monat war ziemlich niedrig = 27‘'8‘',41. Der höchste Stand am 18. Morgens 6 Uhr = 28'1‘',56; der niedrigste Stand am 13. Nachm. 2 Uhr = 270,91. Demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat = 12'",64. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 14. bis 15. Morgens 6 Uhr beobachtet, wo das Baro- meter von 272°", 70 bis 277,17 also um 4'',4G stieg. Die Wärme der Luft im Anfang des Monats verhältsnissmässig hoch, am 1. im Tagesmittel = 7°,1 und steigerte sich mit aller- dings nicht unerheblichen Schwankungen bis zum 20. auf 119,5 mitt lere Tageswärme. Darauf aber fiel dieselbe bei anhaltendem NW sehr bedeutend, so dass sie am 25. nur 0°,2 betrug und stieg dann bei anhaltendem NNW auch nur langsam bis zum Ende des Monats (50,3). Daher erscheint denn auch die milllere Wärme des Monats sehr niedrig = 6°,5. Die höchste Wärme wurde am 20. — 170,7, — die niedrigste Wärme am 25. = — 00,6 beobachtet, Die im Monat beobachteten Winde sind: N= 5,0 =(, s-3,W=4,N10 =-3,S0 = 1,\W=8,SW = 16, NNO — 1, NNW = 27, SSO = 0, SSW = 11, 080 = I, 0S0 — 2, WNW= 4, WSW = 4, woraus die mittlere Wind- richtung berechnet worden it = W — 1037'3”,90 — N. Die Feuchtigkeit der Luft war nicht sehr hervorstechend: es betrug die relative Feuchtigkeit nur 74 p©t.; dennoch aber haben wir im Monat durchschnittlich wolkigen Himmel. Wir zählten 10 Tage mit bedecktem, 4 Tage mit trübem, 5 Tage mit wolki- gem, 8 Tage mit ziemlich heiterem, 2 Tage mit heiterem und nur 1 Tag mit völlig heiterem Himmel. An 11 Tagen wurde Regen, an 1 Tage auch Regen mit Schnee beobachtet und die Summe der Niederschläge daraus beträgt 341‘',0 oder durch- schnittlich ‚pro Tag, 41',37 par. Kubikzoll auf den Quadratfuss Land. In diesem Monat wurden 4 Gewitter und an einem Abend duch Weiterleuchten beobachtet. W. (Druck von W, Plötz in Halle.) Ar se 0 enLST. 99T IL or rFEL- 620.08 = & 702 06-- — — —re 0061 om ob _.. 006 DE 38 — rc. &G 009.8 | veLg —— "9a 68 oe ver 61 u | ISqTOFT ae .o0eT LI 9 = oor LI _sorPv 0611 6 8 01:9 =: sie dequieAoN = ee I dä > vis CE em 6 987% oT ÖL 020 7 v9 8 ID vll 9 61 — o120 009.11 e01s E LI 009% rl zoquuaydag a «LOL ere. 08 66 VE | == s91Io - 79 ln Ge nr] TUUoS —no : ec 0 aan = „tasıl DR era DIL ae. „Wer ae © vs 88 = zor“el BT 0,681 — 9 Qi ee | = IR Er si 8 ger al Mi L 0269. 81 6 I rel De 2) — 0898 oor PL Tun 5 [4 Q a use GEL _ 102 6 | srl Bl ——— nal 036 4 | SUNgNTE —— = = = T T 77 = = IT 3 72 T m. N 2608 >= 07 = 22.99 08-61 LI? ra Tl vos IL one IL], Tey ui »uG Kr . = orol Truib ; Sl = 86 {9 = 01.85 a mady “98 ıy et L } N . ZL 3 ‘e Lean, er 1:3: (e c R o.elh >- 67 £3 118.68 6.0 | 8 ker = ser 6LL sco-L Joyur Ah = 186 et € == 066 018 8 cı IT = sch © zır0 AenIgo ae ed re ee 1se'g A) — 618% or. 0 BERTLUI 0.69% ei 01.9 6eL.ogE — 928.0 13 G — N ol 2007. kellucheYgn 2 kumıpom "unday WDUuuog "wnıpom "HuLIat} “wnıpaM "uoday "Duuog *unıpa "AuLlougos = F > E de Re; N "9I8U0 Fe ade et DWOUIBM a Me "au, ee aWOULOBLE 2 W sr8l 'sesl —_: | O’re i ni ige auE + 30H aut G —., VEL SET Horn tiomlBknn 08 BUT 8 49, 190098. o0'08 ser Lege der 6% LE = vr SOT 6668 | TE 78% u roE 8 1sq2F] 16 — 69 — or IT om Pr a — 0er'@ ggg | PguaAoN ae Seele FE vor 68 186 De kalt = mL mu Acl{uk7e) 8% — 8 °% == 0or GP 166 GL v 8 = osı Sl 000 GI] Aoqwuardag „918 == te 87 FT co 96% omZI 0E 6% = Ges el ol TOULOSI er IT 08 —sgo'8IT 900 BT 01-01 — gg any. 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December | 20,30+ 970,550 — 6 14 vb U a _ 320 pn Januar 0,871 51,710 —_ 10 11 26,° _ 1,291 — DUOS2 E31 — 91",5 Februar 2,156 . 59,808 — 1 18 — ...28",1 Dual == 161,55 6 14 — 0,8 Winter Nur 139,137 17 43. 69,° 142,833 -12-- 52 570,° — März 3,275 7,990 = 7 12. 204,% _ 1,512 — 45,198 3 18 44,8 —_ April 6,004 En 31,590 7 17,,.48,9 — 5,689 — 41,90 5 14 — 103,1 Mai 9,384 _ 49,321 3 21.1.3542 = 9,236 _ 53,59 8° 18 68,1 — Frühling | 6,221 ee SE ne | 5,502 — .139,897.16 47 on be nl Juni 13,681 n— 8,940 15 Dal — 13,636 — 8:490.7. 14 65,0 Juli 15,115 4,340 — 17 ıl —' 359,8 114,445 — 16,90 6 22 498,3 — August Na,q1 — 18,507 16 6 —13222)) 14,503 4495 —_ 10 12 u 168,8 Sommer j14® 45010 14,215 ey Pe ey y en September |12,260 20,370 — 12 11 — 240,8 10,264 — 39,510 15 {) — 257,8 October 7,019 — 38,814 6 15 2,3 — 9,241 30,003 — 5 15 — 3,4 November 1,280 —- 70,10 11 12 — - ul a —_ 43,080 776 6 —, 19457 Herbst 6,845 — 88,614...29 38 — 354,8 7,220 — 52,582 26 30 — —— 415,2 I TREU — 450,900 111 157 pl 60,406 zn l77 9 428, — an 0,18 == { re 1,015 + 1836. 1856. j Würmesumme, Tago 1 ans re h Tape Ba ch an \ Maenome- _ si —_ aenome- — D zur Monate. sotherme. + Medium, Sonne, Regen. Medium. sotherme, Medium. Sonne. Regen. Medium, December | 09,520 RIETR al ano 10,355 — 850,870 s ı er Januar 0,380 36,5% —_ 7 15 — 150,3 1,287 70,587 — 6 14 — RN Februar 1223 18,987 — 6 11 —_ 26,7 2,664 59,305 — 3 17 57,9... — Winter | 0,724 De are 35T | 0,020 Vo PA) März b.129 84,010 — 6 17 380,8 — 2,087 2 1202 13 5 — 236,6 April 6,316 — 91220 710270 ee [TOTER TZU — SO ETNERGE — Mai Br — 69,500 ..13 10 — 173,2 9,550 — 44,115 3.25 — 39,1 Frühling | bja38 TE OR SITE ———————— nn Juni 13,126 — 16530 8 18 — 100,4 13,252 — 21,810 De W/ — 130,8 Juli 14,018 ae 13 —s la 13,130 — 57,495 9 12 — RR August 12,191 4810214 11 982,2 14,214 — 2,00% 7.14 ey EEE EB E TTT Tr , HS EEE Sommer [13,231 STATE 3> 567 | 13,552 — 81,609 Dis ee on IS TS reason Homer 7 Ten emt B no 0 SOzGeOe Toracisaet% 77 "or mess T Trsemr eG Fern VERTEEEeN VoE TRETEN ET" * 7 Te" T Sams THLOTTISTHRFTSTEEN September [10,375 Be 6 20, 225,7 — 11,353 —i 6,540 Ss 14 2 183,7 October 8,401 4,154 Er= 8 12 _E 115,1 8,540 8,277 Br 11 8 GE 230,? November | 2.185 —- 24,210 7 17 116% — 1,566 — 60,180 4-19. 294,* _ LL—— EEE seen Ve —[ 0. Herbst | 7,189 56,236 21 4) PP EE 7,153 59,342 PET 3% 119,8 ONTEENEEIDHNDENITE Tr ni IT IDEE oT Jahr 0,895 0,398 4 Tabelle B. zu Seite 147, Vegetations - Monate, März bis. Septbr. Jahre 1 Tage: ER a rg Tage. ger, Medium. Sonne., Regen. Medium, Medium. Sonne. Regen, Medium, 1826. 260011 —_ 8 142 ? | 1450408 :— 56 82 PA sera 1846. | 727,630 = 2105 174 — 949",1 444,155 _ gL Gar 97840. , 1827. _ 590,906 95 180 ? | 95,69 =. 65 106 ? 1847. | — 51% 115 NR 1102,3 118,319 —. Pe 493,0 1828. | Tg ty ? | N) 19 — 148,8... 1848. 154,405 — 116 166 1876 — 190,716 — .80°°.96 32948 = 1830. — . 463,92 93 190 1013,2 = | — 590,158 53 125 1196,2 = 1850. 2, 180,185 92 198 _ 175,3 — 62,002 67 Nas 553,5 100 1851. 57,324 ee) ga 507,8 — 10320 55 ee 101,2 1832. 64,615 2.88 15 — 1278,% | 111 60 103, = 643,6 1852. | 308,506 — 109 169 — 555,; 52,941 BT; ee 595,0 "71835. | — 45,0 111 oe 128,5 | 0 ne 77 Sm 84,0 1855. ga ng, 177. 499,9 — 0 199,72 54 104 16,5 = 1836. = 198,550 Vg7 132 20) 308,5 | —. 136,04 64 106 28,9 1856. | En FIR CL 1,3 UA Lama 771,0 — 140,104 ,53 102 — 594,1 1829. — 5940,166 191 ld =& 895", | — 2390,53 79 ee 607",2 1349. | 10801438 — 107 156 — 510,0 98007 — 64 9 — 199,5 1833. 115,09, — 86 179 82,5 En — 6,5553 mir 214,2 1853. | — 29,389 90 180 215,3 = | — 202,857 59 112 571,4 = 1834. 579,55 — 125 170 991,° — 323,098 — 96 37.0 — 29,% 1854. — 102,a 93 164 0 966,1 ey 69 gere= 566,0 \ | z “ % "N ” 5 < 3 i - ar s 2 E { ES . N r E ne N IR, \ 1 w \. | e = | x \ ‘ \ 5 N re > = > ie = ” x a N | 4 B .= A 3 $ 2 4 & . oe. ö N a “a { " re % = ? an 1 3 { b$ “ei i N ö l . — i B _ n & { { \ 7 Y - 2 EZ I 3 N ; 5 { . L ’ Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1 857. Mai u. J unl. N? Vu. Il Zur Osteologie der Waschbären e. Giebel. Im Jahre 1837 beschrieb Wiegmann nach Bälgen unbekannter Herkunft zwei neue Arten der Gattung Pro- cyon als Procyon brachyurus und Pr. obscurus. Spätere Untersuchungen dieser Art sind mir nicht bekannt gewor- den und ich nahm die kurze Charakteristik Wiegmann’s in meine Bearbeitung der Säugethiere unverändert auf. Seit deren Erscheinung hat unsere zoologische Sammlung einen Cadaver des Procyon brachyurus aus der Richard’schen Me- “ nagerie erworben, der mich in den Stand setzt, Schädel [4 und Skelet mit der gemeinen Art zu vergleichen. Den Wiegmann’schen Pr. Hernandesi und die Gray'schen Pr. ni- veus und Pr. psora habe ich schon a. a. O. dem Pr. lotor un- tergeordnet und selbst für die obigen Arten giebt Wiegmann’s Diagnose keine befriedigende Sicherheit. Der Pelz des Waschbären varürt ebenso vielfach und auffallend als der anderer Pelzthiere, wovon man sich auf jeder Leipziger Messe durch Prüfung von Tausenden von trocknen Bälgen, darunter oft sehr vollständige, überzeugen kann. Wer spe- eifische Unterschiede zwischen russigbraun und schön ka- stanienbraun wittert, der würde alljährlich Hunderte von neuen Arten diagnosiren können, wenn er die Pelzmärkte mit ihrem erdrückenden Material besuchte und dort noch den feinen und scharfen Blick der Pelzhändler sich aneig- nete, der wahrlich viel erheblichere Differenzen erkennt, als die Balgdiagnosen in wissenschaftlichen Journalen an- geben. Die Grössenverhältnisse an ausgestopften Bälgen V. u, VI. 1857. 24 390 gemessen, haben, obwohl auch ihnen häufig eine entschei- dende Bedeutung beigelegt wird, für die Systematik einen ganz untergeordneten Werth, da die Präparation sehr er- heblichen Einfluss auf sie ausübt; selbst vom Skelet ent- lehnt dürfen sie nur mit grosser Vorsicht bei Aufstellung neuer Arten berücksichtigt werden, da individuelle Eigen- thümlichkeiten in ihnen sehr gern sich äussern, wovon ich mich durch Tausende von Messungen an dem reichhaltigen Material unserer Sammlungen und an zahlreichen Exem- plaren einheimischer Arten überzeugte und worüber ich bei einer andern Gelegenheit speciell berichten werde. Ausser dem scharf unterschiedenen Procyon cancrivorus Südamerikas besitzt unsere Sammlung fünf Exemplare vom Typus des Pr.lotor. Das dunkelste ist Pr. obscurus, welchen Prf. Burmeisterin dem 1850 erschienenen ‚„Verzeichniss der im zoologischen Museum der Universität Halle-Wittenberg aufgestellten Säugethiere etc.‘ 6. als Varietät des Pr. bra- chyurus aufführt. Er ist auf dem Rücken schwarz, an den Seiten herab tritt mehr und mehr braun hervor, auf dem Scheitel mischt sich gelblichgrau ein, doch setzt der dun- kelschwarzbraune Stirnstrich auf den Nasenrücken fort und steht mit dem breiten schwarzen Augenringe und Wangen- 'fleck in unmittelbarem Zusammenhange. Unterhalb der Ohren verliert sich der tiefe Ton durch Ueberwiegen der gelbgrauen Farbe. Die Ohren sind wie gewöhnlich bei Pr. lotor hell behaart und haben hinten an der Basis schwarze Büschel, welche der gemeinen Art fehlen und schwächer entwickelt bei unserem Pr. brachyurus vorkommen. An der Kehle liegt ein breites braunes Band, durch schmalen hellen Streif geschieden. Das dunkle Colorit des Rückens zieht sich als schwärzlichbraun bis auf den Oberarm herab, an den hintern Gliedmassen bis an den Hacken. Der reich- lich behaarte Schwanz hat zwei schmale und drei breite braunschwarze Ringel und eine ebensolche Spitze, alle durch schmale gelbbraune Ringel getrennt; eine Unterbre- chung derselben an der Unterseite findet nicht Statt. Un- terseite und Pfoten haben das Colorit der gemeinen Art. Unser Pr. brachyurus ist heller als voriger und Pr. lotor. Das Rückenhaar ist in der untern Hälfte graubraun, 351 _ dann gelblichweiss mit langer schwarzer Spitze, daher die Rückenfarbe aus schwarz und gelblichweiss gemischt ist. -An den Seiten herab und über den Schultern wird das Schwarz durch Braun ersetzt, auch die Oberseite des Ko- pfes ist viel heller als der Rücken. Hinter jedem Ohr liegt ein grosser schwarzbrauner Fleck. Der Stirnstrich ist hell- braun, der Augenring auffallend schmal oberhalb des Auges, der Wangenfleck braun, der Kehlfleck ganz verwischt und undeutlich. Die Vorderbeine sind vom Oberarm herab weisslich mit durchsehimmerndem Braun, ebenso die Sei- ten des Leibes, der Schwanz hat drei schmale und 5 brei- tere schwarzbraune, durch ebenso breite weisslich gelbe getrennte Ringel und eine sehr kurze schwarzbraune Spitze, an der Unterseite nicht unterbrochen. Obwohl das Exem- plar kleiner ist als der beschriebene Pr. obscurus sind doch seine Pfoten sehr ansehnlich länger und seine Ohren STÖSSET. Ein zweites grösseres Exemplar, von welchem die Sammlung ebenfalls das Skelet besitzt, ist dunkler, längs des Rückens überwiegt das Schwarz vielmehr und an den Seiten mischt sich ebensoviel Braun als Schwarz mit dem Gelblichweissen. Der Kopf ist wie bei vorigem, nur herrscht auf seiner Oberseite mehr braun und der Kehlfleck ist markirt. Der Schwanz hat drei schmale und drei breite schwarzbraune Ringel durch ebenso breite bräunlich gelbe getrennt. Die schwarze Schwanzspitze ist auffallend kurz. Pfoten und Ohren kleiner als bei vorigem Exemplar. Die beiden noch übrigen Exemplare als Pr. lotor be- zeichnet weichen ebenfalls im Colorit ab. Bei den einen lassen die schwarzen Spitzen der Rückenhaare nur sehr wenig bräunlichgelb durchschimmern, aber an den Seiten überwiegt letzteres; die Oberseite des Kopfes ist bräunlich schwarz, der Fleck hinter den Ohren nicht scharf umgrenzt, der Stirnstrich schmal, dagegen der Augenring breit und der Wangenfleck braunschwarz, die Kehle braun. Der Schwanz hat sechs schwarzbraune Ringel und ebensolche sehr kurze Spitze, alle schmäler als die sie trennenden gelbbraunen Zwischenringel; sie sind an der Unterseite un- terbrochen. Das zweite Exemplar hat am Rumpfe mehr 24* 352 weissgrau als braun, erst an den Beinen kommt die graue Grundfarbe mehr zum Vorschein. Ohrflleck und Stirnstrich sind markirter. Die Schwanzringel wie bei jenem, aber die vier letzten an der Unterseite nicht unterbrochen und oben auf der Schwanzwurzel zwei Schwach angedeutete, bei jenem nur ein angedeuteter, die Zahl der ausgebildeten Ringel und ihre Breite bei beiden gleich. Von den Grössenverhältnissen will ich hier nur die von der Nasenspitze bis zur Schwanzwurzel in gerader Linie, die Länge des Schwanzes, die Höhe der Ohren und die Länge des Hinterfusses vom Hacken bis zur Krallen- spitze der Mittelzehe angeben. obscurus _brachyurus lotor 1: I. 1. IT. Körperlänge 21. 20” Dax 18“ 18" Schwanzlänge 81/5‘ 8. 82 95 9. Ohrenhöhe 19%. der 13 18° ale Fusslänge 44 4 3ila“ 33/z" q' Vergleichen wir nun unsere Bälge mit Wiegmann’s Charakteristik, so ergiebt sich freilich keine Identität. Vom Pr. obscurus passen die kürzere Schnauze und kürzeren Ohren, auch die Schwanzringel, aber es fehlt das Kasta- nienbraun des Hinterrückens, dem hellen Streifen über den Augen fehlt das Braun, ebenso den Vorderbeinen das Dun- kelbraun. Unser Exemplar ist um 3" kürzer, sein Schwanz um 1)". Dem Pr. brachyurus giebt Wiegmann auf 13)‘ Länge nur 5" für den Schwanz, wovon unsere darauf be- zogene Exemplare erheblich abweichen. Die Schwanzrin- gel, sechs, sollen an der Unterseite unterbrochen sein, was bei unseren nicht der Fall ist, aber auch bei Pr. lotor in- dividuell vorkömmt. Das allgemeine Colorit stimmt über- ein. Wir hätten demnach an unsern Exemplaren nach der Färbung des Rumpfes und der Zahl der Schwanzringel die beiden Wiegmann’schen Arten neben der gemeinen und betrachten vorläufig die Differenzen als bloss individuelle, um auch die Eigenthümlichkeiten des Skelets, das von bei- den vorliegt, noch eingehend zu prüfen. Zur Vergleichung der Skelete des Procyon obscurus und Pr. brachyurus nehme ich zwei Skelete des Pr. lotor, 353. wovon das eine aber völlig verkrüppelt ist, mit stark ge- krümmten Gliedmassen und eingebogener Wirbelsäule; von Pr. cancrivorus besitzt unsere Sammlung nur einen Schä- del. Ich stelle zugleich die Charaktere von Nasua und Cer- coleptes daneben, um die generischen Eigenthümlichkeiten von.den specifischen bestimmter sondern zu können. ‘In seiner allgemeinen Configuration hält der Procyon- schädel die Mitte zwischen Nasua und Cercoleptes. Jener ist schmal und gestreckt, zumal im Antlitztheil, dieser mit völlig verkürztem Antlitz, während bei Procyon der Schnau- zentheil schwach oder gar nicht comprimirt ist und der Antlitztheil gegen den Hirntheil keineswegs zurücktritt. Dieses Verhältniss macht sich schon in frühester Jugend bemerklich, Nasua hat seine verlängerte dünne Schnauze schon bei der Geburt und in gleichem Alter ist bei Procyon der Schnauzentheil kurz und sehr breit, auch deprimirt und Cercoleptes ähnlicher. Der Hirnkasten ist bei allen dreien deprimirt, bei Cercoleptes am stärksten mit breitestem flachem Scheitel und fast flachen Seitenwänden, bei Nasua ist der Hirntheil gestreckter und seine Seiten mehr ge- wölbt, bei Procyon letztere noch viel stärker convex und der Scheitel in gleichem Grade weniger deprimirt, unsere beiden jungen noch zahnlosen Schädel gleichen wieder mehr Cercoleptes, obwohl auch der Hirnkasten bei dem eben geborenem Nasua noch kurz und sehr flach ist. Die Pro- fillinie des Schädels bildet bei Cercoleptes den stärksten Bogen, bei Nasua senkt sie sich nach vorn am wenigsten ab. Die Jochbögen stehen bei Procyon, wo sie überdies am kräftigsten sind, auch am weitesten vom Schädel ab. Ueberhaupt ist im Procyonschädel der Typus der carnivo- ren Raubthiere noch unverkennbar ausgeprägt, während -Nasua durch seine gestreckte Form mehr an die Didelphen und Cercoleptes in gleichem Grade an die Affen erinnert. Im Einzeln betrachtet zeichnet sich Procyon durch die be- _ trächtliche Breite der Nasenbeine aus, welche bei Cerco- leptes viel schmäler und bei Nasua zugleich viel länger sind. Die Orbitalecken der Stirnbeine treten bei Procyon etwas, bei Cercoleptes sehr stark, bei Nasua sehr schwach hervor; der Pfeilkamm entwickelt sich bei Procyon meist 354 stark im Alter, bei Nasua und Cercoleptes wenig oder gar nicht. Bei letzten beiden ist die Hinterhauptsfläche oben breitbogig, bei dem Waschbär dreiseitig, die Paukenblasen bei Cercoleptes flach, bei Procyon sehr und bei Nasua noch viel stärker aufgetrieben, der hintere Gaumenausschnitt bei Nasua und Procyon viel weiter als bei Cercoleptes vom letzten Backzahne entfernt. Der Unterkiefer vom Wachbär ähnelt weit mehr den Caninen als jenen beiden. Der Schädel des südamerikanischen Waschbären, Pr. cancrivorus, unterscheidet sich erheblich von dem nord- amerikanischen. Er ist mehr deprimirt, im Schnauzentheil kürzer und breiter; die sehr breiten Nasenbeine greifen mit einem schmalen Frontalfortsatze in die Stirnbeine ein, die Stirn ist breit, mit kleinen Orbitalecken, der Scheitel breit und flach, ohne Kamm, die Jochbögen horizontal, nicht aufwärts gebogen und viel weniger vom Schädel abstehend, das foramen infraorbitale sehr klein, die knöchernen Ge- hörsblasen stärker gewölbt, der hintere Gaumenausschnitt dem letzten Backzahne mehr genähert, die foramina inci- siva grösser, der Processus coronoideus breiter, der Winkel- fortsatz dicker und stumpfer, die Massetergrube flacher. Der Schädel unseres Pr. obscurus unterscheidet sich zunächst durch den comprimirteren Schnauzentheil und die an den Seiten viel weniger convex hervortretenden Eck- zahnalveolen von denen des Pr. lotor. Die Nasenöffnung ist nach oben tiefer ausgeschnitten, die Nasenbeine jedes für sich, stark gewölbt, so dass ihre gemeinschaftliche Naht in einer tiefen Einsenkung liegt, welche bei Pr. lotor stets schmäler und flacher ist. Mehre ganz jungen Lotor- schädel haben völlig flache Nasenbeine und keine mittlere Einsenkung. Die schmalen Zwischenkiefer erreichen mit ihrem aufsteigenden Aste die absteigende Spitze der Stirn- beine bei beiden Arten nicht, wohl aber in beiden jungen Lotorschädeln, obwohl deren Stirnbeine keinen spitzen Fort- satz nach vorn senden, sondern stumpf enden. Die Orbi- talecken der frontalia erscheinen bei Pr. obscurus ganz un- bedeutend und steil abwärts geneigt; bei lotor treten sie stark hervor, den jugendlichen fehlen sie natürlich völlig. Die Frontalleisten laufen bei letzterer Art schnell zu einem 395 markirten, jedoch niedrigen und stumpfen Pfeilkamme zu- sammen, an einem isolirten als Pr. lotor bezeichneten Schädel eines vollkommen ausgewachsenen Thieres bleiben sie indess getrennt und sehr schwach. Letzteres findet -auch am Schädel des Pr. obscurus Statt, dessen Scheitel zugleich flacher und der Hirnkasten relativ schmäler ist. Das Foramen infraorbitale schwankt bei Pr. lotor um die doppelte Grösse und bei Pr. obscurus hat es den grössten Umfang. Der Jochbogen dieser Art ist ansehnlich schwä- cher, weniger vom Schädel entfernt und stärker aufwärts gebogen als bei Pr. lotor. An dem einen jungen Lotor- schädel liegt ein sehr grosser Schaltknochen auf der Gränze der Scheitel- und Stirnbeine, ein zweiter nur liniengrosser dahinter in der Scheitelnaht. Die Profillinie fällt bei Pr. lotor nach vorn etwas steiler, nach hinten viel langsamer ab als bei Pr. obscurus, wo sie besonders gegen die Oc- cipitalläche sehr stark geneigt ist. Die Leisten der Lamb- ‘ danaht sind schärfer und stärker bei Pr. lotor, das Foramen magnum occipitale hier quer oval bei jung und alt, bei Pr. obscurus deutlich dreiseitig und hoch. Die Unterseite der Schädel zeigt keine Formenunterschiede, ebensowenig der Unterkiefer. Die beiden Schädel aus den als Pr. brachyurus be- schriebenen Bälgen haben keine Nähte mehr und sind also die Exemplare sehr alt. Bei dem kleinern laufen die Fron- talleisten unter spitzerem Winkel in’ einen höheren und schärfern Pfeilkamm zusammen als bei den grössern, des- sen Orbitalecken weniger hervorstehen, dessen Jochbeine schwächer sind und sich weiter vom Schädel entfernen und dessen Profilliinie in merklich flacherem Bogen ver- läuft. Die Schnauze des kleineren ist etwas schmäler als die des grösseren, im übrigen stimmen beide überein. Mit Pr. lotor und obscurus verglichen zeichnen sie sich aus durch die völlig flachen Nasenbeine, die Eckzahnalveolen treten wie bei Lotor hervor, die Ocecipitalleisten sehr stark, die knöchernen Gehörblasen mehr comprimirt als bei jenen beiden, die hinteren Enden der Gaumenbeinfortsätze nicht kropfförmig verdickt, dieForamina ineisiva breiter und kürzer. Am Unterkiefer treten keine Eigenthümlichheiten hervor. 356 Die Dimensionsverhältnisse sind folgende in pariser Linien: Schädellänge an der Unterseite o c c Grösste Breite zwischen den Jochbögen Vom Ineisivrande bis zum hintern Gaumenrande Gaumenbreite zwischen dem letzten Backzahne Breite der Basis Cranii zwischen den Pauken Höhe der Oceipitalfläche . : u F Gröste Breite zwischen den proc. mastoideus Stirnbreite zwischen den Orbitalecken Unterkieferlänge vom Incisivrande bis zum Condylus Höhe unter dem vorletzten Backzahne 0 Dieselbe im Kronfortsatze . s : Pr. cancrivorus 246 30 29 Pr. lotor m mM 42 42 43 3l 32 30 28 27 27 910 9 666 a 19 24 26 26 Ente» 86 34 84 5 5 4a 15 A) juv. 26 22 18 16 18 15 08 4 38 10.7 16 12 9 22 18 4 58 dee Pr. brachyurus I. 42 al 1l. 46 34 Pr. obscurus 43 Im Zahnsystem erscheinen die generischen Differen- zen der kleinen Bären nicht minder erheblich als am Schä- In den obern Reihen haben bei allen die vier mittlern Schneidezähne gleiche Grösse, bei Nasua und Cercoleptes del. an der Vorderseite eine deutliche mittlere Einsenkung, | 357 welche bei Procyon weniger oder gar nicht ausgebildet ist. Der äussere obere Schneidezahn ist bei Cercoleptes nur etwas grösser, nicht breiter als die inneren, bei Procyon pflegt er merklich grösser und zumal breiter zu sein, bei Nasua ist er abgerückt und eckzahnförmig. Die untern Schneidezähne sind gewöhnlich etwas kleiner als die obern, am meisten bei Cercoleptes, am wenigsten bei Procyon. Ihre Formverhältnisse sind bei Cercoleptes dieselben wie die der obern, bei Nasua dagegen liegen sie fast ganz ho- rizontal und der äussere verlängerte ist unregelmässig cy- lindrisch oder schief kegelförmig, bei Procyon zeichnet sich der äussere durch etwas grössere Breite und deutliche Zweilappigkeit aus. Die Eckzähne von Cercoleptes sind scharfspitzig, vorn und hinten sowie innen und aussen mit verticaler von Rinnen begrenzter Leiste, die untern länger und dicker als die obern. Nasua hat schlankere und zier- lichere Eckzähne, Procyon hundeähnliche, doch dicker als bei Caninen und mit vorderer und hinterer Leiste. Cerco- leptes hat nur zwei einzackige scharfspitzige Lückzähne oben und unten, der zweite mit vorspringender und nach innen verdickter Basis. Ein eigentlicher Fleischzahn fehlt Cercoleptes gänzlich: oben drei quer vierseitige höckerige Backzähne, der zweite der grösste, der dritte der kleinste, jeder mit zwei äussern und einem innern Höcker und inne- rem Cingulum, die untern länglich vierseitig, mit deutli- chem Cingulum, der erste der kleinste und mit scharfem äusseren Höcker. Bei Nasua stehen die Lückzähne ge- trennt und haben einen kleinen aber scharf entwickelten Basalzacken; der erste hintere Backzahn lässt sich noch als Fleischzahn deuten, hat einen äussern und innern scharfen Zacken und vortretenden scharfen vordern und hintern Rand, der zweite Backzahn ist vier-, der dritte dreihöckerig. Procyon fehlen die Basalzacken an den Lück- zähnen, die bis zum dritten sehr ansehnlich an Dicke zu- nehmen; der erste hintere Backzahn ist vierhöckerig, je- doch der vordere äussere Höcker sehr klein, der zweite gleichmässiger vierhöckerig, der letztere ansehnlich kleiner. Im Unterkiefer hat Nasua an den beiden ersten echten Back- zähnen immer vorn einen fünften Zacken, den Procyon nur 358 an dem zweiten hat, während der letzte einen hintern An- hang besitzt. An unserem jüngsten Procyon ragen nur die Schneidezähne als feine Stifte und die Spitze des Eck- zahnes hervor, bei den zweiten stehen die Eckzähne schon weiter heraus und vier Backzahnalveolen sind geöffnet, in der ersten der Backzahn schon mit der Spitze über den Alveolarrand erhoben. Abbildungen der vorliegenden Zahn- systeme habe ich in meiner Odontographie (Leipzig 1855) Tafel 14 und 16 sowohl von dem Eee als von den Ersatzzähnen gegeben. Unser Procyon cancrivorus 1. c. Taf. 14. Fig. 7. steht im Zahnwechsel. Oben sind die vier mittleren Schneide- zähne in Function, der äussere bleibende tritt hervor, die bleibenden Eck- und Lückzähne zeigen kaum ihre Spitzen unter den Milchzähnen, der letzte bleibende Backzahn ist völlig frei, aber noch nicht in Function getreten; im Un- terkiefer stehen sämmtliche Schneidezähne schon in Fun- etion, der Milchzahn bereits abgerieben und der bleibende zur Hälfte frei, dagegen die vordern Ersatzbackzähne nur erst mit den Spitzen sich zeigend. Unsere nordamerikani- schen Schädel haben mit Ausnahme der beiden jüngsten sämmtlich schon das bleibende Gebiss, dass sich daher von dem des Pr. cancrivorus auffallend unterscheidet, indem der dritte das Milchgebiss hauptsächlich characterisirende Backzahn, weil er den ersten ächten und hier schon vor- handenen Backzahn vertritt, noch nicht ersetzt ist. Die oberen Schneidezähne des Pr. obscurus sind merklich schmä- ler als bei Pr. lotor, in demselben Grade auch der äussere grösste jederseits, dagegen die untern nicht schmäler als die obern und hier der äussere gar nicht vergrössert, wäh- rend bei Lotor der äussere untere an unsern sämmtlichen Schädeln breiter als die mittleren ist. An beiden Schädeln des Pr. brachyurus sind die untern Schneidezähne wie bei Lotor etwas kleiner als die obern, aber der äussere untere wie bei Pr. obscurus gar nicht von den mittlern unterschie- den. An dem oben mit III. bezeichneten Schädel von Pr. lotor zeichnen sich besonders durch ihre beträchtliche Grösse der obere und untere Schneidezahn aus. Die Eckzähne des Pr. obscurus sind merklich stärker eomprimirt als die des 359 Pr. lotor, die obern sowohl als die untern, letztere auch weniger gekrümmt. An dem Pr. brachyurus I. erscheinen die obern ebenfalls stark comprimirt, die untern überhaupt zierlicher und schlanker, bei II. dagegen sind die obern so stark als bei Pr. lotor, die unteren jedoch wieder schlan- ker und zierlicher. Der erste obere Lückzahn ist bei Pr. obscurus ein kleiner vom zweiten durch eine Lücke ge- trennter, eng an den Eckzahn geschmiegter Stift, bei Pr. lotor hat er dagegen eine comprimirte schlankkegelförmige Krone mit hinten hervortretender Basis und füllt den Raum zwischen Eck- und zweiten Lückzahn vollständig aus, bei der kurzschwänzigen Art ist er zierlicher, schärfer und steht isolirt vom Eck- und Lückzahn gleich weit getrennt. Der zweite obere Lückzahn hat eine schlanke comprimirt ke- gelförmige Krone bei Pr. obscurus ohne vorn und hinten merklich vortretende Basis, bei der gemeinen Art ist er ansehnlich dicker und mit hinterem Cingulum versehen, bei der kurzschwänzigen Art erscheint er noch schlanker als bei obscurus und das Cingulum ist vorn, innen und hinten deutlich entwickelt. Der dritte obere Lückzahn der dunkeln Art übertrifft wie immer seinen Vorgänger merk- lich an Grösse, hat einen schlanken Hauptkegel und das Cingulum vorn, innen und hinten merklich stärker. Die beiden Brachyurenschädel weichen in der Bildung dieses Zahnes eigenthümlich ab. BeiNr.I. steht er geradezu ver- kehrt im Kiefer, nämlich das Cingulum springt an der Aus- senseite scharfkantig vor und ist an der innern Seite ganz unbedeutend, an der hintern Seite der Kronenbasis ist es von innen nach aussen gleichmässig stark entwickelt. Schon diese hintere basale Verdickung spricht dagegen, dass der Zahn vielleicht verkehrt in die Alveole gesteckt sein könnte, aber ein solcher Irrthum ist unmöglich, da der vordere Wur- zelast dieses Zahnes bei allen Waschbären kleiner ist als der hintere und eine absichtliche oder zufällige Verdrehung des Zahnes durch die verschiedene Weite der Alveolen ver- hindert wird. Bei dem zweiten Brachyurenschädel gleicht dieser Zahn mehr lotor als obscurus,. besonders fällt die starke basale Erweiterung hinten und innen auf. Würde die Entwicklung der Basalwulst und die relative Dicke des 360 Hauptkegels eines einzigen Lückzahnes specifische Bedeu- tung haben: so müsste man unbedingt unsere beiden Pr. brachyurus als verschiedene Species betrachten und fossile Exemplare dieses dritten Lückenzahnes mit solchen Diffe renzen würden sogar unbedingt für specifisch verschieden gehalten werden. Die systematische Wichtigkeit der Cha- ractere soll einmal nach den Organen, an welchen sie auf- treten und zweitens nach ihrem eigenen Werthe für das betreffende Organ und das ganze Thier reiflich erwogen werden. Nicht jeder beliebige Höcker und jede beliebige Falte an jedem beliebigen Zahne hat eine specifische Wich- tigkeit, auch hier in diesen Einzelnheiten sucht die Natur noch individuelle Eigenthümlichkeiten auszubilden. Der erste hintere oder vierte Backzahn des Oberkie- fers verschmälert sich bei Pr. lotor stark nach innen, hat aussen einen mittlern Haupt- und einen kleinern vordern und hintern Höcker, innen einen grösseren vordern, der durch eine bald stärkere bald schwächere Leiste mit dem äussern Haupthöcker verbunden ist, und einen etwas klei- neren hintern. Die Basis tritt an der hintern Seite kantig hervor. Davon unterscheidet sich Pr. obscurus nur durch geringere Grösse des hinteren innern Höckers, welche zu- gleich einen unregelmässigen vierseitigen Umfang der Zahn- krone veranlasst. Bei Pr. brachyurus erscheint der vordere und hintere äussere Höcker grösser im Verhältniss zum mittlern Haupthöcker, auch der hintere innere Höcker zu seinem vordern grösser und ist wie dieser durch eine Kante mit dem äussern Haupthöcker verbunden. Der zweite ächte Backzahn ist merklich grösser als der erste und besteht bei der gemeinen Art aussen aus zwei gleich grossen Hök- kern, innen aus einem vordern grossen und hintern viel kleineren. Bei Pr. obscurus ist dieser Zahn relativ kleiner, besonders schmäler und da die Basis nach innen sich aus- zieht fast von dreiseitigem Umfang. Bei der kurzschwän- zigen Art ähnelt dieser Zahn wieder sehr der gemeinen, unterscheidet sich aber durch ein deutliches, bei Nr. II. so- gar scharfkantig an der Innenseite vorspringendes Cingulum. Der letzte kleinste Backzahn der obern Reihe hat bei der gemeinen Art einen ganz unregelmässig vierseitigen Um- 361 fang, zwei durch eine Leiste verbundene vordere und zwei viel kleinere hintere Höcker, von letzteren der innere ganz unbedeutend, die Basis nach innen vortretend. Im noch nicht abgenutzten Zustande unterscheidet man besser zwei äussere Höcker, welche scharfkantig nach innen ziehen und hier an einem Haupthöcker enden, an dessen Basis vorn und hinten das Cingulum höckerartig sich erhebt. Scharf ausgeprägt erscheint dieses Verhältniss bei Pr. cancrivorus, sehr undeutlich dagegen bei Pr. obscurus, wo der Zahn dreiseitig und der innere und der hintere Höcker sehr nied- rig sind. Die kurzschwänzige Art schliesst sich eng an die gemeine, nur tritt die Basis der Krone vorn und hinten schärfer hervor. Im Unterkiefer gleichen die drei Lückzähne bei der gemeinen Art im Wesentlichen den entsprechenden obern und das ist auch bei Pr. obscurus der Fall, also hier der erste stiftartige abgerückt, der dritte mit etwas schlanke- rem Hauptkegel als im Oberkiefer; bei der kurzschwänzigen Art schon der erste und zweite mit hinten scharf vorsprin- sender Basis. Der vierte Backzahn trägt bei Pr. lotor einen sehr starken Hauptkegel, vorn mit scharfkantig vorsprin- gender Basis, hinten mit einem äussern und innern ihm angedrückten Zitzenhöcker und stumpfer basaler Erweite- rung; die Zitzenhöcker scheiden sich bisweilen sehr mar- kirt am Hauptkegel ab. Bei Pr. obscurus ist von beiden nur der äussere vorhanden, an Stelle des innern Zitzen- höckers läuft eine scharfe Leiste von der Spitze des Haupt- kegels herab, vorn springt die Basis kaum, hinten viel weniger als bei der gemeinen Art hervor. Bei Pr. brachyu- rus tritt dagegen die Basis vorn fast höckerartig vor und die Zitzenhöcker sind beide sehr stark im Verhältniss zum Hauptkegel, wie ich es im gleichem Grade bei keinem Schä- del der gemeinen Art finde. Am fünften Zahne hebt sich bei der gemeinen Art die vordere Basalwulst zu einem queren kantigen Höcker von der Höhe der übrigen Höcker und zeigt mehr weniger deutlich eine Theilung in zwei Höcker, dahinter folgen zwei Höckerpaare, die innern höher als die äusseren, alle scharf gekantet. Bei Pr. obscurus ist der vordere quere Höcker ungleich kleiner, ohne Spur von 362 Theilung, auch die innern Höcker im Verhältniss zu den äusseren kleiner. Bei Pr. brachyurus ist der vordere quere Höcker hoch und scharf, mit angedeuteter Theilung und schief von innen nach aussen sich stark abdachend; das zweite Höckerpaar ist merklich höher als das’ hintere und der äussere Höcker zwar mit einem schwachen, aber doch ganz deutlichen hinten angedrückten Zitzenhöcker; das hintere Höckerpaar ist breiter, aber niedriger. Der letzte Backzahn stellt den vorletzten in entgegengesetztem Ver- hältniss dar, nämlich zwei Höckerpaare, niedriger als bei vorigem, und einen hintern queren Anhang mit angedeute- ter Theilung' als drittes Höckerpaar. An den ersten beiden * Höckerpaaren treten beı der gemeinen Art bisweilen innen und aussen Andeutungen kleiner Zitzenhöcker auf. Diese Andeutungen fehlen bei Pr. obscurus völlig, die Höcker sind ganz niedrig, der hintere quere Anhang ein einfacher scharfrandiger Höcker. Auch bei Pr. brachyurus ist der hintere Anhang einfach und scharf, aber das vordere Hök- kerpaar sehr stark und die Basis vor ihnen breit kantig vor- - tretend. Der linke Unterkiefer von Pr. obseurus hat noch ei- nen hinteren siebenten einwurzligen Backzahn mit rund- licher Krone, deren Rand sich scharfkantig erhebt. Seiner Form und Stellung nach ist dieser Zahn ein vollkommen normal entwickelter Kornzahn, aber im rechten Kiefer ist keine Spur von ihm vorhanden ebensowenig an den übrigen Schädeln von Procyon. Wir müssen ihn daher für einen überzähligen halten, wenn nicht andere Obscurusschädel ihn in beiden Kiefern in normaler Entwicklung zeigen wer- den, was freilich noch mehr überraschen würde, da den kleinen Bären constant ein solcher hinterer einwurzliger Kornzahn fehlt. Die Länge der Backzahnreihe vom ersten Lück- bis zum letzten Backzahn misst bei Pr. lotor im Oberkiefer 151, — 16 paris. Linien, im Unterkiefer 17, bei Pr. obscu- rus oben 15, unten rechts 17, links 18, bei Pr. brachyurus oben 16 und unten 17 paris. Linien. Im Skelet unterscheiden sich die Waschbären von Na- sua und Cercoleptes im Allgemeinen, sogleich durch kräf- 368 tigeren Bau und längere Gliedmassen. Im Einzelnen hat zunächst der Atlas bei letztern beiden sehr kurze und breite Flügel, einen breiten dornenlosen Bogen und schmalen Körper, welcher bei Cercoleptes eine starke Mittelleiste trägt. Bei den Waschbären sind die Flügel grösser und an unseren Skeleten verschieden. Bei der gemeinen Art finde ich die Flügel rechtwinklig gerandet, auf der oberen Seite mit tiefer weiter Grube, unten an der Basis mit einer Canalöffnung, oben ist der Bogen jederseits perforirt. Der . Körper hat an der untern Seite. eine schwache mittlere Ver- dickung. Bei Pr. obscurus sind die Flügel länger und schmä- ler (von vorn nach hinten) ihr äusser Rand schwach bogig, ihre hintere Hälfte stärker als bei Lotor verdickt, dagegen der Bogen schwächer. Bei Pr. brachyurus sind die Flügel relativ noch länger, ihr Aussenrand ganz schief von hinten nach vorn gerichtet, so dass jeder Flügel eine trapezische, bei obseurus eine oblonge, bei lotor eine quadratische Platte bildet. Die markirte Grube auf der obern Flügelseite fehlt bei Pr. brachyurus gänzlich, der Kanal an der Unterseite sehr geräumig, der starke Bogen oben in der Mittellinie mit deutlichem Höcker. Den Vorderrand der Flügel finde ich bei der kurzschwänzigen Art schwach- ausgerandet, bei der dunkeln sehr tief gebuchtet, bei der gemeinen fast ge- radlinig. Der Epistropheus der Waschbären unterscheide sich von Nasua und dem Wickelbär hauptsächlich durch die ansehnlichere Verlängerung seines hohen Dornes nach hin- ten. Er ragt bei Pr. brachyurus bis über den Dorn des vierten Halswirbels, bei obscurus und lotor endet er vor demselben, bei ersterer Art ist er auch vorn ansehnlicher erhöht, bei obscurus am niedrigsten. Bei dieser Art ist der Körper an der Unterseite flach, bei den andern beiden in der Mittellinie stark gekielt und überdiess der Zahnfort- satz länger. Die Querfortsätze sind klein, schwach, ab- wärts und nach hinten geneigt. Von den übrigen Halswirbeln haben der 3. und 4, bei Cercoleptes nur schwache Leisten statt der Dornen, Die abwärts geneigten Querfortsätze tragen bis zum 6. grosse beilförmige Anhänge, der horizontale des siebenten 364 ist schmal und sehr dick. Davon unterscheidet sich Nasua durch fast gleich hohe und entschieden nach vorn geneigte Dornen vom 3. bis 7. und durch viel weniger entwickelte beilförmige Anhänge an den stärker nach hinten und ab- wärts geneigten Querfortsätzen. Bei Procyon ist nur der 3. Halswirbel dornenlos, die folgenden Dornen nehmen an Länge zu und stehen senkrecht. Die Querfortsätze sind horizontal nach hinten gerichtet und tragen viel grössere beilförmige Anhänge als bei jenen Gattungen. Bei der ge- meinen Art ist der 3. Halswirbel dornenlos, der 4. hat fast nur einen zitzenartig erhöhten, aber die 3 folgenden schnell sehr ansehnlich verlängerte. Der Querfortsatz des 3. ist schief und breit, schwach abwärts geneigt, die folgenden bis zum 6. stehen horizontal, sind sehr dick und haben grosse breite Beilfortsätze, der 7. Querfortsatz ist dick, ohne Anhang. Die Körper sind an der Unterseite gegen den Hinterrand hin verdickt. Bei Pr. obscurus hat der 3. Halswirbel schon eine markirte Dornenleiste, der 4. bis 6. gleich niedrige Dornen, der 7. einen höhern Dorn, jedoch in viel geringerem Grade als bei lotor. Schon am 3. Hals- wirbel macht sich hier der Beilanhang durch einen vordern Zacken bemerklich, aber die folgenden Beilanhänge errei- chen nicht die beträchtliche Breite, welche sie bei der ge- meinen Art haben. Die Verdickung der Körper an der Un- terseite ist meist stärker. Auch bei Pr. brachyurus haben die Dornen des 4. bis 6. Halswirbels gleiche Höhe und der 7. erreicht nicht die Höhe des lotor, dagegen sind die beil- förmigen Anhänge an den Querfortsätzen schon vom dritten Wirbel an merklich grösser als bei lotor und der siebente horizontale Querfortsatz am Ende nicht wulstig verdickt wie bei obscurus und lotor. Die Unterseite des 3. und 4. Wirbels ist deutlich gekielt. Die Dorsolumbalwirbelreihe besteht bei den kleinen Bären allgemein aus 20 Wirbeln, von welchen der elfte der diaphragmatische ist, also 10+1--9 die Formel ist. Bei Cercoleptes sind die Dornen der Brustwirbel nie- drig, breit, gleichmässig schwach nach hinten geneigt, der erste nicht höher als der letzte Halsdorn. Die niedrigen Lendendornen stark „ach vorn geneigt und schmal, die 365 Querfortsätze der Lendenwirbel horizontal, kurz und weit nach vorn ausgezogen. Bei Nasua dagegen sind die Dor- nen der Brustwirbel schmäler und viel höher, gleich der erste den letzten Halsdorn hoch überragend, die Lenden- dornen sind breiter und weniger steil nach vorn geneigt, die Querfortsätze viel schmäler und abwärts geneigt. Die Waschbären haben im Allgemeinen sehr hohe und schmale Dornen auf den Brustwirbeln, die sich erst in der hintern Gegend stärker gegen den diaphragmatischen neigen. Die Lendendornen sind ansehnlich breiter und höher als bei jenen Gattungen, die Querfortsätze der Lendenwirbel ver- änderlich, Bei der gemeinen Art ist der erste Brustdorn um ein Drittheil höher als der letzte Halsdorn, die folgenden neh- men sehr allmählig an Höhe ab, neigen sich aber vom 3. an stärker nach hinten und werden in gleichem Grade brei- ter. Der senkrecht stehende Dorn des diaphragmatischen hat nicht mehr die halbe Höhe des ersten und ist etwas schmäler als der ihm vorhergehende. Die Lendendornen werden schon vom 2. an beträchtlich breiter und die letz- ten beiden wieder schmäler und aufgerichtet. Die Bögen der Brustwirbel verlieren sehr allmählig an Breite, bis im diaphragmatischen Wirbel, dessen hintere Gelenkfortsätze plötzlich aufgerichtet sind, die Bögen in gleichbleibender Breite bis zum Kreuzbein fortlaufen. Die Querfortsätze der Brustwirbel enden mit starker Verdickung, die sich bis zum diaphragmatischen mehr und mehr in die Länge zieht, dann aber an den Lendenwirbeln auf den vordern Gelenk- fortsatz überspringt, während der hintere Gelenkfortsatz flach und kantig bleibt und allmählig schmäler wird. Die Querfortsätze fehlen den 3 ersten Lendenwirbeln. gänzlich, an den folgenden verlängern sie sich schnell, stehen hori- zontal ab und krümmen sich an den letzten stark nach vorn. Die schiefen Fortsätze sind an den Rippentragenden Lendenwirbeln aufwärts gerichtete Stacheln, an den rippen- losen werden sie viel breiter und kantig, an den vorletzten beiden wieder viel schmäler. Bei Pr. obscurus besitzt der Dorn des ersten Brust- wirbels die doppelte Höhe des letzten Halsdornes und alle 25 366 Dornen bis zum diaphragmatischen unterscheiden sich von _ der gemeinen Art nur dadurch, dass sie schmäler und schwächer sind; der Dorn des diaphragmatischen hat nur die halbe Breite dessen der gemeinen Art. Die Dornen der Lendenwirbel verhalten sich ebenso. In den Quer-, Gelenk- und schiefen Fortsätzen finde ich keine andern Unterschiede, als dass letztere wieder merklich schmäler und die Querfortsätze der Lendenwirbel sämmtlich schwach abwärts geneigt sind. Pr. brachyurus hat durchweg kräf- tigere Fortsätze an den Wirbeln, zumal an dem zweiten grössern Skelet, in Form und Richtung aber bieten diesel- ben keine Differenzen. Das Kreuzbein besteht aus drei bis vier Wirbeln, wel- che sich wenig nach hinten verschmälern und niedrige dünne Dornfortsätze tragen. Bei Cercoleptes sind nur die ersten beiden verwachsen, der dritte ist frei beweglich, die Dor- nen höher und stärker als bei den übrigen; bei Nasua ver- wächst der dritte in den Querfortsätzen noch nicht, behält aber wie bei Cercoleptes einen-hohen Dornenzacken, wäh- rend dieser bei Procyon auf eine blosse Leiste reducirt ist. Am Skelet des gemeinen Waschbären ist der dritte Wirbel mit seinen Querfortsätzen ebenfalls verwachsen, mit den Gelenkfortsätzen noch frei, der Dorn des zweiten verküm- mert und das ganze Kreuzbein oben flach, seine Wirbel- körper dagegen stark und dick. Pr. obscurus unterschei- det sich davon gar nicht. Das Skelet des grössern Pr. brachyurus dagegen hat ein relativ schmäleres Kreuzbein, auf welchem auch der erste Dornfortsatz auf einen ganz unbedeutenden Zacken reduceirt erscheint. Ganz anders ver- hält sich das kleinere Skelet von Pr. brachyurus, sein Kreuz- bein ist breit, mit hohem starken ersten Dorn und ein vier- ter Wirbel verwächst noch innig mit dem dritten. Während an jenen Skeleten wie auch bei Nasua und Cercoleptes nur die beiden ersten Wirbel das Becken tragen, nimmt an diesem kleinern Brachyurenskelet auch der dritte direceten Antheil an der Verbindung mit den Hüftbeinen. Ausser- dem ist der ganze Kreuzbeinkörper an der Unterseite flacher. Wir haben hier also eine der auffallendsten individuellen Eigenthümlichkeiten im Kreuzbein, welche mir in gleichem 367 Grade nur bei sehr vielwirbligen Kreuzbeinen vorgekom- men ist. In der Schwanzwirbelsäule unterscheiden sich Cerco- leptes mit 28 oder 29 Wirbeln und Nasua mit 21 bis 23 durch Grösse und Stärke der einzelnen Wirbel schon hin- länglich von Procyon, bei welchem 17 bis 19 schlankere Wirbel gezählt werden, und Dornfortsätze auf allen gänz- lich fehlen. Bis zum fünften haben sie deutlich entwickelte kräftige Gelenkfortsätze und breite horizontal und schwach nach hinten geneigte Querfortsätze. Vom sechsten an feh- len beiderlei Fortsätze, die Wirbel verlängern sich beträcht- lich, haben nur noch an den Gelenkenden Zacken, die aber auch bald verkümmern, womit dann die cylindrischen Kör- per wieder kürzer werden. Unser Pr. obscurus hat merk- lich breitere Querfortsätze an den ersten Wirbeln, ebenso der grössere Pr. brachyurus, andere Unterschiede sind nicht zu bemerken. Die Wirbelzahl schwankt zwischen 17— 19 wie ich dieselbe an mehren mit Pr. lotor bezeichneten Ske- leten gefunden habe. Die Dimensionen der Wirbelsäule sind folgende in pa- riser Linien: N Pr. lotor obscurus brachyurus Länge des Halses a7 25 24—28 der Brustgegend incl. diaphragm. W. 48 46 48 —52 der Lenidengegend 60 60 63—68 des Kreuzbeines : 15 15 20—16 des Schwanzes 120 126 120—132 Im Bau des Brustkastens zeichnen sich die Waschbä- ren durch die Stärke der Rippen von den Nasen- und Wik- kelbären aus. Cercoleptes hat 10-+4 Paare sehr breiter flacher Rippen, Nasua eben so viele sehr schmale und dünne, Procyon eben so viele schmale, starke und sehr kantige. Unterschiede von systematischem Werthe vermag ich an unseren Procyonskeleten in den Rippen nicht aufzufinden, mit Ausnahme des kleineren Pr. brachyurus, welcher 15 Rippenpaare hat, nämlich ein fünftes falsches Paar, 2“ lang, vollkommen normal gebildet, so dass nur 5 rippenlose Len- denwirbel, bei den übrigen deren 6 vorhanden sind. Diese überzählige Rippe gelenkt jederseits am Wirbelkörper etwas tiefer als das vorhergehende Paar, dem Wirbel fehlen die 25 368 ‘ Querfortsätze gänzlich, aber dagegen haben die beiden er- sten rippenlosen Lendenwirbel an diesem Skelet, an den übrigen nicht, so starke und verlängerte Leisten in der Mittellinie, dass man dieselben sehr wohl als untere Dorn- fortsätze betrachten könnte. Das Brustbein zählt acht in der Mitte verengte vier- kantige, bei Cercoleptes und Nasua mehr cylindrische Kör- per. Nur die Länge und Breite des Schwertknorpels bietet erhebliche Unterschiede, indem er bei lotor eine grosse breite Scheibe, bei obscurus sehr kurz und schmal, bei bra- chyurus dagegen viel länger und mehr erweitert ist. Das Schulterblatt zeigt erhebliche generische Eigen- thümlichkeiten nur in der vordern Hälfte der Gräte. Diese legt nämlich bei Nasua ihren Rand schon von der Mitte her zu einer breiten Platte nach hinten um, bei Cercoleptes dagegen ist nur das Acromion breit plattenförmig erweitert, bei Procyon dagegen hebt sich vor dem schmalen griffel- förmigen Acromion der Grätenrand zu einer hohen schwach rückwärts gebogenen Platte. Die Unterschiede an den ein- zelnen Skeleten betreffen nur die Berandung. Bei Pr. lotor ist der Hinterrand stärker aufgeworfen als bei den übrigen, der obere Rand fast geradlinig, der vordere sehr wenig convex und dem hintern fast parallel und erst unterhalb der Mitte in kurzem Bogen sich zum Schulterblatthalse ein- ziehend, das Akromion bildet einen schmalen Griffel, auch der Fortsatz über ihm ist schmal und stark nach hinten ge- bogen. Davon unterscheidet sich Pr. obscurus durch sei- nen convexen Oberrand, den von oben nach unten mehr divergirenden, flacher zum Halse sich einziehenden Vor- derrand, so dass die grösste Breite des Schulterblattes schon in der Mitte liegt, durch den schmäleren Hals und den breiteren weniger rückwärts gebogenen Grätenfortsatz; bei Pr. brachyurus hat das Schulterblatt in der unteren Hälfte grössere Breite durch ansehnliche Erweiterung des Vorderrandes, der bei dem grössern Exemplar steil, bei dem kleinern geneigter zum Halse sich einzieht; der vordere Grätenfortsatz ist breit und mässig nach hinten gerichtet. Der Oberarm ist ein kräftiger gedrehter Knochen mit sehr dicken kurzen obern Rollhügeln, stark convexem obe- 369 ren Kopfe, scharfer Leiste aussen am untern Gelenk, tiefer Oleeranongrube und breiter Knochenbrücke für den Nervus medianus. Bei Cercoleptes ist er schwach gekrümmt, mehr gedreht, mit breiter markirter Rinne für die Sehne des Bi- ceps, sehr wenig markirter Deltaleiste und relativ sehr brei- tem untern Ende. Bei Nasua erscheint er in der obern Hälfte mehr comprimirt und die untere äussere Leiste ist weniger entwickelt. Bei Procyon lotor wölbt sich der obere Gelenkkopf stark nach hinten über, die Rinne für die Bi- ‘ eepssehne ist ganz flach, die Deltaleiste ziemlich scharf und als vordere Kante an das untere Gelenk hinablaufend, hier der. innere Knorren sehr stark, die Knochenbrücke breit und dick, die "äussere Leiste sehr stark vortretend und die Gelenkrolle hinten von einer hohen Leiste be- gränzt. Pr. obseurus unterscheidet sich davon nur durch geringere Grösse, der kleine brachyurus durch schärfere Deltaleiste, tiefere Bicepssehnenrinne, kleinere äussere un- tere Leiste und viel engern Kanal für den Nervus media- nus; der grössere Brachyurusoberarm ist relativ dicker, in der untern Hälfte vorn nicht gekantet, seine äussere untere Leiste wieder stark vortretend und der innere Kanal eben- falls eng. | Die Unterarmknochen erscheinen bei Cercoleptes am kürzesten und stärksten gekrümmt, der Radius sehr depri- mirt, der Cubitus in gleichem comprimirt also breiter und relativ flacher als bei Nasua, wo sie gerade, zierlich und scharf gekantet sind. Bei den Waschbären sind sie ansehn- lich länger und stärker, der Radius schwach gekrümmt, mit sehr breiten Gelenkenden, am untern mit tiefen Sehnen- rinnen, und im Körper so dick als breit, eylindrisch; der Cubitus dagegen stark comprimirt, unten kantig, oben mit concaver Aussenseite und mit kurzem dickem Olecranon. Pr. obseurus unterscheidet sich nur durch die weniger con- cave Aussenseite des Cubitus und das kürzere Olecranon worin er mit dem kleinen brachyurus übereinstimmt, wäh- rend der grosse hrachyurus relativ dickere Unterarmknochen besitzt. Im Becken unterscheiden sich Nasua und Cercoleptes von den Waschbären ausser durch die geringere Grösse 370 hauptsächlich durch die schmäleren dünneren Hüftbeine und durch die schwächeren Sitzbeinknorren. Bei Pr. lotor ist das Hüftbein sehr dick, aussen tief concav, die Scham- beinfuge lang, die Sitzhöcker sehr stark, bei Pr. obscurus sind die Hüftbeine schwächer, flacher, die Schambeinfuge kürzer und der sie bildende Theil der Schambeine breiter, auch die Sitzbeine dünner und relativ breiter. Auch Pr. brachyurus hat merklich flachere Hüft- und breitere Scham- heine, aber die lange Schambeinfuge von Pr. lotor. Das ovale Loch ist bei allen rundlich dreiseitig und nur in dem Höhen- und Längenverhältniss sehr wenig unterschieden. Am Oberschenkel treten die generischen Eigenthüm- lichkeiten noch weniger hervor als am Oberarm. Er ist ein gerader, starker, kantenloser deprimirter Knochen, mit kugligem oberen Kopfe auf kurzem sehr dickem Halse, mit sehr starkem, kurzen, grossen und sehr kleinem höcker- artigen innern Trochanter, mit breitem untern Gelenk und erbsenförmigen Sesambein auf dem äussern Gelenkknorren. Bei Nasua ist er schlanker als bei Cercoleptes, bei Pro- cyon grösser und dicker, bei lotor dicker, mit dickerem Halse für den obern Kopf und niedrigerem äussern Tro- chanter als bei Pr. obscurus. Ganz dieselben Unterschiede zeigen beide Brachyurusskelete. Die breite, ovale Knie- scheibe liegt auf einer flachen Gelenkfläche. Die Unterschenkelknochen sind bei Cercoleptes an- sehnlich kräftiger als bei Nasua, bei Procyon sind sie eben- falls schlank. Die Tibia unserer Waschbären gewährt nur in der Schärfe der obern vordern Kante, in der Concavität ihrer Hinterseite unter dem obern Gelenk und in der Tiefe und Breite der Sehnenrinnen innen am untern Gelenk, die Fibula in der Breite ihrer obern und der mehr weniger kantigen Form ihrer untern Hälfte Eigenthümlichkeiten, denen man aber durchaus keine systematische Bedeutung zuschreiben kann. Ebenso wenig steht die veränderliche Länge und Dicke des Hackenfortsatzes am Calcaneus in irgend einem constanten Verhältniss zu andern Characteren. Ueber die Finger und Zehen gibt die Masstabelle Aus- kunft. Bevor ich aber diese mittheile, muss ich noch mit 371 einigen Worten unseres verkrüppelten Waschbärenskeletes gedenken. Dasselbe rührt von einem alten ausgewachse- nen Exemplare her, denn alle Schädelnähte sind verschwun- den, auch am übrigen Skelet keine Spuren jugendlichen Alters zu entdecken. Im Oberkiefer jederseis zwei völlig stumpfe Eckzähne dicht neben einander, rechts der vordere, links der hintere um die Hälfte kleiner als sein eng anlie- gender Nachbar, im Unterkiefer nur rechts zwei, die Back- zahnreihen normal, die Höcker der Kronen nicht abgekauet. Vor dem linken obern Eckzahne aussen ein grosses tiefes Loch im Zwischenkiefer, im übrigen der Schädel normal. Die Wirbelsäule ist in der Mitte der Brustgegend tief ein- gesenkt, so dass fünf breite Dornfortsätze mit ihren Rän- dern dicht an einander liegen. Die Schulterblätter fast so breit als lang, sehr dünn, mit hoher rückwärts gekrümm- ter Gräte, das Becken von der vordern Hüftbeinecke bis zu dem Sitzbeinhöcker bogenförmig abwärts gekrümmt, so dass die Schambeinfuge rechtwinklig gegen die Längs- achse der Wirbelsäule gerichtet is. Der stark Sförmig gekrümmte sehr dicke Ruthenknochen reicht bis an den Schwertfortsatz des Brustbeines. Der Oberarm unter dem obern Gelenk, der Oberschenkel über dem untern Gelenk gekrümmt, beide Unterarm- und Unterschenkelknochen in der untern Hälfte völlig platt gedrückt und stark sichelför- mig gebogen, die Convexität der Krümmung nach innen gerichtet; Hände und Füsse normal; die rechte Kniescheibe ist übermässig verdickt und auf die auswärts gerichtete In- nenseite des innern Condylus gedrängt. Das Exemplar stammt aus der Akenschen Menagerie. Grössenverhältniss der Gliedmassenknochen in paris. Linien. Pr. lotor. Pr. obseurus. Pr. brachyurus. I. 1. Länge des Schulterblattes am hintern Rande 29 23 30 32 Grösste Breite desselben 17 16 17 19 Länge des Oberarmes 49 38 42 44. - des Radius 42 38 45 45 - des Cubitus 51 46 55 5 - des Daumens ohne Krallenphalanx und mit Metacarpus 15 - 18 15 15 - des Il. Fingers au Kae) 223 372 - des IM. - 24 22 24 24 - desIV. - 23 21 al 23 - des V. - 17 17 18 13 Länge des Beckens am obern Rande 42 89 4] 44 Grösste Breite des Hüflbeines 9 9 1l 12 Länge der Schambeinfuge 12 8 1l 11 - des Oberschenkels . 48 44 50 50 - des Schienbeines 54 48 54 54 - des Danmens wie vorn 16 15 16 18 - der II. Zehe 24 22° 24 26 Eden. = 28 25 27 27 - der W. - 27 23 26 26 - . der V. - 22 21 2% 24 Die Vergleichung unserer Skelete führt uns nach Vor- stehendem allerdings auf Differenzen in verschiedenen Thei- len des Skelets, aber diese Differenzen sind zum grössern Theil blos relative, schwankende, wie wir sie in gleichem Grade immer an verschiedenen Exemplaren ein und der- selben Art selbt bei viel schärfer begrenzten Typen wie den Arten der Gattung Felis, Lutra, Castor, Lepus, Cercopi- thecus, Semnopithecus u. a., deren Skelete ich in mehrfa- chen Exemplaren bis in alle Einzelheiten vergleichen konnte, ohne Mühe wieder finden und wo wir ihnen nimmer mehr als individuellen Werth beilegen werden. Es gelingt uns auch nicht die weniger erheblicheren Eigenthümlichkeiten, wie die isolirte Stellung des ersten Lückzahnes, die schär- fere Höckerbildung und das stark vorspringende Cingulum an einzeln Zähnen, die eigenthümliche Krümmung und Breite des Jochbogens, die Grössenverhältnisse in den Fort- sätzen der Wirbel, die Eigenthümlichkeiten in der Form des Schulterblattes und Beckens in eine bestimmte Bezie- hung zu den Differenzen in der äusseren Erscheinung der Thiere zu bringen, so dass es möglich wäre constante Charaktere in eine brauchbare Diagnose zusammen zu fas- sen, es ist das nicht möglich, weil jene Eigenthümlich- keiten an den verschiedenen Skeleten durch einander lau- fen, jede einzelne niemals so erheblich wird, dass sie im zunächst abhängigen Organ eine entsprechend bedeutungs- volle nach sich zöge, und ferner deshalb nicht, weil die beiden Skelete von Bälgen des Pr. brachyurus unter einan- der erheblichere Unterschiede z. B. in der Anzahl normal 373 gebildeter Rippen und der Kreuzwirbel zeigen, denen eher als allen andern Eigenthümlichkeiten ein systematischer Werth beigelegt werden könnte, wenn sie nicht eben hier durch ihre Isolirtheit als blos individuelle sich charakterisir- ten. Ich kann daher nach unseren Exemplaren den beiden Wiegmann’schen Arten P. brachyurus und Pr. obscurus keine specifische Selbstständigkeit zuschreiben und über- haupt nur eine nordamerikanische Art Pr. loter als genü- gend begründet anerkennen. Dass die Farbendifferenzen und die Länge des Schwanzes, auf welche die Wiegmann- schen Diagnosen das grösste Gewicht legen, den vielfach- sten Schwankungen unterliegen, davon überzeugte ich mich durch eine aufmerksame Musterung von zwanzig Dutzend Fellen auf der diesjährigen Leipziger Messe. Dieselben waren noch in Originalverpackung, also nach 'ihrem geo- graphischen Vorkommen nicht vermengt. Ich fand die Grösse um das Doppelte schwankend, auch den Schwanz um das Doppelte länger und kürzer, mit 3 bis 11 Ringeln von veränderlicher Breite, an der Unterseite unterbrochen und zusammenhängend, das allgemeine Colorit dunkel bis schwarz, heller bis grau mit ganz zurücktretenden schwar- zen Haarspitzen, braun in verschiedenen Tönen und Gra- den beigemischt bis zum gelblich braunen Colorit als Haupt- farbe, ebenso veränderlich die Zeichnung des Gesichts, die Länge, Dichtigkeit und den Glanz des Pelzes, alles zufäl- lig, individuell, die Verschiedenheiten -in keiner irgend bestimmbaren Beziehung zu einander. Das berechtigt denn wohl bis auf weitere Entdeckungen die Waschbären auf eine nord- und eine südamerikanische Art zu beschränken. Zur Fauna des lithographischen Schiefers von Solenhofen Tatiel 5. 6. von c. Giebel. Herrn Bischofs Sammlung auf dem Mägdesprunge enthält neben höchst werthvollen Petrefakten aus unserem 374 Vereinsgebiete auch eine schöne Suite aus dem lithogra- phischen Schiefer Solenhofens, darin sar manches Exem- plar, das neuen Aufschluss über bereits bekannte Arten und Gattungen giebt urd auch Exemplare neuer eigenthümlicher Typen, deren Untersuchung nicht ohne Interesse ist. Ich theile, durch Hrn. Bischofs Freundlichkeit dazu veran- lasst, über einige derselben meine Beobachtungen und An- sichten nachstehend mit. 1. Aeschna multicellulosa n. sp. Taf. VI. Fig. 2. Das Exemplar besteht in einem vollständigen Vorder- flügel, mit wenn auch nicht in allen einzelnen Theilen voll- kommen erhalten, doch sehr deutlich erkenn- und bestimm- barem Geäder, in dem vordersten das Flügelmal deutlich zeigenden Theile des Hinterflügels und in dem undeutli- lichen Kopf und Thorax. Zur sicheren systematischen Be- stimmung führt das Flügelgeäder, daher ich dieses wie es im Vorderflügel sich verfolgen lässt, zuerst beschreibe. Die vordere Randader oder Costa entspringt am Flügelgrunde und läuft anfangs stark gebogen, dann bis gegen die Stufe allmählig sich einziehend, einfach bis zur Flügelspitze hin. Von der Basis bis zur Stufe 15“, von hier bis zur Flügelspitze in gerader Linie 14" lang. Zwi- schen ihr und der zweiten Hauptader, dieser mehr als je- ner genähert, verläuft die feine Mediastina oder Sub- costa einfach und geradlinig bis zur Stufe. Etwa 14 Quer- adern 'theilen das Feld vor ihr in rechteckige Zellen; in dem schmäleren Felde gegen die zweite Hauptader sind feinere Queradern nirgends deutlich zu erkennen. Die zweite Hauptader, Skapularis oder Radius, läuft gerad- linig und einfach bis zur Stufe und ebenso von dieser bis zur Flügelspitze, in welcher sie mit der Randader zusam- mentrifft. 23 Queradern theilen das Feld von der Stufe bis zur Flügelspitze in eine Reihe Zellen; bis zur 13. stehen dieselben rechtwinklig gegen die Hauptstämme, die 13. und 14. begränzen das lange Flügelmal und stehen wie alle folgenden schiefwinklig. Der dritte Hauptstamm Cubitus oder äussere Mittelader entspringt von einem nicht sehr deutlichen Queraste in der Nähe des Flügelgrundes 375 läuft dem Radius genähert und durch rechtwinklige, eine Reihe oblonger Zellen bildende Queradern mit ihm ver- bunden fort, aber spaltet sich in einer Entfernung von 3" vor der Stufe gleich in drei Aeste oder Sectoren und der vordere derselben an der sehr schiefen, die geknickte Stufe bildenden Querader abermals in zwei Aeste. Der äusserste oder Endast — ich beginne die Zählung von der Flügelspitze her, um die Zellenreihen von hier aus schärfer und deut- licher zu bestimmen — läuft von der Stufe an dem einfa- chen zweiten Hauptstamm parallel bis zur Flügelspitze und ist durch 25 Queradern mit jenem verbunden, welche eine Zeile anfangs quadratischer, aber schon gegen das Flügel- mal hin oblonger Zellen bilden. Der zweite von der schie- fen Stufenader ausgehende Gabelast divergirt anfangs stark, dann läuft er eine kurze Strecke dem ersten Aste parallel und in seinem letzten Drittel biegt er sich stärker zurück, um ein breiteres Feld zu begränzen und unterhalb der Flü- gelspitze in den Hinterrand zu enden. Das von ihm mit dem ersten Aste begränzte Feld wird von der Stufe an durch 6 Queradern zunächst in eine Zellenzeile getheilt, die 6. Querader ist gebrochen, hinter ihr folgen zwei Zeilen mit je 16 pentagonalen Zellen, von welchen die lezten vier je- doch sehr unregelmässig sind. Hier erweitert sich das Feld und bis zur fünften der nun folgenden Zellen steigert sich die Zahl der Zeilen auf fünf, von welchen die vordern und hintern regelmässige fünfseitige, die zwischenliegenden unregelmässig pentagonale Zellen enthalten. Im letzten Theil-des Feldes macht sich wieder eine feine Längsader geltend, vor welcher anfangs 2 Zeilen mit je 4 pentagona- len Zellen, dann bis zur Flügelspitze 3 Zeilen mit je 9 ebensolcher Zellen liegen; hinter ihr aber liegen vier Zei- len, eine vordere und hintere von pentagonalen und zwei mittlere von hexagonalen Zellen gebildet. Am Flügelrande liegen also zwischen der Spitze des ersten und zweiten Hauptastes 7 (und zwar vierseitige) Zellen, von welcher die vorderste nochmals durch ein Aederchen getheilt ist. Der dritte Ast (von der Flügelbasis her der zweite Sector) geht wie erwähnt eine Strecke vor der Stufe vom Hauptstamme ab und läuft dem zweiten Aste ziemlich parallel, nur gegen 376 das Ende hin etwas mehr divergirend. Sein gegen den zweiten hin liegendes Feid ist bis zur Stufe in 3 Zellen, hinter derselben in 15 einzeilige Zellen getheilt, dann fol- gen 2 vordere und eine hintere, darauf 3 Zellen übereinan- der und an diese 6 Zellen schliessen sich 2 regelmässige Zeilen pentagonaler Zellen, je 15. Gegen den Flügelrand hin erweitert sich das Feld, die Zellen werden kleiner und _ unregelmässig, die vorderste zählt 5, die hinterste nur 3 und dazwischen liegen am Flügelrande noch 5. Der vierte (vom Flügelgrunde her erster Sector) Ast zweigt sich un- mittelbar vor dem dritten vom Hauptstamme ab, läuft je-. nem nur bis zur Stufe parallel und divergirt dann wellen- förmig gebogen sehr stark, um schnell den Hinterrand des Flügels zu erreichen. Das vor ihm liegende Feld er- weitert sich daher schnell zu sehr beträchtlicher Breite. In seinem schmalen Grundtheile enthält es 9 Zellen in ein- facher Zeile, die sich in zwei, bei der drittfolgenden Zelle schon in drei und unmittelbar darauf in vier Zeilen auflöst. Hier aber werden Zellen und Zeilen unregelmässig, die vor- dere Partie des Feldes sondert sich nun durch eine feine Längsader von der hintern ab und nimmt anfangs 2, dann 3, im breitesten Theile vier Zeilen auf, welche sich schnell wieder auf 2 reduciren, um sich gegen den Flügelrand hin schnell wieder zu vermehren, so dass man längs des Ran- des 5 Zellen zählt. In der hintern Partie dieses Feldes zähle ich am Flügelrande 28 Zellen, welche zu 3 bis 5 in der Randgegend in regelmässige Zeilen geordnet sind, wei- ter gegen die Fläche des Feldes hinein aber unregelmässi- gen fünf- und sechsseitigen Zellen Platz machen. Der vierte Hauptstamm entspringt am Flügel- grunde neben dem Radius und läuft mit gleichbleibender Stärke einfach fort, seinem Vorgänger und später dessen ersten (von der Basis her) Aste ziemlich parallel, auch der Wellenbiegung dieses Astes folgend, und divergirt erst am Flügelrande etwas. Das Feld vor ihm ist am Flügelgrunde durch eine deutliche Längsader getheilt, welche an der ba- salen Querader des Cubitus entspringend, an der Spitze des characteristischen Dreiecks sich mit dem vierten Haupt- stamme verbindet, Bis dahin enthält also das Feld zwei 377 Zellenreihen, dann aber von der Spitze des Dreiecks an nur eine Zellenreihe, ich zähle 29 Zellen, diesen folgen 2 Zeilen mit je 2 Zellen, dann 3 Zeilen mit je 3 Zellen und endlich 5 Zeilen mit je 2 Zellen. Hinter dem vierten Hauptstamme ist das Geäder am Flügelgrunde völlig verwischt, indem hier ein Bein. die Fläche erhöht. Doch ist das characterische Dreieck deut- lich zu erkennen. Es ist stumpfwinklig, die Basis bildet der vierte Hauptstamm. Von seinem Flächeninhalt lässt sich eine Zellenreihe längs jeder Seite bestimmt nachweisen und den verwischten Mittelraum können höchstens 3, viel- leicht nur 2 Zellen erfüllt haben. Von dem stumpfen Schei- % tel des Dreiecks läuft eine feine Längsader divergireıfd zum Hinterrande, ohne diesen zu erreichen, unmittelbar hinter ihr, durch eine’ einfache Zellenreihe getrennt, und erst ge- gen den Rand hin stark divergirend eine zweite; erstere ist die Analader, letztere ein ihr paralleler Längsast. Der Ursprung beider ist nicht zu verfolgen, am Scheitel des Dreiecks sind sie bereits getrennt. Das breite Flügelfeld vor der Analader gegen den vierten Hauptstamm beginnt hinter dem Dreieck und enthält in seiner ganzen Breite vier Zellenzeilen, deren vordere 12, deren hintere 16 pen- . tagonale, die beiden mittlern aber hexagonale Zellen ent- halten. Die vordern und hintern Zeilen laufen mit fünfsei- tigen Zellen fort, dazwischen aber schiessen sich 3, 4 und unbestimmte unregelmässige Zellen, welche sich jedoch bald wieder durch drei und vier feine Längsadern regel- mässig gruppiren, so dass man am Flügelrande deutlich 14 Zellenzeilen in drei vierzeiligen und einer zweizeiligen Gruppe unterscheidet. Das schmale Feld zwischen de eben beschriebe- nen und dem Längsaste im Analfelde enthält wie er- wähnt eine Zellenreihe, erweitert sich aber gegen den Rand hin so schnell und beträchtlich, dass an. diesem 15 kleine Zellen liegen. Die übrige Fläche des Analfeldes ist durch sechs schiefe Queradern abgetheilt, zwischen je zweien laufen zwei Zeilen pentagonaler Zellen, nur in den letzten beiden Streifen je drei Zeilen. Der Flügel selbst er- weitert sich von der Basis bis gegen ‘die Mitte hin, so dass 378 er in der Gegend der Stufe 6“ Breite hat, dann verschmä- lert er sich wiederum sehr allmählig bis gegen die abge- rundete Spitze. Vom Hinterflügel ist nur die Randader und der hin- tere Theil des zweiten Stammes mit dem Flügelmale er- halten. Der Kopf und Thorax treten als nicht scharf um- grenzte Erhabenheit hervor, ein Vorderbein ist nach vorn ausgestreckt, das Mittelbein an der Thorax angedrückt, das Hinterbein gegen den Flügel ausgestreckt. Keiner dieser Theile gewährt irgend einen beachtenswerthen Aufschluss. Dass wir in dem beschriebenen Exemplar einen Re- präsentanten der engern Familie der Aeschniden vor uns haben; darüber lässt die Form des Flügels und die Ver- theilung der Hauptstämme des Geäders wohl kaum einen Zweifel aufkommen und ebenso bestimmt weist uns die Form und der Zelleninhalt des Dreiecks zunächst auf die Gattung Aeschna. In der Bildung der Randader, der Stufe, des Males, der Mediastina, des Radius, des Cubitus mit seinen Sectoren finde ich keinen Unterschied von den zur Vergleichung vorliegenden lebenden Arten unserer Zo0- logischen Sammlung. Der erste erhebliche Unterschied in dieser Gegend ist ‘der, dass zwischen den beiden von der schiefen Querader ‘der Stufe ausgehenden Gabelästen des Cubitus die einfache Zellenreihe viel früher in zwei Zeilen sich auflöst, als beiden lebenden Arten und weiter gegen die Flügelspitze hin die Zahl der Zeilen sich beträchtlicher vermehrt. Der Verlauf der beiden vor der Stufe von dem Cubitus abgehenden Aeste in der hintern Flügelhälfte, welche einfach wie jene Gabeläste den Rand erreichen, weicht sehr erheblich von Aeschna ab und mit dieser Aen derung entfernt sich dann auch das Zwischenzellennetz. Bei Aeschna nämlich biegt sich der erste (von der Basis her) Sector des Cubitus in kurzem Bogen an den Hinterrand herab und der hinter ihm gelegene Hauptstamm legt sich mit einer schiefen Querader an ihn an, um .sich in das feine Zellennetz aufzulösen. In dem fossilen Flügel laufen beide Stämme wellig gebogen und ganz gleichmässig zum Hinterrande. In dieser Bildung gleicht das Fossil vielmehr den lebenden Diastatomma. }Das zwischen liegende feinere 379 Zellennetz ist ganz eigenthümlich hauptsächlich durch die Zahl der Zeilen und der in jeder vorkommenden Zellen. Den wichtigsten Unterschied von Aeschna gewährt aber das Zellennetz des Dreiecks. Ich finde bei allen unseren europäischen, asiatischen und amerikanischen in der klei- nen Katethe desselben zwei (ausnahmsweise nur eine) Zel- len und im Uebrigen die Fläche des Dreiecks durch wenige Queradern in eine einfache Zellenreihe (überhaupt 2.1.1.1.) getheilt, bei der fossilen Art dagegen liegt an jeder Drei- ecksseite eine Reihe pentagonaler Zellen. Das Zellennetz im Felde vom Dreieck bis zum Flügelrande gewährt cha- racteristische specifische Eigenthümlichkeiten. Das Analfeld des fossilen Flügels hat nur in seinen markirten schiefen Queradern einen hervorstehenden Character, viel schwächer kommen dieselben auch bei lebenden Arten vor. Eine scharfe Linie am Flügelgrunde scheint auf das Flügelhäut- chen zu deuten, doch ist diese Partie zu sehr verwischt, um darüber Gewissheit zu erhalten. Das eigenthümliche Verhalten im weitern Verlaufe der Sectoren sowie das Zellennetz des Dreiecks unter- scheiden unsere fossilen Flügel zwar erheblich von den lebenden Aeschnaarten, doch scheinen mir diese Diffe- renzen nicht wesentlich genug, um dieselben zum Typus einer eigenthümlichen Gattung zu erheben, jedenfalls cha- racterisiren sie aber die lithographische Aeschna sehr scharf gegen die lekenden Arten. Das Zwischenzellennetz kann nur specifische und individuelle Eigenthümlichkeiten an- zeigen. Libellen kommen im Solenhofer Schiefer häufig vor, aber mit deutlich erhaltenem Flügelgeäder ist erst ein ein- ziger, Germar’s Ae. longialata Münster Beitr. z. Petrefakt. V.»T£f. 9. Fig. 1. Tf. 13. Fig. 6. bekannt. Leider ist, wie ich schon in meiner Fauna d. Vorw. Insecten 279 nach- wies, die Zeichnung des Geäders verfehlt, so dass die de- taillirte Vergleichung mit dem unsrigen keinen Werth hat. Doch steht soviel mit Sicherheit fest, dass dieser Flügel das bei lebenden normale Zellennetz im Dreieck hat, wie Germar in der Beschreibung und in einer besondern Zeich- nung angiebt, demnach auch die specifische Differenz von 380 dem unsrigen ausser Zweifel ist. Die andern Solenhofer Arten: Ae. Charpentieri, Schmideli, antiqua, Parkinsoni, gi- gantea, intermedia, Buchi und bavarica vergl. meine Fauna, Insecten 278 bis 271 mit der vorliegenden speciell zu vergleichen, würde nur zu blossen Vermuthungen über die Identität oder Differenz führen, da von keiner derselben das Geäder bekannt ist. Brodie’s Ae. perampla aus den Wardourschen Purbeckschichten und dessen liasinische Di- astatomma liasina beide mit Geäder gestatten keine Ver- wechslung mit unserm Flügel; ebensowenig die von O. Heer beschriebenen tertiären Arten. So wird es denn keinem Bedenken unterliegen, wenn ich den vorliegenden Flügel wegen der oben angeführten Eigenthümlichkeiten seines Geäders als eine neue Art unter dem Namen Aeschna mul- ticellulosa aufführe. 2. Caloptery& lithographica n. sp. Taf. VI. Fig. 1. Das vorliegende zweite Solenhofer Insect ist zwar in seinen Umrissen vollständiger erhalten als die oben be- schriebene Aeschna, aber die Theile selbst, zumal das Flü- gelgeäder doch viel undeutlicher, daher die Bestimmung auch schwieriger und minder sicher. Kopf, Thorax und et- wa die Basalhälfte des cylindrischen Abdomens sind in scharfem Eindruck vorhanden, das erste Fusspar gegen die stark vorgequollenen Augen gedrückt, das zweite gespreizt, das dritte undeutlichste wie es scheint gegen den Thorax gedrückt, beide Flügelpaare ausgebreitet, nicht scharf um- randet, aber mit deutlichen Längsstämmen und deren Aesten, ohne Spur von Queradern. Vorn am Kopfe bemerkt man einen breit kegelförmi- gen Vorsprung mit etwas convexen Seiten, der zweifels- ohne von den vorgeschobenen Oberkiefern herrührt; die rundlichen Erweiterungen dahinter lassen sich ungezwungen auf die Augen deuten. An diesen treten. Oberschenkel und Unterschenkel beider Vorderbeine hervor. Der Ober- schenkel hat etwa 4“ Länge, der Unterschenkel 3" und ein davon abgeknickter und freilich sehr undeutlicher Streif als Tarsus 2' Länge. Der Prothorax ist beträchtlich schmäler als der Kopf und kaum eine Linie lang. Der 381 als Mesothorax zu betrachtende Theil ist von sehr an- sehnlicher Länge und auch sehr breit in Folge des Druk- kes, in der Mitte vor dem vorderen Flügelpaare etwas eingeschnürt. An ihm ist das linke Bein deutlich erkenn- bar, dessen Oberschenkel 5!/,‘, der Unterschenkel 4“ und sein Tarsus 2“ lang. Der Metathorax ist wieder schmäler und ansehnlich kürzer als der Mesothorax, von ihm aus verschmälert sich der Leib schnell und behält dann gleiche Breite. Nur bis zur halben Flügellänge ist der Hinterleib erhalten, so dass recht gut 1" Länge fehlt. ‘ Die Flügel sind die deutlichsten Theile des Abdrucks. Beide Paare ziemlich gleich lang, gleich . breit, dünn ge- stielt und rundlich zugespitzt. Auf 2" Länge beträgt ihre grösste Breite nur #". Vom Geäder unterscheidet man im . Vorderflügel deutlich die vordere Randader, eine einfache bis zur Mitte reichende Subcosta und dann einen Haupt- stamm, welcher nicht weit von der Basis einen Ast ab- giebt, der mit später Gabelung in der Mitte des Hinter- randes ausläuft, bald darauf einen zweiten Ast, der sich frühzeitig gabelt und seine Aeste wieder zerschlägt und so eine grosse Zahl feiner Aeste an den Hinterrand sendet. Ein dritter Ast mit ähnlicher Zerspaltung geht von der ' Stufe aus und späterhin löst sich noch ein vierter ab. Hinter dem oben bezeichneten Hauptstamme entspringt im Stiel noch ein Längsstamm mit deutlich doppelter Gabe- . Jung. Die Hinterflügel zeigen wesentlich dieselben Haupt- stämme mit den gleichen Aesten und weiterer Gabelung. An den Hinterrändern der Flügel treten die feinen End- äste dicht gedrängt auf. Nur an wenigen Stellen glaubt man feine Queradern angedeutet zu sehen, doch so unbe- stimmt, dass sich nichts weiter darüber sagen lässt. Eine Vergleichung des Fossils mit den lebenden Gat- tungen- weist auf Agrion und Calopteryx, auf letztere be- sonders durch die allmählig von der Basis her sich erwei- ternden Flügel, während dieselben bei Agrion eigentlich und dünn gestielt erscheinen. Dagegen sind die Flügel selbst im Verhältniss zu ihrer Länge schmäler als sie es bei den meisten lebenden Calopteryx zu sein pflegen und bieten in dieser Beziehung das bei Agrion gewöhnlich ere 26 382 Verhältniss, obwohl es auch sehr schmalflügelige Calop- teryx giebt, die dann aber ein feineres und minder dichtes Zellennetz haben. In Rücksicht auf letzteres würden breit- flügelige Arten wie C. americana, C. parthenias und einige andere zunächst zur Vergleichung kommen. Soweit das Geäder im Fossil erhalten passt es auf Calopteryx. Gegen diese und gegen Agrion und vielmehr für Diastatomma spricht aber der an der Basis merklich erweiterte Hinter- leib. Indess ist letztrer Character, da die übrigen Form- verhältnisse keinen Aufschluss geben, denen der Flügel gegenüber für die generische Bestimmung nicht mehr ent- scheidend und ich verweise das Fossil unter Calopteryx. : Die fossilen Agrioniden, die wir noch mit dem vor- liegenden Exemplar zu vergleichen haben, musste ich in meiner Fauna d. Vorw. Insecten $S. 271 bis 275 in die wei- tere Gattung Agrion vereinigen, da sie theils dieser wirk- lich angehören, theils nicht mit genügender Sicherheit sich abscheiden lassen. Aus dem lithographischen Schiefer ist Agrion vetustum durch die fast zugespitzten Flügel und den breitern Hinterleib schon von dem unserigen verschieden, die tertiären Arten entfernen sich noch mehr und so spricht nichts dagegen unser Insect als neue lithographische Ca- lopteryx unter dem Namen Calopteryx lithographica aufzuführen. 3. Buria rugosa nov. gen. et spec. Taf. VI. Fig 3. f Das vorliegende Fossil ist ein völlig platt gedrückter, elf Linien langer und drei Linien breiter, deutlich geglie- derter Körper mit stachliger Oberfläche. Man unterschei- det an ihm einen vorderen ungegliederten und einen hin- tern, aus Querringen gebildeten Theil. Der vordere Ab- schnitt, den wir als Kopf betrachten wollen, misst etwas über 3 Linien Länge am vorderen Ende 2, am hinteren 31/, Linien Breite. Die Verschmälerurg von hinten nach vorn ist eine allmählige und gleichmässige, die Vorder- ecken sind abgerundet, die hintern springen scharf vor und zwischen ihnen erscheint der Hinterrand concav. Die ganze Oberfläche ist unregelmässig und ziemlich dicht mit Sta- 383 cheln besetzt, welche in. der Mitte kurz,,'nach beiden Sei- ten hin aber länger sind. Der. gegliederte Theil des Körpers hat wenig über 7 Linien Länge und ziemlich gleiche Breite. Er besteht deut- lich aus zehn queren Gliedern oder Segmenten von fast gleicher. Grösse, nur die vordersten etwas verschmälert. Das erste Segment hat einen schwach. erhöhten Vorder - und Hinterrand und in der Mitte eine Querleiste in nach vorn eoncaver Krümmung, welche also dem bogigen Hin- terrande des Kopfschildes. zugekehrt ist. Die Seitenränder sind schwach aufgeworfen.. Das zweite Segment ist von selbiger Beschaffenheit, nur dass. sein Hinterrand nicht mehr erhöht, sondern in feiner Querlinie an den Vorder- rand des dritten Segmentes 'sich anlegt; und dass seine quere Mittelleiste breiter ist und nach beiden Seitenrändern hin so sehr erweitert, dass sie diese Ränder ganz ein- nimmt. Das dritte Segment hat keinen erhöhten Vorder- und Hinterrand, seine Querleiste aber ist noch breiter als an den beiden vorigen, hinten von einer feinen markirten, Furche begrenzt und in der Mitte mit einer Reihe kleiner Stacheln besetzt. Am vierten Segment verwandelt sich die ganze Querleiste in eine starke Stachelreihe und der Sei- tenrand des Segments trägt einen langen Stachel. , Die fol- senden Segmente bis zum neunten inclusive tragen je zwei quere Stachelreihen., Die Stacheln sind von ziemlich glei- cher Grösse, der auf der Mitte gelegene meist, etwas grös- ser als die übrigen, und am rechten und linken Seitenrande ein. grosser Stachel, welcher die ganze Länge des Seg- mentes einnimt: und also. beide: Reihen seitlich. begränzt. Ausserhalb des Randstachels treten nach einige kleinere Stacheln hie und da hervor... Das letzte Segment endlich trägt ebenfalls zwei Stachelreihen mit jederseits einem Randstachel, aber die Stacheln sind von mehr ungleicher Grösse und an seinem: hintern geraden Rande erscheint noch eine dritte Reihe kleinerer: Stacheln, welche nicht ganz deutlich im Gestein hervortreten. An der Hinterecke dieses letzten Segmentes liegt, deutlich nur an der linken Ecke erhalten, ein schmal ovales Blatt von 2 Linien Länge und mit langen Wimpern oder Borsten am Rande besetzt. 26 * 384 Ich habe die Zahl der Segmente auf 10 angegeben, es wäre aber möglich, dass das zwischen dem concaven Kopf- und ersten Segmentrande liegende Band keine häutige Verbindung, sondern das kleinste erste Segment bildete und der Leib demgemäss aus elf Segmenten bestände. Dass wir es hier mit einem krebsartigen Geschöpfe zu thun haben, darüber lässt die Segmentirung des Kör- pers und die bewimperten Lamellen am Ende desselben keinen Zweifel. Augen fehlen, wenigstens lassen sich die am vordern Kopfrande aus dem Gestein noch hervortreten- ‘den glänzenden Punkte nicht auf solche deuten, sondern sind Stacheln. Dagegen springt hier ein kurzer stachliger ovaler Stiel deutlich an der linken Seite hervor, welcher sich ganz gut als Basalglied eines Fühlers betrachten lässt. Auch die Beine fehlen, und es scheinen die ausserhalb des Randstachels einiger Segmente sichtbaren kleinen Stacheln Randlappen anzugehören. Unter den bis jetzt beschriebenen Crustaceen des li- thographischen Schiefers bietet nur Sculda pinnata Gr. Mün- ster, Beitr. zur Petrefakt. III. Taf. 1. Fig. 6. 7. 8. einige Aehnlichkeit mit dem vorliegenden. Auch deren Oberfläche 'hat die beschriebene Stachelbekleidung, ähnliche Segment- formen und bewimperte Endlamellen, aber die Zeichnug des Kopfes weicht doch erheblich ab, die Zahl der Seg- mente ist geringer, die Endlamelle wird als federförmig bezeichnet und das halbovale Endsegment fehlt dem un- serigen gänzlich. Gr. Münster weist nur auf die Ver- wandtschaft der Isopoden im Allgemeinen und unterlässt jede nähere Vergleichung mit den lebenden Gattungen. Die Stachelbekleidung ist unter den Isopoden eine un- gewöhnliche Erscheinung, doch fehlt sie nicht allgemein, die in der Baffinsbai und an den englischen Küsten lebende Gattung Arcturus hat auf dem Kopfe und den Leibesringen sehr ausgeprägte stachliche Rauhheiten, aber im Uebrigen entfernt sie sich weit von unserem Fossil. Auch einzelne Arten der bekannteren Gattung Idotea B. I. rugosa an den Küsten der Vereinten Staaten haben eine stachlige Oberfläche. Bei dieser Gattung finden wir auch dieselbe Anzahl der Leibessegmente, nämlich 7 für den Thorax und 385 1 bis 4 für das Abdomen, also im Ganzen 8 bis 11. Die Segmente haben ferner eine seitliche die Basis der Beine bedeckende Lamelle, welche dem starken Randstachel un- seres Fossiles entspricht, und das letzte Segment die be- wimperten, aber freilich ganz nach unten gewandten La- mellen. Gerade die Bildung des letzten Körpersegmentes sowie die des Kopfes entfernen unser Fossil von allen Idoteen. Die Form des.Kopfes finden wir dagegen ganz entsprechend bei der mittelmeerischen Tanais wieder, deren letztes Abdominalsegment aber ganz abweicht, N Unser Fossil stammt also nach der Gliederung des Körpers, sowie nach der Form des Kopfes und der Leibes- segmente von einem Isopöden, welcher sich vorläufig als vermittelndes Glied zwischen Idotea und Tanais stellt, und “ schlage ich für diesen eigenthümlichen Typus den Namen Buria vor, für die einzige Art B. rugosa. So ähnlich auch Gr. Münsters Skulda im Habitus mit gewissen Isopoden ist: so hat dieselbe doch nach der Zeichnung nicht die nor- male Segmentzahl der Isopoden und es wäre gewagt ohne eine neue Untersuchung der Originalexemplare über die systematische Stellung des Thieres eine Vermuthung aus- zusprechen. 4. Holothurienreste im lithographischen Schiefer Tf. Vf Fe. 1,42: Im lithographischen Schiefer Solenhofens kommen sehr häufig und wohl in allen Sammlungen verbreitete schlauch- förmige Gebilde vor, deren Deutung schon die Sammler des vorigen Jahrhunderts versuchten. In neuerer Zeit hat sie Goldfuss als: Lumbricarien abgebildet und beschrieben, Agassiz dann als Fischdärme gedeutet und letztere Deu- tung ist mit grossem Beifall anerkannt worden. Es ist gar nicht zu leugnen, dass einzelne dieser Schläuche in Grösse und Windung eine ganz überraschende Aehnlichkeit mit Fischdärmen haben. Dazu kömmt, dass man sie bisweilen noch in den Fischen selbst vorfindet und dass ihre Struc- tur ebenfalls diesen Ursprung 'sehr wahrscheinlich macht. “ Allein mit Agassiz’s Deutung ist das Räthselhafte die- ser Gebilde noch keineswegs vollständig gelöst. Es wäre doch möglich, dass die noch in den Solenhofer Fischkör- 386 pern beobachteten petrifieirten Gedärme diesen gar nicht angehören, sondern dass sie nur zufällig unter dem Fisch- körper liegen. Dies scheint mir nach wiederholter Prüfung bei einem Exemplar im Hallischen Museum wirklich der ‚Fall zu sein. Abgesehen hiervon ist es ferner eine ganz räthselhafte Erscheinung, dass sich isolirte Gedärme von Fischen in so ungeheurer Menge erhalten haben. Wie wurden dieselben dem Fischleibe entrissen und wie. war es möglich, dass sie allein von den weichen Theilen sich er- hielten, da im Gegentheil ihr Inhalt den Zersetzungspro- cess mehr beschleunigt als es z. B. bei den Muskeln der Fall ist, welche wir doch von keinem lithographischen Fisch kennen, selbst die versteinerungsfähigen Knorpel der Fische sind häufig nicht einmal petrificirt, und die weichen Ge- därme so vortrefflich. Aber auch ohne diese ‚Bedenken spricht doch die Länge und knäulförmige Wickelung sehr vieler Schläuche ganz entschieden gegen Fischdarm. Es sind nur sehr vereinzelte, welche mit Fischdärmen sich vergleichen lassen, die meisten weichen sehr erheblich da- von ab; weder unter ‘den jurassischen noch lebenden Fi- schen vermögen wir Arten aufzufinden, welche Gedärme . bei gleicher geringer Dicke von so ungeheurer Länge und so verworren knäuelförmiger Wickelung haben. Wir müssen daher den Ursprung dieser anderswo suchen. Dalyell theilte der britischen Gelehrten - Versammlung zu Glasgow im J. 1840 eine, Beobachtung über Holothurien mit, welche einiges Licht auf das Vorkommen der Darm- schläuche bei Solenhofen wirft. Er sah nämlich, dass Holo- thuria fusca ihren Tentakelapparat, Darmkanal und Eierstock ausspie und der wurstförmige Sack, in welchem‘ diese Organe sich befinden, fortlebte. Nach’ drei bis vier Mona- ten hatte die Holothurie ihre Eingeweide wieder neu gebil- det. Andere Beobachter bestätigen diese Erscheinung. Die Holothurien sind also die "einzigen Thiere, welche sich willkürlich ihres Darmes entledigen können und damit Ver- anlassung geben, dass isolirte Därme petrifieiren. Die Länge, Krümmung, Windung und Knäuelung, die gleich- mässige Dicke in der ganzen Länge der lithographischen Därme, wenn auch nicht aller, doch sehr vieler passt nun 387 ganz vortrefflich auf den Darm der lebenden Holothurien, viel genauer als auf Fischdärme. Dass Holothurien schon in den jurassischen Meeren lebten, haben die von Gr. Münster im Streitberger Scyphien- kalk entdeckten und von v. Siebold gedeuteten ankerförmi- sen Kalkkörperchen bewiesen, welche ganz unzweifelhaft mit denen der lebenden Synapta übereinstimmen, die Pe- trifieirung von Gedärmen kann im lithographischen Schie- fer, der auch andere feinste und zarteste Theile des thie- rischen Körpers bewahrt hat, nicht auffallen und es fragt sich nur, wo die lederartigen Körper mit ihren Kalkkör- perchen geblieben sind, da die Häufigkeit der isolirten Därme doch auch für Anwesenheit zahlreicher Holothurien sprieht. Auch die Körper fehlen in der That nicht im litho- graphischen Schiefer. Jene breiten und schmalen, band- und wurstförmigen, längern und kürzern, braunen Körper, die man öfter auf pflanzliche Gebilde zu deuten versucht hat, sind die Holothurienleiber. Auf Taf. 5 Fig. 1 gebe ich die Abbildung einer Holo- thurie, welche eben ihren Darm ausspeiet. Der Holothu- rienleib ist schlank cylindrisch, nach hinten etwas verdünnt, vorn stumpf gerundet. Die Leibessubstanz selbst ist als braunrothe Schicht erhalten und auf der Oberfläche dicht und undeutlich guergeringelt, wie bei Siphunculus und Bo- nellia. Der knäuelförmige Darm liegt vor ihr, mit dem einen Ende noch deutlich mit dem. Leibe verbunden. Die ursprünglich derbe, lederartige Substanz der Leibeshülle enthielt keine Kalkkörperchen. Taf. 5 Fig. 2 stellt einen zweiten ähnlichen, aber dik- keren Holothurienleib vor, dessen ‘braunrothe Leibeshülle dicht mit Kalkkörperchen erfüllt ist. Dieselben sind so dicht angehäuft, dass es mir nicht gelungen ist, einzelne völlig zu isoliren. Sie erscheinen theils als eckige Körner, theils und meist als kleine Cylinder und vierseitige Prismen von etwa */, Linie Länge und kürzer, hie und da an dem einen Ende stark verdickt. Anker-, sternförmige und scharf- hakige Körperchen, wie die des Streitberger Juras und vieler lebenden Arten vermag ich nicht in der Menge zu er- 388 kennen. Von den gestielten Saugscheiben und den Tenta- keln am Munde hat sich an unseren Exemplaren nichts er- halten, was wegen der zarteren und leichter vergänglichen Structur dieser Organe nicht auffallen kann. Nach der grossen Menge der isolirt vorkommenden Därme zu schliessen, waren die Holothurien im lithogra- phischen Meere sehr häufig und sie verdienen es wohl end- lich auch ins System der jurassischen Fauna aufgenommen zu werden. Freilich ist es nicht möglich das verwand- schaftliche Verhältniss der vorliegenden Exemplare zu den entsprechenden lebenden Gattungen scharf zu bestimmen, es bleibt wie bei vielen andern vorweltlichen Formen viel- leicht immer fraglich, auch ist es keineswegs wünschens- werth etwa die isolirten Därme nach ihrer Länge, Dicke und knäuelförmigen Aufwicklung generisch und specifisch zu sondern. Es genügt zunächst die Existenz dieses Ty- pus im Jurameere und seine auffallendsten Formdifferenzen durch systematische Namen zu fixiren und durch dieselben auf ihre weitere Untersuchung hinzuweisen. Aus diesem Grunde schlage ich den Namen Protholoturia vor und bezeichne die schlanke, nackte querringelige Form mit Pr. annulata, die dicke und dicht mit Kalkkörperchen besetzte mit Pr. armata. Ueber den Sklerotikalring, den Fächer und die Harder- sche Drüse im Auge der Vögel (Taf. ”—12.) von 0. Giebel. Das Vogelauge hat in dem Sklerotikalringe, dem Fä- cher und der Entwicklung der Harderschen Drüse Eigen- thümlichkeiten, durch welche es sich von dem Auge der Säugethiere, Amphibien und Fische sehr characteristisch unterscheidet. Diese Theile sind denn auch schon von den älteren Beobachtern erkannt und z. Th. sehr gut beschrie- ben, so der Ring von Volcher Coiter schon 1645, in neuern Zeiten von Ornithologen, Anatomen und Physiologen wie- 389 derholt sehr sorgfältig untersucht worden. Ausser den allgemeineren und allbekannten Arbeiten eines Sömme- ring u. A. will ich nur an die speciell das Vogelauge be- treffenden von Albers, Huschke, R. Wagner, Treviranus erinnern. Neben denselben verschwinden. die einzelnen No- tizen, welche Chr. L. Nitzsch von seinen sehr umfassen- den Untersuchungen gelegentlich veröffentlichte. Wir ha- ben Darstellungen vom allgemeinen Bau der in Rede ste- henden Theile des Vogelauges, von deren wesentlichen Formveränderungen, Verzeichnisse von der Zahl der Kno- chenschuppen im Sklerotikalringe, von der’Zahl der Fächer- falten, aber die in Nitzsch’s handschriftlichem Nachlasse verborgenen Detailbeobachtungen übertreffen an Genauig- keit und Umfang alles, was in Betreff der Bildungsverhält- nisse dieser Organe bekannt geworden ist. Die Wichtigkeit derselben besonders für die Systematik veranlasst mich aus diesem nun schon seit Decennien verborgenen Schatze Mit- theilungen zu machen, !die' geeignet sein dürften, unsere zahlreichen Ornithologen ernstlich daran zu erinnern, dass die Vögel nicht bloss Schnabel, Gefieder und Beine haben, dass vielmehr auch die unscheinbarsten und verborgensten Organe Eigenthümlichkeiten besitzen, welche der Systema- tiker nicht unberücksichtigt lassen darf, die wir untersucht haben müssen, bevor wir von einer gründlichen und siche- ren Erkenntniss der Arten, Gattungen und Familien spre- chen können. Meine eigenen Untersuchungen des Ringes, Fächers und der Harderschen Drüse, welche sich auf etwa 50 einheimische Arten beziehen, die ich in einigen hundert Exemplaren längere Zeit hindurch lebend hielt und nach und nach präparirte, bringe ich bei diesen Mittheilungen nicht in Anschlag, da ich dieselben nur zum Zweck der eigenen Belehrung verfolgte und die niedergeschriebenen Notizen kein allgemeines Interesse beanspruchen. Das De- tail der nachfolgenden. übersichtlichen Darstellung, ‚soweit es neu ist, habe ich vielmehr ganz aus Nitzsch’s Collecta- neen nicht ohne geringen Zeitaufwand. zusammen gelesen. Die Lage der zu besprechenden Theile im Auge ist constant dieselbe bei allen Vögeln. Die’ Hardersche Drüse liegt ausserhalb des Augapfels am innern Augenwinkel und 390 dehnt sich von hier aus bald mehr bald weniger in Länge und Breite. Ihr einfacher Ausführungsgang öffnet sich un- ter der Nickhaut. Der Knochenring gehört ganz der Skle- rotika an, eingebettet zwischen ihre äussere und die bei- den Innern Lamellen unmittelbar hinter der Cornea, wahr- scheinlich dieser und dem ganzen gewölbten Vordertheile des Augapfels zur Stütze dienend. Der Fächer endlich sitzt unmittelbar auf der Chorioidea da, wo dieselbe vom Seh- nerv durchbrochen wird und ragt an diesem in den Glas- körper hinein, bisweilen bis an die Linsenkapsel reichend und mit dieser dann innig verbunden. Seine Function ist noch nicht mit genügender Sicherheit ermittelt worden. 1. Der Sklerotikalring. Der knöcherne Ring der Sklerotika ist kreisrund. Sein innerer Rand pflegt strenger kreisförmig zu sein als der äussere, der sehr gewöhnlich flache Depressionen oder schwache Erweiterungen mehr weniger regelmässige Ein- kerbungen zeigt, daher denn auch der Ring nicht in seinem ganzen Umfange von genau derselben Breite ist, sondern etwas unregelmässig erscheint. Die Gestalt geht von der fast völlig flachen durch alle Zwischenstufen zur röhrig cy- lindrischen oder abgestutzt kegelförmigen, der innere klei- nere Rand nach vorn und innen, der äussere grössere nach hinten und auswärts im Augapfel gestellt. Seine Dicke ändert ebenfalls vielfach ab; man findet ihn sehr zart, dünn, durchscheinend und biegsam bis dick und knochenhart. Ohne Ausnahme besteht der Ring aus einer Anzahl Schuppen, welche sich mit ihren verdünnten und scharfen Seitenrändern mehr weniger über und unter einander schie- ben und also dachziegelartig verbunden sind. Diese dach- ziegelige Anordnung ist wohl kaum jemals eine vollkom- men regelmässige ringsherum, vielmehr ist sie den Ring in seiner natürlichen Lage von der Vorderseite des Bulbus be- trachtet an einer oder einigen Stellen dadurch unterbrochen, dass eine Schuppe mit ihren Rändern beide Nachbarschup- pen bedeckt, und gleichzeitig eine andere Schuppe mit beiden Seitenrändern unter ihren Nachbarschuppen sich ver- steckt. Erstere ist also eine ganz deckende Schuppe, die wir in unseren Figuren mit * ausgezeichnet haben, letz- 391 tere, mit - angezeigt, eine ganz bedeckte, während alle übrigen dachziegelartig geordneten mit einem Rande dek- kend, mit dem andern bedeckt sind. Die Zahl der ganz bedeckten ‘Schuppen schwankt zwischen 1 bis 3 und ge- wöhnlich findet man eben soviele ganz deckende wie ganz bedeckte, in ‘den vielen Ausnahmen eine ‘ganz deckende mehr als eine "bloss bedeckte. : Wir zählen die Schuppen von der ersten unten an der Aussenseite-herum nach innen bis zum, Ausgangspunkte der Zählung und bestimmen .da- durch die Lage und Zahl, der bloss deckenden und der ganz bedeckten. . .. „Die Form der Schuppen ist gemeinlich trapezisch, ‚nach dem innern Rande des Ringes verschmälert, nach dem äus- sern erweitert in verschiedenem Grade, breiter als lang oder länger als breit oder sehr'selten so breit wie lang. Selten kommen einzelne bloss dreiseitige Schuppen vor. Die Rän- der der Schuppen, zumal die seitlichen, krümmen und bie- gen sich meist sehr stark, auch knicken oder zacken sie sich, stets jedoch ohne sonderliche Regelmässigkeit in dem- selben Ringe und ohne strenge Uebereinstimmung im rech- ten und linken Auge. Weder die Grösse der Schuppen noch ihre Deckung ist constant in demselben Ringe, gerade hierin zeigen sich fast stets individuelle Eigenthümlichkeiten. Bis- weilen sind die Schuppen nach der Diagonale gebrochen, so dass es das Ansehen hat, als bestände der Ring aus einer äussern und einer innern Schuppenreihe, doch über- zeugt man sich leicht von der Einfachheit. Die gewöhnliche Anzahl der Schuppen ist 13, 14 oder 15, doch sinkt dieselbe bisweilen bis auf 10 herab und steigt bis auf. 17. Das sind ‘die bekannten Maxima und Minima. Individuelle Schwankungen der Zahl bei derselben Art oder im rechten und linken’ Auge ‘desselben Vogels werden 'be- obachtet, jedoch selten,’ So erwähnt Nitzsch bei einer Otis tarda im linken'Auge 13, im rechten 15, bei einem zweiten Exemplar die’ umgekehrte Zahl, bei Fulica atra im ‚linken 13 , im’ rechten 12, bei der Lachtaube rechts 10, links’ 11 u. a.° In manchen dieser Fälle ist die vermehrte Zahl durch deutlich nachweisbare Zerspaltung einer Schuppe, die ver- minderte durch Verwachsung zweier entstanden, in andern 399 . Fällen ist jedoch die Bildung aller Schuppen vollkommen normal. Mehr als um 1, höchstens 2 bewegt sich das schwankende Verhältniss nicht. Ganz ähnlich verhält sich die Zahl und Lage der ganz deckenden und ganz bhedeck- ten Schuppen, indem sie individuell um eine sich abändern und ebenso ihre Stelle im Ringe ändern, auch auf dem rechten und linken Auge solche Differenzen bieten. Für die einzelnen Ordnungen der Vögel lassen sich aus den allerdings noch auffallend dürftigen Beobachtungen folgende allgemeine Verhältnisse vorläufig feststellen. Die Singvögel haben in der Regel 14 Ringschuppen, nur bei Corvus cornix wurden 15, bei Oriolus galbula ein- mal 13 gezählt. Je 2 sind ganz bedeckende. Bei den Schreivögeln kommen 13 und 15 vor, in bei- den Fällen decken 2 ganz und 2 sind ganz bedeckte; bei Coracias garrula die 1. und 7. deckend, die 5. und 10. be- deckt, bei Caprimulgus europaeus die 1. und 9. deckend, die 5. und 11. bedeckt, bei Alcedo ispida die 1. und 8. deckend, die 5. und 10. bedeckt. Die Klettervögel zählen meist 12 Schuppen, bei Picus martius, Psittacus sinensis und einmal bei Picus viridis wurden 13, bei Psittacus erythacus 14 beobachtet. Allge- mein decken 2 ganz und 2 sind vollständig bedeckt, bei Cuculus die 1. und 8. deckend, die 5. und 10. bedeckt, bei Picus martius entsprechend 1. 8. und 4. 12., bei P. viridis 1. 6. und 4. 8., bei Psittacus macao und Ps. solstitialis 1. 7. und 4. 9., bei Ps. dominicensis. 1. 7. und 3. 10., bei Ps. sinensis 1..8. und 5. 11., Ps. cristatus 1. 6. und 4.9. Die Raubvögel besitzen gewöhnlich 15 Ringe, mehre Tagraubvögel jedoch nur 14, dagegen Strix otus und Str. brachyotus 16, eben so viele wurden individuell bei Falco albicilla und F. apivorus beobachtet. Die ganz deckenden und die ganz bedeckten sind bei Gypaetus barbatus 1. 5. 9. und 8. 11., bei Vultur fulvus und Falco milvus nur 1. und 11., bei Falco peregrinus 1. und 9., F. tinnunculus 1. und 7., F. fulvus 1. 9. und 5. 10., F. naevius und nisus 1. und 10., F. albicilla 1. 7. und 2. 14., F. lagopus und buteo 1. und 6., F. apivorus 1. und 8. 10., F. cineraceus hat allein 393 nur 1. deckende, bei Strix otus 1. 14. und nur 11.; Strix passerina und brachyotus 1. und 11. Bei den Hühnervögeln schwankt die Zahl auffallend wie unsere Tabelle angibt, 10, 11, 14 und 15 werden ge- zählt. Bei der Lachtaube verzeichnet Nitzsch im linken Auge 11, davon 1. 7. deckend und 4. 8. bedeckt, im rech- ten Auge 10, davon 1. 6. deckend, 4. und 7. bedeckt, bei C. coronata 1. 6. und 5. 9., bei Pavo cristatus 1. 9. und 6. 10., bei Phasianus colchicus 1. 9. und 7. 10., bei Perdix cinerea 1. 9. und 5. 10. Von den Laufvögeln hat der neuholländische Casuar 15 Ringschuppen, die 1. 6. und 9. ganz deckend und nur die 5. sehr schmale ganz bedeckt. Die Sumpfvögel haben gewöhnlich 15 Schuppen, 14 wurden beobachtet bei Ardea nycticorax, und Numenius arquatus, 13 bei Fulica und individuell bei Otis tarda, 12 individuell bei Fulica atra. Bei letzter Art sind im linken Auge 13, davon 1. 7. ganz-deckend, 6.9. bedeckt, im rech- ten Auge 12, davon 1.6. ganz deckend, 5. 8, ganz bedeckt. Bei dem Löffelreiher 1. 9. und 5. 11.; bei Ardea stellaris 1.8. und 4.13, bei A. cinera 1. 8. und 5. 10., bei A. nycti- corax 1. 8. und 5. 10., bei Otis tarda einmal im rechten Auge 13, davon 1. 8. und 5. 10., im linken Auge 15, da- von 1. 9. und 6. 10. 12., das andere mal im rechten Auge 15, davon 1. 8. 9. und 5. 11., im linken Auge 13, davon 1. 8. und 5. 10., bei Grus communis 1. 8. und 6.12. An- dere Verhältnisse geben die Abildungen. Die Schwimmvögel ändern in der Zahl der Schuppen vielfach ab, 13, 14, 15 kommen gleich häufig vor, seltener 16, und 17 nur einmal individuell bei Larus glaucus. Die ganz deckenden und bedeckten fallen bei Anas fuligula auf 1. 8. und 6. 12., bei A. clangula auf 1. 9. und 5. 14., bei Larus canus auf 1. 9. und 5.11., Mergus merganser 1.7. 14. und 3. 12. 15., Eudytes arcticus 1. 8. und 5. 10. 12,, Uria troile 1. 7. und 3. 11., Alca torda 1. 8. und 4, 12. Die verhältnissmässige Grösse der Schuppen, ihre Be- randung und andere Verhältnisse sind aus den Abbildun- gen zu erkennen. 39. 2. Der Fächer. Der Fächer, auch Kamm, Pecten,'genannt, erscheint als unmittelbarer Fortsatz der Chorioidea,, auf dieser als kleine häutige Platte in schräger Stellung sich erhebend und frei in den Glaskörper hineinragend bisweilen bis zur Linsenkapsel und mit seinem Gipfel fest an derselben haf- tend. Allen Vögeln gemeinsam kömmt er in andern Wir- belthierklassen nur noch bei einigen Sauriern und zwar von einfacherer Bildung vor. Ueber seine physiologische, Be- deutung sind verschiedene Vermuthungen geäussert wor- den, auf deren Erörterung wir nicht eingehen können, da uns die Formverhältnisse speciell beschäftigen sollen. Die Farbe des Fächers ist tief schwarz bis blassgrau und zwar liegt bei näherer Untersuchung der Farbestoff locker und frei auf der Fächerhaut auf in Puncten oder un- regelmässigen Partikelchen mehr weniger dicht vertheilt, wodurch die Tiefe der Farbe bestimmt ist. Den blass- grauen Fächern fehlt das Pigment. Auf der obern oder Höhenkante häuft sich dasselbe stets als eigenthümlicher Besatz, welcher dieser Kante ein unregelmässiges, biswei- len eckiges, zackiges oder gekerbtes Ansehen gibt. Aber auch dieser Besatz liegt so locker auf, dass er selbst. bei vorsichtiger Präparation leicht im Glasskörper stecken bleibt - und wenn der Fächer mit der Linsenkapsel verbunden ist, stets an dieser fetzenweise haftet bei der Isolirung des Fächers. Die Höhe und Form des Besatzes wechselt, scheint aber bei Arten und Gattungen constant zu sein. Das Pig- ment auf den Falten oder den Seiten des Fächers liegt entweder bloss auf den Kanten derFalten oder dringt mehr weniger reichlich auch auf deren Flächen. Mit der Höhenkante schief ansteigend pflegt der Fä- cher 'eine trapezische Platte zu bilden, deren Form bis zur schief dreiseitigen und kegelförmigen abändert. Die nie- ' drige hintere Seite ist nur äusserst selten der vordern pa- rallel- und ebenso hoch, dann aber auch steil aufgerichtet, dagegen verläuft die Höhenkante häufig in gleicher Rich- tung mit der Basis. ; Gleichschenkliges Dreieck, regelmäs- sige Kegelform und oblonge Gestalt werden nur ausnahms- weise beobachtet. Das Verhältniss der Länge zur Höhe 395 schwankt ganz auffallend. Es kommen niedrige Fächer vor, viel länger als hoch, ebenso lange wie hohe und viel hö- here als lange. Seiner Faltung nach ist der Fächer im eigentlichsten Sinne fächerförmig gefaltet, seine Haut in tiefen Ziezacfal- ten zusammengelegt. Alle Zahlen zwischen 3 und 30 kom- men in..den Falten vor, doch schwanken die Arten und Gattun&en in dieser Beziehung gewöhnlich innerhalb be- schränkter Gränzen. Indess auch individuell schwankt die Faltenzahl, selbst auf dem rechten und linken Auge, je- doch nur um ein oder zwei. Viele dieser individuellen Schwankungen, welche die unten folgende Tabelle angibt, haben indess in der schwierigen und ungenauen Zählung seitens der Beobachter ihren Grund. Die Falten beginnen nämlich am niedrigen Ende nicht selten sehr schwach, ja selbst wohl als blosse Wellenbiegung und dann wird ihre Zählung an dieser Stelle schwierig und ungenau. Die Fal- tenzahl ist gerade oder ungerade, auf beiden Seiten des Fächers gleich oder ungleich, je- nachdem die Anfangs- und Endfalte nach derselben oder nach beiden Seiten hin ge- richtet sind. Form und Grösse oder Tiefe der Falten verleiht dem Fächer eine grosse Mannichfaltigkeit. _Oeffnet man den Augapfel vorsichtig, so liegen die Falten dicht an einander und die Seiten des Fächers erscheinen senkrecht gestreift. Spannt man seine bogige Basis gerade: so öffnen sich die. Falten und zeigen dann ihre eigenthümliche Form; vor- sichtig von seiner Basis abgelöst lässt sich der Fächer an beiden Enden mit Nadeln erfasst auf einer Glasplatte ganz entfalten und seine Totallänge in gerader Linie messen. Frühere Beobachter haben die Länge des ganz entfalteten Fächers wenig und gar ‚nicht berücksichtigt, während sie Nitzsch überall angibt. Bei nur einiger Uebung gelingt es leicht den Fächer schwach zu entfalten und die Form der Falten zu beschreiben, dann ihn abzulösen und als langes Band auszuziehen. In einfachster Form bilden die Falten ein geradliniges Ziczak, ihre Kanten sind scharf, ihre Berührungsflächen eben. Häufiger aber runden sich die Kanten ab und die 396 Berührungsflächen krümmen sich dann auch gewöhnlich etwas, der Querschnitt bildet eine tief geschlängelte Linie. Bei breiten Falten kömmt es bisweilen vor, dass eine oder einige, niemals viele, an der Kante selbst wieder einge- faltet sind, also eine Hauptfalte in zwei kleine getheilt ist. Häufiger dagegen wird die Krümmung in der Mitte’ der Be- rührungsfläche stärker, winklig geknickt, knieförmig, in noch andern Fällen krümmen oder fälteln sich die Flächen fein und unregelmässig oder bilden gar eine starke Stufe. Wie die gerundeten Kanten sich abstumpfen und ganz flach werden: so schärfen sich andererseits die scharfen Kanten mehr, ziehen sich aus und die Falten erscheinen dann wie bei Alcedo ispida geflügelt, oder sie schlagen sich kakig um wie bei Coracias garrula. Am niedrigen Ende des Fä- chers pflegen die Falten stets etwas schmäler zu sein, er- reichen aber schnell ihre gleichbleibende Breite und nur die letzten des entgegengesetzten Endes werden wieder etwas kleiner. Indess kommen auch Fächer vor, deren Falten von der Mitte nach beiden Enden hin ziemlich gleichmässig schmaler werden. Unregelmässige Faltenbildung, in der einige Falten plötzlich verkürzt sind wie bei Falco peregri- nus, ist eine sehr seltene Erscheinung. Die Grösse der Falten steht gemeinlich in geradem Verhältniss zur Grösse des Fächers. Kurze und hohe Fä- cher pflegen breite und tiefe Falten zu haben, niedrige und lange Fächer dagegen schmale und kleine Falten. Entfal- tet schwankt die Länge des Fächers von 1/, bis 31/, des grössten Quermessers seines Augapfels. Indem ich wegen der Formverhältnisse im Einzelnen auf die Abbildungen verweise, gebe ich noch einige Be- merkungen über das systematische Verhalten des Fächers. Die Singvögel haben im Allgemeinen zahlreiche und überhaupt die zahlreichsten Fächerfalten. Die höchste Zahl 30 ist einige Male bei Corvus beobachtet, wo sie nicht un- ter 21 hinabsinkt, 20 bis 25 kommen am häufigsten vor, weniger selten, als mehr; die geringste Zahl 14 und 15 bei Hirundo und einigen Fringillen. Die Form des Fächers ist die normale, schief vierseitig, am hintern Ende allmäh- lig aufsteigend, und dann von ziemlich gleich bleibender 397 Höhe, der Besatz schwach oder mässig mit einfacher, nicht gezackter Höhenkante. Die Falten nehmen vom niedrigen Ende langsam an Breite zu, und am hohen Ende meist nur wenig ab; sie sind an den Kanten scharf, häufiger aber gerundet, ihre Berührungsflächen eben, seltener unregel- mässig gefaltet, meist aber stark gebogen und selbst ge- knickt. 2 Bei Cinclus aquaticus ist der Fächer fast dreiseitig, seine sehr dichten Falten allmählig niedriger, auf der Hö- henkante ein häutiger Fortsatz. Lusciola rubecula hat einen grauschwarzen Fächer mit niedrigem tief schwarzen Besatz, nicht an die Linsenkapsel angeheftet, entfaltet 111), = 21), Bulbusquermesser. Bei Anthus pratensis sind die Falten etwas unregelmässig und der Fächer entfaltet 13° =31/, Quermesser des Bulbus. Bei Motacilla alba sind die Falten ungleich scharf und stumpf. Bei Hirundo urbica steigt der Fächer schon am hintern Ende steil auf und misst entfaltet 11‘‘ oder fast 3 Bulbusdurchmesser, ebenso ist er bei H. riparia; beide haben auch einen röhrigen Sklerotikalring. Bei dem Seidenschwanz nehmen die Falten gleichmässig an Breite ab und zu und haben geknickte sehr unregel- mässige Berührungsflächen, krähenähnlich. Unter den Wür- gern hat Lanius collurio scharfe Falten und entfaltet 11’ oder 2 Durchmesserlänge des Augapfels, L. excubitor stum- pfe geknickte Falten und entfaltet 16“ Länge oder 21/, Bul- busdurchmesser. Bei Certhia brachydactyla fehlt der tief schwarze Besatz fast ganz; bei Sitta europaea ist der ganze Fächer sehr schwarz, die Falten geknickt, entfaltet 14 oder 31/, Bulbusdurchmesser. Die Fringillen zeigen eine grosse Manichfaltigkeit, scharfe und stumpfe Falten, mit ebenen, gekrümmten und geknickten Falten. Fringilla ory- , zivora mit nur 15 Falten hat entfaltet 8° Länge oder 2 Bul- busdurchmesser, Fr. coccothraustes 20 Falten, Fr. chloris dicht an die Linse angeheftet, mit deutlichem aber niedri- gen Besatz und entfaltet 101/,'" Länge oder fast 3 Bulbus- durchmesser, bei dem Zeisig ist der Fächer ebenfalls dicht an die Linsenkapsel angeheftet, bei Fr. ciris ist er sehr schwarz, die Falten’ sehr dicht und scharf, entfaltet 94/g“ oder 2?/, Bulbusdurchmesser. Stieglitz und Hänfling haben 27 398 einen sehr schwarzen, wenig unterschiedenen Fächer. Bei einem weissen Sperling fand ich die Linse fast kugelrund, das Auge bleich röthlich, kein Pigment im Innern, den Fä- cher röthlich und nur an der Höhenkante schwarz. Bei Regulus verus ist der ganze Fächer tief schwarz und da- her ohne deutlichen Besatz, reicht bis an die Linsenkapsel heran und- misst entfaltet 9“ oder 3 Bulbusdurchmesser, seine zierlichen Falten sind nicht ganz regelmässig. Bei dem Kreuzschnabel trägt der Fächer einen niedrigen tief schwarzen Besatz und hat entfaltet 14“ Länge oder eben- falls 3 Bulbusdurchmesser, seine Falten sind geknickt. Unter den Ammern hat Emberiza nivalis einen entfalteten Fächer von 14“ Länge oder 31/, Bulbusdurchmesser und Kniefal- ten. Dieselbe Länge hat der Fächer bei Alauda arvensis, auch ganz ähnliche Falten. Bei dem in der Faltenform ähnlichen Staar beträgt die Länge nur 3 Bulbusdurchmes- ser oder 15“. Der Fächer von Cassicus ieterus ist tief schwarz und scharflaltig, der von Gracula rosea 13‘ oder 3 Bulbusdurchmesser lang. Bei Oriolus galbula reicht der Fächer bis zur Linsenkapsel, hat entfaltet 20° Länge und abgerundete geknickte Falten. Unter den Raben erreicht der Fächer bei Corvus corax 3“ Länge oder 31/, Bulbus- durchmesser, hat ausnahmsweise individuell nur 26 Falten, sein Besatz ist tief schwarz, die Falten nur schwarzgrau; an jeder Faltenfläche steigen drei Hauptgefässstämme senk- recht auf wie bei allen Passerinen und geben zahlreiche kleine Aeste fast rechtwinklig ab. Bei C. monedula sinkt die Faltenzahl auf 23 und die entfaltete Länge auf 21', bei C. cornix ist der Fächer sehr lang und niedrig, bei C. caryo- catactes der Besatz am deutlichsten, bei C. pica wie bei corax hat er 3 Bulbusdurchmesser oder 2" Länge. Die Schreivögel zeigen in den wenigen untersuch- ten Fächern eine ganz überraschende Mannichfaltigkeit, welche eine allgemeine Schilderung nicht gestattet. Bei Caprimulgus europaeus ist er auffallend klein, entfaltet nur 3“ oder nicht ganz /, Bulbusdurchmesser lang, seine Form ist gleichschenklig, dreiseitig, höher als lang und Falten bildet er auf der einen Seite 3, auf der andern 2, wovon je eine nochmals gefaltet ist. So erinnert der Fächer leb- 399 haft än die Eulen, dagegen ist der Sklerotikalring gar nicht eulenartig röhrig, sondern ganz flach. Bei Cypselus apus ist der Fächer zwar auch sehr grobfaltig, hat aber 11—12 Falten und entfaltet 9 Länge. Bei Upupa epops steigt die Faltenzahl auf 15 — 16, alle abgerundet und die entfaltete Länge hat 7‘’ oder etwas über 1 Bulbusdurchmesser. Alcedo ispida zeichnet sich wieder merkwürdig aus. Der sehr blasse mit kleinem schwarzen Besatze versehene Fächer ist fest an die Linsenkapsel angeheftet und besteht aus 17 sehr fest verwachsenen Falten mit flügelartig erweiterten Kanten, de- ren freier Rand gar noch nach hinten umgeschlagen ist. Coracias garrula endlich hat einen trapezischen tiefschwar- zen Fächer mit 11 oder 12 sehr dicken eckigen unregel- mässigen Falten, der entfaltet 14“ oder 2 Bulbusdurchmes- ser Länge misst. Nach der Fächerbildung allein betrachtet sind’also die Schreivögel eine sehr unnatürliche Gruppe. Bei den Klettervögeln ist der Fächer durchweg schmal und hoch, oft .merklich höher als lang, selten nur etwas länger als hoch und trägt stets einen sehr deutlichen hohen, eckigen oder zackigen Besatz. Die durchschnitt- liche Faltenzahl schwankt zwischen 9 bis 12, sie sinkt aus- nahmsweise auf 7 herab und steigt ebenso selten auf 18 und 19. Die Anfangsfalten sind häufig sehr schwach und undeutlich, dann aber die Falten sehr tief und von vielfach veränderlicher Form. Der Kuckuk hat einen sehr schwarzen Fächer mit dreiseitigem Besatz und 10 sehr stumpfen dieken Falten, deren Berührungsflächen zweimal geknickt sind. Entfaltet hat er noch nicht die Länge eines Bulbusdurchmessers. Bei dem Wendehals ist der Fächer ebenfalls sehr schwarz, fast so hoch wie lang, trapezisch und besteht aus schma- len scharfen Falten mit ebenen Berührungsflächen. Die Spechte haben die höchsten Faltenzahlen unter den Klet- tervögeln, 12 bis 19, einen zackigen Besatz und gewöhn- lich gerundete und geknickte Falten. Bei Picus martius misst der entfaltete Fächer 21“, bei P. viridis 2 (16) und P. minor 2?/, Bulbusdurchmesser (10), bei P. medius 12“, Bei P. medius reicht er deutlich bis an die Linsenkapsel heran und ist blassgraulich, nur auf den Kanten schwärz- Du 400 lich, bei P. minor dagegen sehr schwarz und dreiseitig; die Falten nur bei P. viridis nicht geknickt. Bei den zahl- reichen Papageien steigt die Faltenzahl nicht über 12, sinkt aber auf 7 herab, der Fächer ist meist sehr hoch und sein Besatz zackig. Bei Psittacus macao sind die Falten sehr dick, geknickt, eine abermals gefaltet, entfaltet 16“ lang; bei Ps. pertinax die Falten schmal, stumpf, ein- fach, mit ebenen Flächen, sehr schwarz mit hochzipflichem Besatz, entfaltet 9", ganz ähnlich ist Ps. auricapillus, aber dessen Besatz durchsichtig, ohne Pigment, da dasselbe fest im Glaskörper sitzen bleibt, die Falten zierlicher, ent- faltet 11"; der sehr schwarze Fächer von Ps. solstitialis ist sehr hoch, mit zierlichen geraden Falten und entfaltet 11/, Bulbusdurchmesser oder 7'' lang. Bei Ps. rufirostris sind die Falten sehr unregelmässig; bei Ps. haematodes der Fächer sehr schwarz, entfaltet noch nicht 2 Bulbusdurch- messer oder 9 lang, die Falten stumpf; bei Ps. erythacus ist er fest an die Linsenkapsel angeheftet, bei Ps. domi- nicensis die Falten ebenfalls sehr stumpf, ausgezogen 12" lang, bei Ps. ochrocephalus die Berührungsflächen der Fal- ten stufig geknickt, ihre gerade Länge 12"; bei Ps. du- fresnianus hat der Fächer vorn und hinten fast gleiche Höhe, seine dicken Falten haben stufige Flächen und die erste Falte ist zweitheilig; bei Ps. menstruus fehlt dem schwarzen Fächer der Besatz, er ist schief und drei- seitig und die stumpfen Falten geknickt oder stufig, ent- faltet 11“ lang; bei Ps. purpureus 16“ lang, die Falten tiefstufig, ähnlich bei Ps. Alexandri, wo die erste und fünfte zweitheilig sind und die entfaltete Länge 9‘ beträgt; auch Ps. eristatus hat noch tiefstufige Falten und entfaltet 14" Länge. Die folgenden Arten haben fast oder ganz ebene Faltenflächen: Ps. domicella einen vierseitigen Fächer von 12“ Länge ‚entfaltet, Ps. novae hollandiae einen fast drei- seitigen von 10'' Länge, Pennanti einen dreiseitigen von 11“ Länge, Ps. canicularis einen trapezischen von 8° und bis zur Linsenkapsel reichend; sehr ähnlich ist Ps. sulphureus, galeritus und purpureus. Bei den Tagraubvögeln sind individuelle Schwan- kungen der Faltenzahl sehr häufig, die Durchschnittszahlen 401 10 bis 15, ausnahmsweise 9 oder 16. Die Form des Fä- chers ist länglich trapezisch oder gestreckt dreiseitig, der Besatz oft zackig und leicht im Glaskörper haftend, die Falten veränderlich, doch meist stark geknickt, selten stufig. — Vultur fulvus hat einen relativ sehr hohen Fächer mit vielzackigem Besatz und dicken stufigen Falten; Cathartes papa einen niedrigeren mit dachförmiger Höhenkante und einfach gebogenen Falten, die in einen Faden auslaufen. Bei dem Bartgeier erscheint die Höhenkante gerade, die Falten einfach gebogen und die entfaltete Länge 1?/, Bul- busdurchmesser oder 28“. Pandion haliaetos zeichnet sich durch einen sonderbaren Aufsatz auf der Höhe des Fächers aus, der nicht bis zur Linse reicht, die groben Falten ha- ben ebene Flächen ‚und die entfaltete Länge ist 2. Unter den Falconen hat Falco peregrinus einen sehr niedrigen Fächer mit leicht ablösbarem Besatz und schwach geknick- ten Falten, unter denen 2 verkürzt sind; entfaltet 2 lange. Auch bei F. tinnunculus bleibt das Pigment gewöhnlich im Glaskörper sitzen und der Fächer erscheint dann weiss, seine regelmässigen Falten haben ebene Berührungsflächen und sind entfaltet 22“ lang. Bei F. subbuteo sind die Fal- ten tief geknickt und ihre ausgezogene Länge misst 15" oder 31/, Bulbusdurchmesser. F. aesalon misst entfaltet 22‘. Bei F. fulvus wird der Fächer dreiseitig und hoch und die dicken stumpfen Falten knicken sich tief, die Hö- henkante ist sehr breit. F. naevius ist ganz ähnlich, aber vom Zipfel des Besatzes geht ein Fädchen zur Linsenkap- sel; entfaltet 30° oder etwas über 2 Bulbusdurchmesser. Bei F. albicilla knicken sich die Falten nicht und messen ausgelegt 32'' Länge. Bei F. brachydactylus messen 'die sehr breiten Falten ausgelegt 2 Bulbusdurchmesser. Bei F. lagopus knicken sie sich wieder und der grosse stumpf- trapezische Fächer bleibt weit von der Linse entfernt. Der Fächer von F. buteo hat eine gekerbte Höhenkante, ist sehr schwarz und entfaltet 25‘ lang, in frühester Jugend weiss mit röthlichem Schein und schwarzer Höhenkante. Bei F. nisus misst er entfaltet 21“, bei F. milvus mit sehr unregelmässigen Falten und weit von der Linse entfernt 402 bleibend 29“ oder 2 Bulbusdurchmesser. Bei F. apivorus und F. aeruginosus werden die Falten sehr dick und stumpf, entfaltet 2 Zoll lang; bei F. ceineraceus endlich ihre Be- rührungsflächen sehr unregelmässig. Die Nachtraubvögel characterisirt allgemein ein sehr kurzer und hoher, tief schwarzer Fächer mit der ge- ringsten (4 bis 7) Faltenzahl und entfaltet kürzer als der grösste Quermesser des Augapfels. Der Fächer von Strix bubo besteht aus 5 grossen, breiten und 2 sehr kleinen Falten, misst ausgelegt 1" oder */; des Bulbusdurchmesser und ist auf der Höhenkante gekerbt, hinterwärts tief ein- geschnitten. Bei Str. passerina schwankt die Faltenzahl individuell von 4 bis 7, die Länge entfaltet misst fast Bulbusdurchmesser oder 10“. Bei Str. otus ist er sehr hoch, fünffaltig und in gerader Länge nur 8“, bei Str. bra- chyotus ganz ähnlich, nur die Falten unregelmässiger, aus- gespannt 81/,“ lang, bei Str. aluco fast dreiseitig, mit un- regelmässig stufigen Falten und 9" lang, bei Str. lammea wieder trapezisch. Die Hühnervögel besitzen einen vierseitigen, re- lativ langen Fächer mit grossem, eckig erhöhtem Besatz und ziemlich zahlreichen Falten, nämlich 12 bis 23 mit häufigen individuellen Schwankungen. Meist ist der Fä- cher nur schwärzlich oder grau und der tief schwarze Be- satz sticht scharf ab; die Falten regelmässig, gerundet ebenflächig, nur bei einigen geknickt. Tief geknickte, vorn und hinten verschmälerte Falten hat Crax alector, entfaltet 17“ Länge und einen hohen Besatz. Unter den Tauben ist der Fächer der Haustaube sehr dicht und scharffaltig, die Falten mit ebenen Flächen, ausgelegt 16“ lang. Bei Columba nicobarica bildet der Besatz zwei vorspringende Ecken und die Falten sind schwach geknickt. Die Lach- taube ähnelt wieder sehr der Haustaube, nur ist ihr Fächer blasser und die Falten minder scharf. C. coronata hat ähn- liche, nur ungleiche Falten, einen zackigen Besatz, entfal- tet 17" lang. Bei Pavo cristatus knicken sich die Falten schwach, messen ausgelegt 18” oder fast 2 Bulbusdurch- messer und der bloss schwärzliche Fächer trägt eine hohe scharfrandige Crista. Die Phasanen weichen in der Form 403 des Fächers und der Falten unter einander mehrfach ab. Bei Phasianus colchicus ist der Fächer viel länger als hoch, sein Besatz mit hoher Ecke, die Falten sehr stumpf und geknickt, ausgelegt 17“ lang. Die viel zahlreichern Falten, bei Ph. pietus sind nicht geknickt, etwas ungleich, der Fächer viel niedriger und länger, entfaltet fast 18; bei Ph. ‚nyethimerus die Falten geknickt, stumpf, der ötchlet sehr lang, ganz niedrig, mit scharfer glatter Crista, entfaltet 22“ lang. Numida meleagris hat einen fast dreiseitigen Fächer mit nicht geknickten, stumpfen und scharfen Fal- ten, ausgelegt 22" lang. Bei Meleagris gallopavo ist der Fächer etwas kürzer, dicht und fein gefaltet, die Falten geknickt, 30“ lang; ganz ähnlich verhält sich Tetrao tetrix, wo jedoch das niedrige Ende ganz ungefaltet ist und die Falten nicht geknickt sind. Bei der Wachtel ist der Fä- cher sehr schwarz, sehr lang und niedrig, der Besatz so- lide, hoch, mit zwei schwachen Erhöhungen, entfaltet 14 oder 38 Bulbusdurchmesser lang; bei dem Repphuhn knik- ken sich die Falten tief und der Fächer ist schwärzlich grau, ausgelegt 14‘ lang. Von Laufvögeln untersuchte Nitzsch nur den neu- holländischen Casuar und fand den Fächer hoch, dick, grob, graulich schwarz, ohne Besatz, mit nur 4 sehr stumpfen, theils bauchigen Falten, entfaltet einem Bulbusdurchmesser = 1" lang. Der Strauss soll 14 bis 20 Falten haben. Bei den Sumpfvögeln ändert die Form des Fäa- chers und der Falten vielfach ab. Meist ist der Fächer trapezisch, seltener dreiseitig, bald länger als hoch, bald höher als lang, der hohe Besatz gewöhnlich zackig, die Falten geknickt, stufig oder eben, meist stumpf oder ge- rundet. Die ‘Zahl der Falten steht zwischen 10 bis 17, fällt nicht unter 9 und steigt nicht über 18. Bei Otis tarda ist der schwärzliche Fächer so hoch wie lang, seine schwarze Höhenkante sehr unregelmässig, die Falten stumpf und stufig, am niedrigen Ende sich völ- lig verflachend, entfaltet bei einem Exemplar 24", bei ei- nem andern 30'' lang oder 1!/, Bulbusdurchmesser. Davon unterscheidet sich O. tetrax durch die ebenfalls eigenthüm- liche Form des Besatzes und die Länge von 2 Bulbusdurch- 404 messer oder 17“. Bei dem Kranich ist der Besatz viel- zackig, sehr hoch, der Fächer grau, in der Mitte sehr breit, die Falten geknickt und gefältelt, entfaltet 28" oder 2 Bulbusdurchmesser. Die Reiher haben einen ziemlich vierseitigen Fächer, am Anfange nur .wenig niedriger als in der Mitte, entfaltet 1?/, bis 1?/; Bulbusdurchmesser lang. . Bei Ardea nycticorax trägt er einen niedrigen Besatz und seine stufigen Falten sind meist zweitheilig, entfaltet 17' lang. Bei A. stellaris ist er sehr schwarz und niedrig, die Falten dicht, scharf, mit ebenen Berührungsflächen, der Besatz sehr niedrig. In einem Exemplar waren die Falten theilweise geknickt und zweitheilig, ausgelegt 20 lang. Bei A. minuta sind die Falten stumpf und schwach gebo- gen. Die Störche haben einen fast so hohen wie langen Fächer mit schwach geknickten stumpfen Falten: Ciconia alba, entfaltet einen Bulbusdurchmesser lang, C. nigra dick- faltiger, ausgelegt 2" lang. Bei dem Löffelreiher ist der Fächer länger als hoch, sein Besatz mit hohem Zacken. Bei dem Regenpfeifer sitzt der graue grobfaltige Fächer dicht an der Linsenkapsel an, hat wellenförmige Falten und ausgelegt 16“ oder 2 Bulbusdurchmesser. Bei Charadrius oedicnemus sind die Falten ebenfalls wellig und die mitt- lere die breiteste, der Fächer sehr schwarz, entfaltet 18“ lang. Der Kiebitzfächer ist dem sehr ähnlich. Bei Hae- matopus ostralejus ist der Fächer höher und die Falten haben ebene Berührungsflächen, ausgelegt 12“ lang oder 11/, Bulbusdurchmesser. Der sehr niedrige und lange Fä- cher von Phalaropus fimbriatus ist tief schwarz, ebenso der viel höhere von Totanus hypoleucus, der überdies ge- knickte Falten, keinen deutlichen Besatz und über 2 Bul- busdurchmesser oder 11“ Länge hat. Bei T. glareola ist er dagegen fast dreiekig, dick, stumpf, entfaltet 12" oder 21/, Bulbusdurchmesser lang; bei T. glottis sogar 18“ oder ‚3 Bulbusdurchmesser lang, die Falten dicht und eben, bei T. ochropus eben so dicht, eben, scharf. Auch bei den Schnepfen kommen theils ebene, dichte und scharfe Fal- ten vor so bei Scolopax media und gallinago, theils ge- knickte, wie bei Sc. rusticola, wo er 11‘ lang ist, während er bei Sc. media 9" misst, sehr schwarz und mit scharfem 405 Besatz versehen. Bei Sc. gallinago hängt er fest an der Linsenkapsel an. Bei Numenius arquatus sind die Falten stumpf und ebenflächig, ausgelegt 26“ oder 21/, Bulbus- durchmesser, der Besatz bleibt wie eine Mütze im Glas- körper sitzen. Bei Rallus aquaticus hat er ebenfalls flache Falten und nur 9% Länge oder noch nicht 2 Bulbusdurch- messer. Bei Crex pratensis ist er niedrig dreiseitig, die Falten dicht und schmal, ausgelegt 10' lang. Bei Rallus porzana stufen sich die Falten, der Fächer ist höher und ausgelegt 9" lang. Auch die Wasserhühner haben schmale stufige Falten, Fulica chloropus einen dreiseitigen sehr schwarzen Fächer, ausgelegt 14" lang, F. atra einen mehr trapezischen, 16“ lang. Die Schwimmvögel haben mittlere Faltenzahlen im Fächer, gewöhnlich 12 bis 15, nicht leicht unter 9 und über 17, die Form der Falten vielfach ändernd. Der Fä- cher erreicht meist steil aufsteigend eine ansehnliche Höhe und hat gewöhnlich einen unregelmässig zackigen Besatz. Bei den Möven steigt der Fächer stufig auf, ist bei Larus canus schwarzgrau, mit geknickten Falten und aus- gelegt 22" oder über 2 Bulbusdurchmesser lang, bei L. ar- gentatus mit stufigen Falten und 3 Bulbusdurchmesser lang, bei L. minutus mit scharfen ebenflächigen Falten uud 15" lang. Sterna fissipes hat einen sehr schwarzen, dicken, steil und zackig aufsteigenden Fächer mit glatten Falten und ausgelegt 16“ oder 21/, Bulbusdurchmesser lang. Un- ter den Enten hat Anas fuligula einen sehr länglichen grau- lichen, in der Mitte erhöhten Fächer mit sehr stumpfen ebenflächigen Falten, ausgelegt nur 11 lang oder 12), Bulbusdurchmesser. Bei A. rufina sind die Falten un- gleicher und haben 2 Bulbusdurchmesser Länge. Bei A. clangula ist der Fächer viel länger als hoch, die Fal- ten scharf und eben, ausgelegt 13" lang, ganz so Anas crecca und A. clypeata, A. querquedula, bei A. clypeata jedoch höher. Bei A. moschata ist der Fächer ansehnlich höher, die Faltenflächen tiefwellig. Die Gänse haben durch- weg einen sehr hohen Fächer mit zackiger Höhenkante. Bei der Hausgans sind die Falten stufig, der Fächer rela- tiv lang, sein Besatz hoch, entfaltet 11/), Bulbusdurchmes- 406 ser oder 1” lang. A. leucopsis hat bauchige Falten, aus- gelegt 14“ Länge oder nahezu 2 Bulbusdurchmesser; A. ceygnoides einen sehr schwarzen Fächer mit ebenflächigen Falten und ausgelegt 1?/, Bulbusdurchmesser oder 15’ lang; bei A. aegyptiacus ist die Endfalte zweitheilig, die Höhenkante tiefzackig, die ganze Länge 15“. Bei Cygnus plutonius sind die Falten sehr dick, der Fächer trapezisch, entfaltet fast 2 Bulbusdurchmesser oder 15“ lang; bei C. musicus dagegen sind die Falten viel tiefer, der Fächer länger als hoch, entfaltet 1!/, Bulbusdurchmesser, die Form der Falten variürt. Der grauliche Fächer von Mergus mer- ganser stimmt sehr mit dem von Anas clangula überein. Bei Eudytes wird er sehr hoch, trägt einen kurzen ausge- schweiften Besatz und hat bei Eu. septemtrionalis umge- legte breite Falten, nur 7“ oder ?/; Bulbusdurchmesser lang. Auch bei Colymbus ist der Fächer sehr hoch, mit zackigem Besatz und schwach geknickten Falten, nicht an die Linsenkapsel reichend, bei C. minor entfaltet 2 Bul- busdurchmesser oder 12“ lang, bei C: cristatus 10 oder 11/, Bulbusdurchmesser, bei C. rubricollis niedriger, 11‘ lang, die Falten nicht geknickt, ebenso bei C. auritus. Bei Alca torda ist der Fächer wieder sehr niedrig, länglich tra- pezisch. Ich lasse nun eine Uebersicht über die Zahlenver- hältnisse der Schuppen im Sklerotikalringe und der Fä- cherfalten folgen, in welche ich der Vollständigheit halber die Angaben früherer Beobachter aufnehme. Von Nitzsch sind 174 Arten z. Th. in mehren Exemplaren auf Ring und Fächer untersucht worden. | Zahlentabelle der Fächerfalten und Ring- schuppen im Vogelauge. I. Singvögel. Fächerfalten Ringschuppen 1. Turdus viscivorus 25 — 2. musicus 25 — BER pilanıs 28 — 4. Cinclus aquaticus DONE — 5. Luseiola philomela 22 == 6. Lusciola rubecula 18—19. 21 — D. 8. . Saxicola oenanthe . Anthus pratensis . Motacilla alba . Hirundo urbica 0. 51. Sylvia arundinacea Accentor alpinus - riparia . Bombyeilla garrula . Lanius collurio - excubitor - ruficeps . Certhia familiaris -» brachydactyla . Sitla europaea . Parus major - aler - coeruleus - biarmicus Fringilla oryzivora - coccothraustes - chloris - spinus - ciris - carduelis . malacia - cannabina - pyrrhula - canaria - domestica - coelebs . Regulus verus . Loxia curvirostra . Emberiza nivalis - hortulana - eitrinella - schoenielus . Alauda arborea - arvensis . Sturnus vulgaris . Cassicus icterus . Gracula religiosa n rosea . Oriolus galbula . Muscicapa luctuosa Corvus corax 26. 29—30 Ringschuppen 408 Fächerfalten Ringschuppen 52. Corvus monedula 23 == 53. _ - _ cornix 28 15 54. - glandarius 27.28.29. 30. — 559. - caryocatactes 28 — 56. pica 21. 22 14 97. - _ corone 21. 22.23. 25. 27. 28. 14 58. - frugilejus 22 — II. Schreivögel. 59. Caprimulgus europaeus 2—3 (5) 15 60. Cypselus apus 12 15 61. Upupa epops 15—16 — 62. Alcedo ispida 15. 17. 18 13 63. Coracias garrula 1l. 12 13 64. Buceros panayensis — 13 II. Klettervögel. 65. Cuculus canorus 10 (13) 12 66. Yunx torquilla 12—13 — 67. Picus major 16—17 — 68. - martius 16. 19 13 69. - viridis 16. 18 12. 13 70. - medius 14—15 — Zul: minor 12 — 72. - canus 17 _— 73. Psittacus macao 7 12 74. araraura 7 12 za macavuanna 11 _— 76. pertinax 10-11 12 FR solstitialis 8 12 78. auricapillus 9—10 12 79. rufirostris 9 — 80. haematodes 1l — 81. erythacus 12 14 82, dominicensis 9 12 83. ochrocephalus 12 12 84. Dufresnianus 11 — 8. menstruus 10—11 — 86. purpureus 9—10 _- 87. domicella 14 — 8. garrulus 12 _— 39. pullarius 9 amt nd. Pennanti 12 — 91. canieularis 10 — 92. sinensis 9—10 13 93. Alexandri 10 — 94. cristatus ) 12 409 Fächerfalten Ringschuppen 95. . galeritus 10—11 — 96; - sulphureus 8 — 97. Pezoporus novae Zealandiae 15 _ IV. Raubvögel. 98. Cathartes papa 10. 11. 12. — 99, Vultur fulvus 10. 11 15 100. Gypaetos barbatus 11. 12. 13—14 14 101. Pandion haliaetos 9—10 — 102. Falco chrysaelos 14 — 103. - _ peregrinus 14. 15—16 14 1094- - tinnunculus 14—15 14 105. - _subbuteo 12718 15 106. - aesalon 14 -. 13 107. - fulvus 13. 14 15 108. - nobilis 11 — 109. - _palumbarius 16 14 110. - naevius 15 15 111. - albicilla 13. 15—16 14. 15. 16 112. - _brachydactylus 12—13 15 113. - lagopus 15. (19) 15 114. - buteo 15. (17) 15 115. - _nisus 13. 14. 15. 16 15 116. - milvus 14 15 117. - apivorus 11 15. 16 118. - aeruginosus 14 15 119. - eineraceus 16 15 120. Strix bubo 5. 6:7 15 121. - _ passerina 4—7 14. 15 122. ‘= _ otus 5 16 ‚123. - _brachyotus 5 16 124. - aluco 5 er 125. - tengmalini 4—6 —_ 126. - noectua 5—6. 7 ae 127. - flammea 5 _ V. Hühnervögel. 128. Crax alector 14 14 129. Penelope — 14 130. Columba livia dom. 18 — 131. - nicobarica 13 — 132. - risoria 12 10—11 133. . coronata 17—18 14 134. - turtur 14 _ 135. . corensis — 11 136. Tetrao ttrix 14 ıl 137. Perdix cinerea ; 16. 17—18 15 410 Fächerfalten 138. Perdix coturnix 22 139. Numida meleagris 17 140. Meleagris gallopavo 20—21 141. Phasianus gallus dom, 16.787.178 142, - colchieus 15 143 - .. nyethimerus 20 144 - pictus 23 145. Pavo cristatus 16. 18 VI. Laufvögel. 146. Casuarius novae Hollandiae 4 147. Struthio camelus 14. 15. 18. 20 VII. Sumpfvögel. 148, Otis tarda 9—11 149. - tetrax 10 150. Grus communis 13. 14 151. - cinerea 14 152. Ardea nyclicorax 11 153. - stellaris 12. 13. 14 154. - minuta 11 155. - cinerea 13—15 156. - gigantea 13 157. Ciconia alba 12 1585, - nigra 13 159. Phoenicopterus ruber 9 160. Platalea leucorodia ) 161. Charadrius pluvialis 11 162. oedionemus 9. 10 163. - auratus 9 164. Vanellus cristatus (10—11) 12 165. Trigna pugnax 16 166. - subarquata 13 167. Haematopus ostralegus 11 168. Limosa melanura 14 169. Totanus hypoleucus 14 170 - glareola 15 171. 5; glotlis 16—17 172 - ochropus 15 173. Scolopax rusticola fe) 174 - media 12—13 175 - gallinago 12—13 176. Phalaropus fimbriatus 16—17 177. Numenius arquatus 14 178 . phaeopus 17—18 179. Grex pratensis 14 Ringschuppen 411 Fächerfalten 180. Rallus aquaticus 14 181. porzana 14 182. Fulica atra 12. 14. 15. 16 183. - - chloropus 15 VII. Schwimmvögel. 134, Larus argentatus 17 185. - _marinus 16 186. - canus 15 137. minutus “15 188. ridibundus 16—18 189. - glaucus = 190. rissa — 19l. - _erythropus a 192. Sterna fissipes 16 193. - hirundo —— 194. Anas fuligula 10 195. - rufina 14 196. - clangula - 13—14 197. - ferina 14 198. - penelope 10—11 199. - quergquedula 11—12 100. - crecca 10—11 (12) 201. - boschas dom. 13 202, - turcica 13 203. Anser aegyptiacus 12 204. - cygnoides 11 205 leucopsis | 9% 206. - cinereus dom. 11 (12) 207. - clypeata — 208. Cygnus plutonius 10 209. - musicus 12 210. Mergus merganser (7) 11. 13—14 211. Eudytes areticus 10 212 septemtrionalis 5 213. Mormon fratereula 15 214. Carbo cormoranus 12. 15 215. Colymbus minor 11 216. . eristatus 10 217. - rubricollis 11 218. E auritus 14 219. Alca torda 17 220 aretica == 221. Uria troile — 222, alle — 223, grylie _— Ringschuppen | 12. 13, 13 412 3. Die Hardersche Drüse, Die Hardersche Drüse liegt am innern Augenwinkel und ist zum Unterschiede von den Säugethieren, bei denen sie häufig fehlt, bei den Vögeln allgemein vorhanden, stets viel und sehr viel grösser und blasser gefärbt als die Thränendrüse,- ganz platt und hat mit den-seltensten Aus- nahmen nur einen gewöhnlich sehr langen und weiten, bis- weilen auch durch eigenthümliche Färbung ausgezeichne- ten Ausführungsgang. Die Unterschiede, welche sie bie- tet, liegen hauptsächlich in ihrer relativen Grösse und Form, geringere in der Struktur und Färbung. Ich wende mich gleich zu den einzelnen Arten. Bei den Singvögeln pflegt die Hardersche Drüse einen beträchtlichen Umfang zu haben, während die Thränen- drüse stets sehr klein bleibt. Erstere setzt sich sehr häu- fig am obern Rande noch in einen und selbst in zwei Lap- pen fort, erscheint aber am untern Rande wenig oder gar nicht gebuchtet. Ihr Ausführungsgang ist sehr weit. Bei Cinclus aquaticus erreicht sie einen enormen Umfang und ihr breiter aufsteigender Lappen macht fast die Hälfte der Drüse aus. Hier ist auch die ovale Thränendrüse ziemlich gross. Bei Lusciola rubecula ist ihr Umfang nur etwas geringer und der aufsteigende relativ kleinere Lappen liegt ganz in der hintern Hälfte. Bei Hirundo riparia fehlt ihr der obere Lappen, an dessen Statt macht sich vielmehr ein Einschnitt bemerklich. Viel kleiner erscheint sie bei dem Seidenschwanz, wo ihr aufsteigender Lappen den brei- tern Theil bildet. Unter den Würgern finden wir sie bei Lanius collurio breit dreiseitig und sehr blass im Ver- gleich zu der dunkelrothen rundlich ovalen Thränendrüse, bei L. excubitor streckt sie sich mehr in die Länge und hat einen kurzen breiten aufsteigenden Lappen. Während sie bei Anthus pratensis und Sitta europaea klein, länglich oval, völlig ungelappt ist, dehnt sie sich bei Certhia bra- chydactyla wieder sehr beträchtlich aus und erweitert sich mit zwei breiten aufsteigenden Lappen. Bei Parus major verleiht ihr der einfache grosse obere Lappen eine haken- förmige Gestalt. Bei den Fringillen hat sie ebenfalls einen sehr ansehnlichen Umfang, bei Fringilla cannabina einen 413 mittlern aufsteigenden Lappen; bei Fr. carduelis ist sie länglicher, ihr Lappen klein und hier hat sie deutlich zwei Ausführungsgänge; auch bei dem Zeisig nur einen mässi- gen obern Lappen, bei Fr. chloris dagegen zwei breite und bei Fr. oryzivora zwei schmälere aufsteigende Lappen; Bei Fr. eoccothraustes ist sie vierseitig und ohne Neben- lappen. Bei Regulus verus ist sie klein und mit kleinem Nebenlappen versehen, bei Loxia curvirostris fast rundlich und ganz vorn mit sehr kleinem Lappen, ähnlich bei Em- beriza nivalis, nur mit viel längerem sehr schmalen Neben- lappen, bei Alauda arvensis kurz und breit und mit brei- terem mittelständigen Lappen. Der Staar zeichnet sich merkwürdig dadurch aus, dass seine Hardersche Drüse sehr breit zweilappig ist und beide Lappen durch eine den in- neren graden Augenmuskel umschliessende Brücke verbun- den sind, im Grunde zwischen beiden Lappen liegt noch ein kleiner Nebenlappen. Bei Gracula rosea erscheint der sehr breite aufsteigende Lappen weit perforirt. Bei Oriolus galbula wird die Drüse sehr klein, länglich schmal und stark gekrümmt, ohne Nelhnilapen Bei den Raben er- reicht sie wieder einen beträchtlichen Umfang und ist bei Corvus, monedula breit dreilappig, bei C. cornix birnförmig mit hinterem breiten Nebenlappen, bei C. pica gestreckter ‚ mit zwei sehr grossen aufsteigenden Lappen, bei corax zweilappig. Die Schreivögel haben stets eine sehr kleine Harder- sche Drüse, schmal, bandförmig oder länglich elliptisch, ohne Nebenlappen. Bei Caprimulgus europaeus bildet sie mit ihrem langen weiten "Ausführungsgange eine kleine Keule, ist dick und drehrund wie bei keinem andern Vo- gel. Hier ist auch die sehr kleine längliche Thränendrüse $o blass wie die Hardersche. Bei dem Wiedehopf ist sie eben so klein, nur platt keulenförmig, bei Alcedo ispida gekrümmt bandförmig, bei Coracias garrula kürzer und breiter und mit stark gekerbtem Rande. Die Klettervögel zeigen wieder eine grössere Man- nichfaltigkeit in der Form der Harderschen, die sehr klein bis mässig gross, meist gestreckt und unregelmässig ge- randet und bisweilen mit einem kleinen Nebenlappen ver- 28 414 sehen ist. Bei Cuculus canorus hat sie einen geringen Umfang und ist platt keulenförmig, während hier die rothe Thränendrüse deutlich sechslappig ist. Bei Yunx torquilla ist sie länger und breiter, vorn mit einem schmalen lan- gen aufsteigenden Lappen. Bei den Spechten ist sie eben- falls sehr gestreckt, aber der Nebenlappen erscheint nur als kleiner Vorsprung. Sehr vielfach ändern die Papageien ab. Bei Psittacus macao ist sie sehr länglich und oben tief wellig gerandet (hier die Thränendrüse fast eben so gross), bei Ps. macavuanna und Ps. solstitialis sehr klein, länglich keulenförmig., bei Sp. pertinax sehr kurz keulen- förmig, bei Ps. auricapillus in der Mitte eingeschnürt, bei Ps. haematodes viel grösser und vorn mit sehr breitem aufsteigenden Lappen (die Thränendrüse fast eben so gross), bei Ps. erythacus etwas grösser, rundlich vierseitig, mit schwarzem Ausführungsgang (Thränendrüse wieder enorm), bei Ps. dominicensis oben winklig, unten mit tiefem Ein- schnitt, ganz ähnlich bei Ps. ochrocephalus und Ps. men- struus, bei Ps. purpureus dagegen auffallend klein und keu- lenförmig, nicht grösser als die lacrymalis, bei Ps. novae Zealandiae sehr lang und schmal mit welligem ‚oberen Rande, bei Ps. Pennanti, canicularis und eristatus (hier schwarz punktirt, und die kleine laerymalis ganz schwarz) etwas kürzer, breiter und buchtig, bei Ps. sinensis ge- streckt keulenförmig. Bei Ps. geleritus ist die Thränen- drüse halb so gross und eben so blass wie die Hardersche. Bei den Raubvögeln ist die Hardersche von mässiger oder geringer Grösse, stets platt, schinkenförmig, keulen- förmig oder unregelmässig länglich. Bei Vultur fulvus ist sie relativ sehr ‘gross, breit und: lang, auch die Thränen- drüse gross, bei Gypaetos barbatus länglich elliptisch, bei Cathartes papa gekrümmt und bandförmig, bei Pandion haliaetos sehr klein keulenförmig, bei Falco peregrinus, tin- nunculus, aesalon, milvus, apivorus, aeruginosus, cinera- ceus u. a. noch schmäler, bei F. fulvus grösser, der gan- zen Länge nach viel breiter, bei F. naeyius schinkenför- mig, bei F. lagopus nur wenig grösser als die lacrymalis und mit dem vordern Zipfel einen Haken bildend. Bei den Eulen ist sie stets sehr klein und meist rundlich, bei Strix | 415 otus mit gekerbtem Rande. Die Thränendrüse scheint den Eulen allgemein ganz zu fehlen. Auch die Hühnervögel haben eine stets sehr kleine Hardersche, länglich und schmal, ohne Lappen und Ein- schnitte. Bei Crax alector ist sie gerade bandförmig, bei den Tauben gestreckt keulenförmig, bei Tetrao tetrix et- was breiter, bei dem Repphuhn am. Ende etwas verdickt, ähnlich ‘bei der Wachtel und Numida meleagris, bei Pha- sianus colchieus (hier die Thränendrüse büschelartig) und nyethemerus wieder mehr keulenförmig, bei Pavo eristatus lang und im mittlern Theile: stark verschmälert. Von den Laufvögeln untersuchte Nitzsch den neu- holländischen Casuar und fand die Hardersche Drüse ziem- lich gross, weiss und breit keulenförmig mit weitem Aus- führungsgange, die Thränendrüse besenartig. Die Hardersche Drüse der Sumpfvögel ist gross bis enorm gross, gestreckt und breit, oft mit oberem Lappen, bisweilen aber auch mit einem untern Lappen, gekrümmt und buchtig, überhaupt sehr veränderlich in ihrer Form. Bei Otis tarda ist sie relativ klein, sehr länglich,, einfach, zungen- oder keulenförmig, die Thränendrüse körnig und mit einem aus zwei Wurzeln entstehenden Ausführungs- sange. Bei O. tetrax ist die Hardersche kürzer und dicker und die lacrymalis hat zwei Ausführungsgänge. Bei Grus communis erscheint die viel breitere Hardersche am Um- fange weisslich und körnig, übrigens rothbraun und solide, am obern Rande hinten mit einem kleinen Vorsprunge, am untern vorn mit grossem 'absteigenden Lappen, welcher eine Bucht für ‘den 'untern schiefen Augenmuskel bildet; die braunrothe rundliche lacrymalis hat wie gewöhnlich ei- nen einfachen Ausführungsgang. ‘Bei den Reihern zieht sich die Hardersche schmal bandförmig sehr lang aus und krümmt sich 'etwas, bei Ardea nyeticorax und noch mehr bei A. cinerea erweitert sie sich vor dem Ausführungs- gange ansehnlich, bei A. stellaris ist sie am breitesten und sehr schmal und gekrümmt am Ausführungsgange. Bei Cieonia wird sie viel breiter und rundlich, bei Platalea leu- eorodia enorm gross, sehr breit und. sehr tief zweilappig, bei Charadrius pluvialis zwar auch gross, aber einfach mit | 28° 416 buchtigem Rande, bei Oedienemus dagegen sehr klein, platt, keulenförmig, ganz ähnlich bei Vanellus cristatus (keine Thränendrüse), Haematopus ostralegus wieder sehr gross und kreisförmig um den Muskel herum gelegt, bei Totanus ochropus und T. glottis gross und schinkenförmig, bei T.. .hypoleucus länglich vierseitig mit unregelmässigem Rande, bei Scolopax rusticola und Sc. gallinago geknickt, bei Nu- . menius arquatus ‘gerade mit gegenständigen obern und unteren Nebenlappen, bei Crex pratensis ebenso gerade und gestreckt, aber mit welligem Rande, bei Rallus aquaticus wieder schwach geknickt, bei Fulica enorm gross mit sehr langem schmalen aufsteigenden Lappen, bei F. chloropus hinten stumpf und eckig, bei F. atra hinten breit gerundet. Die Schwimmvögel endlich haben eine meist grosse und breite Hardersche Drüse, die gewöhnlich einfach, sel- tener unregelmässig und gelappt ist. Letzteres ist beson- ders bei den Möven der Fall. Bei Larus argentatus z. B. ist sie enorm gross und ihr unter den geraden Augen- muskeln sich versteckender, langer aufsteigender Lappen ist gablich gespalten, bei L. minutus ist sie viel schmäler und ihr Lappen sehr schmal und einfach, bei L. canus er- scheint sie schinkenförmig, ohne Lappen, bei Sterna fissi- pes sehr schmal und länglich mit kurzem, breiten, mittel- ständigen obern Lappen. Bei den Enten fehlt der Neben- lappen gänzlich und die Drüse ist überhaupt relativ klei- ner, bei Anas fuligula ganz eingeknickt, bei A. rufina, penelope und clypeata keulenförmig, bei A. clangula und moschata gleich breit. Einfach länglich oval ist sie auch bei Anser aegyptiacus, etwas breiter und unregelmässig bei A. leucopsis sehr viel breiter und grösser und sehr dick bei A. cygnoides, geknickt und vor den Ausführungsgange stark erweitert bei,der Hausgans. Bei den Schwänen ver- hält sie sich ganz wie bei Anser cygnoides, ebenso bei Mergus merganser, nur dass sie hier sich allmählig ver- schmälert, auch bei Eudytes arcticus und septemtrionalis hat sie dieselbe Form, bei letztrer Art merklich kleiner. Bei Colymbus cristatus erscheinen ihre Acini als Veräste- lungen des Ausführungsganges, während sie bei C. minor die gewöhnliche körnige Structur besitzt, bei C. rubricollis 417 und C. auritusıdagegen sich ‚sehr. verkleinert. Alca torda schliesst sich hinsichtlich der Grösse und des grossen zweizackigen aufsteigenden Lappens eng an Larus argen- tatus an. Blsuterung der ABA Titel VIr Kr. Tafel VII. VIII. Abbildungen ‘der vergrösserten. Fächerfal- ten: Fig. 1. Anthus, pratensis. —-. Fig. 2., Cinelus aquatieus, — 3. Sylvia rubecula, darüber der Umriss des natürlichen Fächers. — 4, Motacilla alba, darüber die natürliche. Fächerform, — 5. Regu- lus verus mit Fächerfigur. — 6: Bombyeilla . garrula‘ mit Fächerfi- gur. —, 7. Lanius collurio mit ‚Fächerfigur. —ı 8. Lanius exeubitor. — 9. Sitta europaea. — 10. Loxia curvirostris. — 11. Fringilla carduelis. — 12. Fr. ciris., — 13: Fr. chloris. — 14. Fr. oryzi- vora. — 15. Emberiza nivalis. — 16. Alauda arvensis. >—- 17. Gar- rula rosee. — 18. Sturnus vulgarıs. — 19. Oriolus galbula. — 20. Cassicus icterus. — 21. Corvus monedula. — 22. (. pica. — 23. Caprimulgus europaeus. — 24. Oypselus apus. — 25. Upupa epops. — 26. Alcedo ispida. — 27. Coracias garrula.. — 28. Cuc- ulus canorus. — 29. Yunx torquilla. — 30. Picus major. — 31. P. martius. — 32. P. viridis. — 33. medius. — 34. P. minor. — 35. Psittacus macao.. — 36. Ps. macavuanna. — 37. Ps. pertinax. 38. Ps. auricapillus. — 39. Ps. canicularis. — 40. Ps. sinensis, — 41. Ps. rufirostris. — 42. Ps. Alexandri. — 43. Ps. solstitialis. — 44. Ps. cristatus. — 45. Ps. haematodes. — 46. Cathartes papa. — 47.Psittacus ochrocephalus. — 48. Pandion haliaetus. — 49. Ps. domi- nicensis. — 90. Ps. ‘Dufresnianus. — 51. Ps. menstruus. — 52. Ps. purpureus. — 53. Ps. domicella. — 54. Pezoporus novae Zealan- diae. — 55. Ps. Pennanti, — 56. 57. Falco peregrinus. — 58. F. tinnunculus. — 99. F. subbuteo. — 60. F. aesalon. — 61. F. bra- chydactylus.. — 62. F. fulvus. — 63. F. naevius. — 64. F, albi- cillaa — 65. F. lagopus. — 66. Vultur fulvus. — 67. Gypaetus barbatus. — 68. Falco buteo.. — 69. F, nisus. — 70. F. milvus. 71. F. apivorus. — 72. F. aeruginosus. — 73. Uharadrius oedicene- mus. — 74. Haematopus ostralegus.. — 79. Falco cineraceus. — 76, Strix bubo. — 77. 78. Strix passerina, aus dem rechten und linken Auge. — 79. Strix otus, gleichfalls aus beiden Augen. — 80, Strix brachyotus. — 81. Strix dasypus. — 82. Strix aluco. — 83. Columba risoria. — 84. C. coronata. — 85. Pavo eristatus. — 86. Phasianus colchicus. — ‘87. Totanus glottiis. — 88. Phasianus pic- tus. — 89. Ph. nyethemerus. — 90. Numida meleagris.. — 91. Meleagris gallopavo. — 92. Perdix cinerea. — 93. P,. coturnix. — 94. Tetrao tetrix. — 95. Crax alector. — 96. Casuarius novae Hol- landiae. — 97. 98. Otis tarda: — 99. Charadrius pluvialis. — 100. Otis tetrax. — 101. Grus communis. — 102. Rallus aquatieus. — 103 Crex pratensis. — 104. Kkallus porzana. — 105, Fulica chlo- 27 418 ropus. — 106. F. atra, — 107. Ardea nyctieorax, — 108, A. cinerea. — 109. A. gigante.. — 110, A. stellars. — 111. A. mi- nuta. — 112. Scolopax gallinagoe. — 113. Ciconia alba. — 114, C. nigra. — 115. Anser cinereus domesticus. — 116. A. leucopsis. — 117. A. cygnoidess — 118. A. aegyptiacus. — 119. Cygnus plutonius. — 120. 121. C. musicus, — 122, Anas fuligula. — 123. A. creecca. — 124. A. moschata. — 125. Totanus ochropus. — 126. T. glareola. — 127. T. hypoleueus. — 128. Numenius ar- quatus. — 129. Scolopax rusticola.. — 130. Anas rufina. — 131. Colymbus eristatus. — 132 €. minor. — 133. Eudytes septemtrio- nalis. — 134. Eu. auritus. — 135. Larus argentatus. — 136. L. eanus. — 137. A. clangula.. — 138. Sterna fissipes. — 139. La- rus minutus, — 140. Seolopax media. — 141. Vanellus cristatus. Tafel IX. und X. Abbildungen des Sclerotikalringes: 1. Bombyeilla garrula.. — 2. Fringilla chloris. — 3. Emberiza nivalis. — 4, Corvus corax, — 5. Caprimulgus europaeus. — 6. Alcedo ispida. — 7. Coracias. gar- rula.. — 8. Cuculus canorus: — 9. 10. Picus .martius, aus dem rechten und Iınken Auge. — 11. P. viridis. — 12. Psittacus ma- cao. — 13. Ps. solstitials. — 14. Ps. dominicensis. — 15. Ps. sinensis, — 16. 17. Cathartes papa, aus beiden Augen. — 183. Faleo fulvus. — 19. Vultur fulvus, aus beiden Augen. — 20. Gypaetos barbatus. — 21. Psittacus cristatus. — 22.Falco peregrinus. — 23. F. tinnunculus. — 24. F. naevius. — 25. F. albieilla. — 26. F. lago- pus. — 27. F. buteo. — 28. F. nisus. — 29. F, aeruginosus. — 30. F. milvus. — 31. F. apivorus. — 32, F. eineraceus. — 33. Columba coronata. — 34. Strix passerina, aus beiden Augen. — 35. Str. otus. — 36. Str. brachyotus. — 37. Columba risoria. — 38. Pavo eristatus. — 39. Phasianus colchieus. —- 40. Perdix_ci- nerea — 41. Crax alector. — 42. Casuarius novae Hollandiae, — 43. Otis tarda, aus beiden Augen. — 44. Ardea nyclicorax. — 45, Otis tarda, von einem zweiten Exemplare. — 46. Grus communis. — 47. Fulica chloropus. — 48. F. atra, aus beiden Augen. — 49. Anas moschata.. — 50. Cygnus plutonius. — 51. €. musicus. — 52. Larus canus. — 53. Ardea cinerea.. — 54. A. stellaris. — 53. Platalea leucorodia. — 596. Anser leucopsis. — 57. Cygnus musicus, 58. Anas clangula, — 59. Larus argentatus. — 60. Mergus mer- ganser. — 61. Anas fuligula. — 62. Eudytes arcticus. — 63. Eu, septemtrionalis. — 64. Alca torda. — 65. Uria troile.. — 66. 67. Charadrius oedienemus. — 68. Ch. pluvialis. — Haematopus ostra- lejus. — 70. Phalaropus fimbriatus. — 71. Scolopax rustieola, — 72. Numenius arquatus. Abbildungen der Harderschen Drüse: 1. Anthus pratensis., — 2. Cinelus aquaticus. — 3. Sylvia rubecula, — 4. Regulus verus. — 5. Bombyeilla garrula.. — 6, Lanius collurio’. — 7.L. exeubitor, 419 8. Loxia centviröstris. — 9. Fringilla .chloris. — 10. Fr. oryzivora. 11. Emberiza nivalis. — 12. Alauda arvensis. — 13. Gracula rosea. 14. Sturnus vulgaris. — 15. Oriolüs galbula. — 16. Corvus mone- dula. — 17. C. cornix. — 18. €. pica.ı— 19. Caprimulgus euro- paeus. — 19a, Upupa epops. — 20. Alcedo ispida. — 21. Coracias garrula. — 22, Cuculus canorus, links die Hardersche, rechts die Thränendrüse. — 23. Yunx torquilla. — 24. Pieus viridis. — 25. P. medius. — 26. Psittacus macao. — 27. Ps. macavuanna, — 28. Ps. pertinax. — 29. Ps. aurieapillus. — 30. Ps. haematodes. — 31. Ps. dominicensis. — 32. Ps. ochrocephalus. — 33. .Ps. menstruus. 34. Ps. purpureus. — 35. Pezoporus novae Zealandiae. — 36. Psit- tacus Pennanti. — 37. Ps. cristatus. — 38. Cätharles papa. — 39. Pandion haliaetus. — 40. Vuliur fulvus. — 41. Falco peregrinus. — 42. F. tinnunculus. — 43. F. fulvus. — 44. F. naevius. — 45. F. fulvus.. — 46. F. aeruginosus. — 47. F.. eineraceus, — 48. Strix bubo. — 49. St. otus, — 50. Columba risoria. — :51. Pavo cri- status. — 92. Phasianus colchieus. — 53. Perdix cinerea. — 54. Tetrao tetrix. — 55. Crax alector. — 56. Casuarius novae Hollan- diae. — 57. Rallus aquaticus. — 58: Crex pratensis. — 59: Fulica ehloropus., — 60. F. atra. — 61. Ardea nyclieorax. — '62..A. ci- nerea. — 63. A. stellaris.. — 64. A. minuta. — 65. Ciconia nigra. NB. In Figg. 6,.20,.21,..34, 46, 47, 50, 64 ist die Thränendrüse am Bulbusrande angegeben. kr Abbildungen der Harderschen Drüse: 66. Platalea leucorodia. 67. Anas penelope, — 68. A. moschata.. — 69. A. elypeata. — 70. Anser ceinereus domesticus. — 71..A. aegyptiacus,, — 72. Cygnus musicus. — 74. Anas fuligula. — 75. A. clangula. — 76. Larus minutus. — 77. L. canus. — 78. L. argentatus. — 79. Mergus merganser. — 80. Eudytes arcticus. — 81. Colymbus cristatus. — 82. Alea torda. — 83., Sterna fissipes. — 84. Eudytes septemtrio- nalis. — 85. Colymbus minor. —. 86. Anas rufina. — 87. Thrä- nendrüse des Casuarius novae Hollandiae. — Auch bei 71, 73, 75, 85 ist die Thränendrüse angegeben. Vergrösserte Seitenansichten des Fächers: 1. Sylvia rubecula. 2. Alauda arvensis. — 3. Pavo cristatus. — 4..Tetrao tetrax. — 5. Crax alector. — 6. Cassicus ieterus. — 7. Cinclus aqualieus. — 8. Falco buteo. — 9. Otis tarda. — 10. Otis telrax, von beiden Augen. — 1. Psittacus pertinax. — 12. Ps. solstitialis.. — 13. Falco, ,milvus. — 14, Columba nicobariea. — 15. Strix otus, — 16. Str. brachyotus. — 17. Grus communis, aus beiden Augen in natürlicher Grösse. -— 18. Anser aegyptiacus, — 19. Anser cinera- ceus domesticus. — 2. Ardea stellaris. 420 Vögel der Umgegend Peorias in Illinois von Fr. Brendel, Nachfolgend theile ich Ihnen das Verzeichniss der in der Gegend von Peoria von mir bis jetzt beobachteten Vö- gel nebst einigen speziellen Untersuchungen mit, indem ich mir vorbehalte, dasselbe durch spätere Mittheilungen zu vervollständigen. Vulturinae: Cathartes aura L. im südlichen Theil des Staates vielmehr verbreitet als hier. Mein Exemplar misst mit ausgebreiteten Flügeln 66 engl. Zoll, vom Schna- bel zur Schwanzspitze 27 und von der Handwurzelbeuge zur Flügelspitze 21 Zoll. Es kommen auch grössere vor. Falconidae: Haliaetus leucocephalus A. kommt hier vor, ich habe aber nur junge (früher für H. ossifra- gus gehalten) mit dunklem. Schnabel und dunklem Kopf und Schwanz bekommen können. Der grösste der meini- nigen (noch Weibchen wie auch die beiden andern) mass mit ausgebreiteten Flügeln 80 Zoll, vom Schnabel zur Schwanzspitze 36, von der Handbeuge bis zur Flügel- spitze 251/,. Bei einem sehr kleinen Weibchen habe ich genaue Messungen des Skelets und der Eingeweide vorge- nommen und Folgendes gefunden: Gehirnhöhle 1°/,“ Länge, 1"/;" Breite, 1" Höhe, ganze Schädellänge 41/,", grösste Breite des Schädels (an der Ver- bindung des Jochbeins mit dem Quadratbein) 2?/,", grösste Höhe (hinterster Theil) 2“, Länge des Schnabels (von der Sutur der Nasenbeine mit dem Stirnbein bis zur Spitze 21/,". Hinterhauptsloch ungefähr 45° nach unten und hinten ge- neigt, der obere Rand von der Protuberantia oss. occip. nicht sehr überragt, eine stark erhobene Linea semiecircu- laris. Stirne flach, mit einer seichten Vertiefung in der Mitte gegen die Nasenbeine. Das Zwischenkieferbein hat eine Firste, die so gebogen verläuft, dass sie einen Kreis- abschnitt von einem Radius = 1?/, Zoll beschreibt, die Spitze überragt den Unterkiefer um !/, Zoll. Das Super- ciliarbein "/, Zoll lang. Unterkiefer 3'/, Zoll. Der knö- cherne Nasenhöhlenrand oval °/a Zoll mit der breitern Ba- 421 sis nach vorn. Wirbelsäule 141/, Zoll. Hals mit Atlas 13 Wirbel 51/,‘‘, Brust 8 Wirbel, die letzten mit dem Becken verwachsen 31/5‘, Becken 31/,', Schwanz 7 Wirbel 2", 8 Rippen, die oberste eine falsche, die nächsten 6 mit Fort- sätzen. Brustbein 5‘ lang 2'/, breit, am Processus xiphoi- deus ohne Loch oder Einschnitt. Die Crista vorn 11/,“ hoch.‘ Die Gabel flach und breit. Die Seitentheile 3" von einander, tretend. Das Hakenschlüsselbein 2?/," lang, sark. Die Scapula 3?/,” lang, schmal. Femur 41/,, Tibia 5?/,, Tarsus 23,, Mittelzehe 2%),. Entfernung vom Sternum zur Schambeinfuge 31/,”, vom letzten Schwanzwirbel 51/,“;; von dem ersten Brustwirbel zur Crista sterni 4°%/,", vom Kreuzbeine zum Sternum 5”, Abstand der untersten Rippen 3‘, Speiseröhre 10“, Erweite- rung des Oesophagus 6‘ Peripherie; Magen 4" lang, 2%), Vertikaldurchmesser (mit dem Drüsenmagen, der ohngetähr die Hälfte einnimmt), Zwölffingerdarm 18“, Dünndarm 99", Dickdarm 61/,, zwei Blinddärme 1/,“ lang. Dünndarmzotten finden sich bis über die Hälfte abwärts. Parotis vorhan- den. Pancreas 2“ lang. Leber rechter Lappen 23/," und 12/4“, der linke 2“ und 1?/," Diam. Gallenblase ?/,,“ Diam. Milz 1“ lang !/" breit, Herz 21/,“ lang 1?/, dick. Carotis auf beiden Seiten, Milzarterien mehrere. Luftröhre 71/,", Stimmritze 1", von der Zungenspitze 2". Der oberste Nierenlappen der grösste. Bursa Fabrieii 11/," lang. Buteo(?) borealis A. Fem. ausgebreitet 49", Schna- bel bis Schwanzspitze 23“, Handbeuge bis Flügelspitze 15". Iris blass heilgelb, Kopffedern auf dem Scheitel braun mit weissen Rändern, der bedeckte Theil weiss, Zügel mit weis- sen Stoppeln und schwarzen Borsten, Wangen rahmgelb mit dunklem Schaft und Spitzen, Kinn heller. Hals oben braun, unten weisslich. Brust, Bauch und Schenkel weiss- lich mit braunen Flecken. Rücken braun mit weissen Flecken. . Flügel: 4. Schwinge die längste, die 5 ersten Schwingen schwarz, die nächsten graubraun mit dunkleren Bändern, Rand der Innenfahne weiss, weissliche Spitzen, ebenso die äussern Flügeldecken, diese noch mit rothbrau- nen Flecken. Schwungfedern unten an der Spitze grau, am Grunde weiss. Untere Deckfedern weiss mit braunen 422 Spaten Flecken. Schwanzfedern 12, 91/,” lang 2“ breit, grau- braun mit circa 10 schwarzen Binden rostroth eingefasst, die 10 äussern auf der Innenfahne weisslich. Alle unten grauweiss. Obere Schwanzdecke weiss mit schwarzbraunen Binden, untere Schwanzdecke weiss, flaumig. Wachshaut grünlich blau, Schnabel bläulichschwarz etwas über 1 Zoll vom Nasenrücken zur Spitze, Radius des Kreisbogens ®/4“. Gehirnhöhle 1°/,s” Länge, 1°/,6“ Breite, 13/6" Höhe. Kopflänge 35/,g“ (Protuberantia oceipitis — Schnabelspitze) lang, 2“ breit (am hintern Augenhöhlen- rand) 1#/," hoch. Unterkiefer 21/,“ lang. Halswirbel 12 (Länge 4!/,"), Brustwirbel 8, die drei letzten mit dem Becken verwachsen (Länge vom letzten Halswirbel bis zum Becken 21/11“, erste Rippe eine falsche, die 7 nächsten ächte 6 mit Querfortsätzen. Brustbein 3“ lang, hinten 13/4“ breit, beim ersten Rippenansatz nur 11/,, vorn eine kurze Spina, von da bis zur andern Spitze der Crista sterni 1“. Diese Linie macht einen Kreisbogen nach innen. Crista 24/4" lang, vorn ®/;“ hoch, nicht ganz bis an den: hintern Rand des Sternums reichend, hier zu beiden Seiten ein Foramen ob- turatorium von */a' Durchmesser und vor demselben noch ein kleineres linsengrosses. Schlüsselbeine 1?/,“ lang, an der Brustbeinverbindung ' 3/, breit und fast zusammengrenzend, oben 1?/4 von ein- ander entfernt, ebenso weit stehen die Seitentheile der Gabel ab; während deren Seitentheile (über ?/g‘“ breit) mit ihrer breiten Fläche nach innen gerichtet sind, ist die Spitze viel schmaler nach vorn gewendet. Schulterblatt 21/,“ lang. Becken bis zu den Schwanzwirbeln fast 2?/," lang, vorn 11/4", mitten %,”, hinten 1°); breit. Von. der Ver- bindung mit dem ersten Schwanzwirbel zur Symphysis os- sium pubis 13/g“. Schwanzwirbel 8, Länge aller 1?/,“, der letzte 1” Zoll hoch, die mittleren ?/g‘ breit. Distanzen vom ersten Brustwirbel zum Vorderende der Crista sterni Day: von der hintern Fläche des Kreuz- beines zum hintern Ende des Sternums 3°“; von da zur Symphysis pub. 21‘. Humerus 4/,“, Ulna 5*/,“, Radius eben so lang, 2 Handwurzelknochen, der an der Radialseite sehr klein. 423 Metacarpus 21/,, Daumen ?/,“, Mittelfinger aus 2 Gliedern bestehend 1?/,“, kleiner Finger !/,, Femur 31/,“, Tibia 41/4", - Tarsus 3%/,“, Mittelzehe 17/,;“, 3 gliedrig, ihre Klaue '/;". Hinterzehe "/,, ihre Klaue 11". Klauen schwarz, spitz und an den Rändern scharf. Die Unterseite der Mittelklaue schief nach innen. Füsse ziemlich gelb. Darmkanal 39 lang (Duodenum 7“, Dünn- darm 28°, Dickdarm 4°), Blinddärme kleine Rudimente. Magen 1?/,‘ lang (mit Vormagen) unten 1" Diam. (Drü- senmagen 1/,“ lang mit 5 starken Längsfalten und Wul- sten. Oesophagus 6‘ lang. Zunge ?/a“. | _ Pancreas platt 1“ lang 3/4“ breit, Milz kugelig 1," Diameter, Leber 2 lappig, der rechte Lappen etwas grösser 13/4, 11/4"; Zellengang mündet am Ende des Duodemum, Oberster Nierenlappen ®/,“ lang. "Nebenniere. 1/2‘ lang. Eierstöcke 2, der längere linke ?/,“ lang. Falco hyemalis Bon. Ein Männchen mass 181/,, 36, 124/,, einer der häufigsten. Kommt im Herbt von Norden über die grossen Seen. Falco Cooperi Bonep. (Astur) folgt den Wandertauben häufig. Falco (Astur) fuscus Gmel. Strigidae. Strix nyelea L. (Surnia) fem. 24, 60, 171/,, schmutzig weiss und braun gebändert. Strix otus Bon. mas. 131/,, 351/,, 12. fem. 14, 371/,, 12: Ohrenmuschel 8° hoch und 31/,‘ breit. Strix virginiana Gm. NB Von den drei Zahlen R . hinter den Namen "bezeichnet Strix asio L. mas. 8. 19. 6. die erste die Länge, von der Caprimulgideae. Schnabel- bis zur Schwanz- Caprimulgus vociferus Bon. spitze, die zweite die Flug- Be nulausiireini B 10. 24. 83 weile, die drilte die Länge von sr SUSE DIAUUSS TON. ; x la: der Handbeuge bis zur Flügel- Hirundinidae. spitze. Hirundo purpurea L. 7, 16, 6. Hirundo bicolor Vieill. Halcyonidae. Alcedo Aleyon L. sehr häufig. Muscicapidae. Muscicapa crinita L. 8?/,, 13, 4. f Laniadae. Lanius borealis Vieill. fem. 10, 14, 4!),. 424 Merulidae. Turdus migratorius L. - felivox Bon. - rufus L, Sylviadeae. Sialia Wilsoni Sw. I Certhiadae. . Parus bicolor L. 53/,, 8, 21/,. - atricapillus L. Pipradae. Bombycilla Carolinensis B. Fringillidae. Fringilla iliaca Bon. 6?/,, 91/,, 3. - melodra Wils. - canadensis Lath. - hiemalis L. 51/,, 83/4, 3. Carduelis tristis Aud. Pipilo erythroptthamus Aud. Pyranga rubra Aud. 61/,, 10, 33/,. Coccothraustes Ludoviciana Wils 7.05 12, 4. Sturnidae. Icterus Baltimore L. - phoeniceus L. Quiscalus versicolor Vieill. Sturnella Ludoviciana L. Corvidae. Garrulus cristatus L. Sitlinae. Sitta carolinensis 51/,, 10, 33/,. Trochilidae. - Trochilus colubris L. Picidae. Picus pubescens L. - varius L. - erythrocephalus Bon. - auratus L. Columbidae. Ectopistes migratosia L. - carolinensis L. Pavonidae. Meleagris gallopavo Bon. Tetraonidae. Ortyx virginiana Aud. Tetrao cupido L. 181/,, 29, 9. 425 .'. Rallidae. Fulica americana Gm. 15, 24, 7t/,, ein anderer 14, 23, 7. Gruidae. Grus canadensis Tem. 47, 88, 25. - ceinerea (ich habe 2 Exemplare, Mann und Weib, die zusammen- geschossen wurden; ich finde ihn in keinem amerikanischen Ka- taloge). 47, 69, 22. (Mas.). Ardea nycticorax L. = .. Antiginosa Sw. = .exilis Wils. - virescens L. - heredias L. 44, 65, 17. - candidissima Gm. ı Scolopacidae. Totanus semipalmatus L. Limosa fedoa L. Scolopax Wilsoni Tim. 10, 16, 51/,. Microptera americana Aud. Analtidae. Anser canadensis L. .albifrous Bechst. 30, 52, 17. Cygnus americanus Aud. 641/,, 90, 26. Anas boschas L. - obscura Gm. . strepera L. 21, 33, 101/,. - americana Gm. =, ‚acula L. - sponsa L. - earolinensis Steph. discors L. Faligula Valisneria Wils. - . ferina L. - . rufitorques Bon. - _ albeola L. 13, 20, 61/,. fem. Mergus merganser L. 25, 34, 101/,. mas. Fe eallatus L. 181%, 25, 8, ein zweiter 18, 24, 71/,. Pelecanidae. Phalacrocorax dilophus Swain. 34, 47, 14. Laridae. Sterna hirundo L. Larus argentatus Brunnich 26, 56, 174/,. Colymbidae. Colymbus glacialis L. Podiceps carolinensis Lath. 426 Bemerkungen zu Vorigem über Cathartes aura, Falco albicilla, F. lagopus und F. buteo von Ü. Giebel. - Die vorstehenden Mittheilungen‘ Herrn Brendels über Cathartes aura, Haliaetus leucocephalus und Buteo veranlassen mich aus Chr. L. Nitzsch’ handschriftlichem Nachlass hier die anatomischen Notizen theils zur Ergän- zung, theils zur weitern Vergleichung der nächst verwand- ten Arten anzuschliessen. 1. Cathartes aura. Der Schädel ist zumal hinten viel schmäler als sonst bei Raubvögeln und glatt. Das Thränenbein bildet keinen oberen Fortsatz und gelenkt mit dem Nasenbeine. Das Superciliarbein fehlt gänzlich. Die Gaumenbeine sind breit, ihre innere Seite umgeschlagen, bei C. papa hinten abgerundet, bei C. aura dagegen abge- stutzt. Der innere Fortsatz des Unterkieferastes ist an seiner Wurzel sehr breit, fast zweispitzig. Halswirbel be- sitzt C. aura 13, C. papa 14, beide dagegen 7 Schwanzwir- bel, von welchen der letzte eine grosse trapezoidische Kno- chenplatte bildet. 8 Rippenpaare, von welchen sechs durch Sternalrippen mit dem Brustbein verbunden sind. An der Furcula liegt aussen ein ungeheuer grosses pneumatisches Loch. Der Oberarm reicht bis zum Ende des Beckens, bei C. papa noch etwas darüber hinaus; die Vorderarmknochen reichen bis zum höchsten Punkte der Furcula,, bei C. papa wiederum weiter. Die Hand hat ?/), Länge des Vorderar- mes. Am Flügeldaumen eine starke Kralle, aber kein drit- tes Gelenk am grossen Flügelfinger. Das Becken ist sehr breit und flach; der Oberschenkel misst ?/;, der Länge des Unterschenkels, ebenfalls die Fibula nur ?/; der Tibialänge, und ist an beiden Enden verwachsen, bei C. papa aber nur in der Mitte. — Die Zunge ist am ganzen Seitenrande ge- zähnelt, die Zähne ungemein hart, dicht gedrängt, sehr klein, einwärts stehend und nach hinten gerichtet; ohne Seitendrüsen, aber mit grosser glatter Hornplatte ganz ab- weichend von den Falconen, Neophron und Vultur. — Die Luftröhre ist fach gedrückt, platt, ihre dünnen schmalen 5 427 Ringe weich, die Ringe der Bronchien vollständig, aber ander innern sonst häutigen Seite knorplig, an der äussern hart und knöchern; die ‚untere Hälfte der Bronchien bis zum Eintritt in die Lungen ohne Ringe. Kein untrer Kehl- kopf. Hoden ganz rund. Nieren gross, fünf- bis sechs- lappig. Bürzeldrüse nackt, ohne Oelfedern, länglich abge- rundet wie bei andern Catharten. 5.2. Falco albieilla als Typus der Gattung Haliaetos wurde von Nitzsch in zwölf Exemplaren anatomisch unter- ‘sucht und von deren weichen Theilen folgende Beobachtun- gen verzeichnet, Die Nasendrüse hat etwa die Grösse des Nagels am kleinen Mannsfinger, ist, aber etwas länger, von auffallend dunkler fast schwarzer Farbe und ungemein. derb. Sie liegt vorn in der Orbita ‚oben an den Stirnbeinen und scheint mit einem Stück des hinteren Theiles oben durch die Orbitalhaut hindurch, Die Thränendrüse ist wegen ihrer geringen Grösse leicht zu übersehen. Der Sklerotikalring im Auge varürt individuell. . Bei einem Exemplar zählte Nitzsch 16 Schuppen in jedem Auge, nämlich 2 blos be- deckte rechts 1. und 10., links 1. und 10. und 2 blos be- deckende, links 2. und 15. und ebenso rechts. Es ist hier der äusserst seltene Fall, dass eine bedeckte ‚und bedek- kende Schuppe unmittelbar neben einander liegen. Ein anderes’ -weibliches Exemplar hatte ‚nur 15, und bei 2 Männchen fanden sich gar nur 14 Ringschuppen. Die 13 ‚Falten des Fächers sind sehr dick, rundlich mit schwach vortretenden Kanten. Der Fächer ist fast so hoch als lang. Die Hardersche Drüse ist ganz platt, rundlich und relativ klein. Zwei äussere und zwei längere innere Gulardrüsen. Die vorn gerundete, ziemlich dicke Zunge ist oben durch- aus ohne alle Drüsenöffnungen, mit einem glatten, weich- hornigen Mittelfelde, seitlich daneben weich, riefig, papil- lös. Die links gelegene Trachea besteht aus weichen, hin- ten nur knorpligen Ringen, die sich an der Theilungsstelle in. bewegliche knöcherne Halbringe auflösen. An der äus- sern Seite jedes Bronchus liegt eine sonderbare zelligfaserige, röthliche. Masse. Der untere Kehlkopf hat das bei allen Falken vorkommende einzige Muskelpaar. Die Musculi ster- notracheales sind ebenfalls blosse Fortsätze der die ganze 428 Trachea begleitenden langen Muskeln, sie inseriren sich grade hinter der Mitte der Linie, welche durch die Gelenk- fläche der Clavicula gebildet wird. Die Luftzellen verhal- ten sich merkwürdig. Die Darmzelle ist ungemein gross, -die grösste überhaupt, erstreckt sich vom Rücken her bis ans Becken und nimmt die ganze Wand des Abdomens ein, indem sie nur die lecre hintere Seitenzelle neben sich hat, die aber nur die Rippenregion einnimmt. Am merkwürdig- sten sind zwei Zellen, welche zwischen den Leber- und. den Darmzellen sich befinden und ebenso wie die Leber- zellen durch eine auch in derselben Richtung verlaufende Längsscheidewand von einander getrennt sind. Beide Zel- len haben sehr ungleiche Grösse, die linke, sonst auch wohl als Magenzelle bezeichnet, ungemein gross, tief hals- wärts gehend, erhält die Luft durch weite Oeffnungen aus der vordern oder kleineren leeren linken Seitenzelle, welche gerade neben ihr liegt. Ihre Rückenwand ist mit dem Vor- magen und Magen verwachsen. Die rechte Zelle zwischen Leber- und Darmzellen ist sehr viel kleiner und enthält nur die Gallenblase; sie bezieht ihre Luft aus der linken Magenzelle. Das Septum der Leberzellen folgt der Rich- tung des Brustbeindornes. Die hintern Seitenzellen nehmen wie gewöhnlich die Rippen, die vordern die Sternocosta- lien ein. Durch die enorme Grösse der einen Magenzelle ist die linke Leberzelle sehr eingeschränkt. Die linke Le- ber hängt wie in einer Hängematte oben in ihrer Zelle am Brustbein. Die Magenzellen reichen wie die Leberzellen bis an das Ende des Brustbeines aber nicht weiter. Eine eigentliche mittlere Brustbeinzelle ist durchaus nicht vor- handen, aber am Seitenrande des Brustbeines hin zieht sich eine Zelle, welche wohl.von den Schulterzellen gefüllt wird oder mit ihnen eins ist. Die Luft für die Cella pneu- matica bronchialis kömmt höchst wahrscheinlich gerade im Theilungswinkel beider Bronchien heraus, als wohin sie von beiden Seiten zwischen Schlund und Bronchien durch häutige Lücken oder Zellen von dem Theil der Lungen ge- führt wird, welcher mehr halswärts als die Insertion der Bronchien selbst liegt. Die Lunge ist ungemein locker und grosszellig, besonders in jenem Theile, welcher halswärts 429 den Grund der Sternocostalzelle bildet, ganz auffallend in die Höhe oder brustbeinwärts gezogen. Ihre Oeffnungen zahlreich. Das Herz ist ungemein gross, an der dem Brust- bein zugekehrten Seite sehr gewölbt, an der Rückenseite flacher, liegt dicht am Brustbein an und nimmt fast dessen ganze Breite ein. Die beiden Carotiden verlaufen wie ge- wöhnlich dicht neben einander vorn am Halse in der vor- ‘dern Rinne der Wirbel von Muskeln bedeckt zum Kopfe N hinauf. Die muskulöse Klappe im Lungenarterienventrikel ist ungemein stark. Der Schlund liegt rechterseits. Der Vormagen bildet deutlich 5 Juga. Die Darmlänge bei einem 2‘ 5” langen Exemplar 9’ 10” lang, bei einem zweiten 10° 4“, das Gedärm sehr eng, das Duodenum 2’ lang, Blind- därme sind sehr kleine Zipfel etwa eine Spanne lang vom After entfernt, kein Divertikel als dritter Blinddarm, die Kloake sehr gross, auch die Bursa Fabricii sehr gross und länglich, die Duodenalschlinge schneckenförmig gewunden; Pancreas einfach, mit 3 Ausführungsgängen, welche sämmt- lich zwischen den beiden Gallgängen in ziemlich gleichen Abständen von einander sich inseriren; die Milz länglich rundlich am Ende des Vormagens gelegen; an der Leber wie gewöhnlich der linke Lappen etwas grösser als der rechte, die Gallenblase ansehnlich. Die Nieren rücken weit ‘ aus einander, ihr vorderer Lappen der grösste, hinter die- sem folgt eine ziemlich dünne Strecke, und dann in der Beckenhöhle der dritte Lappen, von welchem der mittlere wenig unterschieden ist. Das Weibchen nur mit einem linken Eierstock. Die Muskulatur verhält sich im Allge- meinen wie bei den Buteonen. Der Humerocutaneus scheint zu fehlen, der sehr starke Costocutaneus entspringt mit 3 wenig deutlichen Dentitionen von 3 Rippen. Der Biceps brachii theilt sich in zwei Sehnen, von welchen die stär- kere zum Radius, die schwächere zur Ulna geht; von letz- terer geht noch eine mittle dünnere ab, um sich auch an den Radius zu setzen. Der kleine Flughautspanner oder die Sehne des Levator brachii theilt sich in zwei, welche in den Extensor metacarpi radialis sich inseriren und wo- von die erste noch in die Aponeurose des Vorderar- mes sich fortsetzt. Der Musculus femoris gracilis ist vor- 29 430 handen und ziemlich stark für einen Raubvogel, dagegen fehlt. der Flexor cruris biceps wie bei allen Accipitrinen, auch der plantaris fehlt; die Gastrocnemii sind 2 scharf in Kopf, Bauch und Sehne getrennte Muskeln, welche nur im hintern Fersenknorpel zusammenkommen und den obern Nagelbeuger zwischen sich haben. _Der äussere Gastrocne- mius entspringt nur mit einem einfachen schmalen Kopfe beim äussern Condylus des Femurs, der innere hingegen mit 2 wohl getrennten Köpfen von verschiedener Länge an der Knieleiste der Tibia und der Kniekehle des Femurs. Der Pectoralis minor war auf beiden Seiten in einem Exem- plar individuell getheilt. r 3. Falco lagopus. Die Nasaldrüse liegt völlig oben in der Orbita wie beim Adler und Buteo, oval und schmä- ler bis in die Nase laufend. Das untere Augenlied schliesst fasst allein das Auge wie bei den Passerinen und hat an der innern Seite einen sehr entwickelten, glatten, weissen, scheibenförmigen Knorpel. Der Augapfel hat fast den Um- fang des ganzen Gehirnes, die Cornea stark gewölbt, doch nicht halbkuglig, am Sklerotikalringe die äussere Seite viel höher als die innere; die Retina reicht ziemlich bis zur hinteren Grenze des Knochenringes, ist wie immer im fri- schen Auge glatt, gar nicht gefaltet, aber faltet sich schon wenige Stunden nach dem Tode hier und bei allen Vögeln. Der sehr grosse Fächer ist stumpf trapezisch, bleibt aber sehr weit von der Linse entfernt. Diese ist sehr flach, zu- mal vorn und scheint noch flächer durch die Breite des Strahlenkranzes, der an ihr sitzen bleibt. Die Hardersche Drüse ist nur wenig grösser als die Thränendrüse und bil- det vor dem Ausführungsgange ein Knie. Auf dem Kno- chenringe der Sklerotika sitzen sehr deutliche Muskelfasern, von welchen ein Theil an die Nickhaut geht und diese ZU- ruckzieht, die Function der übrigen liess sich nicht erken- nen. Dieser Muskel muss auch andern Falconen zukom- men, aber seine ausnehmende Zartheit lässt ihn gemein- lich übersehen. Der vorn breit gerundeten Zunge fehlt vorn oben die dunkele Hornplatte der Edelfalken und» dahinter auch die offenen Drüsen. Ihre Muskeln sind 1. der mylo- hyoideus obliquus anterior und posterior, ersterer an den Pet Zungenbeinkörper und’ die Hörner, letzterer an die Unter- kieferecke gehend; 2. der mylohyoideus tranversus über dem geniohyoideus gelegen; 3. der hypoglossus rectus; 4. der hypoglossus obliquus verbindet sich mit seinem So- eius unter dem Körper des Zungenbeines; 5. der cerato- glossus; 6. der geniohyoideus Stenonis; 7. der thyreohyoi- deus. Es fehlt daher der ceratohyoideus, den z. B. der Puter hat, und der ceratothyreoideus, der bei Trappen, Pa- pageien u. a. vorkömmt. Der Gaumen ist fast ganz wie bei Falco aeruginosus, aber der Rand der vordern Gaumen- spalte nicht gezähnelt, die vordere Leiste geradlinig. | Der Vormagen hat 5 sehr deutliche Juga, bei F. bu- teo und nisus nur 4; ist sehr dehnbar, ebenso der Magen selbst. Die Darmlänge bei 1‘ 8“ Körperlänge nur 2° 11". Die Blinddärme liegen 4" vom Darmende entfernt und glei- chen nur kleinen Papillen, die leicht übersehen werden. Bei dem Männchen scheinen sie regelmässig etwas grösser zu sein. Das Duodenum merklich dicker als das übrige Gedärm, die Darmschlinge weit aus einander gezogen. Die Parotis liegt längs des Zygomas und ist kegelförmig, hin- ten schmal, nach dem Mundwinkel zu breiter werdend und hier mit zwei Oeffnungen sich öffnend. Das vordere Paar der Gulardrüsen liegt im Mundwinkel, dahinter seitlich noch drei längliche Paare mit vielen Oeffnungen. Die Le- ber besteht aus zwei ganz symmetrischen ungetheilten Lappen und hat am rechten die grosse volle Gallenblase. Die Milz ist rundlich und ziemlich gross, liegt stets mehr rechts am Vormagen. Das Pancreas nimmt etwa nur den vierten Theil der sehr langen bis zum After hin sich zie- henden und dort erst umbiegenden Duodenalschlinge ein, ist wirklich doppelt, in einen vordern bauchwärts und einen hintern rückwärts liegenden Theil gespalten. Die Nieren sind dreilappig, der in der Beckengrube steckende Lappen jederseits völlig abgesondert und zu einer eigenen Niere geworden, aus welcher ein besonderer starker kurzer Harn- leiterast abgeht, der sich mit dem von den obern Nieren vereinigt. Die länglichen Hoden sind fast gleich gross; der nur auf der rechten Seite entwickelte Eierstock sehr ansehnlich, länglich, fast lappig, im November mit zahl- 29* 432 reichen Eichen gefüllt; die Eileiter sehr faltig und gefäss- reich. Die Bursa Fabrieii fehlte bei einem Weibchen und Männchen gänzlich, sonst ist sie sehr gross. Im Gehirn sind die Hemisphären viel breiter und nie- driger als bei den Eulen, auch die Sehhügel viel grösser, doch relativ kleiner als bei Falco nisus; die processus mam- millares klein und vorn an den Hemisphären oder gleich unter dem vordersten Ende; die Geruchsnerven dünn, rigide; die Sehnerven dick, beide bilden wie gewöhnlich nach dem Chiasma hin einen stumpfen Winkel gegen einander, nicht einen vollkommenen Querbalken wie bei Strix flammea, jeder besteht aus 10 bis 12 Blättern. Das Chiasma zeigte bevor es eingeschnitten war, äusserlich zwischen den aus einander. weichenden optischen Nerven schon etwa 3 Kreu- zungsstreifen (beim Sperber 9 Streifen und Blätter); beim Längseinschnitt zeigen sich 12 Streifen in jedem Nerven, die letzten oder hinteren 3 Blätter waren sehr schmal, dicht und schwer zu erkennen. Das kleine Gehirn hat wenig- stens 19 Querabtheilungen an seiner Peripherie, beim Sper- ber 17, bei Strix flammea 13. Die Zirbel ist sehr ansehn- lich, härtlich und gleicht wie gewöhnlich einer umgekehr- ten dreiseitigen Pyramide, sitzt fest an der harten Hirn- haut an, ihr langer Stiel aber sitzt auf der Decke des drit- ten, Ventrikels wie immer auf. Die Luftröhre besteht aus ziemlich weichen, an der hintern. Seite an einem mittlern Puncte blos knorpligen Ringen. Der obere Kehlkopf ist ganz wie bei F. buteo; der untere zeigt vorn einen kreiten Schildknorpel oder Schildknochen, der sich hinten in drei Stücke theilt. Die Musculi tracheales, welche zu heiden Seiten. dicht an der Trachea sitzen und an ihr herunter laufen, gehen unmittel- bar in die sternotracheales über, indem sie sich von der Trachea ablösen und an das Brustbein nicht so seitlich und gespreizt wie bei vielen andern Vögeln und nicht eigentlich an den dreieckigen Fortsatz sondern mehr an das Schlüs- selbein setzen. Die Musculi laryngei liegen völlig in der- selben Richtung wie die Tracheales, nämlich zu beiden Sei- ten. sie entspringen fast gleich da wo die sternotracheales abgehen und gehen zum dritten Bronchialringe. Es ist hier. 433 nur ein einziges Paar vorhanden und'sie scheinen nur eine Fortsetzung von einem Theil der Seitenmuskel der Trachea zu sein. In den Luftzellen ist die Zwischenwand der Leber- zellen gespalten oder doppelt, der Raum zwischen beiden aber theils mit Fett ausgefüllt. Die Seitenzellen schienen jederseits gar dreifach zu sein. Das kegelförmige Herz biegt sich mit der Spitze etwas nach rechts, ist ungemein derb, dickwandig. Die Carotis doppelt. Der M: obliquus abdominis externus bedeckt wie bei allen Raubvögeln alle wahren Rippen im vordern Theile’ nebst ihren Rippenkno- chen; die receti abdominis sind nur in der vordern Streeke fleischig; die queren Bauchmuskeln entspringen nur vom musc. obliquus internus, nicht "auch von den Rippen, wie Meckel allgemein angibt. 4. Falco buteo. Der Schlund hat eine stark bau- chige Erweiterung anstatt des Kopfes. Der Vormagen bil- det nur vier erhabene Juga, an einem andern weiblichen Exemplar aber fanden sich fünf. Der Darm erreicht 5' Länge, die Blinddärme gleichen kleinen Höckern. Die Pa- rotis ist kegelförmig und hat nur eine weite Oeffinung, die derbe braunrothe Nasendrüse gelegen in der Orbita da- gegen zwei. Die Bursa Fabricii fehlte einem Exemplar gänzlich, bei andern war sie vorhanden. Nur der linke Eierstock entwickelt sich, vom rechten keine Spur. Beide Carotiden zeigen während ihres Verlaufs vorn am Halse keine Seitenäste. Das Pancreas ist gespalten und viel kür- zer als die sehr lange‘ 'Duodenalschlinge. Drei Pancreati- sche und zwei Gallengänge dicht neben einander. Die Hautmuskel, ‘welche ‘den. Seitenast ‘der Brustflur ziehen, fehlen wie bei F. lagopus, ebenso der‘: vom Bauche dahin an das Ende jenes ''Seitenastes gehende. ‚Der M. sterno- ulnaris hat keine Sehne‘, übrigens bietet die Musculatur wenig Eigenthümlichkeiten. 434 Ueber die Zusammensetzung des festen Theiles des L Olivenöls W Heintz Schon im Jahre 1855 habe ich*) eine vorläufige Notiz über das Olivenöl bekannt gemacht. Ich bestritt darin die Anwesenheit einer bei 69° C. schmelzenden Säure, welche Collett ‚darin gefunden haben wollte, und die er für Chevreul’s Margarinsäure hielt. Ich wies vielmehr aus den Versuchen des Herrn Hetzer, die derselbe in mei- nem Laboratorium und unter meiner Leitung angestellt hatte, nach, dass daraus reine Palmitinsäure dargestellt wer- den könne. Dass die gewonnene reine Säure, deren Rein- heit sowohl durch Umkrystallisation, als durch partielle Fällung erwiesen worden war, wirklich Palmitinsäure war, habe ich damals nur durch ihre Eigenschaften, namentlich durch ihren Schmelzpunkt dargethan. Ich habe sie nun auch der Analyse unterworfen und folgende Resultate er- halten: I. 108 Berechn. Kohlenstoff 74,78 74,90 75,00 32C Wasserstoff 12,60 12,52 12,50 32H Sauerstoff 12,62 12,58 12,50 40 100,00. 100,00 100,00 Man sieht, dass diese Zahlen vollkommen mit denen übereinstimmen, welche die Rechnung nach der Formel der Palmitinsäure verlangt. Das Vorhandensein von Palmitin im Olivenöl kann daher keinem Zweifel unterliegen. Zur Abscheidung der Säure, welche in den festen Ver- seifungsprodukten des Olivenöls neben der Palmitinsäure enthalten ist, hat Herr Hetzer die noch Oelsäure enthal- tende alkoholische Flüssigkeit, welche bei der Darstellung der reinen Palmitinsäure erhalten worden war (siehe in der eben erwähnten Notiz S. 117), mit essigsaurem Blei- oxyd gefällt. Der Niederschlag wurde vollkommen mit Aether extrahirt, um die Oelsäure zu entfernen, dann mit *) Diese Zeitschr. Bd, V. S. 299. 435 Salzsäure und vielem Wasser kochend zersetzt, und darauf der Methode der partiellen Fällung unterworfen. Da jedoch die Menge der festen fetten Säure, welche aus 2 Pfund Olivenöl genommen worden war, nicht bedeutend war, so gelang es nicht, eine zweite fette Säure in reinem Zustande daraus abzuscheiden. Da Herr Hetzer durch äussere Um- stände abgehalten wurde, diese Arbeit von Neuem in grös- serem Masstabe zu beginnen, so übernahm dies Herr Krug. Dieser verseifte 10 Pfund Olivenöl, schied die fet- ten Säuren wieder ab, erkaltete sie stark, presste sie aus, löste den Rückstand in einem geringen Theil seines Vo- lums Alkohol, liess die Lösung wieder sehr stark erkalten, presste von Neuem und wiederholte die Operation mehr- mals, so dass fast alle Oelsäure entfernt sein musste. Dann unterwarf er die gewonnene feste Säure der Methode der partiellen Fällung, und zwar in der Weise, dass zuerst mit essigsaurer Talkerde eine Portion gefällt, das Filtrat dann mit essigsaurem Baryt und das Filtrat von diesem Niederschlage wieder mit essigsaurem Baryt gefällt wurde. Die aus diesen Niederschlägen wieder abgeschiedenen Säu- ren schmolzen bei 58,2°, 46,4° und 32,4° C, Die beiden letztern wurden nur ein Mal umkrystallisirt, wodurch der Schmelzpunkt stieg, und zwar dort auf 54,3° C., hier auf 53,8°C. Die erste Portion dagegen wurde mehrfach um- krystallisirt, wobei der Schmelzpunkt ziemlich gleichmässig sank. Die auf einander folgenden Schmelzpunkte waren 54,80, 55,40%, 53,80, 52,0°C. Der Umstand, dass der Schmelz- punkt sich durch Umkrystallisiren erniedrigte, zeigt, dass in diesem Säuregemisch wenig von schwerer in Alkohol \öslichen Säuren mit viel von leichter löslichen (wahrschein- lich im Wesentlichen Palmitinsäure) enthalten sein musste. Es war daher nicht zu hoffen, durch Umkrystallisiren dar- aus eine reine Säure abzuscheiden, deshalb wurden sämmt- liche, aus der ersten Fällung stammende Säureportionen, mit der durch Umkrystallisiren der aus der zweiten und drittem stammenden gemischt, und nun in der Weise par- tiell gefällt, dass jedes Mal der grösste Theil der Säure in den Niederschlag gebracht, und zur nächstfolgenden Fällung eben die aus dem Niederschlage abgeschiedene Säure be- 436 nutzt wurde. Die Schmelzpunkte der »aus 'dem - Nieder- schlage wieder dargestellten Säuren waren folgende: 52,4, 52,0%, 52,09, 52,40, 53,6°,. 53,69, 58,69. »-Da.-der--Schmelz- punkt sich bei den letzten Operationen nicht geändert hatte, so wurde die zuletzt erhaltene Säure mit den von den bei- den letzten Niederschlägen. abgepressten Flüssigkeiten wie- der dargestellten Säuren vereinigt und umkrystallisirt. Da- bei fiel der Schmelzpunkt von 53,6° zuerst auf 52,2°, .dann stieg er wie folgt auf 54,6°, 57,4°, 59,0°, 60,0°, 62,2°, 69,29, 71,4° C. Da die so gewonnene, bei 71,4° C. schmelzende Säure nur noch in geringer Quantität vorhanden war, so ‘durfte ich nicht hoffen, eine reine Säure daraus noch darzustellen. Um jedoch nachzuweisen, dass der hohe Schmelzpunkt der- selben, der den der Stearinsäure übersteigt, auch mit ei- nem ‚grössern Kohlenstoffgehalte als in dieser Säure ver- bunden war, unterwarf ich sie der Elementaranalyse. Diese ergab Folgendes: 3 Berechn. nach Berechn. nach ’ C36H3604 Cz0H3004 Kohlenstoff 76,72 76,05 836C 76,92 40C Wasserstoff 12,75 _ 12,68 36H 12,82 40H Sauerstoff 10,53 11,27 40 10,26 40 100,00 . 100,00 100,00 "Es hatte demnach bisher keine andere Säure als die Palmitinsäure aus dem Olivenöl rein abgeschieden werden können. Da es nun darauf ankam, auch das Vorhanden- sein der Stearinsäure zu erweisen, so wurden noch fernere Scheidungsversuche gemacht. Zu dem Ende wurden die Filtrate, welche bei der partiellen Fällung erhalten waren, vereinigt, ‘die fetten Säuren daraus abgeschieden und der Umkrystallisation unterworfen. Eben so die Säuren aus den Filtraten, welche bei der Umkrystallisation aus Alkohol erhalten waren. Letztere lieferten schliesslich eine Säure vom Schmelzpunkt 51,8° C., wonach ihre geringe Quanti- tät eine weitere Bearbeitung verhinderte. Erstere Säure- gemische dagegen gaben schliesslich eine Säure, deren Schmelzpunkt von 60,7°C. sich weder durch Umkrystallisi- ren, noch durch partielle Fällung erhöhen liess. Die Ana- -437 Iyse' dieser Säure konnte aber auch ihrer geringen Quanti- tät wegen nicht ausgeführt werden. Ich krystallisirte sie daher aus einer verhältnissmässig grossen Menge Alkohol nochmals mehrfach um, wobei sich dann doch der Schmelz- _ punkt, jedoch nur sehr langsam, bis 61,30 C. erhob, zuletzt war nur eine Spur Säure übrig, welche wahrscheinlich mit etwas einer in Alkohol schwerer löslichen Säure verunrei- nigte Palmitinsäure war. Ausser der flüssigen fetten Säure, der Oelsäure, und der Palmitinsäure ist nach den obigen Versuchen in dem Olivenöl sicherlich eine Säure enthalten, deren Schmelz- punkt höher liegt, als der der Stearinsäure. Es ist wahr- scheinlich, dass diese Säure Butinsäure ist, deren Existenz in der Butter ich*) wahrscheinlich gemacht, und die Göss- mann’) aus dem Erdnussöl rein dargestellt und mit dem Namen Arachinsäure belegt hat. Die Gegenwart der Stea- rinsäure konnte nicht bestimmt nachgewiesen werden, dar- aus folgt aber nicht entschieden ihre Abwesenheit, viel- mehr war wohl die Menge der vorhandenen Stearinsäure nur so gering, dass selbst eine Quantität Olivenöl, wie die angewendete, nicht genügend war, dieselbe nach den bis jetzt bekannten Methoden nachzuweisen. Dass aber aus- ser der noch schwerer als die Stearinsäure schmelzenden Säure höchst wahrscheinlich auch diese in dem Gemisch enthalten war, möchte daraus geschlossen werden dürfen, - dass die schwerer schmelzende Säure sowohl durch partielle Fällung als durch Umkrystallisation so äusserst schwer von der Palmitinsäure abzuscheiden war. Wäre Stearinsäure nieht vorhanden gewesen, so könnte die Abscheidung jener von der Palmitinsäure, die weit leichter in Alkohol löslich ist, als die Butinsäure, nicht solche Schwierigkeiten dar- geboten haben. Aus dieser Untersuchung folgt also, dass in dem Oli- venöl, abgesehen von dem Ölein, jedenfalls Palmitin und wahrscheinlich Stearin und Butin enthalten ist, jedenfalls aber ein Fett, dass bei seiner Verseifung eine schwerer *) Poggend. Ann. Bd. XC. p. 149. **) Ann. d. Chem. u. Pharm. LXXXIX, p. 1. 438 als die Stearinsäure schmelzende und kohlenstoffreichere Säure liefert. , Schliesslich kann ich nicht unterlassen, Herrn Krug, der, wie schon oben erwähnt, sich der vorstehenden lang- wierigen und leider wenig ergiebigen Arbeit mit Ausdauer unterzogen hat, hier Öffentlich meinen Dank auszusprechen. Ihm gehören die Resultate derselben, die, abgesehen von denen einiger weniger Versuche und namentlich der Ele- mentaranalysen, sämmtlich von ihm gewonnen sind. Mittheilungen Die Erderschülterung in Sachsen und Thüringen am 7. Juni 1857. Sonntag den 7. Juni, Nachmittags um 3!/, Uhr wurde hier in Halle von verschiedenen Personen und in den verschiedensten Theilen der Stadt eine Erderschütterung verspürt, welche nach den ersten Mittheilungen überraschte und Bedenken und Kopfschütteln erregte, da derartige Erscheinungen bis jetzt der hiesigen Gegend völlig fremd geblieben und der Boden unter uns für unerschütterlich fest gehalten wird. Indess die Beobachtung war von sehr zuverlässigen, von den Erscheinungen der Erdstösse und Erdbeben genau unterrichteten Män- nern gemacht worden und wer an ihrem Berichte zweifelle, wurde schon folgenden Tages durch die Nachrichten aus dem Königreich Sachsen überzeugt. Nach den bis jetzt hier behannt gewordenen Be- obachtungen lässt sich der Verbreitungsbezirk der Erschülterung noch nicht übersehen und wenn ich die Mittheilungen darüber schon zu- sammenstelle, geschieht es nur um zur Vervollständigung durch Ein- sendung zuverlässiger Beobachtungen aus den verschiedenen Theilen des Erschütteringskreißes aufzufordern. Ich beginne mit den Beobachtungen in Halle, dem äussersten Orte der Erschütterung nach Norden und Westen. Im äussersten Westen vor der Stadt in dem schon zu Giebichenstein gehörenden Hause des Zimmermeisters Kreie wurde von einer ruhig vor dem Klavier sitzenden Dame eine schwankende Bewegung des Zimmers wahrgenommen, und gleichzeitig fiel ein über dem Instrument hän- gendes Bild von der Wand herab und die halb geöffnete Stubenthür bewegte sich. Im Innern der Stadt beobachtete Herr Gerichisrath Jacob, in seinem im dritten Stocke gelegenen Zimmer in der un- tern Steinstrasse ruhig auf dem Sopha sitzend, um 3 Uhr 3 Minuten eine deutlich schwankende Bewegung der Stube von O. nach W., 439 zugleich rutschte ein kleiner Schlüssel von dem auf dem Tische lie- genden Portmonnais herab und die geöffnete Thür zum Nebenzimmer, sowie die eisernen Thüren des Ofens setzten sich in eine leichte Be- wegung. Weder ein Luftzug durch das Zimmer noch ein auf der Strasse vorbeifahrender Wagen veranlasste dies Schwanken, es herrschte vollkommene Ruhe. Vor dem Thore an der Magdeburger Chaussee theilt ein Beobachter aus dem obern Stock eines isolirt stehenden Hauses in Nr. 135. der Hallischen Zeitung mit: „ungefähr zwischen 3 und 4 Uhr wurde ich bei einer ruhigen Arbeit beschäftigt, bei völliger Ruhe in und um das Haus, plötzlich durch eine mir höchst auffällige Erscheinung aufgeschreckt; mein nach Osten blickendes Zım- mer wurde von dieser Richtung aus plötzlich gehoben, die Hebung zog sich langsam wellenförmig durch das ganze Zimmer nach Westen zu hin, so dass ich selbst auf meinem Stuhle von derselben ergriffen wurde; bei der vollkommenen Ruhe in und ausser dem Hause konnte ich ferner bei meiner angestrengten Spannung deutlich vernehmen, wie sich durch das ganze Haus ein Geräusch hinzog, dass ich un- willkürlich auf die Befürchtung stiess, es möchte das Haus einstürzen. Während dieser Erscheinung war weder ein auflallendes Dröhnen des Erdbodens noch sonst derartiges vernehmbar.“ — In dem von mir bewohnten Hause am Martinsberg wurde von Herrn Musiklehrer Riehter im dritten Stock eine leichte Bewegung des Zimmers wahr- genommen. Ich selbst befand mich um die Zeit der Erschütterung gerade auf dem Wege nach Krausens Garten und wurde durch Nichts auf die Erscheinung aufmerksam. In dem entgegengesetzten Stadt- theile dagegen, auf dem Steinwege verspürte Herr Ed. Anton sen. die Erschütterung sehr deutlich. Er ’sass um 3/, Uhr mit Lesen beschäftigt allein in seinem Zimmer auf dem Sopha, als plötzlich das ganze Zimmer in eine deutlich schwankende Bewegung gerieth, ein an der Wand stehender Bücherschrank knackte und an der ge- genüberliegenden Wand, welche frei ist, ein eben solches Knacken sich hören liess. Ob ein gleichzeitig wahrnehmbares schwaches Ge- räusch mit der Erderschütterung in unmiltelbarem Zusammenhange stand, oder zufällig in einem andern Raume des Hauses entstand, lässt Herr Anton dahingestellt, auf dem Hofraume und im Garten, zwischen welchen die Wohnung gelegen ist, herrschte völlige Ruhe. Gleiche Beobachtungen wurden noch von andern zuverlässigen Männern, die sich um die Zeit der Erschütterung gerade ruhig in ihrer Wohnung beschältigten, gemacht, so dass die ganze Stadt von einer schwankenden Bewegung ergriffen gewesen sein muss. Die Hitze war drückend, die Atmosphäre ruhig und der Himmel klar und heiter. Ich lasse diesen Mitiheilungen eine briefliche Nachricht von Herrn Eisel in Gera über die dortigen Wahrnehmungen folgen. Derselbe schreibt: „Bei grosser Hitze am 7 dieses Monats Nachmiltag 3 Uhr 8 Minuten wurden hier eine grosse Anzahl Personen durch eine Erschütterung berührt und z. Th, aus dem Schlafe geweckt, 440 über die sie sich (im Erwachen) keine rechte Vorstellung machen konnten. Vielfach hatten Fenster geklirrt, Tassen und Teller geklap- pert, ja selbst Wanduhren geschlagen. Mehrentheils vergleicht man die beobachtete Erschütterung mit einer solchen, wie sie durch das Vorüberfahren eines schweren Lastwagens unter den Fenstern verur- sacht wird. Zu ebener Erde und im Freien wurde hier in Gera wenig oder nichts bemerkt, im 2. und 3. Stock aber war die Be- obachtung eine durchgängige, auf den Thürmen endlich wollen die Thurmbewohner ein vollständiges Schwanken des Thurmes wahrge- nommen haben, viel zu schwach jedoch um ein Anschlagen der Glok- ken zu bewirken.‘ [Auch hier in Halle.] „Ich selbst befand mich im Moment der Erschütterung mit noch 5 andern Personen etwa 3 Stunden südlich von Gera in einem Thale zwischen und auf steil aufgerichteten Grauwackenschiefern unweit Mo- sen bei Berga. Mitten im lebhaftesten Gespräch standen wir alle 6 plötzlieh und ohne Abrede still und vernahmen ein Gelöse, wie es ein in einiger Entfernung rasch vorüberrollender Wagen hervorbringt. Nach etwa 4 Secunden, da der vermeintliche Wagen am nächsten zu sein schien, zitterte der Boden deutlich unter den Füssen und zwar nach meinem Dafürhalten nur etwa eine Secunde lang, wo noch nach 2 weiteren Secunden das Gelöse wie das Grollen eines fernen Ge- witters sich verlor. (In Gera wie überhaupt in Gebäuden hat man diesen Donner überhört, wenn er überhaupt in Gera wahrnehmbar war.) Im Durchpassiren durch die Dörfer Zschordte, Cronspitz, Wün- schendorf und Veitsberg zeigten sich viele Bewohner ängstlich vor ihren kleinen einstöckigen Häusern, welche sämmtlich im Grauwak- kengebiet gelegen sehr auffällig erschüttert worden waren. Bald langten auch von entfernteren Orten ähnliche Nachrichten an, so von Greitz, Weida (im Süden), Kraftsdorf (im Westen), Klosterlausnitz und Köstritz (im Norden) u. s. w. u.s.w. Auf Anfragen der hiesi- gen Telegraphenstation aber ergab sich, dass Dresden und Leipzig nicht, Plauen und Bad Elster dagegen stärker noch hetroflen worden sind. Nach heutigen Nachrichten endlich soll in Zwickau die Er-- schütterung allein 15 Secunden (?) gedauert haben. Da offenbar der Süden unserer Umgebung (Grauwacke, Rothliegendes und Zechstein) stärker erschüttert wurde, als der Norden (Buntsandstein mit viel’ Dilu- vium und Alluvium): so behauptet man, der Stoss habe sich von Sü- den nach Norden wellenförmig fortgepflanzt. Meine eigne Beobach- tung, «die von competenteren Seiten mehrfach unterstützt wird, wi- derspricht diesen jedoch durchaus, ich konnte nur ein entschieden verticales Zittern wahrnehmen. Da die nördlich sich anlehnenden Ge- birgsglieder weniger compact und jünger sind, so mögen sie wohl desshalb die Erschütterung weniger fortgepflanzt haben, als die festen Grauwackenmassen des südlich vorliegenden Voigtlländischen Gebirges und da in diesem bei Plauen (viel Grünstein) und Bad Elster (Glim- merschiefer und Granit) im Osten aber bei Zwickau (viele Porphyre u, 5. w.) vielfach Eruptivgesteine anstehen, die in hiesiger nächster 441 Umgehung fehlen, so scheint es dass dort weniger der Ausgangs- punkt als vielmehr die günstigste Beobachtungsstelle gewesen ist.“ — Ueber die an andern Orten gemachten Beobachtungen stelle ich die mir gerade vorliegenden Zeitungsnachrichten zusammen: Die Magdeburger Zeitung schreibt in Nr. 132. aus Merseburg den 7. Juni: Heute Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr wurde hier eine schwache Erderschütterung wahrgenommen, die sich besonders in. den oberen Stockwerken ‘durch eine leise schüttelnde Bewegung bemerkbar machte. So weit die Nachrichten bis jetzt reichen, ist die Erschütterung vom Voigtlande aus nördlich vorgegangen, Man meldet aus Zwickau, dass der Erdstoss dort am Sonntag Nachmit- - tag 3 Uhr 15 Minuten ziemlich heftig verspürt worden, etwa eine halbe Minute andauerte und namentlich in den Häusern bis in die obersten Räume hinauf eine Erschülterung hervorbrachte, derjenigen vergleichbar, welche in leicht gebauten Wohnungen ein auf dem Strassenpflaster heftig vorbeifahrender Wagen verursacht. Gleiche Wahrnehmungen sollen genau um dieselbe Zeit telegraphisch aus dem Obergebirge und Voiglande gemeldet worden sein. Eine andere Mit- theilung aus Mittweida vom 7. lautet: „Heute Nachmittag nach 3 Uhr wurde hier ein Erdstoss wahrgenommen, der so bedeutend war, dass, besonders in den höher gelegenen Stadttheilen, Fenster und Thüren klirrten und Stühle in sichtliche Schwankungen gerielhen.“ Aehnlich lauten Berichte aus Reichenbach, Gera, Zeitz, Naumburg, Leipzig und selbst Dresden. Weiter dieselbe Zeitung in Nr. 133: „Etwas stärker scheint es in Eilenburg gewirkt zu haben, wo es namentlich von den Be- wohnern des ersten und zweiten Stockwerkes empfunden wurde, die Möbel in’s Schwanken brachte und lose Gegenstände von den Dächern herabschüttelte. Aus Naumburg schreibt man uns ‘vom 9.: Vor- gestern ward bier eine nicht unbedeutende Erderschülterung verspürt, der ein scharfer, die Atmosphäre abkühlender Windstoss folgte. Die Erschütterung trat zwischen 3 und 4 Uhr Nachmittags ein, traf aber nicht die ganze Stadt, sondern wurde nur auf einem schmalen Striche in der Richtung von Südost nach Nordwest wahrgenommen, aber hier auch so stark, dass Leute von ihren Sitzen in die Höhe geschleudert wurden, Thüren, Fenster und Geschirre klapperten und Bilder von ‘den. Wänden herabfielen und zertrümmerten, In einem Zimmer war unter vielen anderen nur Luther’s Bild aus den Nägeln gegangen und lag zerschellt zu den Füssen. Armer Luther! Wie viel giebt dein Fall zu denken! Die Luftkühle dauerte ungefähr eine Stunde, worauf die frühere Wärme wieder einzog, Das Barometer war, wie man bemerkt hat, vor der Erschütterung stark in die Höhe gegangen, unmittelbar nach ihrem Eintritt sehr lief gesunken und erst mit der Rückkehr der vorangegangenen Schwüle wieder in den früheren hohen Stand gekommen. Noch bedeutender als in Naum- burg ist‘ die Erschütterung in Zeitz aufgetreten, so dass man lebhaft an den Pulverschlag von 1353 erinnert wurde und einzelne sogleich 442 sich auf den Weg machten, nähere Kunde von hier hinüberzuholen. Natürlich wird nun das Ereigniss mit dem erwarteten Kometen zu- sammengebracht und als Vorbote des gefürchteten Zusammenstosses ausgegeben, der vielfach jetzt um so gewisser angenommen wird, als von manchen Seiten gerade plötzliche Erderschüiterungen zu den unzweideutigsten Vorzeichen des Weltunterganges gemacht worden sind. — Die südlichsten Punkte, von denen bis jetzt Nachrichten über die Erschütterung eingegangen sind, sind die Ortschaften Tro- gen und Zedtwitz, zwei Stunden von Hof. Sonst folgte die über- all als wellenförmig geschilderte Bewegung am entschiedensten den Thälern der Zwickauer Mulde und der Zschopau, ,von wo fast gleich: lautende Schilderungen aus sehr vielen Orten eingetroffen sind, so dass sie dort eine ganz allgemeine gewesen zu sein scheint. Die Deutsche allgemeine Zeitung berichtet schon am 8. Juni aus Leipzig: „Gestern Nachmittag kurz nach 3 Uhr ist von Vielen hier und in der Umgegend ein mehre Secunden dauernder Erdstoss in der Richtung von WSW nach ONO bemerkt worden. Aus Rei- chenbach im Voigtlande erhalten wir so eben ein Schreiben, welches derselben Bewegung Erwähnung thut und die Zeit derselben auf 3 Uhr 15 Minuten angiebt.“ Die Weimarsche Zeitung schreibt aus Weida vom 7. Juni: „so eben wurde Nachmittags 3 Uhr 3 Minuten eine heftige Erder- schütterung gespürt; die Fenster klirrten und die Empfindung war, als ob grosse Lastwagen vorüberfuhren. Der Himmel war heiter, in den Wohnhäusern wie auf den Strassen wurde die Erschütterung gleichmässig bemerkt.“ Die Neue Preussische Zeitung bringt in Nr. 133 folgende Nach- richten aus Altenburg und Glauchau. „Altenburg 8. Juni. Ueber das schon gestern erwähnte Erdbeben in Sachsen und dem Voigtlande theilen wir noch Folgendes mit: Wir hatten gestern Nachmittag nach 3 Uhr (Thermom. 21 Gr., Barom. 27° 7“, SW, hell und sehr warm, doch nicht schwül) eine Erderschütterung. Sie ist in mehre- ren Theilen der Stadt wahrgenommen worden, wie es scheint am meisten im Residenzschloss und Marstallgebäude. Während man z.B. in der Stadt nur die Wirkung eines ungewöhnlich schweren Last- wagens vermuthete, der wohl auch Gläser u. dergl. klirren macht, fürchtete eine sehr zuverlässige Schlossbewohnerin den Einsturz ‚des Ofens im obersten Stock, und im Stock des Marstalles glaubte ein Bewohner einen schweren Lastwagen mit Vehemenz an das Gebäude anrennen, während die Dienerklingel von selbst erlönte, und der Diener sich in Folge dessen beim Herrn meldete. — Die Erschülte- rung soll auch in Penig und im Voigtlande sehr merklich gewesen sein. — In Gotha ist am ersten Pfingstfeiertage ein Sturmwind mit Schneefloggen gewesen, und Tags zuvor hat in der Nähe ein Hagel- wetter sehr bedeutenden Schaden geihan: die Eisstücke sollen 2 Fuss hoch gelegen haben. — Wir halten hier heute nach sehr warmen 443 Tagen mit WW einen bedeutenden Temperaturabfall (von 21 auf 15. Grad). h Glauchau (Kgr. Sachsen), 8. Juni. Gestern Nachmittag 3 Uhr 15 Minuten fand hier ein Erdstoss statt, der ziemlich eine Mi- nute lang anhielt. In der Kirche, wo die Gemeinde noch versam- _ melt war, bemerkten die unten Sitzenden nichts von einer Erschüt- terung, dagegen hatten Alle auf dem Chore ein starkes Schwanken gefühlt; die ganze Kirche schaukelte, so bezeichneten sie es. In der Orgel war ein Bewegen und Klappern der Pfeifen deutlich wahrge- nommen worden. In den Häusern hatten Viele ein Zittern der Meu- bel und Klirren der Gläser, als ob ein schwerer Wagen schnell vor- bei führe, bemerkt, im Bett Liegende hatten das Gefühl gehabı, als rücke Jemand das Bett hin und her. Nach den bis jetzt hier ein- gegangenen Nachrichten ist in dem ganzen obern Gebiete der Mulde diese Erderschülterung beobachtet worden. Aus Schwarzenberg wird gemeldet, dass sogar Risse in den Wänden des dortigen Telegraplıen- bureaus entstanden. In Waldenburg wiederum ist von Vielen ein Wanken des Thurmes deutlich gesehen worden. Der bedeutende Höhenrauch, welcher sich hier lange zeigte, ist seit gestern Abend, obwohl der Himmel noch wolkenlos war, verschwunden. Heute sind schon mehrere leichte Gewitter gekommen, die uns den lange er- sehnten Regen gebracht. Auch aus der grössern Nähe von Halle liegt noch eine ver- einzelte Beobachtung vor; nämlich aus dem Dorfe Schochwitz bei Langenbogen (zwischen Halle und Eisleben), wo um 3 Uhr 18 Mi- nuten ein ziemlich heftiger Stoss in der Richtung nach SW hin ver- spürt wurde. Giebel, ÖOsteologische Notizen über den Orangulanschädel. Seit R. Owens vortrefllichen Arbeiten über die 'Orangaffen haben gerade diese Affen, theils wegen ihrer Menschenähnlichkeit, theils hinsichtlich ‘ihrer generischen und specifischen Differenzen die Aufmerksamkeit der Zoologen und Anatomen gefesselt und vorzüglich ist ihr Skeletbau in der neuesten Zeit zum Gegenstand einzelner Untersuchungen gewählt worden. Der Grad der Verwandschaft mit dem Menschen ist dadurch endlich in befriedigender Weise festge- stellt worden, dagegen sind die Ansichten über die specifischen, Al- ters-, Geschlechts- und überhaupt individuellen Eigenthümlichkeiten noch sehr getheil. Unsere Sammlungen besitzen von Orangallen eine schöne Suite von Schädeln in den verschiedensten Alterszu- ständen, auf welche Professor Burmeister bereits im J, 1848 in der Zeitung für Zoologie, Zootomie und Paläozoologie Bd. I. S. 3. durch einen Aufsatz: über einige osteologische Anomalien des Orang Utan, in Besonderem über die Nasen- und Jochbeine, auf- merksam machte, Diese Arbeit scheint wie so manche andere wich- 444 tige Untersuchung in jener von den politischen. Stürmen verschlun- genen Zeitung den spätern Bearbeitern dieses Gegenstandes entgangen zu sein und selbst G. B. Brühl, der die bezügliche Literatur sehr sorgfältig berücksichtigt zu haben meint, gedenkt in seiner jüngst erschienenen, auch in dieser Zeitschrift VIII. 559 mit kurzem Refe- rat angezeigten Abhandlung zur Kenntniss des Orangkopfes und der Orangarten mit keinem Worte der Untersuchungen Burmeisters. Dies veranlasst mich nochmäls auf jene Eıgenthümlichkeiten unter speciel- ler Berücksichtigung der Brühlschen Beobachtungen hinzuweisen. Der Griffelfortsatz, dessen Anwesenheit von mehrern Beobach- tern in Abrede gestellt worden ist, von Köstlin, Hyril und Brühl aber eıkannt wurde, fehlt an einem unserer jüngsten Schädel (Nr. 3) spurlos, an zweien (Nr. 2 u. 6) ebenfalls sehr jungen ist er als kleiner Stift deutlich vorhanden, noch deutlicher an einem sehr alten Exemplar (Nr, 9), während er an dem andern alten (Nr. 7) augen- scheinlich weggebrochen ıst, bei den jüngern kanlig und 2“ lang, bei dem ältern mehr gerundet und 4 lang und 13‘ von der äus- sern Gehöröflnung entiernt. Im Uehbrigen finde ich Brühls Angaben an unseren Schädeln bestäligt. Die zellıge Structur des ganzen Schläfenbeines ist an einem von einem geköpften Thiere herrührenden Schädel (Nr. 5), an wel-- chem beide Schläfbeine quer durchschnitten sind, sehr schön blos- gelegt. Die Zellen sind sehr unregelmässig und geräumig, ihre dün- nen Zwischenwände gebogen und durchbrochen, so dass die Zellen unter einander communiciren. Ob sie auch in die Schläfen- und Gaumenflügel des Keilbeines fortsetzen, wie Brühl nachweist, lässt sich ohne Oefinung dieser Knochen nicht ermitteln. Das Zwickelbein zwischen den Scheitelbeinen und Oceiput fehlt dem Schädel Nr. 2 völlig. Die noch sehr scharf und deutlich ver- laufenden Nähte dieser Knochen treffen in einem Punkte zusammen, Dagegen ist an Nr. 3 ein 9“ langes und 2 bis 3° breites Os Wor- mianum vorhanden. An Nr. 6 mit ebenfalls deutlichen Nähten wie- der nicht. An den ältern Schädeln sind die Nahtlinien verwachsen, daher hier die Beobachtung (desselben nicht möglich ist. Diese auf- fallende individuelle Eigenthümlichkeit ist schon von Burmeister a. a. 0. hervorgehoben worden. Die von Brühl an nur einem Schädel be- obachteten symmetrisch angeordneten Schaltknochen in beiden Augen- höhlen finde ich an keinem unserer Exemplare. Dagegen erwähnt dieser Beobachter nichts von den Schaltknochen, welche Burmeister bespricht, Dieselben liegen bei Nr. 2 und 6 auf der Vereinigungs- stelle des Scheitel-, Oceipitalbeines und der Schläfenschuppe als läng- lich vierseitige und dreiseitige Knochen, an Nr. 2 fehlen sie gänz- lich und die Schläfenschuppe verbindet sich auf eine weite Strecke mit der Oceipitalschuppe, auch den alten Schädeln fehlen sie. Das Foramen ovale des Keilbeines wird bei Nr. 2, 6, 7 und 9 ganz vom Keilbein allein umgränzt, am Schädel Nr. 3 bildet das Felsenbein die hintere Ecke des Loches und an Nr. 5 nimmt es noch 445 ‚merklich 'grössern Antheil an dessen Begränzung., Owen hatte: die- ses Verhältniss als Unterschied zwischen Orang und Gorill angeführt, Brühl dagegen, was also die unsrigen Exemplare bestätigen, als in- dividuelle Eigenthümlichkeit gedeutet- Hinsichtlich der Grenzverhältnisse des grossen Keilbeinflügels zum Scheitelbeine und der Schläfenschuppe zum Stirnbeine berichtet Brühl die Annahme Cüviers und .M. J.. Webers, indem er an einem seiner Schädel dieselben linkerseits, wie bei dem Menschen, rechter- seits wie bei dem Chimpanse fand. , Unser Exemplar Nr. 3 zeigt dieselbe Asymmetrie: linkerseits stösst die Schläfenschuppe unmiltel- bar an das Stirnbein, so dass die. Scheitelbeinecke 5‘ weit vom Flügel getrennt ist, rechterseits ist diese Entfernung auf eine Linie redueirt.. An Nr. 2 dagegen berühren sich Scheitelbein und. Keil- beinflügel und ‚trennen: Stirnbein und Schläfenschuppe auf eine Linie Entfernung von einander. |, Beide Seiten des Schädels verhalten sich hierin gleich. An Nr. 6, 7 und 9 berühren sich beiderseits Stirn- bein und Schläfenschuppe auf eine sehr weite, Strecke, bei Nr. 5 sind beide wieder jederseits durch die kurze Verbindung des Scheitelbeines mit dem Keilbeinflügel getrennt. Dass die Foramina infraorbitalia bedeutend variiren, hebt Brühl schon speciell vor und unsere Schädel zeigen in Betreff derselben folgende Eigenthümlichkeiten. Nr. 2 hat links ein grosses ovales Foramen, rechts 2 kleinere gleiche neben einander; Nr, 3 links drei in. oberer Reihe und eines darunter, rechts vier in oberer Reihe und eines darunter. Bei älteren Schädeln rücken die Foramina scheinbar viel tiefer unter den. Augenhöhlenrand ‚hinab, in Wahrheit aber rückt der Augenhöhlenrand höher hinauf, Bei Nr. 5 liegen links drei an Grösse abnehmende Foramina neben einander, rechts zwei gleich‘ grosse dicht beisammen, bei Nr. 6 rechts und links je zwei, davon das äussere kaum ein Viertheil des Umfangs des innern messend, Ganz ähnlich verhalten sich die Foramina an Nr. 7, während bei Nr. 9 rechts drei und links zwei gleich grosse sich finden. In die Fossa maxillaris, wo sie Brühl sehr selten fand, rücken sie bei unseren Schädeln niemals herab. Brühl giebt bis 6 auf einer Seite an, ob aber alle diese Löcher den Namen Foramina infraorbitalia verdienen, ‚möchte denn doch wohl zu bezweifeln sein, dazu müsste erst der ‚ Verlauf des Kanales im Knochen selbst verfolgt werden, Auch die Foramina zygomatica variiren in gleich auffallender Weise an unseren Schädeln. Nr. 2 hat nämlich links drei, Nr. 3 links nur ein grosses, welches rechts durch zwei zarte Brücken in ‘drei getheilt ist, Nr. 5 rechts keines, links drei, Nr. 6 rechts drei und links vier sehr verschiedene, Nr. 7 rechts drei und jedes mit ‘einem vorspringenden Zacken als Anfang einer Brücke, links fünf ‘getrennte, Nr. 9 jederseits drei an Umfang verschiedene. Ueber die Manichfaltigkeit der Nasenbeine: verbreitet sich Bur- meister a. a. O. speciell, ebenso über das Jochbein. Ich will nur kurz die wichtigsten Eigenthümlichkeiten in diesen Knochen hier be- 30 446 zeichnen. Zwei völlig getrennte und fast symmetrische schmale Na- senbeine hat nur Nr. 2, Bei Nr. 6 ist wenigstens noch eine deut- liche Spur der miltlern trennenden Naht sichtbar und die Nasenbeine erweitern sich im Frontaltheile ebenso sehr als im vordern, hier fehlt auch die sonst sehr deutliche Naht zwischen Ober- und Zwischen- kiefer gänzlich. Bei Nr. 5, 7 und 9 ist das Nasenbein einfach und nach oben gleichmässig verschmälert. Nr. 3 zeigt einen völligen Mangel der Nasenbeine, die Oberkiefer treffen in der Mittellinie un- mittelbar- zusammen und den obern Rand der Nasenhöhle bildet je: derseits der schmale Rand der Intermaxillaria. Ein kaunı liniengros- ses Knochenspitzchen an der vordern Ecke der zusammentreflenden Oberkiefer ist das Rudiment der Nasenbeine, wie Burmeister schon speciell erörtert hat. Mayer hat den Mangel des Nasenbeines bei ' Hylobates lar in Meckels Archiv 1828 S. 443 nachgewiesen. Auch über die Zerfällung des Jochbeines in zwei Stücken an dem einen Schädel verbreitet sich Burmeister schon ausführlich, da- her ich hier nur daran erinnere. Von der Mehr- und Minderzahl der Backzähne, über welche Brühls Abhandlung interessante Notizen bringt, geben unsere Schä- del keine Belege, alle haben die normale Anzahl. Dass solche Ab- normitäten gar nicht selten vorkommen, auch bei andern Säugelhie- ren, dafür giebt das oben angeführte Beispiel von Procyon lotor ei- nen Beleg. Ich beobachtete sie bis jetzt bei Hunden am häufigsten, von denen mir freilich auch die grösste Anzahl von Schädeln durch die Hände gegangen ist. Bei Maulwürfen, Hasen und Mäusen, die ich gleichfalls in sehr grosser Anzahl prüfte ist mir kein Fall eines überzähligen Zahnes vorgekommen. Brühl giebt noch Tabellen über die senkrechten und queren Durchmesser der Augenhöhlen, die ich zur Vervollständigung seiner Angaben auch von unsern Schädeln folgen lasse, die Masse in pa- riser Linien, bei r die rechte, bei | die linke Augenhöhle, Querdurchmesser Senkrechter Durchmesser r l r l Schädel Nr. 2 11 11 14 14 = aD 12 12 134/, 131), - - 59 16 16 18 14a - SRH 15 15 17 18 - 9 15 15 18... 18 Die Form der Augenhöhlen. in. ihrer -Umrandung. ist ‚bei allen unseren Schädeln verschieden, und wird gemeinlich im Alter unre- gelmässiger als sie in der Jugend ist, Die Untersuchungen über die Artdifferenzen hat Fitzinger neuer- dings (ef. Il. 172) in grosser Vollständigkeit zusammengestellt, und -nachdem einmal die su ßallrrdsich individuellen Differenzen im Schä- delbau nachgewiesen worden sind, halte ich es für ein vergebliches Bemühen durch den Schädel allein die Artverschiedenheiten feststellen 447 zu wollen, vielmehr kann nun erst die sorgfältigste anatomische Un- tersuehung junger und alter, männlicher und weiblicher Thiere in mehrfachen Exemplaren über die Artcharaktere entscheiden und diese ist nur den Zoologen möglich, welche in directem Verkehr mit dem Vaterlande des Orangaffen stehen und durch diesen das ausreichende Material sich ‚verschaffen können. Einzelne Beobachtungen und dar- auf begründete Ansichten gewähren hier keinen sichern Boden mehr. Giebel. Wanderung durch den Huy bei Halberstadt. Zwei Stunden nördlich ‘von Halberstadt zwischen Schwane- ‚beck und Dardesheim breitet sich der Huy als eine vom grünen Blätterdache kräftiger Buchen und Eichen anmuthig beschattete Hü- - gelkette, ein Schmuck unserer Landschaft aus. ‘Wir beginnen unsere Wanderung mit seinem unbewaldeten Anfange. - Im Kreise Oschers- leben erhebt sich südlich bei der uralten, aber kleinen Stadt Schwa- nebeck der Höhenzug des Huys, der 600 Fuss über der Meeresfläche liegt. Zuerst am nordöstlichen Abhange treffen wir seine jugendliche Decke aufgeschlossen durch eine Grandgrube, welche grosse Anhäu- -fungen von grobem Conglomerate, ungewöhnlich grosse, sehr spröde schwarze Feuersteine, Granitstücke, Kiesel, Feldspathe und grosse Stücken weissen Triepels, derb mit einem eerdigen Bruche, darbietet, Das Bindemittel ist 'Mergelsand. Steigen wir von hier. die Höhe des Bergrückens hinauf: so schliesst er schon nach einigen 100 Schrit- ten gen Westen mit einem Steinbruche seinen Kern den Muschelkalk auf, der in grossen Platten von mässiger Stärke in Wechsellagerung mit dünnen Thonschichten bricht. Die eingeschlossenen, meist den Schichtflächen aufgewachsenen Versteinerungen bestehen grösstentheils aus zertrümmerten Kammmu- scheln und Limaschalen. Ein halbes Stündchen weiter kommen wir an jene schon seit Jahrhunderten in lebhaftem Betriebe stehenden Gypsbrüche, welche die meist horizontalen Schichten des Keuper- gypses an einzelnen Stellen über 60 Fuss tief aufgeschlossen haben. Ihr Fallen nach Norden und Süden ist mit den sich anschliessenden ‚Gesteinen gleichlaufend und trilt sehr untergeordnet auf, Man be- merkt zwischen starken Schichten von rauchgrauem oder schmutzig weissen Blättergypse, mit muschligem Bruche und von Thonadern durchschwärmt, dünne Schichten weissen Fasergypses und Marienglas, Thon und dichten Gyps, die mit einander abwechseln, auch Mergel- schichten, das Ganze von Muschelkalk umschlossen. — Ueber diesen Schichten häuft sich Thon und Dammerde mit Gypstrümmern, die ‚theils feinkörnig, auch mit fleischfarbigem Fasergypse durchsetzt sind. Versteinerungen und fremdartige Einschlüsse fehlen ganz, aber rosen- -förmig gruppirte Krystalle finden sich vor. Wir steigen am südwestlichen Abhange in ein kleines Thal hinab, das den Namen Kattensee führt und bemerken hier einen 30 * 448 -Hügel nach Süden hin, dessen felsige Kuppe dem Ackerbesitzer Ver- anlassung gab, einen Steinbruch zu eröflnen, der viel interessante Versteinerungen zu ‚Tage förderte. Die Lagerung gegen die Kuppe ist südwestlich unter einem Winkel von 15 Grad. Unter der 6 Fuss hohen Dammerde befindet sich eine 4 Fuss starke Lehmschicht, welche „mächtige Bänke eines gelblichen Kalksteins bedeckt. Die oberen ‚Schichten führen prachtvolle Pflanzenreste , Schill und. Blätter, grosse Ranken mit Blättern den jetzt weltlichen sehr ähnlich, vielleicht ganz identisch und unter diesen Schichten eine Art von Tropfsteingebilden, aber auch sehr poröse. Stellen, fast wie versteinertes Moos. Tiefer nach unten wird das Gestein fester und schliesst viele Kalkspathdru- sen in sich. Auch. Knochenreste, Gebeine vom diluvialen Manımut, z. Th. sehr schön conservirt, kommen in diesen derben Massen vor. -Wir: verlassen diese reiche Fundgrube der jüngsten Epoche der Vor- welt. sıe ist leider schon wieder verschültet und ihre Decke mit Ge- traide bestellt.. Den kablen Bergrücken hinansteigend treffen wir hier und da alte verlassene Kalksteinbrüche, auch wohl eine isolirte Masse bunten Sandsleins, der ziemlich übereinstimmend im ganzen Huy auf- „tritt, UVeberall ist er von Kalkstein umlagert, der am nördlichen und „südlichen Abhange sich theils unter den Mergeln, theils unter rothen ‚Thonen des Keupers verliert. Viele alte Steinbrüche bringen Kalk- stein zu. Tage, der in dünnen Lagen zwischen Thonschichten dasteht ‚und nur selten Versteinerungen zeigt, Einige 100 Schritte vor dem Wartihurme auf dem Paulskopfe bemerkte ich nur einzelne Mytuliten und Chamiiten. Hinter diesem Thurme senkt sich der Bergrücken und es entsteht eın Thal, das auf etwa 150 Schritt den Höhenzug unterbricht und mit rothem plastischen von einem tiefen Hohlwege durchschnittenen Thone ausgefüllt ist. Hat man westlich den Berg- rücken wieder bestiegen, so sind auch abermals kleine Steinbrüche -geöllnet, in welchen man Spuren von Corallen erblickt. Auf der Oberfläche liegen Kalksteine, welche von Wurzelfasern der Jetztzeit ganz durchdrungen sind. Jeizt treten wir in den herrlichen Buchenwald des Nienburger ‚Holzes, der den Bergrücken des Huys anmuthig überschattet. In der Nähe der Nienburg befindet sich ein Kalksteinhruch, der nur fuss- ‚starke Schichten von Muschelkalk liefert, die durch Thonlagen ge- trennt liegen. Die Oberfläche des Bodens ist nur hier und da durch Fahrwege blos gegeben, aber wo diese einschneiden, überall bis zum ‚grossen Steinbruche an der Chaussee von Halberstadt‘ nach Röderhof öffnen sie denselben Kalkstein. : Der grosse Kalksteinbruch liefert grösstentheils nur Material zum Chauseebau. ‚Seine Versteine- rungen sind zwar manichlaltıg, doch ohne besonderes Interesse und seine Schichtllächen bedecken stengelarlige und gestreifte Ablosungen. Nördlich abwärts wandernd zum neuerbauelen Gasthause begegnen wir einem weichen bläulichen Kalkstein, der bei Abteufung des Brun- ‚nens bis zu einer Tiefe von 105 Fuss aushielt und hier 2 Fuss hoch Druckwasser sammelte auf einer 4 Fuss mächtigen Bank festen gelb- 449 lichen Kalksteins, auf welche das Mauerwerk ‘des Brunnens gesetzt wurde. Ist der Brunnen ausgemauert, dann soll noch 10 bis 20 Fuss gebohrt werden, weil man in dieser Tiefe gutes Quellwasser zu finden hofft. h Wir kommen nun zu den Güstav-Adolphs-Buchen und gehorchen erst der Inschrift am Monumente, das sich unsern Blicken hier zeigt. ° „Steh Waändrer still und zieh’ den Hut, „Denn hier im Dome dieser Buchen, „Hat so wie Du die Ruh’ zu suchen, „Held Gustav einstens ausgeruhtl!“ Der nächste aber auch verlassene Kalksteinbruch in den Parkanlagen bei Röderhof am nördlichen Abhang des Huy’s ist reich an Encrini- ‚lien und deren Stielgliedern. Das eigenthümliche Aussehen des Schlosses lockt uns in den Schlosshof; wir schauen von hier in die Ferne, eilen vor dem Fel- senkeller vorbei, gehen über den Oeconomiehof des Röderhols und setzen jenseits unsere Untersuchungen fort. Nördlich vom Röderhofe entblösst die Chaussee nach. Eilenstedt eine steile Wand, welche aus fast wagerechten Schichten von. lockerm rolhen Sandsteine ‚und weissen Mergelsanılsteinen sich aufbauet.. Die Schichten fallen ‚12 bis. 15 Grad gegen Nordost, wie es sich am Kirchhofe und am: Eilsdorfer Wege dentlich beohachten lässt. An dem südlıchen Ufer‘ des darunter liegenden Teiches erheben sich wieder isolirte Felsen aus der Erde, die aus buntem Sandsteine bestehen. Die Bänke desselben sind von rothem plastischen Thone umschlossen, der nordwärts in lockern rothen Sand übergeht, süd- wärts aber den Gyps aufnimmt, Diese Richtung einschlagend gelan- gen wir an einigen ländlichen Hütten vorbei in.den herrlichen Bu- chenwald, Lustig sprudelt ein Quell aus dem Berge, dessen klares Wasser ein Bächlein bildet, das den vorhin erwähnten Teich nährt, nachdem es schon vorher dem Röderhofe und der Brauerei das nö-. Ihige Wasser gespendet hat. Nicht weit von dieser Quelle öffnet sich ein grossarliger Gypsbruch, der sogenannte Tönnigsche, der ver- schiedene Arten von Gyps zeigt. Er liefert uns Gypskıystalle im Thone, reines Marienglas, Faser- und Rosengyps, wie auch derben und kör- nigen. Seine Schichten sind nicht regelmässig stark, -hie und da in ihren Lagen gestört, und durch rothen und gelben plastischen Thon getrennt. Die herrschende Riehtung des Fallens der Schichten ist gegen Nordwest. Der aus diesem Bruche gewonnene Gyps- ist so vorzüglich, dass er beim Bau des neuen Museums in Berlin ‘zum Abputzen verwandt wurde. Man bereitet aus ihm auch. künstliche Marmorarten, indem man ihn färbt und poliert. Derselhe Gyps’ zeigt sich auch an der Daneilshöhle und blättriger am Eilsdorfer Wege. Er wird von Muschelkalk gedeckt und der herrschende Fall der Schichten ist gegen Südwest. Wir steigen nun den steilen Fusspfad unter den himmelanstrebenden Buchen rüstig hinauf und sehen die 450. alte Benedietiner- Abtey Huysburg vor uns, die eine reiche Geschichte hat, aus der ich nur einige kleine Bruchstücke mittheilen will. Der fromme Bischof Burchard I, pflegte, so oft er konnte, fern vom Geräusche der Stadt auf dem Bischofshofe im Walde zu weilen. Hier, 740 Fuss über der Meeresfläche, erbauete er für sich i. J. 1038 eine kleine Kapelle. um im Stillen mit Gott hier zu leben. Sein Eifer war so glühend, dass er beim Baue selbst Kalk und Steine zutrug und sprach das prophetische Wort einst in hoher Begeisterung aus: „Dieser Ort wird auf ewige Zeiten der Gotlesverehrung gewei- het bleiben!“ Noch steht der mächtige Bau des später erbaueten Klosters da und mancher Waller weilt in den grünen Hallen des Waldes oder kniet am Altare der Kirche 'nieder in stiller Andacht. An der Nordseite des Klosters ist noch der grosse Steinbruch zu sehen, aus welchem das würdige Gebäude erbauet wurde. Dieser Muschelkalk zeigt viele Spuren von Dendriten. Den Berg wieder abwärts wandernd berühren wir die Daneils- höhle. Hier im tiefsten Verstecke des Waldes, zwischen Huysburg und Dingelstedt hausete, wie die Sage meldet, im ausgehöhlten Sand- steinfels, dessen schmale Eingänge, wie noch heute die Riegellöcher zeigen, verrammelt werden konnten, der furchtbare Raubmörder Da- neil mit einer Frau, die er entführt’ hatte. Um nicht verralhen zu werden, erwürgte er die Unglücklichen, die in seine Klauen fielen, selbst seine Kinder, sobald sie geboren waren. Als man zuletzt ihm auf die Spur kam, liess er sich eher in seiner Höhle durch. Wasser, das durch die Decke hinein gegossen wurde, ersäufen, als dass er den Eingang geöffnet und sich gefangen gegeben hätte. Jetzt ist dieser Ort des Schreckens ein anmuthiger Vergnügungsort im Huy, ein kleines, heimliches, stilles, ringsum von Waldhügeln umkränztes, schaltenreiches Thal, geschmückt mit Blumenbeeten und Ruhebänken, wohin fleissig gelustwandelt; wird, und woselbst öfters Scheibenschies- sen abgehalten werden. Diese Höhle besteht, wie alle Sandsteinfelsen, welche durch den Huy ziehen, aus buntem Sandstein und hier lässt sich derseibe am besten beobachten. Starke, wenig geneigte Schichten, unter ei- nem Winkel von 20 bis 25 Graden stehen hier zu. Tage. Das Ge- stein wird durch häufige braunrothe Streifen und Partien bunt und zeigt keine bedeutende Cohärenz. Die-untere Schicht ist sehr dunkel braunroth und weich, dann kommen 5 bis 6 Zoll starke Adern‘ von hartem mit Quarz durchdrungenen Sandstein und hierauf folgt der lockere, in welchem die Höhle hineingearbeitet ist. Die Schichten fallen unter einem Winkel von 20 bis 25 Graden. Einzelne Stücke Rogenstein, die hier bei der Daneilshöhle liegen, lassen auf das An- stehen desselben in der Nähe schliessen. Hier und beim Röderhofe finden sich im bunten Sandsteine Einschlüsse von Glimmer und Chlo- rit in kleinen Blättchen, letzterer nur bei Röderhof. Bei der Daneils- höhle bemerkt man ockerbraune Punkte im Gesteine, welche wohl als Ausscheidungen des Eisenoxydes zu betrachten sind. Versteine- 451 rungen sucht man vergebens. Am Rande des Gebirges stehen die Schichten steil aufgerichtet, dem Gebirge zufallend, in der Richtung gegen Südwest. Zwischen diesen niederen Sandsteinflötzen und dem sich gleich dahinter viel höher erbebenden Kalksteinrücken ziehet sich eine Gypslagerung weit fort, welche man fast durch den ganzen Huy verfolgen kann und auch wahrscheinlich mit, dem Gypse hei Schwa- nebeck zusammenhängt. Freilich kommt er nur hie und da in klei- nen Massen vor. Wir wandern nun wieder weiter nach Westen zu und: gelangen am nördlichen Ablıange des Dompropsteiholzes zu einem neuen Gyps- bruche, in welchem eine ‚grosse Unregelmässigkeit der Schichtung herrscht. Theils tritt der Gyps hıer fest und körnig, theils faserig und blätterig auf, unterbrochen mit bläulichem Thone, der hier und da verhärtet und schieferartig wird, Die durchlaufenden Streifen von Faseryps werden bis 6 Zoll nach oben hin mächtig und laufen nach der Tiefe zu fein aus. Man bemerkt hier viele kleine Schlotten, die theils leer, iheils mit Moorerde ausgefüllt sind. Der Gyps muss gesprengt wer- den, weil er in sehr unregelmässigen massigen Stücken bricht. Unter schattigen Buchen schreiten ‚wir über. den Bergrücken fort und besuchen die Kalksteinbrüche ‘der Südseite des Huys. Fast der ganze Bergrücken von Schwaneheck bis Dardesheim . zeigt uns den gewöhnlichen Muschelkalk von bläulich grauer Farbe, mit dünnen Schichten hellen Mergels abwechselnd, Drusen von Kalkspathkrystallen und die gemeinen Versteinerungen enthaltend. Die tiefer liegenden Steinbrüche am südlichen Abhange zeigen uns den Kalkstein in gelb- licher Farbe in mächtigen Bäuken mit körnigem Bruche und fest. Ueber dem Dorfe Sargstedt liegt der erste offene Bruch im Dom- propsieiholze, der älteste und umfangreichste im Huy. Er liefert die grössten Werkstücke und die kleinen Stücken werden zu Mörtel ge- brannt, Der feste 4 bis 5 hohe, sogenannte Mehlstein bricht unter einer Decke von bläulichem Muschelkalke, der in kleinen ein Zoll dieken vielfachen Schichten darüber liegt und mit einigen Fussen Thonerde .bedeekt ist. Es finden sich in diesen Schichten Ammoniten, Mytuliten und Pectiniten, während in dem Mehlsteine nur Limaarten und Turbiniten vorkommen. Unter diesem Mehlsteine befindet sich eine lockere Schicht desselben Gesteins, ebenfalls mit Versteinerungen erfüllt, Es kommen auch hier kleine Schlotten vor, die mit Kalk- spalhkrystallen ausgekleidet sind. Die Schlotten erweitern sich nie über 4 Fuss im Quadrat. Die Schichten sowohl als die Düurchgangs- sprünge sind mit rothem Thone ausgefüllt, womit auch theil- _ weise. die grossen Poren und Drusen des Steines erfüllt sind. - Manehe Schichten sind von Eisenadern durchzogen. Es finden sich auch in einer oberen dünnen Schicht -Dendriten. Einige hundert Schritte von diesem Bruche unter der alten Warte, im sogenannten Weinberge, öffnet sich ein anderer Bruch, woselbst eben- falls der Mehlstein in 3 Fuss starken Schichten steht. Die Zwischen- schichten bildet ein »sehr poröser Kalkstein mit Versteinerungen. 452 Das Streichen der Schichten ist gegen den Bergrücken nordwärts in einem Winkel von ungefähr 25 Graden. Am Hügel östlich von Sargstedt findet sich weisser und gelber Thon mit Glimmerblättchen. Auf dem Thurmberge steht eine halbverfallene alte Warte, die der Domprobst Quirre im Jahre 1442 gegen die Feinde des Stifts erbauen liess, von welcher man eine reizende Umschau geniesst und bei der der sogenannte Forstweg uns nach dem Vorberge über As- penstedt führt, in welchem sich am Klauswege ein Steinbruch mit grossen Bänken festen Kalksteins öffnet. Diese Bänke haben theil- weise eine Stärke von 5 Fuss und ruhen ebenfalls auf lockerem Kalk- steine. Starke Thonschichten lagern über diesem Gestein, die dünnen Lagen von bläulichen Kalkstein enthalten. ‘Es kommen in diesem Bruche Pflanzenversteinerungen und Haifischzähne vor, jedoch nur sehr selten. An der Teichmühle bei Aspenstedt befindet sich unter der Dammerde in weissblauen Letten eine Art Excremente und unter dieser eine Schicht Alaunerde. Wandern wir nun durch den Wald weiter, so kommen wir über Athenstedt nach einem Kalksteinbruche am Siebertsteine, woselbst die Steine zum Dombau gebrochen werden, die von vorzüglicher Härte und Stärke sind. Ebenso im Steinbruche des Mönchenberges über Althenstedt. Von hier aus tritt der rothe Thon auf und geht bis zur Haıkenthalswarte in Kalk über. Der Keuper umgiebt den Nordrand des Huys und trennt den grossen Fallstein von denselben, inlem er westlich vom Dorfe Ro- den zwischen den grossen und kleinen Fallstein tritt. Zwischen Dardesheim und Zilly steht viel bunter Mergel, dem Keuper angehörig. In den untern Schichten wird das Gestein san- dig, thonig, grau und deutlich geschichtet. Ein bläulicher Kalkstein wechsellagert mit Sandsteinllötzen und beide haben gleiche Verstei- nerungen. Beide Bildungen können nur als eine und dieselbe For. mation betrachtet werden, in welcher bunter Mergel und Thon vor- walten. Unter dem Nonnenholze zwischen Huyneinstedt und Anders- beck ist eine Inkrustirquelle, in welcher Moose und Blätter sehr rasch von Kalksinter durchdrungen werden. Und so nehmen wir denn Abschied vom Huy und wandern unserm lieben Halberstadt wieder zu. Elis. Die Flora im Quadersandslein des Langenberges bei Quedlinburg. Zwischen Westerhausen und Quedlinburg erheben sich mehrere ziemlich parallele und ziemlich hora 9 streichende Höhenzüge. Der mittlere derselben, der östlich jenseits Westerhausen und unfern die- ses Orts sich erhebende, langgestreckte Langeberg, ‘welcher nach 453: SSO' auf'dem hohen, steilen, fast runden, von ihm nur durch einen Einschnitt getrennten, sich bis dicht vor Quedlinburg hinziehenden Münzenberg ‘gerichtet ist, besteht wie .der letztere Berg aus unterem Quadersandstein. |, Da, wo der Langenberg nahe bei Westerhausen sich am höchsten ‚erhebt und einen. scharfen, nach SSW sanft, nach NO steil abfallenden Rücken bildet, sind oben an der Nordkante des Kam- mes: an verschiedenen ‚Stellen Steinbruchversuche gemacht. Die Sand- steinschichten fallen hier gegen 70 % nach SW. Insbesondere interes- sant. ist von den durch solche Versuche entblössten Stellen der Stein- bruch Jacoby’s Mühle gegenüber. Hier untersuchte der trotz sei- nen hohen Alters in der geognostischen und petrefactologischen Er- forschung ‚ unseres Harzes unermüdliche, um solche hochverdiente Herr Ober-Bergmeister Weichsel*) zu Blankenburg am 6. August 1854 ein 9— 10 Zoll mächtiges, gegen 70° einfallendes, schwärz- lich-braunes Flötz, von dem wohl anzunehmen sein dürlle, dass es die vorweltliche Humusschicht ist, welche angeschwemmte Seetange zunächst bildeten, als beim Zurücktreien des Kreidemeeres der bis dahin submarinische Höhenzug des Langenbergs als Insel hervorgetre- ten war, und auf welcher dann jene Flora lebte, deren merkwürdige Reste‘man jetzt an jener Stelle erblickt. Im Hangenden wie im Lie- genden jener Schicht, in Letzterem in und an den Schichtungsflächen des laubmürben Sandsteines, zeigte sich Herrn Weichsel ein, zum Theil noch sichtbares, wahres Gewirre von Pflanzenresten so eigen- thümlicher Art, wie sie im harzer Kreidegebirge noch nicht gefunden ‚sind, Stammstücke, Stengel, farrenähnliche Wedel u. s.w. Referent untersuchte mit Hülfe des um die Petrefaktenkunde des Vorharzes so verdienten Herrn Mechanikus Yxem zu Quedlinburg wiederholt die merkwürdige Stelle und diese Untersuchungen, wie das reiche Material, welches ihm die Güte der Herren Weichsel und Yxem dazu ver- schaffte, gaben die Grundlage einer Abhandlung desselben über die fossile Flora des Langenberges, welche als zweiter seiner „Beiträge zur Kenntniss der vorweltlichen Flora des Harzes‘“ im VII. Bande der Palaeontographica von Dunker u. v. Meyer nächstens erschei- nen wird. So weit die Erforschung bis jetzt gediehen, bestand die Flora des Langenbergs zwar nur aus 3 neuen Arten, welche 3 verschiede- nen Gattungen (wovon 1 neu) und eben so viel Familien angehören, allein sie ist höchst merkwürdig. Die ‚Familie der Farren bot eine prächtige neue Gattung und Art dar, welche auf dem ersten Anblick lebhaft an Anomopteris Brongn erinnert, zu welcher sie Referent anfänglich auch stellt, allein die genaue Vergleichung beider Gattungen und ihrer einzigen Arten, zeigte dass beide sehr von einander abweichen. Die neue Gattung nenne ich zu Ehren meines Freundes Weichsel: Weichselia, die einzige Art: W. Ludovicae nach einer seiner Töchter, Das neue Farren # -*) Vergl." den unten folgenden Literaturbericht der Geologie. 454 ist übrigens eben so wenig, als Anomopteris Brongn ein baumartiges gewesen. _ Eine bedeutende Erweiterung der Kenntniss der fossilen Pan- daneen und Cycadeen bringen entschieden die beiden andern, mit Weichselia Ludovicae zusammen vorkommenden, Pflanzenreste: Pan- danus Sımildae Stiehler (nach einer geistreichen jungen Freundin der Geognosie benannt) und das nach einer Tochter des Referenten benannte Pterophyllum Ernestine.e Von jenem ist ein 104, Zoll starker, bis auf 6 Fuss Länge an der Wand noch sichtbarer Stamm und ausser zahlreichen Aesten und Blattfragmenten ein Frucht-, Ast- und Blattfragment zusammen enthaltendes Fragment; von Pierophyl- lum Ernestinae, Bruchstück des Stammes, eines Fruchtzapfens und eines Wedels mit Pinnen gefunden. Es möge hier nur noch zur nähern Characteristik jener merk- würdigen Flora die Diagnose der neuen Arten folgen: A. Filices. | Weichselia Ludovicae Stiehler: Frons bipinnata, expansa, maxima (5— 6—8) pedalis; rhachis valida, profunde sulcata, api- cem versus tenuissime (filiformiter) excurrens; pinnae terminales sub- verticales, elongalae, anguste lineares, remotae (distantes), reliquae horizontales, convexae, approximalae, lineari-lanceolatae, ad 18 poll, usque longae, ?/ıs Poll. latae, basi diseretae; pinnulae. perbreves, oblongae, obtusae, integerrimae, approximalae, fructiferae medio cana- lieulatae, ambitu contractae, steriles subplanae. B. Pandaneae. Pandanus Simildae Stiehler: Caudex 104/, pollicaris, annu- latus, ultra 6 pedes longus, decorticatus regulariter, corlicalus irre- gulariter striatus, ramosus, radicihus, aöreis munitus; folia coriacea, subensiformia, integerrima, 6 pedalia el ultra, 11, —4 poll. lata, semivaginantia, nervo mediano valido, carinato, nervis secundariis ® 20 parallelis, longitutinalibus, tenuissimis, striis interstitialibus Jr poll. latis interpositis; fissurae profundae a vento oriundae 1/, — 3 poll. inter se distantes sub angulo recto de margine folii nervum me- dianum versus transcurrentes in foliis velustioribus praesertlim con- spieuae; fructus drupaceus, drupae numerosae, oblongae, ovalae, strialae, in capitulum magnitudine capilis aggregalae. C. Cycadeae. Pterophyllum Ernestinae Stiehler: Truneus ceylindrieus, rudi- mentis petiolarum spiraliter dispositis ereberrimis approximatis, sub- rhomboideis, cunvexiusculis, medio eicatrice profunda notalis; stro- bilus eylindrieus, squamis rhachi spiraliter insertis, lunulatis, imbri- catis; frors pinnata, pinnae planae, abbreviatae, oblique Lola latitu- dine inserlae, subalternae, aeque distantes, oblongo -late -lineares, ob- 455. tusae, nervis parallelis longitudinalibus, distinetis; rhachis frondis ienue striata, apice decrescens, Stiehler. Herrn Bornemann’s Entdeckung der Kreideformation in Thüringen. Das Auftreten des Pläners auf dem Eichsfelde beschrieb zuerst im Jahre 1852 Hr. Bornemann in einer geognostischen Skizze des Ohmgebirges im Neuen Jahrkuche für Mineral. 1852 S. 1. Die Wichtigkeit dieses Vorkommens veranlasste mich auf einer Durchreise dasselbe an Ort und Stelle kennen zu lernen und erstattete ich über die weitere Ausdehnung der Kreideformation in der Gegend von Wor- bis in unserer Zeitschrift Ba. VIII. S. 169 Bericht. : Hr. Bornemann beschuldigt mich wegen dieses Berichtes des Plagiates, indem er selbst schon nachträglich in der deutschen geol. Zeitschrift VI. 273 die weitere Verbreitung und Gliederung nachgewiesen habe, nämlich mit einer kurzen brieflichen Notiz des Inhaltes, dass die Kreideformation auch in der unmittelbaren Nähe von Holungen in mehren Gliedern: auftrete. Diese Notiz habe ich selbst in unseren Bd. IV. 475 den Lesern mitgetheil. Das ist das Wunderbarste für Herrn Borne- mann. (a. a. O0. VIII. 540.) Ich bin nun ganz der Ansicht, dass wer wissenschaftliche For- schungen publieirt, sich nothwendig um die den Gegenstand betref- fenden Beobachtungen Anderer bekümmern muss, und würde Herrn Bornemann’s Vorwurf, dass ich seine zweite brielliche Notiz un- beachtet gelassen, vollkommen anerkennen, wenn derselbe nicht eben viel zu weit und ganz fehl ginge. Das Wunderbarste in meiner Ver- sesslichkeit liegt wohl nur darin, dass Hr. Bornemann sich über- haupt wenig um die Literatur bekümmert, denn dann würde er wis- sen, dass es heut zu Tage unmöglich ist alle in zahlreichen Journa- len zerstreuten Notizen und Correspondenznachrichten im Kopfe zu behalten oder nur zur rechten Zeit aufzufinden und dass selbst viel begabtere und fleissigere Arbeiter als ich sich‘ oft genug .derarlige und selbst grössere Versehen zu schulden kommen lassen. Wunder- bar wäre im Gegentheil das Gedächtniss, welches treu jede Forschung auch die ‚unbedeutendste bewahrt, die auf dem geognostischen, pa- läontologischen, geologischen, anatomischen, ja noch auf dem botani- nischen ‚und oryctognostischen Gebiete bekannt wird und ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich nur ein Viertheil der neuen That- sachen frisch im Gedächtniss behalten könnte, worüber ich in Jieser Zeitschrift seit 1953 regelmässigen Bericht erstalte. Wundern dagegen muss ich mich über Hrn. Bornemann’s Vorwurf, dass er mich des Plagiates beschuldigt. Seine zweite von mir vergessene Noliz sagt nämlich nur, dass er das Kreidegebirge in. der unmittelbaren Nähe von Holungen gefunden habe und fügt die 456 Glieder desselben hinzu. Mein Aufsatz, der die thüringischen Geog- nosien von Neuem auf dieses Vorkommen aufmerksam zu machen bezweckt, verbreitet sich dagegen über die Kreideformation zwischen Worbis und Kaltohmfeld, und ich habe ausdrücklich bemerkt, dass ich zwischen letzterem Orte und Holungen die Formation nicht anstehend fand. Ich bedauerte nicht mehr Zeit zu haben, um den unmittelbaren Zusammenhang von. Kaltohmfeld und Herrn Bor- nemann’s erster Entdeckung am Sonnenstein aufzusuchen, : wäre mir das unmittelbare Auftreten bei Holungen im Gedächtniss gewesen, so würde ich die noch immer blos vermuthliehe Verbindung beider Ablagerungen schon vielleicht auf der eintägigen Excursion gelunden haben. Seine eigene falsche Behauptung in der geognostischen Skizze des Ohmgebirges, dass zwischen Worbis und Kaltohmfeld nur Wellenkalk auftrete, berichtet Hrn. Bornemann in dem zweiten Briefe mit keinem einzigen Worte und ıch hätte also meine Beobach- tung, aach wenn ich auf ein wunderbares Gedächtniss gestützt die- sen Brief in Erinnerung gehabt hätte, doch nicht zurückhalten dürfen. Mein Aufsatz ist somit weder Plagiat noch verspätet, sondern be- richtet irrthümliche Angaben. Hr. Bornemann aber hat entweder nur die Ueberschrift mei- nes Aufsatzes gelesen oder er hat bei Niederschreibung seines völlig verfehlten Vorwurfes den Inhalt seines eigenen nur von der unmit- telbaren Nähe Holungens handelnden Briefes nicht mehr im Gedächt- niss gehabt. Beides ist wohl minder verzeihlich, als dass ich bei meiner die verschiedensten Lileraturgebiete umfassenden referirenden Thätigkeit eine kurze Correspondenz-Notiz aus dem Gedächtniss ver- lor. Uebrigens hat meines Wissens ausser Hrn. Bornemann und mir bis jetzt kein Geognost die Eichsfelder Kreideformalion zum Ge- genstande der Untersuchung gemacht, und erst am’ Schlusse seines Vorwurfes gegen mich stellt Hr. Bornemann weitere Mittheilungen in Aussicht, denen ich mit ganz besonderem Vergnügen entgegen- sehe. — Giebel. Jahresbericht der meteorologischen Station in Halle. (Hierzu die meteorologische Tafel für 1856.) Anfangs December 1855 zeigte das Barometer bei N. einen Luftdruck von 27'795 nnd stieg ziemlich langsam aber unter sehr umfangreichen Schwankungen bei durchschnittlich NNW/licher Windrichtung und trübem Wetter bis zum 19. auf 28''7'',31. Dar- auf drehete sich der Wind sehr bald nach W— SW und damit sank das Barometer den übrigen December, und den Januar hindurch un- ter sehr starken Schwankungen, dann etwas langsamer aber unter unter fortwährenden starken Schwankungen im Februar bei durch- schnittlich WSWlicher Windrichtung und trübem Wetter, im März bei WNW und ziemlich heiterem Wetter bis zum 16. April, wo der Luftdruck nur eine Höhe von 27''3‘'',61 zeigte. Von da an sahen Jahresübersicht der meteorologischen Beobachtungen in Halle im Jahre 1856. (Gehört zu Bd. FX. pag. 456.) Barometerstand auf 0 Grad Reaumur reducirt. Thermomkternaeh Belkin. Dunstspannung | Relative Feuchtigkeit (Pariser Zoll und Linien.) (Pariser Linien). (Procente). Are Nochmittags Mönatliches Höchster Stand, Niedrigster Stand. Diffe- | Morg. |Nachm.| Abends |Monatl. ae Wüärme.| Niedr. Wärme, Morg. | Nachm. le Morg. | Nachm.| Abends a 6 Uhr, 2 Uhr. = Mittel. Dalum) Bäromeler, Dhtom. Barometer, renz, #6 Uhr. | 2 Uhr. | 10 U. | Mittel, Datum. |Therm.| Datum, |Therm. 6 Uhr. | 2 Uhr. | 10 U. 1855 | December 27. 10,28 . 10, 27. 10,32 19.Nm. 2U. . 7,31 T.Mg. 6U. % H 16,80 -3,25 30.Nm. 2U, 1,27 | 1,44 ‚80 hi 82 77T 82 81 1856 | Januar . 13 2 $ 37. 7,41 | 13.Ab.10 , . 6,80 8.Nm. 2, 2 19,56 0,16 22. h y 1 1,74 | 1,99 77 85 88 Februar . 10,98 27. 1, 27. 10,97 18.Nm, 2, . 3,78 2.Mg. 6, } 8,68 1,67 ; g.. ; a } 2,08 | 2,18 87 75 83 82 1, Vierteljahr. 27. 9,52 27. 27. 9,57 |} 19. Decemb.| 28. 7,31 8. Januar h 20,07 ‚26 -0,47 h 22. B 5 1,70 | 1,97 ; 85 76 83 82 März 050 16.Ab. 10 ,,| 28. 4,56 23. Nm. . 8,59 0,72 B DM ‚0 130. Di 1,44 ! IN 80 öl 72 68 April 8,49 1.Mg. 6,,| 28. 1,13 29. Mg. ° 9,77 6,96 25 2 . 8 h 84 5l 73 70 Mai 8,24 20.Ab.10 ,, | 27. 11,25 16. Nm, 7,64 8,74 3. 3.Ab. 10, : 3,46 86 57 8l 74 2 Vierteljahr, 8 Ä ; 9,74 16. März 28. 4,56 | 29. April Ag, 13,20 5,47 } ‚7 | 30. März P Ep ö 83 53 75 7ı —— = Juni y 27. 10,78 27. 10,77 7-Ab: 10 | 28. 1,91 20.Nm. 2, ö 6,29 12,14 |13,21 [13. T.Mg. 6, > 84 60 83 76 Juli .1057 N 30.M& 6,,| 28. 1,77 8.Nm. 2, A 8,11 12,28 | 13,39 |24. } 2.Ab.10,,| 7,5 50 75 68 August 0,40 1.Mg. 6,,| 28. 1,55 19.Mg. 6,, . 11,61 13 28 | 14,43 3 31.Mg. 6,| 5,6 j 5 3 85 54 80 73 8. Vierteljahr. ‚2 5 . 10,25 7. Juni 23. M n 2 PR; 13,68 | 11. Aug 31. Aug. 5,6 2 5 8 ‚5: 83 55 79 72 s = ei September 7 2: 9, 27. "9,8% 27. 9,29 15-Mg. 6 | 28. 1,25 25.Mg. 6, A £ 10,80, 111.9, 27, 27. 5 465] 14,2] 3,78 883 57 83 76 October 23 BER]; 28. 1, 3. 1,15 25.Ab.10,,| 28. 4,25 2.Ab. 10, Z 5,58 8,25 | 8, 2, B ‚| 1,9 f 19,1 | 3,19 94 67 | 89 83 November 9,45 6.Nm.2,,| 28.419 | 11.Nm, 2, 4 6 0,95 |24. Ne. 6,, 27.Ab.10,.|-11,0 | 19.0 | 1,84 88 80 84 34 } | \ a & 2 n 1 #4. Vierteljahr, | 27. 10.61 . 10, 27. 10,79 . 10,64 | 25. Octob. 2 25 | 11. Noremb: 230 2 Ib N 1. Sept. 27. Nov. | -11,0 1 i 68 85 sl E u aha ha a | — ———— I Jahr 1856. | 27. 10,05 v 27. 10,18 27. 10,05 | 19.Dec.55.) 28. 731 ||8.Jan. 56. | 26. 11,24 4,65 | 9,28 | 5 ‚9 | 22. Dee. | -14,0 63 | 8 76 \ 4 Er Fortsetzung der Jahresübersicht für 1856. I EEEENENENENENENENHNH N nn Electri- F . . . sche Er- Winde. Himmelsansicht. Hıdrometeore. a gen. Monat. Tage mit: In Tage mit: Wassermengen aus: RE 3 \ \ } ‘0. 050. | SO. | SS0O. S. SSWw. | SW. | WSW. W. ['WNW.| NW. | NNW. | Mittlere Windrichtung. - = 3 = SRRIBBEON |) Ada 907 g bed. ir. | wolk. | zht. ht. vht. Allgemeinen. Regen |Schnee| Regen |Schnee Besinp: = 2|& ER | | | |) ee er Ve BE 1 ee IE | a ee ee a a 1855 2 December | 10 5 0 0 {) {) ı | 20 | 13 | ı6 7 9 0 | W-340 45° 54,12-N | 9 5 8 3 4 2 | wolkig 3 5 191 | 5335| 714 || — 1856 Aannee 3 0 6 1 1 5 5 10 8 29 8 6 2 S-75% 12° 36',70-W 8 10 1 4 5 3 wolkig =: 94,6 _ Februar 0 1 0 {1} 0 5 9 7 38 7 4 1 S-780 44° 32',04-W 15 5 4 1 2 trübe 4 5 138,1 — 1. Vierteljahr. | 17 5 7 1 1 5 11 39 |.28 | 83 | 22 19 3 | S-800 30° 4u",48-W | 32 20 13 8 1 7 14 10 251,8 _ März 10 14 7 0 0 0 0 126 28 5 2l g 5 W-330 9" 21”,49-N 5 5 it 2 8 10 zieml, heiter 3 1 34,6 en April 12 21 0 {) [1] 0 0 1 1 4 7 20 2l W-730 51° 21,78-N 1 9 6 7 3 4 zieml. heiter 12 — 114,7 p' Mai 15 8 1 0 0 0 1 1 2 8 7 33 14 W-560 36° 40',23-N 3 15 10 3 0 0 trübe 26 —_ 560,1 5 2. Vierteljahr, 87 43 8 0 0 0 1 3 11 17 35 62 40 W-630 46' 47',56-N 9 29 17 12 1l J4 41 1 709,4 7 Juni 1l 1 0 0 0 0 0 9 10 14 18 18 9 W-320 55° 6'',89-N 10 6 4 3 1 wolkig 16 =" 7118 8 Juli 8 6 1 0 0 2 1 6 9 28 13 10 8 W-200 59° 17',39-N 6 il 7 7 0 zieml. heiter 7 _ 76,8 3 August 13 2 0 0 0 0 4 13 35 10 12 2 W-200 38° 28',87-N 10 4 6 9 1 wolkig 17 =: 316,3 6 | I | 3. Vierteljahr, 32 9 1 0 0 2 1 19 32 77 41 40 19 W-130 56° 33°,21-N 7 26 al 17 19 2 30 = 1105,4 ur | -— September 15 10 0 0 2 4 10 8 18 al 7 | W-550 56° { 2 11 3 1 wolkig 8 = 237,3 2 October 18 18 0) 0 al ek 7 14 | 17 5 | W-500 1] 41°%,66-N 1 7 5 5 | zieml.heiter 6 —_ 79,1 1 November 10 2 3 2 2 22 15 12 D) 8 S-640 43° 26° ‚24-W 15 0 u trübe 13 8 209,2 2 | — 4. Vierteljahr, | 43 | 30 0 0 3 4 8 33 30 44 16 37 20 W-300 2° 19,83-N 18 20 20 18 8 7 27 8 525,6 5 a —,_=;,;,;,;,,;; nn | mn | mm | mn mm | men | mem men | mn men mm | me | m, m mn 1 Do [lm {ol on Jahr 1856. | 129 87 16 1 4 ıl 2l 94 101 221 1l4 158 12 W-290 44° 25° ,77-N 66 95 zı 55 49 30 102 19 2592,2 29 — 457 wir das Barometer anfangs langsam und unter fortwährend kleinen "Schwankungen bei durchschnittlich westlicher Windrichtung und wol- kigem und feuchtem Wetter bis in den Mai, im Anfang des Juni aber bei NW und regnigtem Wetter schneller steigen bis zum 7. Juni (28“ 191), worauf es bei fortdauernder NWSlicher Windrichtung und häufigem Regenwelter unter vielen und lang gezogenen aber ver- hältnissmässig kleinen Schwankungn den Juni, Juli und August hin- durch bis zum 25. September langsam auf 27'4',40 herabsank. Alsdann stieg das Barometer wieder langsam bei westlichen Winden und sehr veränderlichem Wetter bis zum 25. October 28''4‘',19, worauf es bis gegen das Ende des November unter fortwährenden Schwankungen hei: sehr veränderlicher, vorherrschend westlicher Wınd- _ rıchlung und trübem Wetter im Sinken begriffen war und am Schluss des Monats den Luftdruck von 27'7‘,24 zeigte. Aus der gegehe- nen Uebersicht des Ganges der Barometerschwankungen ist hervorzu- heben, dass dieselben in diesem Jahre sehr unregelmässig erfolgten: im Januar und Juli durchschnittlich tiefe, im März und September bis October hohe Barometerstände. Der miltere Barometerstand im Jahre ist = 27‘10°,05. Der höchste Stand im Jahre war am 19. December = 28'7‘,31; der tiefste Stand am 8. Januar war = 2611,24; demnach beträgt die grösste Schwankung im Jahre = 20,07. Die Wärme der Luft war im December verhältnissmässig auf- fallend niedrig (— 3°,07 im monatlichen Mittel), dagegen im Januar und Februar ziemlich hoch, darauf war die Luft während des März, April und Mai wieder verhältnissmässig kalt, im Juni aber trotz der häufigen und starken Regengüsse doch ziemlich warm. Auch während der Monate Juli bis October war die Temperatur. im Allge- meinen der Jahreszeit angemessen, dagegen im November wieder sehr niedrig. Es waren also nur die Monate December, März und No- vember auffallend kalt, aber auch so kalt, dass dadurch die mittlere Jahreswärme erheblich niedergedrückt wird. Dieselbe war nämlich in diesem Jahre — 6°,59, während sie nach Kämtz’s Beobachtungen 7°,15 betragen müsste. Die höchste Wärme wurde am 11. August beobachtet — 24°,9; die niedrigste Wärme am 22. December 33 — — 140. Die während des Jahres beobachteten Winde sind N = 129 N = 24 NNO = 57 0NO = 12 0= 233 OO = 1 SS = 72 050 = 16 Ss = 1l NW — 158 NNW —= 4. WIW = 114 W = 221 SW 94 SSW al WSW 101 woraus die mittlere Windrichtung im Jahre berechnet worden ist auf W— 290442577 —N, Die relative Feuchtigkeit der Luft war auch in diesem Jahre der von Kämtz’s ermittelten ziemlich gleich — 76 pÜt.; dagegen war ‚die mittlere Dunstspannung nur 2,99 (Kämtz: 3”,37.), dabei hat- 458 ten wir wolkigem Himmel. Wir zählten 66 Tage mit bedeck- tem, 95 Tage mit trübem, 71 Tage mit;wolkigem, 55 Tage mit: ziemlich heiterem, 49 Tage mit heiterem und 30 Tage mit völlig heiterem Himmel. Die Zahl der Regentage beläuft sich auf 121 (incl. 19 Tage mit Schneefall). Die Summe der an diesen Tagen niedergefallenen ‘Wassermenge beträgt 2592',2 paris. Kubikmass aus Regen, 187,5 aus Schnee, zusammen also 2779”,7 auf den Quadratfuss Land, welches einer Regenhöhe von 19,3 entsprechen würde. Eine ziem- lich gleiche Höhe wurde auch im vorhergehenden Jahre beobachtet. An electrischen Erscheinungen wurden in diesem Jahre 29 Ge- witter, an 9 Abenden auch Wetterleuchten beobachtet. FF. Weber. Ori@, Thomsson, in Schweden gefundene Arten der [Staphylinen-] Gallung Omalium. Herr Thomssen, welcher schon in der Öfversigt vom J. 1852 eine Uebersicht der bis dahin in Schweden gefundenen Arten der Gattung Homalota (Mannerheim), welchen er in diesem Jahr- gange, S. 91—107, mehrere später gefundene, ganz oder doch für Schweden, neue — sämmtlich charakterisirt, wie die ersteren — hinzufügte, gegeben hatte, theilt hier Folgendes über die Gattung Omalium mit. Es können mit der Begränzung, welche Erichson der ge- nannten Gatlung gegeben hat, nur 17 von den von Gyllenhall in den „Insecta Suecica“ unter diesen Namen beschriebenen Arten zu ihr gerechnet werden. Prof. Zetterstedt hat in den „Insecta Lap- ponica‘“ mehrere neue Species beschrieben; von diesen ist O. quadra- tum, in Folge der Untersuchung der Typen, welche ich durch die Güte des Hrn. Prof. Zetterstedt im Stande gewesen bin vorzuneh- men, eine Acidota, nicht aber, wie Erichson, annimmt, identisch mit A. ferruginea, sondern eine neue Art; OÖ. Fahraei gleich mit 0. fiorale Payk.; O0. lineare, eine neue Art, von Erichson auch in Deutschland gefunden; ©. alpinum, identisch mit O. luridum; O. fe- nestrale, mit welcher O©. pubescens zusammenfällt, eine neue Art, welche Arpedium am nächsten kommt, zu welchem 0. impressum und dessen Var. 0. Gyllenhali von Erichson richtig gestellt worden sind. Mit dem Hinzukommen der 7 Arten, welche später angetroffen worden sind, beläuft sich sonach die Anzahl der in Schweden ge- fundenen Arten dieser Gatlung auf 25, welche vermuthlich auf meh. rere Genera vertheilt werden könnten, wenn die Mundtheile einer sorgfältigen Betrachtung unterworfen würden. Die hier aufgeführten Arten sind: Om. rivulare, septentrionis n. sp., riparium n. sp., lae- yiusculum, monilicorne, exiguum, fossulatum, caesum, pusillum, florale, nigrum, Salieis, brunneum, lucidum, vile, striatum, pygmaeum, luridum, ‘459 inflatum, lineare, testaceum, deplanatum, coneinnum, planum, Pi- nei n. sp. — (Aus der Öfversigt af k. vet. Ak.’s Förhandlingar 1856. XII. 223 — 228. mitgetheilt von Dr. Creplin.) Meves, zur Fauna von Goltland. Hr. Meves unternahm, um eine Anzahl Vögel in solchem Kleide näher kennen zu lernen und wo möglich mitzubringen, in welchem sie das (Stockh.) zool. Reichsmuseum bis dahin nicht besass, zwei kurze Ausflüge nach Gottlland, nämlich vom 3. bis zum 22. Junius 1854 und vom 3. bis zum 21. Julius 1856, und theilt hier die während derselben gemachten Beobachtungen mit, fügt auch am Schlusse dieser noch das folgende Verzeichniss der auf der genann- ten Insel bisher wahrgenommenen Säugethiere und Amphibien hinzu: 1) Säugethiere: Vespertilio auritus et pipistrellus, Canis vulpes, ‘Mustela erminea, Phoca vitulina L., Halichoerus grypus, Erinaceus europaeus, Sorex ... (eine Art, deren Stimme M. hörte), Lepus ca- nescens Nilss., Sciurus vulgaris, Mus decumanus et musculus: 2) Amphibien: Lacerta vivipara Jacqu., Coluber natrix, Vipera berus, Rana temporaria, R. arvalis Nilss, ®Pelobates fuscus Wagl., (Nils- son zufolge), Bufo vulgarıs Laur., variabilis Merc., ? Triton crista- tus Laur. (Ebendaher S. 271 — 282 mitgetheilt von Dr. Creplin.) Ueber Berg- und Hültenwerke im 12., 13. und 15. Jahr- hundert bei Heimburg, Wester- Gröningen, Hoym, Deren- Sarg und bei der Gersdorfschen Burg zwischen Badeborn und, Quedlinburg führe ich aus dem zweiten Theile von Stübner’s Denkwürdigkeiten des Fürstenthums Blankenburg etc. S. 295 und 301 Folgendes wört- lich an: 1. Um dieselbe Zeit (1203) ist auch im Langenberge, Heim- hurger Forst, auf einen Blei- und Silbergang gebaut, welche in neue- ren Zeiten von einer Gewerkschaft, die aus Heimburgern, Derenbur- gern, Wehrstädtern, Gr. und Kl. Quenstädtern, und aus Einwohnern der Voigtei zu Halberstadt bestand, abermals geschehen ist. In Be- treff der Derenburger führt der Halberstädter Bischof Albert in einer Pergament-Urkunde v. J. 1211 mit. an: dass die Derenburger Bürger auf der Ostseite des Wassers, nicht aber die Uebrigen Antheil am Langenberge hätten. 2. Bei der Grossdorfschen Burg (Gersdorfschen Burg) zwischen Badeborn und Quedlinburg hatte man in der Mitte des 12. Jahrhun- derts ein überaus reiches Bleibergwerk aufgenommen. Mit dem aus Letzterem gewonnenen Blei wurde die Stiftskirche zu Quedlinburg, eine Kirche zu Halberstadt und mehrere belegt; die Grenzstreitigkei. 460 ten und Kriegsunruhen aber machten diesem nützlichen Werke ein Ende. (Voigt, Th. 1. Ss. 222). 3. Bei Westergröningen an der Bode fand man schon zur Zeit Heinrichs des Finklers Erze, und bearbeitete sie, (Keltner’s Quedl. Anl. S. 8$).“ 4. Bei Hoyın, eine Meile von Quedlinburg ‘war noch vor dem 12. Jahrhundert eine sehr austrägliche Silberhütte ( Kirchmair, de opibus metall. Harzigerodae $. 26. Beckmann’s Gesch. von Anhalt, Th. 2. h. 3), welche durch die nachherigen Kriege zerstört, und erst im 15. Jahrhundert wieder bearbeitet wurde. — Nach Inhalt der gräfl, Theilungsrecesse stand in der Mitte des 15. Jahrhunderts bei Derenburg ein Hüllenwerk.“ Zu vorstehenden Nachrichten bemerke ich nun Folgendes: Zu 1. Am nordwestlichen Fusse des Forstorts Langenberg bei Heimburg befinden sich die nicht unbedeutenden Vertiefungen. von zwei verbrochenen Stollen nebeneinander, und am Bergabhange. dar- über eine Menge grösserer und kleinerer Pingen anscheinend von Schächten und Schürfungen. Ein Gang ist nicht zu beobachten, je- doch sieht man in dem Bache am Haldengebirge vor jenen Verlie- fungen lose Stücke eines, gegen 12“ mächtigen Kalkspalhganges mit Thonschieferbrocken und etwas Braunspath. Von Bleı- oder ande- ren Erzen zeigt sich aber nicht die allergeringste Spur, und ich möchte bezweileln, dass hier eine wirkliche Gewinnung von Blei- und Silbererzen stattgefunden habe. Interessant ist es aber, dass daselbst, am Langenberge, ein sogenanntes Gewerkenholz sich befin- det, welches den Gemeinden von Heimburg, Derenburg und anderer umliegender Ortschaften zusteht, und ohne Zweifel zur Zeit des Be- triebes des fraglıchen Bergwerks der Gewerkschaft desselben mit. ver- liehen worden ist. Noch jetzt finden von Zeit zu Zeit in Heimburg Versammlungen jener Holzgewerkschaft statt, bei welchem oft. nach altem Gebrauche tapfer gezecht sein soll. Zu 2. Um von dem fraglichen Bleibergwerke bei der Gers- dorfer Burg irgend noch Spuren aufzufinden, oder darüber vielleicht noch Etwas zu vernehmen, durehwanderte ich am 2. Juni .die &e- gend zwischen Badeborn und Quedlinburg, jedoch ohne allen Erfolg. Alle und jede Spuren an der Bodenfläche können im Laufe von 6 Jahrhunderten durch die immer fortschreitende Cultur gänzlich ver- wischt sein. Indessen ist schwer einzusehen, in welcher der dort vorkommenden Gebirgsbildungen, (Pläner und Quadersandsteine, Keu- per, Muschelkalk, Gyps etc.) das ‚überaus reiche Bleibergwerk‘ statt- gefunden haben könnte. Im Muschelkalk gehört das Vorkommen von Bleiglanz freilich nicht gerade zu sehr grossen Seltenheiten. Man ‚sollte meinen, dass so specielle Nachrichten, wie die fraglichen, nicht völlig grundlos sein könnten, weshalb es denn auch sehr wünschens- werlh sein dürfte, dass es Mitgliedern unseres Vereins gefiele,' der Sache weiter nachzulorschen, und die Ergebnisse in unserer Zeit- 461 schrift oder vielleicht bei der nächsten Generalversammlung mitzu- tbeilen. *) Zu 3: und 4. Bei Westergröningen, bei Hoym und bei Deren- burg habe ich nicht beobachtet. Vielleicht gelingt es dem einen oder andern Vereinsmitgliede, über die fraglichen Nachrichten weitern Auf- schluss zu erlangen. Ich will hier nur bemerken, dass üher einen grossen Theil des Harzgebirges, auch an der Südseite desselben (hier in der Gegend von Seesen, selbst in dem Orte Salze bei Nordhau- sen) viele Kupfer- etc. Schlackenhalden zerstreuet vorkommen, die aber vom Verschmelzen von Rammelsberger Erzen herrühren. Näm- lich während des ersten Bergbaubetriebs auf dem Oberharze von 1213 (oder, wie ungewiss, von 1279) bis 1349, welchem die von 1347 bis 1349 schrecklich wüthende, die Harzer Bergleute hinwegraffende, ' Pest ein Ende gemacht, ist soviel Holz verbauet und verkohlt, dass , Berge und Thäler kahl geworden, und Nichts mehr zum Fortbetriebe übrig geblieben. Wohl noch in der letzten Hälfte der darauf gefolg- ten langen Stillstands- Periode der Wolfenbüttelschen und Grubenha- genschen Bergwerke bis 1524, resp. 1554, in der auch noch 1473 der Harzwald von grosser Sonnenhitze sich entzündet gehabt, und auf 4 Meilen ‘weit weggebrannt ist, besonders aber vor der Periode sind die bei dem Unterharzischen, nämlich Rammelsberger, Bergbaue gewonnenen Erze, des grossen Holzmangels wegen, zum Verschmel- zen weit fort, auch in’s Land, dahin gefahren, wo Holz, Wasser und Gefälle vorhanden gewesen ist. (Calvör’s historische Nachrich- ten vom Unter- und gesammten Ober-Harzischen Bergwerke, Seile 25. $. 28. Seite 65 -- 67. $$. 17— 20.) — Bei dem Transporte verlorene Rammelsberger Erze habe ich an verschiedenen Punkten des Harzes u. a. auf dem Kaiserwege westlich oberhalb Zorge (wel- cher zum Transporte von Goslar S. S. O, über das Harzgebirge ge-_ dient haben — auf welchem auch von den Kaisern gefahren sein soll) gefunden. Es fanden sich deren bei Schurfarbeiten im Forst- orte Steinfeld bei Braunlage mehrere Fuss unter der Bodenfläche, und in Treseburg an der Bode, wo schon 1530 auf Kupfererze ge- bauet ist, und später bis zum Jahre 1777 ein ganz bedeutender Kupfer-Bergbau- und Hüttenbetrieb statt gefunden hat, fanden sich im Jahre 1855 nahe bei dem Wırthshause an der Brücke über die Bode, wo bei jenem Betriebe die Hütte gestanden haben soll, bei Ziehung eines Grabens durch die Schlackenhalde auch mehrere Stücke 2 *) In einem der Gypssteinbrüche des Seveckenberges über der Gersdor- fer Burg liegt ein Stollen, «der nördlich ın den Gypsstock eingeht, aber wegen Verschültung nicht bis in den angrenzenden Muschelkalk verfolgt werden kann. Auch ein mehre Fuss tiefes Gesenke in seiner Sohle ist verschutte. Obwohl diese Steinbrüche mehre Jahrhunderte hindurch Eigenthum meiner Familie wa- ren und von ‚Vater auf Sohn forterbten, hat sich doch keine Sage über den Ur- sprung und Zweck dieses Stollens in der Familie erhalten. Von Halden und dergleichen Spuren konnte sich bei dem lebhaften die Oberflache schnell ver- ändernden Betriebe in den Steinbrüchen nichts erhalten. Giebel. sl 462 Rammelsberger Erze (Grau- und Braunerze), Als wohl gewiss wird sich demnac nehmen lassen, dass wenigstens auf dem oben unter 4 gedachten Hüttenwerke bei Derenburg nur Rammelsberger Erze verschmolzen sind. C. H. A. Weichsel. Meleorologische Beobachtungen zu Schnepfenthal 1856. Feuchligkeitsgehalt | Baromelerstand im Mittlere Tempera- | der Luft im Mittel| Mittel auf U OR re- tur in RO. in Gramm auf den | d4ucirt, in pariser Kubikmeter. Linien. Januar +0,93 4,8 322,0 Februar + 2,1 5,1 325,7 März + 1,2 4,0 326,9 April —+ 6,5 6,2 323,25 Mai + 8,02 7,3 323,0 “ Juni 11,3 9,9 325,6 Juli 12,0 9,0 325,3 August x 13,8 10,2 324,1 Septeinber 9,8 8,4 323,8 October I 8,0 327,6 November +01 4,8 324,5 December +12 5,1 323,3 Jahresmittel —+- 6,2 5,25 324,6 Maximum +24,0d. 11.Aug. ' 332,6 d. 13. Jan, Minimum —12,0.d. 27.Nov. 312,5 d. 26. Dec. Die vorstehende Tabelle ist das Resultat regelmässiger täglicher Beobachtungen um früh 6, Mittags 2 und Abends 10 Uhr mit einem zuverlässigen Heberbarometer, Psychrometer und Thermomeler. Das Barometer hängt in 1178,5 par. Fuss über dem Meere, Die bei Schneplenthal wehenden Winde sind meist locale. Sonnabend den 23, dieses Monates a. c. erhob sich bei sehr schwü- ler Luft und 22,5°R. um 5°/, Uhr Abend bei gelindem NO Winde ganz in der Nähe unserer Anstalt auf der Strasse von hier nach Rheinhardsbrunnen wirbellörmig eine Staubsäule, welche bis zu einer Höhe von ca. 30 Fuss stieg, sich dann gegen SW langsam fortbe- wegte und plötzlich, bei heiterem fast wolkenlosem Himmel unter hefligem Getöse, wie das Rollen des Donners bei nahem Gewilter, ihren Weg in derselben Richtung forisetzte und so den Augen der Beobachter durch Berge entzogen ward. Den Umständen nach scheint mir die ganze Erscheinung durch eine electrische Entladung hervor- gerufen und nur die Richtung der Bewegung. durch den Wind be- stimmt, Ausfeld. 463 b ptoer a wur! - Astronomie und Meteorologie. Dove, über die klimati- schen Verhältnisse des preussischen Staates. — Dieser Bericht schliesst sich an den früheren (vergl. Bd. 5. S. 371) an und gieht zuerst ein vollständiges, Bild des Winters 1855/56, der durch seine intensive Kälte ausgezeichnet war. Die kälte dieses Winters entstand dadurch, dass der Luft der Polargegenden durch heftige Südwinde im südlichen Europa der Abfluss nach mindern Breiten ver- sperrt. wurde. Während nämlich 1855 im November auf dem mittel- ländischen Meere und den Küstengesenden der Siroeco durch Stürme und heftige Regengüsse viellache Verheerungen angerichtet halle, war in Norddeutschland von alledem nichts zu spüren, der Herbst war ausserordentlich schön gewesen und auch der November war regen- arm. Während dem aber in Smyrna noch im December heftige Ge- wilter mit Regengüssen wülhen, steigt in Norddeutschland die Kälte plötzlich so hoch, dass in Schlesien das Thermometer auf — 179 sinkt. Es war dies, nur die Folge des zu einer bedeutenden baro- metrischen Höhe sich aufstauenden Polarstrom’s, der dann aber mit Gewalt nach Süden drang und bald in Smyrna das Thermometer von + 15° auf — 1°, in Odessa sogar auf — 26° sinken liess Die Kälte drang von Osten herein und floss nach Westen ab; während in. Ostpreussen der 20. December der kälteste Tag war, war es in Mitteldeutschland der 21., in England der 22. Der Barometerstand war dabei auf dem ganzen Gebiete ein ungewöhnlich hoher. Am 8. Januar endlich brach der südliche Strom durch, wurde jedoch nochmals vom nördlichen überwältigt, behauptete dann aber das Feld. Der Kampfplatz beider war das miltelländische Meer, welches daher um. diese, Zeit von den heftigsten Stürmen heimgesucht wurde. Wo der als leichterer Strom von oben herahkommende Südstrom den Bo- den berührte, verdichtete er sich zu Regen, daher die Ueberschwem- mungen in Spanien, Nord-Italien, während in Algier Trockenheit herrschte. In dem preussischen und österreichischen Gebiete war der Effect des stauenden Südstroms nach Südwesten hın grösser als nach Nordost. Der nördliche Strom scheint, was ihm in Europa nicht gelingt, in Nordamerika bei dem ersten Angriff des südlichen Stroms zum Durchbruch gekommen zu sein, da hier um diese Zeit Stürme und Kälte herrschend sind. Wenn also bei ungewöhnlichen Schwankungen des Barometers auch an dem Beobachtungsorlte selbst keine Störungen des’ Gleichge- wichts der Atmosphäre zu verspüren sind, so‘ sind sie doch seitlich davon vorhanden, wie dies ausser den eben besprochenen Fällen na- mentlich der December 1856 gezeigt hat. Denn in diesem Monate folgten sich ausserordentliche Schwankungen des Barometers so schnell, wie selten. Das Barometer fiel an einigen Stationen his auf 9°“ unter das monatliche Mittel, um nach drei Tagen wieder bis auf 10’ über dasselbe: zw steigen, und bald folgten Nachrichten von 31* 464 zahlreichen Schiffbrüchen an der englischen Küste. In Betracht des- sen rälhı daher Dove den Schiffern dringend an, sich mit Aneroid- Barometern zu versehen, um durch deren Anzeigen noch rechtzeitig auf die Gefahr aufmerksam gemacht zu werden und giebt zugleich eine kurze Anleitung die Anzeigen dieses Instruments zu verstehen, Daran knüpfen sich dann noch einige Erörterungen über den Zusam- menhang zwischen dem Stande des Barometers und dem Wetter, wo- von wir, uns möglichst an des Original anschliessend, das Wichtigste mittheilen wollen, Das Bezeichnende für unser Klima ist das abwechselnde Vor- herrschen und Verdrängen zweier Luftströme, des Polarstromes und Aequatorialstromes. Beim Vorherrschen des ersteren als des kälteren und schwereren Stromes behauptet das Barometer seine höchsten, . beim Vorherrschen des letzteren dagegen, als des wärmeren und leichteren seinen niedrigsten Stand. Verdrängt daher der Süd- strom den schweren Nordstrom, so wird das Barometer fallen, im umgekehrten Falle steigen. Deshalb kommt es in Bezug auf das zu erwartende Wetter nicht sowohl auf die Höhe des jeweiligen Baro- melerstandes an, als vielmehr darauf, ob es im Steigen oder Fallen begriffen ist. Nach dem Dove’schen Drehungsgesetz geht, wenn der Süd- strom durch den Nordstrom verdrängt wird, die Windfahne von S durch W nach N, wird hingegen der Nordstrom durch den Süd- stron überwältigt, so geht sie von N durch O nach S. Der Polar- strom ist kalt, trocken, schwer; der Südstrom warm, feucht. Daraus folgt, dass wenn der Wind von S durch W nach N geht, das Ba- rometer bei fallendem Thermometer steigt. Sehneegestöber im Win- ter, Graupelschauer im Frühling, Gewitter mit nachfolgender Kälte im Sommer sind das Bezeichnende dieses Uebergangs. Geht der Wind von N nach NO, so folgt heiteres Wetter, die Luft wird trocken, bei hohem Baromelerstand, im Winter folgt auf dieses Schneegestöber, strenge Kälte bei sehr durchsichtiger Luft. Beginnt das Barometer zu fallen, so trübt sich, während der Wind Ostwind wird, der Him- mel und der nun fallende Schnee kommt von dem bereits oben ein- getrelenen Südwind. Regen mit steigendem Barometer und Westwind wird im Winter Schnee, Schnee mit Südwind und fallendem Baro- meter Regen. Geht im Frühjahre der Wind durch W nach N, so ist bei schneller Aufhellung ein Nachtfrost zu erwarten. Schwere Gewilter, die mit Ostwind aufsteigen, kühlen bei fallendem Barometer die Luft nieht ab, die Abkühlung erfolgt dann erst mit einem West- gewilter bei steigendem Barometer. Ein sehr plötzliches Steigen des Barometers lässt darauf schliessen, dass beide Luftströme, sich gerade entgegengerichlet stauen, und dass Sturm zu erwarten ist. Da der Unterschied der Temperatur und folglich auch des Druckes beider Ströme im Winter grösser ist, als im Sommer, so sind auch die Schwankungen des Baromelers im Winter grösser als im Sommer, des- halb aber haben feste Welterscalen an dem Instrumente keinen Werth, 465 Es können überhaupt keine: Wilterungsregeln ‚ohne Berücksichtigung der Windesrichtung aufgestellt werden, da ja, wie eben gesehen, auf der Westseite der Windrose das Barometer bei Niederschlägen steigt, auf der Ostseite fällt. Schliesslich sei noch angeführt, dass eine Vergleichung der Beobachtungen, die seit 1853 in Doberan an der Ostsee über die Temperatur des Meeres angestellt werden, mit den gleichen in Ko- penhagen, Irland und Island das überraschende Ergebniss geliefert ha- ben, dass auch dass Meer eine Wärmequelle ist, indem das Jahres- mittel der Meereswärme stets höher war, als das der Luftwärme. — Den Schluss bildet eine Zusammenstellung der monatlichen Mittel- iemperaturen, wie sie sich aus den letzten Sjährigen Beobachtungen für alle Stationen des preussischen Gebietes ergeben. Speciell für Halle sind diese: Jan. — 1,19; Febr, 1,45; März 1,96; Apr. 6,00; Mai 10,18; Jun. 13,57; Jul. 14,77; August 13,90; Sept. 10,49; Octhr. 7,51; Novbr. 2,62; Dec. — 0,01. Frühling 6,05; Sommer 14,08; Herbst 6,91; Winter 0,08. W. Physik. Sacchji, über ein neues Barometer, eine Luftdruck-Waage. — Die neue Konstruktion des Apparates be- steht einfach darin, die Barometerröhre frei an den Arm irgend eines Hebels zu hängen, also an den Balken irgend einer Waage. Durch Gewichte bringt man die Waage ins Gleichgewicht. Bei jeder Aen- derung des Luftdrucks ändert sich auch, da der Stand des Queksil- bers in der Röhre ein anderer wird, das Gleichgewicht der Waage und deshalb muss man eine entsprechende Aenderung der Gewichte vornehmen. Um aber der Mühe überhoben zu sein, solches stets wirklich vollführen oder bei jeder Beobachtung wägen zu müssen, kann man an dam Hebel einen Zeiger anbringen, so dass die Verän- derungen im Druck sehr leicht abzulesen sind. S. hat einen solchen Apparat, dessen Röhre einen Durchmesser von 1l5@m hat, in Art einer römischen Waage im Observatorium zu Rom aufstellen lassen, S. legt seinen Barometer folgende Vortheile bei: 1) Kann man die Röhre aus einem beliebigen Material, z. B. Eisenblech, welches sich nicht amalgamirt, anfertigen lassen und dadurch wird die Zerbrech- lichkeit bedeutend vermindert. Das Instrument eignet sich also be- sonders zum Höhenmessen. Bei dem Eisen hat man auch nicht in dem Grade wie beim Glase die Adhäsion der Luft und der Fenuchtig- keit zu fürchten und man kann auch das Quecksilber sehr leicht und ohne Gefahr auskochen, 2) Da man durch die Vergrösserung des Querschnittes der Röhre die Kraft und das Gewicht vergrössert, so kann man letzteres als Treibkraft benutzen, um das Instrument selbst- regislirend zu machen. 3. Die neue Konstruclion ist unabhängig von der Form der Quecksilberkuppe, von der Reinheit des. Queck- silbers und seinem specifischen Gewicht, von der Temperatur und von dem Unterschiede der Schwere in verschiedenen Breiten. Denn alle diese Grössen haben einen Einfluss auf das Volum des Quecksilbers 466 und auf die Höhe der Säule, welche man messen muss, um sein Gewicht zu erhalten, wogegen hier das Gewicht unmittelbar gegeben ist. 4) Ausser: dem Quecksilber kann man aber noch Wasser oder andere Flüssigkeiten benutzen. — S. versichert, dass sein Barometer die Veränderungen im Luftdruck immer früher als ein gewöhnliches Barometer anzeigt. (Compt. rend. 1857. Jan. Nr. II. Febr. 11). Kuhn, abgeänderte Zusammensetzuug der Kupfer- zinkbatterie. — K. hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle Um- stände, welche die Stromkraft einer Kette zu alfficiren im Stande sind, genau zu erforschen, um ihren Einfluss kennen zu lernen. Einige davon sind scbon längst durch zahlreiche Versuche festgestellt, haben aber bisher bei der Zusammensetzung der Ketten nur wenig Beachtung gefunden. So ist z. B. schon längst bekannt, dass es durchaus nicht gleichgültig ist, in welchem Verhältniss die Grösse der Oberflächen beider Erreger in einer Kelte genommen werden, damit diese die günstigste Wirkung zu erzeugen vermag. S. hat es daher versucht, die einzelnen Elemente der Kupferzinkbatterie so ein- zurichten, dass dieser Umstand gehörig berücksichligt werden kann. Bei der gewöhnlichen Einrichtung liesse sich dieser Bedingung nur schwer genügen. Es gelang ihm, ein Daniell’sches Element in seiner Wirksamkeit so zu erhöhen, dass es der Wirkung eines Kohlenzinkele- mentes sehr nahe kam, ohne dabei die Uebelstände zu besitzen, die den Kohlenzinkkellen unter allen Umständen anhängen. Ausserdem ist die Herstellung billiger. — Ein anderer Umstand, der auf die Stromstärke keinen unbedeutenden Einfluss ausübt, ist die Berück- sichtung der Temperatur bei der Anregung des Stromes, so wie während seiner Erhaltung. Jede Kette bedarf einer Erwärmung bis zu einer bestimmten Temperatur, um den möglichst stärksten Strom zu erzeugen. Soll aber die Erwärmung einen günstigen Erfolg haben, so ist unumgänglich nöthig, dass alle sonst wirksamen Zufälligkeiten beseitigt sind. Wird diese Bedingung nicht erfüllt, so ist die Erwär- mung der Kelte nur von geringem Einfluss. — Die Einwirkung der Erwärmung auf die Stromstärke stellte sich bei K.’s Versuchen, sowohl bei dem Kupferzinke, als auch bei den Kohlenzinkkeiten ganz ent- schieden heraus. Diese zeigten im Allgemeinen, dass die Erwärmung bei einer Kupferzinkkelte, wenn in dieser das Kupfer durch Kupfer- vitriollösung angeregt wurde und das Zink in verdünnter Schwefel- säure sich befand, erfolgreicher wirkte, als wenn die Anregungs- flüssigkeit des Kupfers eine andere war, Auch die Kohlenzinkkette kann in ihrer Wirksamkeit erhöht werden, doch darf der Grad der Erwärmung nicht zu weil gelrieben werden. — Die Verstärkung des Stromes mitltelst der Wärme hat darin ihren Grund, dass zwar die elektromotorische Kraft der Kette abnimmt, aber in einem weil grös-" seren Maasse nimmt der Widerstand ab. — Auf diese Prineipien ge- stützt hat nun K. der Kupferzinkbatterie folgende Einrichtung gege- ben. Jedes Element besteht aus drei in einander gesteckten Kupfer- 467 Kupfereylindern, die unter sich durch die an densellien angelötheten Kupferstreifen verbunden werden und von welchen der innerste den porösen Thontiegel enthält und in diesen wird die zur Erlangung der günstigen Wirkung erforderliche Anzahl von amalgamirten Zinkstäb- chen gesetzt. Die masiven Zinkstäbchen haben eine Dicke von 2 bis 3 Linien; daran sind aber Drähte gelöthet, durch welche die Stäb- chen unter sich verbunden werden, indem man diese Drähte in eine Schraubenklemme steckt. Man setzt 2, 3, 4 oder mehr Zinkstäbchen in die Thoneylinder und findet durch eine geringe Anzahl von Ver- suchen sehr bald, welche die passende Zusammensetzung der Kette ist. Die sämmtlichen Elemente werden zusammen in einen Kasten gebracht, der durch eine starke Eisenplatte in zwei Räume abgetheilt ist. In dem oberen Raume befindet sıch die Batterie und es sind bier die ein- zelnen Elemente durch Fächer von einander getrennt, von welchen je- des ein mit Wasser gefülltes Cylinderglas enthält, das zur Aufnah- me eines solchen Elementes bestimmt ist und wobei die Zwischen- räume innerhalb der Fächer mit Sand angefüllt sind. Der. untere Raum des von allen Seiten in erforderlicher Weise geschlossenen Ka- stens bildet den Feuerraum und dient zur Aufnahme einer Weingeist- lampe. Wenn man bei der Zusammensetzung der Batterie die ein- zelnen Elemente in warmes Wasser versetzt, hierauf den Kasten mit dem zugehörigen Deckel sorgfältig verschliesst und eine nur während einer halben Stunde andauernde Erwärmung vornimmt, so nimmt die Batterie die geeignete Temperatur an und behält diese, wenn auch die Weingeistflamme entfernt wird, durch mehrere Stunden, so dass ‚also der Kostenbetrag ein nicht erheblicher sein dürfte. Ueber die Leistungen dieser Batterie und über ihre Anwendbarkeit für verschie- dene Zwecke verspricht K. später Näheres mitzutheilen. (Dinglers polyt. Journ. CXLIV. S. 29.) B. Schaffgotsch, F.G. Eine akustische Beobachtung. „Auf die Schwingende Luftsäule, der- am besten mit gewöhnlichem Leuchtgase herzustellenden chemischen Harmonika, äussert ein in der Nähe angestimmter musikalischer Ton, wenn er zu dem der Harmo- nıka in einem einfachen Verhältnisse steht, z. B. unisono oder eine Octave höher, einen so starken Einfluss, dass die Flamme in leb- _ hafte Bewegung geräth und. bei gesteigerter Bewegung sogar verlischt, Auf diese Weise vermag, weun der Harmonikaton ein hoher ist, eine kräftige Falsetstimme die Gasllamme auf 10 bis 12 Schritt plötzlich auszulöschen.‘“ -——- Poggendorff fügt dem noch hinzu: „Wenn z. B. die Flamme eiwas gross war, ging sie durch das Singen nicht aus, veränderte aber während desselben ihre rundliche Gestalt plötz- lich in eine längliche. Andrerseits zeigte sich, dass die Röhre bei einer gewissen Grösse der Stellung der Flamme, ohne weiteres Zu- thun, gleichzeitig zwei wenig von einander verschiedene Töne gab, die mit einander interferirend, Schläge hervorbrachten, welche nicht blos hörbar waren, sondern auch mit der Flamme sichtbar wurden.“ {Poggend. Ann. Bd. 100. S. 302.) v. W. P} 468 Faye, neues, einfaches Stereoskop. — Dasselbe be- steht einfach aus einem Blatt Papier, worin zwei Löcher von mm (24/2) Durchmesser befindlich sind, etwa so weit von einander, wie die Augen des Beobachters. Man braucht dieses Stereoskop nur vor eine Doppelzeichnung zu halten, die man in der anderen Hand hält und nach und nach den Augen zu nähern, ohne aufzuhören, die Zeich- nung durch die beiden Löcher zu betrachten, Bald verschwimmen die beiden Löcher zu einem einzigen und alsdann erscheint das Re- liefbild ‚zwischen den beiden andern Bildern in vollkommener Deut- lichkeit. F. hat sich dieses Apparates in seinen nalurwissenschaft- lichen Vorlesungen bedient... (Ebenda Bd. 99. S. 64.) B. Hankel, W., über farbige Reflexion des Lichts von mattgeschliffenen. Flächen bei und nach dem Eintritt einer spiegelnden Zurückwerfung. — H. hat ein Bündel Sonnenstrahlen durch einen senkrechten Spalt in ein dunkles Zimmer geleitet, von einem hinter dem Spalt aufgestellten Stück matt geschlif- fenem Glase (welches sich um eine verlikale Achse drehen liess) re- fleetiren lassen und das Bild auf einer 5090"m davon stehende Wand aufgefangen. Bei streifender Incidenz fielen dann die Bilder des reflectirten und directen Lichtes ziemlich aufeinander und waren beide farblos; bei ahnehmendem Einfallswinkel (gegen das Loth ge- zählt) gingen beide auseinander und das reflectirte fing an sich zu färben, so dass es schon bei einem Einfallswinkel unter 850 deutlich gelb gefärbt war, welche Färbung bei weilerer Drehung des Glases bis zu 831/,° Einfallswinkel in das Orange und zuletzt bei 803/, ° in ein lebhaftes Feuerrolh überging. Ueber diese Grenze hinaus nahm die Färbung ab und schien sich wieder dem Gelb zu nähern, Bei gröberem Schliff der reflectirenden Glasplatte treffen diese Erschei- nungen erst bei nahe 90° ein; die Farbe des Glases hat jedoch keinen Einfluss. Bringt man bei dem Einfallswinkel 803/, °, wo das reflectirte Bild lebhaft roth erscheint, das Auge in die Nähe der spie- gelnd reflectirten Strahlen und hält ein Prisma vor dasselbe, so er- scheinen in dem zerstreut refleetirten Lichte sämmtliche Farben. Verrückt man dann unter Vorhalten des Prismas das Auge, so dass das reflectirte rothe Licht darauf fällt, so wird das Roth im Spectrum ausserordentlich stark strahlend und leuchtend, während an den übri- gen Farben keine Aenderung zu spüren ist. Die Erklärung jener Erscheinungen möchte nach H. dadurch gegeben sein, dass das rothe Licht vermöge seiner grössern Wellen. länge von den Rauhigkeiten der Fläche schon refleetirt wird, „wäh- rend die kleineren Wellen , ich möchte sagen, noch in die Erhöhun- gen ımd Vertiefungen hineinfallen,“ so dass diese erst bei grösserer Schiefe refleetirt werden und das gesammte refleclirte Licht zu Farb- losem vervollständigen. Die Versuche gelingen auch bei Lampenlicht, sowie auch bei durchgehendem Lichte. Vielleicht wird auch die rothe Färbung, welche Sonne und Mond annehmen, wenn ihre Sirah- 469 len durch eine dunstige Luftschicht dringen, durch einen ähnlichen Vorgang erzeugt, indem die in der Atmosphäre schwebenden Theil- chen die Stelle’ der Unregelmässigkeiten des maltgeschliffenen Glases vertreten. (Ebenda Bad. 100. S. 302.) Matthiessen, über die Leitungsfähigkeit für Elec- trieität von Kalium, Natrium, Lithium, Magnesium, Gal- ecium und Strontium. — Wird die Leitungsfähigkeit des Silbers bei 0°C = 100 gesetzt, so ist die- von Natrium bei 2107 C = 37,43 - Magnesium - 1790 C = 25,47 - Caleium - 1608 C — 22,14 «- Kalium - 20094 C = 20,85 - Lithium - 20%,0 C = 19,00 -» Strontium - 2000C = 6,71 Das zu den Versuchen benutzte Kalium und Natrium war das im Handel vorkommende, Lithium, Stronlium und Calcium waren electrolytisch dargestellt, ebenso Magnesium. (Ebenda S. 178.) Jamin, über die Geschwindigkeit des Lichts im Wasser bei verschiedenen Temperaturen. — Um die - Liehtgeschwindigkeit im Wasser. bei verschiedenen Temperaturen zu untersuchen, hatte schon Fresnel einen Apparat construiren lassen, ohne jedoch selbst zur Ausführung der Versuche damit zu kommen. Erst Jamin unternahm es, die Versuche mittelst dieses Apparates aus- zuführen, fand ihn jedoch nicht passend und nahm deshalb erst nach Construction seines Interferential-Refractors (diase Z. VIII. 44) jene Versuche wieder auf. Er stellte zwischen .die Perallelplatten desselben einen Glastrog, welcher seiner Länge nach und parallel den durch- gehenden Strahlen durch eine Scheidewand getheilt war. Die eine Abtheilung liess er leer, die andere füllte er mit Wasser; worauf sich in dem reflectirten Lichte das Bild der Scheidewand als eine lothrechte Linie zeigte, welche die horizontalen Fransen winkelrecht traf, ohne sich zu beugen. Als nun durch Anfüllung der leeren Zelle mit Eis, die Scheidewand und die dieser nächste Wasserschicht erkältet wurden, trat eine Verschiebung der Fransen ein, deren Sinn erkennnen liess, dass mit sinkender Temperatur des Wassers sein Brechungsverhältniss zunahm; ohne aber bei 4° C sein Maximum zu haben. Um genauere Resultate zu erlangen, stellte er zwei mit Wasser gefüllte Tröge nebeneinander, verstopfie die Zwischenräume zwischen beiden mit Baumwolle, und liess das Wasser des einen Trogs auf einer Temperatur von 00, während er es im andern all- mälig erwärmte. Mittels eines Compensators wurde dann die Ver- schiebung der Fransen, und mit einem Thermometer die Temperatur des (regelmässig umgerührten) Wassers gemessen. Zwischen 0° bis 30° C. entsprachen dann die mit steigender Temperatur abnehmen- den Brechungsverhältnisse sehr genau der empirischen Formel: 470 k = k, — 0,000012573 t — 0,000001929 ı das Maximum des Brechungsverhältnisses liegt bei 0%. /Ebenda S. 479 u. Compt. rend. T. XLIII. $S: 1191.) \ Böttger, R, Reinigung missfarbig gewordener sil- berner Gegenstände. — Silbersachen, die durch Zeit und Schwefel- wasserstoffgas so angelaufen waren, dass ihre Reinigung nicht einmal durch den bekannten Sud der Silberarbeiter gelingen wollte, hat B. auf eleetrolytischem Wege in kürzester Zeit vollständig gereinigt. Er brachte die Silbergegenstände, die in ein siebartig durchlöchertes Gefäss von Zink gelegt waren, in eine heftig siedende gesälligte Auflösung von Borax in Wasser, oder eine mässig concentrirte Aelz- kalilauge. Der schwarze, aus Schwefelsilber bestehende Ueberzug verschwindet augenblicklich. In Ermanglung eines Zinksiebes erreicht man seinen Zweck auch, wenn man die in jene Flüssigkeiten getauch- ten Gegenstände an verschiedenen Stellen mit einem Zinkstäbchen berührt. (Ebenda S. 659.) Schulze, O., Akustischer Wellen-Apparat. — Die Herren J. F. Schulze und Söhne, Orgelbauer in Paulinzelle in Thü- ringen haben nach dem Princip der Plücker-Fessel’schen Lichtwel- lenmaschine einen ähnlichen Apparat für die Schallwellen construirt, mittelst dessen auch die Darstellung longitudinaler Schwingungen neben transversalen, und die Nachbildung stehender Wellen möglich ist. Der Apparat, dessen erstes Exemplar bereits auf der Pariser Industrieausstellung ausgestellt war und mit der silbernen Medaille gekrönt worden ist, gibt Gelegenheit zu folgenden Demonstrationen: 1. Der Entstehung und Fortpflanzung einer einfachen Welle; 2. Der Interferenz zweier einfacher Wellen — bei gleichen oder ungleichen Wellenlängen — ohne Gangunterschied oder mit beliebigem Gang- unterschied; 3. Der Interferenz einer zusammengesetzien Welle (aus 2 oder mehr einfachen) mit einer einfachen oder wieder einer zu- sammengesetzten Welle; 4. Der Interferenz einer einfachen Welle mit ihrer Reflexwelle, Bildung der stehenden einfachen Wellen, der Schwingungsknoten u. s. w. 9. Der Interferenz einer zusammenge- setzten Welle mit ihrer Reflexwelle; stehende zusammengeseizte \Wel- len mit festen und beweglichen Schwingungsknoten zur Erklärung der Aliquot- Töne. Auf eine weitere Beschreibung des Aparates müs- sen wir verzichten, die innere Einrichtung ist jedoch einfach und so, dass man in wenigen Minuten den ganzen Apparat auseinander neh- men und wieder zusammensetzen kann. Der Preis beträgt 60 bis 100 Thlr., für einfachere Apparate für Schulen 40 Thlr. /Ebenda S. 583.) Grove, R. W., über einige neue Methoden zur Her- vorbringung und Fixirung elcetrischer Figuren. — Ver- suche von Poggendorff und Du Moncel haben gezeigt, dass wenn man zwei auf ihren Aussenseiten mit Metall belegte Glasplatten getrennt 471 hält und electrisirt, zwischen .ihnen ein glänzendes elektrisches Licht sichtbar wird. Grove gibt nun mehrere Methoden an, die hierbei stattfindenden Molekularänderungen der Platten sichtbar zu machen und die entstandenen Figuren zu fixiren: „1. Zwei Scheiben Fensterglas, 3 und 31, “in Seite, wurden in Salpetersäure getaucht, dann gewaschen und durch ein reines sei- denes Taschentuch abgetrocknet, bis sie beim Behauchen gleichlörmig anliefen. : Darauf brachte ich zwischen diese Platten ein blos auf der einen, Seite bedrucktes Papier, legte an die Aussenseite jeder Platte ein etwas kleineres Stück Zinnfolie und verband diese Belege mit den Polen des Ruhmkorff’schen Apparates. Nach einer Eleetrisirung von wenig Minuten wurden die Belege abgehoben und als ich darauf die innere Glasfläche anhhauchte, zeigte sich die Druckschrift, welche ihr gegenüber gelegen hatte, in grosser Schönheit, wie eingeäzt ‚oder wie Reif aussehend; selbst die Adern des Papiers kamen durch den Athem zum aan doch nichts jenseits des Randes der Zinnfolie. 2. In der Hoffnung, dass diese Abbildungen sich wohl _mit- -telst Flussäure dürften bleibend machen lassen, schnitt ich aus weis- ‚ sem Briefpapier das Wort Volta aus und legte es zwischen Glas- platten, electrisirte diese wie zuvor und setzte sie nun ohne die Pa- pierbuchstaben mit ihrer Innenseite den Dämpfen der Flussäure aus. Die zuvor unsichtbaren Züge traten nun vollständig hervor, ein blei- bendes und vollkommen genaues Abbild des Wortes Volta darstellend, so vollkommen, wie wenn es in den gewöhnlichen Aetzgrund einge- graben worden wäre. Es konnte ohne Veränderung gewaschen und beliebig gerieben werden, und dies lässt erwarten, dass man in der Folge auf diese Weise sehr schöne Effecte wird hervorbringen, z. B. Silhouetten und selbst feine Kupferstiche auf Glas u, s. w, über- tragen können. 3. Ich electrisirte nun wieder eine Platte wie zuvor, überzog dann die das unsichtbare Bild tragende Seite mit jodirtem Collodium und tauchte sie in ein Bad von salpetersaurem Silberoxyd (40 Gran auf eine Unze), in einem durch eine Kerze erhellten Zimmer auf die zu Photographiren übliche Weise. Dann wurde es einige Secunden lang gegen ein Fenster gehalten, wieder in das dunkle Zimmer ge- - bracht und mit einer Lösung von Pyrogallussäure überzogen. Das Wort Volta und die Ränder des Glases jenseits der Zinnfolie wurden geschwärzt und kamen vollkommen deutlich zum Vorschein, während die übrigen Theile des Glases durch die Eleetrisirung gleichsam vor der Wirkung des Lichtes geschützt blieben. Eine starke Lösung von unterschwefligsaurem Natron fixirte die Bilder bleibend. 4. Bei einem ähnlichen Versuche wie der letzte wurde die Gollodiumschicht nach der Fixirung des Bildes abgeschwemmt; diese enthielt das Bild, wie es bei einer gewöhnlichen Photographie der Fall ist; und die Glasplatten zeigten, nachdem sie mit .destillirtem Wasser gewaschen und getrocknet waren, kein Bild beim Anhauchen. 472 5. Ein electrisches Bild des Wortes Volta wurde mit einem Taschentuch wohl abgerieben, dann mit Wasser und Alkohol gewa- schen und darauf getrocknet. Dennoch kam das Bild beim Anhau- chen zum Vorschein. Einige der beim Collodiumprocess angewandten Reagentien hatten wahrscheinlich den Effect gehabt, das Bild im Ver- such 4. zu entfernen. ‘6. Buchstaben aus Zinnfolie geschnitten gaben dieselben Wir- kungen wie die aus Papier, doch wie es schien schwächere. 7. Eine Lösung von salpetersaurem Silberoxyd wurde auf eine electrisirte Platte gegossen, so dass sie ein Bad auf derselben bildete. Dann wurde aus 10 gewöhnlichen Stecknadeln eine Harke gemacht und mit den Spitzen das Glas längs den Umrissen des unsichtbaren Bildes berührt. Das Silber wurde natürlich in arboreseirender Form niedergeschlagen. (Ebenda S. 345.) Du Moncel, über Ruhmkorffs Inductionsapparat und die damit anzustellenden Versuche. Aus dem Franz, übersetzt von Dr. C. Bromeis und J. F. Bockelmann. Frank- furt a/M. Sauerländers Verlag. 1857. 11 B. 8. Obgleich die Construetion des Ruhmkorff’schen Apparates erst seit 1851 datirt, so sind doch seit dem schon so umfassende Unter- suchungen damit angestellt und so überraschende ‘und wichtige Re- sultate dabei gewonnen worden, dass gewiss jeder Physiker mit Freuden eine Schrift begrüssen wird, welche es sich zur Aufgabe gestellt, das bislier zu Tage geförderte, vielfachzerstreute Material zu sammeln und zu einem übersichtlichen Ganzen zu ordnen. Diese Auf- gabe hat Du Moncel, rühmlichst bekannt durch seine Arbeiten auf dem Gebiete der Inductions-Electricitlät, in der oben genannten Schrift zu lösen gesucht. R. Böttger in Gemeinschaft mit F. Bok- kelman und noch besonders angeregt durch den Autor selbst, be- schloss eine deutsche Uebersetzung des Werks zu liefern, wurde aber bald an der weitern Ausführung verhindert, worauf Dr. Bromeis die Vollendung übernahm. Um zu zeigen, was das Werkchen bietet und in welcher Weise es seinen Stoff angeordnet hat, wollen wir das Inhaltsverzeichniss beifügen: Beschreibung, Anwendung und Verbesse- rung des Ruhmkorff’schen Apparates, Untersuchungen über die mit diesem Apparat erzeugten Inductionsströme, das Verhalten dieser Ströme in gasförmigen Medien (almosph. Luft, eingeschlossener, com- primirter, verdünnter Luft, in Gasen, in Flüssigkeiten) Uebertragung der Induetionsströme durch isolirende Körper, Übertragung der indu- cirten Ströme im leeren Raume; sodann durch Körper von secun- därer Leitkraft, Plıysikalische Wirkungen des Inductionsfunkens (Lieht-Wärmewirkungen, Phosphorescenz, electrische und magnetische), chemische. Anwendung des Apparates zur Minensprengung, in der Mediein, verschiedene Arten der Electrisirung (durch Funken, durch einfachen oder condensirten Strom, durch abwechselnd umgekehrte Ströme, durch den Extrastrom). Verzeichniss der vorzüglichsten Ver- - 473: suche, die mit dem Ruhmkorff’schen Apparat anzustellen sind und An- leitung zu deren Ausführung. Experimente. — Die beigefügten Zeich- nungen sind Abdrücke der Originaldruckstöcke, welche von Ruhm- korff den Uebersetzern zur Disposition gestellt waren. Loomis E, über einige electrische Erscheinungen in den Vereinigten Staaten. L. beschreibt mehrere merk- würdige Erscheinungen, welche wegen der in den Vereinigten Staa- ten in reichem Masse vorhandenen Luftelectrieität, namentlich in den Kleidern und Haaren der Menschen fast täglieh wahrgenommen wer- den können, namentlich im Winter. An kalten Wintertagen ist oft das menschliche Haar so electrisch, dass beim Kämmen mit engem Kanme die kleinen Haare sich aufkrümmen und gegen den genäher- ten Finger sich hinwenden, wie’eine Locke, die mit dem Conductor einer Electrisirmaschine verbunden ist. Wollene Beinkleider ziehen nahe am Fussboden Staub und Härchen an, welche durchaus nicht mittelst einer Bürste sondern nur mil einem nassen Schwamme zu entfernen sind. Beim Hinwegstreifen mit den Fingern über die Beinkleider hört man ein Knistern und sieht im Dunkeln Funken; desgleichen wenn man die Betitdecke vom Bette aulhebt, mit einer Hand schwebend erhält und nun die Finger der andern Hand daran herabzieht, so scheinen die Finger von einer Lichthülle umgeben zu sein. Besonders auffallend sind aber diese Erscheinungen in Häu- sern, deren Zimmer mit dicken wollenen Teppichen (am hesten sammtnen) ausgelegt sind und fortwährend stark geheizt werden, (namentlich bei Luftheizung). Geht man auf einem solchen Teppich mit rutschender Bewegung schnell hin und her und nähert dann einen Knöchel etwa der Thürklinke, so springt ein glänzender, elec- irischer Funke, der eine Länge bis ®°/,‘ erreicht, unter lautem Kni- stern über. In einem Hause in New-York, wo diese Erscheinungen besonders stark waren, konnte man auf diese Art die eben aus- gelöschte Gasflamme mit dem Knöchel wieder anzünden, Sobald man einige Schritte auf dem Teppich gethan hatte, konnte man auf einen metallischen Körper Funken überspringen lassen, Trat Jemand in. das Zimmer und gab der Hausfrau die Hand, so erhielt ‚er einen leicht bemerklichen Schlag und wenn eine Dame sie zu küssen ver- suchte, empfing sie von ihren Lippen einen Funken. Als ihr Töch- terchen die Thürklinke ergriff, bekam es einen so starken Stoss, dass es vor Schrecken fortlief. Als Ursache der hier so reichlich auftretenden freien Eleectri- eität kann die Reibung der Schuhe des Gehenden gegen den trocke- nen Teppich angeführt werden. (Poggd. Ann. Bd. S. 599.) F. Place, über dieUrsache des Kupferniederschlags auf die Thonzelle der Daniell’schen Kette und über des- sen Verhütung. Bei längerem Gebrauch der Daniellschen Kette überzieht sich die eine Seite der Thonzelle mit compactem metalli- schem Kupfer, welches sich durch die Poren derselben hindurchzieht, 474 dadurch aber einestheils den: Strom schwächt, anderntheils die Zelle brüchig und unbrauchbar macht. P. hat sich zunächst überzeugt, dass dieser Kupferüberzug nicht ein Theil des zur Constanz der Kette gehörenden, die Polarisation verhütenden Ueberzugs ist. Er ist auch kein secundäres Stromproduet, noch entsteht es durch die Wirkung der. beiden Flüssigkeiten aufeinander. Bringt man einen wohl amal- gamirten Zinkblock in verdünnte Schwefelsäüre von gewöhnlicher Concentration, so bekleidet sich, bei schwachem chemischem Angriffe, das in der Säure stehende Zink mit einer grauen lockern Schicht „Zinkschlamm“. Dieser, in der Säure an der Zellenwand anhängend, kommt mit der Kupfervitriollösung in Berührung, welche in die Po- ren der Zelle eingedrungen ist, In Folge dessen wird auf der Thon- zellenseite metallisches Kupfer abgeschieden und indem dieses den Zinkschlamm direct berührt, und dabei in Kupfervitriollösung steht, wäh- rend jener von Schwefelsäure umgeben ist, so hat man damıt in dem grossen Daniell’schen Eleınent ein zweites kleines. Die Durchwach- sung der Thonzelle beginnt daher stels an der dem Zink zugewandten Seite. Zur vollständigen Erklärung der Bekleidung sind also zwei Bedingungen nothwendig und genügend: 1) Anhaflen von Zink- schlamm an der Wand der Thonzelle.e 2) Durchzogensein derselben durch Kupfervitriollösung: Um das erstere zu verhindern, lässt P. in der noch ungehrauchten und erwärmten Thonzelle ein Grm. Wachs schmelzen und dies durch Neigen der Zelle etwa bis zu 3 Linien über dem Boden an den Wänden sich ausbreiten. Der Zinkblock muss mit ebener Basis frei mitten in der Zelle stehen; und der ent- standene Zinkschlamm mit einem passenden Instrument alle 2 bis 3 Tage herausgenommen werden. Die zweite Ursache wird unschädlich gemacht, indem man die Säure 4 bis 5 Stunden vor der Kupfervi- triollösung in das Element eingiessst, damit sich vorher die Wand ganz mit Säure durchziehe. Bei dieser Vorsicht ist es möglich, die Kette Wochen und Monate lang in Thätıgkeit zu haben, ohne dass sich jene zerstörende Bekleidung einfindet. (Ebenda S. 590.) V.W. R. Adie, über einige thermoelectrische Eigen- schaften der Metalle Wismuth und Antimon im einfa- chen Element. — Der Verf. sucht zu beweisen, dass Wismulh- stäbe, die so gegossen sind, dass sie auf dem Bruch eine ebene Oberfläche zeigen, andere thermoelectrische Eigenschaften besitzen, als solche mit fein körnigem Bruch und dass sich ebenso, wenn auch weniger auffallend, analoge Antimonstäbe verhalten. Stäbe dieser Me- talle in ersterem Zustand erhielt er durch langsame, in letzterem durch schnelle Abkühlung. In den: Stücken eines durchgehrochenen grosskörnigen Wismuthstabes durchströmt nach seinen Versuchen, wenn sie zu einem. tihermoelectrischen Element verbunden werden, die Electricität die Berührungsstelle beider Metalle in derselben Rich- tung wie die Wärme. Bei den Stücken eines feinkörnigen Wismuth- stabes findet das Entgegengesetzte statt. Würden die beiden ver- 475. schiedenartigen. Wismuthstäbe zu einem Element verbunden, so, strömt, die Electrieität in derselben Richtung durch die Verbindungstelle, wie die Wärme. Ganz ähnlich verhalten sich analoge Antimonstäbe, nur bedingt die Richtung des Wärmestroms nach der Verbindungstelle zweier feinkörnigen Stäbe dieses Metalls hin, nicht die Richtung des electrischen: Stroms. Ein kleines dazwischen gebrachtes Blatt Wis- muth. veranlasst sofort, dass die Wärme und die Electrieität die Ver- . bindungsstelle der Anlimonstäbe in entgegengeselzter Richtung als die Wärme. durchströmt. (The quarterly journal of Ihe chemical socieiy Val, X. 2:14) H:. Chemie. Houzeau, über den acliven Sauerstoff. — H. sucht die Frage zu beantworten ob der durch Zersetzung von Bariumsuperoxyd mittelst. Schwefelsäure erhaltene active Sauerstofl' mit dem auf irgend eine Weise entstandenen Ozon Schoenbeins identisch is. Erfolgert aus seinen Untersuchungen dass nicht allein das Ozon, wie es, auch erzeugt sein möge, alle Eigenschaften des acliven Sauer-, stoffs besitzt, sondern auch stets ein und derselbe Körper ist, d. h. Sauerstoff. in einem besonderen Molecularzustande. Er stützt sich hierbei auf folgende Thatsachen: 1. reiner. und vollständig getrock- neter Sauerstoff wird activ und erhält Geruch, wenn er ın einem mit; 2 Platindrähten versehenen Glasballon eingeschlossen ist, durch welchen electrische Funken schlagen. 2. Reiner und.trockner Sauer- stoff, welcher in einem Ballen abwechselnd der Einwirkung der Wärme und der Blectricität ausgesetzt wird, in Gegenwart von Aetzbaryl oder wasserfreier Phosphorsäure, verliert und nimmt abwechselnd wieder alle Eigenschaften des: acliven Sauerstoffs an. 3. Auf irgend eine Weise dargestelltes Ozon giebt kein Wasser, wenn es bis zur Dun- kelrothglühhitze erhitzt wird. — Durch folgende Thatsachen zeigt H., dass auch der Stickstoff kein Bestandtheil des. Ozons, ist: 1. destil- lirtes Wasser, vollkommen frei, von. Stickstoff. oder dessen Verbindun- gen, gibt fortwährend Ozon; 2. das riechende electrolytische Gas wird, wenn es sehr rein. ist, ohne merklıchen Rückstand von Kali und Pyrogallussäure absorbirt; dasselbe findet stalt, wenn der aclive Theil des Gases zuvor durch Jodkalium oder Silber absorbirt wor- - den ist; 4. das Silberoxyd, welches durch Aufnahme des Ozons aus dem metallischen Silber entsteht, verliert beim Glühen genau so viel Sauersloff, als es bei seiner Oxydalion aufgenommen hatle und der wägbare Stoff, der sich beim Glühen entwickelt, kann durch erhitz- tes Kupfer wieder gebunden werden, wodurch auch das Kupfer um das gleiche Gewicht wie das Silber zunimmt. — Spuren einer Ana- logie zwischen dem Ozon und dem im Entstehungsmoment befindlichen Sauerstoff finden. sich auch bei der Darstellung ‚beider. So wie, die Menge des frei gewordenen activen Sauerstoffs nicht proportional ist der des angewendeten Bariumsuperoxyds und seine Bildung abnimmt in dem Maasse, "als sich der Wassergehalt der Schwefelsäure ver- grössert und sich die Temperatur erhöht, so hängt auch die so mühe- 476 volle Darstellung des Ozon durch Electrolyse des Wassers von fol- genden 3 Umständen ab: 1. ändert sich die Zusammensetzung und die Temperatur der eleetrolytischen Thätigkeit wenig, so vergrössert sich der Gehalt des riechendes Gases an activem Sauerstoff mit der Intensität der Säule, ist aber dieser nicht proportional. Eine electro- Iytische Flüssigkeit, melche mit 8 Bunsenschen Elementen 1,95 mgrm. aclives Gas in gleichen Volumen Sauerstoff gab, lieferte mit 80 sol- chen Elementen 4,29 mgrm. 2. Bei geringer Veränderung der In- tensität derSäule und der Zusammensetzung der celectrolylischen Flüssigkeit verringert sich der Gehalt des riechenden Gases an acti- vem Sauerstoff mit Erhöhung der Temperatur der Flüssigkeit. 3. Bei wenig wechselnder Temperatur der Flüssigkeit und der Inten- sität der Säule vergrössert sich der Gehalt des riechenden Gases an activem Sauerstoff mit der Quantität der zugefügten Schwefelsäure, scheint aber dieser nicht proporlinal zu sein. — Um mit einer ge- gebenen electrischen Intensität die grösstmöglichste Menge Ozon zu erhalten, muss man sehr stark angesäuertes Wasser oder besser ver- dünnte Säure anwenden. Es ist unmöglich mit 8 Bunsenschen Ele- menten Ozon darzustellen aus einem mit 1/,, seines Volumens an Säure verseiztem Wasser, während man leicht Ozon erhält bei Anwendung von 2 Bunsenschen Elementen und einiger Kubikcent. Schwefelsäure, welche mit %/, Wasser verdünnt ist.— H.’s Methode der quantitativen Be- sliimmung des Ozons, des acliven Sauerstoffs gründet sich auf die That- sache, dass bei Gegenwart einer tilrirlen Schwefelsäure die Auflösung des Jodkaliums sich unter dem Einfluss des activen Sauerstofls zer- selzt in sich ausscheideudes Jod und in Kali, welches sich mit der Schwefelsäure verbinde. Wird die Flüssigkeit verdünnt, so bildet sich kein jodsaures Salz. Da das Jod flüchtig ist, so kann nach dem Kochen der Flüssigkeit während einiger Minuten und nach vollstän- digem Erkalten durch irgend eine Alkalılösung der Gehalt der Flüssig- keit an freier Schwefelsäure bestimmt werden. Aus der gefundenen Menge Kali lässt sich der mit dem Kalium verbundene Sauerstoff be- rechnen und dieser repräsentirt das Ozon oder den activen Sauerstoff in dem untersuchten Gasgemenge. Diese Methode ist so sicher und leicht auszuführen, dass H. damit das Ozon in der almosphärischen Luft bestimmt hat. Die Menge desselben beträgt ungefähr ein Hun- dert Milliontheil. — Nach einer ungefähren Schätzung des acliven Sauerstoffs im riechenden Gase, der durch die 3 gebräuchlichen Me- thoden dargestellt war, fand sich, dass 1 Litre desselben, aus Ba- ryumsuperoxyd dargestellt, 3 bis 7 mgrm. acliven Sauerstoff, solches durch Electrolyse verdünnter Schwefelsäure 2 bis 6 myrm. und mil- telst Phosphor dargestelltes Gas im Litre 0,2 bis 0,5 mgrm activen Sauerstoff enthält. (Compt. rend. T. XLIII. pag. 34.) W.B. T. Sterry Hunt, über die Zusammensetzung der Wasser des Lorenz- und Otlava-Stroms. — Das Schöpfen des Wassers geschah gegen Ende des Winters vor dem Schmelzen 477 des Schnees, um es so rein wie möglich von den Quellen des Flus- ses mit eigenthümlichen Bestandtheilen zu erhalten. In 10000 Thei- len des Wassers des Ottavastroms fand Hunt Kohlensauren Kalk 0,2480 Grm. Kohlensaure Talkerde 0,0696 - Kieselsäure 0,2060 - Chlornatrium 0,0607 - Chlorkalium 0,0160 - Schwefelsaures Kali“ 0,0122 - Schwefelsaures Natron 0,0188 - Kohlensaues Natron 0,0410 - Thonerde, Phosphorsäure Eisenoxyd u. Manganoxyd Das Wasser des Lorenzstroms enthielt in 10000 Theilen | Spuren Kohlensaurer Kalk 0,5083 Grm. Kohlensaure Talkerde 0,2537 - Kieselsäure 0,3700 - Chlorkalium 0,0220 - Chlornatrium 0,0225 - Schwefelsaures Natron 0,1229 - Kohlensaures Natron 0,0061 - Eisenoxyd, Manganoxyd Thonerde, Phosphorsäure (Philos. magazine Vol. X11I. p. 239.) Hz. Berthelot, Untersuchungen über den Schwefel. — Der Zweck der Untersuchungen des Verf. war, ein Princip zu finden, nachdem die so verschiedenen Modificalionen des Schwefels in Zu- sammenhang zu bringen wären, und die Verhältnisse zu finden, in denen die aus den verschiedenen Verbindungen des Schwefels aus- geschiedenen Modificationen desselben zu diesen Verbindungen stehen. Der Verf. ist zu dem Resultat gekommen zwei Hauptrepräsentanten der verschiedenen Modificaiionen des Schwefels aufstellen zu müssen, zwischen denen die anderen Arten nur Uebergangsstulen bilden. Es sind dies einerseits der octaödrische oder elecironegalive Schwefel, welcher in seinen Verbindungen die Rolle des oxydirenden Elementes spielt und welchem sich zunächst der prismalische, dann der weiche Schwefel der Polysulfurete anreihen. Andrerseils. der amorphe oder ‘electropositive Schwefel, welcher in seinen Verbindungen die Rolle ‘des oxydirbaren Elementes spielt. An ihn schliessen sich an der weiche Schwefel der Hyposulfite, der unlösliche Schwefel, welchen man er- hält, wenn man Schwefelblumen wechselweise mit Alkohol und Schwe- felkohlenstoff auszieht und der unlösliche Schwefel, welchen man er- hält, wenn man weichen Schwefel mit Schwefelkohlenstoff auszieht. Schliesslich macht der Verfasser auf die Analogieen in dem Verhalten des Schwefels, Selens und Phosphors aufmerksam. (Journ. de pharm. März 1857.) Spur 32 478 A. Levol, verbesserte volumetrische Bestimmungs- weise des Chlors und der Schwefelsäure. — Es ist bei den bisherigen Methoden der Bestimmung des Chlors durch titrirte Silberlösung und der Schwefelsäure durch Chlorbarium oder andere Fällungsmittel schwer, den Sättigungspunkt genau zu erkennen. Diese Schwierigkeit wird durch die Methode L.’s gehoben. Er fügt näm- lich der chlorhaltigen Lösung etwa das zehnfache Volum einer ge- sälligten Solulion von reinem phosphorsauren Natron hinzu, und sälligt, wenn das Gemisch sauer reagirt, mit kohlensaurem Natron. Nun erst lässt er vorsichtig die titrirte Silberlösung hinzutreten. Das Chlor wird zuerst niedergeschlagen mit weisser Farbe. Sollte sich auch schon zu Anfang gelbes phosphorsaures Silberoxyd bilden, so verschwindet diess doch sogleich beim Umrühren, bis alles Chlor ge- fällt ist. Bleibt die gelbliche Farbe, so ist der Sättigungspunkt ein- gelrelen. Bekanntlich erkennt man nach Mohr’s schon früher ver- öffentlichtem Verfahren die Endreaktion sicherer durch Zusatz von chromsaurem Kali zu der zu prüfenden Lösung, und Bildung von chromsaurem Silberoxyd. Diese Methode Mohr’s möchte wohl noch zweckdienlicher sein, als die L’s. — Zur Bestimmung der Schwefel- säure wendet L. eine titrirte Lösung von vollständig neutralem essig- saurem Bleioxyd an. Der zu untersuchenden Flüssigkeit setzt er Jod- kaliumlösung hinzu. Zuerst wird die Schwefelsäure vom Blei gefällt. Erst wenn diess vollständig geschehen, bildet sich gelbes Jodblei, welches beim Umnühren nicht wieder verschwindet. Sobald also die gelbe Farbe permanent ist, ist der Sältigungspunkt erreicht. (Journ. de Chim. et de Pharm. XXXI. p. 99.) J. Ws. J. Nickles, Untersuchungen über das Fluor und die Einwirkung der Säuren auf Glas. Die bis jetzt gebräuchliche Methode das Fluor in von Kieselsäure freien Substanzen nachzuweisen besteht darin, dass man das Fluor in Fluorwasserstoffsäure umge- selzt, auf eine mit Wachs überzogene und an einigen Stellen wieder davon bereite Glasplatte wirken lässt, wodurch diese Stellen ange- grillen werden. Bei nur geringen Mengen des anwesenden Fluors, lässt sich das Erkennen der Aetzung dusch Beschlagen der Glasplatte mit Wasserdampf zu Ende des Versuches, oder einfacher durch Be- hauchen erleichtern, Verf. ist bei seinen Arbeiten darauf aufmerk- sam geworden, dass nicht allein das Fluor, sondern die Dämpfe der stärkern »äuren, selbst. Wasserdämpfe, dieselbe Eigenschaft (heilen, daher den Nachweis des Fluors unsicher wachen; er bedient sich daher statt der Glasplatte einer Platte von Bergkrystall, welche von den übrigen Säuredämpfen nicht angegriffen Fluorwasserstoflsäure noch hei einer Menge von 0,000066 Fluor erkennen lässt. Hin- sichtlich der einzelnen Versuche verweisen wir auf die Originalab- handlung. (Journ. de Pharm. Tom. XXXl. p. 334.) 0. K. Dusart, über die Auffindung des Phosphors — Diese neue Methode der Entdeckung des Phosphors gründet sich auf 479 die Eigenschaft des Phosphors, der Phosphormetalle, der phosphori- gen Säure und der unterphosphorigen Säure bei Gegenwart von Was- serstoff im Entstehungsmomente Phosphorwasserstoff zu bilden, der sich leicht erkennen lässt. — Ein Apparat, der in der Stunde unge- fähr 10 Liter Gas (558,95 Kub. Zoll) Wasserstoffgas liefert, ent- wickelte mit 1 mgrm. Phosphor 19 Liter Gas, in welchem sich das Phosphorwasserstoffgas durch die grüne Farbe beim Brennen deutlich zu erkennen gab, besonders wenn man vor die Flamme ein Stück Porzellan hielt; zugleich setzt sich auf dem Porzellan ein röthlich gelber Beschlag ab. Dieses Erkennungszeichen ist ebenso empfindlich wie der Arsenspiegel im Marshschen Apparat und dabeı von längerer Dauer. Mit der Masse eines Zündhölzchen, welche 0,01 Grm. wog zeigte sich die Färbung der Flamme noch nach 11/, Stunden. Die Phosphorescenz konnte im Dunkeln am Ende der Röhre, durch die das Gas austrat, sowie nach dem vorsichligen Eintretenlassen einiger Luft- blasen in die Flasche beobachtet werden. Doch ist der letztere Ver- such nicht ohne Gefahr. — Der Geruch des mittelst Eisen entwickel- ten Wasserstoflgases rührt nach D. nur von Pbosphorwasserstoff her. Als das Gas über Bimstein, der mit salpetersaurem Silberoxyd ge. tränkt war, geleitet wurde, brannte es nicht mit grüner, sondern mit kaum sichtbarer Flamme und im Sibersalz konnte phosphorsaures Silberoxyd nachgewiesen werden. Es gelang auf diese Weise, den Phosphor in den verschiedensten Eisensorten, vom Gusseisen bis zum Clavierdraht nachzuweisen. Wesentlich bei diesem Versuch ist aber, das Gas durch geschmolzenes Aetzkali von Schwefelwasserstof zu befreien, da dieser leicht beim Brennen duuch seine blaue Farbe die grüne des Phosphors beeinträchtigen kann. (Compt. rend. T. XLIII. pag. 1126 ) W. B. Hvoslef, über Phosphormetalle. — Phosphoreisen. Fein zertheilles Eisen mit Phosphordampf erhitzt giebt graues, zu- sammengesintertes nicht magnetisches von Säuren nicht angreifbares Phosphoreisen, das aus Fe?P besteht. Schmelzt man es mit Borax, so wırd es sehr spröde, magnelisch, feinkörnig, erhält das spec. Gew. 6,28 und ist ın Säuren unlöslich. Daun besteht es aus Fe°P, — Phosphorkupfer wird erhalten durch Behandlung von Kıupfer- blech mit Phosphor. Es ist maltgrau, zusammengesintert und be- steht aus Cu®P. Wird es mit Boxax geschmolzen, so wird es fast silberweiss, nimmt durch Poliren starken Glanz an, wird sehr spröde und besteht aus Cu6P. Spec. Gew. 6,59. — Phosphorzink. Wird phosphorsaures Natron mit Ziukspähnen gemengt in einer be- schlagenen Glasretorle bis zum erweichen derselben geglüht, so ent- steht ein gelbes krystallinisches Sublimat, das beim Erhitzen an der Luft mit weiss leuchtender Flamme verbrennt, Wird die Masse mit Salzsäure ausgewaschen und ausgekocht, so bleibt ein metallisch graues krystallinisches Pulver, das unlöslich in Salzsäure ist und aus ZoP besteht. Wasserfreies Chlorzink mit Phosphorbaryum erhitzt 32* 480 und nachher mit Salzsäure behandelt giebt dieselbe Substanz. — Werden 2 Aeg. Zinkoxyd, 1 Aeq. Phosphorsäure und 7 Aeq. Kohle in einer Thonretorie starker Glühhitze ausgesetzt, so entwickelt sich selbstentzündliches, phosphorhaltiges Kohlenoxydgas, in den Hals der Retorte sublimirt ein sprödes, graues Phosphorzink, das in Salzsäure unter Entwicklung eines nicht selbstentzündlichen Phosphorwasserstoff- gases auflöslich ist. Es besteht aus Zu®P. Zinkoxyd in einem Strom von Phosphorwassersloflgas geglüht, giebt ein grauschwarzes, pulveriges Phosphorzink, das in Salzsäure unlöslieh ist. Wird Zinkoxyd in Phos- phordampf geglüht, so entsteht eine schwarze, sehr krystallinische Masse, gemengt mit rolhem Phosphorzink. Salzsäure entwickelt daraus selbst entzündliches Phosphorwasserstoflgas und es bleibt ein krystallinisches Phosphorzink ungelöst. Phosplorwasserstolfgas in eine Lösung von essigsaurem Zinkoxyd geleitet ist ohne Wirkung; ebenso Phosphor in der Lösung dieses Salzes oder in einer Lösung von Zinkoxyd in Na- ironlauge geschmolzen. Phosphor-Zink-Kupfer. Messing mit was- serlreier Phosphorsäure und Kohlenpulver unter einer Boraxdecke ge- schmwolzen giebt einen spröden Regulus von bläulich-weisser Farbe und blättrig krystallinischem Bruch 10(Cu6B)—+Zu®P, (Annalen der Chem. u. Pharm. Bd. C. p. 99.) D-v. S. F. Wöhler und H. St. Claire Deville, über das Bor. — Verf. haben das krystallisirte Bor in verschiedenen Varietäten dar- gestellt, die mit verschiedenen Farben, von der dunkelgranatro- then durchsichtigen bis zur honiggelben fast farblosen, verschiedene Zusammensetzung, aber wie es scheint gleiche Krystalllorm verbin- den. Die Grundform, an einem wohl ausgebildeten Krystall gemessen, ist die des quadralischen Prismas. Die Härte ändert sich in den Va- rieläten, bleibt jedovh. stets höher, als die des Korunds. Die Verf. unterscheiden hiernach besonders drei Varietäten. I. Das schwarze, fast undurchsichtige, mit Diamantglanz, greift Diamant an, ist aber nicht vollständig so hart als letzterer, entsteht wenn man bei sei- ner Darstellung die Borsäure und das Aluminium nur kürzere Zeit bei niedrigerer Temperatur in Berührung lässt, enthält 2,4 pCt. Kohlenstoff 97,6 pCt. Bor. Il. Das Bor in Form farbloser, durchsichliger an einan- der gereihter Prismen, in höchstem Grade diamantglänzend, aber mit geringerer Härte als ‘die vorige Varielät. Diese Varielät entsteht, wenn man Borsäure mit einem Ueberschuss von Aluminium lange im Kohlentiegel stark erhitzt. Die Zusammensetzung ist 4,2 pCt. Koh- lenstofl', 6,7 pCt. Aluminium, 89,1 pCt. Bor. Ill. Die härteste Varie- tät erhält man, wenn man wiederholt Borsäure auf Aluminium bei einer so hohen Temperatur einwirken lässt, dass die Borsäure rasch verdampft. Das auf diese Art dargestellte Bor lässt sich nicht ganz von Thonerde befreien. Es besteht aus kleinen Krystallen, welche die Härte des besten Diamantpulvers haben. Schliesslich knüpfen die Verfasser an diese Beobachtungen noch einige Betrachlungen- über das Vermögen einiger Körper bei der Krystallisation anderen, dıe 481 sie theilweise aufgelöst enthalten, selbst wenn ihnen eine andere Krystallform eigen ist, die ihrige aufzuzwingen. (Ebenda Bd. CI. p- 37.) 0. &K. A. Stromeier, quantitative Bestimmung der Bor- säure. — Man bindet die Borsäure an eine hinreichende Menge Kali, setzt dann reine Flusssäure im Ueberschuss hinzu und dampft im Wasserbade zur Trockne ab, Beim Abdampfen müssen die Dämpfe das Lakmuspapier röthen. Man erhält auf diese Weise Borfluorka- lium. Die trockne Salzmasse versetzt man bei gewöhnlicher Tem- peratur mit einer 20 pCt. haltenden essigsauren Kalilösung und lässt einige Stunden stehen. Die Flüssigkeit wird durch ein gewogenes Filtrum abgegossen, der Niederschlag mit der Lösung von essigsau- rem Kali ausgewaschen, endlich das essigsaure Kali durch Alkohol von 84 Tralles entfernt. Der bei 100 °C. getrocknete Niederschlag wird gewogen. Die Auflösung desselben darf durch Ammoniak kei- nen Niederschlag von Kieselsäure zeigen. Um die Borsäure im Meer- wasser und Salzquellen zu bestimmen, fällt man die Erdsalze durch kohlensaures Natron, filtrirt, dampft zur Trockne ab und zieht die Borsäure mit Alkohol und etwas Salzsäure aus, setzt dann Kalilauge bis zur stark alkalischen Reaction hinzu, desillirt den Alkohol ab und verdampft mit Flusssäure wie oben. (Ebenda Bd. C. p. 82.) D. v. S. E. Fremy, über die Silicate. — Die wichtige Rolle, welche die Salze der Kieselsäure in der Natur spielen und das noch über sie verbreitete Dunkel veranlassten F., sie einem genaueren Stu- dium zu unterwerfen. Es gelang ihm, mit den Alkalien vier ver- schiedene Reihen von Salzen darzustellen, die folgendermassen zu- sammengesetzt sind. ; (Si0,)? + Na0 +20H0 (Si0;3)> + 2Na0 Hug. (Si0,)®-+ 3Na0 +.ag. (Si0,)3-+ 4Na0 + 2610 Die Salze.der ersten Reihe gewann er, als er Alkalilösung bei we- nig erhöheter Temperatur auf einen grossen Ueherschuss von Kiesel- säurehydrat wirken liess. Durch Fällen mit Alkohol konnte er die Verbindungen rein erhalten, denn sie zum Krystalliısiren zu bringen gelang ihm nicht. Bei gelinder Caleination zeigten sie das merkwür- dige Verhalten, gerade auf in unlössliche Kieselsäure und reines Al- kali zu zerfallen. Trieb er die Erhitzung bis zur Rothgluth, so ging die Sı0, in den quarzarligen Zustand über, in welchem sie nur durch Zusammenschmelzen mit Alkalien wieder verbindbar ist. — Lässt man unter gleichen Umständen einen Ueberschuss von Basis auf die lös- -liehe Kieselsäure einwirken, so resultirt die zweite beständigere Reihe von Silicaten, die nur bei starker Rothgluth einen Theil ihrer Basis frei werden lassen, und durch Kochen mit Alkalilösung in die Salze 482 der dritten Reihe übergehen. Diese sind auch nicht krystallisirbar, verändern 'sich aber auch durch die stärkste Rothglühhitze nicht. — Wird ein Salz irgend einer dieser drei Reihen mit überschüssigem Alkali zusammengeschmolzen, so entstehen die der vierten Reihe, welche krystallisirbar und ganz beständig sind. — F. erklärt hier- nach die Kieselsäure für polybasisch und stellt detaillirtere Berichte über seine Arbeit in Aussicht. (Journ. de Chim. et de Pharm. XXXI. p. 81.) Jı Ws. W. Odling, über die gegenseitige Präcipitation der Metalle. — In einem frühern Aufsatz hat Odling gezeigt, dass zwar das Kadmium aus einer angesäuerten Kupferchloridlösung alles Kupfer als ein rothes Pulver niederschlägt, dass aber ein in eine mässig concentrirte, kochende, schwach angesäuerte Lösung von Cad- miumchlorid getauchlte, reine Kupferplatte sich mit einem weissen oder gelblichweissen Ueberzug von Cadmium überzieht. Derselbe hat jetzt ähnliche Versuche mit anderen Metallen gemacht. Die Entstehung des Silberbaums durch Einwirkung von Quecksilber auf eine Lösung von salpetersaurem Silberoxyd ist bekannt. Ein 'blankes Silberblech über- zieht sich aber in einer Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul mit ‘einem 'halbflüssigen Amalgam. Selbst Quecksilberchlorid wird durch Silber zu Quecksilberchlorür und Quecksilber theilweise redu- eirt. — Silber wird durch Kupfer präcıpitirt. Allein bringt man Silber in eine kochende, concentrirte, angesäuerte Lösung von Kupfer- vitriol, so überzieht es sich bald mit einer dünnen Schicht Kupfer. Aehnlich verhält sich Kupferchlorid. — Das Antimon und Wismuth wird durch Kupfer gefällt, aber aus einer sauren, kochenden Lösung von Kupferchlorid schlägt es etwasKupfer nieder. — Auch Zinn, das sonst das Kupfer präcipitirt, kann von diesem aus der Lösung ge- fällt werden, wenn man reines Kupfer in eine mässig concentrirte, kochende, saure Lösung von “Zinnchlorür bringt. Das Metall setzt sich als eine glänzende Metallhaut auf das Kupfer ab. — Das Kupfer wird durch Blei präcipilirt,, allein aus einer gesätligten, stark sauren, kochenden Lösung von Chlorblei wird umgekehrt das Blei durch das Kupfer präcipitirt. So fällt das Blei das Zinn aber auch dieses je- nes Metall aus den Lösungen. Doch wird aus der Chlorverbindung das Zinn leichter durch Blei ausgefällt, als umgekehrt das Blei durch das Zınn. In letzterem Falle ist Kochen der Lösung erforderlich. — Das Cadmium präeipitirt das Zinn aus der sauren Zinnchlorürlösung. Allein dieses schlägt jenes aus der ‚Cadmiumchloridlösung schon in der Kälte als eine dünne Haut nieder. Im Kochen wird davon sehr viel gefällt. — Eisen, Kobalt und Nickel überzieht sich in einer ko- chenden und ziemlich eoncentrirten Zinnehlorürlösung mit einer dün- nen Zinnschicht. Bringt man aber ein Zinnblatt in eine saure Lösung von Eisen, Kobalt oder Nickelchlorür, so wird das Zinn dunkel, :brü- chig und enthält reichlich Eisen, Kobalt oder Nickel. — Blei wird von Cadmium leicht präcipitirt. ‘Kocht man aber Blei in einer mässig 483 concentrirten Lösung von Cadmiumchlorid, ‚so überzieht es sich mit Cadmium. — Eisen oder Stahl fällen das Cadmium aus seinen Lö- sungen. Dagegen nimmt letzteres Metall in einer Lösung von Eisen- chlorür gekocht entschieden Eisen auf. Die Oberfläche wird dunkel und wirkt auf den Magnet. Ganz eben so verhält sich Cadmium zu Kobalt und Nickel. — Zink präcipitirt stark das Eisen, aber das Umgekehrte zu erzielen ist Odling nicht gelungen.— Die Ursache der gegenseitigen Fällbarkeit zweier Metalle kann theils durch die Ver- schiedenheit der Verhältnisse unter denen die beiden Versuche ange- stellt werden, theils nach Berthollet durch die Wirkung der Masse, theils durch Bildung einer Legirung erklärt werden. Dass eine Le- girung sich bildet hat Odling dadurch nachgewiesen. dass er zeigte, dass ein mit Cadmium durch Fällung überzogenes Kupfer in kochen- der Salzsäure mit ersterem Metall gleichzeilig aufgelöst wird, wel- ches nicht geschehen könnte, wenn die Metalle sich nur berührten, in welchem Falle der galvanische Process die Lösung des Kupfers verhindern müsste. (The quaterly journal of the chemical society Vol. IX. pag. 289.) & Hz. Tissior, Eigenschaften des Aluminiums. — Das Alu- minium oxydirt sich bei sehr hoher Temperatur, bei Weissgluth, doch dringt die Oxydation nicht tief ein, weil die dünne Schicht von Thonerde, die sich bildet, das Metall vor Zutritt des Sauerstofles schützt. Es redueirt Kupferoxyd und Bleioxyd mit Explosion, das Eisenoxyd nur unvollkommen. In Salpeter bis zum Rothglühen er- hitzt, verbrennt das Aluminium mit blauer Flamme. Mit schwefel- saurem Kali und Natron zum glühenden Fluss gebracht, detonirt es heftig. Beim Schmelzen mit kohlensaurem Kali wird es schnell an- gerriflen; es wird Kohle dabei aus der Kohlensäure des Salzes ab- geschieden. Silicate und Borate werden ebenfalls redueirl; es bildet sich Bor und Sılieium. Kochsalz und namentlich Fluorcaleium sind die besten Flussmittel für dieses Metall. (Compt. rend. T. XLIll. pag. 1187.) W.B. €. W. Vincent, über Doppelverbindungen von Chrom- oxyd und Ammoniak. — Grünes Chromoxydhydrat, das aus Chrom- chloridlösung gelällt und sorglällig ausgewaschen war, brachte der Verf. eine halbe Stunde in concentrirte Ammoniakflüssigkeit und fil- trirte dann ab, Die Lösung enthielt keine Spur Chromoxyd. Sie war farblos. Als aber das Chromoxyd mit einer kleinen Menge Salz- säure, Salpetersäure oder Schwefelsäure versetzt und nun mit Am- moniakflüssıgkeit behandelt wurde, färble sich jenes graublau nn(l die filtrirte Flüssigkeit war gelärbt. Je grösser die angewendete Menge der Säure wurde, um so mehr löste sich vom Chromoxyd im Am- moniak auf. Die Flüssigkeit nahım eine schön hochrothe Farbe an, wenn Salzsäure, eine blassrolhe, wenn Salpetersäure, eine dem Port- wein ähnliche, wenn Schwefelsäure angewendet war. Das Ammo- ’ 484 niak löst also nicht Chromoxyd auf, nur Ammoniaksalze sind es, die seine Löslichkeit bei Gegenwart von Ammoniak bedingen. Der Verf. glaubt dargelhan zu haben, dass diese Lösungen eigenthümliche Dop- pelverbindungen enthalten, die zu isoliren ihm jedoch nicht gelang. (Philos. magazine Vol. XIII. p. 191) Hz. E. Fremy, über das krystallisirte Chrom und seine Verbindungen. — Zu dem Zweck die Analogie des Eisens, Man- gans und Chroms in ihrem Verhalten näher zu beleuchten, hat Verf. das Chrom einigen Versuchen unterworfen. Nach Wöhler erhält man das Eisen, Mangan und Chrom von besonderer Reinheit, wenn man über die Chlorverbindungen dieser Metalle in der Rothglühhitze Na- triumdampf und Wasserstoffgas leitet. Das Chrom hat Verf. hierbei in Krystallen erhalten, welche, wenn sie durch Waschen von dem anhaftenden Chlornatrium gereinigt sind, einen sehr bedeutenden Glanz besitzen und nach der Untersuchung von Senarmont dem kubischen System angehören. Sie sind sehr hart und besitzen bisweilen die merkwürdige Eigenschaft von den stärksten Säuren selbst Königs- wasser nicht angegriffen zu werden. Verf. hebt besonders hervor, dass das Chrom, das sonst dem Mangan und Eisen ganz analog ist, hierin mit dem Rhodium und Iridium in eine Reihe zu stehen kommt, und dass hieraus ebenso wie aus den Versuchen von Deville über das Aluminium sich ergiebt, dass uns noch die genügenden Kennt- nisse fehlen, um die Metalle in eine natürliche Klassification zu brin- -gen. Verf. hat ferner eine Verbindung des Eisens mit dem Chrom durch Reduction des chromsauren Eisenoxyds durch Kohle und durch Glühen von Eisen und Chromoxyd im Schmiedefeuer dargestellt. Er erhält dabei eine crystallinische Masse, bisweilen in langen Nadeln, von solcher Härte, dass sie selbst gehärteten Stahl ritzt. Das grüne Chromsesqnioxyd zeigt, wenn man es geschmolzen hat, alle Eigen- schaften des von Wöhler durch Zersetzung der Chlorchromsäure er- haltenen Sesquioxyds; es ritzt Quarz, Stahl selbst Korund. Verf. schliesst endlich aus dieser bedeutenden Härte des Chrom und sei- ner Verbindungen auf die Verwendbarkeit desselben für die Industrie. (Journ. de Pharm. et Chim. Tom. XXX]. p. 321.) 0. K. Brunner, Darstellung und Eigenschaften des Man- gans. — B. hat die Darstellung des Aluminiums aus seiner Fluor- verbindung mittelst Natrium auf das Mangan übertragen. Als Roh- stoff diente der Braunstein, aus welchem ein lösliches Manganoxydul- salz bereitet wurde. Hierbei schlug B. ein neues Verfahren ein, wobei er ziemlich den ganzen Mangangehalt des Braunsteins als schwe- felsaures Salz gewann. 100 Th. fein gepulverter Braunstein wurden mit 40 Th. Schwefel und 10 Th. Holzkohlenpulver etwa 2 Stunden lang mässig geglüht, die geriebene Masse so lange in der Wärme mit verdünnter Schwefelsäure behandelt, bis ein neuer Zusatz die- ser Säure keine Entwicklung von Schwefelwasserstoffgas veranlasste. Dann wurde die Masse mit Wasser ausgelaugt, und der Rückstand 485 mit Wasser ausgewaschen. Beim Eindampfen der Flüssigkeit setzt man Salpetersäure oder chlorsaures Kali hinzu um das Eisen zu oxy- diren. Die trockene Salzmasse wird leicht geglüht, wodurch das meiste Eisen als Oxyd abgeschieden wird und dann beim Auflösen nebst Kieselsäure zurückbleibt. Beim Abdampfen der Lösung scheidet sich noch Eisenoxydul aus; um letzteres ganz zu entfernen, bringt man die concentrirte Flüssigkeit in eine Flasche, thut etwas Marmor hinzu und lässt die Flasche unter öfterm Umschütteln einige Tage stehen, bis eine Probe mit Cyaneisenkalium einen rein weissen Nie- derschlag hervorbringt. Dann dampft man die filtrirte Flüssigkeit zur Krystallisation ein; der schwefelsaure Kalk scheidet sich hierbei ab. Das schwefelsaure Manganoxydul wird darauf in kohlensaures ver- wandelt und dieses noch feucht in verdünnte Fluorwasserstoffsäure gelragen, so lange noch ein Aufbrausen stattfindet, jedoch darf die saure Reaction nicht verschwinden. Man giesst die Flüssigkeit ab und trocknet den Niederschlag ein. — Auf 2 Th. Fluormangan nimmt man ungefähr I Th. Natrium. Ist die Hitze bei der Reduction un- zureichend, so ist das Metall nicht zusammengeschmolzen, sondern man findet es in kleinen Stücken, die sich jedoch leicht zusammen schmelzen lassen. Die Körner werden im Stahlmörser gepul- vert und mit dem doppelten Volum Chlorkalium oder Kochsalz in einem Tiegel bis zum Weissglühn erhitzt. Auf diese Art kann man kleinere Körner zu Massen von heliebiger Grösse zusammen- schmelzen. — Die Ausbeule an reinem Metall ist verschieden. Der Rechnung nach sollten 49,9 Natrium 100 Fluormangan zersetzen und 59,4 Mangan nebst 90,4 Fluornatrium liefern. Br. erhielt jedoch bei Anwendung von 40 bis 60 Grm. Fluormangan selten mehr als die Hälfte des nach der Berechnung zu erwartenden Metalles. Die Ursache dieses Verlustes scheint die bei der Reduction in Folge der Hitze stattfindende Verflüchtigüng eines Theiles des Natriums zu sein. — Das auf diese Weise dargestellte Mangan besitzt Eigenschalten, welche von denen. die man diesem Metall bısher zuschrieb, wesent- lich abweichen. Die Farbe dieses Metalles ist die eines hellen Guss- eisens. Es ist sehr hart, so dass es von einer Stahlfeile nicht merk- lich angegriffen wird. Glas und Stahl werden von dem Mangan leicht geritzt. Dieser Härte wegen ist es einer ausgezeichneten Polıtur fähig, so dass es hierin von keinem Metall, selbst nicht vom Stahl über- troffen wird. Das Schleifen des Mangans geschieht am besten mit Smirgel und Wasser auf einem harten Sandstein, das Poliren auf lithographischem Kalkstein mit englischem Roth oder Wiener Kalk mit Wasser. Der Glanz ist unter gewöhnlichen Umständen sehr dauer- haft; er blieb in der Atmosphäre des Laboratoriums sechs Wo- chen vollkommen unverändert. Das Metall ist sehr spröde, zerbricht unter dem Hammer und lässt sich im Stahlmörser zu Pulver stossen. Spec. Gew. = 7,138 bis 7,206. Vom Magnet wird es nicht ange- zogen. Beim Erhitzen an der Luft läuft es mit ähnlichen Farben an, wie der Stahl und bedeckt sich zuletzt mit einem braunen, pulver. 486 förmigen Oxyd. Vom Wasser wird das Mangan bei gewöhnlicher Temperatur nur sehr langsam angegriffen; doch verliert es bei län- gerer Berührung den Glanz und bedeckt sich nach einigen Tagen mit einem Hauch von Oxyd. In kochendem Wasser ist das Metall nach einer halben Stunde bräunlich angelaufen und das Wasser vom Oxyd schmutzig getrübt. Eıne Entwicklung von Wasserstoffgas wurde kaum bemerkt. Von den Säuren wird das Mangan rasch angegriffen. — Seiner Härte wegen kann das Mangan sehr gut stalt des Diamants zum Schneiden von Glas und selbst von Stahl dienen; des Glanzes wegen kann es zu optischen Instrumenten, z. B. Teleskopspiegeln, verwendet werden. — Für die Darstellung des Mangans im Grossen empfiehlt Br. statt des schwefelsauren Manganoxyduls das Chlorür, das mit seinem gleichen Gewicht Flussspath geschmolzen, Fluorman- gan lieferte. (Dinglers polyt. Journ. Bd. CXLIV. S. 184.) W.B. Schlagdenhauffen, volumetrische Bestimmung des Zinnchlorürs und Zinnchlorids in Gemischen beider. — Die Bestimmung des Zinnchlorürs kann durch eine Lösung von übermangansaurem Kali von bekanntem Gehalte bewerkstelligt werden, indem man zu der salzsäurehaltigen Auflösung des Zinnchlorürs so lange das übermangansaure Kali hinzufügt, bis es nicht mehr zu mangansaurem Kali reducirt wird, sondern seine rothe Farbe be- hält. Um nun in käuflichen Gemengen von Zinnchlorür und Zinn- chlorid die Mengen beider zu bestimmen, hat man zwei verschie- dene Operationen vorzunehmen. Einen Theil der Lösung be- handelt man auf die angegebene Weise und erfährt dadurch die Quantität des Chlorürs direct; einen andern Theil dampft man zur Verjagung der freien Salzsäure ein und kocht das wieder gelöste Gemisch mit körnigem Zinn. Dadurch wird alles Chlorid zu Chlorür redueirt, und die ganze Menge des Zinns als Chlorür bestimmt. Das erste Ergebniss vom zweiten subtrahirt, ergiebt die Menge Zinnchlorür, dessen Chlor als Zinnchlorid in der Substanz enthalten war. Aus der Quantität dieses Chlors lässt sich die ursprüngliche Zinnchlorid- menge leicht durch Rechnung finden. (Journ. de Chim. et de Pharm. AXAI. p. 96.) J. Ws. “ Payen, über die Anwendbarkeit des in der Natur vorkommenden phosphörsauren Kalks (Phosphorits) als Dünger. — Man hat im Depart. der Ardennen Lager von Phos- phorit fast an der Oberfläche des Bodens gefunden. Sie bestehen aus zusammengebackenen knolligen Massen von graulicher oder grün- licher Farbe, welche gewöhnlich die Grösse eines Hühnereies hahen und in der Kreide eingebettet sind. Diese Knollen bilden Lager, die sich weithin erstrecken. Zwei Analysen (Nr. 2. nach dem Glü- hen angestellt) ergaben folgende Zusammensetzung: I I Thonerde und Kieselerde 25,66 30,00 Eisenoxyd Spuren Spuren 487 Kalk 44,54 46,94 Phosphorsäure 12,12 14,72 ‚Kohlensäure 7,33 7,66 Wasser und flüchtige Stoffe 10,33 0,00 99,98 99,32 Es wäre für die Landwirthschaft offenbar sehr wünschenswerth, den mineralischen phosphorsauren Kalk in einen Zustand verselzen zu können, worin er von den Pflanzen in demselben Grade assimilirbar wäre, wie die gemahlenen oder mit Säuren behandelten Knochen oder wie die in den Zuckerraffinerien verwendete Knochenkohle. Die Vor- theile dieser Düngungsmittel (die feine Vertheilung und leichte Auf- löslichkeit des phosphorsauren Kalkes, die leicht in Fäulniss über- gehende organische Substanz und die Porosität) kann der mineralische phosphorsaure Kalk nicht gewähren. Bei seiner sehr bedeutenden Cohäsion ist es nicht möglich, ihn durch mechanische Mittel so zu zeriheilen, wie den phosphorsauren Kalk in den Knochen. In Eng- land hat man es mit dem aus Estramadura eingeführten Apatit ver- sucht, aber bei weitem nicht die günstigen Resultate erhalten, wie mit Knochen und Thierkohle aus Zuckerraffinerien. Man musste den natürlichen phosphorsauren Kalk mit starken Mineralsäuren behandeln, um ihn vom Sand abzuscheiden, die Auflösung mit ammoniakalischen oder bittererdehaltigen Flüssigkeiten fällen und dann thierische oder 'gährungsfähige Substanzen hinzufügen. Dieses Verfahren wäre je- doch ohne Zweifel zu kostspielig, wenn man nicht die bei der So- dafabrikation verloren gehende Salzsäure und das Ammoniakwasser der Gasanstalten benutzen kann. — In Frankreich verkauft man be- reits ‘den Phosphorit als Dünger. Moride warnt aber vor dem An- ‘kaufe, da’er so sehr löslich sei. Um den mineralischen phosphorsau- ren Kälk, der entweder nıt organischen Substanzen oder mit Kno- chen ‘oder Thierkohle vermengt ist, zu erkennen empfiehlt Moride die Anwendung kochender Essigsäure, welche den phosphorsauren Kalk der Knochen auflöst, den mineralischen phosphorsauren Kalk indessen nicht angreift. Beim Einäschern liefern die Knochen und Thierkohle eine ‚weisse Asche, der Phosphorit indessen eine rothe oder braune. '(Compt. rend. 1857. Nr. 10.) W. B. Wagner, neue Bildungsweise des Ammoniaks und der Ammoniaksalze. — Die Wichtigkeit der Ammoniaksalze für die Landwirthschaft und Technik nimmt von Jahr zu Jahr zu und ‚zwar in vielen Fällen in dem Verhältniss, als der Preis der Kalisalze sich steigert. Trotzdem sehen wir, dass eine schon seit langer Zeit "bekannte reichliche Quelle des Ammoniaks bisher noch keine Benutzung fand. W. meint das Ammoniak, welches bei der Verbrennung der Steinkohlen ‚sich bildet. Liebig ist der erste, der hierauf aufmerksam gemacht hat. In seiner Schrift über Theorie und Praxis der Land- wirthschaft sagt er: ‚ein jeder Feuerheerd, alle die zahlreichen Feuer- stätten und Schornsteine.in den Fabrikstädten, die Hohöfen und Ei. 64 488 senhütten sind ebenso viele Destillationsapparate, welche die Atmo- sphäre mit der stickstoffhaltigen Nahrung einer untergegangenen Pflan- zenwelt bereichern. Von der Quantität Ammoniak, welche auf diese Weise die Atmosphäre empfängt, kann man sich einen Begriff machen, wenn man sich erinnert, dass manche Leuchtgasfabriken in dem Gas- wasser viele hundert Gentner Ammoniakwasser gewinnen.“ — Nürn- berg consumirt jährlich 1 Mill. Ctr, Steinkohlen, welche mehr als 9000 Ctr. Ammoniak der Atmosphäre mittheilen. Es gehört nicht in das Bereich des Unmöglichen, den in den Schornstein ziehenden Gasen, ehe sie in die Atmosphäre gelangen, durch Sehwefelsäure oder auch vielleicht durch billige schwefelsaure Salze (Gyps, Eisen- vitriol in Gestalt verwilterter schwefelnaltiger Braunkohlen) das Am- meniak zu entziehen. Gelänge es nur 10 pCt. des gebildeten Am- moniaks zu condensiren, und in Salmiak zu verwandeln, so würde man aus 1] Mill. Ctr. Steinkohlen 2332 Ctr. Salmiak erhalten, welche, den Ctr. a 141/, Thlr. gerechnet, 40,35 Thlr. repräsentiren. Könnte man alles Ammoniak verdiehten, so gewönne man mehr als den Werth der Steinkohlen. — Voraussichtlich ist die Quantität Ammoniak weit grösser als sie die Theorie nach dem Stickstoffgehalt der Steinkohlen berechnet. Denn Erdmann und Marchand haben längst bewiesen, dass sich Ammoniak bildet, wenn Stickstoff und Wasserdämpfe über glühende Kohlen geleitet werden. Stöckhardt sagt in seinen Feld- predigten: „So lange die deutschen Felder noch durch Ammoniak zu einem höheren Grade von Fruchtbarkeit gelangen und so lange wir keine billigere Ammoniakquelle besitzen, so lange wird auch der Guano als ein mächliger Hebel des deutschen Ackerbaues mit Vortheil zu benutzen sein.“ In der Zukunft wird es nicht mehr des Guanos bedürfen*), um unsere Felder mit Ammoniak zu versehen; die Ver- brennung der Steinkohlen wird reichlichere Mengen von Ammoniak- salzen liefern, als die Guanolager Peru’s; und noch dazu fast umsonst. (Dinglers polyt. Journ. Bd. CXLIV. S. 236.) W.B. *) Der Gnano wird überdies aueh nicht mehr so lange zu haben seiu, Die Unerschöpflichkeit der Guanolager. von der man so viel gefabelt, hat sich schon nach einer sehr kurzen Zeıt als völlig nichtig erwiesen. 1814 langte _ die erste Ladung Gnano an und jetzt ängstigtl die nahe bevorstehende Erschö- pfung der Guanolager, wenigstens auf der mittleren Gruppe der Chinchainseln, den englischen Landwirth als ein wahres Schreckensgespenst schon seit Jahren. Die erste Schätzung stellte 1853 Sennor Elias an, der damals contractlich die Verschiffung des Gnano übernommen halle. Er giebt an, dass iu dem Maasse wie der Guano bisher fortgenommen, der Rest noch für 8 Jahr reichen würde. Nun bat'aber die Einfuhr nach England sich seit 1853 verdoppelt und die nach Nordamerika, wo überhaupt erst der Guano seit J851 iu betrachtlichen Massen verwendet wird, gleichfalls. Elias giebt an, dass bis 1853 im Ganzen 2,085,000 Tons (43,369,644 Zoll Centner) Guano forlgeschaffi worden seien, davon kom- men auf England allein 1,257,107 Tons, also 60,29 pCt. In (len 4 Jahren seit 1852 belänft sich die Gnanoeinfuhr Englands auf 863,333 Tons, also auf 68,68 pCt. der Einfuhr der vorhergehenden 12 Jahre. Zu einem gleichen Resultat wie Elias kam in demselben Jahre M’Intosch. Dieser verbürgt sich dafür, dass die bereils weggeführle Menge grösser sei, als die noch vorhandene. Eıne drilie Schätzung veranlasste 1855 die peruvianische Regierung. Nach dieser sollen ‚ 489 Bolley, die Heizkraft des Holzgases verglichen mit Weingeist für die Arbeiten in Laboratorien. — Mit der Einführung der Holzgasbeleuchtung in Zürich wurde auch das pharmaceutisch -technische Laboratorium zu Heizzwecken mit Gas versehen. Um’ den Uuterschied der Kosten, der mit der Verdrängung der Weingeistlampe eintritt, zu ermitteln, liess B. eine Reihe von Versuchen durchführen. — Die Heizkraft wurde ermittelt aus der in einer gegebenen Zeit verdampften Menge Wassers, dessen anfäng- liche Temperatur bekannt war. Das Niveau des Wassers wurde durch einen Tropfapparat, aus dem das Verdampfende sich ersetzte, gleich erhalten. In dem zu erhitzenden Gefäss befand sich 1/, Liter Wasser; dies war die passende Menge sowohl für die Berzelius’sche Lampe, als auch für den Gasbrenner. Gläserne Weingeisllampen mit massi- vem Docht brachten es bei dieser Wassermenge nicht zum entschie- denen Kochen, obschon das Gefäss ein dünnrandiges eisernes war. Bei diesen Lampen dient der Weingeistverbrauch pro Stunde allein als Element der Kostenvergleichung gegen Gas. Die Gasbrenner wa- ren einfache Bunsensche, wie sie auch im Hallischen Laboratorium eingeführt sind. — Aus diesen Versuchen leiten sich folgende Ergeb- nisse ab: 1. Im Mittel wurden mit einem Kubikfuss Gas 146,4 Grm. (10,016 Loth) Wasser verdampft. 2. Im Mittel wurden mit 100 Grm, (6,842 Loth) Weingeist von 0,834 specif. Gew. 446,5 Grm, (30,568 Lih.) Wasser verdampft. 3. Ein einfacher Bunsenscher Brenner verzehrt in der Stunde je nach dem Druck, der zwischen 3 und 6 Centimetern (1 1,764‘ bis 2” 3,529’) schwankte, 3,78 bis 5 Kuhikfuss Gas. 4. Die kleine Glaslampe mit massivem Dochte verzehrt 42,2 Grm. (2,28 Loth) in der Stunde. 5 Aus 1. und 2, ergiebt sich, dass hinsichtlich der Heizeflecte 1 Kubikfuss Holzgas und 32,7 Grm. (2,237 Loth) Weingeist aequivalent sind, 6. Der noch 12,376,100 Tons (251,492,070 Zoll Cir.), also wenigstens noch fünf mal so ‚viel als in 12 Jahren his 1853 fortgeführt worden ist, vorhanden sein. Diese An- gaben erweckten jodoch sogleich Argwohn, da es natürlich im Interesse der peru- vianischen Regierung liegt, den Vorrath grösser erscheinen zu lassen, als er wirk- lich ist. Dieser Argwohn hat sich gesteigert durch die Preissteigerung Seitens der peruvianischen Regierung, in Folge dessen die Tonne Guano zu Anfang die- ses Jahres abermals um I] Pfd. St. und sehr bald noch um weitere 2 Pfd. St. aufschlug. Man glaubt jetzt allgemein, dass man in Pern sehr wohl die kleine Menge kenne, die noch vom Guano übrig sei und dass diese nur noch für 4 bis 5 Jahre hinhalte. So viel steht fest, dass die Unerschöpflichkeit der Gua- nolager zur Fabel geworden ist und dass die Erschöpfung dieses kostbaren Düngemittels sehr bald eine Thalsache sein wird. Die Frage nach einem Er- salz beschäftigt jetzt schon ernstlich den englischen Landwirth und zwar nicht erst seit heute und gestern, denn schon 1852 hat die Royal Agricultural So- ciely einen Preis von 1000 Pfd. St. und die goldene Medaille demjenigen za- gesagt, der einen an befruchtenden Eigenschaften dem Guano gleichkommenden Dunger herstellt, welcher in unbegrenzten Mengen dem Landmann zu einem Preise von nicht über 5 Pfd. Sı, pr. Ton geliefert werden könne. Den deut- schen Landwirth scheint diese Frage wenig zu kümmern, ebenso wenig wie die Resultate der letzten Volkszählung im deutschen Zollverein. w. B 490 Kubikfuss Gas kostet 1,4 Cent, (1,344 Pfg.), die 32,7. Grm. Wein- geist (die Maass = 11/, Liter 1250 Grm. (2,6725 Pfd.) wiegend und zu 1 Frk. 80 Centim. (14,4 Sgr.) angeschlagen, also das Preuss. Quart zu 10,992 Sgr.) kosten 5,58 Cent. (5,357 Pfg.) Die Kosten der beiden Heizmittel verhalten sich also wie 1 zu 3,89. Die Verwendung des Gases anstalt des Weingeistes empfiehlt sieh hier- nach von selbst. Da die Ersparniss fast 75 pCt. beträgt. (Dinglers polyt. Journ. Bd. CXLIV. 1. 156.) Payen, Zusammensetzung der Epidermis der Pflan- zen. — P. hat schon früher die constante Anwesenheit beträchtlicher Mengen eines stickstoffhalligen Körpers und der Kieselsäure in der ol und Cuticula der Wurzeln, Stämme, Blätter, überhaupt in allen äussern Theilen der Pflanzen nachgewiesen und gezeigt, dass diese, sowie eine Feltart öfters die De chemischer Aclion auf die Gewebe verhindern. Er hat nun aufs Neue in Gemeinschaft mit Vi- lain und Thiboumery quantitative Analysen gemacht von der Cuticula des Stammes von Caclus peruvianus (I) und der Epidermis einer Kartof- felart, genannt Patraque jaune (ll), In 100 Theilen der trocknen Substanz wurden gefunden: Stickstoff stickstoffhalt. Fein Kieselänrel Salze Materie I. 2,01 13,000 9,09 2,66 6,67 II. 1,39 9,035 3,40 1,35 10,40. I. enthält daher in 100 Theil. 68,58 und Il. 76,03 Cellulose. (Compt. rend. T. XLII. pag. 1193.) | Johnson, über Punsche und Fichtenzucker aus (Ca. lifornien. — Ersterer, der bei den Tefow-Indianern sehr beliebt ist, stammt von einem hohen Schilf, welches längs der Ströme und Sümpfe des Tefowthales reichlich wächst. Die Indianer schneiden das Rohr ab und klopfen über ausgebreiteten Fellen den Zucker ab, machen ihn zu dicken Kuchen und bedecken diese mit zierlich ge- webten Matten. Der Zucker ist vermischt mit Bruchstücken von Blät- tern und Stielen der Pflanze, hat eine weisse oder graue ins grün- lich gehende Farbe, die Consistenz des theilweise erhärteten Melasse- zuckers und einen etwas salzig süssen Geschmack. Bei der Auflö- sung bleiben viele Reste von Aphis zurück und deshalb ist es höchst wahrscheinlich, dass diese kleinen Insekten die Erzeuger des Zuk- kers sind, der sich während der langen, trocknen Jahreszeit anhäuft, — Der Fichtenzucker schwilzt in beträchtlicher Menge in runden, rauhen, ?/, Zoll und darüber grossen Klumpen aus einer Pinus-Spe- cies, die reichlich auf den westlichen Abhängen der Sierra Nevada wächst. Er ist theils weiss, theils braun, fast ganz in Alkohol und Wasser löslich. Aus der alkoholischen Lösung erhält man durch mehrfaches Umkrystallisiren harte und brüchige Krystalle von rein süssem Geschmack, während sich in den Multerlaugen eine hitter- 491° schmeckende Substanz anhäuft. Berthelot nennt diesen Zucker Pinit und giebt ihm die Formel C1214204%, J. gelangte bei der Elemen- taranalyse zu Resultaten, die mit dieser Formel ziemlich gut überein- stimmen, (Sillim. Amer. Journ. Vol. XXII. pag. 6.) ‚Pelouze, Verseifung der Fette durch wasserfreie Oxyde. — P. hat durch Versuche gezeigt, dass die allgemein gültige Annahme, dass die Verseifung der Felte nicht”ohne Gegenwart des Wassers möglich sei, nicht ganz richtig ist. Er zeigt, dass mit den wasserfreien Metalloxyden ebenso verseift werden kann, wie mit de- ren Hydraten oder einem Gemenge derselben mit Wasser. Talg und Oele geben hierbei gleiche Resultate. Wasserfreier Kalk bewirkt bei 250° C. eine vollständige Verseifung. Während der Reaction ent- weichen weisse Dämpfe, nach verbranntem Zucker und Aceton riechend, etwa 2 — 3 pÜt. des Talges (Wasser, Aceton, Glycerin). 10 Theile Kalk genügen für 100 Theile Talg; besser sind 12 bis 14 Theile Kalk. Baryt, Strontian und Bleioxyd verhalten sich ebenso. Diese Thatsachen ändern aber an Chevreuls Theorie der Verseifung nichts. Chevreul zeigte bekanntlich, dass die Elemente des Wassers bei der Verseifung von dem Glycerin und den Fettsäuren aufgenommen wer- den, hat aber diese Säuren nur im freien Zustande, nach ihrer Aus- scheidung aus den Seifen, ins Auge gefasst, also nachdem sie sich mit Wasser verbunden hatten. Auch die wasserfreien Säuren verseilen die neutralen Fette bei erhöhter Temperatur, die Reaction ist aber langsam und unvollständig. — P. glaubte hieraus Vortheile für die Fabrikation der Stearinkerzen ziehen zu können, doch fand er bald im gelöschten Kalk oder Kalkhydrat ein noch besseres Ersatzmittel für die bis jetzt gebräuchliche Verseifung. 1 Kilogrm. Talg wurde mit 120 Grm. feingepulvertem Kalk zwischen 215 bis 220° in we- niger als einer Stunde verseift, bis 250° selbst nach wenigen Minu- ten. Das Glycerin bleibt innig gemischt mit der Kalkseife, welche weiss, amorph, halbdurchsichtig und fast farblos ist und durch Wasser vom Glycerin befreit werden kann. Durch schwache Säuren werden 96 pCt. an fetten Säuren ausgeschieden. Bei 150 Grm. Kalkhydrat geht die Verseilung schneller vor sich; die Seife ist dann härter und schöner an Farbe, und die abgeschiedenen Säuren sind sehr weiss und rein. Die Verseifung der angeführten Menge Talg nimmt bei der alten Me- ihode gewöhulich einen Tag in Anspruch. (Compt. rend. T. XLII. pag. 1081.) : Piggot, Guano von den Monks-Inseln oder colum- bischer. — 1855 kam unter dem letzteren Namen eine harte, stei- nige Masse nach Baltimore, deren Fundort man in sorgfältiges Ge- heimniss hüllte. Später erfuhr man, dass dieser-Guano auf den Schee- ren „los Monges“ im Golf von Maracaibo, auf el Roncados an der Muskitoküste, auf Aves und andern Inseln im caraibischen Meere vor- kommt, Auf den zuerst genannten bildet er einen dünnen glänzenden Veberzug der Oberfläche, unter welchem der gewöhnliche mexikani« 492 sche Guano, aber oft auch unmittelbar primitives oder metamorphi- sches Gestein liegt. Eine Probe letzterer Art gelangte an P. Der Ueberzug war einen Zoll dick. — Zusammensetzung der käuflichen Waare: Phosphorsäure 41 62, Schwefelsäure 3,65, Chlor 0,5, Kalk- erde 33.83, Magnesia 3,27, Sand (primitives Gestein) 5,34, Organi- sches (Ammoniaksalze mit 0,23 Ammoniak) 8,62, Wasser 3,15, Eisen und und Fluor, Spuren, Verlust (Alkalien u. s. w.) 1,47 — 100,00. — Die Phosphate unterliegen jedoch grossen Schwankungen- — Eine Probe gab nur 4,23 pCt. phosphorsaures Eisenoxyd und eine Spur Magnesia. Freie Phosphorsäure ist gar nicht, und lösliche Phosphate nur wenig vorhanden. Die Kalk- und Magnesia-Phosphate sind im Gestein als 2RO,H0,PO® vorhanden und in der äussern Schicht als dreibasisch, die Schwefelsäure im ersteren mit Kalk, im letzteren mit Natron verbunden. /(Sillim. Amer. Journ. Vol. XXII. p. 299.) Nach Andersen besteht der Leone-Irlandi-Guano in 100 Theilen aus: Wasser 23,25, org. Materie und Ammoniaksalzen 4,27, Phosphaten 13,58, Gyps 29,95, Alkalisalzen 5,40, Sand 23,15 —= 100,00, Das Ammoniak darin beträgt 0,67 Phosphorsäure der Alkalien (= 1, 16 phosphor- saurem Kalk) . h - . ; 0,52. (Chem. Centralblatt 1857. S. 175.) W.B. Geologie. A. Aschenbach, geognostische Beschrei- bung der hohenzollernschen Lande. — Das SW Deutsch- land gliedert sich in das schwäbische Stufenland, die schwäbische Alp und das süddcutsche Hochland. geognostisch bildet das erste die Trias, das zweite der Jura, das dritte die Molasse und alle drei greifen auch für die Hohenzollernschen Lande Platz, I. Die Trias, 1. Der bunte Sandstein erscheint mit seiner obersten Abtheilung in der Thalsohle des Fischbaches, bei diesen am Leimenberg 30‘ über die Thalsohle sich erhebend. Hier ist es. zu unterst rolher sandiger Schieferthon, darüber Sandschiefer und Thon in grünlich gelbe Mer- gel übergehend. Eine weitere Ausdehnung gewinnt die Bildung erst im Glaubachthale bei Hopfau unweit der Landesgrenze und lässt sich hier bis Freudenstadt verfolgen. — 2. Der Muschelkalk entwik- kelt seinen Wellendolomit aus den rothen Schieferletten des bunten Sandsteines ohne scharfe Abgrenzung. Erst mit den Dolomitschich- ten selbst treten die Eigenthümlichkeiten scharf hervor. Neckar, Eyach und Starzel verlaufen im Muschelkalk. Die Starzel trifft unter- halb Rangendingen den Friedrichshaller Kalk und verlässt bei Bieten- hausen das Land, ohne die Anhydritgruppe aulzuschliessen. Die Eyach erreicht bei Owingen die Leitenkohle, vereinigt sich unterhalb Stetten mit der von SW kommenden Stunzach, wo Bohrlöcher auf Steinsalz angesetzt sind und die Anhydritgruppe mehrfach zu Tage tritt. Der Neckar entblösst bei Rottweil die Enkrinitenschichten, bei Epfendorf und Neckarhausen die Anhydritgruppe, bei Dettingen sogar 493 den bunten Sandstein. Die Physiognomie der Muschelkalkthäler ist eigenthümlich. Die Basis der Formation bildet der Friedrichshäller Kalk, ihre Störungen sind bedeutend. Das höchste Nivean 1500 bis 2000° erreicht sie auf der rechten Neckarseite. Die Herausbildung des Wellendolomites, Wellenthones und Wellenkalkes zeigt sich bei diesen am Leimenberge, hier gehen die rothen Schieferletten in gelbe und schmutzig graue dolomitische Schiefer über, darauf folgen schwärzlichblaue bis schmutziggelbe Schieferthone mit stark zer- klüfteten Dolomitbänken. Ebenso zeigt sich der Wellendolomit bei Hopfau, nach Glatt hin führt er massenhaft Pecten discites. Petrelak- tenarme Stink- und Kalksteine, blaue und schwarze, repräsentiren den Wellenkalk. Die ganze Mächtigkeit berechnet sich auf 150‘. Ueber die Anhydritgruppe gewähren die Bohrversuche und Schachtarbeiten im Eyachthale den besten Aufschluss. Vf. theilt die Profile mit: zu unterst Steinsalz, Salzıthon und Anhydrit, darüber Bänke grauen und weissen Anhydrits, dann dünngeschichtete lichte dolomitische Mergel, endlich ein poröser dickgeschichteter Dolomit. Ueber Tage an den Gehän- gen des Eyachthales ist das Steinsalz vollständig ausgewaschen, der Anhydrit im Gyps verwandelt, letzterer bildet bei Imnau das herr- schende Glied, darüber wieder der Dolomit mit Hornsteinnestern. Der Friedrichshaller Kalkstein wurde 190° tief durchgebohrt und ist scharf abgegränzt. Seine petrographischen Charaktere sind bekannt. Im Eyachthale beginnt er mit petrefaktenleeren Bänken,- darüber folgen wellenförmig dünngeschichtete Bänke mit Thonlagern, massenhafte Myaeiten führend; dann drei mächtige Bänke Enkrinitenkalkes, dar- über Ammonites nodosus und Nautilus bidorsaltus. Ueberhaupt ist die Fauna des Muschelkalkes hier die gewöhnliche. Der Friedrichs- haller dichte, rauchgraue Kalkstein verschwindet plötzlich an 3° mäch- tigen, dieht aufeinander gepackten, stark zerklüfteten Dolomitbänken, welche 60° mächtig werden. Farbe, Bruch, Härte, Gewicht, Zusam- mensetzung wechselt Bank für Bank, häufig sehr blasen- und drusen- reich und mit Hornsteinnieren und Schwerspathnestern ; Steinkerne von Nautilus bidorsatus, Pecten discites und laevigatus, Gervillia so- eialis, ‘Myophoria Goldfussi, Neoschizodus curvirostris Terebratula vulgaris bankweise zerstreut. Der nun folgende Lettenkohlensandstein bedeckt mit 12° hlaugrauem Schieferthon und lichtgrauem glımme- rigem Sandstein in dem Grenzbach zwischen Hirrliegen und Rangen- dingen den Dolomit, wird dann als feinkörniger, glimmerreicher, gelb- lichgrauer, dünngesehichteter Thonsandstein 5— 20° mächtig und scheidet nach oben ein schwefelkieshaltiges 8° starkes kohliges Thon- flötz aus. Darüber folgt blaugrauer Schieferthon 12‘, der in grauen - Sandschiefer und gelblichgrauen Mergelschiefer übergeht. Bald tritt eine sehr charakteristische Kalksteinbank auf, oft pelrefaktenleer, aber im Neckargebiet bei Mühlheim, Sulz, Deutlingen mit Myaciten, Myo- phoria Goldfussi und vulgaris, Gervillia socialis. Sie schliesst in den Sandsteinbrüchen das Schichtensystem des Muschelkalkes. Es folgen rauchgraue dolomitische Mergel 51/,‘ mächtig, mit Lingula tenuissima 33 x 494 und Posidonia minuta, eine Dolomitbank mit Mergelbrocken und häu- fig auf diesen Zellendolomit, dann Keupergyps, jene Mergel oft noch mit Muschelkalkpetrefakten. Die ganze Mächtigkeit der Lettenkohlen- gruppe steigt auf 60° und ist durch Fisch- und Saurierreste charack- terisirt. Der Keuper ist nach oben nicht scharf vom Lias abge- gränzt. Er bildet bewaldete Höhen und Rücken mit tiefen Rinnsälen an den steilen Gehängen, breitet sich hier 1/, bis 1 Meile in der Breite aus, weit in die Liasthäler hinauf sich erstreckend. Er beginnt über der Lettenkohle mit Gyps bis 50° mächtig in Bänken mit grauen Mergellagen wechselnd und massige Felsen bildend. Ueber ihn oder ihn auch ganz verdrängend lagern graue, rothe, blaugrüne, malte Mergel mit 20 .pCt. Bittererde nach oben Sand aufnehmend. Dann folgt der bunte Keupersandstein 30° mächtig, dick und regelmässig horizontalgeschichtet, feinkörnig, glimmerreich, thonig, mit Nestern von Gagalkohle, viel Pflanzen und Reptilien führend und als Baustein wichtig. Nach oben zerfliesst er in rothen sandigen Thon, verliert den Sand und es stellen sich 60' mächtige, grellfarbige Mergel ein. Diesen folgt der obere Keupersandstein mit Conglomeraten, Gagath- kohle, Dolomit und Mergel. Der Sandstein ist schmutzig weiss, grau, rolh, von grobem scharfem Korn, mit kaolinartigem Bindemittel, fleischrothen Feldspathkörnern, wenig Glimmer, weich, dickgeschichtet, in harte kieselige Sandsteinplatten übergehend, andrerseits aber auch in grobes Conglomerat mit Mergel und Kalksteingeschieben , Schwe- felkies und Bleiglanz. Er bildet 3 Hauptlagen zu 8 bis 15° mächtig, unten mit bunten, oben mit rothen Mergeln, führt Calamites arena- ceus und Belodon. Endlich rothe Mergel 50°, weich, bei Degerloch mit Zanclodon laevis. Ueberhaupt erreicht der Keuper 350° Mächtig- keit, hat fast gar keine Conchylien, nur Lacerten und Labyrinthodon- ten, sowie eine reiche Flora, geht von Waldshut bis Tübingen als schmaler Saum, breitet sich dann rasch aus, keilt sich zwischen Schwarzwald und Odenwald aus bis in die Rheinebene bei Wiesloch und Bruchsal vordringend. Der Jura streicht zwischen h. 4, 6, 8 von SW gegen NO, wovon das Streichen der von der Erhebung des Schwarzwaldes er- griffenen Juraschichten der SW Alp merklich abweicht, welche auch auf die hohenzollernschen Lande influirt. Der Lias erreicht hier in O u. W 2 bis 4 Meilen Breite, in Hohenzollern selbst nur 1, bis -1 Meile Breite. Die Rinnsäle des Keupers stürzen steil über die Lias- sandsteine und Kalke herab. Zwischen Eyach und Starzel formirt der Lias einen Halbkreis und bildet einen zweiten grossen Bogen von Friedrichsstrasse gegen NO, während das Auftreten bei Rosenfeld nur nach Heiligenzimmern hereingreift. Zwei deutliche Terrassen, de- ren untere (Lias &) kaum 1/, des Areals einnimt, einen engen Saum bildet und durch zahlreiche Steinbrüche geöffnet, zwischen Eyach und Schlichem, zwischen Steinlach und Fils dagegen sehr ausgedehnt. Der untere Lias beginnt mit einer 12° Bank, festen, schwarzen Kalk- steines, über welchen ähnliche mit Schieferthonen folgen. Darüber \ 495 lagern feinkörnige kalkige, gelbe, graue, blaue Sandsteine 4 bis 6’, bedeckt von 14 bis 24” Schieferthonen über welchen eine sandige schwarze Kalksteinbank lagert, endlich folgen 2 Thonkalksteinbänke mit buntscheckigen Schieferthonen. Der ganze untere Lias 90’ mäch- tig. An der untern Bachlinger Mühle und im Starzelflusse bei Frie- drichsstrasse zwei fast gleiche Profile. Die Petrefakten hat schon Quenstedt angegeben, doch fehlen in Hohenzollern Brachiopoden. Durch eine schwache verschwindende Thonschicht folgt Lias mit Thonkalksteinbänken, darüber am Fusse der obern Terrasse ein zer- bröckelnder dunkelblauer Thon 80. bis 90° mit Schwefelkiesknollen und Thoneisensteinflötzen, oben drängen sich 2 harte schwarze Kalk- steinbänke hervor. Die Gryphäen und Arieten des untern Lias sind verschwunden und die Petrefakien der Turnerithone sind unverkenn- bar. Es folgen die Numismalismergel als graue Steinmergelbänke mit weichen Mergelschiefern bis 20° mächtig erst mit verkalkten Pe- irefakten, dann mit verkiesten, Cephalopoden und Brachiopoden herr- schend. Die darauffolgenden Amaltheenthone gleichen den Turneri- ihonen, haben Kiesknollen und Thoneisensteingeoden, führen aber auch feste Bänke und die sehr charakteristischen Ammoniten. Der obere Lias beginnt mit Fucoidenschiefern, scharf geschiedene lichtgraue, 8° mächtige Thone mit zahlreichen Paxillosen, in der Mitte mit 2 Lagen bituminösen Schiefers, in welchen Fucoiden massenhaft angehäuft sind. Darüber die der Verwitterung trotzenden Posidonienschiefer, graubraun bis schwarz, biegsam blättrig, mit 30 pCt. Bitumen und fein zertheilten Schwefelkies, Lager und Nester von Gagatkohle bei Steiten, Hechingen, Wilfllingen. Die Stinksteine bilden drei in der Unterregion der Posidonienschiefer auftretende Bänke übelriechenden dichten Kalksteines, Saurier und Fische charakterisiren diese Region. Es folgen darüber die Jurensismergel mit lichtgrauen weichen Thonen und einer harten grauen Steinmergelbank. nur wenige Fuss mächtig, mit den leitenden Arten. Der braune Jura grenzt sich regelmässig vom Lias, ganz unregelmässig gegen den Weissen ab und entwickelt sich in einem von der Starzel umschriebenen Busen. Die blaugrauen Steinmergel consliluiren ein deutliches Plateau mit Vorspringen im Fürstenberg und Neuberg. Das Beit der Starzel hat den Schichtenbau geöffnet. Die untern oder Opalinusthone steigen bis 400’ Mächtigkeit an, füh- ren keine festen Bänke, aber lagerweise Thoneisensteingeoden, Petre- fakten auch in den untern Regionen so zwischen Zimmern und Ma- riazell, bei der Altstadt Hechingen, im Zillbach, die Gonchylien mit der schneeweissen perlmutterglänzenden Schale; die leitenden Arten sind die bekannten. Der Braune £ ist 270° mächtig und besteht aus dunkeln Thonen, Sandmergeln, und Thoneisensteinen. Zuerst sehr feinkörnige glimmerige Sandsteine mit bitumenreichen thonkalkigem Bindemittel, 60° mächtig, darüber 100° dunkle Thone mit Thoneisen- steinflötzen, zu oberst glimmerige, eisenschüssige Sandmergel. Der wiltle braune Jura beginnt mit einer & bis 8° mächtigen, grauen pe- 33° 496 trefaktenreichen Mergelbank mit schaligen Brauneisensteinlinsen, dann wechsellagern solche schwächern Bänke mit oolithischen Thonen bei Beuren 15‘, darin schon die Petrefakten des eigentlichen milllern braunen Jura. Es folgen 60° mächtige Thone mit Belemnites gigan- teus durchzogen von blaugrauen, spröden, eckig zerfallenden Mergel- kalken, die nach oben überwiegen. Das Schlussglied bilden roth- braune, oolithische 6° mächtige Steinmergelbänke scharf nach unten und oben abgegränzt. Am Fürstenberg bei Beuern fehlen die Oolithe; der beste Aufschluss bei der Sandwäsche am Hohenzoller und un- weit Jungen am rechten Starzelgehänge; die Petrefakten häufig, aber schlecht erhalten. Auf den Eisenoolithen lagern als oberer Brauner Parkinsonithone zunächst feinschichtige 30° mächtige dunkelblaue Thone mit Thoneisensteinnieren und harten blaugrauen Steinmergel- bänken deutlich am Hohenzoller, bei Jungingen und Schlatt, darin wohl erhaltene und verkieste Schalen, die Macrocephalenmergel an den eben erwähnten Orten entblösst haben nur 3° Mächtigkeit, sind harte, lichtgraublaue Steinmergel mit spärlichen Eisenoolitken, bei Schlatt mit einem Gagatkohlenflötz, Amm. macrocephulus zahlreich und bis 1‘ gross, selten Terebratula varians. Das Schlussglied bilden die 40° mächtige Ornatenthone am rechten Starzelgehänge mit zahlreichen Ammoniten. Der weisse Jura scharf abgegrenzt gegen die obere Molasse, doch nicht orographisch, constituirt mit seinem untern Gliede eine ausgedehnte Ebene, das Heufeld, nach innen vom milllern weissen umschlossen und einzelne Kuppen bildend. Eine zweite Ebene liegt oberhalb Thalheim um das Quellgebiet der Lauchert und Steinlach. Die obere Terrasse bildet der mitlle und obere Weisse. Die Thäler sind eng, ihre Physiognomie wechselnd. Der untere weisse Jura ‚wird 600° mächtig, besteht zu unterst aus weichen Mergeln mit Thonkalksteinbänken, deren Thongehalt nach oben zurücktrilt, dann verschwindet auch das Schwefelkies, und allmählig bilden sich die wohlgeschichteten Kalksteinbänke heraus, die dicht hart und spröde sind, nur spärliche Petrefakten führen, darunter die leitende Terebra- tula impressa, am reichsten ist noch der Hundsrücken. Der mittlere Weisse hat 300° Mächtigkeit und besteht ebenfalls aus grauem, zu knetlbarem Thone verwilternden Thonkalksteine, darüber folgen graue oder gelblich weisse Kalksteine, mit eigenthümlich oolithischer Structur ; Petrefakten massenhaft, Schwämme, Seeigel, Terebrateln (T. lacunosa) und Planulaten, Belemnites hastatus. Der obere Weisse ist ein 1000‘ mächtiger Massenkalk, Dolomit und Kalkstein. Der Dolomit mit 25 bis 42 pCt. Talkerde, 0,2 bis 0,5 pCt. Thongehalt, krystallinisches Gefüge, 2,78 spec. Gew., weisse, graue und gelbe Farbe, feinkörnig und grobkörnig, hauptsächlich im NO Landestheile links von der Lauchert entwickelt. Der Kalkstein ist krystallinisch körnig, dicht oder oolithisch. Nur letzterer führt zahlreiche Petrefakten, Terebra- iula insignis, am besten am Nollhause bei Sigmaringen. Der obere Weisse erreicht 300° Mächtiekeit, zu unterst eine Marmorbank, dann | 497 undeutlich geschichtete gelblichgraue Thonkalke am Josephsberg bei Sigmaringen, bei Langenenslingen und an der neuen Donaustrasse, Das Schlussglied ist der Plattenkalk am Nonnenhölzle bei Sigmaringen, regelmässig geschichtete compacte Bänke lichtgrauen, gelben, röthlichen, Kalksteines, mit spärlichen Petrefakten. Die Grenze der Molasse ist meist schwer zu ermitteln, weil es an Aufschlüssen fehlt. Das Das Thal des Ablach von Menningen bis zur Donau durchschneidet sie. Alle Thäler und auch die Hochebene sind einförmig. Die ältere Molasse ist durch die Chaussee von Sellfingen längs Hohenfeld nach Kalkofen entblösst in 400° Mächtiskeit und besteht hier aus feinkör- nigen, grauen Sand mit glimmerigem Kalkmergel ohne Petrefakten. Dann folgt Muschelsandstein 50° mächtig, bei Hausen und Liessen mit versteinerungsreichem blasigem Kalkstein beginnend, dann grob- körniger, grauer Sand mit Kalkmergel, Sandschiefer, Sandsteinbänke zuweilen mit Molassegerölle, doch lokal mehrfach abändernd, mit Braunkohlenflötzen bei Menetzhofen, Haasenweiler und Wilatzhofen. Das Schlussglied bildet Nagelfluh bei Waldsteig, Tautenbronn, Ein- hart und Tafertsweiler bis 100° mächtig, petrefaktenleer. Nur der Muschelsandstein führt Fische, Säugethiere und Conchylien. Die jün- gere Molasse ruht auf demselben, seltener auf Nagelfluh, nach der Donau hin auf Plattenkalk und bildet flache Rücken und runde Hügel, besteht aus Geröllen und Sand, letzter zuweilen durch Kalkmergel zu Sandstein verkiltet, die Gerölle aus Granit, Gneis, Glimmerschiefer, Hornstein, Quarz, Kalkstein und Sandstein, unter Kopfesgrösse. Die Süsswassermolasse lagert am SW Abfalle der Alp 300° mächtig von Langenenslingen über Zweifalten, Echingen, Ulm bis Nördlingen und ist am Fohrenberg schön aufgeschlossen. Es wechselt Kalktuff mit Kalksteinbänken, die Säugelhiere und Conchylien führen. An jüngern Bildungen ist noch zu erwähnen die marine Sandablagerung bei Win- terlingen, der Süsswasserkalk bei Harthausen an der Scheer, die Bohnerzlagerstätten, die Kugelsteinablagerung auf dem Alpplateau, die Gerölle, Sand und Nagelfluh im Donauthal und auf dem Alpplateau, der Diluviallehm und Süsswasserkalk, die Höhlenausfüllungen grössten- theils im Massenkalk, endlich die Alluvionen, Torf, Moorgrund, Acker- krume, Mineralquellen. Vrf, verbreitet sich speciell noch über die nutzbaren Mineralien, Steinsalz, Gyps, Erzlagerstätten, ‚Kohlen, Torf, lithographischen Steine, Marmor, über die Baumaterialien, Klima und Bodenkultur. — (Geol. Zeitschrift VII. 331 — 482.) Weichsel, Lagerstätte der Quadersandpflanzen zwischen Quedlinburg und Westerhausen. — „Der lang- gezogene Langenberg zwischen Quedlinburg und Westerhausen ist ziemlich in h, 9 gerichtet nach SO auf zwei hohe, steile und fast runde Hügel, wovon der eine (südöstlichste) Strohberg genannt wird, und den Münzenberg dicht vor Quedlinburg, und nach NW zunächst auf den Königsstein bei Westerhausen und dann auf den, dem Hop- 498 pelnberg sich anschliessenden Seeberg bei Börnecke. Diese Hügel- reihe wird durchweg von dem untern Quadersandstein gebildet. Wo nun der Langenberg nahe bei Westerhausen am höchsten sich hebt und einen ungemein scharfen, nach beiden Seiten sehr steil abfallen- den Rücken bildet, sind ganz oben an der Nordseite des Kammes Steinbruchsversuche gemacht, und fallen die Sandsteinschichten gegen 70° nach SW. Hier entdeckte ich ein gegen 9‘ mächliges ganz schwarzes Flötz, welches ich für ein Steinkohlenflötz, aus sandiger Erd- oder Russkohle bestehend, hielt (auch bei Börnecke kommen in dem untern Quader schwache Steinkohlenflötzchen vor), aber, wie mich bei meiner Zurückkunft die Lichtflamme bald lehrte, keın sol- ches ist. Die vermeintliche Kohle erschien mir nun als ein Mangan - Mulm. Die Fläche des Hangenden dieses Flötzes zeigte ein wahres Gewirre von Pflanzenstängelabdrücken, zum Theil von 21/,‘' Breite und 2’ Länge, auch den Eindruck eines Stammstücks von 14‘ Durch- messer mit Verzweigungen von flachen Abdrücken. Im Liegenden des Flötzes qu., in und an den Schichtungsflächen des Sandsteins, erschienen Pflanzenreste, sehr eigenthümlich und gross, wie sie hier in unseren Kreidebildungen noch an keinem Puncte vorkamen, und sind jene Flächen ganz damit überzogen. Es muss aber diese so höchst interessante Fundstätte gesehen, und müssen die Pflanzenreste dort gezeichnet werden, weil sie vollständig nur in grossen Blöcken sich gewinnen liessen, und es im höchsten Grade zu beklagen sein würde, wenn diese merkwürdige Stätte, vielleicht ganz einzig in ihrer Art, zerstört werden sollte. Ich schlug mir deshalb Nichts ab, konnte aber auch lange Zeit dort nicht verweilen, weil die Abenddämmerung nahete. Indessen fand ich unter den gebrochenen Steinen einen, wohl gegen 40 Pfd. schweren Sandsteinblock, an einer Seite in nahe 2 Fuss Ausdehnung überzogen mit einem farrenähnlichen Pflanzen- eindruck, übergreifend über diesen noch einen Theil eines zweiten gleicher Art. Um doch nun nicht ohne Ausbeute abzuziehen, trug ich mit grosser Anstrengung diesen Block wohl gegen 400 Schritt lang auf dem fast scharfen Felsengrate an eine, sicher aufzufindende Stelle näher nach Westerhausen hın, und liess ich mir solchen am folgenden Tage nach Blankenburg bringen.‘ — Ueber die Pflanzen selbst siehe oben S. 452. (Bericht Harzer naturf. Gesellschaft. 1854. 25.) J. Papon, Val Tuoi, eine geologische Skizze. — Val Tuoi ist ein stilles weidereiches Nehenthal des Unterengadin aus dem Herzen der Selvrettamasse herabkommend, sein Gletscherbach vom Fermuntgletscher herabstürzend und die Bäche vom 11090 Fuss hohen Piz Buin aufnehmend und dem Inn zueilend. Die Bergwand zwischen Tuoi und Lavinuoz ist sehr steil und felsig, von ihrer vor- dersten Spitze der Muotautta 9817 fällt fast senkrecht ein Lavinen- zug herab, andere Züge folgen weiter einwärts, im Hintergrunde des Grates Firnmassen; die linke Thalseite hat sanfte Böschüng. Die Gräte sinken nicht unter 9000‘ herab und fette Weide steigt an ilınen auf, 499 nur am Piz Colschen liegt ein ausgedehntes Trümmerfeld. Die rechte Steilseite besteht aus Hornblendeschiefer und hornblendehaltigen Gneiss. Alle Spitzen sind fast senkrecht aufgesetzte Hornblendesäulen, die sıch verschiedentlich gruppieren und grell von den weissen Firnen abheben. An der OSeite des Thales ist vorn der düstere Piz dellas Clavigliadas vorgeschoben mit schwarzen Spiegelflächen glänzend. Es ist eine eigenlhümliche Modification des Hornblendeschiefers, weiter- hin an Granit angränzend durch Hornblende, Gneiss und glimmerrei- chen Gneiss in denselben übergehend. Dem Granite folgt ein hell- farbiger, quarzreicher Gneiss, von dichtem schwarzen Kalkschiefer überlagert, der selbst Hornblendekrystalle führt und Schwefelkies. Der Fallwinkel ändert sich nun und auch der Kalkschiefer wird an- ders, von Quarzadern durchschwärmt, mit zahlreichen Drusen. End: lich in der Ecke des Thales gegen Val Tasna tritt Kieselschiefer auf, wie oft im Hintergrunde der Bündener Thäler. Er bildet eine Reihe sägezähniger Felsköpfe über 9000° Höhe. Es ist ein schmaler Kiel von bunten Schielern, der hier als westlichste Fortsetzung der Un- ‚ lerengadinerschieferbildung zwischen den Hornblendegesteinen einge- zwängt liegt. Der Gneiss steigt am höchsten im Piz Cotschen, dessen Spitze wieder dunkler Kalkschiefer ist. (Jahresber. naturf. Ges. Graubünden II. 7 — 12. Tf. 1.) v. Strombeck, Septarienthon von Söllingen S. von Schöningen. — Die Eisenbahnarbeiten zwischen Jerxheim, Schö- ningen und Helmstädt durchschneiden bei Söllingen einen Thon, der Fett ist, mit Säuren braust, grau von Farbe und ungeschichtet ist, beiderseits ziemlich im Hauptstreichen von Lias begleitet. Indess führt er Conchylien, darunter die leitende Nucula Deshayesana, welche ent- schieden genug auf oligocänen Septarienthon hinweist. An der OSeite von Söllingen wurden schon 1840 bei Gelegenheit einer Brunnan- lage durchbohrt: Dammerde und Schutt 12°, Septarienthon 128‘, grünen nach unten weissen Sand 60‘, Gesteinsschichten mit wech- selnden Thonbänken (unterster Lias als Keuper) 100° Noch früher wurde in der Gegend auf Braunkohlen gebohrt, und dabei dieselben Schichten aufgeschlossen. Auch grüner Sand hat sich öfter nicht weit über dem Grundgebirge gezeigt, wie er zwischen Döbbeln und Söl- lingen über dem Keupersandsteine liegt, aber versteinerungsleer. Die im Berliner Museum befindlichen Septarien-Thonpetrefakten von Söllin- gen sind wahrscheinlich bei einem Brunnenbau gefunden worden. (@eol. Zeitschr. VII, 319 — 328.) Zimmermann, anstehendes Kreidelager im äusser- sten NW. der Lüneburger Haide und Tertiärschichten bei Altona. — Durch den Chausseebau wurde an der Grenze der Geest gegen die Marsch nördlich vom Dorfe Westrode beim Hammoor ein Kreidelager aufgeschlossen. Es liegt ziemlich in der Mitte zwi- schen Stade und Neuhaus, ist von einer dünnen Diluviallage bedeckt und weiter südlich im Brederberg wieder aufgeschlossen. Die Kreide- 500 schicht ist 7° mächtig und lagert auf 4° Feuersteinknollen, zeigt eine schiefrigbiättrige Absonderung, geringe Neigung nach SO, und führt Ostraea vesicularis, Galerites vulgaris und Clypeaster eunealus, — Am hohen Elbufer zwischen Altona, Blankenese und Schulau steht an vie- len Stellen miocäner Thon; an einzelnen derselben kommen nur ver- kieste in Eisenoxydhydrat umgewandelte Steinkerne vor, an andern schön erhaltene Gonchylien. Im Allgemeinen stimmen die Arten mit denen von Reinbeck ziemlich überein, so ist am häufigsten Dentalium striatum, bei Nienstöden Saxicava arctica, die noch in Norddeutsch- land fehlte, auch eine Terebratel und eine Turbinolie, sowie Stachel- schuppen. Die gewöhnlichen Arten sind Peectuneulus pilosus, P. pul- vinalus, Pleurotoma Zimmermanni, in den Thoneisenplatten Venus Brocchii, Peetunculus deletus, Isocardıa cor, Auch bei Lieth ‚unfern Elmshorn ist eine Anzahl mioeäner Petrefaklen geiunden worden im rothen Thon, daneben lagert bituminöser Kalkstein; der glimmerreiche sandige Thon führt Conus antediluvianus, Mitra Borsoni, Cassidaria echinophora, Fusus semiglaber, distinetus, eximius, sexcostatus, Pleu- rotoma cataphracta, rotata, Chenopus pespelecani, Turritella suban- gulata, Dentalium suleatum, Isocardia cor, Limopsis aurita etc. Bei Lüneburg vor dem rothem Thore an der IImenau wurde über der Lettenkohle ein conchylienreicher Süsswasserkalk aufgeschlossen. — (Ebenda 324 — 327.) Fr. Schmidt, die primitive Formation des Fich- telsgebirges. — Dieses Gebirge ist ein Massengebirge nur aus den ältesten Formationen bestehend, 40 OJM. Flächeninhalt bildend und eine mächtige Wasserscheide darstellend für die Saale, Main, Donau und Eger. Ausgebreitete. Vorterrassen treten gegen $. und W, als Nab- und Mainplateau heran. Das vom Granit gebildete Hochgebirge dehnt sich in langgezogenen Rücken als Wellengebirge aus, das von zwei Hauptlängenthälern mit vielen Querthälern durchsehnitten wird. Im Schneeberge erreicht es seinen höchsten Gipfel mit 3250, im Ochsenkopf 3170‘, im Nusshard 3016, in andern granitischen noch 2000‘, die mittlere Höhe des Saalgebietes beträgt 1241‘, des Main- gebietes 1166”, des Egergebietes 1350‘, des Nabgebietes 1560". Das azoische System bildet den Kern des Gebirges, den äussern Ra- men verschiedene geschichtete Formationen. I. Gneisformation. der Urgneis constituirt die Hochebene bei Redwitz, setzt nördlich von Wunsiedel bis an den Granitkern fort, gegen W. nach Golderonach, gegen Selb, Asch und gegen SO. nach Waldsassen, in gleichen Strei- chen mit den nördlichen Granitausläufern. In S. fällt er gegen SO, erscheint hier gewunden und gekrümmt, als wäre er halbweich vom aufsteigenden Granit gepresst. Er ist im Allgemeinen schieferigfa- serig, weiss, grau, gelbbraun. Varietäten sind Glimmergneis vorherr- schend im Hochland (Augengneis, porphyrarliger Gneis, Dichroilgneis, Schörlgneis) und Hornblendegneis der äussern Hochebene angehörend, mit Schwefelkies und Granaten. Der gleichzeitig entstandene Lager- 501 \ granit, durch seine Parallelstructur vom Ganggranit unterschieden fin- det sich bei Vordorf, Wellerthal u. a. 0. mit Uebergang in Gneis. Der körnigere Granulit tritt im Gneisgebiet von ganz feinen Korn und mieroskopischen Granaten bei Tröstan auf; Schörlgranulit untergeord- net bei Wellerthal. Syenit erscheint bei Redwitz, Wölsau, Brand, wo er häufig vom Granit durchsetzt ist, mehr deckenartig gelagert und oft als Syenitgranit. Die ganze Gneisformation erscheint in 6 Grup- pen: die der inneren Hochebene mit Wunsiedel, Leopoldsdorf, Birk, Rösslau, Sematengrün und bei Redwitz, Dörflas, Manzenberg, Walpens- reuth, dann die bei Bischoffsgrün und Birnstengel, die bei Brandholz (Goldberg, Berneck, Wilfersreuth), die bei Weyerhöfen, Rupperls- grün, die bei Selb (Weissenbach, Selb, Mühlbach) endlich die unter- geordneten Gruppen bei Neuhaus, zwischen Luisenburg und Burgstein. — I. Glimmerschieferformation oder Urschieferformation steht in innigster Beziehung zu voriger und bildet die Grenzen zwi- schen dem ältern Gneis und den jüngern krystallinischen Schieferge- steinen, ist stets deutlich geschichtet. Ihr Terrain erstreckt sich über die innere Hochebene und das Hügelland, von Tröstau über Wun- siedl, Thiersheim, Arıberg bis nach Eger in S. nach Neundorf, west- lich durch das Steinachthal und N. bei Kirchenlanitz, Plösberg und Asch. Das Streichen im N. ist h 4—6 gegen S. und SO. fallend, Ihre untere Region ist Glimmerschiefer, die obere Thonschiefer ohne scharfe Grenze unter einander und gegen die Grauwackenformation. Das Gestein gliedert sich in folgende Gruppen: Glimmerschiefer bei Wunsiedl, -Arzberg, Redwitz, Steinach mit untergeordnetem Phyllit- schiefer, Gneisglimmerschiefer bei Arzberg, Wunsiedl, Russen, Gra- phitschiefer bei Wunsiedl, Arzberg, Schönbrunn, Quarzitschiefer bei Gefrees und Leutenberg, endlich Thonschiefer mit Knotenschiefer und Ottrelithschiefer bei Wunsiedl, Leutendorf, Brand, Chiastolitbschiefer am Schammelsberg bei Gefrees. Zufällige Gemengtheile sind sehr ärmlich: Brauneisenstein, grüner Granat, Pıehnit, Fluss- und Kalk- spalh, Pistazit; Andalusit, ein quarzreiches Brauneisensteinlager bei Marlinlamitz, zwei mächtige Lager Urkalkes 4 Meilen lang von W. nach 0. und nur als Muldenausfüllung erscheinend, wahrscheinlich gleichzeitiger Entstehung mit dem Glimmerschiefer, 11. Ganglor- mationen des eigentlichen Hochlandes. In typhonischen Stöcken den Urschiefer durchbrechend besimmt der Granit die Configuration Gelbirges, dessen Höhen das engere mit dichtem Nadelholz bestandene Fichtelgebirge bilden. Säulenartig, doppelkuppig, Felsenmeere bildend erscheint seine Oberfläche. Der Granit constituirt 4 Gruppen: Wald- stein-, Kornberg-, Schneeberg-, Weissensteingruppe und die unter- geordneten bei Redwitz und bei Kornbach am Schindelberg. Die Ge- steinsbeschaffenheit wechselt vielfach. Vorkommnisse: Schörl in Ne- stern und grossen Krystallen, Pinit,; Nester feinkörniger Glimmermas- sen in Kugelform; bunter Ganggravit in schmalen Gängen im ältern Granit mit rothem Feldspath und; weissem Glimmer, Flussspath und Quarz; Schriftgranit, Pegmatit und Schörl, Der Gangquarzit erscheint 502 als jüngeres Ganggeslein im Glimmerschiefer - und Gneisterrain überall ziemlich mächtig und oft vielfach verzweigt. Bisweilen ist das Ne- bengestein einerseits verändert, andererseits gar keine Einwirkung sichtbar. Ein solch mächtiger Gang beginnt bei Asch im Glimmer- schiefer und erstreckt sich über Haslau bis in die Nähe von Hohen- berg, ein anderer von Neubau über Ober- und Mittellind nach Ebnaht u.v.a. Der Quarz ist meist weissblau, auch gestreift und splitterig, selten fleischfarben, führt schöne Bergkrystalle und Rauchtopase, Grün- stein tritt in Gängen, Stöcken, Lagern vielfach im Urschiefer, Kalk und Granit auf. Der Amphibol oder Diorit findet sich vielfach in bei- den Kalkzügen mächtig bei Wunsiedl, Redwitz, Göpfersgrün. Wo diese Gänge aus den Kalkslteingängen auftreten, erscheint häufig ein ganz eigenthümliches Deckgestein, ein melamorphos.rter Glimmerschie- fer, aus Talk, Chlorit und Glimmer bestehend fast ohne Quarz und Feldspath. Auch zeigt der Grünstein häufig Gontacteinwirkungen auf den Kalk. Die pyroxenen Grünsteine (Diabas, Diabasschiefer) Ireten vielfach in Lagern, Schichten und Gängen auf. Im W. durchsetzt ein solcher Gang die Centralgruppe vom Ochsenkopf gegen Neubau, ein anderer bei Brandlhiolz und Berneck. Porphyre erscheinen spora- disch als Gangstöcke. Ihre Grundmasse ist dunkelgrau, dicht und feinsplittrig mit grossen gelblichgrauen Orthoklas- und kleinen Oligo- klaskrystallen und runden Quarzkörnern. Eigenthümliche porphyrische Gesteine begleiten den eigentlichen Porphyr. Auch der Basalt tritt in sporadischen Kuppen auf und gangförmig. Vom kegelförmigen rauhen Culm zieht er sich über Armannsberg, Nagelberg, Teichel- - berg, Steinwald,, Reichsforst, Gummelberg; Steinberg u. s. w. gegen die böhmischen Fortsetzungen hin, meist Granit und Glimmerschiefer durchbrechend oder auf deren Grenze hervorbrechend. In gestreck- ten Erhebungen nimmt er ein grösseres Terrain ein. Stets begleitet ihn Braunkohle, unmittelbar auch Basaltwacke, Basalttuffe und ver- schlackter Basalt. Er führt Augit, Arragonit, Steatit, Zeolith, Olivin. Erzgänge erscheinen in der Urformalion bei Brandholz. (Bamberger Naturf. Gesellsch. III. 79 — 91.) Fresenius, Analyse der Mineralquelle zu Weil- bach. — Die Weilbacher Schwefelquelle liefert in einer Minute 34,56 Liter Wasser, das vollkommen farblos und klar erscheint, stark nach Schwefelwasserstoff riecht, danach und weich schmeckt. Seine Tem- peratur betrug bei 27° C. Lufttemperatur 13,70 C. oder 10,96° R. und behält diesen Stand auch im Winter. Im Bassin bildet es einen schwachen, weissen, schlammigen Niederschlag. Das spee. Gewicht — 1,001065. Die Analyse ergab in 1000 Theilen folgende Zusam- menselzung. a. In wägbarer Menge vorhandene Stoffe. Schwefelsaures Kali 0,038848 Chlorkalium 0,027759 Chlornatrium 0,271811 Koblensaures Natron 0,287437 = 503 Kohlensaures Litbion 0.000528 - - Baryt 0,001013 - = Strontian 0,000101 Phosphorsaure Thonerde 0,000133 - - Kalk 0,000348 Kohlensaurer Kalk 0,263114 - - Magnesia 0,2350648 Kieselsäure 0,014550 Humusartige organ. Subslanzen 0,004845 1,145671 Kohlensäure in den Bicarbonaten 0,3613083 Freie Kohlensäure 0,182712 Schwelelwasserstoff 0,007550 Kohlensaures Ammon 0,004784 _ Summa 1,702020 b. In Spuren. Jodnatrium. deutlich nachweisbar Bromnatrium gering Borsaures Natron deutlich Salpetersaures Natron gering Kohlens. Eisenoxydul sehr gering - Manganoxydul kaum deutlich Eluorealeium gering Harzartige organ. Substz. deutlich Ameisens. Natron gering Propionsaures Natron elc. gering (Nassauer Jahresbericht Xl. 145 — 178.) Kerner, Analyse der heissen Quelle im Badehaus zum Spiegel bei Wiesbaden. — Die Temperatur der Quelle ist 66,20 C., die Farbe des Wassers in Flaschen gelblich, das spec. Gew. = 1,00628. Die Analyse berechnet für 1000 Theile. a. Im Wasser lösliche b. Im reinen Wasser unlöslich Chlornatrium 6,824923 Kohlens. Kalk 0,414697 Chlorkalium 0,142098 = Magnesia 0,011833 Chlorammonium 0,020589 = Baryt > Spur Chlorcaleium 0,410079 - Stronlian Spur Chlormagnesium 0,176746 = Eisenoxydul 0,007329 Kieselsänre 0,060965 - Manganoxydul 0,000655 Brommagnesium 0,002884 - Kupferoxyd Spur Schwefels. Kalk 0,082958 c. Gase. _ - Gebundene Kohlensäure 0,191655 Freie Kohlensänre 0,393398 (Ebenda 179 — 191.) Carl, Analyse der warmen Quelle des Gemeinde. bades in Wiesbaden. — Die Temperatur der Quelle an der Ausflussröhre steht auf 49,50 C. das spec. Gew. — 1,004960; das klare Wasser setzt bei längerem Stehen einen sehr geringen Nie- derschlag ab. Die Analyse berechnet für 1000 Theile: a) in reinem Wasser löslich b) in Wasser unlöslich Chlornatrium . . 5,264141 Kohlens. Kalk. . . 0,269667 Chlorkalium . . . 0,149698 - Magnesia . 0,003672 504 Chlorammonium . 0,015429 - Eisenoxydul . 0,002689 Chlorealium . . . 0,437995 Chlormagnesium . 0,129346 c) Gase Brommagnesium . 0,003078 Gebundene Kohlensäure 0,121591 Schwefelsaurer Kalk 0,146490 Freie Kohlensäure . . 0,255226 Kieselsäure . . . 0,044578 (Ebenda 192 — 204.) H. Schinz-Gessner, der Torf, seine Entstehung, Natur und Benutzung nebst Aufforderung durch Verarbeitung desselben einen zu weitem Transport und zu jeder Art von Feuerung geeigneten Brennstoff darzustellen. Zürich 1857. 8%. — In dieser kleinen Schrift werden auf 43 S. abgehandelt: Entstehung und Na- tur des Torfes, Anwachsen der Torfmasse, landwirthschaftliche Benu- izung der Torfmoore, Benutzung des Torfes als Brennmaterial, Aus- beutung und Qualitäten der Turben, Vorschlag zu besserer Benutzung des Torfes. Letzterer besteht darin, den rohen, frisch ausgestoche- nen Torf von allen fremden Beimischungen, Schlamm u. drgl. zu rei- nigen, ohne dessen Bitumen- und Brennstoffgehalt zu vermindern; die gewonnene reine Torfmasse ohne Abhängigkeit von der Witterung und Jahreszeit in einem möglichst gedrängten Raume auszutrocknen; ein egales compactes Brennmaterial in festen Massen zu leichter Auf- bewahrung und weitem Transport geeignet darzustellen. H. Karsten, über die Vulkane der Anden. Vortrag im wissenschaftlichen Verein. Berlin 1857. 80°. — Auf der Höhe das Waldgebirges, das sich an der Küste Carthagenas aus dem Flach- lande des Magdalenendeltas erhebt, liegt mitten im Walde eine wüste Ebene mit vielen kraterförmigen Gasquellen, deren schlammiges Was- ser über den Kraterrand abfliesst. Das 23,50 warme Wasser ist stark salzig, das Gas enthält viel brennbares Kohlenwasserstoffgas. Diesen Vulcanitos von Turbaco ähnliche Quellen liegen zahlreich an der Küste CGarthagenas und den benachbarten Inseln; bei Trockniss und Häufung des Gases steigen Flammensäulen aus ihnen empor; eine solche brannte 1848 im Oktober 8 Tage lang zum Schrecken der Küstenbewohner unter heftigem Geprassel und glühende Steine rings- um schleudernd. Solche Schlamm- und Gasvulkane sind immer ganz niedrig, haben stets einen geringen Verbreitungsbezirk, isolirtes Vor- kommen. Verlässt man bei Carthagenas die zahlreiche Vulkangruppe Gentralamerikas, so erreicht man den nördlichsten Vulkan der Gruppe Columbiens, den 17000° hohen Ruiz, der mit dem Tolima verbun- den ist. An diese höchsten Gipfel des Kammes reiht sich eine ganze Kelte erloschener und thätiger Vulkane, bei Tage eine Rauch-, bei Nacht eine Feuersäule ausstossend. Der Gipfel des Purace erhebt sich plötzlich vegetationslos aus der Waldung, mit einer Schlamm- schicht zum Krater aufsteigend, und feinen Staub in der Luft zer- streuend. Im Jahre 1848 begann nach langer Ruhe der Krater seine Thätigkeit mit Dampf- und Aschenwolken; aus zahlreichen Oeffnungen qualmte erstickender Schwelfeldampf hervor mit Wasserdampf gemischt, i 505 aus kleinen Spalten entströmt. Kohlensäure, Schwefelwasserstoflgas und. Wassergas mit hoher Temperatur, die hoch Zinn und Wismuth schmilzt. Diese Temperatur macht auch die Kraterwände glühend und deren Wiederschein erleuchtet bei Nacht die ausströmenden Gase und glühende Asche, so dass daraus die nächtliche Feuersäule gebildet wird. Auf dem Azulfral, den Vulkan von Tuquerres erhebt sich der Pflanzenwuchs bis zur steilen Felswand des Kraters, der jetzt in einen See verwandelt ist, aus welchem zahllose Gasquellen hervor- brechen. Der Wasserspiegel glänzt im reinsten Smaragd, ist rein und klar in unmittelbarer Nähe, das Wasser im Glase ganz farblos, der Boden des Sees gelblich. Der Schwefeldampf quillt mit Wassergas gemischt aus einem kleinen, ganz mit Schwefel bedeckten Kegel zur Seite glühend heiss hervor. Der Azufral erhebt sich nur 1000” über die umliegenden 3000% hohen Weiden und erreicht also die Schnee- gränze nicht. Der gegen S. liegende Vulkan von Cumbal bietet von hier mit dem benachbarten Chiles einen herrlichen Anblick, aus der 200% hohen Kegelspitze mit weisser Kuppe auf grüner Haube wir- beln beständig weisse Dampfwolken auf. Auch auf dem eisigen Pla- teau der Kegelspitze des Cumbal quellen zahllose Fumarolen aus zer- fressenem Trümmergestein, an seinem Ostrande eine mächtige Dampf- säule, der locker sandige Boden ist heiss und erstickende Schwefel- dämpfe versperren den Zugang zum Krater. Alle diese Vulkane, der Pasto, Azufral, Cumbal und Chiles begrenzen den westlichen Rand des immergrünen Plateaus, dessen mittlere Temperatur fast unverän- derlich auf 12° R. steht. Nach S. ‚setzen diese Vulkanenreihe fort der Cotacha, Mojanda, Pichincha, Corazon, Hiniza, Carguairozo und Chimborasso, während von dem Bordonzillo neben dem Pasto sich die östliche Reihe über den Guaco nach S. zum Cayambur, Guaca- mayo, Antisana, Sinchulabna, CGotopaxi, Tunguragua, Altar oder Ca- pauren ausdehnend in den Gebirgsknoten des Assuay endet, Auf der Hochebene selbst stehen die unthäligen Imbabura und Ruminavi, am O Fusse der Kette der sehr ihätige Jangay und Saraurcu. Den Co- topaxi traf K. in grosser Aufregung, ein Versuch ihn zu besteigen misslang und schon wenige Tage später, am 14. Septbr. 1854, be- gann die Eruption mit Schmelzung der Schnee- und Eismasse und mächtigen Schlammströmen. Lavaergiessungen sind von keinem Vul- kane der Anden aus historischer Zeit bekannt. K, beleuchtet schliesslich noch die Ursachen. der vulkanischen Erscheinungen, Ami Boue, Parallele der Erdbeben, Nordlichter und des Erdmagnetismus sammt ihrem Zusammenhange mit der Erdplastik sowohl als mit der Geologie. Wien 1857. 8%, — Wir heben aus diesem ‘akademischen Vortrage nur Einzelnes hervor, um damit auf dessen Inhalt aufmerksam zu machen. Die magnetischen Erscheinungen sind Eigenschalten unseres Erdkörpers, der Erdmagne- tismus scheint aber mit Temperaturverhältnissen innig verbunden zu sein. Die Erdtemperatur wırd auf verschiedene Weise gebildet und 506 { modifieirt, durch die Sonnenstrahlen, die eigene Centralwärme, in welcher die Gebirgshebungen, Vulkane und Erdbeben ihren Grund haben, — Die Hauptrichtungen der nach und nach hervorgebrachten Gebirgs- systeme kreuzen sich fast rechtwinklig oder stehen orthogonal gegen einander, was a posteriori mit derjenigen der Depressionen auch dann wahrscheinlich erscheint. Dadurch nimmt die Erdoberfläche selbst eine gewisse Regelmässigkeit an. Unsern ganzen Erdball durch- zieht der Erdmagnelismus, der sich in den Nordlichtern auffallend äussert. Auch bei vielen Erdbeben wurden Veränderungen in der Magnetnadel beobachtet, aber nicht immer, da diese mehr weniger locale Nebenwirkungen der Entrückung, Entladung oder Durchströ- mung eines Theiles des electromagnetischen Fluidums vorzüglich in tiefen Theilen der Erde sein können, Die atmosphärische Electriei- tät ist nur ein Nebending, darum coineidiren mit Gewittern auch Erderschütterungen. Die Erdbeben auf den Erdmagnelismus basirt haben wie die Nordlichter ihre eigene Periodicität, welche Perry mit grossen Tabellen festzustellen versucht hat. Derselbe construirte auch über die Richtungen der Erdbeben seismische Rosen und fand, dass dieselben mit der Zeil sich verändern. Bei diesen Perreyschen Untersuchungen verweilt B. lange, beleuchtet speciell die Periodicität, dass Verhältniss zu den Gebirgskeiten), die Störungen in den mag- nelischen Bewegungen, den Einfluss des Mondes und macht die Ge- meinschaftlichkeit der Ursache in Nordlichtern und Erdbeben wahr- scheinlich, was zu dem Schlusse führt, dass in frühen Perioden die Nordlichter viel häufiger und stärker waren als jetzt, da die Erbeben es auch waren. Sie ersetzten in den Urzeiten für den Winter an den Polen das Sonnenlicht. Hopkins, über die äussere Temperatur derErde und übrigen Planeten des Sonnensystems. — Die Oberflächen- temperatur der Planeten muss abhängig sein von der Temperatur des Weltenraumes, von der Sonnenwärme, von der eigenthümlichen Na- tur der einzelnen Planeten und zwar speciell von ihren Atlmosphären, vom Grade der Schiefe ihrer Rotationsachsen, von der Wärmeleitung‘ der specifischen Wärme und dem Wärmestrahlungsvermögen der ihre Rinde zusammensetzenden Stoffe. Die Erdatmosphäre ist fast ganz diatherman für die von den Sonnen kommenden Wärmestrahlen und so scheint es mit dem Weltenraume für die Fixsternwärme sich zu ver- halten. Alle diese Wärme reflectirt das Vermögen wieder zurückzu- strahlen, aus der Atmosphäre und der Erde sich dem Weltenraum wieder mitzutheilen. Soll aber diese Wärme nochmals den Weg durch die Atmosphäre zurücklegen, so muss deren Temperatur in ihrem untern Theile höher als im obern und zwar um so viel höher sein als jene zurückgehende Wärme an sich beträchtlicher ist. Die Temperatur der obern Atmosphäre t'" muss der Art sein, dass in ei- ner gegebenen Zeit den von ihr in den Raum übergehende Wärme- menge derjenigen gleichkommt, welche von äussern Quellen her zu x 507 Erdoberfläche gelangt und von hier aus jenem wieder gegeben wird. “ ist also unabhängig von der Ausdehnung der Erdatmosphäre. In den untern Theilen dieser muss die Temperatur um so mehr zuneh- ‚men, je mehr man sich der Erdoberfläche nähert und nennt man die hier herrschende Temperatur ‘t', so ist klar, dass (' um so grös- ser werden muss, je höher die Atmosphäre ist, Man darf hier nicht übersehen, dass t‘’ die seigene Temperalur der atmosphärischen Theile repräsentirt und vielleicht weit von derjenigen verschieden ist, die ein Thermometer an der äussern Grenze der Atmosphäre zeigen würde, weil der Stand dieses Instrumentes nicht nur durch den Aus- tausch des Wärmestoffes zwischen seiner Kugel und den Theilchen der Atmosphäre, sondern auch durch die den Weltenraum von allen Seiten durchsetzende Strahlwärme bedingt wäre, welche auf die dia- thermane Atmosphäre keinen Einfluss äussern werden. Hängt man nun den Thermometer mit gegen die Sonnenstrahlen geschützter Ku- gel über den Grenzen der Erdatmosphäre auf, so würde er uns die Temperatur dieses Theiles des Weltraumes angeben, wie sie durch die, Strahlung aller Wärmequellen des Universums, die Sonne ausge- nommen, hervorgebracht wird; und, befände sich der so geschützte Thermometer hinreichend weit von der Sonne und allen Planeten ent- fernt, so würde sein Stand in allen Gegenden des Sonnensystems un- gefähr der nämliche bleiben. Dies wäre dann dıe beständige allge- meine Temperatur des Interplenar-Raumes (T). Sie wird offenbar grösser als t' sein, und wenn wir unsern Thermometer bis in die obere Grenze der Atmosphäre herabsenken, so wird er eine Tempe- ratur zwischen T und t‘' anzeigen. Senken wir ihn noch tiefer, so wird er auch eine noch tiefere Temperatur angeben, weil er von einer dichteren Atmosphäre umgeben ist, und so weiter, bis endlich wenn man sich der Oberfläche der Erde zu nähern beginnt, dieser zunehmenden Erkältung die höhere Temperatur der aimosphärischen Theilchen entgegenwirkt. Es ist also in der Atmosphäre ein Punkt vorhanden, wo der Thermometer aufs Minimum sinkt, um dann bei fortgesetzier Annä- herung zur Erde wieder zu steigen. Es kann demnach ferner die einen Planeten umgebende Atmosphäre, je nach ihrer mehr oder we- niger grossen Ausdehnung, die Temperatur seiner Oberfläche über die des umgebenden Raumes erhöhen oder unter sie herabdrücken. Was die Erde betrifft, so kennen wir durchaus nicht die Höhe, in welcher der Thermometer aufhören würde zu sinken, wir wissen nur, dass sie beträchtlich sein muss. Gäbe es nun Planeten, deren Atmosphäre nicht so hoch wäre, dass der Thermometer, wenn man ihn bis an deren Grenzen emporhöbe, dann auf sein Minimum herabsinken könnte, so ist klar, dass eine Erhöhung dieser Atmosphäre eine Erniedrigung - der Temperatur der Oberfläche des Planeten veranlassen müsste, wäh- rend im gegentheiligen Falle jede Vermehrung der Atmosphäre auch eine Vermehrung der Temperatur des Planeten herbeiführen müsste. Wie: nun bei unserer Erde der Thermomelterstand, von einer sehr 508 ° grossen Höhe an abwärts immer mehr und mehr steigt, so müsste auf irgend welchem mit einer ähnlichen aber höheren Atmosphäre umgebenen Planeten die Temperatur wärmer als bei uns sein, vor- ausgeselzt, dass die Bestrahlung beider durch die Sonne nicht statt- finden könne. Wäre dagegen die Atmosphäre eines.Planeten niedri- ger als die unserige, so müsste auch die Temperatur seiner Ober- fläche kühler sein, vorausgesetzt, dass jene so niedrig wäre, dass der aus dem Weltraume in dieselbe herabgelassene Thermometer seinen tiefsten Stand nicht darin erreichen könnte. Hätte dieser Planet end- lich gar keine Atmosphäre, so müsste die Temperatur seiner Ober- fläche, den Ausschluss der Sonnenstrahlen vorausgesetzt, dem des Weltraumes gleich sein; aber wir haben nicht die Mittel zu bestim- men, welches die Temperatur unserer Erde im Falle jenes Ausschlus- ses sein würde. K. hat mit Hilfe der Poisson’schen Formeln den durch die Be- strahlung von der Sonne bewirkten Ueberfluss der Erdrinden - Tempe- ratur in den verschiedenen Breiten über diejenige Temperatur berech- net, welche alle Theile dieser Rinde ohne Bestrahlung durch die Sterne gemeinsam haben würden. Aber. diese Zunahme der Tempe- ratur muss eine Vermehrung der Wärme in der Atmosphäre veran- lassen, welche auf die Temperatur der Erde zurückwirken muss bis zur Herstellung des Gleichgewichtes. Er gelangt in dieser Hinsicht zu dem Resultate, dass an einem gegebenen Orte der Erde der Ge- sammt-Effekt der Sonnenwärme fast doppelt so gross als derjenige ist, welcher von der Bestrahlung durch die Sonne unmittelbar her- rührt. . Dieses festgestellt, würde die Temperatur auf der ganzen Oberfläche der Erde, wenn die Wirkung der Sonne beseiligt werden könnte, nur — 3995 (. sein. Die jährliche Variation der Temperatur der Erdoberfläche scheint in jeder Breite gleich sein zu müssen mit derjenigen, der sie berührenden Luftschicht, in Gegenden wenigstens, wo nicht wag- rechte Luft oder Wasserströmungen oder die Leitungsfähigkeit der die Erdrinde bildenden Stoffe eine Abweichung bedingen. Von da auf die übrigen Planeten übergehend bemerkt der Ver- fasser zuerst, dass er nicht glaube, dass die ursprüngliche oder in- nere eigene Wärme derselben noch einen merklichen Einfluss auf ihre jetzige @berlläche äussere. Wenigstens was unsere Erde betrifft, so kann die Temperatur ihrer Oberfläche nur etwa noch um einen ge- ringen Bruchtheil eines Grades weiter sinken, so lange nicht äussere Ursachen eine Aenderung veranlassen. Vorausgesetzt also, dass jene wenigstens eben so alt als unsere Erde seien, handelt es sich auch bei ihnen um äussere Einflüsse, nicht um ihre eigene Wärme. Würde daher unsere Erde mit ihrer jetzigen Almosphäre in die Bahnen des Neptuns, des Uranus oder Saturns versetzt, so würde ihre Natur nahe zu — 3995 sein, da die Bestrahlung der Sonne in’ diesen Enifer- nungen nicht mehr bedeutend sein kann. Wüchse aber die Höhe ihrer Atmosphäre, so müsste auch ihre Temperatur verhältnissmässig 509 zunehmen. Welsh’s Beobachtungen über die Temperatur- Abnahme zu Grunde gelegt nimmt der Verf. an, dass eine Erhöhung der ersten um 35,000 bis 40,000‘ die Temperatur der Erdoberfläche bis zu dem Grade vermehren würde, welche unsere gemässigte Zone jetzt hat. Dasselbe gilt von den genannten 3 Planeten selbst, wenn sie eine ähnliche Atmosphäre und von solcher Höhe wirklich haben. Ihre Temperatur würde ziemlich gleichmässig auf ihrer ganzen Oberfläche und im ganzen Jahre sein. Eben so bei Jupiter, nur dass die Bestrahlung der Sonne ihn unter dem Aequator um etwa 205 höher erwärmen würde. Es ist daher nicht gegründet, dass diese Planeten ihrer Entfernung von der Sonne wegen sehr kalt sein müssen, Was den Mars, den nächsten Planeten ausserhalb der Erde betrifft, so würde er bei einer ähnlichen aber um 15,000 — 20,000‘ höheren Atmosphäre, als die Erde hat, eine Aequatorial- Temperatur von etwa 1505 und am Pole — 10° besitzen, und würden die jähr- lichen Variationen in jeder Zone ungefähr halb so gross als auf un- serer Erde sein, wenn Leitungsfähigkeit, eigenthümliche Wärme und Strahlungsvermögen seiner Kruste dieselben wären- Dächte man sich ferner die Erde mit ihrer jetzigen Atmosphäre und Schiefstellung der Achse in die Bahn der Venus versetzt, so käme ihre mittle Aequatorial-Wärme auf 90° C,, weniger den Betrag - der horizontalen Ableitung derselben durch Luft-Strömungen u. a. örtliche, wahrscheinlich beträchtliche Ursachen, ihre mittle Pol-Wärme auf + 16° C. Eine Verminderung der Höhe der Atmosphäre würde jedoch diese Temperaturen im gleichen. Verhältnisse herabdrücken. Da aber die Schiefe der Achse der Venus viel beträchtlicher und zwar bis von. 75° angenommen wird, so muss der Gang der Jahreszeiten ein gänzlich verschiedener werden und die höchste jährliche Tempe- ratur an die Pole fallen. Hätte die Venus die Atmosphäresder Erde bei 75° Schiefe, so käme, abgesehen von der horizontalen Ableitung, die höchste Temperatur des Aequators auf 56° und die der Pole auf 95%. Wenn dagegen die Höhe der Atmosphäre um 25,000‘ unter der der Erde bliebe, so würde die mitte Temperatur der Aequ- torial-Gegenden die unserer gemässigten Zone nicht überschreiten und die der Pole auf etwa 40° bleiben, also noch 12 — 13° über der Aquatorial-Temperatur unserer Erde. Doch wäre möglich, dass die Wirkung der Sonnen-Strahlen durch eine an Wasser-Dünsten reichere Atmosphäre modifizirt würde. — Nähme man bei der Venus eine der unserigen durchaus ähnliche Atmosphäre bei einer Schiefe der Achse von 25° an, so würde ihre Jahres-Variation ungeheuer gross ausfallen müssen und wahrscheinlich um 70 — 80° über und unter die mitte Temperatur kommen, jedoch durch die wagrechte Fortpflanzung der Wärme und die Natur der ihre Rinde bildenden Stoffe beeinflusst werden. Eine Verminderung ihrer Höhe um 25,000' würde wahr- scheinlich den Betrag der jährlichen Ungleichheit eben so wohl ver- mindern als den der mittlen jährlichen Temperatur- Diese jährliche Ungleichheit auf etwa 40° zurückgeführt, würde die Polar-Tempera- 34 510 tur zwischen 0° und 80° schwanken, die halbjährige Ungleichheit am Aequator sich auf 10— 12° belaufen, im Ganzen. also gegen 25 betragen, den Zero-Punkt in deren Mitte gedacht. Eine noch wei- tere Erniedrigung der Atmosphäre würde auch die mittle Temperatur dieses Planeten verhältnissmässig vermindern, eine Hypolhese, die nicht unverträglich mit der Anwesenheit einer so grossen Menge von Wasser-Dunst in ihrer Atmosphäre sein würde, dass durch diesen die Wirkung der Sonnen-Strahlen sich verminderte. Der Mond befindet sich in ganz eigenthümlichen Verhältnissen, theils durch den gänzlichen Mangel einer Atmosphäre und theils durch die Länge seiner Rotations-Zeit. Aus erstem Grunde würde, wenn man allen Einfluss der Sonne ausgeschlossen denkt, die Temperatur seiner Kruste der des Welt-Raumes gleich stehen. Wir haben nun kein Mittel zu bestimmen, um wie viel diese Temperatur von der der Erde unter analogen Verhältnissen abweichen würde, die H. zu — 3905 angenommen hat. Aber wie gross sie auch sein möge, SO muss die Sonnen-Wärme die Temperatur des Aequators auf. dem Monde bis zu 40° und die seiner Pole bis auf nur wenige Grade erhöhen. Besässe unter solchen Verhältnissen die Mond-Rinde die nämliche Leitungs-Fähigkeit, Eigenwärme und gleiches Strahlungs-Ver- mögen wie die der Erde, so müsste die monatliche Temperatur- Variation in seiner Aequatorial- Gegend ungeheuer sein und bis 60°; jedoch an den Polen viel weniger betragen. (Biblioth. univ. Geneve 1856. XXX. 310 — 316.) Gl. Öryetognosie. C. Bergemann, Untersuchung von Me- teoreisen. — B. erhielt das Material zu seinen Untersuchungen von Burckart, der in Mexiko selbst mit grosser Aufmerksamkeit sammelte, und von Krantz. Einige der differirenden Angaben in der Zusam- mensetzung des mexikanischen Meteoreisens liegen nach B. in der Methode der Untersuchung. Wir führen aus seiner speeiellen Arbeit hier nur die Resultate an. Das Meteorseisen aus der Misteca im Staate von Oojaca Nr. l., ‚von Ocatitlan II., von Cosby’s Creek im Tennessee Ill., von Zacatecas IV., von Arva \. l II I IV V Fe 86,857 85,49 90,096 85,42 74,176 Ni 9,917 817 6,521 9,73 4,145 Co 0,745 0,56 0,332 0,44 0,213 P 0,070 Spur 0,021 _ 0,198 Ss 0,553 _ — — 15,359 Gu un Spur — u ae Mg _ Spur en zer == unlösl. Rückstand: 0,975 5,00 — = 5,906 bestehend aus: Kohle und Eisen 0,524 0,07 0,175 me 2,070 pP 0,053 0,17 0,068 0,236 Ni 0,132 0,46 0,183 \ 1,05 0,594 Pe 0,265 4,22 1,302 3,006 511 Das ‚specifische Gewicht von I = 7,58 (7,2— 7,62). Der in ver- dünnter Salzsäure unlösliche Rückstand ist nach Beseitigung der Kohle und erdigen Bestandtheile eine Verbindung von Phosphor, Nickel und Eisen, sogenannter Schreibersit, allein nicht constant wie L. Smith in dem Verhältniss von 1 : 2 : 4, sondern in. sehr verschiedenen Verhältnissen. (Poggendorffs Annalen C. 245 — 260.) Wöhler, über einen neuen Meteoriten. — Aufeiner Excursion am 21. Juli 1856 im Paderbornschen fand Mühlenpfordt bei Hainholz unweit Borgholz eine grosse Eisenmasse in einer ab- schüssigen Furche zwischen Aeckern auf Kalksteinfels. Der meleori- sche Ursprung verrieth sich alsbald durch Olivin und metallisches Ei- sen. Ihr Gewicht betrug 33 Pfund, ihr Ansehen glich dem gewöhn- lichen Brauneisenstein. Beim Zerschlagen zersprang sie in mehre schalig abgesonderte Stücke. Im Innern zeigen sich Körner und Par- tien von Olivin. Auf frischem Bruch ist die Masse dunkel grau- schwarz, feinkörnig, fast feinzackig, hie und da mit grünen Olivin. körnern und gelblichem Schwefeleisen. Die Härte ist sehr beträcht- lich. Das spec. Gew. 4,61 wegen des Reichthumes an metallischen Eisen. Beim Aetzen mit verdünnter Salpetersäure kommen auf den meisten der blank polirten Eisenpartien ring- oder schleifenförmige oder geschlängelte Figuren zum Vorschein. Der leicht nachweisbare Nickelgehalt stellt sich auf 7—8 p@. Ein Stück Stein in mässig starke Salzsäure gelegt löst sich das Eisen unter Wasserstoffgas Ent- wicklung auf, manches Stück entwickelt zugleich Schwefelwasserstohi- gas. (Ebenda 342 — 345.) Schabus, die Krystallformen des Kärntnerschen Vanadinits. — Die Vanadinitkrystalle aus den Bleierzgruben vom Obir bei Windischkappel ergaben durch Messung die Grösse der Kante für das als Grundform gewählte Bhomboeder — 89044’, welcher Werth die Isomorphie mit dem Mimetesit (89013), Pyromorphit (88°29') und Phosphorit (88041') ausser Zweifel setzt. Die Kry- stalle sind 1 — 3°‘ lang, haben demantarligen Glasglanz, honiggelbe Farbe, die kleinern vollkommen durchsichtig, grössere halbdurchsich- tig. Ihre Formen gehören dem hexagonalen Systeme an und beste- hen aus der hexagonalen Pyramide p, einer schärferen q, aus dem hexagonalen Prisma der zweiten Art und der Pinakoidfläche, wahr- scheinlich finden sich auch noch die Flächen eines Skalenoeders. (Ebenda 297 — 301.) Kenngott, über die Zusammensetzung des Vana- dinits. — K. gibt der sorgfältigen Analyse Rammelsbergs (ef. VII. 254.) eine andere Deutung um die Uebereinsiimmung des Vanadinit mit Apalit, Pyromorphit und Mimetesit nachzuweisen. Der Verlust von 3,21 pC. hat nach RK. nämlich nichts mit dem Blei zu schaffen. Es entsprechen 17,41 pC. Vanadinsäure VO,, 20,31 pC. Vanadin- säure VO,, letztere in die Analyse eingeführt statt ersierer enthält 34* 512 der Vanadinit 2,23 Chlor, 6,52 Blei, 69,68 Bleioxyd, 20,31 Vana- dinsäure 0,95 Phosphorsäure, so dass nur 0,31 Verlust bleiben. Im 5 Apatit, Pyromorphit, Mimetesit, deren Formel R m + 3R0° | 2 ist, kann man annehmen, dass Chlor oder Fluor den Sauerstoff ver- irelen und dass, wenn man sie nicht in der Formel aufnimmt, son- dern dafür die entsprechende Menge Sauerstoff setzt, die allgemeine Formel 10RO 3RO, wird, somit diese Salze das Sauerstoffverhältniss 10 : 15 oder 2:3 haben. Nehmen wir nun der Berechnung wegen das Chlorblei als Bleioxyd in der Vanadinitanalyse ‘also 76,70 Blei- oxyd, 20,31 Vanadinsäure, 0,95 Phosphorsäure: so erhalten wir als Aequivalentzahlen 6,867 PbO, 1,880 VO,, 0,134 PO, oder wenn wir die Phosphorsäure zur Vanadinsäure hinzuthun 6,867 Pb0, 2,014 VO, oder 10 :2,953 oder 10,229 :3. Hieraus folgt die einfachste Formel des Vanadinits 10PbO.3VO, oder das Chlor als theilweisen Stellvertreter des Sauerstoffs ausgedrückt: 10Pb0,C1.3VO,. Will man die Bestandiheile aus der Formel berechnen: so muss man das Ver- hältniss berücksichtigen, in welchem die vicarirenden Bestandtheile stehend durch die Analyse gegeben sind. Die Phosphorsäure steht zur Vanadinsäure in dem Verhältniss = 1 : 14 und das Chlorblei zu dem Bleioxyd 69,68 wie 1 : 10 und für diese Verhältnisse ergibt die Berechnung auf 100 Theile nachfolgende Zahlen im Vergleich mit der Analyse berechnet gefunden 2,21 2,23 Chlor 6,46 6,52 Blei 69,54 69,68 Bleioxyd 20,82 20,31 Vanadinsäure VO, 0,97 0,95 Phosphorsäure 100,00 99,69 oder 2,21 2,23 Chlor 76,50 76,70 Bleioxyd 20,82 20,31 Vanadinsäure 0,97 0,95 Phosphorsäure Hätte man sich an die Formel PbCI--3(3Pb0.VO,) halten wollen und das Verhältniss PbCl : PbO wie 1:9 genommen: so ergibt die Berechnung eine etwas grössere Differenz gegen die gefundenen Be- standtheile, nämlich 2,42 Chlor, 7,09 Blei, 68,73 Bleioxyd, 20,79 Vanadinsäure, 0,97 Fhosphorsäure, wie es auch sein muss. Die Iso- morphie des Vanadinit mit Apatit, Mimetesit und Pyromorphit steht also nicht im Widerspruch mit der chemischen Formel. (Ebenda CI. 95 — 101.) H. Dauber, Svanbergit und Beudantit. — 1. Svanbel“ git. Durchscheinende bis durchsichtige scharf ausgebildete Krystall® von der Farbe der brasilischen Topase, deren Form ein würfelähn- 513 liches stumpfes Rhomboeder r = 100 in Combination mit dem zwei- ten schärfern 4r — 311 und andern nicht sicher zu trennenden aber stets nur untergeordnet auftretenden Rhomboedern derselben Ordnung zwischen r und 4r. Nach der Endfläche sind die Krystalle deutlich spaltbar. Der Polkantenwinkel 89024‘. Der Combinationskantenwin- kel 100. 311 ist demnach 25030. — 2. Beudantit zuerst zu Horr- hausen gefunden und von Levy beschrieben kömmt auch zu Monta- baur im Nassauischen vor, in schönen Krystallen auch zu Glandore Cunty in Irland. Der Winkel 100. 001 schwankt um 88°42’ als Mit- tel vieler Messungen. Ausser dem Hauptrhomboeder beobachtete D. das erste schärfere 2r‘ —= 111 und die Combinationen 100. 111 — 100; 111— 100. 111. 111— 100. 755. 322. Die spitzen Rhom- boeder 2r‘, welche zu Montabaur besonders häufig sind, lassen sich ziemlich leicht nach der Endfläche spalten, hei der würfelähnlichen gelingt dies nicht. (Ebenda C. 579 — 580.) C. Rammelsberg, über die Zusammensetzung des Beudantits. — Die Krystalle von Cork in Irland lassen sich von ihrer Unterlage, Eisensinter, nicht ganz sondern. R. fand im Mittel von 4 Analysen bei 4,295 spec. Gew. möglichst reiner Stücke Sauerstoff Schwefelsäure 13,76 8,28 Phosphorsäure 8,97 5,02 Arseniksäure 0,24 0,08 | 5,10 Bleioxyd 24,05 1,72 Kupferoxyd 2,45 0,49 | el: Eisenoxyd 40,69 12,21 Wasser 9,77 8,68 (Ebenda 581 — 583.) E. Stoehr, das Vorkommen von Buntkupfererz an der Mürtschenalp. — Schon Escher von der Linth und Heer erwähnen in ihrem Gemälde von Glarus das Gangtrümmer bildende Kupfergrün im Quarzitgestein am Silberspitz, Schild und Mürtschen- alp, wo in alten Zeiten Bergbau umging. Seit 1854 hat eine Ge- sellschaft den Bergbau wieder aufgenommen und mit den besten Hoff- nungen. Die schroffen Wände des S100° hohen aus Juraschichten be. stehenden Mürtschenstockes erheben sich hoch über das Sernftcon- slomerat, am SEnde liegt ein schönes vom Gsponbach bewässertes Hochthal. Die Erze kommen im südlichen Gehänge vor. Man muss zunächst zwei getrennte Vorkommen unterscheiden, die Lagerstätle am 7000° hohen Hochmättli und (die in den Tschermannen, erstere enthält neben schwachen Fahlerzpartien nur sehr arme Kupfererze, letztere gehört einem Gangsysteme an, das h 5—6 streicht und 30 —40°S. fällt. Ganz im O0. dieses Zuges bei den Kaltthalköpfen befindet sich ein Punkt, dessen Erzanbrüche noch näherer Untersu- chung bedürfen. Der Gangzug besteht aus mindestens 3 Gängen, von denen bis jetzt nur einer bauwürdig befunden. Hier besteht das Ge- . 514 birge aus regelmässig geschichteien jedoch ziemlich zerklüfteten Sernft- conglomerat im Streichen von W. nach 0. mit 30 —40° SEin- fallen. Der Gang besteht vorwaltend aus Quarz und dolomitischen Kalkbrocken, die nie von rether Farbe sind und von Buntkupfererz verkittet werden. Im Ausgehenden ist Dach und Sohle des Ganges von einer Schicht metamorphosirten Conglomerates begleitet, das ganz von Erzschnürchen durchschwärmt ist. Gegen die Tiefe zu wachsen beide Vorkommnisse zusammen und bilden eine Gangmasse. Das Haupterz ist Buntkupfererz, untergeordnet Fahlerz, Kupferkies und Schwefelkies. Die Analyse des reinen Erzes ergab 69,78 Kupfer, 6,40 Eisen, 23,01 Schwefel, 0,45 Silber. Das Quadratlachter liefert 120 Cir. nutzbare Erze. An Verwerfungen des Ganges fehlt es nicht, doch hindern dieselben den Fortgang der Arbeit nicht sehr. Der Abbau ist be- reits ernstlich in Angriff genommen. (Mittheil. Zürich. Naturf. Ge- sellsch. X. 1— 8.) Reuss, das gediegene Silber der Przibramer Erz- gänge ist sehr neuer Entstehung und kömmt in gebogenen, wirr zusammengeballten, Iıaar-, draht- oder ästförmigen Gestalten vor, selten in dünnen Blättchen auf den Theilungsfiächen des Bleiglanzes oder in porösen und lockern, dem Platinaschwamme ähnliche Massen von schön sılberweisser Farbe auf Quarz und linsenförmigen Eisen- spath. Seine Unterlage bilden Blende, älterer und jüngerer Bleiglanz, Sprödglaserz, Steinmannit, Eisenspath, Quarz, Pyrit, Galeit, Sammt- eisenerz, Rotheisenstein, jüngerer Braunspath. Sein Vorkommen in jüngerem Baryt ist nur ein zufälliges, denn immer lassen sich die Silberdrähte zwischen den Barytkrystallen zu einer tiefern Schicht, gewöhnlich von Bleiganz verfolgen. Besonders die kleinen Barylkry- stalle sind zuweilen in grosser Anzahl reihenweis an einen Silber- draht wie aufgefädell. So fällt die Bildung des Silbers zwischen jüngern Baryt und Braunspath. Der grösste Theil hat sich aus dem Bleiglanz hervorgebildet, der stets eine wechselnde Menge von Schwe- felsilber enthält, sehr oft auch Sprödglaserz, Fahlerz u. dgl. in sehr fein vertheiltem Zustande. Oftmals sitzt das Silber jedoch auf Kalk- spath, Braunspalh, Quarz, Blende etec., ohne dass sich Bleiglanz in unmittelbarer Nähe befände und hier muss der Wanderung des Sil. bers eine Lösung vorangegangen sein. Der Bleiglanz zeigt zuweilen in der Nachbarschaft des gediegenen Silbers deutliche Spuren chemi- scher Veränderung, ist porös, angefressen, mulmig, was auf eine Silberentziehung hinweist. Bisweilen sieht man auch auf Steinmannit Silberdrähte sitzen, oder haarförmiges in dessen Höhlungen eingebet- tet. Da derselbe ebenfalls Silber wenn auch in geringer Menge führt und meist deutliche Spuren von Zersetzung verräth: so kann auch aus ihm sich Silber herausgebildet haben. Dasselbe ist mit dem der- ben Sprödglaserz der Fall; ebenso mit dem Rothgültigerz. R. sah an einer Stufe auf körnigemBleiglanz eine Schicht fast verschwindend körnigen Quarzes, welcher kleine Partien von körnigem Caleit, Blende, 515 Pyrit und, dunkel cochenillerothem Rotbgülden eingesprengt enthielt, dazwischen lagen Höhlen von gleicher Gestalt und Grösse, welche mit sehr feinporösem gediegenem Silber theilweise erfüllt waren, Zu erwähnen ist noch ein sehr reicher Anbruch gediegenen Silbers im Mai 1855 auf der Schaarung des Wenzelganges mit dem Fran- ciscigange, der über 1300 Mark reinen Silbers lieferte. Der ver- edelte Gang hatte hier 7—S Mächtigkeit, seine äusserste dünne Lage beiderseits war körniger Eisenspath, theilweise zersetzt und mit Beibehaltung der Spaltungsrichtungen mehr weniger in Brauneisen- stein umgewandelt. Nur stellenweise lag weiter nach aussen noch eine dünne Zone von Quarz mit körnigem Bleiglanz und derben Glas- erzes, die übrige Ausfüllungsmasse der Gangspalte bildete metallisches Silber theils draht- und haarförmig theils in rechtwinklig dendriti- schen Gestalten. Alle waren in eine verschiedenartige Masse, welche sich deutlich als ein Zersetzungsproduct verschiedener Substanzen darstellt, so eingehüllt, dass man das Silber erst bei genauer Unter- suchung wahrzunehmen vermag. Dieselbe ist theils eine erdige weiche grünliche Masse oder ein ockeriges seltener dichtes Eisenoxydhydrat, welches die Lücken zwischen den mit einer Hülle kleintraubigen dich- ten Brauneisensteins und Eisenpecherzes überkleideten Silberdrähten ausfüllt. Die Eisensubstanzen mögen von zersetztem Pyrit herrühren. Zuweilen liegt unmittelbar unter dem Spatheisenstein noch derbes oder poröses Sprödglaserz, welches auch wieder Drähte: gediegenen Silbers trägt. In den Lücken der ganzen eisenschüssigen Masse er- heben sich Büschel haarförmigen Millerites und die Wandungen sind mit kleinen Krystallen von Glaserz besetzt. Welche Mineralmasse hier die Bildung reichen Silbers eivleitete, muss unentschieden blei- ben. Wenn auch kein Zweifel über die Entstehung des gediegenen Silbers durch Reduction des Schwefelsilbers auf den Przibramer Gän- gen ist: so scheint doch auch der umgekehrte Process statt gefunden zu haben und das Silher durch Zutritt von Schwelelwasserstoff wie- der in Silberglänz umgewandeit worden zu sein. Dieser findet sich nämlich in haar- und drahtförmigen, längsgerieften Gestalten des ge- diegenen Silbers. An einer Stufe wird körnniger Bleiglanz von der- bem und zerfressenen Sprödglaserz und dieses stellenweise von trau- big gehäuftem Pyrit bedeckt, darauf sitzt ein grosser Büschel von Drähten von feinkörnigem Silberglaserz. Feine Krystalle jüngeren Barytes sind daran aufgehängt. Mitunter findet man kleine Glaserz- krystalle auch auf Drähten gediegenen Silbers wie auf den haarför- migen des Millerits, welche dadurch ihr junges Alter characterisiren. Manche Glaserze sind jedoch älter. Besonders die derben Abänderun- gen sind theilweise in körnigem Kalkspath eingewachsen. Stets neuer Entstehung sind die zerreiblichen Varietäten des Silberglanzes, die Silberschwärze, welche in Begleitung von Bleiglanz, Steinmannit, ge- diegenen Silber u. s. w. vorkömmt, auch wohl mit andern Substan- zen vermengt. Das Glaserz scheint sich auch aus dem Rothgültig hervorzubilden, wenigstens sah R. verzogene Krystalle desselben mit 516 einer fest anhängenden Glaserzrinde überkleidet, die äusserlich sehr kleine etwas undeutliche Würfel wahrnehmen liess. (Sitzgsbr. Wien. Akad. 1856. Ocibr. XXII. 194 — 193.) Mayer, Analyse des Phosphorits von Amberg, — Bei Amberg kommt im Juragebirge nesterweise ein Apatit in nie- renförmigen, stalaktitischen Massen mit strahlig-faseriger Textur vor. Er ist gelbweiss, oder ockergelb, gelblich braun und rothbraun ge- flekt. Er ist nicht hart und lässt sich leicht zu Pulver zerreiben. Die hohe Wichtigkeit dieses Minerales für die Agrikultur veranlasste das Generalkomitee der landwirthschaftlichen Vereine in Bayern eine Analyse des Minerales anstellen zu lassen. Das Material der Analyse I. wurde aus 25 Pfd. Pulver genommen, zu II. ein rein weisses Stück verwendet. I II. Fe203 3,39 0,90 Ca0 49,87 52,21 MO. 7, 0,27 0,09 NaO 0,23 0,27 KO 0,35 0,39 Ppo5 36,72 39,57 c0? 1,48 2,78 F 1,59 1,90 Bergartu.Si0Q?_ 3,97 1,96 HO 0,85 — 98,74. 100,07. I. ergab demnach 79,88 pCt. Dreibasisch phosphorsauren Kalk und 3,28 pCt. Fluorcalcum, N. 84,12 und 3,92 pCt. Der Apatit nach der Formel 3 Ca0, PO 4 CaF enthält 7,69, CaF und 92,31 3Ca0, PO°). — Der Gehalt an Chlor in diesem Mineral war so ge- ring, dass eine quantitative Analyse nicht möglich war. — Bei der Nachweisung des Fluor trat der characteristische Dampf von Jod auf. Mit Stärkekleister _bestrichene Papierstreifen wurden sofort dadurch blau. Eine quantitative Bestimmung des Jod wurde nicht ausgeführt. (Annal. d. Chem. u.-Pharm. Bd. CIl. S. 281.) W.B. Palaeontologie. Palaeontographical Society of Lon- don 1856. Der vorliegende neue Band der trefllichen Arbeiten der Paläontographischen Gesellschaft bringt theils Fortsetzungen früherer Monographien, theils Anfänge neuer. Wir geben wie von den frü- hern Bänden den Inhalt kurz an. 1.S. V. Wood, Monographie der Crag-Mollusken Englands. Bıvalven S. 217 — 341. Der Schluss dieser wich- tigen Arbeit bringt die Beschreibung folgender Arten: 517 Gustiana laminosa Sw Mactra stultorum L Pholadomya hesterna Sw Donax vittatus DaC arcuala Sw Poromya grannlata Nyst truneulus L artopia Pandora inaequivalvis L politus Poli procrassa Pandora pinna Mtg Psammobia Ferroensis truncala Mtg Neaera jugosa Chem solidaL cuspidata Ol vespertina Chem ovalis Sw Corbula striata Walk tellinella L subtruncata L complanata Sw Tellina crassa Peun obtruncata Binhami Turt balaustina L conslricta Mya truncata L obliqua Sw deaurala Turt arenaria L lata Gm Lutraria elliptica Lk Panopaea norvaegica Spgl Benedeni Nyst Macha strigillata L Faujasi Men präetenuis n. Sp. Solen gladiolus Gray Saxicava rugosa Penn baltica L siliqua L arlica L -fabula Gron ensis L fragilis Nyst donacina L_ Cultellus tenuis Phil carinala Broch donacilla Thracia pubescens Pult Glycimeris angusta Nyst Trigonella plana DaC phaseolina Lk Gastrochaena dubia Penn Abra alba inflata Sw Pholas eylindrica Sw. fabalis ventricosa Phil erispala L prismatica Mtg Cochlodesma complana- Pholadidea papyracea Sol . obovalis tum Teredo norvegica Spgl Mactra glauca Born praeienerum Der Anhang verhreitet sich über Allgemeines und bringt noch eine Anzahl neuer Schnecken und Muscheln und das Register zu den Bivalven. So ist diese Monographie, eine der wichtigsten Grundlagen zur Bestimmung der jüngsten Tertiärconchylien vollendet und wir be- halten uns vor, gelegentlich allgemeine Resultate aus derselben über das Verhältniss der Crageonchylien zu den lebenden in diesen Blättern mitzutheilen. 2.R. Owen, Monographie der britischen Weald- reptilien Ill. S. 1 bis 26 beschäftigt sich mit Megalosaurus Buck- landi. Zuerst Allgemeines über die Gattung, dann über die Rücken- wirbel, welche sehr leicht concave, fast flache Körpergelenkflächen haben, über die fünf anchylosirten Kreuzwirbel, die mit doppelter Gelenkung für die Wirbel versehenen Rippen, das Schulterblatt, das Coracoideum und Schlüsselbein, das Ischium, Femur und Tibia, Krallenphalangen, Kiefer und Zähne. Die Körpergrösse des Megalo- saurus berechnet Owen auf 30‘, wovon 5’ auf den Kopf, 12° auf den Rumpf und 13° auf den Schwanz kommen. Das Vorkommen der Reste ist bekannt im Stonesfielder Schiefer, im Unteroolith am Selsly in Gloucestershire, bei Knigham und Broadwell,“ häufiger im Wealden von Tilgate, auch im eisenschüssigen Sande von Cucktield in Sussex, im Wealden bei Battle, im Purbeckkalk der Swanage Bay, endlich bei Malton in Yorkshire. & ; 3. Fr. Edwards, Monographie der britischen eocä- nen Mollusken Ill.S. 181 bis 240 beschreibt folgende 43 Schnek- ken mit dem Anfange der wichtigen Gattung Pleurotoma: 518 Mitra scabra Sw Plenurotoma stena exorta Sol labratula Sk inarata Sw macilenta Sol parva Sw helix crassicosla porrecta symmetrica lanceolata obesa terelrium laevigata Sw volutiformis erassa fusiformis Sw Conus diadema planetica suleilosa deperditus Brug goniaea f acuminala Sw velatus Sw transversaria Lk pyrulata Desh Lamarcki cymaea terebralis Lk coneinnus Sw cocciphora microdonta scabrieulus Sol rostrala Pol allenuala Sw lineatus Sol Keelei conica dormitor Sol dentata Lk desmia alatus textiliosa Desh 4. D. Sharpe, Beschreibung der Conchylien des britischen Kreidekalkes. Ill. S. 37 bis 65 verbreitet sich über folgende Cephalopoden: Ammonites cenomanensis lewesiensis Maut rugosus d Arch. Wiesti peramplus hippocastanım Sw leptophyllus Turrilites tubereulatus Bsc. Goupilanus dO Gollevilensis dO gravesanıs dO Velledae Mich eurvatus Maut Mantelli navicularis Maul Salteri scheuchzeranus: Bosc. Mantelli Sw Ramsayanus morrisi Nenanxanus dO Feraudanus dO _Bergeri Brg octosulcatus Bravaisanus dO Bechei icenicus Wiltonensis costalus Lk deveranus JO lukesi hifrons dO rusticus Sw Apiychus”*) leptophyllus Wiesti Renevieri Portlocki Puzosanus dO Saxbyi gollevilensis vectensis icenicus ! 5. F. R. Jones, Monographie der britischen ter- tiären Entomostraceen. — Nach einer hauptsächlich die Syste- matlik betreflenden Einleitung beschreibt Verfasser folgende Arten: Cypris seligera triangularis Reuss plicata Mstr Browneana Wetherelli scrobienlopticata ovum Jur strjatopunclala Roem augulatopora Renss gibba Rand consobrina macropora Bosq Candona reptans Baird allenuala trachypora Forbessi Kostelensis Reuss retifasligata Richardsoni . concinna sphaerulolineata candida Müll Woodana Cythereis senilis subaequalis laqueata Bowerbankeana Cyprideis torosa lacunosa horrescens Bosq Cythere punctata Metr scabropapulosa ceratoptera Bosq trigonula costellata Roem cornula Roem *) Daraus, dass die Aptychen in die Mündungen und Gehäuse der Am- moniten passen und bisweilen darin gefunden werden, folgt noch nicht, dass sie innere Schalen der Ammonitenbewohner: sind. Man übertrage die anatomi- schen Verhällnisse des Iebenden Nautilus auf die Ammoniten und wird sich dann von der Unhaltbarkeit jener Deutung der Aptychen überzeugen. Vergl. meine Fauna der Vorwelt. Cephalopoden S. 765, Giebel. 519 Cyıheridea Mülleri Mst unisulcata Bairdia subdeltoidea Mstr debilis unicornis eonlracla pinguis tamarindus Cytherella compressa Mstr Sorbyana colvellensis londinensis perforata Roem bartonensis Münsteri Roem Cytherideis trigonalis tlavida Müll tuberculata ren Sechs Tabellen über die Verbreitung, ein Verzeichniss der Literatur und das Register beschliessen diese Monographie. 6. „Th. Wright, Monographie der britischen Echi- nodermen der Oolithformationen. I]. Cidaridae, Hemicıdari- dae und Diademidae. Nach der Einleitung S. 1 bis 24 werden fol- gende Arten beschrieben, wo wir hinter dem Namen das Vorkommen im Lias mit Z, im Inferior Oolite mit I, im Bradfordthon mit B, im Great Oolite mit @, im Coralrag mit C, im. Krimmeridgethon mit X, im Cornbrash mit Cb, im Purbeckkalk mit Pb bezeichnen. Cidaris Edwarsi — L Stockesi — @ homostigma Ag — @ ilminsterensis — L Inciensis IO — G Baylei — 0b Fowleri — I minor Ag — I Backeriae — Cb Bouchardi — I Bamsayi — @ vagaus Phill — Ob Wrighti Des — I Bravenderi — @ versipora Phill — € confluens — I Wrighti Des — B hemisphäericum Ag — € Bradfordensis — B icaunensis Colt — @ radiata — © florigemma Pluit — € confluens Me — @ - mammilanum Roem € Smithi — € intermedia FI — € Hemipedina Bechei Bp L spinosa Ag — K Davıdsoni — Pb Bowerhanki — U Rabdecidaris Moraldina Purbeckensis — Pb Jardini — L Cot — L stramonium Ag — Pb Etheridgei — L maxima Mst — @ Pseudodiadema Moorei Backeri — I Diplocidaris Desori — L — U, perforata — I Wrighti Des — B depressum Ag — I tetragamına — 1 Hemieidaris granulosa — 1 Parkinsoni Des — I Watherhonsei — I pustulosa Ag — 1 penlagonum M — @ Wr. verbreitet sich zugleich auch über die nicht englischen Ar- ten am Schluss jeder Familie. ' f Rütimeyer, Belodon im Keuper von Liestal bei Basel. — Die aufgefundenen Reste gehören Quenstedts Kloaken- schicht im Bonebeds in wenigen Zoll starken Schichten unter dem Gryphitenkalk, welche viel Kopreliten, Schuppen und Zähne führen. Darunter folgen graue und grüne Thonmergel und dolomitische Ralk- steine. Die untersuchten Knochen sind folgende. Ein oberer Kopf’ des Femurs von Elephantengrösse 10 und 6‘ Durchmesser und 27” Umfang, Alligatorähnlich. Zwei Stücke von 9 und 13° Umfang, das eine ‘Humerusähnlich nach der Vergleichung mit dem Leguan, das zweite als unteres Stück dazu gehörig ohne Gelenkkopf. Eine Pha- lanx massiv an der hintern Gelenkfläche mit schnabelartiger -Vorra- gung, vorn mit 2 Köpfen, die hintere Fläche ähnelt Tejus monitor. Eine Nagelphalanx 3%/,'‘ lang, innen und aussen mit sehr tiefer Furehe. Schwer zu deutende Hand- und Fusswurzelknochen. Frag- mentäre Wirbel mit stark verengten biconcaven Körpern ohne Bögen, nur 2” Jang und hoch, wahrscheinlich aus dem Schwanze. Eine 520 vhömbische Knochenschuppe von 4 und 3“ Durchmesser, tiefgrubig und radial gefaltet. Das Thier hatte bei kolossaler Grösse sehr plumpe Formen und war ein Landbewohner, den Dinosauriern zugehörig, be- sonders ist das Nagelglied Iguanodonähnlich, wie sie Quenstedt schon als Zanclodon laevis aus derselben Keuperschicht abbildet, ‘obwohl deren Gelenkfläche für generische Verschiedenheit spricht, und Wir- bel dem Nürnbergischen Plateosaurus ähnlich. R. schlug anfangs für das Thier den Namen Dinosaurus Gresslyi vor und ersetzt den- selben jetzt durch Gresslyosaurus ingens, der aber auch wegfallen muss, da Plieninger die Identität mit seinem bei Stuttgart vorkom- menden Belodon Plieningeri so eben erkannt hat. (Neues Jahrb. f. Mineral. 141 — 152.) Catullo, eocäne Krustaceen. — Die bis jetzt aus den Vicentinischen und Veronesischen Tertiärschichten bekannten Crusta- ceen sind Cancer punctulatus Desm und C. Bosci Desm, ferner Platy- earcinus Beaumonti Edw und C. pachychelus Edw, dazu noch die Ranina Aldrovandi Rz und vier Astacinen, wovon zwei 16 Centim. lang, die jedoch ihre Unterschiede von Palinurus communis nicht er- kennen lassen, obwohl man sie z. Th. mit Nephrops verbinden wollte. Sie stammen aus dem Ichthyolithenkalke des Monte Postale, wo Ca- stelini 4 grosse Exemplare des Cocos Burtini fand, dessen Stämme in denselben Schichten vorkommen. (Ebenda 154.) Boll beschreibt die in norddeutschen Geschieben verkommen- den Arten der Gattung Beyrichia anknüpfend an Jones’ Mono- graphie und führt als neu ein; B. Jonesi, spinulosa, hians, curvatus. [@eol. Zeitschr. VIII. 321 bis 324.) Leidy beschreibt neue Fische aus den devonischen und Koh- lenschichien der Vereinigten Staaten: Edestus vorax mit am Kiefer festgewachsenen, comprimirten, gezähneltrandigen Zähnen aus Indiana, Oracanthus velustus aus dem Missouri Territorium, Petalodus allegha- nensis früher als Sicarius extinetus aufgeführt, Holoptychius america- nus aus Pensylvanien, Stenacanthus nitidus aus dem Oldred ebenda und Apedodus priscus daher. -—— (Journ. acad. nat. sc. Philad. III. 159 — 165. ıb. 16. 17.) F. Roemer, die Fisch- und pflanzenführenden Mer- gelschiefer des Rothliegenden bei Kleinneundorf un- weit Löwenberg, besonders über Acanthodes gracilis; — Zwi- schen Löwenberg am Bober und Lauban am Queiss herrschen graue, grünliche, halbkrystallinische Schiefer mit Kalksteinbänken, bedeckt von Quadersandstein. Der Zechstein erscheint als ein schmaler Zug Kalkstein von Siebeneichen ausgehend bei Neuland mit einem mäch- tigen Gypsstocke, dann zwischen Lauban und Naumburg mit Pro- ductus horridus. Weiter verbreitet ist das Rothliegende, bei Kun- zendorf braunrothe dünnblättrige Schiefer einschliessend, welche bei Kleinneundorf wieder auftreten, mehr denn 40°‘ mächtig mit 30° N. 521 ‚Hier sind ‘sie dunkelgrau, bituminös, merglig, weich, enthaltend 21,55 kiesels. Thonerde, 6,35 kiesels. Eisenoxydul, 10,45 kiesels. Kalk, 41,17 kohlens. Kalk, 1,97 kohlens. Magnesia und 18,51 flüch- lige Theile. Sie gehören in die untere Abtheilung des böhmisch - schlesischen Rothliegenden und sind das Aequivalent der häufig ku- pferführenden dunkeln Schiefer auf der SSeite des Riesengebirges. Gewisse Lagen dieser Schiefer sind petrefaktenreich, mit häufigem Acanthodes gracilis und Pflanzen. Letztere sind: Walchia piniformis Stb in mehren schönen Wedeln ganz denen von Neurode (Glatz) gleich, eine Annularia, Asterophyllites, Cyatheites arborescens Gp, Callipteris conferta Brg, eine Sphenopteris und mehre Stengel. Von Thieren Palaeoniscus vratislaviensis Ag und eine gleiche grössere Art, Xenacanthus Decheni Beyr häufig und mit dem characteristischen Nak- kenstachel, Acanthodes gracilis und ein Reptil Osteophorus Roe- meri. Letzteres im Abdruck der Schädeldecke, danach ein Laby- rinthodont, der einen eigenthümlichen Knochen zwischen den Nasen - und den Hauptstirnbeinen hat. Derselbe ist unpaar, mit eigener Ober- flächenzeichnung und soll Zwischennasenstirnbein heissen. Die rund geformte Augenhöhle erinnert an Capitosaurus, doch hat dieser einen merklich längeren Schädel. Auch das Thränenbein ist auffallend gross. Archegosaurus unterscheidet sich durch die lange schmale Schnauze. Der Acanthodes gracilis wurde zuerst von Beyrich als Holacan- thodes gracilis aufgeführt nach Exemplaren von Trautenau. Das Thier ist sehr schlank, bei 12’ Länge nur 1” 5° hoch, mit kaum erkenn- baren quadratischen Schuppen und grossen Flossenstacheln. Der Kopf kurz und stumpf, */; der Körperlänge, Rachen ziemlich weit, die’ Augen von einem. gekörnten Schuppenringe umgeben; die Unterkie- ferknochen dünn, sanft gebogen, drehrund, zahnlos, dahinter liegen kurze dünne drehrunde Stäbchen und weiter zurück Federbuschför- mige Organe, die bis zur Basis der Brustflossen reichen. Dieselben bestehen aus dünnen coricentrischen Schleifen, jede von sehr zahlrei- . chen schuppig über einander greifenden schmalen kleinen Querlamel- len gebildet, die fisehbeinartisg biegssm waren und dem Kiemenappa- rate angehörten. Die Schuppen sind in geraden Reihen angeordnet, sehr fein, quadratisch, 7 auf 1’ Länge, an den Ecken etwas abge- rundet, mit sehr feinen Wachsihumslinien auf der Oberfläche, aber enorm dick, fast kubisch und neben einander gelegen, an der Innen- fläche hoch gewölbt. Die markirte Seitenlinie verläuft etwas über der Körpermitte und. wird durch 2 von einer Furche getrennten Schuppenreihen gebildet, welche unregelmässig dreieckig sind. Beide Lappen des heterocerken Schwanzes sind in Grösse und Form gleich, auf dem obern liegen im mittlern Felde kleine schiefe Schuppenrei- hen, darüber kleinere längere Schuppen in Längsreihen, am untern Rande feinere rundliche Schuppen; der untere Schwanziappen trägt Reihen gleichförmiger, rechtwinkliger, langer Schuppen. Alle Flos- sen bestehen aus einem starken knochigen Stachel und einer mit klei- nen Schuppen besetzten Haut. Der säbelförmige Brusistachel ist gleich 522 hinter dem Kopfe eingelenkt und der grösste aller, solid, am obern Ende schief abgestutzt. Dicht oben liegt ein kurzer cylindrischer Knochen, an welchem der Stachel gelenkte. Am innern concaven Rande des Stachels findet sich ein besenförmiges Bündel feiner, dreh- runder Stäbchen, welche Flossensirahlen sein mögen. Die Bauclhı- flossenstacheln sind auffallend klein, nicht 1/, des Bruststachels lang, fast gerade, dolchförmig, abgerundet dreikantig, mit Längsfurche auf der Aussenseite, hinter ihnen eine feinbeschuppte Flossenhaut. Der grosse Stachel der Afteıflosse ist gerade, abgerundet dreikantig, seine bis zu ®/4 der Höhe hinaufreichende Flossenhaut sehr feinschuppig, Die fast über der Afterflosse stehende Rückenflosse hat eben solchen nur kürzeren und schlankeren Stachel. Die Vergleichung mit gut er- haltenen Exemplaren von Acanthodes Bronni hat die generische Ueber- einstimmung dargethan, auch bei diesem fand R. den Augenring, die- selben Unterkieferknochen, Federbuschkiemen, Flossenbau etc. Diese pfälzer Art unterscheidet sich nur durch noch kleinere Schuppen, durch schwächere schlankere Flossenstacheln und vielleicht auch durch die allgemeine Körperform. Hienach fasst R. schliesslich die generi- schen ÜCharactere von Acanthodes zusammen. (@eol. Zeitschr. 1857. IX, 51 — 84. Tf. 3.) F.J. Pietet, Materiaux pour la Paleontologie Suisse ou recueil de Monographies sur les fossiles du Jura et des Alpes. Geneve 1854. 55. Livr. I— Il. — Von diesem wichtigen Unter- nehmen, dessen I. Lieferung wir Bd. Ill. 413 anzeigten ist uns die Fortsetzung bis jelzt nicht zugegangen und geben wir den Inhalt der seither erschienenen Hefte nach Bronns Bericht an. Das Il. Heft enthält eine Monographie der Vertebres &eocenes du Canton de Vaud. Der Berg von Mauremont hat eine erste Hebung nach Ablagerung des Urgonien, eine zweite stärkere am Ende des Parisien erlitten. Durch letztere ist das Gebirge zerbrochen durch Cluses in NS und durch Spalten in. OW. Dannach erfolgten reichliche Auswürfe von siderolithischem Bolus. Die von oben erfüllten Spalten führen Säuge- thiere und Reptilien, breccienbildend und oft abgerieben, Conchylien und Pflanzen fehlen gänzlich. Die bis jetzt untersuchten Reste sind Unterkiefer, Zähne und Schulterblatt von Palaeotherium medium, Ober- und Unterkiefer und Zähne von P. curtum, Kieferfragmente von P. minus und solche von Rhagatherium valdense. Letztere neue Gat- tung steht Hyopotamus und Anthracotherium nah. Die langen Eck- zähne und die grossen Lücken zwischen ihnen und den Backzähnen entfernen sie von den Anoplotherien, dıes und die Querjoche der un- {ern Backzähne nähern sie den Tapiren, aber die obern Backzähne fast wie bei Anthracolherien und Hypotamen, die Form der obern und untern Lückzähne, die Theilung der Joche an den untern Backzäh- nen, die Verlängerung des “ordern Kiefertheiles nähern sie in den Schweinen, ohne dass man sie jedoch einer bekannten Galtung bei- fügen könnte. Ihr Character ist: Schneidezähne klein, Ecekzähne schnei- 523 ‘dig, isolirt, Backzähne oben 7, unten 6, die andern raubthierähnli- , chen Lückzähne, oben die ächten Mahlzähne mit 4 Haupthöckern, die untern mit 2 Querjochen, welche je 2 Höcker deutlich unter- scheiden lassen und durch eine schiefe Kante mit einander verbunden sind, der letzte mit einem starken Forisatz. Ferner werden in der dritten Lieferung aus dieser Ablagerung beschrieben Unterkieferfrag- mente von Hyracotherium siderolithicum, desgleichen von Dichobune Campichei und einem Hoplotherium, Backzähne von Dichobune cer- vinum und einer kleinern Art, Zähne von Amphieyon, ein unterer Fleischzahn von Cynodon, Fussknochen dieser Thiere, Kiefer. und Gliedmassen von Vespertilio’. Beide Lieferungen bringen ausserdem zwei Fortsetzungen der Schnecken und Muscheln des Terrain Aptien Ss. 25 — 64. ib. 4—7 dieser Monographie. Bayle, Säugethiere aus der Molasse von Lacheaux- .defons in Neuchatel. — v. Meyer führte aus dieser Ablagerung schon auf Rhinoceros incisivus, Mastodon, Dinotherium giganteum, Hyotherium, Calydonius trux und C. tener, Listriodon splendens und Paläomeryx. B. hat nun diese Ueberreste in Nicolets Sammlung in Neuenburg nochmals untersucht und eine überraschende Aehnlich- keit mit denen von Simorre und Sansan gefunden. Das Mastodon ist M. simorrensis, die Backzähne und Giiedmassenknochen von Rhi- noceros reichen nicht aus zur Entscheidung zwischen Rh. incisivus und tetradaetylus. Das Hyotherium ist vermuthlich Choeromorus ma- millatus und unter den Paläomeryx ist auch Dicrocerus erassus. Li- striodon splendens kömmt an verschiedenen Orten Frankreichs vor, bei Villefranche d’Astarac im Gersdept, bei Laroque de Magnou in den Hochpyrenäen, Ornezan im Gers, Tournon, Simorre und in den 'Falunen der Touraine, Es ist identisch mit Lartets Tapirotherium Blainvillei. Der Hintertheil des Tapirotheriumschädels, den Blainville abbildet, gleicht in der Configuration dem-des Schweines, die Augen- höhle weit nach hinten, das.Infraorbitalloch weit nach vorn über dem zweiten Lückzahne, im Stirnbein mehre Löcher, von welchem tiefe Furchen nach dem Nasenbein verlaufen, die auf einen Schweinsrüs- sel schliessen lassen. Zähne oben 3. 1. 7. unten 3. 1. 6. Der 1. obere Schneidezahn breit spatelförmig, der 2. und 3. seitwärts und viel schmäler, die untern Schneidezähne endständig, breiter als bei Sus. Eckzähne sehr entwickelt, beim Männchen wohl ungeheuer gross, der obere wie bei Phacocherus, der untere dreikantig, ge- krümmt.. Der 1. obere Lückzahn dem Eckzahn genähert, alle drei Lückzähne einfach und stärker comprimirt als die untern. Die obern Backzähne mit je 2 Querjochen ohne äussere Basalwulst, die 3 un- tern ebenso aber der letzte noch mit einem Ansatz wie bei Lophio- don. v, Meyers Calydonius trux beruht auf männlichen obern Eck- zähnen, C. tener auf untern, während derselbe die Schneide- und Backzähne für Listrioden benutzte. ‘So steht Lartets Tapirotherium den zweizehigen omnivoren Schweinen näher als den herbivoren Ta- 524 piren, wohin auch Pictet die Gattung brachte. . Lartet schlägt nun den Namen Lophiochoerus Blainvillei vor, womit Listriodon Larteti Gervais ebenfalls zusammenfällt. Auch deuten der Astralagus und dritte Metatarsus auf Schweinsfuss. An Namen für das Thier ist daher reichlich gesorgt. (Bullet. soc. geol. 1855. XIII. 24— 30). W. P. Blake, Description of the fossilsand Shells collected in California in 1853 —54. Washington 1855. 8°. Veranlassung zu dieser Sammlung gab dem Verf. die Untersuchung zur Ermittlung der Eisenbahnlinien über das Felsengebirge nach Cali- fornien. Die Conchylien bestimmte Conrad, die Fische Agassiz, alle sind kurz diagnosirt. Die eocänen Conchylien liegen in Geschieben harten Sandsteines an den Canadan de las Uves und erinnern an Claiborne in Alabama: Cardium linteum, Dosinia alta, Meretrix uva- sana, californiana, Crassatella uvasana, alta, Mytilus humerus, Cardita planicosta! Natica oetites, gibbosa Lea, Turritella uvasana, Volutati- ihes ealiforniana, Busycon Blakei, Clavatula californica. Die miocänen lagern am Ufern des Carizzo Creek, im Gestein von San Diego u.a.0. Cardium modestum, Nucula deeisa, Corbula diegoana, Meretrix uniome- ris, decisa, tulurana, Tellina diegoana, congesta, Arca microdonta, Lu- irarıa Trackei, Mactra diegoana, Modiola contracla, Pecten deserti, Anomia subeostala, Ostraea vesperlina, Heermanni, Narica diegoana, Crucibulum spinosum, Stramonita pelusa, Gratelupia mactropsis, Me- reirix dariena, Tellina dariena, Natica occoyana, geniculata, Bulla ju- gularis, Pleurotoma transmontana, occoyana, Scytopus occoyanus, Tur- ritella occoyana, Colus arctatus, Tellina ocoyana, Pecten nevadanus, eatilliformis. Die Arten von Santa Barbara und San Pedro stammen aus neuen Uferbildungen, sind von Mammut begleitet und stimmen mit Arten des stillen Meeres überein: Tellina pedroana, Tapes diver- sum, Saxicava abrupta, Petricola pedroana, Litorina pedroana, Bucci- num intostriatum, Oliva pedroensis. Die Fischzähne sind folgende: Echinorhinus Blakei, Scymnus occidentalis, Galeocerdo productus, Prio-. nodon antiquus, Hemipristis heteropleurus, Carcharodon rectus, Oxy- rhina plana, tumula, Lamna clavata, ornata und ein Zahnfragment von Zygobates. L. Bellardi gibt einen raisonnirenden Katalog der im Turiner Museum befindlichen Versteinerungen des Nummulitengebir- ges in Aegypten, welche in der Gegend um Cairo gesammelt wurden und wozu ihm Sismonda die Echinodermen, Archiac die Fora- miniferen und Haime die Polypen bestimmte. Wir zählen die sicher bestimmten Arten auf, da viele neue darunter sind und die Arbeit ein vortreflliches Material zur Vergleichung mit der Monagraphie von Archiac und Haime bringt, deren Inhalt wir Bd. I. 483 berichteten. Cancer Paulino Würtem- Nautilus regalis Sw fasciata Lk bergensis Mgr Scaphander Fortisi dO angulata Sw Balanus aegypliacus Bulla Clot Beyi Natica padula Dsh Serpula crassa laevissima sigarelina Iricostata Turritella imbricataria longa Sigaretus amplus Nerita Schmiedelana Ampullaria subcarinata Bulimus Osiridis Nerinea Serapidis Rostellaria, columbaria Lk fissurella Lk multiplicata > Aspidis alfinis planulata digona Fusus clavatus Broch goniophorus 3 aegypliacus Pyrula nexilis Lk Harpa elegans Dsh Cassis Deshayesi nilotica Cypraea Levesquei Dsh Siliquaria lima Lk Clavagella grandis Solen uniradiatus Thracia coslata Corbula exarata Dsh Tellina Benedeni Nyst Arcopagia reliculata Bell ‚Venus :nitidula ‚Nyst .. sulcataria Nyst 525 Venus Meroe Brd Cardium obliquum; Lk Astarte longa Cardita aculicostala Dsh multicostata d’O Cyprina rustica Dsh Lucina Menardi Dfr Fortisana Dir ' contorta ‚Dr Osiridis Aspidis Pharaonis bialata aegypliaca cycloidea inflata sinuosa Lithodomus cordatus, .d’O snblithophagus d’O Mytilus barbatus L Chama :suleata Dsh Pecten Thorentli Dsh Spondylus, rarispina Dsh Ostraea heteroclyla Dsh multieostata Dsh ° flabellula Lk ventilabrum’Gf ‚ eymbula Lk elotbeyi Ostraea subarmata \ Plicatula polymorpha Hemiaster cnbitus Des obesus’ Desm Eupalagus elongalus Ag Conoelypus osiris Des Echinolampas Hoffmanni Des. Beaumonti Ag Blainvillei ‚Ag Kteinui Desm "Astrocoenia Callaudi EH Stylocoenia emarciala EH Nummulites distans Dsh gyzehensis Ehb Lyelli ‘Arch Calliaudi Arch Brongniarti Arch perforata d’O Lucasana Dfr eurvispira :Mgh Ramondi 'Dfr Guettardi Arch biaritzensis Arch Beaumonti Arch striata d’O discorbina Arch granulosa Arch (Mem., Accad. Torino 1355. xy. 171 — 204. 3 Tbb.) T. A. Catullo, delle Venezie e dei fossili Bryozoari, aı quali danno ricetto. Sedimentgebirge begreift die sämmtlichen Tertiärbildungen. dei terreni di sedimento superiore Padova 1856. 88 pp. Antozoari e Spongiari 19 tıbb. — Das obere Die eocä- nen bilden einen fast ununterbrochenen Gürtel vom Hochfriaul und Bellunesischen durch das Gebiet von Faltre, Vicenza, Verona und das übrige Venetianische und bestehen zu unterst theils aus plasti- schen Thoneh theils aus sandiger Glauconie mit dem mächtigen Num- mulitenkalke. Zu den miocänen Bildungen gehören die Mölässesehidh- ten von Valle dell Ardo, Lıbano, Tisoi, Orzes u. a. im N, von Bel- luno, die blauen Mergel von Malevana im Friaul, die Schichten von Cavasso bei Maniago, von Travesio und Fagagna, zwischen Mas und Pradal im Cenedesischen und zu Asolo. €. beschreibt die Verstei- nerungen 150 Corallen, unter denen aber 120 neu sind, weil er die Literatur seit dem J. 1848 nicht berücksichtigt hat, welche gerade für die Polypen die ausgezeichnetsten systematischen Arbeiten brachte. Viel sehr viel des Neuen ist daher schon jetzt bei dem Erscheinen veraltet, werthloser Ballast, anderes entbehrt der gründlichen Prü- fung. Verf. darf sich daher nicht verwundern, wenn seine Schrift, welche ihm die Priorität sichern soll, eben so wenig berücksichtigt wird als er Anderer heachtete. ‘ Wir begnügen uns hiermit auf die Existenz derselben aufmerksam gemacht zu haben, die zahlreiehen 35 526 neuen Arten in derselben noch aufzuzählen, würden wir weit über die Zeit unserer Zeitschrift zurückgehen müssen. E. Beyrich, die Goncehylien des Norddeutschen Tertiärgebirges. VI. Liefrg, ‘Berlin 1837. — Diese Fortsetzung beschäftigt sich mit. der Galtung Cancellaria, von welcher beschrieben werden: C..evulsa Sol, Bellardii Mich, nitens, laeviuscula Sw, qua- drata Sw, elongata Nyst, excellens,, multistriata, granulata Nyst, no- dulifera, contorta Bast, cancellata L, pusilla Phil, oeculta, parvula, scalaroides Wood, varicosa Brocch, Iyrata Brocch, calearata Broc, Behmi, ‚acutangularis Lk, aperta. B.F. Shumard u. L.P. Yandell Eleutherocrinus ein neuer devonischer Blastoidee von Louisville ‚in Kentucky. Die vollständigen Exemplare haben 3 Basalia, ein kleines und 2 unre- gelmässig und sehr verlängerte, 5 Radialia, wovon 4 gablig und fast die ganze Länge einnehmen, eines kurz und ungetheilt, 5 Interra- dialia klein, 5 Pseudoambulacralflächen, nämlich 4 lineare fast über . die ganze Höhe des Kelches und eine kurze fast dreiseilige am ebe- nen Ende; keine Säule, 8 Ovarialöffnungen. Der Kelch elliptisch, am Grunde etwas dreikantig, am Ende abgestutzt, die Basis sehr un- regelmässig, unten. fast dreikantig, und an einer Seile eigenthümlich verlängert, aus 3 Asseln bestehend, ‘von welchen die beiden sehr verlängerten durch eine gerade Naht mit einander verbunden sind, mit der ihre äussern Seiten fast parallel laufen, nur unten eine kan- tige Falte bildend, welche schief vorwärts zieht, um sich mit den untern Rändern des kleinen Täfelchens: zu verbinden. Der obere Rand dieser Falte, ist ebenfalls ausgerandet, um den Anfang eines verlängerten Radiales aufzunehmen. Von den Radialien sind 4 un- symmetrisch, nehmen fast die ganze Länge des Kelches ein, und sind gegen, die Basis hin rinnenartig zur Aufnahme der Pseudoambulacren. Das mittle Paar alternirt mit dem einzelnen . Basale, die, 2 äussern ruhen auf dem ausgeschnittenen Rande ‚der Falten der grossen Basa- lien, das 5. ist breiter und um die Hälfte kürzer und sieht auf dem obern Rande. der grossen Basalien und zwischen den obern. Hälften zweier langen Radialien, ihr oberer Rand reicht bis zur Höhe der Endfläche. . Von den Interradialien sind 3 ziemlich rhombisch, 2 un- regelmässig wechseln mit den kurzen Radialien. Vier lineare Pseu- doambulacralfelder beginnen bei der Mittelölfnung des Scheitels und reichen fast bis zur Basis, das fünfte ist dreiseitig und liegt horizon- tal auf der: Scheitelfläche. _Ovarialöffnungen je 2 am Ende der 3 rau- tenförmigen Interradialien, durch ein miltles Septum von einander ge- trennt und je eine einfache runde am Ende der beiden andern. In- terradialien. Mund fast central, After unbekannt, Die einzige Art E. Cassedayi mit fein gestreiften Asseln. (Proceed. Akad. nat. sc. Philad. V1ll. 73. Tb, 2.) J. W. Salter, paläozoische Asteriaden mit leben- den verglichen. — Die untersuchten Typen. weichen von den le- 927 benden ab dasch die Zahl der, Knöchelchen, welche an der Zusam- mensetzung eines einzelnen Segmentes der Arme sich betheiligen, in- dem die untere Seile ‚die Fe Doppelreihe der Ambula- cralasseln 'zeigt, ‚und die obere aus 2 oder mehr Asselreihen besteht, während die lebenden Ophiuren oben nur eine einfache und unten eine haben, In der pentagonalen Form und dem einfach getäfelten Peristome dagegen stimmen sie mit den Ophiuriden überein theils (Protaster) in, der Länge. der Arme und der Kleinheit der Scheibe, theils (Palaeocoma) in, der grossen Länge der Randstacheln, während Palasterina in der pentagonalen Form und dem, einfach getäfelten Pe ristom am meisten mit dem lebenden Palmipes roseus verwandt, ist ‚ und die kleinscheibigen Formen an den untersilurischen Uraster er- innern, der aber nach besser erhaltenen Exemplaren 'nur 2% Reihen von Saugfüsschen und mit sehr breiten Täfelchen eingefasste Fühler- gänge gehabt haben muss.‘ ‘Diese letzte Gruppe ohne Scheibe und mit tiefen Fichtenfurehen, Palaeaster, zählt‘4 bis: untersilurische Arten, Palasterina,pentagonal und mit mässiger Scheibe eine obersilurische, Pa- laeocoma ohne Scheibe und mit sehr leichten Füblerfurchen 4 obersi- lurische, Protaster mit'kleiner Scheibe und langen ausgestreckten Ar- men 4 ober- u. untersilur. Arten. (Proc. brit. Assoc. 1856. Aug.) Joh. Müller, neue Ecehinodermen des Eifeler Kal. kes. Mit 4 Tff. Berlin 1857. = Den Inhalt dieser wichtigen 'Ab- handlung haben wir bereits’ nach dem Berichte der Berliner Akademie in Bd. VI. 549. angegeben 'und die neuen Gattungen kurz characte- risirt. Hier werden dieselben mit ihren Arten ausführlich beleuchtet, wichtige Mitiheilungen über Poteriocrinus, Aetinocrinus, Symbalho- erinus und Gasterocoma gegeben. Ein ganz neuer und höchst eigen- ihümlicher Typus des Eifeler Kalkes ist Lepidocentrus eifelianus, Seeigel fehlten bisher noch im Kalk der Eifel und diese neue Gattung repräsentirt dieselben. Es sind 'Knochenplättehen 'mit 'Stacheln von Rommersheim. * Diese 'Asseln haben auf’ der Oberfläche zerstreute kleine Knoten und einen grossen Gelenkkopf, und sie decken’ sich schuppenartig mit ihren Rändern. Legt man die Asseln in alterni- rende Reihen: so ist von den Rändern einer Assel der eine Theil deckend der andere bedeckt. Der deekende Theil des Randes ist die ganze Hälfte des Umfanges der Assel, der bedeckte die andere Hälfte, jene meist abgerundet, diese winklig mit drei graden Seiten. Wo der Rand deckend ist, hat er auf. der untern Fläche eine, schief ab- geschnittene Facette bis zur Zuschärfung des Randes, wo der Rand bedeckt ist, hat er ‚diese Zuschärfungsfläche aussen. Die Asseln ha- ben meist nur, 3°‘ Grösse, und Y,—°/a" Dicke, sind meist sechs- eckig, nur einzelne vierseilig und von diesen fehlt einigen die grosse Stachelwarze., Letztere/ist flach convex,. im ‚Scheitel perforirt, um- randet. Die mikroskopische. Structur ‚der ‚Asseln ist ‚wie bei. allen Eehinodermen netzarlig,; auch die Stacheln haben Seeigelstructur, nämlich, im ‚Querschliff' abwechselnd dichte. schmale Radien ohne Netz. ‘Die, Obertläche ‚der, Stachela zieren feine Längsstreilfen, ıhr Basalknopf 35* 528 ist vertieft, ihre Länge über 4°‘ Schuppenförmige Platten hat kein bekannter Seeigel mit Ausnahme der Mundplatten bei Cidaris. Die von Sandberger beschriebenen Asseln und Stacheln des Kalkes von Vilmar rühren von einem andern Typus her, auch die Paläechiniden weichen von Lepidocentrus erheblich ab. Nachträglich erhielt M. noch einen Echiniden mit schuppenförmigen Asseln aus der devorischen Grauwacke von Wipperfürth. Die dachziegelige Anordnung ist hier an allen Interambulacralasseln allgemein, 6 — 7 Ambulacralasseln kom- men auf eine anstossende Interambulacralplatte. Das Exemplar ist indess der innere Abdruck und lässt daher die Identität der Gattung und Art mit jenem Lepidocentrus unentschieden. E. Lartet, Dryopithecus Fontani ein riesiger Affe aus einer Thonmergelschicht am Fusse des Plateaus von St. Gaudens und am Eingange der Ebene von Valentine in Gemeinschaft mit Ma- erotherium, Rhinoceros u, a. von Sansan bekannten Resten. Das Fossil besteht in beiden Unterkieferästen mit 4 vordern Backzähnen und einem Ecekzahn, wozu noch ein ‘Oberarm »kömmt. Der Rest des aufsteigenden Astes bildet mit dem Alveolarrande einen grösseren Winkel als beim Chimpanse, der horizontale Ast ist sehr kräftig und nimmt: nach vorn an Höhe zu, der Eckzahn steht fast in gerader Querlinie mit den sehr comprimirten Schneidezahnalveolen, daher das Kinn fast senkrecht und die Schneidezähne nur schmal, gewesen sein werden, das Kinn höher und schmäler als bei allen andern Affen. Alle Eck- und Backzähne sind Ersatzzähne, der Eckzahn senkrecht stehend. Der 1. Backzahn schliesst sich eng an ‚und besitzt aussen eine durch den obern Eckzahn veranlasste Abnutzungsfläche. Die 2 vordern Mahlzähne sind fünfhöckerig. Bei den höhern Affen pflegt der letzte Mahlzahn vor dem Wechsel des Eckzahnes hervorzubrechen, bei dem Menschen erst nach diesem Wechsel und den Miichbackzäh- nen. Hier aber trat der letzte Mahlzahn erst nach dem Wechsel der beiden Lückzähne und des Eckzahnes hervor wie bei Hylobates. Der Humerus weist nach seinem Epiphysen auf ein junges Thier, sein Körper ist auffallend gerundet, ähnlich Hylobates, aber die Gondyloid- kante steigt höher hinauf. L. zählt‘ schliesslich noch. die nunmehr 6 fossilen europäischen Affen auf, (Compt, rend. 1856. XLIll. 218 — 223. Tb.) R. Owen, Stereognathus oolithicus, ein Säugelhier aus den Stonesfielder Schiefern. — Die Säugethiere der secundären Epochen scheinen sich alljährlich zu vermehren und zu einer ganz eigenthümlichen Microtherienfauna anzuwachsen. Denn zu dem Purbecksäugethiere und dem längst bekannten Beutelthierunter- kiefern fügt O. jetzt wieder unter obigem Namen einen Unterkiefer mit 3 Backzähnen. Die Kronen letzterer sind nur elwas breiter als lang, sehr niedrig, mit je 3 Zacken in 2 hinter einander folgenden Jochen. Auch der Kieferast ist dick und niedrig. Die Kronenzacken sind elwas comprimirt, der äussere und innere der drei hintern schief 529 gegen die Mitte der Krone geneigt und überragt, von dem äussern und innern der 3 vordern Zacken. Die 3 Zähne messen nur 41/,. Am meisten ähneln sie den sechszackigen Zähnen der eocänen Hyra- cotherien, Microtherien und Hyopotamen und zwar deren obern. O0, betrachtet nach sehr eingehender Vergleichung ‚mit lebenden und fos- silen verwandten Formen den Stereognathus als einen zwergartigen Repräsentanten der omnivoren Artiodactylen. (Quart. journ. geol. London XIII. 1—11. Tb. 1.) Salter gibt-ein Verzeichniss der Kreidepetrefakten von Aherdeenshire und zwar aus der Feuersteinkreide und dem. obern Grünsand und: characterisirt dabei als neu Lima elegans, Semiescha- ripora mumia, Plustrellaria dentata, Avicula simulata, Peetuneulus umbonatus Sw, Limopsis texterata, Cyprina Fergusoni, Dentalium cae- lulatulum: und zwei fragliche Ammoniten. (Ebenda XIII. 83 — 89. Tb- 11.) @l. Botanik. E. Killias, Nachtrag zu A. Moritzis Ver- zeichniss der Pflanzen Graubündens. — K, zählt die Ar- ten in systematischer Reihenfolge auf mit Angabe des speciellen Stand- ortes und die für den Kanton neuen mit einem + bezeichnend. Das Verzeichniss enthält nur die Phanerogamen und wird jedem, der in Graubünden sammelt, nützliche Dienste leisten, daher wir es zur spe- ciellen Beobachtung empfehlen. — (Jahresber. Graubünden 1853. I. 71—. 86.) Y C. Maximowicz, die ersten botanischen Nachrich- ten über das Amurland. — Vf. bereiste den Amur im Auftrage des k. k. botanischen Gartens ın Petersburg und theilte seine Beob- achlungen an Ruprecht zur Veröffentlichung mit, der zunächst die wichtigeren Bäume und Sträucher des Amurlandes bringt. Das Amur- land theilt M. in 4 Vegetationszonen, nämlich 1. in die Küstenregion, die Küsten des Limans und des Tatarischen Golfes, Bergland mit dü- stern Nadelwäldern. und .moorigen Strecken; 2. Der nördliche Amur bis zum ‚Gebirgsstocke Pessui, minder bergig, Klima minder rauh, Nadelwälder -mit Weissbirken und Zitterpappeln ; 3. Das mittlere Land vom Pessui bis zur Mündung des Chungariflusses oder dem Gebirgs- stocke Bokki ebenes Land, Laub- und. Nadelholz; 4. Südlicher Amur vom Bokki bis zur Ussuri- Mündung ‘und den Ghinghangebirge, eben und niedrig, Laubwald ‚mit dichtem Unterholz.., Die untersuchten Ar- ten sind: Maximowicza amurensis zu den: Schizandraceen gehörig 20 — 25° hoch mit wohlriechenden blassrothen Blühten; Tilia cor- data Mill, mandshurica, Acer :dedyle, tegmentosum, ginnala, mono, Evonymus europaeus, verrucosus, latifolius, Rhamnus davurica, Juglans‘ Mandshurica, Maackia' amurensis: zu den: Papilionaceen, ‚40° hoch, Lespedeza juncea Pars, bicolor Fız, Prunus kolomikta, -glandulifolia, Maximoviezi, Grataejus' pinnatifida Bge, Pyrus baccata L, ussuriensis, sambucifolia Cham, ‚Philadelphus tenuifolius, Panax sessiliflorum, 'He- dera senticosa, Aralia mandshurica, Quercus mongolica Fish, Populus 530 suaveolens Fisch, tremula L, Ulmus glabra Mill, major Sm., Alnobe- tula fruticosa, Alnus incana, Betula Maximoviezi, alba L, Picea pichta Fisch, Larix dahurica Fiz, Abies ajanensis Midd, obovata Ledb, Pinus, cembra Pall, Juniperus davurica Pall, communis L, Taxus baccata L. Der Nachtrag beschreibt Glossocomia ussuriensis, Phyllanthus ussurien- sis; ferner Phellodendıon amurense, Juglans mandshurica, Geblera suffruticosa Fisch, Celastrus flagellaris, Rhamnus davurica Pall, Evo- nymus ‚verrucosus Krop, Maacki, macropterus, Maackia amurensis, Caragana altagana, Lespedeza bicolor Fiz, Prunus padus L, Maacki, Spiraea salicifolia L, alpina Pall, sericea Fiz, chamaedryfolia L, flexuosa Fisch, Rubus ilaeus L, Rosa acieularis Ldl, einnamonea L, Crataegus sanguineus Pall, pinnatifida Bg, Pyrus baecata L, ussuriensis, Sorbus aucuparia L, Philadelphus tenuifolius, Ribes diacantha Pall, rubrum L, nigrum L, Dikuscha Fisch, procumbens Pall, Panax sessiliflorum, He- dera senticosa, Aralia mandshurica, Cornus sibirica, Mayer, Hylosteum coeruleum L, gibbiflorum, Maacki, Maximoviczi, Viburnum opulus L, Sambucus racemosa L, Vaccinium vitis idaea L, uliginosum L, Cha. maedaphne caliculata Mch, Rhododendron davuricum L, Ledum palu- stre L, dilatatum Whbg, Syringa amurensis, Fraxinus mandshurica, Thymus serpyllum L, Corylus heterophylla Fisch, mandshurica, Quer- cus mongolica Fisch, Salix pentandra L, praecox Hpp, capraea, L, de- pressa L, rosmarinifolia L, viminalis L, Populus tremula L, suaveolens Fisch, Ulmus pumila L, glabra Mill, suberosa Ehd, montana Sm, Al» nus hirsuta Fiz, Alnobetula fruticosa, Betula palustrıs Gm, ovalifolia, reticulata, davurica Pall, Maximoviezi, Maacki, alba L, Piceä pichta, Abies oderata Ldb, ajanensis Fisch, Larix dahuria Fiz, Pinus mand- shuriea, cembra, silvestris, Juniperus davurica, P, Taxus baccala L, Attagene sihirica Del, platysepala Trtv, Clemalis fusca Fiz, mandshu- rica, Maximoviezia amurensis, Menispemum dauricum DC, Berberis amu- rensis, Trochostigma kolomicta, Tilia cordata Mill, mandshurica, Acer dedyle, tegmentosum, ginnala, mono, Vitus amurensis. (Bullet. ac. Peterbg. XV. 120 — 144. 210. 354 — 383. 257 — 267. E. R. v. Trautvetter, die Ulmen des Kiewschen Gou- vernements und der angrenzenden Gegenden. — Verl. verbreitet sich über drei Arten. 1. Ulmus‘ pedunculata Fg in zwei Varietäten a. typica, wohin als Synonym gehören U. pedunculata Wlp, U. effusa Heine, U. montana Sm, U. alba Bess. mit oben glatten Blät- tero, und b. glabra bisher noch unbekannt, denn U. glabra Mill und M. montana b gehören nicht hierher. 2. M. campestris Sm mit den Varietäten a. vulgaris Wip = U. superosa Hayne, U. minor Rchb, stets strauchartig; b major Wip = U. major Sm, U. montana Rehb und c. laevis Wip = U. glabra Sm, effusa b Schult. 3. U. mon- tana With. = U. major Rehb blüht im April und hat im Mai Frucht- - reife, mit sehr veränderlicher Blattform, Früchte elliptisch, gegen die Mitte hin am breitesten, im Centrum dicht behaart erst später voll- kommen kahl, — (Ebenda 349 — 352.) 531 G. Sandberger, Verzeichniss der Hautpilze im Herzogthum Nassau. Die 105 Arten wurden schon von des Verfs. Vater gesammelt und werden hier nur namentlich mit, Angabe der Standorte in systematischer. Reihenfolge aufgezählt. Sie verthei- len sich auf Agarieus 59, Boletus‘ 20, Hydnum 6, Clavaria 5, Crate- rellus I, Telephora 3, Aurieularia 1, Corticrum 1, Cyphella 1, Hel- vella 1, Peziza 2, Bulgaria Il, Fremella 4. — (Nassauer Jahresbe- richt XI. 104 — 113.) | Berkeley und Curtis, Commentar zu Schweinitz’s Synopsis Fungorum'des mittleren N. Amerika. Vrff, ha- ben die Exemplare von Schweinitz einer kritischen Prüfung unterwor- fen und geben hier unter den betreffenden Nummern der Synopsis die berichtigte Bestimmung. _ Die Zahl derselben ist zu gross, als dass wir sie hier aufführen können. Als neue Arten diaenosiren sie Trametes malicola (= Polyporus popülinus Schw), Polyporus crociporus. (= P. nitidus, Schw), P. Richardsoni,, Schizophyllum ra- morunm, Polyporus cervinonitens.. — Journ. acad. nat..sc. Phil. III. 205 — 224.) E. Durand, Plantae Kaneanae Groenlandicae. — Wir haben bereits oben S. 221 ein kurzes Verzeichnss: der von Kane auf seinen beiden Polarexpeditionen längs der Grönländischen Küste gesammelten Pflanzen gegeben, erst jetzt sind: wir im Stande: dasselbe vollständig aus Durand’s Abhandlung mitzutheilen, in welcher über die einzelnen Arten und deren Standort speciellere Auskunft, gegeben wird. Es sind überhaupt bekannt jetzt aus der Grönländischen Flora 36 Phaneroganische Familien in 109 Gattungen und 264 Arten, vom 73° noch 44 'Gatlungen 'in 76: Arten. ''Das hohe 'phytogeögräphische Interesse dieser Arbeit veranlasst ‘uns die Arten namentlich aufzu- zählen: Ranunculus aqualicus Stellaria humifusa Rotib aizoides Wahl glacialis L longipes H 3 Var. tricuspidata Reiz nivalis L «3 Cerastium alpinum L 4 caespılosa L «ß aff. Sabini Var. alzoon Daeq Papaver nudicaule, L Silene, acaulis nivalis L @ß Arabis alpina L Lychnis apelala L 2 Var. folıolosa Br Cardamine pratensis H alpina L cernua L Hesperis Pallasi TG ° _°* Dryas vetopetala L rivularis Vesicaria arctica H integrifolia Vahl Gnaphalium sylvaticum, L Draba alpina H:5 Var. Alchemilla vulgarıs L Hieracium vulgatum Fries glacialis H alpina L Arnica angustifolia Vahl rupesiris Br Potentilla pulchella Br Taraxaeum palustre DE nivalis Wiltd nivea D 3 Var. ‚Campanula Linifolia AD lapponica Willd frigida Vill, 'A. Gr: uniflora,L hirta.L aurea DC Vaccinium uliginosum L _ incana TG tridentata Ait Cassıope tetragona L Cochlearia fenestrata Br Epilobium angustifolium L Phyllodoce taxifolia Salisb offieinalis L latifolium L Rhododendron: lapponicum anglica Sedum rhodiola DE Vahl Arenaria.groenlandica Spr Saxifragaoppositifolia L. Loiseleuria procumbens arctica H flagellaris Willd Desv Ledum palustre LE |‘ Pyrola ‚chlorantha Sw Mertensia marilima Don Barthia alpina L Pedieularis arclica Br Kanei Dur hirsuta L Thymus.serpillum var Diapensia lapponica L Polygonnm viviparum L Oxyria digyua Cud Empetrum nigrum L Betula nana L Salız desertorum Rich uvanrsi Pusch 532 herbacea L Platanihera hyperborea Ldl Totieldia palustris Hds Luzula spicata Desv hyperborea Br areuala Mey Juncus trifidus Fl. Dan. arclicus L Carex rigida Good dioica L aff. retroflexae Seirpus caespitosns L Eriophorum capitätum H vaginatum L polystachyon L Phippsia algida B Agrostis canına B Calamagrostis canadensis Bv ’ strieta Nutt Glyceria..arclica H Catabrosa aquatica Bv Poa arctica alpina L Festuca ovina Richardsoni H Bromus Kalmi Torr Elymns arenaria L° Aıra flexuosa L Trisetum subspicatum P arclica Br Alopecurus alpinus Gurt An Cryptogamen kommen hierzu. 1 Equisetum, 3 Farren, 3 Ly- copodiaceen, 25 Laub-, 5 Lelhermoose und 6 Thallophyten. E. Regel, künstlicher Bastard zwischen Aegilops ovata und Triticum vulgare. Zur Streilfrage über die Stamm- pflanze unseres Weizens wurden im Züricher botanischen Garten Ver- suehe zur gegenseitigen Befruchtung beider genannten Pflanzen ange- stellt und der dadurch gewonnene Samen lieferte Bastarde. Von einem allmähligen Uehergange der Aegilops in den Weizen ist keine Spur vorhanden; der Bastard stellt sogleich die Mittelform zwischen Weizen und Aegilops, die Aegilops triticoides dar. Die Formverän- derung der Aegilops ist so. bedeutend, dass sie kaum deren Theil. nahme noch erkennen lässt. ‘Aus den dünnen .niederliegenden Sten- geln sind viel robustere geworden, die sich bald steif aufrecht 11), bis 2' hoch erheben und auf der Spitze eine 2" lange mehr den Weizen als der Aegılops gleichende Aehren tragen. Wie in allen vom Verfasser beoachteten Fällen, wo ein Bastard zwischen zwei Gal- tungen erzeugt wird, ist auch hier derselbe in seinen genverischen Characteren vollständig auf die Seite der väterlichen Pflanze getre- ten. Aus dem Samen von Aegilops ovala ist daher in Folge der Befruchtung mit dem Weizen ein wahres Triticum erwachsen. Die zwei Klappen, welche den Grund der einzelnen Aehrchen des Blüh- tenstandes umfassen sind bei Aegilops ovata auf dem Rücken convex und gehen an der Spitze in 2 bis 4 Grannen aus; zahlreiche paral- lele gleichstarke Nerven durchziehen diese Klappe und gehen an der Spitze unmittelbar in die Grannen aus. Ausserdem umhüllen diese Klappen das Aehrchen gänzlich, welches aus nur 2 vollkommen und einer meist nicht ‚ordentlichen ausgebildeten Spitzenblume besteht, Bei Triticum dagegen sind diese beiden Klappen auf dem Rücken seit- lich gekielt, von ungleich starken Nerven durchzogen, spitz ausgehend, Die Blume des Bastards zeigt die typischen Charactere des Weizens und erinnert nur in Einzelheiten an Aegilops; 2 Klappen stehen am Grunde und umschliessen meist das fünfblumige Aehrchen nur im jüngsten Zustande, später nicht mehr. Auf dem Rücken zeigen sie 533 den Triticum characterisirenden Kiel und gehen von da in eine kurze Granne aus, zugleich laufen aber zahlreiche Parallelnerven mit dem Kiel,vom Grund zur Spitze und 2 oder 1 tritt noch als kurze Spitze vor. Jedes der einzelnen Grasblümchen besteht bekanntlich wieder aus 2 kleinen Kläppchen, einem untern grössern und obern kleinern. Das untere von Aegilops ovata geht nur in 2 bis 3 Grannen aus, das innere und obere Kläppchen wird von dem untern umschlossen und umschliesst selbst später den Samen, ist häutiger Natur und hat 2 in kurze Zähnchen ausgehende Längsnerven. Beim Weizen ist das obere Kläppchen ganz ähnlich gestaltet; umschliesst aber den Samen nicht, das untere dagegen ist entweder ganz stumpf oder geht bei den gegrannten Arten in eine lange Granne aus, welche unmittelbar unter der Spitze befestigt und auf dem Rücken schwach gekielt ist. Auch hier hat das untere Kläppchen des Bastardes wieder den Gatlungs- charakter von Triticum beibehalten, den Kiel auf dem Rücken in eine kurze Granne ausgehend. Sind nun aber die ferneren Zwischenfor- men, welche Fabre gezogen haben will, durch ein allmähliges Zurück- kehren des Baslardes zur mütterlichen und väterlichen Pflanze ent- standen oder sind sie vielmehr Folge fernerer Befruchtung des Ba- stardes mit dem Pollen von Aegilops und dem Weizen? NR. meint, dass der im Pollen fruchtbare Bastard durch Selbstbefruchtung in allen folgenden Generationen seine wesentlichen Charaktere beibehält, nur die unwesentlichen wie Farbe u. s. w. ändert. Fernere Formen zwischen Bastard und älterlichen Formen würden nur durch die Befruchtung des Bastardes mit dem Pollen von Vater oder Mutter ent- stehen, es wären die sogenannten zurückkehrenden Formen oder Tinkturen. Als Beispiel dafür dienen die Calceolarien. Man befruchte die Calceolaria rugosa mit den staudigen Calceolarien, dann erhält man einen im Pollen fruchtbaren Bastard, der grössere Blumen als die der C. rugosa und einen niedrigen aber noch hallstrauchigen Wuchs besitzt. Befruchtung mit einer der älterlichen Pflanzen führt den Bastard schen. in der nächsten Generation ziemlich nahe zu den- selben wieder über. Dagegen erhält Befruchtung mit sich selbst den Typus. Nach Kiotzsch ıst der Bastard zweier guten Arten im Pollen unfruchtbar, wogegen R.’s Beobachtungen sprechen, indem zwar häufig der Pollen unfruchtbar ist, doch oft genug auch das Gegen- theil statt hat. Der Pollen des Weizens ist im trockenen Zustande eckig, im Wasser schwillt er auf, wird schnell rund und ist mit einem körnigen Inhalte gefüllt. Die aussen ahgelagerte Schicht er- scheint ziemlich gleicharlig, und an einer Stelle findet sich eine mit einem Hofe umgebene Oeflnung. Durch diese tritt sehr bald die in- nere, zarte Haut des Pollenkornes in Form eines durchsichtigen Bläs- chens, welcher den Anfang des Pollenschlauches bilde. In den An- theren des Bastards findet sich nur wenig Pollen, der auch im Was- ser seine dreiekige Gestalt behält und gar keinen Inhalt zeigt, andere Antheren aber enthalten inhaltsvolle Pollenkörner, welche im Was- ser gleichfalls rundlich werden und den Anfang des Schlauches 534 bilden. Also verhält sich der künstliche Aegilops triticoides ganz wie andere Bastarde, d. h. er führt leeren und befruchtungsfähigen Pol- len. R. hat die weitern Versuche eingeleitet. — (Regels le Juni 163 — 168 Tf.) Lindley, über das Vaterland .der Kartoffel. — Trotz aller Nachforschungen ist die eigentliche Ieimat der Kartoffel noch nicht ermittelt. Nach Meyen ist sie im Ganzen westlichen Südamerika heimisch, da derselbe sie in Chili und Peru wild wachsend antraf, er glaubt aber nicht wie A. v. Humboldt, dass die alten Mexikaner sie schon vor Ankunft der Europäer cultivirten. Indess konnten die von Meyen beobachteten Exemplare auch verwilderte sein, Reste einer frühern Cultur. _ Wirklich wild fand sie Darwin an den sandigen Küsten der Chonosinseln unter dem 45. Breitengrade auf der OKüste SAmerikas. Ihre Knollen waren meist klein, gleichen jedoch ganz den unserigen. Man trifft sie noch weiter südlich an der Küste von Chili und in Chili selbst, wo sie Maglia heisst. Die Knollen dieser Maglia wurden in einem Londoner Garten gepflanzt und ergaben ächte Kartoffeln. Man hat dieselbe zwar als Solanum Commersoni unterschieden, aber sie ist vollkommen identisch mit der gemeinen Art. Auch von Mexico sandte Uhde Knollen der dort wild wachsen- den Kartoffel ein, welche gleichfalls die gemeine Kartoffel. lieferte und im Jahre 1846 empfing L. Knollen wilder Kartoffeln, welche in Peru in über 7000°' Meereshöhe wuchsen. Diese ergaben eine be- haarte Abart des S. tuberosum, welche wenige Knollen aber viele Wurzelausläufer macht und identisch mit der Maglia ist. Schlechten- dahl nannte sie S. verrucosum und dieselbe vom Vulcan Orizaba in 9000‘ Höhe S. stoloniferum. Chili und Mexico sind danach die Heimatländer der wahren Kartoffel. — (Ebenda 300.) K. Koch, Gehen Mandeln in Pfirsichen und diese in Nectarinen über? — Mandel- und Pfirsichbaum unterscheiden sich nur durch die Früchte, welche bei dem einen Steinfrüchte mit endlich trocknen und in 2 Theile sich lösenden, bei dem andern hin- gegen mit fleischigen und selbst saftigen Schalen sind, im Wachsthun, Form der Blätter und Blühten u. s. w. hat kein Unterschied Statt. Die geringere und grössere Saftigkeit der Fruchtschalen ist aber bei ähnlichen Früchten nur ein relativer Unterschied. K- sah im Oriente Weinbeeren verwilderter Reben, welche nicht das geringste Fleisch besassen. Auch unsere fleischigen Birnen haben im wilden Zustande ein ganz anderes Ansehen. Das Birngehölz im SO Russland und noch mehr auf dem amerikanischen Hochlande heckenartig auf Rainen und Gehängen hat kleine mehr runde Früchte weniger herb als unsere Holzbiruen, vielmehr ausserordentlich hart und ohne alles Fleisch. Pirus claeagrifolia Pall, sinaica Thouin, amygdaliformis Vill und Py- rainus Raf, vielleicht nach P. salvifolia DC, die alle nur 2 oder 3 sichere Arten bilden, sind unbedingt die Multerpllanzen unserer ver- schiedenen Birnbäume und unterscheiden sich von diesen durch die 535 Trockenheit der Früchte. Dass sich Fleisch auch an andern Theilen als an Früchten bildet, lehren die Rüben, Runkel; und Mohrrüben haben im wilden Zustande eine ganz dünne, holzige, ungeniessbare Wurzel. Bis jetzt fand noch Niemand wilde Pfirsichbäume, selbst in China ihrem angeblichen Vaterlande sind sie nur eultivirt; im Hima- laya sind sie weil namenlos auch nur verwildert. So scheinen sie nur durch Cultur saftig gemachte Mandeln zu sein, die verwildert das Fleisch wieder verlieren, wie sie Pallas am Tereck nördlich vom Kaukasus fand. Auch in Italien kommen namentlich unter den Da- rucinen wenig saflige und selbst fleischlose Pfirsichen vor. "'Umge- kehrt giebt es Mandeln mit fleischiger Schale und die Kerne vieler Pfirsichen sind von den ächten Mandeln kaum zu unterscheiden. Die Haut hät ganz die Farbe des Fleisches, der Kern ist süss, auch die Blühte ist mandelbaumähnlich. Knight machte Kreuzungen zwischen Mandel und Pfirsiche, erhielt daraus Pflanzen mit fleischigen Früchten, übrigens mehr dem Mandelbaume ähnlich. Nach Fintelmann trugen auf der Pfaueninsel Mandelbäume mit, gefüllten Blühten saftige Früchte und deren keimfähige Kerne lieferten wieder Mandelbäume mit ge- füllten Blühten, Dasselbe ist in Charlottenburg beobachtet. Mögen trotzdem Pfirsich und Mandel verschieden sein, generisch sind sie be- stimmt identisch. Dass die Nectarinen in Pfirsichen übergehen leidet keinen Zwei-. fell. Zwar hält Decandolle Vat. den Nectarinenbaum ebenfalls für specifisch eigenthümlich und nennt ihn der glatten Schale halber Persica laevis, in Italien aber giebt es Sorten, wo der llaumige Ueber- zug der Pfirsichen nur sehr unbedeutend ist, umgekehrt Nectarinen mit schwachem. _In Europa lässt sich die Neclarine historisch nur bis zum 16. Jahrhundert verfolgen, hei den alten Botanikern heisst sie Nueipersica, io Italien Pescanoce, in Java scheint sie länger be- kannt zu sein. Peter Collinson in Westmoreland schrieb schon 1766 an Linne über einen grossen Pfirsichbaum mit Pfirsichen und Necta. rinen zugleich, Das ist später ebenso und umgekehrt beobachtet. ba mögen wohl Kreuzungen Statt gelunden haben. Es sind sogar Fälle. bekannt wo zweierlei Sorten derselben Frucht sich an einem und demselben Exemplare, jede zur Häfte befinden. Aufsehen hat von jeher ein Baum gemacht in Italien, von welchem Galesio berich- let, dass er nicht blos Citronen, Limonen und Apfelsinen zu gleicher Zeit trug, sondern auch Früchte, die theilweise der einen theilweise der andern Sorte angehörten. Auch Lindley erzählt von einem sol- chen ‚Baume in Italien und Verf. hörte davon in Smyrna. Manz in Esslingen zog in derselhen Weise zwei Apfelsorten, ‘zur Hälfte Lui- ken- und zur Hälfte Sommerrosenäpfel. — (Verhandl. Gartenbau- gesellschaft. Berlin IV. 172 — 176.) C. Nägeli und C. Cramer, pflanzenphysiologische Untersuchungen 1. 3 Heft. Zürich 1855. 4%, — Das I. Heft bringt folgende Untersuehungen von Nägeli: 536 1. Der Primordialschlauch. — Diese fast unmessbar dünne Protoplasmaschicht der innern Zellenwandung wird erst sicht- bar, wenn sie von letzterer getrennt wird durch Austrocknen, künst- liche Endosmose und Exosmose, durch mechanische Verletzung, oder durch Fortpflanzung. Beim Austrocknen, bleibt der Schlauch wand- sländig oder zieht sich Stellenweise zusammen, wie bei Sporen und Pollenkörnern. Bei Einwirkung gewisser Lösungen zieht er sich auf ein kleines Volumen zusammen; ist dıe Zellenmembran weich, dann fällt sie zusammen, ist sie aber fest: so wird der Schlauch ganz frei. Bei starker Endosmose platzt bisweilen die Membran und der Schlauch tritt sich weiter ausdehnend aus der Zelle heraus. Auch beim Zer- reissen des Zellgewebes fallen in günstigen Fällen die Schläuche un- verletzt heraus, ebenso isoliren sie sich beim Zerqueischen z. B_beı Süsswasseralgen, oder sie werden als Schwärmsporen frei. Die Dehn- barkeit des Schlauches beweisen Versuche. Zieht man z. B. aus. Zel- len von Wasserpflanzen durch Zuckerlösung die Flüssigkeit aus, so eontrahirt sich der Schlauch so sehr, dass er fast nur den festen Inhalt noch umschliesst, seine Oberfläche verkleinert sich auf Urs bis Ur nicht durch Faltung, sondern durch Diekwerden, und kann durch neue Endosmose sich wieder ausdehnen. Die Trennung geschieht gleichzeitig und vollständig oder nur stellenweise, punktweise bleibt der Schlauch an der Wand hängen und zieht Fäden, welche beim Zerreissen wieder in seine Substanz zerfliessen oder als Schleimknöt- chen sichtbar bleiben. Nach Allem scheint der Schlauch nicht in allen Zellen und in der nämlichen Zelle nicht an allen Stellen mit der Membran verbunden zu sein, in jungen Zellen ist die Verbindung stärker als in alten, in Zellen mit wasserärmern Membranen mehr als in solchen mit gallertartigen wasserreiehen. Zwei Stellen, wo der Schlauch eine verschiedene Adhäsion zur Membran zeigt haben häufig eine ungleiche Beziehung zum Zellenleben z. B. bei manchen confervenartigen Algen. Es verhält sich der Schlauch physikalisch wie zäher halbflüssiger Schleim; zusammengedrückt oder ausgezogen kehren seine Theile nie in die ursprüngliche Lage zurück. Offenbar verhält er sich auch im lebenskräftigen Zustande anders als im krankhaften, durch störende Einwirkungen verliert er seine Dehnbarkeit. Durch Einfluss von Zuckerlösung contrahirt, rennt er sich stellenweise oder ganz von der Membran los, in letzterem Falle rundet er seine Ober- fläche oder behält die Zellenform bei oder nimmt eine andere Gestalt an oder trennt sich gar in 2 und mehr Schläuche, Das hängt von seiner verschiedenen Adhäsion, von seiner ungleichen Festigkeit und Dehnbarkeit, von der Vertheilung der festen Stoffe in der Zelle ab. Ein eigenthüwliches Verhalten zeigt der Schlauch ferner zu dem im Zellsaft -gelösten Blumenblau und Blattroth. Unverändert lässt er dasselbe nicht diosmiren, im kranken Zustande lässt er es wie die Zellenmembran hindurch. Werden Durehschnitte durch rotbe oder blaue Blumenblälter ins Wasser gelegt, so entzieht dies während. eini- ger Zeit den Farbestoff nicht, wohl aber wenn länger, dann bemerkt 537 ‘man krankhafte Veränderungen im Zelleninhalte, die auch den Schlauch treffen. Durch Zuckerlösung contrahirt, tritt nur farblose Flüssigkeit ‚aus ihm heraus, die Intensität der Farbe seines Inhaltes nimmt mit der Contraction zu. Erst spät tritt der Farbstoff hervor. Wirkt aber ‘mit der Zuckerlösung zugleich Salzsäure, so wird der Farbstoff schon nach wenigen Minuten ausgetrieben. Salzsäure allein bewirkt diese Ausscheidung nicht, so lange die Resistenz des Schlauches nicht überwunden ist. Bringt man eine farblose Zelle in Zuckerlösung, ‚ welche durch den rothen Farbestoff von Früchten tingirt ist: so dringt die gefärbte Flüssigkeit durch die Zellenmembran hindurch, der Schlauchinhalt aber bleibt ungefärbt, so bei Pollenkörnern von Campanula.. Wie der Schlauch verhalten sich auch die Mem- branen der Bläschen und andern aus verdichtetem Protoplasma be- stehende Membranen innerhalb der Zellen. Der Kern bleibt meist zeitlebens farblos in der durch Blumenblau gefärbten Zelle, In den durch Salzsäure entfärbten Zellen nimmt mit dem Schlauch auch der Kern eine ziemlich intensive Färbung an. Zuweilen scheidet sich in der Zelle eine gefärbte und eine farblose Flüssigkeit aus, beide “durch eine zarte Plasmamembran getrennt, die bald Querwände bald Bläschen bildet. Wenn das formlose Protoplasma durch Chlorophyll gelärbt ist, so scheint auch der Schlauch diese Färbung zu besitzen, Tritt aber das gefärbte Protoplasma in Form wandständiger Bänder oder rundlicher Massen auf, so bleibt zwischen diesen der Schlauch farblos. Solche Bänder lösen sich auch theilweise und ganz ah. "Plasmafäden und Plasmawände verhalten sich zum Chlorophyll wie der Schlauch. Sie berühren oft unmittelbar das grüne Protoplasma ohne davon gefärbt zu werden. Bisweilen erscheinen jedoch beide srünlich. Gleich verhalten sich die Membranen der Farbkörner und und der Bläschen. — Ueber die Entstehung des Schlauches ist in ‘den normalen Erscheinungen durch direkte Beobachtung wenig siche- res zu ermitteln. Bei der freien Zellenbildung sondert sich ein Theil von Inhalt, der wenigstens an der Oberfläche aus Protoplasma besteht und unmittelbar den Schlauch bilde. In den grösseren Zellen nie- derer Algen und Pilze überzieht sich der lebenskräftige Inhalt an krankhaften Nebenstellen mit einer Plasmamembran, welche continuir- lieh in den lebenskräftigen Theil des Schlauches sich fortsetzt und in allen Stücken wie der Schlauch sich verhält. Zuweilen bleiben in einer Zelle mit absterbendem Inhalt einzelne freiliegende Partien le- benskräflig und erzeugen an ihrer Oberfläche eine Protoplasmaschicht, welche als Schlauch functionirt und eine Membran erzeugt. Lehrreich sind auch die Erscheinungen an im Wasser austretenden Zelleninhalt zumal an Zellen von Trauben, Charen u. a. Die Flüssigkeit theilt ‘sich in grosse und kleine Tropfen, jeder von einer zarten Membran umschlossen. Wenn nämlich die entleerte, gelöste Proteinverbindungen enthaltende Zellflüssigkeit mit Wasser in Berührung kömmt, so wird. an der Berührungsfläche ein Theil derselben fest und bildet eine Mem- bran, welche die übrige Flüssigkeit dem direkten Einflusse des Was. 538 sers entzieht. Ganz analoge Erscheinungen zeigen Zellen mit abster- bendem Inhalte. Einzelne. Partien der unveränderten Zellflüssigkeit besondern sich als Tropfen und schützen sich durch zarte Plasma- membran, Diese Blasen können ebenfalls entweder blos farblose und gefärbte Flüssigseit oder noch unlösliche Substanzen einschliessen, welche zufällig in jenen Tropfen lagen. Die hier entstehenden Bla- sen verwandeln sich zwar in der Regel nicht in Zellen und ihre Membran ist daher kein wahrer Schlauch, aber die Uebereinstiimmung ist doch überraschend. Es kommt auch. nicht selten vor, dass in Zellen mit lebenskräftigem Inhalte sich ganz gleiche Blasen bilden, wie in krankhaft veränderten Zellen und im ausgetretenen Inhalte. Das erklärt die Entstehung des Schlauches bei der freien Zellenbildung in den Fällen, wo dieselbe um einen Körnerhaufen sich bildet. Die den Körnerhaufen durchdringende Flüssigkeit verhält sich gegen. die Zellflüssigkeit different. So entstehen die Membranen der Chlorophylle und andern Farbkörner, sowie die Schläuche einiger Algenzellen, die nur gelärbtes Protoplasma einschliessen. N. geht nun zur Darlegung seiner bezüglichen Beobachtungen an Spirogyra orthospira über, we- gen deren wir. anf das Original verweisen. Das Verhalten des Schlau- ches zum farblosen Plasma liess sich noch nicht ermitteln. Es ist wohl unzweifelhaft, dass der Schlauch, die Plasmamembranen der Körner und der verschiedenen Blasenbildungen identisch sind, ‚auch sehr wahrscheinlich, dass diese Häule aus der gleichen Substanz .be- stehen wie die Plasmafäden und Plasmawände. Gleicht aber diese Substanz dem schaumigen und körnigen Protoplasma? Der Schlauch scheidet Cellulosetheilchen aus, welche an seiner Oberfläche als Zel- lenmembran ‚sich anlagern, wie ähnlich das Protoplasma die Slärke- körnchen bildet. Wie dies geschieht, weiss man nicht. Eine andere Function des Schlauches ist die Zellenmembran aufzulösen, wie in der Diastase beim Keimen der Samen die Stärkekörner aufgelöst werden. Zuweilen scheidet er an einzelnen Stellen viel Cellulose aus. Lagert sich diese auf der Innenseite der Membran an, so, entstehen Fasern oder Warzen, welche platten- oder stielarlig in das Lumen binein sich verlängern und den Schlauch als eine Falte einstülpen. Dasselbe findet bei der Theilung des Schlauches statt, welche, der Zellentheilung vorausgeht. An einer ringförmigen Stelle scheidet er Cellulose aus, weiter bildet sich eine ringförmige Platte, zuletzt eine nur noch durchbrochene Scheibe. Vermöge seiner Dehnbharkeit wird der Schlauch immer mehr eingefaltet und zerfällt zuletzt in 2 Hälften, von denen jede ein vollständiger Schlauch. ist. Zuweilen dringt. die Einschränkung auf der einen Seite rascher vor als auf der andern; die Thkeilung kann sogar ganz einseitig sein. Die Wand, deren Ent- stehung und Wachsthum die Einfaltung und Abschnürung des Schlau- ches verursacht, ist meist äusserst dünn. . Contrahirt man den in der Theilung begriffenen Schlauch durch, Zuckerlösung, so. erkennt man die Wand. oft kaum wehr, bisweilen gar nicht. Bei Schwärmzellen z.B, deren Schlauch sich in 2, 4, 8, 16, 32 Schläuche theilt, sind 539 Scheidewände auf keine Weise sichtbar; auch nach dem Austreten der Schwärmzellen erscheint die innere Fläche des Gliedes ganz glatt ohne eine Spur der abgerissenen Wände. Dennoch glaubt N., dass bei der Bildung, der Schwärmzellen Wände oder Membranen von einer äus- serst wasserreichen Cellulose gebildet werden, welche dieselbe um- hüllen und von einander trennen. 2. Diosmose (Endosmose und Exosmose) der Pflan- zenzelle. Bringt man eine isolirte Zelle in Zuckerlösung: so tritt zuerst eine gegenseitige Strömung von Theilchen, die sich anziehen, zwischen der Zuckerlösung und der die Zellenmembran durchdringen- den, Flüssigkeit ein. Das Gleichgewicht wird gestört und es erfolgt ein Austausch. Die Exosmose aber überwiegt die Endosmose, die Zellllüssigkeit vermindert sich, es entsteht ein negativer Druck auf den Primordialschlauch und durch diesen auf die Membran und es erfolgt Zusammenziehung. Die Zellenmembran ist starr, zwar ela- stisch aber sehr wenig dehnbar, bisweilen nur unmessbar gering zu- sammenziehungslähig, am stärksten noch bei Pollenkörnern. So er- reicht die Membran bald den grössten Grad ihrer Zusammenziehbar- keit, die Verminderung der Zellflüssigkeit dauert aber fort, die Mem- bran bildet, in Folge davon Falten, Einstülpungen. Endosmose und Exosmose schreiten fort, aber der Primordialschlauch kann dem Drucke nicht mehr Widerstand leisten , trennt sich los von der Membran und contrahirt sich, so entsteht ein Raum für eine dritte Flüssigkeit. Es gibt indess für jede Zelle einen bestimmten Concentrationsgrad der Zuckerlösung, innerhalb desselben die Membran ihre Gestalt behält, über denselben hinaus sie eingedrückt wird. Die Lostrennung des Primordialschlauches von der Membran beruht darauf, dass derselbe in- nerhalb dieser eine vollständige geschlossene Blase mit andern physikali- schen Eigenschaften darstellt. Andere. Erscheinungen bringt eine ver- “_dünntere, Flüssigkeit in der Zelle hervor, z. B. eine ganz schwache Zucker- oder Salzlösung auf Zellen mit dichtester Zellflüssigkeit. Die Membran dehnt sich aus und platzt endlich bei der gesteigerten En- ‚dosmose, dabei dehnen sich jedoch junge Zellen viel stärker aus als alte, dünnwandige mehr als dickwandige. Der Primordialschlauch reisst beim Zerplatzen der Membran ebenfalls, wenn beide innig ver- bunden sind. Die diosmolischen Vorgänge sind jedoch äusserst com- plieirt; die chemischen und physikalischen Eisenschaften beider Flüs- sigkeiten, der Membran, des Primordialschlauches, Einlagerung frem- der ‚Stoffe, Temperatur u. s. w. verwickeln dieselben. N. geht hier- aul näher ein, beleuchtet dann die Strömung der Zellflüssigkeit bei der Aufsteigung der Pflanzensäfte, in welcher eine noch unbekannte Ursache ‚mitwirkt, geht zum Stoflwechsel in -der Pflanzenzelle über, worüber er viele interessante Untersuchungen mittheilt. 3. Bildung der Schwärmsporen bei Stigeoctonium insigne.n. sp. aus den Gliedern der Aeste und Zweige unterhalb der haarförmigen Enden und oberhalb der hyalinen Stamm - und Ast- glieder, beginnend mit einem rothen Punkte in der Mitte der Länge 540 des Primordialschlauches, der sich dann contrahirt und an beiden Enden ablöst. Hierauf öffnet sich die Zellwand an der Stelle des rolhen Punktes, der Schlauch drängt heraus, seine farblose freie Spitze beginnt zu zittern, verselzt sich in drehende Bewegung, mit der er die Zelle verlässt, und eilt schwärmend davon. 4. Die Glitschbewegung, eine besondere Art der periodi- schen Bewegung des Inhaltes in Pflanzenzellen, von Andern als Rota- tionsströmung bezeichnet, wahrscheinlich durch hydroelectrische Ströme veranlasst, welche selbst durch chemische Processe angeregt werden. Ihre Bedeutung schliesst sich an die der Molecularbewegung an. Mit ihr tritt in Spirogyra eine wogende Bewegung auf, bei Achya netz- förmige Ströme. Auch an der Aussenfläche der Membran bei Oseil- larıa und Natica wird eine Glitschbewegung beobachtet. 5. Wachsthumsgeschichte von Pterothamnion plu- mula und floccosum, zwei bisher der Gattung Callithamnion zu- gewiesene marine Florideen, fadenförmig, gegliedert, dichotom ver- ästelt, mit den Zweigen in einer Ebene. Das Längenwachsihum der Aeste und Zweige durch Zellenbildung geschieht ausschliesslich an der Spitze und ist unbegränzt. Die Seitenstrahlen entstehen durch seitliches Auswachsen der Gliederzellen. Diese bilden in der Regel je zwei seilliche Zellen eine rechts und eine links, bald begrenzte, bald unbegrenzte Zweige treibend, aber am Mutterstrahl regelmässig vertheilt. Das Wachsthum wird sehr speciell dargestellt. 6. Wachsthumsgeschichte von Hypoglossum Le- prıieuri Kg anschliessend an die früher Jargestellte von H. Wood- wardi Kg, einfacher als bei dieser. Das Längenwachsthum geschieht durch Theilung der Scheilelzelle, das Breitlenwachsthum beginnt in den Gliederzellen, welche durch Bildung von Wänden in je drei sich theilen, deren einzelne N. weiter verfolgt. 7. Entstehung und Wachsthum des Sphagnumblat- tes. Die abweichenden Beobachtungen Schleidens von N.’s früherer Darstellung nöthigten zu einer abermaligen Untersuchung, wozu Spha- gnum cymbifolium Ehrh (= Sph. squarrosum Pers) gewählt wurde. 8. Wachsthumsgeschichte des Blattes von Aralia spinosa L., welche die früher dargelegten Ansichten des Verf.’s über das Wachsthum des Phanerogamenblattes beställigen, die näm- lich, dass die peripherische Zellenbildung von unten nach oben lort- schreitet, die aul diese peripherische folgende allseitige Zellenbildung bald zuerst am Grunde, bald zuerst am Scheitel, bald aber gleichzeitig im ganzen Blatt aufhört, dass endlich die Zellenausdehnung ebenfalls eniweder von unten nach oben oder von oben nach unten fortschrei- tet oder aber überall gleichzeitig eintritt. Die ursprüngliche Anlage der Theile, welche die Mittellinie des Blattes zusammensetzen erfolgt von unten nach oben, so dass der Scheidentheil stets zuerst ange- lest wird, das Scheitelwachsthum dauert oft längere Zeit fort, oft hört es sehr früh auf. Aus den sehr detaillirten Untersuchungen der Aralia zieht N. schliesslich folgende Sätze, Die Theile jedes einzel- 541 nen Blattstrahles werden von unten nach oben angelegt, an dem Hauptstrahl zuerst der Scheidentheil, an allen zuletzt die Blättchen. Von dem ersten Moment an sind alle Zellen eines Strahles in Thei- lung begriffen, aber die Zellenhildung ist am Scheitel am lebhaftesten, bis die Theile angelegt sind. Die Zellenbildung in den übrigen Thei- len eines Strahles tritt ziemlich gleichzeitig auf. Eigenthümlich verhält sich der zum Blättchen werdende Endtheil. Das, Längenwachsthum der einzelnen Zellen in den verschiedenen Theilen eines Strahles ist in jedem Augenblick verschieden. Das Zellenwachsthum hört unmit- telbar nach der Zellentheilung auf. Die ganze Zunahme von Anfang bis zu End ist im Basilartheil des Hauptstrahles und in den Knoten aller Strahlen viel geringer als in den Internodien und nimmt in die- sen von unten nach oben hin ab. Das Längenwachsthum ist bis die Theile angelegt sind, am Scheitel eines Strahles beträchtlicher als in den nächst unlern Theilen, ausser am Scheitel überhanpt ungleich, aber gleichzeitig, und gleichzeitig aufhörend. Die Anlegung der Sei- tentheile schreitet am Haupt- und den Seitenstrahlen von unten nach oben und an den stärkern Knoten von dem Seitenrande rechts und links nach der Mittellinie der vordern Blattfläche fort. Sie hört mit dem Scheitelwachsthum aller einzelnen Strahlen zu gleicher Zeit im ganzen Blatt auf und bezeichnet die Periode der Anlage, der die der Ausbildung folgt, welche ebenfalls im ganzen Blatte gleichzeitig endet. Das Längenwachsthum der Seitenstrahlen nimmt an jedem verzweiglen Strahl von unten nach oben und an jedem stärkern mit Nebenstrahlen versehenen Knoten von den beiden Seiten nach der Mittellinie der vordern Fläche ab, Eine Ausnahme machen die Nebenblätter,, welche sich frühzeitig aber nur in geringem Masse entwickeln. Von den beiden Hälften eines Seitenstrahles bildet sich in der Regel die innere weniger aus als die äussere. Wenn die beiden Hälften des ganzen Blattes ungleich sind, so ist diejenige, welche man mit Rücksicht auf die Drehung der Blatispirale nach dem kurzen Weg als die obere be- zeichnen muss, stärker entwickelt. Das zweite Heft dieser Untersuchungen ist dem Amy- lum gewidmet und wie es scheint noch wicht erschienen. Wir ha- ben bereits Bd. VIll. 263 durch den Bericht über die Wiener Ver- sammlung auf dieselben hingedeutet. Das dritte Heft bringt C. Cra- mer’s Untersuchungen über das Vorkommen und die Entstehung eini- ger Pflanzenschleime: 1. Bau und Entwicklungsgeschichte der Lein- samen. 2. Chemischpbysicalische Verhältnisse des Quitten- und Lein- samenschleimes. 3. Ueber Lycopodium Selago. 4. Ueber Equisetum arvense und E. silvaticum. 5. Beobachtungen an Erineum in trok- kenem und feuchtem Zustande und Versuch einer Erklärung der Spi- ralrichtung im Pflanzenreiche. W. Smith, Beobachtungen über Diatomaceen auf einer Excursion in die Pyrenäen. — Der Hauptzweck die- ser’ Untersuchungen war ein geographischer, die Verbreitung der eng- 36 549 lisehen Arten nach S, zu verfolgen, Verf. gibt ein Verzeichniss der an den französischen Küsten beobachteten Arten, denen er folgende Namen gegeben: Epithemia Eugenia, Amphora marina, Navicula seita, pyrenaica, dissimilis, Synedra fontinalis, Odontidium informe, Himan- tidium marinum, Diadesmia gallica. (Ann. mag. nat. hist. Januar 1—13. ib. 1.2) Be Zoologie W. G.Rosenhauer, die Thiere Andalu- siens nach dem Resultate einer Reise zusammengestellt nebst den Beschreibungen von 249 neuen oder bis jetzt noch unbe- schriebenen Galtungen und Arten. Mit 3 Tff. Erlangen 1856. 8. — Vf. liess den tüchtigen Präparator C. Will im J. 1849 nach Andalu- sien reisen um die Fauna dieser Provinz auszubeuten. Derselbe brachte eine grosse Menge von Individuen nahe 2000 Arten heim, welche Verf. in dieser sehr fleissigen und werthvollen Monographie durch andere auf 2709 vermehrt, aufführt. Es sind 131 Wirbel- thiere, 2538 Gliederthiere, 40 Weichthiere. Für die Geographie der Thiere eine unentbehrliche Arbeit, aber auch reich an Untersuchungen für die Systematik. Wir geben hier nur eine Aufzählung der als neu beschriebenen Arten, bei jeder Klasse die Artenzahl hinzufügend, die neuen Genera mit * bezeichnend: - Mammalia 19 Spec. Capra hispanica Schimp Aves 70 Spec. Amphibia 19 Spec. Pisces 23 Spec. Insecta 2 Coleoytera 1692 Spec. Cymindis singularis prolensa *Psendotrechus mutilatus Chlaenius pretiosus Pterestichus alramentarius Amara gravidula Harpalus hespericus Trechns planipennis Bembidinm excellens dislans Dytisens ibericus Hydroporns hispanicus depressicollis Ochthebins corrugalus serralus notabilis Hydrobius seutellaris Colon emarginatus Calops tenuicornis Ctenister Obei Falagria formosa Aleochara pulicaria Dinarda nigrila Hypocryptus unicolor Sunius latus Sienus canescens elegans Bledius corniger Bledius monoceros Mulsanti Oxytelus plagiatus scaber Trogophloeus venustulus aberrans Omalinm nigriventre Anthobium pumilio difficile Hetaerins elongalulus Tolyphus punclalatus Meligetes metallicus elongalus nigerrimus opacus lamıi mnlabilis Xenostrongylus’'histrix Silvanus filiformis Litargus coloratus Typbaea angusta Altagenus lobatus birtulus Georyssus carinatus Limnius rivularis Helerocerus holosericehs eurins Rhizotrogus granuliler anachoreta Rhizotrogus parvulus Hymenoplia einerascens Aphodius tarsus Acmaeolera albosetosa Cryptohypnus tetratoma Podabrus. varians gilvipennis Cantharis eremita Rhagonycha notalicollis Malthinus scutellaris ornalus Malthodes ‚ibericus Malachius laticollis hilaris Ebaeus cyaneus Dasytes incanus monlivagus eonsobrinus andalusicus rugulosus coeruleatus brevis dolens Enicopus- libiellus senex Cosmiocomus imperialis Gen Ptinus solitarius agrieullor ruber carbonarius Anobium paradoxum *Leucohimatium angustum Pachychila incrassata bifida Tentyria sinuatocollis gadilana prolixa modesla Pimelia integra monlicola Acida luctuosa inquinata cincla marginicollis pygmaea hebes Tagenia andalusica Misolampus subglaber Opatroides thoracicus balticum Opatrum gregarium Selerum armatum Walk Cryptieus pusillus Lithophilus cordalus Ammobius rugosus Calcar procerus Nephodes villiger Hffg Omophlus produelus Cistella granalensis Anthicus vespertinus Mordella extensa Mylabris suspiciosa seutellata Bruchus exignuus Apion breviusculum erelaceum nlinutissimum plumbeomicans pineae Tanymecus albicans Sitona fallax Cleonus senilis ‚Phytonomus obtusus Rhylirhinus subfasciatus longulus parvus Omias cinerascens 543 Otiorhynehus intrusicollis Larinus meridionalis filirostris Tyehius euprinus conspersus farinosus decoratus rubiceps trimacula scabricollis scrobiculatus Örchestes incanus viridipennis Acalles subglaber tuberenlatus Bagons cylindricus perparvulus Ceutorhynchus leucorhama laetus variabilis Nanophyes rubricus Bostrychus delphinii Dorcadium mus Strangalia approximans Clythra opaca Pachnephorus impressus Cyrtonus gratiosus Fairmairei Timarcha gravis marginicollis insparsa lugens parvicollis rugosula litigiosa Adimonia artemisiae Calomicrus. foveolatus Luperus abdominalıs tlavus ‚Monolepta terrestris Lithonoma andalusica Haltica. carbonaria Longitarsus lateripunectlatus Psylliodus pallidipennis puneticollis obscuroaenea Psylliodus procerula Sericoderus humilis Moronillus discolor Cortiearia pilosula inflata Lathridius productus Merophysia carinulala Choluocera formiceticola Orthoptera 87 Spec. Neuroptera 26 Spec. Hyınenoptera 165 Spec. Diytera 157 Spec. Usia grata Dasypogon denudalus tenuibarbis Nemotelus atriceps Empis: hispanica Leucopis magnicornis Dasypogon claripennis favillaceus Lepidoptera 176 Spee. Fidonia. psychinaria Hemiptera 139 Spec. Arachnoidea 23 Spec. Lycosa ochracea Dendryphantes jugatus Enophrys Rosenhaueri Gluvia minima Trogulus pulverulentus Rhyncholophus plumipes Ixodes reliculatus Myriopoda Julus suleicollis Tropisoma politum Lithobius inermis Scolopendra venefica chlorotes ! Himantarium gabrielis Crustacea 13 Spec. Porcellio coronatus conifer glaber hirsutum *Rhacodes inscriptus Mollusca 40 Spec. Paludina Sturwi Gelegentlich beschreibt Vf. noch folgende neue Arten anderer Länder: Stenus Kiesenwetteri von Erlangen, Peromalus Rothi Grie- chenland, Corymbites Zeni Südtyrol, Dasytes sardosus Sardinien, Dor- catoma Dommeri Hierische Inseln, Plinus formosus ebenda, Bruchus oblongus Sardinien, Rhytichinus angusticollis Barcelona, Omias hae- matopus Tyrol, Otiorhynchus Frivaldszkyi Türkei, O. costipennis Süd- Bayern, O. Mülleri ebenda, O. picitarsis Steyermark, Erirhinus rubi- dus Carthagena, Coeliodes impressus Tyrol, Ceutorhynchus tenuiro- stris Carthagena. ciell beschrieben. Alle. diese Arten sind diagnosirt und zugleich spe- 36* 544 A. Schulz, Beiträge zur Kenntniss der Infusorien des Herzogthums Nassau. — Localmonographien der microsko- pischen Fauna Deutschlands sind eine sehr seltene Erscheinung und verdienen alle Anerkennung. Verf. beobachlete auf seinem Gebiete während der Jahre 1851 — 54 schon 146 Protozoen, 51 Rotalorien, 46 einzellige Algen, 54 Diatomeen und den schwierigen Stand der systematischen Bestimmung wohl erkennend gibt er zunächst ein Na- mensverzeichniss der sicher bestlimmten 146 Protozoen mit Hinzufü- gung des Ortes und der Zeit. Es sind meist bereits bekannte For- men, als neu bezeichnet er Paramaecium planoconvexum, Trichoda striata und Trachelomonas acuminata, die er beschreibt und abbildet. (Nassauer Jahrbücher 856. XI. 1—12 Tf. 1.) Parker und Jones, Beschreibung einiger Forami- niferen der Norwegischen Küste. — Nach einigen allgemei- nen Bemerkungen beschreiben die Verff. unter Beifügung zahlreicher Synonymen und Cilate und des speciellen Vorkommens folgende 26 Arten, bei deren Namen wir die Tiefe ihres jetzigen Vorkommens nach Faden, den Ort und das geologische Vorkommen beifügen. Lagena laevis Mg 30— 200 F. \ Entosalenia Mg 30—200 F. England. Neuholland. — Tertiär. Grignon, Nodosaria laevigata dO ‘10. Adriatisches Meer. — Tertiär Europa. | Jura und Lias, Dentalina communis dO 30— 200. — Kreide und Tertiär. Polymorphina communis dO 30— 200. Europa. Austral. — Kreide. Tert. Spirillina vivipara Ehb 30— 200. Operculina complanata Bast 30—-200. Neuseeld. Philippinen. — Tertiüär. Nonionina crassula Mg 30—200, England. communis dO 30—200, Tropen. — Tertiür. bulloides dO 30—200. — Pliocän. asterisans Ficht 30—200. Europa — Tertiär. striatopunctata Ficht 30— 200. Westindien. Polystomella erispa L 30—200. Cristellaria calcar L 160. England. Australien. SDomingo. — Pliocän, Globigerina bulloides dO 30—200. Europa —- Kreide. Tertiär. Rosalina vesieularis Lk 60—100. — Eocän. Trunecatulina lobatula dO 30—200. — Kreide. Tertiär. Anomalına coronata n. sp. 30—200. — Tertiär. Cassidulina laevigata dO 30—200. England. — Pliocän. Valvulina triangularıs dO 30—200. Bulimina marginata dO 30— 200. England. — Tertiüär. Uvigerina pygmaea dO 30—200. — Tertiär. Textilaria sagittula Defr 30—200. Kosmopolit. — Sehr alt. Biloculina ringens Lk 30—160. Quinqueloculina seminulum L 30—200, Placospilina eanariensis dO 30— 200. — Jura. Kreide. Tertiär. (Ann. mag. nat. hist. April 273— 303. Tb. 10. 11.) 545 J. E. Gray setzt seine Revision der Conchiferengattungen mit der Familie der Arcadae fort, deren I. Tribus Arcaina er in folgen- der Weise gruppiert.. A. Schlosslinie linear, gerade, die Zähne zahl- reich getheilt, klein, ziemlich gleich gross, quere Leisten Juldend; die Wirbel durch eine breit rautenförmige Area getrennt mit einer Reihe getrennter, vom Schlossrande zum Wirbel divergırender Gruben, Schalenrand ganz, oft unten klaffend. Dahin Litharca Gray (= Pysso- arca Swains.), deren Arten: A. Noae, pacifica, iruncata, navieularis, angulata kleine Zähne haben, und A. zebra mit grossen Zähnen. — B. Schlosslinie breit, mehr weniger gekrümmt, die ‚Zähne an den Enden gesperrter, die Leiste des innern Theiles klein, quer; die Wir- bel mehr weniger getrennt durch eine verlängerte Area mit winkligen concentrischen Bandstreifen. oder klein mit schwachen Wachsthums- linien. a. Schale radial gestreift oder ziemlich glatt, unterer Rand ganz oder fast gezähnt, bisweilen klaffend; Schlosszähne ziemlich gleich, Area mit -winkligen concentrischen Bandstreifen. Dahin Tri- sis Ok, deren hintere Abdachung der linken Klappe bei Tr. tortuosa gekielt, bei Tr. semitorta gerundet ist; ferner Barbatia Gray, deren Arten fusca und barbata ein dickes Periostracum mit langen Haar- förmigen Fortsätzen in radialen Grübchen‘ und eine weisse Schale haben, wogegen B, parva ein dünnes Periostracum mit: feinen Haaren und eine dünne weisse Schale hat, andere: Helbingi,. obliquata, lactea, raridentala, tenebrica, glacialis ein braunes Periostracum mit breiten blattartigen Fortsätzen am Ende und eine dicke weisse Schaale, B. reliculata, divaricata und gradata mit weisser, gerippter Schale und hin- terer fast gekielter Abdachung, endlich alternata (Calloarca) mit dün- nem glatten Periostracum, weisser Schale, gekielter Hinterseite und gezähntem Vorder- und Hinterrande. In diese Gruppe gehört noch Cucullaea Lk und Scaphula Bens. — b. Schale radial gerippt, unte- rer Rand stark gezähnt, das Band nimmt die ganze glatte oder quer gestreifte Area ein. Die Gattungen sind «. oblong, gleichklappig, subquadratisch, ihre Schlosszähne ziemlich gleich, dahin Senilia, Ana- dara, deren zahlreiche Arten in 6 Gruppen sich sondern, Scapharca, deren Arten nach der Form der Schale sich ordnen; oder sie sind ß. dreiseitig, hinten stumpf, hinterer Schlosszahn klein, krumm, vor- derer sehr lang, linear, so Noelia, oder sie sind y. herzförmig, un- gleichklappig, der vordere Schlosszahn sehr klein, dahin Argina mit kugliger und mit oblongen Arten, Lunarca. — II. Tribus. Pectuncu- lina, Die Schlossfläche mit einem breiten dreiseitigen Eindruck für das Band. Dahin Axinea — Pectunculus Lk, deren Arten sich nach der Schalenoberfläche und Form gruppieren oder ‘die Schlossfläche ist klein mit einem kleineren centralen Eindruck, dahin Limopsis und ‚Limaea. (Ebenda May 366 — 373.) A. Adams diagnosirt Macgillivrayia echinata n. sp. aus dem nördlichen atlantischen Ocean. (Ebenda 374.) Benson diagnosirt folgende neue Bulimus aus Indien, 546 Burma und Mauritius: B. domina, salsicola, estellus, pertiea, sangui- neus, physalis, pleurophorus, theobaldanus, pulus. (Ebenda 327 bis 330.) L. Pfeiffer, Monographia Auriculaceorum viven- tium. Sistens descripliones systemalicas et crilicas omnium hujus familiae generum et specierum hodie cognitarum neenon fossilium enumeralione. Accedente Proserpinaceorum necnon generis Trunca- iella historia. Cassellis 1856. 8. — Verf. legt folgende Eintheilung seiner Darstellung zu Grunde Fam. Auriculacea. |]. Subfam. Otinea mit der Gattung Otina 3 Arten. II. Subfam. Melampea mit Melampus, deren 66 Arten er nach dem Labrum in 4 Gruppen son- dert, Marinula 9 spece., Podipes 7 Specc. Ill. Subfam. Auriculea mit Pythia deren 35 Arten 3 Gruppen bilden, Plecotrema 14 Speecc. in 3 Gruppen, Cassidula 19 Specc. in 2 Gruppen, Auricula 30 Spece., Alexia 12 Spece., Blauneria 1 Speec., Leuconia 6 Spece., Carychium 9 Specce. — Die Familie Proserpinacea begreift Ceres 2 Spece., Proserpina 6 Specc., die Gattung Truncatella 21 Arten. G. Schneider, die Binnenmolusken der Umgegend von Schweinfurt. — Nur auf zweijährige Sammlung gestützt zählt Schn. 101 Arten dieser Gegend auf und meint, dass in den vielen unzugänglichen Altwässern noch eine reiche Ausbeute zu er- warten sein möchte. Er führt bei jeder Art das specielle Vorkom- men an und hat überhaupt 2 Ancylus, 2 Arion, 3 Limax, 3 Vitrina, 3 Succinea, 27 Helix, 3 Bulimus, 2 Achatina, 7 Clausilia, 7 Pupa, 1 Carychium, 9 Planorbis, 1 Physa, 7 Limnaeus, 2 Paludina, 3 Val- vata, 1 Neritina, 7 Anodonta, 4 Unio, 4 Cyclas, 3 Pisidium. /Bam- berger Jahresber. III. 43 — 47.) Pürkhauer, die Binnenmollusken des Taubergrun- des bei Rothenburg. — Die sorgfältige Cultur, die dürftige Flora und Fauna auf der steilen Grenze des Muschelkalkes und Keu- pers, das gestauete, verschläimmte und zum Theil mit Steinen über- säete Bett der Tauber, die Ausfüllung mehrer Teiche, dies Alles wirkt gewaltig auf die Molluskenfauna dieser Gegend und macht dieselbe so auffallend arm. Es gelang nach mehrjährigen Beobachtungen nur 62 Arten zusammen zu bringen: 1 Ancylus, 2 Limax, 1 Arion, 2 Succinea, 1 Vitrina, 19 Helix, 2 Bulimus, 2 Achatina, 5 Clausilia, 6 Pupa, 1 Balea, 1 Carychium, 2 Planorbis, 1 Physa, 6 Limnaeus, 3 Paludina, 1 Valvata, 2 Anodonta, 1 Unio,-1 Cyclas, 1 Pisidium. (Ebenda 69 — 72.) Küster vervollständigte das Verzeichniss der Binnen- mollusken Bambergs mit der Beschreibung von 4 neuen Sucei- nea, die er 1. S. pellucida, gulturosa, amoena, agonostoma, nennt, ferner von Clausilia festiva n. sp., Limnaeus albolimbatus n. sp., Val- vata lenticularis n. sp. Ueber neu aufgefundene Arten werden Mitthei- lungen gegeben und zugleich die Diagnosen einer Pupa uniarmata n, sp. von Triest und P, Schranki n, sp. aus den Anschwemmungen der 547 Isar hinzugefügt. ‘Von deutschen Arten sollte man meinen, wären die Thiere herbeizuschaffen, zu untersuchen und init den verwandten auch auf ihre innere Organisation zu vergleichen und nicht mit blos- sen Schalendiagnosen die Neuheit zu begründen, auf die K. seine Untersuchungen hier beschränkt. : (Ebenda 73 — 78.) Isaac Lea diagnosirt 11 neue Melanien verschiedener Ge- genden: Melania Verreauana, fraterna, Nainesana, Housei, ningpoensis, myersana, bullata, Iyraeformis, affınis, australis, Newcombi, maniensis, boninensis, rubida, parvum. (Proceed. acad. nat. sc. Philad. 1856. vYılI. 144 — 149.) Und ebenso folgende neuen Unionen: Unio coloradoensis, nutta- lianus, cambodiensis, newcombianus ]. c. 103. Dann neue Peristo- maten: Paludina Hainesana, umbilicata, chinensis, swainsonana, ingall- sana, Bythinia siamensis, globula, Paludomus maculata, Ampullaria aurosloma, tubaeformis, gracilis, turbinis, carinata |, ce. 109 — 111. Stimpson, neue wirbellose Meeresbewohner — Ohne Vergleichung mit ihren Verwandten diagnosirt St. folgende Ra- diaten, Mollusken und Gliederthiere: Ophiotrix spongicola Port Jack- son in Australien, ©. planulata, Ophiolepis' perplexus, Thyone bucca- lis, Chirodota australiana, Synapta dolabrifera alle ebenda, Cynthia angularis am Cap, C. laevissima Port Jackson, €. sabulosa, dumosa, Molgula inconspicua, Ascidea sydnisensis, suceida, Colis eacaotıca ebenda, Tritonia pallida, Triopa lucida am Cap, Goniodoris obscura Port Jackson, Doris obtusa, excavata, Leptoplana patellaris, Dioneus n. gen. mit D. radius und oblongus, Thysanozoon australe alle vom Port Jackson, Valeneinia annulata am Cap, Polıa rhomboidalis Port Jack- son, Polia grisea an der virgininischen Küste, Tetrastemma insieum am Cap, Meckelia olivacea ebenda, Phascolosomum noduliferum Port Jackson, Ph. semieinetum Cap, Tecturella luetator, Siphonostonum laeve, Chäetopterus capensis alle ebenda, Ch. Heteus Port Jackson, Cirratulus australis, Glycera Krausei Cup, Nephihys longipes Botanyhai, Lysidice robusta Port Jackson, Nereis mendax, operta, Lepidonote se- mitecta Cap, Anthura polita an den Vereinten Staaten, A. punctata Cap, eatenula, laevigata, Caprella solitarıia ebenda, Iphimedia obesa Port Jackson, Oedicerus fossor Botanybai, Gammarus rubromaeulatus ebenda, Leucothoe affinis, Anonyx variegalus am Cap. (Proc. acad. nal. sc. Philad. 1855. Juli.) R. Leuckart, die Blasenbandwürmer und ihre Ent- wickelung. Zugleich ein Beitrag zur Kenntniss der Eysticereusle- ber. Mit 3 Tafeln. Giessen 1856. 4%. — Verf. verbreitet sich nach einer historischen Darlegung über die Zoologie der Blasenband- würmer im Allgemeinen und dann über die Entwickelungsgeschichte derselben. Er begreift darunter diejenigen Cestoden, deren“ Jugend- zustände früher als Blasenwürmer beschrieben wurden; also die Gat- tung Taenia, deren Arten ausgebildet nur im Darmkanale der Säuge- 548 thiere schmarotzen, während sie als Blasenwürmer vorzüglich die Leber lieben, aber nie im Darmkanal vorkommen; diese hauptsäch- lich bei Pflanzenfressern (Wiederkäuer, Nager), jene vorherrschend bei Raubthieren. Noch lassen sich nicht alle Blasenwürmer auf die bezüglichen Bandwürmer zurückführen, doch sind schon folgende zu vereinigen: Cysticercus fasciolaris Muris — Taenia erassicollis Felis - pisiformis Leporis - serrata Canis - tenuicollis Ruminantium - ® Canis Coenurus cerebralis Ovis - eoenurus Canis Cysticercus cellulosae Suis solium Hominis - longicollis Hypudaei - erassiceps Vulpis - * Hypudaei - tenuicollis Mustelae Echinococeus velerinorum - echinococcus Canis Verf. giebt hierauf einige kritische Bemerkungen über einzelne Arten, theilt seine Versuche durch Bandwurmeierfütterung Finnen zu erziehen speciell mit und beschreibt daun folgende Arten ausführlich. A. grosshakige Blasenbandwürmer 1. Taenia crassicollis Rud im Dünn- darm der Katze, als Blase in der Leber der Haus- und Feldmäuse, 3. T. laticollis Rud im Darm des Luchses, Finne unbekannt. 3.T. serrata Goeze im Darm der Hunde, als Finne in der Leibeshöhle der Kaninchen und Hasen. 4. T. e cysticerso tennuicolli Kuchm. im Darm der Hunde, als Finne bei Widerkäuern, Schweinen, Affen. 4. T. coenurus Sieb. im Darm der Hunde, als Finne Drehwurm‘ der Schafe. 6. T. solium L im Menschen, als Finne im Schweine, aber auch bei Menschen, Affen, auch bei Hunden, im Bär, Reh und der Ratte. 7. T. mediocancellata Küchm. im Darm des Menschen, Finne unbekannt. 8. T. cerassiceps Rud im Dünndarm des Fuchses, als Finne in der Brusthöhle der Feldmaus. 9. T. polyacantha n. sp. im Fuchs, Finne unbekannt. 10. T. intermedia Rud. im Darm des Mar- ders und Iltisses, Finne unbekannt. b. kleinhakige Bandwürmer. 11. T. tenuicollis Rud in Wiesel und Iltıs, als Finne in den Lebergän- gen der Feldmaus, 12. T. echinococeus Sieb. nur aus 3 bis 4 Glie- dern bestehend im Darm der Hunde, als Finne Echinococens veteri- norum in Leber und Lunge der Haussäugelhiere und des Menschen. 13. T. nana Sieb. im Menschen. elle] Zur Entwickelungsgeschichte übergehend beschreibt Verf. zuerst den Geschlechtsapparat. In den Seitentheilen der Proglottiden liegt rechts und links ein Dotterstock, ein senkrechter mit Dottermasse ge- füllter Kanal, welcher nach innen und aussen zahlreiche unregelmäs- sige Buchtungen und Blindschläuche trägt. Zwischen beiden Dotter- stöcken befindet sich der Keimstock mit zellenarligen hellen Eikeimen, darüber der Fruchthalter mit ausgebildeten Eiern als weites, sackför- miges Gebilde. Wo Fruchthalter, Keimstock und auch die Ausfüh- rungsgänge beider Dotterstöcke zusammentrefien, ist das hintere Ende der Scheide, welche einen engen langen Gang bildet. Zwischen die- 549 sen Organen zumal oberhalb des Fruchthalters liegen als Hoden- schläuche zahlreiche grosse helle rundliche Beutel mit Samenfäden, gegen die Samenleiter hin spitz ausgezogen. Letztere laufen in ei- nen gemeinschaftlichen Saamenleiter aus, der vor dem Cirrusbentel sich windet. Bei Taenia serrata sind diese einzelnen Theile schwer zu isoliren und abzugrenzen, doch im wesentlichen vorhanden. Der Porus genitalis führt in eine gemeinschaftliche Kloake von becherför- miger Gestalt mit muskulöser Wandung, oben mit der männlichen, darunter die weibliche Oeffnung. Der an jener gelegene Penis ist birnförmig und steckt in einer eigenen Tasche, an seiner Spilze mün- det das Vas deferens. Die grossen Keimstöcke erscheinen hier als gelappte Drüsen mit zahlreichen: Blindschläuchen im Innern der Pro- glottiden, die Dotterstöcke mit querverlaufenden Schläuchen liegen mehr peripherisch. Die Entwickelung der Genitalien beginnt bei der T. serrata etwa in dem 120. Gliede, erst indem 200. bildet sich der Uterus aus, und im 325. Eier mit reifen Embryonen. Vor der Befruchtung füllen helle runde Körperchen mit kleinen Körnerhaufen den Fruchibälter, sie sind die primitiven Eier. Das Körperchen, nicht die Körnerhaufen, unierwirft sich nach ‘der Befruchtung einem fort- geselzten Theilungsprocesse, bis es in einen Haufen heller Zellen zer- fallen ist, an dem jener einen Anhang bildet, Eine Dotterhaut, welche diese Körperchen umhüllt, bildet sich nun erst durch Erstarrung der äussern Zellen, während an den der innern Zellenmasse die Em- bryonalhäkchen schon zum Vorschein kommen. Auf der Aussenfläche der Hülle oder Eischale erheben sich zahlreiche senkrecht stehende starre Stäbchen oder Haare, deren Basen eine dicke Schicht. bil- den. Die kugligen oder ovalen Embryonen liegen ganz frei und nackt in der Eischale, deren Raum nicht: ganz ausfüllend. Die mit solchen Eiern ins Freie gelangten Proglottiden verfaulen und die Eier selbst verlieren bald schon nach Stunden bald erst nach Wochen ihre Entwickelungsfähigkeit. Niemals aber platzt die Eihülle und nie schlüpft der Embryo aus, dies ist erst im Darmkanal der Säugethiere der Fall. In deren Magen erst löst sich die Eischale auf, indem ihre Stäbchenschicht zerfällt, beim Ka- ninchen in der 4. u. 5. Stunde nach der Fütterung mit Eiern. Da- mit schlüpfen die Embryonen aus. Aber wie gelangen dieselben an jenen fernen Orte zur Finnenentwickelung? durch active und passive Wanderung wird und muss man annehmen. Es gelang L viermal bei- gefütterten Kaninchen einen unveränderten Embryo mit seinem Bohr- apparate in der Pfortader der Leber anzutreffen, niemals aber in den Gallenwegen, durch welche Küchenmeister sie wandern lässt. Die Schwanzblase der Finnen ist ein vom Bandwurmkörper verschiedenes Gebilde, sie setzt sich scharf gegen den Körper ab und ist auch hi- stologisch verschieden davon. Sie bildet im embryonalen Zustande die äussere Begrenzung des Parasiten, Mittelkörper und Kopf sind in sie zurückgezogen. Der Mittelkörper ist hohl und trägt hinten, wo er mit der Schwanzblase zusammenhängt die & Embryonalhäkchen, 590 welche paarweise fest in die Oberhaut des Körpers eingebettet sind. 24 Stunde nach der Fütterung fand L die sechshakigen Embryonen im Pfortaderblute der Kaninchen, die weitern Stadien der Entwicke- lung erst am 4. Tage. Diese sind weisse Pünktchen und Knötchen in der Leber, wachsen dann rasch an Grösse und Menge. Iso- lirt stellen sie einen Haufen dunkler Zellen dar, in dessen Mitte der Embryo liegt als helle Masse, umhüllt aussen von einer Zellge- webshülle. Die kleinsten Cysticerken vom 6. Tage sind oval oder . keulenförmig, 0,1 Millim. lang, gleichförmig, einfach. Sie wachsen, hellen sich im Innern auf durch Bildung grosser kernloser Bläschen, die Rindenschicht wird dünner und verwandelt sich in eine Muskel- hülle. Damit wachsen die Cysten zu langen Gängen aus, die das Würmchen endlich an der Oberfläche der Leber durchbricht. Dann hat dasselbe schon 1,5 —2 Millim. Länge, eine deutliche Epidermis über der Muskelschicht, in und unter welcher in der Medullarsub- stanz Fettkörnchen liegen. Am vordern Leibesende sammeln sich neue kernhaltige Zellen als erste Anlage des Bandwurmkopfes. Die Auftreibung trägt ein tiefes eindringendes Grübchen, das auch zumal in der Tiefe weiter wird, flaschenförmig sich gestaltet. Gleichzeitig wird der Wurmkörper breiter und verwandelt sich in eine helle Blase, welche sich mit einem Gefässnetz umspinnt und zwar vom Kopfe her. Die Gefässe haben im Innern Wimpern, aber ihre von Wagener be- obachtete Oeflnung am Ende der Blase fand L. nich. Am Ende der 4. Woche bilden sich nun am Kopfzapfen die Häkchen und Saug- näpfe im tiefen Hohlraume. Zwischen Kopf und Blase zieht sich dann ein röhrenförmiger Hals als Anfang des Bandwurmkörpers aus in der 6. Woche und nun kann man gewaltsam den Kopf hervor- stülpen. L. geht noch zur Vergleichung der übrigen Blasenbandwür- mer über, bespricht dann die Umwandlung der Finnen in Bandwür- mer und schliesst mit allgemeinen Betrachtungen über die Entwicke- lungsgeschichte der Cestoden. H. A. Pagenstecher, Trematodenlarven und Trema- toden. Helminthologischer Beitrag. Mit 6 Tff. Heidelberg 1857. 4% Nach einer historischen Einleitung theilt Verf. seine Untersu- chung mit über Trematoden aus den Mollusken: Cercaria ornala, ar- mata, subulo, pugnax, vesiculosa, magna, fallax, ephemera, diptoco- iylea, Bucephalus polymorphus, Distoma duplicatum, echiniferum Pa- ludinae, echinatoides Anodontae, Tetracotyle Limnaei, Distoma luteum, Aspidogaster conchicola und aus Fröschen: Tylodelphys rhachidis, Distoma erystallinum, clavigerum, endolobum, variegatum, cylindra- ceum, cygnoides, Polystoma integerrimum, Amphistoma subelavatum. Alle werden ausführlich beschrieben und am Schluss die Resultate der Untersuchung in folgende Sätze zusammengefasst: 1. Die Eier, ver- schieden in Grösse, Form und Färbung, ungedeckelt oder gedeckelt, enthalten einen ungewimperten oder gewimperten Embryo von unglei- cher Reife und nehmen zum Theil noch nach der Geburt an Grösse 551 zu. Sie gelangen auf verschiedenen Wegen in die Mollusken, in de- nen sich das Ei öffnet oder das Wimperkleid des schon ausgekroche- nen Jungen zerfällt und der bewegungslose Keim zu einer Amme heranwächst oder deren mehre in sich ausbildet. 2. Einige Trema- toden haben höher organisirte Ammen, andere nur einfache Keim- schläuche, beiderlei Formen bei derselben Art, vielleicht von äussern Einflüssen abhängig. 3. Die organisirten Ammen oder Redien haben einen Mund mit stark muskulösem Schlund, einen blinden einfachen kurzen oder langen oder einen doppelten Darm. Die in diesem er- zeugten Thiere werden durch Oeffnung des Hinterendes ausgestossen. Alte Redien verlieren ihre Organisation. Ein Gefässystem fehlt ihnen. In den einfachen Keimschläuchen oder Sporocysten werden nur der Ausbildung zur Geschlechtsreife fähige Larven, zuweilen zwar mit be- sonderen Anhängen, aber keine selbständigen neuen Schläuche ent- wickelt. 5. Der zufällig frei werdende unreife Inhalt beider Ammen- formen dagegen kann in eine nahrungsreiche Stätte des Wohnthieres eingebettet aufs neue zu Ammenformen sich ausbilden und dasselbe vermögen junge Cercarien. Auch sind einige Ammenformen einer Vervielfältigung durch Theilung und Knospenbildung fähig. 6. In einigen Keimschläuchen erzeugen sich Larvenformen verschieden von den Cerkarien, deren Stamm der Entwickelung zum geschlechtsreifen Distoma fähig ist, während ihre einfachen oder doppelten schweif- ähnlichen Anhänge in jedem Falle sich aufs Neue zu Keimschläuchen ausbilden. Hierher gehört Bucephalus und Distoma duplicatum. 7. Alle Cerkarien von Distomen sind augenlos, andere Trematodenlarven haben Augen; auch den jungen Distomen fehlen am letzten Wohnort die Augen, dagegen haben sie Polystoma und Amphistoma. 8. Zur Unterscheidung der Cerkarien kann der Wohnort dienen, da jedes Weichthier nur eine beschränkte Anzahl von Arten birgt. Eine Wan- derung ist den Cerkarien zur Reifung unentbehrlich. 9. Viele Tre- matodenlarven bilden eine Cyste um sich, zu welcher eine besonders secernirte Masse oder auch die Epidermis verwandt wird. Sie be- dürfen dieser Cyste nothwendig für ihre weitere Bestimmung. An- dern scheint die Sporocyste, in welcher sie erzeugt wurden, die ‘gleichen Dienste nämlich Schutz gegen die Magenverdauung des neuen Wohnthieres zu leisten. In der Puppe macht die Entwickelung der Larve, die nun den Schwanz abgelegt hat, grössere oder geringere Fortschritte, je nachdem sie von nährenden Stoffen umgeben ist. Be- sonders entstehen in diesem Zustande die verschiedenen Stachelge- wänder, wohl stets nach einer Häutung. Andere Trematoden brin- gen dieses schwanzlose geschlechtlich unreife Stadium ohne Cyste zu. 10. Sowie die Larven nur in wenigen Wohnthieren, die meisten nur in einer Art vorkommen: so gelingt die Heranführung zur geschlecht- lichen Reife auch nur ganz bestimmten Organismen, während die Ver- dauung der Cyste und Befreiung der Larven in verschiedenen Thie- ren erreicht werden kann. 11. Die bewaffneten Cercarien scheinen die Larven für bestachelte Distomen der Amphibien zu sein, speciell 592 die Cercaria ornata zum Distoma clavigerum, C. armata zum D. endo- lobum heranzuwachsen. D. duplicatum und C. diplocotylea sind wahr- scheinlich Jugendzustände von D. cygnoides und Amphistoma subela- vatum; D. echiniferum Paludinae konnte nirgends zur Entwickelung gebracht werden. 12. Am geeigneten Entwickelungsorte bilden sich in den jungen Trematoden die männlichen Geschlechtswerkzeuge eher als die weiblichen, in dem Uebermasse der Eıerproduction geht zuletzt Form und Organisation zu Grunde. Eine Paarung ist nicht sicher beobachtet, für dieselbe sprechen einige Einrichtungen, andere für Selbstbefruchtung, 13. Die das Keimbläschen umhüllenden Dotter- moleküle werden nicht direct zum Embryo umgebildet, sondern schei- nen vielmehr nur einen Theil ihrer Bestandtheile abzutreten, der sammt dem Keimbläschen und durch dessen Vermittlung zum Bau der Embryonalzellen verwandt wird, während ein anderer Theil un- verbraucht bleibt. Das Gefässystem der Trematoden ist theilweise wimpernd, theilweise nicht; sogar eine Auskleidung mit Pflasterep i- tal findet sich in ihm. Es lässt wohl ohne Zweifel von aussen ein- tretende Flüssigkeiten cirkuliren, wesentlich aber ist es’excretorisch. J. Papon, über eine im Februar 1855 bei Chur be- obachtete Desoria. — Nach einem warmen Südwinde bedeckten plötzlich dichte Schwärme kleiner lebender Wesen den Schnee strek- kenweise in verschiedenen Theilen der NSchweiz. P. fand dieselben einige Tage später noch an verschiedenen Degeeria und Tomocerus, auch auf freien, schneebedeckten Wald- und Weideplätzen und unter- suchte sie speciell, Körperlänge 11/,‘“ Kopf eiförmig, deutlich vom Leibe getrennt, Leib achtringlig, an Breite zunehmend, mit weiss- lichen borstigen Haaren bekleidet, an den letzten Ringeln einzelne stärkere Borsten, Fühler 4gliedrig, behaart, Augenflecke gross, oval, eckig, Augen schwarz, glänzend, stark hervorstehend;; Beine von milt- ler Länge, behaart, an den Gliedern mit längeren Borsten, Endglied mit 2 ungleichen Krallen; Springschwanz lang, gross, seine beiden Borsten sehr lang, quergestreift, behaart; Färbung schwarzbraun. Die Art ist neu und soll D. nivalis heissen, ist aber nach O. Heer Podura arborea nigra Degeer, nach C. Vogt Desoria viatica Nicol, — (Jahresber. naturf. Ges. Graubündtens 1855. I. 67 — 70. Tf. 2.) Am Stein, beschreibendes Verzeichniss der My- riopoden und Erustaceen Graubündens, — Verf. beginnt seine Arbeit mit dem Norden Bündens, diesseits der Alpenkette, nach Kochs Schriften die Arten aufzählend. Er beschreibt Astacus fluvia- tilis, saxatilis, Gammarus fossarum, Armadillo trivialis, opacus, pul- chellus, Itia erassicornis, Triehoniscus roseus, Porcellio trilineatus, melanocephalus, nemorensis, scaber, lugubris, sylvestris, serialis, al- pinus, laevis, Oniseus asellus, Polyxenus lagurus, Glomeris marmorata, conspersa, alpina n. sp., octoguttata, Julus londinensis, boleti, luridus, bilineatus, fasciatus, transversosulcatus n. sp., ferrugineus, lerrestris, Blanniulus guttulatus, fuscus n, sp., Craspedosoma marmoratum, 553 rhaeticum .n. sp., angulosulcatum n. sp., gibbosum n. sp., Chordeuma sylvestre, Polydesmus macilentus, denticulatus, Lithobius forficatus, dentatus, variegatus, pilosus n. sp., communis, erythrocephalus, minu- tus, alpinus, Cryptops ochraceus, Geophilus longicornis, electricus, proximus, Pachymerium ferrugineun, Stenotaemia acuminala, Linotae- nia erassipes, subtilis. (Ebenda 112-148.) N Sager beschreibt als neue Myriopoden: Reasia spinosa, Stenonia hispida und fulva. (Proceed. acad. nat. sc. Philad. VIII. 109.) Am Stein veröffentlicht das Verzeichniss seiner reichhaltigen Sammlung Bündner Dipteren, das zwar nur Namen mit einzel- nen Orts- und Zeitangaben enthält, immerhin aber als ein schätzba- rer Beitrag zur Schweizerinsectenfauna alle Beachtung verdient. Die Aufzählung schliesst sich eng an Meigens Werk an. (Ebenda 89 — 111.) G. Koch, die Schmetterlinge des südwestlichen Deutschlands, insbesondere der Umgegend von Frankfurt, Nassau und der Hessischen Staaten nebst Angabe der Fundorte und Flug- plätze ete. Mit 2 Tff. Cassel 1356. 8%. — Diese allen Freunden der Lepidopterologie angelegentlichst empfohlene mit grossem Fleiss und Sachkenntniss bearbeitete Schrift zählt folgende Arten mit speciel- len Bemerkungen auf: I. Macrolepidoptera. 1. Papiliones: Meli- taea 6, Argynnis 11, Hamearis 1, (Euploea), Vanessa 11, (Hecaerge, Neptis), Limenitis 3, Apatura ‘2, Arge 1, Hipparchia 4, (Chinobas), Satyrus 5, Epinephele 4, Pararga 5, Coenonympha 5, (Triphyla), Po- lyommatus 5, Lycaena 18, Thecla 8, (Charaxes), Papilio 2, Doritis 1, Aporia 1, Pieris 3, Antocharis 2, Leucophasia 1, Colias 2, Gonopte- ryx 1, Syrichtus 7, Thanaos 1, Steropes I, Hesperia 5. 2. Sphin- ges: Acherontia 1, Sphinx 3, Deilephila 7, Smerinthus 3, Macro- glossa 4, Sesiidae 14, Thyris 1, Zygaenidae 12, Syntomidae 2. 3. Bombyces: Lithosidae 15, Psychidae 8, Liparidae 11, Pygaeri- dae 5, Bombycidae 46, Endromis 1, Saturnina 2, Cassidae 3, Hepia- lidae 4, Chelonidae 19, Limacodes 2. 4. Noctuae: Acronicta 10, Moma 1, Bryophila-10, Cymatophora 8, Demas 1, Diluba 1, Semi- phora 1, Charaeas 1, Agrotis 16, Amphipyra 5, Noctua 16, Cherso- tis 1, Triphaena 7, Hadena 20, Agriopis 1, Dichonia 4, Eriopus 1, Solenoptera 2, Phlogophora 2, Miselia 7, Polia 6, Aplecta 5, Trachea ‚3, Apamea 9, Mamestra 7, Thyatira 2, Calpe 1, Mylthimna 1, Sege- ta 1, Cerigo 2, Polyphaenis 1, Orthosia 20, Ilarus 1, Caradrina 9, Epimecia 1, Stilbia 1, Kanthia 6, Hoporina 1, Gortyna 2, Hydrocia 1, Plastenis 2, Cosmia 5, Tethea 1, Grammesia 1, Simyra 2, Synia 1, Chiiodae 1, Leucania 12, Nonagria 5, Dasycamba 4, Mecoptera 1, Calamina 1, Calocampa 2, Egira 1, Xylina 3, Xylophasia 5, Astero- scopus I, Dipterygia 1, Hyppa 1, Xylocampa 1, Cloantha 1, Cleo- phana 1, Cucullia 11, Abrostola 3, Plusia 6, Anarta 3, Heliothis 5, Acontia 2, Agrophila 1, Hydrelia 1, Erastria 4, Anthophila 1, Micra 2, Ophiada 1, Toxocampa 3, Catephia 2, Mania 1, Catocala 6, Bre- 554 phos 3, Euclidia 2, Cilix 1, Platypteryx 4. 5. Geometrae: Enno- mos 20, Acaena 1, Ellopia 3, Rumia 1, Geometra 11, Aspilates 12, Crocallis 3, Gnophos 5, Boarmia 14, Mniophila 1, Hemerophila 1, Amphidasis 3, Nyssia 3, Torula 1, Fidonia 15. Hibernia 9, Cheima- tobia 2, Chesias 2, Corythea 3, Cabera 8, Acidalia 8, Ypsipetes 3, Lobophora 4, Acasis 3, Dosithea 1, Larentia 15, Anaitis 2, Phaesyle 3, Eupithecia 32, Cidaria 32, Zerene 12. Minoa 3, Pellonia 1, Idaea - 20. — Microlepidoptera. 1. Pyralidae: Herminia 7, Hypena 3, Madopa 1, Pyralis 2, Helia 1, Cledeobia I, Scopula 8, Botys 25, Nymphula 5, Asopia 3, Agrotera 1, Endotricha 1, Choreutis 4, Py- rausta 6, Herceyna 4, Ennychia 5. 2. Tortrieidae: Halias 3, Penthina 18, Tortrix 43, Argyroptera 1, Coccyx 14, Sericoris 15, Phtheoctroa 1, Aspis 1, Carpocapsa 5, Sciaphila 12, Paedisca 22, Grapholitha 31, Ephippiphora 22, Phoxopteryx 17, Teras 28, Cochy- lis 22. 3. Tineidae: Chilo 3, Crambus 23, Eudorea 4, Galleria l, Aphonia 1, Anerastia 1, Ephestia 1, Homoeosoma 4, Acrobasis 3, Nyctegretis 1, Myelvis 7, Hypochaldia 1, Ancylosis 1, Nephopteryx 7, Pempelia 6, Exapate 2, Chimabacha 2, Semioscopis 4, Talaeporia 5, Tinea 34, Ochsenheimeria 3, Micropteryx 6, Nematopogon 5, Adela 9, Nematois 6, Euplocamus 2, Plutella 16, Ypsolophus 11, Anarsia 1, Anchinia 2, Harpella 3, Oecophora 28, Hypomeneuta 6, Psecadia 4, Haemylis 1, Depressaria 30, Carcina 1, Gelechia 71, Roesslerstamia 1, Glyphipteryx 2, Aechmia 3, Tinagma 4, Argyresthia 16, Ocnerostema 1, Coleophora 65, Gracilaria 13, Coriscium 3, Ornix 2, Cosmopteryx 4, Elachista 37, Lyonetia 2, Neptieula 12, Phyllocnistis 2, Gemio- stoma 9, Opostega 1, Calantica 1, Bucceulatrix 7, Lithocolletis 38, Tischeria 3. — Pierophoridae: Adactyla 1, Pterophorus 22, Aluti- cina 3. Zum Schluss Anhang nnd kritische Bemerkungen und Register. Schenk, Beschreibung der in Nassau aufgefunde. nen Goldwespen. — Verf. gıbt zunächst eine specielle Characte- ristik der Familie der Chrysidida, dann, deren Eintheilung nach Klug und Dahlbom, eine synoptische Uebersicht der in Nassau vorkommen- den Gattungen Chrysis, Hedychrum, Holopyga, Elampus, Notozus, Cleptes. Jede dieser Gattungen characterisirt er besonders und be- schreibt deren Arten, am Schluss dieselben in einer analytischen Ta- belle zusammenstellend. Als neu werden beschrieben Chrysis vitri- pennis, impressa, gracilis, brevidentata, marginalis, ornata, Holopyga splendida, varia, Elampus pygmaeus, Notozus affinis, pulchellus, mi- nutulus. Als Anhang dient eine analytische Tabelle der in Deuisch- land vorkommenden Arten zur weitern Aufsuchung der nassauischen. (Nassauer Jahresbücher 1856. XI. 13 — 89.) Schenk, systematische Eintheilung der nassaui- schen Ameisen nach Mayr. — Vf. hat schon früher die Arten dieses Gebietes nach Latreille beschrieben und gibt jetzt ein revidir- tes Verzeichniss nach Mayr, dessen Gattungsdiagnosen aufnehmend und die Arten namentlich hinzufügend. Es sind 19 Formica, 2 Tapinoma, 559 1: Polyergus, 1 Ponera, 5 Myrmica, 1 Myrmecina, 2 Tetramorium, 8 Leptothorax, 1 Diplorhoptum, 2 Alta, 1 Strongylognathus. (Ebda 90 — 94.) Le Gonte, Synopsis der Melolonthiden der Verein- ten Staaten: I. Mandibulae sub clypeo tectae. A. Coxae anlicae transversae haud prominulae. . a. Parapleurae latae. 1. Segmenta abdominis haud connata: Macrophyllae mit Phobetus LC 1 Spec, 2. Segmenta abdominis suluris obliteratis: Melolonthae mit Poly- phylla- Harris 6 Sp. und Thyce LC 1 Sp. — b. Parapleurae anguslae: 3. Rhizotrogi mit Eugastra LC 2, Endrosa LC 2, Lachnosterna Hope 55, Gynnis LG 1,. Listrochelus Blch 6. — B. Coxae anticae conicae prominulae. a. Parapleurae angustae vel mediocres; tarsi onychio distincto; tibiae posteriores bicalcaralae. «&. abdomen segmen- tis ventralibus haud connatis. aa. Segmentum sextum haud conspi- cuum: 4, Diplotaxes mit Orsonyx LC 1, Diplotaxis Kirb 29, Alo- bus 1. bb. Segmentum sextum conspicuum. «dc. Labrum connatum: 5. Sericae mit Serica ML 15 Sp. PP. Labrum distinetum. 7 un- gues divergentes fixi: 6. Macrodactylı mil Macrodactylus Latr 3 Sp. Tr ungues nobiles cheliformes: 7. Dichelonychae mit Di- chelonycha Kb 13 Sp. — P,. Abdomen segmentis ventralibus arcte connatis: 8. Lasiopodes mit Lasiopus LG 1, Oncerus LC 1. — b. Parapleurae magnae; tarsi onychio nullo, tibiae unicalcaratae vel ecalcaratae: 9. Hopliae mit Hoplia Ill. 11 Sp. — Il. Mandibulae ante clypeum conspiceuae. Parapleurae maximae: 10. Glaphyri mit Lichnanthe Burm 2 Spec. Sämmtliche Gattungen und Arten werden speciell characterisirt. (Journ. acad. nat. sc. Philad. III. 225—288.) J. Kress, die Käfer des Steigerwaldes. — Dieses Verzeichniss zählt 1182 Arten namentlich unter steter Hinzufügung des speciellen Vorkommens auf. — {Bamberger Jahresbericht Ill. 49 — 68.) K. Fuss, die Käfer Siebenbürgens. — Nach wenigen Vorbemerkungen gibt Verf. einen Theil der 2430 von ihm gesam- melten Arten von Cieindela, Odacantha, Drypta, Cymindis; Demetrias, Dromius, Lebia, Brachinus, Clivina, -Dyschirius, Cychrus, Procrustes, Carabus, Calosoma, Leistus, Nebria, die Gattungen sowohl als die Ar- ten nach der analylischen Methode nebst Beifügung ihres speciellen Vorkommens characterisirend. Diese Abhandiung ist nur der Anfang einer umfassenden Bearbeitung, der wir mit Freuden entgegensehen, da dieselbe eine fühlbare Lücke in der: entomologischen Literatur un- seres weiteren. Vaterlandes ausfüllt. (Hermannstädter Schulprogramm 1857. $S. 1—36.) 2 Murray setzt seine Beschreibung der Käfer von Alt-Ca- labar an der WKüste Africas mit folgenden Arten fort: Lebia bico- lor Dj, bisbinotata, clavicornis, Rhaphidognatha n. gen.: trimaculata, Nycteis Championi, Belonogatha rugiceps, obesa, quadrinotata, Tby- - Eu 556 reopterus flavosignatus Dej, Catascopus senegalensis Dj, Beauvoisi Cast., rufipes Gor, compressus. (Ann. mag. nat. hist. April. 313 — 326.) J. Nietner setzt seine Beschreibung neuer ceylani- scher Käfer mit folgenden Gattungen fort: Anchista n. gen. mit modesta, Elliotia n. gen. mit pallipes, Harpalus advolans, Oodes pi- ceus, Trichopteryx cursitans, immatura, invisibilis, Ptilium subquadra- tum, Ptenidium macrocephalum, Stenus barbatus, lacertoides, Anthieus formicarius, insulanus, Meligethes orientalis, Georyssus gemma, Hy- drochus lacustris, Hydrous rufiventris, inconspicuus. (Ebenda May 374 bis 388.) L. Redtenbacher, Fauna austriaca. Die Käfer. Nach der analytischen Methode bearbeite. 1. Heft. Wien 1857. 8°, — Kritische Revision der Arten, Aufnahme zahlreicher neuer Arten, der deutschen nicht östreichen und Aufnahme der europäischen Gattungen wird diese neue Auflage vor der ersten auszeichnen, und wir em- pfehlen dieselben Allen, die Käfer sammeln und sich im Bestimmen der Arten und Galtungen üben wollen. Nördlinger, Nachträge zu Ratzeburgs Forstinsek- ten. Ein Programm etc. zu Hohenheim. Stuttgart 1856. S%. — Ratzeburgs Forstinsekten sind ein klassisches Werk, welches den Forstmann zu eigenen Beobachtungen anregt und befähigt, damit denn auch diesen wichtigen und interessanten Theil der Zoologie, den die heulige systematische Entomologie auffallend vernachlässigt, wesent- lich fördert. Verf. der vorliegenden kleinen Schrift gint auf 81 eng gedruckten Seiten sehr beachtenswerthe neue Beobachtungen über zahlreiche Forstinsekten, welche einen schätzenswerthen Anhang zu Ratzeburgs Werk bilden und den Besitzern desselben aufs Angelegent- lichste zu empfehlen ist. Die Fülle der Detailbeol,achtungen gestattet uns nicht, auf den Inhalt selbst hier näher einzugehen. Joh. Gistel, Pleroma zu den Mysterien der euro- päischen Insektenwelt. Mit einem systematischen Verzeichniss der Schmetterlinge und Käfer Europas. Straubing 1357. 8%, — Ueber J. Gistels Mysterien der europäischen Insektenwelt, auf die wir Bd. VIII. 470 aufmerksam machten, erklärt Verf. hier, dass die- selben ein gänzlich verstümmeltes Werk seien, vor dessen Gebrauch er das Publikum zu warnen sich verpflichtet hielt. Der Verleger habe es eigenmächtig durch Auslassungen verstümmelt und Verfasser bietet es nun in neuer brauchbarer Ausführung. Wir können auf den Inhalt dieser neuen Ausgabe nicht speciell eingehen und den Leser auf das aufmerksam machen, was dem Verf. wichtig erschien. Den erwartenden beispiellos grossen Nutzen des Werkes vermögen wir auch in dieser Octavgestalt von besserem Papier nicht auffinden. Gl. —HREEERT— L Correspondenzblatt des | Naturwissenschaftlichen Vereines Provinz Sehe a Thüringen TE Sitzung am 18. Mai. Zur Aufnahme angemeldet wird Hr. Dr. am Ende, Lehrer in Langensalza durch die Hrn. Haering, Taschenberg. und Giebel, Unter Vorlegung mehrer Schädel berichtet Hr. Giebel über Brühls Untersuchungen des Orangschädels. (cf. VIII. 559. IX, 443.) Hr. Heintz giebt eine kurze Nachricht über Wöhlers Ent- deckung einer neuen Oxydationsstufe des Siliciums unter Hinweis auf deren Wichtigkeit. 1 Sitzung am 20. Mai. Als neu aufgenommen wird proclamirt: ‚Hr. Dr. am Ende, Lehrer in Langensalza. Das zur 8. Generalversammlung nach Halberstadt einladende Programm liegt vor. Hr. Knoblauch theilt seine mehrjährigen Untersuchungen über das Verhalten der Metalle gegen die strahlende Wärme mit und legt die dabei angewandten Apparate theilweis vor. Hiernach gehören die Metalle bei Anwendung der Sonnenwärme zu den diatermanen Kör- -pern und zwar verhalten sich einige (z. B. Gold, Silber, Kupfer) gegen die strahlende Wärme (in Rücksicht auf das Durchlassen und Reflectiren derselben), wie farbige Körper gegen das Licht, andere (z. B. Platin, Eisen, Zinn, Zink) wie farblose Körper gegen das Licht. Hr. Giebel macht sodann auf ein neues Säugelhier aus dem Stonesfielder Schiefer nach Owens Untersuchungen aufmerksam. (S. 528.) Sitzung am 27. Mai. Hr. Ausfeld in Schnepfenthal giebt briefliche Mittheilung über ein von ihm .dort beachtetes meteorologisches Phänomen. (S. 462.) Hr. Giebel spricht unter Vorlegung der betreffenden Schädel über die verschiedenen Arten des Waschbärengeschlechts (S, 349 — 37 558 373) und lenkt alsdann noch die Aufmerksamkeit auf A. Wagners neue Untersuchungen der fossilen Säugethierfauna von Pikermi bei Athen. (S. 209.) Achte Generalversammlung. Halberstadt am 5. und 6. Juni. Auf die öffentliche Einladung der Geschäftsführer Herrn Elis und Hinze versammelten sich in dem freundlichst bewilligten, ge- räumigen Saale der Logengesellschaft an beiden Tagen zur Theilnahme an den Verhandlungen: Dr. H. Hinze, Lehrer aus Halberstadt, Elis, Lehrer ebenda. Dr. C. Menzzer, Oberlehrer ebenda. Dr. A. Weybe, Arzt ebenda, Dr. C. Giebel aus Halle. Dr. Th. Schmid, Gymnasialdireetor aus Halberstadt. - C. Bischof, Hüttenmeister aus Mägde- sprung. Fr. Wachsmuth, Apoth. aus Halberstadt. Joh. Wıslicenus, Assistent aus Halle. H. Masius, Director d. h. Töchtersch. aus Halberstadt. Dr. W. Heıintz, Professor aus Halle. C. H. A. Weichsel, Oberbergmeister aus Blankenburg, E. Sochling, Dr. phil. aus Berlin. W. Röhl, Chemiker aus Warsleben. Fr. Weber, Pastor ans Huy-Neinstedt. Fz. Weber, Lebrer aus Halle. G. A. Leibrock, Kaufm. ans Blankenburg. Assmann, Apotheker aus Halberstadt. Dr H. Sıegert, Sanitatsrath u. prakt. Aızı aus Halberstadt. Krause, Kunsigartner aus Halle, Keilbolz, Kunsıgärtner aus Quedlinburg. Dr. F, Rinne, Gymn. Oberlehrer aus Halberstadt. Fz. Hübner, Apotheker ebenda. Lentze, Geh. Justizrath ebenda. H. Spilleke, Dir. d. h. Bürgersch. ebda. Dr: J. Hincke, Professor ebenda. C. Lepper, Hauptm. u. Ziegeleihesitzer ebenda. Faulbaum, Tbierarzt 1. Kl. ebenda. Dr. Nagel, prakt. Arzt ebenda. Ohlendosff, Gymn. Oberlehrer ebenda. Ziemanun, lehrer d h. Bürgersch. ebda. Geudike, Bergrath ebenda. Jordan, Lehrer ebenda. Friese, Appel -Ger.-Rath ebenda. Bergmann, Appel -Ger.-Sekret. ebenda. Bintze, Rechnungsratih ebenda. Zschiesche, Dr. d. Theol., Oberpred. zu Sı. Marlini ebenda. Dr. Neite, Lehrer d.h. Bürgersch. ebda. Dr. Brüg, prakt. Arzt ebenda. Dr. Willmann, Gymn.-l.ehrer ebenda. L. Lentze, Chemiker ebenda. Aeplinaus, Taubstummenlehrer ebenda. Carl Müller, Rentner ebenda. W. Ruprecht, Tapetenfabrıkant ebenda. Dr. Ouvaour, Apothekenbes. ebenda. v. Brünken, Oberbürgermeister ebenda. Dr. G, Heınecke, Kreisphysıkus ebda. E. Hampe, Apotheker aus Blankenburg. C. Steinhoff, Lehrer aus Helmstedt. K. Jahn, Stadigerichis-Direcior a. D. aus Halberstadt. W. Stiehler, Regierungsrath aus Wer- nigerode. L. Witte, Lehrer aus Aschersleben. Blume, Pr. Lieut. aus Halberstadt. O0. Ternau, Professor ebenda. Il. Odening, Lehrer ebenda. Dr. Hense, Gymn.-Lehrer ebenda. Schulze, Gymn.-Lehrer a. Quedlinburg. Jänicke, Lehrer aus Halberstadt. Kriehiisch, Seminarlehrer ebenda. v. Rohrscheidt, Major ebenda. Krause, Bergratlh ebenda. Pechmann, Geh. Justizrath ebenda. v. Minnigerod, Bergmeister ebenda. L. v. Minnigerode, Baron ebenda.. v. Eckert, Obristlieut. a. D. ebenda. Lampe, Waisenhaus-Inspector ebenda. Heinecke, Stadirailh ebenda. Kruse, Justizraih ebenda. Obhlendorf, Gymn.-Oberlehrer ebenda. v. Dossow, Kreis-Einnehmer ehenda. Dr. Gielen, Oberstabsarzt ebenda. Werner, Domainenrath ebenda. Kreyenberg jun., Sprachlehrer ebenda. Heine, Oberamtimann ebenda. Gothe, Geschäftsführer ebenda. Kraemer, Cantor ebenda. Kathe, Particulier ebenda, 559 Er. Elis begrüsste die Versammlung in einer kurzen Ansprache und entwarf alsdann mit Rücksicht auf eine ausgestellte Sammlung geognostischer und paläontologischer Belegstücke eine Schilderung des Huys (S. 447). Hierauf wies Hr. Hinze, na er die Hrn. Soechting und Wislicenus um Führung des Protokolls ersucht hatte, auf die von den HHrn. Elis, Siegert und Söchting ausgelegten mi- “ neralogischen und zoologischen Sammlungen in, meldete folgende Herrn zur Aufnahme in den Verein an Hr. Dr. A. Weihe, prakt. Arzt in Halberstadt, - Dr. Masius, Schuldirector ebenda, - W. Röhl, Chemiker in Warsleben, - Lentze, geheimer Justizrath in Halberstadt, - Dr. Hincke, Professor ebenda, » L. Lentze, Chemiker ebenda, - Dr. Nagel, prakt. Arzt ebenda, - Hübner, Hofapotheker ebenda. vorgeschlagen durch die Hrn. Elis, Hinze und Giebel und übergab nachfolgende für die Vereinsbibliothek eingegangene Bücher: 1. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1853 und 1854. dargestellt von der physikalischen Gesellschaft in Beılin. Jahrg. IX. und X, Berlin 1856. 57. 8. 2 Bde. ! . H. W. Dove, über die Rückfälle der Kälte im Mai. Berlin 1857. 4. . — — die klımatischen Verhaltnisse des preuss. Staates. Berlin 1857. 8. . Archiv für die holländischen Penn zur Natur- und Heilkunde. Herans- gegeben von F. C. Donders u. W. Berlın. Bd. I. Heft 1. 2. Utrecht 18348 5. Jalirbücher des Vereines für Naturkunde im Herzogihum Nassau. XI Jahrg. Wiesb.den 1856. 8. 6. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. VIII. Bd. Heft 3. Ber- lin 1856. 8 7. Ueber das Bestehen und Wirken der naturforschenden Gesellschaft in Bam- berg. ll Jahrg. Bamberg 1856. 4. 8. Jahresbericht der naturlorschenden Gesellschaft Graubündens, Neue Folge I. II. Jahrg. 1854— 56. Chur 1856. 57. 8. 9. R. Schmidt u. N. Müller, Flora von Gera. Systematisches Verzeich- niss der im Fürstenthum Reuss- Gera und den angrenzenden Ortschaften wildwachsenden, wie der am häufigsten kullivirten Pflanzen. I. Abtheilung: Phanerogamen. Gera 1857. 8. — Geschenk der Hrn. Verff. 10. EC. Giebel, Tagesfragen aus der Naturgeschichte.e. Zur Belehrung und Unterhaltung vorurtheilsfrei beleuchtet. Berlin 1857. 8. 11. — — Beiträge zur Östeologie der Nagethiere. Mit 5 lithogr. Tfin. Ber- lin 1857. gr. 4. — Nr. 10. 11. Geschenk des Hrn Verf.’s 12. Eine Anzahl Broschüren verschiedenen Iuhalts von Hrn. Dr. Soechting geschenkt. Dem Programme gemäss erstattete Hr. Giebel zunächst den Rechenschaftsbericht: „Im Auftrage des Vorstandes unseres Vereines habe ich die Ehre der hochgeschätzten Versammlung den Bericht über das Ver- waltungsjahr 1856, das vierte des Sächsisch-thüringischen, das achtc des Hallischen Vereines vorzutragen, der von dem gedeihlichen Fort- schritte unseres gemeinsamen Wirkens abermals Zeugniss gibt, [7 LUNG) 560 Der letzte Bericht schloss, um mit den finanziellen Verhältnis- sen zu beginnen, mit einem Ueberschuss der Einnahmen von 33 Thlr. 25 Sgr. 6 Pf. inel. der ausstehenden Beiträge im Betrage von 104 —,— ” ” „ die Einnahme von 1856 stellt sich auf van 2, 6, wovon baar eingegangene Beitr. und Eintrittsgeldler 492 Thlr. 15 Sgr. — Pf. auf Jem Verkauf der frühern Berichte u. Zeilschr. or ae a ME IR ausstehende Beiträge und Eintriltgelderer .. . . 111, 1. —,„ An Ausgaben bestritten wir für die Zeitschrift und kleinere Drucksachen . . 420 „, 0 Den für Bibliothek, Miethe, Botenlöhne, Generalversamm- Inngenuua VA ne Te er de er tete ug lkrans sl 19 5 SE, Bortonund, Bureaukosten 1. 2 er 43 5: — Summa 567 Thlr. 23 Sgr. 5, Pf. sodass sich ein Plus von 86 Thlr. 2 Sgr. 1 Pf, ergiebt, das aber nicht baar vorgelegt werden kann, da in der Einnahme 21 Thlr. Aussenstlände aus dem J. 18559 und 111 Thlr. 15 Sgr. aus dem J. 1856 restiren. Diese sehr hohen Rückstände haben ihren Grund darin, dass von einigen Geschäftsführern ausserhalb Halle die Abrechnung von 1856 noch nicht eingesandt worden ist und dieses Ausbleiben nö- thigte uns auch in der Ausgabe die erst spät eingehende Rechnung des Lithographen auf den Etat von 1857 zu übernehmen. Da Bestimmungen über säumige Zahler principiell von den Sta- iuten ausgeschlossen worden sind: so haben wir bisher die Zeitschrift an alle Mitglieder ohne Rücksicht auf die Beitragszahlung versandt. Von jetzt an sind wir jedoch genöthigt, da die gesteigerte Mitglieder- zahl und der erweiterte Tauschverkehr unsern Vorrath an Exemplaren nahezu erschöpft und der Mehrbedarf neue Kosten, dem Vereine in keiner Weise pecuniäre Vortheile verursacht, die Versendung der Zeit- schrift von der Pünktlichkeit der Beitragszahlung abhängig zu machen und wir stellen nunmehr die Zusendungen ein, wo die Beiträge zwei volle Jahre nach wiederholter Erinnerung rückständig bleiben. Die bedeutenden Herstellungskosten der Zeitschrift und die grosse damit verknüpfte Mühverwaltung werden dem sehr niedrigen Geldbeitrage gegenüber diese Verwaltungsmassregel nicht streng erscheinen lassen. Das Vermögen des Vereins an Druckschriften hat sich durch den Zugang des VII. VIII. Bandes der Zeitschrift von 478 Thlr. auf 506 Thlr. erhöht. Die Baar.Einnahme daraus betrug wie angeführt nur 16 Thlr. Der Stand der Mitglieder belief sich. auf der vorjährigen Pfingst- generalversammlung auf 268 wirkliche und 16 correspondirende, also insgesammt auf 284 dazu wurden neu aufgenommen 49 so dass sich die Anzahl auf 333 stellen würde, leider aber verloren wir 561; 3 durch den Tod 7 meldeten ihren Austritt an und 16 brachen den Verkehr ab, so dass der Verein gegenwärtig 305 Mitglieder zählt, nämlich 289 wirkliche und 16 corre- spondirende. Dieselben sind zwar in den verschiedensten Theilen un- seres Vereinsgebietes zerstreut, jedoch in sehr auffallendem Verhält- niss. Es zählt nämlich Halle 75, Aschersleben 26, Eisleben 19, Go- tha 16, Bernburg 14, Magdeburg 8, Jena, Arnstadt, Weimar, Naum- burg je 6, Halberstadt, Quedlinburg, Weissenfels je 5, Sondershau- ‚sen, Erfurt, Clausthal je 4, andere Städte weniger. Der nördliche flache Theil der Provinz Sachsen ist noch gar nicht vertreten, gar manche Stadt von gutem Klange vermissen wir noch ganz auf der Vereinskarte, gar viele Namen fehlen noch in dem Mitgliederverzeich- niss, die theils in der Wissenschaft weit und breit bekannt sind, an- derntheils aber durch ihr Interesse und ihre Stellung die Vereins- zwecke wesentlich fördern würden. . Die ununterbrochene, wenn auch langsame Ausdehnung des Vereines lässt uns hoffen, dass auch unser Gebiet wie das kleine rheinische und schlesische schon längst noch über 1000 Kräfte zu dem schönen Zwecke vereinen wird. Ueber das erfreuliche Wachsthum der Vereinsbibliothek hat Ih- nen das monatliche Correspondenzblatt der Zeitschrift regelmässig Bericht erstattet. Geschenke einzelner Mitglieder und Gönner, Recen- sionsexemplare für die Zeitschrift, und der Tauschverkehr mit aus- wärligen Instituten führen uns fortwährend werthvolle und nützliche Schriften zu, die auch vielfach von Mitgliedern benutzt werden. Die übrigen Sammlungen des Vereines gewinnen den Verhältnis- sen gemäss langsamer an Umfang, nur ganz vereinzelte, doch zum Theil werthvolle Geschenke namentlich von den Herrn Söchting, Heyse, Mette, Bergener und Martin, sind seit unserem letzten Berichte eingegangen, andere bereits angekündigt. Die’ Ordnung und Aufstel- lung ist soweit vorgeschritten, dass das Verzeichniss des Herbariums gedruckt und ausgegeben werden konnte. Die oryetognostische Samm- lung ist vollständig geordnet und wird zunächst katalogisirt, die sehr umfangsreiche geognostische und paläontelogische Sammlung ist eben- falls aufgestellt und wird gegenwärtig etiquetlirt. Wir empfehlen die Erweiterung dieser Sammlungen angelegentlich deı Freigebigkeit der Mitglieder, da Seitens des Vereines Geldmittel für dieselben vor- aussichtlich auch in den nächsten Jahren noch nicht verwandt wer- den können. Das meteorologische Observatorium in Halle hat unter der Lei- tung der NHrn. Weber und Kleemann seine Thätigkeit ununter- brochen fortgesetzt. Neuerdings haben auch die HHrn. R. Schmidt für Gera, Ausfeld für Schnepfenthal und Lachmann für Braun- schweig ihre Beobachtungen zur Publication eingesandt. Es sind die ersten Anfänge zu einem Bilde der klimatischen Verhältnisse unseres 562 Vereinsgebietes, die, noch vieler, sehr vieler Theilnahme bedürfen, um das Bild nur erst in seinen Hauptzügen entwerfen zu können. Mit der seit 2 Jahren unterbrochenen Ausfertigung der Diplo- me an die seither aufgenommenen Mitglieder werden wir in den nächsten Wochen vorgehen und dieselbe bis zur Versendung des im Druck befindlichen Maiheftes der Zeitschrift beenden. Die Generalversammlungen in Gotha und Bernburg waren zahl- reich besucht und förderten die Vereinszwecke in sehr erfreulicher Weise. Die wöchentlichen Mitwochssitzungen in Halle dagegen fan- den im vergangenen Jahre minder lebhafte Betheiligung und boten auch in ihren Verhandlungen weniger als in den frühern Jahren. Der Grund hiervon liegt darin, dass einige der thätigsten Mitglieder Halle verlassen haben, andere durch ihre gesteigerte amtliche Thä- tigkeit uns theilweise entzogen sind, die neu eingetretenen Mitglieder aber in ängstlicher Bescheidenheit sich an den mündlichen Verhand- lungen noch nicht betheiligten. Unser Verein kann weder noch will er nach seinen Statuten eine Akademie der Naturwissenschaflen sein, er erstrebt vielmehr gegenseilige Belehrung und Unterhaltung, Ver- breitung naturwissenschaftlicher Kenntniss in gleichem Grade als För- derung und Erweiterung unserer Wissenschaft durch directe Forschung. Beide Zwecke müssen wir in unseren Versammlungen wie in unseren Publikationen gleich streng im Auge behalten, wenn wir segensreiche Früchte von unserer gemeinschaltlichen Thätigkeit ernten wollen. Die Zeitschrift des Vereines hat ihren ununterbrochenen Fort- gang gehabt und ihr Bestehen ist durch die Theilnahme, welche sie ausserhalb des Vereins im In- und Auslande gefunden hat, in pecu- niärer Beziehung, durch die unverdrossene Thätigkeit der Redaclion und einiger weniger Mitglieder sowie seitens der Verlagshandlung si- cher gestellt. Aber sie ist noch jetzt im fünften Jahre ihres Beste- hens fast ausschliesslich eine allgemein »paturwissenschaftliche Zeit- schrift, die naturwissenschaftlichen Verhältnisse unseres Vereinsgebie- tes kommen darin nur ganz nebenher zur Sprache. Der Vorstand und dıe Redaktion wiederholen daher die schon in früheren Berich- ten geäusserle Bitte an die Mitglieder, naturwissenschaftliche Beob- achtungen und ganz besonders solche, welche im engern und weilte- sten Sinne die natürlichen Verhältnisse Sachsens‘ und Thüringens be- treffen, der Redaktion zur Aufnahme in die, Zeitschrift zuzusenden. Die Fauna und Flora unseres Gebietes, die geologischen und minera- logischen Vorkommnisse, die physikalischen Verhältnisse, die Auf- schlüsse und Erfahrungen, welche der immer mehr aufblühende Berg- bau, die Fabrikthätigkeit und Landwirthschaft gewähren, liefern so manichfalligen und reichen Stoff zu Mittheilungen, dass bei einer allgemeineren ‘von ängstlicher Zurückhaltung freien Theilnahme der Mitglieder unsere Zeitschrift in der That auch eine sehr wichtige spe- cielle Vereinsschrift werden kann. Es sind sogar öffentlich von Nicht- mitgliedern unseres Vereins im Harze sowohl als in Thüringen Kla- 963 gen laut geworden, dass ein Organ fehle, in welchem die natürli- chen’ Verhältnisse unserer Gebirge besprochen werden könnten, und doch hat sich unsere Zeitschrift von ihrem ersten Erscheinen an als ein solches Organ allen Freunden der Naturwissenschaft in Sachsen und Thüringen angeboten. Aber erst durch allgemeine Betheiligung wird sie ein solches wirklich, die Redaction allein, mit dem geschäft. lichen und allgemeiu wissenschaftlichen Theil schon hinlänglich schwer belastet, hat weder die Mittel noch die Gelegenheit dieses Ziel in ge- wünschter Ausdehnung zu verfolgen und bedarf der Unterstützung aller Mitglieder. Unser vorjähriger Bericht legte den Anfang grösserer wissen- schaftlicher Abhandlungen vor und stellte das Erscheinen der ersten Sammlung derselben in nahe Aussicht. Wir können Ihnen heute das erste Heft des I. Bandes mit Abhandlungen von den Hrn, A. Schmidt, Th. Irimisch und mir vollendet, übergeben und vom zweiten diesen Band schliessenden Hefte eine mathematische Abhandlung von Herrn A. Schwarz und eine osteologische von mir, von den beiden Schlussarbeiten bereits auch die lithographirten Tafeln vorlegen, so dass vielleicht schon bis zur Herbstversammlung der erste reich aus- gestaltete Band dieser grössern Abhandlung vollendet sein wird.. Er bringt 3 Arbeiten, welche ihr schätzbares Material ganz aus dem Ver- einsgebiete entlehnt haben, 3 andere, welche wenigstens theilweise solches Material behandeln, und eine allgemeine mathematischen In- haltes. Der Preis jeder einzelnen Abhandlung und der ganzen Samm- lung ist für die Mitglieder nach contraktlichen Uebereinkommen mit dem Verleger auf die Hälfte des Ladenpreises fesigestellt und wird von Zeit zu Zeit im Correspondenzblatt bekannt gemacht. Mit diesen Publikationen, über welche die Kritik bereits sehr günstig sich ausgesprochen hat, erhebt sich die Thätigkeit unseres - Vereins, wir dürfen es ohne uns dem Vorwurfe der Anmassung aus- auszusetzen gestehen, über die aller anderen Privatvereine unseres Vaterlandes, von denen doch mehrere über ungleich reichere Mittel und grössere Kräfte zu verfügen haben. Diese Arbeiten werden das Ansehen, welches unser Verein gleich in den ersten Jahren seiner Thätigkeit in wissenschaftlichen Kreisen sich erwarb, noch steigern und unserer gemeinschaftliehen Thätigkeit selbst die Achtung derer erwerben, welche wissenschaftlichen Vereinen abhold sind. Sie be- weisen, dass sich auch mit wenigen Mitteln und schwachen Kräften durch Einigkeit und für lautere Zwecke Grosses erreichen lässt. Un- ser von der Natur selbst reich ausgestatletes Vereinsgebiet, die ernste und sorgsame Pfifege, welche die Naturwissenschaften von jeher fast in allen Theilen dieses Gebietes geniessen, das lebhafte‘ allgemeine Interesse für dieselben und ihr noch immer mehr sich steigernder Einfluss auf das practische Leben lassen uns zuversichtlich hoffen, dass unsere gemeinschaltliche Thätigkeit eine immer grössere Sıcher- heit, eine weitere Ausdehnung und segensreiche Erfolge gewinnen wird, 564 Die Prüfung der Kassenbelege wurde den HHrn. Sochting und Wislicenus übertragen mit dem Ersuchen in der morgenden Sitzung Bericht zu erstatten. Bezugnehmend auf die eben eingeführte Ferienordnung für die Schulen drr Provinz Sachsen, welche die Lehrer an der Theilnahme der Pfingstgeneralversammlung hindert, stellte Hr. Giebel einen Antrag auf Abänderung des bisherigen Brauches dahin lautend, dass die zweitägige Generalversammlung nicht mehr am Freitag und Sonnabend, sondern am Dienstag und Mitwoech der Pfingst- woche gehalten werde, Nachdem von einigen Rednern der Antrag durch noch weitere Gründe unlerstüzt war, wurde derselbe angenommen, die definitive Beschlussnahme aber der Septemberversammlung in Naumburg über- wiesen. Zu den wissenschaftlichen Verhandlungen übergehend entwickelte Hr. Wislicenus nach kurzer Darlegung der Geschichte der Atom- tlıeorie, die Nothwendigkeit der Annahme der einfachen, von Berze- lius aufgestellten, Atomgewichte für Wasserstoff, Stickstoff, Chlor, Brom, Jod, Phosphor, Antimon, Arsenik und Wismuth, "anstatt der doppelt so grossen Gmelin’s. Die entscheidendsten Gründe dafür fand er in chemischen Analogien ihrer Verbindungen mit denen anderer Elemente, in Mitscherlichs Gesetze der analogen Zusammensetzung iso- morphner Körper und in der von Petit und D. Dulong zuerst ge- machten Beobachtung, dass sich die Atomgewichte der einfachen Kör- per umgekehrt verhalten, wie ihre specifischen Wärmen. Darauf be- richtet er über Heinrich Rose’s Forderung, auch die Alomgewichte für Silber und die Alkalimetalle zu halbiren, ohne sich derselben in- dessen schon für jetzt zweifellos anzuschliessen. Hierauf sprach Hr. Giebel unter Vorlegung der betreffenden Exemplare zuvörderst über eine Reihe Trematosauruswirbel aus dem Bunten Sandstein Bernburgs, dieselben mit denen der nackten und be- schuppten Amphibien und der Fische vergleichend, und dann über Li- bellen, Holothurien und Krebse aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen (S. 373.). Die Versammlung wandte sich nun zur Betrachtung der aus- gestellten Sammlungen und vereinigte sich dann zu einem gemein- schaftlichen Mittagsmale. Für den Nachmittag hatte Hr. Oberamtmann Heyne die Freundlichkeit, der Gesellschaft sein überaus reichhaltiges, mit den seltensten und prachtvollsten Exemplaren geschmücktes orni- thologisches Cabinet zu öffnen und in lehrreicher Unterhaltung auf mehre besonders interessante Vögel aufmerksam zu machen. Von hier lud Hr. Oberstabsarzt Dr. Gielen in seine Wohnzimmer ein, in denen er die ausgezeichnetsten Exemplare tropischer Pflanzen eul- tivirt, welehen selbst die anwesenden Kunstgärtner ihre Bewunderung zollten. Nach einer erquickenden Stärkung in diesen von Flora 965 prächtig geschmückten Räumen wurde der Rest des Tages in ge- müthlichem Beisammensein auf den Spiegelschen Bergen 'verlebt. Die zweite Sitzung am 6. Juni Vormittags 9 Uhr eröffnete Hr. Hinze mit der Proclamation der neuen Mitglieder, der Herren Dr. A. Weihe, practischer Arzt in Halberstadt Dr. Masius, Schuldirektor ebenda W. Röhl, Chemiker in Warsleben Lentze, Geheimer Justizraih in Halberstadt “Dr. Hincke, Professor ebenda L. Lentze, Chemiker ebenda Dr. Nagel, practischer Arzt ebenda Hübner, Hofapotheker ebenda. Die Prüfung der Kassenbelege ergab auf Vortrag der Herrn Soechting, dass die Baareinnahme um 17 Thlr. zu hoch die Re- stanten um 3 Thlr. zu gering angesetzt waren. Hr. Giebel ver- sprach die Belege hierfür noch beizubringen und wurde die Prüfung Hrn. Wislicenus zur Berichterstaltung an eine Mitwochsversamm- lung in Halle übertragen, welche danach die Decharge eriheilen könne, Hierauf wurde für die nächstjährige Pfingstversammlung Wei mar und für die nächstjährige Septemberversammlung Dessau auf Vorschlag einstimmig gewählt. Hr. Soechting sprach über mehrere von ihm ausgelegte Berskrystalle, welche durch ihre eigenthümliche Bekleidung interes- sante Aufschlüsse über die Bildungsverhältnisse gewähren, ;‚ Hr. Giebel verbreitete sich über den Fächer, den Skleroti- kalrıng und die Hardersche Drüse im Auge der Vögel mit zu Grunde- legung seiner eigenen und der sehr umfassenden Untersuchungen des verstorbenen Prof, Nitzsch. (S. 388.) Darauf beleuchtete Hr. Weichsel verschiedene Nachrichten alter Urkunden über längst vergessenen Bergbau am nördlichen Harzrande (S. 459), an die sich eine längere Verhandlung über verschiedene darauf bezügliche Punkte anknüpllie. Hr. Stiehler sprach in einem längeren Vortrag über die Flora des Quadersandsteines bei Quedlinburg unter Vorlegung der betreflen- den Abbildungen und Exemplare. (S. 452.) Hr. Heintz erörterte die Theorie der chemischen Typen. In gedrängter Kürze wies er auf die geschichtlihe Entwickelung dersel- ben hin, zeigte dann dass die drei Typen, nach denen die bisher ge- nau bekannten organischen Körper zusammengesetzt sind, der Wasser- stoff, das Wasser und das Ammoniak sind und machte endlich darauf aufmerksam, dass diese Theorie in Verbindung mit derLehre von der Substitution und von den organischen Reihen das geeignetste Mitlel- ist, um alle genau bekannten organischen Körper in ein übersichtli- ches System zu bringen. 38 566 Nach einer kurzen Pause wurde die dritte allgemeine Sitzung, zu der sich auch Damen einfanden, eröffnet. Hr. Giebel beleuchtete in einem populären Vortrage die Eigenthümlichkeiten der vorweltlichen Thiere in ihrem Verhalten zu den lebenden und wies auf einzelne Gestalten näher eingehend nach, dass die Thiere der Vorwelt nach denselben Organisationsgesetzen gebildet sein, wie die heutigen. Mit seinem Vortrage schloss derselbe zugleich die Verhandlungen, den Dank an die Theilnehmer ausprechend und zur Septemberversammlung in Naumburg einladend, Die Versammlung vereinigte sich auch an diesem Tage zu ei- nem gemeinschaftlichen, mit fröhlichen Trinksprüchen gewürzten Mit- tagsessen und blieb nach demselben unter ernsten und heitern Ge- sprächen im kühlen Garten der Logengesellschaft beisammen, bis der Abend zu einem Spaziergange nach den nahen Bullerbergen einlud, wo nach und nach die Auflösung der Gesellschaft erfolgte. Sitzung am 10. Juni. Der Vorsitzende Hr. Giebel erstattet zunächst kurzen Bericht über die am 5. u. 6. zu Halberstadt abgehaltene 8. Generalversamm- lung des Vereins, theilt sodann einen Brief von Hrn. R. Eisel aus Gera mit, der die am 7. h. nach 3 Uhr Nachmittags beobachtete Erderschütterung ausführlicher bespricht, woran sich verschiedene No- tizen über dasselbe Naturereigniss für Halle und seine nächste Um- anknüpfen. Derselbe legt ferner einige Pflanzenabdrücke aus dem Braunkohlenthon bei Weissenfels vor, so wie Hr. Andrä Zeichnung und Beschreibung eines Insekts, das Hr. Laspeyres früher in der Wettiner Steinkohle gefunden hatte und aller Wahrscheinlichkeit nach einen ganzen neuen Typus der Steinkohlenfauna bekundet, dessen systematische Bestimmung jedoch nach der Abbildung nicht sicher zu geben ist. Schliesslich wird festgesetzt, dass das Stiftungsfest Mittwoch den 24. im Vereinslokale gewohntermaasen gefeiert werde, Das Aprilheft liegt zur Vertheilung vor. Sitzung am 17. Juni. Da ein Vortrag für diese Sitzung nicht angemeldet war: so fand eine freie Unterhaltung über verschiedene Gegenstände Statt. Sitzung zur Feier des Stiftungsfestes am 24. Juni. Hr. Volkmann beleuchtet in einem längern Vortrage Plateau’s und Welker’s Untersuchungen über die Irradiation und legt dann seine eigenen hierauf bezüglichen vor, welche neue Aufklärung über diese interessante Erscheinung bringen. Nach dem Vortrage vereinigten sich die Anwesenden zu einem gemeinschaftlichen Abendessen, 567 ; Bericht der meteorologischen Station in Halle. Mai. Zu Anfıng dieses Monats zeigte das Barometer bei NNW und ziemlich heiterem Himmel den Luftdruek von 27'983, und stieg anfangs bei NW und sehr veränderlichem, bisweilen regnigtem Wet- ter ‚— zuletzt bei nach NNO umgeschlagener Windrichtung bis zum 7. More. 6 Uhr auf 280‘435. Darauf fiel das Barometer trotz des fortlauernden NNO und durchschnittlich heiteren Wetters unter unbedeutenden Schwankungen bis zum 11. Nachmittags 2 Uhr (= 278,42), stieg dann aber bei vorherrschendem N und anfangs trübem, später jedoch sich aufheiterndem Wetter bis zum 15. Morg. 6 Uhr auf 28”0'',94. Von jetzt an sank das Barometer langsam und unter vielen kleinen Schwankungen bei sehr veränderlicher, vor- herrschend. nordwestlicher Windrichtung und ebenso veränderlichem, durchschnittlich jedoch heiterem Weiter bis zum 26. Nachm,. 2 Uhr (27‘5'',24), worauf es bei vorherrschendem NNW und meist trübem und reonigtem Wetter unter geringen Schwankungen sleigend, am Ende des Monats die Höhe von 27”9‘',50 erreichte. Es war der mittlere Barometerstand im Monat = 27''9''',78. Der höchste Stand am 15. Morg. 6 Uhr = 28‘'0''‘,94; der niedrigste Stand am 26. Nachm. 2 Uhr — 27'5''24. Demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat —= 7“,72. Die grösste Schwankung im Monat wurde am 12— 13. Morg. 6 Uhr beobachtet, wo das Ba- rometer von 2710,04 auf 280,12, also um 2°,08 stieg. Die Wärme der Luft stand zu Anfang des Monats noch etwas niedrig (5°,1 mittlere Tageswärme), war jedoch mit wenigen Unterbrechungen in langsamem Steigen begriffen bis zum 22. (189,6 mittlere Tageswärme), worauf sie wieder bis zum Schluss des Mo- nats anhaltend sank (am 30. — 9°,2 mittlere Wärme). Es war die miltere Wärme des Monats = 119,0. Die höchste Wärme des Monats um 22. Nachm. 2 Uhr war 240,4; die niedrigste Wärme am 6. Morg. 6 Uhr = 29,4. Die im Monat beobachteten Winde sind N = 40 N = 090 NNO = 22 0oNO0 = 0 o0=%0 ‘oo = 1 SO = 12 | 0590 =90 s = 0 NW = 12 NW = 1 WNW = 2 W-e-3 SW = 0 ssW = 0 WSW = 0 woraus die mittlere Windrichtung berechnet worden ist auf: W— 83055'35,40 —N. Die relative Feuchtigkeit der Luft betrug im Mai nur 64 pCt. bei einem mittlern Dunstdruck von 325. Dem entspre- chen! war auch der Himme! im Durchschnitt ziemlich heiter. Wir beobachteten 4 Tage mit bedecktem, 5 Tage mit trübem, 568 6 Tage mit wolkigem, 2 Tage mit ziemlich heiterem, 9 Tage mit heiterem und 5 Tage mit völlig heiterem nei. Nur an 5 Tagen wurde Regen heobachiäl), meistens auch nur wenig, so dass während des ganzen Monats nur 147,6, oder durchschnittlich pro Tag nur 4,76 (paris. Kubikmass) Wasser auf den Quadraifuss Land gekommen sind. Zu erwähnen ist noch, dass wir in diesem Monat nur zwei Gewitter und an zwei Abenden Wetterleuchten beobachtet haben. Weber. Die neunte Generalversammlung findet in Naumburg Montag den 28. September Stat. Das Nähere besagt das mit dem Juliheft auszugebende Programm. Der Vorstand. Druckfehler. Band VI. S. 290 Z. 15 v. o. lies Exhibition statt Expedition - 2390 - 23v. 0. - Fargnahr stalt Ferrynhar - 295 - 21wo. - Howdah statt Howdak - 296 - 2lv.o. - dass st. das - 97 - 5vwu. - ideelle stalt idelle - 299 - 11v.o. - Pästum statt Pastum - 301 - 10 wo. - Die statt Das - 8302 - 19x. u. - John statt Jokn. Band IX. S. 109 Z, 2 v. o,. lies Saugnäpfe statt Saagnäpfe - 455 - 9v.u. - zoologischen st. geologischen - 456 - 19v. o. - berichtigt st, berichtet. — Er Re (Druck von W. Plötiz in Halle.) Jahresübersicht . der meteorologischen Beobachtungen in Halle im Jahre 1855. < (Gehört zu Bd. VIT. pag. 111.) Barometerstand auf 0 Grad Reaumur redueirt. Thermometer nach Reaumur. Dunstspannung | Relative Fı euchtigkeit (Pariser Zoll und Linien.) (Pariser Linien). (Erocente). Monat. n en , R Niedrigs 2 | 5 r Morgens Nachmittags Abends Monatliches EENSEENTEN ergeleg Srand. Diffe- f Morg. |Nachm.| Abends |Monatl. Auchatel armen EN ER arHarzıe: Diffe- # Morg. |Nachm.| Abends Mittel, | org. | Nachm.|Abends r, N z ittel. 2 N 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr, Mittel, Datum. | Barometer. | Datum.) | Barometer. | 792. [6 Ubr.|2 Uhr. | 100. IMinel. || nztm, Aherm.| Datom. IMherm.| Fer. [6 Uhr. | 2Uhr.| 10 v0. GUhr. | 2Ubr. | 10 u, | tel 1854 December 27. 8,04 27. 7,96 27. 8,22 27. 8,07 | 29.Nm. 2U.| 28. 3,48 | 18.Ab.10U. 16,10 12.Ab.10U| -3,5 ee 1855 Januar 27. 11,64 27. 11,49 27. 11,89 27. 11,67 | 10.Ab.10 „| 28. 4,64 1.Nm. 2, 18,83 31. Mg. '6,,| -12,0 82 32 Februar 27. 8,34 27. 8,44 27. 8,69 27. 8,49 2.Nm. 2,,| 28. 1,76 | 14.Nm. 2, 12,23 3. „7,-19,3 81 Ei 1. Vierteljahr. 27. 9,34 27. 9,30 27. 9,60 27. 9,41 10. Januar 23. 4,64 18, Decemb. 17,26 83 83 Närz 297. 7,32 27. 7,46 27. 7,55 27. 7,44 | 30.Nm. 2,,| 28. 2,99 | 23.Mg. 6, 83 Io81 April 27. 10,50 27. 10,30 27. 10,48 27. 10,41 | 23.08. 6,,| 28. 3,50 | 10.Nm, 2, 9 \% Mai 27. 8,70 27. 8,56 27. 8,65 27. 8,64 | 19.Mg. 6,,| 28. 1,06 | 16.8. 6, 75 70 2. Vierteljahr, 27. 8,82 27.°8,75 27. 8,86 27. 8,81 23. April 23. 3,50 23. März 12. März | -4,5 79 76 Juni 27. 10,76 27. 10,68 27. 10,77 27. 10,74 ‘| 27.Ab.10 | 28. 2,50 | 14.Ab.10 , 13,96 20.Ab.10,| 7,3 76 | 66 Juli 27. 9,67 27. 9,60 37. 9,61 27. 9,68 8.Ng. 6,,| 28. 1,40 | 11.Ng. 6,, 12,59 |17 324 | 14,35 84 77 August 97. 10,94 27. 10,90 27. 11,00 27. 10,95 | 30.Ab.10 „| 28. 1,59 4.Mg. 6, 12,14 [17,80 1351 | 14,48 82 75 | 7 wei | 8. Vierteljahr. | 27. 10,45 27. 10,39 27. 10,46 27. 10,43 | 27. Juni 28. 2,50 | 11. Juli 12,25 |117,34 |13,22 | 14,27 81 74 r Zilf | N E September 28. 0,01 27. 11,72 297. 11,83 27. 11,86 7.Ab.10,, | 28. 4,34 | 30.Ab.10,, 7,38 114,30 | 10,11 [10,60 \ 80 77 October 27. 7,66 27. 71,18 27. 7,72 | 22.Ab.10,,| 28. 1,86 «| 30.Mg. 6, 7,29 [11,91 | 8927 | 9,17 86 32 November 27. 11,09 27. 11,31 27. 11,16 | 11.Nm. 2, |’ 28. 2,48 1.Ng. 6, 3,16 | 1,26 | 1,80 92 s8 es 1 — —_ oo a 4. Vierteljahr, | 27. 10,24 27. 10,13 27. 10,39 27. 10,22 | 7. Sept. 28. 4,34 | 30. October 5,20 | 9,71 | 6,48 | 7,13 | 23. Sept. | 19,0 85 sl Te a | een Jahr 1855. 9,73 10. Januar 28. 4,64 18. Decemb 8,62 | 5,61 | 6,26 | 13. Juni | 23,6 82 79 m Fortsetzung der Jahresübersicht für 1855. Electri- Br 5 Pr 2 sche Er- Winde. Himmelsansicht. Hıydrometeore. eine gen. Monat. Tage mit: Im Tage mit: MWassermengen aus: z 5 5 ar eg iz 5 22| = N ‘0. | ON0, 0. 0S0. | SO, | SSO, Ss. SSsw. | SW. I WSW, W. |WNW.| NW. | NNW. | Mittlere Windrichtung. 1238| E i 39|30 bed. | ir. | wolk. | zht. ht. Era au zemeinen: Regen |Schnee| Regen |Schnee Bessdn e2|5 De Se See | ee 1854 December 0 0 0 0 0 0 4 5 26 16 25 8 8 1 | S-720 16° 44“,18-W | 16 10 4 1 0 0 | trübe 6 _ 332,30 | — 332,30 | — | — 1855 Januar 2 1 2 1 2 1 1 6 2 25 8 17 5 38”,88-N | 13 10 3 4 L 0 | träbe 2 4 106,35 | 51,60| 15,95 | —| 1 Februar 5 0 18 8 0 2 0 4 3 4 9 0 13 5 g N-320 32° 53”.24-0 1 13 5 3 2 1 | ırübe 16,30 189,005 20530 | — | — 1. Vierteljahr. 7 1 20 4 2 3 5 14 35 22 59 16 38 11 | w-110 42° 36',69-N | 42 25 1l 8 3 1 | trübe 9 454,95 1240,60] 695,55 | — | 1 März 7 0 3 0 2 2 4 22. "8 19 | 12 0 | S-660 34° 35,45-W | 13 4 11 3 0 0 | trübe 4 35,40] 101,50 | — | — April 8 1 4 3 0 6 9 3 15 4 17 4 | W-520.33' 44',59-N 8 3 5 4 9 1 wolkig 5 £ _ 133,65 Ja 822 Mai 4 0 6 4 1 4 4 20 4 20 3 13 2 | S-810 26° 30°,57-W 2 7 8 3 3 | zieml. heiter 12 361,10 | — 361,10 | 1 3 | 2. Vierteljahr, 19 ] 13 1 7 3 12 9 öl 10 54 8 42 6 | w-120 31' 88',54-N | 23 14 24 15 12 4 | wolkig 2l 560,85 | 35,40| 596,25 | 2 | 5 Juni 12 3 12 7 6 2 4 2 T 0 9 5 12 3 | N-460 13° 14',46-0 2 8 4 7 5 zieml. heiter 7 296,251 — 296,5] 3) 2 Joli 0 0 ] 0 2 4 12 3 17 11 20 5 11 1 ; 30',17-W 2 10 19 6 1 0 | wolkig 19 892,10 | — 89310] 2| 9 August 8 {i} 7 2 6 5 11 2 134% 20 10 0 9,60-W 1 10 6 7 4 wolkig 11 139,20 _ 139,20 1.1.9 3. Vierteljahr. 15 8 20 9 14 11 27 7 37 18 49 20 27 4 S-660 10' 7”,30-W 5 28 22 20 10 7 wolkig 37 1327,55 | — 1327,55 | 6 | 20 > Pr: | | | September 7 ] 6 2 10 6 22 3 8 l 6 2 1 35'',85-8 2 3 7 5 9 zieml, heiter 6 84,40 | — —|- October 2 0 6 0 1 2 8 5 36 6 12 3 8 2 89',98-W 2 9 6 6 wolkig 12 182,80 a —|- November 0 0 0 0 0 0 0 2 4 6 13 14 35 6 14',47-N | 11 14 3 0 2 0 | twrübe 2 44,95 | 2,30 —|— #. Vierteljahr. 9 1 12 2 ıl 8 30 10 48 13 sl 19 47 9 | S-810 16° 57°,18-W I 15 26 16 1l 19 4 | wolkig 20 312,15 | 2330] 314455 | — | — — | m— mn mm m 0/1 | — a B55 5 m 5 6 95 7 | 7 A q la: e - 2 ’ r Jahr 1855. 50 6 65 16 34 25 74 40 | 171 63 | 193 63 | 154 30 80 4° 21,84-W | 85 93 13 54 44 16 # wolkig 87 2655,50 1278,30] 2933,80 | 8 | 26 [deales Profil. Schapikopf ie =° Wissenbacher Sctieje Bee 25 8 Were ee -_ Ei Madame 337 Bat IN. rt PER ur ir: 2 = = Y vw. F in > 4 ” > 4 u u - RI = # ’ 2 ® = P Zaf lu var TRAG em AM m Ed MINI = msian se N, u Anie, | Tu eat = ApnanaRtanve "7% | ANDI Ge tn, > i NN N DDIIDIIDNE rum u ’ N Nm 42 DDR RE EETEN a ud ANA #4 ! BENUTZT, SAN MN ED Be EZ j i j d Re in er NT RAND Ta KUN UUEZ ” R u; BER Sean % \ von, mm ann Wnideer ante N KANU I DI han UN #8 DEDL ET nn Re, N ARANÜGUAIS. are Dr AGQCATERTQAGAIE, aM | ARRUNAN awr Se . Bi \ ’ DIDI nA \ SCRÄRHÄU BD ame, im ARTEN | nm mer DD. alu or nn NL, ERNEUT 2 ze Afiem su ' : amaofnnnnnen se In nis TE IIDE 1 gg z AOILLERe RRRÄRRREn BARBRANN.Ap | D uU © RAN ven DD ROHR. ar j j DM NARdAme Jr SL > DDRIDDDNN ve. NUN 28: And, DIN? AAN AM m Öse. EUERTANURUUUN E72 NE 2 RR 7% | mn 0) RD Am ARME ++ D RARGRASS- 7 ann ne Bm. Wan Mn re 422 2) Z & — = (5 \ „e © Y DEN \ &) RR ä a >> a He Ft ES EN ea & ZN ol =; N: a er) a) u >) a, Se ae. & j Sy KA ’) Le Se ze u Sn v RE 6» ® \\ Yu | >) (9 (e R = Jr N N, ED | ) 7 707 n a 8 & a &E & Ne S EWe, SS Sad- 3 eo SUREN e@: DY ee j D > NET IIe S ) 8 END oe ee, I: Be Fi Ne2% Aetöschr. f ges Nladırnmtss IS3F Bd IX. Taf Mu XU ERNST MAYR LIBRARY UT 8 2044 Tl2 205 Br? |